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Full text of "Sitzungsberichte"

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DKH    KAISKRI.ICHRN 


AKADFillE  DER  UlSSEISdHAFiei 


IMIlLüSOFHISdl-HISTOHISrHE  CLASSE. 


•  :•  --V 


ACHTUNDDREISSIGSTER  BAND. 


-oOO^Cxx- 


WIEN. 

AUS  DKH  K.   K.  JlOF-  UND  STAATSDHUCKERRI. 

IN  CÜMMISSIUN  BF.I   KAKI.   GKHULU'S  SÜHN,   BUCHIlÄMil.KIE   lIKIt   KAIS.  AKADEMIE 

UKR    W^SSENS^HAFTE^. 

1862. 


siTzii^GSKEiiicirre 


WM 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN  CLASSE 


HER   KAISKRMCHIO 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


^6 

ACHTUNDDREISSIGSTER   RAND. 

Jahrgang   1861.    —    Heft    I   bis   III. 


-oOO^OOc- 


WIEN. 

AUS  DER  K.  K.  HOF-  UND  STAATSDRUCKEREI. 

INCOMMISSION  BEI  KARL  OEROLD'S  SOHN.  BUCHHÄNDLER  DER  KAIS.  AKADEMIE 

DER  WISSENSCHAFTEN. 

1862. 


As 

Bd. 2)8 


INHALT. 


Seite 

Sitzung  vom  2.  October  1861. 

Sickel,  Das  Lexicon  Tironianum  der  Göttweiger  Stiftsbibllolhek  ...  3 
Sitzung  vom  9.  October  1861. 

Taiischinski,  Faviana  und  Wien 31 

Sitzung  vom  16.  October  1861. 

Bergmann,  Der  GenealogP.  GabrI  el  Bucelin,  Benedictiner  zu  Wein- 
garten und  Prior  zu  St.  Johann  in  Feldkirch 47 

Vahlen,  Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  (Poetik  und  Rhetorik.)  .     .       S9 

Sitzung  vom  30.  October  1861. 

Höfler,  Noch  einmal  das  Carmen  occuiti  autoris 149 

Sickel,  Die  Lunarbuchstaben  in  den  Kalendarien  des  Mittelalters     .     .     .     153 
Verzeichniss  der  eingegangenen  Druckschriften 203 

Sitzung  vom  6.  November  1861. 

Pfizmaier,  Die  Bevorzugten  des  Anhalters  Hiao-wu 213 

Sitzung  vom  13.  November  1861. 

GindeUj,  Zur  Geschichte  der  Einwirkung  Spaniens  auf  die  Papstwahlen, 

namentlich  bei  Gelegenheit  der  Wahl  Leo's  XI.  im  Jahre  1603  .     .     2S1 

Sitzung  vom  27.  November  1861. 

Fiedler,  Die  Union  der  in  Ungern  zwischen  der  Donau  und  Drau  wohnen- 
den Bekenner  des  griechisch -orientalischen  Glaubens     ....     284 

Verzeichniss  der  eingegangenen  Druckschriften 299 

Sitzung  vom  4.  December  1861. 

ValentinelU ,  Delle  biblioteche  e  delle  societ;'i  scientilico -letterarie  della 

Neerlandia 305 

Müller  Friedrich,  Beiträge  zur  Lautlehre  der  armenischen  Sprache  .  364 

Sitzung  vom  11.  December  1861. 

Goehlert,  Die  Karaiten  und  Mennoniten  in  Galizien 596 

Verzeichniss  der  eingegangenen  Druckschriften 609 


SITZUNGSBERICHTE 


DEK 


KAISEKLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE   CLASSR. 


XXXVm.  BA^D.  I.  HEFT. 


JAllRGANr,     1861.    —     OCTOBER. 


SITZUNG  VOM  2.  OCTOBER    1861 


Vorgelegt: 

Das  Lexicon  Tironianum  der  Göttioeigev  Stiftsbihliothek. 

Von  Dr.    Th.  Sickel. 

Bei  einem  Besuche  des  Stiftes  Göttweig  war  ich  freudig 
überrascht,  unter  den  mir  in  der  Bibliothek  vorgelegten  Hand- 
schriften ein  Lexicon  Tironianum  zu  erblicken.  Nur  acht  mehr  oder 
minder  vollständige  Codices  dieses  Inhalts  werden  als  noch  erhalten 
aufcezählt,  sie  sind  also  selten  und  doch  erinnerte  ich  mich  nicht,  in 
irgend  einem  der  alten  oder  neuen  Berichte  über  die  Göttweiger  Biblio- 
thek vermerkt  gefunden  zu  haben,  dass  auch  sie  eine  derartige  Hand- 
schrift und  zwar  eine  bisher  noch  nicht  benützte  enthält.  Allerdings 
hat,  wie  ich  später  fand,  Pertz  einmal  dieses  Lexikon  kurz  erwähnt  i)» 
aber  sonst  wird  es  in  den  gedruckten  Berichten  und  Handschriften- 
Verzeichnissen  von  Göttweig  nirgends  angeführt.  Dass  nun  auch  die 
Verfasser  des  Chronicon  Gotw'icense  desselben  keine  Erwähnung 
thun,  macht  es  mehr  als  wahrscheinlich,  dass  die  Handschrift  erst 
später  für  Göttweig  erworben  wurde;  vielleicht  noch  vom  Abt  Bessel 
selbst  auf  einer  seiner  vielfachen  wissenschaftlichen  Beisen  durch 
Dentschland/uui  Italien,  obwohl,  wie  mir  der  jetzige  Herr  Bibliothekar 
und  Capitular  P.  Gusenbauer  mitzutheilen  die  Güte  hat,  in  den  binter- 
lassenen Papieren  des  Abtes  Bessel  und  in  dem  Verzeichnisse  der  von 
ihm  für  die  Stifshibliothek  erworbenen  literarischen  Schätze  dieses 
Lexikon  nicht  mit  aufgeführt  wird.  Jedesfalls  kam  die  Handschrift  bis 
zur  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  nach  Göttweig  und  wurde  zuerst 


1)  In    einer    Anzeige    von    El)ert's    HandscIiriftenkunJe  :    Götting:.    gelehrte   Anzeigen, 
1826.  p.  3.'i2. 


4  Ür.     S  i  c  k  e  I 

in  einem  17!i6  arin^elesjtoii  Kntnlofj  nis  „Senecae  et  Tyronis  Notae, 
cod.  nienibr.  saoo.  ciicitcr  VI,  siü".  //.  12  in  4"-,  specialis  considera- 
tionis"    vcrzcMclincf. 

In  doin  iiouosten  llandsehrif(onkatalof>:  von  Göthveig'.  den  der 
llorr  Stiftsciipilnlar  1».  Nincenz  Werl  1844  mit  hewnndernswerthem 
Fleisse  nnd  sellener  Saclikenntniss  anlegte,,  ist  anch  das  Lexieon 
Tironiannm  als  Codex  ms.  no.  82  ausführlich  beschrieben;  vorausgeht 
ein  kurzer  Ahriss  der  Geschichte  der  Noten  nnd  ihrer  Literatur  nach 
Kopp,  es  folgt  dann  die  eigentliche  Beschreibung  des  Göttweiger 
Codox,  zum  Schlüsse  einige  Andrufungen,  wie  sich  der  Codex  in 
Bezug  auf  Anzahl,  Anordnung  und  Gestalt  der  Noten  zu  dem  von 
Gruter  verölTenllichten  Li^xikon  verhält. 

Diese  Vergleic Innig  weiter  durchzuführen  und  zusammen- 
zustellen, was  sieh  für  die  Kenntniss  der  tironischen  Noten  Neues 
oder  Bestätigendes  aus  der  Göttweiger  Handschrift  ergibt:  das  ist 
die  Aufgabe,  die  ich  mir  hier  gestellt  habe,  nachdem  ich.  Dank  der 
Liberalität  des  hoehwürdigen  Herrn  l'rälaten  etc.  P.  E.  Schwerdfeger, 
den  mir  auf  einige  Zeil  anvertrauten  Codex  auf  das  Genaueste  habe 
priifen  und  durcharbeiten  können. 

in  einem  iMtihand  des  XVI.  Jahrhimderts,  der  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  ein  noch  vollständiges  Ijcxikon  von  etwa  zehn  Lagen 
umschlossen  hat,  linden  sich  heutigen  Tages  nur  noch  ai-ht  Lagen 
zum  Theil  zu  acht,  zum  Tlieil  zu  sechs  Pergamenthlättern,  in  Summa 
60  Blätter,  jetzt  von  S^/n  Zoll  Höhe  und  6  Zoll  Breite,  zinneist  recht 
gut  erhalten.  Bei  drei  Lagen  findet  sich  auf  dem  letzten  Blatt  verso, 
unten  in  der  Mitte  eine  Quaternionenbezeicbnung  durch  die  ZilTern 
n,  IV,  Vll,  die  erstere  halb  weggeschnitten,  so  dass  auch  die  übrigen 
durch  Besrhneidung  der  Pergamenthläller  verloren  gegangen  sein 
mögen.   Die  Blätter  sind  hlind  mit  dem  GrilTel  liniii-t. 

Aus  der  iMajuskelschrift,  in  der  gegen  zweihundert  meist  ver- 
einzelte Wörter  gescliriehen  sind,  wiirdc^  sich  das  Alter  des  Codex 
nicht  bestimmen  lassen.  Theils  sind  es  nämlich  mit  besonderer  Sorg- 
falt gezeichnete,  daher  ganz  regelmässigeCapitalbuchstaben.  häufiger 
sind  es  flüchtig  geimichte,  der  Capilalis  rustiea  angehörige  Buch- 
staben, in  vereinzelten  Fällen  wird  auch  eine  zierlic'he  ünciale  ange- 
wandt:  alles  Merkmale,  die  sowohl  auf  die  zweite  Hälfte  des  VIII., 
als  auf  das  l\.  utid  X.  .lahrhunderl  hinweisen  kihuien.  Nur  der 
Urnstand,    dass    in   «in    und    demselben  Worte   noch   nie  Capital  und 


Tiroiiisehe  Noten.  ö 

Uricial  gemischt  werden,  ferner  die  Art,  wie  (einzelne  Wörter  durch 
Mennig  und  zuweilen  durch  Grüsgrün  ausgezeichnet  werden,  htssen 
nielir  auf  das  IX.  als  auf  das  X.  Jahrluindert  schliessen. 

Eine  genauere  ZeithesHinrnung  ergibt  sich  dagegen  aus  der 
Minuskel,  in  welcher  der  grössere  Tlieil  des  Codex  geschrieben  ist. 
Ohgieicli  ja  das  Lexikon  an  und  für  sich  nur  vereinzelte  Wörter  und 
Wendungen  enthalt,  lässt  sich  doch  die  Schrift  als  noch  vorherr- 
schend indistinct  bezeichnen:  es  finden  sich  Vorbindungen  wie  lon- 
(jumtemjms,  nesciounde,  antcpaucosdies,  inconspectiihominnm,  wie 
sie,  zumal  so  zahlreich,  schon  um  die  Mitte  des  IX.  Jahi-hunderts  in 
Minuskel  nicht  mehr  vorkommen.  —  Ist  das  vorherrschende  Alphabet 
entschieden  Minuskel,  so  verrathen  die  Einzelbuchstaben  doch  noch 
die  ersten  Anfänge  dieser  Schrift  und  sind  mit  einzelnen  noch  ganz 
enrsiven  Bucbstaben  vermengt.  So  erscheint  e  fast  durchgängig  in 
der  gebrochenen  Gestalt  und  über  die  Mittellinien  hinausgehend; 
neben  einem  Minuskel-a  mit  noch  stark  geneigtem  Schenkel  findet 
sich  sehr  häufig  das  of^iue  cursive  (zumeist  lombardisch  genannte) 
a;  auch  d  begegnet  man  zuweilen  noch  in  Cursivgestalt;  die  enr- 
siven Verbindungen  und  Verschränkungen  sind  noch  sehr  zahlreich. 
Fast  durchgängig  ist  e  noch  mit  dem  vorausgehenden  oder  folgenden 
Buchstaben  verbunden;  das  /  ist  häufig  an  r,  m,  n  angehängt. 
Besonders  hervorzuheben  siml  einzelne  ConjunctiuntMi,  welche  sonst, 
sobald  die  Minuskel  aufkoimnt  und  die  Selbstständigkeit  der  Buch- 
staben zum  Gesetz  macht,  von  den  Schreibern  vermieden  werden, 
Conjunctionen  wie  ed,  rc  u.  a.;  behufs  der  Verschränkung  wurden 
auch  noch  einzelne  Capitalbuchstaben  angewandt:  NT,  JSS,  US,  UR. 
Die  rein  minuskeln  Elemente  endlich,  welche  vorherrschen,  sind 
charakterisirt  durch  die  Kleinheit  der  Buchstaben,  durch  die  Neigung 
des  unleren  Theiles  der  Schäfte  nach  links,  ohi»e  dass  jedoch  die- 
selben in  feinere  S[»itzen  auslaufen  :  auch  dies  weiset,  so  gut  wie 
die  erwähnten  cursiven  Verbindimgen,  auf  die  Anfänge  der  mit 
vollem  Bechte  als  karolingisch  bezeichneten  Minuskel  hin.  Wie  aber 
die  Entwickelung  und  Veri»reitung  dieser  Schril'tart  innig  zusammen- 
hängt mit  der  Erneuerung  wissenschaftlichen  Lehens  durch  Karl  den 
Grossen,  so  lassen  sich  für  die  erste  Periode  dieser  Schrift  die  zwei 
letzten Üecennien  des  achten  und  die  ersten  des  neunten  Jahrhunderts 
mit  iJestimmthei't  annehmen.  Und  wenn  ich  innerhalb  dieser  l'eiiode 
mich  in  diesem  Falle  wieder  für  den  Ausgang  derselben  ausspreche. 


6  Dr.    S  i  c  k  e  I 

SO  geschieht  es,  weil  liie  und  da  der  Schreiber  dieses  Codex  den 
Ansatz  macht,  zu  zeigen  was  er  als  Kalligraph  vermag  und  dann  ein 
paar  Worte  in  jener  grösseren,  ganz  reinen  Minuskel  darstellt, 
welche  den  sorgfälligsten  Handsciiriften  aus  den  letzten  Jahren 
Karl's  des  Grossen  oilcr  aus  der  Zeit  Ludwig's  des  Frommen  eigeii- 
thümlicli  ist.  Das  Lexicon  Tir.  Golwiceiise  mag  also  um  820,  eher 
früher  als  später,  geschrieben  sein.  Die  hie  und  da  vorkommenden 
Nacijträge  sind  entweder  von  derselben  oder  doch  von  gleichzeitiger 
Hand.  Zu  diesem  Alter  stimmt  vollständig  die  Orthographie,  von  der 
später  einige  Beispiele  anzuführen  sein  Mcrden  *). 

NN  ie  verliält  sich  also  dem  Alter  nach  das  Lex.  Gutw.  zu  den 
Handscliriften  gleichen  Iniiaits,  die  his  jetzt  bekannt  sind  und  die 
Kopp  •§.  331 — 3o4  bespricht? 2)  Selbst  eingesehen  habe  ich  nur 
din  Codex  Casselanus;  für  die  anderen  nuiss  ich  mich  an  die  \on 
Kopp  gegebenen  Altersbestimmungen  halten.  Der  Schrift  nach  ist 
jener  3j  entschieden  älter  als  der  Codex  Gotwicensis  und  unbedenk- 
licli  in  die  zweite  Hälfte  des  VIII.  Jahrhunderts  zu  setzen;  dagegen 
mögen  die  Nachträge  in  dem  Codex  Casselaims  (welche  jedoch  keine 
neuen  Noten,  noch  neue  Erklärungen  der  Noten  enthalten,  sondern 
nur  n.icli  Art  der  Glossarien  die  erklärenden  NVorte  wieder  erklä- 
ren*)   gleichzeitig   mit   dem  Codex  Gotwicensis   sein.    Aber    gleich 

')  Ein  Pacsiiiiile  dieser  Handsclirift  tlieile  ich  in  der  7.  Lieferung  der  Munumenta  gra- 
pbicH  inedii  aevi  mit. 

^)  Durch  Hinweis  auf  den  Paragraphen  werde  ich  stets  den  I.  Theil  der  Palaeogra- 
phia  critira  von  U.  F.  Kopp  bezeichnen,  durch  die  einfache  Ziffer  weise  ich  auf  die 
Seite  des  II.  Tlieiies  hin.  —  Unter  den  Ausgaben  von  Grufer  ist  die  erste,  „ex  offi- 
cina  Coinmeliniana  1603"  vorzuziehen  und  wird  von  mir  ausschliesslich  gebraucht. 
Die  Ziffer  in  den  Citaten  bezieht  sich  auf  die  Seiten  dieser  Ausgabe,  wobei  7.u  beach- 
ten, riass  Gruler  p.  1  — 197  die  Noten  aus  einem  Gruler  selbst  gehörigen  Codex  ent- 
hält, während  die  omissa  aufp.  198.  199  aus  einer  Handschrift  des  J.  Pistorius  stammen 

3)  Dafür  dass,  wie  Kopp  §.  331  vermuthet,  die  Handschrift  aus  Fulda  stammt,  möchte 
noch  folgender  Umstand  sprechen.  Auf  der  ersten  Seite  siebt  eine  von  Kopp  nicht 
erwähnte  stark  verwischte  .Notiz  in  angelsächsisclier  Minuskel.  Es  sind  schon  Hea- 
gentien  angewendet  worden,  sie  leserlich  zu  machen,  ich  weiss  nicht  mit  welchem 
Erfolg.  Ohne  Rcngentlen  konnte  ich  nur  Einzelnes  entziffern:  „notas  vulgares  Eunius 
primus  .  .  .  deinde  l'ullius  .  .  .",  walirscbiMulich  also  eine  aus  Isidor,  Orig.  L.  I,  21 
entnommene  Erklärung.  Solche  Notizen  in  angelsächsischer  .Minuskel  haben  nun  auf 
den  Vorblättern  die  meisten  der  Handschriften,  welche  schon  im  (X.  Jahrhundert  der 
Fuldaer  Ilibliothek  gehörten  uml  speciell  scheint  es  mir  ein  und  dioselbe  Hand  zu 
8ein,»<"lfbc  dem  Lexicon  Tironianum  diivse  iieinerkung  vorgeschrieben  bat  und  welche 
andere  entschieden  ans  Fulda  stammende  Codices  in  ähnlicher  Weise  bezeichnet  hat. 
*)  Z.  B.  appetit:  adprehcndit  vel  de<iiderat;  anscultator:  auricularius ;  absur- 
dum:  lurpe,  iudiguum,  incougruniii  i-lc 


Tironisclie  Noten.  • 

nach  dem  Codex  Casselanus  wird  der  Gotwicensis  als  die  Zweit- 
älteste der  bisher  bekannt  gewordenen  und  noch  erhaltenen  Tiro- 
nischen  Sammlungen  zu  setzen  sein. 

Die  Pergiimentblatter  dieser  Handschrift  sind  nun  zumeist  mit 
folgendem  Linienschema  versehen.  Links  und  rechts  ist  je  ein  Paar 
nahe  an  einander  liegender  Perpendicularlinien  vom  oberen  bis  zum 
unteren  Piand  gezogen;  eben  so  oben  und  unten  je  ein  Paar  horizon- 
taler Linien  bis  zum  Rand.  Parallel  mit  jenen  laufen  noch  zwei  Paar 
Perpendicularlinien,  die  jedoch  durch  die  oberste  und  unterste  Hori- 
zontale begrenzt  werden;  parallel  mit  diesen  sind  bis  an  die  äusseren 
Perpendicularen    die    horizontalen  Schriftlinien,   zumeist  22  an   der 
Zahl  gezogen.  Von  den  vier  Paaren  Perpendicularlinien  dienen  drei 
zu   Columnen  für  die  Noten,  denen  rechts  zur  Seite  auf  den  horizon- 
talen  die  Worterklärnngen  stehen;  das  vierte  Paar  von  Perpendicu- 
laren begrenzt  die  ganze  Schriftseite.    Somit  enthält  in   der  Regel 
jede   Seite  in  drei  Reihen  je  22  Noten  nebst  Worten.  Aber  einerseits 
sind  in  den  ersten  zw^ei  Quaternionen   mehrere    Seiten   auf  denen 
nicht  Worte  sondern  nur  Sylben  aufgeführt  werden,  andererseits  in 
den   letzteren  Lagen,  offenbar  um  Schreibmaterial   zu  sparen,  fast 
alle  Seiten  mit  fünf  perpendicularen  Linienpaaren  versehen,  welche 
vier  mit  Noten  beschriebene  Reihen  bilden  i)j  «'uf  denselben  Seiten 
ist  dann  auch  die  Zahl  der  Horizontalen  oder  doch  der  Schriftzeilen 
wesentlich  vermehrt,  so  dass  hier  und  da  die  Anzahl  von  Noten  auf 
einer   Seite  von   einem   Minimum   von  60  bis  zu  140  und  darüber 
steigt.  Nimmt  man  demnach  als  Durchschnittszahl  85  an,  so  lässt 
sich  der  Noten-  und  Wortvorrath  auf  den  noch  erhaltenen  120  Sei- 
ten des  Cod.  Gotwicensis  auf  10.200  berechnen.  Dasselbe  Ergebniss 
werden   wir  erhalten,  wenn  wir    diese  Handschrift    mit   den   sonst 
bekannten  in  Bezug  auf  die  Anordnung  der  Wortvorrathes  vergleichen. 
Auf  Seite  4  oben  enthält  unser  Codex  die  Aufschrift:   incipiunt 
notae   Senecae    (die    darüber   stehenden    Worte:    notae  iuris   er- 
scheinen mir  später,  jedoch  auch  schon  im  IX.  Jahrhundert  geschrie- 
ben) ,  und  es  folgt    dann    gleich  al)  —  die  betreffende  Note  ver- 
grössert   und  ursprünglich  wohl  in  mehreren  Farben,  das  Wort  in 
Majuskel,  weiter  ad,  con,  de  —  kleinere  Noten  und  die  Wörter  in 
Minuskel.    Durch    die  ganze  Sammlung  hindurch  sind  nur  einzelne 


1)   Es  sind  pag.  1^,  20— 2ä,  a3,  97— 9l>,  101  — lOi;,  I  10-120. 


8  Dr.    S  i  c  k  e  l 

Wörter  durch  faihige  Vcrzierun^'^  der  Noten  und  Buelistaben  sowie 
durch  Majuskelsclirift  ansfje/.eichnct ;  sie  sind  die  Schlagwörter, 
nach  denen  der  gesannnle  W'orlvorrath  in  gewissem  Sinne  geordnet 
worden  ist.  Sie  lauten  auf  den  ersten  Seiten  unserer  Handschrift: 
ah,  cuim,  (tlit ,  seil,  cum.  /'orfc,  ita,  quin,  veriis,  tum.  tibi, 
latinus,  quod ,  (/ ii  ti  c ,  quid,  cui,  his,  es,  potcs,  vester,  quantus, 
causa,  unus,  uter ,  untiquus,  dicit,  portat,  duxit,  tuo, 
tuorum  etc.  Ein  grösserer  Abschnitt  ist  S.  26  durch  Auszeichnung 
von  probu^i  angedeutet,  ebenso  S.  49  bei  dem  Wort  2)urpiira,  S.  85 
hei  gaudet;  S.  105  steht  nach  der  Note  pertncitus  in  Majuskel: 
finit  cunimentarius  III,  incipit  IV.  —  puteuli  etc.,  S.  116  beginnt 
wieder  mit  praetexta  ein  grösserer  Abschnitt,  das  letzte  Sclilag- 
wort  unserer  IJandschrift  ist  wr//,  und  unter  ihm  befinden  sich  als  letzte 
Wörter:  bullit ,  cundet,  caudor,  caudidus,  caudescit,  cxcuadescit. 

Vergleichen  wir  damit  den  Codex  Gruterianus,  der  allein  in  der 
ursprünglichen  Ordnung  abgediuckt  ist,  so  ergibt  sich  zunächst  dass 
es  zum  grossen  Theil  dieselben  und  in  gleicher  Weise  auf  einander 
folgenden  Schlagwörter  sind,  nach  denen  hier  und  dort,  und  so  viel 
bekannt  auch  in  allen  andern  Lexicis,  der  Notenvorrath  geordnet  ist. 
Die  auf  den  ersten  Seifen  übereinstimmenden  habe  ich  oben  durcli 
gesperrten  Druck  bezeichnet.  Die  in  Gruter  nicht  durch  grössere 
Schrift  als  Schlagwörter  bezeichneten  finden  sich  doch  auch  dort  in 
derselben  Ordnung  verzeichnet  wie  im  Cod.  Gotw.  wie  überhaupt 
im  Grossen  und  Ganzen  genofnmen  durch  beide  Samndungen  hin- 
durch die  Reihenfolge  der  Nuten  wesentlich  dieselbe  ist.  Kleine 
Abweichungen  entstehen  nur  dadurch  ,  dass  jede  Handschrift  ein- 
zelne Noten  oder  Heihen  von  Noten  aulViihit ,  die  in  der  andern  feh- 
len; wir  werden  sie  später  aufzuzählen  haben.  —  Schärfer  ausge- 
prägt und  ausgesprochen  ist  dagegen  im  Codex  Gruteri  die  Kinthei- 
lung  des  gesannnten  Lexikims  in  fünf  commentarii  und  wieder  eines 
jeden  Con)mentars  in  eine  Anzahl  von  Capit^dn ;  doch  ist  sie  auch  im 
Cod.  Gotw.  einigermassen  zu  erkennen.  Denn  eben  dieselben 
Worte,  die  wir  in  ihm  zuvor  als  Marksteine  gewisser  Abschnitte 
bezeichnet  haben,  bilden  auch  im  Cod.  Grut.  die  Anfänge  von 
Capiteln  oder  Cotninenlarien. 

Das  Lexicon  Tironianum  von  Göttweig  weist  also,  was  die 
Anlage  und  Anordnung  anbctritTt ,  auf  eine  mit  dem  Cod.  Grut. 
gemeinsame  Quelle  hin,  oder  da  wie  Kopp  darg<'legt  hat,    auch  alle 


'I  ii  uiiiselie    Noluii.  If 

andern  '.luf'  uns  gekommene  H.indsclirirten  die  gleiclie  Anordnung  des 
Würlvon-athes  liiiben,  geliört  aucli  der  Cod.  Gotvv.  zu  ein  und  der- 
selben alle  anderen  Bearbeitungen  umfassenden  Gruppe.  Ich  meine 
dass  dieser  Umstand,  dass  sämmtliehe  derartigen  Handschriften  als 
Copien  ein  und  desselben  lexilialischen  Werkes  erscheinen  in  der 
Geschichte  der  Tironisclien  Noten  mehr  als  bisher  geschehen  ist  zu 
betonen  und  zu  beachten  ist.  Wann  dieses  Werk  zum  Abscliluss 
gebracht  wurde,  glaubte  Kopp  §.  344  —  348  aus  einer  im  Cod. 
Paris.  8779  (K.  §.  342)  abschrifllich  erhaltenen  Vorrede  entneh- 
men zu  können  und  kam  zu  dem  Schluss,  dass  «alirscheinlich  Bischof 
Eligius  im  Yll.  Jahrhundert  der  Anordner  des  Lexikons  in  der  auf  uns 
gekommenen  Gestalt  gewesen  sei.  Aber  aus  derselben  Vorrede  lässt 
sich  vielmehr  entnehmen,  dass  ihr  Verfasser  einen  verhältnissmässig 
nur  geringen  Antheil  an  der  Zusammenstellung  und  Anordnung  der 
Sammlung  gehabt  haben  kann.  In  Bezug  auf  die  Hauptanlage  muss 
er  das  Werk  schon  so,  wie  wir  es  kennen,  vorgefunden  haben,  wenn 
er  sagt:  sunt  ig'Uur  qul  dimittaut  ad  terlium  partein.  aUquUtiineiiad 
medieiutem,  et  sunt  plaiiml  qul  nun  diniitlunt,  nisi  ubi  in  fiite  dicitur 
plateola.  Das  letzte  Wort  (=  Gruter  194)  lindet  sich  schon  in  dem 
fünften  Conunentarius,  den  die  Codices  als  novissimus  bezeichnen, 
und  wenn  zuvor  von  einem  Driltheil,  einer  Hiilfte  die  Rede  ist,  so 
sind  darunter  oflenbar  die  durch  die  einzelnen  commentarü  bezeich- 
neten Theile  des  Werkes  gemeint.  Es  uX  möglich  dass  wir  den« 
Schreiber  der  Vorrede  die  im  Grunde  höchst  überflüssige  Zusam- 
menstellung der  Syiben  (Gruter  20  —  31)  verdanken,  aber  auch  dies 
lässt  sich  aus  den  unklaren  Worten:  hoc  ca  que  spoponderuni  etc. 
nicht  mit  Gewissheit  entnehmen. 

Abgesehen  von  der  Frage  nach  dem  oder  besser  nach  den  Ver- 
fassern des  Lexikons  will  ich  hier  auf  einen  Umstand  hinweisen,  der 
sich  aus  der  Betrachtung  des  Wortvorrathes  in  den  einzelnen  Com- 
mentarien  ergibt.  Dieje  commenturü  erscheinen  in  zweifacher  Hin- 
sicht als  vom  leichteren  zum  schwereren  fortschreitende  Lehrcurse. 
Im  conunentarius  I  herrschen  die  Noten  vi»n  einlacher  Bildung  vor, 
daher  dort  auch  die  zumeist  als  sii/nu  auxiliavia  zu  verwerthenden 
Nominal-  und  Verbalendungen  aufgenuminen  sind.  Die  Noten  der 
späteren  Abschnilte  würden  ohne  beigefügte  Worlerkliirung  viel 
schwerer  zu  v^rstehen  sein,  weil  sie  zum  grossen  Theil  auf  mehr 
oder  minder  conventioiieller  Abkürzung  der  Worte  beruhen.  Ferner 


1  0  Dr.    S  i  c  k  e  I 

wird  der  Wortvorratli  di-r  zwei  ersten  Commeiilare  im  Allgemeinen 
für  die  Wiedergabe  von  dem  Inhalte   nach  leichteren  Schriftstücken 
hinreiclien.  Erst  im  dritten  tliiden  sich  in  grösserer  Anzahl  Ausdrücke, 
welche   in  der   Regel  nur  in  SchriClstücken   mannigfaltigeren,  mehr 
eingehenden,   wolil  auch  gelehrteren  Inhalts  in  Anwendung  kommen, 
wie  wenn  G ruter    126  die  verschiedenen  Wallen,  Gr.  i27  seq.  die 
Kürperlheile,  Gr.  133  Gütlernamen,  Gr.  136  Orts- und  Vidkernamen 
U.S.  w.  aufgeführt  werden.  Sind  schon  in  diesem  dritten  Theile  die  Zeit- 
wörter selten,  so  noch  mehr  in  dem  vierten,  der  fast  ausschliesslich 
Begri(Tswi»rter  von  meist  geringer  Anwendbarkeit  enthält.  Im  fünften 
endlich   herrschen  Wörter   und  Namen  vor,  welche  erst  durch  die 
christliche  Theologie  in  die  Literatur  eingedrungen  waren,  aber  sich 
nicht  füglich  in  die  früheren  Abschnitte  einsehalten  Hessen,  wie  es 
bei  anderen  NA'örlern  dieser  Galtung  geschah.  Denn  der  Iidialt  eines 
Commentars  war  keineswegs  abgeschlossen,    sondern,   wo  entspre- 
chend den  vagen  Regeln  '),  nach  denen  überhaupt  die  Aufeinander- 
folge der  Wörter  bestimmt  wurde,  neue  Ausdrücke  in  die  Reihe  der 
alten  eingeschoben  werden  konnten,  geschah  es  je  nach  dem  Bedürf- 
niss.  So  sind  olTenbar  die  der  christlichen  Welt  angehörigen  BegrifTe 
episcopns,  archicpiscopiis,  praesul  u.  s.  w.  bis  just i/icat  und  legiti- 
mus (Gruter  91)  erst  nachträglich  in  den  commentarius  IL  einge- 
schaltet,  welcher,    wie   schon   früher  (cf.  Kopp    §.  44)  aus  dem 
Umstand,  dass  die  Reihe  der  Kaisernamen  in  demselben  mit  Antoninus 
Pius   endigt,   geschlossen    ist,   um    die  Mitte  des  zweiten  Jahrhun- 
derts zusammengestellt  sein  mag.    Dass  sich  in  dem  commentarius  I, 
aucli  in  der  Gestalt  wie  er  heule  im  Cod.  Grut.  und  im  Cod.  Gotw. 
vorliegt,   noch  kein  einziges  der  christlichen  Literatur  angehöriges 
Wort  beiludet,  spricht  ganz  entschieden  für  ein  noch  höheres  Alter 
desselben.  Wahrsclieinlich  würde  sich  annähernd   die  Entsteliungs- 
zeit  jedes  einzelnen  Theiles  des  Gesamuitlexikons  bestimmen  lassen. 


>J  Was  Kopp  §.  70  zunächst  vun  iler  Anordnung  im  Coü.  Grut.  sagt:  ordo  auotnribus 
placuit  iiiiUiis,  iieque  litfraruin .  ii«<|iie  systeiniitis  cujiüiquuiii ,  iiisi  fortabse  itlum 
specles  ordinem  ,  quo  |iriniiliv:i  deriviitis  aiile|inniiritur  —  kiiiin  ich  nicht  unter- 
schrcilien.  nie  Aiiordiiiiii^  ist  zwiir  iiichl  sy.stcnialisch  in  iinsereiii  Sinne,  aber  sie 
«rfoigl  doch  nach  gewissen  Regeln,  liald  schliessen  sich  die  Wörter  nach  wirklicher 
oder  vernn'iiillicIiiT  Klyinolo^ie  an  einander  an.  bald  nach  dem  Gleichklang  der 
ersten  Sylhe  oder  Syllien  ,  bald  nach  der  ,\linliclikeit  der  .Noten,  b;ild  nach  den 
Reziehiingen  der  Beg^rilTc.  Es  ist  selten,  dass  jede  Art  von  Zusammenhang  /.wischen 
den  unter  einem  Schla;;wnrt  vereinigten  Ausdrücken  fehlt.  Uagegen  stehen  die 
Schlagwörter  seiliiil  i^iinieiüt  in  keiner  ileziehung  zu  einander. 


Tironisclie  Noten. 


11 


wenn  erst  alle  Hiiiidsehriften  in  Bezug  auf  die  Anordnung  verglichen 
wären  und  dadurch  festgestellt  wäre,  welches  die  allen  gemeinsame 
Anordnung  des  Wortvorraths  ist  und  was  andererseits  als  Abweichung 
auf  die  Rechnung  jedes  einzelnen  Copisten  zu  setzen  ist.  Erst  dann 
könnte  auch  die  Untersuchung  über  die  Verfasser  oder  Anordner 
der  einzelnen  Theile  wieder  mit  Erfolg  aufgenommen  werden.  Für 
jetzt  dagegen  müssen  wir  uns  mit  dem  schon  von  Kopp  festgestellten 
Resultate  begnügen:  dass  die  einzelnen  Commentare  zu  verschiede- 
nen Zeiten  entstanden  und  zu  verschiedenen  Zeiten  durch  Interjjola- 
tionen  erweitert  worden  sind.  Dazu  aber  fügt  es  sich  sehr  wohl, 
dass  die  Verfasser  der  späteren  Theile  darauf  bedacht  waren ,  die 
Noten  für  eine  höhere ,  mannigfaltigere  und  gelehrtere  Gattung 
der  Literatur  zusammenzustellen  oder  höhere  Lehrcurse  für  die 
Tironische  Schreibart  zu  liefern.  Einige  begnügten  sich  dann,  wie 
der  Verfasser  jener  Vorrede  sagt,  nur  die  niederen  Lehrcurse  abzu- 
schreiben, andere  und  so  auch  er  schrieben  die  damals  bestehenden 
fünf  bis  ^;/«^<'o^a  reichenden  Theile  als  dasGesammtlexikon  ab,  spätere 
setzten  dasselbe  noch  um  der  theologischen  Literatur  willen  fort. 

Dass  die  Dilferenzen  zwischen  dem  Cod.  Gotwicensis  und  den 
anderen  Handschriften,  speciell  zwischen  ihm  und  dem  Cod.  Grute- 
rianus  verhältnissmässig  gering  sind  und  daher  die  zuvor  behauptete 
Zusammengehörigkeit  aller  nicht  ausscliliessen,  wird  sich  aus  ei  ner 
eingehenden  Darlegung  der  Abweichungen  ergeben. 

Ich  beginne  mit  der  Aufzählung  dessen,  was  im  Cod.  Grut.  vor- 
handen ist,  im  Cod.  Gotw.  fehlt  i)-  brevi  tempore  (6),  publice 
privateqne,  private  publiceqne  (8),  circumscribit  (10).  asportat, 
obducit,  circiimducit  (11),  robis  patres  conscripti,  vobisfjue  p.  c, 
vobis  liberisque  vestris  (lö).  percit/it.  ateudit  (18),  adcersiis  ipsum 
(20).  adcrescit,  adcrevit  (-1).  mento,  mentos  (25),  i  potes  —  re 
tiun  solet:  20  Noten  (26),  bae  —  vis:  etwa  SO  Noten  (30),  intem- 
poralis  sine  consilio,  sine  lUlo  c  (32)  ,  depetit  (39),  verbosus 
homo  (4,{),  suspitiosus  Itomo,  homo  s.  (44),  postumus  (öö),  platea 
(63),  unde  de  piano  rede  legi  possit  (64),  quousque  tandcm  abu- 
tere  ('.  p.  n.,  quonun  nomina  s.  l.  i.  (65),  optime  de  rep.  merilus 
etc.  i}^^)  u.  s.  \v.   liiese  Beispiele  genügen  vollständig,  um  die  Unbe- 


')    Hie    in  Klaitiiiier  geset/.te  Ziffer    weist  aiil'  dio  Seite  «ler  tinil.  Aii.-giUie   hin.    aiil'  iler 
sieh  d.is  lielreti'entle  Wuit  liinlel. 


12  Ür.      S  i  c  k  0  I 

(leuteiitllieit  iler  Auslassungen  (larzuthiui.  Einige  dei"  hier  fehlenden 
Wörter  finilen  sich  im  Cod.  Gotw.  ;iiidor\viirls  eingereiht.  Einzelne  zu- 
sammengesetzte Verha  ergeben  sich  sclion  aus  den  vorausgegangenen 
Formen  anderer  Coniposita.  Die  Noten  für  die  Sylhen  hac-vis  sind 
ziemlich  iibcriliissig,  eben  so  die  für  die  Ausdrücke  i  potes  etc.  >)  — 
Was  die  geringe  Zahl  der  Auslassungen  anhetrilTt,  so  \vird  sie  ziem- 
lich durch  die  Anzahl  von  Ausdrücken  aufgewogen,  die  sich  bei 
Grnter  nicht,  dagegen  im  Lex.  Gotw.  finden  und  die  ich  später  um 
der  entsprechenden  Noten  willen  vollständig-  mitlheile.  Es  lässt  sich 
daher  die  Anzahl  der  Noten  in  dem  erhaltenen  Theile  des  Lex.  Gotw. 
auch  durch  Vergleichung  mit  dem  Cod.  Grut.  annähernd  bestimmen: 
excandescit,  womit  jetzt  die  Göttweiger  Handschrift  abbi  icht,  findet 
sich  bei  Gruler  1G6  und  ist  etwa  die  11000. Note,  so  dass  die  veiloren 
gegangenen  Lagen  etwa  noch  2000  Noten    enthalten  haben  mögen. 

Hält  man  nun,  was  im  Cod.  Gotw.  fehlt,  mit  den  Auslassungen 
des  Cod.  Cassel.  (Kupp  •^.  38)  zusammen,  so  zeigt  sich  gleichfalls, 
dass  jener  Wörter  aulfühit,  die  diesem  abgehen  und  umgekehrt :  ich 
halte  dies  für  ganz  zufällig  und  glaube  nitrht,  wie  Kopp  thut,  aus 
diesen  Abweichungen  auf  das  Alter  der  Handschriften  und  ihr  zeit- 
liches N'erbältniss  schliessen  zu  können;  zumal  wenn  man  auch  hier, 
welche  Ausdrücke  von  dem  einen  oder  dem  andern  Copisten  aus- 
gelassen worden  sind,  in  Betracht  zieht. 

Durch  Vergleichung  des  Wortvorrathes  mag  liier  noch  eine 
andere  Frage  erledigt  werden.  Da  wir  nämlicli  nichts  über  die  Her- 
kunft der  jetzigen  Göttweiger  Handschrift  wissen,  liegt  die  Ver- 
muthung  nahe,  dass  sie  vielleicht  identisch  sei  mit  einer  der  in 
früheren  Zeiten  heniitzlen,  jetzt  aber  verschollenen  Handschriften 
gleiclu-n  Inhalts,  also  mit  dem  Cod.  Gruterianus  oder  dem  Cod.  Pisto- 
rinus  oder  mit  dem  vum  Abt  Trithemius  erworbenen  Codex  ^J.  Die 
Verschiedeidieit  von  dem  Cod.  Gru!.  i>t  bereits  zur  Genüge  dar- 
gethan.  —  Von  (b-ni  Cod.  Pistor.  hat  uns  Grutt-r  leider  gar  keine 
Beschreibung  gegeben.    Wohin  er  geralhen    sein    mag,    lässt    sich 

*)  WShriMid  Kopp  dieso  Zciclicii  iiocli  als  iim  iTsliiinllicIi  lic/.eiclinetp  ,  li;it  sie  .liiles 
'r:ii'i|j|'  in  (lein  Meiiioiri!  sni'  l<'s  rmtes  'rironiennes  (Meinoires  prüsenles  pnr  divers 
.s;tViiiils  i'i  rHciiili'iiiiu  di'S  iiisci  iplillll^« ,  'l"  .seiie,  (oiii  It.  I8j4.  p.  104 — 171)  in  sehr 
hcfricdigi-iidiT  Wri-.o  crkliirt.  —  Tiinlir»  Arlicll  i.sl  iil.s  roclit  f:i.ssllclic  Aiiwei.slllljj 
/.ur  KiilxilTernn^  der  Nnti-n  /.u  onipfelilen.  Alier  <lein  gi'riiii^scliiit/.endeii  Urlheile,  <l:is 
er  über  Kopp  nillt,  kann  ich  keineswegs  i)eislininien. 

^j  Tiilheinii  poly-i  ;i|ihiii  p.  (>Ul. 


Tironische   Noten. 


13 


auch  nicht  feststellen.  Die  Büchersammlung  des  Joh.  Pistorius  ist 
zunächst  von  der  Benedictinerahtei  Weingarten  aufgekauft  worden, 
die  Weingartener  Bibliothek  aber  ist  nach  Aufhebung  des  Stiftes 
nach  vStuttgart  gekommen  und  der  dortigen  königlichen  Handbiblio- 
thek einverleibt  worden  i):  ein  Lex.  Tironianum  ist  jedoch  daselb>t 
nicht  bekannt.  Es  lässt  sich  also  nur  nach  dem  Wenigen,  was  Gruter 
p.  198  und  in  den  angehängten  notae  ad  Tyronis  ac  Senecae  7iotfts 
aus  des  Pistorius  Handschrift  mittheilt,  eine  Vergleiehwng  anstellen. 
Die  Mehrzahl  der  Gr.  p.  198  und  199  nachgetragenen  Noten  und 
Wörter  findet  sich  nun  allerdings  im  Cod.  G(»tw.;  einzelne  aber  wie 
ni/nlo.  ad  nlhilum,  pro  nikilum,  seht,  ri,  ris.  de  praesepin,  elitigat 
u.  s.  w.  nicht.  Nehmen  wir  dazu  noch,  dass  statt  lurificat  im  Cod. 
Pist.  im  Cod.  Gotw.  (=Gr.  82)  ludificat,  statt  mediocriter  in  C.  P. 
im  C.  G.  (  =  Gr.  93)  mediocritas  steht  u.  dgl.,  so  ergibt  sich,  dass 
zwar  die  Differenzen  zwischen  dem  C.  Pist.  und  dem  C.  Gotw. 
geringer  sind,  als  zwischen  letzterem  und  dem  C.  Grut. ,  dass  aber 
die  jetzt  in  Göttweig  befindliche  Handschrift  verschieden  von  der  des 
Pistorius  ist.  —  Endlich  kann  es  auch  nicht  dieselbe  sein,  aus  der 
Trithemius  seine  30  Noten  mittheilte.  Beginnen  diese:  improbiis, 
probus,  probitas,  improb'Uas,  so  hat  der  C.  Gotw.  an  der  betreffen- 
den Stelle:  probus  .  .  im})robus,  probitis,  probatas ;  hat  ferner  C. 
Trith.  litera ,  literae,  syllaba,  so  fehlt  das  mittlere  Wort  in  C. 
Gotw.  2). 

Das  Lexicou  Tirotiianum  der  Göttweig  er  Stifts- 
bibliothek i  s  t  a  I  s  o  b  i  s  j  e  t  z  t  n  o  c  h  nicht  b  e  n  ü  t  z  t  worden. 
Dem  Wortvorrath  nach  zu  urtheilen,  scheint  es  dem  Codex  Pistori- 
nus  am  nächsten  zu  stehen. 


Gehen  wir  zur  Bet  rächt  ung  d  er  Noten  indem  Cod.  Gotw, 
über,  so  ergibt  sich,  dass  dieselben  (wenige  fehlerhafte  Noten  aus- 


1)  St.TÜii,  zur  »Jesphichtc  iiiiil  Bi>.sohreil)iiii^  ilcr  l!iirhers;iiiimlungeii  iii  WürHeiiibert,', 
p.  öS,  92  IV.  —  Nach  an.l.'r  eii  Aiifjabcii  (cf.  Voj^el,  l.it.  der  Bihl.  p.  221  )  .soH  ein  Theil 
der  Weiiij^arteiier  Bililiollit'k  iiaih  Fulda  {^ekoiiiineii  sein;  «tber  auch  dort  ist  jetzt 
kein  Lex.  Tiion    7.11  hndcii. 

^')  Viilcaiiins  de  literis  fietariiin  ist  mir  hiei-  iiielit  ziifjanijlieh.  Aber  die  von  Kopp  §.  ITj 
:iiis  diesem  B^che  mitgetlieiUeu  Noten  weichen  in  ihrer  Bildiin?  sSmmtlich  von  den 
entsprechenden  Noten  der  Ciittweijjer  llanilsihrilt  ab,  so  da.ss  auch  hier  nicht  voii 
gleichem  Codex  ilie  li.-ilc  sein  l<:>nn. 


1  4  Dr.     S  i  c  k  e  I 

genommon)  znmoist  vollständig  mit  denon  der  iibrifieii  Handschriften 
übereinstimmen  und  dass  bei  den  nicht  g:\u7.  übereinstimmenden  die 
Bildung  doch  auf  denselben  Regeln  beruht,  welche  Kopp  als  aller 
Tironischen  Schrift  zu  Grunde  liegend  nachgewiesen  hat.  Die  ab- 
weichenden Bildungen  dienen  dalier  geradezu  zur  Bestätigung  der 
eine  gewisse  Freiheit  der  Zusammensetzung  zulassenden  Regeln. 
Einzelne  Beispiele  mögen  den  Beweis  liefern: 

(ij  Abweichungen,  d  i e  s i c h  ixuf  (ins  s lg n n m  auxili a r c 
oder  auf  andere  Stellung  desselben  beschränken 
(Kopp.  -^.  86,  §.  24G  seq.). 

Im  Cod.  Gotw.,  p.  !S  H/V=  U(i)RCta  ul  recta  ;  ta  ist  durch 

C  gelegt,  während  es  in  Gr.  9,  K.  402 
durch  U  gelegt  ist. 

,.     „         „         78.     .h    =^  T  (a)  D  us  tardimis,    richtiger 

tardius,  ist  die  Endung  durch  das 
auxiliare  angezeigt,  während  sie  in 
K.  374  fehlt. 

„     ,,         ..         13.    vX    ==ö''^^  y"'"""'^/"'"'  so  dass  sich  diese 

Note  (und  ebenso  die  für  qnarnndcnyit) 
durch  das  vollständigere  auxiliare  bes- 
ser von  quorum  unterscheidet  als  in 
Gr.  15,   K.  302. 

„     „        „         15.  ^ — \=-  0  F  S  tan  forsitan. 

„     „        „         34.   v'     =  Stat  spectnt ,   während  Sat  in  Gr. 

42,  K.  329  (eben  so  tat  in  coiicertat 
u.  a.  W.). 

„     „        „         59.     1^       =  D  (i)  C  iie  dictione,   während 

D  (i)  C  tione  in  Gr.  72. 

b)  Nuten,  welche  im  signuin  pvincipale  abweichen, 
und  zwar  indem  für  dieselben  Einzelbuchstaben 
andere  Formen  des  Tironischen  Alphabets  oder 
indem  für  dieselben  Buchstabengruppen  andere 
Verbindungen  gewählt  sind.  (K.  §.  159  seq.,  §.  188): 

G.   lü,     ^   =  OC  U    occidit,    während    in  Gr.    18,  K.  75 
CO  it. 


i 


Tironisfhe    Noten.  1  5 

ft.    8.  y  r=  Q  am  quin   etiam,   andere  Form    in  Gr.  3, 

K.  304. 

(«.    8.    f^— *-  =  J  (>0  P  ^  "'  publico,  andere  Form  in  Gr.  8, 
K.  187. 

G.  40.    y^  =  EV  tat  evitat,  anders  Gr.  SO,  K.  131. 

fi.  69.       <n=  C  {onj  Ri  it  it  um  corrigit  correxit  correc- 

tum,  andere  Verbindung  in  Gr.  84,  K.  83.  —  Zur 
Erklärung  des  dreifachen  auxiliare  diene,  dass  der 
Schreiber  des  Cod.  Gotw.  gewöhnlich ,  wenn 
mehrere  Formen  desselben  Verbums  aufgeführt  wer- 
den sollen,  das  dem  Stamm  entsprechende  princi- 
palenur  einmal  setzt  und  mit  den  die  verschiedenen 
Verbalendungen  ausdrückenden  auxiliaren  versieht : 
so  ist  das  hier  rechts  stehende  it  für  das  Praesens, 
das  links  stehende  (Kopp,  §.  291)  für  das  Prae- 
teritum,  das  unten  stehende  um  für  das  Supinum 
-^  zu  verwenden.   Nur  bei  nicht  zusammengesetzten 

Verben  werden  die  Noten  für  die  einzelnen  For- 
men oft  noch  gesondert,  so  dass  hier  z.  B.  die 
Reihenfolge  ist:  regit  re.vit  rectum  eee  (d.  h. 
eregit,  erexit ,  erectum),  cor  cor  cor,  di  di  di 
u.  s.  w. 

G.  72.        9  -=  0  (s)  orhus,  andere  Lage  in  Gr.  87,  K.  249; 

überhaupt  wird  os  (in  obtestatur  u.  a.  W.)  im  Cod. 
Gotw.  stets  anders  dargestellt. 

c}  Noten,  welche  in  dem  sigtium  principale  (^eyen\\ie\\ 
im  principnle  u  nd  ««^e7/«re)  ab  weichen,  indem  für 
die  Abkürzung  des  Wortes  andere  Buchstaben 
gewählt  sind.  (Kojtp,  §.  174  seq.): 

G.    I.       1^     =  I N  in,  wahrend  in  Gr.  1  ,  K.  163,  §.  230  / 

als  Sigle. 

G.    6.    yt   =  ff  'S'  C  hmik:  Gr.  194.  K.  191.  Is  SC. 


IC 


S  i  <•  k  i' 


(t.    6. 


t 


(i.    7. 
(i.    8. 


(i.   12. 


(f.    19. 


=  .)/  fii)  fis)  S  oder  /»/  (hJ  S  es  Moyses   (cf. 

K.  ■$^.  120.  137,  271),  während  Gr.  193,  K.  232 
MS. 

Cl      =  QPL  f/iiam  plures,  ohne  L  in  Gr.  7,  K.  307. 

\o.  =  A  ( u)  I)  V  aln«!  i-rrn  (und  dessf^leichen 
I  (uj  D  V),  während  .1  00  ^  fO  »"  Gr.  8, 
K.  II. 

V^  =  ILVl    illtic  (cf.  ist  HC  in  K.  195);  ILL  (u) 
in  Gr.  i4,  K.  181. 

V?  ==  1  (w)  V  S  imus.  Der  nach  links  geöffnete 
Ilaken,  der  gewöhnlich  für  tis  steht,  ist  hier  noch 
in  der  ursprünglichen  Bedeutung  von  s  allein 
(K.  §.  260)  zu  nehmen.  Sämmtliche Endungen  auf 
mus  im  Cod.  Gotw.  10  sind  in  gleicher  Weise 
gehildet  und  weichen  darin  von  den  Formen  der 
anderen  Lexica  ah.  Siehe,  da  Gr.  22  offenhar 
schlechte  Nachhildungen  enthält,  IV  (s)  =  imus 
in  K.  194.  —  Als  auxiliare  findet  es  sich  in 


G.    14. 


li.  I«. 

6.  15. 

(i.  26. 

G.  33. 


=  Si  (m)  US  siimis,  wo  also  S  für  sich  allein  das 

[»lincipale  bildet  (cf.  K.  ^.    136).    Für  dasselbe 
Wort  findet  sich  noch 

^^    =  Si(ntJVs,  welches  verständlicher  als  SU(s) 
in  Gr.  22,  K.  366. 

•f»      =  K((t) LP  capnlum  (und  analog  captabuluni), 
statt  K(n)  Lnm  in  Gr.  17,  K.  198. 

>-~r\/=  I  (nJ  C   immodicus.     statt    IM   in    Gr.    32, 
K.  182. 

V^,    =  S(cini)  Sil  sl/te   controversin,   so    dass    die 
Note  cotdroversia  mit  .S'  verschränkt  ist;  anders | 
in  Gr.  40.  K.  361.  —  E>  folgt  darauf 

*V*,  nämlich  L  hinzugefügt  =  s«*<?  ulln  controversia. 


Tiroiiische   Noten.  1  i 

G.  38.   *Z/^  =  NOP  noii  oportet,  ohne  0  in  Gr.  48,  K.  245. 

G.   19.    (J^=  Rii  rere,  wi.hrend  {ej  ß  in  Gr.  22,  K.  314. 

G.    II.    ^*Vv=  D  (e)  R  et  deribet  (diribet) ,  ohne  R  in  Gr. 
12,  K.  98. 

G.   89.      ot   =  r^^r^ />w//.s  o■e6^'rr^w?^s,  entscliieden  bessere 
Bildung  als  C(r)Mmus  in  ^r.  106,  K.  71. 

G.   92.  ^\^=  D  (e)  Cor  decor,    während  D(ec)0  in  Gr. 

111,  K.  104. 
Insofern  die  Freiheit  in  der  Notenbiidung  zum  Theil  in  der 
Auswahl  der  Buchstaben  eines  Wortes  besteht,  welche  als  Compen- 
diuin  das  vollständige  Wort  ersetzen  sollen,  kann  es  auch  geschehen, 
dass  gleiche  Tironiscbe  Buchstaben  auf  verschiedene  Weise  ergänzt, 
auch  verschiedene  Deutungen  erhalten.  Dafür  bietet  unser  Codex 
ebenfalls  in  Vergleich  mit  anderen  Lexicis  Beispiele  dar. 

So  ist  I(n)F(H)it  in  Gr.  198,  K.  176  interfuit  erklärt,  in 
G.  7  aber  infnit.  Ofl'enbar  sind  beide  Interpretationen  möglich,  die 
letztere  aber  fast  vorzuziehen,  da  die  Präposition  inter  zumeist 
(K.  189  seq.)  anders  als  in  diesem  Falle  dargestellt  wird.  So  möchte 
ich  auch  für  die  Note,  welche  Gr.  94,  K.  381  T  (o)  P  torpet 
erläutert  wird  und  bei  der  der  Ausfall  des  auxiliars  et  autlällt,  der  in 
G.  77  ihr  beigefügten  Lösung  turpis ,  nämlich  TPis,  den  Vorzug 
geben.  Umgekehrt  scheint  es  richtiger,  wenn  Gr.  70,  K.  331  SA 
t((te  zu  summa  niictoritate  ergänzt  wird,  während  G.  57  interpretirt 
sub  auctoritate:  denn  in  der  gleich  darauf  folgenden  Note  SAp 
passt  SA  entschieden  nur  zu  summa  und  nicht  zu  sub  polestate. 
Weitere  Fälle  sind: 

statt  sola  de  causa  in  Gr.    8,  K.  344,  sine  idla  causa  in  G.    8, 
„  praebet         „    „    12,   „   260,        praeJiibet        „    „    11, 

„  sesqui  contra  „  „  40,  „  357,  si  qnis  contra  „  „  33, 
„  paciscitur  „  „  71,  ;,  261,  pascitur  „  „  58, 
„  psyl/ns  „  „  80,  „  296,  pnsi/iiis  „  „  66, 
„  violentus  „  „  88,  „  397,  riolatus  „  „  72, 
„  prior  actio  „  „  98,  „  265,  prima  oratio  „  „  82. 
Diese  Beispiele,  deren  Anzahl  sich  verdreitachen  iiess,  beweisen 
zur  Genüge,  dass  dasGöttweigerLex.  sowohl  in  der  Bildung  der  Noten, 

öil/.lp.  (I.  plul-liist.  Cl.  XXWIll    I!<1.  I.  Ult.  ti 


1  8  Dl-.      S  i  c  k  e  I 

iils  auch  dci'  liitcrprelatiuii  dL-rscIljen  seine  Eigentliümlichkeiten  und 
somit  den  Werth  einer  bis  zu  gewissem  Grade  selbstständigen  Arbeit 
hat.  NN  ie  weit  aber  diese  Selbstständigkeit  geht  und  inwiefern  das- 
selbe der  einen  oder  andern  der  sonst  bekannten  Handschriften 
näher  steht,  lässt  sicli  ohne  Vergleichuug  der  anderen  Lexiea  im 
Original  nicht  genügend  beantworten.  Nur  andeutungsweise  bemerke 
ich,  dass  nach  den  Drucken  zu  urtheilen,  der  Göttweiger  Codex  in 
den  Fällen,  in  denen  der  Gruter'sche  und  der  Kasseler  von  einander 
abweichen,  eben  so*ft  mit  dem  einen  als  mit  dem  andern  überein- 
stimmt. So  sind  unter  den  von  K.  ^.  ITo  zusammengestellten  Noten, 
die  von  prospere,  (((/parat,  rcctura,  Stratum,  iiovem  gleich  im  Cod. 
Gotw.  und  im  Cod.  Cass. ,  während  in  den  Noten  von  praeceptor. 
iKCompdrabUis,  corruplilc,  pcstis  die  Göttweiger  Handschrift  mit 
der  Gruter'schen  übereinstimmt.  Viele  Verbesserungen,  welche  Kopp 
dem  Kasseler  Lexikon  in  Bezug  auf  die  Noten  oder  ihre  Deutungen 
entnommen  hat,  wie  bei  boniis,  pcssimus,  hasne,  capancus.  it,  aut, 
fpiofi(fam,  oJ,  licet,  missorinm,  in  coiispectu  hominum,  perinsoleiis^. 
(tntiotiinim,  iwpaiisnm ,  plerumque,  relictus  heres  u.  s.  w.  werden 
durch  die  GiUlweigor  Sammlung  bestätigt.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle, 
in  denen  Kopp  sich  veranlasst  sah,  sowohl  den  Gruter'schen  als  den 
Kasseler  Codex  zu  emeiidiren  (oder  jenen  allein,  falls  das  betreffende 
Wort  in  diesem  fehlte),  wird  ihm  durch  unsere  Handschrift  Recht 
gegeben:  so  he\  Jurgium  K.  176,  i/i  priitcipio  K.  i8^,  Ligarius, 
Quintiis  Ligarius  K.  214,  medulld  K.  225,  premit  K.  262,  possum 
K.  2Go  u.  s.  w.  Zuweilen  wird  aber  auch  Kopp's  Sammlung  sich 
noch  aus  dem  Cod.  Gotw.  verbessern  lassen.  Man  vergleiche  0.  6. 
Oa^=  II  yC  /nie  mit  der  Note  in  K.  loO:  dort  sehen  wir  ein 
richtig  gebildetes,  stark  entwickeltes  Tironisches  C,  während  hier 
der  letzte  Buchstabe  eher  G  oder  CJ  (K.  §.  111,  100)  ähnlich 
sieht.  Dasselbe  C  finden  wir  in  &.  12.  V^,^  /laec,  wo  die  aus  Gr.  14 
entlehnte  schlecht  gebildete  Note  Ko|ip  verleitet  hat,  H(e)C(i)  zu 
erklären,  nämlich  Ci  statt  C  Noch  besser  als  die  von  Kopp  117 
und  §.  338  aus  dem  Cod.  Argentor.  entnommene  Note  für  ejusdem 

erscheint  die  des  fod.   (iotw.   13.     y  .  Die   Note    für   iiicuuabu/nm 

in  Gr.  21  glaubte  K.  173  verbessern  zu  müssen  und  bildele  sie  dem 
Tironisclien  incrcnic/ifum  nach  ;  unter  den  dann  sich  ergebenden 
H;ui|if!iijcli«.lal»en   passic   allerdings   /'  nicht   mehr  für   i)tcnint//ii/inii. 


Tiroiiische   Noten.  1  9 

für  das  er  desshalb  incrementulum  vorschlug-.  Das  richtige  Wort 
aber  zu  der  mit  Gr.  21  übereinstimmenden  Note  gibt  offenbar 
G.  18  inqiiinabidum,  zusammengehörig  mit  dem  gleich  darauffol- 
genden inquhiat  (cf.  K.  178,  wo  ich  auch  vorziehe,  IQat  zu 
lesen). 

Fassen  wir  das  Bisherige  zusammen,  so  ergibt  sich,  dass  der 
Cod.  Gotw.  von  den  andei-en  bis  jetzt  bekannten  Handschriften  so- 
wohl in  der  Notenbildung,  als  in  deren  Deutung  vielfach  abweicht 
und  dass  ein  Theil  dieser  Abweichungen  auf  der  Mannigfaltigkeit 
beruht,  welche  die  Regeln  des  Tironischen  Systems  zulassen,  dass 
aber  auch  ein  anderer  Theil  Verbesserungen  zu  den  Lesearten  der 
anderen  Lexica  darbietet.  Es  liegt  unter  diesen  Umständen  die  Frage 
nahe,  ob  diese  Abweichungen  und  eventuell  diese  Verbesserungen 
von  dem  Schreiber  des  Göttweiger  Codex  stammen,  mit  anderen 
Worten ,  ob  er  mit  dem  ganzen  Systeme  der  Tironischen  Schrift 
vertraut  war  und  aus  eigener  Kenntniss  der  Regeln  die  nur  seiner 
Handschrift  eigenthümlichen  Formen  und  Erkläiungen  bildete  oder 
gab.  Nicht  für  die  Werthschätzung  des  Codex  allein  hat  diese  Frage 
Bedeutung,  sondern  es  handelt  sich  um  die  Frage  von  viel  grösserer 
Tragweite:  hat  man  zur  Zeit,  da  dieser  Codex  geschrieben  wurde 
oder  gar  im  zehnten  Jahrhundert,  in  welches  das  Strassburger  und 
mehrere  Pariser  Tironische  Lexica  gesetzt  werden,  noch  das  System 
vollständig  gekannt  und  mit  Bewusstsein  angewandt  oder  hat  man 
ohne  solches  Versländniss  der  Noten  nur  die  von  früheren  Jahrhun- 
derten überkommenen  Sairmilungen  copirt?  Wenn  Kopp  unwider- 
leglich nachgewiesen  hat,  was  zuvor  nur  Tassiii  (niclit  Toustain,  wie 
Kopp  gegen  Schönemann  behauptet)  richtig  erkannt  und  angedeutet 
hatte,  dass  die  Tironische  Schrift  scriptura  UtcruUs  und  nicht  reaJis 
ist,  so  bleibt  doch  noch  festzustellen,  wie  lange  sie  als  scripfitra 
Uteralis  und  zugleich  als  Gemeingut  der  gelehrten  Well  fortge- 
pflanzt ist.  Es  widerspricht  dem  lu-sprünglichen  Charakter  diesei- 
Schrift  keineswegs,  dass  die  Regeln,  auf  denen  sie  beruhte,  in  einer 
gewissen  Zeit  in  Vergessenlieit  gerathen  sein  können,  und  dass  seit- 
dem der  früher  einmal  in  lexikalischer  Form  zusammeng<'stellte 
Notenvorrath  als  scrlptura  rcalis  aufgefasst  von  Generation  zu  Gene- 
ralion, vielleicht  nur  in  gewissen  Kreisen,  in  denen  der  Notare 
u.  s.  w.  überliefert  worden    sei.   Es    fällt  d<>eh  jedesfalls  auf,  dass 


20 


Dr.      S  i 


■währeiul  uns  c-iue  Anzahl  von  Saninilunj^eii  crhalteii  ist,  keine  Spur 
einer  ÜberliefiTung  der  l{e.u;el:i  auf  uns  gekommen  ist,  und  unter 
den  Scl)riftstellern,  die  der  Tiroiiischen  Noten  gedenken,  finde  ich  nur 
beimlsidor,  aber  bei  keinem  späteren  mebr,  ein  richtiges  Verständ- 
niss  für  das  Wesen  dieser  Schiift.  Daher  erscheint  es  mir  als  eine 
bisher  noch  olFene  Frage,  bis  zu  welchi-r  Zeit  das  eigentliche  System 
bekannt  gewesen  ist,  in  welclier  Zeit  dagegen  nur  noch  die  Hesui- 
tate  der  Regeln,  d.  h.  einmal  mehr  o.ler  minder  fixirte  Nolenbilduu- 
gen  überliefert  worden  sind.  Die  fJeantwortung  dieser  Frage  ist 
wichtig  für  die  Diplomatik,  insofei'n  sich  aus  der  Anwendung  der 
Tironisehen  Noten  in  den  Diplomen  und  aus  der  Regelrichtigkcit 
derselben,  \v\c  wir  sie  in  den  Urkunden  finden,  ein  Kriterium  für  die 
Dipliime  ergibt.  Ich  bin,  beiläufig  gesagt,  in  Bezug  auf  den  Gebrauch 
der  Noten  in  den  Urkunden  des  IX.  Jahrhunderts  auf  anderem  Wege 
zu  einem  von  Kopp  wesentlich  abweichenden  Resultate,  gelangt. und 
kann  ihm  nicht  darin  beistinmion,  dass  er  eine  Anzahl  von  Diplomen 
Ludwig's  des  Deutschen  und  der  späteren  Karolinger  verwirft,  weil 
sie  ohne  Tironisehe  Noten  im  Recognitionszeichen  sind  oder  weil  die 
dort  befindli(;hen  Noten  nicht  den  ursprünglichen  Regeln  dieses 
Schriftsystems  entsprechen.  Zur  Entscheidung  über  diese  Frage 
würde  es  nun  wesentlich  beitragen,  wenn  sich  feststellen  Hesse,  um 
welche  Zeit  ungefähr  der  oben  angedeutete  Wendepunkt  in  der 
Überlieferung  der  Tironisehen  Noten  eingetreten  ist.  Dazu  bieten 
aber,  da  die  Schriftsteller  uns  darüber  nicht  genügend  unterrichten, 
vorzüglich  die  auf  uns  gekommenen  Tironisehen  Lexica  Gelegenheit 
dar,  insofern  sich  bei  genauer  Prüfung  ans  den  Eigenthümlichkeiten 
einer  jeden  Handschrift  mehr  oder  minder  sicher  erkennen  lassen 
wird,  ob  der  betreffende  Schreiber,  indem  er  sich  in  Bezug  auf  den 
Wortvorrath  im  Wesentlichen  an  die  überlieferten  Sammlungen  hielt, 
doch  in  Bezug  auf  die  Bildung  und  Deutung  der  Noten  selbststäiidig 
und  mit  Einsicht  in  die  Regeln  des  Schriftsystems  hier  und  da  neue 
Formen  schuf  oder  ob  er  auch  in  Bezug  auf  die  Noten  nur  mecha- 
nisch seiner  Vorlage  nachzeichnete  und  nachschrieb. 

In  ihrer  Allgemeinheit  kann  aber  diese  Frage  nur  wer  die 
sämmtiicheti  und  vorzüglich  die  jüngeren  Lexica  zu  vergleichen  Ge- 
legenheit hat,  beantworten.  Ich  muss  mich  darauf  beschränken,  hier 
den  mir  vorliegenden  Codex  nach  dieser  Seite  hin  zu  beurlheilen. 
DiiliL'i   kiiiinen  allerdings  die  früher  Beis|tiels   halber  verzeichneten 


j 


Tiionische    Noten.  -i  l 

Abweichungen  oder  Verbesserungen  für  sieh  nicht  entscheiden;   sie 
können  von  dern  Schreiber  selbst  stiimmen  ,  sie  können  sich  eben  so 
wohl  auf  eine  frühere  H;indschrift  stützen.   Auch  aus  den  häufigen 
Nachträgen  von  der  Hand  desselben  vSchreibers  (nur  wenige  Nach- 
träge scheinen  von  anderer,    etwas  jüngerer  Hand  hinzugefügt  zu 
sein),  wie  dassG.  30  zu  den  zuerst  aufgeführten  Zusammensetzungen  : 
conficlf,  deficit,  rcficit,  später  cfficit,  bi fielt,  interfieit  (===  Gr.  36). 
zu  defert,  profei't,  refert,  später  differt,  perfert  —  oder  G.  37  nach 
sublevaitdum,  später  ad  relevundum ,  ad  sublevaiidum  (=  Gr.  46) 
—  oder   G.  72  zu  bene  sanus,    später   optime  samis  (=  Gr.  88) 
u.  s.  w.  eingetragen  ist;  auch  daraus  lässt  sich  nicht  auf  die  Refä- 
higung  des  Schreibers,    selbst  Noten  zu  bilden,   schliessen;   es  ist 
vielmelir  wahrscheinlich  ,  dass  er  diese  späteren  Eifizeichnungen  aus 
einem  Lexikon  entnommen  hat,    welches  das  von  ihm.  ursprünglii'h 
eopirte  an  Notenreichthum  übertraf.  Dagegen  scheint  folgendes  dafür 
zu  sprechen,  dass  erKeniitniss  vonderBildung  der  Noten  gehabt  habe. 
Zu  wiederholten  Malen   hat  er  nämlich,    wo  die  Breite  der  Colonne 
nicht  genügte,  das  interpretirende  Wort  auszuschreiben,  den  Schluss 
desselben  nicht  in  gewöhnlichen  Buchstaben,  sundern  gleichfalls  in  Tiro- 
nischen  ßuchstaben  oder  Zeichen  wiedergegeben.    Besonders  häufig 
geschieht  es,  dass  die  Endung  rius  durch  das  K.  331  mifgetlieilte 
Zeichen  ausgedrückt  wird,  wie  in  G.  52  securicula  (rius),  in  G.  62 
urmamenta  (^rius) ,  in  G.  111   uenalicia  (riits)  u.  s.  w.  Eben  so 
finden  sieh  unter  den  Interpretationen  G.  62  legionarius  (miles), 
G.  82  qnibuscuiiqne  (^causis),  d.  h.  die  hier  in  Klammern  gesetzten 
Worte   aus   Mangel    an  Raum   Tironisch  geschrieben.  Insofern  darf 
man  es  wohl  auch  auf  Rechnung  dieses  Schreibers  setzen,  wenn   er 
in    solchen  Fällen,    in   denen    er  bei  gleichem  Stamm    eine  andere 
Wortform  angibt,  als  sich  in  den  übrigen  Samminngen  findet,  auch 
in  der  Tironisclien  Note  die  entsprechende,   zumeist   sich  auf  das 

auxiliare  beschränkende  Veränderung  vornimmt.    So  ist  G.  7   |_ 

richtig  von  ihm  interpretirt  in  futuro  statt  in  futurum  in  (ir.  7,  K. 

176.   —  G.  48      )      coUeijat  statt  coUega  in    Gr.  o9,    K.   ^C).  — 

Cr.  54    I,^  proprios   statt  proprius    in    Gr.  GG.  —  G.  54  J/H 

mcritus  statt  mvriti  in  Gr.  6ö,  K.  217  u.  s.  w.  Ja  wo  der  Schreiber 
liier  und  da  das  erklärende  Wort  verstümmelt  zu  unrichtiger  Form 


22  \>r.     Sickel 

oder  zu  ^mi*  nicht  t'xistiroiiilcm  Wort,  verändert  er  wolil  auch  die 
Note  so.  dass  sie  der  vernieintlichen  \N'ortf<»rm  entspriclit.  So  war 
ihm  ofTenbar  cerbenis,  das  sich  Gr.  07  richtig  unter  den»  Schlagwort 
orcus  befindet,  unverständlich;  er  schrieb  statt  dessen  als  Note 
CBm's,  als  Interpretalion  ccrhanh.  Ehen  so  entspricht  der  unrich- 
tigen Form  (Vi  uifeiior  (G.  44  statt  di  'niferiores  Gr.  55)  die  Note 
mit  dem  auxiliarc  or. 

Man  kann  somit  dem  Schreiber  ein  gewisses  Verständniss  für 
die  Gesetze  dei'  Notenhildnng  nicht  absprechen.  Aber  hier  ist  nini 
der  Ort  anziifuhrcn ,  dass  wenn  die  bisher  erwähnten  Abweichungen 
des  Cod.  Gotw.  von  anderen  Sammlungen  Tironischer  Noten  zum 
Theil  in  eben  so  berechtigten  Bildungen  als  die  sonst  überlieferten, 
zum  Theil  sogar  in  Verbesserungen  bestehen,  es  daneben  nicht  an 
Abweichungen  fehlt,  die  offenbar  auf  Fehler  hinauslaufen.  G.  5  sind 
die  Noten  für  cui  und  cuiduni  nicht  durch  den  für  die  zweite 
unentbehrlichen  Punct  (Gr.  6,  K.  64)  unterschieden.  G.  14  ist  nach- 
träglich eine  Note  eingeschaltet,  die  SJsis  zu  lösen  wäre,  die  aber 
sis  interpretirt  wird;  dns  heisst,  es  ist  hier  als  auxiliare  das  Zeichen 
verwendet,  das  für  sich  allein  schon  sis  enthält  (Gr.  29,  K.  343). 
Die  spissum  erklärte  Note  in  G.  89  enthält  SLum  statt  SPutii,  wie 
iu  Gr.  106,  K.  336.  Wiederholt  sind  doppelte  auxiliaria  von  ver- 
schiedener Bedeutung  gesetzt,  wie  G.  87  hei  evadit.  Das  Zeichen 
für  DE  ist  fast  überall  zu  sehr  geschlossen,  so  dass  es  nicht  von 
D  0  zü  unterscheiden  ist.  Bei  manchen  Noten,  die  mit  denen  anderer 
Lexica  übereinstimmen,  stehen  falsche  Erklärungen,  falsch  in  dem 
Sinne,  dass  in  der  Note  deutlich  aMSgeschriebene  Buchstaben  in 
der  Interpretation  nicht  berücksichtigt  sind.  In  G.  37  ist  I(s)SL 
(  =  insofciis  Gr.  47,  K.  192)  ohne  Berücksichtigung  des  J  mit  so/tv/s 
übersetzt;  in  G.  97  ÄTfus  (=  attonitus  Gr.  118,  K.  38)  toNitus; 
in  G.  103  DM  (um  (=  dilenimentiim  oder  delinimcittinn  Gr.  129, 
K.  101)  lin'nnentum.  Andererseits  sind  Buchstaben  oder  Sylhen  in 
die  Interpretation  eingeschoben,  die,  was  unerlässlich  gewesen  wäre, 
in  der  Note  nicht  angedeutet  sind,  so  wird  Ifnu)Sa  (^  instantia 
Gr. 40,  K.  190)  inG.33  wie  im  Cod.  Pistor.  durch  inconstantiu  über- 
setzt und  I U Lis  (^innnrdfn/is  Gr.  131,  K.  170)  durch  inremeiibilis. 

In  all  dergleichen  Fällen  liegen  unverkennbar  Fehler  vor,  die 
Stilist,  wenn  sie  sich  schon  in  dem  copirlen  Lexikon  vorfanden,  von 
jedem    der   Tinmischen    vSchril't    kundigon    Schreiher    ei'kannt    und 


Tiroiiische    Noten.  Zo 

verbessert  werden  mussten.  Nur  Nachlässigkeit  itiiiiehirieii  zu  wollen, 
ist  hier  nicht  möglich.  Denn  einige  im  Codex  vorkommende  Fehler 
sind  zu  arg;  andererseits  würde  dem  auch  die  Wiederholung  gewisser 
Unrichtigkeiten  an  verschiedenen  Orten  widersprechen.  Wie  lässt 
sich  nun  aber  dieses  Resultat  mit  dem  früher  erhaltenen,  dass  der 
Schreiber  ein  gewisses  Verständniss  für  die  Noten  verrälh,  zusam- 
menreimen? Nach  meiner  Ansicht  ist  er  nicht  mehr  mit  dem  voll- 
ständigen Systeme  der  Tironischen  Schrift  vertraut.  Wenn  den- 
noch seine  Noten  bis  etwa  auf  ein  Hunderttheil  correet  sind,  so  ver- 
dankt er  es  einerseits  einem  guten  Lexikon,  das  ihm  zur  Abschrift 
vorliegt,  andererseits  ist  er  selbst  ein  gewissenhafter  Copist.  Dabei 
kommt  es  ihm  zustatten,  dass  er  doch  noch  einiges  Verständniss  für 
die  Notenbildung  hat,  sei  es,  dass  ihm  die  einfacheren  Regeln, 
wenigstens  die  von  den  Tironischen  Einzelbuchstabt-n,  den  gewöhn- 
lichsten Verscliränkuiigen  und  den  am  häufigsten  vorkommenden 
Hilfszeichen  durch  Überlieferung  bekannt  sind,  sei  es,  dass  er 
tausende  von  Noten  nachzeichnend  sich  diese  einfacheren  Regeln 
abstrahirt  und  dann  im  weiteren  Verlaufe  selbstständig  anwendet. 
Der  Schreiber  des  Cod.  Gotwicensis  gehört  also  in  Bezug  auf  die 
Kenntniss  der  Tironischen  Schrift  einer  Übergangszeit  an:  in  ihrer 
Gesammtheit  versteht  er  nicht  mehr  die  Gesetze  dieser  scriptura 
literalis ,  sondern  bildet  nur  mehr  oder  minder  mechanisch  den 
Notenvorrath  nach,  der  ihm  in  Sammlungen  früherer  Jahrhunderte 
vorlag. 

Es  scheint  mir,  dass  in  dem  treffliclien  Werke  Kopp's  in  der 
Geschichte  der  Tironischen  Schrift  der  Umstand ,  dass  nothwendiger 
Weise  ein  Übergangsstailium  eintreten  musste,  nicht  zur  Genüge 
berücksichtigt  worden  ist  und  dass  aus  diesem  Grunde  mehrere 
Folgerungen,  die  er  aus  seiner  Auffassung  zieht  und  die  er  sofort  als 
Kriterien  auf  die  Diplome  des  IX.  Jahrhunderts  anwendet,  nicht 
stichluillig  sind.  Ähnlich  wie  dem  Schreiber  unseres  Codex  ist  es  in 
einer  gewissen  Zeit  den  Notaren  der  Kanzleien  oder  jenen  Männern 
gegangen,  die  hie  und  da  in  Handschriften  noch  Tironische  Noten 
angewandt  haben;  sie  haben  wohl  noch  die  Einzelbuchstaben  und 
deren  einfachere  Verbindungen,  ferner  die  auxiliaria  (die  sich  ja  zum 
Theil  als  Abkürzungszeichen  das  ganze  Mittelalter  hindurch  erhalten 
haben)  gekannt,  liaben  aber  die  Mehrzahl  der  Noten,  als  wenn  sie 
scriplurti  rcd/is  wären,  ohne  genaues  Verständniss  für  deren  BiMung 


24  Dr.     S  i  o  k  f  I 

mii"  im  Gciliiclitiiiss  foslgelialtcii.  Dalioi  frlileii  ihnen  oft  im  roclitoii 
Augeiil)lick  dii'  eiitspreclKMuieii  Zeichen  und  sie  müssen  mitten  in 
die  Tii'onischen  Noten  hinein  Buchstaben  des  gewöhnlichen  Al[)hiihels 
setzen,  diiher  veründern  sie,  der  Bildnngsgesetze  unkundig,  die  Noten 
zuweilen  bis  zur  Unkenntlichkeit,  daher  bilden  sie  sich  für  einzelne 
Buchstaben  oder  Sylbi'u  ihre  besonderen  und  nur  ihnen  verständ- 
lichen Zeichen.  Unzweifelhaft  hat  sich  in  Westfranken  das  systema- 
tische Verständniss  und  in  Folge  davon  auch  die  aligemeinere  An- 
wendung der  Tironischen  Sciirift  länger  eihalten  als  in  Deutschland. 
Weslfränkische  Urkunden  aus  dem  Ende  des  IX.  Jahrhunderts  ent- 
halten in  der  Regel  noch  richtige  Noten.  Im  ostfränkischen  Reiche 
dagegen  hört  ihre  Anwendung  in  den  Diplomen  sciion  in  der  zweiten 
Hälfte  der  Regierung  Ludwig's  des  Deutschen  fast  ganz  auf;  ent- 
weder wird  das  Recognitionszcichen  gar  nicht  mehr  ausgefüllt  oder 
durch  Bildungen,  die  von  den  richtigen  Tironischen  Noten  mehr  oder 
weniger  abweichen.  Man  ist  nicht  berechtigt,  wie  Kopp  thut,  könig- 
liche UrkiMiden  aus  dieser  Zeit  aus  diesem  Grunde  allein  als  falsch 
zu  verwerfen.  Deutlicher  zeigt  sich,  wie  die  Kenntniss  der  Tironi- 
schen Schrift  allmäiilich  in  Vergessenheit  geräth,  unter  den  Nachfol- 
gern Ludwig's  des  Deutschen;  auch  Kopp  hat  es  für  diese  Zeit  aner- 
kannt. So  versteht  z.  B.  Arnulfs  Kanzler  Aspertus  (K.  ^.  430) 
nur  noch  seinen  Namen  Tironisch  zu  schreiben.  Der  Kanzler  Lud- 
wig's des  Kindes  Ernustus  (K.  >^.  434)  hat  aus  dem  Notenvorrath 
nur  noch  die  einigermassen  festgehalten,  welche  bei  der  Recognition 
am  häufigsten  Anwendung  finden.  Brun  endlich  unter  Otto  dem 
Grossen  (K.  ■§.  437)  weiss  allenfalls  nocli  notnrius  nachzuzeichnen, 
setzt  aber  bei  den  anderen  Worten  schon  gewöhnliche  Buchstaben  an 
die  Stelle  der  Tironischen. 

Das  gleiche  allmähliche  Verschwinden  und  die  gleiche  allmäh- 
liche Umbildung  der  Noten  lässt  sich  an  den  Ilaiidschiiften  verfolgen. 
Es  ist  hiei"  niciit  der  Ort,  dies  im  Einzelnen  darzulegen  und  lich 
beschränke  mich  darauf,  auf  einzelne  Codices  hinzuweisen,  welche 
das  Verhältniss  gut  veranschaulichen.  Derjenige,  welcher  das  Bre- 
viarium  Alarici  (Münchener  Codex,  22501  saec.  VI — Vil)  mit  Tironi- 
schen Glossen  versehen  hat,  ist  dieser  Schreibweise  noch  vollkommen 
mächtig.  Dasselbe  gilt,  >oweit  sich  nach  den  Mittheilimgen  bei  K. 
§.  3Ö5  urtheilen  lässt,  von  dem  Schreiber  des  Psalteritnns  Cod. 
l'aris.  779.   Dagegen    fällt   schon    bei   dem  Cod.  Paris.  2718,   den 


Tironische    Noten. 


25 


C'.ii'peiilier  im  Alphnhelum  Tiroiiianum  nüchgehildet  hat  (cf.  Kopp, 
§.  357—364)  auf,  dass  dem  Schreiber  für  viele  Wörter  die  leicht 
zu  bildenden  Noten  fehlen.  Ähidicli  ergeht  e.s  einem  dem  IX.  Jahr- 
hundert angehörigen  Schreiber  *),  der  einer  aus  dem  Kloster  St. 
Germain  in  Auxerre  stammenden,  jetzt  in  Melk  belindlichen  Hand- 
schrift des  Beda  (Melker  Cod.  G.  32)  zahlreiche  Erklärungen  in 
Tironischen  Noten  beige.schriebcMi  hut;  die  Noten  sind  noch  ganz 
richtig  gebildet,  sind  aber  vielfach  mit  gewöhnlichen  Buchstaben 
untermengt.  Bei  weitem  stärker  ist  die  Mischung  in  dem  am  Ende 
des  IX.  Jahrhunderts  geschriebenen  Cod.  Monac.  18628  (ScduUi, 
Wdhifvidi  et  alionim  carmmii);  in  einem  Gedicht,  Fol.  94  v,  ist 
nur  noch  ein  Drittheil  Tironisch  geschrieben  und  die  Noten  auf  dieser 
und  der  folgenden  Seite  sind  schon  stark  verderbt.  Zugleich  ist 
hier  der  Übergang  von  Tironischen  Noten  zu  willküilich  ersonnenen 
Zeichen  entschieden  ausgesprochen,  indem  der  Schreiber  auf  Fol. 
95  r  zwei  Alphabete  seiner  Erfindung  hinzufügt  und  von  denselben 
sofort  Gebrauch  maclit.  Letzteres  ist  dann  in  den  folgenden  Jahrhun- 
derten, wie  z.  B.  in  einem  Klosterneuburger  Codex  723  das  Gewöhn- 
liche; als  letzte  Reminiscenzen  erscheinen  in  ihm  noch  einzelne  meist 
sehr  verderbte  Tironische  Noten  neben  beliebig  ersonnenen  Zeichen 
und  neben  Buchstaben  des  gewöhnlichen  Alphabets. 


Ich  kehre  zu  der  Göltweiger  Handschrift  zurück.  Das  Urtheil, 
das  ich  über  deren  Schreiber  gefällt  hübe,  kann  den  VVertii  derselben 
nur  wenig  beeinträchtigen.  Sie  bleibt  als,  soweit  bekannt,  Zweit- 
älteste Notensammlung  immerhin  sehr  werthvoll  und  die  früher  an- 
geführten Beispiele  haben  gezeigt,  dass  sich  ihr  noch  abweichende 
Formen  und  manche  Verbesserungen  für  bisher  schon  gekannte  Noten 
entnehmen  lassen.  Es  erübrigt  mir  zum  Schluss,  aus  diesem  Codex. 
alleNoten  für  die  in  den  bisher  veröffentlichtenLexicis 
noch  nicht  enthaltenen  Wörter  mitzutheilen.  Ich  gebe  dabei 
die  Erklärungen  in  der  von  Kopp  befolgten  Weise.  Die  Beurlhoilung 
der  Noten  zu  erleiclitern.  füge  ich  bei,  in  welcher  Reihenfolge  sie  im 
Cod.  Gotw.  vorkommen,  d.  h.  ich  gebe  jedesmal  das  vorhergehende 


1)  Wie  ich  in  elui'ia  der  ßibliulheqiie  de  l'eeole  des  chflrtes  roitgetheiitoii  Aufsatz  über 
diese  Haudschi'il't  naeh<jewiesen  habe,  sind  die  Tirouisch  geseiiriebeuen  Zusätze  von 
dem  Möufh  Heirii-,  di'in  Verfasser  der  Vila  s.  Germaiii. 


20  Dr.     S  i  c  k  p  I 

Wort  an,  (Ins  man  mit  Ililte  des  alphabetischen  Wortverzeichnisses 
Iiei  Kopp  leicht  in  der  Grnter'sohcn  Sammlung  auffinden  kann.  End- 
lich sollen  die  auf  die  Interpretation  folgenden  Citate  auf  ähnliche 
Bildungen  behufs  der  Erläuterung  hinweisen. 

fi.  2.         (nach    et  tum    >te)  f-j  _  (e)  Tfam)  Nl  etiam  m\ 

cf.  etiam  ne,  Gi-.  2,  K.  379. 

tt.   3.    (nach  cyo  cn'nn   (lutcni)       /     E(l(i)  cgo  dix'i. 

divi.  N  wird  durch  die 
Kreuzung  von  E  und  D 
ausgedrückt,  cf.  ego  cnim 
vero,  Gr.  3.  K.  113. 

„„         „„„  „  I      E  SU  (m)   ego  sum ,   cf. 

K.  3GH. 


yv,  E  (n)  SU  (m)  ego  enim 


sum. 


G.    6.  (nach  ab  his)  Y*-  A  (b)  A  (u)  L    ab    nn- 

gelis. 

„     „  «       r     «  -/  C{u)A{n)L    cum   nn- 

gelis. 

„     „  ]u    I  (,ij  n   A  00  f^    i"ft'r 

aiigclns. 

(i.    0.  {\\^q\\  jniitincl)  lA^P(raei)  N  praclutet  cf. 

protinet  Gr.  10.  K.  2f^ö. 

li.  17.  (uuch  disjK'nfif)  ^\^n  PS i/  dispeisit. 

Vi.  |H.  (nach  nuijrchil)  "^        V(oii)  I um   roujaculnm 

«1.      jiiculiini      Gr.      2(K 
K.   IGT. 


Tiroiiische    Noten. 


27 


0.  18.        fnach  desit  desiit)        ^^\^SDLit  und  SDLiit  mit 

doppeltem  auxiliare:  de- 
silit  und  desilnt,cf.  trnn- 
sit,  traiisilit  Gr.  21 ,  i  98, 
K.  3(iS,  377.  —  Knpp's 
Vorschlag,  zuvor  desinit 
statt  desit  zu  erklären, 
steht  die  Übereinstim- 
mung alier  Cod.  und  die 
Reihenfolge,  in  der  sich 
die  Note  findet,  entgegen. 

G.  25.  (n.  clanc-elac '\\\G\\Z\)   \^  CLnoii  clnncorum. 

V     Ä  (dj  S  tat  adspcct'it. 

^r  RIVat  rejurat. 

'7         C(onJL(i)N  conliber- 
tinus. 

l PC  tu  peccatum. 

^^y^KSQiJLtciH  social itaa,  cf. 
societas  Gr.  76. 

Cr.  64.  (nach  taesuni)  yh    EXS(u>n)  ex'taesum. 

G.  65.   (nach  dominus  nostcr)     \/^  D (e)  N T  deus  nostcr. 

Cr.  65.  (nach  (jal/iciis)  Q     G(a)La   galilea  ,     von 

gullia  in  Gr.  78,  K.  150 

nur  durch  die  Stellung 
des  auxil.  untorscIiiodcMi. 

G.  71.        (nach  contvihnlits)        *~~%ritLlsf,ihuc'lis(trihu- 

lisj.  Dieselbe  Note  wird 
hei  K.  371  aus  dem  Cod. 
Cass.  trifni/iis  orkliirl. 
Ofleiibar  ist  aber  die  Ncte 


G.  34. 

(nach  JX'spectat) 

G.  40. 

(nach  dijuiat) 

G.  46. 

(nach  lihertinus) 

G.  47. 

(nach  peccator) 

G.  63. 

(nach  socinlis) 

28 


Dr.     S  i  0  k  e  I 


G.  76.      (»ach  sanctimoniae) 

Cr.  80.         (nach  genesalia) 
Cr.  88.  (nach  exorat) 


G.  99.       (nach  duicissiimis) 
G.  100.  (nach  coctua) 


G.  10.3. 


(nach  (i'.vif) 


bei  Gr.  86  (mit  dem  Punkt 
statt  dem  is),  wie  sie  sich 
auch  im  Cod.  Gotw.  findet, 
^Iribulus.  Darauf  folgt 
dann  in  Gr.  und  G.  con- 
ribtiliis,  ein  nicht  nach- 
Acisbares  Wort   (cf.  K. 
't71,  i).  Ich  möchte dafiii' 
'asselbe  signum   prinoi- 
ale  mit  is  =  contribuUs 
^tzen  und  dann  die  Rei- 
•nfolge  umändern  in^/7"- 
dus ,  frihiilis,    contri- 
buUs. 

C   1  Sllium  sanctuarhim. 

^^^GSRret  genesareth. 
^^^V    Jiliat  reorat,  und 


s: 


SRut  snborat,  allerdings 
zweifelhafte  Composita, 
die  vielleicht  blos  aus  der 
Gewohnheit,  auf  das  eir)- 
fache  Verhum  die  zusam- 
mengesetzten folgen  zu 
lassen,    entstanden  sind. 

i-f^  D  (1)  M  um    (lulciamen  - 
fum. 

^-f^rt  (11)  it  ruf/it,  was  allein 
zu  den  folgenden  Zusam- 
mensetzungen passt.  In 
Gr.  123  und  K.  311  mit 
dem  auxiliare  is  =  rudis. 

•E-j^U^OTCit  adtegit  und 
A(d)TG(.v)it  adle.vit. 


Tironische   Noten.  29 

G.  112.  (nach  lenga)  ^y  lilGOda  bigoda,  cf,  bi 

K.  44,  ,^0  K.  152. 
G.  124.  (nach  cespes)  '^>j  Cß)P  cidops. 

G.  115.        (niic'li  comhlnat)  T^  1  (n)  coMat:  incumhiiuit. 

G.  115.         (nach  spoiuhihi)         -x^^iJ^SP Na  spontanen. 

G.  118.         (nach  auriciiUi)  V^  ^00  '  '^  inauris ,  indem 

die   für   dieses   Wort    in 
Gr.  Ißl,  K.  178  angege- 
bene Note  hier  inanricida 
interpretirt  wird,  so  dass 
sich    richtig    inauris   zu 
inaiiricida  verhält,    wie 
auris  zu  aiwicula. 
Endlich  mache  ich  noch  auf  den  Werth  aufmerksam,  den  die  bei- 
geschriebenen  VVorterklarungen  in  sprachlicher  Hinsicht  haben.  Ein- 
zehie  Wörter  treten  in  der  guten  alten  Form  auf,  wie  sie  das  spätere 
Mittehilter  nicht  mehr  kennt,    aridere  erscheinen  in  der  verderbten 
Schreibung,  welche  die  Handschriften  bis  und  noch  etwas  nach  800 
kennzeiclinet.    So    lassen    sich    Verfauschungen    der    Yocale,     wie 
acedum  (acidum) ,  artiria  {arter ia) ,  conipus(^compns)  ,  cimenti- 
cium  (caementiciuni) ,  edocut  (ediicat) ,  f'nemor  (femur) ,  f'erigo 
(ferugoj ,  laetura  (litnra) ,  simet  (semet)  ,  tiindit  (tonditj,  cigel 
(vigil),  vinit  (venit)  —  oder  Vertauschungen  gleichartiger  Conso- 
nanten,  Verdo[>pelung  oder  Aspiration    derselben,    wie    ncriniensor 
(ngrimensorj ,    haut  und  nut  (hand),    intcrcapito  (intercapedo), 
qtiona  (^cuna) ,  mallo  (walo) ,  taesile  (tesselae)  u.  s.  w.  auf  jeder 
Seite  nachweisen.  Ganz  incorrect  ist  die  Schreibung  in    vielen  grie- 
chischen Wörtern,    fn    einzelnen    Fällen    scheint   sie    allerdings    inif 
besonderer  Aussprache  zu  beruhen,  indem   nämlich  die  iiuiVallenden 
Buchstaben  auch  in  den  Tironischen  Noten  Ausdruck  gefunden  haben. 
Zumeist  dagegen  erklären  sich  diese  Fehler  danus,  dass  der  Schrei- 
ber die  Worte  nicht  versteht,  wie  wenn  er  in  einer  Heihe  mytholo- 
gischer Nameil  ensis  (isisj,   ensis   et   serapis  schreibt.   Sind   ihm 
doch   auch   manche  lateinische  Ausdrücke  unverständlich,   so  dass  er 


30 


l»r.   Sii-kel,   Tiroiiische  Nolen. 


etwa  vir  sanns  statt  rcsnniis,  hnnmfius  stall  homuncio  setzt,  dass 
er  bnlat  (l>l(»keti,  wie  das  vorlicrgeliende  jnugit  beweis»)  mit  bdlUtt 
(tanzen)  verwechselt  und  von  jenem  hallator ,  ball atriv  hWA^i.  Zu- 
meist werden  sich  die  Kehlor  aus  dem  Zusammenlianfje  verbessern 
lassen.  So  findet  sich  G.  119  mololentum,  wofür  bei  Gr.  163  und 
im  Cod.  Cass.  viololltnm  steht,  Tironisch  M^oJ  L(it)um,  was  Kop[) 
veranlasste,  niolo/ifiim  zu  erklären;  nimmt  man  aber  das  im  Cod. 
Gotw.  folijende  kololoitnm  dazu,  so  liej^t  es  näher  an  }j.o\^öh'^ng, 
öXöhhog  zu  denken.  Das«^  Kopp  auf  die  Reihenfolge,  in  welcher  die 
sonst  nicht  nachweisbaren  Wortformen  vorkommen,  nicht  Rücksicht 
genommen  h;it,  erregt  gegen  die  von  ihm  vorgeschlagenen  Erklä- 
rungen Redenkeii.  Für  vaciifin'um  (K.  6o3,  Gr.  54,  G.  43)  will  er 
Vacoriiim  lesen,  aber  Ortsnamen  kommen  in  diesem  Theil  der  Samm- 
lung nicht  vor.  Aus  gleichem  Grunde  kann  ich  ihm  nicht  beistimmen, 
wenn  er  für  mefosulum  in  Gr.  146,  K.  233  und  623  Metiosedum, 
für  samos  in  Gr.  156  Samos  vorschlägt.  Statt  jenem  steht  in  G.  1 11 
das  mir  gleichfalls  unverständliche  meglosidum,  statt  diesem  G.  116 
scmmoii ,  saumo7ifalia  und  zwar  letzteres  zwischen  dolium,  cupa, 
caudn,  dorsum,  wo  also  füglicher  sr/^jrw?«,  saiima,  sainmidalia  7M 
verbessern  wäre.  Jedesfalls  ist  es  bezeichnend  und  weist  auch  auf 
gemeinschaftliche  Quelle  unserer  Lexica  hin,  dass  die  unverständ- 
lichen Worlformen  zumeist  in  allen  Handschriften  gleich  verunstaltet 
erscheinen.  So  finden  sich  auch  in  unserem  Codex  (cf.  K.  523  ,  98, 
154)  ifjnobUis  cngiiitorum,  prima  palatio  (etwa  primas  palalii?), 
gut  —  oder  rertundo  (K.  143:  vcrlutidcni),  pritrcfraginin  (etwa 
prorefragium?  K.  274:  prodifragium)  u.  a.  Daneben  enthält  die 
Göftweiger  Handschrift  aber  auch  manche,  wenn  auch  sonst  noch 
nicht  nachgewiesene,  so  doch  ganz  normal  gebildete  Formen,  die  zur 
Rereicheruiig  des  miltelalterlichen  Wortvorrathes  dienen  können, 
wie  conjaculiim,  co/libcrti/ius ,  extac^um,  iuauriculii  u.  s.  w.  Ich 
will  durch  diese  Beis[iiele  nur  andeuten,  dass  sich  auch  in  sprach- 
licher, namentlich  lexikographischer  Hinsicht  aus  dieser  wie  aus  den 
anderen  Tironischen  Sammlungen  noch  einiger  Gewinn  ziehen  lassen 
wird;  die  Ausbeute  selbst  muss  ich  Sprachkundigeren  überlassen. 


Tausch  ins  k  i,   Faviana  und  Wien.  31 


SITZUNG  VOM  9.  OCTOßEH    1861. 


G  e  I  e  s  e  n : 

F  a   V  i  a  n  a     u  n  d      W  i  e  n . 
Von  Hippolyt  Tausch iuski. 

Eugippius  der  Schüler  und  Biograph  des  heil.  Severiii  spricht 
inehrmalen  von  einer  Stadt  Fa  via  na,  welche  nach  dem  Inhalte  seiner 
Worte  am  rechten  Donauufer  in  nicht  sehr  weiter  Entfernunof  von 
der  Grenze,  welche  Ufernoricum  und  das  obere  Pannonien  scheidet, 
gelegen  sein  musste.  Schon  im  12.  Jahrhunderte  war  man  der 
Meinung,  dass  das  nenaufhiüliende  Wien  einst  jenen  Namen  geführt 
habe;  dieser  Glaube  erhielt  sich  im  Volke  bis  auf  unsere  Ta^e  und 
mehrere  Örtlichkeiten  in  und  um  Wien  werden  mit  Severin  und 
seinen  Mönchen  in  Verbindung  gebracht.  Da  es  jedoch  ausgemacht 
ist,  dass  an  der  Stelle  des  heutigen  Wien  zu  den  Zeiten  der  Uömer 
das  Municipium  Vindohona  gestanden  habe,  so  ergriff  mau,  um  den 
doppelten  Namen  des  einen  Ortes  erklären  zu  können,  zu  folgendem 
Auskunftsniittel  seine  Zuflucht:  Wie  die  römischen  Grenzstationen 
manchmal  ihre  Bezeichnung  von  der  in  ihnen  liegenden  Besatzung 
erhielten,  so  habe  auch  die  ursprünglich  Vindohona  geheissene  Stadt 
von  dem  längeren  Aufenthalte  der  Cohors  Fabiana  daselbst  im  5.  Jahr- 
hunderte den  neuen  Namen  bekonunen.  Dass  nun  eine  solche  Trujtpe 
existirt  habe,  soll  durch  mehrere  Denkmäler  festgestellt  sein,  von 
deren  AufUndung  und  Inhalt  Lazius,  Främer,  Caccia  und  Ilormayr«) 
die  gläubige  Welt  benachrichtigt  haben.  Die  erstereu  drei  theilen 
die  Inschriften  Von  Steinen  und  Legionsziegeln,  Hormayr  die  eines 
römischen  Schwertes  mit,   welche  Inschriften  genaue  Meldung  von 


JJ  2  T  »  II  s  <•  h  i  n  s  k  i 

einer  Coliors  FabiniKi  iti  dem  Muiiit'ipiiiin  Viiuloboira  machen.  Die 
ersteren  Denkmäler  sucht  man  gegcnNVärtij;  vergebens  und  ihre  Echt- 
heit ist  zu  verdächtig,  als  dass  man  eine  nehaiiptung  auf  sie  stützen 
möchte  2);  der  llormayer'sclie  Hömerdolch  hefintiel  sich  zwar  auf  dem 
Schlüsse  Feistritz  in  Niederösterreich,  ist  aber  ein  erwiesenes  Mach- 
werk aus  neuerer  Zeil''').  Da  bisher  noch  Niemand  versucht  hat, 
aus  der  Vita  Severini  die  Identität  Faviana's  mit  Wien  nachweisen 
zu  wollen,  so  scheint  demnacii  die  Tradition  die  einzige  Stütze  der- 
selben zu  sein.  Es  ist  daher  begreiflich,  wie  man  schon  im  vorigen 
Jahrhundertc  die  IdentiUit  anfechten  konnte.  Lambecius,  Pagi  und 
Eichhorn  bestritten  sie,  aber  mit  ziemlich  nichtigen  Gründen;  desto 
melir  durfte  Hormayr  glauben,  sie  siegreich  vertheidigt  zu  haben. 
In  neuerer  Zeit  erhielten  jedoch  die  AngrilTe  durch  die  letzte  Aus- 
gabe der  aus  dem  Anfange  des  o.  Jahrhunderts  stammenden  Notitia 
imperii  einen  sielieren  Stüfzininct.  In  den  früheren  Drucken  der- 
selben war  unter  den  römischen  Stationen  in  Ufernoricum  immer  ein 
Fasiana  angegeben;  der  neueste  Herausgeber  E  d  u  a  r  d  Böcking 
wies  aber  nach*),  dass  drei  gute  Handschriften  entschieden  Fafianae 
lesen.  Ihm  wurde  es  sogleich  zur  vollen  Gewissheit,  dass  dieses  niit 
dem  severinischen  Faviana  ein  und  derselbe  Ort  sei,  das  letztere 
also  nicht  mit  dem  in  Pannoiiien  liegenden  Vindobona  identisch  sein 
könne  5).  Beweise  hat  er  keine  vorgebracht.  Es  ist  aber  einleuchtend, 
dass  die  Existenz  eines  Fafianae  in  irgend  einer  Gegend  noch  durchaus 
nicht  bewei>t,  dass  es  in  Pannonien  keine  Stadt  Faviana  gegeben 
haben  könne.  Kommen  doch  in  einer  und  derselben  Provinz,  ja  oft 
ganz  in  der  Nähe,  Orte  mit  gleichen  Namen  vor  6).  Diese  von  Böcking 
gelassene  Lücke  suchten  desshalb  andere  Gelehrte  auszufüllen. 
Friedrich  Blumberger,  Stiftskämmerer  in  Göttweig,  verüfTent- 
lichte  im  Jahre  1849  seine  „Bedenken  gegen  die  gewöhnliche  Ansicht 
von  Wiens  Identität  mit  dem  alten  Faviana")",  bei  denen  er  es  aber 
„dem  Urtlieile  dei-  Kritiker  überliess,  ob  seine  Besultate  für  liquid 
zu  halten  seien  oder  nur  für  zweifelerregiMul  oder  ganz  beseitigt 
werden  können''.  \N' i  I  h  el  rn  G  lück  in  der  Abhandlung  „die  Bis- 
tbümcr  Noricums,  besonders  das  lorchische  zur  Zeit  der  römischen 
Herrschaft'*)"  erklärte  jedoch  schon  geradezu,  dass  Böcking  und 
besonders  Bbnnberger  die  Sache  „klar  nachgewiesen"  hätten  und 
fügte  noch  drei  Giilnde  hinzu,  welche  deren  Beliaiijitungen  unter 
slüt/en  sollen. 


Faviana  und  Wien.  33 

Wie  mnn  sieht,  kommt  es  vor  Allem  auf  das  Gewicht  der  von 
diesen  beiden  Geleliiten  erhobenen  Bedenken  an,  ob  die  Identität  als 
gänzlich  haltlos  zu  verwerfen  sei,  oder  ob  man  an  derselben  noch  ohne 
sich  einer  historischen  Sünde  schuldig  zu  machen,   festhalten  dürfe. 
Meiner  Meinung  nach  wird  eine  genaue  Prüfung  der  von  ihnen  bei- 
gebrachten Gründe  ihre  Unsticlihältigkeit  an  den  Tag  legen.  Ich  will 
die  Behauptungen  der  Schriftsteller  nicht  in  der  Beihenfolge  bespre- 
chen, in  der  sie  von  ihnen  selbst  angeführt  wurden,  sondern  dieselben, 
da  mehrere  zusammenfallen  oder  doch  ähnlich  sind,  in  eine  gewisse 
Gruppirung  bringen.   Die  Identität  Faviana's  mit  Wien   soll  nämlich 
erstens  gewissen  geschichtlichen  Thatsachen  \\  idersprechen,  zw  eitens 
mit  den  eigenenWorten  des  Eugippius  nicht  im  Einklang  stehen  und  end- 
lich drittens  auch  Angaben  andeierQuellenschriftsleller  entgegen  sein. 
Was  den  ersten  Punct,  den  Widerspruch   mit  der  Geschichte 
anbetrifft,  so  sind  Blumberger's  Worte  folgende»):  „Es  geht  aus 
mehreren  Stellen  der  Vita  hervor,   dass  Faviana  zur  Zeit  Severin's 
unter  der  Herrschaft  der  Bugier  gestanden.   Man  sehe  nun  auch  auf 
das  damalige  Verhältniss  von  Vindobona.  NachAttila's  Tode  hatten  sich 
die  Ostgothen  ein  Reich  in  Pannonien  gegründet,  von  welchem  Jor- 
nandes  (c.  50)    sagt:    ornata  patria  civitatibus  plurimis,  qunruni 
prima  Sirmis  extrema  Yindotnhia  (Vindobona).  Es  erscheint  also 
Vindobona  als   eifie  Stadt  des  ostgotliischen  Reiches,  während  sich 
zur  nämlichen  Zeit  Faviana  als  zum  rugisclien  Reiche  gehörend  zeigt. 
Hier  nun  wieder  eine  Disharmonie  zwischen  Faviana  und  Vindobona, 
welche  nicht  gestattet   Faviana  auf  Vindobona  oder  Wien  zu  bezie- 
hen,  man  müsste  nur  wieder  annehmen  ,  dass  auch  Jornandes  nicht 
gut  unterrichtet  gewesen".   Das  letztere  braucht  man  aber  durchaus 
nicht  anzunehmen;  Eugippius  wie  Jornandes  waren  wohl   beide  ganz 
gut  unterrichtet.  Die  sclieinhare  Disharmonie  entsteht  nur  durch  eine 
irrige  Anordnung  der  Ereignisse.   Eugippius  sagt  im   6,  Capitel  der 
Vita  ausdrücklich  <o),  dass  die  Rugier  ihre  Herrschaft  an  der  Dunau 
erst   befestigen  konnten,  nachdem  die   Gollien   Paunonien   verlassen 
hatten.  Dies  geschah  aber  nach  Jornandes  ")  zu   der  Zeit,  als  Gly- 
cerius  Kaiser  war,  d.  i.  zwischen  März  473  und  Juni  474;  ein  Theil 
der  Ostgothen  fiel  in  Italien  ein  und  zog   von   da  nach  Gallien  und 
Spanien,  der  andere  aber  bei  weitem  stärkere  ging  in  das  orientali- 
sche Reich   und    hewoiinle  da    zuerst  die   macedonische  Landschaft 
Pautalia,  seit  dem  Jahre  482  Mösien  und  Dacia  ripensis'-)    Von  hier 

Sitzl).  .1.  (.hil.-hist.  Cl.  X'W'VIII.  |{.l.  I.  litt.  ;{ 


34 


T  n  II  s  c  li  i  II  s  k  i 


ans  imtcrniiiimon  sie  unter  Thetulorich  den  Erobernnirszug  narh 
Italien.  In  dt-ni  von  ihnen  vcrliissenen  Pannoin'en  '^^  kamen  die 
nltidlichoii  GeprpiKicn  an  die  Hiigiet-,  die  siidliclien ,  besonders 
das  Land  um  Sirmiinn  an  die  Gejtiden '*).  Die  Rnsfier  gelang^ten  also 
in  den  Besitz  Faviana's  zn  einer  Zeit,  als  die  Gotlien  Vindoliona  gar 
nicht  mehr  hesasscn,  —  und  der  Identität  dieser  beiden  Städte  ist 
also  insoferne  nichts  im  Wege.  Ein  nocli  misslicheres  Verhiiltniss  hat 
es  mit  folgender  Behanpfnng  Glück's  <^):  „Faviana  war  zu  der  Zeit, 
als  Eutrippins  schrieb ,  im  Anfange  des  6.  Jahrhunderts  verwüstet. 
Vindobona  dagegen  bestand  damals  noch  als  bliiliender  Ort  unter  der 
Herrschaft  der  Ostgothen,  \\  ie  wir  durch  Jornandes  (c.  50)  erfahren. 
Dieser  sagt  nämiicii  von  seinem  Vaterlande  Pannonien:  nrnata 
patrin  cii'itatihus  phiriniis ,  quanim  priwa  Sirmis ,  extreina  Vindo- 
mina".  Glück  übersah  aber,  dass  J<irnandes  durchaus  nicht  die 
Absicht  hatte,  Vindobona  als  einen  noch  zu  seiner  Zeit  bestehenden 
Ort  Pannoniens  anzuführen,  sondern  der  Sinn  seiner  Worte  ist  der: 
dass  die  Herrschaft  der  Gothen,  als  sie  in  Pannonien  waren,  d.  i. 
vom  Jahre  434  —  473  sich  von  Vindobona  bis  Sirmium  erstreckte. 
Was  nach  dem  Abzüge  der  Gothen  mit  Vindobona  geschah,  ob  es 
die  Hngier  besetzten,  ob  es  später  zerstört  ward  oder  ob  es  noch 
fortbestand ,  davon  sagt  er  nichts.  Der  Name  der  Stadt  wird  über- 
haupt im  ganzen  Jornandes  nur  an  dieser  einzigen  schon  mehrmals 
eilirten  Stelle  erwähnt.  Die  „historischen"  Einwendungen  gegen  die 
fragliche  Identität,  welche  noch  dazu  die  gewichtigsten  sind,  zeigen 
sich  hiermit  gänzlich  unhaltbar. 

Die  Gegner  der  Identität  haben  zweitens  mehrere  Stellen  aus 
der  Vita  selbst  beigebracht,  welche  ihre  Behauptungen  unterstützen 
sollen.  So  bezieht  sich  Blumberger  ««)  vor  Allem  auf  die  Entfernung 
Faviana's  von  Passau,  welche  Eugippius  mit  „hundert  und  mehr" 
Milliarien  bestimmt.  Da  nun  der  wirkliehe  Abstand  Wiens  von  Passau 
an  190  Milliarien  beträgt,  so  folgert  er,  dass  Faviana  näher  zu  Passau 
liegen  nnisse  als  Wien.  Bevor  ich  diesen  Einwurf  direct  beantworte, 
erlaube  ich  mir  folgende  Bemerkung  zu  machen.  Böcking  weist  zu- 
nächst auf  die  ungenaue  Distanzangabe  hin  i');  er  verlegt  aber  Faviana 
nahe  zu  Kiosterneuburg,  welches  übei-  182  Milliarien  von  Passau 
enifcrnt  i^t.  Aschbacli  will  Faviana  mit  Traismauer  identiliciren '^), 
das  etwa  l.'iO  Milliarien  entfernt  ist;  wie  man  sieht,  lassen  sich  diese 
Gelehrten  durch  die  Angabe  des  EugippiiiS  nicht  beengen  und   mit 


Faviana  und  Wien.  3o 

vollem  Recht.  Denn  aus  dem  3.  Capitel  der  Vita  ergibt  sich  mit 
Sicherheit,  und  alle  neueren  Schriftsteller  stimmen  damit  üherein, 
dass  Favi;ina  in  der  Nähe  Comagene's  gelegen  sein  musste,  das  von 
Passau  heiläufig  175  Milliarien  entfernt  war;  Eugipp  fasste  also  das 
Wort  „mehr"  jedeiiAdls  in  einem  weiteren  Sinne.  Eine  derlei  unbe- 
stimmte geographische  Angabe  kann  ihm  um  so  weniger  verargt 
«erden,  als  er  ja  nicht  die  Abfassung  eines  Itinerars  in  Absicht  hatte, 
sondern  das  Leben,  das  Wirken  und  die  Wunder  eines  heiligen 
Mannes  beschreiben  wollte.  —  Man  beruft  sich  auch  darauf '»},  dass 
Eugipp  sagt:  „Die  göttliche  Vorsehung  habe  den  Severin  zu  den 
Städten  Ufernoricums  gesandt,  welche  durch  die  häufigen  Angriffe 
der  Barbaren  bedrängt  waren",  und  dass  auch  die  meisten  Orte, 
welche  Severinus  besuchte,  in  Ufernoricum  lagen,  während  von 
seiner  Wirksamkeit  in  Oberpannonien  keine  ausdrückliche  Erwäh- 
nung geschieht.  Dies  alles  beweist  aber  nichts  gegen  die  Identität 
Faviaua's  mit  dem  der  norischen  Grenze  so  nahe  gelegenen  Wien. 
Oberpannonien  stand  unter  der  zwar  strengen,  aber  sicheren  und 
ruhigen  Herrschaft  der  Rugier,  während  Noricum  nach  allen  Rich- 
tungen von  den  Barbaren  durchsehwärmt  war,  welche  die  Feld- 
früchte  vernichteten,  alle  festen  Plätze  zerstörten  und  die  Bewohner 
tödteten.  Für  diese  war  Severin  die  letzte  Rettung:  er  ermunterte 
die  Muthlosen,  warnte  vor  hereinbrechenden  Gefahren  und  führte, 
als  alles  unhaltbar  war,  die  Einwohner  in  das  rugische  Land  hinab. 
Ist  es  nun  nicht  viel  wahrscheinlicher,  dass  die  Stadt,  von  wo  aus 
er  seine  Thätigkeit  entfaltete,  wo  er  sein  grösstes  Kloster  erbaute, 
wo  er  die  Lebensbedürfnisse  und  die  Kleider  für  die  Armen  auf- 
bew^ahrte  20),  vielmehr  in  dem  sicheren  Painionien  als  in  dem  zusam- 
menbrechenden Ufernoricum  gelogen  war,  das  durch  die  Stürme  der 
Völkerwanderung  in  eine  völlige  Wüstenei  verwandelt  werden 
sollte? — ^Die  Behauptung  endlich^'),  „die  Vita  S.  Severini  enthalte 
durchaus  niclits,  was  auch  nur  von  feine  den  Gedanken  veranlassen 
könnte,  Faviana  in  Pannonien  zu  suchen",  ist  eine  bedeutende  Über- 
treibung, wie  sieh  schon  daraus  ergibt,  dass  ich,  sei  es  nun  mit  Glück 
oder  Unglück,  eben  aus  dieser  Vita  den  Beweis  der  Identität  herzu- 
stellen versuclien  werde. 

Noch  leichter  als  die  früheren  beiden  Puncte  dürfte  sich  der 
dritte  Einwand  gegen  die  Identität  beseitigen  lassen.  Die  Rolle  der 
Vorsehung,  welche  Severin  gewissermassen  in  Ufernoricum  versah, 

3« 


3  G  T  a  II  s  e  h  i  11  s  k  i 

verschaffte   ihm    den    ehrenden,    wenn   auch    unrichtigen  Beinamen 
eines  „Apostels  der  Noriker".  Sciiriftsleller,  welche  seiner  Zeit  noch 
näher  standen,  wie  Ennodius  viin  P;ivia,  der  Zeitj^enosse  Theodorich 
des  Grossen,    und    der  Anonymus    Valesii,  der   im    6.  Jahrhunderte 
schrieh,   gehen  Pannonien  als  seinen  Wohnsitz  an.    Spätere   abci-, 
welche  mit  den  Verhältnissen  nicht  m'ehr  vertraut  waren,    mocliteti 
um  so  eher  geneigt   sein,    ihn    ganz    nach   Noricum    zu    versetzen. 
Nach  allen  Regeln  historischer  Kritik  hat  aber  ein  Auetor,  welcher 
300  Jahre  nach  einem  gewissen  Ereignisse  sehreibt  und  dasselbe 
nur  aus  einer  Quelle  kennt  ,  die  uns  selbst  vorliegt,  gar  keine  Be- 
weiskraft.  Glück  bringt  nun  zwei  Stellen  bei  22),  eine  aus  Paulus 
Diaconus.    der  um  das  Jahr  780  blühte,    und  die  andere  aus  der 
Historia  miscella,  die  um  870  beendigt  wurde.  Dieselassenden 
lioil.  Severin  in  ^jVoricoi'um  fhiibus''  und  „Noricorum  run'bus'*  sich 
aufhalteM.  Heide  haben  ans  der  Vita  Severini  geschöpft,    welche  sie 
zum  Theile  wörtlich  excerpirten.    Die  Stelle  von  Noricum  kommt  in 
der  Vita   nicht  vor;   wie  leicht  aber  ein  Irrlhum  in  dieser  Beziehung 
möglich    war,    besonders    d.i    Warnefried    und    der    Verfasser    der 
Miscella  drei-  bis  vierhundert  Jahre  nach  Severin   lebten,    habe    ich 
bereits  angedeutet. 

Diese Grünile  von  Bin  mb erger  und  Gl  ück,  welche  ich  wieder- 
holt und,  wie  ich  glaube,  auch  widerlegt  habe,  sind  es,  auf  welche 
gestützt  n>an  die  Identität  als  abgetliaii  betrachtet  hat.  Max  Büdin- 
ger  spricht  es  in  seinem  „Exkurs"  zur  österreichischen  Geschichte, 
1858 -'•■'),  welcher  die  alten  Namen  \N  iens  behandelt,  unumwunden 
aus,  ohne  sich  mehr  in  eine  Erörterung  unserer  Fi-age  einztdassen. 
dass  „man  im  12.  Jahrhunderte  theils  ans  Ignoranz,  tlieils  praktischer 
Zwecke  wegen,  namentlich  um  Wien  als  alten  Hischofsitz  erscheinen 
zu  lassen,  den  Ort  mit  Favianae  identilicirte,  das  in  ganz  anderer 
Gegend  gelegen  hat".  —  Ausser  den  die  Identität  blos  leugnenden 
Behauptungen  ist  aber  in  neuester  Zeit  auch  eine  positive  Meinung 
aufgestellt  woi'den,  weli-be  das  Faviana  an  einen  bestimmten  Platz 
versetzt.  Professor  Joseph  Asehbach  hat  in  der  Abhandlung  „Über 
die  römischen  Militäistationcn  in  Lfcrnoricum  zwischen  Lauriacu:ii 
und  Vindtboiia"  I800-'»)  ilie  Lage  von  Citium  .  Comagene,  Trigi- 
samo ,  Ad  Mauros  n.  s.  \v.  über  welchem  «lie  bisherigen  MeinungiMi 
sehr  scbwankli'u,  in  scharfsinnigster  Weise  entschieden.  Es  steht 
gegenwärtig  fest,  dass   die  Militärstation  zu   Citium,    dem   heutigen 


Faviana  und  Wien.  öl 

Zelselinauer,  nach  einiger  Zeit  an  den  Fliiss  Treisam,  an  einen  Ort, 
welchen  die  Tabula  Peutingeriana  mit  Trigisamo  bezeichnet,  verlegt 
wurde.    Der   doppelle  Name,    den    daher   der   letztere   Ort   führte, 
Citium  und  Trigisanmni,  Zeiseirnauer  und  Traismaiier,   pflanzte  sich 
im  Mittelalter   fort   und   hat   zu   mehreren  Verwechselungen   Anlass 
geboten,  welche  Aschb  ach  aufgeklärt  hat.  Was  nun  unseren  Gegen- 
stand betrifl't,  so  stellt  er  die  Meinung  auf,  dass  die  Stadt  Citium 
oder  Trigisanmm  im  fünften  Jahrhunderte    auch    norh    den   Namen 
Fafianae   geführt   habe.    Es   gilt  ihm  nämlich  als  eine  feststehende 
Tliatsache,  dass  das  severinische  Faviana  mit  Wien  nicht  identisch 
sei,  sondern  mit  dem  in  der  Notitia  dignitatum  angeführten  norischen 
Fafianae  zusammenfalle,  und  er  beruft  sich  auf  die  von  Blumb  erger 
und  Glück  aufgefundenen  Resultate ^s),  welche  aher  nach  dem  vor- 
hergehenden in  der  Luft  schweben.    Die  Gründe  für  seine  Ansicht 
sind  ferner  die  Lage  Faviana's  an  der  Donau,  die  Nähe  zu  Comagene 
und  die  Herrschaft  der  Rugier  in  Ufernoricum  26).    Wien  liegt  jedoch 
ebensogut  Avie  Traismauer  an  der  Donau  und  nicht  gar  veit  von  Tuln; 
was    die    Herrschaft   der   Rugier   in    Ufernoricum   betrifft,    so   geht 
meine  Meinung  dahin,  dass  es  eine  solche  niemals  gegeben  habe, 
und  ich  werde  mich  weiter  unten  bemühen,   dieses  aus  den  QucIIhm 
nachzuweisen.   Überdies  spricht  auch  noch  ein   anderes  und,  wie  mir 
scheint,  nicht  ungewichtiges   Moment   geyen    die    Identification    mit 
Traismauer.  Denn  wie  kömmt  es,  dass  das  Volk  die  nichtssagenden 
Namen  Citium  und  Trigisamum,  deren  Bestand  weit  in  die  Zeiten  vor 
Faviana  zuriickreiciit,  im  Gedächtnisse  fortpflanzte,  dagegen  des  mit 
dem    Leben  des  Lerülimten  Severin   so  innig   verflochtenen    Faviana 
gänzlich  vergessen  konnte?  Selten  zwar  darf  der  Historiker  die  Tradi- 
tion   zu  Rathe  ziehen,  in  Fällen  aber    wie  der  vorliegende,  wird  sie 
entscheidend  sowohl  durch  ihr  Sprechen  als  durch  ihr.  Schweigen  27j. 
In    der    gegenwärtigen    Untersuchung    habe    ich    micli    schon 
mehrere  Male  auf  die  Herrschaft  der  Rugier  in  Oherpannonien  bezo- 
gen.  Dieselbe  ist  für  die  Entscilieidung  unserer  Frage  vor»  grösster 
VN  ichtigkeit,  denn  Eugipp   gilit  von  Faviana   !nehi"ere  Male  an,  dass 
es  zu   den    den  Rugiern  tribiitpllichtigen  Städten    gehörte'-^)      NN  ar 
nun    (las   unterworfene  Land    [Jfernoricum,    so   könnte  dann   freilich 
von  einer  Identität  Faviana's  mit  dem  in  Pannonien   liej^cnden  Vindo- 
bona  keine  Rede  mehr  sein.   Für  die  Aiilklärung  dieses  Punctes  sind 
zwei   Quellen  von  Relang:    Die  Schrift   ..De  rchns  Gcficis"  von  Jor- 


38  T  :i  II  s  1-  h  i  n  s  k  i 

n;uulos,  und  des  Eugippiiis  „Vita  Sererini*.  Die  Resultiite,  welche 
aus  denselben  festgestellt  werden  können,  erhalten  dann  durch  zwei 
weitere  (Juellenscliril't.steller  ihre  Bekräftigung. 

.Tornandes  erzählt  29),  dass  die  Ostgothen  nach  dem  Tode  Attila's 
(4ö3)  P;iiinonien  von  Viiidohona  bis  Sirinium  besetzten  und  daselbst 
wohnten  bis  zur  Zeit  des  Kaisers  Glyceriiis  (47.3),  wo  sie,  wie  schon 
oben  gesagt  wurde,  das  Land  verliessen  und  nach  Gallien  und  Illyrien 
auswanderten,  Niederpanudnien,  insbesondere  das  Land  um  Sirtniiini, 
kam  in  die  Gewalt  der  Gepiden ;  was  aber  mit  dem  oberen  Panno- 
nien  geschah,  darüber  müssen  wir  den  Eugippius  zu  Rathe  ziehen  ^^). 
Die  Hugier  hatten  sich  nach  der  Zertrümmerung  des  hunnischen 
Reiches  am  linken  Donauufer  niedergelassen.  Doch  war  ihnen  die 
Wanderlust  noch  nicht  verloren  gegangen,  und  sie  wollten  nach 
Italien  ziehen.  Ihr  König  Flaccitheus  bat  die  Fürsten  derGothen,  ihm 
den  Durchzug  durch  ihr  Land  zu  erlauben,  was  dieselben  jedoch 
abschlugen.  Diese  Erzählung  des  Eugipi)ius  gibt  Aufschluss  über 
die  Gegend .  wo  wir  die  Wohnsitze  der  Rugier  zu  suchen  haben. 
Wären  sie  dem  Ufernoricum  gegenüber  gewesen,  so  hätten  sie  weder 
durch  Pannonien  ziehen,  noch  die  gothischen  Fürsten  um  Erlaubuiss 
bitten  müssen;  sie  hätten  durch  das  innere  Noricum  oder  durch  l{hä- 
tien  wandern  können,  wo  die  Gotlien  zwar  manchmal  als  Räuber 
erschienen,  aber  keine  Herrschaft  ausübten.  Wir  müssen  also  die 
Rugier  in  das  dem  oberen  Pannonien  nördlich  gelegene  Land,  in 
das  M;irchfeld  versetzen.  —  Den  Gedanken  nach  Italien  zu  ziehen, 
gaben  die  Rugier  bald  auf;  sie  begnügten  sich  mit  dej*  Oberherr- 
lichkeit über  irgend  eine  ehemalige  römische  Provinz.  Schon  Jor- 
riandes  berichtet  von  den  Feindseligkeiten  der  Rugier  gegen  die 
Gotlien»').  Nach  Eugippius'-)  schweiften  die  Rugier  oft  über  die 
Donau;  manche  derselben  fielen  in  die  (jcfangenschaft  der  Golheii, 
welche  selltst  dem  Könige  Flaccitheus  an  drei  verschiedenen  Oiten 
diesseits  der  Donau  llinterhalle  stellten,  denen  er  jedoch  auf  die 
Wariuingcn  des  heil.  Severinus  hin  glücklich  entkam.  Bald  sollte 
jedoch  die  Gefahr  vor  den  Golheu  gänzlich  verschwinden,  da  diese 
sich  zu  ihrer  Auswanderung  vorbereiteten.  Severin  ermahnte  den 
Flaccitheus,  welcher  ihn  zu  Faviana  besucht  und  wie  ein  göttliches 
Oiakel  \\n\  Rath  gefragt  halle,  er  möge  den  Auszug  der  Gothen 
abwarten  und  bis  dahin  auf  dem  linken  Donauufer  verbleiben.  Diesen 
Rath  befol^'te  der  König,  blieb  ruhig  bis  die  Gothen  Pannonien    ver- 


Faviana  und  Wien.  39 

lassen  hatten  und  breitete  dann  seine  Herrsciiaft  glücklich  aus  ^^),  natür- 
lich nur  auf  Kosten  der  von  den  Gotlicn  nun  ganzlich  aufgegebenen 
Gebiete,  als  deren  äussersten  Punct  Jornandes  ausdrücklich  Vindo- 
bona  nennt 3*j.  Den  IJugiern  war  also  von  da  ab  Oherpannoiiien 
unterworfen  und  zwar  in  der  Weise,  dass  sie  selbst  auf  dem  linken 
Donauufer  verblieben,  von  den  Städten  am  rechten  Ufer  aber  einen 
gewissen  Tribut  erhoben. 

Mehrere  Gelehrte  wollen  jedoch  die  Herrsciiaft  der  Rugier 
noch  über  Oberpannonien  hinaus  auf  einen  kleinen  Tbeil  von  Ufer- 
noricum,  bis  an  die  Enns  ausdehnen.  Keine  einzige  Quelle  des  o.,  (i. 
oder  7.  Jalirlumderts  spricht  auch  nur  das  geringste,  was  zu  dieser 
Annahme  berechtigen  könnte;  im  Gegentheile  ist  dieselbe  mit  der 
wichtigsten  und  ergiebigsten  Quelle  für  die  Geschichte  der  Rugier, 
mit  der  Vita  Severini  selbst  im  Widerspruche.  Im  30.  Ca[titel  der- 
selben wird  nämlich  erzählt,  dass  viele  Rewohner  von  Rhätien  und 
NoricuMi  sich  nach  Lauriacum  geflüchtet  hatten,  welches  bekanntlich 
an  der  Knnsmündung,  also  mitten  inUfernoricum  lag.  Als  dieses  der 
rugischo  König,  damals  Feletheus,  vernahm,  sammelte  er  ein  Heer 
und  zog  gegen  die  Stadt,  um  die  Einwohner  von  da  wegzuschleppen 
und  in  seine  tributpflichtigen  und  benachbarten  Städte,  unter  denen 
auch  Faviana  war,  zu  versetzen.  Die  in  Lauriacum  fürchteten  eine 
üble  Behandlung  durch  die  Rugier  und  sendeten  den  Severin  zu 
Feletheus  um  Fürbitte.  Der  heilige  Mann  eilte  dem  Könige  entgegen, 
traf  ihn  20Milliarie  vor  dern  Stadt  und  brachte  es  durch  sein  Ansehen 
zu  Stande,  dass  das  Heer  zurückgesandt  wurde,  wogegen  die  Ein- 
wolnier  unter  seiner  Aufsicht  Lauriacum  verlassen  und  sich  in  das 
den  Rwgiern  unterthänige  Land  hinabbegoben  sollten.  Dies  geschah 
auch:  sie  verliessen  Lorch  und  zogen  unter  der  Führung  Severin's 
in  die  Städte  hinab,  von  denen  Eugipp  ausdrücklich  sagt,  dass  sie  den 
Rugiern  zinspilichlig,  benachbart  und  von  ihnen  nur  durcl»  die 
Donau  getrennt  waren.  Daraus  ergibt  sich  mit  unwiderleglicher 
Gewisslieit,  dass  Lauriacum  der  rugischen  Herrschaft  nicht  benach- 
bart sein  konnte,  da  es  denjenigen  Städten,  welche  es  waren,  gerade 
entgegengesetzt  wird  s^^,  und  ferner,  dass  die  Rugier  vom  Kahlen- 
gebirge  bis  zur  Enns  keine  Herrschaft  ausübten.  Dies  folgt  sowohl 
aus  dem  eben  angegebenen  Grunde,  weil  sie  ja  sonst  in  der  Nähe 
der  Stadt  Lorch  gewesen  wären,  als  auch  daraus,  weil  sie,  die 
angeblichen  Cnterwerfer  Ufernoricums ,    doch    gewiss    das    an  der 


40  T  a  u  s  c  li  i  II  s  k  i 

Enns  gelegene,  stark  befestigte  und  wichtige  Latiriacuni,  welches 
iler  Hauptort  des  Landes  war,  und  das  ihnen  noch  dazu  gar  keinen 
Widerstand  leisten  wollte,  in  Besitz  genommen  hätten.  Eugipp 
berichtet  über  das  gerade  Gegentheil:  Das  Heer  wird  20  römische 
Meilen  vor  der  Stadt  nach  Hause  geschickt,  die  Stadt  bleibt  gänzlich 
unversehrt,  die  dahin  geflüchteten  Leute  müssen  unter  die  rugische 
Hotmässigkeit  treten  und  auswandern,  und  die  Feinde,  die  Alaman- 
nen  und  Thüringer,  welchen  Feletheus  die  Stadt  schutzlos  hinter- 
lässt,  können  mit  ihr  machen  was  sie  wollen.  So  hätten  die  Rugier, 
wenn  sie  wirklich  Herren  jenes  Theiles  von  Noricum  gewesen  wären, 
sicher  niiht  geliandeit.  —  Mit  den  Lorchern  zog  auch  der  heilige 
Bischof  Conslantius  in  die  rugischen  Städte;  von  ihm  sagt  Ennodius 
von  Pavia,  welcher  in  der  nächsten  Generation  schrieb,  dass  er  ein 
Bischof  in  Pannonien  gewesen  ^s).  In  Übereinstimmung  hiemit  nennt 
auch  der  im  6.  Jahrhunderte  schreibende  Anonymus  Valesii  den 
Severin  einen  Mönch  in  Pannonien  ^').  Es  ist  also  sicher,  dass  das 
den  Rugiern  unterthänige  Land  blos  pannonisches  Gebiet  war.  Wir 
haben  demnach  für  die  Lage  unserer  Stadt  folgende  Bestimmungen: 
sie  muss  nach  Oberpannonien,  an  die  Donau,  nahe  an  die  norische 
Grenze,  in  nicht  beträchtliche  Entfernung  von  Comagene,  dem  heu- 
tigen Tuln,  gesetzt  werden.  Di^se  Angaben  passen  vor  Allem  auf 
das  römische  Miinicipium  Vindobona,  welches  die  äusserste  Stadt 
Panimiiiens  gegen  die  norische  Grenze   war. 

Vornö.  bis  in  das  12.  Jahrhundert  finden  wir  dieStadt  inkeinem 
Geschicbtswerke,  in  kein-T  echten  Urkunde  erwähnt.  Es  kommen  blos 
an  vereinzelten  Stellen  dürftige  Angaben  über  Severin  vor,  welche 
aber  alle  nur  aus  dessen  Vita  geschöpft  sind.  Im  12.  Jahrhunderte 
erhob  sich  die  durch  die  Verwüstungen  der  .4varen  und  L'ngern 
verödete  Stadt  wieder;  Überreste  der  alten  Ansiedelung,  besonders 
das  römische  Caslell  hatten  sich  erhalten  ^s).  So  wie  in  diesen  zeit- 
weilig fast  entvölkerten  Gegenden  dennoch  die  Namen  Trigisamum, 
Citium,  Comagene,  Arabo  u.  s.  w.  nicht  ausgestorben  waren,  so  wgr 
auch  hier  im  Volke  die  Erinnerung  an  die  römische  Herrschaft  und 
die  damals  bestandene  Stadt  nicht  verloren  gegangen.  Aus  derselben 
Zeil,  in  welcher  Wien  emporzultlühen  begann,  haben  wir  die  urkund- 
liche Versicherung,  dass  sein  veralteter,  im  Munde  des  Volkes  nicht 
mehr  gebräuchlicher  Nauie  Faviana  gewesen.  Herzog  Heinrich  II.  in 
den  Stiftungsbriefen  für  das  Scliottenkloster  und  in  einem  Diplome  für 


Faviiiii»  iiiiil  Wien.  4-1 

Admont,    und  sein   Bruder  Otto    von  Freisingen    in   der  Geschichte 
Kaiser  Friedricifs  sprechen  dies  geradezu  aus  -«). 

Unsere  Untersuchung  hat  demnach  folgende  Puncte  festgestellt: 

1.  Die  gegen  die  Identität  Faviana's  mit  Wien  erhobenen  Gründe 
sind  unstichhältig,   und  da  hiemit  der  Beweis  der  Nichtidentität 
hinwegfällt,    so    möchte   schon    desshalb    die    althergebrachte 
Meinung  bestehen  können. 

2.  Es  lässt  sich  jedoch  auch  nachweisen  ,  dass  Faviana  im  oberen 
Pannonien  gelegen  sein  musste;  dies  ergibt  sich  aus  der 
Vita  S.  Severini  in  Verbindung  mit  den  Angaben  des  Jornan- 
des,  und  erhält  seine  Bestätigung  durch  den  Ennodius  von 
Pavia  und  den  Anonymus  Valesii.  Die  Stadt  nach  Ufernoricum 
zu  verlegen  ist  ein  Irrthum,  welcher  aus  einem  Missverständ- 
nisse des  Jornandes  hervorgegangen  ist  und  sich  an  einige 
Stellen  der  Vita  anklammert,  welche  aber  durchaus  nichts 
beweisen.  Diese  Annahme  ist  auch  mit  der  Geschichte  der 
Rugier  im  Widerspruch,  da  dieselben  in  Ufernoricum  keine 
Herrschaft  ausgeübt  haben. 

3.  Die  Angaben  der  Vita  weisen  auf  Vindobona  hin.  Dieses  war 
bis  um  das  Jahr  473  im  Besitze  der  Ostgothen  und  kam  nach 
deren  Auswanderung  an  die  Rugier.  Woher  der  Name  Faviana 
stammt,  lässt  si(;h  nicht  bestimmen.  Es  ist  möglich,  dass  er 
von  der  Cohors  Fabiana  abzuleiten  sei,  deren  Existenz  sich 
aber  nicht  nachweisen  lässt,  da  die  Denkmäler,  welche  sie 
bezeugen  sollen,  gegenwärtig  nicht  mehr  vorhanden  und  uns 
nur  von  ziemlich  verdächtiger  Seite  beschrieben  sind.  Hingegen 
verbürgt  ims  die  urkundliche  Tradition  ,  welche  aus  eben  der 
Zeit  stammt,  in  welcher  das  neue  Wien  emporzublühen  begann, 
die  Identität  Faviana's  mit  Vindobona.  Dieselbe  ist 
daher  durch  die  Angaben  der  gleichzeitigen  Quellen,  so  wie 
durch  die  Überlieferung  sichergestellt. 


42  T  a  u  s  c  li  i  II  s  k  I 


A  II  ui  e  r  k  ii  n  <»  e  u. 

*)  Latius,  rci  pi(hl.  ronian.  in  c.vter.  pnw.  Uhr.  Frft.  1S98,  S.  209.  — 
W.  Prüm  er,  Ehrenpreiss  von  Wien,  iG78,  S.  S.  —  Cacda,  Mater  dufurona 
de  Lainetidurf,  p.  8.  —  Hormayr,  Gesch.  Wiens,  I,  2.  Hcff,  S.  i38  lY. 

2)  Böckingr,  Aniiot.  ad  Notil.  dlgn.  in  pariib.  Occid.  II.  S.  731  und  747  ff., 
und  Aschbaoh,  Über  die  röm.  Militärstationen  in  Ufernoricum,  Sitzb. 
d.  k.  Akad.  d.  Wissenscli.  XXXV.  S.  4,  Anm.  2  liiilleii  sie  für  verdächtig; 
Blumberfirer,  im  Archiv  f.  K.  ö.  G.  III.  S.  3Ü3,  366  hält  sie  jedoch 
für  eciit. 

3)  Siehe  hierüber  F.  0.  v.  Leber's  Burgrenbeschreibungen,  in  den  Berichten, 
des  Alterthumsvereins  zu  Wien,  I,  18»6,  S.  37,  38. 

*)  Ed.  ßöcking,  Nulilia  dignitaluin  in  partibim  occid.  Annolat.  Bonn,  1830, 
II,  S.  747. 

5)  II)  id.  S.  747:  .htm  nulluni,  cnm  innumeris  lucis  litte  ras  r  p  et  f  perniulatas 
videninft,  nii/ii  duhinm  anpercst,  quin  Fai'iunae  *•.  Fariana  nerilienduni  sit, 
(juannnn  e.v  cornni ,  qni  de  Fainania  ntultuties  ab  Engippio  in  rita  S.  Seve- 
rini  nienioratin  scripserunt,  Itand  exii/nu  nnniero  nemo  uni/s  adrerlil,  lioc 
Notitiae  capitc  aperte  Vindomannin  a  Fufianu  i.  e.  Favianin  distinguenle 
refelli  errorem  eoruni,  qui  inde  n  media  saeculo  XU.  Fariana  aliud  nnmen 
VinduOonue  fuitme  alutuerunt. 

")  So  gab  es  in  dem  kleinen  Ufernoricum  zwei  Citiuin.  Wem  es  um  Beispiele 
zu  thun  ist,  der  kann  in  Bisch  oC  und  iMöller's  vergleichendem  Wörter- 
buciie  der  :i.  m.  und  ii.  Geographie  ganze  Hiihen  gleichnamiger  römischer 
Städte  linden.  > 

7)  Im  Archiv  f.  Kuiiile  östcrr.  Geschiciitsquellen,  III.  333  —  366.  Die  ciiirte 
Stelle  ist  auf  S.  363. 

«)  In  d.  Sitzb.  d.  k.  Akad.  d.  Wissenscli.  XVil.  60  —  liiO.  Die  cilirlen  Worte 
sind  auf  S.  76,  Anm.  1. 


1 


Faviaiia  und    Wiftii.  4o 

«)  A.  a.  0.  S.  358— 3S9. 

i"J  Severin  sagt  zum  rugischen  Könige  Flaccitlieus:  Cito  sciuru^  (iulhis 
discedcnlilms  In  denideralu  prosjx'filate  regnalnu.  Über  das  6.  Capitel  wird 
noch  weiter  unten  gehandelt  werden. 

*'J  Jornandea,  de  rebus  Geticis,  c.  ÜG :  Omnes.  . .  .  ad  regem  Theodemir  acce- 
dentes  Gotlii  orant,  quaciinque  parte  vcllet,  duclaret  exercitum.  Qiti  accitu 
genuano  (Widetnlr)  rnissaque  sorte  korlatun  est,  tit  ille  in  partetn  Italiae, 
ubi  tunc  Glijeerim  reguubat  imperulor,  ipse  vero  ceu  fortiur  ud  furtius 
regnum  accederet,  Orientale  quidem;  quod  et  factum  eat. 

12)  Siehe  Zeuss,  Die  Deutschen,  S.  423  —  428,  welcher  alle  Quellen  mit  der 
grössten  Genauigkeit  zusammengestellt  hat. 

^3)  Jornundes,  de  regnorum  success.  (Muratori,  rer.  Ital.  scr.  I.  204,  A): 
lielicta  ergo  Pannonia  alter  Ilaliam,  aller  Illyrienm  suscepit  populundiuit. 

'*)  Über  die  Cesitznahme  Pannoniens  durch  die  Rugier  wird  weiter  unten 
gesprochen  werden.  Über  die  Gepiden  siehe  Zeuss,  a.  a.  0.  S.  43Ü. 

15)  A.  a.  0.  S.  76,  Anm.  1. 

1«)  A.  a.  0.  S.  357  ff. 

17)  A.  a.  0.  S.  750. 

18)  A.  a.  0.  S.  23. 

19)  Blumherger,  a.  a.  0.  S.  S.'iO,  3G0.  —  Glück,  a.  a.  0.  S.  77,  78.  Die 
citirte  Stelle  ist  im  Briefe  des  Eugipp  an  Paschasius:  (Loquela  testabutur, 
SeverinuniJ  ad  Norici  ripensis  oppida,  Pannoniae  sujjeriori  vieina,  quae 
barbarorum  crebris  premebantur  iitcurslbus,  divina  conqnilsutn  revelattune 
venissc. 

20)  Vita  S.  Seccrini,  c.  23:  Antiquum  et  omnibus  majus  nionasteriuin  suuin 
juxta  muros  oppidi  Favianis.  —  Die  Angaben  über  die  Zehnten  und  Kleider 

finden  sich  in  den  ce.  18,  28,  35,  38. 
2^)  Blumberger,  a.  a.  0.  S.  361. 

22)  A.  a.  0.  S.  76,  Anm. 

23)  Österr.  Geschichte,  I.  487,  Anm. 

2*)  In  d.  Sitzb.  d.  k.Akad.  d.  Wissenseh.  XXXV. 

2ä)  A.  a.  0.  S.  4  —  3.  Ausserdem  sagt  er,  S.  22  noch  foli^endes:  „Dass 
Favianis  nicht  Vindobona  gewesen,  ist  daraus  mit  aller  Sicherheit 
abzunehmen,  dass  Severinus  in  Noricum  bleibt,  nicht  nach  Pannonien 
zuiüekkehrt,  worin  V  ind  obo  na  lag".  Hiefür  kann  aber  kein  Beleg  aus 
der  Vita  beigebracht  werden.  Denn  die  Lage  der  drei  Orte,  an  denen 
Se  vcri  n  zuerst  aufirat,  Asturis,  Commagenis,  Favianis  wird  nur  einmal 
angegeben  und  da  mit  den  Worten  (c.  1):  in  vicinis  Aorici  ripcnttis  et 
Pannoniurum  (sc.  partibusj.  Desswegen  weil  Severin  erst  in  Asturis, 
dann  in  Commagenis,  dann  in  Favianis  erschien,  annehmen  /.u  wollen,  dass 
diese  Orte  in  einer  und  zwar  einer  oslweslliehen  Kiehtung  liegen  müssten, 
ist  eine  ganz  willkürlielie   Hypothese,    die    schon  dadurch  crsehültert  wird. 


44  Tauschinski 

dass  Severin  diese  Gegenden  nicht  auf  einer  Wanderung  durchmass, 
sondern  sieh  längere  Zeit  in  jedem  dieser  Orte  aufhielt  und  sie  nur  uus 
ganz  bestimmten  von  Eugipp  angegebenen  Gründen  (Unglaube  der 
ßewoliner.  Ritte  um  Hilfeleistung  u.  s.  w.)  vt-rlless,  welche  Gründe  durch- 
aus nicht  auf  ein  steliges  Vordringen  in  Noricum  hinweisen. 

26)  A.  a.  0.  S.  22  u.  fV.  —  Es  möchte  scheinen,  als  ob  nicht  nur  die  von  mir 
oben  ansregebenen  Gründe,  sondern  auch  die  angestellte  Vergleichunf  der 
Peuti  nger'schen  Tafel,  des  Ilinerarium  Antonini  und  der  Notitia  di^^ni- 
tatum  auf  die  Identität  Fafiana's  und  Traismauer  hinweisen.  Dem  ist  aber 
nicht  so.  Das  Raisonnement  Aschbueh's  ist  beiläufig  folgendes:  Neu- 
Citium  oder  Trigisamum  war  ein  zu  wichtiger  Funct  in  Ufernoricum,  als 
dass  man  ihn  im  fünften  Jahrhundert  hätte  eingehen  lassen  sollen  (a.  a.  0. 
S.  20).  Dennoch  finden  wir  ihn  in  der  Notitia  nicht  erwähnt.  Die  beiden 
Namen  müssen  desshalb  von  einer  neuen  Benennung  verdrängt  worden 
sein.  Die  Lage  aler  in  der  Nolilia  für  Ufernoricum  aii</egebenen  Orte  lässt 
sich  anderweitig  bestinunen,  ausser  von  ad  Juvense,  Cannahiaca  und 
Fafianae.  Wir  haben  also  unter  diesen  dreien  die  Wahl  (S.  21).  Dass  nun 
Aschbach  sich  gerade  für  Fafi  a  nae  entscheidet,  hat  seinen  Grund  in 
den  von  mir  oben  bezeichneten  Puncten. 

27)  Die  Tradition  isl  hier  um  so  wichtiger,  als  die  Annahme  von  zwei  Cilium 
in  Ufernoricum  sieh  auf  sie  stützt.  Das  Itinerarium  Antonini  gibt  nämlich 
die  Reihenfolge  der  Orte  folgendermassen  an:  Viiulobona,  Comagene, 
Cetio  (zweimal,  p.  233  und  248  Wessel.),  während  die  P  e  u  I  in  ger'sche 
Tafel  Vindobona,  Citium,  Comagene  anführt.  Da  uns  letztere  nur  in  einer 
Abschrift  des  13.  Jahrhunderts  erhalten  ist,  welche  sich  durch  viele  Ent- 
stellungen auszeichnet,    so  möchte  man  versucht  sein,    zu  glauben,    der 

ungeschickte  Copist  habe  die  Namen  Comagene  und  Cifium  umgestellt,  was 
eben  nur  durch  die  Tradition,  welelie  zwei  Zeizinmuri  kennt,  widerlegt 
werden  kann. 

28)  Z.  B.  c.  30,  35. 

2»)  A.  a.  0.  c.  50  und  56.    Siehe  hierüber  auch  das  oben  Gesagte. 
3")    Vita  Severiiii,  c.  6. 

•")  Jörn,  de  rebus  Geticis,  c.  l>4. 

'-)  V.  S  c.  G.  —  Hansiz,  Germania  sacra,  l.  e.  14,  S.  76  ist  der  einzige 
Gelehrte,  der  die  Consecjucnzen  des  6.  Cap.  theil weise  verfolgt  hat. 

3*)  Es  heisst  im  selben  Capitel:  /(/itiir  frustralis  insidiis  adversantiiim  Flac- 
citheus  incrcmenlia  aiictus  prunperioribus  intaiii  rebus  trnuquiUissimis  ter- 
minavit.  Incremenlin  aurtus  pruxperioribus  kann  sich  nur  auf  die  Herr- 
schaft am  rechten  Donauufer  beziehen,  in  welcher  wir  von  da  ah  den  König 
und  seine  .Nachfolger  linden. 

'**)  De  rrb.  Gel.  c.  'jU :  Guthi  accipienten  l'nnniiuiani .  .  .  .•  civitalibus  plurimis, 
quarum  prima  üirmi«,  extrcma  Vindomina  (  VindobonaJ. 


I 


Faviana  und  Wien.  45 

**)  Die  Stelle  lautet:  Felelheus,  Rugoriim  rex....  (LauriacumJ  assumpto 
veniebat  exercitu,  cogitann  repente  detentos  abducere  et  in  opjndis  sibi  tri- 
bulariis  afque  vicinis,  ex  quibus  untim  erat  Favianis,  quae  (qiiod)  a 
RiKjis  tanlunnnodo  dlriniehantur  (diriniohatvr)  Danubio,  collocare.  iM  u  c  h  a  r 
(Römisclics  Noriciini,  II.  S.  218)  und  Glück  (a.  a.  0.  S.  78,  Anm.)  wollen, 
dass  sieii  victnia  nwi  Laurtaeittn  beziehe,  so  dass  mIso  die  ru;,Msche  Herr- 
schaft nahe  hei  Laicriacum  p^wesen  wäre ;  man  braucht  aber  nur  einen 
Bück  auf  den  f(egebenen  Satz  zu  werfen  um  einzusehen,  dass  vicinis  sich 
niciit  auf  das  enlfernl  stehende  Lauriucian  beziehen  kann,  sondern  mit 
sibi  (Riigoruin  reylj  und  Rvgis  in  inniger  Verbindung  ist.  Dass  dies  die 
einzig  richtige  Auslegung  ist,  geht  aus  einer  ajuleren  Stelle  desselben 
Capitels  hervor.  Feletheus  sagt  nämlich  zu  Se  v  e  ri  n:  Himc  popidum, 
pro  quo  benivolus  precator  accedis,  non  pntiar  Alamannorum  aut  Thurin- 
gorum  iniquorum  saeva  depraedalione  vastari,  vel  gladio  trucidari  aut  in 
servitio  redigi,  cum  sint  nobis  vicina  oppidn  ac  tr ibutaria,  in 
quibus  debent  ordinuri.  Der  König  meint  hier  offenbar  die  seinem  Reiche 
benachbarten  Städte.  Zeuss,  die  Deutschen,  S.  485,  Anm.  hat  sich  auf 
Grundlage  dieser  Stellen  ebenfalls  dahin  entschieden,  dass  die  rugische 
Herrschaft  nicht  bis  an  die  Enns  reichen  konnte. 

8®)  Ennodius  episcopus  Ticinensis,  de  vita  b.  Antonii  Lerinensis  (in  Gallan- 
dii  bibl.  veter.  palr.  XL  S.  li)7 ,  A)  sagt  von  diesen  Antonius:  Mux  ad 
illustrissinwm  viruni.  Severinum  evolavit.  Sed  postquam  beulus  vir  kumanis 
rebus  exemtus  est,  Constantü  antistitis  ea  tempestute  florentissimi  junctus 
obsequiis,  gloriosis  operibus  vitae  rudimenta  dedicavit.  .  .  .  Sed  jarn  pec- 
catorum  consummatio  Pannonüs  minabatur  excidium. .  .  .  Intcr  quas  tem- 
portwi  procellas  Constantius  poutifex,  ne  quid  in  mundo  haberct  subsidii, 
terra  hostilibus  deputata,  humanu  lege  liberutus  est.  Die  Verbindung,  in 
welcher  dieser  Bischof  C  o  nsta  nti  us  ea  tempestate  florentissimus  mit 
Severin  angeführt  wird,  lässt  keinen  Zweifel  über,  dass  damit  der 
sanctus  Constantius ,  pontifex  Lauriaci  (Vita  Sev.  c.  29J  gemeint  ist. 
Ennodius  versetzt  ja  übrigens  beide,  den  Constantius  und  den 
Severin  nach  Pannonien.  Glück  (a.  a.  0.  S.  78)  will,  dass  es  ,ein 
anderer  Constantius  sei  und  führt  als  Grund  an:  „Die  Herrschaft  der 
Rüge  auf  dem  rechten  Ufer  der  Donau  erstreckte  sich  blos  auf  das  öst- 
liche Ufernoricuni  bis  in  die  Gegend  der  Enns.  In  Severin's  Leben  sind 
die  rugisch-norischen  oppida  tributaria,  wozu  auch  Favianis  gehörte,  der 
Stadt  Lauriacum  benachbart".  Die  Unrichtigkeit  die.ser  Behaujitung  habe 
ich  bereits  dargetban.  » 

^7)  Abgedruckt  bei  der  Ausgabe  des  Ammian.  Marcel!.,  lüponi.  II.  Die 
betreffende  Stelle  ist  S.  30».  —  Glück  (a.  a.  0.  S.  77  Anm.).  bekannl- 
lich  ein  Gegner  der  Identität,  hält  diese  Worte  für  einen  „Irilluim"  — 
natürlich ! 

^^)  Siehe  den  ältesten  Plan  von  Wien  (vor  dem  Jahre  1147),  herausgegeben 
Von  Zapp  er  t,  Sil/.b.  d.  k.  .\kad.  d.  Wissensch.  XXI. 


46  II.   Tuns  eil  ins  k  i.      l'':ivi;ui;i  und  Wien. 

SS)  Die  rrkiindeii  n;ioli  dor  Niimnior  der  v.  M  oi  1  le  r'sehen  Rcjrestpn  sind; 
Nr.  40,  V.  .liiliro  MUS:  ///  Irrritorin  ticilircl  Fauie,  quc  n  niodernis  Vienne 
nnncupnliir :  Nr.  ;>1,  v.  J;»liri'  J  KJI  :  ///  prt'dio  nostro  in  (ern'torio  uidclicct 
Fauie,  qiie  a  modevnis  Wicnnn  iiiinriipafur ;  Nr.  7i,  v.  Jalirc  1160:  artiini. 
.  .  .  in  citii/ufe  nostrn  Fauinniti,  qitc  alio  nomine  Wiennn  dicitiir.  —  0  I  I  o 
von  F  r  c  i  s  i  n  <;  c  n,  df  ycslifi  Frid,erici  imp.  e.  32,  z.  .lahre  1  \^f>  sa<rt:  (dux 
Ucinricus)  in  ricinnm  oppidiini  Viennis,  qnod  nlini.  a  Romanin  inhahilatnm 
Ftii'ianis  dicchatnr,  dcriindvit.  —  Wii>n  soll)s(  soll  Pinc  Alikiirziinpf  des 
Wortes  Kaviana  sein. 


J.  BiT^iiiiinn,  Der  Genealog-  P.  (inhriel  Bucelin.  47 


SITZUNG  VOM    16.   OCTOBER    1801 


Gelesen: 

Der    Genealog    P.   Gabriel    Bucelin^    Benedictuier   zu 
Weingarten  and  Prior  zu  St.  Johann  in  Feldkirch. 

Von  dem  w.  M.  Joseph  Bergmann. 

Wer  immer  mit  der  Genealogie  des  Adels  —  abgesehen  von 
den  uralten,  auf  Thronen  sitzenden  kaiserliehen  und  königlichen, 
dann  fürstlichen  Geschlechtern  Europa's,  deren  Stammtafeln  unschwer 
zu  findt'ti  sind  —  nämlich  des  iiöheren  und  besonders  des  niederen 
Reichs-  und  Landadels  in  unserm  südlichen  Deutscliland  einiger- 
massen  sich  beschäftigt  hat,  kennt  ausser  anderen  mehr  oder  minder 
kritischen  Werken  dieses  Faches,  mit  denen  das  XVIll.  und  XIX. 
Jahrhundert  uns  bedacht  haben,  des  Paters  Gabriel  Bucelin  voluminöse 
Arbeiten  auf  diesem  Gebiete,  namentlich  dessen  Hauptwerk:  Ger- 
mania topo-chrono-stemmatographica  sacra  et  profana  etc.  Voll.  IV. 
in  Fol.  Augustae  Vindelic.  16öö — 1678. 

Wenn  auch  dessen  Geschlechtstafeln,  an  welciien  die  adeligen 
Familien  am  meisten  ihre  Freude  halten,  wegen  allzukühner  Dich- 
tungen, die  älteren  Scribenten  entnommen  sind.  Und  zahlreicher 
Anachronismen  mit  grosser  Vorsicht  gebraucht  werden  müssen,  so 
kann  man  sich  doch  nicht  enthalten,  nach  ihnen  als  Führer  auf  diesen 
dunkeln  Pfaden  sich  umzusehen,  zumal  bei  jenen  Familien,  zu  deren 
Stammtafeln  P.' Bucelin  gute  Quellen  benutzte.  Auf  ihrer  l'nterlage 
sind  tiefere  Gange   und   sorgfältige  Forschungen   vorzunehmen,   um 


f 


J^Q  .1.    I<  e  r  g  rn  a  n  n  j 

mit  Hilfe  des  aus  Urkunden,  Familienaufzeiclinungen,  Todfenbiiehern, 
Grabsteinen  etc.  gewonnenen  Materiales  kritische  Stammtafeln  ber- 
zustellen. 

Wir  wollen  versuchen  das  thätige  Leben  Bucolin's,  eines  der 
fiuc'btbarsten  deutschen  Gelehrten  des  XVII.  Jahrhunderts,  mit  mög- 
licher Genauigkeit  darzulegen. 

Unser  Pater  Gabriel  ist,  wie  er  selbst  in  seiner  vorerwähnten 
Germania  etc.  Bd.  IV.  299  uns  überliefert,  ein  Sohn  Johann  Jakoh 
Biizliii's  und  der  Anna  Vogtiu  von  VVartenfels  und  Ohercastell  *),  zu 
Diessenbofen  im  Caiiton  Thurgan  im  J.  1S99  geboren. 

Aus  Constanz  richtete  er,  noch  ein  Knabe  von  dreizehn  Jahren 
und  sieben  Monaten,  am  3.  August  1(312  schon  in  eigener  Person 
sein  inständiges  Ansuchen  um  die  Aufnahme  in  die  Reicbs-Abtei 
Weingarten  in  Oberschwaben.  Weil  er  aber  mit  keiner  bestimmten 
Zusage  getröstet  worden,  kehrte  er  ganz  bestürzt  zu  seinen  Eltern 
zurück!  Diese,  von  der  Bestürzung  ihres  einzigen  Kindes  gerührt 
und  zugleich  besorgt,  dass  er  möchte  verführt  werden,  vereinigten 
ihr  Ansuchen  mit  der  Bitte  ihres  Sohnes  und  erklärten  sich,  dass 
ihnen  nichts  mehr  als  die  Erfüllung  der  frommen  Wünsche  ihres 
Kindes  am  Herzen  liege,  und  um  nichts  zu  vei schweigen,  was  etwa 
zu  seiner  Empfehlung  beitragen  könnte,  machen  sie  eine  ganze 
Beschreibung  von  seinem  gottesfürchtigen  und  unschuldigen  Lebens- 
wandel. In  den  Studien  und  in  der  Musik  habe  er  bereits  den  besten 
Fortgang  gemacht,  er  sei  still,  furchtsam,  gottesfürciitig  und  in 
Allem  gehorsam,  seine  ganze  Freude  sei  mit  geistlichen  Dingen  sich 
zu  beschäftigen  und  seine  Erbolungsstunden  würden  unter  Nach- 
ahmungen religiöser  Verrichtungen  durchgebracht;  so  wie  seine 
ersten  Kinderspiele  schon  lauter  Beschäftigungen  von  Altärchen- 
bauen, Singen  und  Beten  gewesen  seien.  Da  sich  mm  sein  Kifer, 
seine  Lust,  Liebe  und  Begierde  zum  geistlichen  Stande  und  beson- 
ders zu  unserm  Kloster  täglich  mehr  entzünde,  so  wlissten  sie  dieses 
Niemand  anderm  als  den  Trieben  des  heiligen  Geistes  zuzuschreiben 
und  ob  sie  gleich  als  schon  bejahrte  Eltern  ihr  Kiiul  hart  vermissten, 
so  könnten   sie  deimoch   seinem    täglichen   Flehen  so  wem'g   mehr 


1)  nie  Slamiiiliifel  de»  (iesflileohles  der  Vogt  von  C-islel  oder  Castell,  das  aus 
Usilieii  licrütaiiiiiieii  hoM,  saiiuiit  dem  Wap|)eii,  einer  schwarzen  Leiter  (srala  nigra) 
».  Lei  Bineliii  IV.  VM. 


i 


Iter  fieiipalog  P.  Gabriel  Bucelin.  49 

widerstehen,  dass  sie  es  vielmehr  Gott  schon  geopfert  hätten  und 
willig  dem  Tod  entgegen  sehen  würden  ,  wenn  nur  ihr  Gabriel  den 
Port  seiner  Sicherheit  und  Wünsche  erhalten  hätte,  welches,  da  es 
wirklich  füglich  geschehen  könnte,  das  ganze  väterliche  und  mütter- 
liche Flehen  errege,  um  für  ihr  liebes  Kind  die  Aufnahme  auszuwirken, 
damit  dasselbe  bei  dem  heiligen  Blute  unsers  Seligmachers  Jesu 
Christi,  demselben  allein  zu  leben  und  zu  sterben,  geistlich  dienen 
möge!  Zu  weiterer  Empfehlung  führen  sie  an,  dass  er  noch  von  seinen 
Eltern,  die  beide  schon  über  fünfzig  Jahre  hätten,  einen  schöntMi 
Pfennig  zu  hoffen  habe.  Jobann  Jacob  Buzlin.  —  (Auszug 
des  Briefes  bei  Franz  S  auter,  Kloster  Weingarten ,  Ravensburg 
18Ö7,  S.  67  und  68,  mitgetheilt  von  Herrn  P.  Joller  in  Feldkircb.) 

In  der  Aufschrift  der  von  Gabriel  Bucelin  seinen  Mitbrüdern 
errichteten  Ära  funebris  setzt  er  mit  den  Worten:  „Piis  Manibus 
ReHgiosissimsB  memorise  Patrum  et  Fratrum  quorum  ab  Anno  Christi 
MÜCXII. ,  quoCoenobium  sum  ingressus,  contubernio  alijue 
consortio  adlegi  et  perfrui  indignus  merui  etc.  *)",  seinen  Eintritt 
noch  in  das  Jahr  seiner  Bitte  um  die  Aufnahme. 

Das  Stift  Weingarten  erfreute  sich  damals  unter  dem  Abte 
Georg  Wegelin  des  besten  religiösen  und  wissenschaftlichen  Rufes, 
so  dass  dessen  Religiösen  zur  Herstellung  der  strengeren  Disciplin  in 
andere  Klöster  berufen  wurden.  So  kam  ausser  anderen  Äbten  zu 
diesem  Zwecke  auch  der  von  St.  Trudpert  im  Schwarzwalde  dahin, 
welchem  Gabriel  Bucelin  als  Novizenmeister  mit  zweien  anderen  aus 
seinem  Kloster  am  7.  Mai  1624  folgte  (s.  Hess,  S.  361  und  363). 
Dieses  Amt  gibt  uns  ein  schönes  Zeugniss  für  den  sittlichen  Wandel 
unseres  fünf  und  zwanzigjährigen  Ordensmannes  und  für  das  Vertrauen, 
das  man  auf  ihn  setzte.  Wie  lange  er  daselbst  verblieb,  vermi)gen  wir 
nicht  zu  bestimmen. 

Am  23.  November  1630  reiste  der  Abt  Franz  Dietrich,  des 
trefflichen  Georg  Wegelin  ')  Nachfolger,  mit  P.  Slubei-  aus 
Ocbsenhausen,  unserm  P.  Gabriel  Buzlin  und  Herrn  Johann 
Ludwig  von   Gall  aus  Ravensburg  nach  Ochseahauseii  und   von  da 


')  Proilromus  .Moinimeiiloruni  Gitelficoi'Uin  seu  Catalogiis  Altltatiiiii  impei-ialis  ini>ii;istiTii 
Weingarteiisis   etc.    oolleotus    a    fieianlo    U  c  s  s.     Aiiy:ii-tii'    Viiidelic.    MüCCLXXXI. 
pa«,'.   474. 
*)    S.  am  Kiiile  Aimuük.  I.  S.  ii."J. 
Sif/.l).  d.  pl.il. -hist.  Cl.  XXXViU.  Uli.  I.  Hfl.  4 


50  .1.    fl  u  r  g'  m  a  n  n 

ii;ich  ßlaiiheuren,  iiiii  in  Folge  des  Re.stitiitions<'diotes  vom  6.  Älürz  1 
1629  niifK.  Fei-dinand's  II.  Befehl  das  dortige  Kloster  mit  einem  Abte 
zn  versehen.  Sowohl  das  active  als  passive  Wahlrecht  hatten  die 
Patres  liarlholomä  May,  Raimund  Hemboldt,  Gabriel  Buzlin, 
RIagtuis  Zürcher  und  Martin  Parthein,  sännntlich  Professoren  und 
Priester  des  Gotteshauses  Weingarten,  welche  unter  dem  Vorsitze  des 
Drs.  Leonhard  Hamerer,  Canonicns  zu  St.  Ste[)han  in  Constanz,  am 
28.  November  den  P.  Raimund  Remboldt,  aus  einer  palrizischen 
Familie  der  Reichsstadt  Augsburg,  aus  ihrer  Mitte  wählten  (Hess. 
|,ag.  467). 

Als  die  Weingarten'schen  Kleriker,  welche  in  Dilingen  studirten, 
aber  der  feindlichen  Unruhen  halber  ihre  dortigen  Studien  unter- 
brechen mussten,  war  Abt  Franz,  der  sie  in  das  Priorat  nach  Feld- 
kirch geschickt  hatte,  daselbst  auf  ihre  weitere  .\usbildung  bediicht 
und  liess  sie  in  der  Theologie  von  P.  Dominik  Laymann,  ilem  dortigen 
Pri(ir,  in  der  Philosophie  von  P.  Magnus  Zürcher  *)  und  in  den  llum;i- 
nioren  von  unserm  P.  Gabriel  Bucelin  unterrichten  (Hess.  pag. 
473  &  474).  Des  Stiftes  Bedüifniss  forderte  eine  zeitweilige  höhere 
Schule  (um  1635),  welche  bis  zum  Schwinden  der  Feindesgefabr 
dauern  mochte,  endlich  ward  in  Feldkirch  auf  besonderes  Betreiben 
des  Bischofs  Johann  VI.  zu  Cbur,  in  dessen  Sprengel  das  vorarl- 
bergische Oberland  lag,  im  Jahre  1649  ein  Gymnasium  gegründet 
und  don  Viitern  der  Gesellschaft  Jesu  übergeben. 

Dass  P.  Gabriel  Bucelin  neben  seinem  priesterlichen  Berufe  und 
seinem  Lehramte  zu  Feldkirch,  welches  Städtchen  ihm  gar  lieb  und 
theuer  geworden  zu  sein  scheint,  den  Rest  seiner  Zeit  mit  dem  aus- 
dauerndsten Fleisse  ernsten  Studien  geweiht  habe,  bezeugen  seine 
zahlreichen,  zum  Theile  sehr  umfangreichen  Werke.  Er  widmete 
sich  der  Geschichte  und  vornehmlich  der  G  en  ea  I  og  ie  als  ihrem 
wichtigen  Hilfsfache  und  ward  hierin  eine  hervorragende  Specialität. 

Auch  war  er  nach  Hess  S.  477  Kanzelredner,  als  welcher 
er  im  Stifte  die  Festpredigt  hielt,  als  der  Abt  Dominik  Laymann  am 
12.  Mai  1642  das  lieilige  Blut  von  Feldkirch  wieder  nach  Wein- 
garten zurückgebracht  hatte,  das  aber  jedoch  am  28.  November 
vor   dem   Feinde  abermals   nach  Feldkirch  auf  kurze  Zeit  geflüchtet 


*)   Lbcr  die  l'';imiiie  Z  ü  rc  li  c  r    n.  im  AiiliMn^ife  Aniiieik.  U.  S  .   .'iß. 


I 


Der  Genealog  P.  Gabriel  Bneelin.  51 

werden  musste.  Am  18.  Juli  1643  entkam  mit  demselben    P.  Buzlin 
kiium  nach  Bicgenz  und  rettete  es  glücklich  n-ach  Feldkirch. 

Im  M;ti  1644  war  Bucelin  nach  Hess  S.  478  in  Wien,  wo  der 
hocliwiirdige  Herr  von  Sorina,  Canoniciis  zu  Mantua  und  Olniütz, 
ihn  zu  Tisch  eingeladen  hatte,  und  wobei  das  Hauptgespräch  auf  die 
Geschichte  des  h.  Blutes  Christi  kam,  das  auch  in  Mantua  verehrt 

wird  !)• 

Als  gpgen  das  Ende  des  Jahres  1646  die  Schweden  durch 
Oberschwiiben  gegen  Bregenz  vordrangen,  dessen  feste  Position 
nebst  der  Stadt  sie  am  4.  Jänner  1647  unter  dem  Feldmarschall 
Karl  Gustav  Grafen  v.  Wrangel  eroberten  und  die  reichste  Beute 
machten,  mussten  auch  in  dieser  strengen  Jahreszeit  die  Capitularen 
von  Weingarten  sich  flüchten.  Da  in  ihrem  Priorat  St.  Johann  zu 
Feldkireh,  welches  ihnen  wiederholt  eine  Zufluchtsstätte  geboten 
hatte,  diesmal  kein  V^erbleiben  war,  weil  der  Feind  selbst  über 
Feldkirch  hinauf  bis  an  den  St.  Luziensteig  und  an  dem  Illflusse 
hinein  bis  zum  Fraueiikloster  St.  Peter  innert  Bludenz  vordrang, 
zerstreuten  sie  sich  in  auswärtige  Klöster  ihres  Ordens.  Einige 
begaben  sich  in  die  nahe  Schweiz,  andere  nach  Tirol,  so  in  das 
Kloster  Marienberg  in)  Vintschgaii,  wie  auch  nach  Salzburg,  die 
Patres  Casp.tr  Fröwis  und  Gabriel  Bucelin  wurden  nach  A d m o n t 
in  Steiermark  gewiesen.  Bei  starkem  Schneefall  kamen  sie  nach 
angestrengtem  Marsche  am  5.  Jänner  Abends  zu  Dalaas  im  Kloster- 
thale  an,  verbrachten  bei  magerer  Kost  die  Nacht  auf  dem  Boden 
und  auf  Bänken  hingestreckt  in  steler  Furclit  vor  detii  Feinde,  welcher 


1)  Ein  Theil  des  li.  I>  I  ii  t  e  s  ,  wi-lilies  der  Meiliiiid  am  Ivrruze  vergossen  lial,  wurde 
angeblich  von  Longiiiiis,  dein  röiniscben  Kriei^er,  welcher  ihm  die  Seite  ölFnete  (vgl. 
Job.  XIX.  34),  aufgesammelt,  dann  später  naeh  Mantua  in  die  Kirche  St.  Andrea 
gebracht  und  daselbst  verehrt.  S.  K  e  y  ss  I  e  r"s  neueste  Meisen.  Hannover  1731.  S.  1012. 
Zu  den  Seltenheiten  des  von  den  Welten  gestifteten  und  1803  aufgehobenen  Klosters 
Weingarten  gehörle  eine  I!('li(|uie  des  h.  15  I  u  tes  Christi,  die  angeblich  von  K.  Hein- 
rich III.  aus  Mantua  gebracht  unii  später  hier  aufbewahrt  wurde.  Alle  .lahre  wurde 
dieser  Iteliquie  zu  Ehren  ein  Festtag  am  Tage  nach  Christi  lliiiunelfalirt  (am 
sogenannten  h.  ßluU'reilagc)  gefeiert  und  ein  sogenannter  feierlicher  It  I  u  t  r  i  1 1 
gehalten.  Eine  überaus  grosse  Menge  .Mensehen  zu  Euss  und  zu  l'feril .  iii  l'nifornien 
gekleidete  und  in  Coui|iagnien  eingetheilte  Hlutreiter  aus  der  Umgegend,  wallfahr- 
teten  au  diesem  Tage  unter  dem  Vortritt  der  Obrigkeit  nach  Weingarten,  um  dort 
Ablass  zu  holen.  Ilas  Nähere  hierüber  s.  im  geograph.  Lexikon  von  Schwaben. 
Ulm  1801.  r>d.  II.  S.  1090  II.  De  hoc  Siicralissiuio  Sanguine  l>.  N.  I.  Chr.  v.  .Martini 
Gerberti  Iter  Ali-uiauiiicMin  etc.  'fypis  Sau-Ulasianis  ITTa.  p.  "i  +  l  —  246. 


noch  ;tn  jenem  Tage,  wie  es  bei  Hess  S.  481  wiilii-scheinlich  nach 
Pater  Biicehirs  Aufzeichnung  heisst,  wenn  es  nicht  anders  des  Him- 
mels Fügung  gewesen  wäre,  leicht  vor  ilinen  dfii  Arlberg  hätte 
erreichen  können.  Im  Stifte  Admont  wie  bei  seinem  vorerwähnten 
Aufenthalte  in  Wien  war  er  für  seine  genealogische  Sammlung 
sicherlich  nicht  unthätig,  daher  seine  überaus  zahlreichen  Stamm- 
tafeln des  in  Österreich  und  Innerösterreich  landsässigen  Adels. 
So  enthält  der  dritte  Band  seiner  Germania  topo-chrono-stemmato- 
graphica  nach  dem  compendium  chronologicum  und  der  Monasterio- 
logia  des  h.  römischen  Reiches  den  Adel  der  alten  Erhiande  des  durch- 
lauchtijrsten  Erzhanses  Osterreich  von  S.  1 — 446.  Diese  Tabellen 
enthalten  die  alten,  theils  schon  damals,  theils  im  folgenden  und 
laufenden  Jahrhunderte  erloschenen,  theils  noch  in  erhöhten  Adels- 
stufen lilühenden  Geschlechter  dieser  Lande  in  alphabetischer  Ord- 
nung, mit  deren  Aufzählung  wir  den  Leser  nicht  ermüdien  wollen. 

Nach  seiner  Heimkehr  dürfte  P.  Bucelin  bis  gegen  seines  Lebens 
Ende  durch  dreissig  Jalire  dem  Priorate  zu  St.  Johann  in  Feldkircli, 
das  nacli  Hess  S.  476  auch  mit  einer  Bibliothek,  ohne  welche  gelehrte 
Arbeiten  von  solchem  Umfange  ganz  unmöglich  sind ,  wohl  versehen 
war,  vorsrestanden  und  alle  seine  Müsse  der  Ausarboilung  seines 
gesammelten  Materiales  gewidmet  haben. 

Im  März  1653  begleitete  er  als  Prior  zu  Feldkircb  seinen  Abt 
Dominik  zum  Reichstage  nach  Regensburg  und  weilte  im  dortigen 
Schottenkloster  wolinend  bis  zum  Mai  des  folgenden  Jahres.  Hier 
mochte  er  Genealogien  des- bayerischen  Adels  gesammelt  haben. 

Am  27.  November  1659  erhielt  er  zwei  heilige  Leiber  römischer 
Märtyier,  nämlich  des  Magnus  und  Martiaiis,  die  ihm  von  Melchior 
Truchsess  von  Rbeinfelden  und  Victor  Wittwer,  Pfarrer  zu  Schännis, 
nach  Feldkirch  und  von  ihm  dann  nach  Weingarten  gebracht  wurden 
(Hess  S.  487). 

Am  7.  December  1662  erfreute  ihn  Rudolf  Schmid  Freiherr 
von  Seh  wa  r  zenhorn  >J,  sein  Landsmann  von  Stein  am  Rhein  und 


i|  Juliiiiin  llmiulf  Sfliniid,  läOO  g'eliori'ii,  erhob  sich  nach  wechselvollen  Schicksalen 
iiuiii  kuisi'rlichiMi  Resiili'iilen  und  inehriiiHlii^eii  (iesiinillcii  an  die  liohe  Ffoi'te,  und 
erhielt  \i>ii  K.  Kerdiinind  lU.  den  Krciherriistiind  mit  dein  Frädiciite  von  Seh  War- 
ze nhorii  (einer  Ruine  uU  Saleins  hei  Keldkirchj,  ward  .-ipiiler  Hufkriegsrath  und 
Viceprätident ,  Herr  \on  St.    Min-garethen  bei   Wiea  und  Nickelsdorf.   Er  war  kiinst- 


Der  Genealog  P.  Gabriel  Bueelin.  53 

grosser  Kuiistfreund,  mit  einem  der  ältesten  Bilder  der  h.  Jungfrau 
Maria  zu  Moskau,  das  diesem  Benedict  Patiiarcli  zu  Constantinopei 
geschenkt  hatte.  Es  war  aus  Silber  und  vergoldet  und  deren  Haupt 
reich  mit  Edelsteinen  besetzt.  Der  fromme  Prior  verwahrte  es  voll 
Verehrung  in  einem  netten  Altärchen  (Hess  S.  486).  Er  war  ein 
grosser  Freund  von  Gemälden  und  Kaiser,  Könige  und  Fürsten  ehrten 
ihn  wegen  seiner  allbekannten  Verdienste  mit  derlei  Geschenken, 
über  welche  ihm  nach  Weizenegijer-Merkle's  Vorarlberg  II.  178 
das  freie  Verfügungsrecht  zustand. 

Unter  den  Gemälden,  welche  die  Kirche  des  Priorats  zu 
St.  Johann  in  Feldkirch  zierten,  zählt  unser  Pater  Gabriel  folgende: 
das  Blatt  des  Haupfaltares  von  Vincenz  Mal  6  aus  Cambray,  Schüler 
des  älteren  Teniers  und  P.  P.  Rubens,  der  um  1660  i)  in  Rom  starb; 
zwei  Seitenaltäre  von  Anton  van  Dyck,  deren  einer  nach  Weizen- 
egger-Merkle  II.  177  ein  Geschenk  des  Prinzen  von  Baden  2)  war, 
ihnen  gegenüber  zwei  Stücke  von  Samuel  van  H  oogstraaten,  der 
in  seiner  Jugend  auch  in  Wien  war  (f  1678),  und  von  Nikolaus 
Rosen  da  hl  aus  Enkhuysen  (f  1686);  das  Bild  des  h.  Vaters 
Benedict  von  Kaspar  van  Cray  er  aus  Antwerpen  (f  1669),  ausser 
diesen  waren  in  einer  Reihe  aufgehängt  Gemälde  von  Julius  Benso, 
einem  Maler  und  Architekten  aus  la  Pieve  del  Tecco  im  Genue- 
sischen, den  nach  Hess  S.  473  der  Abt  Franz  nach  Weingarten 
berufen  hatte,  von  Albrecht  Dürer,  Johann  von  Sandrart,  Kaspar 
Monpcer,  Jakob  van  Campen  aus  Harlem  (f  1657)  und  anderen 
Meistern. 

In  einem  ungedrucklen ,  in  der  Bibliothek  des  Sliftes  Melk 
verwahrten  Briefes)  des  Melueraner  Priors  P.  Apronian  llueber  vom 


lieliend  iiiiil  vi-ichrte  (U'ii  Bürgern  zu  Stoiii  :iiii  Hlieiii  ciiuMi  grosspii  vergoldeten 
l'ociil,  iiiu'h  wiir  er  uls  Dichter  Mitglied  der  Pegnitzer  Schäfer.  Kr  sliirh  In  Wien 
:ini  VI.  April  1607  und  rulii  hei  den  Sehollen.  S.  dessen  Stanimlafrl  in  Ciihriei 
Bueelini  lUiiulia  sacia  et  |>ni|)liaiK\.  [>.  4150. 

')  Dr.  Na  gl  er  lässt  \i<\.  VIII.  Tl\)  den  Maler  Mal(')  in  Mdui  löOO  sierl.eii .  weiche 
.lahre.szalil   wohl   ein   uncoirigirler  Setzfehler   ist. 

■'')  VValirselieinlich  von  (iustav  Adolf  Prinzen  von  IS  a  de  n  -  D  u  rl  a  e  h  .  d<-r  1004 
katholisch,  dann  1071  Aht  zu  Fulda  und  1073  zu  Kempten  wurile,  und  auf  e^ner  liei~e 
nach  dem  Schlos.se  llaniinellnirg  am  '16.  Dec.  1077  .starb.  Sein  Merz  wunle  in  di'r 
(irnfl   der   StiCI.sliirelie    /.u    Keiniilen    licigeselzl. 

•*)  Aus  den  ini  Stifte  Melk  \erwalirlen  Oriefen  des  Priors  Aprunian  II  u  e  b  e  i'  (y  'i.  Kehr, 
I7i)4)  an  die  gelehrten  Gebrüder  II  i  e  i-  o  n  y  ni  u  s  uml  l>  e  r  ii  a  rd  l'e  z. 


54  J .    ß  e  r  g-  in  a  n  II 

24.  Juni  17 ly  im  F.  IJernliiiiil  Fez,  in  welchem  jener  für  ein  dem 
Kloster  Mehreraii  überschicktes  Chronicon  Mellicense  dankt,  heisst 
es  am  Ende  über  unsern  erblindeten,  hoclibetagten  Greis:  „Caeterum 
R.  P.  Gabriel  Leüttin  NN'eingartensis  nuper  riobisouni  versjitus,  iiiter 
alia  mihi  de  p.  m.  defuncto  H.  P.  Buzelino  retulit,  quud  Is  jam 
octogenarius  Senex,  et  eaecus  a  potiori  memoriter  Benedietum 
redivivum  etc.  dictaverit.  Item,  qnod  ad  singulos  horse  sonitus  expansis 
brachiis  per  medium  |)aene  quadrantem  in  conclavi  suo  corain  Altarioio 
oraverit  etc.  prout  ipse,  dum  Veldkirchii  humanioribus  litteris  vacaret, 
suis  oculis  paene  in  dies  vidisse  testatus  est". 

Pater  Gabriel  starb  nach  einem  aseetisch  frommen,  unermüdet 
tliätigen  Leben  angeblich  im  J.  1681  und  ward  nach  VVeizenegger- 
Merkle's  Vorarlberg  Bd.  II.  178  mit  21  Religiösen  seines  Stiftes  in 
Feldkirch  begraben.  Der  umsichtige  Herr  Pater  Joller  schreibt 
mir  aus  Feldkirch  am  30.  Jänner  1860:  In  Betreff  des  T()desj<ihres 
von  P.  Bucelin  ist  in  den  Sterbebüchern  der  Stadtpfarre  St.  Nicolaus 
schon  desshalb  nichts  zu  ermitteln  ,  weil  die  ältesten  blos  bis  zum 
Anfange  des  XVIII.  Jahrhunderts  hinaufreichen.  Im  Urbar  der  Pfarr- 
kirche Tisis,  die  zu  St.  Johann  geliörte,  Folio  47  wird  zwar  des 
Jahrtages  erwähnt,  welcher  für  P.  Gabriel  und  21  Religiösen  des 
Stiftes  Weingarten,  so  hier  gestorben  und  begraben  liegen, 
gehalten  wurde,  das  Sterbejahr  aber  wird  nicht  angegeben.  Ist  hieraus 
zu  foliiern,  dass  er  zu  Feldkircli  ^eine  Lebenstage  beschlossen  habe? 
Das  Stift  Ottobeiiern  übernahm  laut  Kaufvertrag  vorn  24.  Februar 
1696  die  Verpflichtung  wöchentlich  zu  St.  Johann  eine  b.  Messe  zu 
halten:  1°  für  Abt  Georg  Wegelin;  2°  dann  pro  Adm.  Rl"  Gabr  i  e  I  e 
Bucellino  piae  memoriae  gemelten  Gotteshauses  W  olilmeritirten 
Prioren;  3'  pro  R:  R:  P:  P:  et  F:  F:  Weingarlensibus,  welche  an 
der  Zahl  ein  und  zwanzig  zu  Veldkirch  zu  St.  Johann  gestorben  und 
begraben  liegen.  Nach  Fellers  Dizion.  sforico.  Venez.  1831, 
Vol.  II,  763  starb  Bucelin  zu  Weingarten  am  9.  .luni  1691. 

Kr  soll  nicht  weniger  als  o3  Werke,  meist  historischen  und 
genealügisciien  Inhaltes,  geseilrieben  haben,  wovon  nur  ein  kleiner 
Theil  gedruckt  isl.  Sein  Hauptwerk  ist  die  mehrgeiiannte  Germania 
topo-clirono-stemmatographica  sacra  et  prufana.  N'oll.  IV.  Augustae 
Vindelic.  MDCLV  — iMDCLXW  III ,  in  denen  er  in  allen  Bänden  wie 
in  so  vielen  anderen  Werken  sich  Prior  S.  Juan.  Bapt.  in  oppidu 
Rheti»  Supera-  \  «Idtkircliensi  nennt. 

J 


Der  Genealog  P.  Gabriel  Bucelin.  55 

Seine  Rhtetia  sacra  et  prophana  etc.  Aiigustae  Vindel.  MDCLXVI 
in  der  er,  da  er  so  lange  im  rliätisehen  Lande  leNle,  besonders  aus 
den  ihm  nälieren  Jahrhunderten  viel  Brauclibares,  dann  auch  Stamm- 
tafeln der  alten  und  noch  damals  hervorragenden  Geschlechter  in 
Graubiinden  und  Vorarlberg  von  S.  361  —  503  niedergelegt  hat,  ist 
in  Fanopoli  (wie  er  in  der  Zuschrift  Feldkirch  nennt)  geschrieben 
und  dem  Senate  und  dem  Volke  dieser  Stadt  am  30.  Jänner  des 
Jahres  1G66  gewidmet.  Sein  Benedictus  Redivivus  und  sein  Calen- 
darium  Ecclesiasticum  Veldkirchense  sind  zu  Feldkirch  bei  Johann 
Hubsehlin  1679  gedruckt. 

In  der  Bibliothek  der  Abtei  Einsiedeln  wird  folgendes  uiigedruckte 
Werk  unsers  Pater  Bucelin  aufbewahrt:  Gallia  Mariana,  h.  e. 
Regnum  Galliarum  longe  amplissimum,  potentissimum,  vetiistissimum, 
ante  regnaorbis  universi  omnia,  coelitumimperatricis  ter  augustissimae 
vere  proprium,  etc.  in  hodiernum  usque  diem  et  horam  chronologice 
descriptum  et  comprobatum  (Calmet  Diar.  Helvet.  pag.  53  nach 
P.  Joller). 


Anmerkung  I  zu  S.  49.  —  Dieser  Abt  Georg  verdient  als 
geborner  Yorarlb erger  unsere  nähere  Aufmerksamkeit.  Er  war  zu 
Bregenz,  wo  sein  Vater  Wolfgang  Wo  gelin  Amtmann  der  öster- 
reichischen Herrschaften  Bregenz  und  liolieneck  war,  am  20.  März 
1558  geboren.  Nachdem  er  sein  Ordeiisgelübde  im  Stifte  Weingarten 
am  24.  Mai  1574  abgelegt  hatte,  ward  er  zu  den  höheren  Studien 
nach  Dilmgen  geschickt,  im  J.  1583  zum  Priester  gCMeiht,  am 
23.  Jänner  1586  zum  Stiftsadministrator  und  nach  des  Abtes  Johann 
Christoph  Ableben  am  10.  Novemlier  d.'sselbtMi  Jahres  einhellig  zum 
Abte  erwählt  und  starb  am  10.  October  1627.  Er  wird  als  die  Perle 
der  schwäbischen  Prälaten  seiner  Zeit  und  von  den  Seinigen  als  der 
zweite  Gründer  des  Stiftes  gepriesen.  Er  >chrieb  z^\ei  Eoiianien 
Libros  Abbatiales.  Sein  Leben  und  Wirken  bes(direibt  Gerhard  Hess, 
Prior  desselben  Gotteshauses  und  vom  J.  1785  an  Statlhaller  der 
\\  eingarten'schen  Herrschaft  Blumenegg,  in  seinem  Prodromus 
monument.  Giiellic.  etc.  seu  Catalogus  Abbalum  Imp.  mmiasterii 
VVeingartensis  |>.  298—429. 


56  .1.    U  e  r  g-  in  a  n  ii 

Dieser  vorsorgeude  Abt  Georg  kaufte  in  uiisejem  Vorarl- 
berg: 

aj  Am  31.  Deceniber  ICIO  die  vom  Grafen  Hugo  von  iMontfort 
1218  gestiftete  Malteser-Commende  zu  St.  Johann  in  Feldkirch 
um  61.000  Gulden,  die  er  nadi  Hess  S.  426  im  Jahre  1617  zu 
einem  Priorate  erhob.  Am  27.  Jänner  169o  verkaufte  Abt  Wili- 
bald  dieses  St.  Johaim  der  Stadt  Feldkirch  und  verlegte  das  Priorat 
nach  Hufen  bei  Buchhorn  am  Bodensee.  Die  Stadt  überliess  es  am 
24.  Februar  1696  dem  Stifte  Ottobeuern,  dem  es  bis  1802 
verblieb. 

b)  Kaufte  er  von  den  Grafen  von  Sulz  und  Landgrafen  im 
Kleggau  um  die  Summe  von  150.000  Gulden  und  1000  Gulden 
Leitkauf  am  7.  Februar  1613  die  ihnen  ferngelegene  reicbsunmittel- 
bare  Herrschaft  Blumen  egg,  welche  dann  zugleich  mit  Fulda, 
Corvei  und  der  Beichsstadt  Dortmund  und  dem  reiclisfreien  Stifte 
Weingarten,  wie  auch  die  über  Blumenegg  am  Bergabhange 
gelegene  Stift  Einsiedeln'sche  Propstei  St.  Gerold  und  die  Pflegei 
Bendern  im  Fürstenthume  Liechtenstein  durch  den  Beichsdeputa- 
tions-Hauptschluss  ddu.  Begensburg  25."  Februar  1803  dem  Eib- 
prinzen NN'illielm  Friedrich  von  Nassau-Oranien  als  Entschädigung 
für  die  Erbstalthalterschaft  zugetheilt  wurde.  Im  secularisirten  Wein- 
garten ward  nun  der  Sitz  einer  oranischen  Begierung.  Kaiser 
Franz  II.  kaufte  ddo.  Lindau  am  23.  Juni  1804  (ratificirt  zu  Fulda 
am  18.  Juni)  die  Herrschaften  Blumenegg  und  St.  Gerold,  welche 
mit  Vorarlberg  durch  den  Pressburger  Fiieden  am  26.  Deceniber 
1805  an  die  Krone  von  Bayern  und  1814  wieder  an  Österreich 
kamen. 

c)  Abt  Wegelin,  dem  als  Bregenzer  die  Einträglichkeit  der 
weide-  und  holzreichen  Alpen  im  Bregenzerwalde  W(»lil  bekannt  war, 
kaufte  von  Konrad  v.  Wilburger,  .Animann  des  Gerichtes  Lingenau, 
am  23.  Ajiril  1619  des.sen  eigene  Bossrechte  auf  dem  äusseren 
Scheiben  im  dermals  k.  bayerischen  Balderschwanger  Thale  um 
120  fl.  rheinischer  Münze,  jeder  zu  15  Batzen  oder  60  Kreuzern 
gerechnet;  so  auch  im  nämlichen  Jahre  zehn  Bindsrechle  im 
Su  herrschen  G unten  im  Sibratsgräller  Thale ,  dann  vier  Binds- 
rechl(?  vom  Bregenzer  Stadtanimann  Theuring. 

A  n  m  e  r  k  u  n  g  II.  die  F  a  m  i  1  i  e  Z  ü  r  c  h  e  r.  S.  4.  —  Nach  unseres 
Genealogen  P.  Bncclin  Bha*fia  sacra  et  prophana  p.  470  f.   Iiiess  die 


Der  Genealog  P.  Gabriel  Biicelin.  57 

Fnmilie  Zürcher  ursprünglich  Guldenpock,  war  in  Zürich  hei- 
misch, von  wo  Johann  Guldenpock  des  Glauheuswegen  nach  Bludenz 
auswanderte  und  den  Namen  Zürcher  erhielt.  Hier  bekleideten 
mehrere  Stadtämter;  so  war  Hieronymus  Z.  Bürgermeister  da- 
selbst, dessen  Haus  der  Bösewicht  Ulrich  Hathgeh  am  1.  November 
1638  aus  Rache  in  Brand  steckte,  welcher  fast  die  ganze  Stadt  ein- 
äscherte; andere  widmeten  sich  dem  geistlichen  Stande,  von  diesen 
nennen  wir  Ulrich  Propst  zu  Ardagger  und  Canonicus  zu  Augsburg 
(f  1662),  Franz  Ulrich,  Doctor  der  Theologie  und  Pfarrer  in 
Sündeibiirg  bei  Niederwallse  in  Ufiterösterreich;  Magnus  und 
VVolfgang  waren  Capitularen  in  Weingarten,  wie  auch  Wunibald 
Zürcher,  uns  der  bekannteste  der  Familie,  der  am  3.  Februar  1603 
geboren  wurde.  Er  trat  in's  Stift  Weingarten,  legte  am  24,  August 
1621  seine  Gelübde  ab,  las  seine  erste  Messe  am  S,  August  1629 
und  ward  nach  dem  frommen  Andreas  Gaist  von  Wildegg  (-J-  28.  April 
1637)  in  dem  durch  das  kaiserliche  Restitutionsedict  wieder  her- 
gestellten Kloster  Hirse  hau  im  Schwarzwalde  am  5.  Mai  durch 
Wahl  zu  dessen  Nachfolger  als  Abt  bestimmt.  Im  wilden  Kriegs- 
gewirre vertrieben  floh  er  und  rettete  nebst  anderen  Schätzen  auch 
die  lange  verborgene  Origitialhandschrift  der  Hirschauer  Chronik 
Johannes'  von  Tritlenheim  (f  1516)  erst  nach  Weingarten ,  dann 
nach  St.  Gallen,  wo  zum  Glücke  eine  Abschrift  genommen  wurde; 
von  da  begab  sich  der  Abt  mit  dies(>ni  Kleinode  nach  dem  Stift 
Weingarten'schen  Schlosse  Bhimenegg,  wo  auch  der  Kurfürst 
Maximilian  von  Bayern  mehrere  Docuniente  abschreiben  liess.  Als 
das  Scliloss  plötzlich  in  Brand  gerieth,  ward  auch  dieses  Manuscript 
von  den  Flammen  V(;rzehrt  und  Wunibald,  der  kaum  sein  Leben  rettete, 
starb  in  Thüringen,  dem  Haupt-  und  Amtsorte  der  Herrschaft 
Bhimenegg,  am  18.  Octoher  1664  ')• 

Auf  dem  Fiissboden  der  Pfarrkirche  zu  Thüringen  rechts  vom 
St.  Andreasaltare  gewahrt  man  den  aus  rothem  und  weissgeädertem 
Marmor  gi-hauenen  Grabstein  des  Abtes  Wunibald  mit  dem  mit  Inful 


1)  S.  die  Vorrede  S.  3  dieser  vom  {;eleiirteii  St.  G:iller  BiMiotheknr  Hermiiiin  Schenk 
im  J.  169U  in  zwei  Folioliändcn  herausgegebenen  Annales  llii-saugienses.  Vgl.  Hess 
Prodrom,  pp.  474  und  489,  dann  Udeph.  v.  Arx  Geschichten  des  Cantons  St.  Gallen. 
Bd.  111.  'iT4. 


58  J-  Bergmann,  Der  Genealog  Gabriel  Bueelin. 

lind  Stal)  geschmückten  vierfeldigen  Wappen  des  Klosters  Hirschau 
und  der  Zürcher'sclien  Familie  nebst  der  Inschrift: 

HIC  POSVIT  MORTA 
ALES  (sie)  EXVVIAS  RND 
MVS  (RevertMuiissimus).  DN.  DN.  WV 
VNIBALDVS  (sie). 
SACRAE.   HIRS. 
SAVGIAE  (sie) 
ABBAS.  OPT.  (imo) 
VIVAT.  DEO. 
OBIIT.  XV.  CAL.  NOV. 
MDCLXIV. 
Von  ihm  ist  zu  Thüringen  ein  Jahrtag  mit  einer  kleinen  Spende 
gestiftet. 


N  a  c  li  t  r  a  g. 

Auf  eine  Anfrage  über  P.  Gabriel  Bueelin  antwortet  Herr 
Oberbibliothekar  von  Stalin  aus  Stuttgart,  dass  jener  nach  einem 
Ölbilde ,  das  in  der  Bibliothek  zu  Weingarten  gehangen  ,  am 
28.  December  1399  geboren  und  am  9.  Juni  1681  gestorben  ist. 
Der  Sterbeort  ist  leider  auf  dem  Porträte,  welches  in  Zap  fs  Reisen 
in  einige  Klöster  Schwabens,  Erlaiig.Mi  1786.  Tafel  VI,  S.  43  abge- 
bildet ist,  nicht  angegeben.  lUicelin's  iManuscripte  sind  mit  der  Wein- 
gartener Bibliothek  in  die  königliche  Handbibliothek  gekommen. 


Valileii,  Zur  Kritik   Vristotelisclier  Schriften.  59 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften. 
(Poetik  und  Rhetorik.) 

Von  J.  Vahlen, 

coriesp.  Milgliedc  der  kuis.  Akademie  der  Wissenschaften. 

I.  Zar  Poetik. 

Die  Poetik  des  Aristoteles  liefert  ein  belehrendes  Beispiel ,  wie 
misslich  es  um  Texte  elassischer  Autoren  bestellt  ist,  wenn  einmal 
eine  sogenannte  Vulgata  sich  eingebürgert  hat,  die  den  Blick  des 
Kritikers  an  das  Gedruckte  und  durch  die  Tradition  Sanctionirte 
bannt. 

Aldus  Manutius  hatte  lö08  in  der  Sammlung  der  griechischen 
Rhetoren  die  Poetik  edirt:  die  Handschrift,  nach  welcher  er  drucken 
Hess,  war  nicht  schlechter  und  nicht  besser  als  diejenigen  sind,  zu 
denen  uns  beute  der  Zugang  offen  steht.  Aber  in  dem  Be.streben,  das 
auch  in  der  Verstünmielung  unschätzbare  Büchlein  möglichst  lesbar  zu 
machen,  gestattete  sich  der  Herausgeber  zahlreiche  Correcturen,  die, 
an  der  diplomatischen  Grundlage  gemessen,  sich  als  unnötbig  oder 
als  irri<r  und  verkehrt  erweisen.  Aldus'  Hecension  blieb  nichts  desto 
weniger  bis  auf  die  neueste  Zeit  die  Basis  der  Kritik,  die  im  Grossen 
und  Ganzen  unantastbar  schien  und  nur  in  einzelnen  zwingenden  Fäl- 
len verlassen  ward.  Gleichsam  in  erneuerter  Auflage  w;ird  dieselbe  in 
der  Berliner  Gesammtausgabe  des  Aristoteles  von  Inunannel  Bekker 
aufgefrischt,  der  Aldus'  Interpolationen  in  den  Text  setzte,  die  auch 
in  der  Verderbniss  die  Spur  der  Wahrheit  aufweisende  L  berlieferung 
derllandschrilten  in  die  Noten  verwies.  Entschiedener  suchte  Fr.  Ritter 
sich  vom  Aldus-Texte  loszumachen,  aber  während  auch  er  noch 
häiiliger  als  billig  in  seinen  Spuren  wandelt,  hatte  er  sich  in  dem 
nicht  glücklichen  Gedanken  einer  Interpolation  des  Buches  in  grossem 


60  V  a  h  I  e  n 

Massstabe  zu  fest  verrannt,  als  dass  er  für  die  Kritik  im  Einzelnen 
sich  hinreichend  freien  Blick  zu  wahren  vermocht  hätte:  und  so  fand 
jüngst  Biirsian  in  seinen  schätzbaren  Beiträgen  zur  Kritik  der 
Poetik  (in  Fleckeisen's  Jaiirbiichern  1859)  noch  reichliche  Gele- 
genheit, Aldinische  Lesarten  zu  verurtheilen  und  den  verderbten 
Zügen  der  Handschriften  Besseres  zu  entlocken. 

Aldus'  Recension  muss  aufgegeben  und  die  Kritik  auf  die  Über- 
lieferung der  Handschriften  allein  zurückgeführt  werden.  Diese  aber 
ist  eine  wesentlich  einfache;  denn  alle  uns  bekannten  Handschriften 
sind  Abschriften  ein  und  desselben  Exemplars,  die  sich  nur  durcli 
das  Wehr  oder  Weniger  von  Sorgfalt  oder  Einsicht  der  Abschreiber 
unterscheiden.  Bekker  hat  mit  sicherem  Tact  aus  der  nicht  kleinen 
Zahl  drei  bewährte  Repräsentanten  herausgegriflen,  unter  denen 
wiederum  demselben  Pariser  Codex,  dem  wir  die  Rhetorik  in  der 
verhältnissmässig  reinsten  Gestalt  verdanken  (A'  n,  1741),  ein  be- 
vorzugter Platz  gebührt.  Jenes  gemeinsame  Stammexemplar  enthielt 
aber  die  Poetik  bereits  in  der  verstümmelten,  am  Ende  und  in  der 
Mitte  um  grosse  Partien  gekürzten  Form  und  in  der  Zertrümme- 
rung der  ursprünglichen  Ordnung,  in  der  wir  sie  heute  lesen.  Sieht 
man  ab  von  dieser  weit  hinter  der  Quelle  unserer  Handschriften 
zurück  liegenden  Gestaltung,  über  welche  SpengePs  und  Bernays' 
Untersuchungen  Licht  verbreitet  haben,  so  ist  im  Übrigen  die  Textes- 
überlieferung der  Poetik  in  nichts  verschieden  von  dem,  was  uns  in 
derMehrzahl  Aristotelischer  Schriften  entgegenliitt.  Um  von  gewöhn- 
licljen  Buchstabenverirrungen  zu  schweigen,  kleine  Lücken,  welche 
der  Gleichklang  der  Worte  oder,  obwohl  niciit  so  häufig  wie  Bursian 
meint,  die  Unleserlichkeit  des  Archetypons  veranlasst  hat,  in  den 
Text  gedrungene  Marginalnoten  emsiger  aber  unachtsamer  Leser, 
worauf  sich  im  Wesentlichen  das  Gebiet  der  Interpolation  auch  hier 
beschränkt,  Verstellungen  und  Wiederholungen  von  Wörtern  und 
Wortverbinduiig<M),  dies  und  Ahnliches  sind  die  Gebrechen  dieser 
Überlieferung,  auf  welche  die  kritische  Heilmethode  zu  diagnosti- 
ciren  hat. 

1  9.  S.  1447  b  20. 

Gleich  ini  ersten  Capitel  begegnen  wir  einer  Stelle,  in  welcher 
ein  eigenmächtiger  Zusatz  des  Aldus  in  den  meisten  Texten,  aucli  in 
dem  neuesten  von  Bekker  noch  steht,  obwohl  derselbe  dem  Ge- 
danken des  Aristoteles  schnurstracks  zuwiderläuft.    O/Jioiwj  $t  xav  ti 


Zur  Kritik   Aristotelischer  Schriften.  6  1 

rig  CiKCiVToc  tv.  ixirpoc  fj-i'/vOc/jv  tz'j'.O'.to  Tr;j  ^i.\y.T,nvj,  y.'y.^y.r.zo  Xci'.OY/ix'jin 
inoiTid-  Klvravpov  iJ.'./.r'ny  pa-^ojijj'av  i^  6cT:ävT'j}y  twv  fxirfjoyv,  o-jy.  r,ori 
xoi.i  KOiriXTiv  npogocyopevriov.  Sind  die  Schlussworte  ou/.  v;or/  zat  ;:.  ::. 
richtif::,  so  muss,  soll  sich  Aristoteles  nicht  seihst  widersprecheM, 
'das  Prädicat  noiolro  Tr,v  ixip.rj'j'.y  nothwendig  irrig  sein;  denn  das 
Anrecht  auf  den  Namen  Dichter  ist  an  die  /xt/jir^^t?  geknüpft  (vgl.  n. 
A.  1451  6  28),  gleichgiltig,  oh  sich  dieselbe  prosaischer  Rede  oder 
einer  bestimmten  Gattung  von  Versen  oder  der  Mischung  verschie- 
denartiger Metra  bedient.  Vettori  und  Hermann  suchten  den  Wider- 
spruch zu  heben ,  indem  sie  jenes  Prädicat  in  sein  Gegentheil 
umsetzten:  oü  KorAro  n^v  ixiixr,'jv^  oder  TTpoIotro  r.  ^u..  Allein  um 
von  Anderem  zu  geschweigen,  wer  möchte  dieser  Fassung  beitreten, 
die  auf  dem  willkürlichen,  durch  keine  Handschrift  unterstützten 
Zusatz  des  Aldus  ovx  r,^-n  basirt?  Man  beseitige  diesen  und  Aristo- 
teles' wahre  Meinung  ist  wieder  gewonnen.  Denn  obwohl  er  den 
Wechsel  der  Metra  im  Epos  nicht  billigt  (vgl.  1460  «2),  so  kann 
er  doch  nicht  umhin  den,  der  in  jener  Form  Nachahmer  (,u.'.|jiv>ry;j) 
ist,  einen  Dichter  zu  heissen.  Es  bleibt  sonach  nur  ein  sprachlicher 
Anstoss  zu  beseitigen  übrig,  indem  xai  vor  -o'.v;rr;v  der  Beziehung 
ermangelt.  Bursian  rieth  auf  eine  Lücke:  der  Satz  sei  zusammen- 
fassender Abschluss  der  bisherigen  Erörterung:  es  habe  daher  an 
jener  Stelle  der  Gegensatz  der  Versmischung,  nämlich  der  Gebrauch 
der  prosaischen  Rede  erwähnt  sein  müssen:  oix'jirjjg  oi  xav  d  -ig 
änocMTO,  rd  ixizpoc  ixi'yvvoiv  noioTro  rrjv  ixiixr,G'.v  .  .  .  xav  (  st  TOTg  loyoig 
^cAoig  y^pöjiisvog)  /ro'.vyrvjv  npogccyopvjTsov.  Aber  diese  Auffassung 
wird  durch  den  Zusammenhang  widerlegt.  Die  iKonoua  (in  dem  von 
Aristoteles  angenommenen  weiteren  Sinne  der  Wortdiciitung)  be- 
dient sich  zum  Zwecke  ihrer  Nachahmung  entweder  der  Prosa  oder 
der  Verse ,  letzterer  entweder  im  Wechsel  der  Äletra,  oder  indem 
sie  ein  und  dasselbe  Mass  stetig  beibehält.  Diese  drei  Möglichkeiten 
der  Form  werden,  zwar  nicht  in  zifTermässiger  Abfolge,  aber  der 
Sache  nach,  im  Folgenden  begründet.  Mimetische  Prosa  ist  nicht 
minder  Dichtung  als  die  in  ein  und  derselben  Versart  sich  bewegende 
metrische  Rede,  wofern  sie  mimetisch  ist;  eben  so  ist  drittens 
Dichter  zu  nennen,  wer  im  Gemisch  mannigfaltiger  Verse  Mimesis 
schalTt.  Der  Satz  ö/j-otroj  ok  xav  ii  zig  xtX.  ist  nicht  zusammenfassen- 
der Abschluss,  sondern  Begründung  des  driften  Gliedes  der  Reihe, 
und  lautete  ursprünglich  so:   öixoioig  ot  xav   si  rtg  ocrravra   rä.  fxirpx 


62  V  a  li  I  e  n 

ixiyvüoiy  KOioiTO  rrjv  ixuj.y^'ji.v  .  .  .  xai  {to'jtov)  7:rji.r,Tr,v  kooc- 
ayopvjviov.  Der  Zusatz  toOtov  wird  von  dei"  Spr;iclie  gefordert 
(Politik  1283  b  25  xav  ii-;  r,  rclzloug  }xiv  toO  ivig  iXdzTovq  oi 
TÖjv  TzoXktLv  xpsiTTOvg  OiXJt  roDv  äXXoJv ,  to6tovc  «v  ^ioi  Kvpiovg  zi-vai', 
\^\.  Z.  18  und  23);  dass  sich  dasselbe  in  einigen  Handschriften 
(nicht  den  Bekker'schen)  fjefunden,  beweist,  dass  man  das  Erfor- 
derniss  desselben  schon  ehemals  enipfunden;  denn  in  dem  Arche- 
typon  fehlte  es  ohne  Zweifel  ebenso  wie  in  der  Mehrzahl  der  daraus 
abgeleiteten  Handschriften. 

V  4.  S.  1449  b  9. 

In  dem  Abschnitte  über  die  Unterschiede  der  Tragödie  und 
des  Epos  harren  noch  immer  die  vielbesprochenen  Worte  -h  p-iv  o\jv 
inoTlouoi  TYj  rpocyuidicf.  p-ixp'-  p-ö'JO'j  (xirpou  ixsyaXo-j  p.iixY)aig  sivat 
CKOvoaioiv  rinoloO^r^asv  einer  befriedigenden  Erledigung.  Gleich 
irrig  ist  die  Meinung  derjenigen,  welche  die  Worte  p.ixP'-  ^'•°vo"-' 
liiTpou  iKsyälou  als  Interpolationszuthat  aus  dem  Texte  zu  entfernen 
heissen ,  wie  derjenigen,  welche  dieselben  als  keiner  Änderung 
bedürftig  in  Schutz  nehmen.  Wenig  wäre,  selbst  wenn  sie  sich 
bewährte,  mit  der  seit  Aldus  in  den  Texten  stehenden  Besserung 
IxiTpo'j  fjLerä  loyov  geholfen.  Aber  da  der  "Xoyog  zwar  ohne  juerpov, 
dagegen  ixsrpov  nicht  ohne  "koyjg  sein  kann,  so  hätte  Aristoteles  wohl 
XÖ70U  ixsTcc  jDLSTpo'j  (wic  1451  b  3  hropia  fj-STOc  juieTpou)  nicht  aber 
fj.iTp'y'j  jusrä  löyou  schreiben  können.  Von  jener  Lesart  als  von  der 
handsclirifilichen  Überlieferung  ausgehend,  schrieb  Hermann  /ji.£XP' 
ixovou  \xirpo\>  y.a.i.  Xöyou,  worin  er  l>-ixpi  in  exciusivem  Sinne,  Xöyog 
abiM-  in  der  Bedeutung  änayysAia  d.  i.  narratio  fasst.  Gäbe  man 
diese  Deutung  des  loyog  zu  ,  so  würde  Aristoteles  das  Unterschei- 
dende jener  beiden  Dichtungsarten,  das  im  Folgenden  erörtert  wird, 
in  die  Bezeichnung  des  Übereinstimmenden  hineingetragen  haben, 
und  während  uns  /jlövov  <li'n  ganzen  Unterschied  erwarten  lässt, 
sehen  wir  bald  nachher,  dass  ausser  dem  Versmass  und  der  Erzäh- 
lung noch  ein  dritter  durch  die  Ausdehnung  begründet  wird. 

Betrachten  wir  die  Form  d^^s  ganzen  Satzes,  so  scheint  klar, 
dass  in  den  Worten  fJ-r/pi  —  [xiix-noig  eivoci  anourJaiuiv  die  Grenze 
bezeichnet  ist,  bis  zu  welcliei-  Epos  und  Tiagödie  gemeinsam  gehen: 
ein  Gobraiieh  von  jJ-iXP'-*  <h'r  dem  Arisf(»teles  sowohl  sonst  nicht 
fremd  ist,  und  in  derPoetik  selbst  einBeispiel  hat  1451  n  11  dsi  juisv 
0  lJ.£iCoiv  IJ-i'Xpi  ToO  'yjvor,loc  zhc/j.  y.yXK'.'jVj  i^ri  /.«Tä  tö  ixiye^og.  Vgl. 


i 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  03 

Topik  VllI  lös  Ä  7  (J-i'/pt  jjbv  ouv  toö  evpeXv  töv  tökov  o/jioioj?  toO 
(piXoGOfOD  xal  70Ü  diCc'ksxTix.oü  n  c/J^ig ,  to  rV  r^ori  tocüzcc  TccTTStv  y.y.i 
ipuiTYJiLccTi^s'.v  toiov  ToO  rj'.cilzy.T'.xoü.  Von  jj-ixp'-  war  also  als  Haupt- 
begrifT  ixi[xrtacg  eivai  a;ro'jo.  abhängig  und  in  den  verderbten  Worten 
eine  weitere  ßestimniung  der  ij.iixrjaig  gegeben,  die  keine  andere  sein 
konnte,  als  dass  sie  sich  überhaupt  des  Metrums  gleichviel  welches, 
ob  unreines  oder  mel)rerer,  bediente.  Auf  die  Nothwendigkeit  dieses 
Gedankens  ist  Bursian's  Vorschlag  gegründet:  jxiypi  [xi^jo-j  zoO  iv 
jULSTpw  ixiixr,aig  zhai  gk.,  der  mit  einer  V^erniuthung  Tyrrwhitt's 
übereinkommt,  nur  dass  dieser  den  Zusatz  iv  mit  Grund  für  unnö- 
thig  gehalten  hat.  Aber  einmal  hat  die  Tilgung  des  psydAci-j ,  worin 
Bursian  eine  man  sieht  nicht  recht  wie  entstandene  Dittographie 
erkennt,  keine  Wahrscheinlichkeit,  und  andererseits  ist,  da  durch 
IJ-iypi  roD  der  terminus  ad  quem  mit  ausschliesslicher  Bedeutung  aus- 
gedrückt ist,  der  Zusatz  j^ovou  überflüssig.  Diese  negativen  Bemer- 
kungen über  Bursian's  Versuch  enthalten  zugleich  die  positive  Be- 
gründung des  folgenden:  yj  [xtv  o\Jv  iKonoua  rri  Tpocytxiöia:  ixiypt. 
IX iv  Toü  /J-irpo)  xa.S'öXo'j  ix'i.[x-nGig  tlvc/.'.  gkovouIwj  rr/.olo\j^r,GzV. 
Dass /JI.SV  roi)  (auf  welches  neben  /j.övou  roO  auchTyrrwhilt  gerathen) 
aus  jULÖvou  hergestellt  werde,  wird  Niemanden  gewagt  erscheinen: 
\xiv  aber  ist  im  Gegensatz  zu  dem  folgenden  tö)  ^s  eben  so  passend 
als  i).övo'j  unangemessen  war.  Nichts  begreiflicher  ferner,  als  dass 
ein  nicht  sehr  weitsichtiger  Abschreiber  in  i).i'ypt  tou  ixirpcx)  glaubte 
der  Construction  durch  den  Genitiv  ixirpo-j  aufhelfen  zu  müssen. 
Endlieh  gibt  xa^oAou  (das  ich  einer  im  Übrigen  nicht  beifalls- 
würdigen V^ermuthung  von  Bernays  entnehme)  die  hier  nothwendige 
Andeutung,  dass  Tragödie  und  Epos  nur  im  Allgemeinen  in  dem 
Gebrauch  metrischer  Bede  übereinstimmen,  während  die  Art  des 
Versmasses  einen  Unterschied  begründet. 

Auch  die  folgenden,  die  Verschiedenheit  jener  beiden  Dich- 
tungsarten erläuternden  Worte  bedürfen  einer  Nachbesserung.  Tw 
di  TO  ixizpov  anlom  iyjiv  xxi  dKocyys'kiocv  sboci,  tccOty)  §ia'fipov(Jiv.  en 
de  T(i)  ixr,x£i  •  y)  fxev  ydp  öti  jULaXtara  nsipöcTO.'.  und  ixiav  mpiodov  v^Xiou 
dvac  ^  [xixpov  i^akXdTTSiv,  yj  oi  inonoua  döpiarog  tö)  ;(oövw,  xaj 
to6tw  Qic(.(j/ipzt..  Die  letzten  Worte  nämlich  xai  r.  oia'f.,  ob  sie  auf 
die  epische  Diciitung  allein  ('und  darin  unterscheidet  sie  sich')  oder 
auf  Epos  und  ^'ragödie  zusammen  bezogen  werden  ('und  darin 
liegt  ein  Unterschied'),  sind   in  beiden  Fällen   ein  nachsclileppeiuler 


G4  V  a  li  I  0  I) 

Zusjitz,  dessen  man  am  liebsten  ganz  entledigt  sein  möchte.  Allein 
anfeine  andere  Auffassung  fühit  die  Notiz,  dass  ausser  in  anderen 
Handschriften  in  dem  Pariser  Codex,  den  wir  als  den  treiiesten  Hüter 
der  echten  Überlieferung  betrachten  ,  7x0  nach  yj  txtv  fehlt.  War 
aber  dies  kein  selbständig  begründender  Satz,  so  dürfen  wir  die 
Worte  in  §1  rw  txYi/.ti  .  .  .  /.xi  roOrui  oia^i^u  als  Hauptsatz  zusam- 
menfassen, in  welchem  xai  nicht  'und'  sondern  'auch'  bedeutet,  und 
t56tü)  eine  nach  dem  Zwischensatz  nicht  unpassende  Wiederauf- 
nahme des  Nomens  ixrr/.zi  isf,  ungefähr  wie  vorher  töj  iy^iv  —  zxÜTrt, 
und  besonders  häufig  ein  Casus  des  Participiums  durch  den  ent- 
sprechenden des  Pronomens  wiederholt  wird.   V'gl.  Politik  1329  a  9 

vKOjj.ii'i'.v  dpy^oixivovg  dsi.  Poetik  1449  n  i  6  yd^j  Rlao^iT/jg  ä^/dAoyov 
eX^i,  coj/Tsp  'IX'.a,  xcci  ^O^iioaticx.  npog  räj  roaywotas,  oötoj  xat  oOrog 
Tipog  rdg  x.'joiui.ojoj'a?.  Ferner  hat  die  Dill'erenz  im  Numerus  des  Verbi 
TW  o£  oici'fipouaiv  und  tw  /j./}x.et  oiafipn  eine  zutreffende  Analogie  in 
der  Poetik  selbst  1451  b  \  6  ydo  i(jropinig  y.cA  6  noir^rng  ou  tö)  yj 
iixixeTpa  Aiyv.v  r,  äp.-zpy.  oix'fipCi-JGiv  .  .  .  ä/Xä  To6rw  o'.xfipsi,  to) 
TÖv  ij.iv  -cd  yevöix-vx  liy-tv,  t6v  oi  oia.  dv  yivoiro.  Wir  werden  sonach 
für  den  Zwischensatz  eine  andere  Verkmipfung  als  die  durch  ydp 
suchen  müssen,  und  vielleicht  genügt  es  zwischen  /j-v^xet  und  yj  /jiiv 
ein  f/  einzuschieben:  ij'.  oi  tö)  /xi^xst,  (»3)1^/  }J.iv  ort  juLäAtara  izstpäroci 
vno  [xiav  Kzpioortv  -öAlo-j  so/at  >5  iiupov  i^aAXarreJv,  r^  di  inonottx  dopt- 
(JTog  T'I)  '/jjöv'jo,  y.xi  rovroj  rj'.oc'fipsi  1). 

Wie  wir  hier  auf  Grund  der  Übeilieferung  ein  ydp  getilgt  haben, 
so  muss  1448  «31  dieselbe  Partikel  nach  handschriftlichem  Zeug- 
niss  in  den  Text  gesetzt  werden.  A'.o  /.ocl  ävn;ro«oOvrat  rfig  ts  rpoc- 
yjyjixg  /.yj.  TYtg  x'jjju.'jj'S'tas'  oi  \oipitlg'  Tf,g  }xiv  ydp  xwjuwoias'  oi  Msyx- 
ptlg  .  .  .  v.a.1  Tr,g  Tpxyfiioixg  evtot  tcüv  iv  llsÄo/tovvy/^oj.    So  nämlich 


*)  VieUeiflit  ist  auch  14  4'J  b  6  rt'j  <?£  ;r(iO!TWjra  a;r£'5oJX£v  .  .  .  yj'/vdvjrat.  rd  dk 
fx.y3oii;  tcouvj  'E;ri^app.oj  xai  4>dpfAtj.  tö  /xsv  ouv  ic,  «p^^i  £x2tx£Xias  -^"kSsv, 
tC)v  8k  'A^i^vYj^iv  Kjiäryj;  npCtTog  i^p?^-*  •  •  •  xa^dXoy  ttoieiv  K'j-j'j'jg  xat  fAu3ous 
«las  roll  den  Haiidsclirifleii  nicht  gebotene  ovv  zu  til^reii  und  zu  construiven  x6 
^L'jä'j-jc  TTOCEiv,  rö  /ji£v  £x  2;ixi),ias  i5)3cv  ,  rwv  öi  'A.^i^vy;7iv  xrX.  Die  beiden 
Oichlernainen  '\LnlyaL^j[i.'Ji  /.al  *^''jü[Lig  Hessen  sich  dann  vielleicht  durch  ein  hinter 
rrotEiv  einzuschaltendes  oiov  in  die  Construclion  einfügen:  TÖ  5s  ^u3ouc  ffoiEiv, 
{  ofciv  )  'Kri/ap^o,   xäJ   Odofxif,     rö    (xiv    ex   StxEX'ia;  i7).5£v,  twv  8k  'A3i^- 


Zur  Kritik   Aristotelischer  Schriften.  65 

TYii  ixiv  ydp  geben  ausser  einigen  Medfceischeri  und  anderen  Hand- 
schriften von  den  Bekker'schen  die  Pariser  A"  und  die  Vaticanische 
B'.  Es  entspricht  aber  diese  Art  der  Erläuterung,  bei  der  das  Ver- 
bum  des  vorangegangenen  Satzes  ergänzt  wird,  der  Weise  des  Ari- 
stoteles. Vgl,  Rhetorik  1373  b  22  oio  y.cci  rd'ny.nixci-a  y.ai  t«  rjr/.cc'.- 
tiilxciTcc  ^r/Qq  inriv  dotx.eiv  y.ce.'.  ^ty.a'.oTtpayelv  r,  'yäo  ;roö?  Iva  xai 
tiypfJiiivov  Y}  npog  rö  xotvöv  sc.  irjzi-j  do'.x.frv  ■/.oli  oi.y.y.ior.py.'^i-y.v.  iSicom. 
Ethik  1162  rt  2  dvs^toi  §i  y.cä  oi  Xo'.noi  G-jyyr^-li  ly.  roOroJv  ^-jv/j- 
v.tioi'i^Tca.i'  Tö)  yccQ  olt.o  toDv  a-Jrwv  ihy.i..,  und  in  der  Poetik  selbst  1460 
b  10  <T\)ä.y/.rt  iKiixüa^cit  rotcDv  ö'vtojv  töv  dpi^fx'^tv  h  zi  du'  rt  ydp  oloc 
riv  Vi  iiTtv,  Y)  ola  farji  xal  ooxeT,  tj  olcc  eivcci  osL 

VllI  4.  S.  1451  a  35. 

Die  Vorschrift,  die  Theile  der  Dichtung  so  anzuordnen,  dass 
Wegiialime  oder  Verstellung  eines  derselben  unmöglich  sei  ohne  das 
Ganze  zu  alteriren,  erläutert  Aristoteles  mit  den  Worten  o  ydp  izoogov 
Y)  [kTt  npoqov  [xrjdiv  noal  iniorjXov^  o-joi  ixoptov  roO  oko'j  irjrb,  die  man 
gemeinhin  so  erklärt,  'kein  Tlieil  des  Ganzen  ist,  was,  oh  vorhanden 
oder  nicht  vorhanden,  nichts  deutlich  macht'.  Aber  geht  dies  von  dem 
npoqöv  allenfalls  an,  so  ist  es  von  dem  ju.//  r.poqöv  verkehrt.  Ein  Avenig 
näher  würde  dem  Aristotelischen  Gedanken  kommen,  wer  erklären 
wollte,  was,  ob  vorhanden  oder  nicht  vorbanden,  nichts  Ersicht- 
liches bewirkt'.  Aber  auch  dann  möchte  man  fragen,  warum  Aristo- 
teles nicht  lieber  habe  ohne  Einschränkung  seinen  Gedanken  so  for- 
muliren  wollen,  'was  ob  es  da  ist  oder  fehlt,  nichts  bewirkt,  ist  kein 
Theil  des  Ganzen'.  Und  diese  einzig  passende  Deutung  gewährt  die 
Lesart,  welche  ausser  einigen  anderen  der  Cod.  B'  überliefert:  o  .  . 
jiXYjosv  jrojst,  inid-nAo\>  (lyg  oui^k  fxöpiov  tov  okov  iarb.  Ein  kleines  Be- 
denken erregt  noch  inioYjlo-v,  das  üherhimpt  bei  Aristoteles  selten,  in 
jener  Verbindung  nicht  vorzukommen  scheint.  Ist  also  das  praelixum 
im  aus  Wiederholung  der  letzten  Buchstaben  von  koui  entstanden, 
oder  ein  mit  ixr)oiv  zu  verbindendes  ti  herzustellen  (,uv;oiv  -etil  rt, 
of,lov  o)?)?  über  juv^oiv  t'.  vgl.  Rhetorik  1378  h  13  oix   oi   txr.di-^  rt 

Tt    /JltXOÖV. 

XI  9.  S.  1452  6  9. 

Am  Schlüsse  dieses  von  der  Peripetie  und  der  Erkennung  han- 
delnden Abschnittes   liest  man   die  Worte:  A-Jo  juisv  o-jv  roO  ^xü■^Qv 
}i.ipr)  nspi  tccOt'  ijrt,  ntpiKizv.ot.  xai  dvocyvüipijK;,   zpirov   di  ;:ä5oc  ' 
Sitz!,.  .1,  piiii.-i.ist.  ci.  xxxvni.  na.  i.  ntt.  .H 


G  0  V  n  li  I  e  II 

TO'jTOjy  5s  ~£pi~iT£ioc  JU.SV  xa{  äva^vcooKTf?  stov^Ta«,  /rä^o?  ^^  ^rrrt  ff^ä- 
tts  y^a^ortxyj  r,  ö^-jvripä.  Mit  Hecht  inihm  Bursian  an  nspi  Anstoss, 
das  er,  so  wie  schon  vor  ihm  Miulius,  getilgt  wissen  wollte.  Denn 
allerdings  kommt  es  dem  Arislotcles  hier  nur  auf  eine  Aufzählung  der 
drei  'J'heile  des  Mythos  an;  es  möchte  auch  schwer  sein  bei  der 
Lesart  rzspi  raO-a  für  das  Pronomen  eine  passende  Beziehung  zu 
linden.  Allein  wenn  Aristoteles  die  drei  Theile  des  Mythos  so  auf- 
zählt, dass  er  die  beiden  ersten  zusammenfassend  hinstellt  und  ihnen 
den  dritten  besonders  anfügt,  so  müssen  wir  glauben,  er  habe  mit 
jenem  Satze  dvo  fxiv  ouv  toö  ixu^o'j  ixipri  raör"  ecJTi,  nepiniz.  ■/..  öivciyv. 
zugleich  wenigstens  die  vorangegangene  Erörterung  über  Peripetie 
und  Erkennung  abscbliessen  wollen.  Aber  dagegen  sprechen  sofort 
die  Worte  to6twv  oi  nspinirsix  [xiv  y.ai  d-uocyv(lipt<7ig  dpYtTxi,  welche, 
indem  sie  selbst  auf  die  vorhergehende  Besprechung  hinweisen, 
zugleich  andeuten,  dass  ihnen  eine  generelle  Bezeichnung  der  drei 
Theile  des  Mythos  vorangeschickt  war.  'Der  Mythos  bat  drei  Theile, 
TTtpiKirsia,  dvocyyö)pi<jig  und  nd^og.  Von  diesen  ist  nepiKireioc  und 
dvccyv.  besprochen.  Das  7:d^'jg  aber  ist'  u.  s.  w.  Um  diesen  hier 
allein  angemessenen  Fortschritt  des  Gedankens  zu  gewinnen,  wird  man 
schreiben  müssen :  Autoü  [xiv  ouv  toö  ixO^ou  [Kipri  zpia  raOr"  eart, 
nspiTziTSici,  y.ai  d\>a.yvöjptaig ,  zplrov  oi  nd^og.  toütcov  di  nspiTziTSia 
lj.iv  xxi  dvocyi'dip'.O'.g  sipr.Tat  ^  Tzdd-og  o'  k'^vi  rzpä^'.g  xtX.  Zufall  und 
Absicht  scheinen  sich  die  Hände  gereicht  zu  haben,  um  jene  Form 
iti  die  der  Überlieferung  umzuwandeln.  Einen  Theil  der  Schuld  trägt 
wohl  die  Anknüpfung  des  dritten  Gliedes  durch  rpirov  de,  der  es 
jedoch  nicht  an  Analogien  fehlt,  wie  Nikom.  Ethik  1095  b  \8  Tpelg 
ydp  shi  ixdhoToc  oi  npou'/ovxsg,  o  n  vOv  dp-n\xhog  i(.ot.i  i  TroXtrtxö?  xod 
TCiiTog  6  dsoipr/Tixög ,  und  Politik  1341  6  40  ;rXetovwv  y^dpiv  ^  xai 
ydp  nociOiiag  s'vexsv  /.ai  y.cc^dp'JS'jig  .  .  .  rpirov  oi  npög  diocyjiyriv^  an 
welcher  Stelle  die  von  Spengel  für  nothwendig  befundene  Änderung 
schwerlich  bei  Vielen  Beifall  finden  wird,  und  Bhetorik  1356  a  22 
Taüra  imi  Xaßeiv  toö  a'jWoyiaaa^an  (Ji/vajuevou  xai  zoO  BBUipftOai 
nepi  Tct  YtSr^  x«t  rag  dptzdg  xai  TpjTOv  roO  nspi  zd  n-d^yj.  Vgl.  noch 
Poetik  145(j  a  2.  AötoO  aber  (das  übrigens  von  Aöo  nicht  so  fern 
liegt  als  es  auf  den  erstcti  Blick  scheinen  mag)  deutet  auf  den  Gegen- 
satz zwischen  den  Theilen  der  Tragödie,  deren  einer  der  Mythos  ist, 
und  hinwiedcrnm  den  'rii«'ilen  des  Mythos  seiher. 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  67 

XV  1.  S.  1454«  16. 
Nach  Abscliluss  der  Betrachtung  des  Mythos  wendet  sich  Ari- 
stoteles zu  dem  zweiten  [j-ipog  der  Tragödie,  dem  riSog  Ilzpi  rJi  rd 
f/^yj  TSTTocpä  ioTiv  wv  Ozl  (jro-/_d^£r7^ai,  £v  p.£v  y.cii  Tzpöjzoy  oKoyq  XP'^'' 
nrd  fi.  'itv.  oi  rj^og  [xh  id\>,  uignip  iAi^^rj,  Krj'.r,  fcivspdv  6  löyog  y;  vj 
Tcpd^ig  Kpocäptaiv  Ttv«,  [(^axtlov  }xiv  idv  yaOXvjv,]  ypTtOrov  o  id\)  yon- 
(TT/jv.  In  diesem  Satze  sind  die  eingeklammerten  Worte  yaüXov  — 
i^ictiilr,^^,  die  nicht  den  Handschriften,  sondern  der  ed.  princ  angehö- 
ren, wie  längst  bemerkt ,  aber  nicht  von  allen  zugestanden  u  orden, 
zu  tilgen.  Das  erste  Erforderniss,  sagt  Aristoteles,  ist  dies,  dass  die 
Charaktere  sittliche  seien.  Charakter  überhaupt  ist  gegeben ,  wenn 
im  Worte  oder  in  der  Situation  sich  eine  bestimmte  Wiljensrichtung 
der  Person  ausspricht,  sittlicher  Charakter,  wenn  eine  sittliche 
Willensrichtung.  Es  entsprechen  sich  sonach  i'^ci  f/^oc  ixh  und  ypn- 
aro-j  ok  wie  das  allgemeine  und  specielle,  und  innerhalb  dieser  Ent- 
sprechung bleibt  für  den  nichts  werthen  Charakter  kein  Platz  (vgl. 
Rhetorik  1361  b  36).  Zweitens  müssen  die  Charaktere  den  Perso- 
nen angemessen  sein:  osOTSpov  oi  rd  dpixorravTcc'  sdTi  ydo  dvoosiov 
/x£v  TÖ  Ti^og  dW'  ovy  dpixörrov  yui)oci.y,i  t6  dvopei'av  rj  dtivr,v  sh&i..  In 
diesen  Worten  liegt  ein  Verderbniss,  das  damit  nicht  gehoben  wird, 
dass  man  mit  Hermann  den  Artikel  ro  vor  rjBog  in  rt  verwandelt. 
Denn  die  Begründung  erheischte  den  Gegensatz  nicht  zwischen  dem 
Charakter  überhaupt  und  dem  angemessenen,  sondern  zwischen  dem 
sittlichen  und  dem  angemessenen.  Die  Forderung  der  Sittlichkeit 
des  Charakters  genügt  allein  nicht,  denn  ein  sittlicher  Charakter 
ist  darum  an  sich  nicht  auch  schon  ein  angemessener.  Daher  schrieb 
Bursian  eart  yäp  ävö/sctov  xpr,azo^)  -n^og  d)X  ovy  dp[j.6-Tov  ywxul 
TÖ  «voö.  Allein  wer  wird  es  glauben  wollen,  dass  ypriiTiv  in  /xiv  rö 
verderbt  worden,  zumal  juisv  dem  richtig  gefassten  Gegensatze  so 
treffend  dient,  dass  man  es  schwerlich  entbehren  möchte.  \>'ollte  man 
aber,  um  dies  zu  wahren,  loxi  ydp  dvdpsio]/  (ypr^aToy)  [xiv  rö  Cti) 
r/^og  schreiben,  so  würde  der  Artikel  nicht  minder  als  das  Indefini- 
tum  überflüssig  oder  irrig  sein.  Erwägt  man  endlich,  dass,  wenn 
dvdpslov  Subject  war ,  die  Worte  tö  dvapsiav  r,  osii/yj-v  etvai  ein 
schleppender  Zusatz  sind  (denn  es  genügte  zu  sagen:  Tapferkeit  ist 
ein  sittlicher  Charakter,  aber  nicht  angemessen  für  ein  Weib),  so 
wird  man ,  um  dem  Aristotelischen  Gedanken  die  zutreffende  Form 
zu  geben,  auf  folgende  Fassung  geführt:  dsÜTspov  di  rd  dpixÖTzovTO.- 

5» 


68  V  a  h  I  e  II 

£jr{  yocp  y/^r,  7TÖV  /xiv  rö  r,^'jc,  öCfX  v^y^  äptJ.6T-ov  yjvoci/.i  tö  dvdpiiav 
Y,  Oi'.vyjv  S.VJU.I.  Die  etwa  sich  iiafluirängeiuleii  Bedenken  sind 
unsclnver  zu  hescliwichtiji^eii.  Erstlic-Ii  ist  tan,  wofern  man  jiidit 
ein  auch  sonst  bei  Aristoteles  nnansyedrückt  gebliebenes  s.lva.1  ergän- 
zen will  (£7T£  yäo  y^tYi^Ti^  (xiv  etvat  70  r^^og),  in  ähnlich  prägnantenri 
Sinne,  wie  in  dem  kurz  vorhergehenden  Satze:  s'jti  oi  (sc.  ^^pr/sröv 
r.^og^  iv  i/.d'jTUi  yc'ver  xxi  "^arj  ^wri  toxi  ypr,a-r,  y.cä  doOloc ,  zu 
fassen,  den  wir  durch  'es  kann  .  .  srin*  wieder  gelien.  Ferner  ist  an 
der  unmiltelbaren  Anknüpfung  der  nur  zur  Kxempliflcirung  die- 
nenden Worte  yjvar/.i  tö  d-i/dpeiav  kein  Anstoss  zu  nehmen;  wir 
würden  allerdings  ein  olov  yjvix'.y.'.  to  dvrjpsiav  .  .  eivat  erwarten; 
dass  es  aber  dem  Aristoteles  gestattet  war  das  concrete  Beispiel 
direet,  ohne  Verbindung  durch  clov,  mit  dem  allgemeinen  Satze 
zu  verbinden,  zeigen  Beispiele,  wie  Rhetorik  1375  b  20  xcä  in  iv 
Toüg  äyAaig  Tiyyaig  oü  XuatrsXsi  na.pcn'JOfiCso^ai  töv  larpöv  •  ou  ydp 
ToacOro  ßlÜTiTii  Yj  dp-CicpTia  roO  iciTpoO  o^ov  ktX.  ,  wo  töv  taxpov  zu 
tilgen  nicht  minder  unrichtig  wäre,  als  vor  demselben  otov  einzu- 
schieben; und  1398  a  9  oel  0'  vrcapy^siv  /j-äXXov  av  doxcövr«  ddiüi)- 
09.1  ixstvov  £1  dt  jULy;,  yeXoiov  av  fa-jsiY^^  si  npog  ' A.piQxÜ0Y,v  /.cczy^'^O' 
poOvra  Toü-ö  ng  dmuv  y.rA.  Endlich  ist  das  Verdeibniss  selltst 
in  der  bei  Aristoteles  nicht  singulären  Art  entstanden,  dass  der 
erklärende  Zusatz  dvdpslov ,  der  hinreichenden  Anlass  in  der  Stelle 
fand,  das  echte  Wort  verdrängt  hat.  Kin  ähnlicher  Heigang  hat,  wie 
es  scheini,  1450  a  9  das  ursprüngliche  otävotav,  ^v  öaoig  XiyovTsg 
dnoosixvüaai  ti  y,  dTio^a.>.vov70(,'.  y.cx.3oKo-j  in  die  überlieferte  Form  yi 
x.ai  dnof.  yi/öiixYj'j  verderbt.  Denn  dass  yvw/r/^v  Znsatz,  xa.5öAou  das 
ursprüngliche  sei,  bemerkt  mit  Recht  unter  Vergleicliung  der  ent- 
sprechenden Stellen  des  Aristoteles  Bernays  Rhein.  Mus.  Vlll  575  A. 
Das  'ungeschickte'  xat  möchte  indessen  vielleicht  auf  die  nicht  sel- 
tene Verwechselung  der  beiden  Partikeln  ^  und  y.ai  zurückgehen  1). 
Aber  auch  sonst  fehlt  es  an  dergleichen  interpolatorischen  Ziithaten, 
ohne  dass  durch  sie  ein  ursprüngliches  Wort  verdrängl  ward,  in  der 
Poetik  so  wenig,  wie  in  anderen  Aristolelischen  Büchern.  So  ist 
14G0  a  11  das  längst  als  Glosse  bezeichnete  r/^ic:  neuerdings  auch 


% 


1)   Vielleicht  ist  auch  Rlielorik  139j  n  7  mit  »iniiitii^Minji  eines  xa.^o">ou    iii  schreilien: 
Xo'j  >  .  xa3c('Xou  $e  y-v   ovtos   x.aäölov  eirs'v  p.a'X'.ara  aofxoTTEt  xtX. 


,8 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  69 

von  Bekker  in  Haken  gesetzt  worden.  Nicht  minder  zuverlässig, 
obwohl  bis  jetzt  nielit  bemerkt,  ist  eine  Glosse  1458  b  21  dvn 
xvp'io-j  siüj^.ÖTog  ylüJTTav  ;  denn  nur  eins  von  beiden,  /.votov  oder 
ei(t}^6Tog,  schrieb  Aristoteles;  welches  das  ursprüngliche,  ist  schwer 
(  zu  entsclieiden,  doch  macht  es  der  dortige  Zusammenhang  wabr- 
scbeinlich,  dass  das  weniger  oft  gebrauchte  dot^og  durch  das  häu- 
figer wiederkebrende  xOp'.ctv  erklärt  ward.  Veigl.  1458  b  4  und  S. 
Ob  Bernays  a.  a.  Q.  574  recht  daran  gethan  hat,  1456  a  36  ixipri  ds 
ToOruiv  TÖ  TZ  d.T:odeiy.y(jva'.  xal  tö  XOelv  xai  xo  nd^r,  Kxoci(7y.£ud^z'.v, 
oiov  ekeov  r}  ^ö^ov  77  opynv  Kai  o'jo.  TOiuvra,  xat  itt  iJ.iyzd'og  y.a,'.  ixiz-pi- 
Tvjra,  K6.^r,  als  Glosse  zu  tilgen,  ist  sehr  zweifelhaft;  denn  während 
dnodsuvOvcc'.  und  Ivsiv  (beweisen  und  widerlegen)  sich  wohl  ver- 
binden, will  Iveiv  und  n^apaaxs'jaCsJv  in  der  Anwendur.'g  auf  [j.iyz5og 
und  ixizpOTTiVcc  sich  nicht  recht  schicken.  Dagegen  möchten  1448 
«16  die  Worte  [jj.ixrt'ja.izo  av  ztg  eine  aus  Z.  19  genommene  unge- 
schickte und  bei  genauer  Erklärung  unrichtige  Ergänzung  der  Con- 
struclion  sein.  Denn  die  Verbindung  der  Sätze  ist  diese  xat  •^ot.p  iv 
op'/Ti^^'-  "«'  aCilrjasi  y.xi  y.iBccpiav  tan.  yzvia^cci  zaii-ag  zag  d'vop.otö- 
Tr/zocg.  xoci  nzpi  zovg  Xoyovg  os.  y.cci  zr,v  ^ilop-tzpiav  .  .  Qp,oi(j)g  ok  y.ai 
ttspi  zoig  ot3-vpäp.ßovg  y.ai  nspi  zoiig  vc/j.o'jg  (sc  i'art  •ysvi'J^-.  z.  z. 
dvoixoiözr^zag)  ,  woran  sich  weiterhin  passend  sv  zfi  (xvzyj  ^U  diafopä. 
xat  Y]  rpayoidicx.  npog  zr/v  xw/xcooiav  oiiazrjXEV  anschliesst. 

XVI  S.   1454  ö  19. 

In  den  Einzelbestimmungen  über  die  Weisen  der  Erkennung 
ist  theils  durch  die  Verderbniss  der  Überlieferung,  theils  in  Folge 
der  Lücken,  welche  die  Zeit  in  der  griechischen  Literatur  gerissen, 
manches  dunkel,  einiges  der  Art,  dass,  falls  nicht  der  Zufall  oder 
ein  günstiges  Geschick  uns  neue,  bis  jetzt  vermisste  Daten  in  die 
Hände  spielt,  völlige  Aufklärung  nicht  zu  holTen  ist. 

Aristoteles  zählt  die  verschiedenen  Arten  der  Erkennung  auf. 
Erstens  die  unpoetischste  von  allen,  die  durch  Wahrzeichen  vermit- 
telte (ora  <7r;jL«.S£wv)  ,  sei  es  angeborene  oder  erworbene,  und  unter 
diesen  entweder  dem  Körper  anhaftende,  wie  Narben,  oder  äusser- 
liche,  wie  der  Halsschmuck  und  dem  Ähnliches. 

Die  zwcte  Art  bilden  die  vom  Dichter  frei  erfuiuienen,  den 
Personen,  die  erkannt  werden  sollen,  nicht  anhaftenden,  sondern 
ihnen    vom  Dichter   zu   ihrer  Beglaubigung   in    den  Mund    gelegten 


70  V  :.  1.  I  e  n 

\V;iliizeiclien.  Ein  Beispiel  dieser  Art  gibt  in  der  Tsiurischen  Iphi- 
genie  die  Erkennung  des  Orestes,  die,  im  Gegensatz  zu  der  Erken- 
nung jener  von  Seiten  desOresles,  nur  durch  das  bewerkstelligt 
wird,  was  der  Dieliter,  unabhängig  vom  Gange  des  Stückes,  den 
Orestes  behufs  seiner  Anerkennung  vorbringen  lässt.  Z.  30  Asvre/iat 
Os  ai  TZzK'j'.rjixivcii  ÜKO  toO  TZoir^TOÜ,  016  ärr/yoi'  olo-j  'Opiorrtg  iv  rrj 
'Ifiyeveiex.  dvsyvdjpiie  rrjv  äo^eXyyjv,  dvayjoi^ia^dq  xjtz  ixe'ivr,q-  iy.zLvi^ 
ju,£v  yap  01%  7r,g  iKiaroArig,  iy.elvog  ok  dtä.  artixsioi)/.'  ra'jra  o-jv  avTÖg 
).iy£i  ä  ßn-jliToct  6  noir^TTiC,  a/X  oü^  0  (xv^og-  dt6  iyyx/g  Tr^g  £iprjij.i-vr,g 
ä.tx(xcjTi!x.<^  liriv  •  i^r,v  yäo  av  svtcz  v.oii  ivey/.eiv.  Die  sachlichen  Un- 
richtigkeiten in  diesem  Vulgattext,  die  durch  keine  Erklärung  besei- 
tigt oder  verdeckt  werden  können,  bedarf  es  nicht  im  Einzelnen  zu 
prüfen,  es  genügt  der  Vulgata  die  einstimmige  Überlieferung  der 
Handschiiflen  gegenüber  zu  stellen,  um  zu  überzeugen,  dass  jene 
keineswegs  die  Hand  des  Aristoteles  wiedergibt,  und  zugleich  an 
einem  eclatanten  Beispiele  zu  zeigen,  mit  welcher  Freiheit  der  Text 
bei  Aldus  nach  Gutdünken  zurecht  gemacht  worden.  In  den  Hand- 
schriften, nicht  blos  den  Bekker''schen ,  steht:  olov  'Opiirr^g  iv  rrj 
'I'^r/Eveta  dvsyv&jp'.o'sv  oti  'Ops^rrj?*  ixdvrj  }j.iv  yap  oi(X  Tf,g  e7iiaT0Ar,g, 
t/.tlvog  oi  avrög  Xiytt  a  ßrjOltToci  6  7:oi.r,T7jg  alX  oi);(  6  tj-v^og.  Diese 
Überlieferung  rieth  Spengel  dem  Aristoteles  ohne  weitere  Besse- 
rung, als  dass  a:/t'piopio3r,  statt  ä-viy-joipiovj  geschrieben  werde,  zu 
restituiren.  Und  die  passive  Form  wird  allerdings  durch  den  Zusam- 
menhang gefordert,  es  müsste  denn  ävayvoj&i'^etv  in  der  Bedeutung 
'sich  zu  erkennen  geben'  gesagt  sein,  was  Ritter  seinem  Interpola- 
tor,  ein  neuerer  Übersetzer  dem  Aristoteles  selber  zutraute.  Allein 
die  Worte  ot.  '()piarr,g  sind  in  jener  Verbindung  ein  unnützer  Bal- 
last, der  dem  Aristoteles  schwerlich  aufzubürden.  Bursian  meinte 
daher,  es  sei,  um  den  Zusatz  erträglich  zu  machen,  vor  demselben 
eine  Lücke  anzunehmen,  in  der  etwa  Folgendes  gestanden  habe: 
'Or>£(7Tr,c  .  .  dvtyv'jip'ia^r,  {'jnd  Tr,g  doslfrjg  ni'juv  doug)  ou  'Opi- 
arng.  Aber  abgesehen  davon,  dass  sich  Bursian's  Annahme  mehr- 
facher in  Folge  der  Unleserlichkeit  der  Originalhandschrift  entstan- 
dener Lücken  nicht  bewährt,  würde  eine  Ergänzung  dieser  Art  eine 
der  Sache  nicht  förderliche  Wieiierholiing  mit  sich  führen,  denn 
das  dort  Gesagte  kehrt  nachher  in  den  Worten  ixslvag  aurdg  liyei 
ä  ßoJÄcTat  6  T:'jtr,7r.g  wieder.  Aristoteles  stellt  vielmehr  zunächst 
allgemein  den  Satz  hin    wie  Orestes  in  der  Iphigenie  erkannt  wurde'. 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  7  1 

um  sodann  im  Folgenden  die  Art  dieses  Erkanntweidens  zu  erläutern 
und  zugleich  durch  den  Gegensatz  der  anders  beschaffenen  Erken- 
nung der  Iphigenie  von  Seiten  des  Orestes  in's  Licht  zu  stellen.  Auf 
das  Richtige,  wie  ich  giauhe,  führt  die  Erwägung,  dass  eine  Bestim- 
mung, wie  die  in  den  Worten  r,xi  'OpiaTV;?  enthaltene,  die  an  jener 
Stelle  überflüssig  und  störend  ist,  in  dem  folgenden  Satze  iy.ilv^q  oi 
aurog  \iysi  ä  ß.  6  n.  eiier  vennisst  wird.  Denn  zu  welchem  Zwecke 
sagt  Orestes,  was  ihn  der  Dichter  sagen  lässt?  Offenbar  um  sich  als 
Orestes  auszuweisen.  Also  schrieb  Aristoteles :  oiov  'OpiaT-nq  ev  tyj 
'I'^'-^sveta  ävsyvojjOtj^vj  •  ixsiv-n  [xiv  yäp  dia.  tyjs  intGroXyig^  iy.sivog  oi 
ÖTt  'OpidTTjg  auTog  'ki'^si  ä  ßoOXsr«'.  6  noirirr,g.  Den  Sinn  jenes 
ort  können  wir  deutsch  duich  'zum  Beweise  (oder  'dafür')  Hass  er 
Orestes'  wiedergeben;  ein  Gebrauch  dieser  Partikel,  der  auch  bei 
andern  griechischen  Schriftstellern,  aber,  wie  es  scheint,  mit  Ein- 
schränkung auf  eine  bestimmte  Verbalform  vorkommt  (vgl.  Krü- 
ger's  Gr.  Granuu.  65,  1  A.  6),  die  für  Aristoteles  nicht  gilt.  Man 
vergl.  Nikomachische  Ethik  1152  b  22  ötj  o  vj/.  apiOTOv  r,  r,oovrty 
ort  o-j  TiXog  dXkdt.  yi\/£G'.g.  Die  beiden  ort  sind  von  einem ,  wie  der 
Zusamnienliang  der  Stelle  nachweist,  zu  ergänzenden  li-jovji.  oder 
Xexreov  abhängig  und  das  Verhältniss  der  beiden  Conjunctionen  lässt 
sich  etwa  so  ausdrücken  'dafür,  dass  die  Lust  nicht  das  Beste  sei, 
macht  man  geltend,  dass  sie  nicht  Zweck,  sondern  ein  Weiden  sei'. 
Rhetorik  1376  a  2  ntpi  roüv  SGOixivoiv  y.al  oi  ;;(p;j>a/j.oAöyo'.  (sc.  ju.dp- 
Tupsg),  olov  Qsp.tGT'JxXrig  ,  Sti  va'jju(.a;(r/T£ov,  to  £'jXtvov  reiy^og  Xs^wv. 
Die  Art  des  Verderbnisses,  dass  durch  Abschreiberversehen  ein 
paar  Worte  von  ihrem  Platze  gerückt  und  an  falscher  Stelle  einge- 
schoben, ist  nicht  ohne  Beispiel  in  der  Poetik.  So  sind  jetzt  in  dem 
Bekker'schen  Texte  1452  a  3  die  Worte  raüTa  di  ybirut  xal  u.dhnzx 
xai  ixäXXov  otocv  yivrjTxi  napcc  ryjv  oö^av ,  of  äXXy/?.«,  an  welchen 
Biirsian  sich  vergeblich  bemülite,  nach  Fr.  W.  Reiz' Vorschlag  durch 
Umstellung  der  Worte  xat/xäXAov  vollkommen  geheilt:  tx-jtcc  oi'/tv-rat 
[xat]  (xochcsTa  örav  yivr,xon  Kccpd  t-^v  oö|«v,  xui  ixöcXkov  otocv  di''  ocA- 
XvjXa.  Einem  ähnlichen  Versehen  begegnen  wir  1457  b  25,  wo  die 
Handschriften  überliefern:  ipsl  rofvjv  ty^v  iarzipav  yr,pc(g  Yifxipxg  r) 
danep  'EixnedoxXng  xat  tö  ynpxg  ianipscM  ßiou  ri  rJu^ixocg  ßio-j ,  aber 
schon  Aldus  die  Umstellung  xai  tö  '^rjpag  ianipocv  ßiov  rj  (ügnip  'E,u- 
nsdoxk-ng  ovaixcig  ßiou  vorgenommen  hat.  Auf  anderes  zum  Theil 
hierher  Gehöriges  wird  uns  die  Untersuchung  später  führen. 


T* 


Y  a  h  I  e  II 


In  den  an  sii-li  kluren  Worten  a  ßo'jlszx'.  ö  /-itrjrz/j  üXX  oü^  i 
IxO^og  wii  (I  ix-J^oq  von  Mehreren  irrig  yls  Überlieferung  der  Sage 
gedeutet.  Denn  /jiO^cf  ist  hier,  \>  ie  durchweg  in  der  Poetik,  die 
Fabel,  d.  h.  das  Sujet  des  Drama  (wie  des  Epos).  Der  Tadel  des 
Ari.stoteles  geht  also  dahin,  dass  Orevles  vorbringe,  was  dem  Dichter 
beliebe,  aber  nicht  als  Conseqnenz  aus  dem  Sujet  und  der  Anlage 
des  Stückes  sieh  ergebe.  Sagt  er  doch  ausdrücklich  145ö  a  17, 
dass  die  beste  Erketmung  die  sei  ,  die  aus  der  Handlung  selbst  ent- 
springe, Tzoi'j'Jj-j  Ol  ßt'/.TiGZTt  ävayvcü^ntJtg  v;  i^^  ai^TöJv  tQv  rpxyij.drtji'i/. 
Und  gerade  darin  liegt  der  Vorzug  der  Erkennung  deriphigenie  vor 
der  des  Orestes,  dass  jene  unabsichtlich  durch  den  an  sich  nach  der 
ganzen  Situation  wahrscheinlichen  Wunsch  derselben  einen  Brief 
in  die  Heimath  zu  senden  erfolgt,  Orestes  aber  sich  durch  Erwäh- 
tiung  von  Dingen  beghtubigt,  welche  mit  dem  Sujet  der  Tragödie  in 
keinem  Zusammenhange  stehen.  Daraus  erklärt  sieh  denn  auch  ,  in 
wiefern  der  hier  getadelte  Fehler  in  der  Erkennung  einem  vorhin 
gerügten  verwandt  sei:  o'.ö  i'/yOg  rf/j  eiprjfxivrjg  ätxxpTiag  iirb  '  e^r,v 
'/äs  «v  evta  xoü  ivsy/.slv.  Aristoteles  deutet  nämlich  auf  jene  Erken- 
nung, welche  durch  den  Personen  anhaftende  Wahrzeichen  erfolgt. 
Denn  auch  hier  hätte  es  einen  wesentlichen  Unterschied  nicht  begrün- 
det, wenn  Orestes  ähnliche  Merkmale  an  sich  getragen,  die  er  hätte 
unabhängig  von  dem  Gang  der  Handlung   geltend  machen  können. 

Eine  dritte  und  vierte  Art  der  Erkennutig  sind  die  durch  Erin- 
nerung und  die  durch  den  Schluss,  an  welche  letztere  sieh  als  ein 
besonderer  Zweig  die  auf  einem  Trugschluss  beruhende  anschliesst: 
£!7Tt  Gc  Tig  y.c/A  a-jy^tTYi  t/.  n-aoaX&7£7,üLoO  zoü  ^zÜTpo'J,  oiov  iv  Tch 
'Oo-j'j'jSi  zu)  '■pvjoayyi'Atü  '  rd  /jlsv  yocp  rocov  i'frj  yvwatJ^at  S  ov/^ 
i'jipü/.v.j  0  os,  öjg  Ol'  iy.zivo'j  ävayvoüC-toOvrOi,  oi6c  zovzo'j  inoir^os  Tzococt.- 
Äoyt-jjnöv.  Wäre  uns  von  dem  liier  cilirten  Stücke,  dem  'Oovsisug 
^•■j'jd'/ys'k'-jg,  eine  nähere  Kunde  anderswo  aufbewahrt,  so  wäre  die 
Erkläiuiig  sclnverlich  so  in  die  Irre  gegangen,  wie  sie  es  noch 
in  neuester  Zeit  gethan  hat.  Jetzt  muss  uns  sorgsame  Erwägung  der 
überliefeitin  Woile  allein  als  Führer  zum  Verständniss  dienen. 
Bewährt  sich  die  hier  geltend  gemaclite  Auffassung,  so  wird  sie  es 
auch  icchtferlijien,  dass  auf  eine  Prüfung  ahweiihender  Deutungen 
nicht  eingegangen  ist. 

Zunächst  ist  in  dem  Texte  mit  Hermann  das  unverständliche  ^sd- 
T'^'j-j  in  ^aresoj  zu  bessern.  Der  Artikel  aber  ist  w  eder  mit  Hermann 


Zur   Kritik   Aristotelischer  Schriften.  i  O 

ZU  tilgen,  riDch  mit  Bursian  durch  die  Analogie  des  Menandrisclien 
Gebrauches  unil  der  einzigen  und  darum  zweifelhaften  Aristotelischen 
Stelle  in  der  Schrift  nsci  xo7,u.o"j  397  a  9  zu  vertheidigen.  Denn  der 
Artikel  gehört  nicht  zu  d-xripou,  sondern  zu  noLoal'iyi'j/j.oO.  Ferner 
ist  unzweifelhaft  mit  Tyrrwhitt  zu  verbinden  und  zu  lesen  wg  $r) 
iy.sivov  ä.vocyv(x)pinvvTog  oix  toOto'j  ,  das  Übrige  aber  zum  Theil  im 
Anschluss  an  die  Handschriften  etwa  so  zu  schreiben:  röv  /xiv  -/dp 
TÖ  TÖ^ov  t'fr,  yvoj'7£a3a!,  o  ^j'j'/^  ioipüy.si,  tö  di,  (hg  drj  iy.eivou  ävayvaj- 
ptoüvrog  o:a  rourov,  notri^oci  (7ro{e?'7-3-a'.  ?)  TzccpocXoy'.'jiJ.ö'j  {zo  iiiv  yocp 
TÖ  t6^.  A";  tö  oi  diig  A*"  ß"").  Durch  das  handschriftlich  nicht  beglau- 
bigte 0  di  ist  ein  Gegensatz  der  Subjecte  hineingebracht,  hei  wel- 
chem keine  plausible  Auffassung  der  Situation  ermöglicht  ist.  Daran 
j  ist  festzuhalten,  dass  es  ein  und  dieselbe  Person  ist,  von  welcher 
sowohl  sfYj  ^jvöyoerj^a.i  ('er  meinte,  dass  Jener  den  Bogen,  den  er 
nicht  gesehen  iiatte  ,  erkennen  würde')  und  das  Troif/^at  Karjcdo- 
^iai}.öv  (das  war  eben  der  Fehlschluss,  den  er  beging)  ausgesagt  ist. 
Suchen  wir  uns  nun  nach  diesen  Andeutungen  einen  IJegrifl' 
von  der  Krkennung  durch  den  Fehlschluss  zu  machen.  Denn  auf 
diesen  kommt  es  doch  vor  Allem  an ,  obwoiil  dieser  Hauptpunct  bei 
den  Interpreten  meist  nicht  genügend  bei-ücksichtigt  ist.  Diese  Art 
der  Erkennung  ist  keine  einfache,  sondern  eine  zusammengesetzte 
aus  dem  Tnigschluss  des  Einen  und,  setzen  wir  hinzu,  dem  tiarauf 
gegründeten  Schluss  des  Anderen;  d.  li.  die  eine  der  beiden  Perso- 
nen vermeint  von  der  anderen  an  einem  bestimmten  Merkmal  erkannt 
zu  werden,  das  in  der  That  für  jene  kein  Mittel  der  Erkennung  ist. 
In  dieser  fälschlichen  Annahme  aber  suclit  der  Erstere  das  ver- 
meintlich verrätherische  Moment  zu  beseitigen  oder  zu  bemänteln, 
und  gibt  damit  dem  Anderen  nun  erst  einen  wirklichen  Anhalt,  um 
vermittelst  eines  Syllogismus  zu  der  Erkennung  zu  gelangen.  Der 
Tnigbote  Odysseus ,  der  nicht  als  Odysseus  erkannt  sein  wollte, 
lürclitet,  dass  ihn,  \\  er  es  nur  immer  sein  mag  (denn  es  soll  gar 
nicht  der  Versuch  gemacht  werden,  die  liier  gemeinte  Tragödie  auf 
einen  der  bekannten  SagenstofTe  zurückzuführen;  wie  un>iclier  dies 
überhaupt  ist,  zeigt  Welcker  Griech.  Trag.  1 150) ,  an  dem  Bogen 
erkennen  werde;  das  war  ein  Fehlschluss,  weil  jener  den  Bogen 
nie  gesehen  hatte;  Folge  dieses  Paralogisinus  war  aber,  dass 
Odysseus  etwa  erzählte,  wie  es  gekommen,  dass  er,  Nicht-Odysseus, 
sich  in  dem  Besitz  des  Odysseus-Bogcus   befinde.   Und   während   er 


\ 


74  Vahlen 

diimit  sich  in  seinem  Versteck  gesichert  ghiuble,  hat  er  gerade  dem 
Anderen  an  der  von  ihm  selbst  verrathenen  Thatsache,  dass  jener  des 
Odysseus  Bogen  ist,  die  Handhabe  geliehen,  dnrch  weiteren  Schluss 
zur  Erkennung  der  wahren  Person  durchzudringen.  Hiernach  also  ist 
die  ganze  Stelle  etwa  so  zu  übersetzen:  'Es  gibt  aber  auch  eine 
zusammengesetzte  Art  der  Erkennung  ans  dem  Fehlschluss  des  Einen 
(und  dem  Schluss  des  Anderen),  wie  z.  B.  in  dem  Trngboten  Odys- 
seus; er  meinte  nämlich,  es  werde  der  Andere  den  Bogen  erkennen, 
den  dieser  doch  nie  gesehen  hatte;  darin  aber,  als  ob  ihn  jener 
hieran,  nämlich  dem  Bogen,  erkennen  würde,  beging  er  einen  Fehl- 
schluss'. Aristoteles  schrieb  für  griechische  Leser,  denen  die  ange- 
führte Tragödie  bekannt  war,  für  welche  daher  eine  namentlich  in 
der  Bezeichnung  der  Siibjecte  noch  so  unbestimmt  gehaltene  Andeu- 
tung zum  Verständniss  genügte.  Aus  dieser  Unbestimmtheit  aber, 
die  es  nur  für  uns  ist,  den  Schluss  ziehen,  dass  nicht  der  wahre 
Aristoteles  hier  spreche,  beruht  auf  Verkennung  eben  so  sehr  Aristo- 
telischer Art  wie  der  Weise  halbgelehrter  Interpolatoren. 

XVII  S.  1455  a  22. 

In  dem  17.  Cap.  gibt  Aristoteles  praktische  Anweisungen,  wie 
der  Dichter  bei  der  Composition  der  Tragödie  zu  verfahren  habe. 
Erstlich  müsse  er  sich  bei  der  sprachlichen  Ausführung  die  darzu- 
stellenden Situationen  möglichst  vergegenwärtigen:  oei  de  Toug 
{xO^o-jg  (j'JViaTavcci  y.ai  rf,  Aifet  avvoi.ntci'^ä.llzo^oi.i  ori  [kdliaxa.  npo 
c)/;Lj7.«rwv  Ti^ilivj'j-'j.  (Statt  ouvocKUfjyd^sa^ai ,  woran  Spengel  nicht 
ohne  Gruiid  Anstoss  nahm,  schrieb  wohl  Aristoteles  dnspydCsi^at, 
sei  es,  dass  das  nahe  awiaTdvai.  oder  das  weiter  unten  folgende  toI<; 
ayr,ixa.ai.  TJvccnipyatöij.e'i/ov  den  Anlass  gegeben,  auch  jenem  Verbum 
ein  (7'jv  vorzusetzen.) 

Sodann  solle  er,  so  weit  es  angelit,  die  einzelnen  Partien 
gleichzeitig  mit  der  sprachlichen  Ausführung  selbst  in  Haltung  und 
Geberden,  d.  h.  schauspielerisch  darstellen.  "Oaa  dt  owaröv,  -/.cciTolg 

oi  iv  TOtj  Kä^£'Jtv  stVi,  y.ui  '/iiixocifsi  6  y_£ijj.aC6jj.£-i/og  xcti  y^cclenalvei  6 
öfiytCölJ-svog  «Xr^^tvcörara.  oio  £v<p'jcvg  ri  notrjzun  i'Jzi'v  yj  jL«.ÄVtxoO'  tov~ 
Twv  jap  oi"  /jiev  £Ü;rXa(7T0(,  ot  oi  i^sTCi'jT'.x.oi  siiiv.  Den  Sinn  der  Worte 
TOig  iyjir,\).oi.'7i  TJvanspyatöjXEvov  kann  Rhetorik  1386  a  32  dvdyxvj 
ToOg  <3'Jvy.n£p'/a.to\).ivryjg  rjyjtij.aai  -/.cci  ^coval^  >««'  io^r,<J£i  xai  oXw?  r^ 


Ziir  Kritik  Aristotelischer  Schriften. 


75 


•JTzoy.oirjEi  ilsstvoTipo-jg  shat'  erläutern.  Die  Begründung  (lieser  Vor- 
schrift über  ist  in  Folge  der  gedrungenen  Ausdrucksweise  des  Aristo- 
teles vielfach  missverstanden  worden.  Am  besten  wäre  es ,  sagt 
Aristoteles,  wenn  der  Dichter  sich  schon  von  Natur  in  dem  Affect 
befände,  den  er  in  den  handelnden  Personen  auszuprägen  liat.  Denn 
um  so  überzeugender  wird  die  Darstellung  der  AfTecte  an  imderen 
sein,  je  mehr  sie  die  Copie  der  eigenen  afFectvollen  Natur  des  Dich- 
ters ist.  Aber  diese  Bedingung  ist  nicht  immer  zu  erfüllen,  und  es 
gelaugt  zum  Ziele  auch  der,  welcher  durch  Talent  und  Beobachtung 
den  Affect  naturgetreu  darzustellen  versteht.  Für  diese  aher  inshe- 
sondere  ist  es  räthlich,  zugleich  bei  der  sprachlichen  Composition 
schauspielerisch  die  Dinge  auszufuhren,  in  so  fern  diese  körperliche 
Nachahmung  des  Affects  in  Miene  und  Geherde  auch  die  Seele  zum 
Pathos  zu  stimmen  mithilft. 

Ist  dies  im  Allgemeinen  der  Gedanke  des  Aristoteles,  so  ist 
zunächst  klar,  dass  nicht  arzo  zf,q  «'Jrf;?  fjasoyg  mit  den  Hand- 
schriften, sondern  an-'  avTr^g  rf,c  fj'7t'j)g  mit  Tyrrwhitt  und  Hermaim 
zu  schreiben  ist  i)-  Denn  es  handelt  sich  nicht  um  Gleichartigkeit 
der  Natur  zwischen  Dichter  und  darzustellender  Person,  sondern  der 
Gegensatz  ist  vielmehr  zwischen  dem  von  Natur  an  und  für  sicii  zum 
AO'ect  disponirten  und  dem,  welcher  denselben  künstlich  in  sich  erzeugt 
und  auf  Grund  der  Beobachtung  naturwahr  darstellt.  Dieser  Gegensatz 
ergiht  sich  auf  das  Bestimmteste  aus  den  Worten  did  s^fvoüg  -n  notr,- 
Tu-o  iiTiv  Yi  ixctvtxov'  Touroiv  ydp  ot  ju.£V  äÜTrXa^TOt,  o'i  oi  i^sraazuoi-) 
v.aiv,  d.  h.  die  Poesie  erfordert  entweder  einen  genialen  oder  einen 
enthusiastischen  Menschen  ;  der  enthusiastische  weiss  sich  in  den  dar- 
zustellenden Affect  leicht  hineinzuversetzen,  der  geniale  durch  Prüfung 
das  TrefVonde  aufzufinden.  Die  Worte  cc/t'  «'Jt-^^  zr,i  o-jozujg  sind 
aber  nicht,  wie  gewöhnlich  geschieht,  mit  rrt^avcüraro!,  sondern  mit 
oi  £v  TOig  Tzd^sGiv  zu  verbinden.  Aristoteles  sagt  nicht  'von  Natur 
sind  am  überzeugendsten  die  im  AlTect  Befindlichen',  sondern  'am 
überzeugendsten  sind  die  von  Natui-  im  AlTect  Befindlichen'.   Nur  an 


')  Ähnlich  ist  auch  1448  a  16  £v  v.v7f,  dk  rf,  fiiaipopä.,  clas  nicht  stehen  k;iiui,  in 
£V  T-^  <XVT^  8k  Six^.  zu  ändern,  nicht  £v  täJt/;  di  zii  6ixv.,  wie  Cnsaubunus 
iintl   neuenling-s  Buisiaii   wollte. 

2)  Wer  ix'J-arixoi  liest,  stört,  inilein  er  nur  ein  luidcres  Uort  für  ,u.avtxo;  sel/.t, 
den   Gedankenfortschritt. 


76 


V  a  h  I  e  n 


diesen  letzteren  Getlankeii  können  sich  die  Worte  yjifxaivei  6  X^'-!^^- 
«ToaevOi  xxi  yjxliTzxivzi  6  öpyilliaEMog  ä/v^^-fvcüraT«  passend  ansclilies- 
sen:  'wer  von  Natur  zornig  ist,  setzt  am  wahrsten  in  Zorn,  d.  i. 
zeiclinet  am  treuesten  den  Zornicron'.  Tim  jener  Verbindung  willen 
bedarf  es  jedoch  nicht  der  von  \N  iiistanit  y  und  neuerdings  von  Ad. 
Miclmelis  (de  auctoribus  quos  Horatius  in  Arte  poetica  secutus  sit. 
Kiliae  18ö7,  S.  28  IT.)  und  Bursian  empfohlenen  UnistelJung  des 
Artikels  ot  dr:  o(.-jzr,q  Tr,g  o-j'jButg  iv  rot$  Tiä^sTtv;  das  Gewicht  des 
Gedankens  liegt  auf  den  NN  ortm  c/.~'  avrr,,  t.  'j..  und  darum  sind 
sie  vorangestellt.  Die  bei  Aristoteles  häufig  nur  dem  Gedanken,  nicht 
der  Grammatik  untergeordnete  Wortsteilung  hat  ancli  sonst  Miss- 
versländnisse  oder  unberechtigte  Änderungen  veranlasst.  Man  vergl. 
Poetik  l4o3  b  4  ose  '/ao  x.ai  av^v  roO  ooäv  oCIroj  auvs^rävÄt  töv  |uiö- 
^•ov  Cü7r£  TÖy  ay.ovovra  rcc  -r^äyuarx  ■ytvöij.ev«  xat  ^ptTTStv  x«t  i'Xttiv , 
und  Politik  1308  a  32  iVt  räc  rcLv  ■yvjjot'ju.wv  ^jXovjtxia?  jcat  ^räTit^ 
x.at  o'.ä  Tiv  vö^uwv  rc!iä'7.3'«t  Oec  'j;i'jÄärTs'.v  xai  zoug  e^oi  zf,g  ojAovet- 
iLi«5  ovraä  ;rsiv  ;rap££/y;^£va{  xai  «üroü^,  d.  i.  'bevor  sie  (die  Zwiste) 
sowolil  die  ausserbalb  des  Streites  siebenden  als  auch  sie  selbst 
erfassen';  cbend.  1308  a  7  ro-jg  p.h  [irt  tj-z-i'/o'^rag  tw  iJ.r,  ürii/.tvj 
y.Ci'.  TÖ)  Toiig  riyzuo'^iy.'j'jg  aurüiv  v.gä.'^v.\'  zig  zr,v  noXirzia.v.  Nioom. 
Ethik  114ü  b  2o  ^'ji/.pdzr,g  /niv  yäfi  o/Mg  i\i.ä.'/z-z'j  npög  töv  Xö'/ov 
WC  cvx.  oj'jr^g  äy.py.aiv.g.  wo  Trpög  t.  /.  nicht  mit  iixdytzo,  sondern  mit 
öjg  oJx.  'j'-j'jr,g  zu  verbinden.  (Vielleicht  ist  jedoch  an  jener  Stelle,  da 
;r£.5avcöra70'.  eines  zl'jbj  nicht  bedirf,  statt  des  Artikels  das  Relativum 
zu  setzen:   /T'.3-avcorÄro!  'jdr>  ,    ä/T'   aL-jrr,g  xr.g  'j'ii'^vjig  o'i  iv  rolg  n. 

£{7£V.) 

Eine  weitere  Anweisung  für  die  sprachliche  Ausfiibrung  der 
Tragödie,  die  nach  strenger  Ordnung  biitte  an  die  Spitze  gestellt 
werden  sollen,  i>l  die,  dass  sich  der  Dichter  zunächst  das  Sujet  in 
der  V((n  a'ler  Detaillirung  ledigen,  möglichst  allgemeinen  Form 
entwerfe.  14oo  b  I  zo'jg  ri  AÖ'/vjg  ro'jg  rcjrürjur'v&vc  ort  y.ai  auzdv 
jroti'jvra  i■/.Ti^z■J^yA  y.x3i\'jj,  eI^'  oGroJC  c<Ti'.700£ovv  x.at  ;:aoÄr£tve{v. 
So  die  \  ul^iiti.  Die  liandschriiten  dagegen  roOrsvg  ts  AÖycjg  y.ai 
TO'js  -£,7.  y.r'/..  .  w  as  neuerdings  Beifall  und  Aufnahme  gefunden. 
Dass  aber  zo-yro-ig  auf  d.is  am  Anfinge  dieses  Aitschnittes  stehende 
ixit3yjg  zurückgehe  und  dieses  die  von  der  Sage  überlieferten 
tragischen  Sti  (Te  bezeichne,  werden  schwerlicli  viele  zugehen 
wollen.    NN'enn  liy^g,   nicht  anders  wie  /jlO^oc,  allgemein  das  Sujet 


I 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  77 

bezeichnet,  so  muss,  da  von  einer  bestimmten  Art  von  Sujets  keine 
Rede  gewesen,  toOtoj?  irrig  sein  und  mit  der  Bessi'run<T  des  Aldus 
ToOg  T£  /ö'/ou?  darf  man  zufiieden  sein;  da  indess  das  schlichte  Argu- 
ment in  Gegensiitz  zu  drv  dureli  Episod  en  und  andei-es  erbreiteten 
Ti'iigödie  ge>tillt  uiid,  so  wiwi'  zu  ü!;ei  lenzen ,  ob  Aristiiti  k-s  nicht 
vielmehr  a-jz'j-jg  zi  roO,  /.iyyjg  geschrielu-n  habe.  Eine  näliere  Be- 
stimmung der  /öyot,  und  zwar  eine  do[»[i(lle,  wird  in  di'W  sich  entspre- 
chenden WiuN'ii  y.u'.  Vjvg  nzK'i'.r,^vjyjg  —  y.y.i  c.'jtÖ'j  Tzo'.oO'i/TX  hinzu- 
gefügt. Zu  den  lelzleren,  deren  Sinn  nur  sein  kann  'auch  wenn  der 
Dichter  die  Stoffe  selbst  erHudel',  bilden  einen  richtigen  Gegensatz 
die  von  der  Sage  überlieferten  Sujets;  diesen  Gegensatz  spricht  Ari- 
stoteles auf  das  Bestimmteste  aus  14o3  6  26  aüröv  oi  vjpia/.-'.v  oil  y.Cf.i 
TOlg  nocpccoeO'Jixivjig  ypr^'j^ai  xochJäg.  Aber  k<ine  Künstelei  der  Erklä- 
rung kann  mnovriixivyjg  eine  Deutung  unterlegen,  die  diesem  Gegensatz 
entspräche,  vielmt'lir  sind  nsn'-j'.-nixivoi,  wie  ein  Blick  in  das  9.  Ca[»itel 
zeigt,  im  Gegensalz  zu  Aöyji  r.apcx.oz.o'j\).i)^oi.  oder  Ttcip£'.AYjixi).ivci,  die 
vom  Dichter  selbst  erfundenen  Stoffe.  VN'ollcn  wir  daher  dem  Aristo- 
teles den  richtigen  Gegensatz  restituiren,  so  ist  statt  Tt-noiriixi-i/o-jg 
vielmehr  7:xps(.lr,iiiJ.ivovg  zu  schreiben,  das  1453  b  23  (toO?  [xiv  ouv 
naosikrtixixivo'jg  p^ii^o^jg  X-Jc'.v  otiy.  icTiv)  in  diesem  Sinne  gebraucht 
ist  und  von  dem  überlieferten  Ktnoirt[}.i\ivjg  nicht  zu  weit  abliegt, 
um  das  Verderbniss  zu  erklären.  Es  lautete  demnach  die  ganze 
Vorsciirift:  Toiig  -t  Aöyovg  y.oä  ToOg  r.(x.ptilr,[).ixvjo^jg  ozl  y.ai  aüröv 
Tiotoüvra  ix-i3ti^o(.>.  xa^öXov  ,  £'!3-"  o\noig  iiztiaooioxjv  y.<xi  nccpoc- 
T£(V£'.v.  'Die  Sujets,  sowohl  die  (von  der  Sage)  überkommenen, 
als  wenn  er  sie  selbst  erfindet,  muss  der  Dichter  zuerst  im 
Umriss  entwerfen,  dann  Episodien  hineintlecbten  und  das  Ganze 
erbreiten'. 

Ein  Exempel  für  diesen  allgemeinen  l'mriss  des  Sujets  entlehnt 
Aristoteles  der  Taurischen  Iphigenie.  14ö5  b  2  liycti  dt  ovTwg  dv 
■^ioipeli^oci  70  xa^ÖAO'j,  oiov  rr,g  'I^t*yeyii'ag  '  T'J^ilTr,g  rcvö^'  y.öpr,g 
xat  (x^ot.vio^E'>.ar,g  äor^/o)?  ^^^5  363'o:'7tv ,  iopvvBziarig  di  sig  äXlr/V 
•/oipcLv^  iv  r,  vö/jLoj  r,v  Tovg  ^ivovg  36e'.v  t:^  ^-cÖj,  raürriv  iT/j  -y;v 
izp(j)Tyj-fiV  •  Xp°^V  0  ijanpov  rw  doiK'fth  auviß-o  iX-S^eiv  zr,g  i-pB'.ixg  • 
TÖ  oi  ort  dvätXsv  6  ^sog  dtdc.  rtv'  «triav  i^oi  roO  xad'öXo'j  SA^stv  iy.£i, 
xocl  if'  ö  Ti  dt,  s^w  ToO  ix'j^o-j  •  eX^'jüv  oi  y.xi  Xrjy-S-ii?  3-6£{J^«t  ^uiA/'x)v 
a.'vf^vdipi.avj^  c{'3''  t^g  Euptn'to'yjj  äi-S-'  cog  Wnl-jiio'jg  iTzoir.avj,  xari  rö 
iuög  zinthv  6x1  oi)x  äpa  piovov  zr,v  dozlfrjv  äXXä  xai  «Otöv   i>ii'.  r'j^r.- 


i  O  V  a  li  I  e  n 

VÄJ  •  xoü  £vT-05£v  r,  i'jizr^oicc.  Die  Prüfung  der  verschiedenen  Erklii- 
ruiigs-  iiiul  Besserungsversuche,  mit  welchen  die  Worte  t6  di  öti  — 
jul63o-j  heimgesucht  uordori,  voisprichl  für  die  Sache  keinen  Gewinn. 
Es  genüge,  dit-jenige  Fassung  zu  erwähnen,  nach  welcher  neuer- 
dings Beliiier  h:it  drucken  lassen  und  welche  vor  allen  bis  dahin 
bekannt  gewordenen  unbedingl  den  Vorzug  verdient:  tw  ä^eXyöJ 
o-jvißy)  eX^'ttv  i/.£'.  rYjg  ispsiag  •  tö  oi  ort  dvslXsv  6  ^iog  oid  rtv"  ai- 
Ttav  scw  ToO  xoc^öXo'j  [sX^ätv  ex.ätj,  /.ai  i'j?'  6  ri  oi ,  etw  roO  jul'j^O'j. 
Die  NNOrte  iX^Biv  ixet  werden  als  eine  Wiederholung  ausgeschieden, 
aus  der  nur  iy.-l  zu  dem  ersteren  s/^siv  herübergenommen  wird: 
ein  Verfahren,  das  üu  sich  plaii><ibel  und  nicht  ohne  Analogie  ist. 
Dennoeb  bleibt  ein  nicht  unerhebliches  Bedenken.  Diese  Formation 
des  Satzes  legt  die  Annahme  nahe,  mit  scw  roO  /xO^o-j  werde  etwas 
von  £tco  roO  xcc^öao-j  verschiedenes  bezeichnet :  jenes  ausserhalb  der 
Sage  oder  richtiger  ausserhalb  der  Dichtung  (wie  1460  a  30  scoj 
ToO  ixv^s'jixxToc  im  Gegensatz  zu  iv  tw  opäixocTi'),  dieses  ausserhalb 
des  allgeineinen  Umrisses  des  Sujets.  Allein  hier  handelt  es  sich 
nur  um  das,  was  in  den  nackten  Umriss  gehört  oder  nicht  gehört, 
und  sellistverständlicb  ist,  was  überhaupt  nicht  in  den  Umkreis  der 
Tragödie  zuziehen,  auch  von  jenem  Umriss  auszuschliessen.  Fer- 
ner stehen  jene  drei  Momente,  Spruch  des  Gottes,  Ursache  und 
Zweck  des  Kommens  irj  so  innigem  Zusammenhange,  dass  eine 
Scheidung,  wonach  jene  zwei  nicht  in  den  allgemeinen  Umriss,  das 
dritte  auch  nicht  in  das  Drama  überhaupt  gehöre,  völlig  unstatthaft 
ist.  Soll  aber  jener  Unterschied  zwischen  eco)  roO  [xO^o-j  und  e^w  to5 
xa^öÄov  nicht  statuirt,  sondern  beide  als  synonyme  Bezeichnungen 
des  Sujets  gefasst  werden,  so  darf  man  sich  billig  über  die  Wieder- 
holung wundern,  die  nicht  blos  grundlos,  sondern  auch  der  richtigen 
Auflassung  binderlich  ist.  Dazu  kommt,  dass  i^o)  tov  y.o(.^i\o\t  an 
einer  Stelle  steht,  wodurch  das  an  sich  untadelige  eX^etv  sxet  auf 
nnerlrägliche  Weise  von  dem  Theil  des  Satzes,  zu  dem  es  gehört, 
abgetrennt  wird.  Alles  deutet  dahin,  dass  nicht  il^slv  ixei  sondern 
ito>  T'-j'j  x«-jöXo'j  das  störende  lngredi<'nz  ist.  Entfernt  man  dies,  s(t 
ist  Klarheit  und  Zusammenbang  der  N\'orte  wieder  gewonnen.  Xpövw 
o'  vdrepov  rö)  dotK'fO)  rj-rA^r,  i\^tX\/  Tf,<;  t'spsia^  (rö  fJi  öti  dvelAsv 
6  ^EÖg  otä  Tiv'  ctiTiav  [sto;  roO  y.u^öAoj^  iX^slv  ixei,  x.ai  if''  ö  ri  (Je, 
£^ü>  ToO  /x6.3'Ou).  iX^wv  oi  /.ai  Xr^f^sig  xrX.  Zu  a'jvißrj  iX^ilv  wird 
man  ixci  schwerlich  vermissen.   Jetzt,  da  Aristoteles  nur  einen  Aus- 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  79 

druck  gebraucht,  steht  nichts  im  Wege,  scoj  rov  [x-j^o-j,  ähnlich 
wie  Z.  17  Aöyog,  speciell  von  dem  Argumentum  der  Tragödie,  nicht 
der  Dichtung  überhaupt,  zu  verstehen,  und  leicht  begreift  man,  wie 
•Jemand  sich  versucht  fühlen  konnte,  diesen  Ausdruck  durch  den 
kurz  vorher  von  Aristoteles  selbst  gewählten  roO  /.aJ^ÖArj  zu 
erklären. 

AufTällig  bleibt  in  dem  Folgenden  dviy'jfhpfjtv,  und  gern  möchte 
man  auch  hier  den  passiven  Aorist  hergestellt  sehen:  iX^öjv  oi  /.ai 
Ir^fBiig  ^'jtoBoi.1.  ixsAA'jiv  d^jt^-joicia^-n,  sto-'  wj  Euptn-tov;^  xtX.  Durch 
die  active  Form  würde  für  das  Erkaimtwerden  des  Orestes  der  Weg 
gleichsam  vorgezeichnet,  den  Euripides  eingesehlagen,  dass  nämlich 
Orestes  erst  nachdem  er  die  Schwester  erkannt,  auch  selbst  sich 
ihr  zu  erkennen  gibt.  Dies  kann  aber  Aristoteles'  Absicht  nicht 
gewesen  sein.  Denn  für  den  Umriss  des  Sujets  kommt  es  nur  auf 
das  Erkanntwerden  des  Orestes  an,  gleichAiel,  in  welcher  Art  das- 
selbe bewerkstelligt  wird.  Und  s<»  zeigt  denn  auch  die  Neben- 
einandersteJlung  der  beiden  Dichter  si^'  (hg  EvotK.  dS'  (hg  Il'-Aüzioog 
sowie  der  Umstand,  dass  die  Worte  stVrwv  ort  ou/.  äpx  x.rX.  an  ein 
vorhergegangenes  dvc^voopt^ä  nicht  leicht,  bequem  aber  an  «vc^voj- 
pi(7^rt  sich  anschlössen,  dass  Aristoteles'  Gedanke  der  war:  'In  dem 
Augenblick  wo  Orestes  ziir  Schlachtbank  geführt  werden  soll,  wird 
er  erkannt,  sei  es,  wie  bei  Euripides,  dass  nämlich  Orestes,  erst 
nachdem  er  die  Schwester  erkannt,  auch  von  ihr  auf  die  von  ihm 
angeführten  anixv.cc  hin  erkannt  wird,  oder  (und  Aristoteles  zog 
dies  ohne  Zweifel  vor;  vgl.  1455  a  0)  wie  Polyeidos  darstellte, 
direct  durch  die  Aussei-ung,  dass  also  nicht  blos  die  Schwester 
sondern  auch  er  den  Opfi'i-tod  sterben  müsse'. 

Endlich  ist  es  kaum  glaublich,  dass  in  dem  folgenden  knappen 
Abriss  des  Sujets  der  Odyssee  Aristoteles  von  seinem  Plane,  nur 
das  Knochengerüste  selbst  ohne  Nennung  der  Namen  zu  geben, 
sollte  so  abgewichen  sein,  dass  er,  während  er  \\  eder  Odysseus  noch 
Telemachos  mit  Namen  nennt,  den  Poseidon  allein  namentlich  an- 
geführt liätte:  rÄoa'^vXarTOjuivou  'jr.ö  roO  Uoa-i') Jjvog.  Vielmehr  hat 
es  alle  Wahrscheinlichkeit,  dass  lUa-z'.'JcJjvog  Glosse  ist,  durch  welche 
das  ursprüngliche  3£C-0  verdrängt  worden  (so  auch  Z.  7  6  ^£6g  statt 
Apollon). 


