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DKH KAISKRI.ICHRN
AKADFillE DER UlSSEISdHAFiei
IMIlLüSOFHISdl-HISTOHISrHE CLASSE.
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ACHTUNDDREISSIGSTER BAND.
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WIEN.
AUS DKH K. K. JlOF- UND STAATSDHUCKERRI.
IN CÜMMISSIUN BF.I KAKI. GKHULU'S SÜHN, BUCHIlÄMil.KIE lIKIt KAIS. AKADEMIE
UKR W^SSENS^HAFTE^.
1862.
siTzii^GSKEiiicirre
WM
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE
HER KAISKRMCHIO
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
^6
ACHTUNDDREISSIGSTER RAND.
Jahrgang 1861. — Heft I bis III.
-oOO^OOc-
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
INCOMMISSION BEI KARL OEROLD'S SOHN. BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
1862.
As
Bd. 2)8
INHALT.
Seite
Sitzung vom 2. October 1861.
Sickel, Das Lexicon Tironianum der Göttweiger Stiftsbibllolhek ... 3
Sitzung vom 9. October 1861.
Taiischinski, Faviana und Wien 31
Sitzung vom 16. October 1861.
Bergmann, Der GenealogP. GabrI el Bucelin, Benedictiner zu Wein-
garten und Prior zu St. Johann in Feldkirch 47
Vahlen, Zur Kritik Aristotelischer Schriften. (Poetik und Rhetorik.) . . S9
Sitzung vom 30. October 1861.
Höfler, Noch einmal das Carmen occuiti autoris 149
Sickel, Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters . . . 153
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 203
Sitzung vom 6. November 1861.
Pfizmaier, Die Bevorzugten des Anhalters Hiao-wu 213
Sitzung vom 13. November 1861.
GindeUj, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die Papstwahlen,
namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. im Jahre 1603 . . 2S1
Sitzung vom 27. November 1861.
Fiedler, Die Union der in Ungern zwischen der Donau und Drau wohnen-
den Bekenner des griechisch -orientalischen Glaubens .... 284
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 299
Sitzung vom 4. December 1861.
ValentinelU , Delle biblioteche e delle societ;'i scientilico -letterarie della
Neerlandia 305
Müller Friedrich, Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache . 364
Sitzung vom 11. December 1861.
Goehlert, Die Karaiten und Mennoniten in Galizien 596
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 609
SITZUNGSBERICHTE
DEK
KAISEKLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSR.
XXXVm. BA^D. I. HEFT.
JAllRGANr, 1861. — OCTOBER.
SITZUNG VOM 2. OCTOBER 1861
Vorgelegt:
Das Lexicon Tironianum der Göttioeigev Stiftsbihliothek.
Von Dr. Th. Sickel.
Bei einem Besuche des Stiftes Göttweig war ich freudig
überrascht, unter den mir in der Bibliothek vorgelegten Hand-
schriften ein Lexicon Tironianum zu erblicken. Nur acht mehr oder
minder vollständige Codices dieses Inhalts werden als noch erhalten
aufcezählt, sie sind also selten und doch erinnerte ich mich nicht, in
irgend einem der alten oder neuen Berichte über die Göttweiger Biblio-
thek vermerkt gefunden zu haben, dass auch sie eine derartige Hand-
schrift und zwar eine bisher noch nicht benützte enthält. Allerdings
hat, wie ich später fand, Pertz einmal dieses Lexikon kurz erwähnt i)»
aber sonst wird es in den gedruckten Berichten und Handschriften-
Verzeichnissen von Göttweig nirgends angeführt. Dass nun auch die
Verfasser des Chronicon Gotw'icense desselben keine Erwähnung
thun, macht es mehr als wahrscheinlich, dass die Handschrift erst
später für Göttweig erworben wurde; vielleicht noch vom Abt Bessel
selbst auf einer seiner vielfachen wissenschaftlichen Beisen durch
Dentschland/uui Italien, obwohl, wie mir der jetzige Herr Bibliothekar
und Capitular P. Gusenbauer mitzutheilen die Güte hat, in den binter-
lassenen Papieren des Abtes Bessel und in dem Verzeichnisse der von
ihm für die Stifshibliothek erworbenen literarischen Schätze dieses
Lexikon nicht mit aufgeführt wird. Jedesfalls kam die Handschrift bis
zur Mitte des vorigen Jahrhunderts nach Göttweig und wurde zuerst
1) In einer Anzeige von El)ert's HandscIiriftenkunJe : Götting:. gelehrte Anzeigen,
1826. p. 3.'i2.
4 Ür. S i c k e I
in einem 17!i6 arin^elesjtoii Kntnlofj nis „Senecae et Tyronis Notae,
cod. nienibr. saoo. ciicitcr VI, siü". //. 12 in 4"-, specialis considera-
tionis" vcrzcMclincf.
In doin iiouosten llandsehrif(onkatalof>: von Göthveig'. den der
llorr Stiftsciipilnlar 1». Nincenz Werl 1844 mit hewnndernswerthem
Fleisse nnd sellener Saclikenntniss anlegte,, ist anch das Lexieon
Tironiannm als Codex ms. no. 82 ausführlich beschrieben; vorausgeht
ein kurzer Ahriss der Geschichte der Noten nnd ihrer Literatur nach
Kopp, es folgt dann die eigentliche Beschreibung des Göttweiger
Codox, zum Schlüsse einige Andrufungen, wie sich der Codex in
Bezug auf Anzahl, Anordnung und Gestalt der Noten zu dem von
Gruter verölTenllichten Li^xikon verhält.
Diese Vergleic Innig weiter durchzuführen und zusammen-
zustellen, was sieh für die Kenntniss der tironischen Noten Neues
oder Bestätigendes aus der Göttweiger Handschrift ergibt: das ist
die Aufgabe, die ich mir hier gestellt habe, nachdem ich. Dank der
Liberalität des hoehwürdigen Herrn l'rälaten etc. P. E. Schwerdfeger,
den mir auf einige Zeil anvertrauten Codex auf das Genaueste habe
priifen und durcharbeiten können.
in einem iMtihand des XVI. Jahrhimderts, der aller Wahrschein-
lichkeit nach ein noch vollständiges Ijcxikon von etwa zehn Lagen
umschlossen hat, linden sich heutigen Tages nur noch ai-ht Lagen
zum Theil zu acht, zum Tlieil zu sechs Pergamenthlättern, in Summa
60 Blätter, jetzt von S^/n Zoll Höhe und 6 Zoll Breite, zinneist recht
gut erhalten. Bei drei Lagen findet sich auf dem letzten Blatt verso,
unten in der Mitte eine Quaternionenbezeicbnung durch die ZilTern
n, IV, Vll, die erstere halb weggeschnitten, so dass auch die übrigen
durch Besrhneidung der Pergamenthläller verloren gegangen sein
mögen. Die Blätter sind hlind mit dem GrilTel liniii-t.
Aus der iMajuskelschrift, in der gegen zweihundert meist ver-
einzelte Wörter gescliriehen sind, wiirdc^ sich das Alter des Codex
nicht bestimmen lassen. Theils sind es nämlich mit besonderer Sorg-
falt gezeichnete, daher ganz regelmässigeCapitalbuchstaben. häufiger
sind es flüchtig geimichte, der Capilalis rustiea angehörige Buch-
staben, in vereinzelten Fällen wird auch eine zierlic'he ünciale ange-
wandt: alles Merkmale, die sowohl auf die zweite Hälfte des VIII.,
als auf das l\. utid X. .lahrhunderl hinweisen kihuien. Nur der
Urnstand, dass in «in und demselben Worte noch nie Capital und
Tiroiiisehe Noten. ö
Uricial gemischt werden, ferner die Art, wie (einzelne Wörter durch
Mennig und zuweilen durch Grüsgrün ausgezeichnet werden, htssen
nielir auf das IX. als auf das X. Jahrluindert schliessen.
Eine genauere ZeithesHinrnung ergibt sich dagegen aus der
Minuskel, in welcher der grössere Tlieil des Codex geschrieben ist.
Ohgieicli ja das Lexikon an und für sich nur vereinzelte Wörter und
Wendungen enthalt, lässt sich doch die Schrift als noch vorherr-
schend indistinct bezeichnen: es finden sich Vorbindungen wie lon-
(jumtemjms, nesciounde, antcpaucosdies, inconspectiihominnm, wie
sie, zumal so zahlreich, schon um die Mitte des IX. Jahi-hunderts in
Minuskel nicht mehr vorkommen. — Ist das vorherrschende Alphabet
entschieden Minuskel, so verrathen die Einzelbuchstaben doch noch
die ersten Anfänge dieser Schrift und sind mit einzelnen noch ganz
enrsiven Bucbstaben vermengt. So erscheint e fast durchgängig in
der gebrochenen Gestalt und über die Mittellinien hinausgehend;
neben einem Minuskel-a mit noch stark geneigtem Schenkel findet
sich sehr häufig das of^iue cursive (zumeist lombardisch genannte)
a; auch d begegnet man zuweilen noch in Cursivgestalt; die enr-
siven Verbindungen und Verschränkungen sind noch sehr zahlreich.
Fast durchgängig ist e noch mit dem vorausgehenden oder folgenden
Buchstaben verbunden; das / ist häufig an r, m, n angehängt.
Besonders hervorzuheben siml einzelne ConjunctiuntMi, welche sonst,
sobald die Minuskel aufkoimnt und die Selbstständigkeit der Buch-
staben zum Gesetz macht, von den Schreibern vermieden werden,
Conjunctionen wie ed, rc u. a.; behufs der Verschränkung wurden
auch noch einzelne Capitalbuchstaben angewandt: NT, JSS, US, UR.
Die rein minuskeln Elemente endlich, welche vorherrschen, sind
charakterisirt durch die Kleinheit der Buchstaben, durch die Neigung
des unleren Theiles der Schäfte nach links, ohi»e dass jedoch die-
selben in feinere S[»itzen auslaufen : auch dies weiset, so gut wie
die erwähnten cursiven Verbindimgen, auf die Anfänge der mit
vollem Bechte als karolingisch bezeichneten Minuskel hin. Wie aber
die Entwickelung und Veri»reitung dieser Schril'tart innig zusammen-
hängt mit der Erneuerung wissenschaftlichen Lehens durch Karl den
Grossen, so lassen sich für die erste Periode dieser Schrift die zwei
letzten Üecennien des achten und die ersten des neunten Jahrhunderts
mit iJestimmthei't annehmen. Und wenn ich innerhalb dieser l'eiiode
mich in diesem Falle wieder für den Ausgang derselben ausspreche.
6 Dr. S i c k e I
SO geschieht es, weil liie und da der Schreiber dieses Codex den
Ansatz macht, zu zeigen was er als Kalligraph vermag und dann ein
paar Worte in jener grösseren, ganz reinen Minuskel darstellt,
welche den sorgfälligsten Handsciiriften aus den letzten Jahren
Karl's des Grossen oilcr aus der Zeit Ludwig's des Frommen eigeii-
thümlicli ist. Das Lexicon Tir. Golwiceiise mag also um 820, eher
früher als später, geschrieben sein. Die hie und da vorkommenden
Nacijträge sind entweder von derselben oder doch von gleichzeitiger
Hand. Zu diesem Alter stimmt vollständig die Orthographie, von der
später einige Beispiele anzuführen sein Mcrden *).
NN ie verliält sich also dem Alter nach das Lex. Gutw. zu den
Handscliriften gleichen Iniiaits, die his jetzt bekannt sind und die
Kopp •§. 331 — 3o4 bespricht? 2) Selbst eingesehen habe ich nur
din Codex Casselanus; für die anderen nuiss ich mich an die \on
Kopp gegebenen Altersbestimmungen halten. Der Schrift nach ist
jener 3j entschieden älter als der Codex Gotwicensis und unbedenk-
licli in die zweite Hälfte des VIII. Jahrhunderts zu setzen; dagegen
mögen die Nachträge in dem Codex Casselaims (welche jedoch keine
neuen Noten, noch neue Erklärungen der Noten enthalten, sondern
nur n.icli Art der Glossarien die erklärenden NVorte wieder erklä-
ren*) gleichzeitig mit dem Codex Gotwicensis sein. Aber gleich
') Ein Pacsiiiiile dieser Handsclirift tlieile ich in der 7. Lieferung der Munumenta gra-
pbicH inedii aevi mit.
^) Durch Hinweis auf den Paragraphen werde ich stets den I. Theil der Palaeogra-
phia critira von U. F. Kopp bezeichnen, durch die einfache Ziffer weise ich auf die
Seite des II. Tlieiies hin. — Unter den Ausgaben von Grufer ist die erste, „ex offi-
cina Coinmeliniana 1603" vorzuziehen und wird von mir ausschliesslich gebraucht.
Die Ziffer in den Citaten bezieht sich auf die Seiten dieser Ausgabe, wobei 7.u beach-
ten, riass Gruler p. 1 — 197 die Noten aus einem Gruler selbst gehörigen Codex ent-
hält, während die omissa aufp. 198. 199 aus einer Handschrift des J. Pistorius stammen
3) Dafür dass, wie Kopp §. 331 vermuthet, die Handschrift aus Fulda stammt, möchte
noch folgender Umstand sprechen. Auf der ersten Seite siebt eine von Kopp nicht
erwähnte stark verwischte .Notiz in angelsächsisclier Minuskel. Es sind schon Hea-
gentien angewendet worden, sie leserlich zu machen, ich weiss nicht mit welchem
Erfolg. Ohne Rcngentlen konnte ich nur Einzelnes entziffern: „notas vulgares Eunius
primus . . . deinde l'ullius . . .", walirscbiMulich also eine aus Isidor, Orig. L. I, 21
entnommene Erklärung. Solche Notizen in angelsächsischer .Minuskel haben nun auf
den Vorblättern die meisten der Handschriften, welche schon im (X. Jahrhundert der
Fuldaer Ilibliothek gehörten uml speciell scheint es mir ein und dioselbe Hand zu
8ein,»<"lfbc dem Lexicon Tironianum diivse iieinerkung vorgeschrieben bat und welche
andere entschieden ans Fulda stammende Codices in ähnlicher Weise bezeichnet hat.
*) Z. B. appetit: adprehcndit vel de<iiderat; anscultator: auricularius ; absur-
dum: lurpe, iudiguum, incougruniii i-lc
Tironisclie Noten. •
nach dem Codex Casselanus wird der Gotwicensis als die Zweit-
älteste der bisher bekannt gewordenen und noch erhaltenen Tiro-
nischen Sammlungen zu setzen sein.
Die Pergiimentblatter dieser Handschrift sind nun zumeist mit
folgendem Linienschema versehen. Links und rechts ist je ein Paar
nahe an einander liegender Perpendicularlinien vom oberen bis zum
unteren Piand gezogen; eben so oben und unten je ein Paar horizon-
taler Linien bis zum Rand. Parallel mit jenen laufen noch zwei Paar
Perpendicularlinien, die jedoch durch die oberste und unterste Hori-
zontale begrenzt werden; parallel mit diesen sind bis an die äusseren
Perpendicularen die horizontalen Schriftlinien, zumeist 22 an der
Zahl gezogen. Von den vier Paaren Perpendicularlinien dienen drei
zu Columnen für die Noten, denen rechts zur Seite auf den horizon-
talen die Worterklärnngen stehen; das vierte Paar von Perpendicu-
laren begrenzt die ganze Schriftseite. Somit enthält in der Regel
jede Seite in drei Reihen je 22 Noten nebst Worten. Aber einerseits
sind in den ersten zw^ei Quaternionen mehrere Seiten auf denen
nicht Worte sondern nur Sylben aufgeführt werden, andererseits in
den letzteren Lagen, offenbar um Schreibmaterial zu sparen, fast
alle Seiten mit fünf perpendicularen Linienpaaren versehen, welche
vier mit Noten beschriebene Reihen bilden i)j «'uf denselben Seiten
ist dann auch die Zahl der Horizontalen oder doch der Schriftzeilen
wesentlich vermehrt, so dass hier und da die Anzahl von Noten auf
einer Seite von einem Minimum von 60 bis zu 140 und darüber
steigt. Nimmt man demnach als Durchschnittszahl 85 an, so lässt
sich der Noten- und Wortvorrath auf den noch erhaltenen 120 Sei-
ten des Cod. Gotwicensis auf 10.200 berechnen. Dasselbe Ergebniss
werden wir erhalten, wenn wir diese Handschrift mit den sonst
bekannten in Bezug auf die Anordnung der Wortvorrathes vergleichen.
Auf Seite 4 oben enthält unser Codex die Aufschrift: incipiunt
notae Senecae (die darüber stehenden Worte: notae iuris er-
scheinen mir später, jedoch auch schon im IX. Jahrhundert geschrie-
ben) , und es folgt dann gleich al) — die betreffende Note ver-
grössert und ursprünglich wohl in mehreren Farben, das Wort in
Majuskel, weiter ad, con, de — kleinere Noten und die Wörter in
Minuskel. Durch die ganze Sammlung hindurch sind nur einzelne
1) Es sind pag. 1^, 20— 2ä, a3, 97— 9l>, 101 — lOi;, I 10-120.
8 Dr. S i c k e l
Wörter durch faihige Vcrzierun^'^ der Noten und Buelistaben sowie
durch Majuskelsclirift ansfje/.eichnct ; sie sind die Schlagwörter,
nach denen der gesannnle W'orlvorrath in gewissem Sinne geordnet
worden ist. Sie lauten auf den ersten Seiten unserer Handschrift:
ah, cuim, (tlit , seil, cum. /'orfc, ita, quin, veriis, tum. tibi,
latinus, quod , (/ ii ti c , quid, cui, his, es, potcs, vester, quantus,
causa, unus, uter , untiquus, dicit, portat, duxit, tuo,
tuorum etc. Ein grösserer Abschnitt ist S. 26 durch Auszeichnung
von probu^i angedeutet, ebenso S. 49 bei dem Wort 2)urpiira, S. 85
hei gaudet; S. 105 steht nach der Note pertncitus in Majuskel:
finit cunimentarius III, incipit IV. — puteuli etc., S. 116 beginnt
wieder mit praetexta ein grösserer Abschnitt, das letzte Sclilag-
wort unserer IJandschrift ist wr//, und unter ihm befinden sich als letzte
Wörter: bullit , cundet, caudor, caudidus, caudescit, cxcuadescit.
Vergleichen wir damit den Codex Gruterianus, der allein in der
ursprünglichen Ordnung abgediuckt ist, so ergibt sich zunächst dass
es zum grossen Theil dieselben und in gleicher Weise auf einander
folgenden Schlagwörter sind, nach denen hier und dort, und so viel
bekannt auch in allen andern Lexicis, der Notenvorrath geordnet ist.
Die auf den ersten Seifen übereinstimmenden habe ich oben durcli
gesperrten Druck bezeichnet. Die in Gruter nicht durch grössere
Schrift als Schlagwörter bezeichneten finden sich doch auch dort in
derselben Ordnung verzeichnet wie im Cod. Gotw. wie überhaupt
im Grossen und Ganzen genofnmen durch beide Samndungen hin-
durch die Reihenfolge der Nuten wesentlich dieselbe ist. Kleine
Abweichungen entstehen nur dadurch , dass jede Handschrift ein-
zelne Noten oder Heihen von Noten aulViihit , die in der andern feh-
len; wir werden sie später aufzuzählen haben. — Schärfer ausge-
prägt und ausgesprochen ist dagegen im Codex Gruteri die Kinthei-
lung des gesannnten Lexikims in fünf commentarii und wieder eines
jeden Con)mentars in eine Anzahl von Capit^dn ; doch ist sie auch im
Cod. Gotw. einigermassen zu erkennen. Denn eben dieselben
Worte, die wir in ihm zuvor als Marksteine gewisser Abschnitte
bezeichnet haben, bilden auch im Cod. Grut. die Anfänge von
Capiteln oder Cotninenlarien.
Das Lexicon Tironianum von Göttweig weist also, was die
Anlage und Anordnung anbctritTt , auf eine mit dem Cod. Grut.
gemeinsame Quelle hin, oder da wie Kopp darg<'legt hat, auch alle
'I ii uiiiselie Noluii. If
andern '.luf' uns gekommene H.indsclirirten die gleiclie Anordnung des
Würlvon-athes liiiben, geliört aucli der Cod. Gotvv. zu ein und der-
selben alle anderen Bearbeitungen umfassenden Gruppe. Ich meine
dass dieser Umstand, dass sämmtliehe derartigen Handschriften als
Copien ein und desselben lexilialischen Werkes erscheinen in der
Geschichte der Tironisclien Noten mehr als bisher geschehen ist zu
betonen und zu beachten ist. Wann dieses Werk zum Abscliluss
gebracht wurde, glaubte Kopp §. 344 — 348 aus einer im Cod.
Paris. 8779 (K. §. 342) abschrifllich erhaltenen Vorrede entneh-
men zu können und kam zu dem Schluss, dass «alirscheinlich Bischof
Eligius im Yll. Jahrhundert der Anordner des Lexikons in der auf uns
gekommenen Gestalt gewesen sei. Aber aus derselben Vorrede lässt
sich vielmehr entnehmen, dass ihr Verfasser einen verhältnissmässig
nur geringen Antheil an der Zusammenstellung und Anordnung der
Sammlung gehabt haben kann. In Bezug auf die Hauptanlage muss
er das Werk schon so, wie wir es kennen, vorgefunden haben, wenn
er sagt: sunt ig'Uur qul dimittaut ad terlium partein. aUquUtiineiiad
medieiutem, et sunt plaiiml qul nun diniitlunt, nisi ubi in fiite dicitur
plateola. Das letzte Wort (= Gruter 194) lindet sich schon in dem
fünften Conunentarius, den die Codices als novissimus bezeichnen,
und wenn zuvor von einem Driltheil, einer Hiilfte die Rede ist, so
sind darunter oflenbar die durch die einzelnen commentarü bezeich-
neten Theile des Werkes gemeint. Es uX möglich dass wir den«
Schreiber der Vorrede die im Grunde höchst überflüssige Zusam-
menstellung der Syiben (Gruter 20 — 31) verdanken, aber auch dies
lässt sich aus den unklaren Worten: hoc ca que spoponderuni etc.
nicht mit Gewissheit entnehmen.
Abgesehen von der Frage nach dem oder besser nach den Ver-
fassern des Lexikons will ich hier auf einen Umstand hinweisen, der
sich aus der Betrachtung des Wortvorrathes in den einzelnen Com-
mentarien ergibt. Dieje commenturü erscheinen in zweifacher Hin-
sicht als vom leichteren zum schwereren fortschreitende Lehrcurse.
Im conunentarius I herrschen die Noten vi»n einlacher Bildung vor,
daher dort auch die zumeist als sii/nu auxiliavia zu verwerthenden
Nominal- und Verbalendungen aufgenuminen sind. Die Noten der
späteren Abschnilte würden ohne beigefügte Worlerkliirung viel
schwerer zu v^rstehen sein, weil sie zum grossen Theil auf mehr
oder minder conventioiieller Abkürzung der Worte beruhen. Ferner
1 0 Dr. S i c k e I
wird der Wortvorratli di-r zwei ersten Commeiilare im Allgemeinen
für die Wiedergabe von dem Inhalte nach leichteren Schriftstücken
hinreiclien. Erst im dritten tliiden sich in grösserer Anzahl Ausdrücke,
welche in der Regel nur in SchriClstücken mannigfaltigeren, mehr
eingehenden, wolil auch gelehrteren Inhalts in Anwendung kommen,
wie wenn G ruter 126 die verschiedenen Wallen, Gr. i27 seq. die
Kürperlheile, Gr. 133 Gütlernamen, Gr. 136 Orts- und Vidkernamen
U.S. w. aufgeführt werden. Sind schon in diesem dritten Theile die Zeit-
wörter selten, so noch mehr in dem vierten, der fast ausschliesslich
Begri(Tswi»rter von meist geringer Anwendbarkeit enthält. Im fünften
endlich herrschen Wörter und Namen vor, welche erst durch die
christliche Theologie in die Literatur eingedrungen waren, aber sich
nicht füglich in die früheren Abschnitte einsehalten Hessen, wie es
bei anderen NA'örlern dieser Galtung geschah. Denn der Iidialt eines
Commentars war keineswegs abgeschlossen, sondern, wo entspre-
chend den vagen Regeln '), nach denen überhaupt die Aufeinander-
folge der Wörter bestimmt wurde, neue Ausdrücke in die Reihe der
alten eingeschoben werden konnten, geschah es je nach dem Bedürf-
niss. So sind olTenbar die der christlichen Welt angehörigen BegrifTe
episcopns, archicpiscopiis, praesul u. s. w. bis just i/icat und legiti-
mus (Gruter 91) erst nachträglich in den commentarius IL einge-
schaltet, welcher, wie schon früher (cf. Kopp §. 44) aus dem
Umstand, dass die Reihe der Kaisernamen in demselben mit Antoninus
Pius endigt, geschlossen ist, um die Mitte des zweiten Jahrhun-
derts zusammengestellt sein mag. Dass sich in dem commentarius I,
aucli in der Gestalt wie er heule im Cod. Grut. und im Cod. Gotw.
vorliegt, noch kein einziges der christlichen Literatur angehöriges
Wort beiludet, spricht ganz entschieden für ein noch höheres Alter
desselben. Wahrsclieinlich würde sich annähernd die Entsteliungs-
zeit jedes einzelnen Theiles des Gesamuitlexikons bestimmen lassen.
>J Was Kopp §. 70 zunächst vun iler Anordnung im Coü. Grut. sagt: ordo auotnribus
placuit iiiiUiis, iieque litfraruin . ii«<|iie systeiniitis cujiüiquuiii , iiisi fortabse itlum
specles ordinem , quo |iriniiliv:i deriviitis aiile|inniiritur — kiiiin ich nicht unter-
schrcilien. nie Aiiordiiiiii^ ist zwiir iiichl sy.stcnialisch in iinsereiii Sinne, aber sie
«rfoigl doch nach gewissen Regeln, liald schliessen sich die Wörter nach wirklicher
oder vernn'iiillicIiiT Klyinolo^ie an einander an. bald nach dem Gleichklang der
ersten Sylhe oder Syllien , bald nach der ,\linliclikeit der .Noten, b;ild nach den
Reziehiingen der Beg^rilTc. Es ist selten, dass jede Art von Zusammenhang /.wischen
den unter einem Schla;;wnrt vereinigten Ausdrücken fehlt. Uagegen stehen die
Schlagwörter seiliiil i^iinieiüt in keiner ileziehung zu einander.
Tironisclie Noten.
11
wenn erst alle Hiiiidsehriften in Bezug auf die Anordnung verglichen
wären und dadurch festgestellt wäre, welches die allen gemeinsame
Anordnung des Wortvorraths ist und was andererseits als Abweichung
auf die Rechnung jedes einzelnen Copisten zu setzen ist. Erst dann
könnte auch die Untersuchung über die Verfasser oder Anordner
der einzelnen Theile wieder mit Erfolg aufgenommen werden. Für
jetzt dagegen müssen wir uns mit dem schon von Kopp festgestellten
Resultate begnügen: dass die einzelnen Commentare zu verschiede-
nen Zeiten entstanden und zu verschiedenen Zeiten durch Interjjola-
tionen erweitert worden sind. Dazu aber fügt es sich sehr wohl,
dass die Verfasser der späteren Theile darauf bedacht waren , die
Noten für eine höhere , mannigfaltigere und gelehrtere Gattung
der Literatur zusammenzustellen oder höhere Lehrcurse für die
Tironische Schreibart zu liefern. Einige begnügten sich dann, wie
der Verfasser jener Vorrede sagt, nur die niederen Lehrcurse abzu-
schreiben, andere und so auch er schrieben die damals bestehenden
fünf bis ^;/«^<'o^a reichenden Theile als dasGesammtlexikon ab, spätere
setzten dasselbe noch um der theologischen Literatur willen fort.
Dass die Dilferenzen zwischen dem Cod. Gotwicensis und den
anderen Handschriften, speciell zwischen ihm und dem Cod. Grute-
rianus verhältnissmässig gering sind und daher die zuvor behauptete
Zusammengehörigkeit aller nicht ausscliliessen, wird sich aus ei ner
eingehenden Darlegung der Abweichungen ergeben.
Ich beginne mit der Aufzählung dessen, was im Cod. Grut. vor-
handen ist, im Cod. Gotw. fehlt i)- brevi tempore (6), publice
privateqne, private publiceqne (8), circumscribit (10). asportat,
obducit, circiimducit (11), robis patres conscripti, vobisfjue p. c,
vobis liberisque vestris (lö). percit/it. ateudit (18), adcersiis ipsum
(20). adcrescit, adcrevit (-1). mento, mentos (25), i potes — re
tiun solet: 20 Noten (26), bae — vis: etwa SO Noten (30), intem-
poralis sine consilio, sine lUlo c (32) , depetit (39), verbosus
homo (4,{), suspitiosus Itomo, homo s. (44), postumus (öö), platea
(63), unde de piano rede legi possit (64), quousque tandcm abu-
tere ('. p. n., quonun nomina s. l. i. (65), optime de rep. merilus
etc. i}^^) u. s. \v. liiese Beispiele genügen vollständig, um die Unbe-
') Hie in Klaitiiiier geset/.te Ziffer weist aiil' dio Seite «ler tinil. Aii.-giUie hin. aiil' iler
sieh d.is lielreti'entle Wuit liinlel.
12 Ür. S i c k 0 I
(leuteiitllieit iler Auslassungen (larzuthiui. Einige dei" hier fehlenden
Wörter finilen sich im Cod. Gotw. ;iiidor\viirls eingereiht. Einzelne zu-
sammengesetzte Verha ergeben sich sclion aus den vorausgegangenen
Formen anderer Coniposita. Die Noten für die Sylhen hac-vis sind
ziemlich iibcriliissig, eben so die für die Ausdrücke i potes etc. >) —
Was die geringe Zahl der Auslassungen anhetrilTt, so \vird sie ziem-
lich durch die Anzahl von Ausdrücken aufgewogen, die sich bei
Grnter nicht, dagegen im Lex. Gotw. finden und die ich später um
der entsprechenden Noten willen vollständig- mitlheile. Es lässt sich
daher die Anzahl der Noten in dem erhaltenen Theile des Lex. Gotw.
auch durch Vergleichung mit dem Cod. Grut. annähernd bestimmen:
excandescit, womit jetzt die Göttweiger Handschrift abbi icht, findet
sich bei Gruler 1G6 und ist etwa die 11000. Note, so dass die veiloren
gegangenen Lagen etwa noch 2000 Noten enthalten haben mögen.
Hält man nun, was im Cod. Gotw. fehlt, mit den Auslassungen
des Cod. Cassel. (Kupp •^. 38) zusammen, so zeigt sich gleichfalls,
dass jener Wörter aulfühit, die diesem abgehen und umgekehrt : ich
halte dies für ganz zufällig und glaube nitrht, wie Kopp thut, aus
diesen Abweichungen auf das Alter der Handschriften und ihr zeit-
liches N'erbältniss schliessen zu können; zumal wenn man auch hier,
welche Ausdrücke von dem einen oder dem andern Copisten aus-
gelassen worden sind, in Betracht zieht.
Durch Vergleichung des Wortvorrathes mag liier noch eine
andere Frage erledigt werden. Da wir nämlicli nichts über die Her-
kunft der jetzigen Göttweiger Handschrift wissen, liegt die Ver-
muthung nahe, dass sie vielleicht identisch sei mit einer der in
früheren Zeiten heniitzlen, jetzt aber verschollenen Handschriften
gleiclu-n Inhalts, also mit dem Cod. Gruterianus oder dem Cod. Pisto-
rinus oder mit dem vum Abt Trithemius erworbenen Codex ^J. Die
Verschiedeidieit von dem Cod. Gru!. i>t bereits zur Genüge dar-
gethan. — Von (b-ni Cod. Pistor. hat uns Grutt-r leider gar keine
Beschreibung gegeben. Wohin er geralhen sein mag, lässt sich
*) WShriMid Kopp dieso Zciclicii iiocli als iim iTsliiinllicIi lic/.eiclinetp , li;it sie .liiles
'r:ii'i|j|' in (lein Meiiioiri! sni' l<'s rmtes 'rironiennes (Meinoires prüsenles pnr divers
.s;tViiiils i'i rHciiili'iiiiu di'S iiisci iplillll^« , 'l" .seiie, (oiii It. I8j4. p. 104 — 171) in sehr
hcfricdigi-iidiT Wri-.o crkliirt. — Tiinlir» Arlicll i.sl iil.s roclit f:i.ssllclic Aiiwei.slllljj
/.ur KiilxilTernn^ der Nnti-n /.u onipfelilen. Alier <lein gi'riiii^scliiit/.endeii Urlheile, <l:is
er über Kopp nillt, kann ich keineswegs i)eislininien.
^j Tiilheinii poly-i ;i|ihiii p. (>Ul.
Tironische Noten.
13
auch nicht feststellen. Die Büchersammlung des Joh. Pistorius ist
zunächst von der Benedictinerahtei Weingarten aufgekauft worden,
die Weingartener Bibliothek aber ist nach Aufhebung des Stiftes
nach vStuttgart gekommen und der dortigen königlichen Handbiblio-
thek einverleibt worden i): ein Lex. Tironianum ist jedoch daselb>t
nicht bekannt. Es lässt sich also nur nach dem Wenigen, was Gruter
p. 198 und in den angehängten notae ad Tyronis ac Senecae 7iotfts
aus des Pistorius Handschrift mittheilt, eine Vergleiehwng anstellen.
Die Mehrzahl der Gr. p. 198 und 199 nachgetragenen Noten und
Wörter findet sich nun allerdings im Cod. G(»tw.; einzelne aber wie
ni/nlo. ad nlhilum, pro nikilum, seht, ri, ris. de praesepin, elitigat
u. s. w. nicht. Nehmen wir dazu noch, dass statt lurificat im Cod.
Pist. im Cod. Gotw. (=Gr. 82) ludificat, statt mediocriter in C. P.
im C. G. ( = Gr. 93) mediocritas steht u. dgl., so ergibt sich, dass
zwar die Differenzen zwischen dem C. Pist. und dem C. Gotw.
geringer sind, als zwischen letzterem und dem C. Grut. , dass aber
die jetzt in Göttweig befindliche Handschrift verschieden von der des
Pistorius ist. — Endlich kann es auch nicht dieselbe sein, aus der
Trithemius seine 30 Noten mittheilte. Beginnen diese: improbiis,
probus, probitas, improb'Uas, so hat der C. Gotw. an der betreffen-
den Stelle: probus . . im})robus, probitis, probatas ; hat ferner C.
Trith. litera , literae, syllaba, so fehlt das mittlere Wort in C.
Gotw. 2).
Das Lexicou Tirotiianum der Göttweig er Stifts-
bibliothek i s t a I s o b i s j e t z t n o c h nicht b e n ü t z t worden.
Dem Wortvorrath nach zu urtheilen, scheint es dem Codex Pistori-
nus am nächsten zu stehen.
Gehen wir zur Bet rächt ung d er Noten indem Cod. Gotw,
über, so ergibt sich, dass dieselben (wenige fehlerhafte Noten aus-
1) St.TÜii, zur »Jesphichtc iiiiil Bi>.sohreil)iiii^ ilcr l!iirhers;iiiimlungeii iii WürHeiiibert,',
p. öS, 92 IV. — Nach an.l.'r eii Aiifjabcii (cf. Voj^el, l.it. der Bihl. p. 221 ) .soH ein Theil
der Weiiij^arteiier Bililiollit'k iiaih Fulda {^ekoiiiineii sein; «tber auch dort ist jetzt
kein Lex. Tiion 7.11 hndcii.
^') Viilcaiiins de literis fietariiin ist mir hiei- iiielit ziifjanijlieh. Aber die von Kopp §. ITj
:iiis diesem B^che mitgetlieiUeu Noten weichen in ihrer Bildiin? sSmmtlich von den
entsprechenden Noten der Ciittweijjer llanilsihrilt ab, so da.ss auch hier nicht voii
gleichem Codex ilie li.-ilc sein l<:>nn.
1 4 Dr. S i c k e I
genommon) znmoist vollständig mit denon der iibrifieii Handschriften
übereinstimmen und dass bei den nicht g:\u7. übereinstimmenden die
Bildung doch auf denselben Regeln beruht, welche Kopp als aller
Tironischen Schrift zu Grunde liegend nachgewiesen hat. Die ab-
weichenden Bildungen dienen dalier geradezu zur Bestätigung der
eine gewisse Freiheit der Zusammensetzung zulassenden Regeln.
Einzelne Beispiele mögen den Beweis liefern:
(ij Abweichungen, d i e s i c h ixuf (ins s lg n n m auxili a r c
oder auf andere Stellung desselben beschränken
(Kopp. -^. 86, §. 24G seq.).
Im Cod. Gotw., p. !S H/V= U(i)RCta ul recta ; ta ist durch
C gelegt, während es in Gr. 9, K. 402
durch U gelegt ist.
,. „ „ 78. .h =^ T (a) D us tardimis, richtiger
tardius, ist die Endung durch das
auxiliare angezeigt, während sie in
K. 374 fehlt.
„ ,, .. 13. vX ==ö''^^ y"'"""'^/"'"' so dass sich diese
Note (und ebenso die für qnarnndcnyit)
durch das vollständigere auxiliare bes-
ser von quorum unterscheidet als in
Gr. 15, K. 302.
„ „ „ 15. ^ — \=- 0 F S tan forsitan.
„ „ „ 34. v' = Stat spectnt , während Sat in Gr.
42, K. 329 (eben so tat in coiicertat
u. a. W.).
„ „ „ 59. 1^ = D (i) C iie dictione, während
D (i) C tione in Gr. 72.
b) Nuten, welche im signuin pvincipale abweichen,
und zwar indem für dieselben Einzelbuchstaben
andere Formen des Tironischen Alphabets oder
indem für dieselben Buchstabengruppen andere
Verbindungen gewählt sind. (K. §. 159 seq., §. 188):
G. lü, ^ = OC U occidit, während in Gr. 18, K. 75
CO it.
i
Tironisfhe Noten. 1 5
ft. 8. y r= Q am quin etiam, andere Form in Gr. 3,
K. 304.
(«. 8. f^— *- = J (>0 P ^ "' publico, andere Form in Gr. 8,
K. 187.
G. 40. y^ = EV tat evitat, anders Gr. SO, K. 131.
fi. 69. <n= C {onj Ri it it um corrigit correxit correc-
tum, andere Verbindung in Gr. 84, K. 83. — Zur
Erklärung des dreifachen auxiliare diene, dass der
Schreiber des Cod. Gotw. gewöhnlich , wenn
mehrere Formen desselben Verbums aufgeführt wer-
den sollen, das dem Stamm entsprechende princi-
palenur einmal setzt und mit den die verschiedenen
Verbalendungen ausdrückenden auxiliaren versieht :
so ist das hier rechts stehende it für das Praesens,
das links stehende (Kopp, §. 291) für das Prae-
teritum, das unten stehende um für das Supinum
-^ zu verwenden. Nur bei nicht zusammengesetzten
Verben werden die Noten für die einzelnen For-
men oft noch gesondert, so dass hier z. B. die
Reihenfolge ist: regit re.vit rectum eee (d. h.
eregit, erexit , erectum), cor cor cor, di di di
u. s. w.
G. 72. 9 -= 0 (s) orhus, andere Lage in Gr. 87, K. 249;
überhaupt wird os (in obtestatur u. a. W.) im Cod.
Gotw. stets anders dargestellt.
c} Noten, welche in dem sigtium principale (^eyen\\ie\\
im principnle u nd ««^e7/«re) ab weichen, indem für
die Abkürzung des Wortes andere Buchstaben
gewählt sind. (Kojtp, §. 174 seq.):
G. I. 1^ = I N in, wahrend in Gr. 1 , K. 163, §. 230 /
als Sigle.
G. 6. yt = ff 'S' C hmik: Gr. 194. K. 191. Is SC.
IC
S i <• k i'
(t. 6.
t
(i. 7.
(i. 8.
(i. 12.
(f. 19.
= .)/ fii) fis) S oder /»/ (hJ S es Moyses (cf.
K. ■$^. 120. 137, 271), während Gr. 193, K. 232
MS.
Cl = QPL f/iiam plures, ohne L in Gr. 7, K. 307.
\o. = A ( u) I) V aln«! i-rrn (und dessf^leichen
I (uj D V), während .1 00 ^ fO »" Gr. 8,
K. II.
V^ = ILVl illtic (cf. ist HC in K. 195); ILL (u)
in Gr. i4, K. 181.
V? == 1 (w) V S imus. Der nach links geöffnete
Ilaken, der gewöhnlich für tis steht, ist hier noch
in der ursprünglichen Bedeutung von s allein
(K. §. 260) zu nehmen. Sämmtliche Endungen auf
mus im Cod. Gotw. 10 sind in gleicher Weise
gehildet und weichen darin von den Formen der
anderen Lexica ah. Siehe, da Gr. 22 offenhar
schlechte Nachhildungen enthält, IV (s) = imus
in K. 194. — Als auxiliare findet es sich in
G. 14.
li. I«.
6. 15.
(i. 26.
G. 33.
= Si (m) US siimis, wo also S für sich allein das
[»lincipale bildet (cf. K. ^. 136). Für dasselbe
Wort findet sich noch
^^ = Si(ntJVs, welches verständlicher als SU(s)
in Gr. 22, K. 366.
•f» = K((t) LP capnlum (und analog captabuluni),
statt K(n) Lnm in Gr. 17, K. 198.
>-~r\/= I (nJ C immodicus. statt IM in Gr. 32,
K. 182.
V^, = S(cini) Sil sl/te controversin, so dass die
Note cotdroversia mit .S' verschränkt ist; anders |
in Gr. 40. K. 361. — E> folgt darauf
*V*, nämlich L hinzugefügt = s«*<? ulln controversia.
Tiroiiische Noten. 1 i
G. 38. *Z/^ = NOP noii oportet, ohne 0 in Gr. 48, K. 245.
G. 19. (J^= Rii rere, wi.hrend {ej ß in Gr. 22, K. 314.
G. II. ^*Vv= D (e) R et deribet (diribet) , ohne R in Gr.
12, K. 98.
G. 89. ot = r^^r^ />w//.s o■e6^'rr^w?^s, entscliieden bessere
Bildung als C(r)Mmus in ^r. 106, K. 71.
G. 92. ^\^= D (e) Cor decor, während D(ec)0 in Gr.
111, K. 104.
Insofern die Freiheit in der Notenbiidung zum Theil in der
Auswahl der Buchstaben eines Wortes besteht, welche als Compen-
diuin das vollständige Wort ersetzen sollen, kann es auch geschehen,
dass gleiche Tironiscbe Buchstaben auf verschiedene Weise ergänzt,
auch verschiedene Deutungen erhalten. Dafür bietet unser Codex
ebenfalls in Vergleich mit anderen Lexicis Beispiele dar.
So ist I(n)F(H)it in Gr. 198, K. 176 interfuit erklärt, in
G. 7 aber infnit. Ofl'enbar sind beide Interpretationen möglich, die
letztere aber fast vorzuziehen, da die Präposition inter zumeist
(K. 189 seq.) anders als in diesem Falle dargestellt wird. So möchte
ich auch für die Note, welche Gr. 94, K. 381 T (o) P torpet
erläutert wird und bei der der Ausfall des auxiliars et autlällt, der in
G. 77 ihr beigefügten Lösung turpis , nämlich TPis, den Vorzug
geben. Umgekehrt scheint es richtiger, wenn Gr. 70, K. 331 SA
t((te zu summa niictoritate ergänzt wird, während G. 57 interpretirt
sub auctoritate: denn in der gleich darauf folgenden Note SAp
passt SA entschieden nur zu summa und nicht zu sub polestate.
Weitere Fälle sind:
statt sola de causa in Gr. 8, K. 344, sine idla causa in G. 8,
„ praebet „ „ 12, „ 260, praeJiibet „ „ 11,
„ sesqui contra „ „ 40, „ 357, si qnis contra „ „ 33,
„ paciscitur „ „ 71, ;, 261, pascitur „ „ 58,
„ psyl/ns „ „ 80, „ 296, pnsi/iiis „ „ 66,
„ violentus „ „ 88, „ 397, riolatus „ „ 72,
„ prior actio „ „ 98, „ 265, prima oratio „ „ 82.
Diese Beispiele, deren Anzahl sich verdreitachen iiess, beweisen
zur Genüge, dass dasGöttweigerLex. sowohl in der Bildung der Noten,
öil/.lp. (I. plul-liist. Cl. XXWIll I!<1. I. Ult. ti
1 8 Dl-. S i c k e I
iils auch dci' liitcrprelatiuii dL-rscIljen seine Eigentliümlichkeiten und
somit den Werth einer bis zu gewissem Grade selbstständigen Arbeit
hat. NN ie weit aber diese Selbstständigkeit geht und inwiefern das-
selbe der einen oder andern der sonst bekannten Handschriften
näher steht, lässt sicli ohne Vergleichuug der anderen Lexiea im
Original nicht genügend beantworten. Nur andeutungsweise bemerke
ich, dass nach den Drucken zu urtheilen, der Göttweiger Codex in
den Fällen, in denen der Gruter'sche und der Kasseler von einander
abweichen, eben so*ft mit dem einen als mit dem andern überein-
stimmt. So sind unter den von K. ^. ITo zusammengestellten Noten,
die von prospere, (((/parat, rcctura, Stratum, iiovem gleich im Cod.
Gotw. und im Cod. Cass. , während in den Noten von praeceptor.
iKCompdrabUis, corruplilc, pcstis die Göttweiger Handschrift mit
der Gruter'schen übereinstimmt. Viele Verbesserungen, welche Kopp
dem Kasseler Lexikon in Bezug auf die Noten oder ihre Deutungen
entnommen hat, wie bei boniis, pcssimus, hasne, capancus. it, aut,
fpiofi(fam, oJ, licet, missorinm, in coiispectu hominum, perinsoleiis^.
(tntiotiinim, iwpaiisnm , plerumque, relictus heres u. s. w. werden
durch die GiUlweigor Sammlung bestätigt. In der Mehrzahl der Fälle,
in denen Kopp sich veranlasst sah, sowohl den Gruter'schen als den
Kasseler Codex zu emeiidiren (oder jenen allein, falls das betreffende
Wort in diesem fehlte), wird ihm durch unsere Handschrift Recht
gegeben: so he\ Jurgium K. 176, i/i priitcipio K. i8^, Ligarius,
Quintiis Ligarius K. 214, medulld K. 225, premit K. 262, possum
K. 2Go u. s. w. Zuweilen wird aber auch Kopp's Sammlung sich
noch aus dem Cod. Gotw. verbessern lassen. Man vergleiche 0. 6.
Oa^= II yC /nie mit der Note in K. loO: dort sehen wir ein
richtig gebildetes, stark entwickeltes Tironisches C, während hier
der letzte Buchstabe eher G oder CJ (K. §. 111, 100) ähnlich
sieht. Dasselbe C finden wir in &. 12. V^,^ /laec, wo die aus Gr. 14
entlehnte schlecht gebildete Note Ko|ip verleitet hat, H(e)C(i) zu
erklären, nämlich Ci statt C Noch besser als die von Kopp 117
und §. 338 aus dem Cod. Argentor. entnommene Note für ejusdem
erscheint die des fod. (iotw. 13. y . Die Note für iiicuuabu/nm
in Gr. 21 glaubte K. 173 verbessern zu müssen und bildele sie dem
Tironisclien incrcnic/ifum nach ; unter den dann sich ergebenden
H;ui|if!iijcli«.lal»en passic allerdings /' nicht mehr für i)tcnint//ii/inii.
Tiroiiische Noten. 1 9
für das er desshalb incrementulum vorschlug-. Das richtige Wort
aber zu der mit Gr. 21 übereinstimmenden Note gibt offenbar
G. 18 inqiiinabidum, zusammengehörig mit dem gleich darauffol-
genden inquhiat (cf. K. 178, wo ich auch vorziehe, IQat zu
lesen).
Fassen wir das Bisherige zusammen, so ergibt sich, dass der
Cod. Gotw. von den andei-en bis jetzt bekannten Handschriften so-
wohl in der Notenbildung, als in deren Deutung vielfach abweicht
und dass ein Theil dieser Abweichungen auf der Mannigfaltigkeit
beruht, welche die Regeln des Tironischen Systems zulassen, dass
aber auch ein anderer Theil Verbesserungen zu den Lesearten der
anderen Lexica darbietet. Es liegt unter diesen Umständen die Frage
nahe, ob diese Abweichungen und eventuell diese Verbesserungen
von dem Schreiber des Göttweiger Codex stammen, mit anderen
Worten , ob er mit dem ganzen Systeme der Tironischen Schrift
vertraut war und aus eigener Kenntniss der Regeln die nur seiner
Handschrift eigenthümlichen Formen und Erkläiungen bildete oder
gab. Nicht für die Werthschätzung des Codex allein hat diese Frage
Bedeutung, sondern es handelt sich um die Frage von viel grösserer
Tragweite: hat man zur Zeit, da dieser Codex geschrieben wurde
oder gar im zehnten Jahrhundert, in welches das Strassburger und
mehrere Pariser Tironische Lexica gesetzt werden, noch das System
vollständig gekannt und mit Bewusstsein angewandt oder hat man
ohne solches Versländniss der Noten nur die von früheren Jahrhun-
derten überkommenen Sairmilungen copirt? Wenn Kopp unwider-
leglich nachgewiesen hat, was zuvor nur Tassiii (niclit Toustain, wie
Kopp gegen Schönemann behauptet) richtig erkannt und angedeutet
hatte, dass die Tironische Schrift scriptura UtcruUs und nicht reaJis
ist, so bleibt doch noch festzustellen, wie lange sie als scripfitra
Uteralis und zugleich als Gemeingut der gelehrten Well fortge-
pflanzt ist. Es widerspricht dem lu-sprünglichen Charakter diesei-
Schrift keineswegs, dass die Regeln, auf denen sie beruhte, in einer
gewissen Zeit in Vergessenlieit gerathen sein können, und dass seit-
dem der früher einmal in lexikalischer Form zusammeng<'stellte
Notenvorrath als scrlptura rcalis aufgefasst von Generation zu Gene-
ralion, vielleicht nur in gewissen Kreisen, in denen der Notare
u. s. w. überliefert worden sei. Es fällt d<>eh jedesfalls auf, dass
20
Dr. S i
■währeiul uns c-iue Anzahl von Saninilunj^eii crhalteii ist, keine Spur
einer ÜberliefiTung der l{e.u;el:i auf uns gekommen ist, und unter
den Scl)riftstellern, die der Tiroiiischen Noten gedenken, finde ich nur
beimlsidor, aber bei keinem späteren mebr, ein richtiges Verständ-
niss für das Wesen dieser Schiift. Daher erscheint es mir als eine
bisher noch olFene Frage, bis zu welchi-r Zeit das eigentliche System
bekannt gewesen ist, in welclier Zeit dagegen nur noch die Hesui-
tate der Regeln, d. h. einmal mehr o.ler minder fixirte Nolenbilduu-
gen überliefert worden sind. Die fJeantwortung dieser Frage ist
wichtig für die Diplomatik, insofei'n sich aus der Anwendung der
Tironisehen Noten in den Diplomen und aus der Regelrichtigkcit
derselben, \v\c wir sie in den Urkunden finden, ein Kriterium für die
Dipliime ergibt. Ich bin, beiläufig gesagt, in Bezug auf den Gebrauch
der Noten in den Urkunden des IX. Jahrhunderts auf anderem Wege
zu einem von Kopp wesentlich abweichenden Resultate, gelangt. und
kann ihm nicht darin beistinmion, dass er eine Anzahl von Diplomen
Ludwig's des Deutschen und der späteren Karolinger verwirft, weil
sie ohne Tironisehe Noten im Recognitionszeichen sind oder weil die
dort befindli(;hen Noten nicht den ursprünglichen Regeln dieses
Schriftsystems entsprechen. Zur Entscheidung über diese Frage
würde es nun wesentlich beitragen, wenn sich feststellen Hesse, um
welche Zeit ungefähr der oben angedeutete Wendepunkt in der
Überlieferung der Tironisehen Noten eingetreten ist. Dazu bieten
aber, da die Schriftsteller uns darüber nicht genügend unterrichten,
vorzüglich die auf uns gekommenen Tironisehen Lexica Gelegenheit
dar, insofern sich bei genauer Prüfung ans den Eigenthümlichkeiten
einer jeden Handschrift mehr oder minder sicher erkennen lassen
wird, ob der betreffende Schreiber, indem er sich in Bezug auf den
Wortvorrath im Wesentlichen an die überlieferten Sammlungen hielt,
doch in Bezug auf die Bildung und Deutung der Noten selbststäiidig
und mit Einsicht in die Regeln des Schriftsystems hier und da neue
Formen schuf oder ob er auch in Bezug auf die Noten nur mecha-
nisch seiner Vorlage nachzeichnete und nachschrieb.
In ihrer Allgemeinheit kann aber diese Frage nur wer die
sämmtiicheti und vorzüglich die jüngeren Lexica zu vergleichen Ge-
legenheit hat, beantworten. Ich muss mich darauf beschränken, hier
den mir vorliegenden Codex nach dieser Seite hin zu beurlheilen.
DiiliL'i kiiiinen allerdings die früher Beis|tiels halber verzeichneten
j
Tiionische Noten. -i l
Abweichungen oder Verbesserungen für sieh nicht entscheiden; sie
können von dern Schreiber selbst stiimmen , sie können sich eben so
wohl auf eine frühere H;indschrift stützen. Auch aus den häufigen
Nachträgen von der Hand desselben vSchreibers (nur wenige Nach-
träge scheinen von anderer, etwas jüngerer Hand hinzugefügt zu
sein), wie dassG. 30 zu den zuerst aufgeführten Zusammensetzungen :
conficlf, deficit, rcficit, später cfficit, bi fielt, interfieit (=== Gr. 36).
zu defert, profei't, refert, später differt, perfert — oder G. 37 nach
sublevaitdum, später ad relevundum , ad sublevaiidum (= Gr. 46)
— oder G. 72 zu bene sanus, später optime samis (= Gr. 88)
u. s. w. eingetragen ist; auch daraus lässt sich nicht auf die Refä-
higung des Schreibers, selbst Noten zu bilden, schliessen; es ist
vielmelir wahrscheinlich , dass er diese späteren Eifizeichnungen aus
einem Lexikon entnommen hat, welches das von ihm. ursprünglii'h
eopirte an Notenreichthum übertraf. Dagegen scheint folgendes dafür
zu sprechen, dass erKeniitniss vonderBildung der Noten gehabt habe.
Zu wiederholten Malen hat er nämlich, wo die Breite der Colonne
nicht genügte, das interpretirende Wort auszuschreiben, den Schluss
desselben nicht in gewöhnlichen Buchstaben, sundern gleichfalls in Tiro-
nischen ßuchstaben oder Zeichen wiedergegeben. Besonders häufig
geschieht es, dass die Endung rius durch das K. 331 mifgetlieilte
Zeichen ausgedrückt wird, wie in G. 52 securicula (rius), in G. 62
urmamenta (^rius) , in G. 111 uenalicia (riits) u. s. w. Eben so
finden sieh unter den Interpretationen G. 62 legionarius (miles),
G. 82 qnibuscuiiqne (^causis), d. h. die hier in Klammern gesetzten
Worte aus Mangel an Raum Tironisch geschrieben. Insofern darf
man es wohl auch auf Rechnung dieses Schreibers setzen, wenn er
in solchen Fällen, in denen er bei gleichem Stamm eine andere
Wortform angibt, als sich in den übrigen Samminngen findet, auch
in der Tironisclien Note die entsprechende, zumeist sich auf das
auxiliare beschränkende Veränderung vornimmt. So ist G. 7 |_
richtig von ihm interpretirt in futuro statt in futurum in (ir. 7, K.
176. — G. 48 ) coUeijat statt coUega in Gr. o9, K. ^C). —
Cr. 54 I,^ proprios statt proprius in Gr. GG. — G. 54 J/H
mcritus statt mvriti in Gr. 6ö, K. 217 u. s. w. Ja wo der Schreiber
liier und da das erklärende Wort verstümmelt zu unrichtiger Form
22 \>r. Sickel
oder zu ^mi* nicht t'xistiroiiilcm Wort, verändert er wolil auch die
Note so. dass sie der vernieintlichen \N'ortf<»rm entspriclit. So war
ihm ofTenbar cerbenis, das sich Gr. 07 richtig unter den» Schlagwort
orcus befindet, unverständlich; er schrieb statt dessen als Note
CBm's, als Interpretalion ccrhanh. Ehen so entspricht der unrich-
tigen Form (Vi uifeiior (G. 44 statt di 'niferiores Gr. 55) die Note
mit dem auxiliarc or.
Man kann somit dem Schreiber ein gewisses Verständniss für
die Gesetze dei' Notenhildnng nicht absprechen. Aber hier ist nini
der Ort anziifuhrcn , dass wenn die bisher erwähnten Abweichungen
des Cod. Gotw. von anderen Sammlungen Tironischer Noten zum
Theil in eben so berechtigten Bildungen als die sonst überlieferten,
zum Theil sogar in Verbesserungen bestehen, es daneben nicht an
Abweichungen fehlt, die offenbar auf Fehler hinauslaufen. G. 5 sind
die Noten für cui und cuiduni nicht durch den für die zweite
unentbehrlichen Punct (Gr. 6, K. 64) unterschieden. G. 14 ist nach-
träglich eine Note eingeschaltet, die SJsis zu lösen wäre, die aber
sis interpretirt wird; dns heisst, es ist hier als auxiliare das Zeichen
verwendet, das für sich allein schon sis enthält (Gr. 29, K. 343).
Die spissum erklärte Note in G. 89 enthält SLum statt SPutii, wie
iu Gr. 106, K. 336. Wiederholt sind doppelte auxiliaria von ver-
schiedener Bedeutung gesetzt, wie G. 87 hei evadit. Das Zeichen
für DE ist fast überall zu sehr geschlossen, so dass es nicht von
D 0 zü unterscheiden ist. Bei manchen Noten, die mit denen anderer
Lexica übereinstimmen, stehen falsche Erklärungen, falsch in dem
Sinne, dass in der Note deutlich aMSgeschriebene Buchstaben in
der Interpretation nicht berücksichtigt sind. In G. 37 ist I(s)SL
( = insofciis Gr. 47, K. 192) ohne Berücksichtigung des J mit so/tv/s
übersetzt; in G. 97 ÄTfus (= attonitus Gr. 118, K. 38) toNitus;
in G. 103 DM (um (= dilenimentiim oder delinimcittinn Gr. 129,
K. 101) lin'nnentum. Andererseits sind Buchstaben oder Sylhen in
die Interpretation eingeschoben, die, was unerlässlich gewesen wäre,
in der Note nicht angedeutet sind, so wird Ifnu)Sa (^ instantia
Gr. 40, K. 190) inG.33 wie im Cod. Pistor. durch inconstantiu über-
setzt und I U Lis (^innnrdfn/is Gr. 131, K. 170) durch inremeiibilis.
In all dergleichen Fällen liegen unverkennbar Fehler vor, die
Stilist, wenn sie sich schon in dem copirlen Lexikon vorfanden, von
jedem der Tinmischen vSchril't kundigon Schreiher ei'kannt und
Tiroiiische Noten. Zo
verbessert werden mussten. Nur Nachlässigkeit itiiiiehirieii zu wollen,
ist hier nicht möglich. Denn einige im Codex vorkommende Fehler
sind zu arg; andererseits würde dem auch die Wiederholung gewisser
Unrichtigkeiten an verschiedenen Orten widersprechen. Wie lässt
sich nun aber dieses Resultat mit dem früher erhaltenen, dass der
Schreiber ein gewisses Verständniss für die Noten verrälh, zusam-
menreimen? Nach meiner Ansicht ist er nicht mehr mit dem voll-
ständigen Systeme der Tironischen Schrift vertraut. Wenn den-
noch seine Noten bis etwa auf ein Hunderttheil correet sind, so ver-
dankt er es einerseits einem guten Lexikon, das ihm zur Abschrift
vorliegt, andererseits ist er selbst ein gewissenhafter Copist. Dabei
kommt es ihm zustatten, dass er doch noch einiges Verständniss für
die Notenbildung hat, sei es, dass ihm die einfacheren Regeln,
wenigstens die von den Tironischen Einzelbuchstabt-n, den gewöhn-
lichsten Verscliränkuiigen und den am häufigsten vorkommenden
Hilfszeichen durch Überlieferung bekannt sind, sei es, dass er
tausende von Noten nachzeichnend sich diese einfacheren Regeln
abstrahirt und dann im weiteren Verlaufe selbstständig anwendet.
Der Schreiber des Cod. Gotwicensis gehört also in Bezug auf die
Kenntniss der Tironischen Schrift einer Übergangszeit an: in ihrer
Gesammtheit versteht er nicht mehr die Gesetze dieser scriptura
literalis , sondern bildet nur mehr oder minder mechanisch den
Notenvorrath nach, der ihm in Sammlungen früherer Jahrhunderte
vorlag.
Es scheint mir, dass in dem treffliclien Werke Kopp's in der
Geschichte der Tironischen Schrift der Umstand , dass nothwendiger
Weise ein Übergangsstailium eintreten musste, nicht zur Genüge
berücksichtigt worden ist und dass aus diesem Grunde mehrere
Folgerungen, die er aus seiner Auffassung zieht und die er sofort als
Kriterien auf die Diplome des IX. Jahrhunderts anwendet, nicht
stichluillig sind. Ähnlich wie dem Schreiber unseres Codex ist es in
einer gewissen Zeit den Notaren der Kanzleien oder jenen Männern
gegangen, die hie und da in Handschriften noch Tironische Noten
angewandt haben; sie haben wohl noch die Einzelbuchstaben und
deren einfachere Verbindungen, ferner die auxiliaria (die sich ja zum
Theil als Abkürzungszeichen das ganze Mittelalter hindurch erhalten
haben) gekannt, liaben aber die Mehrzahl der Noten, als wenn sie
scriplurti rcd/is wären, ohne genaues Verständniss für deren BiMung
24 Dr. S i o k f I
mii" im Gciliiclitiiiss foslgelialtcii. Dalioi frlileii ihnen oft im roclitoii
Augeiil)lick dii' eiitspreclKMuieii Zeichen und sie müssen mitten in
die Tii'onischen Noten hinein Buchstaben des gewöhnlichen Al[)hiihels
setzen, diiher veründern sie, der Bildnngsgesetze unkundig, die Noten
zuweilen bis zur Unkenntlichkeit, daher bilden sie sich für einzelne
Buchstaben oder Sylbi'u ihre besonderen und nur ihnen verständ-
lichen Zeichen. Unzweifelhaft hat sich in Westfranken das systema-
tische Verständniss und in Folge davon auch die aligemeinere An-
wendung der Tironischen Sciirift länger eihalten als in Deutschland.
Weslfränkische Urkunden aus dem Ende des IX. Jahrhunderts ent-
halten in der Regel noch richtige Noten. Im ostfränkischen Reiche
dagegen hört ihre Anwendung in den Diplomen sciion in der zweiten
Hälfte der Regierung Ludwig's des Deutschen fast ganz auf; ent-
weder wird das Recognitionszcichen gar nicht mehr ausgefüllt oder
durch Bildungen, die von den richtigen Tironischen Noten mehr oder
weniger abweichen. Man ist nicht berechtigt, wie Kopp thut, könig-
liche UrkiMiden aus dieser Zeit aus diesem Grunde allein als falsch
zu verwerfen. Deutlicher zeigt sich, wie die Kenntniss der Tironi-
schen Schrift allmäiilich in Vergessenheit geräth, unter den Nachfol-
gern Ludwig's des Deutschen; auch Kopp hat es für diese Zeit aner-
kannt. So versteht z. B. Arnulfs Kanzler Aspertus (K. ^. 430)
nur noch seinen Namen Tironisch zu schreiben. Der Kanzler Lud-
wig's des Kindes Ernustus (K. >^. 434) hat aus dem Notenvorrath
nur noch die einigermassen festgehalten, welche bei der Recognition
am häufigsten Anwendung finden. Brun endlich unter Otto dem
Grossen (K. ■§. 437) weiss allenfalls nocli notnrius nachzuzeichnen,
setzt aber bei den anderen Worten schon gewöhnliche Buchstaben an
die Stelle der Tironischen.
Das gleiche allmähliche Verschwinden und die gleiche allmäh-
liche Umbildung der Noten lässt sich an den Ilaiidschiiften verfolgen.
Es ist hiei" niciit der Ort, dies im Einzelnen darzulegen und lich
beschränke mich darauf, auf einzelne Codices hinzuweisen, welche
das Verhältniss gut veranschaulichen. Derjenige, welcher das Bre-
viarium Alarici (Münchener Codex, 22501 saec. VI — Vil) mit Tironi-
schen Glossen versehen hat, ist dieser Schreibweise noch vollkommen
mächtig. Dasselbe gilt, >oweit sich nach den Mittheilimgen bei K.
§. 3Ö5 urtheilen lässt, von dem Schreiber des Psalteritnns Cod.
l'aris. 779. Dagegen fällt schon bei dem Cod. Paris. 2718, den
Tironische Noten.
25
C'.ii'peiilier im Alphnhelum Tiroiiianum nüchgehildet hat (cf. Kopp,
§. 357—364) auf, dass dem Schreiber für viele Wörter die leicht
zu bildenden Noten fehlen. Ähidicli ergeht e.s einem dem IX. Jahr-
hundert angehörigen Schreiber *), der einer aus dem Kloster St.
Germain in Auxerre stammenden, jetzt in Melk belindlichen Hand-
schrift des Beda (Melker Cod. G. 32) zahlreiche Erklärungen in
Tironischen Noten beige.schriebcMi hut; die Noten sind noch ganz
richtig gebildet, sind aber vielfach mit gewöhnlichen Buchstaben
untermengt. Bei weitem stärker ist die Mischung in dem am Ende
des IX. Jahrhunderts geschriebenen Cod. Monac. 18628 (ScduUi,
Wdhifvidi et alionim carmmii); in einem Gedicht, Fol. 94 v, ist
nur noch ein Drittheil Tironisch geschrieben und die Noten auf dieser
und der folgenden Seite sind schon stark verderbt. Zugleich ist
hier der Übergang von Tironischen Noten zu willküilich ersonnenen
Zeichen entschieden ausgesprochen, indem der Schreiber auf Fol.
95 r zwei Alphabete seiner Erfindung hinzufügt und von denselben
sofort Gebrauch maclit. Letzteres ist dann in den folgenden Jahrhun-
derten, wie z. B. in einem Klosterneuburger Codex 723 das Gewöhn-
liche; als letzte Reminiscenzen erscheinen in ihm noch einzelne meist
sehr verderbte Tironische Noten neben beliebig ersonnenen Zeichen
und neben Buchstaben des gewöhnlichen Alphabets.
Ich kehre zu der Göltweiger Handschrift zurück. Das Urtheil,
das ich über deren Schreiber gefällt hübe, kann den VVertii derselben
nur wenig beeinträchtigen. Sie bleibt als, soweit bekannt, Zweit-
älteste Notensammlung immerhin sehr werthvoll und die früher an-
geführten Beispiele haben gezeigt, dass sich ihr noch abweichende
Formen und manche Verbesserungen für bisher schon gekannte Noten
entnehmen lassen. Es erübrigt mir zum Schluss, aus diesem Codex.
alleNoten für die in den bisher veröffentlichtenLexicis
noch nicht enthaltenen Wörter mitzutheilen. Ich gebe dabei
die Erklärungen in der von Kopp befolgten Weise. Die Beurlhoilung
der Noten zu erleiclitern. füge ich bei, in welcher Reihenfolge sie im
Cod. Gotw. vorkommen, d. h. ich gebe jedesmal das vorhergehende
1) Wie ich in elui'ia der ßibliulheqiie de l'eeole des chflrtes roitgetheiitoii Aufsatz über
diese Haudschi'il't naeh<jewiesen habe, sind die Tirouisch geseiiriebeuen Zusätze von
dem Möufh Heirii-, di'in Verfasser der Vila s. Germaiii.
20 Dr. S i c k p I
Wort an, (Ins man mit Ililte des alphabetischen Wortverzeichnisses
Iiei Kopp leicht in der Grnter'sohcn Sammlung auffinden kann. End-
lich sollen die auf die Interpretation folgenden Citate auf ähnliche
Bildungen behufs der Erläuterung hinweisen.
fi. 2. (nach et tum >te) f-j _ (e) Tfam) Nl etiam m\
cf. etiam ne, Gi-. 2, K. 379.
tt. 3. (nach cyo cn'nn (lutcni) / E(l(i) cgo dix'i.
divi. N wird durch die
Kreuzung von E und D
ausgedrückt, cf. ego cnim
vero, Gr. 3. K. 113.
„„ „„„ „ I E SU (m) ego sum , cf.
K. 3GH.
yv, E (n) SU (m) ego enim
sum.
G. 6. (nach ab his) Y*- A (b) A (u) L ab nn-
gelis.
„ „ « r « -/ C{u)A{n)L cum nn-
gelis.
„ „ ]u I (,ij n A 00 f^ i"ft'r
aiigclns.
(i. 0. {\\^q\\ jniitincl) lA^P(raei) N praclutet cf.
protinet Gr. 10. K. 2f^ö.
li. 17. (uuch disjK'nfif) ^\^n PS i/ dispeisit.
Vi. |H. (nach nuijrchil) "^ V(oii) I um roujaculnm
«1. jiiculiini Gr. 2(K
K. IGT.
Tiroiiische Noten.
27
0. 18. fnach desit desiit) ^^\^SDLit und SDLiit mit
doppeltem auxiliare: de-
silit und desilnt,cf. trnn-
sit, traiisilit Gr. 21 , i 98,
K. 3(iS, 377. — Knpp's
Vorschlag, zuvor desinit
statt desit zu erklären,
steht die Übereinstim-
mung alier Cod. und die
Reihenfolge, in der sich
die Note findet, entgegen.
G. 25. (n. clanc-elac '\\\G\\Z\) \^ CLnoii clnncorum.
V Ä (dj S tat adspcct'it.
^r RIVat rejurat.
'7 C(onJL(i)N conliber-
tinus.
l PC tu peccatum.
^^y^KSQiJLtciH social itaa, cf.
societas Gr. 76.
Cr. 64. (nach taesuni) yh EXS(u>n) ex'taesum.
G. 65. (nach dominus nostcr) \/^ D (e) N T deus nostcr.
Cr. 65. (nach (jal/iciis) Q G(a)La galilea , von
gullia in Gr. 78, K. 150
nur durch die Stellung
des auxil. untorscIiiodcMi.
G. 71. (nach contvihnlits) *~~%ritLlsf,ihuc'lis(trihu-
lisj. Dieselbe Note wird
hei K. 371 aus dem Cod.
Cass. trifni/iis orkliirl.
Ofleiibar ist aber die Ncte
G. 34.
(nach JX'spectat)
G. 40.
(nach dijuiat)
G. 46.
(nach lihertinus)
G. 47.
(nach peccator)
G. 63.
(nach socinlis)
28
Dr. S i 0 k e I
G. 76. (»ach sanctimoniae)
Cr. 80. (nach genesalia)
Cr. 88. (nach exorat)
G. 99. (nach duicissiimis)
G. 100. (nach coctua)
G. 10.3.
(nach (i'.vif)
bei Gr. 86 (mit dem Punkt
statt dem is), wie sie sich
auch im Cod. Gotw. findet,
^Iribulus. Darauf folgt
dann in Gr. und G. con-
ribtiliis, ein nicht nach-
Acisbares Wort (cf. K.
't71, i). Ich möchte dafiii'
'asselbe signum prinoi-
ale mit is = contribuUs
^tzen und dann die Rei-
•nfolge umändern in^/7"-
dus , frihiilis, contri-
buUs.
C 1 Sllium sanctuarhim.
^^^GSRret genesareth.
^^^V Jiliat reorat, und
s:
SRut snborat, allerdings
zweifelhafte Composita,
die vielleicht blos aus der
Gewohnheit, auf das eir)-
fache Verhum die zusam-
mengesetzten folgen zu
lassen, entstanden sind.
i-f^ D (1) M um (lulciamen -
fum.
^-f^rt (11) it ruf/it, was allein
zu den folgenden Zusam-
mensetzungen passt. In
Gr. 123 und K. 311 mit
dem auxiliare is = rudis.
•E-j^U^OTCit adtegit und
A(d)TG(.v)it adle.vit.
Tironische Noten. 29
G. 112. (nach lenga) ^y lilGOda bigoda, cf, bi
K. 44, ,^0 K. 152.
G. 124. (nach cespes) '^>j Cß)P cidops.
G. 115. (niic'li comhlnat) T^ 1 (n) coMat: incumhiiuit.
G. 115. (nach spoiuhihi) -x^^iJ^SP Na spontanen.
G. 118. (nach auriciiUi) V^ ^00 ' '^ inauris , indem
die für dieses Wort in
Gr. Ißl, K. 178 angege-
bene Note hier inanricida
interpretirt wird, so dass
sich richtig inauris zu
inaiiricida verhält, wie
auris zu aiwicula.
Endlich mache ich noch auf den Werth aufmerksam, den die bei-
geschriebenen VVorterklarungen in sprachlicher Hinsicht haben. Ein-
zehie Wörter treten in der guten alten Form auf, wie sie das spätere
Mittehilter nicht mehr kennt, aridere erscheinen in der verderbten
Schreibung, welche die Handschriften bis und noch etwas nach 800
kennzeiclinet. So lassen sich Verfauschungen der Yocale, wie
acedum (acidum) , artiria {arter ia) , conipus(^compns) , cimenti-
cium (caementiciuni) , edocut (ediicat) , f'nemor (femur) , f'erigo
(ferugoj , laetura (litnra) , simet (semet) , tiindit (tonditj, cigel
(vigil), vinit (venit) — oder Vertauschungen gleichartiger Conso-
nanten, Verdo[>pelung oder Aspiration derselben, wie ncriniensor
(ngrimensorj , haut und nut (hand), intcrcapito (intercapedo),
qtiona (^cuna) , mallo (walo) , taesile (tesselae) u. s. w. auf jeder
Seite nachweisen. Ganz incorrect ist die Schreibung in vielen grie-
chischen Wörtern, fn einzelnen Fällen scheint sie allerdings inif
besonderer Aussprache zu beruhen, indem nämlich die iiuiVallenden
Buchstaben auch in den Tironischen Noten Ausdruck gefunden haben.
Zumeist dagegen erklären sich diese Fehler danus, dass der Schrei-
ber die Worte nicht versteht, wie wenn er in einer Heihe mytholo-
gischer Nameil ensis (isisj, ensis et serapis schreibt. Sind ihm
doch auch manche lateinische Ausdrücke unverständlich, so dass er
30
l»r. Sii-kel, Tiroiiische Nolen.
etwa vir sanns statt rcsnniis, hnnmfius stall homuncio setzt, dass
er bnlat (l>l(»keti, wie das vorlicrgeliende jnugit beweis») mit bdlUtt
(tanzen) verwechselt und von jenem hallator , ball atriv hWA^i. Zu-
meist werden sich die Kehlor aus dem Zusammenlianfje verbessern
lassen. So findet sich G. 119 mololentum, wofür bei Gr. 163 und
im Cod. Cass. viololltnm steht, Tironisch M^oJ L(it)um, was Kop[)
veranlasste, niolo/ifiim zu erklären; nimmt man aber das im Cod.
Gotw. folijende kololoitnm dazu, so liej^t es näher an }j.o\^öh'^ng,
öXöhhog zu denken. Das«^ Kopp auf die Reihenfolge, in welcher die
sonst nicht nachweisbaren Wortformen vorkommen, nicht Rücksicht
genommen h;it, erregt gegen die von ihm vorgeschlagenen Erklä-
rungen Redenkeii. Für vaciifin'um (K. 6o3, Gr. 54, G. 43) will er
Vacoriiim lesen, aber Ortsnamen kommen in diesem Theil der Samm-
lung nicht vor. Aus gleichem Grunde kann ich ihm nicht beistimmen,
wenn er für mefosulum in Gr. 146, K. 233 und 623 Metiosedum,
für samos in Gr. 156 Samos vorschlägt. Statt jenem steht in G. 1 11
das mir gleichfalls unverständliche meglosidum, statt diesem G. 116
scmmoii , saumo7ifalia und zwar letzteres zwischen dolium, cupa,
caudn, dorsum, wo also füglicher sr/^jrw?«, saiima, sainmidalia 7M
verbessern wäre. Jedesfalls ist es bezeichnend und weist auch auf
gemeinschaftliche Quelle unserer Lexica hin, dass die unverständ-
lichen Worlformen zumeist in allen Handschriften gleich verunstaltet
erscheinen. So finden sich auch in unserem Codex (cf. K. 523 , 98,
154) ifjnobUis cngiiitorum, prima palatio (etwa primas palalii?),
gut — oder rertundo (K. 143: vcrlutidcni), pritrcfraginin (etwa
prorefragium? K. 274: prodifragium) u. a. Daneben enthält die
Göftweiger Handschrift aber auch manche, wenn auch sonst noch
nicht nachgewiesene, so doch ganz normal gebildete Formen, die zur
Rereicheruiig des miltelalterlichen Wortvorrathes dienen können,
wie conjaculiim, co/libcrti/ius , extac^um, iuauriculii u. s. w. Ich
will durch diese Beis[iiele nur andeuten, dass sich auch in sprach-
licher, namentlich lexikographischer Hinsicht aus dieser wie aus den
anderen Tironischen Sammlungen noch einiger Gewinn ziehen lassen
wird; die Ausbeute selbst muss ich Sprachkundigeren überlassen.
Tausch ins k i, Faviana und Wien. 31
SITZUNG VOM 9. OCTOßEH 1861.
G e I e s e n :
F a V i a n a u n d W i e n .
Von Hippolyt Tausch iuski.
Eugippius der Schüler und Biograph des heil. Severiii spricht
inehrmalen von einer Stadt Fa via na, welche nach dem Inhalte seiner
Worte am rechten Donauufer in nicht sehr weiter Entfernunof von
der Grenze, welche Ufernoricum und das obere Pannonien scheidet,
gelegen sein musste. Schon im 12. Jahrhunderte war man der
Meinung, dass das nenaufhiüliende Wien einst jenen Namen geführt
habe; dieser Glaube erhielt sich im Volke bis auf unsere Ta^e und
mehrere Örtlichkeiten in und um Wien werden mit Severin und
seinen Mönchen in Verbindung gebracht. Da es jedoch ausgemacht
ist, dass an der Stelle des heutigen Wien zu den Zeiten der Uömer
das Municipium Vindohona gestanden habe, so ergriff mau, um den
doppelten Namen des einen Ortes erklären zu können, zu folgendem
Auskunftsniittel seine Zuflucht: Wie die römischen Grenzstationen
manchmal ihre Bezeichnung von der in ihnen liegenden Besatzung
erhielten, so habe auch die ursprünglich Vindohona geheissene Stadt
von dem längeren Aufenthalte der Cohors Fabiana daselbst im 5. Jahr-
hunderte den neuen Namen bekonunen. Dass nun eine solche Trujtpe
existirt habe, soll durch mehrere Denkmäler festgestellt sein, von
deren AufUndung und Inhalt Lazius, Främer, Caccia und Ilormayr«)
die gläubige Welt benachrichtigt haben. Die erstereu drei theilen
die Inschriften Von Steinen und Legionsziegeln, Hormayr die eines
römischen Schwertes mit, welche Inschriften genaue Meldung von
JJ 2 T » II s <• h i n s k i
einer Coliors FabiniKi iti dem Muiiit'ipiiiin Viiuloboira machen. Die
ersteren Denkmäler sucht man gegcnNVärtij; vergebens und ihre Echt-
heit ist zu verdächtig, als dass man eine nehaiiptung auf sie stützen
möchte 2); der llormayer'sclie Hömerdolch hefintiel sich zwar auf dem
Schlüsse Feistritz in Niederösterreich, ist aber ein erwiesenes Mach-
werk aus neuerer Zeil'''). Da bisher noch Niemand versucht hat,
aus der Vita Severini die Identität Faviana's mit Wien nachweisen
zu wollen, so scheint demnacii die Tradition die einzige Stütze der-
selben zu sein. Es ist daher begreiflich, wie man schon im vorigen
Jahrhundertc die IdentiUit anfechten konnte. Lambecius, Pagi und
Eichhorn bestritten sie, aber mit ziemlich nichtigen Gründen; desto
melir durfte Hormayr glauben, sie siegreich vertheidigt zu haben.
In neuerer Zeit erhielten jedoch die AngrilTe durch die letzte Aus-
gabe der aus dem Anfange des o. Jahrhunderts stammenden Notitia
imperii einen sielieren Stüfzininct. In den früheren Drucken der-
selben war unter den römischen Stationen in Ufernoricum immer ein
Fasiana angegeben; der neueste Herausgeber E d u a r d Böcking
wies aber nach*), dass drei gute Handschriften entschieden Fafianae
lesen. Ihm wurde es sogleich zur vollen Gewissheit, dass dieses niit
dem severinischen Faviana ein und derselbe Ort sei, das letztere
also nicht mit dem in Pannoiiien liegenden Vindobona identisch sein
könne 5). Beweise hat er keine vorgebracht. Es ist aber einleuchtend,
dass die Existenz eines Fafianae in irgend einer Gegend noch durchaus
nicht bewei>t, dass es in Pannonien keine Stadt Faviana gegeben
haben könne. Kommen doch in einer und derselben Provinz, ja oft
ganz in der Nähe, Orte mit gleichen Namen vor 6). Diese von Böcking
gelassene Lücke suchten desshalb andere Gelehrte auszufüllen.
Friedrich Blumberger, Stiftskämmerer in Göttweig, verüfTent-
lichte im Jahre 1849 seine „Bedenken gegen die gewöhnliche Ansicht
von Wiens Identität mit dem alten Faviana")", bei denen er es aber
„dem Urtlieile dei- Kritiker überliess, ob seine Besultate für liquid
zu halten seien oder nur für zweifelerregiMul oder ganz beseitigt
werden können''. \N' i I h el rn G lück in der Abhandlung „die Bis-
tbümcr Noricums, besonders das lorchische zur Zeit der römischen
Herrschaft'*)" erklärte jedoch schon geradezu, dass Böcking und
besonders Bbnnberger die Sache „klar nachgewiesen" hätten und
fügte noch drei Giilnde hinzu, welche deren Beliaiijitungen unter
slüt/en sollen.
Faviana und Wien. 33
Wie mnn sieht, kommt es vor Allem auf das Gewicht der von
diesen beiden Geleliiten erhobenen Bedenken an, ob die Identität als
gänzlich haltlos zu verwerfen sei, oder ob man an derselben noch ohne
sich einer historischen Sünde schuldig zu machen, festhalten dürfe.
Meiner Meinung nach wird eine genaue Prüfung der von ihnen bei-
gebrachten Gründe ihre Unsticlihältigkeit an den Tag legen. Ich will
die Behauptungen der Schriftsteller nicht in der Beihenfolge bespre-
chen, in der sie von ihnen selbst angeführt wurden, sondern dieselben,
da mehrere zusammenfallen oder doch ähnlich sind, in eine gewisse
Gruppirung bringen. Die Identität Faviana's mit Wien soll nämlich
erstens gewissen geschichtlichen Thatsachen \\ idersprechen, zw eitens
mit den eigenenWorten des Eugippius nicht im Einklang stehen und end-
lich drittens auch Angaben andeierQuellenschriftsleller entgegen sein.
Was den ersten Punct, den Widerspruch mit der Geschichte
anbetrifft, so sind Blumberger's Worte folgende»): „Es geht aus
mehreren Stellen der Vita hervor, dass Faviana zur Zeit Severin's
unter der Herrschaft der Bugier gestanden. Man sehe nun auch auf
das damalige Verhältniss von Vindobona. NachAttila's Tode hatten sich
die Ostgothen ein Reich in Pannonien gegründet, von welchem Jor-
nandes (c. 50) sagt: ornata patria civitatibus plurimis, qunruni
prima Sirmis extrema Yindotnhia (Vindobona). Es erscheint also
Vindobona als eifie Stadt des ostgotliischen Reiches, während sich
zur nämlichen Zeit Faviana als zum rugisclien Reiche gehörend zeigt.
Hier nun wieder eine Disharmonie zwischen Faviana und Vindobona,
welche nicht gestattet Faviana auf Vindobona oder Wien zu bezie-
hen, man müsste nur wieder annehmen , dass auch Jornandes nicht
gut unterrichtet gewesen". Das letztere braucht man aber durchaus
nicht anzunehmen; Eugippius wie Jornandes waren wohl beide ganz
gut unterrichtet. Die sclieinhare Disharmonie entsteht nur durch eine
irrige Anordnung der Ereignisse. Eugippius sagt im 6, Capitel der
Vita ausdrücklich <o), dass die Rugier ihre Herrschaft an der Dunau
erst befestigen konnten, nachdem die Gollien Paunonien verlassen
hatten. Dies geschah aber nach Jornandes ") zu der Zeit, als Gly-
cerius Kaiser war, d. i. zwischen März 473 und Juni 474; ein Theil
der Ostgothen fiel in Italien ein und zog von da nach Gallien und
Spanien, der andere aber bei weitem stärkere ging in das orientali-
sche Reich und hewoiinle da zuerst die macedonische Landschaft
Pautalia, seit dem Jahre 482 Mösien und Dacia ripensis'-) Von hier
Sitzl). .1. (.hil.-hist. Cl. X'W'VIII. |{.l. I. litt. ;{
34
T n II s c li i II s k i
ans imtcrniiiimon sie unter Thetulorich den Erobernnirszug narh
Italien. In dt-ni von ihnen vcrliissenen Pannoin'en '^^ kamen die
nltidlichoii GeprpiKicn an die Hiigiet-, die siidliclien , besonders
das Land um Sirmiinn an die Gejtiden '*). Die Rnsfier gelang^ten also
in den Besitz Faviana's zn einer Zeit, als die Gotlien Vindoliona gar
nicht mehr hesasscn, — und der Identität dieser beiden Städte ist
also insoferne nichts im Wege. Ein nocli misslicheres Verhiiltniss hat
es mit folgender Behanpfnng Glück's <^): „Faviana war zu der Zeit,
als Eutrippins schrieb , im Anfange des 6. Jahrhunderts verwüstet.
Vindobona dagegen bestand damals noch als bliiliender Ort unter der
Herrschaft der Ostgothen, \\ ie wir durch Jornandes (c. 50) erfahren.
Dieser sagt nämiicii von seinem Vaterlande Pannonien: nrnata
patrin cii'itatihus phiriniis , quanim priwa Sirmis , extreina Vindo-
mina". Glück übersah aber, dass J<irnandes durchaus nicht die
Absicht hatte, Vindobona als einen noch zu seiner Zeit bestehenden
Ort Pannoniens anzuführen, sondern der Sinn seiner Worte ist der:
dass die Herrschaft der Gothen, als sie in Pannonien waren, d. i.
vom Jahre 434 — 473 sich von Vindobona bis Sirmium erstreckte.
Was nach dem Abzüge der Gothen mit Vindobona geschah, ob es
die Hngier besetzten, ob es später zerstört ward oder ob es noch
fortbestand , davon sagt er nichts. Der Name der Stadt wird über-
haupt im ganzen Jornandes nur an dieser einzigen schon mehrmals
eilirten Stelle erwähnt. Die „historischen" Einwendungen gegen die
fragliche Identität, welche noch dazu die gewichtigsten sind, zeigen
sich hiermit gänzlich unhaltbar.
Die Gegner der Identität haben zweitens mehrere Stellen aus
der Vita selbst beigebracht, welche ihre Behauptungen unterstützen
sollen. So bezieht sich Blumberger ««) vor Allem auf die Entfernung
Faviana's von Passau, welche Eugippius mit „hundert und mehr"
Milliarien bestimmt. Da nun der wirkliehe Abstand Wiens von Passau
an 190 Milliarien beträgt, so folgert er, dass Faviana näher zu Passau
liegen nnisse als Wien. Bevor ich diesen Einwurf direct beantworte,
erlaube ich mir folgende Bemerkung zu machen. Böcking weist zu-
nächst auf die ungenaue Distanzangabe hin i'); er verlegt aber Faviana
nahe zu Kiosterneuburg, welches übei- 182 Milliarien von Passau
enifcrnt i^t. Aschbacli will Faviana mit Traismauer identiliciren '^),
das etwa l.'iO Milliarien entfernt ist; wie man sieht, lassen sich diese
Gelehrten durch die Angabe des EugippiiiS nicht beengen und mit
Faviana und Wien. 3o
vollem Recht. Denn aus dem 3. Capitel der Vita ergibt sich mit
Sicherheit, und alle neueren Schriftsteller stimmen damit üherein,
dass Favi;ina in der Nähe Comagene's gelegen sein musste, das von
Passau heiläufig 175 Milliarien entfernt war; Eugipp fasste also das
Wort „mehr" jedeiiAdls in einem weiteren Sinne. Eine derlei unbe-
stimmte geographische Angabe kann ihm um so weniger verargt
«erden, als er ja nicht die Abfassung eines Itinerars in Absicht hatte,
sondern das Leben, das Wirken und die Wunder eines heiligen
Mannes beschreiben wollte. — Man beruft sich auch darauf '»}, dass
Eugipp sagt: „Die göttliche Vorsehung habe den Severin zu den
Städten Ufernoricums gesandt, welche durch die häufigen Angriffe
der Barbaren bedrängt waren", und dass auch die meisten Orte,
welche Severinus besuchte, in Ufernoricum lagen, während von
seiner Wirksamkeit in Oberpannonien keine ausdrückliche Erwäh-
nung geschieht. Dies alles beweist aber nichts gegen die Identität
Faviaua's mit dem der norischen Grenze so nahe gelegenen Wien.
Oberpannonien stand unter der zwar strengen, aber sicheren und
ruhigen Herrschaft der Rugier, während Noricum nach allen Rich-
tungen von den Barbaren durchsehwärmt war, welche die Feld-
früchte vernichteten, alle festen Plätze zerstörten und die Bewohner
tödteten. Für diese war Severin die letzte Rettung: er ermunterte
die Muthlosen, warnte vor hereinbrechenden Gefahren und führte,
als alles unhaltbar war, die Einwohner in das rugische Land hinab.
Ist es nun nicht viel wahrscheinlicher, dass die Stadt, von wo aus
er seine Thätigkeit entfaltete, wo er sein grösstes Kloster erbaute,
wo er die Lebensbedürfnisse und die Kleider für die Armen auf-
bew^ahrte 20), vielmehr in dem sicheren Painionien als in dem zusam-
menbrechenden Ufernoricum gelogen war, das durch die Stürme der
Völkerwanderung in eine völlige Wüstenei verwandelt werden
sollte? — ^Die Behauptung endlich^'), „die Vita S. Severini enthalte
durchaus niclits, was auch nur von feine den Gedanken veranlassen
könnte, Faviana in Pannonien zu suchen", ist eine bedeutende Über-
treibung, wie sieh schon daraus ergibt, dass ich, sei es nun mit Glück
oder Unglück, eben aus dieser Vita den Beweis der Identität herzu-
stellen versuclien werde.
Noch leichter als die früheren beiden Puncte dürfte sich der
dritte Einwand gegen die Identität beseitigen lassen. Die Rolle der
Vorsehung, welche Severin gewissermassen in Ufernoricum versah,
3«
3 G T a II s e h i 11 s k i
verschaffte ihm den ehrenden, wenn auch unrichtigen Beinamen
eines „Apostels der Noriker". Sciiriftsleller, welche seiner Zeit noch
näher standen, wie Ennodius viin P;ivia, der Zeitj^enosse Theodorich
des Grossen, und der Anonymus Valesii, der im 6. Jahrhunderte
schrieh, gehen Pannonien als seinen Wohnsitz an. Spätere abci-,
welche mit den Verhältnissen nicht m'ehr vertraut waren, mocliteti
um so eher geneigt sein, ihn ganz nach Noricum zu versetzen.
Nach allen Regeln historischer Kritik hat aber ein Auetor, welcher
300 Jahre nach einem gewissen Ereignisse sehreibt und dasselbe
nur aus einer Quelle kennt , die uns selbst vorliegt, gar keine Be-
weiskraft. Glück bringt nun zwei Stellen bei 22), eine aus Paulus
Diaconus. der um das Jahr 780 blühte, und die andere aus der
Historia miscella, die um 870 beendigt wurde. Dieselassenden
lioil. Severin in ^jVoricoi'um fhiibus'' und „Noricorum run'bus'* sich
aufhalteM. Heide haben ans der Vita Severini geschöpft, welche sie
zum Theile wörtlich excerpirten. Die Stelle von Noricum kommt in
der Vita nicht vor; wie leicht aber ein Irrlhum in dieser Beziehung
möglich war, besonders d.i Warnefried und der Verfasser der
Miscella drei- bis vierhundert Jahre nach Severin lebten, habe ich
bereits angedeutet.
Diese Grünile von Bin mb erger und Gl ück, welche ich wieder-
holt und, wie ich glaube, auch widerlegt habe, sind es, auf welche
gestützt n>an die Identität als abgetliaii betrachtet hat. Max Büdin-
ger spricht es in seinem „Exkurs" zur österreichischen Geschichte,
1858 -'•■'), welcher die alten Namen \N iens behandelt, unumwunden
aus, ohne sich mehr in eine Erörterung unserer Fi-age einztdassen.
dass „man im 12. Jahrhunderte theils ans Ignoranz, tlieils praktischer
Zwecke wegen, namentlich um Wien als alten Hischofsitz erscheinen
zu lassen, den Ort mit Favianae identilicirte, das in ganz anderer
Gegend gelegen hat". — Ausser den die Identität blos leugnenden
Behauptungen ist aber in neuester Zeit auch eine positive Meinung
aufgestellt woi'den, weli-be das Faviana an einen bestimmten Platz
versetzt. Professor Joseph Asehbach hat in der Abhandlung „Über
die römischen Militäistationcn in Lfcrnoricum zwischen Lauriacu:ii
und Vindtboiia" I800-'») ilie Lage von Citium . Comagene, Trigi-
samo , Ad Mauros n. s. \v. über welchem «lie bisherigen MeinungiMi
sehr scbwankli'u, in scharfsinnigster Weise entschieden. Es steht
gegenwärtig fest, dass die Militärstation zu Citium, dem heutigen
Faviana und Wien. öl
Zelselinauer, nach einiger Zeit an den Fliiss Treisam, an einen Ort,
welchen die Tabula Peutingeriana mit Trigisamo bezeichnet, verlegt
wurde. Der doppelle Name, den daher der letztere Ort führte,
Citium und Trigisanmni, Zeiseirnauer und Traismaiier, pflanzte sich
im Mittelalter fort und hat zu mehreren Verwechselungen Anlass
geboten, welche Aschb ach aufgeklärt hat. Was nun unseren Gegen-
stand betrifl't, so stellt er die Meinung auf, dass die Stadt Citium
oder Trigisanmm im fünften Jahrhunderte auch norh den Namen
Fafianae geführt habe. Es gilt ihm nämlich als eine feststehende
Tliatsache, dass das severinische Faviana mit Wien nicht identisch
sei, sondern mit dem in der Notitia dignitatum angeführten norischen
Fafianae zusammenfalle, und er beruft sich auf die von Blumb erger
und Glück aufgefundenen Resultate ^s), welche aher nach dem vor-
hergehenden in der Luft schweben. Die Gründe für seine Ansicht
sind ferner die Lage Faviana's an der Donau, die Nähe zu Comagene
und die Herrschaft der Rugier in Ufernoricum 26). Wien liegt jedoch
ebensogut Avie Traismauer an der Donau und nicht gar veit von Tuln;
was die Herrschaft der Rugier in Ufernoricum betrifft, so geht
meine Meinung dahin, dass es eine solche niemals gegeben habe,
und ich werde mich weiter unten bemühen, dieses aus den QucIIhm
nachzuweisen. Überdies spricht auch noch ein anderes und, wie mir
scheint, nicht ungewichtiges Moment geyen die Identification mit
Traismauer. Denn wie kömmt es, dass das Volk die nichtssagenden
Namen Citium und Trigisamum, deren Bestand weit in die Zeiten vor
Faviana zuriickreiciit, im Gedächtnisse fortpflanzte, dagegen des mit
dem Leben des Lerülimten Severin so innig verflochtenen Faviana
gänzlich vergessen konnte? Selten zwar darf der Historiker die Tradi-
tion zu Rathe ziehen, in Fällen aber wie der vorliegende, wird sie
entscheidend sowohl durch ihr Sprechen als durch ihr. Schweigen 27j.
In der gegenwärtigen Untersuchung habe ich micli schon
mehrere Male auf die Herrschaft der Rugier in Oherpannonien bezo-
gen. Dieselbe ist für die Entscilieidung unserer Frage vor» grösster
VN ichtigkeit, denn Eugipp gilit von Faviana !nehi"ere Male an, dass
es zu den den Rugiern tribiitpllichtigen Städten gehörte'-^) NN ar
nun (las unterworfene Land [Jfernoricum, so könnte dann freilich
von einer Identität Faviana's mit dem in Pannonien liej^cnden Vindo-
bona keine Rede mehr sein. Für die Aiilklärung dieses Punctes sind
zwei Quellen von Relang: Die Schrift ..De rchns Gcficis" von Jor-
38 T :i II s 1- h i n s k i
n;uulos, und des Eugippiiis „Vita Sererini*. Die Resultiite, welche
aus denselben festgestellt werden können, erhalten dann durch zwei
weitere (Juellenscliril't.steller ihre Bekräftigung.
.Tornandes erzählt 29), dass die Ostgothen nach dem Tode Attila's
(4ö3) P;iiinonien von Viiidohona bis Sirinium besetzten und daselbst
wohnten bis zur Zeit des Kaisers Glyceriiis (47.3), wo sie, wie schon
oben gesagt wurde, das Land verliessen und nach Gallien und Illyrien
auswanderten, Niederpanudnien, insbesondere das Land um Sirtniiini,
kam in die Gewalt der Gepiden ; was aber mit dem oberen Panno-
nien geschah, darüber müssen wir den Eugippius zu Rathe ziehen ^^).
Die Hugier hatten sich nach der Zertrümmerung des hunnischen
Reiches am linken Donauufer niedergelassen. Doch war ihnen die
Wanderlust noch nicht verloren gegangen, und sie wollten nach
Italien ziehen. Ihr König Flaccitheus bat die Fürsten derGothen, ihm
den Durchzug durch ihr Land zu erlauben, was dieselben jedoch
abschlugen. Diese Erzählung des Eugipi)ius gibt Aufschluss über
die Gegend . wo wir die Wohnsitze der Rugier zu suchen haben.
Wären sie dem Ufernoricum gegenüber gewesen, so hätten sie weder
durch Pannonien ziehen, noch die gothischen Fürsten um Erlaubuiss
bitten müssen; sie hätten durch das innere Noricum oder durch l{hä-
tien wandern können, wo die Gotlien zwar manchmal als Räuber
erschienen, aber keine Herrschaft ausübten. Wir müssen also die
Rugier in das dem oberen Pannonien nördlich gelegene Land, in
das M;irchfeld versetzen. — Den Gedanken nach Italien zu ziehen,
gaben die Rugier bald auf; sie begnügten sich mit dej* Oberherr-
lichkeit über irgend eine ehemalige römische Provinz. Schon Jor-
riandes berichtet von den Feindseligkeiten der Rugier gegen die
Gotlien»'). Nach Eugippius'-) schweiften die Rugier oft über die
Donau; manche derselben fielen in die (jcfangenschaft der Golheii,
welche selltst dem Könige Flaccitheus an drei verschiedenen Oiten
diesseits der Donau llinterhalle stellten, denen er jedoch auf die
Wariuingcn des heil. Severinus hin glücklich entkam. Bald sollte
jedoch die Gefahr vor den Golheu gänzlich verschwinden, da diese
sich zu ihrer Auswanderung vorbereiteten. Severin ermahnte den
Flaccitheus, welcher ihn zu Faviana besucht und wie ein göttliches
Oiakel \\n\ Rath gefragt halle, er möge den Auszug der Gothen
abwarten und bis dahin auf dem linken Donauufer verbleiben. Diesen
Rath befol^'te der König, blieb ruhig bis die Gothen Pannonien ver-
Faviana und Wien. 39
lassen hatten und breitete dann seine Herrsciiaft glücklich aus ^^), natür-
lich nur auf Kosten der von den Gotlicn nun ganzlich aufgegebenen
Gebiete, als deren äussersten Punct Jornandes ausdrücklich Vindo-
bona nennt 3*j. Den IJugiern war also von da ab Oherpannoiiien
unterworfen und zwar in der Weise, dass sie selbst auf dem linken
Donauufer verblieben, von den Städten am rechten Ufer aber einen
gewissen Tribut erhoben.
Mehrere Gelehrte wollen jedoch die Herrsciiaft der Rugier
noch über Oberpannonien hinaus auf einen kleinen Tbeil von Ufer-
noricum, bis an die Enns ausdehnen. Keine einzige Quelle des o., (i.
oder 7. Jalirlumderts spricht auch nur das geringste, was zu dieser
Annahme berechtigen könnte; im Gegentheile ist dieselbe mit der
wichtigsten und ergiebigsten Quelle für die Geschichte der Rugier,
mit der Vita Severini selbst im Widerspruche. Im 30. Ca[titel der-
selben wird nämlich erzählt, dass viele Rewohner von Rhätien und
NoricuMi sich nach Lauriacum geflüchtet hatten, welches bekanntlich
an der Knnsmündung, also mitten inUfernoricum lag. Als dieses der
rugischo König, damals Feletheus, vernahm, sammelte er ein Heer
und zog gegen die Stadt, um die Einwohner von da wegzuschleppen
und in seine tributpflichtigen und benachbarten Städte, unter denen
auch Faviana war, zu versetzen. Die in Lauriacum fürchteten eine
üble Behandlung durch die Rugier und sendeten den Severin zu
Feletheus um Fürbitte. Der heilige Mann eilte dem Könige entgegen,
traf ihn 20Milliarie vor dern Stadt und brachte es durch sein Ansehen
zu Stande, dass das Heer zurückgesandt wurde, wogegen die Ein-
wolnier unter seiner Aufsicht Lauriacum verlassen und sich in das
den Rwgiern unterthänige Land hinabbegoben sollten. Dies geschah
auch: sie verliessen Lorch und zogen unter der Führung Severin's
in die Städte hinab, von denen Eugipp ausdrücklich sagt, dass sie den
Rugiern zinspilichlig, benachbart und von ihnen nur durcl» die
Donau getrennt waren. Daraus ergibt sich mit unwiderleglicher
Gewisslieit, dass Lauriacum der rugischen Herrschaft nicht benach-
bart sein konnte, da es denjenigen Städten, welche es waren, gerade
entgegengesetzt wird s^^, und ferner, dass die Rugier vom Kahlen-
gebirge bis zur Enns keine Herrschaft ausübten. Dies folgt sowohl
aus dem eben angegebenen Grunde, weil sie ja sonst in der Nähe
der Stadt Lorch gewesen wären, als auch daraus, weil sie, die
angeblichen Cnterwerfer Ufernoricums , doch gewiss das an der
40 T a u s c li i II s k i
Enns gelegene, stark befestigte und wichtige Latiriacuni, welches
iler Hauptort des Landes war, und das ihnen noch dazu gar keinen
Widerstand leisten wollte, in Besitz genommen hätten. Eugipp
berichtet über das gerade Gegentheil: Das Heer wird 20 römische
Meilen vor der Stadt nach Hause geschickt, die Stadt bleibt gänzlich
unversehrt, die dahin geflüchteten Leute müssen unter die rugische
Hotmässigkeit treten und auswandern, und die Feinde, die Alaman-
nen und Thüringer, welchen Feletheus die Stadt schutzlos hinter-
lässt, können mit ihr machen was sie wollen. So hätten die Rugier,
wenn sie wirklich Herren jenes Theiles von Noricum gewesen wären,
sicher niiht geliandeit. — Mit den Lorchern zog auch der heilige
Bischof Conslantius in die rugischen Städte; von ihm sagt Ennodius
von Pavia, welcher in der nächsten Generation schrieb, dass er ein
Bischof in Pannonien gewesen ^s). In Übereinstimmung hiemit nennt
auch der im 6. Jahrhunderte schreibende Anonymus Valesii den
Severin einen Mönch in Pannonien ^'). Es ist also sicher, dass das
den Rugiern unterthänige Land blos pannonisches Gebiet war. Wir
haben demnach für die Lage unserer Stadt folgende Bestimmungen:
sie muss nach Oberpannonien, an die Donau, nahe an die norische
Grenze, in nicht beträchtliche Entfernung von Comagene, dem heu-
tigen Tuln, gesetzt werden. Di^se Angaben passen vor Allem auf
das römische Miinicipium Vindobona, welches die äusserste Stadt
Panimiiiens gegen die norische Grenze war.
Vornö. bis in das 12. Jahrhundert finden wir dieStadt inkeinem
Geschicbtswerke, in kein-T echten Urkunde erwähnt. Es kommen blos
an vereinzelten Stellen dürftige Angaben über Severin vor, welche
aber alle nur aus dessen Vita geschöpft sind. Im 12. Jahrhunderte
erhob sich die durch die Verwüstungen der .4varen und L'ngern
verödete Stadt wieder; Überreste der alten Ansiedelung, besonders
das römische Caslell hatten sich erhalten ^s). So wie in diesen zeit-
weilig fast entvölkerten Gegenden dennoch die Namen Trigisamum,
Citium, Comagene, Arabo u. s. w. nicht ausgestorben waren, so wgr
auch hier im Volke die Erinnerung an die römische Herrschaft und
die damals bestandene Stadt nicht verloren gegangen. Aus derselben
Zeil, in welcher Wien emporzultlühen begann, haben wir die urkund-
liche Versicherung, dass sein veralteter, im Munde des Volkes nicht
mehr gebräuchlicher Nauie Faviana gewesen. Herzog Heinrich II. in
den Stiftungsbriefen für das Scliottenkloster und in einem Diplome für
Faviiiii» iiiiil Wien. 4-1
Admont, und sein Bruder Otto von Freisingen in der Geschichte
Kaiser Friedricifs sprechen dies geradezu aus -«).
Unsere Untersuchung hat demnach folgende Puncte festgestellt:
1. Die gegen die Identität Faviana's mit Wien erhobenen Gründe
sind unstichhältig, und da hiemit der Beweis der Nichtidentität
hinwegfällt, so möchte schon desshalb die althergebrachte
Meinung bestehen können.
2. Es lässt sich jedoch auch nachweisen , dass Faviana im oberen
Pannonien gelegen sein musste; dies ergibt sich aus der
Vita S. Severini in Verbindung mit den Angaben des Jornan-
des, und erhält seine Bestätigung durch den Ennodius von
Pavia und den Anonymus Valesii. Die Stadt nach Ufernoricum
zu verlegen ist ein Irrthum, welcher aus einem Missverständ-
nisse des Jornandes hervorgegangen ist und sich an einige
Stellen der Vita anklammert, welche aber durchaus nichts
beweisen. Diese Annahme ist auch mit der Geschichte der
Rugier im Widerspruch, da dieselben in Ufernoricum keine
Herrschaft ausgeübt haben.
3. Die Angaben der Vita weisen auf Vindobona hin. Dieses war
bis um das Jahr 473 im Besitze der Ostgothen und kam nach
deren Auswanderung an die Rugier. Woher der Name Faviana
stammt, lässt si(;h nicht bestimmen. Es ist möglich, dass er
von der Cohors Fabiana abzuleiten sei, deren Existenz sich
aber nicht nachweisen lässt, da die Denkmäler, welche sie
bezeugen sollen, gegenwärtig nicht mehr vorhanden und uns
nur von ziemlich verdächtiger Seite beschrieben sind. Hingegen
verbürgt ims die urkundliche Tradition , welche aus eben der
Zeit stammt, in welcher das neue Wien emporzublühen begann,
die Identität Faviana's mit Vindobona. Dieselbe ist
daher durch die Angaben der gleichzeitigen Quellen, so wie
durch die Überlieferung sichergestellt.
42 T a u s c li i II s k I
A II ui e r k ii n <» e u.
*) Latius, rci pi(hl. ronian. in c.vter. pnw. Uhr. Frft. 1S98, S. 209. —
W. Prüm er, Ehrenpreiss von Wien, iG78, S. S. — Cacda, Mater dufurona
de Lainetidurf, p. 8. — Hormayr, Gesch. Wiens, I, 2. Hcff, S. i38 lY.
2) Böckingr, Aniiot. ad Notil. dlgn. in pariib. Occid. II. S. 731 und 747 ff.,
und Aschbaoh, Über die röm. Militärstationen in Ufernoricum, Sitzb.
d. k. Akad. d. Wissenscli. XXXV. S. 4, Anm. 2 liiilleii sie für verdächtig;
Blumberfirer, im Archiv f. K. ö. G. III. S. 3Ü3, 366 hält sie jedoch
für eciit.
3) Siehe hierüber F. 0. v. Leber's Burgrenbeschreibungen, in den Berichten,
des Alterthumsvereins zu Wien, I, 18»6, S. 37, 38.
*) Ed. ßöcking, Nulilia dignitaluin in partibim occid. Annolat. Bonn, 1830,
II, S. 747.
5) II) id. S. 747: .htm nulluni, cnm innumeris lucis litte ras r p et f perniulatas
videninft, nii/ii duhinm anpercst, quin Fai'iunae *•. Fariana nerilienduni sit,
(juannnn e.v cornni , qni de Fainania ntultuties ab Engippio in rita S. Seve-
rini nienioratin scripserunt, Itand exii/nu nnniero nemo uni/s adrerlil, lioc
Notitiae capitc aperte Vindomannin a Fufianu i. e. Favianin distinguenle
refelli errorem eoruni, qui inde n media saeculo XU. Fariana aliud nnmen
VinduOonue fuitme alutuerunt.
") So gab es in dem kleinen Ufernoricum zwei Citiuin. Wem es um Beispiele
zu thun ist, der kann in Bisch oC und iMöller's vergleichendem Wörter-
buciie der :i. m. und ii. Geographie ganze Hiihen gleichnamiger römischer
Städte linden. >
7) Im Archiv f. Kuiiile östcrr. Geschiciitsquellen, III. 333 — 366. Die ciiirte
Stelle ist auf S. 363.
«) In d. Sitzb. d. k. Akad. d. Wissenscli. XVil. 60 — liiO. Die cilirlen Worte
sind auf S. 76, Anm. 1.
1
Faviaiia und Wiftii. 4o
«) A. a. 0. S. 358— 3S9.
i"J Severin sagt zum rugischen Könige Flaccitlieus: Cito sciuru^ (iulhis
discedcnlilms In denideralu prosjx'filate regnalnu. Über das 6. Capitel wird
noch weiter unten gehandelt werden.
*'J Jornandea, de rebus Geticis, c. ÜG : Omnes. . . . ad regem Theodemir acce-
dentes Gotlii orant, quaciinque parte vcllet, duclaret exercitum. Qiti accitu
genuano (Widetnlr) rnissaque sorte korlatun est, tit ille in partetn Italiae,
ubi tunc Glijeerim reguubat imperulor, ipse vero ceu fortiur ud furtius
regnum accederet, Orientale quidem; quod et factum eat.
12) Siehe Zeuss, Die Deutschen, S. 423 — 428, welcher alle Quellen mit der
grössten Genauigkeit zusammengestellt hat.
^3) Jornundes, de regnorum success. (Muratori, rer. Ital. scr. I. 204, A):
lielicta ergo Pannonia alter Ilaliam, aller Illyrienm suscepit populundiuit.
'*) Über die Cesitznahme Pannoniens durch die Rugier wird weiter unten
gesprochen werden. Über die Gepiden siehe Zeuss, a. a. 0. S. 43Ü.
15) A. a. 0. S. 76, Anm. 1.
1«) A. a. 0. S. 357 ff.
17) A. a. 0. S. 750.
18) A. a. 0. S. 23.
19) Blumherger, a. a. 0. S. S.'iO, 3G0. — Glück, a. a. 0. S. 77, 78. Die
citirte Stelle ist im Briefe des Eugipp an Paschasius: (Loquela testabutur,
SeverinuniJ ad Norici ripensis oppida, Pannoniae sujjeriori vieina, quae
barbarorum crebris premebantur iitcurslbus, divina conqnilsutn revelattune
venissc.
20) Vita S. Seccrini, c. 23: Antiquum et omnibus majus nionasteriuin suuin
juxta muros oppidi Favianis. — Die Angaben über die Zehnten und Kleider
finden sich in den ce. 18, 28, 35, 38.
2^) Blumberger, a. a. 0. S. 361.
22) A. a. 0. S. 76, Anm.
23) Österr. Geschichte, I. 487, Anm.
2*) In d. Sitzb. d. k.Akad. d. Wissenseh. XXXV.
2ä) A. a. 0. S. 4 — 3. Ausserdem sagt er, S. 22 noch foli^endes: „Dass
Favianis nicht Vindobona gewesen, ist daraus mit aller Sicherheit
abzunehmen, dass Severinus in Noricum bleibt, nicht nach Pannonien
zuiüekkehrt, worin V ind obo na lag". Hiefür kann aber kein Beleg aus
der Vita beigebracht werden. Denn die Lage der drei Orte, an denen
Se vcri n zuerst aufirat, Asturis, Commagenis, Favianis wird nur einmal
angegeben und da mit den Worten (c. 1): in vicinis Aorici ripcnttis et
Pannoniurum (sc. partibusj. Desswegen weil Severin erst in Asturis,
dann in Commagenis, dann in Favianis erschien, annehmen /.u wollen, dass
diese Orte in einer und zwar einer oslweslliehen Kiehtung liegen müssten,
ist eine ganz willkürlielie Hypothese, die schon dadurch crsehültert wird.
44 Tauschinski
dass Severin diese Gegenden nicht auf einer Wanderung durchmass,
sondern sieh längere Zeit in jedem dieser Orte aufhielt und sie nur uus
ganz bestimmten von Eugipp angegebenen Gründen (Unglaube der
ßewoliner. Ritte um Hilfeleistung u. s. w.) vt-rlless, welche Gründe durch-
aus nicht auf ein steliges Vordringen in Noricum hinweisen.
26) A. a. 0. S. 22 u. fV. — Es möchte scheinen, als ob nicht nur die von mir
oben ansregebenen Gründe, sondern auch die angestellte Vergleichunf der
Peuti nger'schen Tafel, des Ilinerarium Antonini und der Notitia di^^ni-
tatum auf die Identität Fafiana's und Traismauer hinweisen. Dem ist aber
nicht so. Das Raisonnement Aschbueh's ist beiläufig folgendes: Neu-
Citium oder Trigisamum war ein zu wichtiger Funct in Ufernoricum, als
dass man ihn im fünften Jahrhundert hätte eingehen lassen sollen (a. a. 0.
S. 20). Dennoch finden wir ihn in der Notitia nicht erwähnt. Die beiden
Namen müssen desshalb von einer neuen Benennung verdrängt worden
sein. Die Lage aler in der Nolilia für Ufernoricum aii</egebenen Orte lässt
sich anderweitig bestinunen, ausser von ad Juvense, Cannahiaca und
Fafianae. Wir haben also unter diesen dreien die Wahl (S. 21). Dass nun
Aschbach sich gerade für Fafi a nae entscheidet, hat seinen Grund in
den von mir oben bezeichneten Puncten.
27) Die Tradition isl hier um so wichtiger, als die Annahme von zwei Cilium
in Ufernoricum sieh auf sie stützt. Das Itinerarium Antonini gibt nämlich
die Reihenfolge der Orte folgendermassen an: Viiulobona, Comagene,
Cetio (zweimal, p. 233 und 248 Wessel.), während die P e u I in ger'sche
Tafel Vindobona, Citium, Comagene anführt. Da uns letztere nur in einer
Abschrift des 13. Jahrhunderts erhalten ist, welche sich durch viele Ent-
stellungen auszeichnet, so möchte man versucht sein, zu glauben, der
ungeschickte Copist habe die Namen Comagene und Cifium umgestellt, was
eben nur durch die Tradition, welelie zwei Zeizinmuri kennt, widerlegt
werden kann.
28) Z. B. c. 30, 35.
2») A. a. 0. c. 50 und 56. Siehe hierüber auch das oben Gesagte.
3") Vita Severiiii, c. 6.
•") Jörn, de rebus Geticis, c. l>4.
'-) V. S c. G. — Hansiz, Germania sacra, l. e. 14, S. 76 ist der einzige
Gelehrte, der die Consecjucnzen des 6. Cap. theil weise verfolgt hat.
3*) Es heisst im selben Capitel: /(/itiir frustralis insidiis adversantiiim Flac-
citheus incrcmenlia aiictus prunperioribus intaiii rebus trnuquiUissimis ter-
minavit. Incremenlin aurtus pruxperioribus kann sich nur auf die Herr-
schaft am rechten Donauufer beziehen, in welcher wir von da ah den König
und seine .Nachfolger linden.
'**) De rrb. Gel. c. 'jU : Guthi accipienten l'nnniiuiani . . . .• civitalibus plurimis,
quarum prima üirmi«, extrcma Vindomina ( VindobonaJ.
I
Faviana und Wien. 45
**) Die Stelle lautet: Felelheus, Rugoriim rex.... (LauriacumJ assumpto
veniebat exercitu, cogitann repente detentos abducere et in opjndis sibi tri-
bulariis afque vicinis, ex quibus untim erat Favianis, quae (qiiod) a
RiKjis tanlunnnodo dlriniehantur (diriniohatvr) Danubio, collocare. iM u c h a r
(Römisclics Noriciini, II. S. 218) und Glück (a. a. 0. S. 78, Anm.) wollen,
dass sieii victnia nwi Laurtaeittn beziehe, so dass mIso die ru;,Msche Herr-
schaft nahe hei Laicriacum p^wesen wäre ; man braucht aber nur einen
Bück auf den f(egebenen Satz zu werfen um einzusehen, dass vicinis sich
niciit auf das enlfernl stehende Lauriucian beziehen kann, sondern mit
sibi (Riigoruin reylj und Rvgis in inniger Verbindung ist. Dass dies die
einzig richtige Auslegung ist, geht aus einer ajuleren Stelle desselben
Capitels hervor. Feletheus sagt nämlich zu Se v e ri n: Himc popidum,
pro quo benivolus precator accedis, non pntiar Alamannorum aut Thurin-
gorum iniquorum saeva depraedalione vastari, vel gladio trucidari aut in
servitio redigi, cum sint nobis vicina oppidn ac tr ibutaria, in
quibus debent ordinuri. Der König meint hier offenbar die seinem Reiche
benachbarten Städte. Zeuss, die Deutschen, S. 485, Anm. hat sich auf
Grundlage dieser Stellen ebenfalls dahin entschieden, dass die rugische
Herrschaft nicht bis an die Enns reichen konnte.
8®) Ennodius episcopus Ticinensis, de vita b. Antonii Lerinensis (in Gallan-
dii bibl. veter. palr. XL S. li)7 , A) sagt von diesen Antonius: Mux ad
illustrissinwm viruni. Severinum evolavit. Sed postquam beulus vir kumanis
rebus exemtus est, Constantü antistitis ea tempestute florentissimi junctus
obsequiis, gloriosis operibus vitae rudimenta dedicavit. . . . Sed jarn pec-
catorum consummatio Pannonüs minabatur excidium. . . . Intcr quas tem-
portwi procellas Constantius poutifex, ne quid in mundo haberct subsidii,
terra hostilibus deputata, humanu lege liberutus est. Die Verbindung, in
welcher dieser Bischof C o nsta nti us ea tempestate florentissimus mit
Severin angeführt wird, lässt keinen Zweifel über, dass damit der
sanctus Constantius , pontifex Lauriaci (Vita Sev. c. 29J gemeint ist.
Ennodius versetzt ja übrigens beide, den Constantius und den
Severin nach Pannonien. Glück (a. a. 0. S. 78) will, dass es ,ein
anderer Constantius sei und führt als Grund an: „Die Herrschaft der
Rüge auf dem rechten Ufer der Donau erstreckte sich blos auf das öst-
liche Ufernoricuni bis in die Gegend der Enns. In Severin's Leben sind
die rugisch-norischen oppida tributaria, wozu auch Favianis gehörte, der
Stadt Lauriacum benachbart". Die Unrichtigkeit die.ser Behaujitung habe
ich bereits dargetban. »
^7) Abgedruckt bei der Ausgabe des Ammian. Marcel!., lüponi. II. Die
betreffende Stelle ist S. 30». — Glück (a. a. 0. S. 77 Anm.). bekannl-
lich ein Gegner der Identität, hält diese Worte für einen „Irilluim" —
natürlich !
^^) Siehe den ältesten Plan von Wien (vor dem Jahre 1147), herausgegeben
Von Zapp er t, Sil/.b. d. k. .\kad. d. Wissensch. XXI.
46 II. Tuns eil ins k i. l'':ivi;ui;i und Wien.
SS) Die rrkiindeii n;ioli dor Niimnior der v. M oi 1 le r'sehen Rcjrestpn sind;
Nr. 40, V. .liiliro MUS: /// Irrritorin ticilircl Fauie, quc n niodernis Vienne
nnncupnliir : Nr. ;>1, v. J;»liri' J KJI : /// prt'dio nostro in (ern'torio uidclicct
Fauie, qiie a modevnis Wicnnn iiiinriipafur ; Nr. 7i, v. Jalirc 1160: artiini.
. . . in citii/ufe nostrn Fauinniti, qitc alio nomine Wiennn dicitiir. — 0 I I o
von F r c i s i n <; c n, df ycslifi Frid,erici imp. e. 32, z. .lahre 1 \^f> sa<rt: (dux
Ucinricus) in ricinnm oppidiini Viennis, qnod nlini. a Romanin inhahilatnm
Ftii'ianis dicchatnr, dcriindvit. — Wii>n soll)s( soll Pinc Alikiirziinpf des
Wortes Kaviana sein.
J. BiT^iiiiinn, Der Genealog- P. (inhriel Bucelin. 47
SITZUNG VOM 16. OCTOBER 1801
Gelesen:
Der Genealog P. Gabriel Bucelin^ Benedictuier zu
Weingarten and Prior zu St. Johann in Feldkirch.
Von dem w. M. Joseph Bergmann.
Wer immer mit der Genealogie des Adels — abgesehen von
den uralten, auf Thronen sitzenden kaiserliehen und königlichen,
dann fürstlichen Geschlechtern Europa's, deren Stammtafeln unschwer
zu findt'ti sind — nämlich des iiöheren und besonders des niederen
Reichs- und Landadels in unserm südlichen Deutscliland einiger-
massen sich beschäftigt hat, kennt ausser anderen mehr oder minder
kritischen Werken dieses Faches, mit denen das XVIll. und XIX.
Jahrhundert uns bedacht haben, des Paters Gabriel Bucelin voluminöse
Arbeiten auf diesem Gebiete, namentlich dessen Hauptwerk: Ger-
mania topo-chrono-stemmatographica sacra et profana etc. Voll. IV.
in Fol. Augustae Vindelic. 16öö — 1678.
Wenn auch dessen Geschlechtstafeln, an welciien die adeligen
Familien am meisten ihre Freude halten, wegen allzukühner Dich-
tungen, die älteren Scribenten entnommen sind. Und zahlreicher
Anachronismen mit grosser Vorsicht gebraucht werden müssen, so
kann man sich doch nicht enthalten, nach ihnen als Führer auf diesen
dunkeln Pfaden sich umzusehen, zumal bei jenen Familien, zu deren
Stammtafeln P.' Bucelin gute Quellen benutzte. Auf ihrer l'nterlage
sind tiefere Gange und sorgfältige Forschungen vorzunehmen, um
f
J^Q .1. I< e r g rn a n n j
mit Hilfe des aus Urkunden, Familienaufzeiclinungen, Todfenbiiehern,
Grabsteinen etc. gewonnenen Materiales kritische Stammtafeln ber-
zustellen.
Wir wollen versuchen das thätige Leben Bucolin's, eines der
fiuc'btbarsten deutschen Gelehrten des XVII. Jahrhunderts, mit mög-
licher Genauigkeit darzulegen.
Unser Pater Gabriel ist, wie er selbst in seiner vorerwähnten
Germania etc. Bd. IV. 299 uns überliefert, ein Sohn Johann Jakoh
Biizliii's und der Anna Vogtiu von VVartenfels und Ohercastell *), zu
Diessenbofen im Caiiton Thurgan im J. 1S99 geboren.
Aus Constanz richtete er, noch ein Knabe von dreizehn Jahren
und sieben Monaten, am 3. August 1(312 schon in eigener Person
sein inständiges Ansuchen um die Aufnahme in die Reicbs-Abtei
Weingarten in Oberschwaben. Weil er aber mit keiner bestimmten
Zusage getröstet worden, kehrte er ganz bestürzt zu seinen Eltern
zurück! Diese, von der Bestürzung ihres einzigen Kindes gerührt
und zugleich besorgt, dass er möchte verführt werden, vereinigten
ihr Ansuchen mit der Bitte ihres Sohnes und erklärten sich, dass
ihnen nichts mehr als die Erfüllung der frommen Wünsche ihres
Kindes am Herzen liege, und um nichts zu vei schweigen, was etwa
zu seiner Empfehlung beitragen könnte, machen sie eine ganze
Beschreibung von seinem gottesfürchtigen und unschuldigen Lebens-
wandel. In den Studien und in der Musik habe er bereits den besten
Fortgang gemacht, er sei still, furchtsam, gottesfürciitig und in
Allem gehorsam, seine ganze Freude sei mit geistlichen Dingen sich
zu beschäftigen und seine Erbolungsstunden würden unter Nach-
ahmungen religiöser Verrichtungen durchgebracht; so wie seine
ersten Kinderspiele schon lauter Beschäftigungen von Altärchen-
bauen, Singen und Beten gewesen seien. Da sich mm sein Kifer,
seine Lust, Liebe und Begierde zum geistlichen Stande und beson-
ders zu unserm Kloster täglich mehr entzünde, so wlissten sie dieses
Niemand anderm als den Trieben des heiligen Geistes zuzuschreiben
und ob sie gleich als schon bejahrte Eltern ihr Kiiul hart vermissten,
so könnten sie deimoch seinem täglichen Flehen so wem'g mehr
1) nie Slamiiiliifel de» (iesflileohles der Vogt von C-islel oder Castell, das aus
Usilieii licrütaiiiiiieii hoM, saiiuiit dem Wap|)eii, einer schwarzen Leiter (srala nigra)
». Lei Bineliii IV. VM.
i
Iter fieiipalog P. Gabriel Bucelin. 49
widerstehen, dass sie es vielmehr Gott schon geopfert hätten und
willig dem Tod entgegen sehen würden , wenn nur ihr Gabriel den
Port seiner Sicherheit und Wünsche erhalten hätte, welches, da es
wirklich füglich geschehen könnte, das ganze väterliche und mütter-
liche Flehen errege, um für ihr liebes Kind die Aufnahme auszuwirken,
damit dasselbe bei dem heiligen Blute unsers Seligmachers Jesu
Christi, demselben allein zu leben und zu sterben, geistlich dienen
möge! Zu weiterer Empfehlung führen sie an, dass er noch von seinen
Eltern, die beide schon über fünfzig Jahre hätten, einen schöntMi
Pfennig zu hoffen habe. Jobann Jacob Buzlin. — (Auszug
des Briefes bei Franz S auter, Kloster Weingarten , Ravensburg
18Ö7, S. 67 und 68, mitgetheilt von Herrn P. Joller in Feldkircb.)