80  V  n  h  I  ^  n 

XVIll  S.    14Ö5  b  24. 

Jede  Tragöiiie.  säst  Aristoteles  in  dem  Eingang  dieses  Ab- 
sehiiiltes,  zeiTällt  in  Scliüi-zung  und  Lösung,  diaig  und  Xo^tg.  lUf 
Schürzung  reicht  vom  Anfang  bis  zum  Umschlag  (der  juieTd^afjts). 
von  da  bis  zum  Sciiluss  ist  die  Lösung.  'E^n  oi  jzdcyr^g  rpxyjioioci;  tö 
fxkv  oi^ig  TÖ  ds  lOiic .  rä  jjiiv  i^oi^r^  xai  iv.ci  rojv  iicji^ev  TroXXdxtc: 
>5  oi'Jig.  rö  OB  aoitzÖ'^  r,  Xv-J'.ä  •  /i'7w  o£  oiai^j  aiv  ci'vat  ryjv  cz/t'  do'/T/g 
}J.iy^pi  toOto-j  toO  ixioo-jg  o  iiy-xrö^j  s^rtv,  ££  ov  {Xiraßocbz'.  iig  svt-j- 
yjoLM ,  '//jivj  oi  r/;v  drö  rri?  dp^^/?  ty;^  fj-s-aßdisuig  \i-ix?^  riXo^jg, 
uxjTzso  vj  TW  A'j-y/isr  TÖ)  ^)EOoiy.ro'j  diatc  [xiv  zd  n  7:pcmnpixytj.iv<x  xoci 
r,  ro\)  naidirj  X-^^cc.  Xj^t^  «5'  yj  ättö  rf/s  aiTidmoig  toO  ^a-vdrcj  iJ-i'/^pi 
ToO  reXo'jg.  I)as  hier  zur  Erläuterung  der  Schürzung  und  Lösung 
der  Tragödie  angeführte  Drama  des  Theodektes  hat  Aristoteles  schon 
1452  n  27  als  Beispiel  der  7:tpiKi-c'.<x  erwähnt.  Aus  beiden  Stellen 
zusammen  und  einigen  anderen  Notizen  über  die  Sage  vom  Lytikens 
lässt  sieh  von  der  Anlage  dieser  Tra'iödie  eine  ungefähre  Vorstellung 
gewinnen.  0.  Müller's  Abhandlung  Graecorum  de  Lynceis  fabulae 
kann  ich  nicht  einsehen;  die  Hauptsache  daraus  theilt  Weicker  mit 
Griech.  Traginl.  1076.  Hypermnestra  hat  den  Lynkeus  heimlich 
gerettet  und  ihrem  Vater  verhehlt,  dass  er  ihr  Gatte  geworden  sei, 
das  Geheimniss  ist  durch  das  dem  Danaos  zufällig  verrathene  und 
von  ihm  ergriiTene  Kind  aus  dieser  heimlichen  Ehe  (den  kleinen  Abas) 
entdeckt  worden;  Lynkeus  wird  daher  von  seinem  Schwiegervater  vor 
Gericht  gestellt,  um  die  heimliche  Ehe  mit  dem  Leben  zu  büssen,  und 
Lynkeus  wurde  schon  zum  Tode  abgeführt,  als  Ereignisse  eintraten, 
welche  veranlassten,  dass  Danaos  des  (beabsichtigten)  Mordes  ange- 
klagt (ociTioc^tc  zoO  3-avdro-j)  und,  während  Lynkeus  freigesprochen, 
zum  Tode  verurtheilt  wurde.  Hiernach  stimmt  die  Angabe  des  Aristo- 
teles, zur  oi<jig  dieses  Stückes  gehöre  rd  KpomnpoL'/ixha.  und  »j  toO 
ncxi'jic-j  \r,^'.g  nicht  mit  seiner  eigenen  Definilion  derselben,  dass  sie 
nämlich  vom  Anfange  bis  zu  dem  Theile  reiche,  welches  der  letzte 
sei,  von  wo  der  Umschlag  eintrete  (d;r'  oip'X/i''  i^'XP'  f^Orou  toO 
ixipo'jg  8  iayoLTÖi)  eTTiv  i^  o-j  jxtTCißa'.vBi).  Denn  die  Ergreifung  des 
Kindes  ist  nicht  das  Letzte  vor  dem  Umschwung,  sondern  es  gehört 
zur  oiiig  mindestens  auch  die  Wegführuiig  des  Lynkeus  zum  Tode. 
Dass  dies  der  PuncI,  wo  unerwartet  ein  Umschwung  in  dem  Schick- 
sale der  Hauptperson  eintrat,   geht  auch    deutlich  aus   der  anderen 


Zur  Kritik   Aiislolelischei-  Seliiiftcn.  ö  1 

angefülirtoii  Stelle  hervor:  iv  toj  \-jyi^-  '^  /•'•^v  dyöjj.zvoc  'hc  y.n'j^y.- 

T'Jyj  7:tKf'Ciyixiv(j)v  ano^avzXv^  töv  oi  70j3r>va!.  Dann  erst  koniile 
auch  die  Aii'jiq  als  mit  der  Anklage  gegen  den  Dauaos  (än:d  rr.q 
ociTiänzrjiq  zov  Aavaoö,  wie  wohl  statt  des  üherlioferten  ^jcvätoj  zu 
schreiben)  beginnend  bezeichnet  werden. 

Was  sich  aus  der  Betrachtung  der  Sache  ergibt,  dass  die 
Theiie  der  diiig  nicht  vollständig  angeführt  sind,  erhält  seine 
Bestätigung  durch  die  handschriftliche  Überlieferung  toü  TrafJtou 
X-^'^£?  xoci  TraX'.v  yj  «üt&üv  ovj  djid  rric  ahid'jzoig  xtX.  Die  Worte  sind 
lückenhaft:  vermisst  wird  Aiiotg  o  yj  und  ein  Nomen,  von  welchem 
der  Genitiv  aürwv  abhängig  ist.  Es  war  also  ein  weiteres  (y.ai  naX'.y 
'und  ferner')  zur  diaig  gehöriges  Moment  bezeichnet,  der  Saclte 
nach  ohne  Zweifel  die  Verurtheilung  und  Wegfülwung  des  Lynkeus 
zum  Tode.  Also  lautete  etwa  das  Ganze:  ocrj^g  ^jv  rä  rc  ttoo/ts- 
Tcpw^ixiva.  y.c/A  i]  toO  kc/.iqWj  l-n^tg  y.cä  r.d^j.v  ?,  ccüzorj  { dncc'^joi'^r,, 
"XvGig  )  (T  Yj  dno  z-ng  oäziditoig  zov  AscvaoO  fJ-ixp'-  '^^'-^  zfAoug. 

XXIV  S.  14Ö9  b  8. 

Die  epische  Dichtung  hat  mit  der  Tragödie  die  Arten  gemein 
und  mit  Ausnahme  der  beiden  mehr  die  AulTiihrung  als  die  Dichtung 
angehenden  ixslonoua  und  o^ig  (Musikalisches  und  Scenisches)  auch 
die  ßestandtheile:  izi  oi  zd  zlur,  za-jzd  qiX  i'/jr^  z-nv  InnTzoildv  zr^ 
zpa-y(xioia.  •  r,  ydp  änrXr/V  o  Tztn'kvfiJ.hrtV  yj  Yj3u-hv  v?  Tcoc^r,ziK-nv  [os? 
£iva'.^.  xai  zd  ixiprj  i^oi  ixslonoilug  ym'i  ö'^z'jig  zaCzd  •  -/.cii  ydp  Kspi- 
K£zsi(bv  d$l  xat  dvayvoipiittjiv  xai  Trcz^-z-z/j-d-wv  •  izi  oi  zdg  oicivriiag 
xal  TYjv  li^iv  ix^iv  xa.'kojg.  Ob  der  aus  der  Aldina  stammende  Zusatz 
del  ebai,  den  die  Handscliriften  nicht  kennen,  nothwendig,  steht 
noch  dahin:  denn  denkbar  wäre  es,  dass  Aristoteles  den  Satz  yj  ydp 
dnkfiv  in  einer  halb-a|)|H»sitionellen  Weise  dem  vorbeigehenden  oiX 
ex^iv  untergeordnet  hätte.  Auf  keinen  Fall  hätte  man  aus  dem  Fehlen 
jener  Worte;  ein  Iiuliciiun  der  Inlerpolation  machen  sollen.  Doch 
dies  beiläufig.  Von  denTheilen,  welche  mit  Ausnahme  von  /j.iXo- 
noua.  und  o--p'.g  Tragödie  und  Epos  mit  einander  gemein  haben, 
werden  zwei  ausdrücklich  genannt,  oid^oiu.  und  lii'.g,  der  ixO^og 
wenigstens  indirect  durch  seine  Bcslandtheile  dyccyvtöptaig,  nspi- 
Ttizsia  und  T:d3og  bezeichnet.  Nur  diis  Y,5og  fehlt.  Daher  Bui-sian 
dieses  vor  zdg  moLVoiag  ergänzen  zu  müssen  glanhlc:  izi  ni  \zd  r,^Yi 

Sil/.h.  (I.  |.liii,-lii.st.  Cl    XXXVUI.  D.I.  I.  Uli.  Ü 


s*> 


.1  ii  I  I'  n 


x.atj  rxg  dtavoiÄ^  /.ui  tyiv  Xiciv.  Ich  kiiiin  dieser  Vermutliiing  nicht 
beitreten.  Zunächst  bewährt  sie  sich  nicht  an  der  Anwenduns^, 
welche  von  jenen  alljjenieinen  Bestimmunj^en  auf  die  Homerischen 
Epen  gemaciit  wird:  oig  ünai^v^  "O^utj^soj  y.iyyf,-u'.  /.xi  Tzp'hzog  xat 
tV.avcZic  •  XÄ!  yäo  /.xi  -wv  ;T0(y'y/i.äTOJv  iy.xrepov  'j-jvi'77r,y.sv  r,  jusv  ^Wixq 
XTik^yj  y.xi  ~x^r,riy/j'j^  r,  ot  'Oo67c;cta  K£T:'AsyiJ.ivjV  •  dvxyyöif.i'j'.g  yäp 
Qiok'ju  y.xi  r,^iy.rt  '  ~^dg  oi  zoCiToig  /J^Bi  y.xi  oic/.^j'jia.  KX'Jzxg  vnso- 
^i^lr,y.vj.  Die  Übereinstimmung  im  Allgemeinen  leuchtet  ein.  Jene 
vier  storj  der  Tragödie,  das  ürtlvjv ,  -•-iByij.hov.  nx^r^Tixö-j  und 
Yi^uiv,  finden  sich  wieder  in  den  Homerischen  Gedichten:  die  llias 
Ijat  das  ürzKciW  und  -a^-yjrt/'.öv,  die  Odyssee  das  KiTzXzyixivov  und 
Yj^iy.6'j:  rj  OS  '0ov77£ta  nsTcleyixivJV  (dvxyvüipti'.g  yäp  otöXou)  xat 
Yj^urr,  so  ist  wenigstens  zu  intcrpungireii,  wenn  es  auch  dem 
Aristoteles  gestattet  sein  mochte,  gegen  die  Forderung  der  Con- 
cinnität  lieber  r^^iy.Yi  als  Yi^ty.6:/  zu  schreiben.  In  diesen  Bestimmungen 
ist  nun  implicite  aucli  der  ix\)^og  gegeben.  Daian  aber  schliesst  sich 
nur  noch  die  ausdrückliche  Erwähnung  der  ojävo'.cz  und  '/Jcig:  und 
so  wäre  denn  auch  hier  das  ri^og  scheinbar  leer  ausgegangen. 
Wollte  man  also  an  obiger  Stelle  tx  ^^r>  ergätizen,  so  mnsste  man 
mit  gleicher  Nothwendigkeit  auch  hier  npog  di  -o-jzotg  [fj^s^i  y.xi] 
Xs'Cet  xat  oixv.  einschalten.  Man  wendi«  nicht  ein,  das  ri^og  sei  hier 
durch  das  von  der  Odyssee  ausgesagte  Prädicat  Yj^i/.r,  hinlänglich 
bezeichnet.  Denn  so  weit  und  in  gleicher  Verbindung  hatte  auch  an 
obiger  Stelle  das  r.^og  Erwähnung  gefunden.  Dazu  kommt,  dass 
unter  den  vier  Theilen  der  Tragödie  wie  des  Epos  ebenso  [xü^og 
und  -n^og  eine  engere  Verbindung  eingehen,  wie  andererseits  dixyoicc 
und  /i^'.s:  aus  [xO^og  und  r^^og  ergeben  sich  die  aufgestellten  vier 
sion  der  Tragödie  und  des  Epos:  aus  otavota  und  Ai^ig  werden  keine 
besonderen  iio-n  gefolgert:  daher  es  auch  darum  nicht  wahrschein- 
lich ist,  Aristoteles  habe  das  -o^og  abgesondert  von  jenem  in  Ver- 
bindung mit  diesen  erwähnen  wollen.  Ja  es  scheint,  als  habe  er  im 
Anschluss  an  die  Worte  y.xi  -x  iiipr,  rxCi-rd  überhaupt  nicht  eine 
vollständige  Aufzählung  der  ixip-n  geben  wollen.  Denn  es  ist  nicht 
ohne  Absicht,  dass  statt  des  [x'j^og  vielmehr  dessen  Bestandtheilc 
-■piTziTEix^  x\'x-^\i6}p'.'jig  und  ~«^oc  genannt  werden,  insofern  nicht 
aus  dem  (x-j^og  allgemein,  sondern  aus  den  Theilen  des  jxO^'ig 
einerseits  und  dem  r,^og  andererseits  sich  die  vier  sidn  ergeben 
(vgl.'  Hermann    S.   129,     wo    nur    das    vierte    sioog ,    das    richtig 


Zur  Kritik   Aristotelischer  Schriflen.  öö 

ei'klärt  und  hergeleitet  wird,  nicht  6ij.ccA6'^  sondern  ä-Äo-iv  hätte 
genannt  werden  sollen).  Es  dienen  sonach  die  Worte  /.cd  yao  tz-oi- 
nsTztöiv  osr  xt/.  mindestens  ebenso  sehr  dem  Satze  rä  dor,  -y.-j-d.  als 
dem  andern  x.at  rä  [^-i^fn  -aura  zur  Begründimg;  und  wollte  man  den 
ri^Tf  noch  eine  besondere  Erwähnung  einräumen,  so  müsste  es  im 
Anschluss  an  Tra^-vj^aärojv  geschehen.  Aber  auch  dies  hat  seine 
Bedenken  und  man  wird  sich  daher  mit  der  Anerkennung  bofiniigen 
müssen,  dass  zwar  der  p.v^og  in  seinen  Bestandtheilen  (zur  Erläu- 
terung der  £i'd//),  das  wo?  aber  nur  in  der  Autsiellung  des  r/^jx.öv 
als  eines  besonderen  sioog  beiiicksichtigt  worden. 

L'nter  vielen  anderen  Vorzügen,  welche  in  diesem  Abschnitte 
von  der  homerischen  Poesie  gerühmt  werden,  steht  auch  der,  dass 
Momer  die  übrigen  Epiker  gelehrt  habe,  wie  der  Dichteram  geschick- 
testen Unwahres  sage.  1460  «18  oio'.ouyt  oi  ixaAi'JTU  "Ojm/ipo?  y.v.i 
Toüg  äXAo'jg  '•pEvdft  Xc-ysiv  ü>g  ov.  .  zazi  oi  roOro  TiapaA'jyi.aiJ.ög  .  ohyrai 
^äp  äv^f^oiKCii ,  öVav  tovoi  ö'vrog  rooi  vj  y)  y'.voiJ.ivov  "yivv^-Ät,  ti  rö 
vaTSpöv  sOTi^  -/.CiL  t6  npÖTipo'j  dvcii  v;  yiysa^cc.  .  zo-jto  ^'  i'7~l  -Y/iOo^s  * 
010  or,^  av  TÖ  Tzpchrov  '■^sOoog,  äXlov  oi  rovrov  i'vroj,  dvd'f/.n  s'^vat  r, 
ysvi'j^cii  Tt  Kpoa^sXvai  •  otd  yäp  tö  toOto  zidivat.  dXr,^tg  öv,  -y.pcc- 
loyOlizcci  Ttixüiv  yj  '^^jy^'n  y.cä  t6  ko'Jjtov  (hg  öv.  Es  beruht  diese  Kunst 
des  Homer  auf  einem  durch  den  Dichter,  ohne  dass  er  selbst 
Unwahres  sagt  oder  sagen  lässt,  herbeigeführten  Trugschluss  der 
Hörer.  Wenn  nämlich,  im  Falle  ein  Zweites  statthat,  ihm  ein  Erstes 
vorausgegangen  sein  iiiuss,  so  schliesst  man,  Menn  das  Zweite  sei, 
dass  auch  das  Erste  sei,  oder  eingetreten  sei.  Dieser  Schluss  aber 
ist  ein  Trugschluss,  dessen  sich  der  Dichter  in  der  Absicht,  dem 
Hörer  eine  irrige  Meinung  beizubringen,  bedienen  kann.  So  klar  im 
Allgemeinen  die  hier  empfohlene  Weise  ist,  so  unklar  sind  doch  die 
Worte,  in  (icncn  wie  es  scheint  gerade  die  Anweisung  für  das  zu 
beobachtende  Verfahren  enthalten  war:  diö  oyj,  av  rö  ro-JJ-ov  •^z-jo'jg, 
äXko'j  Oc  TO'jToy  ö'vros,  a.väyy.rt  dvai  rj  ysyH^ui  r,  npoc^zlycc.  So  die 
Überlieferung  der  Handschriften,  wenigstens  der  Bekker'schen,  von 
denen  nur  Cod.  B*"  für  äA\o-j  oi,  wie  auch  einige  andere,  ccaa'  o-Joi 
schreibt.  Es  wäre  verlorene  Mühe  den  vielen  iinrichtigon  Deutungen, 
welche  diese  Worte  erfahren  haben,  nachziigohen.  Für  Bilter  war 
es  hier,  wie  an  anderen  Stellen,  ein  Leichtes,  die  thciis  verdeiblcn, 
theils  missverstandenen  \\'orte  dem  Aristoteles  ah-  und  dem  Inler- 
polator    zuziicrkiMMien.     Gehen    wir.    tiu)    Arisloleles'    Gedankon    zu 


84  V  i,  I,  I  e  1. 

oifjissi'ii,  von  der  Klurcii  oiui  mivcrsi'iirteii  Hijjniruhiiiif  jenes  Satzes 
HUs:  oiOL  yäp  rö  roOro  ätoivat  äX/;^i?  ov,  TzccfjdAoyiCtTxi  r,ii.Giv  r,  'i^'r/r, 
v.oX  rö  nfjöJTO'j  wc  ö'v.  Was  soll  i\lso  der  Dichter  thun  odei-  nicht 
lliun,  ans  dem  Grunde  weil  des  Hörers  Seele  geneigt  ist,  aus  dem 
zweiten  Wahren  das  Erste,  das  nicht  wahr  ist,  zu  folgern?  Ich 
(lenke,  er  soll  nur  das  zweite  Wahre  sagen,  und  es  dem  Hörer 
seihst  iiherlassen ,  das  vom  Dichter  hcahsichtigte  Erste,  das  unwahr, 
zu  erschliessen.  Worin  sollte  auch  sonst  die  hier  empfohlene  Kunst 
des  Dichters  hestehen,  wenn  nicht  in  jenem  klugen  Verschweigen,  das 
heredter  ist  als  Worte?  Das  also  ist  es,  was  Aristoteles  empfiehlt 
in  den  Worten:  otö  (  oO  )  o'sr,  av  zi  KyZroy  •■psvoog  ^  äXXou  oi  tou 
GVTO?,  «•väyy.n  {fi)  tha.i  v;  '■/£V£7^a'.,;rpc73cfva!.  Die  vorgenommenen 
Änderungen  bedürfen,  wofern  der  Gedanke  gt-trolTen,  keiner  weiteren 
Rechtfertigung.  Passend  aber  liisst  sich  für  dcMi  Gedanken  iilierhau|»t 
und  fiir  den  Gebrauch  von  -poc^iTycti  Rhetorik  iS^T  a  18  ver- 
gliMchen:  säv  yäo  ft  zi  z'j-jz'jiv  yvcbpiij-ov,  oxjot  Ocf  Aiyjtv  •  «vröc  yäo 
Toöro  -f^'jgzi^r,'j',-'j  6  cc/.o'jazrig  .  otov  ozi  loyptzug  azs^jiocyizrjv  dyjjvct. 
Vcvtxr/Xcv,  tV.avöv  s'.z-lv  ozi  '0Ä'J//.7r'.ci  yäo  v£vur;X.£v  •  zo  o'  r'-zi  azzfyce.- 
vizr,c,  zy.  'OlüiJ-Tzia. ,  o'Joe  0£t  ;rpo7^£iva!  .  yj-yvwax.oyaj  yäji  Tzdvzeg. 
Als  Beispiel  führt  Aristoteles  die  Nt/Trp«  an:  Ttocodo^r/ixa  oi 
zovzo  iy.  Twv  Nf/irpojv.  So  konnte  er  allerdings  nicht  wohl  schreiben, 
ohne  das  Beispiel  selbst  folgen  zu  lassen:  daher  man  zoOto-j  schrieb. 
Die  Behauptung,  dass  es  in  diesem  Falle  vielmelir  ev  zoig  f^iüzpoig 
habe  lauten  müssen,  beruht  auf  mangelhafter  Beobachtung  Aristoteli- 
scher Art.  Beispiele  gibt  Rhetorik  II  C.  23. 

XXV  S.  1 460  6  12. 

Die  Probleme  und  ihre  Lösungen  beziehen  sich  theils  auf  die 
Art,  wie  der  Dichter  nachahmt,  theils  auf  den  sprachlichen  Ausdruck, 
in  welchem  er  nachahmt.  Nachahmen  kann  der  Dichter  die  Dinge 
entweder  wie  sie  waren  oder  sind,  oder  wie  sie  in  der  Meinung  der 
Menschen  sind,  oder  wie  sie  sein  sollten.  In  dem  sprachlichen  Aus- 
drucke aber  darf  er  Glossen,  Metaphern  und  die  sonstigen  Aflec- 
tionen  der  Hede,  die  dem  Dicli'er  zugestanden  sind,  anwenden. 
zaOza.  o'  Eiu'j'/OXtzoLi  )JEi'.  n  xat  'f/Mzza'.g  y.cü  jitzccfopalg  •  xxi  nroÄÄä 
nä^r,  zr,g  li^ioig  iazi'V  oioo/.».£v  7x0  zc/.-'jzu.  zolg  r.'^j'.r,zy.lg.  Dass  Xitti 
(iline  weiteren  Zusatz  nicht  kann  in  dem  Sinne  von  y.'j[A<x.  Kit'.g,  d.  i. 
der  herrschenden  Rede,  verstanden  werden,  leuchtet  ein.   Die  \i^ig 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  ÖD 

bezeifhtict  den  sprach liclien  Ausdruck  im  Allgeineiufri,  welchem  als 
Species  Glossen  und  Metaphern  untergeordnet  sind.  Diese  aber 
konnten  dem  Genus  nicht  durch  •?;  xai  angefügt  werden ,  vielmehr 
deuten  diese  Partikeln  daraufhin,  dass  ausser  Glossen  und  Met;iphern 
noch  eine  andere  Species  der  Xs^ig  genannt  war;  dies  konnte  aber 
k;ium  etwas  anderes  sein  als  die  y.Opia  ovd/;.ara.  Vgl.  1457  b  1  ccnav 
di  6voiJ.ä  iaTf.v  ri  xvpiov  vj  yXöJTza  vj  [xnatjtopä.  -/.rX.  und  1458  «19 
bis  22.  Schrieb  also  Aristoteles  'ki'Czi  ,  ( -n  xvpio'.g  dvö/jiaajv  )  yj  y.a.i 
^XwTTat?  y.ai  (XiTafopoüg,  oder  genügt  *^s  liinter  Äi^^c  ?>  x.-jota 
zu  ergänzen?  Ferner  ist  es  auffallend,  dass  man  die  in  dieser  An- 
knüpfung unnützen  Worte  y.ai  TtoXkcc  TvdS-n  xtA.  ohne  Anstoss  ertragen 
hat,  während  ein  fest  ausgepiägler  Aristotelischer  Sprachgebrauch 
xcci  oGu  aXXa  nd^-n  vorlangt.  Endlich  möchte,  wer  stM  i^ocyyillzTcci 
der  besseren  Anknüpfung  halber  den  Infinitiv  i^ayyiXXs'jB-at  (sc. 
dva^xr/)  vorzöge ,  nicht  zu  tadeln  sein.  Sonach  lautete  denn  die 
ganze  Stelle:  dvd-yn-n  fXJ/^eTa^at  rpiöJv  övTOiv  röv  apt3-/j.dv  iv  ti  dzi  • 
.  .  .  xa.'jra  o  i^ayyillza^sii  /liest,  {yj  -/.'jpioig  ovö/ji.Ä7{y  )  y-)  x.at 
yloiTzccig  y,cci  ixsrafopcäg,  xat  O'y'  dXka  Tid^-n  r-ng  li^sojg  iirb  •  oIoq- 
f/.£v  ydp  Tavrci  TOlg  nofnroLXg. 

Ungleich  grössere  Schwierigkeiten  bereitet  die  folgende  Erörte- 
rung über  die  möglichen  Fehler  der  Dichtung  und  die  Hechtfertigung 
derselben.  1460  6  16  aiirrig  ot  rrig  Kovnrv/.rjg  oirzri  ii  dixac/zia-  r)  /xsv 
ydp  xci^"  auTYiV,  -^  rJs  xccrd  avixßsßriy.ög-  si  (xiv  ydp  rzpozUizo  ix'.}xri- 
aocy^cii  do-jvciixi'xv^  aüv?,g  ri  d\i.apzioi-  d  de  tö  Kp^jelicBai.  [xr,  cp^öjg, 
dXkd  Tov  tKKov  äp.f(xi  rd  Ss^td  npoßtßlrr/.öra.  y)  to  x.a.S-'  exaar/jv  zi/j- 
VV5V  dp.dpz-nixcc,  oloy  z6  xaz'  lazpurjv  yj  dXlrnv  zi'/ynv,  ^  ddOvazoi  izt- 
KOtYizai,  oKO'.avjvv,  oi)  kcc^'  ia-jzY,v.  Unterschieden  wird  ein  Verstoss 
gegen  die  Dichtkunst  als  solche  und  ein  Versehen  rücksichtlich  einer 
anderen  beliebigen  Kunst,  der  die  Dichtung  dem  Zwecke  der  Nach- 
ahmung Dienliches  entlehnt.  Gegen  die  Poesie  als  solche  wird  gefehlt, 
wenn  der  Dichter  sich  zum  Vorwurf  ninmit,  was  der  dichterischen 
Mirnesis  unmöglich  ist:  st  Ttpoülzzo  ixitxY,nu(73cii  do'jvciixia.v  (letzte- 
res Wort  ist  schwerlich  richtig,  und  am  einfachsten  stünde  ä^Ovara: 
dafür,  wie  Z.  23  dv  zd  npog  ocvzi^v  tyiv  ziyvYtV  dobvoLzoi.  /Ti/TOtr^rat; 
doch  steckt  wohl  noch  etw.is  anderes  darin).  In  diesem  Falle  ist 
die  npoaipzaig  ^selbst  irrig:  aber  auch  wenn  das  nposliaBai  richtig 
ist,  so  ist  doch  innerhall»  der  Ausführung  ein  Verstoss  m"cht  gegen 
die  Dichtkunst,  wohl  aber  gegen  irgend  eine  andere  Kunst  möglich: 


80  V  a  h  le  N 

£t  di  t6  npoelia^ixi  jxtv  öp^öjg  (so  ist  iiiibciliimt  stiitf  dos  überliefer- 
ten ixr,  öp^öjg  zu  sohreiben)  ä//ä  rov  i'jt/Tov  x.tÄ.  Einige  Uiigenauig- 
keilet»  der  Constructioii  sind  iiicbt  erbeblich  gcimi:  um  -<iii  bit'keiili;if(e 
l'berlieferung  zu  glauben  oder  darin  Belege  für  Iriterpolatiun  linden 
zu  wollen.  Zu  ergänzen  ist  zunäebst  ii  ot  ro  nposÄii^xi  [xiv  op^öjg 
i'/^ei  und  weilerbin  öl'/.aü  töv  iVr^-ov  dixfji  ru  dz^icc  npoßsßXriy.ÖTcc 
ijj.iixriix-'j,  h^rgädzungen,  die  sich  aus  dem  Zusammenhange  von 
selbst  ergeben  und  in  der  gedrungenen  Aristotelischen  Spiacbe  nicht 
ohne  Analoiiien  sind.  Endlich  wird  man  sich  auch  den  allerdings 
ungewöbniicben  Gebrauch  des  Artikels  tö  xa^'  ix.d^TV/V  rr/^^r^v  a/jiao- 
zr^ixa  für  TOüTö  o  iartv  .  .  <x}xdipTr/ixcc  gefallen  lassen  müssen.  Einen 
mit  keiner  Connivenz  zu  beseitigenden  Anstoss  bringen  dagegen  die 
Worte  oTov  tö  xät'  iy.Tpixrjv  vj  ä}.lr,\i  Tiyyr,v  r]  doO'uccTCX.  TceTZoirizai 
onoKOLvoüv,  für  welche  weder  Änderung  noch  Erklärung  bis  Jetzt  eine 
befriedigende  Lösung  ergeben  hat.  Da  ö;rotavoöv,  wie  die  einstim- 
mige Überlieferung  der  Handschriften  ist,  sich  nur  mit  äXXyjv  Tiyyr,v 
verbinden  lasst,  so  sucht  man  in  r,  doii-^juTOi  KznoirjToci  eine  nähere 
Bestimmung  der  riyyri,  welcheUnmöglichesgedichtet  oder  zugelassen 
hat'.  Allein  abgesehen  von  der  sprachlichen  L'nmoglichkeit,  rrs/roirj- 
rat  so  zu  deuten,  handeil  es  sich  ja  nicht  darum,  dass  jene  andere 
beliebige  Kunst,  der  die  Diclitung  ilirem  Zwecke  Dienlieiies  entlehnt, 
Unmögliches  zugelassen,  sondern  der  Fehler  liegt  darin ,  dass  die 
J)ichtung  darstellt,  was  gemäss  jener  Kunst  eine  Unmöglichkeit,  also 
ein  Verstoss  gegen  diese  ist.  Oder  man  schreibt  f,  douv.  ztr..  und 
erklärt,  'welcher  Unmögliches  angedichtet  worden',  sprachlich  nicht 
besser  und  in  der  Saclie  gleich  verwerflich.  Denn  im  besten  Falle 
wäre  es  nur  eine  Wiederholung  dessen,  m  as  in  dem  Hauptsatze  aus- 
gesprochen:  die  Poesie  stellt  dar,  was  ein  Verstoss  ist  gegen  irgend 
eine  aiidere  Kunst,  das  heisst  doch,  es  wird  letzterer  von  der  Poesie 
angediclilet,  w  as  nach  ihr  selbst  eine  Unmöglichkeit  ist.  Eine  nicht 
minder  uiinülze  Wiederholung  des  Gedankens  ist  endlich  in  der 
sprachlich  annebnibarsten  Fassung  d  do-jvy.Ta.  7ziTzoir,Ta.i  6r.Qia.o'jv 
enthalten.  Denn  dieses  st  äojvKr«  (xarä  ri;(vy;v  rtvä)  Ktnoirtrcm 
fällt  zusammen  mit  d  tö  /.ol^  i/.äirr^^^  •:i'/yr,\>  äixtxpTYjixa.  (E.ut/JLvjaaro). 
Dazu  kommt,  dass  die  Worte  auch  so  sich  nicht  recht  in  die  Construc- 
tiou  des  Ganzen  einordnen  lassen  (man  niüssle  wenigstens  oTov  xar' 
ia.Tpixrj'^  y/  ä/Ärjv  t£)^v/;v  d  äovvara  KZTZoiorcci  lesen  und  verbinden), 
un<l   dass  öiTOJXoOv  in  dieser  Verbindung  minder  passend  ist  wie  das 


Zur  Kritik  Aristoleli«cher  Schrifleri.  <>  / 

von   hII(Mi  Hiiiitlschrifleii  überlieferte  ÖTrotavovv  im  Aiiscliiuss  an  ä/X-/;v 

Jeder  Versueli,  die  Worte  yj  ddOvuToc  7VznoinTv.i  zu  deuten  oder 
zu  bessern,  lässt  unbefriedigt:  entfernt  man  sie  dagegen,  so  sehiiesst 
sich  ohne  irgend  eine  weitere  Änderung  alles  zu  genügender  Klar- 
heit zusammen:  ei  oi  tö  -potli'j^y.'.  /j.£v  opB'Jjc^  a/Ää  röv  t'n-Trov  ä^u'^oj 
Td  osi^jd  Ti:poßzßXriy.6ra  r,  zo  -/.a^'  iy.ä'jrr,v  Tiyvr,v  ä.jj.ö'.pTriixoi^  ohv  rö 
xar' tar^ocxr/V  v5  äxAryv  r£)^v/:v  [vj  doüvara  ;r£nrotyjTatJ  (5;r0'.av0'jv,  ov 
xa3-'  iaurr/V.  Die  eingeklammerten  \\'orte  sind  eine  Wiederholung  der 
drei  Zeilen  später  folgenden  npog  xCty/V  tyjv  xiyyr,'j  d^'jvscra  Ki-.rjir,- 
T«!,  dadurch  veranlasst,  dass  des  Abschreibers  Blick  von  dem  ersten 
zkyyri  auf  das  zweite  abglitt.  Dass  der  Abschreiber  aus  Verseben 
Worte  an  unreebterStelle  eingefügt,  dafür  wurden  oben  Beispiele  an- 
geführt; der  hiesige  Fall  ist  nur  insofern  verschieden  als  die  an  fal- 
scher Stelle  eingetragenen  \>'orte  auch  an  der  rechten  stehen  geblie- 
ben sind,  und  zugleich  der  Anlass  der  Wiederholung  recht  augenschein- 
lich zu  Tage  liegt.  Man  vgl.  noch  1450  b  8  laxi  oi  r,■^o■;  fj-iv  z6  to'.ov- 
T&v  ö  dryXo?  T/jv  Kpoaipziiv  ÖTZoicc  rig  [iv  oig  nöy.  i'jzi  otiIov  r,  n-oosct- 
pilzy.!.  in  ^su^et].  oiOKtp  O'Jx  iy'ijrnv  rt^og  rcüv  Xo-ycov  iv  olg  ij.rid'  oXoig 
£C7rcy  0  Ti  n p 0 aip i IT ai.  r^  f;Oyc'.  6  Aiyorj.  Denn  die  eingeklammerten 
Worte,  die  sich  in  den  Bekker'schen  und  einigen  anderen  Hand- 
schriften finden,  gehen  ohne  Zweifel  zurück  auf  eine  Wiederholung 
des  Folgenden  iv  oig  fj-nry  o/Mg  x.rX. 

Unter  den  Arten,  wie  man  Einwürfe  gegen  die  Poesie  zurück- 
weisen könne,  wird  1461  «  30  auch  die  erwiihnt,  dass,  fails  etwas 
Widersprechendes  in  den  Worten  zu  liegen  scheine,  man  untersuchen 
müsse,  in  wie  vielfachem  Siiuie  ein  Wort  genommen  werden  könne: 
dil  o's  xai  ö'rav  oyofxd  zt  vKSvccvziitiixä  zi  ooy.ri  a-nfxoüvziv^  iKiay.OKzXv  -o- 
aa-yjktg  dv  <jqixr,vv.z  zoiizo  h  rw  z'.pT,ixi-v(jc>  y.zl.  Hiermit  in  Zusammen- 
hang stehen  unzweideutig  die  folgenden  vielfach  missverstandeneu 
und  daher  auch  kritisch  unrichtig  behandelten  Worte,  die  mit  kleiner 
Nachbesserung  der  handschrifilichen  l'berlieferuug  ursprünglich  so 
lauteten:  'T:oaa.-/jjig  ivoi'/tz(x.C  wo'i  KOig  ij.ä'kt'jz'  äv  zig  uno'kdß'ji  xoczd 
T'/jv  xazccvzupO^  üsg  FXaOxwv  Xi^et,  d  hioi  äXöywc  r:po07:oX(Xixßdvo'j'J'.. 
y.Cii  avzoi  ■/.aTCC^r,(pi'7diXz\iOi  luAXoyil^ovToci,  xat  'Jjg  z'.pr,y.öz-g  özi  'Joy-zi" 
intzipMoiv,  dv  Onsvcivzi'jv  -^  zri  ocvz'Jjv  ojyj^tü.  Die  Handschriften,  nicht 
blos  die  l>ekker"schen ,  haben  vj  (bg  FA.  Aiyzt  rt  hia  dlöyoyg ,  im 
Übrigen  übereinstimmend  mit  der  obigen  Fassung.   Alles  kommt  für 


88  V  a  h  1  ,.  n 

das  richtige  Verstäiidiiiss  auf  die  Erklärung   von   -jTroXäpot   an,  das 
meines  Wissens    keiner   der  Interpreten    oder  Übersetzer   bis  jetzt 
richtig  gefasst  hat:   6.-roXa,a,3dv£jv  heisst  nicht  blos  'annehmen,   eine 
RIeinnng  haben',  sondern  aucli  'entgegnen,  einwerten.'    Und    diese 
Bedeutung  hat  das  Wort,  worauf  xarayrt/i^üj  hätte  hinweisen  können, 
an  dieser  Stelle.   Daraus  ergibt  sicli  die  Verknüpfung  der  Worte  von 
selbst.    'Wie  vielfach  lässt  sich  die  Sache  nehmen',   so  möchte  man 
zumeist  einwerfen,  wenn  Einige  mit  einer  vorgefassten  Meinung  an 
die  Erklärung  des  Dichters   gehen,    und  was   dieser    ihrer  Meinung 
Widersprechendes    sich  (indet,    tadein.   -oaoiyjbg  ivoex^rcti  s\n6  tiie 
Worte    des  Einwurfs,  und    darum    durch  Anführungszeichen    unter- 
schieden.   Über    Giaukon    lässt    sich    nichts    Zuverlässiges    sagen, 
nur  so  viel  scheint  klar,  düss  er  eine  Anzahl  Dichtererklärer  so  cha- 
raklerisirt  hatte,    wie  es   hier    von    si  bmioi   an  geschieht:  denn  die 
Worte    'Jjg  PXauxwv   liyst   sind    wohl   eher  mit  diesem   Theile  des 
Satzes  als  mit  dem  vorhergehenden   in  Verbindung  zu  setzen;   doch 
macht  dies  für  die  AulTassung  des  Ganzen  keinen  wesentlichen  Unter- 
schied. Im  Folgenden  ist  ■^OLva-'prifi^dixtvoi   nicht   Verdammen',  son- 
dern es  ist  nur  ein  starker  Ausdruck  für  die  Entschiedenheit,  mit  der 
sie  gleichsam  wie  mit  richterlichem  Spruch  ihre  Meinung  kundgeben 
und  auf  Grund  dieses  Urtheils  sofort  weitere  Schlüsse  bauen  ,  d.  h. 
lieber  einen  Widerspruch  bei  dem  Dichter  voraussetzen  als  ihre  vor- 
gefasste   Meinung   cori-igiren.    Auch   in   sipr,-/.6Ttg  gti  ooael  ist  wohl 
eine  vom   Gericht   oder  der  Volksversammlung  entlehnte  W'endung 
anzuerkennen:   doy.£l  nicht    so  scheint  es'  sondern  'so  ist"s  beschlos- 
sen', so  dass  öjg  £if,r//.6TBg  oti  'oox.ci'  mit  dem  voraufgehenden  xara- 
•^•//^i7ä/j.£voi  sich  so  ziemlich  zu  decken  scheint. 

Zum  Schlüsse  dieses  Capitels  1461  b  10  recapitulirt  Aristoteles 
»mch  einmal  in  knapper  Form  die  verschiedenen  Kategorien ,  auf 
welche  sich  die  Vorwürfe  gegen  die  Dichtung  und  deren  Wider- 
legungen zurückführen  lassen.  "OXwg  di  rö  doüvarov  [xiv  r,  npog  rr/v 
Koiri'jiy  Y,  npiq  zi  ^iArtov  r^  r.pig  zr,v  oötav  o£t  dvd'^iiv  rzpög  re  '/dp 
T/jv  noirt'jiv  atCeTOjrspov  ;rt^avöv  äoC/varov  v?  änid'ocvov  xoci  o-jvaröv  • 
rotouTO'jg  d'  dyui  oh'jg  Zsöä'.j  ey&aysv.  dllä.  xai  npög  tö  ßiXrtov  tö 
ydfj  7:oipddiiyiJ.ci  otl  -jr.ipiyj'.v  r.pig  d  'fct.a>.  zdXvjCf..  oOroi  zz  xai 
ozi  Kori  vJ/.  d/o'/ov  i'^zbj.  .  .  .  zd  di  bT:Evavzia  ojg  zipr^ixiva.  nuzu) 
oy.'jtzzXv  xrÄ.  Auch  hier  ist  völlig  abzusehen  von  der  obigen  aus  der 
Edilio  \)rinceps  stannnenden  Vnlgatlesart  ,    und  den  darauf  gebauten 


Zur  Kritik   Aristotelischer  Sctiiiften.  oj 

Versuchen  der  Kritiker.  Nach  den  Handschriften  lauten  die  Worte: 

ö'Xw?  Oc  TÖ  äovvarov  pAv  t:[jÖc  rrjv  Tzoroatv  .  .  .  yj  ä;r'!3'avov  y.c/.i  o-jvä- 
Tov  TOiovT'j'jg  zhoLi  orov  ZsOfjs  eypa^sv  äX/ä  jBiXrtov  •  tö  yary   Ttccf/d- 
rj-'.yixy.  ose  -jKtpiyj'.v  npog  ä  xtÄ.   Es    kommt    uns   zunächst   auf  den 
Satz  TO'.oOro-jg  shy.'.  okv  Z.  iyocc'jisv  dXAa  ßilTiov  an,  der  zwar  in  der 
Überlieferung  verstümmelt,  alter  doch  noch  so  weit  erhalten  ist,  dass 
sich  bei  sorgsamer  Erwägung  des  Zusammenhangs  die  ursprüngliche 
Satzform  mit  Zuversicht  wieder  gewinnen    lässt.    Die   Worte  a/lä 
ßtATiov  enthalten  eine  Entgegnung,   der  vorausging  ein  concessiver 
Satz.  'Wenn  es  auch  unmöglich  ist,  dass  es  solche  Menschen  in  Wirk- 
lichkeit gibt,  wie  sie  die  Dichtung  darstellt,  so  ist  es  doch  besser,  sie 
über  die  Wirklichkeit   hinauszuheben.     Denn  das  Ideal    muss  über- 
ragen'. Dies  ist  Aristotelisch  gedacht  und  kommt  auf  das  zurück,  was 
1460  b  33  gesagt  war  sdv  iniTiixärcii  oti  ovy.  dl-n^r),  dlV  iaoiq  {  ojg  ) 
del  xrX.  Vgl.  noch  1454  b  10  xat  ydp  iy-elvoi  (^eUovoypdfoi)  dKooioö'jzsg 
r/jv  ioiciv  iJ.opfriV^    6}XQio-jg  noioüvrtg,    y.a'kXiovg  ypdf O'j^'.v.    ovto)    /.al 
TÖv  TiOiriTriV  ixtfxovixsvov  xoci  opyilovg  xai  |5a^6p.ou?  .  .  toiovto'jc  ovrac 
inistxsg  noizlv  napd^'jsiyiJ.oi  aylripözr,xog^  wie  Bursian  im  engsten  An- 
schkiss  an  die  handschriftliche  Überlieferung  evident  gebessert  hat. 
Um  aber  jenen  Gedanken  vollständig  in  obiger  Stelle  zu  finden,  be- 
darf dieselbe  einer  Ergänzung  weniger  Worte,  deren  Ausfall  durch 
die  nahe  Wiederholung  ein  und  desselben  Ausdruckes  veranlasst  ist: 
npög  rs  yäp  rr^v  T:o'vr,ai.v  uiptroirtpov  kiBolvov  dovvocTOv   'o  dni^ccvciv 
xat  ouvaröv  •  (^Ka.i  st  doüvarov  )  Toto-jroug  etvat,  olov  Zsvitg  sypcifiv^ 
dXXd  ßslrio-j  •  TÖ  yäp  noLpaoa^ixa.  oet  uTispiy^itv.  Für  jenen  Gebrauch 
des  dXXd  vgl.    die  schon    oben  angeführte    Stelle  der  Poetik   1460 
b  33   und  1453  a  29    6  Eiipiniorjg,  st  xai  rä  äAXa  ixn  sü  oiKOvo^acr, 
dXkd  Tpoc^uöjrarog  '^s.     Politik    1278    a    9    st   dt  y,ai  oxjrog  no^irrtg^ 
ccAXd  nroAiro'j  dpsTTjV  yjv    si7roij.sv    Xsxtsov    oü   navTog.   Rhetorik    1376 
n  28  d  ixh  ydp  xcctcc  xov  7:pdyiJ.'XTog  .  .  .  dXXd  uspi  toö  n^o-jg.    Und 
so  möchte  auch  Rlietorik  1417  a  24  xat  /jly}  (j^g  dno  oiuMoiccg  Hy^cv, 
uygnsp  oi  vüv,  dlV  (hg  dnö  Kpoci.ipiOi.oig'  'kyoi  o'  £,3o'jXö,aiGV.'  Kai  'r,po- 
stXö/JLV/V  "ydo  T(j\)To\     Bt  {xr)  (livrt\t.r,v .,  dXkd  ßsArtcv'  zu  schreiben  sein. 
Die  V^ulg.  dAX"  st  ju.y;  oiivrilxrjV.,  ßi^Tiov. 

Das  überlieferte  olov  darf  nicht  in  olo-jg  geändert  werden,  das 
gegen  die  Absicht  des  Aristoteles  in  uimiittelbare  Correlation  zu 
TotciOrou?  treten 'müsste.  Die  Constriiction  ist  vielmehr  so  zu  verdeut- 
lichen:    wenn  es  unmöglich  ist,  dass   es  solche  iMenschen  ,   wie  die 


90  V  n  h  I  e  n 

dargestellten,  in  Wirklichkeit  gil»t,  wie  z.  H.  Zeiixis  dergleiciien  über 
die  Wirklichkeit  hinausragende  idealische  Figuren  gemalt  hat.'  In 
wie  fern  dies  vom  Zeuxis  gilt,  dessen  Malerei  Aristoteles  1450 
n  28  das  rj^og  aberkannt  bat,  bestätigt  sich  nach  dem  was  Brunn 
Gesch.  d.  grieeh.  Künstler  IJ,  S.  88  IT.  ausgeführt,  der  ebend.  S.  84  tf. 
von  unserer  Stelle  den  richtigen  Gebrauch  nicht  gemacht  hat. 

Hiermit  ist  die  erste  der  beiden  Weisen,  wie  man  das  gegen 
die  Poesie  geltend  gemachte  d^vvaro'j  zurückweisen  könne,  abge- 
thaii.  Ich  sage  die  erste,  denn  Aristoteles  führt  überhaupt  nur  zwei, 
nicht,  wie  man  gemeinhin  glaubt,  drei  an.  Dies  beruht  auf  dem  von 
Aldus  vor  Tzpog  tyjv  TiotV/^tv  eingeschalteten  >; ,  das  wieder  zu  tilgen, 
weil  es  den  Gedanken  des  Aristoteles  verdirbt.  'Was  in  Bezug  auf 
die  Dichtung  als  unmitglich  gerügt  wird,  muss  man  entweder  darauf, 
dass  es  doch  besser  so  sei,  oder  darauf,  dass  es  so  die  Weinung  der 
Menschen,  zurückführen.'  "O'/.oig  di  ro  dovvocTov  fxiv  n^og  Tr,v  noWi'jiv 
r,  Tzpog  TÖ  ßiATiov  n  npog  tv/V  oizccv  osi  ävocysiv.  Die  zweite  dieser 
Möglichkeiten,  das  npög  rr,-v  oöqav,  wird  in  dem  Folgenden  näher 
bestimmt:  npog  a.  fd'yi  raXo^a  (sc.  dvdyeiv  oel),  Worte,  die  unrich- 
tig mit  dem  selbständigen  Satze  to  ydo  napäostyixa,  oei  üntpi-j(^v.v 
in  Verbindung  gesetzt  worden.  Der  Ausdruck  -pig  oc  (pxii  ist  nicht 
verschieden  von  rzpig  TYiv  oö^ocv;  vgl.  1460  6  11  oict  fnai  kcü  doxsi 
und  ebend.  35. 

Endlich  wird  mit  tö.  oi  •JKv^oi^ni'x  das  dem  äd-jvarov  /xiv  ent- 
sprechende Glied  eingefühlt.  Von  dein  Unmöglichen  einerseits  (von 
welchem  das  dlo'^i'jv,  das  Unvernünftige,  eine  Species  ist)  und  dem 
Widersprechenden  andererseits  werden  Vorwürfe  gegen  die  Poesie 
entlehnt,  denen  in  den  angedeuteten  Weisen  zu  begegnen.  Das  do-j- 
vcizo^j  nebst  seiner  Unterart  dem  dX'j'^i'j-j  und  das  J.TsvavTtov  erschei- 
nen auch  in  der  abschliessenden  Zusammenstellung  am  fcünde  i\üs 
Ca[»itels:  rä  uiv  oOv  iTZ'.rcfxnixocTcc  ix.  ,Tivr£  jt'jüv  (^ioovju-  tq  ydp  wg  _ 
ddüvuru,  Yj  cös  dX^ya  .  .  ?;  wc  ÜTUvcivria  /.tä.  1 

XXV]  S.  I4G1  6  2(3.  ' 

Wenn  irgend  ein  Abschnitt  der  Poetik,  so  kann   dieses   letzte 
Citpitel  den  Schein  erzeugen,  dass  wir  es  nicht  mit  dem  .Aristoteles,  j 
sondern  einem  ihm  nachgeinaehlen  lnter[iolator  zu  tliun  hätten.   Oh 
der  Schein  sich  beseitigen  lasse,  wird  davon  abhängen,   wie  weit  es 
gelingen   wird,    eine  Heilie    in    der    hergebrachten  Form    unmöglich 


Zur   Kritik  Aristotelischei  Schriften.  91 

Arisloteli scher  Sätze  mit  Hilfe  der  Kritik  in  eine  dieses  Autors  wür- 
dige Fassung  zurückzulj ringen.  Dazu  soll  hier  der  Versuch  nicht 
gemilcht  werden,  sondern  es  mögen  zum  Schlüsse  nur  noch  ein 
paar  durch  treueren  Anschluss  an  die  handschriftliche  Überlieferung 
gewonnene  Besserungen  des  Vulgattextes  eine  Stelle  finden,  die  eine 
eingehendere  Besprechung  nicht  verlangen. 

In  den  Handschriften  liest  man  Z.  26  s«  7äp  -n  titcov  fopru-n 
jSsAriwv,  TO'.x-jTn  o'  rj  Kpd<;  ßtlT'.o'jc,  ^tccrdcg  e'jzt  deihav  dnlov  ori  r^ 
y.navTCi  iJ.iiJ.ov{j.iyri  (popTun.  l)a^  unverständliche  osih.ay  haben  die 
Herausgeber  seit  Aldus  getilgt,  ohne  sich  über  den  Ursprung  der  selt- 
samen Form  Bechenschaft  zu  gehen.  Mit  leisester  Änderung  ergibt 
sich  daraus  ein  wirklicher  Gewinn  für  den  Text:  TOfavrv;  o"  v^  KOog 
(ScXrtou?  3-saTd?  s^rtv  «et,  Xtav  o-/}XovÖTt  ö  änocvrcx.  ixiixo^ixivr^  fOpzr/.-f}. 
Die  Wörtchen  otl  und  dsi  sind  nicht  selten  verwechselt  worden,  wie 
Bhetorik  1398  a  13  roöT'  ovv  e^eliyx^'-^  «*'  überliefert,  aber  von 
Äluret  i^zAiyyjiv  oel  richtig  gebessert  worden  ist.  Er  übersetzt  näm- 
lich 'hoc  igitur  redarguere  oportet'.  Dieselbe  Verbesserung  hat  neuer- 
dings Bassow  Emend.  Aristotel.  (Weimar  1861)  S.  9  mitgetheilt. 

S.  1462  a  5  wird  weniger,  weil  es  der  Cod.  B  hat,  als  weil  es 
der  Sache  angemessener  ist  ei  oiiv  fopr'.-/.-n  (sc.  v5  Tpay'joo'.a),  ytipoiv 
drikfjv  ÖTi  av  shj  statt  V5  cjv  zu  schreiben  sein.  Und  Z.  13  ist  ei  oCv 
ioTi  rd  7'  aAXa  xpifTTWv,  roüro  di  ovx.  dvayy.aTov  a-utfi  vndp'/^zt'j  zum 
Theil  mit  den  Handschriften,  welche  rä  7'  a/lv.  nicht  zyjXa  über- 
liefern, zu  restituiren,  da  der  Satz  ein  zweigliederiger  Vordersatz 
ist,  an  welchen  sicli  durch  parenthetische  Zwischenbemerkungen 
unterbrochen  und  in  der  Form  verschiedentlich  variirend  eine  Beihe 
anderer  Vordersätze  anschliessen,  welche  erst  b  12  wiederaufgenom- 
men und  zugleich  durch  den  Nachsatz  zum  Abschluss  gebracht  werden: 
ü  O'jv  To-JTOJ?  TS  otafipst  Kalt  y.oci  sv.  tw  r^g  riyvng  £070}  .  .  ,  yavsoöv 
ort  xpsiTTOJv  av   ci'yj  ixäXkov  rov  TiAovg  z'jyxd'jowjci  Trig  iKOTzouocg. 

An  jenen  ersten  Vordersatz  ist  als  zweiter  gefügt  ir.z'.zy.  diizi 
ttccvt'  eyit  öaa  nip  r^  inonoucc-  -/.ai  yxp  reo  [J-irpoi  s^i-jzi  yprii^sci^ 
xat  £T(  ov  iJ.'.xp6v  [Jiipog  rr-yV  [xovoiy.YtV  y.xi  rr;v  öt^'.v  sysi^  dt'  fig  ai  r,oO' 
vat  (juvtaravTat  hap^ioTocrix.  So  die  Vulgata,  während  in  den  Hand- 
schriften y.yJ.  Tccg  '6-\>iig  ohne  zyv.  steht;  und  dies  ist  vollkommen 
richtig;  denn  auf  das  Engste  zu  verbinden  sind  Trdvr'  iyii  daa  Tzip  r, 
in  OK  0 '.'.Ol.  .  .  y.oci  in  (und  noch  dazu)  T-rjv  iJ.rj-ja'.y.T,'j  xat  rd*  o-bv.g. 
Vcrgl.  nachher  h  13  vjuzoig  tz  di(x^ipv.  r.ü'j'.   x«;  hi   röj  rr,g  riyvr,: 


92  Va  h I  e  n 

£oyw,  1)11(1  Rhetorik  1363  h  8  zix'ji  ori  OnepiyjjV  fxsv  (  tö  )  toctoötov 
■/.xi  iri^  womit  wieder  zu  vergleichen  Topik  1(>0  a  3o  r(j'7oOT'iv  yäo 
Koci  £71  TZf/og.  Die  Phiralform  rag  o-ps'.g  hat  Aristoteles  iiiu-h  1450 
(i  lo  gebraucht.  Daraus  ergibt  sich  daiui  weiter,  dass  statt  des  ful- 
geuden  oC  r/g  vielleicht  alc  zu  restituireu  ist,  wenn  nur  die  sieh  daran 
anschliessenden  Worte  y.i  r/joyal  'j'jvi'jTocyzxt  ivccp-/.  mehr  befrie- 
digten, die  nicht  minder  als  der  Zwischensatz  y.xi  yocp  rrü  jxiTpo)  efs- 
iTi  y^pfiiBoa  den  grössten  Bedenken  unterliegen. - 

II.  Zar  Rhetorik. 

Die  Kritik  und  Exegese  der  Rhetorik  des  Aristoteles  ist  in 
neuerer  Zeit  von  verschiedenen  Seiten  in  Angriff  genommen  und 
nicht  unbedeutend  gefördert  worden.  Cli.  A.  Brandis  hat  die  bis 
dahin  wein'g  beachteten  Beziehungen  dieses  Buches  zu  anderen 
Schriften  des  Aristoteles,  iushesondere  zu  den  logischen,  in's  Licht 
gestellt.  L.  Spengel  auf  die  versteckte  Polemik  gegen  Plato  hinge- 
wiesen, und  Plan  und  innere  Gliederung  der  Rhetorik  selbst  geprüft; 
eine  von  ihm  aufgedeckte  Störung  der  ursprünglichen  Ordnung  der 
Theile  liefert  den  Beweis,  dass  auch  diese  Schrift,  die  mehr  als 
irgend  eine  andere  der  Aristotelischen  für  'ein  Werk  aus  einem 
Gusse'  galt,  durch  Zufall  und  redigirende  Hand  einschneidende 
Wandlungen  erlitten  hat.  Derselbe  Gelehrte  hat  endlich  derjenigen 
(^)uelle  des  Textes,  die  längst  als  die  verliältnissmässig  beste  erkannt 
war,  ausschliessliche  Bedeutung  vindicirt  und  damit  die  eklektische 
Kritik,  die  für  die  Mehrzahl  der  Aristotelischen  Schriften  die  Natur 
der  Überlieferung  erheischt,  für  die  Rhetorik  beseitigt.  Freilich  ist 
die  Ausbeute  dieser  von  Veltoi'i  zuerst,  von  Gaisford  und  Bekker 
wieder  benutzten  Pariser  Handschrift  auch  nach  Spengel's  Bemü- 
hungen noch  nicht  völlig  als  geschlossen  zu  betrachten.  Ja  Bekker, 
der  neuerdings  in  einer  dritten  Ausgabe  der  Rhetorik  zwar  im  Ein- 
zelnen manche  der  früher  verschmähten  Lesarten  jener  Handschrift 
aufgenommen,  hat  dennoch  im  Grossen  und  (ianzen  die  Viilgat- 
Gestalliing  des  Textes  beibehalten.  Ebenso  bleibt  auch  innerhalb 
der  beiden  andtsren  angedenleten  Gesichtspuncte  nachgehender  For- 
schung noch  Manches  zu  erledigen  übrig.  In  den  Beziehungen  der 
Rhetorik  zur  To|tik  ergab  sich  eine  Divergenz  zwischen  Cilaten  in 
der  einen  und  dem  heutigen  Texte  der  anderen  ,  die  so  vcnig  aus- 
zugleichen schien,  dass  man  selbst   zu   der   Annahme  grilV,    unsere 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  93 

Topik  sei  durch  umfangreicIuM-e  Lücken  entstellt.  Gegen  das  von 
,  Spengel  gewonnene  Resultat,  dass  der  Abschnitt  von  den  allen  Gat- 
f  fungen  der  Beredtsanikeit  gemeinsamen  Beweismitteln  am  Ende  des 
zweiten  Buches  vielmehr  an  das  Ende  des  ersten  gehöre,  hat  ßrandis 
jüngst  die  hergebrachte  Ordnung  als  dem  Plan  des  Aristoteles  nicht 
widersprechend  in  Schutz  genomm.en,  und  über  das  mit  der  ursprüng- 
lichen Anlage  des  Werkes  schwer  zu  vereinigende  dritte  Buch  sich 
i'iner  abschliessenden  Entscheidung  enthalten. 

Nach  den  bezeichneten  Richtungen  die  Untersuchung  über  die 
Rhetorik  des  Aristoteles  aufzunehmen  und  wo  möglich  fortzuleiten, 
sind  die  nachfolgenden  Blätter'besfimmt,  in  denen  ohne  andere  Ver- 
knüpfung als  die  der  Abfolge  des  Textes  eine  Reihe  sowohl  anderer 
als  besonders  für  jene  Fragen  entscheidender  Stellen  behandelt  wer- 
I    den  sollen. 

12  S.  i356  b  1. 

b  Nachdem  Aristoteles  gezeigt,    dass  Enthymem    und    Beispiel   in 

"  der  Rhetorik  das  seien,  was  in  der  Dialektik  Schluss  und  Induction, 
verweist   er   für   den  Unterschied   jener  auf  die  Topik:  Z.  11  zig  o 

j  iari  otcifopd  KapadziyixoiTog  xcci  £v^ufxy;,uaTO?,  ^avcsöv  i/.  rcDv  rOTzt- 
xcöv  ix.sl  ydp  nspl  a'jlXo-yiaixov  aal  enayoiyng  v.prtzai  nporepov^  ot>. 
TÖ  ixiv  ini  rroXAwv  y.cci  6[j.oioiv  ostV.vja^at  ort  ovrcog  v/zi  v/.tX  {xiv 
incK.'^di'^Yj  eanv  ivrccu^a  os  7zcipä.d£iyp.a,  ro  oi  TtvcLv  ovTOiv  sr-piv 
Tt  diä  raOra  rj-Jixßcävsiv  nccpd  raOra  toj  raöra  dvca ,  yj  xa^ö/ov 
vj  wg  SKI  TÖ  txoaO  ,  iy.il  [xiv  auXAo'y.CT/JLÖg  £VTaö3-a  ^i  iv^xjixriixoL 
xaXsirat.  ipavsr^öv  o  ort  y.cci  ixdrspov  lyj.i  äya.5öv  tö  v.o'jg  Tfjg  pr,TO- 
pur^g'    y.a..^d7:sp  'jdp  y.ai  iv  roig  ixs^oowjXg    dpr^zocc ,    y.cä   iv  zoOroig 

|i  6i).oioig  i'/(ti'  dai  ydp  di  p-h  na.paoti'^jp.oi.rCiQv.g  prizopücci  olI  os  iv^v- 
lJ.rtiJ.<xrtxoci,  xai  pr,Toptg  ö/xoto)?  o'i  [xiv  nocpaoztyixxTciideig  di  di  ev^v- 
lxriix(XTty.oi.  Syllogismus  und  Induction  werden  allerdings  in  der  Topik 
definirt,  jener  I  1  S.  100  «  2o,  diese  zugleich  mit  Bezugnahme 
auf  jene  Erklärung  I  12  S.  105  a  12  und  sonst  gelegentlich;  die 
Anwendung  aber,  die  von  jenen  Definitionen  auf  den  rhetorischen 
Schluss   und  die   rhetorische  Induction    an    unserer  Siello    gemacht 

H  wird,  ist  weder  an  den  angeführten  Orten,  noch  irgend  wo  sonst  in 
der  Topik  nachzuweisen;  und  doch  scheint  Aristoteles  gerade  für 
die  Zurückführung  der  dialektischen  Beweisformen  auf  die  rlietori- 
schen   sich    auf   ilie  To[»ik    zu    berufen.   Vettori    wollle   ficilich   das 


94  Vahloi.  11 

Citat  dei'Topik  auf  die  Definition  von  Sclilussundliiduction  bescliränkt 
wissen,  die  Zunickfülirung  jener  auf  Entbymem  und  Beispiel  der 
Rhetorik  allein  zuweisen:  'Ex  his,  inqnit,  quae  in  topicis  iam  tradi- 
dimus  perspicuum  est,  quod  discrimen  inter  exemplum  et  entliy- 
mema  sit;  qui  cnim,  quod  iilic  accurate  expositum  est,  qua  nam  in 
re  discrepet  Syllogismus  ab  inductione  didicerit,  facile  cognoseet, 
quid  dilTerat  exemplum  ab  enthymemate,  cum  haec  simulacra  quae- 
dam  eo  um  sint';  aber  seine  Eikläiung  i)  ist  mehr  aus  dem  thatsäcb- 
lieben  Verhältniss  als  aus  den  griechischen  Worten  entlehnt.  Miiret 
suchte  eine  ähnliche  Auffassung  durch  Änderung  der  überlieferten 
Wortfolge  und  Tilgung  einiger  Worte  zu  erzwingen.  Damit  seine 
Übersetzung  dem  griecliischen  Texte  entspräche,  miisste  dieser  so 
gelautet  haben:  ti^  o'' iari  oiufopa  jzaoxddyixarog  y.cci  h^'j[xr,\).arogt 
(pavspov  in  Tüjv  Tor.v/Mv  •  -/.cc^dncp  yäp  y.oü  £v  zolg  ixi^oouolg ,  y.ai  iv 
Toxjroig  dixoioig  i'/zf  tö  ,u.£v  yuo  iizi  ttoX/wv  y.at  ö.uoiwv  Oeb.vuc7.5at; 
xrX.  Klar  ist  aus  dieser  Fassung,  dass  auch  Muret  die  Zunickführung 
der  Definitionen  des  Syllogismus  und  der  Induction  auf  Enthymem 
und  Beispiel  nicht  der  Topik  zugewiesen,  sondern  der  Rhetorik  vor- 
behalten ,  das  Citat  der  Topik  aber  auf  die  Erklärung  von  Scliluss 
und  Induction  beschränkt  hat.  Unter  /jis^oo'-xa  scheint  er,  da  er  das 
überlieferte  £r>r^rat  tilgt,  nicht  die  von  Diogenes  von  Laerte  unter 
diesem  Titel  angeführte  Schrift,  sondern  die  methodische  d.  Ii. 
logisch-dialektische  Disciplin  zu  verstehen.  Der  von  ihm  hinein- 
emendirte  Sinn  ist  demnach  vollständig  dieser:  der  Unterschied  von 
Enthymem  und  Beispiel  ist  aus  der  Topik  klar:  wie  es  sich  nämlich 
in  der  Dialektik  (mit  Syllogismus  und  Induction)  verhält,  so  auch  in 
der  Rhetorik  (mit  Enthymem  und  Beispiel j:  der  Schluss  nämlich  aus 
vielem  Ähnlichen  heisst  hier  (in  der  Rbetorik)  Beispiel,  dort  (in  der 
Dialektik)  Induction.  Wiewohl  nun  auf  diese  Weise  der  Schein 
beseitigt  wird,  als  ob  aus  der  Topik  citirt  würde,  was  heute  nicht  mehr 

1)  Kine  WoitiimsteUiinjj  hat  Vettori  iiiclit  voigeiionimen ;  denn  dass  in  dem  Coinmentar 
(nach  der  Aus-,  v.  1379)  die  Worte  ^av.^.öv  S' özi  zat  iy.är.^.ov  —  ö,u.oi'/)--  syji 
sainmt  den  dazu  gehörigen  Aniuerkuntcen  zwischen  die  Delinition  des  l'aradeig^ma  und 
diejenige  des  Knlhymems  eingeschohen  sind,  beruht  lediglich  auf  einem  Selzerirrthum. 
Vettori  erwähnt  nicht  nur  mit  keiner  Sylhe,  dass  er  die  hcrgehrachle  Ordnung  der 
Sülze  verlasse»,  snudern  seine  Krkläiung  zeigt  deuUich  ,  dass  er  der  iiherlieferten 
lii'ihcnl'olye  (rcugel.liehen.  S.  Vater's  iirige  Auflassung  haUe  Speugel  in  dem  Spec. 
('nmm.  1839  abgewiesen,  was  iiiehl  verhindert  hat,  dass  dieselbe  neuerdings  wieder 
vorgetragen  worden. 


H' 


Zur  Kritik   Aristotclisclier  Schriften.  vi) 

darin  zu  finden  ist,  so  sind  doch  die  Mittel,  durch  welche  dieses  Resul- 
tat erzielt  worden,  nicht  geeignet,  Vertrauen  zu  der  Verlässlichkeit 
desselben  einzutlössen.  Insbesondere  ist  die  Tilgung  der  Worte  i/.elycip 
nsoi  avlloy.'jij.'jv  y.ai  iKccytjiyng  Blpr,Ta.i  npoTSpov  nicht  blos  willkür- 
lich, sondern  auch  der  Klarheit  des  Gedankenfortschrittes  hinderlich. 

Von  demselben  Grundgedanken  wie  Vettori  und  Muret  ausgehend, 
suchte  ßrandis  (Philologus  IV  1)  ohne  Änderung  der  Worte  lediglich 
durch  eine  andere  Abtheilung  und  V'erknüpfung  derselben    zu  einem 
ähnlichen  Resultat  zu  gelangen:  TcdvTtg  dirccg  nlarv.g  Trotoövrcc.  o'.ä  tov 
$sixvuvcii  Vj  nccpaos'.'yp.ccTx  Ai^c^i/rzg  ti  ev^y/J-y/juaTa  .  .  war'  eiTrep   xat 
xhjig  dvdyy.ri  ^  avl'Xo'yil^öp.zVOv  r,  iTid'yovTa  dv.Y.vvvxi  drtoöv  .  .  ,  ava-/- 
oarov  iy.dTi.pov  a'JrcüJv  t/.ccripoo  to'jtojv  to  äuto  eivcci  (rtg  o'' iari  oiy.- 
(popd  Kapaosiyp.aTog  y.ai  iv^'jp.rip.c(.TGg,  (pavspov  i/.  rcöv  tokuQv'   iy.sl 
"^dp  r.zpi  GvAlo'^'.op.oi)  y.ai  iKayotyt?  sipr,rci'.  Tvporspov^,  ort  tö  jülsv  sni 
noXXtjJv  y.r'A.  Die  Berufiuig  auf  die  Topik  soll  hiernach  als  ein  'ledig- 
lich auf  den  Unterschied  von  Scliluss  und  Induction  bezüglicher  Zwi- 
schensatz' gelten  und  das  folgende  (ot!  -ö  /j,£v  ini  x.tA.)  die  voran- 
gehende Zurückführung  der  beiden  rhetorischen  ßeweisformen  auf 
die  dialektischen  begründen.   Allein  w  eder  können  die  Worte  ort  tö 
liiv  ini  sich  sfiraclilich  an  dvccyy.ccrjv  .  .  rö  «uro  dvcci  ansrhiiessen, 
noch  ist  es  gerechtfertigt,  den  eine  neue  Ged.inkenreihe  eröffnenden 
Salz  rig  $'  sart  rjtafopd  in  eine  Parenthese  hineinzudrängen.  Spen- 
gel  bezeichnet  daher  diesen  Versuch  kurzweg  als  gegen  die  Sprache 
und  beharrt  seinerseits  bei  der  schon  früher  ausgesprochenen  Mei- 
nung, dass  man  'der  Nothwendigkeit  der  Annahme,  in  der  Aristote- 
lischen Topik  habe  einst  gestanden,  was  in  der  uns  erhaltenen  jetzt 
nicht  mehr  steht,  nicht  ausweichen  könne'. 

Trotz  (loui  Einsprüche  dieses  scharfsinnigen  und  gründlichen 
Kenners  des  Aristoteles,  kann  ich  die  Überzeugung  nicht  aufgeben, 
dass  in  jenen  Worten  des  Aristoteles  nur  ein  Verderbniss  liege,  des- 
sen Heilung  den  Schein  zerstört,  als  werde  hier  auf  eine  uns  nicht 
mehr  erhaltene  Stelle  der  Topik  verwiesen.  Dass  Dionysius  von 
Halikarnass  in  der  epistola  ad  Ammaeum  die  ganze  Stelle  im 
Wesenl liehen  übereinstimmend  mit  unseren  Handschriften  mittlieilt, 
worauf  Spengel  ein  grosses  Gewicht  legt,  darf,  falls  sich  die 
Corruptel  aus  inneren  Gründen  erweisen  lässt,  nicht  als  entschei- 
dender Gegenbeweis  gelten,  sondern  kann  höchstens  als  Anhalt  zur 
Bestimmung  des  Alters  der  Verderbniss  dienen. 


1 


96  V  a  h  I  e  II  1 

Zwei  iMomente  sun\  es,  die  zusammen  den  Glauhcn  an  die  Inte- 
grität der  l'bei'liefei-ung  jener  Worte  erscliüttern.  Aristoteles  sagt, 
der  Unterschied  des  Beispiels  und  Entliymems  ist  aus  der  Topik  zu 
entnehmen,  denn  dort  ist  vom  Syllogismus  und  der  Induetiou  gespro- 
chen worden.  Wozu,  wenn  Aristoteles  einst  in  einer  vollständigeren 
Topik  den  Unterschied  zwischen  Enlhymem  und  Beispiel  (direct 
oder  mit  Bezugnahme  auf  Syllogismus  und  Induction)  erörtert  hatte, 
der  Zusatz  nspi  aulloyiiixou  xat  inayoyyng ;  warum  schrieb  er  nicht 
ixtl  yccp  s^iprtTat,  orii  rö  ,u.v  ini  nollöjv  y.zl.l  Weist  dieser  Zusatz 
nicht  vielmehr  unzweideutig  darauf  hin,  dass  der  Unterschied  von 
Enthymem  und  Beispiel  nicht  unmittelbar  aus  der  Topik  zu  entneh- 
men sei,  sondern  mittelbar  durch  Anwendung  der  dort  gegebenen 
Definitionen  des  Syllogismus  und  der  Induction  auf  die  entsprechen- 
den rhetorischen  Beweisformen?  Wenn  aber  dies  der  Fall,  so  konnte 
sich  an  die  Worte  iy.sl  y.  n-pi  avXX.  dpr^rai  unmöglich  der  Satz  in 
TÖ  juiev  ini  n.  als  grammatisches  Object  anschliessen.  Denn  sollten 
jene  Worte  zur  Erläuterung  der  Bemerkung  dienen,  dass  der  Unter- 
schied von  Enthymem  und  Beispiel  aus  der  Topik  zu  entlehnen  sei,  so 
war  es  ungeschickt  und  der  Deutlichkeit  zuwider,  von  jenem  dprtrai 
zugleich  die  in  der  Topik  selbst  nicht  vorhandene  Bückfülirung  der 
Definitionen  von  Syllogismus  und  Induction  auf  Entiiymem  und  Bei- 
spiel abhängig  zu  machen.  Eben  so  wenig  könnte  aber  die  Annahme 
befriedigen ,  dass  tlie  Worte  hil  ydp  jtzpi  avXX,  dpr^rai  Kpöztpov  eine 
parenthetische  Zwischenbemerkung  seien,  nach  welcher  die  Worte 
OTi  TÖ  [xh  in'i  n.  sich  an  den  Hauptsatz  rtg  o'  ioxi  diccfopä  .  .  ^avspöv 
£■/.  Tüv  TOTzixöJv  anschlosscu. 

Dazu  kommt  als  zweites  Moment,  dass  in  den  Worten  iasi  y.  .  . 
s.'ipr,Tct.i.  npÖTipov  der  Zusatz  npÖTspov  gegen  die  Gewohnheit  des  Ari- 
stoteles ist.  Nichts  häufiger  in  Aristotelischen  Schriften,  als  dass  mit 
zXpriTCi'.  {tiprty.aij.zv ,  zinoij.v^)  npÖTspov  auf  einen  früheren  in  dem- 
selben Buche  besprochenen  Gegenstand  verwiesen  wird,  zuwei- 
len selbst  da,  wo  wir  eine  solche  Verweisung  kaum  mehr  erwarten 
würden;  dagegen  pflegt  Aristoteles  bei  Berufung  auf  andere  Schrif- 
ten, auch  wenn  sie  früher  verfasst  waren,  sich  mit  einem  einfachen 
stpvjTat  oder  ähnl.  oluie  nporspov  zu  begnügen.  Wenn  es  daher  Phys. 
ausc.  251  «9  dp^öiixz3ci  oi  nprJjTOV  in  tcüv  fyioipiafxivoiv  v^ju-tv  iv  rolg 
fji\)aiy.olg  npÖTSpov  und  ähidich  267  Ä  21  cinstpov  jmiv  ovv  öri  ovx  evol- 
^£TXi.  iJ.iys jog  sivui,  ^ionxrcii   npörspov   ;v  rolg  'jixiaiKüg   heisst,    so 


1 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  yT 

sind  es  eben  in  der  Pliysik  selbst  Irüher  besprochene  Probleme,  auf 
welche  sich  Aristoteles  beruft.  Und  die  beiden  Anführungen  in  der 
Politik  1261  a  31  cogKsp  ev  TOlg  riJ^uoXg  etp-oTCi'.  npörsf^ov  und  1280 
«18  y.cc^ämp  sXpr/TCii  npozspov  ev  roTg  rt^uolg  sind  so  weit  entfernt 
gegen  uns  zu  sprechen,  dass  sie  vielmehr  einen  neuen  Beleg  für  jene 
Gewohnheit  des  Aristoteles  abgeben.  Denn  die  Nikomachische  filthik 
ist  nicht  eine  von  der  Politik  vollkommen  losgelöste  und  besondere 
Schrift,  sondern  gleichsam  nur  der  erste  Band  der  gesammlen  Kpcf.'/- 
ixarda  Tiohrix/j ,  und  es  verhält  sich  mit  jenen  Citaten  kaum  anders 
als  wenn  Aristoteles  in  der  Rhetorik  1391  6  22  und  1369  b  30  auf 
den  von  dem  ^svog  rjviJ,ßovlsvTt.y.6v  handelnden  Abschnitt  des  ersten 
Buches  mit  den  Worten  sv  zolg  a-jp.ßovlsvTVM'ig  sipr/rai  npoTSoov 
verweist. 

Dürfen  wir  nun  auf  diese  Beobachtung  bauen  (und  wir  dürfen  es 
liier  im  Zusammenhange  mit  anderen  Momenten,  auch  wenn  sich  das 
eine  und  andere  widersprechende  Beispiel  finden  sollte),  so  gewährt 
sie  uns  ein  äusseres  Inilicium  fiir  die  durch  den  Gedaiikenfortschritt 
selbst  nahegelegte  Annahme  einer  Lücke  an  jener  Stelle.  Der  Unter- 
schied von  Enthymem  und  Beispiel  ist  aus  der  Topik  zu  entnehmen: 
mitteibar;  denn  dort  ist  von  Induction  und  Schluss  geliandelt  wor- 
den; diese  beiden  rhetorischen  Beweisformen  fallen  aber,  wie  vor- 
her in  der  Rhetorik  erörtert  worden,  mit  jenen  beiden  dialektischen 
zusammen,  so  dass  man  also,  um  den  Unterschied  von  Enthymem 
und  Beispiel  zu  gewinnen,  nur  die  in  der  Topik  für  jene  aufgestellten 
Definitionen  auf  diese  zu  übertragen  braucht.  War  dies,  wie  auch 
aus  der  verstümmelten  Stelle  noch  erkennbar  ist,  der  Gedankengang 
des  Aristoteles,  so  konnte  er  ursprünglich  wohl  nur  in  diese  Fassung 
gefügt  sein:  zig  o'  iazi  diatpopcc  not.paot'.^i).y.zog  y.ai.  iv^-jfxyjjUaTOC, 
(pavspov  ix  zü)V  zokixQv  •  i/.sl  ydp  TZzoi  n-AXc'/i.ap.ov  xat  i/raywyyj^ 
eipTjzai  •  {  ozi  de  iv3vp.-np.cc  p.sv  (j'jlloyiGp.6g.  nccpddsiypLa  di  inocyjiyri, 
dpYjzxi )  npäzspov ,  ( a»ar£  'fcc-Jtpiv  ) ,  ort  ~ö  p.h  i~'.  koXIöjv,  xsü 
6p.oio}v  rJsUvuG^ca  .  .  .  k/.zl  p.t-j  inayoiyri  iaziv  ivzoLv^x  oi  T:cipd(j£typ.c(. 
Die  erste  der  beiden  angenommenen  Lücken  hat  ihren  begreiflichen 
Anlass  in  d<?m  doppelten  e.'l.pr,za.i.  Auch  die  zweite  Ergänzung  (auf  den 
gleichen  Ausgängen  vonniporcpov  undyavspöv  beruhend)  scheint  leicht 
genug,  um  sie  einer  gezwungenen  Erklärung  des  ort  oder  einer  Ände- 
rung desselben  z.B.  inw^r;  (das  an  sich  geniigen  würde)  vorzuziehen. 
Nach  Gedankengang  und  Satzform   lässt  sieh  vergleichen  Rhetorik  II 

Sitib.  d.  phil.-hist.  Cl.  XXXMH.  Bd.  I.  Hft.  7 


98 


V  a  li  I 


i9  S.    1393  a  9:   mcti  Ci  ixiyi^ryj^  xat  iuy.^öxr,i:(j';  t&jv  npay^jAzotv 
.  .  i/t  Twv  Tzc,oiipr,ii.i'j'jiv  r,ixa  i'jTi  yavtoöv  •  dorjToi.'.  yicp   iv  rot?  a'j/J.- 

Twv  Xiyoiv  TO  ;rpOK££y.£VOv  rsA^ä  ä-ya^öv  s^r;  .  ,  'vavsodv  öV'.  O'/  iy.si- 

In  der  Definition  des  Enthytneni  rö  oi  rtvcöv  ö'vtüjv  iVspöv  tj  otä 
TX'jToc  Tjtxßxbt'.'j  -apd  zx-jzx  tw  raOrx  irvat  schreibt  Dionysius 
von  Halikiirnass  a.  a.  0.  nupx  rö  zxOrx  iTvat ,  was  Speiigel  fiülier 
wenigstens  nicht  abgeneigt  war,  jener  Überlieferung  der  Aristote- 
lischen Handschriften  vorzuziehen.  Mit  Unrecht,  wie  die  Vergiei- 
chnng  der  in  der  ersten  Analytik  gegebenen  Definition  ergibt  S.  24 
6  18  TjlloyidiJ.og  oi  iazi  \öyog  iv  o)  zs^ivroy^  r'.vJJv  erspov  zi  -wv 
x££,a£va>v  iq  ävä'/xrj?  a*jiL».ßatv£!  zy  zxOzu  iTvat.  /i'/oj  oi  rw  raOra 
st'vai  z6  dtä  TÄÖra  5U|a,3atv£Jv  xrX.  und  Topik  VIII  161  b  30  £V£5-£ 
nleioi  ACiiJ.ßa.v'j-j':ji  Tä.v  dvccy/.cäojv,  utgzs  ou  rw  raör'  eivai  yivezcci  6 
a\>}Xoyi.'j[>.öq.  Hiernach  ist  also  rw  zcniiza.  th<xi  diircli  den  Aristote- 
lischen Sprachgebrauch  geschützt,  und  nicht  minder  ist  ein  noLpd 
zoLvza  neben  izspiv  zi  der  Ausdrucksweise  dieses  Schriftstellers 
entsprechend:  vergl.  Rhet.  1360  b  2o  cv  yüo  soziv  ä)J,oc  Tzocpa.  zaOzy.; 
Anal.  Post.  74  a  29  jnyjoiv  lazi  napä.  zy.Ozci  zpl.yoyjov  izspov;  Politik 
1260  b  33  t-nzEiv  ~i  nxp'  auzdg  iz-p'j-j  und  sonst  häufig.  Allerdings 
decken  sich  in  der  obigen  Definition  die  Ausdrücke  oiöc  raüzcc  und 
Tö)  zci'jzoi  zhc/.i.  Nimmt  uiau  daran  Anstoss,  so  ist  er  gewiss  nicht 
durch  Verschmelzung  der  Worte  no-pa.  za-jza.  tw  za'jza  sivat 
zu  der  Redensart  napöt.  z6  zuOzx  sbai  zu  beseitigen,  sondern  es 
erübrigt  nichts  als  otü,  zocOzoc  zu  tilgen,  was  Muret  nach  seiner 
Übersetzung  zu  schliessen  gewollt  hat:  (juibusdan»  positis  evenire 
praeterea  aliud  quijipiam  eo  tpiod  illa  siut.  Aber  konnte  nicht 
Aristoteles,  der  in  der  Analytik  a.  a.  0.  zCt  za-jzot.  dvon  durch  oicc 
TTiJzoL  a-jij.ß.  erklärt,  an  unserer  Stelle  beide  Ausdrücke  zu  noch 
grösserer  Restimmtheit  neben  einander  gebrauchen?  i| 

An  jene  Definitionen  schliessen  sich  die   oben  schon  berührten 
Worte   (jiOLVzpiv    oi   -/.ai   ozt.  ')    i/.dzsp'jv    ey^Bt    ä'/Ä^dv    z6    Ei'jog    zr^g 


\ 


,.  xxi  OTl  sehreilie  ich  mit  nioiiys  a,  n.  ()  und  .Miirel;  die  Ilaii(l»clir.  ort  xai;  eben 
Ml  fr,70Cjiia.t;  (stull  der  Viily^.  ^•/jr'joi)'.»;;)  mit  deiiiseUieii  Üiidijs  und  dem  Pariser 
Cod.  Wnrc  ein  liesunderea  (ieuiclit  diiriiuf  zu  le-jen  ,  duüS  Itei  Uloiiy-i  '/«p  liinlcr 
za.ji-ip  fehlt,  so  dürfte  man  vielleicht  (mit  Tilgung-  von  £/-')  beide  Sätze  iu 
einen  zutHmnienzielien. 


Zur  Kritik  Aristotelischer   Schriften.  99 

dr^TOpdag'  y.CK^ÜKsp  '/äo  xal  iv  rolg  /xs^oo'.x.ot^  clpr,x7.i.  v.c/X  vj  tcOto'.? 
ouot'o)?  v/v.'  dai  ydp  a't  /X£v  ncn.pa.riv.'^ix'XTÖiOv.q  pr^ropclcc.  c^'i  oi  h^'J- 
/j.ry jj-art/cc/i,  x.ai  prixopeg  6iJ.rjio)g  di  jj.lv  ;ra&«0ct7jL».aTW0£t?  oi"  os  hSi-j- 
\i:n\xc/.xivsA  ^  ;r'.^avoi  fjisv  O'jv  ou/  f^rrov  et  Xo^/ot  öt  otä  ro5v  Kapy-ov.'/- 
fxat'jjv,  3-OjO'j,3oövTaj  os  [j.öOlov  oi  iv^-JiJ.rtiJ.ccriy.oi.  Der  Sinn  der  Stelle 
ist  klar.  Jede  der  beiden  Arten  der  Beredtsamkeit  (Ixarspov  ist  mit 
eioog,  nicht  mit  dya^öv  zu  verbinden),  die  enthymem;itisehe  wie  die 
paradigmatisclie,  hat  ihr  Gutes.  Reden  nämlich  und  Redner  bedienen 
sich  entweder  vorzugsweise  des  Enthyinenis  oder  überwiegend  der 
Beispiele;  aber  es  sind  nicht  beide  für  alle  Falle  gleich  wirksam.  Ein 
ähnliches  Verhältniss  war  auch  in  den  Ms^-ootxa,  auf  die  sich  Aristo- 
teles beruft,  rücksichtlich  des  Syllogismus  und  der  Induction  ange- 
geben. Auch  der  Dialektiker  kann  sich  bald  der  einen  bald  der 
anderen  jener  beiden  Beweisformen  mit  Vorliebe  bedienen,  wird  aber 
nicht  jede  von  beiden  mit  gleichem  Erfolge  anwenden.  Diesen  Unter- 
schied in  Anwendung  der  Syllogismen  und  der  Induction  berührt 
Aristoteles  in  der  Topik  lOo  a  16  ein  o'  77  ixh  inajotyr/  ki^ccvüjts- 
pov  y.al  ncc'^iazzpov  aal  xarcc  rov  uii^rjOLV  yvoipiiJ-diz-pov  xcii  Tolg  no\- 
lolg  xotvöv^  6  oi  i'Aloyiaixög  ßixGrudiirspov  Kai  npog  rous  dvnloyix'jvg 
ivspyliTspov;  und  157  «18  y^pr^ariov  rT  iv  tö»  o'.aliytaBon  tö)  [xiv 
auXXoytiixw  Tcpog  Toiig  rjialtxzi-/.oug  |L;.äÄXov  rj  npög  tou?  nolXoOg,  rft 
^'  iTzayoi-yfi  ToCva-vriov  npog  rovg  KoXkovg  ixällov.  (Vergl.  auch  Anal. 
Prior.  G8  b  35.)  Nach  dieser  Übereinstimmung  des  Citats  mit  den 
Bemerkungcti  in  der  Topik  dürfte  von  dieser  Seite  wenigstens  der 
Annahme,  Aristoteles  habe  unter  Me^oduä  eben  die  Topik  verstan- 
den, nichls  Erhebliches  entgegenstehen  *).  Nur  würde  man  hier  nicht 
minder  als  an  der  vorhin  behandelten  Stelle  irren,  suchte  man  in  der 
Methodik  (oder  Topik)  nicht  sowohl  den  Unterschied  in  der  Anwen- 
dung von  Schluss  und  Induction  als  den  zwischen  Enthymem  und 
Beispiel. 

In  der  Erörterung  über  Materie  und  Form  des  Enthymems  als 
des  rhetorischen  Schlusses  geht  Aristoteles  von  dem  Satze  aus,  dass 


')  Vergl.  Vali'iitin  Kose  De  Aristotells  liliroriitii  ordiiie  i-t  auctoritati-  S.  120,  wo  ji'ilocli 
(las  Citat  der  Methodik  (wie  nicht  minder  das  der  Topik) ,  wenn  ich  anders  reclit 
versiehe,  irrig  bezogen  wird :  Kandeni  eniin  de  syllogisini  et  inductionis  dn|iliee  in 
dialectiea  nietliodo  genere  sententiam,  quoil  iiiein  discrimen  in  rhelorico  etlarn  ar^u- 
mento  (13öS,  j)  oMineie  ait,  nunc  in  To|>icis  (CJ.'Ki  U  12)  nunc  in  Melhudicis  cilat 
jiriiis  explicntaiii   (Top.    1.   4.   CT.    Anal,   post     I.    l) 

7» 


100  V  a  li  I  e  II 

rhetorische  Beweisführung  in  Betreff  solcher  Dinge  stattfinde,  üher 
welche  wir  uns  zu  herathen  pflegen,  und  vor  einem  solchen  Publi- 
cum, das  eine  sich  durch  viele  Glieder  hiiuhircliMindende  Schhissfol- 
gerung  nicht  zu  umspannen  vermöge.  Bcrathung  aher  stelle  man  an 
über  Dinge,  welche  in  mehr  als  Einer  \N'eise  möglich  sind.  1357 
a  2  £(7Tt  0£  TÖ  soyov  a.u-r,q  ni^l  n  TOto-jrojv,  t:io\  ojv  ßouls'jöixs^a  -Kcci 
ziyva';  ixrj  iyofx-'^,  xai  iv  toi^  roioOzoig  d/.poccTa'i.i  o'i  ou  ^Ovavr«'.    oiä. 

tzo'/Jmv  G'jvofiäy  ovoi  },oyi^£'73-ci'.  nioo'jiSs'^ '  ßo-jlvjiae^x  ob  moi  töjv 
i  /  •  11  II  1 

(pocivoixivujv  ivoi'/jrj^y.'.  a,ayoT£poj?'  i'/jt-"^  xt)..  Ferner  könne  man 
Schlüsse  ziehen  entweder  aus  bereits  früher  Erschlossenem,  oder 
aus  nicht  erschlossenen,  aber,  weil  nicht  an  sich  einleuchtend,  seihst 
des  Schlusses  bedürftigen  Sätzen:  holy-rci'.  oi  a-AX'i^/'.^Ei^y.i  xat 
a-jvd'^jzvj  TO.  ,a£v  i/.  cj-A\zXoyi'7ixivoiv  npiTspvj,  röc  o"  i^  ä.Tj'/Myiaroyj 
ixiv  OEO^uevcüV  o"!  5jXXi'yt'7|L/.oO  d'.ä.  t6  p.r,  zImoli  ivoo^a.  Hiervon  ist  die 
erste  Art  nicht  ühersichtlich  genug  für  die  geringe  Fassungskraft 
des  vorausgesetzten  Puhlicums:  dvdyy.-n  oi  rovrojv  -6  jjlIv  txri  eivct'. 
e'jSTZocy.olo'j^riTOv  oicc  t6  iJ.Yiy.og  (6  ydo  xotrog  uniy.S'.TXi  ihxi  xnAoOg^. 
rä  dt  ixri  ;r'.3avä  O'.ä  tö  u.-?j  sc  öixoloyo'jixt^'ji'v  zhv.'.  ixr,o'  ivooc6)v. 
öicr'  scvavxatov  rö  rt  h^{ju.r,u.cc  sii/ai  y.y.l  z6  Tzxod'jzrjtxu  n-oi  rojv 
£vo£)(0,u.£vojv  (hg  rä  noWoi.  v/v.v  y.a.'.  älloig,  tö  ,a£v  KOcpdoEcyixa  i-oc- 
•yoj'/Yiv  TÖ  d'  h^'jixr,[}.OL  o^'jXÄoy.^/j.öv,  xat  e^  oliyojv  ts  y.cci  TZCfAÄä/.ig 
^Äar-övojv  Yi  £c  ojv  6  npQrog  TjXA'jy'.aixog.  Mit  oj^t'  ävÄyxatov  M'ird 
die  Summe  gezogen  aus  der  ganzen  vorangegangenen  Erörterung, 
sowohl  das  nspi  cliv  als  das  sc  ojv  des  rhetorischen  Schlusses  (und 
Beispiels),  wie  es  sich  aus  dem  Bisherigen  ergeben,  in  einen  Schluss- 
satz zusammengefasst.  Daher  nicht  Komma,  wie  in  den  Ausgaben, 
sondf^rn  ein  Punctum  vor  oigzs  zu  setzen  ist.  Enthymem  und  Beispiel 
—  dies  ist  das  Ergebniss  —  werden  angewendet  einerseits  in 
Betreff  der  ivQc;(ö/A£v«.  Richtig  ist  nach  der  Pariser  il;iiidsclirift 
-spi  Tc  T'Jüv  hoiy.  edirt  worden,  dem  nachher  xai  it  o/r/ojv  ent- 
spricht. Scbwiei  igkeiten  machen  die  den  £voe/ö,a£va  angehängten 
Worte  öjg  zy.  r.o/Xd  syny  xat  ä//ojc,  die,  wenn  sie  fehlten,  nie- 
mand vermissen  würde.  Zu  beweisen,  dass  sie  irrig  sind,  ist  leichter 
als  sie  Iierzustellen.  Der  llauptanstoss  liegt  nicht  darin,  dass  Aristo- 
teles sonst  nicht  wc  -ä  ;roÄ/ä,  sondern  wc  ir.l  ri  koA'j  zu  sagen 
pflegt ,  das  Spengel  statt  jenes  zu  schreiben  vorschlug  (denn  dass 
auch  jenes  dem  Aristoteles  nicht  fremd,  zeigen  Beispiele  wie  die  von 
Wailz  Organen  I  379  angeführten  Mettorolog.  360  b  27  ixeTÖt.  to'A 


I 


Zur   Kritik  Aristotelischer  Schriften.  IUI 

oixßpo'jg  av£/j.ci<;  wg  rä  no'AAci  Yivärat,  und  de  aiiim.  creat.  7öO  a  15 
060  (bg  TCi  noAAci  zi/.rv.v  stw^sv),  auch  nicht  darin,  dass  die  gt^wöhn- 
liche  Worlfolge  ivosy.  äX/^q  i'/j'-v  nicht  t/tiv  dXhoiq  oder  xat  äX/Mg 
ist  (vergl.  u.  A.  Nicom.  Elhiii  VI  cc.  3,  4,  ö,  6,  wo  diese  Redensart 
sehr  oft  wiedcrkelirt),  sondern  darin,  dass  sachlich  wie  sprachlich 
ungenau  in  die  Bezeichnung  rä  £vo£;(öjL/.cva  äÄAOjg  i'/^v.v  ein  wj  rä 
zoXkoi.  (oder  w^  sttc  tö  tioVS)  hineingetragen  ist.  Aristoteles  gehraucht 
die  Ausdrüclce  ry.  'Sjg  inl  z6  tzo'äO  oder  rä  cüc  ini  tö  ro/u  TJixßal- 
vovTcc  ('y!7vö]UL£va)  und  andererseits  t«  hoz'/oixvjot.  a/Xoic,  (^/.ä:  aXÄoj^, 
dp-fOTipoig^  £X^'^'  ^^"  formellen  Unterschieden  ahgeselien,  im  We- 
sentlichen als  synonyme  Bezeichnungen,  und  zwar  im  Gegensatz  zu 
rd  dvcc^xuia  oder  rä  äst  ovza.  Das  was  meistens  geschieht,  ist  ein 
solches,  das  auch  anders  sein  kann;  was  immer  geschieht,  ein  noth- 
wendiges,  ein  ddOvazov  äXAwg  r/^eiv.  Bevor  also  nicht  jene  Verbin- 
dung durch  Beispiele  belegt  ist,  wird  man  an  ihrer  Zulässigkeit 
zweifeln  dürfen.  Möglich,  dass  die  Worte  eyjiv  ü/S/Mg  {y.al  äXÄojg), 
gegen  welche  ein  leiser  Verdachlsgrund  sclioii  in  der  Wortstellung 
liegt,  irriger  Zusatz  von  fremder  Hand  sind  ,  Aristoteles  ntoi 
T£  Tciv  ivQiyj>iJ.h(j)v  (  xaf  )  ojg  rd  noAkd  {a-jjj.ßxfuövzoiM)  geschiie- 
ben  hat. 

Die  Worte  zo  pAv  KCirjdo£iyij.a.  ina.'^^o)yr,\/  z6  0"  iM^OiJ.r,p.c(.  O'ja- 
lo'/iaixöv  sind  nicht  als  Parenthese  zu  fassen,  worauf  die  gewöhn- 
liche Interpuiiction  zu  deuten  scheint,  sondern  Sinn  und  Construc- 
tion  sind  diese:  Enthynieni  und  Beispiel  sind  in  BetrefT  der  mögli- 
chen Dinge  dieses  Induclion,  jenes  Schluss.  Eiin  z6  [xiv  —  tö  oi 
ohne  Wiederholung  der  Nomina  wäre  ausreiclieiid  gewesen  (^dvay- 
xxlov  z6  £v3vixrip.x  shai  y.ai  zo  napdo£i.yiJ.(x.  nspi  rcöv  ivdiyop.iv(ji\i  zö 
|UL£V  inocyojyrtv  rd  de  auXko'^i'ip.öv^',  die  Hinzufügung  der  Nomina  aber 
darf  hier  eben  so  wenig  Anstoss  erregen,  wie  wenn  Aristoteles 
(nicht  ein  vermeintlicher  Interpolator)  in  der  Poetik  .'•chreibt  14o3 
a  3  TÖ  [Kiv  yd[j  (ptld'i'^poiKov  iyoi  dv  r,  zoiot-iizr,  oitazoLGi.g  ,  a>X  oürs 
e'AcOv  GUTS  ^tßrjy  •  q  p,iv  ydp  mpi  ztv  dvdt^tv  inzi  r^-jaz'j'/ovvzix^  ö  ol 
K£pl    TÖv    op.oiov ,   ilcog    |UcV    nsfji   z'jv    d^jatiov  ,    fößog    di  Ksol    zi^ 

Anderseits  müssen  —  dies  ist  die  zweite  Hälfte  jenes  abschlies- 
senden Satzes  —  Enthymem  und  Beispiel  ans  möglichst  wenigen 
Sätzen  bestehen:  xai  kt  cAr/wv  rs  xat  n^Xkdy.'.g  iXarrövojv  r,  i^  cl»v 
6  Ttp'JJzog  ovXloyi'JiJ.ög.   Somit  ist  denn  beides  sowohl   die  Älaterie, 


102  V;.  h  len 

diis  Substrat  (^~ioi  'jjv)  des  Eiitliyiiiems,  als  auch  ilie  Form  des- 
selben (ic  'jjv)  bezeichnet.  Letztere  wird  in  dem  Folgenden  noch 
weiter  ihrer  Art  nach  bestimmt.  1357  a  22  iiz-i  o'  i^riv  öXr/a 
juiv  rujv  ävay/.czt'jjv  £c  wv  oi  or^roccxot  (j'j//oy{7//ot  £t7£  (rä  yäp 
-oÄÄa  /T£&t  cüv  ce.'.  y.Cil'j-'.q  y.y.>.  Ät  ^j/ti-^/ccj',  £vys;(^£rat  x«i  äX/oj,  v/ziv 
Tz-oi  wv  jtxiv  yäp  ;r&äT70'j7t  jSovÄjvovtäc  /csct  ^xO/ToO^t ,  rä  0£  koo.-- 
t6uz'^x  -ävTÄ  70'.o6ro-j  yhyjg  i'jri.  y.ui  O'jOvj  öjg  inog  siiZtiv  i^ 
äcjo.'jy.r,;,  TCJrojv),  rä  q'  Ws  ini  ro  -^Äv  ^ju.^sctvovra  xat  £vo£/^6iui£va 
v/.  70!0-Jrwv  y.'^6.'iy:r,  irisoüv  TJ/A^yiC^^^«'.  •  rd  o'  äva'/xata  i^  ävay- 
XÄJWV  (o:^/ov  o"  >;arv  xaj  r'^vro  £/.  rcüv  äva/.-j-'.xcÜv),  ^av£^öv  ort  it  cliv 
ri  k\^-j\XT,\i.'u.77.  Kk'^jixo.i  rä  ,a£v  ölvx'j/.cü.t.  l'j-y.i..  rä  0£  7r/£i!7Ta  cöc  £n:t 
ri  -o/.O.  Vergleicht  man  in  dieser  Periode  den  Schiusssatz  mit  dem 
Vordersatz,  so  fallt  '\\\  die  Augen,  dass  das  Schlussergebniss  in  dem 
Vordersatz  bereits  vorweggenommen  ist:  oÄtya  tJjv  äva^xatoav  i't 
wv  oc  jirjTOjStxot  i'jXkvii'j\).'-A.  und  nachher  £;  'jjv  rä  ivo-y/yiiö/Ji-ara  Xfi'/s- 
7ä;  rä  /a.£v  6:j:f.'jY.a.ly.^  7ä  di  /TA£r77a  w^  £-t  7Ö  ;rcXv.  Ist  nun  auch 
dergleichen  in  Aristotelischen  Schriften  nicht  ohne  Beispiel,  so  ist 
doch  der  einzelne  Fall  nicht  ohne  besondere  Prüfung  hinzunehmen. 
Nach  dem  Gange  der  bisherigen  Erörterung  kann  Aristoteles' 
Schlussfolgerutig  nur  diese  sein:  Das  Substrat  des  Enthymems  ist 
ein  Mögliches,  Mögliches  wird  aber  liinwiederum  aus  Möglichem 
erschlossen  (wie  Nothwendiges  aus  Nothwendigem);  also  ist  das, 
woraus  man  Entlivmeme  bildet,  ein  Mögliches.  Süll  dieser  Gedanke  in 
den  griechischen  Worten  gefunden  werden  ,  so  müsste  man  it  ojv 
im  Vordersatz  in  anderem  Sinne  nelimen  als  das  ic  wv  im  Nachsatz: 
dort  müsste  es  die  Materie  bezeichnen,  auf  welche  sieh  das  Enthy- 
mem  bezieht,  liier  die  Formen,  aus  denen  es  gebildet  werden  kann. 
Allerdings  konnte  ic  in  weittMCm  Sinne  auch  von  jener  gesagt 
werden,  und  so  ist  wohl  i357  a  1  zu  fassen:  '7UAA<jyiC£T(xi  .  . 
i/.zivr,  IJ.VJ  £x  7'2)'j  Äöyo-j  o-s/XsVojv,  t,  ok  fir,7opi/.r,  ix  7'üv  r/oyj  ßo'J- 
'/.-•j-'j^xi  c'.'M^ÖT'jy^ ,  Worte,  die  übrigens  aus  anderen  Rück- 
sichten nicht  ohne  Bedenken  sind.  Aber  schwer  zu  glauben  ist, 
dass  Aristoteles  ^c  in  jenem  weiteren  Sinne  auch  da  gebraucl)t 
habe,  wo  die  ganze  Schlussfolgeiung  auf  der  strengen  Scheidung 
votj  Materie  und  Form  des  Enthymems  beruht.  Daher  ist  unbe- 
denklich in  dem  Vordersatz  ö'/.iyy.  txkv  7c«v  ävayxafwv  nepl  ojv 
oe  fr,r'jpr/.ci  jj/X^yt^/jiot  zn  verbessern.  Muret,  dem  keiner  der 
Neueren  gefolgt  ist,   hat  diese  Verbesserung  in  seiner  Übersetzung 


Zur  Kritik   Aristofeliseher  Schriften.  103 

aiiticipirt:  qiiaiido   autem    necessai'ia    pauca  sunt,   de  quibus   agunt 
oratorii  syllogismi »). 

An  den  so  gefassten  Vordersatz  sehliesst  sich  enger  und 
passender  die  parentlietisclie  Bemerkung  an,  wesshalb  das  meiste, 
worüber  man  riietorisehe  Schlüsse  bilde  ,  in'  das  Bereich  nicht  des 
Nothsvendigen,  sondern  des  Möglichen  gehöre:  rä  yäp  ttcää«  Kspi 
ojv  cii  y.pi.azig  y.cx.1  ai  n/.t\iv.:;  t^r^i'/ETCu.  -/.ai  äXXoj?  iX-'-'^ '  ~^f''-  '^^"^  M=^ 
yäp  x.tA.  Den  ersten  dieser  einj^eschaiteten  Sätze  hat  Muret  unüber- 
setzt  gelassen,  und  F.  A.  Wolf  und  Brandis  (let/Jerer  zugleich  darauf 
sich  stützend,  dass  der  Seholiast  ihn  übergeht)  sind  nicht  abgeneigt 
ihn  für  ein  Glossem  zu  halten.  Aber  jene  Worte  sind  nicht  nur 
nicht  vom  Überfluss,  sondern  für  den  Zusammenhang  nothwendig, 
wofern  man  nicht  die  Worte  roto-jro-j  ■y^vo-jj:,  die  nicht  auf  das  äv«y- 
■/.alov  gehen,  ihrer  Bezieliung  berauben  will. 

Jener  scharfen  Sonderung  des  ks^I  wv  und  iE  wv  der  Schlüsse, 
auf  welche  die  liiesige  Erörterung  fusst,  begegnen  wir  sowohl  sonst 
(wie  in  der  Topik  105  «  20,  Nikom.  Ethik  1094  b  19  nebst  Zelfs 
Anm.)  als  auch  in  der  Rhetorik  selbst  zu  wiederholten  Malen :  vergl. 
insbesondere  1358  «  15  tf.  und  1377  b  19.  Und  ebenso  1360  h  l 
r.tpi  wv  />.iv  ovv  iyj^'-v  oei  töv  ,aiXAovTa  a'j,aj3ovXi6££v  rä  p.iy'.a7u.  -o- 
acivro:  iirlv  i^  wv  dt  oil  y.a.i  nsoi  to'jtwv  xai  moi  röJv  äAÄwv  /-ooroi- 
nv.v  Y,  dTzoTpsKS'.v  \i-joi[j.tv  r.dA'.v  j  worin  der  erste  verschiedentlich 
gedeutete  Satz  nicht  der  Erklärung,  wohl  aber  der  Besserung  bedarf. 
Denn  ey/'-v  ■,  das  nicht  absolut  gefasst  werden  kann,  erheischt  ein 
übjoct,  und  dies  ist  so  wenig  in  rä  fj-syiircc  zu  finden  als  es  gestattet 
ist  (j-Jixßo-jAsOz'.y  zugleich   mit  dem  Participium  und  dem  Infinitiv  zu 


1)  MuretN  Verdienst  um  die  Kritik  der  Aristotelischen  Rhetorik  ist  noch  niciit  nach 
Gebühr  gewürdigt;  Schuld  daran  trügt  der  Umstand,  dass  seine  Verbesseruugen 
zum  grössten  Theil  nur  in  der  trefTlicheii  Übersetzung  der  beiden  ersten  Bücher  zu 
suchen  sind.  Auf  andere  soll  an  seineui  Orte  aufmerksam  gemaciit  werden  ;  hier  stehe 
eine,  auf  welche  der  Gang"  dieser  Erörterungen  s|>;iter  nicht  fiiiiren  würde.  Die  Worte 
1358  a  28  iVrt  5s  "ä  7r).£i7Ta  rwv  £v^U(jirj(Aärajv  ix  toOtcov  twv  si^'h-j  Ai^o- 
f;.cva  Twv  xar^  y-ipog  xai  idiwv  übersetzt  Muret :  ducuulur  autem  maximam  par- 
lem  enthyniemata  ex  iis,  quas  speeies  vocamus,  quae  singulares  sunt  ue  propriae.  Er 
las  also,  und  mit  Recht,  £X  tojtojv  twv  eüj'jjv  /;'/op.;'v'jjv  twv  xari  fJi2,&o;: 
eine  dem  Aristoteles  geliiufige  Ausdrucksweise ;  vergl.  zweite  Analytik  76  1»  l-i  xa». 
-a  xoivoi  X£70^i.jva  a^io')(jiaTa,'  81  b  15  ai  äox«'-  xai  ai  Xe^d^usvai  ur:&.Srt'fj£t,-. 
Metaphys.  I(i64  h  'i^l  äva7Xyj;  fj'  o-j  r^c  xarä  rö  /i'iatov  Xs'yojAi'vTjc  und  sonst 
hanlis;. 


104  V  ;i  li  I  e  I. 

verbinden.  Aristülcli'S  schrii'h  r.-oi  wv  ^j.h  o-jv  s'X''-'''  '^-'  ( ^rp^^äactb  ) 
TÖv  p.illrjTOc  a-JixßouXE-jiiv ,  rä  iJ.iyi'7T0!.  TcywJTa  ioTb.  Vergl.  1359 
a  7  d-^dyy.r^  rzepi  zo-jT(x)v  e^''^  ttowt&v  rag'  npo-(X'7£ig,  und  ebendn  lo 
und  24.  Und  dass  npo-dc^sig  nicht  l»los  von  den  allgemeinen  Sätzen 
des  Möglichen  oder  Unniöglic'lien  u.  s.  w.,  sondern  auch  von  den 
einer  speciellen  Wissenschaft  wie  der  Politik  angehörigen  gesagt 
wird,  erhellt  aus  1358  a  10—20,  1359  a  26. 

I  6  S.  1362  b  2. 

In  dem  sechsten  Capitel  werden  die  Örter  für  das  schlechthin 
Gute  und  Nützliche  aufgestellt:  Xvj/rrsov  av  e'i-n  zöcJTOiy^slx  Ttepi  «ya- 
^ou  ncii  c!'Jij.fipovTog  (xnXQg.  Nachdem  Aristoteles  verschiedene  De- 
finitionen des  Gulen  neben  einander  gestellt,  rechnet  er  dahin 
1.  Erlangung  eines  Gutes  und  Befreiung  von  einem  Übel;  2.  den 
Eintausch  eines  grösseren  Gutes  gegen  ein  geringeres  und  den  eines 
geringeren  Übels  gegen  ein  grösseres:  y.cä  r,  avr'  iXdxx'jvoz  ix')7.3o'j 
p.£(<^ovog  Iri^ig  xat  ävrt  [xdtovog  auxr/O  ilärrovog  •  w  yäp  xjntpi'/zi  x6 
Ij-tlC/jv  Tov  i'kdcTTOvogj  toOto  yivsrciL  toü  /j.iv  X-n^ig  to'j  d'  dnoßoAr/. 
Dieser  Ort  ist  dem  ersteren  untergeordnet;  denn  der  Eintausch  eines 
grösseren  Gutes  gegen  ein  kleineres  und  eines  kleineren  Übels  gegen 
ein  grösseres  wird  rücksichllich  des  Stückes,  um  welches  das  Grös- 
sere das  Kleinere  überragt,  in  dem  einen  Fall  Gewinn  eines  Gutes 
{lr,'^'.g  dya^rjO^^  in  dem  andern  Entfernung  eines  Übels  (^dnoßoln 
v.y.v.rj\)).  Das  Pronomen  roöro,  ob  als  Subject  gefasst  (roöro  •ytveTat 
Xfi^ig^  oder  als  Accusativ  der  Bestimmung  (x.ara  -oöto  yivsTat  Xyj'^j?), 
will  in  keinem  Falle  recht  befriedigen.  Der  Pariser  Codex  hat  to6to)£, 
das  dem  vorhergehenden  Dativ  des  Relativums  nachgebildet  scheint, 
aber  schwerlich  aus  roOro  entstanden  ist.  Aristoteles  schrieb  viel- 
mehr oJ  yäo  vmpi'/ji  TO  /Jisc^ov  tov  iXccTTOvog,  toOtou  ^tvEra«  roO 
}xh  AYt^ig  ToO  (?'  dnoßokri.  Das  zusammenfassende  z'jxjzrj  wird  rück- 
sichtlich des  Gewinnes  und  der  Entfernung  durch  toO  [xiv  und  toö  di 
gegliedert.  Die  substantivische  Wendung,  die  der  Sache  nach  nicht 
verschieden  ist  von  roOro  Xa/XjSdvsr«'.  (dKoßdlXeracC),  war  zutrelTen- 
der,  weil  eben  erst  In-pig  und  dnoßoli/  den  Gütern  zugezählt  worden. 
Wie  es  scheint,  hatte  bereits  Muret  in  gleicher  Weise  gebessert;  er 
übersetzt:  nam  quo  minus  a  majore  superatur,  eins  fit,  boni  quidem 
siiniptio,  mali  autem  depnlsid. 


_l 


Zur  Kritik   Aristotelischer  Schriften.  lOo 

Unter  den  Gütern  zählt  Aristoteles  weiter  auf  die  geistigen 
Eigenscliaflen,  Künste  und  Wissenschaften ,  und  das  Leben  1362 
6  24:  in  sv(pmci,  iKv-filid'. ,  ci)ij.d^z'.oc,  dy/jvoicc,  nä-^zx  rä  roiuOry.' 
noir/T'.y.al  ydo  ccOtoc.  dya^öjv  <yJ.  o-jvccixv.g  siaiv  •  6[J.''j'.oig  oi  y.ci'.  cä  Itzi- 
arrtjxy.'.  zy.'jdt  y.y.i  c/.l  xt/yyj.  /.ai  rö  (Irr^  '  v.  yäo  ij.YiO-v  a/'Ao  c/rotro  äya- 
^6v,  x«3-'  auTO  oiipsTÖv  kariv.  Was  soll  hier  inmitten  der  geistigen 
Fähigkeiten  rJ'jiv?«  (worüber  Nikomach.  Ethik  1114  i  8,  Topik  163 
b  13),  eü.aä^cta,  a.'^yvjrtiot.  (Nikomach.  Ethik  1142  h  5,  zweite  Ana- 
lytik 89  b  10)  der  Plural  [xv-nixccil  Sehr  richtig  wurden  13G1  a  3o 
unter  den  Ehrenbezeugungen  neben  o-jat'«',  auch  erwähnt  jJLvf;,a5«  iv 
p.irpoig  xai  olmvj  ,u.£'rpoJv.  Aber  hier  ist  nicht  von  Erinnerungen  und 
Denkmalen,  sondern  von  der  geistigen  Kraft  des  Erinnerns,  des 
Gedächtnisses  d.  i.  /j-vy/Jul/^  die  Rede.  Anstoss  nahm  bereits  Vettori  an 
dem  Plural  und  Muret  übersetzte,  wie  billig,  bonitas  ingenii,  memo- 
ria, doeilitas,  perspicacitas.  Man  sehe  überdies  Aristoteles'  Schrift 
nspi  dperfig  in  Stobäus'  Florileginm  S.  6,  9.  12  Mein. 

Weiter  ist  Kai  ro  Cfjy  als  ein  neuer  Oft  durch  ein  Punctum  von 
dem  vorhergellenden  ^rrtar-^imat  y.ai  TiyjDCii  zu  trennen.  Denn  der 
erläuternde  Satz  si  ydp  ju-vjoiv  äXXo  skoito  d'^x^ov ,  xä^-'  a-JTO  aipz- 
TÖv  iariv  bezieht  sich  auf  jene  niclit,  sondern  auf  das  Leben  allein 
(vergl.  Nikom.  Ethik  1166  a  19).  Auch  hier  ist  Vettori  und  Muret 
das  Richtige  nicht  entgangen. 

Nachdem  Arisloteles  die  allgemein  als  solche  anerkannten  Güter 
besprochen,  wendet  er  sich  zu  den  strittigen  (rd  dixtpiaßrjZYiaiiJ.cc). 
Zu  diesen  rechnet  er  nach  anderen  alles,  wonach  die  Menschen  trach- 
ten 1363  a  20:  y.xl  oluig  rd  npoctpsTd'  KpoaipoOvTcci  öt  r.pd-rv.v  rd 
T£  siprjfxiya  y.al  rä  rnlg  iy3-polg  x«xä  .  .  xat  rd  ouvard.  raöra  Oc  oj^^cwS 
e-JTt,  T«  Tz  yzvöij.svci  [dv]  y.c<.i  zd  po-oittig  •^ji'^vöixivrx. '  pdotcc  oi  07a  c 
dv£u  Aunng  r)  £v  öXiyui  j^pövco  •  tö  ydp  yalzKOv  öpltzzai  ri  \i)KY,  r,  n\r,- 
^Ei  ypivo'j'  y.cii  sdv  chg  ßo'j'kovza'.'  ßoOXovzai  oi  ■^  [J.-noiv  xax.öv  r, 
eXocTzov  zoü  dya-dw  ■  zoOro  o's^ra?,  idv  yj  Aav^dvYj  //  r{,awpja  n  txi- 
rinpd  .  Die  Worte  xai  idv  wj  ßcOloMzai  scliliessen  sich  zunächst  an 
zd  ovvazd  an  und  sind  wie  diese  von  Kpoxipo'jvzoci  di  npdzzv.v  abhän- 
gig. Es  trachten  die  Menschen,  sagt  Aristoteles,  entweder  nach  Din- 
gen, denen  nichts  Übles  beigemischt  ist,  oder  solchen,  bei  welchen 
das  Übel  geringer  ist  als  das  zu  gewinnende  Gute,  und  dies  ist  der 
Fall  idv  Ti  Xav^dvYj  ■/)  z'.ixoipl.a  r,  ixupd  ^,  Worte,  die  weder  an  sich 
eine    der  disjunctiven  Fortn    entsprechende    scharfe  Scheidung  ent- 


I 


106  Vnl.  Ion 

halten  und  nocli  weniger  den  voranj^ehenden  die  gewünschte  Erläute- 
rung gewähren.  Spengel  tilgte  rj  Tjjuiojota:,  aus  welehem  Grunde  und 
mit  welchem  Erfolge  ist  mir  nicht  klai-.  Das  Hichlige  traf  wie  ich  glaube 
NN'olf:  iav  9;  Xav-S-dvr,  r,  ö  T(|jia)Oja  ixuox  r,.  In  dem  Falle  nämlich  ist 
entweder  dem  gewonnenen  Gute  niclits  L  bles  heigemischt  oder  das 
Cbel  geringer  als  jenes,  wenn  entweder  das  Begangene  verborgen 
bleibt  (also  keine  Strafe  nach  sich  zieht)  oder,  wenn  nicht  verborgen, 
die  Strafe  gering  ist  und  gegen  den  gewonnenen  Vortheil  nicht  in 
Betracht  kommt.  Dass  dies  in  der  Tiiat  des  Aristoteles'  Meinung  ist, 
verbürpon  folgende  Äusserungen  1372  a  9  iItz  av  Xa^'stv  izpdzoiVTii; 
r,  jurj  Äa^övTJS  ixr/  oovvca  oiy.r,v^  n  öo-jvcc'.  ,ulsv  ä/X'  iXärroj  tyjv  ^rifxiav 
sTvat  Tov  xipooug;  vergl.  Z.  17.  1399  ö  36  (;rpaTT0J7£v)  si  d-j'JXTG'j 
xat  pdoiov  y.x'i.  ai^£A{/Jiov  .  .  r,  ^Xa^S^pöv  i'/_^polg  /.a.i  i/rt^rijuLtov,  r,  eXär- 
Twv  Yi  ^Ttixioc  ToO  7:päyiJ.ci-og.  1372  b  9  oi  noWänig  r,  "kilri^öxeg  r,  ju.^ 
iCr^ij.ioiij.hot.  Dass  Aristoteles  unter  den  npox'.piTu  aulTührt,  was 
nach  streng  sitllichem  BegiilT  kein  n-poajoc-ov  sein  sollte,  darf  nicht 
auffallen,  da  es  sich  hier,  \\\e  überhaupt  in  der  Rhetorik,  nicht  um 
die  Wahrheit,  sondern  um  den  Schein  derselben  und  die  Meinung 
der  Menschen  handelt. 

Eine  der  hiesigen  ähnliche  Umstellung  ist  auch  1369  b  3  vor- 
zunehmen: fvasi  Oa  (^yiyvQixsvcc),  ö'tojv  f)  r'  u'.Tia  iv  aüzolg  y.a.i  rfra^- 
ju.£vr/ •  r,  ydp  dzl  r,  ojg  izi  tö  tcoAü  öj'JUÜTiog  ä;T0j3«!Vii.  rd  ycio  nccocc 
'j/bavj  oü'jsv  ozl  ay.pi'^'Sko'^izl'^^OL'.  noTspa  ■/.a.zd  'fiiicj  t'.v«  r,  (xaIt^v 
atTiccv  yiyyzra'..  Die  Worte  -/.azä.  (yiiGiv  tivü  fasst  und  übersetzt  man 
vi  n-.iturae  cuiuspiam  (Vettori)  oder  'nach  einer  Art  von  Naturgesetz'. 
Aber  dies  ist  eben  so  sehr  gegen  Aristoteles'  Gedanken  wie  seine 
Ausdrucksvveise.  (Nichts  beweist  Politik  1331  6  41  oidc  rtva  TÜyr/V  . 
0  y'j(7«v,  wo  nichts  nöthigt  T!va  auch  uüf  (pO^iv  zu  beziehen.)  Ihm 
sind  die  Dinge  entweder  fjosi  (=  ^arä  ^•j'J'.v)  oder  nicht  fOusi; 
zu  jenen  gehören,  wie  im  zweiten  Buch  der  Physik  erörtert  wird, 
auch  einige  Tzapd  ^üaiv  eintretende  Dinge,  auf  welche  Aristoteles 
hier,  wo  es  einer  streng  wissenschaftlichen  Definition  nicht  bedarf, 
nicht  näher  eingehen  will.  Daher  zu  schreiben  zizspa  y.azd  y-jcrtv 
r;  TtVÄ  dÄXy-yV  oÜTiccv.  Vergl.  Nikom.  Ethik  1112  «  25  etr'  i^  d\>dyy.r,g 
ehe  y.ai  'ji-j-jv.  -n  o'.d  riva  cäTiav  aXlr^-j,  und  mit  derselben  Wortstel- 
lung 1120  a  28  jj.r)  TOö  xaXoO  i'vix.a  dlld  diu  -tv'  ä/Ar;v  «tViccv.  Ob- 
wohl Aristoteles  schwerlich  xar"  atrt'av  geschrieben  haben  würde, 
so  ist  dücl)  in  jener  Verbindung  kein  Austoss  daran  zu  nehmen,  dass 


Zur  Kritik   Aristotelischer  Schriften.  107 

y.7-rj.  zugleicli  auf  '^v-Tiv  und  a'^tav  bezogen  wird.  Auch  diese  Ver- 
besserung tindet  sich,  obwohl  sie  s«  wenig  wie  die  anderen  angeführ- 
ten diiher  entlehnt  ist,  in  iMuret's  Übersetzung  'naturane  an  aliquam 
aliarn  ob  causam'  vorgezeiehnet. 

Zum  Schlüsse  des  sechsten  Capitels  i363  h  1  werden  unter  den 
jrcoÄ'.oer«  noch  aufgezählt  ojv  em^u/JLOÖVTc?  r-rjyä-j'-j-j'j'.^j  vj  yäo  [jA- 
vov  r/ju  äUa  v.oii  ßiXnov  ftxivezar  y.al  ij.dh'yTa  v/.v.'jz'j'.  Kpog  ä  toioO- 
TO'.,  ohy  Ol  (pä6\/'.y.oi  si  vUyj  sotou,  oi  yäörifAOt  si  nixr^.  ot  fCAoy^pr.iJ.y.Toi 
£1  ypritxuToc  HC/.!.  0«  äÄXot  wgscuroig.  Der  Gedanke  ist  niclit  undeullieh. 
Am  meisten  wünscht  Jeder  das  zu  thun  (zu  iy.cc^zo'.  ist  npociipoüvTcn 
npäxTciv  zu  ergänzen),  wozu  er  ein  solcher  ist,  d.  h.  wozu  er  von 
Xatur  eine  Neigung  hat,  wie  der  ^tXdvtx.og  zur  vur,,  der  <f>'.MT'.ixog  zur 
TLjXYi.  Aristoteles  gebraucht  zwar  auch  sonst  Toiovrog  derart,  dass  es 
erst  aus  dem  Zusammeniiange  seine  Beziehung  erhält;  aber  hier 
drängte  sich  das  von  Aristoteles  für  diesen  Zweck  gebildete  Wort 
(fitloroioüTog  so  sehr  von  selbst  auf,  dass  es  schwer  zu  ghiuben,  er 
habe  es  nicht  gebrauchen  wollen:  M.«/'.7-a  i/.a'jro'.  r.piq  ä  ojX^rooi)- 
TO'.,  oiov  c!  'filivuoi  e{  vcV.Yj  v.r'k.  Zutreffend  ist  die  Parallele  ans  der 
Nikomachischen  Ethik  1099  a  8  ixä^rrw  o  ia-iv  r,o-j^  r.pog  o  kt/zzy.i 

Vergl.  auch  1118  6  22  und  112Ö  b  14. 

Dass  das  Präfixum  ^tAo  an  jeuer  Stelle  abgefallen,  darf  nicht 
Wunder  nehmen:  ist  doch  auch  Rhetorik  1389  b  11  y.xl  ftkayilonsg- 
d'.i  y.cii  (pds'jTpdzsloi  an  zweiter  Stelle  'fiX  in  allen  Handschriften  mit 
Ausnahme  der  Pariser  abgefallen.  Hier  war  daher  (pi'XzvrpdKzl'jg  um 
so  weniger  zu  verschmähen  als  es  Aristoteles  in  dem  Buche  7:tpl 
dpsT-ng  (bei  Slobäus  Flurilegium  I  S.  9  Mein.)  in  gleicher  Verbin- 
dung gebraucht  hatte:  y.vA  ^tX&ysXwv  shcc.  y.cä  ^ikoay.öir.rrrj  y.y.i  'y'lvj- 
Toa/-cXov.  Dagegen  scheint  1391  a  22,  wo  dieselbe  Pariser  Hand- 
schrift filoTtixorsprji  yocp  xai  (piXcivdp(j)oi'7Tzpo'.  überliefert,  bei  letz- 
terem das  Prälixum  von  dem  nahen  ^(Xon/xö-soot  wiederholt  zu  sein. 

I  7  S.  1364  a  37. 

Unter  die  Örter  des  Grösseren,  welche  in  dem  siebenten  Capi- 
tel  aufgestellt  werden,  gehört  auch  der:  grösser  ist  an  sich,  was  in 
hohem  Grade  zu  besitzen  besser  als  ein  anderes,  xai  wv  -n  ützz- 
poyri  aip£Tonipy.  v5  xaXXt'ojv ,  oiov  tö  d.y.piß'Jig  öpäv  aipiTdirspov  toO 
ooffpabjt'jBa.'.'   y.ai  ydp  ö'^p'.g  6'y(pprtiio)g'  y.oci   rö    '^!X£r«"oov   slvxi  toO 


1 


108  V  a  I,  I  e  11 


d'yT>.y.£iixiv(i)C  ot  z'Z'j  ߣl7>.ö\"ji'j  xi  {/::•:> ßw^xi  ßzl-in-jg  xxi  xaXXtövwv 
y.xllio'jg.  Es  leuchtet  ein,  dass  das  Beispiel  vom  Geruch  und  Gesieht 
dem  TÖ-oc.  7A1  dessen  Verdeutlichung  es  dienen  soll,  widerspricht. 
Denn  nicht  daraus,  dass  das  Gesicht  an  sich  mehr  werth  ist  als  der 
Geruch,  soll  geschlossen  werden,  dass  auch  ein  scharfes  Gesicht 
besser  als  ein  scharfer  Gerucli,  sondern  umgekehrt  aus  dem  Vorzug 
des  scharfen  Gesichtes  vor  dem  scharfen  Geruch  der  Vorzug  des 
Gesichtes  vor  dem  Geruch  überhaupt.  Vettori  fühlte  den  Anstoss  und 
vermuthete,  dass  das  zutreffende  Beispiel  ausgefallen,  dieses  aber  die 
gleichfalls  riciitige  Umkehr  desselben  sei.  Allein  den  umgekehrten 
Topos  hat  Aristoteles  gleich  nachher  besonders  aufgeführt:  /.xi 
avTixsiixivoig  o;  r-Jjy  jSsXtjövojv  xrX.  IMan  müsste  daher  wenigstens 
annehmen,  das  fragliche  Beispiel  sei  von  diesem  seinem  Platze  an 
jene  Stelle  gerathen ,  zumal  dort  zwei  Beispiele  neben  einander,  bei 
der  Umkehr  keines  steht.  Indessen  wird  man  diesen  Gedanken  leicht 
aufgeben,  wenn  es  gelingt,  durch  plausible  Besserung  jenes  Beispiel 
an  seinem  Platze  mit  dem  vorangestellten  Topos  eonform  zu  gestal- 
ten. Einklang  aber  ist  gewonnen  ,  wofern  man  schreibt:  xxi  wv  yj 
vntp'jyr,  x'.otr'jiziox  v;  v.xWmv  ^  olov  (st)  rö  ay.pißöjg  ooäv  atasrcü- 
T-poi)  To-j  6o'j)pxl\)B'j^x'..  y.xi  [yap]  o'ii?  Ö7'^py;7£0JC.  War  eiimial  ei 
verwischt,  so  lag  es  nur  zu  nahe  das  folgende  Sätzchen  als  ein 
selbständiges  mit  dem  ersteren  durch  yxp  zu  verbinden,  wie  denn 
die  Abschrt'iber  auch  sonst  durch  unrichtige  Einschiehung  dieser 
Partikel  nicht  selten  die  Construction  verdorben  haben.  So  z.  B. 
1380  a  32  /.xi  o-'jc  ^o^Sciövra!  v5  xhyyvo'vTxt^  (oiq  [v^^^]  «'-'  oOtojj 
e;(a>7{v,  O'jx.  opyti^ov-Ä! ,  wo  'jy.^  in  der  Pariser  Handschrift  fehlt 
und  mit  Recht  getilgt  worden  ist.  Und  ebenso  möchte  1384  a  8 
(J,u.OiO)g  oi  y.xi  x~o  rJJv  xkKhyj  k/.6.'l-:'r,q  tcöv  x(j~j  r,^0'j<;  xxy.iojv  rä 
ipyx  y.xi  TX  (jr^ixzlx  y.xi  tx  oixoix  xlnypx  ['/ap]  v.x\  xidy'jVTi/.d  *)  das 
von  Muret  nicht  übersetzte  '/«o ,  das  hier  auch  der  Pariser  Codex 
theilt,  zu  entfernen  sein. 


1)  Sdllle  niclit  auch  ävatTyvvra  des  Pariser  Cud.  stall  der  Vulgate  ctir/jvTui  das 
Richtige  sein?  (aiTypä  xai  avaiff^uvra  schimpflich  und  ahscheulich).  Das  Adjec- 
tiv  aiT/jvri/.öj,  für  das  ich  sonst  kein  Beispiel  weiss,  möchte  jedenfalls  hier  ebenso 
bedenklieh  sein  wie  1380  a  31  Trpavvruä  gegenüber  der  vuii  Speiigel  recipirten 
Lesart  "oavvovra  des  Pariser  Coilex. 


Zur  Ki-ilik  Aristotelisclier   Schriften.  109 

In  dem  zweiten  Exerapel  der  obigen  Stelle  verbindet  iriaii 
gemeinliin  p.üXXov  KaXXtov  und  sieht  darin  einen  Beleg  für  den  dem 
Aristoteles  so  wenig  wie  anderen  Schriflstellern  fremden  Gebrauch 
den  Comparativ  durch  ein  /j.äÄAov  gleichsam  zu  erneunrn.  So  schon 
Vettori,  und  Waitz  in  dem  Commentar  zur  Topik  S.  46o  f.  hat  nicht 
Anstand  genommen,  in  seine  Sammlung  ähnlicher  Beispiele  auch  das 
hiesige  aufzunehmen.  Allein  man  hat  übersehen,  dass  bei  dieser  Auf- 
fassung das  Beispiel  der  Absicht  des  Aristoteles  nicht  entspricht. 
Ans  dem  grösseren  Werlh  der  höheren  Potenz  eines  Dinges  soll  der 
höhere  Werlh  des  Dinges  an  sich  geschlossen  werden;  hier  würde 
aber  aus  dem  Satze,  freundesliebend  zu  sein  ist  besser  als  geldliehend 
zu  sein,  der  Vorzug  der  Freimdesliebe  vor  der  Geldliebe  deducirt, 
ein  Schluss,  der  vielmelu"  dem  1364  b  34  erwähnten  zönog  h.  rojv 
(}\)aroi'/jjiv  xai  rütv  oixoioiv  tttoü^swv  unterzuordnen  wäre.  Denn  liegt 
auch  in  dem  Worte  ^iX^jyy'rtU.y.-z^jq  der  Begriff  des  Übermasses,  der 
itKZ'^oyji  (vgl.  Politik  1263  h  3),  so  gilt  erstlich  dasselbe  nicht  auch 
von  fCktrcdr^oq^  und  seihst  wenn  dies  der  Fall  wäre,  könnte  der  in  den 
Adjectiven  liegende  Nebenbegriff  den  entsprechenden  Substantiven 
nicht  fremd  sein.  Überdies  vergleiche  man,  um  sich  von  dem  Unpas- 
senden des  hiesigen  Beispiels  vollends  zu  überzeugen,  die  Exempli- 
ficiriing  desselben  Ortes  in  der  Topik  118  6  5,  wo  gleichfalls  Geld 
-  und  Freundschaft  die  verglichenen  Objecte  sind  ,  aber  in  dem  rich- 
tigen Verhältnis^  der  vnspßoX-h  zu  der  Sache  an  sich  :  cT'.  o-j  yj  vkso- 
ßol-h  rf/g  vnspßo'kYig  aiptrcjiTioa ,  y,<xi  «utö  aip-TÜiTzpov ,  olov  <^{Xta 
y^p-nixäToiv.  Um  also  auch  in  dem  obigen  Satze  den  Begriff  der  Ontp- 
ßokri  ZU  gewinnen,  wird  man  p-ccAlov,  dessen  der  Comparativ  y.äXÄ'.ov 
nicht  bedarf,  vielmehr  mit  fd^Talpov  dvca  und  filoypyifxccro'j  ver- 
binden müssen,  in  dem  Sinne  von  'in  höherem  Grade  als  gewöhn- 
lich', eine  Bedeutung,  die  sich  leicht  in  diejenige  des  höheren  Gra- 
des überhaupt  ohne  Vergleichung  umsetzt.  Man  vgl.  Politik  129o 
6  9  yivo)/ra.i  yccp  oi  aiv  üßpiiTCci  y.oci  ju.£7aXo;r6vvjpot  y.äA/ov ,  oi 
0£  xcc'/.wpyoi  xcci  li-rA-ponov-^poi  A'!av  ,  und  Rhetorik  1370  b  35  ov 
TrdvTö?  eyo'Jivj  iT:i^u[xia\>  in  nplixa  -Pj  /jiäXXov  ,  wo  fjiäAXov  und 
ripip.a  nicht  anders  gegenübergestellt  sind  als  sonst  nicht  selten 
afönpoc  und  öpiiix^  wie  Topik  117  b  23  o-Joiv  7dp  xwÄOä'.  rö  ixiv 
Tö)  ßilTiovt  Yipiixoc  0[kOiriv  s^v«'. ,  tö  oi  rw  '/tiprj^ji  (JförJpa,^  orov  si  6- 
jLnsv  .Viag  tu)  ^AytllsT  Yjpiixa,  6  o  'Ooj^asüs  rcjj  ^iir'ipi  a'^öopa. 
Wen    diese  Erklärung   von    ixcclXo-j    nicht   befriedigen    sollte ,    dem 


110  \   :<  I'  I  e  11 

würde  nichts  erübrigen   iils  ein  Wort  wie  /ixv  oder  äyxv   etwa  liiii- 
ter  t!va!  zu  ergänzen. 

Zum  Schlüsse  des  siebenten  Capitels  wird  unter  den  ürtern 
des  Grösseren  auch  das  erwälint,  was  zugleich  schmerzlos  luid  mit 
Lust  verhuiiden  sei:  1365  6  12  xoü  zö  dl-jTzÖTepov  /M  [rö]  p.-^'' 
Yioo-^-n;-  rrXst'jj  '/«o  ivög.  oj^tc  •jKÖcp'/^ci  xoü  r,  r.rivyr,  äya^dv  /.cd  r,  äX-j- 
TTt'a.  Don  Artikel  tö  vor  /xe^'.  der  in  dem  Pariser  Codex  von  zweiter 
liaiid  nachgetragen  ist,  hat  Bekker  auf  die  Bemerkung  in  dem  Rliein. 
Museum  IX  538  hin  neuerdings  getilgt.  Ebendort  ward  das  Ver- 
kehrte der  Folgepartikel  Ws-s,  statt  deren  man  eher  eine  Begrün- 
dungspartikel erwartete,  mit  einem  Worte  angedeutet.  Muret's  Über- 
setzung, plura  enim  sunt  uno :  cum  et  voluj)tas  bonum  sit  et  doloris 
vacuitas,  lässt  auf  cog  schliessen,  das  sieb  möglicherweise  verlheidi- 
gen  liesse.  Allein  auf  einen  anderen  Weg  führt  Vettori's  Notiz,  dass 
in  seinem  antiquissimus  das  ursprüngliche  imäciyti  in  -jr.ipiyzi  corri- 
girt  sei,  und  dass  letzteres  auch  der  vetus  interpres  gelesen  iiabe. 
Freilich  bleibt  dabei,  wie  auch  Yettori  fühlte,  in  der  Anknüpfung  der 
folgenden  Worte  eine  asperitas  übrig.  Diese  wird  beseitigt  und 
zugleich  der  Anlass  des  Verderbnisses  evident  aufgewiesen,  wenn 
man  schreibt:  -A-t'w  70:0  evög*  wcr£  {iiKEUyj'. .  emeo)  xjrApyti 
Y.y.l  r,  r,'j'jvr,  it.'^jy.^'j-j  y.y.i  r,  ä/v-t'a. 

I  9  S.  136Ü  b  36. 

In  dem  zweiten  Hauptstück,  das  von  der  Kunstrede  handelt, 
wird  als  Zielpunct  jener  das  Sittlichgute  (x.aXdv)  und  sein  Gegen- 
theil  erörtert.  Unter  den  Einzelbestimmungen  desselben  werden 
1366  h  36  aufgezählt  /.äj  o^k  jj./;  aino-'j  ev£xa  koüt-ei  zig  rwv  atoe- 
rojv.  /.at  rä  änXüig  dya^d,  o<Ja  ünip  t£  TzaTpidog  zig  inairi'ii.  nxoiooiv 
z6  aOzo-J.  /.xi  T«  zf,  oiinsi  d-/a3ü.  y.ai  d  jU-yj  d-jTw  dyx^d.  wjtoO  ydo 
i-i/v/.ci  zd  zoicc'jTCi.  AufTällig,  obwohl  bis  jetzt  nicht  beanstandet,  ist 
die  Partikel  z-,  die  an  dieser  Stelle  der  Anknüpfung  dieses  Satzes 
an  das  zunächst  stehende  zd  d-hJjg  dya^d  nicht  dienen  kann. 
Ist  sie  nicht  etwa  aus  dem  Artikel  zr.g  corrumpirt,  so  möchte  man 
glauben  es  sei  hinter  Tzcczoidog  ein  entsprechender  BegrilT  ausge- 
fallen: ÜKsp  T£  KccToidog  ( x«t  /To/'.t'jÜv  ).  \\'iehtiger  ist,  dass  bei 
genauerer  Betrachtimg  des  Zusammenhanges  dieser  Satz  füglich  nur 
als  Beispiel  des  vorangehenden  Topos  iix  {xy)  aJToO  ivexci  zydzTSi 
Tcg  rciv  «i'oercSv  angesehen  werden  kann:  'sittlich  gut  ist,  was  Einer 


Zur  Kritik   Aristotelischer  Scliriflen.  i  \  | 

von  dem  Erstrebenswerthen  nicht  seinetwegen  thut,  wie  z.  B.  w;is 
Einer  für  das  Vaterland  gethan  mit  Hintansetzung  seines  eigenen 
Vortlieils'.  Schrieb  also  Aristoteles:  y.cci  o-?«  /j.r;  a-lToO  hiv.y.  TtodTtv. 
T>.g  t'jjv  atosroJv  ,  (  oTov  )  oav.  -JTzip  zc  Tzarpidog  .  .  z'.g  i~'-j'.r,fjt  r.a.y.- 
ijCyj  TO  aiiTOvl  Die  hier  iibersprnngenen  Worte  y.y.l  rä  änK'Zc  ä'/a^ä 
mit  dem  folgenden  y.c/.i  zy.  zr,  <pvasi  dya^d  in  VerMtidnng  zu  setzen, 
verbietet  die  Erwägung,  dass  o-Tzlüig  öcya^d  und  zr,  '^jOnei  dya^dc 
einander  vollkommen  deckende  Ausdrücke  sind.  Allerdings  bezeichnet 
Aristoteles  mit  fjas'.  auch  die  von  der  Natur  verliehenen  Güter 
im  Gegensatz  zu  den  erworbenen:  Topik  1 16  6  10  •/.ai  zi  'j'jni'.  zvj 
{XYi  '^6(J£«,  olov  r,  ov/.c/.i/j'jiivn  zoOdty.oLi.ov  z6  ixiv  ydp  fOiEi^  z6  o'i/Tt'x.- 
Tvjrov.  Hhetorik  1387  «16  oi  zd  (pOrjsi  i'/^o'jzsg  dyx^d,  olov  suyivsiccv 
y.ai  y.d)Xog.  Allein  hier,  wo  die  Örter  des  Sittlichgufen  (x.aXov)  auf- 
gezählt werden,  kann  an  solche  Güter  nicht  wohl  gedacht  werden. 
Vielmehr  ist  zf,  'f'j'jv.  d.'^jy.^tv  das  was  seiner  Natur  nach,  also 
schlechthin,  nicht  für  ein  bestimmtes  Subject  gut  ist;  und  in  diesem 
Sinne  ist  rip  ^'j(j££  von  dKkGig  nicht  verschieden,  wie  denn  auch  beide 
-Ausdrücke  in  ein  und  demselben  Zusammenhang  ohne  denkbaren 
Unterschied  abwechseln.  Zweite  Analytik  71  6  34  oO  yäp  raüröy 
KpÖTcpov  zri  ^ii'jii  y.oci  npog  vj/Aä?  Trpozspov^  ouoi  ■yvwoi^uicürsj&ov  y.ai 
■nixZy  y\/oipi(j.ö)z-p'jv  •  Aiyoi  di  npog  rilJ-dg  fj.iv  npözspa  .  .  .  dnlöjc  di 
Tzpöztpa  xrA.  Physik  184  a  16  ni'fuy.i  oi  i/,  twv  y^oipifj-Oizipcxiv  r.p.ly 
Y,  öobg  KCii  aa.'ftazipoiv  inl  zd  ncifiizspcc  zf,  '^•j'Jsi  y.a.l  yvoipifjMzspoc' o'j 
ydp  zo.vzd  y;/j.fv  zs  7vwp!/jLa  y.cci  dnXCbg.  Wild  man  es  hiernach 
bezweifeln,  dass  an  jener  Stelle  nicht  etwa  durch  blosse  Umkehr  der 
ursprünglichen  Ordnung  gefehlt,  sondern  zd  d.nlGig  dyoc^d  als  Erklä- 
rung zu  zd  Tip  fO(!si  d-^oc^d  bestimmt,  an  falscher  Stelle  eingedrungen 
und  eng  Zusammengehöriges  zersprengt  habe?  Ähnlich,  obwohl  in 
niclit  unwesentlichen  Puncleu  verschieden  ist  iMuret's  Behandlung 
jener  Worte;  denn  da  er  übersetzt:  et  qnae  ctmi  expetenda  sint, 
non  sua  causa  quis  facit.  Et  quaecunque  quis,  propria  utilifate  neglecta, 
pro  p-.itria  fecit.  Et  qu.ie  simpliciter  bona  sunt.  Et  quorum  fructus 
non  ad  ipsum  pervenit  qui  ea  facit,  hält  auch  er  nicht  beide  syno- 
nymen Ausdrücke  zd  dnXZg  dya^d  und  zx  zf,  '^inv.  dyx3d,  sondern 
nur  den  ersteren  für  echt  und  verbindet  zwar  ö^a  .a/j  aOroü  fvsxa  ko. 
und  Ö7a  iiKtp  nxzpir^og  £;io«'>;7£,  aber  als  zwei  ncbengeiudnele  z6- 
noi,  nicht  in  dem  hier  angenommenen  \'erliällniss  von  Tnpos  und 
Beispiel. 


\\2  V  11  li  I  e  1. 

Nocli  eine  Iiiti'rpoliitiüii  ist  in  dieser  Auf/,iihlung  der  /.ccAä.  iuis- 
zuscheiden.   1367  «  25  liest  man  die  Worte  y.ocl  d  ixii  Ccivrt  insTw.. 
y.y.i  015  rtjuir;  äx.oXou3-£r  (sr.  xaXa  i^riv).  Wie  die  Ehre  selbst  (Z.  22), 
so  reclmel  Aristoteles  unter  die  x.aÄä  auch  diejenigen  Dinge,  denen 
Ehre  folgt,  oder  mit  denen  Ehre  verknii]ift  ist.  Es  darf  an  sich  nicht 
bedenklich  maciien,  dass  diesei" Topos  sieh  wenif^  unterscheidet  von 
dem  1366  b  34  aiifgeslellten  i^'  caoic  tcc  ac-Aa  rtju/;.  Einen  wirklichen 
Verdachtsgrnnd  ergibt  erst  die  handschrifiliche  Überlieferung.  Denn 
ans  Bokker'sAngaben  oi?]  yj  A%  ü)  rc  Y\  om  Z**  et  pr  Y*"  leuchtet  ein, 
dass  die  primitive  Form,  die  des  Cod.  A  xat  r,  T'.^ar;  äx.oX.  durch  Ein- 
fügung eines  Dativs  to  oder  oi?  dem  Zusammenhang  angepasst  worden. 
In  jener  nicht  corrigirtenForm  aber  ist  der  inlerpolatorische  Ursprung 
kaum  zu  verkennen;  denn  während  nach  Erwähnung  der  Dinge,  auf 
welche  Ehre  als  Preis  gesetzt  ist,  ein  besonderer  Topos  'schön  ist^ 
wi-niit  Ehre  verbunden'   mindestens  überflüssig  war,  lag  es  für  den 
Leser  nahe  genug  den  Satz  'schön  ist,  was  dem  Nichtlebenden  folgt' 
durch  die  ni(  ht  unrichtige  Bemerkung  r,  TJjjir;  ay.oAo-j^zl  zu  ergänzen, 
die  dann  durch  ein  y.oü  zunächst  äusserlich   in    den  Zusammenhiing 
gefugt,  durch  weitere  Modilication  den  Schein  d^s  Ursprünglichen 
annahm.     Hier    bewährt   sich    also    die   Vorzüglichkeit   des  Pariser 
Codex,   der  zwar  die  Interpolation  auch,  aber  in  niclit  übertiinchler 
Form  enthält.  Einen  ähnlichen  Dienst    wie    hier   erweist  uns  diese 
Handschrift  auch  1380  6  18  xcä  eäv  äoj/.etv  otwvTa«  auroi  y.xi  or/.aioig 
nd'J'/^iiv  ou  yiyvsra'.  yäo  >;  cp'/y;  7zo6g  t6  oj'xajov.  ci)  ydp  in  na^a.  x6 
r.p'j'jr^y.Tj  yoixi^d'jai  Kdcyyjiv  r,  o'örjyr^  roOro  v-'.   Dem  Satze,  dass  der 
Zorn    beschwichtigt   wird,    wt  nn    sich    der  Beleidigte  selbst   eines 
Unrechts  bewusst  ist,  folgen  zwei  einander  deckende  Begründungen, 
von  denen  jede  für  sich  genügend  war.  Entweder:   'man  zürnt  nicht 
über  das  was  gereclit  ist;'  oder:  'man  glaubt  nicht  gegen  Gebühr  zu 
leiden,  was  doch  zum  Zorn  erforderlich  ist'.  Dennoch  müsste  man 
auch  die  Gimination  der  Begründung  hinnehmen,   wiese  m'cht  ein 
unscheinbares  Itidicium  in  dem  Pariser  Cod.   auf  die  Hand  des  Inter- 
polators.  In  ihm  und  zwar  in  ihm  allein  steht  o-J  Yt-yver«'.  v;  (>P7//  ^f  ö? 
T&  dUcitcv.  Wird  man  es  auch  jetzt  noch  vorziehen,  mit  den  übrigen 
Handschriften  das  der  Verbindung  dienende  7«^  einzuschieben,  oder 
die  in  dem  A  noch  unverbunden  dastehende  Erklärung  auszuscheiden? 
Ähnlicher  Ait  ist  der  von  S[>engel  entdeckte  Zusatz  1371  6  34  irzd 


Zur   Kritik   Aiislotelischer  Sclirifteri.  113 

y.al  Td  -ye/ora  r^oict.  sivat.  Die  inducirten  Worte,  die  sich  weder  dem 
Vordersatz  anfügen  noch  dem  Nachsatz  zutheiien  lassen,  sind  dem 
letzteren  parallel  geilende  Erklärung,  die,  wie  an  der  zuerst  behan- 
delten Stelle,  durch  ein  xai  dem  Zusammenhang  lose  eingefügt  sind. 
Übrigens  ist  auch  hier  der  Cod.  A  von  dem  in  anderen  Handschriften 
indieirten  Versuche  durch  dcva-yxr;  oi  festeren  Zusammensehluss  zu 
gewinnen  frei  geblieben. 

Zum  Schlüsse  des  Abschnittes  von  der  Lobrede  werden  die 
in  derselben  anzuwendenden  a.v^rjTty.ä  erläutert  d.  h.  die  Mittel,  mit 
welchen  man  eine  Steigerung  hervorbringen  kann.  Unter  diesen 
Gesichtspunkt  fällt  der  Umstand,  wenn  eine  besondere  Art  der  Ehren- 
bezeugung für  eine  bestimmte  Person  zuerst  in  Aufnahme  gekommen 
ist;  1368  «15  xcii  si  nolldKig  ro  aiirö  xardüp^wx-v . . .  xat  st  rdc  noo- 
rpinovra  xoil  rtj/ojvra  oia.  zoxjrov  cvfrnrcii  y.al  ■/.(xrzrsy.vjä.iB-n.  y.a.i  elg  §v 
Tzpöjrov  i-yxojfxjov  i7:oiri3Yj  otov  stg  'Inno'ko'/^ov  ^  xoci  'App.6dt>jy  y.cci 
' Api'7ToydTOv<x  TÖ  iv  dyopd  azcc^fivsi'..  Um  von  dem  ungeschickten  olo'^ 
£ig  'Innöl.  zu  schweigen  ,  der  Hauptanstoss  liegt  auch  hier  darin, 
dass  als  selbständiger  Topos  nebengeordnet  ist.  was  nur  beispiels- 
weise angeführt  sein  kann.  Der  Satz  si  td  T(/j.cövrÄ  otä  roörov  süpr/Tcc. 
wird  durch  das  zuerst  auf  den  (uns  unbekannten)  Hippolochos 
geinachte  i^f/Mfuov  und  die  von  Harmodios  und  Aristogiton  datirende 
Sitte  Statuen  zu  errichten  exemplificirt.  In  diesem  einzig  denkbaren 
Verhältniss  werden  jene  Sätze  von  Übersetzern  und  Erklärern 
gefasst,  aber  unter  entschiedenem  Widerspruch  der  griechisclien 
Worte.  Hält  man  die  unweigerliche  Nothwendigkeit  jenes  Verhält- 
nisses fest  und  sieht  sich  nach  einer  der  Sache  und  der  Redeweise 
des  Aristoteles  entsprechenden  Form  um,  so  ergibt  sich  folgende 
Herstellung:  xal  v.  zd  Kpazpinovzx  y.oCi  z'.ixöjyzu  otd  zoOzov  süoyjzcc. 
xat  x.az£i7y.svd'73-rj ,  olov  npQzoM  s-yKcöjajov  irtoiri^ri  eig  'l7r;röXo/ov.  Ganz 
dasselbe  Verhältniss  und  die  entsprechende  Ausdrucksweise  begegnet 
lins  1375a4xa:t  oCö  äv  ^Yizrj3-^  xat  eOps^yj  zd  xuiXvovzoc  y.cci  Cy}(Ji'.oiJvzcic, 
olov  iv  "Apysi  ^r^ixioOzixi  oj*  öv  av  vötxog  rs^fi  Tioci  di'' oOg  z6  ozaik^zr^cov 
wxooojLuvi^yj.  Der  Vorwnirf  der  Kühnheit  kann  jene  Änderungen  niclit 
treften  ;  denn  einmal  erzwingt  sie  die  Noth  und  andererseits  ist  es 
nichts  Unglaubliches,  dass  der  Abschreiber,  der  zweimal  xal  si  richtig 
geschrieben,  dieselben  Partikeln  ein  drittes  iMal  ungehörig  wieder- 
holte, y.0Li  si  olov  aber  ging  unscli«  er  in  xxi  sig  ov  über  und  zog  su- 
dann  ein  olov  vor  sig  'l;r7röA.  nach  sich,  in  ähnlicher  Art  wie  1364 

Sitzb.  li.  phil.-hist.  Cl.  XXXVIII.  Bd.  I.  Hit.  S 


3 


I 


114  V  i,  h  U-  n 

a  37,  naclulem  d  getilgt  worden,   :iii  spätoror  Stelle  ein  '/ao  einge- 
schoben ward. 

An  das  so  gefasste  Heispiel  des  Hippolochos  schliesst  sicli  das 
Folgende  mit  der  neuerdings  auch  von  Rekker  aufgenommenen 
Besseiung  Valor's  trcITend  an  :  xat  (  c^t'  )  '  Ao/uloojov  y.al  'Apiaroysirova. 
TÖ  iv  dyopd  aTcc3rivc.i,  wozu  in  einer  dem  Aristoteles  durchaus  nicht 
fremdartigen  Weise  (vgl.  Waitz  Organen  1  S12  f.)  aus  dem  vor- 
hergehenden evocrai  oder  ■/.XTzny.vjdi^r^  ergänzt  ward.  Dass  liiiiter 
KAI  die  Präposition  m  in  den  Handschriften  ausfiel,  hat  Analogien 
an  der  nicht  seltenen  Verwechselung  von  ai  und  m.  So  steht  1406 
b  32  nohriM  statt  noXtTsixi  in  dem  A'  und  in  demselben  1385  n  22 
iiiopi^tig  für  ac  opi^sig  und  1390  b  14  kai  oaoc  für  ai'  o'Joc.  Von 
diesem  Gesichtspuncte  aus  mik'hte,  ohne  d;iss  der  Gebrauch  von  oiöri 
für  07£  überhauj)t  in  Abrede  gestellt  werden  soll,  gar  manches  von 
den  dafür  beigebracliten  Beispielen  den  Abschreibern  zur  Last  fallen. 
So  Topik  122  a  23  o-Jx  aK^yj^r^  xo  ozltw  aiö-i  {r>-i  Cu)  wjr,'j<.q 
iariv  Y}  ßdd'.7ig  noig  rö  osl^ui  oti  (oton  AB)  'j>'-jpä  ioriv;  und  128  b 
32  y.cil  ycip  o-i  ävBprjiKog  ou  oItzo'J'^  y.oü  oti  xirpdTio-j-v  nif'Jxs-j  i(JTiv 
iizi.yv.pilv  ^  y.w  AioTt  0  innog  'htzo'jv  xai  aiot'.  oO  TSTpdnouv  ol6v  t' 
irnysipslv.  Vgl.  die  von  Waitz  Organon  I  S.  495  angeführten  Bei- 
spiele. Hier  Merde  noch  ein  auf  demselben  Anlass  beruhendes  Ver- 
derbniss  in  der  Rhetorik  berührt:  1369  b  H  ßia  oi  (^yiyvsTai),  iocc 
Tidp'  iT:'.3'jij.l.y.v  Y)  zovg  Ao-yj'Ju.oOj  yiyv?TOCi  oj'a'Jrcüv  rcöv  jrparTÖvrwv, 
wo  AI  als  aus  der  Kiulung  von  yiyvtx.M  entstanden,  zu  tilgen  ist. 
Denn  Aristoteles  kann  nicht  wohl  sagen  wollen,  was  durch  die 
Thuenden  selbst  gethan  wird,  sondern  was  gegen  Begehr  und  Über- 
legung der  Thuenden  selbst  geschieht. 

I  12  S.  1372  a  22. 

Mit  dieser  Stelle  sind  wir  bereits  in  den  dritten  Abschnitt,  der 
von  der  Gerichtsrede  bandelt,  eingetreten.  In  dem  zwölften  Capitel 
wird  die  Frage  erörtert,  Mann  die  Menschen  selbst  im  Stande  zu 
sein  glauben,  ungestraft  ein  Unrecht  zu  begehen:  1320  n  i\  auxoi 
'T  o'io-i/Tv.'.  'rJVUTOi  sivui  fj-ähiToc  d^rifj-t^ji  d'j'.y.Eiv  oi  siksIv  duvd{xsvoi 
xai  ol  7zpa.y.7V/.rA  yoä  oi  £ij.T:i'.po'.  koDmv  dyöjvoiv  ^  xav  noXOfiXot  oiatv, 
xav  -Ao'j'ji.oi .  y.a.1.  fj-dltizy.  jJ-iv ,  dv  avToi  oj'Jtv  Iv  TOlg  siprjixivoig 
oiovTUt  oüvaa^ai ,  ii'jiiJ.o,  xav  Ondpyoi'jfi/  cc^rolg  roioüroi  filot  r) 
i)7:r,oi-<X'.  r,  y.orjoivoi.    Miiret   übersetzt  die    \N'orte   oiov-ui.  o-jvaa^'Xi 


f 


Zur  Kritik   Aristotelischer   Schriften.  1  1  O 

nicht  und   man   möchte  sie  in   der  That  g;ern  entbehren.  Mit  neuem 
Prädicat  hebt    sodann  eine   neue  Gedankenreihe  an  in  den  Worten 
'kci^r,Tiy.ol   o'  eiolv  o?  r'   ivavrtot  ToXg  iyyXr,iJ.ci'j>.y ,   olov  d^^sv-ng  ntpi 
ociy.iccg  v.al  6  r.hr.q  y.c/X  a'.a'/j>iq  nepi  ixoi'/jiccg.y.ai  rä  liav  iv  (pccyepGi  /.cd 
iv  öf^alixoig'  äyiXaxra  yäp  oiä  t6  y/ndiva  av  oiso^ai.  y.cü  rc/.  xrX>-- 
x.aöTÄ  y.al  za.  roiauza  olct  i)x,o''  av  v.g '  dfOlay.-a  ydp  y.ai  tcivtcc.  In  die- 
sen Worten  ist  ein  zweifacher  Anstoss.  Man  vermisst  zu  o'i  t'  ivavrtot 
das  durch  r;  geforderte  zweite  Glied;  und  ferner  ist  unklar,  wie  die 
Worte  y.al  rd  liav  iv  oavsptb  xtX.  sich  in  die  Construction  einordnen, 
ob  sie  Subject  oder  Ohject  sind,  wenn  Subject,  welches  Prädicat  zu 
ergänzen,  wenn  Ohject,  von  welchem  Verbum    sie  abhängig  sind. 
Muret's  und  Vettori's  Deutungen  kommen  im  Wesentlichen  überein; 
jener  übersetzt:  ea  quoque  facile  suscipiuntur,  quae  valde  in  aperto 
sunt ;  dieser  umschreibt:  ea  quoque  quae  illustri  in  loco  et  ante  oculos 
posita  sunt,  violant  et  surripiunt.  Allein,  wenn  dies  die  richtige  Auf- 
fassung ist,  so  gehören  die  Worte  nicht  an  diese  Stelle,  sondern  da- 
hin, wo  die  Dinge  aufgezählt  werden,  an  welcheti  sich  die  Menschen 
am  ehesten  und  leichtesten  vergreifen:   1373  a  28  y.ai  ä  ndvTsg  rt 
tzoXaol  d'jiy.tlv  ddi^ccniv  sc.  äoj/coO?«.  Aber  wollte  man  eine   Trans- 
locirung  jenes  Passus  vornehmen,    so  würde,  abgesehen  von  ande- 
ren  Schwierigkeiten,   das    -i  in    ol  r'  ivavrioj   ohne  Entsprechung 
bleiben.  Um  diesem  gerecht  zu  werden,  liegt  es  dagegen  nahe,  mit 
Änderung  der  Interpunction  das  Prädicat  la^rtz'.y.o'.  d'jtv  auch  auf 
rd  Xt'av  iv  fuvBpö)    auszudehnen   (}.a^r^r'.y.oi  -'.(J'.y  otr;  iyccvzi'-jt  y.cci  rd 
Aiav  iv  ipav^^ö)).  Allein  während  die  Zusammenstellung  der  sich  ver- 
gehenden Subjecte  und  der  Objecte,  an  denen  sie  sich  vergehen,  an 
sich  niclit  befriedigt,  liegt  auch,  wie  bemerkt,  die  Rücksicht  auf  die 
Objecte  der  Vergehen  diesem  Zusammenhang  überhaupt  fern.  Diese 
Erwägungen  leiten  auf  den  Gedanken,  dass  mit  Einsetzung  des  Arti- 
kels OL  nach  y.ai  die  ganze  Periode  in  folgende  Fassung  und  Verbin- 
dung zu  bringen  sei:  Xud-nriy.oi  o"  s'.cjiv  oi  r'ivavrfo'.  ro'.g  iyxXrJ^aaTJv 
(oTov  ä(7^£V/3s  Tz-pi  ccuiag  /.ai  6  nivrig  y.ai  a'.i'/jpiq  Tzepi  ixor/jiag).  xai 
\oi.)  rd    liav    iv  (pavspü)    y.ai  iv    o'j?3-aX,aot^  (ä'jJüXaxra  ydp  oid  ri 
ixnoiva  dv  ots^^a'.),  y.ai  rä  rrihy-aOra  xai  rd  roiaOra  [sc.  äo'.xcOvrc^J. 
ola  iJ.r/T  dv  sig.  Dabei  ist  freilich  nicht  zu  übersehen,  dass  diest-r 
Passus  auch  so  aus  der  Reihe  der  übrigen  rö-o;  heraiistrilt,   iiuleu» 
sowohl  der  nächst  vorhergehende,  als  auch  der  unmittelhar  folgende 
sammt  allen  übrigen  sich  an   das  Prädicat   douiiv  ov^aroi  üTtv  an- 


1  1  G  V  ;.  I.  I  e  a 

schliesseii.    WcittTC  Sclilüssc  ;iiis  dieser  Tlmtsacho   zu    ziehen,  ist 
gewagt. 

Die  Untersuchung  über  die  Unrecht  thuenden  Menschen  schliesst 
Aristoteles  ab  und  leitet  zu  den  Ohjecten  des  Unrechtlhuns  über  mit 
den.  Worten  1372  b  24  «Orot  (j.c-v  oOv  ourw?  i-/ovTzg  iKt^zipov^iv,^ 
doiao'j'Ji  oi  TO'jg  toioOto-jc:  xäj  rä  totaöra.  Rs  ist  nicht  grundlos, 
Avenn  Spengcl ,  wie  auch  Miiret  gewollt  zu  haben  scheint,  hinter 
imyjip'jvar^  den  Infinitiv  dousa  ein^setzen  möchte,  der  vor  doinov^i 
leicht  übersehen  ward.  Dennoch  ist  es  fraglich,  o!»  nicht  Aristoteles 
habe  jenen  Infinitiv  aus  dem  finitum  doLKov'ji  ergänzt  wissen  wollen. 
Mit  wenig  mehr  Zuversicht  möchte  in  den  folgenden  Worten  1372 
b  36  y.cii  TO-jg  oiaßsßlr.ij.ivo'jg  ri  svmxßölovg  •  ot  roiovToi  ydp  ovts 
Tif/oaip'yjvTCd  {sTie^iiva'.)  <poßoOiJ.svoi  rovg  xptrdg ^  CjVts  rJOvavTOci 
r.ii3£iv  der  Zusatz  enstiivai  zu  empfehlen  sein.  Dass  zu  npoa'.poOvTai. 
nur  dieses  Verhum,  nicht  etwa  Tisi^stv  hinzuzudenken,  haben  die 
Übersetzer  und  Erklärer  gesehen;  aber  hält  man  es  für  möglieh,  dass 
dieser  Begriff  aus  nsi^siv  entlehnt  oder  das  Verbum  selbst,  das  weder 
in  dem  zunächst  vorhergehenden  noch  in  dem  folgenden  Topos 
erwähnt  ist,  aus  weiterer  Entfernung  ergänzt  werde? 

II  8  S.  1386  n  4. 

Nachdem  das  Mitleid  selbst  und  die  Qualität  derer,  welche  Mit- 
leid empfinden,  definirt  sind,  wird  die  Frage  nach  dem  Objeet  des 
Mitleids,  den  mitleiderweckenden  Dingen  wie  den  mitleidswerlhen 
Menschen,  in  Betracht  gezogen  :  o?«  -£  ydp  rwv  Xu7ir,po)V  xcci  o^uvr^ 
püiv  (ü^ccpTiy.d^  ndvTa  eXsssvd,  xat  iooc  ävatpsnxcc,  Kctl  öaoiv  yj  tO^i^ 
ahia  y.cc/.(Zv  iJ.i'^s^og  iy^övroiiv.  eori.  o'  cowr^pd  f<.£V  y.ai  y^apnxä 
.Sävarot  y.cii  o-i/Aai  'j'jip.dzfjyj  y.ai  y.ayMOsig  y.ai  ynpag  y.xi  vöffot  y.al 
-zpo'fftg  ivoeia,  wv  o' v;  TO'/r/  dizia  y.cc-/.üiv ,  d'fiklct.^  öXiyofilicc  x.rX. 
Mitleiderweckende  Dinge  sind  zweifach:  erstlich  die  öauvr^pd  /.ai 
(^Bapzixd:  für  letzteres  ist  an  erster  Stelle  das  gleichbedeutende 
dvaipzxi.y.d  gebraucht,  ersteres  durch  oaa  toDv  l'JKnpüy^^  y.ai  o^uvr^pcZiv 
umschrieben.  Denn  ^5upzud  gehört  nicht  hierher,  das  als  Glosse  zu 
ävÄJosrtx.ä  lieigeschrieben ,  an  falsche  Stelle  gerathcn  ist.  Der  Ver- 
bindung der  beiden  verwandten  aber  nicht  gleichen  Begriffe  lun-n 
und  ^^opd  begegnet  niiin  in  der  Rhetorik  und  Foetik  nicht  selten: 
1382  «22  (24;  30);  1385  b  14;  1449  a  3Ö;  1452  b  12  und 
.sonst. 


I 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  1  1  < 

Die  zweite  Gruppe  bilden  die  vom  Zufall  oder  Geschick  bewirkten 
Übel;  unter  ihnen  wird  ausser  anderen  der  Fall  erwähnt,  wenn 
Jemand  daher  etwas  Übles  zustösst,  woher  er  billiger  Weise  etwas 
Gutes  erwarten  durfte,  Dass  dies  der  Sitm  der  Worte  rd  o^vj  -po<;f,/.vj 
dya^ov  TLTzftä^d'.^  xxy.öv  t'.  'ivij.ßrivcci  sei,  ist  Niemand  entgangen,  nur 
ist  schwer  zu  begreifen,  wie  dazu  rzrjcc^at  passen  soll,  statt  dessen 
man  ein  dem  (j-j^j-ßni/oc.  der  Bedeutung  nach  entsprechendes  Intransi- 
tivum  erwartet.  Mit  leisester  Änderung  ist  öndota'.  zu  restituiren,  das 
ganz  in  derselben  Weise  wenige  Zeilen  nachher  gebraucht  ist:  1386 
a  26  iv  Tzäm.  '/do  zoitroic  [xöcaIov  '■paivzzai  y.ai  a'Jrö)  «v  {jr.ürj^a.'.  und 
1386  h  32  dvv.^iv-'n  V^p  zkKittvj  unäo^cci.  äv,  änsp  tw  oiiom,  y.ai  ävtw. 

Die  Menschen  aber,  denen  man  Mitleid  erweist,  werden  im 
Folgenden  charakferisirt.  1386  «  18  ilswa  oi  To6g  rs  ^vcuoi^ao-j^, 
idv  iJ.Ti  a(ü6^pa.  s'/yiig  oü7'.v  otV.s'.örr^T'.  •  moi  §i  Toiizo'jg  ojgTzsp  ntpi 
ctino'jq  iiiXkovrocg  iyyj'j'.v.  'j'.o  y.ccl  "Aaaat?  skI  fj.cv  tw  'Jint  dycixt^ai 
inl  t6  dKO^av£T\>  ov/.  eody.pv^iv ,  öjg  fccalv,  irzi  oi  rö)  oi/.cti  ~pog- 
aiToOvTt'TOvTO  jm.£v  -yao  D.iV.vov .  iy.tlvo  oi  dsivov.  to  ydp  oetvdv  i-spov 
70V  i'kssivov  y.Oii  £y.y.po-jaTiy.6v  ro-j  f/Jo-j  y.ai  rzolldy.'.g  rw  svavrjfp  '/^pn- 
ai.p.ov.  tri.  ekEOüaiv  iyyi/g  ccTjTOlg  rov  octvoO  övroq.  y.ai  rovg  oi^oiovg 
iXzOvai.  y.ciTd  rjhy.ioc?^  y.ccrd  rj^r/  y.rX.  Die  Menschen  bemitleiden  erstlich 
die  ihnen  Bekannten,  wofern  sie  ihnen  nicht  zu  nahe  stehen,  sodunn 
die  ihnen  nach  Alter,  Charakter,  llerknnfl  u.  s.  m".  Vergleichbaren. 
Zwisehtn  beide  Gruppen  tritt  eine  dritte  selbständige,  mit  jenen 
parallele  Kategorie:  hi.  "iktvj'jiy  iy^vg  y.r'k.  Niemand  nimmt  daran 
Anstoss,  dass  nach  vorheigegangenem  rs  ein  zweites  Glied  nicht  mit 
xat  sondern  mit  stj  angefügt  wird,  woft^rn  nur  ein  unter  denselben 
Gesichlspunct  fallendes  Andere  und  Neue  hinzukommt.  Allein  fasst 
man  die  Worte  mit  Vettori  in  den»  Sinne  'man  bemitleidet  die 
Mensehen,  wenn  ihnen  das  Schreckliche  nahe  ist,'  so  trift't,  von 
Anderem  abgesehen,  diese  Bemerkung  die  Definition  des  Mitleids  nur 
zur  Hälfte  und  ist  in  diesem  die  Objecte  des  Mitleids  specialisirenden 
Zusammenhang  übet  flüssig  und  störend.  Versteht  man  aber  die  Worte 
so,  wie  sie  meistens  gedeutet  werden,  dass  'die  Menschen  Mitleid 
empfinden,  wenn  ihnen  (selbst)  das  Schreckliche  nahe  ist",  so  wird 
das  übjecl  des  Mitleids  vermisst,  auf  das  allein  es  hier  ankommt; 
denn  nicht  waijn  die  Menschen  Mitleid  empfinden,  sondern  wen  sie 
bemitleiden,  ist  Gegenstand  dieser  Erörterung.  Dazu  kommt,  dass  so 
gefasst  jener  Satz   mit  den  anderwärts  von  Aristoteles  aufgestellten 


118 


V  :i  h  I  e  II 


Bchiiiipfiingeii  in  Wiclerspruch  gorälli.   Dus   den  Nächsten  treflfende 
Unheil  erweckt  unser  Mitleid,  wenn  wir  gliiuben,  dass  dasselbe  oder 
ein  ähnliches  auch  uns  trciTen  könne.   Schwebt  dieses  aber  zugleich 
bedrohlich  über  unserni  llauj)t,  so  weicht  das  Mitleid  der  die  Seele 
nun   allein  beherrschenden  Furcht.    Vgl.    insbesondere    1385  b  33 
/xy;r'  a-j  foßo'JiJ.svo'.  a'föopu  (ilsovat)  •  ov  -yao  il-o'j'j'.v  rji  iy.jzsTzXr^yixiyoi 
O'.cc   70  sivai   Tzpiq  rö)   or/.sifjo  näBs'.    und    138G  a  28  oaoc  i(o'  ocurQv 
ocjSo'jvraj,  tx-jtcc   in^  a/Xoiv  ^j<.yjtii.-vy.  kXzr,\)'j<y  und  ähnlich  1382 
b  26.  Keinen  andern  Sinn  haben  auch  die  Worte  1390  a  21  vom 
Alter  rävra  70:0  oIvjtou  iyyvg  sv^ai  y.vzolc:  -a^siv,  rovro  d' riv  iAery 
Tf/.öy.  Das  Aller  ist  darum  so  seiir  zum  Mitleid  disponirt,  weil  es  von 
Allem,  was  Anderen  Unglückliches  widerfährt,  gleich  geneigt  ist  an- 
zunehmen, dass  es  auch  selbst  davon  betrolTen  werden  könne.  Und 
in  unserer  Stelle  selbst  sagt  es  Aristoteles  deutlich  genug,  dass  das 
uns  trefTende  oder  bedrohende  Schreckliche  (^osivöv^  das  Mitleid  aus 
der  Seele  entfernt:  rd  "^cco  osivov  erep'jv  rov  kXeetvoü  y.ui  ixxp(j'jOTr/.6v 
ToO  iliov.  Wie  stimmt  aber  damit  die  Behauptung,  dass  die  Menschen 
dann    Mitleid    empfinden,    wenn  ihnen    das  Schreckliche  nahe   ist? 
Keinem  aufmeiksamen  Leser  entgeht  der  innige  Zusammenhang,  in 
welchem  dieser  Gedanke  mit  den  vorhin  angeführten  Worten  steht. 
Nimmt  man   den  Mangel   des  Objectes  in  jenem  Satze  hinzu  und 
erwägt  den  engen  Zusammenschluss  der  beiden  Gruppen  iXeo'joi  ToOg 
zs  -p(j)piiJ.ovg  —  y.xi  roO?  6p.olo-jc:  tltovGi,  so  ist  unleugbar,  dass  der 
Satz  ST'.  Ds'j'j'ji.  y.rA.  nicht  eine  neue,  mit  jene  parallele  Bestimmung 
enthält,  sondern  sich  an   die  Zwischenbemerkung  und  das  Beispiel 
vom  Amasis  anschliesst,  und  die  Begründung  der  letzten  Worte  ent- 
hielt: TO  ydp  ov.viv  irepov  toO  Hzc'.vo-j  xat  i/ixocj^rt/cöv  toö  iXeou  y.al 
Tiolldy.i.g  Tö)    evavTtoj  y^pridifj.'jv .  {  cJ  yäp  )  erj    iXcOö^jv   iyyvg  uv-olg 
TSV    octvoö  ovTOj.    l);is  Schreckliclie  ist  verschieden  vom  Mitleider- 
weckenden und  vermag  das  Mitleid  zu  ersticken  und  ist  daher  oftmals 
dem  Gegner  von  Nutzen.  Denn  die  Menschen  hegen  daim  kein  Mit- 
leid  Mielir,  wenn  ihnen  das  Sehreckliehe  nahe  ist.  Die  Anknüpfung 
mit  o'J  7äp  i7t  ist  eine  bei  Aristoteles  häufig  wiederkehrende.  Die  Er- 
gänzung der  beiden  Wörtchen  oO  ydp  ist  nicht  leicht.  Dennoch  möchte 
sie  in  so  fest  ges(;]dossenem  Zusammenhange  für  sicher  gelten  dürfen. 

II  9  S.  I  387  n  30. 
In  dem  Abschnitte  über  den  echt  hellenischen  BegrilT  des  vs/jls- 
<7äv,   für  das  unsere  Sprache  kein   zutrelTcndes  Wort  besitzt,  liest 


« 


Zur  Krilik  Arisloteliseher  Sfhiil'leii.  111) 

man  1387  a  30  die  Worte:  /.ai  irzd  v/.v.ot'jv  rcöv  y.'jc/.!boyj  oü  tj'j 
TV/övToq  ä^tov  ^  dXXd  rtg  sgtlv  dvalo'^ia.  /.oü  tö  dp/j.ÖTT</V ,  olov  onloiv 
y-dWog  Oll  tw  ov/.cäoi  ap/xÖTTcj  äXXa  tw  ävo^ostw,  j'.at  yd[j.ot  oidfifjovrcg 
ou  roig  vsojari  n'ko'jzov'j'.v  dXkd  rolg  z'jyiviaiv.  idv  o-jv  dya^og  u)v  fj/o 
rov  dpixoTTOvrag  Tvyy^dvri.)  veiJ-zarjTÖv.  Die  Consti'uctioii  ist  ein  wenig 
iiujtkolutli,  insofern  Aristoteles  mit  iav  oüv  gleichsam  von  Neuem  an- 
hebt, obwohl  der  Satz  als  ein  einziger  zu  betrachten  ist,  wesshalb 
vor  iccv  nicht  Punctum,  sondern  Komma  oder  Kolon  zu  setzen.  Ein 
ganz  entsprechendes  Ueispiel  einer  mit  o'jv  wieder  aufgenommenen 
und  fortgeleiteten  Construction  bietet  Topik  111  a  33  iTtsi  o'dva-y- 
■/.alov,  ojv  TÖ  yivog  xarry-yopctraj,  y.a.i  röJv  sidöiv  rt  xccTYiyoptl'j^a'.^  xat 
öaa  s.'/zi  TÖ  ysvog,  y.ccl  zihv  zioöjv  n  dva-j/xatov  s.y^i'y,  olov  .  .  ,  iäv  ouv 
Tj  TiBrt  'keyoij.svov  d.K6  roO  yivoug  öttwjoöv,  olov  xr,v  'p'J^yjv  yj.vzl'j^c/.i^ 
axonilv  £1  -/.ard  n  töjv  sIo'Jjv  röJv  r-rjg  yj.vr,os.o)g  ivolyszai  zr^v  '»r'vj^vjv 
xtvslG^ai.  Im  Übrigen  aber  ist  der  Gedanke  klar  und  bestimmt,  und 
Niemanden  würde  es  beikommen,  in  die  Integrität  der  Worte  einen 
Zweifel  zu  setzen,  wenn  nicht  die  zuverlässigste  Quelle  der  echten 
Überlieferung,  der  Pariser  Codex,  durch  unzweideutige  Spuren  zeigte, 
dass  die  ursprüngliche  Form  in  mehr  als  einem  Puncte  modificirt 
worden.  Statt  oVrAojv  - — -  üt.a<fipovzsg  —  nlovzoOaiv  bietet  jene  Hand- 
schrift on'ka  wv  —  dpiJ.6zzovzsg  —  Kko-jaloig.  Die  erste  und  letzte 
dieser  Lesarten  hat  Spengel  in  den  Text  genommen  ,  die  letzte  mit 
vollem  Recht,  ob  auch  die  erste,  ist  wenigstens  nicht  gleich  gewiss. 
Denn  statt  onXa  ojv  /.dXlog  würde  doch  wohl  eher  otzau  xaAä 
geschrieben  sein  und  in  Folge  dei-  so  leichten  V^erwechselung  von 
A  und  A  ergab  sich  aus  oriAQN  unschwer  oiiAAflN.  Bedeutsamer 
als  diese  beiden  Abweichungen  ist  die  dritte,  von  welcher  Spengel 
keinen  Gebrauch  gemacht  hat.  Dass  in  Folge  einfacher  Schreiber- 
irrung ein  ursprüngliches  o'.afipovzzg  in  dem  Cod.  A  in  dpixözzovzsg 
verwandelt  worden  sei,  ist  um  so  weniger  glaublich,  als  sich  in  einer 
Reihe  von  Reispiclen  ähnliche  Wörterverwechselungen  linden,  deren 
nähere  Betrachtung  allemal  zu  Gunsten  des  Pariser  Cod.  entscheidet, 
und  häulig  auch  den  Grund  erkennen  lässt,  der  die  in  jenem  gewahrte 
Lesart  zu  vorlassen  lieth.  Man  vergleiche  folgende  Beispiele:  1393 
6  13  innog  xaz^lyz  Aü^göv«  [xivog  ^  iX^ovzog  o' iXäyo'j  xat  ojay^st- 
povzog  zr,v  voixiiv  ßo'jlöixsvog  z'.ix'jip'rifjocfj^cc.  zov  ü^a^ov  rtp6izo(.  töv 
dv^poiTiov  £1  QÜvxtz'  av  i^zz'  uvzov  xoAä^at  {^ztiioipriauo^a.'.  A'")  töv 
ilatpov.  Iu80  ö  IG   £äv   dd':/.£lv  o'ioivzoc.  xvzo'.  x«t  diTidioic  Kd.Tj(_v.v  .   . 


120  V;,hU.n 

O'J  yap  £T'.  Tza^öt.  tö  ;:po?yjxov  'j'iovra.i  {yo\).illo-ja>y  A')  ndrsy^vy.  1377 
rt  27  ort  ouo'iv  0£t  aOröv  «AÄojv  y.'^i.T(hv  (djx.czcTTÖüv  A')  ^sta^a?  •  aürtl) 
yaii  oiooi'ji  xptvstv  (xpicsiv  A*").  1391  «26  xat  a£,avÖTepo£  r^  ßapO- 
Ttpoi  •  -oul  'jap  iixfCiV£>jTipo'jg  (<7£[xvGTipo-jg  A'')  -6  äcioj.u«,  Q'.Ö 
/nsTpjai^ovaiv.  1394  n  16  ixäprvg  ^jäp  nirj-ic,  (;;(,ov;<jtÖ5  A')  /cat  stV 
;^pr;(j£|:xog,  wo  Spengel  wohl  mit  Uiireclil  •/^priüip.og,  für  das  er  dnöypr, 
wünscht,  verdächtigt.  1378  b  23  eart  ^/ctp  Cßpig  tö  ßldnreiv  xat 
"XvKBLv  (/-rpärrsjy  xat  Xiys'.v  A')  if'  olg  ai'jyj'yn  ^^rt  rw  r.dayovzt. 
Bei  einigen  dieser  Beispiele  hat  das  sichtliche  Strehen  nach  Varia- 
tion des  Ausdruckes,  bei  dem  letzten  die  Rücksicht  auf  sachlich 
schärfere  Bezeichnung  die  ursprüngliche  Lesart  verdrängt.  Auf 
dieser  Grundlage  analoger  Fälle  werden  wir  auch  an  der  Stelle,  von 
welcher  wir  ausgingen,  dpp.6TTo'j7£g  des  A*"  gegen  oiafipovreg  der 
übrigen  Handschriften  nicht  ohne  Weiteres  aufgeben,  trotzdem 
letzteres  angemessen  ,  jenes  an  sich  nicht  genügend  ist.  Denn  damit 
wird  der  in  äpy-örzsi  liegende  Begriff,  auf  welchem  der  Nachdruck 
des  Satzes  ruht,  wieder  aufgenommen,  und  gibt  auch  weder  diese 
Wiederholung  des  Prädicates  noch  das  Particip  (selbst  ohne  stVt) 
neben  dem  verbum  finitum  den  geringsten  Anstoss,  so  darf  doch  bei 
ydixoi  ein  Ephitheton,  wie  es  dia'fipovTsg  darstellen  sollte,  nicht 
fehlen.  So  gewinnen  wir  auf  dem  Zeugniss  des  A''  beharrend  folgende 
Herstellung  der  Worte:  otov  OTzlr^iv  -/.dAlog  od  rw  dixalfx)  dpixÖTTSi 
d'AAd  TO)  dvopdoi  ,  -/.cil  ydij-ot.  {  \oL[kr.poi  )  dpp.özTOvzeg  oü  zolg  vewart 
nlouaioig  dlld  zolg  sujsviau.  Euangelus  sagt  in  der  'AvaxaXu/Trojjiivrj 
(Meineke  Com.  Graec.  IV  572  v.  3)  AciiJ.Kpovg  ysvifj^oci  ßo'jl6ixs(j^c(. 
TO-jg  ydixoug  vom  Hochzeitsschinaus.  Dass  IccixTipoi  hinter  yd[j.oi  aus- 
fiel ist  begreiflich,  und  nicht  minder,  dass  nachdem  es  vermisst  ward 
das  nun  nicht  mehr  passende  äp.aörrovrsj  durch  oiocfipovztg  ersetzt 
ward.  Die  allen  Hitndschriflen  mit  Ausnahme  der  Pariser  gemeinsame 
Interpolation  knü{ift  auch  sonst  bei  Gebrechen  jener  an,  die  in 
anderer  Weise  zu  heilen  waren.  So  liest  man  1393  b  7  öp.oiov  yccp 
togizäp  av  er  zig  zoug  d^Xr,zc(.g  y.Artpoirj  [}.r,  oi  av  oOvwvTat  d'joiv'itzo^ai 
äXX'  ot'  av  Xd'/üiOiv^  r,  zöiv  nhjizr^poiv  civ  rtv«  osl  x'jßepvdv  xXv^poj^stev, 
öig  o£ov  rdv  lci'/_övzoc  d.AAd  p.ri  röv  £7:!7ra,a$vcv  nach  der  gewöhnlichen 
Überlieferung  ohne  Anstoss,  während  die  Pariser  Handschrift  gegen 
den  notli wendigen  Gedanken  dg  o-J  olov  töv  Xayjj'vz'x  aXAd  tov  im.- 
nzd\i.t^o'j  gibt.  Allein  kein  Zweifel,  dass  die  Participia  ihre  Stelle  ver- 
tauscht und  Aristoteles  geschrieben  hatte  dg  oO  oe'&v  rov  iniazd^iti'jv 


Zur  Riitik  Aristotelischer  Schriften. 


121 


«AAä  Töv  Aayivrci.  Diese  Veibesserung,  die  auch  Speiigei  iti  tloi' 
Praefatio  erwäliiit,  hatte  wohl  eine  Stelle  in  seinem  Texte  ver- 
dient. 

II  18  S.  1391  b  5. 

An  die  letzten  Worte  des  17.  Capilels  1391  b  5  n-'^'.  p.h  oüv 
7CÜV  x.a^'  v;Ä!Zi'av  /.ai  -'j/r;j  •/;3'jjv  zVjr,~ y.>.  '  rä  yy.p  ivccvrla  tcöv  sior,- 
/jL£V0Jv  ix.  rciv  svavTiOJV  '^avc^oä  i^rtv ,  otov  TrevvjTog  x.ai  ärv^oO^  r/^oj 
K«t  äouvaro'j  sehiie.sficn  sich  die  jelzt   1391  b  21   tbigeii  '<  n   Trsr^i  oi 

cüjT£  ot.i>ipi.ai}.iv'jv  av  si'vj  rröjg  r£  x.a'!  o'.ä  rivojv  roOi  /oyov,  •/7-3';>'.0'jS' 
TTOtrjTsov  ebenso  eng  als  nothwendig  an,  und  bilden  zusammen  {\i}\\ 
naturgeniässen  und  völlig  befriedigenden  Abschluss  der  in  Cap.  12 
bis  17  enthaltenen  Erörterung  über  die  Charaktere  (vj^v;).  Der  nach 
der  Überlieferung  zwischen  jene  zusammengehörigen  Sätze  einge- 
keilte längere  Vordersatz,  dem  kein  Nachsatz  folgt,  ist  als  eine 
erweiterte  Paraphrase  der  klaren  und  bündigen  Worte  II  1  S,  1377 
b  21  zu  betrachten.  Von  diesem  Verhältniss  beider  Perioden,  wie 
auch,  dass  letzteres  die  ursprüngliche  Formalion,  jenes  die  spätere 
Erweiterung  ist,  überzeugt  leiclit  die  Nebeneinanderstellung  beider: 


II  1 

rag  GuiJ.ßo-Aäg  -/.pivouci 
xcä  -ft  OLKTt  y.piatg  i^riv), 


II  18 

ivcd  0  r,  T Z'j  ttj^äv^jv  Kt'i'jyj  '/O'h'j'.g  ~pög 
■/.pi'ji.y  ia-'cj  (nsoi  cov  yxp  lou-sv   y.cä  y.-/.oi/.c(- 

|L/.eV,   OVOtv   IT'.   Oll  Aö^Ou),    £<7T£   0£,  äv    TS   "OÖ, 

£va  jig  TÖJ  Aöyoj  '/j>6}i),zvog  izporpiTzr,  ?,  dno- 
Tpinri,  oVjv  oc  vov3-£TOüvref  7rojoO(7iv  -n  Tzzi- 
ä^jv~i.g  (oüo'cv  yäp  i^rrov  y.ptrhg  6  s^g  '  ov  yäo 
o£t  ;r£r'ja'. ,  o-Jros'  iariv  6jg  drzlGig  et/Tcfv  xij- 
rvjg),  £äv  T£  TTpd?  ajL/.ü{C7ßryToOv-öc  £äv  r£  roöj 
67ro3c7'.v  Aiyr/  ztg ,  öjxot'w?  •  röj  yäo  Xöyw 
dvdy/.ri  y^jCt^^v.'.  y.ai  dvx'.psiii  rävÄvrt'a,  -oö, 
d  togr.tp  dixfioßoT^ovvTix  töv  Xöyov  tzoizItoci. 
(jigauToig  de  x.ai  iv  roig  irctdiUTixolg '  (Lg^sp 
ydp  TCpog  y.pirr,v  töv  ^'swpov  ö  Xö'^og  a'jvi- 
a7r,-/.zv.  oXoig  dt  ixovog  iariv  dnlQg  xpizrig  iv 
TOig  nohrixoTg  dyOi'y.v  6  rä  CriToOixs^x xpboiv. 
T«  T£  ydp  diJL^i<yßr,TO'JiXzVoc  CriTilTcti  ~'Zg 
£;^-t,  XÄJ  mpi  c/jv  ßo'Ai-'jo^Tcc'.. 


1  ^  ^J  V  a  Ii  I  f  u 

Aliiiliche  parallel  gelicritlp  Ausfüliruii^pii  finden  sieh  au(;h  in 
anderen  Aristotelischen  Seliriften,  wie  die  neulich  von  Rassow  Enien- 
(iatioiies  Aristoteleae.  Weimar  18()1,  S.9  in  drr  Nikomaehisehen  Ethik 
VII  4.  S.  I14G  fj  8  nachgewiesene  nnd  andere  in  derselben  Schrift. 
Dass  aber  die  ursprüngliche  Fassung  und  ihre  Erweiterung  an  so 
ganz  verschiedenen  Stellen  der  Rhetorik  stellen,  dieser  Umstand 
hangt  zusammen  mit  weiteren  Vtrirrungen  in  diesem  Capitel,  deren 
Entwirrutig  Spengel  zu  dem  Resultate  führten,  dass  die  beiden 
grossen  Ahsclinilte,  in  welche  sich  das  zweite  Buch  sondert,  ursprüng- 
lich in  umgekehrter  Reihenfolge  geschrieben  gewesen.  Dieses  für 
die  Beurlheilung  der  Rhetorik  überaus  bedeutsame  Ergebniss  zu 
erhärten  und  gegen  die  neulichen  Ausstellungen  von  Brandis  zu 
sichern,  ist  Zweck  dieser  Besprechung. 

Betrachten  wir  nach  Ausscheidung  jener  störenden  Paraphrase 
die  an  den  bezeichneten  Ahschluss  der  Untersuchung  über  die  y;.5rj 
sich   unmittelbar  anschliessenden  Worte    1391    ö   23    sTtal   de   nspi 

o'a'JrcDv  si'Artixp.i-uai  ootcci  xat  Kpordozig  siaiv  i^  0)v  ra,  niaTsig  (jik^o'JOi 
■/.cä  'j-JiJ.ßo-jlzOo\>r£g  y.ai  imo-uvOfxtvo'.  y.xiäiJ.fioßrtTO'jvTsg,  in  'T  t^ 
ojv  -ti^uoijg  TOvg  Xoyo'jg  £VOe';(£rai  nct-lv ,  y.ai  KSpi  ro6rwv  di(bpi.a~cci, 
AotTzöy  r^iMv  oisA^ziv  mpi  tcüv  xojvciDv,  so  wird  der  Übergang  zu  den 
allen  Gattungen  der  Beredtsamkeit  gemeinsamen  Beweismitteln  (xotvat 
7:l'jzi'.g)  in  einer  Weise  angebahnt,  welche  mit  der  von  Aristoteles 
selbst  im  Eingange  der  Rhetorik  vorgezeichneten  Anordnung  in  ent- 
schiedenen Widerspruch  tritt.  Eine  doppelte  Art  von  Beweismitteln 
halte  Aristoteles  I  2  S.  13So  b  35  aufgestellt:  niarsig  hzsyyni  und  ^ 
äzi/yoi.  Letztere  werden  lui  derjenigen  Gattung  der  Rede  ,  in 
welcher  sie  besonders  Anwendung  finden,  dem  ojxavix.ov  ^ßvog 
erörtert.  Die  niizBig  vjzv^joi  dagegen,  welche  den  eigentlichen  und 
wesentlichen  Inhalt  der  Rhetorik  ausmachen,  spalten  sich  in  drei 
Arten:  mnzi'j'iv  zplcc  dorj  iarb ' <x.i fisv  ydp  siaiv  ivTÜiYiBsiTOü  Xsyovro?, 
a't  Oc  cv  TÖ)  zov  dy.pocczrtV  dia^£l\)Oii  /Toag ,  ui  oi  kv  aürw  tw  löyto  ota 
ToO  oBiy.v'jvxi  Yi  fdivsa^cci  OEiy.vjvai.  Die  beiden  ersten  Arten  der 
Bewährung,  die  in  dem  Charakter  des  Redenden  und  die  in  der 
Stimnmng  des  Zuhörers  liegende,  werden  im  Eingang  des  zweiten 
Buches  (1377  f>  2I>  IT.)  \n  ähnlicher  Weise  zusammengestellt,  und 
während  für  die  erstere  auf  die  bei  dem  sjrt'JstxTJxöv  ^ivo?  gegebenen 
Erörterungen  über  dpszri  und  xaxia   verwiesen  wird  (wo  gleichfalls 


Zur  Kritik  Aiistotelisehpr  Scliriflen.  123 

eine  Hinweisting  auf  diese  zweite  Art  der    Bewälirun«^    nicht   fehlt 
(l  9  S.   1366  a  26),   wird  die  zweite  dagegen  hier  in  den  Unter- 
suchungen über  die  7r«5/;  und  n3r,  genauer  verfolgt  (II  1  —  17). 
Die  wichtigste   unter  jenen  Arten    der  Bewährung   ist  aber  die  o'.a 
roO  ov.y.vj'jy.i  r,  oab^tn^ci'.  ov.v.v'jwa  (der  eigentliche  Beweis),  zu  wel- 
cher sich  denn  auch  Aristoteles,   nach  vorläufiger  Bezeichnung  aller 
drei,  speeiell  und  mit  deutlicher  Hervorhebung    dieses   neuen   Aus- 
gangspunctes  wendet.    1356  a  35  ~£;st  jmlv  oüv  rr,?  o-Jva;j.£ojg  aü-wv, 
xat  ;rü)g   e^^oua?  rr^oög   aXh-'O^oig  .^    df/r^TCci   t^^soöv    ixävö)?.   tojv   oi  otä 
ToO  diUMÜva'.  r,  (^lOLivtaBa.'.  otiY.vii'ua.i  {jz'j^'Xop.i'i/'jiv  Triarsojv) ,   y.</.^ä7:t^j 
y.cci  h  ToXg  dioLls/.rr/.olg  rö   fjiiv  inuyoiyri   ^'^^'-  '°   '^^   rj.-AT.'jy.'jixög  .  . 
xai   £VT«0-3a   c/j.oiwc.   Enthymem  und  Beispiel   sind  die  Beweismittel 
der  Rlietorik,  und  an  diese  Aufstellung  knüpft  sich  eine  Erörterung 
über  das  Verhältniss  beider   zu  einander  und  zu   dem   (logischen) 
Schluss  und  der  Induclion,    über  Materie  und  Formen  jener  (vgl. 
oben  S.  100),  und  endlich  die  Darlegung  des  Hauptunterschiedes  der 
Enthymeme,    der  darin  besteht,    dass  sie  entweder   auf  der  einer 
besonderen  Wissenschaft  angehörigen  Qioiai  zpoTuasig  =  don^  oder 
auf  allgemeineren  Sätzen  (y.oi-^oü  =  tökoi  oder  aror/j'.x)    beruhen. 
Erstere  sind  für  jede  Galtung  der  ßeredtsamkeit  besondere,  letztere 
allen  Gattungen   gemeinsame.    Jene    sollen    zuerst  erörtert  werden, 
aber  voraus  sind  die  Gattungen  der  Beredtsamkeit,  nach  welchen  sich 
jene  richten,  festzustellen  und  ihre  verschiedeneu  Zielpuucte  ((Jx-OkO'!)  : 
1358  a  30  oiaipsTiov  rcöv  iv^viJ.r^iJ.dT(ii'j  rd  r-  v.oti  y.ai  roug  zir.vjg  ii 
wy  Xr/Trrfov.  XlyoJ  'i''  v.ur,  fj.h  rag  x.ccS' sxa^jTov  yivcg  ioixg  r.y^ry.'jv.g. 
TÖ/TOjg  Oi  roi/c  /co'.vo'js  ö/j.o'ioj?  "ävrojv.  -pozsficy  oöv  «Ltw/j-sV  nspi  zLv 
etoüJv  •  ;roäjTov   oi    Ääj3c;j]Li.iv   -ä  yivr,  rf,g   fr,rop'.xr,g  ^  iizojg  o'.ja6/j.£voj 
no'jd  i^-i,  Tzspi  to-jtüj'^  Z.^?'-^  XÄ,o.,3«va)a£V   rä  o- ":,<.'/ iVj.  y.cä   rctg  ~p'J- 
TocJEig.    Nach    Bezeichnung    der    drei   genera,  des    aujxßo'Avjruöv, 
i7:idsty.Tu6v,  ^txavjy.öy  und  ihrer  axoTiot,  des  aufA^?pov,  x.aAöv,  oiy.aiov 
N\ird   noch  einmal  auf  die  allen   drei  Gattungen  gemeinsiimeu  Sätze 
über  das  duvarov,  «ycyovög  u.  s.  w.  hingewiesen  und  sofort  die  Special- 
untersuchung über  jede  der  drei  Gattungen  und  die  jeder  dienlichen 
nporä.'jng  eingegangen,   womit  der   Hauptinhalt    des    ersten  Buches 
gegeben  ist.  Und  entsprechend  den  deulliclien  Hinweisungen  auf  die 
Anordnung  müsstc  sich  füglich  an  die  Erörterung  der  to'.a  anschliesscn 
die  der  xoivä,  statt  dessen  aber  fidgt  nach  Abschluss  jener  sofort  die 
zweite  Art  der  Bewährung  aus  dem  Charakter  des  Redendou  und  der 


124  V  a  1,  1  e  I. 

Sfiinmiiiig  des  Zuhörers,  Diese  Ahweieluing  von  der  iiiifgestelltcii 
Disposition  sucht  Hrandis  diimit  xu  reohlferligeii,  dass  auch  'die  Leine 
von  den  Affecteii  und  Charnkteren  zu  den  xa3-'  iV.a^rov  -/ivog  to'.a'. 
7:prjTd'7£'.i'  zu  reclineii  sei  und  d;iher  mit  Recht  ihre  Stelle  vor  den 
xotvä  gefunden  hätte.  Aher  dabei  ist  übersehen  worden,  dass  da,  wo 
jener  Unterschied  zwischen  besonderen  und  allgemeinen  Sätzen 
begründet  wird,  es  sich  mit  Ausschluss  der  beiden  anderen  Bewäh- 
rungen lediglich  um  diejenige  handelt,  welche  oia.  roO  ov.y.vxj'jw.  r, 
fce.'ivz'jBa.i  0£'.xv6va;.  d.  h.  durch  tintliymem  und  Paradeigma  bewirkt 
wird.  Dass  aber  die  Lehre  von  den  AlFecten  'doch  auch  der  Physik 
angehört,  deren  Prämissen,  gleich  denen  der  Ethik,  als  den  ioioi^ 
oder  ät'oraj  angehölig  angeführt  werden',  steht  nicht  entgegen.  Denn 
nach  dem  ganzen  Zusammenhang  des  Abschnittes  I  2  S.  13o8  a 
1  —  34  wird  der  Unterschied  zwischen  ioiy.  und  x.oivä ,  der  für  die 
Logik  nicht  minder  als  für  die  Rhetorik  gilt,  auf  letztere  in  der  Art 
angewendet,  dass  Sätze  (und  darauf  gegründete  Motive),  welche 
in  allen  Galtung<Mi  der  Beredtsamkeit  Anwendung  finden,  gesondert 
werden  von  solchen,  die  nur  in  der  einen  oder  andern  zum  Beweise 
dienlich  sind.  Besondere  Sätze  sind  es,  welche  z.  B.  in  dem  ^vjoq 
G-jixß'-yAevzf/.ö^  für  das  avi^^ipov  und  besondere,  die  in  dem  otxavtx.dv 
für  das  o:V.ä!ov  beweiskräftig  sind :  andere  dagegen  (und  dies  sind 
die  eigentlich  rhetorischen)  finden  glei(!hmässig  in  der  einen  wie  in 
der  andern  Galtung  Anwendung.  Ist  dies  die  richtige  Meinung  des 
Aristoteles,  so  ist  klar,  dass  die  rj^-yj  und  7rä-3-r,  von  dieser  Unter- 
scheidung schlechthin  ausgeschlossen  sind. 

Zugleich  ergibt  sich  aus  jener  AulTassung  das  richtige  Verhält- 
niss  der  Worte  jroörspov  o-jv  iXiz'jiixtv  KS'i^i  tcUv  ecooüv,  TrooüTov  o- 
Adß'jiix-v  rä  yivr;  Tr.g  fr,7orjiy.r,q.  Die  si'ovj  sollen  npiTspov,  d.  h.  vor 
den  TÖTzoi  behandelt  werden  ;  da  aher  jene  sich  nach  den  Gattungen 
der  Beredtsamkeit  scheiden,  so  sind  zuer>t  (auch  noch  vor  den  sior/^ 
diese  aufzustellen.  Es  ist  also  nicht  wohl  einzusehen,  M'ie  'das  npüjrov 
(nach  dem  nrpÖTsocjv)  andeuten  könne,  dass  die  don  oder  loi.x  sich 
nicht  auf  das  über  die  yivr^  rr,^  pTiTipi-/.r,i^  d.  h.  den  Inhalt  des  ersten 
Buches  beschränken'. 

Sollte  ferner  die  Lehre  von  den  AlTecten  und  Charakteren  als 
ein  Theil  der  ziw,  oder  tot«  angesehen  werden,  so  dürfte  man 
erwarten,  dass  auch  ihr  die  Scheidung  nach  den  •y£v>3  der  Beredtsam- 
keit  /,u  Grunde  gelegt  worden.    Dies    ist   nicht  der    Fall,   und   die 


Zur  Kritik  Aristotelisclicr  Schriften.  12d 

Bemerkung  II  1  S.  1377  b  29,  dass  der  Charakter  des  Redenden  für 
das  (7uiJ.ßo-At'JTi-/.6v,  die  Stimmung  des  Zuhörers  für  das  o'.x.avjx.öv  von 
grösserer  Bedeutung  sei,  ist  hierfür  ebenso  wenig  beweisend,  als  es 
aiillallig  sein  darf,  dass  auch  unter  den  x-otv«  selbst  gelegentlich  auf 
die  grössere  oder  geringere  Anwendbarkeit  für  die  eine  oder  andere 
Gattung  der  Rede  hingedeutet  wird.  Wem  aber  Aristoteles  1378 
a  28  sagt :  iogmp  o\jv  y.al  im  röJv  T:pos'.oriij.ivoiv  oizypd'pccij.iv  zy.g 
~ poräni'.q^  oO~'j)  y.cx.i  ini  toOtwv  ;rojy/7a);j.sv,  so  ist  damit  doch  woiil 
nichts  anderes  gemeint,  als  dass  ohne  erschöpfende  imd  streng 
wissenschartliche  Erörterung  der  AfTecte  und  Charaktere  blos  die  für 
den  rednerischen  Gebranch  zweckdienlichen  Sätze  aufgestellt 
werden  sollen. 

Hiernach  also  verden  wir  daran  festhalten  müssen,  dass  die 
Unterscheidung  der  idia  und  KOtvä  mit  Ausschluss  der  yj^y;  und  rzd^r, 
sich  auf  die  nifyztg  oicc  zov  0£jx.v6vaj  yj  ^a'!vc7^a{  dzf/.vvvct,'.  bezieht 
und  anderseits,  dass  Aristoteles  die  von  ihm  selbst  aufgestellte 
Anordnung,  wonach  auf  die  idta  (cifor^)  folgen  sollten  die  xotva 
(rörro'.),  nicht  ohne  den  Leser  zu  verständigen  aufgehen  konnte. 

Die  Trennung  der  Beweise  {dKOOzizt'.g^  von  den  beiden  anderen 
Arten  der  Bewährung  tritt  in  voller  Schärfe  auch  in  dem  Eingang 
des  zweiten  Buches  hervor:  ix  -jvojv  /j.iv  oCv  dsX  xcci  KpoTpinsiv  xxi 
dnoTpineiv  xai  c'rratvsiv  x.ai  t^iyi'.v  -/.cci  ■/.ar-nyopelv  xxl  a.KoXo'^tia^on^ 
y.cx.i  KOXa.1.  oo^cci  x.cc'.  KpoTccntig  '/^prj'7'.{x'jt  npog  rä,  ro6rwv  iziirsig^  täöt' 
i'jT'.v.  nspi  yäp  zoinoiv  xcü  ix  zoOtojv  rcc  iv^'Jixrtixa.Tcc,  (hg  izspi  sxa^rov 
dmlv  idicf.  ro  •yä'vog  twv  AÖyoiv.  Hiermit  werden  auf  befriedigende 
Art  die  loiai.  npordasig  abgeschlossen;  und  wenn  Aristoteles  fortfährt 
£7r££  d'  £V£xa  xpiisdjg  i<7r!v  yj  priX>jpiy.ri  .  .  ,  äväynr/  ju.yj  jut.övov  Tzpig  töv 
Xö'yov  öpäv,  ö'/Twg  diz'jov.y.riy.og  iarcf.'.  y.ai  Tziczig,  d/.Xd  xat  ai/Toy  -O'.öv 
Ttva  xcil  röv  y.p'.rr,v  y.c/.tocjy.sudllsiv .,  so  möchte  man,  da  die  dKÖoeiiig 
(die  durch  den  Beweis  erfolgende  Bewähiung)  sich  nicht  blos  der 
Wicii  nprjrdactg  sondern  auch  der  y.oivot.i.  bedient,  auch  die  letzteren  als 
vorher  erledigt  ansehen,  um  so  mehr,  da  in  dem  ersten  Satze  die 
Pi'.y.  mit  solchem  Nachdruck  betont  sind.  Brandis'  Entgegnung,  'dass 
durch  Beweisführung  der  Redner  allerdings  nicht  könne  als  ver- 
trauenswerther  Mann  sich  beuähren,  noch  die  Afleete  und  Charakter- 
eigenheiteii  der  Zuhörer  für  seine  Sache  in  .Anspruch  nehmen,  dass 
er  aber  beides  stets  im  Auge  behalten  müsse,  um  seinen  Beweis- 
mitteln eindringliche  Kraft  zu  verleihen',  ist  in  der  Sache  unzweifel- 


\ 


L 


Iraft  richtip:,  nur  folgt  daraus  nicht,  dass  Aristoteles  nicht  könne  die 
erste  Art  der  Bewährung  (die  Beweisführung)  in  seiner  Behandlung 
auf  das  schärfste  von  den  beiden  anderen  aus  dem  Charakter  des 
Hedenden  und  der  Stin)mnng  der  Zuliörer  gesondert  haben,  und  noch 
weniger  kann  damit  das  AulTällige  beseitigt  werden,  dass,  während 
Aristoteles  früher  der  Beweisführung  lota.  und  xosvä  zugewiesen  hatte, 
hier  dieselbe  nur  auf  die  ersteren  zurückgeführt  werde.  Irrig  aber 
ist,  wie  mir  scheint,  die  Bemerkung,  'dass  der  Redner  nicht  eigent- 
liche T:pOTd'j£ig  wohl  aber  oözag  seiner  Kenntiiiss  von  den  AiTecten 
und  Charaktereigenheiten  entnehme  ,  und  daher  letztere  ersteren 
ergänzend  hinzugefügt  würden'.  Denn  die  in  dem  ersten  Satze  des 
zweiten  Buches  genannten  oöExi  y.ai  nf/OTä'^eig  beziehen  sich,  wie 
der  Satz  selber  zeigt,  beide  nicht  auf  die  Erörterungen  über  i^^yj  und 
-d^Tj  sondern  auf  die  bereits  abgeschlossene  Darlegung  der  jeder 
Gattung  der  Beredtsamkeit  eigenlhümlichen  Sätze. 

Die  Schwierigkeit  also,  dass  Aristoteles  nach  Abschluss  der 
to'.a'.  Kyorärj-ig  mit  Überspringung  der  y.'jivoü  sofort  zu  den  beiden 
anderen  Bewährungen  übergeht,  ist  damit  nicht  beseitigt  und  vor- 
läufig muss  es  uns  gestaltet  sein,  zu  vermuthen,  dass  zwischen  dem 
den  Inhalt  des  ersten  Buches  abschliessenden  Satze  und  dem  Über- 
gang zu  den  vj^-v^  und  nd^ri  eine  Lücke  sei,  in  welcher  ursprünglich 
die  Behandlung  der  y.'jivd  ihre  Stelle  gefunden  hatte. 

Dieser  Annahme  tritt  aber  — und  damit  kehren  wir  zu  unserem 
Ausgangspunctc  zurück  —  die  in  dem  18.  Cap.  ausgesprochene  aus- 
drückliche Beziehung  auf  die  vorausgegangene  Eiledigung  der  yj3-yj 
und  nd^n  entgegen:  ind  oi  TisrA  v/.ol'jZ'jv  fxiv  yivog  tcüv  Xö^ojv  hspciV 
v^v  TÖ  ri'Xog^  Tzspi  dndvTfjiv  o'aürdjv  sO,r,ixiJ.ivai  od£«£  y.ai  npozdatig  tiaiv 
e£  ojv  rv.g  Tzi'jTZig  fipo'j'yt  y.y.i  'S'Jiißo'jXvjovTeg  y.cci  inidsuvjixsvct.  y.ai 
ä/j.'^£aßr/T0öv7£s,  hl  'T  i^  wv  rj^ty.ovg  zoOg  Aoyovg  ivoiyzTai.  noulv  xat 
TTEot  Tovrojv  rjidjfi'.'jTat^  },oiKOv  Y^ixlv  oi-XJ^tZv  Tzsp'i  Tcwv  KOtvGüv.  F)ies  lässt 
sich  zwar  mit  dem  Eingang  des  zweiten  IJuches  aiisgleicheu  ,  wider- 
spricht aber  wie  dieser  der  von  Aristoteles  selbst  vorgezeichneten 
Aiioi'duung.  Nach  letzterer  müsste  der  Übergang  zu  den  x&ivä  viel- 
melir  durch  einen  Satz  wie  dieser  angebahnt  werden  :  'nachdem  die 
in  einer  jeden  Gattung  der  Beredtsamkeit  nach  der  Besonderheit  des 
Zieljmnctes  einer  jeden  besonders  anzuwendenden  Sätze  aufgestellt 
sind,  erübrigt  die  Besprechung  der  xo'.vä".  Dazu  kommt,  dass  es 
nicht  an  Indieicn  gebrieht,   dass  die  eingeflochtene  Mitheziehung  auf 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  127 

die  r/^'.y.oi  löyoi  der  fhatsäehliehen  Umkchrung  der  ursprünglichen 
Ordnung  zu  Liebe  von  redigirender  H»nd  erfolgt  ist.  Denn  mit  den 
Worten  i^  wv  ri^ixovg  zo-jg  Xo^^o'jg  ivdiyjrai  nocslv  konnte,  was  doch 
beiibsichtigt  war,  der  ganze  vorangegangene  Inhalt  des  zweiten  Buches 
nicht  bezeichnet  werden.  Unter  die  rtSuoi  löyot  konnten  unmöglich, 
wie  Brandis  will,  die  auch  und  vorzüglich  behandelten  n-a^vjrixoi  sub- 
sumirt  werden:  aber  auch  der  anderen  Annahme  desselbf^n  (der  auch 
Spengel  nicht  abgeneigt  scheint),  hinter  ■o^r/.ovg  sei  x.at  na^rtrtxovg 
ausgefallen,  kann  ich  um  so  v/eniger  beitreten,  je  sicherer  mir  diese 
Worte  den  kurz  vorhergegangenen  nachgebildet  scheinen.  Die 
Nebeneinanderstellung  überzeugt  auch  hier  am  leichtesten  von  dem 
richtigen  Verhältniss: 


ct)(jr£  rjKjipi.jjxsvov  av  siTi  Tzuig    rt 
y.al  r^i.y.  xivjiv  roiig  löyo'jg  ■?i3f.y.ovg 


I't'.  sf  caJv  Yj^uoijg  roug  liyyjg 
holy^zZOii  TTOfStv  ,  y.cii  rzepi  rcvrojv 
diöjpi.'jza'.. 


Der  Bedactor  ,  dem  bei  dem  Übergange  zu  den  y.o'.vd  eine  Mitbe- 
ziehung auf  die  thatsächlich  vorausgehenden  Abschnitte  des  zweiten 
Buches  räthlich  erschien,  hielt  sich  an  die  zunächst  stehenden  Worte, 
ohne  zu  erwägen,  dass  mit  diesen  nur  der  zweite  von  den  v^^yj  insbe- 
sondere, nicht  von  den  Tra-S-vj  handelnde  Abschnitt  des  zweiten  Buches 
abgesclilossen  werde. 

Lautete  also  mit  Ausschluss  jener  Bedactionszuthat  der  den 
Übergang  zu  den  y.otvd  vermittelnde  Satz  ursprünglich:  ijzti  oi  nsfii 
ixaoTOV  |ui.£v  yivjg  töjV  löyoiv  ZTspov  r,)/  rö  riAcg,  nspi  a;rdvrwv  o' avTöJv 
£jX>7/J.fX£va{  oö^cc'.  y,od  KpOTÜo-ig  siaiv  i^  ojv  Tccg  nl'yrei.g  '^ipo^Ji'.  xat 
'T'j/jLjSouXeOovTff  y.al  intoiiy.vjixsMO'.  y.cil  aju.ytO'jSvjTOövTsg ,  'koinö\>  v^/jiiv 
ou'k^ilv  mpi  TcZtv  xoivwv,  so  leuchtet  deren  nahe  Beziehung  zu  dem 
Eingangssatze  des  zweiten  Buches  ein,  unil  sie  gewähren  die  dort 
vermisste  IJberleitung  von  den  idiai  Kpordas'.g^  nicht  zu  r^^r,  und 
nä^-n^  sondern  zu  den  xc.vä.  (II  1 .  1  377  h  1 6)  sx  t'!vwv  ,a£v  ovv  osl  xai 
TzpOTpinsi.v  x.c(.l  OLKOTpinziy  yal  inuivzlv  y.al  •■^iys'.v  y.al  ■Ka-r,yopsi-'^  xai 
dKOAoyslaB-at,  y.al  nolat.  oöEai  y.al  npoxdat'.g  ypr,'7'.[xo(.  Tzpog  rag  toOtojv 
Kiaziig^  ra'j-' iirb.  KEpl  ydp  to-jtwv  y.al  sy  zoOroiv  zd  tj^vo.ftij.ara,  djg 
ntpl  ixadTOv  tintlv  loia.  tö  yi)/og  rSiv  Xd^wv.  (II  18.  loOl  f>  24)  in-l  oi 
mpl  VAaaxnv  [kvj  yv^og  t'jjv  Xdyojv  iVsoov  r<v  rö  ziAog  nspl  dKd-JZdiv  o' 
aürcJüv  d'kriii.[}.ivcx.i.  oö^ai.  xal  npozd'Jn.g  ££(jjy  it  wv  zdg  ni'Jzsi.g  ^ipo-joi 
yal  rs'Jikßo'SkE'jO'vzi.g  xal  intoi'.y.vOiXiVO'.  y.a.1  ä{jL^!'7j3y;roOvr£C.  )>0!-öv  i^/jiTv 
oi.sA^s'.v  zspl  rwv  xojvwv.   Der  Gedankenansehluss  ist  genau   und  der 


I 


128  V:,  I.  Um. 


Aristotelischen  Anordimiig  entsprechend,  auch  die  in  beiden  Perioden 
wiederkehrende  (nur  hier  vorkommende)  Verhindun»  von  oöt«'.  und 
-ftordas'.g  ist  bezeichnend.  Dennoch  möchte  bei  unmiltelbarer  Aufein- 
anderfolge jener  beiden  Steilen  die  doppelte  in  vollkommen  paralleler 
Weise  gegebene  llinweisung,  dass  die  in  jedem  yivog  der  Beredtsam- 
keit  besonders  anzuwendenden  npord'JS'.g  erledigt  seien,  nicht  ohne 
Hedenken  sein.  Denn  dann  genügte  es  an  den  ersten  Siitz  des  zweiten 
Buches  'dies  sind  also  die  Sätze,  die  in  jeder  Gattung  der  Rede  beson- 
ders anzuwenden  sind'  unmittelbar  die  Worte  Ioikov  di  oieX^siv  ntpi 
Tü)v  KO'.vcüV  anzuschliessen,  oder  mit  Beseitigung  jenes  abschliessen- 
den Satzes  nur  dem  anderen  ans  dem  18,  Cap.  herübergenommenen 
eine  Stelle  einzuräumen.  Aber  dieses  Bedenken  erledigt  sich,  sobald 
man  den  ersten  Satz  des  zweiten  Buches  iy.  Tt'vwv  .  .  rö  yivog  zQv 
X670JV,  wie  er's  der  Sache  nach  ist,  auch  äusserlich  als  denAbschluss 
des  ersten  betrachtet,  das  zweite  Buch  dagegen  mit  den  jenen  Ge- 
danken wieder  aufnehmenden  Worten  inei  oi  nt^i  exaarov  juilv  ^ivog 
y-1.  beginnen  lässt. 

An  diesen  Übergang  zu  den  xo!va  (loiniv  rjixiv  (jizA3sIv  tzioi  tcJjv 
xgivöjv)  schliesst  sich  weiter  die  (auch  I  3  S.  1359  «11  gegebene) 
Bezeichrjung  der  einzelnen  y.o'yä,  wie  des  ouvardv  und  doOMarov,  des 
£7c,u.£vov.  ysyjMÖg  und  des  [xiys^og  an,  und  endlich  der  xccr'  itoyjrj 
so  genannten  x.otvat  rzhTsig,  des  Entliymems  und  Beispiels.  1392  a  1 
TO-jzü)'^  0£  (nämlich  die  vorhergenannten  xoiva)  oiopi.a^hruiv  nspi  rs 
£v^-jixnixdT'j}y  y.oivr,  7:tipa3(hixvj  s^Tefv,  s'i  ti  i/oixvj  ^  y.ai  mpi  napa- 
0et7;j.«70JV,  OTzoig  zd  lo'.Tzd  Tzpog^ivrzg  dr.oo'Jjixzv  tyjv  i|  dpyrjg  npö- 
deo'.v.  Damit  ist  der  Inhalt  der  folgenden  Erörterungen  zweckmässig 
vorgezeichnet.  Aber  was  ist  mit  rä  lo'.nd  gemeint?  Nicht  kann  an 
die  den  Iirhalt  des  dritten  Buches  ausmachenden  Erörterungen  über 
Xiii?  und  zdEtg  gedacht  werden ,  welche  Aristoteles  in  seinen  Plan 
einer  wissenschaftlichen  Rhetorik  gar  nicht  mit  aufgenommen  hatte. 
Spengel  verstellt  unter  -d  Äc-tnra  die  Untersuchungen  über  die  AlTecte 
und  Charaktereigeiilieiten  und  sieht  duher  in  dieser  llinweisung  ein 
neues  sicheres  Argument  dafür,  dass  die  r^^r,  und  nd^n  ursprüng- 
lich nach  den  xotva  behandelt  gewesen  seien.  Allein  welchen  Sinn 
und  Zweck  hat  die  Bemerkung  oK'jtg  .  .  dnod'htxsv  -r,-j  i^  dpxr,g  rtpo- 
^ziiy,  wenn  zur  Erfüllung  i\^'s  Anfangs  ausgesprochenen  Vorhabens 
ausser  den  hier  genannten  Enthymemen  und  Beispielen  noch  anderes 
d.  li.  noch  ein  ganzer  umfangreicher  Theil  des  Werkes  hinzukommen 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  129 

muss.  Die  Meinung  des  Aristoteles  kann  doch  wohl  nur  die  sein: 
'nach  Erledigung  der  übrigen  xotv«  wollen  wir  Enthymem  und  Para- 
deigma  in  Betracht  ziehen,  um  auf  diese  Weise  d.  h.  durch  Bespre- 
chung dieser,  die  Anfangs  gestellte  Aufgabe  zu  eifüllen.  Einer  ähn- 
lichen Gedankenverhindung  begegnen  wir  z.  B.  in  der  ersten  Analy- 
tik 47  a  1  ff.  £x  Ttvwv  /xiv  o-jv  ai  anrinüc^zic,  "^bjovrou  y.ai  ;r'J}?,  xat  dq 
onoXcK.  ßXsKTsov  xa3-''  iy.y.iTOv  Kpo^l-qiJ.a.^  'j/otvzoiv  £x  täv  dpr/ixivjiv  ' 
ncLg  0  dvd^oixzi^  Tovg  avlAoyiaixGvg  slg  rd  Ttfiov.p'ntxivcx.  nyr,\i.'xz'x^  \zv,- 
Tsov  av  eiY)  /xerä  raöra  *  Xoitzov  ydp  in  toüto  TY,g  rjy.t^vjig.  si  ydo 
T/yV  T£  yiveaiv  röJv  a'jAXoyca/jiwv  3£wpc/r//,£V  -/.ccl  toö  vjpiT/.vy  lyj<.\x.fj 
ojvajüLiv ,  £TJ  0£  ToOg  ye-yBVrtixivo'jg  d^^cclOoiixtv  dg  rd  KpOz>.^r,i}.tjc(. 
'jyjtlJ.ciTcc ,  zilog  av  £;(0{  yi  i^  dpyj^g  npö^zaig.  Wie  aber  rd  lomd 
der  Sache  nach  nicht  wohl  anders  als  auf  die  Enthymeme  und 
Beispiele  sich  beziehen  kann,  so  ist  doch  auch  die  sprachliche 
Schwierigkeit  nicht  so  gross,  wie  Spengel  annimmt;  deutlicher  wäre 
es  gewesen,  wenn  statt  rd  lotnd  vielmehr  raOra  geschrieben  wäre; 
aber  sollte  nicht  auch  jenes  mit  Beziehung  auf  das  vorangestellte 
rovroii>  oiopia^ivroiv  in  demselben  Sinne  gefasst  werden  können? 
'Wir  wollen  von  Enthymem  und  Beispiel  reden,  um  durch  Hinzu- 
fügung dessen,  was  (nach  Erledigung  der  vorhin  genannten  x.otvä) 
noch  übrig  ist,  unsere  vorangestellte  Aufgabe  zu  erfüllen'. 

Wird  aber  nun  mit  dieser  Erklärung  von  rd  loind  etwa  die  bis- 
herige Erörterung  umgestossen  und  die  hergebrachte  Ordnung  als 
ursprünglich  Aristotelisch  sicher  gestellt?  Ich  denke  nicht.  Liesse 
sich  keine  Ausgleichung  finden,  so  würden  nichts  destoweniger  die 
früher  hervorgehobenen  Anstösse  und  Widersprüche  in  ihrer  vollen 
Kraft  bestehen.  Allein  werfe  man  noch  einen  Blick  zurück  auf  die 
grundlegende  Anordnung.  Drei  Arten  der  Bewährung  sind  aufge- 
stellt worden,  die  Beweisführung,  Charakter  des  Redenden,  Stim- 
mung des  Zuhörers,  von  welchen  die  beiden  letzteren  zusanuiien- 
genommen  den  zweiten  Haupltheil  der  Rhetorik  ausmachen.  Für  den 
ersten  Haupttlieil,  welcher  der  wichtigste  und  daher  auch  am  ein- 
gehendsten b<-haiideU  ist,  wird  die  Sonderung  in  die  i^ion  und 
xotvat  Kpordatig  vorgenommen  und  in  der  wiederliolt  angezogeiuMi 
Stelle  I  2  extr.  die  Anordnung  getrolVen,  dass  zuerst  die  l^icc  unti 
zwar  nach  Massg^abe  der  verschiedeneu  Gattungen  der  Beredtsamkfit 
behandelt  werden  sollen,  dann  die  y.oivd.  Wenn  nun  nach  Erledisjunij 
der  tdia  im  ersten  Buche,  im  zweiten  von  den  xojvd  das  o'uvÄröv  und 

Sitzl).  .1.  |>l>il  -hist.  Cl.  XXXVUI.  Uli.  1.  Uli.  9 


130  Vahl..  n 

yz-jo:6g  u.s.  w.  jibgoliandelt  worden,  so  war,  wenn  endlich  juieli  Enthy- 
mem  und  Beispiel  als  die  xotvat  tzI'jts'.c  xoct'  it^yrtv  hinzugekommen, 
jene  i^  ap'/rj?  KpöBsiig  erfüllt.  Oder  sollten  gewichtige  Gründe  es 
verbieten,  diesen  Ausdruck  statt  auf  die  vorangestellte  Aufgabe  der 
Hhetorik  überhaupt  vielmehr  auf  die  für  den  ersten  Haupttheil  voran- 
geschickte Anordnung  zu  beziehen?  Jene  Wendung  also  onoig  .  . 
dTzooQixsv  auch  nach  unserer  Erklärung  von  ra  lotnoc  steht  der  durch 
viele  andere  Gründe  erzwungetien  Annahme,  es  seien  -nJ^n  und  Trä^yj 
am  Schlüsse  des  Werkes  behandelt  gewesen,  nicht  entgegen. 

An  diese  vorläufige  Aufstellung  der  zu  behandelnden  Fragen 
schliesst  sich  nun  in  der  angegebenen  Reihenfolge  an  die  Erörterung 
des  ouvaröv  und  doüvccrov,  des  ysyovog  und  fXYj  ysyovog,  des  idofxsvoy 
und  /J.YJ  £(36iJ.evov,  endlich  des  ixiye^og  und  der  /JuxpOTr^?  (cap.  19). 
Und  nach  Abschluss  dieser,  heisst  es  im  Eingang  des  20.  Cap., 
erübrigt  die  Behandlung  des  Enthymems  und  Paiadeigma:  Xomov  os 
Ktoi  Töjv  /cotvwv  n^Tsoiv  äKadiy  einzvj^  sKsinep  eipriroci  nspi  tQv  idioiv. 
sidi  o'  ai  '/.otvoci  niarstg  düo  tö)  yivsi,  nccpaosr/ixoc  xoci  iv30y.rtfxoc. 
Diese  beiden  sind  die  vornämlich  so  zu  nennenden  mivcx,  ohne  dass 
darum  die  vorher  behandelten  ouvarov  u.  s.  w.  zu  den  l^icc  zu  rech- 
nen wären.  In  den  Worten  zipr,7<x.i  nspi  tojv  tdioiv  ist  eben  so  wenig 
auf  diese  als  auf  >^.^>7  und  nä^n  Bezug  genommen,  sondern  lediglich 
auf  die  r(Jtat  KpoTdaeig  der  einzelnen  genera  der  Bede. 

So  werden  denn  nun  in  den  beiden  folgenden  Capitelndas  napä- 
detyiJ.cc  und  die  yvöjfxrj ,  die  nur  eine  Art  des  Enthymems  ist,  erör- 
tert, und  von  Cap.  22  ab  das  Enthyrnem  selbst  in  Betracht  genommen. 
Nach  allgemeinen  mit  den  Äusserungen  im  ersten  Buche  übereinstim- 
menden Bemerkungen  über  die  Eigenthümlichkeit  des  Enthymems, 
über  die  Materien  desselben,  bleibt  als  Hauptgegenstand  der  Unter- 
suchung übrig  die  Aufstellung  der  tokoi:  cap.  22,  S.  1396  b  20  ff. 
ay^toov  /jL£v  oOv  rjjxlv  nspi  ixa'Jzov  töjv  eidcov  tcDv  ;(pyj(Jt'jüLWv  xoci  dvoiy- 
■/.ai'jyj  iyovroct  ol  tötzoi  '  i^Et'Xsyiiivat  yäp  oci  npoTdaeig  nepi  ixccjrov 
££7tv,  wgr'  £9  wv  Ott  fipeiy  rd  iv3-JiXYjix<xT0c  tö<tojv  nspi  dya^oü  rj 
xcxxov  ri  xaXov  75  xhy^poO  r)  rJmcüo'j  vj  dotV.o'j,  /.oci  nzpl  twv  r/^oDv  xac 
7ra^r//j.aTa)v  xat  iEtoiv  ojgoc'jTOig  eiXr/ixfxivoi  >5jn.Fv  xjndpyoMdi  npoTspov 

Ot    TÖTTOt   .    £T£    o'  «ÄXov     TpÖKOV    ■/.a3ö\o'J    nSp'l    «/TdVTüJV    Ad,6w|Jl£V    XtX. 

Der  Gegensatz  der  dd-n  (JfJia)  und  rö-oi  (xojvä)  und  die  Zurück- 
führung  jener  auf  die  verschiedenen  Gattungen  der  Rede  und 
deren    7xo;rot   tiJK    in  völliger    Bestimmtheit  hervor;    nur    drängen 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  131 

sich  auch   hier  zwischen  die   beiden  Glieder   des  Gegensatzes   die 
davon  ausgeschlossenen  yj^v/  und  nü^rt  ein,  um  auch  hier  für  die 
Früherbehandlung  derselben  Zeugniss  abzulegen.  Allein  selbst  zuge- 
geben yiäri  und  Tzd^fi  hatten  ursprünglich  den  Platz,  an  welchem  sie 
jetzt  stehen,    so  ist  ihre  Erwähnung  an   dieser  Stelle   nicht  blos 
unmotivirt  sondern  störend.   Denn  welch'  denkbaren  Grund  konnte 
die  Recapitulirung  des   ganzen   voraufliegenden  Inhalts   haben    an 
diesem  Orte,  wo  die  gemeinsamen  Enthymeme  den  nach  Redegat- 
tungen gesonderten  gegenübergestellt  werden?    In  diesem  uiizeit- 
gemässen  Eifer  auf  die  früher  behandelten  Affecte  und    Charaktere 
eine  Hinweisung  auch  da  einzuflechten,   wo   sie  Niemand    erwarten 
oder  vermissen  konnte,   verräth  sieh  der  Redactor  nicht  minder  als 
in  den  Worten  selbst,  mit  welchen  die  Hinweisung  ausgedrückt  ist. 
Mag  ;ra^yy][xdTwv  ohne  Anstoss  sein,  t^zoiv  kann  nicht  (mit  ßrandis) 
als  Zusammenfassung  von  vj^vj  und  nä^t)   gelten;   aber  jenes  Wort 
allein  als  interpolatorische  Zuthat  abzuweisen,  hiesse  den  Interpolator 
verbessern,  statt  seine  Motive  und  seinen  Ausgangspunct  verfolgen. 
Wie  die   früher  besprochene   unaristotelische   Hinweisung  auf  die 
rj^yy  sich  als  ungenau  gefassten  Aristotelischen  Worten  nachgebildet 
herausstellte ,   so   ist  auch  hier  Anlass  und  Ursprung  jener  Zuthat 
in  den  Worten   II  12  S.  1388   b   31    rä    oi   vj^ry   tzoVA    tjvc?    xarä 
rd  nä^f)  y.ai  rd?  i^stg  xoü  rdg  rjh.xi<xg  xtX.  zu  linden.  Mit  der  Entfer- 
nung dieses  Citates  fällt  das  letzte  die  überlieferte  Ordnung  in  Schutz 
nehmende  Zeugniss.    Beiläufig  sei  bemerkt,  dass   wgri  und  tÖ/twv, 
iiiich  wenn  man  im  Übrigen  keine  Interpolation  gelten  lassen  will, 
nicht  zu  vertheidigen  sind.  Die  Construction  konnte  füglich  nur  diese 
sein:  i^st'Xsyp.ivxi  "yäp  cä  npordcystg  Tcspi  'i-KCcaTÖv  eitJiM,  i^  c5v  0£?  (pi- 
peiv  zcc  iv3ui),T,[}.az(x^  xat  nepi  röJv  vv^üDv  d)ga.vTU)g  eAry/ji/jiivoj  Ondp- 
yoxiovj  oi  TOKOi. 

An  die  rönoi  des  Enthymems  fügen  sich  die  Scheinenthymeme 
und  ihre  Widerlegungen  und  das  zweite  Buch  schliesst  ab  mit  den 
Worten  I  403  a  34  inel  oi.  o-h  xpia.  iariv  ä  dst  T:pccyixa7rj^r,v<xi  nepi 
TÖvXöyov,  iinip  juiev  nccpaostjixÜTOi-v  xoci  yvojjulcüv  y.oci  eV^ujui.y;jui.dTojv 
xat  Öl(/ig  Tciv  mpi  ty^v  dtdvotav,  ö^sv  rs  iU7:opr,(j'j[i.vj  y.oci  öjg  avrä 
X6(7oju.£v,  dpr/O^o}  Y/fxlv  roaavTOc,  Ao£;röv  oi  ütiX^siv  mpi  Xi^soig  nai 
rdfew^.  Diese  .Stelle  ist,  was  Anfang  und  Schluss  betrifl't,  nicht  Ari- 
stotelischen Ursprungs:  der  specielle  Ahschluss  des  letzten  Ab- 
schnittes der  xotvat  niartig  ist  zu  einem  Gesammtahschluss  der  boi- 

9* 


I  O  2  V  a  h  l  e  II 

den  ersten  Hiicher  erweitert  wurden,  um  zu  gleicher  Zeit  das  dem 
Plane  dieser  Hhetorik  fern  liegende  dritte  Buch  anzufügen.  Was 
nach  Ausscheidung  des  diesem  Zwecke  Dienenden  erübrigt,  ist  als 
echtaristotelisch  zu  betrachten  :  nspi  [xiv  ovv  jraparkjyfxarwv  xat 
yvoiiiöjv  xoci  iv3'j}j.r,ix(XT0iv  ö'^sv  t£  eürroprjtjojuisv  xal  (hg  ccOra.  A6aof/,£v, 
dprioBoi  Yjixiv  roaaöra.  Denn  auch  die  Worte  xoci  6'Xco?  twv  nspi  rrjv 
o'.ävotav,  welche  den  zunächst  an  iv^vix-nixxToc  sich  anschliessenden 
Helativsatz  o^sv  svnopiiGoixev  xal  w?  l(j(30ixsv  von  jenen  trennen, 
betrachte  ich,  abweichend  von  Spengel,  als  einender  angefügten 
UEtg  zu  Liebe  gemachten  Zusatz,  der  seinen  Anlass  gleich  III  1  S. 
1404  «19  löyoi  juittov  iayiioxxji  oiä  Tr,v  Xi^iv  yj  dioc  tyjv  dtävoiav  und 
in  der  sonst  (namentlich  in  der  Poetik)  nicbt  seltenen  Gegenüber- 
stellung von  oiävota  und  liEig  finden  konnte. 

An  jenen  Specialabschluss  der  xoivd  konnte  mit  dem  zweiten  Satz 
im  Eingang  des  zweiten  Buches  iKsi  ^s  ivsxx  xpiatoig  ecttiv  vj  pr,T:o- 
pixYj  xrl.  die  Lehre  von  den  AlTecten  und  Charakteren  sich  anschlies- 
sen,  die  ihren  befriedigenden  Ausgang  in  den  Worten  II  18  1391 
b  22  ojgTS  dioiptGixivov  av  dri  xtA.  ilndet.  Nur  vermisst  man  einen 
zusammenfassenden  Abschluss  beider  Bücher  ,  der  um  so  weniger 
fehlen  konnte,  als  mit  diesen  die  ganze  Rhetorik  beendigt  ist. 

II  24  S.  1400  b  34. 

Wie  Aristoteles  in  der  Topik  nach  Darlegung  der  Methodik  der 
Schlüsse  in  einem  besonderen  Buche  den  Trugschluss  und  seine 
Formen  behandelt,  so  fügt  er  auch  in  der  Rhetorik  an  die  rönoi  des 
Enthymems  die  Formen  des  Scheinentliymems:  II  24  in.  inei  di  ivdi- 
yzvat.  TÖv  \t.iv  thai  avXkoytaixöv ,  röv  di  jirj  sivat  |X£v  fcävta^cci  ds, 
ävä^xrt  xoü  £V^6]ULr>|ui.a  tö  fxsv  eivcci,  z6  oe  ixi;  sivoci  ^v^6fAr//xa  (fxxivea^ai 
di,  sKsiKsp  TÖ  vj^OfXYjixa  avllo-^taixög  xig.  Die  in  den  sophistischen 
Widerlegungen  1G5  b  23  für  den  Trugschluss  aufgestellte  Scheidung 
in  sprachliche  {napöt.  tyjv  Xi^tv)  und  nicht  sprachliche  (stw  T'ng 
liizuig)  scheint  Aristoteles  auch  den  rhetorischen  Paralogismen  zu 
Grunde  gelegt  zu  haben:  tötzol  o  dal  rüjv  yatvojuevwv  £v3-u/j.y5/;.arwv 
elg  ixiv  ö  nxpöc.  rviv  Xö'^tv,  xoci  toOto'j  iv  /^.Iv  [lipog  xrX.  Aber  nachdem 
er  die  zu  dieser  Gruppe  gehörigen  Paralogismen  aufgezählt,  schliesst 
er  daran  ohne  jener  gruniikgenden  Eintlieilung  weiter  zu  gedenken 
unmittelbar   die  nirlit   sprachlichen  Scheinenthymeme  an:    1401  b  9 

a/,).OS   TÖ   £/.   'jr,lJ.zlO'J. 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  133 

Für  letztere  werden  fünf  rörrot  aufgestellt,  denen  vier  in  den 
sophistischen  Widerlegungen  entsprechen:  1.  i/.  G-nij.zio'j ;   2.  O'.x  tc 
(juixßsß-nxog  1401  6  15  =  Soph.  Elench.  160  h  28;    3.  Kocpy.  rö 
£7r6|ui.£vov  1401  6  20  ^  Soph.  Elench.  167  6  1.  Unter  diesem  vönog 
findet  in  den  sophistischen  Widerlegungen  auch  der  mit  demselben 
eng  verbundene  ix  oriiishu  mit  ausdrücklicher  Beziehung  auf  rheto- 
rische Schlüsse  Erwähnung.  Zugleich  begegnet  uns  dort  in  diesem 
Zusammenhang  das  in  der  Rhetorik  zur  Erläuterung  des  rorzog  rtocpä 
TÖ  iTTÖjuievov  dienende  Beispiel  vom  Ehebrecher.  Von  den  beiden  anderen 
in  der  Rhetorik  hierbei  angeführten  Beispielen  ist  das  erste  klar;  das 
dritte  aber  dem  Gedanken  nach  unvollständig:  o(xoiov  di  xoci  ort  iv  roiq 
Upoig  oi  ;rTW)(ot  xai  aoauai  xocl  6pyo\Jvzc(.f.^  xat  or?  roXq  (^j'^doiv  i^zany 
oheiv  ono'j  äv  3-sXwajv;  denn  es  fehlt  der  aus  diesen  Prämissen  resul- 
tirende  Schlusssatz  ovaoüv  svocif.ij.ovov Gry.  Dieser  ist  aus  der  folgenden 
Begründung   des   Schlusses   zu   entnehmen:    on   •ydp   rolg   oo-kovoiv 
evddiixovtXv  vnüp'/^tt  Tavzcc ,  xat  olg  raöra  iindpyti^  oö^octev  äv  evdoci- 
fxovstv.  Es  fällt  aber  dieser  Paralogismus  zugleich  unter  den  rönog 
Tiocpä  TY)v  e'XXst^tv.  4.  napä  rö  dvcäriov  =  Soph.  Elench.  167  b  21. 
5.  Tzccpa.  Tvjv   iXkzi^tv  rov  nörs  xal  nCog  =  Soph.  Elench.  166  6  37 
und  167  «  22.  Es  geht  dieser  rÖKog-  zurück  auf  die  Nichtunterschei- 
dung des  cf.Tik'hg  und  xara.  ri,  und  wird  in  der  Rhetorik  auch  noch 
besonders  auf  die  für   rednerischen  Gebrauch  vorzüglich  wichtige 
Unterscheidung  des  anrXw?  euog  und  ti  sMÖg  angewendet:   1402  a  3 
£Ti  ügntp  SV  ToTg  ipiaruolg  napa.  tö  drrAwg  xat  /xi^  drrAw?,  dXkd  zi, 
')/i'^v£roii  fxivojxsvog  cvllo^i^ixög^  olov  iv  (xiv  TOlg  di<xksxT'.y.oTg  ort.  iari 
TÖ  iXY}  ov  ov,  EfJTj  "yäp  TÖ  juiT^  ov  fir)  öv,  xoii  ort  lKtnrt)z6v  tö  äyvoiCTov,  iazi 
yccp  imaTYjzov  z6  d'^voiazov  ozi  d-yvoiGzov^  ovzoi  xat  iv  zolg pYjzopuolg iazi 
(paci.v6iJ.svov  £v56/Av;,ua  napd  tö  /xvj  dnlüjg  eixog  dXkd  zi  zixog.  Denn  es 
ist  nicht  richtig,  wenn  hierin  ein  besonderer  zoKog  gesehen  wird;  es 
ist  vielmehr   nur  specielle  Anwendung   des   allgemeinen    nctpd  zr,v 
eXkei^tv  oder,  was  gleichbedeutend,  napd  tö  dnlätg  xat  ixrj  dnlQg 
auf  das  sixog,  was  sowohl  aus  dem  ganzen  Zusammenhang  und  der 
hetrelTenden  Stelle  der  sophistischen  Widerlegungen  sich  ergibt,  als 
auch  in  der  Rhetorik  1402  a  14  selbst  ausdrücklich  ausgesprochen 
ist:  (ügnep  xai  im  zöjv  ipiGzixGjv  z6  xuzd  zi  xat  npog  zi  xat  Kf,  cv  Kpog- 
Ti^ifxtva  KOisl  zy)v  c!ux.ofccvziav ,   xa;  ivzocv^a  Kccpd  zö  six.6g  eivxi  ,arj 
änlOig  dlld  zi  sixög.  Übrigens  heisst  iv  zoig  ipiGZ'.y.oig  weder  in  der 
Eristik  noch  bei  den  Eristikern,  wie  Brandis  meint,  sondern  in  den 


i  ;j  4  V  a  h  I  f  n 

eiislisclien  Schlüssen.  Denn  zu  diesem  Adjectiv  ist  so  gut  wie  zu 
di(xX£XTtx.oig  und  pmoptnolg  zu  ergänzen  (j-jXXoy.aixoTg ^  was  in  diesem 
von  den  Schlüssen  und  Scheinschlüssen  handelnden  Abschnitte  unbe- 
denklich geschehen  konnte,  ituch  wenn  das  Wort  selbst  an  dieser 
Stelle  nicht  vorkäme.  Nicht  anders  ist  auch  gleich  nachher  ini  twv 
£piaTiaü)v  zu  fassen. 

Ausser  diesen  fünf  Arten  des  nicht  sprachlichen  Paralogismus 
werden  in  den  sophistischen  Widerlegungen  noch  drei  erwähnt, 
nocpä  TT/'j  ToO  iliy/^o'j  ä-yvotav,  Kocpa.  rö  i\>  äpyji  Xa/J.j3ävctv ,  und  tö 
Tcc  nAs'.o)  ipoiZT/ixarct  £v  notelv  Soph.  Elench.  166  b  24,  die,  wie 
Brandis  meint,  auch  in  der  Rhetorik  hätten  eine  Stelle  finden  können. 
Ol»  man  aber  daraus  schliessen  darf,  dass  das  Buch  von  den  sophisti- 
schen Widerlegungen  später  als  die  Rhetorik  abgefasst  worden,  ist 
sehr  zweifelhaft.  Über  die  enge  Verbindung,  in  welcher  jenes  Buch 
mit  den  acht  Büchern  der  Topik  steht,  sowie  darüber,  dass  diese 
Verbindung  eine  von  Aristoteles  beabsichtigte  war,  ist  man  allgemein 
einverstanden.  Dabei  ist  es  freilich  denkbar  (und  dafür  sprechen  auch 
einige  Indicien),  dass  jenes  erst  später  als  neuntes  Buch  der  Topik 
angefügt  worden,  und  es  konnte  sonach,  trotzdem  die  Topik  unleug- 
bar vor  der  Rhetorik  abgefasst  war,  dieses  Buch  jünger  als  letztere 
sein.  Aber  um  von  anderem  zu  geschweigen,  hätte  wohl  Aristoteles, 
nachdem  er  die  Rhetorik,  von  der  die  früheren  oliyov  mnopixocit 
juLÖptov  (i354  a  13),  nach  seinen  Prineipien  neu  aufgebaut  hatte, 
dieser  Disciplin  die  Topik  und  Dialektik  rücksichtlich  des  geringeren 
Vorrathes  von  Vorarbeiten  und  der  grösseren  Schwierigkeit  des 
Ausbaues  der  Art  entgegengestellt,  wie  er  es  in  dem  nicht  sowohl  die 
sciphistischen  Widerlegungen  als  die  Topik  überhaupt  abschliessen- 
den Epilog  thut?  184  6  1  nepi  fxiv  twv  pr,rop'.y.(üv  xjn'npyt  noXkä 
xai  nakoLiä  rä  Xeyöjjlcv«,  KS.pi  de  toö  ovXAoyil^sa^ai  nocvTeXöjg  oüdev 
z'i/jjixv^  nporepov  ciXlo  liyeiv ,  dXX^  ?>  Tpiß-^  ^vjTOövTeg  noXi^v  y_p6vGv 

£7rOV&Ö/JL£V. 

Von  sprachlichen  Paralogismen  werden  in  den  sophistischen 
NN'idcrlegungen  sechs  Arten  aufgezählt  16o  b  25:  öixüiwixioc  ■,  dixfi- 
|5oX(a,  aOv^s?'.?,  otaips'ji.g^  npoguioia^  o'/r,iJ.cx.  li^eotg,  von  welchen  drei 
in  der  Rhetorik  wiederkehren,  die;  Homonynne  1401  a  13,  Synthesis 
und  Diäresis  mit  einander  verbimd<?n:  1401  «  24  tö  rnripr/ixivov  (juv- 
Ti^ivTO.  Xi^ejv  Yi  TÖ  a\jyx£iix£\/ov  oiatpoüvTa.  Für  die  Diäresis  wird  ein 
Beispiel  ans  dem  Orestes  des  Theodektes  angeführt  1401  a  35:  tö 


Zur  Kritik  Arisloteiisclier  Schriflei).  135 

£v  TÖ)  'OpeaTYj  TW  Qeooixrov  •  ix  o'.atpi'jeoig  yäp  sotiv.  'mxociov  iariv^ 
r,T'.q  av  xTSj'vyj  Tcöaiv^  dno^na/MV  twjtt^v,  xat  rü)  KCiTpi  ys  Tt/j.ojp£tv 
Töv  tjtov  •  oüxoOv  xai  raOra  ;r£7rpa/iTat  •  auvTt^c'vTa  -yäo  t7w?  oü/.iT'. 
^äajov.  Die  Schlussfolgerung  ist  diese:  Gerecht  ist,  dass  sterbe,  die 
ihren  Gatten  gemordet;  gerecht  ist,  dass  der  Sohn  den  V^ater  räche. 
Also  ist  auch  dieses  (nämlich  die  That  des  Orestes,  der  den  Vater 
zu  rächen  die  Mutter  erschlug)  gerecht.  Um  diesen  Gedanken  aus 
den  Worten  zu  gewinnen,  müsste  man  zu  ovmOv  xat  raOrcx  niTzpaxTOct 
aus  dem  Vorhergehenden  ein  ötxaiojg  ergänzen,  was  schwerlich  an- 
geht. In  dem  Pariser  Codex  (wie  in  den  übrigen  Bekker'schen)  steht 
xai  raöT«  xcci;  das  zweite  xai,  das  die  Herausgeber  getilgt  haben, 
enthält  eine  Spur  des  Richtigen.  Aristoteles  schrieb  ouxoüv  xcd  raüra 
^üat'  OL  ninpoiXTai. 

Als  neuer  ronog  kommt  in  der  Rhetorik  die  ozivoiaig  hinzu  1401 
b  Z  ro  deivdiaei  Y.ara.av.tDdH^eiv  f;  ccvaaxsudfstv.  Was  otivoiotg  sei, 
ergibt  sich  aus  dem  Folgenden:  toöto  d'  sariv  otocv  \xq  ositag  ort 
inoLYjosv  av^riari  to  npäyiia:  daher  Muret  das  Wort  richtig  durch 
exaggeratio  wiedergibt,  und  denselben  Sinn  hat  es  auch  139S  a  9 
£v  a-x^eThccoixäi  Y.ai  fhivöjasr,  dagegen  es  1419  b  25  iimiitten  der 
AtTecte  eXsog^  op7^i5  fJ<-'(JO??  f^övog  u.  s.  w.  nur  die  Entrüstung,  indig- 
natio,  also  das  was  Aristoteles  sonst  vip.£aig  nennt,  bezeichnen  kann. 
Vgl.  1417  a  12.  Die  Wirkung  der  deivoiaig  wird  an  obiger  Stelle 
näher  bezeichnet  in  den  Worten  noisl  yccp  (^oävsa^oa  y)  w^  o-J  mnoi- 
»3X£V,  OTav  Tvjv  aitiav  iy^uiv  aü^yj ,  y)  ojg  nsKoiinxtV ,  oruv  6  xarrj-yopüiv 
6pyiCr)7ai.  Statt  der  Vulgate  opyil^rjTai  gibt  die  Pariser  Handschrift 
opavjt,  das  schwerlich  aus  jenem  verderbt  ist.  Aber  opari,  aucii  abge- 
sehen von  dem  rein  poetischen  Gebrauch  des  Wortes,  scheint  so 
wenig  das  Ursprüngliche  zu  sein,  wie  das  von  Vettori  vermuthete 
opyiari.  Zu  beiden  wäre  äxpodräg  zu  ergänzen,  und  der  Gedanke 
der,  dass  der  Ankläger  dadurch,  dass  er  das  Verbrechen  in's  Grosse 
und  Schreckliche  ausmalt,  die  Zuhörer  aufregt  oder  in  Zorn  versetzt. 
Passender  wäre  jedenfalls  ein  dem  autyj  synonymer  Ausdruck  des 
Vergrösserns. 

Endlich  kommt  noch  die  Art  des  Trugschlusses  hinzu,  bei  welcher 
man  sich  der  Form  des  Schlusses  bedient,  ohne  geschlossen  zu  haben. 
Aristoteles  nennt  dieselbe  Kocpä  tö  ayriiKa  rrig  Xit£wj,  ein  Ausdruck, 
»len  er  in  den  sophistischen  Widerlegungen  in  anderer  lieziehung 
von  der  Verwechselung  der  genera  oder  der  Kategorien  gebraucht 


1  3  C  V  a  h  I  e  II 

166  Ä  10  ot  ^£  Kocpa  TÖ  <y'/fil^^  "^^^  li^soig  a'jjmßajvoufftv ,  orav  tö  ju,r/ 
Toc-JTO  üigavToig  tpi).r,vvJY,rai,  oI^jv  tö  appiv  ^yjXv  .  .  vj  ndhv  t6  noiov 
roaöv   xtX.    Dagegen   die   in   der   Rhetorik   mit   o-/r,ika.  rf,<;  li^sojg 
hezeieimcte  Sache  in  den  Soph.  Eiench.  174  6  10  unter  den  sophi- 
stischen   Beweismitteln    üherhaupt    ihre    Stelle   gefunden    hat:    rö 
IxdX'.OTa.   (jofiaTtxov    av/.o'fä-vTriixa  .   .  tö   juiv^oiv    aulXoytdQCfxivovg  .  . 
a-jij.Kepcci'rixüjg  tinzlv,  cbg  auXhXoy kj fxev ou g ,  ovx  äpoc  rö  xoci  tö.  Doch 
die  Worte  selbst,  mit  denen  in  der  Rhetorik  diese  Form  des  Para- 
liigismus  erklärt  wird,  erheischen  eine  nähere  Retrachtung.   1401 
a  1  Tonoi  d'  ehi  rwv  yatvojuifvwv   iv^ujmrjjmaTOjy  elg  fxiv  6  Tcapa.  tyjv 
Ai^iv,  -/.cci  TOVTOu  £v  ixiv  ixipog,  (ognep  iv  roTg  otahxnxolg^  rö  }xyj  oullo- 
y'.ad[j.£vov  aviJ.Kspocop.<xru(iig  rö  TshvTalov  einelv,  oüx  äpoc.  tö  xat  tö, 
dvüyxrj  dpa.  tö  xat  rö.  xai  tö  zoXg  iv^viXYijxccai  rö  (Tuv£(JTpa/x/ui.£voJs  xat 
ävTU££/X£vwg  eiKsTv  (puivsTXt  iv3vixrtixoc  •  r)  -^dp  TOiaOrrj   li^ig  X&üpa 
e^JTtv  iv^-jixriixxTog.   xoci  iov/.z  tö  to'.oötov  ehui  napd  rö  oxriixa  rvi? 
Xi'Cew?.  Die  VV  orte  tö  Tolg  £v^u/ji.yj/xao-{  gehen  sprachlichen  und  sach- 
lichen Ansloss,  den  weder  Knebefs  Übersetzung  'in  der  den  Gemein- 
schlüssen eigenen  Form'  noch  Vater's   in   mehr  als  einem  Puncte 
irrende  Erklärung  beseitigt.    Muret  übergeht  die  Worte  in  seiner 
Übersetzung:  nam  et  contortum  et  tamquam  ex  conlrariis  conclusum 
dicendi  genus  cet.  Dem  sprachlichen  Bedürtniss  geschieht  Genüge 
mit  der  Änderung  des  ersten  tö  in  £v:   xai  iv  rolg  iv^vixr.ixaai  tö 
a\)V£OTpa.[i.ixivoig  xrh  i)  Aber  gründlich  ist  damit  nicht  geholfen.  Denn 
wozu,  da  nur  vom  Enthymem  die  Rede  ist,  jener  Zusatz,  zumal  an 
zweiter   Stelle.    Denn  das   /Jii^  ayXAoy «aä/jL£vcv  auixTzspaaixaTixöjg  tö 
TcA£UTafov  sineTv  gilt  ja  nach  dem  gewöhnlichen  Verständniss  wenig- 
stens auch  vom  Enthymem.  Letzteres  ist  freilich  aulTällig.  Denn  das 
Enthymem  ist  darin  vom  dialektischen  Schluss  verschieden,  dass  es 
sich  nicht  wie  diefcer  der  streng  syllogistischen  Form  bedient.  Daher 
der  auf  diese  Form  gegründete  Trugschluss  auf  das  Enthymem  nur 
vergleichsweise  Anwendung  finden  kann;  und  mehr  als  vergleichs- 
weise hat  auch  Aristoteles  jener  Form  nicht  gedacht.  Denn  Missver- 
ständniss  hat,  was  ursprünglich  nur  ein  Salz» war,  in  zwei  zerlegt: 
to6tou  £v  {xiv  [xipog^  utgTzsp  iv  rolg  dia^xTUOig  tö  juitj  avXXoyiadixsvov 
a'JixKEpa.o\xaTU(lig   tö   TiKiDxoüov  dntlv,    xat  iv  toi?   iv^'Jixr,ixaoi   tö 


1)   Vor  Vfttori   las    iiiiin   stall  xal   ro   rot?    in  den  Ansg^aben    £v    fip   rotj  ,    woher, 
wie  es  sclieinl,  Aliirct  das  in  seiner  Überselzunp  ausgredrückU-  '/äp  entlehnte. 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  13T 

TJViaT^OL\xi).bj'j)C  y.'u.i  ävT'.x.i!/j.£vw$  zlmlv  ciacvira!  bj^'j\i:f,]i.'x.  Wie  bei 
dem  dialektischen  Schluss  die  syllogisti.sche  so  dient  bei  dem  Enthy- 
mem  die  gedrungene  und  gegensätzliche  Form  dazu  den  Schein 
des  Enthymems  zu  erwecken.  Denn  dies  ist,  wie  Aristoteles  hinzu- 
fügt (vgl.  1419  a  19  und  1410  «  22),  die  dem  Enthymem  eigen- 
thümlicbe  Form,  r,  x^oa  ryjs  Äs^cwg, Worte,  die  bei  der  hergebrachten 
Auffassung  wohl  hätten  Bedenken  erregen  können.  Den  Sinn  der 
Stelle  hatte  demnach  Vettori  im  Aligemeinen  richtig  gefasst,  wenn 
er  erklärte:  ut  in  dialecticis  disputationibus  quidam  malitiose  agunt 
verbisque  utuntur  quibus  in  clausulis  uti  mos  est,  quamvis  nihil  ratione 
concluserint,  sie  etiam  in  oratorum  dictionibus  fieri  potest:  uti  enim 
oratione  contorta  et  opposita  inter  se  enthymema  videtur;  nur  liess 
sich  derselbe  aus  der  Überlieferung,  an  welcher  Vettori  festhält, 
nicht  gewinnen.  Nach  der  ganzen  Schärfe  des  Gegensatzes  hätte»» 
den  dialektischen  Syllogismen  die  rhetorischen  gegenübergestellt 
werden  müssen,  wie  dies  z.  B.  1402  a  4  nach  unserer  Auffassung 
der  Fall  ist.  (Vgl.  Erste  Analytik  68  6  10  oü  /xövov  ot  dtaXexrjxot  /.et). 
ä/roo'cty.ruot  (j-jl'koy.Gixoi  —  äXXä  xat  oi  frtropuoi  u.  s.)  Wer  aber 
will  es  dem  Aristoteles  verargen,  dass  er  statt  der  Appellativbezeich- 
nung des  rhetorischen  Schlusses  den  von  ihm  dafür  ausgeprägten 
Eigennamen  des  Enthymems  gewählt?  Denn  das  Enthymem  ist,  wie 
1356  6  5  u.  s.  bemerkt  wird,  der  rhetorische  Syllogismus.  Auch  wird 
wohl  Niemand  das  dem  cognsp  entsprechende  outw  vermissen.  Da- 
gegen bleibt  ein  Bedenken  noch  zu  beseitigen,  wodurch  leicht  das 
eben  gewonnene  Resultat  wieder  zerrinnen  könnte.  Die  Schluss- 
worte fcubsTCii  ivdOi^-rtixa  sind  mit  strenger  Construction  des  Satzes 
unvereinbar.  Um  dieser  gerecht  zu  werden,  bieten  sich  zwei  Wege 
dar,  entweder  nach  iv^u[xr,\i.0L(Ji  zu  interpungiren  und  das  Folgende 
mit  TÖ  "^äp  <Tuv£arpajui,/j(.£va)?  anzuknüpfen,  oder  ^acvira;  h3i)[xr,ii.a  als 
erklärenden  Zusatz  zu  tilgen.  Allein  auf  keinem  von  beiden,  obwohl 
keiner  an  sich  etwas  Unglaubliches  zumuthet,  würde  die  Zuverlässig- 
keit des  Ganzen  gewinnen.  Lässt  sich  dagegen  die  anakoluthe  Rede- 
weise als  nicht  unaristotelisch  in  Schutz  nehmen,  so  würde  man  in 
ihr  gerade  den  Anlass  des  Missverständnisses  und  der  Zertheilung 
des  Satzes  erkennen  dürfen.  Einen  zutreffenden  Beleg  bieten  aber  in 
der  That  in  der  Rhetorik  selbst  die  Worte  1357  b  25  -uodoir/ixoc. 
oi  oTi  jxiv  iiTiv  ira^cü-yvj  .  .  ,  dpr,zat.  ioTi  di  O'jtj  cj^  l^ipog  npog  oÄov 
oO^'  ujg  oXov  n^i^  l^if^o^  ou^'  (hg  ö'Xov  npog  ö'Xov ,  äXV  'Jig  ixipog  npig 


138  Vahlen 

•yvwot/jLwrepov  oi  ^arejiov  v?  ^arspou,  ncipöcOiiy[J.ck  iartv.  ©rov  xtX.  Das 
Ariiikuliithe  der  letzten  Worte  ist  nicht  verborgen  geblieben.  Hier 
sollte  Trennung  der  Worte  helfen,  so  dass  mit  orav  ein  neuer  Satz 
begönne,  der  wenigstens  hätte  durch  ein  yap  mit  dem  Übrigen  ver- 
knüpft werden  müssen.  Andere  tilgten  die  Worte  K(xpuoiiyiJ.d  iariv 
oder  wollten  sie  von  dem  vorhergehenden  abgelöst  und  mit  dem  fol- 
genden verbunden  wissen.  Man  sieht,  der  Wege  sind  viele,  wenn  man 
sich  einmal  entschliesst,  dasAnakoluth  nicht  zu  dulden.  Aber  ist  diese 
Unduldsamkeit  gegründet?  Man  sehe  noch  Beispiele  wie  1357  b  24 
focvspütg  xoci  nzpi  to6twv,  xai  dia.  tcv' aiVtav  rd  [kiv  dcJvlAöyKJTd  iou 
Toe.  di  (j'jlXsXoyifJixivoc^  iv  rolg  dvccXuTuolg  diüipiOTOit  ns.fi  aürciv,  und 
Ähnliches  bei  Waitz  Comm,  zum  Organon  1313. 

Noch  eine  kleine  Bemerkung  erübrigt,  ehe  wir  die  obige  Stelle 
verlassen  können.  Statt  der  Vulgate  tö  auveaTpajmju.svw?  -/.cti  ayrvi<.si- 
ixivoig  eimiv  schreibt  der  Pariser  Codex  (7-jv£(JTpa/Jijui.ivov,  was  nicht 
minder  richtig  als  das  Adverbium  und  selbst  neben  der  andern  adver- 
bialen Form  nicht  zu  verschmähen  war;  man  vgl.  Politik  1332  a  26 
ToO  y.'.^xpitsiv  kct-ikTzrAv  y.al  y.cilöig.  Verschiedenartiges  auszugleichen 
sind  die  Abschreiber  auch  sonst  geschäftig.  So  Rhetorik  1356  «31 
£7n  ydp  ixöpiöv  ti  Tf^g  ötaXeXTtxvi?  xai  d/Jiota  A",  die  übrigen  d//.oto)/^a. 

II  25  S.  1402  a  30. 

Zum  Schluss  des  zweiten  Buches  wendetsich  Aristoteles,  nachdem 
Enthymem  und  Scheinenthymem  erörtert  sind,  zu  den  W^iderlegungen 
der  Enthymeme,  die  entweder  durch  den  Gegenschluss  oder  durch 
Instanzen  erfolgen.  Da  für  jenes  dieselben  TÖnoi  wie  für  den  Schluss 
gelten,  so  bleiben  nur  die  letzteren  näher  zu  besprechen.  Instanzen 
bringt  man  in  der  Art,  wie  in  der  Topik,  indem  man  sie  entweder 
aus  der  Sache  selbst,  oder  einem  Ähnlichen,  oder  einem  Entgegen- 
gesetzten, oder  von  einer  Autorität  entlehnt.  1402  a  34  cü  d'  ii/rjzd- 
oiig  fipovTCC'.  y.uBdKtp  y.xi  iv  rolg  TOTZiyolc,  TSTpa'/^ö)g 'rj  ydp  iE  ia.-JTrtO 
y,  i'A  rvj  ö/j.ot(/'j  y;  iv.  toO  ivavTiou  r^  ix.  twv  xcxpt/Jiivojv.  Wer  die  ^^'orte 
in  der  Topik  161  a  13  oci  ij.iv  ovv  ivrrä^S!?,  xcK^dnep  dnccixtv^ 
Terpayöjg  yivovTOCi  flüchtig  vergleicht,  niüclite  glauben,  dass  darauf 
sich  das  Citat  in  der  Rhetorik  beziehe.  Aber  ein  Blick  auf  den  dorti- 
gen Zusanmienhang  zeigt,  dass  weder  die  angeführten  vier  Arten 
der  W'iderlegung  mit  den  hiesigen  übereinstimmen,  noch  von  ivord- 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  139 

aeig  überhaupt  in  demselben  Sinne  geredet  wird.  Denn  evaraa/g 
bezeichnet  dort  die  Aufhebung  oder  Hinderung  des  Schlusses  über- 
haupt, nicht  eine  besondere  Art  der  Widerlegung.  Diese  Lösungen 
beruhen  nämlich  entweder  auf  der  Aufdeckung  des  fälschlich 
Geschlossenen  (ÄvrAovra  Trap'  ö  ylvezca.  ri  -^sCioog),  oder  sie  sind 
gegen  die  Annahme  oder  den  der  sie  macht  gerichtet  (jipdg  riv 
epwTwvra  —  npög  rä  ipoiTYiiiivoc;  über  ipoiräv  vgl.  Waitz  Comm.  zum 
Organon  I  439)  oder  endlich  sind  es  Einwürfe,  zu  deren  Widerlegung 
die  Zeit  nicht  reicht.  Von  diesen  vier  svardastg,  wie  sie  genannt 
werden,  lässt  Aristoteles  nur  die  erste  als  wirkliche  Ivaig  gelten,  die 
übrigen  sind  blosse  Hinderungen  des  Schlusses:  Xv^tj?  d' eart  -öJv 
tiprt\xivoiv  -t]  npdiTY}  iJ.6vov  ^  ai  §i.  lomccl  xfjihjcjsig  rivig  y.cii  £fJ.n:oo'.<Tf/.ot 
Tü)v  ffu/xrrspaa/jLäTcüv.  Eine  andere  Stelle  aber,  an  welcher  die  in  der 
Rhetorik  genannten  vier  Arten  der  Instanzen  zusammengefasst  wären, 
findet  sich  in  der  Topik  niclit;  daher  Brandts  und  Spcngel  darin 
einverstanden  sind,  dass  jenes  Citat  auf  eine  in  unserer  jetzigen 
Topik  nicht  mehr  vorhandene  Stelle  hinweise,  und  zwar  glaubt 
Brandis,  dass  Aristoteles  gerade  an  dem  angeführten  Orte  sich  in 
weitere  Erörterungen  über  die  Arten  der  Instanzen  eingelassen  haben 
möchte,  die  uns  abhanden  gekommen.  Eine  Unterstützung  dieser 
Annahme  findet  er  darin,  dass  das  achte  Buch  der  Topik  überhaupt 
weniger  sorgfältig  als  andere  ausgearbeitet  sei,  was  auch  alte  Com- 
mentatoren  gefühlt  zu  haben  schienen,  welche  dieses  Buch  unter 
besonderem  Titel  anführten.  Allein  das  letztere  konnte  mannigfache 
Gründe  haben  und  ist  auch  bei  anderen  Büchern  geschehen.  Dazu 
ist  der  Abstand  dieses  Buches  von  den  übrigen  doch  wohl  nicht  der 
Art,  dass  sich  darauf  Vermuthungen  über  grössere  oder  geringere 
Vollständigkeit  desselben  bauen  Hessen.  An  der  fraglichen  Stelle 
selbst  aber  ist  kein  Anlass  eine  Lücke  anzunehmen,  in  welcher  noch 
specieller  von  den  Formen  der  ivGzüazi.g  gehandelt  worden,  zumal 
dieser  Ausdruck  selbst  in  einem  weiteren  Sinne  bereits  vorweg- 
genommen. 

Glaublicher  wäre  immerhin  die  (jüngst  auch  von  Zeller  adoj)- 
tirte)  Annahme,  es  sei  jenes  Citat  auf  Grund  der  äusserlichen  Ähn- 
lichkeit mit  der  angeführten  Stelle  der  Topik  von  fremder  Hand  ein- 
gefügt worden.'  Allein  auch  sie  hat  ihre  Bedenken,  da  Aristoteles 
nicht  hier  allein,  sondern  auch  1403  a  31  für  die  Xiioig  und  vjazixai.g 
sich  auf  die  Topik  beruft:  -ö  d'svaTcc(7ig  o-Jx  s^rtv  £v^'jjuiv;,aa ,  dlAä 


140 


V  a  h  I  e  n 


xa^dcnep  iv  rolg  tokimIi;  ro  einslv  dö^av  rivä  i^  rig  iarat  d-nlov^  ort  ov 
avÄlilöyiarcti  r,  ort  '■pevoög  n.   stXrj^ev.    Vgl.  noch   1419  n  24  oavs- 
pov  o'yj^rv  £(7Toj  ix  Twv  ronvAöJv  /.od  toöto  xai  a.i  IvaEig.  EiidlichVettori's 
(nicht  SchiJider's)  Meitmng  unter  Tomxä  sei  an  jener  wie  an  anderen 
Stellen,  nicht  sowohl  die  in  8  (oder  9)  Büchern   uns  vorliegende 
Schrift  dieses  Titels  sondern  eine  mit  den  tökoi  sich  beschäftigende 
Disciplin    zu  verstehen,   hat   Brandis    mit   Grund  abgewiesen.    Man 
müsste  in  diesem  Falle  die  Bezeichnung  ■znnv/.ä  so  weit  dehnen,  dass 
sie  die  gesammte  Dialektik,  implicite  auch  die  Analytik  mit  umfasste. 
Denn  in   der  ersten  Analytik   finden   sich  allerdings   mit  geringem 
Unterschied  die  vier  in  der  Rhetorik  aufgestellten  Arten  der  ivoTÖ.- 
aeig  wieder;  vgl.  69  6  1  und  38  f.   Wir  werden  also  dabei  beharren 
müssen,  iv  roig  TonixoTg  bezeichne  nichts  anderes  als  die  uns  erhal- 
tenen Bücher  nspi  twv  tökojv.  Die  vorhandene  Divergenz  aber  wird 
sich  in  anderer  Weise  als  die  bisher  vorgeschlagenen  heben  lassen. 
Die   Art,  wie   man    Einwürfe   (ivaraaetg)    gegen   Behauptungen   zu 
bringen  habe,  hatte  Aristoteles  sowohl  im  achten  Buche  der  Topik 
(vgl.  insbesondere  Cap.  2  S.  157  a  34  und  b  1  ff.)  als  auch  sonst 
vielfach  bei  den  einzelnen  dort  behandelten  Gegenständen,  wie  das 
npög  Ti,  yivog ,  loiov  u.  s.  w.  beispielsweise  gezeigt,  so  dass  er  mit 
gutem  Giunde   in  der  Rhetorik  sich    für  die  Weise    der  Einwürfe 
überhaupt  auf  jene  beziehen  durfte.  Nichts  anderes  aber  liegt  in  der 
fraglichen  Stelle  cci  ö''  ivarütjeig  fipovroci  xa^dnsp  xat  iv  toi?  ToncxoTg, 
r£Tpci-/^äi^--n  yxp  i^  xrX.  d.  h.  Instanzen  bringt  man  (hier)  in  der 
Art  wie  auch  in  der  Topik  ;  und  zwar  vierfach.  Es  nöthigt  nichts  die 
Worte  xcc^ÜKsp  kccI.  iv  Toig  Tonuoig  auf  mehr  als  die  allgemeinen 
'fipo-vroi.t  ivoTdCiig  zu  beziehen,  und  dann  ist  doch  der  hiesige  Aus- 
druck   nicht   minder   ricl)tig   als   die   aus    1403  a  31    angeführten 
Tj  o' e-i/araaig  ovx  £i7r£v  bj3iiixriiJ.cx.^  ccXXa  y.cx.BäKtp  iv  xolg  ronr/.olg  rö 
s'-Tiel-^  oötav  Ttvä  xt/. 

Unter  den  in  der  Rhetorik  aufgefiihrten  und  exeniplifieirten 
Instanzen  ist  in  dem  für  die  letzte  Art  angeführten  Beispiel  ein 
kleiner  Anstoss  zu  heben.  1402  b  8  ai  de  xpiasig  a.i  dnd  rcöv  yvw- 
pi-ixoiv  ctvopwv,  olov  et  Tig  iv^v]u.ry/ji.a  eotev  ort  Tolg  ixs^Oo'JOi  ^sl  a-jy- 
Yvcö/jL/yV  l'/ßw  ^  ocyvooOvTsg  yocp  OLixcipTdvovaiv  ^  ivaraaig  ort  oijxovv 
6  lliTTOcxig  aiv£-6g'ov  yäp  av  fxsil^ovg  ^»j/jitag  h'j\).o3iTr,aev  iäv  Tig 
ps^ituiv  ä\).apzävri.  In  den  Lexicis  wird  angemerkt  ai'vtTÖg  sei  ein 
poetisches  Wort;  ob  dasselbe  bei  Aristoteles,  \W'\'  i-a'.vsrö?  liäniig 


Zur  Kritik  Aristutelischer  Schriften.  141 

und  in  fast  technischer  Ausprägung  gebraucht,  sonst  noch  einmal 
vorkomme,  ist  mir  nicht  bekannt.  Doch  hier  kommt  noch  ein  anderes 
Moment  hinzu,  weiches  den  Zweifel  an  der  Integrität  des  Wortes 
an  dieser  Steile  verschärft.  An  den  Einwurf  'also  ist  Pittakos  nicht 
zu  loben'  müsste  sich  streng  genommen  der  kategorische  Satz  'denn 
er  hat  auf  das  im  Rausch  begangene  Vergehen  härtere  Strafen 
gesetzt'  anschliessen.  Hingegen  erheischt  die  hier  gewählte  hypo- 
thetische Satzform  'denn  er  hätte  auf  das  .  .  Vergehen  nicht  härtere 
Strafen  gesetzt'  einen  anderen  Vordersatz,  etwa  'also  ist  Fittakos 
kein  verständiger  Mann,  denn  sonst  hätte  er  nicht'  u.  s.  w.  Obwohl 
jeder  der  beiden  angeführten  Gründe  für  sich  nicht  genügt,  eine 
Verderbniss  zu  erweisen,  so  rechtfertigen  doch  beide  zusammen  die 
Annahme  aivsrög  sei  corrumpirt  und  legen  zugleich  die  Vermu- 
thung  nahe,  Aristoteles  habe  ovy.ouv  6  UiTTCcxog  a-JvsTÖg  geschrieben, 
das  in  das  Überlieferte  leicht  verderbt  werden  konnte.  Das  hier 
angezogene  Gesetz  des  Pittakos  erwähnt  Aristoteles  in  der  Politik 
1274  b  19  vofxog  oi  loiog  aüroö  (UiTrunoO^  tö  Toug  ixi^uov- 
rag,  äv  n  nTaitxiai ,  rclsioi  l^rijj.i.ci'ij  ccKorbsiv  züjv  vvjyövrwv  (wie  vor 
C.  Fr,  Hermann  Camerarius  und  Muret  die  Vulgate  av  vvnrri'yoici 
gebessert  haben). 

Weiterhin  verfolgt  Aristoteles  in  demselben  Capitel  1402  6  13 
die  verschiedenen  Weisen  der  Entgegnung  (Xuatg)  an  den  vier 
Formen  des  Enthymems.  Enthymeme  werden  nämlich  gebildet  1.  aus 
dem  Wahrscheinlichen  ex  tcöv  suöraiv;  2.  aus  dem  Beispie!  dicc 
7:ixpcx.osiyixaTog;  3.  aus  dem  Tc-Kix-npiov:  rd  os  §i'  dvoc'^/xoüo-j  xal 
ovTog  oid  T£xiJ.r]piov.  Das  (schwer  zu  übersetzende)  Tekmerion  beruht 
nicht  auf  dem  Nothwendigen  und  Seienden,  sondern  auf  dem  Noth- 
wendigen  und  immer  Seienden.  Aristoteles  schrieb  daher  oi' ävayxat'o'j 
xoci  (  dsl  )  ovTog.  So  verbindet  er  wenige  Zeilen  nachher  (28)  dd  y.ai 
dvcL'^-Kcäov,  und  ähnlich  Physik  196  6  13  ^avspov  ori  oudsripo'j  roift-wv 
aiTia  Yj  tO'/y)  Xe-yeraj  o-jok  ro  dnö  7Üyr)g ,  ours  toO  i^  äväyxvjs  xat  dii 
OUTE  TOü  6ig  inl  tö  ttoAO,  und  Metapliys.  1026  b  27  insi  ovv  iariv  iv 
xolg  oltai  rä  |u.iv  dd  (bgaOzoig  iy^OMTx  xat  i^  dvdy/<.r,g  .  .  rd  rTi^  d\>dy- 
xv/g  ^£v  oüx  SGTiv  oud' dsi,  (hg  dUni  tö  noXu^   und  «-bond.   1064  b  32 

I    näv  dt}  (j)ap.iv  slvai  zo  ixiv  dd  xat  i^  ava^xr^g;  106o  a  2  tV. 

4.  Aus  Merkmalen  did  ar^/xstojv.  Die  auf  das  sf'xög  und  die  ffrjjueia 
zurückgehenden  Enthymeme  lassen  inuner  eine  Aullösung  zu.  Nicht 

fj    minder  die  aus  Beispielen  gebildeten,  aufweiche  sich  derselbe  Eiu- 


142  Vahlen 

wurf  wie  auf  das  Bu6g  anwenden  lässt:  'wenn  es  auch  meistens  so 
ist,  so  doch  nicht  immer  und  nothwendig.'  1403  a  5  noog  oi  r-x 
TzxpaOif^txoiT'jiori  rj  ocvty}  "kitaiq  y.cti  rä  sixora  •  iäv  t£  ydp  s.'/oi[t.h  t{, 
o-jy^  Ofj'ro)  XiXvTa«,  ort  ovx  OLvcc'f/.cüov  ^  d  xai  ra  nlsio)  ^  nleovä-Mg 
äXXuig  •  idv  tj  xat  ra  /tAecw  xat  rd  TrXEOväxtj,  ourw  jULaj^sriov,  t^  ort  rö 
;rapöv  oiJ;^  o/jloiov  rj  oü)^  oiioioig  yj  dnxfooüv  yi  rtva  £)(ci.  Da  in  einigen 
Handschriften  nicht  KT.poLOtt'^ii.oLTÖioy]  sondern  Kccpxdsiyixxza.  steht, 
verniuthete  Veltori,  dem  Spengel  beistimmt,  es  sei  beides  zu  ver- 
binden npog  dt  rä  n(xpocoziyiJ.ixroc  XÄt  Trapaosty/xarcüorj ,  ähnlich  wie 
vorher  rä  «ry^/xsix  y.al  ra.  oiöc  arjimstou  iv^-jfxriixccTo.  und  nachher  toc, 
Tsx/xf/pta  xat  rtxjm.vjptcuo'r/  ivB'Jikr,i).aTa..  Allein  da  bei  vorangehendem 
T:ccpudziyiJ.cizcc  die  zu  JtocpxdsiyiiocTÖidri  nothwendige  Ergänzung  von 
kv^'jlxr,[i.ot.Tct.  um  ein  Weniges  schwieriger  wird,  so  möchte  es  doch 
gerathener  sein  bei  dem  von  dem  Pariser  Codex  überlieferten  riccpX' 
OstyiJiarwoyj  allein  zu  verharren.  Im  Übrigen  ist  das  richtige  Ver- 
ständniss  jener  Stelle  durch  die  Interpunction  bei  Bekker  (und  zum 
Theil  auch  bei  Spengel)  erschwert  und  Ein  Satz  von  Übersetzern 
und  Erkliircrn  durchweg  irrig  aufgefasst  worden, 

Aristoteles  gibt  zwei  Wege  an,  einen  durch  Beispiele  geführten 
Beweis  zu  bekräften.  Entweder  gibt  man  zwar  zu,  dass  die  Sache, 
um  die  es  sich  handelt,  in  den  meisten  Fällen  den  Ausgang  zu  haben 
pflege,  den  der  Gegner  durch  eine  Reihe  von  Beispielen  wahr- 
scheinlich gemacht  hat,  zeigt  aber  an  einem  anders  beschalTenen 
Beispiel,  dass  es  doch  nicht  immer  und  nothwendig  der  Fall  sei. 
Lässt  sich  dagegen  kein  solches  Beispiel  entgegenhalten,  sondern 
ist  das  an  den  Beispielen  als  das  gewöhnliche  Nachgewiesene  richtig 
und  ausnahmslos,  so  bleibt  nur  die  Entgegnung  übrig,  dass  die  Bei- 
spiele auf  den  vorliegenden  Fall  keine  Anwendung  linden.  Dieser  aus 
dem  ganzen  Zusanunenhang  klar  herausspringende  Gedanke  verlangt 
folgende  Distinction  der  ^^'orte:  idv  re  yap  t/jjiit.tv  ( £ v  )  rt  ojy^ 
oGrw,  XsX'jrai,  ort  oüx  ävayxatov,  £t  xat  rä  nXzltji  r,  n'Asovdxt?  äXkoig. 
£dv  rc  y.<xi  rä  nktl'ji  xat  rä  ;rXcOväxts  oürw,  fxaysTiov  yj  ort  xrX.  Das 
eingeschaltete  iv  ist  zwar  nicht  unbedingt  nothwendig;  allein  un- 
schwer wird  man  zugeben,  dass  es  dem  hiesigen  Zusammenhange 
zumal  in  dem  Gegensatz  zu  nhi(^i  und  nXeo-jdxig  vorzüglich  angepasst 
ist  und  auch  sonst  dem  Aristotelischen  Sprachgebrauch  entspricht, 
und  wie  leicht  es  hinter  i/^^jijxsv  ausfallen  konnte,  liegt  auf  der  Hand. 
Zu  verbinden  aber  sind  £v  rt  oü^  ''-'^''Ji-,  worin  oOroi  auf  das  durch 


Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften.  143 

die  Beispiele  Erwiesene  zu  beziehen:  'wenn  uns  nur  Eins  zu  Gebote 
steht,  das  nicht  so  ist,  wie  die  Beispiele  zeigen  wollen,  dann  ist  der 
t  Beweis  damit  entkräftet,  dass  die  Sache  nicht  noth wendig.'  In  den 
folgenden  Worten ,  die  ehemals  in  den  Ausgaben  xat  et  tu  nleio)  r, 
rrXsoväxt?  älloyg  lauteten,  hat  Vettori  die  handschriftliche  Lesart 
^  xat  r<x  nl.  restituirt ,  was  man  gemeinhin  mit  v/oiij.vj  ev  t«  ou/^ 
oÜToi  verbindet :  'wenn  Eins  nicht  so  ist ,  oder  auch  die  Mehrzahl 
der  Fälle  anders  ist.'  Aber  dies  ist  nicht  die  Meinung  des  Ari- 
stoteles; um  das  oijx  dvwyxcxiov  zu  erweisen,  bedarf  es  nur  eines 
abweichenden  Exempels,  m;ig  auch  die  Mehrzahl  sich  anders  ver- 
halten als  dieses  eine,  und  dem  Gegner  günstig  sein.  Daher  st  xat 
T«  <)  nleioi  .  .  aAXoü?  zu  schreiben,  was  auch  in  einer  Handschrift  an- 
gedeutet ist.  Das  Missverständniss  hat  äAXwg  verursacht,  das  man  auf 
die  von  dem  Gegner  vorgebrachten  Beispiele  bezogen  hat,  während 
es  vielmehr  auf  £v  rt  zurückweist.  In  dem  zweiten  Gliede  idv  ts  xat 
Tä  nlsioi  xat  rd  rrXsovccxt?  xrA.  ist  ovTOi  so  nothwendig  mit  jtXsiw  und 
nlsoväx.i.g  zu  verbinden,  wievorhin  ovx  oÜTOi  mit  ev  n,  und  1403  a  i  ei 
yäp  rd  TrAstovdxtg  oö-w.  Zu  ixoc'/^ztIov  dagegen,  das  auf  das  Engste  mit 
ort  zu  verbinden  ist,  bedurfte  es  eines  oörw  nicht.  Vgl.  Topik  177 
a  30  6'Xwg  ze  iJ-uyiTicv  ^  dv  xat  OiKköiq  a-jXXoyiCrjrai^  r^Ti  ojy^  o  ifTi'ivj 
dnifr^is  npäyixoc. 

III  7  S.  1408  b  7. 

Da  die  beabsichtigte  Erörterung  über  den  Zusammenhang  des 
dritten  Buches  mit  den  beiden  vorhergehenden  für  eine  besondere 
Abhandlung  zurückgelegt  ist,  so  mögen  hier  noch  einige  keine  ein- 
gehendere Erörterung  verlangende  kritische  Bemerkungen  eine  Stelle 
finden. 

In  dem  Abschnitt  über  die  Angemessenheit  (to  npinov)  des 
Styles  wird  in  Bezug  auf  den  Vortrag  die  Vorschrift  gegeben,  nicht 
alles  Entsprechende  zugleich  in  Anwendung  zu  bringen,  d.  h.  wenn 
z.  B.  der  Ausdruck  hart  ist,  die  Härte  nicht  auch  durch  Stinune  und 
Geberde  auszudrücken:  ert  ToTg  dvdkoyov  juirj  näaiv  cx.it.ce.  y^priioca^ar 
ouTW  7dp  tikiTCTSTOit  6  dxpoocTYig'liyoi   os.  olov  idv  rd  dvöju(.aTa  axlr/od 


*)  Wenn  Spengel's  Angabe  (mit  der  Bekker  nicht  übereinstimmt)  richtig  ist.  dns»  in 
dem  Cod.  A  ^  xscröe  :rXctw  steht,  so  ist  doch  daraus  leichter  ci  xai  rä  als  ii  xxi 
7.U  restituiren. 


144  Vahlen 

yj,  ixYi  y.ccl  Tft  fo)vfi  xat  ro)  n-po^cu/rco  xoü  rot?  dpixoTTovatv  d  de  juir;, 
favspiv  yivsrcti  exa«7T0v  6'  Igtiv.  io^v  de  t6  asv  rö  di  juiyj,  Jlav5ävft 
Trotwv  -d  aOTÖ.  edv  o-Üv  rä  /j.aXaxa  axX7;ocü?  xac  rä  cjxlr.oä  aalocxQg  ' 
'i^iyr^TCKi.  dni^aviv  yt^vstat.  Was  neben  Stimme  und  Gesichtsausdruek 
noch  unter  do^uörrovr«  zu  verstehen  sei,  ist  nicht  leicht  zu  sao-en; 
andererseits  muss,  soll  der  Gedanke  nicht  unvollständij?  sein,  zu 
diesem  wie  zu  den  beiden  anderen  Dativen  yojvv^  und  npogöinui  aus 
dem  Vorhergehenden  ay.XripoTg  ergänzt  werden.  Allein  erwägt  man. 
dass  ra  dpixoTTOvToc  nicht  verschieden  von  tu  ävä/ioyov  (vgl,  1387 
a  28  sTTtv  dvccloyioc  xai  t6  dp/xorrov  und  1405  «10  deX  §i  xoci  rä 
ini^BTX  aoü  zeig  ixsTocoopdg  dpiiOTToOdag  HystM-TOUTO  S' girai  ix  toü 
äväloycy),  und  dass  Aristoteles' Vorschrift  daraufging,  nicht  alles  zu 
einander  Passende  zugleich  anzuwenden,  so  wird  man  kaum  zweifeln, 
dass  y.ai  an  dritter  Stelle  einem  leichten  Abschreiberversehen  seinen 
Ursprung  verdankt,  Aristoteles  dagegen  jayj  xaci  rrj  ^wvyj  xoci  rw  npo- 
aöjKCjö  rolg  ccpixoTTOvaiv  (sc.  xpo^ao^cc.')  geschrieben  hatte.  Ein  un- 
richtiges y.ui  hat  sich  noch  an  mancher  Stelle  in  diesen  Büchern  zum 
Schaden  des  Gedankens  eingeschlichen.  So  möchte,  um  von  anderen 
durch  Spengel  eliminirten  zu  schweigen,  1377  a  14  oü  5irJoi<7t  /jlIv 
oOv  (sc.  röv  6'oxov),  oti  par^ioig  in'.opxoOmv ,  xoci  otÖTt  6  fxiv  oixöaccg 
ovx  dnooiooi'ji. ,  zoxjg  oi  ii-}}  oixöaocvTog  okrcci  xaTOcoudauv  f^-«']  ^j 
ovTog  1)  6  y.iyhvog  xpeiTzoiv  6  iv  Tolg  dtxocGTaZg  •  roig  fxiv  ydp  rnGTsOet, 
Tö)  d\0  das  eingehakte  xcci  zu  entfernen  sein,  das  eine  Nebenord- 
nung bezeichnet,  die  wie  der  Gedankenzusammenhang  und  das  neben 
ÖTi  und  o'.ÖTj  gewählte  w?  andeutet  von  Aristoteles  nicht  beab- 
sichtigt war. 

Obige  Vorschrift  im  sprachlichen  Ausdruck  und  Vortrag  nicht 
alles  Entsprechende  zugleich  anzuwenden,  begründet  Aristoteles 
damit,  dass  bei  Nichtachtung  derselben  die  Absichtlichkeit  leicht 
bemerkt  werde,  im  andern  Falle  dagegen  man  unbemerkt  das- 
selbe thun  könne.  Wenn  sich  daran  die  Worte  £dv  oGv  rä  juia/axä 
axXripüig  xai  rä  axk'npd  jmaXaxö)?  leyrira'.^  d7:i3ocvov  yiyverai  an- 
schliessen,  so  muss  man  sieb  hüten,  darin  eine  einfache  Schlüss- 


ig 


1)  Vielleicht  möchte  auch  ein  oJ'rojj  statt  oyros  an  dieser  Stelle  Aristotelischer 
sein.  Die  Construction  wc  •  .  xpeirrojv  ohne  Participium  wird  durch  viele 
Beispiele  geschützt :    lailli  a  4  wj  TÖ     (iiv    fXi7    rvjXtxoOrov    ovra    '/vojfA&Xo'/stv 


I 

i 


Zur  Kiitik  Aiislolelisclier  Schriften.  145 

folgerung  aus  dein  Vorherigen  zu  sehen,  die  leicht  seheinen  könnte 
mit  jenem  in  Widerspruch  zu  stehen.  Aristoteles'  Gedanke  ist  viel- 
mehr dieser:  'wenn  aber  n\in  Einer  jene  Vorschrift  so  weit  ausdehnt, 
dass  er  Sanftes  hart,  dagegen  Hartes  sanft  vortrüge,  so  würde  er 
keine  Überzeugung  erwecken.  Es  ist  also  das  Satzverhältniss  ein 
theils  consecutives  theils  adversatives,  das  möglicherweise  auch  im 
Griechischen  durch  ein  idv  ö'  ouv  ausgedrückt  war. 

III  11  S.  1412  a  15. 

In  dem  eilften  Capitel  kommt  Aristoteles  bei  der  Erörterung 
über  die  Weisen  urbaner  Rede  (der  aarsr«)  auf  die  schon  früher 
besprochene  Metapher  zurück ,  die  auch  hierfür  von  vorzüglichem 
VVerthe  ist.  Man  soll  aber  Metaphern  von  Verwandtem ,  aber  doch 
nicht  solchem,  was  jedem  in  die  Augen  springt,  hernehmen:  ozX  oi 
u.£T 01.(0 ips'.v  .  .  dnö  oiy-doiv  xxi  (xy)  ^avepcöv  olov  y.cii  h  y'.Xo<7oy(a  rö 
öixo'.ov  aal  iv  koIu  ^'.t/o-jai  ^-oipslv  zvotq'/o'j.  Diese  Vorschrift  wird 
ausser  zwei  andern  durch  folgendes  Beispiel  erläutert:  x.ai  rö  ävoj- 
\i.aXioBa.i.  rd?  Tioksiq  £v  nolu  diiy^O'jai  raorö  ,  iv  in'.favsiq:  y.cci  duvd- 
lt.s(Ji  TÖ  'hov.  So  die  V^ulgate  nach  der  Überlieferung  der  Handschrif- 
ten, die  nur  in  rGi  dv.  statt  tö  abweichen.  Tiefer  verderbt  scheint 
nur  der  Pariser  Codex  zu  sein,  der  aber  auch  hier  in  einem  Puncte 
eine  Spur  des  Richtigen  gewahrt  hat:  tw  dvw  ixdhtjroL  v^joli  rag 
nolsig  iv  :roX6v.  Denn  wie  es  sich  auch  mit  dem  Präfixum  verhal- 
ten mag,  sicher  scheint,  dass  Aristoteles  nicht  den  Infinitiv  des 
Perfects  avwfjLaXja^-a'.,  sondern  des  Aorists  ävo|ui.aX{'75r/vaj  geschrie- 
ben hatte,  der  von  dem  Abschreiber  in  seine  Bestandtheile  aufgelöst 
ävw  fxä.'Xt.aTa  slvat  ergab.  Es  ist  zwar  eine  Kleinigkeit,  aber  auch  in 
Kleinigkeiten  verräth  sich  die  Vorzüglichkeit  (weil  Unabsichtlichkeit) 
der  Handschrift.  Wichtiger  ist  die  Frage  nach  dem  Compositum 
ävo|!ji.aAj(^££v,  das,  wofern  es  richtig  ist,  nach  dem  Zusammenhang  nur 
die  Bedeutung  des  Gleichmachens  haben,  nicht  in  negativem  Sinne 
genommen  werden  kann.  Das  Wort  konmit  aber,  wie  es  scheint 
weder  sonst  noch  bei  Aristoteles  wieder  vor;  von  Letzterem  Messe 
sich  nur  die  Analogie  von  o-j7jcIjv  ävo/j.äXwaj^  aus  der  Politik 
1274  b  9  anführen,  auch  ein  «Trac  elpriixivov ,  das  sein  Prälixum 
vielleicht  nur  der  Wiederholung  der  letzten  Sylbe  des  vorherge- 
henden ouatwv  verdankt.  Doch  dem  sei,  wie  ihm  wolle,  ein  ävc.uac- 
li^jiv  in  dem  angegebenen  Sinne  ist  um  so    weniger   glaublich  als 

SiUb.  d.  phil.-hist.  Cl.  XXXVIII.  B.l.  I.  Hfl.  1^ 


|4()  Vahlen 

Aiisldlfles  selbst  o,aa/ttt{v  wiederlidlf  gebraucht  Imt;  Politik  1263 
(i  40  ä^s^VÄ'.  7r;v  rcxvo;rot?av  döpt'JTOV  oig  Uavöjg  av  0ju.a?>JCT3^r,(J0juievr<v, 
1266  h  3  tsc'/i'Jt''  «v  d/ji.a?>i<7^^v«?  (rä?  xTrjast?),  u.  ebcnti.  15  rrj? 
oÜCTt'ai  OjUaXÖTyjc:  und  30  [xöcllov  .  .  rä?^  iKi^vixixg  6{j.xlit£(.v  ^  rac 
o'J<7!'a?  u.  s.  Lässt  sich  also  das  Praefixum  av  auf  plausible  Weise 
entfernen,  so  wird  wohl  Niemand  Einspruch  dagegen  erheben.  Die 
getrennte  Schreil)ung  rcL  «vw  des  Parisinus  (womit  von  der  Tren- 
nung abgesehen  iVie  übrigen  übereinstimmen)  leitet  auf  den  Gedanken 
einer  zufälligen  Wiederholung  aus  den  unmittelbar  vorhergehenden 
Worten  tw  ävw^sv  y.oci  xäT0)3ev.  Schrieb  also  Aristoteles:  xcci 
'oiiciXio^fj'i/oa  -äg  -öXitg'  iv  noku  oüyovai  raOrö?*)  Den  Artikel  vor 
dem  Infinitiv  wird  man  nicht  vermissen,  zumal  die  Worte  als  Citat  zu 
fassen  sind.  Die  folgenden  Worte  £v  inifocvcioi  xoü  duvdixiot  rö  t^ov 
sind  durch  ein  hinter  iv  oder  int^jiocveicc  einzuschaltendes  ydp  mit  dem 
vorhergehenden  zu  verbinden  :  xcii  'd]u.aXi(73^riVat  röcg  nolsig'  iv  koXxj 
'jit/ovai  raÜTÖ  •  iv  iTti^avsicf.  {  yärj  )  x.at  rrjvdjxs^Ji  tö  taov. 

Mit  Cberspringung  mehrerer  sehr  der  Erklärung  bedürftigen 
Bemeikungen  über  die  Witzworte  (rä  acjTcia)  stehe  hier  nur  noch  ein 
Wort  über  diejenige  Art  derselben,  welche  auf  der  Doppebmwendung 
ein  und  desselben  Wortes  in  verschiedener  Bedeutung  beruht;  1412 
/)  3  oGtoj  oi  y.Cii  rä  ä^rcta,  oiov  rd  fdvcci  'ASr^vaio'.g  rnv  TYig  ^aldz- 
■vr,g  dp'/YtV  {xi/  d^yrtv  ilvui  toüv  xax.cüv  •  CivaaBoii  "^dp  .  y,  ciögnep  'Icro- 
■/.päTTig  TYiv  dp'/YtV  TYi  Tiolsi  dp'/Yjv  zlvoLi  rüiv  v.oLyMv  .  dixfOTipoig  ydp 
6"  oüx.  av  6)rj^n  T£$  ipitv,  roOr'  sIoyiTCci,  xoü  i'^vöioSri  ort  d'kYi^ig'  tö 
Te  ydp  XY,v  dpyjiv  fdvcci  dpyrjv  eivai  orj^iv  oo^bv  •  äXX'  oü;(  oOtoj  \i- 
'jzi  ä/X'äAÄwg,  xat  dpyj,v  oCy  o  iinsv  dnöfY/Ocv,  diy  dlXoig.  iv  änctat 
Ol  ToOrctj,  edv  npogY/ziövTOig  t6  övr/ikct.  iviyxYt  djui.c«)v'jjtjita  r<  ixsrocfopd, 
-ÖTs  rÖ£v'  otov  ' Avd'jyjTog  oüx  dvdayiTog.'  6ixoivviJ.i<x.v  dnifY,Gtv^ 
dX/.d  r,p'jgr,/.ivT'j)g.  si  dr/rr^g.  y.Cii  'o'Jx  av  yivoio  iiäAlov  yj  ge  oel  ^ivog 
£evoc,  77  oü  /j.äÄAov  ^  (je  3'ei,  to  ai/ro.  xai  oi)  Ocf  tov  ^evov  ^evov  dd 
itvcii/  d'AAözpiov  yäp  y.a.1  r^Oro.  tö  ai)rö  xa£  tö  'Ava^av^jitcJov  xtX. 
Die  beiden  ersten  Beispiele  von  der  dpyji  der  Athener  sind  deutlich; 
nur  die  Aristotelische  Erläuterung  derselben  ist  nicht  richtig  ver- 
standen worden.  Die  dp'/^'r,  eine  dp'/jri  zu  nennen  ist  niciits  beson- 
deres; aber  er  nimmt  auch  nicht  (in  dem  zweiteh  Beispiele)  die  dpyh 


•)   Wer    nach  Aiileiliing  der  nngeführfen    SleUe    der    Politik    äv  &p.a>.c(73>jvat  lesen 
Wüllle.  inüsste   aus  ~'j)    ein  anderes   Wort   reslitiiireii. 


I 


Zur  Kritik  Arislolelischer  Schriften.  147 

heideiual  in  dein  gleichen  Sinne;  und  verneint  nicht  (in  dem  ersten 
Beispiele)  die  dpy^rt  in  demselben  Sinne,  wie  er  sie  gesagt  hatte:' 
o'jy^  0  V.71VJ  dnofn'j'.y^  worin  letzteres  nicht  einfach  'sagen',  'aus- 
sagen' bedeutet  (was  eine  lästige  Wiederholung  desselben  Gedan- 
kens ergäbe),  sondern  'verneinen,'  wie  auch  nachher  ojULcovu/xtav 
dT:i'fr,'7zv.  Vergl.  Topik  177  a  31  ri'/Mg  t£  ixciyzTiov  ^  av  /.cci 
(xnXQg  avllo^ji^-nza.'.^  ort  o-jy^  6'  ifr^'ysy  d7:ifr/<j-  TvpäyiJ.a,  cc'/X  ovo/ji«. 
und  ebenda  174  6  37  liys'.y  t/;v  ävrr^a^iv,  6'rt  6  e^Tjasv  ccTzc^fiicc.  f/ 
ö  dTzifTids  ffioa'.  u.  s.  In  dem  Satze  sav  Kpogr//.6'^r(jig  v.z'K.  sind  zwei 
Besserungen  aus  dem  Pariser  Codex  zu  gewinnen  und  von  Spengel 
(nicht  von  Bekker)  benutzt  worden:  aus  [}.'n  nach  iav  (das  in  allen 
übrigen  Handschriften  fehlt)  ist  jülIv  und  aus  derselben  Handschrift 
die  Dative  oixoy^vixici  und  ixsra'fopd  herzustellen.  Weder  von  den  Frü- 
heren aber  noch  von  Spengel  und  Bekker  ist  das  auf  den  Doppelsinn 
von  ^ivog  gegründete  Beispiel  riciitig  behandelt  worden. 

Klar  ist,  dass  die  Worte  ovy.  dv  yiyoto  x.r'k.  einen  jambischen 
Trimeter  bilden,  in  welchem  ein  Fuss  zu  viel  ist.  Daher  Bekker  das 
zweite  Isvog  tilgte,  Spengel  dieses  mit  dem  folgenden  r;  o-j  ixötWov 
in  Verbindung  setzte:  ccvo^  if  O'j  ixü.A'kov  r,  az  ov.to  aOrö.  Allein  die 
Vergleichung  aller  übrigen  Beispiele  zeigt  deutlich,  dass  das  do^>- 
pelte  ^tvoq  ^ivog  in  den  Vers  gehört  und  keines  von  beiden  zu  ent- 
fernen ist.  Vielmehr  sind  die  Worte  az  ozl  aus  dem  folgenden  o-J 
/j.äXXov  T)  Oi  de?  an  unrechter  Stelle  wiederholt  worden.  An  den  Vers 

oüx  av  yvjiji.o  lULäAAOv  v5  tvjng  ft'vog' 
d.  i.    'nicht  darfst  du  mehr  fremd  als  ein  Fremder  sein'    schliesst 
sich  als  Erklärung  sowohl  wie  als  Variation  desselben  Gedankens  der 
Satz  Tt  oü  /jiäAAov  yj  az  ^tl  'oder  nicht  mehr  als  du  brauchst',  in  ähn- 
licher Weise  an,  wie  z.  B.  1415  h  15  jcac 

'ipcö  7di5  it\iX'j  otoy  oüoiTroürroTs 
axYj/.öars  dsivöv,' 
r,  oGtw  ^5:u;jLa<7TÖv.  Diese  Bezieliung  wird  aber  verdunkelt  durch  das 
zu  jenen  Worten  gezogene  rö  a'Jrö,  das  vielmehr  mit  dem  fol- 
genden zu  verbinden  war  rö  avrö  xat  'ov  o'it  töv  Jjsvov  tivov  äst 
etvat',  wie  gleich  nachher  tö  äütö  xai  rö  'Avacav^pii^ov.  Hiernach 
wird  man  die  ganze  Stelle  so  zu  schreiben  und  zu  verbindin 
li;iben:   xat 

'oüx  av  Y£VO'.o  HJiäXXov  v^  ^ivoj  fivo^.' 

y;    'OV  jU.äXXoV  :^   <7£  i^st'.  TÖ  aVTÖ  xat    'OV  OSl  TÖV    tfvov    ct'vov    ä:i    jiva?.' 

10* 


148 


V  a  li  I  e  n,  Zur  Kritik  Aristotelischer  Schriften. 


Nachtrag. 

Zu  der  S.  83  f.  behandelten  Stelle  der  Poetik  tlieilt  mir  wäh- 
rend der  Correctur  der  Druckbogen  Bonitz,  zugleich  mit  der  Erlaub- 
niss  sie  hier  veröffentlichen  zu  dürfen,  folgende  Vermuthung  mit,  die 
mit  der  obigen  in  einigen  Puncten  übereinstimmt,  in  der  Hauptsache 
aber  von  ihr  abweicht,  und,  wie  ich  überzeugt  bin,  das  Richtige 
trifft:   dio  Sei,    av  tö  nptjjrov  ^svoog ,   ciXko   oi  roOrov  ovto?  ävayxvj 


Hüfler,  Noch  einmal  das  carmeii  ucculti  autoris.  149 


SITZUNG  VOM  30.   OCTOBER   1861 


Vorgelegt: 

Noch  einmal  das  Carmen  oc culti  auto vis. 
Von  C.   H  ö  f  1  e  p  0. 

Die  erste  Spur  der  Benützung  des  historischen  Gedichtes 
unseres  Erfurter  Dichters,  finde  ich  in  einenr»  Citate  des  M.  Johannes 
Hus.  Als  derselbe  im  November  1409  die  berühmte  Predigt  hielt, 
in  welcher  er  nur  böhmischer  Universitätsmitglieder  gedenkt,  citirte 
er,  ohne  den  Verfasser  oder  das  Gedicht  zu  nennen,  die  Verse  866 
bis  871:  Mors  est  Ventura  (Opp.  Johann  Hussi  II  f.  XLI.  6). 

Über  den  Autor  selbst  enthält  der  gelehrte  Abt  von  Sponheim, 
Trithemius,  in  dem  Verzeichnisse  der  Kirchenschriftsteller  eine 
Angabe,  welche  das  bisherige  Dunkel  erleuchtet,  jedoch  selbst  einer 
gewissenhaften  Prüfung  unterzogen  werden  niuss.  Sie  lautet  (Opp.  I, 
S.  301): 

Nicolaus  de  Bibera,  natione  Teutonicus,  vir  in  secularibus 
literis  nobiliter  doctus,  et  divinarum  scripturarum  non  ignarus,  phi- 
losophus  et  poeta  insignis,  qui  apud  Erfordiam  suo  tempore  in  pretio 
existens,  magnam  doctrinae  suae  gloriam  acquisivit.  Scripsit  tarn 
metro  quam  prosa  non  paucn  opuscnla,  quibus  etiam  posteris  nomen 
suum  notificavit.  E  quibus  ego  tantum  vidi  opus,  cujus  tituliis  est 
occuUus,  quod  carmine  et  oratione  soluta  composuit  Erfordiae. 

De  cavendo  malo  li.  1.  Carminis  auditor  lec. 

Epistolarum  ad  diverses  li.  1. 

Claruit  Erfordiae    sub  Rodulpho  Iinperatore  anno  1200. 


')  S.  Sitzungsberichle  Bd.  37,  S.  183. 


150  li  .i  f  I  e  r 

Zuerst  so  viel,  tliiss  das  von  rnir  gewonnene  chronologische 
Resultat  durch  die  Angabe  der  Blüthezeit  des  Erfurter  Dichters  auf 
das  Genaueste  bestätigt  wird. 

In  der  Angabe  selbst  erscheint  aber  ein  Widerspruch.  Heisst 
die  obige  Stelle,  dass  der  Titel  des  Gedichtes  occultus  hiess,  so 
begreift  man  nicht,  was  der  nachfolgende  Titel  eines  Gedichtes, 
welches  so  anl'ängf,  wie  das  unsrige:  carminis  audifor  lec  (torve), 
mit  dem  zuerstgenannten  zu  thiin  habe.  Wenn  das  Gedicht:  carminis 
auditor  zum  Titel  hatte:  de  cavendo  malo,  so  konnte  es  nicht  den 
Titel  occultus  führen.  Mit  dem  Titel  de  cavendo  malo  hat  nun  unser 
historisches  Gedicht  nichts  zu  schalTen.  Sein  Inhalt  weist  auf  etwas 
ganz  Anderes  hin  und  ist  namentlich  im  ersten  Theile  die  Lebens- 
beschreibung des  grossen  deutschen  Juristen  Heinrich  Grafen  von 
Kirchberg.  Endlich  ist  das  Trithem  bekannte  Gedicht  de  cavendo 
malo  nur  Ein  Buch  stark,  das  unsere  aber  enthält  fünf  Bücher. 
Auch  heisst  unseres  nicht  occultus  oder  occultum,  sondern  carmert 
occulti  autoris.  Da  nun  Trithem  gewöhnlich  die  Anfangsworte  der 
von  ihm  erwähnten  Werke  der  einzelnen  Schriftsteller  mitlheilt, 
wie  es  auch  hier  bei  Erwähnung  des  Gedichtes  de  cavendo  malo 
geschah,  so  lässt  sich  die  Sache  kaum  anders  deuten,  als  dass 
Nicolaus  von  Bibera  ein  Gedicht  über  den  erwähnten  Gegenstand 
schrieb,  welches  mit  demselben  Anfangsverse  wie  das  von  Trithem 
nicht  citirte  historische  Gedicht  begann.  Ersteres  Gedicht  hatte 
Trithem  vor  sich;  letzteres  nicht.  Was  er  von  occultus  berichtet, 
scheint  auf  Hörensagen  zu  beruhen  und  eine  Verwechselung  mit 
niisereni  Gedichte  zu  sein,  das  Trithem,  wie  klar  ist,  nicht  vor  sich 
hatte,  sonst  hätte  er,  welcher  so  grosse  Listen  von  Werken  seiner 
Schriftsteller  anführt,  es  sicher  nicht  übergangen.  Andererseits 
dürfte  die  wenn  gleich,  so  wie  sie  lautet,  sinnlose  Hinweisung  auf 
occultus  (autor)  die  sichere  Spur  gewähren,  die  zu  dem  Namen  des 
verborgenen  Dichters  führt.  Auf  ihr  fortwandelnd  kommen  wir  zu 
Flacius  Illyricus,  welcher  unter  den  Zeugen  der  Wahrheit 
(Catalogus  testium  veritatis.  Argent.  p.  503)  auch  einen  Nicolaus 
von  Bibrach  aufführt,  was  Erhard  in  der  Ersch-  und  Gruber'schen 
allgemeinen  Encykloj)ädie  zu  der  Vermuthung  verleitete,  es  sei  die 
schwäbische  Reichstadt  Bibrach  Vaterstadt  dieses  Nicolaus  gewesen, 
während  Trithem's  Angabe  und  was  wir  sonst  von  dem  rieben  des 
autor  occultus  wissen,    auf  Bibra    (am  Sauhache,  Regierungsbezirk 


Noch  einmal   das  citiiiifii   occulti  autoris.  1  ö  1 

Merseburg)  führt.  Auch  des  Flacius  Quelle  ist  Trithem,  nur  fü<^t 
er  hinzu,  dass  das  Buch  occultus  sich  noch  da  und  dort  handschrift- 
lich finde  ')•  El'  citirt  nun  mehrere  Stellen  aus  demselben,  im  Ganzen 
53  Verse. 

Sie  sind  die  ironische  Grabschrift  P.  Marti  n's.  V.  lOOo. 

V.     984—  987.  Sed  quia  papa. 

V.  1154—1181.  Sancti  quid  facitis. 

V.  1251—1263.  Dicite  sie  miserum. 

V.  1243—1246.  Pape  dicatis. 

Es  ist  klar,  dass  Flacius  unser  historisches   Gedicht  vor  sich 
hatte,  dessen  drittem  Buche  die  bezeichneten  Verse  entnommen  sind, 
wie  Hus  aus  dem  zweiten  Buche  V^erse  citirte,  und  wenn  Flacius 
von  einem  libellus  occultus  sprach,  dem  er  die  Verse  enttiahm,   so 
war  er  der  Wahrheit  viel  näher  gekommen  als  Trithem  ,  obgleich 
dieser  in  die  Wette  ausgeschrieben  ward.    Die  Anwendung,  welche 
Flacius     von    den    Citaten    macht,    übergehe    ich;    die    Deutung 
Ganymed's  ist   zu   abgeschmackt    und    zeigt   am    deutlichsten,    wie 
gefärbt  die  Gläser  waren,  deren  er  sich  bediente.    Alle  Anderen, 
welche  über  Nicolaus  geschrieben  haben,  stützen  sich  auf  Trithem 
oder   Flacius;    der    tleissige    und    gelehrte   Leyser   (historia    poe- 
tarum  et  poematum  medii  aevi  S.  1011)  kennt  nur  Trithem,  tlieilt 
eben  desshalb  von  den  Werken  des  Nicolaus  nichts  mit  und  erwähnt 
nur,  Christoph  Hei  den  reich  (Pandect.  Brandenb.  p.  567  a)  wolle 
wissen,  dass    das  Werk  de  cavendo  malo   in  Erfurt  gedruckt  wor- 
den sei. 

Dieser  Angabe  Hei  de  nreich's  widerspricht  aber  Fabricius 
(Bihl.  latina.  Ed.  prima  italica  T.  V.  p.  105)  sehr  bestimmt  2).  Des 


')  Vixit  ac  tloi'iiit  Erfordiae  Nicolaus  de  Ui  brach  circa  aiiniim  doiiiiiii  I2y0.  —  Is 
scripsit  teste  etiam  Trilheiiiio  libelliiin  qiii  vocatiir  Occultus  et  adliuc  |ia$siiii 
inanuscriptus  iiiveiiitur.  In  eo  autor  narrat  se  Roiuae  l'uisse;  iudicat  siuiulata 
lilaudilias  erf^^o  exteros  literatos(|uc  hoiiiiues  et  jui-aiiiouta  ut  ille  iiii|uil  per 
.ludae  oscula.  Neo  oliscui-e  iiiiiult  otiaui  se  a  Papa  vcluli  (i  a  ii  y  ui  e  d  cm,  uani 
liac  voce  utitur,  ad  t  u  r  p  i  o  r  a  i|uaedain  e  x  p  e  t  i  t  u  ni  !  Docel  lioinae  lidi-in 
ac  pietatem  esse  aroiiia  id  est  rem  ndmodum  raraut  et  caram,  Papaiii  i]Uiii|ui- 
ejusque  satellites  ouiiiiiiMi  opes  rapere  et  iiiilii  quic(|tiaiii  dare.  Dicil  .Murtiniim  I*. 
exnptasse  ut  tot»  (ieruiaiiia  unuui  sta^iiuiii  esset  ejusque  hoc  epitaphiuui ,  dip:uuiii 
sanc  I'apa  recitat. 
*)  Die  ganze  Stelle  lieisst  :  .Nicolaus  de  IJihera  sivc  Kihraeli  Thuriiiy:iae  oppido  Teu- 
tunicus  (jyuiiiasii   Erfordensis  magisler  circa  anniim  l"-itK>.    Scripsit   teste    rritheuiio 


2^2  II  ü  r  I  e  I',  IVocIi  eiiiin<il  das  cai'inen  occiilti  auloris. 

Widerspruches  ungeachtet,  welcher  sich  zwisclien  den  Ansahen 
Tritliem's  und  des  Flacius  vorfindet,  da  der  erstere  das  Gedicht 
de  cavendo  nialo,  der  andere  unser  historisches  Gedicht  vor  sich 
hatte,  dürfte  denn  doch  kein  Zweifel  darüher  obwalten,  das  Nicolaus 
von  Bibra  Verfasser  des  carinen  occulti  autoris  sei.  Wenn  diesen 
Motscliniann  in  einer  Stelle,  die  ich  nur  als  Citat  kenne,  als  Gym- 
Jiasii  ErforiUensis  magister  bezeichnet  und  Erhard  ihn  desshalb  hart 
anlässt,  so  ist  nach  der  merkwürdigen  Beschreibung  der  Erfurter 
Schule  in  unserem  Gedichte  daran  nichts  Lächerliches  oder  Sinnloses. 
Im  Übrigen  wird  von  demjenigen,  was  in  der  Einleitung  gesagt 
wurde,  durch  Auffindung  des  verborgenen  Namens  nichts  geändert. 
Im  Gegentheile.  Nicht  blos  wissen  wir  —  abgesehen  vom  Namen  — 
ungleich  mehr  von  den  Lebensschicksalen  des  Dichters  als  Trithein 
und  Flacius  an  Aufschlüssen  zu  geben  vermochten ,  sondern  die 
Bekanntmachung  des  Carmen  bistoricum  hat  erst  den  Widerspruch 
aufgedeckt  und  gelöst,  der  sich  in  den  Angaben  über  Nicolaus  vor- 
fand, von  Repertorium  zu  Repertorium  sich  fortzog,  aus  dem  Thü- 
ringer einen  Schwaben  machte  und  schliesslich  zur  Verwechslung 
der  Werke   des  Dichters  führte. 


c.  504  tarn  metro  quam  prosa  non  pauca  opuscula :  praeter  epistolas  tarnen  nihil 
aliud  cominemorat  quam  de  cavendo  malo  li  b  r  ii  in  ,  cui  titulus  est  occultus, 
quem  carmine  et  soluta  oratione  compnsuit  Erfordiae.  Nee  pliira  refert  Tiithemius 
inilLrode  luminarihiisGermauiae  c.  93.  Cx  tllo  liliro  quem  munuscriptum  evolvit  Flacius 
(impressum  enim  Erfordiae  noii  Heidenreicho  credere)  nonnulla  alTert 
in  cafalogo  testium  veritatis  p.  863  seq.  editionis  primae.  Ex  Flacio  Jo.  Wolfiu» 
T.  1.  lect.  memuraltilluni  p.  564. 


Sickel,  Die  Lunai'buchstabeii  in  den  Kaleiidarien  des  Mittelalters.         lo3 


Die  Lunarbuchstahen    in    den  Kaiendarien  des  Mittelalters. 

Von  Dr.  Th.  Sickel. 

In  den  Urkunden  des  Mittelalters  wurde  der  Tag  oft  nach  dem 
Alter  des  Mondes  bezeichnet;  in  den  Klöstern  kann  es  frühzeitig  auf, 
dass,  wenn  nach  der  Prime  der  Tagesabschnitt  aus  dem  Martyrolo- 
gium  verlesen  wurde,  neben  den  anderen  Tagesmerkmalen  auch  die 
Luna  verkündet  wurde.  Nun  weiss  jedermann,  dass  solche  Mondzeit- 
1  bestimmungen  nicht  auf  unmittelbarer  Beobachtung  beruhen,  sondern 
auf  einer  cyklischen  Berechnung,  welche  den  Alexandrinern  entlehnt 
das  ganze  Mittelalter  hindurch  in  Gebrauch  gewesen  ist.  Wie  aber, 
liegt  es  dann  nah  zu  fragen,  hat  man  aus  den  Gesetzen  des  Cyklus 
das  Mondalter  für  den  einzelnen  Tag  bestimmt?  Hat  man  in  jedem 
Falle  die  Bechnung  nach  der  fast  bei  allen  Computisten  gleichlauten- 
den Anweisung  angestellt?  Unter  Karl  dem  Grossen  wurde  zwar  von 
jedem  Geistlichen  gefordert,  dass  er  den  Comjnitus  kenne  i),  und 
vielleicht  mögen,  so  lange  die  Karolingischen  Schulen  blühten,  auch 
j  viele  im  Stande  gewesen  sein,  jede  Art  von  lunarer  Rechnung  durch- 
i  zuführen.  Aber  der  Mehrzahl  musste  man  doch  für  den  täglichen 
Bedarf  Hilfsmittel  zur  Hand  geben,  so  gut  wie  Oster-  und  andere  Zeit- 
tafeln, die  auch  entbehrlich  gewesen  wären,  wenn  jeder  die  Regeln  der 
Bücher  inne  gehabt  und  anwenden  gelernt  hätte.  Die  chronologischen 
Hilfsmittel  nebst  den  liturgischen  Werken  waren  sogar  die  ersten, 
die  sich  jedes  Kloster,  jeder  Geistliche  verschall'le,   und  war  es  nun 


»)  Monuni.  Genn.  l.ist.  LL.  1,  6S.  107.  123  ii.  n.  a.  0.  -  romixiliis  ist  al.ar  niihl  nur 
die  gemeine  Itechciikimst,  sondern  die  auf  die  Zeitliestimmnn-riMi  anfjewaiidlo.  —  Ou- 
randus  rationale  div.  odie.  VIII  c.  1  :  „Qiioiiiain.  sieut  aif  l.eadis  Aiitruslimis,  sacerdoles 
coin|)utum  seire^tenenttir,  alioqiiiii  vix  eis  noineii  sacerdotis  oonstabll :  sub  quo  noti- 
tiam  eursiis  temporis.  luiiae  ac  calen.larii  iatelliy  iinu.s,  qiioiiiaiii  conipiitiis  est  seiealia 
certilieaiidi  tempus  seeuiidiun  solis  et  hmae  progressutn'*. 


154 


S  i  c  k.e  I 


durcli  Herkommen,  später  durch  Vorsehiifteii  gehoten,  an  jedem 
Tage  die  Lima  anzugeben,  so  miissten  die  Kalender  auch  darauf  ange- 
legt sein  und  jedem,  der  niclit  rechnen  konnte,  ermöglichen,  aus  ihm 
das  Mondalter  zu  ersehen. 

Es  gilt  nun  bisher  als  ausgemachte  Sache,  dass  man  sich  schon 
das  ganze  Mittelalter  hindurch  für  diese  binare  Zeitrechnung  des  in 
allen  chronologischen  Lehrbiichern  abgedruckten  sogenannten  inuiier- 
währenden  Julianischen  Kalenders  bedient  habe,  in  welchem  die 
Neumondstage  durch  die  ihnen  beigesetzten  goldnen  Zahlen  angezeigt 
sind.  Die  Mehrzahl  der  Chronologen  vergisst  dabei  die  Frage  auf- 
zuwerfen, wann  diese  Kalenderform  aufgekommen  sein  mag;  andere 
lassen  sie  geradezu  so  alt  sein,  als  die  Alexandrinische  Ostenechnung. 
Das  ist  entschieden  unrichtig.  Und  ohne  mich  hier  auf  eine  einge- 
bende NN'iderlegung  dieserVermuthung,  denn  mehr  istes  bishernicht  1)1 
einzulassen,  stelle  ich  dem  die  Behauptung  entgegen,  dass  das  frühere 
Mittelaller  diese  Form  des  Juliauischen  Kalenders  noch  nicht  gekannt. 


1)  Weder  Sc  h  I  i  ger,  noch  Cl  a  v  i  u  s  ,  Pe  ta  v  i  us  ii.  A.  führen  ein  bestimmtes  Zeugniss 
für  ihre  Behauptung  an;  höchstens  berufen  sie  sieb  im  Allgemeinen  auf  Beda'ü  Werke 
und  meinen  dann  otTenliar  in  diesem  Falle  die  in  den  älteren  Ausgaben  mit  enthalteneu 
Ephemeriden.  Die  Epbemerideu  sind  aber  eine  viel  jüngere  Arbeil  (s.  Ihe  cun)plete 
works  of  ven.  Bede,  by  Giles;  I  Ihe  life  p.  CX  und  VI  prelace  p.  XIVj  und  können  nichts 
für  Beda's,  geschweige  denn  für  frühere  Zeit  beweisen.  Wann  nun  die  neue  Form 
des.Miiiidkalender.s  aui'gekouimen  sein  mag,  wird  sich  nicht  eher  bestimmt  beantworten 
lassen,  iiis  bis  eine  umfassende  Hevisiun  der  älteren  baiidscbrifllicben  Kalender  in  den 
verschiedenen  Ländern  stattgefunden  hat.  Folgendes  gebe  ich  nurals  Beitrag  zur  Lösung. 
Nach  einer  .Notiz  von  Jan  (dissert.  cycli  Uionysiani  §.  18,  in  der  Klotz'schen  Aus- 
gabe p.  131)  soll  sich  im  Cod.  Digbaeanus  saec.  IX  ine.  ein  den  Ephemeriden 
ähnlicher  römischer  Kalender  mit  goldenen  Zahlen  beiluden.  Aber  es  müsste  erst  noch 
festgestellt  werden,  dass  dieseZahlen  der  ersten  Anlage  des  Kalenders  angehören.  Wie  ich 
selbst  nämlii'h  bei  sehr  vielen  alten  Kalendern  gefundeo  lialie,  bat  man  in  ihnen  bäuli); 
in  S|)äteren  Jahrhunderten,  in  denen  der  Julianiscbe  .Mondkalendcr  allgemein  verbreitet 
war,  die  goldenen  Zahlen  nachgetragen.  Die  Untersuchung  der  Hand>>chriftenmuss  also 
darauf  hinausgehen,  festzustellen,  ob  schon  in  der  ursprünglichen  Anlage  der  Tafeln  eine 
Colonne  füi-diese  Art  von  Monddaten  bestimmt  war.  Üavon  aber  habe  ich  unter  melirals 
dreissig  von  mir  geprüften  E.xemplaren  vor  lOüÜ  kein  einziges  Beispiel  gefunden  und 
ziehe  ebendesshalb  auch  die  Jan'sche  Angabe  in  Zweifel,  l'nter  den  zahlreichen  Kaien  > 
daricn  der  Wiener  flofbibliotliek  linde!  licb  sogar  vor  llJOOkein  einziges  mit  ursprüng- 
lich eingetragenen  goldenen  Zahlen.  l>ocli  habe  ich  anderwärts  die  neue  Einricblung 
rrüher  gefunden.  Zuerst  in  dem  Cod.  Sangall  ensis  394(regula  s.Benedicli.  pracicdit 
Kalendarinm  — jene  zu  Ende,  dieses  utn  die  .Mitte  des  XI.  Jahrhunderts  geschrieben]; 
ferner  in  einem  Herrn  von  .Meiller  gehörigen  K  a  1  e  n  tl  e  r  f  r  a  g  m  e  n  t  saec.  XI  unil  in 
einer  II  a  n  d  s  c  h  r  i  f  t  des  Ger  m  a  n  i  s  c  b  e  n  .VI  u  s  e  n  m  s  ,  Cod.  'iTii  »aec.  XII.  Seit 
dem  zwiillten  Jahrbunderle  mehren  sich  die  Beispiele,  und  um  1286bezeicbnet  Duran- 
dus  diese  Form  iles  .Mondkalenders  schon  als  eine  längst  bekannte  Einricblung  ^ 


J 


u 


Die  Lunarbuchstaben  in  den  Kalendarien  des  Mittelalters.  18b 

sondern  sich  einer  g:inz  Jinderri  Einrichtung  ziirBestinrnnnng  des  Mond- 
alters für  jeden  Tag  hedienl  hat.  Diese  bisher  so  gut  wie  nicht  beachtete 
und  nicht  erklärte  Einrichtung  der  älteren  Kalendarien  und  Zeittafehi, 
das  heisst  die  Lun  arbuc  li  sta  ben  u  nd  ihre  mannigfaltige 
Anwendung  sollen  den  Gegenstand  derfolgenden  Ahhandlungbilden. 


In  Deutschland  hat  meines  Wissens  bisher  nur  Th.  Momnisen 
auf  Lunarbuchstaben  aufmerksam  gemacht  i)  und  gezeigt,  dass  in 
dem  spätrömischen  officiellen  Kalendtu-,  der  mit  der  Chronograpiiie 
von  354  2)  verbunden  ist,  die  erste  Buchstabenreihe,  welche  den 
zwei  auf  die  sieben-  und  die  achttägige  Woche  bezüglichen  Reihen 
vorangeht,  sich  auf  die  Monddaten  bezieht.  Es  sind  dort  nämlich  in 
der  Regel  von  drei  zu  drei  Tagen  den  Monatstagen  die  Buchstaben  A 
bis  K  so  beigesetzt,  dass  der  i.  Jan.  A  hat,  der  4.  Jan.  B  .  .  .  der 
28.  Jan.  K,  der  31.  Jan.  wieder  A,  der  3.  Febr.  B  .  .  .  der  12.  Febr. 
E,  dann  ausnahmsweise  mit  eintägiger  Intervalle,  der  14.  Febr.  F, 
der  17.  Febr.  (also  die  frühere  Intervallirung)  G  .  .  .  der  26.  Febr. 
K,  der  1.  März  wieder  A  u.  s.  f.,  so  dass  sich  das  gleiche  Schema 
sechsmal  vollständig  wiederholt  und  mit  dem  3J>5.  Tage  des  Jahres 
von  Neuem  anhebt,  aber  mit  dem  30.  Dec.  D  abbricht.  „Wie  man 
sieht  —  sagt  Mommsen  —  stellt  die  erste  Reihe  (1. — 30.  Jan.)  den 
30tägigen,  die  zweite  den  29tägigen  Mondmoiiat  dar  .  .  .  U'enn  man 
demnach  die  Epakte  weiss,  die  in  einem  andern  Abschnitt  derselben 
Chronographie  nach  dem  84 jährigen  Cyklus  .  .  .  berechnet  ist,  so 
kann  man  darnach  durch  einfache  Beobachtung  der  Buchstaben  die 
Neu-  und  Vollmondstage  finden.  Es  sei  beispielsweise  in  dem  gege- 
benen Jahre  der  erste  Neumond  8.  Jan. ,  so  fällt  Neumond  in  dem- 
selben durchaus  auf  die  C  2  bezeichneten  Tage,  falls  man  den  ersten 
im  Jahre  beginnenden  Monat  voll,  dagegen  abwechselnd  auf  C  2  und 
C  I,  falls  man  denselben  hohl  setzt".  An  die  Schemata  der  Novilunien, 
die  Th.  Mommsen  den  zwei  Annahmen  entprechend  entwirft ,  knüpft 
er  die  Frage,  ob  nicht  in  der  früheren  christlichen  Zeit  neben  der 


')  In  der  röm.  Chronolog^ic,  2.  Aiisg'.  p.  .lOO.  —  Ans  der  Note  daselbst  habe  ieh  i'i-r,ib- 
ren,  dass  auch  Kdward  (ireswell,  fast!  tenipot-is  calholici  «nd  orijfines  Kalendariae 
(Oxford  181>4, 8^,  5  Bde.)  von  den  Luiiaibuchstahen  des  Coastantinisehen  Kalenders  lian- 

'  dell;  a!)er  MdiiinisiMrsCitat  aus  fii'eswcll  ist  falsch  niul  es  ist  mir  iiidit  iiiög-lich  jjcwesoii, 
in  dem    wiisleli   ßnclie  des  cnglisciicn  'riicoloj,'en  die  belrctlciidc  Stelle  auf/.nlindcii. 

^)  Th.  Monuiisen  in  den  Abhandl.  der  k.  siichs.  (iesellschal'l  der  Wiüsenseli.  II.  1  if. 
;)47— «93. 


156  Sickel 

sonst  als  allein  richtig  angenommenen  Weise,  nach  welcher  der  im 
Januar  beginnende  Mondmonat  stets  29tägig  angesetzt  worden  sein 
soll  i),  auch  die  andere  Annahme  eines  im  Januar  anhebenden  30tägi- 
gen  Mondes  vorgekommen  sei.  Verstehe  ich  diese  Frage  recht,  so 
neigt  der  Verfasser  zu  der  letzteren  Atmahmo  desshalb  hin,  weil  unter 
solcher  Voraussetzung  die  die  Neumonde  bezeichnenden  Lunarbuch- 
staben  das  ganze  Jahr  hindurch  dieselben  sein  würden,  also  in  dem  von 
ihm  Heispiels  halber  gewühlten  Jahre  stets  C  2  und  nicht  alternirend 
C  2  und  C  1.  Aber  das  Resultat  ganz  gleicher  Novilunarbuchstaben  s), 
das  sich  wegen  seiner  Einfachheit  empfehlen  würde,  würde  auch  bei 
dieser  Annahme  nur  in  gewissen  Jahren  erzielt  werden.  Stellen  wir 
die  Neumondsreihen  für  die  Jahre  384  und  385  auf,  so  ergibt  sich: 

bei  im  Januar  beginnenden  bei  im  Januar  beginnenden 

vollen  Monat  hohlen  Monat 

384.  Römische  Epaktc  XXIU. 


Monatlängf 

30 

C3 

9.  Jan. 

29 

C  3 

8.  Febr 

30 

C  3 

9.  März 

29 

C3 

8.  April 

u.  s.  w 

Monatlängc 

29 

C  3 

9. 

Jan. 

30 

C2 

7. 

Febr. 

29 

C3 

9. 

März 

30 

C2 

u.  s.  w. 

7. 

April 

«)  Ideler  2.246. 

')  Diese  und  einige  andere  Bezeichnungen,  deren  ich  mich  später  bediene,  mögen  gleich 
hier,  wie  ich  sie  auffasse,  erkliirt  werden.   — Als  litcrae  dominicales  bezeichnen  die 
meisten  neuereu  Chronologen,twie  Pilgram,  Wailly,  Greswell  U.A.,  zwei  Arten  von  Buch- 
staben ,  die  man   besser  auch  im  Namen  unterscheiden  sollte:   1.  als  literae  fcriales, 
d.  h.   diejenigen   Buchstaben,   welche  in  allen  Jahren  den  Monatstagen  in  gleicher 
Weise  beigegeben  werden  (1.  Jan.  A  bis  31.  Dec.  A),  um  ihre  Eintheilung  in  sieben- 
tägige Wochen  anzudeuten;  2.  als  literae  dominicales:  sie  geben  an,  aufweichen  unter 
den  FerialLuchstaben  und  auf  welche  der  durch  ihn  bezeichneten  Monatslage  in  einem 
gegebenen  Jahre  die  Sonntage  fallen.   Allerdings  werden  jene  auch  schon  in  Kaleu- 
darien  des  späteren  Mittelalters  unter  der  Rubrik :  literae  dominicales  verzeichnet. 
Aber  die  Cumputisten  vermeiden  diesen  Spr.Tchfiebrauch  und  Durandus   z.  B.    nennt 
jene  lilerac  calcndarum.  Dem  ents|>reclicnd  nenne   ich  lilcru  lunaiis  den  einem  Mo- 
natstag eigenthümlichen   und  in  allen  Jahren   ihm  gleicbmässig  beigesetzten  Buch- 
staben, der  auf  die  Eintheilung  des  Jahres  in  .Mondmonate  hinweist,  und  literae  novi- 
lunares  den    oder  diejenigen    (wie   wir  später  sehen   werden,    in  gewissen   Fallen 
2 — 4)   unter  den  I.unarbuchstaben,   welche  in  einem  bestimmten  Jahre  die  mit  ihnen 
versehenen  Kalendertage  als  Neumondstage  bezeichnen.  Somit  hat  jeder  Tag,  in  allen 
Jahren  gleich,  seine   titrrac  fcrialis  und  liinaris ,  und  jedes  Jahr  seine  ihm  eigeii- 
thümlichen  literae  dvminiialit  und  novilunarcu. 


Die  Lunarbuchstaben  in  den  Kalendarien  des  Mittelalters.  157 

bei  im  Januar  beginnenden  bei  im  Januar  beginnenden 

vollen  Monat  hohlen  Monat 

385.  Rümisrbe  Epakte  IT. 

Monatlänge  Monatlänge 


30 

K  1 

28.  Jan. 

29 

K  1 

28.  Jan. 

29 

K  2 

27.  Febr. 

30 

K  1 

26.  Febr. 

30 

K  1 

28.  März 

29 

K  i 

28.  März 

29 

K  2 

27.  April 

30 

K  1 

26.  April 

u.  s.  w. 

u.  s. 

w. 

Im  Jahre  385  würde  also  gerade  bei  der  von  Mommseii  vor- 
gezogenen Annahme  ein  Wechsel  in  den  Novilunarbuchstaben  ein- 
treten und  so  überhaupt  in  allen  Jahren,  deren  erstes  Novilunium 
am  IS.  Jan.  E  3  oder  noch  später  eintritt.  Umgekehrt  wird  bei  der 
Voraussetzung,  dass  der  im  Januar  beginnende  Monat  hohl  sei,  in 
allen  Jahren,  deren  erster  Neumond  auf  lo.  Jan.  oder  früher  fällt, 
ein  Alterniren  der  Novilunarbuchstaben  stattfinden,  und  in  den  Jahren, 
die   mit   dem   Novilunium    am    16.  Jan.   oder  später  beginnen,    ein 
und   derselbe  Buchstabe  die  Noumenien  des  ganzen  Jahres  bezeich- 
nen. Der  Grund  davon  liegt  auf  der  Hand:    zwischen  dem  4.  Jan. 
B  1  und  dem  3.  Febr.  B  1   liegen  30  Tage,   aber  zwischen  dem 
22.  Jan.  H  1  und  dem  20.  Febr.  H  1  (wegen  des  Sprunges  vom 
12.  Febr.  E  1  zum  14.  Febr.  F  1)  nur  29  Tage.  Entweder  müssen 
wir  also  den  Gedanken  fallen  lassen,  dass  die  Einrichtung  der  Lunar- 
buchstaben, wie  wir  sie  im  Kalender  von  354  erblicken,  den  Yor- 
theil  darbiete,  dass  sich  für  jedes  einzelne  Jahr  nur  ein  Neumonds- 
buchstabe ergebe,  oder  wir  müssten  annehmen,  dass  durch  Beibe- 
haltung desselben  Buchstaben  nicht  die  cyklisch  genaue  Lima  prima, 
sondern    nur  annähernd  die  erste  Phase  bezeichnet  werden  sollte, 
oder  drittens,  dass  je  nach  der  angegebenen  Grenze  gewisse  Jahre 
des  Cyklus  mit  vollem,  andere  mit  hohlem  Monat  begonnen   hätten, 
das  heisst,  dass  durch  eine  höchst  künstliche  Methode  der  Schaltung 
dieser  Wechsel  zwischen  der  einen  und  andern  Form  des  Mondjahres 
herbeigeführt   und    dadurch    die  L'nveränderliehkeit  des  Novilunar- 
buchstabens    erzielt  wäre.   Für  die  Annahme  einer  so  eigenthüm- 
iichen  Schaltmethode  ist  uns  aber  gar  kein  Anhalt  geboten.  Und  die 
zweite  Annahme'  würde  für  viele  Jahre  des  84jährigen  Cyklus  die 
Anwendbarkeit   dieses   Buchstabensystems    für    die  genaue  Bestim- 
mung der  Luna  paschalis  ausschlicssen  ,  während  doch  otVenbar  dio 


158  Sickel 

Berücksichtigung  des  Moridjjdires  in  dem  olTiciellen  Kalender  der 
spätrümischen  Zeit  der  ßereclinung  des  Osterfestes  zu  Hilfe  kommen 
soll.  Ich  glaube  daher  mich  gegen  die  Annahme,  zu  der  Mommsen 
hinzuneigen  scheint,  und  gegen  die  von  ihm  vorgeschlagene  Folge- 
rung aussprechen  zu  müssen.  Und  nehme  ich  demgemäss  an,  dass 
je  nach  dem  Datum  des  ersten  Neumonds  im  Jahre,  für  gewisse 
Jahre  ein  und  derselbe  Noviiunarbuchstabe,  für  die  anderen  zwei 
alternirende  aufzustellen  sind,  so  würden  sich  für  die  von  Noris 
reconstruirte  und  von  Ideler  berichtigte  84jahrige  Ostertafel  *), 
welcher  ein  stets  mit  hohlem  Monat  beginnendes  Mondjahr  zu  Grunde 
liegt,  folgende  drei  Fälle  ergeben:  ist  die  Epakte  eines  Jahres  I,  so 
sind  alle  mit  dem  dein  1.  Jan.  beigesetzten  Lunarbuchstaben  A  1  ver- 
sehenen Tage  des  Jahres  Novilunien;  ist  die  Epakte  eines  Jahres 
II — XVI,  so  gilt  für  alle  Monate  der  dem  ersten  Neumondstage  eigen- 
thümliche  Lunarbuchstabe  als  Novilunarbuchstabe  des  Jahres;  ist 
die  Epakte  grösser  als  XVI,  so  ist  der  Lunarbuchstabe  der  ersten 
Noumenie  für  alle  hohlen  Monate  als  Novilunarbuchstabe  anzusetzen, 
für  die  vollen  Monate  aber  der  unmittelbar  vorhergehende  Buchstabe  2). 
Indess  ist  noch  keine  Oster-  oder  Jahrestafel  bekannt  geworder), 
welche,  wie  wir  es  bei  den  späteren  Jahrhunderten  sehen  werden, 
jedem  Jahre  des  Cyklus  seine  ihm  entsprechenden  Neumondsbuch- 
staben beisetzte,  und  es  lohnt  sich  nicht  eine  solche  Reihe  für  die 
Noris-Ideler'sche  Tafel  zu  construiren,  so  lange  nicht  die  Richtig- 
keit der  letztern,  welche  durch  manche  Daten  in  Frage  gestellt  wird, 
neuerdings  erwiesen  ist.  Hier  genügt  es,  das  älteste  Beispiel  von 
Lunarbuchstaben  angeführt  zu  haben  und  insofern  an  Mommsen's 
Remei'kungen  anzuknüpfen,  als  ich  selbst  ihnen  die  Anregung  ver- 
danke, demselben  Gegenstand  in  den  späteren  schon  von  der  Alexan- 
drinischen  Osterrechnung  und  dem  19jährigen  Cyklus  ausgehenden 
Zeittafeln  nachgespürt  zu  haben.  Denn  zeugen  die  Lunarbuchstaben 
in  dem  Kalender  von  3ö4,  ebenso  wie  die  Buchstaben  der  sieben- 
tägigen Woche,  für  den  christlichen  Charakter  desselben,  so  liegt 
die"^'ermuthung  nah,  dass  nuin  auch  in  den  folgenden  Jahrliunderten, 
die  sich  nicht  minder  für  die  Fest-  und  sonstige  Zeitrechnung  eines 
accommodirlen  lunaren  Jahres  bedienten,  die  gleiche  oder  eine  ähn- 
liche Einrichtung  nachgealinit  habe.   Und  in  der  That  finden  sich  in 


•)  ri,  249. 

*J   l»ii»  lieissl  zum  Hi'inpiel  C  .i  iiikI  C  'i  oilei-  ('  "i  iiml  C  1  oder  C  1  und  B  3  u.  s.  w, 


Die  Lunaibuchslahen  in  den  Kalendarieu  des  Mittelalters.  159 

einer  grossen  Anzahl  von  Kaiendarien  des  früheren  Mittelalters  (dar- 
unter auch  schon  längst  gedruckte)  sogar  zweifache  Systeme  von 
Lunarhuchstaben  und  mannigfaltige  Tafeln,  welche  über  die  ver- 
schiedenartige Anwendung  solcher  Buchstaben  vollständigen  Auf- 
schluss  geben. 


Wie  das  Mittelalter  die  Lunarhuchstaben  der  synodischen 
Monate  ansetzte,  will  ich  zunächst  aus  demKalendarium  Augiense  >) 
mitlheilen.  —  Vor  den  in  zweiter  Colonne  nach  römischer  Weise 
verzeichneten  Monatstagen  steht  hier  ein  System  von  o9  Mondbuch- 
staben, nämlich  A — U,  dann  mit  Punct  rechts  versehen  A. — U.,  end- 
lich mit  Punct  links  versehen  .A — .T,  ein  System,  das  sich  gleich- 
falls sechsmal  vollständig  und  dann  zumTheil  wiederholt.  Es  stehen  also 

bei       1.  Jan.     A  bei 

„       20.  Jan.     U 
„       21.  Jan.     A.  „ 

9.  Febr.  U. 
„  10.  Febr.  .A 
„       28.  Febr.  .T 

1.  März    A  „ 

1.  April    M. 

1.  Mai       C 

„         1.  Juni      0.  „ 

Hier  liegt    es  noch  deutlicher  auf  der  Hand,   dass  ein  volles 

System  ein  Mondpaar  umfasst,  und  dass  wenn  z.  B.  mit  dem  21.  Jan. 

A.  ein  hohler  Monat  beginnt,  alle  mit  A.  bezeichneten  Tage  Novi- 

lunien  für  die  hohlen  Monate  sind;  die  Anfänge  der  vollen  Monate  in 

demselben  Jahre    werden    wir   dagegen  29  Buchstaben   weiter   zu 

suchen   haben,   also  A.  -|-   29   =   .K,  so  dass  bei  dieser  Art  von 

Mondbuchstaben ,    ganz    abgesehen    von    etwaigen    Veränderungen 

durch  Intercalation  ,  je   zwei   Buchstaben    als    Lif.  nori/nnares  für 

jedes  Jahr  angesetzt  werden  müssen. 

Eben  diese  Einrichtung  nun  erwähnt  schon  Beda  als  eine  von 
Alters  her  überlieferte  und  auch  in   seinen  Kalender  aufgenommene : 


1. 

Juli 

E 

1. 

Aug. 

Q- 

1. 

Sept. 

H 

1. 

Oct. 

S. 

1. 

Nov. 

K 

1. 

Dec. 

U. 

2. 

Dec. 

.A 

20. 

Dec. 

.T 

21. 

Dec. 

A 

31. 

,  Dec. 

L 

')  Cod.  Viudob.  1815  aus  der  1.  UäUte  des  l.\.  Jalirh.  -  Gedruckt  in  S.  Donati,  de 
diltici  deg-li  aiitichi  profani  e  sacri,  p.  244;  die  Lunarhuchstaben  sind  in  diesem  Ab- 
druck wiederg-egehen,  aber  ohne  l"nlerscboidun|;  der  drei  .Mpbabete.  —  Gerbert, 
inonuiii.  lituru.  Alein.  1.  482:  die  Liiuarbuelistaben  .sind  aussrelassen. 


IGO  Sickel 

„de  aetate  lunae  si  quis  compiitare  noii  potest'S  soll  er  sich  dieser 
Alphiibete  bedienen  <).  Kein  Wunder  dass  nach  seinem  Vorgang  die 
meisten  Kaletiderschreiber  die  Lnnarbuchstaben  verzeichneten,  wie 
folgende  Kniender  ergeben,  die  ich,  weil  ich  mich  auf  den  einen 
und  den  andern  noch  zu  berufen  haben  werde,  gleich  hier  aufzähle 
und  soweit  erforderlich  beschreibe: 

1.  Kaien  da  ri  um  ex  Cod.  Rhenaugiensi  saec.  VIII.  in 
Gerbert  monum,  liturg.  Alemanniae  1,  45o.  Die  59  Lunaibuchstaben 
gehen  den  römischen  Daten  voriius,  im  Druck  sind  sie  ohne  Grund 
theils  durch  Majuskel,  theils  durch  Minuskel  wie  lergegeben,  die 
Alphabete  sind  nicht  unterschieden.  Vom  13.  April  an  bis  27.  Mai 
ergänzt  der  Herausgeber  den  Kalender  aus  einem  S.  Gallener  Codex 
saec.  X,  dem  die  L.  lunares  fehlen;  ebenso  vom  14.  Juli  bis  zu  Ende. 
Die  Maitage  28 — 31,  die  Juni-  und  ersten  Julitage  aus  dem  Cod. 
Rhenaug.  haben  die  ihnen  zukommenden  Lunarbuchstaben. 

2.  Martyr ologium  Gelion ense  um  804  geschrieben,  in 
d'Ach^ry  spicil.,  ed.  nova  2,  2ö.  Beginnt  wie  das  vorhergebende 
Kalendarium  mit  25.  Dec.  mit  der  L.  lunaris  E,  so  dass  31.  Dec. 
L  hat  und  am  1,  Jan.  das  System  von  59  Buchstaben  mit  A  beginnt. 

3.  Kal.Salisburgense  im  Cod.  Vindob.  387.  Den  grössten 
Theil  der  Handschrift  füllt  eine  Umarbeitung  von  Beda's  de  temporum 
ratione  aus,  in  der  die  Reihenfolge  der  von  Beda  behandelten  Gegen- 
stände wesentlich  verändert ,  die  Älehrzahl  der  Capitel  aber  diesem 
wörtlich  nachgeschrieben  ist.  Richtig  hat  schon  Pertz  im  Archiv 
3,  530  die  unter  der  Aufschrift  „argumentum  ad  annum  mundi  iiive- 
niendum  etc.''  vorkommenden  und  durch  Correctur  verderbten  Ziffern 
wieder  hergestellt  als  809;  dieselbe  Jahreszahl  wird  als  annus 
praesens  in  den  späteren  Rechnungen  aufgeführt.  Aber  aus  diesem 
Umstände  allein  darauf  schliessen  zu  wollen  ,  dass  der  Codex  809 
geschrieben  ist,  wäre  gewagt,  da  wie  zahlreiche  Handschriften  von 
Beda  beweisen,  auch  die  Copisten  die  zunächst  nur  auf  die  Abfas- 
sungszeit    des    betrenenden  Werkes    bezüglichen    Datirungen    bei- 


')  De  terap.  rat.  cap.  XXIII.  Giles  6,  192:  „quod  si  adeo  qiils  deses  vel  hehes  est,  iit 
»bsque  omni  laborc  coinputanili  Iuii.il'  i-ursuin  scire  voluerit,  innitatur  alphalietis 
quae  in  annali  videlii.-et  libvllo  juxta  cursum  distincta  luuarem, 
ubi  duos  luiiao  circuitus,  id  est  quinquagenos  et  novenos  dies 
lerua  tcneiit  alphabota...  discernciidi  cliaiii  ^ratia  primum  de 
t(;rnis  alphnbctuin  nudis  utriiiqiie  litcris,  secundiim  subnotatis, 
t  e  r  t  i  u  ID   s  II  p  L>  I'  II  u  t  a  l  i  s   d  e  t  e  r  iii  i  ii  a  ii  d  ii  ni   |>  r  o  v  i  d  i  l   a  ii  t  i  q  ii  i  t  u  «. 


Die  Lunarbuchstaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  161 

behielten.  Es  handelt  sich  also  darum ,  ob  diese  Handschrift  als 
Autograph  angesehen  werden  kann,  und  dafür  spricht  nun,  dass 
die  mannigfaltigen  und  sehr  ausführlichen  Zeittafeln,  welche  dem 
theoretischen  Theile  beigefügt  sind,  in  den  Ziffern  sehr  correct  sind 
und  wohl  nur  von  einem  geübten  Computisten  so  fehlerfrei  ange- 
legt werden  konnten.  Von  diesen  Zeittafeln  sind  hier  zu  erwähnen : 
ein  „Martirologium  excarpsatum  cum  alphabetis  ad 
lunam  in  venlendam",  in  welchem  die  erste  Längenzeile  die 
FerialzifTern  I — VII,  die  zweite  ein  später  zu  erläuterndes  Buchstabeii- 
system  zur  Berechnung  der  periodischen  Mondumläufe,  die  dritte  die 
59  Lunarbuchstaben  ,  genau  nach  Sodass  Anweisung  theils  nackt, 
theils  oben,  theils  unten  punctirt,  enthält;  das  MartjTologium  selbst, 
welches  schon  für  jeden  Tag  mindestens  einen  Namen,  alle  Namen 
aber  nach  strenger  Auswahl  aufführt,  verdient  eine  eingehende  Ver- 
gleichung.  Ferner  die  Ostertaleln  für  1  ante  Chr.  bis  1063  post  Chr. 
(cf.  Pertz  a.  a.  0.),  in  welchem  817 — 892  die  gemeinen  und  emho- 
listischen  Mondjahre  verzeichnet  sind,  was  gleichfalls  für  eine 
Abfassung  um  817  spricht.  Zum  Schlüsse  ^,cyclus  hie  est  lunaris 
qualiter  luna  in  circulodecennovali  singulisannisvel 
mensibus  sive  diebus  currit",  d.  h.  ein  alle  Tage  umfassen- 
der Mondkalender  für  19  Jahre,  in  dem  auch  alle  Regeln  der  Mond- 
zeitrechnung eingetragen  und  alle  Abweichungen  der  verschiedenen 
Arten  die  Luna  zu  berechnen  vermerkt  sind. 

4.  Kai.  Cor  bei e US e  um  826,  in  d'Achery  spicil.,  ed.  n.  2,  64 
mit  der  Aufschrift:  „incipit  ordo  solaris  anni  cum  1  itteris  a  san  cto 
Hieronymo  superpositis  ad  explorandam  septiinanae  diem  et 
lunae  aetatem  investigandani  in  uno  quoque  die  per  XIX.  annos'''  i)  : 
in  erster  Längenreihe  die  Ferial-,  in  zweiter  die  59  Lunar- 
buchstaben. 

5.  Kai.  S.  Germani  Au tissio deren sis.  Dasselbe  habe  ich 
vor  Kurzem  in  einer  Melker  Handschrift,  die  als  Beda  saec.  X. 
bezeichnet  wurde,  entdeckt.  Die  Handschrift  enthält  allerdings  von 
Beda  de  natura  rerum ,  de  temporibiis  (beide  saec.  IX  ine),  ferner 
de  temporum  ralione  saec.  IX,  alle  diese  Schriften  mit  zahlreichen, 
halb  in  tironischen  Noten  geschriebenen  Glossen  versehen.    Dazwi- 


')   Audi   in   ciiKNii   ('oiii|iutiis   voll    114;»   (Cod.   \  imluli.  27,>)    wird   ilie   Kinriohliinj;  der 
Liiiiiirliiiclislabeii  liieroiiymus  ziigescli rieben. 

s.i/i.  .1  |.i,ii.-i,i.st.  ci.  xxxviii.  lid.  1.  iirt.  II 


162  Siokel 

sehen  einzelne  Abhandlungen  gleichen  Inhalts  und  wesentlich  an 
Beda  sich  ansciiliessend.  FtTiier  zwei  Blätter  Ostertafeln  mit  ein- 
zelnen historischen  Notizen,  die  Jahre  836  —  890.  944—999 
umfassend  ;  drei  auf  die  Mondrechnung  bezügliche  Tafeln  und  ein 
eigentliches  Kalendariutn,  das  genau  so  überschrieben  ist  wie  das 
Kai.  Corbeieiise  und  dem  auch  einige  wertiivulle  historische  Auf- 
zeichnungen eingefügt  sind  *).  Die  letztgenannten  Theile,  von  der- 
selben Hand  geschrieben,  sind,  wie  die  Ostertafeln  und  die  annalisti- 
schen Bemerkungen  beweisen,  um  840  angelegt  und  entweder  in 
dem  Kloster  St.  Germain  selbst  oder  doch  für  dasselbe  bestimmt. 
In  dem  Kalendarium  stehen  in  der  ersten  Reihe  die  59  IJterae 
Ulnares  der  synodischen,  in  zweiter  die  14  der  periodischen  Monate, 
dann  die  FerialbuchstaLen  u.  s.  w. 

6.  Kalendarium  der  Bibl.  Laurent,  saec.  IX  gedruckt  in 
Bandini  catal.  cod.  latin.  1,  285  mit  59  Lunarbuchstaben  und  am 
Schluss,  behufs  leichterer  Vergleichung  der  iJaten  des  solaren  und 
lunai-en  Jahres  ,  ein  tabellarischer  Auszug  aus  Beda  de  temp.  rat. 
cap.  22  *). 

7.  Computus  sacer  in  St.  Gallen,  Cod.  459,  ohne  genü- 
genden Grund  dem  Mönch  Hartmann  zugeschrieben,  den  Beispielen 
nach  um  877  verfasst.  Der  Kalender  enthält  die  doppelten  Lunar- 
buchstaben, erst  von  viel  jüngerer  Hand  sind  güldene  Zahlen  ein- 
getragen. Dem  Computus  sind  dieselben  Tafeln  für  Lunarrechnung 
eingefügt,  welche  der  Kalender  von  St.  Germain  d'Auxerre  enthält. 

8.  Kalend.  Trid  entinum,  unter  Bischof  Udalrich  um  1050 
angelegt  3),  Codex  im  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  zu  Wien, 
bereits  mitgetheilt  von  Bonelli  in  monum.  eccl.  Trident.  2,  207. 
Auf  den  Kalender,  der  die  Lunarbuclistaben  in  erster  Linie  enthält, 
folgt  eine  später  zu  erklärende  Tafel  zur  Berechnung  des  Mondalters. 


t )  Uas  Kalendarium  selbst  hoffe  ich  binnen  Kurzem  veröiTeiilliehen  zu  könneci.  —  .Nüberes 
über  <lie  Handschrift  theile  ich  mit  in  der  Bibl.  de  l'e'cole  des  chiirtes.  2.1«  annee, 
ciiiqiiit-iiif  Serie,  t.  Ili. 

2)   |{.M):i-(iiles  6,  l'.iO— llt'i. 

'J  In  dem  ordo  epücoporum  sancte  Tridentine  ecclesie  ist  von  der  ersten  Hand  als  letzter 
füschof  eingetragen:  „item  Oudiihici  secundi  benignissimi  epificnpi  qui  slatum 
ecclesie  heati  Vigilii  serenissima  pielitle  disponit  in  preiuntiartira  ab  anno  incarn. 
d.  n.  Jesu  Christi  .MXXH."  und  in  dem  orrfo  imperuloriim  zuletzt  von  dersolben  Hand  : 
„Chuonradi  impenitoris,  llerruanni  ducis,  Heinrici  irnperaloris",  woraus  sich  die 
Abfassungszeit  ergibt. 


i 


Die  Lunarbuchstabeii  in  den  KaleoclMrien  des  MittelMiters.  163 

9.  Kalendarium  saec.  XII  im  Cod.  Vindob.  1226,  zweifel- 
hafter Herkunft  i),  mit  doppelten  Lunarbuchstaben  für  die  periodischen 
und  synodisehen  Monde. 

10.  Kalendarium  saec.  XII  vor  einem  Weingartner  Psal- 
teriiim  in  der  k.  Privatbibliothek  zu  Stuttgart  2)  mit  dem  System  der 
59  Buchstaben. 

11.  Kalendarium  Salisburgens  e  saec.  XIV  im  Cod. 
Vindob.  434.  In  den  meisten  Monaten  nehmen  die  59  Buchstaben 
die  dritte  Längenzeile  ein,  im  Februar  sind  sie  unrichtig  angesetzt; 
Juli  und  August  sind  aus  anderer  Vorlage  abgeschrieben  und  enthalten 
acht  verschiedene  auf  die  Zeitrechnung  bezügliche  Buchstahenreihen, 
als  siebente  die  der  synodischen,  als  achte  die  der  periodischen 
Monate.  Neben  jedem  solaren  Monat  befindet  sich  der  entsprechende 
Mondmonat  für  19  Jahre,  in  ähnlicher  Weise  wie  in  dem  Salzburger 
Kalender  von  c^  809.  Endlich  mehrere  Tafeln  für  die  Berechnung 
der  Feste  aus  den  Lunarbuclistaben. 

Diese  den  verschiedenen  Jahrhunderten  entn<tmmenen  Beispiele 
beweisen  zur  Genüge,  wie  verbreitet  die  Kalendereinrichtung,  von 
der  ich  hier  handle,  gewesen  ist.  Aber  ebenso  wie  man  in  einzelnen 
Fälien  die  für  den  täglichen  Bedarf  noch  wichtigeren  Ferialbuch- 
staben  in  dem  Monatskalender  ausliess,  gibt  es  eine  Menge  von 
Kaiendarien ,  welche  die  Einrichtung  der  Lunarbuchstaben  nicht 
berücksichtigen,  wie  das  von  Piper  edirte  Kai.  KarTs  d.  G.  von  781 ; 
das  Kai.  Petershusanum  saec.  IX  in  Gerbert  nion.lit.  Alem.  1,478; 
das  Kai.  eccl.  cathedr.  Floren t.  saec.  IX  in  Ximenes  del  gno- 
mone  Fior.  119  3) ;  das  Kai.  Lucense  und  das  Kai.  S.  F  1 0 r i  d i  in 
Donati  de'  dittici  degli  antii-hi  257,  273  —  oder  falls  man  annehmen 
wollte,  dass  nur  die  Herausgeber,  wie  es  Gerbert  bei  dem  Augiense 
gethan,  die  Lunarbuchstaben  ausgelassen  haben,  wird  man  in  jeder 
Bibliothek  handschriftliche  Exemplare  ohne  diese  Einrichtung  finden. 

Ich  gehe  nun  zu  der  mannigfaltigen  Anwendung  der  Lunar- 
buchstaben über  und  knüpfe  zunächst  an  die  beistehende  Tafel  aus 
dem  Kalender  von  St.  Germain  d  'A  u  xer  r  e  an. 


•)  Zu  der  Besclireibiiiig  bei  Denis  1,  70  liisst  .sieb  iiocli  hiii/.iifiigeii,  <l;tss  :iuf  dem  iiiiierii 
Deckel  stellt:  „iste  Über  pertiiiet  ecciesie  Süiicti  Pjiuli  ...'',  der  Orlsname  Hiisnidiit. 

-)   Ich  glaube  dass  es  derselbe  Codex  ist,  von  dem  im  Archiv  4.  308  die  Ke<le  ist. 

*)  ßs  bedarf  uohl  hier  keines  aiisCiilirliohen  Bewi'ise.s  dafür,  dass  das  von  dem  noi-aiisuebt'r 
mitergiitzlioliem  Unversduid  belmuptele  .\l>fassiiiig-,sjahr  S13  j^an/.  uiilialtliarist,  und  dajs 
damit  alle  au.s  den  .Angaben  des  Kalenders  ge/.ogenen  Folgerungen  in  nictits  terfallea. 

II  - 


104 


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Die  Lunarbuchstaben   in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  1  6o 

Durch  die  von  mir  beigesetzten  arabischen  Ziffern  ist  schon 
angedeutet,  dass  die  einzelnen  Querzeilen  den  19  nach  goldenen  Zahlen 
benannten  Jahren  des  Mondcyklus  entsprechen  i).  In  der  ersten 
Längenzeile  der  Handschrift  stehen  die  Novilunarhuchstahen  eines 
jeden  Jahres  2)  und  zwar  zuerst  der  für  die  hohlen  Monate;  aus 
ihnen  sind  regelmässig  durch  Weiterzählen  von  29  Buchstaben  die 
daneben  stehenden  Neuinondsbuchstaben  für  die  vollen  Monate  ent- 
wickelt. In  eilf  Fällen  lässt  sich  auch  sofort  das  bestimmte  Ver- 
hältniss  zwischen  dem  vollen  Neumondshuchstaben  eines  Jahres  und 
dem  hohlen  des  nächstfolgenden  Jahres  erkennen  ,  besonders  wenn 
man  anstatt  der  Buchstaben  die  ihnen  im  ganzen  Systeme  zukommen- 
den Ordnungszahlen  setzt.  Z.  B.  bei  dem  Übergang  vom  14.  zum 
IS.  Jahr:  59  (=  T"  als  L.  novil.  des  vollen  M.)  +  30  (Tagzahl 
des  vollen  M.)  —  59  x  (so  oft  als  ein  vollständiges  Buchstaben- 
system abgelaufen  ist)  —  11  (als  Zahl  der  Buchstaben,  die  nach 
sechsmaliger  Wiederholung  des  Systems  vom  21.  December  A  bis 
31.  December  L  gesetzt  werden)  =  19  (=  T  als  L.  novil.  des 
hohlen  M.  im  15.  Jahr).  Diese  Ordnung  muss  aber  nothwendiger 
Weise  unterbrochen  werden,  so  oft  als  durch  den  Embolismus  der 
alternirende  Wechsel  zwischen  hohlen  und  vollen  Monden  gestört 
wird.  Prüfen  wir  nun  die  Bichtigkeit  der  durch  diese  Tafel  bezeich- 
neten Noumenien  durch  Vergleicbung  mit  den  Neumonden,  wie  sie 
im  immerwährenden  Julianischen  Kalender  bei  Ideler  2,  194  angesetzt 
sind  8).  Bei  ihm  finde  ich  inv  Numerus  aureus  VII  folgende  Anfänge 
der  hohlen  Monate:  17.  Januar,  17.  März,  15.  Mai,  13.  Juli, 
10.  September,  8.  November,  welchen  auch  L.  lun.  B  zukommt  — 
und  als  Noumenien  der  vollen  Monate:  15.  Februar,  15.  April, 
13.  Juni,  11.  August,  9.  October,  7.  December,  welchen  F"  zu- 
kommt. Im  folgenden  Jahre  VIII  ergeben  sich  dagegen  dill'erirende 
Heilien  : 


1)   In   dem   t'oriiimtiis   San;;:ill.   Cod.   459  l)Oi;iiiiit  il lose  Tafel   niil   dem   diillon  J^ilir  dos 

Cyklus,   oH'enbar  weil  diesem  .labre  dio  röiniscbe  K|iaktu  I   /.ukomiiit  :   der  Comiuitisl 

hat  also  den  eif^entlichen  Cyclns  liinaris  Uoinanorum  im  Sinne. 
2  )  I  e  h   u  n  t  e  rsolie  i  d  e  f  o  rt  a  n  d  i  e  d  re  i  AI  |>  lia  b  e  t  e  d  es  I.  ii  n  a  r  l>  ii  c  h  s  I  ab  on- 

syslems  In   lolgender  Weise:   A — U;  A' — V  ;  \'' — T". 
'*)   Ich  wiililo  liioi-  Cur  die  |{eis|MOlo  nur  solche  Sol/.unijen  bei  Ideler,    die  koiuoiii  Zwoilel 

iinterworfen  sind. 


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S  i  c  k  e  I 


inu'li  dem  .liil.  Kniender 


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4. 

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Juni 

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2. 

Juli 

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August 

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30. 

August 

F 

29. 

Septemhei 

Q' 

28. 

October 

F 

27. 

November 

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26. 

December 

F 

nach  den  Novilunarbuohstaberi  des 

Kai.  Autiss. 

ß.  Januar 

F 

4.  Februar 

P' 

6.  März 

1' 

4.  April 

P' 

4.  Mai 

F 

2.  Juni 

P' 

2.  Juli 

F 

31.  Juli 

P 

30.  August 

F 

28.  September 

P 

28.  October 

F 

26.  November 

P' 

26.  December  F 

und  zwar  weil  die  Reihe  in  unserer  Handschrift  ohne  Berücksichtigung 
des  in  diesem  Jahre  eintretenden  Embolismus  entworfen  ist.  Sie  ist 
also  unvollkommen  und  gibt  überhaupt  die  Novilunien  nur  für  die 
cyklischen  Jahre  I,  II„  III,  IV,  VI,  VII,  IX,  X,  XII,  XIV,  XV,  XVII,  XVIII 
richtig  an. 

In  der  ersten  Querzeile  ist  zwöifmal  die  Tageszahl  für  den 
Mondmonat  angegeben,  der  nach  dem  unmittelbar  darunter  stehenden 
Kalendermonat  benannt  wird,  d.  h.  der  in  dem  dazu  gehörigen  Kalen- 
dermonat endigt  ').  Also  eine  Wiederholung  der  in  den  Kaiendarien 
jedem  Monat  vorgesetzten  Notiz,  wie  ^mensis  Januarius  habet  dies 
XXXI,  lunam  XXX-'"   2). 

Was  die  Ziffern  der   folgenden  Zeilen  bedeuten  ,    wird    schon 
durch  die  Überschrift  erklärt:    sie  enthalten  das  Mondalter  an   den 


')  ßeda  de  t.  r.  ca|t.  45:  „Romaiii  .  .  .  curantes,  ut  cujiiscunque  aetatis  lunn  in  kalen- 
das  (icoiirrissel,  ipsa  ejiisriom  meiisis  liina  diceretur  esse  piitanda".  —  Coinputus  von 
il4.'{  Cod.  Vinlioli.  '17 ii:  „omiiis  liiiiHtio  illiijsinensises«cdiciliir,  in 
q  II  u  fiiiitiir,  e  X  c  e  p  t  o  e  m  bo  I  i  s  iii  a  I  i  a  ii  ii  o  ,  et  etiam  c  i)i  li  o  I  i  s  in  a  I  i  s 
liinalio  nullius  esse  dicitur''. 
^)   Alter  Kalenderspriirli  :  „Lima  paris  ineiisis  niiiii|ii:iiii  trigesima  tiet, 

linpar  Irireiio  niin(|uam  nisi  line  careliit, 
Tempore  hissexti  Febri  tricesima  luna  est, 
Nam  Jiilii  liiiia  tunc  est  vicesimanona"  — 
das  letzte  lieicielit  sich  auf  den  Saline  lunac  im  Juliinond  der  güldnen  Zahl  XIX. 


Die  Lunarbuchstaberi  in  den  Kalendarien  des  Mittelalters.  167 

ersten  Monatstagen  durch  die  19  Jalire  hindurch.  Sie  können  entweder 
durch  einfache  Zählung  von  der  jedesmal  vorausgegangenen  Lima 
prima,  welche  hier  durch  die  Novilunarbuchstaben  bezeichnet  wird, 
al>geleitet  oder  durch  Addition  der  Jahresepakte  und  der  Reguläres 
binares  0  gebildet  werden.  Das  letztere  thut  Beda  2),  indem  er  die 
im  ersten  Jahre  des  Cyklus  den  einzelnen  Kaienden  zukommenden 
Exakten  als  Reguläres  Ulnares  für  alle  folgenden  Jahre  hinstellt.  Er 
fügt  hinzu  dass  er  selbst  danach  ein  Schema  entworfen,  anderen  zum 
Abschreiben  mitgetheilt,  auch  seiner  Abhandlung  beigefügt  habe, 
dass  dasselbe  jedoch  für  drei  Jahre  (VIII,  XI,  XIX)  nicht  recht 
anwendbar  sei. 

In  unserer  Tafel  aber  weichen  die  Zahlen  schon  im  I.Jahre  etwas 
von  denen  Beda's  ab,  und  im  weiteren  Verlaufe  stellen  sich  eine  Menge 
Differenzen  heraus.  Der  Schreiber  dieser  Tabelle  und  des  ganzen 
Kalenders  mit  Zubehör  ist  nämlich  über  alle  Massen  nachlässig. 
Wenn  ich  dennoch  bei  dem  Abdruck  nur  die  gröbsten  unten  ver- 
merkten Schreibefehler,  wie  10  für  S  u.  dgl.,  corrigirt  habe,  so 
geschah  es  um  solche  Tafel,  nach  der  vielleicht  Jahrhunderte  lang 
datirt,  die  vielleicht  wieder  vielfach  abgeschrieben  ist,  in  ihrer 
ursprünglichen  incorrecten  Gestalt  vorzulegen.  Die  unrichtigen 
Setzungen  beschränken  sich  auch  nicht  auf  jene  Fälle,  von  denen 
Beda  sagt,  dass  auf  sie  die  Regel  allerdings  nicht  passe  und  dass 
v»er  die  Hegel  auch  für  sie  tinden  könne,  es  ihm  lehren  möge;  sie 
gehen  auch  nicht  immer  aus  der  unvollkommenen  Angabe  der  links 
stehenden  Novilunarbuchstaben  hervor,  sondern  sind  zum  Theil  ein- 
fache Schreib-  oder  Rechenfehler,  letzteres  z.  B.  indem  für  die 
Aprilkaienden  des  Num.  aar.  XIII  zu  denen  des  Vorjahres  nicht  11, 
sondern  nur  10  hinzugefügt  wird,  die  weitere  Reihe  dann  aber 
regelmässig  durch  Addition  von  11  gebildet,  also  durchgängig  um  eine 
Einheit  zu  klein  atigesetzt  wird. 

Einer  Berichtigung  dieser  Tafel  nun  muss  ich  erst  einige  Erör- 
terunü:en  über  einzelne  Puncte  des  im  Mittelalter  geltenden  Mond- 
cyklus   vorausschicken.    In    den   Hauptzügen    ist  seine  Construction 


')  l>iii:iiidi  iMliiiii.  I.  8,  Ciip.  8  :  „re^iilaris  liiiiaris  ivst  iiiiiium'ms  iiiMirialiilis  il;itiis  tntMi>i 
ad  iiiveiiic'irliin  lunain  in  kaleiiills  iiu'iisiuiii  siiigiilurmn'*  und  „ost  aiileni  t'pai-tn 
mimcnis  vai'iabilis  (latus  aiiiio  ad  iiivt'iiii'iidaiii  liiiiam  in  k.ili'iidis   eiijiislihct  nu'iisis". 

2j   ne  temj).  rat.  uap.  20. 


168  s  i  o  k .  1 

allerdings  zur  Genüge  bekannt:  aber  über  Einzelnes  zweien  doch  noch 
die  Meinungen  der  Chronologen  und  wieder  über  andere  Fragen  hat 
ni;in  voreilig  definitiv  entschieden,  während  sie  von  den  Computisten 
des  Mittelalters  immer  als  olTene  und  melirfacber  Lösung  fällig 
bezeichnet  worden  sind.  Ich  glaube  desshalb  hier  zuvor  handeln  zu 
müssen :  1 .  v  o  n  d  e  r  E  p  o  e h  e  d  e  s  c  y  k  I  i  s c  h  e  n  M  o  n  d  j  a  h  r  e  s  und 
des  ganzen  lOjäbrigen  Cyklus;  2,  von  dem  Sitze  der 
intercalaren  Monde;  3.  von  dem  Sitze  des  Saltus  lunue ; 
4.  von  der  Berechnung  der  Regularen  und  5.  von  den» 
F e b r u a r rn  0 n d  e  in  den  solaren  Schaltjahren  *). 


Bei  all  diesen  Fragen  haben  wir,  soweit  darüber  Nachrichten 
auf  uns  gekommen  sind,  auf  die  Auffassung  der  Alexandriner  zurück- 
zugeben, welebe  zuerst  die  metonisch-kallippischeEnneakaedekaeteris, 
in  entsprecbender  Weise  umgebildet,  auf  die  Berechnung  des  Oster- 
festes angewandt  haben  s).  Diese  nun  sind,  wie  allgemein  anerkannt 
wird,  gleich  bei  der  Bildung  des  Cyklus  von  der  Absicht  ausgegan- 
gen, die  Epoche  des  Mondjahres  möglichst  in  die  Nähe  ihres  bür- 
gerlichen Neujabres,  d.  h.  des  1.  Thot  zu  bringen.  Aber  wie  die 
Bildung  des  Cyklus  nur  die  Berechnung  des  Osterfestes  zum  Zwecke 
hatte,  ihnen  also  im  Gedanken  schon  das  Osterjalir  vorschw^ebte,  so 
adoptirten  und  vertiaten  sie  für  das  letztere  sofort  die  jüdische  Auf- 


1)  Auch  Diiraiidus  8,  9,  nachdem  er  die  allgemeine  E|>aktenregel  .nufg'estellt  hat,  sagt: 
„sed  qnoniam  e|iaclai-um  ratio  quandocjue  fallit,  pro|)tt'r  embolismura  sive  saltiim 
liiiiae,  ideo  de  ipso  breviter  videamus". 

')  Leider  kann  ich  diesei-  Aufj^abe  nicht  vollkommen  entsprechen.  Die  wichtigsten  alte- 
ren Bücher,  welche  diese  Fragen  heliandeln,  fehlen  auf  den  hiesigen  IJihliolheken. 
Und  auch  von  ausserhalb  konnte  ich  mir  nur  Jani  bist,  cycli  Dionysiani  und  van  der 
Hagen's  observaliones  in  prologos  et  epistolas  paschales  verschaffen  ;  des  letzteren 
diss.  de  cyclis  paschalibus  habe  icli  nicht  benutzen  können  und  kenne  die  Itesultate 
dieser  Schrift  nur  aus  Ideler  und  aus  Uöckh's  epigrapliisch-chronologlsclien  Studien. 
Jedoch  hoffe  ich  auch  ohne  Kenntnis«  dieser  und  einiger  anderer  die  ültestcn  Oster- 
cyklen  betreffenden  lliicber  die  l^inriclitung  des  Diony.siscli-Uedaisehen  Zeilkreises, 
um  den  es  sieb  liier  vorzüglich  ban<Ielt,  richtig  darlegen  zu  können.  —  Was  Beda 
betrifft,  haben  die  iilteren  Chronologen,  wie  Clavius,  l'etavius,  van  der  Hagen  u.  s.  \v., 
wie  schon  erwähnt  wurde,  ihm  auch  die  viel  jüngeren  Kphemeriden  zugeschrieben 
und  haben  olH  aus  ihnen  die  echten  Schriften  desselben  ergänzen  und  erläutern 
Wollen.  Es  versteht  sich  von  selbst,  duss  ich  derartige  Beweise  aus  einer  unechten 
iiiiil  nichts  weniger  als  ausgezeichneten  Schrift  nicht  zulasse,  und  bemerke  ich  dies 
nur,  \ini  in  den  einzelnen  Fällen  einer  besonderen  Widerlegung  der  aus  den  Epheme- 
riden  gezogenen  Schlüsse  iibeiboben  zu  sein. 


Die  Lunarbuclistaben  in  den  Kalendarien  dos  Mittelalters.  1  69 

fassuiig,  nach  welcher  der  Paschumonat  der  erste  des  Jahres  sein 
sollte.  Die  Alexandriner  hatten  somit  eine  zweifache  PZpoche  des 
Mondjahres :  eine,  welche  sich  aus  der  technischen  Einrichtung  des 
Zeitkreises  ergab  und  welche  nach  dessen  Anlage  der  Epoche  ihres 
festen  solaren  Jahres  möglichst  nahe  kam,  und  eine  zweite 
kirchliche,  welche  dem  obersten  Zwecke  dieser  Cyklusbildung 
entsprach. 

Es  scheint  mir  nun  auf  der  Hand  zu  liegen,  dass  die  Lateiner, 
welche  die  Alexandrinische  Enneakaedekaeteris  auch  im  Abendlande 
einzuführen  trachteten,  zunächst  sich  nur  der  kirchlichen  Epoche  des 
Alexandrinischen  Mondjahres  bedienen  konnten.  Mit  jenem  Grund- 
gesetze, dass  das  österliche  Mondjahr  mit  dem  Paschamonat  beginnen 
müsse,  war  man  ja  auch  in  der  lateinischen  Kirche  einverstanden 
und  die  in  den  ersten  Jahrhunderten  ausgebrochenen  Osterstreitig- 
keiten  drehten  sieh  hinsichtlich  des  Ostermonats  nur  um  die  Frage, 
wie  derselbe  richtig  festzustellen  sei  i).  Und  indem  zu  letzterem 
Behufe  Dionysius  Exiguus  die  Alexandrinische  Methode,  jene  „nicht  so 
sehr  auf  menschlichem  Wissen,  als  auf  der  Eingebung  durch  den 
heiligen  Geist  beruhenden"  Grundsätze  der  abendländischen  Kirche 
zu  empfehlen  sich  zur  Aufgabe  gemacht  hatte,  genügte  es  in  Bezug 
auf  die  in  cyklischer  Ordnung  wiederkehrenden  Anfänge  des  Oster- 
jahres  der  kirchlichen  Epoche,  wie  sie  im  Orient  festgestellt  wurde, 
Eingang  zu  verschaffen.  Die  andere  mit  dem  ägyptischen  solaren 
Neujahre  zusammenhängende  Epoche  konnte  für  das  nach  römischem 
Kalender  rechnende  Abendland  höchstens  insofern  Bedeutung  haben, 
als,  wie  wir  später  sehen  werden,  die  technische  Einrichtung  des 
Zeilkreises  an  sie  geknüpft  war.  So  spricht  denn  auch  Dionysius 
überall,  wo  er  das  Osteijahr  für  sich  betrachtet,  nur  von  dem  mit 
dem  Paschamonat  anhebenden  Mondjahre,  und  ebenso  kennt  Beda, 
der  sich  in  seinen  Schriften  bemühte,  die  letzten  Zweifel  an  der 
Richtigkeit  der  Alexandrinischen  schon  zu  Glaubensartikeln  gewor- 
denen Regeln  zu  zerstreuen  2),  füi-  das  eigentliche  Osterjahr  keine 
andere  Epoche.  In  einem  weiteren  Puncte  aber,  über  den  ich  in  den 
Schriften  der  Alexandriner  nichts  finde,    gehen  die  Meinungen  der 


•j  S.  die  Osterbriet'e  des  l'ioteiiiis,  Vicloiiiis  ii.  A.  in  Pelavins  de  docd-iiia  temporiim 

Z,  4!)8  seq. 
2j  Die  schärfste  Verurllieilunjj  aller,  die  sieh  nücii  gegen  die  Alexandrinischen  Kegeln 

sträubten,  spricht  Ueda  in  der  epistola  ad  Wieredani,  Giles  1,  lOl,  aus. 


170  Si  ekel 

Letztgenannten  auseinander,  nämlich  über  die  Festsetzung  des  Tages, 
mit  dem  das  dflrch  den  Ostermonat  bestimmte  Mondjahr  anhebt.  Dem 
Dionysius  ist  nämlich  die  Luna  quintudecima  pasc/ialis  der  erste, 
die  f.ufia  q}(artti(lecimn  der  letzte  Tag  des  Jahres  »)•  ^^^^  dagegen 
rechnet  das  Mondjahr  vom  Novilunium  des  Ostermondes  an  2),  also 
wie  die  Juden  in  ältester  Zeit  und  wie,  auch  nach  Einführung  einer 
neuen  Jahresform,  im  Tlialmud  noch  der  Nisanneumond  als  Jahres- 
anfang der  Feste  gilt  *).  Entnehmen  wir  z.  B.  einer  Ostertafel,  dass 
das  Jahr  761  (more  Romanorum  vom  1.  Jan.  aufgefasst)  den  Numerus 
aureus  II  hat,  so  fallen  nur  dessen  erste  Monate  bis  zum  11.  März 
mit  dem  Jahre  zusammen,  das  Beda  als  annus  II  cycli  decennoren- 
nalis  bezeichnet:  denn  letzteres  beginnt  bereits  mit  dem  23.  März 
luna  I.  760,  und  vom  12.  März  luna  I.  761  zählt  Beda  schon  a.  III 
cycli  decennovennalis  *).  Übrigens  ist  diese  Differenz  zwischen 
Dionysius  und  Beda  nur  desshalb  hervorzuheben,  um  die  Berechnun- 
gen des  letzteren  richtig  aufzufassen.  Die  späteren  Computisten  sind, 
soviel  ich  sehe,  allezu  demEpochentag  des  ersteren  zurückgekehrt  *). 


<)  Rpist.  ad  Bonifaeiiiin  in  .Fan  I.  I.  202 :  „adeciiiiaquintaliiniipaschalis  festi 
aiiiii  verhi  gratia  praecedentis  usque  ad  decimam  quartara  sequenlis  (quod  quae- 
rimus)  paschae ,  si  communis  aiiniis  est,  CCCLIV  dies  habebit,  si  eiiibolismus 
CCCLXXXIV."  —  Ferner  bei  der  Verg-leichung:  des  Cyc-lus  decennovennalis  mit  dem 
liinaris:  „anno  decennovennali  II,  lunari  XVIll  ab  VIII  id.  apr.  (d.  b.  luna  XV  unseres 
numerus  aureus  I)  usque  in  Vlll  kal.  apr.  (d.  b.  Iiiiia  XIV  unseres  num.  aureus  II), 
quia  communis  est,  sunt  dies  CCCLIV."  Nur  in  einer  Stt-ile  der  epist.  ad  Petronium  I. 
c.  107:  „ab  Vlll  id.  mart.  usque  in  diem  non.  apr.  natam  lunam  Tacere  dixerunt 
primi  mensis  exordium"  scheint  er  wie  Beda  zu  rechnen;  aber  es  soll  dort  nicht  der 
Anfang  des  Mondjahres,  sondern  der  Epochentag  des  Oster  mo  na  ts  festgestellt 
werden,  was  sieb  niclit  anders  ausdrücken  liess. 

')  Aus  vielen  Stellen  bebe  ich  l)esonders  hervor  Bed«,  Giles  6,  236:  „qui  utrique 
(anni)  .  .  .  ab  ex  ordio  primi  mensis  quem  Hebraei  Nisan  vocant,  hoc  est  a  b 
accensio  ne  lu  nae  pasehalis  initiumsumunt  .  .  .  unde  fit,  ut  ab  Vlll  id.  mart.  us(|ue  in 
non.  apr.  diem  lunarisanni  sint  quaerenda  primordia."  —  Hagen  observ. 
in  prol.  pasch.  287,  299,  301  u.  a.  a.  O.  will  allerdings  diese  österliche  Epoche  des 
.Mondjahres  bei  Beda  nicht  zugeben  und  will  alle  betreffenden  Stellen  so  deuten,  dass 
Heda  in  ihnen  von  den  .luden  rede.  Es  hängt  dies  wesenllich  mit  seiner  Erklärung 
des  Cycliis  liiiiiirig  Diiiiii/KÜ  et  licdae  zusammen,  aiil  ilie  ich  hier  nicht  eingehen  kann, 
und  in  Betreff  derer  ich  auf  lii.-ler  2,  237  und  Piper  123,  verweise.  Wer  Beda  unbe- 
fangen prüft,  wird  diese  seine  Epoche  eben  so  gelten  lassen,  wie  die  andere  des 
aceomraodirten  Mondjiihrcs,  von  der  gleich  die  Hede  sein  wird. 

1)   Ideler  1,  490,522. 

♦)  Dass  die  österliche  Epoche  der  des  bürgerlichen  .l:diros  um  9  —  10  .Monate  vorancill, 
nicht  ihr,  wie  es  zuweilen  aufgefasst  ist,  nachfol;,^!,  wird  sich  später  ergeben. 

»t  S.  (Jallener  Compulisl  von  »77  (Cod.  4.')9J  :  „niulli  ex  veteris  legis  observalionc  hos 
annos  (lunares)  a  pascbali  nieii  e  inrlioanf.  sem|tej-  a  .\V  luna  paschae  praecedentis".  — 


I 


Die  Liinarbuchstaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  171 

Bei  Dionysius  und  Beda  findet  sich  nun  allerdings  noch  eine 
andere  Mondjalirsepoche,  die  Epoche  des  dem  Sonnenjahr  accommo- 
dirten  Mondjahres.  Es  war  unausbleiblich,  dass  beide  Jahresformen 
mit  einander  verglichen  wurden  und  dass  das  in  seiner  Dauer  und 

I  seinen  Anfängen  wandelbare  lunare  Jahr  in  das  feste,  vollständig 
eingebürgerte  solare  soweit  eingefügt  wurde,  als  es  ohne  Verletzung 
des  ihm  inwohnenden  Princips  geschehen  konnte.  So  entstanden  als 
Ausschnitte  derselben  Enneakaedekaeteris  Mondjahre,  deren  Anfänge 
möglichst  in  die  Nähe  des  bürgerlichen  Neujahres  gebracht  wurden, 
und  welche  möglichst  mit  den  Sonnenjahren  parallel  laufend  und 
mit  ihnen  gezählt,  doch  immer  noch  als  Theile  des  Osterkreises 
erschienen  und  auch  als  solche  gezählt  wurden.  Wenn  Beda  z.  B. 
sagt:    „secundus  annus  epactas  XI  suscipit"  ') ,  so  Hesse  sich  dies 

;  allenfalls  noch  auf  das  österliche  Mondjahr  beziehen,  insofern  der 
Tag  der  Alexandrinischen  2)  Epakte  innerhalb  desselben  fällt.  All- 
überall aber,  wo  er  oder  sein  Vorgänger  Dionysius  die  sogenannten 
argumenta  paschulia  angeben,  bezeichnen  sie  als  2.  Jahr  das  volle 
Kalenderjahr,  welches  in  den  letzten  Monaten  des  nicht  accommodirten 
Osterjahres  beginnt  und  dann  etwa  noch  neun  Monate  des  nächst- 
folgenden Osterjahres  umfasst  3).  Ausdrücklich  sagt  Beda,  dass  die 
Römer  darin  von  den  Hebräern  abweichen,  dass  sie  eine  vom  Novi- 
lunium  des  Januarmondes  beginnende  lunare  Jahresform  angenom- 
men haben  *),  und  an  anderer  Stelle,  dass  es  sich  empfiehlt,  soweit 


l'ompiitist  vdii  1143  (Cüd.  Viiidob.)  :  „aiini  domiiii  inutantur  in  Vlll  kal.jan.,  aniii  ab 
origine  iiiuiidi  XV  kal.  apr.,  cic  I  us  d  ect>  an  o  v  e  n  nal  is  i  n  XIV  1 11  na  apr-,  cou- 
fiirrentes  in  kal.  martii,  epacte  in  kal.  sept.  (von  dieser  ebenfalls  mit  dem  Mondjahre 
zusammenhängenden  Epoche  wird  später  die  Rede  sein),  indictiones  Vlll  kal.  oct." 
—  daran  schllessen  sich  Berechnungen  für  das  laufende  Jahr,  welche  1143  als  Abfas- 
sungszeit ergeben.  (Ncbenliei  bemerke  ich,  dass  sich  der  Schreiber  dieses  Comuutus 
fast  durchgängig  der  a  ra  bi  s  eben  Ziffe  rn  bedient  \iu(i  zwar  nach  dem  Gesetze 
der  Position  und  mit  richtiger  Anwendung  von  0.)  —  Durandus  I.  I.  8,  10:  „appel- 
latur  autcm  annus  embolismalis,  quia  a  XIV  luna  praeceilentis  pascbae  ustjue  ad  lunani 
XIV  sequentis  habet  Xlll  lunationes". 

')   Reda-Giles  6,  229. 

~)  So  benenne  ich  nacli  Piper's  Vorgang  die  Kp;ikte  iles  22.  Miirz.  —  Der  S.liallener  Com- 
putist  von  877  (Cod.  Saugall.  4.'>'.»)  unterschei.let  beide  Kpakten  so,  dass  er  die  Alexan- 
drinische schlechtweg  cpactac  nennt,  die  später  eingeführte  römische  nUwaciessoriac. 

3)   .Iiini  bist.  c.  Diou.  174  seipi.  —  Üeila-Ciles  (j,  187.  24«,  2.">(>  n.  a.  a.  (). 

■*)   L.    c.  220:    „(aniiMs  luii;iri,sj   apud  Kumanos   ab  iuciiiienle  luna  meusis  jauuarii  suuiil 
initinni  iliitiiie  li-i'iiiinatuj°." 


\ 


172  Sickel 


als  möglich ,  iille  Zeitrechimiig  mit  dem  bürgerlichen  Jahresanfang 
zu  beginnen  ').  Die  Zählung  der  Mondjahre  bei  den  Conipu- 
tisten  1  ä  s  s  t  a  1  s  o  j  e  nach  dem  Zusammenhange,  auf  den  wohl 
zu  achten  ist,  eine  doppelte  Deutung  zu.  Ein  sehr  verständiger 
Glossator  Beda's  2)  unterscheidet  desshalb  in  der  Enneakaedekae- 
teris  j,anni  secundum  lunam",  d.  h.  österliche  Mondjahre  und  „anni 
secundum  solem",  d.  h.  dem  bürgerlichen  accominodirte  Mondjahre. 
Ich  werde  im  weiteren  Verlaufe  jene  mit  (mni  cycli  decennovennafis, 
diese  mit  numerus  aureus  bezeichnen  s). 

Es  erübrigt  zu  beweisen  ,  dass  bei  gleicher  Ordnungszahl  im 
19jährigen  Cyklus  das  österliche  Mondjahr  gegen  9  Monate  früher 
beginnt  als  das  accommodirte.  Für  Beda  wird  sich  dies  bei  der 
Berechnung  der  Enibolismen  ergeben.  Hier  wähle  ich  einige  Stellen 
aus  dem  Compiitus  des  Anonymus  von  810  *).  Wenn  es  dort  heisst: 
„anno  decenn.  I  .  .  .  a  XV  luna  praeteriti  festi  paschalis  usque  ad 
XIV  sequentis,  id  est  a  XVI  (corr.  XIV)  kal.  mai.  usque  in  non.  apr., 
quia  annus  communis  est,  sunt  dies  CCCLIV",  so  ist  mit  dem  ersten 
Datum  doch  ofTenbar  der  Tag  nach  dem  termiims  paschalis  uuin. 
nurei  XIX,  mit  dem  zweiten  der  term.  num.  aur.  I  bezeichnet,  und 
so  durch  alle  Jahre  hindurch.  Oder:  „si  vis  scire  quibus  annis  noni 
decimi  circuli  martio  mense  XIV  luna  paschalis  incurrat  (welche  zuvor 
als  letzter  Tag  des  Mondjahres  angegeben  ist),  hoc  est  anno  II,  V, 
VII"  u.  s.  w. ,  was  ebenfalls  nur  richtig  ist,  wenn  a.  c.  decenn.  I 
gesetzt  wird  =  num.  aur.  -^  ^)- 


'J  L.  c.  ist):  „aliis  iiptius  miilto  et  expeditius  videtur,  ut  coinpiitntio  omiiis,  quiintum 
non  necessitas  rationis  obsistiit,  a  principio  anni  sui  etiam  apnd  Romanos  iacipiat  et 
usque  ad  terminiim  anni  ratio  atque  intemeialo  ordine  procuriat". 

2)  Der  (ilossator  der  Melker  llundschril't ,  dem  ich  das  Kaleiidarium  Autissiod.  ent- 
nehme. 

3)  Wie  auch  schon  Petaviiis  pethan  liat,  de  doctr.  temp.  1,  304.  —  Doch  hat  er  selbst 
oft  den  Liiterschicd  üherselien,  was  ihm  z.  B.  von  Jan  1.  c.  204  eine  derbe  Uüge  zu- 
zieht. 

*)   Miiratori  anecdota  ex  Ambros.  IJibi.  codicibus  III,  87.  103. 

*)  Die  falsche  Auffassung,  dass  das  österliche  .Mondjahr  um  mehrere  .Monate  später  als 
das  accommodirte  beginne,  linde  ich  auih  in  L'A  r  t  de  ve  rif  ier  les  d  a  te  s  (e'dit.  III, 
Paris,  1783)  partie  I,  pag.  XXV,  wo  von  Urkunden  die  Hede  ist  „oi\  ce  cycle  de  19 
ans  coinmeiice  avec  le  mois  de  janvicr  et  d'aulres  avec  le  mois  de  mars".  Dass  das 
der  folgende  .März  sei,  soll  aus  dein  Datum  einer  dem  .lanuar  angehörigeii  l'rkunde 
gefolgert  werden:  „a.  ab  ine.  doiii.  1027,  circ.  lunac  II,  ind.  XI,  epacta  XXII,  con- 
currens  B.  1",  was  offenbar  1027  morc  tiall.  sei,  also  =  1028  =  num.  aur.  III.  statt 
dessen  noch  II  stehe,  weil  die  Zahl  erst  im  März  umsetze.   Aber  wie  wollen  die  Ver- 


Die  Lunarbuchstaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  173 

Aus  der  Epoche  des  nicht  aecommodirten  Mondjitlires  ergibt 
sich  nun  auch  die  Epoche  des  ganzen  Cyklus:  nach  Dionysius  luna 
XIV pasch,  a.  decenn.  1  =  17.  April  n.  aurei  XIX  i).  nach  Beda 
novilunium  pasch,  a.  d.  1  =  4.  April  n.  aiir.  XIX.  AuffaihMider 
Weise  spricht  Ideler  2)  wiederholt  von  einem  beliebig  gewählten 
ersten  Jahre  des  Cyklus,  während  doch,  abgesehen  davon  dass  auch 
dies  Epocheiijahr  mit  einer  Aerenrechnung  zusammenhängt,  noch  ein 
weiterer  Grund  für  die  Bestimmung  des  a.  Ic.  decenn.  nahe  lag.  Denn 
in  dem  Jahre,  das  die  Alexandriner  als  das  erste  ihrer  Enneakaede- 
kaeteris  festsetzten,  fallen  der  1.  Thot  als  Epoche  ihres  bürgerlichen 
oder  solaren  Jahres  und  eine  Noumenie,  mit  der  der  Cyklus  beginnen 
muss,   es  fallen  also  die  Epochen  der  beiden  Jahresformen,  die  in 


fiisser  dann  die  Epakte  XXH  erklären,  die  doch  nur  zum  n.  aur.  III  passt?  Es  lie»t 
viel  n.iher,  liier  einen  Rechen-  oder  Sehreibfehler  anzunehmen.  — Wenn  dort  weiter 
angeführt  wird,  dass  in  einem  MS.  stehe:  „mula  cyclum  decemnovalem  in  kalendis 
martii",  so  stimmt  das  ungefähr  mit  der  von  mir  beigebrachten  Stelle  des  Computus 
von  1143,  lässt  aber  noch  ganz  unentschieden,  ob  diese  Epoche  im  Verhältniss  zu 
der  des  Julianischea  Jahres  anticipando  oder  postponendo  aufzufassen  ist. 

Auch  Böckh  in  den  epigraphiscli-chrojiolog.  Studien  (Jahrb.  fürelass.  Philologie, 
Siippl.  II,  181)6/7)  p.  133  scheint  das  Verhältniss  falsch  aufzufassen.  Gerade  das  Gegen- 
Iheil  von  dem,  was  dort  über  den  gewöhnlichen  Alexandrinischen  Osterkreis  gesagt  wird, 
glaube  ich  von  dem  in  diesen  Puncten  ganz  gleichen  Dionysisch-Bedaischen  Zeitkreise 
sagen  zu  können,  nämlich,  dass  dieser  nach  Julianischen  Jahren  angesehen  mit  einem 
Gemeiujahr  beginnt,  dem  ein  embolistisches  folgt,  dass  er  aber  in  der  ursprünglichen 
nicht  aecommodirten  Form  mit  zwei  Gemeinjahren  beginnt  und  mit  einem  Schaltjahre 
schliesst. 

Für  eine  Stelle  Beda's,  an  der  schon  vielfach  herumgedeutet  worden  ist,  nämlich 
de  tenip.  ratione  cap.  50  (Vergleichung  des  cyclus  lunaris  mit  dem  dccenuovennalis) 
mag  hier  noch  eine  Erklärung  in  Vorschlag  gebracht  werden.  Richtig  und  anderen 
Stellen  entsprechend  ist  die  Differenz  in  den  Ordnungszahlen  zwischen  beiden  Cyklen 
auf  3  angegeben,  also  lunaris  1  =  decenn.  IV.  Wenn  aber  letzleres  Jalir  bezeichnet 
wird  als  von  kal.  jau.  bis  XIII  kal.jan.  laufenil.  so  passen  diese  .Monddaten  doch  nur  auf 
nnm.  aur.  III,  oder  auf  das  3.  accommodirte  Mondjahr.  Wie  kann  nun  Beda  dasselbe 
als  4.  und  dem  ents|)iecliend  alle  folgenden  zählen?  Ich  meine  zunächst  hat  Beda  die 
richtigen  tilt'ichungen,  wie  sie  Oionysius  gibt,  im  Sinne,  welche  die  in  das  3.  accommo- 
dirte Jahr  fallende  luna  XV  des  14.  April  als  Anfang  des  nicht  aecommodirten  a.  decenn. 
IV  =  Inn.  1  setzt.  Indem  er  nun  „quod  Dion.  in  mense  paschali,  in  januario  facere" 
will,  geht  er  noch  drei  Monate  vor  die  üsterliche  Epoche  zurück  (statt  nenn  vor- 
wärts), und  vergisst  die  Ordnungszahlen  deuigeniäss  um  eins  zu  verringern. 

1)  Bekannlli.h  zählt  er  ausnahmsweise  im  ersten  Jahre  ,  nicht  wie  in  den  anderen  von 
der  I.  XV,  sondern  wegen  des  saltus  luiiuc  von  der  I.  XIV;  daher  der  17.  April  = 
terminus  paschah's. 

2)  Ideler  2,  192,  23ö  ;  dagegen  ist  p.  232  der  Zusammenhang  richtig  angedeutet.  Siehe 
auch  Itöukh  I.  c.  177. 


174  Sickel 

dem  liini-solaren  Cyklus  ausgeglichen  werden  sollen  ,  ziemlich  zu- 
zamnien  *).  Daraus  folgte  ein  weitere^  Zusammentreffen  auch  für 
die  abendländischen  Christen,  welche  das  ägyptische  Neujahr  vom 
29.  August  nicht  kannten.  War  die  erste  Noumenie  des  Alexandri- 
nischen  Zeitkreises  auf  den  letzten  Ergänzungstag  angesetzt,  so  fiel 
die  fünfte  des  ersten  Jahres  auf  den  28.  Choiak  =  24.  December, 
also  annähernd  auf  die  natii'itas  domini,  welche  damals  der  Mehr- 
zahl der  abendländischen  Christen  als  Anfang  des  bürgerlichen 
Jahres  galt.  Somit  ergab  sich  auch  für  sie  eine  bedeutsame,  die 
Alexandrinische  Epoche  der  Enneakaedekaeteris  empfehlende  Coin- 
cidenz.  —  Beide  Kirchen  also  setzten  das  Epochenjahr  des  Cyklus 
in  ein  Jahr,  das  wir  Julianisch  betrachtet  mit  imm.  aur.  XIX  bezeich- 
nen, beide  hatten  für  die  Mondjahre  doppelte  Anfänge:  den  einen 
für  das  österliche  Mondjalir  setzten  sie  gleich  an,  den  andern  ver- 
schieden, indem  die  zweite,  aber  ursprüngliche  Epoche  des  ägyp- 
tischen Mondjahres  gleich  bei  der  Bildung  des  Zeitkreises  in  die 
Nähe  des  dortigen  solaren  Neujahres  gebracht  war,  die  Abendländer 
dagegen  erst  durch  Accommodation  die  mit  ihrem  bürgerlichen  Neu- 
jahre möglichst  coincidirende  zweite  Epoche  des  binaren  Jahres 
gewannen. 


Ich  gehe  zu  den  embolistisch  en  Jahren  über,  als  welche 
Dionysius,  Isidorus,  ßeda  u.  s.  w.  das  3.,  6.,  8.,  11.,  14.,  17.,  19. 
im  Cyklus  aufzählen.  Damit  slimmen  ganz  die  uns  von  den  Ägyp- 
tern über  einzelne  Jahre  überlieferten  Angaben  2j.  Diese  Schaltjahre 
wurden  einfach  durch  das  Princip  des  Osterzeitkreises  bestimmt, 
dass  nur  der  Monat  als  Ostermonat  betrachtet  werden  darf,  dessen 
limaXlY  auf  die  Frühlingsnachtgleiche  oder  zunächst  nach  ihr  fällt, 
dass  also,  wenn  die  zwölf  Munde  des  Vorjahres  dazu  nicht  ausreichen, 
ein  dreizehnter  hinzugefügt  werden  muss  ^).  Aber  welcher  unter 
den  dreizehn  Monaten  gilt  als  der  intercalare?  Bei  den  Juden,  ilas 


'j   Ich  nehriie  liii;r  wie  Büekh,  |i.   124  den  28.   August  284  nach  Chr.  als  Neninoiul.slag' 

an:    die  liegrüiidung   wird   sich  aus    der  Erörterung  über   di-u    saltii»  liinar  und  die 

lieguliiren   ergehen. 
2j   Wie  in  dem  Uriefe  des  Paschasiuus  in  van  dei-  Mngeii  ohicrv.  113. 
'J   Den  Versuch  vun  August  Moinmsea,  die  österlichen  Uemein-  und  Schaltjahre  aus  der 

kallippischeu  Ordnung  derselben  ubziileilen  ,   liiit  fiöckli   in  der  :iiigefülirlen  Alihaud- 

lung  zur  (jenüge  zuiückgewiesen 


I 

I 


Die  Lunarbuchstaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  175 

Jahr  vom  Nisan  an  gerechnet,  der  zwölfte  *).  Bei  den  Alexandrinern, 
wie  zumeist  s)  angenommen  wird,  der  dreizehnte  im  österlichen 
Mondjahr.  Bei  den  Römern  endlieh  waren,  wie  wir  von  Beda  erfah- 
ren ^),  die  Sitze  der  stets  vollen  und  namenlosen  Schaltmonate, 
durch  welche  die  alternirende  Reihe  von  hohlen  und  vollen 
Monden  unterbrochen  wurde,  genau  festgesetzt  auf  den  2.  Decem- 
ber  des  a.  III.  c.  decenn.,  2.  September  a.  VI,   6.   März  a.  VIII, 

4.  December    a.    Xl,    2.   November   a.   XIV,    2.    August   a.   XVII, 

5.  März  a.  XIX. 

Zunächst  bemerke  ich,  dass  meines  Wissens  kein  positives  Zeug- 
niss  für  die  Setzung  des  embolistischen  Monats  bei  den  Alexandri- 
nern vorliegt.  Es  ist  nur  eine  vorzüglich  von  van  der  Hagen  aus- 
geführte Hypothese,  dass  ihr  intercalarer  Monat  unmittelbar  dem 
Paschamonat  vorausgegangen  sei  und  dass  erst  nach  Dionysius  and 
vor  Beda  in  Folge  der  Accommodation  der  ägyptischen  Enneakaede- 
kaeteris  an  die  bürgerliche  Jahresform  der  Griechen  und  dann  der 
Römer  die  von  Beda  angeführten  sedes  emboUsmorum  entstanden 
seien.  Von  der  Alexandrinischen  Setzung,  wirddabei  geltend  gemacht, 
sage  Beda  nichts.  Letzteres  ist  insofern  richtig,  als  der  angelsäch- 
sische Computist  an  der  betreffenden  Stelle  nur  von  Schaltmonaten 
der  Hebräer  und  Römer  spricht  und  deren  Unterschied  hervorhebt. 
Aber  dies  lässt  auch  noch  die  Deutung  zu,  dass  er  der  Alexandriner 
nicht  gedenkt,  weil  ihre  und  die  römische  Schaltweise  in  diesem 
Puncte  gleich  sind.  Denn  auf  die  Motivirung  der  Wahl  der  Schalt- 
sitze, welche  Beda  gibt  und  welche  sich  auf  die  besondere  den  Ale- 
xandrinern fremde  Einrichtung  des  römischen  Kalenders  stützt,  kann 
ich  keinen  Werth  legen:  erstens  gesteht  Beda  selbst  zu,  dass  der 
angeblich  beabsichtigt^  Zweck  nicht  in  allen  Fällen  erreicht  worden 
sei ,  zweitens  würde  der  angebliche  Zweck  auch  noch  auf  andere 
Weise  erreicht  werden  können  und  nicht  nothwendig  die  von  ihm 
aufgezählten  sedrs  emboUsmorum  ergeben.  Dagegen  lassen  sich  die 
Orte  der  Intercalation  annähernd  durch  Rechnung  bestimmen.  Durch 
den  Embolismus  nämlich  soll  nicht  allein  der  Überschuss  des  solaren 
über   das  lunare  Jahr  ausgeglichen  werden,    sondern  zugleich   die 


1)   Idoler  1,  341; '2,  237. 

-)   Vau  der  Hajjeii  ()l>serv;it.  262,  29.").  —  Ideler  I.  I.  —  IMokli  121. 

»)  Beda  de  teinp.  rat.  XLV.  Giles,  6,  23S. 


170  Sickel 

DilToi-enz    zwischen    den    cyklisch   in    ganzen  Tagen  (29  -|-  30  = 
2  X  29  Ys)  angesetzten  Mondlänffen  und  der  vermeintlich  wirklichen, 
auf  Kallippischer  Berechnung  beruhenden  Dauer  eines  Mondunilaufes 
(29  T.  12  St.  44'  25  «/o")   —  also  eine  Differenz  von  44'  25 '/o"  »). 
Zum  Theile    geschah  dies  allerdings  schon  dadurch,    dass  in   den 
bissextiien  Jahren  der  Februarmond  voll  statt  hohl  angesetzt  wurde; 
es  blieb  aber  in  jeder  Enneakaedekaeteris  noch  eine  Differenz  von 
2  T.  12  St.   Vielleicht  führte  man  den  salhts  lunne,  d.  b.  die  Ver- 
kürzung eines  nach  der  allgemeinen  Regel  vollen  Monats  zu  einem 
hohlen,  nur  ein,  um  diese  Differenz  auf  3  T.   12  St.  zu  bringen, 
welche   dann   wieder  auf  die  sieben  intercalaren  Monate  vertbeilt, 
dieselben  gleicbmässig  von  29 y,  auf  30  Tage  brachte.  Der  Bruch- 
theil  nun,    welcher  von  der  auszugleichenden  Gesammtdifferenz  von 
31/2  Tagen  auf  jeden  einzelnen  Mond  des  Cyklus  kommt,  wächst  nach 
33 — 34maliger  Wiederholung  zu  einem  halben  Tage  an,  und  dem 
entspricht  die  rniltlere  Entfernung  der  embolistischen  Monate  von  ein- 
ander; nur  in  dem  8.  und  19.  Jahre  musste  die  Intercalation,  um  die 
termini  paschales   nach    dem  Frühlings-Äquinoctium    zu    erhalten, 
etwas  früher  stiittfiiiden  a).   Dies  Verhältniss  der  Entfernungen  nun 
ergibt  sich  lediglich  aus  dem  Princip  einerseits  der  Enneakaedekae- 
teris als  sülilunaren  Cyklus,  andererseits,  insofern   zweimal  wegen 
der  Beziehung  zu  dem  Äquinoctium  der  Embolismus  etwas  früher  ein- 
tritt, aus  dem  Princip  desOsterjahres,  und  ist  weder  durch  den  bürger- 
lichenKalender  der.\lexandriner,  noch  durch  denderRömerbeeinflusst. 
Dadurch  nun  wird  es  mir  wahrscheinlich  gemacht,  dass  diese  Fixirungider 


»)   Beda-Giles  1,  128.  —  Ideler  l,  344;  2,  23Ö. 

2)  Der  Sitz  des  1.  Embolisniiis  des  2.  Decemlier  wird  dabei  nicht  durch  die  Knlferinuig 
vdii  der  Epoche  des  Cyklus,  sondern  durch  den  Abstand  von  dein  letzten  Erabolisuius 
4ler  vorUeigey;:inffenen  Eiineakaeriek.'ieleris  (.j.  Mürz)  bestimnil,  denn  seit  diesem 
Tage  ist  die  betreffende  Differenz  auf  12  St.  angewachsen.  —  Nur  einen  Umstand 
weiss  ich  noch  nicht  befriedifjend  zu  erklären,  dass  iiiimlicb  in  den  .lahren  111,  .\l, 
XVIl  des  Cyklus  der  Embolismus  zwischen  einen  hohlen  und  vollen,  in  den  anderen 
.lahren  zwischen  einen  vollenund  hohlen  .Monat  gesetzt  wird.  Hat  vielleicht  indem  Jahre 
XVIl  die  specielle  Einrichtung  des  Aiexandrinischen  und  bei  den  Jahren  III  und  XI 
die  specielle  Einrichlung  des  römischen  Kalenders  eingewirkt,  so  dass  die  beiden 
letzten  Sitze  erst  durch  Accommodati<in  an  das  römisch-bürgerliche  Jahr  entstanden, 
und  im  Aiexandrinischen  Kalender  nur  das  Jahr  XVIl  wegen  der  dortigen  Jahres- 
epocbe  eine  Ausnahme  von  dei-  Hegel  gemacht  hat,  dass  der  Sclialtmonat  zwischen 
vollen  und  Imliien  .Monat  treten  müsse?  —  Dass  in  den  Jahren  VIII  und  XIX  die 
Reihenfolge:  voller,  voller  Schall-,  hohler  .Monat  sein  niuss,  erklärt  schon  der  Com- 
|>ulisl  vou  Ölü  in  .Muratori  anecil.  3,  123,  cap.  120,  132. 


I 


Die  Limarbiichslaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  177 

sedes  embolismorum  gleich  hei  der  ursprüiiglichtn  Bildung  des 
Zfitkreises  in  Alexandrien  stattgefunden  hahe,  also  ßeda  dahin 
zu  berichtigen  sei:  die  Hebräer  fügten  den  Schaltmonat  am 
Ende  ihres  Jahres  (genauer:  als  12.  Monat)  ein,  die  Ägypter  und 
Römer  dagegen  an  verschiedenen,  durch  Rechnung  bestimmten 
Tagen  i). 

Wie  dem  auch  sei,  für  das  Mittelalter  wurde  die  ßeda'sche 
Satzung  massgebend.  Vollständige  Kaiendarien  verzeichnen  regel- 
mässig an  diesen  Tagen  die  Sitze  der  Schaltmonate  in  der  Weise, 
dass  z.  B.  dem  2.  November  embolismus  V  beigeschrieben  wird, 
d.  h.  hier  tritt  die  fünfte  Schaltung  des  Cyklus,  die  dem  a.  XIV.  c. 
decoin.  angehört,  ein.  Noch  besser  sind  im  Kai.  Salisburgense 
von  809  nicht  allein  die  Anfangs-,  sondern  auch  die  Schluss- 
tage der  intercalaren  Monate  vermerkt,  damit  man  sich  nicht  in 
der  Zahl  der  ihnen  zukommenden  Tage  irre.  Dagegen  sind  in  man- 
chen Kalendern,  wie  in  dem  Karl's  des  Grossen  und  in  dem  von 
810  bei  Mui'atori  die  sedes  embolismorum  gar  nicht  eingetragen; 
in  anderen,  wie  im  Florentinum  sace.  IX  bei  Ximenes,  im  Tri- 
dentinum  von  lOoO  u.  s.  w.  sind  sie  nur  theilweise  und  nach- 
lässig, zu  unrichtigen  Tagen  oder  mit  falschen  Ordnungszahlen 
eingeschrieben. 

Nur  zwei,  denselben  Embolismus  betreffende  Abweichungen 
sind  mir  aus  dem  früheren  Mittelalter  bekannt.  Der  Computus  von 
810  2)  setzt  die  vierte  Schaltung,  im  a.  XL  c.  decenn. ,  auf  den 
3.  März,  und  Johannes  Campanus  ^)  ini    XIII.  Jahrhundert  auf  den 


^)  Kveiiliicll :  nur  dass  die  Römer  ihres  bürgerlichen  Kalenders  wegen,  dem  sie  den 
Alexandrinisehen  Zeitkreis  accommoiürteii ,  in  zsvei  .laliien  den  Schaltmouat  v  o  i- 
einen  vollen  Aloiiat  setzten.  —  Ich  l<egniige  niicli  an  diesem  Orte,  diese  mir  wahr- 
scheinlielie  Krkläriino-  vorzusclilaffcn.  Kiiier  niisi'iihrliehen  iiegriindung-  nuisste  zu- 
nächst eine  Widerlegung  van  der  Hagen's  vorausgeschickt  werden,  der  in  derdisserl. 
de  cyclo  lunari  Dionysii  et  Bedae  sich  ganz  auf  Beda's  Slandpunct  stellt  und  in  lan- 
ger, niicli  nicht  überzeugender  Ausführung  nachzuweisen  sucht,  dass  die  Fixirnug 
der  Schallsilze  aus  der  Comhination  des  Osterkreises  mit  dem  römischen  Kalender 
hervorgehe. 

2)   .Muratori  1.  c.   123. 

^)  Seinen  Computus  major  finde  ich  leider  auf  den  hiesigen  Bibliotheken  nicht  und 
kenne  seinen  Mondkalender  nur  aus  Petavius.  —  Von  beiden  .\bwcichungeii  handelt 
auch  van  der  Ilagen  I.  c.  §.  23,  30,  31.  —  In  Bezug  auf  beide  Satzungen  beschriinke 
ich  mich  darauf  Folgendes  anzudeuten:  der  Kuibcdismus  des  3  .Miirz  ist  der  37.  .M.mat 
nach    dem    Kmlmlisinus   III.   welcher  wegen    des    .\quinoctinms   vorgerückt  nur  der 

Sitzb.  d.  (iliil.-hisl.  Cl.  XX.WHI.  Bd.  1.  Ilft.  12 


17(S  siok.-i 

3.  J;iiiu;ir.  Lud  es  weist  auch  ein  Umstand  darauf  hin,  dass  eine 
Zeit  hing  die  Meinungen  über  diesen  Enibolisinus  noch  geschwankt 
haben:  dass  nämlich,  wie  z.  B.  in  den  Ephemeriden  <)  geschieht,  die 
Beda'sche  Satzung  besonders  hervorgehoben  wird.  Aber  die  letztere 
ist  doch  die  allein  recipirte,  welcher  alle  namhafteren  Computisten, 
so  im  Ausgang  des  XIII.  Jahrhunderts  Durandus  in  seinem  sehr 
verbreiteten  Rationale  ä),  beigestimmt  haben.  Erst  in  dem  späteren 
MitteUilter  beginnen  einzelne  Kalendermacher  sowohl  die  sedes 
embolismorum,  als  einige  andere  Monddaten  mehr  oder  minder 
willkürlich  zu  verändern  und  haben  dadurch  Veranlassung  gegeben, 
dass  mehrere  ältere  Chronologen,  wie  Paulus  von  Middelburg, 
Petavius  u.  A.  versucht  haben ,  den  Mondkalender  des  Mittel- 
alters auf  anderer,  als  auf  der  allein  massgebenden  und  durch  die 
besten  älteren  Kalender  bezeugten  Beda'schen  Grundlage  zu  recon- 
struiren. 

Kehren  wir  nun  nochmals  zu  den  Schaltjahren  zurück.  Am 
1.  Januar  iium.  aurei  I  ist  der  Mond  IX  alt,  am  1.  Januar  num.  a.  II 
bereits  XX  und  eine  dritte  adjcctio  lunae  würde  schon  mehr  als 
einen  Monat  geben,  oder  mit  anderen  Worten:  es  muss  schon  vor 
dem  Äquinoctium  des  num.  aureus  III  ein  Schaltmonat  eingefügt 
werden.  Ist  nun  aber  der  Sitz  des  ersten  Embolismus  der  2.  Decem- 
ber,  so  kann  dieser  nur  zu  stehen  kommen  in  u.  III.  cycli  decenn.  = 
?ium.  aureus  II.  Und  ebenso  erhalten  wir : 


30.  nach  <lem  Einliolisiiiiis  II  ist:  somit  liegen  richtig  zwischen  dem  Embolismus 
II  und  IV'  67  .Muuiite  und  die  verkürzte  l)istiiLiz  zwischen  II  und  III  ist  soturt  durch 
die  verlängerte  Distanz  von  III  /.»  IV  iiusge<r|ichen.  Bei  den  Beda'schen  Satzungen 
findet  diese  Ausgleichung  erst  zwischen  IV  und  V  Statt.  —  Cumpanus  unterscheidet 
sich  von  Beda  nur  dadurch,  d;iss  Joner  fuli,''eii  lässt:  hohlen  Itccemberniond,  vollen 
Januarniond,  vollen  Sclialtiuond,  lioliien  Fobruarnioiid;  diesei':  hohlen  Deceniberinond, 
vollen  Schaltinond,  vollen  Januarniond  ii.  s.  w.  Wie  ich  schon  früher  bemerkt,  halte  ich 
die  li'lzlei'e  üclheiifolge  nicht  fiir  die  uis|)riiiigliche  ,  sondern  nur  durch  die  Epoche 
des  bürgerlichen  Jahres  beilingt,  damit  das  solare  Jalir  regelmässig  mit  alternireuden 
Monaten  beginne.  Mit  dem  Embolismus  I  verhall  es  sich  ähnlieh,  aber  doch  nicht 
ganz  gleich:  hätte  hier  Canipanns  di«,  wie  ich  annehme  ,  ursprüngliche  Iteibenfolge 
wiederherstellen  wollen  ,  so  hätte  er  sogar  den  ersten  Monat  des  solaren  Jahres  zu 
einem  eniliolisti.seheii  machen  müssen. 

*J   Siehe  van  der  Hagen  ;J49. 

')  Lib.  6  cap.  tU.  —  Der  dort  mitgelbeille  Vers  über  die  Sitze  der  Emholismen  scheint 
jedoch  falsch  überliefert,  indem  als  zweites  Wort  ibi  zu  erwarten  ist;  die  anderen 
Worte,  in  der  dort  angegebenen  Weise  gedeutet,  entsprechen  vollkommen  den 
Daten  Iteda's. 


Die  Luriarhiiclistahen  in  den  Kalendarieii  des  Mittelalters.  179 

Eiiiltol.    11:  2.  September  in  a.    VI  c.  deceiiri.  ==  n.  aur.     V 
„       IV:  4.  December     „    „    XI    „        „        =  „     „      X 
„       V:  2.  November    „    „  XIV  „        „        =„     „     XIII 
„      VI:  2.  August  „    „XVII  „        „        =  „     „    XVI. 

Nur  bei  dem  III.  und  VII.  Embolismus,  welche  als  letzte  Munate 
im  österlichen  Jahre  eingeschoben  werden,  somit  dem  Theile  des 
.lalires  angehören,  der  dem  österlichen  und  dem  accommodirten  xMond- 
jahre  gemeinsam  ist,  findet  kein  Unterschied  in  der  Zählung  Statt.  — 
In  den  meisten  Ostertafeln  ist  allerdings  auf  dieses  Verhältiiiss  nicht 
Hücksicbt  genommen,  sondern  die  von  Beda  angegebene  Zählung,  die 
sich  auf  nichtaccommodirte  Jahre  bezieht,  ist  auf  die  accommodirten 
und  mit  Incarnationsziflern  versehenen  Jahre  übertragen,  so  dass 
z.  B.  781  =  ntim.  aur.  III  mit  der  Bezeichnung  Embolismus  ver- 
sehen ist,  während  doch  das  lunare  Schaltjahr  seinem  grosseren 
Theil  nach  in  das  solare  Jahr  780  fällt.  Aber  wenn  in  dem  Kalenda- 
rium  Karl's  des  Grossen  i)  in  dem  1.  Cyklus  die  2.,  5.,  7.,  10., 
13.,  16.,  18  und  in  dem  2.  Cyklus  die  2.,  5,  8.,  11.,  14.,  16.,  18. 
Jahre  als  embolistische  angegeben  sind,  so  muss  man  zwar 
schon  wegen  der  differirenden  Reihen  einige  Bezeici)nungen  für 
verschrieben  halten,  kann  jedoch  die  Mehrzahl  derselben  als 
auf  bewusster  Abänderung  beruhend  gelten  lassen :  Godesscalc 
(oder  der,  dem  er  nachschreibt)  kann  das  oben  dargethane  Ver- 
hältniss  wahrgenommen  haben  und  hat,  wenn  er  desshalb  das  Wort 
Embolismus  vorrückte,  nur  darin  gefehlt,  dass  er  es  fälschlicher 
Weise  auch  bei  der  3.  und  7.  Infercalation  gethan  hat.  Ein  gleiches 
Beispiel  bietet  eine  Montecassiner  Ostertafel  2^  dar,  in  welcher 
816  =  num.  mir.  XIX.  als  communis  bezeichnet  ist,  wo  also 
auch  die  Bezeichnung  embolismus  um  ein  Jahr  vorgerückt  zu  sein 
scheint. 

Ähnliche  Abweichungen  lassen  sich  bei  späteren  Computisten 
und  Chronologen  vielfach  nachweisen.  Zum  Theil  sind  sie  die  noth- 
wendige  Folge  der  Veränderung  der  sedes  embolismorum.  So  nuiss 
Campanus  ,  weil  er  die  vierte  Schaltung  vom  December  auf  den 
folgenden  Januar  verlegt,  statt  des  10.  das  II.  acconunodirte  Mond- 
jahr für  embolistisch    erklären.    So   sind  auch    einige    ilitTerirende 


1)  l'ipi-r  Kaleiulai-iiim  22,  86. 

2)  S:iec.  Vlll  exeuiitis.  l<'acsiinile  in  .Nouve;\ii  U-aite  ile  iliploniatiqiie.  planolie  j*. 

t2* 


180  Siekel 

Zahlen  Itei  Petaviiis  ')  entstanden,  während  andere  Zahlen  desselben 
oOenbar  auf  falscher  Rechnung  beruhen.  Ganz  inconsequent  endlich 
ist  die  Veränderung  der  Beda'schen  Zahlenreihe  ,  welche  sich  die 
Verfasser  der  Art  de  verifier  Ics  dates  2)  erlaubt  haben.  Für  allein 
richtig  erachte  ich  es ,  zunächst  die  von  Beda  angegebenen  Sitze 
der  Intercalation  festzuhalten  und  demgemäss  entweder  nach  öster- 
lichen Mondjahren  rechnend  auch  die  Zahlenreihe  der  von  ihm 
angegebenen  Schaltjahre  beizubehalten  —  oder  die  österlichen  in 
accommodirte  Jahre  übertragend  die  goldenen  Zahlen  II.  V.  VIII.  X. 
XIII.  XVI.  XIX  als  Schaltjahre  des  Cyklus  anzuführen  ^}.  Auch  in 
dem  zweiten  Falle  ist  noch  gewahrt,  \\  as  mit  Recht  als  Erforderniss 
eines  jeden  lunisolaren  Cyklus  angesehen  wird :  dass  er  mit  einem 
Gemeinjahr  beginne  und  mit  einem  Schaltjahr  schliesse. 


Dass  bei  der  sonstigen  Einrichtung  des  Cyklus  der  saltus  lunae 
nothM  endig  ist,  um  die  Tagessumme  der  19  Sonnenjahre  mit  der 
der  235  Monate  gleich  zu  machen,  ist  zur  Geniige  bekannt,  und  es 
ist  hier  nur  festzustellen,  welches  der  Sifz  des  auszuscheidenden 
Tages  ist,  und  welches  der  19  Jahre  in  Folge  davon  defectiv  wird. 
Es  empfiehlt  sieh  gleich  das  Resultat  der  verschiedenen  Methoden: 
der  ägyptischen,  der  Beda'schen  und  der  von  Ideler  angenommenen 
neben  einander  zu  stidlen.  Die  Novilunien  der  zweiten  Hälfte  des 
num.  aureus  XIX  und  der  ersten  Hälfte  des  num.  aureus  I  sind 
nämlich : 
b  ei  den  Alexand  ri  nern       bei  Beda  nach  Ideler 

h     2.  Juni  h     2.  Juni  h  2.  Juni 

(v)  h      1.  Juli  v     1.  Juli  v   1.  Juli 

saltus  1 11  n  a  e 

h  30.  Juli  h  31.  Juli  h  31.  Juli 

V  28.  Aug.  v  29.  Aug.  v  29.  Aug. 

h  27.  vScpt.  h  28.  Sept.  h  28.  Sept. 

v  2G.  Oct.  (v)  h  27.  (Jet.  v  27.  Oct. 


•j   l'j'laviiis   I.SO.*;:   „i-i  it  liic   in    miiucris   aiircis   einltolismoriini    <iido:    II.   V.   VII.  X. 

XIII.  XVI.  XVIII.« 
2)  3.  editi.iii  p.    1783   XXVI:   iiiimliili   II.   V.   VJM.   XI.   XIV.   XVII.   XIX. 
3j  lüc'litig  (liii'cligufiihi't  tinile  icli   dies  in  einem  Kiilendiii'iuin  des  XII.  Jahrhunderts,  im 


j 


f 


Uermanischcn  .Musenm  Cod.  3324.  f 


nie  Luiiiirl)iichstal»en  in  .li-n  Kalendaricn  rl.'s  Mittelalters.  iS\ 

saltus  lu  n  ao 
h  23.  Nov.  h  25.  Nov.  h  26.  Nov. 

V  24.  Dec.  V  24.  Dec.  (vj  h  25.  Dec. 

sal tus   lunae 
h  23.  Jiiniiar  h  23.  Jan.  -         h  23.  Jan. 

V  21.  Feb.  V  2i.  Feh.  v  21.  Feb. 
h  23.  iMärz                   li  23.  März  h  23.  März 

luna   XIV      5.  April    luim   XIV      5.  April     lima    XIV     5.  April 

Gehen  wir  von  der  allgemeinen  Regel  des  Alterthums  aus,  dass 
additive  oder  subtractive  Ausgleichungen  im  lunisolaren  Cyklus  mög- 
lichst an  den  Ausgang  des  letzteren  zu  setzen  sind,  so  werden  wir  auch 
in  der  Alexandrinischen  Enneakaedekaeferis  den  salfiis  lunae  in  dem 
ägyptischen  num.  aiir.  XIX  zu  suchen  haben.  Und  so  wird  uns  denn 
auch  von  Beda  i)  ganz  deutlich  gesagt:  „si  enim  ipsum  argumentum 
(de  invenienda  luna  in  kalendis  mensium)  juxta  Ägyptios  a 
Septembri  mense,  ubi  principium  est  anni  eorum  (genauer  am 
1  Thot  =  29.  August)  inchoaveris,  necesse  est,  utluna  julii  men- 
sis  eo  anno  XXIX  dies,  ut  nunquam  alias,  habeat,  uno  videücet 
ratione  saltus  amisso  et  ob  id  luna  kalendarumaugustarum  III  redda!ur, 
quae  juxta  argumenti  regiilam  II  computabatur".  Der  sonst  volle 
Julimonat  wird  also  ausnahmsweise  hohl,  so  dass  das  nächste  Novilu- 
nium  des  Augustmonats  schon  am  30.  Juli  eintritt  und  da  dieser  wie 
stets  hohl  ist ,  das  zweitfolgende  Novilunium  des  Septembermonats, 
welches  zugleich  das  erste  des  neuen  Alexandrinischen  Cyklus  oder 
des  Alexandrinischen  num.  nur.  I  ist,  am  28.  August.  Es  liegt  auf  der 
Hand,  wesshalb  nicht  der  letzte,  sondern  der  vorletzte  Monat  um 
den  auszuscheidenden  Tag  verkürzt  wird:  jener  ist  an  und  für  sich 
hohl,  die  Verkürzung  würde  also  einen  ganz  abnormen  28tägigen  Mond 
ergeben;  dieser  dagegen  ist  an  und  für  sich  voll  und  also  einer 
Verkürzung  fähig.  Die  nothwendige  Folge  davon  ist,  dass  hier  drei 
hohle  Monate  (2.— 30.  Juni,  1—29.  Juli,  30.  Juli  bis  27.  August) 
unmitlelbar  aufeinander  folgen  -).  Oder  will  jemand,  um  dies  zu 
vermeiden,  die  Septembernoumenie  der  Alexandriner  auf  den 
29,  August  setzen,  was  sich  wegen  der  dann  vollständigen  Coincidenz 


')  Giles  6,  189,  ciip.  20.  —  ICs  kommen  noch  in  üetracht  ilit'  iniinler  ilfiiM'rlnMi  Sti-Ilcn 

de  teiiip.  rallciiii'  e.  i'l  iiixl  ilc  ti'iii|)oi-il.'ii.s  c.  l'i. 
")  lifihi  I.  c.  :   „iK'cüsse  est,   ni  nillor.   trcs  jinritei'  iiieii'Cä  XXIX.   oomjtutitre  iliiTiim". 


182  Siekel 

mit  dem  Epoclieiitag  des  ägyptischen  solaren  Jahres  zu  empfehlen 
scheint?  Mehieie  Chronolofjen  sind  für  diese  Satzung  eingetreten 
und  haben  geltend  gemacht,  dass  Beda  in  obiger  Stelle  nur  das 
Nüvilunium  des  30.  Juli  und  nicht  die  Eigenscliaft  des  mit  diesem 
Tage  anhebenden  Augustmonats  angibt,  dieser  also  auch  voll  gesetzt 
und  der  nächste  Neumond  auf  den  1.  Thot  verzeichnet  werden  könnte. 
Dem  stehen  aber  zwei  vollkommen  verbürgte  Umstände  im  Wege  i). 
Erstens  wird,  wofür  wir  später  die  Beweise  beizubringen  haben, 
allgemein  berichtet,  dass  nach  ägyptischer  Rechnung  der  Septem- 
ber fünf  als  Regularen  hat  oder  dass  der  Mond  am  I.  September  fünf 
Tage  alt  ist:  das  ergibt  als  Novilunium  den  28.  August.  Zweitens  ist 
ebenso  allgemein  anerkannt,  dass  im  ersten  Alexandrinischen  Jahre, 
z.  B.  1  Thot  284  nach  Chr.  bis  zur  letzten  Epagomene  285,  der 
terminus  pnschalis  auf  den  5.  April  285  gesetzt  wird,  was  für  dieses 
Jahrhundert  auch  mit  dem  wirklichen  Plenilunium  zusammentrifft. 
Nun  ist  das  erste  Jahr  unzweifelhaft  communis  und  beginnt  wie  alle 
accomniodirten  Mondjahre  mit  einem  vollen  Monat,  worauf  ein  hohler 
Monat  u.  s.  w.  in  alternirender  Reihenfolge  die  Monde  folgen.  Man 
hat  also  nur,  wie  in  obiger  Tafel  geschehen  ist,  von  der  luna  XIV 
des  5.  Apiil  zurückziirechnen,  um  zum  28,  August  als  Neumondstag 
zu  gelangen.  Eine  weitere  Bestätigung  wird  sich  aus  der  Vergleichung 
mit  Beda's  Rechnung  ergeben. 

Der  ägyptische  saltus  lunne  verkürzt  also  den  vorletzten  Monat 
des  letzten  Alexandrinisch  bctrachtetßn  Mondjahres,  und  da  dieses 
letzte  Jahr  embolistiseh  ist,  zählt  es  nach  Abzug  des  saltus  383  Tage. 
Das  sliniMit  vollständig  zu  Beda  de  temporibus  cap.  XII.  Wenn  er 
dagegen  de  temporum  ratione  cap.  XLII  sagt:  „eaiulem  nmtationem 
(saltus)  primoanno  circuli  decennovennalis  adtigunt  .  .  ideoque 
annum  eundem,  si  non  bissextus  adsit,  diebusCCCLIII  consummautes", 
so  ist  das  allerdings  so  undeutlich  ausgedrückt,  dass  es  leicht  zu 
Missverständnissen  Anlass  geben  konnte ,  ist  aber  nur  scheinbar  mit 
der  ersten  Äusserung  in  Widerspruch.  Ungenau  ist  es  zunächst, 
von  dem  saltus  in  einem  Jahre  cycli  decennovennalis  zu  sprechen. 
Denn    ein    österliches   Mondjahr    ist,    abgesehen    von    der   Rerück- 

I 

')  Ans  Bückh  124  ersehe  ich  ,  dass  »ucli  \:iii  der  Hiigeii  in  der  mir  nicht  zngüng'lichen 
Sclirift  de  rycli»  |i!i.sc'hidiiins  die  Aiitialiine  des  'lü.  Aiig-iist  „mit  hinreichenden, (ii'iMi- 
den"  uutcrstiit/.t  hiit.  Oa  diesi-s  lineh  iilier  selten  ist,  {;l:iiihe  icii  auch  auf  die  licfiihr 
dnsseUic  vnr/.nlningen,  meine  Gründe  entwickeln  /ii  dürfen. 


Die  Liinaibuchstabeii  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  183 

sichtigung  des  Äqiiinoctiums,    im  Grunde   ein   noch   ungebundenes 
Mondjiihr,  und  wird  erst  durch  die  Beziehung  zu  einem  solaren  Jahre 
oder  zu  einer  Anzahl  derselben  Theil  eines  lunisolaren  Cyklus.  Und 
erst  in  dieser  Verbindung  erhält  der  saltus  liinae  seine  Bedeutung. 
Es  ist  desshalb  auch  den  allgemeinen  Gesetzen   cyklischer  Bildung 
vollkommen  Genüge  geschehen,  wenn  der  ausgleichende  saltus  vor 
Ablauf  des  lunisolaren  Cyklus  einsetzt.  Und  in  der  That  ist  bei  seiner 
Fixirung   nie    besondere   Bücksicht   auf  die   österlichen    Mondjahre 
genommen,    sondern    er  steht   bei  den  Ägyptern  sowohl   wie   bei 
Beda  factisch  nicht  im  letzten,  sondern  im  ersten  österlichen  Mond- 
jahre.   Insofern  ist  es  denn  auch  richtig,   dass  das  erste  österliche 
Mondjahr,  welches  Beda  hier  meint,  nur  353  Tage  zählt.  Dionysius 
in  der  epistola  ad  Bonifadum  ist  ganz  derselben  Meinung,    wendet 
aber,  als  wollte  er  eingehenderer  Erklärung  ausweichen,  den  Kunst- 
grilT  an  *)'   d*^"  terminus  paschalis  ,  der  auf  den  17.  April  fällt, 
zweimal:  im  ersten  Jahre  als  Anfangstag,  im  letzten  als  Schlusstag  in 
Bechnung  zu  bringen,  und  erhält  allerdings  auf  üese  Weise  auch 
für  das  erste  österliche  Jahr  354  Tage.    Genau  genommen  ist  aber 
nur  das  accommodirte  Mondjahr  defect,    und  zwar  in  jeder  Ennea- 
kaedekaeteris  das  letzte. 

Das  gilt,  trotz  der  verschiedenen  Epoche  auch  für  das  dem 
römischen  Kalender  eingefügte  Mondjahr,  wie  es  Beda  aufstellt. 
Allerdings  möchte  er  aus  Vorliebe  für  ein  Dogma  seiner  Zeit,  für 
die  Geschichte  der  Weltschöpfung  und  deren  Daten  den  saltus  zu 
einem  Tage  setzen,  der  schon  ausserhalb  des  letzten  cykiisclien  Jahres 
steht.  Er  verliert  sich  einen  Augenblick  in  eine  Theorie,  die  gar 
nichts  gemein  hat  mit  der  eben  von  ihm  erörterten  Frage,  indem 
die  Frühlingsnachtgleiche,  der  Schöpfungstag  der  Gestirne,  zwar 
Angelpunct,  aber  nicht  Ausgangspunct  des  lunisolaren  Jahres  ist,  also 
in  keiner  Beziehung  zu  der  Ausgleichung  der  Tagessummen  und 
Monatslängen  steht.  Bald  aber  zu  seiner  praktischen  Aufgabe  die 
Einrichtung  des  wirklichen  Cyklus  darzulegen  zurückkehrend,  sagt 
er  klar  und  deutlich,  dass  in  dem  römisch-acconiuiodirten  Zeitkreise 


')   Siehe  ilie  Verse  in  Miiratori  I.  I.  141); 
„Dionysius  attentns  .  .  . 
itieui  saUiis  nieniorat  .  .  . 
eaiculavil  iinnin  dieni 
liis  Ultimi  lennini". 


184  sickei 

der  saltus  '\n  den  Noveinbertnoiiat  des  letzten  Jahres  zu  setzen  ist. 
Die  Gründe,  wesshalb  der  vorletzte  Mond  dazu  gewählt  werden  niuss, 
die  Folf^erungen,  die  sich  daraus  erj^eben,  sind  dieselben,  die  ich 
zuvor  in  Bezug  auf  die  Alexandrinische  Rechnung  dargelegt  habe. 
D  c  r  s «  /^ M  s  i  s  t  d  e  m  r  ö  m  i  s  e  h  e  n  K  a  I  e  n  d  e  r  b  e  i  B  0  d  a  genau 
so  e  i  n g e l'ü  g t ,  als  dem  mit  anderer  Epoche  beginnenden 
A 1  e  X  a  n  d  r  i  n  i  s  c  h  e  n  Jahre. 

Nun  bedarf  es  nur  noch  wenigei-  Worte,  um  den  Fehler  in  der 
dritten  Reihe,  wie  sie  Ideler  nach  dem  Vorgange  anderer  aufgestellt 
hat,  darzulegen.  In  ihr  beginnt  nämlich  der  ganze  Cyklus  mit  dem 
saltus,  mit  einem  hohlen  Monat,  mit  einer  Ausnaiime  von  der  Regel 
alternirender  Monate.  Nicht  dass  sich  dieser  Ansatz  nicht  in  mittel- 
alterlichen Kaiendarien  nachweisen  Hesse.  Zunächst  iiabe  i(*h  wiiHJer- 
holt  in  älteren,  sonst  ziemlich  coirecten  Kalendern  gefunden  ,  dass 
man  schwankt,  ob  man  das  Mondalter  des  1.  Januar  7iHm.  aureil 
als  IX  (wie  die  richtige  Satzung  fordert)  oder  als  VIII  bezeichnen 
soll:  oft  finden  sich  beide  ZilTern  neben  einander.  Es  erscheint  mir 
dies  bedeutsam.  Es  ist,  als  hätte  man  eine  Ahnung  von  der  kleinen 
Ungenauigkeit  des  Alexandrinischen  Zeitkreises  gehabt,  dass  seine 
solare  und  lunare  Epoche  um  einen  Tag  aus  einander  liegen,  als 
wollte  mau  die  schon  den  heidnischen  Ahnen  heilige  Modranicht, 
nun  das  hohe  Fest  der  Geburt  Christi,  mit  dem  man  das  bürgerliche 
und  Sonnenjahr  begann,  jetzt  auch  genau  zum  ersten  Neumondstag 
des  Cyklus  machen.  Dem  entspricht  es,  dass  in  den  letzten  Jahrhun- 
derten des  Mittelalters ,  in  denen  jene  Form  des  immerwährenden 
Julianischen  Kalenders  aufkommt,  in  welcher  die  Monatstage  durch 
die  Beischrift  der  goldenen  Zalil  als  Neumondstage  bezeichnet  wer- 
den, dass  in  diesen  XIX  zuweilen  zu  dem  25.  December  angesetzt 
wird.  Und  wie  wir  später  noch  bei  anderen  Älonddaten  sehen  werden, 
sind  es  diese  späteren  von  der  richtigen  cyklischen  Berechnung 
mehrfach  abweichenden  Kalender,  welche  Clavius  und  seine  Zeit- 
genossen als  alte  zuverlässige  Denkmäler  der  Zeilrechfjung  preisen 
und  nach  denen  sie  zum  Theil  ihren  Mondkalender  construirt  haben. 
Jedeslalls  ist  dieAnsetzung  einesNeumondes  auf  den  25.  Decem- 
ber ;n</«.  nurciW\  gegen  Bcda's  Lehre.  Doch  mag  ein  Cmstaiid  noch 
beigetragen  haben,  dieser  Abweichung  hier  und  da  Eingang  zu  ver- 
schaffen, nämlich  der,  dass  überhaupt  in  Bezug  auf  die  Monddaten 
vom  Juli   bis  December  des  letzten  Jahres  tr(»tz  Beda's  Autorität  die 


Die  Lunarbuchstaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  18b 

römische  Methode  den  sciUus  zu  setzen  und  demgemäss  die  Regularen 
zu  berechnen  nie  allgemein  anerkannt  worden  ist,  dass  riehen 
ihr  vielmehr  stets  auch  die  Alexandrinische  Methode  üherlieferf  ist, 
was  dann  die  Unterscheidung  nicht  richtig  auffassende  Kalender- 
schreiber leicht  zu  Schwankungen  und  Inconsequenzen  verleiten 
konnte. 

Sagt  doch  Beda  selbst  einmal ,  der  ja  auch  beide  Weisen  stets 
neben  einander  stellt,  dass  sich  der  rechte  Unterschied  besser 
gesprächsM  eise,  als  durch  geschriebenes  Wort  lehren  lässt  i).  Am 
ausfülirliclisten  ist  die  doppelte  Berechnung  in  den  Mondtafeln  des 
Salzhurger  Kalenders  von  809  durchgeführt.  In  anderen  Kalendarien 
lässt  sich,  welche  Methode  angenommen  ist,  nur  aus  dem  Ansatz  des 
saltns,  eventuell  aus  der  Angabe  der  Regularen  ersehen.  So  haben 
das  Kai.  Augiense  und  das  Tridentinum  den  saltus  zum  25.  Novem- 
ber verzeichnet.  In  dem  Kai.  Autissiod.  sind  von  späterer  Hand  die 
zweifachen  Regularen  eingetragen  2^.  Unter  den  Coinputisten, 
namentlich  den  jüngeren,  haben  sich  die  meisten  für  die  Alexandri- 
nische Rechnung  entschieden.  Sehr  lehrreich  ist  in  dieser  Hinsicht 
der  oft  genannte  Anonymus  bei  Muratori  3^.  Der  Computist  von 
1143  *),  Jan  Halifnx  (Sacrobosco)  in  seinem  um  1230  geschriebenen 
Algorisnuis  *),  der  etwa  fünfzig  Jahre  später  schreibende  Duran- 
dus  8)  kennen  nur  noch  die  Alexandrinische  Methode,  welche 
auch  schon,  wie  wir  aus  dem  letzteren  erfahren,  in  Kalender- 
sprüche gekleidet  war,  wie:  „Luna  facit  saltum,  quintilis  lüde 
suprema"  ^). 

Ich  glaube  für  uns  neuere  Chronologen  ergibt  sich  dai'aus  die 
Verptlichlung,  beide  Weisen,  wie  sie  factisch  neben  einander  bestan- 
den haben,  auch  neben  einander  in's  Auge  zu  fassen,  so  oft  wir  den 


')   Beda-r.ik'S  6,  189. 

"■*)   Das  Bliitl  welches  den  November  entliiilt,   ist  nur  noch  in  iUt  oliorn  lliilfle  erhalten, 

daher  iiiclil  l\i  sag^en,  ob  dort  der  saltus  vermerkt  war. 
•*)   Besonders  pajj.  122  seq. 
■»)    Cod.  Vindol».  275,  fol.  31,  38,  40. 
5)  Cod.  Vindob.  588,  fol.  17,   18. 
ß)   IJiitioin.l.  Uli.  8,  cap.  10. 
')   .liiiiyere    Kalonder,    welche    noch    den    sallns  .■\le.\an<lrinisch    ansetzen,    sind:    Cod. 

Vindol..  122«  s'aec.  XII;    aus  saec.  XIV.  Cod.  Vind.  434;    21)07;    2115«.    —  Khenso  im 

Kai.  .sacc.  .\ll  im  (Germanischen   .Museum  Cod.  3224  mit  dem  kexeichuendeu  Zusätze  ; 

„iios  »iiii  c|iactas  hiuarcs  a  septembre  ineipinius". 


186  Sickel 

Moiulkaleiiiler  des  Mittelalters  reconstruiren    und   so  oft  wir  Mond- 
daten berechnen  wollen  '). 


Ich  gehe  zur  Erklärung  der  sciion  oft  erwähnten  Reguläres 
lnnares  2)  über.  Im  röniisclien  uum.  aureus  I,  den  wir  zunächst  in 
Betracht  zu  ziehen  haben,  ist,  wie  wir  sahen,  der  Mond  am  1.  Januar 
IX  alt.  Zählen  wir  von  liier  fort  nach  der  Regel,  dass  die  nach  den 
Kalendermonaten  mit  ungeraden  Ordnungszahlen  benannten,  d.  h.  die 
in  ihnen  endigenden  Mondmonate  voll,  die  anderen  hohl  sind,  so 
ergibt  sich  für  das  Alter  an  deuKalcnden  der  Monate  folgende  Reihe  3): 
1.  Januar        luna  IX  1.  Juli  luna  XIII 

1.  Februar         „X  1.  August  „     XIV 

1.  März  „     IX  1.  September     „     XVI 

1.  April  „X  1.  Oclober         „     XVI 

1.  Mai  „XI  I.  November      „    XVIII 

1.  Juni  „     XII  1.  December      „    XV III 

Bei  der  constanten  Länge  der  römischen  Kalendermonate  muss 
dieses  Verhältniss  zwischen  dem  Mondalter  der  einzelnen  Kaienden, 
so  lange  nicht  durch  den  Embolismus  die  Reibe  der  bohlen  und  vollen 
Monate  unterbrochen  wird,  in  allen  Jahren  wiederkehren.  Anderer- 
seits besteht  ein  bestimmtes  arithmetisches  Verhältniss  in  Bezug  auf 
das  Mondalter  zwischen  dem  Anfangstag  eines  bestimmten  Kalender- 
monates eines  Jahres  und  den  gleiciinamigen  Kaienden  des  folgen- 
den Jahres,  wie  es  durch  die  Alexandriniscben  Epakten  der  Jahre 
ausgedrückt  wird  *),  so  dass  sich  durch  die  Combination  beider  Arten 
von  Ziffern  das  Mondalter  aller  Kaienden  aller  Jahre  bestimmen  lässt. 
Die  erste  Zilferreihe  nun,  dem  ersten  cyklischen  Jahre  entnommen, 
und  für  alle  gleich,  nennen  die  Computisten  reguläres  lunares  men- 
sium.  Indem  man  zu  ihnen  die  für  das  ganze  Kalenderjahr  giltigen, 
in  jedem  Jalire  der  Enneakaedekaeteris  aber  wechselnden  Epakten 
hinzmiddirt  (und  falls  die  Summe  30  übersteigt,  von  ihr  30  abzieht). 


^)   Zumeist  ist  in  den   neueren  .Monillcili'tidern  die  Itedirsclic  llcycl,   on  jedocli  mit  der 

r)i)en    (gerügten    falsflien   Set/Jin^    des  xulliitt ,   ))efoljjl  ;    l'eliiviii.s   dagegen  setzt  tue 

Monddnten  Alexiindriiiisuli  »n. 
*J   Nur  VOM    diesen  rede   ich    hier.   Ks  gihl  diirieheii    noch   irtjuliirr»  frriulcs  mcnsium, 

welche  zu  den  conctirrcntcs  der  .liihre  adilirl,  lieii  WKchendig  der  Kaienden  hestininien. 
^)  In  Ii«da-(jile8  U,    187  ist  zu  verhessei-n  :   „in   kal.  .junias  XU,   in  l<:il.  j  u  I  i  as  XIU  .  . 

in  kal.  seitli'mhres  XVI**. 
*)   Siehe  Idcler  2,  "iOl  und  da/.ii  'i-il»  iilier  die   ICimklcn  iles  I.  .liiuiiar. 


Die  Lunarbuclistaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters. 


187 


erhält  man  das  Mondalter  für  den  entsprechenden  Monat  des  hetref- 
fenden  Jahres.  Da  z.  B.  für  die  goldene  Zahl  IV  die  Epakte  III,  für 
den  1.  Februar  die  Reguläre  X  gilt,  so  ist  am  1.  Februar  763  = 
num.  mir.  IV  der  Mond  III  +  X  =  XIII  alt  i). 

Diese  einfache  Regel  kann  aber  auf  die  cyklischen  Jahre  VIII, 
XI,  XIX  wegen  des  Embolismus  und  des  specielleu  Sitzes  der  Schal- 
tung nicht  angewandt  werden,  weil  hier  die  alternirende  Reihe  der 
Monate  durch  die  intercalaren  gestört  wird  und  dadurch  auch  die 
allgemeine  Regel,  dass  die  Monde  nach  dem  Kalendermonat,  in  dem 
sie  ausgehen,  benannt  werden,  einige  Ausnahmen  erleidet.  Zur  Ver- 
anschaulichung stelle  ich  zwei  Ausschnitte  aus  den  nnm.  aurei  VII 
(communis)  und  VIII  (embolismus)  neben  einander: 


num.  aur.  VII 
am  1.  Miirz  ist  der  volle  Miirz-       (+11) 
mond  alt  XV 

am   17.    März   ist  Neumond    des 
hohlen  Aprilmondes 

am  1.  April  ist  der  hohle  Ap  ril-      (+11) 
mond  alt  XVI 

am   15.  April    ist  Neumond   des 
vollen  Maimondes 

am  1.  Mai    ist    der  volle   Mai-       (  +  10) 
mond  alt  XVII 

am  15.  Mai  ist  Neumond  des  hoh- 
len Juni  mondes 

am  1.  Juni  ist  der  hohle  Juni-       (  +  11) 
mond  alt  XVIII 

am  13.  Juni  ist  Neumond  des  vol- 
len J  ul  i mondes 

am   1.  Juli  ist   der  volle  Juli-       (  +  10) 
mond  alt  XIX 

am  13.  Juli  ist  Neumond  des  h  o  h- 
len  August  mondes 


num.  aur.  VIII 

am  1.  März  ist  der  volle  März- 
mond alt  XXVI 

am  6.  März  ist  Neumond  des 
namenlosen,  vollen 
Sehaltmonats 

am  1.  April  ist  der  volle 
Seh  alt  mond  alt  XXVII 

am  5.  April  ist  Neumond  des  hoh- 
len Apri  1  mondes 

am  1.  Mai  ist  der  hohle  April- 
mond alt  XXVII 

am  4.  Mai  ist  Neumond  des 
vollen  Mai  mondes 

am  1.  Juni  ist  der  volle  Mai- 
mond alt  XXIX 

am  3.  Juni  ist  Neumond  des  h  o  h- 
1  e  n  Jun  i  mondes 

am  1.  Juli  ist  der  hohle  Juni- 
mond alt  XXIK 

am  2.  Juli  Neumond  des  vollen 
Juli  mondes 


am  I.  August  ist  der  hohle  Au-  (+11—30)  am  1.   Aujjust   ist  Neumond    des 
g  u  s  t  mond  alt  XX  h  o  h  I  e  n  A  u  g  u  s  t  mondes  = 

luna  I 


1)  Sclion  in  der  epistola  Cvrilli  von  44;j  ( l'etiiviiis  2.  öOIi)  wird  aul'  snli-ho  RiTi'ch- 
nung'  hingewiesen:  „delienius  unini  invesligare  epaclas  itinaces  in  niensil>iis  totiiu 
anni". 


188  Sickel 

nuin.  aur.  VII  num.  aur.  VIII 

am  II.  Aii<,'ust  ist  Neumond  des 
vollen    Soplembermon- 

^^^  am    30.    Au;^iist     ist     Ncumontl 

des    vollen    September- 
mondes 

am  1.  September  ist  der  volle  (+11 — 30)  am  1.  September  ist  der  volle 
Sep  temberinond  alt  XXII  Septembermond  alt  III. 

In  zwei  Fällen  sehreitet  hier  also  die  Epakte  von  einem  Jahre 
zum  andern  nur  um  10  vorwärts,  dagegen  hei  denselben  Monaten 
vom  8.  cyklischen  Jahr  zum  9.  um  12  vorwärts.  Ebenso  weichen  die 
Märzepakien  der  güldenen  Zahl  XI  ab,  indem  sie  nur  um  10  grösser 
als  die  des  Vorjahres,  dagegen  um  12  kleiner  als  die  des  Nachjahres 
sind.  Im  19.  Jahre  endlich  nimmt  wegen  des  Embolismus  die  Mai- 
epakte um  10  und  wegen  des  sultus  die  üecemberepakte  um  12  im 
Verhäitniss  zu  dem  18.  Jahre  zu.  —  Dass  in  den  vier  anderen  emlio- 
listischen  Jahren  nicht  gleiche  Ausnahmen  eintreten  ,  hat  seinen 
Grund  darin,  dass  in  ihnen  je  die  zweiten  Tage  von  Monaten  seil<'s 
cmboUsniürum  sind,  und  in  Folge  davon  die  Ausgleichung  schon  im 
folgenden  Monat  eintritt  i). 

Neben  {[an  römischen  Regularen ,  die  mit  der  Epakte  des 
22.  März  combinirt  werden,  werden  nun  auch  mit  derselben  Epakte 
zu  verbindende  Alexandrinische  Regulären  von  den  meisten  Compu- 
tisten  angegeben.  Nicht  als  wenn  diese  sogenannten  Alexandrini- 
schen  ZilVern  je  in  Ägypten  für  die  dort  giltige  Jahreslorm  mit  stets 
30tägigen  Kalendermonatcn  hätten  angewendet  werden  können;  dort 
hätten  sie  lauten  müssen:  für  1  Thot  und  1  Paophi  II,  für  1  Alhyi* 
und  I  Choiak  III,  für  1  Tybi  IV  u.  s.  w.,  während  die  im  Mittelalter 
unter   solchem  Namen    überli.ferten    ZilTern    lauten  :  September  V, 


•)  Daher   in    dem    Kai.   S»lisbur<>:erise    von  809    bei  den  einzelnen  Monaten   folgende 

liegeln,   welche  sich  iliircli  Klaiheit  voi'  den  ähnlichen  Säl/.en  der  bisher  Irniplsiich- 

lich  d^ifiir  beniiUlen  Cplii'inerideii  iiiiszeiehnen  : 

A|iril.  „Sciendnm  ciiiqne  calcnlatnri  est,  <|iiia  VIII"  anno  cvoli  deeennovennalis 
luna,  <)iiae  in  kal.  ni:ij:is  secnndiini  ratiunein  epaclarnin  \XVIII'  coin|>ulii- 
tur,  |>r<>|itei'  eniholisninin,  i|iii  prid.  noii.  niart.  interseritur ,  etil  in  kiil. 
niai.  XXVII,  et  quae  in  k:il.  jnl.  dehiiit  esse  XXX,  erit  XXIX.  Siiniliter 
auleni  in  XIX°  anno  in  kal.  niai  <U>buit  esse  XXIX*,  scd  erit  XX\III" 
|iro|iter  enibolismnm   III   non.   niart.   inscrltiin. 

.luni.  Seial  deii't|ne  calciilator ,  qnia  VIII"  anno  cycli  deceniiuvennalis  liiria. 
qnae  In  kal  jiil.  XXX  esse  debnit  secundnni  ralioneni  epactanun,  propicr 
cnibolisinuni,   (|iii   (iriil.   nun.   niarl.   inlerseiitur,   eiil    XXIX. 


Die  Lunarbuchstaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  |  ßQ 

October  V,  November  VII,  December  VII,  Januiir  IX  und  dann  weiter 
gleich  den  römischen  Regularen.  Diese  ZilTerreihe,  welche  genau 
den  Neumondstagen  in  dem  Alexandrinischen  ?ium.  mir.  I  entspricht, 
beweist,  dass  der  ägyptische  lunisolare  Cyklus,  als  er  zuerst  im 
Abendlande  Eingang  gefunden  hat,  zunächst  in  der  speciell  Alexan- 
drinischen Gestalt  in  Bezug  auf  die  Epoche  und  den  saltiis  lunae 
angenommen  worden  ist,  und  dass  sich  damals  die  Accommodation 
desselben  an  die  römische  Jahresform  darauf  beschränkte,  dass 
anstatt  der  auf  die  Alexandrinischen  Monatsanfänge  berechneten 
Regularen  diejenigen  ZilTern  eingesetzt  wurden ,  welche  der  Entfer- 
nung der  römischen  Knienden  von  den  Neumondsdaten  entsprachen. 
Erst  einem  zweiten  Stadium  gehört  die  weitere  Accommodation  dieses 
Zeitkreises  an  die  römische  Jahresform,  die  römische  goldene  Zahl 
u.  s.  w.  an. 

Nun  hängt  aber  mit  diesen  Regularen  der  Ägypter  noch  ein 
zweites  zusammen.  Vergleichen  wir  die  beiden  Regularenreihen  für 
September  bis  December  mit  einander,  so  zeigt  sich  zwischen  ihnen 
eine  Differenz  von  11 ;  wollen  wir  also  nach  der  früher  angegebenen 
Regel  die  Regularen  mit  den  Jahresepakten  verbinden,  so  würden 
wir  ja  für  diese  Monate  ganz  verschiedene  Mondalter  erhalten.  Das 
ist  unmöglich  und  löst  sich  auf  folgende  Weise.  Der  Alexandiinische 
num.  aureus  IV  umfasst,  um  ein  bestimmtes  Beispiel  zu  wählen,  das 
Jahr  vom  29.  August  762  —  28.  Au.nu.st  763  und  für  diesen 
Zeitraum  gilt  nun  die  für  22.  März  763  angesetzte  Epakte  III;  am 
1.  September  762  wird  also  der  Mond  alt  sein:  Reguläres  Sept.  V 
+  Epakte  III  (der  goldenen  Zahl  IV)  =  VIII.  Dasselbe  Resultat 
erhalten  wir  nach  römischer  Rechnung  so:  der  1.  September  762  fällt 
in  das  römisch  accommodiite  Jahr,  das  durch  imm.  aiir.  III  bezeich- 
net wird  und  Epakte  XXII  hat;  also  röm.  Reg.  Sept.  XVI  -f-  Epakte 
XXII  =  XXXVIIl  oder  nach  Abzug  von  XXX  =  VIII.  Die  Differenz 
zwischen  den  beiden  Arten  von  Regulären  wird  also  dadurch  auf- 
gehoben, das  je  nach  den  Epochen  der  zwei  Jahresformen  ihnen  in 
den  letzten  Monaten  verschiedene  Epakten  zukommen,  und  so  bildet 
der  Satz  des  Computisteii  von  1143:  „mutantur  e  parte  in 
kalendis  septembris"  bei  ihm  i)  und  den  früher  genannten  die 


')   Doch  fiig-t  er  liinzu:   „bis  ergo   rcj^uhiribiis   epactis  soliiribiis  iiiljrctis  Itina  iiiveiiittir, 
excopto  ;iiirio  VIII,  IX,  XI",   d.  b.  iiiicli  diese  Regel  erleidet,  so  gut  wie  die  lieda's 


190  Sickel 

iiothwondigo  Ergänzung  zu  der  Regel  von  den  ägyptischen  Regu- 
laren *),  und  in  diesem  Sinne  kennt  das  Abendland  auch  noch  eine 
dritte  Epoche  des  Mondjahres.  Desshiilh  beugt  der  vorsichtige  Ver- 
fasser der  Salzburger  Mondtafeln  von  809  jedem  Missverständnisse 
vor:  nachdem  auch  er,  zwischen  den  Tafeln  für  August  und  Septem- 
ber, fast  wörtlich  aus  Beda,  die  Regel  für  die  Alexandrinischen  fiegu- 
laren  angegeben,  die  römischen  aber  für  brauchbarer  erklärt  hat, 
setzt  er  dem  September  in  allen  19  .Fahren  des  Cyklus  noch  einmal 
die  dem  römischen  numerus  aureus  entsprechenden  Epakten  als  bis 
zur  Jahreswende  giltig  bei. 


Endlich  sind  noch  die  Einwirkungen  der  solaren  Schal- 
tung auf  die  Monddaten  in  Betracht  zu  ziehen.  Dass  und  wesslialb 
den  bissextilen  Tagen  kein  Eintluss  auf  die  Reihenfolge  der  Mond- 
monate eingeräumt  worden  war,  setze  ich  als  bekannt  voraus  s),  und 
beschränke  mich  darauf,  die  geringen  Abweichungen  aufzuführen, 
welche  diese  Intercalation  in  der  Zählung  des  Mondalters  im  Februar 
und  Anfang  März  hervorrief.  Dass  der  Februarmond  statt  der  ihm 
zukommenden  29  Tage  im  solaren  Schaltjahr  30  Tage  erhielt,  hatte 
zumeist  nur  die  Folge,  dass  das  Märznovilunium  ein  um  einen  Tag 
späteres  Datum  erhielt;  nur  im  XI.  Jahre  der  Enneakaedekaeteris 
wurde  auch  die  Epakte  des  1.  März  etwas  verändert.  So  stellen  sich 
für  den  bissextilen  Februar  folgende  Monddaten  heraus: 

Num.  aureus  Lu)ia  XXX  m.  febr.     Noviluuiuui  m.  mavtii 


I 

21. 

Februar 

22.  Februai 

II 

10. 

J5 

11.         . 

III 

29. 

» 

1.  März 

IV 

18. 

n 

19.  Februar 

V 

7. 

.. 

8.         „ 

VI 

2ü. 

27.        „ 

VII 

U. 

» 

16. 

VIII 

4. 

» 

5.        „ 

Ausnahmeil,  jedoch  ItetrelTeu  diese,  weil  in  dem  Alex,  accommodirten  Jahre  die  Ent- 
feriiiiiig  der  sedes  einbolisinoruin  von  der  Jiihresepoche  eine  nndere  ist,  auch  andere 
■lahre  des  Cyklus.  —  Kalendersprnch  hei  Diiraiidus  :  „Octjwo,  nndeeimo,  poslreino 
fnllit  e|iiiclH". 

^)  Siehe  die  Uechiiiingen  des  Anonyinux  von  810  in  iMiiratoii  I.  e.  |i.  Vl'A. 

2)   Ideler  2,  'VAU.  —  BedH-Giles  (J.  TU. 


Die  Lunarbuchstaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters.  191 

NutTi.  aureus         Lima  XXX  m.  febr.      Novilunium  m.  martii 

IX  23.  Februar  24.  Februar 

X  12.        „  13. 

XI  2.  März  3.  März 

(der  Januarrnoud  endet  erst  am   1.  Februar,   am  1.  März  wird  die 

Epakte  XXIX) 


XII 

20. 

Februar 

21. 

Februar 

XIII 

9. 

n 

10. 

J9 

XIV 

28. 

« 

29. 

59 

XV 

17. 

» 

18. 

M 

XVI 

6. 

» 

7. 

« 

XVII 

25. 

»» 

26. 

y^ 

XVIII 

14. 

n 

15. 

>» 

XIX 

3. 

n 

4. 

» 

Zum  Schlüsse  noch  eine  Bemerkung  über  den  Deeember- 
mond  im  num.  aur.  XIII.  Clavius  *)  bat  es  verschuldet,  dass  seit 
ihm  dessen  Novilunium  zumeist  auf  den  1.  December  gesetzt  wird. 
Allerdings  kann  er  sich  auf  einige  Kaiendarien  des  späteren  Mittel- 
alters berufen;  aber  dass  man  auch  dem  Beda  diesen  Fehler  aufzu- 
bürden versucht  hat  2),  beruht  nur  wieder  auf  dem  Gebrauch  angeb- 
lich Beda'scher  Schriften  s).  Denn  ein  Fehler  bleibt  es,  den  immer 
vollen  Novembermoiid ,  der  in  diesem  Jahre  obendrein  embolistisch 
ist ,  um  1  Tag  zu  verkürzen  und  den  immer  hohlen  Decembermond 
um  einen  zu  verlängern.  Clavius  bedient  sich  nämlich  der  bei  Ideler 
2,  194  ersichtlichen  Form  des  Mondkalenders,  und  weil  es  ihm 
absurd  erscheint,  dass  bei  ein  und  demselben  Tage,  dem  2.  Decem- 
ber, zwei  goldene  Zahlen  II  und  XIII  zu  stehen  kämen,  rückt  er  die 
zweite  um  einen  Tag  vor.  Da  nun  aber  diese  Art  von  Moiidkalender 
erst  im  X.  oder  XI.  Jahrhundert  aufgekommen  ist,  kann  der  aus 
ihrer  Einrichtung  eotnonimene  Grund  gar  nicht  für  die  frühere  Zeit 
geltend  gemacht  werden.  Andererseits  haben  die  correcteren  Kalender 
auch   der  letzten   Jahrhunderte   vor    der   Gregorianischen   Keform 


')  Romani   caleudarii    a  Gregorio  XIII    restituti    e.\plicatio    y.  106.    —   Ihm  ist  auch 

Ideler  grefolg-t. 
2)   So  Petavius  de  doctr.   temp.    I,   307,  der  übrig:ens  die   richtige  Satzung  annimmt. 
^)   hie  Eplieuieriden   /..    B..   Coiuer  Ausgabe   von    U>S8;   1.   226. 


^ 


192  Siekel 

solchen  äusserliclieii  Umstand  viel  zu  gering  angesohlagen,  als  dass 
sie  gewagt  hätten,  an  der  überlieferten  Form  der  linea  nngclica  <) 
etwas  zu  ändern  =). 

Aus  diesen  Erörterungen  geht  hervor,  dass,  abgesehen  von 
wenigen  incorrecten  Setzungen  und  von  etwaigen  Schreibfehlern, 
das  Mittelalter  nur  zwei  Lunarkalender  kennt,  welche  auch  nur  in 
der  zweiten  Hälfte  der  letzten  goldenen  Zahl  etwas  von  einander 
abweichen.  Diesen  zwei  Formen  entsprechen  die  folgenden,  durch 
die  besten  Handschriften  beglaubigten  Moudtafeln:  eine,  welche 
die  Novilunar  buch  Stäben  enthält,  und  eine  zweite,  iti 
welcher  das  Alter  des  Mondes  an  allen  Kaienden  der 
19  Jahre  verzeichnet  ist.  In  der  zweiten  gebe  ich  für  die 
letzte  goldene  Zahl  die  Beda'sche  und  die  AI  exandri  nische 
Form.  In  der  ersteren  Bedarfes  dieser  Unterscheidung  nicht, 
denn  die  Neuniondsbuchstaben  sind  Alexarulrinisch  und  römisch 
gleich  und  es  ist  nur  darauf  zu  achten,  dass  der  saltiis  in  verschie- 
denen Monaten  eintritt. 

Nach  den  vorausgegangenen  Erläuterungen  werden  die  Über- 
schriften für  das  Verständniss  und  den  Gebrauch  dieser  Tafeln 
genügen  ^). 


1)  Küleiidiiriiim  Opativacense,  Cod.  Vindob.  39ö,  fol.  2  :  „iiiciiiit  d  e  ceii  n  o  v  e  ii  ii  u  I  i  s 
c  y  c  I  u  s  ,  qui  et  angelica  1  i  ii  e  a  voeatitr,  eo  quod  istain  coniputatioiiein 
Pachuinius  rairae  saiiclitatis  vir  angelo   doceiite  dedicerit". 

2)  Den  ri  eh  tigen  Ansatz  liaben  die  ältesten  mir  bekannt  {gewordenen  Julianischen 
Kalender  in  dem  Cod.  Sang:all.  394  und  in  dem  Cod.  des  Oerm.  Museums  iiZi; 
ebenso  haben  ihn  die  ältesten  derarlig-en  Kalenilaiien  in  Wien  (saec.  XIV):  Cod. 
V  i  n  d  o  b.  434  ;  2907 ;  29äö  ;  <ien  A  n  s  a  t  z  b  e  i  C  I  a  v  i  u  s  dajjegen  :  Cod.  V  i  n  d  o  b. 
2785.  —  Von  späterer  Hand  ist  dem  Kalendarium  Co  d.  V  i  n  d  o  li.  1220  beig^e- 
f  ugt :  2.  Deeember  XIII,  3.  December  II,  ein  doppeller  Fehler,  den  aber  auch  l'ela- 
vius  in    einigen  Handschriften  gefunden  hat. 

S)  Nur,  da  ich  in  der  ersten  Tafel  die  lluchslabeu  nach  hohlen  und  vollen  Monaten 
unterscheiile ,  mache  ich  nochmals  darauf  aufiiierksam ,  dass  die  Hegel,  dass  die 
zunächst  nach  dem  1.  .Fauuar  einlreteude  Nnumi-nie  die  des  bohlen  Kebriiarmondes 
ist,  zwei  Ausnahmen  erleidet:  im  III.  und  XL.Iahre  gehört  die  ersteNou- 
menie   im   neuen  K  a  I  e  u  d  e  i'.j  a  h  !■  dem   vollen   Jännermond   an. 


i 


Die  Lunarbuchstabe  n  in  den  Kaiendarien  des  Mittelallers. 


193 


Tafel    der  Novilanarbachstaben     ia   den   XII  Jahreo   des    römischen 

accoinmodirten  Cjklas. 


Goldene  Zahl 

In  Cjeineiiijaliren 
und  in   den 

Schalljabren  bis 

zum  Eintritt  des 

EmlioliMiius. 

Noviluiuir- 

buchstaben  der 

Lunarer 
Scbaltmonat 

Nach  dem 
Scbaltmonat 
eintretende 
Novilunar- 
burhstiiben 
der 

Etwa  ab- 
weichende 
Novilu- 
narbuch- 
staben  des 
Märzmo- 
nats im 
bisseztilen 
Jahre 

bohlen 

vollen 

Dal  um 
des 

Novilu- 
iiiums 

Novi- 
lunar- 
buch- 
stabe 

holilen 

vollen 

Monate 

Monate 

I 

C 

M" 

— 

— 

— 

— 

N" 

II 

M 

A" 

2.  Dec. 

A" 

— 

— 

B" 

III 

L' 

A 

— 

— 

— 

— 

— 

IV 

V 

I" 

— 

— 

— 

— 

K" 

V 

I 

S' 

2.  Sept. 

I 

T' 

I 

T' 

VI 

H' 

R" 

— 

— 

— 

— 

— 

VII 

R 

F" 

— 

— 

— 

— 

G" 

Vlli 

F 

P' 

6.  März 

F 

Q' 

F 

Q' 

IX 

E' 

0" 

— 

— 

— 

P" 

X 

0 

C" 

4.  Dec. 

C" 

— 

— 

D" 

XI 

N' 

c 

— 

■ — 

— 

— 

— 

XII 

B' 

L" 

— 

— 

— 

— 

M" 

XIII 

L 

v 

2.  Nov. 

L 

A" 

L 

A" 

XIV 

K' 

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— 

— 

— 

— 

— 

XV 

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— 

— 

— 

— 

1" 

XVI 

H 

R' 

2.  Aug. 

R' 

S' 

H 

S' 

XVII 

G' 

Q" 

— 

— 

— 

— 

— 

XVIII 

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— 

— 

— 

— 

F" 

(  nach  i  Sil  Ulis 

E 

0' 

U.  Mäiz 

E 

P' 

E 

P' 

0' 

D 

— 

— 

— 

— 

— 

SitzU.  d.  phil.-bist.  Cl.  XXXVIII.  Bd.  I.  Ilft. 


13 


194 


S  i  (•  k  p  I 


Tafel  der  Hlouatsepakten  in  den  \l\  Jahren  des  römischen  acconiuio- 

dirten  Cjklns. 


Goldene  Zahl 

Alexandrinische  Epakleii  des 
22.  März 

M  0  n  (l  a  1  l  e  r    an    d  e  u  K  a  1  e  n  d  e  n     des 

u 
a 

3 
C 
« 

SS 

3 

-3 

Miirz  im  solaren  Gemein- 
jahr 

März   im  solaren   SchnM- 
jahr 

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9 
20 

1 
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23 

4 
15 
26 

7 
18 
29 
10 
21 

10 

21 

2 

9 

20 

1 

10 

11 

12 
23 

13 

14 

16 

16 
27 

18 
29 

18 
29 

II 

11 

21 

2 

13 

24 

5 

16 

— 
27 

8 

19 

30 

22 
3 

24 

23 

27 

III 

22 

4 

5 
16 
27 

6 

8 

8 

10 

10 

IV 

3 

13 

24 

o 

12 
23 

4 

14 
25 

15 

26 

17 

19 

19 

21 

21 

V 

14 

28 

30 

30 

2 

2 

VI 

23 

6 

17 
27 

20 

1 

7 
18 
29 
10 
21 

2 
13 
24 

8 
19 

9 

11 

11 

13 

13 

VII 

6 

16 
27 

15 
26 

20 

2' 

22 

24 

24 

VIII 

17 

29 

11 

22 

3 

1 

3 

3 

5 

5 

IK 

28 

8 
19 
30 
11 

7 

12 

14 

14 
25 

16 

16 

X 

9 

18 
28 
10 

29 

23 

4 

25 

27 

27 

XI 

20 

6 

6 

8 

8 

XII 

1 

= 

11 

22 

3 

14 

12 

23 

4 

15 

14 

15 

17 

17 

19 

19 

XIII 

12 

22 
3 

21 
2 

25 

26 

28 

28 

30 

30 

XIV 

23 

2 

5 
16 
27 

8 

6 
17 

7 
18 

9 

9 

11 

11 

XV 

4 

13 

24 

5 

16 

14 

25 

6 

17 

13 

24 

5 

16 

27 

27 

20 

20 

22 

22 

XVI 

15 

= 

25 

26 

7 

28 

29 

1 

1 

12 

3 

3 

XVII 

26 

= 

6 

9 

10 

12 

14 

14 

XVIII 

7 

^ 

17 
28 

28 

18 
28 

28 

19 
30 

30 

20 

21 

23 

23 

25 

25 

XIX 

nnch  ßeda 

18 

27 
27 

28 
28 

1 

2 

4 

4 

6 

7 

XIX 

Alexniidriiiisch 

18 

1 

3 

5 

»1  7 

1 

7 

Die  l.iinarhuchstalien   in  den  Kalendaiieii  des  Mittelalters. 


195 


Man  lührte  solche  Tafeln  mit  Hilfe  der  Lunarbuelistaben  noch 
weiter  aus,  um  aus  ihnen  durch  Combination  mit  den  Angaben,  die 
dem  römischen  Kalender  beigeschrieben  zu  werden  pflegten,  die 
Luna  für  jeden  einzelnen  Tag  ersehen  zu  können.  Um  das  Schema 
solcher  Mondtabelle  zu  veranschaulichen  und  zu  erklären,  genügt  es 
einen  kleinen  Ausschnitt  aus  derselben  mitzutheilen,  um  so  mehr,  da 
eine  solche,  wenn  auch  in  einem  Punkte  unvollkommen,  schon 
gedruckt  in  der  oftgenannten  Ephemeris  vorliegt  i). 

Tafel,  das  Mondalter  für  alle  Tage  des  Cyklos  za  finden. 


Luna 

N.  a. 
I 

N.   a. 
II 

N.  a. 
III 

11.  s.  w.  Nuin.  iiur. 
III-XVII. 

N.  a. 
XVill 

N.  a. 

XlX 

Luna 

IX 

A 

I" 

I 

— 

N" 

B" 

VÜI 

X 

B 

K" 

K 

— 

0" 

C" 

IX 

u.  s.  w. 
XI— XXVIII 

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1" 

3  '— 

— 

30- 

3Q 

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XXIX 

A' 

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1' 

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0 

c 

XXVIII 

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XXIX 

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XXIX 

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A" 

A 

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XXX 

11 

N" 

B" 

B 

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u.  s.  w. 
III— VI 

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«    1 

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«    1 

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VII 

S" 

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— 

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VIII 

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H" 

H 

M" 

A" 

VII 

')   Bedae  opet».  cd.  Colon,   t(iS8;   I.   IST. 


13 


106  Sicke 

Die  Längenzeilen,  mit  Aiisnulime  der  beiden  äusseren,  entspre- 
chen hier  den  19  Jahren.  Die  beiden  änsseren  Längenzeilen  enthulten 
die  69  Tage  eines  Monalpaares,  doch  so,  dass  in  der  ersten  links  der 
volle,  in  der  letzten  rechts  (welche  in  dem  Abdruck  der  Eph^meiis 
fehlt)  der  liohle  Monat  vorangeht.  Ebenso  enthalten  die  den  einzelnen 
goldenen  Zahlen  zukommenden  Reihen  je  ein  vollständiges  System  der 
59  Liinarbuchstahen.  Flier  habe  ich  die  Tafel  so  gestellt,  dass  im 
ersten  Jahre  der  dem  1,  Januar  entsprechende  Buchstabe  A  voran- 
steht, welch(>m  nach  dem  Mondcyklus  die  links  in  derselben  Quer- 
zeile siehende  IX  als  Mondalter  zukommt;  neben  dieser  Form  ij 
Undct  sich  auch  die  andere,  dass  die  erste  Querzeile  die  ZifTer  I, 
links  für  den  vollen,  rechts  für  den  hohlen  Monat  führt,  und  dass  dem 
entsprechend  in  ihr  je  einer  der  Novilunarbuchslaben  verzeichnet 
ist  2j.  Bleiben  wir  zunächst  bei  num.  aiir.  I  stehen,  so  brauche  ich 
für  einen  Kalendertag  nur  den  ihm  beigesetzten  Lunarbuchstaben 
zu  kennen,  z.  B.  für  den  14.  October  L",  um  aus  der  links  neben  W 
stehenden  römischen  Ziffer  das  Mondalter,  in  diesem  Falle  XXIX 
kennen  zu  lernen.  In  der  letzten  Langzeile  rechts  sind  die  ZilTern 
der  Luna  etwas  anders  gestellt.  Da  nämlich  der  Embolismus  die 
alternirende  Reihenfolge  der  Monate  stört  und  zuweilen  zwei  volle 
Monde  aufeinander  folgen  lässt,  muss  auch  in  diesen  Tafeln  ermög- 
licht werden,  zwei  volle  Monde  nach  einander  zu  zählen:  das 
geschieht  durch  Verbindung  der  erslen  mit  der  letzten  perpendicu- 
laren  Reihe.  Wir  suchen  z.  B.  in  einem  19.  Jahre  des  Cyklus  das 
Mondäner  für  3.  März  (C),  3.  April  (0').  9.  April  (V).  Das  erste 
finden  wir  auf  die  bisher  angegebene  Weise:  C  in  der  Längenzeile 
des  /nun.  aiir.  XIX  steht  auf  gleicher  Querlinie  mit  der  links  ver- 
zeichneten ZitFer  XXIX,  also  ist  3.  März  num.  nur.  XIX  =  luna  XXIX. 
Zwischen  3.  März  und  3.  April  finden  wir  aber  in  dem  römischen 
Kalender  zu  5.  März  Emboihmus  VII  vermerkt,  es  folgt  also  auf  den 
volli-n  Märzmond,  der  am  4.  März  endigte,  wieder  ein  voller  (embo- 
listischer)  Monat.  Desshalb  ist  nun  von  der  linken  ZitTerreihe,  in 
welcher  ein  hohler  Monat  ftdgt,  nach  Eintritt  der  Schallung  und  bis 
deren  Einwirkung  auf  die  Reihenfolge  der  hohlen  und  vollen  Monate 
aufliört  (wie  wir  bei  den  Novilimarbuclistaben  gesehen  haben,  zumeist 
bis  zurJahreswende),  überzugehen  auf  die  rechte  ZitTerreihe,  in  welcher 

•)   Die  icli  ilem  Keilender  von  St.  fiermiiiii  d'Aiixene  entiielime. 

2J   So  iin  Kai.  Tridcntiniim  von  1050,  im  Cnnputus  von  1143  u.  i.  «. 


Die  Lunarbuelistaben  in  den  Knlendarien  des  Mittelalters.  197 

von  der  luna  I  des  interciilareri  Monats  an  die  Tagessumme  eines 
vollen  Monats  folgt.  So  finden  wir  denn  in  dieser  letzten  Läiigenzeile 
neben  3.  April  0'  XXX  und  neben  9.  April  V  VI  als  Mondalter 
dieser  Tage.  —  Umgekehrt  lässt  sieh  mit  Hilfe  dieser  Tafeln  ein 
Monatsdatum,  d.  h.  Alter  und  Name  des  Monats,  in  einem  bestimmten 
Jahre  des  Cyklus  übersetzen  in  das  entsprechende  römische  Datum. 

Doch  eignet  sich  die  zuletzt  mitgetheilte  Tafel  viel  weniger  als 
die  der  Novilunarbuchstabeii  oder  Monatsepakten  zu  Berechnungen, 
und  ich  habe  nur,  da  sie  sich  so  häufig  in  alten  Kaiendarien  findet, 
ihre  meines  Wissens  bisher  noch  nicht  versuchte  Erklärung  geben 
wollen.  In  demselben  Sinne  mag  hier  noch  kurz  von  einer  andern 
sehr  verbreiteten  Kalendereinrichtuiig  die  Rede  sein. 

Bisher  habe  ich  nur  von  Lunarbuchstaben  der  synodischen 
Monate  gesprochen;  aber  fast  sammtliche  Kalender,  welche  diese 
haben,  entlialten  noch  ein  zweites  System  von  Lunarbuchstaben 
der  periodischen  Monde  indem  römischen  Kalender  eingetragen, 
aus  dem  man  zunächst  den  periodischen  Lunarbuchstaben  jedes  Tages 
ersehen  kann,  und  ferner  eine  auf  19  Jahre  gestellte  Regulareiitafel, 
in  welcher  man  mit  Hilfe  dieses  Lunarbuchstaben  das  Zeichen  des 
Thierkreises  und  den  Grad  findet,  in  welchem  der  Mund  am  betreffenden 
Tage  steht  i)-  Es  genügt  hier  auf  die  ausführliche  Erklärung  Beda's  in 
de  temporuin  ratio ne  cap.  18  und  19  a)  hinzuweisen,  welcher, 
wie  er  ausdrücklich  sagt,  seinem  Werke  solche  Tafeln  beigefügt  hat. 
Auf  Datiruiigen  ist  der  periodische  Monat  wohl  nie  angewandt  s);  also 
kann  eine  eingehende  Prüfung  dieses  Gegenstandes  höchstens  Inter- 
esse für  die  Geschichte  der  astronomischen  Kenntnisse  darbieten. 


1)  Richtig  sind  diese  Ltinaihiichstaben  ffesteUt  im  Aiionyinus  von  810  bei  .Miiratori 
1.  c  p.  125;  dagegen  ist  die  düit  aligeilruckle  Uegiiliuenlat'el  voller  l'elik'r.  Eine 
correcte  Regularentafel  findet  sicli  in  der  Ei'lKMiieiis  I.  I.  p.  188.  —  In  den  Kulen- 
dern  des  spätem  Mittelalters  pflegen  die  Buchstaben  des  periodischen  .Monats  zu 
den  einielnen  Tagen  geset/.l  zu  weiden,  indem  man  das  vollständige  Alphabet  bis  Z 
noch  um  zwei  bis  drei  Zeichen  vermeint.  So  setzt  der  Schreiber  eines  Ordo  divinus 
in  der  S.  (iallener  Bibliothek  (Cod.  448  chart.  ,  um  1400  geschricbenj  /.u  dem 
24.  Tage  Z,  zum  2.J.  das  Abkiirzungs/.eichen  liir  ur,  zum  26.  das  liii  itr  und  für  «*, 
zum  27.  das  Tironische  Zeichen  für  bus,  zum  28.  das  Abkürzungszeichen  für  i/.v. 

2>  Giles  6,  184  ff. 

3)  Ideler  1,  60.  —  Doch  fallt  mir  eine  von  fh.  Mommsen  röm.  Chronologie  312  citirte 
Inschrift  von  364  auf,  in  dei-  eine  Beziehung  des  Mondes  auf  ein  Zeichen  des  Thier- 
kreises  angedeutet  zu  sein  seheint,  nämtieh: 

„divo   .loviano   .\ug.   et   Varroniauo   coss.  ,   ora   noctis  IUI   in   V,    Xll"    (?)    VIII   idus 
Madias,  die  Saturnis,   luna  vicesima  signo   C  a  p  r  i  c  o  rn  o." 


198  Sickel 

Ich  kehre  zu  den  Buchstaben  der  synodischen  Monate  zurück, 
welche  in  den  Kalendern  des  Mittelalters  noch  weiter  verwandt 
worden  sind.  —  Die  äussersten  Grenzen  der  Ostervollmonde  sind 
bekanntlich  21.  März  A'  und  18.  April  1",  die  äussersten  Grenzen  des 
Osterfestes  22.  März  B'  und  2o.  April  Q".  Die  Buchstaben  dieser 
doppelten  Grenzen  und  die  zwischen  ihnen  liegenden  sind  nun  viel- 
fach für  die  Berechnung  der  Osterdaten  und  des  durch  Ostern  bestimmten 
wandelnden  Kirchenjahres  benutzt  worden.  Zunächst  findet  sich  schon 
in  sehr  alten  Festtafeln  >)  dass  für  die  Quadragesima,  Pascha,  Bogationes, 
Pentecdste  u.  s.  w.  nicht  allein  das  römische  Datum,  sondern  auch  die 
Luna  des  betretTendeuTages  verzeichnet  wird.  Später  wird  dann  statt  des 
Mondalters  der  betrefYendeLunarbuchstabe  dem  römischen  Datum  bei- 
gesetzt 2).  Endlich  wird  das  römische  Datum  ganz  ausgelassen  und 
namentlich  mv hezelchming destenninus  paschalis  und  des  Ostersonn- 
tages nur  noch  der  entsprechendeLunarbuchstabe  eingetragen.  So  hat 
derComputistvon  1143  eine  Tafel  von  19  den  Mondjahren  entsprechen- 
den Zeilen  unter  einander  und  von  7  den  Cuncurrenten  entsprechenden 
Zeilen  neben  einander:  wo  sich  z.B.  die  Zeile  der  goldenen  Zahl  111  und 
die  der  Concurrente  V  trefTen,  steht  H"  als  Lunarbuchstabe  des  Oster- 
sonntags (17.  April)  für  alle  mit  diesen  Charakteren  versehenen  Jahre. 
Eine  Salzburger  Ostertafel  des  XIV.  Jahrhunderts  s)  gibt  sowohl  für 
den  Terminus  als  die  Dominica  'paschulis  nur  die  entsprechenden 
zwischen  A'  bis  I '  oder  B'  bis  Q"  liegenden  Buchstaben  an.  Und  diese 
Art  das  Osterfest  zu  bezeichnen,  scheint  sogar  im  späteren  Mittelalter 
sehr  verbreitet  gewesen  zu  sein.  Mit  ihr  hängt  zugleich  eine  Verderb- 
niss  der  Ostertafeln  zusammen,  welche  für  geringes  Verständniss  des 
Wesens  des  Cyklus  z(!Ugt.  Man  stellt  nämlich  gern  die  Festdaten  für 
532  Jahre,  wie  sie  der  grosse  schon  vor  Dionysius  bekannte  Zeitkreis 
enthält,  zusammen,  aber  kümmert  sich  keineswegs  mehr  um  den  richti- 
gen Anfang  des  letzteren.  Man  ordnet  auch  noch  die  532  Daten  nach 
28  X  19  Jahren,  aber  keineswegs  so,  dass  die  unter  der  Aufschrift 
Num.  aureus  I  oder  Epacta  nnlla  in  einer  Längenreihe  stehenden 
Jahre  wirklich  erste  derEnneakaedekaeteris  sind,  sondern  nur  so,  dass 
in  den  Querreihen  neben  einander  die  im  solaren  Cyklus  gleichen 
Jahre  stehen,  denen  wirklich  die  der  Reihe  vorgeschriebene  Con- 


ij   Z.  B.  in  einem  vor  840  verlassten  Coinpulus,  Cod.  Saiijjall.  2j1. 
2)  Cod.  Sangall.  380  saec.  X. 
»)  Cod.  Vindob.  434. 


Die  Liinarbuchstaben  in  den  Kaiendarien  des  Mittelalters. 


199 


ciuTeiiteoder  der  etwa  seit  dem  XI.  Jahrhundert  statt  ihrer  gebrauchte 
Sonntagsbuchstabe  zukommt.  Man  beginnt  endlich  wohl  zumeist  mit 
einem  ersten  lunaren  Jahre,  opfert  aber  dafür  den  Anfang  mit  einem 
ersten  solaren  Jahre. 

Der  Anfang  einer  Tabelle  aus  dem  Computus  von  1143  mag 
dies  veranschaulichen: 


to          =    - 
=    K    ^   a 

sc 

'S 

(» 

<n 

5 

so 

Ol 

ü 
S 

= 
e 
O 

1064 

1092 

1120 

1368 

Epactae 
niillae 

Epactae 
XI 

Epactae 

XXII 

Epactae 
XVIII 

c 

B 

IV 

B" 

H' 

I" 

I" 

b 

V 

G' 

H" 

A" 

A" 

a 

VI 

G" 

V 

F 

F' 

Nur  1064  kommt  hier  die  Epakte  0  zu,  aber  1092  u.  s.  w. 
keineswegs  die  Epakte  XI.  Die  Jahre  sind  also  nach  dem  Sonuen- 
cyklus  allein  geordnet,  und  gehen  wir  davon  aus,  so  sind  für 
1064—1066  die  Ostertage  richtig  durch  B"  G'  G",  für  1092—1094 
richtig  durch  H'  H"  V  angezeigt.  Beispiele  von  solchen  Ostertafeln 
lassen  sich  bis  in  das  XV.  Jahrhundert  nachweisen  i). 


')  Im  Kalendarium  Opativacense  saec.  XII,  CoiI.  Viiidob.  395  für  die  Jahre 
104Ö — 1Ö49,  also  auch  mit  einem  ersten  Jahre  des  lunaren  Cyklus  lieginnend.  —  Im 
Cod.  Vindob.  588  aus  dem  Anfange  des  XIV.  Jahrhunderts,  als  Anhang  zu  den 
Schriften  des  Johann  Siicrobosco,  für  1044 — 1348.  —  In  einem  1439  geschriebenen 
Kalender  der  Kurt  hause  S.  Mariae  zu  Gaming,  Cod.  Viudob.  638.  —  Solche 
Tafel  findet  sich  endlich  auch  in  der  Ephemerisl.  c.  178  unter  der  Aufschrift 
„pagina  magniflni  quae  dicitur  area  cycli 
triginlaque  dnos  quingentos  qui  tenet  annos", 
welche  so  gestellt  ist,  iJass  die  erste  Liingenieile  (freilich  voller  Druckfehler)  zu  den 
Jahren  624—631  oder  zu  deu  Jahren  1136 — 1183  passt,  indem  die  erste  tilera  liina- 
n\i  puschalis  einem  17.  lunaren  und  einem  17.  solaren  Jahre  angehört.  Um  so  mehr, 
da  dies  ein  ganz  absonderlicher  Anfang  ist,  wird  es  wahrscheinlich,  dass  diese  Tabelle 
ungefähr  um  die  Zeit  zusammengestellt  ist,  mit  welcher  ihre  Osterdaten  beginnen. 
Nun  wird  abQr  Niemand,  hei  dem  sonstigen  Inhalt  dieser  Schrift,  ihre  Abfassungs- 
zeit vor  Beda  setzen  wollen,  sondern  es  spricht  eben  diese  Tafel  dafür,  dass  wir 
es  hier  mit  einer  ganz  späten  A  r  b  e  i  t ,  nämlich  des  XII .  Jahrhunderts 
zu  t  h  u  n   ha  b  cn. 


200  Siekel 

Damit  hängt  es  denn  auch  zusammen,  tlass  man  nur  noch  selten 
die  Lnnarhuclistahen  durch  alle  Monate  hindurch  den  Tagen  heisetzt: 
sie  werden  entweder  ganz  durch  die  goldene  Zahl  verdrängt,  oder 
man  trägt  sie  nur  zu  den  35  Tagen  ein,  auf  welche  Ostern  fallen 
kann.  Und  zweitens,  indem  jedem  einzelnen  Osterlage  ein  Kalender 
der  durch  das  Pascha  hestinunten  VVandelfeste  entspricht  und  man 
demgemäss  35  verschiedene  Festkalender  anzulegen  heginnt, 
bezeichnet  man  die  letzteren  nach  den  Uterne  lunares  paschales 
oder,  wie  man  sie  nun  nennt,  nach  den  literae  t abular  es  ').  Die 
ersten  Spuren  von  dieser  Anwendung  finde  ich  im  XII.  Jahrhundert  2); 
im  XV.  ist  sie  ziemlich  verbreitet  a^.  So  haben  die  Lunarbuchslahen 
im  Mittelalter  nach  und  nach  ihre  ursprüngliche  Bedeutung ,  das 
Motidalter  jedes  Tages  erkennen  zu  lassen,  verloren,  und  erhalten 
diese  mit  einigen  Modißcationen  erst  wieder  in  dem  reformirten 
Gregorianischen  Kirchenkalender  *). 


Es  erübrigt  noch  die  Richtigkeit  jener  Notiz  zu  prüfen,  welche 
ich  früher  aus  den  Kaiendarien  von  Corbie  und  St.  Germain  d'Auxerre 
angeführt  hahe  und  welche  auch  in  späterer  Zeit  oft  wiederholt 
ist  5 j  :  dass  sowohl  d  i  e  F  e  r  i  a  1-  a  1  s  L  u  n  a  r  b  u  c  h  s  t  a  b  e  n  von 
Hi  eronymus  in  die  Kaie nd  er  ein  gefüh  rt  seien.  Es  ist  diese 
Tradition  eben  so  gut  und  eben  so  schlecht,  als  jene  welche  Hiero- 
nymus  zum  Verfasser  eines  viclverbreiteten  Martyrologiums  macht, 
oder  als  jene  welche  in  dem  Chronographen  von  354  von  J.  Cäsar 
sagt:  „qui  bissextum  et  lunae  cursum  adinvenit."  Die  Ferialbuchstaben 
zunächst  sind  doch  nur  eine  Übertragung  der  Nundiualbuchslaben 
auf  die  jüdisch-christliche  Woche  von  sieben  Tagen,  der  Nundinal- 
buchstahen,  wcldie  sich  schon  in  vorchristlichen  Kalendern  wie  im 
Venusinum  finden.  Also  könnte  man  höchstens  von  Anwendung  eines 
alt»n  Gebrauches  auf  speciell  christliche  Zeittafeln  reden.  Nun  finden 
sich  aber  sowohl  Ferial-  als  Lunurbucbstaben  schon  in  dem  Kalender, 


')   „T;iii('l|)ui'listnliPii*   in  einem  deutsctieii  Kulcnder  von  1439:    Cod.  79.'i  des  Germani- 

sclien  .Miisi'iuns. 
^)  Cod.  3224  des  Germanischen  Museums. 
3)   Selir   |>r.-\ktisch    angi'leyte,    nacli    den    allen  Osterijuchslaben    geordnete   FesUafeln 

enlhall  diis  Gamin^er  Kalendarinm  von  1439. 
'*)   Siehe    Vorrede   und   Kinleituiig    des  C.   Baronius  zu   dem   Martyrologium   Romanum 

Uregorii  XIII  P.  M.  jussu  edilum. 
^)    Wie  im  Cotnimtus  von  1143,  von  Diirandiis  u.  A. 


Sickel,  Die  Lunarbuclist»ben  in  den  Kulendarieii  des  Mittelalters.  ü^  0  1 

von  dem  wir  ausgegangen  sind  und  der  in  diese  Gestalt  spätestens 
um  354  gebracht  ist  *),  und  sie  möchten  in  demselben  wohl  kaum 
ohne  allen  erläuternden  Zusatz  eingetragen  sein,  wenn  sie  erst 
damals  neu  eingeführt  wären.  Doch  auch  von  letzterem  abgesehen 
und  angenommen,  dass  sie  zum  ersten  Male  in  dem  Jahre  angewandt 
wären,  in  dem  wir  sie  zuerst  nachweisen  können,  so  wird  Niemand 
den  eben  zwanzigjährigen  Ilieronymus  für  den  Urheber  dieser 
Neuerung  machen  wollen.  Und  doch  kann  der  in  ihrer  Fassung  zu 
weit  gehenden  Tradition,  welche  dem  Kirchenvater  ein  Martyrologiiim 
und  die  Erfindung  jener  Kaleiiderhuchstaben  zuschreibt,  ein  Factum 
zu  Grunde  liegen.  Wie  Th.  Mommsen  nachgewiesen  hat,  iiat  Hiero- 
nymus  für  seine  Chronik  die  334  abgefasste  St;idtchronik  benutzt, 
und  bilden  andererseits  die  letztere  sowohl  als  der  Kalender  von  354 
und  als  die  Depositio  episcoponim  et  martyrum  integrirende  Theile 
der  ui'sprüngljch  zusammengehörigen  Sammlung  des  Chronographen 
von  354.  Es  ist  also  mehr  als  wahrscheinlich,  dass  Hieronymus  die 
ganze  Sammlung  vorgelegen  iiat,  und  dass  er  durch  Benutzung  aller 
ilirer  Theile  mit  beigetragen  hat  zur  Verbreitung  jenes 
ersten  Anfangs  eines  Martyrologiums  und  des  mit  Lnnar-  und 
Ferialbuch  Stäben  versehenen  römischen  Kalenders. 
Nur  die  erste  Verwendung  solcher  Buchstaben  für  die  Zeitrechnung 
dürfen  wir  ihm  nicht  zuschreiben,  sie  n)uss  in  früheren  Jahrhunderten 
begonnen  haben,  in  denen  ihrem  Ursprung  nachzuforschen  ich  Anderen 
überlasse. 


'J  Th.    Mommsen    über   den   Chronographen    von    ;{.'>4   in    den  Abhauill.     di-r   k.   »äch.<. 
Gesellschaft  der  Wissenschaften.  2  (1850),  p.  600,  657,  667 


I 


I 


Verzeichnisg  der  eingegHiigeiieii  Druckschrincn. 


203 


DER 

EINGEGANGENEN  DRUCKSCHRIFTEN. 

(OCTOBER  1861.) 

Academia,  Real,  de  Clencias  morales  y  politicas  zu  Madrid,  Memo- 
rias.  Tomo  I,  Parte  V.  Madrid,  1861;  S».  —  Discursos  pronun- 
ciados  en  la  R.  Acad.  d.  Cienc.  mor.  y  pol.  con  motivo  de  la 
recepcion  publica  del  Ilrao.  Sr.  D.  Miguel  Sanz  yLafuente 
en  27  de  Mayo  de  1860.  Madrid,  1860;  8«. 

Aeadernie  Imperiale  des  sciences  de  St.  Petersbourg,  Bulletin. 
Tome  II,  Nr.  4  —  8;  Tome  Itl,  Nr.  1  —  5.  St.  Petersbourg, 
1860 — 1861;  4».  —  Berieht  über  die  9.  Zuerkennung  des 
Preises  Demidoff  und  Bericht  über  die  4.  Zuerkennung  des 
Preises Uvarow.  Petersburg,  1860;  8o. — Victor  L an  gl  ois,  Essai 
historique  et  critique  sur  la  Constitution  sociale  et  politique  de 
i'Armenie  sous  les  rois  de  la  dynastie  Roupenienne.  (Extrait 
des  Memoires  de  l'Acad.  Imp.  des  sciences  de  St.  Petersbourg. 
VIP  Serie,  Tome  III,  Nr.  3.) 

—  Imperiale  des  sciences,  arts  et  belies  lettres  de  Dijon,  Meinoi- 
res.  2"  Serie,  Tome  MW,  Annee  1860.  Dijon  et  Paris,  1861 ;  8«>. 

—  Royale  des  sciences,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgique, 
Memoires.  Tome  XXXII.  Bruxelles,  1861;  4«.  —  Bulletins. 
29^  Annee,  2""*  Serie,  Tomes  IX  &  X.  1860.  Bruxelles, 
1860;  8».  —  Compte  rendu  des  seances.  Z""  Serie,  Tome 
r,  4""'  Bulletin;  Tome  11%  ^  a  3"  Bulletin.  Bruxelles.  1860 
&  186U80.  —  Annuaire.  27"  Annee,  1861.  Bruxelles,  1861; 
12o.  —  F.  A.  Snellaert,  Alexanders  Geesten  van  Jacob, 
van  Maerlant.  I.  Deel.  Brüssel,   1860;  8».  —    David,    .1. . 


Ii04  Verzeichniss 

Glossarium  op  Maerlants  Rymbybel.  Vervolg  en  slot  van  het 
derde  Deel.  Brüssel,  1801 ;  8".  —  Ad.  Qu  etelet,  Sur  le  congres 
inlernatioual  de  statistique  teiiu  ä  Loiidres  le  16  Juillet  1860 
et  les  ciiiq  jours  suivaiits.  4". 

Acadomy,   AnnTican,  of  Arts  and  Sciences,   Proceedings.  Vol.  IV. 
Bof^en  32  bis  Knde.  —  Vol.  V.  Bogen  1  —  30.  Boston  &  Cam- 
bridge,  1860;  8o. 
—  of  Science    of    St.  Louis,    Transactions.    Vol.  I,   Nr.  4.    St. 
Louis.  1860;  8". 

Accadeniia,  Reale,  delle  scienze  di  Torino,  Memorie.  Serie  2**", 
Tomo  XIX.  Torino.  1861;  4o. 

Akademie  der  \Vissenscb;iften  ,  Königl.  Preuss. ,  zu  Berlin, 
Monatsbericht.  Mai  1861.  Berlin,  186!  ;  8». —  108  Slück  Sepa- 
ralabdriicke  aus  den  Abhandlungen.  Berlin,  18öö  —  1861; 
4o. 

American  Journal  of  Sciences  and  Arts,  Vol.  XXXII,  Nr.  94.  New 
Haven,   1861;  8«. 

Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  N.  F.,  VIII.  Jahrgang. 
Nr.  7,  8  &  9.  Nürnberg,   1861;  4«. 

Association,  The  American — ,  for  tlie  Advancenicnt  of  Science, 
Proceedings.  XIN""  Meeting  held  at  Newport,  Rhode  -  Island, 
August  1860.  Cambridge,  1861;  S». 

Austria,  XIII.  Jalirgang,  XXIX  —  XLIII.   Heft.    Wien,   1861;  8». 

Babbage,  Charles,  Obscrvations  on  the  Discovery  in  various 
Localities  of  the  Remains  of  Human  Art  mixed  with  the  Bones 
of  Exlinct  Baces  of  Animals.  (From  the  Proceedings  of  the  Royal 
Society  for  May  26,  1859.)  London;  8». 

Berichtigung  der  Bemerkungen  des  Herrn  J.  Maniel,  General- 
Directors  der  k.  k.  priv.  österr.  Slaatseisenbahii -Gesellschaft 
über  eine  Relation  des  H.   F  ranc  esco  tii.  \N'ien,  1861;  4». 

Boucher  de  Crevecoeur  de  Perthes,  Sujets  dramatiques.  Tomes 
1  &  II.  Paris,  18o2;  12<».  —  Emma,  ou  quebjues  lettres  de 
femme.  Paris,  185i;  12".  —  Voyage  en  iJanemarck,  en  Suede, 
en  Norvege  etc.  en  1854.  Paris,  18ö8;  12«.  —  Voyage  en 
Russie,  en  18d6.  Paris,  18ö9;  12o.  —  Voyage  en  Espagne 
et  en  Algerie  en  18öd.  Paris,  1859;  12».  —  Reponse  a  M.  M. 
les  antiquaires  et  geologues  presents  aux  assises  archeologiques 
de  Laon.  (Extr.  du  Bulletin  de  la  S''  des  anliqu.  de  Picardie, 


der  eingegangenen  Druckschriften.  20  O 

Nr.  2,  18b9.)  Amiens,  1859;  8».  —  De  riiomme  antediluvien  et 
ses  Oeuvres.  Paris,  1860;  8".  —  De  la  femrne  dans  l'etat  social, 
de  son  travail  et  de  sa  remurieration,  Abbevjlle,  1860;  8".  — 
Notice  sur  les  objets  d'art  tiouves  dans  ie  diluviiiiri.  Amiens, 
1860;  8o.  —  Les  masqnes:  Bingrapbies  saus  noin.  Paris; 
1861;  8o.  —  Sur  les  silex  lailles  troiives  dans  Ie  diluviutn  du 
departement  de  la  Somme.  4». —  Pieponse  aux  observations  faites 
par  M.  E.  Robert  sur  Ie  Diluvium  du  departement  de  la  Somme. 
4".  —  Hacliettes  diluviennes  du  hassin  de  la  Somme.  Rapport 
par  R.  C.  r  Abbe  C o  e h e  t.  Paris,  1 860 ;  8".  —  L'  bomme  fossile 
parM.  Leopold  Giraud.  Paris,  1860;  8«.  —  Origine  du  libre- 
echange  par  S.  Ferguson  fils.  Amiens,  1861;  8".  —  Negre 
et  blanc:  De  qui  sommes  nous  fils?  Y-a-t-il  une  ou  plusieurs 
especes  d'hommes?  Paris,  1861;  8o.  —  Bibliographie.  Oeuvres 
de  M.  Bouch  er  de  Perth  es.  (Extrait  du  Journal  general 
d'instriiction  publique.  4.  Sept.  1861.)  Abbeville;  8». 

Breslau,  Universität,  Akademische  Gelegenheitssehriften  aus  den 
Jahren  1860  &  1861.  Breslau,  1860  &  1861;  8«  &  4». 

Cbristiania,  Universität,  Soleimia  academica  Universitatis  lite- 
rariae  rogiae  Frcdeiiciairae  ante  L.  annos  eondilae  die  II.  Sep- 
tembris  anni  MDCCCLXI  celebranda  indicit  senatus  academicus. 
Chtistianiae,   1861;   4o. 

Tompte  rendu  de  la  Comtnission  Imperiale  archeologique  de 
St.  Petersbourg.  Pour  Taniiee  1859.  Avee  un  Atlas.  St.  Peters- 
bourg,  1860;  4«  &  Fol. 

Czoernig,  Karl  Freiherr  von.  Statistisches  Ilandbüchlein  für  die 
österr.  Monarchie.  Herausgegeben  von  der  k.  k.  Direction  der 
administrativen  Statistik.  I.  Jahrgang.  3.  Auflage.  Wien,  1861;  8». 

Disturncll,  J.,  Intluence  of  Climate,  in  a  Commercial ,  Social, 
Sanitary  and  Humanizing  Point  of  View.  Accompanied  by  a 
Map  of  the  World.  New  York,    1860;  4». 

Ellero,  Pietro,  Giornale  per  Fabolizione  della  pena  di  morte. 
II.  Milano,  1861;  8«». 

Erlangen,  Universität,  Akademische  Gelegenheitssehriften  aus  dem 
Jahre  1861.  Erlangen,  1861;  S«  &  4«. 

Espy,  Jameg  Pollard,  The  Human  Will:  A  Series  of  Posthumous 
Essays  on  Moral  Accountability ,  the  Legilimate  Object  of 
Punishment,  and  the  Powers  of  the  Will.  Cincinnati,  1860;  S'^. 


^ü(>  Verzeicliiiiss 

Fried  mann,  S.,  Nicderländiscli  Ost-  und  WcsUndien.  Ihre  neueste 
Gestaltung  in  geograpiiisclier,  sfalistischer  und  culturhistori- 
scher  Hinsicht,  mit  besonderer  Darstellung  der  klimatischen 
und  saiiitätischen  Verhältnisse.  München,   1860;  S». 

Gesellschaft  der  Wissenschaften,  königl. ,  zu  Göltingen,  Abhand- 
lungen. IX.  Band.  Von  dem  Jahre  1860.  Göttingen,  1861  ;4o. 

—  der  Wissenschaften,  königl.  sächsische  zu  Leipzig,  Philolo- 
gisch-historische Classe:  Abhandlungen.  III.  Band,  Heft  1  —  6; 
IV.  Band,  Heft  I.  Leipzig,  1861;  kl.  4o.  —  Berichte  über  die 
Verhandlungen,  Band  XH,  3.  &  4.  Heft;  Band  XIII,  1.  Heft. 
Leipzig,   1860  &  1861;  8». 

—  fürstlich  Jablonowskische,  Jahresbericht.     März  1861;  8». 

—  der  Wissenschaften,  königl.  böhmische,  in  Prag,  Sitzungs- 
berichte. Jahrgang  1861.  Januar  —  Juni.  Prag,  1861;  S». 

Gesetz-Sammlung    des   russischen   Reiches,    IV.    Fortsetzung. 

Petersburg,    1860;    gr.    8«.  —   Alphabetisches    Register    zur 

Gesetzsammlung   des    russischen    Reiches.   Petersburg,    1860; 

gr.  8».  (Russisch.) 
Gibb,   George  D.,  On  Canadian  Caverns.  (Read  before  the  British 

Assoe.  for  the  Advanc.  of  Sc. ,  at  Aberdeen,  16^''  Sept.  1859.) 

London,  1861;  8o. 
Giessen,  Universität,   Akademische  Gelegenheitsschriften  aus  den 

Jahren  1860  &  1861;  Giessen,   1860  &  1861;  8»  &  4o. 
Graham,    J,    D.,    Message   from    the   Governor   of  Maryland,    in 

relation  to  the  Intersection  of  the  Boundary  Lines  of  the  States 

of  Maryland,  Pennsylvania,  and  Delaware.  Washington,    1860; 

8».  —  Annual  Report  on  the  Irnprovement  of  the  Hurbors  of  La- 

kes  Michigan  St.  Clair,   Erie,  Ontario,  and  Champlain,  for  the 

year  1860.  Washington,   1800;  S». 
Gymnasium,  k.  k.,  zu  Brixen,  XI.  Programm.  Brixen,  1861;  8«. 

—  k.  k.  Ober-,   in  Czernowitz,  Progrannn  für  das  Schuljahr  1861. 

Czernowitz,   1861;  4o. 

—  k.  k.  Ober-,  zu  Melk,  XI.  Jahresbericht.  Wien,  1861;  4». 

—  kathol.  Staats-,  zu  Neusohl,  IX.  Programm.  Neusohl,  1861;  4». 

—  k.  k.,  zu  Pilsen,  Jahresbericht  für  das  Schuljahr  1861.  Pilsen, 
1861;  4o. 

—  k.  k.  kath.  Staats-,  in  Teschen,  Programm  für  das  Schuljahr 
1861.  Teschen;  4o. 


der  eingegangenen  Dnickscliriften.  207 

Gymnasium  k.  k.  Ober-,  zu  Troppau.  Programm  für  das  Schuljahr 
1861.  Troppau;  4o. 

—  k.  k.   akademisches  in  Wien,  Jahresbericht  für  das  Schuljahr 
1860—1861.  Wien,  1861;  4». 

—  der  k.  k.  Theresianischen  Akademie,  Jahresbericht  für  das  Schul- 
jahr 1860— 1861.  Wien,   1861;  4o. 

—  k.    k.    Ober-,    zu   den    Schotten   in   Wien,   Jahresbeiicht   am 
Schlüsse  des  Schuljahres  1861.  Wien,  1861;  80. 

■ —  k.  k.,   in  Zara,  XI.  Programm.  Zara,  1861;  8». 

—  k.  k.  Militärgrenz- Ober-,  zu  Zengg,  Programm  veröfTentiicht 
am  Schlüsse  des  Schuljahres  1861.  Triest,   1861;  4». 

Haarlem,  Hollaiidsche  Maatschappij  der  Wetenschappen.  Natuur- 
kundige  Verhandelingeu.  XIV.  Deel,  I.  &  II.  Stuk.  Haarlem,  I808 
&  1861;  XV.  Deel.  Haarlem,  1861;  4«.  Extrait  du  programme 
de  la  Societe  Hollandaise  des  sciences  ä  Harlem,  pour  Tannee 
1861;  40. 

Hamburg,  Stadtbibliothek,  Gelegenheitsschriften  aas  den  Jahren 
1859  —  1861.   Hamburg,  1859,  1860&  1861;  80  ^  4». 

Haydinger,  Franz,  Hans  Weitenfelder's  Lobspruch  der  Weiber 
und  lleirats  Abrede  zu  Wien.  Mit  einer  Einleitung  und  Anmer- 
kungen von  Julius  Fei  fal  i  k.  Wien,  1861;   8". 

Helsingfors,  Universiiät,  Akademische  Gelegenheitsschriften  aus 
dem  Jahre  1861.  Helsingfors,   1861  ;   4o  &  8». 

Jahresbericht  der  Ober-Realschule  in  fillbogen  für  das  Schuljahr 
1861.  Prag,  1861;  4«. 

—  der  k.  k.  Ober-Realschule  zu  Klagenfnrt  am  Schlüsse  des  Schul- 
jahres 1861.  Klagenfurt;  8«. 

—  sechster,  der  königl.   Ober-Realschule  in  der  k.  freien  Haupt- 
stadt Ofen.  Ofen,   1861;  8«. 

Jahrbuch  der  k.  k.   Gelehrten- Gesellschaft   zu  Krakan.    Tom   V, 

Krakau.   1861;  8«. 
Jena,  Universiiät,  Akademische  Gelegenheitsschriften  aus  dem  Jahre 

1861.  Jena,  1861;  8"  &  4«. 
Istituto,  I.  R.,  Veneto  di  scienze,  letterc  ed  arti,  Memorie.  N'ol.  IX, 

Parte  111.    Venezia,   1861;  4».    —   Atti.   Tomo  VI«,  Serie  3\ 

Disp.   7\-9\  Venezia,   1860  —  1861;  8". 

—  Reale,  Lomhardo  di  scienze,  lettere  ed  arti.  Alli.  Vol.  11,  Fase.  XII, 
XIII  &XIV.  Milano,    1861:  4«. 


cUö  Ver/.eiehiiiss 

Kaiser  Ferdinaiids-Nordbahii ,  Protokoll  über  die  Verliaiidlungen 
der  am  22.  Mai  1861  aligelialtencii  XXXIV.  General-Versamm- 
lung ihrer  Actionäre. —  Reclitsgutaclitcii  von  sieben  Professoren 
der  Wiener  l'niversität  über  Inbalt  und  Umfang  des  Privile- 
giums der  Kaiser  F'erdinands-Nordbabn.  —  Relationedrbie  ü 
zwischen  der  a.  pr.  Kaiser  Ferdiiiands-Nordbabn  und  der  k.  k. 
piiv.  österr.  Staats-Eisenbalmgesellschaft  obwaltenden  Verhält- 
nisse. —  Die  Bauprojeete  der  österr.  Staitts-Eisenbalmgesell- 
schaft  und  das  Privilegialreeht  der  Kaiser  Ferdinands-Nordbalin. 
Wien.  i861;  4«. 

Kandier,  P.,  Raccolta  delle  Jeggi  ordinanze  e  regolamenti  speeiali 
per  Trieste  pubblicata  per  ordiiie  delle  presidenza  del  consiglio 
dal  Procuratore  eivico.  Trieste,   1861;  4». 

Karataie  ff,  .1.  P. ,  Clironologisches  Verzeicbniss  der  von  1491  bis 
1730  in  Cyrillischer  Schrift  gedruckten  kirchenslavischen 
Bücher.  St.  Petersburg,  1861;  8». 

Klopp,  Onno,  Tilly  im  dreissigjährigen  Kriege.  I.  Band.  Stuttgart, 
1861;  8o. 

Kunst  halle,  Deutsche.  Kritisches  Centralorgan  für  Wissenschaft, 
Literatur  und  Kunst.  Herausgegeben  und  redigirt  von  Victor 
Edlen  von  Baussnern.  I.  Jahrgang,  Nr.  1  —  4.  Berlin,  1861; 
kl.  4o. 

L e y d  e n, Universität,  Annales academici.  MDCCCLVll—MDCCCLVlII. 

Lugduni-Batavorum,    1861;  4», 
Malortie,  E.  E.  von,  König  Ernst  August.   Hannover,   1861;   8». 
iMatlhys,  J. ,   Stöchiophonie,   oder  vereinfachte  Sprache  von  H.  J. 

F.  Parrat.  Aus  dem  Französischen  nacii  der  2.  Aullage.   Solo- 

thurn,   1861;  S». 
M  i  tth  eilungen  der  k.  k.  Ceritral-Commission  zur  Erforschung  und 

Erhaltung  der  Baudenkmale.  VI.  Jahrgang,  Nr.  8,  9  &  10.  Wien, 

1861;  4o. 

—  der  k.  k  geographischen  Gesellschaft.  IV.  Jahrgang  1860.  Wien, 
1860;  gr.  8o. 

—  aus  J.  Perthes'  geographischer  Anstalt,  Jahrgang   1861.   VII., 
Vlll.  &  IX.  Heft  und  Ergänzunjrshefte  Nr.  5  & 6.  Gotha,  1861 ;  4«. 

Norton's    Literary  Letter,   1859,   Nr.  4;   1860,  N.  S.  Nr.  1.  New 

York,   18Ü9  &  1860;  kl.  4». 
Pam^tky.  Dfl  IV.   oddeleni2.,  sesit  2.  V  Praze,    1861;  4». 


der  eingegangenen  Uruckschriften.  209 

Pill- rat,  H.  J.  F.  Stoechiophom'e  oii  la  langue  simplifiee.  2'"  edition. 

Soleure,   1861;  8". 
Prävriik.  Casopis  veiiovany  vede  pravnickevubec.  Hlavni  Poradatele: 

J.    U.   D.  Rud.   K.  Taxis,  Karel  Jar.  Erben,  J.    U.    D.    Jan 

Jefäbek.  Rocnilc  prvni.  Sesit.  IV.  V  Praze,   1861;   8». 
Revue  Orientale  et  Americaine,  IV*  Annee,  Nr.  28,  30  &  31.  Paris, 

1861;  8o. 
Roman  in,   S. ,   Storia  documentata   di   Venezia,  Toino    IX,    Parte 

I_IV.  Venezia,   1860;  S«. 
Sickel,  Th. ,  Monumenta  graphica  tnedii  aevi.  Fase,  V.  Tab.  I — XX 

nebst  der  3.  f^ieferung  der  Texte.  Wien,  1861  ;  gr.  Fol.  &4o. 
Smitbsonian  Institution,  Saiithsonian  Contributions  to  Knowledge. 

Vol.  XII.  Washington,  1860;  4«».  — Anniial  Report  of  the  RoanI 

of  Regents  for  the  year  1839.  Washington,   1860;  8». 
Societe  Royale  des  Antiquaires  du  Nord,  Seance  annuelle  du  13  Mai 

1860.  8»  —  Annaler  for  Nordisk  Oldkyndighed  og  Historie. 
1858.  Kjobcnhavn;  80.  —  Lexieon  pöeticum  antiquae  lingual- 
septentrionalis.  Conscripsit  Sveinbjörn  Eglisson.  Fase.  V. 
Hafniae,   1860;  8». 

—  Orientale  de  France,  Revue  de  l'Orient,  de  TAIgerie  et  des 
eolouies.  18^  Annee,  Nr.  VI— XII.  Juin  —  Decembre  1860: 
19^  Annee,  Nr  XIII  &  XIV.  Janvier  et  Fevrier  1861.  Paris, 
1860  &  1861;  80. 

!    Society,  Asiatic,  of   Bengal,  Journal.    N.  S.  Nr.  CVI.    —   Nr  1 . 

1861.  —  Caicutta,   1861;  80. 

—  The  Royal  Geogiaphical, —  Proceedings.  Vol.  V,  Nr.  3&4.  Lon- 
don ,   1861;  8«. 

—  The  Royal  Asiatic  of  Grcat  Britain  and  Ireland,  —  Journal. 
Vol.  XVIII,  Part.  2.  London,  1861;   80. 

i  Übersicht,  Statistische,  des  Erzherzogthums  Österreich  unter  der 
Enns.  Wien,   1861;  8«. 

I  lieber  weg,  Friedrich,  Untersuchungen  über  die  Eelitheit  und 
Zeitfolge  Platonischer  Schriften  und  über  die  llauptniomente 
aus  Plato's  Leben.  (Eine  von  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien  gekrönte  Preisschrift.)  Wien,    1861;   8". 

■    Upsala,   Universität,    Akademische  Gelegenheitsschriften  aus    den 
Jahren    18(}(»  — 1861.     Stocklioirn    c^-    Upsala,    1860—1861: 
8"  &  4». 
sitzi).  d.  i.hii.-iiisi.  i'i.  xxxvin.  li.i.  I.  mt.  H 


^10  Vei'xeieliniss  iler  ei  ii^egangeiieii  Driicksvhrirtt'ii. 

V  er  ei  II.  hislüi'ischer,  für  das  wirtenibergisehe  Franken,  Zeitschrift. 
V.  Band,  2.  Heft.  Jahrgang  1860.  Mit  8  Holzschnitten.  Kiin- 
zelsaii  und  Mergentheiui;  8». 

—  für  sieh(Mihiiigisclie Landeskunde,  Archiv.  N.F.  IV.  Band,3. Hefl. 
Kronstadt,  18(50;  8».  —  Beilrag  zur  Geschichte  nnd  Statistik 
des  Steuerwesens  in  Siehenhürgen  von  A.  Bielz.  Hermannstadt, 
1861;  8o. 

—  historischer,  für  Steiermark,  Miltheilungen.  X.  Heft.  Gratz, 
1861;  8o. 

—  historischer,  der  fünf  Orte  Lucern,  Uri,  Schwyz,  IJnterwalden 
und  Zug,  Mittheiiiiiigen.  Der  Geschielitsfreund.  XVII.  Band, 
Mit  1  lilh.  Tafel.  Einsiedeln,  New-York  und  Ciiiciniiati, 1861 ;  8o. 

—  historischer  Kreis-,  im  Regierungshezirke  von  Schwaben  und 
Neuburg,  26.  Jahresb.  für  das  Jahr  1860.  Augsburg,  1861;  8«. 

—  historischer  für  das  Grossherzogthum  Hessen,  Archiv  für 
Hessische  Geschichte  und  Alterthumskunde,  IX.  Bandes  3.  Heft. 
Darmstadt,  1861;  8*».  —  Hessische  Urkunden  von  Ludwig 
Baur.  II.  Band,  1.  Abtheilung.  Darmstadt,  1861;  8o.  —  Ver- 
zeichniss  der  Druckwerke  und  Handschriften  in  der  Bibliothek 
des  Vereines.  Im  Mai  1861.  Darmstadt;  8«. 

Voigt,  A.,  Bericht  über  die  Beliefkarte  des  iHirdwcstlichen  llarz- 

gebiiges.  Zelierfeld;   8". 
Washington,     Bcgicrung    der     vercinigtiMi     Staaten,    Statistical 

Report  on  the  Sickness  and  Mortality  in  the  Army  of  the  United 

States  compiled    from  the  Records   of  the  Siirgeon  General's 

Office;    from  January,    18S8  to  January,    1860.   Washington, 

1860;  4o. 
Weeber,  August,    Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  vergleichender 

Strafgesetzkunde,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  bezüglich 

des  Diebstahles  in  der  Vorzeit  bestandenen  und  in   den  Staaten 

des  deutschen  Bundes,  Frankreich,  Russland  und  in  der  Schweiz 

geltenden  Strafgesetze.   Olmütz.   1861;  8*'. 
Wien,    Universität,   ÖlTentliclie  V^irlesungen    im   Winter- vSemester    • 

1861/62.  Wim,   1861  ;  4o. 
\N' ü  I  I  e  rs  t  or  f-Ur  b  a  i  r.  1».  von,  Reise  der  österreichischen  Fregatte 

Novara    um    die   Kr.ie    in    den    Jahren    ISÖ7,    1858    &    1859. 

Beschreibender    Theil.  II.    Hand.    Mit   I  ä    Karlen,    7   Beilagen 

und  78  llolzschnilten.  Wien.   1861  :S«'. 


I 


i 

SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PHILüSOPHISClI-lIISTORISCllECLASSE. 


XXXYIII.  BAIVD.  II.  HEFT. 


JAHRGANG   1861.  —  NOVEMBER. 


15 


213 


SITZUNG  VOM  6.   NOVEMBER   1861. 


Die  Beüoringlen  des  Allhalt  er  s  Hiao-wu. 
Von  dem  w.  M.  Dr.  August  Pfizniaier. 

Die  Lenkung  des  Allhalters  Hiao-wu  war  der  Glanzabschnitt 
der  Zeiten  der  früheren  Han.  Neben  den  grossen  Erfolgen,  welche 
die  Heerführer  dieses  Ländergebieters  nach  aussen  errangen,  ent- 
wickelte sich  auch  um  diese  Zeit  ein  reges  geistiges  Leben  im 
Innern,  veranlasst  durch  die  Freisinnigkeit,  mit  der  aufstrebenden 
Fähigkeiten  neue  Bahnen  eröffnet  wurden.  Niclü  allein,  dass  der 
Himmelssohn  häufig  in  Sachen  der  Lenkungsweisheit  und  des  Vor- 
gehens gegen  fremde  Völker  öffentliche  Umfragen  stellte,  zu  deren 
Beantwortung  alle  Bewohner  des  Landes,  unter  Zusicherung  völliger 
Straflosigkeit  für  etwaige  kühne  Äusserungen,  aufgefordert  wurden, 
war  es  auch  Jedermann  erlaubt,  selbst  den  Anfang  zu  machen  und 
seine  Meinung  über  die  hier  erwähnten  Gegenstände  dem  Allhaltcr 
kund  zu  geben. 

Auf  die  Männer,  welche  sich  in  Beantwortung  der  gestellten 
Umfragen  geschickt  erwiesen,  oder  auch  auf  solche,  welche  unauf- 
gefordert eine  vortreffliche  Meinung  aussprachen,  war  der  Aillialter 
besonders  aufmerksam,  und  dieselben  wurden  zu  den  höchsten  und 
einflussreichsten  Amtern  vorzugsweise  befördert,  wie  niedrig  auch 
die  Stellung,  welche  sie  bisher  im  Leben  eingenommen,  gewesen 
sein  mochte.  So  war  Tschü-mai-tschin,  ein  selbst  in  der  Bücher- 
kunde vorkommender  Name,  noch  in  vorgerückten  Jahren  ein  Holz- 
leser.alserdie  Aufmerksamkeit  des  Himmelssohnes  auf  sich  zu  IcnktMi 
wusste  und  bis  zu  der  Würde  des  Statthalters  einer  ausgedehnten 
Landschaft  emporstieg. 


214 


Ur.   Pl'i  zm  a  i  er 


Die  vorliegende  Ahhiindlung  enthält  die  Nachrichten  von  fünf 
solchen  Bevorzugten,  welche,  bisher  in  bescheidenen  Verhältnissen 
lebend,  ihrer  seltenen  Gaben  willen  plötzlich  aufhöbe  Stufen  des 
Ansehens,  wo  sie  selbst  auf  den  Gang  der  Ereignisse  von  Einfluss 
waren,  gestellt  wurden.  Dieselben  sind:  U-khieu-scheu-waner, 
Tschü-fu-yen,  Siü-lo,  Yen-ngan,  Tschung-kiün. 

Unter  diesen  machte  sieh  U-khieii-scheu-wang  besonders  da- 
durch bemerkbar,  dass  er  die  Meinung  Kung-sün-hung's,  der,  um  dem 
überhandnehmenden  Räuberunwesen  zu  steuern,  dem  Volke  den 
Gehrauch  von  Bogen  und  Pfeilen  verboten  wissen  wollte,  widerlegte, 

Tschü-fu-yen,  ein  i\Iann  von  gehässiger,  menschenfeindlicher 
Gemüthsart,  erlangte  die  Gunst  des  Himmelssohnes  durch  eine  Rede, 
in  der  er  von  dem  bevorstelienden  Feldzuge  gegen  die  Hiung-nu's 
abrieth.  Der  um  jene  Zeit  ausgeführte  Entwurf  zur  Schwächung  der 
Lehenländer,  deren  Königen  gestattet  wurde,  für  ihre  Sohne  und 
Brüder  Afterlehen  zu  errichten,  war  von  ihm  ausgegangen.  Er  rieth 
ferner  zu  der  Gründung  von  Aiisiedlungen  in  den  eroberten  nördlichen 
Gegenden  und  brachte  es  durch  seine  Anzeigen  dahin,  dass  der 
König  von  Yen  sich  selbst  das  Leben  nahm.  Zuletzt  angeklagt, 
auch  den  König  von  Tsi  zum  Selbstmord  gedrängt  zu  haben, 
ward  er,  obwohl  mit  Unrecht,  schuldig  befunden  und,  nicht  ohne 
einiges  Widerstreben  von  Seite  des  Himmelssobnes,  öffentlich  hin- 
gerichtet. 

Von  Siü-lo  findet  sieh  nur  ein  an  den  Allhalter  gerichteter  Auf- 
satz über  den  Umsturz  der  höchsten  Gewalt.  Dieser  Aufsatz,  im 
Anfange  freisinnig  und  gedankenneu,  verräth  gleichwohl  gegen  das 
Ende,  wo  den  gewöhnlichen  Leidenschaften  unumschränkter  Gebieter 
geschmeiciielt  und  die  Ansicht  von  dem  besten  Ausgang  der  Dinge 
allzusehr  geltend  gemacht  wird,  den  Geist  eines  Li-sse. 

Auch  Yen-ngan  übersandte  dem  Himmelssohne  einen  Aufsatz, 
worin  er  auf  die  Gefährlicbkeit  der  Staltlialter,  welche  in  den  Land- 
schaften zu  grosse  Macht  besässen,  aufmei'ksam  machte. 

Tschung-kiün  glänzte  schon  in  seinem  achtzehnten  Fjebensjahre 
durch  ganz  ungewöhnliche  Geistesgaben,  verlor  jedoch  nach  sehr 
kurzer  Thätigkeit  in  dem  südlichen  Yue,  wohin  er  als  Gesandter 
geschickt  worden  und  wo,  der  Gewohnheit  jener  Zeiten  gemäss,  der 
Aufstand  gegen  Hau  durch  Hinrichtung  des  Gesandten  eingeleitet 
ward,  das  Leben. 


k 


Die  Bevorzii!Tlon  iles  AllhaKers  flino-wii.  ^i  I  .) 


l-khieu-scheo-wanir. 


T  '^  ^  ^^  U-khiou-scheii-wang,  d.  i.  Scheii-Wiinjr 
von  dorn  Goschl echte  U-khieii,  hiess  mit  dem  Jiinglingsiiameii 
eig  "F  Tse-kimg  und  war  in  dem  Lande  Tschao  geboren.  In  seiner 
Jugend  wurde  er  wegen  seiner  Geschickliclikeit  in  dem  auf  je  fünf 
Züge  beschränkten  B;eterspieie  ')  an  den  Hof  berufen  und  wartete 
daselbst  auf  die  hinsichtlich  seiner  Beförderung  zu  erlassende  höchste 
Verkünduiig.  Als  diese  erfolgte,  ward  ihm  darin  geheissen,  sich 
%y  1L1I  ^  Tung-tschung-schü -),  „dem  Grossen  der  Mitte"  anzu- 
schliessen,  um  über  den  „erhabenen  Stoff  und  das  durchdringende 
Licht"  des  Werkes  „Frühling  und  Herbst"  Belehrung  zu  erhalten. 

Er  ward  hieraut  unter  die  an  dem  höchsten  Wohnsitze  auf- 
wartenden Männer  versetzt  und  zu  einem  Tschung-lang  (Leih- 
wächter der  Mitte)  ernannt,  in  welcher  Eigenschaft  er  jeduch  sich 
einer  Übertretung  der  Gesetze  schuldig  machte  und  seine  Stelle 
verlor.  Er  übersandte  an  den  Himmelssohn  einen  Aufsatz,  worin  er 
sich  wegen  seines  Vergehens  entschuldigte  und  das  Ansuchen  stellte, 
an  dem  „gelben  Thore"  die  Pferde  hüten  zu  dürfen.  Diese  Bitte  ward 
ihm  abgeschlagen.  Später  stellte  er  das  Ansuchen,  dass  es  ihm  ver- 
gönnt sein  möge,  die  Versperrungen  zu  bewachen  und  dem  Unwesen 
der  Plünderer  zu  steuern.   Auch  diese  Bitte  ward  ihm  abgeschlagen. 

Nach  längerer  Zeit  war  der  Himmelssolin  Willens,  die  Hiung- 
nus  anzugreifen  und  erliess  in  Hinsicht  auf  ein  solches  Unternehmen 
eine  Verkündung  in  Fragen  ,  welche  L'-khieu-sclieu-wang  auf  vor- 
treffliciie  Weise  beantwortete.  Dieser  ward  jetzt  von  Neuem  an  den 
Hof  berufen  und  zuerst  zum  Leibwächter  ernannt,  dann  aber  zu  ver- 
schiedenen Malen  an  andere  Orte  versetzt.  Als  in  der  östlichen  Land- 
schaft Banden  von  Räubern  und  Mördern  auftraten,  erhielt  er  in 
dieser  Landschaft  die  Stelle  eines  „Beruhigers  der  Hauptstadt", 
und  der  Allhalter  der  Hau  Hess,  weil  Scheu-wang  Beruhiger  der 
Hauptstadt  geworden,  fortan  die  Stelle  eines  Statthalters  der  östlichen 
Landscliaft  unbesetzt. 


1)   Das   Spiel    -jy    yjv^  Kö-U   soll   dasselbe  sem,  welches  in   neuerer  Zeit    ^eLZ  5>ai 

li^eiiaiint  wirrt. 
-)   Tiing-tschiing-schii   j^länzlo    vorziij^lii-li    iliiri-li    soiiii'    Aul"  orloii   auf  dlo   rMilVa;,'en 
dos  lllinmelssnhiies  lliao- wii. 


216  l»r.   IMiziiiiu  i'  r 

Um  diese  Zeit  rückten  die  Heere  und  einzelnen  Abtheilungen 
von  Kriegern  häufig  in's  Feld,  es  ereignete  sich  Misswachs  und  es 
gab  viele  Hiiuber-  und  Mörderhanden.  Der  Allhalter  der  Hau  erliess 
bei  dieser  Gelegenheit  eine  Verkündung  und  schenkte  Scheu-wang 
einen  mit  den»  Abdrucke  der  Edelsteinniarke  versehenen  Aufsatz, 
worin  er  an  ihn  die  folgende  Frage  stellte :  Bei  dir  waren  zu  der 
Zeit,  die  vorhergegangen  mir  demHiujmelssühne,  der  Verstand  und  die 
Entwürfe  die  Speichen  des  Rades,  die  sich  sammeln  um  die  Nabe. 
Ich  hielt  dafür,  dass  in  der  Welt  Wenige,  die  mit  dir  bilden  ein  Paar, 
innerhalb  der  Meere  eine  geringe  Anzahl,  welche  die  Zweiten.  Als  du 
dahin  gelangtest,  dich  zu  legen  auf  die  Bewachung  von  zehn  festen 
Städten,  als  du  betraut  wurdest  mit  dem  wichtigen  Amte  eines  An- 
gestellten von  viertausend  Schefleln ') ,  sind  Obliegeniieiten  und 
Geschäfte  gleichmässig  abgeschafi't  worden,  Räuber  und  Mörder 
bilden  Querbalken:  dass  so  Arges  sich  nicht  erwähnt  findet  in  den 
vorhergegangenen  Zeiten,  warum  ist  dies? 

Scheu-wang  entschuldigte  sich  wegen  seiner  Vergehen  und 
stellte  die  Sachlage  dar.  Er  ward  hierauf  an  den  Hof  beschieden  und 
zu  einem  Grossen  des  „glänzenden  Gehaltes"  ^)  ernannt,  wo  er  in 
dem  Innern  des  höchsten  Wohnsitzes  aufwartete. 

Der  berühmte  Landesgehilfe  Kung-sün-hung  erstattete  um  diese 
Zeit  dem  Himmelssohne  einen  Bericht  über  die  Mittel,  dem  Räuber- 
unwesen zu  steuern,  in  welchem  er  folgendes  sagte :  Wenn  das  Volk 
nicht  in  den  Händen  Bogen  und  Armbrust  halten  kann  und  dann  zehn 
Mörder  die  Armbrust  spannen,  so  haben  hundert  Angestellte  der 
Gerichte  nicht  den  Miilh,  vorwärts  zu  gehen.  Wenn  Räuber  und 
Mörder  nicht  ohne  Weiteres  ihre  Schuld  bekennen,  so  sind  diejeni- 
gen, die  entkommen,  die  ganze  Menge.  Der  Nachtheile  sind  wenige, 
aber  der  Vortheile  sind  viele.  Dies  ist  der  Grund,  wesshalb  Räuber 
und  Mörder  zahlreich  sind.    Wenn  man  ein  Verbot  ergehen  lässt  an 


1)  Die  Statthalter  einer  I-aridsohaft  iiiiJ  die  IJeriiliin^cr  einer  Uauptstaill  l)ez(ij,'pn  jedor 
einen  (jelialt  von  zweitausend  Selieirehi.  Da  wejjeii  der  Krncniiung'  Scheii-wang's 
zum  Keruliiger  der  Hauptstadt  die  Steile  eines  Statthalters  unbesetzt  blieb,  so  waren 
die  beiden  genannten  Ämter  jet/.t  in  einer  Selbstheit  vereinigt. 

^)  Die  Würde  eines  ^7/  ]|[TI^  TT"  Kuang-lu-hiiin  (das  Verdienst  des  glänzenden 
fiehaltes)  enlspraeli  <lerieiiigcii  des  früheren  Lang-tsehung-ling  (liefelilshabcrs  der 
Leibwache).  Es  ist  nicht  gewiss,  ob  diese  Würde  hiw  gemeint  ist,  da  das  letzte  Wort 
„Verdiensl"    wegjjela^sen  wordru. 


nie  Revoi'üugten  des  Alllialters  lliao-wii.  2  i  7 

»Ins  Volk,  SO  (iiiss  es  nicht  in  den  Händen  Bogen  und  Annhrust 
lialten  kann,  so  werden  die  Räuber  und  Mörder  ergreifen  die  kurzen 
\\'a(ren.  Wenn  die  kurzen  Waffen  zusammentreffen,  so  werden  die- 
jenigen, die  eine  Menge  sind,  siegen.  Mit  der  Menge  der  Angestell- 
ten der  Gerichte  wird  man  festnehmen  die  wenigen  Mörder.  Kraft 
dessen  wird  man  es  gewiss  dahin  hringen,  dass  die  Räuber  und 
Mörder  Schaden  haben,  aber  keinen  Nutzen,  und  dies  ist  der  Weg, 
auf  welchem  man  erreicht,  dass  Niemand  zuwider  handelt  den 
Gesetzen  und  dass  die  Strafen  an  ihrem  Orte  sind.  Ich  in  meiner 
(Unwissenheit  hin  der  Meinung,  dass  das  Erlassen  eines  Verbotes  an 
das  Volk,  so  dass  dieses  nicht  in  den  Händen  Bogen  und  Armbrust 
halten  kann,  von  Vortheil. 

Der  Alihalter  sandte  diesen  Bericht  zur  allgemeinen  Beurthei- 
liing  herab,  und  U-khieu-scheu-wang  erwiederte  hierauf  Folgendes  : 
Ich  habe  geliört:  In  der  alten  Zeit  verfertigte  man  die  fünferlei 
Walfen  nicht,  um  einander  zu  schaden.  Man  wehrte  mit  ihnen  der 
Unterdrückung,  strafte  das  Unrecht.  Lebte  man  in  Ruhe,  so  bezwang 
man  mit  ihnen  die  reissenden  Thiere  und  traf  Vorkehrungen  gegen 
das  Ungewöhnliche.  Gab  es  etwas  zu  thun,  so  setzte  man  durch  sie 
eine  Schulzwehr  und  delinte  die  wandernden  Reihen.  Als  endlich 
das  [laus  der  Tscheu  verfiel  und  unscheinbar  ward,  gab  es  in  der 
Hölie  keinen  erleuchteten  König,  die  Fürsten  der  Lehen  führten  die 
Lenkung  mit  Gewalt,  der  Starke  drang  in  das  Gebiet  des  Schwachen, 
die  Menge  unterdrückte  die  Wenigen,  was  innerhalb  der  Meere, 
war  zei-schlagen  und  erniedrigt.  Hierduich  waren  Trug  und  Lüge 
zugleich  entstanden,  der  Verständige  stürzte  in  eine  Grube  den 
Unverständigen,  der  Mulhige  erfüllte  mit  Schrecken  den  Feigen.  Man 
liess  nur  die  Erlangung  des  Sieges  sich  angelegen  sein  und  achtete 
nicht  der  Gerechtigkeit  und  der  Füglichkeit.  Desswegen  wm-den  die 
Triebwerke  verändert,  die  Kunstgriffe  verdeckt,  die  Werkzeuge, 
wodurch  man  sich  gegenseitig  schadete,  waren  nicht  zu  zählen. 

Hierauf  fasste  Thsin  zusammen  die  Welt,  es  zerstörte  den 
Weg  der  Könige  und  gründete  seine  besondere  Berathung.  Er  ver- 
nichtete Gedichte  und  Bücher  und  stellte  voran  Gesetze  und  Befehle. 
Es  hielt  ferne  Menschlichkeit  und  Gnade  und  verliess  sieh  auf  Strafen 
und  Metzeleien.  Es  warf  nieder  die  berühmten  Festen,  tödtete  die 
begabten  Männer.  Es  Hess  einscl)melzen  Panzer  und  AngriffswallVn, 
zerbrach    Lanzenspitzen    und    Klingen.    Nachdem    dies    geschehen. 


218  Hr.    Pfi/.m«ier 

maclite  das  Volk  mit  Klöpfelii,  Rechen,  Pferdestacheln  und  Stöcken 
unter  sicli  AngrilVe.  Die  zuwider  handelten  den  Gesetzen,  wurden 
eine  immer  grössere  Menge,  die  Rauher  und  Mörder  wurden  nicht 
überwunden.  Es  kam  so  weit,  dass  erdlarbeue  Kleider  ')  versperrten 
die  Woge,  Räuberbanden  erfüllten  die  Gebirge.  Zuletzt  ging  es 
durch  Zerrüttung  zu  ^Grunde.  Desswegen  Hessen  die  höchstweisen 
Könige  sich  angelegen  sein  Relehriing  und  Umwandlung,  aber  sie 
verminderten  die  Zahl  der  Verbote  und  Beschränkungen,  Siewussten, 
dass  man  sich  hierauf  nicht  hinlänglich  verlassen  könne. 

Jetzt  hast  du,  vor  dem  ich  stehe  unter  den  Stufen,  an's  Licht 
gestellt  die  glänzende  Tugend,  befestigt  den  grossen Fiieden,  erhüben 
die  vorzüglichen  Gaben,  eingesetzt  Obrigkeiten  des  Lernens.  Die 
drei  Fürsten  haben  ein  Vorsteheramt.  Unter  ihnen  stammen  einige 
aus  elenden  Durcliwegen,  sind  entstiegen  den  weissen  Dächern  2), 
man  zerriss  Land  und  belehnte  sie.  Was  innerhalb  des.  Erdkreises, 
wird  täglich  verwandelt.  Was  ausserhalb  der  Weltgegenden,  wendet 
sich  nach  dem  Winde.  Dass  es  dessen  ungeachtet  noch  immer  Räuber 
und  Mörder  gibt,  dies  ist  die  Schuld  der  Angestellten  der  zweitausend 
Schelfel  in  den  Landschaften  und  Fürstenländern,  es  ist  nicht  der 
Fehler  derjein'gen,  die  in  den  Händen  Bogen  und  Armbrust  halten. 

In  den  Gebräuchen  wird  gesagt:  Wenn  ein  Sulm  geboren  wird, 
gibt  man  ihm  einen  Bogen  von  Maulbeerbolz,  Pfeile  von  Beifuss 
und  erzieht  ihn.  Man  gibt  deutlich  zu  verstehen,  dass  es  Angelegen- 
heiten gibts). 

Khung-tse  sagt:  Womit  soll  ich  niicb  befassen?  Ich  befasse  mich 
mit  dem  Pfeilschiessen  *). —  Die  Gebräuche  für  das  grosse  Pfeil- 
schiessen kommen  herab  von  dem  llinmielssohne  und  gelangen   zu 
sämnitlichen  Menschen.  Dies  sind  die  Wege  der  drei  Zeitaller. 
Das  Gedicht  sagt: 

Die  grosse  Scheibe  ist  gestellt. 

Die  Bogen  spannt  man  mit  den  Pfeilen. 

Die  Schützen  haben  sich  gesellt, 

Miin  wird  für  die  Verdienste  sie  betheilen. 


')  Die  zu  öffeiiUichpii  ArliciUMi  Verurfheilten  trugen  erdfarliene  Kleider. 

")  Den  mit  weissem  Itieilg^iMs  f;i'ii(M'kten  Diicherii.  Sfheii-vvang  meint  hierKung-sün-huiig, 

dei'  von  sehr  niedriger  (ieliiirt  gewesen. 
*)   Dnss  man  den  Feinden  naeli  allen  Uinimclsgegeiiden  Widerstand  leisten  müsse. 
*)    L'oiifuL'ius  sagt  dies  in  dem  Liiii-yü. 


i: 


I 


Die  Bevorzugten  des  Allhalters  lliao-wu. 


210 


Dies  besagt:  Man  sehätzt  das  Treffen  des  Zieles. 

Ich  in  meiner  Unw  issenheit  habe  gehört,  duss  die  hochstweiseii 
Könige  sich  gesellten  zum  Pfeilschiessen,  um  in's  Licht  zn  stellen 
die  Belehrung;  ieh  habe  noch  nicht  gehört,  dass  Bogen  und  Pfeile 
verboten  gewesen  wären.  Auch  ist  dasjenige,  was  verboten,  dass 
Räuber  und  Mörder  damit  anfallen  und  entreissen.  Auf  das  Ver- 
brechen des  Anfallens  und  Entreissens  steht  der  Tod,  dass  aber 
dessenungeachtet  ihm  nicht  Einhalt  gethan  wird,  es  ist,  weil  ein 
grosser  Verralh  einer  schweren  Strafe  allen  Ernstes  nicht  ausweicht. 
Ich  fürchte,  dass  unredliche  Menschen  sie  werden  in  den  Händen 
iialten  und  dass  die  Angestellten  der  Gerichte  nicht  im  Stande  sein 
werden,  Einhalt  zu  thun.  Das  redliche  Volk  trifft  durch  sie  Vorkeh- 
rungen, aber  Verstössen  gegen  das  Gesetz,  ist  verboten.  Dies  hiesse 
ausschliesslich  zur  Geltung  bringen  die  Macht  der  Mörder  und  ent- 
reissen das  Reltungsmittel  des  Volkes.  Ich  vermesse  mich,  dafür  zu 
halten,  dass  dies  von  keinem  Nutzen  für  die  Abwehr  des  Verraths, 
aber  dass  abschaffen  die  Vorbilder  der  früheren  Könige  und  bewirken, 
dass  es  den  Lernenden  nicht  möglich  wird,  zu  üben  ihre  Gebräuche, 
in  grossem  Masse  nicht  von  Vortheil. 

Nachdem  dieser  Aufsatz  an  höchster  Stelle  eingereicht  worden, 
hielt  der  Anhalter  die  Vorschlage  Kung-sün-hung's  für  unausführbar, 
worauf  auch  dieser,  da  seine  Meinung  widerlegt  worden,  sich  den 
Aussprüchen  des  Gegners  unterwarf. 

Um  diese  Zeit  (113  vor  unserer  Zeitr.)  ereignete  es  sich,  dass 

auf  dem  Gebiete  n^    V4>Fen-yini)    neben    einem    Anbetungsorte 

der  königlichen  Erde  kostbare  Dreifüsse  gefunden  wurden.  Der 
Anhalter  Wu  bezeugte  hierüber  grosse  Freude.  Er  stellte  die  Gegen- 
stände in  dem  Ahnenhciligthume  zur  Schau  und  verwahrte  sie  zuletzt 
in  dem  Prachtgebäude  von  Kan-tsiuen.  Sämmtliche  Würdenträger 
überreiciiten  dem  Allhalter  Geschenke  auf  dessen  langes  Leben  und 
wünschten  ihtn  Glück,  indem  sie  sprachen:  Du,  vor  dem  wir  stehen 
unter  den  Stufen,  hast  gefunden  die  Dreifüsse  von  Tscheu.  —  Bios 
U-khieu-scheu-wang  w  ar  einer  anderen  Meinung  ui\d  äusserte  sich: 
Es  sind  nicht  die  Dreifüsse  von  Tscheu. 


•)   D.  i.    der  Süden  des  Flusse«  Fon.    Diis  fJebiet   entspricht  der  Gegend  des  heutigen 

Waii-tlisiiieii.  Kn-is  l'u-lsclicii  in  Solian-si. 


220 


l>r.    I'  I  i  /.  ni  si  i  e  r 


Als  dei'Alllialter  von  dieser  Äusserung  hörte,  liess  erScheu-waiig 
zu  sich  rufen  und  stellte  ihn  mit  folgenden  Worten  zur  Rede:  Jetzt 
habe  ich  der  Hiininelssohu  gefunden  die  Dreifüsse  von  Tscheu. 
Säinmtiiche  Diener  halten  dafür,  dass  dem  so  ist.  Warum  hält 
Scheu-wang  allein  dafür,  dass  dem  nicht  so  ist?  Hast  du  dafür  die 
Auslegung,  so  mag  es  dir  hingehen.  Hast  du  keine  Auslegung,  so 
wirst  du  sterben. 

Scheu-wang  erwiederte:  Wie  sollte  ich  es  wagen,  keine  Aus- 
legung zu  haben  ?  Ich  habe  gehört:  Die  Tugend  der  Tscheu  hatte 
ihren  Anfang  bei  Heu-tsT  *),  sie  wuchs  in  Kung-Iieu^),  sie  war  gross 
in  dem  grossen  König  3j,  vollendet  in  Wen  und  Wu,  offenkundig  in 
dem  Fürsten  von  Tscheu.  Der  Tugend  wohlthätiger  Glanz  erleuchtete 
in  der  Höhe  den  Himmel,  in  der  Tiefe  träufelte  er  herab  zu  den 
Quellen.  Nichts  war,  das  er  nicht  durchdrang.  Der  erhabene  Himmel 
vergalt  und  gab  Antwort,  die  Dreifüsse  kamen  für  die  Tscheu  zum  Vor- 
schein. Desswegen  heissen  sie  mit  Namen  :  die  Dreifüsse  von  Tscheu. 

Jetzt  hat  Han  seit  dem  hohen  Vorfahr  fortgesetzt  die  Tscheu, 
es  erleuchtet  ebenfalls  die  Tugend,  macht  offenkundig  den  Wandel, 
verbreitet  Gnade,  erweist  Wohlfhaten,  die  Anschlüsse  sind  gleich- 
massig  und  einmüthig.  Als  endlich  du,  vor  dem  ich  stehe  unter  den 
Stufen,  erweitertest  des  Vorfahren  Beschäftigung,  wurden  Verdienste 
und  Tugenden  immer  vollkommener,  die  Vertrauensmerkmale  des 
Himmels  langten  in  Gemeinschaft  an ,  die  seltenen  Vorbedeutungen 
des  Glücks   kamen  sämmtlich  zum  Vorschein. 

Einst  hatte  der  Allhalter  des  Anfangs  von  dem  Hause  Thsiii  in 
Selbstheit  hervorgezogen  die  Dreifüsse  aus  Peng- tsching,  aber  er 
war  nicht  im  Stande  zu  erlangen  den  Segen  des  Himmels.  Man  hatte 
die  Tugend,  und  die  kostbaren  Dreifüsse  sind  von  selbst  hervorge- 
kommen. Dies  ist  es,  wesshalb  der  Himmel  sie  gegeben  hat  den  Han. 
Sie  sind  also  eine  Kostbarkeit  von  Han,  keine  Kostbarkeit  von  Tscheu. 

Diesen  Worten  zollte  jetzt  der  Himmelssohn  Beifall,  und  die 
anwesenden  Würdenträger  vereinigten  sich  zu  dem  Rufe:  Zehntau- 
send Jalirc!  —  Noch  an  demselben  Tage  erhielt  Scheu-wang  ein 
Geschenk  von  zehn  Gewichten  Goldes. 


')   Mi'u-tsl  ist  der  Stammvater  der  Tsoheii. 

2)   Kuii^-Iieii  ist  der  Urenkel  lleu-tbis. 

•'(    l)ei    '•iiis'.i'  K'iiiij  M  Kii-kiiiitr-tiiu-l'ii.  il<-i-  r,i  ii-M;itir  ilcs  Kmiips  Wen. 


Die  Bevorzu<;ten  des  Allhalters  Hiau-wu.  ^^  1 

Das  Ende  U-khieu-scheu-wang's  war  gleichwohl  unglücklich. 
Kr  ward  später  wegen  eines  Vergehens,  welches  er  sich  in  Bezug 
auf  tue  Amtsgeschäfte  zu  Schulden  kommen  Hess,  in  Anklagestand 
versetzt  und  hingerichtet. 


Tschü-fo-yen. 

/B  /^  ^^  Tschü-fu-yen  war  in  Lin-thse,  der  alten  Flaupt- 
stadt  des  Landes  Tsi  geboren.  Derselbe  hatte  die  Redekunst  und 
das  Länderwesen  erlernt.  Erst  in  späteren  Jahren  verlegte  er  sich 
auf  das  Buch  der  Verwandlungen,  auf  den  Frühling  und  Herbst  und 
die  Worte  der  hundert  Häuser.  Er  wanderte  anfänglich  in  Tsi  von 
einem  Fürstensohne  zum  andern,  wo  indessen  die  Gelehrten  und 
Beilissenen  sich  in  ganzen  Reihen  zum  Empfange  drängten ,  so  dass 
er  als  Gast  keine  Aufnaliniefand.  Von  Geburt  arm,  wollte  er  von  den 
Obrigkeiten  Lebensbedürfnisse  auf  Borg  nehmen,  konnte  aber  nichts 
rhalten. 

Er  wandte  sich  hierauf  nach  Norden  und  durchwanderte  die 
Länder  Yen,  Tschao  und  Tschung-san,  aber  auch  hier  fand  sich 
Niemand  veranlasst,  auf  ihn  hohen  Werth  zu  legen  oder  ihn  als  Gast 
aufzunehmen.  Er  gerletb  bald  in  grosse  Noth,  und  da  ihm  unter  den 
Lehensfürsten  keiner  bekannt  war,  zu  dem  ihm  eine  Reise  von  Erfolg 
geschienen  hätte,  trat  er  in  dem  ersten  Jahre  des  Zeitraumes  Yuen- 
kuang  (134  vor  unserer  Zeitrechnung)  in  den  westlichen  Durchgang 
und  besuchte  den  Heerführer  von  dem  Geschlechte  VVei  i)-  Dieser 
Heerführer  sprach  mehrmals  von  Tschü-fu-yen  bei  dem  Allhalter, 
der  jedoch  die  Rede  nicht  weiter  beachtete. 

Unterdessen  waren  die  Mittel  Tschü-fu-yen's  gänzlich  erschöpft, 
er  hatte  sich  lange  Zeit  in  der  Hauptstadt  aufgehalten,  und  die  als 
Gäste  (juwesenden,  aus  den  Ländern  der  Lehensfürsten  gekommenen 
Männer  wurden  häufig  seiner  überdrüssig.  Er  entschloss  sich  daher 
zu  selbstständigem  Auftreten  und  überreichte  einen  auf  die  Lenkungs- 
weisheit bezüglichen  Aufsatz  unter  der  Thorwarte  des  Allhalters. 
Dieser  Schritt  war  von  dem  günstigsten  Erfolge  begleitet.  Am 
Morgen  hatte  er  den  Aufsatz  übergeben,  und  schon  am  .\bende  des- 


U    Der  inehnnals  "•eiiaiiiite  Wei-tsiiiir . 


C  ■i'i  l'r.   P  f  i  z  m  a  i  e  r 

selben  Tages    ward    er  aufgefordert,    vor    dem    Himmelssohtie  zu 
erscheinen. 

Als  Tschü-fii-yen  bei  dem  Allhalter  eintrat,  sprach  er  im  Ganzen 
über  neun  Gegenstände.  Unter  diesen  waren  acht  Gegenstände  die 
Gesetzabschnitte  und  Erlässe,  ein  einziger  Gegenstand  war  der 
Feldzug  gegen  die  Hiung-nu's,  den  Tschü-fu-yen  widerrieth.  Die 
Hede,  welche  er  über  den  letzten  Gegenstand  hielt,  lautete  wie  folgt: 

Ich  habe  gehöit:  Ein  erleuchteter  Gebieter  ist  nicht  abhold 
entschiedenen  Gegenvorslellungen  ,  damit  er  allseitig  betrachte.  Ein 
redlicher  Diener  geht  nicht  aus  dem  Wege  einer  schweren  Strafe, 
damit  er  auf  gerade  Weise  Gegenvorstellungen  mache.  Desswegen 
gebe  es  bei  den  Angelegenheiten  keine  hinterlassenen  Entwürfe, 
und  die  Entwürfe  verbreiten  sich  wie  ein  Strom  durch  zehntausend 
Geschlechtsalter.  Jetzt  wage  ich  es  nicht,  in  Verborgenheit  redlich 
zu  sein,  aus  dem  Wege  zu  gehen  dem  Tode,  indess  ich  anstrenge 
meiner  Unwissenheit  Denkkraft.  Ich  wünsche,  dass  du,  vor  dem  ich 
stehe  unter  den  Stufen  ,  mich  beglückest  mit  Verzeihung  und  in 
geringem  Masse  es  untersuchest. 

In  der  Kriegskunst  des  Vorstehers  der  Pferde  *)  wird  gesagt: 
Ist  ein  Land  auch  gross,  wenn  es  Freude  hat  an  Kämpfen,  geht  es 
gewiss  zu  Grunde.  Ist  die  Welt  auch  ruhig,  wenn  man  vergisst  auf 
das  Kämpfen,  gcräth  man  gewiss  in  Gefahr.  —  Nachdem  die  Welt 
ruhig  geworden,  lässt  der  Himmelssohn  das  grosse  Siegeslied  an- 
stimmen. Im  Frühling  ist  die  Aussuchuiigsjagd  2),  im  Herbst  ist  die 
Verniclitungsjagd  s).  Die  Fürsten  der  Lehen  reihen  im  Frühling  die 
Kriegsscharen,  im  Herbst  setzen  sie  in  Stand  dieWalTen*).  Auf  diese 
Weise  vergisst  man  nicht  auf  das  Kämpfen. 

Auch  haiidoll  der  Zürnende  zuwider  der  Tugend.  Die  W^alTen 
sind  Werkzeutre  des  Unheils.  Der  Streit  ist  der  letzte  Abschnitt  der 


*)  Jang'-tsiü,  Vorsteher  der  Pferde  und  Heerführer  von  Tsi,  veröffentlichte  ein  Werk 
fiber  die  Krieg'skunst,  welches  g;ewöhnlich  „die  Kriegskunst  des  Vursteliers  der 
Pferde"  geiinnnt  wird.  Nacli  Anderen  erliess  der  Vorsteher  der  Pferde  in  seiner  Kijren- 
schafl  :ils  Kriegsvorsteher  die  Gesetze  iiher  Reihenhildung  und  Fiihrnng  der  Wulfen. 

*)   .Man  sucht  die  nicht  triichligcn  Thiere  aus. 

3)   Man  tüdtet  die  Thiere  ohne  Unterschied. 

■»)  Sse-kii  erläutert  hier:  Der  Frühling  ist  die  Alitlc  des  Wesens  des  IJohts,  und  sein 
Griindsloir  ist  das  Hol/..  Der  llcriist  ist  die  .Mitte  des  Wesens  der  Finsterniss,  und 
sein  Grundstoff  ist  das  Erz.  Erz  und  Holz  sind  die  Bestandtheile  der  Waffen,  desswegen 
setzt  um  die  genannten  Zeiten  <lurch  Aussnchnngs-  und  Vernichtung.sjagden  die 
Waffen  in  .Stand. 


Die  Bevorzugten  des  Anhalters  Hiao-wu.  233 

Dinge.  Wenn  in  dem  Alteithum  der  Gebieter  der  Menschen  ein  ein- 
ziges Mal  zi'irnte,  gab  es  gewiss  zu  Boden  liegende  Leichname, 
strömendes  Blut.  Desswegen  hielten  es  die  höchstweisen  Könige  für 
eine  ernste  Sache,  dies  zu  thiin.  Unter  denjenigen,  die  sieh  ange- 
legen sein  Hessen  das  Siegen  in  dem  Kampfe,  die  auf  das  Ausserste 
trieben  das  Kriegswesen,  gab  es  noch  keinen,  der  es  nicht  bereut 
hätte. 

Einst  verliess  sich  der  Alllialter  des  Anfangs  von  dem  Hause 
Tlisiii  auf  den  Schrecken  des  Siegens  in  dem  Kampfe,  er  ver- 
zehrte wie  ein  Seidenwurm  die  Welt,  verschlang  insgesammt  die 
kämpfenden  Fürstenländer.  \Yi\s  innerhalb  der  Meei-e,  ward  ein  ein- 
ziges Ganzes,  die  Kriogsthaten  stellten  sich  zur  Seite  den  drei  Zeit- 
altern. Er  Hess  sich  angelegen  sein  das  Siegen  ohne  Aufhören,  er 
wollte  angreifen  die  Iliung-nu's.  Li-sse  machte  dagegen  Vorstel- 
lungen und  sprach:  Es  kann  nicht  geschehen.  Diese  Hiung-nu's 
haben  nicht  die  Wohnsitze  in  festen  Städten  und  Vorwerken,  nicht 
die  Bewachung  der  hinühergeschatTten  aufgehäuften  Sammlungen. 
Sie  ziehen  von  einem  Orte  zum  andern,  erheben  sich  gleich  Vögeln. 
Man  bringt  es  schwer  dahin,  ihnen  Einrichtungen  zu  geben.  Wenn 
leichte  Kriegsscharen  tief  in  das  Land  dringen,  werden  die  Lebens- 
mittel gewiss  zu  Ende  gehen.  Führt  man  die  Lebensmittel  umher  auf 
dem  Zuije,  so  kommt  man  bei  ihrer  Last  nicht  zu  den  Geschäften. 
Gewinnt  man  das  Land,  so  verdient  dieses  nicht,  dass  man  es  für 
einen  Nutzen  hält.  Gewinnt  man  das  Volk,  so  kann  man  dieses  nicht 
zurecht  bringen  und  bedachen.  Siegen  und  wieder  aufgeben  müssen, 
hierdurch  zeigt  man  sich  nicht  als  des  Volkes  Vater  und  Mutter. 
Zerstreuen  und  niederdrücken  die  Menschen  des  mittleren  Landes 
und  seinen  Zorn  auslassen  an  den  Hiung-nu's,  ist  keine  gesunde 
Berathung. 

Der  Anhalter  von  Thsin  gab  kein  Gehör.  Er  liiess  sofort  Mung- 
tien  befehligen  die  Streitkräfte  und  angreifen  Hu.  Man  warf  dieses 
zurück  auf  einer  Strecke  Landes  von  tausend  Weglängen  und  machte 
den  Fluss  zu  einer  Markscheide.  Das  Land  war  erfüllt  von  Sümi>fen, 
sein  Boden  war  salzig,  es  brachte  nicht  hervor  die  fünf  Arten  des 
Getreides.  Hierauf  entsandte  man  die  Mannschaft  der  Welt,  damit 
sie  bewache  dpn  nördlichen  Fluss.  Man  liess  der  Sonne  ausgesetzt 
sein  die  BewalVneten,  auf  freiem  Felde  lagern  die  Heeresmenge  durch 
mehr  als  zehn  Jahre.  Diejenigen,  die  starben,  waren  nicht  zu  zählen. 


224  F)r.  P  f  i  /.  ni  :i  i  e  r 

Zuletzt  war  man  nicht  im  Staude,  zu  setzen  über  den  Fluss  und 
nordwärts  zu  ziehen.  Wie  liesse  sieh  wohl  sagen,  dass  die  Menge  der 
Menschen  nicht  hinreichend  gew esen,  AngrilTswalTen  und  Lederpan- 
zernicht  in  Bereitschaft  gewesen  wären?  Ihre  Kraft  richtete  nichts  aus. 

Man  hiess  ferner  die  Welt  im  Fluge  senden  das  Heu,  auf  Wagen 
führen  das  Getreide.  Man  niachte  sich  auf  den  Weg  in  Hoang, 
Tschui  •) ,  Lang-ye,  kehrte  den  Rücken  den  Landschaften  des 
Meeres  und  schalTte  auf  den  Wagen  zu  dem  nördlichen  Flusse.  Man 
führte  dreissig  Metzen  und  brachte  zur  Stelle  einen  einzigen 
SchelTel  2).  Wenn  die  Männer  schnell  pflügten,  war  dies  nicht  hin- 
reichend für  den  Bedarf  von  Lebensmitteln.  Wenn  die  Weiber 
fleissig  woben,  war  dies  nicht  hinreichend  für  den  Bedarf  von  Zelten. 
Die  hundert  Geschlechter  waren  zerstreut  und  niedergedrückt,  die 
Verwaisten  und  Verwitweten,  die  Alten  und  Schwachen  konnten  sich 
gegenseitig  nicht  ernähren.  Diejenigen,  die  starben  auf  den  Wegen, 
hatten  sich  gegenseitig  vor  Augen.  Daher  begann  die  Welt,  sich  zu 
empören. 

Als  der  Allhaitor  Kao  befestigte  die  Welt,  durchzog  er  die 
Länder  in  den  seitwärts  liegenden  Gegenden.  Er  hörte,  dass  die 
Hiung-nu's  sich  sammelten  jenseits  der  Thäler  von  Tai,  und  er  wollte 
sie  angreifen.  Der  lenkungsmässige  Vermerker  Sching  3)  maclite  da- 
gegen Vorstellungen  und  sprach :  Es  kann  nicht  geschehen.  Diese 
Hiung-nu's  sammeln  sich  gleich  wilden  Thieren  und  zerstreuen  sich 
gleich  Vögeln.  Ihnen  folgen,  ist  soviel  als  Streiche  führen  gegen  einen 
Schatten.  Jetzt  will  die  vollkommene  Tugend  dessen,  vor  den»  ich 
stehe  unter  den  Stufen,  angreifen  die  Hiung-nu's:  ich  vermesse 
mich,  dies  für  gefährlich  zu  halten. 

Der  Allhalter  Kao  gab  nicht  Gehör,  und  er  gelangte  sofort  zu 
den  Thälern  von  Tai.  Es  ereignete  sich  wirklich  die  Einschliessung 
von  Ping-sching.  Den  Allhalter  Kao  reute  es.  Er  hiess  Lieu-king*) 


>)     "jS"   Hoang- umi    /Ih^  Tschui,  die  Namen  zweier  Kreise  in  dem  damaligen  Tung-lai, 
welches  das  heutige  Lai-tscheu  in  Schan-luiig. 

2)  Das  Chrij,'e  war  auf  dem  Wege  verbraucht  worden. 

3)  Der     ttF^     'fll-l^     Vii-ss»;  (leiikungmässige  Vermerkerj,  dessen  iName    ffV     Schlug. 

*)   ^jl      <^  J     l.ieu-king    hiess   ursprünglich      TJ/'V      _^ß_     Leu-king.   Der   Allhalter 
Kao,   dessen   (iünstling  er  gewesen  ,    vorlieh   ihm  seinen  eigenen  lieschleehtsnamen 

I.ilMI 


i 


Die  Bevorzugten  des  AllliHllers  Hiao-wii.  22i> 

sich  auf  den  Weg  machen  uiul  ein  Bündiiiss  der  Freuiidscliaft 
schliessen.  Dann  erst  war  die  Welt  frei  von  den  Geschäften  der 
Schiide  und  Hellebarden. 

Desswegen  heisst  es  in  den  Gesetzen  der  Kriegskunst:  Wenn 
man  aushebt  eine  Heeresmenge  von  zehnmal  zehntausend  Menschen, 
verausgabt  man  in  einem  Tage  tausend  Gewichte.  —  Thsin  hatte 
beständig  angehäuft  eine  Menge  von  mehreren  zehnmal  zehntausend 
Menschen.  Wäre  es  auch  der  Fall,  dass  man  zu  Boden  wirft  Kriegs- 
heere, tödtet  Heerführer,  bindet  und  gefangen  fortführt  den  Schen- 
yü,  es  wäre  dies  eben  hinreichend,  zu  knüpfen  den  Hass,  zu  ver- 
stärken die  Feindschaft,  es  ist  nicht  hinreichend,  einen  Ersatz  zu 
bieten  für  die  Ausgaben  der  Weit. 

Diese  Hiung-nu's  liandeln  als  Häuber,  einfallen  und  streifen  ist 
es,  was  sie  als  Beschäftigung  treiben.  Die  Angeborenheit  des  Him- 
mels wurzelt  in  ihnen  fest.  Nach  oben  hatte  man  seit  den  Yü,  den 
Hia,  den  Tscheu  sich  ernstlich  nicht  um  sie  gekümmert.  Man  ernährte 
sie,  als  wären  sie  Vögel  und  wilde  Thiere,  man  rechnete  sie  nicht 
zu  den  Menschen.  Dass  man  nach  oben  nicht  betrachtet  die  Lenkung 
der  Yü,  Hia,  Yin  und  Tscheu,  sondern  nach  unten  herumgeht  um  die 
MissgritFe  der  nahen  Geschlechtsalter,  dies  ist  es,  um  dessen  willen 
ich  in  grosser  Furcht,  worüber  die  hundert  Geschlechter  schmerz- 
lich betrübt  sind. 

Wenn  ferner  der  Feldzug  lange  Zeit  währt,  so  entstehen  Ver- 
änderungen. Wenn  die  Umstände  drangvoll,  so  wechseln  die  Neigun- 
gen. Bewirkt  man,  dass  das  Volk  in  den  seitwärts  liegenden  Marken 
zerstreut  ist  und  zu  Boden  gedrückt,  dass  es  traurig  ist  und  beküm- 
mert, so  werden  Heerführer  und  ünteranführer  einander  misstrauen 
und  nach  aussen  Kaufhandel  treiben.  Dadurch  ward  es  dem  Beru- 
higer Tho  i)  und  Tschang-han  möglich,  durchzusetzen  ihre  eigene 
Sache,  aber  die  Lenkung  von  Thsin  ward  niciit  geführt,  die  höchste 
Gewalt  war  getheilt  zwischen  den  zwei  Söhnen  2).  Dies  sind  die  Vor- 
gänge des  Gelingens  und  Fehlschiagens. 

Desswegen  sagt  das  Buch  der  Tscheu  :  Sicherheit  und  Gefahr 
bestehen  in  dem  Erlassen  der  Befehle.  Fortbestand  und  Untergang 


M  Der  ..Henihig'fr"  Au  Tho,  dessen  vollstJii)di<rer  Name  'lu  ]rY\  Tseliao-tho, 
ward  zur  Zeit  des  Aiifstnndes  jregen  Thsin  SfaUhiiUer  des  südlichen  Yiie  nnd  warf 
sieh  zum  König;e  dieses  Landes  auf. 

-)    Zwischen  Tsoiiao-tho  und  Tscliauff-lia  n. 


226  nr.    Pf  iz  maier 

be.stelioii  (hiiiii ,  \v;is  man  gcliraucht.  —  Ich  wünsche,  dass  du,  vor 
dem  icli  stehe  unter  den  Stufen,  dies  genau  erwägest  und  dich  mit 
der  Untersuchung  befassest. 

So  weit  die  Rede  Tscliü-fu-yen's,  deren  Erfolg  wenigstens  ein 
vorübei'geliender  war.  Irn  dieselbe  Zeit  hatten  auch  Siü-lö  und 
Yen-ngan  dem  .Mlhaller  gemeinschaftlich  Aufsätze  übersandt,  in 
welchen  sie  von  den  Bestrebungen  des  Tages  sprachen.  Sobald  diese 
Aufsätze  dem  Allbalter  übergeben  waren,  berief  dieser  die  beiden 
genannten  Männer  sammt  Tschü-fu-yen  zu  sich  und  empfing  sie  mit 
den  Worten  :  Wo  seid  ihr,  o  Fürsten  i),  gewesen?  Warum  seht  ihr 
einander  so  spät?  —  Tschü-fu-yen,  Siü-Io  und  Yen-ngan  wurden 
hierauf  zu  Leibwächtern  des  Innern  ernannt,  was  sich  im  ersten 
Jahre  des  Zeitraumes  Yuen-so  (128  vor  unserer  Zeitrechnung) 
ereignete. 

Tschü-fu-yen  übersandte  dem  Himmelssohne  zu  wiederholten 
Malen  Aufsätze,  in  denen  er  sich  über  die  Angeiegetiheiten  des 
Landes  deutlich  aussprach.  Er  ward  unterdessen  zu  verschiedenen 
anderen  Stellen  versetzt,  indem  er  abwechselnd  zu  einem  Gesandten 
für  die  Gäste,  zu  einem  Tchung-lang  und  zu  einem  Grossen  des 
Inneren  ernannt  wurde.  Seine  Versetzung  zu  einer  anderen  Stelle 
erfolgte  in  einem  einzigen  Jahre  viermal. 

Die  unter  der  Lenkung  des  Allhülters  Wu  beschlossene  Schwä- 
chung der  Lehenkünige  und  Lehenfürsten  war  das  Werk  Tschü-fu- 
yen's,  der  dem  Himmelssohne  über  diesen  Gegenstand  Folgendes 
vortrug:  In  der  alten  Zeit  betrug  der  Umfang  des  Gebietes  der 
Fürsten  der  Lehen  nicht  mehr  als  hundert  Weglängen.  Die  Gestalt 
des  Starken  und  Schwachen  war  leicht  zurecht  zu  schneiden.  Jetzt 
haben  unter  den  Fürsten  der  Lelien  einige  sich  angeeignet  feste 
Städte  mehrere  zehen,  ihr  Land  hat  im  Umfange  tausend  Weglängen. 
Sind  sie  lass,  so  werden  sie  stolz  und  übermütliig,  ergeben  sich 
leiciit  den  Ausschweifungen  und  Lastern.  Sind  sie  thätig,  so  trotzen 
sie  auf  ihre  Stärke  und  vereinigen  sich  zu  Anschlüssen,  indess  sie 
sicli  entgegenstellen  der  Hauptstadt  des  Himmelssohnes.  Wollte  man 
dem  Gesetze  gemäss  Land  lostrennen,  so  würden  die  Kein)e  an  den 


')   ilie  Hllireiiticiieiiiiung  ^S-    Kuiig  „Fürst"  eiitsprsich  schon  daniaU  dem  jetiit  bei  uns 
aliliclien  undeutschen  Worte  -Herr" 


! 


Die  Bevorzugten  des  Alllmllers  Hi;io-wu.  22  / 

Knoten  des  Widerstandes   hervorbrechen.  In  früheren  Tagen    war 
dies  bei  Tschao-tso  i)  der  Fall. 

Jetzt  sind  die  Söhne  und  jüngeren  Brüder  der  Fürsten  der 
Lelien  mitunter  zehn  an  der  Zahl,  aber  die  erstgebornen  Söhne 
erhalten  die  Nachfolge.  Die  Übrigen,  obgleich  Knochen  und  Fleisch, 
besitzen  als  Lehen  Land  nicht  von  der  Grösse  eines  Fusses:  es  ist 
somit  der  Weg  der  Menschlichkeit  und  der  Pflicht  der  Söhne  nicht 
ausgebreitet.  Ich  wünsche,  dass  du,  vor  dem  ich  stehe  unter  den 
Stufen,  durch  einen  Befehl  ermächtigest  die  Fürsten  der  Lehen,  weiter 
zu  geben  die  Gnade,  zu  betheilen  Söhne  und  jüngere  Brüder  mit 
Land ,  damit  sie  daselbst  Fürsten  seien.  Wenn  alle  jene  Menschen 
sich  freuen,  dass  sie  erhalten  haben,  was  sie  wünschem,  hat  der 
Hohe,  indess  seine  Wohlthat  sich  verbreitet,  in  Wirklichkeit  setheilt 
deren  Lande,  und  diese  müssen  allmählich  von  selbst  zusammen- 
schmelzen und  schwach  werden. 

Der  Himmelssohn  befolgte  diesen  Balh  und  erliess  eine  Verkün- 
dung, worin  er  die  Lehenkönige  ermuthigte,  ihre  Länder  zu  thei- 
len  und  daraus  selbsständige  Lehen  für  ihre  Söhne  und  Brüder  zu 
bilden.  Seit  dieser  Zeit  wurden  die  Länder  der  Lehenkönige  getheilt 
und  wurden  täglich  schwächer. 