In der Aufschrift der von Gabriel Bucelin seinen Mitbrüdern
errichteten Ära funebris setzt er mit den Worten: „Piis Manibus
ReHgiosissimsB memorise Patrum et Fratrum quorum ab Anno Christi
MÜCXII. , quoCoenobium sum ingressus, contubernio alijue
consortio adlegi et perfrui indignus merui etc. *)", seinen Eintritt
noch in das Jahr seiner Bitte um die Aufnahme.
Das Stift Weingarten erfreute sich damals unter dem Abte
Georg Wegelin des besten religiösen und wissenschaftlichen Rufes,
so dass dessen Religiösen zur Herstellung der strengeren Disciplin in
andere Klöster berufen wurden. So kam ausser anderen Äbten zu
diesem Zwecke auch der von St. Trudpert im Schwarzwalde dahin,
welchem Gabriel Bucelin als Novizenmeister mit zweien anderen aus
seinem Kloster am 7. Mai 1624 folgte (s. Hess, S. 361 und 363).
Dieses Amt gibt uns ein schönes Zeugniss für den sittlichen Wandel
unseres fünf und zwanzigjährigen Ordensmannes und für das Vertrauen,
das man auf ihn setzte. Wie lange er daselbst verblieb, vermi)gen wir
nicht zu bestimmen.
Am 23. November 1630 reiste der Abt Franz Dietrich, des
trefflichen Georg Wegelin ') Nachfolger, mit P. Slubei- aus
Ocbsenhausen, unserm P. Gabriel Buzlin und Herrn Johann
Ludwig von Gall aus Ravensburg nach Ochseahauseii und von da
') Proilromus .Moinimeiiloruni Gitelficoi'Uin seu Catalogiis Altltatiiiii impei-ialis ini>ii;istiTii
Weingarteiisis etc. oolleotus a fieianlo U c s s. Aiiy:ii-tii' Viiidelic. MüCCLXXXI.
pa«,'. 474.
*) S. am Kiiile Aimuük. I. S. ii."J.
Sif/.l). d. pl.il. -hist. Cl. XXXViU. Uli. I. Hfl. 4
50 .1. fl u r g' m a n n
ii;ich ßlaiiheuren, iiiii in Folge des Re.stitiitions<'diotes vom 6. Älürz 1
1629 niifK. Fei-dinand's II. Befehl das dortige Kloster mit einem Abte
zn versehen. Sowohl das active als passive Wahlrecht hatten die
Patres liarlholomä May, Raimund Hemboldt, Gabriel Buzlin,
RIagtuis Zürcher und Martin Parthein, sännntlich Professoren und
Priester des Gotteshauses Weingarten, welche unter dem Vorsitze des
Drs. Leonhard Hamerer, Canonicns zu St. Ste[)han in Constanz, am
28. November den P. Raimund Remboldt, aus einer palrizischen
Familie der Reichsstadt Augsburg, aus ihrer Mitte wählten (Hess.
|,ag. 467).
Als die Weingarten'schen Kleriker, welche in Dilingen studirten,
aber der feindlichen Unruhen halber ihre dortigen Studien unter-
brechen mussten, war Abt Franz, der sie in das Priorat nach Feld-
kirch geschickt hatte, daselbst auf ihre weitere .\usbildung bediicht
und liess sie in der Theologie von P. Dominik Laymann, ilem dortigen
Pri(ir, in der Philosophie von P. Magnus Zürcher *) und in den llum;i-
nioren von unserm P. Gabriel Bucelin unterrichten (Hess. pag.
473 & 474). Des Stiftes Bedüifniss forderte eine zeitweilige höhere
Schule (um 1635), welche bis zum Schwinden der Feindesgefabr
dauern mochte, endlich ward in Feldkirch auf besonderes Betreiben
des Bischofs Johann VI. zu Cbur, in dessen Sprengel das vorarl-
bergische Oberland lag, im Jahre 1649 ein Gymnasium gegründet
und don Viitern der Gesellschaft Jesu übergeben.
Dass P. Gabriel Bucelin neben seinem priesterlichen Berufe und
seinem Lehramte zu Feldkirch, welches Städtchen ihm gar lieb und
theuer geworden zu sein scheint, den Rest seiner Zeit mit dem aus-
dauerndsten Fleisse ernsten Studien geweiht habe, bezeugen seine
zahlreichen, zum Theile sehr umfangreichen Werke. Er widmete
sich der Geschichte und vornehmlich der G en ea I og ie als ihrem
wichtigen Hilfsfache und ward hierin eine hervorragende Specialität.
Auch war er nach Hess S. 477 Kanzelredner, als welcher
er im Stifte die Festpredigt hielt, als der Abt Dominik Laymann am
12. Mai 1642 das lieilige Blut von Feldkirch wieder nach Wein-
garten zurückgebracht hatte, das aber jedoch am 28. November
vor dem Feinde abermals nach Feldkirch auf kurze Zeit geflüchtet
*) Lbcr die l'';imiiie Z ü rc li c r n. im AiiliMn^ife Aniiieik. U. S . .'iß.
I
Der Genealog P. Gabriel Bneelin. 51
werden musste. Am 18. Juli 1643 entkam mit demselben P. Buzlin
kiium nach Bicgenz und rettete es glücklich n-ach Feldkirch.
Im M;ti 1644 war Bucelin nach Hess S. 478 in Wien, wo der
hocliwiirdige Herr von Sorina, Canoniciis zu Mantua und Olniütz,
ihn zu Tisch eingeladen hatte, und wobei das Hauptgespräch auf die
Geschichte des h. Blutes Christi kam, das auch in Mantua verehrt
wird !)•
Als gpgen das Ende des Jahres 1646 die Schweden durch
Oberschwiiben gegen Bregenz vordrangen, dessen feste Position
nebst der Stadt sie am 4. Jänner 1647 unter dem Feldmarschall
Karl Gustav Grafen v. Wrangel eroberten und die reichste Beute
machten, mussten auch in dieser strengen Jahreszeit die Capitularen
von Weingarten sich flüchten. Da in ihrem Priorat St. Johann zu
Feldkireh, welches ihnen wiederholt eine Zufluchtsstätte geboten
hatte, diesmal kein V^erbleiben war, weil der Feind selbst über
Feldkirch hinauf bis an den St. Luziensteig und an dem Illflusse
hinein bis zum Fraueiikloster St. Peter innert Bludenz vordrang,
zerstreuten sie sich in auswärtige Klöster ihres Ordens. Einige
begaben sich in die nahe Schweiz, andere nach Tirol, so in das
Kloster Marienberg in) Vintschgaii, wie auch nach Salzburg, die
Patres Casp.tr Fröwis und Gabriel Bucelin wurden nach A d m o n t
in Steiermark gewiesen. Bei starkem Schneefall kamen sie nach
angestrengtem Marsche am 5. Jänner Abends zu Dalaas im Kloster-
thale an, verbrachten bei magerer Kost die Nacht auf dem Boden
und auf Bänken hingestreckt in steler Furclit vor detii Feinde, welcher
1) Ein Theil des li. I> I ii t e s , wi-lilies der Meiliiiid am Ivrruze vergossen lial, wurde
angeblich von Longiiiiis, dein röiniscben Kriei^er, welcher ihm die Seite ölFnete (vgl.
Job. XIX. 34), aufgesammelt, dann später naeh Mantua in die Kirche St. Andrea
gebracht und daselbst verehrt. S. K e y ss I e r"s neueste Meisen. Hannover 1731. S. 1012.
Zu den Seltenheiten des von den Welten gestifteten und 1803 aufgehobenen Klosters
Weingarten gehörle eine I!('li(|uie des h. 15 I u tes Christi, die angeblich von K. Hein-
rich III. aus Mantua gebracht unii später hier aufbewahrt wurde. Alle .lahre wurde
dieser Iteliquie zu Ehren ein Festtag am Tage nach Christi lliiiunelfalirt (am
sogenannten h. ßluU'reilagc) gefeiert und ein sogenannter feierlicher It I u t r i 1 1
gehalten. Eine überaus grosse Menge .Mensehen zu Euss und zu l'feril . iii l'nifornien
gekleidete und in Coui|iagnien eingetheilte Hlutreiter aus der Umgegend, wallfahr-
teten au diesem Tage unter dem Vortritt der Obrigkeit nach Weingarten, um dort
Ablass zu holen. Ilas Nähere hierüber s. im geograph. Lexikon von Schwaben.
Ulm 1801. r>d. II. S. 1090 II. De hoc Siicralissiuio Sanguine l>. N. I. Chr. v. .Martini
Gerberti Iter Ali-uiauiiicMin etc. 'fypis Sau-Ulasianis ITTa. p. "i + l — 246.
noch ;tn jenem Tage, wie es bei Hess S. 481 wiilii-scheinlich nach
Pater Biicehirs Aufzeichnung heisst, wenn es nicht anders des Him-
mels Fügung gewesen wäre, leicht vor ilinen dfii Arlberg hätte
erreichen können. Im Stifte Admont wie bei seinem vorerwähnten
Aufenthalte in Wien war er für seine genealogische Sammlung
sicherlich nicht unthätig, daher seine überaus zahlreichen Stamm-
tafeln des in Österreich und Innerösterreich landsässigen Adels.
So enthält der dritte Band seiner Germania topo-chrono-stemmato-
graphica nach dem compendium chronologicum und der Monasterio-
logia des h. römischen Reiches den Adel der alten Erhiande des durch-
lauchtijrsten Erzhanses Osterreich von S. 1 — 446. Diese Tabellen
enthalten die alten, theils schon damals, theils im folgenden und
laufenden Jahrhunderte erloschenen, theils noch in erhöhten Adels-
stufen lilühenden Geschlechter dieser Lande in alphabetischer Ord-
nung, mit deren Aufzählung wir den Leser nicht ermüdien wollen.
Nach seiner Heimkehr dürfte P. Bucelin bis gegen seines Lebens
Ende durch dreissig Jalire dem Priorate zu St. Johann in Feldkircli,
das nacli Hess S. 476 auch mit einer Bibliothek, ohne welche gelehrte
Arbeiten von solchem Umfange ganz unmöglich sind , wohl versehen
war, vorsrestanden und alle seine Müsse der Ausarboilung seines
gesammelten Materiales gewidmet haben.
Im März 1653 begleitete er als Prior zu Feldkircb seinen Abt
Dominik zum Reichstage nach Regensburg und weilte im dortigen
Schottenkloster wolinend bis zum Mai des folgenden Jahres. Hier
mochte er Genealogien des- bayerischen Adels gesammelt haben.
Am 27. November 1659 erhielt er zwei heilige Leiber römischer
Märtyier, nämlich des Magnus und Martiaiis, die ihm von Melchior
Truchsess von Rbeinfelden und Victor Wittwer, Pfarrer zu Schännis,
nach Feldkirch und von ihm dann nach Weingarten gebracht wurden
(Hess S. 487).
Am 7. December 1662 erfreute ihn Rudolf Schmid Freiherr
von Seh wa r zenhorn >J, sein Landsmann von Stein am Rhein und
i| Juliiiiin llmiulf Sfliniid, läOO g'eliori'ii, erhob sich nach wechselvollen Schicksalen
iiuiii kuisi'rlichiMi Resiili'iilen und inehriiiHlii^eii (iesiinillcii an die liohe Ffoi'te, und
erhielt \i>ii K. Kerdiinind lU. den Krciherriistiind mit dein Frädiciite von Seh War-
ze nhorii (einer Ruine uU Saleins hei Keldkirchj, ward .-ipiiler Hufkriegsrath und
Viceprätident , Herr \on St. Min-garethen bei Wiea und Nickelsdorf. Er war kiinst-
Der Genealog P. Gabriel Bueelin. 53
grosser Kuiistfreund, mit einem der ältesten Bilder der h. Jungfrau
Maria zu Moskau, das diesem Benedict Patiiarcli zu Constantinopei
geschenkt hatte. Es war aus Silber und vergoldet und deren Haupt
reich mit Edelsteinen besetzt. Der fromme Prior verwahrte es voll
Verehrung in einem netten Altärchen (Hess S. 486). Er war ein
grosser Freund von Gemälden und Kaiser, Könige und Fürsten ehrten
ihn wegen seiner allbekannten Verdienste mit derlei Geschenken,
über welche ihm nach Weizenegijer-Merkle's Vorarlberg II. 178
das freie Verfügungsrecht zustand.
Unter den Gemälden, welche die Kirche des Priorats zu
St. Johann in Feldkirch zierten, zählt unser Pater Gabriel folgende:
das Blatt des Haupfaltares von Vincenz Mal 6 aus Cambray, Schüler
des älteren Teniers und P. P. Rubens, der um 1660 i) in Rom starb;
zwei Seitenaltäre von Anton van Dyck, deren einer nach Weizen-
egger-Merkle II. 177 ein Geschenk des Prinzen von Baden 2) war,
ihnen gegenüber zwei Stücke von Samuel van H oogstraaten, der
in seiner Jugend auch in Wien war (f 1678), und von Nikolaus
Rosen da hl aus Enkhuysen (f 1686); das Bild des h. Vaters
Benedict von Kaspar van Cray er aus Antwerpen (f 1669), ausser
diesen waren in einer Reihe aufgehängt Gemälde von Julius Benso,
einem Maler und Architekten aus la Pieve del Tecco im Genue-
sischen, den nach Hess S. 473 der Abt Franz nach Weingarten
berufen hatte, von Albrecht Dürer, Johann von Sandrart, Kaspar
Monpcer, Jakob van Campen aus Harlem (f 1657) und anderen
Meistern.
In einem ungedrucklen , in der Bibliothek des Sliftes Melk
verwahrten Briefes) des Melueraner Priors P. Apronian llueber vom
lieliend iiiiil vi-ichrte (U'ii Bürgern zu Stoiii :iiii Hlieiii ciiuMi grosspii vergoldeten
l'ociil, iiiu'h wiir er uls Dichter Mitglied der Pegnitzer Schäfer. Kr sliirh In Wien
:ini VI. April 1607 und rulii hei den Sehollen. S. dessen Stanimlafrl in Ciihriei
Bueelini lUiiulia sacia et |>ni|)liaiK\. [>. 4150.
') Dr. Na gl er lässt \i<\. VIII. Tl\) den Maler Mal(') in Mdui löOO sierl.eii . weiche
.lahre.szalil wohl ein uncoirigirler Setzfehler ist.
■'') VValirselieinlich von (iustav Adolf Prinzen von IS a de n - D u rl a e h . d<-r 1004
katholisch, dann 1071 Aht zu Fulda und 1073 zu Kempten wurile, und auf e^ner liei~e
nach dem Schlos.se llaniinellnirg am '16. Dec. 1077 .starb. Sein Merz wunle in di'r
(irnfl der StiCI.sliirelie /.u Keiniilen licigeselzl.
•*) Aus den ini Stifte Melk \erwalirlen Oriefen des Priors Aprunian II u e b e i' (y 'i. Kehr,
I7i)4) an die gelehrten Gebrüder II i e i- o n y ni u s uml l> e r ii a rd l'e z.
54 J . ß e r g- in a n II
24. Juni 17 ly im F. IJernliiiiil Fez, in welchem jener für ein dem
Kloster Mehreraii überschicktes Chronicon Mellicense dankt, heisst
es am Ende über unsern erblindeten, hoclibetagten Greis: „Caeterum
R. P. Gabriel Leüttin NN'eingartensis nuper riobisouni versjitus, iiiter
alia mihi de p. m. defuncto H. P. Buzelino retulit, quud Is jam
octogenarius Senex, et eaecus a potiori memoriter Benedietum
redivivum etc. dictaverit. Item, qnod ad singulos horse sonitus expansis
brachiis per medium |)aene quadrantem in conclavi suo corain Altarioio
oraverit etc. prout ipse, dum Veldkirchii humanioribus litteris vacaret,
suis oculis paene in dies vidisse testatus est".
Pater Gabriel starb nach einem aseetisch frommen, unermüdet
tliätigen Leben angeblich im J. 1681 und ward nach VVeizenegger-
Merkle's Vorarlberg Bd. II. 178 mit 21 Religiösen seines Stiftes in
Feldkirch begraben. Der umsichtige Herr Pater Joller schreibt
mir aus Feldkirch am 30. Jänner 1860: In Betreff des T()desj<ihres
von P. Bucelin ist in den Sterbebüchern der Stadtpfarre St. Nicolaus
schon desshalb nichts zu ermitteln , weil die ältesten blos bis zum
Anfange des XVIII. Jahrhunderts hinaufreichen. Im Urbar der Pfarr-
kirche Tisis, die zu St. Johann geliörte, Folio 47 wird zwar des
Jahrtages erwähnt, welcher für P. Gabriel und 21 Religiösen des
Stiftes Weingarten, so hier gestorben und begraben liegen,
gehalten wurde, das Sterbejahr aber wird nicht angegeben. Ist hieraus
zu foliiern, dass er zu Feldkircli ^eine Lebenstage beschlossen habe?
Das Stift Ottobeiiern übernahm laut Kaufvertrag vorn 24. Februar
1696 die Verpflichtung wöchentlich zu St. Johann eine b. Messe zu
halten: 1° für Abt Georg Wegelin; 2° dann pro Adm. Rl" Gabr i e I e
Bucellino piae memoriae gemelten Gotteshauses W olilmeritirten
Prioren; 3' pro R: R: P: P: et F: F: Weingarlensibus, welche an
der Zahl ein und zwanzig zu Veldkirch zu St. Johann gestorben und
begraben liegen. Nach Fellers Dizion. sforico. Venez. 1831,
Vol. II, 763 starb Bucelin zu Weingarten am 9. .luni 1691.
Kr soll nicht weniger als o3 Werke, meist historischen und
genealügisciien Inhaltes, geseilrieben haben, wovon nur ein kleiner
Theil gedruckt isl. Sein Hauptwerk ist die mehrgeiiannte Germania
topo-clirono-stemmatographica sacra et prufana. N'oll. IV. Augustae
Vindelic. MDCLV — iMDCLXW III , in denen er in allen Bänden wie
in so vielen anderen Werken sich Prior S. Juan. Bapt. in oppidu
Rheti» Supera- \ «Idtkircliensi nennt.
J
Der Genealog P. Gabriel Bucelin. 55
Seine Rhtetia sacra et prophana etc. Aiigustae Vindel. MDCLXVI
in der er, da er so lange im rliätisehen Lande leNle, besonders aus
den ihm nälieren Jahrhunderten viel Brauclibares, dann auch Stamm-
tafeln der alten und noch damals hervorragenden Geschlechter in
Graubiinden und Vorarlberg von S. 361 — 503 niedergelegt hat, ist
in Fanopoli (wie er in der Zuschrift Feldkirch nennt) geschrieben
und dem Senate und dem Volke dieser Stadt am 30. Jänner des
Jahres 1G66 gewidmet. Sein Benedictus Redivivus und sein Calen-
darium Ecclesiasticum Veldkirchense sind zu Feldkirch bei Johann
Hubsehlin 1679 gedruckt.
In der Bibliothek der Abtei Einsiedeln wird folgendes uiigedruckte
Werk unsers Pater Bucelin aufbewahrt: Gallia Mariana, h. e.
Regnum Galliarum longe amplissimum, potentissimum, vetiistissimum,
ante regnaorbis universi omnia, coelitumimperatricis ter augustissimae
vere proprium, etc. in hodiernum usque diem et horam chronologice
descriptum et comprobatum (Calmet Diar. Helvet. pag. 53 nach
P. Joller).
Anmerkung I zu S. 49. — Dieser Abt Georg verdient als
geborner Yorarlb erger unsere nähere Aufmerksamkeit. Er war zu
Bregenz, wo sein Vater Wolfgang Wo gelin Amtmann der öster-
reichischen Herrschaften Bregenz und liolieneck war, am 20. März
1558 geboren. Nachdem er sein Ordeiisgelübde im Stifte Weingarten
am 24. Mai 1574 abgelegt hatte, ward er zu den höheren Studien
nach Dilmgen geschickt, im J. 1583 zum Priester gCMeiht, am
23. Jänner 1586 zum Stiftsadministrator und nach des Abtes Johann
Christoph Ableben am 10. Novemlier d.'sselbtMi Jahres einhellig zum
Abte erwählt und starb am 10. October 1627. Er wird als die Perle
der schwäbischen Prälaten seiner Zeit und von den Seinigen als der
zweite Gründer des Stiftes gepriesen. Er >chrieb z^\ei Eoiianien
Libros Abbatiales. Sein Leben und Wirken bes(direibt Gerhard Hess,
Prior desselben Gotteshauses und vom J. 1785 an Statlhaller der
\\ eingarten'schen Herrschaft Blumenegg, in seinem Prodromus
monument. Giiellic. etc. seu Catalogus Abbalum Imp. mmiasterii
VVeingartensis |>. 298—429.
56 .1. U e r g- in a n ii
Dieser vorsorgeude Abt Georg kaufte in uiisejem Vorarl-
berg:
aj Am 31. Deceniber ICIO die vom Grafen Hugo von iMontfort
1218 gestiftete Malteser-Commende zu St. Johann in Feldkirch
um 61.000 Gulden, die er nadi Hess S. 426 im Jahre 1617 zu
einem Priorate erhob. Am 27. Jänner 169o verkaufte Abt Wili-
bald dieses St. Johaim der Stadt Feldkirch und verlegte das Priorat
nach Hufen bei Buchhorn am Bodensee. Die Stadt überliess es am
24. Februar 1696 dem Stifte Ottobeuern, dem es bis 1802
verblieb.
b) Kaufte er von den Grafen von Sulz und Landgrafen im
Kleggau um die Summe von 150.000 Gulden und 1000 Gulden
Leitkauf am 7. Februar 1613 die ihnen ferngelegene reicbsunmittel-
bare Herrschaft Blumen egg, welche dann zugleich mit Fulda,
Corvei und der Beichsstadt Dortmund und dem reiclisfreien Stifte
Weingarten, wie auch die über Blumenegg am Bergabhange
gelegene Stift Einsiedeln'sche Propstei St. Gerold und die Pflegei
Bendern im Fürstenthume Liechtenstein durch den Beichsdeputa-
tions-Hauptschluss ddu. Begensburg 25." Februar 1803 dem Eib-
prinzen NN'illielm Friedrich von Nassau-Oranien als Entschädigung
für die Erbstalthalterschaft zugetheilt wurde. Im secularisirten Wein-
garten ward nun der Sitz einer oranischen Begierung. Kaiser
Franz II. kaufte ddo. Lindau am 23. Juni 1804 (ratificirt zu Fulda
am 18. Juni) die Herrschaften Blumenegg und St. Gerold, welche
mit Vorarlberg durch den Pressburger Fiieden am 26. Deceniber
1805 an die Krone von Bayern und 1814 wieder an Österreich
kamen.
c) Abt Wegelin, dem als Bregenzer die Einträglichkeit der
weide- und holzreichen Alpen im Bregenzerwalde W(»lil bekannt war,
kaufte von Konrad v. Wilburger, .Animann des Gerichtes Lingenau,
am 23. Ajiril 1619 des.sen eigene Bossrechte auf dem äusseren
Scheiben im dermals k. bayerischen Balderschwanger Thale um
120 fl. rheinischer Münze, jeder zu 15 Batzen oder 60 Kreuzern
gerechnet; so auch im nämlichen Jahre zehn Bindsrechle im
Su herrschen G unten im Sibratsgräller Thale , dann vier Binds-
rechl(? vom Bregenzer Stadtanimann Theuring.
A n m e r k u n g II. die F a m i 1 i e Z ü r c h e r. S. 4. — Nach unseres
Genealogen P. Bncclin Bha*fia sacra et prophana p. 470 f. Iiiess die
Der Genealog P. Gabriel Biicelin. 57
Fnmilie Zürcher ursprünglich Guldenpock, war in Zürich hei-
misch, von wo Johann Guldenpock des Glauheuswegen nach Bludenz
auswanderte und den Namen Zürcher erhielt. Hier bekleideten
mehrere Stadtämter; so war Hieronymus Z. Bürgermeister da-
selbst, dessen Haus der Bösewicht Ulrich Hathgeh am 1. November
1638 aus Rache in Brand steckte, welcher fast die ganze Stadt ein-
äscherte; andere widmeten sich dem geistlichen Stande, von diesen
nennen wir Ulrich Propst zu Ardagger und Canonicus zu Augsburg
(f 1662), Franz Ulrich, Doctor der Theologie und Pfarrer in
Sündeibiirg bei Niederwallse in Ufiterösterreich; Magnus und
VVolfgang waren Capitularen in Weingarten, wie auch Wunibald
Zürcher, uns der bekannteste der Familie, der am 3. Februar 1603
geboren wurde. Er trat in's Stift Weingarten, legte am 24, August
1621 seine Gelübde ab, las seine erste Messe am S, August 1629
und ward nach dem frommen Andreas Gaist von Wildegg (-J- 28. April
1637) in dem durch das kaiserliche Restitutionsedict wieder her-
gestellten Kloster Hirse hau im Schwarzwalde am 5. Mai durch
Wahl zu dessen Nachfolger als Abt bestimmt. Im wilden Kriegs-
gewirre vertrieben floh er und rettete nebst anderen Schätzen auch
die lange verborgene Origitialhandschrift der Hirschauer Chronik
Johannes' von Tritlenheim (f 1516) erst nach Weingarten , dann
nach St. Gallen, wo zum Glücke eine Abschrift genommen wurde;
von da begab sich der Abt mit dies(>ni Kleinode nach dem Stift
Weingarten'schen Schlosse Bhimenegg, wo auch der Kurfürst
Maximilian von Bayern mehrere Docuniente abschreiben liess. Als
das Scliloss plötzlich in Brand gerieth, ward auch dieses Manuscript
von den Flammen V(;rzehrt und Wunibald, der kaum sein Leben rettete,
starb in Thüringen, dem Haupt- und Amtsorte der Herrschaft
Bhimenegg, am 18. Octoher 1664 ')•
Auf dem Fiissboden der Pfarrkirche zu Thüringen rechts vom
St. Andreasaltare gewahrt man den aus rothem und weissgeädertem
Marmor gi-hauenen Grabstein des Abtes Wunibald mit dem mit Inful
1) S. die Vorrede S. 3 dieser vom {;eleiirteii St. G:iller BiMiotheknr Hermiiiin Schenk
im J. 169U in zwei Folioliändcn herausgegebenen Annales llii-saugienses. Vgl. Hess
Prodrom, pp. 474 und 489, dann Udeph. v. Arx Geschichten des Cantons St. Gallen.
Bd. 111. 'iT4.
58 J- Bergmann, Der Genealog Gabriel Bueelin.
lind Stal) geschmückten vierfeldigen Wappen des Klosters Hirschau
und der Zürcher'sclien Familie nebst der Inschrift:
HIC POSVIT MORTA
ALES (sie) EXVVIAS RND
MVS (RevertMuiissimus). DN. DN. WV
VNIBALDVS (sie).
SACRAE. HIRS.
SAVGIAE (sie)
ABBAS. OPT. (imo)
VIVAT. DEO.
OBIIT. XV. CAL. NOV.
MDCLXIV.
Von ihm ist zu Thüringen ein Jahrtag mit einer kleinen Spende
gestiftet.
N a c li t r a g.
Auf eine Anfrage über P. Gabriel Bueelin antwortet Herr
Oberbibliothekar von Stalin aus Stuttgart, dass jener nach einem
Ölbilde , das in der Bibliothek zu Weingarten gehangen , am
28. December 1399 geboren und am 9. Juni 1681 gestorben ist.
Der Sterbeort ist leider auf dem Porträte, welches in Zap fs Reisen
in einige Klöster Schwabens, Erlaiig.Mi 1786. Tafel VI, S. 43 abge-
bildet ist, nicht angegeben. lUicelin's iManuscripte sind mit der Wein-
gartener Bibliothek in die königliche Handbibliothek gekommen.
Valileii, Zur Kritik Vristotelisclier Schriften. 59
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
(Poetik und Rhetorik.)
Von J. Vahlen,
coriesp. Milgliedc der kuis. Akademie der Wissenschaften.
I. Zar Poetik.
Die Poetik des Aristoteles liefert ein belehrendes Beispiel , wie
misslich es um Texte elassischer Autoren bestellt ist, wenn einmal
eine sogenannte Vulgata sich eingebürgert hat, die den Blick des
Kritikers an das Gedruckte und durch die Tradition Sanctionirte
bannt.
Aldus Manutius hatte lö08 in der Sammlung der griechischen
Rhetoren die Poetik edirt: die Handschrift, nach welcher er drucken
Hess, war nicht schlechter und nicht besser als diejenigen sind, zu
denen uns beute der Zugang offen steht. Aber in dem Be.streben, das
auch in der Verstünmielung unschätzbare Büchlein möglichst lesbar zu
machen, gestattete sich der Herausgeber zahlreiche Correcturen, die,
an der diplomatischen Grundlage gemessen, sich als unnötbig oder
als irri<r und verkehrt erweisen. Aldus' Hecension blieb nichts desto
weniger bis auf die neueste Zeit die Basis der Kritik, die im Grossen
und Ganzen unantastbar schien und nur in einzelnen zwingenden Fäl-
len verlassen ward. Gleichsam in erneuerter Auflage w;ird dieselbe in
der Berliner Gesammtausgabe des Aristoteles von Inunannel Bekker
aufgefrischt, der Aldus' Interpolationen in den Text setzte, die auch
in der Verderbniss die Spur der Wahrheit aufweisende L berlieferung
derllandschrilten in die Noten verwies. Entschiedener suchte Fr. Ritter
sich vom Aldus-Texte loszumachen, aber während auch er noch
häiiliger als billig in seinen Spuren wandelt, hatte er sich in dem
nicht glücklichen Gedanken einer Interpolation des Buches in grossem
60 V a h I e n
Massstabe zu fest verrannt, als dass er für die Kritik im Einzelnen
sich hinreichend freien Blick zu wahren vermocht hätte: und so fand
jüngst Biirsian in seinen schätzbaren Beiträgen zur Kritik der
Poetik (in Fleckeisen's Jaiirbiichern 1859) noch reichliche Gele-
genheit, Aldinische Lesarten zu verurtheilen und den verderbten
Zügen der Handschriften Besseres zu entlocken.
Aldus' Recension muss aufgegeben und die Kritik auf die Über-
lieferung der Handschriften allein zurückgeführt werden. Diese aber
ist eine wesentlich einfache; denn alle uns bekannten Handschriften
sind Abschriften ein und desselben Exemplars, die sich nur durcli
das Wehr oder Weniger von Sorgfalt oder Einsicht der Abschreiber
unterscheiden. Bekker hat mit sicherem Tact aus der nicht kleinen
Zahl drei bewährte Repräsentanten herausgegriflen, unter denen
wiederum demselben Pariser Codex, dem wir die Rhetorik in der
verhältnissmässig reinsten Gestalt verdanken (A' n, 1741), ein be-
vorzugter Platz gebührt. Jenes gemeinsame Stammexemplar enthielt
aber die Poetik bereits in der verstümmelten, am Ende und in der
Mitte um grosse Partien gekürzten Form und in der Zertrümme-
rung der ursprünglichen Ordnung, in der wir sie heute lesen. Sieht
man ab von dieser weit hinter der Quelle unserer Handschriften
zurück liegenden Gestaltung, über welche SpengePs und Bernays'
Untersuchungen Licht verbreitet haben, so ist im Übrigen die Textes-
überlieferung der Poetik in nichts verschieden von dem, was uns in
derMehrzahl Aristotelischer Schriften entgegenliitt. Um von gewöhn-
licljen Buchstabenverirrungen zu schweigen, kleine Lücken, welche
der Gleichklang der Worte oder, obwohl niciit so häufig wie Bursian
meint, die Unleserlichkeit des Archetypons veranlasst hat, in den
Text gedrungene Marginalnoten emsiger aber unachtsamer Leser,
worauf sich im Wesentlichen das Gebiet der Interpolation auch hier
beschränkt, Verstellungen und Wiederholungen von Wörtern und
Wortverbinduiig<M), dies und Ahnliches sind die Gebrechen dieser
Überlieferung, auf welche die kritische Heilmethode zu diagnosti-
ciren hat.
1 9. S. 1447 b 20.
Gleich ini ersten Capitel begegnen wir einer Stelle, in welcher
ein eigenmächtiger Zusatz des Aldus in den meisten Texten, aucli in
dem neuesten von Bekker noch steht, obwohl derselbe dem Ge-
danken des Aristoteles schnurstracks zuwiderläuft. O/Jioiwj $t xav ti
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 6 1
rig CiKCiVToc tv. ixirpoc fj-i'/vOc/jv tz'j'.O'.to Tr;j ^i.\y.T,nvj, y.'y.^y.r.zo Xci'.OY/ix'jin
inoiTid- Klvravpov iJ.'./.r'ny pa-^ojijj'av i^ 6cT:ävT'j}y twv fxirfjoyv, o-jy. r,ori
xoi.i KOiriXTiv npogocyopevriov. Sind die Schlussworte ou/. v;or/ zat ;:. ::.
richtif::, so muss, soll sich Aristoteles nicht seihst widersprecheM,
'das Prädicat noiolro Tr,v ixip.rj'j'.y nothwendig irrig sein; denn das
Anrecht auf den Namen Dichter ist an die /xt/jir^^t? geknüpft (vgl. n.
A. 1451 6 28), gleichgiltig, oh sich dieselbe prosaischer Rede oder
einer bestimmten Gattung von Versen oder der Mischung verschie-
denartiger Metra bedient. Vettori und Hermann suchten den Wider-
spruch zu heben , indem sie jenes Prädicat in sein Gegentheil
umsetzten: oü KorAro n^v ixiixr,'jv^ oder TTpoIotro r. ^u.. Allein um
von Anderem zu geschweigen, wer möchte dieser Fassung beitreten,
die auf dem willkürlichen, durch keine Handschrift unterstützten
Zusatz des Aldus ovx r,^-n basirt? Man beseitige diesen und Aristo-
teles' wahre Meinung ist wieder gewonnen. Denn obwohl er den
Wechsel der Metra im Epos nicht billigt (vgl. 1460 «2), so kann
er doch nicht umhin den, der in jener Form Nachahmer (,u.'.|jiv>ry;j)
ist, einen Dichter zu heissen. Es bleibt sonach nur ein sprachlicher
Anstoss zu beseitigen übrig, indem xai vor -o'.v;rr;v der Beziehung
ermangelt. Bursian rieth auf eine Lücke: der Satz sei zusammen-
fassender Abschluss der bisherigen Erörterung: es habe daher an
jener Stelle der Gegensatz der Versmischung, nämlich der Gebrauch
der prosaischen Rede erwähnt sein müssen: oix'jirjjg oi xav d -ig
änocMTO, rd ixizpoc ixi'yvvoiv noioTro rrjv ixiixr,G'.v . . . xav ( st TOTg loyoig
^cAoig y^pöjiisvog) /ro'.vyrvjv npogccyopvjTsov. Aber diese Auffassung
wird durch den Zusammenhang widerlegt. Die iKonoua (in dem von
Aristoteles angenommenen weiteren Sinne der Wortdiciitung) be-
dient sich zum Zwecke ihrer Nachahmung entweder der Prosa oder
der Verse , letzterer entweder im Wechsel der Äletra, oder indem
sie ein und dasselbe Mass stetig beibehält. Diese drei Möglichkeiten
der Form werden, zwar nicht in zifTermässiger Abfolge, aber der
Sache nach, im Folgenden begründet. Mimetische Prosa ist nicht
minder Dichtung als die in ein und derselben Versart sich bewegende
metrische Rede, wofern sie mimetisch ist; eben so ist drittens
Dichter zu nennen, wer im Gemisch mannigfaltiger Verse Mimesis
schalTt. Der Satz ö/j-otroj ok xav ii zig xtX. ist nicht zusammenfassen-
der Abschluss, sondern Begründung des driften Gliedes der Reihe,
und lautete ursprünglich so: öixoioig ot xav si rtg ocrravra rä. fxirpx
62 V a li I e n
ixiyvüoiy KOioiTO rrjv ixuj.y^'ji.v . . . xai {to'jtov) 7:rji.r,Tr,v kooc-
ayopvjviov. Der Zusatz toOtov wird von dei" Spr;iclie gefordert
(Politik 1283 b 25 xav ii-; r, rclzloug }xiv toO ivig iXdzTovq oi
TÖjv TzoXktLv xpsiTTOvg OiXJt roDv äXXoJv , to6tovc «v ^ioi Kvpiovg zi-vai',
\^\. Z. 18 und 23); dass sich dasselbe in einigen Handschriften
(nicht den Bekker'schen) fjefunden, beweist, dass man das Erfor-
derniss desselben schon ehemals enipfunden; denn in dem Arche-
typon fehlte es ohne Zweifel ebenso wie in der Mehrzahl der daraus
abgeleiteten Handschriften.
V 4. S. 1449 b 9.
In dem Abschnitte über die Unterschiede der Tragödie und
des Epos harren noch immer die vielbesprochenen Worte -h p-iv o\jv
inoTlouoi TYj rpocyuidicf. p-ixp'- p-ö'JO'j (xirpou ixsyaXo-j p.iixY)aig sivat
CKOvoaioiv rinoloO^r^asv einer befriedigenden Erledigung. Gleich
irrig ist die Meinung derjenigen, welche die Worte p.ixP'- ^'•°vo"-'
liiTpou iKsyälou als Interpolationszuthat aus dem Texte zu entfernen
heissen , wie derjenigen, welche dieselben als keiner Änderung
bedürftig in Schutz nehmen. Wenig wäre, selbst wenn sie sich
bewährte, mit der seit Aldus in den Texten stehenden Besserung
IxiTpo'j fjLerä loyov geholfen. Aber da der "Xoyog zwar ohne juerpov,
dagegen ixsrpov nicht ohne "koyjg sein kann, so hätte Aristoteles wohl
XÖ70U ixsTcc jDLSTpo'j (wic 1451 b 3 hropia fj-STOc juieTpou) nicht aber
fj.iTp'y'j jusrä löyou schreiben können. Von jener Lesart als von der
handsclirifilichen Überlieferung ausgehend, schrieb Hermann /ji.£XP'
ixovou \xirpo\> y.a.i. Xöyou, worin er l>-ixpi in exciusivem Sinne, Xöyog
abiM- in der Bedeutung änayysAia d. i. narratio fasst. Gäbe man
diese Deutung des loyog zu , so würde Aristoteles das Unterschei-
dende jener beiden Dichtungsarten, das im Folgenden erörtert wird,
in die Bezeichnung des Übereinstimmenden hineingetragen haben,
und während uns /jlövov <li'n ganzen Unterschied erwarten lässt,
sehen wir bald nachher, dass ausser dem Versmass und der Erzäh-
lung noch ein dritter durch die Ausdehnung begründet wird.
Betrachten wir die Form d^^s ganzen Satzes, so scheint klar,
dass in den Worten fJ-r/pi — [xiix-noig eivoci anourJaiuiv die Grenze
bezeichnet ist, bis zu welcliei- Epos und Tiagödie gemeinsam gehen:
ein Gobraiieh von jJ-iXP'-* <h'r dem Arisf(»teles sowohl sonst nicht
fremd ist, und in derPoetik selbst einBeispiel hat 1451 n 11 dsi juisv
0 lJ.£iCoiv IJ-i'Xpi ToO 'yjvor,loc zhc/j. y.yXK'.'jVj i^ri /.«Tä tö ixiye^og. Vgl.
i
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 03
Topik VllI lös Ä 7 (J-i'/pt jjbv ouv toö evpeXv töv tökov o/jioioj? toO
(piXoGOfOD xal 70Ü diCc'ksxTix.oü n c/J^ig , to rV r^ori tocüzcc TccTTStv y.y.i
ipuiTYJiLccTi^s'.v toiov ToO rj'.cilzy.T'.xoü. Von jj-ixp'- war also als Haupt-
begrifT ixi[xrtacg eivai a;ro'jo. abhängig und in den verderbten Worten
eine weitere ßestimniung der ij.iixrjaig gegeben, die keine andere sein
konnte, als dass sie sich überhaupt des Metrums gleichviel welches,
ob unreines oder mel)rerer, bediente. Auf die Nothwendigkeit dieses
Gedankens ist Bursian's Vorschlag gegründet: jxiypi [xi^jo-j zoO iv
jULSTpw ixiixr,aig zhai gk., der mit einer V^erniuthung Tyrrwhitt's
übereinkommt, nur dass dieser den Zusatz iv mit Grund für unnö-
thig gehalten hat. Aber einmal hat die Tilgung des psydAci-j , worin
Bursian eine man sieht nicht recht wie entstandene Dittographie
erkennt, keine Wahrscheinlichkeit, und andererseits ist, da durch
IJ-iypi roD der terminus ad quem mit ausschliesslicher Bedeutung aus-
gedrückt ist, der Zusatz j^ovou überflüssig. Diese negativen Bemer-
kungen über Bursian's Versuch enthalten zugleich die positive Be-
gründung des folgenden: yj [xtv o\Jv iKonoua rri Tpocytxiöia: ixiypt.
IX iv Toü /J-irpo) xa.S'öXo'j ix'i.[x-nGig tlvc/.'. gkovouIwj rr/.olo\j^r,GzV.
Dass /JI.SV roi) (auf welches neben /j.övou roO auchTyrrwhilt gerathen)
aus jULÖvou hergestellt werde, wird Niemanden gewagt erscheinen:
\xiv aber ist im Gegensatz zu dem folgenden tö) ^s eben so passend
als i).övo'j unangemessen war. Nichts begreiflicher ferner, als dass
ein nicht sehr weitsichtiger Abschreiber in i).i'ypt tou ixirpcx) glaubte
der Construction durch den Genitiv ixirpo-j aufhelfen zu müssen.
Endlieh gibt xa^oAou (das ich einer im Übrigen nicht beifalls-
würdigen V^ermuthung von Bernays entnehme) die hier nothwendige
Andeutung, dass Tragödie und Epos nur im Allgemeinen in dem
Gebrauch metrischer Bede übereinstimmen, während die Art des
Versmasses einen Unterschied begründet.
Auch die folgenden, die Verschiedenheit jener beiden Dich-
tungsarten erläuternden Worte bedürfen einer Nachbesserung. Tw
di TO ixizpov anlom iyjiv xxi dKocyys'kiocv sboci, tccOty) §ia'fipov(Jiv. en
de T(i) ixr,x£i • y) fxev ydp öti jULaXtara nsipöcTO.'. und ixiav mpiodov v^Xiou
dvac ^ [xixpov i^akXdTTSiv, yj oi inonoua döpiarog tö) ;(oövw, xaj
to6tw Qic(.(j/ipzt.. Die letzten Worte nämlich xai r. oia'f., ob sie auf
die epische Diciitung allein ('und darin unterscheidet sie sich') oder
auf Epos und ^'ragödie zusammen bezogen werden ('und darin
liegt ein Unterschied'), sind in beiden Fällen ein nachsclileppeiuler
G4 V a li I 0 I)
Zusjitz, dessen man am liebsten ganz entledigt sein möchte. Allein
anfeine andere Auffassung fühit die Notiz, dass ausser in anderen
Handschriften in dem Pariser Codex, den wir als den treiiesten Hüter
der echten Überlieferung betrachten , 7x0 nach yj txtv fehlt. War
aber dies kein selbständig begründender Satz, so dürfen wir die
Worte in §1 rw txYi/.ti . . . /.xi roOrui oia^i^u als Hauptsatz zusam-
menfassen, in welchem xai nicht 'und' sondern 'auch' bedeutet, und
t56tü) eine nach dem Zwischensatz nicht unpassende Wiederauf-
nahme des Nomens ixrr/.zi isf, ungefähr wie vorher töj iy^iv — zxÜTrt,
und besonders häufig ein Casus des Participiums durch den ent-
sprechenden des Pronomens wiederholt wird. V'gl. Politik 1329 a 9
vKOjj.ii'i'.v dpy^oixivovg dsi. Poetik 1449 n i 6 yd^j Rlao^iT/jg ä^/dAoyov
eX^i, coj/Tsp 'IX'.a, xcci ^O^iioaticx. npog räj roaywotas, oötoj xat oOrog
Tipog rdg x.'joiui.ojoj'a?. Ferner hat die Dill'erenz im Numerus des Verbi
TW o£ oici'fipouaiv und tw /j./}x.et oiafipn eine zutreffende Analogie in
der Poetik selbst 1451 b \ 6 ydo i(jropinig y.cA 6 noir^rng ou tö) yj
iixixeTpa Aiyv.v r, äp.-zpy. oix'fipCi-JGiv . . . ä/Xä To6rw o'.xfipsi, to)
TÖv ij.iv -cd yevöix-vx liy-tv, t6v oi oia. dv yivoiro. Wir werden sonach
für den Zwischensatz eine andere Verkmipfung als die durch ydp
suchen müssen, und vielleicht genügt es zwischen /j-v^xet und yj /jiiv
ein f/ einzuschieben: ij'. oi tö) /xi^xst, (»3)1^/ }J.iv ort juLäAtara izstpäroci
vno [xiav Kzpioortv -öAlo-j so/at >5 iiupov i^aAXarreJv, r^ di inonottx dopt-
(JTog T'I) '/jjöv'jo, y.xi rovroj rj'.oc'fipsi 1).
Wie wir hier auf Grund der Übeilieferung ein ydp getilgt haben,
so muss 1448 «31 dieselbe Partikel nach handschriftlichem Zeug-
niss in den Text gesetzt werden. A'.o /.ocl ävn;ro«oOvrat rfig ts rpoc-
yjyjixg /.yj. TYtg x'jjju.'jj'S'tas' oi \oipitlg' Tf,g }xiv ydp xwjuwoias' oi Msyx-
ptlg . . . v.a.1 Tr,g Tpxyfiioixg evtot tcüv iv llsÄo/tovvy/^oj. So nämlich
*) VieUeiflit ist auch 14 4'J b 6 rt'j <?£ ;r(iO!TWjra a;r£'5oJX£v . . . yj'/vdvjrat. rd dk
fx.y3oii; tcouvj 'E;ri^app.oj xai 4>dpfAtj. tö /xsv ouv ic, «p^^i £x2tx£Xias -^"kSsv,
tC)v 8k 'A^i^vYj^iv Kjiäryj; npCtTog i^p?^-* • • • xa^dXoy ttoieiv K'j-j'j'jg xat fAu3ous
«las roll den Haiidsclirifleii nicht gebotene ovv zu til^reii und zu construiven x6
^L'jä'j-jc TTOCEiv, rö /ji£v £x 2;ixi),ias i5)3cv , rwv öi 'A.^i^vy;7iv xrX. Die beiden
Oichlernainen '\LnlyaL^j[i.'Ji /.al *^''jü[Lig Hessen sich dann vielleicht durch ein hinter
rrotEiv einzuschaltendes oiov in die Construclion einfügen: TÖ 5s ^u3ouc ffoiEiv,
{ ofciv ) 'Kri/ap^o, xäJ Odofxif, rö (xiv ex StxEX'ia; i7).5£v, twv 8k 'A3i^-
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 65
TYii ixiv ydp geben ausser einigen Medfceischeri und anderen Hand-
schriften von den Bekker'schen die Pariser A" und die Vaticanische
B'. Es entspricht aber diese Art der Erläuterung, bei der das Ver-
bum des vorangegangenen Satzes ergänzt wird, der Weise des Ari-
stoteles. Vgl, Rhetorik 1373 b 22 oio y.cci rd'ny.nixci-a y.ai t« rjr/.cc'.-
tiilxciTcc ^r/Qq inriv dotx.eiv y.ce.'. ^ty.a'.oTtpayelv r, 'yäo ;roö? Iva xai
tiypfJiiivov Y} npog rö xotvöv sc. irjzi-j do'.x.frv ■/.oli oi.y.y.ior.py.'^i-y.v. iSicom.
Ethik 1162 rt 2 dvs^toi §i y.cä oi Xo'.noi G-jyyr^-li ly. roOroJv ^-jv/j-
v.tioi'i^Tca.i' Tö) yccQ olt.o toDv a-Jrwv ihy.i.., und in der Poetik selbst 1460
b 10 <T\)ä.y/.rt iKiixüa^cit rotcDv ö'vtojv töv dpi^fx'^tv h zi du' rt ydp oloc
riv Vi iiTtv, Y) ola farji xal ooxeT, tj olcc eivcci osL
VllI 4. S. 1451 a 35.
Die Vorschrift, die Theile der Dichtung so anzuordnen, dass
Wegiialime oder Verstellung eines derselben unmöglich sei ohne das
Ganze zu alteriren, erläutert Aristoteles mit den Worten o ydp izoogov
Y) [kTt npoqov [xrjdiv noal iniorjXov^ o-joi ixoptov roO oko'j irjrb, die man
gemeinhin so erklärt, 'kein Tlieil des Ganzen ist, was, oh vorhanden
oder nicht vorhanden, nichts deutlich macht'. Aber geht dies von dem
npoqöv allenfalls an, so ist es von dem ju.// r.poqöv verkehrt. Ein Avenig
näher würde dem Aristotelischen Gedanken kommen, wer erklären
wollte, was, ob vorhanden oder nicht vorbanden, nichts Ersicht-
liches bewirkt'. Aber auch dann möchte man fragen, warum Aristo-
teles nicht lieber habe ohne Einschränkung seinen Gedanken so for-
muliren wollen, 'was ob es da ist oder fehlt, nichts bewirkt, ist kein
Theil des Ganzen'. Und diese einzig passende Deutung gewährt die
Lesart, welche ausser einigen anderen der Cod. B' überliefert: o . .
jiXYjosv jrojst, inid-nAo\> (lyg oui^k fxöpiov tov okov iarb. Ein kleines Be-
denken erregt noch inioYjlo-v, das üherhimpt bei Aristoteles selten, in
jener Verbindung nicht vorzukommen scheint. Ist also das praelixum
im aus Wiederholung der letzten Buchstaben von koui entstanden,
oder ein mit ixr)oiv zu verbindendes ti herzustellen (,uv;oiv -etil rt,
of,lov o)?)? über juv^oiv t'. vgl. Rhetorik 1378 h 13 oix oi txr.di-^ rt
Tt /JltXOÖV.
XI 9. S. 1452 6 9.
Am Schlüsse dieses von der Peripetie und der Erkennung han-
delnden Abschnittes liest man die Worte: A-Jo juisv o-jv roO ^xü■^Qv
}i.ipr) nspi tccOt' ijrt, ntpiKizv.ot. xai dvocyvüipijK;, zpirov di ;:ä5oc '
Sitz!,. .1, piiii.-i.ist. ci. xxxvni. na. i. ntt. .H
G 0 V n li I e II
TO'jTOjy 5s ~£pi~iT£ioc JU.SV xa{ äva^vcooKTf? stov^Ta«, /rä^o? ^^ ^rrrt ff^ä-
tts y^a^ortxyj r, ö^-jvripä. Mit Hecht inihm Bursian an nspi Anstoss,
das er, so wie schon vor ihm Miulius, getilgt wissen wollte. Denn
allerdings kommt es dem Arislotcles hier nur auf eine Aufzählung der
drei 'J'heile des Mythos an; es möchte auch schwer sein bei der
Lesart rzspi raO-a für das Pronomen eine passende Beziehung zu
linden. Allein wenn Aristoteles die drei Theile des Mythos so auf-
zählt, dass er die beiden ersten zusammenfassend hinstellt und ihnen
den dritten besonders anfügt, so müssen wir glauben, er habe mit
jenem Satze dvo fxiv ouv toö ixu^o'j ixipri raör" ecJTi, nepiniz. ■/.. öivciyv.
zugleich wenigstens die vorangegangene Erörterung über Peripetie
und Erkennung abscbliessen wollen. Aber dagegen sprechen sofort
die Worte to6twv oi nspinirsix [xiv y.ai d-uocyv(lipt<7ig dpYtTxi, welche,
indem sie selbst auf die vorhergehende Besprechung hinweisen,
zugleich andeuten, dass ihnen eine generelle Bezeichnung der drei
Theile des Mythos vorangeschickt war. 'Der Mythos bat drei Theile,
TTtpiKirsia, dvocyyö)pi<jig und nd^og. Von diesen ist nepiKireioc und
dvccyv. besprochen. Das 7:d^'jg aber ist' u. s. w. Um diesen hier
allein angemessenen Fortschritt des Gedankens zu gewinnen, wird man
schreiben müssen : Autoü [xiv ouv toö ixO^ou [Kipri zpia raOr" eart,
nspiTziTSici, y.ai d\>a.yvöjptaig , zplrov oi nd^og. toütcov di nspiTziTSia
lj.iv xxi dvocyi'dip'.O'.g sipr.Tat ^ Tzdd-og o' k'^vi rzpä^'.g xtX. Zufall und
Absicht scheinen sich die Hände gereicht zu haben, um jene Form
iti die der Überlieferung umzuwandeln. Einen Theil der Schuld trägt
wohl die Anknüpfung des dritten Gliedes durch rpirov de, der es
jedoch nicht an Analogien fehlt, wie Nikom. Ethik 1095 b \8 Tpelg
ydp shi ixdhoToc oi npou'/ovxsg, o n vOv dp-n\xhog i(.ot.i i TroXtrtxö? xod
TCiiTog 6 dsoipr/Tixög , und Politik 1341 6 40 ;rXetovwv y^dpiv ^ xai
ydp nociOiiag s'vexsv /.ai y.cc^dp'JS'jig . . . rpirov oi npög diocyjiyriv^ an
welcher Stelle die von Spengel für nothwendig befundene Änderung
schwerlich bei Vielen Beifall finden wird, und Bhetorik 1356 a 22
Taüra imi Xaßeiv toö a'jWoyiaaa^an (Ji/vajuevou xai zoO BBUipftOai
nepi Tct YtSr^ x«t rag dptzdg xai TpjTOv roO nspi zd n-d^yj. Vgl. noch
Poetik 145(j a 2. AötoO aber (das übrigens von Aöo nicht so fern
liegt als es auf den erstcti Blick scheinen mag) deutet auf den Gegen-
satz zwischen den Theilen der Tragödie, deren einer der Mythos ist,
und hinwiedcrnm den 'rii«'ilen des Mythos seiher.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 67
XV 1. S. 1454« 16.
Nach Abscliluss der Betrachtung des Mythos wendet sich Ari-
stoteles zu dem zweiten [j-ipog der Tragödie, dem riSog Ilzpi rJi rd
f/^yj TSTTocpä ioTiv wv Ozl (jro-/_d^£r7^ai, £v p.£v y.cii Tzpöjzoy oKoyq XP'^''
nrd fi. 'itv. oi rj^og [xh id\>, uignip iAi^^rj, Krj'.r, fcivspdv 6 löyog y; vj
Tcpd^ig Kpocäptaiv Ttv«, [(^axtlov }xiv idv yaOXvjv,] ypTtOrov o id\) yon-
(TT/jv. In diesem Satze sind die eingeklammerten Worte yaüXov —
i^ictiilr,^^, die nicht den Handschriften, sondern der ed. princ angehö-
ren, wie längst bemerkt , aber nicht von allen zugestanden u orden,
zu tilgen. Das erste Erforderniss, sagt Aristoteles, ist dies, dass die
Charaktere sittliche seien. Charakter überhaupt ist gegeben , wenn
im Worte oder in der Situation sich eine bestimmte Wiljensrichtung
der Person ausspricht, sittlicher Charakter, wenn eine sittliche
Willensrichtung. Es entsprechen sich sonach i'^ci f/^oc ixh und ypn-
aro-j ok wie das allgemeine und specielle, und innerhalb dieser Ent-
sprechung bleibt für den nichts werthen Charakter kein Platz (vgl.
Rhetorik 1361 b 36). Zweitens müssen die Charaktere den Perso-
nen angemessen sein: osOTSpov oi rd dpixorravTcc' sdTi ydo dvoosiov
/x£v TÖ Ti^og dW' ovy dpixörrov yui)oci.y,i t6 dvopei'av rj dtivr,v sh&i.. In
diesen Worten liegt ein Verderbniss, das damit nicht gehoben wird,
dass man mit Hermann den Artikel ro vor rjBog in rt verwandelt.
Denn die Begründung erheischte den Gegensatz nicht zwischen dem
Charakter überhaupt und dem angemessenen, sondern zwischen dem
sittlichen und dem angemessenen. Die Forderung der Sittlichkeit
des Charakters genügt allein nicht, denn ein sittlicher Charakter
ist darum an sich nicht auch schon ein angemessener. Daher schrieb
Bursian eart yäp ävö/sctov xpr,azo^) -n^og d)X ovy dp[j.6-Tov ywxul
TÖ «voö. Allein wer wird es glauben wollen, dass ypriiTiv in /xiv rö
verderbt worden, zumal juisv dem richtig gefassten Gegensatze so
treffend dient, dass man es schwerlich entbehren möchte. \>'ollte man
aber, um dies zu wahren, loxi ydp dvdpsio]/ (ypr^aToy) [xiv rö Cti)
r/^og schreiben, so würde der Artikel nicht minder als das Indefini-
tum überflüssig oder irrig sein. Erwägt man endlich, dass, wenn
dvdpslov Subject war , die Worte tö dvapsiav r, osii/yj-v etvai ein
schleppender Zusatz sind (denn es genügte zu sagen: Tapferkeit ist
ein sittlicher Charakter, aber nicht angemessen für ein Weib), so
wird man , um dem Aristotelischen Gedanken die zutreffende Form
zu geben, auf folgende Fassung geführt: dsÜTspov di rd dpixÖTzovTO.-
5»
68 V a h I e II
£jr{ yocp y/^r, 7TÖV /xiv rö r,^'jc, öCfX v^y^ äptJ.6T-ov yjvoci/.i tö dvdpiiav
Y, Oi'.vyjv S.VJU.I. Die etwa sich iiafluirängeiuleii Bedenken sind
unsclnver zu hescliwichtiji^eii. Erstlic-Ii ist tan, wofern man jiidit
ein auch sonst bei Aristoteles nnansyedrückt gebliebenes s.lva.1 ergän-
zen will (£7T£ yäo y^tYi^Ti^ (xiv etvat 70 r^^og), in ähnlich prägnantenri
Sinne, wie in dem kurz vorhergehenden Satze: s'jti oi (sc. ^^pr/sröv
r.^og^ iv i/.d'jTUi yc'ver xxi "^arj ^wri toxi ypr,a-r, y.cä doOloc , zu
fassen, den wir durch 'es kann . . srin* wieder gelien. Ferner ist an
der unmiltelbaren Anknüpfung der nur zur Kxempliflcirung die-
nenden Worte yjvar/.i tö d-i/dpeiav kein Anstoss zu nehmen; wir
würden allerdings ein olov yjvix'.y.'. to dvrjpsiav . . eivat erwarten;
dass es aber dem Aristoteles gestattet war das concrete Beispiel
direet, ohne Verbindung durch clov, mit dem allgemeinen Satze
zu verbinden, zeigen Beispiele, wie Rhetorik 1375 b 20 xcä in iv
Toüg äyAaig Tiyyaig oü XuatrsXsi na.pcn'JOfiCso^ai töv larpöv • ou ydp
ToacOro ßlÜTiTii Yj dp-CicpTia roO iciTpoO o^ov ktX. , wo töv taxpov zu
tilgen nicht minder unrichtig wäre, als vor demselben otov einzu-
schieben; und 1398 a 9 oel 0' vrcapy^siv /j-äXXov av doxcövr« ddiüi)-
09.1 ixstvov £1 dt jULy;, yeXoiov av fa-jsiY^^ si npog ' A.piQxÜ0Y,v /.cczy^'^O'
poOvra Toü-ö ng dmuv y.rA. Endlich ist das Verdeibniss selltst
in der bei Aristoteles nicht singulären Art entstanden, dass der
erklärende Zusatz dvdpslov , der hinreichenden Anlass in der Stelle
fand, das echte Wort verdrängt hat. Kin ähnlicher Heigang hat, wie
es scheini, 1450 a 9 das ursprüngliche otävotav, ^v öaoig XiyovTsg
dnoosixvüaai ti y, dTio^a.>.vov70(,'. y.cx.3oKo-j in die überlieferte Form yi
x.ai dnof. yi/öiixYj'j verderbt. Denn dass yvw/r/^v Znsatz, xa.5öAou das
ursprüngliche sei, bemerkt mit Recht unter Vergleicliung der ent-
sprechenden Stellen des Aristoteles Bernays Rhein. Mus. Vlll 575 A.
Das 'ungeschickte' xat möchte indessen vielleicht auf die nicht sel-
tene Verwechselung der beiden Partikeln ^ und y.ai zurückgehen 1).
Aber auch sonst fehlt es an dergleichen interpolatorischen Ziithaten,
ohne dass durch sie ein ursprüngliches Wort verdrängl ward, in der
Poetik so wenig, wie in anderen Aristolelischen Büchern. So ist
14G0 a 11 das längst als Glosse bezeichnete r/^ic: neuerdings auch
%
1) Vielleicht ist auch Rlielorik 139j n 7 mit »iniiitii^Minji eines xa.^o">ou iii schreilien:
Xo'j > . xa3c('Xou $e y-v ovtos x.aäölov eirs'v p.a'X'.ara aofxoTTEt xtX.
,8
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 69
von Bekker in Haken gesetzt worden. Nicht minder zuverlässig,
obwohl bis jetzt nielit bemerkt, ist eine Glosse 1458 b 21 dvn
xvp'io-j siüj^.ÖTog ylüJTTav ; denn nur eins von beiden, /.votov oder
ei(t}^6Tog, schrieb Aristoteles; welches das ursprüngliche, ist schwer
( zu entsclieiden, doch macht es der dortige Zusammenhang wabr-
scbeinlich, dass das weniger oft gebrauchte dot^og durch das häu-
figer wiederkebrende xOp'.ctv erklärt ward. Veigl. 1458 b 4 und S.
Ob Bernays a. a. Q. 574 recht daran gethan hat, 1456 a 36 ixipri ds
ToOruiv TÖ TZ d.T:odeiy.y(jva'. xal tö XOelv xai xo nd^r, Kxoci(7y.£ud^z'.v,
oiov ekeov r} ^ö^ov 77 opynv Kai o'jo. TOiuvra, xat itt iJ.iyzd'og y.a,'. ixiz-pi-
Tvjra, K6.^r, als Glosse zu tilgen, ist sehr zweifelhaft; denn während
dnodsuvOvcc'. und Ivsiv (beweisen und widerlegen) sich wohl ver-
binden, will Iveiv und n^apaaxs'jaCsJv in der Anwendur.'g auf [j.iyz5og
und ixizpOTTiVcc sich nicht recht schicken. Dagegen möchten 1448
«16 die Worte [jj.ixrt'ja.izo av ztg eine aus Z. 19 genommene unge-
schickte und bei genauer Erklärung unrichtige Ergänzung der Con-
struclion sein. Denn die Verbindung der Sätze ist diese xat •^ot.p iv
op'/Ti^^'- "«' aCilrjasi y.xi y.iBccpiav tan. yzvia^cci zaii-ag zag d'vop.otö-
Tr/zocg. xoci nzpi zovg Xoyovg os. y.cci zr,v ^ilop-tzpiav . . Qp,oi(j)g ok y.ai
ttspi zoig ot3-vpäp.ßovg y.ai nspi zoiig vc/j.o'jg (sc i'art •ysvi'J^-. z. z.
dvoixoiözr^zag) , woran sich weiterhin passend sv zfi (xvzyj ^U diafopä.
xat Y] rpayoidicx. npog zr/v xw/xcooiav oiiazrjXEV anschliesst.
XVI S. 1454 ö 19.
In den Einzelbestimmungen über die Weisen der Erkennung
ist theils durch die Verderbniss der Überlieferung, theils in Folge
der Lücken, welche die Zeit in der griechischen Literatur gerissen,
manches dunkel, einiges der Art, dass, falls nicht der Zufall oder
ein günstiges Geschick uns neue, bis jetzt vermisste Daten in die
Hände spielt, völlige Aufklärung nicht zu holTen ist.
Aristoteles zählt die verschiedenen Arten der Erkennung auf.
Erstens die unpoetischste von allen, die durch Wahrzeichen vermit-
telte (ora <7r;jL«.S£wv) , sei es angeborene oder erworbene, und unter
diesen entweder dem Körper anhaftende, wie Narben, oder äusser-
liche, wie der Halsschmuck und dem Ähnliches.
Die zwcte Art bilden die vom Dichter frei erfuiuienen, den
Personen, die erkannt werden sollen, nicht anhaftenden, sondern
ihnen vom Dichter zu ihrer Beglaubigung in den Mund gelegten
70 V :. 1. I e n
\V;iliizeiclien. Ein Beispiel dieser Art gibt in der Tsiurischen Iphi-
genie die Erkennung des Orestes, die, im Gegensatz zu der Erken-
nung jener von Seiten desOresles, nur durch das bewerkstelligt
wird, was der Dieliter, unabhängig vom Gange des Stückes, den
Orestes behufs seiner Anerkennung vorbringen lässt. Z. 30 Asvre/iat
Os ai TZzK'j'.rjixivcii ÜKO toO TZoir^TOÜ, 016 ärr/yoi' olo-j 'Opiorrtg iv rrj
'Ifiyeveiex. dvsyvdjpiie rrjv äo^eXyyjv, dvayjoi^ia^dq xjtz ixe'ivr,q- iy.zLvi^
ju,£v yap 01% 7r,g iKiaroArig, iy.elvog ok dtä. artixsioi)/.' ra'jra o-jv avTÖg
).iy£i ä ßn-jliToct 6 noir^TTiC, a/X oü^ 0 (xv^og- dt6 iyyx/g Tr^g £iprjij.i-vr,g
ä.tx(xcjTi!x.<^ liriv • i^r,v yäo av svtcz v.oii ivey/.eiv. Die sachlichen Un-
richtigkeiten in diesem Vulgattext, die durch keine Erklärung besei-
tigt oder verdeckt werden können, bedarf es nicht im Einzelnen zu
prüfen, es genügt der Vulgata die einstimmige Überlieferung der
Handschiiflen gegenüber zu stellen, um zu überzeugen, dass jene
keineswegs die Hand des Aristoteles wiedergibt, und zugleich an
einem eclatanten Beispiele zu zeigen, mit welcher Freiheit der Text
bei Aldus nach Gutdünken zurecht gemacht worden. In den Hand-
schriften, nicht blos den Bekker''schen , steht: olov 'Opiirr^g iv rrj
'I'^r/Eveta dvsyv&jp'.o'sv oti 'Ops^rrj?* ixdvrj }j.iv yap oi(X Tf,g e7iiaT0Ar,g,
t/.tlvog oi avrög Xiytt a ßrjOltToci 6 7:oi.r,T7jg alX oi);( 6 tj-v^og. Diese
Überlieferung rieth Spengel dem Aristoteles ohne weitere Besse-
rung, als dass a:/t'piopio3r, statt ä-viy-joipiovj geschrieben werde, zu
restituiren. Und die passive Form wird allerdings durch den Zusam-
menhang gefordert, es müsste denn ävayvoj&i'^etv in der Bedeutung
'sich zu erkennen geben' gesagt sein, was Ritter seinem Interpola-
tor, ein neuerer Übersetzer dem Aristoteles selber zutraute. Allein
die Worte ot. '()piarr,g sind in jener Verbindung ein unnützer Bal-
last, der dem Aristoteles schwerlich aufzubürden. Bursian meinte
daher, es sei, um den Zusatz erträglich zu machen, vor demselben
eine Lücke anzunehmen, in der etwa Folgendes gestanden habe:
'Or>£(7Tr,c . . dvtyv'jip'ia^r, {'jnd Tr,g doslfrjg ni'juv doug) ou 'Opi-
arng. Aber abgesehen davon, dass sich Bursian's Annahme mehr-
facher in Folge der Unleserlichkeit der Originalhandschrift entstan-
dener Lücken nicht bewährt, würde eine Ergänzung dieser Art eine
der Sache nicht förderliche Wieiierholiing mit sich führen, denn
das dort Gesagte kehrt nachher in den Worten ixslvag aurdg liyei
ä ßoJÄcTat 6 T:'jtr,7r.g wieder. Aristoteles stellt vielmehr zunächst
allgemein den Satz hin wie Orestes in der Iphigenie erkannt wurde'.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 7 1
um sodann im Folgenden die Art dieses Erkanntweidens zu erläutern
und zugleich durch den Gegensatz der anders beschaffenen Erken-
nung der Iphigenie von Seiten des Orestes in's Licht zu stellen. Auf
das Richtige, wie ich giauhe, führt die Erwägung, dass eine Bestim-
mung, wie die in den Worten r,xi 'OpiaTV;? enthaltene, die an jener
Stelle überflüssig und störend ist, in dem folgenden Satze iy.ilv^q oi
aurog \iysi ä ß. 6 n. eiier vennisst wird. Denn zu welchem Zwecke
sagt Orestes, was ihn der Dichter sagen lässt? Offenbar um sich als
Orestes auszuweisen. Also schrieb Aristoteles : oiov 'OpiaT-nq ev tyj
'I'^'-^sveta ävsyvojjOtj^vj • ixsiv-n [xiv yäp dia. tyjs intGroXyig^ iy.sivog oi
ÖTt 'OpidTTjg auTog 'ki'^si ä ßoOXsr«'. 6 noirirr,g. Den Sinn jenes
ort können wir deutsch duich 'zum Beweise (oder 'dafür') Hass er
Orestes' wiedergeben; ein Gebrauch dieser Partikel, der auch bei
andern griechischen Schriftstellern, aber, wie es scheint, mit Ein-
schränkung auf eine bestimmte Verbalform vorkommt (vgl. Krü-
ger's Gr. Granuu. 65, 1 A. 6), die für Aristoteles nicht gilt. Man
vergl. Nikomachische Ethik 1152 b 22 ötj o vj/. apiOTOv r, r,oovrty
ort o-j TiXog dXkdt. yi\/£G'.g. Die beiden ort sind von einem , wie der
Zusamnienliang der Stelle nachweist, zu ergänzenden li-jovji. oder
Xexreov abhängig und das Verhältniss der beiden Conjunctionen lässt
sich etwa so ausdrücken 'dafür, dass die Lust nicht das Beste sei,
macht man geltend, dass sie nicht Zweck, sondern ein Weiden sei'.
Rhetorik 1376 a 2 ntpi roüv SGOixivoiv y.al oi ;;(p;j>a/j.oAöyo'. (sc. ju.dp-
Tupsg), olov Qsp.tGT'JxXrig , Sti va'jju(.a;(r/T£ov, to £'jXtvov reiy^og Xs^wv.
Die Art des Verderbnisses, dass durch Abschreiberversehen ein
paar Worte von ihrem Platze gerückt und an falscher Stelle einge-
schoben, ist nicht ohne Beispiel in der Poetik. So sind jetzt in dem
Bekker'schen Texte 1452 a 3 die Worte raüTa di ybirut xal u.dhnzx
xai ixäXXov otocv yivrjTxi napcc ryjv oö^av , of äXXy/?.«, an welchen
Biirsian sich vergeblich bemülite, nach Fr. W. Reiz' Vorschlag durch
Umstellung der Worte xat/xäXAov vollkommen geheilt: tx-jtcc oi'/tv-rat
[xat] (xochcsTa örav yivr,xon Kccpd t-^v oö|«v, xui ixöcXkov otocv di'' ocA-
XvjXa. Einem ähnlichen Versehen begegnen wir 1457 b 25, wo die
Handschriften überliefern: ipsl rofvjv ty^v iarzipav yr,pc(g Yifxipxg r)
danep 'EixnedoxXng xat tö ynpxg ianipscM ßiou ri rJu^ixocg ßio-j , aber
schon Aldus die Umstellung xai tö '^rjpag ianipocv ßiov rj (ügnip 'E,u-
nsdoxk-ng ovaixcig ßiou vorgenommen hat. Auf anderes zum Theil
hierher Gehöriges wird uns die Untersuchung später führen.
T*
Y a h I e II
In den an sii-li kluren Worten a ßo'jlszx'. ö /-itrjrz/j üXX oü^ i
IxO^og wii (I ix-J^oq von Mehreren irrig yls Überlieferung der Sage
gedeutet. Denn /jiO^cf ist hier, \> ie durchweg in der Poetik, die
Fabel, d. h. das Sujet des Drama (wie des Epos). Der Tadel des
Ari.stoteles geht also dahin, dass Orevles vorbringe, was dem Dichter
beliebe, aber nicht als Conseqnenz aus dem Sujet und der Anlage
des Stückes sieh ergebe. Sagt er doch ausdrücklich 145ö a 17,
dass die beste Erketmung die sei , die aus der Handlung selbst ent-
springe, Tzoi'j'Jj-j Ol ßt'/.TiGZTt ävayvcü^ntJtg v; i^^ ai^TöJv tQv rpxyij.drtji'i/.
Und gerade darin liegt der Vorzug der Erkennung deriphigenie vor
der des Orestes, dass jene unabsichtlich durch den an sich nach der
ganzen Situation wahrscheinlichen Wunsch derselben einen Brief
in die Heimath zu senden erfolgt, Orestes aber sich durch Erwäh-
tiung von Dingen beghtubigt, welche mit dem Sujet der Tragödie in
keinem Zusammenhange stehen. Daraus erklärt sieh denn auch , in
wiefern der hier getadelte Fehler in der Erkennung einem vorhin
gerügten verwandt sei: o'.ö i'/yOg rf/j eiprjfxivrjg ätxxpTiag iirb ' e^r,v
'/äs «v evta xoü ivsy/.slv. Aristoteles deutet nämlich auf jene Erken-
nung, welche durch den Personen anhaftende Wahrzeichen erfolgt.
Denn auch hier hätte es einen wesentlichen Unterschied nicht begrün-
det, wenn Orestes ähnliche Merkmale an sich getragen, die er hätte
unabhängig von dem Gang der Handlung geltend machen können.
Eine dritte und vierte Art der Erkennutig sind die durch Erin-
nerung und die durch den Schluss, an welche letztere sieh als ein
besonderer Zweig die auf einem Trugschluss beruhende anschliesst:
£!7Tt Gc Tig y.c/A a-jy^tTYi t/. n-aoaX&7£7,üLoO zoü ^zÜTpo'J, oiov iv Tch
'Oo-j'j'jSi zu) '■pvjoayyi'Atü ' rd /jlsv yocp rocov i'frj yvwatJ^at S ov/^
i'jipü/.v.j 0 os, öjg Ol' iy.zivo'j ävayvoüC-toOvrOi, oi6c zovzo'j inoir^os Tzococt.-
Äoyt-jjnöv. Wäre uns von dem liier cilirten Stücke, dem 'Oovsisug
^•■j'jd'/ys'k'-jg, eine nähere Kunde anderswo aufbewahrt, so wäre die
Erkläiuiig sclnverlich so in die Irre gegangen, wie sie es noch
in neuester Zeit gethan hat. Jetzt muss uns sorgsame Erwägung der
überliefeitin Woile allein als Führer zum Verständniss dienen.
Bewährt sich die hier geltend gemaclite Auffassung, so wird sie es
auch icchtferlijien, dass auf eine Prüfung ahweiihender Deutungen
nicht eingegangen ist.
Zunächst ist in dem Texte mit Hermann das unverständliche ^sd-
T'^'j-j in ^aresoj zu bessern. Der Artikel aber ist w eder mit Hermann
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. i O
ZU tilgen, riDch mit Bursian durch die Analogie des Menandrisclien
Gebrauches unil der einzigen und darum zweifelhaften Aristotelischen
Stelle in der Schrift nsci xo7,u.o"j 397 a 9 zu vertheidigen. Denn der
Artikel gehört nicht zu d-xripou, sondern zu noLoal'iyi'j/j.oO. Ferner
ist unzweifelhaft mit Tyrrwhitt zu verbinden und zu lesen wg $r)
iy.sivov ä.vocyv(x)pinvvTog oix toOto'j , das Übrige aber zum Theil im
Anschluss an die Handschriften etwa so zu schreiben: röv /xiv -/dp
TÖ TÖ^ov t'fr, yvoj'7£a3a!, o ^j'j'/^ ioipüy.si, tö di, (hg drj iy.eivou ävayvaj-
ptoüvrog o:a rourov, notri^oci (7ro{e?'7-3-a'. ?) TzccpocXoy'.'jiJ.ö'j {zo iiiv yocp
TÖ t6^. A"; tö oi diig A*" ß""). Durch das handschriftlich nicht beglau-
bigte 0 di ist ein Gegensatz der Subjecte hineingebracht, hei wel-
chem keine plausible Auffassung der Situation ermöglicht ist. Daran
j ist festzuhalten, dass es ein und dieselbe Person ist, von welcher
sowohl sfYj ^jvöyoerj^a.i ('er meinte, dass Jener den Bogen, den er
nicht gesehen iiatte , erkennen würde') und das Troif/^at Karjcdo-
^iai}.öv (das war eben der Fehlschluss, den er beging) ausgesagt ist.
Suchen wir uns nun nach diesen Andeutungen einen IJegrifl'
von der Krkennung durch den Fehlschluss zu machen. Denn auf
diesen kommt es doch vor Allem an , obwoiil dieser Hauptpunct bei
den Interpreten meist nicht genügend bei-ücksichtigt ist. Diese Art
der Erkennung ist keine einfache, sondern eine zusammengesetzte
aus dem Tnigschluss des Einen und, setzen wir hinzu, dem tiarauf
gegründeten Schluss des Anderen; d. li. die eine der beiden Perso-
nen vermeint von der anderen an einem bestimmten Merkmal erkannt
zu werden, das in der That für jene kein Mittel der Erkennung ist.
In dieser fälschlichen Annahme aber suclit der Erstere das ver-
meintlich verrätherische Moment zu beseitigen oder zu bemänteln,
und gibt damit dem Anderen nun erst einen wirklichen Anhalt, um
vermittelst eines Syllogismus zu der Erkennung zu gelangen. Der
Tnigbote Odysseus , der nicht als Odysseus erkannt sein wollte,
lürclitet, dass ihn, \\ er es nur immer sein mag (denn es soll gar
nicht der Versuch gemacht werden, die liier gemeinte Tragödie auf
einen der bekannten SagenstofTe zurückzuführen; wie un>iclier dies
überhaupt ist, zeigt Welcker Griech. Trag. 1 150) , an dem Bogen
erkennen werde; das war ein Fehlschluss, weil jener den Bogen
nie gesehen hatte; Folge dieses Paralogisinus war aber, dass
Odysseus etwa erzählte, wie es gekommen, dass er, Nicht-Odysseus,
sich in dem Besitz des Odysseus-Bogcus befinde. Und während er
\
74 Vahlen
diimit sich in seinem Versteck gesichert ghiuble, hat er gerade dem
Anderen an der von ihm selbst verrathenen Thatsache, dass jener des
Odysseus Bogen ist, die Handhabe geliehen, dnrch weiteren Schluss
zur Erkennung der wahren Person durchzudringen. Hiernach also ist
die ganze Stelle etwa so zu übersetzen: 'Es gibt aber auch eine
zusammengesetzte Art der Erkennung ans dem Fehlschluss des Einen
(und dem Schluss des Anderen), wie z. B. in dem Trngboten Odys-
seus; er meinte nämlich, es werde der Andere den Bogen erkennen,
den dieser doch nie gesehen hatte; darin aber, als ob ihn jener
hieran, nämlich dem Bogen, erkennen würde, beging er einen Fehl-
schluss'. Aristoteles schrieb für griechische Leser, denen die ange-
führte Tragödie bekannt war, für welche daher eine namentlich in
der Bezeichnung der Siibjecte noch so unbestimmt gehaltene Andeu-
tung zum Verständniss genügte. Aus dieser Unbestimmtheit aber,
die es nur für uns ist, den Schluss ziehen, dass nicht der wahre
Aristoteles hier spreche, beruht auf Verkennung eben so sehr Aristo-
telischer Art wie der Weise halbgelehrter Interpolatoren.
XVII S. 1455 a 22.
In dem 17. Cap. gibt Aristoteles praktische Anweisungen, wie
der Dichter bei der Composition der Tragödie zu verfahren habe.
Erstlich müsse er sich bei der sprachlichen Ausführung die darzu-
stellenden Situationen möglichst vergegenwärtigen: oei de Toug
{xO^o-jg (j'JViaTavcci y.ai rf, Aifet avvoi.ntci'^ä.llzo^oi.i ori [kdliaxa. npo
c)/;Lj7.«rwv Ti^ilivj'j-'j. (Statt ouvocKUfjyd^sa^ai , woran Spengel nicht
ohne Gruiid Anstoss nahm, schrieb wohl Aristoteles dnspydCsi^at,
sei es, dass das nahe awiaTdvai. oder das weiter unten folgende toI<;
ayr,ixa.ai. TJvccnipyatöij.e'i/ov den Anlass gegeben, auch jenem Verbum
ein (7'jv vorzusetzen.)
Sodann solle er, so weit es angelit, die einzelnen Partien
gleichzeitig mit der sprachlichen Ausführung selbst in Haltung und
Geberden, d. h. schauspielerisch darstellen. "Oaa dt owaröv, -/.cciTolg
oi iv TOtj Kä^£'Jtv stVi, y.ui '/iiixocifsi 6 y_£ijj.aC6jj.£-i/og xcti y^cclenalvei 6
öfiytCölJ-svog «Xr^^tvcörara. oio £v<p'jcvg ri notrjzun i'Jzi'v yj jL«.ÄVtxoO' tov~
Twv jap oi" /jiev £Ü;rXa(7T0(, ot oi i^sTCi'jT'.x.oi siiiv. Den Sinn der Worte
TOig iyjir,\).oi.'7i TJvanspyatöjXEvov kann Rhetorik 1386 a 32 dvdyxvj
ToOg <3'Jvy.n£p'/a.to\).ivryjg rjyjtij.aai -/.cci ^coval^ >««' io^r,<J£i xai oXw? r^
Ziir Kritik Aristotelischer Schriften.
75
•JTzoy.oirjEi ilsstvoTipo-jg shat' erläutern. Die Begründung (lieser Vor-
schrift über ist in Folge der gedrungenen Ausdrucksweise des Aristo-
teles vielfach missverstanden worden. Am besten wäre es , sagt
Aristoteles, wenn der Dichter sich schon von Natur in dem Affect
befände, den er in den handelnden Personen auszuprägen liat. Denn
um so überzeugender wird die Darstellung der AfTecte an imderen
sein, je mehr sie die Copie der eigenen afFectvollen Natur des Dich-
ters ist. Aber diese Bedingung ist nicht immer zu erfüllen, und es
gelaugt zum Ziele auch der, welcher durch Talent und Beobachtung
den Affect naturgetreu darzustellen versteht. Für diese aher inshe-
sondere ist es räthlich, zugleich bei der sprachlichen Composition
schauspielerisch die Dinge auszufuhren, in so fern diese körperliche
Nachahmung des Affects in Miene und Geherde auch die Seele zum
Pathos zu stimmen mithilft.
Ist dies im Allgemeinen der Gedanke des Aristoteles, so ist
zunächst klar, dass nicht arzo zf,q «'Jrf;? fjasoyg mit den Hand-
schriften, sondern an-' avTr^g rf,c fj'7t'j)g mit Tyrrwhitt und Hermaim
zu schreiben ist i)- Denn es handelt sich nicht um Gleichartigkeit
der Natur zwischen Dichter und darzustellender Person, sondern der
Gegensatz ist vielmehr zwischen dem von Natur an und für sicii zum
AO'ect disponirten und dem, welcher denselben künstlich in sich erzeugt
und auf Grund der Beobachtung naturwahr darstellt. Dieser Gegensatz
ergiht sich auf das Bestimmteste aus den Worten did s^fvoüg -n notr,-
Tu-o iiTiv Yi ixctvtxov' Touroiv ydp ot ju.£V äÜTrXa^TOt, o'i oi i^sraazuoi-)
v.aiv, d. h. die Poesie erfordert entweder einen genialen oder einen
enthusiastischen Menschen ; der enthusiastische weiss sich in den dar-
zustellenden Affect leicht hineinzuversetzen, der geniale durch Prüfung
das TrefVonde aufzufinden. Die Worte cc/t' «'Jt-^^ zr,i o-jozujg sind
aber nicht, wie gewöhnlich geschieht, mit rrt^avcüraro!, sondern mit
oi £v TOig Tzd^sGiv zu verbinden. Aristoteles sagt nicht 'von Natur
sind am überzeugendsten die im AlTect Befindlichen', sondern 'am
überzeugendsten sind die von Natui- im AlTect Befindlichen'. Nur an
') Ähnlich ist auch 1448 a 16 £v v.v7f, dk rf, fiiaipopä., clas nicht stehen k;iiui, in
£V T-^ <XVT^ 8k Six^. zu ändern, nicht £v täJt/; di zii 6ixv., wie Cnsaubunus
iintl neuenling-s Buisiaii wollte.
2) Wer ix'J-arixoi liest, stört, inilein er nur ein luidcres Uort für ,u.avtxo; sel/.t,
den Gedankenfortschritt.
76
V a h I e n
diesen letzteren Getlankeii können sich die Worte yjifxaivei 6 X^'-!^^-
«ToaevOi xxi yjxliTzxivzi 6 öpyilliaEMog ä/v^^-fvcüraT« passend ansclilies-
sen: 'wer von Natur zornig ist, setzt am wahrsten in Zorn, d. i.
zeiclinet am treuesten den Zornicron'. Tim jener Verbindung willen
bedarf es jedoch nicht der von \N iiistanit y und neuerdings von Ad.
Miclmelis (de auctoribus quos Horatius in Arte poetica secutus sit.
Kiliae 18ö7, S. 28 IT.) und Bursian empfohlenen UnistelJung des
Artikels ot dr: o(.-jzr,q Tr,g o-j'jButg iv rot$ Tiä^sTtv; das Gewicht des
Gedankens liegt auf den NN ortm c/.~' avrr,, t. 'j.. und darum sind
sie vorangestellt. Die bei Aristoteles häufig nur dem Gedanken, nicht
der Grammatik untergeordnete Wortsteilung hat ancli sonst Miss-
versländnisse oder unberechtigte Änderungen veranlasst. Man vergl.
Poetik l4o3 b 4 ose '/ao x.ai av^v roO ooäv oCIroj auvs^rävÄt töv |uiö-
^•ov Cü7r£ TÖy ay.ovovra rcc -r^äyuarx ■ytvöij.ev« xat ^ptTTStv x«t i'Xttiv ,
und Politik 1308 a 32 iVt räc rcLv ■yvjjot'ju.wv ^jXovjtxia? jcat ^räTit^
x.at o'.ä Tiv vö^uwv rc!iä'7.3'«t Oec 'j;i'jÄärTs'.v xai zoug e^oi zf,g ojAovet-
iLi«5 ovraä ;rsiv ;rap££/y;^£va{ xai «üroü^, d. i. 'bevor sie (die Zwiste)
sowolil die ausserbalb des Streites siebenden als auch sie selbst
erfassen'; cbend. 1308 a 7 ro-jg p.h [irt tj-z-i'/o'^rag tw iJ.r, ürii/.tvj
y.Ci'. TÖ) Toiig riyzuo'^iy.'j'jg aurüiv v.gä.'^v.\' zig zr,v noXirzia.v. Nioom.
Ethik 114ü b 2o ^'ji/.pdzr,g /niv yäfi o/Mg i\i.ä.'/z-z'j npög töv Xö'/ov
WC cvx. oj'jr^g äy.py.aiv.g. wo Trpög t. /. nicht mit iixdytzo, sondern mit
öjg oJx. 'j'-j'jr,g zu verbinden. (Vielleicht ist jedoch an jener Stelle, da
;r£.5avcöra70'. eines zl'jbj nicht bedirf, statt des Artikels das Relativum
zu setzen: /T'.3-avcorÄro! 'jdr> , ä/T' aL-jrr,g xr.g 'j'ii'^vjig o'i iv rolg n.
£{7£V.)
Eine weitere Anweisung für die sprachliche Ausfiibrung der
Tragödie, die nach strenger Ordnung biitte an die Spitze gestellt
werden sollen, i>l die, dass sich der Dichter zunächst das Sujet in
der V((n a'ler Detaillirung ledigen, möglichst allgemeinen Form
entwerfe. 14oo b I zo'jg ri AÖ'/vjg ro'jg rcjrürjur'v&vc ort y.ai auzdv
jroti'jvra i■/.Ti^z■J^yA y.x3i\'jj, eI^' oGroJC c<Ti'.700£ovv x.at ;:aoÄr£tve{v.
So die \ ul^iiti. Die liandschriiten dagegen roOrsvg ts AÖycjg y.ai
TO'js -£,7. y.r'/.. . w as neuerdings Beifall und Aufnahme gefunden.
Dass aber zo-yro-ig auf d.is am Anfinge dieses Aitschnittes stehende
ixit3yjg zurückgehe und dieses die von der Sage überlieferten
tragischen Sti (Te bezeichne, werden schwerlicli viele zugehen
wollen. NN'enn liy^g, nicht anders wie /jlO^oc, allgemein das Sujet
I
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 77
bezeichnet, so muss, da von einer bestimmten Art von Sujets keine
Rede gewesen, toOtoj? irrig sein und mit der Bessi'run<T des Aldus
ToOg T£ /ö'/ou? darf man zufiieden sein; da indess das schlichte Argu-
ment in Gegensiitz zu drv dureli Episod en und andei-es erbreiteten
Ti'iigödie ge>tillt uiid, so wiwi' zu ü!;ei lenzen , ob Aristiiti k-s nicht
vielmehr a-jz'j-jg zi roO, /.iyyjg geschrielu-n habe. Eine näliere Be-
stimmung der /öyot, und zwar eine do[»[i(lle, wird in di'W sich entspre-
chenden WiuN'ii y.u'. Vjvg nzK'i'.r,^vjyjg — y.y.i c.'jtÖ'j Tzo'.oO'i/TX hinzu-
gefügt. Zu den lelzleren, deren Sinn nur sein kann 'auch wenn der
Dichter die Stoffe selbst erHudel', bilden einen richtigen Gegensatz
die von der Sage überlieferten Sujets; diesen Gegensatz spricht Ari-
stoteles auf das Bestimmteste aus 14o3 6 26 aüröv oi vjpia/.-'.v oil y.Cf.i
TOlg nocpccoeO'Jixivjig ypr^'j^ai xochJäg. Aber k<ine Künstelei der Erklä-
rung kann mnovriixivyjg eine Deutung unterlegen, die diesem Gegensatz
entspräche, vielmt'lir sind nsn'-j'.-nixivoi, wie ein Blick in das 9. Ca[»itel
zeigt, im Gegensalz zu Aöyji r.apcx.oz.o'j\).i)^oi. oder Ttcip£'.AYjixi).ivci, die
vom Dichter selbst erfundenen Stoffe. VN'ollcn wir daher dem Aristo-
teles den richtigen Gegensatz restituiren, so ist statt Tt-noiriixi-i/o-jg
vielmehr 7:xps(.lr,iiiJ.ivovg zu schreiben, das 1453 b 23 (toO? [xiv ouv
naosikrtixixivo'jg p^ii^o^jg X-Jc'.v otiy. icTiv) in diesem Sinne gebraucht
ist und von dem überlieferten Ktnoirt[}.i\ivjg nicht zu weit abliegt,
um das Verderbniss zu erklären. Es lautete demnach die ganze
Vorsciirift: Toiig -t Aöyovg y.oä ToOg r.(x.ptilr,[).ixvjo^jg ozl y.ai aüröv
Tiotoüvra ix-i3ti^o(.>. xa^öXov , £'!3-" o\noig iiztiaooioxjv y.<xi nccpoc-
T£(V£'.v. 'Die Sujets, sowohl die (von der Sage) überkommenen,
als wenn er sie selbst erfindet, muss der Dichter zuerst im
Umriss entwerfen, dann Episodien hineintlecbten und das Ganze
erbreiten'.
Ein Exempel für diesen allgemeinen l'mriss des Sujets entlehnt
Aristoteles der Taurischen Iphigenie. 14ö5 b 2 liycti dt ovTwg dv
■^ioipeli^oci 70 xa^ÖAO'j, oiov rr,g 'I^t*yeyii'ag ' T'J^ilTr,g rcvö^' y.öpr,g
xat (x^ot.vio^E'>.ar,g äor^/o)? ^^^5 363'o:'7tv , iopvvBziarig di sig äXlr/V
•/oipcLv^ iv r, vö/jLoj r,v Tovg ^ivovg 36e'.v t:^ ^-cÖj, raürriv iT/j -y;v
izp(j)Tyj-fiV • Xp°^V 0 ijanpov rw doiK'fth auviß-o iX-S^eiv zr,g i-pB'.ixg •
TÖ oi ort dvätXsv 6 ^sog dtdc. rtv' «triav i^oi roO xad'öXo'j SA^stv iy.£i,
xocl if' ö Ti dt, s^w ToO ix'j^o-j • eX^'jüv oi y.xi Xrjy-S-ii? 3-6£{J^«t ^uiA/'x)v
a.'vf^vdipi.avj^ c{'3'' t^g Euptn'to'yjj äi-S-' cog Wnl-jiio'jg iTzoir.avj, xari rö
iuög zinthv 6x1 oi)x äpa piovov zr,v dozlfrjv äXXä xai «Otöv i>ii'. r'j^r.-
i O V a li I e n
VÄJ • xoü £vT-05£v r, i'jizr^oicc. Die Prüfung der verschiedenen Erklii-
ruiigs- iiiul Besserungsversuche, mit welchen die Worte t6 di öti —
jul63o-j heimgesucht uordori, voisprichl für die Sache keinen Gewinn.
Es genüge, dit-jenige Fassung zu erwähnen, nach welcher neuer-
dings Beliiier h:it drucken lassen und welche vor allen bis dahin
bekannt gewordenen unbedingl den Vorzug verdient: tw ä^eXyöJ
o-jvißy) eX^'ttv i/.£'. rYjg ispsiag • tö oi ort dvslXsv 6 ^iog oid rtv" ai-
Ttav scw ToO xoc^öXo'j [sX^ätv ex.ätj, /.ai i'j?' 6 ri oi , etw roO jul'j^O'j.
Die NNOrte iX^Biv ixet werden als eine Wiederholung ausgeschieden,
aus der nur iy.-l zu dem ersteren s/^siv herübergenommen wird:
ein Verfahren, das üu sich plaii><ibel und nicht ohne Analogie ist.
Dennoeb bleibt ein nicht unerhebliches Bedenken. Diese Formation
des Satzes legt die Annahme nahe, mit scw roO /xO^o-j werde etwas
von £tco roO xcc^öao-j verschiedenes bezeichnet : jenes ausserhalb der
Sage oder richtiger ausserhalb der Dichtung (wie 1460 a 30 scoj
ToO ixv^s'jixxToc im Gegensatz zu iv tw opäixocTi'), dieses ausserhalb
des allgeineinen Umrisses des Sujets. Allein hier handelt es sich
nur um das, was in den nackten Umriss gehört oder nicht gehört,
und sellistverständlicb ist, was überhaupt nicht in den Umkreis der
Tragödie zuziehen, auch von jenem Umriss auszuschliessen. Fer-
ner stehen jene drei Momente, Spruch des Gottes, Ursache und
Zweck des Kommens irj so innigem Zusammenhange, dass eine
Scheidung, wonach jene zwei nicht in den allgemeinen Umriss, das
dritte auch nicht in das Drama überhaupt gehöre, völlig unstatthaft
ist. Soll aber jener Unterschied zwischen eco) roO [xO^o-j und e^w to5
xa^öÄov nicht statuirt, sondern beide als synonyme Bezeichnungen
des Sujets gefasst werden, so darf man sich billig über die Wieder-
holung wundern, die nicht blos grundlos, sondern auch der richtigen
Auflassung binderlich ist. Dazu kommt, dass i^o) tov y.o(.^i\o\t an
einer Stelle steht, wodurch das an sich untadelige eX^etv sxet auf
nnerlrägliche Weise von dem Theil des Satzes, zu dem es gehört,
abgetrennt wird. Alles deutet dahin, dass nicht il^slv ixei sondern
ito> T'-j'j x«-jöXo'j das störende lngredi<'nz ist. Entfernt man dies, s(t
ist Klarheit und Zusammenbang der N\'orte wieder gewonnen. Xpövw
o' vdrepov rö) dotK'fO) rj-rA^r, i\^tX\/ Tf,<; t'spsia^ (rö fJi öti dvelAsv
6 ^EÖg otä Tiv' ctiTiav [sto; roO y.u^öAoj^ iX^slv ixei, x.ai if'' ö ri (Je,
£^ü> ToO /x6.3'Ou). iX^wv oi /.ai Xr^f^sig xrX. Zu a'jvißrj iX^ilv wird
man ixci schwerlich vermissen. Jetzt, da Aristoteles nur einen Aus-
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 79
druck gebraucht, steht nichts im Wege, scoj rov [x-j^o-j, ähnlich
wie Z. 17 Aöyog, speciell von dem Argumentum der Tragödie, nicht
der Dichtung überhaupt, zu verstehen, und leicht begreift man, wie
•Jemand sich versucht fühlen konnte, diesen Ausdruck durch den
kurz vorher von Aristoteles selbst gewählten roO /.aJ^ÖArj zu
erklären.
AufTällig bleibt in dem Folgenden dviy'jfhpfjtv, und gern möchte
man auch hier den passiven Aorist hergestellt sehen: iX^öjv oi /.ai
Ir^fBiig ^'jtoBoi.1. ixsAA'jiv d^jt^-joicia^-n, sto-' wj Euptn-tov;^ xtX. Durch
die active Form würde für das Erkaimtwerden des Orestes der Weg
gleichsam vorgezeichnet, den Euripides eingesehlagen, dass nämlich
Orestes erst nachdem er die Schwester erkannt, auch selbst sich
ihr zu erkennen gibt. Dies kann aber Aristoteles' Absicht nicht
gewesen sein. Denn für den Umriss des Sujets kommt es nur auf
das Erkanntwerden des Orestes an, gleichAiel, in welcher Art das-
selbe bewerkstelligt wird. Und s<» zeigt denn auch die Neben-
einandersteJlung der beiden Dichter si^' (hg EvotK. dS' (hg Il'-Aüzioog
sowie der Umstand, dass die Worte stVrwv ort ou/. äpx x.rX. an ein
vorhergegangenes dvc^voopt^ä nicht leicht, bequem aber an «vc^voj-
pi(7^rt sich anschlössen, dass Aristoteles' Gedanke der war: 'In dem
Augenblick wo Orestes ziir Schlachtbank geführt werden soll, wird
er erkannt, sei es, wie bei Euripides, dass nämlich Orestes, erst
nachdem er die Schwester erkannt, auch von ihr auf die von ihm
angeführten anixv.cc hin erkannt wird, oder (und Aristoteles zog
dies ohne Zweifel vor; vgl. 1455 a 0) wie Polyeidos darstellte,
direct durch die Aussei-ung, dass also nicht blos die Schwester
sondern auch er den Opfi'i-tod sterben müsse'.
Endlich ist es kaum glaublich, dass in dem folgenden knappen
Abriss des Sujets der Odyssee Aristoteles von seinem Plane, nur
das Knochengerüste selbst ohne Nennung der Namen zu geben,
sollte so abgewichen sein, dass er, während er \\ eder Odysseus noch
Telemachos mit Namen nennt, den Poseidon allein namentlich an-
geführt liätte: rÄoa'^vXarTOjuivou 'jr.ö roO Uoa-i') Jjvog. Vielmehr hat
es alle Wahrscheinlichkeit, dass lUa-z'.'JcJjvog Glosse ist, durch welche
das ursprüngliche 3£C-0 verdrängt worden (so auch Z. 7 6 ^£6g statt
Apollon).
80 V n h I ^ n
XVIll S. 14Ö5 b 24.
Jede Tragöiiie. säst Aristoteles in dem Eingang dieses Ab-
sehiiiltes, zeiTällt in Scliüi-zung und Lösung, diaig und Xo^tg. lUf
Schürzung reicht vom Anfang bis zum Umschlag (der juieTd^afjts).
von da bis zum Sciiluss ist die Lösung. 'E^n oi jzdcyr^g rpxyjioioci; tö
fxkv oi^ig TÖ ds lOiic . rä jjiiv i^oi^r^ xai iv.ci rojv iicji^ev TroXXdxtc:
>5 oi'Jig. rö OB aoitzÖ'^ r, Xv-J'.ä • /i'7w o£ oiai^j aiv ci'vat ryjv cz/t' do'/T/g
}J.iy^pi toOto-j toO ixioo-jg o iiy-xrö^j s^rtv, ££ ov {Xiraßocbz'. iig svt-j-
yjoLM , '//jivj oi r/;v drö rri? dp^^/? ty;^ fj-s-aßdisuig \i-ix?^ riXo^jg,
uxjTzso vj TW A'j-y/isr TÖ) ^)EOoiy.ro'j diatc [xiv zd n 7:pcmnpixytj.iv<x xoci
r, ro\) naidirj X-^^cc. Xj^t^ «5' yj ättö rf/s aiTidmoig toO ^a-vdrcj iJ-i'/^pi
ToO reXo'jg. I)as hier zur Erläuterung der Schürzung und Lösung
der Tragödie angeführte Drama des Theodektes hat Aristoteles schon
1452 n 27 als Beispiel der 7:tpiKi-c'.<x erwähnt. Aus beiden Stellen
zusammen und einigen anderen Notizen über die Sage vom Lytikens
lässt sieh von der Anlage dieser Tra'iödie eine ungefähre Vorstellung
gewinnen. 0. Müller's Abhandlung Graecorum de Lynceis fabulae
kann ich nicht einsehen; die Hauptsache daraus theilt Weicker mit
Griech. Traginl. 1076. Hypermnestra hat den Lynkeus heimlich
gerettet und ihrem Vater verhehlt, dass er ihr Gatte geworden sei,
das Geheimniss ist durch das dem Danaos zufällig verrathene und
von ihm ergriiTene Kind aus dieser heimlichen Ehe (den kleinen Abas)
entdeckt worden; Lynkeus wird daher von seinem Schwiegervater vor
Gericht gestellt, um die heimliche Ehe mit dem Leben zu büssen, und
Lynkeus wurde schon zum Tode abgeführt, als Ereignisse eintraten,
welche veranlassten, dass Danaos des (beabsichtigten) Mordes ange-
klagt (ociTioc^tc zoO 3-avdro-j) und, während Lynkeus freigesprochen,
zum Tode verurtheilt wurde. Hiernach stimmt die Angabe des Aristo-
teles, zur oi<jig dieses Stückes gehöre rd KpomnpoL'/ixha. und »j toO
ncxi'jic-j \r,^'.g nicht mit seiner eigenen Definilion derselben, dass sie
nämlich vom Anfange bis zu dem Theile reiche, welches der letzte
sei, von wo der Umschlag eintrete (d;r' oip'X/i'' i^'XP' f^Orou toO
ixipo'jg 8 iayoLTÖi) eTTiv i^ o-j jxtTCißa'.vBi). Denn die Ergreifung des
Kindes ist nicht das Letzte vor dem Umschwung, sondern es gehört
zur oiiig mindestens auch die Wegführuiig des Lynkeus zum Tode.
Dass dies der PuncI, wo unerwartet ein Umschwung in dem Schick-
sale der Hauptperson eintrat, geht auch deutlich aus der anderen
Zur Kritik Aiislolelischei- Seliiiftcn. ö 1
angefülirtoii Stelle hervor: iv toj \-jyi^- '^ /•'•^v dyöjj.zvoc 'hc y.n'j^y.-
T'Jyj 7:tKf'Ciyixiv(j)v ano^avzXv^ töv oi 70j3r>va!. Dann erst koniile
auch die Aii'jiq als mit der Anklage gegen den Dauaos (än:d rr.q
ociTiänzrjiq zov Aavaoö, wie wohl statt des üherlioferten ^jcvätoj zu
schreiben) beginnend bezeichnet werden.
Was sich aus der Betrachtung der Sache ergibt, dass die
Theiie der diiig nicht vollständig angeführt sind, erhält seine
Bestätigung durch die handschriftliche Überlieferung toü TrafJtou
X-^'^£? xoci TraX'.v yj «üt&üv ovj djid rric ahid'jzoig xtX. Die Worte sind
lückenhaft: vermisst wird Aiiotg o yj und ein Nomen, von welchem
der Genitiv aürwv abhängig ist. Es war also ein weiteres (y.ai naX'.y
'und ferner') zur diaig gehöriges Moment bezeichnet, der Saclte
nach ohne Zweifel die Verurtheilung und Wegfülwung des Lynkeus
zum Tode. Also lautete etwa das Ganze: ocrj^g ^jv rä rc ttoo/ts-
Tcpw^ixiva. y.c/A i] toO kc/.iqWj l-n^tg y.cä r.d^j.v ?, ccüzorj { dncc'^joi'^r,,
"XvGig ) (T Yj dno z-ng oäziditoig zov AscvaoO fJ-ixp'- '^^'-^ zfAoug.
XXIV S. 14Ö9 b 8.
Die epische Dichtung hat mit der Tragödie die Arten gemein
und mit Ausnahme der beiden mehr die AulTiihrung als die Dichtung
angehenden ixslonoua und o^ig (Musikalisches und Scenisches) auch
die ßestandtheile: izi oi zd zlur, za-jzd qiX i'/jr^ z-nv InnTzoildv zr^
zpa-y(xioia. • r, ydp änrXr/V o Tztn'kvfiJ.hrtV yj Yj3u-hv v? Tcoc^r,ziK-nv [os?
£iva'.^. xai zd ixiprj i^oi ixslonoilug ym'i ö'^z'jig zaCzd • -/.cii ydp Kspi-
K£zsi(bv d$l xat dvayvoipiittjiv xai Trcz^-z-z/j-d-wv • izi oi zdg oicivriiag
xal TYjv li^iv ix^iv xa.'kojg. Ob der aus der Aldina stammende Zusatz
del ebai, den die Handscliriften nicht kennen, nothwendig, steht
noch dahin: denn denkbar wäre es, dass Aristoteles den Satz yj ydp
dnkfiv in einer halb-a|)|H»sitionellen Weise dem vorbeigehenden oiX
ex^iv untergeordnet hätte. Auf keinen Fall hätte man aus dem Fehlen
jener Worte; ein Iiuliciiun der Inlerpolation machen sollen. Doch
dies beiläufig. Von denTheilen, welche mit Ausnahme von /j.iXo-
noua. und o--p'.g Tragödie und Epos mit einander gemein haben,
werden zwei ausdrücklich genannt, oid^oiu. und lii'.g, der ixO^og
wenigstens indirect durch seine Bcslandtheile dyccyvtöptaig, nspi-
Ttizsia und T:d3og bezeichnet. Nur diis Y,5og fehlt. Daher Bui-sian
dieses vor zdg moLVoiag ergänzen zu müssen glanhlc: izi ni \zd r,^Yi
Sil/.h. (I. |.liii,-lii.st. Cl XXXVUI. D.I. I. Uli. Ü
s*>
.1 ii I I' n
x.atj rxg dtavoiÄ^ /.ui tyiv Xiciv. Ich kiiiin dieser Vermutliiing nicht
beitreten. Zunächst bewährt sie sich nicht an der Anwenduns^,
welche von jenen alljjenieinen Bestimmunj^en auf die Homerischen
Epen gemaciit wird: oig ünai^v^ "O^utj^soj y.iyyf,-u'. /.xi Tzp'hzog xat
tV.avcZic • XÄ! yäo /.xi -wv ;T0(y'y/i.äTOJv iy.xrepov 'j-jvi'77r,y.sv r, jusv ^Wixq
XTik^yj y.xi ~x^r,riy/j'j^ r, ot 'Oo67c;cta K£T:'AsyiJ.ivjV • dvxyyöif.i'j'.g yäp
Qiok'ju y.xi r,^iy.rt ' ~^dg oi zoCiToig /J^Bi y.xi oic/.^j'jia. KX'Jzxg vnso-
^i^lr,y.vj. Die Übereinstimmung im Allgemeinen leuchtet ein. Jene
vier storj der Tragödie, das ürtlvjv , -•-iByij.hov. nx^r^Tixö-j und
Yi^uiv, finden sich wieder in den Homerischen Gedichten: die llias
Ijat das ürzKciW und -a^-yjrt/'.öv, die Odyssee das KiTzXzyixivov und
Yj^iy.6'j: rj OS '0ov77£ta nsTcleyixivJV (dvxyvüipti'.g yäp otöXou) xat
Yj^urr, so ist wenigstens zu intcrpungireii, wenn es auch dem
Aristoteles gestattet sein mochte, gegen die Forderung der Con-
cinnität lieber r^^iy.Yi als Yi^ty.6:/ zu schreiben. In diesen Bestimmungen
ist nun implicite aucli der ix\)^og gegeben. Daian aber schliesst sich
nur noch die ausdrückliche Erwähnung der ojävo'.cz und '/Jcig: und
so wäre denn auch hier das ri^og scheinbar leer ausgegangen.
Wollte man also an obiger Stelle tx ^^r> ergätizen, so mnsste man
mit gleicher Nothwendigkeit auch hier npog di -o-jzotg [fj^s^i y.xi]
Xs'Cet xat oixv. einschalten. Man wendi« nicht ein, das ri^og sei hier
durch das von der Odyssee ausgesagte Prädicat Yj^i/.r, hinlänglich
bezeichnet. Denn so weit und in gleicher Verbindung hatte auch an
obiger Stelle das r.^og Erwähnung gefunden. Dazu kommt, dass
unter den vier Theilen der Tragödie wie des Epos ebenso [xü^og
und -n^og eine engere Verbindung eingehen, wie andererseits dixyoicc
und /i^'.s: aus [xO^og und r^^og ergeben sich die aufgestellten vier
sion der Tragödie und des Epos: aus otavota und Ai^ig werden keine
besonderen iio-n gefolgert: daher es auch darum nicht wahrschein-
lich ist, Aristoteles habe das -o^og abgesondert von jenem in Ver-
bindung mit diesen erwähnen wollen. Ja es scheint, als habe er im
Anschluss an die Worte y.xi -x iiipr, rxCi-rd überhaupt nicht eine
vollständige Aufzählung der ixip-n geben wollen. Denn es ist nicht
ohne Absicht, dass statt des [x'j^og vielmehr dessen Bestandtheilc
-■piTziTEix^ x\'x-^\i6}p'.'jig und ~«^oc genannt werden, insofern nicht
aus dem (x-j^og allgemein, sondern aus den Theilen des jxO^'ig
einerseits und dem r,^og andererseits sich die vier sidn ergeben
(vgl.' Hermann S. 129, wo nur das vierte sioog , das richtig
Zur Kritik Aristotelischer Schriflen. öö
ei'klärt und hergeleitet wird, nicht 6ij.ccA6'^ sondern ä-Äo-iv hätte
genannt werden sollen). Es dienen sonach die Worte /.cd yao tz-oi-
nsTztöiv osr xt/. mindestens ebenso sehr dem Satze rä dor, -y.-j-d. als
dem andern x.at rä [^-i^fn -aura zur Begründimg; und wollte man den
ri^Tf noch eine besondere Erwähnung einräumen, so müsste es im
Anschluss an Tra^-vj^aärojv geschehen. Aber auch dies hat seine
Bedenken und man wird sich daher mit der Anerkennung bofiniigen
müssen, dass zwar der p.v^og in seinen Bestandtheilen (zur Erläu-
terung der £i'd//), das wo? aber nur in der Autsiellung des r/^jx.öv
als eines besonderen sioog beiiicksichtigt worden.
L'nter vielen anderen Vorzügen, welche in diesem Abschnitte
von der homerischen Poesie gerühmt werden, steht auch der, dass
Momer die übrigen Epiker gelehrt habe, wie der Dichteram geschick-
testen Unwahres sage. 1460 «18 oio'.ouyt oi ixaAi'JTU "Ojm/ipo? y.v.i
Toüg äXAo'jg '•pEvdft Xc-ysiv ü>g ov. . zazi oi roOro TiapaA'jyi.aiJ.ög . ohyrai
^äp äv^f^oiKCii , öVav tovoi ö'vrog rooi vj y) y'.voiJ.ivov "yivv^-Ät, ti rö
vaTSpöv sOTi^ -/.CiL t6 npÖTipo'j dvcii v; yiysa^cc. . zo-jto ^' i'7~l -Y/iOo^s *
010 or,^ av TÖ Tzpchrov '■^sOoog, äXlov oi rovrov i'vroj, dvd'f/.n s'^vat r,
ysvi'j^cii Tt Kpoa^sXvai • otd yäp tö toOto zidivat. dXr,^tg öv, -y.pcc-
loyOlizcci Ttixüiv yj '^^jy^'n y.cä t6 ko'Jjtov (hg öv. Es beruht diese Kunst
des Homer auf einem durch den Dichter, ohne dass er selbst
Unwahres sagt oder sagen lässt, herbeigeführten Trugschluss der
Hörer. Wenn nämlich, im Falle ein Zweites statthat, ihm ein Erstes
vorausgegangen sein iiiuss, so schliesst man, Menn das Zweite sei,
dass auch das Erste sei, oder eingetreten sei. Dieser Schluss aber
ist ein Trugschluss, dessen sich der Dichter in der Absicht, dem
Hörer eine irrige Meinung beizubringen, bedienen kann. So klar im
Allgemeinen die hier empfohlene Weise ist, so unklar sind doch die
Worte, in (icncn wie es scheint gerade die Anweisung für das zu
beobachtende Verfahren enthalten war: diö oyj, av rö ro-JJ-ov •^z-jo'jg,
äXko'j Oc TO'jToy ö'vros, a.väyy.rt dvai rj ysyH^ui r, npoc^zlycc. So die
Überlieferung der Handschriften, wenigstens der Bekker'schen, von
denen nur Cod. B*" für äA\o-j oi, wie auch einige andere, ccaa' o-Joi
schreibt. Es wäre verlorene Mühe den vielen iinrichtigon Deutungen,
welche diese Worte erfahren haben, nachziigohen. Für Bilter war
es hier, wie an anderen Stellen, ein Leichtes, die thciis verdeiblcn,
theils missverstandenen \\'orte dem Aristoteles ah- und dem Inler-
polator zuziicrkiMMien. Gehen wir. tiu) Arisloleles' Gedankon zu
84 V i, I, I e 1.
oifjissi'ii, von der Klurcii oiui mivcrsi'iirteii Hijjniruhiiiif jenes Satzes
HUs: oiOL yäp rö roOro ätoivat äX/;^i? ov, TzccfjdAoyiCtTxi r,ii.Giv r, 'i^'r/r,
v.oX rö nfjöJTO'j wc ö'v. Was soll i\lso der Dichter thun odei- nicht
lliun, ans dem Grunde weil des Hörers Seele geneigt ist, aus dem
zweiten Wahren das Erste, das nicht wahr ist, zu folgern? Ich
(lenke, er soll nur das zweite Wahre sagen, und es dem Hörer
seihst iiherlassen , das vom Dichter hcahsichtigte Erste, das unwahr,
zu erschliessen. Worin sollte auch sonst die hier empfohlene Kunst
des Dichters hestehen, wenn nicht in jenem klugen Verschweigen, das
heredter ist als Worte? Das also ist es, was Aristoteles empfiehlt
in den Worten: otö ( oO ) o'sr, av zi KyZroy •■psvoog ^ äXXou oi tou
GVTO?, «•väyy.n {fi) tha.i v; '■/£V£7^a'.,;rpc73cfva!. Die vorgenommenen
Änderungen bedürfen, wofern der Gedanke gt-trolTen, keiner weiteren
Rechtfertigung. Passend aber liisst sich für dcMi Gedanken iilierhau|»t
und fiir den Gebrauch von -poc^iTycti Rhetorik iS^T a 18 ver-
gliMchen: säv yäo ft zi z'j-jz'jiv yvcbpiij-ov, oxjot Ocf Aiyjtv • «vröc yäo
Toöro -f^'jgzi^r,'j',-'j 6 cc/.o'jazrig . otov ozi loyptzug azs^jiocyizrjv dyjjvct.
Vcvtxr/Xcv, tV.avöv s'.z-lv ozi '0Ä'J//.7r'.ci yäo v£vur;X.£v • zo o' r'-zi azzfyce.-
vizr,c, zy. 'OlüiJ-Tzia. , o'Joe 0£t ;rpo7^£iva! . yj-yvwax.oyaj yäji Tzdvzeg.
Als Beispiel führt Aristoteles die Nt/Trp« an: Ttocodo^r/ixa oi
zovzo iy. Twv Nf/irpojv. So konnte er allerdings nicht wohl schreiben,
ohne das Beispiel selbst folgen zu lassen: daher man zoOto-j schrieb.
Die Behauptung, dass es in diesem Falle vielmelir ev zoig f^iüzpoig
habe lauten müssen, beruht auf mangelhafter Beobachtung Aristoteli-
scher Art. Beispiele gibt Rhetorik II C. 23.
XXV S. 1 460 6 12.
Die Probleme und ihre Lösungen beziehen sich theils auf die
Art, wie der Dichter nachahmt, theils auf den sprachlichen Ausdruck,
in welchem er nachahmt. Nachahmen kann der Dichter die Dinge
entweder wie sie waren oder sind, oder wie sie in der Meinung der
Menschen sind, oder wie sie sein sollten. In dem sprachlichen Aus-
drucke aber darf er Glossen, Metaphern und die sonstigen Aflec-
tionen der Hede, die dem Dicli'er zugestanden sind, anwenden.
zaOza. o' Eiu'j'/OXtzoLi )JEi'. n xat 'f/Mzza'.g y.cü jitzccfopalg • xxi nroÄÄä
nä^r, zr,g li^ioig iazi'V oioo/.».£v 7x0 zc/.-'jzu. zolg r.'^j'.r,zy.lg. Dass Xitti
(iline weiteren Zusatz nicht kann in dem Sinne von y.'j[A<x. Kit'.g, d. i.
der herrschenden Rede, verstanden werden, leuchtet ein. Die \i^ig
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. ÖD
bezeifhtict den sprach liclien Ausdruck im Allgeineiufri, welchem als
Species Glossen und Metaphern untergeordnet sind. Diese aber
konnten dem Genus nicht durch •?; xai angefügt werden , vielmehr
deuten diese Partikeln daraufhin, dass ausser Glossen und Met;iphern
noch eine andere Species der Xs^ig genannt war; dies konnte aber
k;ium etwas anderes sein als die y.Opia ovd/;.ara. Vgl. 1457 b 1 ccnav
di 6voiJ.ä iaTf.v ri xvpiov vj yXöJTza vj [xnatjtopä. -/.rX. und 1458 «19
bis 22. Schrieb also Aristoteles 'ki'Czi , ( -n xvpio'.g dvö/jiaajv ) yj y.a.i
^XwTTat? y.ai (XiTafopoüg, oder genügt *^s liinter Äi^^c ?> x.-jota
zu ergänzen? Ferner ist es auffallend, dass man die in dieser An-
knüpfung unnützen Worte y.ai TtoXkcc TvdS-n xtA. ohne Anstoss ertragen
hat, während ein fest ausgepiägler Aristotelischer Sprachgebrauch
xcci oGu aXXa nd^-n vorlangt. Endlich möchte, wer stM i^ocyyillzTcci
der besseren Anknüpfung halber den Infinitiv i^ayyiXXs'jB-at (sc.
dva^xr/) vorzöge , nicht zu tadeln sein. Sonach lautete denn die
ganze Stelle: dvd-yn-n fXJ/^eTa^at rpiöJv övTOiv röv apt3-/j.dv iv ti dzi •
. . . xa.'jra o i^ayyillza^sii /liest, {yj -/.'jpioig ovö/ji.Ä7{y ) y-) x.at
yloiTzccig y,cci ixsrafopcäg, xat O'y' dXka Tid^-n r-ng li^sojg iirb • oIoq-
f/.£v ydp Tavrci TOlg nofnroLXg.
Ungleich grössere Schwierigkeiten bereitet die folgende Erörte-
rung über die möglichen Fehler der Dichtung und die Hechtfertigung
derselben. 1460 6 16 aiirrig ot rrig Kovnrv/.rjg oirzri ii dixac/zia- r) /xsv
ydp xci^" auTYiV, -^ rJs xccrd avixßsßriy.ög- si (xiv ydp rzpozUizo ix'.}xri-
aocy^cii do-jvciixi'xv^ aüv?,g ri d\i.apzioi- d de tö Kp^jelicBai. [xr, cp^öjg,
dXkd Tov tKKov äp.f(xi rd Ss^td npoßtßlrr/.öra. y) to x.a.S-' exaar/jv zi/j-
VV5V dp.dpz-nixcc, oloy z6 xaz' lazpurjv yj dXlrnv zi'/ynv, ^ ddOvazoi izt-
KOtYizai, oKO'.avjvv, oi) kcc^' ia-jzY,v. Unterschieden wird ein Verstoss
gegen die Dichtkunst als solche und ein Versehen rücksichtlich einer
anderen beliebigen Kunst, der die Dichtung dem Zwecke der Nach-
ahmung Dienliches entlehnt. Gegen die Poesie als solche wird gefehlt,
wenn der Dichter sich zum Vorwurf ninmit, was der dichterischen
Mirnesis unmöglich ist: st Ttpoülzzo ixitxY,nu(73cii do'jvciixia.v (letzte-
res Wort ist schwerlich richtig, und am einfachsten stünde ä^Ovara:
dafür, wie Z. 23 dv zd npog ocvzi^v tyiv ziyvYtV dobvoLzoi. /Ti/TOtr^rat;
doch steckt wohl noch etw.is anderes darin). In diesem Falle ist
die npoaipzaig ^selbst irrig: aber auch wenn das nposliaBai richtig
ist, so ist doch innerhall» der Ausführung ein Verstoss m"cht gegen
die Dichtkunst, wohl aber gegen irgend eine andere Kunst möglich:
80 V a h le N
£t di t6 npoelia^ixi jxtv öp^öjg (so ist iiiibciliimt stiitf dos überliefer-
ten ixr, öp^öjg zu sohreiben) ä//ä rov i'jt/Tov x.tÄ. Einige Uiigenauig-
keilet» der Constructioii sind iiicbt erbeblich gcimi: um -<iii bit'keiili;if(e
l'berlieferung zu glauben oder darin Belege für Iriterpolatiun linden
zu wollen. Zu ergänzen ist zunäebst ii ot ro nposÄii^xi [xiv op^öjg
i'/^ei und weilerbin öl'/.aü töv iVr^-ov dixfji ru dz^icc npoßsßXriy.ÖTcc
ijj.iixriix-'j, h^rgädzungen, die sich aus dem Zusammenhange von
selbst ergeben und in der gedrungenen Aristotelischen Spiacbe nicht
ohne Analoiiien sind. Endlich wird man sich auch den allerdings
ungewöbniicben Gebrauch des Artikels tö xa^' ix.d^TV/V rr/^^r^v a/jiao-
zr^ixa für TOüTö o iartv . . <x}xdipTr/ixcc gefallen lassen müssen. Einen
mit keiner Connivenz zu beseitigenden Anstoss bringen dagegen die
Worte oTov tö xät' iy.Tpixrjv vj ä}.lr,\i Tiyyr,v r] doO'uccTCX. TceTZoirizai
onoKOLvoüv, für welche weder Änderung noch Erklärung bis Jetzt eine
befriedigende Lösung ergeben hat. Da ö;rotavoöv, wie die einstim-
mige Überlieferung der Handschriften ist, sich nur mit äXXyjv Tiyyr,v
verbinden lasst, so sucht man in r, doii-^juTOi KznoirjToci eine nähere
Bestimmung der riyyri, welcheUnmöglichesgedichtet oder zugelassen
hat'. Allein abgesehen von der sprachlichen L'nmoglichkeit, rrs/roirj-
rat so zu deuten, handeil es sich ja nicht darum, dass jene andere
beliebige Kunst, der die Diclitung ilirem Zwecke Dienlieiies entlehnt,
Unmögliches zugelassen, sondern der Fehler liegt darin , dass die
J)ichtung darstellt, was gemäss jener Kunst eine Unmöglichkeit, also
ein Verstoss gegen diese ist. Oder man schreibt f, douv. ztr.. und
erklärt, 'welcher Unmögliches angedichtet worden', sprachlich nicht
besser und in der Saclie gleich verwerflich. Denn im besten Falle
wäre es nur eine Wiederholung dessen, m as in dem Hauptsatze aus-
gesprochen: die Poesie stellt dar, was ein Verstoss ist gegen irgend
eine aiidere Kunst, das heisst doch, es wird letzterer von der Poesie
angediclilet, w as nach ihr selbst eine Unmöglichkeit ist. Eine nicht
minder uiinülze Wiederholung des Gedankens ist endlich in der
sprachlich annebnibarsten Fassung d do-jvy.Ta. 7ziTzoir,Ta.i 6r.Qia.o'jv
enthalten. Denn dieses st äojvKr« (xarä ri;(vy;v rtvä) Ktnoirtrcm
fällt zusammen mit d tö /.ol^ i/.äirr^^^ •:i'/yr,\> äixtxpTYjixa. (E.ut/JLvjaaro).