Auf  gleiche  Weise  war  die  ebenfalls  in  dem  zweiten  Jahre  des 
Zeitraumes  Yiien-sö  anbefolilene  Übersiedlung  der  gewaltigen  und 
hervorragenden  Männer  nach  Meu-ling^)  das  Werk  Tschü-fu-yen's. 
Derselbe  machte  nämlich  dem  Himmelssohne  den  folgenden  Vorsclihio': 
In  Meu-Iing  war  ursprünglich  die  Einsetzung  sj.  Die  gewaltigen  und 
hervorragenden  Männer  der  Welt  haben  hieran  Theil  genommen. 
Deren  Häuser  sind  zerrüttet,  die  Menschen  des  vielen  Volkes  möjren 
versetzt  werden  nach  der  Gegend  diesseits  von  Meu-Iing.  Sie  befinden 
sich  dann  in  Wirklichkeit  jenseits  der  Hauptstadt  des  Himmelssohnes, 
und  man  bringt  zum  Schmelzen  Verratli   und  Tücke,  Dies  ist,  was 


1)  Tschao-tsö  beredete,  wie  in  der  Althandlung:  „Der  Abfall  des  Königs  l*i  von  ü" 
erzühlt  worden,  den  Allhalter  King,  von  den  Lündern  der  Lehenkönige  (lebietslheile 
loszutrennen  und  ward,  als  hierauf  diese  Fürsten  sich  empörten,  ölTentllch  hingerichtet. 

2)  Von  dieser  Übersiedlung,  welche  in  der  Geschichte  des  Hauses  der  früheren  Hau 
einfach  erwähnt  wird,  ist  auch  in  der  Abhandlung:  „Die  Menschenablheilung  der 
wandernden  Schirmgewaltigen",  und  zwar  bei  den  Nachrichten  über  Kü-kiai  die  Rede 
gewesen.  Hier  wii-d  einiges  Nähere  über   die  Ursachen   dieser  Verfügung  angegeben. 

3)  Der  Anhalter  lliao-wu  lebte  zur  Zeit  seiner  Einsetzung  zum  Hiiniuelssuhue  in  .Meu- 
Iing. 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Cl.  XXXVIII.  Bd.  II.  Hff.  16 


228  fr.   P  f  i  z  m  a  i  e  r 

man  nennt:  Ohne  eine  Hinriclitnnf!:  vornehmen  zu  lassen,  wird  der 
Schaden  entfernt.  —  Der  Allhalfer  billigte  auch  diesen  Rath  und 
brachte  die  bezüglichen  Massnahmen  sogleich  zur  Ausführung. 

Tschü-fu-yerj  hatte  ferner  zur  Erhebung  der  All  halterin  von 
dem  Geschlechte  Wei  so  wie  zu  der  Entdeckung  der  verborgenen 
Handlungen  des  Königs  1^  ^  Ting-kue  von  Yen  vieles  beige- 
tragen. Der  letztgenannte  König,  der  mit  seinen  drei  Töchtern  Un- 
zucht getrieben  hatte,  war  dieses  und  älinlicher  Verbrechen  willen 
auf  Befehl  des  Himmelssohnes  in  Untersuchung  gezogen  worden  und 
hatte  sich,  zur  Hinrichtung  verurlheilt,  selbst  getödtet.  Sümmtlichc 
grosse  Würdenträger  fürchteten  daher  die  ßeredlsanikeit  Tschü- 
fu-yen's  und  übersandten  ihm  ein  Geschenk  von  tausend  Gewichten 
gewöhnlicher  Geldstücke  an  Schnüren. 

Einer  der  Grossen  des  Landes,  der  mit  Tschü-fu^yen  sprach, 
nannte  dessen  Verfahren  eine  grosse  Widerrechtlichkeit.  Tschü-fu- 
yen  gab  folgendes  zur  Antwort:  Ich  habe  geknüpft  das  Haar,  bin  um- 
hergewandelt und  habe  gelernt  länger  als  vierzig  Jahre.  Ich  selbst 
konnte  nicht  vordringen.  RIeine  Angehörigen  hielten  mich  nicht  für 
ihren  Sohn.  Meine  Brüder  nahmen  mich  nicht  auf.  Die  fremden 
Gaste  verstiessen  mich.  Mir  waren  die  Wege  verschlossen  schon  seit 
vielen  Tagen.  Wenn  ein  Mann  geboren  wird ,  so  hat  er  nicht  die 
Speisen  der  fünf  Dreifüsse.  Wenn  er  stirbt,  so  wird  er  in  den  fünf 
Dreifüssen  nur  gesotten  i).  Ich  bin  gelangt  zu  dem  Abend  des  Tages, 
desswegen  falle  ich  auf  meinem  Wege  und  handle  auf  entgegenge- 
setzte Weise  a). 

Iti  demselben  Jahre  hatte  der  Heerführer  Wei-tsing  das  im 
Süden  der  nördlichen  Krümmung  des  gelben  Flusses  liegende  Land, 
welches  bisher  im  Besitze  der  Hiung-nu's  gewesen,  erobert.  Bei 
dieser  Gelegenheit  hielt  Tscbü-fu-yen  einen  Meitläufigen  Vortrag 
über  die  zu  treffenden  Verfügungen,   indem  ei-  folgendes  als  seine 


1)  Die  Speisen  der  fünf  Dreifüsse  sind  das  Fleisch  der  Rinder,  der  Sehnfe,  der  Scliweine, 
der  Fisclie  und  der  BüfTel.  Nach  den  Gehrünchen  hatte  ein  Lehensfür.st  fünf  drei- 
füssige  Kessel,  die  Erlauchten  und  Grossen  des  Landes  hatten  deren  drei.  „In  den 
fünf  Dreifüssen  gesotten  werden",  bedeutet:  die  Strafe  der  Hiurichtun^  erleiden, 
indem  man  in  einem  Kessel  gesotten  wird. 

2j  Tschü-fu-yen  bedient  sich  in  diesem  letzten  Satze  der  Worte  U-tse-siü's,  der  den 
Leichnam  des  Königs  Ping  von  Tsu  gegeisselt  hatte  und  sie  zur  Antwort  gab,  als 
Schin-pao-siü  ihm  wegen  dieser  Ruchlosigkeit  Vorwürfe  machen  liess. 


Die  Bevorzugten  des  Anhalters  Hiao-wu.  C/ii) 

Meinung  hinstellte:  Das  Land  So-fang ')  sei  reich  und  fruchtbar  und 
habe  nach  aussen  den  geihen  Fluss  zu  einem  Bollwerke.  Mung-tien 
habe  einst  die  lange  Mauer  erbaut,  wodurch  die  Hiung-nu's  ver- 
trieben worden  und  im  Innern  eine  \  erminderung  der  Zufuhren  ein- 
getreten sei.  Dadurch,  dass  man  die  fliessenden  Gewässer  jener  Ge- 
genden durch  Besatzungen  bewachen  lässt,  sei  es  möglich,  die  Mit- 
tellandc  zu  erweitern  und  Hu  zu  vernichten. 

Nachdem  der  Allhalter  diesen  Gegenstand  in  Erwägung  gezogen, 
forderte  er  die  Fürsten  der  Lenkung  und  die  Erlauchten  auf,  hier- 
über ihre  Meinung  zu  äussern.  Sämmtliche  Würdenträger  antwor- 
teten, dass  der  Hath  Tschü-fu-yen's  zu  nichts  tauge.  Namentlich 
äusserte  auch  Kung-sün-hung,  dass  man  schon  zu  den  Zeiten  von 
Thsin  ein  Heer  von  dreissigmal  zehntausend  Kriegern  abgesendet» 
auch  vor  dem  nördlichen  Flusse  eine  Mauer  aufgeführt  und  zuletzt 
doch  nichts  ausgerichtet  habe.  Hierauf  habe  man  die  auf  diese  Weise 
vertheidigten  Landstriche  aufgegeben.  Bios  Tschü-mai-tschin,  der 
spätere  Statthalter  von  Kuei-ki,  widerlegte  die  Meinung  Kung-sün- 
hung's,  worauf  die  Vorschläge  Tschü-fu-yen"s  angenommen  wurden. 
Man  bildete  die  neue  Landschaft  So-fang  und  bewog  zehnmal  zehn- 
tausend Menschen,  sich  in  jenen  Gegenden  ansässig  zu  machen. 

Um  dieselbe  Zeit  sprach  Tschü-fu-yen  von  der  Gefährlichkeit 
des  Landes  Tsi,  so  wie  von  der  Sittenlosigkeit  des  daselbst  walten- 
den Königs  g  yA*  Thse-tschang,  worauf  er  von  dem  Allhalter 
zum  Lenkungsgehilfen  des  Landes  Tsi  ernannt  ward. 

Als  Tschü-fu-yen  in  Tsi  ankam,  liess  er  seine  Brüder  und  die 
Gäste  der  Fürstensöhne  zu  sich  rufen,  warf  ihnen  fünfiiundert  Ge- 
wichte kleiner  Geldstücke  als  ein  Geschenk  aus  und  schalt  sie  mit 
folgenden  Worten:  In  früherer  Zeit,  als  ich  arm  war,  gaben  mir 
meine  Brüder  weder  Kleider  noch  Speise,  die  Gäste  gewährten  mir 
keinen  Einlass  an  ihren  Thoren.  Jetzt,  da  ich  Lenkungsgehilfe 
geworden  bin  in  Tsi,  ziehet  ihr,  o  Gebieter,  mir  entgegen,  einige 
unter  euch  aus  einer  Entfernung  von  tausend  Weglängen:  ich  habe 
mit  euch,  o  Gebieter,  das  Bündniss  zerrissen.  Mögef  ihr  nicht  wieder 
eintreten  bei  meinem  Thore. 

Er  entsandte  hierauf  Leute  mit  dom  Auftrage,  dein  Könige,  der 
mit   seiner  ältören  Schwester  Unzucht   trieb,    diese  Sittenlosigkeit 

*)  Die  Geg^end  des  heutigen  Kreises  Ning-hia  in  Kan-sü. 


230  Dr.   Pf  i  7.  ma  ie  r 

vorzuhalten.  Der  König  glaubte,  dass  er  dem  Verderben  gar  nicht 
entkommen  könne  und  dass  es  ihm  so  ergehen  werde,  wie  dem 
Könige  von  Yen,  der  eines  ähnlichen  Verbrechens  wegen  zum  Tode 
verurtheilt  worden.  Er  nahm  sich  daher  das  Leben  durch  Gift. 

Tschü-fu-yen  hatte  zur  Zeit,  als  er  noch  arm  und  unbekannt 
war,  Yen  und  Tscliao  durchwandert.  Als  er  zu  .\nsehen  gelangt  war, 
hatte  er  die  geheimen  Handlungen  des  Königs  von  Yen  entdeckt  und 
dadurch  den  Untergang  dieses  Fürsten  herbeigeführt.  Der  König  von 
Tschao  fürchtete  jetzt,  dass  auch  seinem  Lande  durch  Tschü-fu-yen 
Unglück  erwachsen  werde  und  hatte  die  Absicht,  an  den  Himmels- 
sühn  einen  Aufsatz  zu  senden  und  von  den  geheimen  Handlungen  des 
gefürchteten  Mannes  Kunde  zu  geben.  So  lange  Tschü-fu-yen  an 
dem  Wohnsitze  des  Himmelssohnes  lebte,  getraute  sich  der  König 
nicht,  etwas  zu  entdecken.  Als  jedoch  Jener  zum  Lenkungsgehilfen 
von  Tsi  ernannt  worden  und  den  Durchweg  von  Han-ko  über- 
schritten hatte,  sandte  der  König  an  den  Hof  von  Hau  sofort  einen 
Aufsatz,  der  folgende  Anklage  enthielt:  Tschü-fu-yen  hat  das  Gold 
der  Fürsten  der  Lehen  in  Empfang  genommen.  Aus  diesem  Grunde 
sind  unter  den  Söhnen  der  Fürsten  der  Lehen  viele,  die  zu  Lehen 
gekommen,  und  der  König  von  Tsi  hat  sich  selbst  getödtet. 

Als  diese  Anklage  vorgebracht  wurde,  war  der  Himmelssohn 
höchst  entrüstet,  indem  er  glaubte,  dass  Tschü-fu-yen  den  König  von 
Tsi  bedroht  und  ihn  gezwungen  habe,  sich  das  Leben  zu  nehmen. 
Er  Hess  den  Beschuldigten  vorfordern  und  überantwortete  ihn  den 
Gerichten  zur  Untersuchung.  Tschü-fu-yen  bekannte  zwar,  dass  er 
von  den  Lehensfürsten  Gold  empfangen  habe,  leugnete  jedoch,  dass 
er  den  König  von  Tsi  bedroht  und  zum  Selbstmorde  gedrängt  habe. 
Der  Allhalter  war  gesonnen,  die  über  Tschü-fu-yen  verhängte 
Todesstrafe  nicht  vollziehen  zu  lassen.  Dagegen  eiferte  jedoch 
Kung-sün-hung,  indem  er  vorstellte:  Der  König  von  Tsi  hat  sich 
selbst  getödtet,  ohne  Nachkommen  zu  hinterlassen.  Sein  Land  ward 
weggenommen,  zu  einer  Landschaft  gemacht  und  einverleibt  an 
Han.  Yen  stand  ursprünglich  an  der  Spitze  des  Übels.  Wenn  man 
ihn  nicht  hinrichten  lässt,  so  kann  man  sich  durch  nichts  entschul- 
dieren  vor  der  Welt.  —  Demgemäss  ward  Tschü-fu-yen  sammt 
seinen  Verwandten  hingerichtet. 

Zur  Zeit  als  Tschü-fu-yen  in  Gunst  und  Ansehen  stand,  waren 
die  Gäste,  welche  in  seinem  Hause  Aufnahme  fanden,  gegen  tausend. 


^' 


Die  Bevorzugten  des  Allhalters  Iliao-wii.  .^ol 

Als  er  sammt  seinen  Verwandten  zum  Tode  veriirtheilt  ward,  wohnte 
von  allen  diesen  Gästen  kein  Einziger  der  Hinrichtung  bei.  Nur  ein 
leerer  Wagen  nahm  den  Leichnam  auf  und  führte  ihn  fort,  damit  er 
begraben  werden  könne.  Als  dies  der  Himmelssohn  erfuhr,  gab  er 
Befehl,  dass  dieser  Wagen  als  derjenige  des  Hauptleidtragenden 
betrachtet  werde. 

Siä-lö. 

^  i^  Siü-lö,  der  mit  U-khieu-scheu-wang,  Tschii-fu-yen 

und  Anderen  in  die  nächste  Nähe  des  Himmelssohnes  gezogen  ward, 
war  in  Wu-tschung,  der  Hauptstadt  des  Fürstenlandes  Yen,  geboren. 
Von  demselben  ist  der  folgende  Aufsatz  vorhanden,  den  er  dem 
Anhalter  Hiao-wu  von  Han  übersandte. 

Ich  habe  gehört:  Der  Gegenstand  der  Sorge  der  Welt  ist  das 
Stürzen  der  Erde,  es  ist  nicht  das  Entzweibrechen  des  Thongefässes. 
Die  alte  und  die  gegenwärtige  Zeit  sind  ein  und  dasselbe.  Was 
nennt  man  das  Stürzen  der  Erde?  Es  war  dies  das  letzte  Ge- 
schlechtsalter von  Thsin. 

Tscbin-sche  halte  kein  Ansehen  von  hundert  Gespannen,  keinen 
Fussbreit  Erde  als  Land,  er  selbst  war  nicht  der  Nachkomme  von 
Königen,  Fürsten,  grossen  Männern,  berühmten  Geschlechtern,  nicht 
der  Ruhm  der  Gewinde  der  Gauen,  er  besass  nicht  Khung-tse's, 
Tseng-tse's  und  Me-tse's  Weisheit,  nicht  Tao-tschü's  und  I-tün's  i) 
Reichthümer.  Gleichwohl  erhob  er  sich  inmitten  elender  Gässchen, 
riss  empor  die  Schafte  der  Speere  a).  Er  cntblösste  die  Schulter, 
rief  mit  lauter  Stimme,  und  die  We't  folgte  ihm  gleich  dem  Winde. 
Was  war  hiervon  die  Ursache?  Es  geschah,  weil  das  Volk  ermattet, 
und  der  Gebieter  sich  nicht  erbarmte,  weil  die  Niederen  grolllen, 
und  die  Höheren  dies  nicht  wussten,  weil  die  Sitten  bereits  ver- 
dorben, und  die  Lenkung  sich  nicht  besserte.  Diese  drei  Tnistände, 
sie  hat  Tschin-sche  sich  zu  Nutzen  gemacht.  Dies  bedeutet  das 
Stürzen  der  Erde.  Desswegen  sagte  ich:  Der  Gegenstand  der  Sorge 
der  Welt  ist  das  Stürzen  der  Erde. 


')  Tao-tschü  uiiil   1-tün    sind  in  den   Betrachtung  en   Ku-I's  iil)er  den  Stinv.   des  Hauses 

Thsin  vorgt'kominen. 
»)  Thsin   hatte   alles   Kr/,   der   Waffen    einschmeUen    lassen,    «esshall)  dem    Volke   nur 

die  Schalte   üliii"-  hlielieii. 


9*V> 

•^  O  'w 


Dr.   P  f  I  z  m  a  i  e  r 


W;is  iieiiiit  man  das  Entzweibrechen  des  Thongefässes  ?  Es 
war  dies  der  Feldzug  von  U,  Tsi  und  Tschao.  Sieben  Fürstenländer 
verschworen  sich  zu  grosser  Widersetzlichkeit,  mit  EhrennanuMi 
nannten  sieh  deren  Fürsten  säinmllich  Gebieter  von  zehntausend  Ge- 
spannen; die  umgürtet  mit  Panzern,  waren  mehrere  zehnmal  zehn- 
tausend; die  Macht  genügte,  imi  Ehrfurcht  zu  gebieten  innephalb 
der  Marken,  die  Güter  genügten,  um  zu  ermuntern  Kriegsführer 
und  Volk.  Dass  sie  gleichwohl  nicht  vermochten,  vorzurücken  nach 
Westen  und  zu  entwinden  Land  von  der  Grösse  eines  Fusses  oder 
Zolles,  sondern  selbst  gefangen  wurden  in  der  Mitte  der  Ebene, 
was  ist  davon  die  Ursache?  Ihre  Macht  fiel  nicht  leichter  in's  Ge- 
wicht als  diejenige  eines  gemeinen  Mannes,  und  auch  ihre  Wallen 
waren  nicht  schwächer  als  diejenigen  Tschin-sche's.  Um  jene  Zeit 
war  die  Tugend  des  früheren  Anhalters  noch  nicht  geschwunden, 
und  das  Volk,  das  sich  behaglich  fühlte  auf  der  Erde,  Freude  hatte  an 
den  Gewohnheiten,  war  die  Mehrheit.  Desswegen  hatten  die  Fürsten 
der  Lehen  keine  Hilfe  ausserhalb  ihrer  Marken.  Dies  bedeutet  das 
Entzweibrechen  des  Thongefässes.  Desswegen  sagte  ich:  Der 
Gegenstand  der  Sorge  der  Welt  ist  nicht  das  Entzweibrechen  des 
Thongefässes. 

Betrachtet  man  es  demgemäss,  so  hat  die  Welt  in  Wahrheit 
die  Kraft  des  Stürzens  der  Erde,  Wären  es  selbst  in  Baumwolle 
gekleidete,  in  Elend  lebende  Männer,  einige  unter  ihnen  werden 
die  Häupter  des  Unheils  und  bringen  in  Gefahr  alles,  was  inner- 
halb der  Meere.  Dies  war  der  Fall  bei  Tschin-sche.  Um  wie  viel- 
mehr gilt  dies  von  den  Fürsten  der  drei  Länder  Tsin  *),  von  denen 
einige  noch  am  Leben? 

Hat  die  Welt  auch  noch  nicht  ihre  Einrichtung  erhalten,  sie 
kann  ledig  sein  der  Kraft  des  Stürzens  der  Erde.  Gibt  es  auch  mäch- 
tige Fürstenländer,  gewaltige  Kriegsvülker,  sie  können  nicht  um- 
drehen die  Ferse,  und  sie  selbst  werden  gefangen.  Dies  war  der 
Fall  bei  U  und  Tsu.  Um  wie  viel  mehr  gilt  dies  von  sämmtlichen 
Dienern,  den  hundert  Geschlechtern;  sind  sie  wohl  im  Stande,  Auf- 
ruhr zu  erregen?  Diese  zwei  Wesenheiten  sind  die  deutlichen 
Bedingungen  der  Sicherheit  und  Gefahr,  dasjenige,  worauf  ein  weiser 


i 


*l   nie    l.ohpnsfiirHten   auf   Hern    Geliiete    des  eheinnligen    Tsin,    welches   einst  in   drei 
Tlieilc,   niiiiiiicli   ilii-  Fiirsli-nlündi-i-  n;iii,   \\\-i  iiml  Tsi-Imo,  ''otheill  worden. 


Die  Bevorzugten  iIcs  Anhalters  Hiao-wii.  233 

Gebieter  verweilt  mit  den  Gedanken  und  das  er  eindringlich  unter- 
sucht. 

In  der  Zvvisclienzeit  sind  im  Osfen  des  Durchweges  die  fünf 
Getreidearten  mehrmals  nicht  emporgeschossen,  die  Krnte  des 
Jahres  ist  noch  nicht  wiedergekehrt.  Das  Volk  ist  häufig  erschöpft 
und  elend,  man  erschwert  dessen  Lage  noch  durch  die  Verrichtungen 
an  den  seitwärts  liegenden  Marken.  Man  verschmäht  es,  mehreres, 
das  übereinstimmt  mit  der  richtigen  Anreihung,  zu  betrachten.  Das 
Volk  hat  mit  Recht  schon  etwas,  um  dessenwillen  es  sich  nicht 
behaglich  fühlt  an  seinen  Wohnstellen.  Es  fühlt  sich  nicht  behag- 
lich, desswegen  geräth  es  leicht  in  Bewegung.  Leicht  in  Bewegung 
gerathen,  ist  die  Kraft  des  Stürzens  der  Erde. 

Desswegen  betrachtet  ein  weiser  Gebieter  einzig  das  Feld  der 
zehntausend  Verwandlungen,  er  stellt  in's  Licht  die  Triebwerke  der 
Sicherheit  und  Gefahr.  Er  übt  dieses  in  der  Halle  des  Heiligthumes 
der  Ahnen  und  schmilzt  die  Sorge,  die  noch  keine  Gestalt  bekom- 
men. Zur  Zeit  ihres  Eintreffens  bewirkt  er,  dass  die  Welt  ledig  der 
Kraft  des  Stürzens  der  Erde,  nichts  weiter.  Dann  mag  es  selbst 
geben  mächtige  P^ürstenländer,  gewaltige  Kriegsvölker,  du,  vor  dem 
ich  stehe  unter  den  Stufen,  verfolgst  die  laufenden  wilden  Thiere, 
schiessest  die  fliegenden  Vögel,  unternimmst  grosse  Wanderungen 
zu  den  Thicrgärten  von  Yen,  ergötzest  dich  an  beliebigen  Schau- 
spielen, treibst  auf  die  Spitze  die  Freude  des  schnellen  Einherjagens 
mit  Pferden  wie  früher.  Die  Klänge  des  Erzes,  des  Steines,  der 
Seide  und  des  Rohres  erfahren  keine  Unterbrechung  in  dem  Ohre, 
der  besondere  Besitz  der  Vorhänge  und  Zelte,  das  Lachen  der 
Gaukler  und  Zwerge  erfährt  keine  Abnahme  vor  den  Augen,  aber 
die  Welt  hat  keinen  langwierigen  Kiunmer.  Der  Name,  wozu  brauchte 
er  zu  sein  derjenige  des  Mannes  des  Hauses  Hia  ').  des  Geschlech- 
tes Tse^j?  Die  Gewohnheiten,  wozu  brauchten  sie  zu  sein  die- 
jenigen der  Könige  Sching  und  Khang? 

Obgleich  dies  der  Fall,  vermesse  ich  mich,  dafür  zu  halten, 
dass  du,  vor  dem  ich  stehe  unter  den  Stufen,  ein  himmelsmässig 
beschaffenes  Wesen,  der  InbegrilT  der  Grossmuth  und  Menschlich- 


')   D.  i.   Yii,  Gründers  de»  Hfluses  Ui«. 

2(  D.   i.   Kihüg  Tliiing;,    dessen  (ieschlechtsname      — p*    rse. 


Ü234  Dr.  Pf  i  7.  m  a  ier 

keit,  und  dass  du  in  Wahrheit  die  Welt  machst  zum  Gegenstand  deiner 
Bemühung.  Dann  ist  der  Name  der  Könige  Yü  und  Thang  nicht 
schwer  zu  erwerben,  und  die  Gewohnheilen  der  Könige  Sching  und 
Khang  haben  noch  nicht  nöthig,  niclit  wieder  zum  Vorschein  zu 
konunen. 

Wenn  diese  zwei  Wesenheiten  begründet,  dann  erst  hat  man 
seinen  Wohnsitz  in  der  Wirklichkeit  der  Ehre  und  der  Sicherheit, 
erntet  allgemeines  Lob  in  dem  gegenwärtigen  Zeitalter,  befreundet 
sich  mit  der  Welt  und  bringt  zur  Unterwerfung  die  Fremdländer 
der  vier  Gegenden.  Der  Cberfluss  der  Gnade,  die  hinterlassene 
Tugend  sind  die  Berggipfel  mehrerer  Geschlechtsalter.  Nach  Süden 
gekehrt  das  Antlitz,  den  Rücken  gekehrt  gegen  die  schwarz-weissen 
W^andschirme,  zieht  man  an  dem  Ärmel  und  legt  die  Hände  auf  die 
Brust  vor  Königen  und  Fürsten.  Dies  ist  es,  womit  du,  vor  dem  ich 
stehe  unter  den  Stufen,  dich  beschäftigst. 

Ich  habe  gehört:  Wenn  man  malt  die  Umrisse  eines  Königs, 
aber  sie  nicht  vollendet,  ist  man  mit  dem  schlechten  Bilde  zufrie- 
den. —  Ist  man  zufrieden,  was  magst  dann  du,  vor  dem  ich  stehe 
unter  den  Stufen,  anstreben,  ohne  dass  du  es  erreichtest?  Was 
magst  du  schrecken  wollen,  ohne  dass  dir  dies  gelänge?  Gegen  was 
magst  du  auf  Eroberung  ausziehen,  ohne  dass  es  sich  unterwürfe? 

Ten  - ngan. 

^^T-   Jg^  Yen-ngan  war  inLin-thse,  der  Hauptstadt  desKönigs- 

landes  Tsi,  geboren  und  bekleidete  anfänglich  die  Stelle  eines  Ver- 
merkers des  Lenkungsgehilfen  von  Han.  Während  er  sich  in  dieser 
Stellung  befand,  übersandte  er  dem  Himmelssohne  den  folgenden 
Aufsatz. 

Ich  habe  gehört,  dass  Tseu-yeu  *)  sagte:  Indem  man  bei  der 
Lenkung  lehrt  das  Wesen  des  Schmuckes,  hierdurch  rettet  man 
sich  vor  Erniedrigung.  Ist  eben  die  Zeit,  so  benützt  man  es.  Ist  sie 
vorüber,  so  legt  man  es  bei  Seite.  Ist  etwas  zu  verändern,  so  ver- 


I)   'fST   2j)jj     Tseii-yeii ,   ein    Eingeborener   von   Tsi,    war   der   Lehrer    des   Königs 

T.tohao  von  Yen.   Derselbe  isl  der  Verfasser  melirerer  Werke  über  die  Grundsloffe 
des  Lichtes  und  der  Finilerniss. 


Die  Bevorzugten  des  Allhalters  Hiao-wu.  /ioD 

ändert  man  es.  Desswegen  ist:  bewahren  ein  Einziges  und  sich  nicht 
verändern,  noch  nicht  das  Mittel,  /u  sehen  die  Zurechtsetzung. 

Jetzt  machen  diejenigen,  die  das  Volk  unter  den  Menschen  der 
Welt,  Gebrauch  von  den  Gütern  auf  verschwenderische  Weise.  Bei 
den  Waagen,  Pferden,  Kleidern,  Fellwerk,  Prachtgebäuden  und 
inneren  Häusern  wetteifern  sie  in  Zierlichkeit.  Bei  der  Anreihung 
der  fünf  Klänge  bewirken  sie,  dass  Veränderungen  der  Absätze 
vorhanden.  Bei  dem  Mengen  der  fünf  Farben  bewirken  sie,  dass 
Buntglanz  des  Schmuckes  vorhanden.  Sie  häufen  Gerichte  von  fünf 
Arten  des  Geschmackes  im  Umfange  einer  Klafter  vor  den  Augen, 
damit  sie  sehe  und  begehre  die  Welt.  Die  Gemüthsart  jenes  Volkes 
ist:  wenn  es  sieht  stattliche  Dinge,  so  wünscht  es  sich  diese.  Hier- 
durch lehrt  man  das  Volk  die  Verschwendung.  Ist  es  verschwende- 
risch und  hat  keine  Schranke,  so  kann  es  nicht  befriedigt  werden. 
Das  Volk  sagt  sich  los  von  dem  Stamm  und  trachtet  nach  der  Spitze. 
Die  Spitze  kann  man  mit  blosser  Hand  nicht  erreichen.  Daher  kommt 
es,  dass  diejenigen,  die  zusammenziehen  die  Schärpe,  sich  nicht 
schämen  zu  lügen.  Diejenigen,  die  umgürtet  mit  Schwertern,  tödten 
gewaltsam  die  Menschen,  indem  sie  durch  Trug  enfreissen,  aber  das 
Zeitalter  weiss  nicht,  sich  zu  schämen.  Desswegen  werden  die 
Geleise  des  Verraths  zusehends  weiter. 

Was  schön  und  zierlich,  kostbar  und  merkwürdig,  ist  sicher 
behaglich  für  Ohr  und  Auge.  Bei  der  Nahrung  sich  verfehlen,  ist 
daher  Unmässigkeit.  Bei  dem  Klangspiel  sich  verfehlen,  ist  Aus- 
schreitung. Bei  den  Gebräuchen  sich  verfehlen,  ist  Ziererei.  Bei 
dem  Unterricht  sich  verfehlen,  ist  Lüge.  Lüge,  Ziererei,  Ausschrei- 
tung und  Unmässigkeit,  hierdurch  schafft  man  kein  Vorbild  für  die 
Wege  des  Volkes.  Aus  diesem  Grunde  sind  diejenigen,  die  das  Volk 
unter  den  Menschen  der  Welt,  begriffen  in  V^erfolgung  des  Nutzens 
ohne  Aufhören,  diejenigen,  die  zuwider  handeln  den  Gesetzen,  sind 
die  Mehrheit. 

Ich  wünsclie,  dass  man  Einrichtungen  gebe  für  das  Volk,  um 
zu  verhindern  dessen  Ausschreitungen,  dass  man  Arme  und  Reiche 
sich  nicht  gegenseitig  vertilgen  lasse,  um  zu  versöhnen  deren 
Herzen.  Sind  die  Herzen  versöhnt  und  mild,  so  sind  die  Gemüther 
ruhig  und  zufrieden.  Ist  man  ruhig  und  zufrieden,  durch  nichts  auf- 
geregt, so  schmolzen  Räuber  und  Mörder  zusammen.  Schmelzen 
Räuber  und  Mörder  zusammen,  so  sind   der  Strafen  wenige.    Sind 


2  3  ß  I>r,  P  f  i  z  m  a  i  e  r 

der  Strafen  wenige,  so  sind  die  Urstoffe  des  Lichtes  und  der  Finster- 
niss  versöhnt,  die  vier  Zeiten  sind  richtseheitmässig,  Wind  und 
Regen  kommen  zur  gehörigen  Zeit,  Kräuter  und  Bäume  wachsen 
üppig,  die  fünf  Arten  des  Getreides  reifen  in  IMenge,  die  sechs 
Arten  von  Haustliieren  tragen  Junge.  Wenn  das  Volk  nicht  heim- 
gesucht wird  von  bösen  Erscheinungen  und  Seuchen,  hierdurch  wird 
der  Friede  erreicht. 

Ich  habe  gehört:  Als  Tscheu  sich  befand  im  Besitze  der  Welt, 
waren  von  dessen  Lenkung  in  einem  Zeiträume  von  dreihundert 
Jahren  die  Könige  Sching  und  Khang  die  Berggipfel.  Die  Verhän- 
gung von  Strafen  fand  durch  vierzig  Jahre  nicht  Statt.  Bis  zu  dessen 
Schwinden  waren  ebenfalls  dreihundert  Jahre.  Desswegen  sind  die 
fünf  Obergewaltigen  abwechselnd  aufgestanden.  Die  Ohergewaltigen 
standen  gewöhnlich  zur  Seite  dem  Himmelssohne.  Sie  brachten  zur 
Geltung  den  Nutzen,  entfernten  den  Schaden,  straften  die  Grausam- 
keit, wehrten  dem  Unrecht,  zwängten  in  eine  Lade  und  stellten 
empor,  was  innerhalb  der  Meere,  um  zu  ehren  den  Sohn  des 
Himmels. 

Nachdem  die  fünf  Obergewaltigen  bereits  versunken,  setzte 
kein  Weiser  und  Höchstweiser  die  Werke  fort.  Der  Himmelssohn 
war  verwaist  und  schwach ,  die  erlassenen  Befehle  wurden  nicht 
vollzogen,  die  Fürsten  der  Lehen  handelten  eigenmächtig,  der 
Starke  beschimpfte  den  Schwachen,  die  Mehrheit  unterdrückte  die 
Minderheit.  Tien-tschang  bemächtigte  sich  widerrechtlich  der  Ge- 
walt in  Tsi,  die  sechs  Erlauchten  theilten  Tsin,  es  bildeten  sich  in 
Gesanmithcit  die  kämpfenden  Fürsteidänder.  Dies  waren  die  ersten 
Anfänge  der  Drangsal  des  Volkes. 

Hierauf  Hessen  die  starken  Länder  es  sich  angelegen  sein,  zu 
überfallen  die  schwachen  Länder.  Man  rüstete,  setzte  in  Vertheidi- 
gnngsstand,  vereinigte  sich  zu  Anschlüssen,  drehte  die  Wagebalken. 
Im  eiligen  Laufe  stiessen  aneinander  die  Naben  der  Wagen*),  unter 
den  Panzern  und  Helmen  wuchsen  Läuse,  das  Volk  hatte  keinen 
Ort,  wo  es  sieh  konnte  beklagen. 

Da  kam  die  Zeit,  wo  der  König  von  Thsin  wie  ein  Seidenwurm 
nagte  an  der  Welt,  wo  er  insgesammt  verschlang  die  kämpfenden 
Fürstenländer  und  mit  dem   Ehrennamen  sich  nannte  den  Allhalter. 


1)  Die  Üabineileiiden  waren  eine  dichtgedrängte  Menge. 


Die  Bevorzugten  des  Allhalters  Hiao-wii.  äo7 

Er  machte  zu  einer  einzigen  die  Lenkung  innerhalb  der  Meere, 
zerstörte  die  Festen  der  Fürsten  der  Lehen,  schmolz  deren  Waffen 
und  goss  daraus  Glocken  und  Glockenstangen.  Er  zeigte,  dass  man 
ihrer  nicht  mehr  bedürfe. 

Das  viele  schwarzhaarige  Volk,  nachdem  es  frei  geworden  von 
den  kämpfenden  Fürsteiiländern,  wenn  es  gefunden  hätte  einen  er- 
leuchteten Himmelssohn,  so  liätten  alle  Menschen  sammt  und  sonders 
dafürgehalten,   dass  sie  von  neuem  leben.   Gesetzt,  Thsin  hätte  ge- 
mildert die  Strafen,  vermindert  die  Abgaben,  abgekürzt  die  Dienst- 
leistungen, hochgeschätzt  Menschlichkeit  und  Gerechtigkeit,  gering- 
geschätzt Übergewicht  und  Nutzen,  erhöht  den  Vollgehalt   der  Auf- 
richtigkeit, erniedrigt  die  Künste  des  Schmeicheins,  verändert  die 
Sitten,  gewechselt  die  Gewohnheiten,  umgewandelt,  was  innerhalb 
der  Meere,  so  wären  alle  Geschlechtsalter  gewiss  zufrieden  gewesen. 
Thsin  aber  that  dieses  nicht.  Die  Sitten   richteten  sich  nach  dem, 
was  sie  früher  gewesen,  den  Gewohnheiten  wurde  nachgelebt.  Die 
Kunst  des  Schmeicheins,  Übergewicht  und  Nutzen  fanden  Beförde- 
rung, der  Vollgehalt  der  Aufrichtigkeit,  Redlichkeit  und  Geradheit 
wurden  zurückgesetzt.  Die  Gesetze  waren  streng,  die  Erlässe  quäle- 
risch.   Diejenigen,   die   schmeichelten,   waren    die   Mehrzahl.    Sie 
sprachen:  Wir  hören  seiner  VortrelTlichkeiten  Klangweisen. 

Er  trieb  noch  weiter  die  Fahrlässigkeit  des  Herzens  und  wollte 
schrecken,  was  ausserhalb  der  Meere.  Er  hiess  Mung-tien  befehligen 
die  Kriegsmacht  und  im  Norden  überfallen  das  mächtige  Hu.  Man 
eiöfi'nete  das  Land,  zog  weiter  die  Marken  und  legte  eine  ßesat/Aing 
an  den  nördlichen  Fluss.  Man  gab  Flügel  dem  Heu,  führte  fort  das 
Getreide  und  liess  es  ihr  nachfolgen. 

Er  hiess  ferner  den  ßeruhiger  Thu-tsiün  i)  befehligen  die 
Kriegsmänner  der  gedeckten  SchilTe  und  überfallen  Yue.  Er  hiess 
den  Beaufsichtiger  Lo  »)  ziehen  Wassergräben,  umhertühren  die 
Lebensmittel  und  tiefe  Einfälle  machen  in  das  Land  von  Vue.  Die 
Menschen  von  Yue  entflohen,  man  verbrachte  unnütz  die  Tage  und 
hielt  sich  fest  lange  Zeit.    Die  Lebensmittel    gingen  zu   Ende,   die 


ij   Thii-lsitin    ist     in     der    AhliaiHllimg     „Zwei     St;itHi:illi'r    der    f.amlsclnift      Kiiel-ki- 

erwiihnt  woVileii. 
'■')  Lö,   der   Beaufsichtiger  der  Landscliaften,   ist  ebenfalls   in   der    Abhandlung    »Zwei 

Statthalter  der  l.nndschnft  Kiiei-ki"  vorfrekommeu. 


238 


Dr.  P  f  i  z  m  a  i  e  r 


Menschen  von  Yiie  machten  einen  raschen  Angriff.  Die  Kriegsmacht 
von  Thsin  erlift  eine  grosse  Niederlage. 

Tlisin  hiess  hierauf  den  Bernliiger  Tho  i)  befehligen  Streiter 
und  eine  Besatzung  legen  nach  Yue.  Um  diese  Zeit  war  das  Un- 
glück zusammengefügt  über  Hu,  im  Süden  hängte  es  sich  an  Yue. 
Man  liess  verbleiben  die  Streitkräfte  in  einem  unbrauchbaren  Lande. 
Sie  gingen  vorwärts,  aber  sie  konnten  nicht  zurückgehen,  sie  wan- 
delten durch  mehr  als  zehn  Jahre.  Die  kräftigen  Männer  kleideten 
sich  in  Panzer.  Die  kräftigen  Weiher  führten  die  Wagen.  In  ihrer 
Mühsal  verschmähten  sie  es,  zu  leben.  Diejenigen,  die  sich  erhängt 
hatten  an  den  Bäumen  des  Weges,  blickten  aufeinander  von  ferne. 

Als  der  Allhalter  von  Thsin  starb,  versagte  die  Welt  allgemein 
den  Gehorsam.  Tschin-sching  und  U-khuang  erhoben  sich  in  Tschin. 
Wu-tscbin  und  Tschang-ni  erhoben  sich  in  Tschao.  Hiang-Iiang  er- 
hob sich  in  U.  Tien-tan  erhob  sich  in  Tsi.  King-kiü  erhob  sich  in 
Ying.  Tscheu-schi  erhob  sich  in  Wei.  Han-khuang  erhob  sich  in 
Yen.  Der  öden  Gebirge  wegsame  Thäler  konnten  die  gewaltigen 
Kriegsmänner,  die  in  Gemeinschaft  aufstanden,  nicht  alle  fassen. 
Gleichwohl  waren  diese  nicht  die  Nachkommen  von  Fürsten  und 
Lehensfürsten,  nicht  Angestellte,  welche  die  ältesten  Obrigkeiten, 
sie  besassen  nicht  Macht  von  der  Grösse  eines  Fusses  oder  Zolles. 
Sie  erhoben  sich  in  den  Durchwegen  und  Gässchen,  hielten  in  den 
Händen  Schafte  von  Hellebarden.  Zur  entsprechenden  Zeit  setzten 
sie  sich  in  Bewegung.  Ohne  sich  verabredet  zu  haben,  erhoben  sie 
sich  in  Gemeinschaft.  Ohne  einen  Vertrag  geschlossen  zu  haben, 
vereinigten  sie  sich  zu  Bünden.  Ihre  Erde  wuchs,  ihr  Gebiet  rückte 
vorwärts,  bis  sie  wurden  anführende  Könige.  Die  Zeit  lehrte  sie  dies 
und  brachte  es  so  zu  Stande. 

Thsin  war,  was  das  Ansehen  betrifft,  das  Land  des  Himmels- 
sohnes. Was  die  Reicbthümer  betrifft,  so  hatte  es  in  seinem  Besitze 
die  Welt.  Sein  vernichtetes  Zeitalter,  seine  aufhörende  Darbringung 
waren  das  Unglück  der  bis  zur  Erschöpfung  geführten  Waffen.  Da- 
her sind  die  Schwäche,  die  der  Fehler  von  Tscheu,  die  Stärke,  die 
der  Fehler  von  Thsin,  die  Gegenstände  einer  unveränderten   Sorge. 


')   Der  Beruhiger  Tho  ist  oben  in  der  Hede  Tschii-fu-yeo's  vorgekommen. 


I 

1 


Die  Bevorzugten  des  Allhalters  Hiao-wu.  239 

Jetzt  hat  man  durchzogen  das  Land  der  südlichen  Frerndländer, 
an  dem  Hofe  erscheinen  lassen  Ye-hmg  i),  zur  Unterwerfung  ge- 
bracht Kiang  und  Pi^),  durchstreift  den  Landstrich  Wei  ^),  gegrün- 
det Festen  und  Städte,  tiefe  Einfälle  gemacht  in  das  Land  der 
Hiung-nu's  und  ihnen  verhrannt  die  Feste  des  Lindwurms  *).  Die 
Berathenden  sehen  hierin  VortrelTliches.  Dies  ist  der  Nutzen  der- 
jenigen, die  Diener  unter  den  Menschen,  es  sind  nicht  die  dauern- 
den Entwürfe  der  Welt. 

Jetzt  hat  das  Miltelland  nicht  so  viel  Schrecken,  als  angezeigt 
würde  durch  das  Bellen  eines  Hundes,  aber  nach  aussen  ist  man 
verwickelt  in  Vorkehrungen  gegen  die  fernen  Gegenden,  man  drückt 
zu  Boden  und  verdirbt  Fürstenländer  und  Häuser:  hierdurch  be- 
trachtet man  nicht  als  seine  Söhne  das  Volk.  Man  erfüllt  ein  nie  zu 
Ende  gehendes  Verlangen,  kühlt  seinen  Muth,  befriediget  seine 
Wünsche  und  knüpft  den  Hass  bei  den  Hiung-nu's:  hierdurch  be- 
ruhigt man  nicht  die  seitwärts  liegenden  Gegenden.  Das  Unglück 
wird  herumgeschleppt,  aber  nicht  abgeschüttelt.  Die  Streitkräfte 
ruhen,  aber  sie  erheben  sich  von  neuem.  Was  in  der  Nähe  sich 
befindet,  ist  voll  Angst  und  Kümmerniss.  Was  in  der  Ferne  sich 
befindet,  ist  voll  Schrecken  und  Entsetzen.  Hierdurch  hält  man  die 
Dinge  nicht  fest  für  die  Dauer. 

Jetzt  sah  man  in  der  Welt  bei  dem  Sclimieden  der  Panzer, 
dem  Ergreifen  des  Schwertes,  dem  Geradebiegen  des  Pfeilschaftes, 
dem  Ziehen  der  Senne,  dem  Umherfübren  der  Mundvorräthe  des 
Heeres  noch  nicht  die  Zeit  der  Ruhe.  Dies  ist  es,  worüber  die 
Welt  allgemein  in  ßetrübniss.  Wenn  ein  Feldzug  lange  dauert,  ent- 
stehen Veränderungen.  Wenn  die  Lage  beschw  erlich,  erheben  sich 
Bedenken. 

Jetzt  haben  unter  den  Gebieten  der  auswärligen  Landschaften 
einige  im  Umfange  wohl  tausend  Weglängen.  Die  gereihten  Festen 
sind    einige    zeiien.     Die  Gestalt    ist   zusammenhaltend,     die   Erde 


1)    P|(    J^    Ye-lang-,  ein  fremdländisches  (leliicl   in  dorn  luutigen  Yiin-nan. 

~J    5fl31  Pi,  ein  fremdländisches  Gebiet  in  dein   lieutigen  Sse-tschiien. 

3)   Der  Landslricfi     f^B.    Wei   war  ein  Oehiet  der  nördlichen  Fremdliiuder. 
*)   Die  Feste    des   Lindwurms  hiess  der  Ort ,    wo   die   lliuiig-nu's    dem  Himmel    Gahen 
darbrachten. 


240 


Dr.    P  f  i  z  111  n  i  e  r 


zurechtbringend  ').  Sie  betrachten  als  Gürtel  -)  um!  schrecken  die 
Fürsten  der  Lehen.  Dies  ist  nicht  der  Nutzen  des  Heiligthunies  der 
Ahnen. 

Zieht  man  nach  oben  in  Betracht,  warum  Tsi  und  Tsin  zu 
(jrunde  gegangen:  das  Haus  des  Fürsten  war  niedrig  und  zerstückelt, 
die  sechs  Erlauchten  waren  gross  und  übermächtig.  Gewinnt  man 
nach  unten  einen  Cberblick,  warum  Thsin  vernichtet  worden:  die 
Strafen  waren  streng,  die  Buchstaben  tief  eingegraben,  es  wollte 
sich  vergrössern  ohne  Aufhören. 

Jetzt  ist  die  Macht  der  Statthalter  der  Landschaften  nicht  blos 
das  Gewicht  der  sechs  Erlauchten.  Die  Gebiete,  die  im  Umfange 
haben  wohl  tausend  Weglängen,  sind  nicht  blos  die  Hilfsmittel  der 
Durchgänge  und  Gässchen.  Ihre  Panzer  und  AngritrswafTen,  ihre 
\N'erkzeuge  und  Ausrüstungen  sind  nicht  blos  das  Geräthe  der 
Schafte  der  Hellebarden.  Wenn  man  erfährt  die  Veränderungen  der 
zehntausend  Geschlechtsalter,  so  ist  es  nicht  möglich,  dabei  alles 
zu  meiden  ^). 

Dies  der  übersandte  Aufsatz.  Später  ward  Yen-ngan  zum  An- 
führer der  Beiterschaar  des  Hinuiielssohnes  ernannt. 


Tschung  -  kiüu. 


^4-  Tschung-kiün  führte  den  Jünglingsnamen  ^E     -jP 

Tse-yün  und  war  in  dem  Lande  Thsi-nan  geboren.  In  frülier  Jugend 
ein  Freund  des  Lernens  ,  hatte  er  sich  durch  die  Schärfe  seines 
Urtheils,  durch  ausgebreitete  Kenntnisse  und  Geschicklichkeit  im 
Verfassen  von  Aufsätzen  in  seiner  Landschaft  (eine  solche  war  da- 
mals Thsi-nan)  einen  Namen  erworben. 

Mit  achtzehn  Jahren  wurde  er  zu  einem  Jünger  der  Ilofge- 
lehrten  erwählt,  in  welcher  Eigenschaft  er  zu  dem  Amte  des  mit 
dem  Namen  ^  yV  Tsai-tschang  belegten  hohen  Würdenträgers 
gehörte.  Da  er  von  Seite  der  Landschaft  nach  der  Hauptstadt  des 


')   Der   Boden  dieser  Lantlschafteii   ist   so  beschalTen,    dass  daselbst  das    Volk   ziisniu- 
mengelialten  und   zurechlgrebriiciit  werden   kann. 

-)   Die    lieliensfiirslen    sind    g^leiclisani    nur    die  Gürtel    der   SlattliaUcr    dieser    Land- 
schaften,  d.  i.  sie  sind  im  Verliältniss   unbedeutend   und  schwach.   Nach  Andern  hat 
diese  SteMe  den  Sinn,  dass  die  Statthalter   mit  den  Landein  der  Lehensfürsleii  ihre 
Seiten  umgürten  wollen. 
•5)    Der   l'iiti'rgaiit,'    ist    unvermeidlich. 


Die  Bevorzugten  des  Allhalters  Hiao-wu.  !^  4  1 

Himnielssohnes  gesendet  wurde,  begab  er  sich  in  das  Gebäude  der 
Lenkung,  um  den  bezüglichen  Auftrag  zu  übernehmen.  Daselbst  war 
schon  der  Ruf  seiner  ungewöhnlichen  Begabung  zu  dem  Statthalter 
der  Landschaft  gedrungen.  Dieser  berief  ihn  zu  sich  und  ward  für 
ihn  von  solcher  Bewunderung  erfüllt,  dass  er  mit  ihm  ein  ßündniss 
der  Freundschaft  schloss.  Tschuiig-kiün  empfahl  sich  bei  dem  Statt- 
halter und  trat  seine  Reise  an. 

Bei  seiner  Ankunft  in  Tschang-ngan  übersendet  er  dem  All- 
halter einen  Aufsatz,  dessen  Gegenstand  die  Angelegenheiten  des 
Landes,  Der  Allhalter  Hiao-wu  bewunderte  diesen  Aufsatz  und  er- 
nannte Tschung-kiün  zu  einem  Gesandten  für  die  Gäste.  Dieser 
besorgte  ausserdem  die  Geschäfte  im  Innern  des  höchsten  Wohn- 
sitzes und  war  der  Begleiter  des  Allhalters. 

Um  diese  Zeit  besuchte  der  Himmelssohn  die  den  fünf  Allhaltern 
der  Nordachse  geweiliten  Hügel  des  Anbetungsortes  von  Sff  Yung  i), 
wo  er  auf  der  Jagd  ein  weisses  hirschartiges  Thier^),  welches  in 
der  Mitte  der  Stirne  ein  einziges  Hörn  und  an  jedem  Fusse  fünf 
Klauen  hatte,  erlegte.  Um  dieselbe  Zeit  entdeckte  er  auch  einen 
ungewöhnlichen  Baum,  dessen  Äste,  nachdem  sie  sich  zur  Seite  des 
Stammes  ausgebreitet,  sich  über  dem  Gipfel  des  Baumes  wieder 
vereinigten.  Der  Allhalter  hielt  diese  zwei  Gegenstände  für  etwas 
Absonderliches,  und  er  forderte  in  einer  Umfrage  sämmtliche  Wür- 
denträger auf,  über  deren  Bedeutung  ihre  Meinung  auszusprechen. 
Tschung-kiün  übersandte  als  Antwort  auf  diese  Umfrage  den  fol- 
genden Aufsatz. 

Ich  habe  gehört:  Die  Tugend  des  Gebieters  in  den  Lobspenden 
der  Gedichte,  die  königlichen  Verdienste  in  Klangspiel  und  Tanz, 
es  sind  verschiedene  Einwebungen,  aber  ein  und  derselbe  Finger- 
zeig. Sie  erleuchten  dasjenige,  worin  die  vollkommene  Tugend 
ihren  Gipfel  hat. 

Im  Süden  entweicht  Yue  gleich  einer  Ratte,  gebraucht  als 
Wandschirme  Binsen  und  Schilfrohr,  bildet  mit  Vögeln  und  Fischen 
Eine  Heerde,  Der  richtige  erste  Tag  des  Monats  steht  in  keiner 
Beziehung  zu  dessen  Gewohnheiten.  Der  Inhaber  des  Vorsteher- 
amtes blickte   herab  auf  die  Marken,    und  das    östliche  Ngeu  ward 


*)  In  der  Nähe  der  Hauptstadt  des  heutigen  Kreises  Fung-thsiang  in  Schen-si. 
2)   Das  in   der   fieschichte  oftgeiiannte  saijenhaftp  Thier   l|l.^    lin. 


243  r>r.  P  f  i  z  111  a  i  e  r 

einer  der  Anschlüsse  des  Inneren.  Der  König  von  Min  bekannte  seine 
Verbrechen,  das  südliche  Yue  verliess  sich  auf  die  Hilfe  *)• 

Hu  im  Norden  folgt  den  Weidestellen,  wechselt  die  Wohnsitze. 
Es  hat  den  Wandel  der  Vögel  und  wilden  Tliiere,  das  Herz  der 
Tiger  und  Wölfe.  In  dem  hohen  Alterthum  konnte  man  es  niemals 
anleiten.  Der  grosse  Heerführer  fasste  die  Axt,  und  der  Schen-yü 
ergrilT  die  Flucht  nach  seinen  Zelten,  Der  kühne  Reiter  2)  hob  die 
Fahne,  und  Hoen-ye  s)  trug  den  Überwurf  des  Kleides  auf  der 
rechten  Seite  *).  Auf  diese  Weise  hat  die  Mildthätigkeit  im  Süden 
sich  ausgebreitet,  und  der  Schrecken  der  Macht  ist  im  Norden 
durchgedrungen. 

W^enn  man  ahndet,  hält  man  sich  nicht  an  die  Nahen.  Bei  Er- 
hebungen hinterlässt  man  nichts  den  Fernen.  Bei  der  Einsetzung  der 
Obrigkeiten  erwartet  man  die  Weisheit,  bei  den  Belohnungen  in 
den  Kreisen  wartet  man  auf  die  V^erdienste.  Die  Fähigen  rücken 
vorwärts  und  bewahren  ihre  Einkünfte.  Die  Unfähigen  treten  zu- 
rück und  arbeiten  mit  der  Kraft  ihres  Leibes  s).  Es  sind  Vorbilder 
aufgestellt  für  den  Erdkreis. 

Man  tritt  in  sämmtliche  VortrefTlichkeiten,  und  hat  deren  nicht 
zur  Genüge.  Man  trägt  in  dem  Busen  das  Licht  der  Höchstweisen, 
und  hat  es  nicht  ausschliesslich  im  Besitze  *).  Man  begründet  das 
Wesen  des  glänzenden  Schmuckes  der  drei  Prachtgebäude  ''),  und 
macht  hervorleuchten,  was  bei  dem  eigenen  Amte  angemessen.  Die 
Gebieter  der  geweihten  Erdhügel  haben  dergleichen  noch  nicht 
erfahren. 


*)  über  die  hier  erwähnten  Begebenlieiten  sind  in  der  Abhandlung:   „Zwei  Statthalter 

der  Landschaft  Kuei-ki"  Aufschlüsse  enthaUen. 
*)  „Der  kühne   Reiter"    ist  die  Benennung  eines   kriegerischen  Ranges,  welchen  der 

Heerführer  Wei-tsing  bekleidete. 

t\    jN'll     *CTy   Hoen-ye,  ein  nördliches   fremdländisches  Gebiet,    welches  damals  Han 

eiiiverli'ilil   wurde. 
*)  Die  nördlichen   Fremdländer  trugen  den  Überwurf  des  Kleides  auf  der  linken  Seite. 

Hoen-ye  hatte  somit  die   Gewohnheiten   des  Mittellandes  angenommen. 
*)   Sie  beschäftigen  sich  mit  dem  Ackerbau. 
")  Durch  das  hier  Gesagte  wird  die  Bescheidenheit  angedeutet. 

')  In  den  drei  Prachtgebäuden  Ming-thang  (die  erleuchtete  Halle),  ^^  ff]5p  P'- 
yung  und  Ling-tai  (die  heilige  Erdstufe)  reiht  man  Lenkung  und  Belehrung,  welche 
das  Wesen   des  glänzenden   Schmuckes  besitzen. 


i 


Die  Bevorzugten  des  Alllialters  Hiao-wii.  243 

Wenn  die  Übergabe  des  Befehls  ;ui  einen  Menschen  be- 
schlossen *),  werden  die  zehntausend  Angelegenheiten  neu  geschaffen. 
Wenn  zuletzt  die  sechs  Anschlüsse  übereinstimmen  in  den  Sitten, 
die  neun  Landstriche  gemeinschaftlich  an  Einen  Faden  gereiht 
sind,  wird  gewiss  das  Erwarten  der  erleuchteten  höchsten  Weis- 
heit, das  Auffrischen  der  Beschäftigung  des  Ahnen  fortgesetzt  in's 
unendliche,  Desshalb  lenkte  Tscheu  bis  zu  dern  Könige  Sching, 
dann  erst  halten  die  Einrichtungen  einen  festen  Boden,  und  das 
Entsprechende  der  freudigen  Bestätigungen  kam  zum  Vorschein. 

Jetzt  bist  du,  vor  dem  ich  stehe  unter  den  Stufen,  erfüllt  von 
dem  Glänze  der  Sonne  und  des  Mondes.  Du  richtest  abwärts  die 
höchstweisen  Gedanken  auf  die  Vollendung  der  Eingrabungen  2), 
du  befassest  dich  ausschliesslich  mit  der  Verehrung  des  Lichtes  der 
Geister,  verbrennst  und  vergräbst  das  Dargebrachtes)  in  den  Heilig- 
thüinern  der  Aussenweike  *).  Die  Wesenheit  der  dargebrachten 
Gaben  mengt  sich  mit  den  Geistern,  der  Hauch  der  gesammelten 
Einklänge  bringt  die  Meldung  dem  Lichtglanz  ^^,  und  dass  w  under- 
bare  Thiere  kommen  und  erlegt  werden,  ist  angemessen. 

Einst  befand  sich  König  Wu  in  der  Mitte  der  Strömung  und 
hatte  noch  nicht  übergesetzt.  Ein  weisser  Fisch  sprang  in  des 
Königs  Schiff.  Der  König  bückte  sich,  erfisste  ihn  und  zeigte  ihn 
sämmtlichen  Fürsten.  Alle  spraclien:  Ein  freudiges  Ereigniss!  — 
Jetzt  ward  die  Darbringung  in  den  Aussenwerken  noch  nicht  gese- 
hen von  dem  göttlichen  Erdgeist,  und  man  fängt  ein  wildes  Thier, 
damit  es  als  Speise  gereicht  werde.  Dies  ist  es,  wodurch  der  Him- 
mel zeigt,  dass  er  die  Gabe  empfängt  und  dass  die  Abschnittsmarke, 
durch  welche  man  mit  der  Höhe  verkehrt,  zusammengefügt  ward.  Es  ist 
angemessen,  hierbei  in's  Licht  zu  setzen  die  Zeit,  den  glücklichen 
Tag,  zu  verändern  und  zu  melden  das  erste  der  Jahre  *).  Man  breite 


1)   Wenn  der  erste   Laiidesfiirst  den   Befelil   von   dem   Flimmel   erliäU. 

-)   In   die  heiligen    (iefässe    w.trd    der  Name    des   Künstlers    eingegraben,    um    deren 
Echtheit  beweisen   zu  können. 

3)   Dies    bezieht  sieh   auf   die   dem   Himmel   und  der   Erde     dargebrachten   Gaben.   Das 
dem  Himmel  Dargebrachte   ward  verbraunt,   das  der   Erde   Dargebrachte  ward   ver- 
graben. 
*)   Diese   lleiligthiiiper  sind   die   Anbetungsorte  des   Himmels  und   der   Erde. 

*)   Den   im   Lichtglanz  strahlenden  Geistern. 

*)   Man  möge  den   Namen  des  Zeitraumes  verändern  und  dies  dem  göttlichen  Erdgeist 
melden. 
Sit/.b.  d.  phil.-hist.  t'l.  XXXVIII.  Bd.  II.  Hll.  >7 


244  l>i'-   P  ti  /.  m  a  i  ev 

als  Matte  das  weisse  Riedgras  in  dem  Lande  des  Stromes  und  des 
lloai  ').  Man  mache  ofTeiibar  die  vortiefTliche  Benennung  2)  auf  der 
festgebauten  Erdliöhe  s),  damit  entsprochen  werde  dem  Glanz  der 
Werke.  Man  heisse  diejenigen,  die  bekannt  geben  die  Ereignisse, 
es  vermerken. 

„Sechs  Wasserraben  fliegen  rückwärts"*),  bedeutet  nämlich 
Ungehorsam.  „Ein  weisser  Fisch  springt  in  das  Schiff",  bedeutet 
'Geiiorsam.  Die  Bestätigungen  von  Licht  und  Finsterniss  bringen  in 
der  Höhe  Verwirrung  unter  die  fliegenden  Vögel,  in  der  Tiefe  setzen 
sie  in  Bewegung  die  Fische  des  Abgrunds.  In  allen  Fällen  zeigt 
sich  Verleugnung  der  Art. 

Jetzt  hat  ein  vierfüssiges  Thier  der  Wildniss  zusammenge- 
wachsen die  Hörner  5):  dies  beleuchtet  den  gemeinsamen  Stamm. 
Sämmtliche  Äste  sind  nach  innen  aneinandergefügt:  hierdurch  wird 
gezeigt,  dass  es  kein  Äusseres  gibt.  Als  Entsprechendes  solcher 
Dinge  wird  es  wohl  Menschen  geben,  die  lösen  das  geknüpfte  Haar, 
abschneiden  den  linken  Überwurf,  tragen  Mütze  und  Gürtel,  binden 
Ober-  und  Unterkleid  «)  und  sich  umgestalten.  Dessen  kann  man, 
während  man  zusammenlegt  die  Hände,  gewärtig  sein  '). 

Nachdem  die  obenslehende  Antwort  abgegeben  worden,  er- 
füllte dieselbe  den  Allhalter  mit  der  grössten  Bewunderung.  Der 
Name  des  Zeitraumes  ward   aus  diesem  Anlasse  (122  vor  unserer 

Zeitr.)  verändert  und  das  Jahr,  das  erste  des  Zeitraumes  jtF  TT 


1)   Ua»   Land   zwischen  dem    g:ro$sen    Strome    und  dem    Uoni    reiclile    als    Ahj^ahe  das 


Itiedgrai). 


~)  Die  vortreffliche  ßeneunung  heisst  die  Darliringiing-  für  den  Himmel  und  die  Erde. 
Nach  Andern  wird  hier  der  Name  verslanden,   welchen   der  Darbring'ende  kundgfiht. 

3)  Die  festgehaiile  Erdhöhe  heisst  der  Berg  Thai-san  in  Tsi ,  weil  durch  ihn  die 
Ebenen  getheiU  werden. 

•*j  Der  Frühling  und  Merhsl  enthält  die  Stelle:  „Sechs  Wasserrahen  fliegen  rückwärts 
vorhei  an  der  ilau|itstadt  von  Sung".  Fürst  Siang  von  Sung  hatte  sich  zum  Ober- 
anführer der  Lehensfürsten  aufgeworfen,  ward  jedoch  (638  vor  unserer  Zeitr.) 
durch  die  Macht  von  Tsu  an  den  Ufern  des  Flusses  Hung  geschlagen,  worauf  die 
liphensfürsten  ilim  den  Gehorsam  aufkündigten,  was  sich  sechs  Jahre  nach  der  er- 
wähnten Beobachtung  des  Fluges  der  sechs  Wasscrvögel  ereignete  und  demnach 
als  vorhergesagt  betrachtet   wurde. 

*(  Da  die  Thiere  sonst  /.wei  Hörner  besitzen,  wird  das  einzige  Hörn  als  ein  solches 
betrachtet,   welches  aus   zweien   zusamniengcwaehsen  ist. 

*(   Die  Fremdhnnder   werden  die   Kleiderlracht  des  Millellaudes  annehmen. 

')   F.s  wird   in  kürzester  Zeit  zulrefTen. 


Die  Bevorzugten  des  Allhalters  Hiao-wii.  5i45 

Yuen-schdi  (die  ursprüngliche  Winterjagd)  geiiaiinl.  Einige  Monate 
später  unterwarfen  sich  der  König  des  südlichen  Yue  und  der  König 
des  Hiurig-iuj-Landes  Hoen-ye  freiwillig  der  Macht  der  Han,  was 
um  diese  Zeit  Alle  zu  dem  Glauben  veranlasste,  dass  die  Worte 
Tschung-kiün's  eingetroffen. 

In  dem  Zeiträume  Yuen-ting  (116  —  111  vor  unserer  Zeitr.) 


ward  der  Hofgelehrte  jT^  ^4p  Siü-yen    ausgesandt,   damit  er  den 

Sitten  und  Gewohnheiten  Geltung  verschaffe.  Dieser  Mann  Hess,  in- 
dem er  vorgab,  in  dieser  Hinsicht  eine  Weisung  erhalten  zu  haben, 
in  der  Landschaft  Kiao-tung  so  wie  in  dem  Fürsteniande  Lu  mit 
Anwendung  von  Blasbälgen  Salz  sieden  und  Eisen  giessen.  Nacb  seiner 
Rückkehr  erstattete  er  an  dem  Hofe  über  seine  Thätigkeit  Bericht 
und  ward  zu  einer  andern  Stelle,  nämlich  der  eines  Gehilfen  des 
Thai-tschang,  befördert.  Der  als  Hichter  berühmte  Tschang-thanfj, 
der  damals  ein  Grosser  des  Landes  und  V'ermerker  des  Himmels- 
sohnes, beschuldigte  jedoch  Siü-yen  eines  Verbrechens,  weil  dieser 
unter  dem  Vorgeben,  die  höchste  Weisung  erhalten  zu  haben, 
grossen  Schaden  angerichtet,  worauf  nach  dem  Gesetze  selbst  die 
Todesstrafe  steht. 

Siü-yen  behauptete  dagegen,  dass  sein  Vorgehen  ganz  im  Geiste 
des  Werkes  „Frühling  und  Herbst"  gewesen,  wonach  ein  Grosser 
des  Landes,  der  die  M;irkung  überschreitet,  sich  bei  vorkommender 
Gelegenheit  eigenmächtig  mit  der  Sicherung  der  Landesgötter  und 
der  Erhaltung  des  Volkes  zu  beschäftigen  habe.  Tschang-thang 
blieb  bei  dem  Buchstaben  des  Gesetzes,  konnte  aber  die  Ansicht 
dass  hier  im  Geiste  des  Werkes  „Frühling  und  Herbst"  verfahren 
worden,  nicht  widerlegen.  Es  erging  demnach  ein  höchster  Erlass, 
durch  welchen  Tsciiuiig-kiiiii  mit  dem  V^erhöre  des  Angeklagten  be- 
auftragt wurde. 

Tschung-kiün  stellte  Siü-yen  mit  folgenden  Worten  zur  Rede: 
Einst  walteten  in  den  Ländern  der  Lehensfürsten  verschiedene  Ge- 
wohnheiten. Was  getrennt  war  durch  eine  Strecke  von  liundert 
Weglängen,  verkehrte  nicht  mit  einander.  Um  jene  Zeit  gab  es  die 
Angelegenheiten  des  Erkundigens  und  der  Versammlungen;  die 
Stärke  der  Sicherheit  und  Gefahr  brachte  in  dem  Augenblicke  des 
einmaligen  Einathmens  und  Ausatlimens  Veränderungen  zu  Wege. 
Desswegen  w  ar  es  etwas  Angemessenes,  nicht  in  Empfang  zu  nehmen 

17" 


246  Dr.   P  f  i  z  m  a  ie  r 

die  Worte,  anzufertigenden  höchsten  Befehl,  eigenmächtig  zu  handeln 
für  sich  selbst.  Jetzt  ist  die  ^^'elt  ein  einziges  Ganzes,  auf  einer 
Strecke  von  zehntausend  Weglängen  ist  Übereinstimmung  in  den 
Sitten.  Desswegen  haben  die  Könige  des  Frühlings  und  Herbstes 
keine  auswärtigen  Gebiete.  Yen  ist  herumgewandelt  in  der  Mitte 
der  gezogenen  Wälle:  warum  sagt  er  von  sich,  dass  er  herausge- 
treten aus  den  Markungen? 

Auch  sitid  von  Salz  und  Eisen  in  den  Landschaften  überreich- 
liche Vorräthe.  Ob  man  zurechtstellt  die  beiden  Länder  oder  zu 
Boden  wirft  Fürstenland  und  Haus,  es  verdient  nicht,  dass  man  dies 
für  einen  Nutzen  oder  Schaden  halle:  warum  aber  hat  er  die  Siche- 
rung der  Landesgütter,  den  Fortbestand  der  Zehntausende  des  Vol- 
kes in  seinen  Worten  genannt? 

Nebstdem  stellte  er  Siü-yen  noch  mit  Folgendem  zur  Rede: 
Kiao-tung  liegt  im  Süden  nahe  an  Lang-ye,  im  Norden  trifft  es  zu- 
sammen mit  dem  nördlichen  Meer  i)-  I^^s  Land  Lu  hat  im  Westen 
zu  einem  Kissen  den  Thai-san,  im  Osten  hat  es  das  östliche  Meer^) 
Gliiubt  denn  Yen,  dass  die  Einwohner  der  vier  Landschaften  s) 
verbreitet  über  einige  Ackerländer,  dass,  wenn  sie  Gebrauch  machen 
von  ihren  Geräihschaften,  verzehren  das  Salz ,  nicht  genug  mehr 
vorhanden  sein  würde,  um  damit  gleichmässig  zu  betheilen  die  zwe. 
Landschaften  *)?  Dass  nach  der  Beschaffenheit  des  Bodens  eigent- 
lich Überfluss  vorhanden  sein  sollte,  aber  dass  die  Angestellten 
nicht  tauglich,  wie  Hesse  sich  dies  sagen? 

Indem  Yen  vorgab  eine  Weisung  und  mit  Anwendung  von 
Blasbälgen  goss,  wollte  er  bis  zur  Zeit  des  Ackerns  und  Säens  im 
Frühliiige  das  Volk  hinlänglich  versehen  mit  Geräthschaflen.  Aber 
für  die  Blasbälge  des  Landes  Lu  ward  schon  früher  das  Gebührende 
hergerichtet,  bis  zum  Herbst  konnte  man  anzünden  die  Feuer.  Dass 
durch  das,  was  er  hier  spricht,  die  Möglichkeit  gegeben  werde,  mit 
dem  Lehen  davon  zu  kommen,  ist  keineswegs  der  Fall. 


1)  „Das  nördliche  Meer"  war  der  Name  einer  Landschaft. 

2)  Die  Landschaft  des  üstlichen   Meeres.  Ehenso  war  auch  Thai-san  eiiie  l.nnd.s*hart, 
welche  diese  Benennung-   von  dem  gieichnaniig-en  Bcrg-e  erhielt. 

»)   Die   Landschaften   Lang-ye,    des    nördlichen    Alceres,    Thai-s.Tn    und    des    üslliihcu 

Meeres. 
*)   Die  Landschaft  Kiao-tiin^  und  das  Fürstenland  Lii. 


Die  Bevorzugten  des  Allhalters  Hiao-wu.  -C4  < 

Yen  hatte  schon  vorher  dreimal  eine  Meldung  gebracht  und 
keine  höchste  Verkündung  erhalten  *)•  Er  bedachte  nicht,  dass  das- 
jenige, was  er  that,  nicht  erlaubt  sein  würde,  aber  geradezu  vor- 
geben den  Auftrag  der  Macht,  zu  Wege  bringen  Segen,  um  zu 
erfiillen  die  HofTnungen  des  Volkes,  indess  man  trachtet  nach  einem 
Namen,  erntet  das  Lob,  dies  ist  es,  um  dessenwillen  die  Erleuch- 
teten und  Höchstweisen  verhängen  müssen  die  Hinrichtung. 

Das  Krumme  ein  Fuss,  das  Gerade  eine  Klafter,  Meng-tse  that 
den  Ausspruch,  dass  dies  nicht  erlaubt  2).  Jetzt  ist  das,  was  er  ver- 
brochen, etwas  Schweres,  aber  das,  was  er  ausgerichtet,  ist  etwas 
Unbedeutendes.  Hat  Yen  sich  selbst  ergeben  in  die  Nothwendigkeit 
zu  sterben,  indem  er  dies  that?  Er  wird  gehofft  haben,  dass  die 
Hinrichtung  nicht  über  ihn  verhängt  wird,  und  er  wollte  sich  da- 
durch erwerben  einen  Namen. 

Siü-yen  konnte  nichts  zn  seiner  Rechtfertigung  vorbringen  und 
bekannte  sich  scliuldig.  Als  er  sterben  sollte,  berichtete  Tschung- 
kiün  Folgendes  an  den  Hof:  Yen  hat  vorgegeben  die  Weisung,  hat 
eigenmächtig  gehandelt.  Ich  habe  nicht  in  Empfang  genommen  das 
Wesen  des  Auftrags.  Ich  bitte,  es  zu  überlassen  dem  höchsten  Ver- 
merker, damit  er  zurückfordere  den  Gegenstand  der  Schuld  Yen's. — 
Auf  diesen  Bericht  erfolgte  eine  zustimmende  Antwort.  Der  Allhalter 
fand  das  Verhör  gut,  und  in  einer  höchsten  Verkündung  ward 
befohlen,  dass  die  Sache  dem  Grossen  des  Landes  und  Vernierker  des 
Himmelssohnes  zur  Einsieht  mitgetheilt  werde. 

Als  Tschung-kiün  im  Beginne  seiner  Laufbahn  sich  von  Thsi- 
nan  zu  den  Hofgelehrten  begeben  sollte,  trat  er  zu  Fuss  in  den  das 
Gebiet  des  Himmelssohnes  abmarkenden  Engweg  von  Han-ku.  Der 
Angestellte    des    Engweges    gab    ihm    einen    Leinwandstreifen  ^). 


1)  Dasjenige,  was  er  dem  Himmelssoline  vorhrachte,  fand  kein  Gehör. 
')  Tschiii-tai  äusserte  sich  in  einer  Frage,  die  er  an  Meng-tse  stellte  :  Das  Krumme 
ein  Fuss,  das  Gerade  eine  Klafter,  es  ist  billig  oder  doch  erlaubt. —  Meng-tse  ant- 
wortete unter  anderem  :  Du  bist  im  Irrthum.  Wer  sich  selbst  gekrümmt  hat,  war 
noch  niemals  im  Staude,  die  Menschen  gerade  zu  richten. —  Tsiliin-tai  meint:  wenn 
bei  einer  Sache  vieles  recht  und  nur  weniges  unrecht,  so  dürfe  man  es  thun. 
Meng-tse  hingegen  meint,  dass  selbst  ein  kleines  Unrecht  einem  grossen  Rechte 
Eintrag  thue   und  demgemäss  eine  solche  Handlung  nicht   erlaubt   sei. 

3)  Ein  solcher  diit  Buchstaben  bemalter  Leinwandstreifen  ward  entzweigerissen  und 
diente  zur  Beglaubigung.  In  den  allen  Zeiten  mussto  Jeder,  der  das  Gebiet  des 
Himmelssohnes  betreten  wollte,  mit  einem  Reisescheine  versehen  sein.  Unn  icrriss 


248  '»'•    I'  li  z  ma  i  er 

Tscluiiig-kiün  friigtc,  was  er  damit  tlinn  solle.  Der  Angestellte  ant- 
wortete: Es  ist  ein  Rcisesehein  für  die  Riickkiinff.  Wenn  du  zurück- 
kehrst, müssen  die  Abschnitte  wieder  zusammengefügt  werden.  — 
Tschung-kiün  eiwiedertc  hierauf:  Ein  grosser  Mann,  der  westwärts 
wandert,  kehrt  duicliaus  nicht  mit  einem  Rcisesehein  für  die  Rück- 
kunft zurück.  —  Er  Hess  den  Leinwandstreifen  liegen  und  reiste 
weiter.  Als  Tschung-kiün  die  Stelle  eines  einladenden  Gesandten 
erhalten  hatte,  ward  ilun  der  Auftrag,  seinen  Reruf  in  den  Land- 
schaften und  Fiirstenländern  auszuüben.  Indem  er  jetzt  mit  der 
aufgesteckten  Ahdrucksmarke  seines  Amtes  in  östlicher  Richtung 
durch  den  Engweg  reiste,  erkannte  ihn  der  Angestellte  des  Eng- 
weges und  sprach:  Dieser  Gesandte  ist  der  Jünger,  der  einst  den 
Leinwandstreifen  zurückgelassen. 

Tschung-kiün  fand  in  den  Landschaften  und  Fürstenländern, 
wo  er  sein  Amt  ausübte,  alles  zweckmässig,  worüber  er  die  nüfhigen 
Berichte  einsandte.  Nach  seiner  Rückkehr  machte  er  in  der  Ange- 
legenheit seiner  Sendung  eine  Meldung  an  dem  Hofe,  worüber  der 
Allhalter  sehr  grosses  Wohlgefallen  bezeigte. 

Als  Han  damit  umging,  einen  Gesandten  zu  den  Hiung-nu"s  zu 
schicken,  stellte  Tschung-kiün  die  Bitte,  zu  dieser  Stelle  nicht  aus- 
ersehen zu  werden,  indem  er  folgendes  vorstellte:  Ich  Kiün  hatte 
nicht  so  viele  Verdienste,  als  nöthig,  um  schief  zu  legen  die  Gräser, 
und  ich  ward  gestellt  in  Eine  Reihe  mit  den  Leibwächtern  des 
Nachtlagers,  ich  verzehrte  meinen  Gehalt  durch  fünf  Jahre.  An  den 
seitwärts  liegenden  Marken  gibt  es  um  die  Zeit  die  Aufschreckung 
durch  Sturm  und  Staub,  es  ziemt  sich,  dass  ich  mich  bekleide  mit 
festem  Panzer,  ergreife  die  spitzige  Hellebarde,  die  Pfeile  von  Erz 
und  Stein  blossgelegt  muss  ich  vorwärts  schreiten.  Ich,  der  ich 
stehe  unter  dem  Klepper,  bin  nicht  gewohnt  der  Geschäfte  des 
Erzes  und  der  Lederpanzer.  Jetzt  habe  ich  geliört,  dass  man 
schicken  will  zu  den  Hiung-nu's  einen  Gesandten.  Es  ist  mein 
Wunsch,  anzustrengen  mein  ganzes  Wesen,  zu  schärfen  meinen 
Geist,  in  Empfang  zu  nehmen  als  Begleiter  den  erleuchteten  Auf- 
trag, zu  entwerfen  das  Bild  von  Glück  und  Unglück  vor  den  Augen 


«lahei-  ein  Slück  Leinw:\iirl,  dcssL-n  eine  Uiilfte  ileni  Iteisendcn  üherffeheii  und  liei 
der  Itückkelir  mit  der  /.urüeklieliailenen  anderen  Hälfte  /.um  liehufe  der  Ülier- 
waehiinf;   w  iedei'   /.iisammeiigelVi^l   wurde. 


Die  Bevoi-£uy:teii  des  Alllialters  Hiao-wu.  249 

des  Schen-yü.  Ich  aber  bin  von  Jahren  jung,  von  Gaben  unterge- 
reiht, ich  stehe  verwaist  unter  den  äusseren  Obrigkeiten  ').  Ich 
verdiene  nicht,  dass  ich  erhalte  ein  Vertrauensamt  für  eine  ganze 
Weltgegend.  Ich  vermesse  mich,  nicht  bewältigen  zu  können  meinen 
Schmerz,  wenn  in  der  höchsten  Verkündung  gefragt  werden  sollte 
nach  dem  Entwerfen  des  Bildes  von  Glück  und  Unglück.  —  Der 
Allhalter,  der  besonders  die  Antworten  Tschung-kiün's  bewundert 
hatte,  erwählte  diesen  jetzt  zu  einem  Grossen,  dessen  Pflicht  es 
war,  Vorstellungen  zu  machen. 

Um  diese  Zeit  hatte  das  südliche  Yue  mit  Han  Freundschaft 
geschlossen.  Man  schickte  daher  Tschung-kiün  als  Gesandten  in  das 
südliche  Yue,  damit  er  mit  dem  Könige  dieses  Landes  spreche  und 
ihn  bewege,  gleich  den  übrigen  Lehensfürsten  des  Inlandes  an  dem 
Hofe  von  Han  zu  erscheinen.  Tschung-kiün  hatte  selbst  gebeten,  mit 
dieser  Sendung  betraut  zu  werden,  und  er  wünschte,  wie  er  sich 
ausdrückte,  den  langen  Brustriemen  eines  Pferdes  zu  erhalten,  auf 
dass  er  den  König  des  südlichen  Yue  wie  an  einer  Halfter  führen 
und  unter  die  Thorwarte  des  Himmelssohnes  bringen  könne. 

Tschung-kiün  begab  sich  sogleich  auf  die  Reise  und  sprach 
mit  dem  Könige  von  Yue,  der  den  Worten  des  Gesandten  Gehör 
schenkte  und  die  Bitte  stellte,  dass  das  ganze  unter  seiner  Bot- 
mässigkeit  stehende  Gebiet  in  das  Miltelland  eingeschlossen  werde. 
Der  Himmelssohn,  dem  dieser  Erfolg  ungewöhnliche  Freude  verur- 
sachte, verlieh  den  grossen  Würdenträgern  des  südlichen  Yue 
Abdrucksmarken  mit  breiten  Bändern,  indem  er  sie  ausschliesslich 
die  Gesetze  von  Han  anwenden  und  die  Gewohnheilen  des  Landes 
neu  umändern  hiess.  Zugleich  ward  dem  Gesandten  befohlen,  in 
dem  Lande  zu  verbleiben  und  daselbst  die  Ruhe  aufrecht  zu  er- 
halten. 

Unterdessen  wollte  ^    ,S    Liü-kia,    Lenkungsgehilfe    von 

Yue,  die  Aufnahme  dieses  Landes  unter  die  Länder  des  Himmels- 
sohnes verhindern.  Er  setzte  eine  Kriegsmacht  in  Bewegung,  mit 
deren  Hilfe  er  (112  vor  unserer  Zeitr.)  seinen  König  überfiel  und 
tödtete.  Ein  gleiches  Los  traf  den  Gesandten  von  Han. 


1)   Die   äusseren   Obrig-keiten   sin.)     die   Wiirdeiiti;i','er.    weU-lie    weder   zur   Aiifw.nrluiig^ 
im  Innern  noch   luv  Leibwache  gehören. 


250  Dr.  Pfizmaier,    Die  Bevorzugten  des  Allhalters  Hiao-wu. 

Tschuiig-kiün  war,  als  er  gfetüdtet  ward,  etwas  über  zwanzig 
Jalire  alt  »)•  L)'e  Zeitgenossen  benannten  ihn  daher,  indem  sie  seinen 

Namen  veränderten,  mit  dem  Namen  "m^  ^-^    Tsehuiig-tung,  d.  i. 

der  als  Jüngling  Verstorbene. 


*)  So  die  Geschichte.  Aus  dem  Erzählten  jreht  jedoch  hervor,  dass  Tschung-kiün  in 
seinem  acht/.ehnli>n  Lehensjahre  n.ich  Tschang-ngan  berufen  worden  und  daselbst 
im  ersten  Jahre  des  Zeitraumes  Ynen  -  scheu  (122  vor  unserer  Zeitr.)  eine 
Antwort  auf  die  Frage  des  Himroelssohnes  eingesandt  hat.  Liii-kia  tödtete  seinen 
König  und  den  Gesandten  von  Hau  im  fünften  Jahre  des  Zeitraumes  Yuen-ting 
(112  vor  unserer  Zeitr.).  Demnach  wäre  Tschuug-kiiin ,  vorausgesetzt,  dass  er 
auch  in  dem  ersten  Jahre  des  Zeitraumes  Yuen-scheu  nacli  Tschang-ngan  gekommen, 
zur  Zeit   seines  Todes  achtundzwanzig  Jahre  alt  gewesen. 


Gindely,  Zur  Geschichte  der  Einwirkung:  Spaniens  etc.  40  1 


SITZUNG  VOM   13.  NOVEMBER   1861 


Vorgelegt: 

Zur    Geschichte    der    Einwirkung  Spaniens    auf  die  Papsl- 
wahlen,  namentlich  hei  Gelegenheit  der  Wahl  Led's  XL   im 

Jahre  160ö. 

Von  Anton  Crindely. 

Die  Bedeutung,  wdche  die  Wahl  der  Päpste  im  Mittelalter  für 
Deutschland  hatte,  ging  im  XVI.  und  XVII.  Jahrhundert  auf  Spanien 
über.  Als  Ferdinand  der  Katholische  Neapel  seinem  Reiche  einver- 
leibt hatte  und  später  Karl  V.  hiezu  noch  Mailand  fügte,  war  nicht 
blos  das  Gleichgewicht  in  Italien,  dessen  Vertreter  seit  jeher  die 
Päpste  waren,  zerstört,  sondern  es  war  die  einheimische  Herr- 
scliaft  durch  eine  fremde  ersetzt,  was  die  Päpste  bitterer  empfanden 
als  irgend  Jemand  in  Italien.  So  oft  Franz  I.  gegen  Karl  V.  losbrach, 
konnte  er  sicher  sein,  an  dem  Papste  einen  offenen  oder  heimlichen 
Freund  zu  finden  und  alles  was  Karl  V.  und  sein  Sohn  für  die  Herr- 
schaft der  katholischen  Religion  in  ihren  Ländern  thun  konnten,  war 
nie  und  nimmer  zureichend,  um  die  Päpste  vergessen  zu  machen, 
dass,  wo  sie  sich  in  Italien  hinkehrten,  die  Spanier  sich  breitgesetzt 
hatten. 

Um  dieser  Feindseligkeit  in  der  Wurzel  zu  begegnen  bemühte 
sicli  Karl ,  noch  mehr  aber  Philipp  II.  die  Cardinäle  für  sich  theil 
durch  Pensionen  theils  dui'ch  Präbenden  zu  gewinnen,  um  so  die 
Bildung  einer  bedeutenden  spanischen  Partei  in«  Cardinalscollegiuin 
zuwege  zu  bringen,  welche  bei  allen  Papstwahlen  grosse  Dienste 
leisten  sollte.  Indessen  half  selbst  dies  nochwi'nig,  da  Frankreich 
über  dieselben  Mittel  gebietend,  eine  eben  so  starke  Partei   für   sich 


I 


252  A.   Giadely,   Zur  (iesehichte  der  Einwirk  ung  Spnniens  auf  die 

gewann  und  die  neutralen  Cardinäle  denselben  Impulsen  folgten, 
von  denen  die  Päpste  geleitet  waren.  So  oft  irgend  ein  Papst  von 
demselben  feurigen  Eifer  geleitet,  wie  Paul  IV.  (Caraffa  1555  bis 
1559)  erklären  mochte,  dass  die  Befreiung  Italiens  eine  heilige 
Sache  sei,  so  oft  erzitterte  die  spanische  Herrschaft  in  den  Grund- 
resten. 

Die  inneren  Zwistigkeiten,  welche  in  Frankreich  unter  den 
letzten  Königen  aus  dem  Hause  Valois  ausbrachen  und  welche 
zuletzt  zur  Herrschaft  eines  protestantischen  Königs  in  der  Person 
Heinrichs  IV.  zu  führen  schienen,  Hessen  mit  einem  Male  Spanien 
als  die  einzige  Stütze  des  Katholicismus  erscheinen  und  schon 
unter  dem  klugen  Sixtus  V.  begarm  Philipp  II.  in  Rom  einen  so 
übermächtigen  Einfluss  zu  gewinnen,  dass  er  mit  Recht  hoffen 
konnte,  die  künftige  Papstwahl  nach  seinem  Willen  zu  leiten.  Dies 
war  um  so  nothwendiger,  als  er  die  Zwistigkeiten  in  Frankreich 
dazu  ausnützte,  um  auf  den  Thron  mit  Hilfe  der  katholischen  Liga 
seine  eigene  Familie  zu  bringen;  seine  Macht  war  jedoch  nicht 
ausreichend  hiezu,  wenn  nicht  der  Papst  sich  ihm  mit  allen  geist- 
lichen und  weltlichen  WalTen  auf  das  innigste  verband.  Schon 
Sixtus  V.  that  viel  für  ihn,  lange  aber  nicht  so  viel,  als  er  verlangte 
und  als  es  nöthig  erschien.  Als  Sixtus  starb,  hing  es  von  der 
Persönlichkeit  des  neu  zu  wählenden  Papstes  ab,  ob  Frankreich  in 
das  Netz  spanischer  Politik  werde  hineingezogen  werden  oder  ob  es 
seine  Selbstständigkeit  behaupten  werde. 

Im  Cardirialscollegium  standen  sich  bei  der  Wahl  nur  zwei 
Parteien  gegenüber,  die  spanische  und  die  des  Cnrdinals  Montalto, 
des  Neffen  Sixtus'  V.  Es  ist  bekannt,  dass  im  XVI.  Jahrhundert 
der  Nepotismus  im  Kirchenstaat  immer  noch  fortwucherte.  Regel- 
mässig hing  die  Ausspendung  aller  Gnaden  eines  Papstes  von  einem 
seiner  Neffen  ab,  die  er  mit  dem  Purpur  bekleidet  hatte,  namentlich 
war  die  Ernennung  der  Cardinäle  so  sehr  Werk  dieses  Nipoten, 
dass  bei  der  Sedisvacanz  sich  sämmtliche  Cardinäle  des  letzten 
Papstes  um  ihn  schaarten,  um  der  folgenden  Waiil  einen  ihren 
Interessen  zusagenden  Ausschlag  zu  geben.  Diejenigen  Cardinäle, 
die  ihre  Einennimg  früheien  Päpsten  dankten  und  nicht  im  Solde 
einer  der  katholischeti  Mächte  standen,  bildeten  die  neutrale  Partei, 
die  jedoch  in  der  Regel  so  klein  war,  dass  sie  nicht  den  Ausschlag 
geben  konnte,  wenngleich  re<,'elinässig  die  Päpste  aus  ihrer  Mitte 


r 


Papstwahleii,  namenllicli  bei  Geli^genheit  der  Wahl  Leo's  XI.  im  J.  1G03.     253 

gewählt  wurden.  Die  französische  Partei  war  in  dem  Conclave  nach 
Sixtus' V.  Tode  gar  nicht  vorhanden,  oder  vielmehr  im  Interesse 
Spaniens,  da  die  katholische  Liga  in  Frankreich  im  Bunde  mit 
Philipp  II.  stand  und  um  diese  Zeit  über  die  hohen  Würdenträger  der 
Kirche  gebot. 

So  günstig  also  die  Angelegenheiten  für  Philipp  in  dem  Con- 
clave nach  Sixtus'  Tode  standen,  da  mit  vielem  Schein  von  Recht 
seine  Anhänger  geltend  machen  konnten,  dass  er  der  einzige  christ- 
liche König  sei,  welcher  die  Rechte  des  päpstlichen  Stuhles  ver- 
fechte, und  so  wenig  eigentlich  die  Cardinäle,  die  unter  Montalto's 
Anführung  ihm  gegenüber  standen,  andere  als  persönliche  Interessen 
verfolgten,  nicht  im  Namen  eines  grossen  Princips  oder  im  Namen 
der  Freiheit  Frankreichs,  sondern  geleitet  von  kleinlichen  Inter- 
essen und  persönlichen  Vortheilen  sich  ihm  entgegenstellten,  so 
siegte  dennoch  Montalto  und  die  Wahl  des  Conclaves,  welche  die 
Person  des  Cardinais  Castagna  traf,  ging  nicht  nach  Philipp's 
Wunsche  vor  sich.  Indessen  war  Urhan  VlI.,  so  hiess  der  neue 
Papst,  weniger  eine  Wahl  als  ein  Compromiss  unter  den  Parteien, 
denn  seine  Kränklichkeit  Hess  einen  haldigen  Tod  voraussehen  und 
dieser  traf  auch  bereits  12  Tage  nach  der  Wahl  ein. 

Die  Cardinäle  traten  also  wieder  im  Conclave  zusammen;  die 
Parteien  standen  sich  mit  denselben  Kräften  und  Absichten  wie 
früher  entgegen.  Die  Spanier  waren  jedoch  diesmal  entschiedener 
wie  sonst  und  was  auch  Montalto  thnn  konnte,  es  gelang  ihm  nicht 
eine  Wahl  nach  seinem  Willen  durchzusetzen.  Auch  gestattete  die 
lange  Dauer  des  Conclaves,  dass  Philipp  II.  von  dem  Tode  Urban's VII. 
benachrichtigt  werden  und  dass  er  seinen  Willen  dem  Gesandten  in 
Rom,  Grafen  Olivarez  mittheilen  konnte.  Er  war  fest  entschlossen, 
diesmal  die  Wahl  seinem  Zwecke  gemäss  zu  lenken  und  hiezu 
ganz  ausserordentlicher  Mittel  sich  zu  bedienen. 

Um  diese  Zeit  besassen  die  drei  wichtigsten  Fürsten  der  katho- 
lischen Welt  noch  nicht  das  Recht,  welches  ihnen  später  gewährt 
wurde,  besonders  missliebigen  Cardinäleu  die  Exciusiva  bei  der 
Wahl  zu  geben.  Nichtsdestoweniger  übte  sowohl  Frankreich  wie 
Spanien  eine  Exciusiva,  wenn  auch  nicht  dem  Rechte,  so  doch  der 
That  nach  aus.  Nach  den  Bestimmungen  früherer  Päpste  konnte 
ein  Papst  nur 'dann  als  gewählt  betrachtet  werden,  wenn  sich  zwei 
Drittel  der  im  Conclave   anwesenden    Cardinäle    für   ihn  erklärten. 


254  '^-  fiindely.   Zur  Gescliiihte  der  Einwirkung;  Spaniens  auf  cüp 

Wenn  nun  die  spanische  oder  die  frunzösisehe  Partei  mehr  wie  das 
Drittel  der  stimmenden  Caidinäle  betrug,  so  sehloss  sie  durch  diese 
Stärke  jeden  ihr  missliebigen  Cardinal  aus.  Aber  auch  selbst  in  dem 
Falle,  dass  die  eine  oder  die  andere  Partei  nicht  so  bedeutend  war, 
so  gewann  sie  stets  einige  von  den  neutralen  Cardinülen,  welche 
sich  ihr  zum  Behufe  der  Ausschliessung  verbanden,  denn  mit  der 
Zahl  der  Ausgeschlossenen  mehrte  sich  für  die  wenigen  neutralen 
und  stets  sehr  alten  Cardinäle  die  Aussicht,  gewählt  zu  werden.  Um 
in  alle  diese  Wahlmanöver  eine  feste  Ordnung  zu  bringen,  wählte 
bei  jedem  Conclave  der  spanische  König  einen  der  besonders  erge- 
benen Cardinäle  und  betraute  ihn  mit  „der  Stimme  für  Spanien", 
wie  man  dies  zu  nennen  pflegte.  Er  war  hiedurch  zum  Haupt  der 
spanischen  Partei  ernannt,  wusste  um  die  Wünsche  des  Königs  und 
die,  welche  dem  letzteren  dienen  wollten,  schlössen  sich  ihm  an  und 
stimmten  nach  seiner  Leitung. 

In  dem  Conclave,  welches  nach  Urban's  VII.  Tod  zusammentrat, 
führte  der  Cardinal  Mendoza  die  Stimme  für  Spanien.  Diejenigen, 
welche  die  spanische  Partei  bildeten,  waren  diesmal  so  zahlreich, 
dass  sie  mehr  als  hinreichten,  um  jedem  beliebigen  Cardinal  die 
Exclusiva  zu  geben  und  sonach  zu  hindern,  dass  Montalto,  der  an 
und  für  sich  über  mehrere  Stimmen  gebot,  eine  Wahl  nach  seinem 
Wunsche  durchsetzen  konnte.  So  viel  Mendoza  aber  auch  thun  und 
den  neutralen  Cardinälen  anbieten  konnte,  so  sehr  er  einzelne  Car- 
dinäle der  Partei  Montalto's  zum  Anschlüsse  an  sich  bewegen  mochte, 
er  war  eben  so  wenig  im  Stande  einem  bestimmten  Candidaten  zwei 
Drittel  der  Stimmen  zu  verschaOen,  so  dass  die  Wahl  eines  Papstes 
keine  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hatte.  Je  mehr  Montalto  im  frü- 
heren und  gegenwärtigen  Conclave  einem  spanisch  gesinnten 
Papste  sich  widersetzt  hatte,  desto  mehr  glaubte  er  Grund  zu  haben, 
in  der  eingeschlagenen  Richtung  auszuharren,  um  sich  nicht  dem 
Übelwollen  des  künftigen  Herrn  preiszugeben. 

In  diesem  Zustande  waren  die  Angelegenheiten  des  Conclaves, 
als  von  Philipp  11.  verschärfte  Weisungen  für  Olivarcz  eintrafen, 
die  Wahl  im  Sinne  Spaniens  zu  beeinflussen.  Es  genügte  diesmal 
dem  Könige  nicht,  durch  seine  Anhänger  jeden  missliebigen  Cardi- 
nal auszuschliessen;  für  den  Feldzug  den  er  mit  der  katholischen 
Liga  gegen  Heinrich  IV.  unternehmen  wollte,  brauchte  er  einen 
Papst,  der  ganz  in  seine  Anschauungsweise  einging.   Was  für  einen 


Papstwahlen,  namentlich  bei  Gelegenheit  der  Wahl  Leo's  XI.  im  J.   1G03.     255 

Papst  er  haben  wollte,  deuteten  seine  Instructionen  immer  in  den 
Worten  an:  „Wir  brauchen  einen  eifrigen,  heiligen  Papst,  der  allein 
auf  das  Wohl  der  Kirche  denkt.  Derjenige,  der  also  der  beste  für 
die  Kirche  ist,  ist  auch  der  beste  für  uns".  Wenn  wir  diesen  ganz 
erbaulichen  Worten  ihr  diplomatisches  Kleid  ausziehen,  so  heissen 
sie  ungefähr  so  viel,  als:  Spanien  braucht  jetzt  einen  eifrigen  Papst, 
der  für  nichts  anderes  Augen  hat  als  für  die  Gefahr,  dass  Frankreich 
in  die  Hände  eines  protestantischen  Königs  fallen  konnte,  und  der 
desshalb  kurzsichtig  genug  sein  dürfte,  unsere  sonstigen  Absichten 
nicht  zu  merken  und  mit  uns  durch  Dick  und  Dünn  zu  gehen. 

Um  einen  solchen  Papst  der  Kirche  zu  geben,  beschloss  dies- 
mal Philipp  nicht  blos  die  Exclusion,  sondern  auch  die  Inclusion, 
wie  er  dies  nannte,  auszuüben.  Fünf  Cardinäle,  welche  seit  langem 
dem  spanischen  Interesse  ergehen  schienen  und  von  denen  er 
erwartete,  dass  sie  in  Bezug  auf  Frankreich  alles  thun  würden,  was 
er  verlangte,  wurden  von  ihm  namentlich  als  diejenigen  bezeich- 
net, deren  Wahl  ihm  angenehm  wäre,  und  um  durch  diese  geringe 
Zahl  die  Überraschung  nicht  zu  sehr  wach  zu  rufen,  fügte  er  diesen 
noch  zwei  andere  Namen  zu,  aber  derart  beschaffen,  dass  er  nicht 
ihre  ^^'ahl  befürchten  zu  müssen  glaubte.  Mendoza  erklärte  rund- 
weg im  Conclave,  dem  Könige  von  Spanien  sei  nur  mit  einem  von 
den  sieben  Cardinälen  gedient,  und  er  verlange,  dass  sich  die  Stimmen 
auf  einen  derselben  concentriren.  Dem  Cardinal  Montalto  wurde  es 
überlassen,  einen  aus  diesen  sieben  zu  bezeichnen,  dessen  Wahl, 
sobald  sich  die  spanische  Partei  und  die  Montalto's  vereinte,  unzweifel- 
haft war. 

Der  Cardinal  Montalto  war  aber  fest  und  trat  den  Anträgen  der 
Spanier  mit  einem  ähnlichen  entgegen.  Er  schlug  fünf  Cardinäle 
seiner  Partei  vor  und  forderte  Mendoza  auf,  einen  aus  ihrer  Mitte 
zu  bezeichnen,  welcher  der  künftige  Papst  sein  sollte.  Dies  hatte 
eben  so  wenig  eine  Wirkung  wie  der  andere  Vorschlag.  Montalto's 
Unnachgiebigkeit  wurde  indessen  fortwährend  durch  Anhänger  des 
Grossherzogs  von  Toscana  und  des  Herzogs  von  Mantua  genährt, 
welche  Fürsten  zwar  nur  sehr  wenige  aber  desto  ergebenere 
Anhänger  im  Conclave  zählten  und  die  nur  mit  Schrecken  den 
Moment  herankommen  sahen,  wo  die  spanische  Macht  in  Italien 
nicht  blos  in  Mailand  und  Neapel,  sondern  im  Vatican  selbst  tonan- 
gebend sein  sollte.   Obwohl    durch  strenge  Kirchenstrafen  jede  Ein- 


Ü250  A.    G  in  Jel  y.  Zur  Geschichte  der  Einwirkung  Spnuiens  aut  die 

tliissiiiilime  von  aussen  auf  die  im  Conclave  versammelten  Cardinäle 
seit  langem  verboten  war,  so  kehrten  sich  die  Agenten  dieser 
Fürsten  nur  wenig  daran  und  verkehrten  ununterbrochen  mit  dem 
Innern  des  Conclaves  so  viel,  als  ihnen  nöthig  schien. 

Die  Partei  Spat)iens  wurde  indoss  durch  einen  Ankömmling, 
denjenigen  Cardinal  nämlich,  welcher  als  Nuntius  in  Frankreich 
bisher  thätig  gewesen  und  zur  Wahl  nach  Rom  gekommen  war,  ver- 
stärkt. Vor  seinem  Eintritte  in  das  bereits  seit  einigen  Wochen 
versammelte  Conclave  hatte  Olivarez  und  der  zweite  spanische  Ge- 
sandte in  Rom,  der  Herzog  von  Sessa,  eine  lange  Conferenz  mit  ihm, 
worin  sie  ihm  die  Nothwendigkeit  auseinandersetzten,  dass  der 
künftige  Papst  vornehmlich  mit  Rücksicht  auf  die  französischen  Wirren 
gewählt  werden  müsse.  Der  Nuntius,  welcher  im  Interesse  der  Liga 
eben  in  Frankreich  gewirkt  hatte,  war  den  spanischen  Einflüste- 
rungen zugänglicher  wie  irgend  Jemand,  da  sie  mit  seiner  eigenen 
Überzeugung  zusammentrafen  und  versprach  die  besten  Dienste  im 
Conclave.  Allein  selbst  der  Eintritt  dieses  Cardinais  trug  nicht  die 
gewünschten  Früchte  und  alle  Tage  wurde  Olivarez  durch  die  Nach- 
richt alarmirt,  dass  dieser  oder  jener  Cardinal  gewählt  worden,  der 
antispaiiisch  gesinnt  sei.  Bisher  hatte  er  sich  selbst  jeder  Correspon- 
denz  mit  den  im  Conclave  befindlichen  Cardinälen  enthalten  und  in 
dieser  Beziehung  handelte  er  im  Einverständnisse  mit  den  Befehlen 
seines  Herrn,  der  die  Kircliengebote  beobachtet  wissen  wollte.  Allein 
er  kannte  seinen  Herrn  zu  gut  um  nicht  zu  wissen,  dass  es  ihm 
dieser  höchlich  verübeln  würde,  wenn  er  nicht  unter  irgend  einem 
plausiblen  Vorwande  diese  Gebote  zu  umgehen  suchen  würde,  sobald 
es  der  Zweck  erheischte.  Als  er  also  von  dem  Widerstände  Montal- 
to's  im  Conclave  sichere  Kenntniss  hatte,  eine  Kenntniss  die  ihm 
indirect  zukam,  und  auch  von  dem  Zusammenhange  erfuhr,  in  dem 
ununterbrochen  der  Herzog  von  Mantua  w  ie  der  Grossherzog  von 
Toscana  mit  dem  Conclave  standen,  rief  er  einen  römischen  Theo- 
logen zu  sich  und  legte  ihm  die  Frage  vor,  ob  er  in  Rücksicht  auf 
den  heiligen  Zweck  seines  Königs  in  Zusammenhang  mit  dem  Con- 
clave treten  könne,  ohne  Gefahr  zu  laufen,  von  den  betreirenden 
Censuren  getroffen  zu  werden.  Der  gei-ufene  Theolog  beschwich- 
tigte seine  Scrupel  und  erklärte,  er  dürfe  mit  dem  Conclave  in 
geheime  Verbindung  treten,  und  mehrere  andere,  denen  die  gleiche 
Frage    vorgelej;!    wurde,    schlössen    sich    derselben    Meinung    an. 


vri 


\ 


Papstwahlen,  namentlich  hei  Gelegenheit  der  Wahl  L«o's  X[.  im  J,  1603.     237 

Olivarez  hatte  nun  länger  keine  weiteren  Zweifel  und  mit  Hilfe  eines 
der  Diener  im  Conelave,  Grota,  stärkte   er    nicht  nur  die  Ausdauer 
der  Spanier,  sondern  bedrohte  und  köderte  zu   gleicher  Zeit  Mont- 
alto,  der  der  Gunst  des  Königs  sicher  sein  könne,    wenn    er   ihm  in 
einer  so  wichtigen  Angelegenheit  dienen  werde.    Montalto,  der  nun 
fast  zwei  Monate  vergeblich   eine  Wahl  in  seinem  Sinne  durchzu- 
setzen gesucht  hatte,  begann  zu  schwanken.  Die  Wünsche  Philipp's 
empfahlen  sich  am  Ende  seiner  Berücksichtigung  von  einer  doppelten 
Seite;   sie  bezweckten  augenscheinlich    ein   energisches  Auftreten 
gegen  die  französischen  Protestanten,  also  wie  es  scheinen  konnte 
das  Wohl  der  Kirche,  und  andererseits  fürchtete  er  bei  einem  lätiger 
dauernden    Conelave    für  sein    persönliches   Interesse.    Im   ganzen 
Kirchenstaat  war    nämlich   die  schlimmste  Anarchie  ausgebrochen; 
Alfons  Piccolomini,  Anführer  organisirter  Räuberbanden,  hatte  sich 
des  gesammten  Landes  bemächtigt,  und  man  fürchtete    bereits,   dass 
er  soiiüv  Rom  angreifen  werde.  In  der  Stadt  selbst  war   die  Noth  des 
Volkes  durch  Mangel  an  Getreidezufuhr  auf  das  Höchste  gestiegen 
und  die  Verwünschungen  gegen  die  Familie  Montalto,   der  man  die 
Übel  zur  Last  legte,  wurden  immer  lauter.  Er  gab  zuletzt  nach  und 
bequemte  sich  unter   den  von   Spanien  vorgeschlagenen  Candidaten 
den  Cardinal  Sfondrato  als  denjenigen  zu  bezeichnen,  den  er  seiner 
Partei  anempfehlen  wolle.  Am  5.   December  1590  ward  dieser  all- 
gemein als  Papst  anerkannt  und  bestieg  unter  dem  Namen  Gregor  XIV. 
den  päpstlichen  Thron. 

So  hatte  Philipp  II.  durch  das  Mittel  der  Inclusion,  vornehmlich 
aber  durch  die  compacte    Stärke    seiner    Partei    einen  Papst  seines 
Willens  durchgesetzt.    Es   ist   bekannt,    weielie   Dienste   ihm   Gre- 
gor XIV.  leistete  und  wie  viel  Ursache  er  hatte,    seinen  frühen  Tod 
zu  betrauern.  Sein  Nachfolger  Innocenz  IX.  wurde  unter  denselben 
Einflüssen  gewählt  (1591)  und    war   einer  von    den    fünfen,    deren 
Wahl  das  Jahr   vorher    Philipp   II.    gewünscht    hatte.   Nach   seinem 
schon  nach  zwei  Monaten  erfolgten  Tode  wurde  Cardinal  Aldobran- 
dini zum  Papste  gewählt,  der  zwar  nicht  zu    den    besonderen  Ver- 
trauten gehörte,  aber  dennoch   auch    nicht    übel    von  Spanien  ange- 
sehen war.  So  lange  Heinrich  IV.  nicht  zu  der  katholischen  Kirche 
übertrat,  konnte  auch  Clemens  VIII.,  so  hiess  der  neue  Papst,   nicht 
anders  als  den  Fussstapfen  seiner  Vorfahren  folgen,  sobald  aber  dies 
Hinderniss  beseitigt  war,  zeigte  er  bald  ^eiing.  dass  er  sowohl  genug 


2oo  A.   n  i  11  «1  el  y.  Zur  ricschiehte  der  Einwirkung'  Spaniens  auf  die 

staatsmäiiiiisclieii  Blick  besass,  um  die  Handlungsweise  Philipp's  11. 
in  ihrem  rechten  Liehle  zu  beut-Jheilen,  als  auch,  dass  ein  so  hohes 
Amt  wie  das  seine,  mit  Nothwendigkeit  ihn  zur  Unparteilichkeit 
nöthigte  und  über  die  kleinlichen  Interessen,  denen  er  sich  als  Car- 
dinal hingeben  mochte,  das  Übergewicht  erlangte. 

Das  Pontificat  Clemens'  VlII.  dauerte  13  Jahre  und  man  gewann 
in  Rom  wie  in  Spanien  genug  Muse,  während  dieser  Zeit  die  Vor- 
gänge bei  der  Wahl  Gregorys  XIV.  etwas  genauer  zu  erwägen.  In 
Rom  setzte  sich  gegen  die  von  Spanien  ausgeübte  Inclusion  vor  allem 
ein  tiefer  Unwille  fest.  Die  Cardinäle  fanden  sich  zunächst  in  ihrem 
Interesse  verletzt;  denn  war  es  nicht  der  spanische  König,  der  von 
nun  an  die  Tiara  vergeben  wollte?  Die  Theologen  aber,  die  doch 
bei  einer  Angelegenheit  dieser  Art  mitzureden  hatten,  fanden,  dass 
die  Handlungsweise  der  spanischen  Könige,  welchen  Schein  sie  auch 
immerhin  anzunehmen  beliebe,  unbedingt  alle  diejenigen  Qiialifica- 
tionen  an  sich  habe,  welche  durch  eine  Bulle  PauTs  IV.  mit  Kirchen- 
strafen bedroht  sei.  Sie  erklärten,  dass  der  König  namentlich  in 
folgenden  Fällen  eine  schwere  Sünde  begehe: 

1.  Indem  der  König  durch  seinen  Gesandten  erklären  lasse, 
dass  er  die  Wahl  eines  hestimmten  Cardinais  wünsche,  tliue  er  der 
freien  Wahl  Gewalt  an,  denn  die  ihm  ergebenen  Cardinäle  fürchten 
durch  eine  missliebige  Wahl  in  seine  Ungnade  zu  fallen. 

2.  Indem  der  König  einen  bestimmten  Cardinal  von  der  Möglich- 
keit gewählt  zu  werden  ausschliesse,  füge  er  der  Kirche  einen 
grossen  Schaden  zu,  denn  die  Ausschliessung  trelle  mitunter  Männer, 
welche  die  meiste  Fähigkeit  zur  Regierung  der  Kirche  besässen. 

3.  Indem  der  König  den  Cardinäien  seiner  Partei  Pensionen 
gebe  und  Versprechungen  aller  Art  denselben  mache,  alles  zu  dem 
mehr  oder  weniger  deutlich  ausgesprochenen  Zwecke,  die  Papst- 
wahl nach  seinem  Willen  zu  lenken,  mache  er  sich  in  einer  gewissen 
Beziehung  des  Lasters  der  Simonie  schuldig,  denn  die  Stinime  bei 
der  Papstwahl  zu  geben,  sei  eine  geistliche  Angelegenheit  und  er 
gewinne  auf  sie  thatsächlich  durch  Geschenke  Einfluss. 

Nach  der  Meinung  dieser  Theologen  trafen  die  Kirchenstrafen 
wegen  solcher  Vergehen  nicht  blos  den  König,  sondern  auch  den 
Gesandten  in  Rom  als  das  vorzüglichste  Werkzeug  desselben.  Der 
Herzog  von  Sessa,  der  zuerst  neben  Olivarez  und  dann  allein  das 
spanische  Interesse  in  Rom  vertrat,  schien  von  diesen   Bemerkungen 


Papstwahlen,  namentlich  hei  Gelegenheit  der  Wahl  Leo's  XI.  iin  J.   lOOj.     2o9 

getrolTen  zu  sein  uiul  äusserte  seine  Gewissensscrupel.  In  Spanien, 
wo  man  zwar  Lust  hatte  Alles  zu  thun,  was  der  eigene  Vortheil 
erheisclite,  aber  doch  für  Alles  einige  theologische  Gründe  haben 
wollte,  waren  kaum  diese  Einwürfe  und  diese  Scriipel  bekannt,  als 
man  die  gesammte  Angelegenheit  einigen  Theologen  zur  reiferen 
Erwägung  zu  überweisen  besehloss.  Es  seheint  nicht,  dass  man  bei 
der  Wahl  blos  den  Zufall  walten  liess,  denn  unter  den  drei  beru- 
fenen fand  sich  neben  dem  Fray  Juan  Vincencio,  Generalvicar  des 
Dominicanerordens  und  dem  Jesuiten  Jusepe  de  Acosta  auch  noch 
Francisco  Peiia ,  Auditor  bei  der  Rota,  derselbe  welcher  dem  Grafen 
Olivarez  bei  seiner  Verlegenheit  mit  dem  theologischen  Gutachten 
aushalf,  dass  er  nämlich  trotz  Bullen  und  Censuren  mit  dem  Con- 
clave  in  Verbindung  treten  dürfe. 

Am  15.  Fehruar  1594  versammelten  sich  diese  drei  genannten 
Personen  in  Rom  in  einem  Kloster  und  hielten  eine  lange  ßerathung 
üher  die  obigen  drei  theologischen  Sätze,  welche  das  V^erfahren 
der  spanischen  Könige  verdammten.  Nach  vielen  Erwägungen  fassten 
sie  folgende  Gegenheschlüsse: 

1.  Die  kathoiisciien  Fürsten  können  über  die  Wahl  der  Päpste 
sede  vacante  mit  den  Cardinälen  unterhandeln,  zwar  nicht  in  befeh- 
lender und  zwingender  Weise,  aber  durch  Unterhandlung  und  Auf- 
forderung, dass  diese  einen  solchen  Papst  wählen,  der  nicht  blos 
der  Kirche,  sondern  auch  ihren  Völkern  zusage. 

2.  Um  zu  diesem  Zweck  zu  gelangen,  ist  es  katholischen 
Fürsten  gestattet,  die  Inclusion  und  Exciusion  auszuüben,  doch  nur 
unter  der  Bedingung,  dass  Niemand  eingeschlossen  werde,  der  nicht 
der  Wahl  würdig  sei,  und  Niemand  ausgeschlossen,  der  für  die 
Leitung  der  Kirche  der  passendste  zu  sein  scheine.  Erlauht  ist  es 
also,  auszuschliessen  den  oder  die  Cardinäle,  welche,  obwohl  zur 
Leitung  der  Kirche  für  fähig  gehalten,  aus  gewichtigen  Gründen 
für  Feinde  Spaniens  angesehen  werden,  wofern  solche  eingeschlossen 
werden,  die  den  Ausgeschlossenen  an  Fähigkeit  nicht  nachstehen. 

3.  Um  den  Willen  der  Cardinäle  zu  diesem  Ende  sich  geneigt 
zu  machen,  ist  es  gestattet,  die  Cardinäle  durch  ehrbare  Mittel,  Mie 
da  sind  Pensionen,  Gnadenbewilligungen  und  andere  \'ortheilo  zu 
gewinnen,  wofern  mit  Ertheilung  derselben  kein  formlicher  Vertrai' 
verbunden  wird  und  den  raidinälcn  ihre  Freiheit  bei  der  WM 
belassen  bleibe, 

Sit/.l).  .1.  iihil.-hisl.  i;i,  XXXVIII.  R.i.  II.  Uli  IS 


1 


J^ßQ  A    (ilndelj,  Zur  Geschichte  der  Einwirkung  Spaniens  auf  die 


Im  Grunde  genommen  haben  die  Tlieologen  der  einen  wie  der 
mulern  Seite  Recht,  wenn  man  die  Voraussetzutigen  in  Erwägung 
zieht,  von  denen  sie  bei  ihren  Schlussfassungen  ausgingen.  Die 
ersteren  setzten  voraus,  dass  der  König  von  Spanien  und  jeder 
andere  Monarch  zu  sehr  befangen  von  eigenem  Vortheil  sei,  als 
dass  er  bei  der  Walil  einen  andern  Einfluss  ausüben  könne  als 
jenen,  den  die  päpstlichen  Bullen  verpönen.  Und  in  dieser  Annahme 
hatten  sie,  wie  die  Erfahrung  lehrt,  ganz  entschieden  Recht.  Die 
letzteren  gefielen  sich  in  der  Annahme  einer  förmlich  nur  auf  das 
Beste  der  Kirche  gerichteten  Stimmung  der  spanischen  Könige  und 
vergassen,  dass,  wenn  nicht  schon  die  Geschichte  das  Gegentheil 
lelirte,  auch  das  Studium  des  eigenen  Herzens  dafür  den  Beweis 
liefere. 

Philipp  II.  begnügte  sich  mit  diesem  Gutachten  noch  nicht, 
sondern  übergab  die  gesammte  Angelegenheit  nochmals  zur  Be- 
rathung  und  b^'traute  diesmal  damit  seinen  eigenen  Beichtvater 
Fray  Diego  de  Yepes,  den  Beichtvater  seines  Sohnes  Fray  Caspar 
de  Cordova  und  den  schon  an  der  früheren  Berathung  betheiligt 
gewesenen  Jesuiten  Jusepe  de  Acosta.  Die  Genannten  versammelten 
sich  in  Madrid  im  Kloster  des  heil.  Hioronymus  und  gaben  nach 
zwei  Sitzungen  (am  H.  und  10.  Juni  1598)  ihre  Meinungen  in  fol- 
genden Sätzen  kund : 

1.  Der  König  kann  erlaubterweise  auf  die  Papstwahl  einwirken 
und  dafür  sorgen,  dass  jener  Cardinal  erwählt  werde,  der  seinen 
Interessen  zusage. 

2.  Zu  dem  besagten  Zwecke  kann  der  König  sowohl  von  der 
Inclusion  wie  von  der  Exclusion  Gebrauch  machen. 

3.  Bei  der  Inclusion  ist  jedoch  damuf  zu  sehen,  dass  der  wür- 
digste Cardinal  mit  eingeschlossen  werde  und  sollte  dieser  gleich- 
wohl den  Interessen  des  Königs  nicht  zusagen,  so  darf  derselbe 
nicht  sein  eigenes  Interesse  dem  der  Kirche  vorziehen. 

4.  Bei  übrigens  gleicher  Tauglichkeit  mehrerer  Cardinäle  für 
das  Regiment  <ler  Kirche  kann  der  König  mit  gutem  Gewissen  den- 
jenigen vorziehen,  der  seinen  Interessen  am  meisten  zusagt,  um  so 
mehr,  da  gegenwärtig,  wie  es  notorisch  sei,  die  Macht  der  Chrislen- 
heit,  die  Sicherheit  des  Glaubens  und  der  Religion  von  der  Bedeu- 
tung der  spanischen  Krone  abhängig  sei,  so  dass,  wer  dieser  am 
meisten  zusage,  eigentlich  auch  für  die  Kirche  am  besten  tauge. 


Papstwahlen,  namentlich  hei  Gelegenheit  der  Wahl  Leo's  XI.  im   .1.   IßOii.     261 

5.  Von  der  Exciusioti  darf  kein  würdiger  Cardinal  hetroften 
werden,  wobei  der  König  vorsichtiger  als  bei  der  Inciiision  zu 
Werke  geben  müsse,  denn  seine  Macht  reichte  hin,  jeden  beliebigen 
Cardinal  ausziischliessen,  wählend  jene  Cardinäle,  die  von  ihm  nicht 
eingeschlossen  werden,  desshalb  noch  nicht  der  Möglichkeit  beraubt 
sind  gewählt  zu  werden. 

6.  Es  dürfen  also  mit  Sicherheit  nur  jene  ausgeschlossen 
werden,  von  denen  mit  Grund  angenommen  werden  kann,  dass  sie 
der  Kirche  schaden  würden. 

7.  Den  Cardinälen  Pensionen  zu  geben  und  Versprechungen  zu 
machen,  um  ihren  Willen  zu  gewinnen,  ist  bei  einem  guten  Zweck 
erlaubt,  doch  soll  sich  der  König  dieses  Mittels  früher  und  nicht  erst 
sede  vacante  bedienen,  denn  thut  er  dieses  so  spät,  so  hat  die  Ver- 
leihung etwas  vom  Scliein  eines  Vertrages,  der  nicht  gestattet  ist. 

8.  Um  in  dieser  Angelegenheit  ganz  sicher  zu  gehen,  ist  es 
nöthig,  dass  der  Gesandle  in  Rom  genau  von  den  Intentionen  des 
Königs  und  von  den  Bedingungen  unterrichtet  sei,  unter  denen  ein 
Eintluss  auf  die  Wahl  gestattet  ist  und,  um  von  den  Gaben  an  die  Car- 
dinäle jeden  Verdacht  zu  entfernen,  hat  der  Gesandte  denselben 
ausdrücklich  zu  eröffnen,  dass  der  König  damit  keine  Bestechung 
ausüben  und  ihr  Gewissen  in  keiner  Weise  bei  der  Wahl  bedrücken 
wolle. 

Es  macht  einen  komischen  Eindruck  und  verräth  besser  als 
alles  andere  die  eigentliche  Tendenz  Philipp's  JI. ,  dass  er,  als  ihm 
das  Gutachten  übergeben  wurde,  an  keinem  anderen  Puncte  Anstoss 
nahm,  als  an  dem  achten,  worin  verlangt  wird,  der  Gesandte  habe 
den  Cardinälen  „ausdrücklich"  (expresamente)  zu  eröffnen,  dass 
er  ihr  Gewissen  bei  der  Wahl  nicht  bedrücken  wolle.  Der  König 
meinte,  es  genüge,  wenn  man  den  Cardinälen  bei  Eitheilung  von 
Pensionen  sage,  man  verlange  von  ihnen  durchaus  nichts,  was  gegen 
ihr  Gewissen  sei,  ohne  dabei  ausdrücklich  der  Papstwahl  zu 
erwähnen.  Welches  kindische  Spiel  mit  Worten!  Denn,  so  meinte 
Philipp,  wenn  man  ausdrücklich  der  Papstwahl  erwähne,  so  gebe 
man  dadurch  den  schlechtgesinnten  Cardinälen  Anlass,  unter  dem 
Scheine,  als  folgten  sie  ihrem  Gewissen,  ihren  eigenen  Vorthcil 
im  Auge  zu  bähen  und  bei  der  Wahl  das  Interesse  des  Königs  und 
alle  Furcht  (temor)  ihm  zu  missfalien  ausser  Acht  zu  setzen.  Mit 
dieser  Bemerkung  wies  der  König  die  genannten  Theologen  an,  den 

18» 


202  -^-  tiiiKlfly,  Zur  Geschiclile  der  Einwirkung  Spaniens  auf  die 

Gegeiistiiiiil  iioclimals  zu  beratlien  und  zu  erwägen,  ob  nicht  der 
anstüssige  Puiict  nach  seinem  Wunsche  geändert  werden  könne. 
Aber  selbst  auf  diese  AulVorderuiii;  hin  ghiubten  die  drei  Theologen 
ihre  Meinung  nicht  ändern  zu  dürfen,  sondern  hielten  die  ausdrück- 
liche Erwäbnung  der  Papstwahl  (ür  nothwendig,  um  so  mehr,  mein- 
ten sie,  da  die  gutgesinnten  Caidinäle  durch  eine  so  offene  Sprache 
nur  in  ihrem  Eifer  bestärkt  würden  ,  einem  so  frommen  Könige  zu 
dienen,  die  schlechtgesinnten  aber  in  der  allgemein  lautenden  Formel 
genug  Veranlassung  finden  werden,  sie  auf  die  Papstwahl  zu  beziehen 
und  bei  derselben  nach  Belieben  vorzugehen. 

In  Folge  dieser  beharrlichen  Meinung  der  Theologen  wurde, 
wie  es  scheint,  der  Bescbluss  gefasst,  den  Cardinälen  bei  Erthei- 
lung  von  Gnaden  das  zu  sagen,  was  hier  als  nothwendig  angesehen 
ward.  Kurze  Zeit  nach  dieser  ßeschlussfassung  starb  Philipp  II. 
und  sein  Nachfolger  Philipp  III.  wies  dieselbe  Angelegenheit  noch- 
mals einer  Junta  zur  Beralhung  zu,  in  welcher  diesmal  nicht  blos 
Geistliche  sondern  auch  Laien  vertreten  waren,  sie  bestand  nämlich 
aus  Don  Juan  Idiaquez,  dem  Grafen  von  Miranda,  dem  Cardinal  von 
Sevilla  und  Fray  Gaspar  de  Cordova.  Dieselbe  Hess  sich  alle  Gut- 
acliten  und  Bedenken  vorlegen,  von  denen  so  eben  die  Rede  war, 
erwog  die  päpstlichen  Bullen,  welche  die  Papstwahl  zum  Gegen- 
stande haben,  und  namentlich  eine  von  Paul  IV,,  welche  ausdrücklich 
Jedermann  verbietet,  bei  Lebzeilen  des  Papstes  über  seinen  Nach- 
folger zu  verhandeln  und  fasste  folgende  Beschlüsse: 

1.  Dass  es  nicht  nötliig  sei,  bei  Ertheilung  von  Pensionen  und 
Gnaden  an  die  Cardinäle  ausdrücklich  zu  erwähnen,  dass  man  ihre 
Fjeiheit  bei  der  Papstwiiiil  nicht  beschränken  wolle. 

2.  Dass  der  König  schon  bei  Lebzeilen  des  Papstes  und  nicht 
erst  sede  vacante  über  die  Exclusion  untauglicher  Cardinäle  die 
nütbigen  Schritte  thun  dürfe. 

3.  Dass  der  König  sede  vacante  die  Inclusion  bei  der  Wahl 
ausüben  und  darnach   seine  Anhänger   instruiren    dürfe. 

Mit  dieser  Entscheidung  erklärte  sich  Philipp  III.  einverstanden 
und  sie  wurde  dem  Herzog  von  Sessa,  dem  Gesandten  in  Rom  zur 
Darnachachtung  mitgetheilt ,  damit  er  schon  jetzt  vorbereite,  was 
vorzubereiten  nöthig  sei. 

In  den  Entscheidungen  und  Berathungen  des  spanischen  Staats- 
rathes  wird  immer  das  vornehmste  Gewicht  auf  die  Frömmigkeit  der 


Papstwahlen,  nnmeutlich  hei  Gelegenheit  der  Wahl  Leo's  XI.  im  .1.   160."!.      203 

spanischen  Könige  gesetzt,  stets  angenommen,  dass  ihr  ganzer  Einfluss 
auf  nichts  anderes  als  auf  das  Beste  der  Kirche  gerichtet  sei,  und  aus 
diesem  das  Recht  auf  die  Eintlussnnhme  ahgeleitet.  Gewiss,  wenn  der 
Eifer  redlicli  ist  und  seinen  Ursprung  in  einer  uneigennützigen  Stim- 
mung hat,  so  ist  er  nach  dem  Sinne  aller  Kirchengesetze  berech- 
tigt und  darnach  kann  jedes  Gh"ed  der  katholischen  Kirche  nicht 
minder  wie  der  König  von  Spanien  einen  Einfluss  auf  die  Wahl  aus- 
zuüben trachten,  durch  alle  Mittel  welche  nicht  verwerflich,  sondern 
eben  so  lauter  sind  wie  der  Zweck.  Geht  es  aber  nicht  aus  allen  diesen 
Berathungen  gleichsam  hervor,  als  habe  in  Spanien  der  Glaubens- 
satz gegolten,  die  kirchlichen  Interessen  fänden  nur  im  Cabinete  des 
Königs  ihre  wahre  Vertretung  und  es  sei  eine  bedauerliche  Institu- 
tion ,  dass  die  Papstwahl  durch  die  Cardinäle  und  nicht  durch  den 
spanischen  König  zu  geschehen  habe?  Diese  ganze  sorgsame  Bera- 
thung,  wie  man  auf  die  Papstwahl  Einfluss  üben  könne,  um  nicht 
durch  den  Wortlaut  der  Kircliengesetze  getroffen  zu  werden,  dieses 
sorgsame  Schmiegen  und  Wenden,  um  nicht  den  Buchstaben  zu  ver- 
letzen, nachdem  man  gegen  den  Geist  ununterbrochen  zu  sündigen 
im  Begriffe  ist,  zeigt  sich  in  seiner  ganzen  Lächerlichkeit  und 
Erbärmlichkeit,  wenn  man  sich  etwas  näher  die  Art  ansieht,  wie  die 
Inclusion  und  wie  die  Exciusion  geübt  wurde  und  welche  Eigen- 
schaften man  in  einem  Cardinal  suchte,  der  angeblich  dem  Interesse 
der  Kirche  am  meisten  zusagen  und  dem  der  spanischen  Krone  nicht 
nalietreten  sollte. 

Karl  V.  hatte  harte  Kämpfe  mit  jenen  Päpsten  zu  bestellen, 
welche  thatkräftiger  Natur  waren,  und  dies  führte  ihn  zu  dem 
Ausspruche:  Ich  will  lieber  einen  alten  Papst  zum  Feind  als  einen 
jungen  zum  Freund  haben.  Ein  lebensüherdrüssiger,  nach  nichts 
wie  nach  Ruhe  sich  sehnender  Miinn,  der  so  viele  Verwandten  hatte, 
um  durch  sie  von  fremder  Gunst  abzuhängen,  das  war  in  vollem  Ernst 
das  spanische  Ideal  eines  Papstes.  Die  spanischen  Könige  fühlten 
sich  in  zwei  Seiten  verwundbar,  in  ihrem  ifalienischen  Besitz  und 
in  der  geistlichen  Gerichtsbarkeit  in  ihren  Reichen.  Man  weiss  es, 
alle  Päpste  des  XVI,  Jahrhunderts  hatten  sich  gegen  den  ersteren 
erklärt;  die  thatkräftigen  und  herrschsüchtigen  wie  Clemens  VII.  und 
Paul  IV.  verh,anden  sich  mit  Frankreich,  um  mit  dessen  Hilfe  die 
Spanier  zu  vertreiben,  die  frommen,  wie  Pius  V.  und  Gregor  XIII. 
versäumten  nicht  die  Gelegotiheit  um  dem  spanischen   Könige  es  ;ds 


\ 


2ß4  -^^   <'i'>'lel.Vi   Zur  Geschichte  der  Kiiiwirkung  Spaniern  auf  die 

eine  Gewissenspflicht  liinzustellen,  sich  des  neapolitanischen  Reiches 
als  eines  unrechtmässigen  Besitzes  zu  entäussern  und  diese  Zu- 
sprüche  verursachten  in  Spanien  weit  lieferen  Arger,  als  wenn  der 
Papst  seihst  mit  einem  Heere  zur  Eroberung  Neapels  ausgerückt 
wäre.  Was  weiter  die  von  dem  Papste  behaupteten  geistlichen  Rechte 
betrilTt,  so  standen  sie  fast  überall  n)it  den  Forderungen  des  Königs 
in  Widerspruch.  Es  war  nun  allerdings  die  Zeit  gekommen,  dass 
der  weltliehe  Arm  über  den  geistlichen  einen  vollen  Sieg  davonzu- 
tragen bestinmit  war,  aber  am  Ausgange  des  XVI.  Jahrhunderts 
standen  die  Angelegenheiten  doch  so,  dass  der  Papst  mit  dem  König 
von  Spanien  um  viele  Rechte  einen  um  so  gefährlicheren  Kampf 
heginnen  konnte,  als  in  Spanien  alles  auf  die  angeblich  innigste 
Übereinstimmung  mit  der  Kirche,  auf  den  ergebensten  Gehorsam 
gegen  den  Papst  gegründet  war.  Spanien,  das  um  der  Niederlande 
willen  all  seine  Kraft  verschleuderte,  war  entschieden  nicht  im 
Stande  einem  Kampfe  zu  begegnen,  den  die  Feindseligkeit  des 
Papstes  heraufbeschwören  mochte.  Aus  diesen  Gründen  wünschte 
man  also  in  Spanien  einen  alten  Papst,  der  ein  Feind  aller  Neue- 
rungen in  den  politischen  wie  in  den  kirchlichen  Verhältnissen  nichts 
ändern  würde,  einen  Papst  von  gewöhnlichen  Verstandesgaben  und 
durchaus  nicht  von  allzu  grosser  Frömmigkeit,  kurz,  man  fürchtete 
sich  vor  jedem  Chermass,  nach  welcher  Seite  hin  immer,  weil  man 
sich  keine  Kraft  für  ungewöhnliche  Verhältnisse  mehr  zutraute.  Und 
weil  man  wusste,  dass  Verwandtenliebe  oft  die  tüchtigsten  Männer 
beihöre  und  zu  schmählicher  Sciaverei  herabwürdige,  wünschte  man 
einen  Papst  ,  'der  viele  Nepoten  habe  ,  denen  Spanien  wegen  seiner 
italienischen  Besilzungen  die  mannigfachsten  Gunstbezeugungeu 
ertheilen  und  durch  deren  Gewährung  und  Verweigerung  es  den 
Papst  gleichmässig  binden  könnte. 

So  war  also  der  angeblich  beste  Papst  beschaffen:  all,  schwachen 
Verstandes,  gerade  nicht  übermässig  fromm,  mit  vielen  Neigungen 
behaftet  aber  nicht  für  die  Kirche  sondern  für  die  Welt.  Der  Jesuit 
Acosta  wussle  wohl  wenig  von  Shiatsgeschäflen,  aber  Fray  Diego  de 
Yepes  und  Fray  Gaspar  de  Cordova,  welche  stets  den  Sitzungen  des 
Staatsrathes  beiwohnten,  wie  dies  bei  den  spanischen  Beichtvätern 
immer  der  Fall  war,  waren  keine  Neulinge  in  Staatsgescbäften  und 
hörten  mehr  wie  einmal,  wie  man  sich  über  die  Eigenschaften, 
welche  deri  künftigen  Papst  nicht   zieren   sondern    nur   verunstallen 


Papstwahlen,  namenilich  bei  Gelegenheit  der  Wahl  Leo's  XI.  im  J.   1603.     26o 


konnten,  beriet,  und  es  wäre  also  einigermassen  befremdend,  wie  sie 

iin  dem  Gutachten  so  entschieden  Inclusion  und  Exciusion  empfehlen 
konnten,  wüsste  man  nicht,  wie  in  Behandlung  der  Staatsgeschäfte 
oft  die  Wahrheit  des  Urtheils  verloren  geht. 

Clemens  VIII.  hatte  im  .liihre  1591  den  päpstlichen  Thron  be- 
stiegen und  alle  die  Berathiingen  pflegten  sich  Jahr  für  Jahr  zu 
wiederholen.  Es  ist  unglaublich  in  wie  ununterbrochener  Weise  man 
an  den  europäischen  Höfen  daran  dachte,  dem  jeweiligen  P;ipste 
einen  Nachfolger  zu  geben.  Die  Politik  anderer  Staaten  war  nach 
dem  Familieninteresse  bestimmt  und  von  dem  jeweiligen  Herrscher 
hing  es  ab,  ob  es  mit  Energie  oder  schwach  vertreten  wurde,   ver- 

j folgt  wurde  es  aber  stets,  und  so  lag  wenig  an  der  Person  selbst. 
Bei  den  Päpsten  jedoch  ward  ein  Familieninteresse  oft  durch  ein 
entgegengesetztes  ersetzt  und  so  hing  die  politische  Richtung  der 
Päpste  nur  mit  ihrer  Person    zusammen.    Streng   genommen  schien 

[dies  nur  so,  denn  blicken  wir  zurück,  so   sehen  wir  die  Päpste  fast 

[stets  dasselbe  Interesse  verfechten,  aber  die  in  der  Glitte  der  Ereig- 
nisse stehenden  schwankten  zwischen  Furcht  und  Hoffrmng.  So  oft 

'also   ein  Papst    bettlägerig    war,    einen   Anfall  von   Husten  bekam, 

[etwas  schlechter  wie  gewöhnlich  aussah  —  und  wie  oft  dies  bei 
Männern,  die  regelmässig  älter  als  70,  häufig  über  80  Jahre  alt 
waren,  der  Fall  war,  lässt  sich    denken  —  so    oft  duckten   sich   die 

IStaatsräthe  von  Madrid  und  Paris  zusammen  und  erörterten  die 
Papstwahl.   Von  Jahr  zu  Jahr  kam  von    den  betrefTeriden  Gesandten 

'oder  von  irgend  einem  Spürer  eine  genaue  Charakteristik  aller  Car- 
dinäle  an  die  betreflenden  Höfe  mit  Angabe  ihres  Alters,  ihrer  Ver- 
bindungen, ihrer  Bildung,  ihres  Vermögens,  ihrer  Neigungen,  ihrer 
Vergangenheit  und  man  raisonnirte  und  debattirte  über  dieMöglich- 

[keiten    und    Wahrscheinlichkeiten,    welche    sich    in     der     Zukunft 

iboten. 

Es  wird  unsere  Leser  also  nicht  wundern,    dass  man  wälirend 

[des  13jährigen  Pontificats  Clemens"  VIII.  mindestens  26  Mal  in 
Madrid  im  Vorhinein  die  Inclusion  und  Exciusion  ausübte,  die  Gut- 
achten Acosta's,    Yepes*  und    Cordova's  hervorzog,    las,   erweiterte 

iiind  sich  darüber  nochmals  beriet,  ob  man  doch  nicht  noch  gar  zu 
scrupulös  sich  von  der  Einmischung  in  die  Piipstwahl  enthalte  und  ob 
man  dieser  oder  jener  Bulle   unter  einer   bestimmten  Annahme  und 

[bei  dem  stets  löblichen  Zwecke    nicht  eine  andere  Deutung  geben 


266  ^-   <•  i  II  il  e  I  y,  Zur  Geschichte  der  Kiinvirkung  Spaniens  auf  die 

könne  und  so  den  Kirchencensuren  nicht  blos  pro  foro  externo  son- 
dern auch  interno  entgehe. 

Gegen  d(\s  Ende  des  Jahres  1604  bestand  das  Cardinalsculle- 
gium  vollständig  aus  70  Mitgliedern.   Von   diesen   dankten   26   ihre 
Ernennung  früheren  Päpsten,   44   aber  Clemens  VIII.  Von  den  26 
waren  die  meisten  von  Sixtus  V.  (Montalto)  und  Gregor  XIV.  (Sfon- 
drato)  zum    Cardinalat   berufen   worden   und    diese   schaarten   sich 
demnach  um  ilire  Nipoten,    die   Cardinäle   Montalto    und    Sfondrato. 
Von  den  44  Cardinälen  Clemens'  VIII.  waren  IS  auf  Ansuchen  ver- 
schiedener  katholischer   Fürsten   ernannt   worden   und   folgten  also 
deren  Interesse;  von  den  übrigen  29  war  Cardinal  Aldobrandini  der 
Nipote  des  Papstes  und  sonach  das  Haupt  dieser  ganzen  Schaar,   die 
allein  seiner  Vermittlung  ihre  Ernennung  zu  danken  hatte  und  deren 
Interessen   identisch   mit   den    seinen    waren.    Die   Fürsten    zählten 
ihre  Anhänger  theils  unter  den  Cardinälen,  welche  ihnen  ihre  Ernen- 
nung dankten,  theils  unter  jenen ,  welche  von  früheren  Päpsten  her- 
stammten und  die  sich  desshalb  nicht  so  fest  an  die  noch  lebenden 
Nipoten  gebunden  fühlten  und  einzeln  beliebigeAllianzen  mit  Frank- 
reich und  Spanien  eingingen.  Mit  den  Cardinälen,   welche  ihre  Er- 
nennung dem  letzten  Papste  zu  danken  hatten,  pflegten  die  Fürsten 
keine  Einverständnisse  zu    unterhalten,   da  dieselben   in    zu    starker 
Abhängigkeit  vom  Nipoten  sich   befanden   und   nicht   frei  über  sich 
verfügen  konnten.  Es  kam   also  alles   darauf  an,    diesen   selbst   zu 
gewinnen.   Gewannen  die  Spanier  oder  Franzosen  Aldrobandini  mit 
seinem  Anhange  und  verbanden   sie   mit   diesem    die   schon   früher 
gewonnenen  Cardinäle,  so  konnten  sie  sicher  sein  einen  Papst  nach 
ihrem  Belieben  zu  wählen. 

Die  Maximen,  welche  bei  den  Cardiniilen  selbst  nach  und  nach 
über  die  Papstwahl  sich  geltend  gemacht  hatten,  bestanden  in  die- 
sem: Vor  Allem  wählte  man  gern  einen  Cardinal,  der  das 
70.  Lebensjahr  überschritten  hatte,  denn  viele  mochten  durch  ein 
allzulanges  Pontificat  die  Aussicht  zu  demselben  zu  gelangen  sich 
nicht  verdunkeln.  Selten  wählte  man  Cardinäle  unter  70  Jahren  und 
noch  seltener  unter  60,  solche  welche  zwischen  50 — 60  Jahre  alt 
waren,  wurden  in  spanischer  Ausdrucksweise  junge  Bursche  (mozo) 
genannt.  Weiter  wählte  man  keinen  der  Cardinäle,  welche  dem 
letzten  Papste  ihre  Erhebung  dankten,  denn  gegen  eine  solche 
Wülil   stemmten  sich    mit   aller    Festiüjkeit    die    älteren  Cardinäle. 


II 


Papstwalileii,  namentlicli  l)ei  (Jelegenheit  der  Wahl  Leos  XI.  im  J.  IßOÖ.     267 

Im  Conclave  seihst  pflegte  der  Vorschlag  zur  Wahl  dieses  oder  jenes 
Cardinais  von  der  stärksten  Partei  also  in  der  Regel  von  dem  Nepoten 
des  letzten  Papstes  auszugehen.  Dieser  bezeichnete  einen  Cardinal 
der  Gegenpartei  als  jenen,  der  ihm  und  seinen  Anhängern  genehm 
wäre  und  wenn  der  Bezeichnete  unter  seiner  Partei  genug  Anhänger 
zählte,  so  ging  seine  VN'ahl  bald  durch.  Weil  sich  aber  zu  viele 
und  zu  verschiedenartige  Interessen  kreuzten ,  so  kam  es  nicht  so 
schnell  zu  einer  Einigung  und  es  gingen  Wahlen  durch,  welche 
gegen  die  hier  aufgestellten  Regeln  verstiessen.  Zur  Zeit  des  Tri- 
dentiner  Concils,  als  die  katholische  Welt  laut  nach  einem  frommen, 
reformfreundlichen  Papst  rief,  konnten  die  Cardinäle  diesem  Drucke 
nicht  ausweichen  und  wählten  Wännner  wie  Pius  IV.  und  V.  und 
Gregor  XIII.,  welche  durch  ihre  exemplarische  Frömmigkeit  und 
entsagende  Lebensweise  neues  Leben  der  Kirche  einflössten.  Diesen 
Zeiten  edler  Entsagung  und  rücksichtsvoller  Nachgiebigkeit  gegen 
das  allgemeine  Bedürfniss  von  Seite  der  Cardinäle  folgten  aber 
wieder  andere,  in  denen  ihre  Handlungsweise  vorherrschend  vom 
persönlichen  Interesse  influenzirt  wurde. 

Cardinal  Aldrobandini,  Nipote  Clemens'  VIII.,  der,  wie  erwähnt 
wurde,  über  einen  sicheren  Anhang  von  28  Stimmen  gebot  und  so- 
nach der  Papstwahl  eine  beliebige  Wendung  geben  konnte,  war 
schon  bei  Lebzeiten  seines  Oheims  der  Gegenstand  unausgesetzter 
Aufmerksamkeit  für  Spanien  und  Frankreich.  Lange  Zeit  schien  er 
für  letzteres  gestimmt  zu  sein,  hatte  doch  auch  die  Politik  seines 
Oheims  eine  den  Franzosen  freundliche  Richtung.  Die  Franzosen 
vergalten  aber  in  armseliger  Weise  die  geleisteten  Dienste  und  so 
fand  denn  zuletzt  eine  Annäherung  zwischen  Aldrobandini  und  dem 
Herzog  von  Escalona,  dem  neuen  spanischen  Gesandten  in  Rom  Statt, 
welche  zu  einem  förmlichen  Vertrage  führte.  Aldrobandini  leistete 
einen  Eid,  durch  welchen  er  sich  verpflichtete,  bei  der  künftigen 
Wahl  diejenigen  Personen  auszuschliessen,  welche  ihm  von  Spanien 
bezeichnet  würden  ,  und  neben  diesem  Eid  gab  er  das  Versprechen 
ab,  dass  er  die  Wahl  eines  von  den  Cardinälen  begünstigen  wolle, 
welche  der  Köin'g  wünsche.  In  seinen  Versicherungen  wurde  er  so 
feurig  und  nahm  den  Schein  eines  so  unermüdlichen  Eifers  an,  dass 
er  hoch  und  theuer  versicherte,  seinen  eigenen  Bruder  bei  der  Wahl 
auszuschliessen,  wenn  er  Spanien  irgend  wie  missliebig  wäre.  Die 
Wünsche  Philipp's  111.  waien   ihm  übrigens  kein    Geheimniss,    son- 


268  A-   (iindely,   Zur  lieschichte  der  Eiiiwirkiiiig  Sp:iiiiens  auf  die 

dern  wurden  ihm  initgetheilt.  Man  wünschte  von  Seite  Spaniens, 
dass  die  Wahl  einen  von  6  namentlich  bezeichneten  Cardinäleii, 
darunter  Como  ,  Saiili  und  Salviatti  tretfe.  Die  Exciusiva  gab  man 
olTen  den  Cardinälen  Verona,  Medicis  und  Arrigoni.  Man  wünschte 
nicht  die  Wahl  Salviatti's,  aber  da  er  einer  der  bedeutendsten  Car- 
dinäle  war,  wollte  man  ihn  nicht  beleidigen  und  schloss  ihn  in  die 
Liste  der  gewünschten  ein,  indem  man  hofTte ,  durch  geheime 
Manöver  seine  Ausschliessung  bewirken  zu  können.  Eben  so  wenig 
wünschte  man  die  Wahl  zweier  anderer  bedeutenden  Cardinäle,  des 
Bellarmin  und  des  Baronius,  aber  da  man  mit  Grund  annehmen  zu 
dürfen  glaubte,  dass  dieselben  keine  Aussicht  auf  die  von  so  vielen 
ersehnte  Erhebimg  hätten,  nannte  man  sie  nicht  unter  den  Ausge- 
schlossenen. Mit  allen  diesen  Mittheilungen  war  Aldobrandini  zufrieden 
und  Hess  sich  schliesslich  noch  das  Versprechen  geben,  dass  der 
mit  der  Stimme  Spaniens  zu  betrauende  Cardinal  so  wie  dessen 
gesammter  Anhang  im  Conclave  sich  seiner  Leitung  zu  unterordnen 
habe.  Es  ist  uns  nicht  bekannt,  dass  Philipp  III.  sich  ein  Gutachten 
geben  liess  ,  ob  er  unter  gewissen  Voraussetzungen  ohne  schwere 
Sünde  Cardinälen  den  Eid  bezüglich  der  künftigen  Papstwahl  ab- 
nehmen dürfe;  wir  glauben  indessen  nicht,  denn  mag  man  die  Sache 
drehen  und  wenden,  wie  man  will,  sie  hat  unter  allen  Verhältnissen 
ein  etwas  uncanonisches  Aussehen. 

Clemens  VIII.  starb  in  den  ersten  Tagen  des  Monats  März  1605. 
Am  14.  März  trat  das  Conclave  gegen  6  Uhr  Abends  zusanunen,  an- 
wesend waren  in  demselben  60  Cardinäle.  Gleich  im  Begiime  des 
Conclaves  zeigte  sich  jedoch  eine  aulTallende  Theilung  der  Parteien, 
die  mit  dem  im  Widerspruche  stand,  was  zwischen  Escalona  und 
Aldobrandini  abgemacht  schien.  Sämmtliche  Cardinäle  theilten  sich 
nämlich  schon  am  ersten  Tage  in  zwei  Parteien,  auf  der  einen  Seite 
stand  Aldobraudini  mit  allen  seinen  Anhängern  und  ihm  schlössen 
pich  die  französisch  gesiimten  Cardinäle  an,  auf  der  andern  Seite 
standen  die  sogenannten  alten  Cardinäle,  das  heisst  jene,  die  ihre 
F^rnennung  den  Vorgängern  Clemens'  VIII.  zu  danken  hatten  und 
diesen  schlössen  sich  die  s|>anisch  gesinnten  Cardinäle  an,  an  deren 
Spitze  Avila  als  derjenijie  stand  ,  der  in  diesem  Conclave  die  spa- 
nische Stiu)me  zu  führen  hatte.  In  der  That  hatte  diese  eigenthüm- 
liche  Theilung  il)ren  Grund  in  der  Treulosigkeit  Aldobrandini's.  Mit 
derselfteii  Leichtigkeit,  mit  welcher  er  früher  einen  in  kein<M'  Weise 


Papstwahlen,  nanieiitlitli  liei  (Jek'genheit  der  Wahl  Leo's  XI.  im  J.  I6O0.      269 

ZU  rechtfertigenden  Eid  ahlegle,  setzte  er  sich  jetzt  über  denselben 
hinweg,  weniger  um  seine  Pflicht  zu  thun  als  um  sich  an  die  Fran- 
zosen zu  verkaufen.  Wir  wissen  nicht  welchen  Preis  Heinrich  IV. 
dem  Cardinal  gezahlt  hatte  um  ihn  an  seine  Seite  zu  bringen,  genug 
derselbe  trat  beim  Beginne  des  Conclave  mit  den  Franzosen  und  den 
mit  denselben  verbündeten  Venetianern  in  eine  solche  Verbindung, 
die  ein  getroffenes  Abkommen  verrielh. 

Wie  wir  früher  auseinandergesetzt  hatten,  suclite  Spanien  bei 
jedem  Papste  vor  politischen  Einmischungen  und  religiöser  Strenge 
sicher  zu  sein.  Aus  diesen  Gründen  hatte  man  die  Exciusiva  den 
Cardiiiälen  von  Medicis,  Verona  und  Arrigoni  ertlieilt.  Der  Cardinal 
Medicis  repräsentirfe  ein  den  Franzosen  durchwegs  freundliches 
System;  es  war  von  ihm  zu  fürchten,  dass  er  die  alten  Pläne  seiner 
Vorfahren  auf  dem  päpstlichen  Stuhl  in  Bezug  auf  die  Vertreibung 
der  Spanier  aufnehmen  könnte;  man  wusste  weiter  von  ihm,  dass  er 
mit  dem  Grossherzog  von  Toscana  ,  welcher  um  eben  diese  Zeit 
mit  Spanien  verfeindet  war,  in  engen  Beziehungen  stehe,  lauter 
Gründe,  welche  seine  Ausschliessung  durch  Philipp  III.  reciitfer- 
tigten.  Man  erhob  übrigens  gegen  denselben  noch  einen  Vorwurf, 
der  bei  einem  päpstlichen  Candidaten  schwer  wiegt.  Medicis  hatte 
einmal  dem  Herzoge  von  Sessa  selbst  erzählt,  als  er  in  Frankreich 
gewesen  sei,  habe  er,  um  bei  der  ersten  Gemahlinn  Heim  ich's  IV., 
Margareta  von  Valois ,  nicht  Anstoss  zu  erregen,  bei  den  Besuchen 
es  vermieden,  das  Kreuz  zu  tragen.  Diese  Unterlassung,  die  viel- 
leicht von  zu  rechtfertigenden  Umständen  begleitet  war,  wurde  in 
Spanien  als  eine  Verleugnung  des  Glaubens  angesehen  und  schien 
auch  für  das  zarteste  Gewissen  ein  hinreichender  Ausschliessungs- 
grund zu  sein.  Übrigens  rühmte  man  dem  Cardinal  eine  feine  Bil- 
dung nach,  etwas  was  nicht  unbedeutend  ihm  zur  Ehre  gereichte. 
Der  Verdacht,  welchen  die  Spanier  von  seinen  politischen  Syui|ia- 
thien  und  Antipathien  hegten,  war,  wie  die  Folgezeit  leinte,  völlig 
begründet  und  zeigt  von  der  Richtigkeit  der  spanischen  Berichte. 

Dem  Cardinal  Verona  wurden  seine  venclianische  Abstammung 
und  seine  venetianischen  Synipalhien  zum  Vorwurf  gemacht,  und 
war  gleich  nicht  von  ihm  eine  völlige  Hingabe  an  Frankreich  zu 
befürchten,  weil  das  venetianische  Interesse  dadurch  verletzt  werden 
konnte,  so  war  zu  erwarten,  dass  er  den  Spaniern  so  weit  >\erde 
Schaden     zuzufügen    suchen,     als    dies    seinem    Vaterlande    Nutzen 


270  ■^-   ^■'  ""IP')'  Z"""  <>eschiclile  der  Kiiiwiiliuiitr  Spaniens  auf  die 

briii'^en  konnte.  Schon  inti  Jahre  1590  hatte  Montalto  seine  Wahl  zu 
begünstigen  gesucht,  blos  weil  er  von  dessen  antispanischer  Gesin- 
nung überzeugt  war.  Die  Spanier  selbst  warfen  ihm  neben  seiner 
unfreundlichen  Gesinnung  auch  Mangel  an  Fähigkeit  zur  Regierung 
vor,  rühmten  aber  seine  Frömmigkeit  und  Güte. 

Arrigoni  erfreute  sich  bei  den  Spaniern  einer  bedeutenderen 
Achtung,  sowohl  w^as  seine  Wissenschaftlichkeit  wie  seine  Fähig- 
keiten betraf;  man  fürchtete  aber  von  ihm,  wie  es  scheint,  eine  rigo- 
rose Ausübung  der  päpstlichen  Gewalt,  denn  einen  andern  Grund 
für  seine  Ausschliessung  wissen  wir  nicht  anzugeben. 

Ausser  diesen  genannten  mochten  die  Spanier  eben  so  \venig 
die  Wahl  der  Cardinäle  Bellarmin,  Baronius  und  Borromeo  und  wenn 
sie  dieselben  nicht  ausdrücklich  bezeichneten,  so  geschah  dies,  weil 
sie  von  der  Stimmung  des  Conclaves  erwarten  durften,  dass  dasselbe 
nicht  auf  ihre  Wahl  eingehen  würde ;  auch  scheute  man  sich  gerade 
jene  drei  Cardinäle  olTenkundig  auszuschliessen,  die  nach  der  allge- 
meinen Werthschätzung  die  Zierde  des  Cardinalcollegiums  aus- 
machten;  dies  wäre  doch  dem  Könige,  welcher  sich  stets  die  welt- 
liche Säule  der  Kirche  zu  nennen  beliebte,  etwas  schlecht  ange- 
standen. Avila  allein  wusste  um  die  Intentionen  des  spanischen 
Cabinetes  und  man  erwartete  von  ihm,  dass  er  im  Momente  der 
Gefahr  die  nöthige  Anzahl  von  Stimmen  zusammenbringen  würde,  um 
die  Wahl  eines  der  bezeichneten  zu  hindern.  Wir  wollen  hier  mit- 
theilen, was  man  seiner  Zeit  von  diesen  drei  Cardinälen  hielt  und 
erwartete. 

ßellarmin  gehörte  früher  den  Jesuiten  an  und  war  gegen  sein 
und  seiner  Gesellschaft  Wunsch  von  Clemens  VIII.  zur  Annahme 
der  Cardinalswürde  förmlich  gezwungen  worden.  Er  war  einer 
der  fruchtbarsten  Schriftsteller  seiner  Zeit,  hatte  sich  namentlich 
durch  seine  polemischen  Schriften  gegen  die  Protestanten  um  die 
katholische  Welt  Verdienste  erworben  und  sich  dadurch  der  Beach- 
tung seiner  Zeitgenossen  empfohlen.  Die  Gelehrsamkeit  war  übri- 
gens nicht  seine  einzige  Auszeichnung;  noch  mehr  empfahl  er  sich 
durch  seine  Frömmigkeit  und  Uneigennülzigkeit,  denn  er  begnügte 
sich  mit  dem  Einkonnnen,  welches  ihm  die  Gnade  des  Papstes 
gewährte,  ohne  Pensionen  von  fremden  Fürsten  anzunehmen.  Ja 
selbst  dieses  Einkommen,  welches  sich  auf  die  verhältnissmässig 
geringe  Summe  von  8000  Diicalen  belief,  verbrauchte  er  bei  seiner 


I'apstwahlen,  namentlich  bei  Gelegenheit  der  Wahl  Leo's  XI.  im  .].  IGO.'j.     271 

I    einfachen  Lebensweise  nicht,  sondern  vertheilte   es  fast  vollständig 

'  unter  die  Armen;  auch  klebte  ihm  durchaus  nicht  der  so  allgemeine 
Makel  der  Verwandtenliebe  an.  Alles  was  Jemand  für  die  höchste 
Würde  in  der  Kirche  empfehlen  konnte,    besass   er,    nut  Ausnahme 

,     der  Geschicklichkeit  zur  Regierung,  die  man  ihm,  sei  es   mit  Recht, 

I  sei  es  mit  Unrecht,  abstritt.  Doch  schadete  es  ihm,  Mitglied  der  Ge- 
sellschaft Jesu  gewesen  zu  sein,  wahrscheinlich,  weil  die  Cardinäle 
den  Einfluss  der  Jesuiten  durch  die  Wahl  eines  ihnen  ganz  erge- 
benen Papstes  nicht  noch  mehr  erhöhen  mochten. 

Dem  Raronius  waren  die  Spanier  gründlich  abgeneigt,   in  ge- 
wisser Hinsicht  noch  mehr  wie  dem  Cardinal  von  Medicis,  trotz  des 

I  letzteren  oflenkundiger  Verbindung  mit  Frankreich,  Raronius  war 
der  Reichtvater  des  Cardinais  Aldobi  andini  gewesen  und  blieb  es 
auch  ,  als  dieser  unter  dem  Namen  Clemens'  VIII.  den  päpstlichen 
Stuhl  bestieg  und  er  von  demselben  unter  allgemeiner  Rilligung  der 
katholischen    Welt   zum    Cardinal    ernannt   wurde.    Er   gehörte  wie 

1  Bellarmin  zu  den  uneigennützigen  und  armen Cardinälen.  Sein  ganzes 
Einkommen,  das  auch  er  aliein  der  Gnade  des  Papstes  dankte,  belief 
sich  ebenfalls  nur  auf  8000  Ducaten,  die  er  fast  ganz  auf  dieRestau- 

I    ration  alter   Kirchen  im    Königreiche  Neapel,  aus  dem  er  gebürtig 

'  war,  verwendete.  Er  war  von  scrupulöser  Frömmigkeit  und  gehörte 
ursprünglich  einem  Vereine  strenger  und  reformfreundlicher  Geist- 
lichen an.  Seine  Bedeutung  für  die  Nachwelt  erlangte  er  durch  seine 
grossen  historischen  Studien,  die  jedoch  seinen  Gegnern  statt  Rewun- 
derung  einzutlössen,  nur  eine  bequeme  Handhabe  boten  von  ihm  zu 
sagen,  er  verstehe  nichts  wie  Rücher  zu  schreiben,  wisse  wenig  von 
Theologie  und  canonischem  Rechte  und  tauge  zu  keiner  Regierung. 
Die  Feindschaft  Spaniens  zog  er   sich    durch    das    11.   Buch  seiner 

!  Werke  zu,  in  dem  er  seine  Zweifel  über  die  Rechtmässigkeit  des 
spanischen  Besitzes  in  Süditalien  aussprach;  man  begreift  leicht, 
dass  dies  nicht  blos  Abneigung  sondern  eine  förmliche  Wuth  gegen 
ihn  hervorrief,  denn  es  war  seit  langem  in  Spanien  soweit  gekommen, 
dass  man  jeden  Zweifel  an  der  CnüberlretVlichkeit  alles  dessen,  was 

i  von  dort  aus  geschah,  für  gotteslästerlichen  llochverralh  hielt.  Ein 
Cardinal,  der  die  Schwachheit  hatte,  einiger  archivalischer  Gründe 
wegen  anzunehmen  ,  dass  die  wellliche  Säule  der  Kirche  irren  oder 
vielleicht  nach  etwas  mehr  streben   könne  als  ihr  gebühre  oder  gar 

j    unrechtmässiges  Gut  besitzen  könne,  durfte  unter  keinen  rmsläiulen 


272  A.   fi  i  n  il  e  I  V,   Zur  (Jescliichle  der  Rinwirkiiiig^  Spnniens  »uf  die 

Papst  werden.  D;is  bezeichnete  Werk  des  ßaronius  wurde  in  S|»a- 
nien  mit  dem  Bann  belegt  und  alle  daselbst  angekommenen  Exem- 
plare vernichtet;  es  Märe  nun  allerdings  etwas  eigenthümlich  gewesen, 
wenn  ein  Scliriftsteller,  der  in  Spimien  zn  den  entehrendsten  Strafen 
verurtlieilt  worden  wäre,  hätte  man  dort  seiner  habhaft  werden 
können,  das  Haupt  der  Christenheit  geworden  wäre.  Wenige  Wochen 
nach  der  Papst\\  ahl,  von  der  wir  hier  erzählen,  bat  Baronius  in  einem 
eigens  an  Philipi»  III.  gerichteten  Schreiben,  er  möchte  doch  den 
über  sein\^'erk  ausgesprochenen  Bann  aufheben;  er  sei  sich  bewusst 
in  allen  päpstlichen  Archiven  aufmerksam  nachgesucht  zu  haben  um 
da  ein  Document  zu  finden,  welches  unwiderleglich  die  Rechte  Spa- 
niens auf  die  sicilianische  Monarchie  beweise  und  so  die  Zweifel 
endgiltig  widerlege,  welche  einige  Päpste  über  die  Rechtmässigkeit 
dieses  Besitzes  gehabt.  Dies  sei  seine  Absicht  bei  der  Abfassung 
seiner  Werke  gewesen  und  wenn  er  nichts  gefunden  habe,  was  dem 
König  genehm  wäre,  so  sei  es  nicht  seine  Schuld.  Der  Brief  des 
Cardinais  war  nicht  ironisch  gehalten,  aber  der  Sinn  desseli)en  lag 
einer  Ironie  so  nahe  wie  möglich  und  Philipp  III.  so  wie  der  spa- 
nische Staatsralh  erklärten  einstimmig,  man  könne  nicht  genug  Golt 
danken,  dass  Baronius  nicht  Papst  geworden  sei.  Die  Feindschaft 
Spaniens  gegen  ihn  war  von  da  an  im  Steigen.  Im  Jahre  1609  ward 
sein  Werk  auch  in  Neapel  und  Sicilien  mit  Bann  belegt,  wo  man  aus 
mancherlei  Gründen  sich  bis  dahin  davor  gescheut  hatte  und  dieser 
Bann  wurde  selbst  gegen  die  Klagen  des  Papstes  aufrecht  gehalten. 
Der  dritte  Cardinal  der  ebenfalls  nicht  ausdrücklich  ausge- 
schlossen war,  aber  keineswegs  gewünscht  wurde,  war  der  Cardinal 
Friedrich  Borromeo.  Es  genügt  seinen  Namen  zu  nennen  um  zu 
wissen,  dass  er  ein  Mann  von  hervorragender  Tugend,  ein  würdiger 
Nachfolger  seines  heilig  gesprochenen  Verwandten  Karl  Borromeo 
gewesen.  Sein  Andenken  steht  noch  heutzutage  geachtet  und  gelieht 
in  Mailand,  wo  er  zur  Zeit  der  spanischen  Herrschaft  ein  Trost  für 
Jedermann  und  ein  Gegenstand  des  heftigsten  Hasses  der  Spanier 
war.  Er  mischte  sich  nicht  in  die  Politik,  aber  sein  Mitleiden,  wel- 
ches er  mit  der  gedrückten  Lage  seiner  Landsleute  nicht  nur  durch 
Worte  sondern  auch  durch  die  That  an  den  Tag  legte,  seine  Frei- 
gebigkeit mit  welcher  er  den  letzten  Heller  seines  Einkommens  mit 
den  Armen  theilte ,  und  dieser  gab  es  überall  unter  der  spanischen 
Herrschaft    sehr    viele,    machte    ihn    zu    dei-   bedeutendsten   Person 


Papstwahlen,   iiamentlieh  bei  Gelegenheit  der  Wahl  Leo's  XI.  im  J.  1605.     273 

Mailands,  für  welche  die  Spanier  gegen  ihren  Willen  die  steteste 
Rüoksiclit  halten  mussten.  Es  war  übrigens  diesmal  noch  keine 
Gefahr,  dass  die  Stimmen  der  Cardiniile  sich  für  Borromeo  aus- 
spreclien  könnten,  denn  er  war  nach  der  Ansicht  derselben  viel  zu 
jung  für  das  höchste  Amt,  das  man  nur  Greisen  anvertrauen  mochte. 
Da  auch  Bellarmin  wegen  seiner  V^erbindung  mit  den  Jesuiten  in 
vornhinein  ausgeschlossen  war,  blieb  nur  Baronius  als  Candidat  von 
Bedeutung  übrig. 

In  der  That,  so  wenig  die  Spanier  dies  vermuthet  hatten,  im 
Conclave  machte  Aldobrandini  den  Vorschlag,  den  Cardinal  Baronius 
zum  Papst  zu  wählen,  und  schon  am  ersten  Tag  des  Conclaves  hiess 
PS  in  demselben,  die  Mehrzalil  der  Stimmen  würde  entweder  dem 
Baronius  oder  dem  iVIedicis  zufallen.  Die  Spanier  behaupteten,  Aldo- 
brandini habe  sich  den  Franzosen  verkauft  und  unterstütze  desshalb 
die  Wahl  des  Baronius,  ja  sie  gingen  noch  weiter  und  erklärten, 
das  Vorschieben  des  Baronius  sei  nur  eine  Finte  Aldobrandini's 
gewesen,  um  später  den  den  Franzosen  ganz  und  gar  ergebenen 
iMedicis  durch  plötzliche  Begünstigung  auf  den  päpstlichen  Stuhl  zu 
erheben.  Wahr  ist,  dass  Aldobrandini  des  geleisteten  Eides  vergass 
und  dass  er  einen  den  Franzosen  genehmen  Cardinal,  den  Baronius, 
begünstigte;  dass  dies  aber  blosse  Finte  gewesen  sei,  wird  nicht 
durch  die  Vorgänge  im  Conclave  bestätigt,  denn  Aldobrandini  setzte 
seinen  ganzen  Einfluss  für  Baronius  ein  und  nur  die  Machinationen 
der  Spanier  machten  diese  Anstrengungen  nutzlos.  Wenn  Aldobran- 
dini des  den  Spaniern  gegebenen  Versprechens  vergass,  so  kann 
man  nicht  sagen,  dass  er  seine  Pflicht  jetzt  noch  mehr  zu  verletzen 
im  Begriffe  war,  als  er  dies  durch  das  unerlaubte  Versprechen 
gethan,  denn  die  ehrwürdigsten  und  frömmsten  Cardinäle  erklärten 
laut  den  Baronius  für  den  tüchtigsten  Candidaten.  Immerhin  aber 
lässt  sich  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  die  Begünstigung  desselben 
mit  Rücksicht  auf  Frankreich  geschah. 

Das  Conclave  zählte,  wie  -wir  berichtet.  60  Wähler.  Zur  Gil- 
tigkeit  einer  Wahl  waren  mindestens  zwei  Drittel  der  Stimmen  erfor- 
derlich, also  diesmal  40,  während,  wenn  sich  ein  Drittel  der  Car- 
dinäle mehr  einem  verbanden,  diese  hinreichten,  joden  beliebigen 
Cardinal  auszuSchliessen;  in  diesem  Falle  waren  also  21  zur  Auf- 
rechthaltung der  Exciusiva  iiöthig.  Die  Wahl  ging  durch  öffentliche 
Abgebung  der  Stimmzettel  vor  sich:  erst  Urban  Vlil.  (1623—1644) 


274 


A.  G  i  1)  (1  e  I  y.  Zur  Oescliichte  i\or  Rinwirkung  Spaniens  auf  die 


ordnete  für  alle  Zukunft  die  geheime  Abstimmung  an,  wodurch  er 
wesentlich  dazu  boitrui;,  den  Cardinälen  ihre  Wahlfreiheit  zu 
sichern. 

Die  erste  Abstimmung  fand  am  14.  März  Statt  und  zeigte,  dass 
Baronius  wie  Medicis  einen  bedeutenden  Anhang  hatten,  doch  war 
die  Stimmenzahl  welche  sich  auf  ihre  Namen  vereinte,  vorerst  unbe- 
deutend. Am  folgenden  Tage  hatte  Bellarmin  bei  der  Abstimmung 
die  meisten  Stimmen,  nämlich  II,  während  Baronius  nur  8  bekam. 
Gegen  Abend  jedoch  erhob  sich  das  Gerücht,  als  ob  die  weitaus 
grössere  Mehrzahl  zu  Gunsten  des  letzteren  gestimmt  sei;  es  war 
jedoch  nur  ein  Gerücht,  denn  Avila  vereinte  jetzt  in  aller  Eile  die 
Cardinäle  welche  sich  ihm  angeschlossen  hatten  und  ihre  Zahl  war 
hinreichend  um  die  Wahl  zu  vereiteln. 

Vom  folgenden  Tage  an  begann  Aldobrandini  nach  der  Behaup- 
tung der  Spanier  ein  immer  offeneres  Spiel;  um  nämlich  die  Wahl 
Medicis  zuletzt  herbeizuführen,  habe  er  beschlossen,  durch  seine 
Anhänger  Tag  für  Tag  die  Stiminenzahl  des  Baronius  zu  erhöhen, 
so  weit,  dass  dessen  Wahl  nahezu  sicher  schien,  denselben  her- 
nach plötzlich  fallen  zu  lassen  und  die  spanische  Partei,  welche  sich 
in  Rücksicht  auf  die  Ausschliessung  des  Baronius  organisirt  hatte, 
durch  einen  andern  Vorschlag  zu  desorganisiren  und  die  Wahl  seines 
eigenen  Candidaten  durchzusetzen.  Allein,  wie  schon  erwähnt, 
scheint  diese  Behauptung  nicht  ganz  richtig,  weil  die  Ereignisse  ihr 
Avidersprechen  und  es  fast  unzweifelhaft  machen,  dass  Aldobrandini 
es  niit  der  Erhöhung  des  Baronius  aufrichtig  gemeint  habe.  Nichts- 
destoweniger trat  bei  ihm  am  16.  März,  nachdem  bei  der  Abstim- 
mung Baronius  bereits  19  Stimmen  erhalten  hatte,  ein  Schwanken 
ein;  er  benahm  sich  so,  als  wolle  er  die  Franzosen  wieder  verlassen 
und  sich  den  Spaniern  nähern;  er  ging  nämlich  zu  Avila  und  frug, 
welcher  Cardinal  dem  König  behagen  würde.  Avila  entgegnete,  der 
König  stelle  es  sich  nicht  zur  Aufgabe,  einen  Papst  zu  ernennen,  er 
w  ünsche  nur,  dass  die  Wahl  nicht  auf  einen  solchen  Cardinal  falle, 
der  die  Ruhe  Italiens  stören  könnte.  Die  Spanier  erklärten  diese 
Frage  nicht  in  einer  ihnen  günstigen  Weise,  sondern  glaubten, 
Aldobrandini  wolle  nur  ihre  Intentionen  ausforschen,  um  darnach 
seine  Handlungsweise  einzurichten.  —  Am  17.  März  hatte  Baronius 
nur  12  Stimmen  fin-  sich,  was  die  Meinung  erzeugte,  als  ob  Aldo- 
brandiiii  nicht  wt-iter  in   diesem  Manöver  vorschreiten  Wdlle;   unter 


i 


ril 


I'iilistwiihleii,  nanientlicli  hei  Gelegenlieit  der  Walil  Leo's  XI.  im  J.  160j.      27S 

der  Hand  jedoch  Hess  er  unter  den  Cardinälen,  welche  als  Anhänger 
Spaniens  galten,  nachforschen,  ob  nicht  einer  oder  der  andere  seine 
Stimme  dem  Baronius  geben  wollte  und  es  gelang  ihm  in  der  That, 
wenigstens  einen  der  Cardinäle,  Monopol!,  zu  gewinnen.  Madrucci, 
einer  der  am  entschiedensten  spanisch  gesinnten  Cardinäle  trat  mit 
Heftigkeit  am  folgenden  Tage  (18.  März)  gegen  diese  Agitation  auf. 
Baronius  ei-klärte,  er  habe  durch  seine  Schriften  nur  zu  sehr  seine 
Feindseligkeit  gegen  Spanien  dargethan  und  er  (Madruzzi)  entsetze 
sich,  wie  einzelne  Cardinäle,  die  sogar  Vasallen  Philipp's  HI.  seien, 
sich  für  die  Erhebung  seines  Feindes  interessiren  und  ihre  eigenen 
Verwandten  der  Ungnade  des  Königs  preisgeben  könnten.  —  Noch 
erlitt  die  spanische  Partei  einen  weiteren  Nachtheil  dadurch,  dass 
i  sich  der  Cardinal  de  Santa  Cecilia  aus  dem  Conclave  Krankheits 
W  halber  entfernen  musste,  doch  ersetzte  diesen  Verlust  die  Ankunft 
des  Cardinais  Dietrichstein,  der  am  19.  März  in's  Conclave  eintrat 
und  der,  wenn  auch  nicht  vollständig  den  Spaniern  ergeben,  doch 
keine  Waid  begünstigen  durfte,  die  dem  hahsburgischen  Familien- 
interesse  entgegen  sein  konnte. 

Ausser  den  Versuchen,  die  spanische  Partei  durch  Gewinnung 
einzelner  Cardinäle  zu  desorganisiren,  hatte  Aldobrandini  noch  ein 
B  anderes  Hilfsmittel  in  Bereitschaft.  Man  sprach  im  Conclave  davon, 
dass  er  plötzlich  den  Baronius  durch  seine  Anhänger  zum  Papst 
ernennen  und  ihm  die  übliche  Adoration  erweisen  wolle,  um  durch 
einen  solchen  Schritt  die  Gegner  einzuschüchtern  und  glauben  zu 
machen,  als  besitze  er  die  nöthige  Stimmenzahl.  Diese  eigenthüm- 
liche  Art,  bei  der  Papstwahl  vorzugehen  wurde  später  bei  der  Wahl 
Paul's  V.  und  Gregor's  XV.  versucht,  als  man  die  Wahl  auf  andere 
Personen  als  die  genannten  Päpste  leiten  w  ollte  und  in  der  That 
nur  aus  dieser  mehrmaligen  An\N  endung  eines  und  desselben  Älanö- 
vers  kann  man  sich  überreden,  dass  es  in  Wirklichkeit  versucht 
wurde. 

Während  dieser  Vorgänge  im  Conclave  trat  (19.  März)  Aldo- 
brandini mit  dem  Herzog  von  Escalona  durch  den  Cavaliere  de- 
mente in  eine  neue  Verhandlung.  Er  verlangte  durch  denselben  vom 
spanischen  Gesandten  erstens,  dass  dieser  ihn  förmlich  von  dem  dem 
Könige  geleistelen  Eide  entbinde,  zweitens  dass  er  dem  Cardinal 
Avila  die  Ordre  gebe,  dass  er  sich  ihm  (Altlohrandini)  zur  Disposition 
stelle  und  drittens,  dass  auch  die  übrigen  span  isch  gesinnten  Cardinäle 
sitzh.  H.phii.-iiist.  ci  xxxviii,  r>d.  II.  nn.  19 


276 


A.  Giiulely,   Zur  Geschichte  dei'  Eliiwiikiiii{y  Spaniens  auf  die 


den  Auftrag  bekämen,  diejenige  Person  zu  unterstützen,  welche 
er  für  die  Pupstwuhl  im  Sinne  liabe.  Iliebei  wollte  er  keineswegs 
den  Namen  des  Cardiiials  bezeichnen,  auf  welchen  seine  Absichten 
gerichtet  waren.  Der  Herzog  entgegnete  auf  diese  Forderungen, 
dass,  da  Aldobrandini  sein  Versprechen  dem  König  gegeben  habe, 
auch  nur  dieser  allein  ihn  von  demselben  entbinden  könne,  dass 
Avila  sich  all  sogleich  unter  die  Ordre  Aldobrandini's  stellen  würde, 
sobald  der  letztere  den  Wünschen  des  Königs  gemäss  handeln  wolle, 
und  dass  endlich  die  spanischen  Cardinäle  nur  eine  solche  Wahl 
unterstützen  könnten,  welche  dem  mit  Aldubrandini  getroflenen  und 
beschworenen  Vertrage  gemäss  wäre. 

Auf  diese  Autwort  hin  machte  Aldobranditii  in»  Conclave  selbst 
den  Versuch  mit  Avila  sich  zu  verständigen.  Er  besuciite  denselben 
in  seiner  Zelle  (2.  März)  und  erklärte  ihm  in  Beisein  Dietrichstein's, 
dass  er  (Aldobrandini)  gegen  den  W^^-llen  seiner  Anhänger  keine 
Wahl  durchsetzen  könne,  aber  geleilet  von  dem  Wunsche,  dem 
spanischen  Könige  zu  dienen,  mache  er  ihm  den  Vorschlag,  einen 
beliebigen  Cardinal  von  seiner(Aldobrandini's)  Partei  zu  bezeichnen 
und  sollten  dies  selbst  Tosco  und  Bianqueti  —  deren  Anhänglich- 
keit an  Spanien  bekannt  war  —  sein  ,  er  bürge  für  ihre  Wahl. 
Avila  nahm  diesen  Antrag  an  und  verlangte  nur  zwei  Tage  Bedenk- 
zeit, innerhalb  derer  er  sich  mit  den  spanischen  Cardinälen  über 
eine  bestimmte  Person  einigen  wolle.  Kaum  hatte  aber  die  Nipoten- 
partei  von  dieser  Verlnindlung  erfahren,  so  machten  viele  von  ihnen 
heftige  Vorwürfe  dem  Aldobrandini,  dass  er  ihr  Schicksal  in  fremde 
Hände  legen  wolle,  und  namentlich  erklärten  sechs  von  ihnen,  dass 
sie  in  keiner  Weise  eine  Wahl  Bianqneti's  zugeben  würden.  Aldo- 
brandini, um  sie  zu  beschwichtigen,  behauptete,  er  habe  keine  abso- 
lute Vollmacht  dem  Avila  ertheilt,  sondern  die  Zustimmung  zu  jedem 
Vorschlage  desselben  von  ihrer  Beistimmung  abhängig  gemacht. 

Als  nun  am  folgenden  Tage  (22.  März)  Avila  mit  den  Cardi- 
nälen Madruzzi  und  Doria  im  Conclave  herumging,  »im  sieh  mit 
seinen  Anhängern  zu  berathen,  begegnete  ihm  Aldobrandini  und 
bemerkte  dass  er  ihm  keine  absolute  Vollmacht  am  gestrigen  Tage 
ertheilt  habe,  sondern  dass  er  sich  die  Zustimmung  seiner  eigenen 
Partei  zu  jedem  Vorschlage  Avila's  vorbehalten  habe.  Es  erfolgte 
jetzt  ein  heftiger  Auftritt;  Avila  behauptete,  eine  absolute  Vollmacht 
erhalten   zu    haben    und   hielt    seine  Behauptung    aufrecht,    obwohl 


Papstwahlei),  namentlich  hei  Gelegenheit  der  Wahl  Leo's  Xl.  im  J.  1605.     277 

selbst  Dietrichstein,  Zeuge  der  gestrigen  Verhandlung,  dem  Aldo- 
briindini  bei  ptliehtete.  Das  ganze  Conclave  schwarte  sich  nm  die 
Streitenden  und  nur  den  vermittelnden  Worten  einiger  Cardinäle 
gelang  es  dem  Zanke  mit  einigem  Anstand  ein  Ende  zu  machen. 

Während  dieser  Vorgänge    wurden   die   Scrutinien    täglich    im 
Conclave    fortgesetzt,    bei   denen    Baronius    regelmässig   ungefähr 
20  Stimmen  erhielt,  während  die   übrigen   sich   zersplitterten.   Am 
23.  März  bekam  er  nur   17  Stimmen.  Als   aber   nach    dem    Mittag- 
essen sich  um  ihn  gegen  20  Cardinälo,  durchwegs  seine  Anhänger, 
schaarten,  während  einige  andere,  ebenfalls  seine  Freunde,    in  der 
Paulinischen  Capelle  versammelt  waren,    verbreitete   sich    plötzlich 
das  Gerücht,  als  ob  diese  daran  dächten,  dem  Baronius  dieAdoration 
zu  erweisen,    und  wieder   bemächtigte   sich  der   spanischen    Partei 
Angst  vor  einer  plötzlichen  Wahl  und  dem  Abfall  einiger  bisheriger 
Anhänger.  Die  Entscheidung  lag   einige  Momente  in  der  Hand  des 
Cardinais  Dietrichstein;  wenn  sich  dieser  für  Baronius  erklärte,   so 
war  es  sicher,  dass    er   einige  unentschiedene  Cardinäle  zur  Befol- 
gung seines  Beispieles  veranlassen  würde.  Im  Conclave  wurde  die 
Bedeutung  seines  Votums  offen  erörtert.   Aldobrandini's  Anhang  that 
alles  Mögliche  ihn  zu  gewinnen,  erinnerte  ihn  daran,  dass  er  seine 
Erhöhung  und  sein   gegenwärtiges  grosses  Einkommen  als  Bischof 
von  Olmütz  der  Freundschaft  Clemens'  VIII.   verdanke  und  dass   er 
desshalb    den   Aldobrandini's    einige    Dankbarkeit   schulde.    In    der 
That  war  der  Cardinal  Dietrichstein  durch  die  Bande  der  Dankhar- 
keit  an  Clemens  VIII.,  der  ihm  auf  das  freunrlscliaftlichste  zugethan 
gewesen  war,  und  an  sein  Haus  gebunden;   zudem  hegte  er  grosse 
Hochaciitung  für  Baronius   und    hielt   ihn    sonach   schon  von  freien 
Stücken    für   ganz   geeignet   zu    der   höchsten    kirchlichen  Würde. 
Sein  Schwanken  war  also  sichtlich  und  man  glaubte,  er  habe  sogar 
dem  Baronius   sein  Wort  verpfändet,    ihn  bei  der  Wahl  zu  unter- 
stützen.  Schon  früher  hatten  die  Cardinäle  Madruzzi  und   Doria  ihn 
eindringlich  daran  gemahnt,  was  er  dem  König  von  Spanien   und  den 
Interessen  des  Kaisers  schulde;  jetzt  sprach  abermals  der  Cardinal 
Farnese  auf  das  energischeste  mit  ihm  und  bestimmte  ihn    dadurch 
vollständig,    von   der   Unterstützung   des   Baronius   abzulassen.   Die 
spanische  Partei  gebot  nach  diesem  Anschlüsse  mit  Sicherheit  über 
23  Stimmen,  welche  für  die  Exdusion  hinreichten  und   sonach  eine 
plötzliche    Adoration,    die    wirklich    beabsichtigt    war,    wirkungslos 

i9* 


278  '^^    •■•""'•'ly-    Zur  neschicille  der  Einwirkung  Spaniens  auf  die 

machten.  Die  Partei  Montalto's,  welche  mit  aller  Gewalt  sieh  gegen 
eine  Verewigung  des  Einflusses  Aldohriindini's  stemmte,  hatte  hiebei 
den  Spaniern  am  meisten  geholfen. 

Am  2ö.  März  ergah  das  Scrutiniinii  fiir  Baronius  27  Stimmen, 
eine  überraschend  hohe  Anzahl;  dabei  wurde  im  Conclave  — 
doch  gegen  die  \\'alirheit  —  verbreitet,  dass  sechs  Cardinäle  noch 
überdies  insgeheim  ihre  Stimmen  zugesagt  hätten.  Aber  Aldobran- 
dini, der  bereits  seine  ganze  Kraft  aufgeboten  hatte  und  dennoch 
nicht  zu  seinem  Ziele  gelangt  wa»-,  verzweifelte  an  dessen  Erreichung 
und  machte  dem  Cardinal  Doria  den  Vorschlag,  es  möge  doch  Avila 
einen  Cardinal  seiner  (Aldobrandini's)  Partei  bezeichnen  —  natür- 
lich waren  dabei  jetzt  nicht  mehr  Tosco  und  Biaiiqueti  gemeint  — 
dann  würde  er  sein  Interesse  mit  dem  Spaniens  vereinen  können. 
Avila  scheint  auf  diese  Vorschläge  keine  befriedigende  Antwort 
gegeben  zu  haben.  Unter  denCardinälen  erhoben  sich  jetzt  Stimmen, 
man  solle  die  Wahl  entweder  auf  Medicis  oder  Camerino  lenken,  da 
ja  doch  bei  Baronius  keine  Einigung  zu  erwarten  sei  und  nament- 
lich erklärten  nicht  wenige  von  den  spanisch  gesinnten  gerne  auf 
Medicis  eingehen  zu  wollen.  Doch  blieb  es  vorerst  nur  bei  allge- 
meinen Besprechimgen,  denen  Avila  nicht  die  gehörige  Aufmerk- 
samkeit schenkte,  weil  er  die  (jefahr  nicht  für  zu  gross  hielt.  Aldo- 
brandini  hatte  indessen  besclilossen,  vollständig  seinen  eigenen  Weg 
zu  gehen.  Noch  an  demselben  Tage  nämlich  schickte  er  abermals 
den  Cavaliere  demente  in  Begleitung  des  P.  Cigala  zu  dem  Herzog 
von  Escalona;  die  zwei  Boten  hatten  den  Auftrag,  dem  letzteren 
eine  schriftliche  Erklärung  Aldobrandini's  vorzulesen.  In  diesem 
Schreiben,  von  dem  der  Gesandte  vergebens  eine  Copie  begehrte, 
machte  der  Cardinal  bekannt,  dass  er  sich  von  nun  an  völlig  aller 
gegen  den  König  von  Spanien  eingegangener  Verpthchtungen  (üv 
entbunden  erachte:  denn  keine  von  den  Bedinj^ungen  unter  denen 
er  früher  sein  Versprechen  gegeben,  werde  erfidit  und  Avila  unter- 
stelle sich  nicht  seiner  Leitung,  sondei-n  wolle  im  Conclave  selbst 
oommandiren.  Auf  dieses  antwortete  Escalona  schriftlich,  dass  Aldo- 
brandini sicli  selbst  nicht  einseilig  seiner  Verpfhchtung  entbinden 
könne  und  dass  die  Klagen  gegen  Avila  unzulässig  seien.  Als  näm- 
lich mit  ihm  (Aldobraiiditii)  verliandelt worden,  habe  er  bedingungs- 
los einen  feierlichen  Eid  geschworen,  in  der  Papstwabl  so  vorzu- 
gehen, wie  obdi  erwälinl  wurde.    Plulipp  III.  und    der  Herzog  von 


Papstwahleii,  iiameutlicli  Ifui  Gelegenlieit  der  Wahl   Leu's  XI.  im  .).  ICO.';.     279 

Lenna  halten  dieses  Versprechen  angenommen  und  ihn  (Aldubran- 
ditii)  selbst  zu  ihrem  Vertrauten  gemacht.  Er  (Escalona)  habe  mit 
ihm  berathen,  wer  im  Conclave  mit  der  Stimme  Spaniens  zu  be- 
trauen sei  und  nur  weil  Aldobrandini  selbst  die  Annahme  derselben 
ablehnte,  um  desto  unbeengter  die  spanischen  Interessen  vertreten 
zu  können,  habe  man  auf  die  Cardinäle  Avila,  Madrucci,  Doria  und 
Farnese  Bedacht  genommen  und  erwogen,  welchem  von  ihnen  die 
Stimme  zu  geben  sei  und  nur  über  seinen  (Aldobrandini's)  Antrag 
sei  die  Wahl  auf  Avila  gefallen.  Der  Cardinal  habe  sonach  weder 
im  allgemeinen  das  geringste  Recht  über  Nichterfüllung  von  Bedin- 
gungen zu  klagen,  da  keine  stipulirt  worden  seien,  noch  auch  im 
besonderen  ein  Recht  sich  über  die  Wahl  von  Avila's  Person  zu 
beschweren,  da  sie  allein  über  seinen  Antrag  erfolgt  sei.  —  Weiter 
behauptete  Aldobrandini  in  der  von  demente  vorgelesenen  Erklä- 
rung, sein  Versprechen  sei  nur  in  so  weit  gegeben  gewesen ,  als  er 
sich  blos  zur  Exciusion  eines  einzelnen  bestimmten  Cardinais  ver- 
pflichtet habe.  Dagegen  erwiderte  Escalona,  das  Versprechen  sei 
keineswegs  so  beschränkt  gewesen ,  sondern  habe  ganz  allgemein 
gelautet  und  sei  mit  allen  Anzeichen  eines  aufrichtigen  und  feurigen 
Eifers  gegeben  worden,  denn  es  habe  der  Cardinal  selbst  erklärt, 
er  würde  seinem  eigenen  Neffen  die  Exclusiva  geben,  wenn  dieser 
dem  Könige  nicht  genehm  wäre.  Für  alles  dieses  gäbe  es  Zeugen, 
die  über  allen  Verdacht  erhaben  seien  und  vor  denen  der  Cardinal 
selbst  diese  Erklärung  abgegeben  habe.  Weiter  behauptete  Aldo- 
brandini, dass  er,  was  die  Inclusion  betreffe,  nur  angeboten  habe, 
einige  von  jenen  Cardinälen,  die  dem  Konige  genehm  seien,  zu 
unterstützen,  dieses  Angebot  aber  nicht  bedingungslos  gemacht  habe. 
Auf  dieses  erwiederte  der  Herzog,  dies  sei  nur  insoferne  wahr, 
dass,  als  man  ihm  (Aldobrandini)  6  Cardinäle  nannte,  welche  dem 
Könige  besonders  genehm  wären,  er  fünf  von  ihnen  bereitwillig 
unterstützen  und  nur  einen  aus  ihrer  Reihe  entfernt  haben  wollte. 
Von  weiteren  Bedingungen  sei  nicht  die  Rede  gewesen  und  es  sei 
wohl  Niemand  anders  als  die  Franzosen,  welche  ihm  jetzt  derglei- 
chen Bedingungen  vorschreiben.  Da  sich  auch  Aldobrandini  ent- 
schuldigte, dass  er  von  der  Unterstützung  des  Baronius  nicht  ab- 
lassen könne,  weil  ihn  sonst  seine  Partei  nicht  als  Führer  anerkennen 
würde,  so  erklärte  der  Herzog  dies  für  eine  blo>se  Ausflucht:  ilenn 
der  Cardinal  halte  seine  Partei  fest  genug  in  seiner  Hand   und   habe 


280  ■'^-   G  lud  f  1  y,  Zur  Geschichte  der  Einwirkung  Spaniens  auf  die 

übrigens  auch  versprochen,  dass,  sullte  dieselbe  eine  Wahl  wider 
den  Willen  des  Königs  unterstülzen  wollen,  er  insgeheim  4—6 
seiner  intimsten  Anhänger  auftragen  würde,  gegen  eine  solche  Wahl 
zu  stimmen,  so  dass  die  Exclusion  durch  dieselben  im  Vereine  mit 
den  spanischen  Cardinälen  stets  sicher  gestellt  würde.  Zuletzt, 
meinte  Aldohrandini,  sei  Avila  selbst  schuld,  wenn  Baronius  nicht 
schon  um  alle  HofTnuiig  gekommen  sei.  Er  (Aid.),  habe  ihm  (Avila) 
nämlich  gerathen,  den  Cardinal  Como  auf  die  Bahn  zu  bringen,  der, 
weil  etwas  beliebt,  nicht  hios  die  spanischen  Stimmen  sondern  auch 
einen  Tlieil  der  Aldobrandinischen  für  sich  haben  würde.  Auf  dies 
entgegnete  Escalona,  es  sei  gegen  den  Vertrag  mit  einem  jener 
Cardinäle,  welche  Philipp  III.  gewählt  wünsche,  blos  eine  Schein- 
diversion machen  und  nicht  dessen  Wahl  im  Ernste  durchsetzen  zu 
wollen.  Man  sei  mit  Aldohrandini  übereingekommen,  nur  dann  einen 
von  des  Königs  Candidaten  auf  die  Bahn  zu  bringen,  wenn  für  dessen 
Wahl  einige  Wahrscheinlichkeit  wäre.  Wolle  der  Cardinal  eine 
Scheindiversion  gegen  Baronius  vornehmen,  so  möge  er  sich  aus 
seinen  Anhängern  Jemand  aussuchen. 

Die  Abstimmung  am  27.  März  ergab  für  Baronius  die  über- 
raschende Zahl  von  31  Stimmen;  es  fehlte  also  thatsächlich  nur 
wenig  zu  seiner  Erhebung.  Unter  der  spanischen  Partei  gab  es 
mehrere,  die  um  jeden  Preis  einen  anderen  Cardinal  erhoben 
wünschten  und  desslialb  gaben  sie  nicht  unklar  zu  verstehen,  dass 
ihnen  Medicis  viel  genehmer  wäre.  Wenn  Aldohrandini  mit  seinem 
Anhang  darauf  einging,  so  konnte  man  sicher  sein,  dass  die  Wahl 
binnen  einer  Stunde  beendigt  war.  Dennoch  wollte  dieser  noch  nicht 
nachgeben  und  bearbeitete  unablässig  für  Baronius  einige  wankende 
Cardinäle.  Es  hiess  in  der  folgenden  Nacht,  diese  Unierhandlungen 
seien  ihrem  Ziele  nahe  gerückt  und  am  folgenden  Morgen  würden 
siel»  3ö  Cardinäle  für  Baronius  erklären;  thatsächlich  aber  ergab 
das  Scrulinium  nur  30. 

Aus  dieser  Verminderung  der  Stimmenzahl  schloss  der  Cardinal 
Doria,  dass  Aldohrandini,  wofern  er  seinen  bisherigen  Schützling 
aufgeben  sollte,  sich  allsobald  für  Medicis  erklären  würde,  weil  er 
dessen  Wahl  wegen  der  Neigung  einiger  .«^panisclierCardinäle  sicher 
sein  könnte.  Er  ging  desshalb  zu  Avila,  ihn  auf  diese  noch  grössere 
Gefahr  aufmerksam  zu  machen  und  aufzufordern,  um  jeden  Preis 
eine  Einigung  mit  Aldohrandini    herbeizuführen.    In    der   That  kam 


Papstwahlen,  namentlich  bei  Gelegenheit  der  Wahl  I.eo's  XI.  im  J.  1603.       28  1 

eine  neue  Conferenz  zwischen  Avila  uiirl  Aldobrandiiii  zu  Stande, 
welche  dazu  führte,  dass  beide  jene  Cardinäle  bezeichnen  W(»llten, 
deren  Wahl  sie  wünschten,  um  sich  zuletzt  über  einen  derselben  zu 
einigen.  Diese  Verhandlungen  dauerten  bis  zum  30.  endeten  aber 
mit  einem  neuen  Streit  zwischen  Aldobrandini  und  Avila,  Letzterer 
behauptete  nämlich  abermals ,  der  erstere  habe  ihm  die  Vollmacht 
gegeben,  einen  beliebigen  Cardinal  seiner  (Aldobrandini's)  Partei 
zu  wählen.  Bei  der  Abstimmung  am  30.  bekam  Baronius  sogar 
32  Stimmen,  Gel  aber  von  diesen  am  folgenden  Tage  auf  30. 

Bei  dem  Scrutinium  am  1.  April  bekam  Baronius  28  Stimmen, 
während  Medicis  13  erhielt.  Die  meisten  Stimmen,  welche  Medicis 
bekommen  hatte,  gehörten  der  spanischen  Partei  an  und  es  tratsomit 
klar  hervor,  dass,  wenn  Aldobrandini  sich  für  ihn  erklären  würde,  er 
mit  mehr  wie  40  Stimmen  gewählt  werden  könnte.  Doria  und  Ma- 
drucci  liefen  eilig  zu  Avila  um  ihn  zu  veranlassen,  so  viel  Cardinäle 
wie  möglich  selbst  unter  der  Gegenpartei  aufzufinden  um  Medicis 
auszuschliessen.  Avila  gab  jedoch  nicht  viel  auf  diese  Vorstellungen 
und  hielt  ihre  Befürchtungen  für  grundlos.  Doria  protestirte  gegen 
diese  leichtfertige  Uiigläubigkeit  und  forderte  Avila  auf,  doch  lieber 
über  was  immer  für  einen  Cardinal  mit  Aldobrandini  sich  zu  einigen, 
als  eine  Wahl  vor  sich  gehen  zu  lassen,  die  noch  schlimmer  sei  wie 
die  des  Baronius.  Während  aber  Avila  bei  diesen  Vorstellungen 
gleichgiltig  blieb,  gingen  Aquaviva  und  Visconti,  welche  zur  spani- 
schen Partei  bisher  gehört  hatten,  aber  für  Medicis  gestimmt  waren, 
zu  dem  Cardinal  Joyeuse,  um  ihn  aufzufordern,  mit  dem  gesammten 
französischen  Anhange  energisch  für  Medicis  einzutreten.  Aldobran- 
dini, von  diesem  benachrichtigt  und  von  Joyeuse  zur  Mitwirkung 
aufgefordert,  meinte  vorerst,  es  sei  noch  nicht  der  Augenblick  für 
Medicis  gekommen,  ging  aber  darauf  doch  in  die  Zelle  des  Cardinais 
und  besprach  sich  da  mit  ihm  anderthalb  Stunden.  Die.>;er  Besuch 
erregte  allgemeines  Aufsehen  im  Condave;  die  Spanier  behaupteten 
später,  Aldobrandini  liabe  bei  dieser  Gelegenheit  sich  mit  Medicis 
geeinigt,  andere  Personen  dagegen  die  nicht  minder  in  die  Geheim- 
nisse des  Conclaves  eingeweiht  waren,  erklärten  dies  anders;  sie 
meinten  nämlich,  Aldubrandini  sei  nur  desshalb  so  lange  bei  Medicis 
gewesen,  um  die  Wachsamkeit  der  Spanier  zu  reizen  und  ihnen  Zeit 
zu  geben,  für  die  Ausschliessung  Medicis'  die  nöthige  Stimmenzahl 
zu  gewinnen.   Sei    dem.    wie    ihm   wolle,    der  Cardinal    Sforza,    ein 


282  A.   (iiiiih'ly,   Zur  Geschichte  der  Einwirkung  Spaniens  auf  <lit' 

Anhänger  Modieis',  sorgte  dafür  ,  dass  Avila  seine  Leichtgläubigkeit 
nicht  ablegte.  Er  besuchte  näuilieh  den  letzteren  in  seiner  Zelle, 
blieb  da  die  ganze  Zeit  über,  während  welcher  Aldobrandini  mit 
Medicis  sprach  und  machte  sich  lustig  über  die  Gerüchte,  Avelche 
man  über  des  letzteren  Erhebung  verbreitete,  dadurch  Avila's  Ver- 
dacht wieder  einschläfernd.  Während  dieser  kostbaren  Zeit  war 
jedoch  im  Conclave  eine  überraschend  schnelle  Einigung  vor  sich 
gegangen.  Aldobrandini's  Anhang  Hess  sich  die  Candidatur  Medicis' 
gefallen,  und  um  die  ganze  Angelegenheit  schnell  zum  Abschluss  zu 
bringen,  ging  Baronius  mit  Visconti  zu  Aldobrandini  und  forderten 
ihn  auf,  doch  ohne  Zögern  eine  Wahl  zu  begünstigen,  welche  in  den 
Wünschen  aller  Parteien  gelegen  zu  sein  scheine.  Dieser  mochte 
seine  Zustimmung  noch  nicht  geben,  sondern  behauptete  sich  zuvor 
mit  seinen  Anhängern  beratiien  zu  müssen.  Es  gibt  keine  Zeit  zur 
Berathung  mehr,  antwortete  man  ihm,  die  grosse  Mehrzahl  der  Car- 
dinäle  ist  geeinigt,  der  eineTheil  ist  um  die  Zelle  Medicis'  geschaart, 
der  andere  Tlieil  in  des  Cardinais  de  Santa  Cecilia  Zelle  vereint 
und  alle  bereif,  die  Adoration  zu  leisten.  Besiegt  durch  diese  Mit- 
theilung und  fast  ohne  Anhang  gelassen,  gab  endlieh  Aldobrandini 
seine  Zustimmung  und  verfügte  sich  zu  der  Zelle  des  Cardinais  von 
Medicis.  Der  Papst  war  hiemit  gewählt.  Ohne  jedes  Scrutinium, 
durch  die  einfache  Thatsache,  dass  sich  die  mehr  als  erforderliche 
Zahl  der  Cardinäle  um  Medicis'  Zelle  schaarte  und  durch  diesen 
Vorgang  alle  übrigen  zur  Befolgung  des  Beispiels  veranlasst  wurden, 
ward  dieser  zur  höchsten  Würde  der  Christenheit  erhoben. 

Erst  jetzt,  als  das  ganze  Conclave  von  einem  Gedanken  beseelt 
war,  erwachte  Avila  aus  seiner  Leichtgläubigkeit  und  wollte  in  aller 
Eile  die  erforderliche  Stimmenzahl  sammeln  um  Medicis  die  Exclu- 
sion  zu  geben.  Er  begegnete  jedoch  überall  einem  gemessenen 
Widerstände;  einige  der  intimsten  Anhänger  Spaniens  erklärten  ilmi, 
es  handle  sich  nicht  mehr  um  die  Ausschliessung  eines  Cardinais, 
man  müsse  vielmehr  jetzt  nur  von  einen»  Papste  reden,  gegen  den 
man  sich  nicht  aullehtien  könne.  Noch  machte  Avila  einen  Versuch 
bei  dem  Cardinal  de  Santa  Cecilia  und  bei  der  ganzen  Schaar  die 
sicli  in  dessen  Zelle  vereint  hatte,  allein  auch  hier  mit  gleich 
geringem  Erfolge.  Santa  Cecilia  entgegnete  ihm,  in  dem  Momente» 
wo  der  Papst  gewählt  sei,  gebe  es  keine  Gelegenheit  mehr  zu  exclu- 
diien   und   zu   protcstiren.    Darauf  ging    Avila    in   die   Paulinische 


Paiistvviililcii,  n:inientlioh  liei  fielegeiiheit  der  WhIiI  Leo's  XI.  irii   J.    160Ö.     283 

Capelle,  wo  sich  bereits  eine  Anzahl  von  Cardiiiälen  versammelt 
hatte,  um  da  dem  neuen  Papste  die  feierliehe  Adoration  zu  leisten 
und  protestirte  vor  denselben  laut  gegen  den  Cardinal  Medieis  und 
wiederholte  zum  öftermalen,  dass  der  König  von  Spanien  ihn  nicht 
haben  wolle.  Die  spanisch  gesinnten  Cardinäle  schaarten  sieh  jedoch 
um  ihn  und  mahnten  ihn  eifrig  von  jeder  weiteren  Opposition  ab; 
es  handle  sich  durchaus  nicht  mehr  um  eine  Wahl,  sondern  um  die 
Adoration  des  allgemein  anerkannten  Papstes.  Diese  Zureden  und 
die  Einsicht  in  seine  isolirte  Lage  bestimmten  endlich  Avila,  sich 
zur  Ruhe  zu  begeben  und  gleich  den  übrigen  Cardinälen  die  Ado- 
ration zu  leisten.  So  bestieg  der  Cardinal  von  Medicis  unter  dem 
Namen  Leo  XI.  den  päpstlichen  Stuhl  i). 


»)  Die  siimmtliclien  Angaben  der  vorangehenden  Abhandlung  sind  den  diplomatischen 
Correspondenzen  des  spanischen  Staatsarchives  von  Simancas  entnommen.  Ich  habe 
im  Sinne,  die  von  mir  während  meines  Aufenthaltes  in  Simancas  gefertigten  Copieii 
und  Excerpte  zu  publiciren,  so  dass  die  gelehrte  Welt  über  die  so  wichtigen  Voi-giinge 
im  spanischen  Staatsrath  und  in  Rom  die  detaillirlesten  Nachrichten  erwarten  kann. 
—  Bemerken  muss  ich  hier  noch,  dass  mit  den  Angaben  der  Spanier,  Aldobrandini  sei 
von  Heinrich  IV.  bestochen  worden,  die  französischen  Nachrichlen  vollständig  über- 
einstimmen. Nach  der  Hiographie  Uiiplcssis  Mornay's  kostete  die  Wahl  Leu"s  XI.  dem 
Köniqe  300.000  Thaler. 


cSi  Fiedler.   Die   l'nloii  iler   in   L'ng-erii    zwischen   der  Donau   und 


SITZUiNG  VOM  27.  iNOVEMBER    1861. 


Gelesen: 

Die   Union   der   in  Ungern  zicischen   der  Donau   und  Drau 
wohnenden  Bekenner  des  griechisch-orientalischen  Glaubens. 

Von  Joseph  Fiedler. 

Nach  der  Vertreibung  der  Türken  aus  Ungern  wurde  die  Ver- 
waltung der  befreiten  und  „Neoacquisifa"  genannten  süd-ungriseben 
Landstriche  der  k.  Hofkammer  aufgetragen,  welche  Einrichtungs- 
Commissäre  in  der  Person  von  Kammerrätben  dabin  abschickte.  Einer 
dieser  war  der  Hufkainmerratb  Tullius  Miglio  Freiherr  von 
Prumberg,  der  die  Organisirung  Slavoniens  und  des  Landes  zwi- 
schen der  Donau  und  Drau  vorzunehmen  batte.  Während  seiner 
Amtstliätigkeit  in  Slavonien  kam  er  mit  dem  Vorstande  des  griecliisch 
nicbtuiiirten  Klosters  Orabovica  (im  Veröezer  Comitate)  Job  Heicb 
(Raic)  in  engere  Berührung  und  scheint  als  ein  eifriger  Anbän- 
ger der  katholischen  Kirche  geglaubt  zu  haben,  den  Zweck  seiner 
Mission  in  Übereinstimmung  mit  den  Anschauungen  der  damaligen 
Zeit  dahin  ausdehnen  zu  köimen,  dass  er  diesen  einflussreieben  KIo- 
stervorsteber  und  durch  ihn  viele  andere  Bekenner  der  griechisch- 
orientalischen Kirche  für  den  römisch  -  katholischen  Glauben  zu 
geMinnen  suchte.  In  diesem  gottgefälligen  und  ihm  gewiss  auch  als 
sehr  verdienstlich  angerechneten  Werke  fand  er  an  den  Älitgliedern 
der  Gesellschaft  Jesu  in  Fiinfkircben  die  eifrigsten  und  gewandtesten 
Unterslützer.  Ibreti  vereinten  Bi-niüliungen  und  der  lloffnung  auf  den 
versprochenen  CameraLsclnitz  gelang  es  zu  bewirken,  dass  Reich  im 
November  1689  dem  k.  k.  Commissär  das  Versprechen  gab,  sich,  die 
ihm  unterstehenden  16  Pfarren  und  die  in  dem  nabegelegenen 
Frauenkloster  wohnenden  Basilianernonnen  der  römisch-katholischen 


I 


Ihau  wuhiienden  Bekenner  des  griechisch-orientalischt-n  Glaubens.  lioD 

Kirche  zu  uniren  und  zum  Gehorsam  gegen  dieselbe  zurückzukehren; 
ferner,  dass  er  sich  eidh'ch  verband  alle  seine  Bemühungen  dahin  zu 
richten,  dass  auch  andere  in  Slavonien  wohnende  Glaubensgenossen 
geistlichen  und  weltlichen  Standes  in  der  syrmischen  Diöcese  (wo 
sein  Bruder  Longin  seit  1688  als  griechisch  unirter  Bischof  fungirtej 
die  Union  annehmen.  In  der  That  übergab  auch  Tullius  Miglio  den 
Prior  und  seine  Anhänger  den  Missionären  aus  der  Gesellschaft 
Jesu  in  Fünfkirchen  zum  Unterrichte  im  römisch-katholischen  Glau- 
ben, welche  ihre  Schüler  zur  vollen  Erkenntniss  und  Bekennung  der 
einzigen ,  ewigen  in  den  Dogmen  der  römischen  Kirche  liegenden 
Wahrheit  zu  bringen  wussten. 

Dieses  Bekenntniss    erneuerten  sie  später  vor  dem  k.  k.  Com- 
missär,  bis  sie  es  endlich  am  18.  Jäimer  1690  öffentlich  ablegten. 

An  diesemTage  hielt  Franz  Ja  ny,  römisch-katholischer  Bischof 
von  Syrmien  ,  Probst  von  Csorna  *),  Abt  von  Pechv  ardein  2)  und 
k.  k.  gelieimer  Rath  in  der  Jesuitenkirche  in  Fünfkirchen  in  Gegen- 
wurt  des  k.  k.  Commissärs,  einer  grossen  Anzahl  geistlicher  und  welt- 
licher Standespersonen  und  im  Beisein  des  in  Menge  zusammen- 
geströmten Volkes  ein  feierliches  Pontificalamt,  dessen  Hauptmo- 
mente  überdies  auf  Veranlassung  des  für  das  Zustandekommen  det 
frommen  Werkes  ebenfalls  sehr  thätigen  Grafen  Gabriel 
Vecehy,  Commandanten  der  k.  k.  Truppen  zwischen  der  Donau 
und  Drau  durch  dreimalige  Geschützsalven  und  Gewehrdechargen 
der  Bürgerschaft  verherrlicht  wurden. 

Hier  nun  legten  der  Prior  Job  Reich  von  Orahovica,  der  Prior 
Ephtimie  Negomirovid  von  Grabozas),  die  Pfarrer  von  Stuhlweissen- 
burg,  Dobrokoz  *),  Simontorna  *),  Ozora  *),  Fiinfkirchen  und  Soleck  ^) 
dann  eine    Reihe    Meillicher    Drjiutirter,    wodurch  die  Orte    Stuhl- 
weissenburg,  Sigeth«),  Ozora,  Mohacs»),   Siklos*"),  Koposvar"). 


')  Prämonstrateiiser-Probstei   in  der  üdeubiirger   Gespannschaft. 
2)   Pet'svar,  Pecsvaiad,  Benedictiiier-.\blei   in  dci-  Baranyer  Gespannschaft. 
')   Grabovz,   Oiiif  mit  einem  griecliisehen  Kloster  in  der  Toliiaer  Gespannseliaft. 
•*)   Döbrökii/.,   Marktnecken   in   der  Tolnaer  Gespannschaft. 
*)   Simonsthurn,  Markttlecken  ebendaselbst. 
*)  Marktflecken  ebendaselbst. 

')    Sztilok  (?J,   Dorf  in   der  Schimegher  Gespannschsift. 
^)  Szig-etvar,   .Marktflecken  ebendaselbst. 
^)   Stadt  in  der  Baranyer  Gespannschaft 
•<*)   Marktflecken  ebendaselbst. 
")   Stadt  in   der  Si'hiineghcr  Gespanuschaft. 


/4öü  F  i  e  il  I  e  r  .    Die   Union   cIit   in   l'ngern   zwisi'hen   der   Dunun   und 

Dobroköz,  Domho').  Sasd  2)  a.  a.  0.  repiäsentirt  waren,  das  feier- 
liche ßckerintniss  des  römisch-katiiolisclien  Glaubens  in  die  Hände 
des  poiitificirenden  Bischdfs  in  der  Weise  ab,  dass  sie  mit  klarer 
Stimme  verspiaclien,  alles  glauben  und  halten  zu  wollen,  was  die 
römische  Kirche  glaubt  und  für  wahr  hält;  und  dem  Papst  als  wah- 
rem Stellvertreter  Christi  und  Nachfolger  des  Apostelfiirsten  Peter  alle 
Unterwürfigkeit,  Observanz  und  den  schuldigen  Gehorsam  stets  und 
unverbrüchlich  zu  leisten,  wozu  sie  sich  auch  (nach  der  der  Unions- 
urkiinde  beiliegenden  Eidesformel)  eidlich  verpflichteten.  Zugleich 
haben  die  Deputirten  der  Gemeinden  erklärt,  dass  diese  eidliche 
\  erpHichtung  auch  die  von  ihnen  vertretenen  Gemeinden  zwischen 
der  Donau  und  Drau  dergestalt  binde,  als  wenn  sie  peisönlich  gegen- 
wärtig gewesen  und  den  Eid  geleistet  hätten,  so,  dass  durch  diesen 
Act  die  Union  für  alle  als  vollbracht  anzusehen  sei.  Überdies  gaben 
sie  ihre  schriftliche  Zustimmung  zu  folgenden  Puncten: 

1.  Dass  wenigstens  dreimal  im  Jahre  ein  griechischer  Priester 
in  einer  katholischen  Kirche  und  umgekehrt  Messe  lese; 

2.  dass  sie  die  Jesuiten,  wenn  sie  in  ihren  Kirchen  predigen 
oder  Religionsunterricht  erlheilen  wollten,  freundlich  aufnehmen; 

3.  dass  sie  ihre  Söhne,  besonders  jene  ,  die  sich  dem  geist- 
lichen Stande  widmen,  in  die  Schulen  der  Jesuiten  schicken;  und 

4.  dass  sie  wenigstens  in  den  Orten,  wo  sie  mit  Katholiken 
untermischt  wohnen,  an  den  römischen  Festtagen  sich  von  der  öll'ent- 
lichen  Verrichtung  äusserer,  übrigens  an  Feiertagen  gestatteter 
Arbeit  enthalten. 

Der  Ambrosianisclie  Lobgesang  bildete  den  Scliluss  der  kirch- 
lichen Functionen. 

Die  über  diesen  feierlichen  Übertritt  und  die  dabei  gemachten 
Versprechungen  ausgefertigte  Unionsurkundes)  wurde  von  den  bei- 
den Prioren,  den  genannten  Pfarrern  und  den  weltlichen  Deputirten, 
so  weit  sie  des  Schreibens  kundig  waren,  eigenhändig,  für  die  Un- 
kundigen aber  im  Wege  der  Stellvertretung  unterschrieben  und  der 
grösseren  Weihe  und  Glaubwürdigkeit  willen  von  den  geistlichen 
und  weltlichen   Würdenträgern ,  die  sich  um  das  Zuslandekonimen 


•)  Üonibu  ,    Dorf  in  der  Scliiino^lier,   dann   in  dci-   lt:ii:inyer  (ie>piiun.s('li.ir(,   viclleiclit 

»uch  üonilioviir  in  der  Toinner  riespannsi-hal't. 
*}  Ünrf  in  der  B:<ranyer  Gespannseliiift. 
')  Rcila''e  I. 


l 


Drau    wohnenden   Bekenner  iles  griechisch-orientalisclien   Glaubens.         2o  < 

des  Werkes  vorzugsweise  verdient  gemaclit  haben,  als  dem  Bischof 
von  Syrmien  Franz  Jany,  dem  General  Grafen  Vecchy  und  dem  Hof- 
kamniersecrelär  und  Concommissär  in  den  neoaequistischen  Theilen 
Nieder-Ungerns    und  Slavoniens  ,   Johann  Theodor  von  Melinek,  als 
Zeugen  unterzeichnet  und  besiegelt. 

Gestützt  auf  den  hier  geschilderten  sehr  erfreulichen  Erfolg 
er'liess  Tullius  Miglio  in  seiner  Eigenschaft  als  k.  k.  Commissär  eine 
provisorische  Verordnung  de  dato  19.  Jänner  1690  i).  worin  anbe- 
fohlen wurde,  dass  der  ganze  griechische  Klerus  zwischen  der  Donau 
und  Drau  dem  mit  der  römischen  Kirche  unirten  Prior  des  Klosters 
des  heil.  Erzengels  Michael  in  Graboza,  Ephtimie  Negomirovic  alle 
Verehrung  und  Gehorsam  leisten,  ihn  als  Visitator  anerkennen ,  in 
allen  Pfarrangelegenheiten  von  seiner  Direction  abhängen  und  allen 
seinen  Verfügungen  ohne  alles  Zaudern  und  Widerstand  Folge  leisten 
soll,  widrigens  jeder  Einzelne  die  Ungnade  Seiner  Majestät,  schwere 
Ahndung,  ja  sogar  den  Verlust  des  ßeneficiums  zu  befahren  hätte. 
Bei  Erledigungen  von  Pfarreien  soll  der  Prior  drei  würdige  Candi- 
daten  aus  den  unirten  Kaludjern  der  k.  k.  Hofkammer  vorschlagen. 

Mit  grosser  Befriedigung  berichtete-)  Tullius  Miglio  über  diese 
Errungenschaften  an  die  k.  k.  Hofkammer,  indem  er  sowohl  die 
Unionsiirkunde  —  dem  Wunsche  der  Aussteller  derselben  gemäss  —  die 
Eidesformel  und  die  erstangeführte  Verordnung  zur  Einholung  der 
höheren  Genehmigung  einschickte  und  am  30.  Jänner  d.  J.  an  Kai- 
ser Leopold  1.3),  wobei  er  die  Verdienste  der  Jesuiten,  des  Gene- 
rals Grafen  Vecchy  ,  des  Priors  Reich  und  seiner  eigenen  Person 
hervorhob,  und  um  die  Verleihung  des  Bischofstitels  an  den  Pi'ior 
zur  Belohnung  seiner  besonderen  Verdienste  um  das  Gelingen  der 
Sache  bat. 

Die  k.  k.  Hofkammer  erstattete  am  4.  April  d.  J.  einen  eigenen 
untertliänigsten  Vortrag  an  den  Kaiser*),  Morin  sie  unter  Anerken- 
nung der  Verdienste  der  vorstehenden  Peisonen  und  mit  Hervorhebung 
des  Umstandes,  dass  der  Prioi-  Reich  bei  den  Griechen  im  grossen 
Ansehen  stehe,  auf  die  Verleihung  des  Bischofstitels  an  denselben 
und  Belobung   desselben   ,,mit   Contestalion  Euer  Kays.   May.  darob 


')   Beilage  11. 
2)   Beilage  III. 
*)   Beilage  IV. 

■1)    Bi'ih.ire  V. 


äOO  Fiedler,   Die  Union   der  in   Unjjein  zwischen  der  Donau  und 

scliöpften  Allergiiädijjfsten  Vergnügens"  durcli  ein  von  der  k.  ungri- 
sclicn  Hofkaiizlei  iiiisgeffrtigtes  Patent  anrieth,  welchen  Antrag 
auch  der  Kaiser  durch  Beifügung  des  ailerhöclisten  „Placet"  geneh- 
migte. Die  k.  Hofkammer  machte  auch  mit  Note  v.  IS.  April  1690  >) 
diese  kaiserliche  Hesuluticn  der  k.  ungrischen  Hofkanzlei  mit  dem 
Ersuchen  kund,  die  darin  bewilligte  Ausfertigung  des  Patents  vor- 
nehmen zu  wollen. 

Über  die  Nachhaltigkeit  der  hier  gemachten  geistlichen  Erobe- 
rung stehen  uns  keine  Quellen  zu  Gebote,  allein  ein  späterer  grosser 
Kenner  der  Verhältnisse  der  griechischen  Kirche  in  Österreich 
äusserte  sich  darüber  in  einem  Sinne,  der  keine  bedeutenden  Fol- 
gen voraussetzen  lässt.  Freiherr  v,  Bartenstein  sagt  nämlich:  „der 
Prior  (Reich)  hatte  die  Bekehrung  der  zu  gewinnen  versprochenen 
Nichtunirten  über  sich  genommen,  es  scheint  aber  nicht,  dass  er 
hierin  glücklich  gewesen;  desswegen  hat  aber  doch  der  fromme 
Kaiser  diejenigen ,  welche  sich  in  das  in  ihrem  Namen  abgelegte 
Glaubensbekennlniss  nicht  gefügt,  nicht  nur  nicht  pro  Apostatis 
gehalten,  sondern  ihnen  im  Gegentheil  noch  in  demselben  Jahre  die 
vollständige  Gewissensfreiheit,  und  was  nach  ihrem  Glauben  der 
Gottesdienst  nur  immer  erheischte,    auf  das  bündigste  versichert). 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  Freiherr  von  Bartenstein 
in  dem  Schlusssalze  die  grossen  Freiheiten  im  Auge  hatte,  deren 
Gewährung  K.  Leopold  I.  in  dem  AufTorderungspatente  vom  6.  April 
1690  den  christlichen  Völkern  in  der  Türkei  in  Aussicht  stellte,  wenn 
sie  die  Waffen  gegen  den  Erbfeind  ergreifen,  sich  unter  seine 
Herrschaft  begehen  und  mit  seinem  Heer  vereinigen  würden,  — 
und  die  er  auch  dem  in  seine  Staaten  eingewanderten  raizischen  Volke 
mit  der  Privilegiumsurkunde  von  21.  August  1690  in  der  Weise  ver- 
lieh, dass  sie  sämmtlichen  niclit  unirten  Griechen  in  Ungern  und  dessen 
Neberiländern  zu  Gute  kamen. 

Da  durch  diese  Freiheilen  die  versprochene  Cameral-Protection 
weit  überwogen  wurde,  so  scheitit  damit  auch  der  hauptsächlichste 
Beweggrund  für  das  griechische  Volk  weggefallen  zu  sein,  die  von 
dem  Klerus  und  den  Abgeordneten  in  seinem  Namen  vollzogene 
Union  in's  Leben  treten  zu  lassen. 


M    Beilage  VI.  i 

*)  Kurzer  Bericht  von  der  Be.schaflTenheit  iler  /.crslreulen  iiuhlieichen  illyriscbeii  Natiou 
in  k.  k.  ErbltiiulcM.    Frankfurt  utid  Lei|>zi(^,  1802,  pag,  52.  j 

I 


I 


Drall  wohnenden  Bekenner  des  griechisch-orientalischen  Glaubens.         4o»f 


I. 

inions-lrkande  der  in  Ingern  «wischen  der  Donau  und  Drau  wonenh- 

den  Oricciien. 

1690.   —   18.   Jänner. 

In  Nomine  Domini  Amen. 
Actum  Quinque  Ecciesijs  Anno  a  Partu  Virf^inco  1690,   Indictione  13,   die 
uero  18  Mensis  Januarij,   qua   Catliedrae   Sancti   Petri    in  qua  Romae  primum 
sedit,  solennis  memoria  recolitur. 

Quod  eedat  ad  Dei  ti'r  Optimi  maximi  Gloriam  Saerosanctae  Romanae 
Apostolicae  et  Universalis  Ecclesiae  Inerementum  Au<justissimi  Gloriosissimi 
Imperatoris  Leopoldi  Primi  Auctoritate  ac  piefate  Duce  Exeelsae  Camerae  Auli- 
cae  beni<i;ni(ate  inuitante,  medio  llluslrissimi  Domini  Domini  Tullij  Miglio  Liberi 
Baronis  de  Prumberg,  antefatae  Exeelsae  Camerae  Aulicae  Consiliarij,  nee  non 
in  partibus  Inferioris  Hungariae  et  Slauoniae  exmissi  Commissarij,  ad  amieam 
eiusdem  eilationem  prompte  libenterque  stilerunt  se,  praenominato  lilustrissimo 
Domino  Domino  Commissario  ,  primarij  Raseiaiiorum  Scbismaticoriim  Sacordo- 
les  ,  Supcrioresque  Caluujerorum ,  nee  non  Depulati  Communilatum  nominiitim 
Aibae-Reo;alis,  Simontornyae,  Szi^etbi,  Ozorae,  Mohaeb,  Siklos,  Kaposuar,  Do- 
brüköz,  Dombo,  Sasd  et  reli(juorum  Praesidiorum  aliorumque  locoruui  intra 
Danubium  et  Drauum  degenfiuni  praeeunte  Jobo  Raieb,  Principalis  itidem  Calu- 
gerorum  Monaslerij  Sancti  Nicola),  ad  Oicbouiczam  in  Slauoiiia  Supcriore,  qui 
praeterlapso  Nouembri  lG8i',  pracfalo  lilustrissimo  Domino  Commissaiio  inibi 
tunc  existenti  declarauit  non  modo  se  et  sibi  subiecfas  sedecim  Parociiias,  una 
cum  Monialibus  Sancti  Basilij  in  Claustro  dicto  ,  Sancto  Nicoiao  propinquo  exi- 
stentibus  Sacro  Sanctae  Romanae  Ecclesiae  omnem  debitam  Submissionen!  obe- 
dienliamque  praestiturum  ;  Verum  etiam  solenne  Juramentum  desuper  deposi- 
turum,  etl'eeturumque  ut  tarn  siiti  sublecti ,  quam  alij  quoque  per  uniuersam 
Sciauoniam  dispersi  Sciiismatici  Saeculares,  et  Ecciesiaslici  sub  Episcopatu 
Sirmiensi,  cum  uidelicet  dictus  Illustrissimus  Dominus  Comniissarius  ad  eas  par- 
tes deseenderit.prompte  eandem  cum  Romana  Catholiea  Ecciesia  Unionem  ineant 
et  Sacramento  roborent. 

Nos  itaque  omnes  praeuia  suaui  et  amica  ailocutione  Illustrissimus  Domi- 
nus Commissarius ,  Reuerendis  Patribus  Missionarijs  Societatis  Jesu,  Quinque 


290  Fiedler,   Die  l'iiion   lier  in   rngerii   zwisclieii   der  üonaii  und 

Ecclesijs  residentibus  instruendos  in  fide  Calliolica  tradidit,  qui  miiaeris  suj 
Aj)ostoIici  partes  probe  adiinplentes  .  plene  in  Ortbodoxae  Ronianae  Fidei  Dog- 
inatil)u<>  inslructos  induxeruiit,  ad  agnitionem  confessioneinque  unius  eiusdemque 
aeternae  veritatis  Cathoiieae  et  Apostolicae,  sab  uno  uisibili,  eodemque  supremo 
ac  uniuersali  oinnium  per  Orbem  Fideliuni,  Capite  Romano  Pontifice,  cui  se 
identidem  in  omnibus  et  per  omnia  hiimillimc  parituros  professi  sunt  ;  id  ipsum 
postliniinio  eoram  Illiistrissimo  Domino  Commissario  denuo  renouantes  et  eon- 
firmantes,  donec  (andern  die  18.  Mensis  Januarij  Anni  1690,  faeto  in  Ecciesia 
Patrun)  Soeietatis  Jesu  publico  et  solenni  aetu,  magna  Status  Ecclesiastici  et 
Saecularis  dignioris  praesenlia,  Populique  concursu  Pontificante  ad  aras  Illu- 
strissimo  et  Reuerendissimo  Domino  Francisco  Jany,  Episcopo  Sirmiensi,  Prae- 
posito  Chornensi,  Abbati  PeeJiuaradiensi  ,  nee  non  Sacrae  Cacsareae  Maiestatis 
Consiiiario,  in  eins  manibus  solennem  Catbolicae  Romanae  Fidei  Professionem, 
clara  uoce  ediderunt,  firmiter  irreuoeabiliterque  credcndo  ae  tenendo  quicquid 
credit  et  tenet  Sancta  Mater  Ecciesia  Romana  Romanoque  Pontitici,  tanquam 
vero  Cbristi  Vicario,  Ducique  Pefri  Successori,  omnem  submissionem,  obseruan- 
tiam,  obedienliamque  debitam  perpetuo  inuiolabiliterque  se  praestituros  jure- 
jurando  sanxerunt  ,  dcclarantibus  per  praefatos  deputatos  Communitatum 
Noraine  submissos  comprehendi  se  et  re  ipsa  hoc  eodem  juramento  ligari,  ac  si 
personaliter  adessent,  omnibus  onmino  a  singuiis  (qui  copiosissimi  sunt)  intra 
Danubium  et  Dravum  dcgentibus  Scbismalicis  Ecciesiasticis  et  Saecularibus 
adeo  ut  effectiue  omnes  penitus  per  praesenlcs,  qui  et  se  subseripserunt  Roma- 
nae Ecciesiae  uniti  iam  sint ,  in  sequentia  quoquc  Puncta  initae  stabiliterque 
permensurae  unionis  signa  pariter  consentientes.  i".  Ut  annis  singuiis  ter  ad 
minimum  Sacerdos  eorum  aliquis  in  Nostra,  et  Noster  in  eorundem  Ecciesia  qui- 
libet  iuxta  Suum  Ritum  Graecam  aut  Lalinam  Missam  celebret.  2".  Ut  Patres 
Soeietatis  Jesu  cum  in  eorundem  Ecclesijs  concionari  aut  Cathecbeticam  Doc- 
trinam  explanare  uoluerint,  eosdem  beneuole  semper  admittant.  3''°.  Ut  Suos 
Filios  praesertim  Sacerdotandos  ad  Scholas  Patrum  Soeietatis  Jesu,  quoad  fieri 
poteril  mittant.  4'"-  Ut  in  ijs  saitem  locis,  ubi  mixti  cum  Ecciesiae  Latinae 
Filijs  degunt,  diebus  quibus  l^atina  Ecciesia  sua  celebrat  Festa,  ipsi  quoque  ab 
omni  exteriori  opere,  diebus  feriaiibus  alias  concesso  publice  abstineant.  HIs  ita 
peractis  et  conclusis  Supremo  Bonorum  omnium  Largitori  Deo  actae  gratiae 
liyumo  Ambrosyano  solenniter  dccantato.  In  quoruni  omnium  niaiorcm  Fidem 
Primarij  Calugerorum  et  Sacerdotum,  tam  proSe,  quam  pro  caeteris  scripturam 
non  callentibus  |)ro|Mia  manu  subseripserunt  et  obsignarunt. 


P  r  i  n  r  u  m     Nomina: 

IKi'KA  paüIrA  Hcrora 
MiiKOAi  iu\a,viiKa  h:i% 
ü'paKHi^f 

IKKTIIA«IH-:    MirOAUIp<>KHliK 

llUKOKJMkKII  iir^.uaHZ 


I 


» 


Drftu   wohnenden   Bekennen  des  griechisch-orientalischen  Glatihens.         291 
Sacerdotum    Nomina: 

11007.     iMHAiMLIX    cSaOUJiI 
nOHK   CTOHMK  A^CpCKpiUKH 
R^kK   npC,\,<tKOBH}iK 

nonx  EHwrpACKH 
bSkk  nun  lUH.woTpaus 

fTHAfA  TOA\aHHhx 
A^HAOUl   ESSdMHd 

Ablegatorum    Nomina: 

CTfMAHK   H    HAH«    CS>AiMIII|.H 
pAAHBOH    RHWpaAAHfÜ 

dMHAtK  H3  o::iopa 

AIHAOIU   A\dpKO   GdMAHa 
«SKAtaHK  A^HGOAHM 

TpSAlO   AC'HEOAHtü 

Bi>HU,a  KanSuJBpau,2 
WBaHK  KanäujBapi^K 

HAHts)    CfTTRApaUX    HHKOAHH    CHHR 
lUHKSAEliiaHH   AtSuH    aCHHH 

Nos  infrasciipti  fidem  facimus  et  attestamur  ubique  locorum  sigiili  nostri 
appressione  haec  omnia  supramemorata  in  praesentia  nostra  ita  peracta  fuisse- 
(L.  S.)     Franciscus  Janj  E.  Sirmiensis  et  Supremus  Comes,  Sacrae  Caesa. 
reae  Regiaeque  Maiestatis  Consiliarius  m.  p. 

(L.  S.)  Gabriel  Comes  VccchyEquesOrdinisSancti  Mauritij  etLazzari  Supre- 
mus Campi  Vigilliarum  Praefectus  Colonellus  et  Commendans  in 
Siget  Quinque  Eociesijs  CicIosCaposvar  Moaz  Dombo  alijsque  loeis 
inter  Drauum  et  Danubium. 

(L.  S.)  Joannes  Theodorus  de  Melmek,  Excelsae  Camerae  Auiicae  Secre- 
tarius  et  ad  Partes  Inferioris  Ungariae  et  Selauoniae  Neo-acquisitas 
Concommissarius  m.  p. 

Noiniiia  Sacerdotum. 

Job  Reich  Prior  St.  Nicolai  ad  Horovizam. 

Ephtimi  Niegomeroviz  Prior  St.  Michaelis  Archangeli  ad  Grabozam. 
Vuka  Prodanovicz  Parochus  Albae  Regalensis. 
Stoiz  Milleseloviz  Parochus  in  Dobrökös. 
Vuka  Adamoviz  Parochus  in  Simontornia. 
Radoschab  Oribaz  Parochus  in  Ozora. 
Theodorus'Sardelez  Parochus  Quinque  Ecclesiensis. 
Sava  Vijlakoviz  Parochus  in  Dombo. 
Millos  Kules  Parochus  in  Soleck. 
Sitzl).  d.  pliil.-hist.  Cl.  XXXVIII.  Bd.  II.  Hft.  20 


292  F  i  u  il  I  L"  r  .    l'io   riiiiin  der  in   riig:orii   zwisclu'ii   (Kt   Doiuui   iiiiil 

Nomina  Di'iiulaloruiu. 

Pusagia  Millos.  Atscliim  Tomaniz.  I'aiitalia  Milialoviz.  Simon  Milloseliov'z. 
IMaicus  IJalseliivaiia.  Vuk  Tomin.  Dcmilar  Poppoviz.  Maicliiota  Alexiz.  Heda 
Raic'ossaviz.  liticntan  Suritsch.  Triiino  Boj^daiioviz  Vuc  Hadovilsi-iiin.  German 
rovalscii.  Iliia  Nicolin.  Marens  Dnlgcrin.  Stanoy  Niogomcroviz.  Slöphan  Batsol»- 
k;ili.  Juan  (iru^asiz.  Vnca  Vucoviz. 

(Original  iiu  k.  k.  Hurkaniiiit'r-Ariliivp.^ 


Eidesformel. 

F  0  r  m  n  1  a  .1  u  r  a  m  c  n  t  i  a  G  r  a  e  c  i  s  Deposit!. 

Ego  N.  N.  (irma  fi<ie  eredo,  et  piofileor  omnia  etsingnia,  quae  eonfinontur 
in  Symbolo  Fidei,  quo  Saneta  Roniana  Eecle&ia  ulitur,  lirniiter  euin  Eadeni 
tenendo,  Spiritum  Sanetum  a  Patre  Fiiioque  procedere;  Sunetam  quoque  Catiio- 
licam  et  Apostolieam  Romanam  Eeclesiam,  omnium  Eeciesiarum  Matien),  et 
Magistram  agnoseo  ,  Romanoque  Poiititiei  Beat!  Petii  Apostolorum  Prineipis 
Sueeessori,  ac  Jesu  Ciiristi  Vieario  veram  obodientiam  spondeo,  vovco  ac  juro 
pro  nie  meisque.   Sie  me  Dens  adjuvet,  et  liaec  Saneta  bei  Evangelia. 

(Abschrift  im  k.   k.  Hufkainiiu'r-Archivc.) 


II. 

Verordnung    des    k.    k.    foniniissärs    Tullios  Mi^lio    Freiherrn     von 

Pramberg. 

1600.   —   19.   .läiiiier. 

Ego  Tullius  .Miglio  Lil).  Daro  de  Pruniherg  Kxcelsae  Cani'^rae  Auiieae 
("onsiliarius,  nee  non  in  Parlibus  Fnfeiioris  Mungariae  et  Seiavoniae  exniissus 
Commissarius. 

Tenore  pracsontium  notum  facio  ,  meanique  expressam  volunlalem  pro 
nunc  et  pro  ratione  nnmeris  niei  declarando  usquc  ad  iilleriorem  Saerae  Cae- 
sareac  Regiaoque  ftlaiestafis  resolutioneni.  jnaevia  super  iioc  eum  Eceb'siasticis 
Coinmniiicalione  distinele  injungo  Saeerdolibus,  et  Popis  omnibus  Graceis  in 
distrietu  inlra  Danubiuni  et  Dravnm  degentibns,  nt  Reverendo  Domino  Eiriimi 
Niegomeroviz  Monasterij  St.  Miebaelis  Areiiangeli  de  Grahoza  Priori,  Ecelesiae 
Catbolieae  Romanac  efVeelive  unito,  omiieni  reverentiam,  obodieiiliam(|ue  piae- 
stenl,  ejus  viüilationeni  admittani,  et  in  Paroebiaiibus  ab  ipsius  direelione, 
uc  determinalione  penitus  dependeaiit,  et  (pildquid  in  praefalis  statucrit,  exaele 
ae  prompte,  absquc  ulla  tergiversalione,  ani  oppositione  cxcqnenlnr,  idquc  sub 
gravi  Saerae  Caesarrae  Rrgaeque  Maieslali.s  disgralia,  joenaque  juxla  dilieli 
gravitateni,  ad  arblfriiini  SupiTJoniui    infligenda  .    una   ciimi  |tri\alioiie  bciuficij 


Di'Hii   wuliiieiidiMi   Bckeiiiier  des  g^riecbisi'h-orii'ntalischen   Glauiiens.         li  >)  o 

sfatnendo  praeterea  in  vaeantia  parochiaium,  ])roponenr]a  esse  Exeelsae  Came- 
rae  Aulicao  per  Priorem  tria  Siibjecta  ex  Calu^ffiis  Ectiesiae  Catliolieae  Uo- 
manae  vnitis  digna  et  hahilia  ad  munus  paroehiale  excrceiidum,  praestolando 
super  hoc  Sacrae  Caesareae  Regiaeqiie  Majestafis  Beniquani  Resolutionem ; 
Ecclesiastieaeque  Superioritatis  confiniiationem.  Datum  Quinque  Ecciesijs  die 
19.  Januarij  1690. 

(Absuhrift  im  k.   k.   Hufkainnier-jiri'bivf.J 


III. 

Beritht  des  k.  k.  Commissärs  Tnllias  fliglio  Froiherrn  von  Prauiborg  an 

die  k.  k.  Ilofkamuier. 

1690.     -^     19.    Jiiiirser. 

Hoclilöbliehe  anweesende  Kays.  Hoffeammer. 

Gnädig-  auch  Günstige  Herren.  Gleich  wie  Ich  Mir  nichts  angelegener 
halte,  als  Einer  Hochlöbl.  Kays.  Hoff  Cammer  hoclie  Ehr  vnd  Riputation  best- 
möglichst zu  beobachten  vnd  dieseibte  Meinen  A^enigen  Cräfflcn  nach  evffrigst 
zu  beiüidern;  Also  hat  mich  aucii  die  erwünschte  (ielegenheit  erfrewet.  da  Ich 
nach  dem  Exempel  des  Ehrwürdigen  Patris  Job  Reich,  Prions  des  vornehme» 
Calugern  Clusters  St.  Nicolaj  zu  Orahoviza,  welcher  auf  Mein  nachtruckhiiche- 
res  Zuesprechen,  sich  sambt  IC  Pfabren,  vnd  Einen  Jungfrawen-Clossler  des 
Ileyl.  Basilij,  der  Heyl.  Römisch-Apostolischen  Kirchen  widerumb  verainigt 
Jiat,  vermitteKsEwer  Excellentiae  Gunst,  vndt  P'reuntschal't  vorgeschuxter  hochen 
Authoritet,  versicherten  Protection ,  vnd  Benignilet  alle  zwischen  den  Oonaw 
vnd  Draw-P'luss  in  sehr  grosszer  Anzahl  subsistirende  Schismatische  Griechen, 
Pfabren  vnd  Clösster,  durcb  Ihre  abgeordnete  dahin  disponirt,  dass  Sie  füroiiin 
niclit  allein  hocbgedachter  Homänisch  Apo.stolisehen  Kirchen,  alle  scbuidi^iste 
|)ariti()n,  Reverenz  vnd  geziiuiiiende  Submission  erweisen  ,  sondern  auch  Einer 
Hochlöbl.  Kays.  Hoff  Cammer  Verordnungen,  vnd  Resolutionen  in  allem  wie  auch 
hcy  Ersezung  der  vacirenden  Pfahren  jedesmalden  gehors.  einbollen,  vnd  erwar- 
ten wollen. 

^\  ie  Sie  nun  diszes  in  öffi  ntlicher  Kirchen  gröster  Solennilel,  \nler 
dreyniahlig  auf  Refeleh  des  Herrn  Generalen  Vecchy  gelösten  SlueLhen,  \nd 
anbey  gegebenen  bürgerlichen  Salve,  mit  einem  Cörperliehen  Aydi.  den  IS'*'» 
dises  freywillig  bestiittigt- auch  zur  weitern  verhindnusz,  pro  aeterna  rei  me- 
moria. Schrifftlich,  vnd  zwahr  vnler  Ihrer  aigenen  HandtvntersehrilVl  versichert» 
vnd  das  Originale  Einer  Hoehlöbl.  Kays.  Hoff  Cammer  n^it  tieO'esten  Respect  zu 
vbergeben  gebellen;  Alsz  habe  ein  solches  nebst  den,  von  .Mir,  Nomine  Excelsae 
Camerae  Aulicae  in  forma  Instriietionis,  auszgefertligten  Refelch  Ewer  Excel- 
leiiliae  Gunst  vnd  Freuntschait  hiemit  vberschickhcn,  vnd  .Mich   sambt  denen 

20» 


Äy-t  Fiedler,    Die  Union  der  in   Ungern   zwischen   der  Donau   und 

new  adunirten  zu  dero  Gnaden,  Gunst  vnd  Freuntschaft  gehors.  vnd  dienstl. 
empfehlen  wollen,  alsz 

Ewer  Excellentiae  Gunst  vnd  Freuntschaft 

Gehorsamb  dienstschuldigster 
Tullius  Miglio  Frhr.  m.  p. 

A  tergo:  Denen  Hoch-  vnd  Wohlgcbohrnen,  auch  Wohlgebohrnen,  Wohl- 
edlgebohrnen  Herren  Herren  N:  der  Rom.  Kays.  Mayt.  respective  Geheimben 
Rath  Cammerern  Praesident,  vnd  Verordneten  Hoft"  Cammerriithen.  Meinen 
Gnädig-  auch  Günstigen  Herren. 

(Origioal  im  k.  k.  Hofkammer-Archive.^ 

IV. 

Bericht  des  ToIIios  üiglio  Freiberrn  t.  Promberg  an  Kaiser  Leopold  I. 

1690.  —  30.  Jänner. 
Sacra  Cesarea  Maeslä  Signor  mio  Clementissimo. 

Ho  stimato  debbito  del  mio  humilissimo  vassalaggio  di  reccare  alla  Sacra 
Cesarea  Maesta  Vostra  1'  auiso  come  tutti  li  Greci  sismatici  habitanti  in  gran- 
dissima  copia  tra  il  Danubio  et  la  Draua  illuminati  dal  Spirito  Santo  et  stimo- 
lati  dajla  Pietä  di  V.  M.  C.  si  sono  sotlomessi  all"  obbedicnza  della  Santa  Sode 
conforme  la  Sacra  Cesarea  Maestä  Vostra  resterä  clemontis-simamente  seruita 
di  uedere  dall'  anncsso  Originale,  et  dalla  patente  sopra  di  cio  fatfa  dalla  mia 
huniilta.  Ha  contribuito  molto  a  questa  santa  opera  la  prudonza  et  la  Dottrina 
de  ReuerendiPadriGicsuiti.  L'assistenzafedele  del  Conte  Veeehi  dattacinel  tempo 
che  con  ordini  replicati  il  conte  Taun  haueua  conimesso  a  tutti  li  commandanli 
di  negarla  in  ogni  caso,  et  la  condota  sincera  de  -Job  Reich  Prior  di  San  Nicolo 
di  Horouiza.  L'intoppi  maggiori  sono  stati  l'ostinatione  et  l'ignoranza  de  Pro- 
prij  Greci  imbeuuti  dall'  opinione  che  facendosi  Caltolici  doueuano  rebatizarsi, 
et  il  scandaloso  Procedere  di  questo  Vescouo  Radanay  ciie  ueramente  da  in 
Eccessi.  Si  e  stimato  per  bene  di  farne  festa  publica  col  sbarro  del  Canone 
perche  contiene  in  se  un  gran  paese,  et  per  dar  aninio  alla  Schiauonia  che  e 
tutta  piena  di  segguitar  l'essempio.  Ha  piacciuto  ad  essi  molto  il  modo  con  che 
fiirno  trattati,  poiche  sendo  auari  di  natura,  ho  fatto  mantenere  con  la  mia  pro- 
pria  pouerlä  lutti  li  Sacerdoti,  Deputati  et  loro  scrucnli  tutio  il  tempo  che 
furno  qui.  Mi  son  anco  essibito  a  Job  Reich  di  condurlo  con  aicuni  de  suoi 
Caloieri  nicco  nel  Sirmio  a  mic  spese,  et  sicome  cgii  c  huomo  di  grandissimo 
credito  tra  quclli  Popoli,  quindi  prendo  l'ardire  di  supplicur  huinilissimamente 
la  Sacra  Cesarea  Maestä  Vostra  di  uolerlo  gratiare  del  Titolo  di  Vescouo  come 
iofuLonginosuoFratello  et  humilissimamente  m'inchino.5  Chiese  30  Genaro  1690. 

Dclla  Sacra  Cesarea  Maestä  Vostra 

Ubbidientissimo  Vassallo 
T.  Miglio  b"«- 

(Oripintl  im  k.  V.  HufVaniiiier-.Xrchiti'. ) 


I)r»u   wohnenden   Bekennei'  des    grieehisch-orientalischen    (ilaubeni».       liijö 

V. 

Resolvirtes  Referat  der  k.  k.  Dofkummer  an  Kaiser  Leopold  I. 

1690.   —  4.  April. 

Keferat  die  Reunion  mit  der  Rom.  Catholischeri  Kiirclieii,    der 

zwischen  der  Donau  vnd  Drag  gelegener  Griechen,  auch  conferirung 

dem  P.  Job  Reich,    Priori  des  Caingern  Closters  Sancti  Nicolai ,  zu 

Orahovicza,  des  Tills  Eines  BischofTs  betr. 

Allergnedigster  Kayser  vnd  Herr  Herr  etc. 
Eür  Kay.  Mayt.  Erindert  des  Hoff-Cammer  Mittls  Ruth  vnd  zu  Einriclifung 
der  neuen  Acquisten,  zwisclien  der  Drag  vnd  Sau,  abgeordneter  Commissarius, 
Freyherr  Tullius  Miglio,  in  Unterthenigkeit,  waszgestalten  auf  seyn  Eyflriges 
Zuesprechen,  vnd  versprochne  Camineral  Protection,  alle  zwischen  der  Donau 
vnd  Drag,  in  grosser  anzahl  wohnende  Griechen,  Sich  der  Heyl.  Rom.  Kürchen 
vnlerworffen,  vnd  Mittls  Ihrer  vorneinhster  Priester,  vnd  abgeordneten  von 
denen  Communiteten,  den  18"^n  Januarij  insthehcnden  Jahrs,  öffentliche  profes- 
sioneni  fidei ,  zu  Fünffkürchen  jurnto  getlian,  aucli  zu  mehrerer  bestiittigung, 
diszer  Ihrer  freywillig-  vnd  vnwiderrueflicher  wahrer  glauben  bekhandtnus, 
beyligendes,  von  Ihnen  Priestern,  vnd  der  Communiteten  abgeordneten  vnter- 
schribenes  Instrumentuni  professionis  fidei,  von  sich  geben  haben. 

iegatur. 

Zumahlcn  nun  der  P.  P.  Societutis  .Jesu,  vnermiedte  vnterweiszung,  vnd 
des  Commcndantcn  zu  FünfVkiirchen  Generain  Vecchj  besagten  Conutrtiten,  bey 
iezigen  Kriegsieüfl'en  gelaiste  assistenz,  forderist  aber  des  P.  Job  Reich,  Prioris 
des  vornemben  Calugern  Closters  St.  Nicolai  zu  ürahoviza,  so  sich  mit  16  Pfahrn, 
vnd  Einen  Jungfrauen  Closter  Sti.  Basilij,  der  Heyl.  Rom.  Cathol.  Kürchcn,  wi- 
dcrumh  vereiiiigt  ,  vill  darzue  conlribuirt,  Er  Prior  Reich  auch,  bey  eiinelteii 
Griechen,  in  absonderlicher  liochaehtung  vnd  veneration  wäre;  Alsz  gerueheten 
Eür  Kay.  Mayt.  zu  seiner  weitiiern  animirung  vnd  forfptlanzung  des  wahren 
Catholischen  glauhens,  Ilinie,  den  TituI  Eines  BisehofVens ,  allermassen  solchen 
sein  Brueder  Longinus  genossen,  allergnedigst  zu  conferirn. 

Umh  solche  verainigung  ist  Gott  zutlanckhen,  vndt  zuuerhofVi-n,  dass  hier- 
auss  noch  mehrere  nützlich  vnd  demPuhlicu  wolil  erspriessliehe  Sequelen  ent- 
stehen werden,  dahero  man  auch  dero  Unterthänigsten  mainung  welire,  dass 
dem  Pater  Reich ,  der  Titulus  Episcopi,  zu  seiner  besseren  Consolalion  vnd 
mehrerer  animirung  dcsz  Volckhs  ,  motu  proprio,  zugeben,  vnd  dahey  diser 
Actus  mit  Conleslation  Ewer  Kays.  IMayt.  darob  geschöpfTfen  AUergnedigston 
Vergnüegens,  per  Patentes,  die  von  der  Hungrischen  HotVCanzley  zu  ueriVrttigen, 
in  alleweeg  zu  loben  wehre. 

Ex  Consilio  Camerac  Aulicae.  Viennae  4'»  Aprilis  Ao.  1690. 


21)0  F  i  f  <l  I  c- r  ,   Die    l'nniii   tler   in   Uiifj^erii   zwisclu-ii   dei'   Dciiiaii   und 

PiaesiMilibus. 

Domino  Coniilc  Prcsiflo  de  Ursin  ol  Uoscnl)?!-;::,  —  Coniitibus  Conzin, 
Br;»ndiss,  Draun,  Salburj;,  Fünflkirf licn.  -  De  Mayern,  Albieclit  et  Huininers- 
kirclien. 

In  lahTc:   Placrt.   Leopold  nip. 

(Orijfinal  im  k.  k.  Iliifkaiiimi'r-Arcliivi'.) 

VI. 

Note  der  k.  k.  nofkanimer  an  die  k.  ungarische  Hofkanzlei. 
1690.  —   15.  April. 

Erindoning  jin  die  löbl.  Königl.  Hung.  HofCarizloy ,  «oillen 
(liiich  beyhillT  des  Jobi  Rcichens  Prioris  S(i.  Nicolaj  ad  Horovizam, 
die  meiste  Raziscbe  dem  Scbismati  VnterworlTene  Priesster  vnd 
Gemeinschaften  vornemblich  zu  Stueliweissenbiirsr,  Simonlhornia, 
Sigotli,  Ozora,  Mobacb,  Siklos,  Kaposvar,  Dobroiiös ,  Domiio,  vSasd 
vnd  an  andern  Orthen,  zwischen  dem  Donaw  vnd  Draaflnss  \\  ohn- 
hafft,  zu  dem  Catholischen  Ghinben,  bckheret  worden  vnd  Ihre  Kays. 
Mayt.  dahero,  Ihne  Jobum  Reich  mit  dem  Rischoffs  Titll  allergnä- 
digist  gewirdiget  haben,  Ais  bcliei)e  Ihro  Hnng.  HofCanzley,  wegen 
dises  Titlls,  die  geMöbnlichon  Patenten  auszufertigen,  vnd  der  llof- 
Camer  zur  weitern  Destcilung  vnschwehr  lierüher  zu  geben, 

D.  1ö.  April  Anno  1690. 

Sncratissimae  Caesaroae  Rt'oiaocuio  l\laiestatis  Inclytae  Cancellai-iae  Iliin- 
garicae  Aiilieae,  ])crquani  ofTieiose  sii^nilioanduni,  I'atoieqiio  pluriltus  ex  annexo 
])raesenlibus  liisiriiniento,  qualiler  Piimarij  l{aseianoriim  Seliisinalieoruni  Saeer- 
dole.s,  Superioresijiie  Caliiperoi  um.  neenon  depiilati  C'oniniiinitatuni,  .si^nanler 
All)ae-  lU-fjalis,  Simonlornyac,  Szif^othi,  Ozorac,  Mohach,  Siklos.  Kaposuar, 
Doinokoz,  lUmilio,  Sasd  et  reii(|ii()ruin  Praesidionnn,  alioriiniqtie  loeonini,  intca 
l)aniii>itMn  et  Draiium  defjenliiini,  praeeuiite  Ueuerendo  Domino  .IüI)0  Ueieli- 
Frincipaüs  Calugeronim  Monasterii  S.  Nieoiai  ad  Orehoviozam  in  Solaiionia 
Priorc;  Solennem  Catliolieac  Homaiiae  (idei  confessionem  ediderint  el  eidein 
Eeele.siae  Konianae  Unili,  omiiem  snbniissionein  et  deliltam  ohedienliam  praesli 
turos,  sese  .Füre  Jurando  obstiinxerint.  Cnm  itacpie  sumniedieta  Saeralissima 
Sua  Caesarea,  l{e<,ria(|ne  IMaieslas  id  ipsnm.  cum  siiif^nlari  ol>  Autrnientuin  lionu- 
ri.s  Divini  et  tot  aniniaruni  Salnlis  conqilaeeiilia  praefaiuniqnc  Rcverenduni 
Doniiniini  l'riorein  S.  Nieoiaj  ad  lloroviezani,  .lolinni  Heich  ,  fidelcni  praepriniis 
operain  eatenus  cxliiln'!'-'  "    "'•»lanler  inlellexeril.  ae  Clemenlissime   motu   pro- 


^ 


Drau  wohnenden  Bekennen  des  j^riechiseh-orientalischen  Gliiiiliens.  /tal 

prio  resolverit,   eundcm  Dominum  Jobum  Reieli,   prout  antehac  ipsius  fratrem 
Longinum^  Episcopi  titiilo  insigniendum. 

Ea  propter  haec  Inclyta  Cancellaria  Hungarica  Aulica  porquam  officiose 
iMMHiiiihir,  ut  solilas  rafione  dicti  Tiliili  Patcnfes  lifleras,  quanlocyus  cxpedien- 
das  ordinäre  vclit ,  et  huic  Canierae  pariter  Auiicae ,  pro  uiteriori  direetione 
conimunieare,  Quae  vicisim  Eidem  ad  exhibenda  quaevis  humanitatis  officia  sem- 
per  addicta  permanet.  Viennae  IS'»  Aprilis  Anno  1690. 

(Expcilii-tes  Coneejit  im  k.  1<.   IInfliammcr-Ai-chivp.) 


Verzeichniss  der  eingegangenen  Druckschriften.  Cvo 


I 


VERZEICHNISS 

DER 

EINGEGANGENEN  DRUCKSCHRIFTEN. 

(NOVEMBER  1861.) 

Academie  Imperiale  des  Sciences,  Belles-Lettres  et  Arts  de  Lyon, 
Memoires.  Classe  desLettres,  N.  S.  Tomes  VHP  &  IX^  Lyon  & 
Paris,  1859 — 61;  80.  —  Classe  des  Sciences,  Tome  X^  Lyon 
&  Paris,  1860;  80. 

Accademia  Pontificia  de'  Nuovi  Lincci,  Atti.  Tomo  XHI,  Anno  XIII. 
1859—60.  Sessione  VP  &  VIP;  Tomo  XIV.  Anno  XIV.  1860 
—61.  Sessione  P  — IV«  Roma,  1860  &  1861  ;4o. 

Akademie  der  Wissenschaften,  königl.  bayer.,  zu  München,  Sitzungs- 
berichte. 1861.  I.  Heft  2,  3  &  4.  München,  1861;  8». 
—  königl.  Preuss.,  zu  Berlin,  Abhandlungen  aus  dem  Jahre  1860. 
Berlin,  1861;  4o.  —  Ed.  Gerhard,  Über  Orpheus  und  die 
Orphiker.  —  Richard  Lepsi  us.  Über  chinesische  und  tibetische 
Lautverhältnisse  und  über  die  Umschrift  jener  Sprachen.  — 
Idem,  Über  die  arabischen  Sprachlaute  und  deren  Umschrift 
nebst  einigen  Erläuterungen  über  den  harten  i  Vocal  in  der 
tartarischen,  slavischen  und  der  rumänischen  Sprache.  —  Th. 
Mommsen,  Über  die  Zeitfolge  der  Verordnungen  Diocletian's 
und  seiner  Mitregenten.  —  VVilh.  Schott,  AUajische  Studien 
oder  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  der  Altai-Sprachen.  U. 
Heft.  (Aus  den  Abhandlungen  der  königl.  preuss.  Akademie  der 
Wissenschaften.  1861.)  4«. 

American  Journal  of  Science  and  Arts,  Vol.  XXXi.  Nr.  9'2  «.V  93. 
New  Haven,  1861;  8«. 

Sitzb.  (1.  phil.-liisl.  Cl.  XXXVMI.  n.l.  II.  Uft.  20** 


300  Verzeichuiss 

Anzeiger  l'iii'  Kunde  der  deutschen  Vorzeit,  N.  F.  VIII.  Jahrgang, 
Nr.  10.  Nürnberg,  18G1;  4«. 

Anstria,  XIII.  Jahrgang.  XLIV,  XLV.&XLVII.  Heft.  Wien,  1861;  8o. 

Bavaria.  Landes-  und  Volkskunde  des  Königreichs  Bayern  bearbei- 
tet von  einem  Kreise  bayerischer  Gelehrter.  I.  Band,  I.  Abthei- 
lung. Mit  2  Karten  und  2  Holzschnitten.  I.  Band,  II.  Abtheilung. 
Mit  2  Karten  und  einem  Holzschnitt.  München,  1860;  8o. 

Fenicia,  Salvatore,  Comm.  Pres.,  Copia  estratta  dal  prirao  dei 
dodeci  volumi  della  politica.  Napoli,  1861;  8». 

Gesellschaft,  Geschichts-  und  Alterthumsforschende,  des  Oster- 
landes  zu  Altenburg,  Diverse  Schriften.  12»,   8",  4«,  &  Folio- 

—  Deutsche  morgenländische,  Zeitschrift.  XV.  Band,  3.  &  4.  Heft. 
Mit  einer  Kupfertafel.  Leipzig,  1861;  8o.  — Albrecht  Weber, 
Indische  Studien.  VL  Band.  Berlin,  1861;  8«. 

—  Kurländische,  für  Literatur  und  Kunst  zu  Mitau,  Domitian  und 
Cremutius  Cordus.  C.  v.  P.  Mitau,  1861 ;  12o. 

—  Schlesische,  für  vaterländische  Cultur,  38.  Jahresbericht.  1860. 
Breslau;  4».  —  Abhandlungen.  Philosophisch- historische  Ab- 
theilung. 1861.  Heft  I.  Breslau,  1861;  8«. 

G  ym  n  a  s  i  u  m,  k.  k..  zu  Feldkirch,  Programm  für  das  Schuljahr  1 860/61, 

Freiburg  i.  Br.,  1861;  4o. 
Kiel,  Universität,  deren  Schriften  aus  dem  Jahre  1860.  Bd.  VII. 

Kiel,  1861;  4«. 
Maelen,   Ph.  van  der,  Dictionnaires  geographiques  speciaux  des 

provinces  de  la  Belgique.  (8  Vol.)  Bruxelles,  1831  —  1838;  8o. 

(Avec  11  cartes.)  Idem  Essai  sur,  les  armoiries  des   souverains 

et  etats  de  TEurope  expliquees  par  les  traditions  legendaires  et 

historiques.  (Extr.  des  livraisons    175  &  176  des  Precis  Histo- 

riques.)  Bruxelles,  1859;  8«». 
Mittheilungen  aus  J.  Perthes'  geographischer  Anstalt,  Jahrgang 

1861,  Heft  X.    Gotha,   1861;  4«. 

—  der  k.  k.  Central-Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Baudcnkmale,   VI.  Jahrgang,  Nr.  11.  Wien,   1861  ;  4». 

Odern  heimer.  Das  Festland  Australien.  Gcograpliische,  naturwis- 
senschaftliche und  culturgeschichtliche  Skizzen.  Wiesbaden, 
1861;  8». 

Prantl,  Karl,  Geschichte  der  Logik  im  Abendlaiide.  H.  Bd.  Leipzig, 
1861;  8o. 


I 


der  eingegangenen  Druckschriften.  ti  0  1 

Revue  Orientale  et  americaine,  IV*  Annee,  Nr.  32.  Paris,  1861;  S". 

Schlagintweit,  Hermann,  Adolphe,  and  Robert  de,  Results  of  a 
Scientific  Mission  to  India  and  High  Asia,  undertaken  between 
the  years  1854  &  18d8.  With  an  Atlas  of  Panoramas,  Views, 
and  Maps.  Vol.  I.  Leipzig  &  London,  1861;  gr.  4».  —  Atlas 
mit  15  Tafeln;  gr    Folio. 

Schleicher,  August,  Compendium  der  vergleichenden  Grammatik 
der  indogermanischen  Sprachen  I.  Weimar,   1861  ;  S'>. 

So  ei  etat  der  Wissenschaften,  finnische,  Acta.  Tomus  VI.  Helsingfors, 
1861;  4o.  ■ —  Bidrag  tili  Kännedom  om  Finlands  Natur  och 
Folk.  L  —  IV.  Haftet.  Helsingfors,  18o8  —  1861;  8». — 
Ridrag  tili  Finlands  Naturkännedom ,  Etnografi  och  Statistik. 
III.,  V.  —  VII.  Haftet.  Helsingfors,  18o9  —  1861;  8«. 

Society,  The  american  Ethnological,  Bulletin.  Vol.  I.  Sept.,  Oct., 
Nov.,  Dec,  1860  and  January,  1861.  New-York,  1861;  S». 
—  The  Royal,  of  London,  Philosophical  Transaetions  for  the  year 
1860.  Vol.  130.  Part  l.  &  IL  Lundon,    1860  &  1861;   The 
Royal  Society  30'"  November,   1860;  4o. 

Verein  für  hamburgische  Geschichte.  Hamburgische  Chroniken, 
von  J.  M.  Lappenberg.  IV.  Heft.  Hamburg,  1861;  8<». 

Wolny,  P.  Gregor,  Kirchliche  Topographie  von  Mähren.  II.  Abthei- 
lung Brünner  Diöcese.  IV.  Bd.  (Schluss),  (des  ganzen  Werkes 
VII.  Bd).  Brunn,   1861;  8«. 


1 


» 


SITZUNGSBERICHTE 


l)EI{ 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 

PHILOSOPH  IS  eil -HISTORISCHE    CLASSK. 

XXXYIII.  BAIVD.  III.  UEFT. 

JAHRGANG   1861.  —   DECEMBER. 


30j 


SITZUNG  VOM  4.   DECEMBER   18Ö1. 


k 


Vorgelegt: 

Delle  hibliolcclie  e  delle  socielu  scientiß(;u-leUerarie 

della  Neerlandiu. 

Conimeiitaiiü  di  Gioseppe  Talentine  lli. 

PROEMIO. 

La  Neerlandia,    delta  imiiropriainente  Olanda  dalla  piü  estesa 

e  fiorente  delle   sue  provincie,    e   in  Europa,  sensa  contrasto,   uiio 

degli  slati  piii  popolosi  e  piü  colti.  La  natura  del  suolo,  dalle  cui  in- 

comniensurabili  praterie  il  teniperante  nt-erlandeseritragge  grau  parte 

di  nodrinienio;  i  depositi  secoiari  di  torba  che  ne  alimentano  le  offi- 

cine;   le  strade  ferrate;  i  legni  a  vapore;  la  crescente  prosperita  de' 

suoi  c'ommercj  favorita  dagli  innumerevoli  eanali  ehe  la  intersecano 

a  ogni  tratto;  la  potenza  niarinaresca;  i  rieehi  possessi  coloniali,  sono 

elementi  ehe  parlano  elocpientemente  a  favore  d'una  nazione,  che  di 

poco  travalica  i  Ire  niilioni.   Ma  agii  elementi  materiali  la  Neerlandia 

aggiunge  potenli  fattori  d'incivilirnento  la  liherta  politieo-religiosa; 

la  propensione  alTordinc  e  alla  politezzn;  la   traiiquilla  ed  assidua 

operositä;  lo  spirito  eminente  d'associazione;   la  venerazione,  son 

per  dire,  professata  alle  arti,  e  segnatamente  alTagricüllura;  Tamore 

generale   agli   studj.    Nel    vasto   campo    d'osservazioni    DllVrto,    da 

ciascuno  di  questi  gravi  argomenti,  credo  mio  compito  di  limitarnii 

air  ultimo,   mostraiulone  Tattnazione  nel   numero  e  nrll'  importanza 

delle  bildioteejie  e  delle  societa  scienlifiehe  e  letlerarie.   E  questo  un 

dovere  impostomi  della  prevenienteol'tifiositä,  ondenell'  antuniio  ISGO 

mi  Inrono  dovunque  liberalniente  dischiuse  le  soglie  di  (juogli  isliluti 


300  Vn  I  e  II  t  in  eil  i  ,   Delle  biMioleche 

scientifici  e  letteraij;  e  uii  sentito  bisogno  di  aftestare  la  piü  viva 
gratitudine  a  chi  jirestossi  voloiiteroso  alle  mie  ricerche;  e  una  prova 
di  rienipiere  una  luciina  nella  storia  letteraria  di  quel  paese. 

Poche  ed  incerte  soii  le  noti/ie  che  sulle  antiche  hibliofeclie 
delle  chiese  e  delle  abbazie  neerlandesi  ci  conservarono  gli  storici,  i 
quali  daltra  parte,  iiciratlril)uire  11  giiasto  della  disciplina  monastica 
alla  trascuranza  generale  in  che  si  teneano  gli  ottimi  studj,  fan  cre- 
dere  che  questa  condizione  fosse  eomune  alla  biblioteche  degli  ordini 
religiös!.  A  rilevare  da  (juello  stato  di  decadenza  gli  anirni  infialiti 
accorse,  alla  nieta  del  secolo  XiV,  Gerardo  van  Groote  (Magno), 
il  quäle  col  fondare  a  Deventer  la  easa  della  Fratellanza  cleri- 
cale,  annuncio  alla  Neerlandia  stupeute  j'aurora  del  suo  risorgi- 
mento.  Perche  propostisi  ad  esemplare  gli  antichi  istituti  religiosi, 
v' introdosse  la  disciplina  nionacale,  beuche  i  tVatelli  (Domini  fra- 
tres,  fruires  in  commune  viventes)  fossero  laici ,  obbligandoli 
agii  studj  severi  dei  padri  della  chiesa,  Perö  chi  ebbe  merito  di  ri- 
svegliare  Pamore  agIi  studj  classici,  e  rallievo,  l'amico,  il  successore 
di  Gerardo  (m.  1384),  Fiorenzo  di  Leerdam,  che  in  quell' istituto 
medesinio  ,  ordiiiö  i  lavori  dei  fratelli  allo  scopo  precipuo  della 
trascrizione  de"  piü  importanti  manoscritti.  Di  quella  casa  sorti  quel 
Tommaso  Hatnmerlein  (Maleohis)  da  Kempten,  piü  fra  noi  cono- 
sciuto  sotto  nome  di  Tonunaso  da  Kempis,  direttore  della  domus 
fratrum  di  s.  Agnese  presso  Zw  olle,  e  di  la  propagossi  in  breve 
queir  ordine  neir  intera  Neerlandia  i).  Dirö  cosa  che  tien  del  por- 
tento:  il  solo  capitolo  di  Utrecht  contava  nel  1439  settanta  conventi 
a  se  soggetti,  cou  30U0  conventuali  ^j.  Da  ciö  agevolmente  rilevasi 
quanto  biblioteche,  quotidianamente  accresciute  a  mano  di  migliaja 
di  trascrittori,  dovessero  arricihirsi;    quanto,  raftVontate  colle  coe- 


1)  M  e  i  u  e  r  s  Clir.  Leheiisliesclireihuiigeii  beriiiiinter  Männer  aus  den  Zeiten  der 
Wiederlieistellung  der  Wiisenscliiiften.  Ziiricli,  1798,  vol.  II,  8».  —  Delprat  G. 
U.  .M.  Verhaiideling  over  de  ßroedei'sehap  van  E.  Groote  eu  over  den  iiivioed  der 
Fraterhiiizeu  op  den  veteiischappeli.iken  en  godsdienstigen  toestand,  voorniimelijk  in 
de  Nederlanden,  na  de  14<l«  eeiiw.  —  La  Stessa.  Tweede  veimeerderde  verheterde 
druk.  Arnlieiii,  hij  T.  Nijlioff.  —  Oie  Briiiler^clialt  des  geiin-iiisameii  Lebens.  Kin 
Beitrag  zur  Geschiclile  der  Kirche,  Literatur  und  Püdagngik  des  vierzehnten,  fünf- 
zehnten und  Sfclizelinlen  .Lihi  hiiiiderts,  von  G.  II.  M.  Delprat  zu  Rotleidain,  deutsch 
bearbeitet  und  mit  Ziissitzen  und  einem  Anhange  verselieii  von  i)r.  .Mehiiike  zu 
Stralsund.  Leipzig,  1840,  p.  XII,   185,  &». 

'•)   L  i  II  d  e  II  o  r  II  .   liistoriou   episcripatus   Daveiilriensis.   p.  253. 


e  delie  societ;i  scieiitilico-letterarie   ilella  .Neerlandia.  oü7 

sistenti  degli  ordini  religiosi,  giovare  alla  difTusioiie  de*  liiitii.  Ciö  mi 
sara  data  oppoitunilä  di  ricoiifermare,  ove  nel  presente  comnientario 
tratterö  d'alcutia  d'esse. 

Ma  quelle  graridi  Liblioteche  medievali,  annunziatiici  del  nun 
lontano  rinascinieiito  delle  scienze  e  delle  arti,  come  anche  della 
prosperitä  materiale  e  inorale  della  Neerlandia,  non  ressero  alT  uito 
irrompente  di  lotte  ostinate,  onde  apparecohiavasi  questa  alla  con- 
quista  della  libertä  politica  e  leligiosa.  Sperperati  in  mille  maniere 
que' vasti  depositi  delTumano  sapere  i)»  non  furonu  pero  interainente 
distrutti,  che,  riguadagnata  l'indipendenza,  i  municipj  e  i  eitta- 
dini  in  nobile  gara  diedero  mano  a  salvar  dal  naufragio  i  codiei  ma- 
noscritti  e  i  libri  a  stampa.  In  questo  piinio  periodo  di  vita  riposata 
e  tranquilla,  le  cosi  a  lungo  compresse  aspirazioni  al  ben  essere,  agii 
studj,  alle  arti,  al  commercio,  furono  pienaniente  appagate.  Allora 
si  aprirono  s/'uole  pubbliche,  si  fondaroiio  universitä,  o  queste  e 
quelle  si  dotarono  di  biblioteclie  forniate  di  que'  volumi  posti  in  sal- 
vamento,  e  i  municipj  e  le  chiese  principali  collocarono  presso  Par- 
chivio  loro  la  biblioteca.  E  a  questo  nobile  imprendimento  di  favorire 
lo  svilnppo  intellettuale,  s'associarono  pure  i  maggiorenti,  istituendo 
nelle  loro  abitazioni  biblioteche  fornite  di  quanto  o  riferivasi  a  studj 
speciali,  o  servia  a  rilevar  lo  splendore  del  casato,  con  rarita  di 
irianoscritti  e  di  slarnpe,  con  magnificenza  di  edizioni,  con  lusso  dj 
legature.  Cosi,  cotne  giunsero  (ino  a  noi  inviulati  i  tesori  raccolti  nelle 
pubbliche  biblioleche,  ci  si  fossero  conservate  quelle  di  privat! ,  le 
quali  soggelte  a  niulamenti  coutinui,  jter  trasferinienti  di  ereditä  e 
per  vendite  ad  aste  pubblicbe  (in  ncssun  altro  stato  cos'i  frequenti 
come  nella  Neerlandia,  fin  dal  secolo  XVIJ,  last-iarono  appena  iinpron- 
tata  la  traccia  neila  storia  paesana.  Percio  se  delle  prime  ini  si 
oifre  campo  a  trascorrere  la  storia  (in  dall'  origine,  non  posso  dar 
delle  altre  che  sfuggevoli  cenni,  piii  per  tissare  il  tenomeno  della 
ior  vita,  e  teuer  dietro  per  filo  e  per  scgno  agli  svariati  passaggi  di 
aicunc  opere  piü  interessanti ,    che  a  servigio  della  storia  lelteraria. 

Le  biblioteche,  che  dataiio  dalP  epoca  della  rilorina  polilico- 
religiosa,  contengono,   nel  priino  periodo  della  Ior  lorrnazione,  gran 

*)  »Non  per  bella  taliUim  ,  civilesque  Bel{fariim  niutiis,  sed  per  rapaoes  otiain  haeie- 
tieorum  inanus  ac  sacrilegia  ,  deiiique  per  pla<;:iarios  qnosdaiii  thesnuriis  hie  (le 
l>ililiotecht>)  imiiiensis  olini  lalioiilms  iinpi'ndiis<|iie  <.M>iii|uisitus,  iioii  iiiiiiii)i»  siii  parto 
iIllnHIllltll^>.''   S  a  II  d  e  r  i  Bihiiuth.  ms»,   helyu-a  iikss.  KUI.   part.  I.  (iroaeiii. 


308  Viilcnliiiclli,     Dell.-   I.ibliofpchc 

parte  d'opere  di  soggetto  sacro,  o  perehe  gia  appartenenti  a  chiese 
0  inonasleri  catlolici,  o  perclie  procedeiiti  da  case  Ae\\-A  fratellauza 
cfericafe .  o  perclie  stese  in  uii  tempo  in  cui  T  eleiuento  religioso 
traforavasi  in  qiialunqne  islituzione.  Ne  di  qiiesta  partita  nienos'ac- 
crebbero  ie  biblioteche  ne'  secoii  successivi  fino  a'  nostri  giorni,  a 
nidtivo  delle  inolte  sette  religiöse  e  delle  frequenli  loro  polemiche. 

Dacche  uno  degli  scopi  precipui  dei  fvatres  in  commune 
riri'/Ues  era  quello,  come  ho  gia  detto,  della  trascrizione  degli 
autori  elassici  cristiani  e  pagani,  coh  nelle  prime  biblioteche  si  ris- 
contrano  pure  e  gli  uiii  e  gli  altri  tanto  a  penna  che  a  stampa;  al 
quäl  (ütto  precipnainente  c  da  ascriversi  quel  ciilto,  sto  per  dir, 
i-eligiüso,  professato  agii  studj  fiiologico-critici  sugli  antichi  scrittori, 
culto  che'  eb  be  eulla  in  Neerlandia,  ed  ha  quivi  piü  rigogliosa  che 
altrovo  la  vita. 

Pero  la  parte  eletta  di  cui  a  poco  a  poeo  s'  arriccliirono  iin  da 
principio  Ie  biblioteche,  fu  quella  della  storia  paesana.  I  dissidj  poli- 
tico-religiosi  cui  quel  popolo  fu  per  tant'  anni  soggetto  ,  porsero 
esca  a  virulente  polemiche,  di  cui  fu  manteniita  memoria  in  libri 
manoscritti  ed  a  stampa  ,  in  impressioni  figuiate  allegoriche  ed  in 
ritriitti.  Di  questo  copioso  corredo  di  salire  o  libelli  infamatorj,  che 
dal  principio  del  secolo  decimosesto  si  protraggono  fin  quasi  a  nostri 
giorni  (e  costituiscono  quel  genere  di  Ictteratura  che  i  Francesi  e, 
dietro  loro,  Ie  riazioni  piü  colte  segnalarono  col  noine  di  pamf)hfe- 
taire),  van  provvedute  Ie  biblioteche  neerlandesi,  e  a  dovizia  la 
dunciiniana  dell'  Aja,  1'  universitaria  <li  Ut.echt,  la  tisiana  dell'  uni- 
versita  di  Leida ,  la  civica  e  remonstrante  di  Amsterdam.  G.  M.  Asher 
prese  dettaj^iiata  notizia  i)  di  qiieste  collezioni,  ne  elevo  il  numero 
approssimativo  degli  articdi  ai  24000 ,  e  si  estese  in  mature  consi- 
derazioni  sulla  loro  origiiie,  sulle  ragioni  della  lor  qwantita  e  suiP 
importanza  storica.  E  bcii  merito  di  questo  ramo  del  sapere  biblio- 
gralico  il  librajo  Muller  di  Amsterdam  che,  atliiigondo  alla  propria 
colossale  raccolta,  ne  coniinciö,  coli'  opera  del  dotto  P.  A.  Tide,  la 
pubblicazione  del  cataiogo  2)  ehe  conterrä  da  11000  pczzi,  seiiza 
registrarvi  i  ritratli,  di  7000  de'  quali  egii  diede  gia  conto  in  opera 


'j    l)l<!    Iiollliiiilis.  Ijrii     l'iiiii|ililrl- S:iiiiii,liMi(:i-ii    iKis    ili'iii    XII.     iiiiil     (k'iii     Aiir:iiigo     des 

XIII.  jiiiiiiiiiii.i.MCs.   In  s  e  lii  |.  .■  M III .  18:.:;,  |..  «i  — 91. 

<!j   ISililiotlieek  von  l'iinilicticn,  'J'iMlthilcii,  l'liikkiilcM  en  iiniliMU  Sliikkcn  uver  de  Neder- 
lauüsche  (iubi'hicJeni!) ,   imi   mui   im  ISViiui'liiniJ  ^(;ili-nklc  Slnkki-n    uver  üebeiirU-iiissi'u 


e  delle  societi'i  sfieiilifico-lelttMiiri«'  tlcllii   NiMTLimlia.  oVj 

separala  i).  Gran  parte  di  simili  racoolte  e  formala  da  ntlaiiti 
figurati  2),  costituerido  cio  che  gli  inglesi  chiamaiio  pictorial 
liistory,  e  liistoire  en  figiires  i  fnirieesi.  K  vi  si  »ssociano 
pure  le  voluminöse  collezioiii  ectsi  a  stampa  coine  a  penna  delle  ordi- 
nanze  degli  slati  generali  d' Gianda,  collezioni  che  jiassauo  sotto 
noine  di  plakkatboeken ,  taluna  delle  quali  nionta  ai  400  volunii 
in  foglio. 

La  condizione  marittima  e  perciö  eininentemente  commerciale 
dcllii  Neeilandia,  eccilandola  a  frequentare  i  mercati  dei  porti  stra- 
nieri,  consiglio  una  piii  seria  applicazione  allo  studio  della  geografia 
e  della  niarina,  studio  a  cui  rnaggiormente  furono  deterniiuati  gli 
animi  dalle  estese  conquiste  d'oltieuiare,  della  compagnia  delle  Indie. 
Quindi  le  hiblioteche  fin  dal  principio  del  secolo  decimo  settimo  eb- 
bero  seorte  di  opere  origitiali  descrittive  del  nioiido,  atlanti,  porto- 
jani,  consolati  del  mare,  libri  di  costruzioni  navali.  Questo  e  non  altro 
fu  il  inotivo  per  cui  gli  stati  generali  d' Gianda  impresero  alla  nieta 
del  secolo  XVII.  la  splendida  edizione  di  uu  atlante  s),  diehiaraiidolo 
necessario  al  cominercio  e  vantaggioso  alla  compagnia  delle  Indie.  La 
munificenza  delP  esecuzione,  il  gran  numero  degli  esemplai-i,  il 
lusso  delle  legature,  i  presenti  fattine  a  parecchi  stati  d' Europa  ed 
ai  loro  rappresentanti,  sono  caparra  non  tanto  del  riconosciuto  merito 
intrinseco  dell'  opera,  quanto  della  stima  in  cui  fu  tenuta  come  pro- 
dotto  nazionale.  Locche  e  riconfermalo  dalle  eure  prodigatevi  dietro 
dai    cittadini;    alcuni    de'   quali    iinpiegarouo   gli    artisti    migliori    a 


in  en  buiteii  Europa,  vooriianielijk  in  Knyelaiid,  Asia  en  Amerika  beselireveii,  naar 
tijdsordre  g'erangs<'liikt,  eii  iiiet  alpliahetiscli«'  li('f;isti'rs  voorzien.  Aiiisterdam,  IS.'iS, 
p.  VU  ,  172,  8".  Da  ([iiesto  fu  coinpeiidialo  il  litolo  :  liililiollieque  des  Pamphlets, 
Placates  eet.  juililies  eu  Holiaude  sur  l'liistdire  polilique  et  religieuse  des  Pays-Bas, 
et  les  eveneuieuts  des  aulies  pays  t|ui  s"  y  rattaelieul,  dresse  i>ar  P.  A.  Tiele.  1.  Di- 
vision. CoUeetion  de  Fied.  MuNer.  Amsterdam,  1860,  vol.  I,  4^'.  Questo  priuio 
volume  per  gli  anni  läOO — 1048,  oom|ireiide  i  niimeri  1 — 33GD. 

')  Catalogne  raisoniie  de  portraits  Neerlaudais.  1.  vol.  CoUeetion  ile  K.  .Müller, 
70Ü0  pieees.  Amsterdam,  18(50,  p.  400,  8".  avec  2  lables  systematiques. 

^)  Catalogus  van  eenen  Atlas  der  Nederlandselie  gresehiedenis  liestaande  in  platten  en 
portreiten.  Uaarlem,  hij  A.  de  Biiiyu,  p.  120,  8".  —  Catalogue  d'un  Atlas  liis(orii|ue 
des  Pays-I$as,  eolleclion  may;riilii|iie  d' estampes  et  de  portraits,  rclalil's  ä  1' liisloirn 
des  I'ays-Bas  ,  pariiii  laquelle  se  Iniuveiit  pliiNicin-s  relalils  ä  1"  liisloiro  de.s  l'ays 
etrangers,  dclais.se  par  fen  M.  le  Dr.  E.  .Maunieks  van  ('U'cH'.  riroolit,  '1".  de  Bruyn, 
1860,  p.  95,  8*>.   —   tili  arlicoli  neerlandesi  sono  1704. 

•>)  Le  grand  Atlas  ou  eosmograpliie  lilaviane.  Amsterdam,  J.  Blaev,  1Ü63,  vol.  XU, 
l'o"lio. 


•>  1  0  Va  le  n  tinel  I  i  ,   Delle  biblioleche 

decorare  gli  esemplari  con  dorature  e  coloritiire  a  o!tre  mare,  a 
disegnarvi  ne'  margiiii  costunianze,  animali,  plante  dei  paesi  nei  sin- 
goli  fogli  descrilti ;  allri  con  priiicipesco  aidimento  intercalarono  al 
testo  impresso  fogli  con  disegni  di  pi;inte  ili  cilta;  costnizioni  civili, 
militari,  navidi ;  niaccliine;  nionnnienti;  ingressi  trionfali;  soleniiita; 
oggelti  natura!!  del  paese  descritlo;  descri/.ioni  storiche  a  micro- 
gr.ifia;  istiuzioni  suUa  inarineria,  sul  commercio,  sulle  Indie;  ritratti 
d'iliustri  gengrafi  e  navigatori.  Quindi  oresciuta  1' opera  a  dismisura 
fino  a  rinvenirsene  qualche  esemplare  diviso  in  piii  che  quaranta  vo- 
lumi.  Costitniva  la  cletta  porzione  d*  ereditä  della  signora  Van  der 
Hemm  di  Amsterdam,  al  principio  del  secolo  scorso  ')  nn  simile 
esemplare  in  43  voliiiiii,  pel  quäle  rifiuto  20000  fiorini  oflTertile  dal 
conle  d'Avaux,  e  30000  esibitile  dulla  arciduchessa  di  Toscana. 

AIlo  sIesso  motivo  deve  essere  attribuita  la  quantita  d'  opere  o 
manoscritte  od  a  stampa,  in  lingue  orientali,  conservate  in  parecchie 
biblioteche,  specialmente  nell*  universitaria  di  Leida.  Le  estese 
possessioni  coloniali  in  Asia,  in  Africa,  in  America,  segnatamente  ne" 
secoli  scorsi,  cosi  moltiplicarono  i  rapporti  colla  Neerlandia,  che 
non  solo  dicbiarossi  necessaria  la  cognizione  delle  lingue  malaicbe, 
araba,  inglese,  ma  cziando  di  quelle  delle  Iribü  selvagge,  per  ragione 
delle  missioni  e  del  commercio.  Arroge  che  le  condizioni  di  buon 
accordo  colla  Chiria  e  col  Giappone  avendo  introdotta  presso  quelle 
corti  come  lingua  diplonuitica  laolaiidese,  correva  pur  debito  alla 
Neerlandia  di  appücarsi  allo  studio  della  Chinese  e  della  giappo- 
nica.  Quarito  su  tale  proposito  abbia  operato  il  paese,  moströ  al  prin- 
cipio di  questo  secolo  il  dotto  W'ilmet  2). 

AI  predimonio  degli  studj  su'  classici  atitichi  devesi  non  solo  il 
gran  numero  d'  opere  filologiche,  ma  eziandio  l'uso  della  lingua  latina 
ne'  testi  a  stimpa,  e  in  quelli  a  penna  dei  secoli  andati.  Le  altre 
lingue  riscontrate  comtinemente  nellc  biblioteche  sono ,  oltre  la  pae- 
sana  e  le  orientali,  I;i  francese,  per  la  preponderanza  usurpata  nel 
mondo  civile  ;  la  ti'desca,  perche  contermine  topogralicamente  ed 
affine;  1' inglese,  pel  commercio  vivissimo  colla  Gran  Brettagna. 

L'  impoi  tanza  de'  testi  a  penna  non  k  minore  di  quella  degli 
stampati.   Per  gli  addotli  motivi  i  teologici  ed  i  filologici  provennero 

•)   Uffenhach.   Merkwünli^e  Hpiseii,   lom.  IM  .   \>.  ßOO— 604. 

2)   Srhets    van    den    Staat    der     ooslersclie    Litleialiir    in    KollHiid    in    de    lä'.    eeiiw. 
1812,   4". 


e  delle   socielä  scienli(ico-lelter:irie  dellii   Neerlandia.  Oll 

dalle  antiche  abbazie,  fiagli  istitiiti  clericali  di  Gerardo  Magno,  dai 
sommi  filologi  neei-landesi.  I  vasti  posi-essi  coloriiali  importarurio 
quaritita  di  codici  manosciitti  orietitali.  Le  peregiinazioni  de'  dotti 
iieerlandesi  arricchirono  il  paese  di  codici  manoscritli  d'altre  riazioni. 
Pero  e  niestieri  osservare  che  rnolti  neerhindesi  passarono  a  straiilere 
iiaziotii,  col  mezzo  delle  aste  pubbliche,  per  modo  che  alP  imperiale 
di  Pietroburgo  costituiscono  una  iion  ispregevole  parte  di  essa  *). 

Poche  sono  le  ordinanze  sulla  presentazione  obbligatoria  degii 
esemplari  alle  biblioteche.  Pure  fln  dall' anno  1594,  Ernesto  arci- 
duca  d'Austria  decreto  che  ogni  stampatore  dei  Paesi  Bassi  do- 
vesse  presentare  un  esem|)lare  de"  suoi  starnpali  alla  biblioteca  di 
Brusselle.  Di  simile  beneficio  in  tutto  lo  stato  gode  la  biblioteca 
deir  Aja  dal  1817  al  1830.  Da  quest'  anno  due  esemplari  sono  pre- 
sentati  a  quella  dell'Aja,  un  terzo  al  miiiistero  dell'  interno.  Presente- 
mente  molto  pur  presta  V  amor  patrio  ravvalorato  dalle  ordinanze 
niuiiicipali,  che  invitano  ogni  stampatore  a  presentare  un  esemplare 
de'  snoi  prodotti  alle  biblioteca  del  luogo. 

Le  piü  antiche  biblioteche  sono  quelle  delle  chiese  e  degli  ar- 
chivj  municipali.  Alle  prime  presiedono  per  lo  piü  i  pastori  di  quelle 
chiese,  alle  secoiide  i  segretarj  generali.  AIcune  conservansi  ancora 
nello  stato  primordiale;  i  libri  sono  attaccati  a  caterie,  e  la  sostanza 
non  viene  menomamente  accresciuta. 