Dazu kommt, dass die Worte auch so sich nicht recht in die Construc-
tiou des Ganzen einordnen lassen (man niüssle wenigstens oTov xar'
ia.Tpixrj'^ y/ ä/Ärjv t£)^v/;v d äovvara KZTZoiorcci lesen und verbinden),
un<l dass öiTOJXoOv in dieser Verbindung minder passend ist wie das
Zur Kritik Aristoleli«cher Schrifleri. <> /
von hII(Mi Hiiiitlschrifleii überlieferte ÖTrotavovv im Aiiscliiuss an ä/X-/;v
Jeder Versueli, die Worte yj ddOvuToc 7VznoinTv.i zu deuten oder
zu bessern, lässt unbefriedigt: entfernt man sie dagegen, so sehiiesst
sich ohne irgend eine weitere Änderung alles zu genügender Klar-
heit zusammen: ei oi tö -potli'j^y.'. /j.£v opB'Jjc^ a/Ää röv t'n-Trov ä^u'^oj
Td osi^jd Ti:poßzßXriy.6ra r, zo -/.a^' iy.ä'jrr,v Tiyvr,v ä.jj.ö'.pTriixoi^ ohv rö
xar' tar^ocxr/V v5 äxAryv r£)^v/:v [vj doüvara ;r£nrotyjTatJ (5;r0'.av0'jv, ov
xa3-' iaurr/V. Die eingeklammerten \\'orte sind eine Wiederholung der
drei Zeilen später folgenden npog xCty/V tyjv xiyyr,'j d^'jvscra Ki-.rjir,-
T«!, dadurch veranlasst, dass des Abschreibers Blick von dem ersten
zkyyri auf das zweite abglitt. Dass der Abschreiber aus Verseben
Worte an unreebterStelle eingefügt, dafür wurden oben Beispiele an-
geführt; der hiesige Fall ist nur insofern verschieden als die an fal-
scher Stelle eingetragenen \>'orte auch an der rechten stehen geblie-
ben sind, und zugleich der Anlass der Wiederholung recht augenschein-
lich zu Tage liegt. Man vgl. noch 1450 b 8 laxi oi r,■^o■; fj-iv z6 to'.ov-
T&v ö dryXo? T/jv Kpoaipziiv ÖTZoicc rig [iv oig nöy. i'jzi otiIov r, n-oosct-
pilzy.!. in ^su^et]. oiOKtp O'Jx iy'ijrnv rt^og rcüv Xo-ycov iv olg ij.rid' oXoig
£C7rcy 0 Ti n p 0 aip i IT ai. r^ f;Oyc'. 6 Aiyorj. Denn die eingeklammerten
Worte, die sich in den Bekker'schen und einigen anderen Hand-
schriften finden, gehen ohne Zweifel zurück auf eine Wiederholung
des Folgenden iv oig fj-nry o/Mg x.rX.
Unter den Arten, wie man Einwürfe gegen die Poesie zurück-
weisen könne, wird 1461 « 30 auch die erwiihnt, dass, fails etwas
Widersprechendes in den Worten zu liegen scheine, man untersuchen
müsse, in wie vielfachem Siiuie ein Wort genommen werden könne:
dil o's xai ö'rav oyofxd zt vKSvccvziitiixä zi ooy.ri a-nfxoüvziv^ iKiay.OKzXv -o-
aa-yjktg dv <jqixr,vv.z zoiizo h rw z'.pT,ixi-v(jc> y.zl. Hiermit in Zusammen-
hang stehen unzweideutig die folgenden vielfach missverstandeneu
und daher auch kritisch unrichtig behandelten Worte, die mit kleiner
Nachbesserung der handschrifilichen l'berlieferuug ursprünglich so
lauteten: 'T:oaa.-/jjig ivoi'/tz(x.C wo'i KOig ij.ä'kt'jz' äv zig uno'kdß'ji xoczd
T'/jv xazccvzupO^ üsg FXaOxwv Xi^et, d hioi äXöywc r:po07:oX(Xixßdvo'j'J'..
y.Cii avzoi ■/.aTCC^r,(pi'7diXz\iOi luAXoyil^ovToci, xat 'Jjg z'.pr,y.öz-g özi 'Joy-zi"
intzipMoiv, dv Onsvcivzi'jv -^ zri ocvz'Jjv ojyj^tü. Die Handschriften, nicht
blos die l>ekker"schen , haben vj (bg FA. Aiyzt rt hia dlöyoyg , im
Übrigen übereinstimmend mit der obigen Fassung. Alles kommt für
88 V a h 1 ,. n
das richtige Verstäiidiiiss auf die Erklärung von -jTroXäpot an, das
meines Wissens keiner der Interpreten oder Übersetzer bis jetzt
richtig gefasst hat: 6.-roXa,a,3dv£jv heisst nicht blos 'annehmen, eine
RIeinnng haben', sondern aucli 'entgegnen, einwerten.' Und diese
Bedeutung hat das Wort, worauf xarayrt/i^üj hätte hinweisen können,
an dieser Stelle. Daraus ergibt sicli die Verknüpfung der Worte von
selbst. 'Wie vielfach lässt sich die Sache nehmen', so möchte man
zumeist einwerfen, wenn Einige mit einer vorgefassten Meinung an
die Erklärung des Dichters gehen, und was dieser ihrer Meinung
Widersprechendes sich (indet, tadein. -oaoiyjbg ivoex^rcti s\n6 tiie
Worte des Einwurfs, und darum durch Anführungszeichen unter-
schieden. Über Giaukon lässt sich nichts Zuverlässiges sagen,
nur so viel scheint klar, düss er eine Anzahl Dichtererklärer so cha-
raklerisirt hatte, wie es hier von si bmioi an geschieht: denn die
Worte 'Jjg PXauxwv liyst sind wohl eher mit diesem Theile des
Satzes als mit dem vorhergehenden in Verbindung zu setzen; doch
macht dies für die AulTassung des Ganzen keinen wesentlichen Unter-
schied. Im Folgenden ist ■^OLva-'prifi^dixtvoi nicht Verdammen', son-
dern es ist nur ein starker Ausdruck für die Entschiedenheit, mit der
sie gleichsam wie mit richterlichem Spruch ihre Meinung kundgeben
und auf Grund dieses Urtheils sofort weitere Schlüsse bauen , d. h.
lieber einen Widerspruch bei dem Dichter voraussetzen als ihre vor-
gefasste Meinung cori-igiren. Auch in sipr,-/.6Ttg gti ooael ist wohl
eine vom Gericht oder der Volksversammlung entlehnte W'endung
anzuerkennen: doy.£l nicht so scheint es' sondern 'so ist"s beschlos-
sen', so dass öjg £if,r//.6TBg oti 'oox.ci' mit dem voraufgehenden xara-
•^•//^i7ä/j.£voi sich so ziemlich zu decken scheint.
Zum Schlüsse dieses Capitels 1461 b 10 recapitulirt Aristoteles
»mch einmal in knapper Form die verschiedenen Kategorien , auf
welche sich die Vorwürfe gegen die Dichtung und deren Wider-
legungen zurückführen lassen. "OXwg di rö doüvarov [xiv r, npog rr/v
Koiri'jiy Y, npiq zi ^iArtov r^ r.pig zr,v oötav o£t dvd'^iiv rzpög re '/dp
T/jv noirt'jiv atCeTOjrspov ;rt^avöv äoC/varov v? änid'ocvov xoci o-jvaröv •
rotouTO'jg d' dyui oh'jg Zsöä'.j ey&aysv. dllä. xai npög tö ßiXrtov tö
ydfj 7:oipddiiyiJ.ci otl -jr.ipiyj'.v r.pig d 'fct.a>. zdXvjCf.. oOroi zz xai
ozi Kori vJ/. d/o'/ov i'^zbj. . . . zd di bT:Evavzia ojg zipr^ixiva. nuzu)
oy.'jtzzXv xrÄ. Auch hier ist völlig abzusehen von der obigen aus der
Edilio \)rinceps stannnenden Vnlgatlesart , und den darauf gebauten
Zur Kritik Aristotelischer Sctiiiften. oj
Versuchen der Kritiker. Nach den Handschriften lauten die Worte:
ö'Xw? Oc TÖ äovvarov pAv t:[jÖc rrjv Tzoroatv . . . yj ä;r'!3'avov y.c/.i o-jvä-
Tov TOiovT'j'jg zhoLi orov ZsOfjs eypa^sv äX/ä jBiXrtov • tö yary Ttccf/d-
rj-'.yixy. ose -jKtpiyj'.v npog ä xtÄ. Es kommt uns zunächst auf den
Satz TO'.oOro-jg shy.'. okv Z. iyocc'jisv dXAa ßilTiov an, der zwar in der
Überlieferung verstümmelt, alter doch noch so weit erhalten ist, dass
sich bei sorgsamer Erwägung des Zusammenhangs die ursprüngliche
Satzform mit Zuversicht wieder gewinnen lässt. Die Worte a/lä
ßtATiov enthalten eine Entgegnung, der vorausging ein concessiver
Satz. 'Wenn es auch unmöglich ist, dass es solche Menschen in Wirk-
lichkeit gibt, wie sie die Dichtung darstellt, so ist es doch besser, sie
über die Wirklichkeit hinauszuheben. Denn das Ideal muss über-
ragen'. Dies ist Aristotelisch gedacht und kommt auf das zurück, was
1460 b 33 gesagt war sdv iniTiixärcii oti ovy. dl-n^r), dlV iaoiq { ojg )
del xrX. Vgl. noch 1454 b 10 xat ydp iy-elvoi (^eUovoypdfoi) dKooioö'jzsg
r/jv ioiciv iJ.opfriV^ 6}XQio-jg noioüvrtg, y.a'kXiovg ypdf O'j^'.v. ovto) /.al
TÖv TiOiriTriV ixtfxovixsvov xoci opyilovg xai |5a^6p.ou? . . toiovto'jc ovrac
inistxsg noizlv napd^'jsiyiJ.oi aylripözr,xog^ wie Bursian im engsten An-
schkiss an die handschriftliche Überlieferung evident gebessert hat.
Um aber jenen Gedanken vollständig in obiger Stelle zu finden, be-
darf dieselbe einer Ergänzung weniger Worte, deren Ausfall durch
die nahe Wiederholung ein und desselben Ausdruckes veranlasst ist:
npög rs yäp rr^v T:o'vr,ai.v uiptroirtpov kiBolvov dovvocTOv 'o dni^ccvciv
xat ouvaröv • (^Ka.i st doüvarov ) Toto-jroug etvat, olov Zsvitg sypcifiv^
dXXd ßslrio-j • TÖ yäp noLpaoa^ixa. oet uTispiy^itv. Für jenen Gebrauch
des dXXd vgl. die schon oben angeführte Stelle der Poetik 1460
b 33 und 1453 a 29 6 Eiipiniorjg, st xai rä äAXa ixn sü oiKOvo^acr,
dXkd Tpoc^uöjrarog '^s. Politik 1278 a 9 st dt y,ai oxjrog no^irrtg^
ccAXd nroAiro'j dpsTTjV yjv si7roij.sv Xsxtsov oü navTog. Rhetorik 1376
n 28 d ixh ydp xcctcc xov 7:pdyiJ.'XTog . . . dXXd uspi toö n^o-jg. Und
so möchte auch Rlietorik 1417 a 24 xat /jly} (j^g dno oiuMoiccg Hy^cv,
uygnsp oi vüv, dlV (hg dnö Kpoci.ipiOi.oig' 'kyoi o' £,3o'jXö,aiGV.' Kai 'r,po-
stXö/JLV/V "ydo T(j\)To\ Bt {xr) (livrt\t.r,v ., dXkd ßsArtcv' zu schreiben sein.
Die V^ulg. dAX" st ju.y; oiivrilxrjV., ßi^Tiov.
Das überlieferte olov darf nicht in olo-jg geändert werden, das
gegen die Absicht des Aristoteles in uimiittelbare Correlation zu
TotciOrou? treten 'müsste. Die Constriiction ist vielmehr so zu verdeut-
lichen: wenn es unmöglich ist, dass es solche iMenschen , wie die
90 V n h I e n
dargestellten, in Wirklichkeit gil»t, wie z. H. Zeiixis dergleiciien über
die Wirklichkeit hinausragende idealische Figuren gemalt hat.' In
wie fern dies vom Zeuxis gilt, dessen Malerei Aristoteles 1450
n 28 das rj^og aberkannt bat, bestätigt sich nach dem was Brunn
Gesch. d. grieeh. Künstler IJ, S. 88 IT. ausgeführt, der ebend. S. 84 tf.
von unserer Stelle den richtigen Gebrauch nicht gemacht hat.
Hiermit ist die erste der beiden Weisen, wie man das gegen
die Poesie geltend gemachte d^vvaro'j zurückweisen könne, abge-
thaii. Ich sage die erste, denn Aristoteles führt überhaupt nur zwei,
nicht, wie man gemeinhin glaubt, drei an. Dies beruht auf dem von
Aldus vor Tzpog tyjv TiotV/^tv eingeschalteten >; , das wieder zu tilgen,
weil es den Gedanken des Aristoteles verdirbt. 'Was in Bezug auf
die Dichtung als unmitglich gerügt wird, muss man entweder darauf,
dass es doch besser so sei, oder darauf, dass es so die Weinung der
Menschen, zurückführen.' "O'/.oig di ro dovvocTov fxiv n^og Tr,v noWi'jiv
r, Tzpog TÖ ßiATiov n npog tv/V oizccv osi ävocysiv. Die zweite dieser
Möglichkeiten, das npög rr,-v oöqav, wird in dem Folgenden näher
bestimmt: npog a. fd'yi raXo^a (sc. dvdyeiv oel), Worte, die unrich-
tig mit dem selbständigen Satze to ydo napäostyixa, oei üntpi-j(^v.v
in Verbindung gesetzt worden. Der Ausdruck -pig oc (pxii ist nicht
verschieden von rzpig TYiv oö^ocv; vgl. 1460 6 11 oict fnai kcü doxsi
und ebend. 35.
Endlich wird mit tö. oi •JKv^oi^ni'x das dem äd-jvarov /xiv ent-
sprechende Glied eingefühlt. Von dein Unmöglichen einerseits (von
welchem das dlo'^i'jv, das Unvernünftige, eine Species ist) und dem
Widersprechenden andererseits werden Vorwürfe gegen die Poesie
entlehnt, denen in den angedeuteten Weisen zu begegnen. Das do-j-
vcizo^j nebst seiner Unterart dem dX'j'^i'j-j und das J.TsvavTtov erschei-
nen auch in der abschliessenden Zusammenstellung am fcünde i\üs
Ca[»itels: rä uiv oOv iTZ'.rcfxnixocTcc ix. ,Tivr£ jt'jüv (^ioovju- tq ydp wg _
ddüvuru, Yj cös dX^ya . . ?; wc ÜTUvcivria /.tä. 1
XXV] S. I4G1 6 2(3. '
Wenn irgend ein Abschnitt der Poetik, so kann dieses letzte
Citpitel den Schein erzeugen, dass wir es nicht mit dem .Aristoteles, j
sondern einem ihm nachgeinaehlen lnter[iolator zu tliun hätten. Oh
der Schein sich beseitigen lasse, wird davon abhängen, wie weit es
gelingen wird, eine Heilie in der hergebrachten Form unmöglich
Zur Kritik Aristotelischei Schriften. 91
Arisloteli scher Sätze mit Hilfe der Kritik in eine dieses Autors wür-
dige Fassung zurückzulj ringen. Dazu soll hier der Versuch nicht
gemilcht werden, sondern es mögen zum Schlüsse nur noch ein
paar durch treueren Anschluss an die handschriftliche Überlieferung
gewonnene Besserungen des Vulgattextes eine Stelle finden, die eine
eingehendere Besprechung nicht verlangen.
In den Handschriften liest man Z. 26 s« 7äp -n titcov fopru-n
jSsAriwv, TO'.x-jTn o' rj Kpd<; ßtlT'.o'jc, ^tccrdcg e'jzt deihav dnlov ori r^
y.navTCi iJ.iiJ.ov{j.iyri (popTun. l)a^ unverständliche osih.ay haben die
Herausgeber seit Aldus getilgt, ohne sich über den Ursprung der selt-
samen Form Bechenschaft zu gehen. Mit leisester Änderung ergibt
sich daraus ein wirklicher Gewinn für den Text: TOfavrv; o" v^ KOog
(ScXrtou? 3-saTd? s^rtv «et, Xtav o-/}XovÖTt ö änocvrcx. ixiixo^ixivr^ fOpzr/.-f}.
Die Wörtchen otl und dsi sind nicht selten verwechselt worden, wie
Bhetorik 1398 a 13 roöT' ovv e^eliyx^'-^ «*' überliefert, aber von
Äluret i^zAiyyjiv oel richtig gebessert worden ist. Er übersetzt näm-
lich 'hoc igitur redarguere oportet'. Dieselbe Verbesserung hat neuer-
dings Bassow Emend. Aristotel. (Weimar 1861) S. 9 mitgetheilt.
S. 1462 a 5 wird weniger, weil es der Cod. B hat, als weil es
der Sache angemessener ist ei oiiv fopr'.-/.-n (sc. v5 Tpay'joo'.a), ytipoiv
drikfjv ÖTi av shj statt V5 cjv zu schreiben sein. Und Z. 13 ist ei oCv
ioTi rd 7' aAXa xpifTTWv, roüro di ovx. dvayy.aTov a-utfi vndp'/^zt'j zum
Theil mit den Handschriften, welche rä 7' a/lv. nicht zyjXa über-
liefern, zu restituiren, da der Satz ein zweigliederiger Vordersatz
ist, an welchen sicli durch parenthetische Zwischenbemerkungen
unterbrochen und in der Form verschiedentlich variirend eine Beihe
anderer Vordersätze anschliessen, welche erst b 12 wiederaufgenom-
men und zugleich durch den Nachsatz zum Abschluss gebracht werden:
ü O'jv To-JTOJ? TS otafipst Kalt y.oci sv. tw r^g riyvng £070} . . , yavsoöv
ort xpsiTTOJv av ci'yj ixäXkov rov TiAovg z'jyxd'jowjci Trig iKOTzouocg.
An jenen ersten Vordersatz ist als zweiter gefügt ir.z'.zy. diizi
ttccvt' eyit öaa nip r^ inonoucc- -/.ai yxp reo [J-irpoi s^i-jzi yprii^sci^
xat £T( ov iJ.'.xp6v [Jiipog rr-yV [xovoiy.YtV y.xi rr;v öt^'.v sysi^ dt' fig ai r,oO'
vat (juvtaravTat hap^ioTocrix. So die Vulgata, während in den Hand-
schriften y.yJ. Tccg '6-\>iig ohne zyv. steht; und dies ist vollkommen
richtig; denn auf das Engste zu verbinden sind Trdvr' iyii daa Tzip r,
in OK 0 '.'.Ol. . . y.oci in (und noch dazu) T-rjv iJ.rj-ja'.y.T,'j xat rd* o-bv.g.
Vcrgl. nachher h 13 vjuzoig tz di(x^ipv. r.ü'j'. x«; hi röj rr,g riyvr,:
92 Va h I e n
£oyw, 1)11(1 Rhetorik 1363 h 8 zix'ji ori OnepiyjjV fxsv ( tö ) toctoötov
■/.xi iri^ womit wieder zu vergleichen Topik 1(>0 a 3o r(j'7oOT'iv yäo
Koci £71 TZf/og. Die Phiralform rag o-ps'.g hat Aristoteles iiiu-h 1450
(i lo gebraucht. Daraus ergibt sich daiui weiter, dass statt des ful-
geuden oC r/g vielleicht alc zu restituireu ist, wenn nur die sieh daran
anschliessenden Worte y.i r/joyal 'j'jvi'jTocyzxt ivccp-/. mehr befrie-
digten, die nicht minder als der Zwischensatz y.xi yocp rrü jxiTpo) efs-
iTi y^pfiiBoa den grössten Bedenken unterliegen. -
II. Zar Rhetorik.
Die Kritik und Exegese der Rhetorik des Aristoteles ist in
neuerer Zeit von verschiedenen Seiten in Angriff genommen und
nicht unbedeutend gefördert worden. Cli. A. Brandis hat die bis
dahin wein'g beachteten Beziehungen dieses Buches zu anderen
Schriften des Aristoteles, iushesondere zu den logischen, in's Licht
gestellt. L. Spengel auf die versteckte Polemik gegen Plato hinge-
wiesen, und Plan und innere Gliederung der Rhetorik selbst geprüft;
eine von ihm aufgedeckte Störung der ursprünglichen Ordnung der
Theile liefert den Beweis, dass auch diese Schrift, die mehr als
irgend eine andere der Aristotelischen für 'ein Werk aus einem
Gusse' galt, durch Zufall und redigirende Hand einschneidende
Wandlungen erlitten hat. Derselbe Gelehrte hat endlich derjenigen
(^)uelle des Textes, die längst als die verliältnissmässig beste erkannt
war, ausschliessliche Bedeutung vindicirt und damit die eklektische
Kritik, die für die Mehrzahl der Aristotelischen Schriften die Natur
der Überlieferung erheischt, für die Rhetorik beseitigt. Freilich ist
die Ausbeute dieser von Veltoi'i zuerst, von Gaisford und Bekker
wieder benutzten Pariser Handschrift auch nach Spengel's Bemü-
hungen noch nicht völlig als geschlossen zu betrachten. Ja Bekker,
der neuerdings in einer dritten Ausgabe der Rhetorik zwar im Ein-
zelnen manche der früher verschmähten Lesarten jener Handschrift
aufgenommen, hat dennoch im Grossen und (ianzen die Viilgat-
Gestalliing des Textes beibehalten. Ebenso bleibt auch innerhalb
der beiden andtsren angedenleten Gesichtspuncte nachgehender For-
schung noch Manches zu erledigen übrig. In den Beziehungen der
Rhetorik zur To|tik ergab sich eine Divergenz zwischen Cilaten in
der einen und dem heutigen Texte der anderen , die so vcnig aus-
zugleichen schien, dass man selbst zu der Annahme grilV, unsere
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 93
Topik sei durch umfangreicIuM-e Lücken entstellt. Gegen das von
, Spengel gewonnene Resultat, dass der Abschnitt von den allen Gat-
f fungen der Beredtsanikeit gemeinsamen Beweismitteln am Ende des
zweiten Buches vielmehr an das Ende des ersten gehöre, hat ßrandis
jüngst die hergebrachte Ordnung als dem Plan des Aristoteles nicht
widersprechend in Schutz genomm.en, und über das mit der ursprüng-
lichen Anlage des Werkes schwer zu vereinigende dritte Buch sich
i'iner abschliessenden Entscheidung enthalten.
Nach den bezeichneten Richtungen die Untersuchung über die
Rhetorik des Aristoteles aufzunehmen und wo möglich fortzuleiten,
sind die nachfolgenden Blätter'besfimmt, in denen ohne andere Ver-
knüpfung als die der Abfolge des Textes eine Reihe sowohl anderer
als besonders für jene Fragen entscheidender Stellen behandelt wer-
I den sollen.
12 S. i356 b 1.
b Nachdem Aristoteles gezeigt, dass Enthymem und Beispiel in
" der Rhetorik das seien, was in der Dialektik Schluss und Induction,
verweist er für den Unterschied jener auf die Topik: Z. 11 zig o
j iari otcifopd KapadziyixoiTog xcci £v^ufxy;,uaTO?, ^avcsöv i/. rcDv rOTzt-
xcöv ix.sl ydp nspl a'jlXo-yiaixov aal enayoiyng v.prtzai nporepov^ ot>.
TÖ ixiv ini rroXAwv y.cci 6[j.oioiv ostV.vja^at ort ovrcog v/zi v/.tX {xiv
incK.'^di'^Yj eanv ivrccu^a os 7zcipä.d£iyp.a, ro oi TtvcLv ovTOiv sr-piv
Tt diä raOra rj-Jixßcävsiv nccpd raOra toj raöra dvca , yj xa^ö/ov
vj wg SKI TÖ txoaO , iy.il [xiv auXAo'y.CT/JLÖg £VTaö3-a ^i iv^xjixriixoL
xaXsirat. ipavsr^öv o ort y.cci ixdrspov lyj.i äya.5öv tö v.o'jg Tfjg pr,TO-
pur^g' y.a..^d7:sp 'jdp y.ai iv roig ixs^oowjXg dpr^zocc , y.cä iv zoOroig
|i 6i).oioig i'/(ti' dai ydp di p-h na.paoti'^jp.oi.rCiQv.g prizopücci olI os iv^v-
lJ.rtiJ.<xrtxoci, xai pr,Toptg ö/xoto)? o'i [xiv nocpaoztyixxTciideig di di ev^v-
lxriix(XTty.oi. Syllogismus und Induction werden allerdings in der Topik
definirt, jener I 1 S. 100 « 2o, diese zugleich mit Bezugnahme
auf jene Erklärung I 12 S. 105 a 12 und sonst gelegentlich; die
Anwendung aber, die von jenen Definitionen auf den rhetorischen
Schluss und die rhetorische Induction an unserer Siello gemacht
H wird, ist weder an den angeführten Orten, noch irgend wo sonst in
der Topik nachzuweisen; und doch scheint Aristoteles gerade für
die Zurückführung der dialektischen Beweisformen auf die rlietori-
schen sich auf ilie To[»ik zu berufen. Vettori wollle ficilich das
94 Vahloi. 11
Citat dei'Topik auf die Definition von Sclilussundliiduction bescliränkt
wissen, die Zunickfülirung jener auf Entbymem und Beispiel der
Rhetorik allein zuweisen: 'Ex his, inqnit, quae in topicis iam tradi-
dimus perspicuum est, quod discrimen inter exemplum et entliy-
mema sit; qui cnim, quod iilic accurate expositum est, qua nam in
re discrepet Syllogismus ab inductione didicerit, facile cognoseet,
quid dilTerat exemplum ab enthymemate, cum haec simulacra quae-
dam eo um sint'; aber seine Eikläiung i) ist mehr aus dem thatsäcb-
lieben Verhältniss als aus den griechischen Worten entlehnt. Miiret
suchte eine ähnliche Auffassung durch Änderung der überlieferten
Wortfolge und Tilgung einiger Worte zu erzwingen. Damit seine
Übersetzung dem griecliischen Texte entspräche, miisste dieser so
gelautet haben: ti^ o'' iari oiufopa jzaoxddyixarog y.cci h^'j[xr,\).arogt
(pavspov in Tüjv Tor.v/Mv • -/.cc^dncp yäp y.oü £v zolg ixi^oouolg , y.ai iv
Toxjroig dixoioig i'/zf tö ,u.£v yuo iizi ttoX/wv y.at ö.uoiwv Oeb.vuc7.5at;
xrX. Klar ist aus dieser Fassung, dass auch Muret die Zunickführung
der Definitionen des Syllogismus und der Induction auf Enthymem
und Beispiel nicht der Topik zugewiesen, sondern der Rhetorik vor-
behalten , das Citat der Topik aber auf die Erklärung von Scliluss
und Induction beschränkt hat. Unter /jis^oo'-xa scheint er, da er das
überlieferte £r>r^rat tilgt, nicht die von Diogenes von Laerte unter
diesem Titel angeführte Schrift, sondern die methodische d. Ii.
logisch-dialektische Disciplin zu verstehen. Der von ihm hinein-
emendirte Sinn ist demnach vollständig dieser: der Unterschied von
Enthymem und Beispiel ist aus der Topik klar: wie es sich nämlich
in der Dialektik (mit Syllogismus und Induction) verhält, so auch in
der Rhetorik (mit Enthymem und Beispiel j: der Schluss nämlich aus
vielem Ähnlichen heisst hier (in der Rbetorik) Beispiel, dort (in der
Dialektik) Induction. Wiewohl nun auf diese Weise der Schein
beseitigt wird, als ob aus der Topik citirt würde, was heute nicht mehr
1) Kine WoitiimsteUiinjj hat Vettori iiiclit voigeiionimen ; denn dass in dem Coinmentar
(nach der Aus-, v. 1379) die Worte ^av.^.öv S' özi zat iy.är.^.ov — ö,u.oi'/)-- syji
sainmt den dazu gehörigen Aniuerkuntcen zwischen die Delinition des l'aradeig^ma und
diejenige des Knlhymems eingeschohen sind, beruht lediglich auf einem Selzerirrthum.
Vettori erwähnt nicht nur mit keiner Sylhe, dass er die hcrgehrachle Ordnung der
Sülze verlasse», snudern seine Krkläiung zeigt deuUich , dass er der iiherlieferten
lii'ihcnl'olye (rcugel.liehen. S. Vater's iirige Auflassung haUe Speugel in dem Spec.
('nmm. 1839 abgewiesen, was iiiehl verhindert hat, dass dieselbe neuerdings wieder
vorgetragen worden.
H'
Zur Kritik Aristotclisclier Schriften. vi)
darin zu finden ist, so sind doch die Mittel, durch welche dieses Resul-
tat erzielt worden, nicht geeignet, Vertrauen zu der Verlässlichkeit
desselben einzutlössen. Insbesondere ist die Tilgung der Worte i/.elycip
nsoi avlloy.'jij.'jv y.ai iKccytjiyng Blpr,Ta.i npoTSpov nicht blos willkür-
lich, sondern auch der Klarheit des Gedankenfortschrittes hinderlich.
Von demselben Grundgedanken wie Vettori und Muret ausgehend,
suchte ßrandis (Philologus IV 1) ohne Änderung der Worte lediglich
durch eine andere Abtheilung und V'erknüpfung derselben zu einem
ähnlichen Resultat zu gelangen: TcdvTtg dirccg nlarv.g Trotoövrcc. o'.ä tov
$sixvuvcii Vj nccpaos'.'yp.ccTx Ai^c^i/rzg ti ev^y/J-y/juaTa . . war' eiTrep xat
xhjig dvdyy.ri ^ avl'Xo'yil^öp.zVOv r, iTid'yovTa dv.Y.vvvxi drtoöv . . , ava-/-
oarov iy.dTi.pov a'JrcüJv t/.ccripoo to'jtojv to äuto eivcci (rtg o'' iari oiy.-
(popd Kapaosiyp.aTog y.ai iv^'jp.rip.c(.TGg, (pavspov i/. rcöv tokuQv' iy.sl
"^dp r.zpi GvAlo'^'.op.oi) y.ai iKayotyt? sipr,rci'. Tvporspov^, ort tö jülsv sni
noXXtjJv y.r'A. Die Berufiuig auf die Topik soll hiernach als ein 'ledig-
lich auf den Unterschied von Scliluss und Induction bezüglicher Zwi-
schensatz' gelten und das folgende (ot! -ö /j,£v ini x.tA.) die voran-
gehende Zurückführung der beiden rhetorischen ßeweisformen auf
die dialektischen begründen. Allein w eder können die Worte ort tö
liiv ini sich sfiraclilich an dvccyy.ccrjv . . rö «uro dvcci ansrhiiessen,
noch ist es gerechtfertigt, den eine neue Ged.inkenreihe eröffnenden
Salz rig $' sart rjtafopd in eine Parenthese hineinzudrängen. Spen-
gel bezeichnet daher diesen Versuch kurzweg als gegen die Sprache
und beharrt seinerseits bei der schon früher ausgesprochenen Mei-
nung, dass man 'der Nothwendigkeit der Annahme, in der Aristote-
lischen Topik habe einst gestanden, was in der uns erhaltenen jetzt
nicht mehr steht, nicht ausweichen könne'.
Trotz (loui Einsprüche dieses scharfsinnigen und gründlichen
Kenners des Aristoteles, kann ich die Überzeugung nicht aufgeben,
dass in jenen Worten des Aristoteles nur ein Verderbniss liege, des-
sen Heilung den Schein zerstört, als werde hier auf eine uns nicht
mehr erhaltene Stelle der Topik verwiesen. Dass Dionysius von
Halikarnass in der epistola ad Ammaeum die ganze Stelle im
Wesenl liehen übereinstimmend mit unseren Handschriften mittlieilt,
worauf Spengel ein grosses Gewicht legt, darf, falls sich die
Corruptel aus inneren Gründen erweisen lässt, nicht als entschei-
dender Gegenbeweis gelten, sondern kann höchstens als Anhalt zur
Bestimmung des Alters der Verderbniss dienen.
1
96 V a h I e II 1
Zwei iMomente sun\ es, die zusammen den Glauhcn an die Inte-
grität der l'bei'liefei-ung jener Worte erscliüttern. Aristoteles sagt,
der Unterschied des Beispiels und Entliymems ist aus der Topik zu
entnehmen, denn dort ist vom Syllogismus und der Induetiou gespro-
chen worden. Wozu, wenn Aristoteles einst in einer vollständigeren
Topik den Unterschied zwischen Enlhymem und Beispiel (direct
oder mit Bezugnahme auf Syllogismus und Induction) erörtert hatte,
der Zusatz nspi aulloyiiixou xat inayoyyng ; warum schrieb er nicht
ixtl yccp s^iprtTat, orii rö ,u.v ini nollöjv y.zl.l Weist dieser Zusatz
nicht vielmehr unzweideutig darauf hin, dass der Unterschied von
Enthymem und Beispiel nicht unmittelbar aus der Topik zu entneh-
men sei, sondern mittelbar durch Anwendung der dort gegebenen
Definitionen des Syllogismus und der Induction auf die entsprechen-
den rhetorischen Beweisformen? Wenn aber dies der Fall, so konnte
sich an die Worte iy.sl y. n-pi avXX. dpr^rai unmöglich der Satz in
TÖ juiev ini n. als grammatisches Object anschliessen. Denn sollten
jene Worte zur Erläuterung der Bemerkung dienen, dass der Unter-
schied von Enthymem und Beispiel aus der Topik zu entlehnen sei, so
war es ungeschickt und der Deutlichkeit zuwider, von jenem dprtrai
zugleich die in der Topik selbst nicht vorhandene Bückfülirung der
Definitionen von Syllogismus und Induction auf Entiiymem und Bei-
spiel abhängig zu machen. Eben so wenig könnte aber die Annahme
befriedigen , dass tlie Worte hil ydp jtzpi avXX, dpr^rai Kpöztpov eine
parenthetische Zwischenbemerkung seien, nach welcher die Worte
OTi TÖ [xh in'i n. sich an den Hauptsatz rtg o' ioxi diccfopä . . ^avspöv
£■/. Tüv TOTzixöJv anschlosscu.
Dazu kommt als zweites Moment, dass in den Worten iasi y. . .
s.'ipr,Tct.i. npÖTipov der Zusatz npÖTspov gegen die Gewohnheit des Ari-
stoteles ist. Nichts häufiger in Aristotelischen Schriften, als dass mit
zXpriTCi'. {tiprty.aij.zv , zinoij.v^) npÖTspov auf einen früheren in dem-
selben Buche besprochenen Gegenstand verwiesen wird, zuwei-
len selbst da, wo wir eine solche Verweisung kaum mehr erwarten
würden; dagegen pflegt Aristoteles bei Berufung auf andere Schrif-
ten, auch wenn sie früher verfasst waren, sich mit einem einfachen
stpvjTat oder ähnl. oluie nporspov zu begnügen. Wenn es daher Phys.
ausc. 251 «9 dp^öiixz3ci oi nprJjTOV in tcüv fyioipiafxivoiv v^ju-tv iv rolg
fji\)aiy.olg npÖTSpov und ähidich 267 Ä 21 cinstpov jmiv ovv öri ovx evol-
^£TXi. iJ.iys jog sivui, ^ionxrcii npörspov ;v rolg 'jixiaiKüg heisst, so
1
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. yT
sind es eben in der Pliysik selbst Irüher besprochene Probleme, auf
welche sich Aristoteles beruft. Und die beiden Anführungen in der
Politik 1261 a 31 cogKsp ev TOlg riJ^uoXg etp-oTCi'. npörsf^ov und 1280
«18 y.cc^ämp sXpr/TCii npozspov ev roTg rt^uolg sind so weit entfernt
gegen uns zu sprechen, dass sie vielmehr einen neuen Beleg für jene
Gewohnheit des Aristoteles abgeben. Denn die Nikomachische filthik
ist nicht eine von der Politik vollkommen losgelöste und besondere
Schrift, sondern gleichsam nur der erste Band der gesammlen Kpcf.'/-
ixarda Tiohrix/j , und es verhält sich mit jenen Citaten kaum anders
als wenn Aristoteles in der Rhetorik 1391 6 22 und 1369 b 30 auf
den von dem ^svog rjviJ,ßovlsvTt.y.6v handelnden Abschnitt des ersten
Buches mit den Worten sv zolg a-jp.ßovlsvTVM'ig sipr/rai npoTSoov
verweist.
Dürfen wir nun auf diese Beobachtung bauen (und wir dürfen es
liier im Zusammenhange mit anderen Momenten, auch wenn sich das
eine und andere widersprechende Beispiel finden sollte), so gewährt
sie uns ein äusseres Inilicium fiir die durch den Gedaiikenfortschritt
selbst nahegelegte Annahme einer Lücke an jener Stelle. Der Unter-
schied von Enthymem und Beispiel ist aus der Topik zu entnehmen:
mitteibar; denn dort ist von Induction und Schluss geliandelt wor-
den; diese beiden rhetorischen Beweisformen fallen aber, wie vor-
her in der Rhetorik erörtert worden, mit jenen beiden dialektischen
zusammen, so dass man also, um den Unterschied von Enthymem
und Beispiel zu gewinnen, nur die in der Topik für jene aufgestellten
Definitionen auf diese zu übertragen braucht. War dies, wie auch
aus der verstümmelten Stelle noch erkennbar ist, der Gedankengang
des Aristoteles, so konnte er ursprünglich wohl nur in diese Fassung
gefügt sein: zig o' iazi diatpopcc not.paot'.^i).y.zog y.ai. iv^-jfxyjjUaTOC,
(pavspov ix zü)V zokixQv • i/.sl ydp TZzoi n-AXc'/i.ap.ov xat i/raywyyj^
eipTjzai • { ozi de iv3vp.-np.cc p.sv (j'jlloyiGp.6g. nccpddsiypLa di inocyjiyri,
dpYjzxi ) npäzspov , ( a»ar£ 'fcc-Jtpiv ) , ort ~ö p.h i~'. koXIöjv, xsü
6p.oio}v rJsUvuG^ca . . . k/.zl p.t-j inayoiyri iaziv ivzoLv^x oi T:cipd(j£typ.c(.
Die erste der beiden angenommenen Lücken hat ihren begreiflichen
Anlass in d<?m doppelten e.'l.pr,za.i. Auch die zweite Ergänzung (auf den
gleichen Ausgängen vonniporcpov undyavspöv beruhend) scheint leicht
genug, um sie einer gezwungenen Erklärung des ort oder einer Ände-
rung desselben z.B. inw^r; (das an sich geniigen würde) vorzuziehen.
Nach Gedankengang und Satzform lässt sieh vergleichen Rhetorik II
Sitib. d. phil.-hist. Cl. XXXMH. Bd. I. Hft. 7
98
V a li I
i9 S. 1393 a 9: mcti Ci ixiyi^ryj^ xat iuy.^öxr,i:(j'; t&jv npay^jAzotv
. . i/t Twv Tzc,oiipr,ii.i'j'jiv r,ixa i'jTi yavtoöv • dorjToi.'. yicp iv rot? a'j/J.-
Twv Xiyoiv TO ;rpOK££y.£VOv rsA^ä ä-ya^öv s^r; . , 'vavsodv öV'. O'/ iy.si-
In der Definition des Enthytneni rö oi rtvcöv ö'vtüjv iVspöv tj otä
TX'jToc Tjtxßxbt'.'j -apd zx-jzx tw raOrx irvat schreibt Dionysius
von Halikiirnass a. a. 0. nupx rö zxOrx iTvat , was Speiigel fiülier
wenigstens nicht abgeneigt war, jener Überlieferung der Aristote-
lischen Handschriften vorzuziehen. Mit Unrecht, wie die Vergiei-
chnng der in der ersten Analytik gegebenen Definition ergibt S. 24
6 18 TjlloyidiJ.og oi iazi \öyog iv o) zs^ivroy^ r'.vJJv erspov zi -wv
x££,a£va>v iq ävä'/xrj? a*jiL».ßatv£! zy zxOzu iTvat. /i'/oj oi rw raOra
st'vai z6 dtä TÄÖra 5U|a,3atv£Jv xrX. und Topik VIII 161 b 30 £V£5-£
nleioi ACiiJ.ßa.v'j-j':ji Tä.v dvccy/.cäojv, utgzs ou rw raör' eivai yivezcci 6
a\>}Xoyi.'j[>.öq. Hiernach ist also rw zcniiza. th<xi diircli den Aristote-
lischen Sprachgebrauch geschützt, und nicht minder ist ein noLpd
zoLvza neben izspiv zi der Ausdrucksweise dieses Schriftstellers
entsprechend: vergl. Rhet. 1360 b 2o cv yüo soziv ä)J,oc Tzocpa. zaOzy.;
Anal. Post. 74 a 29 jnyjoiv lazi napä. zy.Ozci zpl.yoyjov izspov; Politik
1260 b 33 t-nzEiv ~i nxp' auzdg iz-p'j-j und sonst häufig. Allerdings
decken sich in der obigen Definition die Ausdrücke oiöc raüzcc und
Tö) zci'jzoi zhc/.i. Nimmt uiau daran Anstoss, so ist er gewiss nicht
durch Verschmelzung der Worte no-pa. za-jza. tw za'jza sivat
zu der Redensart napöt. z6 zuOzx sbai zu beseitigen, sondern es
erübrigt nichts als otü, zocOzoc zu tilgen, was Muret nach seiner
Übersetzung zu schliessen gewollt hat: (juibusdan» positis evenire
praeterea aliud quijipiam eo tpiod illa siut. Aber konnte nicht
Aristoteles, der in der Analytik a. a. 0. zCt za-jzot. dvon durch oicc
TTiJzoL a-jij.ß. erklärt, an unserer Stelle beide Ausdrücke zu noch
grösserer Restimmtheit neben einander gebrauchen? i|
An jene Definitionen schliessen sich die oben schon berührten
Worte (jiOLVzpiv oi -/.ai ozt. ') i/.dzsp'jv ey^Bt ä'/Ä^dv z6 Ei'jog zr^g
\
,. xxi OTl sehreilie ich mit nioiiys a, n. () und .Miirel; die Ilaii(l»clir. ort xai; eben
Ml fr,70Cjiia.t; (stull der Viily^. ^•/jr'joi)'.»;;) mit deiiiseUieii Üiidijs und dem Pariser
Cod. Wnrc ein liesunderea (ieuiclit diiriiuf zu le-jen , duüS Itei Uloiiy-i '/«p liinlcr
za.ji-ip fehlt, so dürfte man vielleicht (mit Tilgung- von £/-') beide Sätze iu
einen zutHmnienzielien.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 99
dr^TOpdag' y.CK^ÜKsp '/äo xal iv rolg /xs^oo'.x.ot^ clpr,x7.i. v.c/X vj tcOto'.?
ouot'o)? v/v.' dai ydp a't /X£v ncn.pa.riv.'^ix'XTÖiOv.q pr^ropclcc. c^'i oi h^'J-
/j.ry jj-art/cc/i, x.ai prixopeg 6iJ.rjio)g di jj.lv ;ra&«0ct7jL».aTW0£t? oi" os hSi-j-
\i:n\xc/.xivsA ^ ;r'.^avoi fjisv O'jv ou/ f^rrov et Xo^/ot öt otä ro5v Kapy-ov.'/-
fxat'jjv, 3-OjO'j,3oövTaj os [j.öOlov oi iv^-JiJ.rtiJ.ccriy.oi. Der Sinn der Stelle
ist klar. Jede der beiden Arten der Beredtsamkeit (Ixarspov ist mit
eioog, nicht mit dya^öv zu verbinden), die enthymem;itisehe wie die
paradigmatisclie, hat ihr Gutes. Reden nämlich und Redner bedienen
sich entweder vorzugsweise des Enthyinenis oder überwiegend der
Beispiele; aber es sind nicht beide für alle Falle gleich wirksam. Ein
ähnliches Verhältniss war auch in den Ms^-ootxa, auf die sich Aristo-
teles beruft, rücksichtlich des Syllogismus und der Induction ange-
geben. Auch der Dialektiker kann sich bald der einen bald der
anderen jener beiden Beweisformen mit Vorliebe bedienen, wird aber
nicht jede von beiden mit gleichem Erfolge anwenden. Diesen Unter-
schied in Anwendung der Syllogismen und der Induction berührt
Aristoteles in der Topik lOo a 16 ein o' 77 ixh inajotyr/ ki^ccvüjts-
pov y.al ncc'^iazzpov aal xarcc rov uii^rjOLV yvoipiiJ-diz-pov xcii Tolg no\-
lolg xotvöv^ 6 oi i'Aloyiaixög ßixGrudiirspov Kai npog rous dvnloyix'jvg
ivspyliTspov; und 157 «18 y^pr^ariov rT iv tö» o'.aliytaBon tö) [xiv
auXXoytiixw Tcpog Toiig rjialtxzi-/.oug |L;.äÄXov rj npög tou? nolXoOg, rft
^' iTzayoi-yfi ToCva-vriov npog rovg KoXkovg ixällov. (Vergl. auch Anal.
Prior. G8 b 35.) Nach dieser Übereinstimmung des Citats mit den
Bemerkungcti in der Topik dürfte von dieser Seite wenigstens der
Annahme, Aristoteles habe unter Me^oduä eben die Topik verstan-
den, nichls Erhebliches entgegenstehen *). Nur würde man hier nicht
minder als an der vorhin behandelten Stelle irren, suchte man in der
Methodik (oder Topik) nicht sowohl den Unterschied in der Anwen-
dung von Schluss und Induction als den zwischen Enthymem und
Beispiel.
In der Erörterung über Materie und Form des Enthymems als
des rhetorischen Schlusses geht Aristoteles von dem Satze aus, dass
') Vergl. Vali'iitin Kose De Aristotells liliroriitii ordiiie i-t auctoritati- S. 120, wo ji'ilocli
(las Citat der Methodik (wie nicht minder das der Topik) , wenn ich anders reclit
versiehe, irrig bezogen wird : Kandeni eniin de syllogisini et inductionis dn|iliee in
dialectiea nietliodo genere sententiam, quoil iiiein discrimen in rhelorico etlarn ar^u-
mento (13öS, j) oMineie ait, nunc in To|>icis (CJ.'Ki U 12) nunc in Melhudicis cilat
jiriiis explicntaiii (Top. 1. 4. CT. Anal, post I. l)
7»
100 V a li I e II
rhetorische Beweisführung in Betreff solcher Dinge stattfinde, üher
welche wir uns zu herathen pflegen, und vor einem solchen Publi-
cum, das eine sich durch viele Glieder hiiuhircliMindende Schhissfol-
gerung nicht zu umspannen vermöge. Bcrathung aher stelle man an
über Dinge, welche in mehr als Einer \N'eise möglich sind. 1357
a 2 £(7Tt 0£ TÖ soyov a.u-r,q ni^l n TOto-jrojv, t:io\ ojv ßouls'jöixs^a -Kcci
ziyva'; ixrj iyofx-'^, xai iv toi^ roioOzoig d/.poccTa'i.i o'i ou ^Ovavr«'. oiä.
tzo'/Jmv G'jvofiäy ovoi },oyi^£'73-ci'. nioo'jiSs'^ ' ßo-jlvjiae^x ob moi töjv
i / • 11 II 1
(pocivoixivujv ivoi'/jrj^y.'. a,ayoT£poj?' i'/jt-"^ xt).. Ferner könne man
Schlüsse ziehen entweder aus bereits früher Erschlossenem, oder
aus nicht erschlossenen, aber, weil nicht an sich einleuchtend, seihst
des Schlusses bedürftigen Sätzen: holy-rci'. oi a-AX'i^/'.^Ei^y.i xat
a-jvd'^jzvj TO. ,a£v i/. cj-A\zXoyi'7ixivoiv npiTspvj, röc o" i^ ä.Tj'/Myiaroyj
ixiv OEO^uevcüV o"! 5jXXi'yt'7|L/.oO d'.ä. t6 p.r, zImoli ivoo^a. Hiervon ist die
erste Art nicht ühersichtlich genug für die geringe Fassungskraft
des vorausgesetzten Puhlicums: dvdyy.-n oi rovrojv -6 jjlIv txri eivct'.
e'jSTZocy.olo'j^riTOv oicc t6 iJ.Yiy.og (6 ydo xotrog uniy.S'.TXi ihxi xnAoOg^.
rä dt ixri ;r'.3avä O'.ä tö u.-?j sc öixoloyo'jixt^'ji'v zhv.'. ixr,o' ivooc6)v.
öicr' scvavxatov rö rt h^{ju.r,u.cc sii/ai y.y.l z6 Tzxod'jzrjtxu n-oi rojv
£vo£)(0,u.£vojv (hg rä noWoi. v/v.v y.a.'. älloig, tö ,a£v KOcpdoEcyixa i-oc-
•yoj'/Yiv TÖ d' h^'jixr,[}.OL o^'jXÄoy.^/j.öv, xat e^ oliyojv ts y.cci TZCfAÄä/.ig
^Äar-övojv Yi £c ojv 6 npQrog TjXA'jy'.aixog. Mit oj^t' ävÄyxatov M'ird
die Summe gezogen aus der ganzen vorangegangenen Erörterung,
sowohl das nspi cliv als das sc ojv des rhetorischen Schlusses (und
Beispiels), wie es sich aus dem Bisherigen ergeben, in einen Schluss-
satz zusammengefasst. Daher nicht Komma, wie in den Ausgaben,
sondf^rn ein Punctum vor oigzs zu setzen ist. Enthymem und Beispiel
— dies ist das Ergebniss — werden angewendet einerseits in
Betreff der ivQc;(ö/A£v«. Richtig ist nach der Pariser il;iiidsclirift
-spi Tc T'Jüv hoiy. edirt worden, dem nachher xai it o/r/ojv ent-
spricht. Scbwiei igkeiten machen die den £voe/ö,a£va angehängten
Worte öjg zy. r.o/Xd syny xat ä//ojc, die, wenn sie fehlten, nie-
mand vermissen würde. Zu beweisen, dass sie irrig sind, ist leichter
als sie Iierzustellen. Der llauptanstoss liegt nicht darin, dass Aristo-
teles sonst nicht wc -ä ;roÄ/ä, sondern wc ir.l ri koA'j zu sagen
pflegt , das Spengel statt jenes zu schreiben vorschlug (denn dass
auch jenes dem Aristoteles nicht fremd, zeigen Beispiele wie die von
Wailz Organen I 379 angeführten Mettorolog. 360 b 27 ixeTÖt. to'A
I
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. IUI
oixßpo'jg av£/j.ci<; wg rä no'AAci Yivärat, und de aiiim. creat. 7öO a 15
060 (bg TCi noAAci zi/.rv.v stw^sv), auch nicht darin, dass die gt^wöhn-
liche Worlfolge ivosy. äX/^q i'/j'-v nicht t/tiv dXhoiq oder xat äX/Mg
ist (vergl. u. A. Nicom. Elhiii VI cc. 3, 4, ö, 6, wo diese Redensart
sehr oft wiedcrkelirt), sondern darin, dass sachlich wie sprachlich
ungenau in die Bezeichnung rä £vo£;(öjL/.cva äÄAOjg i'/^v.v ein wj rä
zoXkoi. (oder w^ sttc tö tioVS) hineingetragen ist. Aristoteles gehraucht
die Ausdrüclce ry. 'Sjg inl z6 tzo'äO oder rä cüc ini tö ro/u TJixßal-
vovTcc ('y!7vö]UL£va) und andererseits t« hoz'/oixvjot. a/Xoic, (^/.ä: aXÄoj^,
dp-fOTipoig^ £X^'^' ^^" formellen Unterschieden ahgeselien, im We-
sentlichen als synonyme Bezeichnungen, und zwar im Gegensatz zu
rd dvcc^xuia oder rä äst ovza. Das was meistens geschieht, ist ein
solches, das auch anders sein kann; was immer geschieht, ein noth-
wendiges, ein ddOvazov äXAwg r/^eiv. Bevor also nicht jene Verbin-
dung durch Beispiele belegt ist, wird man an ihrer Zulässigkeit
zweifeln dürfen. Möglich, dass die Worte eyjiv ü/S/Mg {y.al äXÄojg),
gegen welche ein leiser Verdachlsgrund sclioii in der Wortstellung
liegt, irriger Zusatz von fremder Hand sind , Aristoteles ntoi
T£ Tciv ivQiyj>iJ.h(j)v ( xaf ) ojg rd noAkd {a-jjj.ßxfuövzoiM) geschiie-
ben hat.
Die Worte zo pAv KCirjdo£iyij.a. ina.'^^o)yr,\/ z6 0" iM^OiJ.r,p.c(. O'ja-
lo'/iaixöv sind nicht als Parenthese zu fassen, worauf die gewöhn-
liche Interpuiiction zu deuten scheint, sondern Sinn und Construc-
tion sind diese: Enthynieni und Beispiel sind in BetrefT der mögli-
chen Dinge dieses Induclion, jenes Schluss. Eiin z6 [xiv — tö oi
ohne Wiederholung der Nomina wäre ausreiclieiid gewesen (^dvay-
xxlov z6 £v3vixrip.x shai y.ai zo napdo£i.yiJ.(x. nspi rcöv ivdiyop.iv(ji\i zö
|UL£V inocyojyrtv rd de auXko'^i'ip.öv^', die Hinzufügung der Nomina aber
darf hier eben so wenig Anstoss erregen, wie wenn Aristoteles
(nicht ein vermeintlicher Interpolator) in der Poetik .'•chreibt 14o3
a 3 TÖ [Kiv yd[j (ptld'i'^poiKov iyoi dv r, zoiot-iizr, oitazoLGi.g , a>X oürs
e'AcOv GUTS ^tßrjy • q p,iv ydp mpi ztv dvdt^tv inzi r^-jaz'j'/ovvzix^ ö ol
K£pl TÖv op.oiov , ilcog |UcV nsfji z'jv d^jatiov , fößog di Ksol zi^
Anderseits müssen — dies ist die zweite Hälfte jenes abschlies-
senden Satzes — Enthymem und Beispiel ans möglichst wenigen
Sätzen bestehen: xai kt cAr/wv rs xat n^Xkdy.'.g iXarrövojv r, i^ cl»v
6 Ttp'JJzog ovXloyi'JiJ.ög. Somit ist denn beides sowohl die Älaterie,
102 V;. h len
diis Substrat (^~ioi 'jjv) des Eiitliyiiiems, als auch ilie Form des-
selben (ic 'jjv) bezeichnet. Letztere wird in dem Folgenden noch
weiter ihrer Art nach bestimmt. 1357 a 22 iiz-i o' i^riv öXr/a
juiv rujv ävay/.czt'jjv £c wv oi or^roccxot (j'j//oy{7//ot £t7£ (rä yäp
-oÄÄa /T£&t cüv ce.'. y.Cil'j-'.q y.y.>. Ät ^j/ti-^/ccj', £vys;(^£rat x«i äX/oj, v/ziv
Tz-oi wv jtxiv yäp ;r&äT70'j7t jSovÄjvovtäc /csct ^xO/ToO^t , rä 0£ koo.--
t6uz'^x -ävTÄ 70'.o6ro-j yhyjg i'jri. y.ui O'jOvj öjg inog siiZtiv i^
äcjo.'jy.r,;, TCJrojv), rä q' Ws ini ro -^Äv ^ju.^sctvovra xat £vo£/^6iui£va
v/. 70!0-Jrwv y.'^6.'iy:r, irisoüv TJ/A^yiC^^^«'. • rd o' äva'/xata i^ ävay-
XÄJWV (o:^/ov o" >;arv xaj r'^vro £/. rcüv äva/.-j-'.xcÜv), ^av£^öv ort it cliv
ri k\^-j\XT,\i.'u.77. Kk'^jixo.i rä ,a£v ölvx'j/.cü.t. l'j-y.i.. rä 0£ 7r/£i!7Ta cöc £n:t
ri -o/.O. Vergleicht man in dieser Periode den Schiusssatz mit dem
Vordersatz, so fallt '\\\ die Augen, dass das Schlussergebniss in dem
Vordersatz bereits vorweggenommen ist: oÄtya tJjv äva^xatoav i't
wv oc jirjTOjStxot i'jXkvii'j\).'-A. und nachher £; 'jjv rä ivo-y/yiiö/Ji-ara Xfi'/s-
7ä; rä /a.£v 6:j:f.'jY.a.ly.^ 7ä di /TA£r77a w^ £-t 7Ö ;rcXv. Ist nun auch
dergleichen in Aristotelischen Schriften nicht ohne Beispiel, so ist
doch der einzelne Fall nicht ohne besondere Prüfung hinzunehmen.
Nach dem Gange der bisherigen Erörterung kann Aristoteles'
Schlussfolgerutig nur diese sein: Das Substrat des Enthymems ist
ein Mögliches, Mögliches wird aber liinwiederum aus Möglichem
erschlossen (wie Nothwendiges aus Nothwendigem); also ist das,
woraus man Entlivmeme bildet, ein Mögliches. Süll dieser Gedanke in
den griechischen Worten gefunden werden , so müsste man it ojv
im Vordersatz in anderem Sinne nelimen als das ic wv im Nachsatz:
dort müsste es die Materie bezeichnen, auf welche sieh das Enthy-
mem bezieht, liier die Formen, aus denen es gebildet werden kann.
Allerdings konnte ic in weittMCm Sinne auch von jener gesagt
werden, und so ist wohl i357 a 1 zu fassen: '7UAA<jyiC£T(xi . .
i/.zivr, IJ.VJ £x 7'2)'j Äöyo-j o-s/XsVojv, t, ok fir,7opi/.r, ix 7'üv r/oyj ßo'J-
'/.-•j-'j^xi c'.'M^ÖT'jy^ , Worte, die übrigens aus anderen Rück-
sichten nicht ohne Bedenken sind. Aber schwer zu glauben ist,
dass Aristoteles ^c in jenem weiteren Sinne auch da gebraucl)t
habe, wo die ganze Schlussfolgeiung auf der strengen Scheidung
votj Materie und Form des Enthymems beruht. Daher ist unbe-
denklich in dem Vordersatz ö'/.iyy. txkv 7c«v ävayxafwv nepl ojv
oe fr,r'jpr/.ci jj/X^yt^/jiot zn verbessern. Muret, dem keiner der
Neueren gefolgt ist, hat diese Verbesserung in seiner Übersetzung
Zur Kritik Aristofeliseher Schriften. 103
aiiticipirt: qiiaiido autem necessai'ia pauca sunt, de quibus agunt
oratorii syllogismi »).
An den so gefassten Vordersatz sehliesst sich enger und
passender die parentlietisclie Bemerkung an, wesshalb das meiste,
worüber man riietorisehe Schlüsse bilde , in' das Bereich nicht des
Nothsvendigen, sondern des Möglichen gehöre: rä yäp ttcää« Kspi
ojv cii y.pi.azig y.cx.1 ai n/.t\iv.:; t^r^i'/ETCu. -/.ai äXXoj? iX-'-'^ ' ~^f''- '^^"^ M=^
yäp x.tA. Den ersten dieser einj^eschaiteten Sätze hat Muret unüber-
setzt gelassen, und F. A. Wolf und Brandis (let/Jerer zugleich darauf
sich stützend, dass der Seholiast ihn übergeht) sind nicht abgeneigt
ihn für ein Glossem zu halten. Aber jene Worte sind nicht nur
nicht vom Überfluss, sondern für den Zusammenhang nothwendig,
wofern man nicht die Worte roto-jro-j ■y^vo-jj:, die nicht auf das äv«y-
■/.alov gehen, ihrer Bezieliung berauben will.
Jener scharfen Sonderung des ks^I wv und iE wv der Schlüsse,
auf welche die liiesige Erörterung fusst, begegnen wir sowohl sonst
(wie in der Topik 105 « 20, Nikom. Ethik 1094 b 19 nebst Zelfs
Anm.) als auch in der Rhetorik selbst zu wiederholten Malen : vergl.
insbesondere 1358 « 15 tf. und 1377 b 19. Und ebenso 1360 h l
r.tpi wv />.iv ovv iyj^'-v oei töv ,aiXAovTa a'j,aj3ovXi6££v rä p.iy'.a7u. -o-
acivro: iirlv i^ wv dt oil y.a.i nsoi to'jtwv xai moi röJv äAÄwv /-ooroi-
nv.v Y, dTzoTpsKS'.v \i-joi[j.tv r.dA'.v j worin der erste verschiedentlich
gedeutete Satz nicht der Erklärung, wohl aber der Besserung bedarf.
Denn ey/'-v ■, das nicht absolut gefasst werden kann, erheischt ein
übjoct, und dies ist so wenig in rä fj-syiircc zu finden als es gestattet
ist (j-Jixßo-jAsOz'.y zugleich mit dem Participium und dem Infinitiv zu
1) MuretN Verdienst um die Kritik der Aristotelischen Rhetorik ist noch niciit nach
Gebühr gewürdigt; Schuld daran trügt der Umstand, dass seine Verbesseruugen
zum grössten Theil nur in der trefTlicheii Übersetzung der beiden ersten Bücher zu
suchen sind. Auf andere soll an seineui Orte aufmerksam gemaciit werden ; hier stehe
eine, auf welche der Gang" dieser Erörterungen s|>;iter nicht fiiiiren würde. Die Worte
1358 a 28 iVrt 5s "ä 7r).£i7Ta rwv £v^U(jirj(Aärajv ix toOtcov twv si^'h-j Ai^o-
f;.cva Twv xar^ y-ipog xai idiwv übersetzt Muret : ducuulur autem maximam par-
lem enthyniemata ex iis, quas speeies vocamus, quae singulares sunt ue propriae. Er
las also, und mit Recht, £X tojtojv twv eüj'jjv /;'/op.;'v'jjv twv xari fJi2,&o;:
eine dem Aristoteles geliiufige Ausdrucksweise ; vergl. zweite Analytik 76 1» l-i xa».
-a xoivoi X£70^i.jva a^io')(jiaTa,' 81 b 15 ai äox«'- xai ai Xe^d^usvai ur:&.Srt'fj£t,-.
Metaphys. I(i64 h 'i^l äva7Xyj; fj' o-j r^c xarä rö /i'iatov Xs'yojAi'vTjc und sonst
hanlis;.
104 V ;i li I e I.
verbinden. Aristülcli'S schrii'h r.-oi wv ^j.h o-jv s'X''-''' '^-' ( ^rp^^äactb )
TÖv p.illrjTOc a-JixßouXE-jiiv , rä iJ.iyi'7T0!. TcywJTa ioTb. Vergl. 1359
a 7 d-^dyy.r^ rzepi zo-jT(x)v e^''^ ttowt&v rag' npo-(X'7£ig, und ebendn lo
und 24. Und dass npo-dc^sig nicht l»los von den allgemeinen Sätzen
des Möglichen oder Unniöglic'lien u. s. w., sondern auch von den
einer speciellen Wissenschaft wie der Politik angehörigen gesagt
wird, erhellt aus 1358 a 10—20, 1359 a 26.
I 6 S. 1362 b 2.
In dem sechsten Capitel werden die Örter für das schlechthin
Gute und Nützliche aufgestellt: Xvj/rrsov av e'i-n zöcJTOiy^slx Ttepi «ya-
^ou ncii c!'Jij.fipovTog (xnXQg. Nachdem Aristoteles verschiedene De-
finitionen des Gulen neben einander gestellt, rechnet er dahin
1. Erlangung eines Gutes und Befreiung von einem Übel; 2. den
Eintausch eines grösseren Gutes gegen ein geringeres und den eines
geringeren Übels gegen ein grösseres: y.cä r, avr' iXdxx'jvoz ix')7.3o'j
p.£(<^ovog Iri^ig xat ävrt [xdtovog auxr/O ilärrovog • w yäp xjntpi'/zi x6
Ij-tlC/jv Tov i'kdcTTOvogj toOto yivsrciL toü /j.iv X-n^ig to'j d' dnoßoAr/.
Dieser Ort ist dem ersteren untergeordnet; denn der Eintausch eines
grösseren Gutes gegen ein kleineres und eines kleineren Übels gegen
ein grösseres wird rücksichllich des Stückes, um welches das Grös-
sere das Kleinere überragt, in dem einen Fall Gewinn eines Gutes
{lr,'^'.g dya^rjO^^ in dem andern Entfernung eines Übels (^dnoßoln
v.y.v.rj\)). Das Pronomen roöro, ob als Subject gefasst (roöro •ytveTat
Xfi^ig^ oder als Accusativ der Bestimmung (x.ara -oöto yivsTat Xyj'^j?),
will in keinem Falle recht befriedigen. Der Pariser Codex hat to6to)£,
das dem vorhergehenden Dativ des Relativums nachgebildet scheint,
aber schwerlich aus roOro entstanden ist. Aristoteles schrieb viel-
mehr oJ yäo vmpi'/ji TO /Jisc^ov tov iXccTTOvog, toOtou ^tvEra« roO
}xh AYt^ig ToO (?' dnoßokri. Das zusammenfassende z'jxjzrj wird rück-
sichtlich des Gewinnes und der Entfernung durch toO [xiv und toö di
gegliedert. Die substantivische Wendung, die der Sache nach nicht
verschieden ist von roOro Xa/XjSdvsr«'. (dKoßdlXeracC), war zutrelTen-
der, weil eben erst In-pig und dnoßoli/ den Gütern zugezählt worden.
Wie es scheint, hatte bereits Muret in gleicher Weise gebessert; er
übersetzt: nam quo minus a majore superatur, eins fit, boni quidem
siiniptio, mali autem depnlsid.
_l
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. lOo
Unter den Gütern zählt Aristoteles weiter auf die geistigen
Eigenscliaflen, Künste und Wissenschaften , und das Leben 1362
6 24: in sv(pmci, iKv-filid'. , ci)ij.d^z'.oc, dy/jvoicc, nä-^zx rä roiuOry.'
noir/T'.y.al ydo ccOtoc. dya^öjv <yJ. o-jvccixv.g siaiv • 6[J.''j'.oig oi y.ci'. cä Itzi-
arrtjxy.'. zy.'jdt y.y.i c/.l xt/yyj. /.ai rö (Irr^ ' v. yäo ij.YiO-v a/'Ao c/rotro äya-
^6v, x«3-' auTO oiipsTÖv kariv. Was soll hier inmitten der geistigen
Fähigkeiten rJ'jiv?« (worüber Nikomach. Ethik 1114 i 8, Topik 163
b 13), eü.aä^cta, a.'^yvjrtiot. (Nikomach. Ethik 1142 h 5, zweite Ana-
lytik 89 b 10) der Plural [xv-nixccil Sehr richtig wurden 13G1 a 3o
unter den Ehrenbezeugungen neben o-jat'«', auch erwähnt jJLvf;,a5« iv
p.irpoig xai olmvj ,u.£'rpoJv. Aber hier ist nicht von Erinnerungen und
Denkmalen, sondern von der geistigen Kraft des Erinnerns, des
Gedächtnisses d. i. /j-vy/Jul/^ die Rede. Anstoss nahm bereits Vettori an
dem Plural und Muret übersetzte, wie billig, bonitas ingenii, memo-
ria, doeilitas, perspicacitas. Man sehe überdies Aristoteles' Schrift
nspi dperfig in Stobäus' Florileginm S. 6, 9. 12 Mein.
Weiter ist Kai ro Cfjy als ein neuer Oft durch ein Punctum von
dem vorhergellenden ^rrtar-^imat y.ai TiyjDCii zu trennen. Denn der
erläuternde Satz si ydp ju-vjoiv äXXo skoito d'^x^ov , xä^-' a-JTO aipz-
TÖv iariv bezieht sich auf jene niclit, sondern auf das Leben allein
(vergl. Nikom. Ethik 1166 a 19). Auch hier ist Vettori und Muret
das Richtige nicht entgangen.
Nachdem Arisloteles die allgemein als solche anerkannten Güter
besprochen, wendet er sich zu den strittigen (rd dixtpiaßrjZYiaiiJ.cc).
Zu diesen rechnet er nach anderen alles, wonach die Menschen trach-
ten 1363 a 20: y.xl oluig rd npoctpsTd' KpoaipoOvTcci öt r.pd-rv.v rd
T£ siprjfxiya y.al rä rnlg iy3-polg x«xä . . xat rd ouvard. raöra Oc oj^^cwS
e-JTt, T« Tz yzvöij.svci [dv] y.c<.i zd po-oittig •^ji'^vöixivrx. ' pdotcc oi 07a c
dv£u Aunng r) £v öXiyui j^pövco • tö ydp yalzKOv öpltzzai ri \i)KY, r, n\r,-
^Ei ypivo'j' y.cii sdv chg ßo'j'kovza'.' ßoOXovzai oi ■^ [J.-noiv xax.öv r,
eXocTzov zoü dya-dw ■ zoOro o's^ra?, idv yj Aav^dvYj // r{,awpja n txi-
rinpd . Die Worte xai idv wj ßcOloMzai scliliessen sich zunächst an
zd ovvazd an und sind wie diese von Kpoxipo'jvzoci di npdzzv.v abhän-
gig. Es trachten die Menschen, sagt Aristoteles, entweder nach Din-
gen, denen nichts Übles beigemischt ist, oder solchen, bei welchen
das Übel geringer ist als das zu gewinnende Gute, und dies ist der
Fall idv Ti Xav^dvYj ■/) z'.ixoipl.a r, ixupd ^, Worte, die weder an sich
eine der disjunctiven Fortn entsprechende scharfe Scheidung ent-
I
106 Vnl. Ion
halten und nocli weniger den voranj^ehenden die gewünschte Erläute-
rung gewähren. Spengel tilgte rj Tjjuiojota:, aus welehem Grunde und
mit welchem Erfolge ist mir nicht klai-. Das Hichlige traf wie ich glaube
NN'olf: iav 9; Xav-S-dvr, r, ö T(|jia)Oja ixuox r,. In dem Falle nämlich ist
entweder dem gewonnenen Gute niclits L bles heigemischt oder das
Cbel geringer als jenes, wenn entweder das Begangene verborgen
bleibt (also keine Strafe nach sich zieht) oder, wenn nicht verborgen,
die Strafe gering ist und gegen den gewonnenen Vortheil nicht in
Betracht kommt. Dass dies in der Tiiat des Aristoteles' Meinung ist,
verbürpon folgende Äusserungen 1372 a 9 iItz av Xa^'stv izpdzoiVTii;
r, jurj Äa^övTJS ixr/ oovvca oiy.r,v^ n öo-jvcc'. ,ulsv ä/X' iXärroj tyjv ^rifxiav
sTvat Tov xipooug; vergl. Z. 17. 1399 ö 36 (;rpaTT0J7£v) si d-j'JXTG'j
xat pdoiov y.x'i. ai^£A{/Jiov . . r, ^Xa^S^pöv i'/_^polg /.a.i i/rt^rijuLtov, r, eXär-
Twv Yi ^Ttixioc ToO 7:päyiJ.ci-og. 1372 b 9 oi noWänig r, "kilri^öxeg r, ju.^
iCr^ij.ioiij.hot. Dass Aristoteles unter den npox'.piTu aulTührt, was
nach streng sitllichem BegiilT kein n-poajoc-ov sein sollte, darf nicht
auffallen, da es sich hier, \\\e überhaupt in der Rhetorik, nicht um
die Wahrheit, sondern um den Schein derselben und die Meinung
der Menschen handelt.
Eine der hiesigen ähnliche Umstellung ist auch 1369 b 3 vor-
zunehmen: fvasi Oa (^yiyvQixsvcc), ö'tojv f) r' u'.Tia iv aüzolg y.a.i rfra^-
ju.£vr/ • r, ydp dzl r, ojg izi tö tcoAü öj'JUÜTiog ä;T0j3«!Vii. rd ycio nccocc
'j/bavj oü'jsv ozl ay.pi'^'Sko'^izl'^^OL'. noTspa ■/.a.zd 'fiiicj t'.v« r, (xaIt^v
atTiccv yiyyzra'.. Die Worte -/.azä. (yiiGiv tivü fasst und übersetzt man
vi n-.iturae cuiuspiam (Vettori) oder 'nach einer Art von Naturgesetz'.
Aber dies ist eben so sehr gegen Aristoteles' Gedanken wie seine
Ausdrucksvveise. (Nichts beweist Politik 1331 6 41 oidc rtva TÜyr/V .
0 y'j(7«v, wo nichts nöthigt T!va auch uüf (pO^iv zu beziehen.) Ihm
sind die Dinge entweder fjosi (= ^arä ^•j'J'.v) oder nicht fOusi;
zu jenen gehören, wie im zweiten Buch der Physik erörtert wird,
auch einige Tzapd ^üaiv eintretende Dinge, auf welche Aristoteles
hier, wo es einer streng wissenschaftlichen Definition nicht bedarf,
nicht näher eingehen will. Daher zu schreiben zizspa y.azd y-jcrtv
r; TtVÄ dÄXy-yV oÜTiccv. Vergl. Nikom. Ethik 1112 « 25 etr' i^ d\>dyy.r,g
ehe y.ai 'ji-j-jv. -n o'.d riva cäTiav aXlr^-j, und mit derselben Wortstel-
lung 1120 a 28 jj.r) TOö xaXoO i'vix.a dlld diu -tv' ä/Ar;v «tViccv. Ob-
wohl Aristoteles schwerlich xar" atrt'av geschrieben haben würde,
so ist dücl) in jener Verbindung kein Austoss daran zu nehmen, dass
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 107
y.7-rj. zugleicli auf '^v-Tiv und a'^tav bezogen wird. Auch diese Ver-
besserung tindet sich, obwohl sie s« wenig wie die anderen angeführ-
ten diiher entlehnt ist, in iMuret's Übersetzung 'naturane an aliquam
aliarn ob causam' vorgezeiehnet.
Zum Schlüsse des sechsten Capitels i363 h 1 werden unter den
jrcoÄ'.oer« noch aufgezählt ojv em^u/JLOÖVTc? r-rjyä-j'-j-j'j'.^j vj yäo [jA-
vov r/ju äUa v.oii ßiXnov ftxivezar y.al ij.dh'yTa v/.v.'jz'j'. Kpog ä toioO-
TO'., ohy Ol (pä6\/'.y.oi si vUyj sotou, oi yäörifAOt si nixr^. ot fCAoy^pr.iJ.y.Toi
£1 ypritxuToc HC/.!. 0« äÄXot wgscuroig. Der Gedanke ist niclit undeullieh.
Am meisten wünscht Jeder das zu thun (zu iy.cc^zo'. ist npociipoüvTcn
npäxTciv zu ergänzen), wozu er ein solcher ist, d. h. wozu er von
Xatur eine Neigung hat, wie der ^tXdvtx.og zur vur,, der <f>'.MT'.ixog zur
TLjXYi. Aristoteles gebraucht zwar auch sonst Toiovrog derart, dass es
erst aus dem Zusammeniiange seine Beziehung erhält; aber hier
drängte sich das von Aristoteles für diesen Zweck gebildete Wort
(fitloroioüTog so sehr von selbst auf, dass es schwer zu ghiuben, er
habe es nicht gebrauchen wollen: M.«/'.7-a i/.a'jro'. r.piq ä ojX^rooi)-
TO'., oiov c! 'filivuoi e{ vcV.Yj v.r'k. Zutreffend ist die Parallele ans der
Nikomachischen Ethik 1099 a 8 ixä^rrw o ia-iv r,o-j^ r.pog o kt/zzy.i
Vergl. auch 1118 6 22 und 112Ö b 14.
Dass das Präfixum ^tAo an jeuer Stelle abgefallen, darf nicht
Wunder nehmen: ist doch auch Rhetorik 1389 b 11 y.xl ftkayilonsg-
d'.i y.cii (pds'jTpdzsloi an zweiter Stelle 'fiX in allen Handschriften mit
Ausnahme der Pariser abgefallen. Hier war daher (pi'XzvrpdKzl'jg um
so weniger zu verschmähen als es Aristoteles in dem Buche 7:tpl
dpsT-ng (bei Slobäus Flurilegium I S. 9 Mein.) in gleicher Verbin-
dung gebraucht hatte: y.vA ^tX&ysXwv shcc. y.cä ^ikoay.öir.rrrj y.y.i 'y'lvj-
Toa/-cXov. Dagegen scheint 1391 a 22, wo dieselbe Pariser Hand-
schrift filoTtixorsprji yocp xai (piXcivdp(j)oi'7Tzpo'. überliefert, bei letz-
terem das Prälixum von dem nahen ^(Xon/xö-soot wiederholt zu sein.
I 7 S. 1364 a 37.
Unter die Örter des Grösseren, welche in dem siebenten Capi-
tel aufgestellt werden, gehört auch der: grösser ist an sich, was in
hohem Grade zu besitzen besser als ein anderes, xai wv -n ützz-
poyri aip£Tonipy. v5 xaXXt'ojv , oiov tö d.y.piß'Jig öpäv aipiTdirspov toO
ooffpabjt'jBa.'.' y.ai ydp ö'^p'.g 6'y(pprtiio)g' y.oci rö '^!X£r«"oov slvxi toO
1
108 V a I, I e 11
d'yT>.y.£iixiv(i)C ot z'Z'j ߣl7>.ö\"ji'j xi {/::•:> ßw^xi ßzl-in-jg xxi xaXXtövwv
y.xllio'jg. Es leuchtet ein, dass das Beispiel vom Geruch und Gesieht
dem TÖ-oc. 7A1 dessen Verdeutlichung es dienen soll, widerspricht.
Denn nicht daraus, dass das Gesicht an sich mehr werth ist als der
Geruch, soll geschlossen werden, dass auch ein scharfes Gesicht
besser als ein scharfer Gerucli, sondern umgekehrt aus dem Vorzug
des scharfen Gesichtes vor dem scharfen Geruch der Vorzug des
Gesichtes vor dem Geruch überhaupt. Vettori fühlte den Anstoss und
vermuthete, dass das zutreffende Beispiel ausgefallen, dieses aber die
gleichfalls riciitige Umkehr desselben sei. Allein den umgekehrten
Topos hat Aristoteles gleich nachher besonders aufgeführt: /.xi
avTixsiixivoig o; r-Jjy jSsXtjövojv xrX. IMan müsste daher wenigstens
annehmen, das fragliche Beispiel sei von diesem seinem Platze an
jene Stelle gerathen , zumal dort zwei Beispiele neben einander, bei
der Umkehr keines steht. Indessen wird man diesen Gedanken leicht
aufgeben, wenn es gelingt, durch plausible Besserung jenes Beispiel
an seinem Platze mit dem vorangestellten Topos eonform zu gestal-
ten. Einklang aber ist gewonnen , wofern man schreibt: xxi wv yj
vntp'jyr, x'.otr'jiziox v; v.xWmv ^ olov (st) rö ay.pißöjg ooäv atasrcü-
T-poi) To-j 6o'j)pxl\)B'j^x'.. y.xi [yap] o'ii? Ö7'^py;7£0JC. War eiimial ei
verwischt, so lag es nur zu nahe das folgende Sätzchen als ein
selbständiges mit dem ersteren durch yxp zu verbinden, wie denn
die Abschrt'iber auch sonst durch unrichtige Einschiehung dieser
Partikel nicht selten die Construction verdorben haben. So z. B.
1380 a 32 /.xi o-'jc ^o^Sciövra! v5 xhyyvo'vTxt^ (oiq [v^^^] «'-' oOtojj
e;(a>7{v, O'jx. opyti^ov-Ä! , wo 'jy.^ in der Pariser Handschrift fehlt
und mit Recht getilgt worden ist. Und ebenso möchte 1384 a 8
(J,u.OiO)g oi y.xi x~o rJJv xkKhyj k/.6.'l-:'r,q tcöv x(j~j r,^0'j<; xxy.iojv rä
ipyx y.xi TX (jr^ixzlx y.xi tx oixoix xlnypx ['/ap] v.x\ xidy'jVTi/.d *) das
von Muret nicht übersetzte '/«o , das hier auch der Pariser Codex
theilt, zu entfernen sein.
1) Sdllle niclit auch ävatTyvvra des Pariser Cud. stall der Vulgate ctir/jvTui das
Richtige sein? (aiTypä xai avaiff^uvra schimpflich und ahscheulich). Das Adjec-
tiv aiT/jvri/.öj, für das ich sonst kein Beispiel weiss, möchte jedenfalls hier ebenso
bedenklieh sein wie 1380 a 31 Trpavvruä gegenüber der vuii Speiigel recipirten
Lesart "oavvovra des Pariser Coilex.
Zur Ki-ilik Aristotelisclier Schriften. 109
In dem zweiten Exerapel der obigen Stelle verbindet iriaii
gemeinliin p.üXXov KaXXtov und sieht darin einen Beleg für den dem
Aristoteles so wenig wie anderen Schriflstellern fremden Gebrauch
den Comparativ durch ein /j.äÄAov gleichsam zu erneunrn. So schon
Vettori, und Waitz in dem Commentar zur Topik S. 46o f. hat nicht
Anstand genommen, in seine Sammlung ähnlicher Beispiele auch das
hiesige aufzunehmen. Allein man hat übersehen, dass bei dieser Auf-
fassung das Beispiel der Absicht des Aristoteles nicht entspricht.
Ans dem grösseren Werlh der höheren Potenz eines Dinges soll der
höhere Werlh des Dinges an sich geschlossen werden; hier würde
aber aus dem Satze, freundesliebend zu sein ist besser als geldliehend
zu sein, der Vorzug der Freimdesliebe vor der Geldliebe deducirt,
ein Schluss, der vielmelu" dem 1364 b 34 erwähnten zönog h. rojv
(}\)aroi'/jjiv xai rütv oixoioiv tttoü^swv unterzuordnen wäre. Denn liegt
auch in dem Worte ^iX^jyy'rtU.y.-z^jq der Begriff des Übermasses, der
itKZ'^oyji (vgl. Politik 1263 h 3), so gilt erstlich dasselbe nicht auch
von fCktrcdr^oq^ und seihst wenn dies der Fall wäre, könnte der in den
Adjectiven liegende Nebenbegriff den entsprechenden Substantiven
nicht fremd sein. Überdies vergleiche man, um sich von dem Unpas-
senden des hiesigen Beispiels vollends zu überzeugen, die Exempli-
ficiriing desselben Ortes in der Topik 118 6 5, wo gleichfalls Geld
- und Freundschaft die verglichenen Objecte sind , aber in dem rich-
tigen Verhältnis^ der vnspßoX-h zu der Sache an sich : cT'. o-j yj vkso-
ßol-h rf/g vnspßo'kYig aiptrcjiTioa , y,<xi «utö aip-TÜiTzpov , olov <^{Xta
y^p-nixäToiv. Um also auch in dem obigen Satze den Begriff der Ontp-
ßokri ZU gewinnen, wird man p-ccAlov, dessen der Comparativ y.äXÄ'.ov
nicht bedarf, vielmehr mit fd^Talpov dvca und filoypyifxccro'j ver-
binden müssen, in dem Sinne von 'in höherem Grade als gewöhn-
lich', eine Bedeutung, die sich leicht in diejenige des höheren Gra-
des überhaupt ohne Vergleichung umsetzt. Man vgl. Politik 129o
6 9 yivo)/ra.i yccp oi aiv üßpiiTCci y.oci ju.£7aXo;r6vvjpot y.äA/ov , oi
0£ xcc'/.wpyoi xcci li-rA-ponov-^poi A'!av , und Rhetorik 1370 b 35 ov
TrdvTö? eyo'Jivj iT:i^u[xia\> in nplixa -Pj /jiäXXov , wo fjiäAXov und
ripip.a nicht anders gegenübergestellt sind als sonst nicht selten
afönpoc und öpiiix^ wie Topik 117 b 23 o-Joiv 7dp xwÄOä'. rö ixiv
Tö) ßilTiovt Yipiixoc 0[kOiriv s^v«'. , tö oi rw '/tiprj^ji (JförJpa,^ orov si 6-
jLnsv .Viag tu) ^AytllsT Yjpiixa, 6 o 'Ooj^asüs rcjj ^iir'ipi a'^öopa.
Wen diese Erklärung von ixcclXo-j nicht befriedigen sollte , dem
110 \ :< I' I e 11
würde nichts erübrigen iils ein Wort wie /ixv oder äyxv etwa liiii-
ter t!va! zu ergänzen.
Zum Schlüsse des siebenten Capitels wird unter den ürtern
des Grösseren auch das erwälint, was zugleich schmerzlos luid mit
Lust verhuiiden sei: 1365 6 12 xoü zö dl-jTzÖTepov /M [rö] p.-^''
Yioo-^-n;- rrXst'jj '/«o ivög. oj^tc •jKÖcp'/^ci xoü r, r.rivyr, äya^dv /.cd r, äX-j-
TTt'a. Don Artikel tö vor /xe^'. der in dem Pariser Codex von zweiter
liaiid nachgetragen ist, hat Bekker auf die Bemerkung in dem Rliein.
Museum IX 538 hin neuerdings getilgt. Ebendort ward das Ver-
kehrte der Folgepartikel Ws-s, statt deren man eher eine Begrün-
dungspartikel erwartete, mit einem Worte angedeutet. Muret's Über-
setzung, plura enim sunt uno : cum et voluj)tas bonum sit et doloris
vacuitas, lässt auf cog schliessen, das sieb möglicherweise verlheidi-
gen liesse. Allein auf einen anderen Weg führt Vettori's Notiz, dass
in seinem antiquissimus das ursprüngliche imäciyti in -jr.ipiyzi corri-
girt sei, und dass letzteres auch der vetus interpres gelesen iiabe.
Freilich bleibt dabei, wie auch Yettori fühlte, in der Anknüpfung der
folgenden Worte eine asperitas übrig. Diese wird beseitigt und
zugleich der Anlass des Verderbnisses evident aufgewiesen, wenn
man schreibt: -A-t'w 70:0 evög* wcr£ {iiKEUyj'. . emeo) xjrApyti
Y.y.l r, r,'j'jvr, it.'^jy.^'j-j y.y.i r, ä/v-t'a.
I 9 S. 136Ü b 36.
In dem zweiten Hauptstück, das von der Kunstrede handelt,
wird als Zielpunct jener das Sittlichgute (x.aXdv) und sein Gegen-
theil erörtert. Unter den Einzelbestimmungen desselben werden
1366 h 36 aufgezählt /.äj o^k jj./; aino-'j ev£xa koüt-ei zig rwv atoe-
rojv. /.at rä änXüig dya^d, o<Ja ünip t£ TzaTpidog zig inairi'ii. nxoiooiv
z6 aOzo-J. /.xi T« zf, oiinsi d-/a3ü. y.ai d jU-yj d-jTw dyx^d. wjtoO ydo
i-i/v/.ci zd zoicc'jTCi. AufTällig, obwohl bis jetzt nicht beanstandet, ist
die Partikel z-, die an dieser Stelle der Anknüpfung dieses Satzes
an das zunächst stehende zd d-hJjg dya^d nicht dienen kann.
Ist sie nicht etwa aus dem Artikel zr.g corrumpirt, so möchte man
glauben es sei hinter Tzcczoidog ein entsprechender BegrilT ausge-
fallen: ÜKsp T£ KccToidog ( x«t /To/'.t'jÜv ). \\'iehtiger ist, dass bei
genauerer Betrachtimg des Zusammenhanges dieser Satz füglich nur
als Beispiel des vorangehenden Topos iix {xy) aJToO ivexci zydzTSi
Tcg rciv «i'oercSv angesehen werden kann: 'sittlich gut ist, was Einer
Zur Kritik Aristotelischer Scliriflen. i \ |
von dem Erstrebenswerthen nicht seinetwegen thut, wie z. B. w;is
Einer für das Vaterland gethan mit Hintansetzung seines eigenen
Vortlieils'. Schrieb also Aristoteles: y.cci o-?« /j.r; a-lToO hiv.y. TtodTtv.
T>.g t'jjv atosroJv , ( oTov ) oav. -JTzip zc Tzarpidog . . z'.g i~'-j'.r,fjt r.a.y.-
ijCyj TO aiiTOvl Die hier iibersprnngenen Worte y.y.l rä änK'Zc ä'/a^ä
mit dem folgenden y.c/.i zy. zr, <pvasi dya^d in VerMtidnng zu setzen,
verbietet die Erwägung, dass o-Tzlüig öcya^d und zr, '^jOnei dya^dc
einander vollkommen deckende Ausdrücke sind. Allerdings bezeichnet
Aristoteles mit fjas'. auch die von der Natur verliehenen Güter
im Gegensatz zu den erworbenen: Topik 1 16 6 10 •/.ai zi 'j'jni'. zvj
{XYi '^6(J£«, olov r, ov/.c/.i/j'jiivn zoOdty.oLi.ov z6 ixiv ydp fOiEi^ z6 o'i/Tt'x.-
Tvjrov. Hhetorik 1387 «16 oi zd (pOrjsi i'/^o'jzsg dyx^d, olov suyivsiccv
y.ai y.d)Xog. Allein hier, wo die Örter des Sittlichgufen (x.aXov) auf-
gezählt werden, kann an solche Güter nicht wohl gedacht werden.
Vielmehr ist zf, 'f'j'jv. d.'^jy.^tv das was seiner Natur nach, also
schlechthin, nicht für ein bestimmtes Subject gut ist; und in diesem
Sinne ist rip ^'j(j££ von dKkGig nicht verschieden, wie denn auch beide
-Ausdrücke in ein und demselben Zusammenhang ohne denkbaren
Unterschied abwechseln. Zweite Analytik 71 6 34 oO yäp raüröy
KpÖTcpov zri ^ii'jii y.oci npog vj/Aä? Trpozspov^ ouoi ■yvwoi^uicürsj&ov y.ai
■nixZy y\/oipi(j.ö)z-p'jv • Aiyoi di npog rilJ-dg fj.iv npözspa . . . dnlöjc di
Tzpöztpa xrA. Physik 184 a 16 ni'fuy.i oi i/, twv y^oipifj-Oizipcxiv r.p.ly
Y, öobg KCii aa.'ftazipoiv inl zd ncifiizspcc zf, '^•j'Jsi y.a.l yvoipifjMzspoc' o'j
ydp zo.vzd y;/j.fv zs 7vwp!/jLa y.cci dnXCbg. Wild man es hiernach
bezweifeln, dass an jener Stelle nicht etwa durch blosse Umkehr der
ursprünglichen Ordnung gefehlt, sondern zd d.nlGig dyoc^d als Erklä-
rung zu zd Tip fO(!si d-^oc^d bestimmt, an falscher Stelle eingedrungen
und eng Zusammengehöriges zersprengt habe? Ähnlich, obwohl in
niclit unwesentlichen Puncleu verschieden ist iMuret's Behandlung
jener Worte; denn da er übersetzt: et qnae ctmi expetenda sint,
non sua causa quis facit. Et quaecunque quis, propria utilifate neglecta,
pro p-.itria fecit. Et qu.ie simpliciter bona sunt. Et quorum fructus
non ad ipsum pervenit qui ea facit, hält auch er nicht beide syno-
nymen Ausdrücke zd dnXZg dya^d und zx zf, '^inv. dyx3d, sondern
nur den ersteren für echt und verbindet zwar ö^a .a/j aOroü fvsxa ko.
und Ö7a iiKtp nxzpir^og £;io«'>;7£, aber als zwei ncbengeiudnele z6-
noi, nicht in dem hier angenommenen \'erliällniss von Tnpos und
Beispiel.
\\2 V 11 li I e 1.
Nocli eine Iiiti'rpoliitiüii ist in dieser Auf/,iihlung der /.ccAä. iuis-
zuscheiden. 1367 « 25 liest man die Worte y.ocl d ixii Ccivrt insTw..
y.y.i 015 rtjuir; äx.oXou3-£r (sr. xaXa i^riv). Wie die Ehre selbst (Z. 22),
so reclmel Aristoteles unter die x.aÄä auch diejenigen Dinge, denen
Ehre folgt, oder mit denen Ehre verknii]ift ist. Es darf an sich nicht
bedenklich maciien, dass diesei" Topos sieh wenif^ unterscheidet von
dem 1366 b 34 aiifgeslellten i^' caoic tcc ac-Aa rtju/;. Einen wirklichen
Verdachtsgrnnd ergibt erst die handschrifiliche Überlieferung. Denn
ans Bokker'sAngaben oi?] yj A% ü) rc Y\ om Z** et pr Y*" leuchtet ein,
dass die primitive Form, die des Cod. A xat r, T'.^ar; äx.oX. durch Ein-
fügung eines Dativs to oder oi? dem Zusammenhang angepasst worden.
In jener nicht corrigirtenForm aber ist der inlerpolatorische Ursprung
kaum zu verkennen; denn während nach Erwähnung der Dinge, auf
welche Ehre als Preis gesetzt ist, ein besonderer Topos 'schön ist^
wi-niit Ehre verbunden' mindestens überflüssig war, lag es für den
Leser nahe genug den Satz 'schön ist, was dem Nichtlebenden folgt'
durch die ni( ht unrichtige Bemerkung r, TJjjir; ay.oAo-j^zl zu ergänzen,
die dann durch ein y.oü zunächst äusserlich in den Zusammenhiing
gefugt, durch weitere Modilication den Schein d^s Ursprünglichen
annahm. Hier bewährt sich also die Vorzüglichkeit des Pariser
Codex, der zwar die Interpolation auch, aber in niclit übertiinchler
Form enthält. Einen ähnlichen Dienst wie hier erweist uns diese
Handschrift auch 1380 6 18 xcä eäv äoj/.etv otwvTa« auroi y.xi or/.aioig
nd'J'/^iiv ou yiyvsra'. yäo >; cp'/y; 7zo6g t6 oj'xajov. ci) ydp in na^a. x6
r.p'j'jr^y.Tj yoixi^d'jai Kdcyyjiv r, o'örjyr^ roOro v-'. Dem Satze, dass der
Zorn beschwichtigt wird, wt nn sich der Beleidigte selbst eines
Unrechts bewusst ist, folgen zwei einander deckende Begründungen,
von denen jede für sich genügend war. Entweder: 'man zürnt nicht
über das was gereclit ist;' oder: 'man glaubt nicht gegen Gebühr zu
leiden, was doch zum Zorn erforderlich ist'. Dennoch müsste man
auch die Gimination der Begründung hinnehmen, wiese m'cht ein
unscheinbares Itidicium in dem Pariser Cod. auf die Hand des Inter-
polators. In ihm und zwar in ihm allein steht o-J Yt-yver«'. v; (>P7// ^f ö?
T& dUcitcv. Wird man es auch jetzt noch vorziehen, mit den übrigen
Handschriften das der Verbindung dienende 7«^ einzuschieben, oder
die in dem A noch unverbunden dastehende Erklärung auszuscheiden?
Ähnlicher Ait ist der von S[>engel entdeckte Zusatz 1371 6 34 irzd
Zur Kritik Aiislotelischer Sclirifteri. 113
y.al Td -ye/ora r^oict. sivat. Die inducirten Worte, die sich weder dem
Vordersatz anfügen noch dem Nachsatz zutheiien lassen, sind dem
letzteren parallel geilende Erklärung, die, wie an der zuerst behan-
delten Stelle, durch ein xai dem Zusammenhang lose eingefügt sind.
Übrigens ist auch hier der Cod. A von dem in anderen Handschriften
indieirten Versuche durch dcva-yxr; oi festeren Zusammensehluss zu
gewinnen frei geblieben.
Zum Schlüsse des Abschnittes von der Lobrede werden die
in derselben anzuwendenden a.v^rjTty.ä erläutert d. h. die Mittel, mit
welchen man eine Steigerung hervorbringen kann. Unter diesen
Gesichtspunkt fällt der Umstand, wenn eine besondere Art der Ehren-
bezeugung für eine bestimmte Person zuerst in Aufnahme gekommen
ist; 1368 «15 xcii si nolldKig ro aiirö xardüp^wx-v . . . xat st rdc noo-
rpinovra xoil rtj/ojvra oia. zoxjrov cvfrnrcii y.al ■/.(xrzrsy.vjä.iB-n. y.a.i elg §v
Tzpöjrov i-yxojfxjov i7:oiri3Yj otov stg 'Inno'ko'/^ov ^ xoci 'App.6dt>jy y.cci
' Api'7ToydTOv<x TÖ iv dyopd azcc^fivsi'.. Um von dem ungeschickten olo'^
£ig 'Innöl. zu schweigen , der Hauptanstoss liegt auch hier darin,
dass als selbständiger Topos nebengeordnet ist. was nur beispiels-
weise angeführt sein kann. Der Satz si td T(/j.cövrÄ otä roörov süpr/Tcc.
wird durch das zuerst auf den (uns unbekannten) Hippolochos
geinachte i^f/Mfuov und die von Harmodios und Aristogiton datirende
Sitte Statuen zu errichten exemplificirt. In diesem einzig denkbaren
Verhältniss werden jene Sätze von Übersetzern und Erklärern
gefasst, aber unter entschiedenem Widerspruch der griechisclien
Worte. Hält man die unweigerliche Nothwendigkeit jenes Verhält-
nisses fest und sieht sich nach einer der Sache und der Redeweise
des Aristoteles entsprechenden Form um, so ergibt sich folgende
Herstellung: xal v. zd Kpazpinovzx y.oCi z'.ixöjyzu otd zoOzov süoyjzcc.
xat x.az£i7y.svd'73-rj , olov npQzoM s-yKcöjajov irtoiri^ri eig 'l7r;röXo/ov. Ganz
dasselbe Verhältniss und die entsprechende Ausdrucksweise begegnet
lins 1375a4xa:t oCö äv ^Yizrj3-^ xat eOps^yj zd xuiXvovzoc y.cci Cy}(Ji'.oiJvzcic,
olov iv "Apysi ^r^ixioOzixi oj* öv av vötxog rs^fi Tioci di'' oOg z6 ozaik^zr^cov
wxooojLuvi^yj. Der Vorwnirf der Kühnheit kann jene Änderungen niclit
treften ; denn einmal erzwingt sie die Noth und andererseits ist es
nichts Unglaubliches, dass der Abschreiber, der zweimal xal si richtig
geschrieben, dieselben Partikeln ein drittes iMal ungehörig wieder-
holte, y.0Li si olov aber ging unscli« er in xxi sig ov über und zog su-
dann ein olov vor sig 'l;r7röA. nach sich, in ähnlicher Art wie 1364
Sitzb. li. phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Hit. S
3
I
114 V i, h U- n
a 37, naclulem d getilgt worden, :iii spätoror Stelle ein '/ao einge-
schoben ward.
An das so gefasste Heispiel des Hippolochos schliesst sicli das
Folgende mit der neuerdings auch von Rekker aufgenommenen
Besseiung Valor's trcITend an : xat ( c^t' ) ' Ao/uloojov y.al 'Apiaroysirova.
TÖ iv dyopd aTcc3rivc.i, wozu in einer dem Aristoteles durchaus nicht
fremdartigen Weise (vgl. Waitz Organen 1 S12 f.) aus dem vor-
hergehenden evocrai oder ■/.XTzny.vjdi^r^ ergänzt ward. Dass liiiiter
KAI die Präposition m in den Handschriften ausfiel, hat Analogien
an der nicht seltenen Verwechselung von ai und m. So steht 1406
b 32 nohriM statt noXtTsixi in dem A' und in demselben 1385 n 22
iiiopi^tig für ac opi^sig und 1390 b 14 kai oaoc für ai' o'Joc. Von
diesem Gesichtspuncte aus mik'hte, ohne d;iss der Gebrauch von oiöri
für 07£ überhauj)t in Abrede gestellt werden soll, gar manches von
den dafür beigebracliten Beispielen den Abschreibern zur Last fallen.
So Topik 122 a 23 o-Jx aK^yj^r^ xo ozltw aiö-i {r>-i Cu) wjr,'j<.q
iariv Y} ßdd'.7ig noig rö osl^ui oti (oton AB) 'j>'-jpä ioriv; und 128 b
32 y.cil ycip o-i ävBprjiKog ou oItzo'J'^ y.oü oti xirpdTio-j-v nif'Jxs-j i(JTiv
iizi.yv.pilv ^ y.w AioTt 0 innog 'htzo'jv xai aiot'. oO TSTpdnouv ol6v t'
irnysipslv. Vgl. die von Waitz Organon I S. 495 angeführten Bei-
spiele. Hier Merde noch ein auf demselben Anlass beruhendes Ver-
derbniss in der Rhetorik berührt: 1369 b H ßia oi (^yiyvsTai), iocc
Tidp' iT:'.3'jij.l.y.v Y) zovg Ao-yj'Ju.oOj yiyv?TOCi oj'a'Jrcüv rcöv jrparTÖvrwv,
wo AI als aus der Kiulung von yiyvtx.M entstanden, zu tilgen ist.
Denn Aristoteles kann nicht wohl sagen wollen, was durch die
Thuenden selbst gethan wird, sondern was gegen Begehr und Über-
legung der Thuenden selbst geschieht.
I 12 S. 1372 a 22.
Mit dieser Stelle sind wir bereits in den dritten Abschnitt, der
von der Gerichtsrede bandelt, eingetreten. In dem zwölften Capitel
wird die Frage erörtert, Mann die Menschen selbst im Stande zu
sein glauben, ungestraft ein Unrecht zu begehen: 1320 n i\ auxoi
'T o'io-i/Tv.'. 'rJVUTOi sivui fj-ähiToc d^rifj-t^ji d'j'.y.Eiv oi siksIv duvd{xsvoi
xai ol 7zpa.y.7V/.rA yoä oi £ij.T:i'.po'. koDmv dyöjvoiv ^ xav noXOfiXot oiatv,
xav -Ao'j'ji.oi . y.a.1. fj-dltizy. jJ-iv , dv avToi oj'Jtv Iv TOlg siprjixivoig
oiovTUt oüvaa^ai , ii'jiiJ.o, xav Ondpyoi'jfi/ cc^rolg roioüroi filot r)
i)7:r,oi-<X'. r, y.orjoivoi. Miiret übersetzt die \N'orte oiov-ui. o-jvaa^'Xi
f
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 1 1 O
nicht und man möchte sie in der That g;ern entbehren. Mit neuem
Prädicat hebt sodann eine neue Gedankenreihe an in den Worten
'kci^r,Tiy.ol o' eiolv o? r' ivavrtot ToXg iyyXr,iJ.ci'j>.y , olov d^^sv-ng ntpi
ociy.iccg v.al 6 r.hr.q y.c/X a'.a'/j>iq nepi ixoi'/jiccg.y.ai rä liav iv (pccyepGi /.cd
iv öf^alixoig' äyiXaxra yäp oiä t6 y/ndiva av oiso^ai. y.cü rc/. xrX>--
x.aöTÄ y.al za. roiauza olct i)x,o'' av v.g ' dfOlay.-a ydp y.ai tcivtcc. In die-
sen Worten ist ein zweifacher Anstoss. Man vermisst zu o'i t' ivavrtot
das durch r; geforderte zweite Glied; und ferner ist unklar, wie die
Worte y.al rd liav iv oavsptb xtX. sich in die Construction einordnen,
ob sie Subject oder Ohject sind, wenn Subject, welches Prädicat zu
ergänzen, wenn Ohject, von welchem Verbum sie abhängig sind.
Muret's und Vettori's Deutungen kommen im Wesentlichen überein;
jener übersetzt: ea quoque facile suscipiuntur, quae valde in aperto
sunt ; dieser umschreibt: ea quoque quae illustri in loco et ante oculos
posita sunt, violant et surripiunt. Allein, wenn dies die richtige Auf-
fassung ist, so gehören die Worte nicht an diese Stelle, sondern da-
hin, wo die Dinge aufgezählt werden, an welcheti sich die Menschen
am ehesten und leichtesten vergreifen: 1373 a 28 y.ai ä ndvTsg rt
tzoXaol d'jiy.tlv ddi^ccniv sc. äoj/coO?«. Aber wollte man eine Trans-
locirung jenes Passus vornehmen, so würde, abgesehen von ande-
ren Schwierigkeiten, das -i in ol r' ivavrioj ohne Entsprechung
bleiben. Um diesem gerecht zu werden, liegt es dagegen nahe, mit
Änderung der Interpunction das Prädicat la^rtz'.y.o'. d'jtv auch auf
rd Xt'av iv fuvBpö) auszudehnen (}.a^r^r'.y.oi -'.(J'.y otr; iyccvzi'-jt y.cci rd
Aiav iv ipav^^ö)). Allein während die Zusammenstellung der sich ver-
gehenden Subjecte und der Objecte, an denen sie sich vergehen, an
sich niclit befriedigt, liegt auch, wie bemerkt, die Rücksicht auf die
Objecte der Vergehen diesem Zusammenhang überhaupt fern. Diese
Erwägungen leiten auf den Gedanken, dass mit Einsetzung des Arti-
kels OL nach y.ai die ganze Periode in folgende Fassung und Verbin-
dung zu bringen sei: Xud-nriy.oi o" s'.cjiv oi r'ivavrfo'. ro'.g iyxXrJ^aaTJv
(oTov ä(7^£V/3s Tz-pi ccuiag /.ai 6 nivrig y.ai a'.i'/jpiq Tzepi ixor/jiag). xai
\oi.) rd liav iv (pavspü) y.ai iv o'j?3-aX,aot^ (ä'jJüXaxra ydp oid ri
ixnoiva dv ots^^a'.), y.ai rä rrihy-aOra xai rd roiaOra [sc. äo'.xcOvrc^J.
ola iJ.r/T dv sig. Dabei ist freilich nicht zu übersehen, dass diest-r
Passus auch so aus der Reihe der übrigen rö-o; heraiistrilt, iiuleu»
sowohl der nächst vorhergehende, als auch der unmittelhar folgende
sammt allen übrigen sich an das Prädicat douiiv ov^aroi üTtv an-
1 1 G V ;. I. I e a
schliesseii. WcittTC Sclilüssc ;iiis dieser Tlmtsacho zu ziehen, ist
gewagt.
Die Untersuchung über die Unrecht thuenden Menschen schliesst
Aristoteles ab und leitet zu den Ohjecten des Unrechtlhuns über mit
den. Worten 1372 b 24 «Orot (j.c-v oOv ourw? i-/ovTzg iKt^zipov^iv,^
doiao'j'Ji oi TO'jg toioOto-jc: xäj rä totaöra. Rs ist nicht grundlos,
Avenn Spengcl , wie auch Miiret gewollt zu haben scheint, hinter
imyjip'jvar^ den Infinitiv dousa ein^setzen möchte, der vor doinov^i
leicht übersehen ward. Dennoch ist es fraglich, o!» nicht Aristoteles
habe jenen Infinitiv aus dem finitum doLKov'ji ergänzt wissen wollen.
Mit wenig mehr Zuversicht möchte in den folgenden Worten 1372
b 36 y.cii TO-jg oiaßsßlr.ij.ivo'jg ri svmxßölovg • ot roiovToi ydp ovts
Tif/oaip'yjvTCd {sTie^iiva'.) <poßoOiJ.svoi rovg xptrdg ^ CjVts rJOvavTOci
r.ii3£iv der Zusatz enstiivai zu empfehlen sein. Dass zu npoa'.poOvTai.
nur dieses Verhum, nicht etwa Tisi^stv hinzuzudenken, haben die
Übersetzer und Erklärer gesehen; aber hält man es für möglieh, dass
dieser Begriff aus nsi^siv entlehnt oder das Verbum selbst, das weder
in dem zunächst vorhergehenden noch in dem folgenden Topos
erwähnt ist, aus weiterer Entfernung ergänzt werde?
II 8 S. 1386 n 4.
Nachdem das Mitleid selbst und die Qualität derer, welche Mit-
leid empfinden, definirt sind, wird die Frage nach dem Objeet des
Mitleids, den mitleiderweckenden Dingen wie den mitleidswerlhen
Menschen, in Betracht gezogen : o?« -£ ydp rwv Xu7ir,po)V xcci o^uvr^
püiv (ü^ccpTiy.d^ ndvTa eXsssvd, xat iooc ävatpsnxcc, Kctl öaoiv yj tO^i^
ahia y.cc/.(Zv iJ.i'^s^og iy^övroiiv. eori. o' cowr^pd f<.£V y.ai y^apnxä
.Sävarot y.cii o-i/Aai 'j'jip.dzfjyj y.ai y.ayMOsig y.ai ynpag y.xi vöffot y.al
-zpo'fftg ivoeia, wv o' v; TO'/r/ dizia y.cc-/.üiv , d'fiklct.^ öXiyofilicc x.rX.
Mitleiderweckende Dinge sind zweifach: erstlich die öauvr^pd /.ai
(^Bapzixd: für letzteres ist an erster Stelle das gleichbedeutende
dvaipzxi.y.d gebraucht, ersteres durch oaa toDv l'JKnpüy^^ y.ai o^uvr^pcZiv
umschrieben. Denn ^5upzud gehört nicht hierher, das als Glosse zu
ävÄJosrtx.ä lieigeschrieben , an falsche Stelle gerathcn ist. Der Ver-
bindung der beiden verwandten aber nicht gleichen Begriffe lun-n
und ^^opd begegnet niiin in der Rhetorik und Foetik nicht selten:
1382 «22 (24; 30); 1385 b 14; 1449 a 3Ö; 1452 b 12 und
.sonst.
I
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 1 1 <
Die zweite Gruppe bilden die vom Zufall oder Geschick bewirkten
Übel; unter ihnen wird ausser anderen der Fall erwähnt, wenn
Jemand daher etwas Übles zustösst, woher er billiger Weise etwas
Gutes erwarten durfte, Dass dies der Sitm der Worte rd o^vj -po<;f,/.vj
dya^ov TLTzftä^d'.^ xxy.öv t'. 'ivij.ßrivcci sei, ist Niemand entgangen, nur
ist schwer zu begreifen, wie dazu rzrjcc^at passen soll, statt dessen
man ein dem (j-j^j-ßni/oc. der Bedeutung nach entsprechendes Intransi-
tivum erwartet. Mit leisester Änderung ist öndota'. zu restituiren, das
ganz in derselben Weise wenige Zeilen nachher gebraucht ist: 1386
a 26 iv Tzäm. '/do zoitroic [xöcaIov '■paivzzai y.ai a'Jrö) «v {jr.ürj^a.'. und
1386 h 32 dvv.^iv-'n V^p zkKittvj unäo^cci. äv, änsp tw oiiom, y.ai ävtw.
Die Menschen aber, denen man Mitleid erweist, werden im
Folgenden charakferisirt. 1386 « 18 ilswa oi To6g rs ^vcuoi^ao-j^,
idv iJ.Ti a(ü6^pa. s'/yiig oü7'.v otV.s'.örr^T'. • moi §i Toiizo'jg ojgTzsp ntpi
ctino'jq iiiXkovrocg iyyj'j'.v. 'j'.o y.ccl "Aaaat? skI fj.cv tw 'Jint dycixt^ai
inl t6 dKO^av£T\> ov/. eody.pv^iv , öjg fccalv, irzi oi rö) oi/.cti ~pog-
aiToOvTt'TOvTO jm.£v -yao D.iV.vov . iy.tlvo oi dsivov. to ydp oetvdv i-spov
70V i'kssivov y.Oii £y.y.po-jaTiy.6v ro-j f/Jo-j y.ai rzolldy.'.g rw svavrjfp '/^pn-
ai.p.ov. tri. ekEOüaiv iyyi/g ccTjTOlg rov octvoO övroq. y.ai rovg oi^oiovg
iXzOvai. y.ciTd rjhy.ioc?^ y.ccrd rj^r/ y.rX. Die Menschen bemitleiden erstlich
die ihnen Bekannten, wofern sie ihnen nicht zu nahe stehen, sodunn
die ihnen nach Alter, Charakter, llerknnfl u. s. m". Vergleichbaren.
Zwisehtn beide Gruppen tritt eine dritte selbständige, mit jenen
parallele Kategorie: hi. "iktvj'jiy iy^vg y.r'k. Niemand nimmt daran
Anstoss, dass nach vorheigegangenem rs ein zweites Glied nicht mit
xat sondern mit stj angefügt wird, woft^rn nur ein unter denselben
Gesichlspunct fallendes Andere und Neue hinzukommt. Allein fasst
man die Worte mit Vettori in den» Sinne 'man bemitleidet die
Mensehen, wenn ihnen das Schreckliche nahe ist,' so trift't, von
Anderem abgesehen, diese Bemerkung die Definition des Mitleids nur
zur Hälfte und ist in diesem die Objecte des Mitleids specialisirenden
Zusammenhang übet flüssig und störend. Versteht man aber die Worte
so, wie sie meistens gedeutet werden, dass 'die Menschen Mitleid
empfinden, wenn ihnen (selbst) das Schreckliche nahe ist", so wird
das übjecl des Mitleids vermisst, auf das allein es hier ankommt;
denn nicht waijn die Menschen Mitleid empfinden, sondern wen sie
bemitleiden, ist Gegenstand dieser Erörterung. Dazu kommt, dass so
gefasst jener Satz mit den anderwärts von Aristoteles aufgestellten
118
V :i h I e II
Bchiiiipfiingeii in Wiclerspruch gorälli. Dus den Nächsten treflfende
Unheil erweckt unser Mitleid, wenn wir gliiuben, dass dasselbe oder
ein ähnliches auch uns trciTen könne. Schwebt dieses aber zugleich
bedrohlich über unserni llauj)t, so weicht das Mitleid der die Seele
nun allein beherrschenden Furcht. Vgl. insbesondere 1385 b 33
/xy;r' a-j foßo'JiJ.svo'. a'föopu (ilsovat) • ov -yao il-o'j'j'.v rji iy.jzsTzXr^yixiyoi
O'.cc 70 sivai Tzpiq rö) or/.sifjo näBs'. und 138G a 28 oaoc i(o' ocurQv
ocjSo'jvraj, tx-jtcc in^ a/Xoiv ^j<.yjtii.-vy. kXzr,\)'j<y und ähnlich 1382
b 26. Keinen andern Sinn haben auch die Worte 1390 a 21 vom
Alter rävra 70:0 oIvjtou iyyvg sv^ai y.vzolc: -a^siv, rovro d' riv iAery
Tf/.öy. Das Aller ist darum so seiir zum Mitleid disponirt, weil es von
Allem, was Anderen Unglückliches widerfährt, gleich geneigt ist an-
zunehmen, dass es auch selbst davon betrolTen werden könne. Und
in unserer Stelle selbst sagt es Aristoteles deutlich genug, dass das
uns trefTende oder bedrohende Schreckliche (^osivöv^ das Mitleid aus
der Seele entfernt: rd "^cco osivov erep'jv rov kXeetvoü y.ui ixxp(j'jOTr/.6v
ToO iliov. Wie stimmt aber damit die Behauptung, dass die Menschen
dann Mitleid empfinden, wenn ihnen das Schreckliche nahe ist?
Keinem aufmeiksamen Leser entgeht der innige Zusammenhang, in
welchem dieser Gedanke mit den vorhin angeführten Worten steht.
Nimmt man den Mangel des Objectes in jenem Satze hinzu und
erwägt den engen Zusammenschluss der beiden Gruppen iXeo'joi ToOg
zs -p(j)piiJ.ovg — y.xi roO? 6p.olo-jc: tltovGi, so ist unleugbar, dass der
Satz ST'. Ds'j'j'ji. y.rA. nicht eine neue, mit jene parallele Bestimmung
enthält, sondern sich an die Zwischenbemerkung und das Beispiel
vom Amasis anschliesst, und die Begründung der letzten Worte ent-
hielt: TO ydp ov.viv irepov toO Hzc'.vo-j xat i/ixocj^rt/cöv toö iXeou y.al
Tiolldy.i.g Tö) evavTtoj y^pridifj.'jv . { cJ yäp ) erj iXcOö^jv iyyvg uv-olg
TSV octvoö ovTOj. l);is Schreckliclie ist verschieden vom Mitleider-
weckenden und vermag das Mitleid zu ersticken und ist daher oftmals
dem Gegner von Nutzen. Denn die Menschen hegen daim kein Mit-
leid Mielir, wenn ihnen das Sehreckliehe nahe ist. Die Anknüpfung
mit o'J 7äp i7t ist eine bei Aristoteles häufig wiederkehrende. Die Er-
gänzung der beiden Wörtchen oO ydp ist nicht leicht. Dennoch möchte
sie in so fest ges(;]dossenem Zusammenhange für sicher gelten dürfen.
II 9 S. I 387 n 30.
In dem Abschnitte über den echt hellenischen BegrilT des vs/jls-
<7äv, für das unsere Sprache kein zutrelTcndes Wort besitzt, liest
«
Zur Krilik Arisloteliseher Sfhiil'leii. 111)
man 1387 a 30 die Worte: /.ai irzd v/.v.ot'jv rcöv y.'jc/.!boyj oü tj'j
TV/övToq ä^tov ^ dXXd rtg sgtlv dvalo'^ia. /.oü tö dp/j.ÖTT</V , olov onloiv
y-dWog Oll tw ov/.cäoi ap/xÖTTcj äXXa tw ävo^ostw, j'.at yd[j.ot oidfifjovrcg
ou roig vsojari n'ko'jzov'j'.v dXkd rolg z'jyiviaiv. idv o-jv dya^og u)v fj/o
rov dpixoTTOvrag Tvyy^dvri.) veiJ-zarjTÖv. Die Consti'uctioii ist ein wenig
iiujtkolutli, insofern Aristoteles mit iav oüv gleichsam von Neuem an-
hebt, obwohl der Satz als ein einziger zu betrachten ist, wesshalb
vor iccv nicht Punctum, sondern Komma oder Kolon zu setzen. Ein
ganz entsprechendes Ueispiel einer mit o'jv wieder aufgenommenen
und fortgeleiteten Construction bietet Topik 111 a 33 iTtsi o'dva-y-
■/.alov, ojv TÖ yivog xarry-yopctraj, y.a.i röJv sidöiv rt xccTYiyoptl'j^a'.^ xat
öaa s.'/zi TÖ ysvog, y.ccl zihv zioöjv n dva-j/xatov s.y^i'y, olov . . , iäv ouv
Tj TiBrt 'keyoij.svov d.K6 roO yivoug öttwjoöv, olov xr,v 'p'J^yjv yj.vzl'j^c/.i^
axonilv £1 -/.ard n töjv sIo'Jjv röJv r-rjg yj.vr,os.o)g ivolyszai zr^v '»r'vj^vjv
xtvslG^ai. Im Übrigen aber ist der Gedanke klar und bestimmt, und
Niemanden würde es beikommen, in die Integrität der Worte einen
Zweifel zu setzen, wenn nicht die zuverlässigste Quelle der echten
Überlieferung, der Pariser Codex, durch unzweideutige Spuren zeigte,
dass die ursprüngliche Form in mehr als einem Puncte modificirt
worden. Statt oVrAojv - — - üt.a<fipovzsg — nlovzoOaiv bietet jene Hand-
schrift on'ka wv — dpiJ.6zzovzsg — Kko-jaloig. Die erste und letzte
dieser Lesarten hat Spengel in den Text genommen , die letzte mit
vollem Recht, ob auch die erste, ist wenigstens nicht gleich gewiss.
Denn statt onXa ojv /.dXlog würde doch wohl eher otzau xaAä
geschrieben sein und in Folge dei- so leichten V^erwechselung von
A und A ergab sich aus oriAQN unschwer oiiAAflN. Bedeutsamer
als diese beiden Abweichungen ist die dritte, von welcher Spengel
keinen Gebrauch gemacht hat. Dass in Folge einfacher Schreiber-
irrung ein ursprüngliches o'.afipovzzg in dem Cod. A in dpixözzovzsg
verwandelt worden sei, ist um so weniger glaublich, als sich in einer
Reihe von Reispiclen ähnliche Wörterverwechselungen linden, deren
nähere Betrachtung allemal zu Gunsten des Pariser Cod. entscheidet,
und häulig auch den Grund erkennen lässt, der die in jenem gewahrte
Lesart zu vorlassen lieth. Man vergleiche folgende Beispiele: 1393
6 13 innog xaz^lyz Aü^göv« [xivog ^ iX^ovzog o' iXäyo'j xat ojay^st-
povzog zr,v voixiiv ßo'jlöixsvog z'.ix'jip'rifjocfj^cc. zov ü^a^ov rtp6izo(. töv
dv^poiTiov £1 QÜvxtz' av i^zz' uvzov xoAä^at {^ztiioipriauo^a.'. A'") töv
ilatpov. Iu80 ö IG £äv dd':/.£lv o'ioivzoc. xvzo'. x«t diTidioic Kd.Tj(_v.v . .
120 V;,hU.n
O'J yap £T'. Tza^öt. tö ;:po?yjxov 'j'iovra.i {yo\).illo-ja>y A') ndrsy^vy. 1377
rt 27 ort ouo'iv 0£t aOröv «AÄojv y.'^i.T(hv (djx.czcTTÖüv A') ^sta^a? • aürtl)
yaii oiooi'ji xptvstv (xpicsiv A*"). 1391 «26 xat a£,avÖTepo£ r^ ßapO-
Ttpoi • -oul 'jap iixfCiV£>jTipo'jg (<7£[xvGTipo-jg A'') -6 äcioj.u«, Q'.Ö
/nsTpjai^ovaiv. 1394 n 16 ixäprvg ^jäp nirj-ic, (;;(,ov;<jtÖ5 A') /cat stV
;^pr;(j£|:xog, wo Spengel wohl mit Uiireclil •/^priüip.og, für das er dnöypr,
wünscht, verdächtigt. 1378 b 23 eart ^/ctp Cßpig tö ßldnreiv xat
"XvKBLv (/-rpärrsjy xat Xiys'.v A') if' olg ai'jyj'yn ^^rt rw r.dayovzt.
Bei einigen dieser Beispiele hat das sichtliche Strehen nach Varia-
tion des Ausdruckes, bei dem letzten die Rücksicht auf sachlich
schärfere Bezeichnung die ursprüngliche Lesart verdrängt. Auf
dieser Grundlage analoger Fälle werden wir auch an der Stelle, von
welcher wir ausgingen, dpp.6TTo'j7£g des A*" gegen oiafipovreg der
übrigen Handschriften nicht ohne Weiteres aufgeben, trotzdem
letzteres angemessen , jenes an sich nicht genügend ist. Denn damit
wird der in äpy-örzsi liegende Begriff, auf welchem der Nachdruck
des Satzes ruht, wieder aufgenommen, und gibt auch weder diese
Wiederholung des Prädicates noch das Particip (selbst ohne stVt)
neben dem verbum finitum den geringsten Anstoss, so darf doch bei
ydixoi ein Ephitheton, wie es dia'fipovTsg darstellen sollte, nicht
fehlen. So gewinnen wir auf dem Zeugniss des A'' beharrend folgende
Herstellung der Worte: otov OTzlr^iv -/.dAlog od rw dixalfx) dpixÖTTSi
d'AAd TO) dvopdoi , -/.cil ydij-ot. { \oL[kr.poi ) dpp.özTOvzeg oü zolg vewart
nlouaioig dlld zolg sujsviau. Euangelus sagt in der 'AvaxaXu/Trojjiivrj
(Meineke Com. Graec. IV 572 v. 3) AciiJ.Kpovg ysvifj^oci ßo'jl6ixs(j^c(.
TO-jg ydixoug vom Hochzeitsschinaus. Dass IccixTipoi hinter yd[j.oi aus-
fiel ist begreiflich, und nicht minder, dass nachdem es vermisst ward
das nun nicht mehr passende äp.aörrovrsj durch oiocfipovztg ersetzt
ward. Die allen Hitndschriflen mit Ausnahme der Pariser gemeinsame
Interpolation knü{ift auch sonst bei Gebrechen jener an, die in
anderer Weise zu heilen waren. So liest man 1393 b 7 öp.oiov yccp
togizäp av er zig zoug d^Xr,zc(.g y.Artpoirj [}.r, oi av oOvwvTat d'joiv'itzo^ai
äXX' ot' av Xd'/üiOiv^ r, zöiv nhjizr^poiv civ rtv« osl x'jßepvdv xXv^poj^stev,
öig o£ov rdv lci'/_övzoc d.AAd p.ri röv £7:!7ra,a$vcv nach der gewöhnlichen
Überlieferung ohne Anstoss, während die Pariser Handschrift gegen
den notli wendigen Gedanken dg o-J olov töv Xayjj'vz'x aXAd tov im.-
nzd\i.t^o'j gibt. Allein kein Zweifel, dass die Participia ihre Stelle ver-
tauscht und Aristoteles geschrieben hatte dg oO oe'&v rov iniazd^iti'jv
Zur Riitik Aristotelischer Schriften.
121
«AAä Töv Aayivrci. Diese Veibesserung, die auch Speiigei iti tloi'
Praefatio erwäliiit, hatte wohl eine Stelle in seinem Texte ver-
dient.
II 18 S. 1391 b 5.
An die letzten Worte des 17. Capilels 1391 b 5 n-'^'. p.h oüv
7CÜV x.a^' v;Ä!Zi'av /.ai -'j/r;j •/;3'jjv zVjr,~ y.>. ' rä yy.p ivccvrla tcöv sior,-
/jL£V0Jv ix. rciv svavTiOJV '^avc^oä i^rtv , otov TrevvjTog x.ai ärv^oO^ r/^oj
K«t äouvaro'j sehiie.sficn sich die jelzt 1391 b 21 tbigeii '< n Trsr^i oi
cüjT£ ot.i>ipi.ai}.iv'jv av si'vj rröjg r£ x.a'! o'.ä rivojv roOi /oyov, •/7-3';>'.0'jS'
TTOtrjTsov ebenso eng als nothwendig an, und bilden zusammen {\i}\\
naturgeniässen und völlig befriedigenden Abschluss der in Cap. 12
bis 17 enthaltenen Erörterung über die Charaktere (vj^v;). Der nach
der Überlieferung zwischen jene zusammengehörigen Sätze einge-
keilte längere Vordersatz, dem kein Nachsatz folgt, ist als eine
erweiterte Paraphrase der klaren und bündigen Worte II 1 S, 1377
b 21 zu betrachten. Von diesem Verhältniss beider Perioden, wie
auch, dass letzteres die ursprüngliche Formalion, jenes die spätere
Erweiterung ist, überzeugt leiclit die Nebeneinanderstellung beider:
II 1
rag GuiJ.ßo-Aäg -/.pivouci
xcä -ft OLKTt y.piatg i^riv),
II 18
ivcd 0 r, T Z'j ttj^äv^jv Kt'i'jyj '/O'h'j'.g ~pög
■/.pi'ji.y ia-'cj (nsoi cov yxp lou-sv y.cä y.-/.oi/.c(-
|L/.eV, OVOtv IT'. Oll Aö^Ou), £<7T£ 0£, äv TS "OÖ,
£va jig TÖJ Aöyoj '/j>6}i),zvog izporpiTzr, ?, dno-
Tpinri, oVjv oc vov3-£TOüvref 7rojoO(7iv -n Tzzi-
ä^jv~i.g (oüo'cv yäp i^rrov y.ptrhg 6 s^g ' ov yäo
o£t ;r£r'ja'. , o-Jros' iariv 6jg drzlGig et/Tcfv xij-
rvjg), £äv T£ TTpd? ajL/.ü{C7ßryToOv-öc £äv r£ roöj
67ro3c7'.v Aiyr/ ztg , öjxot'w? • röj yäo Xöyw
dvdy/.ri y^jCt^^v.'. y.ai dvx'.psiii rävÄvrt'a, -oö,
d togr.tp dixfioßoT^ovvTix töv Xöyov tzoizItoci.
(jigauToig de x.ai iv roig irctdiUTixolg ' (Lg^sp
ydp TCpog y.pirr,v töv ^'swpov ö Xö'^og a'jvi-
a7r,-/.zv. oXoig dt ixovog iariv dnlQg xpizrig iv
TOig nohrixoTg dyOi'y.v 6 rä CriToOixs^x xpboiv.
T« T£ ydp diJL^i<yßr,TO'JiXzVoc CriTilTcti ~'Zg
£;^-t, XÄJ mpi c/jv ßo'Ai-'jo^Tcc'..
1 ^ ^J V a Ii I f u
Aliiiliche parallel gelicritlp Ausfüliruii^pii finden sieh au(;h in
anderen Aristotelischen Seliriften, wie die neulich von Rassow Enien-
(iatioiies Aristoteleae. Weimar 18()1, S.9 in drr Nikomaehisehen Ethik
VII 4. S. I14G fj 8 nachgewiesene nnd andere in derselben Schrift.
Dass aber die ursprüngliche Fassung und ihre Erweiterung an so
ganz verschiedenen Stellen der Rhetorik stellen, dieser Umstand
hangt zusammen mit weiteren Vtrirrungen in diesem Capitel, deren
Entwirrutig Spengel zu dem Resultate führten, dass die beiden
grossen Ahsclinilte, in welche sich das zweite Buch sondert, ursprüng-
lich in umgekehrter Reihenfolge geschrieben gewesen. Dieses für
die Beurlheilung der Rhetorik überaus bedeutsame Ergebniss zu
erhärten und gegen die neulichen Ausstellungen von Brandis zu
sichern, ist Zweck dieser Besprechung.
Betrachten wir nach Ausscheidung jener störenden Paraphrase
die an den bezeichneten Ahschluss der Untersuchung über die y;.5rj
sich unmittelbar anschliessenden Worte 1391 ö 23 sTtal de nspi
o'a'JrcDv si'Artixp.i-uai ootcci xat Kpordozig siaiv i^ 0)v ra, niaTsig (jik^o'JOi
■/.cä 'j-JiJ.ßo-jlzOo\>r£g y.ai imo-uvOfxtvo'. y.xiäiJ.fioßrtTO'jvTsg, in 'T t^
ojv -ti^uoijg TOvg Xoyo'jg £VOe';(£rai nct-lv , y.ai KSpi ro6rwv di(bpi.a~cci,
AotTzöy r^iMv oisA^ziv mpi tcüv xojvciDv, so wird der Übergang zu den
allen Gattungen der Beredtsamkeit gemeinsamen Beweismitteln (xotvat
7:l'jzi'.g) in einer Weise angebahnt, welche mit der von Aristoteles
selbst im Eingange der Rhetorik vorgezeichneten Anordnung in ent-
schiedenen Widerspruch tritt. Eine doppelte Art von Beweismitteln
halte Aristoteles I 2 S. 13So b 35 aufgestellt: niarsig hzsyyni und ^
äzi/yoi. Letztere werden lui derjenigen Gattung der Rede , in
welcher sie besonders Anwendung finden, dem ojxavix.ov ^ßvog
erörtert. Die niizBig vjzv^joi dagegen, welche den eigentlichen und
wesentlichen Inhalt der Rhetorik ausmachen, spalten sich in drei
Arten: mnzi'j'iv zplcc dorj iarb ' <x.i fisv ydp siaiv ivTÜiYiBsiTOü Xsyovro?,
a't Oc cv TÖ) zov dy.pocczrtV dia^£l\)Oii /Toag , ui oi kv aürw tw löyto ota
ToO oBiy.v'jvxi Yi fdivsa^cci OEiy.vjvai. Die beiden ersten Arten der
Bewährung, die in dem Charakter des Redenden und die in der
Stimnmng des Zuhörers liegende, werden im Eingang des zweiten
Buches (1377 f> 2I> IT.) \n ähnlicher Weise zusammengestellt, und
während für die erstere auf die bei dem sjrt'JstxTJxöv ^ivo? gegebenen
Erörterungen über dpszri und xaxia verwiesen wird (wo gleichfalls
Zur Kritik Aiistotelisehpr Scliriflen. 123
eine Hinweisting auf diese zweite Art der Bewälirun«^ nicht fehlt
(l 9 S. 1366 a 26), wird die zweite dagegen hier in den Unter-
suchungen über die 7r«5/; und n3r, genauer verfolgt (II 1 — 17).
Die wichtigste unter jenen Arten der Bewährung ist aber die o'.a
roO ov.y.vj'jy.i r, oab^tn^ci'. ov.v.v'jwa (der eigentliche Beweis), zu wel-
cher sich denn auch Aristoteles, nach vorläufiger Bezeichnung aller
drei, speeiell und mit deutlicher Hervorhebung dieses neuen Aus-
gangspunctes wendet. 1356 a 35 ~£;st jmlv oüv rr,? o-Jva;j.£ojg aü-wv,
xat ;rü)g e^^oua? rr^oög aXh-'O^oig .^ df/r^TCci t^^soöv ixävö)?. tojv oi otä
ToO diUMÜva'. r, (^lOLivtaBa.'. otiY.vii'ua.i {jz'j^'Xop.i'i/'jiv Triarsojv) , y.</.^ä7:t^j
y.cci h ToXg dioLls/.rr/.olg rö fjiiv inuyoiyri ^'^^'- '° '^^ rj.-AT.'jy.'jixög . .
xai £VT«0-3a c/j.oiwc. Enthymem und Beispiel sind die Beweismittel
der Rlietorik, und an diese Aufstellung knüpft sich eine Erörterung
über das Verhältniss beider zu einander und zu dem (logischen)
Schluss und der Induclion, über Materie und Formen jener (vgl.
oben S. 100), und endlich die Darlegung des Hauptunterschiedes der
Enthymeme, der darin besteht, dass sie entweder auf der einer
besonderen Wissenschaft angehörigen Qioiai zpoTuasig = don^ oder
auf allgemeineren Sätzen (y.oi-^oü = tökoi oder aror/j'.x) beruhen.
Erstere sind für jede Galtung der ßeredtsamkeit besondere, letztere
allen Gattungen gemeinsame. Jene sollen zuerst erörtert werden,
aber voraus sind die Gattungen der Beredtsamkeit, nach welchen sich
jene richten, festzustellen und ihre verschiedeneu Zielpuucte ((Jx-OkO'!) :
1358 a 30 oiaipsTiov rcöv iv^viJ.r^iJ.dT(ii'j rd r- v.oti y.ai roug zir.vjg ii
wy Xr/Trrfov. XlyoJ 'i'' v.ur, fj.h rag x.ccS' sxa^jTov yivcg ioixg r.y^ry.'jv.g.
TÖ/TOjg Oi roi/c /co'.vo'js ö/j.o'ioj? "ävrojv. -pozsficy oöv «Ltw/j-sV nspi zLv
etoüJv • ;roäjTov oi Ääj3c;j]Li.iv -ä yivr, rf,g fr,rop'.xr,g ^ iizojg o'.ja6/j.£voj
no'jd i^-i, Tzspi to-jtüj'^ Z.^?'-^ XÄ,o.,3«va)a£V rä o- ":,<.'/ iVj. y.cä rctg ~p'J-
TocJEig. Nach Bezeichnung der drei genera, des aujxßo'Avjruöv,
i7:idsty.Tu6v, ^txavjy.öy und ihrer axoTiot, des aufA^?pov, x.aAöv, oiy.aiov
N\ird noch einmal auf die allen drei Gattungen gemeinsiimeu Sätze
über das duvarov, «ycyovög u. s. w. hingewiesen und sofort die Special-
untersuchung über jede der drei Gattungen und die jeder dienlichen
nporä.'jng eingegangen, womit der Hauptinhalt des ersten Buches
gegeben ist. Und entsprechend den deulliclien Hinweisungen auf die
Anordnung müsstc sich füglich an die Erörterung der to'.a anschliesscn
die der xoivä, statt dessen aber fidgt nach Abschluss jener sofort die
zweite Art der Bewährung aus dem Charakter des Redendou und der
124 V a 1, 1 e I.
Sfiinmiiiig des Zuhörers, Diese Ahweieluing von der iiiifgestelltcii
Disposition sucht Hrandis diimit xu reohlferligeii, dass auch 'die Leine
von den Affecteii und Charnkteren zu den xa3-' iV.a^rov -/ivog to'.a'.
7:prjTd'7£'.i' zu reclineii sei und d;iher mit Recht ihre Stelle vor den
xotvä gefunden hätte. Aher dabei ist übersehen worden, dass da, wo
jener Unterschied zwischen besonderen und allgemeinen Sätzen
begründet wird, es sich mit Ausschluss der beiden anderen Bewäh-
rungen lediglich um diejenige handelt, welche oia. roO ov.y.vxj'jw. r,
fce.'ivz'jBa.i 0£'.xv6va;. d. h. durch tintliymem und Paradeigma bewirkt
wird. Dass aber die Lehre von den AlFecten 'doch auch der Physik
angehört, deren Prämissen, gleich denen der Ethik, als den ioioi^
oder ät'oraj angehölig angeführt werden', steht nicht entgegen. Denn
nach dem ganzen Zusammenhang des Abschnittes I 2 S. 13o8 a
1 — 34 wird der Unterschied zwischen ioiy. und x.oivä , der für die
Logik nicht minder als für die Rhetorik gilt, auf letztere in der Art
angewendet, dass Sätze (und darauf gegründete Motive), welche
in allen Galtung<Mi der Beredtsamkeit Anwendung finden, gesondert
werden von solchen, die nur in der einen oder andern zum Beweise
dienlich sind. Besondere Sätze sind es, welche z. B. in dem ^vjoq
G-jixß'-yAevzf/.ö^ für das avi^^ipov und besondere, die in dem otxavtx.dv
für das o:V.ä!ov beweiskräftig sind : andere dagegen (und dies sind
die eigentlich rhetorischen) finden glei(!hmässig in der einen wie in
der andern Galtung Anwendung. Ist dies die richtige Meinung des
Aristoteles, so ist klar, dass die rj^-yj und 7rä-3-r, von dieser Unter-
scheidung schlechthin ausgeschlossen sind.
Zugleich ergibt sich aus jener AulTassung das richtige Verhält-
niss der Worte jroörspov o-jv iXiz'jiixtv KS'i^i tcUv ecooüv, TrooüTov o-
Adß'jiix-v rä yivr; Tr.g fr,7orjiy.r,q. Die si'ovj sollen npiTspov, d. h. vor
den TÖTzoi behandelt werden ; da aher jene sich nach den Gattungen
der Beredtsamkeit scheiden, so sind zuer>t (auch noch vor den sior/^
diese aufzustellen. Es ist also nicht wohl einzusehen, M'ie 'das npüjrov
(nach dem nrpÖTsocjv) andeuten könne, dass die don oder loi.x sich
nicht auf das über die yivr^ rr,^ pTiTipi-/.r,i^ d. h. den Inhalt des ersten
Buches beschränken'.
Sollte ferner die Lehre von den AlTecten und Charakteren als
ein Theil der ziw, oder tot« angesehen werden, so dürfte man
erwarten, dass auch ihr die Scheidung nach den •y£v>3 der Beredtsam-
keit /,u Grunde gelegt worden. Dies ist nicht der Fall, und die
Zur Kritik Aristotelisclicr Schriften. 12d
Bemerkung II 1 S. 1377 b 29, dass der Charakter des Redenden für
das (7uiJ.ßo-At'JTi-/.6v, die Stimmung des Zuhörers für das o'.x.avjx.öv von
grösserer Bedeutung sei, ist hierfür ebenso wenig beweisend, als es
aiillallig sein darf, dass auch unter den x-otv« selbst gelegentlich auf
die grössere oder geringere Anwendbarkeit für die eine oder andere
Gattung der Rede hingedeutet wird. Wem aber Aristoteles 1378
a 28 sagt : iogmp o\jv y.al im röJv T:pos'.oriij.ivoiv oizypd'pccij.iv zy.g
~ poräni'.q^ oO~'j) y.cx.i ini toOtwv ;rojy/7a);j.sv, so ist damit doch woiil
nichts anderes gemeint, als dass ohne erschöpfende imd streng
wissenschartliche Erörterung der AfTecte und Charaktere blos die für
den rednerischen Gebranch zweckdienlichen Sätze aufgestellt
werden sollen.
Hiernach also verden wir daran festhalten müssen, dass die
Unterscheidung der idia und KOtvä mit Ausschluss der yj^y; und rzd^r,
sich auf die nifyztg oicc zov 0£jx.v6vaj yj ^a'!vc7^a{ dzf/.vvvct,'. bezieht
und anderseits, dass Aristoteles die von ihm selbst aufgestellte
Anordnung, wonach auf die idta (cifor^) folgen sollten die xotva
(rörro'.), nicht ohne den Leser zu verständigen aufgehen konnte.
Die Trennung der Beweise {dKOOzizt'.g^ von den beiden anderen
Arten der Bewährung tritt in voller Schärfe auch in dem Eingang
des zweiten Buches hervor: ix -jvojv /j.iv oCv dsX xcci KpoTpinsiv xxi
dnoTpineiv xai c'rratvsiv x.ai t^iyi'.v -/.cci ■/.ar-nyopelv xxl a.KoXo'^tia^on^
y.cx.i KOXa.1. oo^cci x.cc'. KpoTccntig '/^prj'7'.{x'jt npog rä, ro6rwv iziirsig^ täöt'
i'jT'.v. nspi yäp zoinoiv xcü ix zoOtojv rcc iv^'Jixrtixa.Tcc, (hg izspi sxa^rov
dmlv idicf. ro •yä'vog twv AÖyoiv. Hiermit werden auf befriedigende
Art die loiai. npordasig abgeschlossen; und wenn Aristoteles fortfährt
£7r££ d' £V£xa xpiisdjg i<7r!v yj priX>jpiy.ri . . , äväynr/ ju.yj jut.övov Tzpig töv
Xö'yov öpäv, ö'/Twg diz'jov.y.riy.og iarcf.'. y.ai Tziczig, d/.Xd xat ai/Toy -O'.öv
Ttva xcil röv y.p'.rr,v y.c/.tocjy.sudllsiv ., so möchte man, da die dKÖoeiiig
(die durch den Beweis erfolgende Bewähiung) sich nicht blos der
Wicii nprjrdactg sondern auch der y.oivot.i. bedient, auch die letzteren als
vorher erledigt ansehen, um so mehr, da in dem ersten Satze die
Pi'.y. mit solchem Nachdruck betont sind. Brandis' Entgegnung, 'dass
durch Beweisführung der Redner allerdings nicht könne als ver-
trauenswerther Mann sich beuähren, noch die Afleete und Charakter-
eigenheiteii der Zuhörer für seine Sache in .Anspruch nehmen, dass
er aber beides stets im Auge behalten müsse, um seinen Beweis-
mitteln eindringliche Kraft zu verleihen', ist in der Sache unzweifel-
\
L
Iraft richtip:, nur folgt daraus nicht, dass Aristoteles nicht könne die
erste Art der Bewährung (die Beweisführung) in seiner Behandlung
auf das schärfste von den beiden anderen aus dem Charakter des
Hedenden und der Stin)mnng der Zuliörer gesondert haben, und noch
weniger kann damit das AulTällige beseitigt werden, dass, während
Aristoteles früher der Beweisführung lota. und xosvä zugewiesen hatte,
hier dieselbe nur auf die ersteren zurückgeführt werde. Irrig aber
ist, wie mir scheint, die Bemerkung, 'dass der Redner nicht eigent-
liche T:pOTd'j£ig wohl aber oözag seiner Kenntiiiss von den AiTecten
und Charaktereigenheiten entnehme , und daher letztere ersteren
ergänzend hinzugefügt würden'. Denn die in dem ersten Satze des
zweiten Buches genannten oöExi y.ai nf/OTä'^eig beziehen sich, wie
der Satz selber zeigt, beide nicht auf die Erörterungen über i^^yj und
-d^Tj sondern auf die bereits abgeschlossene Darlegung der jeder
Gattung der Beredtsamkeit eigenlhümlichen Sätze.
Die Schwierigkeit also, dass Aristoteles nach Abschluss der
to'.a'. Kyorärj-ig mit Überspringung der y.'jivoü sofort zu den beiden
anderen Bewährungen übergeht, ist damit nicht beseitigt und vor-
läufig muss es uns gestaltet sein, zu vermuthen, dass zwischen dem
den Inhalt des ersten Buches abschliessenden Satze und dem Über-
gang zu den vj^-v^ und nd^ri eine Lücke sei, in welcher ursprünglich
die Behandlung der y.'jivd ihre Stelle gefunden hatte.
Dieser Annahme tritt aber — und damit kehren wir zu unserem
Ausgangspunctc zurück — die in dem 18. Cap. ausgesprochene aus-
drückliche Beziehung auf die vorausgegangene Eiledigung der yj3-yj
und nd^n entgegen: ind oi TisrA v/.ol'jZ'jv fxiv yivog tcüv Xö^ojv hspciV
v^v TÖ ri'Xog^ Tzspi dndvTfjiv o'aürdjv sO,r,ixiJ.ivai od£«£ y.ai npozdatig tiaiv
e£ ojv rv.g Tzi'jTZig fipo'j'yt y.y.i 'S'Jiißo'jXvjovTeg y.cci inidsuvjixsvct. y.ai
ä/j.'^£aßr/T0öv7£s, hl 'T i^ wv rj^ty.ovg zoOg Aoyovg ivoiyzTai. noulv xat
TTEot Tovrojv rjidjfi'.'jTat^ },oiKOv Y^ixlv oi-XJ^tZv Tzsp'i Tcwv KOtvGüv. F)ies lässt
sich zwar mit dem Eingang des zweiten IJuches aiisgleicheu , wider-
spricht aber wie dieser der von Aristoteles selbst vorgezeichneten
Aiioi'duung. Nach letzterer müsste der Übergang zu den x&ivä viel-
melir durch einen Satz wie dieser angebahnt werden : 'nachdem die
in einer jeden Gattung der Beredtsamkeit nach der Besonderheit des
Zieljmnctes einer jeden besonders anzuwendenden Sätze aufgestellt
sind, erübrigt die Besprechung der xo'.vä". Dazu kommt, dass es
nicht an Indieicn gebrieht, dass die eingeflochtene Mitheziehung auf
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 127
die r/^'.y.oi löyoi der fhatsäehliehen Umkchrung der ursprünglichen
Ordnung zu Liebe von redigirender H»nd erfolgt ist. Denn mit den
Worten i^ wv ri^ixovg zo-jg Xo^^o'jg ivdiyjrai nocslv konnte, was doch
beiibsichtigt war, der ganze vorangegangene Inhalt des zweiten Buches
nicht bezeichnet werden. Unter die rtSuoi löyot konnten unmöglich,
wie Brandis will, die auch und vorzüglich behandelten n-a^vjrixoi sub-
sumirt werden: aber auch der anderen Annahme desselbf^n (der auch
Spengel nicht abgeneigt scheint), hinter ■o^r/.ovg sei x.at na^rtrtxovg
ausgefallen, kann ich um so v/eniger beitreten, je sicherer mir diese
Worte den kurz vorhergegangenen nachgebildet scheinen. Die
Nebeneinanderstellung überzeugt auch hier am leichtesten von dem
richtigen Verhältniss:
ct)(jr£ rjKjipi.jjxsvov av siTi Tzuig rt
y.al r^i.y. xivjiv roiig löyo'jg ■?i3f.y.ovg
I't'. sf caJv Yj^uoijg roug liyyjg
holy^zZOii TTOfStv , y.cii rzepi rcvrojv
diöjpi.'jza'..
Der Bedactor , dem bei dem Übergange zu den y.o'.vd eine Mitbe-
ziehung auf die thatsächlich vorausgehenden Abschnitte des zweiten
Buches räthlich erschien, hielt sich an die zunächst stehenden Worte,
ohne zu erwägen, dass mit diesen nur der zweite von den v^^yj insbe-
sondere, nicht von den Tra-S-vj handelnde Abschnitt des zweiten Buches
abgesclilossen werde.
Lautete also mit Ausschluss jener Bedactionszuthat der den
Übergang zu den y.otvd vermittelnde Satz ursprünglich: ijzti oi nsfii
ixaoTOV |ui.£v yivjg töjV löyoiv ZTspov r,)/ rö riAcg, nspi a;rdvrwv o' avTöJv
£jX>7/J.fX£va{ oö^cc'. y,od KpOTÜo-ig siaiv i^ ojv Tccg nl'yrei.g '^ipo^Ji'. xat
'T'j/jLjSouXeOovTff y.al intoiiy.vjixsMO'. y.cil aju.ytO'jSvjTOövTsg , 'koinö\> v^/jiiv
ou'k^ilv mpi TcZtv xoivwv, so leuchtet deren nahe Beziehung zu dem
Eingangssatze des zweiten Buches ein, unil sie gewähren die dort
vermisste IJberleitung von den idiai Kpordas'.g^ nicht zu r^^r, und
nä^-n^ sondern zu den xc.vä. (II 1 . 1 377 h 1 6) sx t'!vwv ,a£v ovv osl xai
TzpOTpinsi.v x.c(.l OLKOTpinziy yal inuivzlv y.al •■^iys'.v y.al ■Ka-r,yopsi-'^ xai
dKOAoyslaB-at, y.al nolat. oöEai y.al npoxdat'.g ypr,'7'.[xo(. Tzpog rag toOtojv
Kiaziig^ ra'j-' iirb. KEpl ydp to-jtwv y.al sy zoOroiv zd tj^vo.ftij.ara, djg
ntpl ixadTOv tintlv loia. tö yi)/og rSiv Xd^wv. (II 18. loOl f> 24) in-l oi
mpl VAaaxnv [kvj yv^og t'jjv Xdyojv iVsoov r<v rö ziAog nspl dKd-JZdiv o'
aürcJüv d'kriii.[}.ivcx.i. oö^ai. xal npozd'Jn.g ££(jjy it wv zdg ni'Jzsi.g ^ipo-joi
yal rs'Jikßo'SkE'jO'vzi.g xal intoi'.y.vOiXiVO'. y.a.1 ä{jL^!'7j3y;roOvr£C. )>0!-öv i^/jiTv
oi.sA^s'.v zspl rwv xojvwv. Der Gedankenansehluss ist genau und der
I
128 V:, I. Um.
Aristotelischen Anordimiig entsprechend, auch die in beiden Perioden
wiederkehrende (nur hier vorkommende) Verhindun» von oöt«'. und
-ftordas'.g ist bezeichnend. Dennoch möchte bei unmiltelbarer Aufein-
anderfolge jener beiden Steilen die doppelte in vollkommen paralleler
Weise gegebene llinweisung, dass die in jedem yivog der Beredtsam-
keit besonders anzuwendenden npord'JS'.g erledigt seien, nicht ohne
Hedenken sein. Denn dann genügte es an den ersten Siitz des zweiten
Buches 'dies sind also die Sätze, die in jeder Gattung der Rede beson-
ders anzuwenden sind' unmittelbar die Worte Ioikov di oieX^siv ntpi
Tü)v KO'.vcüV anzuschliessen, oder mit Beseitigung jenes abschliessen-
den Satzes nur dem anderen ans dem 18, Cap. herübergenommenen
eine Stelle einzuräumen. Aber dieses Bedenken erledigt sich, sobald
man den ersten Satz des zweiten Buches iy. Tt'vwv . . rö yivog zQv
X670JV, wie er's der Sache nach ist, auch äusserlich als denAbschluss
des ersten betrachtet, das zweite Buch dagegen mit den jenen Ge-
danken wieder aufnehmenden Worten inei oi nt^i exaarov juilv ^ivog
y-1. beginnen lässt.
An diesen Übergang zu den xo!va (loiniv rjixiv (jizA3sIv tzioi tcJjv
xgivöjv) schliesst sich weiter die (auch I 3 S. 1359 «11 gegebene)
Bezeichrjung der einzelnen y.o'yä, wie des ouvardv und doOMarov, des
£7c,u.£vov. ysyjMÖg und des [xiys^og an, und endlich der xccr' itoyjrj
so genannten x.otvat rzhTsig, des Entliymems und Beispiels. 1392 a 1
TO-jzü)'^ 0£ (nämlich die vorhergenannten xoiva) oiopi.a^hruiv nspi rs
£v^-jixnixdT'j}y y.oivr, 7:tipa3(hixvj s^Tefv, s'i ti i/oixvj ^ y.ai mpi napa-
0et7;j.«70JV, OTzoig zd lo'.Tzd Tzpog^ivrzg dr.oo'Jjixzv tyjv i| dpyrjg npö-
deo'.v. Damit ist der Inhalt der folgenden Erörterungen zweckmässig
vorgezeichnet. Aber was ist mit rä lo'.nd gemeint? Nicht kann an
die den Iirhalt des dritten Buches ausmachenden Erörterungen über
Xiii? und zdEtg gedacht werden , welche Aristoteles in seinen Plan
einer wissenschaftlichen Rhetorik gar nicht mit aufgenommen hatte.
Spengel verstellt unter -d Äc-tnra die Untersuchungen über die AlTecte
und Charaktereigeiilieiten und sieht duher in dieser llinweisung ein
neues sicheres Argument dafür, dass die r^^r, und nd^n ursprüng-
lich nach den xotva behandelt gewesen seien. Allein welchen Sinn
und Zweck hat die Bemerkung oK'jtg . . dnod'htxsv -r,-j i^ dpxr,g rtpo-
^ziiy, wenn zur Erfüllung i\^'s Anfangs ausgesprochenen Vorhabens
ausser den hier genannten Enthymemen und Beispielen noch anderes
d. li. noch ein ganzer umfangreicher Theil des Werkes hinzukommen
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 129
muss. Die Meinung des Aristoteles kann doch wohl nur die sein:
'nach Erledigung der übrigen xotv« wollen wir Enthymem und Para-
deigma in Betracht ziehen, um auf diese Weise d. h. durch Bespre-
chung dieser, die Anfangs gestellte Aufgabe zu eifüllen. Einer ähn-
lichen Gedankenverhindung begegnen wir z. B. in der ersten Analy-
tik 47 a 1 ff. £x Ttvwv /xiv o-jv ai anrinüc^zic, "^bjovrou y.ai ;r'J}?, xat dq
onoXcK. ßXsKTsov xa3-'' iy.y.iTOv Kpo^l-qiJ.a.^ 'j/otvzoiv £x täv dpr/ixivjiv '
ncLg 0 dvd^oixzi^ Tovg avlAoyiaixGvg slg rd Ttfiov.p'ntxivcx. nyr,\i.'xz'x^ \zv,-
Tsov av eiY) /xerä raöra * Xoitzov ydp in toüto TY,g rjy.t^vjig. si ydo
T/yV T£ yiveaiv röJv a'jAXoyca/jiwv 3£wpc/r//,£V -/.ccl toö vjpiT/.vy lyj<.\x.fj
ojvajüLiv , £TJ 0£ ToOg ye-yBVrtixivo'jg d^^cclOoiixtv dg rd KpOz>.^r,i}.tjc(.
'jyjtlJ.ciTcc , zilog av £;(0{ yi i^ dpyj^g npö^zaig. Wie aber rd lomd
der Sache nach nicht wohl anders als auf die Enthymeme und
Beispiele sich beziehen kann, so ist doch auch die sprachliche
Schwierigkeit nicht so gross, wie Spengel annimmt; deutlicher wäre
es gewesen, wenn statt rd lotnd vielmehr raOra geschrieben wäre;
aber sollte nicht auch jenes mit Beziehung auf das vorangestellte
rovroii> oiopia^ivroiv in demselben Sinne gefasst werden können?
'Wir wollen von Enthymem und Beispiel reden, um durch Hinzu-
fügung dessen, was (nach Erledigung der vorhin genannten x.otvä)
noch übrig ist, unsere vorangestellte Aufgabe zu erfüllen'.
Wird aber nun mit dieser Erklärung von rd loind etwa die bis-
herige Erörterung umgestossen und die hergebrachte Ordnung als
ursprünglich Aristotelisch sicher gestellt? Ich denke nicht. Liesse
sich keine Ausgleichung finden, so würden nichts destoweniger die
früher hervorgehobenen Anstösse und Widersprüche in ihrer vollen
Kraft bestehen. Allein werfe man noch einen Blick zurück auf die
grundlegende Anordnung. Drei Arten der Bewährung sind aufge-
stellt worden, die Beweisführung, Charakter des Redenden, Stim-
mung des Zuhörers, von welchen die beiden letzteren zusanuiien-
genommen den zweiten Haupltheil der Rhetorik ausmachen. Für den
ersten Haupttlieil, welcher der wichtigste und daher auch am ein-
gehendsten b<-haiideU ist, wird die Sonderung in die i^ion und
xotvat Kpordatig vorgenommen und in der wiederliolt angezogeiuMi
Stelle I 2 extr. die Anordnung getrolVen, dass zuerst die l^icc unti
zwar nach Massg^abe der verschiedeneu Gattungen der Beredtsamkfit
behandelt werden sollen, dann die y.oivd. Wenn nun nach Erledisjunij
der tdia im ersten Buche, im zweiten von den xojvd das o'uvÄröv und
Sitzl). .1. |>l>il -hist. Cl. XXXVUI. Uli. 1. Uli. 9
130 Vahl.. n
yz-jo:6g u.s. w. jibgoliandelt worden, so war, wenn endlich juieli Enthy-
mem und Beispiel als die xotvat tzI'jts'.c xoct' it^yrtv hinzugekommen,
jene i^ ap'/rj? KpöBsiig erfüllt. Oder sollten gewichtige Gründe es
verbieten, diesen Ausdruck statt auf die vorangestellte Aufgabe der
Hhetorik überhaupt vielmehr auf die für den ersten Haupttheil voran-
geschickte Anordnung zu beziehen? Jene Wendung also onoig . .
dTzooQixsv auch nach unserer Erklärung von ra lotnoc steht der durch
viele andere Gründe erzwungetien Annahme, es seien -nJ^n und Trä^yj
am Schlüsse des Werkes behandelt gewesen, nicht entgegen.
An diese vorläufige Aufstellung der zu behandelnden Fragen
schliesst sich nun in der angegebenen Reihenfolge an die Erörterung
des ouvaröv und doüvccrov, des ysyovog und fXYj ysyovog, des idofxsvoy
und /J.YJ £(36iJ.evov, endlich des ixiye^og und der /JuxpOTr^? (cap. 19).
Und nach Abschluss dieser, heisst es im Eingang des 20. Cap.,
erübrigt die Behandlung des Enthymems und Paiadeigma: Xomov os
Ktoi Töjv /cotvwv n^Tsoiv äKadiy einzvj^ sKsinep eipriroci nspi tQv idioiv.
sidi o' ai '/.otvoci niarstg düo tö) yivsi, nccpaosr/ixoc xoci iv30y.rtfxoc.
Diese beiden sind die vornämlich so zu nennenden mivcx, ohne dass
darum die vorher behandelten ouvarov u. s. w. zu den l^icc zu rech-
nen wären. In den Worten zipr,7<x.i nspi tojv tdioiv ist eben so wenig
auf diese als auf >^.^>7 und nä^n Bezug genommen, sondern lediglich
auf die r(Jtat KpoTdaeig der einzelnen genera der Bede.
So werden denn nun in den beiden folgenden Capitelndas napä-
detyiJ.cc und die yvöjfxrj , die nur eine Art des Enthymems ist, erör-
tert, und von Cap. 22 ab das Enthyrnem selbst in Betracht genommen.
Nach allgemeinen mit den Äusserungen im ersten Buche übereinstim-
menden Bemerkungen über die Eigenthümlichkeit des Enthymems,
über die Materien desselben, bleibt als Hauptgegenstand der Unter-
suchung übrig die Aufstellung der tokoi: cap. 22, S. 1396 b 20 ff.
ay^toov /jL£v oOv rjjxlv nspi ixa'Jzov töjv eidcov tcDv ;(pyj(Jt'jüLWv xoci dvoiy-
■/.ai'jyj iyovroct ol tötzoi ' i^Et'Xsyiiivat yäp oci npoTdaeig nepi ixccjrov
££7tv, wgr' £9 wv Ott fipeiy rd iv3-JiXYjix<xT0c tö<tojv nspi dya^oü rj
xcxxov ri xaXov 75 xhy^poO r) rJmcüo'j vj dotV.o'j, /.oci nzpl twv r/^oDv xac
7ra^r//j.aTa)v xat iEtoiv ojgoc'jTOig eiXr/ixfxivoi >5jn.Fv xjndpyoMdi npoTspov
Ot TÖTTOt . £T£ o' «ÄXov TpÖKOV ■/.a3ö\o'J nSp'l «/TdVTüJV Ad,6w|Jl£V XtX.
Der Gegensatz der dd-n (JfJia) und rö-oi (xojvä) und die Zurück-
führung jener auf die verschiedenen Gattungen der Rede und
deren 7xo;rot tiJK in völliger Bestimmtheit hervor; nur drängen
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 131
sich auch hier zwischen die beiden Glieder des Gegensatzes die
davon ausgeschlossenen yj^v/ und nü^rt ein, um auch hier für die
Früherbehandlung derselben Zeugniss abzulegen. Allein selbst zuge-
geben yiäri und Tzd^fi hatten ursprünglich den Platz, an welchem sie
jetzt stehen, so ist ihre Erwähnung an dieser Stelle nicht blos
unmotivirt sondern störend. Denn welch' denkbaren Grund konnte
die Recapitulirung des ganzen voraufliegenden Inhalts haben an
diesem Orte, wo die gemeinsamen Enthymeme den nach Redegat-
tungen gesonderten gegenübergestellt werden? In diesem uiizeit-
gemässen Eifer auf die früher behandelten Affecte und Charaktere
eine Hinweisung auch da einzuflechten, wo sie Niemand erwarten
oder vermissen konnte, verräth sieh der Redactor nicht minder als
in den Worten selbst, mit welchen die Hinweisung ausgedrückt ist.
Mag ;ra^yy][xdTwv ohne Anstoss sein, t^zoiv kann nicht (mit ßrandis)
als Zusammenfassung von vj^vj und nä^t) gelten; aber jenes Wort
allein als interpolatorische Zuthat abzuweisen, hiesse den Interpolator
verbessern, statt seine Motive und seinen Ausgangspunct verfolgen.
Wie die früher besprochene unaristotelische Hinweisung auf die
rj^yy sich als ungenau gefassten Aristotelischen Worten nachgebildet
herausstellte , so ist auch hier Anlass und Ursprung jener Zuthat
in den Worten II 12 S. 1388 b 31 rä oi vj^ry tzoVA tjvc? xarä
rd nä^f) y.ai rd? i^stg xoü rdg rjh.xi<xg xtX. zu linden. Mit der Entfer-
nung dieses Citates fällt das letzte die überlieferte Ordnung in Schutz
nehmende Zeugniss. Beiläufig sei bemerkt, dass wgri und tÖ/twv,
iiiich wenn man im Übrigen keine Interpolation gelten lassen will,
nicht zu vertheidigen sind. Die Construction konnte füglich nur diese
sein: i^st'Xsyp.ivxi "yäp cä npordcystg Tcspi 'i-KCcaTÖv eitJiM, i^ c5v 0£? (pi-
peiv zcc iv3ui),T,[}.az(x^ xat nepi röJv vv^üDv d)ga.vTU)g eAry/ji/jiivoj Ondp-
yoxiovj oi TOKOi.
An die rönoi des Enthymems fügen sich die Scheinenthymeme
und ihre Widerlegungen und das zweite Buch schliesst ab mit den
Worten I 403 a 34 inel oi. o-h xpia. iariv ä dst T:pccyixa7rj^r,v<xi nepi
TÖvXöyov, iinip juiev nccpaostjixÜTOi-v xoci yvojjulcüv y.oci eV^ujui.y;jui.dTojv
xat Öl(/ig Tciv mpi ty^v dtdvotav, ö^sv rs iU7:opr,(j'j[i.vj y.oci öjg avrä
X6(7oju.£v, dpr/O^o} Y/fxlv roaavTOc, Ao£;röv oi ütiX^siv mpi Xi^soig nai
rdfew^. Diese .Stelle ist, was Anfang und Schluss betrifl't, nicht Ari-
stotelischen Ursprungs: der specielle Ahschluss des letzten Ab-
schnittes der xotvat niartig ist zu einem Gesammtahschluss der boi-
9*
I O 2 V a h l e II
den ersten Hiicher erweitert wurden, um zu gleicher Zeit das dem
Plane dieser Hhetorik fern liegende dritte Buch anzufügen. Was
nach Ausscheidung des diesem Zwecke Dienenden erübrigt, ist als
echtaristotelisch zu betrachten : nspi [xiv ovv jraparkjyfxarwv xat
yvoiiiöjv xoci iv3'j}j.r,ix(XT0iv ö'^sv t£ eürroprjtjojuisv xal (hg ccOra. A6aof/,£v,
dprioBoi Yjixiv roaaöra. Denn auch die Worte xoci 6'Xco? twv nspi rrjv
o'.ävotav, welche den zunächst an iv^vix-nixxToc sich anschliessenden
Helativsatz o^sv svnopiiGoixev xal w? l(j(30ixsv von jenen trennen,
betrachte ich, abweichend von Spengel, als einender angefügten
UEtg zu Liebe gemachten Zusatz, der seinen Anlass gleich III 1 S.
1404 «19 löyoi juittov iayiioxxji oiä Tr,v Xi^iv yj dioc tyjv dtävoiav und
in der sonst (namentlich in der Poetik) nicbt seltenen Gegenüber-
stellung von oiävota und liEig finden konnte.
An jenen Specialabschluss der xoivd konnte mit dem zweiten Satz
im Eingang des zweiten Buches iKsi ^s ivsxx xpiatoig ecttiv vj pr,T:o-
pixYj xrl. die Lehre von den AlTecten und Charakteren sich anschlies-
sen, die ihren befriedigenden Ausgang in den Worten II 18 1391
b 22 ojgTS dioiptGixivov av dri xtA. ilndet. Nur vermisst man einen
zusammenfassenden Abschluss beider Bücher , der um so weniger
fehlen konnte, als mit diesen die ganze Rhetorik beendigt ist.
II 24 S. 1400 b 34.
Wie Aristoteles in der Topik nach Darlegung der Methodik der
Schlüsse in einem besonderen Buche den Trugschluss und seine
Formen behandelt, so fügt er auch in der Rhetorik an die rönoi des
Enthymems die Formen des Scheinentliymems: II 24 in. inei di ivdi-
yzvat. TÖv \t.iv thai avXkoytaixöv , röv di jirj sivat |X£v fcävta^cci ds,
ävä^xrt xoü £V^6]ULr>|ui.a tö fxsv eivcci, z6 oe ixi; sivoci ^v^6fAr//xa (fxxivea^ai
di, sKsiKsp TÖ vj^OfXYjixa avllo-^taixög xig. Die in den sophistischen
Widerlegungen 1G5 b 23 für den Trugschluss aufgestellte Scheidung
in sprachliche {napöt. tyjv Xi^tv) und nicht sprachliche (stw T'ng
liizuig) scheint Aristoteles auch den rhetorischen Paralogismen zu
Grunde gelegt zu haben: tötzol o dal rüjv yatvojuevwv £v3-u/j.y5/;.arwv
elg ixiv ö nxpöc. rviv Xö'^tv, xoci toOto'j iv /^.Iv [lipog xrX. Aber nachdem
er die zu dieser Gruppe gehörigen Paralogismen aufgezählt, schliesst
er daran ohne jener gruniikgenden Eintlieilung weiter zu gedenken
unmittelbar die nirlit sprachlichen Scheinenthymeme an: 1401 b 9
a/,).OS TÖ £/. 'jr,lJ.zlO'J.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 133
Für letztere werden fünf rörrot aufgestellt, denen vier in den
sophistischen Widerlegungen entsprechen: 1. i/. G-nij.zio'j ; 2. O'.x tc
(juixßsß-nxog 1401 6 15 = Soph. Elench. 160 h 28; 3. Kocpy. rö
£7r6|ui.£vov 1401 6 20 ^ Soph. Elench. 167 6 1. Unter diesem vönog
findet in den sophistischen Widerlegungen auch der mit demselben
eng verbundene ix oriiishu mit ausdrücklicher Beziehung auf rheto-
rische Schlüsse Erwähnung. Zugleich begegnet uns dort in diesem
Zusammenhang das in der Rhetorik zur Erläuterung des rorzog rtocpä
TÖ iTTÖjuievov dienende Beispiel vom Ehebrecher. Von den beiden anderen
in der Rhetorik hierbei angeführten Beispielen ist das erste klar; das
dritte aber dem Gedanken nach unvollständig: o(xoiov di xoci ort iv roiq
Upoig oi ;rTW)(ot xai aoauai xocl 6pyo\Jvzc(.f.^ xat or? roXq (^j'^doiv i^zany
oheiv ono'j äv 3-sXwajv; denn es fehlt der aus diesen Prämissen resul-
tirende Schlusssatz ovaoüv svocif.ij.ovov Gry. Dieser ist aus der folgenden
Begründung des Schlusses zu entnehmen: on •ydp rolg oo-kovoiv
evddiixovtXv vnüp'/^tt Tavzcc , xat olg raöra iindpyti^ oö^octev äv evdoci-
fxovstv. Es fällt aber dieser Paralogismus zugleich unter den rönog
Tiocpä TY)v e'XXst^tv. 4. napä rö dvcäriov = Soph. Elench. 167 b 21.
5. Tzccpa. Tvjv iXkzi^tv rov nörs xal nCog = Soph. Elench. 166 6 37
und 167 « 22. Es geht dieser rÖKog- zurück auf die Nichtunterschei-
dung des cf.Tik'hg und xara. ri, und wird in der Rhetorik auch noch
besonders auf die für rednerischen Gebrauch vorzüglich wichtige
Unterscheidung des anrXw? euog und ti sMÖg angewendet: 1402 a 3
£Ti ügntp SV ToTg ipiaruolg napa. tö drrAwg xat /xi^ drrAw?, dXkd zi,
')/i'^v£roii fxivojxsvog cvllo^i^ixög^ olov iv (xiv TOlg di<xksxT'.y.oTg ort. iari
TÖ iXY} ov ov, EfJTj "yäp TÖ juiT^ ov fir) öv, xoii ort lKtnrt)z6v tö äyvoiCTov, iazi
yccp imaTYjzov z6 d'^voiazov ozi d-yvoiGzov^ ovzoi xat iv zolg pYjzopuolg iazi
(paci.v6iJ.svov £v56/Av;,ua napd tö /xvj dnlüjg eixog dXkd zi zixog. Denn es
ist nicht richtig, wenn hierin ein besonderer zoKog gesehen wird; es
ist vielmehr nur specielle Anwendung des allgemeinen nctpd zr,v
eXkei^tv oder, was gleichbedeutend, napd tö dnlätg xat ixrj dnlQg
auf das sixog, was sowohl aus dem ganzen Zusammenhang und der
hetrelTenden Stelle der sophistischen Widerlegungen sich ergibt, als
auch in der Rhetorik 1402 a 14 selbst ausdrücklich ausgesprochen
ist: (ügnep xai im zöjv ipiGzixGjv z6 xuzd zi xat npog zi xat Kf, cv Kpog-
Ti^ifxtva KOisl zy)v c!ux.ofccvziav , xa; ivzocv^a Kccpd zö six.6g eivxi ,arj
änlOig dlld zi sixög. Übrigens heisst iv zoig ipiGZ'.y.oig weder in der
Eristik noch bei den Eristikern, wie Brandis meint, sondern in den
i ;j 4 V a h I f n
eiislisclien Schlüssen. Denn zu diesem Adjectiv ist so gut wie zu
di(xX£XTtx.oig und pmoptnolg zu ergänzen (j-jXXoy.aixoTg ^ was in diesem
von den Schlüssen und Scheinschlüssen handelnden Abschnitte unbe-
denklich geschehen konnte, ituch wenn das Wort selbst an dieser
Stelle nicht vorkäme. Nicht anders ist auch gleich nachher ini twv
£piaTiaü)v zu fassen.
Ausser diesen fünf Arten des nicht sprachlichen Paralogismus
werden in den sophistischen Widerlegungen noch drei erwähnt,
nocpä TT/'j ToO iliy/^o'j ä-yvotav, Kocpa. rö i\> äpyji Xa/J.j3ävctv , und tö
Tcc nAs'.o) ipoiZT/ixarct £v notelv Soph. Elench. 166 b 24, die, wie
Brandis meint, auch in der Rhetorik hätten eine Stelle finden können.
Ol» man aber daraus schliessen darf, dass das Buch von den sophisti-
schen Widerlegungen später als die Rhetorik abgefasst worden, ist
sehr zweifelhaft. Über die enge Verbindung, in welcher jenes Buch
mit den acht Büchern der Topik steht, sowie darüber, dass diese
Verbindung eine von Aristoteles beabsichtigte war, ist man allgemein
einverstanden. Dabei ist es freilich denkbar (und dafür sprechen auch
einige Indicien), dass jenes erst später als neuntes Buch der Topik
angefügt worden, und es konnte sonach, trotzdem die Topik unleug-
bar vor der Rhetorik abgefasst war, dieses Buch jünger als letztere
sein. Aber um von anderem zu geschweigen, hätte wohl Aristoteles,
nachdem er die Rhetorik, von der die früheren oliyov mnopixocit
juLÖptov (i354 a 13), nach seinen Prineipien neu aufgebaut hatte,
dieser Disciplin die Topik und Dialektik rücksichtlich des geringeren
Vorrathes von Vorarbeiten und der grösseren Schwierigkeit des
Ausbaues der Art entgegengestellt, wie er es in dem nicht sowohl die
sciphistischen Widerlegungen als die Topik überhaupt abschliessen-
den Epilog thut? 184 6 1 nepi fxiv twv pr,rop'.y.(üv xjn'npyt noXkä
xai nakoLiä rä Xeyöjjlcv«, KS.pi de toö ovXAoyil^sa^ai nocvTeXöjg oüdev
z'i/jjixv^ nporepov ciXlo liyeiv , dXX^ ?> Tpiß-^ ^vjTOövTeg noXi^v y_p6vGv
£7rOV&Ö/JL£V.
Von sprachlichen Paralogismen werden in den sophistischen
NN'idcrlegungen sechs Arten aufgezählt 16o b 25: öixüiwixioc ■, dixfi-
|5oX(a, aOv^s?'.?, otaips'ji.g^ npoguioia^ o'/r,iJ.cx. li^eotg, von welchen drei
in der Rhetorik wiederkehren, die; Homonynne 1401 a 13, Synthesis
und Diäresis mit einander verbimd<?n: 1401 « 24 tö rnripr/ixivov (juv-
Ti^ivTO. Xi^ejv Yi TÖ a\jyx£iix£\/ov oiatpoüvTa. Für die Diäresis wird ein
Beispiel ans dem Orestes des Theodektes angeführt 1401 a 35: tö
Zur Kritik Arisloteiisclier Schriflei). 135
£v TÖ) 'OpeaTYj TW Qeooixrov • ix o'.atpi'jeoig yäp sotiv. 'mxociov iariv^
r,T'.q av xTSj'vyj Tcöaiv^ dno^na/MV twjtt^v, xat rü) KCiTpi ys Tt/j.ojp£tv
Töv tjtov • oüxoOv xai raOra ;r£7rpa/iTat • auvTt^c'vTa -yäo t7w? oü/.iT'.
^äajov. Die Schlussfolgerung ist diese: Gerecht ist, dass sterbe, die
ihren Gatten gemordet; gerecht ist, dass der Sohn den V^ater räche.
Also ist auch dieses (nämlich die That des Orestes, der den Vater
zu rächen die Mutter erschlug) gerecht. Um diesen Gedanken aus
den Worten zu gewinnen, müsste man zu ovmOv xat raOrcx niTzpaxTOct
aus dem Vorhergehenden ein ötxaiojg ergänzen, was schwerlich an-
geht. In dem Pariser Codex (wie in den übrigen Bekker'schen) steht
xai raöT« xcci; das zweite xai, das die Herausgeber getilgt haben,
enthält eine Spur des Richtigen. Aristoteles schrieb ouxoüv xcd raüra
^üat' OL ninpoiXTai.
Als neuer ronog kommt in der Rhetorik die ozivoiaig hinzu 1401
b Z ro deivdiaei Y.ara.av.tDdH^eiv f; ccvaaxsudfstv. Was otivoiotg sei,
ergibt sich aus dem Folgenden: toöto d' sariv otocv \xq ositag ort
inoLYjosv av^riari to npäyiia: daher Muret das Wort richtig durch
exaggeratio wiedergibt, und denselben Sinn hat es auch 139S a 9
£v a-x^eThccoixäi Y.ai fhivöjasr, dagegen es 1419 b 25 iimiitten der
AtTecte eXsog^ op7^i5 fJ<-'(JO?? f^övog u. s. w. nur die Entrüstung, indig-
natio, also das was Aristoteles sonst vip.£aig nennt, bezeichnen kann.
Vgl. 1417 a 12. Die Wirkung der deivoiaig wird an obiger Stelle
näher bezeichnet in den Worten noisl yccp (^oävsa^oa y) w^ o-J mnoi-
»3X£V, OTav Tvjv aitiav iy^uiv aü^yj , y) ojg nsKoiinxtV , oruv 6 xarrj-yopüiv
6pyiCr)7ai. Statt der Vulgate opyil^rjTai gibt die Pariser Handschrift
opavjt, das schwerlich aus jenem verderbt ist. Aber opari, aucii abge-
sehen von dem rein poetischen Gebrauch des Wortes, scheint so
wenig das Ursprüngliche zu sein, wie das von Vettori vermuthete
opyiari. Zu beiden wäre äxpodräg zu ergänzen, und der Gedanke
der, dass der Ankläger dadurch, dass er das Verbrechen in's Grosse
und Schreckliche ausmalt, die Zuhörer aufregt oder in Zorn versetzt.
Passender wäre jedenfalls ein dem autyj synonymer Ausdruck des
Vergrösserns.
Endlich kommt noch die Art des Trugschlusses hinzu, bei welcher
man sich der Form des Schlusses bedient, ohne geschlossen zu haben.
Aristoteles nennt dieselbe Kocpä tö ayriiKa rrig Xit£wj, ein Ausdruck,
»len er in den sophistischen Widerlegungen in anderer lieziehung
von der Verwechselung der genera oder der Kategorien gebraucht
1 3 C V a h I e II
166 Ä 10 ot ^£ Kocpa TÖ <y'/fil^^ "^^^ li^soig a'jjmßajvoufftv , orav tö ju,r/
Toc-JTO üigavToig tpi).r,vvJY,rai, oI^jv tö appiv ^yjXv . . vj ndhv t6 noiov
roaöv xtX. Dagegen die in der Rhetorik mit o-/r,ika. rf,<; li^sojg
hezeieimcte Sache in den Soph. Eiench. 174 6 10 unter den sophi-
stischen Beweismitteln üherhaupt ihre Stelle gefunden hat: rö
IxdX'.OTa. (jofiaTtxov av/.o'fä-vTriixa . . tö juiv^oiv aulXoytdQCfxivovg . .
a-jij.Kepcci'rixüjg tinzlv, cbg auXhXoy kj fxev ou g , ovx äpoc rö xoci tö. Doch
die Worte selbst, mit denen in der Rhetorik diese Form des Para-
liigismus erklärt wird, erheischen eine nähere Retrachtung. 1401
a 1 Tonoi d' ehi rwv yatvojuifvwv iv^ujmrjjmaTOjy elg fxiv 6 Tcapa. tyjv
Ai^iv, -/.cci TOVTOu £v ixiv ixipog, (ognep iv roTg otahxnxolg^ rö }xyj oullo-
y'.ad[j.£vov aviJ.Kspocop.<xru(iig rö TshvTalov einelv, oüx äpoc. tö xat tö,
dvüyxrj dpa. tö xat rö. xai tö zoXg iv^viXYijxccai rö (Tuv£(JTpa/x/ui.£voJs xat
ävTU££/X£vwg eiKsTv (puivsTXt iv3vixrtixoc • r) -^dp TOiaOrrj li^ig X&üpa
e^JTtv iv^-jixriixxTog. xoci iov/.z tö to'.oötov ehui napd rö oxriixa rvi?
Xi'Cew?. Die VV orte tö Tolg £v^u/ji.yj/xao-{ gehen sprachlichen und sach-
lichen Ansloss, den weder Knebefs Übersetzung 'in der den Gemein-
schlüssen eigenen Form' noch Vater's in mehr als einem Puncte
irrende Erklärung beseitigt. Muret übergeht die Worte in seiner
Übersetzung: nam et contortum et tamquam ex conlrariis conclusum
dicendi genus cet. Dem sprachlichen Bedürtniss geschieht Genüge
mit der Änderung des ersten tö in £v: xai iv rolg iv^vixr.ixaai tö
a\)V£OTpa.[i.ixivoig xrh i) Aber gründlich ist damit nicht geholfen. Denn
wozu, da nur vom Enthymem die Rede ist, jener Zusatz, zumal an
zweiter Stelle. Denn das /Jii^ ayXAoy «aä/jL£vcv auixTzspaaixaTixöjg tö
TcA£UTafov sineTv gilt ja nach dem gewöhnlichen Verständniss wenig-
stens auch vom Enthymem. Letzteres ist freilich aulTällig. Denn das
Enthymem ist darin vom dialektischen Schluss verschieden, dass es
sich nicht wie diefcer der streng syllogistischen Form bedient. Daher
der auf diese Form gegründete Trugschluss auf das Enthymem nur
vergleichsweise Anwendung finden kann; und mehr als vergleichs-
weise hat auch Aristoteles jener Form nicht gedacht. Denn Missver-
ständniss hat, was ursprünglich nur ein Salz» war, in zwei zerlegt:
to6tou £v {xiv [xipog^ utgTzsp iv rolg dia^xTUOig tö juitj avXXoyiadixsvov
a'JixKEpa.o\xaTU(lig tö TiKiDxoüov dntlv, xat iv toi? iv^'Jixr,ixaoi tö
1) Vor Vfttori las iiiiin stall xal ro rot? in den Ansg^aben £v fip rotj , woher,
wie es sclieinl, Aliirct das in seiner Überselzunp ausgredrückU- '/äp entlehnte.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 13T
TJViaT^OL\xi).bj'j)C y.'u.i ävT'.x.i!/j.£vw$ zlmlv ciacvira! bj^'j\i:f,]i.'x. Wie bei
dem dialektischen Schluss die syllogisti.sche so dient bei dem Enthy-
mem die gedrungene und gegensätzliche Form dazu den Schein
des Enthymems zu erwecken. Denn dies ist, wie Aristoteles hinzu-
fügt (vgl. 1419 a 19 und 1410 « 22), die dem Enthymem eigen-
thümlicbe Form, r, x^oa ryjs Äs^cwg, Worte, die bei der hergebrachten
Auffassung wohl hätten Bedenken erregen können. Den Sinn der
Stelle hatte demnach Vettori im Aligemeinen richtig gefasst, wenn
er erklärte: ut in dialecticis disputationibus quidam malitiose agunt
verbisque utuntur quibus in clausulis uti mos est, quamvis nihil ratione
concluserint, sie etiam in oratorum dictionibus fieri potest: uti enim
oratione contorta et opposita inter se enthymema videtur; nur liess
sich derselbe aus der Überlieferung, an welcher Vettori festhält,
nicht gewinnen. Nach der ganzen Schärfe des Gegensatzes hätte»»
den dialektischen Syllogismen die rhetorischen gegenübergestellt
werden müssen, wie dies z. B. 1402 a 4 nach unserer Auffassung
der Fall ist. (Vgl. Erste Analytik 68 6 10 oü /xövov ot dtaXexrjxot /.et).
ä/roo'cty.ruot (j-jl'koy.Gixoi — äXXä xat oi frtropuoi u. s.) Wer aber
will es dem Aristoteles verargen, dass er statt der Appellativbezeich-
nung des rhetorischen Schlusses den von ihm dafür ausgeprägten
Eigennamen des Enthymems gewählt? Denn das Enthymem ist, wie
1356 6 5 u. s. bemerkt wird, der rhetorische Syllogismus. Auch wird
wohl Niemand das dem cognsp entsprechende outw vermissen. Da-
gegen bleibt ein Bedenken noch zu beseitigen, wodurch leicht das
eben gewonnene Resultat wieder zerrinnen könnte. Die Schluss-
worte fcubsTCii ivdOi^-rtixa sind mit strenger Construction des Satzes
unvereinbar. Um dieser gerecht zu werden, bieten sich zwei Wege
dar, entweder nach iv^u[xr,\i.0L(Ji zu interpungiren und das Folgende
mit TÖ "^äp <Tuv£arpajui,/j(.£va)? anzuknüpfen, oder ^acvira; h3i)[xr,ii.a als
erklärenden Zusatz zu tilgen. Allein auf keinem von beiden, obwohl
keiner an sich etwas Unglaubliches zumuthet, würde die Zuverlässig-
keit des Ganzen gewinnen. Lässt sich dagegen die anakoluthe Rede-
weise als nicht unaristotelisch in Schutz nehmen, so würde man in
ihr gerade den Anlass des Missverständnisses und der Zertheilung
des Satzes erkennen dürfen. Einen zutreffenden Beleg bieten aber in
der That in der Rhetorik selbst die Worte 1357 b 25 -uodoir/ixoc.
oi oTi jxiv iiTiv ira^cü-yvj . . , dpr,zat. ioTi di O'jtj cj^ l^ipog npog oÄov
oO^' ujg oXov n^i^ l^if^o^ ou^' (hg ö'Xov npog ö'Xov , äXV 'Jig ixipog npig
138 Vahlen
•yvwot/jLwrepov oi ^arejiov v? ^arspou, ncipöcOiiy[J.ck iartv. ©rov xtX. Das
Ariiikuliithe der letzten Worte ist nicht verborgen geblieben. Hier
sollte Trennung der Worte helfen, so dass mit orav ein neuer Satz
begönne, der wenigstens hätte durch ein yap mit dem Übrigen ver-
knüpft werden müssen. Andere tilgten die Worte K(xpuoiiyiJ.d iariv
oder wollten sie von dem vorhergehenden abgelöst und mit dem fol-
genden verbunden wissen. Man sieht, der Wege sind viele, wenn man
sich einmal entschliesst, dasAnakoluth nicht zu dulden. Aber ist diese
Unduldsamkeit gegründet? Man sehe noch Beispiele wie 1357 b 24
focvspütg xoci nzpi to6twv, xai dia. tcv' aiVtav rd [kiv dcJvlAöyKJTd iou
Toe. di (j'jlXsXoyifJixivoc^ iv rolg dvccXuTuolg diüipiOTOit ns.fi aürciv, und
Ähnliches bei Waitz Comm, zum Organon 1313.
Noch eine kleine Bemerkung erübrigt, ehe wir die obige Stelle
verlassen können. Statt der Vulgate tö auveaTpajmju.svw? -/.cti ayrvi<.si-
ixivoig eimiv schreibt der Pariser Codex (7-jv£(JTpa/Jijui.ivov, was nicht
minder richtig als das Adverbium und selbst neben der andern adver-
bialen Form nicht zu verschmähen war; man vgl. Politik 1332 a 26
ToO y.'.^xpitsiv kct-ikTzrAv y.al y.cilöig. Verschiedenartiges auszugleichen
sind die Abschreiber auch sonst geschäftig. So Rhetorik 1356 «31
£7n ydp ixöpiöv ti Tf^g ötaXeXTtxvi? xai d/Jiota A", die übrigen d//.oto)/^a.
II 25 S. 1402 a 30.
Zum Schluss des zweiten Buches wendetsich Aristoteles, nachdem
Enthymem und Scheinenthymem erörtert sind, zu den W^iderlegungen
der Enthymeme, die entweder durch den Gegenschluss oder durch
Instanzen erfolgen. Da für jenes dieselben TÖnoi wie für den Schluss
gelten, so bleiben nur die letzteren näher zu besprechen. Instanzen
bringt man in der Art, wie in der Topik, indem man sie entweder
aus der Sache selbst, oder einem Ähnlichen, oder einem Entgegen-
gesetzten, oder von einer Autorität entlehnt. 1402 a 34 cü d' ii/rjzd-
oiig fipovTCC'. y.uBdKtp y.xi iv rolg TOTZiyolc, TSTpa'/^ö)g 'rj ydp iE ia.-JTrtO
y, i'A rvj ö/j.ot(/'j y; iv. toO ivavTiou r^ ix. twv xcxpt/Jiivojv. Wer die ^^'orte
in der Topik 161 a 13 oci ij.iv ovv ivrrä^S!?, xcK^dnep dnccixtv^
Terpayöjg yivovTOCi flüchtig vergleicht, niüclite glauben, dass darauf
sich das Citat in der Rhetorik beziehe. Aber ein Blick auf den dorti-
gen Zusanmienhang zeigt, dass weder die angeführten vier Arten
der W'iderlegung mit den hiesigen übereinstimmen, noch von ivord-
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 139
aeig überhaupt in demselben Sinne geredet wird. Denn evaraa/g
bezeichnet dort die Aufhebung oder Hinderung des Schlusses über-
haupt, nicht eine besondere Art der Widerlegung. Diese Lösungen
beruhen nämlich entweder auf der Aufdeckung des fälschlich
Geschlossenen (ÄvrAovra Trap' ö ylvezca. ri -^sCioog), oder sie sind
gegen die Annahme oder den der sie macht gerichtet (jipdg riv
epwTwvra — npög rä ipoiTYiiiivoc; über ipoiräv vgl. Waitz Comm. zum
Organon I 439) oder endlich sind es Einwürfe, zu deren Widerlegung
die Zeit nicht reicht. Von diesen vier svardastg, wie sie genannt
werden, lässt Aristoteles nur die erste als wirkliche Ivaig gelten, die
übrigen sind blosse Hinderungen des Schlusses: Xv^tj? d' eart -öJv
tiprt\xivoiv -t] npdiTY} iJ.6vov ^ ai §i. lomccl xfjihjcjsig rivig y.cii £fJ.n:oo'.<Tf/.ot
Tü)v ffu/xrrspaa/jLäTcüv. Eine andere Stelle aber, an welcher die in der
Rhetorik genannten vier Arten der Instanzen zusammengefasst wären,
findet sich in der Topik niclit; daher Brandts und Spcngel darin
einverstanden sind, dass jenes Citat auf eine in unserer jetzigen
Topik nicht mehr vorhandene Stelle hinweise, und zwar glaubt
Brandis, dass Aristoteles gerade an dem angeführten Orte sich in
weitere Erörterungen über die Arten der Instanzen eingelassen haben
möchte, die uns abhanden gekommen. Eine Unterstützung dieser
Annahme findet er darin, dass das achte Buch der Topik überhaupt
weniger sorgfältig als andere ausgearbeitet sei, was auch alte Com-
mentatoren gefühlt zu haben schienen, welche dieses Buch unter
besonderem Titel anführten. Allein das letztere konnte mannigfache
Gründe haben und ist auch bei anderen Büchern geschehen. Dazu
ist der Abstand dieses Buches von den übrigen doch wohl nicht der
Art, dass sich darauf Vermuthungen über grössere oder geringere
Vollständigkeit desselben bauen Hessen. An der fraglichen Stelle
selbst aber ist kein Anlass eine Lücke anzunehmen, in welcher noch
specieller von den Formen der ivGzüazi.g gehandelt worden, zumal
dieser Ausdruck selbst in einem weiteren Sinne bereits vorweg-
genommen.
Glaublicher wäre immerhin die (jüngst auch von Zeller adoj)-
tirte) Annahme, es sei jenes Citat auf Grund der äusserlichen Ähn-
lichkeit mit der angeführten Stelle der Topik von fremder Hand ein-
gefügt worden.' Allein auch sie hat ihre Bedenken, da Aristoteles
nicht hier allein, sondern auch 1403 a 31 für die Xiioig und vjazixai.g
sich auf die Topik beruft: -ö d'svaTcc(7ig o-Jx s^rtv £v^'jjuiv;,aa , dlAä
140
V a h I e n
xa^dcnep iv rolg tokimIi; ro einslv dö^av rivä i^ rig iarat d-nlov^ ort ov
avÄlilöyiarcti r, ort '■pevoög n. stXrj^ev. Vgl. noch 1419 n 24 oavs-
pov o'yj^rv £(7Toj ix Twv ronvAöJv /.od toöto xai a.i IvaEig. EiidlichVettori's
(nicht SchiJider's) Meitmng unter Tomxä sei an jener wie an anderen
Stellen, nicht sowohl die in 8 (oder 9) Büchern uns vorliegende
Schrift dieses Titels sondern eine mit den tökoi sich beschäftigende
Disciplin zu verstehen, hat Brandis mit Grund abgewiesen. Man
müsste in diesem Falle die Bezeichnung ■znnv/.ä so weit dehnen, dass
sie die gesammte Dialektik, implicite auch die Analytik mit umfasste.
Denn in der ersten Analytik finden sich allerdings mit geringem
Unterschied die vier in der Rhetorik aufgestellten Arten der ivoTÖ.-
aeig wieder; vgl. 69 6 1 und 38 f. Wir werden also dabei beharren
müssen, iv roig TonixoTg bezeichne nichts anderes als die uns erhal-
tenen Bücher nspi twv tökojv. Die vorhandene Divergenz aber wird
sich in anderer Weise als die bisher vorgeschlagenen heben lassen.
Die Art, wie man Einwürfe (ivaraaetg) gegen Behauptungen zu
bringen habe, hatte Aristoteles sowohl im achten Buche der Topik
(vgl. insbesondere Cap. 2 S. 157 a 34 und b 1 ff.) als auch sonst
vielfach bei den einzelnen dort behandelten Gegenständen, wie das
npög Ti, yivog , loiov u. s. w. beispielsweise gezeigt, so dass er mit
gutem Giunde in der Rhetorik sich für die Weise der Einwürfe
überhaupt auf jene beziehen durfte. Nichts anderes aber liegt in der
fraglichen Stelle cci ö'' ivarütjeig fipovroci xa^dnsp xat iv toi? ToncxoTg,
r£Tpci-/^äi^--n yxp i^ xrX. d. h. Instanzen bringt man (hier) in der
Art wie auch in der Topik ; und zwar vierfach. Es nöthigt nichts die
Worte xcc^ÜKsp kccI. iv Toig Tonuoig auf mehr als die allgemeinen
'fipo-vroi.t ivoTdCiig zu beziehen, und dann ist doch der hiesige Aus-
druck nicht minder ricl)tig als die aus 1403 a 31 angeführten
Tj o' e-i/araaig ovx £i7r£v bj3iiixriiJ.cx.^ ccXXa y.cx.BäKtp iv xolg ronr/.olg rö
s'-Tiel-^ oötav Ttvä xt/.
Unter den in der Rhetorik aufgefiihrten und exeniplifieirten
Instanzen ist in dem für die letzte Art angeführten Beispiel ein
kleiner Anstoss zu heben. 1402 b 8 ai de xpiasig a.i dnd rcöv yvw-
pi-ixoiv ctvopwv, olov et Tig iv^v]u.ry/ji.a eotev ort Tolg ixs^Oo'JOi ^sl a-jy-
Yvcö/jL/yV l'/ßw ^ ocyvooOvTsg yocp OLixcipTdvovaiv ^ ivaraaig ort oijxovv
6 lliTTOcxig aiv£-6g'ov yäp av fxsil^ovg ^»j/jitag h'j\).o3iTr,aev iäv Tig
ps^ituiv ä\).apzävri. In den Lexicis wird angemerkt ai'vtTÖg sei ein
poetisches Wort; ob dasselbe bei Aristoteles, \W'\' i-a'.vsrö? liäniig
Zur Kritik Aristutelischer Schriften. 141
und in fast technischer Ausprägung gebraucht, sonst noch einmal
vorkomme, ist mir nicht bekannt. Doch hier kommt noch ein anderes
Moment hinzu, weiches den Zweifel an der Integrität des Wortes
an dieser Steile verschärft. An den Einwurf 'also ist Pittakos nicht
zu loben' müsste sich streng genommen der kategorische Satz 'denn
er hat auf das im Rausch begangene Vergehen härtere Strafen
gesetzt' anschliessen. Hingegen erheischt die hier gewählte hypo-
thetische Satzform 'denn er hätte auf das . . Vergehen nicht härtere
Strafen gesetzt' einen anderen Vordersatz, etwa 'also ist Fittakos
kein verständiger Mann, denn sonst hätte er nicht' u. s. w. Obwohl
jeder der beiden angeführten Gründe für sich nicht genügt, eine
Verderbniss zu erweisen, so rechtfertigen doch beide zusammen die
Annahme aivsrög sei corrumpirt und legen zugleich die Vermu-
thung nahe, Aristoteles habe ovy.ouv 6 UiTTCcxog a-JvsTÖg geschrieben,
das in das Überlieferte leicht verderbt werden konnte. Das hier
angezogene Gesetz des Pittakos erwähnt Aristoteles in der Politik
1274 b 19 vofxog oi loiog aüroö (UiTrunoO^ tö Toug ixi^uov-
rag, äv n nTaitxiai , rclsioi l^rijj.i.ci'ij ccKorbsiv züjv vvjyövrwv (wie vor
C. Fr, Hermann Camerarius und Muret die Vulgate av vvnrri'yoici
gebessert haben).
Weiterhin verfolgt Aristoteles in demselben Capitel 1402 6 13
die verschiedenen Weisen der Entgegnung (Xuatg) an den vier
Formen des Enthymems. Enthymeme werden nämlich gebildet 1. aus
dem Wahrscheinlichen ex tcöv suöraiv; 2. aus dem Beispie! dicc
7:ixpcx.osiyixaTog; 3. aus dem Tc-Kix-npiov: rd os §i' dvoc'^/xoüo-j xal
ovTog oid T£xiJ.r]piov. Das (schwer zu übersetzende) Tekmerion beruht
nicht auf dem Nothwendigen und Seienden, sondern auf dem Noth-
wendigen und immer Seienden. Aristoteles schrieb daher oi' ävayxat'o'j
xoci ( dsl ) ovTog. So verbindet er wenige Zeilen nachher (28) dd y.ai
dvcL'^-Kcäov, und ähnlich Physik 196 6 13 ^avspov ori oudsripo'j roift-wv
aiTia Yj tO'/y) Xe-yeraj o-jok ro dnö 7Üyr)g , ours toO i^ äväyxvjs xat dii
OUTE TOü 6ig inl tö ttoAO, und Metapliys. 1026 b 27 insi ovv iariv iv
xolg oltai rä |u.iv dd (bgaOzoig iy^OMTx xat i^ dvdy/<.r,g . . rd rTi^ d\>dy-
xv/g ^£v oüx SGTiv oud' dsi, (hg dUni tö noXu^ und «-bond. 1064 b 32
I näv dt} (j)ap.iv slvai zo ixiv dd xat i^ ava^xr^g; 106o a 2 tV.
4. Aus Merkmalen did ar^/xstojv. Die auf das sf'xög und die ffrjjueia
zurückgehenden Enthymeme lassen inuner eine Aullösung zu. Nicht
fj minder die aus Beispielen gebildeten, aufweiche sich derselbe Eiu-
142 Vahlen
wurf wie auf das Bu6g anwenden lässt: 'wenn es auch meistens so
ist, so doch nicht immer und nothwendig.' 1403 a 5 noog oi r-x
TzxpaOif^txoiT'jiori rj ocvty} "kitaiq y.cti rä sixora • iäv t£ ydp s.'/oi[t.h t{,
o-jy^ Ofj'ro) XiXvTa«, ort ovx OLvcc'f/.cüov ^ d xai ra nlsio) ^ nleovä-Mg
äXXuig • idv tj xat ra /tAecw xat rd TrXEOväxtj, ourw jULaj^sriov, t^ ort rö
;rapöv oiJ;^ o/jloiov rj oü)^ oiioioig yj dnxfooüv yi rtva £)(ci. Da in einigen
Handschriften nicht KT.poLOtt'^ii.oLTÖioy] sondern Kccpxdsiyixxza. steht,
verniuthete Veltori, dem Spengel beistimmt, es sei beides zu ver-
binden npog dt rä n(xpocoziyiJ.ixroc XÄt Trapaosty/xarcüorj , ähnlich wie
vorher rä «ry^/xsix y.al ra. oiöc arjimstou iv^-jfxriixccTo. und nachher toc,
Tsx/xf/pta xat rtxjm.vjptcuo'r/ ivB'Jikr,i).aTa.. Allein da bei vorangehendem
T:ccpudziyiJ.cizcc die zu JtocpxdsiyiiocTÖidri nothwendige Ergänzung von
kv^'jlxr,[i.ot.Tct. um ein Weniges schwieriger wird, so möchte es doch
gerathener sein bei dem von dem Pariser Codex überlieferten riccpX'
OstyiJiarwoyj allein zu verharren. Im Übrigen ist das richtige Ver-
ständniss jener Stelle durch die Interpunction bei Bekker (und zum
Theil auch bei Spengel) erschwert und Ein Satz von Übersetzern
und Erkliircrn durchweg irrig aufgefasst worden,
Aristoteles gibt zwei Wege an, einen durch Beispiele geführten
Beweis zu bekräften. Entweder gibt man zwar zu, dass die Sache,
um die es sich handelt, in den meisten Fällen den Ausgang zu haben
pflege, den der Gegner durch eine Reihe von Beispielen wahr-
scheinlich gemacht hat, zeigt aber an einem anders beschalTenen
Beispiel, dass es doch nicht immer und nothwendig der Fall sei.
Lässt sich dagegen kein solches Beispiel entgegenhalten, sondern
ist das an den Beispielen als das gewöhnliche Nachgewiesene richtig
und ausnahmslos, so bleibt nur die Entgegnung übrig, dass die Bei-
spiele auf den vorliegenden Fall keine Anwendung linden. Dieser aus
dem ganzen Zusanunenhang klar herausspringende Gedanke verlangt
folgende Distinction der ^^'orte: idv re yap t/jjiit.tv ( £ v ) rt ojy^
oGrw, XsX'jrai, ort oüx ävayxatov, £t xat rä nXzltji r, n'Asovdxt? äXkoig.
£dv rc y.<xi rä nktl'ji xat rä ;rXcOväxts oürw, fxaysTiov yj ort xrX. Das
eingeschaltete iv ist zwar nicht unbedingt nothwendig; allein un-
schwer wird man zugeben, dass es dem hiesigen Zusammenhange
zumal in dem Gegensatz zu nhi(^i und nXeo-jdxig vorzüglich angepasst
ist und auch sonst dem Aristotelischen Sprachgebrauch entspricht,
und wie leicht es hinter i/^^jijxsv ausfallen konnte, liegt auf der Hand.
Zu verbinden aber sind £v rt oü^ ''-'^''Ji-, worin oOroi auf das durch
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 143
die Beispiele Erwiesene zu beziehen: 'wenn uns nur Eins zu Gebote
steht, das nicht so ist, wie die Beispiele zeigen wollen, dann ist der
t Beweis damit entkräftet, dass die Sache nicht noth wendig.' In den
folgenden Worten , die ehemals in den Ausgaben xat et tu nleio) r,
rrXsoväxt? älloyg lauteten, hat Vettori die handschriftliche Lesart
^ xat r<x nl. restituirt , was man gemeinhin mit v/oiij.vj ev t« ou/^
oÜToi verbindet : 'wenn Eins nicht so ist , oder auch die Mehrzahl
der Fälle anders ist.' Aber dies ist nicht die Meinung des Ari-
stoteles; um das oijx dvwyxcxiov zu erweisen, bedarf es nur eines
abweichenden Exempels, m;ig auch die Mehrzahl sich anders ver-
halten als dieses eine, und dem Gegner günstig sein. Daher st xat
T« <) nleioi . . aAXoü? zu schreiben, was auch in einer Handschrift an-
gedeutet ist. Das Missverständniss hat äAXwg verursacht, das man auf
die von dem Gegner vorgebrachten Beispiele bezogen hat, während
es vielmehr auf £v rt zurückweist. In dem zweiten Gliede idv ts xat
Tä nlsioi xat rd rrXsovccxt? xrA. ist ovTOi so nothwendig mit jtXsiw und
nlsoväx.i.g zu verbinden, wievorhin ovx oÜTOi mit ev n, und 1403 a i ei
yäp rd TrAstovdxtg oö-w. Zu ixoc'/^ztIov dagegen, das auf das Engste mit
ort zu verbinden ist, bedurfte es eines oörw nicht. Vgl. Topik 177
a 30 6'Xwg ze iJ-uyiTicv ^ dv xat OiKköiq a-jXXoyiCrjrai^ r^Ti ojy^ o ifTi'ivj
dnifr^is npäyixoc.
III 7 S. 1408 b 7.
Da die beabsichtigte Erörterung über den Zusammenhang des
dritten Buches mit den beiden vorhergehenden für eine besondere
Abhandlung zurückgelegt ist, so mögen hier noch einige keine ein-
gehendere Erörterung verlangende kritische Bemerkungen eine Stelle
finden.
In dem Abschnitt über die Angemessenheit (to npinov) des
Styles wird in Bezug auf den Vortrag die Vorschrift gegeben, nicht
alles Entsprechende zugleich in Anwendung zu bringen, d. h. wenn
z. B. der Ausdruck hart ist, die Härte nicht auch durch Stinune und
Geberde auszudrücken: ert ToTg dvdkoyov juirj näaiv cx.it.ce. y^priioca^ar
ouTW 7dp tikiTCTSTOit 6 dxpoocTYig'liyoi os. olov idv rd dvöju(.aTa axlr/od
*) Wenn Spengel's Angabe (mit der Bekker nicht übereinstimmt) richtig ist. dns» in
dem Cod. A ^ xscröe :rXctw steht, so ist doch daraus leichter ci xai rä als ii xxi
7.U restituiren.
144 Vahlen
yj, ixYi y.ccl Tft fo)vfi xat ro) n-po^cu/rco xoü rot? dpixoTTovatv d de juir;,
favspiv yivsrcti exa«7T0v 6' Igtiv. io^v de t6 asv rö di juiyj, Jlav5ävft
Trotwv -d aOTÖ. edv o-Üv rä /j.aXaxa axX7;ocü? xac rä cjxlr.oä aalocxQg '
'i^iyr^TCKi. dni^aviv yt^vstat. Was neben Stimme und Gesichtsausdruek
noch unter do^uörrovr« zu verstehen sei, ist nicht leicht zu sao-en;
andererseits muss, soll der Gedanke nicht unvollständij? sein, zu
diesem wie zu den beiden anderen Dativen yojvv^ und npogöinui aus
dem Vorhergehenden ay.XripoTg ergänzt werden. Allein erwägt man.
dass ra dpixoTTOvToc nicht verschieden von tu ävä/ioyov (vgl, 1387
a 28 sTTtv dvccloyioc xai t6 dp/xorrov und 1405 «10 deX §i xoci rä
ini^BTX aoü zeig ixsTocoopdg dpiiOTToOdag HystM-TOUTO S' girai ix toü
äväloycy), und dass Aristoteles' Vorschrift daraufging, nicht alles zu
einander Passende zugleich anzuwenden, so wird man kaum zweifeln,
dass y.ai an dritter Stelle einem leichten Abschreiberversehen seinen
Ursprung verdankt, Aristoteles dagegen jayj xaci rrj ^wvyj xoci rw npo-
aöjKCjö rolg ccpixoTTOvaiv (sc. xpo^ao^cc.') geschrieben hatte. Ein un-
richtiges y.ui hat sich noch an mancher Stelle in diesen Büchern zum
Schaden des Gedankens eingeschlichen. So möchte, um von anderen
durch Spengel eliminirten zu schweigen, 1377 a 14 oü 5irJoi<7t /jlIv
oOv (sc. röv 6'oxov), oti par^ioig in'.opxoOmv , xoci otÖTt 6 fxiv oixöaccg
ovx dnooiooi'ji. , zoxjg oi ii-}} oixöaocvTog okrcci xaTOcoudauv f^-«'] ^j
ovTog 1) 6 y.iyhvog xpeiTzoiv 6 iv Tolg dtxocGTaZg • roig fxiv ydp rnGTsOet,
Tö) d\0 das eingehakte xcci zu entfernen sein, das eine Nebenord-
nung bezeichnet, die wie der Gedankenzusammenhang und das neben
ÖTi und o'.ÖTj gewählte w? andeutet von Aristoteles nicht beab-
sichtigt war.
Obige Vorschrift im sprachlichen Ausdruck und Vortrag nicht
alles Entsprechende zugleich anzuwenden, begründet Aristoteles
damit, dass bei Nichtachtung derselben die Absichtlichkeit leicht
bemerkt werde, im andern Falle dagegen man unbemerkt das-
selbe thun könne. Wenn sich daran die Worte £dv oGv rä juia/axä
axXripüig xai rä axk'npd jmaXaxö)? leyrira'.^ d7:i3ocvov yiyverai an-
schliessen, so muss man sieb hüten, darin eine einfache Schlüss-
ig
1) Vielleicht möchte auch ein oJ'rojj statt oyros an dieser Stelle Aristotelischer
sein. Die Construction wc • . xpeirrojv ohne Participium wird durch viele
Beispiele geschützt : lailli a 4 wj TÖ (iiv fXi7 rvjXtxoOrov ovra '/vojfA&Xo'/stv
I
i
Zur Kiitik Aiislolelisclier Schriften. 145
folgerung aus dein Vorherigen zu sehen, die leicht seheinen könnte
mit jenem in Widerspruch zu stehen. Aristoteles' Gedanke ist viel-
mehr dieser: 'wenn aber n\in Einer jene Vorschrift so weit ausdehnt,
dass er Sanftes hart, dagegen Hartes sanft vortrüge, so würde er
keine Überzeugung erwecken. Es ist also das Satzverhältniss ein
theils consecutives theils adversatives, das möglicherweise auch im
Griechischen durch ein idv ö' ouv ausgedrückt war.
III 11 S. 1412 a 15.
In dem eilften Capitel kommt Aristoteles bei der Erörterung
über die Weisen urbaner Rede (der aarsr«) auf die schon früher
besprochene Metapher zurück , die auch hierfür von vorzüglichem
VVerthe ist. Man soll aber Metaphern von Verwandtem , aber doch
nicht solchem, was jedem in die Augen springt, hernehmen: ozX oi
u.£T 01.(0 ips'.v . . dnö oiy-doiv xxi (xy) ^avepcöv olov y.cii h y'.Xo<7oy(a rö
öixo'.ov aal iv koIu ^'.t/o-jai ^-oipslv zvotq'/o'j. Diese Vorschrift wird
ausser zwei andern durch folgendes Beispiel erläutert: x.ai rö ävoj-
\i.aXioBa.i. rd? Tioksiq £v nolu diiy^O'jai raorö , iv in'.favsiq: y.cci duvd-
lt.s(Ji TÖ 'hov. So die V^ulgate nach der Überlieferung der Handschrif-
ten, die nur in rGi dv. statt tö abweichen. Tiefer verderbt scheint
nur der Pariser Codex zu sein, der aber auch hier in einem Puncte
eine Spur des Richtigen gewahrt hat: tw dvw ixdhtjroL v^joli rag
nolsig iv :roX6v. Denn wie es sich auch mit dem Präfixum verhal-
ten mag, sicher scheint, dass Aristoteles nicht den Infinitiv des
Perfects avwfjLaXja^-a'., sondern des Aorists ävo|ui.aX{'75r/vaj geschrie-
ben hatte, der von dem Abschreiber in seine Bestandtheile aufgelöst
ävw fxä.'Xt.aTa slvat ergab. Es ist zwar eine Kleinigkeit, aber auch in
Kleinigkeiten verräth sich die Vorzüglichkeit (weil Unabsichtlichkeit)
der Handschrift. Wichtiger ist die Frage nach dem Compositum
ävo|!ji.aAj(^££v, das, wofern es richtig ist, nach dem Zusammenhang nur
die Bedeutung des Gleichmachens haben, nicht in negativem Sinne
genommen werden kann. Das Wort konmit aber, wie es scheint
weder sonst noch bei Aristoteles wieder vor; von Letzterem Messe
sich nur die Analogie von o-j7jcIjv ävo/j.äXwaj^ aus der Politik
1274 b 9 anführen, auch ein «Trac elpriixivov , das sein Prälixum
vielleicht nur der Wiederholung der letzten Sylbe des vorherge-
henden ouatwv verdankt. Doch dem sei, wie ihm wolle, ein ävc.uac-
li^jiv in dem angegebenen Sinne ist um so weniger glaublich als
SiUb. d. phil.-hist. Cl. XXXVIII. B.l. I. Hfl. 1^
|4() Vahlen
Aiisldlfles selbst o,aa/ttt{v wiederlidlf gebraucht Imt; Politik 1263
(i 40 ä^s^VÄ'. 7r;v rcxvo;rot?av döpt'JTOV oig Uavöjg av 0ju.a?>JCT3^r,(J0juievr<v,
1266 h 3 tsc'/i'Jt'' «v d/ji.a?>i<7^^v«? (rä? xTrjast?), u. ebcnti. 15 rrj?
oÜCTt'ai OjUaXÖTyjc: und 30 [xöcllov . . rä?^ iKi^vixixg 6{j.xlit£(.v ^ rac
o'J<7!'a? u. s. Lässt sich also das Praefixum av auf plausible Weise
entfernen, so wird wohl Niemand Einspruch dagegen erheben. Die
getrennte Schreil)ung rcL «vw des Parisinus (womit von der Tren-
nung abgesehen iVie übrigen übereinstimmen) leitet auf den Gedanken
einer zufälligen Wiederholung aus den unmittelbar vorhergehenden
Worten tw ävw^sv y.oci xäT0)3ev. Schrieb also Aristoteles: xcci
'oiiciXio^fj'i/oa -äg -öXitg' iv noku oüyovai raOrö?*) Den Artikel vor
dem Infinitiv wird man nicht vermissen, zumal die Worte als Citat zu
fassen sind. Die folgenden Worte £v inifocvcioi xoü duvdixiot rö t^ov
sind durch ein hinter iv oder int^jiocveicc einzuschaltendes ydp mit dem
vorhergehenden zu verbinden : xcii 'd]u.aXi(73^riVat röcg nolsig' iv koXxj
'jit/ovai raÜTÖ • iv iTti^avsicf. { yärj ) x.at rrjvdjxs^Ji tö taov.
Mit Cberspringung mehrerer sehr der Erklärung bedürftigen
Bemeikungen über die Witzworte (rä acjTcia) stehe hier nur noch ein
Wort über diejenige Art derselben, welche auf der Doppebmwendung
ein und desselben Wortes in verschiedener Bedeutung beruht; 1412
/) 3 oGtoj oi y.Cii rä ä^rcta, oiov rd fdvcci 'ASr^vaio'.g rnv TYig ^aldz-
■vr,g dp'/YtV {xi/ d^yrtv ilvui toüv xax.cüv • CivaaBoii "^dp . y, ciögnep 'Icro-
■/.päTTig TYiv dp'/YtV TYi Tiolsi dp'/Yjv zlvoLi rüiv v.oLyMv . dixfOTipoig ydp
6" oüx. av 6)rj^n T£$ ipitv, roOr' sIoyiTCci, xoü i'^vöioSri ort d'kYi^ig' tö
Te ydp XY,v dpyjiv fdvcci dpyrjv eivai orj^iv oo^bv • äXX' oü;( oOtoj \i-
'jzi ä/X'äAÄwg, xat dpyj,v oCy o iinsv dnöfY/Ocv, diy dlXoig. iv änctat
Ol ToOrctj, edv npogY/ziövTOig t6 övr/ikct. iviyxYt djui.c«)v'jjtjita r< ixsrocfopd,
-ÖTs rÖ£v' otov ' Avd'jyjTog oüx dvdayiTog.' 6ixoivviJ.i<x.v dnifY,Gtv^
dX/.d r,p'jgr,/.ivT'j)g. si dr/rr^g. y.Cii 'o'Jx av yivoio iiäAlov yj ge oel ^ivog
£evoc, 77 oü /j.äÄAov ^ (je 3'ei, to ai/ro. xai oi) Ocf tov ^evov ^evov dd
itvcii/ d'AAözpiov yäp y.a.1 r^Oro. tö ai)rö xa£ tö 'Ava^av^jitcJov xtX.
Die beiden ersten Beispiele von der dpyji der Athener sind deutlich;
nur die Aristotelische Erläuterung derselben ist nicht richtig ver-
standen worden. Die dp'/^'r, eine dp'/jri zu nennen ist niciits beson-
deres; aber er nimmt auch nicht (in dem zweiteh Beispiele) die dpyh
•) Wer nach Aiileiliing der nngeführfen SleUe der Politik äv &p.a>.c(73>jvat lesen
Wüllle. inüsste aus ~'j) ein anderes Wort reslitiiireii.
I
Zur Kritik Arislolelischer Schriften. 147
heideiual in dein gleichen Sinne; und verneint nicht (in dem ersten
Beispiele) die dpy^rt in demselben Sinne, wie er sie gesagt hatte:'
o'jy^ 0 V.71VJ dnofn'j'.y^ worin letzteres nicht einfach 'sagen', 'aus-
sagen' bedeutet (was eine lästige Wiederholung desselben Gedan-
kens ergäbe), sondern 'verneinen,' wie auch nachher ojULcovu/xtav
dT:i'fr,'7zv. Vergl. Topik 177 a 31 ri'/Mg t£ ixciyzTiov ^ av /.cci
(xnXQg avllo^ji^-nza.'.^ ort o-jy^ 6' ifr^'ysy d7:ifr/<j- TvpäyiJ.a, cc'/X ovo/ji«.
und ebenda 174 6 37 liys'.y t/;v ävrr^a^iv, 6'rt 6 e^Tjasv ccTzc^fiicc. f/
ö dTzifTids ffioa'. u. s. In dem Satze sav Kpogr//.6'^r(jig v.z'K. sind zwei
Besserungen aus dem Pariser Codex zu gewinnen und von Spengel
(nicht von Bekker) benutzt worden: aus [}.'n nach iav (das in allen
übrigen Handschriften fehlt) ist jülIv und aus derselben Handschrift
die Dative oixoy^vixici und ixsra'fopd herzustellen. Weder von den Frü-
heren aber noch von Spengel und Bekker ist das auf den Doppelsinn
von ^ivog gegründete Beispiel riciitig behandelt worden.
Klar ist, dass die Worte ovy. dv yiyoto x.r'k. einen jambischen
Trimeter bilden, in welchem ein Fuss zu viel ist. Daher Bekker das
zweite Isvog tilgte, Spengel dieses mit dem folgenden r; o-j ixötWov
in Verbindung setzte: ccvo^ if O'j ixü.A'kov r, az ov.to aOrö. Allein die
Vergleichung aller übrigen Beispiele zeigt deutlich, dass das do^>-
pelte ^tvoq ^ivog in den Vers gehört und keines von beiden zu ent-
fernen ist. Vielmehr sind die Worte az ozl aus dem folgenden o-J
/j.äXXov T) Oi de? an unrechter Stelle wiederholt worden. An den Vers
oüx av yvjiji.o lULäAAOv v5 tvjng ft'vog'
d. i. 'nicht darfst du mehr fremd als ein Fremder sein' schliesst
sich als Erklärung sowohl wie als Variation desselben Gedankens der
Satz Tt oü /jiäAAov yj az ^tl 'oder nicht mehr als du brauchst', in ähn-
licher Weise an, wie z. B. 1415 h 15 jcac
'ipcö 7di5 it\iX'j otoy oüoiTroürroTs
axYj/.öars dsivöv,'
r, oGtw ^5:u;jLa<7TÖv. Diese Bezieliung wird aber verdunkelt durch das
zu jenen Worten gezogene rö a'Jrö, das vielmehr mit dem fol-
genden zu verbinden war rö avrö xat 'ov o'it töv Jjsvov tivov äst
etvat', wie gleich nachher tö äütö xai rö 'Avacav^pii^ov. Hiernach
wird man die ganze Stelle so zu schreiben und zu verbindin
li;iben: xat
'oüx av Y£VO'.o HJiäXXov v^ ^ivoj fivo^.'
y; 'OV jU.äXXoV :^ <7£ i^st'. TÖ aVTÖ xat 'OV OSl TÖV tfvov ct'vov ä:i jiva?.'
10*
148
V a li I e n, Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
Nachtrag.
Zu der S. 83 f. behandelten Stelle der Poetik tlieilt mir wäh-
rend der Correctur der Druckbogen Bonitz, zugleich mit der Erlaub-
niss sie hier veröffentlichen zu dürfen, folgende Vermuthung mit, die
mit der obigen in einigen Puncten übereinstimmt, in der Hauptsache
aber von ihr abweicht, und, wie ich überzeugt bin, das Richtige
trifft: dio Sei, av tö nptjjrov ^svoog , ciXko oi roOrov ovto? ävayxvj
Hüfler, Noch einmal das carmeii ucculti autoris. 149
SITZUNG VOM 30. OCTOBER 1861
Vorgelegt:
Noch einmal das Carmen oc culti auto vis.
Von C. H ö f 1 e p 0.
Die erste Spur der Benützung des historischen Gedichtes
unseres Erfurter Dichters, finde ich in einenr» Citate des M. Johannes
Hus. Als derselbe im November 1409 die berühmte Predigt hielt,
in welcher er nur böhmischer Universitätsmitglieder gedenkt, citirte
er, ohne den Verfasser oder das Gedicht zu nennen, die Verse 866
bis 871: Mors est Ventura (Opp. Johann Hussi II f. XLI. 6).
Über den Autor selbst enthält der gelehrte Abt von Sponheim,
Trithemius, in dem Verzeichnisse der Kirchenschriftsteller eine
Angabe, welche das bisherige Dunkel erleuchtet, jedoch selbst einer
gewissenhaften Prüfung unterzogen werden niuss. Sie lautet (Opp. I,
S. 301):
Nicolaus de Bibera, natione Teutonicus, vir in secularibus
literis nobiliter doctus, et divinarum scripturarum non ignarus, phi-
losophus et poeta insignis, qui apud Erfordiam suo tempore in pretio
existens, magnam doctrinae suae gloriam acquisivit. Scripsit tarn
metro quam prosa non paucn opuscnla, quibus etiam posteris nomen
suum notificavit. E quibus ego tantum vidi opus, cujus tituliis est
occuUus, quod carmine et oratione soluta composuit Erfordiae.
De cavendo malo li. 1. Carminis auditor lec.
Epistolarum ad diverses li. 1.
Claruit Erfordiae sub Rodulpho Iinperatore anno 1200.
') S. Sitzungsberichle Bd. 37, S. 183.
150 li .i f I e r
Zuerst so viel, tliiss das von rnir gewonnene chronologische
Resultat durch die Angabe der Blüthezeit des Erfurter Dichters auf
das Genaueste bestätigt wird.
In der Angabe selbst erscheint aber ein Widerspruch. Heisst
die obige Stelle, dass der Titel des Gedichtes occultus hiess, so
begreift man nicht, was der nachfolgende Titel eines Gedichtes,
welches so anl'ängf, wie das unsrige: carminis audifor lec (torve),
mit dem zuerstgenannten zu thiin habe. Wenn das Gedicht: carminis
auditor zum Titel hatte: de cavendo malo, so konnte es nicht den
Titel occultus führen. Mit dem Titel de cavendo malo hat nun unser
historisches Gedicht nichts zu schalTen. Sein Inhalt weist auf etwas
ganz Anderes hin und ist namentlich im ersten Theile die Lebens-
beschreibung des grossen deutschen Juristen Heinrich Grafen von
Kirchberg. Endlich ist das Trithem bekannte Gedicht de cavendo
malo nur Ein Buch stark, das unsere aber enthält fünf Bücher.
Auch heisst unseres nicht occultus oder occultum, sondern carmert
occulti autoris. Da nun Trithem gewöhnlich die Anfangsworte der
von ihm erwähnten Werke der einzelnen Schriftsteller mitlheilt,
wie es auch hier bei Erwähnung des Gedichtes de cavendo malo
geschah, so lässt sich die Sache kaum anders deuten, als dass
Nicolaus von Bibera ein Gedicht über den erwähnten Gegenstand
schrieb, welches mit demselben Anfangsverse wie das von Trithem
nicht citirte historische Gedicht begann. Ersteres Gedicht hatte
Trithem vor sich; letzteres nicht. Was er von occultus berichtet,
scheint auf Hörensagen zu beruhen und eine Verwechselung mit
niisereni Gedichte zu sein, das Trithem, wie klar ist, nicht vor sich
hatte, sonst hätte er, welcher so grosse Listen von Werken seiner
Schriftsteller anführt, es sicher nicht übergangen. Andererseits
dürfte die wenn gleich, so wie sie lautet, sinnlose Hinweisung auf
occultus (autor) die sichere Spur gewähren, die zu dem Namen des
verborgenen Dichters führt. Auf ihr fortwandelnd kommen wir zu
Flacius Illyricus, welcher unter den Zeugen der Wahrheit
(Catalogus testium veritatis. Argent. p. 503) auch einen Nicolaus
von Bibrach aufführt, was Erhard in der Ersch- und Gruber'schen
allgemeinen Encykloj)ädie zu der Vermuthung verleitete, es sei die
schwäbische Reichstadt Bibrach Vaterstadt dieses Nicolaus gewesen,
während Trithem's Angabe und was wir sonst von dem rieben des
autor occultus wissen, auf Bibra (am Sauhache, Regierungsbezirk
Noch einmal das citiiiifii occulti autoris. 1 ö 1
Merseburg) führt. Auch des Flacius Quelle ist Trithem, nur fü<^t
er hinzu, dass das Buch occultus sich noch da und dort handschrift-
lich finde ')• El' citirt nun mehrere Stellen aus demselben, im Ganzen
53 Verse.
Sie sind die ironische Grabschrift P. Marti n's. V. lOOo.
V. 984— 987. Sed quia papa.
V. 1154—1181. Sancti quid facitis.
V. 1251—1263. Dicite sie miserum.
V. 1243—1246. Pape dicatis.
Es ist klar, dass Flacius unser historisches Gedicht vor sich
hatte, dessen drittem Buche die bezeichneten Verse entnommen sind,
wie Hus aus dem zweiten Buche V^erse citirte, und wenn Flacius
von einem libellus occultus sprach, dem er die Verse enttiahm, so
war er der Wahrheit viel näher gekommen als Trithem , obgleich
dieser in die Wette ausgeschrieben ward. Die Anwendung, welche
Flacius von den Citaten macht, übergehe ich; die Deutung
Ganymed's ist zu abgeschmackt und zeigt am deutlichsten, wie
gefärbt die Gläser waren, deren er sich bediente. Alle Anderen,
welche über Nicolaus geschrieben haben, stützen sich auf Trithem
oder Flacius; der tleissige und gelehrte Leyser (historia poe-
tarum et poematum medii aevi S. 1011) kennt nur Trithem, tlieilt
eben desshalb von den Werken des Nicolaus nichts mit und erwähnt
nur, Christoph Hei den reich (Pandect. Brandenb. p. 567 a) wolle
wissen, dass das Werk de cavendo malo in Erfurt gedruckt wor-
den sei.
Dieser Angabe Hei de nreich's widerspricht aber Fabricius
(Bihl. latina. Ed. prima italica T. V. p. 105) sehr bestimmt 2). Des
') Vixit ac tloi'iiit Erfordiae Nicolaus de Ui brach circa aiiniim doiiiiiii I2y0. — Is
scripsit teste etiam Trilheiiiio libelliiin qiii vocatiir Occultus et adliuc |ia$siiii
inanuscriptus iiiveiiitur. In eo autor narrat se Roiuae l'uisse; iudicat siuiulata
lilaudilias erf^^o exteros literatos(|uc hoiiiiues et jui-aiiiouta ut ille iiii|uil per
.ludae oscula. Neo oliscui-e iiiiiult otiaui se a Papa vcluli (i a ii y ui e d cm, uani
liac voce utitur, ad t u r p i o r a i|uaedain e x p e t i t u ni ! Docel lioinae lidi-in
ac pietatem esse aroiiia id est rem ndmodum raraut et caram, Papaiii i]Uiii|ui-
ejusque satellites ouiiiiiiMi opes rapere et iiiilii quic(|tiaiii dare. Dicil .Murtiniim I*.
exnptasse ut tot» (ieruiaiiia unuui sta^iiuiii esset ejusque hoc epitaphiuui , dip:uuiii
sanc I'apa recitat.
*) Die ganze Stelle lieisst : .Nicolaus de IJihera sivc Kihraeli Thuriiiy:iae oppido Teu-
tunicus (jyuiiiasii Erfordensis magisler circa anniim l"-itK>. Scripsit teste rritheuiio
2^2 II ü r I e I', IVocIi eiiiin<il das cai'inen occiilti auloris.
Widerspruches ungeachtet, welcher sich zwisclien den Ansahen
Tritliem's und des Flacius vorfindet, da der erstere das Gedicht
de cavendo nialo, der andere unser historisches Gedicht vor sich
hatte, dürfte denn doch kein Zweifel darüher obwalten, das Nicolaus
von Bibra Verfasser des carinen occulti autoris sei. Wenn diesen
Motscliniann in einer Stelle, die ich nur als Citat kenne, als Gym-
Jiasii ErforiUensis magister bezeichnet und Erhard ihn desshalb hart
anlässt, so ist nach der merkwürdigen Beschreibung der Erfurter
Schule in unserem Gedichte daran nichts Lächerliches oder Sinnloses.
Im Übrigen wird von demjenigen, was in der Einleitung gesagt
wurde, durch Auffindung des verborgenen Namens nichts geändert.
Im Gegentheile. Nicht blos wissen wir — abgesehen vom Namen —
ungleich mehr von den Lebensschicksalen des Dichters als Trithein
und Flacius an Aufschlüssen zu geben vermochten , sondern die
Bekanntmachung des Carmen bistoricum hat erst den Widerspruch
aufgedeckt und gelöst, der sich in den Angaben über Nicolaus vor-
fand, von Repertorium zu Repertorium sich fortzog, aus dem Thü-
ringer einen Schwaben machte und schliesslich zur Verwechslung
der Werke des Dichters führte.
c. 504 tarn metro quam prosa non pauca opuscula : praeter epistolas tarnen nihil
aliud cominemorat quam de cavendo malo li b r ii in , cui titulus est occultus,
quem carmine et soluta oratione compnsuit Erfordiae. Nee pliira refert Tiithemius
inilLrode luminarihiisGermauiae c. 93. Cx tllo liliro quem munuscriptum evolvit Flacius
(impressum enim Erfordiae noii Heidenreicho credere) nonnulla alTert
in cafalogo testium veritatis p. 863 seq. editionis primae. Ex Flacio Jo. Wolfiu»
T. 1. lect. memuraltilluni p. 564.
Sickel, Die Lunai'buchstabeii in den Kaleiidarien des Mittelalters. lo3
Die Lunarbuchstahen in den Kaiendarien des Mittelalters.
Von Dr. Th. Sickel.
In den Urkunden des Mittelalters wurde der Tag oft nach dem
Alter des Mondes bezeichnet; in den Klöstern kann es frühzeitig auf,
dass, wenn nach der Prime der Tagesabschnitt aus dem Martyrolo-
gium verlesen wurde, neben den anderen Tagesmerkmalen auch die
Luna verkündet wurde. Nun weiss jedermann, dass solche Mondzeit-
1 bestimmungen nicht auf unmittelbarer Beobachtung beruhen, sondern
auf einer cyklischen Berechnung, welche den Alexandrinern entlehnt
das ganze Mittelalter hindurch in Gebrauch gewesen ist. Wie aber,
liegt es dann nah zu fragen, hat man aus den Gesetzen des Cyklus
das Mondalter für den einzelnen Tag bestimmt? Hat man in jedem
Falle die Bechnung nach der fast bei allen Computisten gleichlauten-
den Anweisung angestellt? Unter Karl dem Grossen wurde zwar von
jedem Geistlichen gefordert, dass er den Comjnitus kenne i), und
vielleicht mögen, so lange die Karolingischen Schulen blühten, auch
j viele im Stande gewesen sein, jede Art von lunarer Rechnung durch-
i zuführen. Aber der Mehrzahl musste man doch für den täglichen
Bedarf Hilfsmittel zur Hand geben, so gut wie Oster- und andere Zeit-
tafeln, die auch entbehrlich gewesen wären, wenn jeder die Regeln der
Bücher inne gehabt und anwenden gelernt hätte. Die chronologischen
Hilfsmittel nebst den liturgischen Werken waren sogar die ersten,
die sich jedes Kloster, jeder Geistliche verschall'le, und war es nun
») Monuni. Genn. l.ist. LL. 1, 6S. 107. 123 ii. n. a. 0. - romixiliis ist al.ar niihl nur
die gemeine Itechciikimst, sondern die auf die Zeitliestimmnn-riMi anfjewaiidlo. — Ou-
randus rationale div. odie. VIII c. 1 : „Qiioiiiain. sieut aif l.eadis Aiitruslimis, sacerdoles
coin|)utum seire^tenenttir, alioqiiiii vix eis noineii sacerdotis oonstabll : sub quo noti-
tiam eursiis temporis. luiiae ac calen.larii iatelliy iinu.s, qiioiiiaiii conipiitiis est seiealia
certilieaiidi tempus seeuiidiun solis et hmae progressutn'*.
154
S i c k.e I
durcli Herkommen, später durch Vorsehiifteii gehoten, an jedem
Tage die Lima anzugeben, so miissten die Kalender auch darauf ange-
legt sein und jedem, der niclit rechnen konnte, ermöglichen, aus ihm
das Mondalter zu ersehen.
Es gilt nun bisher als ausgemachte Sache, dass man sich schon
das ganze Mittelalter hindurch für diese binare Zeitrechnung des in
allen chronologischen Lehrbiichern abgedruckten sogenannten inuiier-
währenden Julianischen Kalenders bedient habe, in welchem die
Neumondstage durch die ihnen beigesetzten goldnen Zahlen angezeigt
sind. Die Mehrzahl der Chronologen vergisst dabei die Frage auf-
zuwerfen, wann diese Kalenderform aufgekommen sein mag; andere
lassen sie geradezu so alt sein, als die Alexandrinische Ostenechnung.
Das ist entschieden unrichtig. Und ohne mich hier auf eine einge-
bende NN'iderlegung dieserVermuthung, denn mehr istes bishernicht 1)1
einzulassen, stelle ich dem die Behauptung entgegen, dass das frühere
Mittelaller diese Form des Juliauischen Kalenders noch nicht gekannt.
1) Weder Sc h I i ger, noch Cl a v i u s , Pe ta v i us ii. A. führen ein bestimmtes Zeugniss
für ihre Behauptung an; höchstens berufen sie sieb im Allgemeinen auf Beda'ü Werke
und meinen dann otTenliar in diesem Falle die in den älteren Ausgaben mit enthalteneu
Ephemeriden. Die Epbemerideu sind aber eine viel jüngere Arbeil (s. Ihe cun)plete
works of ven. Bede, by Giles; I Ihe life p. CX und VI prelace p. XIVj und können nichts
für Beda's, geschweige denn für frühere Zeit beweisen. Wann nun die neue Form
des.Miiiidkalender.s aui'gekouimen sein mag, wird sich nicht eher bestimmt beantworten
lassen, iiis bis eine umfassende Hevisiun der älteren baiidscbrifllicben Kalender in den
verschiedenen Ländern stattgefunden hat. Folgendes gebe ich nurals Beitrag zur Lösung.
Nach einer .Notiz von Jan (dissert. cycli Uionysiani §. 18, in der Klotz'schen Aus-
gabe p. 131) soll sich im Cod. Digbaeanus saec. IX ine. ein den Ephemeriden
ähnlicher römischer Kalender mit goldenen Zahlen beiluden. Aber es müsste erst noch
festgestellt werden, dass dieseZahlen der ersten Anlage des Kalenders angehören. Wie ich
selbst nämlii'h bei sehr vielen alten Kalendern gefundeo lialie, bat man in ihnen bäuli);
in S|)äteren Jahrhunderten, in denen der Julianiscbe .Mondkalendcr allgemein verbreitet
war, die goldenen Zahlen nachgetragen. Die Untersuchung der Hand>>chriftenmuss also
darauf hinausgehen, festzustellen, ob schon in der ursprünglichen Anlage der Tafeln eine
Colonne füi-diese Art von Monddaten bestimmt war. Üavon aber habe ich unter melirals
dreissig von mir geprüften E.xemplaren vor lOüÜ kein einziges Beispiel gefunden und
ziehe ebendesshalb auch die Jan'sche Angabe in Zweifel, l'nter den zahlreichen Kaien >
daricn der Wiener flofbibliotliek linde! licb sogar vor llJOOkein einziges mit ursprüng-
lich eingetragenen goldenen Zahlen. l>ocli habe ich anderwärts die neue Einricblung
rrüher gefunden. Zuerst in dem Cod. Sangall ensis 394(regula s.Benedicli. pracicdit
Kalendarinm — jene zu Ende, dieses utn die .Mitte des XI. Jahrhunderts geschrieben];
ferner in einem Herrn von .Meiller gehörigen K a 1 e n tl e r f r a g m e n t saec. XI unil in
einer II a n d s c h r i f t des Ger m a n i s c b e n .VI u s e n m s , Cod. 'iTii »aec. XII. Seit
dem zwiillten Jahrbunderle mehren sich die Beispiele, und um 1286bezeicbnet Duran-
dus diese Form iles .Mondkalenders schon als eine längst bekannte Einricblung ^
J
u
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters. 18b
sondern sich einer g:inz Jinderri Einrichtung ziirBestinrnnnng des Mond-
alters für jeden Tag hedienl hat. Diese bisher so gut wie nicht beachtete
und nicht erklärte Einrichtung der älteren Kalendarien und Zeittafehi,
das heisst die Lun arbuc li sta ben u nd ihre mannigfaltige
Anwendung sollen den Gegenstand derfolgenden Ahhandlungbilden.
In Deutschland hat meines Wissens bisher nur Th. Momnisen
auf Lunarbuchstaben aufmerksam gemacht i) und gezeigt, dass in
dem spätrömischen officiellen Kalendtu-, der mit der Chronograpiiie
von 354 2) verbunden ist, die erste Buchstabenreihe, welche den
zwei auf die sieben- und die achttägige Woche bezüglichen Reihen
vorangeht, sich auf die Monddaten bezieht. Es sind dort nämlich in
der Regel von drei zu drei Tagen den Monatstagen die Buchstaben A
bis K so beigesetzt, dass der i. Jan. A hat, der 4. Jan. B . . . der
28. Jan. K, der 31. Jan. wieder A, der 3. Febr. B . . . der 12. Febr.
E, dann ausnahmsweise mit eintägiger Intervalle, der 14. Febr. F,
der 17. Febr. (also die frühere Intervallirung) G . . . der 26. Febr.
K, der 1. März wieder A u. s. f., so dass sich das gleiche Schema
sechsmal vollständig wiederholt und mit dem 3J>5. Tage des Jahres
von Neuem anhebt, aber mit dem 30. Dec. D abbricht. „Wie man
sieht — sagt Mommsen — stellt die erste Reihe (1. — 30. Jan.) den
30tägigen, die zweite den 29tägigen Mondmoiiat dar . . . U'enn man
demnach die Epakte weiss, die in einem andern Abschnitt derselben
Chronographie nach dem 84 jährigen Cyklus . . . berechnet ist, so
kann man darnach durch einfache Beobachtung der Buchstaben die
Neu- und Vollmondstage finden. Es sei beispielsweise in dem gege-
benen Jahre der erste Neumond 8. Jan. , so fällt Neumond in dem-
selben durchaus auf die C 2 bezeichneten Tage, falls man den ersten
im Jahre beginnenden Monat voll, dagegen abwechselnd auf C 2 und
C I, falls man denselben hohl setzt". An die Schemata der Novilunien,
die Th. Mommsen den zwei Annahmen entprechend entwirft , knüpft
er die Frage, ob nicht in der früheren christlichen Zeit neben der
') In der röm. Chronolog^ic, 2. Aiisg'. p. .lOO. — Ans der Note daselbst habe ieh i'i-r,ib-
ren, dass auch Kdward (ireswell, fast! tenipot-is calholici «nd orijfines Kalendariae
(Oxford 181>4, 8^, 5 Bde.) von den Luiiaibuchstahen des Coastantinisehen Kalenders lian-
' dell; a!)er MdiiinisiMrsCitat aus fii'eswcll ist falsch niul es ist mir iiidit iiiög-lich jjcwesoii,
in dem wiisleli ßnclie des cnglisciicn 'riicoloj,'en die belrctlciidc Stelle auf/.nlindcii.
^) Th. Monuiisen in den Abhandl. der k. siichs. (iesellschal'l der Wiüsenseli. II. 1 if.
;)47— «93.
156 Sickel
sonst als allein richtig angenommenen Weise, nach welcher der im
Januar beginnende Mondmonat stets 29tägig angesetzt worden sein
soll i), auch die andere Annahme eines im Januar anhebenden 30tägi-
gen Mondes vorgekommen sei. Verstehe ich diese Frage recht, so
neigt der Verfasser zu der letzteren Atmahmo desshalb hin, weil unter
solcher Voraussetzung die die Neumonde bezeichnenden Lunarbuch-
staben das ganze Jahr hindurch dieselben sein würden, also in dem von
ihm Heispiels halber gewühlten Jahre stets C 2 und nicht alternirend
C 2 und C 1. Aber das Resultat ganz gleicher Novilunarbuchstaben s),
das sich wegen seiner Einfachheit empfehlen würde, würde auch bei
dieser Annahme nur in gewissen Jahren erzielt werden. Stellen wir
die Neumondsreihen für die Jahre 384 und 385 auf, so ergibt sich:
bei im Januar beginnenden bei im Januar beginnenden
vollen Monat hohlen Monat
384. Römische Epaktc XXIU.
Monatlängf
30
C3
9. Jan.
29
C 3
8. Febr
30
C 3
9. März
29
C3
8. April
u. s. w
Monatlängc
29
C 3
9.
Jan.
30
C2
7.
Febr.
29
C3
9.
März
30
C2
u. s. w.
7.
April
«) Ideler 2.246.
') Diese und einige andere Bezeichnungen, deren ich mich später bediene, mögen gleich
hier, wie ich sie auffasse, erkliirt werden. — Als litcrae dominicales bezeichnen die
meisten neuereu Chronologen,twie Pilgram, Wailly, Greswell U.A., zwei Arten von Buch-
staben , die man besser auch im Namen unterscheiden sollte: 1. als literae fcriales,
d. h. diejenigen Buchstaben, welche in allen Jahren den Monatstagen in gleicher
Weise beigegeben werden (1. Jan. A bis 31. Dec. A), um ihre Eintheilung in sieben-
tägige Wochen anzudeuten; 2. als literae dominicales: sie geben an, aufweichen unter
den FerialLuchstaben und auf welche der durch ihn bezeichneten Monatslage in einem
gegebenen Jahre die Sonntage fallen. Allerdings werden jene auch schon in Kaleu-
darien des späteren Mittelalters unter der Rubrik : literae dominicales verzeichnet.
Aber die Cumputisten vermeiden diesen Spr.Tchfiebrauch und Durandus z. B. nennt
jene lilerac calcndarum. Dem ents|>reclicnd nenne ich lilcru lunaiis den einem Mo-
natstag eigenthümlichen und in allen Jahren ihm gleicbmässig beigesetzten Buch-
staben, der auf die Eintheilung des Jahres in .Mondmonate hinweist, und literae novi-
lunares den oder diejenigen (wie wir später sehen werden, in gewissen Fallen
2 — 4) unter den I.unarbuchstaben, welche in einem bestimmten Jahre die mit ihnen
versehenen Kalendertage als Neumondstage bezeichnen. Somit hat jeder Tag, in allen
Jahren gleich, seine titrrac fcrialis und liinaris , und jedes Jahr seine ihm eigeii-
thümlichen literae dvminiialit und novilunarcu.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters. 157
bei im Januar beginnenden bei im Januar beginnenden
vollen Monat hohlen Monat
385. Rümisrbe Epakte IT.
Monatlänge Monatlänge
30
K 1
28. Jan.
29
K 1
28. Jan.
29
K 2
27. Febr.
30
K 1
26. Febr.
30
K 1
28. März
29
K i
28. März
29
K 2
27. April
30
K 1
26. April
u. s. w.
u. s.
w.
Im Jahre 385 würde also gerade bei der von Mommseii vor-
gezogenen Annahme ein Wechsel in den Novilunarbuchstaben ein-
treten und so überhaupt in allen Jahren, deren erstes Novilunium
am IS. Jan. E 3 oder noch später eintritt. Umgekehrt wird bei der
Voraussetzung, dass der im Januar beginnende Monat hohl sei, in
allen Jahren, deren erster Neumond auf lo. Jan. oder früher fällt,
ein Alterniren der Novilunarbuchstaben stattfinden, und in den Jahren,
die mit dem Novilunium am 16. Jan. oder später beginnen, ein
und derselbe Buchstabe die Noumenien des ganzen Jahres bezeich-
nen. Der Grund davon liegt auf der Hand: zwischen dem 4. Jan.
B 1 und dem 3. Febr. B 1 liegen 30 Tage, aber zwischen dem
22. Jan. H 1 und dem 20. Febr. H 1 (wegen des Sprunges vom
12. Febr. E 1 zum 14. Febr. F 1) nur 29 Tage. Entweder müssen
wir also den Gedanken fallen lassen, dass die Einrichtung der Lunar-
buchstaben, wie wir sie im Kalender von 354 erblicken, den Yor-
theil darbiete, dass sich für jedes einzelne Jahr nur ein Neumonds-
buchstabe ergebe, oder wir müssten annehmen, dass durch Beibe-
haltung desselben Buchstaben nicht die cyklisch genaue Lima prima,
sondern nur annähernd die erste Phase bezeichnet werden sollte,
oder drittens, dass je nach der angegebenen Grenze gewisse Jahre
des Cyklus mit vollem, andere mit hohlem Monat begonnen hätten,
das heisst, dass durch eine höchst künstliche Methode der Schaltung
dieser Wechsel zwischen der einen und andern Form des Mondjahres
herbeigeführt und dadurch die L'nveränderliehkeit des Novilunar-
buchstabens erzielt wäre. Für die Annahme einer so eigenthüm-
iichen Schaltmethode ist uns aber gar kein Anhalt geboten. Und die
zweite Annahme' würde für viele Jahre des 84jährigen Cyklus die
Anwendbarkeit dieses Buchstabensystems für die genaue Bestim-
mung der Luna paschalis ausschlicssen , während doch otVenbar dio
158 Sickel
Berücksichtigung des Moridjjdires in dem olTiciellen Kalender der
spätrümischen Zeit der ßereclinung des Osterfestes zu Hilfe kommen
soll. Ich glaube daher mich gegen die Annahme, zu der Mommsen
hinzuneigen scheint, und gegen die von ihm vorgeschlagene Folge-
rung aussprechen zu müssen. Und nehme ich demgemäss an, dass
je nach dem Datum des ersten Neumonds im Jahre, für gewisse
Jahre ein und derselbe Noviiunarbuchstabe, für die anderen zwei
alternirende aufzustellen sind, so würden sich für die von Noris
reconstruirte und von Ideler berichtigte 84jahrige Ostertafel *),
welcher ein stets mit hohlem Monat beginnendes Mondjahr zu Grunde
liegt, folgende drei Fälle ergeben: ist die Epakte eines Jahres I, so
sind alle mit dem dein 1. Jan. beigesetzten Lunarbuchstaben A 1 ver-
sehenen Tage des Jahres Novilunien; ist die Epakte eines Jahres
II — XVI, so gilt für alle Monate der dem ersten Neumondstage eigen-
thümliche Lunarbuchstabe als Novilunarbuchstabe des Jahres; ist
die Epakte grösser als XVI, so ist der Lunarbuchstabe der ersten
Noumenie für alle hohlen Monate als Novilunarbuchstabe anzusetzen,
für die vollen Monate aber der unmittelbar vorhergehende Buchstabe 2).
Indess ist noch keine Oster- oder Jahrestafel bekannt geworder),
welche, wie wir es bei den späteren Jahrhunderten sehen werden,
jedem Jahre des Cyklus seine ihm entsprechenden Neumondsbuch-
staben beisetzte, und es lohnt sich nicht eine solche Reihe für die
Noris-Ideler'sche Tafel zu construiren, so lange nicht die Richtig-
keit der letztern, welche durch manche Daten in Frage gestellt wird,
neuerdings erwiesen ist. Hier genügt es, das älteste Beispiel von
Lunarbuchstaben angeführt zu haben und insofern an Mommsen's
Remei'kungen anzuknüpfen, als ich selbst ihnen die Anregung ver-
danke, demselben Gegenstand in den späteren schon von der Alexan-
drinischen Osterrechnung und dem 19jährigen Cyklus ausgehenden
Zeittafeln nachgespürt zu haben. Denn zeugen die Lunarbuchstaben
in dem Kalender von 3ö4, ebenso wie die Buchstaben der sieben-
tägigen Woche, für den christlichen Charakter desselben, so liegt
die"^'ermuthung nah, dass nuin auch in den folgenden Jahrliunderten,
die sich nicht minder für die Fest- und sonstige Zeitrechnung eines
accommodirlen lunaren Jahres bedienten, die gleiche oder eine ähn-
liche Einrichtung nachgealinit habe. Und in der That finden sich in
•) ri, 249.
*J l»ii» lieissl zum Hi'inpiel C .i iiikI C 'i oilei- (' "i iiml C 1 oder C 1 und B 3 u. s. w,
Die Lunaibuchslahen in den Kalendarieu des Mittelalters. 159
einer grossen Anzahl von Kaiendarien des früheren Mittelalters (dar-
unter auch schon längst gedruckte) sogar zweifache Systeme von
Lunarhuchstaben und mannigfaltige Tafeln, welche über die ver-
schiedenartige Anwendung solcher Buchstaben vollständigen Auf-
schluss geben.
Wie das Mittelalter die Lunarhuchstaben der synodischen
Monate ansetzte, will ich zunächst aus demKalendarium Augiense >)
mitlheilen. — Vor den in zweiter Colonne nach römischer Weise
verzeichneten Monatstagen steht hier ein System von o9 Mondbuch-
staben, nämlich A — U, dann mit Punct rechts versehen A. — U., end-
lich mit Punct links versehen .A — .T, ein System, das sich gleich-
falls sechsmal vollständig und dann zumTheil wiederholt. Es stehen also
bei 1. Jan. A bei
„ 20. Jan. U
„ 21. Jan. A. „
9. Febr. U.
„ 10. Febr. .A
„ 28. Febr. .T
1. März A „
1. April M.
1. Mai C
„ 1. Juni 0. „
Hier liegt es noch deutlicher auf der Hand, dass ein volles
System ein Mondpaar umfasst, und dass wenn z. B. mit dem 21. Jan.
A. ein hohler Monat beginnt, alle mit A. bezeichneten Tage Novi-
lunien für die hohlen Monate sind; die Anfänge der vollen Monate in
demselben Jahre werden wir dagegen 29 Buchstaben weiter zu
suchen haben, also A. -|- 29 = .K, so dass bei dieser Art von
Mondbuchstaben , ganz abgesehen von etwaigen Veränderungen
durch Intercalation , je zwei Buchstaben als Lif. nori/nnares für
jedes Jahr angesetzt werden müssen.
Eben diese Einrichtung nun erwähnt schon Beda als eine von
Alters her überlieferte und auch in seinen Kalender aufgenommene :
1.
Juli
E
1.
Aug.
Q-
1.
Sept.
H
1.
Oct.
S.
1.
Nov.
K
1.
Dec.
U.
2.
Dec.
.A
20.
Dec.
.T
21.
Dec.
A
31.
, Dec.
L
') Cod. Viudob. 1815 aus der 1. UäUte des l.\. Jalirh. - Gedruckt in S. Donati, de
diltici deg-li aiitichi profani e sacri, p. 244; die Lunarhuchstaben sind in diesem Ab-
druck wiederg-egehen, aber ohne l"nlerscboidun|; der drei .Mpbabete. — Gerbert,
inonuiii. lituru. Alein. 1. 482: die Liiuarbuelistaben .sind aussrelassen.
IGO Sickel
„de aetate lunae si quis compiitare noii potest'S soll er sich dieser
Alphiibete bedienen <). Kein Wunder dass nach seinem Vorgang die
meisten Kaletiderschreiber die Lnnarbuchstaben verzeichneten, wie
folgende Kniender ergeben, die ich, weil ich mich auf den einen
und den andern noch zu berufen haben werde, gleich hier aufzähle
und soweit erforderlich beschreibe:
1. Kaien da ri um ex Cod. Rhenaugiensi saec. VIII. in
Gerbert monum, liturg. Alemanniae 1, 45o. Die 59 Lunaibuchstaben
gehen den römischen Daten voriius, im Druck sind sie ohne Grund
theils durch Majuskel, theils durch Minuskel wie lergegeben, die
Alphabete sind nicht unterschieden. Vom 13. April an bis 27. Mai
ergänzt der Herausgeber den Kalender aus einem S. Gallener Codex
saec. X, dem die L. lunares fehlen; ebenso vom 14. Juli bis zu Ende.
Die Maitage 28 — 31, die Juni- und ersten Julitage aus dem Cod.
Rhenaug. haben die ihnen zukommenden Lunarbuchstaben.
2. Martyr ologium Gelion ense um 804 geschrieben, in
d'Ach^ry spicil., ed. nova 2, 2ö. Beginnt wie das vorhergebende
Kalendarium mit 25. Dec. mit der L. lunaris E, so dass 31. Dec.
L hat und am 1, Jan. das System von 59 Buchstaben mit A beginnt.
3. Kal.Salisburgense im Cod. Vindob. 387. Den grössten
Theil der Handschrift füllt eine Umarbeitung von Beda's de temporum
ratione aus, in der die Reihenfolge der von Beda behandelten Gegen-
stände wesentlich verändert , die Älehrzahl der Capitel aber diesem
wörtlich nachgeschrieben ist. Richtig hat schon Pertz im Archiv
3, 530 die unter der Aufschrift „argumentum ad annum mundi iiive-
niendum etc.'' vorkommenden und durch Correctur verderbten Ziffern
wieder hergestellt als 809; dieselbe Jahreszahl wird als annus
praesens in den späteren Rechnungen aufgeführt. Aber aus diesem
Umstände allein darauf schliessen zu wollen , dass der Codex 809
geschrieben ist, wäre gewagt, da wie zahlreiche Handschriften von
Beda beweisen, auch die Copisten die zunächst nur auf die Abfas-
sungszeit des betrenenden Werkes bezüglichen Datirungen bei-
') De terap. rat. cap. XXIII. Giles 6, 192: „quod si adeo qiils deses vel hehes est, iit
»bsque omni laborc coinputanili Iuii.il' i-ursuin scire voluerit, innitatur alphalietis
quae in annali videlii.-et libvllo juxta cursum distincta luuarem,
ubi duos luiiao circuitus, id est quinquagenos et novenos dies
lerua tcneiit alphabota... discernciidi cliaiii ^ratia primum de
t(;rnis alphnbctuin nudis utriiiqiie litcris, secundiim subnotatis,
t e r t i u ID s II p L> I' II u t a l i s d e t e r iii i ii a ii d ii ni |> r o v i d i l a ii t i q ii i t u «.