Ad  incrementare  il  numero  delle  biblioteche  assai  glovarono  in 
tempi  a  noi  piü  vicini  le  Sociela  che  in  nessun  luogo  si  mostrano 
cosi  frequenti  e  oporose  ,  come  nella  Neerlandia.  L'  elevato  spirito 
d' associazione,  favorito  in  ogni  maniera  dalla  polenza  del  suo  com- 
mercio,  sviluppossi  eziandio  nel  dominio  delle  lottere,  e  si  fondarono 
quindi  dovunque  societa  generali  scientifiche  e  letterarie,  o  speciali 
di  storia,  archeojogia,  linguistica  ed  etnografia,  teologia,  giurispru- 
denza,  tnedicina,  matematica,  llsica,  ingegneri,  storia  naturale, 
agricoltura,  oiticoltura.  Ne  lo  stesse  campagiie  niancano  di  societa, 
che  distribuite  per  gruppi  di  villaggi  nei  {uincipali,  trasmettono  i 
libri  ai  membri  col  mezzo  frequente  cd  unico  dei  IrekscJndfcn  (bat- 
telli  ad  alzaja).  Arroge  che  lo  societa  riunite  col  solo  seopo  eom- 
merciale  o  industriale,   presero  una  direzione  letteraria,   e  formarono 


')  Welter  \V.  f..  Lijst  der  Nedorlandsolie  F!anil.schrif(pii  in  de  kai/.etli.jke  Riblio- 
tlieck  te  St.  Petersburg^.  Leiden,  18ö6,  8".  Articoln  tratlo  diiUe  il  a  ii  d  e  I  i  iige  n 
der  .M  aa  t  scha  p  pa  ij  van  Nederl.  Letlerkunde   te  Lcideu,   18ö6. 


313  Va  I  c  n  t  i  n  e  I  I  i  ,     Delle  biblinteehe 

piceole  biblioteclie  provvedute  di  opcre  che  piii  gioviiio  le  loro 
iniprese.  Molte  crejiroiio  gabiiietti  di  oggetti  di  loro  spettaiiza;  iiiaa- 
leiigoiio  cüisi  di  sludj  speciali,  a  vaiitaggio  dei  Socj  e  talora  pure 
degli  esteri,  lozioni  seiali  o  dunienicali  pel  popolo ;  aproiiü  sale  di 
ricreazioiie  imisicaie.  Ciü  pcro  cl)e  ne  costituisce  leva  potente  d'  inci- 
vilimento  ,  e  ehe  tanto  coopera  al  progresso  intellettuale  di  quel- 
l'inosservato  angolo  d' Europa,  e  rimpiego  dei  mczzi  piü  validi  al- 
rottenimeulo  d'uno  scopo  eminente.  Perehe  i  membri  di  quelle  societa 
si  riuniscono  a  giorni  fissati  e  ad  ore  date,  per  trattare  gli  interessi 
delle  scienze  in  letture  e  discussioni  ,  espongono  problemi  da 
sciogliersi  a  pubbiici  concorsi,  stabiliscono  premj,  pubblicano  le 
trattazioni  proprie,  le  dissertazioni  preiniate,  i  lavori  meritevoli  di 
quelli  ehe  iiol  potrebbero  di  per  se,  per  la  meno  agiala  condizione; 
e  queste  stanipe  catnbiando  con  quelle  delle  societa  sorcUe ,  offrono 
UM  tributo,  sto  per  dir,  gioriialiero  alle  loro  biblioteche.  Alla  testa 
di  queste  societa  stanno  le  universitä  degli  studj,  dette  accade- 
mie,  i  cui  membri,  per  ordinanza  reale  *) ,  diedero  in  luce  dall' 
anno  181  o,  a  spese  governative,  i  loro  annali  -).  Ma  per  altra 
ordinanza  reale  dei  1840,  si  pubblicarono  in  seguito,  a  sfiese  delle 
iiuiversila  di  Leida,  Groniiiga,  Utrecht,  e  degli  atenei  di  Amster- 
dam, Franeker  (piu  tardi  Leeuwarden)  e  Devenler  3),  gli  atli  di 
tutti  questi  istituti  *),  riuniti  in  un  sol  voluuie.  Di  queste  societa 
offeri,  per  desiderio  de!  ministro  dell"  interno,  il  segretario  dell'  acca- 
deniia  d' Ainsterdaui   NN'.   Vrolik   uu    dettagliato  rapporto  ^) ,    che  fu 


*)  „Annales  acadeinici  ali  anno  181ä,  ex  decrelo  reylü  d.  2.  aiifj.  ISlä  et  13.  oet.,  1836, 
publicis  Miniptitius  in  luceni  proiiierunt.*' 

')  Annales  academiae  Lugduno-Batavae,  annis  1810 — 1837.  Lugduni  Batavor.  1840 — 1849, 
vol.  XXII,  4".  —  Acta  seciiliiria  acadeiiiie  (ironinyanae,  coniiilcclciitia  orallones  et 
Carmen  in  natali  eins  diicenU'sitno,  die  10.  octubr.  1814,  edidit  liernninnus  Alalingbc. 
Groninga;  1814,  4".  —  Aniiales  aeadeniiie  Gruningana?,  annis  1815,  1831.  Gro- 
ningae  1817 — 1838,  vol.  XXII,  4".  —  Annales  ai-adeniine  Mlieno-Trajectinae,  annis 
181S— 1837.  Tiaj.-cli  ad  Hhennm,   1818—1837,   vol.  XXII,  80. 

3)  „Nunc  denuo  ednnliir  ,  curatoriiin  eiira  ,  acadeiniarum  et  atbeneorum  suniptibus, 
ila  ut  ea  r]iio(|ue  ipiae  per  oclu  aiiiios  interiiiedios ,  publice  iii  aciidouiiis  el  allie- 
iii-is  gesla  sunt,  lypis  exciidnutur.  niniuissis  lantuin  oralionibus ,  )|uaruin  ipiae  pri- 
\atim  ab  auctoribns  edilae  sunt,  exciupla  in  bililintliecis  acudeiiiiaruin  asservarcnlnr." 
I'roemio   delP  opera  seguenle. 

*)  Annales  acaJeinici,  anuis  1837 — IKOO.  Ilagae  Comitum  1840 — 1842,  et  Lugduui 
Batavorum    1849—1860,  vol.  VIII,   4«. 

^)  Itevuc  des  Socieles  savanles  de  la  Ncerlande.  Leggesi  pnbblicata  nei  Ita  p  p  o  r  I  i 
dei  r  .\  c  e  a  d  e  in  i  a    d"  .\  tn  stör  d  a  rn.    —   ISaturkuade,   vol.  I,   p.   I. 


e  delle  socii-tH  scientifico-lettprarie  (If|l:i  Neerlandia.  O  I  ♦> 

riportatü  lefteialmente,  con  oscliisiono  della  parte  hibliugi-afica,  nella 
Revue  des  Societes  savantes  di  Parigi. 

Coafliiivate  da  taiiti  mezzi,  le  hihlioteche  si  moltiplicarono  nella 
Neerlandia  cosi  che  la  sola  societa  Tot  mit  van't  algerneen 
(V.  Amsterdam,  n.  19)  iie  conta  trecento.  Cio  deve  ascriversi  spe- 
cialmente  alla  tendenza  di  propagare  i  lumi  nelle  masse,  favoreggiaiido 
sempre  piii  la  lettura  a  buon  mercato,  E  vi  contribin  la  legge 
siiir  isti'uzione  primaria,  entrata  in  vigore  eol  1.  gennajo  1838. 
L'  attenzione  pubbliea  fu  rivolta  allora  alla  nomina  degli  ispettori,  al 
tenue  soldo  de' maestri ,  alla  riorganizzazione  delle  sciiole  normali. 
Heeberä  stupore  il  sapere  che  la  eifra  totale  degli  allievi  delle  scuole 
primarie  monta  quasi  al  mezzo  niilione,  che  trovasi  a  stento  chi  non 
sa  leggere,  che  non  e  infrequente  la  domanda  fattavi  per  via  d' un 
libro  in  dono  od  a  prestito. 

Finalmente  ad  accrescere  le  biblioteche  giovarono  le  raccolte 
periodiche  che  sorpassano  la  cifra  di  trecento.  A  non  parlare  dei 
giornali  politici  (quasi  la  metä  della  cifra),  si  pubblicano  ora  123 
raccolte  monsili,  tredici  ebdomadarie.  Trenta  due  s' occupano  di 
teologia  protestante.  sei  di  teologia  e  morale  cattolica,  una  di  reli- 
gione  israelitica,  sei  di  giurispondenza,  quattro  d'  iiulustria  e  com- 
mercio,  tre  di  arte  militare,  tre  di  architettiira,  tre  di  marina,  due 
di  storia  naturale,  quattro  di  botanica  e  agricoltura,  tre  di  geografia, 
e  diociotto  di  letteratura  propriamente  detta  e  critica,  due  di  belle 
arti,  due  di  musica,  una  d' economia  politica,  una  d'imposte,  sei 
di  cose  varie,  altrelante  di  lavori  muliebri,  ricami  ec,  tre  di  biblio- 
i^ralia,   cinque  d' enciciopedia  e  miscellanea. 

Dietro  quanto  s'  e  osscrvato  sulla  copia  delle  opere  a  stanipa,  e 
specialmeiite  delle  periodiche,  sul  numero  delle  biblioteche  e  delle 
societa  scientifico-letterarie  ,  sulla  ajiplicazione  generale  del  popolo 
allo  studio,  non  e  meraviglia  che  il  numero  delle  stamperie  nionli  a 
settanta,  impiegativi  piü  di  niille  operaj.e  qnello  dei  libraj  a  noveccnto. 

Del  reslo  col  numero  siragrande  di  biblioteche  non  procede  di 
pari  passo  la  loro  grandezza.  Ecceftuati  i  ricchi  deposili  librarj  della 
reale  dell' Aja,  delT  accademia  delle  scienze  di  Amsterdam,  delle 
universitä  di  Leida,  Groninga,  Ttrecht,  degli  atenei  d"  Amsterdam, 
Deventer,  Lfeuwarden ,  Lussemburg,  le  altre  biblioteche  olVrono 
cil're  fra  i  ventimila  e  i  millc  voliimi.  Perciö  d'  ogiiuiia  di  esse  o  si 
c  puhblicalo  piü  volle,   sc  antica ,   il  catalogo  com  supplementi,   o   si 


314  Va  I  eil  t  in  e  I  I  i ,    Delle  biblioteche 

sta  ora  puliblicaiulo  a  servigio  dei  ricorrenti;  eccelente  divisaiiioiilo 
clie  non  potrebbe  agevolniente  adottarsi  in  paesi  ove  le  biblioteche 
vai«tissiine  importerebbeio  all'  ainniinistrazione  forti  dispeiidj.  Quei 
cataloghi  che,  sotraüi  la  piü  parle  al  cünimercio,  moiitaiio  a  parec- 
chie  centiiiaja,  soii  beii  liingi  dalT  aimunziare  in  generale  1' intero 
progresso  degli  stiidj  bibliogralici  della  Neerlandia.  Alcuni  cornin- 
ciano  eon  nomi  persoriali,  anehe  in  lempi  a  noi  piü  vicini  ;  altri  soii 
semplici  indici,  inancanti  delle  opportune  note  bibliografii-he; 
queste  in  alcuni  altii  sono  supplite  da  notizie  lelterarie ;  nella 
descrizione  de'  codici  manoscritti  sono  ommessi  degli  estrenii  neces- 
sarj ,  secolo  a  cui  rimontano,  numero  di  togli,  qualitä  di  carta,  forma 
di  caratteri  ec.  Ciö  perö  che  piii  niuove  a  stupore  e  il  vedere  come 
in  un  tenipo  in  cui  le  gradazioni  di  formati  son  cosi  varle  e  molte- 
plici,  si  mantengano  ne' cataloghi  odierni  le  separazioni  delle  opcre 
in  foglio,  in  4»,  in  8",  in  12",  i?i  16»,  in  onta  agli  esempj  di  opere 
coniiiiciate  in  un  formafo  e  continuate  in  un  alti-o,  di  accompagna- 
mento  di  atlanti  ec.  Se  in  que'  cataloghi  deve  altamente  appazzarsi  il 
metodo  di  presenlarli  in  ordine  sistematico,  con  copioso  indice 
alfabetico  al  (ine;  vona,  a  che  la  lode  sia  intera,  appagarsi  il 
giusto  desiderio  che  cessi  quella  separazione,  non  solo  inopportuna, 
ma  eziandio  nocevole,  dacche  rende  malagevole  T  intero  piospetlo 
della  suddivisione  scientifica. 

Non  solo  le  liiblioteche  ecclesiasticlie,  nuinicipali,  sociali,  di 
istituti  scientifici  e  letterarj  van  provvedute  di  cataloghi  a  stampa, 
ma  eziandio  le  private.  Gli  ultinii  pero  differiscono  dai  primi  per  lo 
scopo  e  per  la  iniportanza,  e  qin'ndi  per  la  maniera  onde  sono  redatti. 
Pochi  sono  i  possessori  di  biblioteche  che  ne  pubblicliino  i  cataloghi: 
avvenula  la  loro  niancanza,  e  troppo  vero  che  gli  eredi,  o  perche 
non  ajiprezzano  un  tesoro  rammassato  da  altri,  o  perche  la  raccoita 
non  entra  nol  ciclo  delle  loro  affezioni,  o  per  solo  desiderio  di  lucro, 
0  per  bisogno,  ne  cominettono  lu-ntdsto  un  catalogo  per  la  vendita. 
Tali  cataloghi,  di  cui  riboccano  le  biblioteche,  sono  redatti  in  frefta 
da  lihr;ij  che  non  entrann  nelle  intitne  ragioni  bibliograliche  ,  stesi 
per  economiii,  in  corripendio  ed  a  caratteri  micrografici.  Devesi  al 
librajo  Müller,  distinto  bibliografo  di  Amsterdam,  la  gloria  d' aver 
introdotto  rilevanli  migliorie  nella  puliblicazione  di  detli  cataloghi, 
e  di  aver  percio  loro  attribuila  un'  ini[iortanza  che  non  aveano.  Per- 
che   tentö    di  tundere  ncl  liingo  titolo  il    caraltere  principale  della 


e  delle  societä  seienJifico-letterarie  tlella  Neerlandia.  olo 

raccolta  ;  vi  aggiunse  im  proemio  con  dettagli  sulla  vita  del 
proprietario  defunto,  sulla  formazioiie  e  sulT  iiidole  della  biblioteca; 
diede  in  caice  alla  prefazione  o  la  serie  delle  opere  eapitali  ,  ad 
inuzzolire  il  cornpratore,  o  quella  delle  opere  del  raccoglitore,  se 
questi  fosse  stato  iiomo  di  lettere;  divise  i  iotti  e  le  partite  in  plessi 
scientifici.  II  ritratto  e  il  fac-simile  della  sciittura  del  possessore, 
aggiuntivi  in  u(i  tempo  in  ciii  la  riproduzioni  fotografiche  sono 
facili  e  di  moda,  impronterebbero  il  libro  d'un  nuovo  interesse. 

Cbe  io  abbia  tutte  descritte  le  biblioteche,  almeno  le  odierne, 
della  Neerlandia,  non  oso  asserire:  bo  per  altro  la  eoscienza  di 
aver  fatto  in  un  viaggio  di  tre  mesi  le  piü  minute  rieerehe  a  questo 
proposito,  ne  intralasciato  di  eonsultar  quelle  fonti  che  piü  val- 
sero  ad  istruirmi.  Abbiansi  iiitera  1'  attestazione  della  mia  ricono- 
scenza  i  molti  bibliotecai-j  e  libraj  che  nii  furono  larghi  della  loro 
assisten/.a;  fra  questi  ultiini  poi-rö  in  prima  linea  Federico  Muller 
d' Amsterdam,  uomo  ehe  co'  suoi  lavori  bibliografici  ha  saputo  lumi- 
riosamenfe  rieonfermare  alla  bibliografia  Ta  torto  coiitrastatole  titolo 
di  scieiiza. 

Nessuno  fra  gli  scrittori  del  secolo  XYII  da  tanto  a  conoscere  le 
biblioteche  de'  Paesi  Bassi  quanto  il  Sandero  i),  che  pubblicb  molti 
cataloghi  di  codici  manoscritti,  o  presi  sul  luogo,  o  ricopiati  da  altri 
cataloghi.  Pero  quell"  autore,  di  patria  Iprense,  occupossi  piii  assai 
delle  biblioteche  ora  belgiclie  che  delle  neerlandesi.  Ne  ad  illustra- 
zione  di  queste  aggiunge  un  raggio  di  luce  Luigi  Jacob  -'),  acconten- 
tatosi  di  compendiare  poveramente  il  Sandero.  Piü  opportunamente 
raggiunse  lo  scopo  Giovanni  Lomaier  s) ,  cbe,  cittadino  di  Ziilpben, 
pose  cura  a  descrivere  non  solo  la  biblioteca  del  proprio  paese 
(p.  255 — 259),  nia  parecchie  altre  eziandio,  dell'Aja  (p.2öO — 2öl), 
di  Üeventer  (p.  249),  Docum  (p.  249—250),  Harderwijk  (p.  251), 
Leida  (p.  252— 254),  Middelburg  (p.  254),  Utreclit  (p.  254— 255). 
Quegli  pero  cui   le  biblioteche  neerlandesi    devono   gran    parte   di 


')  Bililiolhecn  Belgica  nianuscriptii ,  sive  elenchus  universalis  codiciim  mss.  in  cele- 
hriorilms  Belj;ii  oeenobiis ,  ecciesiis ,  uri)inni  ac  privatornm  homiiiiiin  bililiothecis 
»dhiic  lateiitiiim.  Collegit  illuni  et  edidit  Antonius  Siinileriis,  Ipreasis  ecclfsiie  ca- 
nonicus  et  scliolasticus.   Insulis,   1641  — 1044,   «'1.  II.   4*'. 

^)  Traicte  des  pjns  helles  i)il>liotlie<|nes  puMiijnes  et  partioulieres,  qui  ont  ete  et  qui 
sont  i'i  preseiit  dans  le  nionde  ec,  coinpose  par  le  P.  Louis  Jacob.  Pari.s,  1844,  vol.  II.  8". 

3)  De  bibliolhecis  über  singniaris,  auctore  .lonnue  Loineiero,  ecciesiae  Deutechomiensis 
pastore.   Davenlriae,   tvpis  Joanuis   Coliinibii,    I66!>,   p.  1(5,  :14t,    I'i". 


316  V;)  I  0  n  t  i  II  e  I  I  i  .     Delle  bil.liolpchp 

iTiemore  ricüiioseeiiza,  e  il  dotto  cd  infaticühile  Ziiccaria  Conrado 
d"  inViihach  che,  peregrinaiido  ia  Neerlandia  piii  di  sei  mesi  iiegli 
aiiiii  1710,  1711,  descrisse  con  profoiida  porizia  bililiograliea  e 
eoir  eslrerna  diligeiiza  non  solo  le  biblioteche  piibbliche,  ma  quelle 
pur  di  privati  ') .  rilevaiidone  il  nierito  intrinseco,  ed  infoiniaiido  il 
iettore  sul  miinero  e  sulP  iniportaiiza  di  qiie' codici  iiianoscrilti,  non 
che  talvolta  degli  stampati.  Dopo  V  Uffenbacb,  trattö  di  alcuiie  anti- 
che  biblioteche  Tgone  Francesco  van  Heussen  nell*  opera  Batuvia 
Sacra  (Bnixellis,  i714,  vol.  II,  R).  I»  tempi  a  noi  piü  vicini  im 
valente  ciiltore  degli  studj  bibliograliei,  il  dott.  Giistavo  Häiiel  im- 
prese  la  pubblicazioiie  degli  iiidici  de'  manoscritli  inigliori  delle 
biblioteche  d'  Europa  2)  ;  ma  sia  che  egli  non  abbia  visitato  quel 
paese,  0  1'  abbia  percorso  frettolosamente,  la  parte  di  lavoro  che  lo 
risguarda  e  cosi  trascurata  da  doversene  fare  la  piü  alta  maraviglia. 
Acceiiiio  egli  infatfi  a  soli  nove  codici  della  reale  dell'  Aja,  e  sei 
deir  univei-sita  di  Utrecht  (col.  769 — 772),  trascrivendo  pel  resto 
i  titoli  di  alcuni  cataloghi  a  slampa  di  Amsterdam,  Delft,  Deventer, 
Dordrecht,  Franeker,  Gouda,  Groniiiga,  Harderwijk,  Harlem,  Leida 
(col.  773  —  774).  RligÜor  compito  rese  il  Vogel  che  limitossi  alla 
bibliogniGa,  cioe  all'  iiidice  dei  cataloghi  delle  biblioteche  s).  Benche 
egli  abbia  alTatto  negletta  la  parte  moderna,  tuttavia  trattö  T  antica 
con  tale  cognizione  della  materia  e  coscienza,  ch'  io  gli  so  grado  per 
gli  ajuti  prestalimi  negli  studj  primordiali  delle  funfi.  Le  notizie  re- 
ceiiti  delle  biblioteche  neerlaiidesi  sono  registrate  a  dovizia  in  duc 
apprezzabilissimi  giornali  bibliografici  tedesclii,  redatti  fin  dal  1840, 
dai  bibliotecarj  dott.  Roberto  Naumann  *)  di  Lipsia,  e  dott.  Giulio 
Petzholdt  5)  di  Dresda.   Dirö  franco:  ogni  lode  e  minore  alla  loro 


ij  Her  r  ii  Z  a  c  li  a  r  i  ;t  s  C  o  ii  r  a  d  von  U  f  f  e  n  I)  a  c  h.  Merkwürdige  Reisen  durch 
Niedersaelisen   und    ICiigclland     l'lm   und   Meniniingen,    1 7.'>;J— 1734,  vol  IM,  8". 

2)  Catalogi  lihronim  manusci  iptorinn  qni  in  hililiotliecis  Galliw,  Helvetite,  BeKii,  Itii- 
tanniii'  .M.,  Ilispaniw,  Lusitanias  asservantiir,  luinc  priniuin  editi  a  D.  Giistavo  Uaiiel. 
Lipsiit,  .siini|>lii)iis  .).  C.  Hinriclis,   1830,  4",  col.  769 — 774, 

3)  Literatur  fViilierer  und  noch  heslehcnder  cnropäisctier  olTentliclier  und  Corpora- 
tions-Uililiüllieken,  /.usanHiieiiyeslelll  von  Ernst  Gustav  Vogel,  Privatielirer 
zu  Dresden.   Leipzig,  T.  O.  Weisel,   184ü,  8»,  p.  436—439. 

*)  Serapeum.  Zeilsclirift  liir  »ihliollickwissenscliaft  ,  lland.>elirinenkunde  und  üHere 
Literatur  ,  im  Verein  mit  Itililiolliekaren  und  Literaturfrcnnden  heraiisgegelien  von 
Dr.   |{  o  b  e  r  t  Naumann.   Leipzig,  T.   O.   Weigel,   1840— ISfil,  8". 

*J  Anzeiger  für  Biljliograpliie  und  Bil.liotliekwissenschaft,  herausgegeben  von  Dr.  Ju- 
lius  Pel/.holdt.     Dresden,    Leipzig    un<l    Halle,    1841  —  18(51,  8". 


I 


e  (lelle  sociela  scientifico-letleriirie  «lella  Neerlandia.  O  1  7 

importaiiza.  Cosi  risponde.sse  allo  sjileiidüre  delf  edizione  il  pregio 
intrinseco  d'  uiia  recentissima  opera  ^),  cul  non  esito  purito  a  dare 
il  nome  d'  inibratto.  Che  cosa  infatti  potreste  ripromettervi  da  chi 
sediito  nel  suo  studio,  si  riporta  continuamente  alle  coniunieazioni 
officiali  del  ministro  degli  esteri  (^Foreif/n  office  Return  of  iH^O) 
e  al  Museo  britaniiieo  (Report  of  Select  Commiltee  on  Rrilisk 
Museum)  ?  Siissidiato  da  una  ieggera  eorrispoiidenza  eol  Muller 
d' Amsterdam,  non  giunse  a  dare  che  pochi  ed  incerti  cenni  sulle 
biblioteche  di  Leida,  Amsterdam,  Utrecht,  Aja,  Delpht  ,  Zutphen 
(p.  492 — 498).  Possono  pure  consultarsi  in  proposito  aicune  note 
sfuggevoli  e  di  poco  conto  sulle  biblioteche  neerlandesi,  estese  a 
modo  d'appendice  in  un  eccellente  trattazione  sugli  archivj  olan- 
desi  2). 


•)  Memoiis  of  lilirsiries,  iticliiding'  a  handbook  of  I.iltrary-Economy ,  hy  Edward  Ed- 
wards. London,   18:>9,  vol.  II.  80. 

~)  Arcliiefwezen  1826 — 1852,  met  eene  körte  opgave  van  den  inlioud  van  eenige 
Itoekcnjen,  door  .!.  .1.  F.  Noordziek.   's  (iravenhage  18.")3,  8»,  p.  294—312. 


318  Va  I  fi  II  I  i  it  ('  I  I  i  .     Kelle  liililioteclie 


I.  Olanda  meridionale. 

La  Aia.  —  Haga  comituni,  Haga  coniitis,  lat.  —  's  Graven- 

hage,  Graven  's  Hage,  oland.  —  La  Haye  des  Comtes,  la 

Haye,  franc.  —  den  Haag.  ted. 

1.  Bibl.  reale. 

Guglieimo  III,  statolder  d^Olaiula  era  proprletario  d'uiia  biblio- 
teca,  di  cui  nel  1686  compilo  il  catalogo  Costaiitino  Huigeiis.  Tna 
biblioteca  particolare  ebbero  pure  gli  statolder  che  gli  successero ; 
ma  nel  1749  iina  parte  degli  stampati  e  de'  mauoseritti,  in  forza 
degli  avvenimenti  politici,  fu  posta  in  vendita,  e  l'intera  biblioteca 
minacciata  di  dispersione.  Benche  poi  riacquistasse  molta  parte  di 
sostanza,  ebbe  a  temere  piü  gravi  pericoli  sullo  scorcio  dello  stesso 
secolo.  Invasa  dai  Francesi  P Olanda  nel  179ö  e  fuggito  Guglieimo  V, 
la  biblioteca  dovea  essere  alienata  coi  beni  del  principe.  Per  buona 
Sorte,  Tindugio  frapposto  dal  lihraio  alla  stampa  del  catalogo,  di  cui 
uon  usci  che  la  prima  parte,  ne  riturdö  la  vendita.  Calmati  gli  spiiiti, 
il  governo  ebbe  agio  di  riunire  i  libri  degli  stati  d' Olanda  e  quelli 
di  varie  corporazioni  alla  biblioteca  di  Guf^lielmo  V,  onde  formossi 
il  primo  fondo  di  15000  voliimi,  col  quäle  fu  inaiigurata  la  biblioteca 
nelTantico  palazzo  degli  statolder  (Mauritshuis).  Accolto  ospitalmente 
in  Olanda  il  rifuggiato  francese  ab.  Flament,  n'ebhe  fidata  la  direzione 
dal  1795  al  1835,  Assuntala  appena,  pensö  alla  redazione  del  cata- 
logo sistetnatico,  pnbhiicato  «)  dalla  comniissione  a  ciö  iiicaricata. 
Quel  catalogo,  preceduto  dal  regoianieiito  per  1'  uso  della  biblioteca, 
p.  III,  da  un'  istruzione  al  custode,  p.  IV — VI,  dal  procmio,  p.  VII — 
XII,  e  dair  indice,  p.  XIII— XXXIV,  conriprende  5439  titoli  di  opere, 
riferiti  in  Ire  grandi  categorie:  u^  scienze  ed  arti;  h)  belle  leltere; 
c)  storia. 

Coli"  avv(Miinicnto  al  trono  di  Lnigi  Napoleono,  nel  giugno  1806, 
la   biblioteca    dichiarata   rculc   coniincio  a  rilevarsi    da    quella  con- 


1)   Catalogus  van   de  Boeckeii   (tiM-  iiatioiiHle  iiiblioliieek.   —    In   ileii  HaHg^.   ter  's  Lands 
Drukkeiy,   1800,   p.  XXIV.   j3j.  8». 


I 


e  (ielle  socieiH  scieiitifico-letterarie  della  Neerl:itidia.  «>  1  a 

(lizione  di  scadimento  in  clie  le  traversie  nazionali  1"  aveano  sospinta. 
Provveduta  di  larga  dotazione,  furono  acqiiistate  alcune  private  libre- 
i'ie,  fia  le  qiiali  la  pi-eziosa  dello  seabino  J.  Romswinkel  di  Leida, 
fornita  di  una  collezione  di  storici  neerlandesi,  di  molte  rare  edizioni 
e  di  buoni  manoseritti,  pagata  nel  1808,  cinquania  milie  fiorini. 
Nelio  stesso  anno  furono  coniperati  molti  libri  della  ricca  biblioteca 
di  G.  J.  de  Servals  di  Meeheln,  e  nel  susseguente,  di  quelia  di  C. 
De  la  Serna  Santander  in  Parigi.  Vi  si  aggiunsero  nel  1810  IHeideg- 
geriaiia  di  Zurigo,  e  quelia  di  .1.  Wisser  delT  Aja,  abbondevole 
d'  apprezzati  ineunabiili. 

Pero  queste  fonti  di  ereseente  prosperitä  minaceiarono  a  un  tratto 
d'  iiiaridire.  Incorporata  la  Neerlandia  all'  inipero,  come  mie  alluvion 
des  fleuves  frcmrais  nel    1810  ,    la   biblioteca   dovette  rnandare  a 
Parigi  i  libri  piü  interessant!,  manoseritti  e  stampati,    limitata  del 
resto  a  proprj  fondi  ridotti,  sotto  nome  di  civica.   Volle  la  sorte  ehe 
i  politici  rivolgimenti  la  tornassero  al  primo  liore  di  vita.  Restituito 
sul  trono  lo  statolder  nel  1813,  ebbe  di  nuovo  la  biblioteca  1'  appel- 
lazione  reale.  Compreso  Guglielmo  I  della  sua  importanza,  comandö 
che  si  aprisse  al  pubblico ,    vi  assegno  una  dotazione  cospicua,   e 
ricordolla  poi   sempre  ,   trasmettendole  i  libri   che  ricevea  in  dono, 
comperandone  del  proprio,  e  del  proprio  pure  acquistandole  lalvolta 
delle   intere  collezioni.  Infatti  nel  1819  offersele  in  dono  la  copiosa 
biblioteca  del  dott.  G.  J.  Gerard,   antico  segretario  delK  accademia 
delle  scienze  di  Brusselle,    biblioteca  di  quasi  6000  opere,  fra  le 
quali  molti  stampati  e  manoseritti  annotati  di  mano  del  detto  posses- 
sore,    e   molte   copie    di    antichi   originali    inediti,    che   il   Gerard 
apparecchiava  a  servigio  della  storia  dei  Paesi  Bassi.  Nel  catalogo 
sistcmatico  datone  lo  stesso  anno  •)  furono  apposte  eccellenti  aiino- 
tazioni  sulla  preziosita,  rarita,   correzione  delle  edizioni,  su  circo- 
stanze   particolari    dcgli   autori  :    a   ben   comprendere   quäle   sia   la 
ricchezza  storico-nazionale,   basti  1'  osservare  che  la  storia  dei  Paesi 
Bassi  comprende  i  numeri  1583 — 3651.    Peraltro  quelia  sostanza  fu 
metiomata   dei    diplomi ,    delle  carte ,    ed  in  genere  dei   documenti 
archivali,  deposti  negli  archivj  delTAja,  come  pure  d*  una  parte  non 


*)   Descriptioii    liibliog-rnphiiiiie   des   livres   impriines  de   la   liililiotliei|iie  dt-   tVii   .Mr.   0. 
.].  Gerald.     iMeinbre  de  1' Acad.    des   Si-iences  el    Belles-Letlies    de   IJriixeMes.     — 
Biuxelles,  de  I"  im|>iimciii>   de  M.  J.  (J.  Simon.    ISID,   p.  Vi.  31).  S". 
Sil/.l).  d    pliil.-hisl.  Cl.  XXXVIII.  Bd.  MI.  Ilft.  22 


3^0  V  .1 1  ü  II  t  i  II  e  I  I  i  ,     Uelle  liiblioteche 

rileviiiife  di  opere  clie,  dopo  la  scpariizione  del  Belgio  dalla  Neer- 
laiulia  (1830),  passaroiio  alla  bihlioteca  reale  di  Brusselle.  In  quäl 
iiiisuia  ciö  avvenisse,  rilevasi  dai  registri  niaiioscritti  ')  della  reale 
deir  Aja.  Ne  meiio  apprezzabile  fu  il  presente  l'attole  dal  re  al  priti- 
oipiü  del  1828,  degii  stampali  delT  abbazia  di  Tongres  -).  Di  qiiel 
doiio  di  sole  opere  a  s(ampa  ^),  che  in  piü  che  3000  ne  conta 
113  stanipati  dal  1459  al  1500,  conservansi  due  cataloghi  nia- 
noscritti  *) ,  il  secondo  dei  qiiali  errato  ■>).  Fiiialmente  quanto 
Guglielnio  I  abbia  opcrato  a  vantaggio  della  reale  lo  appalesano  pure 
la  cessione  della  biblioteca  che  adoriiava  il  castello  Nassau-Dilem- 
burg ,  da  lui  ereditato ,  e  T  acquisto  da  lui  fatto,  col  suo  privato 
peculio,  poco  avaiiti  f  abdicazione  (1840),  di  un  esemplare  della 
spleiidida  opera  del  conte  Agostiiio  Hastard  :  Peinture  des  manu- 
scrits  ,  presente  che  monta  a  30000  franchi.  E  Guglielmo  II,  noto 
per  r  alFeziüue  alle  belle  arti,  coutiauo  alla  biblioteca  la  stessa 
iiiTezione  del  padre. 

Non  contribiil  nieiio  rinnniiuistrazione  della  biblioteca  all'incre- 
nieiito  della  sostaiiza,  daccbe  si  acquistarono  libri  dalle  aste  aJHwW.- 
riiauuiatia  di  ßois-le-Duc  (1821);  öj  Lupiana  in  Brusselle  (1823); 
cj  Meermanniana  all' Aja  (1824);  dj  Koningiana  iuAsterdam  (1828); 


1)  Kataingus  der  Bibliollieek  van  Dr.  fierard.  lAll.  A.  Cnmincia  coli'  imlice  delle  raa- 
lerie  Iriittale  .  in  27  divisioiii.  —  Cataloguf  des  .Mai)ii.serit.s  de  feu  M.  (lerard. 
Litt.  A.   vol.  II,   IV)I. 

2)  V.  Sande  ri.  Bililiotlicca  i)elg^i('a  iii.ss.  part.  II,  p.  ISU — lä(i.  —  J  a  c  o  li.  Traicti' 
des  plus  helles  liihliolheqiu's,  p.  370 — 371.  —  „In  ea  et  ex  ea  eximiiis  Cornelius 
Janseniiis  (■aiiileiisiiiin  episcopus  eoneoidanliaiii  siiaiii  contexuit  ,  dum  liic  tlieii- 
logias   doiLurein   agerel."    Franc.   S  w  e  r  t.   Calalof^.   bibliotlieear. 

^j  „Les  iiiiprinies  de  celie  oelebre  bililioÜuM|iiP,  paiiiii  le.sqiiels  se  Irouvaienl  lieaiicoup 
d'anciennes  edilious,  riireiit  eiivoje's  ä  la  llaye,  comme  T  avait  ete  precedemnient 
toute  la  riebe  colleulion  de  Gerard,  et  Ton  se  disposait  ä  faire  prendre  la  meine 
direeliiin  aiix  maniiserits,  (niand  .Mr.  Ilugiiiiille,  alors  refereiidalre  au  niiiiistere  de 
r  iiileiieur.  (iblliil  de  .Mr.  vaii  (lolibelscliroy,  «ju"  ils  liisseiit  coii-serves  a  la  Kulgiqiie 
el  dl■|l<>.se^  :'i  la  bibliotli.  de  Itmirgog'ne ,  cninine  interessant  plus  speeialenient 
Ibistoiie  de  la  Belgi«nie."  N  a  iii  u  r.  Ilistoiie  des  liililiodi.  de  Hiiixelles.  liriixelles, 
18;i0,  p.  1j3. 

4)  Cataliij^us  lilinii  (im  ail  uns  Iransinissoium  e  bibliolljeoa  Toiigeiloensi  ,  13  die 
iaiiiiarii    a.   18'iK,    l'ol.     Index  aller.    I'iil. 

^)  „liidi-x  alter,  iiiendis  ipiaiiipliuiiiiis  seateii.s  libriiriirii  ad  uns  Iraiisinissoriiin  e  bililio- 
tlieea  (|iia-  l'nil  Alibalia-  'l'iiii^;eiliiensiN.  apud  Aiitiierpieiises,  <|ii(iriim  eatalofjiis.  licet 
a  principio,  jiixla  reriim  malciies  i'ilu  l'uerit  dispositus,  liie  lameii  iiiiiltis  in  loeis, 
inciiria  aniaiiiiensi.s,  iiiverso  urdiiie  pindil.'"  iNola  a  i|iiesl'  indieu.  di  uiaiio  del  eoii- 
.sertalore  ab.    l-'laiiienl. 


e  flclle  sooielä  scientifico-Ictterarie  della  Neerlandia.  321 

e)  Trossiana  di  Hamm  (1829):  f)  Klissiana  di  Francfort  sul  Meno 
(1831):  //;  Van  de  Valdiana  di  Gand  (1833);  h)  Alfiana  di  Helft 
(1833);  i)  VanLennepianadelTAja,  eVanLeeuwianiidiLoida(183S); 
kj  Schnabeliana  di  Flamm  (1836);  l)  Wellensiana  delP  Aja  (1837); 
m)  Le  Candele  de  Gysegliem  di  Brusselle  (1838):  n)  de  Lange  van 
Wijngaerden,  delP  Aja  (184J>);  o)  Van  Smoldereniana  d' Anversa 
(1855);  p)  Nauhuysiana  di  Amsterdam  1856.  E  fra  i  doni  che  le 
afflnirono  ripetuti  e  sponlanei,  merita  onorevoje  menzione  quello  dei 
direttori  della  chiesa  di  s.  Lorenzo  di  Weesp,  la  raccolta  di  57  in- 
cnnabuli,  la  piü  parte  assai  rari,  e  di  51  manoscritti,  discoperti  in 
quella  chiesa  dal  predicatore  di  Arnhen  F.  G.  Iterson,  giä  appar- 
tenenti  al  convento  dei  fratres  in  commune  viventes  di  s.  Giovanni 
di  Weesp.  Lo  stesso  Van  Iterson  ne  compilö  un  catalogo,  deposto 
alla  reale  dell'  Aja. 

Aggiunte  cos"]  rieche  e  fVequenti  resero  necessario  l'appresta- 
mento  di  piü  vasto  edificio  in  un  palazzo  (Lange  Vorhout)  giä  appar- 
tenente  ai  principi  d' Orange,  in  cui  trasferissi  la  biblioteca  poco  depo 
il  1820,  come  pura  accrebbero  la  cifra  dei  doppietti,  venduti  al 
numero  di  quasi  4000  nel  1838  i)- 

Ora  Todierna  biblioteca  aperta  al  pubblico  dalle  10.  antini.  alle 
2.  pomerid.  conta  100000  volumi  a  stampa.  I  codici  manoscritti,  le 
edizioni  dei  secolo  XV,  le  opere  di  gran  lusso,  le  collezioni,  furono 
tutte  raccolte  nella  sala  cosi  detta  reale,  assicurata  quindi  dal  peri- 
colo  dei  fuoco,  e  provveduta  oltraccii)  agli  angoli  di  un  numero 
opportune  di  sacca,  a  trasportare  altrove  sollecitamente,  nell'  im- 
previsto  caso  d'  incendio  ,  (|ue"  cemelj. 

Codici  manoscritti  con  miniature. 

La  biblioteca  possiede  da  1800  codici  manoscritti,  tutti  regi- 
strati  in  catalogo  a  penna  da  quel  degno  direttore,  G.G. lioltrop.  Molti 
di  questi  sono  ammirabili  per  anlichitä,  per  importanza  di  contenuto, 
per  ricchezza  di  miniature  :  300  si  riportano  alle  scienze  sacre  e 
alla  storia  ecclesiastica,  240  alla  giurispnidenza,  150  alle  arti,  alle 
altre  scienze,  al  commercio,   150  alla  letteratura ,  850  alla  storia. 


')  Catalojrus  lilnorum  i|iii  in  liililiotheca  leg-ia  Ilag-^iia  .  |iailiiii  in  clii|>lo  .  piiitim  in 
triplo  inveniiinliii'  ,  qiioruin  imlilica  lief  aiirtio  ilie  Tl.  setiq.  notobris  litiius  anni, 
Haf^se  Coiniliiin,  in  a'ililms  liililiolli.  IV  U.  —  [\:\^x  (^mniliiMi.  ex  tyiioyi-.  ri't;ia.  IS3S. 
p.  •i84,  4". 

22» 


3td2  Va  I  e  II  l  i  II  e  I  I  i .     Di-lle  liihlioteche 

poclii  alle  lingue  orientali ,  alcimi  son  miscellanei.  Uno  rimont;»  al 
sosto  secolo,  parecclii  dei  sccoli  X — XII  contongono  vite  di  santi. 
Furon  gia  fatti  conoscere  i  codici  relativi  alla  storia  tedesca  medie- 
valei),  cd  i  letterarj -').  H  professore  di  Montpellier  J.  Jubinal, 
sotfo  il  niodesto  nonie  di  letlerc,  diede  una  dettagliata  intormazione  s) 
di  qiianto  inerita  d' essere  piü  ainmirato ,  dividendo  il  lavciro  in 
a)  Rlanuserits  ä  niiniature,  p.  1  — 19;  Z>^  Manuscrits  eoncernant 
r  liistoire  ,  p.  20  —  39  ;  c)  Maniiscrits  eoncernant  la  litterature, 
p.  40— 64;  </^  Fragments  et  Extiaits,  p.  65—240;  t?>  Additions, 
p.  241  —  262.  Rieordero  i  cnpitali  :  1.  Livre  (Voraysons,  con 
200  niiniature  a  chiaroscuro,  lavoro  di  niirabile  perfe/.ione,  attribuito 
a  Ilenimeling  (P  Anniinciazione  e  ritieoronazione  dellaVergine,  sono, 
con  niolta  verosimiglianza,  di  sua  mano),  eseguito  per  Filippo  il 
Buono ,  Duca  di  Borgogna,  padre  di  Carlo  il  Temerario.  2.  Bibbia 
del  Toson  d'oro,  moralizzata  da  Filippo  il  Hello,  al  niomento  dell'istitu- 
zione  delT  ordine ,  con  4o  niiniature,  e  la  divisa:  ]Snl  ne  si  frote. 
3.  Bibbia  olandese  in  due  volunii  in  f«.,  (jseguita  in  Fiandra,  con 
400  disegni  a  penna  e  niiniature,  del  piü  dicliiarato  interesse  pel 
costunie,  e  inille  dettagli  mateiiali  della  vita  del  medio  evo.  4.  Psal- 
morinn  (jlossu  Caroloi'infi'uinu,  legato  in  veluto  nero,  con  fermagli 
in  argento,  del  secolo  XIII.  5.  Missule  romnnum,  del  sec.  XIV,  in  f""., 
con  lettere  ornate  e  21  niiniature,  scritto  da  Guarniero  di  Morolio 
nel  1323,  e  niiniato  da  Pietro  de  Haimbaucourt.  6.  Codicelto  del 
secolo  XIII  con  fermagli  d' argento  dorato,  a  doppia  croce  greca. 
Sülle  due  coperte  porta  scritto  di  mano  moderna,  in  tavolette  d'  ar- 
gento: De  scriptorio  ConstantinopoUtano.  Procede  probabilmente 
dair  abbazia  di  s.  Bertin,  vedendosi  in  una  miniatura  rappresentato 
il  patrono  inginoecbiato  dinnanzi  al  santo:  va  adorno  di  molte  altre 
miniature  di  golTo  stile  bizantino  su  fondo  d'oro.  Su  uno  de'  riguardi 
leggesi  La  complnlnte  t/e  Jerusalem  contre  la  cotir  de  Jhnie,  satira 


')  n;iiirlsi'liriflPii  ficr  kciiii'^'l.  Itihliotlick  von  lliiiig  ,  lietreireiid  die  inilli>l:ilti'rliche 
tlfulsclie  (jesi'liiclite.  nt'scii/.ioiie  iiiserilii  in  Arc/iiv  dir  (icsellsvlinft  für  ällrre 
deutsche  Geschic/ittilainde ,   vul.  VII,  |..  i;tii— i;t'i. 

2)  Itiilli-liii  du  lHl>li<i|iliilt'  l-fl-re,  1»4U,  \>.  GZl—G'll;  Riilletin  des  :irt$  .soiis  la 
dircctioii  du  liililiii|>liili'  .l;iciil> ,  Iciiu.  IV.  p.  41-  —  414;  .louriial  des  siiv;iut,s  ,  1S4(>, 
p.  316—317. 

3)  l.elti'cs  :i  .M.  Ic  Coiiitf  de  Siilvaiidy  ^Ul-  (|ue|l|ue^-lllls  lU'»  Miiiiuscrits  de  l:i  liililio- 
llieijue  ri/yulu  ile  la  llayi-  .  |iai'  .1.  .luliinal.  —  l'aris.  iui|ir  iii.  de  Ünci'S^ois.  IS4(>, 
p.  Hji.  8". 


I 


e  delk'  societit   sciciitifico-lftU'nirii!   liplla    Neerhiiiilia.  ö/iö 

coniposta  a  proposito  deile  diseussioiii  ch"  ebbero  luogo  nella  crociata 

del  1218  fra  il   re  di  Genisalemme  e  il  cardinale  Pelagio.   La  com- 

plainte    fu   pubblicata    da    Jubiiial  ,     da    uri   manoscritto   di    Beina. 

7.  Ileures  de  lu  reine  Isnhelle  de  CastiUe,  procedente  dalla  bibliu- 

teca   degli   antichi   statolder,     legato    colle   armi   di    Guglielmo   III 

(i672 — 1702);  e   adorno  di  tredici  graridi  miniature  di  ricchezza 

iiiiriibile,   coii  reminisceiize  dell'  Alhambra.   8.  Heares   de  Catharine 

d'  Aragone,  del  secolo  XV,  con  trenta  miniature,  a  fermagli  d'ar- 

gento.    9.  Ileures,  in  4°.  del  sec.  XV,  con  77  miniature  di  lavoro 

meraviglioso.   10.  Miroir  de  V  ame,  con  grandi  lettere  ornate  a  penna 

e  inchiostro,    dell'  anno  1451.    11.    Libro  di  devozione,   in  32'\  con 

miniature,  giä  appartenente  a  Catterina  de'  Mediei,  con  fermagli  in 

oro  SU  cui  leggesi:  Sis  memor  extuicti,  regaiato  il  24.  agosto  1750 

da   M.   Roger    pastore    della    chiesa   vallona   all'  Aja ,    al    principe 

d'  Orange.  12.  La  vie  de  St.  Hubert  del  sec.  XV,  in  R,  appartenente 

al  barone  di  Villenfagne,  acquistata  da  Guglieimo  I,  per  400  fiorini. 

13.  Le  livre  de  V  information  de  Princes,  translate  de  latiu  en  f'ran- 

{'uis,  lequel  livre  /ist   e  compilä  Monseig.  St.   Thomas  d'  Aquin: 

sulla  prima  pagina  e  miniato  il  traduttore,  nel  inomento  in  cui  otTre 

ii  SUD  libro  a  Filippo  di  Cleves,  signore  di  Ravenstein,  alla  cui  bibiio- 

teca  spettava  nel  1453.   14.  Liber  Mercurii  Trismegisti,  offerto  da 

Marsilio  Ficino  a  Cosimu  de' Mediei:  i  margini  delle  pagine  son  messe 

a  fiori  ed  ornati  su  f(tndo  d'oro:   leggesi  sul  riguardo:  Frater  Jiliol. 

Tarvisanus.  Gerard.  de  Lisa,  scriptori  mei  copium  fecit.  nt  ipse 

ceteris  majorem  copiam  faceret.   Turvisii,  1471.  noveiubris.  Libri 

miniati    con    legature    speciali     sono    i     seguenti:     aj   Un    codice 

deir  XI  secolo  olTre  esternamente  da  una  parte  una  scultura  d'avorio 

gia  dorata,  con  rappresentanza  di  Cristo  e  dei  quattro  evangelisti; 

dair  altra   su   legno  ricoperto   in   pelle   un  s.  Salvatore   in   Croce. 

bj  Sulla  coperta  d'  altro  codice  leggesi  :   üb  laudem  fhristi  librum 

liunc  rede  ligavi  Anthouius  de  Garere,  c)  Libro  di  preci,  con  molte 

miniature,  legato  in  maroccbino  rosso  nel  secolo  scorso,  colle  due 

scritte  sui  cartoni 

MSE  AOE 

TR  RI 

E.  SOT.  V  EPGEl» 

RR  TV 

DOR  RIE 


324  Val  i'ii  lin  el  I  i  .     Iii'llc   hibll.iteclie 

Codici  storici. 

1.  Paulus  Diacomis.  —  De  ^estis  Laiigobardoruin.  Menib. 

2.  Historia  de  judaeis  et  Qhristianis.  Membr.  in4o.  del  sec.  XIII. 

3.  Memoires  de  Je/ian,  sire  de  Henin  et  de  Lonvignies,  con- 
tenant  ce  ([iC il  a  sceu  et  veu  de  son  tenips  (14Üö — 147 G). 

Dalla  CoUezioiie  di  Gerard: 

4.  Le  sejour  de  deuil  pour  le  trepas  de  messire  PliiUppes  de 
Comm'mes,  seigneur  d Argentun.  1511. 

5.  Cronica  de  los  Reges  Fernando  g  Isabel,  del  dott.  Lorenzo 
Gulinder  di  Carabajal,  membro  del  coiisiglio.  lo43. 

6.  Racconto  (in  ispagiuiolo)  della  guerra  di  Granata,  sotto  il 
comando  di  d.  Juan  d'Austria;  difFerisce  dalia  narrazione  di  Urlado 
de  Mendoza. 

7.  Tre  volumi  di  eronache  di  Froissart  e  Monstrelet  con  varianti 
delle  edizioni  1518,  1530. 

8.  Itecueil  en  brief  du  voiage  faict  en  armes  au  rogaulme  de 
Tliunes,  et  la  conqueste  faicte  di  cellug  et  du  fort  chasteau  de  la 
Goulette,  en  l'un  mil  cinq  cens  tre?ite  cinq  par  remperenr  C/iar- 
les-Quint,  di  Antonio  de  Peniin,  consigliere  delT  imperatore,  e  suo 
prinio  segretaiio. 

9.  L'itigresso  del  conte  di  Fiandra  in  Avignone.  1336. 

10.  II  pi'ocesso  verbale  della  traslazione  delle  ossa  di  d.  Juan 
d'Austria  a  Namur,  nel  1762. 

Codici  letterarj. 

1.  Storia  del  tealro  olandese.  Membran,  del  sec.  XIV.  Discorsi  in 
lingua  olandese  e  frammenti  del  niistero  pasquale,  uno  dei  piü  anticbi 
pezzi  di  quel  teatro. 

2.  Cinque  escmplari  in  memhrana  del  romanzo  della  Rosa. 

3.  De  la  mntation  de  la  fortune.  Membr.  in  f.  vol.  II.  Leggesi 
al  fine:  „Ce  livre  fust  faict,  devise  et  eompele  par  une  demoiselle 
nommee  Cbrisline,  et  le  donna  a  Jehan  filz  de  roy  de  France,  duc 
de  Berry  et  d'Auvergne,  conte  ec.  au  mois  de  mars,  1403." 

4.  II  romanzo  di  Lancilotto,  in  olandese,  giä  pubblicato  *)• 


«)  noniait  Vidi  Liiiicclot  iiHar  hei  (eciiifr  hpkeii<l.-)  Miiiulsclii  ift  rier  koiiinKlijIte  Hililio- 
llicck,  ojt  '^Pi-A'^  Villi  liel  ;;oiivei  iiiMiiiMit  uilj,'ogt;vcii  (lo(ir  doeloi-  VV.  J.  A.  Juiickbloet. 
—  -s  (iia\eiihajje,   1846— 18Ü0,   \..l.  II,   4". 


{ 


e  dellfi  societ't  scieiilifico-lettcrarii-  dclla   NePrlaiidia.  O CD 

5.  L"  IJermite  charitahh  oii  V  hospitaUcr  fFA/f/rr,  cattivo 
poerna,  stesd  in  Algeri  (1(570  —  1()71 )  (la7is  la  maison  du  bastion 
de  France,  par  le  sienr  Aiitlioine  Verdery .  marclumd  de  Beziers, 
schiavo. 

6.  La  Tebaide  di  Stazio.  Memhr.  in  4".  de!  sec.  XII. 

7.  Poetarum  veterum  Batavonim,  vol.  VII. 

8.  Le  jardin  (Tamour.  Opera  mistica. 

9.  La  compUtinte  de  Trihoulet ,  o  danza  dei  pazzi. 

iO.  Raccolta  delie  canzoni  di  Margherita  d'Austria,  diichessa 
di  Savoja.  —  Raccolta  d'arie  musicate  alla  sua  corte. 

11.  Description  de  sept  fetes  de  rethorique  qui  se  sont  doiinees 
en  Flandres,  Brabant  et  Hollande,  depuis  1539  jusqii'en  1620. 

12.  Gerardi  Magni  epistolae  XIV,  giä  piibblicate  «). 

13.  Lettere  di  d.  .luan  d'Austria,  del  segretario  Escobedo  e  di 
Antonio  Perez  2),  codice  interessantissiino  che  conterrebbe  la  copia 
fatta  eseguire  dallo  stesso  Perez,  degli  atti  sottratti  alle  ricerche  de' 
suoi  perseciitori,  atti  che  avrebbero  dimostrato  la  complicita  di  Filippo  II 
neir  assassinio  di  Escobedo:  onde  fiirono  assoggettati  al  supremo 
giudizio  d'Aragona  i  soli  atti  che,  dietro  ordine  di  Perez,  sua  moglie 
donna  Juanna  Coello  mando  al  confessore  del  re. 

Edizioni  del  secolo  XV. 

Questa  collezione,  cui  tenne  dietro  con  instancabile  zelo  V  odierno 
direttore  della  biblioteca,  Giovanni  Giiglielnio  Hollrop,  conta  40 
incunabuli  stanipati  in  pergameria,  ed  e  largamente  supplita  nelle  sue 
lacune  dalla  splendida  raccolta  del  museo  Westreeniano,  devoluto 
alla  biblioteca.  L'Holtrop,  coadjuvato  mirabilmente  dal  vicebiblio- 
tecariü  F.  A.  G.  Campbell,  luio  inipareggiabile  amico,  ne  incomincio 
il  catalogo  nel   1828,  atteneudosi  al  Naamiijst  di  J.  Visser -).   Gli 


')  fierardi  Mag'ni  epistolas  XIV,  e  codice  regio  Hagaiio  nunc  primum  oditiv.  et  |u>r|)('tiia 
iuniotatione,  quo  melius  et  ipse  et  teinpora  eius  cofjnoseaiilur ,  in^ll■u^•lie.  Kdidit 
J.  C.  W.  Aequo).   —    Anistelodaiiii.   iMaij.    I8:i7,   [..  Vill,    123,   8". 

~)  Notioe  siir  uii  niaiiiiseiit  de  la  l)ililiiitlin|U("  rovalc  dr  la  llaye.  (■.iiilenaiit  des  lelln-s 
de  don  Juan  d"  Aiitiielie  ,  du  seeietaire  Kseolndn  ,  des  liillel.s  d' Antonio  l'eie/., 
aposliiles  de  la  niaiu  de  Philippe  II  ee.,  par  .M.  Cueliard,  .Meuiliie  .le  la  Idniinission 
royale  d' histoue  ecc.   —  IJrnxelles,  A.  van  Dale.    1847,  p.  43.  8". 

3)  Sla  in  Gofkinyw  e.rcrrptu  c  libro  '•'.  Mrcnmiiiiti .  dr  oiiijiiiiOiis  t'/poi/nip/iicin. 
Ainslelodami,    17()7,   41*. 


32  G  V  i\  I  c  11  l  i  II  e  I  I  i  ,   Dulle  biblioteche 

studj  coiitiiuKiti  sullü  stesso  argomonto  da  qiiel  degno  clirettore, 
gliene  agevolarono  la  pubLIicazione  del  catalogo  '),  iinpresa  d'arduo 
riuscimcnto  per  le  mai)Caiize  d'indicazioni  tipografiche  e  per  la  incer- 
tezza  delle  congottiire.  Diviso  il  lavoro  in  due  paili,  nella  prima 
üfTtM-se  il  catalogo  detlagliato  di  050  articoli  ///  lir/gfu  impressi,  nella 
seconda  di  900  opere  stampate  oxtra  Belginm.  Come  appendice  al 
catalogo  r  infaticabiie  lioltrop  sta  pubblicando  nn  atlaiite  -)  gra- 
fico,  che  tornerä  di  molto  vantaggio  nou  solo  alla  storia  del  paese, 
ma  eziandio  alla  generale  della  stanipa. 

Edizioni  posteriori  al  secolo  XV. 

La  sala  reale,  di  cui  ho  parlato  piü  sopra,  contiene  oltraccio: 
aj  una  collezione  di  satire  (paniplilets)  e  di  siniili  scritti  occasionali 
dal  1515  al  1748  distrihuita  in  460  volumi  in  4",  collezione  che,  tor- 
mata  dalT  avvocato  Duncan,  donde  prese  il  nonie  di  Bihliolheca 
Ui(7icaniana,  si  rappoita  alla  storia  delle  17  Provincie  iinite.  bj  Una 
Serie  di  libri  di  preghiere,  stampati  in  Francia,  quasi  tutti  in  perga- 
mena,  al  principio  del  secolo  XVI,  parte  de'  quali  fu  giä  illustrata^J, 
come  supplemento  alla  storia  letteraria  della  danza  dei  inorti, 
di  Massmann.  c)  lUie  membranacei,  cioe:  Heinsii  Danielis.  De 
conlempta  mortis  libri  IV.  Leidae,  1621,  che  costö  1000  franchi,  e 
un'  opera  sui  costumi  della  citta  e  degli  scabini  di  Gand,  delT  anno 
1564,  in  4".  d)  Una  collezione  di  690  Elzevirj  in  12».,  268  de* 
quali  portano  il  nome  dello  stainpatore.  Fu  collocata  a  parte  la  colle- 
zione delle  cosi  dette  Ilcpubblic/ie  in  105  volumi  e  i  Poeti  italiani  in 
12o.  ej  AIcune  collezioni,  molto  bene  avviate,  di  edizioni  di  Aldo, 
Giunta,  Stefano,  Planfino  ec.  f'J  II  catalogo  dell'  esposizione  di  Londra, 
in  8  volumi  in  4".  (jj  L"  abbazia  di  Westminster.  f».  mass. 


»J   Ciiliilogus   liliiorum   siiiiilo  XV  iiii|>i  f.s.soiiiiii  ,   (|ii<.t(|iiot   in  ilililiolheca  ri'j-i»  Hagiiii» 

asseivaiilur.   Kdiilit  Joh.  (iiiil.  Holtiop,   Bililioth.  regi«  Hag^aiuc  iMiBleolii».   —   Hiiy« 

Comitiirii.   Miiiliiiiis  Nijlioll',    IS.'iG,   p.  .'Iftl,  »». 
-)    Moiiuriieiils   ty|)ü;,M;iplii<|iic.s  <lfs  l'iiys-liiis,  jmi  qiiiii/.ieme  siede.   Colieclioii  de   Isu- 

siniil«  ()■  apres    les    oiigiiiaux    cunserves    ä   I.1   Bil)li()lht'(|iie   iloval«'    <le   la   Mayt!    i'l 

ailleiirs,  puhliee   pnr  J.  \V.  Ilollrop  eC.   Elalilissemuiil  lytog^r.   «le    Iv  Spanier.    —  La 

Haye.   .Nijiioir,    18;>7  e  seg-g;.  Kascicoli  V  in  4»  gr. 
3)   nie   rian/.ösisolien  (iehetliiitlier  mit  Tu(lteii(itn/.eii,    in  «ler  konigl.  Uibliotli.    im   Haag, 

von  N.  C.  Kist  in  Leiden,   iiiilgethcill  von   0.  Kdinun.l  Z.illcr.   Leggesi   in  iierajietm, 

1848,   p.  307-360. 


e  dellc  societii  scieiitific(i-lt,'llerarie  della  Neerlandia.  oCt 

Gabinetto  numismatico  e  di  pietre  incise. 

Presso  la  biblioteca  e  il  gnbiiictlo  delle  pietre  incise,  diretto 
negli  anrii  1816  —  1854  dal  dott.  J.  C.  de  Joiige,  e  presentemente 
dair  ispc'ttore  J.  F.  G.  Meyer:  e  aperto  il  Lunedi,  Mercoledi  e  Ve- 
nerdi  dalle  10  aiit.  alle  3  pom.  La  raccolta  di  monete  e  medaglie 
d'ogni  tempo  e  d'ogni  paese  presenta  non  rnediocre  riechezza,  special- 
mente  in  rapporto  alla  Neerlandia  e  alle  sue  colonie.  Tre  sono  le 
colleziüni  principali  che  arricchirono  il  gabinetto.  1.  Medaglie  gre- 
che,  romane,  arabe,  cufiche  portate  con  parecchie  pietre  incise  dal 
maggiore  J.  E.  Humbert,  da  suoi  viaggi  in  Africa,  e  dal  suo  soggior- 
no  di  25  anni  aTunisi:  vi  si  trovano  monete  rarissime  e  pezzi  affatto 
sconosciuti.  2.  Medaglie,  gettoni  e  monete  moderne,  che  faceano 
parte  del  gabinetto  di  A.  H.  Dibbetz  di  Leida,  e  che  gli  eredi  del  sig. 
Byleveld,  uno  de'  presidenti  delT  alta  corte  di  giustizia  dell'  Aja, 
vendette  al  re.  3.  Serie  di  scudi  o  dollari  venduti  al  gabinetto  dal 
sig.  J.  J.  Stiels  di  Mästriebt. 

II  numero  totale  delle  medaglie  monta  alle  34000:  greche 
5800,  delle  quali  197  in  oro;  romane  11380,  delle  quali  880  in  (»ro; 
tVa  queste  alcuni  medaglioni  in  oro,  uno  de'  quali  di  Galla  Placidia; 
medaglie  moderne  5760;  monete  obsidionali  640,  scudi  o  dollari  2237; 
monete  propriamente  dette,  del  medio  evo  e  moderne  7958.  Tutte 
furono  egregiamente  da  quel  direttore  descritte  i)- 

Sta  a  paro  del  medagliere  la  doviziosa  scorta  di  pietre  incise, 
suir  indole  ed  ordinazione  della  quäle  darij  alcuni  cenni. 

La  collezione  delle  pietre  incise  deve  l'origine  allo  slatoUlcr 
Guglieimo  IV,  che  acquisto  i  monumenti  e  le  pietre  incise  del  eonte  di 
Thonis  ~j.  Guglieimo  V  che,  a  cura  dei  Signori  Vosmaer  e  lit-mster- 
buis,  l'avea  accresciuta,  ne  porto  seco  la  maggior  parte  nel  1795. 

Guglieimo  I,  vero  mecenate  delle  arti  c  delle  scienze  concep'i 
il  progetto  nel  1816  di  formare  un  gabinetto  reale  numismatico  e 
di  pietre  incise,  donandovi  ben  tosto  la  collezione  eiedilata  da"  suiii 
maggiori.  Le  ginnte  capilali  fatle  da  allora  si  compendiano  nelle 
seguenti: 


')  Notice  siir  lo  valiiiiet  des  nicdailles  el  des  pienes  grravees  ,  de  S.  ,M.  le  l!ii>  des 
Pays-Itas,  par  .1.  C.  de  Joiige ,  Diieotciir.  V  la  Maye,  vlii'/.  \.  U.  l'.aklmw.i'ii .  \i.  IT'.t. 
8".   —  Supiileiueiit  ä  la  iiolioe.   La  llaye,    lä'i4,   p.  20,  S"'. 

'^)   Cabiiiet  de  Tlionis.  Fol. 


328  V  a  I  c«  II  t  i  II  e  I  I  i  .    Dt-IK-  hiblioleehe 

1.  Una  i';iccolla  di  pietre  anticlie,  del  dott.  Francesco  Hem- 
sterliuis,  acquistata  nel  1819  dalla  principessa  di  Salm-ReilVerscheid- 
Krautlieiin,  che  avpala  ereditata  da  sua  madre  la  principessa  di 
Gallitziu'j. 

2.  Una  raccoltina  di  pietre  iiicise,  giä  appartenente  al  sig. 
Hultnian,  governatore  del  Brabaiite  setteiitrionaie. 

3.  II  gaLinettü  di  pietre  incise  antiche  e  moderne  di  Teudoro 
di  Smetii ,  gia  presidente  degli  scabini  d'Amsterdam,  raccolta 
nominata  preziosa  da  Heinsterhuis -). 

4.  La  ricca  colle/.ione  del  barone  van  Hoorn  de  Vlooswyek,  illu- 
strafa  da  Du  ßois  e  Miliin  =). 

o.  II  niagnifico  onice,  rappresentante  VÄputeosi  di  Claudio  e 
della  sua  famiglia,  comperato  da  una  famiglia  olandese  nel  1823. 

6.  Sedici  pietre  incise,  del  gabinetto  Lupus,  acquistate  a 
Brusselle. 

7.  Una  collezioncella  di  pietre  incise  greche  e  arabe,  del  colo- 
nello  Rottiers. 

8.  Quantitä  di  pietre  incise  riunite  dal  colonello  luogotenente 
1.  E.  Ilunibert  ne*  suoi  viaggi,  per  ordine  governativo,  sulle  coste 
settentrionali  delT  Africa  e  in  Italia;  fra  queste  molte  incisioni  d'ori- 
giiie  etrnsca  e  greca. 

9.  Collezione  unica  di  92  cilindri  persepolitani,  di  pietre  incise, 
persiani  e  sassanidi,  e  di  pietre  arabe,  turche,  greche,  acquistate, 
per  commissione  goveriiativa,  a  Custantinopoli  dall'  ambasciatore 
neerlandese  a  quella  corte,  il  barone  H.  de  Zuylen  de  Nyevelt. 

10.  Un  elegante  scrignetto,  adorno  di  pietre  nobili,  nei  cui 
tiretti  a  quindici  conipartimenti  sono  i  ritratti  incisi  in  agata,  dei  dogi 
di  Venezia,  di  lavoro  del  secolo  scorso. 

Da  questa  imporfante  collezione  di  pietre  scolpite  furono  tratti 
gl' inipronti  prineipali,  illustrati  nei  nuniero  di  13o5  dal  direttore  De 
Joiige*j    ii    quäle  ripartilli    nel   seguente   modo.   Ä.   Pietre   egizie. 


')   (Joi'llie.     Ans    iiieiiieiii    Li'ln-ii.     Kmisl    iiiid    AMertliiiin ,    vol.    IV,    liisc.  I .    |i.    lii'i; 

füitc.  MI,   |>.  112. 
'^)   Lcllie  de  Fr.  HeiiisUTliiiis  i'i  .M.    Tli.  de  Siiielli  ,   siir  iiiie  |iieiif  :iiili(iiic.    I  7()'i,   4". 
3)   .M  i  I  I  i  II.    I'ierres  gravees   ineditt-.N.   I'iiri.t,    1817,   toiii.  I,    ii.  4,   X.\X.   —  (ialli-rie 

111  y  l  II  <i  I  (»  g  i  q  II  V   e  t   .M  <>  li  il  ni  e  ii  t  s    i  ii  (•  d  i  I  .s,    |)iis.%liii. 
*)  (':il»l(i(rii('   d"  eiii|iri'inlfs  du  <':iliiiu'l  des   iiiiTii's  j^ravei's   de   Sa    Majcste  le   Koi   des 

Pa)s-Itas,  Graiid-Kiic  de  Liixenii»üiiry:,   |iar  .1.  «'.  de  Jniij^e,  Chevalier  ec.  —  La  Haye, 

de  r  iiiiprimerie  d"  elat,   1837,  p.  76,  8". 


j 


e  delle  societA  scientifico-letterarie  delhi  Neerlandia.  oZ») 

persiane,  d'epoca  arcaica,  di  re  sassanidi,  con  iscrizioni  piiriiche, 
etrusche  n  grecJie  arcaiche.  B.  Ineisioiii  greclie  e  romaiie:  a)  Di- 
viniJa;  bj  Semidei,  cerimonie  religiöse,  sacriiicj;  c)  Tempi  storici 
greci  e  romani;  d)  Giuoehi,  feste,  eomhatlimenti,  vasi,  iscrizioni, 
maritia,  animali,  e  ciiindri  greci  o  romani;  C.  Scultnre  del  basso 
irnpero.  D.  AF»raxas.  E.  Pielre  con  iscrizioni  e  incisioni  orientali. 
F.  Pietre  incise  del  Giappone.  G.  Camei  e  intagli  moderni. 

2.  Museum  Ifleerniano-Westreenianum. 

II  barone  Guglielmo  Enrico  Giacoino  di  Westreenen  van 
Tieliandt,  direttore  della  reale  dell'  Aja,  dal  1842  al  1848, 
avea  raccolto  in  sua  casa  il  prodotto  di  viaggi  ripetuti,  di  ricer- 
che  indefesse,  d'  ingenti  dispendj,  una  biblioteca  segnalata  per 
codici  manoscritti  di  gran  prezzo  e  per  edizioni  rarissime  del 
secolo  XV,  uno  scelto  medagliere,  una  collezione  distinta  di  anti- 
cbitä  etrusche,  greche,  romane,  germaniche,  una  raccoUa  arti- 
stica,  smalti  di  Limoges,  maioliche  toscane  e  veneziane  i),  bronzi 
del  secolo  XVI,  quadri,  oggetti  chinesi  e  giapponesi,  camei,  memorie 
di  viaggi.  Or  questa  collezione,  cui  nessnno,  lui  vivente,  fu  ammesso 
a  vedere,  insieme  al  suo  ricco  patrimonio  lego  egli  liberalmente 
allo  stato,  volendo  che  i  suoi  tesori  letterarj  ed  artisfici  pas- 
sassero  in  proprietä  della  biblioteca  reale,  sotto  condiziune  che 
si  conservassero  separatamente  nella  propria  casa,  cui  intitole- 
rebbesi  Museum  Meermanu-Westreenianum.  Ed  era  motivo  al 
nome  1'  abbondevole  scorta  di  manoscritti  ed  incunabuli  della 
biblioteca  di  Gerardo  Meerman  che  il  barone  di  Westreenen, 
nipote  al  possessore,  o  avea  acquistati  colla  somma  da  lui  legatagli, 
0  ricevuti  dalla  vedova,  a  indennizzo  di  eure  per  la  redazione 
del  catologo. 

II  Westreenen,  consecratosi  nella  lunga  sua  carriera  ( 1 783  —  1 848) 
agli  studj  arcbeologici  paleotipici  ,  de*  quali  diede  parecchi  saggi 
alle   stampe   -') ,    acquistö    que'   libri    che   piü    rispondeano   al    suo 


•)  l'iiillo  cüu  isl'oiiilo  r:i|)i>i  esoiitiiiite  il  i-oiiilcillliiu'nio  <li  l'irro  coiiln»  i  lioinaiii.  siil 
i-ui  rovescio  rej,'};esi  :  /  fortissimi  romu  cuttlnt  i  re  pirro  —  buliliiiituiiio  luli 
13  (i  Otohrc  —  tö:!l  —  in  vcnetia. 

'^)  V.  memoria  necrologica  di  lui  coli"  iiidii-o  dfllo  opiMe  a  slaiii|ia,  in  UuUctiu  du 
bibliophile  belyc.    1S49,  p.  40—43. 


330  V  «  I  i'  u  t  i  II  e  I  I  i .   Delle  biblioteche 

scopo.     Perciü    alla    scorta    di    uiidieiniila   voliiini    di   libii    ordinarj 
(quasi     tiitli    diiplicati    della    reale)    aggiuiise    1200    edizioni    del 
secolo   XV,    e  330    manoscritti,    Fra  i  primi  ricorderö  T  eseinplare 
completo   della   Geografia   di  Blaev,  in   19  volumi  in   foglio,  la  cui 
dipiutiira   a    sfondi    dorali   costo   2000    fioiini.    Fra   gli    incunabuli, 
2ö0  incii-ea  appartengono  ai  Paesi  Bassi ,  e  nioUi  sono  stainpati  in 
perganiena.   Sono    memhranacei    gli    sfampati    in    l^lagonza    Psaltc- 
riiim,  14Ö9,  —  Durandi  Ratio nale,  1459.  —  Sextus  Decretalium, 
146o,  —  Jitsllniuni  Instituliones,  1468,  eol  primo  foglio  miniato 
splendidamente  in  oro,  —  Decretalia  Gregorii  IX,   1473,  —  Cle- 
ment is  Constitiitiones,  1460,  —  Cicerunis  Officia,  1466;  quattro 
edizioni  di  Ileurcs   de  N.  D.  di  Parigi,    1498,    1530.    1S87;   iin 
S.  Augustini  Enchiridion  di  Colonia,   1467:   un  Missale  di  Norim- 
berga,  1484;  le  iloru;  B.  31.  Virg.  d'Anversa,  lo70;  alcune  edizioni 
di  Didot  di  Parigi:   Essai  de  fahles  nouvelles,    1786,  —  Adonis 
poema.  ann.    11.    republ.,  —  La  guirlande  de  Julia  ä  Mlle.   de 
Rambouillet,  1784.  Indiclierö  come  curiositä  le  opere  di  Pindaro,  di 
Oxford,  del   17ö4,  in  64».   impresse  su  seta  bianca.    I  corti  liiniti 
imposti  alla  mia  trattazione   iioii   permettono   ch'  io  dia  conto  degli 
incunabuli  cartacei,  cioe  delle  edizioni  anteriori  al  1480,  sulle  quali 
d'  altronde  si  estese  ampiamente  il  cbiariss.  Holtrop  nelT  opera  surri- 
ferita.  Basti  il  ricordare  qnattro  edizioni  dello  Speculum,  due  intere, 
due  frannmentate;  un  Donato  intero  a  caratteri  dello   Specuhim  di 
Valdener;   niolti    frammenti   d'un   Doctiinale    e   di    un    Donato    di 
stampa  simile;  Tesemplare  del  Breve  (1404)  desciitto  da  Laborde  '); 
il  Modus  promerendi  indulgentias,    in  f*.  descritto  da  Fiscber -) ; 
la  Nassau'isch   Land-Getichts-Ordnung  vor  das  Gericht  Dillen- 
burg, di  Carle  18,  in  f«.  a  caratteri  semi-gotici,  attribuita  a  Scbeffer 
(1498);    la   Summa   de  articulis  fidei  et   Ecclesia    sacramentis, 
in  4".  a  24  linee. 

Dei  codici  manoscritti  quasi  tutti  anteriori  al  secolo  XV,  uno  data 
dal  VI,  uno  dal  VII,  uno  dalP  VIII,  sei  dal  IX,  dieci  dalX,  ottodairXI,tre- 
dici  da!  XII.  Fra  i  inigliori  devono  es.sere  inenzionati:  a)  Cna  bibbia 
fatta  per  Carlo  V  di  Francia,  col  suo  ritratto  al  principio.  Mcinbianaceo 


')   Siir  les  li'llres  <l'  iiiiliijjri-iioi's.   |i.  7 — >». 

«)   Kssai  Mir   les  iiii.iiuiii.   lypojjr.   de  »Jutenbeij,',    |>.    OIJ.    —     ly|>(igi:i|)li.    Selleiilii'iluii 

p.  ri«. 


I 


j  delle  societ?!  scientifico-letterarie  dellii  Neerlandia.  odl 

scritto  Panrio  1371.  con  molte  miiiiature  su  campi  dorati,  e  lettere 
dorate,  e  colla  sci-itta:  Joannes  de  BriKjis,  picfor  regis  praedicti 
fecit  hanc  pictnrnm  propria  siin  manu,  h)  Uria  bibbia  tradotta  in 
versi  olaiidesi  da  Jacopo  van  Merland.  Membranaceo  con  miniatnre  di 
rozzo  Stile,  eseguite  da  Micbele  van  der  Bore!),  c)  La  citta  di  Die, 
di  s.  Agoslino,  tradotta  in  francese.  Membran,  in  f.  con  miniature 
e  lejiatiira  di  ottimo  gusto,  d)  Membranaceo  del  sec.  X  con  legatura 
splendida:  la  tavola  siiperiore  in  avorio  rappresenta  la  trinita.  ossia 
la  mano  del  padre  che  tiene  iin  nimbo,  mezza  jlgtira  del  figlio  che 
tiene  in  mano  un  corpo  eiittico  su  cui  e  effigiata  la  colomba;  sulle 
braceia  della  croce  cui  e  addossata  qiiella  rappresentanza,  loggesi: 
Hk  unitas  terms  monstrutur  scemate  sigyiis.  Sulla  tavola  di  rame 
dorato  al  dissotto  restano  tracce  di  attaccatura  di  gemme,  perle  od 
altro.  e)  Cronica  francese,  detla  Buqucchardiere,  di  Giovanni  de 
Curcy,  eseguita  in  Francia,  con  miniature  di  buon  disegno  e  diligente 
esecuzionp.  Neil'  ultimo  libro  vi  sono  miniate:  la  Bastiglia,  Notre 
Dame  de  Paris,  e  Montfaiicon  cogli  appiccati.  Sui  manoscritti  accom- 
paguati  (hl  miniature,  sugli  intagli  in  legno  e  sulle  incisioni  in 
rame  dei  Museo  Meerman-Westreeniano  diede  notizie  artisliehe 
C.  F.  Waagen  i). 

II  museo  diretto  dal  bibliotecario  e  vice-bibliotecario  della  reale, 
e  aperto  ogni  quindici  giorui,  cioe  il  primo  e  il  terzo  giovedi  d'ogni 
mese  (ore  10—4),  mediante  biglietto  d'iugresso  ottenuto  il  giorno 
iimanzi  (ore  3  —  4)  dalla  reale,  poleiido  perö  ciascuno  ottenere  dalla 
direzione  della  reale  il  permesso  d'entrarvi  anclie  in  giorni  difterenti, 
prestandosi  con  cslrema  compiacenza  alle  altrui  ricerche  il  vice- 
bibliotecario  Campbell,  ivi  allogiato. 

3.  Bibl.  Mccriiiaii. 

Poca  cosa  era  al  piincipio  del  sccolo  siorso  la  biblioteea  della 
famiglia  Meerman ,  che  accrebbe  a  poco  a  poco  Terudito  barone 
Gerardo  Meerman,  nato  a  Leida  il  1722,  morto  ad  Acquisgrana  nel 
1771.  Datosi  allo  studio  delle  matematiche  e  del  diritto.  connneiö 
a  raccogliere,  agiato  com'   era,  opere  di  matomatica  e  di  giurispru- 


')   Ül)ei-   (iit?   Miiiuiscri(ilc    mit     Miiiialiireii ,    die    llol/.sclinille    und    Knpfcrsliolie    dos 
Must'uiii   WcsIrcoiHMi   in  U;iiij;  ,   von   (\  V.  Waafjeii.   —    l.ojftfi'si  in   h'iiii.ithlutt .  IS.SO. 


SO'i  V  :i  I  p  II  I  i  II  (■  I  I  i  .   Oolle   liihlioleche 

(Icnza,  che  aiizi  vantaggiatosi  ili  conosccii/^e  iie'  suoi  viaggi  alP  estero, 
ac(|iiisto  trattati  iiiedili  o  dinienticati,  a  peniia  ed  a  stampa  di  tnaterie 
giiiiidiclie.  Tornato  in  patria  iiel  1748  o  nominato  siiidaco  di  Rotter- 
dam (1753),  applicossi  intieramente  alle  scienze  legali,  puhblicando 
il  Tesoro  (/i'I  (iiriffo  *');  ma  poco  poi  si  volse  agli  stiuij  paleo-tipogra- 
lici,  a  provare  che  Titivenzione  de!  tipi  mobili  in  legno  devesi  a  Lo- 
renzo  Coster  di  llarlem,  non  a  Guttemberg  che  perfezionolh»,  fondendo 
i  caratteri  in  nietallo-).  Quaste  ricerche  io  condiissero  ad  incremen- 
tare  notevolmente  la  biblioteca  di  edizioni  del  secoh)  XV  e  di  V\hv\ 
slorici  della  stampa.  Ricca  giunta  alla  biblioteca  portö  1'  acquisto 
ch'  egli  fece,  poco  prima  di  morire,  di  codici  manoscritti  che  appar- 
tenevano  ai  gesuiti  di  Parigi.  Perö  insistendo  Luigi  XV  per  riavere  i 
manoscritti  relativi  alla  storia  di  Francia,  Meerman  vi  aderi,  e  ne  fu 
compensato  coli*  ordine  di  s.  Michele. 

La  biblioteca  passo  al  figlio  Giovantii  nato  (1  nov.  1753) 
air  Aja.  Seppellitosi  qiiesti  negli  studj  archeologici,  storici,  filologici, 
accrebbe  la  giä  insigne  biblioteca,  da  cui  manoscritti  pnbblicö  le  lettere 
di  Grozio3),  e  giovossene  miiabilnunite  nella  pnhblicazione  d^una 
Serie  d'opore  edite  dal  1780  al  1815,  anno  di  sua  morte.  I  singoli 
volumiportano  iniprontato  l'uomo  armato  uscente  inpesce(J/^<?77«rt/< — 
L'omo  di  maie)  colla  divisa;  Gaiideant  bene  nati.  In  un  cartello  al 
dissotlo:  liih/iothecae  Meermnjii(mne. 

La  condizione  agiata  della  famiglia  parea  dover  essere  malle- 
vadrice  al  paese  della  conservazione  di  quel  tesoro;  ma  nel  1824  ne 
fu  commesso  al  barone  di  Westreenen  van  Tillandt  il  catalogo  *)  per 
la  vendita.  Dei  1100  codici  manoscritti  orientali,  greci,  latini,  fran- 
cesi,  italiani,  spagnuoli,  portoghesi,  olandesi,  chinesi,  descritti  nel 
qiiarto  voluine,  de'  quali  molti  datano  dalT  ottavo  secolo,  e  un  codice 
Ttodosiano  latino  dal  setlimo,  623  passarono  ad  arricchire  la  cospi- 


*)   NdVus  tliesiiiinis  juris  civilis  vi  ciiiioiiioi.  —  Aya;  Coinitiim,  ITül  —  l"ö3.  vol.  VII,  fol. 

2j  (hi^nncN  lv(H);;iH|)liicif  .  Oi-iiinjo  .Mpüriiiiiii  iiiictore.  —  Hag*  Coinitum  .  17G5, 
vol.  II,   4'». 

3)   H.  (7rolii  t'|»iilol.(e  iiii'ditae  ex  museo  .Mpci-miiuiHiKi.   —   Hiirleiiii.    1806,  %^. 

*)  iiililiolhecii  MeeriM.-iiiiaiia .  sive  caLTloji-iis  lilironmi  ini|M-essoriiiii  et  codiciim  manu- 
scriptoriiin.  quos  ina.viiiiaiii  |>ai  tciii  collegeiniil  viri  iiol.ilissiiiii  (ieiardiis  et  Joannes 
Mcerniuii,  morte  dereliquil  .loaiines  Meerman.  to|iaitlia  in  Haliin  et  Vaieii  ec, 
qnoruin  piiMica  fiel  aiielio,  die  8.  seqq.  .Iimii,  anni  18'i-i.  Ijaga'  Comitnm,  in  a-dibns 
dffiiiieti  ee.  —  S.  d.  vol.  IV,  ««.  —  Prix  des  livres  de  la  Itililiotlieque  Meerina- 
iiieiiiie.  -     La  llaye,    182.'».   8". 


i 


e  delle  societä  scienlifioo-letterarie  della  Xeerlandia.  33>> 

ciia  biblioteca  de!  haronetto  sir  Tommaso  Philipps  a  Middlhill  'j;  aicuni 
rnanoscritti  eon  prcziosi  incunabiili  acquistati  dal  barone  de  West- 
reeiieii  de  Tillaiidt  furorio  pifi  tardi  compenetrati  iiella  reale  delP  Aja  ; 
del  resto,  eome  di  memhra  disjecta,  chi  potria  dar  conto? 

4.  Bilil.  cid  iiiinistero  della  marino. 

Nel  1820  fu  trasportata  alP  Aja  e  assegnata  a  quel  ministero 
della  riiarina  una  piccola  biblioteca  che  il  governo,  ad  uso  della  stes- 
sa,  conservava  a  Rotterdam.  Quella  collezione  tu  accresciuta  coi 
foridi  del  ministero  a  modo,  che  per  ordine  di  sua  eccellenza  il  mini- 
stro,  se  ne  compilo  il  catalogo  che  terminato  nel  maggio  1837  fu 
bentosto  pubblicato ").  La  raccolta  distribuita  in  otto  armadj  d' una 
sala  abbastanza  capace,  e  ricca  d'opere  d'arte  militare  di  mare, 
scieiize  tecniche  di  marina,  idrografia,  viaggi  marittimi,  storia  guer- 
resea  di  mare,  giurisprudenza  e  amministrazione  di  marina.  I  libri 
distribuiti  sistematicamente  portano  siil  dossale  la  lettera  della  cate- 
goria  cui  spettano,  e  il  numero  ricorrente  del  cafalogo  a  stampa.  Le 
categorie  sono  le  seguenti:  A.  Arte  guerresca,  strategia,  fattica; 
B.  Artiglieria,  geiiio,  infanteria;  C.  Costruzioni  iiavali;  E.  Pilotaggio 
e  tari ;  F.  Navigazione  a  vele  e  a  vapore;  G.  Idrografia;  //.  Astro- 
nomia  generale  e  nautioa,  stromenti  nautici:  /.  Scritti  speciali  sulla 
marina;  K.  Scienze  esatte  e  naturali;  L.  Idraulica,  architetfura  civile, 
macchine,  tecnologia,  industria,  ginnastica;  M.  Scienze  economiche, 
sfatistica,  commercio;  N.  Conoscenza  di  paesi  e  popoli;  ().  Storia; 
P.  Giurisprudenza,  diplomatica;  Q.  Trattati,  leggi,  risoluzioni  ec; 
7?.  Morale,  liugiiistica,  letteratura,  in  rapporto  alla  marina;  S.  An- 
iiuarj,  almaiiacclii;  T.  Cataloghi  di  libri  e  carte.  AI  primo  catalogo, 
corredato  d"  un  indice  nominale  (p.  175  —  186),  tien  dietro  uu  primo 
supplemento  3j  compiuto  nelF  agosto  18o9. 

Alla  biblioteca  va  unita  una  scorta  cospicua  di  modelli,  distribuita 
in  sette  sale.  Nella  prima  furono  deposte  in  sette  armadj,  a  dieci  tiretti 
ciascuno,  le  carte  che  ora  montano  al  numero  di  6000,  delle  quali  si 


')   Mss.    ex    l)ii>lioHii'c;i    Meeriiianiii ,    1388—2010.     II  ii  ii  t' I.     Cafalogi    libroiiim    iiiiiiin 

scn'|itoi-uiii.  I..ipsia',    1830,  ool.  830 — 874. 
-)    Catalügus  der  "Bibliotheek   van   liet  Miiiisterie   van  Marine.  —  "s  (iruveiiliajre.    ISöT, 

l).  IV,   186,  8». 
8)   l'atalo^iis  der   IMiliotlieeU    v;iii  hcl  Miiiisterie  van   Marine.     —     Kerste   Verviilf:   tot 

1.  .luii.i  18r>'.».   —   "s  (ii-avenliage.    l.S."i!>.   p.  t»,   07.  ü" 


334  Y»  I  L' II  t  i  no  I  I  i.    Delle  bihlioteche 

sta  redigeiidu  il  eatalogo.  (jiiesla  importante  raccolta  di  presso  a 
mille  modeln,  coiniiiciata  iiel  1795  col  lodevole  divisamento  di 
preseiitare  al  pubblico  quaiito  v'  ha  di  distiiito  nella  marineria 
nazionale,  e  divisa  in  uiidici  classi:  A.  Arsenali,  canlieri,  istituzioni; 
B.  Costruzioni  di  vascelli;  C  Nävi  a  vapore;  D.  Estrazione  di 
vascelli;  E.  Difesa;  F.  Telegrafia  e  segnali;  G.  Fari,  pilotaggio  e 
salvaniento;  //.  Stromenti;  J.  Vascelli  indiani;  Ii.  Vascelli  di  popoli 
non  civilizzati;  L.  Arte.  Da  due  aniii  ne  fu  dato  nn  eatalogo  i)  a  ciira 
di  J.  M.  Obreeii,  diiettore  del  deposito  di  carte,  piani  e  modelli, 
come  pure  della  bihlioteca,  non  perö  aperta  al  pubblico.  Fra  i  modelli 
che  piü  meritano  d'essere  osservati,  noterö  aj  un  vascello  viaggiante 
alle  Indie  orieiitaii,  con  armamento  complelo;  hj  aicuni  navigli  da 
3  fino  a  5  ponti ;  c)  dei  doks  che  si  mettono  asecco  pel  racconciamento 
dei  basfiiiienti,  di  pontoni  della  piü  grande  portata,  gia  in  uso  suUo 
Zuiderzee,  per  sollevare  battelli  carichi  e  riporli  su  piccoli  fondi, 
prima  delT  apertura  del  canale  del  Nord ;  ej  il  cantiere  del  regiio  a 
Amsterdam,  colle  macchine  relative;  f)  il  porto  di  Helleroetsliiis,  in 
gran  rilievo,  con  tiittl  i  doks  e  le  chiiise,  di  cui  e  fornilo. 

5.  Bibl.  del  iiiiiiistero  della  g^iierra. 

Quest'  istituto  di  receiite  formazione  non  conta  forse  Cinque- 
cento opere,  le  quali  pero  si  riportano  quasi  interamente  alla  scienza 
della  guerra,  c«me  puö  rilevarsi  dall'  eccellente  eatalogo  erettone 
fin  dal  1850"),  suddiviso  sistematicamcnte  nei  seguenti  titoli: 
A.  Arte  militare,  strategia,  tattica;  ß.  Infanteria  di  linea,  cavalleria 
pesante  e  leggera ;  C.  Artiglieria; /).  Gen\o;  E.  Marina;  F.  Legis- 
lazione  e  amministrazione  militare;  G.  Storia  militare,  biografiie 
militari,  campi,  assedj;  //  Encielopedie,  dizionarj,  raccolte  militari; 
/.  Scienze  esatte;  K.  Scienze  natural!;  L.  Architettura,  idraulica; 
M.  Tecnologia,  fabbriche,  mestieri,  arti  ginnastiche,  scienze  econo- 
miclie,  commorcio;  N.  Geografia,  descrizio^ii  di  cittä  e  viaggi,  carte, 
statistica;  0.  Storia,  biografie,  cronologia;  P.  Filosolla,  etica,  peda- 
gogia,    linguistica,  letteratura,  belle  arti;   Q.  Giurisprudenza,    legis- 


')  Cat!iIo<;:us  der  Verziiincliiiif  van  .Moiloilcii  van  liet  De|>arleinuiil  van  .Marine.  —  's 
Gravenhaffe,  ter  algenieene  LaiKl.s-Driikkeri.j,  1858,  p.  VIII,  205,  8'*.  L'  eseniplare 
del  niiiiistero  della  iiiariiia  va  ricco  di  ginnte  posteriori  iiotate  a  pciiiia. 

^(  f'atalopiis  der  Ifililiolheek  van  liet  Miiiisterie  van  Oorlofj.  —  Te  Rieda,  ter  Dnik- 
keiij   van   l'roese  et  comp.,    1850,   p.  I!)2,  8^. 


e  delle  socielä  scieiitifico-letterarie  della   Neerlandia.  ool) 

lazione  civile,  politica,  diritto  internazioniile;  R.  Poligrtifie,  enciclo- 
pedio,  memorie,  giornaü,  cataloglii,  La  coritiniiazione  al  catalogo  e 
data  in  fascicoli  semestrali  in  foglio  '),  litografati. 

Alla  hiblioteca  va  riunita  una  preziosa  raccolta  di  quasi  cento- 
mila  carte  di  ogni  genere  e  grandezza,  coiiservate  in  apposita  sala. 
D'una  gran  parte  di  qneste  fu  giä  dato  il  ratalogo  alfabelico  2)  per 
nomi  di  paesi,  colle  indicazioni  della  grandezza  della  carta,  della 
qualita  deif  impressione.  delle  proporzioni  0  della  scala:  le  straniere 
sono  segnate  con  numeri  arabici  e  lettere  iniziali  di  riferimento  agli 
armadj,  le  carte  delP  interno  con  numeri  arabici  e  romani.  —  E  da 
notarsi  che  la  splendida  edizione  di  qiiesto  catalogo  fu  data  in  carta 
velina  da  scrivere,  con  molte  lacune  per  le  inserzioni  posteriori.  Oltre 
questo  catalogo  generale  e  il  nianoscritto  conservato  all'  archivio,  in  cui 
furono  inserite  le  molte  ginnte  fino  al  termine  del  1860,  v'  Hanno 
cataloghi  speciali  per  le  raccolle  di  carte  odografiche  0  postali,  idro 
grafiche,  orografiche,  portolani,  piani  di  cittä,  fortezze,  accampamenti 
militari,  assedj,  battaglie,  ritirate.  Indicherö  come  una  specialitä  sala, 
cinquanta  portafogli  di  carte  del  paese,  molti  atlanti  delle  provincie 
neerlandesi ,  con  album  di  costumi,  e  la  gran  carte  topografica  dei 
Paesi  Bassi  in  62  fogli  s). 

E  a  sperarsi  che  taiito  la  hiblioteca  quanto  i'annesso  deposito  di 
carte,  prenderanno  un  piii  arnpio  sviluppo,  tostoche  la  commissione 
della  sezione  di  storia,  islituita  presso  questo  dipartimento,  dietro 
proposta  del  distinto  officiale  M.  Knopp,  darä  opera  alla  pubblica- 
zione  degli  annali  militari  neerlandesi,  dalla  guerra  d'  indipendenza 
(1568)  a'  giorni  nostri. 

6.  Bibl.  del  dipartiinento  di  giuistizia. 

Quest'  istituto,  dipendente  dal  ministero  di  giustizia,  benche  di 
recente  creazione ,  conla  giä  presso  a  4000  opere,  che  nel  catalogo 


*)  Naanilyst  vaii  boi^kwcrkeii,  scderl  hi't  nfili  iikki'ii  van  ilpii  Catalogus,  lol  en  met  de 
roasind   op   nieiiw   in   de   l)ibliothet'k   oiitvaiigeii. 

2)  Lijst  van  gfdnikte  Kaaiten,  vooiham'.i'n  in  ln-l  Arcliief  «ler  (Jenic  van  liet  Ministerie 
van  Oorlog,  geni:iakt  naar  de  registois  van  lu-t  Arcliief  door  di-n  Adjunct  —  com- 
inies  P.  .1.  M,  Meylioom.  —   's  Gravenhage,   1857,  p.  436,   40.  pico. 

8)   V.   Meelkiinslie-e  hesctitijviiig  van    liet  Koningrijk   der   Nederlanden,   hevaltende  de 
getalliMiwaaiden,   »ehniikt   l>ij   i\v  /amciisti-iliiig   \  an   de  topo^raplii.-ohe  en  militairo 
kaart  van   het  liijk.    Uilgegeven   np    last   van    liet    .\lini.>li'i  if    van    Oorlog,    door   he 
topographisch  ßurean.   —    's  Hage,   4*'.  con  fa\olf. 
Slt7.h.  d.  phil.-hist.  Tl.  XXXVUI.  Bd.  III.  Hit.  23 


33(J 


V  ;i  1  e  II  I  i  II  t"  I  I 


luMle  bililioteclie 


{iiibhlicatone  <)  si  distribiiirono  in  31  classi,  ciii  monta  il  riferire  per 
la  specialitä  bibliogralica:  1.  BenefH'enza;  2.  Atlanti  e  carte;  3.  Di- 
n'tto  civile;  4.  Procedura  civile;  3.  Catalowhi,  registri  di  archivj, 
annuarj ;  6.  Giornali;  7.  Imposte  dirette  e  indirelte,  lotto,  cadastri, 
diritio  di  successiono,  ipoteche  ec. :  8.  Denaro,  spese  e  dehito 
dello  stato;  9.  Medicina;  10.  Storia  ed  antichitä  d'Olanda;  11.  Storia 
generale  ed  antichitä  jorastiere;  12.  Prigioni;  13,  Commercio,  navi- 
gazione,  agricoltura,  iridiistriü,  diritti  d'entrata  ed  uscita;  14.  Diritto 
commerriale  e  m  triltimo;  13.  Societä,  diritto  della  chiesa;  16.  Colo- 
nie;  17.  iJescrizioni  di  paesi;  18.  Dirilto  provinciale  e  civile; 
19.  Forza  di  terra  e  di  mare;  20.  Lettere,  arti,  tniscellanee;  21.  Bio- 
grafia,  genealogia ,  araldica;  22.  Diritto  miiitare;  23.  Nunn'smatica: 
24.  Diritto  naturale  e  interpretazioni,  tratlati;  25.  Notariato;  26.  Istru- 
zione;  27.  Potere  civile  e  sua  organizzazione;  28.  Raccolta  di  leggi; 
29.  Diritto  di  stato;  30.  Statistica  e  scienze  economiclie;  31.  Diritto 
d'acqua,  opere  pubbliche.  II  catalogo  e  preceduto  dal  regolamento 
dato  in  10  artieoli  dal  ministro  di  giustizia  J.  J.  L.  van  de  Brugghen, 
0  cliiuso  da  un  ricco  indice  alfabetieo  (p.  159 — 223).  AI  catalogo 
fn  dato  Uli  primo  supplemento  ^). 

7.  Bibl.  clella  cortc  supreina  di  giiistizia. 

Bencbe  di  reeentissimo  forniazione,  la  biblioteca  della  Corte 
.suprema  di  giustizia  possiede  una  scorta  di  quasi  3000  volumi,  che 
(»er  la  poca  importanza  della  secoiida,  furouo  divisi  in  due  cate- 
gorie:  1.  Diritto  naturale  e  internazionale;  2.  Opere  non  giuridiche. 
1!  vicebibliotecario  della  reale  F.  A.  G.  Campbell  ne  stese  il  cata- 
logo 3j.  apponendovi  un  ricco  ed  esatto  indice  alfabetieo. 


^.  Rilil.  fiel  eoiisig;lio  di  stato. 

Questa  biblioteca  e  tuttora  nello  stato  d'incipienza ,  se  nel  cata- 
logo  edito*)  non    conlansi  die  489  opere,  alle   quali   poche  altre 


')   ralnlo<;us  der  Bihliotheek  v.iii  licl  I)e|i!ii  leitieiit  van  .Iiislitie.  —  "s  fi ravenhag«,   18.")«. 
p.  VI,  226.  80. 

2)  CatiilogiiK   der  Hililiol  lu-i-U    van   liel  [»eparteinenl    >aii   .liistifie.    Eersle  Vervoigf.   —   "s 
(Jiavenlia-re.    IS.Hi),   \>.  ;)67.   8«. 

3)  Catalogiis   der  Boekeiij   van   de  HooRen  Raad   der  Nedeilanden  ,    opgeinaakt   in  18.')ß. 
—  (iedriikt   l)ij   {jehroeilers   Giunlii   d' Albaiii,   p.  VIII,    14'i,   8". 

*)    CaUilotJUsdei  ßibliotlieik  van  denRaad  van  State.  —  Mlravenhage.   IS.'iT.  p.  X,  «8.  8«. 


e  «lelle  soeietA   scieiitifico-letteraiie  «iella  .Veerlandia.  337 

furono  aggiiinte  negli  anni  successivi.  Fii  divisa  in  cinque  sezioni: 
A.  Scienze  politiche  e  legali  in  generale;  B.  Olanda;  C.  Scienze 
politiclie  e  diritto  di  slato,  estero;   D.  Miscellanea;  E.  Carte. 

9.  Bibl.dellasccoiicla Camera  c1eg'liiS)tatig;enerali. 

E  reeente  Perezioiie  della  liiMioteca  della  seconda  camera  degli 
stati  generali  che,  estesa  per  sommi  capi  a  (utte  le  ramificazioni  del 
sapere,  e  particolainiente  fornita  di  opcre  di  giurisprudenza.  La  col- 
locazione  dei  iil)ri  negli  annadj  risponde  alla  suddivisione  seguente: 
nj  Scienze  politiche  e  legali;  b}  Diritto  olandese;  c}  Diritto  stra- 
niero;  dj  Teologia,  filosotia;  ej  Scienze  sloriche;  f)  Scienze  esatte 
e  naturali;  g)  Lettere,  arti  e  niiscellanee.  Questa  bihlioteca  possiede 
ora  da  quasi  3000  opere  che  quell'  erudito  bihliotecario  J.  J.  F. 
Noordziek  rese  di  pubblica  conoscenza  con  catalogo  *),  preceduto 
da  un  regolamento  per  uso  della  biblioteca  e  da  un'  istruzione  ai 
bihiiotecarj.  A  quel  primo  catalogo  si  soii  giä  dati  due  supplernenti  3). 

lO.  Bibl.  del  dipartinieiifo  delle  colonie. 

Fondata  dal  Governo  l'anno  1740,  collo  scopo  di  raccogliere 
tiitte  le  opere  moderne  che  si  piibblicano  nelle  colonie  neerlandesi, 
iionche  quelle  che,  riferendovisi,  sono  edite  in  Europa,  Asia  ed 
America,  pose  giä  assieme,  colla  piccola  scorta  prelevata  sul  budget 
dello  stato,  in  misura  prnporzionata  al  bisogno,  treniila  volumi,  di 
cui  fu  dato  in  luce  da  poco  il  catalogo  ^).  Qiiest"  indice  a  stanipa 
che  si  e  compendiato  eccedentemeiite  da  qiiello  a  penna,  fu  diviso  a 
non  eque  ripartizioni  in  cinque  classi:  I.  India  Orientale  neerlandese, 
con  rapporti  alla  China  e  al  Giappone;  II.  Possessioni  olandesi, 
eccetto  l'Asia;  III.  Geografia,  storia,  lingiiistica,  giurisprudenza, 
legislazione;  IV.  Opere  peiiodiche;  V.  Miscellanee.  Meglio  fu  coor- 
dinato  il  nianoscritto,  e  con  successione  cronologica  di  stampa,  a 
tredici  suddivisioni:  I.  Descrizione  generale  dei  viaggi.   Etnografia, 


')   Cfltal()}>u.s  der  Rihliotlicok  vhd  de  Iweede  kiitncr  dor  Sti(Hteii-(ieiiei  aitl.  —  's  tii«\eu- 

)ia-e,  18';;;,  p.  ris,  «o. 

^)  CataIog:iis  der  liihliollieck  van  de  tweede  katuor  ilei'  Sliiiiten-Generaal.  Eerste  Ver- 
volg. —  's  GraVenhage ,  1856,  p.  142,  8".  —  Catalo{;;u.s  der  Bibliulheek  van  de 
tweede  kainei'  der  Staateii-Generiial.   'l'weede  Vervol;,'-.   —   "s  (Iraveulia-je,    IS57,   8<*. 

*)  Lijst  der  lioeken  en  desehritten,  iiitmakende  de  Uihliotheek  van  liet  Pepnrtement 
van  Kolonien.   —   's  Graveiiliajie,    18.'>8.  p.  266,  S". 


0<>0  Valeii  t  i  II  e  1 1  i  .    Delle  biblioteche 

geogiiifia ,  idrografia,  Indicazione  generüle  di  iilcnne  opere  che  iioa 
hanno  rappoito  alle  coloiiie,  alla  China,  al  Giappone;  II.  Iiidie 
Orientali  olandesi;  III.  Lingue  orientali,  eccetto  il  Chinese  e  il  giiippn- 
nese;  IV.  Soeietä  di  oommercio  neorlandese,  siia  natura  e  sviluppo; 
V.  Indie  occidentali  olandesi;  VI.  Coste  della  Guinea;  VII.  China  e 
Giappone  e  loro  lingue;  VIII.  Puhhiicazioni  periodiche  coloniali; 
IX.  Cohtnie  straniere  ed  anliche  Indie  neerlaiidesi :  interessi  generale 
delle  coltiiiie;  X.  Colonizzazione,  emigrazione,  conimercio,  emanci- 
pazione  degli  schiavi;  XI.  Storia,  politica,  giurisprudenza,  legislazione 
in  generale  nel  solo  rapporto  alle  colonie;  XII.  Opere  periodiche  non 
aventi  rapporto  alle  colonie;  XIII.  Opere  varie,  senza  rapporto  alle 
colonie. 

La  biblioteca  e  pure  provveduta  d'una  raccolta  di  quasi  otto- 
cento  carte,  la  piü  parte  delle  quali  risguarda  le  colonie.  Ne  fu  giä 
ledatto  un  catalogo,  che  conservasi  iiianoscritto.  L'  amministrazione 
della  hibliofeca  non  aperta  ad  uso  del  piibblico,  e  aflidata  a  tre  per- 
sone  che  confemporaneamente  s'occupano  degli  afTari  del  dipartiniento 
delle  colonie:  una  di  esse  n'  ha  la  direzione  speciale. 

11.  Bibl.  della  soeieta  delle  colonie. 

Beuche  questa  collezioue,  che  dee  dirsi  incipiente,  noti  sorpassi 
i  inille  volumi,  nullostante  appalesa  ahhastanza  la  ricchezza  delle 
puhblicazinrii  cosi  patrie  come  forastiere,  sulle  colonie  olatidesi.  La 
piü  parte  e  slanipata  in  Gianda,  alcuiii  pochi  libri  in  ßatavia.  La 
hihlioteca  e  ripartita  in  tre  graudi  sezioni :  I.  SulT  India  Orientale. 
II.  Suir  occidentale.  III.  Sulle  coste  di  Guinea.  La  prima  suddividesi  in 
Otto  classi:  1.  Opere  generali;  2.  Special!;  3.  Colonie  di  Java,  Sumatra, 
Molukkos,  Celebes,  Borneo,  Baiika,  Timor,  Flores,  Kokos;  4.  Stati  e 
regni  forastieri,  China,  Giappone,  Sciain,  Buli;  5.  Possessioni  antiche, 
Ceilan,  Capo  di  Buona  Speranza;  6.  Descrizioni  di  viaggi;  7.  Opere 
varie  e  niemorie;  8.  Polemiche.  La  seconda  coniprende  quatiro  classi: 
(()  Surinam:  sotto  questa  si  coordinarono  le  opere  generali,  quelle  sulla 
scliiavitü  e  sulla  colonizzazione,  le  descrizioni  di  viaggi,  le  polemiche; 
h)  Ciira9ao;  c)  S.  Eiislazio  e  S.Martino  in  Saba;  d)  Possedimenti  per- 
liuli.  AI  catalogo  '}  daloseneda  qualcheanno, fuaggiuntoun  regolamento 


'j   Catülogiis    <lei-   B<ieku'i-rlicii    \an    hfl    indisnli   (ieiiootsohaii    te    'a   (irateiilinge.     — 
'si  (iraveiibage,   H.  C.  Su^hii,   C.  Itzonn,    1856,  p.  42,  S**. 


i 


e  (lelle  socielä  st-ienlilico-lelteriirie  «iella  Neeilandia.  ööJ 

per  r  uso  (Iella  biblioteca,  che  e  a  desiderarsi,  riempia  le  siie  lacune  dietro 
r  eleiico  bibliografico  ')  offertone  dal  diligeiite  Midier. 

13.  Societä  a  tutela  della  reli^ione  criiütiana. 

Questa  societä  protestante-riforniata  data  dal  6  ottobre  178o. 
I  membri  del  sinodo  rif'orniato  di  Dordrecht,  spaventati  dal  progresso 
deiriiicredulitä  nei  paei<i  viciiii,  diedero  il  primo  slancio  alla  societä, 
che  esercito  un'  influenza  notevole  sullo  spirilo  del  protestaritesimo, 
nonsoloin  Neeilandia,  rnaeziandio  in  Germania  e  in  Iiighilterra.  I  fonda- 
tori  si  distinseio  pel  loro  zelo  nelPoppiignare  le  dottriiie,  conosciute 
allora  sottu  il  nome  generico  di  neologismo,  dirigendo  specialniente  le 
loro  armi  contro  la  trista  opera  di  Priestley  sulla  degenerazione  del 
cristianesimo.  Giä  la  societä,  prima  d'  essere  definitivamente  costiluita, 
avea  premiato  tre  memorie  stese  a  confutazione  delle  doltrine  di 
Priestley.  Un  programma  del  7  luglio  1786  iiivita  gli  amici  della  veritä 
ad  associare  i  loro  sforzi  a  qiiello  dei  dottori  della  religiune  riformata, 
colcontribuireantiualnKMitealmtMio  due  ducati,  per  raggiungereloscopo 
propostosi,  cioe  Tapologia  della  religione  crisliana  e  del  dogma  rifor- 
niato,  contro  gli  attacchi  deir  incredulitä,  del  razionalismo,  del  materialis- 
nio.  Fu  quella  una  voce  che  scosse  gli  anirni  piü  restii :  i  membri  piü 
influenti  del  clero  protestante  presero  parte  a  que'  lavori;  d'ogni  parte 
affluirono  i  doni  eilegati;  onde  la  societä  seppeguadagnarsi  la  pubblica 
stima,  e  continuare  1' opera  suainmezzoaitorbidi  vorticosi  della  fine  del 
secolo  scorso,  e  del  cominciamento  del  nostro. 

La  societä  s'  adopera  di  dare  agli  scritli  da  lei  pubblicati  iin 
carattere  eminentemente  pratico,  nsando  percio  d'uno  stile  ohiaro, 
conciso  e  alla  portata  d'ogni  intelligenza.  S'hanno  giä  a  stampa  due 
Serie  di  memorie  s)  che  danno  a  conoscere  gl'  importanti  servigj  resi 
alla  religione  protestante  e  alla  morale  universale  da  questa  laboriosa 
associazione.  Onde  a  pieno  dirilto  e  con  tutta  giustizia  il  dottore 
J.    Royaards   ne  rilevava  i   meriti   in  un    eloquente  discorsos)   pro- 


*)  Catalojjue  des  livres  et  Ciiiles  Mir  li-s  pos-essioiis  Neerlaiuliiises  eii  Asie,  Alriquc  e 
Ameriqiie,  leui-  histoiie,  geojjraphie,  liistoiie  naturelle,  liiiij^ue.  litleniliire.  A»eo  liste 
de  livres  eii  Javaiiais,  Malais,  des  ciirles  ec.  —  Aiii!iti'rd;iiii .   Fred    .Miiller,    1859,  »". 

2)  VerhaiideliiigeiJ  \an  de  t;eiiootsili:i|)  tot  verdedi<;iiig:  viiii  den  chrislelijkeii  (;ods- 
diensttegen  deszelfV  lieden-daii-jsolie  bestrijders.  Ilaai;.  1787  — 1810,  »ol.  LIV,  8«. 
—   Nieiiwe  veVhanilelingeii  ec.   's  Hage,    1811  —  18'i7,   vnl.  XXIX,   8^'. 

3)  Het  (ieiioolschiip  lot  verdedli^ing  vaii  de  ihristflijUc  t;i.d>dii'iist  ^eM'liii-ilkini.li-,' 
ge.sflietst.   —   "s  (iravenliiig'e,    ISIUi,   ^". 


340  Valentinen  i  .    Delle   bihlioteche 

nuiiciatü  in  occasione  della  festa  seinisecolare  della  societä  nel  1836. 
I  direttori  si  riuniscono  in  assemblea,  due  volle  all'  anno  alT  Aja. 
Un  programma,  puhhlicato  in  setteinbre,  fa  conoscere  i  risultati 
del  concorso  dell'  anno  anteriore  e  la  proposta  soluzione  di  nuovi  pro- 
blenii.  La  direzione  e  ora  coniposta  del  dottore  W.  A.  van  Hengel, 
segretariü  genorale  c  dei  signori  Kist,  Wildschut,  Ter  Haar,  Ruiten- 
scliild,  Schölten. 

13.  Bilil.  cliirurg'ica. 

Assai  meritö  la  puhbliea  riconoscenza  il  dottore  in  medicina 
Giovanni  de  Cocq,  che  nel  1721  lego  al  collegio  medico-chirurgico 
deir  Aja  uiia  scorta  di  poco  piü  che  500  opere  di  scienze  mediche. 
Con  quanta  gelosa  cura  ne  fosse  vegliata  la  conservazione  piio  rit- 
trarsi  dal  diligenle  catalogo  dato  a  stampa  molti  annidopo*)»  »el 
quäle  non  solo  sono  descritti  i  libri,  nia  eziandio  gli  intagli  in  fogli  e 
gli  stromenti  cbirurgici  donati, 

1^.  Bibl.  della  g^uardia  isvizzera. 

AIcuni  ufficiali  della  giiardia  svizzera  al  servigio  olandese  fon- 
darono  sullo  scorcio  del  secolo  passato  una  biblioteca  all'  Aja,  prov- 
vedendo  alla  conservazione,  alT  ainpliazione,  all' uso  di  qnesta,  con 
un  regolamento  steso  in  venti  arlicoli.  Lirnitata  a  poco  nuinero  di 
volunii  e  ad  opere  di  media  importanza,  era  ripartita  a  Capriccio  in 
4  grandi  sozioni:  1.  Arte  inilitare,  matematica ,  arcliitettura  niilitare 
e  civile;  2.  Storia,  giurispiudenza,  politica;  o.  Viaggi,  geogralia, 
storia  naturale,  fisica;  4.  Letteratiira,  critica,  granimatica,  teatri, 
poesia,  romanzi,  religioiie,  lilosofia  morale,  opiiscoli.  L'urto  dei 
rivolginienti  politici  sviluppatisi  poco  poi  avrebbe  tolto  perOn  la 
memoria  di  quest'  utile  istituzione,  se  non  se  ne  fosse  pubblicato  il 
catalogo  2). 


•j  Caliilogus  Villi  de  .iiiiitDiiiiscIie,  medicynsehe,  chirurgische,  liolanische  eii  pharma- 
ceutische  hoeken  door  wjlen  Johannes  de  Cocq  in  zyn  Leven  zeer  geleerd  en  zeer 
ervaren  Medicina  Uot-lor ,  bij  legat  van  het  Theatrum  anatomicum  en  len  »ebi'uike 
van  iille  de  McdiciiKS  Üoctoren  cn  Mr.  Chirurg-yns  van  's  Gravenhaije  geschenkeii 
in  den  iaare  1721.  —  Ileidiiikt  hij  H.  C.  Snsan  ,  hoekdiiikker  in  's  Hage ,  1794, 
|).  64,    12". 

*)  Culalogiie  de  la  hibliotlieqiie  foiidee  par  quelques  officieis  des  gardes  .siiisses  au 
Service  de  Hollande  en  1788,   iniprime'  le  26  niars  1794  ä  la  Hayc,   p.  CO,  12". 


e   (lelle   socieiH   sfieiitifico  It'tleimie   delU  Neerlmidia.  o4  1 

15.  Bibl.  framniassoniea. 

Aiidü  liingo  ternpo  che  In  liihlioteca  della  loj/gia  delT  Unionc 
reale  delT  Aja  rimase,  per  riprovevole  trasciiranza  de'  suoi  mernbri, 
iiella  coiidizioiie  primordiale  della  siia  istituziüiie.  iMa  dacche  la 
direzione  rappresentö  con  circolare  30  geniiajo  1844,  che  la  loggia 
era  sprovvediita  affatto  di  buoni  libri,  fu  hen  tosto  ampliata  quelht 
raccolta  dalle  spontanee  Offerte  dei  Sigtiori  H.  Merkus  de  Koeli, 
F.  A.  van  Rappard,  L.  Metman,  J.  A.  Meyboom,  P.  H.  NüOrdeii- 
dorp,  J.  W.  C.  Diepenheim,  N.  J.  Steeiigracht  van  Daivenvoorde, 
C.  J.  Schölten  van  Oud-Haarlem,  D.  M.  van  Deinse  e  S.  J.  Hertzfeld. 
Ciö  perö  che  contribui  ad  arricchirla  fu  il  legato  di  Gerardo  Wouter 
Verwey  Mejan,  che  poco  prima  di  niorire  ricordo  caramente  la 
propria  loggia.  In  onta  a  tanti  increinenti,  la  biblioteca  odierna  non 
conta  forse  da  un  mezzo  migliajo  d'  opere,  che  fnrono  divise  in 
tredici  eategorie:  i.  Storia  dell'  ordine  in  generale;  2.  Storia 
deir  ordine  ne'  Paesi  Bassi;  3.  Ritual i;  4.  Leggi;  o.  Almanacchi 
ed  elenchi  di  leggi;  6.  Memorie;  7.  Scritli  polemici  sulT  ordine; 
8.  Discorsi;  9.  Poesie  e  canti;  10.  Societä  seciete;  II.  ßiografie; 
12.  Bibliografia  e  numismatica;  13.  Miscellanea. 

II  regolamento  per  1"  uso  dei  libri,  del  24  giugno  1852,  pubbli- 
cato  in  testa  al  catalogo  >),  stabilisce  che  i  membri  possano  usare  di 
libri  a  domicilio,  e  che  il  bibliotecario  debba  subito  timbrarli,  porli 
a  catalogo,  inscrittovi  il  nome  del  donatore,  indicare  i  doppietti. 

16.  Bibl.  del  principe  Feclerico  d*01aiicla. 

La  piü  importante  biblioteca  framassoiiica  finora  conosciuta,  e 
incontrastabilmente  quella  del  principe  Federico,  della  casa  regnante, 
gran  maestro  dell"  ordine  de'  liberi  muratori.  Fregiato  da  molti  anni 
di  questo  onorevoie  carico,  volle  egli  tramandare  in  singulare  maniera 
a'  posteri  la  memoria  d'una  societa  che  aveagli  aflidati  i  proprj  intt  r- 
essi  e  che  riconoscevalo  come  uno  de*  suoi  piü  degni  rappreseiitanti. 
dacche,  per  occasione  delle  sue  nozze,  presentavalo  (l'una  medaglia*}. 


')  Catalogus  der  Bibllofhoek  \iiii  (li>  Aclilli:  \.o'^e  t  l'iiite  roi/nlr  in  li.-l  O,  viin  's  (Ira- 
veiihag-e.  Ct'iliukt  liij  j^ehioeders  Ciniitii  J"  Allmin",    tS.'i'i,   |>.  8.  non  imni..  40,  8**. 

2)  Uillegg'in«!:  en  omsfhrijving:  \aii  den  i^cdi-iikpenning'  op  lii't  Idum'  liiiM-lik  \;iii 
Z.-.  K.-.  K.-.  I'iiiis  KifdiM-iU  diT  NedtMliiiiilni  incl  II.  K.M.  l'l■in/;^•^  l.iMii-.ii  v;in  l'riiisscii.  ^". 


34'W  Vu  I  e  11 1  i  n  e  1 1  i ,     Delle  bibiioteche 

ed  altra  offrivagli  pel  suo  f^iuliileo  >).  Infatti  acquistava  egli  in 
un  tratto  la  copiosissinia  ruecolta  di  5400  opere  framassoniclie, 
d'ogni  teinpo,  d'ogni  loggia,  d'ogiii  nazioiie,  riiinita  con  iiigerite 
dispeiidio  e  eure  infinite,  dal  medico  Giorgio  Kloss.  II  catalogo  siste- 
matieo^j,  che  il  diligentissimo  eollettore  accompagnö  di  note  riscliia- 
rative,  da  saggio  delP  apprezzaniento  in  che  meritaniente  e  a  tenersi 
questa  biblioteca  anzi  unica  che  singulare.  E  perciö  ch'  io  ne  riporto 
le  divisioni,  ad  istriizione  di  chi  non  e  addentro  nella  mateiia,  e  a 
regoio  di  confronto  per  chi  la  tralta  da  longa  pezza.  1.  Libri  di  noti- 
zie  sui  liberi  muratori;  2.  Giornali  di  massoneria  e  Rosenkreutzerei ; 
3.  Elenehi  delle  leggi  e  calendarj;  4.  Legislazione;  5.  Scrilti  pole- 
mici;  6.  Diseorsi  e  iavori  dei  liberi  muratori;  7.  Canzoni  loro; 
8.  Rituali;  9.  Ordini  tetnplarj  e  cavalereschi;  10.  Ordine  del  Rose7i- 
kretitzer;  11.  Fratelli  asiatici  ed  israeliti;  12.  Storia  della  masso- 
neria; 13.  Ordine  degli  illuminati;  14.  Unione  tedesca  dei  ventidue; 
15.  Qualche  cosa  sui  gesuiti;  16.  Magia  in  rapporto  alla  massoneria; 
17.  Cattülicismo,  proselitisino.  atitigesuilismo;  18.  Lotta  coutro  le 
sücietä  secrete,  in  tutti  i  paesi;  19.  Alleanza  della  virtii,  carbonari; 
20.  Societa  secrete  non  politiehe;  21.  Autichitä,  misteri,  culto ; 
22.  Metafisica,  teosofia,  mistica,  cabala;  23.  Romanzi  delT  ordine; 
24.  Biografie;  25.  Storia  generale  della  massoneria  in  Francia; 
26.  Calendarj  ed  almanaccbi  della  legge;  27.  La  gran  loggia  e  il  ^ 
grand'  Oriente  di  Francia;  28.  Feste  del  grand'  Oriente  di  Francia; 
29.  Sue  pompe  funebri;  30.  Circolari  e  rapporti  fatti  al  grand'  Oriente; 
31.  La  gran  loggia  e  il  grand'  Oriente  di  Francia  in  rapporto  coi  gradi 
superiori;  32.  Sistema  rcttificato  in  Francia  amici  e  filaleti  riuniti; 
33.  Rito  lilosofico  scozzese;  34.  Ordine  reale  di  Herodom  di  Kilwin- 
ning;  35.  Rinnovazione  dello  scottismo;  36.  Concordato  col  rito  scoz- 
zese, fino  alla  sua  estinzione;  37.  II  grand"  Oriente  e  il  supremo  con- 
siglio  per  la  Francia,  1805  — 1815;  38.  II  grand' Oriente  di  Francia  e 
il  supremo  coiisiglio  per  TAmerica  1814 — 1821  ;  39.  li  grand'  Oriente 


'  )  Verklan'nf,'  dei-  ^pdenkpeniiiiin^  op  het  2Sjarip  jubile  van  Z.  K.  H.  Prins  Frederik, 
als  Giv.  Mr.-.  Nat/.  der  <►.-.  Her  V.-.  M.-.  in  Nederland,  g'evierd  le  's  (iraveiihage,  ol» 
6  Jnni.j   1841,  S». 

2)  Bibliographie  der  Freimaurerei  und  der  mit  ihr  in  Verbindung  gesetitten  geheimen 
Gesellsi'haften,  systematisch  xiisammengeslellt  von  Georg  Klosz,  Dr.  med.  —  Frank- 
furt am  Main ,  Druck  und  Verlag  von  .lohann  David  Sauerländer ,  1844  ,  p.  XIV, 
430.  8». 


e  delle  societÄ  scientifieo-letteiarie  della  Neerlaiidia.  343 

di  Fraiicia  e  il  supremo  consiglio  per  la  Francia  (1818  fino  ai  nostri 
giorni);  40.  Logge  e  capitoli  soggetti  alla  direzione  del  graiid"  Oriente 
di  Francia;  41.  Logge  e  capitoli  ehe  dipendorio  dal  supremo  consiglio 
di  Francia;  42.  Rito  di  Misraim. 

Qiiesta  raccolta  di  cosi  dichiarata  importanza  e  incessantemente 
acciesciuta  dalle  eure  iliuminate  d"un  principe,  che  al  desiderio  di 
giovare  all'  ordine  franiassonico  e  specialmetite  alle  logge  dei 
Paesi  Bassi,  aggiunge  Taffezione  a'  buoni  studj.  Donde  senza  tema 
d'errore  puö  asserirsi  che  a  questa  biblioteca  stan  molto  addietro 
le  due  celebri  del  dott.  Morison  di  Greenfield,  legata  nel  1828  alla 
gran  ioggia  di  Edimburgo,  e  del  sig.  Astier,  messa  in  vendita  a 
Parigi,  Tanno  1856  i). 

11.  Bibl.  Haria. 

E  dovere  di  storico  esatto  ricordare  una  biblioteca  ricchissima 
deir  Aja,  legata  nel  1532  all'  imperatore  Carlo  V,  biblioteca  delle 
cui  sorti  non  e  chi  dia  traccia.  Farollo  colle  parole  stesse  di  chi 
lascionne  memoria:  „BibliothecaHagensis  a  Joanne Hario,Goricoiniensi 
„olini  congesta.  Hie  non  adinodum  litteratus,  ea  tarnen  pietate  et  in  lit- 
„teras  affectu  fuit,  ut  per  omnom  aetatem,  summa  cum  diligentia,  nee 
„niinori  impensa,  admirandam  plane  omne  genus  librorum  bibliotliecam 
„congesserit.  Eratinpatria  canonicus,  sed,  beneficio  Caesaris,  cooptatus 
„fuit  in  collegiuni  canonicoruni  llagensium,  quo  cum  larem  suum  trans- 
„ferret,  et  una  tot  libris  insfructam  bibliotliecam;  populos  mirari, 
„stupere,  l'ateri  denique  nunquain  se  credidisse  vel  in  toto  terrarum 
„orbe  tot  volumina  reperiri,  quare  et  inditum  honiini  cognomentum 
„Joannide  libris.  Haji;ae  postmodum complures annos  vixit,  bihliothecam 
„codem  studio  auxit,  quam  moriens  anno  1532  testamento  Carolo  V. 
„iuiperatori  reliquit"  -). 

1§.  ISilil.  I*aii\v. 

Contavasi  fra  le  piü  distinte  biblioteche  delP  Aja,  nel  secolo 
XVII,  quella  del  cavaliere  Adriano  Pauw,  signore  di  lleemstede, 
Hoogersmilde,  Rietwijck,  Nieuwerkerck,  consigliere  pensionato  dello 


•)  Notice  des  livres  mauuscrits  el  imprimes  siir  I»  fiMiu'-inafoiiiu'iii'.  lt">  teni(>liers  et 
sociefe  qtii  en  de|>ciidei)t,  provenaiit  du  cnbiiiet  de  feii  M.  Asiier.  aiu-ien  iiieml>ie 
de  la   (iliis   pari  des  dites  soeietes.  —  Paris,   fiulUeinot,   |>.  ^(i.   S". 

2j    Lomaier.    he  Bibliolhecis,   p.  230 — 251. 


344  Yiilentiiiolli  ,    Delle   biblioteche 

stato  (l'Olanda,  e  iniiiistro  della  Frisia  occidentale,  il  quäle  dovizioso 
com'  era  ed  ainante  de"  buoni  studj,  iiicremeiUö  la  giä  copiosa  raccolta 
ereditata  da  Raiiieri  suo  [»adre.  Hipartita  in  dieci  classic)  comperidiava 
il  titolo  priiicipale  di  merito  nclla  prima.  Iiifatti  compreiideva  questa 
treceiito  bihbie,  cento  dodiei  fostameiiti  nuovi,  cento  sessarita  due 
salterj;  le  migliori  impressioni  de'  ss.  padri,  fia  le  quali  quaranta 
nove  di  s.  Giovanni  Grisostomo,  undici  di  s.  Basilio,  quaranta  sei  di 
s.  Agostino,  venli  quatiro  di  Dioiiisio  Cartusiano;  quaiitita  di  edizioni 
degli  scrittori  sacri  protestanti,  quali  sarebbero,  oltanta  cinque  di 
Erasmo,  ciiiquanta  di  Lutero,  quaranta  di  Enrico  Bulengero,  trenta 
cinque  di  Giovanni  Brenzio,  trenta  quattro  di  Beza,  trenta  di  Melan- 
tone.  Ne  mancavano  di  buona  scorta  di  libri  le  classi  letteraria  e 
storica,  benclie  di  molto  inferiore  per  numero.  Annoveravansi  fra 
classici  quarantalre  edizioni  di  Omero,  sedici  d'Isocrate,  ceiito- 
ventisei  di  Cicerone,  cinquanladue  di  Virgilio,  cinquanta  d'Ovidio, 
quarantanove  d'Orazio,  trenta  di  Giovenale  e  Persio.  In  onta  a  tanta 
riccbezza,  tenue  era  il  numero  de'  codici  manoscritti  e  delle  edizioni 
del  secolo  decinioquinto,  alla  sorie  delle  quali  mancavano  aft'atto 
gl'  incunahuli.  Del  resto,  quanto  questa  biblioteca  fosse  apprezzata 
al  suo  tempo  puo  rilevarsl  da  ciö  che  ne  scrisse  Jacob:  „l'une  de  plus 
„signalee  de  TEuroj^e,  pour  la  diversite  de  ses  livres  imprimez,  et  de 
„ses  Maiiuscrits,  qui  y  sont  conservez.  Car  je  sgay  qu'elle  est  estimee 
„de  la  valeur  de  plus  de  qtiatre  cents  milles  livres,  pour  les  Hollan- 
„dois  mesmes  ^)" . 

Morto  il  Pauw  nel  1653,  i  suoi  eredi  accortamente  avvisarono 
di  salvare  dall'  obblio  quell'  cletta  [»arte  di  patrimonio  domestico, 
col  pubbiicarne  un  catalogo  »),    redatlo  senza  critica    bibliografica. 

lO.  Bibl.  Bosch. 

Sommamente  apprezzabile  era  al  suo  tempo  la  biblioteca  di 
Alberto  Bosch,  uno  de'  magnati  d'  Gianda,   nun  tanto  pel  numero 


')  Tlieologiri,  jiiildici ,  inediei ,  cliiniiei  .  chiriiiyiei,  iiiiiitoiini-i  et  de  le  lieilmiia, — 
|)tiil()so|)liici.  —  |>.ieta',  oriilores  el  lilteratores.  —  Matheiiialici.  :iiti(iccs,  iiiiisici  et 
inililstres,  —  cosriiograiiliioi,  geot{r:ip'''C'  <^t  tü|io{jiMiililcl,  —  Iliiloi-ii-i  et  politici.  — 
Miseellaiiei  iiiler  quos  pi-teei|iue  sunt  geiieaiugii  i,  de  iiisigniis ,  ile  rc  aniiqiiRrlH  ec. 
—  Maiiiiscripli.  —   Idetii   et  orieiilules. 

2)  Traicie  de  pltis   lielles  l)il(liotlie<|iies.   —   Paris,   1(144.  .SO,   p.  4:Jt— 43'i. 

3)  Calaincti.s  oiiiiiiiini  liliri)i'iim  et  ni.-iiMiscriploi'iim  hihliolhecie  illiii>ti'i.ssiiiii  et  noliilis- 
.siiiii  viri.  Dom.  Dom.  Adriani  l'iiuw.  ec.  —  n;ij,'-iB  t'oinilis,  siiinptihuü  hierediiiii, 
»iiiio  1 0.'>4,   p.  3ÖI .  4". 


e   ilelle  soeieli  »rientifieo-U-tlerarie  della  NeerlaiidiH.  »)45 

de'  volurni,  quaiito  pcM'  la  copia  de'  piü  lari  iiicuiiabiili ,  per  alcuiii 
stampati  in  mernbrana,  pei  molti  libri  d'arte,  accompagiiati  da  tavole, 
disegni  e  coloriture  a  mano;  splendide  legature.  Le  opere  stese 
quasi  esciusivamente  nelle  lirigue  latina,  italiana,  francese,  spagnuola, 
eraiio  distribuite  categoricaniente  i):  pochi  erano  i  manoscritti.  Alla 
moi'te  del  riceo  possessore  qiieila  biblioteca  fu  distrutta  .*),  insieme 
a  diie  piccole  ma  elette  serie  di  monete  anticbe  e  geinrne  •■»). 

30.  ISibl.  Ilulsiaiia. 

Una  delle  piü  estese  biblioteche,  al  prineipio  del  secolo  scorso, 
era,  senza  coiitrasto,  quella  di  Samuele  Hüls,  console  dell'  Aja,  dacche 
conteneva  verso  40000  opere  d'ogni  disciplina,  d'ogni  eta,  d'ogni 
nazioiie.  Ne  11  solo  numero  rendeva  apprezzabile  quel  vasto  deposito 
deir  umano  sapei'e:  infattl  ne  faceano  parte  le  migliori  opere  allora 
conosciute,  le  poliglotte  capitali;  le  collezioni  de'  ss.  padri;  le  cosi 
dette  collane  di  classiei  greci  e  latiiii;  gran  copia  di  libri  di  storia 
naturale,  di  viaggi,  di  belle  arti,  accompagnati  da  atlanti,  inap[te 
topografiche,  raccolte  d'intagli  in  legiio  e  di  ineisioni  in  ranie,  disegni 
a  inano,  piu  ehe  400  codici  nianoscritti.  Ciö  perö  ehe  dava  un  valore 
inestimabile  alla  biblioteca  erano  gli  incunabuli;  le  produzioni  degli 
editori  e  stampatori  piü  aecreditati;  le  impressioni  nienibranacee. 
Crederebbesi  a  mala  pena,  se  il  eatalogo  pubblicato  non  lo  attestasse, 
che  vi  si  riscontrassero  le  stampe  piü  rare  di  Magonza,  di  Roma,  di 
Venezia;  che  nella  sola  partita  di  dassici  greci  e  latini,  stampati  nel 
secolo  XV  in  foglio,  si  annoverassero  61  edizioni  di  Cicerone,  8  di 
Cesaro,   7  di  Terenzio,    altrettante   di   Plinio,   6  di   Giustiiio,   o  di 


')  Theologii'i  .  —  llisloria  ecclesiiislli-a  ,  —  Jiiridici,  —  l'olilioi,  —  fMiilo.-.(>|)lji .  iiicdici, 
liistoiia  nuluiiilis  et  iiiallKiiiatii'i,  —  Ariliilictiiia,  |iiotiiia  et  .sciiipliira,  —  lieoy:riiphici 
et  cliroiiologici.  —  Aiilii|iiai'ii,  iiuinisiiiatici  et  iiisciiidioiies.  —  llisloria  u)  {rrn'i'a 
et  i'oiiiaiia,  b)  llalia.  c)  ÜL-rinniiia  et  rogioiies  afliiies,  d)  (lallia,  e)  HispHiiiu  et  l.iisi- 
laiiiii,  f)  liritajiiiia  .  ij)  (iei'tiiiiiiia  inferior,  h)  Kcgioiies  extra  Kuropain,  —  (ieiieHlo>;ici 
et    vitiu.  —  Oratorc.;,  —  l'oi'tie,  —  l'liili'lo;;  i,  k'xicogra|ilii  el  liililititliectiiii. 

2)  Calalogtis  |]il)li(illi('ca-  viri  ainplissiiiii  Allierli  Bosch,  dum  \i\ciel,  eiiia'  \ei'ti<;aliiiiii 
i-ediUiiinu|iie  |)iiblic(>i'iiiii  Uollaiidia»  pnvpositi  li.soi,  oainei'ie  feiidni-uin  iltidein  cniisti- 
(ueiidi>niiii  c'oiisiliarii  ;  fisci  rei  venatiou-  ;  iit  et  illiislribus  duiniiiis  Klieiiidaiidi.i-  ae 
Oelflandiic  eollegioriiiii  r  eoiisiiiis  cc.  (|ii<e  publica-  aiictimiis  lege  diülraheiida  e^t. 
Ilagai   Coinitiim,   apiid  Petrimi   «le  Hundt,    1721).   |>.   131),   S". 

'' )  Catalogiis  niiiiiisiiialiitii  antiqiioi-iim  ex  »uro,  »rg'eiilo  et  svre  :  ul  et  |,'eii)iiiaruiii 
la|iiiluiiii|ai' prcl  iiisiiiiiiii,  opiime  Coilservaloniin,  iiuoiiiiii  piiMica  auelio  liel.  —  lla>;.(- 
Coiiiilum  ,    apml  l'fduiii  de  llondl,    1729,    |>.  -lO,   8". 


346  Valentin  eil  i  ,    Delle  biblioteehe 

Sallustio,  5  (li  Tito  Livio,  4  di  Plauto,  3  di  Seneca.   Ne  le  altre  classi 
ne  son  provvedute  meno. 

Quel  ricco  proprietaiio,  deterrninatosi  ancor  viveiite  a  vendere 
quel  suo  tesoro,  ne  coinmise  il  catalogo  *),  in  cui  adottata  la  prima 
divisione  per  fonnati,  si  ofTre  lo  schema  sistematico  segueiite: 
1.  Tlieolo(jia;  2.  IJistoria  ecclesiastica;  3.  Jurisprudetitia ; 
4.  Philosophia;  5.  Historia  naturalis;  6.  Medici;  7.  Mathematici ; 
8.  Architectura;  9.  Pictura;  10.  GeofjrapJiia;  II.  Numismatici ; 
12.  Historia;  13.  üratores  et  rhetores ;  14.  Poetae;  15.  Philologici ; 
16.  Lexicugraphi;  IT.  Jlanuscripta.  L'accurato  esaine  di  quel 
catalogo  puo  solo  daie  a  conoscere  quanti  cemelj  bibliograflci  si 
siano  allora  dispcrsi.  Veiiti  opere  manoscritte,  quasi  tutte  di  classici 
latini  furono  acquistate  dalla  biblioteca  dell'  universitä  di  Leida. 

*H.  Bibl.  Bleiswykiana. 

Apprezzabilissima  per  molti  titoli  era  la  copiosa  biblioteca 
deir  avvocato  Pietro  van  Bleiswyk  delP  Aja,  clie  nel  1791  fu  esposta 
air  asta  quasi  per  intero,  e  la  si  rese  perciö  di  pubblica  conoscenza 
con  catalogbi  a  stampa  -). 

HH.  Bibl.  Bilderdyk. 

Gloria  domestica  del  giureeonsulto  alla  corte  d'Olanda,  uelT  Aja, 
Guglieimo  Bilderdyk,  era  una  raccolta  di  4000  opere  impresse 
e  manoscritte  d'  ogni  genere  di  studio  che  sullo  scorcio  del  secolo 
decorso  fu  esposta  in  vendita  s).  Fosse  che  quella  biblioteca  rimanesse 


')  Bihliotlifca  lliilsi:inn.  sive  i'alalojfiis  liliroruiii.  qiios  m;ii;no  lahiire,  sninniH  ciira  et 
maxiiiiis  suiii|itibus  collegit  vir  coiisulnris  Samuel  Hiilsius  ee.  (|iioruni  atictio  hahe- 
bltur  Hagas  Comituin  ec.  —  Hagae  Coiiiitum,  apud  Job.  Swart  et  Petr.  de  Hoiidl. 
IT.-JO,    vol.  VI,  8". 

2)  Pars  ni;i,ior  Bibliollieea;  Bleis\vykian«s  sive  catalo^l'iis  llbroriini  exqnisitissimonim  raiis- 
siiiiorum  et  nitidissime  conipactoruiii ,  In  pneelpiiis  faciiU:itilius ,  »rlibus  ,  scientiis 
et  lingiiis,  quos  collegil  et  reliquit  vir  nübilissinius,  aniplissinins ,  perilliistris  Pe- 
trus van  Bleiswyk,  iiireeonsultus  oliin,  dum  vivebat,  perilluslrium  et  priepotentiuni 
Hollan<lia!  et  Weslfrisiae  Ordinurn  Coiisiliarius,  er.  —  Hag«  Coniitum,  1701,  vol.  II. 
8",   I,   p.  164;  II.   p.  162. 

Prix  des  livres  de  la  bibliolbeque  delaissee  par  P.  van    Ul -iswyk.  8.  d.  8". 

3j  Catalogus  lilirorum  in  omni  ferc  scit-ntiaruni  genere  pr«slanti.s.simorum  ,  quibiis 
maxima  pro  parte  nsus  fuit  ("luilelmus  Bildenlyk ,  iuris  utr.  doctor  et  corani  lliil- 
landicB  curia  (dum  in  liac  p:itria  Tneril)  oausarinii  palronu.s  ,  quornin  publica  tiet 
auctin  HagEB  Comitiim  in  a^dibus  ec.  Ilagse  Cnniltum,  apud  Aemiliuin  van  Daalen. 
Wetters   (1797),  p.  218,  8». 


1 


e  delle  societJ  scientifiro- letlerarie  della  Neerlandia.  o47 

alloca    la  piü  parte  invenduta,  od  altro  motivo,  se  ne    praticö  una 
seeonda  asta  in  Amsterdam,  nelT  agosto  delT  anno  1832  'j. 


Rotterdam  —  Rotterodiuiium  lat. 

Benche  la  somma  importanza  del  commercio  mai'ittimo  richiami 
a  se  quasi  esciusivamente  l'attivita  dei  cittadini,  nullostante  ten- 
gono  in  onore  ie  seienze  e  ie  lettere  una  societä  scientifica,  ed 
aicune  biblioteche  pul)blit'he  e  private,  alle  quali  ebbi  facile  accesso, 
per  mezzo  del  coltissimo  giovane  Edmondo  van  Geetruyen,  cui  pro- 
fessü  pereiö  la  piü  sentita  gratitudine. 

1.   Bibl.  della  societa  batava  di   filo.«ofia  speri- 

mentale. 

La  istituzione  di  questa  societä  devesi  agii  intetidimenti  generosi 
di  C.  Steven  Hoogendijk,  orologiajo  di  Rotterdam,  riceo  celibatario,  il 
quäle  eonsecratosi  perdutamente  agIi  studj  della  meccanica,  formossi 
un  gabinetto  di  maccliine  di  fisiea  sperimentale,  parecchie  delle  quali 
oostrusse  egli  stesso;  ed  aper.-e  a  proprie  spese  nel  17G9  la  societä 
batava,  cui  morendo  lego  la  pingue  sostanza,  collo  scopo  di  giovare 
allo  sviliippo  della  scienza  da  Uli  accarezzata.  Incontestabili  sono  i 
vantaggi  iinportati  al  paese  da  questo  istituto,  dacche  vi  si  tengono 
corsi  serali  di  fisiea  sperimentale  elementare  ad  uso  del  popolo,  si 
aprono  concorsi  con  premj,  si  pwbblicano  memorie  2^.  Benehe  creata 
da  un  arligiano,  la  societä  ebbe  organizzazione  affatto  aristocratica. 
I  meinbri  che  ora  montano  a  poco  oltre  i  cento,  sono  divisi  in  sei 
classi:  onorarj,  amministratori,  direttori,  consultori,  corrispondenti, 
ordinarj.  II  re  e  protettore  della  societä.  II  consiglio  degli  ammi- 
nistratori 0  direttori  sceglie  a  presidente  d'ordine  della  societä  uno 


1)  Catalogiis  opiipr  mfirkwarHig'e  verzameling  vaii  hoekeii  en  hamlsohriften  ,  waaron- 
(ler  verscheiden  werken  inel  versehiUeiide  talen  ;  wort»  van  eeiiige  schilderijen  ; 
teekeningen,  w:iaronder  van  den  luer  en  van  .M.  ßilderdjk;  l'renten  ten  deele  in 
lijsl  en  glas  er.  alles  nageUiten  door  vijle  den  wel  edeleii  gestrengen  heer  Mr. 
Willem  Bilderdyk.   Amsterdam,  bij  .1.  Immerzeel,  jr.   (1822),  p.  VI,   12ü,  8». 

2)  Verliandeliugen  van  het  balaafsch  Genoolscliap  der  proelender  vindelijke  'wijsbe- 
geerte  te  Rotlerduiu.  Rotterdam,  1774 —  17118,  vol.  XII .  4".  —  Nieuwe  verhan- 
delin;;en  van  het  ec.  Rotteidain,  1800 —  1829,  vol.  VI,  4'*;  il  volume  XII  |>iibbliro««i 
nel  1851. 


348  V  :.  I  e  II  l  i  M  e  I  I  i  .   Dollf   hiMioleclif 

de'  cittiidiiii  piü  distiiiti  di  Rotterdam,  clie  s'intitola  Prnescs  ninfjiti- 
/icus.   Essa  lia  unu  statuto  proprio  '). 

Ora  il  cotisiglio  nuinici[iale  cedelie  ad  uso  della  societa  l'appar- 
tameiito  siiperiore  della  horsa,  i  cui  vasli  spazj,  giä  granaj,  fnrono 
convertiti  a  j-ale  di  biblioteca,  gabinetto  di  fisica,  sale  delle  radunanze 
e  delle  lezioni.  La  biblioteca,  maticante  d'iina  dotazione  fissa,  va 
lentaineiite  accrescendosi,  non  amrT'Oiitando  il  numero  de'  voliimi 
che  a  circa  6000,  la  piu  parte  di  filosofia  sperimentaie.  II  coiisiglio 
riunito  della  parte  scientificd-amministrativa  delermina  ciascun  anno 
la  somma  che  in  generale  e  assai  tenue,  per  Tacquisto  di  lihri.  Uno 
dei  mezzi  di  arricchimento  e  quello  del  carnbio  de'  proprj  alti  con 
altre  societa.  Fra  le  singolaritä  moritano  d'essere  ricordate:  aj  una 
collezione  di  carte  idrauliche  delle  Neerlandia,  per  istudiare  il  corso 
delle  aeque,  Tessicamento,  la  fonnazione  dei  polders,  il  mantenimento 
delle  dune,  la  costriizione  e  conservazione  delle  dighe,  non  che  delle 
chiuse:  finora  non  sono  piü  che  dueeento,  come  risuKa  dal  catalogo 
eretfone,  con  ampla  scorta  d'annofazioni,  dal  presenfe  bibliotecario 
D.  F.  van  der  Pant,  segretario  dell'  accademia,  il  quäle  si  propone 
di  pubblicarlo  fra  poco;  h)  una  ricca  raccolta  di  viaggi,  specialniente 
delle  Indie  e  delle  colonie  neerlandesi;  cj  168  opere  di  storia  natu- 
i-ale;  (fj  800  opere  di  niateinatica.  La  biblioteca  e  aperta  all'  uso  de' 
soll  menibri,  i  quali  possono  pure  avere  libri  a  domicilio. 

La  spaziosa  sala  del  gabinetto  di  fisica  e  fornita  di  abbondevole 
Serie  di  stromenti  e  macchine  per  Tinsegnamento  della  mecca- 
nica,  come  pure  di  apparecchi  e  macchine  per  le  lezioni  di  fisica 
sperimentaie,  avendosi  cura  speciale  delle  lezioni  sull'  elettricitä  e 
sulla  luce. 

'£.  Societa  di  mediciiia. 

Questa  societa  costituissi  nelT  anno  1833,  prendendo  a  divisa 
il  motto  Diüce  docendiis  adhuc.  1  memliri,  beuche  non  abbiano 
pubblicato  meini>rie  scientifiche  o  aperti  concorsi,  nulloslante  nelle 
sedute,  che  tengotio  due  voHe  per  setliniana,  s'occupano  di  ricerche 
scientifiche  sulla  terapia,  sull' anatoniia  patoiogica,  sulla  chirurgia. 
Questa    societa  ,    cui   appartengono    molti    illustri    medici    stranieri. 


•)    Plan   en   grondwetteii   vuii   hcl    li:ila:ifsch    (ienootscap  ec,    1771,     4*'.     —     l'lmi    cn 
gruutiweUen    vaii   liel   bataaf»».h  (ieiioolscap  ec.    Motlerdaiii .    1843.   4<'. 


I 


e  (lelle   societä   scientifico-lelteraiie  della   NeerlHndi».  0-i9 

pnbblica  annualmente  il  reso-confo  delle  sedute  nel  giornale  medico 
ehdomadario  d'  Amsterdam. 

3.  Bibl.  dci  ^esiiiti. 

Distriitta  ne'  passati  rivol<;irnenti  la  loro  hihlioteca,  i  pochi 
padi'i  della  compagiiia,  cui  dal  1849  il  vescovo  d'llurlem  affido  la 
cura  della  piccola  cliiesa  della  Immacolata  C(»ncezione  siil  Vijnhaven, 
diedero  opera  a  provvedersi  d*  iina  raecolla  di  lihri,  liinitata  alle  sole 
scienze  ecclesiastiehe.  Benche  il  nurnero  de'  volumi  non  eeceda  il 
migliajo,  vi  sono  lappresentate  a  sufficienza  le  classi  in  che  la  si 
suddivise:  hililica,  teologia,  liturgia,  diritto,  omiletica,  ascetica, 
storia  ecelesiastica,  poligiafia.  Due  sole  collezioiii  voluminöse  vi  si 
riseontrano,  qiielia  de'  Bollandisti  e  una  gran  parte  della  hihlioteca 
ecelesiastica  dell'  ab.  Migiie.  Fra  le  opere  moderne  deve  ricordarsi 
una  scelta  seorla  di  giornali  olaiidesi  i)  e  francesi  2). 

ti,  Bibl.  della  cliiesa  g^iaiiseiiistica. 

Neil'  odifizio  presse  la  chiesa,  nel  qiiale  ordinarianiente  risiede 
il  vescovo  romano-cattoUco  (gianscnista)  di  Deventer,  la  comunitä 
giansenistiea  conserva  una  raccolta  di  circa  cinqiieniila  volumi  di 
opere  religiöse  e  storiche,  raccolta  che  va  accrescendo  in  modo 
couforuie  alla  sua  origine,  cioe  con  doni.  Le  specialitä  della  hihlioteca 
si  riassumono  in  edizioni  degli  scritti  di  Giansenio;  opere  ed  opuscoli 
sul  celehre  siiiodo  tenuto  ad  Utrecht  nel  settemhre  1763;  in  niemorie 
scritte    da    ecciesiastici    rifiigiati    al    tempo    della    famigerata    holla 


')  De  g-ndsdienstvriend  door  .1.  G.  Le.san:e  (er  Brnek.  Ti> 's  riiavt'iilia»e,  1822 — 1860' 
vol.  LXXVl,  80.  Qiifsf  efcelk'nte  gidiiiiile,  sie  o  in  senso  piitameiiti'  cattolico,  fii 
«'oiiiiiiciato  da  Lesanre  ('(iiivi'ilitd  >lal  protestaiitisitiio  al  catlolirisiiio  .  e  coiitiniiato 
d()|io  la  siia  inorte.  da  tiiosiie  Witz:  anihedue  l'iiiono  l'nix'atori  dcl  sefjuente.  — 
t'atholijke  nedeilaiidsche  stemmen  over  godsdienst,  stiiat-^escliied-  en  lellerkuiide. 
Grave,  183ö  —  t8{)0,  fogl.  pico.  —  De  kalliollck-}rodsdiei)sti'r ,  geschied-  eil  lel- 
terktiiulig   inaaiidstlirift.   Te 's  Gravenliage,    1842-1860,    vol.  X.WII  ,  S». 

2)  .loinnal  histoiiqiie  et  litte'raiie,  par  P.  Keisteu.  Lie^re,  1834— 1860,  tom.  XXVII,  8". 
—  Bililiogiii|>liip  calholique.  Revue  fritiqiie  des  oiivrajres  de  religioii.  Philosophie, 
histoire  .  lilteraluie  ,  e.lucation  ec.  Paris,  1841  —  1860,  foiii.  XXIII,  8».  — 
Gagariii.  Etiides  de  the'ologie.  Paris.  E  giä  coiniiiciat«  una  nuo»»  serie  di 
i|ue.sto  inteie«saiite  giornale,  a  fascieoli  trimestrali.  -  La  verite  historique.  Revue 
hfbdomadaire,  destine'e  ä  lelahlir  jes  faits  alte'ies  par  T  iguorauce  ou  la  mauvais.? 
foi,  puMi('  sous  la  'Mreclion  de  Pli.  van  der  Haegfn  ä  Pari».  --  Tourn«i.  t8S8— 1S60. 
vol.  V.   S». 


350  Va  leii  tine  II  i.    Delli-   biMioteche 

Vnigeuitus ;  in  ritccolte  dogli  scrittori  di  Portoreale;  in  aleuni  pochi 
nianoseritti.  Non  vi  maneano  opere  voluminöse  ')  e  splendide  'i). 
Adornano  Tantisala  i  ritratti  ad  oiilio  di  sette  vescovi  di  Rotter- 
dam e  tre  di  Deventer,  esegiiiti  per  mano  di  fanciulle  accolte  in  case 
d'educazione  della  coinunita  gianscnistica. 

5.  Ifiibl.  iüej^aani. 

In  Ulla  delle  stanze  delia  residenza  vescovile  giaiisenistica  e  la 
raccolta  di  libri  di  proprietä  di  quel  veseovo  Ermanno  Neyaam,  al 
nuiriero  di  circa  3000.  Ai  soggetti  trattati  specialmente  nelle  opere 
delia  liiblioteca  antecedente,  s'aggiungono  la  filosofia  e  le  belle 
lettere.  In  questa  le  opere  moderne  soverebiaiio  le  antielie.  Non 
meritano  d'essere  passate  sotfo  silenzio  due  versioni  delia  bibbia  in 
olandese  *),  le  opere  di  Arnaud  *),  un'  apprezzabile  storia  ecclesiastica 
delia  Neerlandia  '=^,  e  due  accreditati  giornali  «). 


*)  Loci  comunes  theolog-iae  saorae,  iit  sunt  postromo  rpcog-niti  et  pmendafi  per  Wolf- 
ganguin  iMusculuiii  Dtisaiiiiin  (Hi  Douai).  Ediiio  ultima.  Rasileae,  Henricpetr.,  li)70, 
vol.  VIII,  fol.  —  Den  Kristelykeii  va<le  hrekende  het  geesttilyk  broodt  voor  de  kin- 
dereii,  door  den  eerw.  beer  B.  D.  L.  (Cornelin  ßouberol  di  Rotterdam).  .Antwer- 
pen, voor  H.  \V.  van  Williergen,  bockveikoper,  1744,  vul.  VIII,  80.  —  Xon\elles 
ecflesiastiqnes  ou  meiiioires  pour  servir  ä  1'  bistoire  de  la  Constitution  l'nigenitus 
1776 — ITQ.'i.  Periodico  in  4'^.  —  Nederlandsche  historie  veriatende  g-e.schiede- 
iiissen  der  nu  vereenigde  >'ederlan(len ,  inznuder  hood  die  van  Holland ,  van  de 
vroegste  tyden  af.  L'it  de  geloofwaniigste  sehryvers  en  egte  gedenkstakken 
samenge.steld  door  Jan  Wagenaar,  met  planten  en  karten.  Te  Amsterdam ,  by 
Johannes  Alleirt,  1790—1811,  vol.  XLVIII,  8«.  —  Les  oeuvres  de  Mess.  Charles 
Cabriel  de  Thubieres  de  Cayhis  ,  eveque  d' Auxcrre.  —  Cologiie ,  17J)1  — 1754, 
vol.  X.  8". 

2)  Itatavia  sacni  ,  sive  les  gestae  apostolicoruin  viroriim  qui  fidem  Bataviae  primi  in- 
tulei  Ulli,  in  duas  partes  divisa,  industria  et  studio  T.  S.  F.  H.  L.  H.  S.  T.  L.  P.  V.  T. 
—  Bruxellis,   per  Franciscuiu  Foppens,    1714,   fol. 

2  I  Biblia  saoi-a  dal  is  de  beilige  Sohril'tiier  \nn  bet  oude  en  nieuwe  Testament,  naer  de 
Isietste  roomsche  keure  der  gemeine  latynsehe  overzettingp,  in  nederduitsche  vertaald. 
Tot  Utrecht,  by  Cornelius  Giilielmiis  le  Fevre ,  1732,  vol.  II,  fol.  —  De  Bi.jliel 
«loor  beknopte  uitbreidingcn  en  oplii'lderende  aanmerkiiigen  verklaerd  door  .1.  van 
Nuys  Klinkenberg  en  Gi-r.  .loh.  Nahuys  ,  predikanten  te  Amsterdam.  —  Te  Am.ster- 
dam,  by  .lobaunes  Allart,   1780—1795,  vol.  XXVII,  S". 

*)   Le»  oeuvres  d"  Antoine  Arnaud.  —  I'ai  is.    1775 — 1782,  vol.  XLIX,  4<'. 

*)  Hesden  (van)  H.  Kerkelijko  bistorie  en  oul  heden  der  zeveu  vercenigde  pro- 
viiieien.   —   Leiden.    1752,    vol.  VI.    fol. 

*)  Magazin  voor  wctenscbappeii.  kiinslen  en  letleren,  verzameld  door  N.  Ct.  van  Kam- 
pen. Te  Amsterdam,  bij  P.  .Meyer  Wariier.s ,  1822  —  löIlO,  vol.  X,  8".  —  Onze 
tijd.  Merkwaardige  gebeurtenissen  onzer  agen  .  op  bet  gebied  van  Staatkunde, 
^e«chiedenis,   l»nd-  en  volkenkundf.   knnslen.   wetenschappen,  nijverheid  enz.  mits- 


I 


e  delle  societa  scienlifico-letterarie  della  Neerlandla.  dol 

6.  Bibl.  remonstrante. 

II  principio  della  biblioteca  data  dalT  anno  1664,  perche  la 
direzione  di  quella  chiesa  remoiistrante  acquistö  al  prezzo  di  1040 
fioi'ini  la  libreria  del  sig.  Hyttenbagandt,  che  morto  poco  prima 
avea  legato  alla  detta  chiesa  alcuni  de'  suoi  libri.  Non  appena  fon- 
data,  fu  essa  arricchita  colla  libreria  del  dotto  Beniannirio  Sopma, 
predicatore  della  stessa  confessione  a  Dokknm,  poi  a  Zegwaart  o 
Zoetermeer,  e  fiiialmente  a  Rotterdam  >)»  che  fu  acquistata  dalla 
direzione  pel  prezzo  di  40o  fiorini,  il  28  setternbre  1646. 

In  una    sala    e  due  stanze  delT  edificio  presso  la  chiesa   sono 
distribuiti  in  ordine  sistematico  i  libri,  sul  cui  dossale  leggesi  in  iin 
biglietto  a  stampa  il  numero  e  il  titolo  della  elasse,  nonche  il  nnmcro 
di  catalogazione.  Benche  non  oltrapassino  i  tremila,  vi  si  riscontratio 
opere  capitali,  collezioni  special!,  codici  manoscritti.  La  parte  biblica 
va  ricca  delle  poliglotte  complutense  (1514),  plantiniana  (1569), 
parisina  (164o),  londiiieiise  (1657).  Una  raccolta  miscellanea  falta 
nel  1789  di  323  diflerenti  opuscoli  di  storia  civile  e  naturale,  giuris- 
prudenza  e  bibliografia,   riferentesi  a  Rotterdam,  fu  ordinata  in  ses- 
santa  volumi  e  registrala  in  uno  speciale  catalogo.  Due  grandi  carto- 
lari  contengono  piü  di  200  ritratti  di  illustri  protestanti,  specialmente 
remonstranti.    Cento    codici  niss.  di  minor   Interesse  o  acquistati  a 
danaro,  o  procedenti  da  un  legato  di  A.  Helker,  risguardano  la  storia 
di  Rotterdam;   cinquanta   di  piü  dichiarata   importanza,    contenenti 
pure  autografi  di  Erminio  e  di  altri  celebri  remonstranti,  sono  cun- 
servati  sotto  piü  gelosa  custodia.  Tanto  qiielli  che  questi  non  sono 
compresi  nel  diligente  catalogo  2)  suddiviso  in  I.  Biblia  corumque 
versiones,  concordantiae ;  II.  Theologia  exegetica ;    111.    Theoloijia 
systematicaj  l\.  Theol.  historica ;  N .  Patres  apostolici;  \  I.  Tlieo- 


^'aders  levens-  eii  karaklersehetsen  van  veiiiiaarde  tijdg-iMiooten.   zan)eii<;es(eld  i'oor 

eeiie  veieeiiiging  >aii  lelteikuudigeii.  Aiiisteidaui,  gebroedeis  Diederich,  1848 — I8G(». 

vol.  XXIV,  8». 
1)   De  Heiiioiistraiitsilie  Bioedeiscliap.  Biographische  naamenlijsl  van  have  Professoren, 

preilikanten   eii  propoiienten   enz.   door  Joannes  Tideinan ,    \A'.\\.    Ihooi-.    luag.    liier. 

hniniin.,    dr.     predikant    te    llolterdarn.     Haarleiii  .     hij    de    ervcn    T.    Hohn.     18+7, 

p.  XII,  384,  8". 
'-)   Calalogus  van  de  theologische   bibliotheek   der  remoustrautsch-'ierelornieede  kerk 

te  Rotterdam,  opgeniaakt  door  J.  Titleiiiann.   —   Itrecht.   Keinink   on  zoüu.   1848, 

p.  20ä,  80. 
Sitzh.  d.  phil.-hist.  Cl.  XXXVIII.  Bd.  III.  Hit.  24 


352  Valentiiielli,    Delle  hiblioteche 

loijia  practica;  VII.  Miscellaiiea  thcol.    Fu  piibblicato  un  regola- 
meiito  in  un  fo^lietto  di  4  piigiiie. 

Benelie  sprovveduta  d'una  dotazione  ordinaria,  nuUostante  va 
la  biblioteca  accrescendosi  per  doni,  come  pure  per  acquisto  di 
qualche  nuova  opera  accreditata,  couseutito  dalla  comunitä. 

t.  Bibl.  reinonslraiite-reformata. 

Neil'  ammezzato  superiore  d'una  cappella  della  cbiesa  rnaggiore 
(groote  kerke)  protestante  di  s.  Lorenzo  e  un'  antica  raecolla  di 
libri  saeri,  assieurati  eon  catene  ad  una  sbarra  di  ferro,  in  maniera 
che  si  possano  trasportare  su  di  un  leggio,  posto  nel  mezzo  della 
stanza,  senza  staccarneli.  Questa  biblioteca  di  nessun  uso  odierno, 
deve  essere  ricordata  meno  pel  numero  e  pel  pregio  de'  libri  che 
per  la  singolarita  della  loro  collocazione,  propria  d'altronde  di  inolte 
hiblioteche,  negli  scorsi  secoli.  II  catalogo  *)  ormai  cosi  rare  a 
trovarsi,  che  fu  pagato  sei  fiorini  olandesi,  da  notizia  di  sei  codici 
mss.  di  poca  importanza,  e  divide  gli  stampati  nelle  seguenti  sezioni: 
a)  Biblia,  versiones,  concordantiae ;  b)  Commentarii;  c)  Vcteris 
ecäesiae  doctores;  d)  Scrlptores  ecclesiastici ;  e)  liecentiores 
romano-calholici ;  t)  Theo/ofji  protestantes ;  g)  IHstoriae  eccle- 
siasticae  scriptores,  aliique ;  li)  Historici  aiuque.  Mancano  al 
catalogo  alcuni  buoiii  classici  latini,  forse  importativi  posteriorn\eiite, 
come  pure  due  anlichi  manoscrilti  arabi  del  Corano,  portati  dalle 
Indie,  da  quel  governatore  generale  Maatsuiker.  —  Gettati  a  fascio 
co'  libri  sono  niolti  atti  di  aniniinistrazione  della  chiesa,  ivi  forse 
collocati  per  motivo  di  sicurezza,  dacche  a  sola  ripetuta  inchiesta 
del  forestiere  si  schiudono  quelle  soglie. 

Quaiito  all'  uso  della  biblioteca,  leggesi  nella  prefazione  stesa 
con  altica  eleganza:  „Viris  plurimum  venerandis  et  doctissimis, 
„literarumsacraruni  in  caetuRoterdamensium  refonnato  interpretibus, 
„caetcrisque  pastoribus  hanc  bibliolhecain  utendain  offerunt  et  prae- 
„bent  viri  arnplissinii  curandis  caetus  aedificiis  et  rei  familiaris 
„praefecti.  Nee  interceduiit  quo  minus  quibus  volupe  sit,  libros 
„domum  abducant,  diligentius  ibi  ac  coinmodius  perlegendos.  Ne 
„tarnen  hac  ratione  damnum  aliquando  bibiiothecae  inferalur,  libro- 


1)   Ciilalojjus    libroruiii    quos    compleclitur  hildiolliffa    |<uliliei)  iiil    aidem  s.   Lnureiitii, 
Kotei'uilanii.   Kxcuüubut  Jacobiis  vaii  liualeii  (Uoterodaini),   1814,   p.  24,   8". 


e  delle  sociela  scientifico-lelterario  della  Neerlandia.  OOo 

„rum  auferendorurn  inscriptiones,  addito  lectoris  nomine,  ipso 
„ablationis  die,  albo  inscribi  cupiunt,  ipsaque  volumina  qiiantocius, 
„saltem  qiiotannis  ante  mensem  aprilem  exeuntenn,  in  bibliothecam 
„remittenda  curari". 

S.  Bibl.  Arkeliana. 

Distinta  per  inolti  titoli  era  al  suo  tempo  la  biblioteea  del  pastore 
della  chiesa  remonstrante  Cornelio  van  Arkel  che  all'  amore  degli 
studj  teologiei  quello  associava  degli  archeologici.  Nel  piineipio  del 
secolo-scorso,  non  risparmi;iti(io  eura  e  dispendj,  raccolse  in  sua 
casa  (van  de  Noortzyde  van't  Haringvliet)  piü  che  quattromihi  opere, 
la  piü  parte  di  teologia  e  archeologia,  con  aicune  poche  compi-ese 
sotto  le  classi:  Juridici;  philosopln;  mathematici ;  medici;  liisto- 
rici  naturctles ;  geographici;  chronolofjici  et  historici;  hisloriu 
allegorica,  fabulosa,  emblematica,  sutyrica,  ficta;  poetae  yraeci, 
latini,  itali,  galli,  belgici;  orntores  et  epistologvaphi ,  lexico- 
graphi  et  Ubrorum  indices.  II  catalogo  erettone  i)  al  momento  della 
morte  del  possessore  per  la  vendita  all'  asta,  benche  accerini  a 
dispersione  di  una  splendida  biblioteea,  nullostante  ee  ne  conserva 
la  storia,  che  torna  pure  ad  onor  del  paese.  Vi  si  rinvengono  per 
entro  grandi  opere  che  al  valore  intrinseco  aggiungono  il  merito 
artistico,  libri  con  tavole,  atlanti,  classici  greci  e  latini  in  gran 
copia,  raccolte  di  dissertazioni  tcologiche  ed  archeologiche,  serie 
di  scritti  polemico-religiosi,  edizioni  di  gran  prezzo,  incunahnli 
rari  ä).  Le  lingue  pifi  frequenti  sono  l'olandese,  l'italiana,  la  fran- 
cese,  la  greca,  la  latina. 

L' Arkel  oltracciö  possedea  una  distinta  raccolta  numisinatica 
fatta  da  lui  stesso,  che  ne  stese  pure  il  catalogo.  Tale  raccolta  di 
monete  greche  e  romane  in  tutti  i  metalli,  era  acconjpagnata  da  una 
serie  di  oggetti  antichi,  idoletti,  vasi ,  utensili  ec. 


')  Bibliotheca  Aickeliana  continens  vaiios,  exquisitissimos  in  omni  stiidioruni  geiiere 
et  iing'ua  librüs,  quos  inter  iniprimis  exceUiint  theolo^iei,  antiqiiarii,  iiiKnisniatici, 
literatores,  historici,  poetae,  oiatores  ,  aliique  niisceUanei ,  i-omnuMulaliiles  innxlnie 
ab  editioniim  pra.'Stantia ,  raritate  et  nitoiis  elegantissiiiia  coiioinnitate,  qiios  oimies 
niulta  cum  industria  et  summa  cura  suis  usibus  coniparavit  et  congessit  vir  pluriin. 
revereiidus  et  doctiss.  dr.  Cornelius  van  Arkel,  ecclesia>  remoustraiilium  i|Uft>  colli- 
gitur  Hoterodami  (dum  viveret)  Pastor  tiilolissimus,  ut  et  verhi  divini  preco  faeun- 
dissimus.  tloruiii  luiblica  auctioue  fiet  ilistraclio  per  .loh.  Danieleni  Ueman.  mensibus 
maj.  et  nov.  172;>.  —  Hoterodami,  ap.  Joh.  Dan.  Bernau,  p.  'i7ü,  70,  S*". 

-)   Boccacii  genealogiae.   —  Veuetiis,   1473. 


354  Vnloiitinelli,    Delle  biblioteclie 

9.  Bibl.  del  clott.  O.  F.  F.  Orosliaiis. 

Qiiosto  distiiito  inedico  di  Rotterdam  raccolse  una  serie  d'opere 
relative  apli  studj  della  mediciiia,  che  quantiinque  non  olfrepassi  i 
4000  voliimi,  puö  chiamarsi  distinta.  La  distribuzione  sistematica 
negli  arinadj  fu  da  lui  fatta  coi  piü  niiniiti  dettagli,  perche  le  inser- 
zioni  successive  non  lo  ohbligassero  a  nuove  suddivisioni :  Biblio- 
grafia  —  Storia  della  mediciria  —  Storia  della  letteratura  —  Storia 
della  filosofia  —  Medici  antichi  con  versioni  e  commentarj  —  Colle- 
zione  di  dissertazioni  mediche  delT  Olaiida  —  Atti  di  societä  — 
Anatomia  —  Fisiologia  —  Etnogratia  —  Patologia  —  Terapeiitica 
generale  —  Patologia  speciale  —  Contagi  —  Feste  —  Epidemia  — 
Chirurgia  —  Ostetricia  —  Malattie  delle  donne  e  de'  fanciulli  — 
Oftalmia  —  Matcria  medica  —  Medicina  giudiziaria  —  Igiene  — 
Veterinaria  —  Botanica  —  Chimica.  II  Groshans  si  rivolse  con 
amore  speciale  alla  raccolta  delle  edizioni  d'Ippocrate  e  di  Celso. 
Cultore  non  della  sola  pratica,  ma  delle  teoriche  speculazioiii, 
coadinvö  la  pubblicazione  del  Plinio  di  Sillig  *)  che  qiiesti  percio 
dedicogli;  non  che  illiistro  la  storia  della  medicina  del  suo  paese  •}. 
Non  manca  la  biblioteca  di  opere  splendide,  fra  le  quali  la  storia 
naturale  delle  possessioni  neerlandesi  2),  accompagnata  da  ricca  scorla 
di  tavole  cromo-litograGche. 

Prima  Soeieta  proinotrice   <lel  1'  iiiiiesto  fiel 

vajiiolo. 

Questa  societä,  costituitasi  al  momento  della  scoperta  delT  in- 
nesto  del  vajuolo,  adotto  a  motte:  Ne  peslis  intret  vigila.  Essa 
appaleso  la  sua  operositä  con  parecchie  pubblicazioni  *). 


^)  C.  Pliiiii  S  e  c  u  II  d  i  Naturalis  liisloiiii-  lihri  XXXVII.  Recensuit  et  coinnientarils 
criticis  ,  indiciliusqiie  iiistriixit  Julius  Sillig.  —  Hiinibiirgi  et  Gotlia; ,  l{i.'>l, 
vol.  VIII,  8«. 

2)  llistoi'isclie  versliig  over  de  geiieeskundige  school  te  Rotterdam.  —  Rotterdam, 
1833,  80. 

3)  Verliaiideliiigeii  over  de  natui-lijke  g-eschiedenis  der  iiederlandsclie  olierzeesclie 
bezzitliiigen,  door  de  ledeii  der  natiirkundige  coiiiinissie  in  liidie,  eii  andere  sclirij- 
vers,  uitgegeven  op  last  van  den  koniiig',  door  C.  J.  Temiiiiner.  Leiden,  1839 — 1844, 
vol.  III,  fol. 

*)  De  ineiiting'  der  Kiiid('i'p<ikj<>s  ec.,  door  een  geiiees-  en  heelkiindig  genoolscliap  te 
Rotlerdain.  Rotterdam,  17.')",  8**.  —  Hei  Rotlerdaiiische  (ieiiootscliap  ter  bevor- 
diiiiig  van  de  Koepok-Ineiiting  Se  peatis  intret  vigila.  Verhandelingen.  Rotterdam, 
1808,  80. 


i 


e  delle  societä  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  o5o 


Delft  —  Tablae  Batavorum,  Delfi,  Delphi,  lat. 

t.    Istituto  reale   neerlandese   cle^li   ig^e^neri 

o  politeeiiico. 

Le  condizioni  singolari  della  Neerlandia,  il  eiii  suolo  e  contiiiua- 
nieiite  minacciato  dalT  invasione  delle  aeqiie,  chiedeano  all'  idraulica 
apparecehio  di  grandi  mezzi  a  lottare  contro  l'ineessarite  pericolo. 
Perciü  gli  studj  delle  matematiehe  applicati  ai  lavori  di  dune,  dighe, 
canali,  arginature,  ponti,  chiuse,  crebbero  a  tanto  splendore  che  le 
altre    nazioni   presero  ad    esempio  le  meraviglie    di   que'   grandios! 
operati.    Era  quindi  dicevole  che  una  societä  patria  ne  rappresen- 
tasse  la  dignitä  e  la  eccellenza.  Non  fu  pero  che  nel  1847  che  il 
principe  d' Orange,  ora  Guglielmo  III,  fondo  a  Delft  Tistituto  reale 
degli  ingegneri,  collo  scopo  di  favorire  il  progresso  di  tutto  cio  che 
si  riferisce  al  sapere  teorico  e  pratico  degli  ingegneri  civili  e  militari. 
Per   quanto   ho   osservato,   e  ben   chiaro  che  Tistituto  s'occupa  a 
preferenza  delle  opere  idrauliche  (Waterstaat)  estendendosi  al  geiiio 
civile,  militare  e  marittimo.  Alla  fondazione  delT  istituto  s'accom- 
pagno  quella  del   convitto  pegli  allievi  i  quali,  terminato  in  questo 
politecnico    i  loro   studj,   ricevono   un  diploma  di    abilitazione   per 
essere  impiegati  nelle  Indie.  L'istituto  contava  nel  1858  212  allievi. 
I  membri  distribuiti  in  ordinarj,  straordinarj ,  onorarj  sommano 
a  400,    70  de'  quali   risiedono  alle  Indie   orientali,    forniando   una 
suddivisione    deif   istituto.    Gli    ordinarj    pagano   una   contribuzione 
annua  di  20  fiorini,  gli  straordinarj  di  dieci.  L' istituto  limitato  alle 
sole  sue  forze,   dispone   annualniente  della  sonima  di  7000  fiorini, 
che  eroga  nella  pubblicazione  di  atti  e  memorie  iniportanti.  La  serie 
degli  atti,  in  7  volumi  *)  contiene  memorie  e  dissertazioni  accreditate 
di    membri    o    di    dotti    nazionali  e  stranieri.   Una  seconda   serie  di 
scrilti  -)  da  estratti  di  giornali  stranieri,  pubblicati  ad  uso  de'  membri, 
per  far  loro  conoscere  il  progresso  della  scienza  fuori  della  Neer- 


')   Verhandeliiigen  viiii  liet  koiiinklijk  Nederlniidsch  Iiistitiiiit  \iiii  In^enioiirs.  1848 — ISiiö. 

—  "s  Graveilhajfe,    1848— l8;;o,  vol.  III,   8";   18öl  — 1S.';7,   vol.  IV,  8^*. 

>)    Uitti-fksels   iiit   vreciiide   lijil.schrifteii   voor  ilü   loileii  van  het  koiiiiikigk  In.slitiiut  van 

Ingonieurs,    1851  —  18Ö7.  —  '.s  tiraviMiliHtfi',    ISÖ'i— 1857,   4". 


356  Valentinel  li,   Delle  biblioteche 

landia.  E  rilevjita  l'iinportanz;!  della  istituzione  da  un  annuario  ') 
ad  uso  dcgli  ingegneri,  in  ciii  si  da  rapporfo  sulle  sedute  fissate  a 
cinque  per  anno,  e  da  una  raccolta  di  regolamenti,  determinazioni, 
traltazioni  ec.  delT  istituto  2). 

Va  unita  all'  istituto  una  biblioteca  di  formazione  contemporanea 
all"  origine  della  soeietä,  dacehe  Tantica  delP  aecademia  militare 
soppressa,  fu  trasportiita  nel  1828  all'  aecademia  militare  di  Breda. 
Beuche  mancante  di  piopria  dotazione,  ricavi  i  mezzi  d'  incremento 
dai  soli  fondi  limitati  dell'  aecademia,  nnllostante  arriechissi  ben  pre- 
sto, anche  pel  deposito  dei  libri  mandatile  dalla  soppressa  biblioteca 
universitaria  di  Franeker,  se  nel  1856  pubbliconne  un  catalogos),  re- 
datto  a  dir  vero  con  poco  sapere  bibliografico.Quella  piccola  collezione 
era  allora  divisa  in:  1,  scienze  esatte;  2.  astronomia;  3.  scienze 
naturali;  4.  chimica  ;  5.  architettura;  6.  cosiruzioni  navali;7.idraulica; 
8.  meccanica  ed  industria;  9.  scienze  militari;  10.  storia;  11.  stati- 
stica  e  scienze  economiehe;  12.  geografia ;  13.  annuarj;  14.  iingue; 
13.  memorie  scientifiche;  16.  cataiogbi  di  libri.  Fu  fatta  conoscere 
con  ispeciale  catalogo  ragionato  la  raccolta  di  carte  geograficbe  e 
piani  topografici*).  A  questi  ultinii  anni  la  biblioteca  ebbe  uno  sviluppo 
ineraviglioso,  merce  le  eure  ainorevoli  di  quel  bibliotecario  dott. 
Buddiugh,  professore  delT  aecademia.  II  numero  de'  volumi  si  elevö  a 
20000.  Da  piü  ehe  cento  giornali  neerlandesi,  francesi,  tedeschi, 
americani,  di  matematica  e  fisica,  di  tecnologia,  di  linguistica  sono 
esposti  nelle  tre  sale  della  biblioteca,  Tuiia  delle  quali  e  eonsecrata 
interamente  all'  industria.  Ricca  oltremodo  e  la  partita  della  letteratura 
Orientale.  La  piü  parte  di  duecento  manoscritti  orientali  quivi  esistenti 
fu  regalata  dal  govcrno:  venti  ne  aggiunse  di  recente  il  console  neer- 
landese  in  China,  Serin  van  Basel.  Molte  sono  ivi  le  opere  moderne  ad 
avviare  gli  studiosi  delle  Iingue  malaiche,  del  Macassar,  del  Giappone; 
grammatiche,  dizionarj,  cresfoniazie  dei  dottori  T.  Roorda,  I.  J.  de 


•)  Ja.irLoekje.   —   's  Giaveiihage,   1852—1860,   vol  IX,   18°. 

■')   Koniriklijk   liislituiil  van   Ingeiiiems  van   31.  Aug.  1847  tot  8.  Mei  1849,  80. 

3)   Catalogus  van   der   lioekeii    vooihainieii   in   de  ßibliotheek  van   liet  koniiik.  Insliluut 

van  Ingenieurs,    184G.     —    le  's  Giavenliage,  bij  gebroeders  J.  en  H.  van  Langen- 

buysen,    I8ä6,  p.  51,   80. 
•»)  IU'|»eiloii e  de  Carle«  ,    publie  par  I'  luslitut  Itoyal  des  Ingenieurs  Ne'erlandais.    — 

La  llaye,    1854—1857,    80.     I  priini    tre  faseicoli  coatengono   Carte   dell' linpero 

ausiriacn,   i  4 — G   pmlano   I' iiililolazione :  Hepertoire  des  Cartcs  de  l' Empire  fran- 

i'fis,  puhlie  cc. 


e  delle  societst  scientifico-Ielterarie  flella  Neerlandia.  «>57 

Hollander,  A.  Meursinge,  R.  F.  Matthes,  professori  delle  accademie 
di  Delft  e  di  Breda.  Distribuiti  in  tre  aimadj  sono  1500  volumi  che 
si  riportano  al  solo  possedimento  coloniale  di  Java. 

Depo  la  pubblicazione  del  catalogo  sistematieo  1856,  si  eressero 
due  eataloghi  a  penna,  alfabetico  e  sistematieo,  qiiello  a  schede,  que- 
sto  in  tre  volumi  in  f.,  il  terzo  de'  quali  si  riporta  alle  sole  colonie. 
Credo  prezzo  d'opera  oiTerirne  lo  schema.  Vol.  I.  1.  Scienze  ed  arti  in 
genere.  2.  Scienze  esatte  e  filosofiche.  3.  Matematiche.  4.  Pesi  e 
misure.  5.  Astronomia  e  marina.  6.  Scienze  fisiche  in  genere.  7.  Fisica. 
8.  Fisica  e  chimica.  9.  Chimica.  10.  Storia  naturale.  11.  Geologia  e 
geognosia.  12.  Mineralogia.  13.  Botanica.  14.  Zoologia.  Vol.  II. 
15.  Industria.  16.  Scienze  economiche  e  statistica.  17.  Tecnologia. 
18.  C^mmercio.  19.  Agricoltura.  20.  Genio  in  generale.  21.  Architet- 
tura.  22.  Meccanica.  23.  Idraulica  e  ferrovie.  24.  Genio  miiitare. 
25.  Mineralogia.  26.  Costruzioni  rurali  i)-  27.  Storia.  28.  Geografia  e 
topografia.  29.  Linguistica  e  letteratura.  30.  Leggi  e  ordinanze. 
31.  Miscellanea.  Vol.  III.  Appendice.  Colonie  Neerlandesi.  1.  Asia; 
a)  lingua,  b)  etnografia ,  c)  viaggi,  d)  lingue  di  Java,  e)  lingue 
malaiche,  f)  lingue  differenti  orientali,  g)  storia,  h)  opuscoli. 
2.  Africa;  a)  Capo  diBuona  Speranza,  b)  coste  di  Guinea.  3.  America; 
a)  America  meridion.,  b)  America  settentrion.  4.  Appendici;  a)  do- 
minazione  portoghese  e  spagnuola  in  Asia,  bj  colonie  inglesi  in  Asia, 
c)  miscellanea. 

!3.   Istituto    reale  di    liiigiii.<$tica  e  d' etnografia 
per  le  Iiidie   neerlandesi. 

Le  ricerche  d'ogni  maniera  imprese  ad  illustrare  la  lingui- 
stica e  Tetnografia  delle  colonie  neerlandesi,  determinarono  la  fonda- 
zione  di  questo  istituto  che,  posto  sotto  il  patronato  del  re,  tenne  la 
sua  prima  seduta  il  4  giujjno  1851.  Oltre  a  trecento  membri  ordi- 
narj  obbligati  ad  una  piccola  contribiizione  annua,  conta  essa  de' 
membri  donanti,  quali  sono,  a  modo  d'esempio  i  principi  della  casa 
regnante,  Federico  ed  Enrico,  e  la  societä  di  couunercio  d'Amstordaiu. 

La  scienza  assai  si  ripromette  dalle  instancabili  ricerche  geo- 
grafiche,  etuografiche,  fisiche,  alf   uopo  istituite  sulle  regioni  tropi- 


1)   (JuHsta   [larte   <li   stiulio   fii   da  |»oeo  lemiio  inlrodotla   nell"  iiisc-iiiaiiuMilo   acoadoinico, 
uiide  a   tale  scopo   tu   pure  iiicuuiiiK'iuta  uua   rarioUii  ili   inoilelli. 


358 


Va  len  ti  n  el  I  i,   Delle  biblioteche 


call.  L'isliliito  iiifiitti  noii  limitossi  soltanto  ylla  pubblicazioiie  d'  un 
giornale  «),  ma  imprese  eziandio  qiiella  d'una  serie  di  opere  illustraiiti 
la  geogralia  e  Tetiiografia  delie  isule  dell'  arcipelago  iiidiaiios). 

3.  Bibl.  di  s.  Barbara. 

Fra  i  manoscritti  della  reale  dell*  Aja  conservasi  un  codicetto 
membranaceo  di  iiove  fogli,  sei  dei  qiiaii  scritti  da.una  sola  manu  de! 
secolo  decimoquinlo,  contengono  il  catalogo  della  biblioteca  di 
S.Barbara,  la  cui  fondazione  e  di  poco  posteriore  a  quella  del  convento. 

11  movimento  religiöse  propagatosi  nelP  intera  Neerlandia  dalla 
istituzione  di  Gerardo  Magno,  moltiplicö,  come  ho  notato  nel  proemio, 
le  case  di  chi  attendeva  a  dilTondere  la  nova  o  moderna  devocio  in 
terra  nosfra.  Perciö  sullo  scorcio  di  quel  secolo  ebbe  origine  il  delto 
convento  feniminile,  che  in  pochi  anni  divenne  uno  de'  piü  cospicui. 
Quelle  suore  in  communione  viventes  esercitarono,  perche  uscite 
dal  popolo,  una  meravigliosa  influenza  sul  paese  che  informarono,  col 
mezzo  delle  allieve  poste  alla  direzione  di  altre  case  divote,  delio 
zelo  d'  una  elevata  coltura  e  d'  una  specchiata  nioralita.  Percio  una 
delle  prime  lor  eure,  dietro  lo  spirito  dell'  istitutore,  era  di  nioltipii- 


1)  Bijilrageii  tot  de  Taal-,  Laud-  en  Volkenkunde  van  Neerlaiidsch  Indie.  Tijdschrift 
van  het  lioiiiiiklijk  lustituut  voor  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Neerlaudsch 
Indie.  's  Gravenhag:e,  1833—1860,  vol.  IV,  8».  —  Lo  slesso  giornale.  Nuova 
Serie.   Amsterdam  e  Batavia,   1836,   8". 

*)  aj  Borneo.  Besehiijving  van  het  stioonigebied  van  de  Barito  en  reizen  längs  eenige 
voornanie  rivieren  van  het  Ziiidooslelijk  gedeelte  van  dat  eiland,  door  C.  A.  L.  .M. 
Schwaner,  op  last  van  het  Goii\erneiiieiit  van  Neerlandsch  Indie  gedaan  in  de 
jaren   1843—1847.   Anislerdam,    1803—1834,   vol.  II,  S». 

b)  ßanka ,  .Malaka  en  Billiton.  Verslagen  van  J.  H.  Croockeril.  's  Gravenhage, 
18S2,  80. 

c)  Kilab  Foehbah.  .lavaanscb-Mahominedaanseh  Wetboek ,  uilgegeven  door  M'.S. 
Keijzer.  Doctnr  ec.  Leeraan  in  de  Taal,  Land-  en  Volkenkunde  van  Neerlandsch-Indie, 
aan  de  kon.  Akad  tu  Dellt    Te  's  Gravenhage,   1833,  p.  VI,  248,  8". 

dj  Reize  rondom  bet  eiland  Celebes  en  naar  eenige  der  Mulucksche  eilanden,  ge- 
daan in  den  jare  18Ö0,  door  Z.  M.  Schepen  van  oorlog  Arge  en  Bromo,  onder  bevel 
van   C.  van  der  Hart  —  's  Gravenhage,   18S4,  8". 

e)  Reizen  tn  onderzoeklgen  in  Sumatra  in  de  jaren  1833—  1833  door  S.  .Muller  en 
L.  Ilornei-  —  's  Gravenhage,  1853,  W". 

fj  .Müller  S.  Reizen  en  onderzoekingen  in  den  IndiM-lien  Arehipel,  gedaan  oh  last  der 
Nederlanilsehe  hidisihe  Regering,  tussohen  dejaren  1828  en  I83C.  Nieuwe  uitga\e,  met 
verbeleringen  door  den  Schrijver.  Amsterdam,  1837,  vol.  II,  S".  AI  primo  volume 
dell'  opera  va  ngoinnlo  il  Reglement  van  het  koninklijk  Instilnut  ec. 
goedge  keurd  en  l.ik  raiht  iy  d  door  Z.  .M.  den  K  oning,  den  6.  J  n  lij  1836. 


I 


c  delle  societ»  scientifico-letterarie  della  Ncerlandia.  3 59 

care  colla  trascrizione  quelle  opere  che  doveano  servire  cos'i  al  nodri- 
monto  i^iornaliero  delT  anima  che  all'istriizione  nel  sapere  del  tempo. 
Era  quiiidi  necess  ario  che  avessero  uria  hihlioteca,  che  a  gioini  noslr 
sarohbesi  detta  bib  lioteca-modello.  La  fondazione  di  questa  non  monta 
oltre  il  1418,  anno  in  cui  quella  pia  associazione  adotto  la  terza  regola 
di  s.  Francesco  e  fu  inscritta  nel  capitolo  d' Utrecht.  Quel  catalogo  di 
cento  novearticoli ,  numero  rilevantea  quel  tempo,  comincia:  „Dit  sijn 
die  stiidiorboeken  ,  die  in  die  liberie  hören  int  convent  van  sinte 
Barbaren  binnen  Delft  besloten  in  Hollant":  i  libri  che  vi  si  com- 
prendono  possono  dividersi  in  nove  classi :  1.  Bibliea;  2.  V^ita  di  Gesü 
epassionarj;  3.  Sermoni;  4.  Scritti  apocalittici;  5.  Patristica;  6.  Mi- 
stica  ed  ascetica;  7.  Romanzi  religiosi;  8.  Miscellanea.  Dietro  agli 
statuti  deir  ordine  i),  una  terziaria  ne  vegliava  la  custodia  e  rego- 
lavane  V  uso  in  base  a  prescrizioni  2) ,  che  pajono  un  portato  del 
nostro  tempo. 

Del  resto  il  catalogo  del  codicetto  delT  Aja  diede  argomento  a 
un  interessante  lavoros),  pubblieato  dalT  Accademia  Reale  delle 
Scienze  d' Amsterdam,  nel  quale  il  dotto  W.  Moll,  poi  ch' ebbe 
scorso  gran  parte  di  storia  dell'  ordine  religiöse  creato  du  Gerardo 
Magno,  soggetta  a  sottile  analisi  quella  biblioteca,  e  porge  dettagliato 
conto  d'  ogni  opera,  rilevando  il  nome  ed  il  merito  degli  autori. 
Con  questa  memoria  egli  arricclu  la  letteratura  olandese  coli'  indi- 
cazione  di  opere  non  conosciute,  lieve  conforto,  se  non  puö  aversi 
il  libro,  ma  che  pure  anima  alla  ricerca  i  piü  volonterosi. 

4.  Bibl.  del  ^iiinasio. 

Era  altra  volta  occupato  dal  pubblico  ginnasio  1'  ediflcio  ora 
convertito  a  caserma  militare,  di  fronte  alla  chiesa  maggiore.  II  viag- 


')  statuta  fratnini  et  sororum  ordinis  s.  Franoisci,  de  poenitencia  niinciipati,  in  civi- 
tate  et  dyocesi  'l'ritjecteasi  in  coaimuni  vita  degeiiliiini.  —  Codife  inss.  presso 
W.  Moll. 

2)  „Gustos  libroi'um  dili^enler  prospiciat  ,  ne  lihri  niaculentur  seu  Itedantur,  et  in  con- 
cedendo  provideat  ne  perdantur.  Et  si  qui  conu|iti  seu  incorrecti  fuerint,  stndeat, 
si  facultas  ail'uerit,  per  se  vel  per  aliuni  eniend:ire,  et  cum  niag'nu  dlii<;en(ia  pi-ie- 
cipue  videat ,  seeunduin  consiliuin  ministri ,  iiiiod  liliri.  sive  siut  in  latiuo  vel  in 
vulgaii  consciihencli.  sint  catluilici  el  lieiie  traiis];ili  et  non  lialie;int  in  verliis  pio- 
phannni   el   aliUNJN  um   inoduin."    Cap.   de  custodia  librorum. 

3j  De  boekerij  van  liet  st.  ßailiara-klooster  te  Delft,  in  de  tweede  helft  der  vgfliende 
eeuvv.  Eene  bijdra-ji'  tot  de  Geseliiedenis  der  nn"ddeleeu\vselie  letlorkunde  iu  Nedor- 
laiid,   door  W.  .Moll.   —   Amsleidam,   C.  G.  van  der  Post.    1857,   p.  6t».   4". 


360  Valentinelli,    Delle  biblioteclie 

giatore  che  v'entra  riverente  a  visitare  il  sito  ove  fu  ucciso  Giiglielmo 
il  tncihtrno,  ne  legge  ancora  snlla  porta  d'  ingresso  Gi/mtiasium 
Delphcuse.  Ivi  al  principio  del  secolo  scorso  conservavasi  in  sei  grandi 
armadj  nna  sufTieiente  scorta  di  libri  che,  ad  uso  de'  professori  e  degli 
studenti,  era  divisa  in:  1.  theologi;  2.  juridici;  3.  medici  et  pliilo- 
sophi;  4.  mnthemntici  et  physici;  5.  historici;  6.  antiqnitatis 
scriptores,  nnmismatici,  glossographi ;  7.  Scriptores  priscl  grceco- 
latini;  8.  Geogruphi;  9.  Miscellanci.  Ora  benche  J.  C.  Schröder, 
Scholoe  delphensis  rector  et  collegii  litterarii  moderator  ne  con- 
servasse  a  posteri  la  memoria  con  opportune  catalogo  i)»  nossuno 
Seppe  darmi  notizia  soddisfacente  sulla  disposizione  di  quella  biblio- 
teca  ehe,  dietro  alcuni,  pare  siasi  illegalmente  venduta  sulla  fine  del 
secolo  scorso. 

5.  Bibl.  Berekel. 

Per  numero  di  libri  e  varietä  di  soggetti  trattati ,  segnalavasi  fra 
le  distinte  nel  secolo  decimottavo  la  biblioteca  del  dott.  Guglielmo 
van  Berekel ,  consigliere  e  borgomastro  di  Delft.  Ripartita  in  leolo- 
gia,  giurisprudenza,  filosofia,  medicina,  cronologia,  storia  naturale, 
poesia,  storia  civile,  descrizioni  e  viaggi,  miscellanee,  contava  da 
verso  a  10000  opere.  Or  questa  condivise  la  sorte  con  cento  altre, 
dacche  alla  morte  del  proprietario,  fu  aggiudicata  in  dettaglio  ai 
migliori  offerenti,  nelf  asta  tenutane  1' aprile  1771  2)- 


*)  Catalogus  bililiotliecte  collegii  literarii  giinnusii  delphensis.  —  Delphis,  «pud  Ädria- 
iiiiiii  IK-iiiaii,   ordinär,  civilat.  tjpogr.,    1721,   p.  88,  4". 

2)  Calalogiis  vaii  eet  uilmuntende  wcltjecoiiditioneeide  Veizameling;  van  Iioeken  in 
vi'lerlei  lalen  en  welenscliappen,  als  (ioodgeleerde,  Itei-htsgeleerde,  Philosophische, 
Medicynische  ,  Chronologische,  Natuurkundige  ,  Üichtkundige ,  Historische,  Keis- 
hcscliryvingen  ,  cn  Meiigelwerküii ,  waar  in  iiitniiiiiten  veele  sfhoeiie  en  kostliare 
Werken,  als  de  Pliicaallioeken  v;in  laaiiw  en  sohelles,  spcrete  en  resuliitien  der  Stalen 
van  Holland!,  van  16.')3  tot  1727,  seven  Declen  ee.  initsgaders  een  extra  groote 
en  schoone  Colleclie  van  otide  en  rare  toneelspeeleu,  nieet  beste  drnkken-,  inige- 
lyks  ecnige  cnrieuse  Snaphaanun,  l'istoulen  ec.,  alles  nagelaleni  door  wyleii  den 
lleei-  en  "Slv.  Willem  van  Berekel ,  in  leeven  Itaadt  en  de  Burgetneester  der  Stad 
Üi-irt.   —   Te  Drill,   l.y  r.  van  (;r:ie\venhiian  en  M.  Stack,  p.  302,  40. 


e  delle  societA  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  obl 


Guda  ital.  —  Goudae,  Gouda  lat  —  Gouda,  Ter-Gouw, 
Tergow  oland.  —  Gouw  ted. 

Bibl.  civiea. 

La  creazione  di  questa  risale  a  primi  anni  del  secolo  XVI,  quando 
Rodolfo  Janszon  legö  la  sua  iutera  lihreria  a  qriella  chiesa  i)-  Pin 
tardi  ne  imitö  resempio  Giovanni  S'.inzio,  iicenziato  di  teologia,  legan- 
dole  i  suüi  übri  nel  15S4.  Avveniita  la  riforma,  il  consiglio  di  cittä 
avvocö  a  se  tutti  i  libri  della  cattedrale  e  dei  monasterj  soppressi, 
dando  per  tal  maniera  origine  alla  biblioteca  civiea  o  pubblica ,  la 
quäle  seguitö  a  conservarsi  nel  luogo  primitivo,  cioe  nelia  pai'te 
superiore  d'una  capella  della  cattedrale.  La  storia  di  Guda  2)  ricorda 
pure,  posteriormente  alla  riforma  politico-religiosa  delP  Gianda,  i 
doni  di  Arminio  Jacobszoon  Bly,  monaco  regolare  di  Stein,  nel  lo99; 
Cornelio  Leonardi  detto  Casano,  vicario  della  cattedrale  e  notajo, 
nel  1611 ;  Guglielnno  de  Swaen,  paroco  di  s.  Giovanni  Battista  3).  E 
duopo  pero  convenire  che  cosi  i  donativi,  come  gli  spogli  de'  mona- 
sterj dovessero  essere  ben  poca  cosa,  oppure  siansi  fatte  forti  sot- 
trazloni  di  libri  nel  decorso  del  tempo,  se  nel  catalogo  pubblicato 
alla  fine  del  secolo  scorso*)  non  si  annoverano  che  600  opere  incirca, 
ripartite  nelle  classi  theologici,  iurulici,  medici,  miscellanei,  e  novo 
soli  codici  manoscritti.  Eppure  i  curatori  aveano  riconosciuto  l'im- 
portanza  di  questo  istituto,  dacchc  fin  dal  2  gennajo  1683  ne  aveano 
dato  un  regolamento  =^),  che  precede  il  detto  catalogo  a  stampa.  Per 
dare  appoggio  al  sospetto,  gioverebbe  porlo  a  confroiito  con  quello 
pubblicato  molto  avanti »),  che  non  ho  potuto  vedere. 


')  „Riidolphus  Jonnnis   filitis  ,    mnnocliodaiiiensis  vice    pastor  urbis  goudansE ,    (Jouda> 

oliiit  19  iiilii   1546 Prima  insuper  bibliotheca;  Goudaj  iiistruend®  fundanienia 

iecit  ad  quam  et  libros  complures  contulit."   Batavia  saei'a.  —  Briixellis,   1714,  p.  tSl. 

«)   rjescliiyving  der  stad   Gouda.  —Tot  Gouda  (1713),  4". 

■*)  „Postquain  Guilielmus  de  Swaen  iuooiis  suis,  uiiiiis  fere  triginta  novem  deserviissel 
e  vita  decessit  13  iulii  ann.  1673,  relictis  ex  testanieiito  ecclesisB  ac  successori 
ecclesiastica  supelleetile  ac   lihroriiin   tlieca."   Batavia  sacra,  p.   183. 

*)  Bibliothecae  goudaiia;  piibblicae  catalogus.  —  Goudaj  ,  typis  Wouteri  Verblaauw, 
civil,  typogr.  I'TOS,  p.  80,  40. 

*)  Ordoiinantie  wcgeus  de  Librye. 

'•)   Catalogus  bililiotlieca!  goudame.   —  Gouda",   1766,   t'ol. 


362  Valentinen;,  Delle  bibliotecbe 

Migliore  che  la  passata  e  la  condizione  presente  della  biblioteca. 
Notevole  incremento  ricevettero  le  classi  della  patristica,  di  lette- 
ratura,  di  storia,  e  priiicipalmente  quella  di  storia  delT Gianda,  ma 
singolarmente  di  Guda.  Anco  riinpoitanza  n'e  degnamente  ricono- 
sciuta,  dal  magistrato  civico,  dacclie  vi  deputi)  alla  custodia  un  collegio 
ora  composto  dei  signori  Kamper,  V.  D.  M.  Fortman,  dott.  Terpitra 
rettore  del  ginnasio,  e  dott.  Roorchoom,  intilolati  mngistri  librornm. 
ed  un  bibliotecario  col  nome  di  custode,  il  sig.  Hyinales.  I  mezzi  di 
provvedimento  peio  sono  poveri  assai,  nou  conti-ibuendo  la  cittä  che 
cinquanta  fiorini  annui  per  l'acquisto  di  libri,  fissato  al  custode  l'emo- 
luniento  annuo  di  pure  cinquanta  fiorini.    E  perciö  forse  che  non  gli 
si  impose  altro  carico  che  di  aprire  la  biblioteca  il  solo  mercoledl, 
dal  mezzogiorno  alle  due  pomeridiane,   restando  pero  l'arbitrio  ai 
cittadini,   di  prendere  libri  a  prestito,  a  breve  lasso  di  tempo.   Altra 
fönte  d' increnfiento  della  biblioteca  e  il  reddito  fluttuante  di  un  pic- 
colo  capitale  fondato  a  suo  beneficio.  In  onta  a  tutto  ciö,  la  biblioteca 
ricordata  con  doni  da  parecchi,  fra  quali  trovo  memoria  di  A.  Verryst, 
crebbe  al  nuniero  di  oltre  5000  volumi.  Alcune  recenti  opere  sono 
acquistate  coi  tenui  fondi  ricordati;  altre  con  qualche  giunta  straor- 
dinaria  fatta  dalla  cittä,  nelle  occasioni  di  aste  librarie,  frequentissime 
nella  non  lontana  Amsterdam.  In  uno  scrignetto  a  parte,  inscritto: 
praesidentiale  käst,  si  contengono  i  pochi   codici  manoscritti  e  le 
edizioni   di  Gerardo    Leu,   stampatore   di    Guda   dal    1472   in   poi; 
parecchie  opere  a  stampa,  non  che  aicuni  autografi  di  Erasmo  di  Rot- 
terdam, che  fu,  secondo  la  leggenda  di  un  bassorilievo  policromo  in 
terra  cotta,  che  ne  presenta  Teffigie,  Goudae  concepfus,  Roterodami 
maus:   questi  scritti  datano  da  Basilea  (1522  —  1523).  Fra  i  mano- 
scritti devono  ricordarsi  una  bibbia  e  un  libro  di  salmi  del  secolo  XVI 
con  iniziali  dorate,  e  alcune  cronache.   V'hanno  riunite  pergamene 
e  carte  archivali.  I  libri  portano  sul  frontispizio  Timpronta  dello  scudo 
tripartito  della  cittä,  colla  divisa  Per   aspera  ad  astra,  c  intorno 
Goudse  Libry. 


e  delle  societa  scienlifico-letterarie  della  Neerlandia.  OVO 


Dordrecht,  Dort  —  Dordracuni,  Dordrechtum  lat. 

1.  Bibl.  Rüthers. 

Godea  fama  di  distinta,  al  principio  del  secolo  decimosettimo, 
la  biblioteca  di  Giano  Rutgers  di  Dordrecht,  consigliere  ed  amba- 
sciatore  di  Gustave  II  di  Svezia.  Ora  quella  scelta  collezione  di  libri 
d' ogni  scienza,  e  delle  migliori  edizioni,  alla  morte  dell'  egregio 
proprietario,  fu  posta  all'  incanto  in  Leida  dagli  Elzeviri  i). 

3.  Bibl.  Albina. 

II  dottore  in  legge  Giano  Albino  di  Dordrecht  avea,  con  eure 
infinite,  raccolto  non  della  sola  Neerlandia,  ma  eziandio  d'  altre  parti 
d' Europa  una  scelta  copia  di  libri,  posta  in  vendita  alla  sua  morte. 
II  titolo  del  catalogo  allora  pubblicatone  2)  ne  vale  una  dettagliata 
descrizione.  I  codici  manoscritti  montavano  circa  a  trecento  e  conte- 
neano  cronache  antiche,  legislazione  statutaria,  classici  greci  e  latini, 
polemiche  religiöse;  gli  stampati  oltrepassano  i  seimila  volumi,  fra 
quali  molte  buone  edizioni  del  secolo  XV,  e  degli  Aldi  di  Venezia. 

3.  Bibl.  civica. 

Quantunque  le  memorie  di  Dordrecht  ricordino  una  biblioteca 
della  citia,  difficilmente  potrebbe  ora  assegnarsi  il  luogo  ove  esisteva. 


1)  Ciitalogus  bibliothecae  nobilissimi  amplissiniiqiie  viri  .laiii  Rutgersii  Dorilraceiii, 
Serenissimi  potentissiini ,  ac  invictissimi  Svecorum  ec.  reg:is  Gustavi  II.  coiisiliarii 
et  oratoris,  qua;  in  »dihus  Elzevirianis  divendentiir  mense  .  .  .  die  .  .  .  Luj;duiii 
Batavoruin,  ex   officiua  Kiieviriana,   16Ü0,  4'*. 

2)  Catalogus  exqiiisitissiinorum  ,  raroqiie  occuientiiini  iiljronim  .  in  omni  sludiüruni 
genere,  lacultiite  et  lingua,  inter  quos  excellunt  patres,  liistorici  ,  lileiMtoies, 
antiquaiii  et  nuniismatici ,  tarn  manusoripti  quam  impressi,  ut  et  nuilti  a  Jaiio 
Parihasio,  JosephoScaligero,  Cl.  Salmasio,  FulviuL'rsino,  Ni- 
coiao Rigaitio,  Daniele  et  Nicoiao  Heinsiis,  aliisque  viris  doclissimis 
emendati.  et  eorum  manibns  notati.  Collectio  pliirimarum  et  raiissimanim  iconiim, 
labularuniqiie  chartacearum,  ab  excellentissimis  in  Callia,  Belgio  et  Italia  prwser- 
tim,  artilicibiis  delineatiiriim.  Vironim  illuslriiim  efligies.  Item  tbesauiiis  veterum 
numisinatuni  antiquonim  ,  hitinonim  et  yraH-uruin  ,  tarn  auieoruin  ,  argenleuiiini, 
quam  eei-eorum  omnis  magnitudinis,  optiine  conservatorum.  Omni«  ex  variis  regio- 
nibus,  assiduo  labore,  ac  studio  colleeta  a  viro  amplissimo  Jano  Albino  i.  u.  d.  — 
Dordiaci,   apud  Coruelium   Willegaerts,    lÜ9ü,  p.  oö'i,  70,   6". 


I 


364  V  :i  Ion  ti  ne  Mi.   Delle  bihlioteche 

daccho  In  sala  del  palazzo  civico  in  cui  era  deposta,  da  molti  aniii 
era  coiisecrata  ad  iiso  di  puhhlici  divcrtiinenti.  Ora  ne  fu  tolta  ogni 
tiaccia  dalle  recenti  costruzioni  iniialzafe  in  quel  sito.  Quella  biblio- 
teca  che,  dietro  paiticolari  rieerche  da  nie  fatte  all'  uopo,  dovea 
essere  di  poea  importanza,  fu  venduta  nel  1786  dagli  eredi  di  certo 
Van  Bruam. 

4r.  Itibl.  dclla  sciiola  latiiia. 

Mi  pernietto  di  darc  un  cenno  di  questa  tenue  raccolta  di  libri, 
nueleo  a  maggiore,  dacelie  Haenel  ricordolla,  come  da  lui  vedula 
nel  suo  viaggio  in  Gianda  il  182G  i). 

5.  Bibl.  {§clioiifen. 

L'unica  biblioteca  che  da  pochi  anni  potea  visifarsi  a  Dordreeht, 
dispai've,  a  maniera  delle  precedenti,  nel  1852,  quella  scientifico- 
arlistica  del  nobile  Giovanni  Schonten,  costruttore  navale  e  con- 
sigliere  di  Dordreeht.  A  mantenerne  la  memoria  non  resta  che  il 
copioso  catalogo  a  stampa  ~). 

6.  Bibl.  ^Valliaiia. 

Altra  biblioteca  distinta  era  al  principio  di  questo  secolo  (1809) 
esposta  in  vendita  dal  poco  riconoscente  erede,  la  raccolta  in  Dor- 
dreeht con  eure  appassionate  dal  giureconsulto  Pietro  Enrico  van  de 
Wall,  cui  la  patria  riverisce  come  illustratore  della  sua  storia  »)  L"im- 
portanza  della  biblioteca  e  indicata  abbastanza  dal  titolo  del  catalogo 
redattone  per  Tincanto  *).  Parte  ricchissiina  di  specialita  bibliografica 
costitiiivano  i  libri  su  Dordreeht,  la  storia  del  medio  evo,  la  letteratura. 


*)  „Bibliotheca  scholae  latinte,  ut  vocant,  paucos  tantum  lilnos  possidet."  Catal.  libior. 
mss.   p.  79!). 

2)  Calalogus  van  de  Kiinstkuui  ige  eii  wettenschappelijke  naiatenschap  vaii  de«  wcl- 
edelen  heer  Jan  Schonten,  in  loven  scliuepbouwmeesler ,  lid  van  de  piovinciale 
staten  en  viin  de  laad  der  slad  Dordreolit.  —  Amsterdam,  C.  WeddepobI,  1832 — 1853, 
parli  II,  8». 

•*)   DijAinniitum  Dordracensium. 

*)  Bibliülheca  W;illiana  ,  sive  catalogus  librorum  in  vario  diseiplinarum  genere,  nia- 
xiine  vt-ro  in  bistoria  et  inre  pnblicurnni  priviil)i(|iiellnllnndiie  praestantissimornni,  cum 
tvpis  descriptonim,  cum  manu  exariitonim,  (|ni>s  ad  usus  snos  et  patriiB  conimodum 
collef^erat  vir  amplissimns  ,  honoruni ,  dignitatis  et  eruditionis  fama  perillustris, 
Petrus  Henricus  van  de  Wall  ,  iurecons.,  per  b*redem  J.  Tbierry  et  C.  Mensing 
liibliopulas  bagenses  divenditiirum.  —  S.  d.  p.  107,   8**. 


e  delle  societä  scientifico-lelterarie  della  Neerlandia.  OUO 

?.  Bibl.  Colviana. 

Le  poche  notizie  sulla  biblioteca  del  dotto  teologo  Andrea  Colvio 
ci  furono  conservate  da  Paolo  Colomies  che  cosi  ne  scrive:  „Etarit 
alle  voir  ä  Dordrecht  Mr.  Colvius  .  .  .  .  ;  il  me  fit  monier  dans  sa 
bibliotheque,  qui  est  assez  belle,  oü  il  me  montra  quantite  de  lettres 
manuscrites  du  P.  Paul,  du  Pere  Fulgence,  de  Scaiiger,  Casaubon, 
Marnix,  Junius  et  autres.  J'y  vis  aussi  Hadriani  Junii  animadversa, 
avec  des  additions  de  sa  propre  main.  II  me  dit,  qa'il  possedoit  un 
ouvrage  du  P.Paul,  intitule  Arcana  Papatus,  qui  n'etoit  pas  achev^. 
II  a  traduit  en  latin  le  traite  de  T Inquisition  de  ce  meme  theologien, 
avec  sa  Confessioii  de  foi.  Le  livre  est  imprime  ä  Rotterdam  in  de- 
cimo-sexto.  II  a  fait  plusieurs  livres,  mais  qui  ne  verront  le  jour 
qu' apres  sa  mort  i)."  Ad  illustrazione  dei  pochi  cenni  del  Colomies 
e  a  sapersi  che  il  Colvio  nato  a  Dordrecht  nel  1S49,  recossi,  ai 
seguito  deir  ambasciatore  olandese,  sul  principio  del  secolo  XVII  a 
Venezia,  ove  legossi  nei  piü  stretti  rapporti  col  Sarpi  *). 


Leida  ital.  —  Lugduiiiim  Batavorum,  Lugdunum  in  Batavis, 
Lugdunum  lat.  —  Leydeii^  Leiden  oland.  e  ted.  — 

Leyde  franc. 

1.  Bibl.  deir  iiiiiversita. 

Non  appena  fu  eretta  l'Universitä  (1575),  che  si  pensö  alla 
fondazione  della  biblioteca  s)  aperta  il  1.  novembre,  lo86,  metten- 
dovisi  alla  direzione  il  professore  Giano  di  Giano  Douza.  Corsele  da 
principio  prosperose  le  sorli,  il  consigliocivicorisolseopportunamente 


•)   Scaligt'iaiut,   Tliuiiiiu  oe.  —  Aiiisti-Imlami,    1740,   toiii.  I".    |>.  j41 — .S42. 

2)  Baleii,    ßesehreibiinjj  der  St.Tdt  Dordreolit. 

3)  „Kt  aiictorem  ac  conditoreni  Guilelnium  Aiiriaeum  hal)et,  qiii  cum  prideiii  «eaile- 
miain  dedieasset,  iinpei  leulaiii  liaiio  putavit,  iieo  cuiislare  eliaiii  pusse  siiic  istlioo 
iiistniiiitMito.  Atque  ut  |iriii('i|ii(iin  faeeret ,  ilcdit  bibtia  illa  uu<;ii>Ui  t|ua'  edeiido 
ri>x  Philippus,'  imde  lU'(/iii  iiuiu'iipaiitiir  ,  fiiiii  iBieiii.i  siia  ffloria  prociiravit.  Ad 
lia>o  iduin  Tliatmud  Judwoniiii  addidil."  iVfiirgiiis  Jiuinii.  Atheiia'  Batav«>.  I.iigd. 
Hatav.,    162j,   p.  3G— 37. 


3()ß  Valen  t  i  i>  el  I  i  ,  Delle  bibliotechc 

di  costruire  un  apposito  edifizio  ,  che  nel  1595  era  giä  allestito, 
e  il  dottü  Pietro  Berti  ')  collocö  quasi  da  solo  i  libri  ripartiti  per 
materie  negli  scalTali,  appostovi  prima  il  sigillo  academiae  lugdunen- 
sis.  In  quello  stesso  anno  il  Berti,  associatosi  il  valente  Giovanni 
Hauter,  ne  pubblicö  il  catalogo  ~)  sistematico  che  suddivise  in  sette 
categorie.  Lo  spaccato  della  nuova  biblioteca,  oflertone  nel  1617  3), 
rappresenta  il  prospetto  degli  arniadj  destinati  alle  classi,  cui  erano 
libri  attaccati  con  catene,  e  dei  due  in  cui  doveansi  riporre  le  opere 
de'  professori  delT  universitä,  le  edizioni  in  forinato  minore,  i  nuovi 
aequisti. 

Quäle  parte  prendesse  ogni  ordine  dl  persone  all'  incremento 
di  queir  istituto,  lo  mostrano  i  doni  in  libri  a  penna  cd  a  stanipa 
che  nel  corto  periodo  di  undici  anni  *)  furono  presentati  da  154  dona- 
tori.  Fra  quali  meritano  onorata  nienzione  molti  professori  e  citta- 
dini  di  Uordrecht;  Bonaventura  Vulcanio,  ehe  piü  tardi  (1614)  legö 
alla  biblioteca  cento  otti  codiei  manoscritti  greci  e  latini,  Giovanni 
Holmann  s)  nel  1590;  Francesco  Rafelengio,  professore  di  lingua 
ebraica«),  e  i  suoi  figli  Cristoforo  e  Francesco,  che  vi  donarono 
pariniente  tutti  i  lor  libri;  Maurizio  di  Nassau,  principe  d" Orange, 
che  offerse  niolte  opere  di  mateniatica. 


•)  „Bililiotliei'iim  aciidcinicani,  de  coiisilio  praDcipiii  iiostrit  i'ei|iul>lioa)  viii  <i.  Jonii- 
nis  Huiiteri  ,  |irlinu>>  <ligessil,  ibiqiie  eiini  oidiiiein  redeg-it ,  qui  nunc  cnnspiciüir, 
quemque  Janus  Uousa  junior  vehementer  proltavit,  et  curatore.s  servanduin  üeinde 
sanciveniiit,    et  sequenles  hiMiolheoarii  .se(]iiuli  sunt."   —    Ivi,  p.  235. 

^J  Nonienclator  auctorum  oniniuin,  quornni  liiiri  vel  manuscripti  vel  ty|iis  exj)re.ssi 
extant  in  bibliotlieca  acad.  Lugd.  Batavae,  cum  epistola  de  ordine  eins  atque  usu, 
ad  nobiliss.  et  magnif.  academiee  curatores  et  consules.  Lugduui  Batav.,  apud 
t'ranc.  Kaphelenglnni,   1093,   p.  106,  4**. 

3)  V.  leones,  elogia  et  vit«  professorum  Lugdnnornm  :ipud  Batsivos.  Lugduni, 
1617,  4".  L'insertone  prospetto  e  ripetuto  in  Magazin pittoresque,  1854,  p.  405 — 406, 
c  in   Ilhistrirtc  M'ell,   1855,   p.  240.   —   V.  Meuixü,   1.  e.  p.  36. 

*)  Catalogus  priiicipum,  oivitaluin  et  siiigiilai  iorinni  qui  donatione  vel  inter  rivos, 
vel  mortis  causa,  bibllothec-ain  puhlicain  in  acad.  Lngil.  Bat.  institutam  liberaliter 
ditarunl.   Lugd.  liatav.,  ex  oflic.  Joauiiis  Paelsii,   1597,  p.  184,  8**. 

^)  „Joliauiies  liulmannus  secundus,  studensis,  Pliilippi  Melanclitonis,  Lutheri  ac  Lolii'hii 
di!tcipi)lus ,  in  acad.  Leideii.sl  tlu>i)logiiV  profcssor  ,  qui  niorieu»  lulain  !>uani  lilblio- 
tbecam  academitc  leuavit."   L  o  rn  e  i  e  r.   De  bibliothecis,  p.  252. 

„Scripla  nulhi  cdidit  mmI  pluriina  reliquit  qua'  cum  iuslrurlissima  ip.sius  biblio- 
tlieca publice  ad^crvantiir.  Mani  nioricns  academiiu  tutam  bibiiolliecain  legavit,  pri- 
muui  fundiiinenluni  et  exordium  bibliotliecie  Leidensis."    Adam  .Melchior. 

A)  V.  quelques  manuscrils  fraufais  de  la  biblintlieque  de  Franvois  Kaphelengius,  par 
\V.    r.  ('.  .N'aiiiincbiiaiiii  Kiscviei-.   In   Hiillcliii   du   hihfiopliile  beltje,   fom.  V,   p.  155. 


e  «lelle  sociefii  scientifioo-letleraiie  dellii  Neerlaiidia.  36  4 

AI  bibliotecai'io  Doiiza  successe  nel  1598  Paolo  Merula,  distinto 
professore  di  storia,  che,  morto  aiicoi-  giovane  nel  1607,  rion  ebbe 
la  Sorte  di  vedere  la  ricea  giuiita  falta  poeo  poi  alla  biblioteca  dal  dono 
di  Giuseppe  Scaligero,  il  quäle  morendo  nel  1609  legava  all'  Uni- 
versita la  parte  eletta  de'  suoi  libri  greci,  latini,  ebraiei,  orientali  *). 
Ad  acerescere  il  valore  di  quel  dono  tornava  non  solo  la  importanza 
delle  opere  singole,  ma  eziandio  la  quantita,  eontandovisi  oltre 
parecchi  codici  marioseritti  greci  e  latini,  ventuno  ebraiei,  cinquanta- 
sei  orientali,  non  che  cento  venti  opere  a  stampa  in  lingua  ebraica: 
ßenche  il  numero  datone  dagli  scritfori  sia  vario  2),  tutti  pero  con- 
vengono  nell'  attestare  l'alta  preziositä  di  quel  donativo.  Daniele 
Einsio  succeduto,  qualche  anno  dopo  la  mancanza  de!  Merula,  al  carico 
di  bibliotecario,  distribu'i  religiosamente  nella  biblioteca  il  tcsoro 
dello  Scaligero,  cui  avea  tessuto  il  funebre  elogio,  e  ne  diede  notizia 
a  pag.  79  —  88  de!  catalogo  s)  da  kii  pubblicato,  al  quäle  prepose 
l'orazione,  con  cui  rendeva  grazie  solenni  *)  ai  curatori  dell'  univer- 
sitä  per  i'onore  impartitogli. 

I  manoscritti  orientali  lasciati  dallo  Scaligero  furono  il  nucleo 
di  quella  collezione  che  dovea  in  seguito  rivaleggiare  culle  maggiori 
di  Europa  5).  Infatti  Jacopo  Golio,  apprese  le  lettere  orientali  dal 


'J  „Nulliim  iiisi  ex  eiii.silein  lilieialltate  regia  SDlatiiim  relictuiii  est.  .Nain  ciiiii  ani|'liiis 
piodesse  praesens  acadeiiiiiu  iioii  posset,  tolain  huic  pereyiina;  eruditioiiis  supelle- 
ftilein  reliqiiit,  qua  iam  onines  liae  in  parle  bibliuthecas  piovocaniiis."  lilüjjio  allo 
Scalig-ero,  recitatö  il  23  geniiajo  1607  da  Daniele  Einsio,  in  Oralioncs.  —  Amste- 
lod.,   1642,  p.  S9;   1637,  p.  42. 

2j  „  .  .  .  liln'is  datis  ducenlis  et  octo  niaiiiiscfiplis ,  quüi'um  qui  heljraici  esseiit  aut 
clialdaici  numero  sunt  104,  aiahiei  auteui  40 ,  .syriaci  9,  ielliiupiei  7,  inssiei  !•, 
greeci  21,   latini  18."   IMeursius,    I    v. 

S)  Catalogus  jiliiorum  iiijiliolhecaj  Iiigdunensis.  Prirfixa  est  l'anielis  Heinsii,  liibliollie- 
carii,  ad  uoliiles  et  ainpli.ssimos  academia)  cnratores  oratio.  S.d.  (1623  ?J,  p.  22, 
94,  4".  Sideiidida  edizione  in  cui  1' ii:dice  dis(tiliuito  ;*<"/•  j</«/f06',  da  le  sollte  divi- 
sioni   pi'iniordiali,   eosi   per   le  slanipe  conie   pei   niaiiD.scrIlli. 

*)  „ßililintliecani,  totiiis  quasi  snpiciit'a'  arniaiiierilaiiuni,  eur.e  dili|>;enti  <ei|ue  noshiC 
ciiMiinendatain  voluistis  ..  ■  Quoties  Miuervain  ilhun,  viri  ainplissiuii ,  aspicio,  ijua^ 
in  oiniiiliu.s  lillilldllieciu  noslra?  \  oluuiinilius,  casside  a.'inala  et  li.tsta,  litteraruiu  quie 
in  urlie  liac  felicissiuie  oolnntur.  iinago  et  insijjiie  lialietnr,  toties  de  aeaileniia  liae 
nostra  cogito." 

^)  „At  eodieuin  tanien  et  veteruni  et  rai'issinuiruni  et  in  omni  denii|ue  disciplinaruni 
g-enere  snnimo^cum  studio  euni|uisiloruMi  varielate  adoo  iiisiriula  e.st  (liibliolliee») 
ut  bau  in  parte  i|ua^  islain  snpercnt  iiulhe.  qua'  lequeut  paneie  esse  viileanlur.'*  Jla- 
ni  a  k  e  r.  Spceimeii  eafalogi  eodieum  niss.  Orient,  bibl.  aead.  Ingil.  batava>.  —  l.ugd. 
llal:n.,    1820,    proeuiio. 

sii/.b.  (I.  piiii.-iiisi  n.  xxwiii.  r.d.  iii.  im.  'l'^i 


IJ()8  Va  1  eil  (  i  II  e  I  I  i.    Iifllc   bililiiilci'lii' 

dotto  professore  Erpenio,  recossi,  per  ordine  piibhiico,  al  segiiito 
deir  anibasciatore  degli  ordini  generali,  nel  i622  a  Marocco,  ove 
„cum  praecipuis  et  in  aula  et  per  collegia  sapientuin  viris  con- 
„gressus  est,  et  ab  iisdem,  quod  suaruin  reriim  partim  iam  egre- 
„gie  scientem,  partim  belle  curiosum  viderent,  bilare  et  anianter 
„acceptus,  librosque  eomplures  adeptus  in  Europa  nondum  visos. 
„Nactus  regni  et  Maroceiisis  et  Fesani  anuales  antiquos,  ad  eorum 
„translationem  animum  adiecit,  simulque  quae  püsteriorum  teinporum 
„essent,  ut  Seriforum  origines,  ritus,  res  gestas,  et  in  bis  plurima 
„mininie  antehac  cognila  collegit  adeo  diligenter  ut  in  magnam 
„molem  excreverint"  i).  Tornato  il  Golio  nel  1624,  la  biblioteca 
acquisto  da  lui  que'  codiei  manoscritti  ehe  sono  senza  contrasto,  i 
piü  preziosi  e  piü  rari  della  collezione,  la  cui  storia  e  descritta  nella 
corrispondenza  epistolare  dell'  Erpenio  e  del  Golio,  in  un  codice  2), 
che  la  biblioteca  acquisto  nel  1807  dalle  spoglie  di  H.  A.  Schulten. 
Tolto  di  pestilenza  T  Erpenio  nel  1625,  la  biblioteca  acquisto  pure, 
al  prezzo  di  4000  fiorini,  i  libri  a  stampa  e  manoscritti  di  lui,  fra' 
quali  erano  41  codiei  arahi,  10  persiani,  5  turchi,  7  siriaci,  11  indiani, 
chinesi,  etiopici  3) :  pero  dal  confronto  istituitone  col  catalogo  ofterto 
da  Gio.  Gerardo  Vossio,  ne  mancano  alcuni  preziosissimi,  che  sono 
ora  in  gran  parte  alla  biblioteca  pubblica  di  Cambridge.  Successo 
il  Golio  air  Erpenio,  ottenne  col  permesso  lo  stipendio  d'un  anno 
per  viaggiare  in  Oriente.  Partitosi  nel  novembre  1625,  percorse 
la  Siria,  la  Mesopotamia,  TAsia  minore,  e  soffermatosi  alquanto 
nelP  Ellesponto,  tornö  in  patria  il  novembre  1629,  adducendo  novelli 
tesori.  Percio  i  curatori  delT  universitä,  degni  estimatori  del  sapere 
Orientale,  non  solo  lo  compensarono  dei  1195  fiorini  spesi  oitre  i 
conseiititi  2000,  ma  gli  diedero  una  gratificazione  di  1200  fiorini. 
P.  Gassendi  ne  puliblico  il  catalogo  *)  ristampato  da  Labbe  ^):  perö 


i|    (ii'iinovii    .II).    Triil..   I:iiitl:ili<i   riiiieliris  .Incolii   (lolii.    —   Lngit.   Ralav  .   1C88. 

'■')  „HHliuit  r|iin(|iio  iilem  ,1.  Ilcyiii:iiiniis  roliiiiiiiiii  «liio  «'pistiihiriini  viirii  pceneris,  pra'siT- 
liiii  tiircicariiiii  «'t  iii':iljic-:iriiiii  ,  (jii.'is  ad  se  scriplas  Kipeiiius  el  (luliiis  »li  Oriente 
Hcceperiiiit.  Miilhiin  l:iliiir;i\i  ut  eas  iiaiit'i.seerer :  seil  alt  liodieino  possessore,  qni 
iili  thesauru  siin  neqiiit,   iinpetrare  nun  piilui."    Ueisk.    Proilida'riiiatH,   p.  333. 

^)   Oratio  in  oMiu  Krpeiiii.    —    l^iigd.  Rntnv.,    lG2.'i. 

*)  Cataingus  rarinrnni  lihronim,  qiios  ex  Oriente  iinper  ndvexit  et  in  pnhliea  bibliolheca 
inc'lytie  Leydeiisis  acadoiniic  deposiiil  oLir.  et  <lo  l>oiii^  arlilxis  inerilissimus  Jacoliiis 
(idliiis,  in  illa  eadein  »rad.  liiirriiai  um  orieiilaliiini  cl  iiiHtheseüs  professor  in.si^nis. 
I'ari>ii.'*  exciidehat   Aiilimins   N'iircus,    ITi-tO. 

*)    Nova   bililioUieea   inanuscr  pta.   —  Parisiis.    I(Jj3.   4",   p.  2G0 — 208. 


e  delle  socielH  scienliMco-letterarie  della  Neerlandia.  »>C9 

tal  catalogo  fu  trattuto  piü  dettagliatamenfe  dal  hibliotecario  Heinsio 
nel  generale  della  biblioteca  i).  pubblieato  il  1G40;  perche  dato  il 
sempllce  indice  delle  sette  elassi  degii  stampati  (Teologia,  giuris- 
prudenza,  medicina,  storia,  letteratura,  filosofia,  matematica) 
p.  82  —  141,  e  Dovei-ati  i  libri  piü  raii,  e  quei  di  Volcanio  e  di 
Scaligero,  registra  a  pag.  173  —  18G  Hbri  mss.  arabici,  (pios  pro 
academia  ex  Oriente  advexit  Jacolms  Goliiis,  e  in  iiria  giurita  di 
pag.  21,  al  fine;  lihri  7»S8.  arabici  et  alii  fjaoft  pro  academia  ex 
Oriente  advexit  Jacobus  Golius,  ubi  ex  voto  PInlarabum,  et  qui  in 
eorum  usnm  praefiguntiir  gennini  libroruni  titidi. 

Ad  arricchire  quel  giä  ricco  deposito  contribni  Serino  Werner 
che,  ministro  degli  ordini  generali  a  Costantinopoli  nel  16oö, 
aequistö  ivi  preziosi  codici  manoscritti  e,  morendo  (1668)  lasciolli, 
con  opere  impresse,  alla  biblioteca,  accresciuta  per  tal  maniera  di 
260  volumi  a  stampa  di  opere  ebraiche,  929  volumi  manoscritti 
Orientali,  e  pochi  ma  eccellenti  manoscritti  greci.  Ne  minor  nnmero 
di  buoni  codici  orientali  importarono  gli  aequisti  posteriori,  come 
mostrerö  piü  sotto. 

Invitato  alla  direzione  della  biblioteca  Federico  Spanheim 
iuniore,  vi  tenrie  un  discorso  inaugurale  s)  nel  1674.  e  nello  stesso 
anno  piibblicö  il  catalogo  3)  dell*  intera  biblioteca,  mantenendovi 
presse  a  poco  la  distribuzione  delT  Heinsio.  Benche  con  infaticabile 
zelo  sostenesse  contemporaneamente  il  doppio  carico  di  professore 
di  teologia  e  bibliotecario,  nuUostante  sobbarcossi  volontero^o  al  non 
lieve  compito  di  ordinäre  nella  bibliuteca  e  registrare  a'  luoglii 
opportuni  Tabbondevole  e  preziosa  scorta  di  libri  manoscritti  ed  a 
stampa  *),  che  i  curatori  dell"  accademia  acqiiistarono  dagli  eredi  di 
Isacco  Vossio.   Quei  volumi    accrebbero  notevolniente  il  patriinonio 


')   Calaliigus  hibliolhecie  publicse  Lugil.  Batava;.  —  Lugd.  Bat»v..   ex  officiiia   Klst>vlrii 

acad.  typ.,   1640,  p.  215,  4». 
-)  Bihliothi'CiB  Liigduiio-BiitaviB  nova  aiispicia.  Sermo  academic'iis  diftiis  a   Frid.  Spaii- 

heiiiio,  die  29  octobris  1674.  S.  d.  4".   Fu  ilstampati)  nel  catalogo  segueiite.  p.  1 — 24. 

e  a  p.  426  del  tomo  II  delle  upere  dell' autore. 
^)   Catalogus  bibliotliecae  publica;  Lugd.  Batavae   novilei-   lecognitus.   Accessil  incompa- 

rabilis  thesaurus  librorum  orientalium.  praecipue  mss.  F-ugd.  Batav.,   1674.  p.  24  non 

nuni.  428,  4». 
■*)   H.  \V.  T.  Authentickfl  gescbiedenis  van  den  aankoop  van  de  bibliotbeek  van    Is.  Vos- 

sius  voor   de  Akademie  le   Leiden.    S.  d.  p.  258—290.    Operelta    inserita  negli   atti 

deir   accademia   letteraria   di  Leida  ,   i\ella  quäle  si   inibrma  snila  natura   dei  coilioi    e 

sulla  s|ie.'<». 


« 


370  ValtMiliuelli,   Kfllf  liil.lioleche 

de'  codici  greci,  latiiii,  olaiidesi ,  tedesclii,  sp»giiiioli,  francesi,  cd 
ingigaiitirono  nclla  colta  Europa  la  fama  della  Leidense  cosi  che 
rüHenbach  nelle  ripetute  siie  visite  alla  hibliotoca  <),  oceupossi  sol- 
tanto  de'  codici  Vossiaiii  2).  Che  questi  siansi  dati  a  coiioscere  nel 
rare  catalogo  s)  del  1695,  iiol  saprei  diie. 

Ampliato  per  tal  modo  quel  paliio  istituto,  i  curatori  del- 
rimiversitä  pciisaroiio  a  provvederlo  di  un  legolaineiito  *)  che  iie 
deteniiinasse  V  uso,  c  a  piibblicare  iiii  calalogo  di  duplicati  5),  per 
rittrar  della  vendita  imove  fonti  agli  acqiiisti, 

Siicceduto  il  professore  di  filosolia  \V(dtVedo  Senguerdo  alle 
Spauheiiii  (m.  i701),  la  biblioteca  arriccln  la  serie  de'  classic!  aii- 
tichi  greci  e  latiiii  con  preziosi  incunabuli,  edizioni  de'secoii  deciino- 
sesto  e  decimosettiiTio,  iioii  clie  50  codici  manoscritti  lasciatile  jter 
estrema  disposizione  del  dott.  .lacopo  Perizonio  «),  il  quäle  profes- 
sata  teologia  per  22  aiitii  ncll"  universita  di  Leida,  uiorto  nel  1715, 
vi  aggiuiise  una  somma,  i  cui  ceiisi  periodicamente  la  giovassero  : 
perciö  nel  suppleineiito  1741  riscontransi  60  opere  empfce  ex  pe- 
ciinia  legati  Perizoniani.  11  catalogo  di  que'  libri,  stampato  ripelu- 
tamente  '),  fu  nel  1716  inserito  da  Sengueido,  in  unioue  al  Gro- 
norio  e  all'  Heyman,  nel  nuovo  ^)  di  biblioteca,  che  modellato  sugli 
aiitecedenli  e  accresciuto,  li  rende  inutili. 


»)  Merkwürdige  Reisen,  (oni.  III,  p.  419,  426—430,  438,  4S8— 465,  468—471. 

2)  „Ich  inaclite  mich  besonders  an  die   Codices  Vossianos." 

3)  Le  traile  de  I' ordre  et  de  l'usape  d'unc  liihliolheqne,  »  T  occasion  de  celledeLeyde, 
avec  le  catalogue  de  cette  derniere.  —   1G9I>,  4". 

*)  liistruclio  by  de  heei'eii  ciiratoren  ()\er  de  uiiiversileit  binnen  Leyden,  en  de  burge- 
meesteren  der  selver  stadt,  over  de  dircctie  van  de  piiblicke  bii)liütheek  van  de 
universiteit  aldar.  S.  d.  1704,  8». 

5)  Catalogus  libroruni  in  bibliotiieca  Lng'duno-Batava  bis  terve  occnrrentinin.  —  Lugduni 
liatavoruni,    I7ÜG,  8". 

®)  „Publica;  aiiteni  bibliotiiecie  mss.  rariora,  magnique  prelii  volumiun  cum  eins  effigie 
legavit."   \V  e  sllior  i  11  s  F.  (i.   nel  di  lui  eloglo. 

')  Catalogus  codienin  quos  Jacubiis  I'erizunius  biblidtbecH;  Lugd.  Bat.  legavit.  Leggesi 
a.  p.  4 — II  del  Cululixjtis  lihiurum  et  mtmmorum  Jacobi  Perizonii  (Lugd.  Balav. 
71i>,  8").  —  Ivxeusi  vetiistae  editionis  Codices  quos  biiiliulhecEe  legavit  cl.  Jacoi)ns 
Peri/.onius.    In  Orationes  et  dissertationcs  Jac.  Perizonii.  (Lugd.  Batav.,  1740,  8*'.) 

•*)  Catalogus  libroruin  tarn  inipressorum  quam  nianiiscriploruni  liibliolheca;  publica} 
universilalis  Lugd.  iiatiiv.,  ciira  vi  opeia  \Volft'rdi  .Seiiguerdii ,  iuris  utriusque  et 
philosophiiB  doctoris ,  huiusque  professoris,  iiec  iion  bibliotbecae  pnbblicee  praifecti 
.Lu'obi  Gronovii,  gra;ca}  lingua;  ,  historiaruni  et  elixiiienliie  professoris  et  acad.  geo- 
graplii,  et  Joannis  lleymann ,  linguariim  orientaliiim  professoris.  —  Lugduni  apiid 
Batavos,    1716,   p.  ÜOO,   fol. 


e   dellf    soc'ifli'i   sciuiitifi(o-l<'lt(,-r;irii'   ilell;i  .N>'('rl;iiiili;i.  «5  /  i 

Pietro  Biirmanno  seiiiore,  siiccodiito  al  Senguerdo,  ptibblico  il 
siipplemeiito  ')  l'anno  della  sua  morle,  eomprendondovi  i  donativi 
posteriori  di  Costantino  Rawlinson  e  D.  H.  Boerliaavod,  noii  ehe  le 
preziositä  acquistate  dal  museo  di  Giusto  Lipsio;  o  concdandolo  di 
Uli  ricco  iiidice,  ehe  si  riferisee  pure  al  eataiogo  dal  1716,  di  eui  il 
siipplemerito  e  continiiazione. 

Maiieato  a' vivi  il  13  ottohre  1754  il  dotto  Giovanni  Stoip,  as- 
scgiio  im  assai  riceo  fondo  alla  biblioteea,  eol  generoso  intendiinento 
eiie,  dai  censi  ritrattine,  fosseio  aeqiiistate  opere  scientifiche,  e  sta- 
biliti  de'  premj  a  coloro  ehe  offerissero  piü  soddilTacenti  risposle 
a'  quesiti  seientifiei  sulia  teologia  naturale  e  sulla  mnrale  cristiana. 
Air  amministrazione  speeiale,  dctta  dei  curatori  del  Legatum  Stol- 
pirmum,  devesi  la  pubblieazione  delle  opere  preniiate,  raccolte  in 
collezioni  s). 

Poeo  presto  il  biblioteeario  Ahraino  Gronovio.  i  eui  registri  dei 
doni  e  degli  acquisti  si  sarebbero  perdiiti  senza  la  spontane« 
larghezza  del  biblioteeario  delle  reale  delT  Aja  ^).  E  ineno  s'  occu- 
parono  della  biblioteea  i  successori  Davide  Runkcnio  e  Daniele  VV^yt- 
tenbach,  distratti  in  opere  d'importanza.  Perciö  sullo  scorcio  del 
secolo  XVIII  determinossi  il  bisogno  di  ampliare  la  biblioteea,  di  or- 
dinäre i  libri,  di  erigerne  i  regolari  cataloghi.  II  conipito  di  rivedere 
accuratamente  tutta  la  libreria  fu  eornmesso  nel  1801  a  Mainardo  Ty- 
deman,  il  quäle,  dotto  comera,  imprese  quel  lavoro  eon  tal  ardore 
e  profonditä  di  vedute  ehe,  in  vece  di  appagare  i  dcsiderj  de'  ricor- 


')  Siipplementum  catniogi  lihronim  (:im  impressoniiii  <|iinm  mnnuscriploi'iun  liililiutliecie 
puhlicsD  universitatis  Liigd.  B;it.  ah  anno  1716  usqiie  ad  annuni  1741.  Liigduni  in  l!a— 
tavis,    1741,   p.  SOI— S34,  fol. 

*)  Disserlalioncs  latinae  et  belgica;  ad  teolügiani  naturalem  spectantos,  pro  piivniio  le- 
gati  Stolpiani  consciiptic.  Liigd.  Hatav.,  1766 — 1838.  vol.  IV,  4".  —  Oissertationes 
latiiiie  el  belgica;  ad  clii'istianain  nioriiiii  doctrinam  spectnntes  ei>.  Lugd.  Batav., 
1766 — 1834,  vol.  VII,  4".  —  Verhandelingen  hctieffendf  do  naiiinilijke  godgelfeid- 
heid  en  i-liristelijke  zedekunde,  iiitgogeveii  van  liet  Stoljiiaan.'-cli  I.egaal.  Leiden. 
18.')6,  p.  XXIV,  201,  80. 

3)  „Sed  qiium  illos  donii,  nt  pnlo  ,  ai)nd  se  haberot  —  vix  eniin  tuiic  in  irdibns  biblio- 
tbecse  erat  nbi  (|uis  conuiiode  sedere  el  eoiiinientati  aliqnid  ac  presciiliere  pos.set  — 
quuinque  dieni  obiisset  anno  1774,  diio  tantuni  voluniina.  eaqne  band  inlegrn.  qnibn.s 
bibliolbecte  cnrain  spcctanlia  coiitinebantnr .  *|nnni  eoiinn  null»  suspieio  nul  spes 
esset,  forte  foiliina  cnierseriint  e  bililiollieca  regia  Uagana  .  MHbii|iie  ante  pan(•o^ 
annos  ab  ornatissinio  viro  J.  W.  Ilolliop,  ijiii  illi  pra'csl.  Iiln'ralilor  re>>titnta  snul  " 
«ieel   Jacobi.   Catalogns  eodienin  niss.  oc.    I.ii^'diini  liatav..    IS.'J'i,   4".    I'roeniio 


372  VMleiilinelli 


Delle  hihlioteche 


lenti  con  sobrie  cd  utili  indicazioni,  ne  diede  estese  trattazioni 
hibliografiche. 

Poco  giovossi  dei  lavori  del  Tydeman  Jacopo  Geel,  che  pre- 
posto  alla  direzione  della  bihlioteca  nel  1823,  in  unione  al  Voorst, 
iinprese  con  animo  giovanile  la  rifusione  del  lavoro,  e  riuni  in  un 
solo  cafalogo,  ad  eccezione  dei  codici  manoscritti ,  tutte  le  opere  a 
stampa  della  biblioteca,  catalogo  che  i  curatori  si  propongono  qiianto 
prima  di  diire  in  luce.  La  generale  riordinazione  avendo  soinmini- 
strato  buon  numero  di  duplicati,  fiirono  questi  vendiiti  airincanto  »). 
Iiitanto  V  iiniversitä  si  affretto  di  pubblicare  gli  altri  lavori  del  Geel, 
dei  libri  a  stampa  (volumi  12000)  importati  in  biblioteca  dal  1814 
al  1847  2),  e  dei  manoscritti,  dall' anno  1741  3),  questo  contenente 
non  meno  che  311  manoscritti  greai,  297  latini  e  406  di  data  re- 
cente.  E  sommamente  a  dolersi  che  quell'  instancabile  bibliotecario, 
perdulo  il  piü  eletto  dono  del  cielo,  la  intelligenza,  consumi  in  una 
casa  di  salute  di  Scheveningen  giorni ,  ch'  egli  avrebbe  consecrato 
alla  prosperita  della  biblioteca. 

AI  Geel  fu  sostituito  di  recente  il  dottore  Pluygers  che,  quan- 
tunque  in  fresca  etä,  si  rese  giä  noto  al  pubblico  co'  suoi  lavori  filo- 
logici.  II  carico  di  vice-bibliotecario  e  da  gran  tempo  addossato  al 
dott.  Bergman,  uomo  eccellente,  eh'  io  non  dimentichero  mai  per  le 
gentilezze  prodigatemi  in  un  tempo  in  cui  mi  danzava  ditmanzi  la 
fiducia  avrei  lä  scontrato  un  amico,  cui  la  mia  Marciana  nodria  lunga 
pezza  del  latte  de'  suoi  manoscritti. 

La  biblioteca  e  aperta  il  lunedi,  il  mercoledi,  il  venerdi  e  il 
sabbato  dalle  12  meridiane  alle  3  pomeridiane;  nelle  vacanze  i  soli 
mercoledi  e  sabbato  dalle  12  meridiane  alle  2  pomeridiane.  Nelle 
due  angustc  sale  degli  uffizj  e  di  lettura  sono  distribuiti  i  cataloghi 
manoscritti  a  schede  ed  a  libro ,  quello  in  settanta  cassette,  questo 
in   3S  volumi   in  fol.;   cinque   de'  quali   comprendono   la  teologia. 


')  Catalogus  librorum  vaiii  doctrinarum  generis,  contiiiens  altera  exempla  ex  bibliolheca 
publica  academiae  Lug'duno-Batavse ,  qiiae  iussu  amplissimoruin  acaderoise  curatoruin 
publice  divendentur  a  die  27  et  28  nov.  1843  ,  apud  U.  \V.  Hagenbeig  et  soc. 
biblioth.  custodeiii.   S.  d.  p.  64,  8". 

^)  Catalogiis  librorum  bibliotheca;  public»  universitatis  Lugd.  Bat.  annis  1814 — 1847 
illatoruin.  Lugduni  Batavoruin,   1848,  p.  383.  80. 

^)  Cataingus  librorum  niaiiuscriptoruiii  ijui  iiide  ab  anno  1741  bibliothecae  Lugd.  Bat. 
accessei'unl.  Desi-ripsit  Jacobub  (jeul,  bibliutbecie  Lugd.  Bat.  prsefeclus.  J^ugduni  Ba- 
lavoruni,    1852,   p.  iJUß.   4». 


e  (lelle  societii   st-ieiililico-letterarie  didhi  .NciMlaiicÜH.  öio 

(liecinove  la  letterafura  e  la  storia,  due  la  giiirispondcii/a,  urio  la  storia 
naturale,   quattro  la  mcdicina,  (lue  la  filosofia,  due  la  uiatouiatica. 

Manoscritti  orientali. 

Fra  i  manoscritti,  i  piü  preziosi  sono,  senza  coutrasto,  gli 
orientali  *)  clie  complessivamcnte  sommano  al  numero  di  1700.  La 
piü  parte  e  stesa  in  lingua  araba,  ma  ve  ne  son  pure  in  persiano  ed 
in  turco,  come  alcuni  singoli  nelle  lingue  siriaca,  coptica,  armena, 
celtica,  malabarica,  singalese,  giapponese,  Chinese,  mallaica.  Poche 
furono  le  accessioui  durante  il  secolo  XVIII,  la  maggiore  delle  quali 
e  quella  del  professore  e  bibliotecario  Runkenio,  il  quäle  nel  1798 
lego  buoni  codici  da  lui  postillati.  Nel  1807  fu  acquistata  gran  parte 
de'  manoscritti  del  professore  di  lingue  orientali  Giovanni  Jacopo 
Schultens  ^) ,  quindi  altri  delle  biblioteche  di  Guglielmo  Ouseley, 
della  societa  delle  Indie  Orientali  ,  dei  professori  Enrico  Arenzio 
Hamaker  e  Giovanni  Enrico  van  der  Palm  s)  ;  fiualmente  i  libri 
aequistati  a  Culemburg,  nel  settcmbre  1848,  dalla  biblioteca  di 
Veijersio. 

II  primo  catalogo  de' manoscritti  orientali  fu  pubblicato  nel  1623, 
pero  con  molte  imperfezioni.  Sullo  scorcio  del  secolo  XVII  e  al  prin- 
cipio  del  XVIII,  Giovanni  Heyman  estese  per  uso  di  biblioteca  un 
catalogo  dei  codici  orientali,  esclusi  gli  ebraici,  in  sei  volumi  in  4*'., 
di  pagine  complessive  2ö39.  DalT  autografo,  che  tuttora  conservasi 
in  biblioteca,  fu  compendiato  il  catalogo  datone  nel  1716:  conviene 
perö  confessare  che  il  lavoro  delT  Heyman  e  povera  cosa.  Opera  lo- 
devolissima   imprese   V  Haniaker  *);    ma    la   descrizione  delT  intera 


')  Oratio  de  codicibiis  oriontalilius  qiii  in  «cadeinitC  Lu^'d.  Bat.  bililiotheca  servantur. 
quam  habiiit  Theod.  (iiiill.  .loh.  Jayiilioll,  die  8.  t'elir.  a.  18ö.'>  in  Academia  Lugd.  lial., 
quam  Magistratum  aeademicum  deponent.  —  Ltigduiii  Batnroruiii ,  Bnil,  18.14. 
p.  iü,  80. 

^)  Bibliotheca  SehuUeiisiaiia,  slve  oalalogus  libiuriiin  qiios  coile^it  vir  clari.vsimus  Joan- 
nes Jacobus  ScbiiUenins,  tbeoi.  doctor,  tlieologin?  et  linguaium  orienlalinin  professor 
in  academia  Batava  (venduta  nel  settenibre  1780).  —  Lugd.  Batav.,  p.  60i>,  S**. 

2)  Catalog'us  librorum  ae  mannscriptornm  hibliotbeca;  ScIinUensiana«,  qua,  dum  in  vivis 
erat,  usus  est  Juaunes  Henricus  >an  der  I'alm,  literarum  antiquaruui  btvbraio.  et 
orat.  saer.  in  arademia  Lugduno-Batava  professor  Ordinarius.  Aecessit  eiusdem  viri 
cl.  appendix  librorum  ac  manuscriptorum  similis  argnmeuti  (oou  proemio  degli  edi- 
tori).   Liigd.  Bat.,   1841,  8*'. 

*)  Speeimen  catalogi  cudicuai  mss.  orienialinm  bibliotbeca*  aead.  I.ugd.  Bat.  in  quo 
nuiUos  libros  iucditos  descripsit,  auotorun)  vitas  uune  piimuni  vulgavif.   laliiio  \eilit 


H74  Villen  tiiiplli,    Iti-Ili'  hihlioteclie 

collezionc  non  {lotrcbbe  esser  datii  siille  colossuli  proporzioiii  di  quel 
saggio,  che  in  247  pagine  in  4".  illustra  soll  quattordici  codici  i) 
del  legatu  Warneriano.  Piü  tardi  Enrico  Engelino  Weijers  comincio 
r  illustrazione  de'  codici  orientali,  continuata  sotto  nome  di  Orien- 
talia  ~)  in  opera  a  parte  3).  Dopo  questi  P.  A.  Dozy  prelnse  con 
lavori  par/iali  *)  al  catalogo  generale  ^)  conlinuato  dal  dott.  Kiienen, 
lul  ciii  prinio  volunie  furono  descrilti  i  codici  1 — 507,  iiel  secondo 
i  codici  J)08 — 905.  Non  v'hanno  peri)  compresi  gii  ebraici,  de'quali 
dirö  piü  sotto.  Qiie"  codici,  preziosi  per  piü  rignardi,  furono  fre- 
qiiente  oggetto  di  studio  ad  uno  stuolo  di  dotti  orieiitalisti  e  del 
paese  ed  esteri.  A  non  parlar  dei  passati ,  nominero  gli  a  noi  piü 
vicini  H.  A.  Ilamaker,  M.  Hooguliet,  A.  Rutgers,  T.  Roorda,  H.  E. 
Weijers,  J.  J.  F.  Valeton,  P.  J.  Vetli,  C.  J.  Tornberg,  C.  Sander- 
borgb  Älatthiessen ,  A.  Kuenen,  T.  G.  J.  Juynboll,  P.  A.  Dozy,  B. 
F.  Malthes,  J.  Anspach,  W.  Wrigth,  G.  Dugat,  L.  Kreld,  M.  Sal- 
verda  de  Grave,  F.  Woepekc,  SitlVedo  Freund,  G.  H.  Engelmann, 
Ferdiiiando  \A'iistenfeld,  J.  Keyzer.  Ad  essi  la  biblioteca  va  debitrice 
della  pubblicazione  di  gran  parle  di  codici  orientali,  o  di  studj  pa- 
ralleli  con  quelli  di  altre  bibliotcche  «).   Percio   fu  lodato  consiglio 


et  aiinotatioiiibus  illustravit  Hemicus  Aientius  Hamaker,  linguar.  orient.  in  acad. 
Lugd.  Bai.  Professor  extraordinarius  et  interpres  legati  Wariicriani.  Lugd.  Bat., 
1820,  p.  VIII,  264,  4». 

<)  Numeri  334,  1304,  1348,  1350,  1454,  1703,  1706,  1730.  1737,  1773,  1782,  1805, 
1870,   1903. 

')   Comiiieularii  codiciiin  iiiss.  orienlaliiiiii  liiljliollioca}  Leidensis.   —    1840. 

^)  Orleiitalia.  Üe  codicihus  niss.  orieulalilms  hihliolliecac  Leidensis  conliniial.,  eduiitiiiiis 
JuynboU,  Roorda,  Weijers.  Amstelodami,   1846,  8^. 

4)  Notioes  sur  quelques  nianuserits  arabes  (della  Leidense).  Leyde,  Brill,  1847 — 18öl, 
p.  260,  80,  con  tavola  lilngr.  in  4«». 

*)  Calalogiis  codicuin  orienlaliuni  l)il)liolheeae  nead.  Lugd.  Batavae,  auetoreR.P.  A.Dozy, 
pliilos.  IheoreticsD  mag'islro  ec.    Lug'd.  Bat.,  E.  ,1.  Brill,   1831,  vol.  II,   S**. 

ß)  1.  Abdel  Malik  Ibn.  [)as  Leben  Mnbammed's,  naeb  Muhamnied  Um  Isliak  über- 
liefert. Uöttingen,  1857,  vol.  II,  8».  —  2.  Ab  d  o  -  1  -  W  a  b  i  d  AI  .Marrekosbi. 
Tbe  history  of  tbe  Almohades.  Leyden,  1847,  8».  —  3.  AbiZer  Ibn.  Primordia 
doininationis  Murabitniiiin.  Upsaine ,  1839,  40.  —  4.  Abu  Bekr  Mubiimmed 
RenEI-llasen  Ibn  l)oreid"s.  Gcnealog^iscb -etyniolog-jscbes  llandiiucb.  Giil- 
tingen,  vol.  II,  8.  —  5.  Abulfeda  Isniael.  Tabuliu  (|ua;diim  geograpbioaj. 
Lipsiic,  1791,  8".  —  (i.  Lo  stesso  :  Geograpbie.  Texte  arabe.  Paris,  1837,  40 
—  7.  Aiiu-I  M  a  li  a  s  i  n  Ibn  Tugri  Bardii.  Annales.  Liigduni  Batav.» 
lS5'i — 1857,  Vol.  II,  8".  —  8.  Anspacb  J.  Spcuinien  c  lilteris  orientalibus 
e.xliibens  bislui-iani  Kalilaln.s  al-Wolidi  et  Solaiinani.  Liigd.  Bat.,  1853,  S".  — 
!l      A  /  -  Zania  li  sa  r  i  i.     Lexicon    •;cograpbicum.      Lugd     Balav. ,     1856,    8".     — 


e  (lelle  socielii  scieiilifico-lpKL'iMric  dclla  Neerlaiidia.  ö  /  i> 

die   bibliütecai'j    di    fornire   doviziosiiiiiente  la   biblioteca,    di  opere 
Orientali  a  stampa,  antiche  e  moderne. 

Manoscritti  e  testi  a  stampa  ebraici. 

Cento  qiiattordici  soiio  i  codiei  manoscritti  ebraici,  quasi   tutti 
|)rocedenti  da  Warner  e  da  Scaligero.   II  primo ,  vissuto  in  iin  tempo 


10.  Chronicon  Samaritanum  araliiee  conscriptutn ,  cui  tiliiliis  Uher  Jostie.  L.  B. 
1848,  8".  —  11.  Dj  o  li  a  i  r  .VI  u  h  amm  e  (I -Eb  n.  Voyage  eii  Sicile  soiis  le  regne  de 
Giiillaume  le  Itoii.  l'aris,  1840,  8".  —  12.  D  o  z  y ,  H.  P.  .\.  Scrtptoniiii  arabiirii 
loci  de  Abljailidis.  L.  B.,  vol.  II,  4^.  —  13.  Enger  M  a  x  i  m  i  I  i  a  n  i.  De  vita  el 
scrlptis  Maverdü.  Bonnie,  1831,  8".  —  14.  Specimen  e  litteris  orientallbiis,  ex- 
hibens  librum  Geneseos,  secundiiin  arabicam  Pentateucbi  samaritani  versionein  ab 
Abu  Saido  coiiscriptuin.  Liigd.  Bai.,  18äl,  8".  —  lö.  Gescliichte  der  Stadt  .Mekka 
lind  ibres  Tempels  ,  von  Giib-ed-Din-.Mubarnmed  Ben  Ahmed  el-Nahrawali.  Leip- 
zig-, Broekhaus,  vol.  IV,  8'*.  —  16.  Gescbiederiis  van  Varst  Rispoe  Rudja  (In  lingiia 
maicse).  Leiden,  1849.  —  17.  Hadsallitarnm  carmina,  qiiotqiiol  in  codice  Lug-du- 
nensi  insuiit,  arabice  edita.  Londini  ,  4".  —  18.  Historia  Jeniana'  sub  llarano  Pascha, 
l-ngd.  Bat.,  18ü8,  4".  —  19.  Hooguliel  M.  Üiversoiuiii  scriptoruin  loci  de  regia 
Aphtasidariim  fainiiia  et  de  Abduno  poeta.  Lugd.  Bat.,  1839,  4^.  —  20.  Jacul's 
Moschtarik  ,   d.i.  Lexicon  geographischer  Synonyme.    Gödingen,    1843 — 1847,  8*. 

—  21.  Ibn  Coteiba.  Handbuch  der  Geschichte.  Göttingen,  4".  —  22.  Ibn 
Jubair  al  Kinani.  Travels.  Leyden,  1832,  S**.  —  23.  Kynewulfi  poetse  selas 
(enigmatum.  Marburgi ,  1860,  4".  —  24.  Lexicon  geograpbicum.  Lugd.  Bat., 
1830,  8".  —  23.  M  ak  ri  zi -AI- Ahmed.  Traclatns  de  legidibus  Araimm  ponde- 
ribus  et  niensuris.  Rostochii,  1800,  8**.  —  26.  Lostesso:  Takyoddin.  Narratio  de 
expeditionibus  a  Griccis  Francisque  adversus  Dimyatliam,  ab  anno  708 — 1221  susceptis. 
Am.stelod. ,  1824,  4".  —  27.  Lo  slesso :  Historia  Coptorum  christianorum  in 
Aegypto.  Solisbaci,  1828,  8".  —  28.  Lostesso:  Abhandlung  über  die  in  Ägypten 
eingewanderten  arabischen  Stämme.  Göttingen.  1837,  8**.  —  29.  Maverdü. 
Constitutlones  politieae.  Bonn»,  8**.  —  30.  iMuhamed  Ben-Habib.  Über  die 
Glcidibeit  und  N'erscbk'denbeit  der  arabischen  Stämniennanicn.  Götllngeu,  8**.  — 
31.  Matanabbii  fiirinlna  ,  cum  commentario  Wabidii.  Benilliil,  4".  —  32.  >'a- 
wawi  Abu  Zukarlya  Yabya  el.  The  biugraphical  diciionary  of  illustrious  nieii 
cbiel'ly  at  the  beginning  of  Islamism.  Gottingen,  8*'.  —  33.  Über  das  Leben  und 
die  Schriften  des  Scheich  Abu  Zakariya  Yabya  el  Nawaw.  Göttingen,  1830,  4**.  — 
34.  Üina  r  Alkhayy  am  i.  L'  alKebre.  Paris,  1831.  8".  —  33.  Pentateuchus. 
Sebasliani  Falk,  Joannis  Havii  et  Guilclnii  van  Vluten  specimen  philologicum.  Lugd. 
Batav.,  1803,4".  —  36.  S  ei  ii  Edd  i  n  i  I  bn- a  1- V  a  r  d.  De  rebus  die  resurrectionis 
eventaris,  e   libro   cosmographico :    Manjarita  mirabiliu»!.     Vratislaviie ,    1833,  8". 

—  37.  Specinu'ii  e  litteris  orienlalibus  exbibens  Sojatii  librum  de  iiiter|>retibus  Ko- 
rani.  Lugd.  Bat.,  1839,  4^.  —  38.  Specimen  criticum  exbibens  loca  Ihn  Itbacnuis  de 
Ibn  Zeidauno.  Lugd.  Bat.,  1831.  4".  —  39.  Testamentum  vetus  gnpcuin.  ex  ver- 
sione  LXX  interpi'elum.  I.u^d.  Bat.,  1723,  vol.  II,  8".  —  40.  Testamentum  novnni 
arabice.  Leid*.  1616.  4".  —  41.  U  i  1  e  n  b  o  e  k  P.  J.  el  P.  J.  fil.  Pisserlalio  de 
Ibn  Haukalo     gccigrapho,   nee   nun   descriptio   IraciC  PersiciV.    Lugd.    Bat.,    1822.   4'*. 

—  42.  Zakariya  li  c  n  .M  o  li  a  in  in  c  d  Ben  M  .i  b  in  ml  e  I  C'uzwini.  Kosmogrn- 
pliiii.    (iiitliiii^cn.    1847.   8". 


376  V:i  (  0  11 1  i  II  (•  I  I  i.    Delle   l>il)liuteclie 

in  cui  ne'  Paesi  Bassi  anco  le  donne  attendevano  agli  stiidj  ebraici, 
siccome  molto  versate  non  solo  nelF  ebraico,  rna  eziandio  nel  carai- 
tico,  lego  i  manoscritti  piu  poregrini  e  apprezzati  al  numero  di  79, 
fra  quali  30  caraiticl ,  24  filosofici.  J.  Dernberg  ne  diede  una  siiffi- 
ciente  informazione  i)  non  tale  perö  che  regga  al  confronto  col  cata- 
logo  2)  delP  erudito  tedesco  M.  Steinsclineider,  il  qiiale  diede  in 
appendice  locos  maiores  e  corlicibus  excerptos:  fra  questi  sono  pre- 
ziosi:  Hotem ,  lavoro  di  R.  Jedajah  Happnini  sui  sinonimi  ebraici,  e 
parte  del  Pentateiico  a  lettere  capitali  del  secolo  VIII. 

Le  antiche  opere  ebraiche  a  stampa,  260  delle  qiiali  apparte- 
nevano  al  Warner,  sommavano  al  tempo  del  legato  dollo  Scaligero 
a  468:  anche  queste  furono  notevolmente  accresciute:  gemma  della 
raccolta  e  il  membranaceo  in  fol.,  senza  indicazione  bibliografica,  di 
ragione  dello  Scaligero  :  Oculus  Jacobi.  R.  Jacobi,  f.  Salomonis, 
f.  Chubili  excerpta  tlialmudica. 

Codici  greci,  latini  e  in  altre  lingoe. 

Ardua  cosa  sarebbe  il  voler  porgere  una  notizia  ,  beuche 
sfuggevole,  del  molti  codici  manoscritti  greci,  latini,  italiani,  fran- 
cesi,  spaguoli,  tedeschi,  neerlandesi  che  oltre  a  quelli  di  Holman, 
Vuleanio,  Scaligero,  Glossio,  Lipsio,  Pcrizonio  furono  iniportati  in 
biblioteca  o  per  legato  o  per  dono  da  G.  Papenbroek  s),  P.  Cuneo  *), 
Prospero  Marchand  5),  F.  Oudedorp  ß),  F.  Hemsterhuis  '),  Davide 
Rubnkenio  ^) ,  J.  de  Behouw  ») ,  Daniele  Wittenbach  i«) ,  dai  due 
Pietro  Burmanno  n),  dai  Gronovii  i«),  dagli  Hugenii  is). 


')  Mittheilungen  aus  der  Leydner  Uiiiversitätsblliliothek.  In  Geigcr's  leissenschaftlü-he 
Zeitschrift  für  jüdische  Theologie,  vol.  III,  p.  277— 280. 

2)  Catalogus  codicum  hebrieonim  blbliothecae  acad.  Liig-d.  Bat.,  auctore  M.  Steinschnei- 
der. —  Lugd.  Bat.,   18Ö8,  p.  XXVIll,  424,  8^.,  eon  tavole  e  fac-siinile  Hi  caralteri. 

3)  Legato  di  24  codici,  nel  1743. 

•»)  fili  eredi  ne  donarono  14  nel  1749. 

•'')  Montane  a  78,  per  legato  del  1736. 

^)  II  di  lui  figlio  Cornelio  ne  lego  36,  l'aiino  1790. 

')  L'erede  Van  den  Hop  ne  dono  34,  1'  anno  stesso. 

8)  I  curatori  delT  iinirersilii  ne  acquistarono   111   dalla  vedova    del    dotto  piofessore, 
l'anno  1799. 

9)  Legato  di  4  codici,  del  1821. 

'■')  I  curatori  dell'  iiniversilä  ne  comperarono  ."55  alTasta  del  1822. 

")   Codici  S7  acquistali  aU'asta   1777. 

■'^)  Sono  136  codici  coinperati  all' asta   178S. 

'•')   Codici  33  di  Cristiaiio,  Costante  e  LoHovico  ügcnio,   o   avuti   in  legalo  il   1697,   o 


e  delle  societä  scienlifico-lelleriirie  della  .Neerlaiidia.  ö  (  i 

Tiittl  i  manosciitti,  eccettuiiti  gli  oricntali  e  gli  ebraici,  düiiiHi 
IUI  iiiimero  complessivo  di  quasi  3000,  i  piü  anticlii  e  apprezzalti 
fr;)' qiiali  appartengono  al  foiido  Vossiano. 

Codici  greci. 

Uflenbach  nelle  sue  frequenti  visite  alla  biblioteca,  non  si  occupa 
che  dei  Vossiaiii  *) »  ^i^'  ^'i  esamina  i  soll  greci  «),  fra' quali 
riseoiitra  xin'' Bistoria  liisiaca  d\  PnWadio ,  del  seeolo  XI;  uii  etimo- 
logieo  di  Siiida;  iin  onomastico  di  Giulio  Polluco;  delle  ipotesi  di 
Davide  Niceta;  le  opere  di  Giuliano  Apostata,  del  seeolo  XII;  i  lavori 
di  Giovanni  Tzetze  su  Esiodo  del  seeolo  Xill.  Un  codice  greco  Vossiano 
uso  Adolfe  Stierer  s).  Pubblicö  estratti  di  altri  codiei  greci  Ernesto 
Lodovico  di  Leutsch  *).  Posteriormente  al  Vossio  furono  importati  in 
biblioteca,  con  altri  molti  un  salterio  ed  un  evangeliario  del  seeolo  X, 
un  festivale,  un  Giuseppe  Flavio,  le  storie  di  Erodiano  del  seeolo  XI, 
un  salterio  del  XII. 

Codici  latini. 

Fra  i  codici  latini  piü  apprezzati  possiede  la  Leidense  otto  co- 
dici di  Giovenale,  fra' qnali  un  Vossiano  del  seeolo  X;  due  di  Lucano 
parimenti  Vossiani  dei  seeoli  IX  e  X,  descritti  da  Oudendorp  s)  ; 
parcchi  di  Orazio  ß) ;  una  trascrizione  italiana  di  Virgilio ,  del  se- 
eolo XV,    con   buone   miniature   su    membrana   porporina ;    alcuni 


aggiiiiiti  alla  bihlioteca  iiegli  aniii  1809,  1822.  V.  Christiaiii  llugenii,  aliorumque  sae- 
culo  XVII  vironini  celebrium  exercitalioiies  inathematicae  et  pliilosophic» ,  ex  tnss.  in 
bibliotheca  acad.  Lugduii.  Batav«  servatis.  Edidit  P.  J.  Uileiibroek.  —  Hagae  Comitum, 
1833,  vol.  11,  40. 

1)  „Mein  mcistes  Vorhaben  war  den  Catalogns  von  den  Manuscriptis  Vossianis  durchzu- 
sehen,  und  die  vornehmsten  Codices  zu  notireu."  .Merkwürdige  Reisen,  vol.  III. 
p.  419. 

■i)  Ivi,  p.  428— 429,  439—465,  468—471. 

3)  De  codice  Vossiano  seu  ßurelliano  quo  confinentur  Iren«"!  libri  quiuque  adversus 
heereses.   In  S.  Irenivi  qua  supcrsuul  oinnia.    Lipsia-,  T.  ü.  Weigel,  vol.  11,  S*'. 

*)  Pareomiographie  grajci  Diogeniauus,  IJregorius  Cyprius,  Macarius,  .\e8opus,  Aposto- 
lius  et  Arsenius.  Goltiiigie,  p.  XXII,   804,  8". 

5)  Praefatio  ad  .^8.  A.  Lucani  Pharsalia  (Lugduni  Bat.  1728,   4».) 

^)  C.  Kircher  i  nova)  qu<estiones  Horatian.e.  I.  Quiuquagiuta  codicuai  (alcuni  della  Lei- 
deiise)  quibususisumusdescriptio.  II.  De  codicuni  llorutianoruin  »tirpibus  acfauüliis  eo. 
NamburKi,  4^. 


378  V  :i  I  i-  I.  I  i  I.  ü  I  I  i  .    ItrIK-  bi'blioteclie 

codic'i  (li  Foi'sio  i) ;  altri  medievali^);  un  breviario  membraiiaceo  cU-l 
secolo  XV,  con  elegant!  chiaroscuri  ;  un  salterio  miniato  che,  atte- 
iiendosi  all'  annotazione  francese,  sarebbe  stato  d'uso  di  s.  Luigi  re 
di  Francia,  nella  sua  fanciuiiozza  ;  pare  scritto  in  Inghilterra  ncl 
secolo  XII.  Fra  i  piü  antichi  dopo  i  Vossiani  citansi  un  Aurelio  Pru- 
denzio  3),  degli  estratti  di  diritto  canonico  e  due  glossarj  del  se- 
colo IX;  un  Terenzio,  un  Macrobio,  un  Codice  Teodosiano  ed  un 
glossario  del  secolo  X;  tre  codici  di  Stazio;  le  lettere  di  Seneca; 
Operette  di  S.  Agostino;  due  codici  di  Prisciano;  un  passionario. 
iina  logica  da  Boezio  e  Apulejo;  un  Rabano  Mauro,  del  secolo  XVI; 
la  versione  del  libro  di  Giobhe  di  S.  Girolamo;  un  Virgilio;  un  Ovi- 
dio;  quattro  codici  di  Cicerone;  due  di  Seneca;  tre  di  Prisciano;  un 
Tito  Livio;  un  Quintiliano;  due  codici  di  Stazio,  del  secolo  XII. 

Fra  i  manoscritti  moderni  e  debito  di  citare  molti  lavori,  spe- 
cialmente  (ilologici,  di  professori  delT  universita,  il  Botanicon  Pari- 
siense  autografo  di  Sebastiano  Vaillant,  in  cinque  voliimi  in  foglio, 
donato  da  Boerhave,  dalla  cui  eredita  aggiunsero  i  curatori  alla 
Leidense  due  opere  sulle  piante  del  Malabar  e  sulle  cucurbitacee 
bolognesi ;  gli  autografi  di  Pietro  van  Muschenbroek,  professore  di 
fisica;  parecchi  statuti  di  citta  dello  stato;  cento  ventisei  volumi  di 
lettere  di  uomini  illustri,  la  piü  parte  autografe,  di  filologia. 

Codici  in  altre  lingae. 

Fra  molti  d'interesse  capitale  notero  i  pochi  seguenti:  aj  En- 
yuerrand  de  Monstrelet.  Cronaca  in  antico  francese,  del  secolo XV, 
con  buone  miniature.  b)  Lod.  van  Velthem.  Spiegel  bistoriaal,  of 
Rymspiegel,  del  secolo  XIV,  pubblicato  da  La  Long  nel  1737.  II 
ferzo  libro  fu  ripubblicato,  con  commentario,  da  G.  J.  A.  Jonckbloet 
(Hagse  Comitum ,  1840).  cj  Jacobi  van  Maerlant.  Rymbibel,  del 
secolo  XV.    d)    Pareccbie   anticbe   cronaehe   del   pacse.    e)   Libri 


')  Specimeii  criticuin  oontiiiciis  Auli  I'ersii  codiciiin  inss.  Leidensiiiin  coJIationein,  ec, 
auctore  Antonio  Kisselio.    I  rajecti  ad  Rhenum,   1848,  p.  XLV,   100,  S". 

2)  Zacher  J.  Eiiiharil ,  Wilhelmiis  Gcmmeticensis ,  fiaiifridus  Monemiitensis ,  u.a.  in 
zwei  naiKl.scIirilleii  tier  Universiliilsltililintlick  zu  Leiden.  In  Serapeum  ,  1843, 
p.  30 — 32.  Lo  stesso  Zacher  inserl  piTi  lardi  notizia  di  qiiesti  codici  in  Handschrift 
aus  dem  /i'/os/rr  /Irr  in  der  Vnirer.siditshihliolhek  zu  Leiden.    18;)1,   p.  100. 

•*)  I'ielro  Biirmanno  secondo  vi  scrissc  incalcn:  „Codex  hie  anliiiiiissinitis  nieinl)riinacens 
est  eelehratus  ille  Ei^rninidaniis.  .lano  (irulero  oliin  excussus.  Vawi  cum  8ö  florenis  ex 
snpelleclile  Wilsiana." 


e  delli'  soi'ioli"i   scientifieo-lclfiM'iirii'  ilell:i  Neerliuiiliii.  3^1) 

yeiiealof^ici,  statiiti  niiiiiicipali,  ordiiiaiize  pubbliclie,  fj  Origineel  cii 
vulletlig  llaiidsclirift  van  de  geodesisohe  on  astrononiische  Operation 
van  1802  tot  1811  in  Holland.  Opera  distribuita  in  1 1  volimii  in  8"., 
e  7  in  foi..  descritla  da  Uiletibroek  '). 

Libri  a  stampa. 

II  numero  totale  monta  all'  incirca  agli  80000.  Alia  parte  antica 
della  letteratura  Orientale  s'  aggiiingono  i  recenli  acquisti  piocedenti 
dalle  tipografie  di  Parigi,  Loiidra,  Amsterdam,  Leida,  Amburgo. 
Gottinga,  Lipsia,  e  delle  possessioni  asiatiche  ed  aniericane  cosl  iii- 
glesi  coine  neerlandesi.  Mostrasi  come  ciiriosita  uiia  biblia  olandese, 
stampata  a  spese  di  Pietro,  principe  di  Russia,  in  Amsterdam,  nel 
1721,  in  cinque  volumi  in  foglio,  a  lettere  oapitali.  Quantita  d' im- 
pressi  possono  considerarsi  quali  codici  manoscritti  per  le  note  a 
penna  d'illustri  professori,  onde  sotio  grerniti.  Apparletigono  a  piii 
distinti  cemelj  tre  membranacei:  1.  Justiniani  Institutiones.  Mogun- 
tise,  1468,  fol.  2.  Apuleii  Madaurensis  opera.  Romae,  in  domo  Petri 
deMaxinio,  1469,  fol.  3.  Horte  B.  M.  Virginis.  Paris,  GillotHardoiiyn, 
s.  a.  4».  magg. 

Oltre  i  da  nie  indicati  nel  corso  di  questa  trattazione,  Spiegelio 
die  a  conoscere  i  manoscritti  teulogici  2),  e  dietri  lui  il  Montfaiicon  s); 
Perz  di  Berlino  quelli  che  si  rapportano  alia  storia  tedesca  del  medio 
evo  *).  Jacob  ^^,  de  Vater  c)  e  Siegenbeek  ■)  s'occuparono  della 
storia  della  biblioteca,   che  trattarono  assai  compendiosamente. 

Gabinetto  numismatico  dell'  universitä. 

II  {gabinetto  numismatico  delT  universitä  data  dalla  mela  del 
secolo  XVIII,  e  deve  la  sua  origine  alia  liberalila  del  conte  Rentinck, 


1)   Algem.  Konst-  eii  Letterhode,   18;J9,  ii.  üö. 

^)   S|>izelii  Teoiiliili.   Sacra  hihliotliecarum  illustriiiiu  ai-faiia  dolücta.  —  Aii^'iislii> 
Viiidelicoium,   1G68,  8",  a  p.  135—144. 

3)  HihliotliL'oa  liililiolliccnriim  iiiniiiiseri|)ta,  toni.  I.   p.  601 — 603. 

4)  naiulsclirifleii,  die  deutsche  Gescliiclite  des  MittelaUers   lietrell'end.    In  Archiv  der 
(icscUnch.  für  ältere  deutsche  lieschichtslnuide,  vol.  VII,  p.  133 — 138. 

*)   Tiaieti?  des  plus  helles  bihliolhe(]Mes.  —  I'aris,   1G44,  8",  p.  4"i3— 430. 

^)  Vater   (deV  .1  o  a  im  i  s    riiiilielmi.     Narratio  de   rehus  acad.   I.ii^d.   Hat.  sieculo 

oclavo  et  dfciiui).   I,u{,nl.   I!at.,   ISO'2,   8^  a  p.  73— 81. 
')  Sie^enheek    .Matthias.     (leschiedeni.s    van     ilci'  .-Veadeinie     le   Leiden.     Leiden, 

1820-1332.   \..l.  II. 


I 


380  Vn  I  p  n  t  i  II  !•  I  I  i  .   Rollt'  bililioteclie 

uno  dei  curatori  deir  uiiiversita ,  che  le  ofTerse  p-arecchie  moiiefe 
e  medaglie.  Poco  dopo  fu  accresciuto  per  doni  del  sig.  Roclie- 
pied,  eoiisole  dei  Paesi  Bassi  alle  Sinii'iie,  e  di  altri,  fra  quali  e 
grato  ricordare  un  lord  inglese  ,  che  fe'  preseiite  delle  medaglie 
coniate  nella  gueira  coiifro  la  Francia,  per  cui  il  Canadä  diventö  co- 
lonia  deir  Inghilterra.  Sulla  fine  di  quel  secolo  ebbe  origine  la  rac- 
colta  delle  monete  romane,  per  cura  del  celebre  poeta  latinoLorenzo 
Sutenio  (Lou  van  Soiileii),  curatore  pur  egli  deir  universita;  questa 
partita  fu  accreseiula  nel  1821  da  Arntzenius,  professore  emerito 
deir  universita  di  Harderwijk  ;  aggiungendovisi  nello  stesso  anno 
gettoni  e  medaglie  dei  Paesi  Bassi.  Qualche  anno  dappoi  s'  arricclu 
per  acquisto,  d'una  serie  di  lalleri  tedeschi,  e  nel  1836,  per  legato, 
delP  intera  collezione  di  monete  e  medaglie  del  professore  Reuvens. 

Dalla  biblioteca  dell'  universita,  in  cui  reslo  fino  al  1818,  fu 
trasferita  la  collezione  al  gabinetto  archeologico,  dal  quäle  fu  sepa- 
rata  definitivamente  e  aCfidata  a  speciale  custodia  nel  183ö.  Piü  con- 
siderevoli  sono  le  giunte  posteriori,  di  parecchie  migliaja  di  monete 
e  medaglie  d*  ogni  tempo  e  d'  ogni  paese.  Le  varie  serie  possono 
ridursi  alle  seguonti : 

1.  Molte  monete  delT  antica  IJispania,  provenienti  la  piü  parte 
dalla  collezioni  di  Garcia  dalla  Torre  di  Madrid. 

2  Monete  delia  Gallin  in  oro  ed  argcnto:  le  prime  furono  dis- 
sotterrate  nella  Fiaiidra  e  nella  Glieldria. 

3.  Quantita  di  conservatissimi  stateri  e  tetradraniuii  di  Lisimaco 
e  di  Alessandro  il  Grande:  drammi  e  tetradrammi  di  Atene;  medaglie 
rare  della  Cilicia  e  della  Pisidia;  incuse  di  Sibari  e  della  Magna  Gre- 
cia;  due  Darici;  alcuiie  poche  medaglie  Sassanidi;  un  sido;  una 
medaglia  di  Tolomeo  IX  re  d'Egitto. 

4.  Fra  le  medaglie  medievali  e  moderne  della  Spagna  si  conser- 
vano  molte  piastre  obsidionali  della  guerra  ultima  d'indipendenza. 

5.  II  Portogallo  e  rappresentato  splendidamente  in  piü  che 
300  esemplari,  la  piü  parte  in  oro  e  in  argento,  di  medaglie  e  mo- 
nete dal  re  Sandro  1  a  Don  Pedro  V. 

6.  Non  ispregiiole  e  la  raccolta  di  monete  e  medaglie  francesi 
in  ogni  metallo,  tanto  dei  re,  come  dei  baroni  e  prelati.  Numerose  e 
conservatissime  sono  le  medaglie  dei  re  di  Francia,  Luigi  XII,  XIV, 
XV^  e  XVI,  della  rivoltiziono,  di  Napoleone  I,  di  Luigi  Filippo,  della 
repubblica  del  1848,  e  di  Napoleone  III. 


e  (lellf   •jucielä  scieiililicD-lelterarie  ilcllu   .Neerlandia.  »jö  1 

7.  L IUI  collezioiie  distinta  di  inoiiete  e  medaglie  iieerlandtsi,  da 
tenipi  piü  loritani  (avanti  e  duraiite  il  regno  di  Pipiiio)  fino  a  nostri 
gioriii.  Fra  le  moiiete  coniate  prima  della  pacificazione  diGaiid  (11)76) 
si  ammirano  de'  pezzi  uniei.  Questa  ricchissiina  scorta  porse  motivo 
di  studj  opportun!  a  quel  prof'essore  delP  universila,  dott.  P.  0.  van 
den  Chijs,  direttore  dal  gabinetto  fin  dal  183o,  il  quäle  ne  porse 
importante  iilustrazione  in  lavori  successivi  i). 

8.  Appartit'ue  alla  Gran  Brettagiia  sufficiente  copia  di  medaglie 
e  monete  d'ogni  metallo. 

9.  Fra  le  specie  metalliehe  della  Daiiimarca,  della  Szezia  e 
della  Norvegia  riscontransi  niolte  monete  antichissime. 

10.  Nella  Serie  russa  abbonda  a  dismisura  il  rame, 

11.  Alcune  migliaja  di  medaglie  e  monete  tedesche  in  oro  e  in 
argeiito,  ma  specialmente  in  broiizo  e  rame,  a  preferenza,  del  regno 
di  Baviera  e  del  grandueato  di  Baden. 

12.  Poebe  son  le  monete  e  medaglie  dei  cantoni  svizzeri,  della 
Boemia  e  delT  Ungheria. 

13.  Ulla  delle  partite  piü  povere  c  quella  delTItalia,  bencbe  vi 
siaiio  abbastanza  rappresentate  le  cittä  e  gü  stati.  Non  ispregevole  e 
la  raccolta  di  aiitiehe  medaglie  italiaiie.  AU'  isola  di  Malta  apparten- 
gono  alcune  monete  dei  cavalieri  di  s.  Giovanni. 

14.  Risiretto  e  il  numero,  ma  seelti  gli  esemplari,  delle  monete 
della  Turchia  e  della  Greeia:  la  serie  di  medaglie  della  prima  e  molto 
piü  avvanzata.  Non  vi  maneano  monete  della  Moldavia  e  della  V^al- 
lachia. 

15.  Piü  estesa  e  comparativamente  piü  ricca  delle  altre  e  la 
(ollezione  delle  monete  e  medaglie  asiatiebe,  della  Siberia,  della 
China,  della  Corea,  del  Giappone,  della  Persia,  in  oro  ed  argento. 
deir  Indüstan,  del  Negapatnam,  del  Traiquebar,  dei  possedimenti 
neerlandesi  e  danesi,  di  quelli  francesi  e  portogbesi  del  Pondicbery  e 
Goa,  di  Anam,  della  Cocbincbina  e  di  Cambria,  delle  isole  di  Ceylan, 
Sumatra,  Giava,  Borneo  ec.  II  ministero  delle  colonie  presento  nel 
1861    al  gabinetto  dodici   monete   in   oro   ed    argenfo    del   regno  di 


•)  Tijilsrhriff  vopr  iilp:eineoiu>  Munt-  on  l'eiiiiiiifrkuiKlf.  I.oviloii,  1838—183!».  vol.  II.  8^. 
—  Veiliaiiileliiigeii  uifgo^even  door  TovIit's  Iwcedo  <7tMioot.sclin|).  Zes  en  tu  iiiti(;sle 
Stuk.  Tt"  iluiirleiii,  ISöl  —  18ö9.  vol.  Nil,  4".  1/ opoiM,  iu-coinpH^iiiili)  da  iiiimerose 
tavoios  ooiii|)i-eiuli>  rillislra/.l()iii>  miiiiisinalioa  di  alouiu'  provincie  della  Neerlaiidia. 


382  Va  I  en  t  i  n  e  I  I  i.    Delle  biblioteche 

Siam,  del  valure  complessivo  di  fiorini  57:  siiigolare  e  la  lor  forma 
di  ciottoli  schiacciati  9- 

16.  Per  TAfrica,  modico  e  il  numero  delle  monele  dell"  Egitto, 
di  Tripoli  e  Tunis! ,  dell' Algeria  e  del  Marocco;  piü  copioso  quello 
delle  isole  Azore  e  di  Madera,  del  iMozambieo  e  delle  isole  di  Mau- 
rizio  e  della  Riunioue. 

17.  V  ha  pure  rappreseutala  onorevolmente  T  America ,  scon- 
trandovisi  molte  monete  della  Nuova  Scozia,  della  Nuova  Brunswick', 
del  Canada,  della  confederazione  degli  Stati  uniti:  ricchissima  e  la 
Serie  del  Messico.  Non  vi  mancano  medaglie  e  monete  di  Haiti,  Ber- 
muda, Behama,  Cura<^ao,  Surinam,  Demerary  ed  Esequebo,  Cajena, 
Venezuela,  Columbia,  Bra.sile:  di  quoste  ultime  sl  conservano  alcuni 
bei  esemplari  in  oro.  Ne  ha  pure  della  confederazionie  Argentina,  del 
Peru,  del  Chili. 

18.  Ammiransi  alcune  poche  monete  della  Nuova  Galles  del  Sud 
neir  America. 

'£,  Bibl.  Tisiaiia. 

Questa  hihlioteca  si  lega  cosi  strettamente  alla  storia  della  uni- 
versilaria  che,  dopo  aver  trattato  di  questa,  e  neccssario  discorrere 
delle  origini  e  della  imporlanza  di  quelia.  Giovanni  Thysius  di  Leida, 
niorto  nella  giovane  eta  di  36  anni  1' ottobre  1653.  legava  alla  cittä, 
insieme  a  gran  parte  di  sostanza,  la  sua  libreria,  incaricando  il  senato 
accedemico  di  collocai  la  in  casa  separata  dalT  nniversitä,  affidarne  la 
conservazione  a  persona  apposila,  tenerla  aperta,  in  giorni  fissati,  ai 
professori,  agli  studenti,  agii  uomini  di  lettere.  II  generoso  testatore 
aggiiingeva  che  quando  dalle  entrate  si  fosse  ricavata  una  somma  suf- 
ficiente,  la  si  erngasse  in  acquisto  di  opere  mancanti  alle  due  biblio- 
teche, universifaria  e  tisiana.  Percio  nel  1654  fu  acquistato  un 
edifizio  sull"  angolo  di  Groen-Hazengracht,  in  cui  dopo,  i  nocessarj 
addattamonti  e  le  opportune  migliorie,  fu  Tanno  successivo  distribuita 


»)  Qiiel  diieltoie  nie  ne  sciivea  di  receiile;  „Üoor  wellwillende  hesschenkomst  van 
„het  ministerie  van  kolonien  is  liel  niuiit-  en  penningkahinet  der  hiogeschool 
„dezer  dagen  verrijkt  niet  eeii  vulledig  siel  der  twaalf  gouden  en  zilvei  en  ninnleii 
„>an  het  koninkrijk  Siam,  verlegenwoordigende  eene  waarde  van  ongeveer  f.  57. 
„rteze  MMinttii  liei)ln'n  alle  eene  hijna  kogelvormige  gedaante,  en  zijn  inet  stempeis 
-vooriieii.*- 


e  Jelle  societ'i  scientifico-lelterarie  dellii  Neerlandia.  3ö3 

convenevolrnerite  la  biblioteca ,  ornandosene  iiel  1606  il  fronti- 
spizio  colle  armi  del  foiidatore,  e  coli' iscriziorie:  Johannis  Thysii 
Dihliolkeca.  Benche  dapprincipio  fosse  limitata  alla  inodesta  raccolta 
d' un  pi'ivato,  nullostante  T  eletta  delle  opere  ,  fra  le  quali  erario 
aicuni  incuiiabuli  ed  un  impresso  in  membrana  i),  e  le  eure  amorose 
del  senato  universitario  contribuirono  a  porla  bentosto  in  fama;  onde 
giä  nel  1669  e  segnalata  fra  le  biblioteciie  dl  Leida  dal  Lomaier ; 
privatis  snmptibus  erecta ,  dotuta ,  publicaia  (p.  252).  La  parola 
publicata  parrebbe  aeceiinare  a  catalogo  giä  edito,  ma,  per  quanto 
ne  attesta  il  diligentissimo  M.  Siegenbeck  2),  H  prinio  catalogo,  in 
cui  si  sono  registrate  1626  opere,  fii  impresso  soltanto  nel  1677.  Fu 
somma  sventura  che  alP  Interesse  addimostrato  nel  primo  ventennio 
di  quella  istituzione  non  rispondesse,  per  motivi  a  noi  sconosciuti,  il 
fervore  di  chi  successe  in  quella  amministrazione,  perche  il  secondo 
catalogo  3)  redalto  con  ordine  sistematico  *),  in  miglior  forma  del 
primo,  non  offre  che  una  giunta,  fatta  nel  lungo  corso  di  62  aniii, 
di  345  opere,  nessuna  delle  quali  puö  dirsi  capitale  e  di  gran  prezzo. 
L)a  quel  tempo  la  biblioteca  fu  piü  che  raddoppiata,  essendosi  segna- 
temente  accresciute  la  partita  storica  giä  comparativamente  copiosa, 
e  quella  dei  classici  antichi,  non  che  la  coUezione  di  opere  storico- 
statisliebe  neerlandesi ,  della  quäle  assai  giovossi  Tiele  nella 
Bibliothcek  van  Pamfletteu.  A  nostri  giorni  ne  fu  dato  un  indice 
alfabetico  ^j  che,  quantunque  redatto  da  uno  de' piü  distinti  storici 
delPOlanda,  e  difettoso  in  niolte  parti:  forse  Tamore  della  brevitä 
nocque  alla  chiarezza  delP  espisizione.  Sulla  line  (p.  74 — 79)  s*  e 
ditto  a  parte  1' indice  AeWa  Bibliolltecn  Swendenborgiana,  ricca  di 
piü  che  150  edizioni  d' opere  0  composte  da  E.  von  Swendenborg,  0 
ril'erentisi  alla  sua  dottrina. 