Die Lunarbuchstaben in den Kaiendarien des Mittelalters. 161
behielten. Es handelt sich also darum , ob diese Handschrift als
Autograph angesehen werden kann, und dafür spricht nun, dass
die mannigfaltigen und sehr ausführlichen Zeittafeln, welche dem
theoretischen Theile beigefügt sind, in den Ziffern sehr correct sind
und wohl nur von einem geübten Computisten so fehlerfrei ange-
legt werden konnten. Von diesen Zeittafeln sind hier zu erwähnen :
ein „Martirologium excarpsatum cum alphabetis ad
lunam in venlendam", in welchem die erste Längenzeile die
FerialzifTern I — VII, die zweite ein später zu erläuterndes Buchstabeii-
system zur Berechnung der periodischen Mondumläufe, die dritte die
59 Lunarbuchstaben , genau nach Sodass Anweisung theils nackt,
theils oben, theils unten punctirt, enthält; das MartjTologium selbst,
welches schon für jeden Tag mindestens einen Namen, alle Namen
aber nach strenger Auswahl aufführt, verdient eine eingehende Ver-
gleichung. Ferner die Ostertaleln für 1 ante Chr. bis 1063 post Chr.
(cf. Pertz a. a. 0.), in welchem 817 — 892 die gemeinen und emho-
listischen Mondjahre verzeichnet sind, was gleichfalls für eine
Abfassung um 817 spricht. Zum Schlüsse ^,cyclus hie est lunaris
qualiter luna in circulodecennovali singulisannisvel
mensibus sive diebus currit", d. h. ein alle Tage umfassen-
der Mondkalender für 19 Jahre, in dem auch alle Regeln der Mond-
zeitrechnung eingetragen und alle Abweichungen der verschiedenen
Arten die Luna zu berechnen vermerkt sind.
4. Kai. Cor bei e US e um 826, in d'Achery spicil., ed. n. 2, 64
mit der Aufschrift: „incipit ordo solaris anni cum 1 itteris a san cto
Hieronymo superpositis ad explorandam septiinanae diem et
lunae aetatem investigandani in uno quoque die per XIX. annos''' i) :
in erster Längenreihe die Ferial-, in zweiter die 59 Lunar-
buchstaben.
5. Kai. S. Germani Au tissio deren sis. Dasselbe habe ich
vor Kurzem in einer Melker Handschrift, die als Beda saec. X.
bezeichnet wurde, entdeckt. Die Handschrift enthält allerdings von
Beda de natura rerum , de temporibiis (beide saec. IX ine), ferner
de temporum ralione saec. IX, alle diese Schriften mit zahlreichen,
halb in tironischen Noten geschriebenen Glossen versehen. Dazwi-
') Audi in ciiKNii ('oiii|iutiis voll 114;» (Cod. \ imluli. 27,>) wird ilie Kinriohliinj; der
Liiiiiirliiiclislabeii liieroiiymus ziigescli rieben.
s.i/i. .1 |.i,ii.-i,i.st. ci. xxxviii. lid. 1. iirt. II
162 Siokel
sehen einzelne Abhandlungen gleichen Inhalts und wesentlich an
Beda sich ansciiliessend. FtTiier zwei Blätter Ostertafeln mit ein-
zelnen historischen Notizen, die Jahre 836 — 890. 944—999
umfassend ; drei auf die Mondrechnung bezügliche Tafeln und ein
eigentliches Kalendariutn, das genau so überschrieben ist wie das
Kai. Corbeieiise und dem auch einige wertiivulle historische Auf-
zeichnungen eingefügt sind *). Die letztgenannten Theile, von der-
selben Hand geschrieben, sind, wie die Ostertafeln und die annalisti-
schen Bemerkungen beweisen, um 840 angelegt und entweder in
dem Kloster St. Germain selbst oder doch für dasselbe bestimmt.
In dem Kalendarium stehen in der ersten Reihe die 59 IJterae
Ulnares der synodischen, in zweiter die 14 der periodischen Monate,
dann die FerialbuchstaLen u. s. w.
6. Kalendarium der Bibl. Laurent, saec. IX gedruckt in
Bandini catal. cod. latin. 1, 285 mit 59 Lunarbuchstaben und am
Schluss, behufs leichterer Vergleichung der iJaten des solaren und
lunai-en Jahres , ein tabellarischer Auszug aus Beda de temp. rat.
cap. 22 *).
7. Computus sacer in St. Gallen, Cod. 459, ohne genü-
genden Grund dem Mönch Hartmann zugeschrieben, den Beispielen
nach um 877 verfasst. Der Kalender enthält die doppelten Lunar-
buchstaben, erst von viel jüngerer Hand sind güldene Zahlen ein-
getragen. Dem Computus sind dieselben Tafeln für Lunarrechnung
eingefügt, welche der Kalender von St. Germain d'Auxerre enthält.
8. Kalend. Trid entinum, unter Bischof Udalrich um 1050
angelegt 3), Codex im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien,
bereits mitgetheilt von Bonelli in monum. eccl. Trident. 2, 207.
Auf den Kalender, der die Lunarbuclistaben in erster Linie enthält,
folgt eine später zu erklärende Tafel zur Berechnung des Mondalters.
t ) Uas Kalendarium selbst hoffe ich binnen Kurzem veröiTeiilliehen zu könneci. — .Nüberes
über <lie Handschrift theile ich mit in der Bibl. de l'e'cole des chiirtes. 2.1« annee,
ciiiqiiit-iiif Serie, t. Ili.
2) |{.M):i-(iiles 6, l'.iO— llt'i.
'J In dem ordo epücoporum sancte Tridentine ecclesie ist von der ersten Hand als letzter
füschof eingetragen: „item Oudiihici secundi benignissimi epificnpi qui slatum
ecclesie heati Vigilii serenissima pielitle disponit in preiuntiartira ab anno incarn.
d. n. Jesu Christi .MXXH." und in dem orrfo imperuloriim zuletzt von dersolben Hand :
„Chuonradi impenitoris, llerruanni ducis, Heinrici irnperaloris", woraus sich die
Abfassungszeit ergibt.
i
Die Lunarbuchstabeii in den KaleoclMrien des MittelMiters. 163
9. Kalendarium saec. XII im Cod. Vindob. 1226, zweifel-
hafter Herkunft i), mit doppelten Lunarbuchstaben für die periodischen
und synodisehen Monde.
10. Kalendarium saec. XII vor einem Weingartner Psal-
teriiim in der k. Privatbibliothek zu Stuttgart 2) mit dem System der
59 Buchstaben.
11. Kalendarium Salisburgens e saec. XIV im Cod.
Vindob. 434. In den meisten Monaten nehmen die 59 Buchstaben
die dritte Längenzeile ein, im Februar sind sie unrichtig angesetzt;
Juli und August sind aus anderer Vorlage abgeschrieben und enthalten
acht verschiedene auf die Zeitrechnung bezügliche Buchstahenreihen,
als siebente die der synodischen, als achte die der periodischen
Monate. Neben jedem solaren Monat befindet sich der entsprechende
Mondmonat für 19 Jahre, in ähnlicher Weise wie in dem Salzburger
Kalender von c^ 809. Endlich mehrere Tafeln für die Berechnung
der Feste aus den Lunarbuclistaben.
Diese den verschiedenen Jahrhunderten entn<tmmenen Beispiele
beweisen zur Genüge, wie verbreitet die Kalendereinrichtung, von
der ich hier handle, gewesen ist. Aber ebenso wie man in einzelnen
Fälien die für den täglichen Bedarf noch wichtigeren Ferialbuch-
staben in dem Monatskalender ausliess, gibt es eine Menge von
Kaiendarien , welche die Einrichtung der Lunarbuchstaben nicht
berücksichtigen, wie das von Piper edirte Kai. KarTs d. G. von 781 ;
das Kai. Petershusanum saec. IX in Gerbert nion.lit. Alem. 1,478;
das Kai. eccl. cathedr. Floren t. saec. IX in Ximenes del gno-
mone Fior. 119 3) ; das Kai. Lucense und das Kai. S. F 1 0 r i d i in
Donati de' dittici degli antii-hi 257, 273 — oder falls man annehmen
wollte, dass nur die Herausgeber, wie es Gerbert bei dem Augiense
gethan, die Lunarbuchstaben ausgelassen haben, wird man in jeder
Bibliothek handschriftliche Exemplare ohne diese Einrichtung finden.
Ich gehe nun zu der mannigfaltigen Anwendung der Lunar-
buchstaben über und knüpfe zunächst an die beistehende Tafel aus
dem Kalender von St. Germain d 'A u xer r e an.
•) Zu der Besclireibiiiig bei Denis 1, 70 liisst .sieb iiocli hiii/.iifiigeii, <l;tss :iuf dem iiiiierii
Deckel stellt: „iste Über pertiiiet ecciesie Süiicti Pjiuli ...'', der Orlsname Hiisnidiit.
-) Ich glaube dass es derselbe Codex ist, von dem im Archiv 4. 308 die Ke<le ist.
*) ßs bedarf uohl hier keines aiisCiilirliohen Bewi'ise.s dafür, dass das von dem noi-aiisuebt'r
mitergiitzlioliem Unversduid belmuptele .\l>fassiiiig-,sjahr S13 j^an/. uiilialtliarist, und dajs
damit alle au.s den .Angaben des Kalenders ge/.ogenen Folgerungen in nictits terfallea.
II -
104
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Die Lunarbuchstaben in den Kaiendarien des Mittelalters. 1 6o
Durch die von mir beigesetzten arabischen Ziffern ist schon
angedeutet, dass die einzelnen Querzeilen den 19 nach goldenen Zahlen
benannten Jahren des Mondcyklus entsprechen i). In der ersten
Längenzeile der Handschrift stehen die Novilunarhuchstahen eines
jeden Jahres 2) und zwar zuerst der für die hohlen Monate; aus
ihnen sind regelmässig durch Weiterzählen von 29 Buchstaben die
daneben stehenden Neuinondsbuchstaben für die vollen Monate ent-
wickelt. In eilf Fällen lässt sich auch sofort das bestimmte Ver-
hältniss zwischen dem vollen Neumondshuchstaben eines Jahres und
dem hohlen des nächstfolgenden Jahres erkennen , besonders wenn
man anstatt der Buchstaben die ihnen im ganzen Systeme zukommen-
den Ordnungszahlen setzt. Z. B. bei dem Übergang vom 14. zum
IS. Jahr: 59 (= T" als L. novil. des vollen M.) + 30 (Tagzahl
des vollen M.) — 59 x (so oft als ein vollständiges Buchstaben-
system abgelaufen ist) — 11 (als Zahl der Buchstaben, die nach
sechsmaliger Wiederholung des Systems vom 21. December A bis
31. December L gesetzt werden) = 19 (= T als L. novil. des
hohlen M. im 15. Jahr). Diese Ordnung muss aber nothwendiger
Weise unterbrochen werden, so oft als durch den Embolismus der
alternirende Wechsel zwischen hohlen und vollen Monden gestört
wird. Prüfen wir nun die Bichtigkeit der durch diese Tafel bezeich-
neten Noumenien durch Vergleicbung mit den Neumonden, wie sie
im immerwährenden Julianischen Kalender bei Ideler 2, 194 angesetzt
sind 8). Bei ihm finde ich inv Numerus aureus VII folgende Anfänge
der hohlen Monate: 17. Januar, 17. März, 15. Mai, 13. Juli,
10. September, 8. November, welchen auch L. lun. B zukommt —
und als Noumenien der vollen Monate: 15. Februar, 15. April,
13. Juni, 11. August, 9. October, 7. December, welchen F" zu-
kommt. Im folgenden Jahre VIII ergeben sich dagegen dill'erirende
Heilien :
1) In dem t'oriiimtiis San;;:ill. Cod. 459 l)Oi;iiiiit il lose Tafel niil dem diillon J^ilir dos
Cyklus, oH'enbar weil diesem .labre dio röiniscbe K|iaktu I /.ukomiiit : der Comiuitisl
hat also den eif^entlichen Cyclns liinaris Uoinanorum im Sinne.
2 ) I e h u n t e rsolie i d e f o rt a n d i e d re i AI |> lia b e t e d es I. ii n a r l> ii c h s I ab on-
syslems In lolgender Weise: A — U; A' — V ; \'' — T".
'*) Ich wiililo liioi- Cur die |{eis|MOlo nur solche Sol/.unijen bei Ideler, die koiuoiii Zwoilel
iinterworfen sind.
im
S i c k e I
inu'li dem .liil. Kniender
♦j.
Januar
F
4
Februar
P
6.
März
K
5.
.April
Q'
4.
Mai
F
3.
Juni
Q'
2.
Juli
F
1.
August
Q'
30.
August
F
29.
Septemhei
Q'
28.
October
F
27.
November
Q'
26.
December
F
nach den Novilunarbuohstaberi des
Kai. Autiss.
ß. Januar
F
4. Februar
P'
6. März
1'
4. April
P'
4. Mai
F
2. Juni
P'
2. Juli
F
31. Juli
P
30. August
F
28. September
P
28. October
F
26. November
P'
26. December F
und zwar weil die Reihe in unserer Handschrift ohne Berücksichtigung
des in diesem Jahre eintretenden Embolismus entworfen ist. Sie ist
also unvollkommen und gibt überhaupt die Novilunien nur für die
cyklischen Jahre I, II„ III, IV, VI, VII, IX, X, XII, XIV, XV, XVII, XVIII
richtig an.
In der ersten Querzeile ist zwöifmal die Tageszahl für den
Mondmonat angegeben, der nach dem unmittelbar darunter stehenden
Kalendermonat benannt wird, d. h. der in dem dazu gehörigen Kalen-
dermonat endigt '). Also eine Wiederholung der in den Kaiendarien
jedem Monat vorgesetzten Notiz, wie ^mensis Januarius habet dies
XXXI, lunam XXX-'" 2).
Was die Ziffern der folgenden Zeilen bedeuten , wird schon
durch die Überschrift erklärt: sie enthalten das Mondalter an den
') ßeda de t. r. ca|t. 45: „Romaiii . . . curantes, ut cujiiscunque aetatis lunn in kalen-
das (icoiirrissel, ipsa ejiisriom meiisis liina diceretur esse piitanda". — Coinputus von
il4.'{ Cod. Vinlioli. '17 ii: „omiiis liiiiHtio illiijsinensises«cdiciliir, in
q II u fiiiitiir, e X c e p t o e m bo I i s iii a I i a ii ii o , et etiam c i)i li o I i s in a I i s
liinalio nullius esse dicitur''.
^) Alter Kalenderspriirli : „Lima paris ineiisis niiiii|ii:iiii trigesima tiet,
linpar Irireiio niin(|uam nisi line careliit,
Tempore hissexti Febri tricesima luna est,
Nam Jiilii liiiia tunc est vicesimanona" —
das letzte lieicielit sich auf den Saline lunac im Juliinond der güldnen Zahl XIX.
Die Lunarbuchstaberi in den Kalendarien des Mittelalters. 167
ersten Monatstagen durch die 19 Jalire hindurch. Sie können entweder
durch einfache Zählung von der jedesmal vorausgegangenen Lima
prima, welche hier durch die Novilunarbuchstaben bezeichnet wird,
al>geleitet oder durch Addition der Jahresepakte und der Reguläres
binares 0 gebildet werden. Das letztere thut Beda 2), indem er die
im ersten Jahre des Cyklus den einzelnen Kaienden zukommenden
Exakten als Reguläres Ulnares für alle folgenden Jahre hinstellt. Er
fügt hinzu dass er selbst danach ein Schema entworfen, anderen zum
Abschreiben mitgetheilt, auch seiner Abhandlung beigefügt habe,
dass dasselbe jedoch für drei Jahre (VIII, XI, XIX) nicht recht
anwendbar sei.
In unserer Tafel aber weichen die Zahlen schon im I.Jahre etwas
von denen Beda's ab, und im weiteren Verlaufe stellen sich eine Menge
Differenzen heraus. Der Schreiber dieser Tabelle und des ganzen
Kalenders mit Zubehör ist nämlich über alle Massen nachlässig.
Wenn ich dennoch bei dem Abdruck nur die gröbsten unten ver-
merkten Schreibefehler, wie 10 für S u. dgl., corrigirt habe, so
geschah es um solche Tafel, nach der vielleicht Jahrhunderte lang
datirt, die vielleicht wieder vielfach abgeschrieben ist, in ihrer
ursprünglichen incorrecten Gestalt vorzulegen. Die unrichtigen
Setzungen beschränken sich auch nicht auf jene Fälle, von denen
Beda sagt, dass auf sie die Regel allerdings nicht passe und dass
v»er die Hegel auch für sie tinden könne, es ihm lehren möge; sie
gehen auch nicht immer aus der unvollkommenen Angabe der links
stehenden Novilunarbuchstaben hervor, sondern sind zum Theil ein-
fache Schreib- oder Rechenfehler, letzteres z. B. indem für die
Aprilkaienden des Num. aar. XIII zu denen des Vorjahres nicht 11,
sondern nur 10 hinzugefügt wird, die weitere Reihe dann aber
regelmässig durch Addition von 11 gebildet, also durchgängig um eine
Einheit zu klein atigesetzt wird.
Einer Berichtigung dieser Tafel nun muss ich erst einige Erör-
terunü:en über einzelne Puncte des im Mittelalter geltenden Mond-
cyklus vorausschicken. In den Hauptzügen ist seine Construction
') l>iii:iiidi iMliiiii. I. 8, Ciip. 8 : „re^iilaris liiiiaris ivst iiiiiium'ms iiiMirialiilis il;itiis tntMi>i
ad iiiveiiic'irliin lunain in kaleiiills iiu'iisiuiii siiigiilurmn'* und „ost aiileni t'pai-tn
mimcnis vai'iabilis (latus aiiiio ad iiivt'iiii'iidaiii liiiiam in k.ili'iidis eiijiislihct nu'iisis".
2j ne temj). rat. uap. 20.
168 s i o k . 1
allerdings zur Genüge bekannt: aber über Einzelnes zweien doch noch
die Meinungen der Chronologen und wieder über andere Fragen hat
ni;in voreilig definitiv entschieden, während sie von den Computisten
des Mittelalters immer als olTene und melirfacber Lösung fällig
bezeichnet worden sind. Ich glaube desshalb hier zuvor handeln zu
müssen : 1 . v o n d e r E p o e h e d e s c y k I i s c h e n M o n d j a h r e s und
des ganzen lOjäbrigen Cyklus; 2, von dem Sitze der
intercalaren Monde; 3. von dem Sitze des Saltus lunue ;
4. von der Berechnung der Regularen und 5. von den»
F e b r u a r rn 0 n d e in den solaren Schaltjahren *).
Bei all diesen Fragen haben wir, soweit darüber Nachrichten
auf uns gekommen sind, auf die Auffassung der Alexandriner zurück-
zugeben, welebe zuerst die metonisch-kallippischeEnneakaedekaeteris,
in entsprecbender Weise umgebildet, auf die Berechnung des Oster-
festes angewandt haben s). Diese nun sind, wie allgemein anerkannt
wird, gleich bei der Bildung des Cyklus von der Absicht ausgegan-
gen, die Epoche des Mondjahres möglichst in die Nähe ihres bür-
gerlichen Neujabres, d. h. des 1. Thot zu bringen. Aber wie die
Bildung des Cyklus nur die Berechnung des Osterfestes zum Zwecke
hatte, ihnen also im Gedanken schon das Osterjalir vorschw^ebte, so
adoptirten und vertiaten sie für das letztere sofort die jüdische Auf-
1) Auch Diiraiidus 8, 9, nachdem er die allgemeine E|>aktenregel .nufg'estellt hat, sagt:
„sed qnoniam e|iaclai-um ratio quandocjue fallit, pro|)tt'r embolismura sive saltiim
liiiiae, ideo de ipso breviter videamus".
') Leider kann ich diesei- Aufj^abe nicht vollkommen entsprechen. Die wichtigsten alte-
ren Bücher, welche diese Fragen heliandeln, fehlen auf den hiesigen IJihliolheken.
Und auch von ausserhalb konnte ich mir nur Jani bist, cycli Dionysiani und van der
Hagen's observaliones in prologos et epistolas paschales verschaffen ; des letzteren
diss. de cyclis paschalibus habe icli nicht benutzen können und kenne die Itesultate
dieser Schrift nur aus Ideler und aus Uöckh's epigrapliisch-chronologlsclien Studien.
Jedoch hoffe ich auch ohne Kenntnis« dieser und einiger anderer die ültestcn Oster-
cyklen betreffenden lliicber die l^inriclitung des Diony.siscli-Uedaisehen Zeilkreises,
um den es sieb liier vorzüglich ban<Ielt, richtig darlegen zu können. — Was Beda
betrifft, haben die iilteren Chronologen, wie Clavius, l'etavius, van der Hagen u. s. \v.,
wie schon erwähnt wurde, ihm auch die viel jüngeren Kphemeriden zugeschrieben
und haben olH aus ihnen die echten Schriften desselben ergänzen und erläutern
Wollen. Es versteht sich von selbst, duss ich derartige Beweise aus einer unechten
iiiiil nichts weniger als ausgezeichneten Schrift nicht zulasse, und bemerke ich dies
nur, \ini in den einzelnen Fällen einer besonderen Widerlegung der aus den Epheme-
riden gezogenen Schlüsse iibeiboben zu sein.
Die Lunarbuclistaben in den Kalendarien dos Mittelalters. 1 69
fassuiig, nach welcher der Paschumonat der erste des Jahres sein
sollte. Die Alexandriner hatten somit eine zweifache PZpoche des
Mondjahres : eine, welche sich aus der technischen Einrichtung des
Zeitkreises ergab und welche nach dessen Anlage der Epoche ihres
festen solaren Jahres möglichst nahe kam, und eine zweite
kirchliche, welche dem obersten Zwecke dieser Cyklusbildung
entsprach.
Es scheint mir nun auf der Hand zu liegen, dass die Lateiner,
welche die Alexandrinische Enneakaedekaeteris auch im Abendlande
einzuführen trachteten, zunächst sich nur der kirchlichen Epoche des
Alexandrinischen Mondjahres bedienen konnten. Mit jenem Grund-
gesetze, dass das österliche Mondjahr mit dem Paschamonat beginnen
müsse, war man ja auch in der lateinischen Kirche einverstanden
und die in den ersten Jahrhunderten ausgebrochenen Osterstreitig-
keiten drehten sieh hinsichtlich des Ostermonats nur um die Frage,
wie derselbe richtig festzustellen sei i). Und indem zu letzterem
Behufe Dionysius Exiguus die Alexandrinische Methode, jene „nicht so
sehr auf menschlichem Wissen, als auf der Eingebung durch den
heiligen Geist beruhenden" Grundsätze der abendländischen Kirche
zu empfehlen sich zur Aufgabe gemacht hatte, genügte es in Bezug
auf die in cyklischer Ordnung wiederkehrenden Anfänge des Oster-
jahres der kirchlichen Epoche, wie sie im Orient festgestellt wurde,
Eingang zu verschaffen. Die andere mit dem ägyptischen solaren
Neujahre zusammenhängende Epoche konnte für das nach römischem
Kalender rechnende Abendland höchstens insofern Bedeutung haben,
als, wie wir später sehen werden, die technische Einrichtung des
Zeilkreises an sie geknüpft war. So spricht denn auch Dionysius
überall, wo er das Osteijahr für sich betrachtet, nur von dem mit
dem Paschamonat anhebenden Mondjahre, und ebenso kennt Beda,
der sich in seinen Schriften bemühte, die letzten Zweifel an der
Richtigkeit der Alexandrinischen schon zu Glaubensartikeln gewor-
denen Regeln zu zerstreuen 2), füi- das eigentliche Osterjahr keine
andere Epoche. In einem weiteren Puncte aber, über den ich in den
Schriften der Alexandriner nichts finde, gehen die Meinungen der
•j S. die Osterbriet'e des l'ioteiiiis, Vicloiiiis ii. A. in Pelavins de docd-iiia temporiim
Z, 4!)8 seq.
2j Die schärfste Verurllieilunjj aller, die sieh nücii gegen die Alexandrinischen Kegeln
sträubten, spricht Ueda in der epistola ad Wieredani, Giles 1, lOl, aus.
170 Si ekel
Letztgenannten auseinander, nämlich über die Festsetzung des Tages,
mit dem das dflrch den Ostermonat bestimmte Mondjahr anhebt. Dem
Dionysius ist nämlich die Luna quintudecima pasc/ialis der erste,
die f.ufia q}(artti(lecimn der letzte Tag des Jahres »)• ^^^^ dagegen
rechnet das Mondjahr vom Novilunium des Ostermondes an 2), also
wie die Juden in ältester Zeit und wie, auch nach Einführung einer
neuen Jahresform, im Tlialmud noch der Nisanneumond als Jahres-
anfang der Feste gilt *). Entnehmen wir z. B. einer Ostertafel, dass
das Jahr 761 (more Romanorum vom 1. Jan. aufgefasst) den Numerus
aureus II hat, so fallen nur dessen erste Monate bis zum 11. März
mit dem Jahre zusammen, das Beda als annus II cycli decennoren-
nalis bezeichnet: denn letzteres beginnt bereits mit dem 23. März
luna I. 760, und vom 12. März luna I. 761 zählt Beda schon a. III
cycli decennovennalis *). Übrigens ist diese Differenz zwischen
Dionysius und Beda nur desshalb hervorzuheben, um die Berechnun-
gen des letzteren richtig aufzufassen. Die späteren Computisten sind,
soviel ich sehe, allezu demEpochentag des ersteren zurückgekehrt *).
<) Rpist. ad Bonifaeiiiin in .Fan I. I. 202 : „adeciiiiaquintaliiniipaschalis festi
aiiiii verhi gratia praecedentis usque ad decimam quartara sequenlis (quod quae-
rimus) paschae , si communis aiiniis est, CCCLIV dies habebit, si eiiibolismus
CCCLXXXIV." — Ferner bei der Verg-leichung: des Cyc-lus decennovennalis mit dem
liinaris: „anno decennovennali II, lunari XVIll ab VIII id. apr. (d. b. luna XV unseres
numerus aureus I) usque in Vlll kal. apr. (d. b. Iiiiia XIV unseres num. aureus II),
quia communis est, sunt dies CCCLIV." Nur in einer Stt-ile der epist. ad Petronium I.
c. 107: „ab Vlll id. mart. usque in diem non. apr. natam lunam Tacere dixerunt
primi mensis exordium" scheint er wie Beda zu rechnen; aber es soll dort nicht der
Anfang des Mondjahres, sondern der Epochentag des Oster mo na ts festgestellt
werden, was sieb niclit anders ausdrücken liess.
') Aus vielen Stellen bebe ich l)esonders hervor Bed«, Giles 6, 236: „qui utrique
(anni) . . . ab ex ordio primi mensis quem Hebraei Nisan vocant, hoc est a b
accensio ne lu nae pasehalis initiumsumunt . . . unde fit, ut ab Vlll id. mart. us(|ue in
non. apr. diem lunarisanni sint quaerenda primordia." — Hagen observ.
in prol. pasch. 287, 299, 301 u. a. a. O. will allerdings diese österliche Epoche des
.Mondjahres bei Beda nicht zugeben und will alle betreffenden Stellen so deuten, dass
Heda in ihnen von den .luden rede. Es hängt dies wesenllich mit seiner Erklärung
des Cycliis liiiiiirig Diiiiii/KÜ et licdae zusammen, aiil ilie ich hier nicht eingehen kann,
und in Betreff derer ich auf lii.-ler 2, 237 und Piper 123, verweise. Wer Beda unbe-
fangen prüft, wird diese seine Epoche eben so gelten lassen, wie die andere des
aceomraodirten Mondjiihrcs, von der gleich die Hede sein wird.
1) Ideler 1, 490,522.
♦) Dass die österliche Epoche der des bürgerlichen .l:diros um 9 — 10 .Monate vorancill,
nicht ihr, wie es zuweilen aufgefasst ist, nachfol;,^!, wird sich später ergeben.
»t S. (Jallener Compulisl von »77 (Cod. 4.')9J : „niulli ex veteris legis observalionc hos
annos (lunares) a pascbali nieii e inrlioanf. sem|tej- a .\V luna paschae praecedentis". —
I
Die Liinarbuchstaben in den Kaiendarien des Mittelalters. 171
Bei Dionysius und Beda findet sich nun allerdings noch eine
andere Mondjalirsepoche, die Epoche des dem Sonnenjahr accommo-
dirten Mondjahres. Es war unausbleiblich, dass beide Jahresformen
mit einander verglichen wurden und dass das in seiner Dauer und
I seinen Anfängen wandelbare lunare Jahr in das feste, vollständig
eingebürgerte solare soweit eingefügt wurde, als es ohne Verletzung
des ihm inwohnenden Princips geschehen konnte. So entstanden als
Ausschnitte derselben Enneakaedekaeteris Mondjahre, deren Anfänge
möglichst in die Nähe des bürgerlichen Neujahres gebracht wurden,
und welche möglichst mit den Sonnenjahren parallel laufend und
mit ihnen gezählt, doch immer noch als Theile des Osterkreises
erschienen und auch als solche gezählt wurden. Wenn Beda z. B.
sagt: „secundus annus epactas XI suscipit" ') , so Hesse sich dies
; allenfalls noch auf das österliche Mondjahr beziehen, insofern der
Tag der Alexandrinischen 2) Epakte innerhalb desselben fällt. All-
überall aber, wo er oder sein Vorgänger Dionysius die sogenannten
argumenta paschulia angeben, bezeichnen sie als 2. Jahr das volle
Kalenderjahr, welches in den letzten Monaten des nicht accommodirten
Osterjahres beginnt und dann etwa noch neun Monate des nächst-
folgenden Osterjahres umfasst 3). Ausdrücklich sagt Beda, dass die
Römer darin von den Hebräern abweichen, dass sie eine vom Novi-
lunium des Januarmondes beginnende lunare Jahresform angenom-
men haben *), und an anderer Stelle, dass es sich empfiehlt, soweit
l'ompiitist vdii 1143 (Cüd. Viiidob.) : „aiini domiiii inutantur in Vlll kal.jan., aniii ab
origine iiiuiidi XV kal. apr., cic I us d ect> an o v e n nal is i n XIV 1 11 na apr-, cou-
fiirrentes in kal. martii, epacte in kal. sept. (von dieser ebenfalls mit dem Mondjahre
zusammenhängenden Epoche wird später die Rede sein), indictiones Vlll kal. oct."
— daran schllessen sich Berechnungen für das laufende Jahr, welche 1143 als Abfas-
sungszeit ergeben. (Ncbenliei bemerke ich, dass sich der Schreiber dieses Comuutus
fast durchgängig der a ra bi s eben Ziffe rn bedient \iu(i zwar nach dem Gesetze
der Position und mit richtiger Anwendung von 0.) — Durandus I. I. 8, 10: „appel-
latur autcm annus embolismalis, quia a XIV luna praeceilentis pascbae ustjue ad lunani
XIV sequentis habet Xlll lunationes".
') Reda-Giles 6, 229.
~) So benenne ich nacli Piper's Vorgang die Kp;ikte iles 22. Miirz. — Der S.liallener Com-
putist von 877 (Cod. Saugall. 4.'>'.») unterschei.let beide Kpakten so, dass er die Alexan-
drinische schlechtweg cpactac nennt, die später eingeführte römische nUwaciessoriac.
3) .Iiini bist. c. Diou. 174 seipi. — Üeila-Ciles (j, 187. 24«, 2.">(> n. a. a. ().
■*) L. c. 220: „(aniiMs luii;iri,sj apud Kumanos ab iuciiiienle luna meusis jauuarii suuiil
initinni iliitiiie li-i'iiiinatuj°."
\
172 Sickel
als möglich , iille Zeitrechimiig mit dem bürgerlichen Jahresanfang
zu beginnen '). Die Zählung der Mondjahre bei den Conipu-
tisten 1 ä s s t a 1 s o j e nach dem Zusammenhange, auf den wohl
zu achten ist, eine doppelte Deutung zu. Ein sehr verständiger
Glossator Beda's 2) unterscheidet desshalb in der Enneakaedekae-
teris j,anni secundum lunam", d. h. österliche Mondjahre und „anni
secundum solem", d. h. dem bürgerlichen accominodirte Mondjahre.
Ich werde im weiteren Verlaufe jene mit (mni cycli decennovennafis,
diese mit numerus aureus bezeichnen s).
Es erübrigt zu beweisen , dass bei gleicher Ordnungszahl im
19jährigen Cyklus das österliche Mondjahr gegen 9 Monate früher
beginnt als das accommodirte. Für Beda wird sich dies bei der
Berechnung der Enibolismen ergeben. Hier wähle ich einige Stellen
aus dem Compiitus des Anonymus von 810 *). Wenn es dort heisst:
„anno decenn. I . . . a XV luna praeteriti festi paschalis usque ad
XIV sequentis, id est a XVI (corr. XIV) kal. mai. usque in non. apr.,
quia annus communis est, sunt dies CCCLIV", so ist mit dem ersten
Datum doch ofTenbar der Tag nach dem termiims paschalis uuin.
nurei XIX, mit dem zweiten der term. num. aur. I bezeichnet, und
so durch alle Jahre hindurch. Oder: „si vis scire quibus annis noni
decimi circuli martio mense XIV luna paschalis incurrat (welche zuvor
als letzter Tag des Mondjahres angegeben ist), hoc est anno II, V,
VII" u. s. w. , was ebenfalls nur richtig ist, wenn a. c. decenn. I
gesetzt wird = num. aur. -^ ^)-
'J L. c. ist): „aliis iiptius miilto et expeditius videtur, ut coinpiitntio omiiis, quiintum
non necessitas rationis obsistiit, a principio anni sui etiam apnd Romanos iacipiat et
usque ad terminiim anni ratio atque intemeialo ordine procuriat".
2) Der (ilossator der Melker llundschril't , dem ich das Kaleiidarium Autissiod. ent-
nehme.
3) Wie auch schon Petaviiis pethan liat, de doctr. temp. 1, 304. — Doch hat er selbst
oft den Liiterschicd üherselien, was ihm z. B. von Jan 1. c. 204 eine derbe Uüge zu-
zieht.
*) Miiratori anecdota ex Ambros. IJibi. codicibus III, 87. 103.
*) Die falsche Auffassung, dass das österliche .Mondjahr um mehrere .Monate später als
das accommodirte beginne, linde ich auih in L'A r t de ve rif ier les d a te s (e'dit. III,
Paris, 1783) partie I, pag. XXV, wo von Urkunden die Hede ist „oi\ ce cycle de 19
ans coinmeiice avec le mois de janvicr et d'aulres avec le mois de mars". Dass das
der folgende .März sei, soll aus dein Datum einer dem .lanuar angehörigeii l'rkunde
gefolgert werden: „a. ab ine. doiii. 1027, circ. lunac II, ind. XI, epacta XXII, con-
currens B. 1", was offenbar 1027 morc tiall. sei, also = 1028 = num. aur. III. statt
dessen noch II stehe, weil die Zahl erst im März umsetze. Aber wie wollen die Ver-
Die Lunarbuchstaben in den Kaiendarien des Mittelalters. 173
Aus der Epoche des nicht aecommodirten Mondjitlires ergibt
sich nun auch die Epoche des ganzen Cyklus: nach Dionysius luna
XIV pasch, a. decenn. 1 = 17. April n. aurei XIX i). nach Beda
novilunium pasch, a. d. 1 = 4. April n. aiir. XIX. AuffaihMider
Weise spricht Ideler 2) wiederholt von einem beliebig gewählten
ersten Jahre des Cyklus, während doch, abgesehen davon dass auch
dies Epocheiijahr mit einer Aerenrechnung zusammenhängt, noch ein
weiterer Grund für die Bestimmung des a. Ic. decenn. nahe lag. Denn
in dem Jahre, das die Alexandriner als das erste ihrer Enneakaede-
kaeteris festsetzten, fallen der 1. Thot als Epoche ihres bürgerlichen
oder solaren Jahres und eine Noumenie, mit der der Cyklus beginnen
muss, es fallen also die Epochen der beiden Jahresformen, die in
fiisser dann die Epakte XXH erklären, die doch nur zum n. aur. III passt? Es lie»t
viel n.iher, liier einen Rechen- oder Sehreibfehler anzunehmen. — Wenn dort weiter
angeführt wird, dass in einem MS. stehe: „mula cyclum decemnovalem in kalendis
martii", so stimmt das ungefähr mit der von mir beigebrachten Stelle des Computus
von 1143, lässt aber noch ganz unentschieden, ob diese Epoche im Verhältniss zu
der des Julianischea Jahres anticipando oder postponendo aufzufassen ist.
Auch Böckh in den epigraphiscli-chrojiolog. Studien (Jahrb. fürelass. Philologie,
Siippl. II, 181)6/7) p. 133 scheint das Verhältniss falsch aufzufassen. Gerade das Gegen-
Iheil von dem, was dort über den gewöhnlichen Alexandrinischen Osterkreis gesagt wird,
glaube ich von dem in diesen Puncten ganz gleichen Dionysisch-Bedaischen Zeitkreise
sagen zu können, nämlich, dass dieser nach Julianischen Jahren angesehen mit einem
Gemeiujahr beginnt, dem ein embolistisches folgt, dass er aber in der ursprünglichen
nicht aecommodirten Form mit zwei Gemeinjahren beginnt und mit einem Schaltjahre
schliesst.
Für eine Stelle Beda's, an der schon vielfach herumgedeutet worden ist, nämlich
de tenip. ratione cap. 50 (Vergleichung des cyclus lunaris mit dem dccenuovennalis)
mag hier noch eine Erklärung in Vorschlag gebracht werden. Richtig und anderen
Stellen entsprechend ist die Differenz in den Ordnungszahlen zwischen beiden Cyklen
auf 3 angegeben, also lunaris 1 = decenn. IV. Wenn aber letzleres Jalir bezeichnet
wird als von kal. jau. bis XIII kal.jan. laufenil. so passen diese .Monddaten doch nur auf
nnm. aur. III, oder auf das 3. accommodirte Mondjahr. Wie kann nun Beda dasselbe
als 4. und dem ents|)iecliend alle folgenden zählen? Ich meine zunächst hat Beda die
richtigen tilt'ichungen, wie sie Oionysius gibt, im Sinne, welche die in das 3. accommo-
dirte Jahr fallende luna XV des 14. April als Anfang des nicht aecommodirten a. decenn.
IV = Inn. 1 setzt. Indem er nun „quod Dion. in mense paschali, in januario facere"
will, geht er noch drei Monate vor die üsterliche Epoche zurück (statt nenn vor-
wärts), und vergisst die Ordnungszahlen deuigeniäss um eins zu verringern.
1) Bekannlli.h zählt er ausnahmsweise im ersten Jahre , nicht wie in den anderen von
der I. XV, sondern wegen des saltus luiiuc von der I. XIV; daher der 17. April =
terminus paschah's.
2) Ideler 2, 192, 23ö ; dagegen ist p. 232 der Zusammenhang richtig angedeutet. Siehe
auch Itöukh I. c. 177.
174 Sickel
dem liini-solaren Cyklus ausgeglichen werden sollen , ziemlich zu-
zamnien *). Daraus folgte ein weitere^ Zusammentreffen auch für
die abendländischen Christen, welche das ägyptische Neujahr vom
29. August nicht kannten. War die erste Noumenie des Alexandri-
nischen Zeitkreises auf den letzten Ergänzungstag angesetzt, so fiel
die fünfte des ersten Jahres auf den 28. Choiak = 24. December,
also annähernd auf die natii'itas domini, welche damals der Mehr-
zahl der abendländischen Christen als Anfang des bürgerlichen
Jahres galt. Somit ergab sich auch für sie eine bedeutsame, die
Alexandrinische Epoche der Enneakaedekaeteris empfehlende Coin-
cidenz. — Beide Kirchen also setzten das Epochenjahr des Cyklus
in ein Jahr, das wir Julianisch betrachtet mit imm. aur. XIX bezeich-
nen, beide hatten für die Mondjahre doppelte Anfänge: den einen
für das österliche Mondjalir setzten sie gleich an, den andern ver-
schieden, indem die zweite, aber ursprüngliche Epoche des ägyp-
tischen Mondjahres gleich bei der Bildung des Zeitkreises in die
Nähe des dortigen solaren Neujahres gebracht war, die Abendländer
dagegen erst durch Accommodation die mit ihrem bürgerlichen Neu-
jahre möglichst coincidirende zweite Epoche des binaren Jahres
gewannen.
Ich gehe zu den embolistisch en Jahren über, als welche
Dionysius, Isidorus, ßeda u. s. w. das 3., 6., 8., 11., 14., 17., 19.
im Cyklus aufzählen. Damit slimmen ganz die uns von den Ägyp-
tern über einzelne Jahre überlieferten Angaben 2j. Diese Schaltjahre
wurden einfach durch das Princip des Osterzeitkreises bestimmt,
dass nur der Monat als Ostermonat betrachtet werden darf, dessen
limaXlY auf die Frühlingsnachtgleiche oder zunächst nach ihr fällt,
dass also, wenn die zwölf Munde des Vorjahres dazu nicht ausreichen,
ein dreizehnter hinzugefügt werden muss ^). Aber welcher unter
den dreizehn Monaten gilt als der intercalare? Bei den Juden, ilas
'j Ich nehriie liii;r wie Büekh, |i. 124 den 28. August 284 nach Chr. als Neninoiul.slag'
an: die liegrüiidung wird sich aus der Erörterung über di-u saltii» liinar und die
lieguliiren ergehen.
2j Wie in dem Uriefe des Paschasiuus in van dei- Mngeii ohicrv. 113.
'J Den Versuch vun August Moinmsea, die österlichen Uemein- und Schaltjahre aus der
kallippischeu Ordnung derselben ubziileilen , liiit fiöckli in der :iiigefülirlen Alihaud-
lung zur (jenüge zuiückgewiesen
I
I
Die Lunarbuchstaben in den Kaiendarien des Mittelalters. 175
Jahr vom Nisan an gerechnet, der zwölfte *). Bei den Alexandrinern,
wie zumeist s) angenommen wird, der dreizehnte im österlichen
Mondjahr. Bei den Römern endlieh waren, wie wir von Beda erfah-
ren ^), die Sitze der stets vollen und namenlosen Schaltmonate,
durch welche die alternirende Reihe von hohlen und vollen
Monden unterbrochen wurde, genau festgesetzt auf den 2. Decem-
ber des a. III. c. decenn., 2. September a. VI, 6. März a. VIII,
4. December a. Xl, 2. November a. XIV, 2. August a. XVII,
5. März a. XIX.
Zunächst bemerke ich, dass meines Wissens kein positives Zeug-
niss für die Setzung des embolistischen Monats bei den Alexandri-
nern vorliegt. Es ist nur eine vorzüglich von van der Hagen aus-
geführte Hypothese, dass ihr intercalarer Monat unmittelbar dem
Paschamonat vorausgegangen sei und dass erst nach Dionysius and
vor Beda in Folge der Accommodation der ägyptischen Enneakaede-
kaeteris an die bürgerliche Jahresform der Griechen und dann der
Römer die von Beda angeführten sedes emboUsmorum entstanden
seien. Von der Alexandrinischen Setzung, wirddabei geltend gemacht,
sage Beda nichts. Letzteres ist insofern richtig, als der angelsäch-
sische Computist an der betreffenden Stelle nur von Schaltmonaten
der Hebräer und Römer spricht und deren Unterschied hervorhebt.
Aber dies lässt auch noch die Deutung zu, dass er der Alexandriner
nicht gedenkt, weil ihre und die römische Schaltweise in diesem
Puncte gleich sind. Denn auf die Motivirung der Wahl der Schalt-
sitze, welche Beda gibt und welche sich auf die besondere den Ale-
xandrinern fremde Einrichtung des römischen Kalenders stützt, kann
ich keinen Werth legen: erstens gesteht Beda selbst zu, dass der
angeblich beabsichtigt^ Zweck nicht in allen Fällen erreicht worden
sei , zweitens würde der angebliche Zweck auch noch auf andere
Weise erreicht werden können und nicht nothwendig die von ihm
aufgezählten sedrs emboUsmorum ergeben. Dagegen lassen sich die
Orte der Intercalation annähernd durch Rechnung bestimmen. Durch
den Embolismus nämlich soll nicht allein der Überschuss des solaren
über das lunare Jahr ausgeglichen werden, sondern zugleich die
1) Idoler 1, 341; '2, 237.
-) Vau der Hajjeii ()l>serv;it. 262, 29."). — Ideler I. I. — IMokli 121.
») Beda de teinp. rat. XLV. Giles, 6, 23S.
170 Sickel
DilToi-enz zwischen den cyklisch in ganzen Tagen (29 -|- 30 =
2 X 29 Ys) angesetzten Mondlänffen und der vermeintlich wirklichen,
auf Kallippischer Berechnung beruhenden Dauer eines Mondunilaufes
(29 T. 12 St. 44' 25 «/o") — also eine Differenz von 44' 25 '/o" »).
Zum Theile geschah dies allerdings schon dadurch, dass in den
bissextiien Jahren der Februarmond voll statt hohl angesetzt wurde;
es blieb aber in jeder Enneakaedekaeteris noch eine Differenz von
2 T. 12 St. Vielleicht führte man den salhts lunne, d. b. die Ver-
kürzung eines nach der allgemeinen Regel vollen Monats zu einem
hohlen, nur ein, um diese Differenz auf 3 T. 12 St. zu bringen,
welche dann wieder auf die sieben intercalaren Monate vertbeilt,
dieselben gleicbmässig von 29 y, auf 30 Tage brachte. Der Bruch-
theil nun, welcher von der auszugleichenden Gesammtdifferenz von
31/2 Tagen auf jeden einzelnen Mond des Cyklus kommt, wächst nach
33 — 34maliger Wiederholung zu einem halben Tage an, und dem
entspricht die rniltlere Entfernung der embolistischen Monate von ein-
ander; nur in dem 8. und 19. Jahre musste die Intercalation, um die
termini paschales nach dem Frühlings-Äquinoctium zu erhalten,
etwas früher stiittfiiiden a). Dies Verhältniss der Entfernungen nun
ergibt sich lediglich aus dem Princip einerseits der Enneakaedekae-
teris als sülilunaren Cyklus, andererseits, insofern zweimal wegen
der Beziehung zu dem Äquinoctium der Embolismus etwas früher ein-
tritt, aus dem Princip desOsterjahres, und ist weder durch den bürger-
lichenKalender der.\lexandriner, noch durch denderRömerbeeinflusst.
Dadurch nun wird es mir wahrscheinlich gemacht, dass diese Fixirungider
») Beda-Giles 1, 128. — Ideler l, 344; 2, 23Ö.
2) Der Sitz des 1. Embolisniiis des 2. Decemlier wird dabei nicht durch die Knlferinuig
vdii der Epoche des Cyklus, sondern durch den Abstand von dein letzten Erabolisuius
4ler vorUeigey;:inffenen Eiineakaeriek.'ieleris (.j. Mürz) bestimnil, denn seit diesem
Tage ist die betreffende Differenz auf 12 St. angewachsen. — Nur einen Umstand
weiss ich noch nicht befriedifjend zu erklären, dass iiiimlicb in den .lahren 111, .\l,
XVIl des Cyklus der Embolismus zwischen einen hohlen und vollen, in den anderen
.lahren zwischen einen vollenund hohlen .Monat gesetzt wird. Hat vielleicht indem Jahre
XVIl die specielle Einrichtung des Aiexandrinischen und bei den Jahren III und XI
die specielle Einrichlung des römischen Kalenders eingewirkt, so dass die beiden
letzten Sitze erst durch Accommodati<in an das römisch-bürgerliche Jahr entstanden,
und im Aiexandrinischen Kalender nur das Jahr XVIl wegen der dortigen Jahres-
epocbe eine Ausnahme von dei- Hegel gemacht hat, dass der Sclialtmonat zwischen
vollen und Imliien .Monat treten müsse? — Dass in den Jahren VIII und XIX die
Reihenfolge: voller, voller Schall-, hohler .Monat sein niuss, erklärt schon der Com-
|>ulisl vou Ölü in .Muratori anecil. 3, 123, cap. 120, 132.
I
Die Limarbiichslaben in den Kaiendarien des Mittelalters. 177
sedes embolismorum gleich hei der ursprüiiglichtn Bildung des
Zfitkreises in Alexandrien stattgefunden hahe, also ßeda dahin
zu berichtigen sei: die Hebräer fügten den Schaltmonat am
Ende ihres Jahres (genauer: als 12. Monat) ein, die Ägypter und
Römer dagegen an verschiedenen, durch Rechnung bestimmten
Tagen i).
Wie dem auch sei, für das Mittelalter wurde die ßeda'sche
Satzung massgebend. Vollständige Kaiendarien verzeichnen regel-
mässig an diesen Tagen die Sitze der Schaltmonate in der Weise,
dass z. B. dem 2. November embolismus V beigeschrieben wird,
d. h. hier tritt die fünfte Schaltung des Cyklus, die dem a. XIV. c.
decoin. angehört, ein. Noch besser sind im Kai. Salisburgense
von 809 nicht allein die Anfangs-, sondern auch die Schluss-
tage der intercalaren Monate vermerkt, damit man sich nicht in
der Zahl der ihnen zukommenden Tage irre. Dagegen sind in man-
chen Kalendern, wie in dem Karl's des Grossen und in dem von
810 bei Mui'atori die sedes embolismorum gar nicht eingetragen;
in anderen, wie im Florentinum sace. IX bei Ximenes, im Tri-
dentinum von lOoO u. s. w. sind sie nur theilweise und nach-
lässig, zu unrichtigen Tagen oder mit falschen Ordnungszahlen
eingeschrieben.
Nur zwei, denselben Embolismus betreffende Abweichungen
sind mir aus dem früheren Mittelalter bekannt. Der Computus von
810 2) setzt die vierte Schaltung, im a. XL c. decenn. , auf den
3. März, und Johannes Campanus ^) ini XIII. Jahrhundert auf den
^) Kveiiliicll : nur dass die Römer ihres bürgerlichen Kalenders wegen, dem sie den
Alexandrinisehen Zeitkreis accommoiürteii , in zsvei .laliien den Schaltmouat v o i-
einen vollen Aloiiat setzten. — Ich l<egniige niicli an diesem Orte, diese mir wahr-
scheinlielie Krkläriino- vorzusclilaffcn. Kiiier niisi'iihrliehen iiegriindung- nuisste zu-
nächst eine Widerlegung van der Hagen's vorausgeschickt werden, der in derdisserl.
de cyclo lunari Dionysii et Bedae sich ganz auf Beda's Slandpunct stellt und in lan-
ger, niicli nicht überzeugender Ausführung nachzuweisen sucht, dass die Fixirnug
der Schallsilze aus der Comhination des Osterkreises mit dem römischen Kalender
hervorgehe.
2) .Muratori 1. c. 123.
^) Seinen Computus major finde ich leider auf den hiesigen Bibliotheken nicht und
kenne seinen Mondkalender nur aus Petavius. — Von beiden .\bwcichungeii handelt
auch van der Ilagen I. c. §. 23, 30, 31. — In Bezug auf beide Satzungen beschriinke
ich mich darauf Folgendes anzudeuten: der Kuibcdismus des 3 .Miirz ist der 37. .M.mat
nach dem Kmlmlisinus III. welcher wegen des .\quinoctinms vorgerückt nur der
Sitzb. d. (iliil.-hisl. Cl. XX.WHI. Bd. 1. Ilft. 12
17(S siok.-i
3. J;iiiu;ir. Lud es weist auch ein Umstand darauf hin, dass eine
Zeit hing die Meinungen über diesen Enibolisinus noch geschwankt
haben: dass nämlich, wie z. B. in den Ephemeriden <) geschieht, die
Beda'sche Satzung besonders hervorgehoben wird. Aber die letztere
ist doch die allein recipirte, welcher alle namhafteren Computisten,
so im Ausgang des XIII. Jahrhunderts Durandus in seinem sehr
verbreiteten Rationale ä), beigestimmt haben. Erst in dem späteren
MitteUilter beginnen einzelne Kalendermacher sowohl die sedes
embolismorum, als einige andere Monddaten mehr oder minder
willkürlich zu verändern und haben dadurch Veranlassung gegeben,
dass mehrere ältere Chronologen, wie Paulus von Middelburg,
Petavius u. A. versucht haben , den Mondkalender des Mittel-
alters auf anderer, als auf der allein massgebenden und durch die
besten älteren Kalender bezeugten Beda'schen Grundlage zu recon-
struiren.
Kehren wir nun nochmals zu den Schaltjahren zurück. Am
1. Januar iium. aurei I ist der Mond IX alt, am 1. Januar num. a. II
bereits XX und eine dritte adjcctio lunae würde schon mehr als
einen Monat geben, oder mit anderen Worten: es muss schon vor
dem Äquinoctium des num. aureus III ein Schaltmonat eingefügt
werden. Ist nun aber der Sitz des ersten Embolismus der 2. Decem-
ber, so kann dieser nur zu stehen kommen in u. III. cycli decenn. =
?ium. aureus II. Und ebenso erhalten wir :
30. nach <lem Einliolisiiiiis II ist: somit liegen richtig zwischen dem Embolismus
II und IV' 67 .Muuiite und die verkürzte l)istiiLiz zwischen II und III ist soturt durch
die verlängerte Distanz von III /.» IV iiusge<r|ichen. Bei den Beda'schen Satzungen
findet diese Ausgleichung erst zwischen IV und V Statt. — Cumpanus unterscheidet
sich von Beda nur dadurch, d;iss Joner fuli,''eii lässt: hohlen Itccemberniond, vollen
Januarniond, vollen Sclialtiuond, lioliien Fobruarnioiid; diesei': hohlen Deceniberinond,
vollen Schaltinond, vollen Januarniond ii. s. w. Wie ich schon früher bemerkt, halte ich
die li'lzlei'e üclheiifolge nicht fiir die uis|)riiiigliche , sondern nur durch die Epoche
des bürgerlichen Jahres beilingt, damit das solare Jalir regelmässig mit alternireuden
Monaten beginne. Mit dem Embolismus I verhall es sich ähnlieh, aber doch nicht
ganz gleich: hätte hier Canipanns di«, wie ich annehme , ursprüngliche Iteibenfolge
wiederherstellen wollen , so hätte er sogar den ersten Monat des solaren Jahres zu
einem eniliolisti.seheii machen müssen.
*J Siehe van der Hagen ;J49.
') Lib. 6 cap. tU. — Der dort mitgelbeille Vers über die Sitze der Emholismen scheint
jedoch falsch überliefert, indem als zweites Wort ibi zu erwarten ist; die anderen
Worte, in der dort angegebenen Weise gedeutet, entsprechen vollkommen den
Daten Iteda's.
Die Luriarhiiclistahen in den Kalendarieii des Mittelalters. 179
Eiiiltol. 11: 2. September in a. VI c. deceiiri. == n. aur. V
„ IV: 4. December „ „ XI „ „ = „ „ X
„ V: 2. November „ „ XIV „ „ =„ „ XIII
„ VI: 2. August „ „XVII „ „ = „ „ XVI.
Nur bei dem III. und VII. Embolismus, welche als letzte Munate
im österlichen Jahre eingeschoben werden, somit dem Theile des
.lalires angehören, der dem österlichen und dem accommodirten xMond-
jahre gemeinsam ist, findet kein Unterschied in der Zählung Statt. —
In den meisten Ostertafeln ist allerdings auf dieses Verhältiiiss nicht
Hücksicbt genommen, sondern die von Beda angegebene Zählung, die
sich auf nichtaccommodirte Jahre bezieht, ist auf die accommodirten
und mit Incarnationsziflern versehenen Jahre übertragen, so dass
z. B. 781 = ntim. aur. III mit der Bezeichnung Embolismus ver-
sehen ist, während doch das lunare Schaltjahr seinem grosseren
Theil nach in das solare Jahr 780 fällt. Aber wenn in dem Kalenda-
rium Karl's des Grossen i) in dem 1. Cyklus die 2., 5., 7., 10.,
13., 16., 18 und in dem 2. Cyklus die 2., 5, 8., 11., 14., 16., 18.
Jahre als embolistische angegeben sind, so muss man zwar
schon wegen der differirenden Reihen einige Bezeici)nungen für
verschrieben halten, kann jedoch die Mehrzahl derselben als
auf bewusster Abänderung beruhend gelten lassen : Godesscalc
(oder der, dem er nachschreibt) kann das oben dargethane Ver-
hältniss wahrgenommen haben und hat, wenn er desshalb das Wort
Embolismus vorrückte, nur darin gefehlt, dass er es fälschlicher
Weise auch bei der 3. und 7. Infercalation gethan hat. Ein gleiches
Beispiel bietet eine Montecassiner Ostertafel 2^ dar, in welcher
816 = num. mir. XIX. als communis bezeichnet ist, wo also
auch die Bezeichnung embolismus um ein Jahr vorgerückt zu sein
scheint.
Ähnliche Abweichungen lassen sich bei späteren Computisten
und Chronologen vielfach nachweisen. Zum Theil sind sie die noth-
wendige Folge der Veränderung der sedes embolismorum. So nuiss
Campanus , weil er die vierte Schaltung vom December auf den
folgenden Januar verlegt, statt des 10. das II. acconunodirte Mond-
jahr für embolistisch erklären. So sind auch einige ilitTerirende
1) l'ipi-r Kaleiulai-iiim 22, 86.
2) S:iec. Vlll exeuiitis. l<'acsiinile in .Nouve;\ii U-aite ile iliploniatiqiie. planolie j*.
t2*
180 Siekel
Zahlen Itei Petaviiis ') entstanden, während andere Zahlen desselben
oOenbar auf falscher Rechnung beruhen. Ganz inconsequent endlich
ist die Veränderung der Beda'schen Zahlenreihe , welche sich die
Verfasser der Art de verifier Ics dates 2) erlaubt haben. Für allein
richtig erachte ich es , zunächst die von Beda angegebenen Sitze
der Intercalation festzuhalten und demgemäss entweder nach öster-
lichen Mondjahren rechnend auch die Zahlenreihe der von ihm
angegebenen Schaltjahre beizubehalten — oder die österlichen in
accommodirte Jahre übertragend die goldenen Zahlen II. V. VIII. X.
XIII. XVI. XIX als Schaltjahre des Cyklus anzuführen ^}. Auch in
dem zweiten Falle ist noch gewahrt, \\ as mit Recht als Erforderniss
eines jeden lunisolaren Cyklus angesehen wird : dass er mit einem
Gemeinjahr beginne und mit einem Schaltjahr schliesse.
Dass bei der sonstigen Einrichtung des Cyklus der saltus lunae
nothM endig ist, um die Tagessumme der 19 Sonnenjahre mit der
der 235 Monate gleich zu machen, ist zur Geniige bekannt, und es
ist hier nur festzustellen, welches der Sifz des auszuscheidenden
Tages ist, und welches der 19 Jahre in Folge davon defectiv wird.
Es empfiehlt sieh gleich das Resultat der verschiedenen Methoden:
der ägyptischen, der Beda'schen und der von Ideler angenommenen
neben einander zu stidlen. Die Novilunien der zweiten Hälfte des
num. aureus XIX und der ersten Hälfte des num. aureus I sind
nämlich :
b ei den Alexand ri nern bei Beda nach Ideler
h 2. Juni h 2. Juni h 2. Juni
(v) h 1. Juli v 1. Juli v 1. Juli
saltus 1 11 n a e
h 30. Juli h 31. Juli h 31. Juli
V 28. Aug. v 29. Aug. v 29. Aug.
h 27. vScpt. h 28. Sept. h 28. Sept.
v 2G. Oct. (v) h 27. (Jet. v 27. Oct.
•j l'j'laviiis I.SO.*;: „i-i it liic in miiucris aiircis einltolismoriini <iido: II. V. VII. X.
XIII. XVI. XVIII.«
2) 3. editi.iii p. 1783 XXVI: iiiimliili II. V. VJM. XI. XIV. XVII. XIX.
3j lüc'litig (liii'cligufiihi't tinile icli dies in einem Kiilendiii'iuin des XII. Jahrhunderts, im
j
f
Uermanischcn .Musenm Cod. 3324. f
nie Luiiiirl)iichstal»en in .li-n Kalendaricn rl.'s Mittelalters. iS\
saltus lu n ao
h 23. Nov. h 25. Nov. h 26. Nov.
V 24. Dec. V 24. Dec. (vj h 25. Dec.
sal tus lunae
h 23. Jiiniiar h 23. Jan. - h 23. Jan.
V 21. Feb. V 2i. Feh. v 21. Feb.
h 23. iMärz li 23. März h 23. März
luna XIV 5. April luim XIV 5. April lima XIV 5. April
Gehen wir von der allgemeinen Regel des Alterthums aus, dass
additive oder subtractive Ausgleichungen im lunisolaren Cyklus mög-
lichst an den Ausgang des letzteren zu setzen sind, so werden wir auch
in der Alexandrinischen Enneakaedekaeferis den salfiis lunae in dem
ägyptischen num. aiir. XIX zu suchen haben. Und so wird uns denn
auch von Beda i) ganz deutlich gesagt: „si enim ipsum argumentum
(de invenienda luna in kalendis mensium) juxta Ägyptios a
Septembri mense, ubi principium est anni eorum (genauer am
1 Thot = 29. August) inchoaveris, necesse est, utluna julii men-
sis eo anno XXIX dies, ut nunquam alias, habeat, uno videücet
ratione saltus amisso et ob id luna kalendarumaugustarum III redda!ur,
quae juxta argumenti regiilam II computabatur". Der sonst volle
Julimonat wird also ausnahmsweise hohl, so dass das nächste Novilu-
nium des Augustmonats schon am 30. Juli eintritt und da dieser wie
stets hohl ist , das zweitfolgende Novilunium des Septembermonats,
welches zugleich das erste des neuen Alexandrinischen Cyklus oder
des Alexandrinischen num. nur. I ist, am 28. August. Es liegt auf der
Hand, wesshalb nicht der letzte, sondern der vorletzte Monat um
den auszuscheidenden Tag verkürzt wird: jener ist an und für sich
hohl, die Verkürzung würde also einen ganz abnormen 28tägigen Mond
ergeben; dieser dagegen ist an und für sich voll und also einer
Verkürzung fähig. Die nothwendige Folge davon ist, dass hier drei
hohle Monate (2.— 30. Juni, 1—29. Juli, 30. Juli bis 27. August)
unmitlelbar aufeinander folgen -). Oder will jemand, um dies zu
vermeiden, die Septembernoumenie der Alexandriner auf den
29, August setzen, was sich wegen der dann vollständigen Coincidenz
') Giles 6, 189, ciip. 20. — ICs kommen noch in üetracht ilit' iniinler ilfiiM'rlnMi Sti-Ilcn
de teiiip. rallciiii' e. i'l iiixl ilc ti'iii|)oi-il.'ii.s c. l'i.
") lifihi I. c. : „iK'cüsse est, ni nillor. trcs jinritei' iiieii'Cä XXIX. oomjtutitre iliiTiim".
182 Siekel
mit dem Epoclieiitag des ägyptischen solaren Jahres zu empfehlen
scheint? Mehieie Chronolofjen sind für diese Satzung eingetreten
und haben geltend gemacht, dass Beda in obiger Stelle nur das
Nüvilunium des 30. Juli und nicht die Eigenscliaft des mit diesem
Tage anhebenden Augustmonats angibt, dieser also auch voll gesetzt
und der nächste Neumond auf den 1. Thot verzeichnet werden könnte.
Dem stehen aber zwei vollkommen verbürgte Umstände im Wege i).
Erstens wird, wofür wir später die Beweise beizubringen haben,
allgemein berichtet, dass nach ägyptischer Rechnung der Septem-
ber fünf als Regularen hat oder dass der Mond am I. September fünf
Tage alt ist: das ergibt als Novilunium den 28. August. Zweitens ist
ebenso allgemein anerkannt, dass im ersten Alexandrinischen Jahre,
z. B. 1 Thot 284 nach Chr. bis zur letzten Epagomene 285, der
terminus pnschalis auf den 5. April 285 gesetzt wird, was für dieses
Jahrhundert auch mit dem wirklichen Plenilunium zusammentrifft.
Nun ist das erste Jahr unzweifelhaft communis und beginnt wie alle
accomniodirten Mondjahre mit einem vollen Monat, worauf ein hohler
Monat u. s. w. in alternirender Reihenfolge die Monde folgen. Man
hat also nur, wie in obiger Tafel geschehen ist, von der luna XIV
des 5. Apiil zurückziirechnen, um zum 28, August als Neumondstag
zu gelangen. Eine weitere Bestätigung wird sich aus der Vergleichung
mit Beda's Rechnung ergeben.
Der ägyptische saltus lunne verkürzt also den vorletzten Monat
des letzten Alexandrinisch bctrachtetßn Mondjahres, und da dieses
letzte Jahr embolistiseh ist, zählt es nach Abzug des saltus 383 Tage.
Das sliniMit vollständig zu Beda de temporibus cap. XII. Wenn er
dagegen de temporum ratione cap. XLII sagt: „eaiulem nmtationem
(saltus) primoanno circuli decennovennalis adtigunt . . ideoque
annum eundem, si non bissextus adsit, diebusCCCLIII consummautes",
so ist das allerdings so undeutlich ausgedrückt, dass es leicht zu
Missverständnissen Anlass geben konnte , ist aber nur scheinbar mit
der ersten Äusserung in Widerspruch. Ungenau ist es zunächst,
von dem saltus in einem Jahre cycli decennovennalis zu sprechen.
Denn ein österliches Mondjahr ist, abgesehen von der Rerück-
I
') Ans Bückh 124 ersehe ich , dass »ucli \:iii der Hiigeii in der mir nicht zngüng'lichen
Sclirift de rycli» |i!i.sc'hidiiins die Aiitialiine des 'lü. Aiig-iist „mit hinreichenden, (ii'iMi-
den" uutcrstiit/.t hiit. Oa diesi-s lineh iilier selten ist, {;l:iiihe icii auch auf die licfiihr
dnsseUic vnr/.nlningen, meine Gründe entwickeln /ii dürfen.
Die Liinaibuchstabeii in den Kaiendarien des Mittelalters. 183
sichtigung des Äqiiinoctiums, im Grunde ein noch ungebundenes
Mondjiihr, und wird erst durch die Beziehung zu einem solaren Jahre
oder zu einer Anzahl derselben Theil eines lunisolaren Cyklus. Und
erst in dieser Verbindung erhält der saltus liinae seine Bedeutung.
Es ist desshalb auch den allgemeinen Gesetzen cyklischer Bildung
vollkommen Genüge geschehen, wenn der ausgleichende saltus vor
Ablauf des lunisolaren Cyklus einsetzt. Und in der That ist bei seiner
Fixirung nie besondere Bücksicht auf die österlichen Mondjahre
genommen, sondern er steht bei den Ägyptern sowohl wie bei
Beda factisch nicht im letzten, sondern im ersten österlichen Mond-
jahre. Insofern ist es denn auch richtig, dass das erste österliche
Mondjahr, welches Beda hier meint, nur 353 Tage zählt. Dionysius
in der epistola ad Bonifadum ist ganz derselben Meinung, wendet
aber, als wollte er eingehenderer Erklärung ausweichen, den Kunst-
grilT an *)' d*^" terminus paschalis , der auf den 17. April fällt,
zweimal: im ersten Jahre als Anfangstag, im letzten als Schlusstag in
Bechnung zu bringen, und erhält allerdings auf üese Weise auch
für das erste österliche Jahr 354 Tage. Genau genommen ist aber
nur das accommodirte Mondjahr defect, und zwar in jeder Ennea-
kaedekaeteris das letzte.
Das gilt, trotz der verschiedenen Epoche auch für das dem
römischen Kalender eingefügte Mondjahr, wie es Beda aufstellt.
Allerdings möchte er aus Vorliebe für ein Dogma seiner Zeit, für
die Geschichte der Weltschöpfung und deren Daten den saltus zu
einem Tage setzen, der schon ausserhalb des letzten cykiisclien Jahres
steht. Er verliert sich einen Augenblick in eine Theorie, die gar
nichts gemein hat mit der eben von ihm erörterten Frage, indem
die Frühlingsnachtgleiche, der Schöpfungstag der Gestirne, zwar
Angelpunct, aber nicht Ausgangspunct des lunisolaren Jahres ist, also
in keiner Beziehung zu der Ausgleichung der Tagessummen und
Monatslängen steht. Bald aber zu seiner praktischen Aufgabe die
Einrichtung des wirklichen Cyklus darzulegen zurückkehrend, sagt
er klar und deutlich, dass in dem römisch-acconiuiodirten Zeitkreise
') Siehe ilie Verse in Miiratori I. I. 141);
„Dionysius attentns . . .
itieui saUiis nieniorat . . .
eaiculavil iinnin dieni
liis Ultimi lennini".
184 sickei
der saltus '\n den Noveinbertnoiiat des letzten Jahres zu setzen ist.
Die Gründe, wesshalb der vorletzte Mond dazu gewählt werden niuss,
die Folf^erungen, die sich daraus erj^eben, sind dieselben, die ich
zuvor in Bezug auf die Alexandrinische Rechnung dargelegt habe.
D c r s « /^ M s i s t d e m r ö m i s e h e n K a I e n d e r b e i B 0 d a genau
so e i n g e l'ü g t , als dem mit anderer Epoche beginnenden
A 1 e X a n d r i n i s c h e n Jahre.
Nun bedarf es nur noch wenigei- Worte, um den Fehler in der
dritten Reihe, wie sie Ideler nach dem Vorgange anderer aufgestellt
hat, darzulegen. In ihr beginnt nämlich der ganze Cyklus mit dem
saltus, mit einem hohlen Monat, mit einer Ausnaiime von der Regel
alternirender Monate. Nicht dass sich dieser Ansatz nicht in mittel-
alterlichen Kaiendarien nachweisen Hesse. Zunächst iiabe i(*h wiiHJer-
holt in älteren, sonst ziemlich coirecten Kalendern gefunden , dass
man schwankt, ob man das Mondalter des 1. Januar 7iHm. aureil
als IX (wie die richtige Satzung fordert) oder als VIII bezeichnen
soll: oft finden sich beide ZilTern neben einander. Es erscheint mir
dies bedeutsam. Es ist, als hätte man eine Ahnung von der kleinen
Ungenauigkeit des Alexandrinischen Zeitkreises gehabt, dass seine
solare und lunare Epoche um einen Tag aus einander liegen, als
wollte mau die schon den heidnischen Ahnen heilige Modranicht,
nun das hohe Fest der Geburt Christi, mit dem man das bürgerliche
und Sonnenjahr begann, jetzt auch genau zum ersten Neumondstag
des Cyklus machen. Dem entspricht es, dass in den letzten Jahrhun-
derten des Mittelalters , in denen jene Form des immerwährenden
Julianischen Kalenders aufkommt, in welcher die Monatstage durch
die Beischrift der goldenen Zalil als Neumondstage bezeichnet wer-
den, dass in diesen XIX zuweilen zu dem 25. December angesetzt
wird. Und wie wir später noch bei anderen Älonddaten sehen werden,
sind es diese späteren von der richtigen cyklischen Berechnung
mehrfach abweichenden Kalender, welche Clavius und seine Zeit-
genossen als alte zuverlässige Denkmäler der Zeilrechfjung preisen
und nach denen sie zum Theil ihren Mondkalender construirt haben.
Jedeslalls ist dieAnsetzung einesNeumondes auf den 25. Decem-
ber ;n</«. nurciW\ gegen Bcda's Lehre. Doch mag ein Cmstaiid noch
beigetragen haben, dieser Abweichung hier und da Eingang zu ver-
schaffen, nämlich der, dass überhaupt in Bezug auf die Monddaten
vom Juli bis December des letzten Jahres tr(»tz Beda's Autorität die
Die Lunarbuchstaben in den Kaiendarien des Mittelalters. 18b
römische Methode den sciUus zu setzen und demgemäss die Regularen
zu berechnen nie allgemein anerkannt worden ist, dass riehen
ihr vielmehr stets auch die Alexandrinische Methode üherlieferf ist,
was dann die Unterscheidung nicht richtig auffassende Kalender-
schreiber leicht zu Schwankungen und Inconsequenzen verleiten
konnte.
Sagt doch Beda selbst einmal , der ja auch beide Weisen stets
neben einander stellt, dass sich der rechte Unterschied besser
gesprächsM eise, als durch geschriebenes Wort lehren lässt i). Am
ausfülirliclisten ist die doppelte Berechnung in den Mondtafeln des
Salzhurger Kalenders von 809 durchgeführt. In anderen Kalendarien
lässt sich, welche Methode angenommen ist, nur aus dem Ansatz des
saltns, eventuell aus der Angabe der Regularen ersehen. So haben
das Kai. Augiense und das Tridentinum den saltus zum 25. Novem-
ber verzeichnet. In dem Kai. Autissiod. sind von späterer Hand die
zweifachen Regularen eingetragen 2^. Unter den Coinputisten,
namentlich den jüngeren, haben sich die meisten für die Alexandri-
nische Rechnung entschieden. Sehr lehrreich ist in dieser Hinsicht
der oft genannte Anonymus bei Muratori 3^. Der Computist von
1143 *), Jan Halifnx (Sacrobosco) in seinem um 1230 geschriebenen
Algorisnuis *), der etwa fünfzig Jahre später schreibende Duran-
dus 8) kennen nur noch die Alexandrinische Methode, welche
auch schon, wie wir aus dem letzteren erfahren, in Kalender-
sprüche gekleidet war, wie: „Luna facit saltum, quintilis lüde
suprema" ^).
Ich glaube für uns neuere Chronologen ergibt sich dai'aus die
Verptlichlung, beide Weisen, wie sie factisch neben einander bestan-
den haben, auch neben einander in's Auge zu fassen, so oft wir den
') Beda-r.ik'S 6, 189.
"■*) Das Bliitl welches den November entliiilt, ist nur noch in iUt oliorn lliilfle erhalten,
daher iiiclil l\i sag^en, ob dort der saltus vermerkt war.
•*) Besonders pajj. 122 seq.
■») Cod. Vindol». 275, fol. 31, 38, 40.
5) Cod. Vindob. 588, fol. 17, 18.
ß) IJiitioin.l. Uli. 8, cap. 10.
') .liiiiyere Kalonder, welche noch den sallns .■\le.\an<lrinisch ansetzen, sind: Cod.
Vindol.. 122« s'aec. XII; aus saec. XIV. Cod. Vind. 434; 21)07; 2115«. — Khenso im
Kai. .sacc. .\ll im (Germanischen .Museum Cod. 3224 mit dem kexeichuendeu Zusätze ;
„iios »iiii c|iactas hiuarcs a septembre ineipinius".
186 Sickel
Moiulkaleiiiler des Mittelalters reconstruiren und so oft wir Mond-
daten berechnen wollen ').
Ich gehe zur Erklärung der sciion oft erwähnten Reguläres
lnnares 2) über. Im röniisclien uum. aureus I, den wir zunächst in
Betracht zu ziehen haben, ist, wie wir sahen, der Mond am 1. Januar
IX alt. Zählen wir von liier fort nach der Regel, dass die nach den
Kalendermonaten mit ungeraden Ordnungszahlen benannten, d. h. die
in ihnen endigenden Mondmonate voll, die anderen hohl sind, so
ergibt sich für das Alter an deuKalcnden der Monate folgende Reihe 3):
1. Januar luna IX 1. Juli luna XIII
1. Februar „X 1. August „ XIV
1. März „ IX 1. September „ XVI
1. April „X 1. Oclober „ XVI
1. Mai „XI I. November „ XVIII
1. Juni „ XII 1. December „ XV III
Bei der constanten Länge der römischen Kalendermonate muss
dieses Verhältniss zwischen dem Mondalter der einzelnen Kaienden,
so lange nicht durch den Embolismus die Reibe der bohlen und vollen
Monate unterbrochen wird, in allen Jahren wiederkehren. Anderer-
seits besteht ein bestimmtes arithmetisches Verhältniss in Bezug auf
das Mondalter zwischen dem Anfangstag eines bestimmten Kalender-
monates eines Jahres und den gleiciinamigen Kaienden des folgen-
den Jahres, wie es durch die Alexandriniscben Epakten der Jahre
ausgedrückt wird *), so dass sich durch die Combination beider Arten
von Ziffern das Mondalter aller Kaienden aller Jahre bestimmen lässt.
Die erste Zilferreihe nun, dem ersten cyklischen Jahre entnommen,
und für alle gleich, nennen die Computisten reguläres lunares men-
sium. Indem man zu ihnen die für das ganze Kalenderjahr giltigen,
in jedem Jalire der Enneakaedekaeteris aber wechselnden Epakten
hinzmiddirt (und falls die Summe 30 übersteigt, von ihr 30 abzieht).
^) Zumeist ist in den neueren .Monillcili'tidern die Itedirsclic llcycl, on jedocli mit der
r)i)en (gerügten falsflien Set/Jin^ des xulliitt , ))efoljjl ; l'eliiviii.s dagegen setzt tue
Monddnten Alexiindriiiisuli »n.
*J Nur VOM diesen rede ich hier. Ks gihl diirieheii noch irtjuliirr» frriulcs mcnsium,
welche zu den conctirrcntcs der .liihre adilirl, lieii WKchendig der Kaienden hestininien.
^) In Ii«da-(jile8 U, 187 ist zu verhessei-n : „in kal. .junias XU, in l<:il. j u I i as XIU . .
in kal. seitli'mhres XVI**.
*) Siehe Idcler 2, "iOl und da/.ii 'i-il» iilier die ICimklcn iles I. .liiuiiar.
Die Lunarbuclistaben in den Kaiendarien des Mittelalters.
187
erhält man das Mondalter für den entsprechenden Monat des hetref-
fenden Jahres. Da z. B. für die goldene Zahl IV die Epakte III, für
den 1. Februar die Reguläre X gilt, so ist am 1. Februar 763 =
num. mir. IV der Mond III + X = XIII alt i).
Diese einfache Regel kann aber auf die cyklischen Jahre VIII,
XI, XIX wegen des Embolismus und des specielleu Sitzes der Schal-
tung nicht angewandt werden, weil hier die alternirende Reihe der
Monate durch die intercalaren gestört wird und dadurch auch die
allgemeine Regel, dass die Monde nach dem Kalendermonat, in dem
sie ausgehen, benannt werden, einige Ausnahmen erleidet. Zur Ver-
anschaulichung stelle ich zwei Ausschnitte aus den nnm. aurei VII
(communis) und VIII (embolismus) neben einander:
num. aur. VII
am 1. Miirz ist der volle Miirz- (+11)
mond alt XV
am 17. März ist Neumond des
hohlen Aprilmondes
am 1. April ist der hohle Ap ril- (+11)
mond alt XVI
am 15. April ist Neumond des
vollen Maimondes
am 1. Mai ist der volle Mai- ( + 10)
mond alt XVII
am 15. Mai ist Neumond des hoh-
len Juni mondes
am 1. Juni ist der hohle Juni- ( + 11)
mond alt XVIII
am 13. Juni ist Neumond des vol-
len J ul i mondes
am 1. Juli ist der volle Juli- ( + 10)
mond alt XIX
am 13. Juli ist Neumond des h o h-
len August mondes
num. aur. VIII
am 1. März ist der volle März-
mond alt XXVI
am 6. März ist Neumond des
namenlosen, vollen
Sehaltmonats
am 1. April ist der volle
Seh alt mond alt XXVII
am 5. April ist Neumond des hoh-
len Apri 1 mondes
am 1. Mai ist der hohle April-
mond alt XXVII
am 4. Mai ist Neumond des
vollen Mai mondes
am 1. Juni ist der volle Mai-
mond alt XXIX
am 3. Juni ist Neumond des h o h-
1 e n Jun i mondes
am 1. Juli ist der hohle Juni-
mond alt XXIK
am 2. Juli Neumond des vollen
Juli mondes
am I. August ist der hohle Au- (+11—30) am 1. Aujjust ist Neumond des
g u s t mond alt XX h o h I e n A u g u s t mondes =
luna I
1) Sclion in der epistola Cvrilli von 44;j ( l'etiiviiis 2. öOIi) wird aul' snli-ho RiTi'ch-
nung' hingewiesen: „delienius unini invesligare epaclas itinaces in niensil>iis totiiu
anni".
188 Sickel
nuin. aur. VII num. aur. VIII
am II. Aii<,'ust ist Neumond des
vollen Soplembermon-
^^^ am 30. Au;^iist ist Ncumontl
des vollen September-
mondes
am 1. September ist der volle (+11 — 30) am 1. September ist der volle
Sep temberinond alt XXII Septembermond alt III.
In zwei Fällen sehreitet hier also die Epakte von einem Jahre
zum andern nur um 10 vorwärts, dagegen hei denselben Monaten
vom 8. cyklischen Jahr zum 9. um 12 vorwärts. Ebenso weichen die
Märzepakien der güldenen Zahl XI ab, indem sie nur um 10 grösser
als die des Vorjahres, dagegen um 12 kleiner als die des Nachjahres
sind. Im 19. Jahre endlich nimmt wegen des Embolismus die Mai-
epakte um 10 und wegen des sultus die üecemberepakte um 12 im
Verhäitniss zu dem 18. Jahre zu. — Dass in den vier anderen emlio-
listischen Jahren nicht gleiche Ausnahmen eintreten , hat seinen
Grund darin, dass in ihnen je die zweiten Tage von Monaten seil<'s
cmboUsniürum sind, und in Folge davon die Ausgleichung schon im
folgenden Monat eintritt i).
Neben {[an römischen Regularen , die mit der Epakte des
22. März combinirt werden, werden nun auch mit derselben Epakte
zu verbindende Alexandrinische Regulären von den meisten Compu-
tisten angegeben. Nicht als wenn diese sogenannten Alexandrini-
schen ZilVern je in Ägypten für die dort giltige Jahreslorm mit stets
30tägigen Kalendermonatcn hätten angewendet werden können; dort
hätten sie lauten müssen: für 1 Thot und 1 Paophi II, für 1 Alhyi*
und I Choiak III, für 1 Tybi IV u. s. w., während die im Mittelalter
unter solchem Namen überli.ferten ZilTern lauten : September V,
•) Daher in dem Kai. S»lisbur<>:erise von 809 bei den einzelnen Monaten folgende
liegeln, welche sich iliircli Klaiheit voi' den ähnlichen Säl/.en der bisher Irniplsiich-
lich d^ifiir beniiUlen Cplii'inerideii iiiiszeiehnen :
A|iril. „Sciendnm ciiiqne calcnlatnri est, <|iiia VIII" anno cvoli deeennovennalis
luna, <)iiae in kal. ni:ij:is secnndiini ratiunein epaclarnin \XVIII' coin|>ulii-
tur, |>r<>|itei' eniholisninin, i|iii prid. noii. niart. interseritur , etil in kiil.
niai. XXVII, et quae in k:il. jnl. dehiiit esse XXX, erit XXIX. Siiniliter
auleni in XIX° anno in kal. niai <U>buit esse XXIX*, scd erit XX\III"
|iro|iter enibolismnm III non. niart. inscrltiin.
.luni. Seial deii't|ne calciilator , qnia VIII" anno cycli deceniiuvennalis liiria.
qnae In kal jiil. XXX esse debnit secundnni ralioneni epactanun, propicr
cnibolisinuni, (|iii (iriil. nun. niarl. inlerseiitur, eiil XXIX.
Die Lunarbuchstaben in den Kaiendarien des Mittelalters. | ßQ
October V, November VII, December VII, Januiir IX und dann weiter
gleich den römischen Regularen. Diese ZilTerreihe, welche genau
den Neumondstagen in dem Alexandrinischen ?ium. mir. I entspricht,
beweist, dass der ägyptische lunisolare Cyklus, als er zuerst im
Abendlande Eingang gefunden hat, zunächst in der speciell Alexan-
drinischen Gestalt in Bezug auf die Epoche und den saltiis lunae
angenommen worden ist, und dass sich damals die Accommodation
desselben an die römische Jahresform darauf beschränkte, dass
anstatt der auf die Alexandrinischen Monatsanfänge berechneten
Regularen diejenigen ZilTern eingesetzt wurden , welche der Entfer-
nung der römischen Knienden von den Neumondsdaten entsprachen.
Erst einem zweiten Stadium gehört die weitere Accommodation dieses
Zeitkreises an die römische Jahresform, die römische goldene Zahl
u. s. w. an.
Nun hängt aber mit diesen Regularen der Ägypter noch ein
zweites zusammen. Vergleichen wir die beiden Regularenreihen für
September bis December mit einander, so zeigt sich zwischen ihnen
eine Differenz von 11 ; wollen wir also nach der früher angegebenen
Regel die Regularen mit den Jahresepakten verbinden, so würden
wir ja für diese Monate ganz verschiedene Mondalter erhalten. Das
ist unmöglich und löst sich auf folgende Weise. Der Alexandiinische
num. aureus IV umfasst, um ein bestimmtes Beispiel zu wählen, das
Jahr vom 29. August 762 — 28. Au.nu.st 763 und für diesen
Zeitraum gilt nun die für 22. März 763 angesetzte Epakte III; am
1. September 762 wird also der Mond alt sein: Reguläres Sept. V
+ Epakte III (der goldenen Zahl IV) = VIII. Dasselbe Resultat
erhalten wir nach römischer Rechnung so: der 1. September 762 fällt
in das römisch accommodiite Jahr, das durch imm. aiir. III bezeich-
net wird und Epakte XXII hat; also röm. Reg. Sept. XVI -f- Epakte
XXII = XXXVIIl oder nach Abzug von XXX = VIII. Die Differenz
zwischen den beiden Arten von Regulären wird also dadurch auf-
gehoben, das je nach den Epochen der zwei Jahresformen ihnen in
den letzten Monaten verschiedene Epakten zukommen, und so bildet
der Satz des Computisteii von 1143: „mutantur e parte in
kalendis septembris" bei ihm i) und den früher genannten die
') Doch fiig-t er liinzu: „bis ergo rcj^uhiribiis epactis soliiribiis iiiljrctis Itina iiiveiiittir,
excopto ;iiirio VIII, IX, XI", d. b. iiiicli diese Regel erleidet, so gut wie die lieda's
190 Sickel
iiothwondigo Ergänzung zu der Regel von den ägyptischen Regu-
laren *), und in diesem Sinne kennt das Abendland auch noch eine
dritte Epoche des Mondjahres. Desshiilh beugt der vorsichtige Ver-
fasser der Salzburger Mondtafeln von 809 jedem Missverständnisse
vor: nachdem auch er, zwischen den Tafeln für August und Septem-
ber, fast wörtlich aus Beda, die Regel für die Alexandrinischen fiegu-
laren angegeben, die römischen aber für brauchbarer erklärt hat,
setzt er dem September in allen 19 .Fahren des Cyklus noch einmal
die dem römischen numerus aureus entsprechenden Epakten als bis
zur Jahreswende giltig bei.
Endlich sind noch die Einwirkungen der solaren Schal-
tung auf die Monddaten in Betracht zu ziehen. Dass und wesslialb
den bissextilen Tagen kein Eintluss auf die Reihenfolge der Mond-
monate eingeräumt worden war, setze ich als bekannt voraus s), und
beschränke mich darauf, die geringen Abweichungen aufzuführen,
welche diese Intercalation in der Zählung des Mondalters im Februar
und Anfang März hervorrief. Dass der Februarmond statt der ihm
zukommenden 29 Tage im solaren Schaltjahr 30 Tage erhielt, hatte
zumeist nur die Folge, dass das Märznovilunium ein um einen Tag
späteres Datum erhielt; nur im XI. Jahre der Enneakaedekaeteris
wurde auch die Epakte des 1. März etwas verändert. So stellen sich
für den bissextilen Februar folgende Monddaten heraus:
Num. aureus Lu)ia XXX m. febr. Noviluuiuui m. mavtii
I
21.
Februar
22. Februai
II
10.
J5
11. .
III
29.
»
1. März
IV
18.
n
19. Februar
V
7.
..
8. „
VI
2ü.
27. „
VII
U.
»
16.
VIII
4.
»
5. „
Ausnahmeil, jedoch ItetrelTeu diese, weil in dem Alex, accommodirten Jahre die Ent-
feriiiiiig der sedes einbolisinoruin von der Jiihresepoche eine nndere ist, auch andere
■lahre des Cyklus. — Kalendersprnch hei Diiraiidus : „Octjwo, nndeeimo, poslreino
fnllit e|iiiclH".
^) Siehe die Uechiiiingen des Anonyinux von 810 in iMiiratoii I. e. |i. Vl'A.
2) Ideler 2, 'VAU. — BedH-Giles (J. TU.
Die Lunarbuchstaben in den Kaiendarien des Mittelalters. 191
NutTi. aureus Lima XXX m. febr. Novilunium m. martii
IX 23. Februar 24. Februar
X 12. „ 13.
XI 2. März 3. März
(der Januarrnoud endet erst am 1. Februar, am 1. März wird die
Epakte XXIX)
XII
20.
Februar
21.
Februar
XIII
9.
n
10.
J9
XIV
28.
«
29.
59
XV
17.
»
18.
M
XVI
6.
»
7.
«
XVII
25.
»»
26.
y^
XVIII
14.
n
15.
>»
XIX
3.
n
4.
»
Zum Schlüsse noch eine Bemerkung über den Deeember-
mond im num. aur. XIII. Clavius *) bat es verschuldet, dass seit
ihm dessen Novilunium zumeist auf den 1. December gesetzt wird.
Allerdings kann er sich auf einige Kaiendarien des späteren Mittel-
alters berufen; aber dass man auch dem Beda diesen Fehler aufzu-
bürden versucht hat 2), beruht nur wieder auf dem Gebrauch angeb-
lich Beda'scher Schriften s). Denn ein Fehler bleibt es, den immer
vollen Novembermoiid , der in diesem Jahre obendrein embolistisch
ist , um 1 Tag zu verkürzen und den immer hohlen Decembermond
um einen zu verlängern. Clavius bedient sich nämlich der bei Ideler
2, 194 ersichtlichen Form des Mondkalenders, und weil es ihm
absurd erscheint, dass bei ein und demselben Tage, dem 2. Decem-
ber, zwei goldene Zahlen II und XIII zu stehen kämen, rückt er die
zweite um einen Tag vor. Da nun aber diese Art von Moiidkalender
erst im X. oder XI. Jahrhundert aufgekommen ist, kann der aus
ihrer Einrichtung eotnonimene Grund gar nicht für die frühere Zeit
geltend gemacht werden. Andererseits haben die correcteren Kalender
auch der letzten Jahrhunderte vor der Gregorianischen Keform
') Romani caleudarii a Gregorio XIII restituti e.\plicatio y. 106. — Ihm ist auch
Ideler grefolg-t.
2) So Petavius de doctr. temp. I, 307, der übrig:ens die richtige Satzung annimmt.
^) hie Eplieuieriden /.. B.. Coiuer Ausgabe von U>S8; 1. 226.
^
192 Siekel
solchen äusserliclieii Umstand viel zu gering angesohlagen, als dass
sie gewagt hätten, an der überlieferten Form der linea nngclica <)
etwas zu ändern =).
Aus diesen Erörterungen geht hervor, dass, abgesehen von
wenigen incorrecten Setzungen und von etwaigen Schreibfehlern,
das Mittelalter nur zwei Lunarkalender kennt, welche auch nur in
der zweiten Hälfte der letzten goldenen Zahl etwas von einander
abweichen. Diesen zwei Formen entsprechen die folgenden, durch
die besten Handschriften beglaubigten Moudtafeln: eine, welche
die Novilunar buch Stäben enthält, und eine zweite, iti
welcher das Alter des Mondes an allen Kaienden der
19 Jahre verzeichnet ist. In der zweiten gebe ich für die
letzte goldene Zahl die Beda'sche und die AI exandri nische
Form. In der ersteren Bedarfes dieser Unterscheidung nicht,
denn die Neuniondsbuchstaben sind Alexarulrinisch und römisch
gleich und es ist nur darauf zu achten, dass der saltiis in verschie-
denen Monaten eintritt.
Nach den vorausgegangenen Erläuterungen werden die Über-
schriften für das Verständniss und den Gebrauch dieser Tafeln
genügen ^).
1) Küleiidiiriiim Opativacense, Cod. Vindob. 39ö, fol. 2 : „iiiciiiit d e ceii n o v e ii ii u I i s
c y c I u s , qui et angelica 1 i ii e a voeatitr, eo quod istain coniputatioiiein
Pachuinius rairae saiiclitatis vir angelo doceiite dedicerit".
2) Den ri eh tigen Ansatz liaben die ältesten mir bekannt {gewordenen Julianischen
Kalender in dem Cod. Sang:all. 394 und in dem Cod. des Oerm. Museums iiZi;
ebenso haben ihn die ältesten derarlig-en Kalenilaiien in Wien (saec. XIV): Cod.
V i n d o b. 434 ; 2907 ; 29äö ; <ien A n s a t z b e i C I a v i u s dajjegen : Cod. V i n d o b.
2785. — Von späterer Hand ist dem Kalendarium Co d. V i n d o li. 1220 beig^e-
f ugt : 2. Deeember XIII, 3. December II, ein doppeller Fehler, den aber auch l'ela-
vius in einigen Handschriften gefunden hat.
S) Nur, da ich in der ersten Tafel die lluchslabeu nach hohlen und vollen Monaten
unterscheiile , mache ich nochmals darauf aufiiierksam , dass die Hegel, dass die
zunächst nach dem 1. .Fauuar einlreteude Nnumi-nie die des bohlen Kebriiarmondes
ist, zwei Ausnahmen erleidet: im III. und XL.Iahre gehört die ersteNou-
menie im neuen K a I e u d e i'.j a h !■ dem vollen Jännermond an.
i
Die Lunarbuchstabe n in den Kaiendarien des Mittelallers.
193
Tafel der Novilanarbachstaben ia den XII Jahreo des römischen
accoinmodirten Cjklas.
Goldene Zahl
In Cjeineiiijaliren
und in den
Schalljabren bis
zum Eintritt des
EmlioliMiius.
Noviluiuir-
buchstaben der
Lunarer
Scbaltmonat
Nach dem
Scbaltmonat
eintretende
Novilunar-
burhstiiben
der
Etwa ab-
weichende
Novilu-
narbuch-
staben des
Märzmo-
nats im
bisseztilen
Jahre
bohlen
vollen
Dal um
des
Novilu-
iiiums
Novi-
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buch-
stabe
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Monate
Monate
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( nach i Sil Ulis
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U. Mäiz
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SitzU. d. phil.-bist. Cl. XXXVIII. Bd. I. Ilft.
13
194
S i (• k p I
Tafel der Hlouatsepakten in den \l\ Jahren des römischen acconiuio-
dirten Cjklns.
Goldene Zahl
Alexandrinische Epakleii des
22. März
M 0 n (l a 1 l e r an d e u K a 1 e n d e n des
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VII
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27
XI
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8
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1
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11
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12
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XIV
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5
16
27
8
6
17
7
18
9
9
11
11
XV
4
13
24
5
16
14
25
6
17
13
24
5
16
27
27
20
20
22
22
XVI
15
=
25
26
7
28
29
1
1
12
3
3
XVII
26
=
6
9
10
12
14
14
XVIII
7
^
17
28
28
18
28
28
19
30
30
20
21
23
23
25
25
XIX
nnch ßeda
18
27
27
28
28
1
2
4
4
6
7
XIX
Alexniidriiiisch
18
1
3
5
»1 7
1
7
Die l.iinarhuchstalien in den Kalendaiieii des Mittelalters.
195
Man lührte solche Tafeln mit Hilfe der Lunarbuelistaben noch
weiter aus, um aus ihnen durch Combination mit den Angaben, die
dem römischen Kalender beigeschrieben zu werden pflegten, die
Luna für jeden einzelnen Tag ersehen zu können. Um das Schema
solcher Mondtabelle zu veranschaulichen und zu erklären, genügt es
einen kleinen Ausschnitt aus derselben mitzutheilen, um so mehr, da
eine solche, wenn auch in einem Punkte unvollkommen, schon
gedruckt in der oftgenannten Ephemeris vorliegt i).
Tafel, das Mondalter für alle Tage des Cyklos za finden.
Luna
N. a.
I
N. a.
II
N. a.
III
11. s. w. Nuin. iiur.
III-XVII.
N. a.
XVill
N. a.
XlX
Luna
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H"
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M"
A"
VII
') Bedae opet». cd. Colon, t(iS8; I. IST.
13
106 Sicke
Die Längenzeilen, mit Aiisnulime der beiden äusseren, entspre-
chen hier den 19 Jahren. Die beiden änsseren Längenzeilen enthulten
die 69 Tage eines Monalpaares, doch so, dass in der ersten links der
volle, in der letzten rechts (welche in dem Abdruck der Eph^meiis
fehlt) der liohle Monat vorangeht. Ebenso enthalten die den einzelnen
goldenen Zahlen zukommenden Reihen je ein vollständiges System der
59 Liinarbuchstahen. Flier habe ich die Tafel so gestellt, dass im
ersten Jahre der dem 1, Januar entsprechende Buchstabe A voran-
steht, welch(>m nach dem Mondcyklus die links in derselben Quer-
zeile siehende IX als Mondalter zukommt; neben dieser Form ij
Undct sich auch die andere, dass die erste Querzeile die ZifTer I,
links für den vollen, rechts für den hohlen Monat führt, und dass dem
entsprechend in ihr je einer der Novilunarbuchslaben verzeichnet
ist 2j. Bleiben wir zunächst bei num. aiir. I stehen, so brauche ich
für einen Kalendertag nur den ihm beigesetzten Lunarbuchstaben
zu kennen, z. B. für den 14. October L", um aus der links neben W
stehenden römischen Ziffer das Mondalter, in diesem Falle XXIX
kennen zu lernen. In der letzten Langzeile rechts sind die ZilTern
der Luna etwas anders gestellt. Da nämlich der Embolismus die
alternirende Reihenfolge der Monate stört und zuweilen zwei volle
Monde aufeinander folgen lässt, muss auch in diesen Tafeln ermög-
licht werden, zwei volle Monde nach einander zu zählen: das
geschieht durch Verbindung der erslen mit der letzten perpendicu-
laren Reihe. Wir suchen z. B. in einem 19. Jahre des Cyklus das
Mondäner für 3. März (C), 3. April (0'). 9. April (V). Das erste
finden wir auf die bisher angegebene Weise: C in der Längenzeile
des /nun. aiir. XIX steht auf gleicher Querlinie mit der links ver-
zeichneten ZitFer XXIX, also ist 3. März num. nur. XIX = luna XXIX.
Zwischen 3. März und 3. April finden wir aber in dem römischen
Kalender zu 5. März Emboihmus VII vermerkt, es folgt also auf den
volli-n Märzmond, der am 4. März endigte, wieder ein voller (embo-
listischer) Monat. Desshalb ist nun von der linken ZitTerreihe, in
welcher ein hohler Monat ftdgt, nach Eintritt der Schallung und bis
deren Einwirkung auf die Reihenfolge der hohlen und vollen Monate
aufliört (wie wir bei den Novilimarbuclistaben gesehen haben, zumeist
bis zurJahreswende), überzugehen auf die rechte ZitTerreihe, in welcher
•) Die icli ilem Keilender von St. fiermiiiii d'Aiixene entiielime.
2J So iin Kai. Tridcntiniim von 1050, im Cnnputus von 1143 u. i. «.
Die Lunarbuelistaben in den Knlendarien des Mittelalters. 197
von der luna I des interciilareri Monats an die Tagessumme eines
vollen Monats folgt. So finden wir denn in dieser letzten Läiigenzeile
neben 3. April 0' XXX und neben 9. April V VI als Mondalter
dieser Tage. — Umgekehrt lässt sieh mit Hilfe dieser Tafeln ein
Monatsdatum, d. h. Alter und Name des Monats, in einem bestimmten
Jahre des Cyklus übersetzen in das entsprechende römische Datum.
Doch eignet sich die zuletzt mitgetheilte Tafel viel weniger als
die der Novilunarbuchstabeii oder Monatsepakten zu Berechnungen,
und ich habe nur, da sie sich so häufig in alten Kaiendarien findet,
ihre meines Wissens bisher noch nicht versuchte Erklärung geben
wollen. In demselben Sinne mag hier noch kurz von einer andern
sehr verbreiteten Kalendereinrichtuiig die Rede sein.
Bisher habe ich nur von Lunarbuchstaben der synodischen
Monate gesprochen; aber fast sammtliche Kalender, welche diese
haben, entlialten noch ein zweites System von Lunarbuchstaben
der periodischen Monde indem römischen Kalender eingetragen,
aus dem man zunächst den periodischen Lunarbuchstaben jedes Tages
ersehen kann, und ferner eine auf 19 Jahre gestellte Regulareiitafel,
in welcher man mit Hilfe dieses Lunarbuchstaben das Zeichen des
Thierkreises und den Grad findet, in welchem der Mund am betreffenden
Tage steht i)- Es genügt hier auf die ausführliche Erklärung Beda's in
de temporuin ratio ne cap. 18 und 19 a) hinzuweisen, welcher,
wie er ausdrücklich sagt, seinem Werke solche Tafeln beigefügt hat.
Auf Datiruiigen ist der periodische Monat wohl nie angewandt s); also
kann eine eingehende Prüfung dieses Gegenstandes höchstens Inter-
esse für die Geschichte der astronomischen Kenntnisse darbieten.
1) Richtig sind diese Ltinaihiichstaben ffesteUt im Aiionyinus von 810 bei .Miiratori
1. c p. 125; dagegen ist die düit aligeilruckle Uegiiliuenlat'el voller l'elik'r. Eine
correcte Regularentafel findet sicli in der Ei'lKMiieiis I. I. p. 188. — In den Kulen-
dern des spätem Mittelalters pflegen die Buchstaben des periodischen .Monats zu
den einielnen Tagen geset/.l zu weiden, indem man das vollständige Alphabet bis Z
noch um zwei bis drei Zeichen vermeint. So setzt der Schreiber eines Ordo divinus
in der S. (iallener Bibliothek (Cod. 448 chart. , um 1400 geschricbenj /.u dem
24. Tage Z, zum 2.J. das Abkiirzungs/.eichen liir ur, zum 26. das liii itr und für «*,
zum 27. das Tironische Zeichen für bus, zum 28. das Abkürzungszeichen für i/.v.
2> Giles 6, 184 ff.
3) Ideler 1, 60. — Doch fallt mir eine von fh. Mommsen röm. Chronologie 312 citirte
Inschrift von 364 auf, in dei- eine Beziehung des Mondes auf ein Zeichen des Thier-
kreises angedeutet zu sein seheint, nämtieh:
„divo .loviano .\ug. et Varroniauo coss. , ora noctis IUI in V, Xll" (?) VIII idus
Madias, die Saturnis, luna vicesima signo C a p r i c o rn o."
198 Sickel
Ich kehre zu den Buchstaben der synodischen Monate zurück,
welche in den Kalendern des Mittelalters noch weiter verwandt
worden sind. — Die äussersten Grenzen der Ostervollmonde sind
bekanntlich 21. März A' und 18. April 1", die äussersten Grenzen des
Osterfestes 22. März B' und 2o. April Q". Die Buchstaben dieser
doppelten Grenzen und die zwischen ihnen liegenden sind nun viel-
fach für die Berechnung der Osterdaten und des durch Ostern bestimmten
wandelnden Kirchenjahres benutzt worden. Zunächst findet sich schon
in sehr alten Festtafeln >) dass für die Quadragesima, Pascha, Bogationes,
Pentecdste u. s. w. nicht allein das römische Datum, sondern auch die
Luna des betretTendeuTages verzeichnet wird. Später wird dann statt des
Mondalters der betrefYendeLunarbuchstabe dem römischen Datum bei-
gesetzt 2). Endlich wird das römische Datum ganz ausgelassen und
namentlich mv hezelchming destenninus paschalis und des Ostersonn-
tages nur noch der entsprechendeLunarbuchstabe eingetragen. So hat
derComputistvon 1143 eine Tafel von 19 den Mondjahren entsprechen-
den Zeilen unter einander und von 7 den Cuncurrenten entsprechenden
Zeilen neben einander: wo sich z.B. die Zeile der goldenen Zahl 111 und
die der Concurrente V trefTen, steht H" als Lunarbuchstabe des Oster-
sonntags (17. April) für alle mit diesen Charakteren versehenen Jahre.
Eine Salzburger Ostertafel des XIV. Jahrhunderts s) gibt sowohl für
den Terminus als die Dominica 'paschulis nur die entsprechenden
zwischen A' bis I ' oder B' bis Q" liegenden Buchstaben an. Und diese
Art das Osterfest zu bezeichnen, scheint sogar im späteren Mittelalter
sehr verbreitet gewesen zu sein. Mit ihr hängt zugleich eine Verderb-
niss der Ostertafeln zusammen, welche für geringes Verständniss des
Wesens des Cyklus z(!Ugt. Man stellt nämlich gern die Festdaten für
532 Jahre, wie sie der grosse schon vor Dionysius bekannte Zeitkreis
enthält, zusammen, aber kümmert sich keineswegs mehr um den richti-
gen Anfang des letzteren. Man ordnet auch noch die 532 Daten nach
28 X 19 Jahren, aber keineswegs so, dass die unter der Aufschrift
Num. aureus I oder Epacta nnlla in einer Längenreihe stehenden
Jahre wirklich erste derEnneakaedekaeteris sind, sondern nur so, dass
in den Querreihen neben einander die im solaren Cyklus gleichen
Jahre stehen, denen wirklich die der Reihe vorgeschriebene Con-
ij Z. B. in einem vor 840 verlassten Coinpulus, Cod. Saiijjall. 2j1.
2) Cod. Sangall. 380 saec. X.
») Cod. Vindob. 434.
Die Liinarbuchstaben in den Kaiendarien des Mittelalters.
199
ciuTeiiteoder der etwa seit dem XI. Jahrhundert statt ihrer gebrauchte
Sonntagsbuchstabe zukommt. Man beginnt endlich wohl zumeist mit
einem ersten lunaren Jahre, opfert aber dafür den Anfang mit einem
ersten solaren Jahre.
Der Anfang einer Tabelle aus dem Computus von 1143 mag
dies veranschaulichen:
to = -
= K ^ a
sc
'S
(»
<n
5
so
Ol
ü
S
=
e
O
1064
1092
1120
1368
Epactae
niillae
Epactae
XI
Epactae
XXII
Epactae
XVIII
c
B
IV
B"
H'
I"
I"
b
V
G'
H"
A"
A"
a
VI
G"
V
F
F'
Nur 1064 kommt hier die Epakte 0 zu, aber 1092 u. s. w.
keineswegs die Epakte XI. Die Jahre sind also nach dem Sonuen-
cyklus allein geordnet, und gehen wir davon aus, so sind für
1064—1066 die Ostertage richtig durch B" G' G", für 1092—1094
richtig durch H' H" V angezeigt. Beispiele von solchen Ostertafeln
lassen sich bis in das XV. Jahrhundert nachweisen i).
') Im Kalendarium Opativacense saec. XII, CoiI. Viiidob. 395 für die Jahre
104Ö — 1Ö49, also auch mit einem ersten Jahre des lunaren Cyklus lieginnend. — Im
Cod. Vindob. 588 aus dem Anfange des XIV. Jahrhunderts, als Anhang zu den
Schriften des Johann Siicrobosco, für 1044 — 1348. — In einem 1439 geschriebenen
Kalender der Kurt hause S. Mariae zu Gaming, Cod. Viudob. 638. — Solche
Tafel findet sich endlich auch in der Ephemerisl. c. 178 unter der Aufschrift
„pagina magniflni quae dicitur area cycli
triginlaque dnos quingentos qui tenet annos",
welche so gestellt ist, iJass die erste Liingenieile (freilich voller Druckfehler) zu den
Jahren 624—631 oder zu deu Jahren 1136 — 1183 passt, indem die erste tilera liina-
n\i puschalis einem 17. lunaren und einem 17. solaren Jahre angehört. Um so mehr,
da dies ein ganz absonderlicher Anfang ist, wird es wahrscheinlich, dass diese Tabelle
ungefähr um die Zeit zusammengestellt ist, mit welcher ihre Osterdaten beginnen.
Nun wird abQr Niemand, hei dem sonstigen Inhalt dieser Schrift, ihre Abfassungs-
zeit vor Beda setzen wollen, sondern es spricht eben diese Tafel dafür, dass wir
es hier mit einer ganz späten A r b e i t , nämlich des XII . Jahrhunderts
zu t h u n ha b cn.
200 Siekel
Damit hängt es denn auch zusammen, tlass man nur noch selten
die Lnnarhuclistahen durch alle Monate hindurch den Tagen heisetzt:
sie werden entweder ganz durch die goldene Zahl verdrängt, oder
man trägt sie nur zu den 35 Tagen ein, auf welche Ostern fallen
kann. Und zweitens, indem jedem einzelnen Osterlage ein Kalender
der durch das Pascha hestinunten VVandelfeste entspricht und man
demgemäss 35 verschiedene Festkalender anzulegen heginnt,
bezeichnet man die letzteren nach den Uterne lunares paschales
oder, wie man sie nun nennt, nach den literae t abular es '). Die
ersten Spuren von dieser Anwendung finde ich im XII. Jahrhundert 2);
im XV. ist sie ziemlich verbreitet a^. So haben die Lunarbuchslahen
im Mittelalter nach und nach ihre ursprüngliche Bedeutung , das
Motidalter jedes Tages erkennen zu lassen, verloren, und erhalten
diese mit einigen Modißcationen erst wieder in dem reformirten
Gregorianischen Kirchenkalender *).
Es erübrigt noch die Richtigkeit jener Notiz zu prüfen, welche
ich früher aus den Kaiendarien von Corbie und St. Germain d'Auxerre
angeführt hahe und welche auch in späterer Zeit oft wiederholt
ist 5 j : dass sowohl d i e F e r i a 1- a 1 s L u n a r b u c h s t a b e n von
Hi eronymus in die Kaie nd er ein gefüh rt seien. Es ist diese
Tradition eben so gut und eben so schlecht, als jene welche Hiero-
nymus zum Verfasser eines viclverbreiteten Martyrologiums macht,
oder als jene welche in dem Chronographen von 354 von J. Cäsar
sagt: „qui bissextum et lunae cursum adinvenit." Die Ferialbuchstaben
zunächst sind doch nur eine Übertragung der Nundiualbuchslaben
auf die jüdisch-christliche Woche von sieben Tagen, der Nundinal-
buchstahen, wcldie sich schon in vorchristlichen Kalendern wie im
Venusinum finden. Also könnte man höchstens von Anwendung eines
alt»n Gebrauches auf speciell christliche Zeittafeln reden. Nun finden
sich aber sowohl Ferial- als Lunurbucbstaben schon in dem Kalender,
') „T;iii('l|)ui'listnliPii* in einem deutsctieii Kulcnder von 1439: Cod. 79.'i des Germani-
sclien .Miisi'iuns.
^) Cod. 3224 des Germanischen Museums.
3) Selir |>r.-\ktisch angi'leyte, nacli den allen Osterijuchslaben geordnete FesUafeln
enlhall diis Gamin^er Kalendarinm von 1439.
'*) Siehe Vorrede und Kinleituiig des C. Baronius zu dem Martyrologium Romanum
Uregorii XIII P. M. jussu edilum.
^) Wie im Cotnimtus von 1143, von Diirandiis u. A.
Sickel, Die Lunarbuclist»ben in den Kulendarieii des Mittelalters. ü^ 0 1
von dem wir ausgegangen sind und der in diese Gestalt spätestens
um 354 gebracht ist *), und sie möchten in demselben wohl kaum
ohne allen erläuternden Zusatz eingetragen sein, wenn sie erst
damals neu eingeführt wären. Doch auch von letzterem abgesehen
und angenommen, dass sie zum ersten Male in dem Jahre angewandt
wären, in dem wir sie zuerst nachweisen können, so wird Niemand
den eben zwanzigjährigen Ilieronymus für den Urheber dieser
Neuerung machen wollen. Und doch kann der in ihrer Fassung zu
weit gehenden Tradition, welche dem Kirchenvater ein Martyrologiiim
und die Erfindung jener Kaleiiderhuchstaben zuschreibt, ein Factum
zu Grunde liegen. Wie Th. Mommsen nachgewiesen hat, iiat Hiero-
nymus für seine Chronik die 334 abgefasste St;idtchronik benutzt,
und bilden andererseits die letztere sowohl als der Kalender von 354
und als die Depositio episcoponim et martyrum integrirende Theile
der ui'sprüngljch zusammengehörigen Sammlung des Chronographen
von 354. Es ist also mehr als wahrscheinlich, dass Hieronymus die
ganze Sammlung vorgelegen iiat, und dass er durch Benutzung aller
ilirer Theile mit beigetragen hat zur Verbreitung jenes
ersten Anfangs eines Martyrologiums und des mit Lnnar- und
Ferialbuch Stäben versehenen römischen Kalenders.
Nur die erste Verwendung solcher Buchstaben für die Zeitrechnung
dürfen wir ihm nicht zuschreiben, sie n)uss in früheren Jahrhunderten
begonnen haben, in denen ihrem Ursprung nachzuforschen ich Anderen
überlasse.
'J Th. Mommsen über den Chronographen von ;{.'>4 in den Abhauill. di-r k. »äch.<.
Gesellschaft der Wissenschaften. 2 (1850), p. 600, 657, 667
I
I
Verzeichnisg der eingegHiigeiieii Druckschrincn.
203
DER
EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(OCTOBER 1861.)
Academia, Real, de Clencias morales y politicas zu Madrid, Memo-
rias. Tomo I, Parte V. Madrid, 1861; S». — Discursos pronun-
ciados en la R. Acad. d. Cienc. mor. y pol. con motivo de la
recepcion publica del Ilrao. Sr. D. Miguel Sanz yLafuente
en 27 de Mayo de 1860. Madrid, 1860; 8«.
Aeadernie Imperiale des sciences de St. Petersbourg, Bulletin.
Tome II, Nr. 4 — 8; Tome Itl, Nr. 1 — 5. St. Petersbourg,
1860 — 1861; 4». — Berieht über die 9. Zuerkennung des
Preises Demidoff und Bericht über die 4. Zuerkennung des
Preises Uvarow. Petersburg, 1860; 8o. — Victor L an gl ois, Essai
historique et critique sur la Constitution sociale et politique de
i'Armenie sous les rois de la dynastie Roupenienne. (Extrait
des Memoires de l'Acad. Imp. des sciences de St. Petersbourg.
VIP Serie, Tome III, Nr. 3.)
— Imperiale des sciences, arts et belies lettres de Dijon, Meinoi-
res. 2" Serie, Tome MW, Annee 1860. Dijon et Paris, 1861 ; 8«>.
— Royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique,
Memoires. Tome XXXII. Bruxelles, 1861; 4«. — Bulletins.
29^ Annee, 2""* Serie, Tomes IX & X. 1860. Bruxelles,
1860; 8». — Compte rendu des seances. Z"" Serie, Tome
r, 4""' Bulletin; Tome 11% ^ a 3" Bulletin. Bruxelles. 1860
& 186U80. — Annuaire. 27" Annee, 1861. Bruxelles, 1861;
12o. — F. A. Snellaert, Alexanders Geesten van Jacob,
van Maerlant. I. Deel. Brüssel, 1860; 8». — David, .1. .
Ii04 Verzeichniss
Glossarium op Maerlants Rymbybel. Vervolg en slot van het
derde Deel. Brüssel, 1801 ; 8". — Ad. Qu etelet, Sur le congres
inlernatioual de statistique teiiu ä Loiidres le 16 Juillet 1860
et les ciiiq jours suivaiits. 4".
Acadomy, AnnTican, of Arts and Sciences, Proceedings. Vol. IV.
Bof^en 32 bis Knde. — Vol. V. Bogen 1 — 30. Boston & Cam-
bridge, 1860; 8o.
— of Science of St. Louis, Transactions. Vol. I, Nr. 4. St.
Louis. 1860; 8".
Accadeniia, Reale, delle scienze di Torino, Memorie. Serie 2**",
Tomo XIX. Torino. 1861; 4o.
Akademie der \Vissenscb;iften , Königl. Preuss. , zu Berlin,
Monatsbericht. Mai 1861. Berlin, 186! ; 8». — 108 Slück Sepa-
ralabdriicke aus den Abhandlungen. Berlin, 18öö — 1861;
4o.
American Journal of Sciences and Arts, Vol. XXXII, Nr. 94. New
Haven, 1861; 8«.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. N. F., VIII. Jahrgang.
Nr. 7, 8 & 9. Nürnberg, 1861; 4«.
Association, The American — , for tlie Advancenicnt of Science,
Proceedings. XIN"" Meeting held at Newport, Rhode - Island,
August 1860. Cambridge, 1861; S».
Austria, XIII. Jalirgang, XXIX — XLIII. Heft. Wien, 1861; 8».
Babbage, Charles, Obscrvations on the Discovery in various
Localities of the Remains of Human Art mixed with the Bones
of Exlinct Baces of Animals. (From the Proceedings of the Royal
Society for May 26, 1859.) London; 8».
Berichtigung der Bemerkungen des Herrn J. Maniel, General-
Directors der k. k. priv. österr. Slaatseisenbahii -Gesellschaft
über eine Relation des H. F ranc esco tii. \N'ien, 1861; 4».
Boucher de Crevecoeur de Perthes, Sujets dramatiques. Tomes
1 & II. Paris, 18o2; 12<». — Emma, ou quebjues lettres de
femme. Paris, 185i; 12". — Voyage en iJanemarck, en Suede,
en Norvege etc. en 1854. Paris, 18ö8; 12«. — Voyage en
Russie, en 18d6. Paris, 18ö9; 12o. — Voyage en Espagne
et en Algerie en 18öd. Paris, 1859; 12». — Reponse a M. M.
les antiquaires et geologues presents aux assises archeologiques
de Laon. (Extr. du Bulletin de la S'' des anliqu. de Picardie,
der eingegangenen Druckschriften. 20 O
Nr. 2, 18b9.) Amiens, 1859; 8». — De riiomme antediluvien et
ses Oeuvres. Paris, 1860; 8". — De la femrne dans l'etat social,
de son travail et de sa remurieration, Abbevjlle, 1860; 8". —
Notice sur les objets d'art tiouves dans ie diluviiiiri. Amiens,
1860; 8o. — Les masqnes: Bingrapbies saus noin. Paris;
1861; 8o. — Sur les silex lailles troiives dans Ie diluviutn du
departement de la Somme. 4». — Pieponse aux observations faites
par M. E. Robert sur Ie Diluvium du departement de la Somme.
4". — Hacliettes diluviennes du hassin de la Somme. Rapport
par R. C. r Abbe C o e h e t. Paris, 1 860 ; 8". — L' bomme fossile
parM. Leopold Giraud. Paris, 1860; 8«. — Origine du libre-
echange par S. Ferguson fils. Amiens, 1861; 8". — Negre
et blanc: De qui sommes nous fils? Y-a-t-il une ou plusieurs
especes d'hommes? Paris, 1861; 8o. — Bibliographie. Oeuvres
de M. Bouch er de Perth es. (Extrait du Journal general
d'instriiction publique. 4. Sept. 1861.) Abbeville; 8».
Breslau, Universität, Akademische Gelegenheitssehriften aus den
Jahren 1860 & 1861. Breslau, 1860 & 1861; 8« & 4».
Cbristiania, Universität, Soleimia academica Universitatis lite-
rariae rogiae Frcdeiiciairae ante L. annos eondilae die II. Sep-
tembris anni MDCCCLXI celebranda indicit senatus academicus.
Chtistianiae, 1861; 4o.
Tompte rendu de la Comtnission Imperiale archeologique de
St. Petersbourg. Pour Taniiee 1859. Avee un Atlas. St. Peters-
bourg, 1860; 4« & Fol.
Czoernig, Karl Freiherr von. Statistisches Ilandbüchlein für die
österr. Monarchie. Herausgegeben von der k. k. Direction der
administrativen Statistik. I. Jahrgang. 3. Auflage. Wien, 1861; 8».
Disturncll, J., Intluence of Climate, in a Commercial , Social,
Sanitary and Humanizing Point of View. Accompanied by a
Map of the World. New York, 1860; 4».
Ellero, Pietro, Giornale per Fabolizione della pena di morte.
II. Milano, 1861; 8«».
Erlangen, Universität, Akademische Gelegenheitssehriften aus dem
Jahre 1861. Erlangen, 1861; S« & 4«.
Espy, Jameg Pollard, The Human Will: A Series of Posthumous
Essays on Moral Accountability , the Legilimate Object of
Punishment, and the Powers of the Will. Cincinnati, 1860; S'^.
^ü(> Verzeicliiiiss
Fried mann, S., Nicderländiscli Ost- und WcsUndien. Ihre neueste
Gestaltung in geograpiiisclier, sfalistischer und culturhistori-
scher Hinsicht, mit besonderer Darstellung der klimatischen
und saiiitätischen Verhältnisse. München, 1860; S».
Gesellschaft der Wissenschaften, königl. , zu Göltingen, Abhand-
lungen. IX. Band. Von dem Jahre 1860. Göttingen, 1861 ;4o.
— der Wissenschaften, königl. sächsische zu Leipzig, Philolo-
gisch-historische Classe: Abhandlungen. III. Band, Heft 1 — 6;
IV. Band, Heft I. Leipzig, 1861; kl. 4o. — Berichte über die
Verhandlungen, Band XH, 3. & 4. Heft; Band XIII, 1. Heft.
Leipzig, 1860 & 1861; 8».
— fürstlich Jablonowskische, Jahresbericht. März 1861; 8».
— der Wissenschaften, königl. böhmische, in Prag, Sitzungs-
berichte. Jahrgang 1861. Januar — Juni. Prag, 1861; S».
Gesetz-Sammlung des russischen Reiches, IV. Fortsetzung.
Petersburg, 1860; gr. 8«. — Alphabetisches Register zur
Gesetzsammlung des russischen Reiches. Petersburg, 1860;
gr. 8». (Russisch.)
Gibb, George D., On Canadian Caverns. (Read before the British
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London, 1861; 8o.
Giessen, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus den
Jahren 1860 & 1861; Giessen, 1860 & 1861; 8» & 4o.
Graham, J, D., Message from the Governor of Maryland, in
relation to the Intersection of the Boundary Lines of the States
of Maryland, Pennsylvania, and Delaware. Washington, 1860;
8». — Annual Report on the Irnprovement of the Hurbors of La-
kes Michigan St. Clair, Erie, Ontario, and Champlain, for the
year 1860. Washington, 1800; S».
Gymnasium, k. k., zu Brixen, XI. Programm. Brixen, 1861; 8«.
— k. k. Ober-, in Czernowitz, Progrannn für das Schuljahr 1861.
Czernowitz, 1861; 4o.
— k. k. Ober-, zu Melk, XI. Jahresbericht. Wien, 1861; 4».
— kathol. Staats-, zu Neusohl, IX. Programm. Neusohl, 1861; 4».
— k. k., zu Pilsen, Jahresbericht für das Schuljahr 1861. Pilsen,
1861; 4o.
— k. k. kath. Staats-, in Teschen, Programm für das Schuljahr
1861. Teschen; 4o.
der eingegangenen Dnickscliriften. 207
Gymnasium k. k. Ober-, zu Troppau. Programm für das Schuljahr
1861. Troppau; 4o.
— k. k. akademisches in Wien, Jahresbericht für das Schuljahr
1860—1861. Wien, 1861; 4».
— der k. k. Theresianischen Akademie, Jahresbericht für das Schul-
jahr 1860— 1861. Wien, 1861; 4o.
— k. k. Ober-, zu den Schotten in Wien, Jahresbeiicht am
Schlüsse des Schuljahres 1861. Wien, 1861; 80.
■ — k. k., in Zara, XI. Programm. Zara, 1861; 8».
— k. k. Militärgrenz- Ober-, zu Zengg, Programm veröfTentiicht
am Schlüsse des Schuljahres 1861. Triest, 1861; 4».
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de la Societe Hollandaise des sciences ä Harlem, pour Tannee
1861; 40.
Hamburg, Stadtbibliothek, Gelegenheitsschriften aas den Jahren
1859 — 1861. Hamburg, 1859, 1860& 1861; 80 ^ 4».
Haydinger, Franz, Hans Weitenfelder's Lobspruch der Weiber
und lleirats Abrede zu Wien. Mit einer Einleitung und Anmer-
kungen von Julius Fei fal i k. Wien, 1861; 8".
Helsingfors, Universiiät, Akademische Gelegenheitsschriften aus
dem Jahre 1861. Helsingfors, 1861 ; 4o & 8».
Jahresbericht der Ober-Realschule in fillbogen für das Schuljahr
1861. Prag, 1861; 4«.
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jahres 1861. Klagenfurt; 8«.
— sechster, der königl. Ober-Realschule in der k. freien Haupt-
stadt Ofen. Ofen, 1861; 8«.
Jahrbuch der k. k. Gelehrten- Gesellschaft zu Krakan. Tom V,
Krakau. 1861; 8«.
Jena, Universiiät, Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre
1861. Jena, 1861; 8" & 4«.
Istituto, I. R., Veneto di scienze, letterc ed arti, Memorie. N'ol. IX,
Parte 111. Venezia, 1861; 4». — Atti. Tomo VI«, Serie 3\
Disp. 7\-9\ Venezia, 1860 — 1861; 8".
— Reale, Lomhardo di scienze, lettere ed arti. Alli. Vol. 11, Fase. XII,
XIII &XIV. Milano, 1861: 4«.
cUö Ver/.eiehiiiss
Kaiser Ferdinaiids-Nordbahii , Protokoll über die Verliaiidlungen
der am 22. Mai 1861 aligelialtencii XXXIV. General-Versamm-
lung ihrer Actionäre. — Reclitsgutaclitcii von sieben Professoren
der Wiener l'niversität über Inbalt und Umfang des Privile-
giums der Kaiser F'erdinands-Nordbabn. — Relationedrbie ü
zwischen der a. pr. Kaiser Ferdiiiands-Nordbabn und der k. k.
piiv. österr. Staats-Eisenbalmgesellschaft obwaltenden Verhält-
nisse. — Die Bauprojeete der österr. Staitts-Eisenbalmgesell-
schaft und das Privilegialreeht der Kaiser Ferdinands-Nordbalin.