')  La  seeonde  semaiiie  ou  enftMicc  du  inonde  ,  par  (i.  de  Salusle,  Sr.  de  BarUs.  Pa- 
ris,  1Ö84,  40. 

2)  (!esfhiedenis  der   Leidsche   Hoogeschool,   vol.  II,  p.  17 — 18. 

3)  Catalog'us  biMiothec»  noliilis!«imi  P.  M.  viri  iuvenis  d.  Johannis  Thysii,  inslitiitte 
in  perpetuani  sni  memoriam  et  usuni.  Lugd.  Batav.,  Joh.  Wiliheini  de  (Jioot,  1739, 
p.  HO,  40. 

4)  Thrviotjivi  ,  jiiridici  .  viedici  ,  /linlorici  .  geometrivi  .  matfii-mativi  ,  arilhniflici. 
misvrllant'i. 

*)  Catalogus  libroriim  bibliotheca:  Thysianiv  ,  in  iicail.   Lu^'d.   Bat.   Kx  typographeo   .1. 
G.  la  Lau,   1832,  p.  80,  8". 
SiUb.  d.  phil.-hist.  Cl.  XXXVIII.  Bd.  III.  Htt.  26 


384  Va  1  e  II  t  i  II  e  I  1  i ,     Kelle  biblioteche 

La  biblioteca  e  aperta  a  uso  pubblico  il  sabbato  dalle  1  alle 
3  pomeridiaiip,  durante  1"  anno  scolastico. 

3.  Bibl.  Valloiina. 

La  coniunita  religiosa  valloiina  deH'Aja,  convinta  dell' impor- 
tanza  di  porre  assieme  una  colle/.ionc  di  documenti  inediti  ed  editi 
sulla  storia  delle  chiese  valloiie,  e  in  particolare  dei  Paesi  Bassi, 
riunendovi  le  opere  del  pastori  valioniii,  ne  fe'  nioUo  al  sinodo  di 
Berg-op-Zom  nel  settembre  1807  e  successivamente  a  quello  di  Delft 
nel  1808.  Le  ingiurie  de'  tempi  portarono  la  leaiizzazione  di  quel 
progetto  al  1852,  nel  qir.ile  la  riuniorip  dell' A ja  stabili  che  sarebbpsi 
formata  una  Colleziune  di  libri  e  manoscritli,  appartenenti  alla 
chiesa  vnlluna,  e  che  ne  sarebbe  depositaiia  la  chiesa  di  Leida.  I 
conristoro  di  Leida  accetlu  volentieri  1'  invito  ,  noniino  una  com- 
missione  detta  degli  archivj ,  depose  nelia  eamera  de'  regenti 
deir  ospizio  di  carilä,  eonosciufo  sotto  nome  di  Pesyns-Hosje ,  un 
deposito  sinodaie  che  custodiva  da  cinquanta  anni,  e  apparecchiö  il 
luogo  a  teuere  gli  atli  che  vi  sarebbero  successivamente  deposti.  E 
questa  la  biblioteca  vallonna ,  del  cui  nucleo  (deposito  sinodaie) 
pubblico  un  inventario  esatto  e  dettagliato  il  dottore  P.  C.  Soucbay, 
pastoi-e  a  Leida,  in  calce  agli  articoli  del  sinodo  di  Ziericzee  nel 
giugno  1803.  In  base  alla  risoluzione  del  sinodo  tenuto  in  Middelburg, 
l'agosto  18o4,  la  commissione  avrebbe  potuto  semplicemente  ristam- 
pare  1' inventario  del  1803,  con  appendice  delle  giunte  posteriori, 
nia  preferi  invece  di  rifonderlo  interamente,  di  inutarne  l'ordine  con 
una  classificazione  piü  metodica,  di  omettere  la  eiiunierazione  di 
duplicati  ehe  sovraccaricava  la  raccolta,  benche  d'altra  parte  giorivo 
ai  bisogni  eventuali  delle  chiese.  La  commissione  su  questo  piano 
pubblico  il  catalogo  degli  stampati  e  dei  nianoscritti  assieme  riuniti*), 
dividendo  la  niateria  in  cinque  classi :  I.  Inventarj;  II.  Storia  delle 
chiesa  vallonna  dei  Paesi  Bassi  in  generali;  III.  Storia  della  stessa  in 
particolare;  IV.  Storia  della  chiesa  vallonna  all'estero;  V.  Opere 
d' uso  ecclesiastico,  di  dottrina  ed  editicazione.  Dalla  pubblicazione 


')  Catalogue  de  \a  liililiollieqii«  Walloiinf  .  ilcposef  ä  Lciil« ,  |>iil>lie  par  ordre  de  In 
Keiiiiioii  de  Middelliurf;  en  aoiU  1834.  A  I"  iisage  des  efflises  W  alloimes  des  I'ays-Ba.i. 
A  Leide,  J.    G.   Ih   L^iii,    18ä;i.   p    VIII.   40,  8". 


•  delle  societit  scientifico-letterarie  della  Neerlandla.  381) 

di  questo  catalogo  fiiio  all'  anno  1860,  la  biblioteca  arricchissi  note- 
volnrjente  per  gli  aoquisti  fatti  dalle  vendite  delle  biblioteche  dei  pa- 
stori  N.  Berkhout  di  Leida  nel  1856,  van  Voorst  padro  e  figlio  di 
Amsterdam  nel  1859,  e  G.  W.  van  Oosten  de  Brnyn  a  Harlem,  nel- 
r  aprile  1860.  Laonde  si  rese  necessaria  la  redazinne  d'  un  secondo 
catalogo  supplementäre  i)  cui,  seguitosi  1' ordine  delP  antecedente, 
si  aggiiinsero  la  parte  preliminare  della  storia  ecclesiastica  in  gene- 
rale, una  Serie  d'impronti  di  sigilli  di  varie  chiese,  e  la  tavola  alfabe- 
tica  degli  autori  e  degli  scritti  anonimi. 

L'esame  di  questa  biblioteca  di  diffieile  aceesso  io  devo  al- 
Testrema  gentilezza  del  segretario  della  eomunitä,  J.  T.  Bergman, 
vice-bibliotecario  delP  universitä. 

4.  Societä  di  letteraf ura  neerlandese. 

Neir  anno  1766  parecchi  studenti  dell' universitä  di  Leida  si 
riunirono  in  associazione,  alla  qiiale  applicarono  il  motto:  Minima 
crescunt,  per  occuparsi  di  studj  sulla  letteratura  olandese.  II  successo 
giustifico  la  adottata  divisa.  Approvata  da  lettere  patenti  degli  stati 
d' Olanda  e  della  Frisia  occidentale,  fino  dal  20  maggio  1775,  la 
soeietä  di  letteratura  neerlandese  conta  quasi  quattrocento  membri 
nazionali,  tenuti  a  un' annua  retribuzione  di  sei  fiorini,  10  membri 
sparsi  nelle  coloriie,  134  stranieri  e  due  onorarj,  cioe  i  principi  Fe- 
derico  ed  Enrico.  Consecrata  agii  studj  della  letteratura,  della  storia 
e  delle  antichitä  del  paese,  tiene  a  JLeida  in  un  proprio  edifizio  otto 
sedute  mensili  dall'  «ttobre  al  maggio,  e  la  generale  il  terz«  giovedi 
del  mese  di  giugno.  I  letterati  eminenti  che  vi  prendono  parte  uni- 
seono  in  bella  gara  i  loro  sforzi  a  quelli  della  socicta  olandese  delle 
belle  arti  e  delle  scienze,  per  appurare  il  tesoro  della  lingua  patria 
e  mantenerne  intatto  il  deposito.  Gran  parte  di  questo  compito  fu  di 
recente  affidato  alle  eure  di  quel  segretario  e  bibliotecario,  L,  A. 
de  Winkel  ,  incaricato  dell'  apparecchio  d'  un  nuovo  dizionario 
olandese. 

La  soeietä  non  solo  apre  concorsi  annuali  e  distribuisce  preinj, 
ma    eziandio    pubblica    delle   meniorie,    giä   distribuite   in   quattro 


1)   Catalrtgue  de  la   hibliotheque  oc.   Supplement    ISS.S— I8t>().    A   Leide,   .1.  f.  Pnbbe. 
18G0,  p.  Vill,  66,  8». 

26» 


380  V  a  I  (■  II  I  i  n  <•  I  I  i  .      Me-Ile   iHlilioteeliP 

Serie«),  e  ile"  iiippoiti  .iiiiiiinli -')  iie"  »jiiali   dall"  anno  1843  si  sono 
inserite  le  iiecrolotjie  de"  membri. 

Quella  aüsociazione  cli  stinlenti  che  diede  vita  a  questa  societä 
possedea  nna  tenue  nia  preziosa  collezione  di  manoscritti  e  di  incii- 
iiabuli  della  niassiina  iiiiportaiiza  per  la  coiioscenza  della  letteratura 
olandese  del  inedio  evo  :  l'u  questo  il  germe  dell'  odierna  bildioteca 
cui  il  dott.  Hoffmann  de  FallersUben  non  dubitava  di  attribuire   il 
vantü  d'essere,  dopo  quella  di  Gottiiiga,  la  biblioteca  piii  ricea  di 
opere  di  letteratura  tedesca  del  inedio  evo.  Accresciuta  incessante- 
meute  per  doni,  legati  ed  acquisti,  raggiuiise  tal  grado  d'importanza 
che,  dopo  I*  iiniversitaria,  puö  dirsi  la  prima  in  Leida.  Nel  1781  fu- 
rono  fatte  le  prime  compere,  eollo  seopo  di  riunire  i  materiali  neces- 
sarj  alla  redazione  d"  un  dizictuario  universale  della  llngua  olandese, 
E  col  niedesimo  intendimento  il  dott.  Z.  H.  Aletryn,  uomo  ehe  tanto 
merito  delia  lingua  e  della  storia  del  paese,  legava  alla  societä  la  sua 
distinta  raceolta  di  manoscritti  ed  incunabuli,  che  si  riferiscono  alla 
letteratura   nazionale.    Sotto   questo    lapporto  e  prezioso   il    codice 
dello  Specchio  storico,  su  cui  si  son  falti  molti  lavori,  ne' quali  ha 
avuto  parte  la  societä.  Torno  percio  opportunissima  la  pubblicazione 
d'un  catalogo  ^),  cui  H.  W.  Tydeinan  e  J.  T.  Hodel  Nyenhuis  prelu- 
sero  con  un  proemio  che  da  ragione  deloro  procedimenti  iiella  reda- 
zione ([I.  I — IX),  con  un  indice  di  manoscritti  (p.  XI — XII),  con  una 
specie  di  statnto  in  nove  artieoli  (p.  XIII — XV).  Nella  prima  parte 
(p.    1 — 78)   furono   dettagliatamente   descritti   i    manoscritti   e    gli 
stamjiati  postillati  a  mano  *)  :   fra  quelli  ne  son  molti  mernbranacei, 
altri    trattati    amorosamente   eun   miniatuie   di   egregio   lavoro,    un 
poema  di  cavalleria  con  chiaro-scuri  di  sorprendente  bellezza  :  gli 


M  Wi-rken  vmii  de  M:i:ilscli»p|iiJ  der  Nederlaiidsche  Letterkiimle  te  Leiden.  Leiden 
1772 — 1778,  vol.  VH.  4".  —  Verluiiideliiigeii  van  de  Maal.-,chappy  der  ec.  Leiden, 
ISüO— 1824,  vol.  MI.  S".  —  Nieuwe  werken  van  de  .Maalsclinppij  der  ec.  Leiden, 
1Ö25— 1844,  vol.  VI,  8".  —  Nieuwe  leeks  van  werken  van  de  .MaHtscbappij  ec. 
Leiden,    1846— 18;;6.   vol.  VIII,   8». 

')  Handeliii;;eii  der  jaarlijkselie  alf;eiiieeiie  Ver-jaderinfjen  van  de  .MaaUuliappij  der  ec. 
Leiden.    1760 — 1861),    8"    Vi  si    riferiscono  pure  le  liio(;rafie  de'  membri  defunti. 

3)  Calaliigns  der  Uililiotlieek  van  de  Maal^cliappij  der  Nederlandsclie  Letterkunde,  le 
Leiden.    1829,  p.  \V,    lötl.  8». 

'')  l{»inan/.i  untiel.i  ,  Ivsopo  ,  dottrinali  tedeüclii .  libri  &crillurali  aiiticlii ,  liliri  degli, 
etaiigelj,  storia  di  Cristo  ,  inartirologio ,  vita  di  s.  Kruncesco  ,  sermoni  sacri, 
inedita^ioiii  tfolosali.  asc-etiei  .  lil.ri  di  lingua  e  storia,  romanzi  e  libri  morali  in 
Jiiig'ue  »träniere. 


I 


e  dflle   soeietii  scienlilico-lelteriiric   ili'lla   Neeilaiidia.  »i«^! 

st;trn|iati  sono  annotati  di  mario  di  distinti  filolo^i  del  paese.  La  se- 
conda  parte  offre  nna  classazione  singolare  <),  determinafa  forse  dalla 
specialitä  della  disliihiizioiie. 

Le  aggiunte  posteriori  accrebbero  d'assai  la  sostanza.  Nel  1841 
la  sociefä  ebbe  in  dono  da  uno  de'  suoi  membri  la  copiosa  collezione 
di  opere  dramuiaticlie  neerlandesi  cbe,  riunita  alla  gla  esistente  in 
bibüoteca,  ne  poitö  il  iiumero  a  quasi  3000.  Quiiidi  si  riconobbe 
necessaria  la  rifusione  del  catalogo;  e  la  cominissione  di  biblioteca, 
composta  dei  signori  H.  W.  Tydeman,  J.  T.  Bodel  Nyenhuis,  ,1.  T. 
Bergman,  vi  diede  opeia  diligeiite,  affidando  al  prirno  dei  nnniiiiati 
la  catalosrazione  delT  anzidetta  collezione.  Adottata  una  ordina- 
zione  sistematiea  piü  conveniente  alla  condizioni  della  biblioteca, 
dope  sei  anni  di  lavoro  ,  essa  pubblieö  il  prodotto  de'  proprj 
studj  '^'),  aggiungendovi  due  anni  dappoi  1'  indice  alfabetico  degli 
autori  e  i  supplementi ").  non  cbe  piü  tardi  le  ginnte  successive  *). 

Uno  speciale  regolamento  ^)  di  37  articoli,  esposfo  in  biblio- 
teca.  ne  determina  1' uso,  E  aperta  il  martedl  e  il  giovedl  dalle  12 
alle  3  pomerid.  dal  1  settembre  al  30  giugno,  ai  membri  della  so- 
cietä,  restandiine  iibero  agli  altri  l'  accesso,  ove  ne  siano  autorizzati 
in  iscritto  dalla  direzione.  I  membri  godono  pure  il  diritto  di  usar 
libri  a  domicilio,  fanto  in  citta  cbe  fuori. 

5*  Societa  reale  neerlaiidese  d'  orticoltiira. 

Questa  societa  di  recentissima  origine  (1845)  e  composta  di 
500    membri ,    ciascuno   de'  quali   contribuisce   V  anniia   sonima   di 


*■)  Opece  nuerlaiidu.si  del  XV  sccolo  e  di  parte  del  XVI,  p.  73 — 78.  —  Le  stessc 
della  prima  raeti  del  seeolo  XVI,  p.  79 — 83.  —  Edizionl  senz"  üiiiio  del  seciilo  XVI. 
p.  83 — 8ä.  —  Liii^iiistlcii  ,  p.  83 — 109.  —  Aiilicliitii  e  .storia  ,  p.  1 10 — 124.  — 
Poesia ,  p.  124—134.  —  Lelteratura  iieerlandese,  p.  134 — 141.  —  .Miscellaiiee, 
p.  141  —  147. 

2)  Catalogus  van  lie  ßlliliolheek  der  Maatsehappij  van  Nederlandsche  LellerkiiDile.  te 
Leiden.  Kersle  deel.  Handschriften.  —  Taal-  en  Lettcrkunilf,  al^eineene  en  neiler- 
landsfhe.  Te  Leiden,  1847,  p.  XXXVI  ,  2(>8,  8".  —  Catalogns  ec.  Tweedi-  deel. 
Geschied-  en  Oiidlieidknnde.  —  Leiter-  en  Kunst<;eschiedenis ,  al^enicene  en  ne- 
derlandsche.  —    Taal-,   Leiter-  en    Geschiedknnde   van   andere  Vi>|kcn.   —   Werken 

van  geniengden  inliuud.  Te  Leiden,    1847,   p.  VI,  636,  8". 

3)  Catalogu.s  ee.  Üerde  deel.  AlpliahetLsche  LIadwijzer  van  iSelirijvers  en  ISoekwcrken. 
—  Vei-beteringen  en  aanvullingen.    Te  Leiden,    1849,  p.  149,  8**. 

••)   BijvoPfisel   over  de  iaren    1848 — 18.'i2.   I.elden.    I8,'i3,   p.  IS4.  <S".  —  ligvoe^sel  over 

ile  jaren  18;>i! — 18.">7.    Leiden,    lSo7,  p.  262,  8". 
^)    Reglement  voor  de   liockerij   der   Maat.seliappij    van   Nederlandsche    l.cticrknnde.   8. 

d.,   p.  8,   8". 


388  V  »  I  e  nl  i  II  e  I  I  i  .    Helle  liiblioteche 

cinque  fjorini.  Posta  sotto  il  patrocinio  del  re  e  diretta  da  un  presi- 
deiite.  dott.  \V.  M.  de  Brauw,  e  da  un  segretario,  dott.  W.  F.  van 
Laiisberge.  s' occupa  del  peifezionamente  delParte  del  giardiniere, 
ma  specialmente  dell"  iiitroduzioue  in  Europa  ed  accliinatizzazione  di 
piante  tropicali,  data  la  preferenza  a  quelle  delle  colonie  neerlandesi 
e  del  Giappone.  Perciö  ad  iiiteramente  riuscire  nell'  inteso  scopo, 
tiene  delle  esposizioni  di  fiori  e  di  piante  delle  regioni  del  tropico, 
apre  concorsi,  incoraggia  con  piemj,  pubblica  un  annuario,  che 
distribiiisce  gratuitamente  a' suoi  membri,  e  un  giornale  di  orticol- 
coltura  1)  con  tavole  niiniate.  Cul  principio  del  1857  il  giornale  fu 
surrogato  da  un'  opera  "}  distribuita  in  fascicoli  mensili.  Un'  altra 
delle  produzioni  che  molto  onora  la  societa  e  il  prodromo  della  flora 
batava  s)  ij  cui  primo  volume  contiene  le  plantoe  vasculares,  la 
prima  e  seconda  parte  del  secondo  le  cellulares. 

6.  Ifluseo  e  biblioteca  ISiebold. 

AI  genio  perseverante  del  colonello  Filippo  Francesco  de  Sie- 
bold, distinto  naturalista,  nato  a  Würzburg,  ora  domiciliato  a  Bonn, 
e  dovuta  la  fondazione  del  museo  giapponico,  per  numero  ed  impor- 
tanza  di  oggetti,  il  primo  in  Europa.  Rledico  al  Giappone  dal  1822  al 
1830,  ebbe  occasione  di  studiare  i  costumi  d'un  paese  non  esplorato 
fino  al  suo  tempo  che ,  o  di  passaggio  dai  viaggiatori ,  o  dai  missio- 
narj,  cui  la  limitazione  delle  conoscenze  e  dei  mezzi  non  permet- 
teano  tale  appareccbio  d' oggetti  che  rappresentasse  lo  stato  di  ci- 
vilizzazione  di  quel  vastissimo  impero.  La  ricca  collezione  Siebold, 
trasportata  in  Europa  non  senza  gravi  pericoli,  fu  acquistata  dal 
governo  neerlandese  e  distribuita  in  sei  grandi  stanze  d'  apposito 
ediüzio  a  Leida.  Vi  si  riscontrano  un  altare  domestico,  il  solo  in 
Europa;  idoli  in  bronzo,  ottone,  steatite,  nefrite,  legno ,  incisi  o 
intagliati,  con  vestiti  ricchi  e  variati;  figure  anatomiche;  stromeiiti 
di    chirurgia ;     oggetti    guerreschi ,    armi  ,    armature ,     bandiere ; 


1)  Tuiiilioiiw.    KloiM   Vau  Neiierlaiid  <mi   iijiie  Netlerlandsche  bezzittiiigeii ,    VHiiwege  de 

koiiiiiklijke   Maalschappij   tot   aHiiiiiuedijjing  van   den   tiiiiili<iuw,   uilgegeveii  door  W. 

II.  dl-  Vriese.   Leiden,    1804— löö«,   vol.  Hl,  8". 
»J   Annales    d' horticiilturc    et    de    liotaniijiie  ,     oii    lloie    des   jardins    du    royaume    des 

l'ays-Bas. 
3)   Proilromiis    lloi*   liahiva,     in    iisiiin  Socioruiii    prunioveuda:    Hone    balavte    studio. 

Lugd.  Batav.,    IS.JO-  1öj3,  vuI.  II. 


e  delle  sociftä  scieiitifico-letterarie  liella   Neeilandja.  uOa 

stromenti  di  nmsica;  ventagli,  ombrelli;  giochi  da  ragazzi;  lavori 
di  zucchero;  tavolelte  da  calcolo;  numerosi  prodotti  industriali  in 
bambou,  in  altri  Icgiii,  in  paglia,  a  paste  di  riso,  a  vernici  splen- 
dentissime;  stromenti  domestici  da  caccia  e  da  pesca;  vesti  di  seta 
operate,  ricami,  ornamenti  muliebri  d'ogiii  genere;  carte  dipinte  da 
rivestir  le  pareti;  carte  da  gioco;  pitture  in  legno,  in  tela,  in  carta, 
poste  in  cornici  di  finissiino  intaglio;  modelli  di  case  di  cainpagna, 
di  contrade  di  eitta. 

Pero  il  Siebold  non  avrebbe  ritennta  compiuta  cosi  estesa  colle- 
zione,  i  cui  prodotti  industriali  attestano  un  grado  di  superioritä 
sugli  europei,  se  non  avesse  potuto  aggiungervi  una  biblioteca,  la 
quäle  coniprende  non  meno  di  525  opere  in  forse  1400  volumi.  11 
catalogo  pubblicatone  <),  nella  rninuta  ripartizione  delle  materie, 
abbraceia  tutti  i  rami  di  studio  in  cui  si  distinsero  i  Giapponesi.  Torna 
a  lode  del  dotto  descrittore  V  averne  fatto  litografare  con  caratteri 
proprj  i  titoli  giapponesi  in  sedici  tavole,  suppliti  nel  testo  con 
caratteri  latini.  L'infaticabile  Siebold  diede  opera  perche  i  piü  im- 
portanti  di  que'  libri  o  a  stampa  o  manoscritti  fossero  pubblicati, 
cominciandone  Tedizione  nel  1833  -). 

II  museo  e  aperto  dalle  9  antim.  alle  6  pomerid. 

7.  IVInseo  delle  aiitieliita. 

Presse  il  museo  Siebold  e  quello  delle  antichitä  (Breedestraat), 
aperto  al  forastiere  quotidianamente,  dalle  7  della  mattina  alle  7  po- 
meridiane.  La  vastita  del  sito  occupato;  la  quantitä  e  varietä  degli 
oggetti;  rimportanza  suprema  degli  egiziani;  pareccbi  indiani;  le 
opere  d'illustrazione  che  se  ne  pubblicarono,  son  motivi  a  trattarne 
con  qualche  dettaglio. 


•)  Catalogus  lihroruin  et  miinuscri|>toiMim  iaponicorum  a  Ph.  Fr.  ile  SieboM  oollecfo- 
ruin ,  aiinexa  enuineiatione  ilinrum.  «|ui  in  Museo  Reufio  Hay-ano  servaiitiir.  I.ihros 
descripsit  A.  Hufl'inaun.  Accedunt  taliiil«  lilhog-rapliic*  .sexdeciiii.  Lu^iluni  Bai.. 
1843,  fol. 

*)  Bililiotlieoa  iaponica  sive  selecta  quifdaiii  opera  siiiiro-iapiiiiica,  in  iisiini  eoriiin  iiiii 
lilteris  iaponicis  vaoant,  in  lapide  exarata  a  siiien.si  Ko  Tsoliiiiff  Uschaiig .  et  eilila 
curantibus  Ph.  Fr.  de  Siebold  et  J.  Moll'inann,  libri  sex  eo.  I.iiffd.  Batav.  ex  ofti- 
ciiia  litog'r.  editoris,  1833 — 1838,  8**.  Piü  tardi  pnbblicossi:  Isagoije  in  liibliotheeain 
iaponieani  et  sludiuin  litterariiin  japoiiicariiiii  .  aucture  l'h.  Fr.  de  Siebold.  Lni;d. 
Kai.   apud   auclorein,    lS41,   ful. 


390  Valen  ti  II  el  I  I  ,   Uelle  biblioteehe 

L' intero  edißcio,  sudclivisu  in  tre  piiitii,  conipreude  uridici  sale. 
Nel  pianterreiio  la  prima  a  dirilta  laccbiude  ciö  che  v'  ha  di  piü  cu- 
riüso  iiella  mitologia  Indiana:  ßrahfna  cve»{ore,  Wiscimu  consei- 
vatore.  col  simbolo  trinilario  della  pioboscide  a  diverse  gratidezze, 
Schhca  distruttoro,  poggiato  su"  teschj:  ollraceio  Mumli,  divinitä 
subordinata  a  Scliiwa,  sotto  forma  di  toro,  in  lava.  Indescrivibile  e  la 
riccbezza  de'  monumenti  punici,  specialmento  de'  sepolcrali  '). 

Le  antic'bita  egiziane  sono  distribuite  in  tutti  i  piani.  Occupa 
una  delle  sale  delP  inferiore  la  necropoli  o  la  riunione  degli  oggetti 
che  si  riferiscono  ai  sepolcri  :  sarcofagi  in  granito  o  legno  dipinto, 
quali  chiusi,  quali  aperti;  mummie  avviluppate  o  scoperte,  figure 
assise,  bassorilievi,  papiri  chiusi  coi  cadaveri  2).  Questi  oggetti  si 
ripelono  in  forme  minori  al  primo  e  secondo  piano:  oltracciö  si  ri- 
scontrano  quantitä  di  papiri  sj,  divinitä  domesticbe,  ibi,  canopi,  sfingi, 
babuini,  ornamenti,  scarabei ,  collane,  perle,  braccialetti,  anella, 
specchi,  armi,  vivande,  tavole  da  sacrificio  ec.  Tanti  e  cosi  svariati 
prodotti  deir  industria  egiziana  furono  convenientemente  illustrati 
dair  infaticabile  Leemans  *). 

Non  meno  interessante  e  la  raccolfa  delle  antichita  greciie  e 
romane,    sarcofagi    *),    stele  funerali,    bassorilievi    ^),    patere    <), 


•)  Reuveus  C.  J.  C,  Periculiim  aiiiinadversionura  ad  cippus  punicos  Hiimliertianns, 
musxi  aütiquarii  Lug:d.  Batav.   LiijTd.   Batav.,   J822,  40. 

2)  Aegyptische  Lijk-papyrus  in  liieroglyphisch  schrill,  uit  het  Nederlandsch  museuin 
van  oudheden  te  Leyden ,  uitgegeven  op  last  der  hooge  Regering ,  door  C.  Lee- 
mans, met  lä  platen.  LeyHen,  1841—1842,  gr.  fol.   II  lesto  e  dalu  pure  in  fianrese. 

3)  Aegyptisclie  papyrus  in  demotisch  sehrift  met  giieksche  omschrijvin-jen ,  uit  he 
>'ederlandsche  inuseum  van  oudheden  te  Leyden,  uitgegeven  op  last  der  hooge 
Üegeiing,  door  C.  Leemans  ,  met  14  platen  en  8  tabellen.  Leyden,  1839,  gr.  fol., 
eziandio  con  testo   francese. 

*)  Lettres  ä  S.  Salvolini  sur  les  moniiraens  egyptiens,  portant  des  legendes  royales 
dans  les  musees  de  Leyde,  de  Londres  ec.  Leyde ,  1838 .  8".  —  Description  rai- 
sonnee  des  monnmens  egyptiens  du  musee  d'  anliquile  des  Pays-Bas  ä  Leide.  Leide, 
1840,  8**.  —  Aegyptische  iiionununten  van  het  Nederlandsche  niuseuin  van  oud- 
heden te  Leyden,  uitgegeven  op  last  der  hooge  Regering,  door  C.  Leemans  (in 
ülaudese  e  francese).    Leyden,   1846—1859,  vol.  II,  fol. 

*)  Leemans  C.  Roiiieinsche  steenen  doodkislen.  bij  Nymegen  in  1840  opgedolven,  en 
Ihans  in  het  museum   te   Leiden.   Arnheni,    1842,   8". 

*)  Janssen  L.  J.  F.  (iriekshe  en  romeinsche  grafreliefs,  uit  het  museuni  van  oud- 
heden  te  Leyden,   met  VIII  platen.   Leyden,    1831,   fol. 

')  Leemans  C.  De  Zangles.  eene  grieksche  heschilderd«' drinkschaal  van  het  Nederl. 
museuni   van   oudheileii,   besclireven   en   uitgegeven.   Levde,    1844,   40. 


I 


e  delle  socielä  seieiitiKfo-letterarie  «Iclla   .NeerlmuÜH.  d«7l 

papiri  i)-  Ciö  pero  che  piü  iie  rappresenta  la  ricchezza  e  la  scrie  tlelle 
iscriziorii,  dovuta  in  grati  parte  alla  spontanea  liberalitä  di  Gerardo 
Papeiihroek  d' Amsterdam,  il  quäle  lego  nel  1738  al  museo  le  iscri- 
zinni,  com  alfii  monumcnti  greei  e  i'omani ,  che  adoniavario  la  sua 
Papenhnrcjica  pi-esso  Harlem  2).  Qiiella  collezioiie ,  accresciuta 
d' assai  fiiio  a  nostri  giorni,  fu  degriamerite  illustrata  dal  dotto  Jans- 
sen 3j.  In  una  stanza  del  terzo  piano  si  sono  collocati  i  niodelli  in 
sovero,  del  tempio  di  Minerva  e  di  aitri,  copie  di  bassorilievi  celebri, 
come  del  Partenone,  della  colonna  Trajana  i'C,  armi  greche  e  ro- 
mane.  vasi  itaio-gi  eci,  impronti  di  sigilli  ec. 

Sono  pure  convenientemente  rappresentate  le  antichitä  nordiche 
e  germaniche,  fra  le  quali  sono  a  rieordarsi  il  niodello  d'un  cos'i 
detto  letto  dei  giganli,  della  provincia  neerlandese  di  Dreiithe,  e 
parecchi  idoii  teutonici  *). 

Vi  siriscontraeziandio  una  seortasulficientedi  antichitä  etrusche, 
di  vasi  in  terra  cotta,  di  bronzi,  e  specialmente  di  stele  funerarie, 
illustrate  dal  Janssen  '"). 

S.  Bibl.  Lipsio. 

L'alta  fama  di  Giusto  Lipsio,  riconfermafa  dalle  opere,  molte 
delle  qnali  egli  scrisse  aLeida;  il  seggio  di  professore  da  lui  onore- 
volmente  occupato  per  anni  parecchi,  presso  quella  universitä;  una 
gran  parte  di  cemelj  della  sua  biblioteca  aggiunti  alla  Leidense, 
invitano  a  dare  un  cenno  delle  sue  raccolte.  Conipiuti  gli  studj,  ed 


')   Reuveiis   C.  .1.  C.  Lellres  ii  .M.  Letroiine,  siir  les  |)n|iyriis  hiliiirriies  j;iecs  ec.   du 

iiiuse'e  d' »iitiiiiiite»   de  1' Univers.   de  Leyde.    Leyde.    1)S30.   4".,   rim  atliinte  in  fo^l. 

—    Leeinans  C.   Papyri  giirei  iiiu.ssei  aiitiquitatiini   |miI>I.    Lii^d.   i>:it.     Liigil.   I!;it.. 

1843,   4'',  eon  sei   tavole. 
')   Kran  ei  sei    I)  ii  d  e  nd  n  r  p  i  i    oratio   de    veterum   iiiseiipliniuim    et    iiioiiuinentin  um 

usu  ,    legaloque   Pa|»eiil)riiekiani).     Luyd.   Hat.,   apud   S.   I^ueiitinans.    I74.S,     4"*.    — 

Lo  stesso.  Brevis   veterum  iiioMuiiiiMiloiiim  :ili  amplis.simo  viro  (Jeiaido  l'apeiiliroekio. 

Aead.     lu^duno-hatavie    lej^ntin-iim    descr'i|itio.     I.uijd.    I5iilav. ,     apud  S.    Liielitmnii». 

174G,  4». 
3)   MusH'i  lujjduno-liatavi   inscriptiones   <;ra.'eie  el  hitiuie.    Kilidit   I..  .1.  V.  ,laris>eii.    Aeee- 

duiit  laljulve  XXXIII.    Liiyd.  lialav.   S.  et  J.  I.uchtmans,    lS4'i,   p.  184,  4". 
■♦)   De  {jermaanselie  eu   noordsche   monumeuteu   van   liel    Museum   te  l.eyileu,   k^n  I    lie- 

selneven.   lA'ycfen,    1840.   8*^. 
^)   lie   etruriscbe  ^ratVellets.   iiil    iiet   iiiiiscum   vau  oudliedeii  te  l.eyileii  .   met  '^0  plalen. 

Levdeu.    18;J4.   T,.!. 


392  Va  I  en  t  i  II  !■  I  I  i  ,     Dellf  liililioteche 

allügatosi  a  Roma  presse  il  cardiriale  Granvella,  cominciö  a  porre 
assieme  scelte  edizioni  di  classic!  greci  e  latini;  opere  a  stampa  di 
filologia ,  critica  ,  archeologia.  Perö  allettato  dalle  inestiinabili 
riccliezze  dei  manoscritti  della  vaticana  e  di  altre  romane,  diedesi 
tosto  con  instancabili  eure  a  raccogliere  codici  manoscritti  d'  ogrii 
genere,  que*  manoscritti  che  da  piü  che  un  secolo  (1722)  depo  la 
sua  morte  (1606)  furono  eposti  all"  incaiito  con  titolo  i)  corrispon- 
dente  alla  loro  eccellenza.  E  quella  sua  crescente  raccolta  accarezzö 
egli  con  tanta  affezione,  postillando  di  propria  mano  i  testi  a  penna 
ed  a  stampa,  aggiungendovi  i  molti  studj  d"  opere  sue,  che  nel  1578 
preservato  a  Jena  dal  saccheggio,  col  mezzo  dell'  amico  Deirio 
consigliere  intimo  di  Giovanni  d'Austria,  ne  lo  ringrazia  in  lettera 
d'aver  salvati  i  suoi  libri,  id  est  vita  mea.  Morto  a  Lovanio,  ordi- 
nava  ci)e  i  proprj  scritti  fossero  condannati  alle  ßamme,  che  i  suoi 
libri  passassero  in  proprietä  dei  Gesuiti  di  Lovanio  e  di  Guglielmo 
Grevio  suo  nipote  a).  In  onta  a  cio  i  manoscritti  condannati  alle 
flamme  e  i  libri  lasciati  ai  Gesuiti  sono  esposti  all'  asta  pubblica  al- 
TAja,  nel  febbrajo  1722  3),  e  gran  parte  vi  e  acquistata  per  la 
Leidense  *). 


1)  Museum  Lipsianum,  slve  eximia  maiiusiTiptorum  collectio  in  tres  classes  distincta, 
quaruin  primH  conliiiet  plerosque  auctores  classicos  liiütoricos ,  poetas ,  pliilosu- 
phos,  oratores,  antiquo  charactere  manuscriptos,  ut  et  recentiorum  xrnrum  vario» 
tractatus  ,  itidem  manuscriptos  historicos,  medieos,  juridicos ,  theolo^icos,  qui 
umnes  viri  celeberrimi  Justi  Lipsii  studiis  olim  iiiservierunt.  Altera  eiusdem  l^ipsii 
iiiuiiuscripta  autographa  varia  et  qunltuor  Volumina  epistolarum  ei>isdeiii  auctoris, 
et  düctorum  rirorum  ad  J.  Lipsium  ,  secuiidum  sericui  annorum,  quibus  Scripts 
fuerunt.  ordine  di(i:estarurn :  tertia  continenliir  tum  ipsiiis  .1.  F^ipsii  traclatus  varii, 
tum  alii  etiam  auctores  permulti  tjpis  quideui  editi,  sed  fere  omnes  eiusdem  Lipsii 
notis ,  animadversiouibus  et  castigatiouibus  uriy^inalil.us  manuscriptis  ornati  et  in- 
slrucli.    Scino  registrati  a.  p.  431 — 434  dell"  opera   sotto  la  nota  3. 

2)  „Lipsii  hililiothecü  non  tarn  copia,  qunm  librorum  pra?stantia  commendata  :  ^rscos 
et  mss.  Codices  Jesuitis  Luvaniensibus,  reliquos  (luilielmo  GriPvio  suo  e  sorore  iiepoti, 
legavit."  —  Mireo  nella   vita  di  Giusto  Lipsio. 

3)  Bildiolbeca;  l'etaviana  et  .Mausarliaiia.  ou  catniogue  des  biblioteques  de  feu  m>'N- 
»ieurs  Alexander  Fetavi,  Conseiller  au  Parlemant  de  Paris,  et  Fraufois  Mansarle. 
Intendant  des  bätimens  eu  France,  auxquelles  on  a  ajoute  le  cabinet  considerable 
des  manuscrits  du  fameux  Justus  Lipsius.  A  la  Haye,  chez  Abraham  de  Hondt,  1722, 
p.  434.  8». 

*)  Neil"  appendice  dell"  anno  1741  al  catalogo  1716  della  Leidense.  si  reg-islrano  a 
pag.  530 — 331  lihri  inamiscripti  et  impresai,  empti  ex  musao  lApsiuno ;  a  pag'.  331  —  533 
Autoijrupha  Justi  Lipsii;  a  pag.  332 — 334  »rijiniiiliir  alia  e.r  muxiro  Jiixli  Lipsii,  typi* 
idita,   milj  eiusdem  Lipsii  et  aliorvin  notis  tnanjinalibus  manuscriptis  inalnicta. 


I  e  ili-lle  societä  scieiitilicu-letterarie  della  Neerlaiidi«.  0«70 

9.  Bibl.  Erpeii. 

Tomniaso  van  Erpen,  piü  conosciuto  sotto  il  noine  latinizzato 
Erpeniiis,  dntto  orientalista  delT  universitä  di  Leida,  tratto  varitaggio 
da'  suoi  viaggi  in  diverse  parti  d'  Europa  e  dalle  estese  relazioni 
asiatiche  ed  affricane,  avea  raccolto  iina  serie  di  opere  manoscritte 
e  stampate  in  lingue  orientali,  ehe  eecitö  i'ammirazione  de'  contem- 
poranei.  Seriverio,  un  anno  dopo  la  sua  morte,  ne  da  un  eatalogo 
abbastanza  dettagliato  9-  f-"'"  parte  eletta  eioe  i  codici  manoscritti 
sono  ora  depositati  nel  eollegio  della  Trinitä  di  Cambridge,  in  pro- 
prio compartimento,  con  tavola  inscritta  2)  che  offre  la  storia  del 
trasferimento  di  que'  codici  in  Inghilterra. 

10.  Biblioteehe  Heinsio. 

Fatto  alla  scuola  di  Giuseppe  Scaligero,  il  distinto  filologo  Da- 
^  niele  Heinsio,  professo  a  Leida  in  quella  universitä,  di  cui  piü  tardi 
W  fu  bibliotecario  e  segretario.  Nel  lungo  corso  di   piü  che  50  anni  di 
vita  pubblica,  si  formo  egii  a  poco  a  poco  una  biblioteca,  che  quan- 
W  tunque  estesa  a  tutte  le  classi  del  sapere  s),  manteneva  nella  tratta- 
zione  delle  opere  il  earattere  proprio  degli  studj    da    lui  coltivati. 
Molto  giovo  ad  accrescerla  il  generoso  legato  disposto  a  suo  favore 
dal  dotto  Jano  Rutgers  *).  Distratta  per  vendita  1'  anno  stesso  della 
sua    morte  (1655),    fu   fatta    opportunamente  conoscere  con  eata- 
logo 5),  che  diligentemente  esaminato  da  ragione  dei  motivi  degli 


1)   !\I:ine.s  Er|peiii:iiiaR.  Leyd«,   1623 

*)  »QiKxl  felix  fiiuslumque  sit  rei|iiililieie  litterarise,  Codices  elesjaiiter  111:11111  exiiratos 
iiostrn  orhi  lii),s|)lte.s  iiiiiverso  vix  parabiles  ad  liastam  loi-atos  a  TlioiUiL'  Krpeiiii 
leideiisis  vidiia  iiiüfjiio  pretio  cociiiptos  a  magno  Diice  l)iichiiij,'^ama;-,  tum  ti'ni|ioris 
apiid  Ordiiies  Belgü  legalo,  Caiicellario  poslea  iiostro ,  iioliisque,  iiiter  c«tera  i|iiw 
divinum  heros  iiieditabattir  iiigeiitia  donaria  ,  Caiiti'al>ri<^eiisil)Ui>  destiiiatos  (Codices) 
iionnisi  Cantahrig'iie  servari  voliiil  l'riiicipis  pnuceUcntissimi  iidissima  coiiiux,  maistis- 
sinia,  proh  spcliis  et  dolor!  vidiia  pientissiinaque  Cathariiia  Diicissa  Ruchin^ainiie, 
meiise   iunici,    IC^'-i." 

3)  Thcoloi/lci ,  juiidiai ,  medici ,  philosophi  et  muthematüi ,  hislorni  et  tjroyraphici, 
portw  ,  miscellaiit'i ,  f/chruici  .  c/ialduici .  .sijriaci .  ilulici,  i/allici ,  hflyici  ,  ijerma- 
nici,  atujlici. 

•*)  „.laiiiis  ISiitfjersiiis  Dordracensis  iiinrtiuis  est  UagiC  Coinituin  a.  tt)2;>,  liibliothec«, 
quam  habeital  iiKstiuclisMiiKiiii,  Daiiieli  Heinsio  soroiio  snn  legala."  l>fisi>'cli  Vulerü 
Andr.   Bibliollieia   belgitM.   Kuvaiiii.    IT4;5,   4",   p.  440. 

^)  t'at;ilu^us  rariiiium  et  exqni^itissiiiuiriiiii  liix'oruui  iiobil.  (Iiu-Iissiiiil(|iie  viri  liaiiip- 
lis  Ueinsii ,   d.  Marc!  equitis  ec.  (|uiirum   aiictio   hahi'liitiii-   in  a'dibiis  Petri  LefTen  rc. 

Lugd.  Bat.,  it;;;,;,  p.  vm,  4". 


394  Valeii  t  i  iielli  .   D.'lle  l.il.liotet-he 

iicquisti  del  collettore.  Noo  curante  le  vane  apparenze,  ripudio  efi;!! 
que'  lihri,  i  ciii  soll  tiloli  di  raccomandazione  erano  la  splendidezza 
delle  carte  e  dei  tipi,  la  rarita  degli  eseniplari,  il  secolo  in  cui  furono 
piibblicati.  Ma  rivolcendo  auzi  oj^ni  cura  alla  rniglioria  dei  testi  de' 
classici  da  lui  impressi,  acquistö  grau  nuniero  delle  piü  acereditate 
edizioni  di  qiiesti  iiltiini,  in  inaniera  che  possedea  una  delle  piü  co- 
piose  raccolte  de'nostri  Aldi.  E  siccome,  ad  imitazioiie  del  maesti'o  i), 
trattava  liberamente  i  testi,  dietro  le  proprie  vedute,  senza  attenersi 
gran  fatto  alle  lezioni  de' manoscritti,  cosichiaro  apparisce  il  motivo 
del  poco  nuinero  eh'  egli  ne  possedea  :  a  quella  vece  facea  gran 
conto  degli  stinnjiati  eon  note  a  penna  di  sommi  critici,  come,  per 
esempio,  di  J.  Doiiza,  Giuseppe  Scaligero  ee.  e  ne  aggiungeva  di 
proprie.  Posto  alla  direzione  della  biblioteca  di  quelf  universitä, 
fanto  s' accese  d' amore  per  la  letteratura  Orientale,  onde  e  ricco 
quel  vasto  deposilo,  che  acquistö  molti  libri  a  stampa  in  lingue 
ebraica,  caldaica,  siriaca,  giungendo  a  formare  una  serie  di  quasi 
trecento  edizioni  di  Amsterdam,  Leida,  Franeker,  Lipsia,  Praga,  e 
queste  liheralmente  lego  alla  Leidense. 

Distinto  filologo  e  diplomatico  fu  Nicolo  nato  a  Daniele  il  1620. 
Editore  di  classici  latini  da  lui  illustrati  e  di  poesie  latine  proprie, 
possedea  pure  una  scelta  biblioteca  filologica,  resa  di  pubblica  co- 
noscenza  col  catalogo  -)  impresso  dopo  la  sua  morte  (1681)  a 
Leida.  E  perciö  avventata  T  asserzione  di  Dudik  sj  che  nel  1666 
siasi  arricchita  in  Homa  la  biblioteca  di  Maria  Cristina  di  Svezia  col- 
r  intera  libreria,  {hoc/i  Ankauf  der  gesummten  Bücher  di  Nicolo 
Einsio,  bencbe  sia  un  latto  che  questi  nel  1651  mandato  da  quella 
regina  in  Italia,  acquistasse  libri,  a  di  lei  conto,  per  13000  fiorini, 
che  poi,  in  onta  a  tutte  le  pratiche,  non  gli  furono  rimliorsati. 

11.  Bibl.  Scriveriaiia. 

Pietro  Schryver,  nato  d'agiala  famiglia  in  Harlem  Tanno  1576, 
compie  il  corso  legale  in  Leida,  e  vi  si  accasö  dopo  qualche  tempo 


')   Casaiilioiio   lo  cliiiiiiiavu   il  jiiccolo  Svaliycro. 

'■^)   „Qui   utiiiitiir  C!ilsilnf;i>   iliiiiiini   lieiili   Nii-ohii  ileiiisii,  Juxta   liiiiic,   i|iii  :iiiilii)  iiniirp.ssi 

!»util   in   una   forma  ..  ."   Froeinio   alla   liililioteta  Oizeliana.    I^ii;;(l.  IJat.,    I  (>y'i. 
3>   V.    Iter  i-dnianiim ,    im   AnTtrage  des  liolieu  niilit:irisflteu    LandesauKSchu.ises  iu  den 

.lahreii  18.'!2  iiinl  lb.'J3,   unleriioinmi'ii  iinii  verölTeiitliLiit.     Wien.    IS.'i.i,   xil.  II.  80. 


e  ilelle  socielii  sci<?nlifiiM)-letlernrie  della   .Neerlandia.  OtJO 

per  ;itleii(iei'e,  loiitaiiu  dii^Hi  iriipicj^lii,  agli  studj  dellii  storia,  della 
filosofia  ,  della  poesia.  Percio  dedico  interamerite  la  liiiiga  sua  vita  a 
formarsi  una  biblioteca  che,  quantunqiie  non  potesse  dirsi  ricca  per 
numero  di  volumi,  era  da  apprezzarsi  per  la  bonta  delle  edizioni,  e 
per  la  sceltezza  de'  codici  raanoseritti.  Beuche  vi  fosse  rappresen- 
tato  in  genere  ogtii  ramo  del  sapere,  vi  soprabbondavano  le  opere 
storico-arclieologiche,  filologiche,  poeticbe:  non  vi  maneavano  alcuni 
rari  incnnabuli  ').  Tretitasette  opere  musicali  s'  aceompagnavano  ad 
alcuni  libri  di  altre  arti  belle.  Quasi  duecento  erano  i  codici  mano- 
scritti,  molti  de'  quali  membranacei,  con  testi  di  autori  classici 
(erano  i  migliori  un  Giovenale  e  un  Sallustio),  di  cronache  e  docu- 
menti  storici  de'  Paesi  Bassi,  e  una  raccolta  di  leggi  barbare.  II  ca- 
talogo  2)  pubblicatone  tre  anni  dopo  la  morte  dello  Scriverio,  ne 
descrive  alcuni  dettagliatamente  3).  Cosi  i  libri  a  penna  come  gli 
editi  erano  ,  quäl  piü  quäl  meno,  annotati  di  mano  del  dotto  profes- 
sore,  le  cui  opere  manoscritte  comprendevaiisi  in  27  volumi. 

Alcune  opere  furono  distratte  alla  sua  mancanza,  dacclie  leggesi 
in  una  nota  dell' annunziato  catalogo:  „Latent  adhuc  in  hac  biblio- 
„theca  varia  egregia  manuscripta,  »liaque  exotica  et  rara ,  prsesenti 
„auetione  distribuenda,  tum  dar.  viri  P.  Scriverii,  quam  aliorum  vere 
„illustriuni,  quse  omnia  prsescripto  tempore  rite  ostendentur".  Alcuni 
pochi  libri  arricchirono  la  biblioteca  di  Leida,  parte  per  legato  dello 
Scriverio,  parte  per  acquisto:  se  ne  conserverebbero  assui  piü,  se 
Tasta  non  si  fcsse  tenuta  ad  Amsterdam. 

Siccome  a  giovare  praticamenfe  gli  studj  archeologico-artistici, 
avea  pure  lo  Scriverio  fatta  una  raccolta  di  pitlure,  sculture,  e  di- 
segni,  cosi  questi  oggetti  flgurano  nell' appendice  *)  datane  1' anno 


ij  Lii  piccnU.  Iiilihia  fi:imniiiiya  ili  Dull'l  .  1477.  —  Soiiif  1.-  Koy  of  Hfi-  cooniiikx- 
soiiiine.  Harlem,  1484.  —  Oflicia  CicPioiiis.  Moguiitiie ,  .loh.  Faust,  U63.  Stainpa 
inpinhranacea. 

2)  Bililiotheca  Scriveriaiia  exqiiisilissirnis  oiniiiiiin  t'.)cullatiim ,  siieiilianiiii  el  artimii, 
(liveisiiiiimqiie  linguannri  liliii.s  excellentissima .  qiioium  auctio  hahebitiii  Amstelo- 
daiiii  (»c.   Aiiistelodaini,   typis  Stopliani  vaii  l.icr,    1663.   c.  S4,   4". 

3(  l'oiii  ad  eseiiipio  :  „Scriptores  aliquol  veteies  fiiiiiim  i  »'«juiidonim ,  ex  loiige  anti- 
quissimis  memlirauis  ante  mill.-  arinos  litteiis  eapitiililius  de.sciipti.  Ilii-  Über  olina 
fuit  nia^iii  Herasmi,  el  imn  solinn  propler  antiqiiitatem .  SPd  el  prnpter  ligiiia« 
pulcherrimas  aiillqiioruiii  aü^rinii'iisoriini  et  gpomelrarum   iiia-stimabilis". 

■»)  Libri  appeiidiciarii  bibliothec*  Scriv.Tia.i» ,  iit  et  ali»  rarilates  eximiw  .  piclure 
videlicet,  statu*  mannorese  ee.  qnie  »uclioiie  pul>lioa  distri  .nentur  8  aiigusti  166.1. 
Ams-telodami,  typis  Stepliani  van  L'er,   1663. 


39ß  Valpiil  inclli.    Di'llo  biblioteche 

stesso  (lel  siiirulioato  ciitiilogo.  Questi  (lue  eataloghi  sono  cos'i  rari 
a  liiivenirsi  in  commercio  che  beii  fece  il  De  Reiffenberg  a  darne  im 
compendio  lU'l  giornale  ')  da  lui  diretto,  compendio  ridotto  a  forma 
piü  intera  •)  dal  vice-bililiotecaiio  delle  reale  dell'  Aja. 

13.  Bibl.  Ic  .^loyiie. 

Stefano  le  Mnyiie ,  professore  di  teologia  nell'  universitä  di 
Leida  e  pastore  di  qtiella  chiesa  vallonna,  avea  raccolto  nel  corso 
d\ina  vita  operosissima  piü  ehe  4000  opere,  la  massima  parte  di 
soggetto  religiöse.  Peru,  siecome  oceupavasi  a  preferenza  degli  studj 
biblici  e  delle  lirigue  orientali,  la  cui  cogiiizione  eragli  necessaria  a 
schiarire  i  passi  seritturali,  cosi  ricca  eia  la  seorta  di  testi,  versioni, 
commenti  dei  due  testaiiienti,  eome  pure  di  opere  ebraiche,  ara- 
biche ,  aramaiehp ,  persiane.  Quant'  egli  nell'  acqnisto  di  libri 
attendesse  al  solo  nierito  intrinseco.  mostralo  1'  assolnta  niancanza  di 
edizioni  del  secolo  XV  e  di  altre  eupedie  bibliografiche,  eome  pure 
la  giunta  di  postille  autografe.  Morto  il  possessore  nel  1689,  quella 
bibiioteca  fu  esposta  alla  pubblica  asta  nell'  ottobre  di  quelP  anno, 
essendosene  percio  eretto  un  povero  indioe  s),  cui  mancano  le  piü 
necessarie  indicazioni  bibliografielie,  e  talvolta  i  nomi  stessi  degli 
autori.  Molti  di  questi  libri,  gran  parte  specialmenle  degli  annotafi 
di  mano  del  le  Moyne  furono  acquistati  da  Giatio  Albino  di  Dordrecht, 
e  rivenduti  coUa  sua  bibiioteca  iiolP  anno  1696. 

13.  Bibl.  Boerhave. 

Armiiiio  Boerhave,  professore  di  botanica  all'  universitä  di  Leida, 
fu  riputato  a  ragione  il  prodigio  del  suo  tempo,  per  le  estese  cono- 
scenze  teorico-pratiche  della  medicina.  Semplice  nelle  proprie  abi- 
tudini  fino  ad  attirarsi  la  taccia  d'  avaro,  profuse  somme  ingenti  nel 
pubblicare,  a  proprie  spese,  splendide  edizioni  d' autori  antichi  e 


')   Bulletin  ilu  hililiophile  liuljje,  tnm.  V,   |>.  417— 418. 

2)  Bililintlieqiie  de  C.  Scriverius.  Lettre  de  M.  .1.  J.  F.  Noordzick  ,   13  janvier,   1849.   In 

Bulletin  ec    loiii.  VI,   |>.   118— m. 
*(   Calaldf^iis   iiislnirti'-siniit   liihliolheoa'   I).  Sli'|>liiiiii  le  MoyiiP  s.  s.  Ihenlofri*   in  Ac»d. 

Liigd.    Bat.  .    dum   viverel  ,    jirofcssoris  ,    Pcrli".siiiM|iie   Ihidem    •»■allo-balav»'  Pastoris 

dii^nissirai,   in  i|iia   invenietiir  nniiie  geiius  exqiiisitissiinorutu  liltrorum.   Lug:d.  Batav., 

vpiid   Jnaniieni  Lindannm,    lß89.   p.  177,    \1^. 


e  delle  societ»  seientifico-letterarie  della  Neerlandia.  Oo  i 

moderni,  e  iiel  fornire  la  propria  biblioteca  di  lihri  d'  ogni  classe  di 
studio,  ma  specialmente  di  storia  naturale  e  di  medicina.  Morto 
egli  il  23  settembre  1738,  1' uiiica  flglia,  erede  di  una  sostanza  di 
200000  fiorini ,  permise  che  quel  tesoro  ietterario,  ch'  avrebbe 
dovuto  esser  vanto  di  famiglia,  fosse  esposto  all'  asta  pubblica,  Per- 
ciö  nel  1739  se  ne  eresse  il  catalogo  i)  che  comprende  4413  opere, 
ripartite  in  duegrandi  serie:  1.  Manuscripta  et  icones,  inter  quas  prae- 
stantissima  eorum  quae  ad  anatomen  et  botanicam  pertinent,  collectio 
datur.  Fra  le  raccolte  di  disegni  era  quella  di  C.  Plumier,  delle  plante 
raccolte  nelle  Antille,  venduta  500  fiorini.  2.  Gli  imprpssi  erano  di- 
visi:    Tlieoloyici  —  Jnridici  —  Medici  —  Anatomici  et  cliirurgici 

—  Chimici  —  Botanici  —  Material  medicce  scriptores  —  Histo- 
riae  naturalis  scriptores  —  Mathematici,  astrononii  et  philosophi 

—  Auetores  graeci  et  latini  —  Antiquarii,  historici,  miscellauei  — 
Libri  itulici,  anglici,  yallicL  allemannici,  holJandici. 

±^.  Bibl.  Bosch. 

Girolamo  de  Bosch,  letterato  e  bibliofilo  distinto,  s'  occupö  per 
piü  che  sessanta  anni  a  formarsi  una  collezione  di  libri,  ricca  spe- 
cialmente di  edizioni  principi.  Ne'  suoi  acquisti  egli  determinavasi 
particolarmente  alle  serie  de'  classici  greci  e  latini,  e  questi  volea  in 
esemplari  splendid! ,  di  forme  atlantiche,  carte  forti,  margini  interi, 
legature  di  lusso,  corpo  del  libro  intatto.  Nominato  nel  1800  cura- 
tore  deir  universitä  di  Leida,  ne  zelö  amorosamente  gli  interessi.  II 
catalogo  3)  della  sua  biblioteca  fu  da  lui  pubblicato  in  pochi  esem- 
plari ad  uso  degli  amici,  due  anni  prima  di  morire,  e  un  secondo  s) 
se  n'  e  edito  dope  la  sua  morte,  coi  prezzi,  su  carta  da  scrivere,  con 
un  proemio  latino  di  suo  nipote  J.  M.  Kemper,  professore.  Benche 
la  biblioteca  fosse  apprezzabiie  per  raccolte  di  santi  padri  e  di  clas- 
sici antichi,  come  ho  detto,  nullostante  poco  assai  se  ne  ricavo  dal- 
r  asta  tenutasene  l'anno  1812. 


')   Bihliutheca    Boei  havian» ,    sive    c:it:ili)<;us    lilir<irinn    instiuotiiisimii*  hibliothecu-    viri 
sumiiii   D.  Merinaiini  Riierli;ive  ,   iliiiii   in   vivis  esset,    A.  L.  .M.  pliilos.   et   meil.   ducto- 
i'is   ec.   nullis  iilioruiii    lilin's   iiiteiniixtis.     Liig'diiin    in   [iainvis,    a)iu<l  Samuel  Liioht 
maus.    1739,   ^.  S«.   tiS,    14,   S". 

*)   Brevis  desoriptiii   bililiotheca^   Hieioiiyiiii  ile   Hoseh  ,   (Hialeiiiix    in   e.i   ^ta'ci   et   latini 
scriptores  asservantur.    I'ltrajecti,    1S(»9,   h". 

*')   Calalo^us   litii'ui'iini   Hieronynii  <le  Bosch     Ani>teli>il:iini.    1M'^.   S". 


^{98  V:il<-iil  im- I  II.    I>.>llf   hihlioleehe 

15.  Bibl.  Witteiibacli. 

Professü  oiiorevolmeiite  l;i  letteratiira  classicii  aritica,  e  ilotla- 
iiuMite  ne  tiatto  in  molte  opere  pubblicate  dal  1769  al  1816,  Daniele 
Witteiibach,  piofessore  di  storia  e  filojogia  in  Marburg  e  Gottinga, 
nel  collegio  de'  remonstranti  e  nelK  ateneo  illustre  d"  Amsterdam, 
e  dal  1799  al  1820,  anno  di  sua  morte,  suecessore  di  Rulinkenius 
neir  nniversila  di  Leida,  e  nella  reggenza  della  biblioteca.  Neil"  iii- 
stancabile  operosita  di  una  vita  tutta  consecrata  allo  studio,  si  formö 
egii  a  poco  a  poco  una  scorta  di  libri ,  che  potrebbe  proporsi  a  mo- 
dello  di  biblioteca  filologica.  Limitato  era  il  numero  di  volumi,  non 
eecedendo  forse  1  COOO,  ma  altamento  co.nmendavano  quella  rae- 
colta  la  specialitä  di  essa;  le  edizioiii  accomjiagnate  da  note  e  stiidj 
critici;  la  copia  di  classici  greci  e  latini,  annoverandovisi  fino  a 
70  edizioni  di  Cicerone;  parecchie  ccntinaja  di  libri  annotati  di 
mano  del  professore.  Questo  tesoro  bibliografico  fu  distratto  per 
vendita  nel  1822,  sendosene  eretto  a  tale  si'opo  il  catalogu  ').  La 
Leidense  acquistö  di  quell'  asta  5o  codici  mss. 

16.  Bibl.  §aiidifort. 

A  questi  ultimi  tempi  godea  fama  di  solida  dottrina  nella  anato- 
mia  e  nella  fisiologia  il  professore  dell'  universitä  di  Leida,  Gerardo 
Sandifort,  il  quäle  nella  sua  lunga  carriera  avea  raceolto  non  meno 
di  14000  opere  di  anatomia  e  fisiologia  antica,  patologia  ,  terapia  e 
miscellanea  medica.  Avvenuta  appena  la  sua  niancanza ,  quella  vasta 
collezione  fu  mcssa  all' incanto  >) ,  insienie  a  108  ritratli  incisi, 
40  gessi,  30  stromenti  e  rarita,  non  che  432  preparati  anatomici. 


')  Bililiotheca  Wittenbacliiana,  sive  eatiiloyiis  libroiiiin  eximia  iiitegrilate  atque  niloie 
iiisi^Miiuiii,  (juilius  usus  est  vir  cclel)erriiiiu.s  Daniel  Wittcnhurliiiis,  litteiarum  hiima- 
iiiiirura  in  Academia  Luf^d.-Bat.  professor,  cum  iiidiue  codicum  vi  aliarum  charta- 
lum,  partim  alt  aliis,  |>otissimiim  vero  al)  ipso  viro  celeherrimo  Ü.  W.  scriptorura, 
qiiuruiii  uiiiiiiuiii  piil)li(.'a  flet  aiicliu  die  11  marlii  et  .sei|(|.  1822.  !>.  d.  p.  144i 
7,   8<». 

*)  Calalofjii.s  liliroriim  cum  mcdirorum,  nnatoniiiF,  chirurfjiii',  ailis  ohsletricao,  mate- 
riei  medic»  et  clii'mia;  ,  tum  hisloriu:  naturalis,  jjeojjraphiaj,  itinerum,  litterarlee 
historiffi  ;  ileni  eifif^ierum  nt-v  non  praiparatioiiem  tum  .sunam,  tum  morltosam  per- 
tinentium,  et  partem  mus»!  elficienlium,  quilius  usus  i-sl  vir  elariss.  Gerardus  San- 
difort, dum  in  vivis  esset,  medielnic  doctcir  in  Acad.  F^ug-d.  Batav,,  quorum  publica 
liet  audio  in  iedil.us  defuncli ,  2«  oct.  1849.  Lu{,'d.  Bai.  per  K.  J.  Brili.  S.  d.  p.  326, 
8".  coi  pretAi. 


e  delle  socict^  scientifSco-letterarie  della  Neerlandia.  399 

Fra  le  biblioteche  da  me  intralasciate  ricorderu  quella  del 
sig.  Bodel  Nyerihuys,  ricca  di  manoscritti ;  quella  del  seminario 
cattolico  di  Warmond,  a  poca  distaiiza  da  Leida;  »ina  terza  del 
prof.  Guglielmo  Leonardo  Mahne  i)  di  1900  opere ,  quasi  tutte 
filologiche  ;  una  quarla  del  prof.  Jaeopo  Macqueliri  ^)  ,  ehe  pos- 
sedea  piü  che  4000  opere  di  mediciua  e  scienze  affini;  nou  che 
quelle  della  societä  di  matematiche  3),  di  scienze  economiehe  *),  e 
di  altre. 


I 


ij  Catwlogus  partis  secuiidie  et  appeiidicis  libroriim  (juibtis  ,  dum  ei  per  setatem  et 
valetiidiiiem  lihuit  et  liciiit,  usus  est  Gluillelnius  Leouiinlus  Mahne,  in  Acad.  Lug-d. 
Bat.  Professor  emeritu.s,  (juornin  publica  distraelio  (iet  d.  12  seq.  aovembris  Lug- 
duiii  Batavorum.  S.  d.  p.  IV,  71,  8". 

2)  Catalogus  librorum  tum  inedieorum,  auatoniiie,  physiologise,  artis  obstetr.,  inaterie 
medioaj ,  tum  historiaj  naturalis,  phis.  et  chemiaj,  sive  partis  medica;  bibliotheea;, 
quibus  usus  est  vir  clarissimus  Micliael  Jacobus  .Macquelin,  in  Acad.  Lu^il.  Hat.  jiro- 
fessor  emeritus,  quorum  publica  vendilio  fiel  die  4  niartii  IS.'Ji  et  seqq.  I.ugd.  Bat. 
per  K.  J.  Brillum.   S.  d.  p.  140,  8". 

3)  Broek  G.  G.  (van  de).  Verslag  der  Feestrede  en  Heder,  van  het  SOjarbestaan  des 
Geuootschap  :  Mathesis  scienliarum  yenitrix.    Lugduni,   183ä,  8'*. 

*)  Feestrede  bij  de  Viering  van  het  SOjar.  bestaan  der  Leydsebe  Afdeeling  van  de 
Nederlandselie  Huishoudelijke  Maalscliappi.j.  Ifaarlem.   1829,  8**. 


Sitzb.  d.  phil.-bist.  Cl.  XXXVIII.  »d.  III.  IUI. 


400  Vii  lentl  iipl  I  i.    Dflle   hil.liotPche 


n.  Gianda  settentrionale. 

Amsterdam — Amstelodamum ,  Amsterodamum,  Amsfela- 

damum  lat 

Amsterdam  e  seiiza  eontrasto  la  citta  piü  fiorente  della  Neer- 
landia,  per  la  populaziotie,  1' agiatezza,  IMndustria,  la  navigazione, 
il  commercio.  Peru  titolo  iion  minore  di  lustro  le  si  compete  pel  culto 
ivi  in  ogni  tempo  prestato  agli  ottimi  studj.  Non  e  fra  gli  eruditi  chi 
non  eunosca  le  stupende  edizioni  piibblicate  ne'  secoli  aridati  da^  suoi 
torclij,  la  benefica  iiifliienza  esercitata  dal  suo  ateneo  sulla  prosperita 
delle  lettere  e  delle  seienze,  la  frequenza  delle  societä  colte  e  delle 
persor)e  distinte  che  ne  acerebbero  la  fama.  Quindi  in  Amsterdam 
piü  ebe  altrove  si  risconirano  biblioteebe.  Antonio  Sandero  non  ne 
descrive  che  la  civica  ij  ;  Giovanni  Lomeier  si  aecontenta  d'un'es- 
pressione  generale  2);  ma  UlTenbacb  oltre  la  civica,  descrive  con 
maggiori  0  niiiiori  dettagli,  le  biblioteebe  di  Giovanni  Guglielmo  van 
Meel,  Giovanni  Clerico ,  Pietro  Vlaming,  della  signorina  Van  der 
Stemm,  di  Gosvvin  llilenbroeck,  Francesco  le  Gillon,  Jacopo  de 
Wilde,  Giovanni  Teodoro  Schulbruck  s).  Maggiore,  setiza  aicun  pa- 
ragone,  e  il  numero  delle  pre.>*enti,  loccbe  fa  stupore  a  chi  scorrendo 
la  recente  spiciidida  edizione  delle  Memoirs  of  Libraries  di  Odoardo 
Edwards,  non  ne  ritrova  indicate  che  le  due,  civica  e  delPacoademia. 

Oia,  a  dar  ragione  del  lavoro,  tratterö  prima  delle  biblioteebe 
deir  aeadeniia  delle  seienze,  delT  ateneo  e  municipale  ,  poi  delle 
chiese,  quindi  delle  soeieta;  da  ultimo  delle  private,  0  attuali  0  che 
piü  non  esistono.  Ma  qui  m'  e  pur  duopo  confessare  che  alcune 
biblioteebe  sluggirono  alle  mie  investigazioni,  non  percbe  il  grado 
di  loro  importanza  fosse  minore,  quanto  che  per  uno  od  altro  motivo 


')   l(*liliiitlii-c:i  Hel^ir»  iiiaiiUHon'iil:!.   I.   4U— 43. 

^(   .AiiiNlflndiiiiiiini   pro   liiiitiu'   inhis  digiiitiitu  ,     liililiullieca'   tlit-.sauio   nun  ciiiet'*.     De 
i:il.|i<itlii-<-iH.   |i.  240. 

»I  M.Tkw.irdiffi-  n.Ms.-i.;  III.  p. .i.;«-.';)!!).  :;(}(!— ;>7(i.  579— .'jsi.  sno-s'.»?,  «00-60», 


e  delle  societä  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  401 

mi  tornarono  di  difficile  accesso.  Fra  le  ecclesiastiche  ommisi  le 
cattoliche  delle  chiese  Boom,  Krytberg  o  de'  Gesuiti,  Stadhuis  v. 
Hoorn  del  Seminario  israelitico;  fra  le  social!,  quella  del  ben  essere 
popolure,  editrice  d'un  giornaie  i),  e  delle  arti  costruttorie  ~),  del 
salvamento  degli  annegati  s),  delle  quali  maneano  cataloghi  a  stampa. 
E  di  per  se  evidente  ehe  molte  piü  doveario  essere  le  private  eh'  io 
dimenticai,  segnatamente  le  antiche. 

f.  Accademia  reale  delle  scienze. 

Luigi  Napoleone,  re  d' Gianda  fondo  in  Amsterdam  nel  mese  di 
maggio  1808  l'  Istituto  de'  Paesi  Bassi ,  uno  de"  piü  attivi  e  cele- 
brati  d' Europa.  Diviso  in  quattro  elassi,  eioe  in  a)  seienze  filoso- 
fico-naturali ;  b)  letteratura  e  storia  neerlandese;  c)  letteratura 
latina,  greca,  Orientale,  storia  straniera,  antichitä;  d)  belle  arti, 
pubblicö  gran  numero  d'  opere,  delle  quali  offro  Pindice  in  nota  *), 
a  comodo  di  chi  desideri  compierne  la  collezione. 


» 


1)  Volksvlijt.  Tijdscliiift  vorNijverheid,  Landhoiiw,  Handel  en  Sctieepvaart,  uitgegeven 
dooi-  de  Vereenjg'ing  voor  Volksvlijt  te  Amsterdam.  Amsterdam,  1734 — 1857,  8". 

■■')  Bmiwkiindige  Bijdrageii  uitffegeveii  door  de  maatschappij  tot  bevordering  der  bouw- 
kuiist.  Amsterdam,   1742—1857,  v.d.  IX,  4". 

3)  Kool  .1.  A.  Taliellarisch  overzigt  over  alle  gevallen  van  schijiidoode  drenkelin- 
gen  ec.  bekroond  door  de  maatscliappij  tot  kedding  von  drenkelingen.  Amster- 
dam, 1834—1844,  vol.  II,  4".  —  Opinerkingen  omtrent  den  toestaiid  eii  de 
behandeüiig  van  drenkelingen.    Amsterdam,   1834,  &*>. 

*)  Prima  classe. 

1.  Verliandi'lingen  der  eerste  klasse  van  het  koniiiklijk  Nederlniidsolie  Institunt 
van  wetens(!liappen,  letterkunde  en  schoone  kunsten.  Amsterdam,  1812 — lS2ö, 
vol.  VII,  4». 

2.  Nieuwe  verhandelingen  der  eerste  klasse  ec.  Amsterdam,  18'i7  — 1848, 
vol.  XIII,  4». 

3.  Verhandelingen  der  eerste  klasse  van  het  ec.  Derde  reeks.  Amsterdam, 
1848 — 1832,  vol.  V,  4"..  La  primaparte  compreiide  l'indice  AeWn  Memorie  e  Nuove 
memorie ,  la  quinta  V  indiee  di  questa  terza  serie. 

4.  Tijdschrift  voor  de  wis-  en  milurknndige  wetenschappen,  uitgegeven  door  der 
eerste  klasse  ec.  Amsterdam,   1848 — 1832,  vol.  V,  8". 

5.  Verslagen  van  de  werkzaamheden  der  eerste  klasse  ec.  van  1809  tot  1816, 
uilgebnigt  in   de   iilgemeene  vergadeiingen  des  Institnuts,   4'*. 

(i.  VeisJagen  van  de  openbare  vei  gaderingeii  (I — XII)  der  eerste  ec.  van  IM?  tot 
1839,  4". 

7.  (Hall,  van)  J.  Kedevoering  gehonden  ter  feestviering  van  het  vijfentwinlig.ja- 
rig  bestaan  van  het  kon.  Med.  Institunt,  in  de  vereenigde  openbnre  /.itting  der  vier 
klassen.   op   den  27  Ang.  1833   (con  caiUutu  di  C.  Loots).     Anisteidani,    1833,   4". 

27  • 


402  ValcM  tili  Olli,    Delle  hiblioteche 

Ncl  1851,  un  sordo  maneggio  attentö  all' esisteiiza  di  questo 
Palladio  del  saperc  neerlandese,  dal  quäle  in  quaranta  anni  di  vita 


Opere  piihltlioiitc  ii  parte  della  stessa  classe. 

8.  AtMias  H.  Veihandelinfc  over  eene  nieuwe  wijze  oni  af!<t»ndeii  te  melen. 
Aiiislonlam,   1812.  8«. 

9.  K  ra  y  eiiho  f  1"  C.  T.  lt.  Precis  liistorique  des  Operations  geoiietiques  et  astro- 
iioMiiqui's,  faites  cn  Hollniide,  pour  .servir  de  base  ä  la  topog-riiphic  de  cel  etat.  La 
Haye,    18  Ij.  4". 

10. Prt'ois  er.   .Secomie   Jditioii.    La  Haye,    1827,  4". 

11.  Florijn  .1.  Vcrhaiideliii^r  over  het  .soinmereii  en  interpoleien  van  aiitli- 
metische  seilen.  Anisli-iihuii,    1810,  4". 

12.  Versla)"-  opens  de  hulleulandsehe  en  sedert  1789  uitg:evondene  liinncnlandsclie 
Iras  of  cenient.  "s  llaye,   1809. 

13.  Verslaj^  over  liet  Ainsterdainsch  j^eoctroijerd  Kunsteemeiit ,  ingeleverd  in 
.Tuli  181fi.  Amsterdam,  1816,  4». 

14.  BaM{,''nia  0.  S.  VerhandelinfT  over  der  klootsehe  drichoeken,  waarin  oiider- 
zocht  en  aangetond  wordt ,  in  liooverre  nien ,  door  drie  bekende  lernten  eens 
kinotschen  driehoeks,  over  het  stnmp  of  seherp  zijn  der  onbekende  termen  oorde- 
elen  kan.  Amsterdam,   1817,  8". 

115.  Roy  C.  H.  Verhandelin;,'-  over  de  werking  van  den  a/-ijn  in  de  typlnis.  Am- 
sterdam,  1817,  8». 

l(i.  lilaiiken  .Tnsz.  J.  Beschouwing-  over  der  nitstroominjf  der  Opper-Rijii- eil 
Maaswateren,  door  de  Nedeilandsclie  rivieren  tot  in  zee,  beiievens  de  overwegiii- 
gen  dezer  lieselionwiiigen,  door  (ioudriaan,  vau  Uterhove,  .Moll  en  Uonker  Curtius. 
Amsterdam,  181»,  4". 

17.  Thomassen  a  Thenssiiit  E.  .1.  Verslag  over  liet  al  ol'  iiiet  besmet- 
lelijke  der  gele  koorts ,  vooral  in  betrekking  tot  het  verk  van  den  Fransclien 
geneeskundigen   Urvezc.   over  betzelfde  ondeiwerp.  Amsterdam,    1822,  80. 

18.  —  —  Nader  onderzoek  omtrent  de  besmettelijkheid  of  iiict  besmettelykbeiil 
der  i;ele  koorts.    Amsterdam,   1824,  8«. 

19.  Stipriaan  Luiscius  (van)A.  De  stelling  van  den  Franseben  geneesheer 
Deveze,  dat  de  gele  Koorts  niet  besmettelijk  is  geloetst  aan  rede  en  ondervindig^. 
Amsterdam,  1825,  8». 

2t».  Di.jk  (van)  C.  .M.  en  A.  van  Beck.  Ondci-zoekiiigen  aangande  hol  zwart 
in   de   meiisbiodden.   Amsterdam.    1829,   8". 

21.  .Moll  (i.  Over  lii-l  verwaniien  van  stookkassen  met  heel  water.  Amstei'dam. 
1829,  8». 

22.  15  e  e  k  (van)  A.  IJeseliriJving  van  een  loestel  ter  vorwarming  van  ecn  nit- 
gestreekt  gebouw.   Amsterdam,    1833,  4'*. 

23.  8  (•  b  r  i>  d  (•  r  .1.  I'".  L.   (»ver  de  meetknndige  bepalingen.    Amsterdam,   1835,  8*. 

24.  Ontijd  C.  (i.  Veibandeling  over  liet  verseliil  tusscben  de  algeineene  grond- 
kraeliten   der   natuiir  en   de   levenskracbt.    Amsterdam,    1840,  8". 

2.'i.  Ilapport  over  de  voiir-  en  nadeelen,  welke  er  zoude  kiiniien  gelegen  zijn  in 
bet  invoereii  van  een  geiijkvormig  stelsel  van  malen  en  gewigten.  Ainslerdam, 
1814,   8". 

26.  Se  r  r  n  r  i  e  r  .1.  K.    N'i-rliaiideling  o\  er  ilen  laixibonw.    Amsterdam,  1816,   8**. 

27.  Kops  .1.  Verbandcling  lic\  allcmle  een  overzigt  van  den  slaal  der  voornamste 
gewasneli     in    Nederland    geli-eM  .     cn    van    lii-     gestclillirid     \aii     bei     weder    in    de 


e  delle  socielii  scienlifico-lelteraric  ilella   N'eerlaiidia.  4Ud 

furono   pubblicati   duecento   volumi.    In   onta    alle   piü  forti   riino- 
stranze  i),  1'  istituto  aggredito  dalla  potente  arma  del  ridicolo  per 


iaren  1806 — 1812,  inet  aan  wizzing  van  de  gevolgen  die  hicriiiil  ziju   af  le  leiden. 
Amsterdam,   1816,  8". 

28.  Roy  (Ä)  C.  H.  en  J.  C.  R.  Bernh  ar  d.  Waarneiningen,  g:edaaii  niet  het  sui- 
phas  de  (|uinine.  Amsterdam,   1822,  8". 

29.  Moll  O.    Kleetro-magnetische  proewen.    Amsterdam,  1830,  8*. 

30.  Vrolik  G.  Waarnemingen  en  proeven  over  de  onlangs  geheerscht  hebbende 
iiekte  der  aardappelen.  Amsterdam,   1845,  8". 

31.  —  —  Nadere  waarneniingen  en  proeven  over  de  onlangs  geheerscht  heb- 
liende  xiekte  der  aardappelen.    Amsterdam,   1846,  8". 

32.  Verslag  omtrent  de  uitkomsten  welke  zaaijing  van  het  door  het  departement 
van  binneiiland-zaken,  in  den  aanvang  van  1816,  aan  de  1.  klasse  ge/.onden  aard- 
appelzaad  heeft  opgeleverd ,  door  G.  Vrolik,  A.  Numan ,  H.  C.  van  Hall  en 
A.  ßrants,  8» 

33.  Verslagen  over  de  Lepra  te  Suriname,  ingediend  aan  het  departement  van 
koionieii  ,  den  16  december  1847,  en  den  5  maart  1851,  door  de  1.  klasse  van 
het  kouinkl.  Nederland.  Fnstituut.    Amsterdam.   18J51,   8". 

34.  Deutschbein  L.  L.  A.  Verslag  van  een  in  de  mannden  ianuarij  en  fe- 
bruarlj  18.j1  gedaan  geneeskundig  onderzoek,  naar  den  slaal  van  ziekte  der  op  het 
etablissement  voor  lepreuzeu  Batavia,  in  dien  tijd  aanwezige  besrnetteliiiijeii  ,  8". 

33.  Verslagen  der  1.  klasse  van  het  kon.  Nederl.  Instituut  en  der  Koii.  akadcmie 
van  wetenschappen  over  het  patent,  verieend  an  Dr.  Scbofferii,  van  een  door  mid- 
del  van  Loodsuiker.    Amsterdam,   1832,  S". 

36.  Karsten  Simon.    Verhaudeliiig   over   de  palingenesie  en  metempsychosis 
Amsterdam,   1846,  8». 

Seconda  classe. 

37.  Verhandelingen  der  tweede  klasse  van  het  kon.  Nederl.  Instituut.  's  Graven- 
hage  en  Amsterdam,   1818—1843,  vol.  Vill,  4». 

38.  Nieuwe  reeks  van  verhaiidelingeu  der  tweede  klasse  van  het  kmi.  Nederl.  In- 
stituut.   Amsterdam,   1830—1831,  vol.  II,  8». 

39.  Vcrslagen  van  de  openbare  vergaileringen  (I — XIII)  der  tweede  klasse  van 
het  kon.  Nederl.  Instituut  van  1816—1840.  4". 

40.  Verslagen  bij  de  tweede  klasse  van  het  kon.  Nederl.  Instituut ,  wegens  de  brug 
of  het  houten  voetpad  ontdekt  op  ile  grenzen  Vau  Drenthe  eu  W'estwoldingerland. 
Amsterdam,   1819,  4». 

Opere  a  parte  della  stessa  classe. 

41.  I'itlegkundig  woorden  boek  op  tie  werken  van  I'.  K.  Iloopt.  uitgegeveu 
door  de  tweede  klasse  van  het  kon.  nederl.  Instituut.  Amsterdam.  1823 — 1838, 
vol.  IV,  4". 

42.  TollensH.  Caroluszoon.  Dichtstukkeii :  Nunniiuj  Kopperzuon  tc  lloorii  cn 
de  Jomji'tinff  van  Westzanen,  voorgelezen  in  de  openbare  vergadering  den  twede 
klasse,  den  13  november  1828.  Amsterdam,   1828,  4». 


I)  Opeu  briet'  aan  den  Heer  .Mr.  .1.  U.   Tliorbeeke,  .Minister   vuu   liiinionhinilseht'  /.aken, 
van  G.  J.  Mulder.    Itolterdani,   18.'il. 


404  Valentinelli,  Delle  biblioteche 

mano  di  chi  avria  dovuto  sopravveghianie  alPesistenza,  fu  soppresso, 
e  poco  dopo,  con  ordinanza  reale  26  ottobre  1851,  ed  a  merito  del 
ministro  Van  Renner,  fondata  un'  accademia  di  scienze  esatte. 


43.  D  uy  se  (vaii)  P.  Verhiiiidelliig  over  den  Nederlaiulsulieii  rersliou»',  Lekrooud 
in  den  jare  1851,  door  de  t"eede  khisse  van  hat  kon.  Nederl.  Iiisllt'.iut ,  en  iiitpe- 
geven  door  en  vour  rekening:  vau  hat  goiivernemeut  der  Nederl.  's  Gravenlia<;e, 
1834,  vol.  II,  8». 

44.  Besclirijving  van  de  Nederlandsche  Historie-Pi-niiinjjeii  ,  ter  vervoly^e  o|)  het 
werk  van  Mr.  Gerard  van  Loon.  Amsterdam,  1817 — 1848.  Fase.  V.  fog^l. 

45.  Maerlant  (van)  Jacob.  Spieg'el  historiael  of  rymkronik.  Vierde  deel, 
uitgegeven  door  de  twede  klasse  van  het  kon.  Ned.  lustitiiut.  iiezorj^d  en  niet 
aanleekeiiiugen  vorzieii  door  I).  J.  en  J.  vnn  Lennep.  Ainslerdaiii,    1849,  8". 

46.  Halbertsnia  T.  H.  Anleekeningen  0|>  het  vierde  deel  van  den  s|>iegel 
historiael  van  Jacob  van  Maerlant ,  uitgegeven  door  de  twede  klas.se  van  het  kon. 
Ned.  Instituut,  Üeventer,  1831,  8«. 

Terza  classe. 

47.  Verhandelingen  der  derde  klasse  van  het  kon.  Nederl.  Instituut.  Amsterdam, 
1817 — 1848,  vol.  VI,  4".  I  primi  cinque  volurai  portano  il  titolo  :  Gcdciikgi/iriflen 
in  de  hedcnduagsche  taten  i'an  de  derde  klasse. 

48.  Commentationes  latinee  terti%  classis  Instituti  regii  Belgiei.  Amstelodami, 
1818—1830,   vol.  VII,   40.   Preccde  la  storia  della  classe. 

49.  Prij.sverhanileliiigen  Iiekroond  eii  uitgegeveu  door  de  derde  klasse.  Ainslerd., 
1822—1845,  vol.  111,  4». 

Opere  piibblicate  a   parte. 

50.  Lennep  (van)  D.  J.  Memoria  Hieronymi  de  Bosch  et  H.  Roscha.  Carmen  de 
inventae  typographiae  laude ,  Kostero  Harlemensi  potenter  tandem  asserta.  Amste- 
lodami,  1817,  4«. 

51.  Kemper  J.  M.  .Memoria  Henrici  Couslaiitini  Crassii,  Instituti  regii  Belgiei 
quondam  socii,  rite  celebrata  inconvenfu  publlco  tertia?  classis.  Amstelod.,  1825,  4'\ 

52.  Krets  F.  en  A.  C.  Hol  t  i  iis.  Prijsverliandelingeu  over  de  vraag:  weelke  zi.jn 
de  reijten  ,  het  aamien  en  de  waardiyheid  der  reytsgeleerden  in  hei  Bomeinsche 
rijk  yeweest,  bekrnond  en  uitgegeven  door  de  derde  klasse  van  het  kon.  Neilerl. 
Instituut.  Amsterdam,   1822,  4». 

53.  Hugonis  Grotii  ad  S.  Oxenstiernam  et  J.  A.  Salvium  et  Oxensliernae  ad 
Cerisanteni  epistolae  ineditae.  Ex  cod.  ms.  bibliolheca;  hanuoverauee  regia;  nunc 
primum  udendas  curavit  Instituti   regii  Melgici  classis  tertia.   Harleini,   1829,  8*'. 

54.  Wa  I  (de)  G.  Prijsverhandelung  ovei°  het  hestaan  den  aard  en  de  behandeling 
vau  het  natuurregt,  bekroond  en  uitgegeven  door  de  deerde  klasse  van  het  Ne- 
derl. kon.  Instituut.  Amsterd.,   1833,  4*^. 

55.  Holtius  A.  C.  Ilet  Wis.seircgt  in  de  XIV  eeuw,  volgens  de  Connilia  van 
Baldiis.  Eene  bijdrage  tot  de  geschiedehis  der  regtgeleerde  dogmatik.  Amsterdam, 
1840,  4». 

56.  Limburg  Brouwer  (vau)  P.  (Iver/.igt  vau  de  geachiedenis  der  allegorische 
tiitlegging  van  de  grieksche  mythologie.   1S4'I  — 184.'{,  4". 

57.  Xiphius.  Carmen,  ciiiu.t  auctori  Didaco  Vitrioli,  ex  urbe  Rhegin  Neapolitano, 
certamini.t  poetici  prKmium ,  ex  legato  Jacobi  Henrici  lloeulTt,  adiudicatum  est. 
Amstelodami,    1845,  8". 


R  (lelle  socielH  seieiilififo-letteriirie  della  rfceilaiiHia.  405 

Ma  cüir  anno  1855  cornincia  una  nuova  era  per  V  accademia. 
Nuovamente  organizzata  »j  non  si  limita  soltanto  alle  scienze  inate- 


S8.  Dl»  /.  y  Fl.  I'.  A.  Dictioriiiaire  detaille  des  noiiis  des  vetetneiis  che«  les  Arabes. 
Ouvrag-e  i'ouroiiiie  et  puhlie  par  la  troisieme  elasse  de  I' Institut  royal  des  Pars- 
Ua«.  Aiiisleidaiii.   1845,  4". 

ä'.K  Karsten  Simonis.  De  tetralogia  trag:ica  et  didascalia  Sophoclea.  Am- 
sl.'lodami,   1840,  8". 

(iO.  Goudoever  (van)  Antonii.  De  loco  Sallustii  in  hello  Catiliniario, 
cap.  XVIIl,  dispiitatio.  Amstelod.,   1847,  4**. 

61.  Haiti  IIS  A.C.  Conwiieutatio  de  eonsiliu  sapientis  et  de  transniissione  acto- 
rnm.  Anistelodanii,  1850,  8". 

62.  Lennep  (van)  D.  .1.   Verls  quaedam  epitheta  apiid  veleres  ilhistrata.    1851,  4"- 

63.  Cape  I  I  e  (van)  A.  (i.  Cummentatio  de  rejjibus  et  antiquitatihus  Pergainenis. 
S.  a.  4". 

64.  Co  bot  C.  Pi.  Commentatio  de  sinceritate  graci  sennouis  in  Gi'<ecoruui 
scriptis  post  Aristotelein  graviter  depravata.   Ainstelodami,  IS.iO,  4". 

65.  —  —  Coiiiineiitaliones  pliilologic»  tres ,  in  Institut!  reg-ii  Belgici  elasse 
tertia  lectiu  1800  et  1851.  I.  De  enieniianda  i-atione  graniinatica;  gracae  ,  discer- 
nendo  oratioiiem  artilicialem  ah  oratione  popiilari  ;  II.  De  sincerilale  gra-oi  ser- 
nionis  ec.  (come  sopra)  ;  III.  De  auetoritate  et  iisu  graminaticoi um  veteonm  in 
explicandis  auctorihus  grseeis.  Amstelodanii,  1853,  8^. 

(|uarta  elasse. 

66.  Kiesewetter  R.  E.  en  F.  J.  F'etis.  Veihandelingen  over  de  vraag  :  Welke 
vcrdienntcn  hehbcn  zieh  de  Ncdcrlandcrs  ,  vooiul  in  de  14 ,  LI  en  16  cckw  in  het 
rak  der  toonkunst  verworfen  ,  e7i  in  hue  verre  kunnen  de  Nederl.  kunstenaars  van. 
dien  tijd,  die  zieh  naar  Italie  hegcven  //ebben,  invloed  ijehad  liebben  op  de  muzijk- 
nchulcn,  die  iich  koort  daarna  in  Italic  licbben  yevormd  ?  Iiekioond  en  uitgegeven 
door  de  4  klasse  van  het  kon.  Nederl.  Iiistitunt.  Amsterdam,   1829,  4". 

67.  Neemans  C.  Mededeeling  omtrent  de  schilderkunst  der  Ouden.  Amster- 
dam,  1850,  8». 

68.  Palm  (vau  der)  J.  H.  iiedevoering  over  het  versmadeni  ot' verunaehtzameo 
vim  de  rt'geln  der  kunst.  S.  a.  4". 

69.  Verslagen  van  de  openhare  vergadcringen  (I — XIII)  der  vierde  klasse  van 
het  kon.  Nederl.  Instiluut,  van   1817—1841.    4". 

l'ubblicazioni  rii'erentesi  airmtero  Istituto. 

70.  Proeessen-verbaal  der  algemeene  vergaderingen  (I — XXXIX)  van  het  kon 
N'-dei  I.  Instiluut  van  1808 — 1846.  Vol.  IV  in  4^.  Qnesti  proeessi  verhali  editi  ad 
uso  escinsivo  de' tnembri  non  sono  in  eomniercio.  Dali"  anno  1847  al  1851  fiinno 
parle  deir  annuai'io  ,   n.  72. 

71.  Hei  Inslituul  of  verslagen  eu  mededeelingen,  uitgegeven  door  de  vier  klas- 
sen  van  het  kon.  Ned.  Instiluut  over  de.jaren  1841  —  1846.  Amsterdam,  1842 — 1847, 
vol.  VI,  8«. 

72.  .laarhoek  van  het  kon.  Med.  Instiluut  over  de  1847 — 1851.  Amsterdam, 
ltj47_185'i,  vol.  V,  8". 

73.  I'roeesjen-verliaal  en  losse  stnkkeii  belrellende  het  kon.  Med,  Inslituul  van 
welensehappen,  letlerkunde  en  sehoone  kunsten.    1848 — 1851.  8". 

^)  Koninklijk   hesluit  tot  vorming  der  Akademie  van  wetenschappen ,  van  23.  februa- 
rij   1855.  .\nisterdam,   1855,  4*^. 


400  Valentinelli.    Delle  liiblioteche 

niiitiche,  fisichc,  naluiali,  ma  si  stende  alle  storiche,  linguistiche, 
letterarie,  iilosofichc.  Coinpoiisi  peiciö  di  due  sezioni,  delle  scienze 
matematico-fisichc  e  dellc  liiiguistico-letterario-storico-filosofiche, 
aventi  uno  statuto  speciale  ').  La  qualita  delle  loro  attribuzioni  e 
determiiiata  dal  secondo  articolo  del  regolamento  organico  2)  per 
cui  1.  presta  coiisigli  al  governo  in  fatto  di  scienza;  forina  centro 
di  cooperazione  degli  scienziati   iiella  Neerlaiidia   e  nelle  colonie ; 

3.  costituisee  un  punto  di  riuiiione  fra  dotti  Neerlandesi  e  stranieri; 

4.  contribuiscc  alle  osservazioni  ed  imprese  scientifiche  ehe ,  a 
raggiungere  lo  seopo,  domaiidano  il  eoncorso  dei  dotti  e  la  protezione 
materiale  del  govei'iio. 

Lo  stato  da  all'  accademia  un  sussiduo  annuo  di  14000  fiorini. 
La  nomina  del  presidente,  dei  segretarj,  dei  membri  e  soggetta  al- 
r  approvazione  reale.  I  soli  due  segretarj  hanno  un  soldo  fisso  :  ai 
membri  non  resideriti  si  indennizzano  le  spese  di  viaggio  e  soggiorno. 
Ciascuna  sezione  e  composta  di  cinquanta  membri  nazionali,  venti 
esteri,  dieci  delle  colonie.  L' accademia  apre  coiicorsi  e  distribuisce 
premj ;  pubblica  atti,  memorie  e  processi-verbali  delle  sedute  cosi 
parziali  come  plenarie  3),    Sono  incontestabili  gli  eminent!   servigi 


1)  Heg-Iement  vaii  orde  der  beide  afdeeliiig'eii.   Amsterdam,   1853,  4". 

2)  Organick   reglement  der  akademie.   Amsterdam,   ISö.'i,  4*'. 

3)  SezIoHo   |)fiiiia. 

74.  Verhaiideliiig^en  der  kon.  akademie  van  weteiischappeu  (Afdeeliii^  Naturkunde). 
Amsterdam,   18S4— ISäO,  vol.  VII,   4". 

7;!.  Verslagen  en  mededeelingen  der  kon.  akad.  van  wetenschappen  (Afdeel.  Na- 
tuurk.).  Amsterdam,   18ö7— 1860,   vol.  X,  8». 

70.  Prücessen-verbaal  der  buitengewone  vergaderiugeii  van  25  September  1852 
tot  25  april  1856.    Amsterdam,  1832—1860,  8». 

Sezione  seconda. 

77.  Verhandelingen  der  kon.  akademie  van  wetenseliappen  (Afdeeling  Letter- 
kuiide).  Amsterdam,   1638,  4". 

78.  Verslagen  en  mededeelingen  der  konink.  akademie  van  wetenschappen  (Af- 
deeling Let(erkunde).  Amsterdam,   1836—1860,  vol.  V,  8". 

79.  Processen-verbaal  der  Imitengewone  vergaderingen  van  17  niaart  1835  tot 
1860.  Amsterdam,   1833-1860,  S». 

Atli  comnni  alle  due  cinssi. 

80.  Jaarboek  van  der  kon.  akad.  van  wetenschappen ,  gevestigd  le  Amsterdam 
voor  1833-1860.   Amslcrcjain,    1833—1830,   vol.  VI,  S». 

81.  Process-verhaal  der  vereenigde  vergadering  der  beiile  afdeelingen,  v»n  den 
28  april  1855  tot  der  26  april  1836.   Amsterdam,   1855—1856,  80. 

82.  Lycidas.  Eologa  et  musiu  invucatio.  Carniina  (juorum  auctori  Juaimi  van 
[.ccuwrn  e   vico  Zegwaart  cerlaminis   poeliei  prirmiuiii    seciinduiii ,   e  legato  Jaeobi 


e  <ietle   sucietä  scieiilitico-letterarie  delia  Neerlaiidia.  ÜJi 

preslati  da  questo  organo  goveriiativo  alla  nazioiie.  Infatti  la  sezioue 
letteraria  dell'  accadeniia  provoco  di  recente  misuie  officiali  per 
r  elaborazioiie  di  una  miova  Recueil  des  Charies  kuUando-zelan- 
daises,  formando  per  cio  nel  suo  seno  una  commissioiie  speciale. 
Essa  eoncep'i  pure  il  piano  di  mettere  piü  d'uiiita  nellortografia  cosi 
varia  dei  nomi  topogratico-neerlandesi.  Ne  meno  zelö  i  vantaggi  della 
nazione  la  sezione  scientifiea  che  diede  un  particolareggiato  rapporto 
alla  soluzione  d'  uno  de'  piii  grandi  problemi  per  V  Olauda,  cioe  dei 
guasti  dei  verme  che  rode  i  pali  nei  lavori  idraulici. 

La  collezione  dei  Jibri  che  povera  da  principio  prese,  special- 
mente  dopo  la  riforma  dell' accademia  nel  1852,  le  proporzioni  di 
ragguardevole  bihlioteca,  data  dalT  apertura  delf  istituto.  Collocata 
neir  edifizio  accademico  (Trippenhaus),  fu  distribuita  in  una  sala 
principale,  in  quella  delle  sedute  accademiche  ed  in  alcune  stanze 
vicine.  Nella  camera  d'ingresso,  altreltanti  armadj  comprendono  la 
bibliografia,  la  biografia,  le  lingue  orientali,  la  teologia,  Tistruzione, 
la  statistica.  Ivi  pure  conservasi  in  apposito  armadio  il  legato  Klin- 
kert,  0  la  raccolta  delle  opere  a  stampa  e  manoscritte  dei  poeta  olan- 
dese  Bilderdyk  in  una  ai  libri  che  gli  si  riferiscono,  a  cui  cornpimento 
V*  hanno  i  suoi  ritratti  e  Tectipo  in  gesso  della  mano  destra.  Ricca 
e  la  collezione  degli  storici  dei  paese  che,  portata  a  tremila  volumi, 
fu  deposta  in  una  stanza  a  parte.  La  sala  maggiore  intercisa  nella 
sua  lunghezza  da  armadj,  a  guisa  delle  biblioteche  tedesche,  con- 
tiene  il  dovizioso  corredo  di  piü  che  400  pubbiicazioni  di  societa 
scientifiche  europee  ed  americane.  Sono  custoditi  nella  sala  delle 
radunanze  duemila  volumi  di  letteratura  olandese,  la  geografia,  i 
viaggi,  le  opere  di  maggior  formato,  aeeompagnate  da  tavole.  Perö 
r  ornamento  maggiore  e  la  serie  di  oltre  a  200  codici  manoseritti 
dei  secoli  XV  e  XVI,  la  piü  parte  di  storia  patria,  fra  quali  e  debito 
di  ricordare,  a  titolo  d"  onore,  la  Storia  dei  Puesi  Bassi,  in  11  vo- 
lumi in  fogl.  autografo  dei  ßurniano  e  aicuni  altri  ').   A  questi  deve 


nenrici   HoeulTi   adiiHlicnlum    est   in   ooiisessii   imlilicn    auademia'    n-jjiii'  scii-iiliaruiii. 
die  13  iniyi,  aniii  18Sf>.    Ainstelndaiiii,   1856,  S*'. 
1)   Beschrijviii;^  vaii  eeii  handschrift  al'lioinsliq:  van   lii't  klooster  l{i-tliloli(Mn  l>ij  Idn-tiii- 
kein   van   Is.  iNijlioll'.    iiitj^i-yevcn   ilnur  de   knniiiklijkt-  akaili'iiiic   \»u  \i  i'toiisclia|i|ifn. 
Amslerdani,  van  ili-i-  l'osi.   \i.  '1,    l'l.   4". 

Meyer  (1.  J.  Verslajr  van  oen  ond  liandsi-lirift .  in  bo/.it  van  liot  koii.  Ni'd.  In- 
stituut,  bevattenüe:  Uit  syn  de  VU  Itloenion.  clil  syn  de  V||  t;'lu'tideii  uns  Heren 
Jesus  Cluislus  ec.  Anisturdaui,  IS'-iS,  4". 


408  Valen  tiiielli.   Delle  hiblioteche 

aggiungersi  la  tioii  meiio  |irezios;i  iJiccolta  di  228  manoscritti  semi- 
tici,  persiani,  turchi,  la  maggior  parte  dei  qiiali  gia  apparteneva 
air  istiluto  reale  neerlandese,  e  uiia  minore  fu  legata  nel  1837 
air  istituto  dal  professore  Giovanni  VVillmet.  Questi  pero,  dietro  ri- 
cerca  del  dottore  Juynbüoll,  professore  di  Leida,  furono  tutti,  in 
Läse  a  decreto  reale  13  nov.  1855  trasferiti  a  quell'  universitä,  con 
isperanza  di  non  lontatia  ricupera.  Fiiialmeiite  in  una  stanza  del  piano 
siiperiore  riseontrasi  una  buona  collezione  di  elassiei  greci  e  latini, 
di  opere  di  giurispiudenza,  di  niedicina,  di  matematica,  che  danno 
il  numero  cumulativo  di  4000  volumi. 

Un  primo  catalogo  sistematico,  pubblieato  interrottamente  »j  a 
foglietti ,  con  numerazione  speciale,  divide  T  intera  sostanza  in 
ventinove  ripartizioni,  pero  quel  catalogo  e  anzi  un  povero  indice 
meno  che  librario,  perche  mancante  di  quegli  appunti  che  fan  co- 
noscere  al  pratico  il  valore  aprossimativo  del  libro :  e  pure  trattata 
miserarnente  la  parlita  de'  manoscritti.  Benche  accresciuto  d'  assai 
il  successivo  catalogo  ^) ,  in  cui  fu  introdotta  la  stessa  divisione 
sistematica  del  precedente,  non  vantaggia  di  molto  quel  primo,  sol 
che  si  osservi  essersi  compresi  sotto  la  stessa  rubrica  le  opere  del 
filosofo  F.  Henisterhuis,  la  versione  francese  degli  Ämanti  iV  Abido, 
di  Byron,  o  l'opera  conosciutissima  Les  liaisoiis  dangereuses ;  la 
seconda  parte  dovea  contenere  la  descrizioiie  dei  mss.  olandesi  e  la 
collezione  importante  del  prof.  Willmet.  Era  riserbato  alla  diligente 
operositä  del  dott.  N,  Vrulik,  cui  come  a  segretario  generale  deU 
Taccademia,  fu  demandata  T  amministrazione  della  biblioteca,  di 
nuovamente  ordinarla  perche  accresciuta  d' assai,  e  di  ricominciare 
il  lavoro  del  catalogo,  onde  le  opere,  senza  differenze  di  formato, 
fossero  presentate  in  un'  unica  serie  sistematica.  Applicatovisi  fin 
dal  settembre  1852,  quando  1' accademia  era  appena  sorta  a  vita 
novella,  pubblicavane  nel  1855  il  catalogo  delle  opere  periodiche, 
delle  enciciopedie,  delle  bibliografie  ^y  Ma  le  giunte  ricchissime 
falte  alla  biblioteca  per  gli  acquisti  e  pei  donativi  nel  1855,  giunte 


')   Catalof^us  blblluthecie  Iristiluti  regii  Helgici ,    16'Z1.   Excuderuiil  l'ie|iei'  et  li)eiii)aur, 

t}|i<igi'<i|)lii  uiii!ileluJiiiiieii!>e!«,   18'il,  S". 
')   Culiilo^iuü  hihliolhecic  liistitiiti   ie;,'ii  Neerlamlici.    Pur»  prior.    Ainslelodiiini ,    1S41, 

|i.   3ri2.  80. 
>*)  Catulu^u«  der  Ixieki-rij   vaii   de   kiiiiliiklijke  akadeinie   vuii   weteuKC-liappeii ,     le  Am- 

slerdaiii.    Aiusterdain,    lÖöä,  Al'd.  I,  8". 


e  delle  sociela  .trii-iitififo-letteriirie  della  Necrlandia.  400 

occasionate  dalla  pubblicazione  di  quel  lavoro,  come  pure  le  poste- 
riori fino  al  1857,  dichiararono  necessaria  la  reinipressioiie  del 
fascieolo,  cui  diede  rriano  il  Vrolik  in  quello  stesso  anno.  Negli  anni 
successivi  coadiuvato  assiduamente  nelK  opera  dal  dott.  M.  Roest,  al 
quale  perciö  fu  da  poco  conferito  il  titolo  e  V  assegno  di  vice-biblio- 
tecario,  porto  egli  a  compimento  il  primo  volume  i),  che  comprende 
cinque  classi.  Alia  prima  (p.  1  —  91)  si  riferiscono  gli  annali  univer- 
sitär] e  le  pubblicazioni  delle  prineipali  societä  scientifiche  ;  alla 
secondii  (p.  92— 13ö)  i  giornali;  alla  terza  (p.  106—107)  le  enci- 
clopedie  ;  alla  quaita  (p.  108 — 130)  la  bibliografia  e  la  scienza 
delle  biblioteelie;  alla  quinta  (p.  131 — 636)  la  storia  delia  Neerlan- 
dia.  La  straordinaria  rieehezza  delle  prima  parte,  ehe  presenta  una 
collezione  unica  nel  suo  genere,  daeche  comprende  404  pubblica- 
zioni di  societä  accademiche  degli  stati  europei  ed  aniericani,  giusti- 
fica  abbastanza  la  frequenza  delle  annotazioni  relative  alla  storia  di 
quelle  ed  ai  dettagli  delle  serie,  annotazioni  che  parrebbero  sover- 
chie  in  un  semplice  catalogo  sistematico.  Quosta  collezione,  benche 
per  attestazione  del  Vrolik,  sia  lontana  dal  suo  compimento,  e  dovuta 
alle  prospera  condizione  del  commercio  neerlandese.  II  catalogo 
della  storia  neerlandese  e  delle  scienze  ausiliarie  fu  quasi  inlieramente 
redatto  dal  dott.  Roest  che,  trattate  le  opere  introduttorie  e  quelle 
che  risguardatio  la  Neerlandia  in  generale  (p.  131  — 144),  registra 
per  ordine  cronologico  di  materia  le  altre,  chiudendo  il  volume 
coli' anno  1713  (p.  144 — 636).  Quanto  agii  scritti  satirici  di  che 
abbonda  la  storia  neerlandese,  s'e  fatto  conveniente  uso  della  Biblio- 
theek  van  pamflctten  diA  T\e\e,  compendiandone  peiö,  ove  aparea 
opportuno,  i  titoli.  I  volumi  seguenti  offriranno  le  varie  ripartizion 
della  letteratura  e  delle  scienze. 

La  biblioteca  e  proprietä  esclusiva  dell'  accademia,  ed  e  perciö 
destinata  all' uso  de' suoi  membri,  che  possono  avervi  ingresso  in 
ogni  tempo  e  domandarne  ad  ispezione  od  a  prestito  le  opere.  Nullo- 
stante  da  questo  privilegio  non  sono  escluse  le  persone  che  per 
nessun  titolo  appartengono  all'  accademia.  Esse  v'  lianno  accesso 
eiascuno  de'  primi  cinque  giorni  della  scttimana,  dalle  «»re  12  meri- 
diane  alle  4  pomeridiane  ,   e,  sotto  conveniente  malleveria,    e  col 


')   CüIhIo^us   vhii  de  lioi'kürij  der   koiiiiiklijke  iikiuleinif  van  weleii.sohapiu'ii .   };i'Yi'.slij;d 
te  Aiiisterdaiii.   Leerste  deel.   Aiii!>lLTdaiii,  Frcdcrik  .Müller,  ISO' — lätiU,   |>.  ti3ü,  6*^. 


410  Valentinelli,    Uelk*  liiblioteche 

permesso  del  segretario  generale,  ottengono  i  libri  desiderati,  pur- 
ehe  si  sottomettano  alle  preserizioni  fissate. 

*^.  Bilil.  pubblica,  o  delF  ateneo. 

L'origine  della  pubblica  biblioteca  passo  cosi  inosservata  per 
la  nessuna  importanza  primitiva,  ehe  diffieilmente  saprebbe  assegnar- 
sene  V  epoca.  AI  prineipio  del  secolo  XVI  Jano  Eggerto  o  Eggarto, 
figlio  di  Hartgai'so,  ricco  mercadante  di  Amsterdam,  eresse  in  unione 
alla  moglie  un  seminario  presse  la  veechia  chiesa  di  s.  Nicolö,  do- 
tandolo  d'  una  piceola  scorta  di  libri,  che  puö  considerarsi  come  il 
germe  della  biblioteca  delP  ateneo, 

Fu  nel  1576  che  facta  verum,  come  leggesi  in  cronaca  con- 
temporanea,  civilium  et  sacrarum  commntatione ,  quel  tempio  e 
quel  seminario  con  ciö  che  conteneano ,  furono  devoluti  alla  cittä. 
Da  altera  cominciö  a  prender  forma  la  biblioteca,  che  fu  arricchita 
sulla  fine  del  secolo  XVI  dallo  scabino  Jano  Verliec  di  ottanta  diffe- 
renti  opere,  e  svil  prineipio  del  successivo  (s'  ignora  se  per  dono  od 
acquisto)  della  libreria  teologico-cattolica  di  Glosse  Buikio  *)  che, 
esiliato  per  motivi  politici,  ritornö  poscia  e  fu  parroco  cattolico  di 
Cleves.  Son  questi  quei  libri  che  inscritli  J.  ß.  od  anche  Joost 
Bnyck,  il  bibliotecario  Pietro  Schaak  trovö,  depo  la  metä  del  se- 
colo decimosettimo,  rammassati  in  panieri ,  e  collocö  il  primo  negli 
scaffali.  Sulla  fine  del  Cinquecento  la  biblioteca  fu  trasferita  dalla 
veechia  chiesa  di  s.  Nicolo,  ove  non  era  di  verun  uso,  alla  nuova,  e 
resa  di  pubblica  conoscenza  con  un  catalogo  2),  cui  se  togliete  il 
soverchio  3),  non  restano  che  due  poveri  indici,  sisteniatico  ed  alfa- 
betico  *)  di  libri  di  poco  conto.   Poco  piü  d'  Interesse  presenta  la 


1)  Index  .iivc  cutuluijux  omuiiim  libroruin  mcoriim  et  pi'cliiiin  coruindcm ,  coiiservuto 
nella  hihlioteca :  alcuiii  stam|inti  poitano  la  data  1602,  poclii  sono  i  iiiaiioücritli  di 
liii.  V.  Catalopiis  van  de  bibliotheck  der  stad  Amsterdam.  Amsterdam,  1856 — 1858, 
p.  y«t— !)f)4. 

2)  Ciilalo^iis  l.ihliothecie  Amstelredameiisis.  Lu^'dmii  Hatavoium  ,  1612,  p.  12,  non 
iiiiiii.  44,  31,  4», 

3)  liihliotltecw  proMopnpcia  dcsutnpta  ex  Johannis  KcUri ,  hihlioth.  Siintt/dllfiisi  ad  v. 
vi.  Joachimuiii  Vadianuin  cos.  n.  Galli.  K  un  panegirico  delle  Lililioteihe ,  senza 
verun  rajiporto  alla  etvica  d'  Amsterdain. 

■»)  Somenclator  alphabcticiis  uuctoruiii  omnitiw,  ijiioiiiiii  rc/  inttnusrriplac  i-rl  lypis  t\v- 
prcssac  luciibrutioiics  c.rdint  in  .imslclrrdinnrnsiiini  hihliothcvti. 


e  delle  societa  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  4- 1  1 

reimpressione  accresciuta  fattane  alcurii  anni  dappoi  *).  Da  questa 
ristampa  fu  tratto  il  compendio  che  leggesi  nella  Bihliotheca  Bel- 
gica  manuscripta  del  Sandero  ^). 

Le  migliorie  della  biblioteca  datano  dalla  fondazione,  avvenuta 
nel  1632,  (\e\\'  Athenwnm  illustre,  al  quäle  e  riunita.  Ceduta  a 
quest'  istitiito  una  parte  del  monastero  di  s.  Agnese,  furono  le  scuole 
distribuite  nel  piano  nobile,  e  nel  superiore  si  ordino  quello  stesso 
anno  la  biblioteca,  aggiungendovisi  allora  alcune  opere  ch'  erano 
State  nascoste  nella  chiesa  vecchia,  e  che  appartenevano  al  mona- 
stero de'  minori  osservanti  d'  Amsterdam,  opere  che  Pietro  Kies 
salvö  dal  furore  del  popolo  nel  1566,  e  che  si  riconoscono  ancora 
per  la  scritta  :  ad  usum  frutrum  m'morum  conventiis  amstelreda- 
mensis.  Siccome  la  biblioteca  era  d'  uso  speciale  de'  professori  del- 
r  ateneo,  cosi  vi  fu  decretata  nel  1633  un'  annua  dotazione  regolare 
di  300  fiorini,  che  fu  accresciuta  di  400  nel  1646.  L'onorevole  ca- 
rico  di  bibliotecario  fu  dato  la  prima  volta  a  Dionisio  Vossio,  figlio 
maggiore  del  rinomato  Gerardo  Giovanni,  professore  delT  ateneo. 
Morto  egli  nel  1642,  gli  successe  il  fratello  Matteo,  ad  a  qiiesto  nel 
1646  il  fratello  Isacco ,  distinto  storico  degli  stati  d' Gianda.  Nel 
breve  spazio  di  men  che  vent'  anni  la  direzione  della  biblioteca  e 
affidata  ad  Arnoldo  Senguerius ,  Giovanni  Heidanus  ,  al  dottore  iti 
medicina  Gerardo  Leonardo  Blasius,  al  predicatoreCornelio  Dankerts. 
AI  loro  successore  Pietro  Schaak  devesi  la  redazione  del  terzo  cata- 
logo  3^,  al  quäle  mancano  (dii  permulti  libri,  sed  fere  minoris 
formce,  qui  capsis  concliukmtur.  Distribuito  scientificamente  presenta 
le  classi  dei  libri  a  stampa  :  Bibbia  —  Concilj  —  Padri  —  Teologia 
scolastica,  riformata  e  papistica  —  Storia  ecciesiastica  —  Giui-ispru- 
denza  —  Medicina  —  Filosofia  —  Matomatiea  —  Storia  —  Filologia  — 
Oratori  —  Poeli —  Storia  belgica —  Libri  rabbinici.  La  serie  o  chiusa 
dair  indice  di  28  codici  manoscritti  i  quali,  perclie  mancaiiti  d'  ogni 


1)  Cataldg'iis  libronim  bibliollicca'  civitatis  Am.stuloilaiiicii.si.'^.  ciiiii  iiiiiiicnoliilurii  :il|ili:i- 
Letica   auctoriim   üiiiiiiuin.  Amstolodaml,   1622,  4^. 

^)  „Libri  mss.  bibliothccx  civiliilis  anisteiodamoiisis ,  desci'ipli  ex  eatalo^o  liliroruiii 
ejiisdeni  bililiotiiccH; ,  exciiso  Aiiislolodiiini  t'x  lyp.  R:)iie.s(!iii:iii:i.  niiiio  t(!'i'2,  iiidi- 
catis  laiiluiiinuxlo  classilius  in  (|tiiliiis  libri  mss.  i  e|>i)iiiintiir  ,  ad  lai'ilioi'ciii  (|iiaM°iMitiiiin 
cominodidatoni."  AI  iiiie  :  „l''iiii,s  anno  t(i4'Z  ,  exscribcMito  i>t  Mip|ii'ilit)iiite  Claudio 
Üoresiniculx  Alrelialio."   Vol.  I,   |>.  43 — 4ä. 

'')  C'atalügiis  biblioth.  (Miltlieii*  AinütclodaiiitMisis.  Aiiii>(>'lodanii ,  a|>nd  ^a^|)al'llln  i'oiii- 
inelinuin,   lÜüS,  p.  85,  4*^. 


412  Valentin  f  II  i  .    Delle   l.ililioleclie 

appiinto  hiblio?rafico,  non  possoiio  dar  inotivo  di  trattazione.  Dal- 
r  avvertenza  delT  autore  al  fine  del  libro  rilevasi  che  qiiaiitunque  i 
libri  füssero  assicurati  con  catene  di  ferro  >),  pur  ne  furono  involati 
parccchi  elf  egii  raccomanda  Bibliothccop  restitunnlnr.  Poco  dopo 
quel  suo  catalogo,  lo  Schaak  pose  in  liice  un  appeiidice  s)  e  quindi 
un  cafaloso  di  libri  di  fonnati  miiiori  s),  cbe  erano  forse  i  capsis 
conclusi.  come  pure  degli  acquistali  da  lui  e  da'  suoi  antecessori 
Hcidano  e  Daiikerts. 

Ad  accrescere  con  doui  e  legali  la  biblioteca  contribuirono  i 
hililiotecarj  sunnominati,  ma  specialmente  il  dotto  medico  Nicolö  Tulp, 
borgomastro  d' Amsterdam,  alla  metä  de!  seeolo  decimosettimo.  Pero 
neir  ultimo  trentemiio  di  questo  e  nella  prima  metä  del  successivo, 
pare  che  la  biblioteca  siasi  trascurata.  II  catalogo  *)  del  1711  poco 
vantaggiö  il  precedente,  del  quäle  alcunl  libri  marutavano  »).  Due 
mesi  dopo  la  stampa  di  quel  libro,  il  dotto  Zaccaria  Corrado  d'Uffen- 
baeh  nella  visita  della  biblioteca  appunta  la  diffieoltä  iP  entrarvi  «), 
benclie  fosse  aperta  regolarmente  al  mezzogiorno  del  mercoledi  e 
del  sabbato,  e  si  lagna  dell'  insufficienza  del  catalogo  quanto  alla 
descrizione  de' codici  manoscritti.  Fra  questi  egIi  ricorda:  a}  Ari- 
stotelis  ethica  in  latino  '),  su  membrana  in  foglio .  con  miniature, 


ij  „Minire   viiicli   cur   CHleiiis  Codices 

SIeiil.   ceu   loris   haiiil   spoiile  conlenli  suis  ? 
Hoc   |uilcher.   haml   tiirliMudu.s  ordo   posliilat. 
Sirniil   caveiidum   iiiaxiine  est,  für  «e  dnmuin 
Exportel,  aiit  in  auclionem  perfidiis." 
2)   A|i|ieiiclix     lilirciniin    po-t    im|pressum    calaloi.'^iim   aiinl    IfifiS    majori   liihlintheoiB    «d- 
ditoniin  ,    a.    Johanne  Hei.lano,    d.    Cornelio    Datikerts    el    Petro    Schaak,    biblio- 
thec»  AiMstelaedaniensi   praefectis.    Quesla    operetta    fa    seguilo   al    lataloyus,   1668, 
pag.  82—96. 
»)  Calalo-jus  lilnornni   minnris  formae    hildiothecie  Ain.telicdainensls,   dislinctae    theois 
spiiehiis  el  nuineris.    S.  I.  et  a. ,    p.  43  ,    4".     A  pag.  3—6   lepgesi    il  proemio  di 
Pleti'o   Schaak. 
*)    (■:italo;;ns     hihliothec*     pulilic*     Aiiisl.elicdainen.sis        Anistelodaini  ,     apnd    Joannem 

lüeuwertsz,  civiliitis  et  ill.  athaenei  lypogra|ihnin.   171t,   p.  144,  4". 
»J   „In   receiisioiie  auletn  hlldiothecie  lihri  »liquot  non  contemnendi,  ijiii  catalogo  sii- 
perioi-i  adscripti  eranl ,  uon  sunt  invenfi  :    ii ,    ut  credimiis,  aliquihus  in  privatum 
usnni   ad   teinjins   concessi   sunt,   ne(|ue   in   huiic  diem   redditi." 
«)   „Hinten  sind  cinipe  Manuseriple  anjrehänRl,  so  wir  aber  diesmal  nicht  sehen  konn- 
ten,  weil  der  Cantor  (oder  wie  er  sich  selbst  nennete  Choragu«)  von  der  Wester- 
kerke,    der  den   Schlüssel    da/.u    hat,    nin    vier   Uhr    in  der  Kirche    sein  musste." 
Merkwürdige  liritcn,   lora.  Ill,   p.  .'>ö8. 
»)   Calalog.  niim.  74. 


e  (lelle  societä  scientifiro-lplloi-Mric   rlclla  Neerlanilia.  ^  J  3 

fscritta  al  fine:  Ludovicus  Viiiceritivs  scribcbat  Iioni(r  mnio  ftal. 
1S17 ,  mnise  octohr. ;  b)  Ciceroim  philippico',  in  inembrana  del 
secolo  >lll  ');  c)  Kpistolfp  familiäres  ^)  dello  stesso,  in  perga- 
mena  ;  d)  Lvcani  Pharsalia  3),  in  pergam.;  e)  Photii  liiblio- 
thecn  *),  scritta  nitidamente  in  due  volumi;  fj  Babamonis  canoiies 
concill.  in  greco,  vol.  II 5)  ;  gj  Rnfini  Instoria  ccciesiast. «);  hj  Catu- 
logi  librornm  mss.  gut  sunt  in  bibliothecu  Vnficana  ''):  i)  Chroni- 
con  et  agiologia  BrabantifB  ^);  Statuta  velleris  ordinis  aurei  »); 
l)  Jiivenalis,  Persii  et  Horatii  *<*)  del  secolo  XIII;  inj  Inscriptio- 
nes  antiquas  i^)  ;  n)  Liber  Suna,  in  arabo  12);  oj  De  precibus  et 
piirificationibus  Mahumedanorum  's),  in  arabo;  p)  Commentario- 
rum  in  fJIppocratis  ap/wrismos  et  prognostica,  in  ebraico  **). 

Nel  1746  parve  tentasse  rialzare  lo  scaduto  credito  della  biblio- 
teca  il  borgomastro  Giovanni  Six,  nuovo  bibliotecario:  che  nell'  anno 
successivo  ebbe  dallacittä500  fiorini  peipiii  tirgentibisogni.  Ma  il  fato 
le  era  avverso ;  molti  libri  si  sono  perduti  per  sempre,  le  sale  furono 
abbandonate  alla  piü  vituperosa  trascuranza,  1' uniiditä  e  le  tignuole 
compierono  il  guasto,  cessarono  i  doni,  T  edificio  stesso  niinacciava 
rovina.  E  grave  il  dirlo:  ma  qiiesti  turpi  fatti  avvenivano  dal  1752 
al  1778,  tempo  in  cui  la  direzione  della  hiblioteca  era  affidata  al 
distinto  lilologo  Pietro  Burmano  secondo.  Enrico  Verheykio ,  die 
glisuccesse,  ottenne  che  fosse  ristaurato  1' ediüzio,  che  i  libri  si 
sciogliessero  dalle  catene,  e  si  costruissero  nuovi  arinadj  con  can- 
celli,  per  impedire  le  ruberie.  Avea  Gerardo  Papenbroech  donato 
alla  biblioteca  i  manoscritti  di  Pietro  Hooft  di  Cornelio  •^),  i  busti  di 


I 


')  Cnlal.  11.   77. 

2)  ('«tili.  II.    7«. 

a)  Catiil.  II.   76. 

4)  ciitai.  11.  i;j. 

5)  Tatiil.  II.    17. 

8)  Catal.  II.   'il. 

7)  Catal.  11.   15. 

8)  Ciital.  11.   121. 

9)  Calal.  II.    119. 
1")  Catal.  II.   7:;. 
1»)  Catal.  II.    111. 
»2)  Catal.  11.   ;{. 
13)  C;ital.  II.   :$. 

**)  Calal.  II.    1.   Alla  (ine   del  Codioe  legg^esi:    llrddr  f'iir  et  irsipisccs. 

«»)  Catal.  II.  ri4— 120. 


414  Yalentinclli.    Delle  biblioteche 

Cicerone  e  Cesare  in  marmo,  gli  avanzi  di  Palinira  in  rille vo,  i  ri- 
tratti  di  48  illiistri.  E  questi  presenti  ordino  il  Verheykio  e  registrö 
diligentemento,  eonie  anche  il  busto  di  Ruischio  ofterto  in  dono  nel 
1772  da  Enrico  figlio  di  N.  de  Swaan  di  lui  pronipote,  e  i  ritratti 
dallo  stesso  presentati,  di  Pietro  Francio ,  Giovanni  Burmano,  Pie- 
tro  Burmano  secondo  ,  Pietro  Curtenio.  Ottenuto  un  sussidio  di 
800  fiorini  per  nuovi  acquisti,  comperö  le  opere  manoseritte  di  Cor- 
nelio  Hooft  i);  e  nel  1779,  all' oecasione  della  vendita  della  biblio- 
teca  di  Antonio  Guglielnio  Schaaf,  per  consiglio  di  Diderico  Walraven, 
compero  la  corrispondenza  di  Carlo  Scbaaf  2),  giä  professore  di 
lingue  Orientali  nelK  universitä  di  Leida,  corrispondenza  ch'  ebbe 
con  Maha  Thome  (Tommaso  il  grande),  vescovo  de' eristiani  della 
Siria  nel  Malabar,  e  per  consiglio  dello  stesso,  comperö  il  vecchio 
testamento  tradotto  in  turco  s)  e  scritto  a  mano  nitidamente  su  pa- 
ginette  a  carte  sciolte ;  la  traduzione  fiamminga  della  scrittura, 
stampata  dal  1477  al  1488;  alcuni  padri,  una  collezione  di  concilj, 
un  AIcuino,  il  Talmud,  /"  Oceamim  juris,  le  Pandette  fiorentine,  Avi- 
cenna,  Ippocrate,  Galeno,  la  Bizantina  di  Parigi,  e  la  prima  edizione 
d'  Omero  del  1488.  Perö  ebbe  appena  1"  operosissimo  Verheykio 
cominciato  a  riordinare  la  biblioteca  che  mori  nel  1784,  lasciando 
interrotto  il  lavoro,  e  il  desiderio  di  un  nuovo  catalogo.  AI  sollecito 
compimento  di  quello  e  alla  diligente  redazione  del  catalogo  pre- 
stossi  con  instancabile  alacritä  il  suo  successore  Enrico  Constantino 
Cras.  Distribuite  convenientemente  le  opere  negli  scaflali,  dietro  un 
metodo  sistematico ,  impiegö  con  prudente  economia  la  piccola 
dotazione  di  600  fiorini  all'  acquisto  di  libri  i  piü  necessarj, 
occupandosi  contemporaneamente  del  doppio  catalogo  alfabetico 
e  sistematico,  e  quest'  ultimo  pubblicö  egli  nel  1796  *).  L'autore 
avviso  egregiamente  di  fondere  gran  parte  di  storia  della  bildiu- 
teca  nella  prefazione ,  ove  ,  lagnandosi  che  quell'  istitnto  siasi 
trattato  come  figliastro,  osserva  che  se  dal  1633  gli  si  aves- 
sero  annualmente  corrisposti   i    pattuiti    300  fiorini,    nel    1796   ne 


«)  Calal.   n.   123. 
2j  Calal.  n.  7. 
»)  ChIhI.  n.  G. 

4)  Csitalogiis    bihliotliecic    piiblira»    Amstpltc(l»mfnsi.s.    Apiiil   Pefruin    Henriciim    Diins- 
l.prgr.   1790.   p.  XMX.  2GÜ.  4». 


e  delle  sücietä  scientifico-ictterarie  della  Neerlandia.  415 

sarebbero  giä  stati  spesi  SOOOO  in  libri.  Quel  catalogo  siste- 
matico  accompagnato  da  un  ricco  indice  alfabetico,  comprende  da 
2200  opere  a  stampa  e  109  codici  manoscritti.  II  Cras,  morendo 
nel  1820,  lego  alla  biblioteca,  centro  delle  affezionate  sue  eure, 
una  voluminosa  raccolta  di  ordinanze,  ed  aicurie  altre  opere.  A  lui 
successe  il  professore  D.  J.  van  Lennep,  ch'  eragli  stato  presso,  ai- 
cun  tempo,  come  aggiunto.  Durante  il  suo  reggimerito,  la  biblioteca 
fu  r  anno  1838  trasferita  dalle  veccbie  ed  umide  stanze  oceupate  al 
di  sopra  dell'  ateneo,  alle  piü  spaziose  e  piii  proprie  del  piano  supe- 
riore  del  palazzo  di  giustizia.  Perö  in  onla  alle  introdotte  migliorie 
e  all'  apparecchio  di  una  stanza  riscaldata  V  inverno  per  piü  com- 
modo  uso  de'lettori,  non  crebbe  T  interessamento  del  pubblico.  Nulla 
scoraggiato  perciö ,  il  van  Lennep  raddoppio  le  sue  eure  per 
provvedere  la  biblioteca  di  alcune  opere  capitali.  A  lui  devesi 
l'aquisto  di  una  ragguiirdevole  parte  della  biblioteca  del  prof.  Willmet, 
nel  quale  erogo  i  600  iiorini  da  quest*  ultimo  legati ;  dell"  intera 
biblioteca  composta  d' opere  di  storia  civile,  di  storia  naturale,  di 
astronomia,  proveniente  dal  direttore  delle  opere  civiche  J.  Schilling. 
Accresciuta  cosi  la  biblioteca  di  quasi  2000  opere  dalla  pubblica- 
zione  delP  ultimo  catalogo,  quel  bibliotecario  pensö  alT  edizione  di 
una  giunta  i)  condotta  sul  metodo  del  Cras,  cui  pero  saviamente 
tolse  la  divisione  per  formati. 

Morto  il  Lennep  al  principio  del  18S3,  fu  la  biblioteca  ap- 
poggiata  ai  curatori  delT  ateneo,  cbe  1' accrebbero  colla  libreria 
depositata  al  dipartimento  delle  opere  pubbliche  della  cittä,  o  con 
alcuni  libri  dell'  archivio  municipale.  Ma  la  giunta  preziosa  fatta  alla 
biblioteca,  meno  pel  numero  dei  volumi  che  per  T  importanza  loro, 
dacche  riempiva  una  lacuna  di  mancanze,  le  provenne  dalla  libreria 
della  societä  di  inedicina,  i  cui  membri  vantaggiandosi  delP  arti- 
colo  3°  del  regolamento  2),  se  ne  riservarono  il  dominio.  conceden- 
done  Tuso  al  pubblico. 

Percib  fu  necessario  1' ingrandimento  del  situ,  eseguito  nel 
corso  del  185S.    La  camera  di  lettura  fu  ampliata  della  metä.   con- 


1)  Supplementum    catalogi    bibliotheose    publicap  Amsteloilamensis  ,    i-iirunle    D.  J.   »■>ii 
Lennep.    Amslelodami,   1847,  p.  78,  40. 

2)  Reglement    voor    de    beekerij    der    sind   Amsterdam.     S.   d.   p.    13.    8«.     Diviso    in 
12articüli,  e  sottosciitto  dal  consi;,'lio   della  cittä,  il  29  novembre  1854. 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Gl.  XXXVIII.  Bd.  IM.  Hfl.  ->^ 


41()  Valenlinelli.    Dflle   hihlioteche 

veiiientementc  nllestita,  e  posta  in  comiinicazionQ,  per  im  andito 
iiiterno,  colla  stanza  dei  nianoscrifti  e  delle  ojiere  d' arte  e  figurate. 
Tre  sale  a  letlo  fiirono  adattate  a  scalVali  per  libri,  e  riunite  per  via 
d'una  scala  collc  inferiori. 

AI  rilevanti  acqiiisti  fatti  prima  del  1853  s'  aggiunsero  molti 
doni  di  persone  private  in  questo  stesso  anno  ,  e  nei  successivi 
1854 — 18ö5  quasi  500  opere  a  stampa  e  manoscritti. 

I  curatori  conolibero  la  nocessitä  di  dar  niaiio  a  un  nuovo 
catalogo,  dacciie  dopo  i  due  nllimi  la  biblioteea  s'  era  piii  cbe 
rad(loppi;ila.  Perciu  il  presidente  dell'  äteneo  H.  J.  Koenen  e  il 
segretario  H.  AniesiiofT  ne  incaricarono  il  custode  P.  A.  Tieie,  cbe 
in  breve  tratfo  di  tempo  cosi  avvio  il  lavoro  da  comiuciarsene  nel 
1856  la  piibblicazioue  i).  L'autore,  adottato  il  metodo  scientifico, 
divido  la  iiiateria  in  opere  generali,  bibliografiche,  teologiche,  di 
ginrisprudenza  e  di  scienze  politiche,  di  niedicina,  matematica, 
scienze  natural!,  arti  e  mestieri,  belle  arti,  filosofia,  letteratura,  geo- 
grafia,  scienze  storico-ausiliarie,  storia,  tentando  di  porre  in  accordo 
le  esigenze  della  seienza  coi  riguardi  imposti  dai  bisogni  pratici. 
E  gli  si  deve  lode  speciale,  percbe  non  solo  offre  i  titoli  delle  opere 
di  molti  volumi,  frazionando  per  eosi  dire  il  loro  contenuto,  non 
solo  indica  con  diligente  preeisione  gli  äppunti  bibliografici  delle 
edizioni  piü  antiche  o  rare,  ma  v"  aggiunge  rinvii,  citazioni,  note 
copiose.  L' ultimo  volume  comprende  la  descrizione  di  133  opere 
manoscritte  (p.707 — 754)  comprese  in  trecenlo  volumi,  la  menoma 
parte  delle  quali  ha  un  interesse  speciale  per  la  storia  paesana  ~). 
Dei  codici  piü  distinti  si  e  parlato  nel  corso  della  trattazione:  a  qiie- 
sti  possono  aggiungersi  uiia  bibbia  membranacea  ,  con  ornati  poli- 
eromi,  del  secolo  XIV^  ");  un  Giulio  Cesare  del  secolo  X  *)  giä  usalo 
da  Bongarsio  per  la  edizione  che  ne  diede,  onde  e  cbiainato  codex 
linHfjursiaiiun ;  alcuni  buoni  codici  di  lingue  orientali  s)  greca  *), 
latina  ');  e  scritti  la  piü  parte  filologici  di  professori  dell' ateneo  e 


1")  r.ifalnpiis  van  d«'  biMiollieek  der  slail  Anisicrdain.   Anislerdani,   18ö6 — 1858,  vol.  IV, 
(■oll    IUI»    siila    pa(;iiialiii  a   di   \<a^.  87{».   S". 

i)  caiai.  11.  äo,  12'i— ii:i.  i;t(i— i;$a. 

^)  Calal.    II.    IS. 

*)  Calal.   II.   81. 

*)  fatal.    II.    I  — l(t. 

«)  Calal.    II.    1  1  —  17. 

"»  Calal.    I).    LS  — 2«.   ti»  — 2!!. 


1 


e  delle  societi  scientifico-Ietterarie  della  Neerlandia.  417 

di  altri,  quali  sarebbero  Tiberio  Hemsterbuis  i),  Francesco  Ouden- 
dorp  2),  Daniele  Wittenbach  s).  Pietro  Biirmano  secondo  *),  Nicolo 
Giiglielmo  Scbröder  ^)  ec.  L' ultimo  catalogo  del  Tiele  e  chiuso  dal 
copioso  indice  alfabetico  (p.  755 — 876). 

La  biblioteca,  aperta  al  piibblico  il  mercoledi  esabbato(12  — 3); 
d'ora  innanzi  apparterra  esclusivamente  all' ateneo,  rialzato  all'onore 
universitario,  daccbe  vi  si  danno  lezioni  in  tutte  le  facolta,  non  con- 
fereiidovisi  pero  i  gradi  di  laurea. 

3.  Bibl.  civica. 

Occupa  alciine  stanze  siiperiori  del  palazzo  niunicipale  l'arcbi- 
vio  civico,  che  non  corrisponde  in  veruna  forma,  o  per  ampiezza  di 
sito,  0  per  quantitä  ed  importanza  di  documenti,  al  passato  splendore 
politico-commerciale  di  Amsterdam.  La  stanza  maggiore  contiene  da 
due  mila  volumi  di  iiotule  o  registri  della  compagnia  delle  Indie, 
molti  atti  d'amministrazione  antica  e  di  rapporti  con  piazze  commer- 
ciali  estere:  in  altre  stanze  giacciono  polverose  molte  carte  legate  a 
fascio,  non  ancora  Ordinate.  La  biblioteca  propriamente  detta,  di- 
stribuita  nella  grande  sala  d'ingresso,  contiene  opere  di  statistica, 
libri  suir  Olanda,  ma  specialmente  su  Amsterdam,  tutte  le  pubblica- 
zioni  di  quella  accademia  delle  scienze,  collezioni  giuridielie,  atti 
municipali  a  stampa,  atti  degli  stati  generali  d'  Olanda.  La  parte  sto- 
rico-diplomatica  tu  descritta  e  iilustrata  da  quelP  archivista  e  biblio- 
tecario  dott.  P.  Scbeltema  «),  eui  professo  pubblicamente  riconoscenza 
per  avermi  guidato  nell'  esanie  delT  archivio,  e  introdotto  iiell'  angu- 
sta  concamerazione  cbiusa  a  sette  cbiavi,  in  cui  e  deposta  la  raccolta 
membranacea  de'  migliori  dociimenfi  i)atrj.  Questi  atti  d'una  mera- 
vigliosa  conservazione,  i  piii  antichi  dei  quali  datando  da  F'iorenzo  V 
conte  d' Olanda,  toccano  la  fine  del  secoloXIII,  turono  fatti  conoscere 
dallo  stesso  Scbeltema  '). 


1)  Catal.  n.  83—85,   116,    1:$3. 

2)  Catal.  II.  lüü— 104. 

5)  Catal.  n.  69,  73. 
4)  Catal.  n.  71—72. 
s)    Catal.  II.   30—42. 

6)  Hpt  liistoriscli-tliploiiiatischp  arcliipl"  van  Aiiistcrdam.  Ainsterdain,   18!>9,  S**. 

')  Het  archief  der  izereii  kiipol   in  ile  oude  »f  sint  Nikolaus-Keik  te  Amsterdam,  lie- 
«chreeven  door   P.  Soheltema  areliivaiiis  der  .slud  Amsterdam  ,  uitg-eg;eveii  door  de 

28* 


4  1  8  V  a  I  e  n  t  i  n  0  I  I  i  ,   Dellt'  hihlloleclie 

Vanno  unite  all*  archivio  nitre  stanze  che  possono  dirsi  storiche. 
L'  una  e  decorata  da  una  serie  di  arniatuie  tolte  agli  spagnuoli 
prima  del  1578;  da  una  bandieia  donata  al  municipio  da  Luigi  Na- 
poleons re  d^  Olanda ;  dai  ritratti  de*  bopnfomastri  e  consiglieri  della 
<;itta.  La  stanza  de'  inodelli  contiene  a)  due  modelli  di  chiuse  ese- 
guite  in  Amsterdam;  h)  il  modello  dell' aiitico  palazzo  civico  sulla 
piazza  Dam.  ora  reale,  eretto  al  prineipio  del  secolo  XVII.  coli*  in- 
gente  dispendio  di  25  niillinni  di  fiorini;  c)  il  modello  di  una  torre 
della  niiova  chiesa  presso  questo  palazzo,  modello  che  non  fu  ese- 
guito;  d)  il  modello  di  un  arco  di  trionfo,  che  eseguito  in  argento 
fu  presentato  dalla  cittä  d'  Amsterdam  a  Guglieimo  III  nel  giorno 
delle  sne  nozze;  e)  getti  in  bronzo  con  intagli  in  legno  di  antichi 
statolder;  f)  grandi  vasi  vinarj  in  metallo  e  terra  cotta,  usati  dagli 
archibugieri  nelle  lor  feste;  fj)  purizoni  di  medaglie;  h)  aleuni 
quadri  di  huon  pennello. 

Ik.  Bibl.  remonstrante-riformata. 

La  biblioteca  di  questa  comunitä  religiosa,  distribuita  in  due 
sale  superiori  del  seminario  remonstrante-riformato,  presso  la  chiesa, 
contiene  1400  opere,  suddivise,  coii  denominazione  rituale  latina, 
in  :  1.  Biblici;  2.  Patres  et  Concilia:  3.  Commentaria  critica  et 
theologica;  4.  Uistoriae  ecclesiasticae  scriptores  ;  5.  Historiae pro- 
f'anae  Hcriptores,  literatores,  lexicographi  et  grammatici;  6.  Con- 
cionatorcH  mcri;  7.  Phitosophi,  mathematici,  geometrae,  medici, 
chronici  et  geographi;  8.  Nederdiiitsche  werke?}.  Chiusa  al  servi- 
gio  piibhlico,  e  d'uso  esciusivo  dei  professori  e  degli  studenti,  e 
regolarmente  accrescinta  coll'annua  dotazioiie  di  circa  500  fiorini,  e 
con  inulti  doni.  La  partita  capitale  e  la  teologica,  ricca  perciö 
di  rare  opere  antiche  e  delle  migliori  moderne.  Ciö  che  ne  rileva 
in  generale  1"  irnportanza  e  la  serie  di  pareccbie  opere  composte 
dai    professori   di    quel    serninario  ') »    u"''  scorta  di    buoiii    giornali 


twedt!  kl»$se  van  het  koii.  Ned.  institiit  v.iii  Wf  lenschiippeii  .  letterkuiide  eit  schoone 
kunsleii.  Amsterdam,  I'.  N.  van  Kam|ien,  18;)0.  \>.  251.  8". 
•)  Ser\oni>  ad  eseiiipio  le  segnenti:  Sonim  Ifslumrntum  e.r  versione  anylica  in  latin. 
Iranslaliiin  a  Joanne  Clerico.  Amstelodami,  169»,  fogl.,  con  ricco  apparecchio  d' an- 
iiiitRzioni  in  piec<»  ed  inulese.  —  Novum  tetlamentum  graecum  ,  opera  et  studio 
Joauni*  Wetalenii.  Amslelndanii,  i7äl  ,  vol.  M,  fogl.  ;  opera  di  gran  merilo  ,  pei 
dotti   pi-olfg^onieiii   e   pel   corredo   delle   note  slorico-ci  itiohe.  —   Plutarchi  moralia. 


e   (lelle  socielä  seieiitilico-letlerMrii;   della   Neerhiiuii».  419 

religiosi  *),  ed  una  distirita  collezioiie  di  342  volurni  in  4".  di  carte 
ed  Operette  satiriche,  politico-religiose  ([jamphleten) ,  che  proce- 
deiiti  dal  professore  Jacopo  Krighout,  fiirono  fatte  prima  conoscere 
nel  catalogo,  di  cui  piü  sotto,  quindi  da  C.  Rogge  in  una  speciale 
operetta  2^.  Questi  opuscoli  occasionali  di  cui  il  Kogge  avea  giä  nel 
18Ö8  in  parte  dato  conto  nel  giornale  :  Algemeene  Kotist-  etiLefter- 
bode,  n.  48,  sono  scritti  polemici  che  risguardano  le  scissioni  reli- 
giöse de'  remonstranti,  controremonstranti,    anabattisti. 

A  320  montano  i  codici  manoscritti,  e  contengono  opere  di  illu- 
stri  filologi  religiosi,  specialmente  della  contessione  remonstrante- 
riformata,  lettere  ed  autografi  di  uomini  celebri.  Devonsi  ricordare 
fra  i  principali :  a)  Christianesimi  restihiti,  Michaelis  Servetii, 
genevensis,  nianoscritto  apprezzabilissimo,  dacche  son  rari  assai  gli 
esemplari ,  abbrucciati  a  Vienna  di  Francia  e  Fraiicfort  sul  Meno 
raiino  1568;  infatti  lo  stampato  manca  pure  alla  biblioteca;  bj  Scho- 
lia  in  Homerum  bina,  secundum  sensum  et  lexim,  dictante  d.  Mat- 
thaeo  Mutis,  ex  insida  Cyyii;  codice  greco,  di  nitida  serittura,  ex 
libris  Joannis  üenrici  Gerulen,  Basil.  pnstoris,  ad  d.  Petri  1719 ; 
c)  Alcuni  pochi  codici  orientaii;  dj  Scritti  autografi  di  Ugone  Gro- 
»iü,  in  einque  volunii  in  foglio,  la  piü  parte  dati  a  stampa;  e)  Let- 
tere autografe  di  Maria  van  Regensberger,  moglie  di  quest"  ultimo. 


Oxoiiii,   1795 — 1800,   vol.  V,   4",   che   il   prolVss.  \\  iUeiiliach   illustiö   i'oii   opiiortiiiii 
rug'ionaiiieiiti ,   e  coii  aiiiiotiiziiuii   tilosoticn-tilologiehe. 
1)   a)   (lodyeleerde     hijdrayen.       Te     AiiLslertiaiii  .      W.     Hrove    junior,      1827 — 1860. 
vol.  LXVUI,   8".,   uiio   de'   piü  aiitichi   g:ioniali  religiosi,  scritti   in   senso  rvungelico, 
prol'e.ssato  dall'  univeisita   di  Lei<l:i. 

b)  Archicf  voor  kerkelijke  yeschiedenis,  insundevhcid  van  tiederlund,  verzaineld 
door  N.  C.  Kist  en  H.  J.  Hoijaids.  Leyden.  1829 — 18G0.  Se  iie  |iulililic:i  uii  volunie 
ogiii  anno. 

c)  Waarheid  cn  liefde.  Een  goodleerd  tijdschrifl,  voor  heschoofde  Cliristeren. 
(iroiiin^en,  l)ij  J.  Oonikens  ,  1837 — 18(j0,  vol.  .\('VI,  8".  (Jiornale  parte  .•.cicntilico. 
parte  popolare ,  steso  nel  senso  evanyclico-liberale  ,  alla  cm  reda/.ione  alteuduuo 
alcuni  prolessoii  di  teologia  delT  iiniversitä  di  (ironin^a.  dietro  lo  .spirilo  de!  colebre 
predicatore  pnissiano,  Schlaiercnacher. 

d)  Jiiiiihocken  voor  wettensc/iappriilijke  thcologie,  iiitgeffeven  door  Keeiies,  Hurtint;, 
lleiiiiiik  en  van  Osterzee.  Utrecht,  Keuiiiik  en  zoon .  184-;) — ISafJ.  vol.  XIII.  W". 
iNel  1837  continuö  sotto  titolo  :  Nieuwe  jaaiboeken  voor  wiicnsi  happelijke  Iheoloijif, 
ander  redactif  van  Dr.  />.  Harlinij,  prrdik.  ti<  llriik/iiii:rii.  Itrecht.  Koriiitik  en  /.ooii. 
18.*)8— 1860,  vol.  XII.  8". 

*J   Beschrijveiule  calalo^ns    der   p;iiiilIetten-vcr/.iiMieliny     van    de   hoekeri_i    der   rcnion- 
strantsche  kerk,  te  Anislerduni.  .\nisterdani,    I8ti(i.  8". 


420  Valentinelli,  Uelle  biblioteche 

aicune  delle  quali  fiirono  gia  j)ubblicate  negli  atti  dell'  accademia 
delle  scierize  di  Amsterdam;  f)  Scritti  autografi  di  V'ossio,  Alkemade, 
Arminio,  Brandt,  Clerico,  Fr.  ed  Adriano  Junio,  Oldeiibarnevald. 

Non  ultimo  ornameiito  e  una  serie  di  medaglie,  memorie,  let- 
tere  dei  piüi  iliustri,  che  vissero  nel  tempo  delle  polemiche  fra 
remonstraiiti  e  eontroremonstraiiti, 

Benche  1"  apprezzamento  in  che  dee  meritamente  tenersi  questa 
biblioteca,  fosse  gia  rilevato  dalle  eccellenti  biografie  di  Filippo  van 
Limborch^  Giovanni  Clerico,  A.  des  Amorie  van  der  Hoeven,  giä 
professore  della  comunitä  a  Utrecht ;  nullostante  correa  debito  di 
renderne  piü  comune  la  conoscenza  ,  anco  per  seguire  V  esempio 
dato  da  parecchi  anni  dalla  comunitä  di  Rotterdam.  Infatti  il  consi- 
glio  ecclesiastico  della  chiesa  remonstrante-riformata  di  Eerwarden, 
col  mezzo  di  quel  professore  A.  des  Amorie  van  der  Hoeven,  invito 
nel  1843  il  bibliotecario  P.  Scheltema  a  darvi  opportuno  ordinamento 
e  redigerne  un  catalogo,  che  fu  pubblicato  nel  1849  ')• 

Presso  la  biblioteca  sono  le  scuole  del  seminario  e  la  sala  del 
concistoro.  E  questa  adorna  dei  ritratti  ad  oglio,  degli  iliustri  predi- 
catori,  professori  e  favoreggiatori  della  comunitä:  Adriano  van  Cut- 
tenburch,  Cornelio  Guglielino  ^^'estenbaen,  Pietro  Blick  e  sua  moglie, 
Martino  Stuart,  Giovanni  Hytenbogaert,  Filippo  van  Limborgh,  Si- 
meone  Episcopio,  A.  des  Amorie  van  der  Hoeven,  Ugo  Grozio  e  sua 
moglie,  Gaspare  e  Gerardo  Brandt,  Carlo  Mellius  e  sua  moglie,  Rom- 
bout  Hogerboets. 

5.  Bibl.  deg^li  anabattiititi. 

La  comunitä  degli  anabattisti,  cnnosciuta  pure  sotto  i  norai  varj 
di  hattisti,  teleiohattisti ,  memnonisti,  ribattezzanti ,  possiede  una 
non  ispregevole  biblioteca  distribuita  con  ordine  sistematico  in  una 
sala  e  tre  stanze  presso  la  propria  chiesa.  La  fondazione  se  ne 
riporta  all'  anno  1680,  quando  il  medico  dott.  Giovanni  Reijers, 
lego  la  sua  iibreria  alla  comunitä  (di  cui  erä  curatore)  d'allora  bij 
het  Lam  en  den  Toren.  Questo  primo  fondo  ,    sia   che   si  riguardi 


1)  Catalogus  vnn  f|p  handschriflen  en  boeken,  behoorende  toi  de  bibliotheek  der  re- 
inoustr.inUch-gereforniede  kerk  te  Amsterdam,  opgeateld  door  V.  Scheltema.  Am- 
»lerdam,  {,'edrukl  bij   C.  A.Spin  el   iouii,   1S49.   |..  VIII,   115,  S». 


e  delle  societa  scientifieo-lelterarie  della  Neerlandia.  4-i  1 

il  nuitiero  dei  volunii,  si;i  che  le  parti  diverse  costitueiiti ,  era 
di  ben  poca  importanza,  nia  i  doni  e  <^\\  acquisti  fatti  sempre 
collo  scopo  di  accorrere  ai  bisogni  della  cliiesa  accrebbero  riotevol- 
mente  quella  prima  scorta  e,  cio  ebe  piil  moiita,  diedero  estensione 
alla  partita  delle  scieiize  teologicbe.  Pereiü  il  coiisiglio  ecciesiastico 
pote  iieir  anno  1735  inetterla  a  disposizione  de!  profess.  Nieuweii- 
buis,  col  lodevole  scopo  di  sornrninistrare  i  rnezzi  all' istruzione  di 
giovani,  futuri  predicatori »  nei  seniinai'io  allora  aperto.  Le  eure 
posteriori  prese  ad  aecreseerla  sono  abbastanza  attestate  dalla 
leggera  singolaritä  cbe  fra  i  soserittori  alla  hilibia  di  Kenicott  (1776) 
trovasi  registrata  Bibliotheca  semimirii  teleiuhaptisturiun  inimle- 
ludamensium.  Cangiö  faccia  alla  biblioteca  la  ricca  scorta  di  libri 
pervenntale  nel  1789  per  disposizione  testamenfaria  di  Pietio  Fon- 
tain,  gia  predicatore  della  comunitä.  Forniato  alla  seuola  di  Hem- 
sterbuis,  era  questi  salito  in  gran  fama  fra  i  filologi  dei  suo  tempo 
per  sodezza  di  dottrine  e  forza  di  critica;  perciö  i  snoi  libri  si  rife- 
riscoiio  agli  stiidj  di  Hlosofia,  di  belle  lettere  e  lilologia  specialmente 
sacra.  Pero  la  parte  eletta  In  quella  di  ss.  padri,  apprezzabile  per 
edizioni,  carte  distiiite,  splenditle  legature.  Fra  i  manoscritti  di 
altri  e  proprj  e  cospicua  la  serie  degli  antograli  dei  celebri  Valke- 
naer,  Bernard,  Reiske,  Marne,  co' quali  era  in  corrispondenza. 

Cresciuta  per  tal  modo  la  biblioteca ,  il  consiglio  ecciesiastico 
trovö  necessario  di  farne  redigere  un  indice  per  promuoverne  l'uso 
pubblico,  e  perciö  nel  1793  incaricö  delT  opeia  il  professore  dei 
seminario  G.  Hesselink,  il  quäle  compie  egregiamente  rafUdatogli 
compito  coir  erezione  d'un  bnon  catalogo  sistematico.  Questo  i-ata- 
logo  che  servi  a  base  dei  posteriore  a  stampa,  rivela  lo  scopo  dei 
redattore  di  farlo  servire  piuttosto  all'  addirizzaniento  degli  sludj  pei 
predicatori  della  comunitä,  che  a'  dotti  nel  pieno  senso  della  parola, 
perche  tratta  piü  estesamente  e  profondamente  la  teologia,  al  con- 
fronto  della  classe  delle  lettere  antiche,  onde  ahbondava  il  tbndo 
Fontain.  Perö  nelP  acquisto  di  libri  iion  fu  senqtre  rigorosamente 
osservata  tal  norma,  in  maiiiera  che  parve  esser  dubbio  se  la  biblio- 
teca dovesse  servire  a  teologi  o  lilologi,  o  dotti  in  genere.  L'ammi- 
nistratore  della  biblioteca,  il  dotto  professore  H.  Koopmau  od  i  snoi 
successori  compresero  questa  mancanza  di  unita  e  dirossero  gli 
acquisti  successivi  allo  scopo  indicato.  lliapertosi  sul  line  della  ge- 
nerale sovversione  politica  il  seminario  nel  1812,  s"  ebbe  cura  tlio 


422  V  H  I  e  II  t  i  II  e  I  I  i ,   Delle  hiblioteche 

la  biblioteea  noii  solo  fosse  teologica,  ma  servisse  eziandio  all' ele- 
mento  anabattistico.  Coiiservaronsi,  e  vero,  molti  scritti  degli  antiehi 
aiiabattisti,  proeedeiiti  in  gran  parte  dalla  coinunitä  detta  bij  de  Zun, 
e  dair  altra  intitolata  bij  liet  Lam  (1801);  rna  questi  furono  accre- 
sciuti  d'as^ai  dalle  spontanee  oHerte  di  altie  coiiiiinilä  anabattistiche 
e  di  predicatori,  non  cbe  dei  dottori  Blijdesteyn,  C.  Muller,  del  pro- 
fessore  H.  W.  Tydeman,  del  presente  professore  di  teologia  J.  G.  de 
HoopSchelfer.  Per  altro  Taumento  piü  forte  di  libri  anabatlistici  pro- 
veniie  dal  legato  del  sommo  storico  Martin  Schayen,  predicatore  della 
coinunitä  d'  Utrecbt;  onde  puö  dirsi  che  la  biblioteea  possiede  ora 
una  delle  piü  compiute  raccolte  anabattistiche. 

Ordinata  sisternaticamente,  come  ho  detto,  la  biblioteea  fu  di- 
visa  in  tre  grandi  categorie:  la  prima  suddivisa  in  dodici  classi  con- 
tiene  le  opere  di  teologia  in  quasi  quattromila  nunieri;  la  ricchezza 
delle  bibbie  e  accresciuta  da  una  serie  di  queste  in  lingue  indiane, 
mandata  in  doiio  alla  comunitä  dalla  societä  biblica  inglese  dei  mis- 
sionarj  anabattisti;  la  seconda  ripartita  cosi  che  nel  futuro  incre- 
mento  le  classi  non  debbano  alterarsi,  comprende  sotto  undici  classi 
quasi  ottoeento  opere  sugli  anabattisti;  la  terza  in  sette  classi  com- 
prende quasi  mille  Cinquecento  opere  di  autori  classici  antiehi,  poesia, 
storia,  letteratura.  Su  questo  piano  fu  redatto  il  eatalogo  •)  dal 
bibliotecario  d'  allora  S.  Muller,  al  quäle  in  quest'  anno  fu  aggiunto 
un  supploMiento  ~),  in  cui  fu  pure  compreso  il  regolainento  in  21  ar- 
ticoli  per  l'uso  della  biblioteea. 

Da  poco  tempo  vi  si  fisso  1'  annua  dotazione  di  500  fiorini. 
Dacche  non  e  aperta  la  biblioteea  al  pubblico,  concedendosi  per  al- 
tro i  libri  a  doniicilio,  dietro  richiesta  dei  professori,  degli  studenti, 
dei  membri  della  comunitä,  non  ha  bibliotecario  esciusivo,  fungen- 
done  le  veci  quello  della  biblioteea  delT  ateneo  dott.  Lodeesen. 

6.  Itilil.  della  coniiinifa  vallonna. 

Consecrata  unicamente  alla  edificazione  religioso-morale  dello 
spirito,    e  composta  questa  biblioteea  di  sole  opere  di  pietä   e  di 


')  (^'alalog'us  van  de  biltliotheek  d<T  veieeiiipde  doops<;eziude  g:eiTieente  te  AmsterdHiii. 

Anisteidam,  Freder.  Mull.'r,   1834,  p.  III,   iU,  III,  74.   III,  76.  8». 
')   Supplement  op  den  culalogus  van   de  bililiotheek  der  vereKiiigde  doupsgezinde  ge- 

nieente  le  Ainsteidam.  C.  A.  Spin  et  tonn,  1860,  p.  46.  8". 


e  delle  societa  scientifico-letleraiie  della  Neerlandia.  ^/iö 

istruzione  religioso-ascetica  in  litigua  francese,  ne  perciö  serve  agii 
studj  teologici  che  vi  si  fanno  in  quel  seminario.  Ciascun  niembro 
della  chiesa  vallonna  contribuisce  ad  acciescerla  due  fiorini  anniii, 
potendo  non  pertanto  usare  i  libri  a  domicilio,  coi  permesso  dl  quel 
pastoie,  anche  i  non  contribuenti.  Perciö  arriccbila  dalla  pubblica- 
zione  del  primo  catalogo  *)  conta  ora  da  piü  che  duemila  volumi, 
registrati  per  la  giunta,  in  molti  supplenienti  a  stampa  dati  dal  1848 
fino  al  1852,  nel  qua!  anno  si  rifuse  1' intero  catalogo  in  una  se- 
conda  edizione  ^)  ehe  comprende  1258  opere.  La  piü  parte  delle 
opere  del  qninto  supplemento  procede  dal  dono,  fatto  alla  biblioteca 
dalla  societa  dei  libri  religiosi  di  Tolosa,  forse  per  favorire  i  proprj 
interessi ,  dacche  un  deposito  di  lale  opere  e  a  poca  distanza  dalla 
chiesa  in  Spainhuissteeg,  n.  2. 

?.  Bibl.  della  comuiiitä  luterana. 

Benche  non  conti  che  14  soli  anni  d'  esistenza  ,  e  furnita 
de'  libri  elementari  degli  studj  sacri,  delle  varie  edizioni  delle  opere 
di  Lutero  e  di  parecchie  che  si  riferiscono  alla  storia  della  chiesa 
luterana.  Collocata  nel  seminario  presso  la  chiesa,  e  di  solo  uso  degli 
studenti  teologia,  che  vi  assistono  alle  lezioni  di  due  professori  lute- 
rani  e  di  altri  delle  altre  confessioni  protestanti,  per  oggetti  non 
dogmatici. 

8.  Bibl.  della  chiesa  ang-lieana. 

E  debito  d'una  slorico  esatto  il  ricordare  questa  piccula  raccolta 
di  non  piü  che  200  volumi  di  opere  religiöse  del  concistoro  della 
chiesa  riformata  inglese,  e  perche  ne  fu  pubblicato  Tindice  ^),  man- 
cante  pero  d'ogni  appunto  bibliograüco;  e  perche  va  di  giorno  in 
giorno  accrescendo. 


1)  Catalofjiie  de   la    liibliotlu-que   relig-ieuse   de    1"  eijlise   walloiine   d' Aiiisterdaiii.    Ain- 
stfidaiii,   184«,   S.  de  Uuijter  libraire,  p.  21,  8". 

2)  Catalog-in'   de  la.  Iiihliotlieqne   religieuse  de  1' ef,'lisc   \v:ill(iiiiio   d'  Vins(ei'd:iiii .     I8.">'i. 
S.  d.  p.  38,  80. 

•*)   A  catalogue  ot'  the  Books  of  the  consisloiinl  liliiai  _v  of  tlie  eufrlish  reforriied  oliurcli 
at  Aiiisterdain.  Ipeiibaui'  et  vaa  Saldem.   iiiiiiUM»,   s.  a.,  p.  8,    10". 


424  Valeiif  iiielli  ,  DpIIc  MMioteche 

9.   Soeieta  olaiidese  delle  belle  arti  e  delle 

8cieiize. 

Questi»  societä,  che  deve  1' oiigine  alla  fnsione  di  tre  societä 
d' Amsterdam,  Leida  e  Rotterdam,  operatasi  nel  1800,  coiita  gia  fra 
suoi  membri  i  letterali  e  i  poeti  piü  distinti  della  Neerlaiidia.  Infatti 
a  riariimare  il  fervore  per  la  letteratura  patria,  quasi  spento  dal  corso 
dei  rivolgimoiiti  politici,  il  celebre  Van  der  Palm  pensö  a  riunirne  i 
piü  zelaiiti  cultori;  e  perciö  ebbe  vita  la  societä  batava  di  lettera- 
tura e  poesia  (Bataafsche  maatschappij  van  tual-  en  diclkunde), 
che  tenne  la  prima  radunanza  il  13  iettembre  iSOO.  Proletta  dal 
governo  del  pensioiiiirio  Sehimmelpenninck,  progredi  rapidamente, 
e  nel  1806  adottö  definitivamente  il  nome  che  porfa,  Alcuni  anni 
presse,  le  si  riunirono  aicune  societä  di  minore  importanza,  quali 
furono  la  letteraria  delPAja,  col  motto:  Kunstliefde  spnart  geene 
vlijt  (rauiore  (ielP  arte  e  prodigo  di  eure),  e  quella  di  Dordrecht  col 
motto :  Diversu  sed  una.  Benehe  la  societä  si  componga  di  ciiique 
seziorii,  residenti  ad  Amsterdam,  Rotterdam,  laAja,  Dordrecht,  Leida, 
tiittavia  ha  centro  in  Amsterdam.  Intesa  al  progresso  delle  helle  let- 
tere,  dell' eloquenza,  della  teorica  delle  belle  arti,  apre  concorsi 
annuali,  dispensa  premj  e  pubhlico  giä  tre  serie  di  memorie  i). 
Massitria  e  V  iiifluenza  ch'  eile  esercita  sulla  letteratura  neerlandese, 
occupandosi  specialmente  dello  studio  dei  principj  della  propria 
lingua ,  tiel  che  secondo  gli  sforzi  governativi  ad  introdurre  una 
maggiore  uniformitä  nella  sintassi  e  nell'  ortografia.  A  degnamente 
apprezzare  gli  eminenti  servigi  ch'  essa  rese  al  paese,  col  fissare  vie 
maggiormente  le  regole  giammaticali,  e  d'uopo  leggere  l'eccellente 
discorso  2)  pronunciato  dal  dott.  S.  de  Bosch  Kemper,  nella  seduta 
tenuta  il  21  settemhre  1850,  pel  giubileo  semi-secolare  della  sua 
istituzione. 


')  1.  Werken  vaii  de  üatiiafsehe  iiiaMtschappij  vaii  lanl-  en  dichlkunde.  Ainstprdain, 
1804—1810,  vol.  V,  S".  2.  Werken  vhii  de  Hollandsche  maatseliappij  van  fraaije 
kiinsten  eii  wetenschappen  Amsterdam,  Leyden  ,  1810 — 1837,  vol.  X,  8*'. 
.3.  Nieuive  werki;ii  der  llirllaiidsflie  Mi:ialscli:ippij  ec.  Aiiistcrdaiii  ,  1840  —  IS.'il, 
vol.  IV,   8". 

^)  llcl  vijfti{rjari<;  lii'slaiiii  dci-  llcillandsi'he  maatschappij  viiii  fiaiiije  kunslcn  en  we- 
tenscliappen,  '.^1  septeinber  185u.    Leiden.   18.11.  S*'. 


I 


e  (lelle  societH  scientilico-letterarie  (lell;i  Neerlandia.  4-^0 

Quanto  la  societa  si  sacrifichi  per  la  scieiiza  all'  amore  del  vero, 
anziehe  delle  eoiivenieiize,  lo  attesta  il  fatto  singolare  oiide  nel  1804 
appoggio  e  approvö  i  lavori  dei  dott.  Siegeiibeck  e  VVeylarid,  diretti 
a  fissare  le  leggi  della  gcaminatiea,  e  nel  1854  decreto  una  medaglia 
onoraria  al  dott.  de  Jäger  per  una  memoria  in  cui  richiamavansi  a 
sindacato  severo  i  prineipj  posti  dai  suddetti  doltori.  Del  resto  agii 
studj  della  iingua  olandese  noa  prendon  parte  soltanto  i  membri  di 
qöesta  societa,  ma  Tintera  Neerlandia,  come  ne  diede  pruova  di 
fresco  il  congresso  scientifico,  tenuto  a  tale  scopo  a'primi  di  setteni- 
bre  di  quest'  anno  1860,  a  Bois-Ie-Duc. 

I  membri,  il  cui  numero  approssimativo  e  di  700,  pagaiio  an- 
nualmente  da  dieci  a  cinque  fiorini  per  sostenere  le  spese  della  so- 
cieta. Ciascun  anno  tiensi  un"  assemblea  generale  nella  cittä  della 
sezione,  cui  tocca  la  presidenza  annua.  Ciascuna  sezione  si  raccoglie 
rinverno  in  tornate  di  quiiidici  in  qiiindici  giorni ,  nclle  quali  si  fan 
letture  di  prosa  e  di  verso. 

lO.  Societa  ter  hevordcring  der  geneex'  en 

heelkunde, 

II  professore  A.  Bonn  avea  nel  1790  fondato  in  Amsterdam  una 
societa  di  chirurgia,  la  quale  accresciuta  col  tempo  si  tramutö  nel- 
r  attuale  medico-chirurgica.  Quella  prima  aggregazione  di  pocbi 
membri  si  rese  assai  meritevole  della  scienza  colla  piibblicazione 
delle  sue  memorie  i)  e  delle  premiate  -^'.  commendevole  impresa 
ove  si  consideri  che  la  societa  rnancava  alTattu  d"  una  biblioteca.  A 
riem|)iere  tanta  lacuna  presentossi  fortunata  occasione  nella  ricca 
fondazione  di  50000  fiorini  Ie!?atile  nel  1796  dal  medieo  Giovanni 
MonnikhofT,  collo  scopo  di  proporre  un  premio  aniiiiale  di  medaglia 
d' oro  per  memorie  sulP  ernia,  e  di  pubblicarle.  II  nobile  donatore 
vi  aggiunse  allora  la  sua  non  ispregevole  raccolta  di  libri  medioi  e 
Chirurgie!,  fornita  specialmente  di  atti  d'aecademie  medico-chirur- 
giche  e  giornali  del  pari  medieo  -  chiriirgici.  1/  operosita  di 
que'  membri  corrispose  alla  grandezza  delT  inteiulimento  .    perche 


•)   Vcrliaiiiiüliiineii    der    gi'iioot,si'lia|i    ter    lievinileriii;^   der  liei'lkuinlc    li'    Ain>li'rd.iiu. 

Ainslerdaiii,    IT'.tl  —  ISOö,   vul.  VIII,  con  tavole. 
*)  Prijsverhainielingeii  i-c.  Aiiislerdaiii,  171)7 — 1817,  miI.  VI,  ^'',  con  ta>olo. 


426  V«le  II  tiiiel  I  i  ,   Uelle  biiilioleclie 

neir  aniiü  suceessivo  -al  le^ato,  coininciö  la  puhblicazioue  delle  in- 
dicate  memorie  »)»  tutte  sulle  eniie,  ad  eccezione  di  alcune  poche 
SU  dilTerenti  soggctti  chirurgici.  E  a  dolersi  che  quest*  onorevole 
inipresa  scientilico-monograßca  dovesse  cessare  per  lite  intentata  ai 
curatori  del  legato  dagli  eredi  necessarj,  e  da  questi  guadagnata  iiel 
18ö4,  a  causa  di  trascurate  condizioiii  del  legato  stesso.  Peiö  beu- 
che la  socielä  spogliata  di  quel  foiido,  non  potesse  piü  coiitinuare 
uti'  opera  cosi  favoievulmente  avviata ,  acquistö  dagli  eredi  la 
raccolla  di  libri  gia  incorpurata  alla  biblioteca ,  ehe  iiel  giio  di  ses- 
santa  atini  avea  elevato  a  2000  opere ,  di  solo  argomeiito  medico- 
chirurgico. 

La  societa  noii  rnanei»  mai  al  compito  assuntosi,  perche  termi- 
nata  la  prima  serie  delle  memorie,  di  che  ho  superiormente  parlato, 
iie  imprese  una  seconda  ~),  cessata  poco  avaiiti  al  1840.  Nel  1840, 
stesi  i  lavori  a  tutti  i  rami  della  scienz.a  medica,  si  riparti  in  cinque 
sezioni:  aj  anatomico-filolugica;  b)  patologica;  cj  terapeutica  e 
fisico-sperimeiitale;  dj  ostetrico-chiriirgica;  ej  storica  e  politico- 
medica.  La  socielä  cosi  costituita  prese  il  titolo  sotto  il  quäle  comiii- 
cio  la  pubblicazione  di  una  terza  serie  di  memorie  s).  I  membri 
sono  ora  portati  al  numero  di  155  ordinarj,  4  straordiiiarj,  18  cor- 
rispoiidenti  :  i  soll  residenti  ad  Amsterdam  pagano  cinque  fiorini 
aniiui. 

Del  resto  la  biblioteca,  che  la  societa  aperse  generosamente 
all'  uso  della  scuola  medico-chirurgica  d'  Amsterdam ,  contiene  le 
migliori  opere  classiclie  mediche  di  tutti  i  secoli  e  tutte  le  nazioni, 
che  si  rapport-.ino  singolnrmente  alla  mediciua  in  generale  e  alla  sto- 
ria  della  nudicina,  duecento  opere  special!  sulle  ernie,  e  una  serie 
di  libri  anlichi  e  moderni  d'osletricia.  Contenuta  in  angusto  sito,  fa 
distr.buita  iiegli  armadj  coli' ordiiie  sistematico  segueiite:  A.  Opere 
di  socielä  scientidclie,  memorie;  B.  Poligrafia,  storia  della  medi- 
cina,    bibliografia ;     C.    Anatomia    umana  ;     D.    Fisiologia    umana  ; 


>)  Verhandelingen  hekroond  met  den  prijz  van  liet  les;:aat  van  Johannes  Monnikhiiff. 
Te  Anislerdain  ,  bij  Lodewyk  van  E-* ,  1797—1815,  vol.  VII,  8».  —  Nieuwe  ver- 
handelingen  ec.   Ivi,   1821  —  1830,  vol.  VII,  8«. 

2j  Nieuwe  verhandelingeu  van  het  f;enoot.schap  ler  lievordering  der  heelkunde  te  Am- 
sterdam. Amsterdam,  1808—1836,  vol.  V,  8».,  con  tavole.  —  Nieuwe  prijsxerhan- 
delinpen  van  het  ec.    Amsterdam.   1812—1838,  vol.  IX,  8«..  con  tavole. 

S)  Verhandelinjjen  van  het  genootschap  ter  bevordering  der  genees-  en  heelkunde  le 
Auisterdam.     Amsterdam,   1841—1833,   vol.  II,  4". 


e  delie  societi'i  scientilico- letterarie  della  Neerlandia.  ^Zt 

E.  Patologia;  F.  Conoscenza  e  trattaziorie  delle  malattie;  G.  Chi- 
riirgia  ;  H.  Oftalmia ;  /.  Ostetricia ;  K.  Farmacologia,  veleiii  ; 
L.  Medicina  legale,  statistica  e  specialila.  Da  poclii  arini  ne  fu  dato 
il  catiilogo  <)  preceduto  da  uri  regolamento  pei-  uso  de*  merTibri,  ehe 
godono  il  diritto  di  aver  libri  a  domicilio,  anche  se  fossero  lontani 
da  Amsterdam.  La  cura  della  bildioteca  h  confidata  al  segretario 
generale  della  societä,  dott  E.  C.  Biichner. 

11.  Societa  neerlandese  tot  hefordering  der 

geneeskunst» 

Questa  societä,  clie  divisa  in  31  dipartimenti  si  riunisce  una 
volta  i'anno  ad  assemblea  generale,  in  una  od  altra  delle  cittä  dipar- 
tiinentali,  s'oceiipa  speeialmente  della  riforma  medica,  col  pubblicare 
a  saggio  della  propria  operositä  un  giornale  2). 

Siccome  in  Amsterdam  e  il  centro  sociale,  cosi  ivi  pure  e  la 
biblioteca  depositata  in  iiua  sala  superiore  della  civica ,  rimanendo 
proprietä  de'  mernliri,  benche  ne  sia  permesso  Tuso  agli  studenti. 
Ripartita  in  diie  grandi  sezioni  di  medicina  e  di  scienze  medico-ausi- 
liarie,  Consta  di  presso  a  4000  volumi  cos!  ordinati :  a)  Opere  rela- 
tive alla  societä;  bj  Scritti  periodici;  c}  Morbi  epidemici,  cliniea; 
d)  Scritti  mcdici  varj,  pubblic;iti  in  Neerlandia;  ej  Orazioni,  opii- 
scoli  e  memorie  varie;  fj  Scienze  affini;  g)  Dissertazioni  di  diffe- 
renti  nniversitä;  segnatamente  diLeida,  Groninga,  Utrecht;  ä^  Opere 
estere  avnte  in  dono  0  cambio.  Nel  congresso  medico  tenuto  a  Gro- 
ninga fu  espresso  il  desiderio  che,  a  rendere  d' uso  piü  agevule  la 
biblioteca,  se  ne  desse  un  indice  ehe  pubblicossi  da  N.  Sylvandi, 
custode  della  civica,  I'anno  dappoi  s),  e  fn  riprodotto  con  aumenti, 
a  piccolo  intervallo,  dal  custode  P.  A.  Tiele  *).  E  quasi  terminata  la 
terza  edizione  dicbiarata  necessaria  dalle  molte  mancanze  e  dagli 
errori   delb?   due   precedenti.      Indice   supplemcntario    e    qnello    di 


')   Catiilipgus    der  bibliotlieek    vitn    het    frenootschiip    ter    bevordering^  der  "eiiees-   en 

heelkunde   te  Anisteidaiii.   Amsteidani,   C.  U.  vnii  der  l^>^l,    182t).   p.  VMI.   :!S,  8". 
*)  Tijdsclirift  der  nederlanrisclie    inaatsehappij  tot  bevordering  der  geneeskiiiist.    Ani- 

hein,   18Ö0— 1860,  vol.  XI,  8°. 
3)   Lijst  der  hoekwerkon  van  de  bililiothcek  der  Nederlaiidsche  maatsrliappij   tot  hevor- 

deriiiy    der  geiieeskuiist,    1  Juni  iS'6'.i.    S.  d..   p.  26,   8". 
■*)   Catalogus    der    bibliotheek    der    Nederlandsrhe   maals^happ^j    tot    bp>  nnlci  ing    rier 

tjeneeskiinsl.    Aiiislerdiim.    IS.'lfi.    p.  K'i,   S". 


ük 


I 


428  Va  I  Pn  t  in  p  1  I  r ,    Delle  biblioteche 

4000  tlissertazioni  ')  da  me  veduto  presso  il  dottore  Tilanus,  uno 
dei  direttori  della  societä ,  cui  protesto  sentita  riconoseenza  per 
r  assistenza  prestatami  nelle  ricerche  bibliografico-mediche, 

13.   Itihl.  della  eoniinissioiic  medica  provinciale 
dc^ir  Olaiida  sctteiitrioiiale. 

Qiiantuiique  la  raccolta  di  libri  di  polizia  medica  di  questa  com- 
missioiie  sia  assai  piecola,  nullostante  e  dovere  di  menzionarla  per 
Ih  ciira  datasi  dai  inembri  ad  accrescerla. 

13.  i§ocieta  del  medisch  -  lees  -  museum. 

In  alciine  aiiguste  stanze  presso  un  librajo  della  popolosa  Kal- 
verstraat  e  il  miiseo  di  lettura  di  mediciiia  aperto  a  loio  istruzione 
da  aicuni  iiiedici  voloiiterosi  d' Amsterdam.  L'attuale  seorta  di  gior- 
nali  in  lingue  olandese,  tedesca,  francese,  ingiese  oltrepassa  i  SO, 
eontandovesene  parecchi  monografiei  che  si  rapportano  alle  gravi- 
danze,  alle  malattie  di  bambini,  alle  affezioni  d'occbi,  di  denti  ec. 
Questi  in  unione  ad  alcune  serie  di  memorie  di  raedicina  formano  il 
corpo  della  biblioleca,  cui  si  sono  aggiunti  pochi  libri  di  polizia, 
statistica  e  bibliografia  medica.  Del  resto  la  piii  parte  delle  opere  o 
ricevute  in  dono,  o  acquistate  per  circostanze,  sono  vendute  alla 
fine  deir  anno  fra'membri,  impiegandusene  il  ricavato  ad  aumento 
della  dofazione.  Da  poco  s'  e  pubbiicato  ii  catalogo  "^  di  questa 
piecola,  ma  interessante  raccolta. 

\^,  .Societä  ncerlandese  di  farmacia. 

Questa  societä  costituita  nel  1842  eonta  piü  di  200  membri, 
ciascuno  de'q\iali  paga  annualmente  due  fiorini  e  mezzo.  Ad  Amster- 
dam, come  a  centro,  convengono  le  ramificazioni  dette  dipartimenti 
di  Rotterdam,  la  Aja,  Leida,  Utrecht,  Deventer  e  Franeker.  Neil'  in- 
tendimento  di  contribuire  allo  sviluppo  scientifico  della  farmacia,  ella 
piibblica  i  suoi  rapporti  ^). 


')  Catalogus   der  disserlatien    iiit    <le  hihllotheek   der    nedcrlandsche  raaatschnpitij  tot 

hevordering'  der  geneeskunsl.   MSS .  oiirt.  ili  cai  l..   IST,  4". 
')   »'»laloffiis   van   naliiiir-(rpnppskiindif,'e  .jouriiiiien  ,    iiilmakpndp    de    boekeri.j  van   hei 

medisch-leesiiiiisenin   te  Amsterdam.    Amsterdam,    1837,   |i.  24,  8". 
*)   Rprlf^len  deriNederlandssche  maalschappij  ter  bevorderiiig  de  pharmacie.  Amsterdam, 

1842—1800. 


e  (lelle  societi  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  420 

15.  Sociefä  reale  di  zoologia. 

Neil"  anno  1838  i  signori  G.  .1.  Westerman,  .1.  W.  H.  Werleman 
e  J.  J.  Wijsmuller  fondarono  nn  giardino  zoologico  che  prese  cosi 
rapido  sviluppo  ,  da  doverlosi  considerare  come  uno  dei  prirni  orna- 
rneiiti  d' Amsterdam.  A  tale  scopo  riunirono  essi  sotto  il  piotettorato 
del  re  una  societa,  i  cui  membii  ordinarj,  che  ora  moiitano  al  numero 
di  2766,  pagano  IS  fiorini  d'  ingresso  e  23  anriui,  contribuendo  sol- 
tanto  la  melä  i  membri  sparsi  per  le  provincie.  Sono  aceolti  gratiii- 
tamente  i  membri  onorarj,  il  cui  numero  odierno  e  di  250:  vi  fan 
parte  i  principi  del  sangue  e  pareechi  esteri.  Aitri  mezzi  di  scorta 
della  societa,  che  prese  a  divisa  il  motto  :  Natura  artis  maghtra, 
sono  un  prestito  di  230000  fiorini,  al  4V2  di  reiidita;  il  prodotto 
della  visita  degli  stranieri,  ciascuno  de*  qiiali  paga  60  centesimi ; 
quello  degli  artigiani,  dei  garzoni  di  bottega,  dei  domestici,  che  nel 
solo  mese  di  settembre  pagano  23  centesimi  d'  ingresso.  Questo 
giardino  zoologico  distribuito  con  gusto  ed  eleganza.  vuolsi  annove- 
rare  per  varietä  di  generi  e  per  numero,  fra  i  distinti  d'  Europa. 
Oltre  a  un  parco  di  fiere  v'ha  un  museo  di  storia  naturale,  e  vhanno 
pure  salc  di  riunione  e  spiazzi  aperti  per  la  musica  in  tempo  di 
estate. 

AI  favore  ognor  piü  crescente  onde  fu  riguardata  questa  istitu- 
zione  devesi  Talto  grado  di  prosperitä  cui  sali.  Molti  sono  i  doni 
mandati  dalle  colonie  neerlatidesi,  e  molti  pure  in  danaro  dei  citta- 
dini,  contandosi  60  dame  donatrici.  II  numero  aiimio  dei  visitatori  a 
pagamentü  oltrepassa  i  20000  ;  egual  numero  ofTrouo  i  visitatori 
ammessi  con  minorazione  di  tassa  nel  mese  di  settembre. 

Or  questa  societa,  che  tanto  onora  il  paese,  e  una  delle  piü  utili 
alla  scienza ,  per  f  accorgimento  onde  si  procedette  alla  unione  e 
classificaziotift  degli  animali  viventi ;  per  la  ricchezza  del  museo. 
provveduto  non  solo  di  animali  impagliati,  essicati,  infusi  nelTalcool, 
ma  eziandio  di  pre[iarati  anatomici,  e,  che  piü  vale,  pei  lavori  duu 
comitato  scientifico,  formato  in  seno  alla  societa,  che  pubblica  a  pro- 
prie  spese  un'importante  opera  di  zoologia  e  zootomia,  accompagnata 
da  tavole  a  colori  '). 


•)   Bijdrag'en    tot    de   (lifrKiiiuli' ,   nil<;cj;e\  cii   «looj-   licl    kdiiiiiklijl«    zoologisfli   <;e»i)c>U 
schap  :   ^iiliifu  uili.i  ina(/i.\liii.    AnistiMiUiii.    1848 — 18.'»4.    vnl.  I.   4'^. 


430  Val  entin  eil  i  ,   Delle  bihlioteche 

16.  Societa  een  onvermeeide  arheid  komt 

alles  te  boven, 

Nel   1778   alcwiii  passionati   cultori   degli  studj   matematici  si 
riunirono  in  societä,  preiidendo  a  divisa  ii  riferito  apoftegma  olan- 
dese,  che  vale  quanto  il  latino  Labor  omnia  vincit  improbus.   Fino 
al  termiiiare  dello  scorso  secolo  erano  soll  cittadini  d'  Amsterdam  o 
dei  dintorni,  i  quali   oceupandosi  esclusivamente  di  matematica,   si 
proponevano  reciprocamente  problemi  da  risolvere.  Ma  eol  principio 
di  questo  secolo  la  societä  stese  la  siia  sfera  d'  azione  non  solo  nella 
Neerlandia,  ma  eziandio  neue  colonie  neerlandesi,  associandosele  i 
piii  riputati  matematici  del  regiio,  in  maniera  che  al  gionio  d'  oggi 
ella  conta  140  membri,  ciascuno  de'  quali  paga  cinque  fiorini  annui. 
Le  poche  norme  che  la  reggevano  presero  forma  di  opportuno  rego- 
iamento,  redatto  il  2  luglio  1830,  e  pubblicato  a  p.  3—7  del  cata- 
logo  della  biblioteca.  Le  sedute  si  ten  gorio  Y  inverno  in  Amsterdam. 
1  lavori  dei  socj  furono  pubblicati  negli  anni  1782 — 1857  in  23  vo- 
lumi  in  8»  i). 


1)  a)  Kunst-oeffniiig  over  verscheide  nuttige  onderwerpen  der  wiskunde,  door  het 
genootschap  der  iiiatematische  weetenschappen,  onder  de  spreuk  :  Een  onvermeeide 
urbeid  komt  alles  te  boren.   Amsterilain,    1782 — 1788,   vol.  II. 

b)  Wiskunsti^'e  verlustiging  ,  in  eene  aaneenschakeling  van  uitgeleezene  voorstel- 
len,  met  derzelver  ontbindingen,  door  het  genootschap  ec.   Anisterdam,1793- 1793, 

vnl.  II. 

c)  .Mengelwerk  van  uitgeleezene  nn  andere  wis-  en  natuiirkundige  verhandelin- 
gen,  door  het  genootschap  ec.  Amsterdam,   1796 — 1816,  vol.  II 

dj  Wiskunstig  mengelwerk,  in  eene  aaneenschakeling  van  uitgeleezene  voorstel- 
len,  met  derzelver  ontbindingen,  door  het  genootschap  ec.  Amsterdam.  1798  tot 
1802,  vol.  II. 

ej  Wiskunstig  oeffeuingen  ,  in  eene  aaneenschakeling  vau  uitgeleezene  voorstellen, 
benevens  een  mengelwerk  van  uitgelezene  en  andere  wiskundige  verhandelingeo 
onder  de  spreuk   ec.     Amsterdam,  1806 — 1809,  vol.  II. 

fj  Verzameling  van  wiskundij;e  voorstellen.  door  de  leden  van  het  wiskundige 
genootschap,  onder  ec.  elkander  tot  onderlinge  oeffening  opgegeven  Amsterdam, 
1820— 18;i6,   vol.  VI. 

gj  Verzameling   van  nieuwe  wiskundige  voorstellen  ec.    Amsterdam,   1841 — 1846, 

vol.  il. 

hj  Verzameling  vau  wiskunstige  opgaven  door  de  leden  ec.  Amsterdam,  1850— 1854, 

vol   II. 

ij  Nieuwe  wis-  en  natuurkundige  verhandelingen  van  het  genootschap  te  Am- 
sterdam, terspreuke  voerende :  £enon»^rmc«dtfec.   Amsterdam,  1844 — 1854,  vol. II. 

kj  Archief ,  uitgegeven  door  het  wiskundig  genootschap  :  Een  onvermeeide  ec, 
Amsterdam,    1856 — löö7. 


I 


e  delle  societä  scienfifico-letterarie  della  Neerlandia.  431 

La  biblioteca,  benche  limitata  nel  numero  de"  voliimi ,  e 
aprezzabile  per  la  cireoscrizione  delle  materie  trattate,  ripartite  in 
1.  Manoscritti;  2.  Memorie  d'aeeademie;  3.  Seienze  esatte;  4.  Ma- 
tematica;  5.  Arcliitettura;  G.Idrauiica;  7.  Astronornia;  8.  Mariiieria; 
9.  Seienze  iiaturali;  10.  Dissertazioni  e  trattati  varj;  11.  Miscel- 
Janee.  AI  primo  eatalogo  *)  fu  diita  una  eontinuazione  nel  niaggio, 
1833  2). 

±1»  Societa  cl'  ag^ricoltura. 

Esempio  di  molta  operositä  diede  nel  secolo  scorso  la  societä 
formatasi  pel  miglioramento  delT  agricoltura,  dacche  poco  dopo  la 
sua  istituzione  pubblicö  nel  1778  il  primo  volume  delle  memorie, 
cessate  sgraziatamente  nel  1832  »).  Dietro  essa,  eiascuna  provineia 
settentrionale  istitui  eon  nobile  gara  simili  aggregazioiii.  Fu  allora 
che  a  prowedere  pin  utilmente  agli  interessi  sociali,  le  diverse  so- 
cietä si  legarono  in  rapporto  fra  loro,  e  furono  fonnate  sezioni 
comunali;  stabilite  pubbliehe  esposizioni  di  vegetabili,  di  animali,  di 
stromenti  aratorj  ed  attrezzi  rnrali;  aperti  concorsi.  Ciascuna  so- 
cietä tratta  i  proprj  interessi  in  iitrassemblea  generale,  i  cui  rapporti 
redattl  con  coscienza  e  solide  notizie  scientifiche  e  tecniehe  si  pub- 
blicano  nel  suo  giornale.  Tali  societä  si  accrebbero  cosi  che  for- 
mossi  sotto  il  protettorato  del  re,  la  Rinnioiie  generale  reale  per 

V  agricoltura ,  alla  quäle  associaronsi  la  Societä  pel  progresso  del- 

V  industria  di  Harlem  ,  d'  agricoltura  ed  orticoltiira  di  Utrecht, 
d'  orticoUtira  Axhexi^A.  I  membri  delle  societä  provinciali  montano 
al  numero  di  7000  nelle  sole  provincie  dell'  Olanda  settentrionale  e 
meridionale,  e  pagano  annualmente  due  fiorini  e  mezzo.  Alle  sedute 
hanno  diritto  d'  ingresso  i  membri  delle  societä  provinciali,  e  vi  pos- 
sonopureintervenire  altre  persone  che  s'occupano  d'economiarurale. 

Da  quasi  vent'  anni  fu  organizzato  un  congresso  generale 
d'economiarurale,  cui  prende  parte  f  intera  Neerlandia.  Questo  si 
riunisce  di  cinque  in  cinque  anni  in  una  cittä  capitale  delle  diverse 


*)  Reglement  voor  de  ledeii ,   eii   caliilogiis   viiii   de   lnu'kcii   iillmakeiide  de  Imekerij   >hii 

het  wiskuiidi-j   geiiipotscliap  ee.    1S3I.   p.  4.'),  8". 
2)   Vervol^-  oll   de   ca(i(l()<>iis   vaii   de   tmekeii   ee.   S.  il.    p.  8,  S". 
8)   Verliaiideliii;;en   iiitgef;eveii   door  de  maalseliappij   ter  bevorderiii^T  van  de  laiidliouw, 

te  Amsterdam  opg'eriyt.   Amsterdam,   l)i.j  L.  van  Ks,    1778 — 1832,   vol.  XVIII,  8",  con 

allante   in  t'ogl.   di    10  carte. 
Sil/d).  d.  phil.-liist.  Gl.  XXXVIII.  Bd.  111.  litt.  "iO 


I 


432  V  a  I  >■  II  I  i  II  e  I  I  i.     Utile  Itililioteelie 

provincie,  e  publtlica  i  processi  vcrbali ').  Lo  spettacolo  della  tenuta 
di  simil  congresso  a  Gudn ,  in  quest' anno  1860,  mi  chiari  abba- 
stanza  quäle  alto  grado  d"  iinportanza  dia  il  paese  a  questa  solennitä 
patria.  Siraordinaria  accorrenza  di  geiite;  ;u>caleate,  benche  se  ne 
paghi  Tingresso,  le  esposizioni  di  animali  da  lavoro  e  donieslici,  ve- 
getabili ,  attrez  i  rurali ;  solenne  distribuzioiie  di  premj;  diMpelloni 
a  colori  nazionali  o  inalberati  sulle  case  o  estanti  dalle  finestre,  in- 
scritti:  Onorate  C  agricolttiru,  corse  di  cavalli,  teatri,  musiehe,  illu- 
niinazione  de*  luoghi  pubblici :  cspressioni  di  sentiinento  nazionale, 
arra  di  sicnro  jtrogresso. 

18*  .^ocieta  di  navi^azione  neerlandese. 

Questa  soeieta  intentaa  promuovere  i  vantaggi  della  navigazione 
patria  Goriva  gia  nel  secolo  scorso,  encomiata  da  contcmporanei  2). 

19.  Itibl.  della  «ociefä  tot  bevordering  der 

toonhunst, 

Assai  contribui  a  ravvivare  gli  studj  della  teorica  e  della  pratica 
musieale  in  Olanda,  questa  benemerita  soeieta,  la  quäle  bentosto 
propago  la  propria  influenza,  coiia  istituzione  di  ramifieazioni  minori 
in  Dord recht,  Enkhuizen,  Gertruidcnburg,  Goes,  Harleni,  la  Aja, 
Heusden,  Rotterdam,  Utrecht.  A  rilevare  la  ricchezza  della  biblio- 
teca  basti  osservare  che  vi  si  trovano  i  lavori  inusicali  di  390  com- 
positori ,  55  dei  quali  sono  italiani  aiitichi  e  moderni.  Distribuita 
eon  ordine  sistematico  fu  divisa  in  due  grandi  sezioni:  la  prima 
comprende  le  opere  di  niusica  vocale  ed  instrumentale ,  non  che 
le  teoriclie  a  stanipa;  la  seconda  quelle  apartenenti  alle  indicate 
ramificazioni.  Alla  musica  vocale  si  sono  coordinati  a)  gli  oratorj; 
b)  i  cori,  con  accompagnamcnto  di  orchestra;  c)  i  cori,  cou  accom- 
pagnametito  di  fortepiano  ed  organo;  dj  i  cori  senza  acconipagna- 
mento ;  c)  la  musica  di  tre  e  quattro  voci  mascliili ;  f)  la  musica  a  quattro 
voei  per  voce  di  donna ;  (j)  le  canzoni  con  accompagnamcnto  di  for- 
tepiano ed  orchestra;  h)  le  canzoni  per  le  scuole  e  pei  fanciulli.  La 


•)  Verslag  Villi   liet  liiiidlitiisliDuilkiiiiili};  coii{Cicss. 

-)   S  I  i  j  I   S.   l.or/.:iii<^  :i:iii  t\ii  viiilfi'hiiiillieveiide  iiiii:it.scii:i|i|ii.j  le  AiD.strril.  (er  iM-vorderin 
der  Ni-diTl:iiiilsclii>  /ccmnclit.    Aiiisicnliiiii  fii  Ihirlciii.    17«.'». 


e  (lelle  sociel:'!  scienlificn-letterarie  della  Neerlandia.  433 

sezione  seconda  e  suddivisa  in  musica  a)  per  piena  orchestra;  b)  ar- 
monica  e  militare;  c)  per  organo  ;  d)  per  fortepiano;  e)  per  for- 
tepiano  con  accompagnamcnto;  f)  per  fortepiano  a  quattro  mani; 
g)  per  istromenti  da  corda.  AIT  indice  pubblicatone  ')  tien  dietro 
un  elenco  di  100  benefattori  della  biblioteca. 

30.  Societa  tot  nut  v>an  't  aigenieene  (a  vantaggio 

generale). 

Questa  soeietä  i  cui  principj  passarono  inosservati,  perche  fon- 
data  aüa  fine  del  seeolo  scorso  nella  piccoia  citta  di  Edatn  (Olanda 
settentrion.)  dai  signoriNieuwenhui/.en  padre  e  iiglio,  Hoekstra,  Roos 
e  Bakker,  era  destinata  ad  esercitare  la  massima  influenza  nella  mo- 
ralita  pubbiica  dell'  intera  Neerlandia.  Ove  lo  si  voglia  riguardare 
in  generale,  lo  scopo  di  questa  aggregazione  eminenteniente  beneßca 
e  r  istruzione  del  popolo;  se  nello  sviluppo  ovverosia  nei  dettagli,  e 
compito  della  soeietä  di  apprestare  sale  d'asilo  infantile;  istitnire 
scuole  elementar!  e  tecniche;  erigere  bibliotecbe  gratuite;  stabilire 
case  di  lavoro;  organizzare  casse  di  rispariuio;  aprire  concorsi ; 
distribuire  medaglie  d'oro,  d'argento,  di  rame  a  preniio  od  ineo- 
raggiarnento;  tenere  discorsi  pubbiici,  corsi  e  lezioni  serali  e  doine- 
nicaii;  piibblicare  trattati  popolari.  Perciö  ramininistrazione  centrale 
in  tanta  rnoltiplicitä  di  vedute  ed  ampiezza  di  operato,  dovette  tra- 
sferirsi  ad  Amsterdam,  da  cui  dipeiidono  le  molte  ramifieazioni  dette 
dipartimenti  nelle  eittä,  e  nei  villaggi  di  qualche  importanza.  La 
soeietä  giä  nei  1809  era  rappresentata  da  7384  membri,  distribuiti 
in  96  dipartimenti.  11  successivo  incremento  fu  tale  cbe,  quantun- 
que  la  separazione  dal  Belgio  nei  1830  le  facesse  perdere  molti 
membri,  nullostante  il  numero  di  questi  ora  monta  a  quasi  löOOO  e 
quello  dei  dipartimenti  a  piü  di  300.  L'  annua  rendita  sale  a 
100000  fiorini  circa,  pagati  da  una  contribuzione  de"  membri,  la 
cui  niisura  e  determinata  da  varie  circostanze :  il  termine  medio  e 
di  fiorini  5,  20,  due  de'quali  son  versati  nella  cassa  generale.  Di  re- 
cente  s'  e  formata  una  succursale  alle  Indie  neerlaiidesi. 


1)  Catalogiis  der  mu/ijk- t'ii  hockwciluMi  tdcliiOioiiieiulf  aaa  d.-  maHlscliii|((iij  :  tot  be- 
vorderintj  der  toonlciiitftt  IS.'iS.  AmsU'nlniii,  K.'.linkt  hi.j  C  V-  Spin  et  iooii,  p.  (17. 
9,  8». 

29* 


434  Vnicntinelli.     Delle  Itihliotoche 

Uno  de"  piü  grandi  servigj  resi  dalla  societä  alla  causa  del  ben 
essere  generale  e  il  vivo  interessamento  ch'  essa  prese  nella  discus- 
sione  pell'  istruzione  primaria ,  interessamento  cui  e  dovuta  1'  appli- 
cazione  della  fainosa  legge  del  i806  suiP  istruzione  elementare, 
della  qiial  legge  parlarono  con  lodeVittore  Cousin  <)  e  Ramon  della 
Sangra  ~).  Opera  di  lunga  lena  sarebbe  quella  di  dare  un  indice 
delle  siie  pnhlilicazioni.  Basterä  ricordar.e  le  molte  memorie  solto 
titolo  di  (iednikschriften,  edite  negli  ainii  i830 — 1854,  e  i  rap- 
porti  annuali  della  gestione  generale  dal  1834  liiio  ad  oggi.  Ch' ella 
sia  un'  istitiizione  veramonte  crisliana  dimostrollo  il  dott.  A.  Delting 
in  uno  sciitto  "■),  cui  rimando  il  lettore. 

31.  Sociefa  de'  professori  de'  g;innasj  Meer- 

landesi. 

1  professori  de'  ginnasj  che  rimpiazzarono  le  antiche  scnole 
latine  in  molte  citta  della  Neerlandia,  si  riunirono  al  numero  di  52 
neir  anno  i829  per  costituire  una  societä,  alla  scopo  d'influire  sul 
progresso  delle  lingue  antiche  e  delle  scienze  che  vi  si  riferiscono, 
sopratutto  in  cio  che  spetta  air  insegnamento  ginnasiale. 

1  menil)ri  ordluarj ,  professori  in  attualitä,  montano  a  quasi 
sessanta;  gli  straordinarj,  antichi  professori,  non  montano  ai  dieci: 
s"i  gli  uni  ehe  gli  altri  contribuiscono  cinque  fiorini  annui.  I  profes- 
sori emeriti  e  le  celebritä  letterarie  si  nominano  a  membri  onorarj. 
Essi  si  raccolgono  nel  luglio  d'ogni  anno  in  ragunanza  generale  a 
Amsterdam,  Arnheim,  Utrecht,  in  giro,  e  vi  recitano  dissertazioni  e 
memorie,  in  latino  e  in  olandese,  su  argomenti  filologici,  di  leltera- 
tura  classica,  storico-ginnasiali :  questi  scritti  vengono  pubblicati 
periodicamente  *). 


')   Siir   r  iiisliiiclioii   iMilili(|ii('  ("11   liiilliuiile.   I'iiiis,    18;{7. 

-)   V());ij;(!  (Ml   lliilhiiKlc  t't  cii  l;rli;ii|iie  ,    soiis  le  lappoi't  de  P  instruction   primaire  en 

lliilliiiMle.    I'^iris,    t.s:i!). 
^)   l»e   inaal.sclia|>|iij  lot  niit  iran  /tri  a/i/rnii-rn,  als  eeiie  eliristeliJUt;  iiirigliii^  gesolietst. 

Kiaiieker,    1«:{4,  8". 
■')        (1  /  SiiiilioUe   lilterai'iir.   Kilidit  Doelonnn   in  gyinnasiis  lialavis   societas.    Anislelo- 

ilaiiii,    18:57— l.S4:{.   —  Tin.jeeti  adliheiiiiiii,    1840—1848,   vol.  IX,   8". 

h)   Misccilaiiea    philolitga    et    pieilafjujfica.      Kiliileriiiit    ^yiiinasioriiiii     Balavoruin 

It.irl s     siicit'lale     eonjiincli.      Triyecli     uil     liliiMiiicii  ,     I84!(.      —     Amütelodaiiii, 

IS.'iO— IX.Jl.    vol.  III,  «0. 


e  delle  sucietä  scieiililicu-letlei-Hi-iu  dell:i   Neerliiiidiii.  4dD 

33.  Bibl.  de'  libraj. 

I  libraj  Neerlandesi  a  guaranlire  i  loro  iiiteressi  in  generale,  iiia 
particolannente  a  tutela  della  proprieta  letteraria,  si  son  j^ia  da 
niolti  aniii  riuniti  in  corpo  morale.  Or  duc  di  que"  inetnbri  .1.  L.  C. 
Jacob  e  Federico  Müller,  collo  scopo  di  favorire  gli  studj  della  bi- 
bliografia  e  di  fonnare  degli  esercenti  ii  coinniercio  librario,  propo- 
sero  nel  1844  la  istituzione  d'una  biblioteca  sociale,  ad  uso  esclusivu 
dei  membri,  dei  loro  garzoni  di  negozio,  degli  appreiidisti.  Questa 
biblioteca  1.  avrebbe  dovuto  eomprendere  le  migliori  opere  siil  com- 
mercio  librario,  di  bibliografia,  di  storia  letteraria;  2.  dovrebbe 
essere  proprieta  di  tutti  i  membri;  3.  dovrebbe  essere  accreseiuta 
con  Uli  fondo  aiiniiale,  sornministrato  dalla  vendita  dei  libri  olTcrti  in 
dono  dai  membri  della  societä;  4.  sarebbe  coUocata  in  Amsterdam, 
e  tutti  i  libri  ad  eccezione  dei  dizionarj,  perche  d'uso  giornaliero, 
si  presterebbero  a'  membri  per  un  tempo  fissato;  5.  sarebbe  aflidata 
a  una  commissione  per  la  direzioiie  e  V  amministrazioiie.  Nel  easo 
cbe  il  progetto  fosse  stato  accolto  favorevolmente,  i  proponenti  ofTe- 
rivano  in  dono  alla  societä,  il  primo  tutti  i  doppietti  della  sua  biblio- 
teca, il  secondo  una  scorta  ch' ei  possedea  di  400  volumi  di  opere 
bibliograficbe,  Accettata  pienamente  la  projtosizione,  il  Muller  olTerse 
alle  scopo  una  stanza  nella  sua  casa  libraria  di  Amsterdam,  ove  quella 
primitiva  raccolta  crebbe  giä  al  nuiuero  rilevanto  di  oltre  mille  opere. 
L'importanza  relativa  vi  e  giä  attestata  dal  catalogo  <),  cui  quel  dotto 
librajo  prese  a  cura  di  redigere  e  pubblicare,  fornendolo  d'un  istrut- 
tivo  proemio,  e  di  preziose  annotazioni  letterarie  e  bibliogralicbe  a 
ciascun  titolo.  L'ordinazione  sistematica  comprende  qmittro  riparti- 
zioni  capitali:  A.  Storia  dei  commereio  librario  e  della  stampa  ; 
B.  Regolamenti  su  quello  e  questa;  C.  Bibliogralia;  1).  Conoscenze 
bibliotccarie. 


cj   Bijdrag'en  tot  de   ki-nnis   i'ii   di-ii   liloei  der  Netlerluiid.selie   i;yiiiii:i^ieii.   Amster- 
dam,  18Ö3.  Utrecht.   is;i4— lS;i8.    Leiden,    KSätf,  8". 

d)    Memorie   vaii   het  «feiinotseliiip   vtior    leerareii   aaii   de   Nederlaiid.  jjyiiiiia.sieii, 
lietreireiide    het    exaiiieti    lei-  loelatiiiy   tot  di'    neademisehe    losseii    (in   «1      IT   -ieiit. 
1842),  8". 
1)  Calalo^iis   van   de   liil>li(illieek   der  vereeniiij;;-   ler   hevorderiiig;  \aii  de  helaii-^eii   des 
boekhaildel.s,   ojigeinakkl  door   K.   .Muller.    .\iiislerdaui,    lööj.   |i.  XIV,    144,   8". 


436  Vn  leii  t  in  eil  i,     Delle  bililioteche 

II  grazioso  peimesso  accordatomi  di  visitare  a  piü  riprese  e 
seguitameiite  quel  deposito  del  sapere  librario  mi  porse  V  opportu- 
nitä  di  rilevarne  1"  iiuportaiiza,  e  somministrommi  ampli  inezzi  ad 
agevolare  il  niio  lavoro,  ciocclie  rrriiivita  a  profossai-e  pubblicameute 
la  sentita  gratitudine  a  quclla  coiuineiidevole  societä. 

*^3.  Bibl.  «lella  societa:   M^etioc  nteritis, 

La  societa  intitolata  Felix'  meritis  e  una  delle  piü  antiche  e 
delie  piü  meritevoli  del  paese.  Fondata  da  quasi  un  secolo  (1777), 
occupa  un  vasto  edilizio  costrutto  allo  scopo,  con  tanta  grandiosita 
e  con  tali  forme  architettoniche  inusate  in  Auisterdam,  che  ne  fu 
data  una  descrizione  speciale  i)-  Due  sono  le  sale  di  lettiira,  una 
pei  divertimenti  musicali,  una  pel  bigliardo  e  per  conversare,  due 
per  le  lezioni  invernali  di  storia  naturale  e  di  fisica,  oltre  un  gabi- 
netto  di  oggetti  naturali  e  di  macchine,  non  che  una  torricella  per  le 
osservazioni  astronomiche  e  ineteorologiche.  Le  lezioni  delle  seienze 
mentovate,  del  disegno,  e  della  musica  ,  date  gratuitamente  ben 
giustificano  la  convenienza  della  divisa  di  un'  arnia,  impresa  dalla 
societa,  la  quäle  fu  sempre  sollecita  di  mantenere  con  provvidi  ordi- 
namenti  il  proprio  lustro.  Infatti  quel  consiglio  emanö  nel  1835 
cinque  regolameiiti  2),  1.  sulT  ammissione  delle  donne,  de' figli  di 
niembri,  di  cittadini  e  stranieri,  in  17  articoli;  2.  sulla  sezione  della 
musica,  in  9  articoli;  3.  sulla  sezione  commerciale  e  letteraria,  in 
10  articoli;  4.  sulla  sezione  di  storia  naturale,  in  4;  5.  sulla  sezione 
del  disegno,  in  31,  E  piü  tardi  compose  un  regolainento  generale  «) 
in  102  articoli,  ripartiti  in  undici  sezioni,  ove  trattasi  de'  membri, 
della  direzione,  dei  lavori  sociali,  delle  sedute,  dell'  amministrazione. 

La  biblioteca  originariamente  era  una  sola,  ma  dacche  la  maggior 
parte  de'  socj  e  presa  dal  gremio  de'  negozianti,  se  ne  formö  una 
seconda  detta  commerciale,  collocata  nella  sala  principale  di  lettura, 
della  quäle  fu  pubblicato  un  priino  indice  a.  p.  161  del  prospetto 
generale  dei  lavori  della  societa  per  1'  anno  1853 — 1854,  e  quindi 


1)  Historische   besclirijviiig   van   het  {rebouw   der  ina:itseha|>|>ij   Felix  meritis.  Amsler- 

■  lam,    1800,  8". 
■•')   Ver^auieliiig-  van   regleinoiiteii   voor  de  iiiaalhi-lKipiiij   van   vi'rdiensten  oiider  de  /.in- 

sprcuk  :   Feli.v  iiieriti«.  S.   d.   |i.  28,  8". 
^)   Wel  der  inaalschappij  onder  de  zinsprcuk:    Felix  meritis,  opiijerijft  le  Aiuslerdain 

in  der  jare  1777.   S.   d.,    18jI,   |i.  4,   non  nuni.  2i),  8". 


e  delle  societii   scieiililifo-lellerarie  liella  Neerlaiidia.  -toi 

il  catalogo  •)  siuldiviso  lii :  1.  Economia  politica,  scienze  politiche, 
statistica;  2.  Fiiianze;  3.  Iniposte;  4.  Niimismatica;  5.  Commercio 
enavigazioiie;  6.  Industria;  7.  Atlante  e  carte.  L'operosita  de'mem- 
bri,  a  ciii  speciale  servlgio  e  destinata  questa  biblioteca,  e  resa  di 
pubblica  conoscenza  con  rapporti  special!  2).  La  biblioteca  priiicipale 
ricca  di  oltre  4000  voluiiii,  e  collocata  in  sito  aiigustissimo,  tratto 
vantaggio  dallo  sviliippo  esteriore  d'una  eurva,  che  da  forma  a  utia 
sala  delle  lezioni.  Ivi  in  nove  armadj  sono  distribiiite  le  opere  di 
l — 2.  Storia,  3.  Scienze  politiche,  4 — 5.  Poesia,  6 — 7.  Arti  e 
scienze,  8.  Storia  naturale,  9.  Opere  periodicbe.  Le  sirigolarita  della 
collezione  si  coinpeiidiario  in  atti  d^  accademie,  raccolte  di  miscella- 
nee,  viaggi,  libri  d'arte,  enciclopedie,  dizionarj  d'arti  e  rnestieri. 
Pregevoli  sono  le  edizioni  delle  Antichitä  d'  Ercolano  di  Napoli,  e 
della  bibbia  olandese  in  cinque  volunii  iii  fogl.  inipressa  alP  Aja.  La 
commissione  alla  conservazlone  e  all'  increrneuto  della  biblioteca, 
collo  scopo  di  farla  conoscere  e  di  agevolarne  l'uso  a"  suoi  inembri, 
ne  pubblicö,  coIP  opera  de' bibüotecarj  W.  H.  Zimmermann  e  G.  J. 
Kerkhoveii,  il  catalogo  alfabetico  3)  in  carta  da  scrivere,  con  oppor- 
tune lacune  al  fine  d'ogni  lettera  d'  alfabeto,  per  le  successive  inser- 
zioni.  Nel  catalogo  *)  edito  posteriormente,  i  signori  J.  H.  e  H.  van 
Heteren  ainmisero  la  ripartizione  sisleniatica  delle  classi,  ommettendo 
affatto  ogni  appuntu  bibiiografico.  La  biblioteca  diretta,  subordinata- 
mente  alla  direzione  siiperiore,  dall'  impiegato  della  biblioteca  civica 
F.  A.  Tiele,  e  aperta  qiiotidiaiiameute  dalla  mattiiia  ulle  ore  tardis- 
sime  della  sera,  pei  membri  e  per  gli  esteri  presentati  dai  menibri. 
Tale  vantaggio  io  dovetti  alla  compiacenza  del  colto  giovane  J.  Gee- 
sink,  dal  quäle  ho  tratto  la  piü  parte  delle  notizie  ora  comunicate. 

3^.  Bibl.  tlclla  socicta:   Arti  et  amicitiw, 

La  scelta  delle  opere  onde  Consta  niostra  abbaslanza  qiiali  fos- 
sero  gli  iiitendimenti  della  societa,  di  applicarsi  cioe  agii  studj  della 


1)  De  bibliotheek  van  de  aafdeeliuj;  koophaiulel  der  inaatscliappij  :    l'eli-i-  nu-ritii).   S. 
d.,   1836,  p.  120,  non  num.,  8«. 

2)  Overzigt  der  werkzaamlieden   van  de  aldeeliiig  koopliaiidel  iler  maat>cliaii|ilj :   Ffli.v 
mcritis,  van   l.mai  IS.'Ji  tot  0   april  IS'.i'.i.   Amsterdam,   185:> — 18.')5,  8». 

3)  Calal(.y:us  der   l>ildiüUieek   van   de    maatsoliapi.ij:    Fcti.v  meritix.     S.   d.    18311.   \>.  \. 
null.  ntim.   i\'i,  8". 

•»)  Calalogus  der   bibliotheek    van   de  maal.sebappij  :    t'fli.v  iiu-rilis.    S.   .'.    I.^.ij.   \<     8. 
non  num..  32,  8». 


438  Valentinelli ,     Delle  biblioteche 

storiit  e  delle  arti  belle.  Le  500  opere  circa  registr;ite  nel  catalogo 
teste  pubblicatone  »)  sono  siiddivise  in  1.  Teoria  ed  elementi  delle 
arti;  2.  Storia  biografico-artistica;  3.  Cataloghi  di  musei  e  di  mu- 
sica,  di  collezioni  vendute;  4.  Linguistica,  poesia.  letteratura,  prosa; 
5.  Storia,  antichitä  e  viaggi;  6.  Miscellanea;  7.  Giornali  artistiei ; 
8.  Opere  illustrate  e  com  tavole.  II  fervore  dei  membri  per  V  incre- 
meiito  della  biblioteca  e  fatto  palese  dai  doni  frequenti,  enunciati  nel 
catalogo. 

35.  Bibl.  della  sociefä:  Ooctrina  et  atnicitia. 

Di  minore  importanza  che  le  riferite  e  la  biblioteca  di  questa 
societä,  che  raccoltasi  senza  uno  scopo  scientiGco,  desiderava  pure 
vantaggiarsi  colla  lettura  di  libri,  specialmente  di  storia,  politica  e 
belle  letfere.  Da  principio  la  raccolta  fu  fatta  senza  un  piano  pre- 
cedente,  onde  furuno  legate  assieme  opere  di  soggetti  od  autori  dif- 
ferenti.  Fu  nel  1839  che  il  eonsiglio  della  societä  stabili  norme 
direttive  e  per  l'acquisto  dei  libri,  e  per  l'uso  che  ne  fanno  i  membri, 
pubblicandü  poi  due  regolamenti  per  la  direzione  ed  amministrazione 
della  biblioteca,  in  unione  al  catalogo  redatto  da  quel  bibliotecario 
D.  A.  Walraven  •).  Le  duemila  opere  circa  furono  per  lui  ripartite 
in  aj  Teologia,  giurisprudeiiza,  scienze  politiche;  bj  Arti  e  scienze; 
cj  Belle  lettere;  dj  Geografia  e  viaggi;  ej  Storia;  f)  Romanzi  e 
iniscellanee;  g)  Memoria  di  accademie  e  giornali  scientitici.  II  cata- 
logo posteriore  ^)  da  Taumento  di  400  opere,  che  unite  alle  prime 
e  alle  posteriori  lino  al  giorno  d'oggi  formano  11  numero  di  quasi 
tremila. 

Penetrato  il  eonsiglio  sociale  della  stima  dovuta  al  sapere,  de- 
cretö  il  31  settembre  1851,  la  formazione  di  una  nuova  categoria 
di  membri  di  merito  (Leden  van  Verdiensten),  che  non  potranno 
essere  piü  di  dieci  e  godranno  i  diritti  degli  altri  membri,  Prov- 
vedimento  che  assai  onora  l'assennatezza  della  societä,  e  quello 
di  porre  alT  incanto  fra'  membri  i  libri  di  menoma  importanza,  poni 


1)  Catalogus  der  bibliotheek  van  de  inaatschappij  :    Arti  et  amicitiae ,  1.  mai  1857.    S. 

d.  p.  23,  80. 
•  )  Doitrina   et  amicitia.    ßililiutlieek-calalogus.    Amsterdam,  september,   1844,  p.  12, 

iion  nuin.  99,  8*. 
»)  Doctrina  et  amicitia.  Bibliolheek-calalogus.    Amsterdam,  maart,  1852,  p.  12,  iiuo 

num.  116,  8*>. 


e  (lelle  societii  scieiili(i(ro-letterai-ie  <lellii   Neerlaiiilia.  439 

ad  esempio  giornali  politici,  rorn:irizi  ec,  giovandosi  del  ricavato  a 
nuovi  acquisti.  A  tal  fine  si  pubbiicano  degli  indici,  quäle  e  quello 
del  1852,  da  me  veduto  i). 

36*  Bibl.  della  socicta:  Mjees^ntuseum, 

Poco  dopo  il  principio  del  nostro  secolo  aicuni  eittadiiii,  desi- 
derosi  di  abbiriare  ai  vantaggi  del  conversare  e  del  ricreatnento  qiielli 
d'  una  lettura  utile  ed  aggradevole,  si  riuniroiio  in  societa  che  addo- 
maiidiiroiio  Lees-museum  (Museo  di  lettura).  La  direzione  cornposta 
di  mernbri,  ciascuno  de'  quali  ha  un  carico  speciale,  Consta  di  iiu 
comuiissariü  per  V  ammiriistrazione  de'  fondi,  il  sig.  N.  van  Walree; 
un  secondo  per  la  lettura  olandese,  il  sig.  W.  C.  Mees;  un  terzo  per 
la  lettura  francese,  tedesca,  inglese,  il  profess.  C.  J.  Mothes;  un 
quartü  per  le  legature,  il  sig.  Kobb',  R.  toe  Laer;  un  quinto  per 
Tamministrazione  generale,  il  professore  C.  J.  G.  Boot;  altri  per 
l'acqnisto  di  libri,  per  la  depurazionc  di  questi  al  terniine  doli' anno, 
per  la  redazione  degli  indici  niensili ,  e  dei  cataloghi  dati  ad  inter- 
Valli  di  anni.  II  bibliotecario  e  il  sig.  J.  C.  Franssen.  E  percio  ehe 
la  biblioteca ,  benche  non  abbondi  di  libri,  e  apprezzabile  per  le 
scelte  opere  che  vi  si  trovano.  Tal  titolo  e  rnassimamente  dovuto  alla 
lodevole  costumanza  di  porre  alPasta  fra'  menibri,  al  terrnine  del- 
1'  anno,  i  giornali  politici  o  di  unico  scopo  ricreativo,  i  libri  di  let- 
teratura  solamente  amena.  Qüindi  i  libri  elencati  nella  lista  niensile, 
pubblicata  ad  uso  de'nieinbri,  sono  indicati  colia  lettera  J?,  ogni- 
qualvoita  si  conservino  per  la  biblioteca,  destinatisi  gli  altri  alla 
vendita. 

II  primo  catalogo  ~)  comprende  verso  1200  opere,  riparlite  in 
1.  Opere  generali  e  dizionarj ;  2.  Lelteratura  e  poesia;  3.  Arti  e 
scienze;  4.  Storia  e  biografio;  5.  Geogralia  e  viaggi ;  (i.  Carte  cd 
atlanti;  7.  Memorie  di  societa  scientificlie  e  giornali  letterarj.  AI 
catalogo  e  unito  il  conipendiu  di  aicune  norme  per  1'  uso  de'  libri, 


*)  Lijst  de' houliiMi ,  lijdscliril'tt'ii  eii  coiiraiiLs ,  wt-lkc  (iiiiici-  ilc  liei'ifii  leilt-ii  mmi  lu-l 
y^eiiuotsoliiip :  Ifoctrina  et  timicitia  o|i  doii)ler<l:i<;  den  'i,'i  ;ii>ril  ISj'i  ,  des  :i\iiiids 
teil   half  aclit   iirc,   verkocht  /.iilleii  worden.  S.   n.   p.  8,  8". 

*)  Lijst  der  werken,  iiitiiitikuiide  de  hibliolheek  vaii  het  lees-iiiuseiiiii ,  I  iiov.  IS'iT. 
Amsterdain,  p.  8'1,  8". 


440  Va  I  oiilin  ul  li,    Delle  biblioteche 

ripi'odotte  posteriormente  al  priiicipio  del  secondo  i).  Peraltro  il 
regolamento  iion  fii  dato  che  il  decembre  1852  "},  colla  ripartizioiie 
in  55  articoli.  Posteriormente  al  1852,  il  consiglio  della  soeietä 
diede  un  regohiineuto  a  parte  per  T  uso  dei  libri,  in  43  articoli. 
L' ultimo  catalogo  3)  di  1795  opere ,  al  quäle  fu  dato  nel  1857  un 
primo  suppiemento  *),  olTre  una  piü  minuta  suddivisione  delle  mate- 
rie:  A.  Linguistica,  poesia  e  belle  lettere  in  generale  e  straniere; 
B.  Lingua,  poesia  e  belle  lettere  olaiidesi ;  C.  Storia  e  biograGa 
generale  e  straniera;  D.  Storia  e  biogrnlia  olandese;  E.  Geografia, 
viaggi  ,  atlanti  e  carte;  F.  Filosotia,  politica  ,  giurisprudenza ; 
G.  Scienze  politicbe,  statistica,  beneficenza;  //.  Commercio  e  Onanze, 
industria,  colonie;  /.  Scienze  naturali  e  medicina;  K.  Belle  arti, 
enciclopedia,  giornali. 

3 'S.  Bibl.  Micolaiaiia. 

Quanto  valga  Tenergia  del  volere,  accompagnata  dalla  lautezza 
de'  mezzi,  mostrollo  il  nobile  Cornelio  Nicolai,  che  rapito  alle  vcrdi 
speranze  della  famiglia  e  degli  amici  nella  giovane  etä  di  24  anni, 
avea  di  per  se  formata  una  biblioteca,  ricca  segnatamente  di  edi- 
zioni  accreditate  e  splendidi  csemplari.  Benche  vi  fosse  rappresen- 
tata  ogni  classe  del  sapere,  vi  sovrabbondavano  quelle  di  storia 
civile  e  naturale,  di  archeologia,  di  lettoratura.  Poelii  erano  i  codici 
manoscritti,  e  di  media  importanza,  aicuni  annotati  di  mano  di  Giano 
Parrasio,  Francesco  Giuniano  Voss,  Tcodoro  Byek,  Maurolyco,  Da- 
niele Einsio,  Giuseppe  Scaligero,  Isacco  Casaubono,  Gaspare  ßurleo. 
Ne  mancavano  di  postille  aicuno  opere  a  stampa  inscritte  ai  margini 
da  Desiderio  Erasmo,  Fulvio  Orsini,  Guglieimo  Cantero,  Giano  Rut- 
gerio,  Nicolö  Einsio. 


1)  Catalofjus  der  verzameling    vaii  ixfckwerken  ,    uitinakeiide  de  bibliotlieek    van    liet 

lees-niuseum    le  Amsterdam,   1   novemlier  1837.    Ti-r  Ürukkerij   van  .1.  (!.  üeutini-k, 

p.  76,  8». 
-)  Reglement   voor  het  Ices-muscuni   tc  Amslcrdnm      S.  d.  p.  15,   in  IC*. 
3)  Calalof^us  der  boekwerken  ,    uilniakende    de   bibiiolheek    van    het  lees  -  iniiseiim   te 

Amsterdam.    1  »ovember   1854.  Ainstenlain,  g-odnikt  bij  C.  A.  Spin  et  zoon  ,   1854, 

|..  VI,  88,  8". 
■*)   l'ataloji^iis  lier    boekwerken  ,    nilinakende    ib'   bililiollieek    van    liet   lees-ninseum    te 

Amsterdam.  Eerste   Supplement,  august   1857.     Amsterdam,  gedrukt  bij  C.   A.  Spin 

et  ^oiMi,   1854.   '..  VI,  88,  8». 


e  delle  80ciel:i   seieiitificu  IcKerarie  delln  .\eerlni)dia.  441 

Cülla  passione  pei  libri  aiuhiva  di  pari  passo  nel  Nicolai  quella 
per  le  belle  arti,  per  le  anticaglie,  per  la  numismatica.  Ornavaiio  la 
sala  maggiore  pareeehi  ritratti  d'  uomini  iJIustri  di  distinti  pennelli : 
conteneano  alcuni  seaffali  bronzi  ,  terrecolte ,  iscrizioni ,  anelli, 
gemme,  utensili  d' ogni  forma,  aniesi  della  persona,  di  origiiie  ro- 
mana,  tutti  dissotterati  presso  Katvie  in  Gianda.  Custodivansi  in  uno 
scrignetto  tre  serie  di  antiche  monete  in  differenti  metalli,  löü  gre- 
che,  240  consolari  distribuite  in  113  fainiglie,  410  imperiali,  Di 
questa  patrizia  biblioteca,  di  cui  pubblicossi  il  catalogo  <)  dagli 
eredi  Tanno  di  morte  del  possessore,  con  proemio  laudatorio  -).  per 
inchieste  cli'io  ne  abbia  fatte,  nessuno  seppe  darmi  conto. 

!38.  Bibl.  Iflaarseveeniana. 

AI  principio  del  secolo  decimottavo  corse  la  sorte  di  altre  con- 
sorelle  la  biblioteca  dello  scabino  d' Amsterdam,  Giovanni  Huid- 
cooper  van  Maarseveen.  Provveduta  recentemente  di  libri  d'  ogni 
scienza,  che  il  possessore  avea  fatto  legare  spleiididamente,  riparti- 
vasi  in  dieci  classi,  denominate  latinamente:  1.  Theoloffi;  2.  Juri- 
dici  et  poUtici ;  3.  Medici ,  chimici ,  botmäci ;  4.  PliUosopJii, 
mathemalici  et  rei  militaris  scriptores;  5.  Cosniographi,  grof/ra- 
phi  et  topographici ;  6.  Genealoglci  et  herahlici ;  7.  Hktorici ; 
8.  Literntores,  critici  et  miscellanei ;  9.  Poctw;  10.  Antiquarii  et 
spectaculoriim  scriptores.  Ne  conservo  memoria  il  catalogo  a  stampa 
per  la  vendita  sy 


^)  f>il>liotht'<'a  Nicolai.inn ,  in  diias  pnrtes  divisn,  qiiariiin  prima  lihrcis  oontiiu'f.  altera 
iiuMiisinalitiii  ac  opi-ris  prisci  thesaiiriim :  omiiia  iiiullo  iiidiciu  ft  assidiio  laliure 
coiU'git  iKiliiiissiiiius  jtivenis  Cornelius  Nicolai.  Aiiistelivdanii ,  suiiiptiLiis  luiTuduin, 
1698,  pars  I,  p    318,  pars  II.   p.  123,  8". 

'')  „Nondmn  viriloiii  ing'ressiis  a-talein  ,  vi.m'siino  (niarto  siia'  vilsv  anno  vix  cxactu 
ille  quideni  extinctns  iacet ,  sed  a  posteris  i),'-ni)rari  CMini  non  paticlur  lilii'ornin 
isthsec  exquisilissiinornrji  (juvo^coyt)  jjra'clara  mag;is ,  qnam  copiosa  niniis.  Neipie 
enim  tarn  dolcotahatur  ancto  numero  ,  quam  eornicndis  lihris  commendaliililius  ah 
editionum   pra^stantia,  raritate   et  nitoris  i'l(>i,'-antissima   coneinnitate." 

^)  ISihliollieca  Maar.seveeniaiia,  sivc  catalogiis  nitidissimornni  et  t>xi|ui!>itiüsinioruni  in 
omni  ^;i'ii('re . ,  lin-^uis  et  t'aciillatibns  liliroriim  .  ipios  collegit  et  nitidissime  eoin- 
pin^i  iMiiavil  vir  ainpli.ssimus  Joannes  lluidkooper  a  Maarseveen,  niliis  am.steloda- 
inensis,  dnni  viveret,  seuliinns.  Amstelodaini,  ex  o*''ic'ina  Henriei  et  Tlieoduri  Uoutn, 
1704,  p.  342,  8". 


442  Valeii  tiiie  I  li,    Delle  biblioteche 

29.  Bibl.  Krysiana. 

Jacopo  Krys,  pastore  e  predicatore  della  chiesa  giansenistica 
d' Amsterdam,  s' avea  creata  una  biblioteca  di  oltie  a  10000  volumi, 
la  quäle,  benche  si  estendesse  a  ogni  genere  di  studj,  nullostante 
era  ricca  a  preferenza  di  opere  sacre,  fra  le  quaii  riscontravansi  le 
piü  prestanti  edizioiii  de'  ss.  padri  e  una  copiosa  serie  di  scritti  po- 
lemico-religiosi.  Fra  i  molti  cüdici  maiioscritti,  specialn)ente  spa- 
gniioli,  erano  segnalati  alcuni  membranacei  ad  uso  di  chiesa  con 
isplendide  miiiiature,  ed  un  aiiticliissimo  Fuero  juzgo  in  meinbrana, 
parimenti  miiiialo.  Ne  vi  maneavano  alcuiie  singolarita  bibliografiche, 
cioe  alcuni  buoni  iricuiiabuli  '),  la  prima  edizione  deW  Antolugia 
greca  stampata  in  peigamena,  e  venti  grossi  volumi  in  foglio,  eon- 
tenenti  erbarj  a  seceo  di  pareccbie  migliaja  di  piante,  precipuamente 
delle  Indie  orientali  ed  occideiitali;  non  che  animali,  conchiglie,  co- 
ralli  ec.  miniati.  L'intera  raccolta  fu  esposta  all' ineanto  all'  Aja,  nel 
marzo  1727,  sendosene  pereio  allora  esteso  il  catalogo  2). 

30.  Bibl.  Crevenna. 

Pietro  Antonio  Bolongaro-Crevenna  nacqiie  in  Milano  sul  prin- 
cipiü  dello  scorso  secolo.  Ricco  per  domestico  patrimonio  ed  erede 
della  pingiie  sostanza  delPavo  materno  Giacopo  Filippo  Bolongaros), 
poJe  impreiidere  lunghi  e  dispendiosi  viaggi,  compiuti  i  quali  si  sta- 
Lili  in  Amsterdam,  attendendo  onoratamente  al  iiegoziato  di  tabacco. 
Istrutti»,  com'  era,  occupavasi  egli  nel  raccogliere  i  maleriali  della 
storia  dei  progressi  della  stampa ,  e  quindi  per  tempissimo  acquisto 
libii  al  suo  proposito.  Ma,  come  spesso  accade,  cosi  innanzi  si 
spinse,  che  a  tiitte  le  regioni  del  sapere  estese  le  sue  ricerche.  Le 
occasioni  presentate  in  Amsterdam  dalle  frequeiiti  aste  di  libri,  lo 
determinarono  prima  ad   impinguare  le  classi  delle  belle  leltere   e 


»)  Svetonius.  Roma;,  1470.  —  Bibiia  nioguiitiiia.  1472.  —  Liber  qui  dicitur  supple- 
meriluiii.  Veneliis,  1476.  —  Paulus  Venetue.  In  secunduni  Aristolelis.  Venetiis,  1477. 
—  Lactantius.    Venetiis,   1478.   —   Tilu«  Livius.    Venetiis,    1481. 

2j  ßibiiothecn  Krysiana,  sive  catalogus  libroruni,  qiiibns,  dum  viveret,  usus  est  vir 
plurimum  reverendus  Jacobus  Krys,  i.  u.  d.  et  ecciesiae  romano-catholicie,  quae  Am- 
slelijil;inii  i-olligilur,  pastor  (idelis  ,  diierlus.  Haga- -  Coiiiitum ,  apud  retniin  de 
Hoiidl,    1727,   p.  207,   199,   8". 

3)  Kia  proprielä  del  Crevenna  il  palaizo  Bolon-riiru  di  .Stresa  sul  Lago  niaggiore> 
acquistato  poi   dal  p.  Rusiiiiiii,   ori\  po»sediilo  (I»IIh  duehcssa  di  Uenova. 


e  delle  societJ  scientifioo-letterarie  della  Neerlandia.  4-43 

della  storia  naturale,  poi  quelle  dei  elassici  greci  e  latini,  iridi  le 
altre,  mantenendo  perö  in  lui  sempre  viva  la  predilezione  agii  studj 
tipografici,  onde  raccolse  mille  Cinquecento  scelte  e  rare  edizioni 
del  secu^o  XV.  La  copia  delle  primitive  edizioni  della  hibbia,  le  po- 
liglotte  piü  famigerate ,  le  edizioni  migliori  de  ss.  padri,  rappresen- 
tavano  degnamente  la  parte  teologica.  Le  classi  piü  coniplete  e  piii 
rieche  erano  quelle  della  storia  naturale  e  delle  belle  lettere.  Cre- 
seeano  pregio  alla  biblioteca  trecento  codici  manoscritti,  la  piü  parte 
membranacei,  niolti  adorni  di  vaglie  miiiiature;  le  collezioni  degli 
editori  Aldi,  Giunta,  Stefaiii.  Grifi,  Plantini,  Elzevirj,  Comini,  Bas- 
kerville;  quelle  degli  autori  elassici  greci  e  latini  cum  notis  vario- 
rum  e  ad  nsum  Delphini;  le  cosi  dette  collane  d' autori;  i  testi  di 
lingua  italiani;  le  edizioni  splendide,  accompagnate  da  incisioni;  le 
inagnifiche  legature.  Tale  biblioteca  fu  riputata  meritamente  al  suo 
teinpo  come  utio  dei  primi  ornamenti  d'  Amsterdam.  Era  quindi 
ragione  che  il  raccoglitore  di  tanti  tesori  della  scienza  e  di  taute 
lautezze  bibliografiche  volesse  farne  conoscere  il  merito,  e  ne  piib- 
blicasse  percio  un  catalogo  i)  con  interessanti  note  bibliograiiche,  e 
colla  pubblicazione  di  lettere  di  parecchi  uomini  illnstri.  tratte  da 
codici  manoscritti.  La  vignetta  del  titolo  del  piimo  volume  rappre- 
senta  il  prospetto  della  biblioteca,  col  motto:  fJinc  placidus  nobis 
per  tempora  vertitur  annus .  e  col  nome  Petrus  Ant.  i'revenna 
Mediolancnsis  Amstelodami  degens.  Questo  catalogo  che  egii  lece 
stampare  a  300  esemplari  per  dispensarlo  agli  amici  e  agIi  estimatori 
del  sapere,  fu  da  lui  redatto  cou  molta  coscienza,  dacche  inilica  i 
titoli  di  miglioria  e  i  dil'etti  de'  libri ,  corresse  con  opportune  anno- 
tazioni  gli  altrui  errori ,  nulla  asseri  che  non  avesse  veduto  cogli 
occhi  proprj. 

Pubblicato  il  catalogo,  non  desisteva  il  Crevenna  da  nuovi  ac- 
quisti,  onde  tanto  gli  si  accrebbe  per  le  incessanti  giurite  successive, 
la  massa  de"  libri,  che  avviso  di  ritenere  i  miyliori,  spogliandosi  della 
piü  parte.   Percio  pubblico  un  secondo  catalogo  -)  che  tanto  dilVerisce 


1)  Catalogiie  raisoiiiip  de  la  enllecfioii  ile  llvres  ilc  .M.  Pifne-Amoiiii'  l!oloii{jaro-Cre* 
venna,  negociant  ä  AnislPitiaiii.    S.d.  1T7(!,   »ol.  VI,  4. 

2)  Catalogue  de  livres  de  la  hihliotlieque  de  .M.  Pierre-Aiiti'iin'  l>iilciiif;aro-l  re\«'iiiia. 
Aiiisterdaiii .  jchez  I).  ,1.  Cliaiigtiier  et  P.  den  Hengst ,  libraiies,  1789.  vol.  V,  8". 
—  L"  eseniplare  deiraeeademia  delle  scieii/.e  di  Amsterdam  contiene  in  fugli  inserili 
molte  os>erva7,ioni  liililiogialiohe  scritte  di  inano  del  |>rüf.  Üiov.  ^^  illmet,  lui  Mp(iai- 
teneva  l'opei'a. 


444  Valentinelli.     Delle  bililioteche 

dal  priino  quanto  lo  scopo  per  cui  fu  redatto.  II  primo  volume  com- 
prende  le  collezioni  e  la  teologia ;  il  secondo  la  giurisprudenza,  le 
scienze  esatte,  la  storia  naiiirale,  la  medicina;  il  terzo  le  belle  let- 
tere;  il  quarlo  la  storia  e  gli  stiidj  afOni;  eon  un  siipplemento  siille 
opere  polemiclie  della  compagiiia  di  Gesii;  il  qiiinto  gli  indici,  i 
prezzi,  e  i  libri  riteniiti.  Tale  calalogo,  spoglio  delle  importanti 
osservazioni  del  primo,  da  pero  un  niimero  maggiore  d' opere  che 
montano  ad  8000.  L'opiilento  proprietario  poco  sopravviveva  a  qiiella 
dopuraziono,  che  impreso  im  viaggio  in  Italia  nel  1792,  mor"i  in 
Roma  rS  ottobre  di  quelP  anno.  I  suoi  libri,  de' quali  non  avea 
disposto,  furono  messi  in  vendita,  e  se  ne  eresse  perciö  un  indice 
anziehe  catalogo  >),  raro  assai  in  commercio,  di  3226  opere,  eon 
aggiuiito  iin  siipplemento  delP  edizione  anteriore  di  libri  ehe  si  rap- 
portano  alla  compagnia  di  Gesii,  raccoltina  di  piü  che  400  articoli, 
rimasta  allora  invenduta.  Una  nota  di  mano  di  C.  van  Hultem  di  Gand, 
apposta  alP  esemplare  della  reale  di  Brnxelles,  arcenna  all' impor- 
tanza  di  qiiesto  indice:  „ce  volume  est  necessaire  a  ceux  qui  veulent 
„connoitre  cn  entier  la  magnifiqiie  bibliotlieque  de  m.  Bolongaro- 
„Crevenna.  Le  possesseiir  en  vendant  en  1790  la  plus  grande  partie 
„de  ses  livres  ....  s'  en  etoit  rescrve  une  portion  considerable, 
„consistant  surtout  en  ouvrages  sur  l'histoire  litteraire,  la  bildiogra- 
„phie,  et  autres  bons  et  rares  ouvrages,  contenus  dans  le  present 
„catalogue,  que  Ton  ne  trouve  que  difficilement''. 

3t.  Bibl.  Honing^. 

Giacomo  Koning,  consigliere  del  tribiinale  d' Amsterdam,  a  man- 
tenere  onoratamente  la  numerosa  famiglia,  cui  venia  meno  Tannuo 
assegno ,  vantaggiandosi  delle  estese  conoscenze  bibliografiche, 
esercitava  riservatamente  la  mercatiira  libraria.  Perciö  di  tempo  in 
tempo,  a  talc  scopo,  distribiiiva  egli  agii  amici  aicuni  elenchi  anonimi 
di  libri  a  stampa  e  manoscritti  ~)  che  al  numero  di  nove,  eon  nume- 
razione  ricorrente  di  p,  214,  j)iibblico  dal  1796  al  1819.  Benche 


')  Catalogiie  de  l;i  Iiililicillii'M|iie  de  l'cii  M.  Pierce  Aiilniiie  Boloiif^aro-Crevenna ,  (|iii 
sejii  veiidue  |)nlili(|ueiiieiil  siii  plus  olliMiil  :i  Ainsferiliiin ,  iliiii.s  1.1  inni.soii  du  delunt,  le 
liiiidi  II  um.  lT!i;!,  et  j'uurs  suiviints.  Aiiislcrdaui ,  ilie«  \).  .1.  Cliang'iiier,  L.  v. 
HiilslctP.  d.  Ileiig-sl,  p.  XII.    148.  8« 

2)  Niiiiin-Iijst  vaii  eeiiig-c  /.eldzniinie  lioekeu  eu  uiauu.seiipteii      S.  d.  S«. 


e  delle  societÄ  scientifieo-letterarie  della  Neerlandia.  445 

nel  seguito  la  cessazioiie  delle  famigliari  strettezze  piü  non  lo  invi- 
tasse  a  mantonere  quci  miriuto  comiriercio,  nullostante  com  fu  preso 
dalla  passione  pei  libri,  che  ne  fece  straordiiiarj  acqiiisti,  determi- 
iiandosi  ad  aicune  special!  collezioni.  Fra  queste  eraiio  capitali  quella 
degli  anticlii  poeti  neerlandesi,  ricca  di  molte  versiorii  di  saltni;  una 
seconda  di  commedie  o  tragedie  antiche ;  una  di  poesie  di  circo- 
stanza.  Ricca  era  la  partita  della  storia  della  Neerlaridia,  ma  special- 
mente  di  Amsterdam;  rara  quella  dei  viaggi,  comprendeiidovisi 
antiche  relazioni  di  navigatori,  descrizioni  e  piante  di  citta.  Preziosa 
dee  dirsi  la  raccolta  di  antiche  stanipe  per  la  storia  della  tipografia, 
acquistala  dopo  la  sua  morte  dal  municipio  e  dalla  pubhiica  Liblioteea 
di  Harlem.  A  monumenti  precipui  di  quella  laccolta  possono  segna- 
larsi:  1.  Una  tavola  silografica  di  Lorenzo  Coster,  sulla  quäle  i  ca- 
ratteri  d'una  parte  dell"  Oriirio  sono  intagliati  a  rovescio;  2.  Una 
tavola  genealogica  di  L.  Coster,  scritta  ed  ornata  delle  armi  della 
famiglia,  nel  1550,  su  membrana;  3.  Lo  Spiegel  oitzer  behonde- 
nis,  scritto  su  pergamena  in  8<>.  l'anno  1464.  L'instancabile  biblio- 
grafo  non  solo  raccoglieva  ciö  che  si  riferisce  alle  stampe  antiche, 
ma  riproduceva  con  fedeltä  ed  esattezza  molti  fac-siniile,  le  forme 
delle  lettere,  le  figure  e  gli  ornati  in  intaglio.  Ai  libri  a  stampa 
s'  aggiungeva  una  apprezzabilissima  scorta  di  oltre  duemila  codici 
manoscritti,  la  piü  parte  autografi,  molti  di  proprj,  quelli  degli  altri 
accompagnati  da  sue  postille.  Questi  codici  manoscritti ,  divisi  in 
<i)  Storia:  b)  Scienze  religiöse;  c)  Poesia  e  miscellanee;  d)  Storia 
patria;  ej  Lettere  di  principi  ed  uomini  illustri,  ritraggono  altro 
titolo  singolare  di  merito  dalT  unicita  della  lingua,  perche  stesi  tutti 
in  ülandese.  Porzione  inestimabile  di  questa  bibliotcca  fu  dal  Koning 
posta  in  vendita  nel  1828,  fattone  conoscere  il  contenuto  nol  titolo 
del  catalogo  i)-  Morto  egli  nel  1832,  i  suoi  figli  G.  ed  J.  ,1.  posero 
all' incanto  l'intera  biblioteca,  redigendo  essi  stessi  il  catalogo  '), 


*)  C;itiilog;ue  il"  iiiii>  collcction  (listiiif;iu'c  ili'  livri's  latiiis.  lMlhiii(hiis  rl  lVniii;als.  |>rii- 
prement  cuiKliliDiiiii-s  ,  ayiint  poiir  la  plus  jj-i-aii(k>  partie  rappoi-|  mix  sciciu-es  tlieolo- 
giques  et  ii  I'  liistoiri' .  parmi  losipii'Hes  sc  Irouve  uiif  i'arc  i-oUi'ctioii  lU-  l>il>Ios. 
iiouveaux  tcstaineiils  ,  psaiilicis ,  i'(  livrfs  liliii  f;i(|iu>s  iiiipriiiit's  an  \'V,  et  ilniis  le 
coniiiieiiceineiit  ilii  XVI  siöclc,  plus  (|ui-l(|U(>s  iiiaiiuscrits  oc,  le  Imif  rassiMiilile  <lt'- 
puis  iiotiilirc  il"  amitH'S ,  par  uii  aiiiaicui' ilisIlii^iK*  il' liitlnii'i'  cl  il' aiillipiile.  \iuster- 
daui,   cliez  V.  tleii  llnigsl  vi  lils.    1S2.S.   «". 

')  Cataliiguc  dl'  la  colli-cllon  liltt'iain-.  laissec  par  fpii  Mi.  .laoi|ui>s  KoiiiiiS'  .  Mtinbre 
i\f.    riiisliliit    roval   ili-  I'ays-Ras.    i»t    «lo   pliisiciirs  Socicies  de  Scienofi.    Aiiistordum. 


446  Valentinolli.   Delle  hiblioterhe 

oui  prelusero  con  una  prefaziono  onorevole  alla  memoria  del  padre 
loro:  la  prima  parte  pubhiicata  in  aprile  1833,  comprende  i  mano- 
scritti  e  gl!  autografi;  la  secoiuia  pubblieata  nelT  ottobre  dello  stesso 
anno,  i  libri  a  stampa. 

3*^.  Itibl.  di  Cornelio  Enrico  a  Roy. 

Questo  distinto  bihliografo,  iiiiziato  appena  negli  studj  della 
mediciiia  ').  diede  principio  ad  una  raccolta  di  libri,  che  nello  spa- 
zio  di  sessanta  anni  egli  portö  al  numero  rilevante  di  piü  che 
18000  artieoli.  Limitatosi  negli  acquisti  alla  sola  medicina  da  lui 
professata  s),  non  e  a  dire  di  qiiante  preziositä  egli  arricchisse  la  sua 
biblioteca,  raccogliendo  a  gran  prezzo  le  migliori  edizioni  de'  medici 
antichi  greci  e  latini;  gli  scrittori  del  medio  evo,  specialmente  gli 
arabi  e  i  loro  commentatori;  le  piü  acclamate  opere  moderne  in  ogni 
lingua;  quantila  di  monografie  e  scritti  polemici;  dissertazioni  medi- 
ehe  in  gran  copia;  una  serie  di  tremila  ritratti  di  medici  e  filosofi 
illustri.  E  amante  com'  era  delP  ordine  e  della  politezza,  fece  le- 
gare  in  pelli  a  varie  forme  e  colori  i  volumi,  improntandovi  il  proprio 
scudo  (cavallo  d'  argento  in  campo  azzurro)  colla  legenda  Com. 
Ilenr.  a  Boy.  mcdicinae  doctor.  Poco  prima  della  sua  morte,  quasi 
presago  della  sorte  che  avrebbe  incolto  la  sua  biblioteca,  ne  pubblicö 
il  catalogo  s)  cb'  egli  nel  lurigo  corso  della  formazione  di  essa  ne 
avea  composto,  dietro  l'ordiiiazione  sistematica  che  v'ayea  dato.  II 
metodo  da  lui  seguito  fu  l'adottato  da  un  medico  tedesco  di  gran 
fama,  come  attesta  egli  stesso  nel  proemio  del  suo  catalogo  *),  divi- 
dendo  Tintera  materia  in  due  graiidi  classi :  in  prima  ficriptores 
yenerules  qui  de  arte  medica,  in  secunda  qui  specialiter  medicinam 


chez  L.  van  der  Viiinc  .4  d.  Lamlieits  (1833).   vol.  II,    8".,  e  con  inlitolazione  olan- 

ilese  :   Calalof^iis   der    lettei  kinidig-p  nal:ilfnselia|)  v.-in  ,lar.  Kuniii^.  1.  deel.  Ilandscrif- 

Icii.  2.  drei    Boekwerken  ec.    Amsterdam,    1833,   vol.  II.  8". 
')   ^Aiiiio  1770  sniicrioris  sieciili  Leidaiii  profectus  suin  ut  albo  civium  academ.   Lugdu- 

neiisis  insiTÜiiTur."    I'rocinicj  ul  siiu  catalogo. 
^)  ACatahigiis  iiihliotheccc  rneee  iinice  eonstal  libris  ad  uniiiem  ambiliim  scientiae  medicae 

perlinentibiis."   Ivi. 
•')    l'alalogiis  liibliuthe('H>   iiiedip^f  Ciirnelii    llonriei  a   Roy.   inedicina>   docioris.    Ainste- 

lodaiiii,  a()ud  Liidovicuiii  van  Ks.    1830,    vi.l.  V,   8".,   con  una  sola  paginatura  di  2.">44 

piigine. 
■♦)   .Orilo   qneni    in   oonstrueiida    liibliotheoa   sei-uti  siimus .     est  ille    quem    Chr.    fiuil. 

Ki-stiM'i-  in  eonsi-ribenda  sua  liibliotbeca  niedii'a  Jena;  1746  iiiipressa,  sibi  propoHiiit." 


e  delle  societi  scientifico-lelterarie  della  Neerlandia.  447 

tractariint.  La  prim:i  qiiindi  dovea  comprendere  tutti  gli  autori  che 
in  qualche  maniera  hariiio  rapporti  colla  medicina,  storici,  biografi, 
bibliografi,  letteiati ,  teologi,  lessicografi  ,  ed  altri  aticora.  Ter- 
minata  questa  pubblicazione,  il  possessore  non  cesso  dalT  incremen- 
tare  quel  suo  vasto  deposlto  di  medico  sapere,  fino  alla  morte  ehe  lo 
colse  vecchissirno  al  principio  del  1834.  Noii  avendone  egli  disposto 
con  atto  d'estrema  volonta,  quel  prodotto  di  tante  eure  amorose  ed 
intelligenti  fu  esposto  in  vendita  all' asta  pubhlica,  e  fu  allora  che 
si  aggiunse  al  catalogo  un  qiiinto  volume  per  far  eonnseere  i  libri 
non  compresi  nei  quattro  primi.  Pero  quella  bihlioteca,  frutto  di 
eure  infinite  e  d'ingenti  dispendj,  avendovi  il  possessore  profuso  da 
200000  fiorini,  affidata  a  mano  di  sensali,  diede  il  misero  prodotto 
di  20000,  locche  e  da  attribuirsi  non  tanto  all*  ignoranza  de'  ven- 
ditori,  quanto  alla  mancanza  d'un  indice  eonipendioso  che  a  centinaja 
d'esemplari,  fosse  distribuito  nel  mondo  colto.  La  splendida  eol- 
lezione  di  ritratti  ,  acquistata  dal  sig.  A.  van  Rossum ,  passo  in 
Inghilterra. 

33.  Bibl.  ^Villmefiana. 

Professö  con  onore  teologia  e  lingue  orientali  nell'  ateneo  d' Am- 
sterdam Giovanni  Willmet ,  il  quäle  nel  lungo  periodo  del  suo 
magistero,  a  maggiormente  addestrarvisi,  aveasi  formata  una  bihlio- 
teca di  quasi  quattromila  opere,  di  soggetti  diversi,  ricca  peraltro  a 
preferenza  di  libri  di  teologia  e  di  lingue  orientüli.  L'eletta  parte  di 
questa  costituivano  i  codici  manoscritti  al  numero  di  257:  delle 
venti  classi  in  cui  aveali  divisi,  le  12'' — 18*  comprendeano  gli  orien- 
tali, de' quali  32  lego,  morendo  nel  1837,  alla  hiblioteca  delP  acca- 
demia  delle  scienze  d' Amsterdam.  E  increscevole  il  riferir  che  tanto 
tesoro  di  sapere,  fu  subito  dopo  la  sna  mancanza  esposto  in  vendita, 
erettone  a  cio  l'opportuno  catalogo  i).  Perö  molte  opere  non  fiirom» 
perdute  per  Amsterdam,  dacche  furono  acqiiistate  per  la  civiea,  col 
legato  di  600  fiorini ,  ch'  egli  stesso  lasciolle. 


1)    r>il)liottieca  Williiietiiiiia.   Caliilo^iis  hil>liotlii'r:i>   iii.sli'iirlissiiiiir ,  qiiniii    in    siios   iisui 
coiiiii:irnvit    \\v   rl:irissimi:s   .loaiiiu-s  \>'illiiu't.  ss.    theol.   ilurl.,   liii^iiar     orjental.   in 
Htiiena!«  Amsteloduiiiensi   professor    i'c.    Ainsleludaiiii ,    1837,  J.    Müller,  J.    Kudiak 
et  D.  Üioebe,  p    247,  39,  8». 
Sitzl).  d.  pliil.-liist.  Cl.  XXXVIII.  Bd.  III.  Hft.  31» 


448 


\'  ;i  I  e  n  t  i  II  e  1 1  i 


nplle  bihlioteche 


3^.  Bibl.  Sfceiiwijk. 

Di  quali  elementi  fosse  composta  la  biblioteca  del  dotfo  panoco 
cattolico  M.  A  vaii  Steeiiwijk,  e  quaiilo  fusse  apprezzabile,  lo  ap- 
palesaiio  a  sul'Gcienza  i  (lue  eataloghi  che  dopo  la  di  lui  niorte  se 
ne  piibblicarono  per  la  vendita  »).  I  titoli,  senza  inforniazioiii  ulte- 
riori,  ofTi-diio  saggio  dell*  iniportanza  di  questa  raccolta.  Fra' libri 
rituali,  la  cui  parte  piü  ricca  eia  qiiella  della  chiesa  greca,  riscoii- 
ravasi  im  niessale,  com  itnportanli  aniiotazioni,  usato  nel  1574  ad 
Harlem. 


35.  Bilil.  Voorsf. 

Morto  fin  da  oltre  25  anni  lo  spettabile  M.  D.  C.  van  Voorst 
pastore  evangelico  ad  Amsterdam,  lasciava  al  figlio  Mr.  J.  J.  che  gli 
luccedeva  nel  carico,  iina  biblioteca  distirita,  cui  questi  curavas 
d'incremenlare.  Le  graiidi  parti  costituenti  erano  la  teologia,  la  let- 
teratiira,  la  storia  neerlandese,  i  maiioscritti.  Or  mancato  a'  vivi  pur 
arico  il  Gglio,  fu  la  biblioteca,  coiiie  molte  altre,  sperperata  al  pub- 
sico  incanto.  II  librajo  Federico  Muller,  aulore  dei  quattro  cataloghi 
inipressi  per  la  vendita  seppe  beliarnente  rappresentare  nei  titoli 
l'importanza  della  speciale  raccolta.  II  primo  di  que"  cataloghi  edito 


>)  Catalogue  <l"  uiie  hibliolheque  superhe  de  theologie  eathnlique,  d' histoire,  de  litte- 
ralure  ,  et  d"  uue  colleetinn  precit-use  de  livies  d"  eslwnipes,  coinpienaiit  toutes  les 
editions  originales  beiiedictines  des  Saints-Peres,  les  grandes  collectioiis  des  Coiici- 
les,  iiombre  de  gtaiids  et  beaux  livies  de  tlieolou-ie ,  de  grands  ouvrages  archeolo- 
giques;  (|iiaiitite  devoyages,  editions  siiperbes  de  el><ssiques  grecs,  lalins  et  fran- 
fais.  Parini  les  livres  d"  estampes  ,  lous  les  «rrands  voyages  pittoresqnes,  etd'autres 
voyages,  livres  supi-rbes  areheologiqiies,  beaiix  livres  d' estampes  bihliqiies  et  ecele- 
siastiqiies,  et  quelques  beaiix  livres  d' histoire  naturelle;  delaisse  par  feu  le  tres-reve- 
reml  .M.  A.  van  Steeiiwijk,  eure  ä  Amsterdam  (mai,  1854).  Amsterdam,  chez  le« 
IVeies  Vau  Cleefet  Frederik  Muller,   p.  160,  8". 

Catalogue  d' une  collection  superhe  de  livres  d' estampes,   comprenant  de  beaux 
ouvrages  bibliques,  lels  que  Boisseree,  Roberts,  Picart,   Puginete.;  des  voyages  pit- 
toresque«!.   lels  que  lous  les  graiids  viiynges  pittoresqnes    aiieiens  et   modernes;   les 
Irois  ouvrages  de  Maximilien  de  .Neuwid  sur  T  Ainerique,   ceux  de  Ftuberts,   (irindley, 
Hutty,  Finder  etc.;  des  livres  d' antiqiiiles,  lels  quelagrande  descriplion  de  l'Egypte, 
eiifol.;   les  oeuvres  de  Seroux  d'Agineourf,  Langles ,  Laborde,  Zahn.   fiau.   Stiatt,J 
.Murpliy.   Starkelberg  etc.;   d"  histoire  naturelle,    les  ouvrages  d' Audebeit  et  Vicillel,! 
reiniiiiiKk.  Haiiiillon,  Merian.  Spix.  Crainer  et  Stell.  Cuvier  ete.  et  quelques  ouvrages! 
illustres;  delaissee  par  fi-u  le  Ires-reverend  M.  A.  vaii  Stetinwijk  ,   eure  ä  Amsterdanij 
(juin,    1854).    Ivi.    18.i4.   p.  r».   8«. 


e  delle  sociela  scientifico-letterai-ie  della  Neerlandia.  449 

nel  I808  in  olantlese  ')  e  francese  2)  ofTre  la  storia  figurata  della 
Neerlandia  in  una  serie  rilevante  di  1445  numeri,  taluno  de'  quali 
forma  iin  segiiito  di  piü  voliimi.  Neil'  anno  seguente  ebbe  liiogo  la 
pul)bIi(!azione  degli  altri  catalogbi.  La  parte  teologiea,  ricca  spe- 
cialmente  d'opere  dei  secoli  XV — XVIll  conta  piü  cbe  5000  opere: 
fii  questa  distribuita  in  I.  Infrudiizione;  II.  Scrittura  sacra;  ID.  Let- 
teratura  esegetica;  IV.  Opere  generali;  V.  Teologia  sistematica; 
VI.  Teologia  pratica;  VII.  Teologia  storica;  VIII.  Filosofia;  e  in  un 
supplemento  di  413  disserlazioni  teologiche  3),  A  quasi  settemila 
montava  il  numero  delle  opere  di  letteratura,  con  alcune  poche  di 
scienze  ed  arti,  ripartite  in  citique  classi:  I.  Opere  di  sociela,  gior- 
nali,  bibliografia;  II.  Letteratura  Orientale;  IIL  Letteratura  classica; 
IV.  Letteratura  inglese-francese-tedesca;  V.  Letteratura  neerlandese 
antica  e  moderiia;  VI.  Scienze  ed  arti.  E  da  indicarsi  a  parte  la  spe- 
ciale raccolta  di  loOO  voliimi  di  dissertazioni  *).  Perö  il  piu  prezioso 
ornamento  della  biblioteca  formavano  1952  codici  manoscrilti,  divisi 
in  tre  grandi  categorie :  A.  Manoscritti ;  B.  Lettere  autografe ; 
C.  Collezione  di  Album,  segnature,  fac-simili.  La  prima  categoria  e 
suddivisa  in  a)  Lingue  orientali;  f/)  Letteratura  antica;  c)  Teolo- 
gia; dj  Storia;  ej  Letteratura;  f^  Medicina,  astrologia,  alchimia. 
I  manoscritti  in  generale  non  erano  di  semplice  curiositä,  dacche  al 
loro  acquisto  presiedette  sempre  il  gnsto  della  scienza:  alcuni  ve  ne 
aveano  ornati  di  miniature.  I  manoscritti  arabi.  persiani,  turchi, 
copti ,  in  lingua  iiidiana  e  Chinese  furono  inscritti  in  catalogo,   con 


1)  Catalogus  van  eenen  Nederlandsch-historischen  atlas.  bestaande  in  18  portefeuilles 
met  phten  en  portretten,  uitniüoentende  dorn- zeldzaaniheid  en  fraaiheid  der  plateo, 
en  door  hei  anlaal  van  ziiine-  en  spotpreiilen.  —  Woorls  van  vele  platen  en  portret- 
ten, als  bijvoegsel  lot  den  voi'igeii  aUas;  coNection  plalen  en  kaarten  over  Neder- 
land^che  en  buitenlandsche  geschiedenis  en  lopographie.  Amsterdam.  Frid.  .Mfdier, 
1808,   p.  VIK,   72,  80. 

'■^)  Catalogue  abrege  <1'  n»  Miperbe  alias  hislorique  neei  landais,  compose  de  planehes  et 
portrails,  ensuile  de  plusieurs  planehes  et  pnrtraits  neerlaudais  et  etrangers,  parnii 
lesquels  de  porlraits  anglais,  de  catalügiies  de  ^entes  d'art:  le  tous  raseinble  par 
Mr.  J.  J.  van  Voorst.     Amsterdam.   Fred.  Muller,    1838,   p.  IX",   29,  8». 

3)  Catalogue  de  la  bibliolheqiie  de  tlieologie,  de  Mr.  I>.  C.  van  Voorsl .  et  .Mr.  J.  .1.  van 
Voorst,  pasteiir's  evangeliqiies  ä  Amsterdam.  Amsterdam.  Freden'k  .Muller.  18.S9. 
p.  314,  80. 

*)  Catalogue  de  la  bihliotlieqne  de  lilferalure,  de  .Mr.  D.  C.  van  Voorst,  pere  et  Mr.  J. 
.1.  van  Voorst,  lils,  paslenrs  evangeliqnes  ä  Amsterdam.  Amsterdam,  Frederik  Muller, 
18S9.   vol.  H.   80. 

30* 


450  Vnipn  ti  iml  li  .  Delle  hiblioteche 

buoni  dettagli  dal  prof.  P.  A.  Dozy  di  Leida,  come  la  descrizione 
dei  libri  di  Ore  (Ilorop  B.  M.  Virginis),  da  M.  Alberdyngk  Le  let- 
tere  autografe  o  sono  scritte  per  intero  o  sottosegnate  da  uomini 
celebri,  da  principi,  come  ve  ne  han  pareecbie  dei  principi  d'Orange 
e  Nassau.   II  catalogo  pubbiicatoiie  >)  fu  ridotto  in  compendio  2), 

36.  Bibl.  Van  licnnep. 

D.J.  V^an  Lennep,  professore  dell' ateneo  dAmsterdam,  e  diret- 
tore  di  quella  biblioteca  dall"  1820  all'  anno  di  sua  morte  (1853), 
possedea  una  ricca  e  scelta  raccolta  di  classici  greei  e  latini,  e  padii 
della  ebiesa.  Lo  stato  d'ottima  conservazione  e  le  splendide  legature 
contribiiirono  a  rilevarne  il  merito.  Qiiesta  biblioteca,  giä  lodata  nel 
1826  da  Hänel  3)  fu  nel  25  aprile  e  5  maggio  1835  esposta  al- 
Tincanto,  essendosene  ritratto  cumulativameiite  12800  fiorini.  A 
dare  un  saggio  delle  opere  capitali,  ne  accennerö  aicune  coi  loro 
prezzi.  Bibbia  diWaltoii,  fior.240.—  Bibbia  d'Aldo  (1504),  fior.33. 

—  Omero  delNerli  diFirenze,  fior.  300.  —  Demostene  d'Aldo  (1504), 
fior.  33.  —  R/ictores  grceci  d'  Aldo  (1508),  fior.  150.  —  Le  opere 
di  Filone,  di  Londra  (1742),  fior.  78.  —  Granimatici  latini  di  Putschio 
(1605),  fior.  44.  —  Thesaurus  antiqmfat.,  vol.  LXXXVI,  fior.  380. 

—  Patres  apnstoUci  (Amsterd.  1724),  fior.  60.  —  Opere  di  de- 
mente Alessandr.  (Oxford,  1715),  fior.  50.  —  Opere  d'Origene 
(Parigi,  1733—1759),  fior.  125.  —  Storia  eccies.  d'Eusebio  (Can- 
tabr.  1720),  fior.  133.  —  Opere  di  s.  Atanasio  (Par.  1698), 
fior.  114. 

37.  Bibl.  %  rolik. 

Era  lornita  di  buone  opere,  specialmente  di  storia  naturale  e 
di  medicina,  la  biblioteca  dei  consigliere  e  professore  all' ateneo 
illustre  d' Amsterdam,    G.  Vrolik,  tolto  di  recente  all' onore  della 


•)  Cat'.ilogue  raiüoniie  de  la  preoieuse  coMection  de  maiitiscrits  et  d' autographes  de  MM. 
I).  C.  van  Volirst.  pei-e,  et  .1.  J.  van  Voor.st,  fils,  pasteurs  evangeliqiies  ä  Amsterdam. 
Aiiislerdafn,   Fred.  MuUei,   18Ö9,  p.  VIII,  'i24,  8". 

■•')  Calnl.'g'ue  iibrege  de  la  precieiise  cullectidn  de  maniiscrils  et  d'autographes  de  Mr.  D. 
t".  van  Vooist,  pere ,  et  Mr.  J.  .1.  van  Vciorst ,  lils,  pasteurs  evangeliques  A  Amster- 
dam.   Amsterdam,  Fred.  Miiller,    18351,   p.  42,  8". 

')  „i|iii  (l.ennep)  liililiollieeam  oplimis  et  pervetnstis  lihris  impressis  et  eodicilms  luss. 
insiriiehiin  p^>^sillel.''    t'alahigi.   toi.   77:5. 


e  delle  sncietii  scientilicu-letterarie  della  Neerlaiidia.  45  I 

scieriza.  Dacche  nel  prossiino  decembre  saia  venduta  in  dettagli(», 
giovera  a  manteiierne  la  memoria  questo  cenuo  e  il  catalogo  pubbli- 
catoiic  i). 


Harlem,  Haarlem,  oland.  —  Harlemiim,  lat. 

1.  Bibl.  pubblica. 

In  un  vecchio  edifizio  detto  Priiizeiihof,  perche  costiutto  da  uno 

degli  antichi  conti  d" Gianda,  che  qiiivi  tenne  alcun  tempo  sua  resi- 

denza,  eonservasi  ora  la  pubblica  biblioteca,  sulla  cui  porta  leggesi: 

Hie  locus  invitat,  prohibet,  desiderat,  arcet 
Musarum  socios,  turbas,  plapectora,  vulgus. 

L'origine  di  essa  rimonta  alla  seconda  metä  del  secolo  decimo- 
sesto,  quando.  scacciati  gli  Spagnuoii,  '\\  Senatiis  populusque  H(it- 
lemcnsis,  decretata  la  soppressione  di  parecchi  ordini  religiosi  e 
cavallereschi,  volle  che  i  libri  della  commeoda  gerosolimitana  di  s. 
Giovanni  di  Hadern  fnrmasse  11  nucleo  della  civica  biblioteca.  L'  in- 
dicazione  della  procedenza  leggesi  ancora  su'  risgnardi  di  molti  libri 
a  penna  ed  a  stampa.  Pare  perö  che  questo  istituto  fosse  per  lungo 
tempo  artatto  dimenticati',  dacche  soltanto  qualche  opera  fu  donata 
dalla  procura  della  chiesa  di  s.  Bavone  d'Harlem,  da  Carlo  Clusio, 
Isemboudio  Voenio,  Samuele  Ampzing,  Gielles  van  ßreen,  Jacopo 
VorStraten;  ed  alcuna  altra  provenne  dal  monastero  di  Hacnuinda, 
dalla  casa  dei  canonici  regolari  della  B.  V.  in  Sion,  presso  Bever- 
wyk.  Infatti  nel  primo  rarissinio  catalogo  a  stampa  2)  non  si  anno- 
verano  che  circa  duecento  opere ,  suddivise  in  libri  theuloyici, 
p.  1 — 24,  medici,  p.  1  —  3,  iuriäici,  p.  1 — 4,  nmctUanei,  p.  1 — 9. 
Della  quäle  poverta  arrossendo  forse  ii  redattore  di  quell'  indice, 
diede  l'elenco  degli  autori  ed  i  soggetti  trattati  in  ciascun  volunie 
delle  poche  collezioni.   Ne  la  prima  metä  del  secolo  deciinottavo  fu 


1)  Catalogiie  ile  la  liibliotheque  dliistoiri*  iinliinlli-.  dt'  iiit-dioiiie  i't  d  aulifs  scieilivs  de 
feil  Mr.  (i.  Violik  .  foiiseiller ,  inol'e.ssfur  i"i  1"  Atlioiu'i-  d' AiiKsU-rdiiiii.  Aiu>toidiiiii, 
Fredeiik  Muller,    18Ö0,   8«'. 

-)  Catalojjjiis  lihrorum  biltliotheca' ilarleiiieiisis.    Lu{;iliiiii    biita\..    .x    tyiioffr.  Uaokiaii:i, 

1672,  4". 


432  Villen  t  ine  lli  .     Delle  hihlioteche 

piü  propizia  wW  incremeiito  della  hiblioteca,  benclie  maggior  iiumero 
d'  opere  si  riscontri  tiel  secondo  catalogo  a  stampa  i).  E  questo 
preceduto  da  iina  preAtzione  di  poco  conto,  e  da  un  compendio  degli 
artieoli  del  regolamento,  in  cui  fra  le  ordinanze  della  camera  di  let- 
tura  e  questa  :  Discipidi  (ij/nittasii  in  perpetnum  nrceiitur. 

Verso  questo  tenipo  la  biblioteea  fu  trasferita,  forse  per  la  an- 
gustia  del  sito,  neila  sala  odierna.  Qual  fosse  il  motivo  per  cui  nel 
1743  si  arricchi  d'assai  opere  Offerte  in  dono  dai  professori  e  dagli 
Scolari  del  ginnasio,  nol  saprei  dire:  ben  posso  afferinare  che  l'im- 
portanza  di  quella  giuiita  fu  rilevata  dal  catalogo  s)  redatto  a  cura 
del  diligente  H.  J.  Eyberts,  il  quäle  non  solo  corredollo  d'una  pre- 
fazione,  ripubblico  quella  dell' antecedente,  e  v'inseri  alcuni  giambi 
intitolati  :  Bibliutlicca  Harlemensis  ad  lectorwn ;  ma  v' aggiunse 
eziandio  un  indice  fatto  da  Giovanni  Enschede  optima  spei  juvene. 
Nel  menzionato  catalogo  figurano  i  doni  dei  borgoniastri  di  Harlem, 
del  dott.  in  leggi  Cornelio  Hoffmann,  di  Cornelio  Ascanio  van  Sype- 
stein,  senatore  di  Harlem,  del  professore  H.  H.  Tiedemann,  di  Pietro 
Langendyk  van  Graaven,  di  Gerardo  Giovanni  Lette,  di  Gerardo 
Guglieimo  da  Oosten  de  Bruyn. 

L'aumento  maggiore  della  biblioteea  e  dovuto  al  periodo  degli 
Ultimi  trenta  anni,  in  cui  quella  fu  aflidata  alle  eure  dell*  infaticabile 
Abramo  De  Vries,  uomo  che  quasi  nonagenario  conserva  tuttavia 
un'invidiata  freschezza  di  mente.  Infatti,  beuche  il  comune  non  vi 
accorra  con  somministrazioni  ordinarie  o  straordinarie,  usö  egli  della 
propria  intliienza  ad  aecrescerla,  dacche  ai  donativi  fatti  nel  secolo 
precedente,  dopo  la  puliiilicazione  del  catalogo  1768,  da  Gerardo 
Meermann,  dal  lipografu  Harlemitano  Giovanni  Enschede  e  da  altri, 
buone  opere  furono  aggiunte  a  nostri  giorni,  dalla  direzione  del- 
Tistituto  Teyler,  da  Giovanni  Guglieimo  de  Crane,  Pietro  Camper, 
Giacomo  Lockhart,  Davide  Jacopo  Lennep,  Enrico  Poluian  Kruseman, 
C.  H.  Stahl,  Matteo  De  Vries,  e  molte  presentonne  egli  stesso.  Per- 
cio gli  fu  dato  di  pubblicare  nel  1848  il  catalogo  »)  di  piü  che  mille 


1)  Calalogus   lii)roriiiii    bihliotheca;  HarlcmiiiniP.     Harlerni  ,   typis  Wilhcliiii    van  Kessel, 
1716,   p.  113,   4». 

2)  Cat:ilo(^iis   lilniiniin   hihliothecie    II:ii-lemensis    nnviis.  Typis  loannis  Ensclicde,    1768, 
p.  17;;,  8". 

3)  Calalogus  bibliothecie    publicie    Harlemensl!).     Harleini,    iipud   Jnannem  Euscliede  et 
lilios,    1848,   p.  4,  638,   «<\ 


e  (lelle  sociel»  scieiililico-lellerarii'  liella  Neerlaiidia.  4-ö»> 

opere  a  stainpa,  del  qiiale,  atlottato  il  metodu  sisteinatico  de'  suoi 
antecessori,  atnplio  d'assai  lo  suddivisioni. 

Ventotto  soUanto  sono  i  codici  manoscritti  di  argomotito  la  piü 
parte  rcligioso,  alciirii  dei  quali,  alla  metä  del  seeolo  XV,  appartene- 
vano  a  Rafaelle  di  Mercatelli,  ahale  di  s.  ßavoiie  di  Gand.  Fra  questi 
citero  cinque  rnessali  ed  un  antifoiiario  ad  iniziali  colorate  e  dorate; 
una  bibbia  in  tre  volunii  ad  ornati  siniiii;  le  vite  di  Pliitarco,  in  due 
volurrii;  il  Fasciculns  teniporvm  di  Giiarniero  Rolewirick,  cnri  figure; 
ia  cronaca  di  Martino  Polono,  che  nel  1484  conservavasi  a  s.  Bavoiie 
di  Gand;  i  sei  libri  di  Bessarione  in  calnmnintorem  Piatonis,  acqiii- 
stato  Fanno  1481  jxm'  la  stessa  abbazia;  il  capitolare  e  il  formulare 
deir  ordine  de"  cavalieri  di  s.  Giovanni  Battista  d'Harlein,  tutti  mem- 
branacei. 

La  distribuzione  dei  libri  nei  trenta  armadj  della  sala  siiperiori 
corrisponde  a  quella  delT ultimo  catalogo.  Fra  le  collezioni  speciali 
sono  a  rieordarsi  con  preferenza  molte  opere  apprezzabili  stampate 
nel  secolo  XVI  in  Gianda;  duecento  voliimi  di  Notule  degli  stati 
generali  neerlandesi,  trecento  degli  stati  provin(;iali.  Cio  pero  che 
agginnse  da  alciini  antii  nuovo  splendore  alla  biblioteca  fn  il  inunifico 
dono  d'iina  serie  d' incunabnii,  che  gia  spcttavano  al  museo  Koning, 
fattole  dal  re  Gnglielmo  I,  dal  magistrato  di  Harlem  e  dalla  direzione 
deir  istituto  Teyler  i).  Questa  giunta  preziosa  che,  in  nnione  ai 
libri  di  bibliografia,  occnpa  dne  grandi  armadj,  e  monta  al  nuniero 
di  circa  1500  volinni,  dcteimino  il  De  V'ries  a  pnbhiicare,  qnasi  a 
titolo  di  sentita  riconoseenza,  il  su[)plemento  al  catalogo  ~),  descri- 
vendovi  trt'dici  codici  manoscritti  (p.  1 — 15)  e  gli  ^/•^/.■?  impriineudi 
antiquissima  (/ocumcnta  (p.  IG — 44).  Ad  eccezione  di  cinqiie  edi- 
zioni,  vi  si  trovano  tiitte  qnclle  deseritte  da  du  Puy  de  Monthrun  s), 
E  a  dolersi  ciie  tanto  il  catalogo  quanto  il  supplemento,  condotti 
coir  estrema  diligenza  ,  perche  accompagnati  da  note  storiche  e 
bibliograllche,  manchi  d'un  indice  alfabetico  degli  autori. 


')  „Ai-tis  typiig-raphieae  et  rt-i  liililiofri-üphioa"  ,siTi|il<iifs.  (|ii(iriiiii  iniixiina  jurs  u  Ktmiiigi 
hsßre<liliite  liteiiiiia  liiiio  hihliotheciv  accessit.  aiiffustissimi  rejris  (uiil<-liiii  I.  Iiiiins 
iirl)is  iiKif^-istraliis  el  iii.slituli  'Povlcriiini  rur:iU)niiii  lilji'raliUilc."    I>r  y'rii:",   (':ital. 

-)    Sii[>|>lt'incii(iiiii  «'iital.  Iiililiotli.  |iiil>l.  Ilarlcmens.     Mailciiii.    IS.'i'i.    |>.   \l,    TM),    »". 

">)  l!("clit'i'rlii>s  Mir  (|iK'l(|iii'S  iiii|ii  i's>ioii,s  iit'ci  laii(lai-i  du  XV.  et  ilii  W  I.  sirrlf.  |>ar  K.  M. 
.1.  ilii  I'av  c|.'  Moiilliniii.     Li-icli-.    IM'.t!.    S". 


1 


454  Villen  t  ine  I  li,   Delle  biblioteche 

Recenteniente  fu  legata  alla  biblioteca  una  collezione  distinta  di 
poeti  iieerlandesi  da  Adriano  Van  den  Willingen,  ehe  il  De  Vries 
promette  di  far  conoseere  nella  pubblicazione  d'  un  seeondo  supple- 
inento. 

2.  Societa  Teyler. 

Devesi  alla  caritä  cittadina  delT  opulento  negoziante  Pietro 
Teyler  Van  der  Hülst  la  fondazione  d'un  istituto,  che  puö  dirsi, 
seiiza  tema  d'esagerazione,  il  gioiello  di  Harlem.  Venuto  qnegli  a 
morte  nel  i778  lego,  benche  profano  agli  studj,  la  colossale  fortuna 
a  scopi  scientifici,  fissandoiie  i  modi  e  le  condizioni  nelle  disposizioni 
testamentarie,  e  v'aggiunse  la  non  ricca  soorla  de'  proprj  libri,  con- 
servata  religiosamente  nella  i»iblioteca  dell'  istituto  sotto  nome  di 
Miscellanen.  L'amministrazioue  di  questo  ricco  legato  fu  affidata  a 
cinque  direttori ,  che  per  tal  modo  compiono  le  funzioni  di  esecutori 
testamcntarj.  Non  e  a  dire  quanto  essi,  eolla  scorta  del  redditn  an- 
nuG  di  presso  a  100000  fiorini,  operassero  a  vantaggio  del  sapere. 
Addattarono  a  piü  nobile  ed  opportuna  forma  redifizio  nel  1784; 
aequistarono  una  quantitä  di  stromenti,  di  maecliine,  di  oggetti  natu- 
rali  alla  erezione  di  gabinetti  di  fisica,  di  chimica,  di  storia  natu- 
rale. Nel  primo  meritaiio  di  essere  preferiti  gli  stromenti  ottici  ed 
idraulici;  le  piü  giandi  macchine  elettriehe  dell' Europa  a  quattro 
batterie,  ciascuna  delle  quali  a  2o  bottiglie;  il  gran  magnete;  il 
modello  del  telescopio  catottrico  di  Herschel.  Un  laboratorio  ehimieo 
fornito  di  tutti  i  neeessaij  apparecchj  e  vanto  del  seeondo.  Quanto 
alla  colk'zione  d"  istoiia  naturale ,  V  istituto  si  e  limitato  alla 
raccolta  de'  niinerali  e  de'  fossili,  specialmente  del  paese;  devesi 
al  dottore  Van  Breda,  direttore  attuale  degli  indicati  gabinetti  la  in- 
teressante raccolta  geologica,  aicuni  dei  cui  esemplari  sono  unici. 
Ne  vi  sono  forastiere  le  arti  belle,  che  in  apfiosita  sala  si  conservano 
molti  qu'.ulri  moderni,  proveiiuti  all'  istituto  o  per  concorsi  aperti 
dalia  societä,  o  per  acquisti  dietro  Offerte:  nella  stessa  sala  e  pure 
ordiriata  in  carlolari  una  serie  preziosa  di  disegni  d'aiitichi  artisti. 
Direttore  atluale  del  museo  di  pittura  e  il  pittore  sig.  Ehnle. 

La  societä  che  prende  il  noine  dal  fondatore,  e  i  cui  membri 
sono  nominati  dietro  le  stipulazioni  del  testamento,  dividesi  in  due 
facoltä;  la  prima  de\U  teolo<jica  s'occupa  di  soli  oggetti  teologici, 
l'allra,   dclta  Societä  seeondo ,  tratta  argomenti  di  fisica,  letteratura. 


e  delle  socielä  scientifico-letterarie  della  Neerlaiidia.  455 

poesla,  storia,   numismatica :    ciascuna  apre  de' concorsi  annuali  e 
pubblica  lo  proprie  memorie  *)• 

Lo  spleiidore  delT  istituto  e  accresciuto  dalla  ricca  scorta  di 
opere  relative  agii  studj  professati.  Primo  a  farla  conoscere  fu  il 
bililiotecfirio  Martino  Vati  Warum  s),  a  cui  merito  singolare  la  biblio- 
teea  in  pochi  anrii  s'accrebbe  cosi  che  la  direzione  ricoiiobbe  neces- 
saria  la  eostruzione  d'  una  nuova  sala  a  contenerla,  e  la  puhblicazione 
d'  un  nuovo  catalogo  s) ,  nel  quäle  perö  maricano  afiatto  (come 
ne'  cataloglii  precedeuti)  le  due  rieche  suddivisioni  di  teologia  e  di 
libii  di  belle  arti,  che  saran  fatte  conoscere  in  seguito.  Eccettuatane 
la  Serie  di  432  edizioni  di  classici  greci  e  latini,  fra'  le  quali  pa- 
recchie  apprezzabili  del  secolo  XV,  e  52  collezioni  degli  stessi,  il 
catalogo  e  liniitato  alia  sola  storia  naturale,  suddivisa  in :  i.  Uistoria 
naturalis,  ajmammalium,  bj  avium,  cj  amp/tibiorum,  d)  pisciitm, 
e)  molluscoram,  f)  crustaceornm.  (j)  araclinidum.  h)  iiisectoriim, 
ij  eckiiiodermatum.  k)  vcrmium  intestin..  l)  zoopliitoritm,  m)  ani- 
malctUorum  infusorum  microspicorum  ;  2.Anaiome  corporis  liumani 
et  conipar.;  o.  Botaiiici;  A.  De  plantis  chrypfogumis;  '6.  Anatome 
et  pliysiol.  pldiitarnm;  (>.  Ilistorin  tiaturaiis,  minerarum ,  lapi- 
dum,  fossiliiim ;  7.  Scriptornm  liistoriae  naturalis  regionum ; 
8.  Acta  academiarnm  et  societatum  Galliae,  Angliae,  Gcrmaniae, 
regionum  septenitrionalium,  Italiae,  Jlelvetiae,  Belgii;  9.  Diaria. 
Aggiuntesi  in  pochi  anni  alla  biblioteca  verso  400  opere  di  storia 
naturale,  si  riconobbe  il  bisogno  di  dare  una  giunta  *)  al  catalogo, 
redatta  da  quel  bibliotecario  J.  A.  Van  Bemmelen.  II  presente,  dott. 
D.  Lubach,  alle  cui  ufticiosita  mi  protesto  riconoscente,  sta  appa- 
recchiando  un  secondo  suppleinento  in  cui  saranno  inserite  le  piii 


1)  Verliandelingen  makende  den  iialuuilljkeii  en  geopenbaaideii  «fodsdieiist,  iiitgcgevcii 
door  Teylt'r".s  godgeleeid  g-eiiootsi-lüip.  Harli-in  .  1781  —  18Ö1,  v.«l.  XXXV.  4**.  — 
Verhaudeiiiigeii  uitgegevea  duor  Teyler"s  tweede  geiiüotsch;ip.  Ilurieiii,  ITiSl  Inl 
1854,  vol.  XXXII,  4*'.  Gli  ultinii  selte  voluini  couiprendoiio  1"  npoia  di  P.  O.  van 
der  Chijs  :   Üe  Miinten  der  Kederlandcn,  con  apparei-chio  i-opioso  di  tavole. 

2)  Catalogus  der  hibliotlieek  van  Teylers  stiplitiiig  le  lliiarleiii.  \  erwaanligd  door  dm 
liiMiullu'caris  derxelve ,  iMarliiius  van  .Maiuiii.  llaarlfiii  ,  1820.  —  Catalogiis  ec. 
Tweede  verineerderde  nilgavc.    Haaiii'ni  ,    1832. 

3)  Catalogus  der^  bihliollieek  van  Tevlors  stiohting,  1837.  Ti'  llaarleni  .  1837, 
p.  XX,  8«. 

••)  Appendix  tot  den  catalogns  van  de  Itiltliollieek  van  Tfvlei's  stiehtin^,  I84t>  Te 
Haarleni,   1848,  8". 


4o6  Val  en  t  i  iielli  ,   Delle  biblioteehe 

che  trecentü  opere  iiiiportate  dal  1848  vil  1860.  Resta  a  sperare  che 
la  direzione  s'oceupi  pure  della  partita  teologica,  ricca  ahbastaiiza 
perche  receuteinente  accresciiita  dall"  acqiiisto  di  buoiie  edizioni  di 
SS.  padri  che  mancavaiio.  Oltre  a'  libri  a  stampa,  possiede  la  biblio- 
teca  alcuni  biioiii  inanosciitti  i). 

Beuche  la  dotazione  annua  dolla  biblioteca  sia  fissata  a  200  fio- 
rini,  la  e  straordiiiariarnente  aumenlata  cosi  che  nel  1859  fuiono 
spesi  4000  fioriiii.  E  ben  vero  che  iina  gran  parte  di  questa  somma 
fu  erogata  in  legature,  che  in  generale  sono  inagiiiliche.  Da  princi- 
pio  i  libri  orano  di  solo  uso  esciusivo  de'  niembri  delle  due  facoltä 
teologica  e  secotiäa,  pol  lo  furono  pure  dei  cittadini.  L'  istituto  fu 
aperlo  nel  1826  al  pubbüco  il  mercoledi  e  il  sabbato  nelle  ore  ponie- 
ridiane  1 — 4:  gli  stranieri  vi  possono  eiitrare  quolidiainente,  eccetto 
i  giorni  festivi.  II  regolamento  2)  prescrive  che  nessuno  possa  en- 
trarvi  se  non  abbia  compiuto  gli  anni  18  e  non  sia  provveduto  d"un 
biglietto  valevole  per  la  giornata,  sottoscritto  dal  bibliotecario  0  dal 
suo  aggiunto. 

3.  Raccolfa  inuiiicipale. 

Beuche  la  collezione  Coster,  al  palazzo  muiiicipale,  non  aspiri 
al  vanto  di  biblioteca,  nullostante  reputo  dovere  il  parlariie,  da 
che  tanto  e  diffusa  la  fama  di  que' cemelj  delT  arte  tipografica  che 
nella  grave  contestazione  fra  la  Germania  e  TOlanda,  pajono  assi- 
curare  a  questa  il  priniato.  In  una  saia  detta  Sagrestia,  a  denotare 
la  santitä  del  deposito  in  quella  gelosamente  custodito,  si  conser- 
vano  le  produzioni  xilografiche  aggiudicate  a  Lorenzo  Coster  figlio 
di  Giovanni,  cui  apparterrebbe  Poiiore  dell' invenzione  della  stampa, 
gran  teinpn  prima  di  Guttenberg.  Quelle  impressioni  sono  le  segiienli: 
a)  Hisloriu  s.  Jominis  Evangelisle  ejitsque  visionts  apocalyptice, 
ad  iiitagli  in  legno,  figurati,  colorati,  anopistografi.  cori  diliici- 
dazioni  testuali,  e  sentenze  sparse  fra  le  figiire.  b)  Speculum 
liumane  salvatiotiis:  operetta  ciie  in  29capitoli  offre  la  storia  della 
caduta  di  Adaino  ed  Eva,  e  della  redenzione,  ad  intagli  xilografici, 


•)  ]for<p  B.  M.  Virijiiiis,  eoii  2.'J.  iiiiiiiiiliiri'  rlip  ricnrdaiio  In  sciiol»  d"  Hi>nieliiig.  — 
Ponlificalc,  che   »pparteiier.i  alla  Cliiesa  d'  Utrecht  ,   com   hiioiie   niiiiiature. 