Wien. i861; 4«.
Kandier, P., Raccolta delle Jeggi ordinanze e regolamenti speeiali
per Trieste pubblicata per ordiiie delle presidenza del consiglio
dal Procuratore eivico. Trieste, 1861; 4».
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Edlen von Baussnern. I. Jahrgang, Nr. 1 — 4. Berlin, 1861;
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Malortie, E. E. von, König Ernst August. Hannover, 1861; 8».
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F. Parrat. Aus dem Französischen nacii der 2. Aullage. Solo-
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Prävriik. Casopis veiiovany vede pravnickevubec. Hlavni Poradatele:
J. U. D. Rud. K. Taxis, Karel Jar. Erben, J. U. D. Jan
Jefäbek. Rocnilc prvni. Sesit. IV. V Praze, 1861; 8».
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eolouies. 18^ Annee, Nr. VI— XII. Juin — Decembre 1860:
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1861. — Caicutta, 1861; 80.
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don , 1861; 8«.
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Vol. XVIII, Part. 2. London, 1861; 80.
i Übersicht, Statistische, des Erzherzogthums Österreich unter der
Enns. Wien, 1861; 8«.
I lieber weg, Friedrich, Untersuchungen über die Eelitheit und
Zeitfolge Platonischer Schriften und über die llauptniomente
aus Plato's Leben. (Eine von der kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften in Wien gekrönte Preisschrift.) Wien, 1861; 8".
■ Upsala, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus den
Jahren 18(}(» — 1861. Stocklioirn c^- Upsala, 1860—1861:
8" & 4».
sitzi). d. i.hii.-iiisi. i'i. xxxvin. li.i. I. mt. H
^10 Vei'xeieliniss iler ei ii^egangeiieii Driicksvhrirtt'ii.
V er ei II. hislüi'ischer, für das wirtenibergisehe Franken, Zeitschrift.
V. Band, 2. Heft. Jahrgang 1860. Mit 8 Holzschnitten. Kiin-
zelsaii und Mergentheiui; 8».
— für sieh(Mihiiigisclie Landeskunde, Archiv. N.F. IV. Band,3. Hefl.
Kronstadt, 18(50; 8». — Beilrag zur Geschichte nnd Statistik
des Steuerwesens in Siehenhürgen von A. Bielz. Hermannstadt,
1861; 8o.
— historischer, für Steiermark, Miltheilungen. X. Heft. Gratz,
1861; 8o.
— historischer, der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, IJnterwalden
und Zug, Mittheiiiiiigen. Der Geschielitsfreund. XVII. Band,
Mit 1 lilh. Tafel. Einsiedeln, New-York und Ciiiciniiati, 1861 ; 8o.
— historischer Kreis-, im Regierungshezirke von Schwaben und
Neuburg, 26. Jahresb. für das Jahr 1860. Augsburg, 1861; 8«.
— historischer für das Grossherzogthum Hessen, Archiv für
Hessische Geschichte und Alterthumskunde, IX. Bandes 3. Heft.
Darmstadt, 1861; 8*». — Hessische Urkunden von Ludwig
Baur. II. Band, 1. Abtheilung. Darmstadt, 1861; 8o. — Ver-
zeichniss der Druckwerke und Handschriften in der Bibliothek
des Vereines. Im Mai 1861. Darmstadt; 8«.
Voigt, A., Bericht über die Beliefkarte des iHirdwcstlichen llarz-
gebiiges. Zelierfeld; 8".
Washington, Bcgicrung der vercinigtiMi Staaten, Statistical
Report on the Sickness and Mortality in the Army of the United
States compiled from the Records of the Siirgeon General's
Office; from January, 18S8 to January, 1860. Washington,
1860; 4o.
Weeber, August, Abhandlungen aus dem Gebiete vergleichender
Strafgesetzkunde, mit besonderer Rücksicht auf die bezüglich
des Diebstahles in der Vorzeit bestandenen und in den Staaten
des deutschen Bundes, Frankreich, Russland und in der Schweiz
geltenden Strafgesetze. Olmütz. 1861; 8*'.
Wien, Universität, ÖlTentliclie V^irlesungen im Winter- vSemester •
1861/62. Wim, 1861 ; 4o.
\N' ü I I e rs t or f-Ur b a i r. 1». von, Reise der österreichischen Fregatte
Novara um die Kr.ie in den Jahren ISÖ7, 1858 & 1859.
Beschreibender Theil. II. Hand. Mit I ä Karlen, 7 Beilagen
und 78 llolzschnilten. Wien. 1861 :S«'.
I
i
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILüSOPHISClI-lIISTORISCllECLASSE.
XXXYIII. BAIVD. II. HEFT.
JAHRGANG 1861. — NOVEMBER.
15
213
SITZUNG VOM 6. NOVEMBER 1861.
Die Beüoringlen des Allhalt er s Hiao-wu.
Von dem w. M. Dr. August Pfizniaier.
Die Lenkung des Allhalters Hiao-wu war der Glanzabschnitt
der Zeiten der früheren Han. Neben den grossen Erfolgen, welche
die Heerführer dieses Ländergebieters nach aussen errangen, ent-
wickelte sich auch um diese Zeit ein reges geistiges Leben im
Innern, veranlasst durch die Freisinnigkeit, mit der aufstrebenden
Fähigkeiten neue Bahnen eröffnet wurden. Niclü allein, dass der
Himmelssohn häufig in Sachen der Lenkungsweisheit und des Vor-
gehens gegen fremde Völker öffentliche Umfragen stellte, zu deren
Beantwortung alle Bewohner des Landes, unter Zusicherung völliger
Straflosigkeit für etwaige kühne Äusserungen, aufgefordert wurden,
war es auch Jedermann erlaubt, selbst den Anfang zu machen und
seine Meinung über die hier erwähnten Gegenstände dem Allhaltcr
kund zu geben.
Auf die Männer, welche sich in Beantwortung der gestellten
Umfragen geschickt erwiesen, oder auch auf solche, welche unauf-
gefordert eine vortreffliche Meinung aussprachen, war der Aillialter
besonders aufmerksam, und dieselben wurden zu den höchsten und
einflussreichsten Amtern vorzugsweise befördert, wie niedrig auch
die Stellung, welche sie bisher im Leben eingenommen, gewesen
sein mochte. So war Tschü-mai-tschin, ein selbst in der Bücher-
kunde vorkommender Name, noch in vorgerückten Jahren ein Holz-
leser.alserdie Aufmerksamkeit des Himmelssohnes auf sich zu IcnktMi
wusste und bis zu der Würde des Statthalters einer ausgedehnten
Landschaft emporstieg.
214
Ur. Pl'i zm a i er
Die vorliegende Ahhiindlung enthält die Nachrichten von fünf
solchen Bevorzugten, welche, bisher in bescheidenen Verhältnissen
lebend, ihrer seltenen Gaben willen plötzlich aufhöbe Stufen des
Ansehens, wo sie selbst auf den Gang der Ereignisse von Einfluss
waren, gestellt wurden. Dieselben sind: U-khieu-scheu-waner,
Tschü-fu-yen, Siü-lo, Yen-ngan, Tschung-kiün.
Unter diesen machte sieh U-khieii-scheu-wang besonders da-
durch bemerkbar, dass er die Meinung Kung-sün-hung's, der, um dem
überhandnehmenden Räuberunwesen zu steuern, dem Volke den
Gehrauch von Bogen und Pfeilen verboten wissen wollte, widerlegte,
Tschü-fu-yen, ein i\Iann von gehässiger, menschenfeindlicher
Gemüthsart, erlangte die Gunst des Himmelssohnes durch eine Rede,
in der er von dem bevorstelienden Feldzuge gegen die Hiung-nu's
abrieth. Der um jene Zeit ausgeführte Entwurf zur Schwächung der
Lehenländer, deren Königen gestattet wurde, für ihre Sohne und
Brüder Afterlehen zu errichten, war von ihm ausgegangen. Er rieth
ferner zu der Gründung von Aiisiedlungen in den eroberten nördlichen
Gegenden und brachte es durch seine Anzeigen dahin, dass der
König von Yen sich selbst das Leben nahm. Zuletzt angeklagt,
auch den König von Tsi zum Selbstmord gedrängt zu haben,
ward er, obwohl mit Unrecht, schuldig befunden und, nicht ohne
einiges Widerstreben von Seite des Himmelssobnes, öffentlich hin-
gerichtet.
Von Siü-lo findet sieh nur ein an den Allhalter gerichteter Auf-
satz über den Umsturz der höchsten Gewalt. Dieser Aufsatz, im
Anfange freisinnig und gedankenneu, verräth gleichwohl gegen das
Ende, wo den gewöhnlichen Leidenschaften unumschränkter Gebieter
geschmeiciielt und die Ansicht von dem besten Ausgang der Dinge
allzusehr geltend gemacht wird, den Geist eines Li-sse.
Auch Yen-ngan übersandte dem Himmelssohne einen Aufsatz,
worin er auf die Gefährlicbkeit der Staltlialter, welche in den Land-
schaften zu grosse Macht besässen, aufmei'ksam machte.
Tschung-kiün glänzte schon in seinem achtzehnten Fjebensjahre
durch ganz ungewöhnliche Geistesgaben, verlor jedoch nach sehr
kurzer Thätigkeit in dem südlichen Yue, wohin er als Gesandter
geschickt worden und wo, der Gewohnheit jener Zeiten gemäss, der
Aufstand gegen Hau durch Hinrichtung des Gesandten eingeleitet
ward, das Leben.
k
Die Bevorzii!Tlon iles AllhaKers flino-wii. ^i I .)
l-khieu-scheo-wanir.
T '^ ^ ^^ U-khiou-scheii-wang, d. i. Scheii-Wiinjr
von dorn Goschl echte U-khieii, hiess mit dem Jiinglingsiiameii
eig "F Tse-kimg und war in dem Lande Tschao geboren. In seiner
Jugend wurde er wegen seiner Geschickliclikeit in dem auf je fünf
Züge beschränkten B;eterspieie ') an den Hof berufen und wartete
daselbst auf die hinsichtlich seiner Beförderung zu erlassende höchste
Verkünduiig. Als diese erfolgte, ward ihm darin geheissen, sich
%y 1L1I ^ Tung-tschung-schü -), „dem Grossen der Mitte" anzu-
schliessen, um über den „erhabenen Stoff und das durchdringende
Licht" des Werkes „Frühling und Herbst" Belehrung zu erhalten.
Er ward hieraut unter die an dem höchsten Wohnsitze auf-
wartenden Männer versetzt und zu einem Tschung-lang (Leih-
wächter der Mitte) ernannt, in welcher Eigenschaft er jeduch sich
einer Übertretung der Gesetze schuldig machte und seine Stelle
verlor. Er übersandte an den Himmelssohn einen Aufsatz, worin er
sich wegen seines Vergehens entschuldigte und das Ansuchen stellte,
an dem „gelben Thore" die Pferde hüten zu dürfen. Diese Bitte ward
ihm abgeschlagen. Später stellte er das Ansuchen, dass es ihm ver-
gönnt sein möge, die Versperrungen zu bewachen und dem Unwesen
der Plünderer zu steuern. Auch diese Bitte ward ihm abgeschlagen.
Nach längerer Zeit war der Himmelssolin Willens, die Hiung-
nus anzugreifen und erliess in Hinsicht auf ein solches Unternehmen
eine Verkündung in Fragen , welche L'-khieu-sclieu-wang auf vor-
treffliciie Weise beantwortete. Dieser ward jetzt von Neuem an den
Hof berufen und zuerst zum Leibwächter ernannt, dann aber zu ver-
schiedenen Malen an andere Orte versetzt. Als in der östlichen Land-
schaft Banden von Räubern und Mördern auftraten, erhielt er in
dieser Landschaft die Stelle eines „Beruhigers der Hauptstadt",
und der Allhalter der Hau Hess, weil Scheu-wang Beruhiger der
Hauptstadt geworden, fortan die Stelle eines Statthalters der östlichen
Landscliaft unbesetzt.
1) Das Spiel -jy yjv^ Kö-U soll dasselbe sem, welches in neuerer Zeit ^eLZ 5>ai
li^eiiaiint wirrt.
-) Tiing-tschiing-schii j^länzlo vorziij^lii-li iliiri-li soiiii' Aul" orloii auf dlo rMilVa;,'en
dos lllinmelssnhiies lliao- wii.
216 l»r. IMiziiiiu i' r
Um diese Zeit rückten die Heere und einzelnen Abtheilungen
von Kriegern häufig in's Feld, es ereignete sich Misswachs und es
gab viele Hiiuber- und Mörderhanden. Der Allhalter der Hau erliess
bei dieser Gelegenheit eine Verkündung und schenkte Scheu-wang
einen mit den» Abdrucke der Edelsteinniarke versehenen Aufsatz,
worin er an ihn die folgende Frage stellte : Bei dir waren zu der
Zeit, die vorhergegangen mir demHiujmelssühne, der Verstand und die
Entwürfe die Speichen des Rades, die sich sammeln um die Nabe.
Ich hielt dafür, dass in der Welt Wenige, die mit dir bilden ein Paar,
innerhalb der Meere eine geringe Anzahl, welche die Zweiten. Als du
dahin gelangtest, dich zu legen auf die Bewachung von zehn festen
Städten, als du betraut wurdest mit dem wichtigen Amte eines An-
gestellten von viertausend Schefleln ') , sind Obliegeniieiten und
Geschäfte gleichmässig abgeschafi't worden, Räuber und Mörder
bilden Querbalken: dass so Arges sich nicht erwähnt findet in den
vorhergegangenen Zeiten, warum ist dies?
Scheu-wang entschuldigte sich wegen seiner Vergehen und
stellte die Sachlage dar. Er ward hierauf an den Hof beschieden und
zu einem Grossen des „glänzenden Gehaltes" ^) ernannt, wo er in
dem Innern des höchsten Wohnsitzes aufwartete.
Der berühmte Landesgehilfe Kung-sün-hung erstattete um diese
Zeit dem Himmelssohne einen Bericht über die Mittel, dem Räuber-
unwesen zu steuern, in welchem er folgendes sagte : Wenn das Volk
nicht in den Händen Bogen und Armbrust halten kann und dann zehn
Mörder die Armbrust spannen, so haben hundert Angestellte der
Gerichte nicht den Miilh, vorwärts zu gehen. Wenn Räuber und
Mörder nicht ohne Weiteres ihre Schuld bekennen, so sind diejeni-
gen, die entkommen, die ganze Menge. Der Nachtheile sind wenige,
aber der Vortheile sind viele. Dies ist der Grund, wesshalb Räuber
und Mörder zahlreich sind. Wenn man ein Verbot ergehen lässt an
1) Die Statthalter einer I-aridsohaft iiiiJ die IJeriiliin^cr einer Uauptstaill l)ez(ij,'pn jedor
einen (jelialt von zweitausend Selieirehi. Da wejjeii der Krncniiung' Scheii-wang's
zum Keruliiger der Hauptstadt die Steile eines Statthalters unbesetzt blieb, so waren
die beiden genannten Ämter jet/.t in einer Selbstheit vereinigt.
^) Die Würde eines ^7/ ]|[TI^ TT" Kuang-lu-hiiin (das Verdienst des glänzenden
fiehaltes) enlspraeli <lerieiiigcii des früheren Lang-tsehung-ling (liefelilshabcrs der
Leibwache). Es ist nicht gewiss, ob diese Würde hiw gemeint ist, da das letzte Wort
„Verdiensl" wegjjela^sen wordru.
nie Revoi'üugten des Alllialters lliao-wii. 2 i 7
»Ins Volk, SO (iiiss es nicht in den Händen Bogen und Annhrust
lialten kann, so werden die Räuber und Mörder ergreifen die kurzen
\\'a(ren. Wenn die kurzen Waffen zusammentreffen, so werden die-
jenigen, die eine Menge sind, siegen. Mit der Menge der Angestell-
ten der Gerichte wird man festnehmen die wenigen Mörder. Kraft
dessen wird man es gewiss dahin hringen, dass die Räuber und
Mörder Schaden haben, aber keinen Nutzen, und dies ist der Weg,
auf welchem man erreicht, dass Niemand zuwider handelt den
Gesetzen und dass die Strafen an ihrem Orte sind. Ich in meiner
(Unwissenheit hin der Meinung, dass das Erlassen eines Verbotes an
das Volk, so dass dieses nicht in den Händen Bogen und Armbrust
halten kann, von Vortheil.
Der Alihalter sandte diesen Bericht zur allgemeinen Beurthei-
liing herab, und U-khieu-scheu-wang erwiederte hierauf Folgendes :
Ich habe geliört: In der alten Zeit verfertigte man die fünferlei
Walfen nicht, um einander zu schaden. Man wehrte mit ihnen der
Unterdrückung, strafte das Unrecht. Lebte man in Ruhe, so bezwang
man mit ihnen die reissenden Thiere und traf Vorkehrungen gegen
das Ungewöhnliche. Gab es etwas zu thun, so setzte man durch sie
eine Schulzwehr und delinte die wandernden Reihen. Als endlich
das [laus der Tscheu verfiel und unscheinbar ward, gab es in der
Hölie keinen erleuchteten König, die Fürsten der Lehen führten die
Lenkung mit Gewalt, der Starke drang in das Gebiet des Schwachen,
die Menge unterdrückte die Wenigen, was innerhalb der Meere,
war zei-schlagen und erniedrigt. Hierduich waren Trug und Lüge
zugleich entstanden, der Verständige stürzte in eine Grube den
Unverständigen, der Mulhige erfüllte mit Schrecken den Feigen. Man
liess nur die Erlangung des Sieges sich angelegen sein und achtete
nicht der Gerechtigkeit und der Füglichkeit. Desswegen wm-den die
Triebwerke verändert, die Kunstgriffe verdeckt, die Werkzeuge,
wodurch man sich gegenseitig schadete, waren nicht zu zählen.
Hierauf fasste Thsin zusammen die Welt, es zerstörte den
Weg der Könige und gründete seine besondere Berathung. Er ver-
nichtete Gedichte und Bücher und stellte voran Gesetze und Befehle.
Es hielt ferne Menschlichkeit und Gnade und verliess sieh auf Strafen
und Metzeleien. Es warf nieder die berühmten Festen, tödtete die
begabten Männer. Es Hess einscl)melzen Panzer und AngriffswallVn,
zerbrach Lanzenspitzen und Klingen. Nachdem dies geschehen.
218 Hr. Pfi/.m«ier
maclite das Volk mit Klöpfelii, Rechen, Pferdestacheln und Stöcken
unter sicli AngrilVe. Die zuwider handelten den Gesetzen, wurden
eine immer grössere Menge, die Rauher und Mörder wurden nicht
überwunden. Es kam so weit, dass erdlarbeue Kleider ') versperrten
die Woge, Räuberbanden erfüllten die Gebirge. Zuletzt ging es
durch Zerrüttung zu ^Grunde. Desswegen Hessen die höchstweisen
Könige sich angelegen sein Relehriing und Umwandlung, aber sie
verminderten die Zahl der Verbote und Beschränkungen, Siewussten,
dass man sich hierauf nicht hinlänglich verlassen könne.
Jetzt hast du, vor dem ich stehe unter den Stufen, an's Licht
gestellt die glänzende Tugend, befestigt den grossen Fiieden, erhüben
die vorzüglichen Gaben, eingesetzt Obrigkeiten des Lernens. Die
drei Fürsten haben ein Vorsteheramt. Unter ihnen stammen einige
aus elenden Durcliwegen, sind entstiegen den weissen Dächern 2),
man zerriss Land und belehnte sie. Was innerhalb des. Erdkreises,
wird täglich verwandelt. Was ausserhalb der Weltgegenden, wendet
sich nach dem Winde. Dass es dessen ungeachtet noch immer Räuber
und Mörder gibt, dies ist die Schuld der Angestellten der zweitausend
Schelfel in den Landschaften und Fürstenländern, es ist nicht der
Fehler derjein'gen, die in den Händen Bogen und Armbrust halten.
In den Gebräuchen wird gesagt: Wenn ein Sulm geboren wird,
gibt man ihm einen Bogen von Maulbeerbolz, Pfeile von Beifuss
und erzieht ihn. Man gibt deutlich zu verstehen, dass es Angelegen-
heiten gibts).
Khung-tse sagt: Womit soll ich niicb befassen? Ich befasse mich
mit dem Pfeilschiessen *). — Die Gebräuche für das grosse Pfeil-
schiessen kommen herab von dem llinmielssohne und gelangen zu
sämnitlichen Menschen. Dies sind die Wege der drei Zeitaller.
Das Gedicht sagt:
Die grosse Scheibe ist gestellt.
Die Bogen spannt man mit den Pfeilen.
Die Schützen haben sich gesellt,
Miin wird für die Verdienste sie betheilen.
') Die zu öffeiiUichpii ArliciUMi Verurfheilten trugen erdfarliene Kleider.
") Den mit weissem Itieilg^iMs f;i'ii(M'kten Diicherii. Sfheii-vvang meint hierKung-sün-huiig,
dei' von sehr niedriger (ieliiirt gewesen.
*) Dnss man den Feinden naeli allen Uinimclsgegeiiden Widerstand leisten müsse.
*) L'oiifuL'ius sagt dies in dem Liiii-yü.
i:
I
Die Bevorzugten des Allhalters lliao-wu.
210
Dies besagt: Man sehätzt das Treffen des Zieles.
Ich in meiner Unw issenheit habe gehört, duss die hochstweiseii
Könige sich gesellten zum Pfeilschiessen, um in's Licht zn stellen
die Belehrung; ieh habe noch nicht gehört, dass Bogen und Pfeile
verboten gewesen wären. Auch ist dasjenige, was verboten, dass
Räuber und Mörder damit anfallen und entreissen. Auf das Ver-
brechen des Anfallens und Entreissens steht der Tod, dass aber
dessenungeachtet ihm nicht Einhalt gethan wird, es ist, weil ein
grosser Verralh einer schweren Strafe allen Ernstes nicht ausweicht.
Ich fürchte, dass unredliche Menschen sie werden in den Händen
iialten und dass die Angestellten der Gerichte nicht im Stande sein
werden, Einhalt zu thun. Das redliche Volk trifft durch sie Vorkeh-
rungen, aber Verstössen gegen das Gesetz, ist verboten. Dies hiesse
ausschliesslich zur Geltung bringen die Macht der Mörder und ent-
reissen das Reltungsmittel des Volkes. Ich vermesse mich, dafür zu
halten, dass dies von keinem Nutzen für die Abwehr des Verraths,
aber dass abschaffen die Vorbilder der früheren Könige und bewirken,
dass es den Lernenden nicht möglich wird, zu üben ihre Gebräuche,
in grossem Masse nicht von Vortheil.
Nachdem dieser Aufsatz an höchster Stelle eingereicht worden,
hielt der Anhalter die Vorschlage Kung-sün-hung's für unausführbar,
worauf auch dieser, da seine Meinung widerlegt worden, sich den
Aussprüchen des Gegners unterwarf.
Um diese Zeit (113 vor unserer Zeitr.) ereignete es sich, dass
auf dem Gebiete n^ V4>Fen-yini) neben einem Anbetungsorte
der königlichen Erde kostbare Dreifüsse gefunden wurden. Der
Anhalter Wu bezeugte hierüber grosse Freude. Er stellte die Gegen-
stände in dem Ahnenhciligthume zur Schau und verwahrte sie zuletzt
in dem Prachtgebäude von Kan-tsiuen. Sämmtliche Würdenträger
überreiciiten dem Allhalter Geschenke auf dessen langes Leben und
wünschten ihtn Glück, indem sie sprachen: Du, vor dem wir stehen
unter den Stufen, hast gefunden die Dreifüsse von Tscheu. — Bios
U-khieu-scheu-wang w ar einer anderen Meinung ui\d äusserte sich:
Es sind nicht die Dreifüsse von Tscheu.
•) D. i. der Süden des Flusse« Fon. Diis fJebiet entspricht der Gegend des heutigen
Waii-tlisiiieii. Kn-is l'u-lsclicii in Solian-si.
220
l>r. I' I i /. ni si i e r
Als dei'Alllialter von dieser Äusserung hörte, liess erScheu-waiig
zu sich rufen und stellte ihn mit folgenden Worten zur Rede: Jetzt
habe ich der Hiininelssohu gefunden die Dreifüsse von Tscheu.
Säinmtiiche Diener halten dafür, dass dem so ist. Warum hält
Scheu-wang allein dafür, dass dem nicht so ist? Hast du dafür die
Auslegung, so mag es dir hingehen. Hast du keine Auslegung, so
wirst du sterben.
Scheu-wang erwiederte: Wie sollte ich es wagen, keine Aus-
legung zu haben ? Ich habe gehört: Die Tugend der Tscheu hatte
ihren Anfang bei Heu-tsT *), sie wuchs in Kung-Iieu^), sie war gross
in dem grossen König 3j, vollendet in Wen und Wu, offenkundig in
dem Fürsten von Tscheu. Der Tugend wohlthätiger Glanz erleuchtete
in der Höhe den Himmel, in der Tiefe träufelte er herab zu den
Quellen. Nichts war, das er nicht durchdrang. Der erhabene Himmel
vergalt und gab Antwort, die Dreifüsse kamen für die Tscheu zum Vor-
schein. Desswegen heissen sie mit Namen : die Dreifüsse von Tscheu.
Jetzt hat Han seit dem hohen Vorfahr fortgesetzt die Tscheu,
es erleuchtet ebenfalls die Tugend, macht offenkundig den Wandel,
verbreitet Gnade, erweist Wohlfhaten, die Anschlüsse sind gleich-
massig und einmüthig. Als endlich du, vor dem ich stehe unter den
Stufen, erweitertest des Vorfahren Beschäftigung, wurden Verdienste
und Tugenden immer vollkommener, die Vertrauensmerkmale des
Himmels langten in Gemeinschaft an , die seltenen Vorbedeutungen
des Glücks kamen sämmtlich zum Vorschein.
Einst hatte der Allhalter des Anfangs von dem Hause Thsiii in
Selbstheit hervorgezogen die Dreifüsse aus Peng- tsching, aber er
war nicht im Stande zu erlangen den Segen des Himmels. Man hatte
die Tugend, und die kostbaren Dreifüsse sind von selbst hervorge-
kommen. Dies ist es, wesshalb der Himmel sie gegeben hat den Han.
Sie sind also eine Kostbarkeit von Han, keine Kostbarkeit von Tscheu.
Diesen Worten zollte jetzt der Himmelssohn Beifall, und die
anwesenden Würdenträger vereinigten sich zu dem Rufe: Zehntau-
send Jalirc! — Noch an demselben Tage erhielt Scheu-wang ein
Geschenk von zehn Gewichten Goldes.
') Mi'u-tsl ist der Stammvater der Tsoheii.
2) Kuii^-Iieii ist der Urenkel lleu-tbis.
•'( l)ei '•iiis'.i' K'iiiij M Kii-kiiiitr-tiiu-l'ii. il<-i- r,i ii-M;itir ilcs Kmiips Wen.
Die Bevorzu<;ten des Allhalters Hiau-wu. ^^ 1
Das Ende U-khieu-scheu-wang's war gleichwohl unglücklich.
Kr ward später wegen eines Vergehens, welches er sich in Bezug
auf tue Amtsgeschäfte zu Schulden kommen Hess, in Anklagestand
versetzt und hingerichtet.
Tschü-fo-yen.
/B /^ ^^ Tschü-fu-yen war in Lin-thse, der alten Flaupt-
stadt des Landes Tsi geboren. Derselbe hatte die Redekunst und
das Länderwesen erlernt. Erst in späteren Jahren verlegte er sich
auf das Buch der Verwandlungen, auf den Frühling und Herbst und
die Worte der hundert Häuser. Er wanderte anfänglich in Tsi von
einem Fürstensohne zum andern, wo indessen die Gelehrten und
Beilissenen sich in ganzen Reihen zum Empfange drängten , so dass
er als Gast keine Aufnaliniefand. Von Geburt arm, wollte er von den
Obrigkeiten Lebensbedürfnisse auf Borg nehmen, konnte aber nichts
rhalten.
Er wandte sich hierauf nach Norden und durchwanderte die
Länder Yen, Tschao und Tschung-san, aber auch hier fand sich
Niemand veranlasst, auf ihn hohen Werth zu legen oder ihn als Gast
aufzunehmen. Er gerletb bald in grosse Noth, und da ihm unter den
Lehensfürsten keiner bekannt war, zu dem ihm eine Reise von Erfolg
geschienen hätte, trat er in dem ersten Jahre des Zeitraumes Yuen-
kuang (134 vor unserer Zeitrechnung) in den westlichen Durchgang
und besuchte den Heerführer von dem Geschlechte VVei i)- Dieser
Heerführer sprach mehrmals von Tschü-fu-yen bei dem Allhalter,
der jedoch die Rede nicht weiter beachtete.
Unterdessen waren die Mittel Tschü-fu-yen's gänzlich erschöpft,
er hatte sich lange Zeit in der Hauptstadt aufgehalten, und die als
Gäste (juwesenden, aus den Ländern der Lehensfürsten gekommenen
Männer wurden häufig seiner überdrüssig. Er entschloss sich daher
zu selbstständigem Auftreten und überreichte einen auf die Lenkungs-
weisheit bezüglichen Aufsatz unter der Thorwarte des Allhalters.
Dieser Schritt war von dem günstigsten Erfolge begleitet. Am
Morgen hatte er den Aufsatz übergeben, und schon am .\bende des-
U Der inehnnals "•eiiaiiiite Wei-tsiiiir .
C ■i'i l'r. P f i z m a i e r
selben Tages ward er aufgefordert, vor dem Himmelssohtie zu
erscheinen.
Als Tschü-fii-yen bei dem Allhalter eintrat, sprach er im Ganzen
über neun Gegenstände. Unter diesen waren acht Gegenstände die
Gesetzabschnitte und Erlässe, ein einziger Gegenstand war der
Feldzug gegen die Hiung-nu's, den Tschü-fu-yen widerrieth. Die
Hede, welche er über den letzten Gegenstand hielt, lautete wie folgt:
Ich habe gehöit: Ein erleuchteter Gebieter ist nicht abhold
entschiedenen Gegenvorslellungen , damit er allseitig betrachte. Ein
redlicher Diener geht nicht aus dem Wege einer schweren Strafe,
damit er auf gerade Weise Gegenvorstellungen mache. Desswegen
gebe es bei den Angelegenheiten keine hinterlassenen Entwürfe,
und die Entwürfe verbreiten sich wie ein Strom durch zehntausend
Geschlechtsalter. Jetzt wage ich es nicht, in Verborgenheit redlich
zu sein, aus dem Wege zu gehen dem Tode, indess ich anstrenge
meiner Unwissenheit Denkkraft. Ich wünsche, dass du, vor dem ich
stehe unter den Stufen , mich beglückest mit Verzeihung und in
geringem Masse es untersuchest.
In der Kriegskunst des Vorstehers der Pferde *) wird gesagt:
Ist ein Land auch gross, wenn es Freude hat an Kämpfen, geht es
gewiss zu Grunde. Ist die Welt auch ruhig, wenn man vergisst auf
das Kämpfen, gcräth man gewiss in Gefahr. — Nachdem die Welt
ruhig geworden, lässt der Himmelssohn das grosse Siegeslied an-
stimmen. Im Frühling ist die Aussuchuiigsjagd 2), im Herbst ist die
Verniclitungsjagd s). Die Fürsten der Lehen reihen im Frühling die
Kriegsscharen, im Herbst setzen sie in Stand dieWalTen*). Auf diese
Weise vergisst man nicht auf das Kämpfen.
Auch haiidoll der Zürnende zuwider der Tugend. Die W^alTen
sind Werkzeutre des Unheils. Der Streit ist der letzte Abschnitt der
*) Jang'-tsiü, Vorsteher der Pferde und Heerführer von Tsi, veröffentlichte ein Werk
fiber die Krieg'skunst, welches g;ewöhnlich „die Kriegskunst des Vursteliers der
Pferde" geiinnnt wird. Nacli Anderen erliess der Vorsteher der Pferde in seiner Kijren-
schafl :ils Kriegsvorsteher die Gesetze iiher Reihenhildung und Fiihrnng der Wulfen.
*) .Man sucht die nicht triichligcn Thiere aus.
3) Man tüdtet die Thiere ohne Unterschied.
■») Sse-kii erläutert hier: Der Frühling ist die Alitlc des Wesens des IJohts, und sein
Griindsloir ist das Hol/.. Der llcriist ist die .Mitte des Wesens der Finsterniss, und
sein Grundstoff ist das Erz. Erz und Holz sind die Bestandtheile der Waffen, desswegen
setzt um die genannten Zeiten <lurch Aussnchnngs- und Vernichtung.sjagden die
Waffen in .Stand.
Die Bevorzugten des Anhalters Hiao-wu. 233
Dinge. Wenn in dem Alteithum der Gebieter der Menschen ein ein-
ziges Mal zi'irnte, gab es gewiss zu Boden liegende Leichname,
strömendes Blut. Desswegen hielten es die höchstweisen Könige für
eine ernste Sache, dies zu thiin. Unter denjenigen, die sieh ange-
legen sein Hessen das Siegen in dem Kampfe, die auf das Ausserste
trieben das Kriegswesen, gab es noch keinen, der es nicht bereut
hätte.
Einst verliess sich der Alllialter des Anfangs von dem Hause
Tlisiii auf den Schrecken des Siegens in dem Kampfe, er ver-
zehrte wie ein Seidenwurm die Welt, verschlang insgesammt die
kämpfenden Fürstenländer. \Yi\s innerhalb der Meei-e, ward ein ein-
ziges Ganzes, die Kriogsthaten stellten sich zur Seite den drei Zeit-
altern. Er Hess sich angelegen sein das Siegen ohne Aufhören, er
wollte angreifen die Iliung-nu's. Li-sse machte dagegen Vorstel-
lungen und sprach: Es kann nicht geschehen. Diese Hiung-nu's
haben nicht die Wohnsitze in festen Städten und Vorwerken, nicht
die Bewachung der hinühergeschatTten aufgehäuften Sammlungen.
Sie ziehen von einem Orte zum andern, erheben sich gleich Vögeln.
Man bringt es schwer dahin, ihnen Einrichtungen zu geben. Wenn
leichte Kriegsscharen tief in das Land dringen, werden die Lebens-
mittel gewiss zu Ende gehen. Führt man die Lebensmittel umher auf
dem Zuije, so kommt man bei ihrer Last nicht zu den Geschäften.
Gewinnt man das Land, so verdient dieses nicht, dass man es für
einen Nutzen hält. Gewinnt man das Volk, so kann man dieses nicht
zurecht bringen und bedachen. Siegen und wieder aufgeben müssen,
hierdurch zeigt man sich nicht als des Volkes Vater und Mutter.
Zerstreuen und niederdrücken die Menschen des mittleren Landes
und seinen Zorn auslassen an den Hiung-nu's, ist keine gesunde
Berathung.
Der Anhalter von Thsin gab kein Gehör. Er liiess sofort Mung-
tien befehligen die Streitkräfte und angreifen Hu. Man warf dieses
zurück auf einer Strecke Landes von tausend Weglängen und machte
den Fluss zu einer Markscheide. Das Land war erfüllt von Sümi>fen,
sein Boden war salzig, es brachte nicht hervor die fünf Arten des
Getreides. Hierauf entsandte man die Mannschaft der Welt, damit
sie bewache dpn nördlichen Fluss. Man liess der Sonne ausgesetzt
sein die BewalVneten, auf freiem Felde lagern die Heeresmenge durch
mehr als zehn Jahre. Diejenigen, die starben, waren nicht zu zählen.
224 F)r. P f i /. ni :i i e r
Zuletzt war man nicht im Staude, zu setzen über den Fluss und
nordwärts zu ziehen. Wie liesse sieh wohl sagen, dass die Menge der
Menschen nicht hinreichend gew esen, AngrilTswalTen und Lederpan-
zernicht in Bereitschaft gewesen wären? Ihre Kraft richtete nichts aus.
Man hiess ferner die Welt im Fluge senden das Heu, auf Wagen
führen das Getreide. Man niachte sich auf den Weg in Hoang,
Tschui •) , Lang-ye, kehrte den Rücken den Landschaften des
Meeres und schalTte auf den Wagen zu dem nördlichen Flusse. Man
führte dreissig Metzen und brachte zur Stelle einen einzigen
SchelTel 2). Wenn die Männer schnell pflügten, war dies nicht hin-
reichend für den Bedarf von Lebensmitteln. Wenn die Weiber
fleissig woben, war dies nicht hinreichend für den Bedarf von Zelten.
Die hundert Geschlechter waren zerstreut und niedergedrückt, die
Verwaisten und Verwitweten, die Alten und Schwachen konnten sich
gegenseitig nicht ernähren. Diejenigen, die starben auf den Wegen,
hatten sich gegenseitig vor Augen. Daher begann die Welt, sich zu
empören.
Als der Allhaitor Kao befestigte die Welt, durchzog er die
Länder in den seitwärts liegenden Gegenden. Er hörte, dass die
Hiung-nu's sich sammelten jenseits der Thäler von Tai, und er wollte
sie angreifen. Der lenkungsmässige Vermerker Sching 3) maclite da-
gegen Vorstellungen und sprach : Es kann nicht geschehen. Diese
Hiung-nu's sammeln sich gleich wilden Thieren und zerstreuen sich
gleich Vögeln. Ihnen folgen, ist soviel als Streiche führen gegen einen
Schatten. Jetzt will die vollkommene Tugend dessen, vor den» ich
stehe unter den Stufen, angreifen die Hiung-nu's: ich vermesse
mich, dies für gefährlich zu halten.
Der Allhalter Kao gab nicht Gehör, und er gelangte sofort zu
den Thälern von Tai. Es ereignete sich wirklich die Einschliessung
von Ping-sching. Den Allhalter Kao reute es. Er hiess Lieu-king*)
>) "jS" Hoang- umi /Ih^ Tschui, die Namen zweier Kreise in dem damaligen Tung-lai,
welches das heutige Lai-tscheu in Schan-luiig.
2) Das Chrij,'e war auf dem Wege verbraucht worden.
3) Der ttF^ 'fll-l^ Vii-ss»; (leiikungmässige Vermerkerj, dessen iName ffV Schlug.
*) ^jl <^ J l.ieu-king hiess ursprünglich TJ/'V _^ß_ Leu-king. Der Allhalter
Kao, dessen (iünstling er gewesen , vorlieh ihm seinen eigenen lieschleehtsnamen
I.ilMI
i
Die Bevorzugten des AllliHllers Hiao-wii. 22i>
sich auf den Weg machen uiul ein Bündiiiss der Freuiidscliaft
schliessen. Dann erst war die Welt frei von den Geschäften der
Schiide und Hellebarden.
Desswegen heisst es in den Gesetzen der Kriegskunst: Wenn
man aushebt eine Heeresmenge von zehnmal zehntausend Menschen,
verausgabt man in einem Tage tausend Gewichte. — Thsin hatte
beständig angehäuft eine Menge von mehreren zehnmal zehntausend
Menschen. Wäre es auch der Fall, dass man zu Boden wirft Kriegs-
heere, tödtet Heerführer, bindet und gefangen fortführt den Schen-
yü, es wäre dies eben hinreichend, zu knüpfen den Hass, zu ver-
stärken die Feindschaft, es ist nicht hinreichend, einen Ersatz zu
bieten für die Ausgaben der Weit.
Diese Hiung-nu's liandeln als Häuber, einfallen und streifen ist
es, was sie als Beschäftigung treiben. Die Angeborenheit des Him-
mels wurzelt in ihnen fest. Nach oben hatte man seit den Yü, den
Hia, den Tscheu sich ernstlich nicht um sie gekümmert. Man ernährte
sie, als wären sie Vögel und wilde Thiere, man rechnete sie nicht
zu den Menschen. Dass man nach oben nicht betrachtet die Lenkung
der Yü, Hia, Yin und Tscheu, sondern nach unten herumgeht um die
MissgritFe der nahen Geschlechtsalter, dies ist es, um dessen willen
ich in grosser Furcht, worüber die hundert Geschlechter schmerz-
lich betrübt sind.
Wenn ferner der Feldzug lange Zeit währt, so entstehen Ver-
änderungen. Wenn die Umstände drangvoll, so wechseln die Neigun-
gen. Bewirkt man, dass das Volk in den seitwärts liegenden Marken
zerstreut ist und zu Boden gedrückt, dass es traurig ist und beküm-
mert, so werden Heerführer und ünteranführer einander misstrauen
und nach aussen Kaufhandel treiben. Dadurch ward es dem Beru-
higer Tho i) und Tschang-han möglich, durchzusetzen ihre eigene
Sache, aber die Lenkung von Thsin ward niciit geführt, die höchste
Gewalt war getheilt zwischen den zwei Söhnen 2). Dies sind die Vor-
gänge des Gelingens und Fehlschiagens.
Desswegen sagt das Buch der Tscheu : Sicherheit und Gefahr
bestehen in dem Erlassen der Befehle. Fortbestand und Untergang
M Der ..Henihig'fr" Au Tho, dessen vollstJii)di<rer Name 'lu ]rY\ Tseliao-tho,
ward zur Zeit des Aiifstnndes jregen Thsin SfaUhiiUer des südlichen Yiie nnd warf
sieh zum König;e dieses Landes auf.
-) Zwischen Tsoiiao-tho und Tscliauff-lia n.
226 nr. Pf iz maier
be.stelioii (hiiiii , \v;is man gcliraucht. — Ich wünsche, dass du, vor
dem icli stehe unter den Stufen, dies genau erwägest und dich mit
der Untersuchung befassest.
So weit die Rede Tscliü-fu-yen's, deren Erfolg wenigstens ein
vorübei'geliender war. Irn dieselbe Zeit hatten auch Siü-lö und
Yen-ngan dem .Mlhaller gemeinschaftlich Aufsätze übersandt, in
welchen sie von den Bestrebungen des Tages sprachen. Sobald diese
Aufsätze dem Allbalter übergeben waren, berief dieser die beiden
genannten Männer sammt Tschü-fu-yen zu sich und empfing sie mit
den Worten : Wo seid ihr, o Fürsten i), gewesen? Warum seht ihr
einander so spät? — Tschü-fu-yen, Siü-Io und Yen-ngan wurden
hierauf zu Leibwächtern des Innern ernannt, was sich im ersten
Jahre des Zeitraumes Yuen-so (128 vor unserer Zeitrechnung)
ereignete.
Tschü-fu-yen übersandte dem Himmelssohne zu wiederholten
Malen Aufsätze, in denen er sich über die Angeiegetiheiten des
Landes deutlich aussprach. Er ward unterdessen zu verschiedenen
anderen Stellen versetzt, indem er abwechselnd zu einem Gesandten
für die Gäste, zu einem Tchung-lang und zu einem Grossen des
Inneren ernannt wurde. Seine Versetzung zu einer anderen Stelle
erfolgte in einem einzigen Jahre viermal.
Die unter der Lenkung des Allhülters Wu beschlossene Schwä-
chung der Lehenkünige und Lehenfürsten war das Werk Tschü-fu-
yen's, der dem Himmelssohne über diesen Gegenstand Folgendes
vortrug: In der alten Zeit betrug der Umfang des Gebietes der
Fürsten der Lehen nicht mehr als hundert Weglängen. Die Gestalt
des Starken und Schwachen war leicht zurecht zu schneiden. Jetzt
haben unter den Fürsten der Lelien einige sich angeeignet feste
Städte mehrere zehen, ihr Land hat im Umfange tausend Weglängen.
Sind sie lass, so werden sie stolz und übermütliig, ergeben sich
leiciit den Ausschweifungen und Lastern. Sind sie thätig, so trotzen
sie auf ihre Stärke und vereinigen sich zu Anschlüssen, indess sie
sicli entgegenstellen der Hauptstadt des Himmelssohnes. Wollte man
dem Gesetze gemäss Land lostrennen, so würden die Kein)e an den
') ilie Hllireiiticiieiiiiung ^S- Kuiig „Fürst" eiitsprsich schon daniaU dem jetiit bei uns
aliliclien undeutschen Worte -Herr"
!
Die Bevorzugten des Alllmllers Hi;io-wu. 22 /
Knoten des Widerstandes hervorbrechen. In früheren Tagen war
dies bei Tschao-tso i) der Fall.
Jetzt sind die Söhne und jüngeren Brüder der Fürsten der
Lelien mitunter zehn an der Zahl, aber die erstgebornen Söhne
erhalten die Nachfolge. Die Übrigen, obgleich Knochen und Fleisch,
besitzen als Lehen Land nicht von der Grösse eines Fusses: es ist
somit der Weg der Menschlichkeit und der Pflicht der Söhne nicht
ausgebreitet. Ich wünsche, dass du, vor dem ich stehe unter den
Stufen, durch einen Befehl ermächtigest die Fürsten der Lehen, weiter
zu geben die Gnade, zu betheilen Söhne und jüngere Brüder mit
Land , damit sie daselbst Fürsten seien. Wenn alle jene Menschen
sich freuen, dass sie erhalten haben, was sie wünschem, hat der
Hohe, indess seine Wohlthat sich verbreitet, in Wirklichkeit setheilt
deren Lande, und diese müssen allmählich von selbst zusammen-
schmelzen und schwach werden.
Der Himmelssohn befolgte diesen Balh und erliess eine Verkün-
dung, worin er die Lehenkönige ermuthigte, ihre Länder zu thei-
len und daraus selbsständige Lehen für ihre Söhne und Brüder zu
bilden. Seit dieser Zeit wurden die Länder der Lehenkönige getheilt
und wurden täglich schwächer.
Auf gleiche Weise war die ebenfalls in dem zweiten Jahre des
Zeitraumes Yiien-sö anbefolilene Übersiedlung der gewaltigen und
hervorragenden Männer nach Meu-ling^) das Werk Tschü-fu-yen's.
Derselbe machte nämlich dem Himmelssohne den folgenden Vorsclihio':
In Meu-Iing war ursprünglich die Einsetzung sj. Die gewaltigen und
hervorragenden Männer der Welt haben hieran Theil genommen.
Deren Häuser sind zerrüttet, die Menschen des vielen Volkes möjren
versetzt werden nach der Gegend diesseits von Meu-Iing. Sie befinden
sich dann in Wirklichkeit jenseits der Hauptstadt des Himmelssohnes,
und man bringt zum Schmelzen Verratli und Tücke, Dies ist, was
1) Tschao-tsö beredete, wie in der Althandlung: „Der Abfall des Königs l*i von ü"
erzühlt worden, den Allhalter King, von den Lündern der Lehenkönige (lebietslheile
loszutrennen und ward, als hierauf diese Fürsten sich empörten, ölTentllch hingerichtet.
2) Von dieser Übersiedlung, welche in der Geschichte des Hauses der früheren Hau
einfach erwähnt wird, ist auch in der Abhandlung: „Die Menschenablheilung der
wandernden Schirmgewaltigen", und zwar bei den Nachrichten über Kü-kiai die Rede
gewesen. Hier wii-d einiges Nähere über die Ursachen dieser Verfügung angegeben.
3) Der Anhalter lliao-wu lebte zur Zeit seiner Einsetzung zum Hiiniuelssuhue in .Meu-
Iing.
Sitzb. d. phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. II. Hff. 16
228 fr. P f i z m a i e r
man nennt: Ohne eine Hinriclitnnf!: vornehmen zu lassen, wird der
Schaden entfernt. — Der Allhalfer billigte auch diesen Rath und
brachte die bezüglichen Massnahmen sogleich zur Ausführung.
Tschü-fu-yerj hatte ferner zur Erhebung der All halterin von
dem Geschlechte Wei so wie zu der Entdeckung der verborgenen
Handlungen des Königs 1^ ^ Ting-kue von Yen vieles beige-
tragen. Der letztgenannte König, der mit seinen drei Töchtern Un-
zucht getrieben hatte, war dieses und älinlicher Verbrechen willen
auf Befehl des Himmelssohnes in Untersuchung gezogen worden und
hatte sich, zur Hinrichtung verurlheilt, selbst getödtet. Sümmtlichc
grosse Würdenträger fürchteten daher die ßeredlsanikeit Tschü-
fu-yen's und übersandten ihm ein Geschenk von tausend Gewichten
gewöhnlicher Geldstücke an Schnüren.
Einer der Grossen des Landes, der mit Tschü-fu^yen sprach,
nannte dessen Verfahren eine grosse Widerrechtlichkeit. Tschü-fu-
yen gab folgendes zur Antwort: Ich habe geknüpft das Haar, bin um-
hergewandelt und habe gelernt länger als vierzig Jahre. Ich selbst
konnte nicht vordringen. RIeine Angehörigen hielten mich nicht für
ihren Sohn. Meine Brüder nahmen mich nicht auf. Die fremden
Gaste verstiessen mich. Mir waren die Wege verschlossen schon seit
vielen Tagen. Wenn ein Mann geboren wird , so hat er nicht die
Speisen der fünf Dreifüsse. Wenn er stirbt, so wird er in den fünf
Dreifüssen nur gesotten i). Ich bin gelangt zu dem Abend des Tages,
desswegen falle ich auf meinem Wege und handle auf entgegenge-
setzte Weise a).
Iti demselben Jahre hatte der Heerführer Wei-tsing das im
Süden der nördlichen Krümmung des gelben Flusses liegende Land,
welches bisher im Besitze der Hiung-nu's gewesen, erobert. Bei
dieser Gelegenheit hielt Tscbü-fu-yen einen Meitläufigen Vortrag
über die zu treffenden Verfügungen, indem ei- folgendes als seine
1) Die Speisen der fünf Dreifüsse sind das Fleisch der Rinder, der Sehnfe, der Scliweine,
der Fisclie und der BüfTel. Nach den Gehrünchen hatte ein Lehensfür.st fünf drei-
füssige Kessel, die Erlauchten und Grossen des Landes hatten deren drei. „In den
fünf Dreifüssen gesotten werden", bedeutet: die Strafe der Hiurichtun^ erleiden,
indem man in einem Kessel gesotten wird.
2j Tschü-fu-yen bedient sich in diesem letzten Satze der Worte U-tse-siü's, der den
Leichnam des Königs Ping von Tsu gegeisselt hatte und sie zur Antwort gab, als
Schin-pao-siü ihm wegen dieser Ruchlosigkeit Vorwürfe machen liess.
Die Bevorzugten des Anhalters Hiao-wu. C/ii)
Meinung hinstellte: Das Land So-fang ') sei reich und fruchtbar und
habe nach aussen den geihen Fluss zu einem Bollwerke. Mung-tien
habe einst die lange Mauer erbaut, wodurch die Hiung-nu's ver-
trieben worden und im Innern eine \ erminderung der Zufuhren ein-
getreten sei. Dadurch, dass man die fliessenden Gewässer jener Ge-
genden durch Besatzungen bewachen lässt, sei es möglich, die Mit-
tellandc zu erweitern und Hu zu vernichten.
Nachdem der Allhalter diesen Gegenstand in Erwägung gezogen,
forderte er die Fürsten der Lenkung und die Erlauchten auf, hier-
über ihre Meinung zu äussern. Sämmtliche Würdenträger antwor-
teten, dass der Hath Tschü-fu-yen's zu nichts tauge. Namentlich
äusserte auch Kung-sün-hung, dass man schon zu den Zeiten von
Thsin ein Heer von dreissigmal zehntausend Kriegern abgesendet»
auch vor dem nördlichen Flusse eine Mauer aufgeführt und zuletzt
doch nichts ausgerichtet habe. Hierauf habe man die auf diese Weise
vertheidigten Landstriche aufgegeben. Bios Tschü-mai-tschin, der
spätere Statthalter von Kuei-ki, widerlegte die Meinung Kung-sün-
hung's, worauf die Vorschläge Tschü-fu-yen"s angenommen wurden.
Man bildete die neue Landschaft So-fang und bewog zehnmal zehn-
tausend Menschen, sich in jenen Gegenden ansässig zu machen.
Um dieselbe Zeit sprach Tschü-fu-yen von der Gefährlichkeit
des Landes Tsi, so wie von der Sittenlosigkeit des daselbst walten-
den Königs g yA* Thse-tschang, worauf er von dem Allhalter
zum Lenkungsgehilfen des Landes Tsi ernannt ward.
Als Tschü-fu-yen in Tsi ankam, liess er seine Brüder und die
Gäste der Fürstensöhne zu sich rufen, warf ihnen fünfiiundert Ge-
wichte kleiner Geldstücke als ein Geschenk aus und schalt sie mit
folgenden Worten: In früherer Zeit, als ich arm war, gaben mir
meine Brüder weder Kleider noch Speise, die Gäste gewährten mir
keinen Einlass an ihren Thoren. Jetzt, da ich Lenkungsgehilfe
geworden bin in Tsi, ziehet ihr, o Gebieter, mir entgegen, einige
unter euch aus einer Entfernung von tausend Weglängen: ich habe
mit euch, o Gebieter, das Bündniss zerrissen. Mögef ihr nicht wieder
eintreten bei meinem Thore.
Er entsandte hierauf Leute mit dom Auftrage, dein Könige, der
mit seiner ältören Schwester Unzucht trieb, diese Sittenlosigkeit
*) Die Geg^end des heutigen Kreises Ning-hia in Kan-sü.
230 Dr. Pf i 7. ma ie r
vorzuhalten. Der König glaubte, dass er dem Verderben gar nicht
entkommen könne und dass es ihm so ergehen werde, wie dem
Könige von Yen, der eines ähnlichen Verbrechens wegen zum Tode
verurtheilt worden. Er nahm sich daher das Leben durch Gift.
Tschü-fu-yen hatte zur Zeit, als er noch arm und unbekannt
war, Yen und Tscliao durchwandert. Als er zu .\nsehen gelangt war,
hatte er die geheimen Handlungen des Königs von Yen entdeckt und
dadurch den Untergang dieses Fürsten herbeigeführt. Der König von
Tschao fürchtete jetzt, dass auch seinem Lande durch Tschü-fu-yen
Unglück erwachsen werde und hatte die Absicht, an den Himmels-
sühn einen Aufsatz zu senden und von den geheimen Handlungen des
gefürchteten Mannes Kunde zu geben. So lange Tschü-fu-yen an
dem Wohnsitze des Himmelssohnes lebte, getraute sich der König
nicht, etwas zu entdecken. Als jedoch Jener zum Lenkungsgehilfen
von Tsi ernannt worden und den Durchweg von Han-ko über-
schritten hatte, sandte der König an den Hof von Hau sofort einen
Aufsatz, der folgende Anklage enthielt: Tschü-fu-yen hat das Gold
der Fürsten der Lehen in Empfang genommen. Aus diesem Grunde
sind unter den Söhnen der Fürsten der Lehen viele, die zu Lehen
gekommen, und der König von Tsi hat sich selbst getödtet.
Als diese Anklage vorgebracht wurde, war der Himmelssohn
höchst entrüstet, indem er glaubte, dass Tschü-fu-yen den König von
Tsi bedroht und ihn gezwungen habe, sich das Leben zu nehmen.
Er Hess den Beschuldigten vorfordern und überantwortete ihn den
Gerichten zur Untersuchung. Tschü-fu-yen bekannte zwar, dass er
von den Lehensfürsten Gold empfangen habe, leugnete jedoch, dass
er den König von Tsi bedroht und zum Selbstmorde gedrängt habe.
Der Allhalter war gesonnen, die über Tschü-fu-yen verhängte
Todesstrafe nicht vollziehen zu lassen. Dagegen eiferte jedoch
Kung-sün-hung, indem er vorstellte: Der König von Tsi hat sich
selbst getödtet, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Sein Land ward
weggenommen, zu einer Landschaft gemacht und einverleibt an
Han. Yen stand ursprünglich an der Spitze des Übels. Wenn man
ihn nicht hinrichten lässt, so kann man sich durch nichts entschul-
dieren vor der Welt. — Demgemäss ward Tschü-fu-yen sammt
seinen Verwandten hingerichtet.
Zur Zeit als Tschü-fu-yen in Gunst und Ansehen stand, waren
die Gäste, welche in seinem Hause Aufnahme fanden, gegen tausend.
^'
Die Bevorzugten des Allhalters Iliao-wii. .^ol
Als er sammt seinen Verwandten zum Tode veriirtheilt ward, wohnte
von allen diesen Gästen kein Einziger der Hinrichtung bei. Nur ein
leerer Wagen nahm den Leichnam auf und führte ihn fort, damit er
begraben werden könne. Als dies der Himmelssohn erfuhr, gab er
Befehl, dass dieser Wagen als derjenige des Hauptleidtragenden
betrachtet werde.
Siä-lö.
^ i^ Siü-lö, der mit U-khieu-scheu-wang, Tschii-fu-yen
und Anderen in die nächste Nähe des Himmelssohnes gezogen ward,
war in Wu-tschung, der Hauptstadt des Fürstenlandes Yen, geboren.
Von demselben ist der folgende Aufsatz vorhanden, den er dem
Anhalter Hiao-wu von Han übersandte.
Ich habe gehört: Der Gegenstand der Sorge der Welt ist das
Stürzen der Erde, es ist nicht das Entzweibrechen des Thongefässes.
Die alte und die gegenwärtige Zeit sind ein und dasselbe. Was
nennt man das Stürzen der Erde? Es war dies das letzte Ge-
schlechtsalter von Thsin.
Tscbin-sche halte kein Ansehen von hundert Gespannen, keinen
Fussbreit Erde als Land, er selbst war nicht der Nachkomme von
Königen, Fürsten, grossen Männern, berühmten Geschlechtern, nicht
der Ruhm der Gewinde der Gauen, er besass nicht Khung-tse's,
Tseng-tse's und Me-tse's Weisheit, nicht Tao-tschü's und I-tün's i)
Reichthümer. Gleichwohl erhob er sich inmitten elender Gässchen,
riss empor die Schafte der Speere a). Er cntblösste die Schulter,
rief mit lauter Stimme, und die We't folgte ihm gleich dem Winde.
Was war hiervon die Ursache? Es geschah, weil das Volk ermattet,
und der Gebieter sich nicht erbarmte, weil die Niederen grolllen,
und die Höheren dies nicht wussten, weil die Sitten bereits ver-
dorben, und die Lenkung sich nicht besserte. Diese drei Tnistände,
sie hat Tschin-sche sich zu Nutzen gemacht. Dies bedeutet das
Stürzen der Erde. Desswegen sagte ich: Der Gegenstand der Sorge
der Welt ist das Stürzen der Erde.
') Tao-tschü uiiil 1-tün sind in den Betrachtung en Ku-I's iil)er den Stinv. des Hauses
Thsin vorgt'kominen.
») Thsin hatte alles Kr/, der Waffen einschmeUen lassen, «esshall) dem Volke nur
die Schalte üliii"- hlielieii.
9*V>
•^ O 'w
Dr. P f I z m a i e r
W;is iieiiiit man das Entzweibrechen des Thongefässes ? Es
war dies der Feldzug von U, Tsi und Tschao. Sieben Fürstenländer
verschworen sich zu grosser Widersetzlichkeit, mit EhrennanuMi
nannten sieh deren Fürsten säinmllich Gebieter von zehntausend Ge-
spannen; die umgürtet mit Panzern, waren mehrere zehnmal zehn-
tausend; die Macht genügte, imi Ehrfurcht zu gebieten innephalb
der Marken, die Güter genügten, um zu ermuntern Kriegsführer
und Volk. Dass sie gleichwohl nicht vermochten, vorzurücken nach
Westen und zu entwinden Land von der Grösse eines Fusses oder
Zolles, sondern selbst gefangen wurden in der Mitte der Ebene,
was ist davon die Ursache? Ihre Macht fiel nicht leichter in's Ge-
wicht als diejenige eines gemeinen Mannes, und auch ihre Wallen
waren nicht schwächer als diejenigen Tschin-sche's. Um jene Zeit
war die Tugend des früheren Anhalters noch nicht geschwunden,
und das Volk, das sich behaglich fühlte auf der Erde, Freude hatte an
den Gewohnheiten, war die Mehrheit. Desswegen hatten die Fürsten
der Lehen keine Hilfe ausserhalb ihrer Marken. Dies bedeutet das
Entzweibrechen des Thongefässes. Desswegen sagte ich: Der
Gegenstand der Sorge der Welt ist nicht das Entzweibrechen des
Thongefässes.
Betrachtet man es demgemäss, so hat die Welt in Wahrheit
die Kraft des Stürzens der Erde, Wären es selbst in Baumwolle
gekleidete, in Elend lebende Männer, einige unter ihnen werden
die Häupter des Unheils und bringen in Gefahr alles, was inner-
halb der Meere. Dies war der Fall bei Tschin-sche. Um wie viel-
mehr gilt dies von den Fürsten der drei Länder Tsin *), von denen
einige noch am Leben?
Hat die Welt auch noch nicht ihre Einrichtung erhalten, sie
kann ledig sein der Kraft des Stürzens der Erde. Gibt es auch mäch-
tige Fürstenländer, gewaltige Kriegsvülker, sie können nicht um-
drehen die Ferse, und sie selbst werden gefangen. Dies war der
Fall bei U und Tsu. Um wie viel mehr gilt dies von sämmtlichen
Dienern, den hundert Geschlechtern; sind sie wohl im Stande, Auf-
ruhr zu erregen? Diese zwei Wesenheiten sind die deutlichen
Bedingungen der Sicherheit und Gefahr, dasjenige, worauf ein weiser
i
*l nie l.ohpnsfiirHten auf Hern Geliiete des eheinnligen Tsin, welches einst in drei
Tlieilc, niiiiiiicli ilii- Fiirsli-nlündi-i- n;iii, \\\-i iiml Tsi-Imo, ''otheill worden.
Die Bevorzugten iIcs Anhalters Hiao-wii. 233
Gebieter verweilt mit den Gedanken und das er eindringlich unter-
sucht.
In der Zvvisclienzeit sind im Osfen des Durchweges die fünf
Getreidearten mehrmals nicht emporgeschossen, die Krnte des
Jahres ist noch nicht wiedergekehrt. Das Volk ist häufig erschöpft
und elend, man erschwert dessen Lage noch durch die Verrichtungen
an den seitwärts liegenden Marken. Man verschmäht es, mehreres,
das übereinstimmt mit der richtigen Anreihung, zu betrachten. Das
Volk hat mit Recht schon etwas, um dessenwillen es sich nicht
behaglich fühlt an seinen Wohnstellen. Es fühlt sich nicht behag-
lich, desswegen geräth es leicht in Bewegung. Leicht in Bewegung
gerathen, ist die Kraft des Stürzens der Erde.
Desswegen betrachtet ein weiser Gebieter einzig das Feld der
zehntausend Verwandlungen, er stellt in's Licht die Triebwerke der
Sicherheit und Gefahr. Er übt dieses in der Halle des Heiligthumes
der Ahnen und schmilzt die Sorge, die noch keine Gestalt bekom-
men. Zur Zeit ihres Eintreffens bewirkt er, dass die Welt ledig der
Kraft des Stürzens der Erde, nichts weiter. Dann mag es selbst
geben mächtige P^ürstenländer, gewaltige Kriegsvölker, du, vor dem
ich stehe unter den Stufen, verfolgst die laufenden wilden Thiere,
schiessest die fliegenden Vögel, unternimmst grosse Wanderungen
zu den Thicrgärten von Yen, ergötzest dich an beliebigen Schau-
spielen, treibst auf die Spitze die Freude des schnellen Einherjagens
mit Pferden wie früher. Die Klänge des Erzes, des Steines, der
Seide und des Rohres erfahren keine Unterbrechung in dem Ohre,
der besondere Besitz der Vorhänge und Zelte, das Lachen der
Gaukler und Zwerge erfährt keine Abnahme vor den Augen, aber
die Welt hat keinen langwierigen Kiunmer. Der Name, wozu brauchte
er zu sein derjenige des Mannes des Hauses Hia '). des Geschlech-
tes Tse^j? Die Gewohnheiten, wozu brauchten sie zu sein die-
jenigen der Könige Sching und Khang?
Obgleich dies der Fall, vermesse ich mich, dafür zu halten,
dass du, vor dem ich stehe unter den Stufen, ein himmelsmässig
beschaffenes Wesen, der InbegrilT der Grossmuth und Menschlich-
') D. i. Yii, Gründers de» Hfluses Ui«.
2( D. i. Kihüg Tliiing;, dessen (ieschlechtsname — p* rse.
Ü234 Dr. Pf i 7. m a ier
keit, und dass du in Wahrheit die Welt machst zum Gegenstand deiner
Bemühung. Dann ist der Name der Könige Yü und Thang nicht
schwer zu erwerben, und die Gewohnheilen der Könige Sching und
Khang haben noch nicht nöthig, niclit wieder zum Vorschein zu
konunen.
Wenn diese zwei Wesenheiten begründet, dann erst hat man
seinen Wohnsitz in der Wirklichkeit der Ehre und der Sicherheit,
erntet allgemeines Lob in dem gegenwärtigen Zeitalter, befreundet
sich mit der Welt und bringt zur Unterwerfung die Fremdländer
der vier Gegenden. Der Cberfluss der Gnade, die hinterlassene
Tugend sind die Berggipfel mehrerer Geschlechtsalter. Nach Süden
gekehrt das Antlitz, den Rücken gekehrt gegen die schwarz-weissen
W^andschirme, zieht man an dem Ärmel und legt die Hände auf die
Brust vor Königen und Fürsten. Dies ist es, womit du, vor dem ich
stehe unter den Stufen, dich beschäftigst.
Ich habe gehört: Wenn man malt die Umrisse eines Königs,
aber sie nicht vollendet, ist man mit dem schlechten Bilde zufrie-
den. — Ist man zufrieden, was magst dann du, vor dem ich stehe
unter den Stufen, anstreben, ohne dass du es erreichtest? Was
magst du schrecken wollen, ohne dass dir dies gelänge? Gegen was
magst du auf Eroberung ausziehen, ohne dass es sich unterwürfe?
Ten - ngan.
^^T- Jg^ Yen-ngan war inLin-thse, der Hauptstadt desKönigs-
landes Tsi, geboren und bekleidete anfänglich die Stelle eines Ver-
merkers des Lenkungsgehilfen von Han. Während er sich in dieser
Stellung befand, übersandte er dem Himmelssohne den folgenden
Aufsatz.
Ich habe gehört, dass Tseu-yeu *) sagte: Indem man bei der
Lenkung lehrt das Wesen des Schmuckes, hierdurch rettet man
sich vor Erniedrigung. Ist eben die Zeit, so benützt man es. Ist sie
vorüber, so legt man es bei Seite. Ist etwas zu verändern, so ver-
I) 'fST 2j)jj Tseii-yeii , ein Eingeborener von Tsi, war der Lehrer des Königs
T.tohao von Yen. Derselbe isl der Verfasser melirerer Werke über die Grundsloffe
des Lichtes und der Finilerniss.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu. /ioD
ändert man es. Desswegen ist: bewahren ein Einziges und sich nicht
verändern, noch nicht das Mittel, /u sehen die Zurechtsetzung.
Jetzt machen diejenigen, die das Volk unter den Menschen der
Welt, Gebrauch von den Gütern auf verschwenderische Weise. Bei
den Waagen, Pferden, Kleidern, Fellwerk, Prachtgebäuden und
inneren Häusern wetteifern sie in Zierlichkeit. Bei der Anreihung
der fünf Klänge bewirken sie, dass Veränderungen der Absätze
vorhanden. Bei dem Mengen der fünf Farben bewirken sie, dass
Buntglanz des Schmuckes vorhanden. Sie häufen Gerichte von fünf
Arten des Geschmackes im Umfange einer Klafter vor den Augen,
damit sie sehe und begehre die Welt. Die Gemüthsart jenes Volkes
ist: wenn es sieht stattliche Dinge, so wünscht es sich diese. Hier-
durch lehrt man das Volk die Verschwendung. Ist es verschwende-
risch und hat keine Schranke, so kann es nicht befriedigt werden.
Das Volk sagt sich los von dem Stamm und trachtet nach der Spitze.
Die Spitze kann man mit blosser Hand nicht erreichen. Daher kommt
es, dass diejenigen, die zusammenziehen die Schärpe, sich nicht
schämen zu lügen. Diejenigen, die umgürtet mit Schwertern, tödten
gewaltsam die Menschen, indem sie durch Trug enfreissen, aber das
Zeitalter weiss nicht, sich zu schämen. Desswegen werden die
Geleise des Verraths zusehends weiter.
Was schön und zierlich, kostbar und merkwürdig, ist sicher
behaglich für Ohr und Auge. Bei der Nahrung sich verfehlen, ist
daher Unmässigkeit. Bei dem Klangspiel sich verfehlen, ist Aus-
schreitung. Bei den Gebräuchen sich verfehlen, ist Ziererei. Bei
dem Unterricht sich verfehlen, ist Lüge. Lüge, Ziererei, Ausschrei-
tung und Unmässigkeit, hierdurch schafft man kein Vorbild für die
Wege des Volkes. Aus diesem Grunde sind diejenigen, die das Volk
unter den Menschen der Welt, begriffen in V^erfolgung des Nutzens
ohne Aufhören, diejenigen, die zuwider handeln den Gesetzen, sind
die Mehrheit.
Ich wünsclie, dass man Einrichtungen gebe für das Volk, um
zu verhindern dessen Ausschreitungen, dass man Arme und Reiche
sich nicht gegenseitig vertilgen lasse, um zu versöhnen deren
Herzen. Sind die Herzen versöhnt und mild, so sind die Gemüther
ruhig und zufrieden. Ist man ruhig und zufrieden, durch nichts auf-
geregt, so schmolzen Räuber und Mörder zusammen. Schmelzen
Räuber und Mörder zusammen, so sind der Strafen wenige. Sind
2 3 ß I>r, P f i z m a i e r
der Strafen wenige, so sind die Urstoffe des Lichtes und der Finster-
niss versöhnt, die vier Zeiten sind richtseheitmässig, Wind und
Regen kommen zur gehörigen Zeit, Kräuter und Bäume wachsen
üppig, die fünf Arten des Getreides reifen in IMenge, die sechs
Arten von Haustliieren tragen Junge. Wenn das Volk nicht heim-
gesucht wird von bösen Erscheinungen und Seuchen, hierdurch wird
der Friede erreicht.
Ich habe gehört: Als Tscheu sich befand im Besitze der Welt,
waren von dessen Lenkung in einem Zeiträume von dreihundert
Jahren die Könige Sching und Khang die Berggipfel. Die Verhän-
gung von Strafen fand durch vierzig Jahre nicht Statt. Bis zu dessen
Schwinden waren ebenfalls dreihundert Jahre. Desswegen sind die
fünf Obergewaltigen abwechselnd aufgestanden. Die Ohergewaltigen
standen gewöhnlich zur Seite dem Himmelssohne. Sie brachten zur
Geltung den Nutzen, entfernten den Schaden, straften die Grausam-
keit, wehrten dem Unrecht, zwängten in eine Lade und stellten
empor, was innerhalb der Meere, um zu ehren den Sohn des
Himmels.
Nachdem die fünf Obergewaltigen bereits versunken, setzte
kein Weiser und Höchstweiser die Werke fort. Der Himmelssohn
war verwaist und schwach , die erlassenen Befehle wurden nicht
vollzogen, die Fürsten der Lehen handelten eigenmächtig, der
Starke beschimpfte den Schwachen, die Mehrheit unterdrückte die
Minderheit. Tien-tschang bemächtigte sich widerrechtlich der Ge-
walt in Tsi, die sechs Erlauchten theilten Tsin, es bildeten sich in
Gesanmithcit die kämpfenden Fürsteidänder. Dies waren die ersten
Anfänge der Drangsal des Volkes.
Hierauf Hessen die starken Länder es sich angelegen sein, zu
überfallen die schwachen Länder. Man rüstete, setzte in Vertheidi-
gnngsstand, vereinigte sich zu Anschlüssen, drehte die Wagebalken.
Im eiligen Laufe stiessen aneinander die Naben der Wagen*), unter
den Panzern und Helmen wuchsen Läuse, das Volk hatte keinen
Ort, wo es sieh konnte beklagen.
Da kam die Zeit, wo der König von Thsin wie ein Seidenwurm
nagte an der Welt, wo er insgesammt verschlang die kämpfenden
Fürstenländer und mit dem Ehrennamen sich nannte den Allhalter.
1) Die Üabineileiiden waren eine dichtgedrängte Menge.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wii. äo7
Er machte zu einer einzigen die Lenkung innerhalb der Meere,
zerstörte die Festen der Fürsten der Lehen, schmolz deren Waffen
und goss daraus Glocken und Glockenstangen. Er zeigte, dass man
ihrer nicht mehr bedürfe.
Das viele schwarzhaarige Volk, nachdem es frei geworden von
den kämpfenden Fürsteiiländern, wenn es gefunden hätte einen er-
leuchteten Himmelssohn, so liätten alle Menschen sammt und sonders
dafürgehalten, dass sie von neuem leben. Gesetzt, Thsin hätte ge-
mildert die Strafen, vermindert die Abgaben, abgekürzt die Dienst-
leistungen, hochgeschätzt Menschlichkeit und Gerechtigkeit, gering-
geschätzt Übergewicht und Nutzen, erhöht den Vollgehalt der Auf-
richtigkeit, erniedrigt die Künste des Schmeicheins, verändert die
Sitten, gewechselt die Gewohnheiten, umgewandelt, was innerhalb
der Meere, so wären alle Geschlechtsalter gewiss zufrieden gewesen.
Thsin aber that dieses nicht. Die Sitten richteten sich nach dem,
was sie früher gewesen, den Gewohnheiten wurde nachgelebt. Die
Kunst des Schmeicheins, Übergewicht und Nutzen fanden Beförde-
rung, der Vollgehalt der Aufrichtigkeit, Redlichkeit und Geradheit
wurden zurückgesetzt. Die Gesetze waren streng, die Erlässe quäle-
risch. Diejenigen, die schmeichelten, waren die Mehrzahl. Sie
sprachen: Wir hören seiner VortrelTlichkeiten Klangweisen.
Er trieb noch weiter die Fahrlässigkeit des Herzens und wollte
schrecken, was ausserhalb der Meere. Er hiess Mung-tien befehligen
die Kriegsmacht und im Norden überfallen das mächtige Hu. Man
eiöfi'nete das Land, zog weiter die Marken und legte eine ßesat/Aing
an den nördlichen Fluss. Man gab Flügel dem Heu, führte fort das
Getreide und liess es ihr nachfolgen.
Er hiess ferner den ßeruhiger Thu-tsiün i) befehligen die
Kriegsmänner der gedeckten SchilTe und überfallen Yue. Er hiess
den Beaufsichtiger Lo ») ziehen Wassergräben, umhertühren die
Lebensmittel und tiefe Einfälle machen in das Land von Vue. Die
Menschen von Yue entflohen, man verbrachte unnütz die Tage und
hielt sich fest lange Zeit. Die Lebensmittel gingen zu Ende, die
ij Thii-lsitin ist in der AhliaiHllimg „Zwei St;itHi:illi'r der f.amlsclnift Kiiel-ki-
erwiihnt woVileii.
'■') Lö, der Beaufsichtiger der Landscliaften, ist ebenfalls in der Abhandlung »Zwei
Statthalter der l.nndschnft Kiiei-ki" vorfrekommeu.
238
Dr. P f i z m a i e r
Menschen von Yiie machten einen raschen Angriff. Die Kriegsmacht
von Thsin erlift eine grosse Niederlage.
Tlisin hiess hierauf den Bernliiger Tho i) befehligen Streiter
und eine Besatzung legen nach Yue. Um diese Zeit war das Un-
glück zusammengefügt über Hu, im Süden hängte es sich an Yue.
Man liess verbleiben die Streitkräfte in einem unbrauchbaren Lande.
Sie gingen vorwärts, aber sie konnten nicht zurückgehen, sie wan-
delten durch mehr als zehn Jahre. Die kräftigen Männer kleideten
sich in Panzer. Die kräftigen Weiher führten die Wagen. In ihrer
Mühsal verschmähten sie es, zu leben. Diejenigen, die sich erhängt
hatten an den Bäumen des Weges, blickten aufeinander von ferne.
Als der Allhalter von Thsin starb, versagte die Welt allgemein
den Gehorsam. Tschin-sching und U-khuang erhoben sich in Tschin.
Wu-tscbin und Tschang-ni erhoben sich in Tschao. Hiang-Iiang er-
hob sich in U. Tien-tan erhob sich in Tsi. King-kiü erhob sich in
Ying. Tscheu-schi erhob sich in Wei. Han-khuang erhob sich in
Yen. Der öden Gebirge wegsame Thäler konnten die gewaltigen
Kriegsmänner, die in Gemeinschaft aufstanden, nicht alle fassen.
Gleichwohl waren diese nicht die Nachkommen von Fürsten und
Lehensfürsten, nicht Angestellte, welche die ältesten Obrigkeiten,
sie besassen nicht Macht von der Grösse eines Fusses oder Zolles.
Sie erhoben sich in den Durchwegen und Gässchen, hielten in den
Händen Schafte von Hellebarden. Zur entsprechenden Zeit setzten
sie sich in Bewegung. Ohne sich verabredet zu haben, erhoben sie
sich in Gemeinschaft. Ohne einen Vertrag geschlossen zu haben,
vereinigten sie sich zu Bünden. Ihre Erde wuchs, ihr Gebiet rückte
vorwärts, bis sie wurden anführende Könige. Die Zeit lehrte sie dies
und brachte es so zu Stande.
Thsin war, was das Ansehen betrifft, das Land des Himmels-
sohnes. Was die Reicbthümer betrifft, so hatte es in seinem Besitze
die Welt. Sein vernichtetes Zeitalter, seine aufhörende Darbringung
waren das Unglück der bis zur Erschöpfung geführten Waffen. Da-
her sind die Schwäche, die der Fehler von Tscheu, die Stärke, die
der Fehler von Thsin, die Gegenstände einer unveränderten Sorge.
') Der Beruhiger Tho ist oben in der Hede Tschii-fu-yeo's vorgekommen.
I
1
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu. 239
Jetzt hat man durchzogen das Land der südlichen Frerndländer,
an dem Hofe erscheinen lassen Ye-hmg i), zur Unterwerfung ge-
bracht Kiang und Pi^), durchstreift den Landstrich Wei ^), gegrün-
det Festen und Städte, tiefe Einfälle gemacht in das Land der
Hiung-nu's und ihnen verhrannt die Feste des Lindwurms *). Die
Berathenden sehen hierin VortrelTliches. Dies ist der Nutzen der-
jenigen, die Diener unter den Menschen, es sind nicht die dauern-
den Entwürfe der Welt.
Jetzt hat das Miltelland nicht so viel Schrecken, als angezeigt
würde durch das Bellen eines Hundes, aber nach aussen ist man
verwickelt in Vorkehrungen gegen die fernen Gegenden, man drückt
zu Boden und verdirbt Fürstenländer und Häuser: hierdurch be-
trachtet man nicht als seine Söhne das Volk. Man erfüllt ein nie zu
Ende gehendes Verlangen, kühlt seinen Muth, befriediget seine
Wünsche und knüpft den Hass bei den Hiung-nu's: hierdurch be-
ruhigt man nicht die seitwärts liegenden Gegenden. Das Unglück
wird herumgeschleppt, aber nicht abgeschüttelt. Die Streitkräfte
ruhen, aber sie erheben sich von neuem. Was in der Nähe sich
befindet, ist voll Angst und Kümmerniss. Was in der Ferne sich
befindet, ist voll Schrecken und Entsetzen. Hierdurch hält man die
Dinge nicht fest für die Dauer.
Jetzt sah man in der Welt bei dem Sclimieden der Panzer,
dem Ergreifen des Schwertes, dem Geradebiegen des Pfeilschaftes,
dem Ziehen der Senne, dem Umherfübren der Mundvorräthe des
Heeres noch nicht die Zeit der Ruhe. Dies ist es, worüber die
Welt allgemein in ßetrübniss. Wenn ein Feldzug lange dauert, ent-
stehen Veränderungen. Wenn die Lage beschw erlich, erheben sich
Bedenken.
Jetzt haben unter den Gebieten der auswärligen Landschaften
einige im Umfange wohl tausend Weglängen. Die gereihten Festen
sind einige zeiien. Die Gestalt ist zusammenhaltend, die Erde
1) P|( J^ Ye-lang-, ein fremdländisches (leliicl in dorn luutigen Yiin-nan.
~J 5fl31 Pi, ein fremdländisches Gebiet in dein lieutigen Sse-tschiien.
3) Der Landslricfi f^B. Wei war ein Oehiet der nördlichen Fremdliiuder.
*) Die Feste des Lindwurms hiess der Ort , wo die lliuiig-nu's dem Himmel Gahen
darbrachten.
240
Dr. P f i z 111 n i e r
zurechtbringend '). Sie betrachten als Gürtel -) um! schrecken die
Fürsten der Lehen. Dies ist nicht der Nutzen des Heiligthunies der
Ahnen.
Zieht man nach oben in Betracht, warum Tsi und Tsin zu
(jrunde gegangen: das Haus des Fürsten war niedrig und zerstückelt,
die sechs Erlauchten waren gross und übermächtig. Gewinnt man
nach unten einen Cberblick, warum Thsin vernichtet worden: die
Strafen waren streng, die Buchstaben tief eingegraben, es wollte
sich vergrössern ohne Aufhören.
Jetzt ist die Macht der Statthalter der Landschaften nicht blos
das Gewicht der sechs Erlauchten. Die Gebiete, die im Umfange
haben wohl tausend Weglängen, sind nicht blos die Hilfsmittel der
Durchgänge und Gässchen. Ihre Panzer und AngritrswafTen, ihre
\N'erkzeuge und Ausrüstungen sind nicht blos das Geräthe der
Schafte der Hellebarden. Wenn man erfährt die Veränderungen der
zehntausend Geschlechtsalter, so ist es nicht möglich, dabei alles
zu meiden ^).
Dies der übersandte Aufsatz. Später ward Yen-ngan zum An-
führer der Beiterschaar des Hinuiielssohnes ernannt.
Tschung - kiüu.
^4- Tschung-kiün führte den Jünglingsnamen ^E -jP
Tse-yün und war in dem Lande Thsi-nan geboren. In frülier Jugend
ein Freund des Lernens , hatte er sich durch die Schärfe seines
Urtheils, durch ausgebreitete Kenntnisse und Geschicklichkeit im
Verfassen von Aufsätzen in seiner Landschaft (eine solche war da-
mals Thsi-nan) einen Namen erworben.
Mit achtzehn Jahren wurde er zu einem Jünger der Ilofge-
lehrten erwählt, in welcher Eigenschaft er zu dem Amte des mit
dem Namen ^ yV Tsai-tschang belegten hohen Würdenträgers
gehörte. Da er von Seite der Landschaft nach der Hauptstadt des
') Der Boden dieser Lantlschafteii ist so beschalTen, dass daselbst das Volk ziisniu-
mengelialten und zurechlgrebriiciit werden kann.
-) Die lieliensfiirslen sind g^leiclisani nur die Gürtel der SlattliaUcr dieser Land-
schaften, d. i. sie sind im Verliältniss unbedeutend und schwach. Nach Andern hat
diese SteMe den Sinn, dass die Statthalter mit den Landein der Lehensfürsleii ihre
Seiten umgürten wollen.
•5) Der l'iiti'rgaiit,' ist unvermeidlich.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu. !^ 4 1
Himnielssohnes gesendet wurde, begab er sich in das Gebäude der
Lenkung, um den bezüglichen Auftrag zu übernehmen. Daselbst war
schon der Ruf seiner ungewöhnlichen Begabung zu dem Statthalter
der Landschaft gedrungen. Dieser berief ihn zu sich und ward für
ihn von solcher Bewunderung erfüllt, dass er mit ihm ein ßündniss
der Freundschaft schloss. Tschuiig-kiün empfahl sich bei dem Statt-
halter und trat seine Reise an.
Bei seiner Ankunft in Tschang-ngan übersendet er dem All-
halter einen Aufsatz, dessen Gegenstand die Angelegenheiten des
Landes, Der Allhalter Hiao-wu bewunderte diesen Aufsatz und er-
nannte Tschung-kiün zu einem Gesandten für die Gäste. Dieser
besorgte ausserdem die Geschäfte im Innern des höchsten Wohn-
sitzes und war der Begleiter des Allhalters.
Um diese Zeit besuchte der Himmelssohn die den fünf Allhaltern
der Nordachse geweiliten Hügel des Anbetungsortes von Sff Yung i),
wo er auf der Jagd ein weisses hirschartiges Thier^), welches in
der Mitte der Stirne ein einziges Hörn und an jedem Fusse fünf
Klauen hatte, erlegte. Um dieselbe Zeit entdeckte er auch einen
ungewöhnlichen Baum, dessen Äste, nachdem sie sich zur Seite des
Stammes ausgebreitet, sich über dem Gipfel des Baumes wieder
vereinigten. Der Allhalter hielt diese zwei Gegenstände für etwas
Absonderliches, und er forderte in einer Umfrage sämmtliche Wür-
denträger auf, über deren Bedeutung ihre Meinung auszusprechen.
Tschung-kiün übersandte als Antwort auf diese Umfrage den fol-
genden Aufsatz.
Ich habe gehört: Die Tugend des Gebieters in den Lobspenden
der Gedichte, die königlichen Verdienste in Klangspiel und Tanz,
es sind verschiedene Einwebungen, aber ein und derselbe Finger-
zeig. Sie erleuchten dasjenige, worin die vollkommene Tugend
ihren Gipfel hat.
Im Süden entweicht Yue gleich einer Ratte, gebraucht als
Wandschirme Binsen und Schilfrohr, bildet mit Vögeln und Fischen
Eine Heerde, Der richtige erste Tag des Monats steht in keiner
Beziehung zu dessen Gewohnheiten. Der Inhaber des Vorsteher-
amtes blickte herab auf die Marken, und das östliche Ngeu ward
*) In der Nähe der Hauptstadt des heutigen Kreises Fung-thsiang in Schen-si.
2) Das in der fieschichte oftgeiiannte saijenhaftp Thier l|l.^ lin.
243 r>r. P f i z 111 a i e r
einer der Anschlüsse des Inneren. Der König von Min bekannte seine
Verbrechen, das südliche Yue verliess sich auf die Hilfe *)•
Hu im Norden folgt den Weidestellen, wechselt die Wohnsitze.
Es hat den Wandel der Vögel und wilden Tliiere, das Herz der
Tiger und Wölfe. In dem hohen Alterthum konnte man es niemals
anleiten. Der grosse Heerführer fasste die Axt, und der Schen-yü
ergrilT die Flucht nach seinen Zelten, Der kühne Reiter 2) hob die
Fahne, und Hoen-ye s) trug den Überwurf des Kleides auf der
rechten Seite *). Auf diese Weise hat die Mildthätigkeit im Süden
sich ausgebreitet, und der Schrecken der Macht ist im Norden
durchgedrungen.
W^enn man ahndet, hält man sich nicht an die Nahen. Bei Er-
hebungen hinterlässt man nichts den Fernen. Bei der Einsetzung der
Obrigkeiten erwartet man die Weisheit, bei den Belohnungen in
den Kreisen wartet man auf die V^erdienste. Die Fähigen rücken
vorwärts und bewahren ihre Einkünfte. Die Unfähigen treten zu-
rück und arbeiten mit der Kraft ihres Leibes s). Es sind Vorbilder
aufgestellt für den Erdkreis.
Man tritt in sämmtliche VortrefTlichkeiten, und hat deren nicht
zur Genüge. Man trägt in dem Busen das Licht der Höchstweisen,
und hat es nicht ausschliesslich im Besitze *). Man begründet das
Wesen des glänzenden Schmuckes der drei Prachtgebäude ''), und
macht hervorleuchten, was bei dem eigenen Amte angemessen. Die
Gebieter der geweihten Erdhügel haben dergleichen noch nicht
erfahren.
*) über die hier erwähnten Begebenlieiten sind in der Abhandlung: „Zwei Statthalter
der Landschaft Kuei-ki" Aufschlüsse enthaUen.
*) „Der kühne Reiter" ist die Benennung eines kriegerischen Ranges, welchen der
Heerführer Wei-tsing bekleidete.
t\ jN'll *CTy Hoen-ye, ein nördliches fremdländisches Gebiet, welches damals Han
eiiiverli'ilil wurde.
*) Die nördlichen Fremdländer trugen den Überwurf des Kleides auf der linken Seite.
Hoen-ye hatte somit die Gewohnheiten des Mittellandes angenommen.
*) Sie beschäftigen sich mit dem Ackerbau.
") Durch das hier Gesagte wird die Bescheidenheit angedeutet.
') In den drei Prachtgebäuden Ming-thang (die erleuchtete Halle), ^^ ff]5p P'-
yung und Ling-tai (die heilige Erdstufe) reiht man Lenkung und Belehrung, welche
das Wesen des glänzenden Schmuckes besitzen.
i
Die Bevorzugten des Alllialters Hiao-wii. 243
Wenn die Übergabe des Befehls ;ui einen Menschen be-
schlossen *), werden die zehntausend Angelegenheiten neu geschaffen.
Wenn zuletzt die sechs Anschlüsse übereinstimmen in den Sitten,
die neun Landstriche gemeinschaftlich an Einen Faden gereiht
sind, wird gewiss das Erwarten der erleuchteten höchsten Weis-
heit, das Auffrischen der Beschäftigung des Ahnen fortgesetzt in's
unendliche, Desshalb lenkte Tscheu bis zu dern Könige Sching,
dann erst halten die Einrichtungen einen festen Boden, und das
Entsprechende der freudigen Bestätigungen kam zum Vorschein.
Jetzt bist du, vor dem ich stehe unter den Stufen, erfüllt von
dem Glänze der Sonne und des Mondes. Du richtest abwärts die
höchstweisen Gedanken auf die Vollendung der Eingrabungen 2),
du befassest dich ausschliesslich mit der Verehrung des Lichtes der
Geister, verbrennst und vergräbst das Dargebrachtes) in den Heilig-
thüinern der Aussenweike *). Die Wesenheit der dargebrachten
Gaben mengt sich mit den Geistern, der Hauch der gesammelten
Einklänge bringt die Meldung dem Lichtglanz ^^, und dass w under-
bare Thiere kommen und erlegt werden, ist angemessen.
Einst befand sich König Wu in der Mitte der Strömung und
hatte noch nicht übergesetzt. Ein weisser Fisch sprang in des
Königs Schiff. Der König bückte sich, erfisste ihn und zeigte ihn
sämmtlichen Fürsten. Alle spraclien: Ein freudiges Ereigniss! —
Jetzt ward die Darbringung in den Aussenwerken noch nicht gese-
hen von dem göttlichen Erdgeist, und man fängt ein wildes Thier,
damit es als Speise gereicht werde. Dies ist es, wodurch der Him-
mel zeigt, dass er die Gabe empfängt und dass die Abschnittsmarke,
durch welche man mit der Höhe verkehrt, zusammengefügt ward. Es ist
angemessen, hierbei in's Licht zu setzen die Zeit, den glücklichen
Tag, zu verändern und zu melden das erste der Jahre *). Man breite
1) Wenn der erste Laiidesfiirst den Befelil von dem Flimmel erliäU.
-) In die heiligen (iefässe w.trd der Name des Künstlers eingegraben, um deren
Echtheit beweisen zu können.
3) Dies bezieht sieh auf die dem Himmel und der Erde dargebrachten Gaben. Das
dem Himmel Dargebrachte ward verbraunt, das der Erde Dargebrachte ward ver-
graben.
*) Diese lleiligthiiiper sind die Anbetungsorte des Himmels und der Erde.
*) Den im Lichtglanz strahlenden Geistern.
*) Man möge den Namen des Zeitraumes verändern und dies dem göttlichen Erdgeist
melden.
Sit/.b. d. phil.-hist. t'l. XXXVIII. Bd. II. Hll. >7
244 l>i'- P ti /. m a i ev
als Matte das weisse Riedgras in dem Lande des Stromes und des
lloai '). Man mache ofTeiibar die vortiefTliche Benennung 2) auf der
festgebauten Erdliöhe s), damit entsprochen werde dem Glanz der
Werke. Man heisse diejenigen, die bekannt geben die Ereignisse,
es vermerken.
„Sechs Wasserraben fliegen rückwärts"*), bedeutet nämlich
Ungehorsam. „Ein weisser Fisch springt in das Schiff", bedeutet
'Geiiorsam. Die Bestätigungen von Licht und Finsterniss bringen in
der Höhe Verwirrung unter die fliegenden Vögel, in der Tiefe setzen
sie in Bewegung die Fische des Abgrunds. In allen Fällen zeigt
sich Verleugnung der Art.
Jetzt hat ein vierfüssiges Thier der Wildniss zusammenge-
wachsen die Hörner 5): dies beleuchtet den gemeinsamen Stamm.
Sämmtliche Äste sind nach innen aneinandergefügt: hierdurch wird
gezeigt, dass es kein Äusseres gibt. Als Entsprechendes solcher
Dinge wird es wohl Menschen geben, die lösen das geknüpfte Haar,
abschneiden den linken Überwurf, tragen Mütze und Gürtel, binden
Ober- und Unterkleid «) und sich umgestalten. Dessen kann man,
während man zusammenlegt die Hände, gewärtig sein ').
Nachdem die obenslehende Antwort abgegeben worden, er-
füllte dieselbe den Allhalter mit der grössten Bewunderung. Der
Name des Zeitraumes ward aus diesem Anlasse (122 vor unserer
Zeitr.) verändert und das Jahr, das erste des Zeitraumes jtF TT
1) Ua» Land zwischen dem g:ro$sen Strome und dem Uoni reiclile als Ahj^ahe das
Itiedgrai).
~) Die vortreffliche ßeneunung heisst die Darliringiing- für den Himmel und die Erde.
Nach Andern wird hier der Name verslanden, welchen der Darbring'ende kundgfiht.
3) Die festgehaiile Erdhöhe heisst der Berg Thai-san in Tsi , weil durch ihn die
Ebenen getheiU werden.
•*j Der Frühling und Merhsl enthält die Stelle: „Sechs Wasserrahen fliegen rückwärts
vorhei an der ilau|itstadt von Sung". Fürst Siang von Sung hatte sich zum Ober-
anführer der Lehensfürsten aufgeworfen, ward jedoch (638 vor unserer Zeitr.)
durch die Macht von Tsu an den Ufern des Flusses Hung geschlagen, worauf die
liphensfürsten ilim den Gehorsam aufkündigten, was sich sechs Jahre nach der er-
wähnten Beobachtung des Fluges der sechs Wasscrvögel ereignete und demnach
als vorhergesagt betrachtet wurde.
*( Da die Thiere sonst /.wei Hörner besitzen, wird das einzige Hörn als ein solches
betrachtet, welches aus zweien zusamniengcwaehsen ist.
*( Die Fremdhnnder werden die Kleiderlracht des Millellaudes annehmen.
') F.s wird in kürzester Zeit zulrefTen.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wii. 5i45
Yuen-schdi (die ursprüngliche Winterjagd) geiiaiinl. Einige Monate
später unterwarfen sich der König des südlichen Yue und der König
des Hiurig-iuj-Landes Hoen-ye freiwillig der Macht der Han, was
um diese Zeit Alle zu dem Glauben veranlasste, dass die Worte
Tschung-kiün's eingetroffen.
In dem Zeiträume Yuen-ting (116 — 111 vor unserer Zeitr.)
ward der Hofgelehrte jT^ ^4p Siü-yen ausgesandt, damit er den
Sitten und Gewohnheiten Geltung verschaffe. Dieser Mann Hess, in-
dem er vorgab, in dieser Hinsicht eine Weisung erhalten zu haben,
in der Landschaft Kiao-tung so wie in dem Fürsteniande Lu mit
Anwendung von Blasbälgen Salz sieden und Eisen giessen. Nacb seiner
Rückkehr erstattete er an dem Hofe über seine Thätigkeit Bericht
und ward zu einer andern Stelle, nämlich der eines Gehilfen des
Thai-tschang, befördert. Der als Hichter berühmte Tschang-thanfj,
der damals ein Grosser des Landes und V'ermerker des Himmels-
sohnes, beschuldigte jedoch Siü-yen eines Verbrechens, weil dieser
unter dem Vorgeben, die höchste Weisung erhalten zu haben,
grossen Schaden angerichtet, worauf nach dem Gesetze selbst die
Todesstrafe steht.
Siü-yen behauptete dagegen, dass sein Vorgehen ganz im Geiste
des Werkes „Frühling und Herbst" gewesen, wonach ein Grosser
des Landes, der die M;irkung überschreitet, sich bei vorkommender
Gelegenheit eigenmächtig mit der Sicherung der Landesgötter und
der Erhaltung des Volkes zu beschäftigen habe. Tschang-thang
blieb bei dem Buchstaben des Gesetzes, konnte aber die Ansicht
dass hier im Geiste des Werkes „Frühling und Herbst" verfahren
worden, nicht widerlegen. Es erging demnach ein höchster Erlass,
durch welchen Tsciiuiig-kiiiii mit dem V^erhöre des Angeklagten be-
auftragt wurde.
Tschung-kiün stellte Siü-yen mit folgenden Worten zur Rede:
Einst walteten in den Ländern der Lehensfürsten verschiedene Ge-
wohnheiten. Was getrennt war durch eine Strecke von liundert
Weglängen, verkehrte nicht mit einander. Um jene Zeit gab es die
Angelegenheiten des Erkundigens und der Versammlungen; die
Stärke der Sicherheit und Gefahr brachte in dem Augenblicke des
einmaligen Einathmens und Ausatlimens Veränderungen zu Wege.
Desswegen w ar es etwas Angemessenes, nicht in Empfang zu nehmen
17"
246 Dr. P f i z m a ie r
die Worte, anzufertigenden höchsten Befehl, eigenmächtig zu handeln
für sich selbst. Jetzt ist die ^^'elt ein einziges Ganzes, auf einer
Strecke von zehntausend Weglängen ist Übereinstimmung in den
Sitten. Desswegen haben die Könige des Frühlings und Herbstes
keine auswärtigen Gebiete. Yen ist herumgewandelt in der Mitte
der gezogenen Wälle: warum sagt er von sich, dass er herausge-
treten aus den Markungen?
Auch sitid von Salz und Eisen in den Landschaften überreich-
liche Vorräthe. Ob man zurechtstellt die beiden Länder oder zu
Boden wirft Fürstenland und Haus, es verdient nicht, dass man dies
für einen Nutzen oder Schaden halle: warum aber hat er die Siche-
rung der Landesgütter, den Fortbestand der Zehntausende des Vol-
kes in seinen Worten genannt?
Nebstdem stellte er Siü-yen noch mit Folgendem zur Rede:
Kiao-tung liegt im Süden nahe an Lang-ye, im Norden trifft es zu-
sammen mit dem nördlichen Meer i)- I^^s Land Lu hat im Westen
zu einem Kissen den Thai-san, im Osten hat es das östliche Meer^)
Gliiubt denn Yen, dass die Einwohner der vier Landschaften s)
verbreitet über einige Ackerländer, dass, wenn sie Gebrauch machen
von ihren Geräihschaften, verzehren das Salz , nicht genug mehr
vorhanden sein würde, um damit gleichmässig zu betheilen die zwe.
Landschaften *)? Dass nach der Beschaffenheit des Bodens eigent-
lich Überfluss vorhanden sein sollte, aber dass die Angestellten
nicht tauglich, wie Hesse sich dies sagen?
Indem Yen vorgab eine Weisung und mit Anwendung von
Blasbälgen goss, wollte er bis zur Zeit des Ackerns und Säens im
Frühliiige das Volk hinlänglich versehen mit Geräthschaflen. Aber
für die Blasbälge des Landes Lu ward schon früher das Gebührende
hergerichtet, bis zum Herbst konnte man anzünden die Feuer. Dass
durch das, was er hier spricht, die Möglichkeit gegeben werde, mit
dem Lehen davon zu kommen, ist keineswegs der Fall.
1) „Das nördliche Meer" war der Name einer Landschaft.
2) Die Landschaft des üstlichen Meeres. Ehenso war auch Thai-san eiiie l.nnd.s*hart,
welche diese Benennung- von dem gieichnaniig-en Bcrg-e erhielt.
») Die Landschaften Lang-ye, des nördlichen Alceres, Thai-s.Tn und des üslliihcu
Meeres.
*) Die Landschaft Kiao-tiin^ und das Fürstenland Lii.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu. -C4 <
Yen hatte schon vorher dreimal eine Meldung gebracht und
keine höchste Verkündung erhalten *)• Er bedachte nicht, dass das-
jenige, was er that, nicht erlaubt sein würde, aber geradezu vor-
geben den Auftrag der Macht, zu Wege bringen Segen, um zu
erfiillen die HofTnungen des Volkes, indess man trachtet nach einem
Namen, erntet das Lob, dies ist es, um dessenwillen die Erleuch-
teten und Höchstweisen verhängen müssen die Hinrichtung.
Das Krumme ein Fuss, das Gerade eine Klafter, Meng-tse that
den Ausspruch, dass dies nicht erlaubt 2). Jetzt ist das, was er ver-
brochen, etwas Schweres, aber das, was er ausgerichtet, ist etwas
Unbedeutendes. Hat Yen sich selbst ergeben in die Nothwendigkeit
zu sterben, indem er dies that? Er wird gehofft haben, dass die
Hinrichtung nicht über ihn verhängt wird, und er wollte sich da-
durch erwerben einen Namen.
Siü-yen konnte nichts zn seiner Rechtfertigung vorbringen und
bekannte sich scliuldig. Als er sterben sollte, berichtete Tschung-
kiün Folgendes an den Hof: Yen hat vorgegeben die Weisung, hat
eigenmächtig gehandelt. Ich habe nicht in Empfang genommen das
Wesen des Auftrags. Ich bitte, es zu überlassen dem höchsten Ver-
merker, damit er zurückfordere den Gegenstand der Schuld Yen's. —
Auf diesen Bericht erfolgte eine zustimmende Antwort. Der Allhalter
fand das Verhör gut, und in einer höchsten Verkündung ward
befohlen, dass die Sache dem Grossen des Landes und Vernierker des
Himmelssohnes zur Einsieht mitgetheilt werde.
Als Tschung-kiün im Beginne seiner Laufbahn sich von Thsi-
nan zu den Hofgelehrten begeben sollte, trat er zu Fuss in den das
Gebiet des Himmelssohnes abmarkenden Engweg von Han-ku. Der
Angestellte des Engweges gab ihm einen Leinwandstreifen ^).
1) Dasjenige, was er dem Himmelssoline vorhrachte, fand kein Gehör.
') Tschiii-tai äusserte sich in einer Frage, die er an Meng-tse stellte : Das Krumme
ein Fuss, das Gerade eine Klafter, es ist billig oder doch erlaubt. — Meng-tse ant-
wortete unter anderem : Du bist im Irrthum. Wer sich selbst gekrümmt hat, war
noch niemals im Staude, die Menschen gerade zu richten. — Tsiliin-tai meint: wenn
bei einer Sache vieles recht und nur weniges unrecht, so dürfe man es thun.
Meng-tse hingegen meint, dass selbst ein kleines Unrecht einem grossen Rechte
Eintrag thue und demgemäss eine solche Handlung nicht erlaubt sei.
3) Ein solcher diit Buchstaben bemalter Leinwandstreifen ward entzweigerissen und
diente zur Beglaubigung. In den allen Zeiten mussto Jeder, der das Gebiet des
Himmelssohnes betreten wollte, mit einem Reisescheine versehen sein. Unn icrriss
248 '»'• I' li z ma i er
Tscluiiig-kiün friigtc, was er damit tlinn solle. Der Angestellte ant-
wortete: Es ist ein Rcisesehein für die Riickkiinff. Wenn du zurück-
kehrst, müssen die Abschnitte wieder zusammengefügt werden. —
Tschung-kiün eiwiedertc hierauf: Ein grosser Mann, der westwärts
wandert, kehrt duicliaus nicht mit einem Rcisesehein für die Rück-
kunft zurück. — Er Hess den Leinwandstreifen liegen und reiste
weiter. Als Tschung-kiün die Stelle eines einladenden Gesandten
erhalten hatte, ward ilun der Auftrag, seinen Reruf in den Land-
schaften und Fiirstenländern auszuüben. Indem er jetzt mit der
aufgesteckten Ahdrucksmarke seines Amtes in östlicher Richtung
durch den Engweg reiste, erkannte ihn der Angestellte des Eng-
weges und sprach: Dieser Gesandte ist der Jünger, der einst den
Leinwandstreifen zurückgelassen.
Tschung-kiün fand in den Landschaften und Fürstenländern,
wo er sein Amt ausübte, alles zweckmässig, worüber er die nüfhigen
Berichte einsandte. Nach seiner Rückkehr machte er in der Ange-
legenheit seiner Sendung eine Meldung an dem Hofe, worüber der
Allhalter sehr grosses Wohlgefallen bezeigte.
Als Han damit umging, einen Gesandten zu den Hiung-nu"s zu
schicken, stellte Tschung-kiün die Bitte, zu dieser Stelle nicht aus-
ersehen zu werden, indem er folgendes vorstellte: Ich Kiün hatte
nicht so viele Verdienste, als nöthig, um schief zu legen die Gräser,
und ich ward gestellt in Eine Reihe mit den Leibwächtern des
Nachtlagers, ich verzehrte meinen Gehalt durch fünf Jahre. An den
seitwärts liegenden Marken gibt es um die Zeit die Aufschreckung
durch Sturm und Staub, es ziemt sich, dass ich mich bekleide mit
festem Panzer, ergreife die spitzige Hellebarde, die Pfeile von Erz
und Stein blossgelegt muss ich vorwärts schreiten. Ich, der ich
stehe unter dem Klepper, bin nicht gewohnt der Geschäfte des
Erzes und der Lederpanzer. Jetzt habe ich geliört, dass man
schicken will zu den Hiung-nu's einen Gesandten. Es ist mein
Wunsch, anzustrengen mein ganzes Wesen, zu schärfen meinen
Geist, in Empfang zu nehmen als Begleiter den erleuchteten Auf-
trag, zu entwerfen das Bild von Glück und Unglück vor den Augen
«lahei- ein Slück Leinw:\iirl, dcssL-n eine Uiilfte ileni Iteisendcn üherffeheii und liei
der Itückkelir mit der /.urüeklieliailenen anderen Hälfte /.um liehufe der Ülier-
waehiinf; w iedei' /.iisammeiigelVi^l wurde.
Die Bevoi-£uy:teii des Alllialters Hiao-wu. 249
des Schen-yü. Ich aber bin von Jahren jung, von Gaben unterge-
reiht, ich stehe verwaist unter den äusseren Obrigkeiten '). Ich
verdiene nicht, dass ich erhalte ein Vertrauensamt für eine ganze
Weltgegend. Ich vermesse mich, nicht bewältigen zu können meinen
Schmerz, wenn in der höchsten Verkündung gefragt werden sollte
nach dem Entwerfen des Bildes von Glück und Unglück. — Der
Allhalter, der besonders die Antworten Tschung-kiün's bewundert
hatte, erwählte diesen jetzt zu einem Grossen, dessen Pflicht es
war, Vorstellungen zu machen.
Um diese Zeit hatte das südliche Yue mit Han Freundschaft
geschlossen. Man schickte daher Tschung-kiün als Gesandten in das
südliche Yue, damit er mit dem Könige dieses Landes spreche und
ihn bewege, gleich den übrigen Lehensfürsten des Inlandes an dem
Hofe von Han zu erscheinen. Tschung-kiün hatte selbst gebeten, mit
dieser Sendung betraut zu werden, und er wünschte, wie er sich
ausdrückte, den langen Brustriemen eines Pferdes zu erhalten, auf
dass er den König des südlichen Yue wie an einer Halfter führen
und unter die Thorwarte des Himmelssohnes bringen könne.
Tschung-kiün begab sich sogleich auf die Reise und sprach
mit dem Könige von Yue, der den Worten des Gesandten Gehör
schenkte und die Bitte stellte, dass das ganze unter seiner Bot-
mässigkeit stehende Gebiet in das Miltelland eingeschlossen werde.
Der Himmelssohn, dem dieser Erfolg ungewöhnliche Freude verur-
sachte, verlieh den grossen Würdenträgern des südlichen Yue
Abdrucksmarken mit breiten Bändern, indem er sie ausschliesslich
die Gesetze von Han anwenden und die Gewohnheilen des Landes
neu umändern hiess. Zugleich ward dem Gesandten befohlen, in
dem Lande zu verbleiben und daselbst die Ruhe aufrecht zu er-
halten.
Unterdessen wollte ^ ,S Liü-kia, Lenkungsgehilfe von
Yue, die Aufnahme dieses Landes unter die Länder des Himmels-
sohnes verhindern. Er setzte eine Kriegsmacht in Bewegung, mit
deren Hilfe er (112 vor unserer Zeitr.) seinen König überfiel und
tödtete. Ein gleiches Los traf den Gesandten von Han.
1) Die äusseren Obrig-keiten sin.) die Wiirdeiiti;i','er. weU-lie weder zur Aiifw.nrluiig^
im Innern noch luv Leibwache gehören.
250 Dr. Pfizmaier, Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
Tschuiig-kiün war, als er gfetüdtet ward, etwas über zwanzig
Jalire alt »)• L)'e Zeitgenossen benannten ihn daher, indem sie seinen
Namen veränderten, mit dem Namen "m^ ^-^ Tsehuiig-tung, d. i.
der als Jüngling Verstorbene.
*) So die Geschichte. Aus dem Erzählten jreht jedoch hervor, dass Tschung-kiün in
seinem acht/.ehnli>n Lehensjahre n.ich Tschang-ngan berufen worden und daselbst
im ersten Jahre des Zeitraumes Ynen - scheu (122 vor unserer Zeitr.) eine
Antwort auf die Frage des Himroelssohnes eingesandt hat. Liii-kia tödtete seinen
König und den Gesandten von Hau im fünften Jahre des Zeitraumes Yuen-ting
(112 vor unserer Zeitr.). Demnach wäre Tschuug-kiiin , vorausgesetzt, dass er
auch in dem ersten Jahre des Zeitraumes Yuen-scheu nacli Tschang-ngan gekommen,
zur Zeit seines Todes achtundzwanzig Jahre alt gewesen.
Gindely, Zur Geschichte der Einwirkung: Spaniens etc. 40 1
SITZUNG VOM 13. NOVEMBER 1861
Vorgelegt:
Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die Papsl-
wahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Led's XL im
Jahre 160ö.
Von Anton Crindely.
Die Bedeutung, wdche die Wahl der Päpste im Mittelalter für
Deutschland hatte, ging im XVI. und XVII. Jahrhundert auf Spanien
über. Als Ferdinand der Katholische Neapel seinem Reiche einver-
leibt hatte und später Karl V. hiezu noch Mailand fügte, war nicht
blos das Gleichgewicht in Italien, dessen Vertreter seit jeher die
Päpste waren, zerstört, sondern es war die einheimische Herr-
scliaft durch eine fremde ersetzt, was die Päpste bitterer empfanden
als irgend Jemand in Italien. So oft Franz I. gegen Karl V. losbrach,
konnte er sicher sein, an dem Papste einen offenen oder heimlichen
Freund zu finden und alles was Karl V. und sein Sohn für die Herr-
schaft der katholischen Religion in ihren Ländern thun konnten, war
nie und nimmer zureichend, um die Päpste vergessen zu machen,
dass, wo sie sich in Italien hinkehrten, die Spanier sich breitgesetzt
hatten.
Um dieser Feindseligkeit in der Wurzel zu begegnen bemühte
sicli Karl , noch mehr aber Philipp II. die Cardinäle für sich theil
durch Pensionen theils dui'ch Präbenden zu gewinnen, um so die
Bildung einer bedeutenden spanischen Partei in« Cardinalscollegiuin
zuwege zu bringen, welche bei allen Papstwahlen grosse Dienste
leisten sollte. Indessen half selbst dies nochwi'nig, da Frankreich
über dieselben Mittel gebietend, eine eben so starke Partei für sich
I
252 A. Giadely, Zur (iesehichte der Einwirk ung Spnniens auf die
gewann und die neutralen Cardinäle denselben Impulsen folgten,
von denen die Päpste geleitet waren. So oft irgend ein Papst von
demselben feurigen Eifer geleitet, wie Paul IV. (Caraffa 1555 bis
1559) erklären mochte, dass die Befreiung Italiens eine heilige
Sache sei, so oft erzitterte die spanische Herrschaft in den Grund-
resten.
Die inneren Zwistigkeiten, welche in Frankreich unter den
letzten Königen aus dem Hause Valois ausbrachen und welche
zuletzt zur Herrschaft eines protestantischen Königs in der Person
Heinrichs IV. zu führen schienen, Hessen mit einem Male Spanien
als die einzige Stütze des Katholicismus erscheinen und schon
unter dem klugen Sixtus V. begarm Philipp II. in Rom einen so
übermächtigen Einfluss zu gewinnen, dass er mit Recht hoffen
konnte, die künftige Papstwahl nach seinem Willen zu leiten. Dies
war um so nothwendiger, als er die Zwistigkeiten in Frankreich
dazu ausnützte, um auf den Thron mit Hilfe der katholischen Liga
seine eigene Familie zu bringen; seine Macht war jedoch nicht
ausreichend hiezu, wenn nicht der Papst sich ihm mit allen geist-
lichen und weltlichen WalTen auf das innigste verband. Schon
Sixtus V. that viel für ihn, lange aber nicht so viel, als er verlangte
und als es nöthig erschien. Als Sixtus starb, hing es von der
Persönlichkeit des neu zu wählenden Papstes ab, ob Frankreich in
das Netz spanischer Politik werde hineingezogen werden oder ob es
seine Selbstständigkeit behaupten werde.
Im Cardirialscollegium standen sich bei der Wahl nur zwei
Parteien gegenüber, die spanische und die des Cnrdinals Montalto,
des Neffen Sixtus' V. Es ist bekannt, dass im XVI. Jahrhundert
der Nepotismus im Kirchenstaat immer noch fortwucherte. Regel-
mässig hing die Ausspendung aller Gnaden eines Papstes von einem
seiner Neffen ab, die er mit dem Purpur bekleidet hatte, namentlich
war die Ernennung der Cardinäle so sehr Werk dieses Nipoten,
dass bei der Sedisvacanz sich sämmtliche Cardinäle des letzten
Papstes um ihn schaarten, um der folgenden Waiil einen ihren
Interessen zusagenden Ausschlag zu geben. Diejenigen Cardinäle,
die ihre Einennimg früheien Päpsten dankten und nicht im Solde
einer der katholischeti Mächte standen, bildeten die neutrale Partei,
die jedoch in der Regel so klein war, dass sie nicht den Ausschlag
geben konnte, wenngleich re<,'elinässig die Päpste aus ihrer Mitte
r
Papstwahleii, namenllicli bei Geli^genheit der Wahl Leo's XI. im J. 1G03. 253
gewählt wurden. Die französische Partei war in dem Conclave nach
Sixtus' V. Tode gar nicht vorhanden, oder vielmehr im Interesse
Spaniens, da die katholische Liga in Frankreich im Bunde mit
Philipp II. stand und um diese Zeit über die hohen Würdenträger der
Kirche gebot.
So günstig also die Angelegenheiten für Philipp in dem Con-
clave nach Sixtus' Tode standen, da mit vielem Schein von Recht
seine Anhänger geltend machen konnten, dass er der einzige christ-
liche König sei, welcher die Rechte des päpstlichen Stuhles ver-
fechte, und so wenig eigentlich die Cardinäle, die unter Montalto's
Anführung ihm gegenüber standen, andere als persönliche Interessen
verfolgten, nicht im Namen eines grossen Princips oder im Namen
der Freiheit Frankreichs, sondern geleitet von kleinlichen Inter-
essen und persönlichen Vortheilen sich ihm entgegenstellten, so
siegte dennoch Montalto und die Wahl des Conclaves, welche die
Person des Cardinais Castagna traf, ging nicht nach Philipp's
Wunsche vor sich. Indessen war Urhan VlI., so hiess der neue
Papst, weniger eine Wahl als ein Compromiss unter den Parteien,
denn seine Kränklichkeit Hess einen haldigen Tod voraussehen und
dieser traf auch bereits 12 Tage nach der Wahl ein.
Die Cardinäle traten also wieder im Conclave zusammen; die
Parteien standen sich mit denselben Kräften und Absichten wie
früher entgegen. Die Spanier waren jedoch diesmal entschiedener
wie sonst und was auch Montalto thnn konnte, es gelang ihm nicht
eine Wahl nach seinem Willen durchzusetzen. Auch gestattete die
lange Dauer des Conclaves, dass Philipp II. von dem Tode Urban's VII.
benachrichtigt werden und dass er seinen Willen dem Gesandten in
Rom, Grafen Olivarez mittheilen konnte. Er war fest entschlossen,
diesmal die Wahl seinem Zwecke gemäss zu lenken und hiezu
ganz ausserordentlicher Mittel sich zu bedienen.
Um diese Zeit besassen die drei wichtigsten Fürsten der katho-
lischen Welt noch nicht das Recht, welches ihnen später gewährt
wurde, besonders missliebigen Cardinäleu die Exciusiva bei der
Wahl zu geben. Nichtsdestoweniger übte sowohl Frankreich wie
Spanien eine Exciusiva, wenn auch nicht dem Rechte, so doch der
That nach aus. Nach den Bestimmungen früherer Päpste konnte
ein Papst nur 'dann als gewählt betrachtet werden, wenn sich zwei
Drittel der im Conclave anwesenden Cardinäle für ihn erklärten.
254 '^- fiindely. Zur Gescliiihte der Einwirkung; Spaniens auf cüp
Wenn nun die spanische oder die frunzösisehe Partei mehr wie das
Drittel der stimmenden Caidinäle betrug, so sehloss sie durch diese
Stärke jeden ihr missliebigen Cardinal aus. Aber auch selbst in dem
Falle, dass die eine oder die andere Partei nicht so bedeutend war,
so gewann sie stets einige von den neutralen Cardinülen, welche
sich ihr zum Behufe der Ausschliessung verbanden, denn mit der
Zahl der Ausgeschlossenen mehrte sich für die wenigen neutralen
und stets sehr alten Cardinäle die Aussicht, gewählt zu werden. Um
in alle diese Wahlmanöver eine feste Ordnung zu bringen, wählte
bei jedem Conclave der spanische König einen der besonders erge-
benen Cardinäle und betraute ihn mit „der Stimme für Spanien",
wie man dies zu nennen pflegte. Er war hiedurch zum Haupt der
spanischen Partei ernannt, wusste um die Wünsche des Königs und
die, welche dem letzteren dienen wollten, schlössen sich ihm an und
stimmten nach seiner Leitung.
In dem Conclave, welches nach Urban's VII. Tod zusammentrat,
führte der Cardinal Mendoza die Stimme für Spanien. Diejenigen,
welche die spanische Partei bildeten, waren diesmal so zahlreich,
dass sie mehr als hinreichten, um jedem beliebigen Cardinal die
Exclusiva zu geben und sonach zu hindern, dass Montalto, der an
und für sich über mehrere Stimmen gebot, eine Wahl nach seinem
Wunsche durchsetzen konnte. So viel Mendoza aber auch thun und
den neutralen Cardinälen anbieten konnte, so sehr er einzelne Car-
dinäle der Partei Montalto's zum Anschlüsse an sich bewegen mochte,
er war eben so wenig im Stande einem bestimmten Candidaten zwei
Drittel der Stimmen zu verschaOen, so dass die Wahl eines Papstes
keine Wahrscheinlichkeit für sich hatte. Je mehr Montalto im frü-
heren und gegenwärtigen Conclave einem spanisch gesinnten
Papste sich widersetzt hatte, desto mehr glaubte er Grund zu haben,
in der eingeschlagenen Richtung auszuharren, um sich nicht dem
Übelwollen des künftigen Herrn preiszugeben.
In diesem Zustande waren die Angelegenheiten des Conclaves,
als von Philipp 11. verschärfte Weisungen für Olivarcz eintrafen,
die Wahl im Sinne Spaniens zu beeinflussen. Es genügte diesmal
dem Könige nicht, durch seine Anhänger jeden missliebigen Cardi-
nal auszuschliessen; für den Feldzug den er mit der katholischen
Liga gegen Heinrich IV. unternehmen wollte, brauchte er einen
Papst, der ganz in seine Anschauungsweise einging. Was für einen
Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. im J. 1G03. 255
Papst er haben wollte, deuteten seine Instructionen immer in den
Worten an: „Wir brauchen einen eifrigen, heiligen Papst, der allein
auf das Wohl der Kirche denkt. Derjenige, der also der beste für
die Kirche ist, ist auch der beste für uns". Wenn wir diesen ganz
erbaulichen Worten ihr diplomatisches Kleid ausziehen, so heissen
sie ungefähr so viel, als: Spanien braucht jetzt einen eifrigen Papst,
der für nichts anderes Augen hat als für die Gefahr, dass Frankreich
in die Hände eines protestantischen Königs fallen konnte, und der
desshalb kurzsichtig genug sein dürfte, unsere sonstigen Absichten
nicht zu merken und mit uns durch Dick und Dünn zu gehen.
Um einen solchen Papst der Kirche zu geben, beschloss dies-
mal Philipp nicht blos die Exclusion, sondern auch die Inclusion,
wie er dies nannte, auszuüben. Fünf Cardinäle, welche seit langem
dem spanischen Interesse ergehen schienen und von denen er
erwartete, dass sie in Bezug auf Frankreich alles thun würden, was
er verlangte, wurden von ihm namentlich als diejenigen bezeich-
net, deren Wahl ihm angenehm wäre, und um durch diese geringe
Zahl die Überraschung nicht zu sehr wach zu rufen, fügte er diesen
noch zwei andere Namen zu, aber derart beschaffen, dass er nicht
ihre ^^'ahl befürchten zu müssen glaubte. Mendoza erklärte rund-
weg im Conclave, dem Könige von Spanien sei nur mit einem von
den sieben Cardinälen gedient, und er verlange, dass sich die Stimmen
auf einen derselben concentriren. Dem Cardinal Montalto wurde es
überlassen, einen aus diesen sieben zu bezeichnen, dessen Wahl,
sobald sich die spanische Partei und die Montalto's vereinte, unzweifel-
haft war.
Der Cardinal Montalto war aber fest und trat den Anträgen der
Spanier mit einem ähnlichen entgegen. Er schlug fünf Cardinäle
seiner Partei vor und forderte Mendoza auf, einen aus ihrer Mitte
zu bezeichnen, welcher der künftige Papst sein sollte. Dies hatte
eben so wenig eine Wirkung wie der andere Vorschlag. Montalto's
Unnachgiebigkeit wurde indessen fortwährend durch Anhänger des
Grossherzogs von Toscana und des Herzogs von Mantua genährt,
welche Fürsten zwar nur sehr wenige aber desto ergebenere
Anhänger im Conclave zählten und die nur mit Schrecken den
Moment herankommen sahen, wo die spanische Macht in Italien
nicht blos in Mailand und Neapel, sondern im Vatican selbst tonan-
gebend sein sollte. Obwohl durch strenge Kirchenstrafen jede Ein-
Ü250 A. G in Jel y. Zur Geschichte der Einwirkung Spnuiens aut die
tliissiiiilime von aussen auf die im Conclave versammelten Cardinäle
seit langem verboten war, so kehrten sich die Agenten dieser
Fürsten nur wenig daran und verkehrten ununterbrochen mit dem
Innern des Conclaves so viel, als ihnen nöthig schien.
Die Partei Spat)iens wurde indoss durch einen Ankömmling,
denjenigen Cardinal nämlich, welcher als Nuntius in Frankreich
bisher thätig gewesen und zur Wahl nach Rom gekommen war, ver-
stärkt. Vor seinem Eintritte in das bereits seit einigen Wochen
versammelte Conclave hatte Olivarez und der zweite spanische Ge-
sandte in Rom, der Herzog von Sessa, eine lange Conferenz mit ihm,
worin sie ihm die Nothwendigkeit auseinandersetzten, dass der
künftige Papst vornehmlich mit Rücksicht auf die französischen Wirren
gewählt werden müsse. Der Nuntius, welcher im Interesse der Liga
eben in Frankreich gewirkt hatte, war den spanischen Einflüste-
rungen zugänglicher wie irgend Jemand, da sie mit seiner eigenen
Überzeugung zusammentrafen und versprach die besten Dienste im
Conclave. Allein selbst der Eintritt dieses Cardinais trug nicht die
gewünschten Früchte und alle Tage wurde Olivarez durch die Nach-
richt alarmirt, dass dieser oder jener Cardinal gewählt worden, der
antispaiiisch gesinnt sei. Bisher hatte er sich selbst jeder Correspon-
denz mit den im Conclave befindlichen Cardinälen enthalten und in
dieser Beziehung handelte er im Einverständnisse mit den Befehlen
seines Herrn, der die Kircliengebote beobachtet wissen wollte. Allein
er kannte seinen Herrn zu gut um nicht zu wissen, dass es ihm
dieser höchlich verübeln würde, wenn er nicht unter irgend einem
plausiblen Vorwande diese Gebote zu umgehen suchen würde, sobald
es der Zweck erheischte. Als er also von dem Widerstände Montal-
to's im Conclave sichere Kenntniss hatte, eine Kenntniss die ihm
indirect zukam, und auch von dem Zusammenhange erfuhr, in dem
ununterbrochen der Herzog von Mantua w ie der Grossherzog von
Toscana mit dem Conclave standen, rief er einen römischen Theo-
logen zu sich und legte ihm die Frage vor, ob er in Rücksicht auf
den heiligen Zweck seines Königs in Zusammenhang mit dem Con-
clave treten könne, ohne Gefahr zu laufen, von den betreirenden
Censuren getroffen zu werden. Der gei-ufene Theolog beschwich-
tigte seine Scrupel und erklärte, er dürfe mit dem Conclave in
geheime Verbindung treten, und mehrere andere, denen die gleiche
Frage vorgelej;! wurde, schlössen sich derselben Meinung an.
vri
\
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl L«o's X[. im J, 1603. 237
Olivarez hatte nun länger keine weiteren Zweifel und mit Hilfe eines
der Diener im Conelave, Grota, stärkte er nicht nur die Ausdauer
der Spanier, sondern bedrohte und köderte zu gleicher Zeit Mont-
alto, der der Gunst des Königs sicher sein könne, wenn er ihm in
einer so wichtigen Angelegenheit dienen werde. Montalto, der nun
fast zwei Monate vergeblich eine Wahl in seinem Sinne durchzu-
setzen gesucht hatte, begann zu schwanken. Die Wünsche Philipp's
empfahlen sich am Ende seiner Berücksichtigung von einer doppelten
Seite; sie bezweckten augenscheinlich ein energisches Auftreten
gegen die französischen Protestanten, also wie es scheinen konnte
das Wohl der Kirche, und andererseits fürchtete er bei einem lätiger
dauernden Conelave für sein persönliches Interesse. Im ganzen
Kirchenstaat war nämlich die schlimmste Anarchie ausgebrochen;
Alfons Piccolomini, Anführer organisirter Räuberbanden, hatte sich
des gesammten Landes bemächtigt, und man fürchtete bereits, dass
er soiiüv Rom angreifen werde. In der Stadt selbst war die Noth des
Volkes durch Mangel an Getreidezufuhr auf das Höchste gestiegen
und die Verwünschungen gegen die Familie Montalto, der man die
Übel zur Last legte, wurden immer lauter. Er gab zuletzt nach und
bequemte sich unter den von Spanien vorgeschlagenen Candidaten
den Cardinal Sfondrato als denjenigen zu bezeichnen, den er seiner
Partei anempfehlen wolle. Am 5. December 1590 ward dieser all-
gemein als Papst anerkannt und bestieg unter dem Namen Gregor XIV.
den päpstlichen Thron.
So hatte Philipp II. durch das Mittel der Inclusion, vornehmlich
aber durch die compacte Stärke seiner Partei einen Papst seines
Willens durchgesetzt. Es ist bekannt, weielie Dienste ihm Gre-
gor XIV. leistete und wie viel Ursache er hatte, seinen frühen Tod
zu betrauern. Sein Nachfolger Innocenz IX. wurde unter denselben
Einflüssen gewählt (1591) und war einer von den fünfen, deren
Wahl das Jahr vorher Philipp II. gewünscht hatte. Nach seinem
schon nach zwei Monaten erfolgten Tode wurde Cardinal Aldobran-
dini zum Papste gewählt, der zwar nicht zu den besonderen Ver-
trauten gehörte, aber dennoch auch nicht übel von Spanien ange-
sehen war. So lange Heinrich IV. nicht zu der katholischen Kirche
übertrat, konnte auch Clemens VIII., so hiess der neue Papst, nicht
anders als den Fussstapfen seiner Vorfahren folgen, sobald aber dies
Hinderniss beseitigt war, zeigte er bald ^eiing. dass er sowohl genug
2oo A. n i 11 «1 el y. Zur ricschiehte der Einwirkung' Spaniens auf die
staatsmäiiiiisclieii Blick besass, um die Handlungsweise Philipp's 11.
in ihrem rechten Liehle zu beut-Jheilen, als auch, dass ein so hohes
Amt wie das seine, mit Nothwendigkeit ihn zur Unparteilichkeit
nöthigte und über die kleinlichen Interessen, denen er sich als Car-
dinal hingeben mochte, das Übergewicht erlangte.
Das Pontificat Clemens' VlII. dauerte 13 Jahre und man gewann
in Rom wie in Spanien genug Muse, während dieser Zeit die Vor-
gänge bei der Wahl Gregorys XIV. etwas genauer zu erwägen. In
Rom setzte sich gegen die von Spanien ausgeübte Inclusion vor allem
ein tiefer Unwille fest. Die Cardinäle fanden sich zunächst in ihrem
Interesse verletzt; denn war es nicht der spanische König, der von
nun an die Tiara vergeben wollte? Die Theologen aber, die doch
bei einer Angelegenheit dieser Art mitzureden hatten, fanden, dass
die Handlungsweise der spanischen Könige, welchen Schein sie auch
immerhin anzunehmen beliebe, unbedingt alle diejenigen Qiialifica-
tionen an sich habe, welche durch eine Bulle PauTs IV. mit Kirchen-
strafen bedroht sei. Sie erklärten, dass der König namentlich in
folgenden Fällen eine schwere Sünde begehe:
1. Indem der König durch seinen Gesandten erklären lasse,
dass er die Wahl eines hestimmten Cardinais wünsche, tliue er der
freien Wahl Gewalt an, denn die ihm ergebenen Cardinäle fürchten
durch eine missliebige Wahl in seine Ungnade zu fallen.
2. Indem der König einen bestimmten Cardinal von der Möglich-
keit gewählt zu werden ausschliesse, füge er der Kirche einen
grossen Schaden zu, denn die Ausschliessung trelle mitunter Männer,
welche die meiste Fähigkeit zur Regierung der Kirche besässen.
3. Indem der König den Cardinäien seiner Partei Pensionen
gebe und Versprechungen aller Art denselben mache, alles zu dem
mehr oder weniger deutlich ausgesprochenen Zwecke, die Papst-
wahl nach seinem Willen zu lenken, mache er sich in einer gewissen
Beziehung des Lasters der Simonie schuldig, denn die Stinime bei
der Papstwahl zu geben, sei eine geistliche Angelegenheit und er
gewinne auf sie thatsächlich durch Geschenke Einfluss.
Nach der Meinung dieser Theologen trafen die Kirchenstrafen
wegen solcher Vergehen nicht blos den König, sondern auch den
Gesandten in Rom als das vorzüglichste Werkzeug desselben. Der
Herzog von Sessa, der zuerst neben Olivarez und dann allein das
spanische Interesse in Rom vertrat, schien von diesen Bemerkungen
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. iin J. lOOj. 2o9
getrolTen zu sein uiul äusserte seine Gewissensscrupel. In Spanien,
wo man zwar Lust hatte Alles zu thun, was der eigene Vortheil
erheisclite, aber doch für Alles einige theologische Gründe haben
wollte, waren kaum diese Einwürfe und diese Scriipel bekannt, als
man die gesammte Angelegenheit einigen Theologen zur reiferen
Erwägung zu überweisen besehloss. Es seheint nicht, dass man bei
der Wahl blos den Zufall walten liess, denn unter den drei beru-
fenen fand sich neben dem Fray Juan Vincencio, Generalvicar des
Dominicanerordens und dem Jesuiten Jusepe de Acosta auch noch
Francisco Peiia , Auditor bei der Rota, derselbe welcher dem Grafen
Olivarez bei seiner Verlegenheit mit dem theologischen Gutachten
aushalf, dass er nämlich trotz Bullen und Censuren mit dem Con-
clave in Verbindung treten dürfe.
Am 15. Fehruar 1594 versammelten sich diese drei genannten
Personen in Rom in einem Kloster und hielten eine lange ßerathung
üher die obigen drei theologischen Sätze, welche das V^erfahren
der spanischen Könige verdammten. Nach vielen Erwägungen fassten
sie folgende Gegenheschlüsse:
1. Die kathoiisciien Fürsten können über die Wahl der Päpste
sede vacante mit den Cardinälen unterhandeln, zwar nicht in befeh-
lender und zwingender Weise, aber durch Unterhandlung und Auf-
forderung, dass diese einen solchen Papst wählen, der nicht blos
der Kirche, sondern auch ihren Völkern zusage.
2. Um zu diesem Zweck zu gelangen, ist es katholischen
Fürsten gestattet, die Inclusion und Exciusion auszuüben, doch nur
unter der Bedingung, dass Niemand eingeschlossen werde, der nicht
der Wahl würdig sei, und Niemand ausgeschlossen, der für die
Leitung der Kirche der passendste zu sein scheine. Erlauht ist es
also, auszuschliessen den oder die Cardinäle, welche, obwohl zur
Leitung der Kirche für fähig gehalten, aus gewichtigen Gründen
für Feinde Spaniens angesehen werden, wofern solche eingeschlossen
werden, die den Ausgeschlossenen an Fähigkeit nicht nachstehen.
3. Um den Willen der Cardinäle zu diesem Ende sich geneigt
zu machen, ist es gestattet, die Cardinäle durch ehrbare Mittel, Mie
da sind Pensionen, Gnadenbewilligungen und andere \'ortheilo zu
gewinnen, wofern mit Ertheilung derselben kein formlicher Vertrai'
verbunden wird und den raidinälcn ihre Freiheit bei der WM
belassen bleibe,
Sit/.l). .1. iihil.-hisl. i;i, XXXVIII. R.i. II. Uli IS
1
J^ßQ A (ilndelj, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
Im Grunde genommen haben die Tlieologen der einen wie der
mulern Seite Recht, wenn man die Voraussetzutigen in Erwägung
zieht, von denen sie bei ihren Schlussfassungen ausgingen. Die
ersteren setzten voraus, dass der König von Spanien und jeder
andere Monarch zu sehr befangen von eigenem Vortheil sei, als
dass er bei der Walil einen andern Einfluss ausüben könne als
jenen, den die päpstlichen Bullen verpönen. Und in dieser Annahme
hatten sie, wie die Erfahrung lehrt, ganz entschieden Recht. Die
letzteren gefielen sich in der Annahme einer förmlich nur auf das
Beste der Kirche gerichteten Stimmung der spanischen Könige und
vergassen, dass, wenn nicht schon die Geschichte das Gegentheil
lelirte, auch das Studium des eigenen Herzens dafür den Beweis
liefere.
Philipp II. begnügte sich mit diesem Gutachten noch nicht,
sondern übergab die gesammte Angelegenheit nochmals zur Be-
rathung und b^'traute diesmal damit seinen eigenen Beichtvater
Fray Diego de Yepes, den Beichtvater seines Sohnes Fray Caspar
de Cordova und den schon an der früheren Berathung betheiligt
gewesenen Jesuiten Jusepe de Acosta. Die Genannten versammelten
sich in Madrid im Kloster des heil. Hioronymus und gaben nach
zwei Sitzungen (am H. und 10. Juni 1598) ihre Meinungen in fol-
genden Sätzen kund :
1. Der König kann erlaubterweise auf die Papstwahl einwirken
und dafür sorgen, dass jener Cardinal erwählt werde, der seinen
Interessen zusage.
2. Zu dem besagten Zwecke kann der König sowohl von der
Inclusion wie von der Exclusion Gebrauch machen.
3. Bei der Inclusion ist jedoch damuf zu sehen, dass der wür-
digste Cardinal mit eingeschlossen werde und sollte dieser gleich-
wohl den Interessen des Königs nicht zusagen, so darf derselbe
nicht sein eigenes Interesse dem der Kirche vorziehen.
4. Bei übrigens gleicher Tauglichkeit mehrerer Cardinäle für
das Regiment <ler Kirche kann der König mit gutem Gewissen den-
jenigen vorziehen, der seinen Interessen am meisten zusagt, um so
mehr, da gegenwärtig, wie es notorisch sei, die Macht der Chrislen-
heit, die Sicherheit des Glaubens und der Religion von der Bedeu-
tung der spanischen Krone abhängig sei, so dass, wer dieser am
meisten zusage, eigentlich auch für die Kirche am besten tauge.
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. im .1. IßOii. 261
5. Von der Exciusioti darf kein würdiger Cardinal hetroften
werden, wobei der König vorsichtiger als bei der Inciiision zu
Werke geben müsse, denn seine Macht reichte hin, jeden beliebigen
Cardinal ausziischliessen, wählend jene Cardinäle, die von ihm nicht
eingeschlossen werden, desshalb noch nicht der Möglichkeit beraubt
sind gewählt zu werden.
6. Es dürfen also mit Sicherheit nur jene ausgeschlossen
werden, von denen mit Grund angenommen werden kann, dass sie
der Kirche schaden würden.
7. Den Cardinälen Pensionen zu geben und Versprechungen zu
machen, um ihren Willen zu gewinnen, ist bei einem guten Zweck
erlaubt, doch soll sich der König dieses Mittels früher und nicht erst
sede vacante bedienen, denn thut er dieses so spät, so hat die Ver-
leihung etwas vom Scliein eines Vertrages, der nicht gestattet ist.
8. Um in dieser Angelegenheit ganz sicher zu gehen, ist es
nöthig, dass der Gesandle in Rom genau von den Intentionen des
Königs und von den Bedingungen unterrichtet sei, unter denen ein
Eintluss auf die Wahl gestattet ist und, um von den Gaben an die Car-
dinäle jeden Verdacht zu entfernen, hat der Gesandte denselben
ausdrücklich zu eröffnen, dass der König damit keine Bestechung
ausüben und ihr Gewissen in keiner Weise bei der Wahl bedrücken
wolle.
Es macht einen komischen Eindruck und verräth besser als
alles andere die eigentliche Tendenz Philipp's JI. , dass er, als ihm
das Gutachten übergeben wurde, an keinem anderen Puncte Anstoss
nahm, als an dem achten, worin verlangt wird, der Gesandte habe
den Cardinälen „ausdrücklich" (expresamente) zu eröffnen, dass
er ihr Gewissen bei der Wahl nicht bedrücken wolle. Der König
meinte, es genüge, wenn man den Cardinälen bei Eitheilung von
Pensionen sage, man verlange von ihnen durchaus nichts, was gegen
ihr Gewissen sei, ohne dabei ausdrücklich der Papstwahl zu
erwähnen. Welches kindische Spiel mit Worten! Denn, so meinte
Philipp, wenn man ausdrücklich der Papstwahl erwähne, so gebe
man dadurch den schlechtgesinnten Cardinälen Anlass, unter dem
Scheine, als folgten sie ihrem Gewissen, ihren eigenen Vorthcil
im Auge zu bähen und bei der Wahl das Interesse des Königs und
alle Furcht (temor) ihm zu missfalien ausser Acht zu setzen. Mit
dieser Bemerkung wies der König die genannten Theologen an, den
18»
202 -^- tiiiKlfly, Zur Geschiclile der Einwirkung Spaniens auf die
Gegeiistiiiiil iioclimals zu beratlien und zu erwägen, ob nicht der
anstüssige Puiict nach seinem Wunsche geändert werden könne.
Aber selbst auf diese AulVorderuiii; hin ghiubten die drei Theologen
ihre Meinung nicht ändern zu dürfen, sondern hielten die ausdrück-
liche Erwäbnung der Papstwahl (ür nothwendig, um so mehr, mein-
ten sie, da die gutgesinnten Caidinäle durch eine so offene Sprache
nur in ihrem Eifer bestärkt würden , einem so frommen Könige zu
dienen, die schlechtgesinnten aber in der allgemein lautenden Formel
genug Veranlassung finden werden, sie auf die Papstwahl zu beziehen
und bei derselben nach Belieben vorzugehen.
In Folge dieser beharrlichen Meinung der Theologen wurde,
wie es scheint, der Bescbluss gefasst, den Cardinälen bei Erthei-
lung von Gnaden das zu sagen, was hier als nothwendig angesehen
ward. Kurze Zeit nach dieser ßeschlussfassung starb Philipp II.
und sein Nachfolger Philipp III. wies dieselbe Angelegenheit noch-
mals einer Junta zur Beralhung zu, in welcher diesmal nicht blos
Geistliche sondern auch Laien vertreten waren, sie bestand nämlich
aus Don Juan Idiaquez, dem Grafen von Miranda, dem Cardinal von
Sevilla und Fray Gaspar de Cordova. Dieselbe Hess sich alle Gut-
acliten und Bedenken vorlegen, von denen so eben die Rede war,
erwog die päpstlichen Bullen, welche die Papstwahl zum Gegen-
stande haben, und namentlich eine von Paul IV,, welche ausdrücklich
Jedermann verbietet, bei Lebzeilen des Papstes über seinen Nach-
folger zu verhandeln und fasste folgende Beschlüsse:
1. Dass es nicht nötliig sei, bei Ertheilung von Pensionen und
Gnaden an die Cardinäle ausdrücklich zu erwähnen, dass man ihre
Fjeiheit bei der Papstwiiiil nicht beschränken wolle.
2. Dass der König schon bei Lebzeilen des Papstes und nicht
erst sede vacante über die Exclusion untauglicher Cardinäle die
nütbigen Schritte thun dürfe.
3. Dass der König sede vacante die Inclusion bei der Wahl
ausüben und darnach seine Anhänger instruiren dürfe.
Mit dieser Entscheidung erklärte sich Philipp III. einverstanden
und sie wurde dem Herzog von Sessa, dem Gesandten in Rom zur
Darnachachtung mitgetheilt , damit er schon jetzt vorbereite, was
vorzubereiten nöthig sei.
In den Entscheidungen und Berathungen des spanischen Staats-
rathes wird immer das vornehmste Gewicht auf die Frömmigkeit der
Papstwahlen, nnmeutlich hei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. im .1. 160."!. 203
spanischen Könige gesetzt, stets angenommen, dass ihr ganzer Einfluss
auf nichts anderes als auf das Beste der Kirche gerichtet sei, und aus
diesem das Recht auf die Eintlussnnhme ahgeleitet. Gewiss, wenn der
Eifer redlicli ist und seinen Ursprung in einer uneigennützigen Stim-
mung hat, so ist er nach dem Sinne aller Kirchengesetze berech-
tigt und darnach kann jedes Gh"ed der katholischen Kirche nicht
minder wie der König von Spanien einen Einfluss auf die Wahl aus-
zuüben trachten, durch alle Mittel welche nicht verwerflich, sondern
eben so lauter sind wie der Zweck. Geht es aber nicht aus allen diesen
Berathungen gleichsam hervor, als habe in Spanien der Glaubens-
satz gegolten, die kirchlichen Interessen fänden nur im Cabinete des
Königs ihre wahre Vertretung und es sei eine bedauerliche Institu-
tion , dass die Papstwahl durch die Cardinäle und nicht durch den
spanischen König zu geschehen habe? Diese ganze sorgsame Bera-
thung, wie man auf die Papstwahl Einfluss üben könne, um nicht
durch den Wortlaut der Kircliengesetze getroffen zu werden, dieses
sorgsame Schmiegen und Wenden, um nicht den Buchstaben zu ver-
letzen, nachdem man gegen den Geist ununterbrochen zu sündigen
im Begriffe ist, zeigt sich in seiner ganzen Lächerlichkeit und
Erbärmlichkeit, wenn man sich etwas näher die Art ansieht, wie die
Inclusion und wie die Exciusion geübt wurde und welche Eigen-
schaften man in einem Cardinal suchte, der angeblich dem Interesse
der Kirche am meisten zusagen und dem der spanischen Krone nicht
nalietreten sollte.
Karl V. hatte harte Kämpfe mit jenen Päpsten zu bestellen,
welche thatkräftiger Natur waren, und dies führte ihn zu dem
Ausspruche: Ich will lieber einen alten Papst zum Feind als einen
jungen zum Freund haben. Ein lebensüherdrüssiger, nach nichts
wie nach Ruhe sich sehnender Miinn, der so viele Verwandten hatte,
um durch sie von fremder Gunst abzuhängen, das war in vollem Ernst
das spanische Ideal eines Papstes. Die spanischen Könige fühlten
sich in zwei Seiten verwundbar, in ihrem ifalienischen Besitz und
in der geistlichen Gerichtsbarkeit in ihren Reichen. Man weiss es,
alle Päpste des XVI, Jahrhunderts hatten sich gegen den ersteren
erklärt; die thatkräftigen und herrschsüchtigen wie Clemens VII. und
Paul IV. verh,anden sich mit Frankreich, um mit dessen Hilfe die
Spanier zu vertreiben, die frommen, wie Pius V. und Gregor XIII.
versäumten nicht die Gelegotiheit um dem spanischen Könige es ;ds
\
2ß4 -^^ <'i'>'lel.Vi Zur Geschichte der Kiiiwirkung Spaniern auf die
eine Gewissenspflicht liinzustellen, sich des neapolitanischen Reiches
als eines unrechtmässigen Besitzes zu entäussern und diese Zu-
sprüche verursachten in Spanien weit lieferen Arger, als wenn der
Papst seihst mit einem Heere zur Eroberung Neapels ausgerückt
wäre. Was weiter die von dem Papste behaupteten geistlichen Rechte
betrilTt, so standen sie fast überall n)it den Forderungen des Königs
in Widerspruch. Es war nun allerdings die Zeit gekommen, dass
der weltliehe Arm über den geistlichen einen vollen Sieg davonzu-
tragen bestinmit war, aber am Ausgange des XVI. Jahrhunderts
standen die Angelegenheiten doch so, dass der Papst mit dem König
von Spanien um viele Rechte einen um so gefährlicheren Kampf
heginnen konnte, als in Spanien alles auf die angeblich innigste
Übereinstimmung mit der Kirche, auf den ergebensten Gehorsam
gegen den Papst gegründet war. Spanien, das um der Niederlande
willen all seine Kraft verschleuderte, war entschieden nicht im
Stande einem Kampfe zu begegnen, den die Feindseligkeit des
Papstes heraufbeschwören mochte. Aus diesen Gründen wünschte
man also in Spanien einen alten Papst, der ein Feind aller Neue-
rungen in den politischen wie in den kirchlichen Verhältnissen nichts
ändern würde, einen Papst von gewöhnlichen Verstandesgaben und
durchaus nicht von allzu grosser Frömmigkeit, kurz, man fürchtete
sich vor jedem Chermass, nach welcher Seite hin immer, weil man
sich keine Kraft für ungewöhnliche Verhältnisse mehr zutraute. Und
weil man wusste, dass Verwandtenliebe oft die tüchtigsten Männer
beihöre und zu schmählicher Sciaverei herabwürdige, wünschte man
einen Papst , 'der viele Nepoten habe , denen Spanien wegen seiner
italienischen Besilzungen die mannigfachsten Gunstbezeugungeu
ertheilen und durch deren Gewährung und Verweigerung es den
Papst gleichmässig binden könnte.
So war also der angeblich beste Papst beschaffen: all, schwachen
Verstandes, gerade nicht übermässig fromm, mit vielen Neigungen
behaftet aber nicht für die Kirche sondern für die Welt. Der Jesuit
Acosta wussle wohl wenig von Shiatsgeschäflen, aber Fray Diego de
Yepes und Fray Gaspar de Cordova, welche stets den Sitzungen des
Staatsrathes beiwohnten, wie dies bei den spanischen Beichtvätern
immer der Fall war, waren keine Neulinge in Staatsgescbäften und
hörten mehr wie einmal, wie man sich über die Eigenschaften,
welche deri künftigen Papst nicht zieren sondern nur verunstallen
Papstwahlen, namenilich bei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. im J. 1603. 26o
konnten, beriet, und es wäre also einigermassen befremdend, wie sie
iin dem Gutachten so entschieden Inclusion und Exciusion empfehlen
konnten, wüsste man nicht, wie in Behandlung der Staatsgeschäfte
oft die Wahrheit des Urtheils verloren geht.
Clemens VIII. hatte im .liihre 1591 den päpstlichen Thron be-
stiegen und alle die Berathiingen pflegten sich Jahr für Jahr zu
wiederholen. Es ist unglaublich in wie ununterbrochener Weise man
an den europäischen Höfen daran dachte, dem jeweiligen P;ipste
einen Nachfolger zu geben. Die Politik anderer Staaten war nach
dem Familieninteresse bestimmt und von dem jeweiligen Herrscher
hing es ab, ob es mit Energie oder schwach vertreten wurde, ver-
j folgt wurde es aber stets, und so lag wenig an der Person selbst.
Bei den Päpsten jedoch ward ein Familieninteresse oft durch ein
entgegengesetztes ersetzt und so hing die politische Richtung der
Päpste nur mit ihrer Person zusammen. Streng genommen schien
[dies nur so, denn blicken wir zurück, so sehen wir die Päpste fast
[stets dasselbe Interesse verfechten, aber die in der Glitte der Ereig-
nisse stehenden schwankten zwischen Furcht und Hoffrmng. So oft
'also ein Papst bettlägerig war, einen Anfall von Husten bekam,
[etwas schlechter wie gewöhnlich aussah — und wie oft dies bei
Männern, die regelmässig älter als 70, häufig über 80 Jahre alt
waren, der Fall war, lässt sich denken — so oft duckten sich die
IStaatsräthe von Madrid und Paris zusammen und erörterten die
Papstwahl. Von Jahr zu Jahr kam von den betrefTeriden Gesandten
'oder von irgend einem Spürer eine genaue Charakteristik aller Car-
dinäle an die betreflenden Höfe mit Angabe ihres Alters, ihrer Ver-
bindungen, ihrer Bildung, ihres Vermögens, ihrer Neigungen, ihrer
Vergangenheit und man raisonnirte und debattirte über dieMöglich-
[keiten und Wahrscheinlichkeiten, welche sich in der Zukunft
iboten.
Es wird unsere Leser also nicht wundern, dass man wälirend
[des 13jährigen Pontificats Clemens" VIII. mindestens 26 Mal in
Madrid im Vorhinein die Inclusion und Exciusion ausübte, die Gut-
achten Acosta's, Yepes* und Cordova's hervorzog, las, erweiterte
iiind sich darüber nochmals beriet, ob man doch nicht noch gar zu
scrupulös sich von der Einmischung in die Piipstwahl enthalte und ob
man dieser oder jener Bulle unter einer bestimmten Annahme und
[bei dem stets löblichen Zwecke nicht eine andere Deutung geben
266 ^- <• i II il e I y, Zur Geschichte der Kiinvirkung Spaniens auf die
könne und so den Kirchencensuren nicht blos pro foro externo son-
dern auch interno entgehe.
Gegen d(\s Ende des Jahres 1604 bestand das Cardinalsculle-
gium vollständig aus 70 Mitgliedern. Von diesen dankten 26 ihre
Ernennung früheren Päpsten, 44 aber Clemens VIII. Von den 26
waren die meisten von Sixtus V. (Montalto) und Gregor XIV. (Sfon-
drato) zum Cardinalat berufen worden und diese schaarten sich
demnach um ilire Nipoten, die Cardinäle Montalto und Sfondrato.
Von den 44 Cardinälen Clemens' VIII. waren IS auf Ansuchen ver-
schiedener katholischer Fürsten ernannt worden und folgten also
deren Interesse; von den übrigen 29 war Cardinal Aldobrandini der
Nipote des Papstes und sonach das Haupt dieser ganzen Schaar, die
allein seiner Vermittlung ihre Ernennung zu danken hatte und deren
Interessen identisch mit den seinen waren. Die Fürsten zählten
ihre Anhänger theils unter den Cardinälen, welche ihnen ihre Ernen-
nung dankten, theils unter jenen , welche von früheren Päpsten her-
stammten und die sich desshalb nicht so fest an die noch lebenden
Nipoten gebunden fühlten und einzeln beliebigeAllianzen mit Frank-
reich und Spanien eingingen. Mit den Cardinälen, welche ihre Er-
nennung dem letzten Papste zu danken hatten, pflegten die Fürsten
keine Einverständnisse zu unterhalten, da dieselben in zu starker
Abhängigkeit vom Nipoten sich befanden und nicht frei über sich
verfügen konnten. Es kam also alles darauf an, diesen selbst zu
gewinnen. Gewannen die Spanier oder Franzosen Aldrobandini mit
seinem Anhange und verbanden sie mit diesem die schon früher
gewonnenen Cardinäle, so konnten sie sicher sein einen Papst nach
ihrem Belieben zu wählen.
Die Maximen, welche bei den Cardiniilen selbst nach und nach
über die Papstwahl sich geltend gemacht hatten, bestanden in die-
sem: Vor Allem wählte man gern einen Cardinal, der das
70. Lebensjahr überschritten hatte, denn viele mochten durch ein
allzulanges Pontificat die Aussicht zu demselben zu gelangen sich
nicht verdunkeln. Selten wählte man Cardinäle unter 70 Jahren und
noch seltener unter 60, solche welche zwischen 50 — 60 Jahre alt
waren, wurden in spanischer Ausdrucksweise junge Bursche (mozo)
genannt. Weiter wählte man keinen der Cardinäle, welche dem
letzten Papste ihre Erhebung dankten, denn gegen eine solche
Wülil stemmten sich mit aller Festiüjkeit die älteren Cardinäle.
II
Papstwalileii, namentlicli l)ei (Jelegenheit der Wahl Leos XI. im J. IßOÖ. 267
Im Conclave seihst pflegte der Vorschlag zur Wahl dieses oder jenes
Cardinais von der stärksten Partei also in der Regel von dem Nepoten
des letzten Papstes auszugehen. Dieser bezeichnete einen Cardinal
der Gegenpartei als jenen, der ihm und seinen Anhängern genehm
wäre und wenn der Bezeichnete unter seiner Partei genug Anhänger
zählte, so ging seine VN'ahl bald durch. Weil sich aber zu viele
und zu verschiedenartige Interessen kreuzten , so kam es nicht so
schnell zu einer Einigung und es gingen Wahlen durch, welche
gegen die hier aufgestellten Regeln verstiessen. Zur Zeit des Tri-
dentiner Concils, als die katholische Welt laut nach einem frommen,
reformfreundlichen Papst rief, konnten die Cardinäle diesem Drucke
nicht ausweichen und wählten Wännner wie Pius IV. und V. und
Gregor XIII., welche durch ihre exemplarische Frömmigkeit und
entsagende Lebensweise neues Leben der Kirche einflössten. Diesen
Zeiten edler Entsagung und rücksichtsvoller Nachgiebigkeit gegen
das allgemeine Bedürfniss von Seite der Cardinäle folgten aber
wieder andere, in denen ihre Handlungsweise vorherrschend vom
persönlichen Interesse influenzirt wurde.
Cardinal Aldrobandini, Nipote Clemens' VIII., der, wie erwähnt
wurde, über einen sicheren Anhang von 28 Stimmen gebot und so-
nach der Papstwahl eine beliebige Wendung geben konnte, war
schon bei Lebzeiten seines Oheims der Gegenstand unausgesetzter
Aufmerksamkeit für Spanien und Frankreich. Lange Zeit schien er
für letzteres gestimmt zu sein, hatte doch auch die Politik seines
Oheims eine den Franzosen freundliche Richtung. Die Franzosen
vergalten aber in armseliger Weise die geleisteten Dienste und so
fand denn zuletzt eine Annäherung zwischen Aldrobandini und dem
Herzog von Escalona, dem neuen spanischen Gesandten in Rom Statt,
welche zu einem förmlichen Vertrage führte. Aldrobandini leistete
einen Eid, durch welchen er sich verpflichtete, bei der künftigen
Wahl diejenigen Personen auszuschliessen, welche ihm von Spanien
bezeichnet würden , und neben diesem Eid gab er das Versprechen
ab, dass er die Wahl eines von den Cardinälen begünstigen wolle,
welche der Köin'g wünsche. In seinen Versicherungen wurde er so
feurig und nahm den Schein eines so unermüdlichen Eifers an, dass
er hoch und theuer versicherte, seinen eigenen Bruder bei der Wahl
auszuschliessen, wenn er Spanien irgend wie missliebig wäre. Die
Wünsche Philipp's 111. waien ihm übrigens kein Geheimniss, son-
268 A- (iindely, Zur lieschichte der Eiiiwirkiiiig Sp:iiiiens auf die
dern wurden ihm initgetheilt. Man wünschte von Seite Spaniens,
dass die Wahl einen von 6 namentlich bezeichneten Cardinäleii,
darunter Como , Saiili und Salviatti tretfe. Die Exciusiva gab man
olTen den Cardinälen Verona, Medicis und Arrigoni. Man wünschte
nicht die Wahl Salviatti's, aber da er einer der bedeutendsten Car-
dinäle war, wollte man ihn nicht beleidigen und schloss ihn in die
Liste der gewünschten ein, indem man hofTte , durch geheime
Manöver seine Ausschliessung bewirken zu können. Eben so wenig
wünschte man die Wahl zweier anderer bedeutenden Cardinäle, des
Bellarmin und des Baronius, aber da man mit Grund annehmen zu
dürfen glaubte, dass dieselben keine Aussicht auf die von so vielen
ersehnte Erhebimg hätten, nannte man sie nicht unter den Ausge-
schlossenen. Mit allen diesen Mittheilungen war Aldobrandini zufrieden
und Hess sich schliesslich noch das Versprechen geben, dass der
mit der Stimme Spaniens zu betrauende Cardinal so wie dessen
gesammter Anhang im Conclave sich seiner Leitung zu unterordnen
habe. Es ist uns nicht bekannt, dass Philipp III. sich ein Gutachten
geben liess , ob er unter gewissen Voraussetzungen ohne schwere
Sünde Cardinälen den Eid bezüglich der künftigen Papstwahl ab-
nehmen dürfe; wir glauben indessen nicht, denn mag man die Sache
drehen und wenden, wie man will, sie hat unter allen Verhältnissen
ein etwas uncanonisches Aussehen.
Clemens VIII. starb in den ersten Tagen des Monats März 1605.
Am 14. März trat das Conclave gegen 6 Uhr Abends zusanunen, an-
wesend waren in demselben 60 Cardinäle. Gleich im Begiime des
Conclaves zeigte sich jedoch eine aulTallende Theilung der Parteien,
die mit dem im Widerspruche stand, was zwischen Escalona und
Aldobrandini abgemacht schien. Sämmtliche Cardinäle theilten sich
nämlich schon am ersten Tage in zwei Parteien, auf der einen Seite
stand Aldobraudini mit allen seinen Anhängern und ihm schlössen
pich die französisch gesiimten Cardinäle an, auf der andern Seite
standen die sogenannten alten Cardinäle, das heisst jene, die ihre
F^rnennung den Vorgängern Clemens' VIII. zu danken hatten und
diesen schlössen sich die s|>anisch gesinnten Cardinäle an, an deren
Spitze Avila als derjenijie stand , der in diesem Conclave die spa-
nische Stiu)me zu führen hatte. In der That hatte diese eigenthüm-
liche Theilung il)ren Grund in der Treulosigkeit Aldobrandini's. Mit
derselfteii Leichtigkeit, mit welcher er früher einen in kein<M' Weise
Papstwahlen, nanieiitlitli liei (Jek'genheit der Wahl Leo's XI. im J. I6O0. 269
ZU rechtfertigenden Eid ahlegle, setzte er sich jetzt über denselben
hinweg, weniger um seine Pflicht zu thun als um sich an die Fran-
zosen zu verkaufen. Wir wissen nicht welchen Preis Heinrich IV.
dem Cardinal gezahlt hatte um ihn an seine Seite zu bringen, genug
derselbe trat beim Beginne des Conclave mit den Franzosen und den
mit denselben verbündeten Venetianern in eine solche Verbindung,
die ein getroffenes Abkommen verrielh.
Wie wir früher auseinandergesetzt hatten, suclite Spanien bei
jedem Papste vor politischen Einmischungen und religiöser Strenge
sicher zu sein. Aus diesen Gründen hatte man die Exciusiva den
Cardiiiälen von Medicis, Verona und Arrigoni ertlieilt. Der Cardinal
Medicis repräsentirfe ein den Franzosen durchwegs freundliches
System; es war von ihm zu fürchten, dass er die alten Pläne seiner
Vorfahren auf dem päpstlichen Stuhl in Bezug auf die Vertreibung
der Spanier aufnehmen könnte; man wusste weiter von ihm, dass er
mit dem Grossherzog von Toscana , welcher um eben diese Zeit
mit Spanien verfeindet war, in engen Beziehungen stehe, lauter
Gründe, welche seine Ausschliessung durch Philipp III. reciitfer-
tigten. Man erhob übrigens gegen denselben noch einen Vorwurf,
der bei einem päpstlichen Candidaten schwer wiegt. Medicis hatte
einmal dem Herzoge von Sessa selbst erzählt, als er in Frankreich
gewesen sei, habe er, um bei der ersten Gemahlinn Heim ich's IV.,
Margareta von Valois , nicht Anstoss zu erregen, bei den Besuchen
es vermieden, das Kreuz zu tragen. Diese Unterlassung, die viel-
leicht von zu rechtfertigenden Umständen begleitet war, wurde in
Spanien als eine Verleugnung des Glaubens angesehen und schien
auch für das zarteste Gewissen ein hinreichender Ausschliessungs-
grund zu sein. Übrigens rühmte man dem Cardinal eine feine Bil-
dung nach, etwas was nicht unbedeutend ihm zur Ehre gereichte.
Der Verdacht, welchen die Spanier von seinen politischen Syui|ia-
thien und Antipathien hegten, war, wie die Folgezeit leinte, völlig
begründet und zeigt von der Richtigkeit der spanischen Berichte.
Dem Cardinal Verona wurden seine venclianische Abstammung
und seine venetianischen Synipalhien zum Vorwurf gemacht, und
war gleich nicht von ihm eine völlige Hingabe an Frankreich zu
befürchten, weil das venetianische Interesse dadurch verletzt werden
konnte, so war zu erwarten, dass er den Spaniern so weit >\erde
Schaden zuzufügen suchen, als dies seinem Vaterlande Nutzen
270 ■^- ^■' ""IP')' Z""" <>eschiclile der Kiiiwiiliuiitr Spaniens auf die
briii'^en konnte. Schon inti Jahre 1590 hatte Montalto seine Wahl zu
begünstigen gesucht, blos weil er von dessen antispanischer Gesin-
nung überzeugt war. Die Spanier selbst warfen ihm neben seiner
unfreundlichen Gesinnung auch Mangel an Fähigkeit zur Regierung
vor, rühmten aber seine Frömmigkeit und Güte.
Arrigoni erfreute sich bei den Spaniern einer bedeutenderen
Achtung, sowohl w^as seine Wissenschaftlichkeit wie seine Fähig-
keiten betraf; man fürchtete aber von ihm, wie es scheint, eine rigo-
rose Ausübung der päpstlichen Gewalt, denn einen andern Grund
für seine Ausschliessung wissen wir nicht anzugeben.
Ausser diesen genannten mochten die Spanier eben so \venig
die Wahl der Cardinäle Bellarmin, Baronius und Borromeo und wenn
sie dieselben nicht ausdrücklich bezeichneten, so geschah dies, weil
sie von der Stimmung des Conclaves erwarten durften, dass dasselbe
nicht auf ihre Wahl eingehen würde ; auch scheute man sich gerade
jene drei Cardinäle olTenkundig auszuschliessen, die nach der allge-
meinen Werthschätzung die Zierde des Cardinalcollegiums aus-
machten; dies wäre doch dem Könige, welcher sich stets die welt-
liche Säule der Kirche zu nennen beliebte, etwas schlecht ange-
standen. Avila allein wusste um die Intentionen des spanischen
Cabinetes und man erwartete von ihm, dass er im Momente der
Gefahr die nöthige Anzahl von Stimmen zusammenbringen würde, um
die Wahl eines der bezeichneten zu hindern. Wir wollen hier mit-
theilen, was man seiner Zeit von diesen drei Cardinälen hielt und
erwartete.
ßellarmin gehörte früher den Jesuiten an und war gegen sein
und seiner Gesellschaft Wunsch von Clemens VIII. zur Annahme
der Cardinalswürde förmlich gezwungen worden. Er war einer
der fruchtbarsten Schriftsteller seiner Zeit, hatte sich namentlich
durch seine polemischen Schriften gegen die Protestanten um die
katholische Welt Verdienste erworben und sich dadurch der Beach-
tung seiner Zeitgenossen empfohlen. Die Gelehrsamkeit war übri-
gens nicht seine einzige Auszeichnung; noch mehr empfahl er sich
durch seine Frömmigkeit und Uneigennülzigkeit, denn er begnügte
sich mit dem Einkonnnen, welches ihm die Gnade des Papstes
gewährte, ohne Pensionen von fremden Fürsten anzunehmen. Ja
selbst dieses Einkommen, welches sich auf die verhältnissmässig
geringe Summe von 8000 Diicalen belief, verbrauchte er bei seiner
I'apstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. im .]. IGO.'j. 271
I einfachen Lebensweise nicht, sondern vertheilte es fast vollständig
' unter die Armen; auch klebte ihm durchaus nicht der so allgemeine
Makel der Verwandtenliebe an. Alles was Jemand für die höchste
Würde in der Kirche empfehlen konnte, besass er, nut Ausnahme
, der Geschicklichkeit zur Regierung, die man ihm, sei es mit Recht,
I sei es mit Unrecht, abstritt. Doch schadete es ihm, Mitglied der Ge-
sellschaft Jesu gewesen zu sein, wahrscheinlich, weil die Cardinäle
den Einfluss der Jesuiten durch die Wahl eines ihnen ganz erge-
benen Papstes nicht noch mehr erhöhen mochten.
Dem Raronius waren die Spanier gründlich abgeneigt, in ge-
wisser Hinsicht noch mehr wie dem Cardinal von Medicis, trotz des
I letzteren oflenkundiger Verbindung mit Frankreich, Raronius war
der Reichtvater des Cardinais Aldobi andini gewesen und blieb es
auch , als dieser unter dem Namen Clemens' VIII. den päpstlichen
Stuhl bestieg und er von demselben unter allgemeiner Rilligung der
katholischen Welt zum Cardinal ernannt wurde. Er gehörte wie
1 Bellarmin zu den uneigennützigen und armen Cardinälen. Sein ganzes
Einkommen, das auch er aliein der Gnade des Papstes dankte, belief
sich ebenfalls nur auf 8000 Ducaten, die er fast ganz auf dieRestau-
I ration alter Kirchen im Königreiche Neapel, aus dem er gebürtig
' war, verwendete. Er war von scrupulöser Frömmigkeit und gehörte
ursprünglich einem Vereine strenger und reformfreundlicher Geist-
lichen an. Seine Bedeutung für die Nachwelt erlangte er durch seine
grossen historischen Studien, die jedoch seinen Gegnern statt Rewun-
derung einzutlössen, nur eine bequeme Handhabe boten von ihm zu
sagen, er verstehe nichts wie Rücher zu schreiben, wisse wenig von
Theologie und canonischem Rechte und tauge zu keiner Regierung.
Die Feindschaft Spaniens zog er sich durch das 11. Buch seiner
! Werke zu, in dem er seine Zweifel über die Rechtmässigkeit des
spanischen Besitzes in Süditalien aussprach; man begreift leicht,
dass dies nicht blos Abneigung sondern eine förmliche Wuth gegen
ihn hervorrief, denn es war seit langem in Spanien soweit gekommen,
dass man jeden Zweifel an der CnüberlretVlichkeit alles dessen, was
i von dort aus geschah, für gotteslästerlichen llochverralh hielt. Ein
Cardinal, der die Schwachheit hatte, einiger archivalischer Gründe
wegen anzunehmen , dass die wellliche Säule der Kirche irren oder
vielleicht nach etwas mehr streben könne als ihr gebühre oder gar
j unrechtmässiges Gut besitzen könne, durfte unter keinen rmsläiulen
272 A. fi i n il e I V, Zur (Jescliichle der Rinwirkiiiig^ Spnniens »uf die
Papst werden. D;is bezeichnete Werk des ßaronius wurde in S|»a-
nien mit dem Bann belegt und alle daselbst angekommenen Exem-
plare vernichtet; es Märe nun allerdings etwas eigenthümlich gewesen,
wenn ein Scliriftsteller, der in Spimien zn den entehrendsten Strafen
verurtlieilt worden wäre, hätte man dort seiner habhaft werden
können, das Haupt der Christenheit geworden wäre. Wenige Wochen
nach der Papst\\ ahl, von der wir hier erzählen, bat Baronius in einem
eigens an Philipi» III. gerichteten Schreiben, er möchte doch den
über sein\^'erk ausgesprochenen Bann aufheben; er sei sich bewusst
in allen päpstlichen Archiven aufmerksam nachgesucht zu haben um
da ein Document zu finden, welches unwiderleglich die Rechte Spa-
niens auf die sicilianische Monarchie beweise und so die Zweifel
endgiltig widerlege, welche einige Päpste über die Rechtmässigkeit
dieses Besitzes gehabt. Dies sei seine Absicht bei der Abfassung
seiner Werke gewesen und wenn er nichts gefunden habe, was dem
König genehm wäre, so sei es nicht seine Schuld. Der Brief des
Cardinais war nicht ironisch gehalten, aber der Sinn desseli)en lag
einer Ironie so nahe wie möglich und Philipp III. so wie der spa-
nische Staatsralh erklärten einstimmig, man könne nicht genug Golt
danken, dass Baronius nicht Papst geworden sei. Die Feindschaft
Spaniens gegen ihn war von da an im Steigen. Im Jahre 1609 ward
sein Werk auch in Neapel und Sicilien mit Bann belegt, wo man aus
mancherlei Gründen sich bis dahin davor gescheut hatte und dieser
Bann wurde selbst gegen die Klagen des Papstes aufrecht gehalten.
Der dritte Cardinal der ebenfalls nicht ausdrücklich ausge-
schlossen war, aber keineswegs gewünscht wurde, war der Cardinal
Friedrich Borromeo. Es genügt seinen Namen zu nennen um zu
wissen, dass er ein Mann von hervorragender Tugend, ein würdiger
Nachfolger seines heilig gesprochenen Verwandten Karl Borromeo
gewesen. Sein Andenken steht noch heutzutage geachtet und gelieht
in Mailand, wo er zur Zeit der spanischen Herrschaft ein Trost für
Jedermann und ein Gegenstand des heftigsten Hasses der Spanier
war. Er mischte sich nicht in die Politik, aber sein Mitleiden, wel-
ches er mit der gedrückten Lage seiner Landsleute nicht nur durch
Worte sondern auch durch die That an den Tag legte, seine Frei-
gebigkeit mit welcher er den letzten Heller seines Einkommens mit
den Armen theilte , und dieser gab es überall unter der spanischen
Herrschaft sehr viele, machte ihn zu dei- bedeutendsten Person
Papstwahlen, iiamentlieh bei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. im J. 1605. 273
Mailands, für welche die Spanier gegen ihren Willen die steteste
Rüoksiclit halten mussten. Es war übrigens diesmal noch keine
Gefahr, dass die Stimmen der Cardiniile sich für Borromeo aus-
spreclien könnten, denn er war nach der Ansicht derselben viel zu
jung für das höchste Amt, das man nur Greisen anvertrauen mochte.
Da auch Bellarmin wegen seiner V^erbindung mit den Jesuiten in
vornhinein ausgeschlossen war, blieb nur Baronius als Candidat von
Bedeutung übrig.
In der That, so wenig die Spanier dies vermuthet hatten, im
Conclave machte Aldobrandini den Vorschlag, den Cardinal Baronius
zum Papst zu wählen, und schon am ersten Tag des Conclaves hiess
PS in demselben, die Mehrzalil der Stimmen würde entweder dem
Baronius oder dem iVIedicis zufallen. Die Spanier behaupteten, Aldo-
brandini habe sich den Franzosen verkauft und unterstütze desshalb
die Wahl des Baronius, ja sie gingen noch weiter und erklärten,
das Vorschieben des Baronius sei nur eine Finte Aldobrandini's
gewesen, um später den den Franzosen ganz und gar ergebenen
iMedicis durch plötzliche Begünstigung auf den päpstlichen Stuhl zu
erheben. Wahr ist, dass Aldobrandini des geleisteten Eides vergass
und dass er einen den Franzosen genehmen Cardinal, den Baronius,
begünstigte; dass dies aber blosse Finte gewesen sei, wird nicht
durch die Vorgänge im Conclave bestätigt, denn Aldobrandini setzte
seinen ganzen Einfluss für Baronius ein und nur die Machinationen
der Spanier machten diese Anstrengungen nutzlos. Wenn Aldobran-
dini des den Spaniern gegebenen Versprechens vergass, so kann
man nicht sagen, dass er seine Pflicht jetzt noch mehr zu verletzen
im Begriffe war, als er dies durch das unerlaubte Versprechen
gethan, denn die ehrwürdigsten und frömmsten Cardinäle erklärten
laut den Baronius für den tüchtigsten Candidaten. Immerhin aber
lässt sich nicht in Abrede stellen, dass die Begünstigung desselben
mit Rücksicht auf Frankreich geschah.
Das Conclave zählte, wie -wir berichtet. 60 Wähler. Zur Gil-
tigkeit einer Wahl waren mindestens zwei Drittel der Stimmen erfor-
derlich, also diesmal 40, während, wenn sich ein Drittel der Car-
dinäle mehr einem verbanden, diese hinreichten, joden beliebigen
Cardinal auszuSchliessen; in diesem Falle waren also 21 zur Auf-
rechthaltung der Exciusiva iiöthig. Die Wahl ging durch öffentliche
Abgebung der Stimmzettel vor sich: erst Urban Vlil. (1623—1644)
274
A. G i 1) (1 e I y. Zur Oescliichte i\or Rinwirkung Spaniens auf die
ordnete für alle Zukunft die geheime Abstimmung an, wodurch er
wesentlich dazu boitrui;, den Cardinälen ihre Wahlfreiheit zu
sichern.
Die erste Abstimmung fand am 14. März Statt und zeigte, dass
Baronius wie Medicis einen bedeutenden Anhang hatten, doch war
die Stimmenzahl welche sich auf ihre Namen vereinte, vorerst unbe-
deutend. Am folgenden Tage hatte Bellarmin bei der Abstimmung
die meisten Stimmen, nämlich II, während Baronius nur 8 bekam.
Gegen Abend jedoch erhob sich das Gerücht, als ob die weitaus
grössere Mehrzahl zu Gunsten des letzteren gestimmt sei; es war
jedoch nur ein Gerücht, denn Avila vereinte jetzt in aller Eile die
Cardinäle welche sich ihm angeschlossen hatten und ihre Zahl war
hinreichend um die Wahl zu vereiteln.
Vom folgenden Tage an begann Aldobrandini nach der Behaup-
tung der Spanier ein immer offeneres Spiel; um nämlich die Wahl
Medicis zuletzt herbeizuführen, habe er beschlossen, durch seine
Anhänger Tag für Tag die Stiminenzahl des Baronius zu erhöhen,
so weit, dass dessen Wahl nahezu sicher schien, denselben her-
nach plötzlich fallen zu lassen und die spanische Partei, welche sich
in Rücksicht auf die Ausschliessung des Baronius organisirt hatte,
durch einen andern Vorschlag zu desorganisiren und die Wahl seines
eigenen Candidaten durchzusetzen. Allein, wie schon erwähnt,
scheint diese Behauptung nicht ganz richtig, weil die Ereignisse ihr
Avidersprechen und es fast unzweifelhaft machen, dass Aldobrandini
es niit der Erhöhung des Baronius aufrichtig gemeint habe. Nichts-
destoweniger trat bei ihm am 16. März, nachdem bei der Abstim-
mung Baronius bereits 19 Stimmen erhalten hatte, ein Schwanken
ein; er benahm sich so, als wolle er die Franzosen wieder verlassen
und sich den Spaniern nähern; er ging nämlich zu Avila und frug,
welcher Cardinal dem König behagen würde. Avila entgegnete, der
König stelle es sich nicht zur Aufgabe, einen Papst zu ernennen, er
w ünsche nur, dass die Wahl nicht auf einen solchen Cardinal falle,
der die Ruhe Italiens stören könnte. Die Spanier erklärten diese
Frage nicht in einer ihnen günstigen Weise, sondern glaubten,
Aldobrandini wolle nur ihre Intentionen ausforschen, um darnach
seine Handlungsweise einzurichten. — Am 17. März hatte Baronius
nur 12 Stimmen fin- sich, was die Meinung erzeugte, als ob Aldo-
brandiiii nicht wt-iter in diesem Manöver vorschreiten Wdlle; unter
i
ril
I'iilistwiihleii, nanientlicli hei Gelegenlieit der Walil Leo's XI. im J. 160j. 27S
der Hand jedoch Hess er unter den Cardinälen, welche als Anhänger
Spaniens galten, nachforschen, ob nicht einer oder der andere seine
Stimme dem Baronius geben wollte und es gelang ihm in der That,
wenigstens einen der Cardinäle, Monopol!, zu gewinnen. Madrucci,
einer der am entschiedensten spanisch gesinnten Cardinäle trat mit
Heftigkeit am folgenden Tage (18. März) gegen diese Agitation auf.
Baronius ei-klärte, er habe durch seine Schriften nur zu sehr seine
Feindseligkeit gegen Spanien dargethan und er (Madruzzi) entsetze
sich, wie einzelne Cardinäle, die sogar Vasallen Philipp's HI. seien,
sich für die Erhebung seines Feindes interessiren und ihre eigenen
Verwandten der Ungnade des Königs preisgeben könnten. — Noch
erlitt die spanische Partei einen weiteren Nachtheil dadurch, dass
i sich der Cardinal de Santa Cecilia aus dem Conclave Krankheits
W halber entfernen musste, doch ersetzte diesen Verlust die Ankunft
des Cardinais Dietrichstein, der am 19. März in's Conclave eintrat
und der, wenn auch nicht vollständig den Spaniern ergeben, doch
keine Waid begünstigen durfte, die dem hahsburgischen Familien-
interesse entgegen sein konnte.
Ausser den Versuchen, die spanische Partei durch Gewinnung
einzelner Cardinäle zu desorganisiren, hatte Aldobrandini noch ein
B anderes Hilfsmittel in Bereitschaft. Man sprach im Conclave davon,
dass er plötzlich den Baronius durch seine Anhänger zum Papst
ernennen und ihm die übliche Adoration erweisen wolle, um durch
einen solchen Schritt die Gegner einzuschüchtern und glauben zu
machen, als besitze er die nöthige Stimmenzahl. Diese eigenthüm-
liche Art, bei der Papstwahl vorzugehen wurde später bei der Wahl
Paul's V. und Gregor's XV. versucht, als man die Wahl auf andere
Personen als die genannten Päpste leiten w ollte und in der That
nur aus dieser mehrmaligen An\N endung eines und desselben Älanö-
vers kann man sich überreden, dass es in Wirklichkeit versucht
wurde.
Während dieser Vorgänge im Conclave trat (19. März) Aldo-
brandini mit dem Herzog von Escalona durch den Cavaliere de-
mente in eine neue Verhandlung. Er verlangte durch denselben vom
spanischen Gesandten erstens, dass dieser ihn förmlich von dem dem
Könige geleistelen Eide entbinde, zweitens dass er dem Cardinal
Avila die Ordre gebe, dass er sich ihm (Altlohrandini) zur Disposition
stelle und drittens, dass auch die übrigen span isch gesinnten Cardinäle
sitzh. H.phii.-iiist. ci xxxviii, r>d. II. nn. 19
276
A. Giiulely, Zur Geschichte dei' Eliiwiikiiii{y Spaniens auf die
den Auftrag bekämen, diejenige Person zu unterstützen, welche
er für die Pupstwuhl im Sinne liabe. Iliebei wollte er keineswegs
den Namen des Cardiiials bezeichnen, auf welchen seine Absichten
gerichtet waren. Der Herzog entgegnete auf diese Forderungen,
dass, da Aldobrandini sein Versprechen dem König gegeben habe,
auch nur dieser allein ihn von demselben entbinden könne, dass
Avila sich all sogleich unter die Ordre Aldobrandini's stellen würde,
sobald der letztere den Wünschen des Königs gemäss handeln wolle,
und dass endlich die spanischen Cardinäle nur eine solche Wahl
unterstützen könnten, welche dem mit Aldubrandini getroflenen und
beschworenen Vertrage gemäss wäre.
Auf diese Autwort hin machte Aldobranditii in» Conclave selbst
den Versuch mit Avila sich zu verständigen. Er besuciite denselben
in seiner Zelle (2. März) und erklärte ihm in Beisein Dietrichstein's,
dass er (Aldobrandini) gegen den W^^-llen seiner Anhänger keine
Wahl durchsetzen könne, aber geleilet von dem Wunsche, dem
spanischen Könige zu dienen, mache er ihm den Vorschlag, einen
beliebigen Cardinal von seiner(Aldobrandini's) Partei zu bezeichnen
und sollten dies selbst Tosco und Bianqueti — deren Anhänglich-
keit an Spanien bekannt war — sein , er bürge für ihre Wahl.
Avila nahm diesen Antrag an und verlangte nur zwei Tage Bedenk-
zeit, innerhalb derer er sich mit den spanischen Cardinälen über
eine bestimmte Person einigen wolle. Kaum hatte aber die Nipoten-
partei von dieser Verlnindlung erfahren, so machten viele von ihnen
heftige Vorwürfe dem Aldobrandini, dass er ihr Schicksal in fremde
Hände legen wolle, und namentlich erklärten sechs von ihnen, dass
sie in keiner Weise eine Wahl Bianqneti's zugeben würden. Aldo-
brandini, um sie zu beschwichtigen, behauptete, er habe keine abso-
lute Vollmacht dem Avila ertheilt, sondern die Zustimmung zu jedem
Vorschlage desselben von ihrer Beistimmung abhängig gemacht.
Als nun am folgenden Tage (22. März) Avila mit den Cardi-
nälen Madruzzi und Doria im Conclave herumging, »im sieh mit
seinen Anhängern zu berathen, begegnete ihm Aldobrandini und
bemerkte dass er ihm keine absolute Vollmacht am gestrigen Tage
ertheilt habe, sondern dass er sich die Zustimmung seiner eigenen
Partei zu jedem Vorschlage Avila's vorbehalten habe. Es erfolgte
jetzt ein heftiger Auftritt; Avila behauptete, eine absolute Vollmacht
erhalten zu haben und hielt seine Behauptung aufrecht, obwohl
Papstwahlei), namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo's Xl. im J. 1605. 277
selbst Dietrichstein, Zeuge der gestrigen Verhandlung, dem Aldo-
briindini bei ptliehtete. Das ganze Conclave schwarte sich nm die
Streitenden und nur den vermittelnden Worten einiger Cardinäle
gelang es dem Zanke mit einigem Anstand ein Ende zu machen.
Während dieser Vorgänge wurden die Scrutinien täglich im
Conclave fortgesetzt, bei denen Baronius regelmässig ungefähr
20 Stimmen erhielt, während die übrigen sich zersplitterten. Am
23. März bekam er nur 17 Stimmen. Als aber nach dem Mittag-
essen sich um ihn gegen 20 Cardinälo, durchwegs seine Anhänger,
schaarten, während einige andere, ebenfalls seine Freunde, in der
Paulinischen Capelle versammelt waren, verbreitete sich plötzlich
das Gerücht, als ob diese daran dächten, dem Baronius dieAdoration
zu erweisen, und wieder bemächtigte sich der spanischen Partei
Angst vor einer plötzlichen Wahl und dem Abfall einiger bisheriger
Anhänger. Die Entscheidung lag einige Momente in der Hand des
Cardinais Dietrichstein; wenn sich dieser für Baronius erklärte, so
war es sicher, dass er einige unentschiedene Cardinäle zur Befol-
gung seines Beispieles veranlassen würde. Im Conclave wurde die
Bedeutung seines Votums offen erörtert. Aldobrandini's Anhang that
alles Mögliche ihn zu gewinnen, erinnerte ihn daran, dass er seine
Erhöhung und sein gegenwärtiges grosses Einkommen als Bischof
von Olmütz der Freundschaft Clemens' VIII. verdanke und dass er
desshalb den Aldobrandini's einige Dankbarkeit schulde. In der
That war der Cardinal Dietrichstein durch die Bande der Dankhar-
keit an Clemens VIII., der ihm auf das freunrlscliaftlichste zugethan
gewesen war, und an sein Haus gebunden; zudem hegte er grosse
Hochaciitung für Baronius und hielt ihn sonach schon von freien
Stücken für ganz geeignet zu der höchsten kirchlichen Würde.
Sein Schwanken war also sichtlich und man glaubte, er habe sogar
dem Baronius sein Wort verpfändet, ihn bei der Wahl zu unter-
stützen. Schon früher hatten die Cardinäle Madruzzi und Doria ihn
eindringlich daran gemahnt, was er dem König von Spanien und den
Interessen des Kaisers schulde; jetzt sprach abermals der Cardinal
Farnese auf das energischeste mit ihm und bestimmte ihn dadurch
vollständig, von der Unterstützung des Baronius abzulassen. Die
spanische Partei gebot nach diesem Anschlüsse mit Sicherheit über
23 Stimmen, welche für die Exdusion hinreichten und sonach eine
plötzliche Adoration, die wirklich beabsichtigt war, wirkungslos
i9*
278 '^^ •■•""'•'ly- Zur neschicille der Einwirkung Spaniens auf die
machten. Die Partei Montalto's, welche mit aller Gewalt sieh gegen
eine Verewigung des Einflusses Aldohriindini's stemmte, hatte hiebei
den Spaniern am meisten geholfen.
Am 2ö. März ergah das Scrutiniinii fiir Baronius 27 Stimmen,
eine überraschend hohe Anzahl; dabei wurde im Conclave —
doch gegen die \\'alirheit — verbreitet, dass sechs Cardinäle noch
überdies insgeheim ihre Stimmen zugesagt hätten. Aber Aldobran-
dini, der bereits seine ganze Kraft aufgeboten hatte und dennoch
nicht zu seinem Ziele gelangt wa»-, verzweifelte an dessen Erreichung
und machte dem Cardinal Doria den Vorschlag, es möge doch Avila
einen Cardinal seiner (Aldobrandini's) Partei bezeichnen — natür-
lich waren dabei jetzt nicht mehr Tosco und Biaiiqueti gemeint —
dann würde er sein Interesse mit dem Spaniens vereinen können.
Avila scheint auf diese Vorschläge keine befriedigende Antwort
gegeben zu haben. Unter denCardinälen erhoben sich jetzt Stimmen,
man solle die Wahl entweder auf Medicis oder Camerino lenken, da
ja doch bei Baronius keine Einigung zu erwarten sei und nament-
lich erklärten nicht wenige von den spanisch gesinnten gerne auf
Medicis eingehen zu wollen. Doch blieb es vorerst nur bei allge-
meinen Besprechimgen, denen Avila nicht die gehörige Aufmerk-
samkeit schenkte, weil er die (jefahr nicht für zu gross hielt. Aldo-
brandini hatte indessen besclilossen, vollständig seinen eigenen Weg
zu gehen. Noch an demselben Tage nämlich schickte er abermals
den Cavaliere demente in Begleitung des P. Cigala zu dem Herzog
von Escalona; die zwei Boten hatten den Auftrag, dem letzteren
eine schriftliche Erklärung Aldobrandini's vorzulesen. In diesem
Schreiben, von dem der Gesandte vergebens eine Copie begehrte,
machte der Cardinal bekannt, dass er sich von nun an völlig aller
gegen den König von Spanien eingegangener Verpthchtungen (üv
entbunden erachte: denn keine von den Bedinj^ungen unter denen
er früher sein Versprechen gegeben, werde erfidit und Avila unter-
stelle sich nicht seiner Leitung, sondei-n wolle im Conclave selbst
oommandiren. Auf dieses antwortete Escalona schriftlich, dass Aldo-
brandini sicli selbst nicht einseilig seiner Verpfhchtung entbinden
könne und dass die Klagen gegen Avila unzulässig seien. Als näm-
lich mit ihm (Aldobraiiditii) verliandelt worden, habe er bedingungs-
los einen feierlichen Eid geschworen, in der Papstwabl so vorzu-
gehen, wie obdi erwälinl wurde. Plulipp III. und der Herzog von
Papstwahleii, iiameutlicli Ifui Gelegenlieit der Wahl Leu's XI. im .). ICO.';. 279
Lenna halten dieses Versprechen angenommen und ihn (Aldubran-
ditii) selbst zu ihrem Vertrauten gemacht. Er (Escalona) habe mit
ihm berathen, wer im Conclave mit der Stimme Spaniens zu be-
trauen sei und nur weil Aldobrandini selbst die Annahme derselben
ablehnte, um desto unbeengter die spanischen Interessen vertreten
zu können, habe man auf die Cardinäle Avila, Madrucci, Doria und
Farnese Bedacht genommen und erwogen, welchem von ihnen die
Stimme zu geben sei und nur über seinen (Aldobrandini's) Antrag
sei die Wahl auf Avila gefallen. Der Cardinal habe sonach weder
im allgemeinen das geringste Recht über Nichterfüllung von Bedin-
gungen zu klagen, da keine stipulirt worden seien, noch auch im
besonderen ein Recht sich über die Wahl von Avila's Person zu
beschweren, da sie allein über seinen Antrag erfolgt sei. — Weiter
behauptete Aldobrandini in der von demente vorgelesenen Erklä-
rung, sein Versprechen sei nur in so weit gegeben gewesen , als er
sich blos zur Exciusion eines einzelnen bestimmten Cardinais ver-
pflichtet habe. Dagegen erwiderte Escalona, das Versprechen sei
keineswegs so beschränkt gewesen , sondern habe ganz allgemein
gelautet und sei mit allen Anzeichen eines aufrichtigen und feurigen
Eifers gegeben worden, denn es habe der Cardinal selbst erklärt,
er würde seinem eigenen Neffen die Exclusiva geben, wenn dieser
dem Könige nicht genehm wäre. Für alles dieses gäbe es Zeugen,
die über allen Verdacht erhaben seien und vor denen der Cardinal
selbst diese Erklärung abgegeben habe. Weiter behauptete Aldo-
brandini, dass er, was die Inclusion betreffe, nur angeboten habe,
einige von jenen Cardinälen, die dem Konige genehm seien, zu
unterstützen, dieses Angebot aber nicht bedingungslos gemacht habe.
Auf dieses erwiederte der Herzog, dies sei nur insoferne wahr,
dass, als man ihm (Aldobrandini) 6 Cardinäle nannte, welche dem
Könige besonders genehm wären, er fünf von ihnen bereitwillig
unterstützen und nur einen aus ihrer Reihe entfernt haben wollte.
Von weiteren Bedingungen sei nicht die Rede gewesen und es sei
wohl Niemand anders als die Franzosen, welche ihm jetzt derglei-
chen Bedingungen vorschreiben. Da sich auch Aldobrandini ent-
schuldigte, dass er von der Unterstützung des Baronius nicht ab-
lassen könne, weil ihn sonst seine Partei nicht als Führer anerkennen
würde, so erklärte der Herzog dies für eine blo>se Ausflucht: ilenn
der Cardinal halte seine Partei fest genug in seiner Hand und habe
280 ■'^- G lud f 1 y, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
übrigens auch versprochen, dass, sullte dieselbe eine Wahl wider
den Willen des Königs unterstülzen wollen, er insgeheim 4—6
seiner intimsten Anhänger auftragen würde, gegen eine solche Wahl
zu stimmen, so dass die Exclusion durch dieselben im Vereine mit
den spanischen Cardinälen stets sicher gestellt würde. Zuletzt,
meinte Aldohrandini, sei Avila selbst schuld, wenn Baronius nicht
schon um alle HofTnuiig gekommen sei. Er (Aid.), habe ihm (Avila)
nämlich gerathen, den Cardinal Como auf die Bahn zu bringen, der,
weil etwas beliebt, nicht hios die spanischen Stimmen sondern auch
einen Tlieil der Aldobrandinischen für sich haben würde. Auf dies
entgegnete Escalona, es sei gegen den Vertrag mit einem jener
Cardinäle, welche Philipp III. gewählt wünsche, blos eine Schein-
diversion machen und nicht dessen Wahl im Ernste durchsetzen zu
wollen. Man sei mit Aldohrandini übereingekommen, nur dann einen
von des Königs Candidaten auf die Bahn zu bringen, wenn für dessen
Wahl einige Wahrscheinlichkeit wäre. Wolle der Cardinal eine
Scheindiversion gegen Baronius vornehmen, so möge er sich aus
seinen Anhängern Jemand aussuchen.
Die Abstimmung am 27. März ergab für Baronius die über-
raschende Zahl von 31 Stimmen; es fehlte also thatsächlich nur
wenig zu seiner Erhebung. Unter der spanischen Partei gab es
mehrere, die um jeden Preis einen anderen Cardinal erhoben
wünschten und desslialb gaben sie nicht unklar zu verstehen, dass
ihnen Medicis viel genehmer wäre. Wenn Aldohrandini mit seinem
Anhang darauf einging, so konnte man sicher sein, dass die Wahl
binnen einer Stunde beendigt war. Dennoch wollte dieser noch nicht
nachgeben und bearbeitete unablässig für Baronius einige wankende
Cardinäle. Es hiess in der folgenden Nacht, diese Unierhandlungen
seien ihrem Ziele nahe gerückt und am folgenden Morgen würden
siel» 3ö Cardinäle für Baronius erklären; thatsächlich aber ergab
das Scrulinium nur 30.
Aus dieser Verminderung der Stimmenzahl schloss der Cardinal
Doria, dass Aldohrandini, wofern er seinen bisherigen Schützling
aufgeben sollte, sich allsobald für Medicis erklären würde, weil er
dessen Wahl wegen der Neigung einiger .«^panisclierCardinäle sicher
sein könnte. Er ging desshalb zu Avila, ihn auf diese noch grössere
Gefahr aufmerksam zu machen und aufzufordern, um jeden Preis
eine Einigung mit Aldohrandini herbeizuführen. In der That kam
Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl I.eo's XI. im J. 1603. 28 1
eine neue Conferenz zwischen Avila uiirl Aldobrandiiii zu Stande,
welche dazu führte, dass beide jene Cardinäle bezeichnen W(»llten,
deren Wahl sie wünschten, um sich zuletzt über einen derselben zu
einigen. Diese Verhandlungen dauerten bis zum 30. endeten aber
mit einem neuen Streit zwischen Aldobrandini und Avila, Letzterer
behauptete nämlich abermals , der erstere habe ihm die Vollmacht
gegeben, einen beliebigen Cardinal seiner (Aldobrandini's) Partei
zu wählen. Bei der Abstimmung am 30. bekam Baronius sogar
32 Stimmen, Gel aber von diesen am folgenden Tage auf 30.
Bei dem Scrutinium am 1. April bekam Baronius 28 Stimmen,
während Medicis 13 erhielt. Die meisten Stimmen, welche Medicis
bekommen hatte, gehörten der spanischen Partei an und es tratsomit
klar hervor, dass, wenn Aldobrandini sich für ihn erklären würde, er
mit mehr wie 40 Stimmen gewählt werden könnte. Doria und Ma-
drucci liefen eilig zu Avila um ihn zu veranlassen, so viel Cardinäle
wie möglich selbst unter der Gegenpartei aufzufinden um Medicis
auszuschliessen. Avila gab jedoch nicht viel auf diese Vorstellungen
und hielt ihre Befürchtungen für grundlos. Doria protestirte gegen
diese leichtfertige Uiigläubigkeit und forderte Avila auf, doch lieber
über was immer für einen Cardinal mit Aldobrandini sich zu einigen,
als eine Wahl vor sich gehen zu lassen, die noch schlimmer sei wie
die des Baronius. Während aber Avila bei diesen Vorstellungen
gleichgiltig blieb, gingen Aquaviva und Visconti, welche zur spani-
schen Partei bisher gehört hatten, aber für Medicis gestimmt waren,
zu dem Cardinal Joyeuse, um ihn aufzufordern, mit dem gesammten
französischen Anhange energisch für Medicis einzutreten. Aldobran-
dini, von diesem benachrichtigt und von Joyeuse zur Mitwirkung
aufgefordert, meinte vorerst, es sei noch nicht der Augenblick für
Medicis gekommen, ging aber darauf doch in die Zelle des Cardinais
und besprach sich da mit ihm anderthalb Stunden. Die.>;er Besuch
erregte allgemeines Aufsehen im Condave; die Spanier behaupteten
später, Aldobrandini liabe bei dieser Gelegenheit sich mit Medicis
geeinigt, andere Personen dagegen die nicht minder in die Geheim-
nisse des Conclaves eingeweiht waren, erklärten dies anders; sie
meinten nämlich, Aldubrandini sei nur desshalb so lange bei Medicis
gewesen, um die Wachsamkeit der Spanier zu reizen und ihnen Zeit
zu geben, für die Ausschliessung Medicis' die nöthige Stimmenzahl
zu gewinnen. Sei dem. wie ihm wolle, der Cardinal Sforza, ein
282 A. (iiiiih'ly, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf <lit'
Anhänger Modieis', sorgte dafür , dass Avila seine Leichtgläubigkeit
nicht ablegte. Er besuchte näuilieh den letzteren in seiner Zelle,
blieb da die ganze Zeit über, während welcher Aldobrandini mit
Medicis sprach und machte sich lustig über die Gerüchte, Avelche
man über des letzteren Erhebung verbreitete, dadurch Avila's Ver-
dacht wieder einschläfernd. Während dieser kostbaren Zeit war
jedoch im Conclave eine überraschend schnelle Einigung vor sich
gegangen. Aldobrandini's Anhang Hess sich die Candidatur Medicis'
gefallen, und um die ganze Angelegenheit schnell zum Abschluss zu
bringen, ging Baronius mit Visconti zu Aldobrandini und forderten
ihn auf, doch ohne Zögern eine Wahl zu begünstigen, welche in den
Wünschen aller Parteien gelegen zu sein scheine. Dieser mochte
seine Zustimmung noch nicht geben, sondern behauptete sich zuvor
mit seinen Anhängern beratiien zu müssen. Es gibt keine Zeit zur
Berathung mehr, antwortete man ihm, die grosse Mehrzahl der Car-
dinäle ist geeinigt, der eineTheil ist um die Zelle Medicis' geschaart,
der andere Tlieil in des Cardinais de Santa Cecilia Zelle vereint
und alle bereif, die Adoration zu leisten. Besiegt durch diese Mit-
theilung und fast ohne Anhang gelassen, gab endlieh Aldobrandini
seine Zustimmung und verfügte sich zu der Zelle des Cardinais von
Medicis. Der Papst war hiemit gewählt. Ohne jedes Scrutinium,
durch die einfache Thatsache, dass sich die mehr als erforderliche
Zahl der Cardinäle um Medicis' Zelle schaarte und durch diesen
Vorgang alle übrigen zur Befolgung des Beispiels veranlasst wurden,
ward dieser zur höchsten Würde der Christenheit erhoben.
Erst jetzt, als das ganze Conclave von einem Gedanken beseelt
war, erwachte Avila aus seiner Leichtgläubigkeit und wollte in aller
Eile die erforderliche Stimmenzahl sammeln um Medicis die Exclu-
sion zu geben. Er begegnete jedoch überall einem gemessenen
Widerstände; einige der intimsten Anhänger Spaniens erklärten ilmi,
es handle sich nicht mehr um die Ausschliessung eines Cardinais,
man müsse vielmehr jetzt nur von einen» Papste reden, gegen den
man sich nicht aullehtien könne. Noch machte Avila einen Versuch
bei dem Cardinal de Santa Cecilia und bei der ganzen Schaar die
sicli in dessen Zelle vereint hatte, allein auch hier mit gleich
geringem Erfolge. Santa Cecilia entgegnete ihm, in dem Momente»
wo der Papst gewählt sei, gebe es keine Gelegenheit mehr zu exclu-
diien und zu protcstiren. Darauf ging Avila in die Paulinische
Paiistvviililcii, n:inientlioh liei fielegeiiheit der WhIiI Leo's XI. irii J. 160Ö. 283
Capelle, wo sich bereits eine Anzahl von Cardiiiälen versammelt
hatte, um da dem neuen Papste die feierliehe Adoration zu leisten
und protestirte vor denselben laut gegen den Cardinal Medieis und
wiederholte zum öftermalen, dass der König von Spanien ihn nicht
haben wolle. Die spanisch gesinnten Cardinäle schaarten sieh jedoch
um ihn und mahnten ihn eifrig von jeder weiteren Opposition ab;
es handle sich durchaus nicht mehr um eine Wahl, sondern um die
Adoration des allgemein anerkannten Papstes. Diese Zureden und
die Einsicht in seine isolirte Lage bestimmten endlich Avila, sich
zur Ruhe zu begeben und gleich den übrigen Cardinälen die Ado-
ration zu leisten. So bestieg der Cardinal von Medicis unter dem
Namen Leo XI. den päpstlichen Stuhl i).
») Die siimmtliclien Angaben der vorangehenden Abhandlung sind den diplomatischen
Correspondenzen des spanischen Staatsarchives von Simancas entnommen. Ich habe
im Sinne, die von mir während meines Aufenthaltes in Simancas gefertigten Copieii
und Excerpte zu publiciren, so dass die gelehrte Welt über die so wichtigen Voi-giinge
im spanischen Staatsrath und in Rom die detaillirlesten Nachrichten erwarten kann.
— Bemerken muss ich hier noch, dass mit den Angaben der Spanier, Aldobrandini sei
von Heinrich IV. bestochen worden, die französischen Nachrichlen vollständig über-
einstimmen. Nach der Hiographie Uiiplcssis Mornay's kostete die Wahl Leu"s XI. dem
Köniqe 300.000 Thaler.
cSi Fiedler. Die l'nloii iler in L'ng-erii zwischen der Donau und
SITZUiNG VOM 27. iNOVEMBER 1861.
Gelesen:
Die Union der in Ungern zicischen der Donau und Drau
wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens.
Von Joseph Fiedler.
Nach der Vertreibung der Türken aus Ungern wurde die Ver-
waltung der befreiten und „Neoacquisifa" genannten süd-ungriseben
Landstriche der k. Hofkammer aufgetragen, welche Einrichtungs-
Commissäre in der Person von Kammerrätben dabin abschickte. Einer
dieser war der Hufkainmerratb Tullius Miglio Freiherr von
Prumberg, der die Organisirung Slavoniens und des Landes zwi-
schen der Donau und Drau vorzunehmen batte. Während seiner
Amtstliätigkeit in Slavonien kam er mit dem Vorstande des griecliisch
nicbtuiiirten Klosters Orabovica (im Veröezer Comitate) Job Heicb
(Raic) in engere Berührung und scheint als ein eifriger Anbän-
ger der katholischen Kirche geglaubt zu haben, den Zweck seiner
Mission in Übereinstimmung mit den Anschauungen der damaligen
Zeit dahin ausdehnen zu köimen, dass er diesen einflussreieben KIo-
stervorsteber und durch ihn viele andere Bekenner der griechisch-
orientalischen Kirche für den römisch - katholischen Glauben zu
geMinnen suchte. In diesem gottgefälligen und ihm gewiss auch als
sehr verdienstlich angerechneten Werke fand er an den Älitgliedern
der Gesellschaft Jesu in Fiinfkircben die eifrigsten und gewandtesten
Unterslützer. Ibreti vereinten Bi-niüliungen und der lloffnung auf den
versprochenen CameraLsclnitz gelang es zu bewirken, dass Reich im
November 1689 dem k. k. Commissär das Versprechen gab, sich, die
ihm unterstehenden 16 Pfarren und die in dem nabegelegenen
Frauenkloster wohnenden Basilianernonnen der römisch-katholischen
I
Ihau wuhiienden Bekenner des griechisch-orientalischt-n Glaubens. lioD
Kirche zu uniren und zum Gehorsam gegen dieselbe zurückzukehren;
ferner, dass er sich eidh'ch verband alle seine Bemühungen dahin zu
richten, dass auch andere in Slavonien wohnende Glaubensgenossen
geistlichen und weltlichen Standes in der syrmischen Diöcese (wo
sein Bruder Longin seit 1688 als griechisch unirter Bischof fungirtej
die Union annehmen. In der That übergab auch Tullius Miglio den
Prior und seine Anhänger den Missionären aus der Gesellschaft
Jesu in Fünfkirchen zum Unterrichte im römisch-katholischen Glau-
ben, welche ihre Schüler zur vollen Erkenntniss und Bekennung der
einzigen , ewigen in den Dogmen der römischen Kirche liegenden
Wahrheit zu bringen wussten.
Dieses Bekenntniss erneuerten sie später vor dem k. k. Com-
missär, bis sie es endlich am 18. Jäimer 1690 öffentlich ablegten.
An diesemTage hielt Franz Ja ny, römisch-katholischer Bischof
von Syrmien , Probst von Csorna *), Abt von Pechv ardein 2) und
k. k. gelieimer Rath in der Jesuitenkirche in Fünfkirchen in Gegen-
wurt des k. k. Commissärs, einer grossen Anzahl geistlicher und welt-
licher Standespersonen und im Beisein des in Menge zusammen-
geströmten Volkes ein feierliches Pontificalamt, dessen Hauptmo-
mente überdies auf Veranlassung des für das Zustandekommen det
frommen Werkes ebenfalls sehr thätigen Grafen Gabriel
Vecehy, Commandanten der k. k. Truppen zwischen der Donau
und Drau durch dreimalige Geschützsalven und Gewehrdechargen
der Bürgerschaft verherrlicht wurden.
Hier nun legten der Prior Job Reich von Orahovica, der Prior
Ephtimie Negomirovid von Grabozas), die Pfarrer von Stuhlweissen-
burg, Dobrokoz *), Simontorna *), Ozora *), Fiinfkirchen und Soleck ^)
dann eine Reihe Meillicher Drjiutirter, wodurch die Orte Stuhl-
weissenburg, Sigeth«), Ozora, Mohacs»), Siklos*"), Koposvar").
') Prämonstrateiiser-Probstei in der üdeubiirger Gespannschaft.
2) Pet'svar, Pecsvaiad, Benedictiiier-.\blei in dci- Baranyer Gespannschaft.
') Grabovz, Oiiif mit einem griecliisehen Kloster in der Toliiaer Gespannseliaft.
•*) Döbrökii/., Marktnecken in der Tolnaer Gespannschaft.
*) Simonsthurn, Markttlecken ebendaselbst.
*) Marktflecken ebendaselbst.
') Sztilok (?J, Dorf in der Schimegher Gespannschsift.
^) Szig-etvar, .Marktflecken ebendaselbst.
^) Stadt in der Baranyer Gespannschaft
•<*) Marktflecken ebendaselbst.
") Stadt in der Si'hiineghcr Gespanuschaft.
/4öü F i e il I e r . Die Union cIit in l'ngern zwisi'hen der Dunun und
Dobroköz, Domho'). Sasd 2) a. a. 0. repiäsentirt waren, das feier-
liche ßckerintniss des römisch-katiiolisclien Glaubens in die Hände
des poiitificirenden Bischdfs in der Weise ab, dass sie mit klarer
Stimme verspiaclien, alles glauben und halten zu wollen, was die
römische Kirche glaubt und für wahr hält; und dem Papst als wah-
rem Stellvertreter Christi und Nachfolger des Apostelfiirsten Peter alle
Unterwürfigkeit, Observanz und den schuldigen Gehorsam stets und
unverbrüchlich zu leisten, wozu sie sich auch (nach der der Unions-
urkiinde beiliegenden Eidesformel) eidlich verpflichteten. Zugleich
haben die Deputirten der Gemeinden erklärt, dass diese eidliche
\ erpHichtung auch die von ihnen vertretenen Gemeinden zwischen
der Donau und Drau dergestalt binde, als wenn sie peisönlich gegen-
wärtig gewesen und den Eid geleistet hätten, so, dass durch diesen
Act die Union für alle als vollbracht anzusehen sei. Überdies gaben
sie ihre schriftliche Zustimmung zu folgenden Puncten:
1. Dass wenigstens dreimal im Jahre ein griechischer Priester
in einer katholischen Kirche und umgekehrt Messe lese;
2. dass sie die Jesuiten, wenn sie in ihren Kirchen predigen
oder Religionsunterricht erlheilen wollten, freundlich aufnehmen;
3. dass sie ihre Söhne, besonders jene , die sich dem geist-
lichen Stande widmen, in die Schulen der Jesuiten schicken; und
4. dass sie wenigstens in den Orten, wo sie mit Katholiken
untermischt wohnen, an den römischen Festtagen sich von der öll'ent-
lichen Verrichtung äusserer, übrigens an Feiertagen gestatteter
Arbeit enthalten.
Der Ambrosianisclie Lobgesang bildete den Scliluss der kirch-
lichen Functionen.
Die über diesen feierlichen Übertritt und die dabei gemachten
Versprechungen ausgefertigte Unionsurkundes) wurde von den bei-
den Prioren, den genannten Pfarrern und den weltlichen Deputirten,
so weit sie des Schreibens kundig waren, eigenhändig, für die Un-
kundigen aber im Wege der Stellvertretung unterschrieben und der
grösseren Weihe und Glaubwürdigkeit willen von den geistlichen
und weltlichen Würdenträgern , die sich um das Zuslandekonimen
•) Üonibu , Dorf in der Scliiino^lier, dann in dci- lt:ii:inyer (ie>piiun.s('li.ir(, viclleiclit
»uch üonilioviir in der Toinner riespannsi-hal't.
*} Ünrf in der B:<ranyer Gespannseliiift.
') Rcila''e I.
l
Drau wohnenden Bekenner iles griechisch-orientalisclien Glaubens. 2o <
des Werkes vorzugsweise verdient gemaclit haben, als dem Bischof
von Syrmien Franz Jany, dem General Grafen Vecchy und dem Hof-
kamniersecrelär und Concommissär in den neoaequistischen Theilen
Nieder-Ungerns und Slavoniens , Johann Theodor von Melinek, als
Zeugen unterzeichnet und besiegelt.
Gestützt auf den hier geschilderten sehr erfreulichen Erfolg
er'liess Tullius Miglio in seiner Eigenschaft als k. k. Commissär eine
provisorische Verordnung de dato 19. Jänner 1690 i). worin anbe-
fohlen wurde, dass der ganze griechische Klerus zwischen der Donau
und Drau dem mit der römischen Kirche unirten Prior des Klosters
des heil. Erzengels Michael in Graboza, Ephtimie Negomirovic alle
Verehrung und Gehorsam leisten, ihn als Visitator anerkennen , in
allen Pfarrangelegenheiten von seiner Direction abhängen und allen
seinen Verfügungen ohne alles Zaudern und Widerstand Folge leisten
soll, widrigens jeder Einzelne die Ungnade Seiner Majestät, schwere
Ahndung, ja sogar den Verlust des ßeneficiums zu befahren hätte.
Bei Erledigungen von Pfarreien soll der Prior drei würdige Candi-
daten aus den unirten Kaludjern der k. k. Hofkammer vorschlagen.
Mit grosser Befriedigung berichtete-) Tullius Miglio über diese
Errungenschaften an die k. k. Hofkammer, indem er sowohl die
Unionsiirkunde — dem Wunsche der Aussteller derselben gemäss — die
Eidesformel und die erstangeführte Verordnung zur Einholung der
höheren Genehmigung einschickte und am 30. Jänner d. J. an Kai-
ser Leopold 1.3), wobei er die Verdienste der Jesuiten, des Gene-
rals Grafen Vecchy , des Priors Reich und seiner eigenen Person
hervorhob, und um die Verleihung des Bischofstitels an den Pi'ior
zur Belohnung seiner besonderen Verdienste um das Gelingen der
Sache bat.
Die k. k. Hofkammer erstattete am 4. April d. J. einen eigenen
untertliänigsten Vortrag an den Kaiser*), Morin sie unter Anerken-
nung der Verdienste der vorstehenden Peisonen und mit Hervorhebung
des Umstandes, dass der Prioi- Reich bei den Griechen im grossen
Ansehen stehe, auf die Verleihung des Bischofstitels an denselben
und Belobung desselben ,,mit Contestalion Euer Kays. May. darob
') Beilage 11.
2) Beilage III.
*) Beilage IV.
■1) Bi'ih.ire V.
äOO Fiedler, Die Union der in Unjjein zwischen der Donau und
scliöpften Allergiiädijjfsten Vergnügens" durcli ein von der k. ungri-
sclicn Hofkaiizlei iiiisgeffrtigtes Patent anrieth, welchen Antrag
auch der Kaiser durch Beifügung des ailerhöclisten „Placet" geneh-
migte. Die k. Hofkammer machte auch mit Note v. IS. April 1690 >)
diese kaiserliche Hesuluticn der k. ungrischen Hofkanzlei mit dem
Ersuchen kund, die darin bewilligte Ausfertigung des Patents vor-
nehmen zu wollen.
Über die Nachhaltigkeit der hier gemachten geistlichen Erobe-
rung stehen uns keine Quellen zu Gebote, allein ein späterer grosser
Kenner der Verhältnisse der griechischen Kirche in Österreich
äusserte sich darüber in einem Sinne, der keine bedeutenden Fol-
gen voraussetzen lässt. Freiherr v, Bartenstein sagt nämlich: „der
Prior (Reich) hatte die Bekehrung der zu gewinnen versprochenen
Nichtunirten über sich genommen, es scheint aber nicht, dass er
hierin glücklich gewesen; desswegen hat aber doch der fromme
Kaiser diejenigen , welche sich in das in ihrem Namen abgelegte
Glaubensbekennlniss nicht gefügt, nicht nur nicht pro Apostatis
gehalten, sondern ihnen im Gegentheil noch in demselben Jahre die
vollständige Gewissensfreiheit, und was nach ihrem Glauben der
Gottesdienst nur immer erheischte, auf das bündigste versichert).
Es unterliegt keinem Zweifel, dass Freiherr von Bartenstein
in dem Schlusssalze die grossen Freiheiten im Auge hatte, deren
Gewährung K. Leopold I. in dem AufTorderungspatente vom 6. April
1690 den christlichen Völkern in der Türkei in Aussicht stellte, wenn
sie die Waffen gegen den Erbfeind ergreifen, sich unter seine
Herrschaft begehen und mit seinem Heer vereinigen würden, —
und die er auch dem in seine Staaten eingewanderten raizischen Volke
mit der Privilegiumsurkunde von 21. August 1690 in der Weise ver-
lieh, dass sie sämmtlichen niclit unirten Griechen in Ungern und dessen
Neberiländern zu Gute kamen.
Da durch diese Freiheilen die versprochene Cameral-Protection
weit überwogen wurde, so scheitit damit auch der hauptsächlichste
Beweggrund für das griechische Volk weggefallen zu sein, die von
dem Klerus und den Abgeordneten in seinem Namen vollzogene
Union in's Leben treten zu lassen.
M Beilage VI. i
*) Kurzer Bericht von der Be.schaflTenheit iler /.crslreulen iiuhlieichen illyriscbeii Natiou
in k. k. ErbltiiulcM. Frankfurt utid Lei|>zi(^, 1802, pag, 52. j
I
I
Drall wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens. 4o»f
I.
inions-lrkande der in Ingern «wischen der Donau und Drau wonenh-
den Oricciien.
1690. — 18. Jänner.
In Nomine Domini Amen.
Actum Quinque Ecciesijs Anno a Partu Virf^inco 1690, Indictione 13, die
uero 18 Mensis Januarij, qua Catliedrae Sancti Petri in qua Romae primum
sedit, solennis memoria recolitur.
Quod eedat ad Dei ti'r Optimi maximi Gloriam Saerosanctae Romanae
Apostolicae et Universalis Ecclesiae Inerementum Au<justissimi Gloriosissimi
Imperatoris Leopoldi Primi Auctoritate ac piefate Duce Exeelsae Camerae Auli-
cae beni<i;ni(ate inuitante, medio llluslrissimi Domini Domini Tullij Miglio Liberi
Baronis de Prumberg, antefatae Exeelsae Camerae Aulicae Consiliarij, nee non
in partibus Inferioris Hungariae et Slauoniae exmissi Commissarij, ad amieam
eiusdem eilationem prompte libenterque stilerunt se, praenominato lilustrissimo
Domino Domino Commissario , primarij Raseiaiiorum Scbismaticoriim Sacordo-
les , Supcrioresque Caluujerorum , nee non Depulati Communilatum nominiitim
Aibae-Reo;alis, Simontornyae, Szi^etbi, Ozorae, Mohaeb, Siklos, Kaposuar, Do-
brüköz, Dombo, Sasd et reli(juorum Praesidiorum aliorumque locoruui intra
Danubium et Drauum degenfiuni praeeunte Jobo Raieb, Principalis itidem Calu-
gerorum Monaslerij Sancti Nicola), ad Oicbouiczam in Slauoiiia Supcriore, qui
praeterlapso Nouembri lG8i', pracfalo lilustrissimo Domino Commissaiio inibi
tunc existenti declarauit non modo se et sibi subiecfas sedecim Parociiias, una
cum Monialibus Sancti Basilij in Claustro dicto , Sancto Nicoiao propinquo exi-
stentibus Sacro Sanctae Romanae Ecclesiae omnem debitam Submissionen! obe-
dienliamque praestiturum ; Verum etiam solenne Juramentum desuper deposi-
turum, etl'eeturumque ut tarn siiti sublecti , quam alij quoque per uniuersam
Sciauoniam dispersi Sciiismatici Saeculares, et Ecciesiaslici sub Episcopatu
Sirmiensi, cum uidelicet dictus Illustrissimus Dominus Comniissarius ad eas par-
tes deseenderit.prompte eandem cum Romana Catholiea Ecciesia Unionem ineant
et Sacramento roborent.
Nos itaque omnes praeuia suaui et amica ailocutione Illustrissimus Domi-
nus Commissarius , Reuerendis Patribus Missionarijs Societatis Jesu, Quinque
290 Fiedler, Die l'iiion lier in rngerii zwisclieii der üonaii und
Ecclesijs residentibus instruendos in fide Calliolica tradidit, qui miiaeris suj
Aj)ostoIici partes probe adiinplentes . plene in Ortbodoxae Ronianae Fidei Dog-
inatil)u<> inslructos induxeruiit, ad agnitionem confessioneinque unius eiusdemque
aeternae veritatis Cathoiieae et Apostolicae, sab uno uisibili, eodemque supremo
ac uniuersali oinnium per Orbem Fideliuni, Capite Romano Pontifice, cui se
identidem in omnibus et per omnia hiimillimc parituros professi sunt ; id ipsum
postliniinio eoram Illiistrissimo Domino Commissario denuo renouantes et eon-
firmantes, donec (andern die 18. Mensis Januarij Anni 1690, faeto in Ecciesia
Patrun) Soeietatis Jesu publico et solenni aetu, magna Status Ecclesiastici et
Saecularis dignioris praesenlia, Populique concursu Pontificante ad aras Illu-
strissimo et Reuerendissimo Domino Francisco Jany, Episcopo Sirmiensi, Prae-
posito Chornensi, Abbati PeeJiuaradiensi , nee non Sacrae Cacsareae Maiestatis
Consiiiario, in eins manibus solennem Catbolicae Romanae Fidei Professionem,
clara uoce ediderunt, firmiter irreuoeabiliterque credcndo ae tenendo quicquid
credit et tenet Sancta Mater Ecciesia Romana Romanoque Pontitici, tanquam
vero Cbristi Vicario, Ducique Pefri Successori, omnem submissionem, obseruan-
tiam, obedienliamque debitam perpetuo inuiolabiliterque se praestituros jure-
jurando sanxerunt , dcclarantibus per praefatos deputatos Communitatum
Noraine submissos comprehendi se et re ipsa hoc eodem juramento ligari, ac si
personaliter adessent, omnibus onmino a singuiis (qui copiosissimi sunt) intra
Danubium et Dravum dcgentibus Scbismalicis Ecciesiasticis et Saecularibus
adeo ut effectiue omnes penitus per praesenlcs, qui et se subseripserunt Roma-
nae Ecciesiae uniti iam sint , in sequentia quoquc Puncta initae stabiliterque
permensurae unionis signa pariter consentientes. i". Ut annis singuiis ter ad
minimum Sacerdos eorum aliquis in Nostra, et Noster in eorundem Ecciesia qui-
libet iuxta Suum Ritum Graecam aut Lalinam Missam celebret. 2". Ut Patres
Soeietatis Jesu cum in eorundem Ecclesijs concionari aut Cathecbeticam Doc-
trinam explanare uoluerint, eosdem beneuole semper admittant. 3''°. Ut Suos
Filios praesertim Sacerdotandos ad Scholas Patrum Soeietatis Jesu, quoad fieri
poteril mittant. 4'"- Ut in ijs saitem locis, ubi mixti cum Ecciesiae Latinae
Filijs degunt, diebus quibus l^atina Ecciesia sua celebrat Festa, ipsi quoque ab
omni exteriori opere, diebus feriaiibus alias concesso publice abstineant. HIs ita
peractis et conclusis Supremo Bonorum omnium Largitori Deo actae gratiae
liyumo Ambrosyano solenniter dccantato. In quoruni omnium niaiorcm Fidem
Primarij Calugerorum et Sacerdotum, tam proSe, quam pro caeteris scripturam
non callentibus |)ro|Mia manu subseripserunt et obsignarunt.
P r i n r u m Nomina:
IKi'KA paüIrA Hcrora
MiiKOAi iu\a,viiKa h:i%
ü'paKHi^f
IKKTIIA«IH-: MirOAUIp<>KHliK
llUKOKJMkKII iir^.uaHZ
I
»
Drftu wohnenden Bekennen des griechisch-orientalischen Glatihens. 291
Sacerdotum Nomina:
11007. iMHAiMLIX cSaOUJiI
nOHK CTOHMK A^CpCKpiUKH
R^kK npC,\,<tKOBH}iK
nonx EHwrpACKH
bSkk nun lUH.woTpaus
fTHAfA TOA\aHHhx
A^HAOUl ESSdMHd
Ablegatorum Nomina:
CTfMAHK H HAH« CS>AiMIII|.H
pAAHBOH RHWpaAAHfÜ
dMHAtK H3 o::iopa
AIHAOIU A\dpKO GdMAHa
«SKAtaHK A^HGOAHM
TpSAlO AC'HEOAHtü
Bi>HU,a KanSuJBpau,2
WBaHK KanäujBapi^K
HAHts) CfTTRApaUX HHKOAHH CHHR
lUHKSAEliiaHH AtSuH aCHHH
Nos infrasciipti fidem facimus et attestamur ubique locorum sigiili nostri
appressione haec omnia supramemorata in praesentia nostra ita peracta fuisse-
(L. S.) Franciscus Janj E. Sirmiensis et Supremus Comes, Sacrae Caesa.
reae Regiaeque Maiestatis Consiliarius m. p.
(L. S.) Gabriel Comes VccchyEquesOrdinisSancti Mauritij etLazzari Supre-
mus Campi Vigilliarum Praefectus Colonellus et Commendans in
Siget Quinque Eociesijs CicIosCaposvar Moaz Dombo alijsque loeis
inter Drauum et Danubium.
(L. S.) Joannes Theodorus de Melmek, Excelsae Camerae Auiicae Secre-
tarius et ad Partes Inferioris Ungariae et Selauoniae Neo-acquisitas
Concommissarius m. p.
Noiniiia Sacerdotum.
Job Reich Prior St. Nicolai ad Horovizam.
Ephtimi Niegomeroviz Prior St. Michaelis Archangeli ad Grabozam.
Vuka Prodanovicz Parochus Albae Regalensis.
Stoiz Milleseloviz Parochus in Dobrökös.
Vuka Adamoviz Parochus in Simontornia.
Radoschab Oribaz Parochus in Ozora.
Theodorus'Sardelez Parochus Quinque Ecclesiensis.
Sava Vijlakoviz Parochus in Dombo.
Millos Kules Parochus in Soleck.
Sitzl). d. pliil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. II. Hft. 20
292 F i u il I L" r . l'io riiiiin der in riig:orii zwisclu'ii (Kt Doiuui iiiiil
Nomina Di'iiulaloruiu.
Pusagia Millos. Atscliim Tomaniz. I'aiitalia Milialoviz. Simon Milloseliov'z.
IMaicus IJalseliivaiia. Vuk Tomin. Dcmilar Poppoviz. Maicliiota Alexiz. Heda
Raic'ossaviz. liticntan Suritsch. Triiino Boj^daiioviz Vuc Hadovilsi-iiin. German
rovalscii. Iliia Nicolin. Marens Dnlgcrin. Stanoy Niogomcroviz. Slöphan Batsol»-
k;ili. Juan (iru^asiz. Vnca Vucoviz.
(Original iiu k. k. Hurkaniiiit'r-Ariliivp.^
Eidesformel.
F 0 r m n 1 a .1 u r a m c n t i a G r a e c i s Deposit!.
Ego N. N. (irma fi<ie eredo, et piofileor omnia etsingnia, quae eonfinontur
in Symbolo Fidei, quo Saneta Roniana Eecle&ia ulitur, lirniiter euin Eadeni
tenendo, Spiritum Sanetum a Patre Fiiioque procedere; Sunetam quoque Catiio-
licam et Apostolieam Romanam Eeclesiam, omnium Eeciesiarum Matien), et
Magistram agnoseo , Romanoque Poiititiei Beat! Petii Apostolorum Prineipis
Sueeessori, ac Jesu Ciiristi Vieario veram obodientiam spondeo, vovco ac juro
pro nie meisque. Sie me Dens adjuvet, et liaec Saneta bei Evangelia.
(Abschrift im k. k. Hufkainiiu'r-Archivc.)
II.
Verordnung des k. k. foniniissärs Tullios Mi^lio Freiherrn von
Pramberg.
1600. — 19. .läiiiier.
Ego Tullius .Miglio Lil). Daro de Pruniherg Kxcelsae Cani'^rae Auiieae
("onsiliarius, nee non in Parlibus Fnfeiioris Mungariae et Seiavoniae exniissus
Commissarius.
Tenore pracsontium notum facio , meanique expressam volunlalem pro
nunc et pro ratione nnmeris niei declarando usquc ad iilleriorem Saerae Cae-
sareac Regiaoque ftlaiestafis resolutioneni. jnaevia super iioc eum Eceb'siasticis
Coinmniiicalione distinele injungo Saeerdolibus, et Popis omnibus Graceis in
distrietu inlra Danubiuni et Dravnm degentibns, nt Reverendo Domino Eiriimi
Niegomeroviz Monasterij St. Miebaelis Areiiangeli de Grahoza Priori, Ecelesiae
Catbolieae Romanac efVeelive unito, omiieni reverentiam, obodieiiliam(|ue piae-
stenl, ejus viüilationeni admittani, et in Paroebiaiibus ab ipsius direelione,
uc determinalione penitus dependeaiit, et (pildquid in praefalis statucrit, exaele
ae prompte, absquc ulla tergiversalione, ani oppositione cxcqnenlnr, idquc sub
gravi Saerae Caesarrae Rrgaeque Maieslali.s disgralia, joenaque juxla dilieli
gravitateni, ad arblfriiini SupiTJoniui infligenda . una ciimi |tri\alioiie bciuficij
Di'Hii wuliiieiidiMi Bckeiiiier des g^riecbisi'h-orii'ntalischen Glauiiens. li >) o
sfatnendo praeterea in vaeantia parochiaium, ])roponenr]a esse Exeelsae Came-
rae Aulicao per Priorem tria Siibjecta ex Calu^ffiis Ectiesiae Catliolieae Uo-
manae vnitis digna et hahilia ad munus paroehiale excrceiidum, praestolando
super hoc Sacrae Caesareae Regiaeqiie Majestafis Beniquani Resolutionem ;
Ecclesiastieaeque Superioritatis confiniiationem. Datum Quinque Ecciesijs die
19. Januarij 1690.
(Absuhrift im k. k. Hufkainnier-jiri'bivf.J
III.
Beritht des k. k. Commissärs Tnllias fliglio Froiherrn von Prauiborg an
die k. k. Ilofkamuier.
1690. -^ 19. Jiiiirser.
Hoclilöbliehe anweesende Kays. Hoffeammer.
Gnädig- auch Günstige Herren. Gleich wie Ich Mir nichts angelegener
halte, als Einer Hochlöbl. Kays. Hoff Cammer hoclie Ehr vnd Riputation best-
möglichst zu beobachten vnd dieseibte Meinen A^enigen Cräfflcn nach evffrigst
zu beiüidern; Also hat mich aucii die erwünschte (ielegenheit erfrewet. da Ich
nach dem Exempel des Ehrwürdigen Patris Job Reich, Prions des vornehme»
Calugern Clusters St. Nicolaj zu Orahoviza, welcher auf Mein nachtruckhiiche-
res Zuesprechen, sich sambt IC Pfabren, vnd Einen Jungfrawen-Clossler des
Ileyl. Basilij, der Heyl. Römisch-Apostolischen Kirchen widerumb verainigt
Jiat, vermitteKsEwer Excellentiae Gunst, vndt P'reuntschal't vorgeschuxter hochen
Authoritet, versicherten Protection , vnd Benignilet alle zwischen den Oonaw
vnd Draw-P'luss in sehr grosszer Anzahl subsistirende Schismatische Griechen,
Pfabren vnd Clösster, durcb Ihre abgeordnete dahin disponirt, dass Sie füroiiin
niclit allein hocbgedachter Homänisch Apo.stolisehen Kirchen, alle scbuidi^iste
|)ariti()n, Reverenz vnd geziiuiiiende Submission erweisen , sondern auch Einer
Hochlöbl. Kays. Hoff Cammer Verordnungen, vnd Resolutionen in allem wie auch
hcy Ersezung der vacirenden Pfahren jedesmalden gehors. einbollen, vnd erwar-
ten wollen.
^\ ie Sie nun diszes in öffi ntlicher Kirchen gröster Solennilel, \nler
dreyniahlig auf Refeleh des Herrn Generalen Vecchy gelösten SlueLhen, \nd
anbey gegebenen bürgerlichen Salve, mit einem Cörperliehen Aydi. den IS'*'»
dises freywillig bestiittigt- auch zur weitern verhindnusz, pro aeterna rei me-
moria. Schrifftlich, vnd zwahr vnler Ihrer aigenen HandtvntersehrilVl versichert»
vnd das Originale Einer Hoehlöbl. Kays. Hoff Cammer n^it tieO'esten Respect zu
vbergeben gebellen; Alsz habe ein solches nebst den, von .Mir, Nomine Excelsae
Camerae Aulicae in forma Instriietionis, auszgefertligten Refelch Ewer Excel-
leiiliae Gunst vnd Freuntschait hiemit vberschickhcn, vnd .Mich sambt denen
20»
Äy-t Fiedler, Die Union der in Ungern zwischen der Donau und
new adunirten zu dero Gnaden, Gunst vnd Freuntschaft gehors. vnd dienstl.
empfehlen wollen, alsz
Ewer Excellentiae Gunst vnd Freuntschaft
Gehorsamb dienstschuldigster
Tullius Miglio Frhr. m. p.
A tergo: Denen Hoch- vnd Wohlgcbohrnen, auch Wohlgebohrnen, Wohl-
edlgebohrnen Herren Herren N: der Rom. Kays. Mayt. respective Geheimben
Rath Cammerern Praesident, vnd Verordneten Hoft" Cammerriithen. Meinen
Gnädig- auch Günstigen Herren.
(Origioal im k. k. Hofkammer-Archive.^
IV.
Bericht des ToIIios üiglio Freiberrn t. Promberg an Kaiser Leopold I.
1690. — 30. Jänner.
Sacra Cesarea Maeslä Signor mio Clementissimo.
Ho stimato debbito del mio humilissimo vassalaggio di reccare alla Sacra
Cesarea Maesta Vostra 1' auiso come tutti li Greci sismatici habitanti in gran-
dissima copia tra il Danubio et la Draua illuminati dal Spirito Santo et stimo-
lati dajla Pietä di V. M. C. si sono sotlomessi all" obbedicnza della Santa Sode
conforme la Sacra Cesarea Maestä Vostra resterä clemontis-simamente seruita
di uedere dall' anncsso Originale, et dalla patente sopra di cio fatfa dalla mia
huniilta. Ha contribuito molto a questa santa opera la prudonza et la Dottrina
de ReuerendiPadriGicsuiti. L'assistenzafedele del Conte Veeehi dattacinel tempo
che con ordini replicati il conte Taun haueua conimesso a tutti li commandanli
di negarla in ogni caso, et la condota sincera de -Job Reich Prior di San Nicolo
di Horouiza. L'intoppi maggiori sono stati l'ostinatione et l'ignoranza de Pro-
prij Greci imbeuuti dall' opinione che facendosi Caltolici doueuano rebatizarsi,
et il scandaloso Procedere di questo Vescouo Radanay ciie ueramente da in
Eccessi. Si e stimato per bene di farne festa publica col sbarro del Canone
perche contiene in se un gran paese, et per dar aninio alla Schiauonia che e
tutta piena di segguitar l'essempio. Ha piacciuto ad essi molto il modo con che
fiirno trattati, poiche sendo auari di natura, ho fatto mantenere con la mia pro-
pria pouerlä lutti li Sacerdoti, Deputati et loro scrucnli tutio il tempo che
furno qui. Mi son anco essibito a Job Reich di condurlo con aicuni de suoi
Caloieri nicco nel Sirmio a mic spese, et sicome cgii c huomo di grandissimo
credito tra quclli Popoli, quindi prendo l'ardire di supplicur huinilissimamente
la Sacra Cesarea Maestä Vostra di uolerlo gratiare del Titolo di Vescouo come
iofuLonginosuoFratello et humilissimamente m'inchino.5 Chiese 30 Genaro 1690.
Dclla Sacra Cesarea Maestä Vostra
Ubbidientissimo Vassallo
T. Miglio b"«-
(Oripintl im k. V. HufVaniiiier-.Xrchiti'. )
I)r»u wohnenden Bekennei' des grieehisch-orientalischen (ilaubeni». liijö
V.
Resolvirtes Referat der k. k. Dofkummer an Kaiser Leopold I.
1690. — 4. April.
Keferat die Reunion mit der Rom. Catholischeri Kiirclieii, der
zwischen der Donau vnd Drag gelegener Griechen, auch conferirung
dem P. Job Reich, Priori des Caingern Closters Sancti Nicolai , zu
Orahovicza, des Tills Eines BischofTs betr.
Allergnedigster Kayser vnd Herr Herr etc.
Eür Kay. Mayt. Erindert des Hoff-Cammer Mittls Ruth vnd zu Einriclifung
der neuen Acquisten, zwisclien der Drag vnd Sau, abgeordneter Commissarius,
Freyherr Tullius Miglio, in Unterthenigkeit, waszgestalten auf seyn Eyflriges
Zuesprechen, vnd versprochne Camineral Protection, alle zwischen der Donau
vnd Drag, in grosser anzahl wohnende Griechen, Sich der Heyl. Rom. Kürchen
vnlerworffen, vnd Mittls Ihrer vorneinhster Priester, vnd abgeordneten von
denen Communiteten, den 18"^n Januarij insthehcnden Jahrs, öffentliche profes-
sioneni fidei , zu Fünffkürchen jurnto getlian, aucli zu mehrerer bestiittigung,
diszer Ihrer freywillig- vnd vnwiderrueflicher wahrer glauben bekhandtnus,
beyligendes, von Ihnen Priestern, vnd der Communiteten abgeordneten vnter-
schribenes Instrumentuni professionis fidei, von sich geben haben.
iegatur.
Zumahlcn nun der P. P. Societutis .Jesu, vnermiedte vnterweiszung, vnd
des Commcndantcn zu FünfVkiirchen Generain Vecchj besagten Conutrtiten, bey
iezigen Kriegsieüfl'en gelaiste assistenz, forderist aber des P. Job Reich, Prioris
des vornemben Calugern Closters St. Nicolai zu ürahoviza, so sich mit 16 Pfahrn,
vnd Einen Jungfrauen Closter Sti. Basilij, der Heyl. Rom. Cathol. Kürchcn, wi-
dcrumh vereiiiigt , vill darzue conlribuirt, Er Prior Reich auch, bey eiinelteii
Griechen, in absonderlicher liochaehtung vnd veneration wäre; Alsz gerueheten
Eür Kay. Mayt. zu seiner weitiiern animirung vnd forfptlanzung des wahren
Catholischen glauhens, Ilinie, den TituI Eines BisehofVens , allermassen solchen
sein Brueder Longinus genossen, allergnedigst zu conferirn.
Umh solche verainigung ist Gott zutlanckhen, vndt zuuerhofVi-n, dass hier-
auss noch mehrere nützlich vnd demPuhlicu wolil erspriessliehe Sequelen ent-
stehen werden, dahero man auch dero Unterthänigsten mainung welire, dass
dem Pater Reich , der Titulus Episcopi, zu seiner besseren Consolalion vnd
mehrerer animirung dcsz Volckhs , motu proprio, zugeben, vnd dahey diser
Actus mit Conleslation Ewer Kays. IMayt. darob geschöpfTfen AUergnedigston
Vergnüegens, per Patentes, die von der Hungrischen HotVCanzley zu ueriVrttigen,
in alleweeg zu loben wehre.
Ex Consilio Camerac Aulicae. Viennae 4'» Aprilis Ao. 1690.
21)0 F i f <l I c- r , Die l'nniii tler in Uiifj^erii zwisclu-ii dei' Dciiiaii und
PiaesiMilibus.
Domino Coniilc Prcsiflo de Ursin ol Uoscnl)?!-;::, — Coniitibus Conzin,
Br;»ndiss, Draun, Salburj;, Fünflkirf licn. - De Mayern, Albieclit et Huininers-
kirclien.
In lahTc: Placrt. Leopold nip.
(Orijfinal im k. k. Iliifkaiiimi'r-Arcliivi'.)
VI.
Note der k. k. nofkanimer an die k. ungarische Hofkanzlei.
1690. — 15. April.
Erindoning jin die löbl. Königl. Hung. HofCarizloy , «oillen
(liiich beyhillT des Jobi Rcichens Prioris S(i. Nicolaj ad Horovizam,
die meiste Raziscbe dem Scbismati VnterworlTene Priesster vnd
Gemeinschaften vornemblich zu Stueliweissenbiirsr, Simonlhornia,
Sigotli, Ozora, Mobacb, Siklos, Kaposvar, Dobroiiös , Domiio, vSasd
vnd an andern Orthen, zwischen dem Donaw vnd Draaflnss \\ ohn-
hafft, zu dem Catholischen Ghinben, bckheret worden vnd Ihre Kays.
Mayt. dahero, Ihne Jobum Reich mit dem Rischoffs Titll allergnä-
digist gewirdiget haben, Ais bcliei)e Ihro Hnng. HofCanzley, wegen
dises Titlls, die geMöbnlichon Patenten auszufertigen, vnd der llof-
Camer zur weitern Destcilung vnschwehr lierüher zu geben,
D. 1ö. April Anno 1690.
Sncratissimae Caesaroae Rt'oiaocuio l\laiestatis Inclytae Cancellai-iae Iliin-
garicae Aiilieae, ])crquani ofTieiose sii^nilioanduni, I'atoieqiio pluriltus ex annexo
])raesenlibus liisiriiniento, qualiler Piimarij l{aseianoriim Seliisinalieoruni Saeer-
dole.s, Superioresijiie Caliiperoi um. neenon depiilati C'oniniiinitatuni, .si^nanler
All)ae- lU-fjalis, Simonlornyac, Szif^othi, Ozorac, Mohach, Siklos. Kaposuar,
Doinokoz, lUmilio, Sasd et reii(|ii()ruin Praesidionnn, alioriiniqtie loeonini, intca
l)aniii>itMn et Draiium defjenliiini, praeeuiite Ueuerendo Domino .IüI)0 Ueieli-
Frincipaüs Calugeronim Monasterii S. Nieoiai ad Orehoviozam in Solaiionia
Priorc; Solennem Catliolieac Homaiiae (idei confessionem ediderint el eidein
Eeele.siae Konianae Unili, omiiem snbniissionein et deliltam ohedienliam praesli
turos, sese .Füre Jurando obstiinxerint. Cnm itacpie sumniedieta Saeralissima
Sua Caesarea, l{e<,ria(|ne IMaieslas id ipsnm. cum siiif^nlari ol> Autrnientuin lionu-
ri.s Divini et tot aniniaruni Salnlis conqilaeeiilia praefaiuniqnc Rcverenduni
Doniiniini l'riorein S. Nieoiaj ad lloroviezani, .lolinni Heich , fidelcni praepriniis
operain eatenus cxliiln'!'-' " "'•»lanler inlellexeril. ae Clemenlissime motu pro-
^
Drau wohnenden Bekennen des j^riechiseh-orientalischen Gliiiiliens. /tal
prio resolverit, eundcm Dominum Jobum Reieli, prout antehac ipsius fratrem
Longinum^ Episcopi titiilo insigniendum.
Ea propter haec Inclyta Cancellaria Hungarica Aulica porquam officiose
iMMHiiiihir, ut solilas rafione dicti Tiliili Patcnfes lifleras, quanlocyus cxpedien-
das ordinäre vclit , et huic Canierae pariter Auiicae , pro uiteriori direetione
conimunieare, Quae vicisim Eidem ad exhibenda quaevis humanitatis officia sem-
per addicta permanet. Viennae IS'» Aprilis Anno 1690.
(Expcilii-tes Coneejit im k. 1<. IInfliammcr-Ai-chivp.)
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Cvo
I
VERZEICHNISS
DER
EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(NOVEMBER 1861.)
Academie Imperiale des Sciences, Belles-Lettres et Arts de Lyon,
Memoires. Classe desLettres, N. S. Tomes VHP & IX^ Lyon &
Paris, 1859 — 61; 80. — Classe des Sciences, Tome X^ Lyon
& Paris, 1860; 80.
Accademia Pontificia de' Nuovi Lincci, Atti. Tomo XHI, Anno XIII.
1859—60. Sessione VP & VIP; Tomo XIV. Anno XIV. 1860
—61. Sessione P — IV« Roma, 1860 & 1861 ;4o.
Akademie der Wissenschaften, königl. bayer., zu München, Sitzungs-
berichte. 1861. I. Heft 2, 3 & 4. München, 1861; 8».
— königl. Preuss., zu Berlin, Abhandlungen aus dem Jahre 1860.
Berlin, 1861; 4o. — Ed. Gerhard, Über Orpheus und die
Orphiker. — Richard Lepsi us. Über chinesische und tibetische
Lautverhältnisse und über die Umschrift jener Sprachen. —
Idem, Über die arabischen Sprachlaute und deren Umschrift
nebst einigen Erläuterungen über den harten i Vocal in der
tartarischen, slavischen und der rumänischen Sprache. — Th.
Mommsen, Über die Zeitfolge der Verordnungen Diocletian's
und seiner Mitregenten. — VVilh. Schott, AUajische Studien
oder Untersuchungen auf dem Gebiete der Altai-Sprachen. U.
Heft. (Aus den Abhandlungen der königl. preuss. Akademie der
Wissenschaften. 1861.) 4«.
American Journal of Science and Arts, Vol. XXXi. Nr. 9'2 «.V 93.
New Haven, 1861; 8«.
Sitzb. (1. phil.-liisl. Cl. XXXVMI. n.l. II. Uft. 20**
300 Verzeichuiss
Anzeiger l'iii' Kunde der deutschen Vorzeit, N. F. VIII. Jahrgang,
Nr. 10. Nürnberg, 18G1; 4«.
Anstria, XIII. Jahrgang. XLIV, XLV.&XLVII. Heft. Wien, 1861; 8o.
Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern bearbei-
tet von einem Kreise bayerischer Gelehrter. I. Band, I. Abthei-
lung. Mit 2 Karten und 2 Holzschnitten. I. Band, II. Abtheilung.
Mit 2 Karten und einem Holzschnitt. München, 1860; 8o.
Fenicia, Salvatore, Comm. Pres., Copia estratta dal prirao dei
dodeci volumi della politica. Napoli, 1861; 8».
Gesellschaft, Geschichts- und Alterthumsforschende, des Oster-
landes zu Altenburg, Diverse Schriften. 12», 8", 4«, & Folio-
— Deutsche morgenländische, Zeitschrift. XV. Band, 3. & 4. Heft.
Mit einer Kupfertafel. Leipzig, 1861; 8o. — Albrecht Weber,
Indische Studien. VL Band. Berlin, 1861; 8«.
— Kurländische, für Literatur und Kunst zu Mitau, Domitian und
Cremutius Cordus. C. v. P. Mitau, 1861 ; 12o.
— Schlesische, für vaterländische Cultur, 38. Jahresbericht. 1860.
Breslau; 4». — Abhandlungen. Philosophisch- historische Ab-
theilung. 1861. Heft I. Breslau, 1861; 8«.
G ym n a s i u m, k. k.. zu Feldkirch, Programm für das Schuljahr 1 860/61,
Freiburg i. Br., 1861; 4o.
Kiel, Universität, deren Schriften aus dem Jahre 1860. Bd. VII.
Kiel, 1861; 4«.
Maelen, Ph. van der, Dictionnaires geographiques speciaux des
provinces de la Belgique. (8 Vol.) Bruxelles, 1831 — 1838; 8o.
(Avec 11 cartes.) Idem Essai sur, les armoiries des souverains
et etats de TEurope expliquees par les traditions legendaires et
historiques. (Extr. des livraisons 175 & 176 des Precis Histo-
riques.) Bruxelles, 1859; 8«».
Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt, Jahrgang
1861, Heft X. Gotha, 1861; 4«.
— der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung
der Baudcnkmale, VI. Jahrgang, Nr. 11. Wien, 1861 ; 4».
Odern heimer. Das Festland Australien. Gcograpliische, naturwis-
senschaftliche und culturgeschichtliche Skizzen. Wiesbaden,
1861; 8».
Prantl, Karl, Geschichte der Logik im Abendlaiide. H. Bd. Leipzig,
1861; 8o.
I
der eingegangenen Druckschriften. ti 0 1
Revue Orientale et americaine, IV* Annee, Nr. 32. Paris, 1861; S".
Schlagintweit, Hermann, Adolphe, and Robert de, Results of a
Scientific Mission to India and High Asia, undertaken between
the years 1854 & 18d8. With an Atlas of Panoramas, Views,
and Maps. Vol. I. Leipzig & London, 1861; gr. 4». — Atlas
mit 15 Tafeln; gr Folio.
Schleicher, August, Compendium der vergleichenden Grammatik
der indogermanischen Sprachen I. Weimar, 1861 ; S'>.
So ei etat der Wissenschaften, finnische, Acta. Tomus VI. Helsingfors,
1861; 4o. ■ — Bidrag tili Kännedom om Finlands Natur och
Folk. L — IV. Haftet. Helsingfors, 18o8 — 1861; 8». —
Ridrag tili Finlands Naturkännedom , Etnografi och Statistik.
III., V. — VII. Haftet. Helsingfors, 18o9 — 1861; 8«.
Society, The american Ethnological, Bulletin. Vol. I. Sept., Oct.,
Nov., Dec, 1860 and January, 1861. New-York, 1861; S».
— The Royal, of London, Philosophical Transaetions for the year
1860. Vol. 130. Part l. & IL Lundon, 1860 & 1861; The
Royal Society 30'" November, 1860; 4o.
Verein für hamburgische Geschichte. Hamburgische Chroniken,
von J. M. Lappenberg. IV. Heft. Hamburg, 1861; 8<».
Wolny, P. Gregor, Kirchliche Topographie von Mähren. II. Abthei-
lung Brünner Diöcese. IV. Bd. (Schluss), (des ganzen Werkes
VII. Bd). Brunn, 1861; 8«.
1
»
SITZUNGSBERICHTE
l)EI{
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPH IS eil -HISTORISCHE CLASSK.
XXXYIII. BAIVD. III. UEFT.
JAHRGANG 1861. — DECEMBER.
30j
SITZUNG VOM 4. DECEMBER 18Ö1.
k
Vorgelegt:
Delle hibliolcclie e delle socielu scientiß(;u-leUerarie
della Neerlandiu.
Conimeiitaiiü di Gioseppe Talentine lli.
PROEMIO.
La Neerlandia, delta imiiropriainente Olanda dalla piü estesa
e fiorente delle sue provincie, e in Europa, sensa contrasto, uiio
degli slati piii popolosi e piü colti. La natura del suolo, dalle cui in-
comniensurabili praterie il teniperante nt-erlandeseritragge grau parte
di nodrinienio; i depositi secoiari di torba che ne alimentano le offi-
cine; le strade ferrate; i legni a vapore; la crescente prosperita de'
suoi c'ommercj favorita dagli innumerevoli eanali ehe la intersecano
a ogni tratto; la potenza niarinaresca; i rieehi possessi coloniali, sono
elementi ehe parlano elocpientemente a favore d'una nazione, che di
poco travalica i Ire niilioni. Ma agii elementi materiali la Neerlandia
aggiunge potenli fattori d'incivilirnento la liherta politieo-religiosa;
la propensione alTordinc e alla politezzn; la traiiquilla ed assidua
operositä; lo spirito eminente d'associazione; la venerazione, son
per dire, professata alle arti, e segnatamente alTagricüllura; Tamore
generale agli studj. Nel vasto campo d'osservazioni DllVrto, da
ciascuno di questi gravi argomenti, credo mio compito di limitarnii
air ultimo, mostraiulone Tattnazione nel numero e nrll' importanza
delle bildioteejie e delle societa scienlifiehe e letlerarie. E questo un
dovere impostomi della prevenienteol'tifiositä, ondenell' antuniio ISGO
mi Inrono dovunque liberalniente dischiuse le soglie di (juogli isliluti
300 Vn I e II t in eil i , Delle biMioleche
scientifici e letteraij; e uii sentito bisogno di aftestare la piü viva
gratitudine a chi jirestossi voloiiteroso alle mie ricerche; e una prova
di rienipiere una luciina nella storia letteraria di quel paese.
Poche ed incerte soii le noti/ie che sulle antiche hibliofeclie
delle chiese e delle abbazie neerlandesi ci conservarono gli storici, i
quali daltra parte, iiciratlril)uire 11 giiasto della disciplina monastica
alla trascuranza generale in che si teneano gli ottimi studj, fan cre-
dere che questa condizione fosse eomune alla biblioteche degli ordini
religiös!. A rilevare da (juello stato di decadenza gli anirni infialiti
accorse, alla nieta del secolo XiV, Gerardo van Groote (Magno),
il quäle col fondare a Deventer la easa della Fratellanza cleri-
cale, annuncio alla Neerlandia stupeute j'aurora del suo risorgi-
mento. Perche propostisi ad esemplare gli antichi istituti religiosi,
v' introdosse la disciplina nionacale, beuche i tVatelli (Domini fra-
tres, fruires in commune viventes) fossero laici , obbligandoli
agii studj severi dei padri della chiesa, Perö chi ebbe merito di ri-
svegliare Pamore agIi studj classici, e rallievo, l'amico, il successore
di Gerardo (m. 1384), Fiorenzo di Leerdam, che in quell' istituto
medesinio , ordiiiö i lavori dei fratelli allo scopo precipuo della
trascrizione de" piü importanti manoscritti. Di quella casa sorti quel
Tommaso Hatnmerlein (Maleohis) da Kempten, piü fra noi cono-
sciuto sotto nome di Tonunaso da Kempis, direttore della domus
fratrum di s. Agnese presso Zw olle, e di la propagossi in breve
queir ordine neir intera Neerlandia i). Dirö cosa che tien del por-
tento: il solo capitolo di Utrecht contava nel 1439 settanta conventi
a se soggetti, cou 30U0 conventuali ^j. Da ciö agevolmente rilevasi
quanto biblioteche, quotidianamente accresciute a mano di migliaja
di trascrittori, dovessero arricihirsi; quanto, raftVontate colle coe-
1) M e i u e r s Clir. Leheiisliesclireihuiigeii beriiiiinter Männer aus den Zeiten der
Wiederlieistellung der Wiisenscliiiften. Ziiricli, 1798, vol. II, 8». — Delprat G.
U. .M. Verhaiideling over de ßroedei'sehap van E. Groote eu over den iiivioed der
Fraterhiiizeu op den veteiischappeli.iken en godsdienstigen toestand, voorniimelijk in
de Nederlanden, na de 14<l« eeiiw. — La Stessa. Tweede veimeerderde verheterde
druk. Arnlieiii, hij T. Nijlioff. — Oie Briiiler^clialt des geiin-iiisameii Lebens. Kin
Beitrag zur Geschiclile der Kirche, Literatur und Püdagngik des vierzehnten, fünf-
zehnten und Sfclizelinlen .Lihi hiiiiderts, von G. II. M. Delprat zu Rotleidain, deutsch
bearbeitet und mit Ziissitzen und einem Anhange verselieii von i)r. .Mehiiike zu
Stralsund. Leipzig, 1840, p. XII, 185, &».