'■')  Reglement  van  orde  oinlrent  den  toegang  en  hei  gebriiik  der  bibliotheek  \aii  Tey- 
lei-'s  Sticbtiiig.   te  flaariein. 


j 


e  delle  SDcietä  scienlifico-letterarie  della  Neerlmidia.  ^D  i 

colorati,  e  versi  ritnriici.  c)  Ars  moriemli,  detta  pure  de  lenlutio- 
nibus  morienthim  o  lentutioiies  Demnnum ,  ad  iiitagli  xilografici, 
figurati,  non  colorati,  anopistografi,  coii  testo  esplicativo  dato  a 
parte,  e  sentenze  fra  le  figure.  d)  Avanzi  di  edizioni  menibratiacee 
della  grammatica  latina  di  Doiiato  •).  A  questi  moiiiimeriti  tipograßci, 
giä  descritti  dal  bibliotecario  De  Viies  -),  s'aggiunsero,  a  eompiere 
lo  sviluppo  del  trovato ,  altre  edizioni  di  data  certa  olandese,  per 
opportuiii  ralTroiiti,  antiche  cronaclie  ^j  in  cui  si  scrive  di  qnella  in- 
veiizione,  antografi  del  Coster  o  di  altri  a  lui,  medaglie  coniate, 
stan)pe  ineise,  litografie,  produzioni  tipograliche  consecrate  alla  di 
lui  memoria  nelT  anno  seeolare  1823  *).  Ne  quel  sentimento  per 
r  illustre  loro  eoncittadino  va  col  tempo  scemando  negli  Arlemesi, 
che,  come  nel  secolo  XVII  gli  si  eia  dedicata  un'  iscrizione  onora- 
ria  5)  posta  suUa  casa  da  lui  abitata,  gli  si  eresse  da  poco  una  statua 
in  bronzo  nella  piazza  di  s.  Bavone,  come  un'  altra  di  minor  conto 
gli  si  era  innalzata  nel  parco,    l'anno  1823. 

A  eompiere  questo  argomento,  e'  coriverebbe  citare  i  lavori 
precipui,  cui  la  singolare  questione  die  vita  e  forma.  Ma  tal  messe 
si  e  resa  cosi  copiosa,  segnatamente  per  le  giunte  di  questo  secolo, 


')  II  Senato  grato  al  doiiatore  fece  insciivpie  siiil' ainiüdio  che  raccliiude  quelle  reli- 
tjuie  :  Reliquiae  quaedavi  Üonati  ,  ex  teitiiiionio  chronici  Colonitnsis  et  Marianyeli 
.ucuidii,  oliiii  iaiii  et  ante  tdlum  specimen  typnijraphicum  iirbis  iloyuntiensh-,  Hai- 
Icmi  impressi,  forte  fortiina  Harlemi,  anno  1740,  tertio  typoijrapliicac  ini'cntae  saecu- 
lari  vepertae,  a  Johanne  Enschede,  et  perpetiio  monumento  et  anjumento,  artem  istam 
Jlarltmi  it  invcNtain,  et  prinsquain  Muijuntiu;  exertita  fuerit.  ibi  cxert-itain  fuinne.  ab 
eodeiii  uinplisniino  urbis  suae  patriae  seiiatori  slrenae  loco  pie  dunatae  anno  1741. 

')  Nel  catalot/itg  iSiÜ,  p.  92 — 94,  sotto  titolo  :  „Typ'igrapliica  sive  arlis  inipriiiieiidi 
lltteris  iiiohililius  melallicis  fiisis  prima  riuliiiieiila.  pi  eli  (.'osterani  reliquiae,  in  Curiie 
llarlelueu^is  cuiichivi,   Sucristia  ilicto,   asservnlie." 

■*J  La  fi-onaca  eapilale  su  cui  poggiaiio  gii  AiliMiiesi,  e  la  slainpatii  da  (iiovaiiiii  Koel- 
iiofl"  r  anno  I4'."J  in  Cnlonia  :  Cronh-a  ran  drr  hilüjer  Stat  van  Coellrn  ec.  ove 
leg-gesi  alla  carta  CCCXII:  „Item  wie  w:iil  die  kuiist  ist  VDuden  t/.o  Meulz ,  als 
varsz  up  die  Wyse,  als  daii  na  g^emeyulich  gebruielit  wirl  ,  so  is  doeli  die  ernste 
Vuiliylduiig'  v.iiideii  in  llollant  uyss  den  Donaten,  die  daeselffst  vun  der  Tiyt  g^e- 
druekt  syn.  lud  vun  iiid  uys^  den  is  geiliiiiinuMi  dal  lic^jyune  der  Viirsikiinst.  Jnd 
is  will  ineysterliclitT  ind  stilililiulier  voiidcn  dan  die  selbe  Manier  w;is  ,  und  ye 
lenger  je  niere   kuiistlielier   wuiden." 

■• )  1/  e^;ctt:i  indica/.iune  di  tntto  cio  ehe  si  riseonlia  in  ipielia  rai'iolta  sn  data  ila 
iVI.  van  den  Mijerseli,  nelTopera:  Bevlicrchcn  mir  In  vir  rl  lex  truvanx  de  quehjues 
imprimeries  beiges,    fiand,    1844.  8". 

^)  Meinoriiv  sacrum,  —  Typmjruphia,  —  Arx  urtiiiin  omniiini,  —  l'onnfiiatrix,  —  Wir 
priiniiiii  inrrnia,  —  Circa  anniim  144t).   Nel  »ei'nlo  si-nr.so  al  1440  fu  su.stiluitu  I42S. 


^ 


458  V  a  I  e  II  t  i  II  e  I  I  I  .   Delle  biliiioteche 

ch'  io  devo  rimaiiJare  il  lettore  al  s.iggio  »)  del  dislinto    bibliografo 
Hoffmatii),  in  atteiizioiie  d'  uii  lavoro  piü  esteso  e  profondo. 

^.   Societa  neerlandese  per  il  pro^resso  del- 

rindustria. 

E  questa  una  delle  piü  aiitiche  soeietä,  fo  ndata  nel  1788  sotto 
lo  speciale  patrociiiio  del  re.  Arnministrata  da  nove  direttori  e  da  un 
segretario  generale  che  risiede  a  Harlem,  centro  d'aggregazione; 
essa  conta  piü  che  300  membri  ripartiti  in  23  dipartimenti  sociali  3). 
I  mezzi  di  cui  puö  valeisi  provengono  da  un  capitale  creatosi  da  essa 
stessa  e  da  una  modica  quotizzazione  de'  suoi  membri. 

Fine  delF  istituzione  e  quello  d'  incoraggiare  le  nuove  inven- 
zioni,  e  di  agevolare  le  imprese  dell"  industria  nazionale,  o  eolla 
distribuzione  di  premj  in  medaglie  d'oro  e  d'  argento,  o  colla  pre- 
stazione  di  soocorsi  in  danaro.  Essa  pubblica  ogni  anno  un  pro- 
gramma,  in  cui  sono  esposti  al  concorso  parecehi  quesiti  di  soggetti 
indtistriali;  aggiudica,  per  via  di  commissioni ,  i  premj  e  li  distri- 
buisce  in  una  sediita  generale,  alla  quäle  assistono  i  deputati  di  tutti 
i  dipartimeni*,  dietro  le  prescrizioni  dello  statuto  s).  I  rapporti  indi- 
viduali  de'  membri  e  i  collettivi  delle  commissioni  dipartimentali, 
specialmente  per  T  agricoltura,  sono  pubblicati  in  un  giornale  *) 
consecrato  al  progresso  dell'  industria,  giornale  in  fascicoli  trime- 
strali,  ora  eontinuato  in  una  seconda  serie  s). 

La  biblioteea  della  soeietä  e  provveduta  riccamente  di  opere 
che  si  riferiscono  ai  commercio,  alle  aiti,  all'  industria. 

5.  l§ocieta  olandese  delle  scienze. 

Questa  soeietä,  una  delle  piü  antiche  e  stimabili  del  paese,  fu 
istituita  in  Harlem  da  alciini  amatori  di  fisica,  che  vi  tennero  la  prima 


1)  Essai  d' une  liste  chronologiqiie  des  ouvrapcs  et  dissertations  coiifeniant  T  liistoire 
de  r  iin|)i-iiiterie  eii  llollaiide  et  eii  l{fl}^ii|ue.  Leggesi  iii  Bulletin  du  bibliophile 
brlyi-,    1857—1860. 

2)  Algemeeiie  iiaainlijst  der  ledeii  van  de  Nederl.  miiatschappij  ter  bevorderiiig  van 
iiijverheid,  te  Haarlem,   voor  het  jaar  18ö6.    Haarlem,  8". 

3)  Wet  voor  de  Nederl.  inaatscIiHppij  ec.    Haarlem,   18j6,  8**. 

'*)  Tijdsohrift  van  de  Netlcrl.  luaatschappij  (er  bevordei  iiig  van  nijverheid.  Haarlem, 
183»— 18:)2,  vol.  XV,  80.  —  AI}.M'mt'pn  rcfristcr  op  het  Tiidschrift,  uilfrt'ffi'ven  door 
de  maatscliappi.j  ec.    Haarlem,   8**.    Kstcndcsi   all"  iiilcra  oollezioiie  del    15  vuliiinl. 

*)  Tijdselirill  van  de  Nederl.  maat.schappij  ec.  Tweede  Reeks.  Haarlem,  1853 — 18S7, 
vol.  V,  8". 


e   delle  societn  scientißeo-letterarie  della   Neerlandia.  4oO 

radunaiiza  iiel  17S2.  Formatasi  appena,  lo  statolder  ereditario, 
Guglielmo,  principe  d' Orange  e  Nassau;  le  fu  largo  di  patrocinio, 
continiiatoleoradai  re  Guglielmo  III.  Componesi  di  24membri  direttori, 
che  pagano  ciascuno  una  tassa  di  cento  fiorini  d'ingresso  e  25  annui, 
di  membri  ordinarj  del  regno,  al  nunnero  di  68;  di  membri  stranieri, 
al  numero  di  4S.  Si  quesli  che  quelli,  scelti  dall'  assemblea  generale 
annua,  fra  gli  scienziati  piii  distinti  nazionali  ed  esteri,  non  sono 
obbligati  a  veruna  contribuzione. 

Indice  d'instancabile  operosifä  e  la  rieca  raccolta  di  memorie, 
divise  in  parecchie  serie  ^).  Qiieste  memorie  contengono  in  gran 
parte  le  opere  premiate  nei  concorsi  annnali. 

La  societä  infiammafa  di  vero  zelo  pel  progresso  della  scienza, 
non  solo  aperse  concorsi  e  propose  premj,  ma  incoraggiö  pure  in 
altre  guise  le  utili  imprese,  o  aocordando  sussidj  in  danaro,  o  pub- 
blicando  essa  stessa  opere  meritevoli  presentatele,  o  decretando 
onorificlie  ricompense.  Cosi  nel  1847  pubbiicö  la  dotta  opera  pale- 
ontologica  di  Michelotti  2)  e  decretö  la  medaglia  d'oro  ordinaria  ad 
Arminio  di  Mejer  di  Francfort  sul  Meno,  per  altro  lavoro  paleonto- 
logico  3). 

Or  qiiesto  furore  chiaramente  addimostrato  per  gli  studj  zoolo- 
gici  non  si  appaicso  mai  tanto  (jiianto  nel  1846,  perche  acqiiisto  a 
gran  prezzo  un  colossale  iperoodonte  naufragato  sulle  coste  d'Olanda; 


1)  1.  VerhiiiKli'liiigen  uitgegeveii  dooi-  de  llollandsehe  roaatsL'liappij  den  weteiischappen 
te  Haailt'iii.  AinstiMdani ,  1754—1793,  vol.  XXX,  8«\  —  2.  He-iister  of  te  h.x.fdza- 
kelijke  iiilmiid  der  veihaiulcliiifceii  ec.  die  in  de  twaalf  eerste  deeleii  van  de  Hol- 
laiid.sohe  tnaatschappij  ee.  voorkoinmeiieii,  door  .1.  F.  Alartiiiet.  Haarlein,  1772,  8**. 
—  3.  N:itiiurkuiidi{je  verliaiideliii-jeii  ee  Anislerdaiii  eii  Harleiii  ,  1799 — 1844. 
vol.  XXiV,  S**.  —  4.  Natiiuikiiiidige  verhandelingeii  ef.  Tweede  vei  zaineliii'ir.  Mar 
lern,  1841  — 18;)4,  vol.  X,  4".  —  H.  Wljsgeeiige  verhaiidelingen  ec.  Haarlem. 
1821  — 1822,  vol.  II,  8".  —  6.  Leiter-  eii  oudheidkuiidige  veiliaiidelingeii  ee.  Har- 
lem,  1815—1822,  vol.  IV,  8".  —  7.  Viies  .1.  van  On  wer  kork  (de).  Veriiandeliu-r 
over  de  om/.aken  \aii  het  verval  des  Nederl.  Iiaiulels  eu  van  de  niiddeleu  tot  lierstel 
van  demelve  ter  lieantwoordlng  eeiier  vrage  van  de  lloll.  inaatsehappij  der  welen- 
sehappen  te  Harleni,  1827,  8".  l'uliMieazione  preniiata  il  11»  riiai;gio  1827.  eou 
medaglia  d'oro  di  125  lioriiii,  e  piilihliiata  pure  sotlo  tili>li>  :  Verliandeling  «\er 
den  Nederl.  koophaiulei,  uilgeg.ven  do.ir  <le  lloll.  niaatsoliappij  ee.  —  8.  Hi«.toii>ehe 
en  letterkiindige  verhaudelingen  ee.    Ilaileni.    1851  — 1853.   vol.  II,   4". 

2)  DeseriptioM  de»  i'os.siles  des  terraiiis  iiiioceiie-  <lc  1"  ll;ilie  scptcnlrii>nale.  Ila^irleiii. 
1847,  eon  17  lavole. 

3)  Die  Saiiri.r  des  .Muschelkalkes,  mit  Rüeksieht  aiil'  die  Saurier  auf  Imiitein  Saudslein 
und  KiMipei-.    MfuiKiia  inserila    in  A'or«  iiittt  Aiml.  LfiipnM. 


460  V  a  1  t>  n  l  i  n  e  1 1  i ,     IK-IIp  biblioteche 

iiicaricö  dellii  sezione,  della  descriziotie,  dell'  Iconografia  e  del- 
r  jippareccliio  tii  quel  cetaceo.  il  dott.  W.  Vrolik,  segretario  gene- 
rale deir  accademia  delle  scienze  d' Amsterdam,  piibblicö  i  risultati 
delle  suc  ricerehe  e  dccretogli  la  ricompensa  della  medaglia  d'  oro. 
Una  delle  grandi  opere  da  essa  piibblicate  fu  pure  la  botanica  del 
dott.  Miquet  i)- 

I  membri  tengoiio  le  loro  sedute  in  uno  de'  migliori  edifiej  della 
citta,  ove  son  pure  collocate  la  biblioteca  e  una  raccolta  di  storia 
naturale.  Ivi  risiede  il  segretario  dalia  societa,  dott.  J.  G.  L.  Van 
Breda,  die  succedelte  nel  1839  al  celebre  Van  Marnm. 

O.  Societa  cli  scienze  economiche. 

II  merito  reale  di  questa  societa,  di  cui  non  posso  offerire  det- 
tagliate  notizie,  e  rilevato  dall'  apphiudita  pubblieazione  ^),  che 
cümprendo  fiuora  23  memorie  di  agricoltura,  undici  di  macchine  e 
chimica,  sette  di  marineria  e  pesca,  sette  di  mestieri  e  costruzioiii, 
una  sul  commercio  e  sulle  colonie,  sei  trattazioni  di  utilitä  comunc, 
cinque  su  difterenti  oggetti. 

1,  ISibl.  Fiii.scliede. 

Se  la  fama  secolare  della  stamptM-ia  Enschede  torna  a  gloria  di 
Harlem  3),  non  tonia  meno  a  merito  singolare  di  quella  famiglia  la 
distinta  biblioteca  che,  ereditata  dagli  avi,  va  arricchendo  con  eure 
speciali  il  sig.  Giovanni  Enschede,  cultore  amoroso  degli  ottimi  studj. 
Ciö  che  piii  onora  gli  agiati  proprietarj  e  la  raccolta  intera  delle 
starripe  prodotte  co'  loro  tipi ,  cui  se  tutti  gli  stainpatori  avessero 
egualmente  pensato  di  formare,  potremmo  ora  compiere  per  anelli 
la  bibliografia  universale.  Quello  perö  che  rende  apprezzabile  in 
sommo  grado  la  biblioteca  e  la  serie  d' incunabuli  di  gran  valore,  che 
diCficilmente  si  troverebbero  altrove  riunili,  con  che  gli  Enschede 
intesero  di  rendere  omaggio  di  riconoscenza  alla  memoria  di  Lorenzo 


•)   Stirpes  Surinamenses  selectse.    Leid»,   ISSO,   con  allnnte  di  tavole  65. 

')   Verliandeling'eii  van   de   occDiiiiiiiisolicii    lak   dci'  Hollandsclie   mantschappij ,    im    de 

Nedeilandsclie  Iniishoiidplijke  maatscliappij  tc  Maarleiii.    Haurlem. 
')   Fiirniio   lodati   in  lenipi   non   molto   lontani  da'  nostri  i  siioi  saggi  di  stampa  .lavaiiica. 

V.    I'.    van    Vlis.singen.     Proevpu    eenen   Javaansche   driikkerij    te    Haarlem .     bij 

Enschede  ec.    Haarleni.    1824.  4». 


e   ilelle  societ'i  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  4UJ 

Coster.  In  taiita  dovizia  nomineio  i  pezzi  capitali:  aj  il  celebie 
Uoraiium  ').  b)  Facezie  rnorali.  Quaderni  due  di  24  fogli  in  8".  a 
25  linee,  con  caratteri  simili  a  quelli  dello  SpecuJuni  della  prima 
edizioiie.  c)  Opiisculum  saitctai'um  percgrinatwnvm  in  montem 
Syon,  ad  venerundiün  Christi  sepulchriim ,  di  Bernardo  Bieiden- 
bacli  ,  in  piccolo  foglio,  con  intagli  in  Icmio  di  Erardo  Rewich 
d' Utrecht.  Siccome  Rewich,  nella  sua  qnalitä  di  pittoies  fa  parte 
della  spedizione  di  Breydenbach,  cosi  la  stampa  e  da  alcuni  attiihuita 
a  Piftro  Schoill'er,  peieiie  stampato  cogli  stessi  caratteri  tedeschi 
deir  Ilerbnrius  (1485)  e  delle  Chroniken  der  Sassen  (1402)  dello 
SclioilVer.  dj  De  singularibus  domini  Lndovici  de  Roma.  —  De 
mulieribus  pravis  vc.  Pü  II.  Pont.  Max.  Qiieste  due  edizionl  a  carat- 
teri dift'erenti,  perö  contempuranei,  furono  stampate  e  legate  assieme 
nella  stessa  officina  ,  perche  l'una  finisce  ,  1' altra  comincia  sulla 
stessa  carta.  Del  secondo  opuscolo,  stampato  separatamente  e  cogli 
stessi  caratteri,  si  conoscono  parecchi  esemplari. 

8.  Bibl.  Van  Oo!i>teii  de  ISru^n. 

G.  W.  van  Oosten  de  Bruyn  nato  nel  1726  ad  Amersfoort,  per- 
dette  giovanissimü  il  padre  Cornelius,  predicatore  de' reformati  a 
Harlem.  Compinti  gli  studj  legati  all'  universitä  di  l'treclit,  si 
ritrasse  in  vita  privata  ad  Harlem  ,  ove  cominciö  a  farsi  conoscere 
colla  dissertazione  de  crimine  autophonia',  ivi  pubblicata  nel  1748. 
Consecratosi  interamente  alle  belle  lettere  e  alla  storia,  fece  grandi 
acquisti  di  lihri,  giungendo  in  poehi  anni  a  t'ormarsi  iina  hiblioteca, 
segnaiata  per  codici  nianoscritti  preziosi;  edizioni  del  secolo  XV,  fra 
le  quali  molti  incunabuli;  collczioni  di  classici  antichi;  carte  topo- 
grafiche  o  storiche,  non  solo  neerlandcsi,  ma  eziatidio  persiane  e 
ehinesi.  Per  attendere  piü  fervorosamente  allo  studio,  passava  la 
State  in  una  sua  campagna  a  Randenbroek  presso  Amersfoort,  gia 
proprietä  del  celebre  architetto  Jacopo  van  Campen ,  ove  l'orse 
coinpose  la  maggior  parte  di  que'  suoi  lavori  storici  su  Harlem.  Or 
questa  distinta  biblioteca,  conservata  onorevolmente  tant'  anni,  dopo 
la  morte  del  possessore,  presso  la  sua  famiglia,  tu  in  quost'  anno  1860 


1)  Uoraiium  sive  enchiridron  precniii.  Primo  siippio  di  Loreiun  ('ost»»!-.  tsenipluro 
iiiiico  ,  g\i\  diilo  in  l'iie-similp  pd  illiistiHtn  da  .Mepriiiiiii  in  Oriijiiift  tyiiogntii/iirur, 
loin.  I[.    i>.  ■1\7.    I:.li.  1. 


4G2  Va  I  Oll  (  iiio  1 1  i  .     l)elU>  tiililioteclie 

ospostii  uir  iistii    |)ubblica,   restaiuioiie  a  soki  memoria  il  catalogo  di 
veiidita  '). 


Hoorn,  Horna,  lat 

1.  Bibl.  pubblica. 

Conservavasi  da  gran  tempo  in  una  stanza  della  chiesa  maggiore 
una  raccolta,  non  estesa  ma  scelta,  di  opere  la  piü  parte  religiöse. 
1  libri  erano  attaecati  cori  catene  agii  armadj,  savia  cautela  in  un 
tempo  in  eui  il  loro  alto  prezzo  solleeitavane  il  trafiigamento;  tale 
cautela  pero  fii  causa  delle  quasi  totale  lor  perdita,  dacche  nell'  in- 
cendio  sviluppatosi  nella  chiesa  T  anno  1838,  perirono  la  maggior 
parte.  Furono  allora  preda  alle  flamme  una  collezione  di  padri  della 
chiesa,  la  biblia  regia,  una  raccoltina  delle  opere  di  Erasmo  e  di 
altri  riformatori  ecclesiastici.  Fra  le  poche  opere  occasionalmente 
salvate  e  un  brano  della  seconda  edizione  olandese  dello  Spiegel  on- 
zer  hehoudenis,  cioe  i  fogli  44 — 57,  prezioso  incunabulo  donato 
alla  citta  nel  1613,  da  Israele  Jacobszoon.  Ora  que' cittadini  ten- 
tano,  con  nobile  gara,  di  riparare  il  perduto. 

*i.  iSocieta  medica. 

Costituitasi  da  non  molti  anni,  colla  divisa :  Vis  unita  fortior, 
piibblicö  un  volume  di  memorie  in  8«.  ed  un  giornale  medico  «J. 


Enkhuizen,  Enkhuysen,  oland.  —  Enchusa,  Encusa^  lat. 

Bibl.  piibblica. 

Questa  biblioteca,  poco  conosciuta  nella  stesso  paese,   appar- 
teneva   originariamente   alla   comunita   di   Hervormde,   dacche  fino 


')  Cütalogiis  van  de  tVaije  hililiolhei'k  van  wijlen  den  Heer  Mr.  (J,  W.  van  Oosien  de 
iSruyn,  in  17(15,  en  laier  lii>lüi'it'sclnijvei'  van  Haarleiii,  waariii  onder  vele  belan- 
g;rijke  en  frajie  werken  over  goilgeleerdlieid  ,  geschiedenis ,  oude  en  nieuwe  letter- 
kuiide  ook  g-cvondcii  worden  :  eeiiige  liullaiidsclie  Handsoliriflen ,  Monstrelet 
elironiqnes,  l>ij  Verard  o|i  |ierkaiiieiit  ^edrukl  inet  15ü  iiiiniaturen  ,  incunabula, 
IViigini'iila  van  llonatiis,  ecne  liijna  ooiii|ilete  serie  der  Aiictores  classici ,  cum 
niiiis  riiiiorinii.  in  JS"  en  4".  cinlilcinalii.  zeldzame  fransche  werken  er.  voorls  eene 
kleene  (•ollectie  plalcn  en  |>oi-lrelleii  per/.isilie  en  chinesehe  teekeniiigen.  Amsterdam  J 
en  llaaileni,    1800.   p.  J62,   8".  ' 

^j  Ti.jdselirin  voor  geiiees-,   lieel- ,   verliib-  en  sclieikuiidige  weteiischappen.    Amster- 
dam.   I»'i3— lb;iO.   vol.  VII.   8". 


e  ilelle  socielA  scientifico-letlerarie  della  Neerlandia.  4G3 

tiair  anno  1599  fu  legata  a  quella  chiesa  dal  dott.  Gerardo  Jacopo 
Vosterman.  Accresciuta  fino  al  1650  per  doni  ed  acquisti,  con  fondi 
della  chiesa  e  privati,  fu  riposta,  ignoro  in  quäl  tempo  e  per  qua) 
inotivo,  nella  chiesa  maggiore  di  Enkhuizen.  La  piu  parte  della 
biblioteca  e  costituita  da  libri  di  storia  e  teologia,  fra' quali  aicuni 
di  rari.  Alla  fine  de!  secolo  XVH  ne  fu  puhhlicato  Tora  rarissimo 
catalogo  '),  che  coniprende  quasi  quattrocento  opere  divise  per 
formati. 


Alkmaar.  —  Alcmaria,  lat. 

BibB.  civica. 

Questa  biblioteca  conservavasi  in  una  stanza  della  chiesa 
maggiore  di  s.  Lorenzo,  ove  nel  1819  vedevansi  ancora  i  libri  assi- 
curati  a  catena.  La  pubblicazione  del  catalogo  -^  fattane  in  quel- 
funno,  determino  la  traslazione  di  que'  libri  in  una  stanza  del  palazzo 
niunicipale,  presso  all'  archivio  (Charter  Kammer),  ove  sciolti  dalle 
catene  fanno  riposti  in  opportuni  scaffali.  Del  resto  lo  stretto  numero 
e  la  poca  importanza  delle  opere  raccolte  non  consigliano  lo  straniero 
a  frammettere  il  viaggio  da  Harlem  ad  Helder. 


Egmond.  —  Egmunda,  lat.  , 
Bibl.  deir  abbazia. 

Ragguardevole  era  al  suo  tempo  questa  biblioteca  posta  dal  se- 
colo IX  in  uno  dei  castelli  di  Egmond  presso  Alkmaar.  Data  preda 
alle  flamme  nel  secolo  XVI,  e  a  mala  pena  chi  sappia  iiidicarne  il 
sito.  Le  poche  memorie  che  ne  restano  furono  compendiate  ne'  se- 
guenti  cenni:  „In  hoc  coenobio  olim  servabatur  .  .  .  quattuor  evan- 
„gelia,  quae  fuernnt  patris  Theodorici  I  ibidem  sepulti". 

„Instructissima  et  illic  pridem  bihliotheca,  quac  antiquissima 
„patriae  nostrse  monumenta  continebat,  ex  qua  .1.  Heda   anno  1240 


*)  Index  variDiiiin  jiisigiiiiiiii  iiliroiiim   in   l)ll)liothec:t   RncliusiuiH.    Enoliiisii' .     lG'.t3,  l>i.j 

K.  van  Stiüli'ii.  41". 
2)   Catalogns  der  biblioUu'ek  (e  Alkiiiaar.   iiiel  iK-  ii(>tiill','i>  :i:iiiti't>k(Miiiii:cii  vt'rrijkt.   dnor 

de  H.  H.  Kluppel  eii  Pries.     Alkiiiar.    1)S1'.). 
Sitzb.  d.  pbil.-hist.  Cl.  XXXVHI.  Bd.  MI.  Hft.  31 


464  V:i  I  e  11  t  i  n  e  I  I  i.     Uellt>   bil)lioteclit> 

„liistoriam  Ullrajectinam  contexiiit.  Porro  bibliotheca  haec  cum  omni 
fere  supellectile  exiiita,  et  abbalia  tota  dinita  eoneidil  anno  eirciter 
„1572,  quo  ibi  Gubernator  Snojus  sfativa  liabuit  ')."  Appartene- 
vano  a  qiiesta  biblioteca  due  manoscritti,  ora  conservati  alla  reale 
deir  Aja :  a)  I  quattro  evaiigelj,  del  secolo  X  con  alcnne  miniature 
che  rivelano  il  tempo,  perö  espresse  con  affetto.  Due  di  queste  rap- 
presentano  il  conte  Teodorico,  e  sua  moglie  Ildegarda,  abbigliati 
alla  bizantina,  che  offrono  il  libro  sull'  altare;  1'  altra  s.  Alberto, 
patrono  dell' abhazia,  che  intercede  per  loro.  b)  Un  nuovo  testa- 
mento  latino,  donato  dal  conte  Dirk  e  da  sua  moglie  al  monastero. 
Procedevano  pure  da  questa  biblioteca  due  altri  codici  *)  die  Nicolö 
Einsio,  scrivendone  a  Isaco  Vossio  a  Parigi  nel  1650,  descrive  come 
esistenti  presse  il  caval.  Vouw  dell'  Aja;  e  l'Aurelio  Prudenzio  della 
Leidense  »j. 


Helder. 

Trasferitasi,  or  sono  aicuni  anni,  da  Breda  1' aceademia  reale 
di  marina  ad  Melder,  come  in  luogo  assai  piü  favorevole  agii  esercizj 
pratici  degli  allievi  ,  dacche  vi  si  presta  il  sicuro  suo  porto  alla 
sfazione  della  tlotta  militare,  fu  data  mano  alla  formazione  ili  due 
biblioteche,  V  una  a  servigio  della  direzione,  1" altra  degli  allievi. 

1.  Bibl.  della  direzione. 

Contenuta  in  due  grandi  armadj,  nella  sala  delle  carte  maritime, 
la  piccola  raccolla  di  libri  non  puo  dirsi  cosi  rilevante  da  prendere 
il  titolo  di  biblioteca:  vi  si  liscontrano  alcune  opere  di  scienze  esatte 
e  qualche  collezione  di  memorie.  Credetti  «pportuno  di  ricordarla 
perche,  grazie  alle  eure  che  vi  si  prendono,  coli'  acquisto  di  opere 
recenti,  atlenenti  alla  marina,  promette  di  salire  a  grado  di  maggiore 
importanza. 


<)    lialaviii   sMCiii.     linixfllis,    1714.   fol.  p.  »II..   \i.  430. 

^)  „Duo  iiiter  illos  ext;ili.iiil  i-oilk'es  sati.s  vetiir>ti  p  iiionasterio  Kgimindano  deprninpli, 
qnni'uiii  alter  sclioliasteiii  Lueani  iiiitli|iiiiiii  .  aMt-r  AululHiiiiin  fhnili.  versihus  ele- 
giarU  t'X|>iTssiiiii .  aliaqiie  quifiiarii  i-uiitiiieiit."  Syllii^p  epi.^lol.  a  Helro  ßiiriiianno, 
lom.  Hl.   p.  SH8. 

3i   V.    Bibliut.   deir  l'iiivers.    di  i^eirla.   imla   titi. 


e  delle  societä  scientitico-letterarie  della  Neerlandia.  465 

3.  Bibl.  degli  allievi. 

Ben  altra  e  questa  biblioteca  che  occupa  una  delle  vaste  sale 
a  pian  terreno  dell'  accademia.  Distribuita  sistematicamente  in 
quattordici  capaci  armadj,  conta  öOOO  volumi,  ripartiti  neue  classi 
di  storia,  geografia,  colonie  neerlandesi,  linguistica  e  letteratura, 
scienze  esatte,  geodosia,  idraulica,  niarina,  costruzione  navale, 
guerra  di  terra  e  di  mare.  Di  tutte  da  conto  il  catalogo  »)  molto 
compendioso.  Vi  si  eonservano  pure  da  120  piani  e  carte,  oltre 
quelli  lavorati  dagli  alunni,  ciascuno  de'  quali  e  tenuto  di  eseguire, 
a  beneficio  della  biblioteca,  un  disegno  a  matita  di  soggetto  per  lo 
piü  marinaresco,  prima  di  uscire  dallo  stabilimento.  Nel  mezzo  della 
sala  e  11  modello,  in  opportuna  grandezza,  d' un  vascello  da  guerra 
di  primo  rango,  veduto  pure  per  sezioni,  ad  istruire  gli  allievi  sulla 
ragione,  sul  nome,  sull'  uso  delle  differenti  parti. 


1)  Catalogus  der  bibliotheek  van  het  koninklijk  lustituut  vnor  de  marine.  S.  d.  185, 
p.  49,  80. 


3r 


466  ViiloiiMiiolli.    Di-Ili-  liililiotoche 


Zelanda. 

(Seeland,  ol.  —  Zelandia,  lat.) 
Middelburg.  Medioburgum  e  Meteloburgum,  lat. 

1.   fi^ocieta  delle  scienze. 

Aleuni  isolani  della  Zehindia,  desiderosi  d'istruirsi,  comunica- 
vansi  fra  loro  giornali  e  libri  d' erudizione;  ma  a  raggiungere  piii 
agevolmente  lo  seopo,  nel  1768  si  costituirono  in  societä,  fissandone 
la  sede  a  Flessinga.  Cresciiito  il  numero  de'membri,  e  addirizzate 
le  mire  ad  investigazioni  scieritifiche,  ebbe  corpo  e  forma  la  societä 
attuale,  sotto  il  patrocinio  degli  stati  proviiiciali  e  dello  statolder 
Guglielmo  V,  adottato  il  motio  Non  sordet  in  vndis ,  divisa  carat- 
teristica  cbe  :illude  alla  condizione  della  societä  nata  e  cresciuta  in 
un  arcipelago.  1  membri  niontano  ora  a  circa  duecento,  ventotto 
de'  qiiali  portano  il  titolo  di  direttori,  coli'  onorevole  carico  di  pagare 
nna  forte  contribiizione  a  favore  del  fondo  sociale.  Quanto  operosa 
fosse  nel  secolo  scorso  la  societä,  lo  appalesano  cbiaramente  gli  atti 
pubbiicati  i)-  Stazionaria  dal  1793  al  1807  in  forza  degli  avveni- 
menti  politici,  trasferi  sua  sede  al  capo  luogo  della  provincia,  Mid- 
delburg, ed  imprese  la  pubblicazione  di  una  nuova  serie  di  alti  2). 
Una  terza  serie  di  lavori  fu  coniinciata  nel  1839  3).  E  affatto  recente 
la  collezione  storiea  della  Zelanda  *). 

Bencbe  l'apertura  della  biblioteea  sia  contemporanea  alla  fon- 
dazione   della  societä,   nullostante   ebbe  uno   sviluppo  assai  lento. 


1)  VerhaiKlelingeii  vaii  liel  Zceiiwsclie  geiiootscli:i|)  dei-  welenschitppeii  le  Vlissiiigeii. 
Mi.ldell.uig,   l)ij  S.  van   Reutteiii,   1769—1792,   vol.  XV,  8». 

2)  Nieuwe  veiliiiiidelingeii  van  liel  ec.  Middelliurg,  1807 — 1833,  vol.  V,  8".  II  priino 
voliiiiie  fii  dedicato  al  re  Lnigi  Na|)ok'one,  il  seciindo ,  pubblicalo  nel  1818,  al  le 
(iii^lieliiio   I. 

•■»)  Nieuwe    werken    van    liet    Zeenwsehe    genoolsehap  ec.    Middelburg^,    1839 — 184.'), 

vol.  II,  8»,  con   atlante  di   I»  tavole  in  4» 
*)  Aroliief   vrocf^cre  en   lalcro   iiit'd('d('t'liiin;fn   voorniiiulijli    in   i)elrekluiif,'  tot   /eelaiul, 

nil}?ey;even   ilnor  liet  Zeeuw.seh  yenootsehap   der  welenscliappen.    .Vliddelhiirg,   1856, 

vol.  II.   .S". 


e  delle  societ'i  scieiitilifo-lelterarie  della  Neeiiaiidia.  4 1)7 

Iiifatli  il  catalogo  puhblieato  da  15  anni  *)  iion  conta  che  circa 
4000  opere.  Una  porzione  ben  tenue  di  libii,  forse  proeedenti  da 
darii  a  annessioni  di  librerie  minoii,  si  riferisee  agli  studj  teologici, 
di  storia  ecciesiastica  e  giurispriidenza;  la  maggior  parte  alle  sud- 
divisioni  seguenti:  a)  Scienze  esatte  e  storia  naturale;  hj  Medicina; 
c)  Arehitettura  e  belle  arti;  d)  Agricoltiira;  e)  Geogralia  e  viaggi; 
f)  Storia,  cronologia,  topografia,  biografie;  g)  Storia  iieerlaiidese; 
h)  Storia  speciale  della  Zelaiula;  i)  Nuiiiismatica,  geologia,  diplo- 
malica;  k)  Antichita;  l)  Poesia,  liiiguistica,  letteratura;  m)  Atti  di 
Sücietä;  uj  Giornali  e  meinorie. 

3.  Bibl.  provinciale. 

E  raccolta  di  minore  iuiportanza,  di  ciii  quest' anno  stesso  s'e 
pubblicato  il  catalogo  -)  preceduto  dal  regolamento,  sottoscritto  dai 
commissarj  della  biblioteca,  il  3  agosto  1859.  In  onta  al  nome,  e 
un  indice  compendioso  di  forse  mille  opere  di  A.  Enciclopedie,  atti 
d'accadeinie  e  societä  scientificbe,  bibliografie;  B.  Storia  d' Europa, 
Neerlandia,  Zelanda,  escienze  storico-ausiliarie;  C.  Scienze  politicbe 
e  legali,  diritto  civile  e  piibblico,  procedura,  politica,  scienze  eco- 
nomiche,  statistica,  legiblazione;  D.  Teologia  e  storia  ecciesiastica; 
£.  Scienze  esatte  e  belle  lettere,  lingtiistica ,  letteratura,  inatema- 
tiea,  agricoltura,  maniffatture  e  commercio,  medicina.  Cio  cbe  piü 
riscuote  l'attenzione  e  la  raccolta  preccdente  dalla  societa  medica 
della  provincia  »)  di  403  opere,  che  si  rapportano  alle  scienze  na- 
turali  e  mediche  della  Zelanda,  Vi  si  riscontrano  parecchie  opere 
interessanti;  da  quasi  settanta  edizioni  del  secolo  XV;  molte  cro- 
nache  necriandesi,  fra  le  quali  la  rara  im|)ressione  del  1591  *)  ; 
quasi  900  volumi  in  foglio,  di  cos!  dette  Notnlc  degli  stati  della  Ze- 
landa, oltre  a  molti  altri  contenenti  le  lUsolmioni  dcgli  stati  generali 
d'  Olanda. 

La  biblioteca  e  aperta  il  lunedi,  il  mercoledl,  il  sabbato,  dalle 
10  alle  12,   e  dalle  1  alle  3  pomeridiane. 


')  Caliilojfiis  «Icr  liililiothoi'k  viiii  liol  Zoimiwsi'Iic  j;fiioolsch!i|i  ili'i  «.■li'iiscli.  Mitlilel- 
bury:,   184i),  ter   drukki-rij   van   Av  ^^olinKiiloc  ,s  Al.i  aliaius.   y.  II,    MM.   S". 

2)  Catalogiis  van  de,  i)roviiiciale  hiMiotlicck  van  Zoi-Iand.  W'  .M  iildell'in ;; ,  Inj  li.  V. 
Aller,  dnikker  van   liet  gewi'sti'lijk   hcstaiir   van  Zt-clanil,    IS(i(».   p.  VMI,    Ul,   S" 

S)   Catalogiis,   |).  2U— 54. 

*)  Meli.s.    Slake's  rijnikronyk. 


468  Villen  t  in  eil  i,     Delle  biblioteche 

Forsa  a  questa  biblioteca  s'e  riunita  la  pubbliea,  di  ctii  Loineier 
scriveva  da  quasi  due  seculi :  „Middelburgensis  bibliothecae  fuiida- 
menta  iacta  aMalthaBoGallomontaiio  ab  Hesuwijk,  ecclesise  atitistite  «). 

3.  Bibl.  medico-chirurg^ica. 

Conservavasi  in  Middelburg,  da  iion  molti  anni,  una  biblioteca 
di  spettanza  del  collegio  niedico-chirurgico  civico,  d'  antica  origine, 
cbe  dovea  essere  di  non  leggera  importanza,  se  alia  metä  del  secolo 
scorso  pubblicavasi  T  indice  »)  di  140  opere  donatele  nel  1655  da 
parecchi,  de'  quali  sono  iiidicati  i  nomi.  L' intera  biblioteca  fu  da 
qualche  lempo  acquistata  dal  collegio  medico  di  Leida. 

^.  Bibl.  ^Villemsen. 

Insegnava  teologia  nella  scuola  di  Middelburg,  alla  metä  del 
secolo  scorso,  il  pastore  della  chiesa  protestante  Jacopo  Willemsen. 
Nel  corso  del  suo  lungo  servigio  prestato  alla  chiesa  e  alla  scieiiza, 
s'avea  egli  formata  una  ricca  scorta  di  libri,  non  solo  a  stampa,  ma 
eziandio  manoscritti,  attenenti  agli  studj  da  liii  professati,  scorta 
ch'  egli  impreziosi  con  una  raccoltina  di  libri  orientali.  Morto  egli 
verso  il  1780,  furono  esposti  all'  asta  pubbliea  i  libri  in  lingua  olan- 
dese,  e  nel  settembre  1781  qiielli  in  lingua  latina,  gli  orientali,  i 
codici  manoscritti,  stainpatosene  il  catalogo  di  vendita  s). 

5.  Bibl.  Boyaard. 

La  Sorte  medesima  che  la  preeedente,  incogliea  sulla  fine  del 
passato  secolo  la  biblioteca  del  dottore  Jacopo  Giovanni  Boyaard, 
segretario  municipale.  Frutto  del  suo  amore  sempre  addimostralo 
per  tutte  le  ramificazioni  del  sapere  ,  e  specialmente  per  le  arti 
belle,  contenea  quella  libri  d'ogni  classe  di  studj  in  varie  lingue. 


1)  De  liibliotheeis  liber  singulaiis,  p.  254. 

2)  Naamregister  der  hoekeii  vereeit  aan  de  elilnirf,Mns  iMitlepri-kiimmcr  der  stal  I\lid- 
dell.urg  't  zedert  anno  1053.  Te  Middelliurp,  hy  Hendrik  van  Hoekke ,  1746, 
|).  II,  4«. 

3)  Bibliothecs  Willemsenianw  pars  ,  sive  calalopus  libroriiiii  latinonini  nitidissinie 
compactorum  bibliothec-*  inslrnetissiinii'  viri  clarissimi  el  phiriMiiim  reverendi  Ja- 
cob! Willemsen,  sanclse  tlieolos:iie  professoris  in  gymnasio  nicdiobnrgensi,  nc  verbi 
divini  ministri  in  ecelesia  eiusdem  urbis.  Lugduni  ßatavonim,  apud  Sam.  il  Job. 
Liicbtmans,    1781,  p.  176,  »<>. 


e  flelle  s  xieli't  scientifico-Ietterarie  della  Nefrlandia.  4-Ö»7 

non  che  quantila  di  o^getti  di  belle  arti,  piltiire,  carte,  disegni, 
incisioni.  A  inaiitenerne  viva  a'  posteri  la  memoria,  giova  il  catalogo 
di  veiidita  i)  fattane  dopo  la  morte  del  possessore,  iiel  settembre 
dell'anno  1743. 


Goez.  —  Giisa,  lat. 

Beuche  sia  certo  che  a  Goez  esisteva  iiiia  piihblica  ^)  nessiino 
saprebbe  darne  piü  traccia. 


Brabante  settentrionale. 

Bolduc,  itai  —  Hertogenbosch,  Bosch.  (»IüikL  —  Herzo- 
genbusch, ted.  —  Bois-le-Duc,  franc.  —  Buscinn  ducis, 
Silva  ducis,  Busco  duca,  Busco  ducum,  lat. 

Bibl.  provinciale. 

La  fondazione  provinciale  dclle  societä  di  scieijze  ed  arli  del 
Brabante  settentrionale,  e  1"  isfituzione  qiiindi  d' una  bibiioteca  ad 
uso  d'essa,  bon  mostra  quante  meraviglie  possano  in  breve  lasso  di 
tempo  operare  la  fermezza  d'un  buon  volere,  e  la  direzione  delle 
singole  forze  ad  un  solo  centro  d'azione.  II  maestro  di  lingiia  liitina, 
ora  rettore  del  ginnasio  di  Bolduc,  Cornelio  Rodolfo  Hermans  con- 
cepi  poco  prima  del  1837  il  gigantesco  progetio  di  dar  vita  ad  iina 
societa  scientifica  ,  ad  imitazione  di  altre  provincie  del  paese,  e  di 
provvederla  di  tutti  que' mezzi  d'istnizionn,  che  di  per  se  esigono 


')  Ciitalogiis  Villi  eeiie  voortri'l'lyke  eii  /yinleljk  ■ii'ciiiiilitioiiei'rdi'  vi'r/.iiineliiii;  \iiii 
latviisolif  ,  fr»iisclie,  doch  inest  iHMlcrilntscIie  lioekfii  in  vt-t-lc  liiciiltiMten  :  « »in - 
oiider  zcer  vecle  kostliaint"  cii  zcld/.aiiin  voorkiiinfiido  «orken.  \ei'>  oIi;«'""'  t'oiif 
exti'iil'aiiije  verzaincliiig^  miii  scliililei  yen,  door  lieroeinde  lu'derliiiid.sclii'  cii  nndi-if 
konstschilders.  Alsnicde  oeiiige  teek<'ninf;i'n  i'ii  lufiitkuiisl,  mtiUm-  ii'iii>;e  rarilei- 
l»Mi  .  alles  hy  een  yi'/.aineld  eii  iiaj;elalfn  dnoi-  wylen  di'ii  IIi'it  Mr.  .laciili  .lau 
ituyaard  ,  in  /.yii  wel  cd.  leveii  ccistc  .scciciaris  der  slat  .Midtlelliiii'^.  S.  I. 
|i.  !ll,   80. 

-)  Noordiiek.    Arehiefwezcn ,   1826— US.i'i,  |..  aoo. 


470  Villen  t  in  eil  i,     Delle  bililioteche 

tali  associazioni ,  biblioteca  ;  gabinetti  d'  aiitichita  ,  numismatica, 
oggetti  natural!  et  etnografici;  edifizio  per  riporveli.  Vastitä  di  piano 
aceolto  da  niolti  con  quel  velato  sorriso  ehe  annuncia  riiiipiobabilitä 
del  riuscimentü ,  da  eui  perö  non  si  ritrasse  la  eostante  energia  del 
niaestro  di  scuola.  Perche  associatisi  cinque  de  piü  volonterosi  citta- 
diiii,  con  alla  testii  11  governatore  della  provincia,  barone  A.  van  den 
Bogaerde  van  der  Brügge,  apri  una  soserizione,  eui  presero  parte 
bentostü  oltre  qiiattroeento  individui  della  eitta  e  della  provincia.  Fu 
percio  costituita  iina  societä  di  membri  ordinär],  ora  ridotti  a  350, 
che  pagano  cinque  fiorini  annui,  di  21  onorarj  e  24  conispondenti. 
Gli  stati  provinciali,  accolta  di  buon  grado  la  proposta,  assegnarono 
del  proprio  fondo  ottocento  fiorini  annui,  che  aggiunti  alla  tenue 
corresponsione  annuale,  impiegö  l'Heruians  dapprincipio  all'  acquisto 
di  opere  di  storia  e  di  scienze  naturali,  opere  le  piü  necessarie  alla 
forrnazione  della  divisiita  societä  scientifica.  Egli  vi  riuni  pure  una 
piccola  scorta,  che  di  pubblica  proprietä  fin  dal  seeolo  scorso,  con- 
tenea  libri  chinesi  ed  arabici,  come  pure  buoni  manoscritti  i).  Perö 
lottando  colla  niancanza  di  luogo  opportuno  a  riporre  que.sta  prima 
importazione,  fu  costretto  ad  usarsi  di  spazj  insuflicienti  alFatto  ad 
albergare  una  biblioteca.  Ora,  al  triplice  scopo  di  far  conoscere  alla 
cittä  e  alla  provincia  la  esistenza  della  biblioteca,  di  agevolarne  l'uso 
a'  suoi  membii,  e  di  appoggiare  Tinchiesta  di  luogo  conveniente  ad 
ordinarvela,  pubblicö  cinque  anni  dopo  la  fondazione  della  societä, 
un  catalogo  sistematico  s)  di  duemila  opere  in  circa  distribuendole 
nelle  classi:  I.  Scienze  ed  arti;  II.  Scienze  econoiniche;  III.  Lette- 
ratura;  IV.  Giurisprudenza;  V.  Medicina:  leggesi  a  pag.  I — IV  il 
regolaniento  per  Tuso  della  biblioteca.  Aumentatasi  questa  rapida- 
mente,  dacche  ai  mezzi  ordinarj  si  aggiunsero  le  ofTerte  spontanee 
di  libri  in  dono,  i'ojjeroso  direttore  riconobbe  necessaria  una  seconda 
edizione  del  catalogo,  che  pubblicö  nel  1853  sj,  modificandone  le 
partizioni:   I.   Poligrafia;    II.  Scienze  esatte,   naturali  e  mediche ; 


*)  Register,   1736.   Calalojjo  sissiii  raio. 

2j  Catalng-iis  der  bibliotheek  van  hat  i>rovineial   geiioolschaii   van   kuiisteii  eii  welen- 

schappen  in  Nord-Braband.  —  's  Ilertogeiiboscb,  II.  Palier,  t-n  /.oon,    1841,  |>.  IV, 

102,  80. 
"^J  Calalogus  der  hibliiithcek   van  het  provincial  geiiootscbap  van  kniislen  en  weteii- 

schappeii  in  Nord-Braband.  —  's  Hertogenboseh,  II.  I'alier  en  zoon,  drnkkeis  van 

bei  genootschap,   18r)3,  p.  XVIII,  238,  S». 


c  delli'  soeieli'i  scientifieo-letlt'rarie  delhi  Neerlaiidiii.  471 

III.  LetteratuiM,  helle  arti,  stoiia,  antichila  e  numismatica;  IV.  Giu- 
risprudenza  e  sclenze  econorniche;  V.  Industria.  Trattanto  recavasi 
a  termine  V  edifizio  del  nuovo  ginnasio,  e  la  direziorie  della  .societä 
ne  destinava  il  piano  superiore  a  riporvi  la  biblioteca  e  1  gahinetti, 
perche  ne  fosse  degiiamente  rappresentata  rimpoitanza  al  decimo 
congresso  d'eeonomia  agraria,  ivi  teiiutosi  nel  1855.  In  quella  circo- 
stanza  THermans  diede  a  luce  una  dettagliata  inforrnazione,  non  .solo 
della  biblioteca,  ma  eziandio  delle  diverse  collezioni,  inlitolaiidola 
niodestamente  prospetto  sfnggevole  ^) ,  dal  quäle  rilevasi  che  la 
biblioteca  contava  allora  quasi  12000  voiumi,  senza  numerarvi  le 
dissertazioni  accademiehe,  specialmente  del  Brahante  settentrionale, 
e  gli  opuscoli.  Presentemente  ii  nuniero  dei  voiumi  a  stampa  moiita 
a  14000,  fra' quali  molti  atti  d'accademie,  splendide  edixioni  che 
si  trovano  appeua  nelle  grandi  biblioteche,  collezioni  di  carte  topo- 
grafiehe  del  paese,  ma  specialmente  della  provincia. 

La  collezione  de'  codici  manoscritti  e  proporzionatamente  con- 
siderevole,  elevandosi  alla  cifra  di  mille,  e  coiitiene  libri  religiosi, 
cronache,  costumi,  scritti  ehe  fanno  conoscere  Tetnografia  paesana. 
La  descrizione  cosi  di  questi,  come  di  parecchio  opere  edite  in 
lingua  Chinese  e  del  Malabar,  non  ancora  pubblicata,  verra  fra  poco 
data  in  luce  dall'  infaticabile  Hermans,  che  si  propone  pure  di  dare 
un  indice  speciale  delle  dissertazioni  accademiehe.  Non  tornerä 
quindi  fuor  di  proposito  Tinditazione  sommaria  dei  manoscritti  capi- 
tali :  a)  Antifonario  menibranaceo,  scritto  nel  1478  da  Diewaris 
Pelgroms  nel  monastero  delle  canonichesse  regolari  di  Beverwijk,  in 
8".  gr.  bj  Iloros  dhrince  su  pergamena,  a  lettere  capitali  dorate, 
scritte  nel  secolo  XV  nel  convento  di  s.  Agata,  in  12".  c)  Lihro  di 
divozione,  menibranaceo,  con  lettere  iniziali  colorate  messe  in  oro  : 
i  margini  sono  vagamente  ornati  con  fiori  ed  uccelletti.  tl)  Begistro 
di  conti  della  confralernita  di  M.  Vergine,  degli  anni  1330  —  1336, 
cartacco:  cade  qui  in  acconcio  osservare  ch' e  questa  la  carta  piü 
antica  che  si  conosca  nei  Paesi  Bassi.  e)  Lcttera  autograla  del  prin- 
cipe Maurizio  air  ammiraglio  van  Obdam,  data  il  21  maggio  l(>0o  da 


')  Vliitig  ()vef/.if>t  diM-  vtM-/,!iinoliii!4('ii  vnii  ln-l  |iro\  iiiciiiiil  ■jcii.)i>lsi'lin|>  \iiii  kiinsli-ii  cii 
wetcnstliiippfii  in  NooiiI-IJiüIhiikI,  Ich  (lieii-sU-  diT  lodeii  Miii  hi't  X>''  laiulliiii.s|i,.iul- 
kmidi;;  Cünjircs  ,  te  lioudcii  den  l'.t— 2;>  iiiiiij  1S5;»,  le  "s  Hoilojjenl.o.sih ,  dix.i 
J>r.  C.  I{.   Ilpnniiiis.     '.s  IleitogeiilMisch.   II.  I'iilifi    imi  /.ooii.   IS:i.'i.  |«.  ;>0,  S". 


472  Va  lenli  nel  I  i  ,    Delle  hihlioteche 

Woiiw  presso  Bergen-op-Zoom.  f)  Lettera  autografa  del  ministro      J 
fiancese  de  Luvois  al  conte  di  Broglie,  25  ottobre  1673.  g)  Lettera 
patente  meiuhranacea,  eon  lavori  a  colori  del  celebre  Gerardo  van 
Spoendorek,  pittore  in  miniatur;i  presso  la  corte  di  Francia,  sotto- 
scritta  il  2  luglio  1774  di  mano  di  Luigi  XVI. 

La  biblioteca,  cui  sono  addetti,  oitre  il  bibliotecario,  un  ania- 
nuense  e  un  servente,  e  aperta  tutti  i  giorni  deiPanMO,  eccetto  le 
feste,  dal  mezzogiorno  alle  due  pomeridiane. 

La  formazioiie  del  gabinetto  di  numismatica  e  niolto  bene  avviata, 
contandovisi  da  circa  16000  monete  e  medaglie  in  oro,  argento, 
bronzo,  roniano-antiche,  del  medio  evo,  moderne:  la  serie  piü  acca- 
rezzata  e  a  buou  diritto  quella  del  Brabante.  Vi  si  conservano  pure 
aleiine  coilezioni  di  gettoni  galvano-piastiei ,  impronte  in  gesso,  si- 
gilli  d' argento  coi  loro  ectipi  in  ceralacca  9-  Nella  serie  delle  anti- 
cbita  romane  riscontransi  vasi  in  terra  cotta,  frä  piü  vaghi  de*  quali 
sono  alcune  diote,  lucerne  fittili  letterate,  vetri  ed  altri  oggetti  sea- 
vatiaNimega;  bronzi,  fibule,  anelli  eon  rappresentazioni  eroticbe, 
speccbi  di  metallo,  agbi  discriminali,  giocolini  da  fanciulli;  anticliita 
germaniche  e  franche;  armi  guerrescbe  nostrali  e  giapponesi,  mazze, 
frecce,  pesanti  palle  di  sasso;  opere  ornamentali  in  pietra  e  terra 
cotta;  oggetti  di  storia  naturale,  resti  di  manimout,  delfini,  ipopo- 
tami;  prodotti  gregi  e  lavorati  di  seta;  scimmie  e  cainaleonti  di 
Giava,  conservati  nell' alcool;  petrefatfi,  aereoliti;  finalmente  cemelj 
d'ogni  genere  e  una  non  ispegevole  raccolta  di  pitture. 

La  societä  pubblica  una  serie  di  memorie  ^),  ed  ancbe  opere 
separate,    come  sarebbero  memorie  premiate,    cronache,    carte   e 


»)  Catalogiis  der  Nord-  eii  Zuid-Nedcrlandsche  .Miiiiteii  eii  andere  Peniiiii^en  van  licl 
priiviniiaal  ^jenootscliap   van   kuiisten.     '»   Herlogenhosch,    1860,  8". 

2}  Handelinyeii  van  het  piovinciaal  genootschap  vaii  knnslen  en  vvetcnscliappen  in 
Nord-Hraband.  's  Hertogenhoseli,  1837— 1844,  vol.  III,  8".  —  Bre.la,  1844,  parte  III 
del  voinme  III.  —  \s  Uertolienhoseh,  1846,  vol.  IV,  8".  Forniano  parte  di  queste 
Memorie  le  due  opere  set;uenli  :  a)  H  e  r  in  a  n  s  Dr.  C.  li.  Analytische  opgave  der 
gedrukte  Charters,  diploma's,  handvesten,  plakalen,  keureii,  ordonnantien,  regle- 
menten  en  andere  staatsstukken.  I)etrekk('lijk  de  provincie  Nnord-Brahant,  van  het 
jaar  704  tot  en  mel  het  jaar  1648.  's  Bosch,  1844,  8".  hj  (i  e  n  s  A.  (de), 
(ieschiedkundige  heschrijving  der  overlaten  in  de  provincie  Noord-Braband.  Breda, 
1844,  bekroonde  prijsvraag,   40. 

II  indelingen  van  het  provinriaal  j^ennotschap  ec.  in  Noord-Brahant  ,  over  de 
jaren  1846—1800.  "s  Hertogenbosch.  1847  — 18,i6,  8».  Vi  si  inlerivono  :  Wetten 
van  het  provinciaal  genootschap  ec.  eon  data  'i  luglio  1843,  come  pure  Keglement 
van  lief  piovinciaal  genootschap  ec.   in  data    14   novcinbre  1850. 


e  delle  societH  scieiitifico-letteriirie  della  Neerlandia.  473 

(locutnenti,  pubhiicazioni  dovute  quasi  per  intero  alla  prodiginsa  ope- 
rositä  deir  Hermans  i).  Arroge  i  rapporti  delle  sedute  ineiisili  dei 
direttori  e  i  rapporti  anriiiali  delle  sedute  generali  2). 


AI  principio  del  secolo  scorso  ammiiavasi  in  Bolduc  una  eospicua 
raceolta  di  oggetti  antichi  ed  artlstici,  del  cui  catalugo  sj  erasi  giä 
data  nel  1736  rundecMma  edizione.  A  pag.  17,  n.  61  di  questo  raro 
iiidice  sono  eniinziati  Versclieide  cJtinese  cn  uraclif  hocken  en 
tjeschriften,  lihri  orientali  e  niarioscritti  varj,  colloeuti  ora  molto 
prohabilinente  frs  quelli  della  provinciale.  Una  scelta  e  copiosa 
hiblioteca  monastica  delle  provincia  *)  fu  venduta  all'  asta  nel  1855. 


•)  a)  Hermans  CR.  A.  \' »  n  M  o  og  s  t  r  a  t  e  ii  eii  M.  Vau  den  Boogard.  Ver- 
/.ariieling  van  cliarliM^  en  ^jescliiedkiindige  bescheiden,  beli'ekkelijk  het  land  van 
Mavestein.     's  Boscli,   1848—1804,  vol.  lil,  8". 

bj  Verzanieling'  van  zeldzame  oorkonden  betrekkelijk  het  beleg  van  "s  Herlogi-n- 
bosch  in  den  jare  1029.  iliior  l)r.  L.  li.  Ilertiiaiis.  "s  Herl(i,::i'iil.(pscli .  1850 — 1860, 
vol.  II ,  8«. 

c)  Beredeneerd  overzi^t  der  laiidbonukundige  scbriften  licli  ekkeli.jk  de  (irovin- 
<'ie   Nooid-ßiabaiid,   dn.  r  Di.   C.  R.   Hermans.    Te  "s  lleitogenboscb,    i84.i,   8". 

d)  Hermans  C.  H.  Vei-/.anielin<f  van  kronijkeii  bedekkelijk  de  stad  en  .Meijerij 
vaii   's   Hertogenbosch.  Hertogenl.osch,   1840—1848,   vol.  111,  8». 

e)  —  —  Gesüliiedkundige  overzigt  den  staatwezeii  in  de  provineie  Noord-Bra- 
band.    's  HerlogenboscG,   1843,  8*'.,  con  carta 

ß  De  levengesehiedenis  van  .Maarten  Van  Ro^sem,  voornamelijk  met  betrekking 
tot  de  tegenwoordige  |irovincie  Noord-Ilraband  ,  d..oi-  .Mr.  J.  !>.  W.  Pai-e.  Te  '» 
Hertogenbosch,   1847,  8". 

gj  Verliandeliiig  ovcr  de  rnpsen-soorlen  en  derzelver  verdelging.  donr  l>.  Baijzen, 
sledelijk  entranger  eu  dijkgraaf  te  Axel,  's  Hertiigenbo>,ch,   184."i,  8". 

//^  Beaiitvs'oording  der  vraag:  Welke  verbeleringen  zijn  Heiisciiclijk  in  bei  al- 
gemeen  poldervegt  in  Noord-Brahand  ?  door  J.  K.  Boogaard  ec.  aan  wien  de,  door 
het  |irovinciaal  genootscliap  van  knnslen  ec.  uilgeloelde  gnuden  niedaille  .  in  de 
bestaai's  vergadering  vaji  1  jnnij  1800  is  toegekend.     ".s  llei  tugenboscb,    1800,  8". 

-)  Verslag  wegen  der  toestaiid  der  bibliütbeek  v.iii  liet  iirovinciaal  genoolsclia|>  »an 
knnslen  en   \vetenscha|i|ipn   in  Nniird-Braband.  uilgi-bragt  dnor  den  beer  bibliothe- 

karis  ec.   (conie  .segretario   delle   Socieläj   in   de algemeene  »ergaileriiig 

gebunden  den  

3)  Register  van  alle  de  vooi  na  nnsle  raritoiten  .  v»elke  o|i  de  anlii|uileit-  en  k"n>l- 
kanier  lot  's  llertDgenb'isili  verloond  worden.  Kifde  drnk  .  nn  unlangs  niet  veele 
ongeineene  en  dierbani'C  vi'eemdigbeden  verineerdert.  's  Herlogenb(i«cli.  H.  I'alier. 
1730,  p.  28,  8». 

*)  C'atalogne  d' yne  belle  collectioii  de  Mss.  et  lettres  antographes,  inipression.t  du 
.\V.  siede,  de  livres  de  tlie'ologie  ec.  provenant  de  la  bibliotheqne  d' un  couveiil 
dn  iVrabant  septemtrional.  doni  la  vente  anra  lien  le  l.'i  uct.  18^5,  >oiis  la  direclion 
de  .M.  Nijboir.   Ilaye,  8". 


474  Valentiii.'l  li,   |»(.||,.  bililioteche 

ßreda. 
1.   Ribl.  deir  ac'cadciiiia  miliare. 

Tufti  que'  libri  che  nel  secolo  decimottavo  eiano  d'  uso  nelfe 
sciiole  militari  irartiglieria  in  Breda,  Zutphen,  Amersfoort,  come 
pure  neir  accademia  di  marina  di  Medemblik,  furono  tiasportati  a 
Delft  neir  anno  1816,  in  cui  si  aperse  la  scuola  d'infanteria  e  caval- 
leria,  artiglieria  e  gonio.  Traseeltasi  in  segnito,  come  piii  opportuna 
al  pratico  sviiiippo  degli  studj  miliiari,  la  f'ortezza  di  Breda,  fii  sop- 
pressa  T  accademia  di  Delft  ed  eretta  nel  1828  quella  di  Breda,  eon- 
cedendo  munificamente  a  tale  scopo  il  duca  Federico,  zio  del  re,  il 
proprio  castello,  appartenentegli  come  a  barone  di  Breda.  Fu  allora 
che  da  Delft  si  trasferi  pure  la  biblioteca  e  la  si  distribui  in  una  vasta 
sala  terrena,  collocandovisi  i  libri  sotto  ie  categorie:  Scienze  ed  arti 
militari;  Scienze  emtte  c  naturali;  Scienze  stör  icke;  Belle  lettere 
e  belle  arti;  Scienze  religiöse ;  Poligraßa.  Gli  incrementi  non  fu- 
rono per  alcuni  anni  cosi  nolevoli,  come  nell' ultimo  decennio.  In- 
fatti  A.  J.  van  der  Aa  scrivendo  nella  sua  guida  di  Breda  i)  alcune 
linee  sulla  biblioteca  dell' accademia,  non  vi  riscontra  die  1000  vo- 
lumi.  Presentemente  ne  conta  essa  da  piü  che  20000,  o  acquistati 
coi  fondi  della  accademia,  che  vi  eroga  una  somma  annua  di  due  a 
tremila  fiorini,  o  donati  da  persone  private,  ma  specialmente  da 
membri  della  famiglia  reale  e  dai  diversi  ministeri.  Beuche  Tintero 
corpo  della  biblioteca  siasi  diviso  nelle  sei  classi  sovraenunziate,  le 
trattate  piü  estesamente  sono  le  tre  prime,  come  di  ragioue.  La 
prima  e  suddivisa  in  a)  Arti  della  guerra  in  generale;  h)  infanteria 
di  linea;  c)  Cavalleria;  d)  Truppe  leggere;  e)  Artiglieria;  f)  Ge- 
nio;  g)  Marina;  h)  Legislazione  e  amministrazione  militare;  i)  Sto- 
ria  della  guerra;  k)  Miscellanee  militari.  La  seconda  e  ripartita  in 
a)  Scienze  esatte;  b)  Scienze  naturali;  c)  Costruzioni;  d)  Tecno- 
logia :  ia  terza  in  geografia  e  storia.  Le  edizioni  sono  quasi  tutte  del 
nostro  secolo:  la  maggior  parte  de'  libri  e  in  lingua  francese  e 
tedesca,  alcuni  in  inglese,  pochi  assai  in  italiano.  Non  vi  mancano 


*)  Ueschiedkundige  liesuhrijviiig   van  ,|e  slad  Bipda  on  have  oiiistrekeii.  To  Gjariuetem 
l)ij  J.  Noorduyn  eii  zoon,   1845,  8".  a  i>ag.  34. 


e  ih'lle  sot'ietii  seientHico-letterarie  dollii  N(>erlan(li-a.  475 

alcuni  manoscritti ,  tiili  pcro  d;i  noii  poter  aspirare  al  vanto  di 
codici. 

Fra  i  üfioi'uali  militari  di  cui  e  abboiidevolmente  fornita  la 
bibüoteca  ricorderö  lo  Spettntore  ')  distiibuito  in  tre  serie:  la  prima 
in  sedici  voliimi  in  4o.  coniineia  cdll' anno  1833,  la  seconda  di  otto 
volumi  in  S».  comincia  coli' anno  1849;  la  ter/a,  parimenti  in  8"., 
costituisce  finora  cinque  volumi ;  qiiindi  il  Nuovo  spetlulore  -)  co- 
minciatü  da  J.  F.  Tbieme  in  Nimega  col  titolo  De  nicuire  spectnlor-, 
krijys-  eii  geschiedhinidig  tijdschrift  voor  liet  iiederinndache  leger, 
poi  seguito  col  titolo  come  in  nota  ,  e  stampato  in  Arniieni.  II 
primo  di  questi  giornali,  come  il  favorito  dal  governo,  e  steso  nello 
spirito  conservativo;  il  secondo  in  iino  spirito  d'opposizione,  che 
talvolta  degenera  in  odiose  personalita.  Negli  ultimi  fascicoli  del 
secondo  si  promettono  comunicazioni  sulle  cose  militari  dei  possedi- 
menti  transatlantici,  locclie  renderä  piü  importante  il  giornale  alla 
stessa  casa  d' educazione,  dacche  uiia  gran  parte  degli  allievi  e  im- 
piegata  nell'  armata  delle  colonie.  Uno  de'  gioielli  della  biblioteca  e 
la  raccolta  delle  carte  geograficlie  e  topografiehe ,  di  accampamenti, 
assedj,  attacchi,  con  che  si  da  compimento  alle  descrizioni  storiche 
di  giieria,  Ed  a  piü  ampia  trattazione  di  tale  argomento  formano 
seguito  alla  biblioteca  una  sala  di  modelli  ed  un  museo  di  ritratti 
d'uoMiini  d'arnii,  qnella  per  istruzione  pratica,  questa  per  avvivare 
negli  alunni  lo  spirito  d'emulazione. 

II  corpo  degli  ufficiali  e  professori  gode  del  diritto  di  teuere  i 
libri  a  prestito  per  un  intero  anno,  quando  non  siano  chiesti  da  altri. 
Lodevole  costumanza  e  degna  da  citarsi  ad  esempio  e  quella  onde  il 
corpo  insegnante  si  raduua,  nelle  ore  libere ,  in  biblioteca,  o  per 
leggervi  la  scella  copia  di  giornali,  o  per  vedervi  le  opere  di  recente 
acquistate ,  o  per  motivo  qiialiinque  di  studio. 

La  biblioteca  e  aperta  ogni  gioriio,  eccetto  i  festivi,  dalle 
10  antim.  alle  31/3  pomerid.  E.  H.  Brouwer,  giä  da  25  anni  biblio- 
tecario,  non  sussidiato  che  da  un  solo  servo,  tiene  Tamministrazione 
non  solo  della  biblioteca ,  ma  eziandio   di  una  collozione  di  libri  a 


1)   De  iiiilitaire  spectator.    Tijdscliril't  voor  In-!    iR'ilfrliiii(l,sclu'  Ic^or.    Te  Kieila  ,    Inj 

Brose  et  comp. 
-)   De   iiieuwe  spootator.     Krijgs-    cii  yi'scliioilkuiiilij;'   ti.jilsi'liiili   vom-  iNt>iM'laii)l.s  laiiil- 

eii    zeeiiiacht  .     oikIit    ri'ilaclie    van    ceiiifji'    oiiil-iuilitaiii-ii.      Nijiiiwey:  ,    Arnlu-in. 

1847— KSüO.  «". 


476  V»  Ipi)  tiiielli,   Delle  biblioteclie 

parte,  di  cui  tliro  piii  sotto.  Acquisto  egli  ilegno  titolo  tli  lode  colla 
piiltblica/ione  del  catalogo  ') .  iiel  quäle  molto  aeeortainente  si  servi 
di  i-invii  per  aiinunciare  quelle  opere  che  appartetigono  coiitempora- 
neamente  a  piü  elassi.  Piü  tardi  ejili  v'aggiuuse  due  supplementi  2), 
ed  ora  sta  oceupandosi  del  terzo. 

Alla  biblioteca  maggiore  va  uiiita  iiiia  piccola  libreria,  non  com- 
presa  nel  catalogo  a  staiiipa,  contenente  da  poco  piü  che  un  migliajo 
di  volumi  di  viaggi,  romanzi,  opere  in  genere  di  letteratura  cosi 
detta  leggera.  (jascuno  de' cadetti,  che  montane  ad  oltre  trecento, 
ha  11  diritto  di  domandare  al  bibliotecario,  il  venerdi,  dopo  le  ore  di 
scuola,  uno  di  tai  libri  ch'  egli  riceve  il  sabbato  successivo,  per  re- 
stituirlo  il  lunedl  appresso,  prima  della  scuola.  Commendevole  isti- 
tuzione,  perche  procura  alcune  ore  di  utile  distrazione  agii  studeiiti, 
e  toglie  Toccasiotie  di  ricercare  ed  ottenere  da  persoiie  estranee  al- 
r  istituto  opere  simili,  che  possono  tornar  danriose  alla  morale,  e 
d'  altronde  potrebbero  essere  lette  anche  ne'  giorni  consecrati  alle 
lezioni. 

3.  Bibl.  civica. 

E  custodita  nel  palazzo  municipale  una  sufficiente  raccolta 
d' opere  storiche  e  giuridiche,  che  non  venne  poi  continuata,  della 
quäle  ci  diede  notizia  Goer  s). 

3.  Bibl.  de  IVijs. 

Fra  le  hiblioteche  private  ben  merlta  di  essere  ricordata  la  anti- 
quario-numismatico-cartistica  del  negoziante,  sig.  F.  de  Wijs.  Vi  si 
conservano  alcuiii  buoni  manoscritti,  scelta  copia  di  stampe  e  una 
ricca  scorta  di  monete  e  medaglie. 


>)  vSystematische  cHtalogus  van  <le  liil>liotl)eek  der  koninklijke  militair  academie.    Te 
Breda,  ter  driikkerij  vaii  Broese  et  comp.,   1840,  p    XII,  206,  8". 

2)  Eerste   8ii|>|>li'meiit.   Te   Breda,    1846,   p.  126,   8". 

3)  Bescliiijviiig  der  sladt  en  lande  vun  Breda,     's  Gravenhage,    1741,  fol. 


e  «lelle  soeielä  sciendTico-letteiarie  della  Neerlandia.  477 


Provincia  d'Utreclit. 

Utrecht.  — Trajectum  ad  Rhenum,  Trajectuni  batavuni,  Tra- 

jeetuminferius,  Ultra  Trajectum,  Ultrajectum,  Trajectum,  lat. 

—  Wiltaburg  O  Wiltrecht  (piessu  i  Frisoni  e  i  P^'imchi). 

1.  Bibl.  cleir  tiiiiversitä. 

Le  origitii  di  questa  biblioteca  risalf^oiio  all'  epoca  deir  iiidipeii- 
denza  politico-religiosa  iieerlandese.  II  senato,  poi  che  il  cornurie  ac- 
qiiisto  nel  1851  alciinechiese  e  gli  aniiessi  monasterj  della  citlä  e  della 
provincia  per  costruirvi  delie  fortilicazioni,  eoinmise  un  inventario 
de!  libri  che  vi  si  rinvennero,  pensando  da  allora  aMa  fondazione 
d'utia  bililioteca.  Benche  iion  si  sappia  quali  e  (jtiaiiti  fossero  i  con- 
venti  donde  si  racci)lsero  que' libri,  niilloslaiite  le  scritte  di  aicuni 
risguaidi  dan  meinorin  dei  geronimiiii,  de' canonici  regolari  agosti- 
niani,  dei  converiti  di  s.  Paolo  di  ßetleinme  i),  delle  monache  gero- 
.soliiiiitane  di  Utrecht,  dei  certosini  2)  presso  Utrecht,  delle  monache 
regolari  di  s.  Maria  di  Guda  sopra  Guda.  Nel  maggio  1582  questa 
ricca  colli*zione  voleano  deporre  Jacopo  Pottero  e  Florenzio  Vedio 
nella  cliiesa  di  s.  Caterina  0  dei  Gioaniiiti  (Lange  Nieuwstrasse),  ina 
vivamente  oppostosi  il  presidente  di  quellachiesa,  fu  collocata  nel  coro 
di  quella  di  s.  Giovanni;  pero  intiepiditosi,  conie  suole,  qiiel  prinio 
fervore,  molti  vulunii  fiirono  deruhati  per  la  vituperevole  trascuranza 
in  che  si  tenne  la  biblioteca  -).  AI  principio  dei  secolo  XVII  le  sorti 


')  L' iiiilice  de' codioi  iiiss.,  tuUi  teülügici,  alhi  liihlli)teca  di  iiiiesto  i'oiiveiito ,  t'or^e 
i-ed»tto  dalln  coinmissioae  riferita  iiel  testo ,  piihMicnssi  da  Aiitunio  Saiidero  in 
Bibliotheca  bclgica  manuscripta,  vol.  I,  p.  331 — 333. 

'')  „liibliotlieca  ad  s.  Joaniiem  puhblica,  qua>  uiidi({iio  iitstructissiiiia  liliroruiii  varia 
supeilectile ,  cai'tliiiüianoruin  alioiiiiiique  oiillatis  in  cani  lihros.  (.■hurnni  occupat 
Universum. «     ßatavia  sai'ra,   Hiuxell.  1714,   |>.  II.   p.   114. 

3)  „Anno  l;j82  ,  niense  niaii  .  Jacohns  l'ollerns  et  IMorentins  Vctiiiis  liililiotlifi-am 
pulilicani  a  carthiisianis  et  aliis  e  locis  eulle>^erunt  ,  nt  in  teinplo  Jnannitarum 
hihliolh.  pnliliOani  erig'erent ;  verum  ea ,  innlata  seiitenlia,  in  teuiplu  d.  Joaiiiiis 
eonstitiila  est,  neniine  eius  curani  suscipienle,  a  innitis  distracta,  fruslru  eam  re- 
dneere  curante  llu^^one  Rniseliio.  pei.e  onnridil."  It  11  i- h  c  I  i  n  s  Arnold  OeM'riptlo 
urhis   Trajeet.   p.  81. 


47ö  Valentinelli  ,    Delle  bililioleclie 

c'oiTono  per  questii  piü  prospere.  Nel  1603  e  accreseiiita  per  legato 
deir  avvocato  d' Utrecht,  Everardo  de  Poll,  dal  quale  le  provennero 
inolte  edizioni  dcl  secolo  XV,  ed  assistita  dal  senato  coli*  assegiio 
aniuio  di  40  liorini.  Altro  considerevole  legato  di  tutti  i  suoi  libri 
fecele  nel  1605  il  canonico  e  dottore  in  leggi,  Uberto  Edinondo  van 
Biichel,  come  rilevasi  dal  testamento,  pubblicatone  ad  Utrecht  nel 
1795,  presso  Muldero.  E  quindi  inesatta  l'attestazione  di  Lomeier 
che  i  due  legati  van  de  Poll  e  van  Buchel  abbian  data  occasione  alla 
inaugurazione  della  biblioteea  i).  La  parte  eletta  e  la  teologia,  come 
agevolniento  rilevasi  dalP  esame  del  pnnio  catalogo  -) ,  dal  quale 
trassero  l'indice  de'  manoscritti  teologici,  con  pochi  miscellanei, 
Antonio  Sandero  s) ,  e  de'  soli  teologici  Teolilo  Spizelio  *).  II  se- 
condo  catalogo  pubblicatone  ^)  e  una  reimpressione  del  priino. 

Eretto  fateneo  nel  1634  e,  due  anni  dopo,  convertito  in  uni- 
versitä,  la  biblioteea  fu  conservata  all'  uso  de'  professori  e  degli 
studenti.  Le  lodi  prodigatele  nell'  orazione  inaugurale  delT  ateneo, 
da  Giovanni  Nipert  e),  se  da  una  parte  dan  saggio  delP  interessa- 
mento  preso  per  essa  dal  magistrato  supremo,  dan  ragione  dall'  altra 
della  bella  forma  cui  era  salita;  le  quali  lodi  le  furono  ripetute  a 
diritto  piü  tardi  ')  e  confermate  dalla  stampa  di  un  terzo  catalogo  ^), 
nel   quale  si  registrano   457  codici  manoscritti.    Egii  e  da  questo 


*)  „UUrajectlna  ad  Rhenuin  in  clioio  tein|ili  d.  Joliannis  eins  dedicaiidi  uccasioiiem 
piaehuerunt  testaiueuta  Huberti  Buchelii,  canonici  d.  .Vlaiiie  et  Everhardi  Pollieais, 
qiiis  suus  (inisque  liibliolhecas  usihus  pnMiois  legarunl."   De  bihliolheeis,  p.2ö4— 255. 

2)  Bibliotheese  Tiajectiuie  calalogus.  Trajeeli  ad  Rhenum  ,  typis  Saloinonis  Rhodii, 
1Ü08,  fogl.  20,  4». 

S)  Codiees  nianuscii|(ti  bibliothecie  Trajeeli  ad  Rhenum  ex  catalogo  ejusdeni  biblio- 
thee*  excu.so  TrajectI  ad  Rhenum,  typis  Salomonis  Rhodii,  anno  1608.  Bibliolheca 
belgica  inss.   vol.  11,  p.  72 — 90. 

*)  Trajectinaj  bibliothecae  manuscripta  theologica  ,  quorum  catalogus  anno  currenti, 
sa'culi  octavo  ,  cucn  universal!  bil)liothecie  Trajeetina;  desi[;riatione  in  luceni 
prodiit.  In  Sacra  bibliolhecurum  illustriutn  arcana  retecta.  Aug.  Vindelic.  Iü66, 
p.  290—307. 

5)   Bii)liothecie  Tnyeetinaj  catalogus.  Tiajecti  ad  Rhenuni,   1612,  4". 

^)  „Taceo  de  piiblicis  bibliothecis  quas  lialieinus  hie  varias ,  optimorum  libroruni 
copia  instruotissiinas  ,  inter  quas  insignior  illa  ,  quic  a  viris  amplissiniis  Buchelio 
et  l'ollione  reipublica;  nostrsB  legata  est :  quam  niulUn  um  insnper  accessione 
aui'taui,  inagis  ac  niagis  instruore  ac  lociiplelaie  Seualui  nostro  animo  est." 

7)  Duverder  Cornel.  Oratio  de  restitutione  ac  renovatiune  bibliothecae  Ultra- 
jectina;.    UUrajeeti,   1G44,  4". 

8)  Catalogus  Bibliotheca;  UltrajecJin*.  Tngecti  ad  Rhenum.   1670.  fogl. 


[  e  (lelle  socielA  SLMeiiti(ico-lelter:irie  >l<'ll:i  Neeilamlia.  479 

cat;iIo£jo  die  si  inseri  nelT  Archiv  der  Gescllschafl  für  ältere 
Jentsclie  Geschlchtskumle,  p.  132 — 133,  rindice  di  que'  codici  che 
si  nipportaiio  alla  storia  niedievale  tedesca. 

II  senato  fermo  nel  proposito  di  giovar  del  suo  ineglio  gli 
interessi  deila  biblioteca,  non  solo  donolle  a  quando  a  quando  libii  a 
stampa  e  codici  manoscritti,  ma  nel  1682  porto  la  dotazione  anniia 
a  200  fiorini,  e  nel  1688  obbligo  gli  stampatori  della  citia  a  presen- 
tiii-le  i  prodotti  de'  loro  torchj.  Percio  il  catalogo  edito  sulia  fine 
del  secolo  XVil  i)  presenta  Tegregio  numero  di  4080  opere,  ripar- 
tite  in  libi'i  teologici,  giiiridici,  medici,  miscellanei,  suddivisi  per 
forinati  e  ordinati  alfabetiean^iente. 

Nel  secolo  decimottavo  corsero  meno  infauste  le  sorti  della 
biblioteca.  Th.  van  Alnieloveen,  professore  di  medicina  delf  univer- 
sitä  di  Harderwijck,  lasciolla  erede  di  una  collezione  di  66  edizioni 
delle  istituzioni  di  Quintiliano  nei  tre  forinati  di  foglio,  quarto  ed 
otlavo,  il  quäl  legato  \\\  fatto  conoscere  sotto  titolo  di  Legatii77i  Al- 
melovenianum  variarum  editiorum  Quintiliani ,  hlhliotliecu'  iiltni- 
jectinos  relictum  nel  catalogo  2j  del  1718,  part.  II,  p.  161  — 163. 
Mantenutesi  in  qnesto  le  stese  suddivisioni  della  scienza  iti  teologia, 
giurispondenza,  medicina,  miscellanea,  si  descrissero  le  edizioni  in 
foglio  nella  prima  parte,  quelle  in  quarto  ed  otfavo  nella  seconda 
(p.  1  — 141),  aggiuntavisi  una  serie  di  quasi  settanta  opere  a  stampa 
in  lingue  ebraica,  arabica,  etiopica,  Chinese  (p.  142 — 14ö)  ed  un 
elenco  di  sotto  a  500  codici  manoscritti  (p.  146 — 160,  167). 

Uffenbach,  esaminatala  poco  prima  della  pubblicazione  del 
detto  catalogo,  pareggiavala  per  la  quantila  e  la  sceltczza  delle  npere 
alla  Leidense,  permettendosi  severe  parole  contro  il  biblioteca- 
rio  3),  il  catalogo  che  ne  stava  redigendo  *),    e   la  colk'zione  dei 


1)  Catalogus  hihliothecse  Ultiajeetiiive.  Trajecli  B.itavorum .  ex  «inii-iuiii  .'Meiiiiirill  i 
Dreuiieii,  Acadein.  typo^r.  onlin.,   anno  1690,  p.  13G,  toi. 

2)  Catalogus  bihliothecse  Trajet-tino-Batavaj.  Trajecti  a<l  Khenum  ,  apuil  (Juilielmum 
Van  de  VVater,  Acad.  typog^r.,  1718,  vol.  II,  lol.,  vol.  I.  \<.  !>!>.  vol.  II.  y.  Uy.\  (in- 
dieale  per  errore  465). 

3)  „Dieser  Bildiolhecariiis  ist  ei-jenUicIi  kein  Oeleliiter ,  sondern  ein  Leinen-Krüiner 
oder  Kaufinaiui  von  leinen  Tüclierii,  ob  er  wohl  eine  zieinlielie  Kenntniss  von  Ifü- 
chern  hat.  Kr  ist  sonst  fjar  horiieh.  aber  dabey  ein  ^ewallit;er  Sehwä/.ei-."  Merk- 
wiinli^e  Uei.sen,  III,  p.  710. 

••)   „Er  machte   viel  Rühmens   mit   was"  grosser  .Miiiie   er  einen   n.uea   Cutalo^uui   ver- 
fertifjet,    der  jetzo   sollte  gedrnekt   werden.    Kr   war  selion   iiber   die   Hallte   l'erlijj, 
Sit/.b.  d.  phil.-iiist.  Cl.  XXXVIII.  Hd.  MI.  Illt.  'ii 


I 


480  V:ilciitiiielli,    Delle  liibliuteciie 

mano.sci'itti  ').  Fra  qnesti  egii  riscontra  assai  coinmendevoli  i 
segueiiti:  a)  Etijmolofjiiim  graecum,  trascritlo  nitidaniente,  di  mano 
deir  avvocato  Goyer,  da  un  aiitico  esemplare  dei  Gesuiti  d^Aiiversa, 
e  don;)to  dal  senato  d' Utrecht  alla  biblioteca,  ranno  1688.  b)  Vita 
s.  Heyxrici  Imperatoris  virginei,  quam  scripsit  Adelboldus  Tra- 
jectensis  episcopns,  c)  Tereiizio  cartaceo  in  4o.  scritto  al  fine:  Fi- 
nit  in  Delf't  anno  1474,  IT.iidii.  d)  Pontificale  ecclesiceb.  Marioe 
Trajectensis,  membran.  in  toyl.,  a  lettere  capitali  non  antiche,  con 
margini  e  capi  lettere  ad  oriiati  e  figiire  policrorne  in  campi  d*  oro. 
eseguiti  con  correzione  di  disegiio  e  pioporzioni  ^). 

Pure,  non  ostante  le  lodi  delf  Uffenbach,  in  onta  al  generoso 
legato  di  opere,  la  maggior  parte  botaniclie,  fatto  nel  1724  da  Gio- 
vanni Cornelio  Barchauser,  professore  di  chimica  nell' universita  di 
Utrecht,  e  malgrado  T  aumeiito  della  dotazione,  portata  nel  1728  a 
500  fiorini,  la  biblioteca  nianca  di  opere  capitali  di  giurisprudenza  e 
medicina,  che  anzi  porta  improntato  il  carattere  di  quasi  esclusiva- 
mente  religiosa,  come  rilevasi  pure  dal  supplemento  3^  al  catalogo, 
datone  alla  meta  del  secolo  scorso.  Dichiaravasi  percio  necessaria 
una  rifornia,  e  prima,  Tacquisto  di  tali  opere  che,  riempiendo  le 
hicune  delle  altre  classi  degli  studj,  rispondessero  convenientemenle 
alle  esigenze  delle  singole  facoltä  universitarie.  Cio  avvenne  infatti 
Tanno  1815,  nel  quäle  la  biblioteca,  prendendo  il  titolo  e  le  attribu- 
zioni  di  reale,  fu  convtMiientemente  dotata  dal  pubblico  erario.  Allora 
conninciö  ad  apparecchiarsi  una  scorta  di  libri  sussidiarj,  dizionarj  di 


er  war  aber  nach  gemeiner  Art ,  das  ist  ziemlich  schlecht  g^emacht.  Es  ärgerte 
mich  insonilerheit,  um  von  aiidereii  Fehlem  nichts  zu  sagen,  «lass  von  jeder  Disci- 
plin  die  liiiclier  in  Folio,  dann  in  Quart,  und  so  weiter  gesetzt  waren  ;  dann  die- 
ses dienet  nur  zur  ßuhlerei,  um  zu  zeigen,  wie  viel  Folianten  man  habe,  da  her- 
gegen  iui  ISaclischlagen  sehr  lieschwerlich  ist."   Ivi.   p.  710. 

1)  „Die  .Manuscripte  standen  in  zwei  verschlossenen  Schränken,  aber  leider!  in  grosser 
Unordnung  unter  einander.  Das  Absurdeste  aber  ist,  dass  sie  weder  rubricirt  noch 
äusserlich  numerirt  sind,  sondern  die  Nummern  sind  inwendig  hinein  geschrieben. 
Nun  ist  e»  zwar  an  dem,  dass  die  Zettclchen,  so  man  sonst  an  die  Volumina  klebt, 
leicht  abgehen,  und  sich  verlieien  ,  und  danneuhero  gut,  dass  man  sie  inwendig 
numerirt,  allein  es  sollte  doch  auch  äusserlich  sein.  Dann  weil  dieses  nicht  ist,  so 
muss  man  wohl  zwanzig  Vultimina  heraus  ziehen  .  und  nach  den  Nummern  sehen, 
bis   man   das,   was  man   haben   will,   findet. "   Ivi,  p.  711. 

2)  Ivi,  p.  711—714. 

3)  Auctariuni  catalogi  bibliothec»  Trajectino-Balava-.  Trajecli  ad  Rhenum.  apud  .loan- 
ncm   Hrncdclet.   acad.   typofrr    17.')4.    \>.  4(!.   ful. 


e  (lelle  societä  scientifico-letferaii«  ilelhi   Neeilaiidia.  481 

lingue  e  mattjne ,  giornali  scientifici  e  letterarj ,  enciclopeedi, 
memorie  di  societa  letterarie,  biografie,  bibliografie.  W.  J.  Both 
Hendriksen  e  St.  Jan.  Matt,  van  Genus  ofTersero  spontaneamente  mille 
fiorini  all' acquisto  di  libri,  e  6S00  ne  diede  allo  stesso  scopo  il 
comurie. 

Accresciutasi  notevolmente  la  biblioteca ,  noii  valse  piü  a 
contenerla  il  gia  capace  coro  i)  di  s.  Giovanni,  umido,  oscuro,  dis- 
agiato  cosi  che  all'  inverno  nessuno  v' entrava.  Pereiö  nel  1819 
furono  convertite  ad  uso  di  biblioteca  aleune  dipendenze  del  palazzo 
di  Luigi  Napoleone,  re  d' Gianda,  nel  quäle  erasi  precedentemente 
ordinata  la  collezione  di  stromenti  rurali.  L'  intero  edifizio  a  pian 
terreno  fu  distribuito  in  otto  compartimenti,  ad  opportuna  separazione 
delle  classi.  Contigue  alla  sala  dei  cataloghi  sono  le  stanze  del  con- 
servatore,  della  lettura  de'  libri  ordinarj  e  dei  giornali.  La  biblioteca 
e  aperta  giornalniente,  il  inercoledi  e  il  sabbato,  soie  tre  ore  conti- 
nuate.  I  lettori  che  neli'  inverno  dividono  col  custode  il  vantuggio 
della  stufa,  entrano,  per  riprovevole  costumanza,  nelle  sale,  e  preii- 
dono  di  per  se  i  libri  dagli  armadj  non  custoditi,  recandoli  pure  a 
domicilio  dietro  quitanza. 

Se  la  biblioteca  deve  molto  alle  eure  di  Giusto  Enrico  Koch, 
che  per  32  anni  ne  fu  custode,  deve  molto  eziandio  alT  opera  pa- 
ziente  ed  assidua  di  Dodt  di  Flensburg  e  Giano  Ackei-sdyk,  che 
trascrissero  i  titoli  pel  nuovo  catalogo,  coniinciato  a  pubblicarsi  nel 
1833  ä).  Questo  catalogo  alfabetico,  col  numero  di  collocazione  e 
coli' indicazione  di  provenienza,  e  preceduto  da  proeniio  latiiio  in 
cui  il  bibliotecario  Filippo  Guglieimo  van  Heusden  da  uri  rapido 
sguardo  alla  storia  dello  stabilmento,  usatosi  dei  materiali  ollertigli 
dal  conservatore  F.  B.  Ader,  al  quäle  dichiarasi  percio  riconoscente  sj. 
Quel  proemio  fu  rifuso  dall'  Heusden  in  una  nuova  edizione  *)  nel 


1)   „Der  Saal    oder  die   Capelle    worin  diese  Bibliothek   -steht  .    ist  dazu  g»r  bequem. " 

Uiri'iibach,   ivi,   p.  710. 
^)  UibliotheCce  itheno-Tiajectiaa;  catalogiis.  Ti'iijecti   ail   ISIieiiuni,   :i[iuil  Juiiiiin-m  .Mi- 

heer,   acad.  typogr.  1833—1834,   vol.  II,   p.  1084.   lol. 
■^j   „Dixi   ba>c  opera  et  tlili-^eiitia   usus  elan'ssiuii  Aderi,   bibliutbeca.'  grapli.  e  senatus 

urbaiii   decretis   bihliothecaiii   spcctniitihus."   I'i'el'azioiie. 
*)   Prajfatio   ad   bibllothecie  acatlemicie,   (juii"  Trajecti  ad  liheiiuin  est,   cataloguiii.   Aoce- 

dunt  cum  alia   bibliolhecaiu  spectaiitiii  ,    liiui   seuatus    nrliaui    Trajei-teiisis    decritn. 

S.   d.    183."),   p.  44.  8». 


482  VaU'iitiui'lli  .    Dcllf   iMltlioU-i'lio 

1830,  e  |)iil(l»lii;;ilu  in  olandese  diiU"  Aller  lo  stesso  amut  i). 
L'edizione  ilel  detto  catalogo  paive  riacendesse  lo  zelo  del  paese  ai 
vaiitaggi  del  ei-escente  istituto.  P(?rche  nel  1835  Gei;irdo  Moll  dono- 
gli  tutti  i  suoi  lihri  di  fisica  e  matcmatica,  coii  uiia  colleziwie  di 
carte  geograiiche,  topograliche,  maritime,  il  cui  catalogo  fu  pubbli- 
eato  nel  1850  2),  e  in  qiiello  stesso  anno  la  vappresentanza  de'  ca- 
valieri  della  provincia  d* Utrecht  volle  che  !a  propria  biblioteca  fosse 
deposta  in  qnella  dell"  universitä,  apponendovi  la  condizione  che 
nessuno  possa  usarno.  Lieve  conforlo  allo  strano  divieto  fn  la  piib- 
blicazione  del  catalogo  s)  ordinato  sistematicamente  (p.  1  — 19)  e 
alfabeticameiite  (p.  21 — 36). 

Ma  il  1837,  anno  del  secondo  giubileo  delP  universitä  d' Utrecht, 
sorge  prosperoso  piü  cb'altro  mai,  alla  biblioteca.  Van  der  Capollen 
a  Berkenwonde  ,  presidente  de"  curatori  delP  universitä  regalö  i 
Vinggi  per  V Egitto  e  la  Ntibia  di  Rifaud,  in  cinque  volumi  in  foglio 
massimo;  uu  presente  di  600  fiorini  le  fecero  i  triumviri  van  Lijnden 
a  Lunenburg,  van  der  Borch  a  Werwolde,  Swellengrebol;  i  pro- 
fessori  e  studenti  le  -acquistarono  il  Viaggio  di  Humboldt  e  Bon- 
•pland;  Mazois  e  Rechberg  le  ofTersero  le  loro  opere,  quolio  le 
Reliquie  di  Pompci,  questo  la  Descriptiov  des  pcujjles  de  Ilnssie; 
Ernesto  Lodovico  van  Hardenbroek,  signore  di  Lokhorst  a  nome 
proprio  e  della  moglie  corrispose  1200  fiorini ,  e  persone  anonime 
3600.  Arroge  che  nel  novembre  di  questo  anno  stesso  la  vedova  di 
Jacopo  Maurizio  Carlo  van  Hutenhove,  signore  di  Hoomsfeld,  cessc 
alla  biblioteca  la  matematica  del  marito,  ricca  di  1400  opere,    giä 


1)  üorsprung  en  körte  gesi'liii'deiiis  v;in  de  hlLliolheek  iler  Utreclitsche  hoogoschool, 
door  F.  B.  i^der;  overgenoim-n  uit  het  tijdschrift  voor  gcschiedeiiis ,  oudhedeii, 
merkwaardig^e  hijzoiidürlieden  eii  Statistik  von  Utrecht,  n.  4  voor  1835,  vol.  I, 
j).  131  — 167,  e  |)ul)l)licata  (nire  a  parte,  p.  19,  in  8",  coli"  inlei-nu  dolla  hiblioleca 
in  litograüa. 
2)  Catalogns  van  eene  verzameling  kaarten  hurnstende  of  de  Bibliotheek  der  Ulrechtsclie 
hoogescliool  -  hi.jlag'e  Iti.j  de  verliandelingen  van  het  koninklijk  institnt  van  inge- 
nieiirs  ,  18iJ0.  S.  d.  p.  20,  8<*.  Si  e  porto  il  solo  iudice  delle  carte  olie  possono 
servir  ap-li  ingegneri.  Quelle  del  resto  o  in  carla  semplice,  o  moiitate  in  tela,  o 
avvolte  in  lololi.  o  incornicinte,  si  dividono  in  Mappue  terrestres,  topoyraphicue, 
marinac ,  mi/ilarfn ,  astronomicae ,  ph'/sicar,  iiicchunicae,  architeclonicui',  ehrono- 
luyicue. 

^)  Lijst  der  hoeken  toehehoorende  aaii  de  ridderschaji  der  provineic  l'trechl,  ge- 
plaalst  in  het  locaal  van  's  rijks  bibliotheek.  Te  Utrecht,  hij  .loh.  Altlieer.  akail. 
drnkker.    18;J5.   p.  SC.   8». 


e   (k'lle   societ'i  sfjentidi'ü-lelltMiisic  ilcllii  N(!erl;iiiilia.  4ot> 

notii  ;il  piiliblico  Hrio  dal  1827  ')»  ^  che  messa  a  parte  s"  intitola  : 
BihUotheca  Utenhoviaiia.  Coronö  P  opera  il  re  Guglielnio  coli'  ordi- 
näre in  qiieir  anno  stesso  che  i  manoscritti  e  gli  stampati  (eccettuati 
i  doeurnenti  arcliivali)  dcll'  archivio  pubblico  passassero  in  biblio- 
teca.  L'anno  dappoi  la  conimissione  inglese  della  puliblicazione  delle 
carte  di  stato  presentö  la  grand'  opera  eonosciuta  sotto  nonie  di 
Ricords  in  43  voliimi  in  fogl.  e  20  in  8». 

Perciö  neli' insufficienza  del  eatalogo  1833 — 1834,  il  biblio- 
teeario  Antonio  van  Goudoerer  diede  mano  ad  un  supplemento  2), 
che  pubblico  nel  184ö.  L' ultimo  supplemento,  del  pari  alfabetico  =), 
eseguito  dalT  amministiazione  della  biblioteca  e  cosi  misero,  di  cos"i 
poco  valore  bibliografico,  che  rarnministrazione  stessa  reputö  neces- 
sario  di  sopprimerlo,  beuche  nel  falto  di  lavori  a  stanipa,  nescit  vox 
missn  reverti. 

A  questi  ultimi  lempi,  uno  di  quegli  esseri  la  cui  compiaeenza 
non  isla  nella  fama  del  beneficio,  ma  nella  gioja  secreta  d' essere 
accorsi  al  bisogno,  presentö  alla  biblioteca  iiua  raccolta  di  edizioni 
di  Plauto,  sei  delle  quali  in  f'oglio,  diecisette  in  4".  piü  che  ceiito 
in  8o.,  con  aceompagnamento  di  stmij  critico-lilologici  di  parecchi  su 
di  quel  classico. 

Ora  la  biblioteca  che  poco  prima  del  1846  conteneva 
SOOüO  volunii  a  stampa  *)  moiifa  oggi  al  cospicuo  uumero  di 
80000.  Fra  le  lantezze  tipograficlie  debbouo  essere  ricordate  la 
|)i-ima  edizione  di  Utrecht  s),   le  edizioni  principi  di  Plinio  e)  e  di 


1)  Bibliotheca  continens  libros  selectos  in  omni  jfenere  (liscipiiiiaiuin.  [»rivt'i(>UL'  vero 
matliemiiticarum,  gra^co,  latinu,  arahico,  gallo-franeico,  anglico,  ^'erinaiiico  et  bel- 
gico  seinione  conscriptos,  inier  ([nos  pliires  seu  varielate,  seu  privstaiitia  conspicui. 
Bruxellis,   ex  typis  A.  Walilen,   typoyr.  aullei.   1027,   p.  69,  8". 

2)  S«i>plenieMtuin  eatalogi  lilnunim  i|iil  in  bibliotheca  universitatis  ltheiiu-Tr.-geetiM<v 
extant.  Trajecti  ad  Kheniini  ,  apml  L.  E.  Bosch  et  filiuin  ,  acad.  lypof,'r.,  1845, 
p.  576,  fol. 

")   Index  librornm  <|uihus  bibliotheca  academiiv  Rbeno-Tiajcclinie  ab  anno  IS-il  exi'unle 

ii><iue  ad   aiuiiiin    1855   l<i<ii|iletata  est.    Tiajeeti  ad   liheniiiii  .     apiid  Keniink   et    til.. 

typogr.,   1855,   p.  351,   »i'. 
'»)   rtrecht   et  ses  beaiix  environs.   t^oiip  d*  oeil  snr  les  pailieiilarile,s  de  eeUe  wlle  et  de 

la  piovince.     Utrecht,    184«,    12».  a  p.  i:J4— IS3. 
5)    llistoria;  ccelesiaslica'  qua»  est  in  novo  teslainento  inipiessa  in  Trajecio  iiifei  ii«i  i.   per 

mag'isti'os  Nyeholauni  Keteicer  et  Cilierardiini  de  Leeinpt.   1473.   fol. 
O)   !!istoiia>   natiiralis.   Itcstiluit  Vcncth  inr  iitiiu-r  Spira  Juaiiitcti,    1460,   fol.    Uiie  eseni- 

plaii   ne  eonseiva  la  .Maieiana  di  Vene/ia  :  nno  membianaceo,  giä  spellanle  ni  (lesiiili 

d"  Anversa.   1"  iin|ieriale  di  Vieiina. 


484  Valeiifiiielli,    Delle  biblioteche 

Cesare  i)»  •'  niessale  della  chiesa  d*  Utrecht,  in  pergamena  ~),  un 
evangeliario  russo  3).  Le  classi  piü  provvedute  soiio  la  teologica, 
come  ho  detto,  quella  di  storia  naturale,  la  matematica,  qiiella  delle 
pubblicazioiii  di  soeietä  scientifiche  e  letterarie;  la  partita  intitolata 
Neerlandia,  scorta  ricehissima  di  trattati  politico-religiosi  suirintero 
paese,   e  la  copiosa  degii  incunabuli. 

I  codiei  maiioscritti  (de'  quali  conservasi  un  catalogo  a  penna, 
senza  divisione  di  formati)  registrati  per  opere,  danno  il  numero 
totale  di  1471,  ripartiti  in:  Scriptores  grceci  —  latini  —  ecclesia- 
stici  —  historici  —  varia  —  diplomata.  Le  cronaehe,  la  teologia 
scolastica,  la  storia  ecclesiastica  delTOlanda  formano  il  nucleo  prin- 
cipale.  Sono  a  riporsi  fra  piü  apprezzati  i  seguenti:  aj  Salterio 
latino,  a  Jettere  nnciali  e  semiunciali,  del  secoio  VI,  con  figure  con- 
temporanee,  membran.  in  4«.  E  questo  il  celebre  Codex  Borellianus 
0  Ultrajectinus.  b)  Altro  salterio  membranaceo  in  fogl.  del  tempo  di 
Carlo  Magno,  contenente  la  versione  di  s.  Girolamo.  cj  S.  Augu- 
stini, de  cioitate  Dei,  membran.  in  gran  fogl.  del  secoio  XV,  con 
molte  miniature.  d)  ßiblia  scritta  nel  secoio  XV  nella  casa  dei  fra- 
tres  in  comnmne  viventes  di  Zwolle,  membran.  in  fogl.  con  miniature 
ed  ornati.  e)  Evangeliario  greco,  del  nono  secoio.  f)  Lucani  Phar- 
saJia ,  membranaceo.  g)  Svetonii.  Yitae  Caesarum ,  membran. 
h)  Cicerouis.  Molte  opere  mss.  i)  Pauli  Diaconi.  De  gestis  Lnn- 
gobardorum,  membranaceo  del  secoio  X,  in  4o.  k)  Raccoltina  di 
relazioni  e  informazioni  italiaiie,  specialmente  di  Venezia. 

II  presente  bibliotecario  e  il  dott.  P.  J.  Vermeulen ,  il  conser- 
vatore  F.  B.  Ader.  E  superiore  per  merito  alla  posizione  modesta  di 
amanuensis  il  librajo  dott.  De  Bruyn,  le  cui  prodigatemi  gentilezze 
conservo  fra  le  piQ  care  memorie  di  Utrecht. 

'i.   Bibl.  civica. 

L'antica  biblioteca  civica  trasferita  dall'  angusto  sito  del  palazzo 
municipale  ad  una  commoda  sala  del  nuovo,  benche  non  vanti  ricco 


1)  Cwsaria  C.  Julii.    Opera.    Uoinse,    Paiinarlz  et  Sweynheim,  fol.  L' uiiico  esemplaie 

membranaceo  oonosciiito  conservasi  all"  lm|)criale  di  Vienna. 
■■«)   Missale   Trajccicnsc.     In  praßclara  urbe   Parisiensi ,    inipressore  WolIFgango  llopylio 

1515,  fol.,  con  li{^ure  colorate,  in  legno. 
3)  Stampa  del  secoio  XVIII,  in  fol.  legata  in  argento,  cogli  eblemi  degli  Evangelisti, 

dipliiti  SU  porcellana. 


1 


e  (teile   societä  scienlitico-letterarie  ilella  Neerlaiidia.  4o.') 

iiumero  d'opere,  nulloslaiite  e  da  apprezzarsi,  riori  tanto  per  ciö  che 
resta  d'antico,  quauto  per  lo  zelo  oride  quel  mugistralo  va  conipiendo 
con  nuove  opere  le  rnolte  lacune,  specialmente  nel  diritto  arnmini- 
strativo,  una  delle  categorie  piü  importanti.  Fra  i  suoi  ceiiielj  essa 
conserva  a)  il  messale  della  chiesa  d' Utrecht,  stanipato  a  Parigi  da 
Joaimes  Uigmannns  nel  1497,  cui  va  unito  un  marioscritto  di  dodici 
fogli  membranacei,  miriiati  ai  margini,  scritti  di  mano  di  Giovanni 
Wilhelmi,  vicario  della  chiesa  di  s.  Maria  d' Utreciit.  b)  De  unie 
vnn  Utrecht,  stampata  a  lettere  antiehe  e  con  fac-sinüle  di  segna- 
ture,  da  Enschede  d'Harlem,  nel  1778. 

II  catalügo  apprestatone  di  recente  ')  e  suddiviso  nelle  classi 
maggiori :  Teologia  e  storia  ecciesiastica  —  Storia  e  biografia  — 
Scienze  politiche  —  Privileg)',  ordiiianze,  manifesti,  leggi  —  Giii- 
risprudenza  —  Diritto  amministrativo  —  Geografia  e  topografia  — 
Statistica  —  Atti  d'accademie  —  Miscellanee. 

La  biblioteca,  le  cui  chiavi  sono  affidate  ad  un  impiegato  della 
segreteria  municipale,  non  e  aperta  periodicaniente  al  puhblico. 

3.  Bibl.  capUolare. 

Se  questa  biblioteca  reggendo  all'  urto  del  tempo  e  di  fronte 
alle  ingiurie  degli  uomini,  conservisi  ancora,  nel  saprei  dire.  Ufl'en- 
bach  visitatala  a  principio  del  secolo  scorso,  ne  censurava  la  vitu- 
perevole  trascuranza  s) ,  allegando  fra  le  poche  opere  a  stampa  il 
conosciutissimo  Chronicon  Norimhergense,  e  fra  i  codici  inanoscrilti 
uno  Spc'culum  historiale  fratris  Vincetitii,  in  sei  voluini  nicmbrana- 
cei,  in  fogl.;  un  Augusfini,  de  civitate  Dci ,  niembran.  in  fogl. 
scritto  l'anno  14G0;  un  framniento  niembranaceo  di  uno  Speculum 
utriusque  juris,  scriptum  ac  finitum  per  mntius  Mutlltia'  de  Di'ljf', 
an  110  millesimo  ijuadringeiäetiiino  vicesimo  nuno  ;  im  Paalorale 
Eugenii  Papae  urbis  Jiornw  :  e  alcnni  niessali,  cum  nutis  retuslis 
musicis. 


')  Ciitalogus  \:iii  ile  Locken  .Icr  shnl  Ulr.TliI ,  l{So3.  (iednikt  Inj  l..  K.  lio.M-li  oii 
/.ooii,   te  lUreclit,  p.  7ß.  S". 

2)  „Es  litf-en  allhver  auf  l'nllen  etwa  huiKleit  alte  hässlirlie  um!  staiil.irhle  Vulumina. 
es  waren  Iheils  {jediuckle,  (lieils  seliola.stisehe  Uiielier.  Ks  war  kein  Caliiloffus  lUr- 
tilier  vorlian.len.  I.li  gah  mir  viel  Mühe,  nml  niailile  mir  stanliiehte  Finger,  liin.l 
aber  nit-hts  als  folgendes  ..."  Merkwürdige  Reisen.   III.  i'    703. 


4(S(>  Valoiltinclll  .     Delle   l.il.liotoihc 

i^t.  Itibl.  g'iaii.«»eiiistica. 

Questa  sceltti  biblioteca  religiosa,  formatasi  a  poco  a  poco  per 
doiii  e  laseiti   di  arnivescnvi  giansenistici  d' Utrecht,  di  pastori  di 
quella  chiesa  ed  altri,  salli  al  ragguardevole  numero  di  circa  ottomila 
voliimi.   Provvediita  abbondevolmente  di  ciö  che  si  riferisce  agli  studj 
biblici,    pnssiede  una  buona  scorta  di  libri  di  teologia  morale,  di 
omiletica,  di  storia  profana  ed  ecclesiastica.  La  parte  che  piio  dirsi, 
senza   tema    d' esseriie   rinconvenuti,    ricchissima ,    e   la  patristica, 
come   pur  quella  della    storia    delia   chiesa   giansenistica,    tanto   in 
Fraiicia ,  come  in  Gianda.   Son  pure  suflicientemente  rappresentate 
le  monografie  delle  opere  degli  scrittori  di  Porto-Reale,  del  concilio 
d'  Utrecht,  della  holla  Unigenitus,  del  sinodo  di  Pistoja.  Vi  riscon- 
trai  le  opere  cosi  originali,  come  tradotte  del  prof.  Tamburini  di 
Pavia,  come  tutte  quelle  ehe  si  stamparono  e  si  stampano  tuttavia  a 
favore  del  gallicanismo.  Una  serie  di  stampe,  di  ritratti  ad  oglio  ed 
incisi  di  vescovi  e  prelati  giansenisti,  nella  sala  delle  sedute,  com- 
pie  la  storia  figurata,   di  che  perdutamente  sono  presi  gli  Olandesi. 
Duecento  circa  sono  i  codici  manoscritti,  conservati  sotto  gelosa  cu- 
stodia in   una  stanza  a  parte  e  contengono  molti  scritti  autograti 
de'  loro  vescovi;  relazioni  di  visite  e  di  missioni;  gli  atti  delle  sorelle 
beghine  (pitizochere)   di  Leida;   un  messale  memhranaceo  del   se- 
colo  XV,  scritto  e  colorato,  ad  uso  delle  monache  regolari  del  coii- 
veiito  di  Zijl  in  Harlem;  molte  pergamene  archivali,  che  comprendono 
priviiesj  impartiti  da  pontefici  alla  chiesa  di  s.  Bavone  di  Harlem,  del 
secolo  XIII;   iiiia  copia  cartacea  di  atti  della  chiesa  di  Zutphen;   uu 
cartularium,  conosciuto  sotto  nome  di  Über  rubciis,  ch' e  una  rac- 
Cülta  di  copie  di  diplomi  e  di  altre  lettere  del  eapitolo  di  s.  Giovanni 
d'  Utrecht,  menibrana<'eü  in  fogl.  del  |)rincipio  del  secolo  XIII;   una 
storia  genealogica  dell'  Inghilteira  de' tempi  sassoni,    in  un  rotolo 
memhranaceo  del  secolo  XV.  Fra'  libri  a  stauipa  voglionsi  ricordare: 
aj  un  passionario  (Passumael  of  (iiddenlegendej  olandese,  stam- 
pato  a  Guda  nel  1478,  in  fogl.  öj  Diurnnle  eccleske  IVajecU'Nsis. 
Parisiis,  1506,  in  12".   cj  Grotte  legende  o  il  Wijngaert  di  s.  Fran- 
cesco, slampali  in  Anversa  nel  1518  (int  huys,  van  Delft  bi  mi  Hen- 
drik Eckert  van  Homherch,    in  4".).  d)  Haccolta  polemica  opiiscoli 
sulla  chiesa  d' Gianda,  in  8  volumi  in  8».    e)  Bibbia,   stampata  in 
Anversa,  da  Jacopo  van  Liesveit,   1532,  in  fogl. 


e  ilelle  sociela  scientilico-leltei-ii-if  ilelln   Neerlaiidia.  4-0  i 

Siccome  conservata  riella  bililiuteca,  meiita  distinta  rnenzione 
una  preziosa  reliquia.  Non  piü  che  da  65  atirii  i  protestaiiti  d' Utrecht; 
nel  gettare  le  fondainenta  d' una  lor  chiesa,  s' avvenriero  in  um  de- 
posito  morttiario,  che  conteneva  i  resti  di  Betiulfo,  vescuvo  d' Utrecht 
nel  secolo  riorio:  il  pedo  pastorale  e  la  rriitra  ritennero  per  se  i  pro- 
tes1ai)ti;  la  casiila  oiid'  era  abbigliato,  la  stola  e  il  inariipolo  dierono 
ai  giatisenisli.  Reliquia  dMiiestimahile  valore  per  ogni  conto:  in- 
fatti  la  bianca  stofTa  tessuta  di  peli  di  camelo  non  si  risenti  merioma- 
rnente  dal  dente  edace  del  tempo :  la  stola  e  lavorata  a  parecchie 
rappresentazioni  bibliclie  in  trapunto  dioro,  con  indicazioni  o  motti 
relativi,  pariinenti  in  trapunto  d' oro  policromo.  Perciö  ben  feee 
quella  comnnita  chiudendola  fra  cristalli  per  preservarla  da  guasti,  e 
depositandola  nella  stanza  de'  codici  manoscritti. 

La  biblioteca  non  e  aperta  al  pubblico,  ne  ha  un  fondo  speciale 
per  aumentarla:  solo  a  quando  a  quando,  secondo  i  bisogni,  vi  si 
acqnistano  aicune  opere  coi  fondi  della  chiesa,  E  quella  distribuita 
in  anguste  stanze  della  casa  caconica ,  nella  quale  il  parrcico  pure 
tiene  una  libreria  di  circa  4000  volumi  d' opere  religiöse,  storiche, 
letterarie. 

5.   ISibl.  Klareiibiir^. 

Mons.  Giovanni  Santen  ,  arcivoscovo  giansenisla  d"  l'treclit, 
raccolse  nella  propria  casa  detta  Klarenburg  uno  scelto  nuinero  di 
opere  che  montano  forse  ad  8000  volumi,  la  piü  parte  fraticesi,  ri- 
ferentisi  agli  studj  della  storia  profana  ed  ecclesiastica,  della  teoloi^ia, 
della  letteratura.  Morto  egii  da  qualche  anno  lego  la  biblioteca, 
distribuila  in  vaste  stanze  della  casa,  alla  comunita,  col  jiatti)  che 
una  coniinissione  debba  sopravvcgiiarnc  la  custodia,  ora  allidata  a 
M.  C.  Karsten,  presidente  del  scniinario  d'Aniersfoort,  c  al  dott. 
Guiilon.  ^uesta  biblioteca ,  denoniinata  Klarenburg  dal  paese  di 
egual  nonie,  presso  d' Utrecht,  ove  liorisce  una  comunilä  gianseni- 
stica,  e  ora  d' uso  speciale  di  quell' arcivescovo  II.  \jOos.  Fra"  piü 
apprezzati  ceniclj  voglionsi  ricordati  i  seguenti:  a)  Tesi  sostenute 
da  Laniberto  Brouwcr  all"  iiniversita  di  Leida  nel  hJStl,  slanipale  su 
raso.  b}  Arndift  Johan.  Paradies  Gartloin.  Stade,  U>G7,  l'i".,  legato 
in  perganiena  ad  eleganti  uiiiiiature,  con  llgure  c  liori  sn"  (agli  ilclU- 
carte,   c)   Lilwr  conti iicnx  (/(i/ndio/trs  iinpciiitli's  f'ttctitx  in  piinm 


488  Va  I  eilt  i  nein  .   I)p|le  liililioteelie 

fnndntiune  ecclesiae  mnjoris  Trajectensis.  Codice  ms.  meinbranaceo, 
de!  secolo  XllK  procedente  dal  eapitolo  della  cattedrale  d*  Utrecht. 
d)  Diploina  e  lettera  patente  con  cui  parecchi  arcivescovi  e  vescovi 
concedono  indulgenza  di  quaranta  giorni  a  quelli  che  contribuiscono 
al  compimentü  della  nuova  opera  della  chiesa  di  s.  Martino  di  Utrecht, 
deir  anno  1288,  con  venti  sigilli  appesi. 

6.  Societa  delle  scienze  e  delle  arti. 

Sulla  fine  del  1772  alcuni  cultori  delle  scienze  fondarono  la 
societä  proviiiciale,  che  prese  a  divisa  11  inotto:  Besteedt  den  iijd 
met  konst  en  vlijt  (impiegate  il  tempo  con  arte  e  diligenza).  Essa 
tenne  le  prima  seduta  generale  il  24  aprile  del  1777,  e  favoreggiata 
dallo  statolder  Guglielmo  V,  che  nel  1778  le  conferi  T  onorevole 
titolo  di  Societä  delle  scienze  e  delle  arti,  acquistö  celeremente  una 
straordinaria  intluenza.  Conta  ora  da  quasi  500  menibri ,  scelti 
fra'  piü  dotti  della  nazione,  i  quali  pagano  annualmente  3  fiorini.  Le 
molte  ed  importanti  pubblicazioni  periodiche  i)  danno  saggio  della 
straordinaria  attivita  di  quel  corpo,  che  pubblica  annualmente  il  bul- 
lettino  delle  riuiiioni  trimestrali  e  i  processi  verbali  a).  La  societä 
imprende  pure  l'edizione  di  opere  singole  s),  ove  siano  raccoman- 
date  dal  loro  valore  intiinseco. 

Non  e  quindi  meraviglia  che  la  biblioteca  della  societä  siasi  per 
tempo  costituita,  e  vada  ora  aumentandosi  con  acquisti,  ad  arricchire 
la  classe  filologica,  con  doni  e  con  per  mute,  la  quäle  ultima  fönte 
importö  alla  biblioteca  rilevante  nutnero  di  atti  accademiei. 


1)  Verhandelingen  van  het  provincial  Utrechtsch  genootschap  van  kunsten  en  welen- 
schappeii.  Utrecht,  1781  —  1818,  vol.  X,  8".  —  Nieuwe  verhandeiingen  van  het  ec. 
Utrecht,  1822— 18j4,  vol.  XVII,  80.  —  Acta  litteraria  societatis  lU.eno-Trajectin». 
Lugduni  Batavorura  et  Trajecti  ad  Rheniim,  1793—1803,  vol.  IV.  8».  —  Nova  acta 
litteraria  ec.  Trajecti  ad  Hhennni.    1821  —  1831,   vol.  IV.  8". 

2)  Verslagen  van  het  vcrhaiidelde  in  de  algemeene  vergatleriugeu  van  liel  provinciaal 
Utrechtsch  genootschap   van  kunsten  en  wetenschappen.    Utrecht,     1847 — 1853.  8". 

—  Aanteekeningen  van  het  verhandelde  in  de  sectie-vergaderingen  \an  het  pro- 
vinciaal Utrechtsche  senootschap.    1845— 18Ö6.   Utrecht,    1846—1836,  8«. 

3)  Mi  chaelis  A.  C.   Qua;s(innes  de  hello  piiriico  primo.  Trajecti  ad  Hlienuin,  1846,  80- 

—  Chronologische  register  op  het  vervolg  van  het  groot-charterhoek  van  V.  Mieris, 
aanwe/.ig  op  het  rijks-archief  te  "s  Hage,  uilgegeven  door  het  provinciaal  Utrechtsch 
genootschap  van  kunsten  en  wetenschappen.    Utrecht.    1851).  8". 


e  delle  socielä  scientifico-letlerarie  della  Neerlandia.  4-ö9 


*?.   Societä  storica. 

Qiiesta  societa  formatosi  nel  1845  a  Utreclit  da  alctiiii  aiuici 
degli  sttidj  storici,  allo  scopo  di  raccogliere  tutto  cio  che  si  riferisce 
»IIa  stoiia  pahia  e  dei  possedimenti  coloniali,  ha  giä  avviata  uiia  col- 
lezione  di  cemelj  e  creata  una  bibliofeca,  che  non  dee  diisi  povera, 
se  si  voglia  per  mente  al  breve  periodo  di  vita  percorsa.  Aumentata 
da  frequenti  doiii  e  da  acquisti  di  opere  di  storia  patria  e  di  aritichitä 
celtiche,  pel  nesso  che  a  quelia  le  striiige,  fu  gia  fatta  conoscere 
con  itidice  a  stampa  i)»  "on  sempre  fornito  delle  necessarie  indica- 
zioni  bibliografiche,  indice  aperto  dalT  elenco  di  cinquanta  puhbliea- 
zione  di  atti  e  memorie  di  accademie  patrie  e  forastiere,  presentate 
in  dono  alla  societa.  Del  resto  un  prosperoso  avvenire  e  assicurato 
alla  biblioteca  dalla  spontanea  accorrenza  dei  cittadini ,  contandovisi 
k  ora  piü  che  200  membri  ordinarj,  obbligatisi  all'  antiua  contribuzione 
di  dieci  fiorini,  e  SO  straordinarj,  la  piü  parte  stranieri.  Tengono 
essi  diie  volte  al  niese  le  sedute  in  una  sala  loro  olTerta  dalla  reggenza 
della  cittä,  e  vi  leggono  memorie  date  in  luce  poi  per  la  stampa,  in 
unione  a  documenti  storici  2). 

L'amministrazione  della  biblioteca  e  affidata  ai  dne  bibliotecarj 
Ihr.  C.  A.  Rethaan  Macure,  e  M.  J.  J.  I).  Nepveu.  I  lettori  ricevono 
libri  a  domicilio,  potendo  rivolgersi  con  lettera  a'bibliotecarj,  qiiando 
fossero  fuori  di  cittä. 


1)  Naamlijst  der  hoeken  vai>  het  historisch  •renoutsohap  gevestigd  te  Utrecht,  ISöO.  Te 
Utrecht,  l)i.j  Komink  en  zoon,   p.  VIII,  51,  S". 

*)  Berieten  van  het  historisch  j;enootschiip  te  Utrecht.  Utrecht,  J846 — 1837.  vol.  V,  8". 
ISella  prima  parte  furorio  inseriti  11  Reglement  (15  maggio  1848),  lo  statiito  della 
societa  ('i  gennajo  1841)  e  una  memoria  dei  dott.  A.  M.  C.  vaii  Asch,  van  Wijk, 
in  het  belang  i'an  het  Nedcrlundsvh  archiefweten  ,  lella  il  '.i  lleccinhrf  1S46 
neir  assemhiea  della  societa.  —  Kronijk  van  het  historisch  genootschap  le  Utrecht. 
Utrecht,  184.')— 1«49,  8«.  —  La  stessa.  Seconda  serie.  Ivi,  iS.SO— 18;;4.  vol.  V,  8». 
—  La  stcssa.  Ter/.a  serie.  Ivi,  ISH^,  8".  —  Rcg-ister  op  de  kronijk  van  het  histo- 
risch genootschiip  te  Utrecht,  184()— 18;)4.  I.cticrc  A  — .M.  hi.  LSii?.  S".  —  jtag- 
verhaal  van  Jan  van  RIeheek ,  1.  governcnr  a:m  ilc  Kaap  ilc  ^oimIc  lloop.  li!.'!!.  nit- 
gegeven  door  het  historisch  gcnootschap  Ic  l'lrc<'hl.  I\i,  I.S4.S.  8".  —  ('"ilr.i  difilu- 
maticlis  neerlanilicUD.  Ver/anielinfr  van  oorkoiidcn.  helrckkclijk  de  valerlandsche 
geschicdeiiis.  door  het  cc.  Ivi,  1,S48.  4".  —  Uode.x  diploniaticus  iiccrlaiidicus  Vcr- 
zanieling  ec.   Seconda  serie.   Ivi,    LSäl  —  IS.'!*!.   v.>l.  II.   ,S<>. 


490  Valentiiielli  .    I>i-Ile   liil)li..l.'.>lip 

^.  Soeieta  d*  a^rieolture  e  orticolfura. 

Foridata  iiel  1841,  questa  societa  conta  gia  540  membri,  obbli- 
gatisi  air  aiinua  contriLuzioue  lii  due  fiorini  e  niezzo.  Essa  tiene 
delle  esposi/.ioi)i  periodiche,  apre  de'  concorsi,  dispeiisa  premj  d'iii- 
coraggiainetito,   e  piibblica  delle  memoiie. 

9.  Bibl.  Cirevia. 

II  uome  iV\  Giovanni  Giorgio  Graef  (latinamente  Grevio),  nato 
in  Nanmbuig  T  anno  1632,  non  eape  fra  gli  angusti  coufini  della 
Neerlandia,  ma  e  eonosciiito  dovunque  tengonsi  in  onoranza  gli  sliidj 
critiei  ed  archeologici.  Reeatosi  per  tempo  a  Deventer  ed  ivi  ispira- 
tosi  alle  lezioni  del  famigerato  Gronovio,  dedicossi  interamente  alla 
filologia  ed  all' antichitä,  nel  lungo  corso  di  piü  che  qnaranta  anni 
(1661 — 1703),  in  che  insegnö  storia  all'  universitä  di  Utrecht.  Or 
collo  scopo  di  giovare  alle  proprie  ricerclie,  non  giä  per  ponipii,  si 
formö  a  poco  a  poco  tale  scorta  di  libri,  che  un  suo  encomiatore  non 
dubitö  di  asserire:  „Conspectae  quideni  in  liac  iiostra  patria  fiiere 
jjbibliotheca;  qua?  Grevianani  numero  et  mole  voluniinuni  superaverint, 
„sed  aliam  fnisse  quse  tot  libros  raritate  et  eruditione  insignes  coti- 
„tinebat,  et  quae  selectu  et  indicio  possidentis  se  ita  conimendabat, 
„band  temere  adtirmaveris  i)."  Percio  determinav;i.si  egli  special- 
mente  alP  acqiiisto  di  opere,  la  cui  fama  era  conferntata  dal  tenipo, 
0  accouipagnate  da  buoni  commenti  e  nuove  ginnte,  o  annotate  a 
rnano  d'  nomini  celebri.  Freqnenli  gli  si  olTersero  le  oceasioni  di 
acerescere  la  sua  raccolta,  o  nelle  ricerche  presse  i  libraj  del  paese, 
0  coir  estesa  corrispondenza  letteraria,  trasniessigii  in  dono  da  niolti 
seienziati  i  loro  lavori,  e  in  maniera  speciale  quegli  opiiscoli  che 
ordinariamente  non  escono  dal  Uiogo  di  pubblicazioiie.  Wa  nessuna 
opportunitä  poteaglisi  presentare  piü  favorevole,  quanto  quella  della 
disti-azione  d'una  spettabile  biblioteca. 

Prima  della  metä  del  secolo  XVII,  i  dotli  Giovanni  ed  Antonio 
van  Cbyck,  piü  noii  sotto  1  appeilativo  CoucliJ,  lunii  del  patriziato 
d"  Utrecht,  impiegarano  gian  parte  del  piiigne  censo  doniestico  in 
acijnisti   non   coiisentiti  a   pt-rsone  di  inezzi  ristretti,  cioe  di  grandi 


*J   Proeniid  all'  opiTii  spp^uente. 


('  ilc-lli!  sociuta  scieiiliiieo-lettei'iii'k-  delhi  >[eerlaii<li:i.  40  1 

optM'e  sloi-ieo-iirclieologiche  e  <Ji  codici  inanoscritti.  Or  questa 
bibliotecii,  caduto  in  mano  d'eredi  inscienti  e  [»isogmtsi,  dopo  aicuni 
inesi  tu  posta  in  vendita.  Fu  allora  che  il  Giaef  compcro  a  prezzi  di 
molta  coiivenienza  edizioni  di  gran  valore,  accompagnate  da  incisioiii 
e  aniiotate  di  mano  d' iiomirii  celebri,  molte  di  mano  degli  stessi 
Couchj.  In  tal  guisa  giunse  egii  a  formarsi  iiiia  liccliissima  scoi'ta  di 
scelti  lihri,  quäle  puo  essere  giudicata  da  ein  ne  esamini  il  eata- 
logo  1),  pubblieato  1' anno  (1703)  della  sua  morte.  Beuche  nella 
ripartizione  -)  siano  comprese  tutte  le  classi  de!  sapere,  nullostante 
vi  sono  a  preferenza  rappi-eseutate  le  tre  della  storia,  delT  arcbeo- 
logia,  della  lelteratura.  Poche  sono  le  edizioni  del  secolo  XV,  la  piü 
parte  di  Venezia ,  pero  di  molta  importanza  per  la  tnateria  trattata. 
Gli  Autores  veteres  in  iisum  Delphini  in  48  volunii,  editi  gli 
anni  1674  —  1685  furono  mandati  in  dono  al  Graef  da  Luigi  XV,  re 
di  Francia.  Cento  diecinove  codici  manoscritti,  molti  de'  quali  mem- 
bianacei,  conteueano  classici  greci  e  latiui,  libri  sacri,  cronache, 
lavori  di  critica.  Alti'o  titolo  di  preziositä  di  questa  biblioteca  e  rile- 
vato  uiaestrevolmente  nella  prefazione  al  surriferito  catalogo,  colle 
seguenti  parole:  „Sed  non  minor  librorum  copia  est,  quibus  pi-oprisB 
„eruditionis  vestigia  impresserit  cel.  Gi'Eevius,  quos  qui  non  auro 
„pensandos  esse  iudicaverit,  ille  adversis  musis  et  gratiis  natus 
„est.  .  .  .  Deprehendet  quoque  quicunque  Codices  bibliotiiecje  Grae- 
„vianse  diligentius  exeutere  voluerit,  iniectas  infinitas  libri  sehedas, 
„manus  ipsius  Graevii  conscriptas,  quibus  vel  de  quibusdam  scripto- 
„rum  locis  iudicinm  suum  interponit,  vel  indicis  titulo  enunierat  quae 
„notabilia  in  eo  libro  occurrunt,  qute  vel  maxime  nobis  et  posteris 
„diligentia;  Graevianse  fidem  faciunt,  et  illuin  non  inter  tot  millia  li- 
„brorum  oscitasse  pi'übabant."  Or  questa  biblioti'ca,  dietro  Tatte- 
stazione  di  UlTenbach,  che  ne  scrivea  qualche  anno  dopo  la  morte 
del  possessore,  fu  acquistata  dall' floltcu-e  del  palatiiiato  del  Reiio, 
a  cura  del  suo  antiquario  Matteo  le  Hoy,  genero  del  Graef  s). 


M  Catal.igus  bibliothecse  luculentissim«  et  lihris  rarissimis  inslnieta'.  <|iia  usus  est, 
(liiin  viveiet,  vir  suninuis  Joannes  (ieorg:ius  Cinvvius.  ie{,ns  M-  Britaiiiiiii-  liistoiio- 
-raphiis,  |iolitic-iis,  hisloriariim  et  p|o.)iiL'iiti;e  in  ai'aileniia  UlliJgt'etiiia  prufessor  ec, 
cujus   auctio    liahehitui-   in   iv.iil.us    .lefuncli.    Traj.-cti    a.l    Itlu'mini.    p.   S.   non   nnm. 

^)   Thi-olo;.;.   juiiaici.    me.lici.    pliilosopl.i  .    liistoriei  .    liteniloiv.s  .    pool.r  .   autii|n»rii. 

aucloii's  in   usuin   Delpliini  .   nianuseripti   fo.lii'i's. 
-)   Merkwüidip- ISois.Mi.   III.   p.Tl.s. 


4U!!d  V^ilentiiiolli.     DhIIi'    liiMioteclie 


lO.   Kibl.  Itoeiuleriiiaker. 

Teodoro  (li  Boondermiiker,  nato  il  1682,  com' ebbe  compiuta 
in  Amsterdam  la  sua  ediicazione,  intraprese  per  gusto  e  ccdio  seopo 
d'istruirsi,  liinghi  viaggi,  friitto  de' quali  fu  un' estesa  raccolta  di 
oggetti  di  belle  arti  e  di  libri.  Tornato  in  patria  (Utrecht)  accrebbe 
lo  splendore  della  ricca  famiglia,  adornando  di  pitture,  scullure, 
disegni,  incisioni,  cemelj,  curiosita  naturali  ed  artisliebe,  le  case  e 
i  giaidini  ch' egli  possedea  cosi  in  eittä,  come  in  villa;  ponendo 
siiggello  a  tante  lautezze  una  ingente  raccolta  di  opere  di  storia,  geo- 
grafia  e  topogralia,  cosi  manoscritte,  come  a  stampa.  Tratto  van- 
taggio  dalla  sua  posizione,  perche  canonico  di  s.  Martino,  maiitato 
prima  ad  Isabella  Maria  Van  der  Goes,  poi  a  Giovanna  Elisabetta 
Grotenhuis,  teiiea  estesi  rapporti,  ebbe  agio  e  mezzi  d'  arricchire  la 
sua  biblioteca  di  molti  incunabuli;  di  buone  edizione  degli  Aldi,  dei 
Giunta,  degli  Stefani;  di  codici  manoscritti,  spettabili  per  soggetti 
trattati,  vaghe  miniature ,  legature  splendidissime.  Eletta  parle  di 
questa  piiricipesca  raccolta  formava  la  bibbia  manoscritta  ad  uso  del 
duca  di  Beny,  accompagnata  da  molte  miniature  di  grau  merito, 
forse  la  stessa  venduta  da  qualche  anno  al  museo  Biitannico  ,  per 
30000  fiorini.  Morto  egii  giovanissimo,  d"  idrope  nel  1720,  tauti 
tesori  del  sapere  letterario  ed  artistico  furono  distratti  neu'  asta 
pubblica,  che  se  ne  tenne  il  marzo  1722.  Di  quella  preziosa  raccolta 
non  resta  che  la  memoria  nel  catalogo  *)  erettone  per  la  vendita. 
Facea  pur  parte  di  quell'  asta  il  gioiellu  della  biblioteca,  un  atlante 
di  volumi  CHI  in  fogl.,  formato  con  miiiutissime  eure  in  parecchi 
anni  dallo  stesso  Boendermaker .  atlante  il  cui  contenufo  fu  fatto 
conoscere  in  opera  parziale  ^). 


l)  Cat:ilogus  hihliolhecse  select«  liliroruni  piHPstanlioium  .  codicuni  inss.  et  ediloruiii 
rariolum,  quatii  colkgil  vir  nohilissiimis  Tlieuilorus  KoPiiileniiaker,  caiionieus  s.  Mar- 
tini apud  Ullrajectensis  et  otlovir  coinmercii  iiiaris  iiiediterranei  tutaiidi,  diriguiidi. 
Amslelodami,   1722,  8«. 

^)  Attas  de  feu  Mr.  Boendermaker,  compose  des  carte»  cheisies  et  originaleü  de  plus 
haliiles  geugraphes,  avec  les  plaiis  des  ville»,  forls,  sieges,  batailles,  batimens,  e'glises, 
tombeaux,  tableaux,  envirous  de  vilies  les  plus  ronsiderable»,  et  aulres  pieces  cu- 
rieuses;  le»  portrail»  des  souverains  et  homnies  illustres  ec.  Ouvrage  c-ontenu  dans 
Cent  troii  •jios  voluiiie».    S.d.  p.  142,  8". 


/S  «!'» 


f  ilelle  societÄ  scientifico-letterarie  della  Neerlandiii.  4iK 

11.  Bibl.  rriarkiana. 

Enrico  Adriano  Vau  der  Mark,  canonico  della  cinesa  d' Utrecht, 
mm  risparmiarido  eure  e  dispendj,  giiinse  a  formarsi  sul  priricipio  del 
secolo  decimottavo  una  raccolta  cosi  distinta  di  codici  manoscritti,  di 
edizioni  del  secolo  XVI  e  degli  stampatori  piü  apprezzati  d"  Europa, 
che  regge  al  coufronto  delle  biblioteche  piü  segnaiate,  non  pel  nu- 
mero  de'  volumi,  tiori  contando  essa  che  verso  cinquemiia  opere,  ma 
per  Tapprezzamento  e  per  la  raritä  loro.  Inf'atti  vi  si  riscontravano 
120  codici  manoscritti,  la  piü  parte  menibranacei;  duecento  edizioni 
del  secolo  XV,  nna  del  1466  i),  due  del  1469  2);  quattordici  del 
1470;  quasi  trecento  edizioni  aldine;  Cinquecento  degli  editori 
Giunta,  Torrentino,  Gioliti,  Stefani,  Vascosani,  Colini,  Turnebo,  Be- 
nenato,  Wochel,  Grifio  ,  Patisson,  Plantino,  Morelii ,  Elsevirj,  Cra- 
moisy.  Non  pareggiava  tanta  ricchezza  il  resto  degli  stampati  che, 
riferendosi  a  tutte  le  ramiGcazioni  del  sapere,  menomavano  Timpor- 
tanza  delle  classi  singole.  Di  tanto  tesoro  avrebbesi  eziandio  perduta 
la  memoria  se  non  se  ne  avessero  due  cataloglii,  il  primo  del  1712  3) 
Taltro  del  1727  *),  pubblicato  per  Taggiudicazione  alTasta  apertane 
dopo  lo  di  lui  morte,  nel  luglio  1727. 

II  Van  der  Mark  non  alla  sola  biblioteca  avea  estese  le  passio- 
nate  sue  eure,  ma  eziandio  a  una  serie  di  moiiete  antiche  d' ogni 
metallo  e  forma,  che  l'Havercamp,  con  convinzione  un  po'  rettorica, 
si  compiace  di  chiarar  unica  s).  Questa  serie  di  cui  V  Havercamp 
eresse,  per  volontä  estrema  del  posessore,  il  catalogo  «),  comprende 


1)  Ciceronis  de  Ofliuiis.   Moguiiti». 

2)  Plinii  opera.   Venetiis.    Julii  Ccesaris  de  beUe  gaUico.   Roma-. 

3)  Bihliotheca  Markiana.    's  Hage,   1712,  S», 

->)  Biblidtheca  Markiana  ,  sive  catalogus  libroruin,  quos  summa  i-iira  et  iiiaxiiiiis  sumpti- 
bus  sibi  eomparavit  vir  iiobilissimus  et  amplissimus  Heiiricus  Hadriaiiiis  van  der  .Mark, 
toparcha  in  l^eui-,  et  eoeiesi«  inetropolitaniV,  qinv  Tltrajeeti  est,  canonicus  ec.  Hagn' 
Coinitiim,   apud  Petruni  de  Hoiidt,   17U7,   p.  238,   148,  8^. 

^)  „lleni'ico  Hailriaiio  Markio  neminem  in  hisee  terris  extitisse  qui  vel  majorem  pretio- 
siureinque  ex  omni  metallo  nunimorum  antiqiiornm  numerum  oollegerit,  vef  aniniosins 
eosdein  coiiiparaverit,  afque  uiidiqne  ronqiiisiverit  eonstare  puto.-  Priieinio  iil  libro 
segiiente. 

*>)  Series  nuaiisiii'titiiMi  aiitiquoruni  ex  auro  ,  arj^ento  et  a^re.  romanoiuu»  et  graToruin. 
qn<e  magnis  suiiiptibiis  eoiigessit  vir  nohiiissimns  Henrieiis  lladrianns  a  M;(i  k  .  I)onii- 
nns  in  Leure.     S.  I    p.  UV,\.  48.   8". 


4}>4  V;il  Oll  liiiel  1  i,    D.'lle   bil.lioteche 

quasi  qiiattro  mila  müiiete,  la  piii  parte  consolari,  impt'riali  e  colo- 
iiiali  roniane,   con  riceo  corredo  di  splemlidi  medagliori. 

t'i.  Bibl.  Wichliiig;. 

Conipensara  in  parte  la  perdita  delle  teste  descritte  biblioteche 
la  scelta  collezioiie  di  libri  che  in  og^ni  ramo  de!  sapere  s'  avea  fatto, 
coii  pazienti  ricerclie ,  11  professore  dell'  nniversita  di  Utrecht, 
Ahraino  Wichiiiig,  ma  uii' egual  sorte  piü  tardi  incoglicvala,  che. 
morto  egli  appena,  la  si  esponeva  all'  incanto  iielP  ottobre  1746. 
Toriia  utile  alla  stoiia  della  bibliogralia  il  eatalogo  allora  pubblica- 
tone  '). 

13.  Bibl.  Rueb  e  Siwelleng^rebcl. 

Da  non  piü  che  sei  anni  furono  distratte  al  pubblico  iueaiito 
(docembip  18J)4)  due  buone  librerie,  Tuna  di  A.  S.  Rueb,  gia  pro- 
fessore d*  asironoinia  all'  universita  d'  Utrecht,  l'altra  del  dott.  J.  G. 
H.  Swellengrobel.  II  loro  contenuto  e  la  loro  importanza  sono  abba- 
staiiza  dichiarati  dal  catalogo  a  stampa  ~y 

±!i.  ISibl.  Howards. 

Neil  corse  la  sorte  delle  altre  biblioteche  consiinili  quolla  giä 
apparlciu'iite  al  professore  di  storia  ecciesiastioa  nelT  universita  di 
Utrecht.  II.  .1.  Royards,  morto  nel  iSliU.  Qiiesta  scelta  raccolta  di 
oltre  10000  voluini  di  teolügia,  storia  ecelesiastica  e  del  paese, 
erasi  gia  cominciata  dal  padre,  professore  di  teologia,  storia  ecele- 
siastica e  paesana,  ed  ora  conservasi  iutcra  in  (lue  grandi  stanze  della 
ricca  faniiglia  Royards, 


')  Bibliotlieca  Wifliliiif^iaiiii  ,  sive  cafiilogiis  exqiii.silissini(iiiiiii  liliroi  iiiii  in  omni  scien- 
liui'iim  genore,  qiiilxis  oliin  u.s\is  fiiit  vir  cclelierrinius  Alirahannis  Wieiiliiif;',  iie:uipmia> 
Ultriijcoliiiiu,  dum  viverel,  iiiitcfessor.  Trajecli  ad  liluMiiim,  apud  Besseling'  et  Visuh 
l.ihliopolas  (174G),    vol.  II,  8". 

2)  Catalo<((i.s  van  Iwee  lieianfi'iijkc  i-ii  good  «recondilioneerde  hoekervorzamelingren 
(iver  niatlipsis.  astriiiiiiniic ,  |ih\sica  vn  cheinie.  nu'i'lianica ,  lecliriülogie  iMi  arclii- 
It'clinir.  wati'rl)(iinvkiiii<lt'  im  walci-slaat.  naliii-lijke  hislorie,  botanie  en  pharmacie, 
medii'yiieii  eii  cbirurf^ic,  v^'aarondei'  de  nieiiwsle  en  beste  werken  nitinnntcn.  VVei'der 
Dvei-  liislorie,  rejftsgeleerdeiil  .  letlerkunde  en  nieta|iliysica ;  benevens  |>laat\verken, 
inn/.ijk.  aard-  eil  bemelkaarten  ,  inalheniatisebe  iiiütrunienleii,  naliiralia  en  boekeii- 
kaslcn.  Alles  nagelalen  door  wi.jlen  Dr.  A.  S.  lineb  en  Dr.  .1.  «i.  II.  Swellengiebcl  ,  le 
Ulrecbl.    rirtcbt,    18:J4.   |>.  rz,    \Z.  8». 


e  (ielle  socielä  scieiitifico-lellerarie  (lelhi  Neerlandia.  49 O 

15.  Bibl.  «lutfaa». 

Non  deve  essere  passata  sotto  silerizio  I;i  bihlioteca  de!  Laroiie 
de  Gcer  de  Jutfaas,  dottore  in  lettere  e  professore  in  diritto,  Degli 
ottornila  volumi  circa  ch' ella  contiene,  la  massima  parte  si  riporta 
alla  giurisprudenza  ed  alla  letteratura  seiiiitica:  la  raccolta  dl  poeti 
latini  irioderni  forma  lo  speciale  suo  pregio. 

16.  Bibl.  van  jflarle. 

Alle  perdite  passate  dovrä  Utrecht  aggiungerne  una  che  si  va 
era  compiendo:  meiitre  io  scrivo,  s' apparccchia  lo  sperpero  d' una 
distinta  bihlioteca  che  il  nobile  Gastiingen  C.  Van  Marie,  nel  corso 
di  parecchi  anni,  favorito  dalla  siia  posizione  sociale,  s'avea  formato, 
corredandola  di  libri  d' ogni  classe  di  studio,  e  in  lingue  diverse;  di 
carte  geografiche,  topografiche ,  storiche;  di  incisioni  classiclie  a 
taglio  reale  e  all'  acqua  forte;  di  ritratti.  Di  una  gran  parte  di  oggetti 
cosi  preziosi  si  e  gia  stampato  il  catalogo  '),  per  T  asta  che  se  ne 
tiene  in  questo  mese  d' ottohre  J860.  E  da  sperarsi  che  alcuno 
de'  cittadini  ferventi  di  carita  patria  ,  accorrerä  a  salvare  dalla 
dispersione  tanti  oggetti  di  seienza  ed  arte,  acqnistandone  intera  la 
raccolta,  ad  uso  ed  ornamento  del  proprio  paese. 


Alle  descritte  ben  nieritano  d' essere  aggiunte,  per  la  loro  ini- 
portanza,  le  biblioteche  delle  societa  degli  antiqtiarj;  della  scuola 
veterinaria  del  regno;  del  sig.  P.  Vei'loren,  la  quäle  racchiude  una 
raccolta  interessante  di  carte  storiche  e  caricature ,  riferentisi  alla 
storia  del  paese;  di  Tr.  H.  M.  A.  C.  Van  Ascli  Van  Wyck;  di  T.  J. 
Naliuis;  le  due  ullime  sono  fornite  a  suflicienza  di  codici  manoscritti, 
di  antichitä,  araldica,  genealogia.  La  bihlioteca  di  1\I.  C.  Kram,  ar- 
chitctto  della  provincia ,  va  ricca  di  libri  di  belle  ai-ti,  di  ritratti   e 


1)  ral!ilo<jus  von  hoekeii  in  verschllleiide  talfii  cn  \ve(ciisi-liii|i|>eii ,  plmit-  en  piviil- 
werkeii,  feekeniiig;en,  graviires.  Iiislurisclie  |>i-i'iiU'ii  eii  portrotlcn,  iiitiiiftki-iiilc  liet 
eersle  gedeelte  de  hililiuUieek  van  vvijlen  den  wil  odel  «ioslriiijji'n  lit'fr  .Mr.  f.  Viin 
iMüi'le.  inspectciir  g-oneral  van  de  waarluirg-  eii  liulastiiii;  der  yoiidcn  en  silvereii  wei  - 
keil,     llredit  (1800),    p.  113,  8». 

Sil/.!.,  d.  |>hii.-iiist.  ci.  xxxvui.  r.d  III.  iii't.  33 


l 


496  Va  I  Pii  l  i  n  e  I  I  i.     Ot'llc  l.ildioteohc 

stampe.  Non  e  a  disprezzarsi  la  piccola  biblioteca  della  societa   Tot 
nut  van  7  Algemecn,  il  cui  giubileo  fii  cclebrato  nel  1823  ')• 


Amersfoord,  oland.  —  Amersford,  ted.  —  Amersfordiiim, 
Amersfordia,  Amisfortum,  Amorfortia,  lat. 

1.  Bibl.  pubblica. 

AI  principio  del  secolo  scorso  era  molto  da  apprezzarsi  questa 
biblioteca,  coliocata  nella  chiesa  di  s.  Maria.  Ugone  Francesco  Vau 
Heusseil  ne  parla  vantaggiosamente  nella  Batnvia  sacra  8).  In  onta 
a  cio  il  diligento  e  minuto  Uffenbach,  cbe  visitö  Amersford  nel 
maggio  1710,  ne  tace  affatto. 

^,  Bibl.  Coenen. 

Non  e  priva  di  qualcbe  importanza  la  libreria  di  J.  F.  L.  Coenen, 
per  le  specialita  storico-pratiche.  La  parte  eletta  di  manoscritti  e 
libri  a  stampa  fii  fatta  conoscere  al  pubblico  nella  Esposizione  nr- 
clieologico-artistica  di  Utrecbt,   1' anno  1857  s) :   di  lä  ritraggo  i 

seguenti : 

a)  Blasone  de!  vescovi,  dei  nobili  e  dei  luoghi  soggetti  ad 
Utrecht,  come  pure  de' conti  d' Gianda,  di  Mattia  van  Kuyck  (1650). 

h)  Blasone  del  consiglio  supremo  dei  maestri  de'  conti  dei  do- 
minj  comitali,  e  del  consiglio  del  Brabante,  di  Pietro  Velsen. 

cj  Blasone  di  Cornelio  van  Aeken,  coi  fuggelli  e  colle  segnature 
degli  scabini  dell"  Aja  (1581). 

d)  Gli  stemmi  delle  case  piii  insigni  d' Gianda,  rappresentati 
sullc  tombe  e  sui  vetri  colorati  delle  chiese,  esposti  da  K.  van  Alke- 
made e  P.  van  der  Schelluig,  8". 

e)  Dell*  ordine  cavalleresco  del  Toson  d'oro.  Mss.  in  fogl.  di 
Arnaldo  van  Buchell  (1600),  accresciuto  da  P.  van  der  Schelling. 


»)   S  i  in  o  n  8  A.  Feestviering  vaii  het  25jarig  bestaan  der  Utrechtsche  afdeeling  van  de 

maatsi'hajipij  Tot  mit  van  't  Algemecn.   Amsterdam,   1823,  8". 
2)   „In  huius  lempli  choro  biblioteca  piiblilica  bodie  .isspivatur,  omni    enere  optimorum 

libroiuin  referta,  sumjjtu  Magistratus  nun  exiguo."   Vol.  II,  p.  13.'i. 
')  Catalogus  der  tentoonslelling   van   voor  Nederland  belangiijke   oudheden  en  nieik- 

waardigheden   in  de  stad  en  provincie  Utrecht  voorhanden  ec.    Utrecht,   C.  van  de 

l'osl.   Ir.  (18^7).  p.  04.   4".   a  pag.  5.3. 


I 


e  delle  societa  scientifico-lelteraric  della  Neerlandla.  497 

f)  Album  di  stemml,  di  Adamo  van  Neydegg  (1590). 

g)  D'oude  chronijke  en  de  historien  van  Holland  en  door  W. 
van  Goiithoeven.  Dordrecht,  1620.  —  Esemplare  di  dedica  ad  Ar- 
nolde van  Bucheil. 

h)  Jani  Dousm.  Annales  rerum  a  primis  Hollandiae  comitihus 
gestarum  ec.  Hag«  Comitum,  1599.  —  Esemplare  di  dedica  a  Gio- 
vanni van  Oldenbarneveld. 


Gheldria. 

(Geldria,    lat.) 


Arnem.  —  Arnhem,  oland.  —  Arnheim,  ted.  —  Arnemium, 
Arnhemium,  Arenacum,  lat. 

1.  Bibl.  pubblica. 

Allorquando  nel  1543  Carlo  V  istituiva  in  Arnem  la  corte  di 
giustizia  e  di  amministrazione  della  Gheldria,  vi  fu  poco  poi  aperta 
una  libreria  ad  uso  di  quel  magistrato,  che  in  seguito  fu  assegnata 
al  palazzo  di  giustizia.  Numero  non  ispregevole  di  libri  conservavasi 
pure  nella  chiesa  maggiore,  come  eziandio  nelP  edificio  del  governo 
provinciale.  Finalmente  una  buona  raccolta  d'opere  custodivasi  da 
gran  tempo  nel  palazzo  del  comune.  Ora  poco  avanti  all' anno  1855 
alcuni  volonterosi  cittadini,  membri  della  societa  storico-letteraria 
della  Gheldria,  opportunamente  avvisando  che  tante  raccolte  di  libii, 
siccome  di  poco  conto  prese  siiigolarmente,  non  erano  accessibili  al 
pubblico,  anzi  giacevano  quasi  dimenticate,  si  riunirono  nello  scopo 
di  tutte  fonderle  in  una,  e  vi  riuscirono,  dacehe  le  diverse  direzioni 
le  uffidarono  nel  1855  al  comune.  Cambiata  la  casa  di  questo  nella 
presenta  detta  del  diavolo  (Duivelshuis)  a  motivo  delle  figure  fanta- 
stiche  scolpitevi  sulla  facciata ,  il  consiglio  civico  determino  di 
trasportarvi  la  propria  biblioteca,  che  notevolmente  aumentata  per  la 
giunta  delle  altre  quattro,  prese  il  nomc  di  pubhlica,.  L'angustia 
del  sito  determino  allora  il  sullodato  consiglio  ad  erigere  dalle  t'oii- 
damenta  la  parte  d'edificio  contiguo  alla  casa  stessa,  di  cui  forma  ora 

33' 


498  V  a  I  e  II  t  i  II  e  I  I  i  .   »eile  biblioteclie 

parle  iiite.izranto,  e  ii  colloearvi  i  libii  nella  sala  supcriore:  ne  Iiiogo 
iniijlior«'  avielihesi  poluto  desideiare,  dacche  nel  eentro  della  cittä, 
in  prossiinilä  ilelT  assemblea  de^li  stati  e  dei  tribuiiaii. 

La  parle  piü  antica  della  biblioteca  e  qiiella,  cnme  bo  detto,  che 
apparteiieva  alla  corte  di  Gbeldiia,  prezioso  deposito  di  antiche  opere 
di  diritto  romano,  tedesco,  spagnuolo,  francese,  patrio,  pertrattaiiti 
i  süggetti  di  giurisprudeiiza,  di  polizia,  ili  amiriiiiistrazione,  de"  quali 
üccupavasi  quella  corte. 

La  libreria  del  governo  provinciale  era  gia  d'uso  quasi  esclu- 
sivo  de"  membri  della  camera  de'  conti  della  Gbeldria,  e  dei  depiitati 
degli  stati.  E  percio  ch' essa  comprende  opere  generali  sul  diritto 
piibblico  e  interiiazionale,  non  che  una  distinta  collezione  di  carte 
pubblicbe,  nrdinanze,  privilegj,  statuti  della  Gbeldria,  e  opere  sui 
diritti  feudali,  proviiiciali,  civici,  di  dighe,  della  Gbeldria. 

Neir  antico  palazzo  civico  conservavasi  la  biblioteca  procedepte 
da  un  legato  di  Giovanni  Van  Huenen,  la   qnale  a  bnon  dritto  puo 
dirsi  il  germe  della  })resente.    Oltre  aicune  edizioni  del  secolo  XV, 
la  piü  parte  di  argomento  giuridico,  provenienti  dal  monastero  di 
Mannikbuizen,  possedeva  da  due  secoli  la  biblioteca,  in  buona  copia, 
opere  di  storia  e  di  diritto  pubblico,   edite  in  Gianda  e  Germania. 
Pare  cbe  in  questo  lungo  lasso  di  tempo  essa  prosperasse  abbastanza, 
per  cura  della  civica  amministrazione,  cbe  negli  acquisti  non  solo 
ebbe  in  inira  il  contenuto  delle  opere,  nia  eziandio  la  forma  esterna, 
la  sceltezza  delle  edizioni,  le  buone  legature.  A  tanto  intere.ssamenlo 
pel  vantaggio  della  biblioteca  controperava  la  soverebia    liberalitä, 
onde  se  ne  permetteva  l'uso  senza  le  opportune  cautele,   daeche  le 
frequenti  mancanze  di  libri  motivarono  una  risoluzione  del  consiglio, 
nel  Decerabre  170ö,  colla  quäle  fu  determinato  che  in  seguito  non 
sarebbe  prestato  nessun  libro  a  domicilio,  senza  una  ricevuta  sotto- 
scritta  dal  petente.    NelP  aprile  delP  anno  1782   arriccbi  la  biblio- 
teca un  legato  di  Daniele  Tallekeii,  signore  di  Mellis  e  Mariekerke, 
nonche  borgomastro  di  Widdelburg,  vero  mccenate  delle  scienze  e 
de' suoi  eultori,  legato  consistente  in  una  raccolta  di  opere,  la  piü 
parte  sul  diritto  pubblico,  sulla   storia  e  sulle  scienze  affini,    com- 
mendevolissima   non  solo  per  la  importanza    intrinseca,    ma   ezian- 
dio per  la  bellezza  delle   edizioni ,    e   pel   lusso  delle  legature.    II 
civico    magistrato   riconobbe   degnamente   la   squisitezza   del   dono, 
dacche     ordinö     cbe    qiie"    libri    fossero    deposti    nella    eos'i   detta 


e  delle  societ'i  soieiilifico-lelterai  ie  Jellii  .Neerlaiidia.  -i-Jo 

(ioiizekammer  *)  tlelT  aiitica  casa  municipalc,  e  nelT  anno  seguente 
oi-dino  r  appi-estamento  di  grandi  armadj  di  quercia  de'  quali  fu 
data  iina  chiave  a  ciascun  mernbro  d<'i  cotisiglio:  tiiiova  fönte  di  sper- 
pero,  che  determino  poeo  depo  il  eonsiglio  stesso  ad  ordinäre  che 
nessuno  potesse  estrar  libri  dailo  biblioteca.  Ciö  che  eontribui  in 
segnito  ad  accrescerla  notevolmente  fii  la  soppressione  dell'  univer- 
sita  e,  piü  tardi,  deir  Athenmim  illustre  della  Gheldria  a  Hardei-wijk. 
Infatti  colla  risoluzione  sovrana  13  gingno  1818  fu  ordinato  „che  la 
„biblioteca  del  giä  esistente  aleneo,  come  pure  gli  stromenti  di  fisica 
„ed  aicuni  fondi  in  danaro  fossero  dati  in  dono  alla  cittii  di  Deven- 
„ter,  a  vantaggio  di  quell' ateneo;  pero  contemporaneamente  il  mi- 
„nistro  della  pubblica  istruzione  dovesse  intendersi  eol  governo  della 
„cittä  d'Arnem  allo  scopo  di  esaminare  se  forse  fra  quelle  opere  se 
„ne  trovassero  alcune  di  pnbhiica  utilita,  che  potessero  convenire 
„air  uso  della  citta".  Nelle  trattazioiii  fattene  T  aprile  di  quell' anno, 
il  curatore  deputato  Scheidio  prestossi  con  vero  amor  patrto  all'  ar- 
ricchimenlo  della  biblioteca,  la  quäle  deve  alle  insistenti  sue  pratiche 
Taquisto  di  opere  voluminöse  di  diritto,  una  delle  classi  piü  provve- 
dute,  e  della  splendida  edizione  delle  Äiitichitä  cf  Ercolano,  donata 
air  ateneo  di  Hardervvijk  dai  signori  van  Haersolte  e  van  Lynden. 
Ne  queste  sole  ma  eziandio  alcune  buone  opere  di  storia  provennero 
allora  alla  biblioteca,  che  di  tutte  conservo  due  indici  manoscritti  -). 

Pare  del  resto  che  di  questa  antica  biblioteca  civica  siasi  presa 
una  cura  speciale,  anche  prima  della  sua  incorporazione  -aWa  pubblica, 
dacche  nel  calalogo  pubblicatone  da  quaranta  anni,  in  unione  al  re- 
golamento  2)  sono  indicate  alcune  edizioni  del  presente  secolo, 

Di  altro  ben  diverso  genere  e  la  libreria,  tolta  dalla  chiesa 
maggiore  di  Arnem.  In  un  armadio  della  sagrestia,  in  cui  poco  prima 
del  1588  erano  riposti  paramenti  della  chiesa  cattolica,  furono  collocati. 


•)  Per  ordiui'  del  !\lngistiato  d' Arnem.  nel  1717  il  Imron  di  Gueli  e  il  suo  se(;rel;irio 
Stambke,  dicliiarati  rel  di  altü  tradiinento .  liig{,ntivi  furono  arrcstali  e  iinpri-fionati 
nella  detta  stan7.a. 

-)  Lijst  van  hiieken  alkonislif;-  van  de  llaidenwijkselie  Itiiiliollieek.  welelie,  kraelitens 
"t  koninks  he.slnil  van  13  iunij  ISl.S,  n.  100  :ian  de  slail  Aniliem  ten  ^^eselienke  wor- 
den geg:even.  Cart.  20.  lol.  —  Lijst  van  lioeken  alkonistiy;  van  de  Härder«  i.jksclie 
liihlioUieek.  en  provisioneel  te  stellen  omlei-  ln-waring-  de  stedelijke  rejjeriüj;  Viin 
llerderwijk,   oetol.er   1819,  cart.  G.   fol. 

•'»)  Ueglenient  en  eatalogns  der  slad-liibliotlieek  van  Arnlieni.  Te  Arnlieni .  I«ij  Taulns 
Nijhoff  (1820),  p.  18,  8". 


\ 


500  Va  I  cn  t  in  eil  i,    Dcllo  liiLliotccbe 

probabilmcnte  a  cura  del  primo  prcdicatore  protestante  di  essa, 
molti  libri  provenienti  dai  monasterj  distriitti  o  da  fondazioni  eccle- 
siastico-cattoliche,  gia  abbandonate.  Ora  molti  di  que' libri,  quattro 
de'  quali  furono  fatti  conoscere  nel  1788  da  G.  Van  Husselt,  sonosi 
giä  perduti:  i  pochi  che  restano  sono  registrati  nel  nuovo  catalogo, 
sotto  je  rubriche:   Teologia  e  storia  ecclesiastica. 

La  libreria  della  societä  gheldriea  della  storia  e  della  lettera- 
tura,  di  media  importanza  perehe  d'istituzione  recente,  riempie  molto 
opportunamente  nella  pubblica  le  lacune  delle  opere  moderne  di 
storia  generale  e  patria. 

La  pubblica  biblioteca  composta  di  si  varj  elementi,  arricchissi 
d'assai,  poco  appresso  la  sua  apertura,  come  puo  vedersi  dal  cata- 
logo che,  per  risoluzione  presa  dalla  commissione  della  biblioteca 
nel  1857,  ne  piibblicava  il  benemerito  bibliotecario  P.  Nijhoff  i), 
suddividendo  la  materia  in  quattro  classi:  Storia  —  Giurisprudenza 
e  legislazione  —  Altre  seienze  —  Belle  arti;  ripartizione  opportuna 
se  si  consideri  che  le  due  prime  formano  propriemente  la  parte 
priucipale  della  biblioteca.  In  questo  catalogo,  alla  prefazione  sto- 
rica  (p.  V — IX)  tien  dietro  il  regolamento  (p.  X — XII)  per  V  uso 
dellä  biblioteca,  redatto  in  21  articoli  dalla  commissione  direttrice, 
il  29  ottobre  1853. 

Fonti  d'incremento  della  biblioteca  sono,  come  quelli  d' ogni 
altra,  gli  acquisti,  le  giunte  di  librarie  minori,  i  doni,  i  cambj. 
Quanto  agli  acquisti,  furono  riempiute  molte  lacune  nelle  ripartizioni 
della  storia,  della  giurisprudenza,  del  diritto  civile,  presone  van- 
taggio  dalle  aste  pubbliche,  tenendosi  perö  sempre  in  mira  che  la 
biblioteca  rappresenta  ora  e  deve  sempre  rappresentare  gli  interessi 
scientilici  e  letterarj  della  Gheldria,  e  che  quindi  doveano  compe- 
rarsi  tali  opere  che  si  riferissero  alla  sua  storia,  alla  sua  legislazione, 
alla  sue  istituzioni.  I  mezzi  pecuniarj,  benche  ristretti,  valgono  a 
sufficienza  a  riempiere  i  vuoti  delle  due  classi  giä  dette:  200  fiorini 
somministra  una  tassa  posta  sul  bilancio  provinciale,  per  compera 
di  libri  astampa,  manoscrittiecartespetfanti alla  Gheldria;  una  somma 
non  determinata  danno  il  comune  e  la  societa  gheldriea,  come  dirö 
piü  sotto.  Ne  vi  mancarono  aggiunte  di  piccole  librerie,  come  furono 


1)  Catalogus  van  du  openhare  liililiutheek  te  Aruhem  ,  iuni  1858.    Aruhem  ,    Is.   Ant. 
Nijlioff  cn  zooD,  1».  XII,  289,  8». 


e  (teile  socielii  scientiiico-letlerarie  della  Neerlaudia.  OUI 

nel  1849  quelle  della  disciolta  commissioiie  agraria  della  Gheldria, 
della  Camera  di  commercio,  e  della  societa  de'  giuristi.  Gli  interes- 
sant! acquisti  di  quest'  ultima  importarono  eccellenti  opere  di  giu- 
risprudenza  e  diritto  pubblieo,  edite  dalla  nuova  legislazione  nel 
paese.  Lna  serie  di  upere  di  scienze  naturali,  accompagnata  da  una 
raceolta  di  stromenti  di  fisica  e  di  oggetti  di  storia  naturale  pro- 
venne  alla  biblioteca  dalla  antica  societa,  nota  sotto  il  motto  Prodesse 
conamur.  Altra  fönte  di  non  leggero  inerernento  furono  i  doni  dei 
ministerj  degli  interni,  della  guerra,  delle  colonie,  degli  stati  depu- 
tati  delle  diverse  provincie,  della  reale  accademia  delle  scienze  e 
della  societa  Oiivermeide  arheid  di  Amsterdam,  della  societa  batava 
di  Rotterdam,  delT  istituto  Teyler  di  Harlem,  dell' associazione  sto- 
rico-naturale  delle  colonie  neerlandesi ,  della  societa  Tot  mit  en 
vergenoegen  di  Ariiem  ,  della  societa  archeologica  di  Lus  semburgo 
e  di  moltre  altre,  come  pure  di  parecchie  persone  cos'i  paesane  che 
forastiere,  locche  appalesa  l'interesse  generale  per  la  prosperita 
della  biblioteca.  Finalmente  il  vantaggioso  sistema  dei  cambi  le 
porge  occasione  favorevole  di  spogliarsi  de'  suoi  duplicati,  e  di 
fornirsi  di  opere  nuove.  Percio  la  direzione  della  biblioteca  si  pose 
in  rapporto  colla  societa  provinciale  della  Frisia,  settentrionale  bra- 
banzona  di  Bolduc,  scientifico-letteraria  di  Utrecht,  colla  biblioteca 
civica  d' Amsterdam,  non  senza  un  rilevante  profitto.  E  qui  giova 
pur  ricordare  che  la  piü  parte  dei  libri  a  stampa  e  manoscritti,  am- 
mirati  o  per  arte,  o  per  raritä,  furono  ccduti  ad  uso  della  biblioteca 
da  aicuni  privati,  i  quali  se  ne  riservarono  il  diritto  di  proprietä. 

La  biblioteca,  afüdata  fin  dal  momcnto  della  sua  formazione, 
alle  eure  dell'  erudito  bibliotecario  P.  Nijholf,  fu  per  lui  portata  ai 
lOOOü  volumi,  numero  rilevante,  se  si  considerino  il  breve  tempo 
trascorso  dalT  apertura  e  la  limitazione  de'  mezzi.  Le  poche  edizioni 
dei  secolo  XV  sono  quasi  tutte  posteriori  all' anno  1480,  e  trattano 
soggetti  di  giurisprudenza.  Dacche  questa  classe  e  cosi  degnamente 
rappresentata,  si  accrebbe  ia  scorta  dei  giornali  di  giurisprudenza, 
specialmente  olaudcsi  '}.   Non  e  a  tacersi  d'  una  collezione  in  parccchi 


1)  a)  Bijdraijcn  voor  rcytugclccrdlaid  cn  ii'ctijckiny.  Ainslcrtlam  .  .loliaiiii  Müller, 
ltS2ti — 1860,  S".  —  Uno  de'iniglioii  periodici,  che  coiitii  3j  aiiiii  di  vila,  in  \  serie. 
La  prima  coli'  eiiuiuinto  litolo  [»ercorre  gli  anni  IS'iO — ISo'i;  la  seoonda  Jaarhor- 
kfii  vour  rcylsijelcerdhed  eil  iveUjcving,  gli  anni  1833 — 1840;  la  lor^a  Mcdcitandsihc 


302  Valentiiielli,    Delle  liiblioteche 

volumi,  di  dlssertaziüiii  giuriciiche  dolle  universita  di  Leida,  Utrecht, 
Gioniiiga  e  delle  aiiliehe  gheldro-zutfanica  di  Hardcrwiik  e  diNimega. 
Somnvano  forse  a  piü  che  200  volumi  i  manoscritti;  molti  con- 
tengono  risoluzioiii,  ordinanzeec.deglistati  d'01anda(1671  — 1792): 
fra  i  pochi  che  possano  dirsi  impoi-tanti  o  pel  coiitenuto,  o  per  lavori 
d'arte,  o  per  raritä,  noteru  i  segucnti:  u)  Plenarium  de  fest is 
sanctorum  totius  anni,  del  secolo  XIV,  memhranaceo,  con  miniature 
e  dorature,  giä  descrifto  i);  b)  Explanatio  llieromjmi  in  Mala- 
chiam  Prophctam.  Fogli  qiiattro  membranacei  del  principio  del  se- 
colo uiulecimo,  colla  scritta  in  lettere  iinciali,  al  line:  Explicit  ex- 
planutlo.  Questi  fogli,  che  servirono  gia  a  copertura  d'un  libro,  soiio 
Uli  frammento  di  quelT  opera:  in  caice  aH'uitinio  foglio  una  mano  piii 
receiite  scrisse:  Cunrad  de  Epensteiu  est  vilissimus  quid  nescit 
legere  in  isto  libro.  c)  Ilieronymi  presb.  minotationes  in  novum 
testamentum.  Codice  membran,  in  fogl.  a  caratteri  gotici,  moUo 
ornato,  gia  apparteiiente  al  monastero  di  Betleem,  inscritto  al  fine: 
Explicit  noviim  testamentum  scriptum  et  ßnitum  anno  dorn.  1433, 
in  crastino  Anfiufitiationis.  d)  Dominicorum  cunctornm  expositio- 
nes.  Resti  membranacei  del  secolo  X,  in  due  fogli  che  servirono  a 
legature  d'un  libro.  e)  Jo.  CUmatis  ab.  tabulm  spirituales.  Codice 
cartaceo  di  fogli  112  a  due  colonne,  del  serolo  XII,  provcniente  dal 
detto  monastero  di  Betleem.  f)  Horce  b.  Mariw  Virginis.    Quatlro 


jaarhoeken  voor  rcijtsijeleerdheid  en  wetf/evint/ ,  verzameld  en  uügegcven  door  C.  A. 
Der  Tex  en  J  van  Hall,  gli  anni  184ö— 18ö0;  I"  ultimo  Memcc  hijdratjen  voor  reijts- 
ijcleeidheid  cn  vctijcviiKj,  puhhlicalo  iicgli  :inni  1801  —  1800,  dni  due  precedeiili.  in 
compagnia  di  B.  J.  Liiitel  de  Geer. 

h)  lietjtsffelecrd  bijblad  hehorrendc  toi  de  nedcrl.  jaarboeken  en  de  nieuwe  hijdraijen 
voor  rentsijelccrdheid  cn  wctijevituj.    Amsleidam.   1845— 18G0,  S». 

i)  T/ieinin.  Ileyl.sliiindiij  /ijdschri/t  door  A.  de  Pinto,  A.  Olivier,  Kappeijne  van  de 
Capelle.    "s  Hage,   184;)— 1860,  S». 

d)  De  economist.  Tijdscrift  voor  alle  standen,  tot  hevordering  van  volkswelvaant,  door 
vcrspreiding  van  cenvcudiyc  beginscln  ran  staulhuishoudkundekundc,  ander  redaitie 
van  Mr.  J.  L.  da  liriiyn  knps.  Te  Amsterdam,  hij  (lehlianl  en  comp.,  8".  —  Qiieslo 
giornale,  giä  csistente  da  nove  anni,  gode  gian  fama  ncll'  opinione  del  paese,  dacche 
ha  in  mira  principaimente  il  vantaggio  del  popoio  c  rende  comuni  le  cognizioni 
di  stallstica,  <on  eslt-se  relazioni,  non  solo  d"  Gianda,  ma  eziandio  delle  colitnie 
neerlandesi. 

1)  Besehrijving  van  ren  llundnvhrift,  afkomsting  van  het  klooster  Bethlehem  bij  Doctin- 
vhem ,  dooi)  Jn.  A.  .Mjho/f.  Leggesi  in  Vrrhandelingen  van  het  kon.  nvad.  vnn 
Amuterdam.  Afdeeling  Letlerkundc.   —  Amslfidani.   I8ö8,  |i.  12,  4». 


e  (lelle  societä  scieiitifico-lelleinrie  ilella  Neerlamiia.  503 

codici  membranacei,  uiio  dell'  undecimo  secolo  in  lingua  francese,  i 
tre  altri  del  priiicipio  del  secolo  decimoquinto,  con  eleganti  colori- 
ture  di  fiori  e  sog^etti  sacrl  su  sfondi  d'  oro.  (j)  Fascicnlns  tempo- 
riim  a  mundi  creatiotie  usque  ad  prwsetis,  menibranaceo,  della  fine 
del  secolo  XV,  con  undiei  miniature.  hj  Alcuni  frammenti  di  Cice- 
rone, de  natura  Deoriim ,  de  divinatione,  Timams,  de  f'uto,  mem- 
bi-an.  del  secolo  XIV.  ij  Un  frammento  del  Parzival  di  VVolframo 
d'  Eschenbach,  menibran.  della  fine  del  secolo  XIV.  kj  Una  raccolta 
di  poesie  erotiche,  par  maitre  Alain,  cartaceo  in  fogl.  del  secolo  XV. 
La  belle  dame  saus  mercy ;  V  acciisation  de  la  dame  devant 
amours;  la  dame  leale  en  amours;  complainte  du  servideur  saus 
guerredon;  le  nanfrage  de  la  pncelle;  ballades  de  maistre  Joltan 
de  Wissocq,  esquelles  na  ryme  raison,  ne  entendcmcnt  quels- 
conques.  Finalmente  alcune  cronache  della  Gheldria,  e  cronache, 
statuti,  ordinanze  ec.  della  cittä  d'Arnem,  un  volume  di  scritti 
risguardanti  il  senato  della  soppressa  universita  di  Harderwijk.  Non 
e  da  preterirsi  una  raccolta  molto  bene  avviata  d'incisioni,  che  si 
riportano  alla  storia  d' Gianda. 


üS.  Bibl.  Prodesse  conamur, 

Poco  prima  della  fine  dello  scorso  secolo  si  costitui  in  Arneni 
una  societa  colla  divisa  Prodesse  conamur,  allo  scopo  scientifico  di 
darsi  agli  studj  generali  ;  ed  c  perciö  che  acquistö  nel  principio 
molti  stromenti  di  fisica  e  chimica,  alcune  collezioncelle  di  minerali 
e  fosslli,  e  a  poco  a  poco  formossi  una  raccolta  non  ispregevole  di 
opere  riferentisi  a  quegli  studj.  Era  intenzione  della  societa  di  fare 
regolari  pubblicazioni ,  nia  nessuno  dei  nieinbri  occupossene  con 
energia  di  volonta.  Costituitasi  da  non  molti  anni  una  seconda  societa 
simile,  quell'  antica  si  disciolse  verso  ii  1848,  fidaiido  alle  sorti 
d'un'asta  pubblica  i  libri  e  i  molti  oggelti  natural!,  ch' aveano  co- 
stato  tante  eure  e  dispendj  a'  passati  monibri.  Fu  luiona  Ventura  perö 
che  la  maggior  parte  di  tali  oggetti  e  molti  libri  devenissero  per 
acquistö  nclla  pubblica  biblioteca.  La  scorta  di  sfromenti  fisici  e 
cliimici,  di  prodotti  nalurali,  insieme  ad  alcune  momorie,  come 
ritratti  ad  oglio,  disegni,  carte  cc.  fu  riposta  in  una  saht  a  parle,  a 
servigio  delle  pubbliche  scuole. 


504  Valcntinelli,  Delle  biblioteche 

3.  Socicta  di  storia  c  letteratnra:  Prodesse 

conamur, 

Poco  dopo  lo  scioglimento  della  teste  nominata  societä,  la  piü 
parte  di  que' membri  determino  di  riunirsi  di  nuovo,  variando  perö 
lo  scopo  delle  proprie  occupazioni,  dacche  trascelsero  gli  studj  di 
storia  e  letteratura,  e  veneratori  della  memoria  di  quella  societä  di 
cui  aveano  fatto  parte,  adottarono  il  motto  Prodessc  coiiamur.  Non 
trascorsero  forse  due  anni  dalla  fondazione,  che  i  membri  con  no- 
bile divisamento  risolsero  di  donare  tiitto  il  fondo  della  loro  biblio- 
teca  alla  pubblica,  e  di  concorrere  pure  in  seguito  all' incremento 
della  stessa  con  altre  opere  che  il  consiglio  sociale  avrebbe  credute 
le  piü  opportune  ad  accrescere  il  patrimonio  della  storia  e  della  let- 
teratura: raro  esempio,  a  dir  vero,  d'un  corpo  morale  che  in  conti- 
nuazione  di  vita  si  spoglia  successivamente  del  proprio  dominio.  Colla 
piccola  scorta  di  libri  passo  pure  nel  1851  alla  biblioteca  pubblica 
r  indice  manoscritti  i)  redatto  dall'  allora  bibliotecario  della  societä, 
dott.  A.  G.  Capelle,  indice  che  mostra  quanto  fossero  poveri  i  pri- 
merdj  di  quella  fondazione.  A  dar  conveniente  guarentigia  del  dono, 
non  che  ad  assicurare  le  sorti  future  della  biblioteca,  per  parte  di 
que'  socj,  la  radunanza  della  societä  pubblicö  un  regolamento  2)  re- 
datto nella  seduta  del  13  decembre  1858,  col  quäle  in  trentotto  arti- 
coli  si  tratla  della  societä  in  generale,  de' membri,  della  direzione, 
de'  lavori  della  societä,  della  contribu/Jone  di  ciascun  membro,  e  nel 
sesto  capitolo  de'  sussidj  che  la  societä  e  teiiuta  di  dare  alla  biblio- 
teca pubblica.  Benche  la  societä  non  abbia  ancora  pubblicato  propr], 
lavori,  si  propone  di  farlo  in  seguito,  e  percio  si  radune  due  volte  al 
mese,  la  sera,  nelle  sale  sottoposte  alla  biblioteca. 

4.  Societä  di  storia  naturale:   Tot  nut  en 

vergenoegen» 

Da  non  piii  ehe  quindici  anni  costituissi  questa  societä,  com- 
posta  la  piü  parte  di  medici  e  farmacisti,  per  coltivare  gli  studj  della 


>)  Catalogus  van  de  hiliiiolheek  der  gel.lersche  maalschiippij  voor  jjeschied-  en  lelter- 

kundc,  onder  de  ziiispruuk:   Prodessc  conamur.  8*. 
«)  Wet  voor  de  gelerdsche  maatschapi.ij  van  {jeschied-  en  letU-rkundc,  gevesitgd  to 

Arnhem,  onder  de  zinspreuk:  Prodessc  conamur.  —  S.  a.  I.  p.  14,  8». 


e  delle  societ'i  scicnfifico-ietteraric  della  Neerlandia.  oOu 

storia  naturale,  locche  determirio,  come  ho  notato  piü  sopra,  lo 
st'ioglimento  della  societä  Prodesse  coiiamur.  Nei  poclii  anni  d'esi- 
stenza,  raccolse  un  sufficiente  numero  di  opere  di  storia  naturale,  di 
cui  pubblicö  il  catalogo  *)  in  carta  da  serivere,  per  le  successive 
inserzioni.  Essa  da  splendida  testimoniar)za  della  propria  operositä 
colla  pubblicazione  d'un  giornale  3). 


Nimega.  —  Nymwegen,  Nimwegen,  Nimmegen,  Nieume- 
gen,  ol.  —  Nimegue^  fr.  —  Noviomagus^  Noviomagum^ 

Neomagus  ^  lat. 

Bibl.  civica. 

La  biblioteea  della  eittä,  coliocata  nel  palazzo  municipale,  man- 
tenea  fama  di  qualehe  importanza  in  un  tempo  in  cui  alcune  centinaja 
di  opere  formavano  una  biblioteea  distinta.  Non  accresciuta  quella  da 
ferse  un  secolo,  e  d' altronde  soggetta  per  lo  passato  a  qualehe  sot- 
trazione,  presenta  ora  soltanlo  una  sufficiente  raccolta  di  libri  antichi 
di  diritto,  qualehe  opera  di  storia,  un  messale  manoscritto  membra- 
naceo,  con  niiniature  del  secolo  XVI.  Conservala  sotto  gelosa  custo- 
dia in  un  grande  armadlo  d'una  stanza  al  piano  superiore  del  detto 
palazzo,  ini  fu  fatta  vedere  da  quel  borgomastro  F.  P.  Bijleveld, 
dottore  in  legge. 

Ben  maggiore  interesse  olTre  la  serie  di  oggetti  antichi,  dissot- 
terrati  specialmente  a'  questi  ullimi  tenipi,  dacclie  i  lavori  d'ampia- 
mento  del  porto  posero  a  nudo  una  gran  parte  del  suolo  novioniagese. 
E  veramente  a  dolersi  che  quantita  d' oggetti  di  niaggior  mole,  qnivi 
rinvenuti  e  giä  conservati  nella  casa  del  comune,  si  perdessero  per 
ur»  sentiniento  di  niaiiutesa  liberalita.  Maurizio  di  Nassau,  stalolder 
del  ducato  di  Cleves,  avendo  nel  1660  piantato  un  suo  parco  di  de- 
lizie,  propose  alla  cittä  di  Nimega  di  acquistare  alcune  statue  aiitiehe 
per  adornarnelo.  E  quel  consiglio  con  risohizione  presa  i  giorni  12 
20,  21  luglie  dello  stesso  anno,   dono  allo  statoliler  le  delte  slatue, 


*)  Catalogiis  der  Bibliotlu'ok  v.iii  liot  niiliiurk(iiit1l[>' ;;'<Mio(if>i(>lui|i:  Tot  iiiil  cn  vcrgenoet/fii , 
te  Anihcin.    Ariiliein,  G.  J.  Tliieiuü,    18ö7,   \i.  4iS,   luni  iiiiiu.,  S". 

*)  Nntuurkundc  tocg^epust  op  »Ue  wakkoti  vaii  iiijierlieiil.  Tijdsolirilt  uilgcgcvoii  di-ci 
het  gciiootschap :   'fol  mit  en  rcrgcnonjcn.   Ariihem,   1S44  —  1S60,  S"\ 


506  Va  I  e  n  t  i  II  L>  M  i  ,     Helle  bililiotcche 

e  volle  teuere  esposta  al  pubblico  la  memoria  di  quell"  atto  ver- 
gognoso ,  in  sito  presso  alP  alrio  delia  casa  muiiieipaie.  Ora 
que' marmi  sperperati  ne' musei  delia  Germania,  perdettero  alTatto 
l'importanza  storica  cb'  aveano  nel  luogo  di  rinveuimento,  Ciö  nuUo- 
stante  si  coiiservano  aiicora  molti  oggetti,  posti  in  luce  posterior- 
menle.  Infitti  nella  parete  d'  un  eorritojo  aecessibile  al  pubblico 
souo  iserizioui  in  marmo  e  terre  cotte  sigillate,  una  lapida  votiva  dei 
vessilarj  delia  LEG  .  I .  MEnervia  ,  delia  LEG  .  VI  .  VIpia,  delia 
LEG  .  X  .  GEMiiia,  un  hibrum  balneare,  un  avanzo  di  colonna  rnil- 
liaria  ,  uu  sareofago  in  pietra  a  due  compartimeiiti:  non  vi  mancano 
terre  sigillate,  cüi  nomi  delia  legioni  1\  o%  6\  10%  30'.  Alcuni 
pezzi  provengono  dal  eelebre  Svezio.  Pietro  cotte,  tegole,  vasi  iik 
terra  d'ogni  specie  e  graudezza  riempiono  un  apposito  armadio:  in 
altri  conservansi  idoletti  di  bronzo,  libule,  utensili,  vasi  in  vetro  di 
varj  formati,  fiale  unguentarie  e  laerimali. 

La  multiplicitä  e  la  varietä  degli  oggetti  antiebi,  delle  cui  sca- 
vazioni  restano  meniorie  fin  da  oltre  tre  secoli  >)  darebbero  diritto 
a  supporre  che  vi  fossero  iu  Nimega  parecchi  musei  archeologici,  se 
provvidi  ordinamenti  ne  avessero  inipedito  lo  sperpero,  cui  special- 
mente  contribui  la  rivoiuzione  francese  sullo  scorcio  del  passato 
secolo,   colla  fondazione  delia  repubblica  batava. 


Zutphen.  —  Zutphania,  lat. 
1.  Bibl.  del  senato. 

Arnaldo  di  Nimega  ci  mantenne  memoria  dell"  origine  di  qiiesta 
bibiioteca,  collocata  nella  sala  di  radunanza  del  seiiato,  in  un'  elegia 
che  leggevasi  per  lo  passato  su  tavola  appesa  nella  sala  stessa,  ter- 
minata  coi  due  distici  : 

„Cujus  ut  ngnoseaut  exordia  prima  nepotes, 

„Ascribain  certis  carmina  bina  mctris  : 
„aVgVsto  oCCVrrens  CocLestI  Vlrgo  sVb  aXe 

„ad  CVLMcn  faVsto  pondcrc  traXIt  opVs.» 


•)   „Invenla   sunt  in  hac  iirhi-  et  submbano  a^no  nioni)iiit'iita  cDiniiliira  vetcrum  fioina- 

norum,  niiinini  t\ npliiriiiii  et  ,'.iim|)lii«soiiiin  operiiin  tiimiiloriiin()iie  lapides,  qiioriini 

hodieque  salis  magna  copia  invenitiir."  C  ii  i  c  p  i  a  r  il  i  n  i  L  ii  d  o  v.  Belginm  Universum 
Amslclod..   134fi.   Pol. 


e  (lelle  societä  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  507 

che  aecennano  per  cronotassi  Tagosto  1513.  Consta  questa  in  grau 
parte  d'opere  di  giurisprudenza,  molte  dellequali  appartenevaiio  alla 
biblioteca  del  professore  d'umane  lettere,  BernardoBaueusio,  distinto 
conoscitore  del  latino,  del  greco,  dell'ebreo,  come  rilevasi  dalle 
postille  aggiunte  di  proprio  pugno  ai  suoi  libri.  Fra'  codici  mano- 
scritti  conservansi  gll  idillj  di  Teoerito  e  le  orazione  di  Uemostene 
ed  Eselline  trascritte  dal  Baucusio  elegant issimo  charactere  grwco, 
ad  exercendam  ortographuim  i). 

*A»  Bibl.  della  cattedrale. 

In  una  piceola  cappella  della  chiesa  di  s.  Giovanni  e  collocata  la 
noii  copiosa  ma  scelta  serie  di  libri  2),  attaccati  con  catene  a  sbarre 
di  ferro,  gia  appartenente  al  capitolo  di  s.  Valburgo,  ed  ora  alla 
comunita  protestante  di  quella  chiesa,  onde  e  conosciuta  sotto  riome 
di  biblioteca  della  grotte  kerhe.  Ad  ecceziono  di  pochi,  i  libri  a 
stampa  sono  di  edizioni  del  secolo  XV,  la  piü  parte  proveniente  dai 
conventi  di  s.  Agnese  e  dei  Fratres  minores.  Pochi  assai  sono  i 
codici  manoseritti. 


Harderwijk.  —  Hardervicium,  Harderwieuni,  laf. 
Bibl.  deir  universitä. 

Lomeier  rileva  in  poche  pnrole  il  carattere  della  biblioteca:  Ilar- 
dervicena  multis  pracclaris  syriucis,  arahicis,  sinicis  libris  instni- 
cta  3).  AI  principio  del  secolo  deciniottavo  Ufl'enbach  non  vi  riscon- 
trava  che  500  vohinii,  la  piii  parte  in  fogl.,  alciini  de'  quali  di  storia, 
giurisprudenza,  lingiie  orientali  *):  egli  parla  di  un  solo  codice 
nianoscritto  s)  donato  alla  biblioteca  da  Enrico  Giovanni  Oetgers  il 
25  niaggio  1626.  La  piü  gran  parte  delle  opere  portava  scritto  su" 
tagli  a  grandi  caratteri:  Acad.  Gel.  Zut. «).  Avvenuta  la  soppressione 


*)  Lomeier.  De  hibliothecis,  p.  2.iä. 

2)  „  .  .  .  non  tarn   popia.   i|uain   libroriiiii   »leloclii   conspiciia.    Ivi.   p.  'i'.Wi. 

•*)  De  bihliothecis,   p.  2öl. 

•*)  Mi'rkwünlige  liciseii,   vol.  II.   p.  398—309. 

S)  Ilistoria  Siihaudiii',  atl  (.'iiroluiii  IV  Sab:iiu)ia>  Ducein.  u  ücroaldo  .Maurion.f.  S   M.ni.-na' 

Duce.   ad  dictiiin  Caroliiin  XVl.  kal.  l'ebr.  1j9j,   con  ariiii  blasoiiiche. 

'')  AcademiiT!  Celio-Zutpbanicn.sis.    —  V.  lübliotooa  dcll'  atoin-o  di  D.'vciilcr.   nota  4. 


308  Val  en  t  i  11  e  I  li ,    Delle  Liblioteche 

deir  universita  e,  piü  tardi,  athcnanim  illustre,  questa  biblioteca  fu 
per  risoluzioiie  sovraiia  (13  giugno  1818)  incorporata  colle  due 
pubbliche  di  Üeventer  e  di  Ainem. 


Molte  altre  biblioteelieesistevano  iiiHarderwjk.  Lorneier  accenna 
alla  ricca  di  Ernesto  Brink  i).  Uffenbach  ricorda  la  segueiiti: 

aj  Di  Teodoro  Jansson  di  Alnieloveeii,  11  qiiale  avea  raccolto 
in  due  stanze  da  3000  volumi,  la  piü  parte  Critici,  Litteratores, 
Anliquitatum  scriptores.  Fra  le  molte  edizioni  di  classici  greci  e 
latini,  ne  possedea  quaranta  di  Quintiliano,  un  Celso  in  fogl.  picc. 
stampato  Tanno  1488,  e  l'edizione  propria.  Questi,  come  pure  altri 
libri  a  stampa,  crano  tutti  annotati  di  sua  inano.  Cresceano  ornamento 
alla  biblioteca  urne  funerali  (Doodkisten)  rinvenute  in  Cleves  2). 

b)  Del  prof.  Giovanni  Mayer,  contenente  2000  volumi  di  teolo- 
gia  e  di  critica,  divisi  in  due  stanze.  Nella  seconda  erano  soll  libri 
ebraici,  di  cui  il  Mayer  era  profondo  conoscitore  '). 

cj  Del  prof.  di  matematica,  Gerardo  Wynen.  Questa  compren- 
dea  gran  quantitä  di  libri  filosofici  e  matematici,  molti  de'  quali  assai 
rari:  la  piü  parte  non  legati  erano  ehiusi  in  parecchie  casse.  Alcuni 
pochi  legati  splendidamente  furono  da  lui  comperati  a  gran  prezzo, 
in  aste  pubbliche.  UfTenbach  *)  assai  apprezza  due  opere  a  stampa 
di  Gomes  Pereyra,  di  cui  fece  uso  Cartesio  nella  Antonininna  Mar- 
gerita, a)  Metbymna  Duelli  (Medina  del  Campo),  di  colonne  802  e 
18  al  fine.  |3)  Novce  vcrique  mediciuae  experimentis  et  evidentibiis 
rationihns  cotnprobata'  prima  pars.  Methymnae  Duelli  exeudebat 
Fraticiscus  Canto,  15ö8,  col.  916,  fol. 


Thiel. 

Non  saprei  dire  se  nella  piccola  cittä  di  Thiel  esista  ancora  la 
biblioteca  esattamente  descritta  da  Lomeier,  colle  seguenti  parole : 
„Tiliaiia  initium  habuit  anno  1 55o,  dicafa  a  Hudolpho  Kock  sive  Koeck, 


i)   De  hililiotheci.«,  p.  2;il. 

2)  Merkwürdige  Iteisen,  vol.  II,   p.  39G. 

3)  iTi.   p.  3'.»9— 401. 
■*)  Ivi,  p.  401—400. 


e  delle  societi  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  öOO 

„cum  enim  a'tliles,  in  hujus  Rudolphi  usum  elegans  cubiculum  jedlfi- 
„cari  curassent,  quia  templum  egregie  dotaverat,  hio  postea  totam 
„suam  bibliothecam  300  florenis  aureis  Eßstimatam  reipublicae  dona- 
„vit.  Hjec  anno  1635  ab  ampllssimus  urbis  magistrotibus  instaurata, 
„oratione  Jani  Erasmi  celebrata  est."  De  bibliothecis,  p.  54. 


Overyssel  o  Yssel  superiore. 

Daventer,  Davantre,  Davantur,  Deventer,  Dewenter,  Deven- 
tre,  Teventer.  —  Dabentria,  Daountria,  Daventrium,  Dave- 
metria, Deventria,  Deventrium,  Deventurium,  Devonturum. 

1.  Bibl.  deir  ateneo. 

Benche  torni  difficile  il  determinare  con  precisione  1'  anno 
d'origine  della  pubblica  bibliotheca,  puo  nullostante  ritenersi,  senza 
tema  d'errore,  che,  dietro  rattestazione  dello  storico  Revio  i)»  dati 
dal  secolo  XIV,  tempo  in  cui  il  sodalizio  clericale  Domini  fratres, 
istituito  da  Gherardo  Magno  per  la  trascrizione  de'  codici  manoscritti, 
spargeva  da  Deventer  la  luce,  precorritrice  del  rinascimento  de'buoni 
studj.  Pero  non  e  agevole  il  chiarire  se  quella  prima  costituisca  il 
fondo  deir  odierna  biblioteca ,  bencbe  alcuiii  codici  manoscritti  che 
vi  si  conservano  dell'  istituto  Florenzio  giovino  a  confermare  tale 
credenza.  Ma  provenga  ella  la  presente  da  quella  antichissima 
biblioteca  o  da  altra  formata  cogli  spoglj  dej  monasterj  e  delle  fon- 
dazioni  religiöse,  al  tempo  delT  indipendenza  politico-religiosa  ,  e 
certo  che  il  17  gennajo  1597  il  municipio  assegnolle  iiiia  dotazione 
annua  di  duecento  fioiini,  non  che  il  luogo  ove  dovea  collocarsi  2), 


»)  „Gerardus  Zerbelt,  ut  titiilus  luciibrationuni  eius  in  inembraiiis  bibliollieciv  Daven- 
triensis  asservatum  prsefert  .  .  .  Daveritriaiii  aceessit,  ibique  iiiveiitis  fratribus  doiiuis 
d.  Florentii,  ipsi  Florentio  firmiter  adhsereie  caepit,  ac  in  eius  fainiliam  ascribi  .  .  . 
prajfectus  est  colligeudie  ac  adornandie  bibliolheca',  quam  in  eadeni  domo  (Hot  rijcke 
Fraterhuys)  satis  pro  eo  tempore  lueulentam  iiobis  reliquit,  libros  haud  paui'os 
ipse  sua  manu  scripsit,  multos  etiam  liberaliter  concessit,  nihil  iiiipensius  urgeus 
quam  ut  sacrae  Seripturae  indagandte  insudarent."  Daventria  illusirala.  f.ugd.  Hat., 
ICÖl,  4«..   pafc-  3G. 

2)  DaventriiMisis  bibliotheca,  cui  locum  dispexit  et  annos  redditus  dcsignavit  eius  urbis 
magistratus  lj97,  die  17  iiuiuinii,  in  dies  eliam  luiin  succreseit.-  Kevii.  Daventria 
iiluslr. 


i 


510  VhI  enlinulli  ,    Delle  bibliotedie 

cioe  riL'lIa  chiesa  dun  antico  monastero  (Broeder-Klooster),  ove  resto 
fino  a*  tempi  a  noi  piü  vicini,  colla  denominazione  di  biblioteca  gin- 
nasiale. 

UlTenbach,  visitatala  al  principio  del  secolo  scorso,  vi  riscontru 
da  sei  in  ottocento  voliimi,  la  piü  parte  in  foglio,  attaecati  con  ca- 
tene  a  bassi  leggii.  Gli  stampati  eran  quasi  tutti  in  lingua  olandese. 
I  codici  inanoscritti,  alcinii  de*  quali  antichissimi,  non  sonimavano 
oltre  ai  novanta.  Indicatine  i  eapitali  i)  scrive  di  quarantasette  quadri 
di  dimensioni  diverse,  che  adornavano  la  sala. 

Da  quel  tempo  la  Lildioteca  fu  accresciuta  per  aequisti,  tuttavia 
limitati,  dacche  tenue  e  uon  fissa  e  la  doUizione  costituitale  dalTate- 
neo,  cui  la  provincia,  a  titolo  di  spese  in  genere,  corrisponde 
ISOOfiorini.  Peru  i  dotii  l'incrementarono  in  maniera  che  il  comune 
trovö  necessario,  non  son  molt' anni ,  di  seioglierla  dalle  catene  e 
trasferirla  nella  casa  di  sua  spettanza,  eollocandola  in  una  sala  a 
tetto ,  attraversata  da  parechi  ordini  d'arniadj,  ciie  la  rendono  an- 
gusta  e  poco  illuminata.  Nuovo  niotivo  d'arriehiinento  fu  la  soppres- 
sione  delT  universita  d' Harderwijk,  avvenuta  nel  1815,  dacche 
allora  una  gran  parte  di  quella  biblioteca  fu  ceduta  a  Deventer  2) 
non  pero  la  migliore  che  passö  a  quella  d'Arnem. 

La  biblioteca,  ordinata  sistematicarnente,  dividesi  in  otto  classi 
1.  Libri  theoloyici :  —  2.  Libri  iuridici ;  —  3.  Scientiae  etartes;  — 
4.  Litterne  elegautiores  ;  —  5.  Libri  historici;  —  6.  Acta  societa- 
tiim;  —  7.  Anna/es  academici ,  orationes  et  dissertationes  ncade- 
micae:  —  8.  Lib7i  mamiscripti.  Fra  le  opere  teologiehe  sono  da 
ricordarsi  le  tre  poliglotte  Complutense,  Regia,  Londinense  e  piccole 
raccolte  rniscellanee  di  polemiche  religiöse:  fra  le  giuridiche,  piü 


•)  a)  Due  Inessali  merabinnacei.  b)  Evangcllario  colle  omelie  ili  s.  Gregorio  .Mag'oo. 
c)  Chronicon  fratris  Martini,  Ordinis  Praedicatorum.  dj  Chronica  Sicardi.  e)  Joan- 
nis  de  Britannia  Policralici .  episcopi  Salishuriensis ,  de  iiufris  curialiuni  et  |iliari- 
sjBorum  .  scriptum  Korimberij(B  per  vic  Jacob  Cratm  de  Ifrrhy,  familiorem  magistri 
Joh.  tiarquardi  de  Daventria,  anno  dorn.  1439,  durante  Concilio  Basileensi,  80.  mense 
iulii.  f)  Commentaria  Servii  in  Virrjilium.  (j)  Epislola!  fratris  Guiberti  de  Tornaco 
ad  regem  Franciaj  Ludovicum,  finile  et  complete  anno  domini  HßS ,  per  manus  fru- 
tria  Alberti  Ainersfordia: ,  in  Hovitiatu,  in  profesto  Lucc  Evanijeliste.  h)  Petrarche, 
de  secreto  coiiflictu.  i)  Vergerii  Über  de  studii!>  adolescentise  et  Leonardi  Arctini 
prolngiis. 

')  Catalogiis  bihliodiecx  acadernise  abolitae  Geiro  -  Zutphaiiicie ,  qualeiius  in  iisuin 
aUienael  Oaventriensis  tradita  est.  Daventria;,  1821,  p.  4S.  8».  Indice  sparutu,  man- 
eaiile  affalto  d' o<;ni  appiiiito  biblio^rafico  :  raro  in   eoniiiiercio. 


e  (lelle  socielA  scientifiro-letterarir  della  IVeerlandia.  Oll 

(3i  trecento  volumi  di  Nobile,  od  atti  degli  stati  generali  neerlaiidesi, 
la  collezione  in  foglio  dei  Ricords  di  Londra.  Provvedute  a  suffi- 
cienza  sono  le  sezioni  della  botanica  e  delP  astronomia.  II  pregio 
della  elasse  letteraria  e  rilevato  dalla  collezione  di  classic!  di  Due 
ponti,  in  101  volumi.  Nella  parte  storica  merita  singulare  menzione 
una  Serie  di  carte  topografico-storiche.  Fra  le  orazioni  e  disserta- 
zioni  accademiche  conservansi  parecchie  centinaja  di  orazioni  funehri 
(Tuomini  illiistri  e  dissertazioni  teologiche,  giuiidiche,  mediche  per 
laurea,  delle  universita  di  Deventer  ed  Utrecht,  non  che  di  aicune 
tedesche. 

A  duecento  montano  i  manoscritti,  conipresivi  i  pochi  arabici  e 
malaici,  giä  deseritti  in  fiammingo  dal  dott,  Everardo  Scheidio,  a 
p.  231 — 254  del  eatalogo,  di  cui  parlero  piü  sotto.  La  maggior 
parte  si  riferisce  a  soggetti  teologici,  e  provengono  da  monasterj 
soppressi  al  tempo  della  riforma.  Ai  manoscritti  migliori  indicati 
dair  Uffenbach  pochi  altri  possono  aggiungersi;  non  devono  pero 
dimenticarsi  parecchie  lettere  autografe  di  Erasmo,  ßemman,  Gre- 
vio ,  Gronovio,  e  alcuni  stampati  con  postille  autografe  di  chiari 
ingegni,  p.  es.  la  bihüoteca  Orientale  delT  Herhelot  (Paris,  1697, 
fogl.),  annotata  di  mano  di  T.  J.  Schulters. 

Perö  l'ornamento  primo  della  biblioteca  e  la  ricca  scorta  delle 
edizioni  del  secolo  XV,   rna  specialmente  delle  patrie,  la   piü  parte 
deir  officina  di  Riceardo  Paffroed.  Fra  gli  incunabuli  piü  apprezzati 
voglionsi  ricordare  i  tre  seguenti :  a)  La  gramatica  di  Donato,   di 
14  carte  opistografe  in  membrana,  senza  alcuiia  nota  bibliogratica  : 
numera  28  linee  per  pagina  a  lettere  semigoticlie  con  iniziuli  e  priii- 
cipj  di  pericopo,  in  rosso:   il  testo  comincia  coine  nelle  altre  edi- 
zioni: Partes  orationis  qnot  sunt   Octo,  termina:  ExpUcit  Donatus. 
Questa  edizione  iinoia  ignorata  da'  hibliograli,  e  di  tanta  importanza 
che  ne  porse  ripetutamente  notizia  l*  Oreri/sselche  almanacli  roar 
ondheid  en  letteren  '),  pnhblicandone  la  nota  scritta  sull'  esemplare 
Davenlriano  dal  bibliografo  ohmdese  J.  Visser  :  questi  osserv.i  che 
la  pagina  22  fu  interamente  ripassata  coli'  inchiostro,  che  prima  non 
era  restato  aderente  al  foglio;  e  che  il  libro  tu  stauipato  con  tavole 
scolpite  in  legno  o  stagno  da  due  o  piü  inani,   curne  Pappalesa  una 
notevole  dilTerenza  e  nel   disegno  e  nella  forma  delle  letteie  fra   il 


«)   1842.  p.  46— 48;    184.;.  ^>.  l«i— Iß8. 

.sii/b.  <i.  piiii.-iiisi.  n.  xxxvni.  v,a.  \\\.  im.  :u 


Ö  l  2  V  a  I  e  II  t  i  II  ••  I  I  i  .   Dollo  Inlili.ileclie 

foglio  12  (fig.  1)  e  il  foglio  13  (fig.  2).  b)  II  rarissimo  d' Utrecht, 
illiistratü  recoiitemeiite  *).  c)  Virgilü  opera.  Venetiis,  per  ligam 
boarinni.  Leggesi  nel  rignardo  :  „Pertinet  novae  domui  clericorum, 
„einptiis  a  domiiio  Ludbert»  Lochern,  semiquinque  floreriis,  anno 
„domiiii  1495,  qul  obiit  anno  1527,  pater  servorum  in  Venrai". 
Kseniplare  d'ottiina  conservazione  ,  legato  originariamenfe  con  im 
Orazio  di  Venezia  del  1490. 

Nella  niancanza  d'  opportuna  camera  di  lettnra,  la  biblioteca 
e  apeita  soltanto  il  niercoledl,  dalle  una  alle  4  pomeridiane,  e  il 
sabbato  dalle  11  antiiii.  alle  2  pornerid.  per  attro  si  distribuiscoiio 
libri  a  prestito  per  qiiattro  seltimane,  anco  agii  stranieri  inuniti  del 
permesso  d'  uno  dei  curatori.  Percio  allo  scopo  di  agevolar  1'  iiso 
della  biblioteca,  se  ne  pubblicö  il  eatalogo  sisteniatico  2^,  nel  qiiale 
furono  omesse  le  orazioni,  le  dissertazioni  accadeiniche,  i  inanoserilti. 
L'aiitore,  P.  C.  Molluiysen,  benemerito  bibliotecario,  passato  nel 
settetnbre  1860  alla  direzione  dell*  archivio  di  Kampen,  vi  aggiunse 
tre  appendici  negli  anni  1833 — 1846.  Chi  gli  successe,  il  dott.  En- 
gelbregt,  ha  pleno  diritto  all'  attestazine  della  niia  riconoscenza,  per 
la  squisita  gentilezza  onde  in  gioriio  festivo  ed  in  ore  inopportune 
mi  accornpagno  all'  esanie  della  biblioteca  e  mi  porse  le  desiderafe 
notizie. 

'^.   IBibl.  Ciiperaiia. 

Gisberto  Cupero,  nato  a  Hemmendem  nel  1644,  fu  chiamato 
ancor  giovane  a  professare  la  storia  a  Deventer.  Critico  di  gran 
fama,  aufore  di  parecchie  opere  filologiche  e  contemporaneamente 
magisirato  attivissinio,  mediatore  di  negoziafi  politici  ^)  ebbe  occa- 
sione  e  mezzi  di  formarsi  una  splendida  raccolta  di  opere  d'  ogni 
classe  di  studj,  ma  specialmente  di  teologia,  giurisprudenza,  storia 


i)  Iteynardus  Vulpi-s.  Poeiiia  ante  iiiinuin  1280  a  (|iioilani  Baliluiiio  ex  liiij;iia  teiitoiiica 
liaii!>l:itiiiii.  Bx  uiiii;<)  adliuc  superstite  exeiiiplo  i|iiod,  cii  ca  aiiiiiini  1473  Ullraieoli, 
(»er  iN.CDlauiii  Ketelaer  el  <;.  «le  Leeiiipt  iiiipresstiiii  ,  in  liililiutlieea  pulililiea  Dftveii- 
Irieiisi  seivaliir.    reeiiili  ciiriivit  .M.  K.  A.  G.  Camphell.    Ilayie  eoiiiiliiin,  IK.'I'.t,  S''. 

'^)  (.'aliiloy^iis  bibliotlieciC  piililicie  Daveiitrieiisis.  Üaveiitriie  ,  apiul  .1.  de  Lange,  illii- 
stris  alhicnei  lypogr.,  1832,  p.  VIU ,  318,  8".,  con  ricco  iiidice  alfabetico, 
(p.  225—318.) 

•1)  „Kiiidiiioiiiin  liuius  iulalis  facile  piiiireps  .  eiiiiis  lain  ej^iegia  e(  tain  elara  in  rem- 
piililieam  eivilem  et  lilteiaiiaiii  .sunt  inerila  .  iil  niilla  iiM(|iiaiii  tani  iniqiia  fiitnra  »it 
\etuslas  quH"  ea  oliiiial."    rideiiiio  al  ealalnf^-o  de"  siioi  llhii  a  >>laiiipa.   ISota  3. 


e  delle   sdi-ietn  scifiitifiid-l.'KHrniM'   ch-lhi   N'ppilanrlia.  Ö  1  I> 

e  scienze  storrco-ausiliarie,  la  [tiü  parte  nelle  liiigue  dotte  greca  e 
latiiia,  e  mnlte  nelP  italiana,  per  gli  stretti  rapporti  in  che  era  Cii- 
pero  legato  all"  Italia.  Ad  oltre  qnaltroniila  porto  il  numero  delle 
opere  a  stampa  ,  a  non  piü  che  iin  centinajo  i  maiioscritti;  cns'i 
quelle  che  questi  aniioto  di  postille.  Gli  «Itimi  perö,  benche  in  pic- 
colo  inunero,  sono  assai  da  apprezzarsi.  perche  confengotio  alcune 
opere  iiiedite  del  Cnpero,  quali  sono  a)  TOrazio,  il  Pei-sio,  11 
Giuvenale,  annotati;  h)  Variarum  nhaervationam  in  nnmmos; 
c)  Ephtoice  quas  ciim  legatiis  (Cuperus)  ad  comitia  Hiuja'  Comi 
tum  esset,  nomine  statmim  generuHum,  ad  regem  Svecice  et  alios 
principes  scripsit  latino  sermone.  Estesissima  era  la  di  liii  cnn  i- 
spondenza  letteraria  su  di  soguetti  nnmisniatici,  dacche  egii  stesso 
possedeva  nn  gabinetto  nnmismatico  e  di  antichita  dissotterrate  la 
piü  parte  a  Nimega.  Indicherö  a  saggio  la  corrispondenza  con  Wit- 
sen,  ora  conservata  alla  civica  d'Amsterdam  *).  V  avea  un  voliune 
di  lettere  autografe  di  nions.  Galland  ;  un  secondo  parimenti  di  let- 
tere  autografe  di  mons.  B.iry  (che  al  fine  della  sua  vifa  dimorava  ad 
Utrecht  e  che  possedea  un'  ampia  raccolta  di  inonete  spagnuole  fatta 
in  Ispagna  quando  vi  risiedette  ambasciatore  per  nove  aiini)  ;  im 
terzo  di  lettere  di  Gallo,  pastore  di  Campen.  Alle  operette  di  altri  o 
niandate  in  dono  o  dedicute  aggiungeva  uncodice  membranaceo  in  4". 
EpistoJarnm  Hadriani  17  ponti/icis  ad  Carolnm  V. 

Tanti  prodotti  letterarj,  insieme  alle  sue  raccoltine  archeolo- 
gica,  Chinese,  matematica,  di  pitture,  fiirono  esposti  in  vendita 
l'anno  di  sua  niorte  ~^,  ad  eccezione  de*  suoi  nnanoscritti,  de' quali 
piü  lardi  s'  e  pubblicato  il  catalogo  s). 


')  Briefwisseling'  tusscheii  Uijsbert  Cu|)er,  Inirgmeester  v:iri  Aiiisterdain ,  van  1Ü85  lot 
oct.  1716,  bestaaiide  uit  de  oorspronkelijke  brieven  van  «Icii  laatsteii  hm  afschrilteii 
van  die  van  Cuper.  uit  wlens  verzainelingf  ze  afko»isti;j  zijii-  Met  lussrlien  "fevoejjdf 
ln-ieven  van  oiidereu.  teekeiiingen.  kaarten  ee.  V.  t'atalogus  van  de  bililioth.  derslail 
Amsterdam.    Amsterdam,   18ö6 — 18ö8,  p.  983. 

'-i)  Bibliotheea  Cuperona ,  continens  selectissimos  et  rarissimns  in  quavis  fuenUate 
libros.  nitidissime  cumpactos.  quos  niag^no  lahure.  sumptii  et  iudioio  eolleg-it  illu- 
>triss.  et  excellent.  vir  tjisberlus  l'upiTus ,  dum  viveret,  eonsul  et  camerarius  rei- 
publicie  üaventriensis,  nee  non  ae:ul.  regiie  Parisiensis  inscriptionum  ati|ne  lioiiaruni 
litterariini  meniliruni  honorarium.  Uaventriie ,  a|Mid  .loliann  van  Wyk  (ITI7), 
p.  287,   l'i". 

^)  Opijave  en  bescbrijving  van  de  haiidscbriften ,  nai;elaten  dour  (i.  l'uperu».  Voor- 
afi^egaan  van  eenc  kcirle  le\  ensseliels.    iloor  I'.  Itosolia.    Ueventer.    l.S-i'^,  r.isc.  I '■  .  8". 


514  Valenliii.-Ili  .    I».-Ilc  l>il)lioteclie 

Zwolle,  Zwoll.  —  Zwolla,  tat. 

Beiiclie  la  c;i|)ilale  delTYssol  sinieriorc  non  conti  ehe  poco  oltre 
21(000  ahitaiiti,  millostaiite  e  foruita  di  un  nuineio  di  biblioteclie, 
die  altrove  indarrio  ricercherebbesi. 

1.  Bibl.  proviiiciale. 

La    biblititeca  delT  associazione  delP  Yssel  siiperiore,  per  lo 
sviluppo  della  pi-osperitä  provinciale  (tot  ontwikkeling  van  provin- 
ciaal  wclvaartj  deve  la  sua  origine  alle  eure  indefesse  del  barone 
\V.  A.  E.  Sloet  tot  Oldluiis,    il  quäle  da  alcvmi  aniii  coadjuvato  dal 
buon  Yolere  di  moltri  mernbri  ehe  pagano  eiiique  fiorini  annui,   non 
solo  apn  la  biblioteca,  ma  eziandio  un  gabinetfo  di  macchine  di  fisica, 
di  storia  naturale  della  Neerlandia,  uno  di  storia  naturale  delle  colo- 
iiie  olandesi,  uno  di  antichitä  patrie  e  coloniali ,  tutti  distribiiiti  in 
quattro  sale,  inferiori  e  superiori  d'un  editizio  ceduto  ü  tal  uso  dal 
governo  provinciale.    Cio  per  altro  che  tornerebbe  diflicile  a  ere- 
dersi,  se  i  fatti  non  lo  attestassero,  e  ehe  proviene  la  piü  parte  da 
doni  spontanei  fatti  alla  socielä  il  rilevante  numero  d'oggetti  distri- 
buili  nei  tre  ultimi  gabinetti:  degli  archeologici  ed  etnografici  fu  gia 
dato  un  idice  i),  che  potrebbe  ora  essere  raddoppiato.    In  ciascuno 
de"  gabinetli  un  numero  opportuno  d'arrnadj  raccliiude  i  libri  che  vi 
si  riferiscono,  libri  fatti  conoscere  al  pubblico  da  quel  bibiiotecario 
J,  W.  van  Sehreven,  col  catalogo  -)   ripartito  nelle  rubriche  A.  In- 
dustria  —  B.  Scienze  politiehe  e  statistica  —  C.  Seienze  esatte  e 
naturali  —  D.  Topogratia  ed  etnogralia  =  E.  Storia  —  F.  Lette- 
ratura  —  G.  Pedagogia  e  istruzione  —  //.  Giurisprudenza  —  /.  Ca- 
talüghi  e  regolanienti  di  soeietä.  Le  opere  cumulafivamente  toecano 
il  numero  di  1000,  nella  eui  scelta  si  e  stnipre  avuto  il  riguardo  di 
prender  quelle  ehe  si  riferiscono  piü  davvicino  alle  istituzioni  e  alle 
persone  dtdla  provineia,  o  ehe  furono  estese  da  autori  provinciali. 


i)  Lijsl  der  voorwerpeii  in  liet  museum  van  oiidlieden  en  zeldHamhcdeii  der  Üve- 
rijsselsclie  vereeiiiiiii^'  tot  onlwikkeling  van  proviiiciaal  welvaart  te  Zwolle.  t(!n  dien- 
8te  der  leden.   Odriikt  ze  Zwolle,   liij  de  er\en  ,1.1.   Tijl,   18ö2,   |i.  21,  8". 

2)  Catalogus  van  de  boekerij  der  Overijsselsche  vereeninpr  tot  ontwikkeling  vnn  pro- 
vinciaal  welvaart,  (^eplaat.sl  op  hef  niu.seuin,  benevens  het  refflement  voor  het  le/.eii 
der  boeken.   fiednikl  le  Kampen.   bi.j  k.  van  Hul.sl.    18i!7.   p.  78,   8". 


e  ilellc  socielH  seietitilico-lellenirie  (lell;i  iNet-ilaiidi:!.  O  !  Ö 

La  bibliitteca  e  apeit-.i  oytii  gionio  dalT  uiia  alle  due  pomeri- 
«liane,  e  ne  possono  iisare  a)  1  memhri  della  societä;  b)  qnelli  che 
dietro  il  giä  converiiito  dalla  societä,  hanno  acqiiistato  il  diritto 
d' iisarrie,  come  ad  eseinpio  la  socielä  de"  maestri  di  Zvvolle;  qiici 
siiigoli  a'qiiali  la  societä  accorda  uno  speciale  permesso.  GM  acqiiisti 
ed  i  doni  sono  annunziati  noi  rappoito  annuale  >)  della  societä.  Del 
resto  il  prospetto  dei  lavori  della  societä  2)  e  sufticieiite  ad  attestare 
I'operositä  de' siioi  ineinhri. 


•)  Algemeen  iaarlijksch  veislag  v:in  de  direetie  der  Overijsselsche  vereeniiig  tut  oiit- 
wikkeling-  van  provinciaal  welvaait.    Zvvolle,   1847— IS.'iO,  8". 

2)  a)  Raijen  J.  A.  Redevoering  over  het  voorthrengeiid  vermögen  der  piovincie 
Overijssel,  uitgesproken  in  de  vergadering  der  Over-.Hsselsehe  vereening  tot  ont- 
wikkeliiig  van  provinciaal  welvaart  op  7  april  1841.     Zvvolle,  1842,  8». 

b)  Enklaar  E.  C.  Verhandeling  over  de  wetenschappelijke  beoefening  van  den 
landbow,  uitgesproken  in  de  vergadering  ec.  2ö  ian.  1842.   Zwolle,   1842,  8<». 

c)  Diggelen  B.  P.  G.  (van).  Voorlezing  bevaltende  eenige  beschoiiwingen 
betrekkelijk  den  physicken  toestand  der  lagere  bodeuis  in  ons  Vaterland  ,  tereiis 
strekkende  tot  inleiding  van  een  ontwerp  ter  verbetering  der  gesteldheid  van  een 
gedeelte  des  bodems  van-  en  ter  uitbreiding  der  knslanden  längs  de  Zuidersee  ,  uit- 
gesproken 22  febr.  1843.    Zwolle,   1843,  80. 

d) Verhandeling  over  de  verbetering  van  het  Zwolsche  diep,  bekroond  op 

20  iunij  1843.    Zwolle,    1843,  8». 

e)   Star  in  g   W.  C.  II.  De  aarkunde  en  de  landbouw  van  Nederland.   1844,  8". 

f) f)e  aarkunde  van  Twenthe.   Zwolle,   1845,  8". 

9) De  aarkunde  van  Salland  en  het  land  van  Vollenhove.    Zwolle,  1846  ,  8». 

h)  Overzigt  der  landbouw-scheiknnde  voor  Nederlanders,  uitgegeven  door  ver- 
eining  ec.    Zwolle,   184G,  80. 

i)  Mededeeling  over  het  statistick  bureau  der  Overijsselsche  vereening,  gedaan 
op  10  dec.  1847.   Zwolle,  1848,  8«». 

k)  Seriere  (1.  (de).  IJijdrage  over  de  huipbronnen  voor  nationale  welvaart  In 
den  Moluksehen  archij.el,  uilgesproken  op   17  niaart  1848.    Zwolle,   1848,  8". 

l)  Staring  W.  C.  H.  Landhuishoudelijke  Luchtkasteelen  in  Nederland.  Zwolle, 
1849,  8«. 

m)  Kalfsa  J.    On/.e  banken  van  leening.    Verhandeling  uitgesproken  op  8  dec. 

1848.  —  Zwolle,   1849,  S«. 

n)  Sonsbeek  I!.  J.  B.  (van).  ,Iets  over  den  bclemmerenden  invioed  en  oiie- 
venredigen    druk  ,      welke    de    belastigen    op    den   landbouw    uitoefenen.     Zwolle. 

1849,  8". 

o)  Jannes  J.  Verhandelingen  over  den  Overijsselsehen  Vee-stapel,  uitgesproken 
2  maart  1849.    Zwolle,   1849,  8«». 

/')  Zeehuixen  ,1.  Bronnen  van  vnlkswelvaart .  voorgele^eti  op  14  d.-c.  1840. 
Zwolle,   1850,  8«. 

'It  —  —  Vei-handeling  .iver  de  daglooners  en  bedeeldeii  li-ii  |ilatleii  laiMb-  m 
lict  kwarlier  Salland,   prov.  Overijssel,   gedaan  op  1(5  ian.  tS,'i2.    Zwolle,  1852,  8". 

r)  Eenige  voorschrilten  over  het  pooten  en  de  vordere  behanilelin;j  van  vruchl- 
boonien  (Secoinla   iiiipressione).    Zwolle,    1848,  8». 


5  1  (>  \  it  le  iitiiicl  li  ,    Delle  hililioteeho 

3.  Bibl.  eivica. 

In  UHU  vasta  sala  della  casa  del  comiiiie  e  collocata  a  mo'  ili 
(leposito  Tantica  libreria  de' canonici  regolari  di  s.  Maria  di  Windes- 
sein jM-esso  Zwolle,  non  ricca  per  copia  d'opere,  ma  bensi  |ter  co- 
dici  manoscritti  e  per  incunabuli.  Ne  male  ho  detto  a  mo'  dideposito, 
percbe  ini  si  assicuro  cbe  que'  libri  non  erano  stati  tocchi  ,  dal 
moinento  della  loro  traslazione  alla  casa  municipale,  eioe  dalla  fine 
del  secolo  decimosesto.  I  codici  manoscritti  non  rimontano  per  data, 
oltre  al  secolo  decimoquarto,  e  trattano  tutti  materie  religiöse :  mes- 
sali,  breviarj,  rituali;  aicune  opere  di  s.  Agostino,  di  s.  Bonaven- 
tura, di  s.  Anselmo.  Ciö  cbe  importa  alla  storia  del  paese  sono  gli 
statuti  di  que'  monaci,  in  olandese;  il  libro  delle  loro  possessioni  e 
rendite;  due  statuti  aggiunti  posteriormente,  Tuno  della  confrater- 
nita  dei  lanajuoli  l'altro  di  quelia  di  s.  Maria  di  Zwolle.  Fra  le  edi- 
zioni  del  secolo  XV  nessuna  puo  aspirare  al  titolo  d'iiicunabulo.  La 
piü  antica  e  la  Schala  cceli  di  Lovanio  del  1485,  in  4".:  vi  si  tro- 
vano  pareccbi  Mariali,  di  Strasburgo,  1493,  1498,  4".;  di  Hagenau, 
1506,  4o. ;  i  dialoghi  di  s.  Gregorio  Papa,  di  Basilea,  1498,  4».;  il 
Rituale  divinorum  of'ficiorum  di  Lione,  1512,  4".  V  ha  pure  qual- 
che  edizione  del  secolo  XVI,  di  aicuni  padri  della  cbiesa,  di  Plu- 
larco  ec. 

La  direzione  dell' arcbivio,  che  sta  ora  occupandosi  del  suo 
ordinamento,  si  propone  di  riordinare  quelia  massa  di  libri,  aggiun- 
geridone  altri  di  moderni,  sparsi  qua  e  lä  per  la  casa  municipale,  e 
di  piibblicarne  un  catalogo. 

3.  Bibl.  pubblica. 

i)a  circa  trenta  anni,  aicuni  cittadini  caldi  d'amor  patrio,  osser- 
vando  cbe  mancava  una  biblioteca  ad  uso  comune,  si  associarono  per 
formarla,  e  aggregati  molti  altri  membri,  colla  sola  coutribuzione 
annua  di  cinque  iiorini,  oltre  a  cinque  [lagabili  al  inomento  delT  iii- 
gresso,  costitnirono  gia  una  raccoltadi  libri  cbe  montaadSOOO  volumi, 


sj  Slucl  lol  Oldfiuin.  Hut  Zwolsch«  <lie|>  eii  <le  verbeterinp  van  (1es*eUs  vaerwa- 
ter.    Zwolle,   18;>6.  S». 

>J  N'eishig  Villi  ile  uiitwer|icii  vikii'  eeiie  va&le  liru(r  over  ileii  Jiüsul  bij  liet  Kuter- 
vfur.    I83'Z— 1856.    Zwolle.    18Ö6,  8". 


e   ilelle  socieUi  .•iCiiüililicDletlcrarii'   dell»    .Ncerhindin.  ;)  I   i 

libri  collocati  nella  sala  supeiiore  delT  edificio,  consecrato  dal  conuiiie 
air  insegiiaineiito  delle  classi  elementaii  e  degli  studj  preparatorj 
agli  »iiiversitarj.  Vi  maiicano  alTatto  codici  manoscritti,  edizioni  del 
secolo  XV  e  libri  anteriori  al  XVIII.  La  classe  d' opere  piu  provve- 
diita  e  quella  della  storia  e  della  letteratiira :  rnolta  parte  vi  preridoiio 
le  relazione  di  viaggi  ed  i  lonianzi.  Sono  csclusi  alTatto  i  libri  religiosi. 
La  biblioteca,  alla  cui  direzione  e  preposto  il  sig.  G.  Lutten- 
berg,  e  aperta  diie  sole  volte  iasettimana:  i  membri  godonu  del 
diritto  di  aver  libri  a  domicilio:  perciö  a  loro  commodo  fii  gia  stain- 
pato  il  catalogo. 

Hft.  Bibl.  Vhemis. 

Gli  impiegati  dei  diie  tribiinali,  di  prima  istanza  ed'appel'o 
della  proviiicia  deterrninarono  al  [irirvcipio  del  iiostro  secolo  di  t'oi- 
niarsi  iina  libreria  di  loro  iiso  esciusivo,  e  vi  si  associaroiio  pure  gli 
avvocati,  contribuendo  ciasciin  membro  dieci  fiorini  aniuii.  La  biblio- 
teca distribuita  in  una  sala  dclP  edifizio  comune  ai  due  tribuiiali,  fii 
perciö  da  loro  intitolata  Tliemis.  Bencbe  i  voluini  non  moiitiiio  ciimii- 
lativamente  ai  SOOO,  luiliostatite  la  raccolta  e  interessante  per  il 
niimero  e  ia  importanza  delle  opere  giuridiche,  poche  assai  essendo 
le  altre  di  storia  e  letteratura.  Una  coinmissione  di  tre  membri  co- 
stituitane  direttrice  iie  pubblicö  il  catalogo  i)  diviso  nelle  rnbriche: 
A.  Avvisi,  carte,  ordinanze,  raccoite  di  trattati;  B.  Dizioiiarj  giiiri- 
stici,  raccoite  di  gindizj;  C.  Diritto  civile;  D.  Notariate;  E.  Diritto 
commerciale;  F.  Diritto  punitivo;  6".  Diritto  amministrativo;  //.  Di- 
ritto di  registro ,  snggello,  successione;  /.  Diritto  pubblicö,  inter- 
nazionale,  politico;  K.  Storia  e  statistica;  L.  Filosotia,  poesia  e 
linguistica ;  M.  Poligratia.  Questo  catalogo  tu  stampato  senza 
paginatura,  collo  scopo  di  contiiiuare  sugli  esemplari  non  ancora 
pubblicati,  la  inserzione  a  stampa  delle  opere  di  nuovo  acquisto, 
aggiungendovi  le  sole  parole  vervolg,  twede  vervolg,  Icrde  vcv- 
volg  ec.  .lo  neu  avrei  poluto  visitare  questa  biblioteca  di  solo  uso 
(de'  membri)  che  prendono  libri  a  domicilio  senza  la  estrema  com- 
piacenza  del   barone  W.  A.  E.  Sloet  tot  Oldlniis,   presidenfe  di  qiiel 


')    Ciiliilofjus   \iiii   de   liililicitlieok   Tliemi.s  fe  Z\m>IIc.    «u'diiikt    Inj  U".  K.  .1.   'rjeeiik  \Ni|- 
liiik,  te  Zw  (die  (IfS;}'.»),   4". 


•)  1  (S  V  »  I  e  II  t  i  11  e  I  I  i .   Delle  hiblioteche 

tribiinale  d'uppello,  e  redattore  d'uno  de'  miglioi'i  giornali  di  scieiize 
econoiiiiche  del  legiio  ')  al  (|iuile  godo  protestare  pubblicamente  la 
iiii;i  riconoscenza.  Autoie  di  cliiara  fama ,  possiede  egli  pure  una 
Idioiia  biblioteca  di  forse  4000  volumi  di  ginris[irudenza,  storia  e 
letteratura,  cosi  patria  come  straniera. 

5.  ISibl.  toi  tiui  van  'I  algemeen, 

h'A  biblioteca  degli  aitieri  e  di  poveri  e  fornitä  di  buori  niimeio 
di  libri  di  lettuia  pegli  artigiani  ed  ulti,  pei  fanciiilli,  per  le  ragazze, 
pei  puveri,  i  qiiali  tutti  pessono  de  rnandare,  ad  ora  fissata,  in  cia- 
scuti  giorno  di  lavoro,  il  libro  che  desiderano,  e  ritoniano  in  altra 
ora  a  preiiderlo.  Alla  conservazione  e  all'  iiieremeiito  di  qiiesta 
biblioteca,  fornita  di  sole  opere  d'amena  e  morale  lettura,  e  d'islru- 
zidiie  popolare,  provvede  la  societa  figliale  tot  nut  van  't  nlgcmeen. 


AI  principio  del  secolo  scorso  il  dotto  Zaccaria  Conrado  Uffeii- 
bach  lodara  a  Zwolle  le  due  importanti  raccolti  di  libri  e  stampe 
classiche  delle  stariipatore  e  librajo  Gerrit  Tydeinanii  e  del  pastore 
Leenhof  ~). 


F^nsehede.  —  Enchusa,  tat. 

1.  Bibl.  pubblica. 

Alla  tine  del  secolo  XVII  conservavasi  in  Eiischede  una  raccolta 
(li  circa  600  opere  teologiche,  storiche,  mediche,  giuridiche,  della 
(piale  fu  pubblicato  un  buon  indice  s)  raro  in  commercio. 

'i,  Bibl.  ileg^li  aiiabattisti. 

Ouesfa  biblioteca  contiene  3000  opere  d'ogni  classe  di  studio, 
cosi  ripartite:  1.  Teologia ;  2.  Storia;  3.  Descrizioni  di  viaggi  ; 
4.  Sldiia  naturale;  5.  Belle  lettere;   6.  Miscellanee;  7.   Fascicoli ; 


')  Tijdsclirift  voor  staatshuislioudkuiule  eii  Statistik,    door  Mr.   I!.  W.  A.  E.   Sloet  tot 

Oldhiiis.    Zwolle,   1841  —  1860,  S«. 
■-)   MiTkwiii(li},'e  Keiseii,  vol.  II,  p.  365—366,  368-390. 
3)   Index   viiriorein  iiisig-iiium   libroruin  ,    tum    historicoruni ,    iiiedicoruin  ,    iuridieoruin 

i|uain    llieolo(;iooriiiii  ,    (|ui    hervantiir    in    Mliliutlieca    Knchusanti.      Kiichiisx ,    typis 

llenri<-i   a  Straalen,  anno    1603.    |i.  18.   4". 


I 


I.'.  delle  societä  scieiitifico-letterarie  della  Neerlandiü.  5  1  U 

8.  Lihri  coii  tavole.  L'indice  che  tie  tu  redatto  »),  spogii  afl'atto  di 
appiinti  bibliograflci  rion  da  luogo  a  un  giudizio  sulT  irnportaiiza  di 
questa  biblioteca. 


Frisia. 


Di  quanta  irnportanza  fossero  a'  tempi  aiidati  le  bibiloteche  della 
Frisia,  moströ  il  dotto  Uffenbach,  nel  viaggio  giä  altra  volta  citato. 
Ol-  fii  gentile  pensiero  del  dott.  J.  Dirks  di  dar  rilievo,  in  uria  tratta- 
zione  a  parte  ^),  a  qiianto  ne  scrisse  quel  diligente  tedesco,  aggiun- 
geridovi  note  e  schiaiimenti  siii  hioghi,  sugli  istitiiti,  sugli  indiviilni 
da  lui  nominati. 

Leeuwarden,   Leuwarden,   Lieuwarden,   —    Leovardium, 
Leowardium,  Leovardum,  Leovardia,  lat. 

1.  Bibl.  pi'oviiiciale. 

Piccola  e  provveduta  soltanto  delle  opere  piü  indispensabili  eia 
la  biblioteca  dell'  ateneo,  e  prima  del  giniiasio  di  Leeuwarden,  cono- 
ciuta  fm  dal  secolo  XVll ,  e  ricordata  da  Lomeier  3)  e  Kandier  *). 
Avvenuta  la  soppressione  delT  ateneo  reale  di  Franeker,  il  governa- 
tore  della  Frisia  propose  che  la  biblioteca  di  questo  fosse  aggiunto 
a  quello  del  primo,  per  forniare  un  istituto  provinciale,  ad  inco- 
raggiamento  e  progresso  della  scienza.  La  ordinanza  reale  8  niaggio 
1844,  N.  8,  ottenutane  dal  niinistro  dell'  interne  favori  quel  nobile 
voto,  e  la  biblioteca  fu  concessa  all'  uso  della  provincia  di  Frisia, 
perö  alla  condizinne  che  fossero  levate,  per  consegnarsi  all'  accade- 
mia  reale  di  Delft,  tutte  le  opere  che  trattano  materie  coinnierciali, 
e  quelle  in  genere  che  fan  parte  di  quell'  insegnaniento  accadeuiico. 


')    Catiilogus    der   Idbliollieek    van    de    diKips^eziiide  geini-eiile    Ic    Kiisolieil.'-.    Te   Kii- 

scliede,  bij  B.   B.   Bli.jdeiisteiii.    1836,   i>.  9«,  8». 
2)   Anteekeiiiiisen   van  Z.    C.   van  Uffenbach  ,    fjednrende  zijn    vei  bliif   in  Kriesland   in 

1710,   iiiedgedecld   door   Mr.   .1.    Dirks.     In    f>r   i'iijr  A"//c.v.    Te   l-ciMiward.'u .     lvS;i;;, 

vol.  vio,  |t.  ;j(»5- :)".to. 

^)    Uc   bibliolheois,   |>    'ilO. 

••)  Abhaadlung:en   von   Scliulbibliotbeken,    Leipzi«;.    1744.   .\blheil.  IV.   i-.  ;{— 4. 


Ö20  Va  le  II  t  i  II  e  1 1  I  .   Hellt-   liihlioteche 

Fiittii  la  divisioiie,  i  libri  a  slampa,  le  iiicisioiii,  i  maiioscritti, 
gli  erbarj,  e  tulto  cio  che  apparteneva  alP  ateneo  di  Franeker,  fu- 
i-üiio  trasportati  iiisieme  alla  piccola  raccolta  dell'  ateneo  cittadino, 
»el  luiovo  palazzo  di  giustizia,  esseiulosi  per  tal  maniera  costituita  la 
bihlioteca  provinciale,  che  dovea  esser  tosto  riorganizzata  e  conve- 
iiientemente  catalogizzata.  Deposta  in  una  sala  superiore  abbastanza 
capaee  e  piena  di  Itice.  fii  distribnita  negli  armadj ,  dietro  le  sei 
classi  capitali  in  cui  tu  divisa:  I.  Teologia;  U.  Scrittori  orientali  ; 
III.  Ginrispnidenza;  IV.  Scienze  ed  arli;  V.  Belle  lettere;  VI.  Sto- 
ria.  La  teologia,  la  piü  rioca  classe  importata  da  Franeker,  alla 
quäle  si  sono  poi  aggiunti  aleuni  ss.  padri,  fu  ordinata  sistematica- 
inente,  come  si  dlrä  a  suo  luogo,  da  Jacopo  Amersfoordt  che  ne 
diede  11  catalogo.  Alla  giurisprudenza  si  sono  riunite  le  opere  di 
scienze  poliliche:  questa  partita  non  e  incrementata  a  paro  delle 
altre,  dacche  le  si  ofTre  un  forte  appoggio  nella  biblioteca  della  corte 
di  giustizia,  che  fra  poco  verrä  posta  ad  uso  del  pubblico.  Alle 
scienze  ed  alle  arti  si  sono  riportate  la  filosofia  e  le  scienze  naturali 
ed  esalte,  nonche  le  belle  arti.  Alle  belle  lettere  la  linguistica  e  la 
critica ,  la  rettorica,  i  romanzi  e  le  miscellanee,  i  poeti  e  i  favo- 
leggiatori,  la  bibliografia,  i  cataloghi,  le  rnemorie  e  gli  atti  delle 
aceademie  e  delle  societä,  i  giornali.  Alla  storia  la  geografia,  la  cro- 
nologia,  l'araldica,  Tarcheologia,  la  topografla,  i  viaggi,  le  biografie, 
gli  elogi  e  gli  annuarj.  I  classici  greci  e  latini  furono  distribuili 
nelle  classi  cui  spettano,  e^i  poligrali  in  quella  cui  appartiene  il  primo 
trattato  del  libro.  Fu  collocata  a  parte  la  inapprezzabile  raccolla 
rabbinica  provenutale  da  Franeker,  gia  descritta  dal  dotfore  di  teo- 
logia evangelica  M.  Van  Stavern,  per  ordine  alfabetico  d'autori,  in 
dettagliato  catalogo  che  sara  quaiito  prima  pubblicato. 

Compiuta  l'organizzazione  l'anno  1851,  fu  nel  successivo  la 
biblioteca  aperta  all' uso  pubblico,  coli' assegnazione  dei  gioriii  di 
luned'i,  mercoled'i,  venerd'i,  dalle  ore  10  antira.  alle  2  pomerid.,  e 
iiei  inesi  d'aprile  —  ottobre,  dalle  ore  3  alle  5  pomerid.  per  la  lettiira. 

La  biblioteca  cosi  costituita  conia  da  verso  a  16000  volumi.  Or 
perche  torni  ad  utilitä  piü  comune,  fu  iissato  che  le  dilTerenti  classi 
ili  tempo  in  tempo  dovessero  essere  provvedute  delle  piü  importanti 
e  nccessarie  opere  che  mancavano.  Benche  negli  acquisti  fatti  col 
fondo  di  I200  1iorini,  corrisposti  annnalmente  della  provincia  alla 
biblioteca  e  alTarchivio,  diasi   la  preferenza  alle  opere  di  storia  <- 


e  delle  societa  scientitit'o-letterarie   della  .Neerlandia.  O  ■- 1 

letteiatma  che  si  rapportaiio  alht  Frisia,  iiullostante  soiio  pure  prov- 
vedute  opere  di  gran  prezzo  in  allre  elassi  *);  ed,  ove  presenlossi 
Toccasione,  fuiono  eziaiidio  acquistati  aicuni  corpi  d' opere,  come  le 
stampate  e  maiioseritte  dei  fratelll  Guglieimo  e  Ovino  Zwier  van  Ha- 
ren di  Leeuwarden,  dalla  eredita  di  quel  priitio  bibiiuteeaiio,  Jacopo 
van  Leeuwen. 

Ma  ben  piü  che  gli  aequisti  aecrebbero  ia  biblioteca  i  doni  fre- 
quenti.  Nominero  prima  la  non  ispregevole  scorta  dei  libri  delT  an- 
tico  coilegio  medico  di  Leeuwarden,  distribuita  in  due  stanze.  Quasi 
quattromih»  volumi  di  opere,  la  piü  parte  di  maternatica  e  fisica, 
lasciava  insieme  a  pingiie  sostanza  Seerp  Brouwer,  professore  di 
inateniatica  a  Groninga,  alhi  nnoglie,  e  tutti  indistanteuiente  ofTeriva 
in  dono  la  veditra  1*8  novernbre  1856  alla  biblioteca.  Neil' anno  18o5, 
il  viveiite  dottore  J.  II.  Halbertsaina,  gia  predieatore  anabattista  di 
Deventer,  donavale  300  volumi  di  classic!,  di  opere  di  giurispru- 
denza,  di  letteratura  e  di  storia:  altrettanti  presentavale  al  principio 
d' ottobre  1860,  fVa'  quali  sono  aicune  bibhie  di  gran  prezzo,  la  sto- 
ria dei  Brasile,  di  Roberto  Southey  (London,  1819—1822,  vol.  III, 
4».)  e  parecchi  eccellenti  incunabuli  2).  Tale  e  dei  resto  ral'lluenza 


^)  11)  Flora  Java;  nee  noii  iiisiilaruiii  ailiaceiitiniii  .  auctore  Can^Ui  Loduvicn  Kluiiif. 
adiuture  .lnaiiiie  lia|ili!>ta  Fischer  ,  (.'Uiii  laliuiis  l:i|M(li  ^riqtic  ini'l.sis.  üruxi-Mi.s. 
lypis  II.  ileiiiy,  1829,  e  seg'g'.  in  log;!-  iiiass.  oou  iiioisioiii  coloiate.  Opera  di  pi» 
ein-  uti    c)-iitinajci  di  fascicoli,  non  ancor  lerininata. 

h }  Htiiri|)liia  sive  coininentationes  bolanitM',  impriiiiiü  de  plaiilis  India-  Orientalin 
tiiiii  penihis  incog;niti.s,  tum  qnx  in  libiis  lihedii,  iiuinpliii,  Uo.xliur^liii,  W  allicliii. 
aliiii'iiinque  receusentur,  scripsil  C.  L.  Blume,  eognomine  Huiiiphius.  Lngdnni  lia- 
t:i\oiuni,  1836 — 1848,  vol.  IV,  f'ol.,  con  taxole  O(ilor;ile.  (iior^io  Kver.irdi)  Uunipli 
tedesi'o  ,  s'  era  dedieato  con  pleno  successo  a^li  .studj  liot:inici  in  Aniboina,  isola 
delle  eolonie  neerlandesi.  b^ssendosi  il  Blume  ajiprotittato  dei  ili  lui  studj,  e  per- 
cio  denominatosi  Itump/iiun,  a  titolo  di  ricuuoscenza,  puse  a!  principio  dei  secondo 
viilume  di'lla  detia  opcra,  litogral'ato  il  nioniimento  dei  Knmpli.  niorto  ad  Anilmina 
nei  1814.  elligiaiidovi  presso  ,  le  dne  pianle  Habenaiiu  Husuna.'  e  Miisa  ftaratti- 
niavu.  , 

~)  Conimt'die  di  Teren/.io.  Treviso,  1844,  4".  —  Sennoni  di  s.  Hernadino  da  Siena 
Basilea,  Nicolo  Kessler,  fogl.  —  Meritano  I' atteni^ione  d' un  bibliografo  novo 
opuscoli  in  aniico  fo^l.,  senza  numetazioue  (ecoetto  il  priino  di  carte  (.'Li  a  dno 
coloiine  ,  con  linee  39 — 41  per  pagina  ,  sen/.a  alcnaa  data:  1.  Joannin  de  Ttirrc 
vrcmula.  Expositio  in  psalnios.  2.  I'ctri  <lr  Mlinco.  'I'raelatus  ile  aninia.  3.  Li» 
stesso.  Super  trilius  Kvangelii  canlici>.  4.  Lo  .stoso.  De  <|n:idruplici  exeroilio  spi- 
rilnali.  5.  Lo  .stesso.  Expositio  super  Cantica.  6.  Lo  stesso.  De  sepleni  grHdibus 
sclialic  spiritualis.  7.  Lo  stesso.  Traclatus  de  oratione  doniinica.  8.  ()««.'stiones 
diiodecim   noiablles.   9    Tractafns   ile  .Indiviiruui    i't   ('lii'i>tiaiii>rniii   eommnnione 


022  V  :i  I  e  II  t  i  II  e  I  I  i  ,   Delle  liiblioteche 

de' (loiiativi   che  iiell' amio  I80G   si  iioveraroiio  42  duiiaturi,   43  iiel 
18Ö7,  75  nel  1858,  24  nel  1859. 

Ai  codici  manoscritti  veiluti  dalf  Uffeiibach  riella  biblioteca  di 
Fraiieker,  e  da  rne  riscontrati,  possono  aggiungersi  a)  uiia  bibbia  su 
membrana  sottilissiiiia,  in  piccolo  foglio,  a  caratteri  niinuU  ,  in  due 
colonne;  b)  due  libriccitii  di  preghiere,  membianaeei ,  niiiiiali  ad 
intrecci  geometrici,  del  secolo  XV;  c)  un  Orazio,  con  inlerpretazione 
lineare,  egualinente  latina  del  secolo  XI,  in  fogl. ;  d)  un  elegante 
codicetto  di  Tibullo,  con  mitiiatuie  messe  ad  oro,  del  secolo  XVI; 
e)  molte  cronache  della  Frisia;  f)  due  codici  autografi  di  Pietro 
Sufiredo,  storico  di  Leeuwarden,  del  secolo  XVI;  g)  altro  di  Reiiie- 
rio  Bogermas,  sindaco  di  Groninga  nel  1531,  ehe  contiene:  De  ori- 
gine  Fiisonmn  —  De  nominibus  et  loquela  eorum  —  Adagia 
Frisonica;  h)  un  elegante  codice  bornbicino  del  corano,  in  lingua 
originale;  i)  parecchi  cartolari  con  lettere  autogiafe,  testamenti  ed 
altri  composti  d' ucmiini  dotti,  statisti,  militari,  membri  di  famiglie 
nobili  e  disliute;  k)  aicuiii  Album  importanti,  fra'  quali  quelli  di  Fr. 
e  Tib.  Hemsterhuis. 

Le  giunte  fatte  alT  antico  fondo  dall'  epoca  del  primo  eatalogo 
(1713)  e  le  posteriori  di  Leeuwarden  aecrehbero  per  modo  la  so- 
stanza  che  fu  necessario  un  nuovo  eatalogo.  Questo  compito  fu  dato 
dalla  direzione  a  quell'  archivista  provinciale  e  bibliotecario  J.  Van 
Leeuwen.  Essendosi  nel  1842  pubblicato  il  eatalogo  della  elasse 
teologica,  diede  egli  quello  delle  quattro  altre  '),  aggiungendo  ai 
titoli,  ove  riputollo  opportuno,  alcurie  osservazioiii  e  il  nome  del  do- 
natore.  E  perehe  non  fossero  dimenticati  gli  scriltori,  le  cui  opere 
sono  riunite  con  quelle  di  altri,  ovvero  sono  acceniiate  nel  titolo  del 
libro,  Tautore  ne  eresse  un  indice  speciale  con  ricco  registro  di 
riiivii  (p.  553 — 57Üj,  con  che  non  son  ne  anche  perduti  gli  auonimi 
e  quelli  i  cui  uduii  si  presentano  notevolmente  cambiati,  0  perehe 
trudotti  dair  olaiidese  in  altra  lingua,  0  perehe  pseudoiiimi.  II  pre- 
sente  bibliotecario  .1.  R.  Üykstra,  archivista  provinciale  ,  alle  cui 
gentilezze  ho  dovere  di  dichiararnii  rieoiioscente,  sta  ora  occnpandosi 


'(  .Nifiiwe  c:itMlogiis  der  |irüviiiciale  iiililiotlieek  \aii  Frie.slaiid.  Tweerie  {(edeelle. 
Ueglspeleerdlieid,  kiiiislen  eii  Weteiischappen,  Fraaije  LeUern  en  (ieüohiedeiiis,  ver- 
waardigd  door  .1.  van  Leewen  .   hibliothecaris.    Leeuwarden,   L,  Schierbeek  ,   ISS'i, 

p.  X,  ;i8a,  »••. 


e  delle  societä  scientifico-letterarie  della  Neerlaudia.  iiZö 

del  tei'zo  voliime  del  catalogo,  che  eornprendera  la  descriziorip  di 
300  codici  manoscritti,  di  300  opere  a  stampa  di  letteratura  rabbi- 
nica ,  particolarrnente  illustrata  dal  dott.  Stavern,  come  ho  detto.  II 
Dykstra  descriverä  pure  g\\  erbarj,  una  collezione  estesa  di  disser- 
taziorii  giiiridiche  e  mediche,  non  che  di  orazioni,  brani  storiri ,  e 
continiiera  la  catalogazione  delle  opere  teologiche,  acquistate  dopo 
la  piibblicazione  del  primo  voluine ,  e  cosi  anehe  di  libri  ac-qiiistati 
nelle  altre  classi:  dara  finalmente  per  giunta  una  bibliografia  critica 
delle  opere  che  piü  lo  meritano. 

Alcuni  cenni  di  questa  biblioteca  insieme  al  nome  dei  donatori 
sono  porti  dalT  operetta  annuale  Verslag  van  de  toestand  der  pro- 
vincie  Friesland  in  i856 — i860.   Leeiiwarden.  S». 

3.  Societa  frisonna  di  storia*  antichifa  e  lingiia. 

Questa  .soeietä  deuomiuata  frisonna  dalio  scono  unico  che  si 
preG-sse  di  raceogliere  ed  illustiare  1  documeuti  riferentisi  alla  storia 
e  alla  liugua  del  paese,  fu  fondata  il  26  settembre  1827.  II  luimero 
totale  di  inenibri  tnonta  ora  a  318,  uove  de'  quali  sono  ouorarj, 
73  straordinai-j,  29  attivi,  207  ordinarj.  AI  numero  e  all"  attivita 
de'  menibri  non  che  alla  diligeiiza  speciale  usata  nella  redazione  de* 
loro  lavori  corrisponde  e  la  quantita  e  V  iinportanza  dei  pi'odotli  let- 
tcrarj  che  in  si  coito  lasso  di  tempo  pubblicarono,  ad  illuslrare  l;i 
storia,  le  antit-liila,  la  lingiia  del  paese.  Queste  opere  o  sono  com- 
prese  in  coUezioiii  periodiclie  ')  o  sono  stanipate  separatamente  -). 


1)  a)  Werken   uilgeg-even   iloor  liet  Friesch  ^enootschap  vaii  geschied-,  oudheid-  i-n 
taalkiindc.     Leeiiwarden,    1842— 18ÖÜ,   vol.  II,  4«.,  S". 

h)  Onde  Friesche  kroiiikeii.  Leeuwarden ,  1833,  4*'.  Fa  parte  della  raccolla 
antecedeiile. 

c)  De  vrije  Fries.  Mengeliiiiieii  iiiti^egeven  door  het  Friesch  genootsclia|>  viiii 
geschied-,  oiidlieid-  eii  taalkunde.  Serie  |Miina.  Leeu\v:irdeii  ,  1S3!> — \i^'^\\. 
vol.  VI.  8". 

d)  Lo  slesso.  Serie  seconda.    Leeiiwarden.   18.S4 — 1860,   »ol.  III,  8". 

2)  a)   Verrov   F.  (van).    Eeiiige  gedeukvveerdige  gesehiedeiiissen ,  toi  narichliiige 
der  iiakoMieliiigeii,  soinmarischer  wij^e  heschreveii.    Leeuwarden,    1841,  S**. 

b)  Oude  Friesche  Wetten,  bijeenverzaineld  en  op  iiienw  iiage/.ien  door  M  de  Haan 
Heltema.     Leeuwarden.    1846—1831,   vol.  II,  8«. 

c)  Worperi  Tyarda  ex  Itisuuiagcest.  prioris  in  Thahor.  Cliroiiicariiiii  Frisiw  libri 
tre».  Edd.  societas  Frisiana  lii.storiie  antii|uilalis  llteruniiiunie  stiidio-sa  Leeuwar- 
den,  1847,  8». 


524  Valeiit  inelli.   helle  biblioteche 

Le  dett;ifjliate  ed  oiiporhiiie  imlicazioiii  siille  une  e  sulle  altre,  coine 
pure  i  rapporti  storici  della  societa  sono  registrati  in  una  publilica- 
zione  annuale,   che  g;iä  conta  trentadiie  anrii  di  vita  *). 

Taiita  operosita  de"  membri  rion  potea  a  meno  di  non  coiilrihuire 
putentemeiite  allo  sviluppo  degli  studj  storico-etiiografici  del  paese, 
«•otne  lo  attestano  le  opere  pultblicate  2)  e  una  bibliografia  s). 

La  societa  colla  tenue  somrna  di  ciiique  fiorini  annui,  pagatale 
da  ciascuno  de' suoi  membri  attivi  ed  ordinarj,  eoadiuvata  oltracciu 
da  frequenti  donativi,  fondo  una  biblioteca  ed  uii  gabinetto  archeolo- 
gico,  mezzi  indispensabili  a  raggiuiigere  completamente  lo  scopo 
propostosi.  Limitato  e  il  numero  de*  volumi,   non  montando  torse  ai 


dj  —  —  Vierde  boek  der  kronijken  van  Frieslaiid,  bevaltende  de  geschiedeiiis 
van  de  XV.  eeuw.  Eerste  en  tweede  gedeelte.    Leeuwarden,  1850,  8". 

e)  Proeliaiius  of  Strijdboek,  bevattende  de  jüngste  oorlofjen  in  Friesland,  in  li"'t 
jaar  1518,  beschreven  door  broeder  Paulus  Rodoipbi  van  Rixtel,  vroeger  gebeeten 
Johannes  Gruyter.  Leeuwarden,  1855,  S**.  Le  opere  e — e  furono  pubblicate  a  cuia 
dal  doli   .T.  G.  Ottema. 

f)  .Meinoires  relatifs  a  la  giierre  de  succession  de  1706 — 1709  et  1711,  de  Sicco 
van  Goslingo,  depute  des  etat«-generaux ,  publies  par  MM.  U.  A.  Evertsz  et  G.  H. 
,M.  Delprat.    Leeuwarden,   1857,  8*. 

f/)   Leven   van   .Menno  liaron   van  Coehoorn,    beschreven  door  zijnen  zoon  Gose- 
v*ijn  Theodor  bamn  van  Coehoorn,  uitgegeven  en  niet  aanteckeningen  vernieeiderd 
door  Jhr.  J.  \Y.  van  Sypestein,  Kapitein-Ingenieur.    Leeuwarden,   1860,  8<*. 
')  Verslagen  der  handelingen   van  liet  Friesch  genootschap  van   geschied-,    oudheid- 

en  taalkunde.    Leeuwarden,    1828—1841,  S«.;   1842—1860,  vol.  XXXII,  80. 
2)       aj  Archief  voor  nederlandsche  en  inzonderheid  vriesche  geschiedenis-,  oudheid- 
en   taalkunde,  bijeenverzameld  door  H.  \V.  C.  \.  Visser  en  H.  Amersfoordt.    Leeu- 
warden,  1824—1828,  vol.  in.  80. 

bj  Friesisches  Archiv.  Eine  Zeitschrift  für  friesische  Geschichte  und  Sprache, 
herausgegeben  von  H.  G.  Fhrenbraut.    Oldenburg,  1847  —  1854,  vol.  II,  8**. 

c)  Bijdragen  Int  de  friesche  geschiedenis.  taal-  en  letterkunde.  Francker, 
1848—1852,   vol.  V,  8». 

dj  Fockema  .Mr.  Paani.  I'roeveii  van  taal-  en  geschiedkunde,  met  eene  bi.j- 
drage  over  den  frieschen  kronijk  van  Üeke  van  8eiiarl  en  anderen.  Leeuwarden, 
1836,   80. 

r>  Hekema  Ihr.  .M  r.  .M.  de  Haan.  IJeknople  liainlleiding  oni  de  oude  fi-iescbe 
taal,  voor  zoo  verre  zij  in  handsrhriflen  en  in  drnk  nog  bestaat ,  geinatlkelijk 
te  lezen  en  te  verstaan  ,  hoofdzakelijk  voor  diegenen  ,  welke  eeiiige  keniiis  der 
l.-^jenwoordige  land-friesche  taal  beliben.    Leeuwaiden,    1830,  8". 

fj  Ontzen  !S.  Glossarium  rier  fr'e-ischen  Sprache,  besonders  in  nordfriesischer 
Mundart,  zur  Vergleichnn;;-  mit  den  verwandten  gerinanisclien  und  nordischen  ec. 
herausgegeben  von  L.  Engelsloff  und  C.  .Molbech.  Kopenhapen,  1837,  4". 
•')  Essai  d'  une  bibliographie  de  la  litterature  frisonne  Catalogue  des  livres  en  langue 
frisoiine  ,  et  de  ceux  i|ui  traitent  de  cetle  langue  et  de  sa  litterature.  liaye  en 
Le.iiwardeM,    18:)9.   N". 


I 


e  (lelle  societ'i  scientifit-o-lelterarie  ilella  Neerlanili.'!.  O^O 

3000;  ma  T  imporJHtiza  di  (|iioIlii  raccolta  e  i-ilevata  dalla  scelta  dflle 
opere,  eongiunti  alla  cii'coscrizione  della  niateria  in  esse  frattata.  Or- 
dinata  sistematicamente,  dividesi  nelle  classi  seguenfi :  A.  Storia  ; 
B.  Giurisprudenza  ;  C.  Antichita  e  numismatica  ;  D.  F^etteratura  ; 
E.  Miscellanea,  della  qiiale  faniio  parte  i  lihri  di  scritfori  frisormi  o 
piibblicati  in  Frisia;  F.  Libri  di  storia  e  letteratura  nordica,  per  gli 
stretli  rapporti  della  Frisia  colle  altre  parte  settentrionali  delTEiirdpa; 
G.  Codici  manoscritti.  Un  indice  compendioso  i)  impresso  su  carta 
da  scrivere,  com  fogli  bianchi  al  fine  delle  singole  ripartizioui,  ofTie 
il  vantaggio  di  mantenere  in  coiitinua  evidenza,  eolle  successive  in- 
serzioni,  Tincremento  parziale  delle  classi.  Dalla  pubblicazioiie  di 
quel  catalogo,  la  biblioteca  s'  e  aecresciuta  per  guisa  che  se  ne  re- 
piita  ora  necessaria  una  seconda  edizione.  Pero  il  rilovante  aiirnento 
de' codici  manoscritti,  che  da  4o  registrati  nel  1848,  niontaroni)  a 
quasi  300,  vtiol  ehe  prima  si  pensi  alla  illiistrazione  di  questi.  La 
piü  p.irte  di  essi  coritiene  cronache  del  paese,  parecchie  delle  qiiali 
sono  giä  stampate.  Fra'  piii  pregevoli  di  vario  argomento  citeru 
un  codicetto  (Horce  h.  Maria;  Virginis)  in  16".  con  vaghe  miniatuie 
<lel  secolo  XM;  un  dizionario  olandese  del  XV;  gli  statuti  menibra- 
nacei  della  citta  di  Volharden  (1479),  in  4**.,  coli'  antica  legatura 
che  porta  incise  sui  cartoin'  esternamente  le  armi  della  citta,  inscritte: 
Insignia  oppidl  Bolsvardiani ;  un  codice  piü  recente  in  ottavo 
oblungo,  di  qualche  Interesse  arclieologico,  intitolato:  Libcr  conti- 
nens  varias  observntiones  antiqnitates  romatins  spectaiites ,  cum 
figvris  iniidissimis  manu  delincutls.  ut  et  pluvimas  inscriptioncs 
(iHtiquns  a  viro  docto  in  Itulia ,  Gallia  ec.  ex  murnioriöiiit  ec. 
descriptus,  ulinque  varii  argnmenti ;  alcune  operctte  autografe  di 
professori  della  Frisia.  Della  destM'izione  di  tutti  si  oecupa  ora  ter- 
vorosamerite  il  dottore  in  legge  e  membro  delT  accademia  reale  delle 
scienze  del  regno,  ,1.  Dirks,  presidente  della  societa.  Fra  le  laii- 
tezze  speciali  nella  serie  degli  stampati  debbono  ricordarsi:  a)  ottt» 
portafojili,  contenenti  opuscoli  di  argomento  archeologico  ,  politico 
(1787 — 1793),  storico;  h)  il  prezioso  incunabulo  Friesche  Land- 
regt, stampato,  senza  note  lipograliehe,  dietro  alcuni.  a  Dokkuni, 
dietro  altri,  a  Leenwardon,   a  caratteri  rotondi.  in  S".,  gia  illustrato 


1)   Ciitalojriis  «liT   liililidtlii'Pk    vaii   hct    Kiii'si'li   f;eii(iiit,si'lia()   xdor   ^>>scliied-.   iiiitMieiil- 
eil  laalkiiiKlo.   opijeiiiaak  in  iiilij  IS4ft.     Wurcniii ,    |i.  !>4.   >S". 


H2(>  Val  ent  ine  ili  .     Delle  bihlioteclie 

da  Eckhoff  i)  ed  Ottema  2),  il  quäle  ultimo  coniperollo  al  prezzo  di 
IJO  fiorini,  ed  offeriilo  in  dorio  alla  societä ;  c)  una  collezinne  bo- 
tanica  di  libri,  ingegnosamente  lavorati  in  legno:  la  copertura  e 
fratta  dal  legno  di  una  data  piaiita;  internamente  sono  disti-ibuite  in 
(•[iportuni  compartimenti  le  parti  della  pianta,  le  sementi,  i  bulbi,  i 
fiori  essicati,  le  foglie,  le  radiei  ee.  Questa  collezione  proeede  dal- 
Tuniversitä  di  Franeker,  cui  aveala  regalata  il  re  d'Olanda,  Liiigi 
Napoleone,  come  altra  simile  ne  avea  donata  all' universitä  d"  Har- 
derwyk,  ora  deposta  nel  museo  di  Zwolle. 

II  non  rieco  gabinetto  archeologico  possiede  aleuni  oggetti  ro- 
mani  dissotterrati  nel  paese,  altri  di  tempi  haibari,  e  cennelj  di  secoli 
non  molto  da  noi  lontani,  minutagiie  in  bronzo,  terre  sigillato,  pietre, 
aicune  monete.  Fra  le  euriosita  speeiali  inerita  confidenzione  V  ae- 
qiieienia  (aquamanile)  in  bronzo,  rappresentante  un  quadrupede 
capriceiüso,  con  un  buco  sulla  testa  per  infondervi  l'acqua,  un  can- 
nello  in  bocca  per  versarla,  uno  piü  grande  sotto  al  ventre,  p.  r 
polire  il  vaso.  Simiii  stromenti,  riscontrati  a  preferenza  nel  setten- 
trione  d* Europa,  si  rapportano  da  tahino  a'  tempi  pagani  s^,  da  altri 
con  piü  ragione  *)  al  secolo  XII  0  XIII.  Aggiuiigero  f  osservazione 
che  siinili  vasi  riscontravansi  per  lo  passato  nelle  sagrestie  cattoliclie 
della  Neerlandia,  a  lozione  delle  mani. 

Cosl  la  biblioteca,  come  il  gabinetto  archeologico  furono  nel 
1854   distribuiti   in    apposite   sale   del    nuovo   palazzo    di  giustizia. 


*)  Betoog  dat  de  eerste  driik  van  de  oude  Friesche  wetten  ,  bezorgd  door  herr  Hidde 
Cuiiiininghn  omstreeks  den  iare  1484  is  gedrukt  te  Leeuwanlen  als  eene  nieuwe 
hijdrage  tot  de  geschiedenis  van  de  boekdrnkktinst  in  Miederlaud,  bij  gelegenheid 
der  typographische  tenloonstelliiig-  op  het  Coslerfest  te  Haarlem ,  in  181)6,  mede- 
gedei'ld  door  \V.  Eckhoff,  arcbivarius  der  Stad  Leeuwarden.  Leg|.'e8i  nel  pi-riodico 
De  vrije  Fries.     Leeuwarden,   1856,  niiova  serie,  part.  I,  p.  362 — 378. 

2)  Over  ilen  oiiden  druk  der  Friesche  icetten  ot  het  Friesche  landregt ,  gedrukt  te 
nukkuMi  in  14  veihandeling  van  dr.  .1.  Ottema.  Te  Workum,  bij  II.  Krandenburgh  en 
zoon,   18.j9,  p   21,  8".,  con  fat-simile  della  1»  pagina. 

3)  Cosl  pensolla  Samuele  Cristoforo  Wagener  nella  descrizione  d'  un  simile  nionu- 
inento  ,  al  num.  172  delT  atlante  agj^iunto  all' opera  :  Unndhucli  der  vorzüyliehstcn 
entdeckten  Alterthiimer  aus  heidnischer  Zeit.  Weimar,  1824,  8".  „Ein  in  hiesiger 
Nahe  gefundenes  heidnisches  OpTergefüss  in  Gestalt  eines  Löwen  beßndet  sich 
unter  den  Alterthiimern  des  Kaufmannes  Du  Menil  zu  Leipzig.  Es  ist  von  Bronze 
und  hat  zwei  Öffnungen  zum  Ein-  und  Aiisgiessen  der  Flüssigkeit ,  auch  noch  eine 
dritte   verschliesshare  Öffnung    zur  lieinigung  des  Innern." 

*■)  .Mittlieiliingen  der  k.  k.  Cenlral-Coinmission  zur  Erfursehuiig  und  Erhallung  der 
Baudenkmale.     Wien.   18;i4,  4"  .  p.  35,  36,  49. 


I 


e  delle  societä  scientifico-iellerarie  della  Neerlaridia.  o!w7 

dietro  risoliizione  presa  dal  collegio  degli  stati  deputati,    31  maggio 
1853.  n.  31. 

3.  Bibl.  municipale. 

Collocata  nel  palazzo  municipale  la  biblioteca  civica  non  conta 
piü  che  4000  voiiimi.  I  libri  ai  quali  quasi  esciusivamente  si  circo- 
scrive,  sono  i  prodotti  delle  stamperie  di  Leeuwarden;  le  trattazioni 
sulla  cittä,  con  qualche  riguardo  alla  provincia;  le  opere  di  scrittori 
0  naii  ü  abitanti  in  Leeuwarden,  a  qualunque  classe  di  studio  appar- 
tengano.  Non  e  qui  luogo  a  parlare  de'  suoi  incunabuli  che  mancano 
d'iniportanza,  dacche  il  primo  libro  a  stampa  data  dal  1573.  Vi  si 
riscontrano  peraltro  molte  edizioni  di  Campegio  Yitriga,  alcune  delle 
migliori  pubblicazioni  che  illustrano  la  provincia  i),  tutte  le  edizioni 
delle  opere  di  Siegeberto  Havercampio ,  naiivo  di  Leeuwarden, 
archeologo  e  numismalico. 

Di  questa  biblioteca  gia  descritta  2)  apparecchiö  un  calalogo 
sistematico  in  un  voluuie  in  foglio,  quel  bibliotecario  ed  arcluvista 
della  citta  VV.  EekhofT,  il  quäle  proponsi  di  pubblicarlo:  suo  lavoro 
e  pure  uno  speciale  catalogo  intitolato  :  Geschiedkundige  biblio- 
graphie  van  Leeuwarden.  Ciö  per  altro  che  piu  i-ichiama  la  ricono- 
scenza  cittadina  e  la  ordinazione  da  lui  impresa  nel  1833  e  gia 
compiuta  del  non  vasto  archivio ,  come  pure  la  dettagliata  cataloga- 
zione  de'  suoi  documenti. 


')  u)  Groot  Placat  en  Charter-lioek  van  Viieslaiid,  vercierd  mel  ophelderende  aaii- 
teekeningen  en  verlieterde  leezing"er  der  oiide  abschrivteii ,  verzamelt  door  G.  F. 
baron  thoe  Schwarlzeiiberg  en  Holienlaiisberg'.  Te  Leeuwarden,  bij  WiMein  Conlen, 
1768 — 179.3,  vol.  VI,  foglio  niass.  Uria  descrizione  dell' opera  l'u  data  dall'odierno 
bibliotecario  nel  Vrijc  Fries.    Leeuwarden,   1856,  p.  324 — 361. 

h)  Stainboek  van  den  Friesclien  vroegeren  en  lateren  Adel,  iiit  oude  en  eclit 
bescheiden  en  aanteekeningen  ,  en  inet  bijvcieging-  van  de  \Vii|>ens  der  onderschei- 
dene  g'eslecbten ,  opgeinaakt  door  Ir.  .^lr.  M.  de  Haan  lletleina  ,  en  .Mr.  A.  van  Hal- 
inael,  Ir.  ec.  Te  Leeuwarden,  bij  D.  !\Ieindersnia  Wz.  1846,  vol.  II.  fol.,  colle  arnii 
ad  oro  e  colori  blasonici. 

c)  Nieuwe  Atlas  van  de  provincie  Frieslanil ,  bcvatlende  kaarlen  van  de  derlig 
grictenijeu  of  gemeenteu,  met  de  daarin  gelegene  elf  sieden  en  aar  grondg^ebied 
alsinede  van  de  eilanden  anieland  en  sehiernionnigkoog.  Te  Leenwanlen,  bij  W.  Kek- 
hoff,  1849 — 18.'i9.  Carte  trentasci  in  fuglio  atlantieo  ,  la  eni  csi-eii/inne  <>i>^(". 
36000  fiorini. 

2)  De  Vrije  Fries.     Leeuwarden,   1806,  p.  324— 361. 

SII/.I..  d.  phii.-hist.  n.  XXXVIII.  IM  m.  iin.  35 


*•  »J  o 

O-Cn  V  ii  I  e  II  ti  n  e  1 1  i ,    Di'lit-  hjliliotuche 

L'  incremento  dei  due  istiluti  proviene  piuttosto  dai  doni  fre- 
queiiti  che  dagli  acquisti,  non  contribueiido  la  citta  a  tale  scopo  che 
200  florini  annni. 

^,  Bibl.  clella  eorte  di  g^iiistizia. 

Ad  oltre  due  secoli  rimonta  l'origine  delle  biblioteca  della  eorte 
di  giustizia,  ora  collocata  iiel  nuovo  edificio  di  questa.  Fatta  conoscere 
nel  secolo  diecisettesimo  i)  e  riel  successivo  ~),  coinprende  ora 
5000  volumi,  la  piü  parte  d'opere  di  giiirispriideiiza.  La  frequeiiza 
dei  eorpi  maggiori  legal!,  i  formati  in  gra»  foglio,  la  splendidezza 
delle  legature,  la  Cüiiservazione  degli  eseinplari  ne  costituiscoiio  il 
maggior  pregio.  Benche  non  sia  per  nuovi  acquisti  accresciuta,  non 
vien  meno  per  questo  il  vantaggio  che  puo  trarsene,  o  per  via  di 
prestito,  o  per  lettura  nella  sala  vicina  della  procinciale.  Dacchc  il 
presente  bibliotecario  K.  Bonga,  segrelario  di  quel  tribunale,  non 
puo  occuparsene,  ne  tiene  egregiamente  le  veci  il  bibliotecario  della 
jjrovinciale,  che  si  propone  di  aprila  periodicamente  ad  uso  pubblico 
tosto  che  ne  abbia  compiuta  Tordinazione.  II  metodo  da  lui  seguito 
nella  distribuzione  e  l'adottato  dal  catalogo,  pubblicatosene  lo  scorso 
secolo  3)  in  isplendida  edizione  in  gran  foglio,  coi  nomi  degli  autori 
a  lettere  maiuscole  e  coi  piü  minuti  dettagli  nella  sposizione  delle 
collezioni. 

5.  Bibl.  della  societa  tot  nut  van  't  algemeen, 

Questa  biblioteca  popolare  aperta  da  pochi  anni  all"  uso  dei 
dipartimento  sociale  di  Leeuwarden,  e  sufficientemente  provveduta 
delle  opere  piü  comnni  di  istruzione  tecnologica,  di  storia,  segnata- 
mente  dei  paese,  e  di  letteratura  leggera.  II  catalogo  pubblicatone  *), 


')  Samuelis  Arcevii.    Catalojus   instructissimse  liihliolhecse  quae   e>l  in   suiuema 

Frisioiiim  curia.    I.eovardii,    1633,  fol.  —  Ivi,   1C68,  ful. 
2)   Stiik.    Catalogus  hii.liotliecit  qua;  est  in  Frisiorum  curia.   Leovarilia>,    173:5.   Pol. 

—  liihiiütlieek  des  Friedliinaisclien  Gericiitshof.    Leeuwarden. 
')   Catalogi  duo  inslruclissiniii-  bibliotliec*  qu«  est  in  suprema  Frisiorum  curi;i,  «juoruui 

prior  lotus  est  alphabeliciis  sine  ulla  niateriaruiii  dislinclione,  alter  per  capila,  secuii- 

diim  diversas  lualerias  di.sjiositus  est,   de  novo  in  hunc  ordiiiem  difjesli  ,   auno  1706. 

Leovardiae  excudit  Johannes  Sejdel  bibliopola,   1776,  p.  271,  98,  fol. 
*)   Kalaingus  van  de  l.iLiiollieek  voor  jougelieden  ,   welke  te  scholeu  beSihen   verluteu, 

opgerigt  door  het  departement  Leeuwarden  der  maalscbap|.ij ;    Tot  iml  mit  7  Atyr- 

tneen.  Gedrut  tke  Leeuwarden.  i.ij  (J.  T.  iN.  Surini^ar,    182a,   p.  XVL  ti.i.  8". 


e  (Julie  socielii  scieiitiflco-lctterarie  della  Neerlandla.  dE9 

sprovveduto  affatto  di  note  bibliograficlie,  perche  destinato  al  basso 
popolo,  e  preceduto  da  uii  lungo  proemio  e  da  un  regolamerito  che 
iie  determina  1'  uso.  Pero  1'  autore  s'  attenrie  aila  ripartizione  siste- 
matica. 

6.  Bibl.  Ifieucker. 

Daniele  Arminio  Beucker,  segretario  del  tribunale  provinciale 
di  Leeuwarden,  uoino  di  estese  cogiiizioni  in  giurisprudenza  e  bota- 
nica,  i  cui  meiiti  furoiio  rilevati  da  J.  V.  de  Croiie  i),  avea  di  per  se 
forniata  una  distinla  raccolta  di  quasi  3000  opere  iegaii,  di  cui 
generosamente  pennettea  V  uso  ai  cultori  della  scienza,  in  un  tempo 
in  cui  mancavano  a  Leeuwarden  le  biblioteche.  La  partita  degli 
autori  antichi,  singolarmente  delle  grandi  coliezioni,  non  che  di  ma- 
noscritti  legali,  provenivagli  dalla  eredita  di  suo  cugino  dott.  J.  H. 
Woorda,  professore  di  diritto.  Le  annolazioni  apposte  di  mano  del 
Beucker  tanto  agli  stampati  che  ai  manoscritti  rendeano  piii  apprez- 
zabile  quella  biblioteca,  che  aila  morte  del  possessore  dovea  essere 
distratta,  ad  eccezione  delT  erbario  di  vegetabili  indigeiii,  legato  al- 
l'ateneo  di  Franeker.  Fu  allora  che  per  volonta  espressa  del  defunto, 
lo  spettabiie  J.  van  Leeuwen  ne  estese  il  catalogo  2)  per  la  vendita 
all'  asta,  fattasene  Pagosto  1859. 


Dokkum  0  Dockum.  —  Doccomium,  Doceiimiim,  /at. 

All'  estremo  nord  della  Frisia  e  la  piccola  cittä  di  Dokkum,  gia 
celebre  dacche  vi  si  conservava  il  libro  degli  evaugelj ,  usato  dal- 
l'apostolo  del  cristianesirao,  s.  Bonit'acio,  ivi  ucciso  il  7öö.  II  Loineier 
attribulsce  all*  esisteiiza  di  questo  libro  l'importanza  d' una  biblio- 
teca  sj.    Uflenbach    muove    pure    in   circa    delT   anzidetto    codico 


ly',\0  V;il  fii  t  i  11  cl  1  i  ,    Ki'lle   l.ililiolfflif 

rnanos(Mitto,  che  attesta  essersi  trasportalo  col  cadavere  a  Utrecht  e 
qiiiiidi  a  Fulda  •)• 

Lo  stesso  Uffenbach,  sofTennafosi  a  Dokkum,  vi  ispeziona  la 
piccola  biblioteca  del  rettore  delle  scuole,  Lamberge. 


Franeker.  —  Franekera.  Franequera  lat 

Bibl.  piibblica. 

Alla  fine  del  secolo  XVI  risale  T  origine  della  biblioteca  del- 
Pantica  iiriiversitä,  poi  delT  ateneo  reale  di  Fratieker,  la  quäle,  per 
luaucauza  di  un  conveniente  assegno  aiinuale,  rimase  fino  alla  metä 
del  secolo  XVII  non  piü  che  una  tenue  raccolta  di  libri  d'uso  piii 
necessario.  Chi  ne  scorra  i  cataloglii  primi  ^),  dovrä  persuadersi 
della  veritä  di  questa  proposizione.  Fu  percio  che  i  couservatori 
dell' universita,  riunitisi  nel  marzo  1650  per  la  compilazione  d'un 
opportuno  statuto  di  biblioteca,  ordinarono  che  ciascun  professore  e 
appena  nominato  e  vicino  a  morte  le  donasse  qualche  opera  man- 
cante;  che  i  singoli  tipografi  degli  ordini  della  Frisia  le  presentas- 
sero  un  esemplare  delle  loro  stampe;  che  chi  prendeva  il  grado 
accademico,  le  ofTerisse  un'  opera  nuova  o  una  lira  di  Fiandra.  Quello 
statuto  3)  steso  in  un  latino  degno  del  secolo  d' Auguste,  ingiungeva 
oltraccio  procedimenti  piii  addatti  per  conservare  la  sostanza  della 
biblioteca  e  per  accrescerla  *).  Che  TelTetto  corrispondesse  piena- 


ici  t'apite  cirro  insignes.    Fides  |ieiies  Guieciardiniim  (Relg'iiim  Universum.  Iö4fi,  fol.). 
De  bibliotheeis,  p.  249 — 25«. 
')  Merkwürdige  Reisen,  vol.  II.   p.  271 — 273. 

2)  Catalogus  librorum  bibliolliet»' puhlicaB  Franequcranie.  Franequerit .  1601.  4".  hi, 
Balk,  1626.    Ivi,  1644,  4». 

3)  Statuta  et  leges  bibliotheca;  arademi»  Franequeranic.  Franequer«,  16.>«.  fol.  Ivi, 
1712.   fol. 

•*(  „Nomina  eoruni  qui  bibliothecain  auxerunt  in  labulis  ad  i<l  suspensis,  in  libris  et  in 
«•alalon-i.s  diligenter  exprimito.  quo  cuiusque  donantium  honesta  et  »rata  memoria 
extet.  —  Involueris  et  foliis  quibiisdam  intimi.s  insipne  academiee  bibliothecariiim 
imprimito.  —  Omnes  catenis  in  plutris  .suis^secundiim  facultates  seil  iiiaterias  eollo- 
••alo.  —  Hane  (bihliotheeam)  bibliothecarius  inlrare  vel  exire  voleiitibus  reserato, 
poque  tempore  diligenter  inspieito,  ne  quid  detrimenti  bibliotheca  capiat.  —  Si  de- 
fi-c-tum  animadvertat  (bililiotherarius)  .  .slaliin  recturi  iiidicato,  utqiic  in  acta  rofe- 
ratur,   «leque  remcdio  eo^nletur  iiiiato,  et  bilili<ilhecam  inlerea  olau.^alll  hahi-ln." 


e    clelle  socielä  scieiilifiro-lcltciarii*  «lelhi   »cr-laiidia.  l)lt\ 

iTieiite  ai  voti  di  quella  zelante  direzioiie,  lo  appale.sa  il  catalugu 
pubblicato  assieme  allo  statuto  »),  pochi  aiiiii  dopo.  Non  solo  pro- 
tessori,  studenti  e  cittadirii  di  Franeker  accorsero  con  nobile  gara 
ad  accrescere  il  patrio  istituto,  ma  eziandio  gli  ordini  supremi  gover- 
nativi,  i  priiicipi  Enrico Casirniro  ^)  e Giovanni Guglieimo  dOranges), 
duchi  di  Nassau;  come  pure  aicuni  esteri,  fra'  quali  e  debito  ricor- 
dare  il  cavaiieri  del  Toson  d'oro,  Giovanni  Honing,  senatore  di  Mid- 
delburg  *).  E  perciö  che  nella  splendida  edizione  data  al  principio 
del  secolo  scorso  del  catalogo  •'"')  sommaniente  apprezzabile  per  la 
dettagliata  descrizione  di  ciascuna  parte  delle  grandi  opere  Oceamis 
juris,  Bibliotheca  pativm,  ec,  leggonsi  assai  nomi  di  donatori,  fra 
quali  inerita  speciale  ricordazione  Teodoro  Maurizio  van  Boelens, 
inscritto  nella  matricula  advocatorum  della  corte  di  Frisia ,  il 
14  febbrajo  1708:  inorto  egli  poco  poi  ,  legö  nuilti  libri  allu 
biblioteca. 

Cresciuta  per  tal  modo  la  biblioteca  si  ricollocarono  i  libri  negli 
scaffali  dietro  le  categorie :  Libri  theologici  —  Ilebraei  aliique  orien- 
tales  —  Juridici  —  Medici  —  Philosophici  —  Mathematici  —  Geo- 
graphici — Clironologici  et  hisforici —  Poetw,  oratores  —  Critici, 


1)  Catalogus  lilirorum  Lihliotliecse  puhlicae,  eiirante  J.  Waldeiibach.  Itein  statuta  et 
leges  academiie  Franequeraiüe.   Franequerae,   16;>6,  fol. 

2)  U  rettore  Nicolö  Bleeuard  ed  il  seiiato  ai-cademico  iiel  1679,  perpeluarouu  coli 
iscrizione  onoraria  la  memoria  del  doiio  dell.i  Collectio  Coneiliorum  a  Labbaeo  ii| 
30  voluini  leg-ali  magnificanieiile. 

3)  Da  Uli  fu  presentato  in  duiio  V  allaiite  di  Blaev  con  carli;  colorate  e  dorate,  terato 
spleiididamente  in  12  volumi.  II  ritratto  a  pastellu  di  qiiel  principe  liberale  vedesi 
ora  nella  biblioteca  provinciale  di  Leeuwardeii,  pendeiite  sull' elegante  urmadio  a 
cri.stalli  che  acchiude  quel  doiio. 

4)  Fugli  apposla  la  segueiite  iscrizione:  „Meinorie  —  nobilissimi,  gravissimi  —  am- 
plissiinique  viri  Joaiinis  —  Honig,  Equitis  aiirati,  Senatoris  —  Medioburgensis,  — 
qnod  exiinia  liberalitate  puliblicaui  lianc  aliiise  —  Academiie  nostiii'  bibliothecam  or- 
naverit  legatis  —  XX  pictis  iiiiagiiiibus  claris  —  siinorum  et  eriiditissiinorum  viro- 
rum  adiecta  —  sexccntoriini  florenornin  sniiinia  —  aiiipliüslnuis  Academiie  Senatum 
legato  a  nobilis  —  simis  hieredibiis  prunipte  rcprajsentato  —  üupreminn  testatoris 
iudioium  sci'utiis  taltulas  —  puhlicari,  em|itis(|iie  voliiiiiiiiilins  —  loculos  hosce  inipleri 
—    iiissit  L.  .M." 

*)  Catalogus  lilirorum  bibliolhecie  publicae  qute  est  in  illustri  et  priepotenti  Frisia-  or- 
diiium  acadcnila  Fraiiequeraiia  ,  ciirante  Alexandro  Savois.  Franetjuene  excudit, 
Fraiu'iscus  llulina,  17i;!,  p.  G,  -40,  fol.  —  Coiitinuatio  calalogi  hiblloth.  publicie 
iicad.  Fri.siaeaj,  p.  5)1,  fol.  —  Supplcmeiitiiin  seil  continiialio  altera  caliilo^^i  blbliulh. 
pulil.  Academiie  Frisiacfc,  p.  3'2 .  I'ol.  —  Index  iilplialieticiis  aiicloriiiii  (per  li-  Ire 
parti  del  catalogo)  ,   p.  .'{ß,   (ol. 


{ 


a32  VhI  e  II  t  i  n  c  1 1  i ,     Delle  biblioteche 

antiquarii,  lexicographi.  Le  (lue  priine  classi  sono  senza  contraslo, 
le  piü  rieche  ed  iuteressanti. 

Uffeiibaeh,  visitata  la  biblioteca  nel  1710,  ne  loda  la  eollocazioiie 
e  la  preferisee,  per  proprieta  di  luogo  e  scelta  di  libri,  a  quella  di 
Groninga,  ad  eccezioiie  de'  codici  manoscritti  che  trovö  in  maggior 
copia  e  migliori  in  quest'  ultima.  Acoonipagnato  dal  bibliotecario  Co- 
lern,  ch'  egli  commenda  per  le  sufficienti  cognizioni  bibliografiche  e 
per  la  gentilezza  (qualita  per  lui  singulare  in  un  Olandese),  esamina 
alcuni  codici  manoscritti,  riportati  nei  cataioghi  a  lui  posteriori,  due 
fra"  libri  teoiogici  1)5  uno  di  poco  conto  fra  i  niedici  ~),  due  miglioii 
fra  i  filosofici  3j,  parecchi  nella  classe  delle  lettere  e  delle  miscella- 
nee  *).  L'  rffenbach  trattiensi  a  lungo  sulia  splendida  decorazione 
della  sala  e  del  vicino  teatro  anatomico,  messi  a  iscrizioiii  memoriali 
e  ritiatli  :  quella  descrizione  sj  e  d"  importanza  tanta  niaggiore 
quanto,  dopo  la  soppiessione  dell'  ateneo,  avvenuta  per  decreto  reale 
il  23  febbrajo  1843,  la  biblioteca  fu  trasferita  nel  1844,  per  la  inas- 
sima  parte,  aLeeuwarden,  e  alla  reale  accademia  di  Delft  per  le 
materie  in  questa  insegnate. 


1)  „Das  eine  war  ein  Codex  chart.  in  fol.,  handdick.  Auf  dem  vordersten  Blatt  stand: 
Vita  Christi  per  Ludolfum  Saxonicum,  sacri  ordin.  charius.  excerpta  claruit  suli 
Liidovico,  Imperatore  IV,  1330  .  .  .  Das  andere  Manuscript  war  etwas  besser.  Es  war 
ein  Codex  inemhr.  in  fol.  von  dem  neuen  Testament  ex  versione  tndgata  ,  sehr  sclitin 
und  wohl  geschrieben.  Am  Ende  fand  ich:  finitum  est  volumen  istud  in  domo  cleri- 
corutn  in  Zwollis,  anno  domini  1400,  JJI.  prid,  aprilis.  Bencdictus  dominus.'^  Merk- 
würdige Reisen,  II,  p.  302— 303. 

")  „Es  ist  ein  Cod.  chart.  in  fol.  .lo.innis  de  Cucurrigio  ,  mediolanensis  practica  raedica." 
Ivi,  p.  304. 

")  „Der  eine  in  fol.  membr..  guten  Daumens  dick,  Euclidis  geometriae  libri  XIV,  idem 
de  visu  ,  idetn  de  speculis.  Alle  lateinisch  und  mit  vielen  fiijuris  in  manjine :  dess- 
wegen  und  weil  er  ziemlich  sauber,  ich  ihn  hoch  halte,  ob  er  gleich  so  gar  alt  nicht 
scheint.  Das  andere  ist  ein  Codex  membran.  in  gross  Quart,  zwei  Finger  dick,  17- 
truvii  de  archifeclura  libri  decem,  auch  sauber."    Ivi. 

•*)  „Zwei  Juslinus,  der  eine  Codex  membr.  in  Quart.  Daumens  dick,  ziemlicli  alt  und  gar 
sauber,  doch  von  zweierlei  Hand.  Der  andere  aber  ist  ein  Codex  chart.  in  gross 
Quart,  auch  lang  nicht  so  alt  und  schön.  Auch  war  vorhanden  ein  Terentius,  codex 
Chart,  in  Quart,  in  cuius  fine:  E.rplicit  libcr  Terentii ,  acriptiis  in  civitate  Taurini, 
anno  domini  14S3.  .Auf  der  anderen  Seite  stand  noch  ein  schöner  Codex  membr.  in 
Quart,  Hand  dick.  Es  war  ein  .1«/««  Gellius,  der,  wie  auf  dem  ersten  Blatt  der  >arae 
zu  sehen,  zuerst  Tornesio  gehört  hat.  Unten  stunde:  Boherti  Königsmann  Geneva: 
emptns,  1C28.  Diesem  Königsmanri  sind  die  meisten  Codices  zuständig  gewesen.  Was 
d.ns  Ciidiccm  Gellii  anbelangt,  so  war  es  ganz  sauber,  auch  noch  ziemlich  all." 
Ivi,    p.  304—303. 

")  Ivi,  p.  30j— 30S. 


e  (lelle  sociel:'i   stieiilifieo-leltL-raiie  ilelhi  >'L'eilaiidia.  533 

Ai  codici  manoscritti  indicati  dall'  L'fl'eribach  e  iiiseriti  fra'  libri 
a  stainpa  nel  catalogo  1713,  pochi  altii  possono  aggiiingersi,  tutti 
passati  a  Leeuwardeii.  Ben  piü  che  i  codici  tornava  a  vaiito  delTiini- 
versita  di  Franeker  una  inestimabile  raccolta  di  300  voluini  di  lette- 
ratura  rabbiriica,  desciitti  a  pag.  65 — 99  dell' enunziato  catalogo, 
coi  titoli  in  caratteri  ebiaici  ')•  Nel  1800  favorita  la  biblioteea  da 
generoso  legato  in  denaro  del  sig.  van  Schurman,  si  acquistarono 
molti  manoscritti  giuridici,  venduti  poi  ad  asta  pubblica  nel  1847  in 
Leeuwarden. 

Soppressa  nel  1830  la  universitä  ed  istituito  in  (juella  vece 
Tateneo,  non  e  credersi  che  la  biblioteea  fosse  giiardata  con  eure 
niinori;  che  anzi  il  forte  aumento  della  sostanza  determinö  la  piib- 
blicazione  di  parziali  cataloghi.  Era,  conie  ho  notato  snperiorinente, 
la  partita  teologica  una  delle  pii^i  coj)iose  e  rilevaiiti,  montando  il  nu- 
mero  delle  opere  a  piii  che  900 :  perciö  a  questa  rivolse  dapprima 
il  peasiei'e  qiiel  biblioteeario  Jacopo  Amersfoordt ,  distribiiendola 
categoi'icamente  2),  e  redigendone  il  diligenle  catalogo,  coiitiuuato 
per  di  lui  morte  dal  fratello.  Questo  lavoro  -)  merita  d'essere  alla- 
nierile  conimendato  pel  corredo  di  opportune  annotazioni,  e  segnata- 
nientepel  dettagliato  indice  degli  autori  e  delle  opere  (p.229 — 250). 


Oltre  la  uiiiversitai-ia,  UfFenbach  cita  con  onore  le  seguenti 
biblioteche 

n)  di  Antonio  Schultingiuni,  profVssore  di  diritto  ,  lornita  di 
buoiii  libri  di  giurisp  rudenza,  storia,  antichitä,  letteratura.  L'UlFen- 
bach  vi  osservö  in  arniadj  a  parte;  Fontes  juris,  parecchie  edizioni 
di  diritto  Giustinianeo,  le  Pandette,  i  Fragmcnta  vcicra.  i  Bitsirico- 
riim  lihvi ,  il  Codex  Tkcodosiauiis ,  il  Codex  Uujnm  (tnfiqiiiiiiini,  i 


•)   Lexicographi  —  Veteies  ac  rcceiitiort's  —  Coiiiiiieiitalores  bibliii  —   Misi-ellauei. 

-)  .1.  Bibha  et  versiones;  H.  Veteies  theolo{ji  thristiaiii ;  C.  Recentioies  Bibliorum 
saeiorum  iiiterpretes  ;  />.  Theologi  recentioies;  E.  Histoiiie  ecilesiastioir  scriploies  ; 
/•'.  Miscellanei  libri  Ibeologiei ;  (i.  lAhvi  eonfia  religionem  in  inimis  obristiaiiain  ; 
//.    Libi'i  liieologiei  maiui.seilpli. 

S)  Novus  cataiogus  bibliotbec;«  publica'  Franequeraiiiv.  Tailis  piiniie  scclio  prior  libros 
Uiüologicos  eonipleeleiis.  lübliotheeaiii  ortlinavit  ,  libros  tleseripsit  Jarobii»  Aiiiors- 
toordt,  Iheol.  doetor,  et  in  allieiiico  l'raiiequeraiiu  professor,  publieic  bibliotheea- 
ibideiii  coiistlUitiC  pnet'eclus.  Opus,  Iratris  obilu  iiitcrruptuni ,  contiiiuaul  Menricus 
Aniersloürdt,  pbil.  tbeoret.  iiiagister,  litterarum  huinaniorum  doctor,  gviiuiasii  piibliei 
Siieeani  reetor.    Le.ivardisc.   apiid  .1.  V.  ürc.uwer,    ISVi,   i>.  "iäO,  i*V 


534  Villen  t  inelli  ,    Dulle  liiblioteche 

capituluriu  del  Baluzio,  \eLeges  variarum  legiomim,  civitatum  ec, 
come  pure  Juris  naturalis  scriptores ,  De  methodo  stiidii  juris, 
Historiae  juris,  Praecognita  juris.  Vi  riscontro  pure  molte  buoiie 
ediziorii  tli  classiei  greei  e  latini,  e  di  padri  delle  ehiesa  *), 

b)  del  professore  di  matematica,  Lauree,  ricca  di  scrittori 
olandesi  e  francesi  di  scienze  esatte,  cui  si  aggiungeva  un'apprezza- 
bile  scorta  di  stromeriti  matematici  *), 

c)  di  Giovanni  Lemenon,  predicatore  francese  e  professore  di 
questa  lingua.  Possedea  egii  quarititä  di  libri,  specialmente  inglesi, 
distribuiti  in  due  grandi  stanze.  Nella  maggiore  erano  collocati  i 
libri  saeri  e  di  storia  ecclesiastica,  non  che  gran  numero  di  lessico- 
grafi,  raccolti  da  lui  stesso.  Neil'  altra  riscontravansi  moltri  libri  di 
numisniatica  e  alcuni  buoni  incunabuli,  quali  erano  un  Terenzio  stam- 
pato  a  Strasburg©  nel  1499,  Etymologicum  magnum  di  Venezia, 
1499,  fogl.  Tornava  a  singulare  ornamento  della  biblioteca  una 
scelta  eollezione  di  monete  e  medaglie,  lasciategli  da  suo  suocero 
Schelkens  s), 

dj  del  professore  D.  Nieoiö  Gürtler,  apprezzabile  per  alcuni 
buoni  incunabuli  *). 


Bolsward  o  Bolswaerd.  —  Bolswert,  ted.  —  Bolsverda, 
Bolsvverda,  Bolsvardium,  lat. 

Nella  piccola  citta  di  Bolsward,  Uffenbach  s)  intrattiensi  quasi 
esclusivamente  col  rettore  di  quelle  scuole,  Hilarides,  cui  egli  da 
lode  di  eceeilente  poeta  e  profondo  conoscitore  della  lingua  frisonna. 
Fra  i  suoi  libri  distribuiti  in  due  stanze,  egli  ammira  uu  buon  niano- 
scritto  di  proverbj  frisonni;  alcuni  libri  di  blasonica  ed  atlanti  geo- 
grafici  miniati  da  suoi  figli;  il  Dominium  Frisiw,  inciso  da  Abramo 
Alard  in  Amsterdam;  molte  opere  di  aiitichitä,  belle  arti,  emblemi, 
solennita,  memorie  ec,  accompagnate  da  buone  incisioni. 


«)  Merkwürdige  Reisen,  vol.  III,  p.  282— 283. 

2)  IvF,  p.  290—291. 

3)  Ivi,  p.  29j— 298. 
*)   Ivi,  p.  308—310. 

*)  Ivi.   II.  p.  325—334. 


*>  *I  •» 

e  ilelle  si)tiet;i  seientifico-letleraiif  .lella  Neerlandi«.  öoi) 

Worcum.  o  Woudrichem. 

Bibl.  Oomna. 

La  biblioteca  del  pastore  Domna  era,  al  tempo  di  Uffenbach  i) 
una  delle  migliori  private  della  Frisia  cosi  per  numero  di  libri,  come 
per  proprietä  di  legature.  Oltre  a  niolte  opere  di  teologia,  egii  pos- 
sedea  pure  le  opere  seelte  delle  altre  classi  di  studj ,  ma  special- 
rnente  storici.  Dote  caratteristica  di  qiiesta  biblioteca  era  una  copiosa 
seorta  di  libri  inglesi. 


Staveren  o  Stavoren.  —  Stavera,  Staurium,  Sturon,  Sta- 

verna,  lat.  —   Staphrum,  Staerum,   Steerhem,   Sterum, 

Stur  um  ßn  antica  llngua  fvisonna) . 

Bibl.  pubblica. 

II  umnicipio  di  Staveren ,  assistito  dalT  influente  eooperazione 
di  Erminio  Hajo,  consigliere  di  Carlo  V  nel  1530,  avea  aperta  ad 
uso  pubblico  una  seelta  biblioteca  cosi  descritta  da  Martine  Hatncorn 
nel  secondo  libro  della  sua  Frisia. 

„Hisce  ita  dispositis,  Friso  cum  forte  linieret 
„Ne  genus  et  sobolem,  prseclax-aque  facta  nepotum 
„Invida  leiheis  oblivio  mergeret  undis, 
„Condidit  insigiuMii,  sacras  prope  Slavoris  aras, 
„Sub  giiati  Haioiiis  tiitela,  bibliothecam. 
„üeposuit  in  ea  vel  quos  conscripterat  ipse, 
„Vel  secum  exilii  tulerat  solatia  libros. 
„Nee  secus  ex  eius  deerefo  postoa  nati 
„Hie  sua  eondebant,  hie  fortia  facta  nepotes, 
„Testamenta  patruni,  leges,  iura,  acta,  statuta 
„Publica,  fagineis  inscriptaque  foedera  ebartis 
„Tum  tjermanorum,  vel  nomine  teste,  iibollis." 

Qiiali  furono  le  sorli  di  (lueslii  liililioteca? 


1)   Meikwiinlige  Reisen.   II.   |i.  :J37— 33«. 


!)3()  Viileiit  iiiolii.    Dfllc   liililloU'olio 


Groninga  ed  Omlandia. 

Groniiiga.  —  Groitingen,  oL  —  Groningen,  ted.  —  Gro- 
ningue,  fr.  —  Groninga,  lat. 

1.  Bibl.  deir  universif  a. 

Gli  stati  della  provincia  di  Groninga  ed  Omlandia  decretarono 
iiel  1614  Tacquisto  di  libri  a  servigio  de'  professori  e  degli  stiidenti 
deir  universitä,  con  che  fii  data  oiigine  alla  pubblica  biblioteea.  La 
quäle,  a  piü  vero  dire,  fu  aperta  Tanno  1618,  anno  in  cui  il  console 
e  curatore  delP  accademia,  dott.  Gioacliino  Alting,  vi  deposito  que' 
libri  che  riputati  da  hii  i  piü  opportuiii  acquistö,  per  cominissione 
superiore,  col  danaro  del  pubblico,  e  ne  donö  di  proprj.  Un  antico 
catalogo  manoscritto  della  biblioteea  i),  accompagnato  dal  nome  di 
parecchi  donatori,  da  conto  di  qiiella  prima  scorta,  che  poco  dopo  il 
1618  montava  a  403  opere.  Furono  queste  fin  da  principio  distri- 
buite  in  alcune  povere  stanze  dglP  antico  monastero  de'  minori 
osservanti,  dietro  la  chiesa  (Broederkerk)  dell"  universitä.  Ma  se 
queir  edifizio  rispondeva  allora  alle  modeste  esigenze  d'una  primor- 
diale istituzione,  la  biblioteea  odierna  reclama  altamente  una  piü 
opportuna  collocazione,  dacche  l'angustia  del  sito  e  la  poca  luce  che 
lo  rischiara  ne  rendono  l'uso  assai  disagiato. 

In  onta  alle  eure  sollecite  degli  stati  provinciali  e  de'  privati,  la 
biblioteea  non  s' accrebbe  d' assai  nel  secolo  XVII.  II  primo  catalogo 
a  stampa  2),  mancante  d' ogni  indicazione  bibliografica,  parrebbe, 
pel  numero  delle  pagine  ,  accennare  a  ricchezza  :  ma  ove  si  consi- 
deri  che  la  sola  edizione  de'  concilj  del  1644  di  Parigi  in  32  volumi 


ij  Syllalius  libroruin  nniniiiiii  hi  l)ilili(itliec.i  academiea  (i  roiiinj^m  et  Onilandia>,  sive  pro 
viiiciali,  liheralitale  aut  emptidiie  academiea,  sive  doiiationis  legativc  tidilo,  al)  eins 
rmidatione  loeatorum,  non  ommissis  ipsorum  nominibus,  qiionim  munificentia  auginen- 
tum  singulare  »ecepit.  Mss.  eh.  in  4«. 

~)  Ca»alof,'US  libroruin  bililiüllieea;  iliiiNtris  ae  alma«  universitalis  illuslriiini  et  praepolen- 
lium  Groniiig»  et  Onilandiie  d.  d.  ordiniini  ,  seeundum  seriein  litteraruiii  alpliabeli- 
cum  digestus,  cura  et  opera  Gerhard!  Lainmers,  professoris  inedicina;  physicie  et 
bihliothecaiii.     Croningtc,   typis  vidiise  Edgardi  AgricolaB,   1669,  p.  171,  4". 


I 


e  delle  societii  scientidco-lctteraiie  di-lla  Neeilnndia.  b3  / 

jii  füg),  occupa,  coi  dettagli,  le  pagine  38 — 50,  e  che  su  di  simile 
esernpio  soiio  iriodellate  le  altre  collezioni,  si  trarra  iuduzione  con- 
traria. Percio  riegli  statuti  ')»  pubblicati  lo  stesso  anno,  e  preso  sa- 
viamente  in  considerazione  Taiimento  della  l)ibIiote(;a  -).  La  quäle 
quanto  vantaggiasse  per  quella  specie  di  nobile  invito  non  e  a  dire, 
se  nel  secondo  catalogo  a  stanipa  ^)  sono  annoverati  73  nomi  dl  do- 
natori.  I  piii  generosi  fra  questi  sono  Jacopo  e  Gioacliino  Alling-, 
Jano  Boguslao,  Giovanni  Hrauii,  Edgardo  Jacopo  Claut,  Gisberto 
Eding,  Adamo  Mersone  Isinck,  Gerardo  Lannniers  che  per  piii  di 
40  anni  presiedette  alia  biblioteca,  il  seiiato  di  Groninga,  Pietro  di 
Toullieu,  Rodolfo  Wycheringc.  Ben  pero  di  maggior  importanza 
furono  gli  acquisti,  consentiti  dallc  minute  ma  frequenti  contribuzioni, 
indicate  negli  statuti.  Furono  infatti  acquistati  a  danaro  grandi  corpi 
d'opere,  due  BibUotlieca  Patrnm ;  la  liyziintina  di  Parigi;  i  The- 
sauri di  Grevio  e  Gronovio;  la  ediziono  principe  d'  Omero  (1488), 
dalla  biblioteca  di  D.  Weimann,  cancelliere  di  Clive;  V  Hortus 
Ei/stettc'Hsis  per  Cinquecento  fiorini;  e  per  mille  niolti  codici  mano- 
scritli  e  libri  a  stampa  delT  insigne  biblioteca  di  Jacopo  Christmann, 
professore  di  lingua  ebraica  nelT  universitä  di  Eideiberg.  Quesf  ul- 
tima giunta  arricchi  la  biblioteca  di  opere  in  lingue  orientali,  studj 
filologici  di  lingua  ebrea,  araba,  turca.  II  dotto  UlTenbach,  che  visitö 


1)  Leges  et  Statuta  ad  bihliotlieca;  provincialis  Groninga;  et  Ominndia;  ciirain  |ierliiieii- 
tia.    Groningae,   typis  vidute  Edg.  Agric. ,   1669,    j).  12,  tbi. —  S.  1.  ex   typ.   Jacobi 
Fiolt,   p.  10,  fol. 
•)        „I.  —  —   lilicr.'ilitale  proceruni  accensa,  hoiii  et  iitiles  liln'i  aiirescanl  hibliolhecic. 

„II.   Professores   lihronini    a    se   posthac   edendoruin   exemplar   hibliotliecie   biiius 
acaderaiie  inferunt." 

„III.  Professores  itidem   (iiii   vocabuiittir  in  acadcmiain ,    tenenlor  lil>rnin  alii|iu>iii, 
qui  bibliotheca;  desit,   ei  largiri  pro  siio  arbltrio." 

„IV.    Etiam    i|ui   privatim    proinoveldintui'    doctores,    ex   decreto   iani    ante  l'acto, 
liibliotliectB  inferiiiito  ijiiod  statutum  est. 

„V.   Cediint  (pioipie  iirofessores  i|iiotannis  in  iisiiin  bibliothecte  mediain  partem  illius 
<|uod  redit  ad  ipsos  e.x  auetionibus." 

„VI.  Ex  pecnlio  etiam  aeademico    cedat  bibliotheca'  (piidtiuid   .sini;nlis  annis  posi 
sumptiis  ordinarios  et  necessarios  ex  eo  residuum  erit." 

„VII.  Typographiis  acadeniioo  teneatur  siiigtiloriini   (jnos  impriniK   libroniin  exem- 
plar ununi  iiifene  biMiothccn-." 

Quanto  iigli  studcnti  e  a;;li  csteri  e  presorillo:    ,,(J"i  volcl  ins  bililiotheeie  obtincif 
debet  ...  in  usuiii  bibliiilliceii'  lu'rsolvi're  scliillinuiuiii". 
"*)   Calalogus  libroriin)  hibliotliecie   iUustris  ae  alnuv  universitalis  ec.  M-etiniliini  serieui 
litterarum  digeslus  ,   novo  snpplemehto  et  noiitia   librorum  nianuscriplurnn)  auetns. 
Groiiiiigie,   typis  Arendinie  Sijgers.   1722.   p.  liS6,  88,  fol. 


338  Valen  tili  el  I  i  ,     Delle  l.ililioteche 

la  biblioteca  nelT  aprile  1710,  loda  assai  in  questa  raccolta  una  bib- 
bia  ebraica  coi  puiiti,  le  tavole  astronomiche  dell'  arabo  Arzuele,  una 
parte  del  Nuovo  Testamento  in  ebreo-latino,  le  istituzioni  di  lingua 
araba  e  turca, 

Crebbe  cogli  anni  la  prosperitä  della  biblioteca,  dacche  il  biblio- 
tecario  Leonardo  Offerliuys  pubblico  nel  1759  un  catalogo  i)  ben 
piü  volurninoso  del  secondo,  registrandovi  i  nomi  di  105  donatori. 
Questo  catalogo  del  resto  non  differisce  nel  metodo  dagli  antecedenti. 

Succednti  al  bibliotecario  Offerliuys  Nicolo  Guglielmo  Schröder 
e  Jacopo  Rhoer,  chiarissimi  professori,  quello  di  letteratura  Orien- 
tale, questi  di  storia  ed  archeologia,  la  biblioteca  fu  arricchita  per 
nuovi  doni,  specialinente  di  Rodolfo  Pabos,  E.  P.  Smith  che  vi  lego 
opere  di  giurisprudenza,  e  del  giureconsulto  H.  ,1.  Nauta,  che  con 
altri  libri  vi  lego  una  raccolta  d'opere  di  scienze  occulte. 

In  onta  a  giunte  eosi  ripetute,  la  biblioteca  al  principio  del 
nostro  secolo  non  contava  novemiia  volumi.  La  commissione  gover- 
nativa  franeese  dei  signori  Cuvier  e  Noel,  presiedula  dal  conte  Fon- 
tanesi,  curatore  dell'  universitä,  visito  la  biblioteca  il  30giugno  181 1, 
e  vi  riscontrö  8189  volumi  legati,  e  da  500  a  1000  slegati. 

Restituito  l'antico  splendore  all' uuiversita  nel  1815,  la  biblio- 
teca sorse  a  vila  novella.  L'amministrazione  universitaria  sommini- 
strolle  somme  rilevanti,  specialmente  per  acquisto  di  opere  di  scienze 
naturaki  e  di  medicina;  la  dotazione  fu  fissata  in  piü  larga  misura, 
per  guisa  che  ora  monta  a  3500  fiorini.  Ne  meno  affluiscono  i  doni 
del  goveriK.,  delle  societä,  dei  particolari.  Laonde  non  e  meraviglia 
se  la  cifra  dei  libri  a  stampa  giuiige  ora  ai  40000.  Tanto  incremento 
rendeva  necessario  un  nuovo  catalogo;  e  vi  si  presto  con  premura  il 
bibliotecario  van  Eerde  nel  1833  2),  vantaggiando  per  parecchi  titoli 
i  suoi  antecessori:  perö  in  ciö  e  a  riprovarsi  che,  tolte  le  divisioni 
per  formati,  non  ne  appose  alle  singole  opere  la  indicazione.  II 
bibliotecario  Van  Limburg  Brouwer  nel  1841  pubbliconne  la  seconda 


»)   Catalogus  librorurn  l)ihliotheciC  ec.  iiotitiu  librurum  iiianu8cri|»toruni  auctus,  cura  et 

opera  Leonard!  Offerliusii,   piofessoiis  historiarum  in  specie  patriae,  ut  et  antiquit. 

romanar.   nee    non    bihÜothecarii.     Groningae  ,     typis    Jacohi  Bolt,    17j8  ,    p.   10. 

380,   fol. 
2j   Catalogiis  librorurn    bibliotheca;   universitatis   qu»  Groniiigae  est,  seeiindum  seriem 

litterarum  alphaheti  digestus,  ciirante  Joanne  Rudolphe  van  Eerde,  iuris  ec-.,  biblio- 

thecario.     Hroning*,  apud  J.  Oorakens,    1833,  p.  300,   fol. 


p   ilelle  societä  scientifico-letterarie  delln  >'eerlaDdi:i.  o39 

parte  ^},  o,  a  dir  vero,  il  supplemento  alla  prima,  dacche  in  questa 
come  nelle  successive,  gli  alfabeti  sono  inleri,  ne  ripetesi  1' opera 
una  volta  riportata.  Sullo  stesso  piano  e  conformata  la  ferza  parte  2). 
AI  termine  delle  due  prime  parti  fu  inserita  la  Notitia  codicum  et 
librorum  mamiscriptorum  ac  libronim  typis  impressorum,  qiiihiis 
annotationes  mnnuscriptae  virornm  doctoriim  sunt  additae;  registro 
dl  poco  oltre  trecento  volumi,  digiuno  aflatto  d'informazioni  biblio- 
grafiche,  percino  del  tempo  in  cui  furono  scritti. 

La  biblioteea,  in  una  delle  cui  sale  e  depositata,  come  diro  piü 
sotto,  quella  della  societa  pro  excolendo  iure  patrio,  e  aperta  quo- 
tidianamente  del  mezzogiorno  alle  due  pomeridiane,  e  nei  mesi  di 
higlio  ed  agosto,  i  soli  martedi  e  sabbato.  A  servigio  de'  lettori  e  di 
chi  prende  libri  a  domicilio  prestansi  tre  cataloghi ,  lo  stampato  in 
tre  vohimi,  a  carte  inserte,  e  due  manoscritti,  T  uno  foridamentale 
perischede,  l'altro  sistematico  per  quaderni.  Uno  speciale  statuto  s) 
di  32  articoli,  dato  dall'  universitä  il  6  decembre  1831,  indirizza 
air  uso  della  biblioteea. 

A  quel  dotto  e  modesto  bibliotecario  W.  Ä,  Enschede  io  devo 
la  ispezione  delle  stampe  in  pergamena  e  dei  migliori  manoscritti. 

I.  Edizioni  membranacee.  1,  Die  getiden  van  onser  lieven 
vrouwen.  Antwerpe,  1497,  lö».  Ufficiiiolo,  con  intagli  ai  margini, 
vagamente  colorati.  2.  Heures  a  lusage  de  Rounn.  Paris,  Simon 
Vostre,  8<».  con  intagli  in  legno.  3.  Missale  iuxta  ordinem  eccle- 
sice  Monasteriensis.  Colonise,  1489,  fol. 

II.  Codici  manoscritti.  Pocbi  sono  meinbranacei;  le  materie 
trattate,  la  religiosa,  la  storica.  la  giuridica.  1.  Ciceronis  officiorum, 
Membran,  in  16".  del  secolo  XVI,  a  caratteri  minuti,  con  legatura 
antica  litterata.  2.  Prisciani  de  arte  grammatica.  Due  codici  mem- 
branacei  del  secolo  XII.  3.  Propertii  Cynthia.  Menibr.  in  itJ^del 
sec.  XIV,  d'origine  italiana,  con  Iregi  colorati.  4.  Bibbia  intera  a 
caratteri  micrografici  su  membrana  sottile,  in  un  vol.  in  8**.  del 
secolo  XV,  con  miniature  e  dorature.  ö.  Breviarium.  Membranaceo, 


')  Citalo^Nis  lild-oiuin  liililiolhei'u-  iiiii\er.sit:ilis  eo-,  i'iii:iiile  l'etro  vaii  l.iiiiliur^  Brou- 
wer,  bililiothecJirio.   Pars  .iltera.    (nniiinga-.  apiid  J.  Oomkens,    1841.  |>.  33'i.  fol. 

2)  Calalogfiis  lil>ronim  bihliothecie  universitalis  ec,  ciirante  Culielino  »lecker.  I'ai'« 
tertia.     <ironin|^;r.   a|>ii(l  .loaiiii.  Ooinkens,    IS.'JI.   |>.  l.'JtJ,   t'nl. 

')  Regleiiifiit  lietrefToiidc  liot  «;i'l>iiiik  tlor  acaileniisilie  bil.liollu'ek  tf  «Ironingen 
Tweede  druk.  Te  Croniiijyeii,,  bij  Jan  Oomkens,  |>.  13,  8". 


340  V;ileii  tiiu'l  li.   I)i-Il(>  l.ibliotechü 

gia  d'uso  del  munastero  di  s.  Catterina  di  Zelwert,  presso  Groninga. 
6.  Ghi'tidebo ek.  Membran,  del  seeolo  XVI,  coii  miniatiire  di  corsetto 
disegno,  a  fiegi  e  aiiimnli,  su  sfondi  dorati.  7.  Augiistmi  (s.)  de 
civitate  Dei.  Cartaceo  del  seeolo  XV,  in  piccolo  foglio.  8.  Foglio 
membranaceo  eon  brano  dei  poenia  olandese  Partcnopeiis,  del  se- 
eolo XIII.  9.  Isidori  oriyinum.  Membranaeeo  inscritto  al  fine:  Awio 
Domini  1616.  .  .  .  Liher  monnsterii  nemoris  h.  M.  Vir(fhns,  ordi- 
nis  canoiiicorum  regularium  prope  Northoern. 

S.  Bibl.  civica. 

Nella  parte  superiore  del  palazzo  muriicipale  e  custodito  1*  ar- 
chivio  della  provincia,  insieme  alia  biblioteca  civica.  La  ordinazione 
e  la  illustrazione  di  ambedue  devesi  al  presente  direttore  e  bibliote- 
cario  Enrico  Ottavio  Feitb,  il  quäle  allevato  in  siffatto  genere  di 
studj  dal  padre,  cbe  lo  precesse  nella  direzione,  diede  ancor  gio- 
vane  uno  splendido  saggio  di  se  nelT  opera  cbe,  solto  il  niodesto 
titolo  di  dissertazione  inaugurale  *)  da  una  dettagliata  informazione 
delle  confraternite  di  Groninga  nel  niedio  evo,  traendone  gli  appunti 
da  una  serie  di  Statut!  delle  stesse,  esistente  nelT  archivio. 

II  poco  numero  di  documenti  archivali  e  compensato  dalla  loro 
importanza ,  fatta  conoscere  da  quell'  instancabile  direttore  eon 
opporiuna  pubblicazione^j,  della  quäle  quattro  volumi  eon  parte  del 
quinto  coniprendono  il  registro  cronologico  di  tutte  le  carte  delPar- 
cbivio:  la  seconda  parte  del  quinto  volume  offre  il  catalogo  detta- 
gliato  de'  codici  manoscritti  della  biblioteca  ;  il  sesto  comprende 
r  iniiice  generale. 

Gli  atti  archivali  singoli,  cbiusi  in  arinadj,  compartiti  a  modo 
cbe  in  caso  d'incendio  possano  agevolmente  asportarsi,  son  messi  in 
fogli,  su'  quali  e  indicato  il  contenuto.  I  piii  preziosi,  cbe  datano  dal 
seeolo  nono,  banno  aggiunta  la  copia.  Fa  parte  delT  arcbivio  un 
seguito  di  174volunii  in  fogl.,  contenenti  le  amniinistrazioni  de'beni 
(1595 — 1809)  provenienli  dai  monasterj  soppresi  all'  epoca  della 
riforma. 


*)   Dissertatio   liistorico-iuridica  iiiauguialis  de  Gildis  Groniiig-anis.    Groningac   (1838), 

W.  Zuidema,  p.  323,  8".,  eon  lavole. 
~)   Register  van   hei  arthiel'  vaii  (ironiugen  ,   dnnr  .Mr.  II.  U.  Feith,  archivarius  der  pro- 

vincie  Groningen.    Te  Groningen,   A.  L.  Scliolleps,   18ä8,  vol.  VI,  8». 


K  ilelle  socielH  scieiilinco-letterarie  iIi-IIh   .\eerlandia.  0  41 

I  codici  manoscrilti,  yl  tiumero  di  oltre  trecetito,  comprendono 
cronache  del  paese,  statuti  civici  e  singolarinente  delle  arti.  Apprez- 
zabilissimo  e  !o  statuto  originale  di  Groriinga  (da  cui  si  son  Iratte  le 
copie  della  hihlioteca  pro  excolendo  iure  putrio)  delT  anno  1425, 
membranaceo,  copeito  di  veiuto  verde  a  riporti  d'argento:  agii  an- 
goli  soiio  rappresentate  a  rilievo  le  virtü  teologali  e  le  cardinali,  non 
che  la  vittoria  tendente  la  palma  e  la  Corona  a  premiare  i  virtuosi : 
nel  mezzo  l'aquila  hicipite  porta  sul  venfre  lo  scudo  (fascia  verde 
tra  due  bianche)  della  citta  di  Groninga.  Del  resto  il  pregio  iiitrin- 
seco  di  qiiesto  codice  fu  ben  riconosciulo  per  lo  passato,  daeche 
pubbllcossi  nel  1828  dalla  societä  pro  excolendo  iure  jxitrio,  nel 
terzo  volunie  degli  atti  di  quella,  corredatolo  con  molte  note  e  col 
saggio  del  carattere.  Altra  genima  della  biblioteca  e  la  collezione 
degli  statuti  delle  arti,  original!,  in  membrana,  colle  giunte  succes- 
sive  fino  al  principio  del  secolo  scorso.  AI  valore  storico  interno 
aggiungono  1' esteriore  di  legatnre  squisite  a  metalii  iiobili,  cogli 
emblemi  delle  arti  (riportate  in  due  tavole  al  teriniiio  dell'  opera 
teste  annunziata),  coi  nomi  degli  oldennanns  e  dei  due  capitani,  cui 
era  demandata  la  presidenza  della  confraternita.  I  libri  a  stanqia  non 
sono  in  gran  numero,  e  la  piü  parte  e  d'uso  archivale. 

3.  Societa  teolo^ica. 

Questa  riunione  di  teologi  protestanti  forniatasi  neJ  1833,  beu- 
che non  estesa  (16  sono  i  membri  ordinarj,  minore  la  cit'ra  degli 
straordinarj)  die  nullostante  prova  della  propria  operosita  colla  pub- 
blicazione  d'  un  giornale  <),  il  cui  titolo  corrisponde  all'  impresa 
sociale:  Good's  woord  id  de  wuarheid.  La  parole  di  Dio  l'  la  reritii. 
Questo  giornale,  di  cui  si  da  ora  la  terza  serie,  tratta  soggetti  di 
sola  teologia  uello  stretto  significato  della  parola,  coinprendendo  pure 
articoli  di  bibliogralia  teologica.  Lo  scopo  avuto  ilnora  in  miia  dai 
redattori  fu  la  propagazione  del  principio  religioso:  essere  nel  cri- 
stianesimo  oggetto  priucipale  la  vita,  non  il  dogma;  aver  questa  vita 
11  suo  punto  di  partenza  dalhi  persona  di  Gesü  Cristo,  e  non  sola- 
niente  dalla  sua  doltrina.  Colla  terza  serie  la  sociela  si  propoue  il 
compito  di  richiamare  la  puhblica  attenzioue  sull'  at'tinilä  dell"  ele- 
mento  evangelico  della  chiesa  protestante  col  cattolicisnio.   e  quiiuli 


»)   \V:uirlici<l   in  lieltle,    \»,'>~. 


042  Vnleiit  in  eil  i  .    Delle   hililiolfche 

(li  entrare  in  gnivi  trattazioni  sull'  avvenire  della  cliiesa  crlstiana, 
quando  avrä  associato  all*  elemento  caltolico  della  chiesa  romana  e 
greca,  revangelico  del  libero  esaine.  del  sapere  e  dell'individnalismo 
de"  protestaiiti. 

4.  Ifiibl.  g^iaiii^eiiistica. 

Collo  scopo  di  diffondere  i  buoni  libri  e  mantenere  e  rinfrancare 
lü  spirito  religioso,  fii  aperto,  a  cura  della  comunila  gianseiiistica,  un 
gabinetto  di  lettiira,  fornito  di  opere  olandesi,  tedesebe,  francesi,  su 
soggetti  dogmatici,  niorali,  storico-ecclesiastiei,  ascetici.  Dal  1843, 
in  cui  se  ne  diede  un  indice  i),  la  biblioteca  fu  notevolmente  accre- 
scinta. 

5.  Bibl.  pedag^og^ica. 

L'istituto  per  Tistruzione  de'  maestri  eleinentari  e  fornito  di 
una  snffieiente  biblioteca  eh'  essi  fondarono  a  loro  nso  da  non  mol- 
t'anni,  provvedendola  non  solo  di  opere  di  pedagogia,  ina  eziandio 
di  carte  topograficlie,  d'incisioni  e  stromenti  di  fisiea.  Nel  1849  ne 
dierono  essi  il  primo  catalogo  2),  accompagnandolo  cogli  statuti 
redatti  in  dieci  articoli.  Con  quimto  amore  s"  occupassero  dell'incre- 
mento  di  questa  primordiale  biblioteca,  lo  mostra  il  primo  siipple- 
mento  3),  pubblicato  due  anni  dopo.  Ad  incrementare  di  buoni  libri, 
la  piü  parte  pedagogici,  la  biblioteca,  contribuira  il  generoso  legato 
di  piü  che  mille  volumi  *),  che  il  dottore  in  legge  T.  van  Swinderen 
lascio  com' ultima  testimonianza  d'affezione  a  quell' istituto,  di  cui 
avea  curato  gli  interessi  come  niembro  della  commissione  diretrice. 

G.  Bibl.  Ouyot. 

Due  direttori  contemporanei  dello  slabilmento  de'sordo-muti  in 
Groninga,   C.  e  R.  T.  Guyot,  dottori  in  medicina  e  diritto,  condotti 


•)  Calalogus  Villi  ile  hibliutlit'ek  der  rooms-cathol.  lees  inrigting  te  firoiiiiijjcn,  1  ianiia- 
rij,    1843.  'ff  üruiiiiig-eii,   l.ij  M.  J.  Sla.loot,   |i.  32,   S". 

*)  Lijst  der  boeken  vaii  de  kueekscliunl  vonr  schoolonderwijzers  te  Groningen.  Gro- 
ningen,  1849,   p.  37,  8". 

3)  Eersle  verfolg  »an  de  lijst  der  boeken  van  de  kweekscliool  voor  schoolonder- 
wijzers te  »ironingen.    Groningen,   1851,  p    14,  8". 

■»)  Lijst  der  boeken  uilniiikfiide  liet  legaat,  aan  de  kweek.school  voor  schoolenonder- 
wijzers  te  Groningen,  ^eniaakt  door  Mr.  Th.  van  Suinderen ,  in  leven  leid  van  de 
cummissie  over  de  kweeksciiool.    Groningen,    lööl,  p.  30,  8". 


e  delle  societä  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  0  4u 

dair  amore  del  lor  ministero  e  animati  dall"  esempio  del  loro  padre  e 
zio,  aggiunsero  al  fondo  gia  eslstente  tale  quantita  di  libri,  che  que- 
sta  speciale  raccolta  puö  dirsi  a  buon  dritto  unica.  Opere  stampate 
in  Europa  e  fuori  d' Europa;  opuscoli  di  poche  pagine  che  si  sot- 
traggono  spesso  alle  piü  diligenti  ricerche;  libri  sull'  istruzione 
de'  sordo  muti,  prima  che  ne  f'osse  inventata  1"  arte  d'  istruirli.  A 
questa  importante  collezione  f»  data  origirie  dal  pastore  protestante 
Guyot,  padre  e  zio,  come  ho  detto,  dei  due  nominati,  fondatore  del- 
r  istituto  l'anno  1790,  alla  cui  memoria  fu  coliocato  un  busto  nella 
piazza,  dirinanzi  l'edificio.  Mostrava  il  figlio  continuare  le  utili  pre- 
stazioni  del  genitore,  coUa  piibblicazione  della  dissertazione  per 
laurea  in  diritto  i).  Frattanto  la  biblioteca  era  cosi  cresciuta  che 
nello  stesso  anno  se  ne  fece  conoscere  al  pubblico  il  contenuto  2). 
Morto  il  fondatore  (1828),  non  desistettero  i  dae  cugini,  gia  pre- 
posti  alla  direzione  dell' istituto,  dall'aggiungere  nuovi  libri,  traendo 
specialmente  vantaggio  dai  rapporti  coi  principali  istituti  europei, 
asiatici,  americani,  formando  una  collezione  estesissima,  ricca  di 
opere  difficili  a  trovarsi  in  commercio,  ch'  essi  cos'i  suddivisero  : 
I.  Istruzione  de'  sordo-muti ;  II.  Orecchia,  udito  e  loro  difetti ; 
III.  Mimica;  IV.  Formaziorie  delle  idee  e  modi  di  esprimerle.  Alla 
prima  classe  riportarono  le  opere  caratteristiche  sui  sordo-muti,  i 
libri  d' istruzione  e  lettura  pei  sordo-muti,  le  opere  sugli  istituti  e 
quelle  in  cui  trattasi  incidentemene  de' sordo-muti,  le  opere  stese 
dai  professori  de'  sordo-muti  e  dagli  stessi  sordo-muti,  le  opere 
sugli  istituti  e  quelle  in  cui  trattasi  incidentemente  de'  sordo-muti. 
Alla  seconda,  che  comprende  le  opere  neile  quali  s'  offre  lo  sviluppo 
anatomico,  fisiologico,  patologico  sulP  orecchia  e  sulP  udito,  va  unita 
una  Serie  di  preparati  in  cera,  per  agevolare  l'intelligenza  della  ma- 
teria  trattata  in  que'  libri.  Passate  in  rassegna  nella  terza  classe  le 
opere  sulla  mimica,   tratta  la  quarta  delle  opere  sulla   formazione 


')  Dissertatio  iuridica  inaugmalis  de  Iure  surdo-mulonim  ,  quam  pro  gradii  docloratu» 
in  iure  roinano,  et  hodierno  die  rite  ac  legitime  capessendo,  publica)  dispulatiuiii 
offert  Rembt  Tobias  Guyot  Groninganus ,  in  choro  templi  academici ,  «d  diem 
16  iunii  1824,  hora  12  Groningse,  apud  J.  Oonikens,  acad.  typogr.  p.  XVI,  180,  8".. 
con  tesi  e  composizioni  poefiche  al   lino,  non  toniprese  nella  paginatura. 

2)  Sijstemalische  'geraiigscliikte  lijsl  der  werken  en  gesehrilten  over  door-stommen  en 
onderwijs  aan  door-sloinmen  en  die  welke  daarmede  in  verband  slaan  ;  mel  en  inhoud 
en  een  regisler.   Te  Groningen,   bij  ,1.  Ooinkens,   acad.  drukker,  1824,  p.  VI,  107,  S**. 

sitzb.  d.  phii.-iiist.  ci.  xxxviii.  Bd.  IM.  im  :h» 


544  Valen  tiiielli,   Delle  bihliotcche. 


delle  idee,  sulla  lingua  materiale  e  sulle  sue  fiinzioni,  sulle  lingue 
artificiali,  cioe  sul  telegrafo ,  sui  gesti,  sulla  stenografia,  sulla  pa- 
rola.  Apposero  que'  dottori  come  appendice  le  opere  su'  ciechi. 
Questa  preziosa  collezione  fu  resa  da  loro  di  pubblica  ragioue,  eon 
dettagliato  catalogo  i).  Siccome  poi  la  bibiioteca  e  di  proprietä  spe- 
ciale degli  autori  del  catulogo,  cosi  e  da  sperarsi  cbe  vorranrio 
generosamente  alla  loro  mancanza,  donarla  all'  istituto,  il  quale  puo 
solo  garantire  la  conservazione  e  1'  aumento  di  quella  distinta  rac- 
colta.  A  raggiungere  lo  scopo  intavolö  opportune  praticbe  il  diret- 
tore  di  quell'  istituto,  dott.  A.  W.  Alings,  alla  cui  compiacenz.a 
singulare  devo  Tintroduzione  prcsso  i  proprietarj,  e  l'esame  della 
bibiioteca. 

7.  Bibl.  pro  excolendo  iure  patrio, 

Le  lezioni  pubbliche  di  diritto  patrio,  date  l'anno  1761  a  Gro- 
iiinga  dal  professore  Van  der  Mark,  furono  accolte  cosi  favore- 
volmente  che  formossi  in  quell'  anno  stesso  una  societä  volta  allo 
studio  del  diritto  del  paese,  doude  intitolossi  pro  excolendo  iure 
patrie.  Con  quanta  premura  essa  si  conservasse  fin  da  principio,  lo 
mostrano  le  memorie  pubblicate  2).  Pare  perö  che  la  bibiioteca  isti- 
tuita  contemporaneamente  alla  societä  non  prosperasse  gran  fatto, 
quanto  a  libri  stampati :  infatti  nel  primo  indice  s)  son  questi  sover- 
ciiiati  dal  numero  e  dall'  importanza  de*  codici  manoscritti,  donati  la 
maggior  parte  alla  societä,  fra  quali  devono  a  preferenza  ricordarsi  i 
seguenti:  aj  Chronica  der  Freessen,  inholdende  den  oorsprunk  und 
herkunf't  der  Freessen  ;  cronaca  assai  rara,  scritta  al  principio  del 
secolo  decimosettimo;  bj  Der  Sachsen-spiegel  met  glosf>en,  in 
olandese,  colTannotazione  al  fine:   „Hie  Über  Saxonurn  seu  speculum 


1)  Liste  lltteraire  philocope,  ou  catalogue  d' etude  de  ce  qui  a  ete  public  jusqu' ä 
nos  jours  sur  les  sourds-muets,  sur  1' oreille,  T  ouie,  la  voix,  le  laiigag'e,  la  mi- 
mique ,  les  aveugles  ec,  par  C.  Guyot,  doct.  en  medec.  et  R.  J.  Gayot,  docteur  eii 
droit,  instituteurs  des  sourds-raiiets  ec.  Grouingue,  J.  Oomkens,  imprini.  de  l'uui- 
vers.,  1842,  p.  XV,  496,  63  (d' indiee),  8». 

2)  Verhandelingen  ter  naspoiingen  van  de  wetten  en  geslelheid  onzes  vaderlands  waar- 
bij  gevoegd  zijn  eenige  analecta  tot  dezelve  betrekkelijk,  door  een  genootscbap  te 
Groningen  pro  excolendo  iure  patrio.    Groningen,   1773 — 1846,  vol.  VI,  8". 

3j  Lijst  van  de  handschriften  ,  kaarten  en  boeken  ,  beboorende  tot  de  verzameling 
van  het  genootscbap  pro  excolendo  iure  patrio,  opgerigt  te  Groningen,  in  het 
jaar  1761—1831.  -  S.  d.,    p.  36,  S». 


e  delle  societä  scientißco-letterarie  della  Xeerlandia.  545 

„ejus  est  finitum  et  completum  per  manus  Theodorici  de  Doeden- 
„weerda  m.  a.  p.  sub  anno  incarn.  1479,  saLbato  ante  letare,  de 
„quo  laudetur  qui  vivit  et  regnat  in  secula  seculorum  amen", 
aggiuntivi  gli  statuti  di  Hunsingo,  Hummerke,  Dijken,  Langewold, 
Fredewolt;  c)  Der  stadboek  (statuto)  van  Groningen,  in  tre  esem- 
plari,  uno  traseritto  dall"  originale  delT  archivio,  il  seeondo  domitn 
dal  consigliere  di  stato  H.  L.  Wichers;  d)  Leggi  antiehe  dei  Fri- 
sonni ,  in  olandese;  e)  Tre  codici  contenenti  lo  statuto  di  Emis<yo. 
Pochi  e  di  una  secondaria  importanza  sono  i  manoseritti  a<r"'iunti 
dappoi,  deseritti  da  pochi  anni  i)»  eccettuate  perö  le  foiiti  del  dirilto 
della  Frisia ,  del  dott.  di  Rechthofen,  contenenti  carte  e  memorie 
de'  tempi  aiidati,  riferentisi  alla  cittä  di  Groninga.  Fra  gli  stampati 
maneano  afTatto  edizioni  dei  secoli  XV — XVI;  la  piü  parte  data  dallo 
scorso  a'  nostri  gioriii.  » 

Scemato  d'assai  il  numero  de'membri,  la  biblioteca  che  non 
conta  piü  che  1000  volumi,  fu  deposta  da  qiialche  anno  in  quella 
deir  universitä,  cui  fu  accordato  il  diritto  d'usarne.  N'  e  ora  bihlio- 
tecario  e  commissario  delle  corrispondenze,  Tarchivista  H.  0.  Feith. 

§.  Societa  di  storia  naturale. 

Mi  maneano  atTatto  notizie  su  di  questa  societä  fondata  da  pochi 
anni  a  uno  scopo  locale:  la  sua  operositä  e  atlestata  diii  rapporti 
SU*  proprj  lavori  2). 

Due  altre  societa  sonosi  in  Groninga  consecrate  a  suddivisioni 
speciaii  della  zoologia,  delf  ittiologia,  delT  entomologia.  La  piü  im- 
portante  e  la  entomologica,  che  conta  4ö  membri  del  regno,  paganti 
sei  fiorini  annui  ciascuno,  e  4  stranieri.  Questa  societä,  oltre  d'  of- 
frire  i  rapporti  delle  sedute  nei  giornali,  raecolse  in  uti  volume  le 
sue  trattazioni  sj. 

O.  Bibl.  Oizeliaiia. 

Professava  giurisprudenza  nella  universiiä  di  Groninga,  sulhi 
fine  del  secolo   decimosettimo,    il  dott.  Jacopo  Ozelio,   e  condotto 

•)  Tweede  lijst  van  de  Handschriften,  kaarten  en  boeken,  behoorende  tot  de  verm- 
meling-  van  het  genootseliap  pro  excolcndo  iure  patrio,  opgerijft  le  Groning-en,  bei  lu 
jaar  1761  — ISÖÄ.    S.  d.  p.  44.  S». 

')  Verslag  van  de  werkzaamheden  en  den  slaal  van  bei  {,'eiioolschap  ter  bevordering 
der  natuurkundige  wetenschappen  te  Gronincren.   i8ö3 — 1806,  S^. 

'}   Handeliiigeii  der  iN'ederl.  enlonioingische  vereeuing.    Leiden,   1854,  4". 

3G* 


546  V;ile  iiti  II  e  1  li  .    Delle  biblioleche 

dair  amore  de"  buoui  studj  raccoglieva  iiella  lunga  sua  carriera  il 
cospicuo  numero  di  dodicimila  opere  d'ogni  classe  del  sapere,  ma 
segnatamente  delle  partite  storica,  teologica,  giiiridica.  II  maturo 
esame  delle  opere  da  lui  acquistate  mostra  a  suflicienza  come  cgli 
tenesse  dietro  al  valore  iutrinseco  della  materia  trattala,  anziehe  alla 
vana  pompa  delle  edlzioni  e  della  laritä  del  libro,  mancandovi  affatto 
prodiizioiii  del  secoloXV  o  impresse  in  pergamena,  in  carte  grandi  ee. 
L'editore  del  catalogo  ^),  nel  proemio  steso  in  un  latino  a)  indegno 
della  cittä  in  eui  pubbücossi,  non  accenna  a  vendita  che  se  ne  sia 
fatta,  benche  possa  trarsene  sospetto  da  alcune  nebulose  espres- 
sioni  8).  I  pochi  codici  manoscritti  appariscono  nel  catalogo  com- 
penetrati  fra  i  libri  a  stampa. 

lO.  Itibl.  Alting. 

• 

Uffenbach  tenne  memoria  ne'  suoi  viaggi  *)  della  biblioteca  del 
borgomastro  dlGroninga,  Menso  Alting,  siccome  costituita  da  piccolo 
ma  scelto  numero  di  manoscritti  di  storia,  fra' qiiali  indicava  come 
migliori  i  seguenti:  aj  Un'  antica  cronaca  membranacea ,  a  caratteri 
minutissimi,  pubblicata  da  Antonio  Matteo,  nel  tom.  111  degli  Ana- 
ledonim,  da  questo  codice,  perö  con  molti  errori;  b)  Altra  cronaca 
di  Arminio  Meneo,  scritta  nel  1265;  c)  Chronicorum  Hollandiae  et 
West-FrisioB  libri  XIX,  Henrico  Gonde,  canonico  regidari  professo 
in  Tabor  monasterio  Salvatoris ,  prope  Sneek ,  sene  LH  atinorum, 
auctore,  fogl. ;  d)  Sicke  benninge  chromjkal  der  vriescher  landen 
en  de  Stadt  Groeningen.  Drie  deelen.  cartac.  in  fogl.;  ej  Vita  Men- 
sonis  AlUngii  viri  clarissimi  descripta  ab  üffone  Emmio,  autogr.  in 


1)  Bibliotheca  Oizeliana,  sive  eatalogus  elegantium  libroruin,  quos  magno  labore  ac 
sumptu  collegit  vir  nobilis  ac  consultissimus  Jacobus  Oizelius ,  dum  viveret  i.  c. 
Polyhistor,  iuris  puhliei  in  inclyta  aeademia  firoiiiiigiU  et  Oralandia;  professor ,  in 
duas  partes  divisus.     Lugduni  Balavor.  ap.  Petrum  vander  Aa.,   1692,  vol.  II,  S". 

2)  „Volui  paiticipare  huiic  mundo  impressione,  ut  amatores  possent  discere  extali  con- 
clavi  apparatioris  auctores  qui  iis  adhuc  sunt  ignoti,  et  possiiit  excitari  ab  impres- 
sionibus  eius,  ut  fierent  sectatoies  et  exelsores  in  qualitale  et  quantitate  utruraque." 

3j  „Qui  utuiitur  catalogo  domini  beati  Nicolai  lleinsii  iiixta  hunc,  qui  anibo  impressi 
sunt  in  una  forma,  poterint  invenire  omnia  quae  peitineat  ad  cognitionem  libro- 
lum,  optaiiduni  erat  quod  aliquis  faceret  indicem  alphabeticum  amborum,  et  adhuc 
esset  pluris  usus,   ut  possent  invenire  in   primo  aspectu  qu*  qua;rerent,    quorsuni 

auctor  invitat  et  optat  omnibus  paoem." 

Merkwürdige  Reisen,  vol.  II,  p.  243 — 244. 


e  delle  socielä  scientifico-lettei-arie  della  Neerlündia.  .)47 

fogl.;  f)  Erae  mutidi  conditi  verum  capiit.  Opera  astrologico-reli- 
giosa,  in  fogl. 

11.   Bibl.  Wolther. 

Fin  da  tre  anni  una  delle  piu  distinte  biblioteehe  private  di 
Groninga  era  quella  del  medico  Arminio  Wolther,  che  estesa  ad  ogni 
ramo  del  sapere,  contava  da  oltre  20000  volumi.  Ora  non  resta  di 
questa  che  la  memoria  nel  catalogo  i)  redattone  per  Y  asta  che  se  ne 
tenne  nei  mesi  d' ottobre  1858,  1859.  U  primo  volume  contiene  le 
classi :  medicina  ,  teologia  ,  filosofia  ,  letteratura  neerlandese;  il 
secondo  belle  lettere,  storia  civile  e  naturale. 

13.   Bibl.  Riedel. 

Altra  biblioteca  privata  che  merita  d'essere  ricordata  con  lode 
e  quella  del  dottore  in  filosofia  e  lettere,  Enrico  Riedel,  correttore 
del  ginnasio  di  Groninga ,  autore  stimato  di  parecchie  opere  -^  Oc- 
cnpatosi  fin  dal  principio  della  sua  carriera  negli  studj  della  lettera- 
tura classica  aiitica  e  della  storia,  raccolse  con  amore  quanto  si 
riferisce  a  queste  due  abbondevoli  classi,  tanto  del  paese,  quanto 
deir  estero ,  e  giunse  a  formare  di  per  se  la  raccolta  di  presso  a 
12000  volumi,  raccolta  ricchissima,  se  si  ponga  mente  alla  specialita 
della  materia.  Dopo  l'olandese,  vi  si  trova  rappresentata  con  van- 
taggio  la  parte  tedesca.  Come  sussidio  agii  studj  critici  su'  classici 
greci  e  latini,  prestasi  una  splendida  collezione  di  atti  d'  accademie 
e  socielä  scientifiche.  Dedicatosi  nella  sua  gioventii  il  proprietario, 
specialmente  allo  studio  d'Orazio,  pubblicö  un  elaborato  commento 
air  epistola  I.  del  primo  libro  3).  Questo  e  non  altro  fu  il  motivo  per 


')  Bibliotheca  Woltliersiana ,  sive  catalogi  libioium  ([uos  silii  coinparavit  llormannii> 
Wolthenis,  raedicinae  doctor  Groningoe.  Groningae,  apud  H.  J.  Schiebcrbeek. 
1838—1859,  vol.  II,  8«. 

2)  Algemeene  geschiedenis  van  de  volken  en  stateii  der  oudheid ,  buiine  leden. 
staatsleven.  beschaviiig,  kuiislen  en  liüei-atiiur,  door  dr.  II.  Riedel.  Gri>Hin«:en,  van 
Boekeren ,  1841 — 1832,  vol.  V,  8.  —  Inleiding  in  de  geschiedenis  der  negenliende 
eeuw,  door  G.  E.  Gervinus  ,  vertaald  door  doct.  II.  Itiedel.  Te  Groningen,  bij  R.  J. 
Scbierbck,   1833,   8». 

3)  Q.  Horatii  Flacci  Epistola  I.  ad  Augiistuni ,  iilustrante  II.  Riedel,  (iruningiv, 
1831,  80. 


I 


048  Va  1  e  n  t  i  n  e  II  i ,     Delle  biblioteche 

cui  riuiil  a  poco  a  poco  un  insigne  numero  di  edizioni  delle  opere  di 
Orazio,  di  cui  egli  stesso  stese  un  dettagliato  catalogo :  vi  pri- 
meggiano  alcuni  scelti  incunabuli ,  T  edizione  aldina  del  1501,  le 
splendide  di  Baskerville,  Ibara,  Didot,  Bodoni;  la  singulare  in  8". 
stampata  da  Murray  di  Londra  nel  1839,  nella  quale  al  principio  ed 
al  fiiie  di  ciaseun  componimento  sono  incisi  o  un  monumento  archeo- 
logico,  0  un  costume  in  rapporto  al  testo.  II  numero  complessivo 
delle  edizioni  delle  opere  intere  d'  Orazio,  dal  Riedel  possedute, 
nionta  a  226,  di  parti  d' opere  ad  89,  di  versioni  e  parafrasi  a  37, 
di  conjmentarj  e  dissertazioni  su  Orazio  a  213. 


Limburg,  —  Limburgum,  Ager  leodiensis,  lat. 

Maastricht,  ol.  —  Maestricht,  fr.  e  ted.  —  Trajectum  ad 
Mosam,  lat.  —  Traict-sur-Meuse  (sec.  XV). 

1.  Bibl.  piibblica. 

Nel  tempo  in  cui  la  costruzione  giä  cominciata  del  palazzo  mu- 
nicipale  e  la  difficoltä  a  sostenerne  le  ingenti  spese  parea  dover 
assorbire  esclusivamente  le  eure  di  quel  inagistrato,  rivolgea  questi 
il  pensiere  alla  fondazione  d'una  pubbiica  biblioteea,  opportunamente 
avvertendo  niun  altro  luogo  meglio  convenirle  che  la  casa  del  co- 
niune.  Itifatti  posta  la  prima  pietra  di  quell'  edifieio  il  21  luglio  1659, 
lo  si  inaugurava  solennemente  il  7  luglio  1664,  avendo  giä  prece- 
dentemente  (4  ottobre  1662)  il  consiglio  maggiore  determinatp  che 
ciaseun  impiegato  della  magistratura  rinuncierebbe  alla  metä  del 
compenso,  somministratogli  annualnientedallacittäper  fuoco,  lumi  ec, 
onde  assegnarne  il  ricavato  al  vantaggio  della  nascente  biblioteea. 
Siccome  pero  tal  mezzo  era  insufüciente  a  raggiungere  con  qualche 
sollecitudine  lo  scopo  desiderato,  quello  stesso  consiglio  aggiungeva 
(16  decembre  1684)  che  ogni  impiegato  al  niomento  della  sua  no- 
mina  dovesse  deporre,  prima  d' entrare  in  funzione,  una  sovrana 
d'oro  in  nvano  della  commissione  della  biblioteea. 


e  delle  societi  scientifico-letterarie  della  Neerlandia.  o49 

Nella  difficoltä  della  scelta  di  opere  che  doveano  gettarp,  a  cosi 
dire,  le  basi  della  piibblica  biblioteca,  la  commissione  alle  compere 
si  deteriTiinö  ad  acquistare  fra  i  libri  dicbiarati  dalT  opinione  pubbliea 
come  piü  utili  e  di  maggior  importanza,  quelli  il  cui  prezzo  elevato 
non  metteali  alla  portata  delle  fortune  private:  operato  lodevolissimo 
t'he  ben  meriterebbe  d'essere  imitato,  se  il  bibliotecario  non  avesse 
a  tener  dietro  alle  esigenze  del  pubblico,  non  sempre  illuminato  siii 
suoi  veri  interessi,  o  travolto  dalla  passione  nellä  corrente. 

Con  quanto  favore  fosse  accolta  questa  patiia  istituzione  lo  ap- 
palesa  il  dono  che  ne  rese  ben  auspicata  l'origine,  dacche  nel  16G9 
gli  eredi  del  comandanle  militare  Van  Ittersfurn  offersero  molti  libri 
giä  a  questo  spettanti,  perciö  contrassegnati  a  titolo  di  riconoscenza, 
col  nome  del  comandante  e  dei  donatori. 

Benche  non  fosse  corrisposto  alla  biblioteca  un  assegno  annuale 
(oggi  fissato  nella  tenue  somma  di  200  fiorini),  nuUostante  il  comune 
aequistö  nel  1671  per  580  patagoni  la  libreria  del  defiinto  bacel- 
liere  Hillensberg,  e  per  22  tre  opere  nel  1684;  volse  a  beneficio 
della  biblioteca  nel  168S  il  ricavato  della  vendifa  di  200  esemplari 
della  Recueil  des  recez  de  la  ville ,  e  l'anno  stesso  aequistö  le  due 
importanti  collezioni  di  Parigi,  la  Bizantina  (vol.  XXII,  f'ogl.)  e  la 
reale  de'  concilj  (vol.  XXXVII,  fogl.). 

Accresciuta  cosi  a  poco  a  poco  la  biblictteca,  non  bastö  a  con- 
tenerla  la  modesta  sala  assegnatale;  donde  nel  detto  anno  la  si  tras- 
feri  nelle  due  grandi  stanze  del  secondo  piano  sopra  la  sala  de'principi 
e  della  cancelleria  degli  Scabini  di  Liegi.  I  nuovi  incrementi  degli 
anni  successivi,  ne'  quali  acquistossi  la  giande  BibUotlteca  Patrum, 
due  globi,  Celeste  e  terrestre,  e  una  parte  notevole  della  libreria 
del  dott.  Enrico  Loyers,  morto  a  Lovanio  il  1686,  detenninarono  la 
reggenza  ad  aprirne  nel  gennajo  1690  l'accesso  al  pubblico,  due 
volte  la  settimana,  e  di  preporvi  un  custode  collo  stipendio  di  50ilo- 
rini  annui.  E  per  apparecchiare  agii  accorrenti  piü  degna  stanza, 
avviso  opportunamente  la  reggenza  di  allogare  al  pittore  di  Maestriclit 
Maestro  Gilissen,  il  dipinto  a  chiaroseuro  delle  quattro  virtü  cardi- 
nali  in  fronte  al  Camino  della  sala  maggiore,  lavoro  retribuito  dal 
comune  nel  1713  con  400  fiorini. 

Minore  non  fu  nel  secolo  decimottavo  l'interessaniento  de'  pre- 
posti  ad  arricchire  la  biblioteca.  Ali'  Oceanus  juris  (Venetiis, 
1 584  —  1 590,  vol.  XXVII,  fogl.)  preso  poco iiinanzi  ( 1 692 ),  a>;giunsero 


o 


50 


Va  luii  ti  II  L'l  I  i ,  Delle  biblioteche 


le  migliori  edizioni  de'  classici  greci  e  latiai  d^Olanda,  le  opere  piü 
riputate  d'architettura,  di  disegno  *)  e  in  genere  di  arti  belle.  Fra' 
libri  stoiici  fu  pure  acquistata,  nella  prima  meta  di  quel  seeolo,  la 
grand'  opera  deil'  epoca :  Antiquite  expUquce  par  Montfaucon,  in- 
sieme  ai  supplementi. 

11  gcneroso  legato  fatto  nel  1735  alla  biblioteea  dal  predicatoie 
Locb,  di  inoili  de'  suoi  libri,  indusse  il  consiglio  civico  a  costruire 
nuovi  armadj,  in  cui  oltre  l'indicato  si  collocarono  anche  i  doni  sue- 
cessivi  de!  cavaliere  V'aii  Harren  e  di  M.  Groulard,  non  che  la  grande 
opera  de'  Bollandisti  (^Ada  Sanctorum,  vol.  LI,  fogl.),  rilevata  dalla 
vendita  della  biblioteea  del  coUegio  de'gesuiti,  l'anno  1774,  per 
107S  liorini. 

Formafasi  eosi  a  poco  a  poco  uno  degli  onorevole  titoli  di  vanto 
municipale,  era  la  biblioteea  lodata  da  quanti  scrissero  diMaestricht^). 
Ma  il  soffio  della  rivoluzione  eangio  le  sue  sorti.  Neil'  assedio  del 
1794  lo  scoppio  d'  una  bomba  iiella  sala  della  biblioteea  prodiisse 
guasti  eos'i  notevüli,  che  fu  necessario  cliiuderla.  Soggiogata  dalle 
armi  di  Francia  la  citiä,  dovette  questa  pagarle  il  tributo  della  con- 
quista.  Cogli  oggetti  d'arte,  avviati  alla  capitale,  si  maiidarono  pure 
da'  commissarj  francesi  i  cemelj  della  biblioteea  e  buon  nuinero  di 
apprezzate  edizioni  olandesi.  Di  qui  la  ragione  per  cui  Camus,  visi- 
tatala  nel  1802,  la  dichiara  di  poca  importanza  3). 

Trasferita,  sotto  l'impero,  la  biblioteea  alla  scuola  dipartimen- 
tale  nel  giä  convento  de'  dominicani,  fu  distribuita  negli  armadj  della 
antica  libreri;i ,  riunen(iovisi  gli  avvanzi  di  questa,  fra  quali  erano 
pure  parecchie  eccellenti  opere,  come  la  poliglotta  di  Aria  Montano 
e  pregevoli  edizioni  di  santi  padri.  Molte  opere  teologiche,  di  antica 
filosofia  e  di  storia  le  provennero  da' monasterj  soppressi,  special- 
mente  dagli  agostiniani    e    di  Slavante :    altre    piü    di    argomento 


')  II  14.  geiinajo  1732  fu  aceorilato  dal  coroune  un  credito  di  10  luigi  d' oro  per 
r  acquislo  d'  una  collezione  dl  disegnl,  eseguiti  a  peniia  da  J.  A.  Vandre,  di  Franefort. 

2)  Histoire  generale  des  Pays-Bas,  tom.  I,  p.  2ä5;  Saumery.  Delices  du  pays  de  Liege, 
1744,  tom.  IV,  p.  97;  üescription  ahregee  du  Brabant  hoUandaia  et  de  la  Flandrc 
hoUandaise,  Paris,  1788,  p.  288. 

^)  „La  hibliolheque  n' a  rien  de  particulier;  dans  les  depdts  beaucoup  de  livres  de 
nulle  valeur;  quelques  manuscrits  qui  nc  sont  precieux  iii  par  leur  aiicieiinete, 
iii  par  Icur  coiileiiu :  ce  sont  des  sermonnaircs,  des  coinmentateurs  de  la  theolog-ie 
ou  du  droit,  quelques  editions  aiicieiines."  Voyage  fait  daus  les  departeineiits  nou- 
vellement  ittunis.    Paris^  1803,  tom.  11,  p.  1. 


e  delle  societÄ  scientifico-letterarie  deUa  Neerlandia.  5o  1 

storico-religioso  ne  mando  il  governo  francese  dal  depositi  dei  con- 
venti  chiusi  di  Metz,  Cobleriza,  Cologna.  Fra  gli  acquisti  d' alloiii 
meritano  d'essere  ricordate  aicune  recenti  edizioni  di  classic!  antichi, 
alcuni  trattati  moderni  di  storia  naturale  e  di  chimica,  V  Encyclopedic 
methodique  completa. 

Fondata  nel  1817  l'universita  di  Liegi,  cui  per  decreto  sovrano 
era  devoluta  una  parte  delle  collezioni,  finora  dl  spettanza  degli  sta- 
billmenti  di  medlo  Inseguamento,  la  reggeuza  di  Maestrlcht,  temendo 
a  raglone  che  quel  senato  accademico  stendesse  la  mano  sulla  pro- 
pria  biblloteca  perche  riiinlta  al  collegio,  ne  ordinö  ben  tosto  11  tras- 
ferimento  alla  casa  del  coinune,  ornandone  la  nuova  sala  di  fronte 
alla  giä  occupata,  cogli  armadj  a  forme  archltettonlche,  delf  antica 
biblloteca  de'  domenlcanl. 

La  biblloteca  cosi  costltulta  e  aperta  al  pubblico  11  luned'i,  il 
ntiercoledi  e  il  sabbato  dalle  ore  10  alle  12  del  mattlno  e  dalle  2  alle 
4  pomerid. ,  dispensandosi  llbri  a  prestlto  ai  soll  consiglierl  di 
reggenza  e  al  professori  delT  ateneo  i)-  Rlcca  di  quasi  20000  vo- 
luml,  contiene  pochl  manoscritti,  fra  quali  si  possono  citare  un 
Catholicon  del  1288,  ed  una  piccola  blbbia  del  secolo  XIII,  a  carat- 
teri  minuti  e  molto  regolari.  Assai  piü  fornita  e  la  scorta  delle  edi- 
zioni del  secolo  XV,  e  rare:  un  Giuseppe  Flavlo,  stampato  in  Augusta 
il  1470,  la  grande  cronaca  dl  Norimberga,  la  prima  edizlone  dl  Pa- 
rigi  delle  cronache  di  Frossart,  del  1530.  Mi  e  grato  Tannunzio 
datomi  che  quelP  operoso  bibliotecario  sta  appareccbiando  un  cata- 
logo  dettagliato. 

Queste  accurate  e  minute  notizie  io  devo  in  gran  parte  alla  trat- 
tazlone  speciale  inserita  nel  tomo  VIII  del  Bibliophile  beige,  e 
riprodotta  in  operetta  da  se,  con  glunte  interessanti  -). 

3.  Societa  sciciitiiiclie. 

Nel  1782  una  societä  pairiotica  a  Maestrlcht  avea  aperto  il 
concorso  ad  una  memoria  sui  motivi  del  decadlmento  del  commercio 


•)  „De  leden  van  den  raiul  eii  de  professoren  van  liet  athenanini  holiben  alloeii  liet 
regd  bockdeelen  medc  naar  huis  te  neinen."  Arlicolo  dello  statuto  di  tiililioteiM. 

■ä)  Notice  sur  la  bibliotlieqne  publique  de  la  ville  de  Maestrlcht ,  par  M.  J.  .M.  Van 
Heylerhofl',  inembre  du  Conseil  de  re^ouoe  de  cettc  villi',  puliliö  avec  des  addi- 
tions  par  M.  de  Chenedolle,  directeur  du  Bulletin  du  bibliophile  beljje.  —  Bruxelles 
J.  M.  Hebole,  1852,  p.  lä,  S». 


552 


Valentinelli,    Delle  biblioteche 


e  deir  industria  di  quella  cittä  *).  Questa  societä  del  rcsto,  che 
anuoverava  fra'  suoi  membri  il  dotto  storico  di  Surinam,  Filippo 
Fermin,  Scabino  di  Maestricht,  pare  avesse  un' esistenza  efimera, 
dacche  in  onta  alle  piii  minute  ricerche,  non  ne  ebbi  ulteriore  notizia. 

Alcuni  fervidi  cultori  de' buoni  studj  nel  1821  si  aggregarono 
in  societä  che  denoniinarono  delle  scienze ,  delle  lettere  e  delle 
arti,  e  diedero  mano  quasi  tosto  alla  pubblicazione  d'una  serie  di 
Operette  annuali,  stampate  prima  in  francese  2),  pol  in  olandese  s), 
che  assai  giovarono  ad  illustrare  il  ducato  di  Limburg,  di  cui  Mae- 
stricht e  la  capitale. 

Le  investigazioni  storico -archeologiche  della  societä  delle 
scienze  presero  uno  slancio  cosi  determinato,  che  nel  1852  formossi 
una  nuova  Societä  di  storia  ed  archeologiu  *),  il  cui  scopo  precipuo 
e  la  pubblicazione  di  memorie,  di  piani,  carte,  che  si  riportano  alla 
storia  dell'  attuale  ducato  di  Limburg;  non  che  la  descrizione  dei 
monumenti  archeologici  della  provincia.  La  societä,  a  motivo  della 
sua  posizione  geografica,  adottö  T  uso  delle  due  lingue  francese  e 
olandese.  Essa  Consta  di  membri  effettivi  che  pagano  annualmente 
cinque  fiorini,  di  onorarj  scelti  fra'  dotti  stranieri,  e  nazionali,  domi- 
ciliati  fuori  della  provincia,  come  pure  di  corrispondenti.  Argomento 
di  lodevole  operositä  sono  i  fascicoli  degli  annali  della  prima  serie, 
tinora  pubblicati. 


Granducato  di  Lussemburgo. 
Lussemburgo,  —  Lucis  burgum,  lat.  —  Luxembourg,  franc. 

Bibl.  deir  ateneo. 

L'odierna  biblioteca  dell' ateneo  ebbe  vita  nel  1850,   dacche 
unordinanza  realedel  24gennajoprescriveva  chesiriunisseroin  unale 


*)  \.  Esprit  des  journaxix,  avril  1782,  p   341. 

2)  Aniniaire  de  la  province  de  Limburg,  redigfe  par  la  societe'  des  amis  des  sciences,  let- 
tres  et  arts,  etablie  J  Maesliicht.  Maestricht,  Burg-Lefebre,  1824—1831,  1846,   120. 

3)  Jaarboek  voor  het  hertog'doiii  Llmborg,  uitgegeven  door  het  genootschap  van  we- 
tenschappen  ,  letlercii  en  kiinsteii  te  Maaslricbt.  Maastricht,  ISSO  ...  Burg-Le- 
febip,    12". 

*)   (iuschied-  en  oudheidkundig  genootschap. 

*)  Memoire«  et  notes.    Maestricht,  1803—1860,  8". 


e  delie  «ocieti  scieotifico-letterarie  della  Neeriandia.  00  3 

biblioteche  a)  civica,  h)  dell' ateneo  raccolta  dal  1837  al  1830, 
c)  speciale  della  societä  per  la  ricerca  e  la  conservazione  dei  mo- 
nume7iti  storici  del  granducato,  assieme  al  museo  archeologico. 

La  civica  formossi  nel  1798  dagli  spogli  delle  biblioteche  degli 
stati  di  Lussemburgo;  del  collegio  di  gesuiti;  delle  abbazie  d'Orval, 
Bonnevoie,  Echternacht,  Münster  e  S.  überto;  dei  minori  osservanti 
di  Lussemburgo  e  Diekirch;  del  rifugio  di  s.  Massimino  di  Lussem- 
burgo, Dai  9000  volumi  che  vi  si  contarano  da  principio  montö  fino 
al  1850  agli  11145;  aumento  la  cui  poca  importaiiza  e  dovuta  ai- 
Tinsufiicienza  dei  mezzi  e  all'  assottigliamento  della  sostanza,  avve- 
riuto  negli  anniprimi.  La  direzioiie  della  biblioteca  fu  successivamente 
affidata  ai  bibliotecarj  J.  B.  Halle  (1798  —  1806),  D.  0.  München 
(1806—1817),  N.  Clusen  (1818  —  1848)  ed  A.  Namur. 

La  vecchia  biblioteca  delfateneo,  che  data  dall' anno  (1837) 
della  sua  riorganizzazione,  e  dovuta  alle  eure  del  sig.  Friedemann, 
direttore  del  ginnasio  di  Weilburg,  deputato  da  Guglielmo  I  a  rile- 
vare  lo  stato  dell'  istruzione  media  nel  granducato  di  Lussemburgo. 
Questa  missione  giovogli  mirabilmente  a  promuovere  la  fondazione 
d'una  biblioteca  ad  uso  dell'  ateneo,  al  che  si  prevalse  dei  rapporti 
amichevoli  con  molti  editori  tedeschi.  Infatti  con  lettera  2  febbrajo 
1837  egli  partecipa  alla  direzione  delf  ateneo  di  aver  ricevuto  da 
aicuni  libraj  tedeschi  di  sua  conoscenza  una  prima  spedizione  gratuita 
di  138  opere  in  168  volumi  per  la  biblioteca  dell' ateneo,  fidente  su 
una  seconda. 

Or  non  e  a  dire  quanto  queste  due  biblioteche  fuse  assieme  nel- 
r  istituto  granducale,  coli"  aggiunta  della  raccolta  della  societa  per 
la  ricerca  e  la  conservazione  dei  documenti  storici  del  granducato, 
acquistassero  di  valore  e  importanza,  tanto  per  ragion  delle  scienze, 
quanto  pel  servigio  del  pubblico.  Le  giä  distinte  collezioni  furono 
poste  assieme  e  coordinate  dietro  un  metodo  sisteniatico.  II  merito 
principale  della  collezione  dei  libri,  e  delle  ripartizioni  scientiüche 
devesi  al  bibliotecario  A.  Namur,  che  ad  agevolar  l'uso  del  tesoro 
affidatogli,  ne  pubblico  un  catalogo  \). 


•)  Catalogue  de  "la  biblioUieque  de  latliene  royal  (jranducal  du  Liuembourg ,  precede 
d' nne  notice  historique  sur  cet  etablissement,  par  le  bibliothecaire,  Dr.  A.  Niiniir, 
professeur.    Liuembourg,  Bück,   ISSä,  p.  836,  8". 


554  Valentinelli,    Delle  biblioteehe 

La  biblioteca,  che  insieme  alle  coUezioni  del  museo  fu  distri- 
buita  in  sale  opportune  delF  ateneo  ,  e  diretta  e  amministrata  da  un 
bibliotecario,  preso  per  cinque  anni  dal  gremio  dei  professori  del- 
r  ateneo,  nominato  dall'  amministratore  generale  dell'  istruzione 
pubblica:  al  bibliotecario,  in  caso  di  bisogno,  e  aggiunto  un  vice- 
bibliotecario ,  che  nell'  assenza  di  quello  ne  funge  le  veci,  sotto  ht 
direzione  d'un  professore  a  oiö  eletto.  11  bibliotecario  deve  alla  fine 
deir  anno  presentare  un  rapporto  sullo  stato  e  sui  bisogni  della 
biblioteca,  al  direttore  dell'  ateneo,  che,  dietro  consulta  coi  profes- 
sori, lo  accompagna  con  osservazioni  all'  amministratore  generale 
della  pubblica  istruzione. 

La  biblioteca  e  aperta  il  marted\  e  il  giovedi  dalle  2  alle  5  po- 

nierid.  ai  professori  e  agli  studenti  dell"  ateneo,  come  pure  ai  citta- 

dini,  quando  lo  consenta  e  ne  sia  garante  il  bibliotecario.  L' uso 

de'  libri  non  e  limitato  alla  sala  comune  di  lettura,  ma  esteso  al 

prestito  a  domicilio,   eolle  solite  eccezioni.  II  protocollo  delP  annua 

revisione  della  biblioteca  deve  essere  presentato  dal  direttore  del- 

r  ateneo,  al  principio  di  gennajo,  all"  amministratore  generale  della 

pubblica  istruzione.  La  dotazione  riportata  sempre  nel  bilancio  della 

pubblica  istruzione,  e  larga  abbastanza.  Dal  1850  al  1855  furono 

spesi  in  acquisti  di  libri,  i  piü  necessaij  all"  ateneo,  8600  fraiichi, 

non  compresavi  la  somma  straordinaria  di  4800  franclii  per  l'acqui- 

sto,  consentita  della  camera  dei  deputati,  di  parte  della  biblioteca 

del  prof.  Clomes.  Ai  detti  acquisti  devono  aggiungersi  numerosi  e 

ragguardevoli  doni.    Fra  i  piii  importanti  devono  essere  ricordati 

571  volumi,  presentati  in  varie  occasioni  dal  parroco  Maeysz,  361  di 

materia  medica,  provenienti  dalla  eredilä  del  dott.  Classen.  Perö  il 

primo  vanto  e  dovuto  al  prof.  Clomes  (m.  1853),  la  cui  splendida 

raccolta  di  10436  volumi  di  storia  e  119  carte  geogrufiche  puo  dirsi 

donata  in  gran  parte,  dacche  il  sig.  Bingen,  nipote  ed  esecutore 

testamentario  di  lui,  rispettando  un  desiderio  esternato  dal  Clomes 

mentr' era  in  vita,  cesse  alla  pubblica  per  4800  franchi,  come  ho 

detto,  quella  biblioteca  giä  ofticialmonte  apprezzata  10000. 

La  collezione  della  Societu  per  la  ricerea  e  la  coiiservazione 
dei  documenti  storici  del  grnnducato  di  Lussemhurgo,  ch' ebbe 
origine  contemporaneamente  alla  societa  (1845)  importö  in  biblio- 
teca una  ricca  scorta  d'opere  sul  paese,  e  va  continuametite  incre- 
mentandola  col  fondo  accordatole  annualineiite  dal  Governo,  colle 


r 


^  JJ  «J  M 

e  delle  societa  soientiflco-letterarie  della  Neerlandia.  003 

Offerte  spontariee  de'  cittadini,    colle  permute  degli  atti  cou  altre 
societa. 


I 


Colonie  neerlandesi. 

Le  colonie  neerlandesi,  per  tanta  parte  di  cielo  divise  dal  ceti- 
tro  governativo,  ne  saggiarono  in  tempi  a  noi  piü  vicini  le  benefiche 
provvidenze,  anche  per  ciö  che  risgaarda  la  diffusione  delP  istru- 
zione  ed  i  mezzi  di  prosperita  delle  lettere,  delle  scienze,  delle  arti. 
Nelle  Indie  orientali  fu  anmentato  il  numero  degli  istitutori,  come 
pure  quelle  dei  libri  elementari  in  malese.  A  notare  il  progresso, 
basti  rosservare  che  nell845  v'aveano  a  Giava  20  scuole  primarie, 
30  nel  1856,  e  53  con  3300  allievi  nel  1859.  Nelle  possessioni 
fuori  di  Giava  contavansi  13  scuole  primarie  con  585  allievi,  e 
33  pegli  indigeni  con  1157  allievi.  Ne  mancarono  scuole  alle  Mo- 
lucche,  sotto  la  direzione  dei  missionarj.  II  governo  eresse  di  fresco 
una  scuola  primaria  a  Sumatra  ed  un  giiinasio  a  Batavia. 

Lo  sviluppo  intellettuale  e  favorito  dal  piano  seguito  dal  governo 
neerlandese,  di  far  cessare  a  poco  a  poco  la  schiavitü  nelle  colonie; 
dalla  fondazione  di  giornali,  contandosene  15  a  Java,  tre  de"  quali  in 
lingua  malese;  dalla  pubbliciizione  di  cinque  raccolte  periodiche  ; 
dalla  erezione  di  due  societa  scientifiche  a  Batavia.  Aggiungasi  che 
la  missione  neerlandese  al  Giappone  (1858)  portö  i  piü  betielici  ri- 
.sultati  aiiche  alla  scienze^,  per  1'  accresciuta  molliplicitä  de'  rapporti. 

Batavia. 
1.  Societa  delle  arti  e  delle  seieiize. 

Questa  societa,  fondata  nel  1778,  adotto  il  motte  della  societa 
popolare  neerlandese  Ten  mitte  van  het  algemeen,  proponendosi  a 
scopo  l'avvanzamento  deik-  scienze  e  delle  arti.  Riguurdata  come 
sorella  della  societa  olandese  delle  scienze  d'Harlein,  apr'i  fin  da 
principio  concorsi  in  varie  ramilicazioni  dei  sapere,  ma  specialmente 
a  vautaggio  dell"  agricoltura  e  dei  commercio;  pubblico  opore  di 
storia  naturale,  archeologia,  costumi  e  abitudini  dell"  India  Orientale. 
Per  renJere  piü  piotittevole  la  istituzione,  lego  rapporli  colle  dottt* 
sociela  europee,    segnatamente  con  quelle  di  ll.iricm,    Kotterdam, 


1 


556  Vaientiuelli,  Delle  hibliotecbe 


Vlissingen  (piü  tardi  Middelburg),  non  che  colle  fattorie  della  com- 
pagnia  neerlandese.  Tre  anni  dopo  la  sua  fondazione  cominciö  a 
piibblicare  le  memorie  i).  GH  avvenimenti  del  1792  tristamente  in- 
fluirono  suIP  andamento  della  societä,  che  dovette  sospendere  i  suoi 
lavori,  non  avendo  essa  percio  pubblicali  che  soll  sei  volumi  delle 
dette  memorie  fino  al  1811,  anno  in  cui  Tisola  di  Giava  fu  soggetta 
al  dominio  inglese.  Quel  governatore  Sir  Tommaso  Stamford  Raffles 
prese  a  profeggerla  con  ispeciali  riguardi  ed  organizzola  in  modo 
migliore.  Sotto  di  lui  pubblicaronsi  i  volumi  settimo  ed  ottavo,  con 
doppio  titolo  inglese  e  olandese:  perö  le  memorie  contenutevi  sono 
stese  quasi  tutte  in  inglese. 

Avvenuta  la  ristorazione  neerlandese,  i  membri  ripresero  con 
piü  attivilä  e  suecesso  gli  intromessi  lavori.  Da  alcuni  anni  diedero 
mano  alla  pubblicazione  d'un  giornale  consacrato  specialmente  allo 
studio  della  lingua  e  della  storia  delle  popolazioni  indiane  2). 

La  biblioteca  della  societä  non  e  ricca  per  numero  di  volumi, 
ma  e  abbastanza  provveduta  di  opere  delle  classi  special!,  cui  la  so- 
cietä liniita  i  suoi  acquisti:  filosoüa  naturale,  geografia,  etnografia, 
storia,  politica,  filosofia  teoretica,  teologia.  Giä  nel  1846  la  societä 
ne  pubblicava  il  catalogo  s)  che  reimprimeva  piü  compiuto  dappoi  *). 
Questo  catalogo  deve  essere  apprezzato  non  solo  perche  e  il  primo 
dato  dalla  societä,  ma  sopratutto  perche  dovea  mostrare  il  cammino 
air  ordinamento  della  biblioteca.  Da  quel  tempo  questa  s'  e  aggran- 
dita  per  modo  ch'  e  necessario  un  terzo  catalogo,  locche  chiaro  ap- 
parisce  ove  si  pensi  che  il  primo  catalogo  contenea  1115  titoli,  ii 
secondo  178S,  e  al  presente  la  massa  de'  libri  s'  e  raddoppiata. 

La  direzione  della  societä  egualmente  considerando  che  non 
ogni  sezione   potea   egualmente   aumentarsi,    a  motivo   dei  mezzi 


>)  Verhiindelingeii  van    het   Batavisch    genootschap    der   kunsten    en    wetenschappen. 

Rolterdatn-Arnsterdara-B:itavia,   1781  —  1837,   vol.  I— XXI,  8«.,  XXII— XXVI,  4».    II 

volume  XVIII  coiitiene  uii  indice  cronologico  e  alfabetico  dei  dieciotto  prirai  volumi, 

pubblicali  dal  1781  al  1842. 
2)  Tijdsthrift  voor  Indische  l;ial-,   jand-  en   volkenkunde,   uitgegeven  door  het  ßafa- 

viaansch  genootschap  von  kunsten  en  wetenschappen  te  Batavia.  Bat.,  1833—1839,  8«. 
')  Bibliothecie  societatis  artiura  scientiaruraque,  quae  Bataviae  floret,   catalogns  syste- 

malicus,  curante  P.  Bleeker,  1846. 
*)   Bleeker  P.    Catalog-us  van  de  bibliotheek  van  het  Ba.aviaansch  genootschap  van 

kunsten  en  wetenschappen,  door  dr.  P.  Bleeker,  1846.    Twede  uitgave  door  J.  .Muü- 

uich.    ßatavia,    1838,   p.  XLII,   136,  8«. 


o  M  ^ 

e  ilelle  societA  scientifico-letterarie  della  Neerlaodia.  DD  t 

limitati,  si  applicö  negli  acquisti  a  quelle  opere  che  si  riferiscono 
alla  storia  naturale,  alla  storia  civile,  ma  specialmente  alla  lingui- 
stica  Indiana.    I  doni  frequenti  contribuiscono  all'  arricchimento. 

2,  Societä  cli  iiaturalisti. 

La  cultura  della  storia  naturale  in  un  paese  ove  i  fenomeni 
fisici  sono  cosi  straordinarj  e  variati,  dee  necessariamente  contribuire 
d'assai  all' incremento  de!  sapere.  Questo  vero  fa  pienamente  eono- 
sciuto  da  alcuni  naturalisti  delle  Indie  neerlandesi,  riunitisi  il  1851 
in  Batavia,  eon  un  fervore  che  molto  prornette  alla  scienza.  I  mem- 
bri  ordinarj  di  questa  societa,  le  cui  spese  sono  sostenute  da' suoi 
direttori,  dimorano  nell'  isola  di  Giava,  o  in  altra  parte  dell'  arcipe- 
lago  indiano :  i  corrispondenti  sono  dispersi  nella  Neerlandia.  La 
societa  diede  principio,  fin  dall'  anno  della  sua  fondazione,  alla  pub- 
blicazione  di  un  giornale  o  di  una  raccolta  di  memorie  i),  aecolta 
favorevolmente  dal  pubblico;  e  piü  tardi  a  una  serie  di  memorie  2). 
Essa  pubblico  pure  i  rapporti  e  i  processi  verbau  s),  non  che  una 
nuova  serie  di  memorie  *). 


1)  Natuurkundig  tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie ,  uilgegeven  door  de  natuurkun- 
dige  vereeniiig  in  Nederlandsch  Indie,  later  onder  redaclie  van  P.  Bleeker.  Data- 
via, 18Ö1 — 1856,  vol.  XII,  8<*.,  con  tavole.  11  quarto  voluuie  e  il  primo  Ji  una 
nuova  serie. 

2)  V^erhandeling-en  der  natuurkuiidige  vereening  in  Nederlandsch  Indiij.  Batavia, 
18Ö6— 1860,  vol.  IV,  40.,  con  tavole. 

^)  Alj(emeene  verslag  der  werkzaamheden  van  de  natuurkundige  vereening  in  Neder- 
landsch. Indie,  over  1851  — i8S4.  Batavia,  ISol— 1834,  8».  —Verslag  van  de  ver- 
gadering  der  natuurkund.  vereeniging  in  Nederl.  Indie,  9  noveniber  1853.  Batavia, 
1833,  8». 

*)  Verhandeliugen  der  natuurkundige  vereening  in  Nederl.  Indie.  Btavia,  1836 — 1860, 
vol.  IV,  4".,  con  tavole. 


558  ValeiitiJiel  li,    Delle   biblioteche 


I  n  d  i  e  e. 


Proemio pag.  305 

I.   OLANDA  MERIDIONALE. 

La  Aja.              1.  Bibl.  reale „318 

2.  Museum  Meermanno-Westreenianum „     329 

3.  Bibl.  Meerman .  „331 

4.  „     del  ministero  della  marina „     333 

5.  „      „         „            „     guerra „334 

6.  „     del  dipartimento  di  giustizia „     33S 

7.  „     della  Corte  suprema  di  giustizia „     336 

8.  „     del  consiglio  di  stato „     336 

9.  „     della  sec.  camera  degli  stati  generali    ...  „     337 

10.  „     del  dipartimento  delle  colonie „     337 

11.  „     della  soeietä  delle  colonie „     338 

12.  Soeietä  a  tutela  della  religione  cristiana     ....  „     339 

13.  Bibl.  chirurgica „    .340 

14.  „     della  guardia  svizzera „     340 

15.  „     frammassonica „     341 

16.  „     del  principe  Federico  d'Olanda „     341 

17.  „     Haria „343 

18.  „     Pauw „343 

19.  „     Bosch „344 

20.  „     Hulsiana „     345 

21.  „     Bleiswykiana „     346 

22.  „     Bilderdyk „346 

Rotterdam.       1.  Bibl.  della  soeietä  batava  di  filos.  sperim „     347 

2.  Soeietä  di  medicina „     348 

3.  Bibl.  dei  gesuiti „349 

4.  „     della  chicsa  giansenistica „     349 

5.  „     Neyaam „350 

6.  „     remonstrante „     351 

7.  „                 „         reformata „     352 

8.  _     Arkeliana „     353 


f.  Jelle  societi'i  scientifico-letterarie  della  Neerlandiw.  Ü%&- 

Rotterdam.        9.  Bibl.  del  dott.  G.  F.  F.  Groshans pag.  354 

10.  Prima  societä  promotrice  dell'  innesto  del  vajuolo  „     354 
Delft.                  1.  Istituto  reale  neerlandese  degli  ingegneri  e  poli- 

tecnico „     335 

2.  Istituto  di  linguistiea  e  d'  etnografia  per  le  Indie 

neerlandesi „     357 

3.  Bibl.  di  s.  Barbara „     338 

4.  „     del  ginnasio „     359 

5.  „     Berekel „     360 

Gada.                 Bibl.  civica „361 

Dordrecht.        1.  Bibl.  Rutgers ....  „363 

2.  „     Albina „     363 

3.  „     civica „363 

4.  „     della  scuola  latina 364 

5.  „     Scheuten „     364 

6.  „     Walliana „364 

7.  „     Colviana „365 

Leida.                 1.  Bibl.  dell'universitä ...  „     365 

2.  „     Tisiana „382 

3.  „     Vallona „384 

4.  Societä  di  letteratura  neerlandese „     385 

5.  „        reale  neerlandese  d'articoltura „     387 

6.  Museo  e  biblioteca  Siebold „388 

7.  ,,      delle  antichitä 389 

8.  Bibl.  Lipsia „391 

9.  „     Erpen „393 

10.  „     Heinsio „393 

11.  „     Scriveriana „     394 

12.  „     leMoyne „396 

13.  .,     Boerhave „396 

14.  „     Bosch „397 

15.  „     Wittenbach „398 

16.  „     Sandifort „398 

n.  OLANDA  SETTEi\TRIOi\ALE. 

Amsterdam.     Proemio  .   •   • "    ^^^ 

1.  Accademia  reale  delle  scienre „     401 

2.  Bibl.  pubblica  o  dell'  ateneo „     410 

3.  „     civica -     **''' 

4.  „     remonstrante-ril'ormata „418 

5.  „     degli  anabattisti „     420 

6.  „     della  comunilä  vallona „     423 

7.  „       „            „         luterana »     423 

8.  „     della  chiesa  angiicana »     423 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Cl.  XXXVIII.  Bd.  III.  Hft.  37 


^  ft  ft 

Amsterdam. 


Harlem. 


Boom. 

Enkhaizen. 
Alkmaar. 


V  ;i  I  e  II  t  i  II  (•  I  I  i  .   Iii'llc   liililiiil(-i.'he 

9.   Socipfä  olandcse  dclle  belle  arti  c  delle  seienze  .  pajr.   424 

10.  „         ter  bevardering  der  genees- en  heelhaidc 

11.  Societä  neerlandesc  tot  hcvordering  der  genees- 

kurist „     427 

12.  Bibl.  della   coniinissione  niedica    provinciale   del- 

rOliinda  seUentrioiKilc „     428 

13.  Societä  del  Medisch-lees-muscurn „     428 

14.  „         neerlandesc  di  farmacia „     428 

15.  „        reale  di  zoolofjia „     429 

16.  „         fieii    onvermeeide    arbeid    komi    alles   te 

boven „     430 

17.  Societä  d'  agricoltura ,,     431 

18.  „        di  navigazione  neeilandese „     432 

19.  Bibl.  dclla  societä  tot  bevordering  der  totihmni  .    .  „     432 

20.  Societä  tot  mit  van  7  algemeene „     433 

21.  „         dei  professori  de'  ginnasj  Neerlandesi   .    .  „     434 

22.  Bibl.  de'  libraj „435 

23.  „     della  societä:  Felix  meritin „     436 

24.  „        „         „          Arti  et  amicitiae „     437 

25.  „        „         „          Docirina  et  amieitia     ....  „     438 

26.  „        „         ,,          Lecs-museum „     439 

27.  „     Nicolaiana „     440 

28.  „     Maarseveeniana „     441 

29.  „     Krysiana „442 

30.  ,,      Crevenna „442 

31.  „     Koning „444 

32.  „     di  Cornelio  Knrico  a  Roy „     446 

33.  „     Willmetiana „447 

34.  ,.     Steenwijk.    .    .    .     • „448 

35.  „     Voorst „448 

36.  „     Van  Lennep  .    .     • „     450 

37.  „     Vrolik „450 

1.  Bibl.  pubblica „451 

2.  Societä  Teylor „454 

3.  Raccolta  municipale „     456 

4.  Sociclä  neeilandese    per    il    progiesso    dell'   in- 

dustria „     458 

5.  Societä  olandcse  delle  seienze „     458 

6.  „        di  seienze  economiche „     460 

7.  Bibl.  Enschede „460 

8.  „     Van  Oosten  de  Biuyn „     461 

1.  „     pubblica „462 

2.  Societä  medica „     462 

Bibl.  pubblica „462 

civica .,     463 


I 


Egmond. 
Helder. 


Middelbarg. 


Bolduc. 
Breda. 


Utrecht. 


Ämersford. 


Arnem. 


e  delle   soc'ietä  scientifico-letterarie  delia  Neerlandia.  5ÖX^ 

Bibl.  deir  abbazia  ....        ^        pag.  463 

i.  Bibl.  della  direzione „     464 

2.      „     degli  allievj _     465 

III.  ZELANDA. 

1.  Societä  delle  scienze „     466 

2.  Bibl.  provinciale ^     467 

3.  „     medico-cbirurgica „     468 

4.  „     Willenisen „     468 

5.  ,.     ßoyaard „     468 

6.  „     Goez      „469 

IV.  BRABANTE  SETTEMKIONALE. 

Bibl.  provinciale         „     469 

1.  Bibl.  deir  accademia  militare „     474 

2.  ,.     civica „     476 

3.  ,     de  Wijs „476 

V.  UTRECHT. 

1.  Bibl.  deir  universitä „     477 

2.  „     civica „     484 

3.  „     capitolare „     485 

4.  „     giansenistica „     486 

5.  „     Klarenburg • „     487 

6.  Societä  delle  scienze  e  delle  arti „     488 

7.  „         storica „     489 

8.  ,.        d'agricoltura  e  orticoltura ^     490 

9.  Bibl.  Grevia „490 

10.  „     Boendermaker „     492 

11.  „     Markiana „     493 

12.  „     Wichling „494 

13.  „     Rueb  e  Swellengrebel „494 

14.  „     Royards .494 

15.  „     Jutfaas -     495 

16.  „     van  Marie „495 

1.  „     pubbüca -     496 

2.  „     Coenen „     496 

VI.  GHELDRIA. 

1.  Bibl.  pubblica .497 

2.  „     Prodense  conamur 303 

3."  Societä  di  storia  e  letteratura:  frodesse  conamur  „     504 
4.         „       di   storia   naturale  :      Tot    mit    en   verge- 

noegeii ...  504 

37* 


/'■/  - 

Himega. 
Zotphen. 

Harderwiik. 
Thiel. 


Daventer. 
ZwoUe. 


Enschede. 


Leeuwarden. 


Dokkam. 
Franeker. 

Bolsward. 

Worcum. 

Staveren. 


Groninga. 


V  ;i  I  eil  t  i  II  t>  I  I  i  .    I>i"lle    hililii>leclii' 

Bibl.   civica pag.  50a 

1.  Bibl.  del  senafo 506 

2.  „     della  cattedrale „507 

Bibl.  deir  universita ,     507 

Bibliotpca ,,     508 

VII.  (IVERYSSEL. 

1.  Bibl.  deir  ateneo „509 

2.  „     Cuperana »     512 

1.  „     provinciale «     514 

2.  civica „     516 

3.  „      pubbliea „     516 

4.  ,,      Theum „517 

5.  „     tot  nut  van  't  algemcen „     518 

1.  „      pubbliea • „     518 

2.  ,.     degli  anabattisti „     518 

VIII.  FRISIA. 

1.  Bibl.  provinciale „     519 

2.  Societä  frisonna  di  storia,  antichitä  e  lingua.    .    .  „     523 

3.  Bibl.  niunicipale „     527 

4.  „     della  corte  di  giustizia ,,     528 

5.  „     della  societä  tot  nut  van  't  algemeen  ....  „     528 

6.  „     Beucker • „529 

Biblioteche 529 

1.  Bibl.  pubbliea „530 

2.  Altre  biblioteche „533 

Bibl.  Hilarides „534 

„     Domna „     535 

„     pubbliea »     535 

IX.  GROMNGA  et  OMLAISDIA. 

1.  Bibl.  dell'  universita „     536 

2.  „     civica „540 

3.  ..     teologica „     541 

4.  „     giaiisenistica 542 

5.  „     pedagogica „     542 

6.  „     Guyot „542 

7.  „     pro  excolendo  iure  patrio „     544 

8.  Societi»  di  storia  naturale „     545 

9.  Bibl.  Oi/A-liuna • ^    .  „545 

10.  „     Alting „546 

11.  ..     Wolll.cr „547 

12.  ..     Ried.-i „547 


e  delle  societä  scieiititico-letterari«  riella   Neerlaiidia.  -^Ö» 

X.  LIMBURG. 

Maestricht.        1.  Bibl.  pubblica pag.  548 

2.  Sociefä  scientifiche o51 

XI.  GRA^DUCATO  DI  LUSSEMBURGO. 

LuSSemburgO.  ßibl.  dell'  ateneo 552 

XII.  COLONIE  NEERLANDESI. 

Batavia.  1.  Societä  delle  arti  e  delle  scienze „     .^55 

2.       ,.         (li   naturalisti ö.i7^ 


\ 


OO  Hr.    F  r.    Mülle 


Beiträge  zur  Lautlehre  der  armenischen  Sprache. 
Von  Dr.  Friedrich  Möller, 

Dootor  der  allgemeinen  Spracliwissenscliuft  an  der  Wiener  Universität. 

Das  Armenische  ist  noch  immer  für  den  Sprachforscher  ein 
schwieriger  Boden.  Dies  hat  seinen  Grund  in  zwei  Puncten.  Erstens 
in  der  eigenthümlichen  Natur  und  Ausbildung  der  Sprache,  die  ihrer 
Anlage  nach  eine  echt  eranische  ist  '),  aber  doch  viele  fremde  Ele- 
mente in  sich  enthält,  die  noch  nicht  genügend  ausgesondert  und 
erklärt  sind;  —  zweitens  in  dem  Umstände,  dass  jene  Sippe  der 
indogermanischen  Sprachen,  in  welclie  das  Armenische  gehört,  noch 
nicht  eine  selbstständige  und  umfassende  Bearbeitung  erfahren  hat. 
Denn  mit  dem  Sanskrit  allein,  wie  es  in  der  Veden-  und  Brahmaneii- 
Literatur  uns  vorliegt,  lässt  sich  nicht  alles  im  Armenischen  befind- 
liche indogermanisi'he  Gut  erklären,  das  hier  eigentluindich  ent- 
wickelt und  umgeformt  vorliegt.  Dazu  bedarf  es  einer  selbstständi- 
geren und  specielleren  Untersuchung  des  eranischen  Sprachgebietes. 

Betrachtet  man  denjenigen  Theil  des  Armenischen,  der  als 
indogermanisch  bezeichnet  werden  kann  —  denn  von  ihm  muss  man 
vor  allem  andern  ausgehen  —  so  fallen  dem  Beobachter  besonders 
zwei  Puncte  auf. 

Erstens  ist  das  Armenische  im  Vergleich  zu  den  mit  ihm  ver- 
wandten Sprachen  sehr  vocalarm;  es  duldet  Häufungen  von  Conso- 
nanten,  wie  sie  keine  indogermanische  Sprache  duldet.  Es  erinnert 
in  dieser  Hinsicht  an  die  umherliegenden  kaukasischen  Sprachen 
und  das  ijjm  nahe  gelegene  Aramäische.    Wir  linden  da  Formen  wie 


')   Vfrj.  fiieiiien  Aiifsal/.   in   Kuhn   iinil   Seh  I  <■  ic  h  »•  r' s   Reitriigeii    111.  Rand. 


(ieilrii;,'!'  /iii  l.autlfliie  der  ;iriiieiiisclit'ii  Sprache.  "^^-f 

p^bth  (bzisk)  Arzt,  .u^ipffzlfLiJ.  (aubzHkeUJ  uuheWhar, ^f£/-r(!itshim) 
ich  gehe  herum,  »ff^piui,  (skzbmi)  des  Anfanges,  «y""/:'//  Cptp^ljj  '^^r 
Frucht,  4/""^A  (mkrtcki)  des  Täufers,  ^^.i-p tfuipi^  ((]rtkmmhel) 
murnnehi,  M/^Ä^^  (nnskel)  schlafen,  ^"i'hLi^  (qnnel)  untersuchen. 
•M,pu,'ii^Li^  (trtnshel)  inurtneln,  denen  höchstens  niif  inaiicht'  alt- 
baktrische  Form  an  Seite  gestellt  werden  kann,  an  <leren  riclitiger 
Schreibung  wir  aber  vollen  Grund  zu  zweifeln  haben. 

Zweitens  finden  wir  im  Armenischen  einen  aulValleriden  Cber- 
fluss  an  Zischlauten  und  Hauchlauten,  der  einen  Anfangs  ganz  ver- 
wirrt. So  gibt  uns  Peter  mann  folgende  an:  «/  (ahe),  *^  ((ha), 
^  (tsa),  ^  ((hh('),  i_  (sha,  K.  G,  scha),  t  (tshu,  K.  G.  tscha),  l 
(dshe,  K.  G.  dschc),  fj  (tzo);  ferner  /»  (che),  ^  (hho),  j  (hi). 
Über  diesen  Punkt  werden  wir  unten  bei  Betrachtung  der  einzelnen 
Zeichen  das  Nähere  bemerken  und  den  Grund  dieser  Verschieden- 
heit anzugeben  suchen. 

Neben  diesen  beiden  Puncten  ist  besonders  der  Werih  der 
Buchstaben  p,  ^,  7-  und  «y,  ^,  «»  auffallend.  Erstere  drei  entsprechen 
ihrer  Stellung  nach  im  Alphabete  den  semitischen  i,  j,  i,  griech. 
ß,  y,  S;  letztere  den  semitischen  d,  d,  n,  griech.  tv,  x,  t.  Die  jetzi- 
gen Armenier  aber  sprechen  seihe  zum  grössten  Theile  umgekehrt 
aus,  so  dass  hier  eine  völlige  Lautverschiebung  eingetreten  ist. 
Diese  Lautverschiebung,  obgleich  sie  sich  auch  in  der  neueren 
Aussprache  als  tmr  dialektisch  herausstellt,  ist  dennocii  ziemlich 
alt,  und  selbst  die  älteste  Sprache  war  von  derselben  (vom  jetzigen 
Standpuncte  freilich  in  umgekehrter  Weise)  nicht  verschont.  \N  ir 
heben  folgende  Fälle  hervor: 

tuJiy  (nmp)  \\  olke  =  Skr.  ambhas  Wasser,  ««««««i/'-'  (ntamn) 
Zahn  =  griech.  ödovv-,  vSkr.  danta,  muiL/^  (alei)  hassen  =  latein. 
odi,  L"  (i>sj  ich  ^  altbaktr.  6J^'-  (azem).  Skr.  nham,  puIi,,»  (^baiit) 
Gefängniss  =  altbaklr.  band,  Ski-,  baudh,  binden,  fesseln.  ^^«"^//(Vj 
Fluss  =  aliblr.  *(5»^l?  (raid/il),  y^»»/./^  (<J'^''0  ^^'«sen  =  Skr.  rid. 
#^h,.h7/ä^  (gtani'l)  linden  =  Skr.  i'ind,  ln'uiiLi^  (klanvl)  verschliiigfii 
=  Skr.  (jr,  latein.  (fula,  liLiuf^  (kcal)  leben  =  Skr.  ////•.  ^/'/'  (kiii) 
Weib  =  allb.  -^\i']^((jh{'na),  ^\<\^(<ihnd),  Skr.  vedisch  yiiti  'if;„/,i 
(nstil)  sich  setzen  =  Skr.  ni -\- sad,  ""'i'  (ohi)  Fiiss  =  allb.  -"vS^ü 
(pddha).  Skr.  pdda,  »•.m/.i^  (uti'-lj  essen  =  Skr.  ad,  --"'''  (tasii) 
zehn  =  Skr.  da^uiu,  »'-.nntiiLf^  (Icmnel)  sehen  =  Skr.  dr{\  —•••'1. 
{tun)  Haus  =  Skr.  d/tthtia/i.    "/'/""  (^ii'l)   Herz    -    Skr   hrd.    ••••••! 


^tS^  Dr.   Kr.   Müller 

(^tal)  geben  =  Skr.  da,  griech.  didcont,  ">/>•-  (tiv)  Tag  =  Skr. 
divasa,  vergl.  div-ä  bei  Tage,  ^^/»«^  (qirtn)  Schweiss  =  griech. 
IdpüK;,  Skr.  sric?,  schwitzen. 

Indem  wir  zur  Betrachtung  der  armenischen  Consonanten  über- 
gehen, ziehen  wir  vorerst  die  drei  ältesten  consonantischen  Grund- 
laute  k,  t,  p  und  g,  d,  b  herbei. 

//    k. 

Dass  dieser  Buchstabe,  der  von  den  jetzigen  Armeniern  mei- 
stens g  gesprochen  wird,  ursprünglich  k  lautete,  dafür  bürgen 
ältere  Transscriptionen,  so:  ^^i/k'^'  (kajen)  ==■  j'p  (qdjin),  f^pwJh.^ 
uififfifu  CgramatikosJ  =  ypafi/xaTcx6(^,  ujflgti^fiu^nufni,  (^arqepiskopos) 
=  dpyiznlaxoTto^:,  ib"'k''^  (diakon)  =  dtäxovo^,  liiußbi^p  (ka- 
thedr)  =^  Tiaßidpa,  l/";j"p  (kajsr)  =  xacarxp,  ^«/^«/^  (kanon)  = 
xavwv,  ^tupfyfiTjnu  ( karkinos)  =  xapxiviK,  Idbiifilinu  (^kperikos)  = 
xl7^ptx6(;. 

Der  Laut  entspricht  altindogermanischem  k,  im  Sanskrit  ^, 
T^,  im  Allbaktrischen  5,  im  Neupersischen  ^,  am  Ende  oft  4,  das 
in  solchen  Fällen  im  Pelilewi  immer  als  k  auftritt,  in  der  Mitte  oft 
aus  k  abgeschwächtem  ^. 

•u^'h  (akn)  Auge  =  latein.  ocu-lus,  altslav.  OKC» ,  p-uJpjistf 
(bambak)  Baumwolle  =  neiip.  L^  (panbah)  'f-mlhiuli  (^günak) 
Farbe,  Weise  =  ueiip.  AJy  (gmiah),  lu—uiujlf  (dastak)  HandgrifT 
=  nenp.  aI.jJ>  (dastah),  'tf'"i'"'i  (dipak)  Goldstoff  =  neup.  aLj 
(dibdh),  arab.  t^LoJ  (dibdg-nn).  Rnzi^li  (thosak)  Wegzehrung  = 
neup.  ikl^y  (tosali),  /(lup^  (kathn)  Milch  =  latein.  flajct,  ^uii^ 
(knmil)  wollen,  ^«««^Jp  (kamq)  Wille  =  neup.  »^  (kam).  Skr. 
käma,  '{""iMi  (kapik)  Alle  =  Skr.  kapi,  lilfp"t  (kerp)  Form,  Gestalt 
=  altb.  -^^J^J^  (kerefs),  acc.  ejejJ^Jj  ( kerepem),  ^^7»«»^^  (kertel) 
machen  =  aIlb,^^j^J5  (kerent),  l/yp  (kojr,  spr.  kuir)  blind  =  neup. 
jf  (kor),  Päisi  ^^5  (kor),  ^utJi^ff  (hamak)  ganz,  alles  =  neup.  A,A> 
(hamah),  <^L'zu,ui^  (hrestak)  Bote,  Engel  =  ^^^^  (firikah), 
Jlumusli  (matak)  WeibcluMi,  Mutterthier  =  neup.  i^U  (mddahj.  Skr. 
mdtar  Mutter,  J7>i-//b  (mükn)  Maus  =  Skr.  müshika,  'buMÜlulf  (tiamakj 
Brief,  Buch  =  neup.  i^\j  (ndmah),  ^lu^iu^  (navak)  Schifflein  = 
Skr.  nun  mit  dem  Suffixe  ka,  ^'^»"/»  (nkar)  Bild,  Gemälde,  "i'litapt 
(nkarel)    bilden    :=   nenp.  jlx^J    (n'igdr),    >ii'u,„lfLp   (patker)    Bild, 


Beitrage  zur  Lautlelice  tlei-  Miineiiisehen  Sprache.  'Q  i  O 

Gegenbild  =  iieiip.  ^^i  (puigar),  muti.uitulf  ( partakj  BedeckuiiLr, 
Schleier  =  neup,  4^  (pardak),  •/fi^u.li  fwicak)  Besitzthiim  =  neup. 
i>y^  (wezahj  eigen,  u,u,luu„uti  ßachtak)  Tafel  ^  neup.  <)üs^  (tach- 
tah),  hpunPiuli  (^eramak)  Herde  =  neup.  <U;  (ramuk),  lfiiu.nL(, 
(krtser)  klein,  vgl.  altsl.  KpaTXKZ,  ßpayjx;. 

Seltene  Fälle  sind:  ""^/»  (oskr)  Bein  =  kriech,  daxiov  =  lat. 
OS  =  ost,  wo  k  aus  t  entstünden  seheint;  r  ist  ein  im  Armenisclien 
häufijier  Bildungszusatz.  In  uliLnnup  (skesiir)  Schwiegermutter  = 
Skr.  gvagrü,  «^«^^7^  (skund)  Hündchen,  vgl.  Skr.  gvan  und  gutb. 
hunds,  "»««Y/»  (t(igr)  Schwager  =  Skr.  devar,  griech.  dafr^p, 
scheint  der  Guttural  aus  v  entstanden  zu  sein,  wie  dies  im  Anlaute 
im  Neupersischen  und  Armenischen  keine  seltene  Erscheinuntr  ist  1), 
wohei  dann  g  nach  s  sich  in  k  verhärten  musste. 

Wird  von  den  heutigen  Armeniern  meist  wie  d  ges[iroehen,  hat 
aber  bestimmt  die  Geltung  von  t,  wie  folgende  Transscriptionen 
beweisen:  iu'iiu,^f>u,  (^anahit)  =  alth,  -«^fjo'-")*»  (analiita),  mnuip,,^ 
iliufMh  (^astropahon)  =^  u.azp<>LÜ.ßoz,  if-ptudluntfilim,  Qjramafikoi^y  =^ 
fpapparixüc; ,  u,f,npu/i.  (^tigran^  =  Trfpwrr^!:; ,  u,n,lßl,[d-  (töhllh)  = 
Tioßiz. 

Der  Werlh  dieses  Zeichens  ist  altiudugermanisclies  t,  im  Skr. 
cT,  ^  altbaktr.  <?,  1»,  im  Neupersischen  O,  oft  auch  ans  t  abge- 
schwächtes J,   mitiichmal  aus  einem  Dental  entstandenes  ^■. 

uinuftu,  faspet)  Reitir  =  Skr.  agvnpnti,  «""«1  (astp)  Stern  = 
griech.  darr^p.  Skr.  vedisch  str,  altbaktr.  i*^""^^  (ctdre),  neup.  tjc^ 
(sitdrah),  uMu,i,u„j^„Jt,  (((tritgojn,  s]ir.  atragtt in)  feung  =  allh.  '"«?— 
(dtar),  neup.  jj>\(ddar).  lu-iy,  (dast)  Ebene  =  neup.  sJU^.i  (diik), 
^usuu.,uff  (dastuk)  Haiidgritf  =  nenp.  aLjJ>  fdnstnh),  vgl.  aitb.  -»«?»j^ 
(zagta)  Hand,  ^Vwliasta.  7»""  (dat)  Gesetz  =  nenp.   :>\^  (ddd). 

-».#>«/7/  (stfüi)  =  Skr.  -st/tdna,  alt!>.  -{'tdua.  nenp.  J^  (stau), 
q^ncuinii  (dustv)  Tocliler  =  SLr.  duliiittr.  7//'«^/.«  (drachtj  Garten 
=  nenp  J^jJ  (diracht)  Hauni,  liLiiu.Lf^  (kertcl)  machen  ^  aitb. 
<!f>^{^{3  (kerent),  v""""""'  (hnstat)  feststehend,  ein  Particip.  praes. 
von  sthd  (tastul  «»der  snsliitj.  -^iiLi-mulf  (lirOstnk)  =  neii|i.    .vl^ 

M   V-;!.  meine  iM'iiierkiiiiyiMi   in   Kuhn   ii.  S  c  li  1 1- i  c  ii  c  r  ".s   (Seitriigeii,   ll:iiiii  U. 


|l3'4  l>r.   F  r.   .M  ii  I  I  e  r 

(firikah)  «/?"'""'^  (matak)  =  ajU  (mddahj,  j'"V"  (jd^t)  Opfer  = 
altb.  -»'«?>*'->^  (yagta),  '"-qy  (iipt)  Kamel  =  Skr.  ushtra,  «y.«".«»- 
uluu/bl>  (pataschani)  Antwort  =  altb.  *^»»ö  (pniti)  -}-  neup.  ^j^ 
(sachun  oder  suchaii),  Pehleui  priD  (sachiin),  Pärsi  |>ci>"'-"  ("fa- 
hhun),  uiutut^u.!"  (patgam)  Antwort,  Botsehalt  =  biblisch  DJDQ 
(pitgäm),   syr.  pa.,^2j^    (petgömo),    neup.  -«-j  (paigham),   'nu,u,^ 

.^^tuJluunp  (pntgamaror)  Botsehafter  =  neup.  j\,»^  (paig/inmbnr), 
i^uju.fftf,  (patkerj  Bild  =  patikara  „imngo''  in  der  Inschrift  von 
Naksch-i-Rustam,  neup.  ^^j  (pnigar).  uiiupuuuff  (partak)  Be- 
deckung =  neup.  AJ^j  (pardah),  '"»f'i.u,!^  (^stanal)  wegnehmen  = 
neup.  (J^ll-j  (sitddan),  •••nfiii  (stin)  Brust  =  Skr.  stana,  uu,uät.u,i, 
(stavar)  gross,  dick  =  neup.  j\^\  (ustnvär)  fest.  Skr.  sthavaru, 
•liuui  (wntj  böse  ^^  neup.  Jj  (badj,  «"«^«"««^  (tachtak)  Tafel  ^= 
neup.  <Cs£  (tachtah),  «««/«y  (^^«i^'J  VVärme,  u,u,uff.i^  (tapil)  oder  "»««- 
ufiu'hiui^  (tapanal)  warm  sein  =  Skr.  fap,  altb.  >{w-<f  (tafnu)  lieiss, 
neup.  C;oIj"  (tdf'tau),  Causale  von  ^ap,  —"'^'f' (tohni)  Familie  =  altb. 
-»i^"^  (taokhma),  neup.  ^  (tochm),  «/y«..^^  (trtmil)  Schmerz 
empfinden  =  neup.  Jj.>  (dard)  Schmerz,  uputui^nu^^  (ptannQ  kalt 
sein  =  altb.  -««^fjl«-«  (garetaj,   neup.  ■:>j^  (snrd). 

Dass  besonders  der  Zahnlaut  an  der  alten  Lautverschiebung 
Theil  genommen,  ist  aus  den  Beispielen,  die  wir  oben  angeführt 
haben,  wo  ««  altem  d  entspricht,  hinreichend  ersichtlicii. 

"t  p. 

Seine  jetzige  Aussprache  ist  meistens  b:  die  richtige  Aus- 
sprache p  ist  aber  durch  alte  Transscriptionen  sichergestellt,  wie 
folgt:  lu^äuin  (agap)  =  äyänrj,  iuiipLi,f/,iJinufnn  (arqepiskopos)  = 
df)yi£7tioxn7:n(;  u^iu(,iif,li  (^parsik)  =  mpatxi'x:,  ^J^  (pdrsij.  «y«/l- 
'h/,^  fpohiikj  =  Tzopvtxi'x;.  u^pL-utnii  ^prefor)  praetor,  t^irmpnu  (pe- 
trosj  =  Ifizpo::,  itfqiuun/i,  fppaton)  =  Jllä'iov  etc. 

«Y  entspricht  altindogermanischem  p,  Sanskr.  T.  altbaktrischeni 
0.    neupersischem  *__*.  oft  auch  aus  p  gescinvächtem  »_»,   z.  B. : 

qfi-/'"ff  (dipukj  Goidstoir=  neup.  aL.^  (dibdh),  von  der  Wur- 
zel dlp  glänzen.  '(•"•iMi  fkapik)  Affe  =  Skr.  kapi,  lil-i"i  (körp) 
Form.  Gestalt  =  altb.  -^^J^Sj  (kcrcfs),  acc.  eJüVjj  (kehrpem). 
ilL/infuin   fkcrpns)    Liinien    =    wSkr.    kdrpdna ,    i/!»iii/tfi„   fmogpef) 


Beiträge  zur  l^uullehre  der  armenischen  Sprache.  &fi^ 

Feuerpriester  =  neup.  J^'^-o  (mahad),  ••fiun.u,i.  fparav)  altes  Weib 
=  vSkr.  purima,  muM,n,uiiliMiuL/>  (palnschani)  Antwort  =  ;iltb.  »^»»a 
(paiti)  -\-  nenp.  ,js^  (suchauj.  ^«/^/^y^  (kapel)  fassen,  binden  = 
lat.  cnpio,  i^uiut^utif  (^patgamj  Botschaft  =  neup.  ^«-j  fpaiglmm). 
ufiuu,^t[,  (patker)  Bild  =  neup.  ^^  (puigarj,  ufu,pu,iuff  (^partakj 
Schleier  =  neup.  a.>^  (pardah),  ufibn^^  (pmül)  betiachten  =  Skr. 
pag,  n/ut'^tf^  (pahel)  bewachen,  ufm-^i^u/b  fpahpcuij  oder  ufisi-^iuufii/it 
(pahnpaiij  Wächter  ==  neup,  oLAi  (pihbün),  ufu^jJiu'ii  ( pajman) 
Vertrag  ^  neup.  ül<^  (puimän),  t^.u'bfii,  (panirj  Käse  =  neup.  j<^ 
fpanir);  davon  tutubpu/inui^  (panranal)  „zu  Käse  gerinnen",  «»«»«y 
Itap)  Wärme,  .»«1.^/;^  (tapil)  warm  sein  =  Skr.  tap,  s"'-'^  C^''(pJ 
Stock  =  neup.  w»j=^  (cüp),  <->y>-  (cub).  Skr.  kshupa. 

Manchmal  (nach  «)  entspricht  «y  altem  v,  das  in  dieser  Stel- 
lung durch  Einfluss  des  aus  altem  k  hervorgegangenen  »  zu  p 
erhärtet  wurde,  z.  B.  luuufiuuunu'h  (uspastan)  Pferdestall  ^=  altb. 
agpogtdna.  Skr.  ugvaslhdna,  m-mLu,  (aspet)  Reiter  =  altb.  urpa- 
paiti,  Skr.  agvapati,  "«y^«««^  (spitak)  weiss  =  neup.  J — >  (sipi't/J, 
Skr.  gveta. 

1    (h 

Lautet  bei  den  heutigen  Armeniern  meist  k;  seine  ursprüng- 
liche Geltung  ist  aber  unzweifelhaft  </,  wie  folgende  Fälle  darthun: 
tuij^uiui  (agnp)  =  dyäTzr^,  luif^nU  (agon)  =  d.yio'j,  •iL-^t'i,  fgehen) 
^^  yie^^vo.,  q^iutnuinfiffnn  (^gyanifitikofij  =  yiif/p/uarcxt)^.  Lffiufuius^/» 
(egipta^i)  =  AlyoTt-uK. 

1  entspricht  altindogermaniscliem  g.  selten  /.-.  dalier  im  Sans- 
krit ^  ,  ^  ,    auch  sT  .   seltener  ^,  ^  ,  althaktr.  (o  .  -j,    seltener  *.  y, 

im  Neupersischen  Jl3.    P,  p--. 

^«,V/«J  (gniiQ  Schatz  =neup.  ^ (gang),  Sl;r.  gaugn.  Scliatz- 
baus,  f"il-i  fgowe/)  preisen  =  neup.  ry  (gogam)  ich  spreche,  vgl. 
Pärsi  8..;e'wW  (gögntit)  sie  sprechen  =  neup.  X^}  (gogntid ),:\\{\^ev». 
gilb,  ■inu'ii.ul(  (gt'innk)  Farbe,  Weise  =  neup  ^^  (gi'inah),  alth. 
-"{^''(S  (quona),  'i'inu/^  (gfi<d)  gehen  =  Skr.  gam  (dem  armenischen 
liegt  ga  +  ua  zu  Grunde)^  y /»»//./  (gnuu-l)  orgreifen  =  alth. 
^i\<&  (gernr).  Pars?  \''^t>ih(is  (grr('-/hi>i )-  i'tii|».  0^^  ( gin'/hin  ). 
Skr.  vedisch  grb/t.    '//"/"/•/    (gif/i'i'f)    herrufen  =r  Skr.  gr.    /./"«%. 


i-yo 


äiß  iJr,   K  r.    .M  ii  1  I  e  r 

(erang)  Farbe  =  Skr.  raiiga,  iieup.  j)j^  (rang),  bpi^.  (ergj  Ge- 
sang =  Skr.  rÄ-,  /3^«/'^  O^i^^o)  Diadem,  Krone  ^^  neup.  ^U  (tag), 
daher  p^uä^uit.„p  (thogavor)  Köiiicj  :=  Kronenträger,  von  demselben 
-J-  Wurzel  bliar  „tragen'S  -^/i»?^  (hing)  fünf  =  Skr.  pandan,  altb. 
j-f-^-ü  (pancan),  neup.  4f^.  (pang),  Jki  (meg)  Wolke,  Finster- 
niss  =  Siinskr.  mcgha.  neup.  **--.«  (megh),  •iwinf-unT  (patgam) 
Antwort  =  altb.  piiitigama ,  neup.  Jt^  (paigliam),  «"«-^  (^^Q) 
Schmerz  =  neup.  .i)^-j  O^g),  Skr.  cöka,  •Ij^tp  (wagr)  Tiger  = 
Skr.  vydghra,  -luAti^  (wang)  Stimme  =  neup.  jXilj  (bang),  davon 
iliui,if.lri^  (wangel)  aussprechen. 

Im  .\nhiute  entspricht  ^  nach  einem  in  den  neueren  eränischen 
Sprachen  geltenden  Lautgesetze  (vgl.  darüber  meine  Bemerkungen 
in  Kuhn  und  Schleich  er' s  Beiträgen  Bd.  II.)  häufig  altem  v, 
z.  B.  ^.'"ji^  (gcJO  Wolf  =  altb.  ^jVjI?  (vehrkö),  neup.  ^^  (gurg), 
^uäiA  (garn)  Lamm,  das  mit  latein.  vellus,  altslav.  KA'AHa,  Skr. 
varman  zusammenhängt,  i-L:.  (gel)  Fluss  =  allb.  *(5^^^  (vaidhi), 
neup.  ^Jy>•  (goi),  aber  ^«»'«^  (ivtak)  Bäehlein,  f-f^h  (gm)  Preis  = 

latein.  venum ,  davon  ^'I^l  (ff^^^O  l'J^i'f'""-  'tfi^'fi  (f/^^^O  ^^  f''"  == 
griecli.  FohoQ,  äthiop.  (Djßj:  (icain),  thz^c  (giser)  Nacht  ---=  altslav. 
BtHEpK,  litauisch  vakaras  Abend,  'f.fiu.Li^  (g^t^O  ^viss(Ml  =--  Skr.  cid, 
.j^nphLf^  (gorgel)  aibeilen,  altb.  verez,  neup.  ö-^jj^  (warzidan). 
Merkwürdig  ist  »n»«^/»  (tagr)  Schwager  =  Skr.  devar,  griech.  darjp, 
wo  die  Wandlung  des  v  in  g  im  Inlaute  eingetreten  ist. 

t  d. 

Wird  heutzutage  zumeist  t  gesprochen;  sein  ursprünglicher 
Werth  ist  aber  unzweifelhaft  d,  wie  aus  folgenden  Umschreibungen 
hervorgeht:  ""/^•"J^ (ndam)  =■-  ülü  (dddm),  «#7^«»/»  (adar)  =  ^^^i 
dddr),  u^.j.f.'h  (adin)  =  pr  (eden),  t"'r/'l'  (d(tbir)  =  TiT  (debir) 
q-f>iulii,'ii  (diakon)  =  dcdxov(K,  tp'"'l^(dram)  —  dpaXfxij,  aiab.  »^J-^ 
(dirhum-un),  nacii  semitischen  Lautgesetzen  aus  drahm-nn  ent- 
standen. tf.iu[,pus%if.  (darband)  =  -Xl>j^  (darband). 

7.  entspricht  altindcigermanischem  d,  se'ten  t,  daher  im  Sans- 
krit T,^,  selten  FT.  im  Allbaktrischen  »i.  ä,  stalten  <f.  £,.  im 
Neupersischen  3.   j. 

q-us^u,  (dast)  Ebene  =  neup.  wUi^  (da.st),  't'"'"  (dat)  Gesetz, 
Recht  =  neupers.  -ilj  fddd)  vom  Sanskr.  ////a.   davon  if.iuunuiiufu'it 


Beitriin;e  zur  Liiiitlelire  der  armenischen  Sprache.  'ffirt 

(datastan)  Rechtsplatz,  iiui.Jl/i.  (^darman}  Heilmittel  =  neup.jUjj 
(dnrmnn),  f"^  (dav)  Betrug,  q-iu^L/^  (davel)  betrügen  =  Skr. 
dahh,  vgl.  altb.  ■«o'üi*-^  (daiwis),  •iL'i.  (den)  Keligion  =  altbaktr. 
^fwj^  (dne7i(t),  neup.  ^>  :>  (^diii),  il"i'"k  (dipak)  Goldstoff  = 
neiip.  tVj^  (dtb(Ui)  von  Sanskr.  dtp  „glänzen",  7-A-  (dev)  böser 
Geist  =  altbakt.  -"»w-^  (daeva),  neiip  yJ>  (dev),  i^iiii^  (dnel) 
legen  =  allb.  da.  Skr.  dhn,  qm.n.'b  (dürn)  Tliür  =  Skr.  dvär, 
q.nuuu,p  (düstr)  Tochter  =  Skr.  duhitar,  alth.  i^"<5^  (diifjitdhare), 
q.pu,luu,  (dracht)  Garten  =  neup.   J-ti-jj  (dlraclit)  Baum,    Skr. 

dru,  tpoi^Cdrds)  Fahne  =  neup.  J^j:>  (dirafs) ,  altb.  -»i^^^ 
(draf'sha),  1^^.^^  (leard)  Leber  =  Skr.  yakrt,  •f^'^ct  (mard) 
Mann  =  neup.  ^»  (mard).  Skr.  martya,  '{^pt  (ward)  Kose  = 
griech.  ßpödov,  ppöony,  o^  (od)  Wind  =  Skr.  vuta. 

In  dem  Worte  qjuuuiu^lf  (dastnk)  Handgriff  =  neup.  aI-j^ 
(dastah),  iu.,.u,u,liL pu,  (dustakert)  mit  der  Hand  gemacht,  ver- 
glichen mit  altb.  --^^  (zagta).  Skr.  hasta,  ist  d  aus  deinj  abge- 
plattet (vergl.  schon  im  Altpersischen  adam  gegen  althaktrisches 
_«^*»  (azem).  Skr.  ahatn),  wenn  man  nicht  eine  Entlehnung  des 
Wortes,  das  im  Armenischen  keine  festen  Wurzeln  geschlagen, 
annehmen  will. 

Fb. 

Wird  heutzutage  wie  p  ausgesprochen;  sein  urspriino;licher 
Werth  ist  aber  ohne  Zweifel  b,  wie  nachfolgende  Fälle  beweisen: 
u^P  (ab)  =  3N  O'b)'  '"FF'"J  ((ibbd)  =  NDX  (ahbd),  .^(-/»«^u.'f 
(abraham)  ==  Dmnv^  (abrdkdm),  u.,„ni„„i^uf.„'i.  (astropabon)  = 
dazpokdßo^,  pu,pp,upn.,  (barbaros)  =  ßäpßapoq,  puip""  (baqos)  = 
Bäx/jK,  f"pbl'  (dubir)  =  n^m  (di'bir).  ^lanchmal  (besonders 
zwischen  Vocalen)  hat  das  p  eine  weiche  Aussprache,  die  sich  der 
unseres  w  nähert,  z.  B.:  j"pi""i_  (jobnap)  =  .luvenal,  ,inp/..u'i.nu 
(joblanos)  ==  Jovianus. 

P  entspricht  altindogormanischen)  />.  im  Sanskrit  also  ^,  ^, 
^  ,  im  Altbaktrischen_j,  selten  ^,  im  Nenpersischen    ^  . 

.uJ}:.fi,  (and)och)  Menge  =  neupers.  A^l  (anböli).  p^i^-'-fy 
(bazük)  Arm  =  altbaktr.  ^^^  (bdzns),  neup.  ^l  (bdzi'i).  Skr. 
f)d/m,  vdhii,  puj.f..uJ^ ( baziini)  viel  =  Skr.  haliu.  p'uJ^'^'i'L i  (bnin- 
nel)  theilen.  auch  p.upr^.u'i.L ,  (bnrinuel)  =  Skr.  hhmj  MI.,  latein. 


^ä53  •>'•    V  V.    AI  ii  1  1  f  r 

frango,  griech.  f)rjY)^o^ui  =  ippijywut,  p-upl  (harQ  Polster  =  Skr. 
hnrhis,  p'ui>fi  (bari)  gut  =  Skr.  bhadra,  neup.  d^  (hih),  e^tiJt 
(bzUk)  Arzt  =  Skr.  bhis/iay,  /«V^A  (berel)  tragen  =  Skr.  bhar, 
altbaktr.  ^  (bere),  pf»'^'  (biur)  Zehnlausend  =  altbaktr.  J^-»w^ 
(baevare),  p'"^'  (bün)  Natur,  Ursprung  =  neup.  ^  (bim).  Skr. 
budhna,  f^ifi'  (bojn,  spr.  buin)  Nest,  Behausung  =  iieupers.  a1> 
(bunah)  [vgl.  Schähn.  bei  Vullers'  Chrest.,  p.  41 : 

und    Evang.    Matth.    VIII,    20  :    luqnuk^unug   -p^   q-ifO   t^-  P^n-^mg   tplfh^g, 

p'lpig],  f^'iP'"JP  (epbajr)  Bruder  =  Skr.  bhrdtnr,  altbaktr.  i*^»^*^ 
(brdtare),  neup.  j:>\^  (birddar),  uJpu,^  (smbak)  Huf  eines  Thieres 
=  Pehlewi  naiD  (sümb),  neup.  .—1-  (sunh),  altb.  -»•^«»  (gafa), 
•inupp  (siirbj  rein,  heilig  =:  Skr.  gubhra  9- 

Neben  diesen  sechs  Lauten,  die,  wie  wir  sahen,  in  den  ver- 
wandten Sprachen  ihre  regelmässigen  Vertreter  finden,  haben  wir 
zunächst  die  Aspiraten  ^,  /»  und  zehn  Zischlaute  7  ,  «Z^,  *-,  i,  jf,  «, 
Z_'  ^'  £'  ^/  hervorzuheben.  Was  nun  die  letzteren  betrifft,  so  lassen 
sich  vor  allem  ^,  «/,  ^_  und  «  ausscheiden,  indem  sich  leicht  nach- 
weisen lässt,  dass  sie  im  Wesentlichen  den  altbaktrischen  Lauten 

f.  eJ»,  "  und  -i)  entsprechen;  schwieriger  ist  die  Einsicht  in  die 

Natur  der  übrigbleibenden  sechs  Laute  *^,  <J,  zf,  ^,  ^,  ,y.  Wir  wollen 
daher  zuerst  die  relativ  sichereren  und  einfacheren  Laute  R,  '/<,  ^, 
't-,  2_wvi^  "  betrachten  und  dann  zur  näheren  Untersuchung  der  sechs 
anderen  übergehen. 

R  Ih 

entspricht  im  Alphabet  dem  griechischen  ^.  Mit  altbaktrischem  h 
und  Sanskr.  ^  es  zu  vergleichen,  scheint  nicht  recht  passend,  da 
seine  Entstehung  auf  anderen  Ursachen  beruht.  Wir  finden  es  in  frem- 
den Wörtern  in  folgenden  Fällen:  Riumpn'i,  (thatrou)  =  ö^iarpov, 
lliuRLq.li  (katliedr)  =  xoßiSpa,  piupifinji,  (thargmany  =  ül,=>;^ 
(targuman),  Rip/i^'  ffksrin)  =  }^"i^n  ftisrin),  ^tuputR  (mbnth) 
=  r\yi)  (sabbdth). 


')  .lusti  (Über  die  Zusammensetzung  der  Nomina  in  den  indog^ermanischen  Sprachen, 
p.  112)  will  davon  Zapnyjdw'j  „fiabe  der  Heiligen"  ableiten,  indem  er  <rap»r  = 
sourp  (!)  schreibt. 


i'7  1 

Beitrüge  zur  Lniillehre  der  Kniienischeii  Sprache.  Ol" 

/^  entspricilt  altirulogerrnanisehem  t,  im  Sanskrit  rj  ,  seltener 
?T  ,    im  Althaktrischon  <?,  seltener  <i,   im  Neupersischen  O,    z.  B. : 

p^tu^  (thag)  Diadem,  Krone  =  neup.  -»X  (tuy),  p»2'"k  (tho- 
sak)  Wegzelirunf:^  =  A-jy  (tosah),  •u'/^p luii^udr  (^antliarkim^  nicht 
verwelkend  ==  Skr.  tish,  lat.  torreo,  tuph^tuP^  farfjatli)  Silber  = 
Skr.  rayatn,  LuP'i,  (^evthn)  sieben  =  altb.  {^«{»ö^ey  (liaptanj,  neup. 
C-iA»  (haft).  Skr.  saptcm,  f/'^R'''  (kathn)  Milch  =  lat.  [lajct-, 
"pP-  (orth)  junges  Kalb  =  TzöprK;,  ^u,pP  (harth)  breit,  eben  = 
Skr.  prthu,  altb.  xl^i^iü  (perethuj,  aber  griech.  Tzhirn::,  »^R  (uth) 
acht,  aus  ovth  —  opt  —  okt  (vergl.  griech.  öxtio)  entstanden. 

•f-  f 

entspricht  sowohl  der  Stellung  im  Alphabete  als  der  Aussprache 
nach  dem  griechischen  ^,  dem  es  auch  in  Transscriptionen  ent- 
gegensteht ;  z.  B. :  i/iiu-iu,.^  (ßf"'0)  =  ^ö./M.yq,  '/>/"^i'"f/k  (ßup(ikt^) 
=  (pukaxrj.  Da  wir  weiter  unten  (unter -^j  sehen  werden,  dass 
aspirirtes  p  (/")  im  Anlaute  meist  in  ^  seinen  Vertreter  findet,  fer- 
ner die  Mehrzahl  der  Wörter,  die  mit  ^  anlauten,  mir  nicht  indo- 
germanischer Natur  zu  sein  scheint,  so  können  wir  /  nur  selten 
beobachten;  aber  die  Fälle,  in  denen  es  vorkommt,  erlauben  uns 
Wühl,  es  mit  altbaktrischem  ^  zu  vergleichen.  Mit  dem  sanskritischen 
^  aber  hat  ^  ganz  und  gar  nichts  gemein. 

Fälle,  die  hierher  gehören,  sind:  7.»^^^^  (dofel)  schlagen, 
stossen,  mit  dem  Fnsse  =  tuti-.  Skr.  tiip,  •^•^pP^uiT  (favtham) 
reich,  mächtig,  vgl.  nmD  {partum)  Edler,  Vornehmer  (Esther  I,  3; 
VI,  9),  altb.  \6j<f-''^  (fratemo),  eig.  der  Erste,  Skr.  pvathnmas, 
ifiiuiuiiuhif.  {farsang)  und  tpwituwfu  {favsach)  Meile  =  -^uipuuilu 
(hursach),  neup.  J^-^  (f'arsang)  und  <^^  (farsaclij,  rzapa- 
adyyi^g,  ^fi'LCßpJ  Elephant  ==  neup.  J-9  (/)'!),  Sanskr.  pifu.  •{»•^b 
Cfo^O  Staub  =  Skr.  pnngu,  pdnsu. 

^  ir 

ist  ein  später  Laut  und  unterscheidet  sich  von  */  dadurch,  dass  dieses 
rein  labial,  dasselbe  aber  labio-dental  gleich  unserm  /'  ist.  Es  kommt 
selten  und  zwar  nur  in  neueren  ausländischen  (besotulers  europäi- 
schen) Wörtern  vor,  z.  B.  ^ippp'  (fj'lorin)  Gulden,  ^piu'i„i  (ffnunj) 
Franke,  Europäer  überhaupt. 


580  l>r.   Fr.   VI  ü  I  I  e  t 

1     « 

entspricht  der  Stellung;  im  Alphabet  und  der  Aussprache  nach  dem 
griechischen  C»  wie  folgende  Transscriptionen  beweisen  :  ^t.« 
(zevs)  =  Zsu:;,  7^^^«-«-  (zefiur)  =  ti(popo<:,  ipu,q.L^  (zrades)  = 
ZiüffoäaTpTjg,  altbaktr.  -»V-^>o^^  (zarathustra). 

^  entspricht  altindogermanischefn  gh,  das  im  Sanskrit  als 
^,  im  Altbaklrischen  als_J,  im  Neupersischen  als  j  auftritt,  z.  B. : 
/Bujqnuli  (bazuk)  Arm  =  Skr.  bdhu,  altb.  ■%>C^  (bdzus),  neiip.  jjl> 
(bdzü),  aber  griech.  /r;y/yc,  p^'i^'-'f^ (bazüm)  viel  =  Skr.  6aAw, 
aber  griech.  7za'/6(;,  q-^pJ" (zarm)  Familie,  Haus  =  Skr.  harmya, 
qt^jq-uA  (zendun)  Kerker  =  neup.  ö^^j   (zinddn),    altb.    ><?^|^ 

(zantii)  [Lehnwort?],  7/  (zi)  denn  =  altb^  (^0'  ?r*>  (^^b^) 
Opfer  =  altbaktr.  -«^üW  (zaothra).  Skr.  hotra,  qop  (zor)  Kraft, 
Macht  =  altbaktr.  i^->v-^  (zdvare),  neup.  ^jj  (zör),  wohl  von  Skr. 
^M,  -^«/Y'"/»  (hazar)  tausend  =  Sanskr.  sahasra.  altbaktr.  -«'j-^-ey 
(hazanra),  neup.  j)yb  (hazar),  i^qnu  (lezii)  Zunge  =  Skr.  gihvd, 
altb.  -»>>^*e>'  (hizva),  Parsi  l^^'ey  (hizvdn),  neup.  [mit  Aphärese  des 
anlautenden  /«'-]  öl^j  (zubdn),  Ll'ltL  (H^td)  lecken  =  Sanskr.  Z^'A, 
^7^  (mez)  Urin,  '^{^7'^/:  (mizel)  harnen  =  altb.^w-e  (maeza), 
(*6  (miz).  Skr.  w?6'/m.  wii/t,  latein.  aber  mingo,  griech.  fiocy6<;, 
n.uiqf  (razni)  Schlacht  =  neup.  pj^  (razm),  ^u,pwq^(tvaraz}  Eher 
=  Skr.  vardhn,  neup.  jj^  (gurdz),  •[qpn^k  (iczruk)  oder  'li"^pfi 
(wziirk)  gross  =  neupers.  ^jJj  (buzurg),  altpers.  ivazraka. 

In  j'uq^L.  CJ'^^^0  »opfern"  entspricht  q^  einem  alten  g.  Skr. 
sT  ,  al'.b^  (^sT  ^=j«^v),  das  ebenso  wie  im  Althaktrischen  vor  t  in 
^(=  y>)  übergehen  muss:  ju.,.s.  (jast)  Opfer  =  -»<?•"-«?  (yagta). 
Im  7ii#f.<i#^  (zavak)  Same.  Nachkommenschaft  ^  Skr.  j/ava,  griech. 
^c'a,  n»Mip.  ^>-  (gav).  q^'l^(zow)  frisch,  jung  =  Skr.  yuvan,  neup. 
öUs»>  (gmodn),  q^'q-uß^usjp  (zogahajr)  denselben  Vater  habend 
(worin  das  erste  Glied  wohl  mit  Skr.  yug.  griech.  C,oy-  zusammen- 
hängt), tTuspq  (marz)  Gr«Mize  =  neup.  jy  (mnrz).  Skr.  maryd 
(oder  statt  niargyd,  vgl.  latein.  margol)  entspricht  q^  einem  ulten  y. 
Kinen  sehr  lehrreichen  Fall  für  diese  Lauterscheinung  finden  wir 
im  Althaktrischen  in  der  Form  c5e>»?Kü  (yuzem)  gegenüber  der 
Sanskritfnrm  yüynm 


fj  m  *~» 

Beitriige  zur  Lautlehre  der  :»i  mcnischen  Sprache.  •)  I  •> 

^  z. 

Ül>er  die  nähere  Aussprache  dieses  Lautes  können  wir  uns  in 
Triinsscriptionen  leider  nicht  Raths  erholen,  da  er  hierin  selten  an- 
j^ewendet  wird.  Aus  u»«/^^«/«^«/^  (azduhak)  =  neup.Ujjl  (azdahd), 
altb.  ■»i^'»ty^  -j«*»"  (^aii  daliäkn)  geht  aber  unzweifelhaft  die  Gleich- 
heit des  armenischen  <^  mit  dem  althaktrischen  «*»,  neupersischen  j 
hervor. 

Wir  linden  «^  in  f(»Ij,'enden  Beispielen:  •uiitfiJbf,  (^arzani)  werth 
=  neup  'o\jj\  (arzdn),  piuJ^'u'iiti^  (^bazanel)  theilen  =  Skr.  hhag, 
^^nl,.^  (dzochq)  Unterwelt  =  altb.  ^j-el»)^  (duzaka),  Pär.si  (^««»»^ 
(dözakh),  neup.  y-j^-^  (dozarh),  '^uMJ"(zam)  Stunde,  Zeit  ^  Skr. 
ydma,  t^fifi'  (dzgojn,  spr.  dufuin)  farblos,  q.^HiusJh,li  (dikamuk) 
inifreiwillig  =  altb.  ^^  (duz),  ^«^  (iz)  Viper,  Schlange  =  altb. 
«eisM  (azi).  Skr.  ahi,  woraus  die  Verwandtschaft  dts  i  und  «A,  äbri- 
lieh  den  althaktrischen ^  und  «*»,  klar  hervorgeht. 

"  s  und  2.  s. 
Diese  beiden  Laute  stehen  in  einem  ähnlichen  Verhältnisse  zu 
einander  wie  "  und  -hj,  \^  im  Altbaktrischen.  Ursprünglich  ent- 
spricht "  (der  Stellung  nach  im  Alphabete  semitisches  ty)  dem  », 
Skr.  ^  ,  während  ^(der  Stellung  nach  im  Alphabete  semitisches  d) 
dem  -^  oder  vielmehr  dem  ^  entspricht.  Sie  unterscheiden  sich 
aber  insofern  von  den  beiden  altbaktrischen  Lauten,  als,  während 
dort  zwar  •»>  für  -^  oft  eintritt,  nicht  aber  umgekehrt,  hier  ^oft  dort 
steht,  wo  man  der  Etymologie  nach  «  erwarten  sollte.  Beide  armeni- 
schen Laute  stimmen  also  vollkommen  mit  den  beiden  neupersischen 
^*,  =  «  und  yj»  =  2_,  indem  auch  oft  dort  J^  auftritt,  wo  man  ^ 
zu  erwarten  hätte,  wie  z.  B. :  ^li  (such)  Ast  =  Skr.  gdkltd, 
JUw  (saghdl)  =   Sanskr.  Qvgdla,  O^y^  {suniidan)  =  Skv.  g^ru, 

griech.  xAu-. 

"   s. 

Seine  Aussprache  ist  gleich  unserm  s,  wie  folgende  Fälle  be- 
weisen :  uia^autiu'it  (sazastan)  =  neupers.  O'C-^''  (  aagnstdn ), 
uiuqniniii  (snpomonj  =  ZaXco[jLiöv,  uuiTni-ki  (sanuu'l)  =  zufioor/., 
ufitfifiuß  (tiiutia)  =  Ivfita. 

u  entspricht  altiMdouernianischem  k,  selten  a,  im  Sanskrit 
^,   selten  H,    im  Alibaklrisclien  ",   selten   -rj.    im  N«upersischeii 

Sitzb.  d.  phil.-hist.  Cl.  XXXVIU.  lll-  Heft.  3S 


Ö  7  {)  l'r-   F  I .   AI  li  1  I  e  r. 

^^.  iNohstdetii  stellt  <•  maiieliinal  eine  Erhärlurig  des  ^  dar,  ver- 
möge der  sclidri  in  dem  ält(^steIl  Aimeriisclien  sich  fiiuleiideii  Laiit- 
versehiebimg,  von  der  gleieli  anfangs  mehrere  Fälle  angefülirt 
Würden. 


uj„t^iuuinuAt  (aspnstan)  Pferdestall  =  altb.  -«{-><?»»  \q>">  fa^pö- 
Qtana).  Skr.  acvnsthdna.  i^mnu.tul(Lpi„  (dastniiert)  mit  den  Händen 
gemacht,  vgl.  althaktr.  ■«^f'^  (zagta)  Hand.  Skr.  hasta,  neup.  C^^:> 
(d(ist).  i-ni-utnp  (düfitr)  Tochter  =  Skr.  duhitar,  also  zunächst 
(/<  =  1^)  ans  inuqinp  (^duztr)  entstanden,  tu  (^es)  ich  =^  altb. 
6?C»  (azem).  Skr.  aliam,  /yti^  (hei)  hören  =  Skr.  guQrüsh,  Desid. 
von  gm  ..hören •^  y.Xo-,  Idosöfi.  ^it^/j^y»«»  (kerpas)  Linnen  =  Skr. 
karpdsa.  ""^p  (oskr)  Bein  =  öaziov.  Skr.  astlii,  aber  altb.  -»«?"*' 
(agta),  nenp.  üijs^*^l  (ustuchFan).  u^u,u,uMufuuJi,[,  (pataschani)  Ant- 
wort =^  altb.  paiti  -\-  Pehlewi  priD  (sncMin),  nenp.  j^"  (sachun 
oder  suchan),  wahrscheinlich  zu  althaktr.  eyj-^  (ganh)  oder  nach 
Spiegel  (Kiiileitni)g,  II,  p.  457)  zu  {l-e»»»  (gaqdre),  Ya^na  XXIX, 
4,  uu,p  (sar)  Kopf,  Haupt,  Spitze  =  nenp.  ^^  ^sa?-^,  Skr.  girnft 
fiir  garas.  -Ltuu  (seav)  dunkel,  sihuai-z  =  Skr.  cydva,  neup.  iL.* 
(siydh),  "(•'t'  (sin)  leer  =  Skr.  gihiya,  •'{'p-,  (sirt)  Herz  =  Skr. 
hrd,  altb.  6Hi-(^J^  (zeredhuem),  -luiuil,/^  (schalil)  fallen  =  Skr. 
skhal,  u^kunup  (skesür}  Schwiegeiinutter  =  Skr.  gvagru,  richtiger 
svagiü,  "^nt-^T-  (skünd)  kleiner  Hund  =  Skr.  cvan,  «^««^  (smbak) 
Hufeines  vierfüssigen  Tliieres  =  Pehleui  3^210  (siimb),  altb.  -»^'»« 
(gafa),  f"-^  C^ug)  Schmerz  =  neup.  ^^-^  (^og).  Skr.  fyAvt,  unuubp 
(siiser)  Schwert  =  nenp.  ^■Cr"  (samser).  ">"-p  (sür)  Schwert  = 
altb.  »^ü^»  (gimri).  Skr.  giihhri  [?].  u,^f,u,u,^  (spitak)  weiss  =  neip. 
^.^^  (siped).  SVv.gveta,  utmu'bu.i^  (stanal)  wegnehmen,  erwerben  = 
n»'up.  u>->l^  (sitddan).  uutfA  (sfinj  Brust  =  Skr.  stana.  »wiui.utp 
(stavar)  gross,  dick,  fest  =  nenp.  j\jLj\  (vstuvdr).  Skr.  sthdvara, 
„pnu'tip  (srünq)  Beine.  Lenden  =  Skr.  groni.  iip»^ki^  (srsketj  be- 
sprengen ^  neup.  chij-^  (siriskj  Tvoi>fen.  altb. -»5-»-^"  (gragka) 
Hagel,  .Jfc/«"  (wtiasj  Süi:de,  Schlecbtigk<'it  ^  miip.  i\!S (gimdhj, 
Pärsi  ey-l-r?  (wandh),  Pehlewi  CXJI  (wndsj  ■==  einem  älteren 
vindga,  muu'i.  (tusu)  zelin  ^  Sanskr.  dagan,  u.LutJxiLi^  (tesanel) 
selieu  —  Skr.  drg,  ^•'u/i.  (qsnn)  zwafizig  =  Skr.  vingati ,  aus 
älterem  dvingati  hervorgei'angen. 


Beiträ^p  zur  I,:iii(lelite  «I.t  armenischen  Sprache.  577 

Seine  Aiisspiache  ist  die  unseres  süddeutschen  geh,  des  arabi- 
schen ^,  wie  folgende  Fälle  heweisen:  zi"[^[^  (mbath)  =  rint? 
(sabbdth),  ^A'^Y'  (.^efor)  Trompete  =  naity  (.Hophär),  ^u^'b 
(süsaxi)  Lilie  =  jti>liy  (somn),  ibp""i_^  (.nraz)  =-  jj/O  (Hirdz), 
^^u/ii^^^  (^sahansah)  ^^  ill^li  (^mhansdh). 

2^  entspricht  altindogermanisehem  s,  seltener  /:,  im  Sanskrit 
H^,  seltener '^T^,  altbaktriseh  -xj,  ^,  seltener  ^,  neupersiscli  ^,  z.B.: 

iuijulfL-pin  (^nsakcrt)  Schüler  =  uewip.  ^^  (^mgirdj,  pff-fi^i 
fbziskj  Arzt  =  Skrt.  bliishag  (also  ;ius  A.mÄ  entstanden),  ^^^y^/» 
(giserj  Nacht  =  lit.  vakuras.  Abend,  ^««V^^.  (gomes)  BüfT<'l  = 
neup.  J:'^^>  (gimcs),  ^uj^u,  (dast)  Ebene  =  neup.  J^j  {dastj, 
tpoz.  (drös)  Fahne  =  neup.  ^-sj^i  (diraß),  altb.  -»^i!^  (drafsha), 
p^nzuj/f  (thosuk)  Wegzehrung  =  neup.  Aiy  (tosah),  ^pLzu,u,^ 
(hrestakj  Bote,  Engel  ---  neup.  Ali^  (firistah),  ^u^iJ-i  (casel) 
kosten  =  neup.  ü-X*- o-  (casidan),  iti^m-ziu^'UMi  fzgiisatialj  auf- 
merken, vergl.  neupers.  ^^jß  Cff^O'  "'t'^-  -"öi^"CS  (gaosha)  Ohr, 
^«.^m  Qast)  Opfer  =^  altb.  -»';?^«nj  (yagtaj  von  jw/^^/  (jazel),  altb. 
i/fl«.  Skr.  2/«^.  ^zu/^'  (nsan)  Zeichen  —  noup.  jl--J  (nisdn),  zLpu,J 
(seram)  Seidenwurm  =^  Skr.  ä:/'w?,  zmutuf^i^  (stapil)  eilen  =  neup. 
^ölw  (^sitdftan),  zp»^'  (sünj  Hund,  zi"''""tu'^l"  (sanaglüch)  hunds- 
köpfig,  zhutl^bpui  (^snakerp)  hundegestaltig  :=  Skr.  ^van,  schwach 
^Ain,  "izki  (pselj  lind  u/^nci^  fpmülj  betrachten  =  Skr.  pag. 

Nachdem  wir  nun  die  Laute  7,  cf,  ",  z_  betrachtet,   ihr  Wesen 

erkannt  und  sie  in  den  altbaktrischen ^,  «^,  «,  -v,  ^3?  wiedergefunden 

haben,  kommen  wir  zu  den  übrigen  Zischlauten  *-,  i,  jC  ^  ,  /.  j/ 

Seine  Aussprache  wird  wie  die  des  z  im  italienischen  zelo 
2on«,  wiezzo  beschrieben;  demgcmäss  umschreibt  es  Petermanu 
mit  ds.  Diese  Aussprache  ist  auch  im  Wesentlichen  richtig,  da  sie 
der  Etymologie  vollkommen  entspricht.  *-  ist  niindich  Vertreter  eines 
alten  g,  der  im  Sanskrit  als  ^,  im  Altbaktrisciien  entweder  als  a 
oder  — ■  und  dies  meistens    -    als     )'.    neupers.  j  auftritt').  F..ef7.ten 


')  Man  vergfleiche  damit  im  riiieciiischtMi   ■,"  =  Suuskr.  51  (Li'n  Meyer,  Vei  ^lenheude 
(irummatik  der  griechischen  und  l»teiiii.schen  Spriiehe.  I,  S.  .1f ). 

38* 


578  Dr.   I-'  r.   !\I  ii  I  I  e  r 

Vorgang  —  das  (ihertreten  des  weichen  ans  dem  Guttural  entstan- 
deneu Palatals  in  die  weiche  palatale  Spirans  —  repräsentirt  das 
iirujenische  ^.  Wir  umsclireihen  es  aber,  um  einestheils  au  seine 
gutturale  Natur  zu  eriunerii,  anderestheils  es  nicht  mit  dein  «i^und  «/^ 
zu  vermengen,  durch  g. 

Fälle,  die  hierher  gehören,  sind:  uHth^pii  (unjjin)  ungeboreu, 
,uijii,u„uhl,'i.  (azatayin)  freigehoren,  Mm/ii/'i^  (fjnanilj  geboren  wer- 
den =  Skr.  gan,  griech.  ysv-,  althaktr.  aber  -»^  (zäta)  geboren, 
neu[i.  i>^\j  (zddah),    u^h^ti^  OhI^'O  f''l""*''>  =  griech.  aysiv,   latein. 
ugo,    n^»ii^Li^  Cü'*^''ß'0  »»"'"^''en  =  griech.  F^i'T-,   altb.  aber  verez, 
iieup.  O^jj^  (ivurzidan),  "u^  (djg)  Ziege  =  griech.  alj-,  ä-,«>/o/3 
({faiiolli)  Kennlniss,   u.'i,ir,Jhop-  (^anganöthj  unwissend,  von  Skr. 
gud-,  griech.  yvco-,  altb.  alter  *"\^  (zniij,  luph^iuß^  (argath)  Silber 
=  Skr.  ragata,   latein.   argentum,    altb.  aber  ->"y"^{^{.  (erezntaj, 
l^^L  (HJ^O  verbinden  =  Skr.  yug-,  /^"c^««?««^  (luganal)  (rennen  = 
Skr.  mg,  ^Lp  (gcrj  alt  =  Skr.  garut,  aber  altb.  -»»I)-^  (zaurvaj 
Alter,  ^"t'>/^  (günr)  Knie,   aus  gnür  hervorgegangen  ^^  Skr.  gunu, 
griech.  xövo-y   altb.  >jS«^  (zenu),  «ää^  (meg)  gross,  griech.  nixa<;, 
Sanskr.  mahaf,   vgl.  altbaktr.  i^"e  (maz-ddo),   ohtu'i,tf^  (oganelj 
bestreichen  =^  Sanskr.  ang. 

^  :. 

Seine  jetzige  Aussprache  wird  wie  die  des  zz  in  den  italieni- 
schen Wörtern  carrozza,  nozze  angegeben;  dem  entsprechend  um- 
schreibt es  Petermann  durch  ^s,  worin  ihm  Lepsius  (ij  folgt. 
Nur  Bopp  schreibt  C —  wie  sich  ergeben  wird  —  mit  Recht. 

Dass  i  ursprünglich  weich  gesprochen  wurde,  beweist  schon 
das  Wort  UR  (Zeth)  Olive,  das  dem  hebräischen  n^f  (zajith)  ent- 
spricht. Diese  Aussprache  wird  auch  durch  die  Etymologie  bestätigt; 
denn  überall  finden  wir  i  als  Substitut  des  ^auftreten,  insofern  die- 
ses aus  einem  sanskritischen  h  hervorgegangen,  z.  B. :  ptupi  (bar^) 
Polster  =  Skr.  harhis,  altbaktr.  -^i^fj  (barezis),  p"v"i/»  (bar^r) 
hoch  ^  Skr.  brhat,  vrhat,  altb.  e^?_Jl)  (berezat),  il"^^'  (Zern) 
Hand  =  altb.  -»^^  (zacta).  Skr.  Iiuata,  ^  (Ci)  Pferd  =  Skr. 
haya ,  ^ft^^-  (CinnJ  Schnee,  und  i.Jt>i-'i>  (Cmcrn)  Winter  =  Skr. 
liima.  ;illb.  --g^  fzima)     In  dem  Worte  y»/7/^  fgatiC)  Schatz  <)  = 


*J   Schön   stimmt   /,ii   dem    ni  iiifiiisi'lii'ii   y«/!-,"  ilas    von    dfn    Allen    iilirtln'IVrtc    yiOi- 


Beitrii;;e  zur  l.auticlire  der  arnieiiisclien  Spruelie.  0/9 

iieup.  ^  Cy^^ß)  ctspricht  es  einem  allen  (juttural,  dfi-  im  Sans- 
krit als  Paliital  auftritt,  und  in  iu,L,i,p  (tavar)  Spelt  =^  Skr.  yuvn 
neiip.  j=>-  Cßttv^  altem  y. 

^  e. 
Seine  jetzitje  Aussprache  ist  wie  die  des  (Uj  in  dem  englischen 
W or\e  judge,  also  ^.  Darnach  umschreibt  es  Petermanii  durch 
dsh  (j).  Auf  dieser  Aussprache  berulit  z.  B.  die  Umschreibung  des 
Wortes  4/isi-l  (ahjahrah)  =  ^ij^ki^p  (ulyebr),  die  sich  aber  schon 
durch  die  Aussprache  des  «y  als  b  als  jung  erweist.  Es  scheint  bei 
JiC  derselbe  Fall  eingetreten  zu  sein,  wie  bei  ^  und  fy,  7  und  *",  p 
und  «y;  denn  ^  ist  bestimmt  eine  Tennis,  wie  ans  der  Etymologie 
klar  hervorgeht.  Es  erweist  sich  in  den  meisten  Fällen  als  Vertreter 
einer  alten  Guttural -Tenuis.  die  im  Sanskrit  als  ^  ,  im  Altbaktri- 
sehen  als  ««,  im  Neupersischen  als  ->•  auftritt.  Dies  geht  aus  Folgen- 
dem hervor:  ^^"''''"'^1^1  (^(^anachel)  erkennen  =  altpers.  khshndcdtiy 
(Hchistan-Inschrift,  (-0I.  I,  52),  vgl.  auch  Naksch-i -Rusiain :  yathd 
khshndgäha  dis  „ut  cognoscas  eos",  ru-up.  ^^.-s-Xj^  (sinnchtaii);  in 
dem  armcnischnn  Worle  ist  ^  =^  k  des  ksh,  wie  altb.  ""&  (fjno)  == 
Skr.  gaccli  =  altem  gask,  ^uii^i^  (casel)  kosten.  ^tu^uliLi^  (camkelj 
dasselbe,  ^u,2_'uli  QUimk)  Versuch  =  nenp.  v_>Ju.:l=>-  fvdsldan).  ^wp 
(car)  Heilmittel  =  nenp.  ijlo-  (cdruli),  PehleAvi  "jixj  (rdrnk), 
^lupuilf  (curak)  \\  iese,  ^luptulfL/^  (carakel)  weiden  —  nenp.  J-Xj^^s- 
(caridan)  [vgl.  Veiid.  V,  4:  -e.;)--''-!«  -V-«?  -^k"  ■>':?>»^^>iy  -sse)- -1»^"»^  ••»'< 
„wenn  ein  Mann  Wasser  liirigiesst  aufs  Geti  eidcfeld"j,  j^"«»/^  (^'>'"gj 
Ijampe  =  neup.  ?J^  (cirdgh),  '[ft'^  (ivöir)  .\n,sspi'nh  -  altb. 
V'(«^(?  (^vUiroJ,  davon  •/T^n^L/^  (^ivcrelj  entscheiden,  nn^f.lf  (rocik) 
Lebensunterhalt  =  neup.  tjj^j  (rozi),  aber  altbaktr.  \(V)=-^  (rtioro) 
Tag.  In  -Ih^utli  (wicak)  Eigenthinn  =  neup.  i^y^  (ircialij  eigen, 
steht  dem  ^  ein  J  gegenüber,  dürfte  aber  in  einem  ältei-eii  Dialekte 
(gleichwie  imi^/i^j  ein  c  gegenüber  finden.  nnuiSiup  (tnrur)  Tempel 
^-  neup.  f^  (tacar),  '«2%  (acel)  wachsen,  vergl.  grieeb.  dx-fir^. 
Interessant  und  auf  den  Ursprung  des  j^  deutlich  hinweisend  ist  •^•uu./.i 
(hntic)  }\'{)\w\\(^n^-^'u.n/,lf  (h(ttik),  Diminntivfortn  von  ■^•."".  (/inf). 

Seine  jetzige  Aussprache  wird   wie  die  des  dt    in   dem  eng- 
lischen  Worte    chnrch    angegeben;     Fe  t  er  mann    selireibt    dafür 


580  Dr.   1-r.   M  ü  1  I  e  r 

tsh  (cj.  Merkwürdig  ist  es,  dass  ifu  Armenischen  wenige  Worte 
mit  i  jinlaiiten,  und  in  den  meisten  der  Fälle,  wo  dies  geschieht, 
rührt  der  Afihiut  von  der  Negativparlikel  ^  ^^  "i_  her.  Diese  Beob- 
achtung stimmt  mit  dem  überein,  wofür  ich  den  Laut  halte.  Nach 
den  Fallen,  worin  er  vorkomml ,  ist  er  offenbar  Vertreter  eines  alten 
sk,  das  im  Sanskrit  als  W  auftritt,  in  den  erauischen  Sprachen  aber 
zumeist  eine  Zerstörung  des  einen  oder  des  andern  der  beiden  Ele- 
mente erfahren  hat,  z.  B. :  ^*Ȋ  Cd^C)  "^  ^^^'  S^f^^ch  =  altem  gask, 
vgl.  ßäaxu),  -»•^*»  (ashaj  ^=  Skr.  accha  =  altem  aska. 

Fälle,  in  denen  ^  vorkommt;  sind:  w^^  fachqj  Augen  =  Skr. 
akshi  [der  armenischen  Form  liegt  aski  zu  Grunde],  jCu/hutiir^ 
(canaöhelj  erkennen  :=  neup.  0^»-Ui<  (sindchtanj,  Präs.  jsX^ 
(^shiäsam),  woraus,  verglichen  mit  dem  oben  angeführten  altpers. 
khshndgdtiy,  eine  Urform  khsJmdskati  [vergl.  yiy'jioay.ii,  yt.viöaxs:i\ 
sich  ergibt.  In  ^"/j^  (chorq)  vier  =  Skr.  catoar  ist  die  Aspiration 
des  Anlautes  auf  Reclmung  des  Armenischen  zu  setzen,  wie  in  ^«#^ 
(thag)  =  neup.  -»X  (tdg).  Hierher  geb.ören  die  im  Armenischen 
häuOgen  Verba  in  ^Iri  (chel),  die  den  sanskritischen  mit  ^,  den 
griechischen  in  a'/.o)  entsprechen,  z.  B. :  u,qu,^lri^  (^apaöliel)  bitten  = 
lat.  oro,  luiHu^tri^  (amachel)  sich  schämen,  vergl.  uiJTop-  (^amoth) 
Schande,  lri,lib^i^  (erknchil)  sich  fürchten,  [^"igi-bt  (thaqöhil)  sich 
verbergen,  '^u/ii^^i^  (hangöhilj  ausruhen. 

Dass  wir  in  dem  ^  einen  dem  sanskritischen  ^  ähnlichen  aspi- 
rirten  Laut  zu  suchen  haben,  wird  selbst  auf  dem  Gebiete  des 
Armenischen  durch  Formen  wie  ^t«#»i-««-/3^t.^  (öhovarüthiun)  Un- 
glück =  p^inuiun.ni.p^^A  (thsovariithiuu),  die  neben  einander  vor- 
kommen, klar. 

£   SÄ. 

Seine  jetzige  Aussprache  gibt  Petermann  als  hartes  dsh  (g) 
an.  Sie  findet  sich  also  in  den  Lehenwörtern  p^nup/i'ii^  (thiirindshj, 
^tiup/.'i,^  (narindsh)  Orange  =  noup.  ^Jd  (ndring).  ich  zweifle 
aber  sehr  an  der  Ursprünglichkeit  dieser  Aussprache,  indem  erstens 
in  einer  erauischen  Sprache,  wo  der  Palatal  eine  grosse  Rolle  spielt, 
das  seltene  Auftreten  dos  ^  befremdet  und  zweitens  in  den  Fällen, 
die  wir  untersuchen  können,  diese  Aussprache  mit  der  Etymo- 
logie sich  nicht  vereinigen  lässt.  Ich  glaube  unseren  Laut  mit  dem 
altbaktr.  ^  zusammenstellen  zu  müssen,  dessen  doppelte  Vertretung 


Beiträj^e  zur-  l.:iii(|eliie  dci-  ;iirnri.|srliiMi  Sprache.  o8  I 

«Jui'ch  z.  iJinJ  ^»  gegenüber  dem  Imstande,  dass  7.  i  uml  A-  im  Alt- 
baktrischen  im  VVesentliclieti  den  einen  \'ertreter  ^  halM-n,  nieht 
aulTallen  darf". 

Siebere  Kälie,  in  denen  ^  vurkoninit,  sind:  /«/»/  (arslij  !5är 
Skr.  rksha  [vgL  altb.  'f^»  (aslii)  =  Skr.  akshi,  -"j^^-A  (danhina) 
=  Skr.  cfakshina],   «^^  (mcs/ij  Mitte  =  altb.  -»'»(sj^i  (maidliya) 
[vgl.  damit  altb.  -»»^i  (mashya)  -=  Skr.  martya].   ^n«./»  fshurj 
Wasser,  Flüssiges  =^  Skr.  kshira,  nenp.  ^O  fsh')  [vgl.  altb.  --^O'^^ 
(shoitkra)  =  Skr.  kslietra,  neup.  ^^.i  ^/«Är^J,  ^f^(^ash)  stark, 
fest    [vgl.  altl»aktr.  Vend.  III    (bei   Spiegel    S.  22) :  -^ -»»'-{gj-ei 
.j^^iii»M  .j«»;;pi3i.  .Jo>e)'5*»  -^ü^tjI?   „denn  durcb  Kraft  leben  alle  lebenden 
Wesen".] 

Hierlier  geboren  ancb  die  Fälle,  in  denen  ^  mit  j  (das  aus  s 
bervorgegangen  ist)  wecbselt,  z.  H. :  i/fm^^  (mios/ij  eines  ^  t^'i/ 
(mioj,  spi*.  mioj,  Genit.  von  '//>  (ml),  •nL,iun2^  (tepvoah)  des  Ortes 
=  inLijuiy  (^tepvoj,  spr.  tepvüj.  Gen.  von  ««^^7^  (ti'pi).  Das  Wort 
ll//!,  fkiiij  Frau  bat  Gen.  ^^/»j?  (knosh).  Es  ist  bier  olVenbar  sowobi 
in  ^  als  inj  das  s  des  Sanskrit-Suftixes  «s,  asya  zu  snclien.  — 
Kigentbiimlicb  ist  IfrpiT (skermj  =  Sanskr.  gharmn,  altb.  -»'e{^*»(ü 
(garemn)  [vgl.  zßi>""f^(seranQ  Seidenwurm  ^=  Skr.  /i/v«/]. 

Seine  jetzige  Ausspraebe  wird  als  bartes  ^z  angegeben;  Petcr- 
mann  scbreibt  dafür  tz  (zj.  Der  Laut  ist  seiner  Natur  nacb  otten- 
bar  gutturalen  Osprnngs;  sein  Entstellen  und  seine  Entwickelung 
sind  aber,  da  uns  in  älteren  verwandten  Dinlekten  Anknüpfnngs- 
puncte  feblen,  ziemlicb  dunkel. 

Fälle,  in  denen  er  vorkommt,  sind:  -^ui/njiM/ijL^  (/iar:;anel)  fragen 
=  Skr.  praccli,  altbaktr.  "?^{e)  (pereg),  neup.  ö^--^y>  (purnulnn), 
^,uß  (ha^)  Brot  ^  phrygiseb  /9ixoc  [bei  Herodot]  von  Skr.  pac, 
ßiuJiup  (^:;amnq)  Eide  =  neup.  ^-uj  (zamln),  yaia,  tjpu.u.'i.un 
(^rtniial)  kalt  sein  =  neup.  J,-^  (aard).  iMmklr.  ■^K'i^''"  {{'(irrfa). 
ßnuui  (^üpj  Stock  =  neupers.  c_'_p-  (cup},  Sanskr.  kshupa,  ,v^*' 
fpn)  Geier  =  Skr.  gycnn.  Dunkel  ist  ^  in  y""'/''/'  (<pif''r>')  süss. 
das  otfeiibar  mit  dem  litauischen  si^aldns  ^  Skr.  srddii  zusammen- 
zustellen ist.     ' 

Naeb  diesem  geben  wir  zunäebst  zu  den  drei  ilam-blanfen  ^. 
>.  ,y  über,  woran  wir  dann  j^leicb  den  Laut  ./»  scbliesscn  whIUmi. 


58<i  !'■•.   Fr.   M  li  I  I  e  r 

h'  ch 

wird  von  den  Armeniern  dem  deutschen  ch  und  griechischen  y 
^'leichgestellt;  Peterniaiin  sciireibt  dafür  ch.  Diese  Aussprache 
stimmt  zur  Natur  des  Lautes,  der  wesentlich  gutturaler  Natur  ist 
[vgl.  lunupnil^  (chosrow)  =  ^j"^  (^chusravj,  Xoapör^i;^.  Er  ent- 
spricht altem  indogermanischen  k,  im  Sanskrit  5^,  -l^r,  im  Alt- 
baktrischen  o»,  5,  im  Neupersist-hen  ^,  seltener  a,  z.  B.  : 

uiJpnfu  (^nmboch)  Menge  ^=  neupers.  ^yj\  ((uiböh),  pu,fuu, 
(bucht)  Glück  =  fieiip.  Z^  (bucht),  q^putfutn  (drucht)  Garten  = 
neup.  J.%s^j  J  (dirucht)  Baum,  •i'^nf,,^  (diochq)  Unterwelt  =  altb. 
_wj«tb>a,  (duzuku),  Pär>i  (jy^^^  (dozukh),  neup.  ^j^^  (dozuch), 
lupium  (chrut)  Rath,  Ausspruch  =  altbaktr.  xf^»^«^  (khrutu),   neup. 

^^  (chirud),   Pärsi 5^-«i>  (khurd).   Skr.  krutu,    iHuputlu  (ma- 

ruch)  Heuschrecke  =  neup.  -^-y»  (muruch),  'Lusfu  (nuch)  der 
erste  =  neup.  J^~äC  (nuchiist),  u/ti,ii,uiii/uu/itfi  (patuschuni)  Ant- 
wort =  altbaktr.  puiti  -\-  neup.  ^js^  (siichnn  o(Wr  suchun),  Peh- 
le«i  priD  (suchihi),  «^»«/^/^  (schulil)  fallen  =  Skr.  skhul,  «»««^«.««^ 
(tachtak)  Tafel  =  neup.  <CisC  (tuchtuh). 

^h 

ist  seiner  jetzigen  Aussprache  nach  ein  scharf  aspirirtes  h',  Peter- 
mann schreibt  dafür  hh  (li).  •>  ist  weicher  als  /»,  indem  es  dem 
griechischfu  Spiritus  asper  gleichkommt,  während  [u  dem  /  ent- 
spricht. Dies  beweisen  folgende  Fälle:  '^Lutr'buigf,  (hellenu^i)  = 
E/J.r/^,  ^Lpu,  (heru)  =  Hpa,  ^LpJku  (henncs)  =  Epjxf^^,  ^mL-pk*" 
(hiperel)  =  bTvripir-qz. 

^  ist  doppelter  Natur:  I.  Dentaler  Hauchlaut,  entstanden  aus 
altindogernianischem  s  oier  f,  entspricht  also  im  Sanskrit  H,  H  , 
im  Altbaktrischen  ey,  (i,  in»  Neupersischen  4.  H.  Labialer  Hauchlaut, 
entstaU'len  aus  allem  p  und  zwar  nur  im  Anlaute;  entspricht  also  im 
Sanskrit  ^,   im  Altbaktrischen  0,  w,  im  Neupersischen  u-»,  v_>. 

Die  Fälle,  welche  hierher  gehören,  sind  folgende  : 

L  <;  =  altem  Ä,  t:  q»'^  (^(^h)  Opfer  =  allb.  -»^^  (zuothru). 
Skr.  hötru,  ^uiqujp  (/mzuf)  tausend  —  altb.  --V^-e)»  (huzunru), 
n<up.  Ji^  (huzur).  Sanskr.  snhusrn,  -^ladluijop  (humuzör)  gleiche 
Kraft  habend,  vgl.  Skr.  sumu.    ^"jJ^u,!/  (humuk)  ganz  =  neup.  i^ 


Beiträge  zur  Laiillclire  der  armenischen  Sprache.  583 

(hamahj,  ^u,uu,ut,n  (hnstatj  fest,  eine  Piirlicipi;(1fi»riri  von  sthd,  oza, 
etwa  säst  hat ,  •^/•'i'  (hin)  alt  =  senex,  iurj,  altbaktr.  ^j-o»  (liaiiö), 
Veiid.  III  (Spiegel  S.  19),  davon  <;%*«7/«/^  (hnanal)  alt  werden, 
^"hiußg  (hnarq)  Fleiss,  Tliätif,'keit  =  neiip.  j*Jt,  (hiinarj,  allhaktr. 
I»"«!??^?!^«'  (huneretat),  «/2«>^^  (maliik)  Mond  im  Zunelimen  =  Skr. 
mnsa,  Vr'>  (nirh)  Schlaf,  "i'/^p^Li^  (nirJudJ  schlafen  =  Skr.  nidrd 
\h  =-  d,  wie  neup.  ^^^  (mulir)  =  Sanskr.  mudrd,  vergl.  •/^t^'V"^ 
(mitrhnkj  Decret,  Diplom],  •"-'^iP  (tohm^  Y:\v[\'\\\&  =  neupers.  Js^ 
ftochm),  wahrscheinlich  Lidienwort,  da  man  In"^I/'e^wa^tet.  In  </^>> 
(mah}  Tod  ist  anf  altb.  ^jV^e  (mahrko)  zurüekzngehen  nnd  *>  als 
Überbleibsel  der  Aspiration  des  r  zu  erklären. 

Wie  im  Ossetischen  (vgl.  meine  Abhandlung  über  die  Stellung 
des  Ossetischen,  S.  9)  ist  auch  im  Armenischen  manchmal  das  aus 
dem  s  entstandene  h  im  Anlaute  abgefallen,  z.  B. :  «#./t^  (amen), 
uiinhiiufü  (amenajn)  ganz,  all  =  Skr.  sama,  "'ir(am)  Jahr  =  ISkr. 
samd,  vielleicht  auch  luiHtuuf,'!,  (amiisin)  Ehegatte  (eig.  Zusannnen- 
wohnender)  =  Skr.  satn  -{-  vas,  ferner  /«i/Zu/lV»  (amarn)  Sommer, 
utdlupuliing  (amarano2,)  Sommerresidenz  =  altb.  -"i^iy  (hama). 

II.  •>  =  altem  p:  ^iujp  (hajr)  Vater  =  altb.  ?^^<?>-ö  (patai'e), 
Skr.  pitar,  neup.  jJj  Qndar),  '^•"cl^  (hartli)  eben,  breit  ^=  altb. 
><ij^?eJ  (perethn).  Skr.  prthu,  ^lupyu.'i.Li^  (har^unel)  fragen  =--■  Ski-. 
pracch,  altb.  ''i'iö  (pereg),  neup.  ö-X*«^  (parsidan),  v"j  ((ff^) 
Brot  ^r=  phrygiscli  ßzxo^,  altbaktr.  t«*»ü  fpar),  osset.  ^oftn6  (ficin) 
backen,  -^kpnu  (herii)  voriges  Jahr  =  Skr.  pariit,  griecli.  nip'xrc 
^filjif^  (hing)  fünf  ^  altb.  \'>^^'>o  (pancan),  v"-/»  (hin)  Feuer 
griech.  Tiöp,  '^ii'uJiu!,  (hraman)  Befehl  =  neiijt.  »31«^  (favmdn), 
Pärsi  \^i»'a  (franuhi).  Skr.  pramdna,  ^i-'uinyLiT ( hramajem)  ich 
befehle  =  neup.  f^^^  (farmdyam),  ^fnumufj  (hrasach)  Meile  = 
neup.  ^^9  (f'ursack),  Tzapaadyfr^^,  -^pL^uiu,^  ( hri'stakj  Üole. 
Engel  =  neup.  i^^^9  (firistah);  -^p'ii^uA  (hrodan)  =  neup.  OjJ^^ 
(f'rcdün),  Parsi  I^A^^^  (fredun),  ist  erst  später  gebildet,  theils  wegen 
des  f  im  Anlaute,  das  nur  im  Neu[>ersischen,  hervorgeirangen  aus  altem 
th:  altb.\p"^)ü*'^<i  (thraetaono),  vorkontmt,  (iieils  wegen  7  =  altem  /. 

./  ./• 
Die  Aussprache  dieses  fjautes  ist  meist  im  Anfange  der  Wörter, 
seltener  der  Sylbe  h,  nach  einem  Vocale  ist  seine  Aussprache   /;  itii 


584  Dr.   Fr.  .M  ii  1  I  e  r 

Auslaute  wird  er  meist,  wie  unser  h  als  Dehnungszeichen,  nicht 
gehört.  Es  fragt  sich,  welche  der  heiden  Aussprachen  —  h  oder  j  — 
die  ursprüngliche  ist.  Schon  im  vorhinein  ist  es  aufTaliend.  neben 
dem  /"  =  cy.  p-  und  ^  =  o*,  «^  einen  weiteren  Hauchlaut  zu  finden, 
dem  in  den  verwandten  eränischen  Sprachen  keiner  entspricht, 
während  dann  dem  j  kein  Ausdruck  im  armenischen  Alphabet  übrig 
bleibt.  Und  in  der  That  bezeugen  alte  Transscriptionen,  dass^  im 
Anlaute  oftenbar  wie  j  gesprochen  wurde,  z.  B.:  jfiuni.u  Qisiis)  = 
'Ir^aoü^,  j'if^  (joj)i^,  spr.  juin)  Grieche  =  Iwvsi;,  ^nAiuuu,u,% 
(junastan)  Griechenland  =  'liovia,  jnin^u/iiu/b  fjordtmanj  = 
lopdävYji;,  jtuuuf^u  f Jaspis)  =  Jaspis.  In  allen  diesen  Fällen  ent- 
spricht j  dem  altbaktrischen  jO^  oder  >*o. 

Neben  dieser  ursprünglichen  Bedeutung  des  j  =  j  lässt  sich 
aber  schon  in  ziemlich  alter  Zeit  jene  =  li  nachweisen,  wie  sie  aus 
dem  häufigen  Wechsel  des  <J  und  j  im  Anlaute  und  etymologischer 
Vertretung,  z.  B. :  j^unt^b  (^hisün)  fünfzig,  verglichen  mit  •>^^^ 
(hing)  fünf,  hervorgeht. 

Das  Verhältniss  dieser  zwei  Aussprachen  zu  einander  scheint 
folgendes  zu  sein:  Der  Hauchlaut,  ursprünglich  gutturaler  Natur, 
folgte  in  vielen  Fällen  dem  Streben  der  Gutturale  zu  paiataler  Aus- 
sprache und  setzte  sich  endlich  als  palataler  Hauch  fest.  In  diesem 
Sinne  gewann  er,  ähnlich  unserem  ch  in  den  Wörtern  „leicht,  seicht" 
eine  Ähnlichkeit  mit  dem  scharf  gesprochenen  j  (=  dsch),  mit  dem 
er  allmählich  vollends  zusummenfiel ,  so  dass  er  auch  das  y,  das 
ziemlich  seilen  im  Anlaute  rein  vorkam,  sondern  meist  eine  dem 
neupersischen  p-^  sich  nähernde  Aussprache  annahm,  vergl.  öj^ 
(guvän),  j>.  (go^^)-  ''^'  "^'^h  herüberzog.  Wir  haben  sonach  den 
Laut  j  einestlieils  aus  altem  y,  anderestheils  aus  altem  s  (dem  in 
vielen  Fällen  ein  älteres  t  zu  Grunde  liegt)  zu  erklären  i). 

Wir  setzen  folgende  Fälle  hierher:  "ulC^'JÖ  JO'derer  ==  alitis, 
b'ipiujp  (epbajr)  Bruder  =  altb.  {1^<!»->^  (bratarc).    Skr.  bhrdtnr. 


'j   .Mail  vergleiche   im  Neiipci'.siselien  :    ^^  tP*-    ({l"i}   l'liiss   =  iiUliiiklr.  jfgiiily  (raitUtiJ, 

C  »j  ^  Äot^  (lei'UL'h  =  altb.  jüASüt   (bnodlin ),     ^   ( inai )  Wein,  ili>iii<;lr!iiik    =^    Skr. 

iniidliti ,    ^\t    (pdij   Fu.ss  =  alU).  j,gji.y    (iwillin),   ^^iA-    (ihpui)    Sitte    =   Skr. 

svarihä,  fjtf'>~,    1$»=»-  (rlipdi)   Scinveiss  —  Ski.  «rcV/u.    In  ilene»  wolil    nieiii:iiiil   «las 

Eiitslelieii  lle.^  /  aiiü  eiiieiii  lli-iilal  lie.sl teilen  kiiiiii.  ' 


M    Q   »J 

Beiträge  zui-  Liiullehre  der  afmemsehen  SprHclie.  OOO 

t"tJLCgttjl)  ^'^'ülf  =  allb.  ^^Vj!?  (vehrkoj.  Skr.  vrlui  [hierin  j  ~ 
speciell  auf  eiäriischern  Gebiete  etitwickeltern  //],   t^ujjLiulf  fdujeukj 

Amine  =  neiij).  ^\:>  (ddyahj,  '^«yp  (hajr)  Vakr  =  altliakti*.  r-«?-« 
(patare),  J^jp  (majr)  Mutter  ^=  alth.  V'><^^i  (mätare),  ^pu.JlujLT 
(^ hramajem)  ich  befehle  =  neiipers.  x^o^  (f'armuyamj  von  einer 
Form  math,  Nebenform  zu  md  [vgl.  dath  von  rfaj,  ,iu,^t,i^  (jazel) 
opfern  =  althaktr.  ('»w  fy^zj,  Sanskr.  yaf),  j'^zy  (Jnst)  Opfer  -= 
altb.  -»^-""^^j  (yuQta),  "lu.jJlu't.  (pajman),  jüngere  Form  für  älteres 
u^uMu,JiJh  (^patman),  Pehlewi  j^ariD  (putmdnj  =  nen(iers.  ijUj 
(paimdn)  V^ertrag  [oder  Lehenwort?],  ^'up  (qojr,  spr.  ipiir) 
Schwester  =  altbaktr.  -»ey^^eL  (qanha),  Aec.  ej^-eyj^äL  (qaiihnrenij. 
Skr.  svasar.  Ferner  gehören  hierher  die  Genitive  in  "y  und  y  als 
Vertreter  der  Sanskrit-Genitive  in  as  und  asya,  in  deren  j  otTenbar 
das  sanskritische  s  vorliegt   [vgl.  oben  unter  ^]. 

In  manchen  Fällen  ist  ,y  nur  Deimungszeichen  ohne  jeglichen 
etymologischen  Werth.  Es  dient  nämlich  in  Verbindung  mit  »  dazu, 
besonders  in  den  auf  Consonanten  schüessenden  Endsylben  das  alte 
d  auszudrücken,  das  aber  heutzutage  von  den  Armeniern  wie  ut 
ausgesprochen  wird  [vgl.  Ähnliches  in  Betretf  des  Väv-i-maghül 
bei  den  Persern].  In  der  Mitte  des  Wortes  steht  dem  '•/  meist  «'- 
gegenüber,  z.B.:  ^n//»  (kojr,  spr.  kuir)  blind  =  mup.  jy  (kurj, 
Pärsi  ^^5  (kor).  Gen.  ^"'-/'/'  (^küri),  '"'i"'jz,(^anojs,  spr.  anui^)  süss, 
lieblich  =  neup.  ^'^y  (ndsj,  vergl.  #//^///t««v/i»  (anumhotj  wohl- 
riebhend,  iu^nu2"^I^b'^^'  (anumthiunj  Lieblichkeit,  j'iji>  (jojn,  spr. 
juinj  Grieche,  Gen.  j"«-^'^  (^junij,  vgl.  '/(ovla,  jmlUiuuiniJi,  (^juna- 
stan)  Griechenland,  jnü„upkii  (junuren)  griechisch. 

ist  seiner  Aussprache  nach  ein  harter  Ar-Laut;  Peteriunun  schreibt 
dafür  kh  (U).  Wie  man  nach  einer  nur  cinigermassen  aufmerksamen 
Betrachtung  der  Formen,  die  hierher  gehören,  ersehen  kann,  ist./» 
kein  einfacher  Laut,  sondern  ein  zusammengesetzter.  Er  entspricht 
nämlich  altem  sv,  manchmal  tv  und  ist  vollkonunen  das  altbaktrisehe 
CL,  neupersisch  ^.  Dass  hierbei  s  wie  sonst  auf  eräuischem  Ge- 
biete in  li  übergegangen  und  durch'  Eintluss  des  nachfolgenden  r 
in  ch  erhärtet  wurde,  beweist  die  Schreibweise  dos  Xeupersischen; 
das  hohe  Alter  dieser  echt  eräniscben  Lautumwandlung  wird  durch 


586  Dl.  Fr.   .M  ii  I  I  e  r 

den  Ländenr.imen  \4pa/co(Tta  bestätigt,  der  sich  in  dem  altbaktri- 
schen  >^>i>j»>^j'Q>  (^haraqaiti)  =  Skr.  sarasvatt  wiederfindet. 

Fälle,  die  hierher  ^ehöiren ,  sind :  ^wqnp  (^qap^r)  süss  =  lit. 
svaldus.  Skr.  si'ddu,  ij(^6<;,  ^wn-  fjarj  vier  =  Skr.  catvdras, 
^ußn.uiitnJb  (^qarasun)  vierzii,%  ^"  (H'^)  Gt^nitiv  des  Pronomens  der 
zweiten  Persmi,  Skr.  tu- am,  ^yp  C^ojr,  spr.  quir)  Schwester  = 
altl».  -"ey)*»}^  (('laitha),  S;inskr.  svasar.  ^fic"''^'  (qirtti)  Seh  weiss  = 
griech.  Fi^fxöi^,  Simskr.  svid,  ^»A  (qun)  Scliiiir=  altb;iktr.  -»i^-e 
(qaf'na).  Skr.  svapna,  ^»ufi,  (^qs^anj  zwanzig  =  Skr.  vingati,  aus 
dciugnti  entstanden,  ^««^  (qusk)  stiirk,  fest  [vgl,  altbaktr.  Vend., 
Farg.  III    (Spiegel    S.   22):    •i-»<?>*'-  •■^>ey3-  \ii»^^ ^   .^»»^^ 

Naciidem  wir  in  j  den  lialbvocal  y  wiedergefunden,  wollen  wir 
hier  gleich  die  beiden  anderen  Halbvocale  ^  und  *-  anreihen. 

tritt  mfist  im  Anlaute  auf  und  entspricht  altem  v,  im  Sanskrit  ^,  im 
AUbiiktrischen  ^,  »,  im  Nei. persischen  >— >,  j. 

Man  betrachte  folgende  Falle:  ^^/»  (wngr)  Tiger  =  Skr. 
vydyhra ,  iliu^mn.  (^xoacarj  Miukt  =  neup.  j^jIj  (bdzdr),  •(uM'itLi^ 
(icanel)  hauen,  sihlagen  =  altb.  \»9  (vnn),  q^'-l  (zoic)  jung,  frisch 
=  Skr.  yuvan,  '['"u,  (^wat^  böse  =  nenp.  J^*  (hud^,  ifiupiuif^  (^wa- 
raz)  Kher  =  Skr.  vardlia,  •['"ci  (u'urd)  Kose  =  griech.  ßpödov, 
'Ipöc^ov,  -.Mab.  J^j  (u'cnd-un),  ifp^utli  (^uncak)  Besitzthuir»  =  neup. 
tiy^  (wezah),  'l^/m.  (^wcirj  Ausspruch  =  altbaktr.  V«(v»tj!?  (viciro), 
p^n.Li^(wcrel)  entscheiden,  richten,  /Tr»«*«  (iciias)  Sünde  =^  Pärsi 
^>u]*ijj  (^lutjidh),  davon  tluutnLf^  (lonasel)  sündigen,  tlLfu/tnui^  (wera- 
?ialj  erhaben  sein  =  datpecv  =  dfsp-c-ecv. 

*-  V 
tritt  nur  in  der  Mitte  und  am  Ende  der  Wörter  auf  und  ist  im  erste- 
ren  F'alle  eine  Erweichung  von  b  (manchmal  auch  p,  m),  worin  es 
dem  altbaktrischen  «i' entspricht,  z,  B. :  i-ust.  (dav)  List,  q-utuLi^ 
(davel)  überlisten  =  Sanskr.  dabli,  altb.  ^^»^»^^  (daiwis)  Betrug, 
j(.*»ji(js«  (^adhnvia)  unbetrogen  [Ormezd-Yasht  14,  bei  Wester- 
gaard  S.  145].  Rutif-u^Lni,  (ihagavor)  König  =  Diaderuträger  = 
nenp.  p-U  (tdy)  -\-  bhnr  „trügen"  [vergl.  jaund  tukaburd  „reges 
Jonivi"    in   der  Inschrilt   zu   Nakscii-i- Ruslam].    ffu^tf^   (gruvelj 


Beiträge  zur  Lautlehre  der  armenischen  Sprache.  5o7 

ergreifen  =  allh.  w^'J(ü  (gview).  Skr.  (jrhh,  L'-pyi-  (evtlm)  sieben 
=  iillb.  <«<?ü*ey  (haptan),  Sanskr.  saptun,  neiip.  J^  flmftj,  v^I. 
oss.  63JP  (awd),  u,Up  (aver)  öde  =  iieup.  Jj^j  (toiränj,  Pärsi 
j^l^wii  (aunrnnj. 

In  letzterem  Fulle  stf^lit  t.  für  «^  und  entspriclit  altem  v.  Sanskr. 
^  ,  allhaktr.  »,  z.  B. :  «//»A^  (aret^)  Sonne  =  Skr.  ravi,  t^A  (^dev) 
böser  Geist  =  althaktr.  -«»kj^  (daevd).  Skr.  deva ,  uLuji.  (^setic) 
schwarz  =  Skr.  ^.yuva,  ffii-  (tiv)  Tag  =  Skr.  div-d,  divasa. 

Das  Verhältniss  zwischen  -^urid  »-  lässt  sieh  am  besten  mit  dem 
zwischen  Mi' und  k  im  Pärst  vergleichen  [vergi.  Spiegel.  Parsi- 
Grammatik,  S.  34]. 

In  vielen  Fällen  hat  ^  seine  consonantische  Natur  aufgegeben 
und  sich  mit  dem  vorhergehenden  Vocal ,  falls  er  a  =  «  wur,  zu  »l 
zusammengezogen   (siehe  weiter  unten  unter  ««-j. 

Wir  gehen  nun  unter  den  noch  übrigen  Lauten  zunächst  über 
zur  Behandlung  der  flüssigen  Consoniinten 

q^p,  ^  l ,  n-   /•,  /'  r. 

Die  Aussprache  des  ^  wird  wie  die  des  gutturalen  y  der  Neu- 
griechen angegeben;  Petermann  umschreibt  es  mit  (jh  (())■  It'h 
glaube  nach  meinem  Gehör  den  Laut  besser  mit  dem  ^  der  Araber 
oder  dem  geschnarrten  r  in  manchen  Gegenden  Deutschlands  ver- 
gleichen zu  können.  Auf  einen  solchen  Laut  scheinen  aber  die  alten 
Transscriptionen  nicht  binzufüiiren,  denn  wir  Giiden  hier  7  als  Ver- 
treter von  l,  z.  B. :  u,uu,pn<fu,pnh  fastropaboii)  ^^  da-pnkdßn^.  »•^»y'^7_ 
(biuri'p)  =  ßij<-u/.Ao:;,  hi/iud"  (epam)  =  D^^i'  (i'/dm),  Lf/pnpn,, 
(epboros)  =  iÄ?Jßnpo<;.  ^^/»"»-/««yiCi/'  (erusapem)  —  .li-rii-;iie:n. 
/ffflf.fiff,,,,  fkperikflsj  =^  xKqptxiK^  uf,iußinn!fh  (ppaton)  =^  fl/äzio'^, 
"t'UHl-'i^(pppep)  =  JaIs  (fulful). 

In  allen  diesen  Fällen  sehen  wir  das  'i^  für  /  gesetzt  und  von 
dem  r,  n)it  dem  es  nach  obiger  Beschreibung  zusainmenfalleu  SDJIte, 
deutlich  geschieden.  Es  entspricht  nach  diesen  wenigen  Beispielen 
das  armenische  q^  vollkommen  dem  X,  ilessen  Stelle  es  auch  im 
Alphabet  einniuinit  (zwischen  Kien  und  Mien,  semit.  ::  und  5).  Der 
hier  ubwalt«inde  Widerspruch  li>st  sich  durch  folgende  Betrachtung: 

Bekanntlieh  mangelt  dem  Altliaktrischeu  der  Ausdruck  für  /. 
wofür  es  r  setzt.   Manche  Forscher  wollen   nun   djtt'ür  7\\  ei   r  nuter- 


588  l'r.    I-  r.    M  ii  I  I  e  r 

seliciiitMi.  Damit  wird  in  der  Tliat  oiiiestheils  der  Widerspruch 
gelijst,  in  den  wir  verfallen,  wenn  wir  trotz  dem  Mangel  des  /  im 
Altbaktrisehen  dennoch  das  /  in  alten  persischen  uns  überlieferten 
Namen  vorfinden  und  davon  Notiz  nehmen  müssen.  Das  l,  welches 
in  diesen  Namen  sich  findet,  scheint  kein  anderes  zu  sein  als  unser 
7^,  das  den  Fremden  in  mancher  Hinsicht  an  sein  /  erinnerte,  von 
den  Einheimischen  aber  nicht  als  reines  l  gesprochen  wurde. 

Dann  werden  wir  es  auch  begreiflich  finden,  dass  wir  neben 
dem  1^  noch  ein  ^  vorfinden,  das  unserem  l  vollkommen  entspricht. 
Zwischen  diesen  beiden  l  scheint  derselbe  Unterschied  obzuwalten, 
wie  zwischen  den  beiden  r  «-  und  /»,  von  denen  ersteres  mit  einer 
starken  Aspiration  zu  sprechen  ist  und  dem  altbaktrisehen  o»^  (in 
Wörtern  wie  ^jV^e,  ^^Vj^)  entspricht.  Dieses«-  ist  echt  eränisch 
und  sehr  alt,  während  das  andere  /»  entschieden  jünger  ist.  Dies 
geht  schon  aus  der  Stellung  der  Buchstaben  im  Alphabet  hervor; 
denn  «-  entspricht  hierin  dem  n,  während  ^  schon  ausserhalb  des 
alten  Alphabetes  steht. 

Was  nun  die  Etymologie  anlangt,  so  entsprechen  ^,  «-,  p  altem 
r.  seltener  l,  ersteres  auch  d  (durch  Übergang  in  einen  Linguallaut); 
l^  altem  l,  seltener  r. 

Beispiele  dafür  sind: 

I.  Für  7^:  '«7^  (ttp)  Saiz  =  a/g,  Sanskr.  salüa  fliessendes 
Wasser,  unnnq^  (astp)  Stern  —■  altb.  j1>"^<>»  (gtarej,  griech.  dari^p, 
kqpu,jp  (epbajr)  Bruder  =  altb.  i^-<f«^  (hrdtare).  Jtqp  (mepr) 
Honig  =  Skr.  madhu,  Jt^ig  (mepq)  Sünde  =  Skr.  mcda  Schnmtz, 
Fleck,  uttqt  (tepi)  Ort,  Fläche  =  Skr.  tala,  »uqu,  (üptj  Kanieel 
^  Sanskr.  uslitra,  uiqui^tr/^  (^apachel)  bitten  =  latein.  oro,  u^q^^A 
fppinQ  Erz  =  altbaktr.  -«"Mf^  (bereyya),  Vend.  VIII,  254,  neup. 
^^  (baring). 

II.  Für  n- :  tf.iun.'i,  fgnrnj  Lamm,  vgl.  Skr.  vnr  und  lat.  vellus. 
q^nuiu'i,  (dühi)  Thor  —  Skr.  diuir,  [Lmn.'i,  (^learnj  Berg  =  altb. 
*ij«(j5  (gairi),  afghan.  ^  (ghnrj,  JLn.u/bl>i^  (meranil)  sterben  = 
Skr.  mr,  muirLu,u  (^pnruv)  altes  Weib  =  Skr.  puränn,  uftuui^iun- 
(patöar)  Vorwand  =^  paiti  -\-  a^U-  (ödrah),  n.u,^  (razm) 
Schlacht  =  neup.  «.j^  {razm),  altb.  V'^-e^J^^  (racnmoyo)  [Mihir- 
Yasht  8.  bei  Westergaard  S.  192],  ««/^  (rah)  Weg  —  neup.  alj 
(rdh)    [Lehnwort?],    r^n^fili   {rocik)   Lebensunterhalt   =-    neupers. 


Beiträ-je  zur  LHiitlehrc  der  armenisohpn  Spraftn'.  Öö  J 

iJjjJ  (rozt),  ^'"i^«"L  (wacur)  Markt,  Laden  -—-  neup.  j\^  (buzur), 
.[^/,n  (iccir)  Ausspruch  =  altb.  V'Pt;^  (viciro),  ^""^  ('l"^^)  ^''*''* 
=  Skr.  catvdras,  ^^"1-1  ((FO^'^O  vorrufen  =  Skr.  gf 

III.  Für/»:  luutpiuif^njii  (^atragojn,  spr.  atraguinj  feurig  =  altb. 
^it^m  (^dtur),  lupJ^ii/!./,  (arzani)  werth  =  neup.  'o\jj\  (arznn),  '«/»f 
(arsh)  Bär  =  Skr.  rkslia,  p^ipi  (barZ)  Polster  =  allb.  ■ny^l'^ 
(baräzisj,  pu.plp  (barCr)  hoch  =  altb.  e^sjj)  (berezat),  Sanskr. 
brhat,  pl^i'l^L  (berel)  tragen  =  alti».  {}i)  (bere),  Ski.  b/ir.  pfii.rjf 
(giser)  Nacht  =  lit.  vakaras,  i-ph^Lri^  (gorgcl)  arbeiten  =  Fipyov, 
neup.  O-Xjjjj  (varztd(in),  'i^nt^u-np  (düstr)  Tochter  =  Skr.  dukilar 
1po2_  (dros)  Fahne  =  altb.  -»^«^"Ij  (draf'sha) ,  ■^'^f  fh(ijr)  Vate 
=  altl).  {I-«?"«  (patare).  Skr.  iiitar,  •P'ijp  (mujr)  iVIntter  =  altb. 
{1ii;j,«s  (mntare).  Skr.  mcUar,  "fip-"  (sirt)  Herz  =  Skr.  hrd.  'l'^tp 
(wagr)  Tiger  =  Skr.  vydghra. 

IV.  Für  i:  wji^  OijO  =  fifiiis,  ^"(/i  (gdjJ)  Wolf  =  alfbaktr. 
^V{^  fvehrkdj,  [b  (li)  voll  =  plenus.  ebenso  /^""-^  (Inul)  voll 
.sein,  inuuiiiuBi^  (lovanal)  waschen  =  Skr.  plu,  ^«^^  (Isel)  hören  = 
Skr.  grm  ylo-,  lniu\,lri^  (klanel)  verschlingen  =  Skr.  gr,  lat.  gula. 

Merkwürdige  Fälle  sind  :  ißu^nfi,  (leai'n)  Berg  =  altb.  *^*-(S 
(gairi).  Skr.  giri  (=-  gari),  iLin..  (lezu)  Zunge  --^  Skr.  gihvu, 
^Ä-Ä^  (Igel)  verbinden  =  Skr.  yng,  iLu,pq.  (leard)  Leber  =  Skr. 
yakrt,  in  denen  l  (gleich  dem  polnischen  i  zu  sprechen)  aus  dem 
palatalen  Zischlaut  entartet  zu  sein  scheint. 

«Z*  ni,   "i-   n. 

Diese  heiden  Laute  entsprechen  ganz  unseren  m,  n.  it  stimmt 
mit  allbaktrischem  \,  ^.  neup.  O  zusammen;  «/'entspricht  althaktri- 
schem  6,    neup.  p  ,   z.  B. : 

"h;    uiptl-iu'ii/t   (arzani)    werth    =    neup.  ö^jy  (arzilu).   piu'tiu, 

(baut)  Gefängniss   -  altb. ^^  (band)  binden,  ^».V««^  (gunak) 

Farbe,  Art  =  \\a\\\>.  i^^  (gunah),  tl^'i»  (den)  Heligion  =  altbaktr. 
-»iw^»»  (daena),  irpii/bq.  (erang)  —  Skr.  ratiga.  ^/•'i'  (kin)  Weib 
altb.  '"\'\_(ghnd),  ^f-'i't  (hing)  lünf  =-  allb.  j-(V)^>'e)  (pancan).  'i"-^ 
(nav)  SchilT  =  Ski-,  ndu.  ^'»p  (nor)  neu  -=  Skr.  nnva.  2."«-^  (sün) 
Hund  =  Skr.  (;van.  uiu/i.f,p  (panii)  Käse  ^  neup.  j'^>  (panir). 

iT.  utiT^am)  Jahr  =^  vSkr.  sanin.  u„IJ,»  (amis)  IMonat  =  Skr. 
mrisa.  «"%  (onip)  Wolke    -  Skr.  antbhns  Wasser.   iL puiiT (seram) 


iJÖO  Hr.   F  r.    M  ii  1  I  c  r 

Scidenwuiin  =  Saiiskr.  krniL  f/'"'Q'  (kamt])  Wille  =  neup.  A^o 
(k(imah),  Pelilewi  "jjiND  (kdmah),  ■^wJlutf  ( hamak)  ganz,  all  = 
neup.  V*"  (hamahj,  '^('uiJ^u'i,  (hrumanj  Befehl  =  neupeis.  ül-^9 
(farmdn).  Skr.  pramdfia,  •f^^rfmom)  Wachs  =  neup.  p->  (momj, 
ftrpif'(^shcnnj  Wärme  =  Skr.  gkarma,  "^w^'f^(razmj  Sclilacht  = 
neup.  ojj  (rnzm). 

Die  Vocalzeichen  des  Armenischen  sinii  fol;,fende:  «»,  ^,  k,  n,  [>, 
«,  «f.,  o.  Trotz  dieser  relativ  ziemlich  grossen  Anzaiil  von  Zeichen 
steht  das  Armenische  allen  eränischen  Sprachen  insofern  nach,  als 
es  die  Quantität-sbezeichnnng  der  Vocale  zumeist  eingebüsst  hat. 
Aber  auch  in  anderer  Hinsicht  hat  die  Sprache  sehr  gelitten,  indem 
sie  durch  die  fast  durchgängige  Oxytonirung  kurze  in  den  Anfangs- 
sylhen  sich  befindende  Vocale  vollständig  verlor. 

Wir  wollen  im  Folgenden  die  Vocale  von  diesein  Standpunkte 
aus  betrachten  und  dann  die  Fälle,  in  denen  sich  Überreste  eines 
volleren  Vocalsystems  vorfinden,  angeben. 

"»  «. 

Seine  Aussprache  ist  die  unseres  reinen  a.  Es  entspricht  so- 
wohl altem  kurzen  als  langen  a,  z.  ß.: 

I.  Kurzes  a\  '-liii  (^akn)  Auge  =  lat.  oculiis,  altslav.  oko.  «»«/Jy 
(amp)  Wolke  =^  Sanskr.  ambhns  Wasser,  ptupi  (^barQ  Polster  = 
allb.  -^i^  (barezis).  Skr.  barhis,  i-u,uu,umIi  (dastak)  Handgriff  = 
neup.  öL^^  (^dastali),  li'""tMl  (kapikj  Affe  =  Sanskr.  kapi,  ^uyp 
(hnjr)  Vater  =  allb.  {^*'<?*»e)  (patare).  Skr.  pitar,  j""i^i  (jazelj 
Opfer  —  altl».  yaz.  Skr.  yag,  «y™/»«..«^  (partak)  Vorhang,  Schleier 
^  neup.  4 ^j  fpardah),  'li^ct  (ward)  Rose  =  griech.  ßpödov, 
uiutuifti^  (tapil)  warm  sein  =  Sanskr.  tap,  'niuu%  (tasn)  zehn  = 
Skr.  dagan. 

II.  Langes  a:  utumuiumu/ii  (aspastan)  Pferdestall  =  altbaktr. 
-"(-><?"  ■\ü^"  (nQpo-  gtuua),  lupt^ufiij,  (arzani)  =  neupers.  üUjI 
(arzun),  q.ufjLu,if  (dajetik)  Amme  =  neup.  dJ\:>  (ddyah),  y^«««» 
fd(tt)  He(t!it,  Gesetz  =  neup.  j^1j>  (ddd),  lu.pJlu'i.  (darmnn)  Heil- 
mittel =-  neup.  ö^'^j^  (darmdn),  t-'iP^'jp  (epbnjr)  Bruder  =  altb. 
{1i.^>J)  (brdtnrej,  neup.  jj]^i  (birddar),  <t^>uir (zam)  Stunde,  Zeit 
=.  Sanskr.  yäma,  lf""(p  (kam<y)  Wille  =  Sanskr.  kuma,  '^p—JitA 


Beiträge  zur  Lautlehre  der  armenischen  Sprache.  691 

(Ip^amun)  Befehl  =  iieupers.  ü^-«^  (f'armun),  Sanskr.  pramuna, 
€ufi,ui^l^  (öanachel)  erkennen  =  altpers.  khshtidcätiy,  neup.  ,^;^^i-Li 
(^sindclitan),  J^'yp  {majr)  Mutter  =  altb.  v^^^i  (mntari'J,  t/7«<«««^ 
(^matak)  Weibchen,  Muttertliier  =  neup.  ijL  (mäduh),  Sanskr. 
mdtar,  ^LptnuMu  (kerpas)  Linnen  ^=  Skr.  karpdsa,  •l'j'ip  (wagr) 
Ti«(er  ^=  Skr.  vydghra,  il^pi^q  (^waraz)  Eber  :=  Skr.  vard/ia,  neup. 
j]/  (gurdz),  """/^  (tal)  geben  =  Skr.  dd,  ^-.qgp  (qap^rj  süss 
=  Skr.  svddu. 

Manchmal  steht  «"  im  Anlaute  als  prosthetischer  Buchstabe, 
besonders  vor  r,  mit  dem  das  Armenische  nicht  gern  anlautet,  z.  B.: 
ußi^,u  (amis)  Monat  =  Skr.  mdsn,  •"pl'  farevj  Sonne  =  Skr.  ravi. 

Ir  e. 

Seine  Aussprache  entspricht  ursprünglich  der  des  griechischen 
£,  dessen  Stelle  der  Laut  im  Alphabete  auch  einnimmt;  jetzt  wird 
er  aber  viel  weicher  gesprochen,  am  besten  lässt  er  sich  mit  dem 
böhmischen  e  vergleichen,  t^  entspricht  vor  allem  andern  e,  d.  h. 
altem  ä,  in  mehreren  Fällen  jedoch  auch  altem  e,  d.  h.  e  ist  nach 
Aufgeben  seiner  Quantität  mit  e  zusammengefallen. 

Fälle,  wo  ir  altem  ä  entspricht,  sind:  uiumtu,  (aspet)  Reiter 
=  Skr.  a^'vnpati,  '"pf^  (arev)  Sonne  =  Skr.  ravi,  pl'pl'i  (bcrcl) 
tragen  =  Skr.  bhar,  ib>»  OßO  F'^^-''  ==  •''*''•  '^v''^  (x'uidhi),  ^^p 
(ger)  alt  —  Skr.  garant  [vgl.  altb.  -»»V»^  (zaurva)  das  Alter],  ir- 
(es)  ich  =-  altb.  jES^-  (azem).  Skr.  aham,  '^Lpm.  fherüj  voriges 
Jahr  =  Skr.  pnrut,  griech.  Tripuac,  •^'ip  (mepr)  Honig  =  Skr. 
madhit,   «ää-  (mcg)  gross  =  Sanskr.  mahnt,  griech.  psyac;,   Jtq^ 

(mepq)  Sünde  =  Skr.  mala,  ^LpJ^ (sherm)  =  Skr.  gharma. 

Altem  e  hingegen  entspricht  es  in  folgenden  Fällen:  7-Ä^  (den) 

Religion  =  altb.  -»jw-^  (daena),  neup.  jj^  (diu),  Farsf  [^  (diu). 

1-Il    (den)   böser  Geist  =  altb.  -->))«-^  (daeva).   Skr.  dh'a,   neup. 

y^  (dcv),  Parsi  «^  (dhw). 

Manchmal  steht  t  im  Anlaute  als  euphonischer  Buchstabe  (gleich 

a,  vergl.  oben),    besonders  vor  r-Lauten,  z.  B.:   l^'iP'"jp  (epbajr) 

Bruder,  Irpiu'hf.  (ernng)  Farbe,  LpuiJluli  (eramak)  Herde. 

ist  das  kurze  e,  ähnlich  dem  altbaktrischen  {  und  dem  hebräischen 
Sche\va,.und  ist  dort  im  Gebrauche,  wo  auch  die  Form  ohne  dasselbe 

Sit/.b.  d.  phil.-hist.CI.  XXXVIK.  Bd.  lU.  Hfl.  39 


sl;iUliiuleii  kiinii;    in  vielen  Fällen  wird  bei  zu  grosser  Häufung  der 
Consonanten  (wie  im  Altbuktrisehen)  n  zwischen  dieselben  geschoben. 

b  i. 

Seine  Aussprache  ist  wie  die  unseres  i,  nie  aber  y.  Es  vertritt 
altes,  sowohl  kurzes  als  langes  i  und  in  manchen  Fällen  auch  altes 
Guna  davon,  nämlich  <'  =  al  Endlich  stellt  es  Verkürzung  von  a, 
seltener  d  dar. 

Die  betreffenden  Fälle  sind: 

I.  ^  ^  i-  tt""^L  (g'^t^O  ^^'ssen  =  Skr.  vid,  h'""lbh  (hi\nh) 
Affe  =  Skr.  kaiii,  if"^  (^iuii)  Schnee  =  Skr.  hima.  •nt^bk  (niii/0 
Fliege  =  Skr.  makshikd,  1'br^  (nirh)  Schlaf  =  Skr.  nklvd  ifb"^ 
(uH'ir)  Entscheidung  =  altb.  V'i«^^  (viciro),  "'b'-  (tw)  Tag  = 
Skr.  dh'-(L  divasa.  pbv"^'  (qirtn)  Seh  weiss  =  f«<?/?ö><r- 

II.  f,  r=  r.  «Y"'V/'  (pttiiir)  Käse  =  neup.  j^  fpnnir),  n.„i^f,!i 
(rocik)   Lehensunterlialt  =  neup.  ^j^j  (rözi),    •n.u^f.li   (tacik) 

Türke,  Fremder  überhaupt  =  neup    ^sJ^  (tdzi).   tb"f"k  (dipuk) 
Goldstoff  -=  neup.  4^^  (dibdh)  von  Skr.  dtp. 

III.  b  —  ^'-  f^-^l'  (biur)  zehntausend  =  altb.  d-»Kvy  (haevare), 
tb'''b  (ffi^^O  ^'^'^•"  =  Fnivog,  äthiop.  (Dß'i :  ftrninj.  "•^b"""i  OP^- 
tak)  weiss  =  neup.  J^^wj  (siped),  altbaktr.  --';?>«-«)>'  (cpaeta).  Skr. 
gvetü,  nh'J'  (^in)  Geier  =  Skr.  Qyeiin. 

IV.  ^  =  ä,  ä:  ""Ib"  (amis)  Monat  =  Skr.  mds,  tndsa,  tbi^C 
(giser)  Nacht  =  lit.  vakaras,  ib  (li)  voll  =  altb.  \\lHü  (pereno) 
aus  parnu.  Ifb't'  (kin)  Weib  =  altb.  ■^\ix^(gliena),  sb^'  ((i^^O  "'* 
=-.  lat.  senex,  griech.  £i/;y,  altb.  \\'><ty  (hano),  ^b^'t  C('^'^9?  ^*^"^  ^^ 
allb.  {"(»^"ü  ( pa7i('an),  Jifpill''it  (marmin)  Leib  =  Skr.  mnrman 
von  mr,  >lb"  (mis)  Fleisch  =  Skr.  mdnsa,  "bc"  (sirt)  Herz  =  Skr. 
hrd,  griech.  xapd-ia,  "«»^i  (stin)  Brui<t  =  Sanskr.  stana,  •jb^t'^L 
(u'ipelj  erzählen  =  griech.  Fi'^o<;. 

n  d. 
Seine  Aussprache  ist  o;  im  Anlaute  wird  der  Laut  mit  halb- 
ronsonanlischem  Ansatz  wie  das  englische  w  oder  das  arabische  j 
gcsprochfii.  Etvmologisch  vertritt  «  das  alte  ü  und  den  zu  u  wieder 
herHbgesunkenen  Guna  desselben  u  =-  au  (vgl.  oben  bei  i),  ebenso 
das  ans  ä  entstandene  ö  gleich  dem  o  der  Griechen  ,   dem  es  auch 


Beiträge  zur  Litutlehre  «ler  armenischen  Sprache.  ;)9o 

im  Alphabete  (j;  im  Semitischen)  entspricht.  .Mtes  u  wird  aber  auch, 
und  dies  viel  häufiger,  durch  «^  (aus  o  -f-  v  entstanden,  wie  o'j  im 
Griechischen)  wiedergegeben,  das  aber  seinerseits  neben  u  auch 
ein  auf  eränisehem  Gebiete  entwickelter,  durch  Auflösung  und  Ver- 
schmelzung eines  Labialconsonanten  mit  vorhergehendem  a  ent- 
standener Laut  ist. 

Fälle,  die  hierher  gehören,  sind: 

I.  „  =  altem  u,  6:  «««^"^  (amboch)  =  neup,  4^1  (anböh), 
t"'ltL  (goivH)  preisen  =  altp.  gaubataiy,  neup.  x^  (goyem)  ich 
spreche,  Pärsf  b^w^cw  (goyant)  sie  sprechen.  ^^  (^oh)  Opfer  = 
altb.  j»^<iW  (zaothruj.  Skr.  hotra,  ^'{^{zotvj  frisch,  jung  =  Skr. 
yuvan,  neup.  O^^  fgiivun),  •»»•^iP  (tohm)  Same,  Nachkommen- 
schaft =  altb.  ■"iiiy^>"^  (taokhma),  Pärsi  «c^W  (tokhm),  J^»r(mom) 
Wachs  =  neup.  py>  (müm),  irf^n^^  (dzochq)  Unterwelt  =  altb. 
-»^i»e^>^  (duzaka),  Parsi  ^>>^^  (doiakli),  neup.  t^^^^  (doznch). 

II.  „  =  altem  a:  fT^^L  Co^^V^'O  '•»i'beiteii  =  altbaktr.  cerez, 
griech.  Fap-fav,  neup.  OJ^'jj^  (umrzidan),  "»f/p  (oskr)  Bein  = 
altb.  -«<?•»-  (agta),  griech.  daziov.  Skr.  usthi,  '»"^  (otn)  Fiiss  = 
Sanskr.  pada,  "p[^  (orth)  junges  Kalb  =  griech.  Tzöpvt:;,  irpp 
(chorq)  vier,  aus  älterem  coqr  entstanden  =  Skr.  catrar. 

III.  HL.  =  altem  u.  u:  pi^jn^^  (bazük)  Arm  =  Skr.  buhu.  neup. 
jjl  (bäzü),  pujqn,.ir  (bazinn)  viel  —  Skr.  bahn,  p'"-'i'  (bün)  Ur- 
sprung, Natur  =  neup.  ^  (bun).  Skr.  budima,  ^«Awl/  (gihiak) 
Farbe  =  neup.  b^^  (gunah),    allbaktr.  -"P-co    (gaona),    qn.uu,f, 

(dustr)  Tochter  =  Skr.  duhitar,  ^'"-V  (git"0  ^"'^  ="  ^^^'-  Ä'"'"^ 
altb.  >\i^  (zemi),  die  armenische  Form  ist  also  aus  gniir  entstanden 
[vgl.  im  Altbaktrischen  den  Accusativ  c^j«^  (znthn)'],  -^tp"..  (heru) 
voriges  Jahr  =  Skr.  parut,  griech.  ■Jiipuac,  ^""-  (nii)  Schwieger- 
tochter =  Skr.  smishd,  "«-'/y  (iipt)  Kameel  =  Skr.  iishtni,  ••pnjiip 
(srihiq)  Lenden,  Beine  =-  altb.  -^^"'^^  (graona).  Skr.  groni. 

IV.  «L,  entstanden  durch  Auflösung  eines  Labialconsonanten: 
<^nup  (hur)  Feuer  =  älterem  povr,  griech.  Tiüp,  »»-^  (lUh)  acht 
=  einer  älteren  Form  ovth  —  opt  —  okt  [vorgl.  oxriü],  umuLf. 
(süser)  Schw,ert  =  neup.  jC^  (mmsn).  uh.n^u  (aiii'ai)  Namen, 
aus  altem  anovn  =  aiiomn,  vergl.  griech.  dvopav  -  uo  (ov()üa£'va*), 
^««.^  (^A-wt^  Höcker,    aus  altem  kovz,  vgl.  Skr.  kulujtt,    -n^p  (sur) 

39« 


Sciwverl  =-  alth.  ^^iWT^»  (^mm'i),  ^"■^'  ((phi)  Schlaf  =  altem  qovn, 
vgl.  altb.  -"i^Ji'^eL  (jfff'in)'  ^'"'-  ^'^'f'pfift'  '""'^'  (tun)  Haus  =  altem 
/or/j,  vgl.  Skr.  dhdman.  "'^"  (^/<s^  Schulter  =  Skr.  «;wsrt,  setzt 
also  eine  ältere  Form  ovs  voraus,  •^ut^o'i,  (pakon)  Dienst,  auch 
u^u,2u,lM,u'b  (j)alt(inn).  Genitiv  u^ia^inutiTa/i.  (pastaman).  wo  also 
pastamn  =  pastaim  anzusetzen  ist.  Hierher  gehört  auch  die  Endung 
der  ersten  Person  der  Vielzahl  des  Futurums  »^^  (uq),  die  gewiss 
aus  älterem  amq  abgeleitet  werden  muss. 

k  e. 

Seine  Aussprache  ist  e.  Es  entspricht  im  Alphabete  den» 
griechischen  ^,  dessen  älteste  Aussprache  mit  ihm  gleich  gewesen 
sein  mag.  Seiner  Natur  nach  ist  es  aber  von  ihm  sehr  verschieden, 
denn  es  entspricht  altem  e  =  ai,  sowie  auf  iranischem  Bdden  durch 
die  sogenannte  Epenthese  entstandenem  ai;  in  vielen  Fällen  hat  es 
sich  auf  armenischem  Gebiete  durch  Contraction  der  beiden  es  bil- 
denden Elemente  a  und  i  herausgebildet. 

Fälle,  die  hierher  gehören,  sind :  't^^-  (ges)  Haar,  bes.  Haupt- 
haar =  wtn^. yS (gesö)  Locke,  Skr.  kegn,  Jk^  (meg)  Wolke, 
Finsterniss  —  Skr.  mcgha,  neup.  ^.^  (megh),  Jki^  (mez)  Urin  = 
altb.  jj^w-e  (maeza),  von  '^»7^7^  (mizel)  harnen  =  Skr.  mili,  «^^ 
(mesh)  Mitte  =  altb.  -»»e^^-s  (maidhya).  Skr.  madhya,  •»k^  (teg) 
Lanze,  Speer  ==  neup.  ^  (tcgh)^  ui.upu,kq  (partez)  Garten,  Um- 
zäunung ^  altb._-»5M^*^^''e)  (pairidaeza),  hehr.  DinD  (pardes), 
7taffd'jsc(Tn<:,  ^fi'  (heil)  Räuberbande  =  altb.  -"iw-ey  (haena).  Skr. 
send,  lle.r,  plr(,k  (bere)  er  trägt  =  altem  heraj  [vgl.  -t«^  (apaj) 
er  mahlt  =  dXsi\  Ferner  vergleiche  man  die  ueuarmenischeu 
Formen  ^kp  (her)  Vater,  Jkc  (merj  Mutter,  die  aus  den  alten 
v«,/,  (hnjr),  «%//»  (mnjrj  entstanden  sind. 

o  o 
ist  zwar  ein  junger  Buchstabe,  aber  seine  Entstehung  ist  auf  arme- 
nischem Gebiete  analog  der  des  t.  Wie  dieses  aus  n  +  i  entstand- 
so  ging  o  aus  n  +  n  hervor,  z.  B. :  70^  (zör)  Kraft  =•  neup.  j^^j 
(zör),  all  hakt  r.  l^»^'>^  (zdvardj,  tc^i-  (dros)  Kahne  =  neup. 
:ijj>  (dlrnfn),  was  also  eine  Form  draus  voraussetzt.  Hierher 
gehölt  die  Instrumentalendnng  in  op  (6(j),  aus  «»/^.^  (nbq)  ent- 
standen  [vgl.   Sitzun-sb.,  \\\\.  Bd..    p.  198|.    «^  (öd)  Wind  ^ 


M  £\   ** 

Beitiiijje    zur  Lmilleliri!  lier  al'lllecli^clll'll  .S|>i;if|ie.  Ot7t) 

Skr.  vdta  (durch  Umstellung  des  ü).  Eine  Entartung  des  ä  findet 
sich  in  dem  Worte  oi  ^oQ  Schlange  =  alth.  >^"  (azij.  Skr.  alii, 
wenn  man  nicht  lieber  auf  neup.  ^^^  (wuzugUj  Eidechse  zurück- 
gehen und  dann  gleich  o^  erklären  will. 

Nebst  diesen  bedeutenden  Verkürzungen  und  Abschwäcliungen 
der  Vocale  {ß  in  i  und  e,  6  in  u  und  ö,  a  in  e,  i,  o)  hat  das  Arme- 
nische in  vielen  Fällen  den  Vocal  ganz  au.sgestossen,  sowohl  den 
kurzen  als  den  langen,  und  dadurch  in  Verbindung  mit  dem  Um- 
stände., dass  es  als  flexionsarme  Sprache  den  Auslaut  hedeutend 
verstümmelte,  jene  Härte  erzeugt,  welche  dieselbe  ganz  vorzüg- 
lich kennzeichnet. 

Fälle  davon  sind:  'uf/i'  (akn)  Äuge,  für  altes  akan,  vgl.  octi-lus, 
altsl.  c>KO,  ui"'"'i^{as(p^  Stern,  für  astap,  vgl.  gricch.  onjTr^y,  alth. 
{1.ui^i»  (^^tdre),  'f^'L'i^(dnel)  legen,  stellen,  statt  ddnel,  vgl.  altb.  '»^ 
(da).  Skr.  dhd,  i^^l09^^)  verbinden,  statt  lugel,  vgl.  Skr.  yn^, 
HuiiJuLf^  (gtnneiy  finden  =  gitanel,  vgl.  Skr.  vind,  ^'/y«,7i/;^  (9'^'^- 
nil)  geboren  werden,  aus  (jänanil,  vgl.  Skr.  ijoyi',  «/^^/'^  (tnzik) 
Fliege,  vgl.  Sanskr.  makshikd.  ifou,^  (mnalj  bleiben,  wohnen,  ans 
matwl,  vgl.  fxivco,  'hl^iup  (nkar)  Bild  :=  neup.  jlC  (nigdr),  'hz}"''' 
(nsan)  Zeichen  =  neup.  ül^  (iiirnnj,  ^ft^/,^  (nstil)  sich  nieder- 
setzen, aus  nisadil,  vgl.  Skr.  ni -\- sad,  ^inuf^tfuf  (Hiuikcrp)  hunde- 
gestaltig,  aus  mnakerp,  vgl.  Skr.  ^van,  schwach  f«w,  xyv-,  'iz^i 
fpsel)  sehen,  aus  pasel,  vgl.  Sanskr.  pa^,  "Jp'ufi  (smbak)  Huf 
eines  vierfüssigen  Thieres,  aus  sumbak,  vgl.  Pehlewi  2^'\D  (sitmb), 
t^/irL  (wöir)  Entscheidung,  aus  vicir,  vgl.  altbaktr.  V^i^tJ»?  (vivirü). 
ijhuii,  (icnas)  Sünde,  vgl.  Parsi  o"»}-!?  (wnndh),  u<pu,ill,i^  (trtmil) 
Schmerz,  Trauer  empfinden,  aus  tartmil ,  vgl.  neu[».  ^j^  ( durd  ). 
upu,tu'h,ui^  (^rta)ial)  kalt  sein,  aus  ^artaiial ,  vgl.  neupers.  j^ 
fsardj,  altbaktr.  ^^fd'»"  (gareto). 


596  «iü.- liiert 


SITZUNG  VOM  11.  DECEMBER  1861. 

Der  Classe  wird  die  von  ihrem  coirespondirenden  Mitgliede 
im  Auslande,  Herrn  geheimen  Regierungsrathe  und  Professor  Dr. 
Johannes  Voigt  in  Königsberg,  eingesandte  Abhandlung  vorge- 
legt: „Geschichte  der  Bailei  des  deutschen  Ordens  in  Böhmen,  aus 
urkundlichen  Quellen";  —  und  von  ihr  zum  Abdruck  in  ihren 
Denkschriften  bestimmt. 


Gelesen: 

Die  Karaiten  und  Meimoniten  in  Gulizien. 

Von  J.  Vlnc.  Goehlert. 

Nicht  nur  in  ethnographischer  Beziehung  zeigt  Österreich  eine 
bunte  Mannigfaltigkeit  seiner  Bewohner,  sondern  auch  die  Religions- 
verhältnisse derselben  bieten  eine  nicht  weniger  interessante  Er- 
scheinung, Christenthum  und  Judenthum,  Katholicismus,  Protestan- 
tismus und  Gräcismus  finden  sich  daselbst  in  niehrfälligen  Schatti- 
rungen  ausgeprägt  und  es  wäre  die  Verfassung  einer  Religions- 
geschichte der  Völkerstämme  Österreichs  sicherlich  eine  nicht 
undankbare,  wenn  auch  mit  vielen  Schwierigkeiten  verbundene 
Arbeit.  Kinen  kleinen  Beilrag  zu  einer  solchen  zu  liefern,  sind  die 
folgenden  Abhandlungen  bestimmt. 

I.  Haraitcn. 

Von  der  Spaltung  der  Israeliten  in  Sectcn  gibt  bekanntlich  schon 
die  biblisclie  Geschichte  Kunde,  doch  keine  der  entstandenen  Juden- 


Die  Karailfii   und  Meiiiioiiiteii   in   (Jalizieii.  097 

secteii  liat  ilire  ui-spiüngliche  Reinheit  so  sorgsiitn  zu  l»e\vahren 
gewusst,  als  jene  der  Karäer  oder  Karaiten,  welche  auch  Kaiaimen, 
Karaiiiiiten  benannt  werden. 

Die  Karaiten,  Kinder  der  Schrift,  wie  sie  sieli  selbst  nennen, 
unterscheiden  sich  von  den  übrigen  Juden  hauptsächlicli  dadurch, 
dass  sie  das  geschriebene  Wort  des  göttlichen  Gesetzgebers  allein 
als  massgebend  anerkennen  und  daher  den  Talmud  und  dessen  ver- 
wickelte Auslegungen  verwerfen,  Sie  waren  es  nicht  selbst ,  welche 
sich  den  Namen  Karaiten  zuerst  gaben,  diesen  legten  ihnen  anfänglich  die 
Pharisäer  bei,  deren  Jünger  die  Rabbiner  ihn  noch  jetzt  als  Schimpf- 
wort gebrauchen.  Der  Name  kommt  von  card  her,  welches  auf 
hebräisch  Lesen  bedeutet  und  ward  ihnen  gegeben,  weil  sie  mit 
grossem  Eifer  dem  Lesen  der  h.  Schriften  obliegen.  Nach  einer 
traditionellen  Sage  sollen  die  Karaiten  aus  der  türkischen  Provinz 
Diarbekr  (dem  ehemaligen  Mesopotamien),  welche  auch  den  Namen 
Karahamit  oder  Karainit  führt,  herstammen  und  von  ihren  früheren 
Wohnsitzen  den  Namen  erhalten  haben. 

Die  Karaiten  führen  nach  Stollberg  ihren  Ursprung  hinauf  bis 
auf  die  Zeiten  Esdra's,  aridere  leiten  sie  von  den  10  Stämmen  her, 
welche  Salmanassar  hinwegführte.  Am  wahrscheinlichsten  lässt  sich 
jedoch  nach  der  Meinung  eines  gelehrten  Karaiten  der  Ursprung 
derselben  auf  eine  berühmte  Spaltung  zwischen  den  Ministern  in 
Israel,  Hillel  und  Schamai ,  zurückführen,  welche  bei  der  Entschei- 
dung einiger  religiösen  Fragen  hervorgerufen  wurde,  die  Hillel  nach 
der  Überlieferung,  Schamai  aber  nach  den  Worten  des  Gesetzes 
gelöset  wissen  wollte*).  Nach  der  Meinung  anderer  Geschichtsfor- 
scher soll  sich  diese  Secte  erst  im  8.  Jahrhundert  n.  Uhr.  Geburt 
gebildet  und  ihren  Ursprung  von  Anain,  einem  jüdischen  Gelehrten, 
erhalten  haben.  Auam  nahm  sich  jedoch  blos  der  Karaiten  kräftig 
an,  so  dass  er  von  vielen  als  Slifter  derselben  angesehen  wird. 

Wie  erwähnt,  verehren  die  Karaiten  die  heiligen  Schriften  des 
allen  Testaments  und  lesen  dieselben  gewöhnlich  in  ihrer  Ursprache, 
daher  sie  auch  ihre  Kinder  zeitig  anhalten ,  die  hebräische  Sprache 
zu  erlernen.  Sie  nähern  sich  dadurch  nuhr  als  alle  anderen  Juden  der 
ursprünglichen  Reinheil  des  mosaischen  Gesetzes  und  unterscheiden 


')   Uuüuliieiitc  der  Ileligioii  von  l'r.  (".  (iialVii  Stollliei'y.  \\  ii'ii.  I>l> 


598  G..elileit 

sich  von  den  .Iuden-Rnbbinisteii  noch  dadui'L'li ,  dass  sie  mit  diesen 
in  keine  wie  immer  geartete  Vcrbindinig  treten,  mit  denselben 
nicht  einmal  an  einem  Tische  essen  oder  unter  demselben  Dache 
schlafen  dürfen.  Sie  verachten  die  Träume  der  Seelenwanderuiig, 
glauben  an  ewige  Belohnung  und  Strafe,  erwarten  aber  gleich  den 
übrigen  Juden  den  Messias  utid  in  ihm  einen  zeitlichen  König  und 
Eroberer.  Ihr  Religionsvorsteher,  Weiser,  Chacham  genannt,  voll- 
zieht die  Eheschliessung  und  ßeschneidung,  schlichtet  alle  Familien- 
und  Rechtsslreitigkeiten,  w(»für  zu  Zeiten  der  polnischen  Könige  das 
den  begünstigten  deutschen  Ansiedlern  zugestandene  magdehurgische 
Recht  massgebend  war. 

Die  Karaiten  sind  nach  der  Meinung  Dombrowski\s  i)  noch  vor 
dem  6.  Jahrhundert  aus  Assyrien  in  die  Krim  eingewandert,  von 
da  im  13.  Jahrhundert  zur  Zeit  des  lithauischen  Herzogs  Witold, 
welcher  von  seinen  Feldzügen  324  Fanülien  aus  der  Krim  zur  Colo- 
nisirung  mitnahm,  nach  Lithauen  und  unter  dem  Herzoge  Daniel 
nach  Rothreussen,  dem  jetzigen  Galizien,  gekommen,  wo  sie  sich  in 
Halicz  und  später  ^j  in  Kiikizow  ansässig  machten. 

Dieses  Völkchen  führt  iti  ullen  Ländern,  wo  es  Wohnsitze 
gefunden,  ein  friedlich  eingezogenes  und  sittliches  Leben,  fremd 
von  allen  politischen  Wirren.  Überall  und  zu  joder  Zeit  hat  sich 
dasselbe  durch  Treue  und  Redlichkeit  und  besonders  durch  leichte 
Anschmiegung  an  die  Landessitten  und  Gebräuche  die  milde  Für- 
sorge der  Regierung  und  die  Liebe  der  Eingeborenen  erworben.  So 
haben  sie  es  verstanden,  auf  der  Halbinsel  Krim  mitten  unter  Tar- 
taren lebend,  bei  allen  politischen  Wirren  und  bei  dem  häufigen 
Regentenwechsel  der  tartarischen  Chane,  ein  friedliches  lieben  zu 
führen  und  ihre  strenge  Rechtlichkeit  zu  bewaliren,  so  dass  sogar 
Karaiten  zu  dem  Amte  eines  Directors  der  chanischen  Münzstätte 
erhoben  wurden;  gleichwie  sie  unter  der  Regierung  der  polnischen 
Könige  ob  ihrer  Rechtlichkeit  und  ihrer  vorwiegenden  Neigung  zum 
Ackerbau  durch  besondere  Vorrechte  vor  den  übrigen  Juden  ausge- 
zeichnet und  unter  den  Schutz  besonderer  Privilegien  gestellt  wurden. 


')   Dombrowski:  Die  Karaimeii  in  (icr  Krim.  Simpheropol,  1848.  (Russisch.) 
2)   Unter  iler  Hegierinigf  des  Köiiijrs  .lnliiinii  Ul.  (Soliieski ).  welclier  iliiien  die  Aiisledeliiiij; 
Muf  seinen  Erl>>riitern  im  Zolkiewer  Kreise  {gestattete   und  mittelst  eines  l'rivilegiumt 
vom  Jahre   1692  zehn  steuerfreie  .luhre  und  (jleichsteliung  mit  den  übrigen  christ- 
lichen Landesbewohneru  getvührte. 


Die  Karaileii  und  Mennouileii  in  Galizien.  Dao 

l'iiter  Bestätigung  der  vom  Herzoge  Witold  bei  ihrer  Ansiede- 
lung eingeräumten  Vori-echte  ertheilte  im  lo.  Jaiirhiindert  König 
Kasimir  (Jagel'o)  den  Kiiraiten  in  Lithauen  und  im  16.  Jahrhundert 
König  Stephan  (Bathori)  jenen  in  Volhyfiien  und  Galizien  besondere 
Privilegien.  Das  vorn  Könige  Stephan  im  Jahre  lü78  den  Karaitcn 
in  Halicz  ertheilte  Privilegium  i),  vermöf^e  dessen  sie  gleich  den 
christlichen  Bewohnern  dieser  Stadt  wirthsehaflen,  handeln  und 
bauen  und  überhaupt  alles  thun  konnten,  was  sie  zu  ihrem  besseren 
Fortkommen  erspriesslich  erachteten,  erhielt  von  den  nachfolgenden 
Königen,  so  vom  König  Sigisnuind  III.  im  Jahre  1590  und  vom 
König  Johann  im  Jahre  1696,  die  volle  Bestätigung. 

Auch  unter  der  österreichischen  Regierung  erfreuten  sich  die 
Karaiten  seit  der  Erwerbung  Galiziens  besonderer  Vorrechte,  welche 
ihnen  von  der  Kaiserinn  Maria  Theresia  zuerst  mit  der  A.  h.  Ent- 
schliessung    vom    24.    Octoher  1774  2)    zugestanden    wurden.    Den 


1)  Frivllej4iiini  StMenissimi  Sle|iliaiii  I'iegis  PoloniaeCaraimis  Haliciensibus  graliose  ohla- 
tiiin  in  Castro  lliiliciensi  anno  Do.  1,'>78.  Stephanns,  Dei  ^ratiii  Rex  l'oloniae.  .Majsrnu.s 
Dux  Lillivaniae,  Hussiae  etc  etc.  Onoiliini  niagnificus  liieronynins  Sienia«  ski,  Fala- 
tinns  ünssiae  Haüciensisqüe ,  Nostcr  Capitanens  sincere  Nobis  dilectiis,  nn:i  runi 
certis  consilarüs  Nostris  pro  .Imlaeis  Carainii.s,  Civitatis  Nostiae  Halicit-nsis  Incolis. 
Nobis  supplicasset  petiissetque,  ut  eosdeni  Jiulaeos  Civitatis  Haliciensis  pro  veteri 
iisu  et  oonsnetudine  in  eadem  Civilate  libere  habitare  ae  in  vendendis  et  coeinendis 
omnis  geneiis  meicimoniis  caeterisqiie  negotiationibus  libiti  exercere,  quemadmodum 
cives  CbiisliaiKis  Ilalicienses  conseivare  dignaieniur-  Proinde  Nos  supplioalionibus 
hoiuni  benignitiT  annuemlo  de  consensii  et  spientia  Nostra  F{egia,  prael'atos  .ludaeo'. 
Caraiinos  civitatis  Nostrae  Haliciensis  Ineolas  In  (|iileta  pacificaque  ibidem  mansione 
habilantes,  consei  vandos  et  reliquendos  esse  dnxiiniis  ,  prout  praesentibus  aulorl- 
tate  Nostia  refjia  coiiservamus  et  relinquinuis,  dantes  et  concedentes  eisdeni  Judaeis 
Caiainus  l;icultiitein,  omnis  j;e;icil.s  meices  ibidem  vendendi  et  coemendi  .sine  qui- 
busvis  (latus,  iiliis(|iie  oninibii.  Iibertatibn.s  et  piaerogativis,  quibns  civcs  Haliclenees 
giiudcnt,  utilVni  potninqne  et  licpioruin  omnis  generis  in  platea  eornin  Jndaica  in 
et  ante  aedes  ipsoniin  pro|)inandi  perpetnis  teniporii'Us  et  civitatis  Haliciensis 
contriliutiones  oinnes  Nobis  et  leipnblicae ,  omniaijne  aiia  oneia  more  aliornm 
.Indaeoinm  In  caeleiis  civitalilms  in  llegno  babitanlium  praestare  ac  singulis  ex 
domibiis  nnnni  floicnnin  triginia  grosses  in  qnenilibet  conipntando  quotannis  ad  Ibe- 
snniMun   ISosIrnin    pcndi'ie   lenebnnlnr. 

Quamobrem  iiniveisis  et  sinijulis.  (|ii,irnrn  inlciest,  mandanuis.  ut  eo.sdeni  Jiidaeos 
in  snpraescriptis  libertatibus  per  Nos  gratiose  concessis  conservenl  conservariqne 
absque  omni   iiipedimenio  cnrent   pro   grnlia  Nostra. 

•i)  In  dieser  A.  b.  Kntsciiliessung  wird  erklärt,  dass ,  „da  die  in  (;ali/.ien  belind- 
lichen  Ca  rivnii  t  en  in  Aiis.'lumg  ibr.-r  b.'l.dilen  sitilicben  AnIViihning  eine  billige 
llnterscheidMiig  verdienlcn.  d.nscIb.Mi  derzeit  nur  die  einlache  für  eine  blosse 
Toleran/.gebiilir  anzusehende  kopllaxe  ab/nlordern  wiire  ,  weilen,  da  dieselben 
Ginndstücke   besitzen   un.l   solche   selbst,   wie  die   Ackerleute   bearbeiten,    zn   Liefe- 


1 


600  Goehlert 


Anlass  zu  diesen  Begünstigungen  gab  der  Karaite  Izko  Salonionowicz, 
als  er  um  Nachsicht  der  Heiratstaxe  ansuchte.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit auf  die  Karaiten  aufmerksam  gemacht,  Hess  die  Regierung 
nähere  Nachforschungen  über  die  Religion  und  Lebensverhältnisse 
derselben  einholen,  worüber  der  Bericht  des  Haliezer  Districts- 
Directors  die  interessantesten  Aufklärungen  gibt. 

In  diesem  Berichte  heisst  es,  „dass  dieses  arbeitsame,  massige, 
friedfertige,  reinliche  und  den  Christen  selbst  nicht  unangenehme 
Volk,  bei  200  an  der  Zahl,  sein  friedliches  Leben  meist  mit  Acker- 
bau nacii  Art  der  ersten  Israeliten  zubrächte,  mithin  in  mehr  als 
einer  Rücksicht  sowohl  den  christlichen  als  den  übrigen  jüdischen 
Landesbewohnern  zu  einem  Beispiele  dienen  könnte;  ja  dass  niemals 
eine  Klage  wider  die  Karaiten  vorgekommen  wäre". 

Zufolge  dieser  günstigen  Schilderung  der  Karaiten  befürwortete 
die  galizische  Hofkanzlei  in  einem  allerunterlhänigsten  Vortrage  an 
Ihre  Majestät,  dass  die  Karaiten  in  .Ansehung  ihrer  sittlichen  Auf- 
führung und  guten  Betragens  eine  allergnädigste  Rücksicht  und 
Unterscheidung  verdienen,  welche  auch  mit  der  erwähnten  A.  h. 
Entschliessung  zugestanden  wurde. 

Sowie  die  österreichische  Gesetzgebung  bald  erkannte,  dass  die 
Karaiten  in  ihrer  bürgerlichen  Stellung  billigerweise  den  übrigen 
Juden  nicht  gleichgehalten  werden  können,  so  wurden  auch  die  auf 
abgesonderte  Besteuerung  und  Einschränkung  der  Beschäftigungen 
der  Juden  bezweckenden  Vorschriften  nicht  auf  die  Karaiten  aus- 
gedehnt, diese  vielmehr  in  beiden  Beziehungen  den  übrigen  christ- 
lichen Bewohnern  gleichgestellt.  Im  Jahre  1790  wurde  ihnen  auch 
bedingungsweise  die  Befreiung  von  der  persönlichet»  Militär-Dienst- 
leistung zugestanden,  welche  Befreiung  sie  bis  auf  die  neueste  Zeit 
genossen  und  ihnen  neuerdings  mit  der  A.  h.  Entschliessung  vom 
30.  December  1859  bestätigt  wurde. 

Unter  der  russischen  Regierung  hatten  sich  die  Karaiten  gleich- 
falls besonderer  Begünstigungen  zu  erfreuen.  Katharina  die  Grosse 


ruiif  dttr  Naturalien  gleich  den  chrisUiehen  IJnterthanen  angehalten  werden  iiiul 
ilaher  mit  aller  Billigkeit  eine  Unterscheidung  von  den  iihrigen  Juden  verdienen, 
als  welchen  die  doppelte  Kopfsteuer  vorzüglich  aus  dem  Grunde  provi.sorie  aufer- 
legt worden  weilen  sie  keine  (iriinde  hesilzen,  fol^^licli  auch  nicht  wie  die  christ- 
lichen IJnterthanen  nach  der  Aussaat  mit  einer  Liderung  der  Grundsteuer  helegt 
«••r.luri   können". 


nie  KarailcMi   und   Mciinoiiiten   in  (iüli^ien.  oOl 

befreite  sie  von  der  Kntrichtun^  der  den  übrigen  Juden  auferlegten 
Doppclsteuer  und  ertheilte  ihnen  d;is  Vorrecht,  imhewegliches 
Eigenthiim  zu  erwerben  i).  Die  nachfolgenden  Regenten  hahen  ihre 
Privilegien  bestätiget  und  ihnen  auch  die  Befreiung  vom  Militär- 
dienste zugestanden. 

In  Österreich  leben  Karaiten  allein  im  Königreiche  Galizieii, 
wo  sie  zur  Zeit  der  Erwerbung  dieses  Landes  in  Halicz  und  Kiiki- 
zow,  später  auch  in  Tysmenice  ansässig  waren.  In  neuester  Zeit  zogen 
jedoch  sämiritliche  karaitische  Familien  in  die  Muttergemeinde  Halicz 
und  es  existirt  diese  Secte  sonach  in  der  österreichischen  Monarchie 
allein  in  der  Stadt  Halicz  im  Stanislauer  Kreise. 

Dieses  kleine  Völkchen  zählte  daselbst  im  Jahre  1774  noch 
350  Seelen,  gegenwärtig  ist  es  theils  durch  klitiiatische  Einflüsse, 
theils  durch  die  aus  ihrem  Religionssysteme  fliessenden  Verhältnisse 
ziemlich  zusammengeschrumpft  und  beinahe  auf  die  Hälfte  seines 
früheren  Bestandes  reducirt,  so  dass  es  bei  der  Fortdauer  jener 
Eiiiflüsse  und  Verhältnisse  in  nicht  ferner  Zeit  in  Österreich  auszu- 
sterben droht.  Im  Jahre  1817  zählte  man  noch  51  karaitisclie  Fami- 
lien, welche  bis  zum  Jahre  1858  auf  40  zusammengeschmolzen  sind. 

Dieser  ungewöhnlichen  Abnahme  liegen  die  folgenden  Ursachen 
zu  Grunde.  Nach  den  Religionsgrundsätzen  der  Karaiten  ist  näm- 
lich das  Heiraten  in  naher  Verwandtschaft  gestattet.  Von  dieser 
Zulässigkeit  muss  bei  dem  geringen  Familienstande  der  unum- 
schränkteste Gebrauch  gemacht  werden,  da  durch  die  Entfernung 
der  in  Russland  lebenden  Glaiibensverwandten  jeder  Verkehr 
erschwert  ist.  Vom  anthropologischen  Standpuncte  muss  nun  das 
Heiraten  in  naher  Verwandtschaft  als  die  Hauptursache  der  Abnahme 
der  karaitischen  Bevölkerung  angesehen  werden.  Als  weitere  Ursache 
kann  die  schwerere  Arbeit  bei  der  Landwirtlischaff,  welcher  die  kör- 
jierlich  schwächeren  Karaitcnweiber  sich  unterziehen,  gezählt  werden. 

Die   Karaiten    tragen    eine    eigene  Tracht ,   scheeren  sich   das 
Haupthaar  und  sind  an   ihrem  Barte  leicht  kenntlich.    Beinahe  jede 


')  In  i'iiii'f  liittsfliilti,  «•(•Iclic  sie  der  russisclicii  KaisiMimi  Kailiariii:*  üln'rroirhU'ii ,  iiiii 
ilireii  Schul/,  zu  «tIIcIumi,  als  sie  iiacli  der  üesel/.uu;;  der  llalliinsel  ilire  l'iilertliaiii'n 
^^eworileii  Njaieu,  rüliMiteii  sie  sieh,  ilire  Voriilleni  hallen  au  der  Verrol^un-;  und 
Kreuzigung- Jesus  dureh  die  .luden  keinen  Antheil  genommen  ,  weil  sich  ihre  Alison- 
derung  von  den  ührigen  .luden  ans  IrühererZcit,  schon  \order  hahylonischeii  (Jefwngen- 
schaft  herleitet.   Österr.  Archiv  l'iir  (Jeschiclile  elc.  .lahi-an^   IS.'M. 


602  Goel.lerl 

Familie  hat  ihr  eigenes  Haus  sammt  Garten;  sie  besitzen  Felder  und 
nehmen  Grundstücke  in  Pacht  zur  eigenen  Bearbeitung,  wobei 
sie  von  ihren  Weibern  und  Kindern  thiUig  unterstützt  werden. 
Ausserdem  befassen  sie  sich  mit  Handel  (mit  Vieh,  Flachs,  Lein- 
wand und  Wachs)  und  Fuhrwesen,  eigentliche  Gewerbe  betreiben 
sie  jedoch  nicht. 

Ihre  Häuser  in  der  Karaimer  Gasse  (Halicz),  allwo  sich  auch  ihr 
Bethaus  (Synagoge)  befindet,  erhalten  sie  in  gutem  und  reinlichem 
Zustande. 

Zu  den  bemerkenswerthen  Thatsachen  über  diese  Seele  gehört 
auch,  dass  in  der  criminalistischen  Chronik  seit  Erwerbung  Galizlens 
noch  kein  Karaite  als  Verbrecher  oder  Gesetzübertreter  notirt 
erscheint. 

Von  den  bei  der  letzten  Volkszählung  im  Jahre  1857  vorhan- 
denen 40  Familien  lebten  25  von  Grund-  und  Hausbesitz,  und  5  von 
der  Landwirthschaft  allein.  So  wie  sie  den  Feldbau  betreiben, 
scheuen  sie  auch  die  schwersten  Arbeiten  nicht  und  es  fanden  sich 
damals  unter  den  erwachsenen  männlichen  Individuen  16,  welche 
Tagltihnsdienste  leisteten. 

Selbst  in  der  Verehelichung  weichen  sie  von  den  jüdischen 
Gewohnheiten  ab:  die  Ehe  wird  bei  den  Männern  nicht  leicht  vor 
dem  30.  und  bei  den  Mädchen  nicht  vor  dem  20.  Lehensjahre  ein- 
gegangen. Daher  bieten  auch  die  Alters-  und  Civilstands-Verhält- 
nisse  dieses  Völkchens  eine  abnorme  Erscheinung;  es  lebten  näm- 
lich im  Jahre  1857  im  Alter 

bis  zu  6  Jahren 15  männliche,  16  weibliche, 

von        6—14       „       13  „  16 

.       14—24      „      18         „  17 

r,       24-40      „      27         „  19 

„       40—60       „       16         „  16 

über     60  Ji.hre         6  „  1 

Von  den  95  männlichen  Individuen  waren  53  ledigen  Standes, 
34  verheiratet  und  8  verwitwet;  von  den  85  weiblichen  Individuen 
42  ledigen  Standes,  34  verheiratet,  2  von  ihren  Gatten  getrennt 
und  7  verwitwet.  Das  wahrscheinliche  Lebensalter  berechnet  sich 
auf  kaum  23  Jahre. 

AulTallend  und  l»ez<-ichnend  für  die  ungünstigen  Lebensverhält- 
nisse der  Karaiten  ist  die  geringe  Vertretung  der  höchsten  Alters- 


Die  Karaiten   und   Mennoniten  in  Galizien.  o'jo 

classe  (über  60  Jahre),  welche  gegen  die  gewöhnlichen  Verhältnisse 
beiin  weililichen  Gesthlechte  am  niedrigsten  erscheint. 

In  Europa  kommt  diese  Judonsecte  nur  noch  in  Russland  vor, 
wo  sie  ungefähr  5000  Seelen  zählt  und  ihre  grössten  Gemeinden 
auf  der  Halhinsel  Krim  hat.  Ihre  wichtigsten  Wohnsitze  daselbst  sind 
Bakscbi-Seray,  Simpheropol,  Theodosi:i,  Karasu-Bazar,  Sebastopol 
und  Perekop  mit  mehr  als  4000  Seelen;  ausserhalb  der  Halhinsel 
im  Gouvernement  Cherson  (Odessa,  Nikolajew  und  Cherson),  in  Vol- 
hynien  (Liick  mit  240  Seelen)  und  im  Gouvernement  Knwno  (Torok 
und  Poniewies  mit  3o0  Seelen).  Der  Sitz  ihrer  Hanptsynagoge 
und  ihres  geistlichen  Oberhauptes  auf  der  Halhinsel  Krim  ist  der 
in  der  nächsten  Nähe  von  Bakscbi-Seray,  der  alten  Residenzstadt 
der  tartarischen  Chane,  gelegene  Stadtlheil  Cziifut-K;ile  (deutsch 
Judenburg),  welcher  sowohl  in  örtlicher  als  in  historischer  Bezie- 
hung zu  den  besonderen  Merkwürdigkeiten  des  Landes  gehört. 

A.  Demidofi)  nennt  Czufut-Kale  eine  ärmliche  Nachahmung  von 
Sion,  eine  auf  die  Spitze  eines  Felsens  verwiesene  Stadt  für  ein 
Volk,  welchem  die  ganze  Erde  ein  Exil  ist.  In  einem  Thale,  Josephat 
genannt,  ist  die  Begräbnissstätte  ihrer  Todten,  deren  Gräber  von 
uralten  Eichen  beschattet  werden. 

Nach  Balhi  leben  noch  in  Syrien  (Damascus  und  Jerusalem), 
in  Ägypten  (Alexandrien),  in  der  Wüste  Hit  hei  Bagdad  und  in  Kuba 
am  Kaukasus  Karaiten,  auch  in  Konstantinopel  sind  sie  vertreten. 

In  Spanien  sollen  sie  gleichfalls  ansässig  gewesen,  von  dort  aber 
auf  .antrieb  der  Rabbiner  wieder  vertrieben  worden  sein. 

II.  Nennoniten. 

Reges  Lehen  entstand  zu  Anfang  der  achtziger  Jahre  des 
vorigen  Jahrhunderts  unter  den  wanderlustigen  Deulschen  in  den 
westlichen  Theilen  des  deutschen  Reiches,  als  die  freisinnige  Regie- 
rung Joseph's  II.  mit  dem  Ansiedelungs-Patente  vom  17.  September 
1781  zur  Ansiedelung  in  Galizien  die  AulVorderung  ergehen  liess. 
Mit  diesem  Patente  wurde  den  Ansiedlern  freie  ReligionsiilMing 
gewährleistet,  die  Befreiung  von  jeder  persönlichen  Steuer  durch 
10    Jahre    und  durch  6  Jahre  von    allen   Fr(diitdiensten,   sowie  die 


')    l>«»miiiof  :    Reisi'  nach  ilem  siidlirhen  Riisslanrt. 


ß04  (;.)elil.il 

Befreiung  von  der  Roerutining  für  sich  und  ihre  ältesten  Söhne  zu- 
gesicliert.  Den  Ackersleuten  insbesondere  ward  nach  Massgahe 
ihres  Vermögens  ein  hestiinmtes  Ausmass  von  Grundstücken  erb- 
eigentliümlicli  und  unentgeltlich  und  hierzu  die  nach  Mass  desErträg- 
nisses dieser  Gründe  erforderliche  Aussaat  von  50  —  100  Metzen 
(jetreide  in  Aussicht  gestellt.  Überdies  wurde  denselben  ein  vollende- 
tes Bauernhaus  siimmt  Stall  und  den  nüthigen  Ackergeräthen  zur 
beliebigen  Verfügung  gestellt.  Ganz  mittellose  Ansiedler  erhielten 
auch  das  nöthige  Zug-  und  Zuchtvieh  unentgeltlich. 

Den  Professionisten  hingegen  wurde  das  Bürger-  und  Meister- 
recht zugesichert,  sie  erhielten  keine  fertigen  Häuser,  sondern  nur 
den  Bauplatz  und  das  erforderliche  Bauhol/  sammt  einem  Garten- 
gruiid  von  1600  Quadralklafter  Ausdehnung  unentgeltlich,  die 
übrigen  Baumaterialien  aber  um  den  Erzeugungspreis  gegen  Rück- 
zalilung  in  Gjährigen  Fristen  und  überdies  50  fl.  in  Barem  zur  Bei- 
schaifiing  der  uöthigen  Handwerksgeräthe  und  Rohmaterialien. 

Bei  solchen  günstigen  Bedingungen  konnte  es  nicht  fehlen,  dass 
in  den  schon  damals  stark  bevölkerten  Theilen  des  westlichen 
Deutschlands  eine  rege  Auswanderungslust  sich  kundgab. 

Um  diesen  Andrang  zu  regeln  und  das  Ansiedelungsgeschäft 
überhaupt  erfolgreich  zu  leiten,  wurden  vier  Reichs-Commissäre,  der 
k.  Minister  und  bevollniächligte  Gesandte  an  den  churfürstlichen 
geistlichen  Höfen  zu  Trier,  Mainz  und  Köln,  Graf  Metternich,  der 
k.  Resident  in  Frankfurt  am  M;iin,  St.  v.  Röthlein ,  der  k.  Hofrath 
und  Hohenberg'scher  Landvogt  zu  Rottenburg,  Herr  von  Blank  und  der 
vorderösterreichiscbe  Regierungsrath  Const.  Böckh  bestimmt,  welche 
die  Zeugnisse  der  angemeldeten  Ansiedler  zu  prüfen  und  denselben 
die  nöthigen  Pässe  auszustellen  hatten. 

Die  Ansiedler  nmssten  sich  nämlich  über  ihre  Vermögensver- 
hältnisse, über  den  Betrieb  der  Landwirthschaft  oder  über  die  Aus- 
übung eines  Handwerkes,  sowie  über  ihre  gute  Aufluhrung  durch 
glaubwüi'dige  Zeugnisse  ausweisen. 

Der  Zug  der  Ansiedler  ging  in  der  Regel  über  Wien,  wo  den- 
selben in  der  Form  eines  Beitrages  zur  Reise  ein  Handgeld  einge- 
häfidigt  und  der  Ort  ihrer  Ansiedelung  bekannt  gegeben  wurde.  Für 
das  erfolgreiche  Zustandekommen  deutscher  Ansiedelungen  in  Gali- 
zieri  wirkte  in  Wien  namentlich  der  damalige  Hofrath  der  vereinigten 
Hofkanzlei     (später    oberster    .lusti/.präsidcnt    und    Staatsminister) 


Dif   Knraueii   iimi   .viennoniten   in   ^»lizien.  60t) 

Graf  Rottenhari,  welcher  das  Referat  in  Ansiedclunc^s-Angelegen- 
heiten  führte  und  sich  besonders  für  den  Znzng  geschickter  Profes- 
sionisten  thätig  verwendete. 

Im  Jahre  1784  meldeten  sich  bei  dem  k.  Residenten  in 
Frankfurt  auch  Mennoniten  aus  der  Rheinpfalz  zur  Ansiedelung  in 
Galizien.  Der  entstandene  Zweifel,  oh  dieselben  als  eine  besondere 
Religionssecte  zur  Ansiedelung^  zuzulassen  seien,  wurde  mit  der  A.  h. 
Entscbliessung  vom  29.  März  1784  gelöst  ,  mit  welcher  den 
Mennoniten  in  Anbetracht  ihrer  Thätigkeit  in  landwirthschaftlichen 
Arbeiten  die  Bewilligung  zur  Ansiedelung  gestattet  wurde.  In  Folge 
dieser  A.h.  Bewilligung  wurden  nun  die  Mennoniten  auf  derCameral- 
Herrschaft  Szczerczec  angesiedelt  und  ihnen  sowie  ihren  aus  der 
Rheingegend  später  zugezogenen  Glaubensverwandten  (21  Fami- 
lien in  der  Gesammtzahl)  die  Colonien  Szczerrza  Wola  und  Neu- 
Szczerczec  zugewiesen,  deren  Namen  sie  jedoch  mit  den  deutschen 
Einsiede!  und  Rosenberg  vertauschten.  Die  aus  der  hochbergischen 
Grafschaft  Falkenstein  zugewanderten  Mennoniten,  von  welchen 
namentlich  Johann  Zürcher  als  erfahrener  Ackersmanii ,  geschickter 
Lein-,  Bild-  und  Zeugweber  gerühmt  wird,  gründeten  auf  der  ehe- 
maligen Nonnenherrschaft  Nizankowice  die  Colonie  Falkenstein  mit 
dem  anfänglichen  Bestände  von  6  Familien. 

Den  angesiedelten  Mennoniten  wurde  im  Jahre  1789  mittelst 
A.  h.  Entscbliessung  die  freie  Religionsübung  und  die  Befreiung  von 
der  Reerutirung  für  sich  und  ihre  Nachkommen,  so  lange  sie  sich 
zu  dieser  Religion  bekennen,  zugesichert,  zugleich  ;tber  auch  die 
weitere  Aufnahme  mennonitischer  Einwanderer  eingestellt  und  der 
Übertritt  zu  diesem  Religionsbekenntnisse  untersagt  *)• 


•)    In   dein   diese  A.  ii.  Rntsehiiessiiii;^  entlinlleiideii  Hofkan/.lei-Dei'n-le  nn  d;i^  <jRli/i»ohe 
Guberniiim   (ddo.  :iO.  Juni   1789)   heisst  es  : 
t.    „Dass.da  ihnen  schon  die  Ansiedeliiiif;  gestiitlet  sei.  weil  ihre  Serie  nieiii  nH.iitiuh, 
sondern  nurstillsehweigend  (olerirl  isl,sie  zwiir  :ils  Lnlheraner  helraolilel,  ihnen 
aber  nichl  zugemutliet  werden  solle,  sich  zu   einem   lolerirlen  ^ll»u^en^bekennl- 
nisse  zu  erklären ; 
2.   sei   kein  Anstand,    dass  da   bei  ihrer  Annalinn-  ihnen  freie  Reli;;ionsiibnn^  inL'e- 
sichert  worden,  ihnen  ilann  (>'leioh  den  übrigen  Akatholiken.   wen»   sie    sieh   «of 
die  zur  Erhaltung  eines  eigenen  Kethaiises    vorjreschriebene  Zahl    \on   hundert 
familieu  verinehrl  halten   werden,   aneh   die    Erbannnij  eines   eig-enen   Rethnuses 
g^estattet  werde ; 
^i.   erklärt  der  Kaiser    die  derzeit  ang'esiedellen  Menoniten-Familieu  und  ihre  Nach- 
könnnlin^e.  so  lang'e  sie  sich  zu  dieser  Religion  bekennen,  von  der    Reoriiliruntr 


606 


G  o  e  li  I  e  I  t 


Die  Fortdauer  der  A.  Ii.  gewährten  Militiirbefreiung  wurde 
ihnen  später  mit  der  A.  h.  EntSchliessung  vom  i.  Mni  1812  und  in 
neuester  Zeit  mit  der  A.  h.  Entsehliessung  vom  7.  Deeember  1859 
neuerdings  zugesichert. 

Der  Grund  zu  ihrer  Militärhefreiung  liegt  in  ihren  Glaubens- 
grundsätzen, welche  ihnen  das  Tragen  der  Warten  nach  dem  Aus- 
spruche der  Bihel:  „Stecke  dein  Sehwert  in  die  Scheide"  verbieten. 
Sie  erboten  sich  daher  schon  im  .lahre  1780,  um  ihre  Religion  un- 
gekränkt ausüben  zu  können,  jährlich  einen  Gulden  für  jede  Familie 
zu  entrichten,  wenn  ihnen  die  Militärbefreiung  für  alle  Zukunft  zu- 
gestanden würde.  Von  der  Zahlnng  dieser  Reluitionstaxe  wurden  die 
Mennoniten  im  Jahre  1822,  als  sie  an  Kaiser  Franz  bei  seiner  Berei- 
sung Galiziens  die  Bitte  um  unbedingte  Militärbefreiung  stellten,  aller- 
gnädigst  enthoben. 

Was  die  Religionsgrundsätze  der  Mennoniten  (auch  Wieder- 
täufer oder  Täufer  genannt)  anbelangt,  so  sind  bekanntlich  in  der 
von  Menno  Simonis  zu  Anfang  i\es  16.  Jahrhunderts  aufgestellten 
Lehre  mannigfach  abweichende  Ansichten  entstanden,  welche  zu  der 
Bildung  verschiedener  Secten  Anlass  gegeben  haben,  von  denen 
jene  der  holländischen  und  deutschen,  der  groben  und  feinen  Menno- 
niten die  wichtigsten  sind. 

Die  vorzüglicheren  von  den  einzelnen  Secten  mehr  oder  Aveniger 
streng  ausgelegten  Religionsgrundsät/.e  bestehen  in  folgenden  :  Die 
Taufe  wird  erst  dann  ertheilt,  wenn  der  Mensch  sein  Glaubensbe- 
kenntniss  abzulegen  im  Stande  ist,  gewöhnlich  im  14.  Lebensjahre; 
bei  derselben  müssen  sie  das  feierliche  Versprechen  leisten,  keine 
anderen  Waffen  als  jene  der  Sanftinuth  zu  gebrauchen;  nach  Christi 
Ausspruch  dürfen  sie  nicht  schwören,  ein  ja,  ja,  nein,  nein  soll  in 
dieser  Hinsicht  genügen,  desshalb  sind  sie  auch  überall  des  Eid- 
schwures  entbunden  und  ihre  Versicherungen  auf  Manneswort  und 
Mannestreue  gellen  an  Eidesstalt;  die  Ehe  ist  nur  zwischen  Reli- 
gionsverwandten gestattet   und  die  Ehescheidung  blos  wegen  Ehe- 


frei, befehlen  aiicli  zug:leich  .  iJhss  in  Hinkunft  den  EinwnnHernden  dieser  Seele 
keine  weitere  Aufnahme  ertheilt,  noch  «gestattet  werden  solle,  dass  Jemand  von 
den  im  Lande  tolerirten  Religionen  zu  dieser  Seele  iihertrete.  Wie  denn  auch  jenen, 
welche  wieder  auswandern  wollen  ,  dieses  zwar  nicht  zu  verwehren,  wohl  aber 
von  ihnenjenes  dem  Staate  zu  ersetzen  sein  werde,  wasdieserauf  ihre  Ansiedelungen 
verwendet  hat". 


Die  Karaiteii  hihI   .Meniioniten  in  Galizien.  oO/ 

hruclies  zulässig;  mit  der  getretieii  Erfüllung  ihrer  Religionspflicliten 
wird  die  Bekleidung  ölTeiitliciier  Ämter  als  unvereinbar  angesehen 
imd  dalier  die  Annahme  derselben  nicht  erlaubt  i). 

Die  in  Galizien  angesiedelten  Meniioniten  gehören  zur  Secte 
der  Hochdeutschen,  tlieilen  sich  aber  wieder  in  ihren  Meinungen  und 
Gebräuchen.  Die  in  Einsiedel  und  Falkenstein  angesiedelten  Menno- 
niten  beobachten  die  alte  strenge  Kirchenzucht  und  gehen  in  der 
von  ihrer  Lehre  vorgeschriebenen  Einfachheit  der  Kleidung  so  weit, 
dass  sie  sich  an  derselben  statt  der  Knopfe  Drathhafteln  bedienen, 
wovon  sie  auch  Heftler  heissen,  zum  Unterschiede  von  den  übrigen 
Mennoniten,  welche  Knöpfe  an  ihrer  Kleidung  tragen  und  Knöpfler 
genannt  werden  2). 

Die  Meimoniten  Galiziens  haben  in  Folge  ihrer  Abgeschlossen- 
heit seit  mehr  als  70  Jahren  ihr  eigenthümliches  nationales  Gepräge, 
ihre  früheren  Sitten  und  Gebräuche  bis  auf  die  Kleidung  erhalten. 
Sie  halten  treu  an  ihren  Glaubensgrundsätzen;  denn  als  ihnen  einmal 
die  Zumuthung  gemacht  wurde,  sich  entweder  zur  augsburgischen 
oder  helvetischen  Confession  zu  bekennen,  erklärten  sie,  dass  sie 
von  ihren  Religionsgrundsätzen  abzuweichen  sich  nie  entschliessen 
könnten  und  lieber  die  Erlaubniss  zurückzuwandern  ansuchen 
würden. 

Ihre  weltlichen  Ortsvorstände  heissen  sie  Älteste,  ihre  geistli- 
chen Ermahner.  Sie  leben  sehr  massig,  enthalten  sich  standhaft  des 
nationalen  Getränkes,  des  Branntweines,  und  zeichnen  sich  über- 
haupt durch  Ehrlichkeit,  Einfachheit  der  Sitten,  Fleiss  und  Ordnung 
aus,  gelten  als  die  ordentlichsten  und  friedfertigsten  deutschen  An- 
siedler und  als  musterhafte  Arbeitsleute,  welche  die  Landwirth- 
schaft  in  jenen  Gegenden  einigermassen  rationell  zu  betreiben  zu- 
erst anfingen  und  jedem  Landmanne  als  Muster  dienen  können. 

Sie  zählten  zur  Zeit  ihrer  Ansiedelung  27  Familien  mit  ungefähr 
130  Seelen.  Welch'  verderblichen  Einfltfts  die  Acciimatisirung  in 
einem  fremden  Lande  auf  die  Vermehrung  dieser  Colonie-Bevölkerung 
ausübte,  leuchtet  schon  daraus  hervor,  dass  sich  dieses  Völkchen 
bei  seiner  durch  Heligion   und  Gesetz  bedingten  Abgeschlossenheit 


•)  Siiitoii :  Die  christlichen  Seelen.  Lübeck,  1833. 

■^)   Rohrer:  Die  dfulschen  Bewolnier  Österreichs.  Wien,  1804. 

In  Nord;iiuerik;i  ist   die  Secte  der  llefller  unter  dem  Nainen  der  llookcr-   oder 
Aniish-Mon  Moni  teil  vertreten. 
Sitzb.  d.    |.hil.-hist.  CI.  XXXVIII.  Hd.  III.  Illt  4D 


608  Gueliierl,   hie  K»r:iit<'ii  und  Meiiiiuniteii  in  Uulizien. 

voll  allen  übrigen  Laiideshewülinern  in  den  ersten  20  .lahreu  seiner 
Ansiedelung  nicht  nur  nicht  vermehrte,  vielmehr  in  der  Volkszahl 
zurückging  und  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  nur  aus  25  Familien 
bestand.  Auch  in  den  nachfolgenden  Jahren  ging  die  Zunahme  der 
Bevölkerung  noch  langsam  vor  sich  und  die  Familienzahl  erhöhte 
sich  bis  zum  Jahre  1828  nur  um  acht.  Erst  in  der  neueren  Zeit, 
nachdem  eine  neue  Generation  der  alten  Platz  gemacht  hatte,  tritt 
eine  raschere  Vermehrung  der  Seelenzahl  hervor;  denn  nach  den 
Ergebnissen  der  letzten  Volkszählung  im  Jahre  1857  umfasste  diese 
Heligionssecte  nunmehr  323  Seelen,  welche  sich  in  61  Familien 
gliedern.  Auch  ihre  Ausbreitung  in  örtlicher  Beziehung  nahm  in 
neuerer  Zeit  einen  rascheren  Fortgang;  während  sie  im  vorigen 
Jahrhundert  hauptsächlich  auf  drei  Ortschaften  beschränkt  waren, 
finden  wir  sie  gegenwärtig  in  12  Ortschaften  zerstreut,  und  zwar: 

im  Grodeker  Bezirke:  in  Neuhof  (67),  Kiernica  (22)  und 
Lubien  mafy  (21); 

im  Szczerczer  Bezirke:  in  Einsiedel  (76  mit  Lutheranern  ge- 
mischt), Falkenstein  (47),  Mostki  (22),  Dmytrze  (18),  Pustomyty 
(17),  Sroki  (12),  Rosenberg  (12)  und  Glinna  (o);  und 

im  Bezirke  Komarno  (Samborer  Kreis)  in  Horozany  wielki. 

Wie  hieraus  ersichtlich,  sind  die  Mennoniten  fast  ausschliess- 
lich in  den  beiden  Bezirken  Grodek  und  Szczerczec  des  Lemberger 
Kreises  ansässig;  in  dem  ersteren  leben  41  Familien  mit  209  Seelen 
und  im  letzteren  20  Familien  mit  110  Seelen.  Dem  Geschlechte 
nach  theilen  sich  dieselben  überhaupt  in  160  männliche  und 
163  weibliche. 

Ausserhalb  Galizien  zählen  die  Mennoniten  keine  Glaubens- 
verwandten mehr  in  Österreich.  In  Europa  finden  sich  dieselben  in 
den  Niederlanden  (ihrem  Heimatlande),  in  Deutschland,  namentlich 
in  Preussen,  Hannover  und  Baden,  in  Kussland,  in  dessen  südlichem 
Theile  erst  in  neuerer  Zeit  grössere  Mennonilen-Colonien  gegründet 
wurden,  wovon  jene  in  Taurien  an  derMolatschnaja  mit  1 1.000  Seelen 
die  wichtigsten  sind. 

Sie  gehören  zu  den  ersteren  deutschen  Ansiedlern  in  den  ver- 
einigten Staaten  Nordamerika's,  wohin  sie  schon  im  Jahre  1683  auf 
die  Einladung  \V.  Penn^s  gezogen  sind;  ihre  Zahl  wird  in  den 
Staaten  Pennsylvanien,  Ohio,  Virginien  und  New-York  auf  30.000 
geschätzt. 


Verieii'hniss  der  ein^'eg;ingeiieii  Drin'kschiiflen.  ImI'* 


VKRZKI(H\ISS 

DER 

EINGEGANGENEN  DRUCKSCHRIFTEN. 

(JÄNNER  1862.) 

Academia,  Real,  de  San  Fernando,  Memorias.  El  arte  latino- 
bizantino  en  EspaFia  y  las  Coronas  visigodas  de  Guarrazar,  por 
D.Jose  Amadol-  de  los  Rios.  Madrid,    1861;  4». 

Acadernie  Imperiale  des  Sciences,  de  St.  Petershourg,  Riilletin 
Tome  III,  Nr.  6  —  8;  Tome  IV,  Nr.  1  —  2.  St  Petersboiir^, 
1861 ;  4».  —  Radioff,  L.,  über  die  Sprache  der  Tscimtschken 
und  ihrVerhältniss  zum  Korjakischen.  (Mem.t.  III.  10.)  St.  Peters- 
burg, 1861;  4o. 

.\  k  a  d  e  m  i  e  der  Wissenscliaften,  König].  Bayer.,  zu  München,  Sitzungs- 
berichte. 1861.  I.  HeftV.  München,  1861;  8». —Abhandlungen 
der  philos.- pliilolog.  Classe.  IX.  Bd.,  II.  Abthlg.  München, 
1861;  4». —  Reckers,  Hubert,  Über  dicBedeutungder  Schel- 
I  ing\schen  Metaphysik.  —  Lasaul  x,  Ernst  von.  Zur  Philosophie 
der  riiniischen  Geschiebte.  —  Spengel,  Leonbard,  ('her  die 
Gescbichtsltücher  des  Florus.  —  lehnt.  Die  Ar,ij.r,yop>.ciL>.  des 
Deniostbenes.  II.  Abtbeilung.  (Aus  den  Abbandlungen  der  k. 
1).  Akad.  d.  W.  I.  Cl.  IX.  Bd.  U.  Ablh.)  München,  1861;  4«. 
—  Christ,  Wilhelm,  Von  der  Bedeutung  der  Sanskritstudien  für 
die  griechische  Pbilologie.  Festrede.  München,  1860;  4».  — 
Muffat,  Karl  August,  Denkrede  aufDr.  Georg  Thomas  von  Rud- 
bart.  Müiiehen.  1861  ;  4».  —  Platb,  Job.  Heinrich.  Pber  die 
lange  D;;uer  und  Entwickcluiig  des  chinesischen  lleicbes. 
Müu'  hl  u    1861  ;  4",  — Rockinger,  Ludwig,  Über  Briefsteller 

40* 


b  I  0  Vei/.eitliiiiss 

und  Foinielbüclier  in  Deutschlimd  svahiend  des  Miltehdiers. 
München,  1861;  4o.  —  Bise  hoff,  Theodor  Ludwig:  Wilhelm. 
Gedächtnissiede  auf  Friedrich  T  i  e  d  e  m  a  n  n.  München,  1861;  4». 

—  Liebig,  Justus  Fieili.  v..  Rede  zur  Vorfeier  des  102.  Stif- 
,.   tungstag-es  der  k.  Akad.  (i.  Wissenschaften  am  26.  März  1861. 

München,  1861 ;  4».  —  Iilem,  Rede  zur  Feier  des  a.  h.  Gehuits- 
festes  Sr.  Maj.  des  Königs  Maximilian  II.   München,  1861;    4o. 

—  Wagner,  Andreas,  Denkredeauf  Gotthilf  Heinrich  v.  Schn- 
bert.  München,  1861 ;  4«. 

Akademie  der  Wissenschaften,  Königl.  Preuss.  zu  Berlin,  Mor»ats- 
bericht.  Juni  —  November  1861.  Berlin,  1861 ;  8». 

.Akademie  gemeinnütziger  Wissenschalten,  königl.,  zu  Erfurt, 
.lahrbücher.  Neue  Folge.  Heft  II.  Erfurt,  1861;  8o. 

Almanach  der  österreichischen  Kriegsmarine  für  das  Jahr  1862. 
Mit  Genehmigung  des  hohen  Marine -Obercommandos  hf  raus- 
gegeben von  der  hydrographischen  Anstalt  der  k.  k.  Marine. 
Wien;  12o. 

Alterthums-Yerein  zu  W'ien,  Berichte  und  Mittheilungen.  Band  V. 
Wien,  1861;  4o. 

Archiv  für  vaterländische  Geschichte  und  Topographie.  Heraus-, 
gegeben  von  dem  Geschieht- Vereine  für  Kärnten.  VI.  Jahr- 
gang. Klagenfurt,  1861;  8». 

Au  Stria,  XIII.  Jahrgang,  L.— LH.  Heft;  XIV.  Jahrgang,  1.— HI.  Heft. 
Wien,  1861/62;  So. 

Bericht  über  den  Handel,  die  Industrie  und  die  Verkehrsverhält- 
nisse in  Nieder-Österreich  während  der  Jahrgänge  1857  bis 
1860.  Erstattet  von  der  Handels-  und  Gewerbekammer  in  Wien. 
Wien,  1861  ;8o. 

B  er!  ichin  gen-R  ossach,  Friedr.  Wolfgang  Götz  Graf  von,  Ge- 
schichte des  RiltersGötz  von  Berlichingen  mit  der  eisernen  Hand  und 
seiner  Familie.  Mit  10  lilhogr.  Tafeln.  Leipzig,  1861;  kl   4o. 

Christiania,  Universität,  Akademische  Gelegenheitsschriften.  Chri- 
st iania,  1854—1861;  8»  &4o. 

I)  0  r  m  i  z  e  r,  Maximilian  und  Edmund  S  c  h  e  b  e  k.  Die  Erwerb.svorhäll- 
nisse  im  böhmischen  Erzgebirge.  Mit  1  Karte.   Prag,  1862;  8». 

Friedrichs,  Karl,  Apollon  mit  dem  Lamm.  21.  Programm  zum 
W^inkelmannsl'est  der  archäologischen  Gesellschaft  in  Berlin- 
Nebst  .Nachschrift  V.  E.  Gerhard  und  1  Tafel.  Berlin,  1861;  4". 


der  eingegangenen  Diucksciirifteii.  611 

Gesellschaft,  Antiquarische,  in  Zürich,  Mittheihingen.  Band  XII. 
Heft  6  &  7.  Zürich,  1839;  4o.  Band  Xill.  I.  Ahtheilung.  Heft  3, 
4  &  ö.  Zürich,  18Ö9,  1860  &  1861  ;  4o.  Band  XII.  2.  Abthei- 
lung. Heft  l  —  4.  Zürich,  1860  &  1861;  4«.;  Band  XIV. 
Heft  1.  Zürich,  1861;  4o.  —  15.  &16.  Jahresbericht.  .Vom 
1.  November  18Ö8  bis  1.  November  1860;  4o. 

—  der  Wissenschaften.  Königl.  Dänische,  zu  Kopenhagen,  Over- 
sigt  over  Forhandlinger  i  Aaret  1860.  Kjöhcnhavn;  8".  — 
Quaestiones,  quae  in  anno  1861  proponnntiir.  S". 

-  Königl.  Danische,  für  Geschichte  und  Sprache  des  Vaterlandes, 
Danske  Magazin.  Tredie  Raekke,  VI.  Bind.  KjiJLenhavn,  1860; 
4".  Fjerde  Raekke,  I.  Binds  1  Hefte.  Kjübenhavn,  1861;  4». 

—  fürstlich  Jablonowski'sche,  zu  Leipzig,  Gekrönte  Preisschriften. 
VIII.  Karl  Werner,  Urkundliche  Geschichte  der  Iglaner  Tuch- 
macher-Zunft. Leipzig,  1861;  4". —  X.  M.  Wiskemann,  Dar- 
stellung der  in  Deutschland  zur  Zeit  der  Refornwtion  herr- 
schenden national-ökonomischen  Ansichten.   Leipzig,  1861;  4». 

Götb,  Georg,  Das  Joanneum  in  Gralz,  geschichtlich  dargestellt  zur 

Erinnerung  an  seine  Gründung  vor  oO  Jahren.  Gratz,  1861 ;  8". 
Giiggenbü  hl,  J.,  Bericht  über  das  20jährige  Bestehen   der  Cre- 

tinen-Anstalt  auf  dem  Abendberge.  4". 
Hermann,  J.  T.,  Die  Freihan  lelsfrage  und  ihre  Lösung  von  J.  Du 

Mes  nil-Marigny,    übersetzt  aus  dem  Französischen.  Leipzig 

&  Paris,  1862;  8». 
Institution,   The   Royal  — ,    of  Great   Britain,    Notices    of  the 

Proceedingsatthe  Meetings  oftheMembers.PartXI.  1860 — 1861. 

London,    1861;   8».  —  A  List  of  the  Members ,   Ofiicers   etc. 

for  the  year  1860.  London,  1861;  8». 
istituto,  R.,  Lombardo  di  scienze,  lettore  ed  arti,  Memorie.  Vol.  N III. 

(II  della  Serie  II.)   Fase.  VI.  Milano,  1861;  4'>. 

—  LR.  Veneto  di  scienze,  lettere  ed  arti.  Atti.  Tomo  VI",  serie3\ 
Disp.  10%  1860— 61.  Tomo  Vir,  serie  3",  Disp.  IWenezia.  1861 
—  62;  8o. 

Kandier,  P. ,  Raccolta  ilclle  logi^i,  ordinanze  etc.  (Fortsetzung). 
Trieste,  1861;  4«.  — Inscrizione  romana  dal  secolo  IV  dell' 
era  comune  tralta  da  vecehi  rnderi  in  Veglia.  Trieste,  1862;  4". 

Lnnd.  Universität,  Akademische  Gelegenheitsschriften  aus  i\cm 
Jahre  1860/61.  Lund;  8«,  4o  &  Fol. 


öl  2  Verzeichniss  der  eiii^''eg".iiigeiieii  Druckschriften. 

Marburg,    Universität,   Akademische    Gelegeiiheitsschriflen  vom 

November  1860  bis  Juli  186t.  Marburg;  4o  &  8«. 
Mittheilungen  aus  J.  Perthes'  geographischer  Anstalt,  Jahrgang 

1861,  XI.  &  XII.   Heft  nebst   Ergänzungsheft   Nr.    7.   Gotha. 
„1861;  40. 

—  der  k.  k.  Central-Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Baudenkmale,  VI.  Jahrgang,  1861,  Nr.  12;  VII.  Jahrgang, 

1862,  Nr.  1.  Wien,  1861  &  1862;  4». 

Pertz,  G.  H.,  Über   die   politische   Bedeutung  des  Jahres    1810. 

(Abhandlungen  der  Königl.  Preuss.  Akad.   d.   Wissensch.   zu 

Berlin,  K61.)  Berlin,  1861;  4o. 
Romanin,   S.,   Storia  documentata   di  Venezia,  Tomo  X,   Venezia, 

1861;  8». 
Society,  The  Royal  Asiatic — ,  of  Great  Britain  and  Ireland,  Journal. 

Vol.  XIX.  Part  1.  London,   1861;  80.—  Report,    Prospeetus 

and  Pifldications  of  the  Oriental  Translation  Comniittee.  1861. 

London;  8<*. 
Sciiuller,  Johann  Karl,   Zur   Kunde    siebenbürgisch- sächsischer 

Spottnamen  und  Schelten.  Sylvestergabe.  Hermani»stadt,  1862;8<*. 
To  derin  i,  Teodoro  Cav.,  Suir  archivio   di  deposito   governalivo  e 

giudiziario  di  Mantova.  Mantova,  1861;  8». 
Übersicht  der  akademischen  Behb.'^en  an  der  k.  k.  Universität  zu 

Wien  für  das  Studien-Jahr  1861/62.  Wien,  1861;  4o. 
Verei  n  für  mecklenburgische Geschiihte und  Alteiiluimskunde,  Jahr- 
bücher und  Jahresbericht.  26.  Jahrgang.  Schwerin,  1861;  S». 

—  Museums-,   Vorarlberger,    in  Bregenz,   Vierter  Rechenschafts- 
bericht. Bregenz,  i861;4o. 

Wegen  er  ,  C.  F.,  Dip/uiiialatimn  Chrhticrni  Primi.  Kjöbenhavn 
1856;  40.  —  Aarsberetninger  fra  det  Kongl.  Geheimarchiv.!, 
&I].  Bind.  Kjübcnhavn,  1852—1850;  4o. 


Verbesscrang. 

Seite  565  ..  .  ö80    lies:  ö59  .  .  .  574. 


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1 


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AS  Akadeaie  der  Wissenschaften, 

142  Vienna.     Philo sophi sc h-Histo- 

A53  rische  Klasse 
Bd. 38  Sitzungsberichte 


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