'•) L i II d e II o r II . liistoriou episcripatus Daveiilriensis. p. 253.
e delie societ;i scieiitilico-letterarie ilella .Neerlandia. oü7
sistenti degli ordini religiosi, giovare alla difTusioiie de* liiitii. Ciö mi
sara data oppoitunilä di ricoiifermare, ove nel presente comnientario
tratterö d'alcutia d'esse.
Ma quelle graridi Liblioteche medievali, annunziatiici del nun
lontano rinascinieiito delle scienze e delle arti, come anche della
prosperitä materiale e inorale della Neerlandia, non ressero alT uito
irrompente di lotte ostinate, onde apparecohiavasi questa alla con-
quista della libertä politica e leligiosa. Sperperati in mille maniere
que' vasti depositi delTumano sapere i)» non furonu pero interainente
distrutti, che, riguadagnata l'indipendenza, i municipj e i eitta-
dini in nobile gara diedero mano a salvar dal naufragio i codiei ma-
noscritti e i libri a stampa. In questo piinio periodo di vita riposata
e tranquilla, le cosi a lungo compresse aspirazioni al ben essere, agii
studj, alle arti, al commercio, furono pienaniente appagate. Allora
si aprirono s/'uole pubbliche, si fondaroiio universitä, o queste e
quelle si dotarono di biblioteclie forniate di que' volumi posti in sal-
vamento, e i municipj e le chiese principali collocarono presso Par-
chivio loro la biblioteca. E a questo nobile imprendimento di favorire
lo svilnppo intellettuale, s'associarono pure i maggiorenti, istituendo
nelle loro abitazioni biblioteche fornite di quanto o riferivasi a studj
speciali, o servia a rilevar lo splendore del casato, con rarita di
irianoscritti e di slarnpe, con magnificenza di edizioni, con lusso dj
legature. Cosi, cotne giunsero (ino a noi inviulati i tesori raccolti nelle
pubbliche biblioleche, ci si fossero conservate quelle di privat! , le
quali soggelte a niulamenti coutinui, jter trasferinienti di ereditä e
per vendite ad aste pubblicbe (in ncssun altro stato cos'i frequenti
come nella Neerlandia, fin dal secolo XVIJ, last-iarono appena iinpron-
tata la traccia neila storia paesana. Percio se delle prime ini si
oifre campo a trascorrere la storia (in dall' origine, non posso dar
delle altre che sfuggevoli cenni, piii per tissare il tenomeno della
ior vita, e teuer dietro per filo e per scgno agli svariati passaggi di
aicunc opere piü interessanti , che a servigio della storia lelteraria.
Le biblioteche, che dataiio dalP epoca della rilorina polilico-
religiosa, contengono, nel priino periodo della Ior lorrnazione, gran
*) »Non per bella taliUim , civilesque Bel{fariim niutiis, sed per rapaoes otiain haeie-
tieorum inanus ac sacrilegia , deiiique per pla<;:iarios qnosdaiii thesnuriis hie (le
l>ililiotecht>) imiiiensis olini lalioiilms iinpi'ndiis<|iie <.M>iii|uisitus, iioii iiiiiiii)i» siii parto
iIllnHIllltll^>.'' S a II d e r i Bihiiuth. ms», helyu-a iikss. KUI. part. I. (iroaeiii.
308 Viilcnliiiclli, Dell.- I.ibliofpchc
parte d'opere di soggetto sacro, o perehe gia appartenenti a chiese
0 inonasleri catlolici, o perclie procedeiiti da case Ae\\-A fratellauza
cfericafe . o perclie stese in uii tempo in cui T eleiuento religioso
traforavasi in qiialunqne islituzione. Ne di qiiesta partita nienos'ac-
crebbero ie biblioteche ne' secoii successivi fino a' nostri giorni, a
nidtivo delle inolte sette religiöse e delle frequenli loro polemiche.
Dacche uno degli scopi precipui dei fvatres in commune
riri'/Ues era quello, come ho gia detto, della trascrizione degli
autori elassici cristiani e pagani, coh nelle prime biblioteche si ris-
contrano pure e gli uiii e gli altri tanto a penna che a stampa; al
quäl (ütto precipnainente c da ascriversi quel ciilto, sto per dir,
i-eligiüso, professato agii studj fiiologico-critici sugli antichi scrittori,
culto che' eb be eulla in Neerlandia, ed ha quivi piü rigogliosa che
altrovo la vita.
Pero la parte eletta di cui a poco a poeo s' arriccliirono iin da
principio Ie biblioteche, fu quella della storia paesana. I dissidj poli-
tico-religiosi cui quel popolo fu per tant' anni soggetto , porsero
esca a virulente polemiche, di cui fu manteniita memoria in libri
manoscritti ed a stampa , in impressioni figuiate allegoriche ed in
ritriitti. Di questo copioso corredo di salire o libelli infamatorj, che
dal principio del secolo decimosesto si protraggono fin quasi a nostri
giorni (e costituiscono quel genere di Ictteratura che i Francesi e,
dietro loro, Ie riazioni piü colte segnalarono col noine di pamf)hfe-
taire), van provvedute Ie biblioteche neerlandesi, e a dovizia la
dunciiniana dell' Aja, 1' universitaria <li Ut.echt, la tisiana dell' uni-
versita di Leida , la civica e remonstrante di Amsterdam. G. M. Asher
prese dettaj^iiata notizia i) di qiieste collezioni, ne elevo il numero
approssimativo degli articdi ai 24000 , e si estese in mature consi-
derazioni sulla loro origiiie, sulle ragioni della lor qwantita e suiP
importanza storica. E bcii merito di questo ramo del sapere biblio-
gralico il librajo Muller di Amsterdam che, atliiigondo alla propria
colossale raccolta, ne coniinciö, coli' opera del dotto P. A. Tide, la
pubblicazione del cataiogo 2) ehe conterrä da 11000 pczzi, seiiza
registrarvi i ritratli, di 7000 de' quali egii diede gia conto in opera
'j l)l<! Iiollliiiilis. Ijrii l'iiiii|ililrl- S:iiiiii,liMi(:i-ii iKis ili'iii XII. iiiiil (k'iii Aiir:iiigo des
XIII. jiiiiiiiiiii.i.MCs. In s e lii |. .■ M III . 18:.:;, |.. «i — 91.
<!j ISililiotlieek von l'iinilicticn, 'J'iMlthilcii, l'liikkiilcM en iiniliMU Sliikkcn uver de Neder-
lauüsche (iubi'hicJeni!) , imi mui im ISViiui'liiniJ ^(;ili-nklc Slnkki-n uver üebeiirU-iiissi'u
e delle societi'i sfieiilifico-lelttMiiri«' tlcllii NiMTLimlia. oVj
separala i). Gran parte di simili racoolte e formala da ntlaiiti
figurati 2), costituerido cio che gli inglesi chiamaiio pictorial
liistory, e liistoire en figiires i fnirieesi. K vi si »ssociano
pure le voluminöse collezioiii ectsi a stampa coine a penna delle ordi-
nanze degli slati generali d' Gianda, collezioni che jiassauo sotto
noine di plakkatboeken , taluna delle quali nionta ai 400 volunii
in foglio.
La condizione marittima e perciö eininentemente commerciale
dcllii Neeilandia, eccilandola a frequentare i mercati dei porti stra-
nieri, consiglio una piii seria applicazione allo studio della geografia
e della niarina, studio a cui rnaggiormente furono deterniiuati gli
animi dalle estese conquiste d'oltieuiare, della compagnia delle Indie.
Quindi le hiblioteche fin dal principio del secolo decimo settimo eb-
bero seorte di opere origitiali descrittive del nioiido, atlanti, porto-
jani, consolati del mare, libri di costruzioni navali. Questo e non altro
fu il inotivo per cui gli stati generali d' Gianda impresero alla nieta
del secolo XVII. la splendida edizione di uu atlante s), diehiaraiidolo
necessario al cominercio e vantaggioso alla compagnia delle Indie. La
munificenza delP esecuzione, il gran numero degli esemplai-i, il
lusso delle legature, i presenti fattine a parecchi stati d' Europa ed
ai loro rappresentanti, sono caparra non tanto del riconosciuto merito
intrinseco dell' opera, quanto della stima in cui fu tenuta come pro-
dotto nazionale. Locche e riconfermalo dalle eure prodigatevi dietro
dai cittadini; alcuni de' quali iinpiegarouo gli artisti migliori a
in en buiteii Europa, vooriianielijk in Knyelaiid, Asia en Amerika beselireveii, naar
tijdsordre g'erangs<'liikt, eii iiiet alpliahetiscli«' li('f;isti'rs voorzien. Aiiisterdam, IS.'iS,
p. VU , 172, 8". Da ([iiesto fu coinpeiidialo il litolo : liililiollieque des Pamphlets,
Placates eet. juililies eu Holiaude sur l'liistdire polilique et religieuse des Pays-Bas,
et les eveneuieuts des aulies pays t|ui s" y rattaelieul, dresse i>ar P. A. Tiele. 1. Di-
vision. CoUeetion de Fied. MuNer. Amsterdam, 1860, vol. I, 4^'. Questo priuio
volume per gli anni läOO — 1048, oom|ireiide i niimeri 1 — 33GD.
') Catalogne raisoniie de portraits Neerlaudais. 1. vol. CoUeetion ile K. .Müller,
70Ü0 pieees. Amsterdam, 18(50, p. 400, 8". avec 2 lables systematiques.
^) Catalogus van eenen Atlas der Nederlandselie gresehiedenis liestaande in platten en
portreiten. Uaarlem, hij A. de Biiiyu, p. 120, 8". — Catalogue d'un Atlas liis(orii|ue
des Pays-I$as, eolleclion may;riilii|iie d' estampes et de portraits, rclalil's ä 1' liisloirn
des I'ays-Bas , pariiii laquelle se Iniuveiit pliiNicin-s relalils ä 1" liisloiro de.s l'ays
etrangers, dclais.se par fen M. le Dr. E. .Maunieks van ('U'cH'. riroolit, '1". de Bruyn,
1860, p. 95, 8*>. — tili arlicoli neerlandesi sono 1704.
•>) Le grand Atlas ou eosmograpliie lilaviane. Amsterdam, J. Blaev, 1Ü63, vol. XU,
l'o"lio.
•> 1 0 Va le n tinel I i , Delle biblioleche
decorare gli esemplari con dorature e coloritiire a o!tre mare, a
disegnarvi ne' margiiii costunianze, animali, plante dei paesi nei sin-
goli fogli descrilti ; allri con priiicipesco aidimento intercalarono al
testo impresso fogli con disegni di pi;inte ili cilta; costnizioni civili,
militari, navidi ; niaccliine; nionnnienti; ingressi trionfali; soleniiita;
oggelti natura!! del paese descritlo; descri/.ioni storiche a micro-
gr.ifia; istiuzioni suUa inarineria, sul commercio, sulle Indie; ritratti
d'iliustri gengrafi e navigatori. Quindi oresciuta 1' opera a dismisura
fino a rinvenirsene qualche esemplare diviso in piii che quaranta vo-
lumi. Costitniva la cletta porzione d* ereditä della signora Van der
Hemm di Amsterdam, al principio del secolo scorso ') nn simile
esemplare in 43 voliiiiii, pel quäle rifiuto 20000 fiorini oflTertile dal
conle d'Avaux, e 30000 esibitile dulla arciduchessa di Toscana.
AIlo sIesso motivo deve essere attribuita la quantita d' opere o
manoscritte od a stampa, in lingue orientali, conservate in parecchie
biblioteche, specialmente nell* universitaria di Leida. Le estese
possessioni coloniali in Asia, in Africa, in America, segnatamente ne"
secoli scorsi, cosi moltiplicarono i rapporti colla Neerlandia, che
non solo dicbiarossi necessaria la cognizione delle lingue malaicbe,
araba, inglese, ma cziando di quelle delle Iribü selvagge, per ragione
delle missioni e del commercio. Arroge che le condizioni di buon
accordo colla Chiria e col Giappone avendo introdotta presso quelle
corti come lingua diplonuitica laolaiidese, correva pur debito alla
Neerlandia di appücarsi allo studio della Chinese e della giappo-
nica. Quarito su tale proposito abbia operato il paese, moströ al prin-
cipio di questo secolo il dotto W'ilmet 2).
AI predimonio degli studj su' classici atitichi devesi non solo il
gran numero d' opere filologiche, ma eziandio l'uso della lingua latina
ne' testi a stimpa, e in quelli a penna dei secoli andati. Le altre
lingue riscontrate comtinemente nellc biblioteche sono , oltre la pae-
sana e le orientali, I;i francese, per la preponderanza usurpata nel
mondo civile ; la ti'desca, perche contermine topogralicamente ed
affine; 1' inglese, pel commercio vivissimo colla Gran Brettagna.
L' impoi tanza de' testi a penna non k minore di quella degli
stampati. Per gli addotli motivi i teologici ed i filologici provennero
•) Uffenhach. Merkwünli^e Hpiseii, lom. IM . \>. ßOO— 604.
2) Srhets van den Staat der ooslersclie Litleialiir in KollHiid in de lä'. eeiiw.
1812, 4".
e delle socielä scienli(ico-lelter:irie dellii Neerlandia. Oll
dalle antiche abbazie, fiagli istitiiti clericali di Gerardo Magno, dai
sommi filologi neei-landesi. I vasti posi-essi coloriiali importarurio
quaritita di codici manosciitti orietitali. Le peregiinazioni de' dotti
iieerlandesi arricchirono il paese di codici manoscritli d'altre riazioni.
Pero e niestieri osservare che rnolti neerhindesi passarono a straiilere
iiaziotii, col mezzo delle aste pubbliche, per modo che alP imperiale
di Pietroburgo costituiscono una iion ispregevole parte di essa *).
Poche sono le ordinanze sulla presentazione obbligatoria degii
esemplari alle biblioteche. Pure fln dall' anno 1594, Ernesto arci-
duca d'Austria decreto che ogni stampatore dei Paesi Bassi do-
vesse presentare un esem|)lare de" suoi starnpali alla biblioteca di
Brusselle. Di simile beneficio in tutto lo stato gode la biblioteca
deir Aja dal 1817 al 1830. Da quest' anno due esemplari sono pre-
sentati a quella dell'Aja, un terzo al miiiistero dell' interno. Presente-
mente molto pur presta V amor patrio ravvalorato dalle ordinanze
niuiiicipali, che invitano ogni stampatore a presentare un esemplare
de' snoi prodotti alle biblioteca del luogo.
Le piü antiche biblioteche sono quelle delle chiese e degli ar-
chivj municipali. Alle prime presiedono per lo piü i pastori di quelle
chiese, alle secoiide i segretarj generali. AIcune conservansi ancora
nello stato primordiale; i libri sono attaccati a caterie, e la sostanza
non viene menomamente accresciuta.
Ad incrementare il numero delle biblioteche assai glovarono in
tempi a noi piü vicini le Sociela che in nessun luogo si mostrano
cosi frequenti e oporose , come nella Neerlandia. L' elevato spirito
d' associazione, favorito in ogni maniera dalla polenza del suo com-
mercio, sviluppossi eziandio nel dominio delle lottere, e si fondarono
quindi dovunque societa generali scientifiche e letterarie, o speciali
di storia, archeojogia, linguistica ed etnografia, teologia, giurispru-
denza, tnedicina, matematica, llsica, ingegneri, storia naturale,
agricoltura, oiticoltura. Ne lo stesse campagiie niancano di societa,
che distribuite per gruppi di villaggi nei {uincipali, trasmettono i
libri ai membri col mezzo frequente cd unico dei IrekscJndfcn (bat-
telli ad alzaja). Arroge che lo societa riunite col solo seopo eom-
merciale o industriale, presero una direzione letteraria, e formarono
') Welter \V. f.. Lijst der Nedorlandsolie F!anil.schrif(pii in de kai/.etli.jke Riblio-
tlieck te St. Petersburg^. Leiden, 18ö6, 8". Articoln tratlo diiUe il a ii d e I i iige n
der .M aa t scha p pa ij van Nederl. Letlerkunde te Lcideu, 18ö6.
313 Va I c n t i n e I I i , Delle biblinteehe
piceole biblioteclie provvedute di opcre che piii gioviiio le loro
iniprese. Molte crejiroiio gabiiietti di oggetti di loro spettaiiza; iiiaa-
leiigoiio cüisi di sludj speciali, a vaiitaggio dei Socj e talora pure
degli esteri, lozioni seiali o dunienicali pel popolo ; aproiiü sale di
ricreazioiie imisicaie. Ciü pcro cl)e ne costituisce leva potente d' inci-
vilimento , e ehe tanto coopera al progresso intellettuale di quel-
l'inosservato angolo d' Europa, e rimpiego dei mczzi piü validi al-
rottenimeulo d'uno scopo eminente. Perehe i membri di quelle societa
si riuniscono a giorni fissati e ad ore date, per trattare gli interessi
delle scienze in letture e discussioni , espongono problemi da
sciogliersi a pubbiici concorsi, stabiliscono premj, pubblicano le
trattazioni proprie, le dissertazioni preiniate, i lavori meritevoli di
quelli ehe iiol potrebbero di per se, per la meno agiala condizione;
e queste stanipe catnbiando con quelle delle societa sorcUe , offrono
UM tributo, sto per dir, gioriialiero alle loro biblioteche. Alla testa
di queste societa stanno le universitä degli studj, dette accade-
mie, i cui membri, per ordinanza reale *) , diedero in luce dall'
anno 181 o, a spese governative, i loro annali -). Ma per altra
ordinanza reale dei 1840, si pubblicarono in seguito, a sfiese delle
iiuiversila di Leida, Groniiiga, Utrecht, e degli atenei di Amster-
dam, Franeker (piu tardi Leeuwarden) e Devenler 3), gli atli di
tutti questi istituti *), riuniti in un sol voluuie. Di queste societa
offeri, per desiderio de! ministro dell" interno, il segretario dell' acca-
deniia d' Ainsterdaui NN'. Vrolik uu dettagliato rapporto ^) , che fu
*) „Annales acadeinici ali anno 181ä, ex decrelo reylü d. 2. aiifj. ISlä et 13. oet., 1836,
publicis Miniptitius in luceni proiiierunt.*'
') Annales academiae Lugduno-Batavae, annis 1810 — 1837. Lugduni Batavor. 1840 — 1849,
vol. XXII, 4". — Acta seciiliiria acadeiiiie (ironinyanae, coniiilcclciitia orallones et
Carmen in natali eins diicenU'sitno, die 10. octubr. 1814, edidit liernninnus Alalingbc.
Groninga; 1814, 4". — Aniiales aeadeniiie Gruningana?, annis 1815, 1831. Gro-
ningae 1817 — 1838, vol. XXII, 4". — Annales ai-adeniine Mlieno-Trajectinae, annis
181S— 1837. Tiaj.-cli ad Hhennm, 1818—1837, vol. XXII, 80.
3) „Nunc denuo ednnliir , curatoriiin eiira , acadeiniarum et atbeneorum suniptibus,
ila ut ea r]iio(|ue ipiae per oclu aiiiios interiiiedios , publice iii aciidouiiis el allie-
iii-is gesla sunt, lypis exciidnutur. niniuissis lantuin oralionibus , )|uaruin ipiae pri-
\atim ab auctoribns edilae sunt, exciupla in bililintliecis acudeiiiiaruin asservarcnlnr."
I'roemio delP opera seguenle.
*) Annales acaJeinici, anuis 1837 — IKOO. Ilagae Comitum 1840 — 1842, et Lugduui
Batavorum 1849—1860, vol. VIII, 4«.
^) Itevuc des Socieles savanles de la Ncerlande. Leggesi pnbblicata nei Ita p p o r I i
dei r .\ c e a d e in i a d" .\ tn stör d a rn. — ISaturkuade, vol. I, p. I.
e delle socii-tH scientifico-lettprarie (If|l:i Neerlandia. O I ♦>
riportatü lefteialmente, con oscliisiono della parte hibliugi-afica, nella
Revue des Societes savantes di Parigi.
Coafliiivate da taiiti mezzi, le hihlioteche si moltiplicarono nella
Neerlandia cosi che la sola societa Tot mit van't algerneen
(V. Amsterdam, n. 19) iie conta trecento. Cio deve ascriversi spe-
cialmente alla tendenza di propagare i lumi nelle masse, favoreggiaiido
sempre piii la lettura a buon mercato, E vi contribin la legge
siiir isti'uzione primaria, entrata in vigore eol 1. gennajo 1838.
L' attenzione pubbliea fu rivolta allora alla nomina degli ispettori, al
tenue soldo de' maestri , alla riorganizzazione delle sciiole normali.
Heeberä stupore il sapere che la eifra totale degli allievi delle scuole
primarie monta quasi al mezzo niilione, che trovasi a stento chi non
sa leggere, che non e infrequente la domanda fattavi per via d' un
libro in dono od a prestito.
Finalmente ad accrescere le biblioteche giovarono le raccolte
periodiche che sorpassano la cifra di trecento. A non parlare dei
giornali politici (quasi la metä della cifra), si pubblicano ora 123
raccolte monsili, tredici ebdomadarie. Trenta due s' occupano di
teologia protestante. sei di teologia e morale cattolica, una di reli-
gione israelitica, sei di giurispondenza, quattro d' iiulustria e com-
mercio, tre di arte militare, tre di architettiira, tre di marina, due
di storia naturale, quattro di botanica e agricoltura, tre di geografia,
e diociotto di letteratura propriamente detta e critica, due di belle
arti, due di musica, una d' economia politica, una d'imposte, sei
di cose varie, altrelante di lavori muliebri, ricami ec, tre di biblio-
i^ralia, cinque d' enciciopedia e miscellanea.
Dietro quanto s' e osscrvato sulla copia delle opere a stanipa, e
specialmeiite delle periodiche, sul numero delle biblioteche e delle
societa scientifico-letterarie , sulla ajiplicazione generale del popolo
allo studio, non e meraviglia che il numero delle stamperie nionli a
settanta, impiegativi piü di niille operaj.e qnello dei libraj a noveccnto.
Del reslo col numero siragrande di biblioteche non procede di
pari passo la loro grandezza. Ecceftuati i ricchi deposili librarj della
reale dell' Aja, delT accademia delle scienze di Amsterdam, delle
universitä di Leida, Groninga, Ttrecht, degli atenei d" Amsterdam,
Deventer, Lfeuwarden , Lussemburg, le altre biblioteche olVrono
cil're fra i ventimila e i millc voliimi. Perciö d' ogiiuiia di esse o si
c puhblicalo piü volle, sc antica , il catalogo com supplementi, o si
314 Va I eil t in e I I i , Delle biblioteche
sta ora puliblicaiulo a servigio dei ricorrenti; eccelente divisaiiioiilo
clie non potrebbe agevolniente adottarsi in paesi ove le biblioteche
vai«tissiine importerebbeio all' ainniinistrazione forti dispeiidj. Quei
cataloghi che, sotraüi la piü parle al cünimercio, moiitaiio a parec-
chie centiiiaja, soii beii liingi dalT aimunziare in generale 1' intero
progresso degli stiidj bibliogralici della Neerlandia. Alcuni cornin-
ciano eon nomi persoriali, anehe in lempi a noi piü vicini ; altri soii
semplici indici, inancanti delle opportune note bibliografii-he;
queste in alcuni altii sono supplite da notizie lelterarie ; nella
descrizione de' codici manoscritti sono ommessi degli estrenii neces-
sarj , secolo a cui rimontano, numero di togli, qualitä di carta, forma
di caratteri ec. Ciö perö che piii niuove a stupore e il vedere come
in un tenipo in cui le gradazioni di formati son cosi varle e molte-
plici, si mantengano ne' cataloghi odierni le separazioni delle opcre
in foglio, in 4», in 8", in 12", i?i 16», in onta agli esempj di opere
coniiiiciate in un formafo e continuate in un alti-o, di accompagna-
mento di atlanti ec. Se in que' cataloghi deve altamente appazzarsi il
metodo di presenlarli in ordine sistematico, con copioso indice
alfabetico al (ine; vona, a che la lode sia intera, appagarsi il
giusto desiderio che cessi quella separazione, non solo inopportuna,
ma eziandio nocevole, dacche rende malagevole T intero piospetlo
della suddivisione scientifica.
Non solo le liiblioteche ecclesiasticlie, nuinicipali, sociali, di
istituti scientifici e letterarj van provvedute di cataloghi a stampa,
ma eziandio le private. Gli ultinii pero differiscono dai primi per lo
scopo e per la iniportanza, e qin'ndi per la maniera onde sono redatti.
Pochi sono i possessori di biblioteche che ne pubblicliino i cataloghi:
avvenula la loro niancanza, e troppo vero che gli eredi, o perche
non ajiprezzano un tesoro rammassato da altri, o perche la raccoita
non entra nol ciclo delle loro affezioni, o per solo desiderio di lucro,
0 per bisogno, ne cominettono lu-ntdsto un catalogo per la vendita.
Tali cataloghi, di cui riboccano le biblioteche, sono redatti in frefta
da lihr;ij che non entrann nelle intitne ragioni bibliograliche , stesi
per economiii, in corripendio ed a caratteri micrografici. Devesi al
librajo Müller, distinto bibliografo di Amsterdam, la gloria d' aver
introdotto rilevanli migliorie nella puliblicazione di detli cataloghi,
e di aver percio loro attribuila un' ini[iortanza che non aveano. Per-
che tentö di tundere ncl liingo titolo il caraltere principale della
e delle societä seienJifico-letterarie tlella Neerlandia. olo
raccolta ; vi aggiunse im proemio con dettagli sulla vita del
proprietario defunto, sulla formazioiie e sulT iiidole della biblioteca;
diede in caice alla prefazione o la serie delle opere eapitali , ad
inuzzolire il cornpratore, o quella delle opere del raccoglitore, se
questi fosse stato iiomo di lettere; divise i iotti e le partite in plessi
scientifici. II ritratto e il fac-simile della sciittura del possessore,
aggiuntivi in u(i tempo in ciii la riproduzioni fotografiche sono
facili e di moda, impronterebbero il libro d'un nuovo interesse.
Cbe io abbia tutte descritte le biblioteche, almeno le odierne,
della Neerlandia, non oso asserire: bo per altro la eoscienza di
aver fatto in un viaggio di tre mesi le piü minute rieerehe a questo
proposito, ne intralasciato di eonsultar quelle fonti che piü val-
sero ad istruirmi. Abbiansi iiitera 1' attestazione della mia ricono-
scenza i molti bibliotecai-j e libraj che nii furono larghi della loro
assisten/.a; fra questi ultiini poi-rö in prima linea Federico Muller
d' Amsterdam, uomo ehe co' suoi lavori bibliografici ha saputo lumi-
riosamenfe rieonfermare alla bibliografia Ta torto coiitrastatole titolo
di scieiiza.
Nessuno fra gli scrittori del secolo XYII da tanto a conoscere le
biblioteche de' Paesi Bassi quanto il Sandero i), che pubblicb molti
cataloghi di codici manoscritti, o presi sul luogo, o ricopiati da altri
cataloghi. Pero quell" autore, di patria Iprense, occupossi piii assai
delle biblioteche ora belgiclie che delle neerlandesi. Ne ad illustra-
zione di queste aggiunge un raggio di luce Luigi Jacob -'), acconten-
tatosi di compendiare poveramente il Sandero. Piü opportunamente
raggiunse lo scopo Giovanni Lomaier s) , cbe, cittadino di Ziilpben,
pose cura a descrivere non solo la biblioteca del proprio paese
(p. 255 — 259), nia parecchie altre eziandio, dell'Aja (p.2öO — 2öl),
di Üeventer (p. 249), Docum (p. 249—250), Harderwijk (p. 251),
Leida (p. 252— 254), Middelburg (p. 254), Utreclit (p. 254— 255).
Quegli pero cui le biblioteche neerlandesi devono gran parte di
') Bililiolhecn Belgica nianuscriptii , sive elenchus universalis codiciim mss. in cele-
hriorilms Belj;ii oeenobiis , ecciesiis , uri)inni ac privatornm homiiiiiin bililiothecis
»dhiic lateiitiiim. Collegit illuni et edidit Antonius Siinileriis, Ipreasis ecclfsiie ca-
nonicus et scliolasticus. Insulis, 1641 — 1044, «'1. II. 4*'.
^) Traicte des pjns helles i)il>liotlie<|nes puMiijnes et partioulieres, qui ont ete et qui
sont i'i preseiit dans le nionde ec, coinpose par le P. Louis Jacob. Pari.s, 1844, vol. II. 8".
3) De bibliolhecis über singniaris, auctore .lonnue Loineiero, ecciesiae Deutechomiensis
pastore. Davenlriae, tvpis Joanuis Coliinibii, I66!>, p. 1(5, :14t, I'i".
316 V;) I 0 n t i II e I I i . Delle bil.liolpchp
iTiemore ricüiioseeiiza, e il dotto cd infaticühile Ziiccaria Conrado
d" inViihach che, peregrinaiido ia Neerlandia piii di sei mesi iiegli
aiiiii 1710, 1711, descrisse con profoiida porizia bililiograliea e
eoir eslrerna diligeiiza non solo le biblioteche piibbliche, ma quelle
pur di privati ') . rilevaiidone il nierito intrinseco, ed infoiniaiido il
iettore sul miinero e sulP iniportaiiza di qiie' codici iiianoscrilti, non
che talvolta degli stampati. Dopo V Uffenbacb, trattö di alcuiie anti-
che biblioteche Tgone Francesco van Heussen nell* opera Batuvia
Sacra (Bnixellis, i714, vol. II, R). I» tempi a noi piü vicini im
valente ciiltore degli studj bibliograliei, il dott. Giistavo Häiiel im-
prese la pubblicazioiie degli iiidici de' manoscritli inigliori delle
biblioteche d' Europa 2) ; ma sia che egli non abbia visitato quel
paese, 0 1' abbia percorso frettolosamente, la parte di lavoro che lo
risguarda e cosi trascurata da doversene fare la piü alta maraviglia.
Acceiiiio egli infatfi a soli nove codici della reale dell' Aja, e sei
deir univei-sita di Utrecht (col. 769 — 772), trascrivendo pel resto
i titoli di alcuni cataloghi a slampa di Amsterdam, Delft, Deventer,
Dordrecht, Franeker, Gouda, Groniiiga, Harderwijk, Harlem, Leida
(col. 773 — 774). RligÜor compito rese il Vogel che limitossi alla
bibliogniGa, cioe all' iiidice dei cataloghi delle biblioteche s). Benche
egli abbia alTatto negletta la parte moderna, tuttavia trattö T antica
con tale cognizione della materia e coscienza, ch' io gli so grado per
gli ajuti prestalimi negli studj primordiali delle funfi. Le notizie re-
ceiiti delle biblioteche neerlaiidesi sono registrate a dovizia in duc
apprezzabilissimi giornali bibliografici tedesclii, redatti fin dal 1840,
dai bibliotecarj dott. Roberto Naumann *) di Lipsia, e dott. Giulio
Petzholdt 5) di Dresda. Dirö franco: ogni lode e minore alla loro
ij Her r ii Z a c li a r i ;t s C o ii r a d von U f f e n I) a c h. Merkwürdige Reisen durch
Niedersaelisen und ICiigclland l'lm und Meniniingen, 1 7.'>;J— 1734, vol IM, 8".
2) Catalogi lihronim manusci iptorinn qni in hililiotliecis Galliw, Helvetite, BeKii, Itii-
tanniii' .M., Ilispaniw, Lusitanias asservantiir, luinc priniuin editi a D. Giistavo Uaiiel.
Lipsiit, .siini|>lii)iis .). C. Hinriclis, 1830, 4", col. 769 — 774,
3) Literatur fViilierer und noch heslehcnder cnropäisctier olTentliclier und Corpora-
tions-Uililiüllieken, /.usanHiieiiyeslelll von Ernst Gustav Vogel, Privatielirer
zu Dresden. Leipzig, T. O. Weisel, 184ü, 8», p. 436—439.
*) Serapeum. Zeilsclirift liir »ihliollickwissenscliaft , lland.>elirinenkunde und üHere
Literatur , im Verein mit Itililiolliekaren und Literaturfrcnnden heraiisgegelien von
Dr. |{ o b e r t Naumann. Leipzig, T. O. Weigel, 1840— ISfil, 8".
*J Anzeiger für Biljliograpliie und Bil.liotliekwissenschaft, herausgegeben von Dr. Ju-
lius Pel/.holdt. Dresden, Leipzig un<l Halle, 1841 — 18(51, 8".
I
e (lelle sociela scientifico-letleriirie «lella Neerlandia. O 1 7
importaiiza. Cosi risponde.sse allo sjileiidüre delf edizione il pregio
intrinseco d' uiia recentissima opera ^), cul non esito purito a dare
il nome d' inibratto. Che cosa infatti potreste ripromettervi da chi
sediito nel suo studio, si riporta continuamente alle coniunieazioni
officiali del ministro degli esteri (^Foreif/n office Return of iH^O)
e al Museo britaniiieo (Report of Select Commiltee on Rrilisk
Museum) ? Siissidiato da una ieggera eorrispoiidenza eol Muller
d' Amsterdam, non giunse a dare che pochi ed incerti cenni sulle
biblioteche di Leida, Amsterdam, Utrecht, Aja, Delpht , Zutphen
(p. 492 — 498). Possono pure consultarsi in proposito aicune note
sfuggevoli e di poco conto sulle biblioteche neerlandesi, estese a
modo d'appendice in un eccellente trattazione sugli archivj olan-
desi 2).
•) Memoiis of lilirsiries, iticliiding' a handbook of I.iltrary-Economy , hy Edward Ed-
wards. London, 18:>9, vol. II. 80.
~) Arcliiefwezen 1826 — 1852, met eene körte opgave van den inlioud van eenige
Itoekcnjen, door .!. .1. F. Noordziek. 's (iravenhage 18.")3, 8», p. 294—312.
318 Va I fi II I i it (' I I i . Kelle liililioteclie
I. Olanda meridionale.
La Aia. — Haga comituni, Haga coniitis, lat. — 's Graven-
hage, Graven 's Hage, oland. — La Haye des Comtes, la
Haye, franc. — den Haag. ted.
1. Bibl. reale.
Guglieimo III, statolder d^Olaiula era proprletario d'uiia biblio-
teca, di cui nel 1686 compilo il catalogo Costaiitino Huigeiis. Tna
biblioteca particolare ebbero pure gli statolder che gli successero ;
ma nel 1749 iina parte degli stampati e de' mauoseritti, in forza
degli avvenimenti politici, fu posta in vendita, e l'intera biblioteca
minacciata di dispersione. Benche poi riacquistasse molta parte di
sostanza, ebbe a temere piü gravi pericoli sullo scorcio dello stesso
secolo. Invasa dai Francesi P Olanda nel 179ö e fuggito Guglieimo V,
la biblioteca dovea essere alienata coi beni del principe. Per buona
Sorte, Tindugio frapposto dal lihraio alla stampa del catalogo, di cui
uon usci che la prima parte, ne riturdö la vendita. Calmati gli spiiiti,
il governo ebbe agio di riunire i libri degli stati d' Olanda e quelli
di varie corporazioni alla biblioteca di Guf^lielmo V, onde formossi
il primo fondo di 15000 voliimi, col quäle fu inaiigurata la biblioteca
nelTantico palazzo degli statolder (Mauritshuis). Accolto ospitalmente
in Olanda il rifuggiato francese ab. Flament, n'ebhe fidata la direzione
dal 1795 al 1835, Assuntala appena, pensö alla redazione del cata-
logo sistetnatico, pnbhiicato «) dalla comniissione a ciö iiicaricata.
Quel catalogo, preceduto dal regoianieiito per 1' uso della biblioteca,
p. III, da un' istruzione al custode, p. IV — VI, dal procmio, p. VII —
XII, e dair indice, p. XIII— XXXIV, conriprende 5439 titoli di opere,
riferiti in Ire grandi categorie: u^ scienze ed arti; h) belle leltere;
c) storia.
Coli" avv(Miinicnto al trono di Lnigi Napoleono, nel giugno 1806,
la biblioteca dichiarata rculc coniincio a rilevarsi da quella con-
1) Catalogus van de Boeckeii (tiM- iiatioiiHle iiiblioliieek. — In ileii HaHg^. ter 's Lands
Drukkeiy, 1800, p. XXIV. j3j. 8».
I
e (ielle socieiH scieiitifico-letterarie della Neerl:itidia. «> 1 a
(lizione di scadimento in clie le traversie nazionali 1" aveano sospinta.
Provveduta di larga dotazione, furono acqiiistate alcune private libre-
i'ie, fia le qiiali la pi-eziosa dello seabino J. Romswinkel di Leida,
fornita di una collezione di storici neerlandesi, di molte rare edizioni
e di buoni manoseritti, pagata nel 1808, cinquania milie fiorini.
Nelio stesso anno furono coniperati molti libri della ricca biblioteca
di G. J. de Servals di Meeheln, e nel susseguente, di quelia di C.
De la Serna Santander in Parigi. Vi si aggiunsero nel 1810 IHeideg-
geriaiia di Zurigo, e quelia di .1. Wisser delT Aja, abbondevole
d' apprezzati ineunabiili.
Pero queste fonti di ereseente prosperitä minaceiarono a un tratto
d' iiiaridire. Incorporata la Neerlandia all' inipero, come mie alluvion
des fleuves frcmrais nel 1810 , la biblioteca dovette rnandare a
Parigi i libri piü interessant!, manoseritti e stampati, limitata del
resto a proprj fondi ridotti, sotto nome di civica. Volle la sorte ehe
i politici rivolgimenti la tornassero al primo liore di vita. Restituito
sul trono lo statolder nel 1813, ebbe di nuovo la biblioteca 1' appel-
lazione reale. Compreso Guglielmo I della sua importanza, comandö
che si aprisse al pubblico , vi assegno una dotazione cospicua, e
ricordolla poi sempre , trasmettendole i libri che ricevea in dono,
comperandone del proprio, e del proprio pure acquistandole lalvolta
delle intere collezioni. Infatti nel 1819 offersele in dono la copiosa
biblioteca del dott. G. J. Gerard, antico segretario delK accademia
delle scienze di Brusselle, biblioteca di quasi 6000 opere, fra le
quali molti stampati e manoseritti annotati di mano del detto posses-
sore, e molte copie di antichi originali inediti, che il Gerard
apparecchiava a servigio della storia dei Paesi Bassi. Nel catalogo
sistcmatico datone lo stesso anno •) furono apposte eccellenti aiino-
tazioni sulla preziosita, rarita, correzione delle edizioni, su circo-
stanze particolari dcgli autori : a ben comprendere quäle sia la
ricchezza storico-nazionale, basti 1' osservare che la storia dei Paesi
Bassi comprende i numeri 1583 — 3651. Peraltro quelia sostanza fu
metiomata dei diplomi , delle carte , ed in genere dei documenti
archivali, deposti negli archivj delTAja, come pure d* una parte non
*) Descriptioii liibliog-rnphiiiiie des livres impriines de la liililiotliei|iie dt- tVii .Mr. 0.
.]. Gerald. iMeinbre de 1' Acad. des Si-iences el Belles-Letlies de IJriixeMes. —
Biuxelles, de I" im|>iimciii> de M. J. (J. Simon. ISID, p. Vi. 31). S".
Sil/.l). d pliil.-hisl. Cl. XXXVIII. Bd. MI. Ilft. 22
3^0 V .1 1 ü II t i II e I I i , Uelle liiblioteche
rileviiiife di opere clie, dopo la scpariizione del Belgio dalla Neer-
laiulia (1830), passaroiio alla bihlioteca reale di Brusselle. In quäl
iiiisuia ciö avvenisse, rilevasi dai registri niaiioscritti ') della reale
deir Aja. Ne meiio apprezzabile fu il presente l'attole dal re al priti-
oipiü del 1828, degii stampali delT abbazia di Tongres -). Di qiiel
doiio di sole opere a s(ampa ^), che in piü che 3000 ne conta
113 stanipati dal 1459 al 1500, conservansi due cataloghi nia-
noscritti *) , il secondo dei qiiali errato ■>). Fiiialmente quanto
Guglielnio I abbia opcrato a vantaggio della reale lo appalesano pure
la cessione della biblioteca che adoriiava il castello Nassau-Dilem-
burg , da lui ereditato , e T acquisto da lui fatto, col suo privato
peculio, poco avaiiti f abdicazione (1840), di un esemplare della
spleiidida opera del conte Agostiiio Hastard : Peinture des manu-
scrits , presente che monta a 30000 franchi. E Guglielmo II, noto
per r alFeziüue alle belle arti, coutiauo alla biblioteca la stessa
iiiTezione del padre.
Non contribiil nieiio rinnniiuistrazione della biblioteca all'incre-
nieiito della sostaiiza, daccbe si acquistarono libri dalle aste aJHwW.-
riiauuiatia di ßois-le-Duc (1821); öj Lupiana in Brusselle (1823);
cj Meermanniana all' Aja (1824); dj Koningiana iuAsterdam (1828);
1) Kataingus der Bibliollieek van Dr. fierard. lAll. A. Cnmincia coli' imlice delle raa-
lerie Iriittale . in 27 divisioiii. — Cataloguf des .Mai)ii.serit.s de feu M. (lerard.
Litt. A. vol. II, IV)I.
2) V. Sande ri. Bililiotlicca i)elg^i('a iii.ss. part. II, p. ISU — lä(i. — J a c o li. Traicti'
des plus helles liihliolheqiu's, p. 370 — 371. — „In ea et ex ea eximiiis Cornelius
Janseniiis (■aiiileiisiiiin episcopus eoneoidanliaiii siiaiii contexuit , dum liic tlieii-
logias doiLurein agerel." Franc. S w e r t. Calalof^. bibliotlieear.
^j „Les iiiiprinies de celie oelebre bililioÜuM|iiP, paiiiii le.sqiiels se Irouvaienl lieaiicoup
d'anciennes edilious, riireiit eiivoje's ä la llaye, comme T avait ete precedemnient
toute la riebe colleulion de Gerard, et Ton se disposait ä faire prendre la meine
direeliiin aiix maniiserits, (niand .Mr. Ilugiiiiille, alors refereiidalre au niiiiistere de
r iiileiieur. (iblliil de .Mr. vaii (lolibelscliroy, «ju" ils liisseiit coii-serves a la Kulgiqiie
el dl■|l<>.se^ :'i la bibliotli. de Itmirgog'ne , cninine interessant plus speeialenient
Ibistoiie de la Belgi«nie." N a iii u r. Ilistoiie des liililiodi. de Hiiixelles. liriixelles,
18;i0, p. 1j3.
4) Cataliij^us lilinii (im ail uns Iransinissoium e bibliolljeoa Toiigeiloensi , 13 die
iaiiiiarii a. 18'iK, l'ol. Index aller. I'iil.
^) „liidi-x alter, iiiendis ipiaiiipliuiiiiis seateii.s libriiriirii ad uns Iraiisinissoriiin e bililio-
tlieea (|iia- l'nil Alibalia- 'l'iiii^;eiliiensiN. apud Aiitiierpieiises, <|ii(iriim eatalofjiis. licet
a principio, jiixla reriim malciies i'ilu l'uerit dispositus, liie lameii iiiiiltis in loeis,
inciiria aniaiiiiensi.s, iiiverso urdiiie pindil.'" iNola a i|iiesl' indieu. di uiaiio del eoii-
.sertalore ab. l-'laiiienl.
e flclle sooielä scientifico-Ictterarie della Neerlandia. 321
e) Trossiana di Hamm (1829): f) Klissiana di Francfort sul Meno
(1831): //; Van de Valdiana di Gand (1833); h) Alfiana di Helft
(1833); i) VanLennepianadelTAja, eVanLeeuwianiidiLoida(183S);
kj Schnabeliana di Flamm (1836); l) Wellensiana delP Aja (1837);
m) Le Candele de Gysegliem di Brusselle (1838): n) de Lange van
Wijngaerden, delP Aja (184J>); o) Van Smoldereniana d' Anversa
(1855); p) Nauhuysiana di Amsterdam 1856. E fra i doni che le
afflnirono ripetuti e sponlanei, merita onorevoje menzione quello dei
direttori della chiesa di s. Lorenzo di Weesp, la raccolta di 57 in-
cnnabuli, la piü parte assai rari, e di 51 manoscritti, discoperti in
quella chiesa dal predicatore di Arnhen F. G. Iterson, giä appar-
tenenti al convento dei fratres in commune viventes di s. Giovanni
di Weesp. Lo stesso Van Iterson ne compilö un catalogo, deposto
alla reale dell' Aja.
Aggiunte cos"] rieche e fVequenti resero necessario l'appresta-
mento di piü vasto edificio in un palazzo (Lange Vorhout) giä appar-
tenente ai principi d' Orange, in cui trasferissi la biblioteca poco depo
il 1820, come pura accrebbero la cifra dei doppietti, venduti al
numero di quasi 4000 nel 1838 i)-
Ora Todierna biblioteca aperta al pubblico dalle 10. antini. alle
2. pomerid. conta 100000 volumi a stampa. I codici manoscritti, le
edizioni dei secolo XV, le opere di gran lusso, le collezioni, furono
tutte raccolte nella sala cosi detta reale, assicurata quindi dal peri-
colo dei fuoco, e provveduta oltraccii) agli angoli di un numero
opportune di sacca, a trasportare altrove sollecitamente, nell' im-
previsto caso d' incendio , (|ue" cemelj.
Codici manoscritti con miniature.
La biblioteca possiede da 1800 codici manoscritti, tutti regi-
strati in catalogo a penna da quel degno direttore, G.G. lioltrop. Molti
di questi sono ammirabili per anlichitä, per importanza di contenuto,
per ricchezza di miniature : 300 si riportano alle scienze sacre e
alla storia ecclesiastica, 240 alla giurispnidenza, 150 alle arti, alle
altre scienze, al commercio, 150 alla letteratura , 850 alla storia.
') Catalojrus lilnorum i|iii in liililiotheca leg-ia Ilag-^iia . |iailiiii in clii|>lo . piiitim in
triplo inveniiinliii' , qiioruin imlilica lief aiirtio ilie Tl. setiq. notobris litiius anni,
Haf^se Coiniliiin, in a'ililms liililiolli. IV U. — [\:\^x (^mniliiMi. ex tyiioyi-. ri't;ia. IS3S.
p. •i84, 4".
22»
3td2 Va I e II l i II e I I i . Di-lle liihlioteche
poclii alle lingue orientali , alcimi son miscellanei. Uno rimont;» al
sosto secolo, parecclii dei sccoli X — XII contongono vite di santi.
Furon gia fatti conoscere i codici relativi alla storia tedesca medie-
valei), cd i letterarj -'). H professore di Montpellier J. Jubinal,
sotfo il niodesto nonie di letlerc, diede una dettagliata intormazione s)
di qiianto inerita d' essere piü ainmirato , dividendo il lavciro in
a) Rlanuserits ä niiniature, p. 1 — 19; Z>^ Manuscrits eoncernant
r liistoire , p. 20 — 39 ; c) Maniiscrits eoncernant la litterature,
p. 40— 64; </^ Fragments et Extiaits, p. 65—240; t?> Additions,
p. 241 — 262. Rieordero i cnpitali : 1. Livre (Voraysons, con
200 niiniature a chiaroscuro, lavoro di niirabile perfe/.ione, attribuito
a Ilenimeling (P Anniinciazione e ritieoronazione dellaVergine, sono,
con niolta verosimiglianza, di sua mano), eseguito per Filippo il
Buono , Duca di Borgogna, padre di Carlo il Temerario. 2. Bibbia
del Toson d'oro, moralizzata da Filippo il Hello, al niomento dell'istitu-
zione delT ordine , con 4o niiniature, e la divisa: ]Snl ne si frote.
3. Bibbia olandese in due volunii in f«., (jseguita in Fiandra, con
400 disegni a penna e niiniature, del piü dicliiarato interesse pel
costunie, e inille dettagli mateiiali della vita del medio evo. 4. Psal-
morinn (jlossu Caroloi'infi'uinu, legato in veluto nero, con fermagli
in argento, del secolo XIII. 5. Missule romnnum, del sec. XIV, in f"".,
con lettere ornate e 21 niiniature, scritto da Guarniero di Morolio
nel 1323, e niiniato da Pietro de Haimbaucourt. 6. Codicelto del
secolo XIII con fermagli d' argento dorato, a doppia croce greca.
Sülle due coperte porta scritto di mano moderna, in tavolette d' ar-
gento: De scriptorio ConstantinopoUtano. Procede probabilmente
dair abbazia di s. Bertin, vedendosi in una miniatura rappresentato
il patrono inginoecbiato dinnanzi al santo: va adorno di molte altre
miniature di golTo stile bizantino su fondo d'oro. Su uno de' riguardi
leggesi La complnlnte t/e Jerusalem contre la cotir de Jhnie, satira
') n;iiirlsi'liriflPii ficr kciiii'^'l. Itihliotlick von lliiiig , lietreireiid die inilli>l:ilti'rliche
tlfulsclie (jesi'liiclite. nt'scii/.ioiie iiiserilii in Arc/iiv dir (icsellsvlinft für ällrre
deutsche Geschic/ittilainde , vul. VII, |.. i;tii— i;t'i.
2) Itiilli-liii du lHl>li<i|iliilt' l-fl-re, 1»4U, \>. GZl—G'll; Riilletin des :irt$ .soiis la
dircctioii du liililiii|>liili' .l;iciil> , Iciiu. IV. p. 41- — 414; .louriial des siiv;iut,s , 1S4(>,
p. 316—317.
3) l.elti'cs :i .M. Ic Coiiitf de Siilvaiidy ^Ul- (|ue|l|ue^-lllls lU'» Miiiiuscrits de l:i liililio-
llieijue ri/yulu ile la llayi- . |iai' .1. .luliinal. — l'aris. iui|ir iii. de Ünci'S^ois. IS4(>,
p. Hji. 8".
I
e delk' societit sciciitifico-lftU'nirii! liplla Neerhiiiilia. ö/iö
coniposta a proposito deile diseussioiii ch" ebbero luogo nella crociata
del 1218 fra il re di Genisalemme e il cardinale Pelagio. La com-
plainte fu pubblicata da Jubiiial , da uri manoscritto di Beina.
7. Ileures de lu reine Isnhelle de CastiUe, procedente dalla bibliu-
teca degli antichi statolder, legato colle armi di Guglielmo III
(i672 — 1702); e adorno di tredici graridi miniature di ricchezza
iiiiriibile, coii reminisceiize dell' Alhambra. 8. Heares de Catharine
d' Aragone, del secolo XV, con trenta miniature, a fermagli d'ar-
gento. 9. Ileures, in 4°. del sec. XV, con 77 miniature di lavoro
meraviglioso. 10. Miroir de V ame, con grandi lettere ornate a penna
e inchiostro, dell' anno 1451. 11. Libro di devozione, in 32'\ con
miniature, giä appartenente a Catterina de' Mediei, con fermagli in
oro SU cui leggesi: Sis memor extuicti, regaiato il 24. agosto 1750
da M. Roger pastore della chiesa vallona all' Aja , al principe
d' Orange. 12. La vie de St. Hubert del sec. XV, in R, appartenente
al barone di Villenfagne, acquistata da Guglieimo I, per 400 fiorini.
13. Le livre de V information de Princes, translate de latiu en f'ran-
{'uis, lequel livre /ist e compilä Monseig. St. Thomas d' Aquin:
sulla prima pagina e miniato il traduttore, nel inomento in cui otTre
ii SUD libro a Filippo di Cleves, signore di Ravenstein, alla cui bibiio-
teca spettava nel 1453. 14. Liber Mercurii Trismegisti, offerto da
Marsilio Ficino a Cosimu de' Mediei: i margini delle pagine son messe
a fiori ed ornati su f(tndo d'oro: leggesi sul riguardo: Frater Jiliol.
Tarvisanus. Gerard. de Lisa, scriptori mei copium fecit. nt ipse
ceteris majorem copiam faceret. Turvisii, 1471. noveiubris. Libri
miniati con legature speciali sono i seguenti: aj Un codice
deir XI secolo olTre esternamente da una parte una scultura d'avorio
gia dorata, con rappresentanza di Cristo e dei quattro evangelisti;
dair altra su legno ricoperto in pelle un s. Salvatore in Croce.
bj Sulla coperta d' altro codice leggesi : üb laudem fhristi librum
liunc rede ligavi Anthouius de Garere, c) Libro di preci, con molte
miniature, legato in maroccbino rosso nel secolo scorso, colle due
scritte sui cartoni
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324 Val i'ii lin el I i . Iii'llc hibll.iteclie
Codici storici.
1. Paulus Diacomis. — De ^estis Laiigobardoruin. Menib.
2. Historia de judaeis et Qhristianis. Membr. in4o. del sec. XIII.
3. Memoires de Je/ian, sire de Henin et de Lonvignies, con-
tenant ce ([iC il a sceu et veu de son tenips (14Üö — 147 G).
Dalla CoUezioiie di Gerard:
4. Le sejour de deuil pour le trepas de messire PliiUppes de
Comm'mes, seigneur d Argentun. 1511.
5. Cronica de los Reges Fernando g Isabel, del dott. Lorenzo
Gulinder di Carabajal, membro del coiisiglio. lo43.
6. Racconto (in ispagiuiolo) della guerra di Granata, sotto il
comando di d. Juan d'Austria; difFerisce dalia narrazione di Urlado
de Mendoza.
7. Tre volumi di eronache di Froissart e Monstrelet con varianti
delle edizioni 1518, 1530.
8. Itecueil en brief du voiage faict en armes au rogaulme de
Tliunes, et la conqueste faicte di cellug et du fort chasteau de la
Goulette, en l'un mil cinq cens tre?ite cinq par remperenr C/iar-
les-Quint, di Antonio de Peniin, consigliere delT imperatore, e suo
prinio segretaiio.
9. L'itigresso del conte di Fiandra in Avignone. 1336.
10. II pi'ocesso verbale della traslazione delle ossa di d. Juan
d'Austria a Namur, nel 1762.
Codici letterarj.
1. Storia del tealro olandese. Membran, del sec. XIV. Discorsi in
lingua olandese e frammenti del niistero pasquale, uno dei piü anticbi
pezzi di quel teatro.
2. Cinque escmplari in memhrana del romanzo della Rosa.
3. De la mntation de la fortune. Membr. in f. vol. II. Leggesi
al fine: „Ce livre fust faict, devise et eompele par une demoiselle
nommee Cbrisline, et le donna a Jehan filz de roy de France, duc
de Berry et d'Auvergne, conte ec. au mois de mars, 1403."
4. II romanzo di Lancilotto, in olandese, giä pubblicato *)•
«) noniait Vidi Liiiicclot iiHar hei (eciiifr hpkeii<l.-) Miiiulsclii ift rier koiiinKlijIte Hililio-
llicck, ojt '^Pi-A'^ Villi liel ;;oiivei iiiMiiiMit uilj,'ogt;vcii (lo(ir doeloi- VV. J. A. Juiickbloet.
— -s (iia\eiihajje, 1846— 18Ü0, \..l. II, 4".
{
e dellfi societ't scieiilifico-lettcrarii- dclla NePrlaiidia. O CD
5. L" IJermite charitahh oii V hospitaUcr fFA/f/rr, cattivo
poerna, stesd in Algeri (1(570 — 1()71 ) (la7is la maison du bastion
de France, par le sienr Aiitlioine Verdery . marclumd de Beziers,
schiavo.
6. La Tebaide di Stazio. Memhr. in 4". de! sec. XII.
7. Poetarum veterum Batavonim, vol. VII.
8. Le jardin (Tamour. Opera mistica.
9. La compUtinte de Trihoulet , o danza dei pazzi.
iO. Raccolta delie canzoni di Margherita d'Austria, diichessa
di Savoja. — Raccolta d'arie musicate alla sua corte.
11. Description de sept fetes de rethorique qui se sont doiinees
en Flandres, Brabant et Hollande, depuis 1539 jusqii'en 1620.
12. Gerardi Magni epistolae XIV, giä piibblicate «).
13. Lettere di d. .luan d'Austria, del segretario Escobedo e di
Antonio Perez 2), codice interessantissiino che conterrebbe la copia
fatta eseguire dallo stesso Perez, degli atti sottratti alle ricerche de'
suoi perseciitori, atti che avrebbero dimostrato la complicita di Filippo II
neir assassinio di Escobedo: onde fiirono assoggettati al supremo
giudizio d'Aragona i soli atti che, dietro ordine di Perez, sua moglie
donna Juanna Coello mando al confessore del re.
Edizioni del secolo XV.
Questa collezione, cui tenne dietro con instancabile zelo V odierno
direttore della biblioteca, Giovanni Giiglielnio Hollrop, conta 40
incunabuli stanipati in pergameria, ed e largamente supplita nelle sue
lacune dalla splendida raccolta del museo Westreeniano, devoluto
alla biblioteca. L'Holtrop, coadjuvato mirabilmente dal vicebiblio-
tecariü F. A. G. Campbell, luio inipareggiabile amico, ne incomincio
il catalogo nel 1828, atteneudosi al Naamiijst di J. Visser -). Gli
') fierardi Mag'ni epistolas XIV, e codice regio Hagaiio nunc primum oditiv. et |u>r|)('tiia
iuniotatione, quo melius et ipse et teinpora eius cofjnoseaiilur , in^ll■u^•lie. Kdidit
J. C. W. Aequo). — Anistelodaiiii. iMaij. I8:i7, [.. Vill, 123, 8".
~) Notioe siir uii niaiiiiseiit de la l)ililiiitlin|U(" rovalc dr la llaye. (■.iiilenaiit des lelln-s
de don Juan d" Aiitiielie , du seeietaire Kseolndn , des liillel.s d' Antonio l'eie/.,
aposliiles de la niaiu de Philippe II ee., par .M. Cueliard, .Meuiliie .le la Idniinission
royale d' histoue ecc. — IJrnxelles, A. van Dale. 1847, p. 43. 8".
3) Sla in Gofkinyw e.rcrrptu c libro '•'. Mrcnmiiiiti . dr oiiijiiiiOiis t'/poi/nip/iicin.
Ainslelodami, 17()7, 41*.
32 G V i\ I c 11 l i II e I I i , Dulle biblioteche
studj coiitiiuKiti sullü stesso argomonto da qiiel degno clirettore,
gliene agevolarono la pubLIicazione del catalogo '), iinpresa d'arduo
riuscimcnto per le mai)Caiize d'indicazioni tipografiche e per la incer-
tezza delle congottiire. Diviso il lavoro in due paili, nella prima
üfTtM-se il catalogo detlagliato di 050 articoli /// lir/gfu impressi, nella
seconda di 900 opere stampate oxtra Belginm. Come appendice al
catalogo r infaticabiie lioltrop sta pubblicando nn atlaiite -) gra-
fico, che tornerä di molto vantaggio nou solo alla storia del paese,
ma eziandio alla generale della stanipa.
Edizioni posteriori al secolo XV.
La sala reale, di cui ho parlato piü sopra, contiene oltraccio:
aj una collezione di satire (paniplilets) e di siniili scritti occasionali
dal 1515 al 1748 distrihuita in 460 volumi in 4", collezione che, tor-
mata dalT avvocato Duncan, donde prese il nonie di Bihliolheca
Ui(7icaniana, si rappoita alla storia delle 17 Provincie iinite. bj Una
Serie di libri di preghiere, stampati in Francia, quasi tutti in perga-
mena, al principio del secolo XVI, parte de' quali fu giä illustrata^J,
come supplemento alla storia letteraria della danza dei inorti,
di Massmann. c) lUie membranacei, cioe: Heinsii Danielis. De
conlempta mortis libri IV. Leidae, 1621, che costö 1000 franchi, e
un' opera sui costumi della citta e degli scabini di Gand, delT anno
1564, in 4". d) Una collezione di 690 Elzevirj in 12»., 268 de*
quali portano il nome dello stainpatore. Fu collocata a parte la colle-
zione delle cosi dette Ilcpubblic/ie in 105 volumi e i Poeti italiani in
12o. ej AIcune collezioni, molto bene avviate, di edizioni di Aldo,
Giunta, Stefano, Planfino ec. f'J II catalogo dell' esposizione di Londra,
in 8 volumi in 4". (jj L" abbazia di Westminster. f». mass.
»J Ciiliilogus liliiorum siiiiilo XV iiii|>i f.s.soiiiiii , (|ii<.t(|iiot in ilililiolheca ri'j-i» Hagiiii»
asseivaiilur. Kdiilit Joh. (iiiil. Holtiop, Bililioth. regi« Hag^aiuc iMiBleolii». — Hiiy«
Comitiirii. Miiiliiiiis Nijlioll', IS.'iG, p. .'Iftl, »».
-) Moiiuriieiils ty|)ü;,M;iplii<|iic.s <lfs l'iiys-liiis, jmi qiiiii/.ieme siede. Colieclioii de Isu-
siniil« ()■ apres les oiigiiiaux cunserves ä I.1 Bil)li()lht'(|iie iloval«' <le la Mayt! i'l
ailleiirs, puhliee pnr J. \V. Ilollrop eC. Elalilissemuiil lytog^r. «le Iv Spanier. — La
Haye. .Nijiioir, 18;>7 e seg-g;. Kascicoli V in 4» gr.
3) nie rian/.ösisolien (iehetliiitlier mit Tu(lteii(itn/.eii, in «ler konigl. Uibliotli. im Haag,
von N. C. Kist in Leiden, iiiilgethcill von 0. Kdinun.l Z.illcr. Leggesi in iierajietm,
1848, p. 307-360.
e dellc societii scieiitific(i-lt,'llerarie della Neerlandia. oCt
Gabinetto numismatico e di pietre incise.
Presso la biblioteca e il gnbiiictlo delle pietre incise, diretto
negli anrii 1816 — 1854 dal dott. J. C. de Joiige, e presentemente
dair ispc'ttore J. F. G. Meyer: e aperto il Lunedi, Mercoledi e Ve-
nerdi dalle 10 aiit. alle 3 pom. La raccolta di monete e medaglie
d'ogni tempo e d'ogni paese presenta non rnediocre riechezza, special-
mente in rapporto alla Neerlandia e alle sue colonie. Tre sono le
colleziüni principali che arricchirono il gabinetto. 1. Medaglie gre-
che, romane, arabe, cufiche portate con parecchie pietre incise dal
maggiore J. E. Humbert, da suoi viaggi in Africa, e dal suo soggior-
no di 25 anni aTunisi: vi si trovano monete rarissime e pezzi affatto
sconosciuti. 2. Medaglie, gettoni e monete moderne, che faceano
parte del gabinetto di A. H. Dibbetz di Leida, e che gli eredi del sig.
Byleveld, uno de' presidenti delT alta corte di giustizia dell' Aja,
vendette al re. 3. Serie di scudi o dollari venduti al gabinetto dal
sig. J. J. Stiels di Mästriebt.
II numero totale delle medaglie monta alle 34000: greche
5800, delle quali 197 in oro; romane 11380, delle quali 880 in (»ro;
tVa queste alcuni medaglioni in oro, uno de' quali di Galla Placidia;
medaglie moderne 5760; monete obsidionali 640, scudi o dollari 2237;
monete propriamente dette, del medio evo e moderne 7958. Tutte
furono egregiamente da quel direttore descritte i)-
Sta a paro del medagliere la doviziosa scorta di pietre incise,
suir indole ed ordinazione della quäle darij alcuni cenni.
La collezione delle pietre incise deve l'origine allo slatoUlcr
Guglieimo IV, che acquisto i monumenti e le pietre incise del eonte di
Thonis ~j. Guglieimo V che, a cura dei Signori Vosmaer e lit-mster-
buis, l'avea accresciuta, ne porto seco la maggior parte nel 1795.
Guglieimo I, vero mecenate delle arti c delle scienze concep'i
il progetto nel 1816 di formare un gabinetto reale numismatico e
di pietre incise, donandovi ben tosto la collezione eiedilata da" suiii
maggiori. Le ginnte capilali fatle da allora si compendiano nelle
seguenti:
') Notice siir lo valiiiiet des nicdailles el des pienes grravees , de S. ,M. le l!ii> des
Pays-Itas, par .1. C. de Joiige , Diieotciir. V la Maye, vlii'/. \. U. l'.aklmw.i'ii . \i. IT'.t.
8". — Supiileiueiit ä la iiolioe. La llaye, lä'i4, p. 20, S"'.
'^) Cabiiiet de Tlionis. Fol.
328 V a I c« II t i II e I I i . Dt-IK- hiblioleehe
1. Una i';iccolla di pietre anticlie, del dott. Francesco Hem-
sterliuis, acquistata nel 1819 dalla principessa di Salm-ReilVerscheid-
Krautlieiin, che avpala ereditata da sua madre la principessa di
Gallitziu'j.
2. Una raccoltina di pietre iiicise, giä appartenente al sig.
Hultnian, governatore del Brabaiite setteiitrionaie.
3. II gaLinettü di pietre incise antiche e moderne di Teudoro
di Smetii , gia presidente degli scabini d'Amsterdam, raccolta
nominata preziosa da Heinsterhuis -).
4. La ricca colle/.ione del barone van Hoorn de Vlooswyek, illu-
strafa da Du ßois e Miliin =).
o. II niagnifico onice, rappresentante VÄputeosi di Claudio e
della sua famiglia, comperato da una famiglia olandese nel 1823.
6. Sedici pietre incise, del gabinetto Lupus, acquistate a
Brusselle.
7. Una collezioncella di pietre incise greche e arabe, del colo-
nello Rottiers.
8. Quantitä di pietre incise riunite dal colonello luogotenente
1. E. Ilunibert ne* suoi viaggi, per ordine governativo, sulle coste
settentrionali delT Africa e in Italia; fra queste molte incisioni d'ori-
giiie etrnsca e greca.
9. Collezione unica di 92 cilindri persepolitani, di pietre incise,
persiani e sassanidi, e di pietre arabe, turche, greche, acquistate,
per commissione goveriiativa, a Custantinopoli dall' ambasciatore
neerlandese a quella corte, il barone H. de Zuylen de Nyevelt.
10. Un elegante scrignetto, adorno di pietre nobili, nei cui
tiretti a quindici conipartimenti sono i ritratti incisi in agata, dei dogi
di Venezia, di lavoro del secolo scorso.
Da questa imporfante collezione di pietre scolpite furono tratti
gl' inipronti prineipali, illustrati nei nuniero di 13o5 dal direttore De
Joiige*j ii quäle ripartilli nel seguente modo. Ä. Pietre egizie.
') (Joi'llie. Ans iiieiiieiii Li'ln-ii. Kmisl iiiid AMertliiiin , vol. IV, liisc. I . |i. lii'i;
füitc. MI, |>. 112.
'^) Lcllie de Fr. HeiiisUTliiiis i'i .M. Tli. de Siiielli , siir iiiie |iieiif :iiili(iiic. I 7()'i, 4".
3) .M i I I i II. I'ierres gravees ineditt-.N. I'iiri.t, 1817, toiii. I, ii. 4, X.\X. — (ialli-rie
111 y l II <i I (» g i q II V e t .M <> li il ni e ii t s i ii (• d i I .s, |)iis.%liii.
*) (':il»l(i(rii(' d" eiii|iri'inlfs du <':iliiiu'l des iiiiTii's j^ravei's de Sa Majcste le Koi des
Pa)s-Itas, Graiid-Kiic de Liixenii»üiiry:, |iar .1. «'. de Jniij^e, Chevalier ec. — La Haye,
de r iiiiprimerie d" elat, 1837, p. 76, 8".
j
e delle societA scientifico-letterarie delhi Neerlandia. oZ»)
persiane, d'epoca arcaica, di re sassanidi, con iscrizioni piiriiche,
etrusche n grecJie arcaiche. B. Ineisioiii greclie e romaiie: a) Di-
viniJa; bj Semidei, cerimonie religiöse, sacriiicj; c) Tempi storici
greci e romani; d) Giuoehi, feste, eomhatlimenti, vasi, iscrizioni,
maritia, animali, e ciiindri greci o romani; C. Scultnre del basso
irnpero. D. AF»raxas. E. Pielre con iscrizioni e incisioni orientali.
F. Pietre incise del Giappone. G. Camei e intagli moderni.
2. Museum Ifleerniano-Westreenianum.
II barone Guglielmo Enrico Giacoino di Westreenen van
Tieliandt, direttore della reale dell' Aja, dal 1842 al 1848,
avea raccolto in sua casa il prodotto di viaggi ripetuti, di ricer-
che indefesse, d' ingenti dispendj, una biblioteca segnalata per
codici manoscritti di gran prezzo e per edizioni rarissime del
secolo XV, uno scelto medagliere, una collezione distinta di anti-
cbitä etrusche, greche, romane, germaniche, una raccoUa arti-
stica, smalti di Limoges, maioliche toscane e veneziane i), bronzi
del secolo XVI, quadri, oggetti chinesi e giapponesi, camei, memorie
di viaggi. Or questa collezione, cui nessnno, lui vivente, fu ammesso
a vedere, insieme al suo ricco patrimonio lego egli liberalmente
allo stato, volendo che i suoi tesori letterarj ed artisfici pas-
sassero in proprietä della biblioteca reale, sotto condiziune che
si conservassero separatamente nella propria casa, cui intitole-
rebbesi Museum Meermanu-Westreenianum. Ed era motivo al
nome 1' abbondevole scorta di manoscritti ed incunabuli della
biblioteca di Gerardo Meerman che il barone di Westreenen,
nipote al possessore, o avea acquistati colla somma da lui legatagli,
0 ricevuti dalla vedova, a indennizzo di eure per la redazione
del catologo.
II Westreenen, consecratosi nella lunga sua carriera ( 1 783 — 1 848)
agli studj arcbeologici paleotipici , de* quali diede parecchi saggi
alle stampe -') , acquistö que' libri che piü rispondeano al suo
•) l'iiillo cüu isl'oiiilo r:i|)i>i esoiitiiiite il i-oiiilcillliiu'nio <li l'irro coiiln» i lioinaiii. siil
i-ui rovescio rej,'};esi : / fortissimi romu cuttlnt i re pirro — buliliiiituiiio luli
13 (i Otohrc — tö:!l — in vcnetia.
'^) V. memoria necrologica di lui coli" iiidii-o dfllo opiMe a slaiii|ia, in UuUctiu du
bibliophile belyc. 1S49, p. 40—43.
330 V « I i' u t i II e I I i . Delle biblioteche
scopo. Perciü alla scorta di uiidieiniila voliiini di libii ordinarj
(quasi tiitli diiplicati della reale) aggiuiise 1200 edizioni del
secolo XV, e 330 manoscritti, Fra i primi ricorderö T eseinplare
completo della Geografia di Blaev, in 19 volumi in foglio, la cui
dipiutiira a sfondi dorali costo 2000 fioiini. Fra gli incunabuli,
2ö0 incii-ea appartengono ai Paesi Bassi , e nioUi sono stainpati in
perganiena. Sono memhranacei gli sfampati in l^lagonza Psaltc-
riiim, 14Ö9, — Durandi Ratio nale, 1459. — Sextus Decretalium,
146o, — Jitsllniuni Instituliones, 1468, eol primo foglio miniato
splendidamente in oro, — Decretalia Gregorii IX, 1473, — Cle-
ment is Constitiitiones, 1460, — Cicerunis Officia, 1466; quattro
edizioni di Ileurcs de N. D. di Parigi, 1498, 1530. 1S87; iin
S. Augustini Enchiridion di Colonia, 1467: un Missale di Norim-
berga, 1484; le iloru; B. 31. Virg. d'Anversa, lo70; alcune edizioni
di Didot di Parigi: Essai de fahles nouvelles, 1786, — Adonis
poema. ann. 11. republ., — La guirlande de Julia ä Mlle. de
Rambouillet, 1784. Indiclierö come curiositä le opere di Pindaro, di
Oxford, del 17ö4, in 64». impresse su seta bianca. I corti liiniti
imposti alla mia trattazione iioii permettono ch' io dia conto degli
incunabuli cartacei, cioe delle edizioni anteriori al 1480, sulle quali
d' altronde si estese ampiamente il cbiariss. Holtrop nelT opera surri-
ferita. Basti il ricordare qnattro edizioni dello Speculum, due intere,
due frannmentate; un Donato intero a caratteri dello Specuhim di
Valdener; niolti frammenti d'un Doctiinale e di un Donato di
stampa simile; Tesemplare del Breve (1404) desciitto da Laborde ');
il Modus promerendi indulgentias, in f*. descritto da Fiscber -) ;
la Nassau'isch Land-Getichts-Ordnung vor das Gericht Dillen-
burg, di Carle 18, in f«. a caratteri semi-gotici, attribuita a Scbeffer
(1498); la Summa de articulis fidei et Ecclesia sacramentis,
in 4". a 24 linee.
Dei codici manoscritti quasi tutti anteriori al secolo XV, uno data
dal VI, uno dal VII, uno dalP VIII, sei dal IX, dieci dalX, ottodairXI,tre-
dici da! XII. Fra i inigliori devono es.sere inenzionati: a) Cna bibbia
fatta per Carlo V di Francia, col suo ritratto al principio. Mcinbianaceo
') Siir les li'llres <l' iiiiliijjri-iioi's. |i. 7 — >».
«) Kssai Mir les iiii.iiuiii. lypojjr. de »Jutenbeij,', |>. OIJ. — ly|>(igi:i|)li. Selleiilii'iluii
p. ri«.
I
j delle societ?! scientifico-letterarie dellii Neerlandia. odl
scritto Panrio 1371. con molte miiiiature su campi dorati, e lettere
dorate, e colla sci-itta: Joannes de BriKjis, picfor regis praedicti
fecit hanc pictnrnm propria siin manu, h) Uria bibbia tradotta in
versi olaiidesi da Jacopo van Merland. Membranaceo con miniatnre di
rozzo Stile, eseguite da Micbele van der Bore!), c) La citta di Die,
di s. Agoslino, tradotta in francese. Membran, in f. con miniature
e lejiatiira di ottimo gusto, d) Membranaceo del sec. X con legatura
splendida: la tavola siiperiore in avorio rappresenta la trinita. ossia
la mano del padre che tiene iin nimbo, mezza jlgtira del figlio che
tiene in mano un corpo eiittico su cui e effigiata la colomba; sulle
braceia della croce cui e addossata qiiella rappresentanza, loggesi:
Hk unitas terms monstrutur scemate sigyiis. Sulla tavola di rame
dorato al dissotto restano tracce di attaccatura di gemme, perle od
altro. e) Cronica francese, detla Buqucchardiere, di Giovanni de
Curcy, eseguita in Francia, con miniature di buon disegno e diligente
esecuzionp. Neil' ultimo libro vi sono miniate: la Bastiglia, Notre
Dame de Paris, e Montfaiicon cogli appiccati. Sui manoscritti accom-
paguati (hl miniature, sugli intagli in legno e sulle incisioni in
rame dei Museo Meerman-Westreeniano diede notizie artisliehe
C. F. Waagen i).
II museo diretto dal bibliotecario e vice-bibliotecario della reale,
e aperto ogni quindici giorui, cioe il primo e il terzo giovedi d'ogni
mese (ore 10—4), mediante biglietto d'iugresso ottenuto il giorno
iimanzi (ore 3 — 4) dalla reale, poleiido perö ciascuno ottenere dalla
direzione della reale il permesso d'entrarvi anclie in giorni difterenti,
prestandosi con cslrema compiacenza alle altrui ricerche il vice-
bibliotecario Campbell, ivi allogiato.
3. Bibl. Mccriiiaii.
Poca cosa era al piincipio del sccolo siorso la biblioteea della
famiglia Meerman , che accrebbe a poco a poco Terudito barone
Gerardo Meerman, nato a Leida il 1722, morto ad Acquisgrana nel
1771. Datosi allo studio delle matematiche e del diritto. connneiö
a raccogliere, agiato com' era, opere di matomatica e di giurispru-
') Ül)ei- (iit? Miiiuiscri(ilc mit Miiiialiireii , die llol/.sclinille und Knpfcrsliolie dos
Must'uiii WcsIrcoiHMi in U;iiij; , von (\ V. Waafjeii. — l.ojftfi'si in h'iiii.ithlutt . IS.SO.
SO'i V :i I p II I i II (■ I I i . Oolle liihlioleche
(Icnza, che aiizi vantaggiatosi ili conosccii/^e iie' suoi viaggi alP estero,
ac(|iiisto trattati iiiedili o dinienticati, a peniia ed a stampa di tnaterie
giiiiidiclie. Tornato in patria iiel 1748 o nominato siiidaco di Rotter-
dam (1753), applicossi intieramente alle scienze legali, puhblicando
il Tesoro (/i'I (iiriffo *'); ma poco poi si volse agli stiuij paleo-tipogra-
lici, a provare che Titivenzione de! tipi mobili in legno devesi a Lo-
renzo Coster di llarlem, non a Guttemberg che perfezionolh», fondendo
i caratteri in nietallo-). Quaste ricerche io condiissero ad incremen-
tare notevolmente la biblioteca di edizioni del secoh) XV e di V\hv\
slorici della stampa. Ricca giunta alla biblioteca portö 1' acquisto
ch' egli fece, poco prima di morire, di codici manoscritti che appar-
tenevano ai gesuiti di Parigi. Perö insistendo Luigi XV per riavere i
manoscritti relativi alla storia di Francia, Meerman vi aderi, e ne fu
compensato coli* ordine di s. Michele.
La biblioteca passo al figlio Giovantii nato (1 nov. 1753)
air Aja. Seppellitosi qiiesti negli studj archeologici, storici, filologici,
accrebbe la giä insigne biblioteca, da cui manoscritti pnbblicö le lettere
di Grozio3), e giovossene miiabilnunite nella pnhblicazione d^una
Serie d'opore edite dal 1780 al 1815, anno di sua morte. I singoli
volumiportano iniprontato l'uomo armato uscente inpesce(J/^<?77«rt/< —
L'omo di maie) colla divisa; Gaiideant bene nati. In un cartello al
dissotlo: liih/iothecae Meermnjii(mne.
La condizione agiata della famiglia parea dover essere malle-
vadrice al paese della conservazione di quel tesoro; ma nel 1824 ne
fu commesso al barone di Westreenen van Tillandt il catalogo *) per
la vendita. Dei 1100 codici manoscritti orientali, greci, latini, fran-
cesi, italiani, spagnuoli, portoghesi, olandesi, chinesi, descritti nel
qiiarto voluine, de' quali molti datano dalT ottavo secolo, e un codice
Ttodosiano latino dal setlimo, 623 passarono ad arricchire la cospi-
*) NdVus tliesiiiinis juris civilis vi ciiiioiiioi. — Aya; Coinitiim, ITül — l"ö3. vol. VII, fol.
2j (hi^nncN lv(H);;iH|)liicif . Oi-iiinjo .Mpüriiiiiii iiiictore. — Hag* Coinitum . 17G5,
vol. II, 4'».
3) H. (7rolii t'|»iilol.(e iiii'ditae ex museo .Mpci-miiuiHiKi. — Hiirleiiii. 1806, %^.
*) iiililiolhecii MeeriM.-iiiiaiia . sive caLTloji-iis lilironmi ini|M-essoriiiii et codiciim manu-
scriptoriiin. quos ina.viiiiaiii |>ai tciii collegeiniil viri iiol.ilissiiiii (ieiardiis et Joannes
Mcerniuii, morte dereliquil .loaiines Meerman. to|iaitlia in Haliin et Vaieii ec,
qnoruin piiMica fiel aiielio, die 8. seqq. .Iimii, anni 18'i-i. Ijaga' Comitnm, in a-dibns
dffiiiieti ee. — S. d. vol. IV, ««. — Prix des livres de la Itililiotlieque Meerina-
iiieiiiie. - La llaye, 182.'». 8".
i
e delle societä scienlifioo-letterarie della Xeerlandia. 33>>
ciia biblioteca de! haronetto sir Tommaso Philipps a Middlhill 'j; aicuni
rnanoscritti eon prcziosi incunabiili acquistati dal barone de West-
reeiieii de Tillaiidt furorio pifi tardi compenetrati iiella reale delP Aja ;
del resto, eome di memhra disjecta, chi potria dar conto?
4. Bilil. cid iiiinistero della marino.
Nel 1820 fu trasportata alP Aja e assegnata a quel ministero
della riiarina una piccola biblioteca che il governo, ad uso della stes-
sa, conservava a Rotterdam. Quella collezione tu accresciuta coi
foridi del ministero a modo, che per ordine di sua eccellenza il mini-
stro, se ne compilo il catalogo che terminato nel maggio 1837 fu
bentosto pubblicato "). La raccolta distribuita in otto armadj d' una
sala abbastanza capace, e ricca d'opere d'arte militare di mare,
scieiize tecniche di marina, idrografia, viaggi marittimi, storia guer-
resea di mare, giurisprudenza e amministrazione di marina. I libri
distribuiti sistematicamente portano siil dossale la lettera della cate-
goria cui spettano, e il numero ricorrente del cafalogo a stampa. Le
categorie sono le seguenti: A. Arte guerresca, strategia, fattica;
B. Artiglieria, geiiio, infanteria; C. Costruzioni iiavali; E. Pilotaggio
e tari ; F. Navigazione a vele e a vapore; G. Idrografia; //. Astro-
nomia generale e nautioa, stromenti nautici: /. Scritti speciali sulla
marina; K. Scienze esatte e naturali; L. Idraulica, architetfura civile,
macchine, tecnologia, industria, ginnastica; M. Scienze economiche,
sfatistica, commercio; N. Conoscenza di paesi e popoli; (). Storia;
P. Giurisprudenza, diplomatica; Q. Trattati, leggi, risoluzioni ec;
7?. Morale, liugiiistica, letteratura, in rapporto alla marina; S. An-
iiuarj, almaiiacclii; T. Cataloghi di libri e carte. AI primo catalogo,
corredato d" un indice nominale (p. 175 — 186), tien dietro uu primo
supplemento 3j compiuto nelF agosto 18o9.
Alla biblioteca va unita una scorta cospicua di modelli, distribuita
in sette sale. Nella prima furono deposte in sette armadj, a dieci tiretti
ciascuno, le carte che ora montano al numero di 6000, delle quali si
') Mss. ex l)ii>lioHii'c;i Meeriiianiii , 1388—2010. II ii ii t' I. Cafalogi libroiiim iiiiiiin
scn'|itoi-uiii. I..ipsia', 1830, ool. 830 — 874.
-) Catalügus der "Bibliotheek van liet Miiiisterie van Marine. — "s (iruveiiliajre. ISöT,
l). IV, 186, 8».
8) l'atalo^iis der IMiliotlieeU v;iii hcl Miiiisterie van Marine. — Kerste Verviilf: tot
1. .luii.i 18r>'.». — "s (ii-avenliage. l.S."i!>. p. t», 07. ü"
334 Y» I L' II t i no I I i. Delle bihlioteche
sta redigeiidu il eatalogo. (jiiesla importante raccolta di presso a
mille modeln, coiniiiciata iiel 1795 col lodevole divisamento di
preseiitare al pubblico quaiito v' ha di distiiito nella marineria
nazionale, e divisa in uiidici classi: A. Arsenali, canlieri, istituzioni;
B. Costruzioni di vascelli; C Nävi a vapore; D. Estrazione di
vascelli; E. Difesa; F. Telegrafia e segnali; G. Fari, pilotaggio e
salvaniento; //. Stromenti; J. Vascelli indiani; Ii. Vascelli di popoli
non civilizzati; L. Arte. Da due aniii ne fu dato nn eatalogo i) a ciira
di J. M. Obreeii, diiettore del deposito di carte, piani e modelli,
come pure della bihlioteca, non perö aperta al pubblico. Fra i modelli
che piü meritano d'essere osservati, noterö aj un vascello viaggiante
alle Indie orieiitaii, con armamento complelo; hj aicuni navigli da
3 fino a 5 ponti ; c) dei doks che si mettono asecco pel racconciamento
dei basfiiiienti, di pontoni della piü grande portata, gia in uso suUo
Zuiderzee, per sollevare battelli carichi e riporli su piccoli fondi,
prima delT apertura del canale del Nord ; ej il cantiere del regiio a
Amsterdam, colle macchine relative; f) il porto di Helleroetsliiis, in
gran rilievo, con tiittl i doks e le chiiise, di cui e fornilo.
5. Bibl. del iiiiiiistero della g^iierra.
Quest' istituto di receiite formazione non conta forse Cinque-
cento opere, le quali pero si riportano quasi interamente alla scienza
della guerra, c«me puö rilevarsi dall' eccellente eatalogo erettone
fin dal 1850"), suddiviso sistematicamcnte nei seguenti titoli:
A. Arte militare, strategia, tattica; ß. Infanteria di linea, cavalleria
pesante e leggera ; C. Artiglieria; /). Gen\o; E. Marina; F. Legis-
lazione e amministrazione militare; G. Storia militare, biografiie
militari, campi, assedj; // Encielopedie, dizionarj, raccolte militari;
/. Scienze esatte; K. Scienze natural!; L. Architettura, idraulica;
M. Tecnologia, fabbriche, mestieri, arti ginnastiche, scienze econo-
miclie, commorcio; N. Geografia, descrizio^ii di cittä e viaggi, carte,
statistica; 0. Storia, biografie, cronologia; P. Filosolla, etica, peda-
gogia, linguistica, letteratura, belle arti; Q. Giurisprudenza, legis-
') Cat!iIo<;:us der Verziiincliiiif van .Moiloilcii van liet De|>arleinuiil van .Marine. — 's
Gravenhaffe, ter algenieene LaiKl.s-Driikkeri.j, 1858, p. VIII, 205, 8'*. L' eseniplare
del niiiiistero della iiiariiia va ricco di ginnte posteriori iiotate a pciiiia.
^( f'atalopiis der Ifililiolheek van liet Miiiisterie van Oorlofj. — Te Rieda, ter Dnik-
keiij van l'roese et comp., 1850, p. I!)2, 8^.
e delle socielä scieiitifico-letterarie della Neerlandia. ool)
lazione civile, politica, diritto internazioniile; R. Poligrtifie, enciclo-
pedio, memorie, giornaü, cataloglii, La coritiniiazione al catalogo e
data in fascicoli semestrali in foglio '), litografati.
Alla hiblioteca va riunita una preziosa raccolta di quasi cento-
mila carte di ogni genere e grandezza, coiiservate in apposita sala.
D'una gran parte di qneste fu giä dato il ratalogo alfabelico 2) per
nomi di paesi, colle indicazioni della grandezza della carta, della
qualita deif impressione. delle proporzioni 0 della scala: le straniere
sono segnate con numeri arabici e lettere iniziali di riferimento agli
armadj, le carte delP interno con numeri arabici e romani. — E da
notarsi che la splendida edizione di qiiesto catalogo fu data in carta
velina da scrivere, con molte lacune per le inserzioni posteriori. Oltre
questo catalogo generale e il nianoscritto conservato all' archivio, in cui
furono inserite le molte ginnte fino al termine del 1860, v' Hanno
cataloghi speciali per le raccolle di carte odografiche 0 postali, idro
grafiche, orografiche, portolani, piani di cittä, fortezze, accampamenti
militari, assedj, battaglie, ritirate. Indicherö come una specialitä sala,
cinquanta portafogli di carte del paese, molti atlanti delle provincie
neerlandesi , con album di costumi, e la gran carte topografica dei
Paesi Bassi in 62 fogli s).
E a sperarsi che taiito la hiblioteca quanto i'annesso deposito di
carte, prenderanno un piii arnpio sviluppo, tostoche la commissione
della sezione di storia, islituita presso questo dipartimento, dietro
proposta del distinto officiale M. Knopp, darä opera alla pubblica-
zione degli annali militari neerlandesi, dalla guerra d' indipendenza
(1568) a' giorni nostri.
6. Bibl. del dipartiinento di giuistizia.
Quest' istituto, dipendente dal ministero di giustizia, benche di
recente creazione , conla giä presso a 4000 opere, che nel catalogo
*) Naanilyst vaii boi^kwcrkeii, scderl hi't nfili iikki'ii van ilpii Catalogus, lol en met de
roasind op nieiiw in de l)ibliothet'k oiitvaiigeii.
2) Lijst van gfdnikte Kaaiten, vooiham'.i'n in ln-l Arcliief «ler (Jenic van liet Ministerie
van Oorlog, geni:iakt naar de registois van lu-t Arcliief door di-n Adjunct — com-
inies P. .1. M, Meylioom. — 's Gravenhage, 1857, p. 436, 40. pico.
8) V. Meelkiinslie-e hesctitijviiig van liet Koningrijk der Nederlanden, hevaltende de
getalliMiwaaiden, »ehniikt l>ij i\v /amciisti-iliiig \ an de topo^raplii.-ohe en militairo
kaart van het liijk. Uilgegeven np last van liet .\lini.>li'i if van Oorlog, door he
topographisch ßurean. — 's Hage, 4*'. con fa\olf.
Slt7.h. d. phil.-hist. Tl. XXXVUI. Bd. III. Hit. 23
33(J
V ;i 1 e II I i II t" I I
luMle bililioteclie
{iiibhlicatone <) si distribiiirono in 31 classi, ciii monta il riferire per
la specialitä bibliogralica: 1. BenefH'enza; 2. Atlanti e carte; 3. Di-
n'tto civile; 4. Procedura civile; 3. Catalowhi, registri di archivj,
annuarj ; 6. Giornali; 7. Imposte dirette e indirelte, lotto, cadastri,
diritio di successiono, ipoteche ec. : 8. Denaro, spese e dehito
dello stato; 9. Medicina; 10. Storia ed antichitä d'Olanda; 11. Storia
generale ed antichitä jorastiere; 12. Prigioni; 13, Commercio, navi-
gazione, agricoltura, iridiistriü, diritti d'entrata ed uscita; 14. Diritto
commerriale e m triltimo; 13. Societä, diritto della chiesa; 16. Colo-
nie; 17. iJescrizioni di paesi; 18. Dirilto provinciale e civile;
19. Forza di terra e di mare; 20. Lettere, arti, tniscellanee; 21. Bio-
grafia, genealogia , araldica; 22. Diritto miiitare; 23. Nunn'smatica:
24. Diritto naturale e interpretazioni, tratlati; 25. Notariato; 26. Istru-
zione; 27. Potere civile e sua organizzazione; 28. Raccolta di leggi;
29. Diritto di stato; 30. Statistica e scienze economiclie; 31. Diritto
d'acqua, opere pubbliche. II catalogo e preceduto dal regolamento
dato in 10 artieoli dal ministro di giustizia J. J. L. van de Brugghen,
0 cliiuso da un ricco indice alfabetieo (p. 159 — 223). AI catalogo
fn dato Uli primo supplemento ^).
7. Bibl. clella cortc supreina di giiistizia.
Bencbe di reeentissimo forniazione, la biblioteca della Corte
.suprema di giustizia possiede una scorta di quasi 3000 volumi, che
(»er la poca importanza della secoiida, furouo divisi in due cate-
gorie: 1. Diritto naturale e internazionale; 2. Opere non giuridiche.
1! vicebibliotecario della reale F. A. G. Campbell ne stese il cata-
logo 3j. apponendovi un ricco ed esatto indice alfabetieo.
^. Rilil. fiel eoiisig;lio di stato.
Questa biblioteca e tuttora nello stato d'incipienza , se nel cata-
logo edito*) non conlansi die 489 opere, alle quali poche altre
') ralnlo<;us der Bihliotheek v.iii licl I)e|i!ii leitieiit van .Iiislitie. — "s fi ravenhag«, 18.")«.
p. VI, 226. 80.
2) CatiilogiiK der Hililiol lu-i-U van liel [»eparteinenl >aii .liistifie. Eersle Vervoigf. — "s
(Jiavenlia-re. IS.Hi), \>. ;)67. 8«.
3) Catalogiis der Boekeiij van de HooRen Raad der Nedeilanden , opgeinaakt in 18.')ß.
— (iedriikt l)ij {jehroeilers Giunlii d' Albaiii, p. VIII, 14'i, 8".
*) CaUilotJUsdei ßibliotlieik van denRaad van State. — Mlravenhage. IS.'iT. p. X, «8. 8«.
e «lelle soeietA scieiitifico-letteraiie «iella .Veerlandia. 337
furono aggiiinte negli anni successivi. Fii divisa in cinque sezioni:
A. Scienze politiche e legali in generale; B. Olanda; C. Scienze
politiclie e diritto di slato, estero; D. Miscellanea; E. Carte.
9. Bibl.dellasccoiicla Camera c1eg'liiS)tatig;enerali.
E reeente Perezioiie della liiMioteca della seconda camera degli
stati generali che, estesa per sommi capi a (utte le ramificazioni del
sapere, e particolainiente fornita di opcre di giurisprudenza. La col-
locazione dei iil)ri negli annadj risponde alla suddivisione seguente:
nj Scienze politiche e legali; b} Diritto olandese; c} Diritto stra-
niero; dj Teologia, filosotia; ej Scienze sloriche; f) Scienze esatte
e naturali; g) Lettere, arti e niiscellanee. Questa bihlioteca possiede
ora da quasi 3000 opere che quell' erudito bihliotecario J. J. F.
Noordziek rese di pubblica conoscenza con catalogo *), preceduto
da un regolamento per uso della biblioteca e da un' istruzione ai
bihiiotecarj. A quel primo catalogo si soii giä dati due supplernenti 3).
lO. Bibl. del dipartinieiifo delle colonie.
Fondata dal Governo l'anno 1740, collo scopo di raccogliere
tiitte le opere moderne che si piibblicano nelle colonie neerlandesi,
iionche quelle che, riferendovisi, sono edite in Europa, Asia ed
America, pose giä assieme, colla piccola scorta prelevata sul budget
dello stato, in misura prnporzionata al bisogno, treniila volumi, di
cui fu dato in luce da poco il catalogo ^). Qiiest" indice a stanipa
che si e compendiato eccedentemeiite da qiiello a penna, fu diviso a
non eque ripartizioni in cinque classi: I. India Orientale neerlandese,
con rapporti alla China e al Giappone; II. Possessioni olandesi,
eccetto l'Asia; III. Geografia, storia, lingiiistica, giurisprudenza,
legislazione; IV. Opere peiiodiche; V. Miscellanee. Meglio fu coor-
dinato il nianoscritto, e con successione cronologica di stampa, a
tredici suddivisioni: I. Descrizione generale dei viaggi. Etnografia,
') Cfltal()}>u.s der Rihliotlicok vhd de Iweede kiitncr dor Sti(Hteii-(ieiiei aitl. — 's tii«\eu-
)ia-e, 18';;;, p. ris, «o.
^) CataIog:iis der liihliollieck van de tweede katuor ilei' Sliiiiten-Generaal. Eerste Ver-
volg. — 's GraVenhage , 1856, p. 142, 8". — Catalo{;;u.s der Bibliulheek van de
tweede kainei' der Staateii-Generiial. 'l'weede Vervol;,'-. — "s (Iraveulia-je, IS57, 8<*.
*) Lijst der lioeken en desehritten, iiitmakende de Uihliotheek van liet Pepnrtement
van Kolonien. — 's Graveiiliajie, 18.'>8. p. 266, S".
0<>0 Valeii t i II e 1 1 i . Delle biblioteche
geogiiifia , idrografia, Indicazione generüle di iilcnne opere che iioa
hanno rappoito alle coloiiie, alla China, al Giappone; II. Iiidie
Orientali olandesi; III. Lingue orientali, eccetto il Chinese e il giiippn-
nese; IV. Soeietä di oommercio neorlandese, siia natura e sviluppo;
V. Indie occidentali olandesi; VI. Coste della Guinea; VII. China e
Giappone e loro lingue; VIII. Puhhiicazioni periodiche coloniali;
IX. Cohtnie straniere ed anliche Indie neerlaiidesi : interessi generale
delle coltiiiie; X. Colonizzazione, emigrazione, conimercio, emanci-
pazione degli schiavi; XI. Storia, politica, giurisprudenza, legislazione
in generale nel solo rapporto alle colonie; XII. Opere periodiche non
aventi rapporto alle colonie; XIII. Opere varie, senza rapporto alle
colonie.
La biblioteca e pure provveduta d'una raccolta di quasi otto-
cento carte, la piü parte delle quali risguarda le colonie. Ne fu giä
ledatto un catalogo, che conservasi iiianoscritto. L' amministrazione
della hibliofeca non aperta ad uso del piibblico, e aflidata a tre per-
sone che confemporaneamente s'occupano degli afTari del dipartiniento
delle colonie: una di esse n' ha la direzione speciale.
11. Bibl. della soeieta delle colonie.
Beuche questa collezioue, che dee dirsi incipiente, noti sorpassi
i inille volumi, nullostante appalesa ahhastanza la ricchezza delle
puhblicazinrii cosi patrie come forastiere, sulle colonie olatidesi. La
piü parte e slanipata in Gianda, alcuiii pochi libri in ßatavia. La
hihlioteca e ripartita in tre graudi sezioni : I. SulT India Orientale.
II. Suir occidentale. III. Sulle coste di Guinea. La prima suddividesi in
Otto classi: 1. Opere generali; 2. Special!; 3. Colonie di Java, Sumatra,
Molukkos, Celebes, Borneo, Baiika, Timor, Flores, Kokos; 4. Stati e
regni forastieri, China, Giappone, Sciain, Buli; 5. Possessioni antiche,
Ceilan, Capo di Buona Speranza; 6. Descrizioni di viaggi; 7. Opere
varie e niemorie; 8. Polemiche. La seconda coniprende quatiro classi:
(() Surinam: sotto questa si coordinarono le opere generali, quelle sulla
scliiavitü e sulla colonizzazione, le descrizioni di viaggi, le polemiche;
h) Ciira9ao; c) S. Eiislazio e S.Martino in Saba; d) Possedimenti per-
liuli. AI catalogo '} daloseneda qualcheanno, fuaggiuntoun regolamento
'j Catülogiis <lei- B<ieku'i-rlicii \an hfl indisnli (ieiiootsohaii te 'a (irateiilinge. —
'si (iraveiibage, H. C. Su^hii, C. Itzonn, 1856, p. 42, S**.
i
e (lelle socielä st-ienlilico-lelteriirie «iella Neeilandia. ööJ
per r uso (Iella biblioteca, che e a desiderarsi, riempia le siie lacune dietro
r eleiico bibliografico ') offertone dal diligeiite Midier.
13. Societä a tutela della reli^ione criiütiana.
Questa societä protestante-riforniata data dal 6 ottobre 178o.
I membri del sinodo rif'orniato di Dordrecht, spaventati dal progresso
deiriiicredulitä nei paei<i viciiii, diedero il primo slancio alla societä,
che esercito un' influenza notevole sullo spirilo del protestaritesimo,
nonsoloin Neeilandia, rnaeziandio in Germania e in Iiighilterra. I fonda-
tori si distinseio pel loro zelo nelPoppiignare le dottriiie, conosciute
allora sottu il nome generico di neologismo, dirigendo specialniente le
loro armi contro la trista opera di Priestley sulla degenerazione del
cristianesimo. Giä la societä, prima d' essere definitivamente costiluita,
avea premiato tre memorie stese a confutazione delle doltrine di
Priestley. Un programma del 7 luglio 1786 iiivita gli amici della veritä
ad associare i loro sforzi a qiiello dei dottori della religiune riformata,
colcontribuireantiualnKMitealmtMio due ducati, per raggiungereloscopo
propostosi, cioe Tapologia della religione crisliana e del dogma rifor-
niato, contro gli attacchi deir incredulitä, del razionalismo, del materialis-
nio. Fu quella una voce che scosse gli anirni piü restii : i membri piü
influenti del clero protestante presero parte a que' lavori; d'ogni parte
affluirono i doni eilegati; onde la societä seppeguadagnarsi la pubblica
stima, e continuare 1' opera suainmezzoaitorbidi vorticosi della fine del
secolo scorso, e del cominciamento del nostro.
La societä s' adopera di dare agli scritli da lei pubblicati iin
carattere eminentemente pratico, nsando percio d'uno stile ohiaro,
conciso e alla portata d'ogni intelligenza. S'hanno giä a stampa due
Serie di memorie s) che danno a conoscere gl' importanti servigj resi
alla religione protestante e alla morale universale da questa laboriosa
associazione. Onde a pieno dirilto e con tutta giustizia il dottore
J. Royaards ne rilevava i meriti in un eloquente discorsos) pro-
*) Catalojjue des livres et Ciiiles Mir li-s pos-essioiis Neerlaiuliiises eii Asie, Alriquc e
Ameriqiie, leui- histoiie, geojjraphie, liistoiie naturelle, liiiij^ue. litleniliire. A»eo liste
de livres eii Javaiiais, Malais, des ciirles ec. — Aiii!iti'rd;iiii . Fred .Miiller, 1859, »".
2) VerhaiideliiigeiJ \an de t;eiiootsili:i|) tot verdedi<;iiig: viiii den chrislelijkeii (;ods-
diensttegen deszelfV lieden-daii-jsolie bestrijders. Ilaai;. 1787 — 1810, »ol. LIV, 8«.
— Nieiiwe veVhanilelingeii ec. 's Hage, 1811 — 18'i7, vnl. XXIX, 8^'.
3) Het (ieiioolschiip lot verdedli^ing vaii de ihristflijUc t;i.d>dii'iist ^eM'liii-ilkini.li-,'
ge.sflietst. — "s (iravenliiig'e, ISIUi, ^".
340 Valentinen i . Delle bihlioteche
nuiiciatü in occasione della festa seinisecolare della societä nel 1836.
I direttori si riuniscono in assemblea, due volle all' anno alT Aja.
Un programma, puhhlicato in setteinbre, fa conoscere i risultati
del concorso dell' anno anteriore e la proposta soluzione di nuovi pro-
blenii. La direzione e ora coniposta del dottore W. A. van Hengel,
segretariü genorale c dei signori Kist, Wildschut, Ter Haar, Ruiten-
scliild, Schölten.
13. Bilil. cliirurg'ica.
Assai meritö la puhbliea riconoscenza il dottore in medicina
Giovanni de Cocq, che nel 1721 lego al collegio medico-chirurgico
deir Aja uiia scorta di poco piü che 500 opere di scienze mediche.
Con quanta gelosa cura ne fosse vegliata la conservazione piio rit-
trarsi dal diligenle catalogo dato a stampa molti annidopo*)» »el
quäle non solo sono descritti i libri, nia eziandio gli intagli in fogli e
gli stromenti cbirurgici donati,
1^. Bibl. della g^uardia isvizzera.
AIcuni ufficiali della giiardia svizzera al servigio olandese fon-
darono sullo scorcio del secolo passato una biblioteca all' Aja, prov-
vedendo alla conservazione, alT ainpliazione, all' uso di qnesta, con
un regolamento steso in venti arlicoli. Lirnitata a poco nuinero di
volunii e ad opere di media importanza, era ripartita a Capriccio in
4 grandi sozioni: 1. Arte inilitare, matematica , arcliitettura niilitare
e civile; 2. Storia, giurispiudenza, politica; o. Viaggi, geogralia,
storia naturale, fisica; 4. Letteratiira, critica, granimatica, teatri,
poesia, romanzi, religioiie, lilosofia morale, opiiscoli. L'urto dei
rivolginienti politici sviluppatisi poco poi avrebbe tolto perOn la
memoria di quest' utile istituzione, se non se ne fosse pubblicato il
catalogo 2).
•j Caliilogus Villi de .iiiiitDiiiiscIie, medicynsehe, chirurgische, liolanische eii pharma-
ceutische hoeken door wjlen Johannes de Cocq in zyn Leven zeer geleerd en zeer
ervaren Medicina Uot-lor , bij legat van het Theatrum anatomicum en len »ebi'uike
van iille de McdiciiKS Üoctoren cn Mr. Chirurg-yns van 's Gravenhaije geschenkeii
in den iaare 1721. — Ileidiiikt hij H. C. Snsan , hoekdiiikker in 's Hage , 1794,
|). 64, 12".
*) Culalogiie de la hibliotlieqiie foiidee par quelques officieis des gardes .siiisses au
Service de Hollande en 1788, iniprime' le 26 niars 1794 ä la Hayc, p. CO, 12".
e (lelle socieiH sfieiitifico It'tleimie delU Neerlmidia. o4 1
15. Bibl. framniassoniea.
Aiidü liingo ternpo che In liihlioteca della loj/gia delT Unionc
reale delT Aja rimase, per riprovevole trasciiranza de' suoi mernbri,
iiella coiidizioiie primordiale della siia istituziüiie. iMa dacche la
direzione rappresentö con circolare 30 geniiajo 1844, che la loggia
era sprovvediita affatto di buoni libri, fu hen tosto ampliata quelht
raccolta dalle spontanee Offerte dei Sigtiori H. Merkus de Koeli,
F. A. van Rappard, L. Metman, J. A. Meyboom, P. H. NüOrdeii-
dorp, J. W. C. Diepenheim, N. J. Steeiigracht van Daivenvoorde,
C. J. Schölten van Oud-Haarlem, D. M. van Deinse e S. J. Hertzfeld.
Ciö perö che contribui ad arricchirla fu il legato di Gerardo Wouter
Verwey Mejan, che poco prima di niorire ricordo caramente la
propria loggia. In onta a tanti increinenti, la biblioteca odierna non
conta forse da un mezzo migliajo d' opere, che fnrono divise in
tredici eategorie: i. Storia dell' ordine in generale; 2. Storia
deir ordine ne' Paesi Bassi; 3. Ritual i; 4. Leggi; o. Almanacchi
ed elenchi di leggi; 6. Memorie; 7. Scritli polemici sulT ordine;
8. Discorsi; 9. Poesie e canti; 10. Societä seciete; II. ßiografie;
12. Bibliografia e numismatica; 13. Miscellanea.
II regolamento per 1" uso dei libri, del 24 giugno 1852, pubbli-
cato in testa al catalogo >), stabilisce che i membri possano usare di
libri a domicilio, e che il bibliotecario debba subito timbrarli, porli
a catalogo, inscrittovi il nome del donatore, indicare i doppietti.
16. Bibl. del principe Feclerico d*01aiicla.
La piü importante biblioteca framassoiiica finora conosciuta, e
incontrastabilmente quella del principe Federico, della casa regnante,
gran maestro dell" ordine de' liberi muratori. Fregiato da molti anni
di questo onorevoie carico, volle egli tramandare in singulare maniera
a' posteri la memoria d'una societa che aveagli aflidati i proprj intt r-
essi e che riconoscevalo come uno de* suoi piü degni rappreseiitanti.
dacche, per occasione delle sue nozze, presentavalo (l'una medaglia*}.
') Catalogus der Bibllofhoek \iiii (li> Aclilli: \.o'^e t l'iiite roi/nlr in li.-l O, viin 's (Ira-
veiihag-e. Ct'iliukt liij j^ehioeders Ciniitii J" Allmin", tS.'i'i, |>. 8. non imni.. 40, 8**.
2) Uillegg'in«!: en omsfhrijving: \aii den i^cdi-iikpenning' op lii't Idum' liiiM-lik \;iii
Z.-. K.-. K.-. I'iiiis KifdiM-iU diT NedtMliiiiilni incl II. K.M. l'l■in/;^•^ l.iMii-.ii v;in l'riiisscii. ^".
34'W Vu I e 11 1 i n e 1 1 i , Delle bibiioteche
ed altra offrivagli pel suo f^iuliileo >). Infatti acquistava egli in
un tratto la copiosissinia ruecolta di 5400 opere framassoniclie,
d'ogni teinpo, d'ogni loggia, d'ogiii nazioiie, riiinita con iiigerite
dispeiidio e eure infinite, dal medico Giorgio Kloss. II catalogo siste-
matieo^j, che il diligentissimo eollettore accompagnö di note riscliia-
rative, da saggio delP apprezzaniento in che meritaniente e a tenersi
questa biblioteca anzi unica che singulare. E perciö ch' io ne riporto
le divisioni, ad istriizione di chi non e addentro nella mateiia, e a
regoio di confronto per chi la tralta da longa pezza. 1. Libri di noti-
zie sui liberi muratori; 2. Giornali di massoneria e Rosenkreutzerei ;
3. Elenehi delle leggi e calendarj; 4. Legislazione; 5. Scrilti pole-
mici; 6. Diseorsi e iavori dei liberi muratori; 7. Canzoni loro;
8. Rituali; 9. Ordini tetnplarj e cavalereschi; 10. Ordine del Rose7i-
kretitzer; 11. Fratelli asiatici ed israeliti; 12. Storia della masso-
neria; 13. Ordine degli illuminati; 14. Unione tedesca dei ventidue;
15. Qualche cosa sui gesuiti; 16. Magia in rapporto alla massoneria;
17. Cattülicismo, proselitisino. atitigesuilismo; 18. Lotta coutro le
sücietä secrete, in tutti i paesi; 19. Alleanza della virtii, carbonari;
20. Societa secrete non politiehe; 21. Autichitä, misteri, culto ;
22. Metafisica, teosofia, mistica, cabala; 23. Romanzi delT ordine;
24. Biografie; 25. Storia generale della massoneria in Francia;
26. Calendarj ed almanaccbi della legge; 27. La gran loggia e il ^
grand' Oriente di Francia; 28. Feste del grand' Oriente di Francia;
29. Sue pompe funebri; 30. Circolari e rapporti fatti al grand' Oriente;
31. La gran loggia e il grand' Oriente di Francia in rapporto coi gradi
superiori; 32. Sistema rcttificato in Francia amici e filaleti riuniti;
33. Rito lilosofico scozzese; 34. Ordine reale di Herodom di Kilwin-
ning; 35. Rinnovazione dello scottismo; 36. Concordato col rito scoz-
zese, fino alla sua estinzione; 37. II grand" Oriente e il supremo con-
siglio per la Francia, 1805 — 1815; 38. II grand' Oriente di Francia e
il supremo coiisiglio per TAmerica 1814 — 1821 ; 39. li grand' Oriente
' ) Verklan'nf,' dei- ^pdenkpeniiiiin^ op het 2Sjarip jubile van Z. K. H. Prins Frederik,
als Giv. Mr.-. Nat/. der <►.-. Her V.-. M.-. in Nederland, g'evierd le 's (iraveiihage, ol»
6 Jnni.j 1841, S».
2) Bibliographie der Freimaurerei und der mit ihr in Verbindung gesetitten geheimen
Gesellsi'haften, systematisch xiisammengeslellt von Georg Klosz, Dr. med. — Frank-
furt am Main , Druck und Verlag von .lohann David Sauerländer , 1844 , p. XIV,
430. 8».
e delle societÄ scientifieo-letteiarie della Neerlaiidia. 343
di Fraiicia e il supremo consiglio per la Francia (1818 fino ai nostri
giorni); 40. Logge e capitoli soggetti alla direzione del graiid" Oriente
di Francia; 41. Logge e capitoli ehe dipendorio dal supremo consiglio
di Francia; 42. Rito di Misraim.
Qiiesta raccolta di cosi dichiarata importanza e incessantemente
acciesciuta dalle eure iliuminate d"un principe, che al desiderio di
giovare all' ordine franiassonico e specialmetite alle logge dei
Paesi Bassi, aggiunge Taffezione a' buoni studj. Donde senza tema
d'errore puö asserirsi che a questa biblioteca stan molto addietro
le due celebri del dott. Morison di Greenfield, legata nel 1828 alla
gran ioggia di Edimburgo, e del sig. Astier, messa in vendita a
Parigi, Tanno 1856 i).
11. Bibl. Haria.
E dovere di storico esatto ricordare una biblioteca ricchissima
deir Aja, legata nel 1532 all' imperatore Carlo V, biblioteca delle
cui sorti non e chi dia traccia. Farollo colle parole stesse di chi
lascionne memoria: „BibliothecaHagensis a Joanne Hario,Goricoiniensi
„olini congesta. Hie non adinodum litteratus, ea tarnen pietate et in lit-
„teras affectu fuit, ut per omnom aetatem, summa cum diligentia, nee
„niinori impensa, admirandam plane omne genus librorum bibliotliecam
„congesserit. Eratinpatria canonicus, sed, beneficio Caesaris, cooptatus
„fuit in collegiuni canonicoruni llagensium, quo cum larem suum trans-
„ferret, et una tot libris insfructam bibliotliecam; populos mirari,
„stupere, l'ateri denique nunquain se credidisse vel in toto terrarum
„orbe tot volumina reperiri, quare et inditum honiini cognomentum
„Joannide libris. Haji;ae postmodum complures annos vixit, bihliothecam
„codem studio auxit, quam moriens anno 1532 testamento Carolo V.
„iuiperatori reliquit" -).
1§. ISilil. I*aii\v.
Contavasi fra le piü distinte biblioteche delP Aja, nel secolo
XVII, quella del cavaliere Adriano Pauw, signore di lleemstede,
Hoogersmilde, Rietwijck, Nieuwerkerck, consigliere pensionato dello
•) Notice des livres mauuscrits el imprimes siir I» fiMiu'-inafoiiiu'iii'. lt"> teni(>liers et
sociefe qtii en de|>ciidei)t, provenaiit du cnbiiiet de feii M. Asiier. aiu-ien iiieml>ie
de la (iliis pari des dites soeietes. — Paris, fiulUeinot, |>. ^(i. S".
2j Lomaier. he Bibliolhecis, p. 230 — 251.
344 Yiilentiiiolli , Delle biblioteche
stato (l'Olanda, e iniiiistro della Frisia occidentale, il quäle dovizioso
com' era ed ainante de" buoni studj, iiicremeiUö la giä copiosa raccolta
ereditata da Raiiieri suo [»adre. Hipartita in dieci classic) comperidiava
il titolo priiicipale di merito nclla prima. Iiifatti compreiideva questa
treceiito bihbie, cento dodiei fostameiiti nuovi, cento sessarita due
salterj; le migliori impressioni de' ss. padri, fia le quali quaranta
nove di s. Giovanni Grisostomo, undici di s. Basilio, quaranta sei di
s. Agostino, venli quatiro di Dioiiisio Cartusiano; quaiitita di edizioni
degli scrittori sacri protestanti, quali sarebbero, oltanta cinque di
Erasmo, ciiiquanta di Lutero, quaranta di Enrico Bulengero, trenta
cinque di Giovanni Brenzio, trenta quattro di Beza, trenta di Melan-
tone. Ne mancavano di buona scorta di libri le classi letteraria e
storica, benclie di molto inferiore per numero. Annoveravansi fra
classici quarantalre edizioni di Omero, sedici d'Isocrate, ceiito-
ventisei di Cicerone, cinquanladue di Virgilio, cinquanta d'Ovidio,
quarantanove d'Orazio, trenta di Giovenale e Persio. In onta a tanta
riccbezza, tenue era il numero de' codici manoscritti e delle edizioni
del secolo decinioquinto, alla sorie delle quali mancavano aft'atto
gl' incunahuli. Del resto, quanto questa biblioteca fosse apprezzata
al suo tempo puo rilevarsl da ciö che ne scrisse Jacob: „l'une de plus
„signalee de TEuroj^e, pour la diversite de ses livres imprimez, et de
„ses Maiiuscrits, qui y sont conservez. Car je sgay qu'elle est estimee
„de la valeur de plus de qtiatre cents milles livres, pour les Hollan-
„dois mesmes ^)" .
Morto il Pauw nel 1653, i suoi eredi accortamente avvisarono
di salvare dall' obblio quell' cletta [»arte di patrimonio domestico,
col pubbiicarne un catalogo »), redatlo senza critica bibliografica.
lO. Bibl. Bosch.
Sommamente apprezzabile era al suo tempo la biblioteca di
Alberto Bosch, uno de' magnati d' Gianda, nun tanto pel numero
') Tlieologiri, jiiildici , inediei , cliiniiei . chiriiiyiei, iiiiiitoiini-i et de le lieilmiia, —
|)tiil()so|)liici. — |>.ieta', oriilores el lilteratores. — Matheiiialici. :iiti(iccs, iiiiisici et
inililstres, — cosriiograiiliioi, geot{r:ip'''C' <^t tü|io{jiMiililcl, — Iliiloi-ii-i et politici. —
Miseellaiiei iiiler quos pi-teei|iue sunt geiieaiugii i, de iiisigniis , ile rc aniiqiiRrlH ec.
— Maiiiiscripli. — Idetii et orieiilules.
2) Traicie de pltis lielles l)il(liotlie<|iies. — Paris, 1(144. .SO, p. 4:Jt— 43'i.
3) Calaincti.s oiiiiiiiini liliri)i'iim et ni.-iiMiscriploi'iim hihliolhecie illiii>ti'i.ssiiiii et noliilis-
.siiiii viri. Dom. Dom. Adriani l'iiuw. ec. — n;ij,'-iB t'oinilis, siiinptihuü hierediiiii,
»iiiio 1 0.'>4, p. 3ÖI . 4".
e ilelle soeieli »rientifieo-U-tlerarie della NeerlaiidiH. »)45
de' volurni, quaiito pcM' la copia de' piü lari iiicuiiabiili , per alcuiii
stampati in mernbrana, pei molti libri d'arte, accompagiiati da tavole,
disegni e coloriture a mano; splendide legature. Le opere stese
quasi esciusivamente nelle lirigue latina, italiana, francese, spagnuola,
eraiio distribuite categoricaniente i): pochi erano i manoscritti. Alla
moi'te del riceo possessore qiieila biblioteca fu distrutta .*), insieme
a diie piccole ma elette serie di monete anticbe e geinrne •■»).
30. ISibl. Ilulsiaiia.
Una delle piü estese biblioteche, al prineipio del secolo scorso,
era, senza coiitrasto, quella di Samuele Hüls, console dell' Aja, dacche
conteneva verso 40000 opere d'ogni disciplina, d'ogni eta, d'ogni
nazioiie. Ne 11 solo numero rendeva apprezzabile quel vasto deposito
deir umano sapei'e: infattl ne faceano parte le migliori opere allora
conosciute, le poliglotte capitali; le collezioni de' ss. padri; le cosi
dette collane di classiei greci e latiiii; gran copia di libri di storia
naturale, di viaggi, di belle arti, accompagnati da atlanti, inap[te
topografiche, raccolte d'intagli in legiio e di ineisioni in ranie, disegni
a inano, piu ehe 400 codici nianoscritti. Ciö perö ehe dava un valore
inestimabile alla biblioteca erano gli incunabuli; le produzioni degli
editori e stampatori piü aecreditati; le impressioni nienibranacee.
Crederebbesi a mala pena, se il eatalogo pubblicato non lo attestasse,
che vi si riscontrassero le stampe piü rare di Magonza, di Roma, di
Venezia; che nella sola partita di dassici greci e latini, stampati nel
secolo XV in foglio, si annoverassero 61 edizioni di Cicerone, 8 di
Cesaro, 7 di Terenzio, altrettante di Plinio, 6 di Giustiiio, o di
') Theologii'i . — llisloria ecclesiiislli-a , — Jiiridici, — l'olilioi, — fMiilo.-.(>|)lji . iiicdici,
liistoiia nuluiiilis et iiiallKiiiatii'i, — Ariliilictiiia, |iiotiiia et .sciiipliira, — lieoy:riiphici
et cliroiiologici. — Aiilii|iiai'ii, iiuinisiiiatici et iiisciiidioiies. — llisloria u) {rrn'i'a
et i'oiiiaiia, b) llalia. c) ÜL-rinniiia et rogioiies afliiies, d) (lallia, e) HispHiiiu et l.iisi-
laiiiii, f) liritajiiiia . ij) (iei'tiiiiiiia inferior, h) Kcgioiies extra Kuropain, — (ieiieHlo>;ici
et vitiu. — Oratorc.;, — l'oi'tie, — l'liili'lo;; i, k'xicogra|ilii el liililititliectiiii.
2) Calalogtis |]il)li(illi('ca- viri ainplissiiiii Allierli Bosch, dum \i\ciel, eiiia' \ei'ti<;aliiiiii
i-ediUiiinu|iie |)iiblic(>i'iiiii Uollaiidia» pnvpositi li.soi, oainei'ie feiidni-uin iltidein cniisti-
(ueiidi>niiii c'oiisiliarii ; fisci rei venatiou- ; iit et illiislribus duiniiiis Klieiiidaiidi.i- ae
Oelflandiic eollegioriiiii r eoiisiiiis cc. (|ii<e publica- aiictimiis lege diülraheiida e^t.
Ilagai Coinitiim, apiid Petrimi «le Hundt, 1721). |>. 131), S".
'' ) Catalogiis niiiiiisiiialiitii antiqiioi-iim ex »uro, »rg'eiilo et svre : ul et |,'eii)iiiaruiii
la|iiiluiiii|ai' prcl iiisiiiiiiii, opiime Coilservaloniin, iiuoiiiiii piiMica auelio liel. — lla>;.(-
Coiiiilum , apml l'fduiii de llondl, 1729, |>. -lO, 8".
346 Valentin eil i , Delle biblioteehe
Sallustio, 5 (li Tito Livio, 4 di Plauto, 3 di Seneca. Ne le altre classi
ne son provvedute meno.
Quel ricco proprietaiio, deterrninatosi ancor viveiite a vendere
quel suo tesoro, ne coinmise il catalogo *), in cui adottata la prima
divisione per fonnati, si ofTre lo schema sistematico segueiite:
1. Tlieolo(jia; 2. IJistoria ecclesiastica; 3. Jurisprudetitia ;
4. Philosophia; 5. Historia naturalis; 6. Medici; 7. Mathematici ;
8. Architectura; 9. Pictura; 10. GeofjrapJiia; II. Numismatici ;
12. Historia; 13. üratores et rhetores ; 14. Poetae; 15. Philologici ;
16. Lexicugraphi; IT. Jlanuscripta. L'accurato esaine di quel
catalogo puo solo daie a conoscere quanti cemelj bibliograflci si
siano allora dispcrsi. Veiiti opere manoscritte, quasi tutte di classici
latini furono acquistate dalla biblioteca dell' universitä di Leida.
*H. Bibl. Bleiswykiana.
Apprezzabilissima per molti titoli era la copiosa biblioteca
deir avvocato Pietro van Bleiswyk delP Aja, clie nel 1791 fu esposta
air asta quasi per intero, e la si rese perciö di pubblica conoscenza
con catalogbi a stampa -).
HH. Bibl. Bilderdyk.
Gloria domestica del giureeonsulto alla corte d'Olanda, uelT Aja,
Guglieimo Bilderdyk, era una raccolta di 4000 opere impresse
e manoscritte d' ogni genere di studio che sullo scorcio del secolo
decorso fu esposta in vendita s). Fosse che quella biblioteca rimanesse
') Bihliotlifca lliilsi:inn. sive i'alalojfiis liliroruiii. qiios m;ii;no lahiire, sninniH ciira et
maxiiiiis suiii|itibus collegit vir coiisulnris Samuel Hiilsius ee. (|iioruni atictio hahe-
bltur Hagas Comituin ec. — Hagae Coiiiitum, apud Job. Swart et Petr. de Hoiidl.
IT.-JO, vol. VI, 8".
2) Pars ni;i,ior Bibliollieea; Bleis\vykian«s sive catalo^l'iis llbroriini exqnisitissimonim raiis-
siiiiorum et nitidissime conipactoruiii , In pneelpiiis faciiU:itilius , »rlibus , scientiis
et lingiiis, quos collegil et reliquit vir nübilissinius, aniplissinins , perilliistris Pe-
trus van Bleiswyk, iiireeonsultus oliin, dum vivebat, perilluslrium et priepotentiuni
Hollan<lia! et Weslfrisiae Ordinurn Coiisiliarius, er. — Hag« Coniitum, 1701, vol. II.
8", I, p. 164; II. p. 162.
Prix des livres de la bibliolbeque delaissee par P. van Ul -iswyk. 8. d. 8".
3j Catalogus lilirorum in omni ferc scit-ntiaruni genere pr«slanti.s.simorum , quibiis
maxima pro parte nsus fuit ("luilelmus Bildenlyk , iuris utr. doctor et corani lliil-
landicB curia (dum in liac p:itria Tneril) oausarinii palronu.s , quornin publica tiet
auctin HagEB Comitiim in a^dibus ec. Ilagse Cnniltum, apud Aemiliuin van Daalen.
Wetters (1797), p. 218, 8».
1
e delle societJ scientifiro- letlerarie della Neerlandia. o47
alloca la piü parte invenduta, od altro motivo, se ne praticö una
seeonda asta in Amsterdam, nelT agosto delT anno 1832 'j.
Rotterdam — Rotterodiuiium lat.
Benche la somma importanza del commercio mai'ittimo richiami
a se quasi esciusivamente l'attivita dei cittadini, nullostante ten-
gono in onore ie seienze e ie lettere una societä scientifica, ed
aicune biblioteche pul)blit'he e private, alle quali ebbi facile accesso,
per mezzo del coltissimo giovane Edmondo van Geetruyen, cui pro-
fessü pereiö la piü sentita gratitudine.
1. Bibl. della societa batava di filo.«ofia speri-
mentale.
La istituzione di questa societä devesi agii intetidimenti generosi
di C. Steven Hoogendijk, orologiajo di Rotterdam, riceo celibatario, il
quäle eonsecratosi perdutamente agIi studj della meccanica, formossi
un gabinetto di maccliine di fisiea sperimentale, parecchie delle quali
oostrusse egli stesso; ed aper.-e a proprie spese nel 17G9 la societä
batava, cui morendo lego la pingue sostanza, collo scopo di giovare
allo sviliippo della scienza da Uli accarezzata. Incontestabili sono i
vantaggi iinportati al paese da questo istituto, dacche vi si tengono
corsi serali di fisiea sperimentale elementare ad uso del popolo, si
aprono concorsi con premj, si pwbblicano memorie 2^. Benehe creata
da un arligiano, la societä ebbe organizzazione affatto aristocratica.
I meinbri che ora montano a poco oltre i cento, sono divisi in sei
classi: onorarj, amministratori, direttori, consultori, corrispondenti,
ordinarj. II re e protettore della societä. II consiglio degli ammi-
nistratori 0 direttori sceglie a presidente d'ordine della societä uno
1) Catalogiis opiipr mfirkwarHig'e verzameling vaii hoekeii en hamlsohriften , waaron-
(ler verscheiden werken inel versehiUeiide talen ; wort» van eeiiige schilderijen ;
teekeningen, w:iaronder van den luer en van .M. ßilderdjk; l'renten ten deele in
lijsl en glas er. alles nageUiten door vijle den wel edeleii gestrengen heer Mr.
Willem Bilderdyk. Amsterdam, bij .1. Immerzeel, jr. (1822), p. VI, 12ü, 8».
2) Verliandeliugen van het balaafsch Genoolscliap der proelender vindelijke 'wijsbe-
geerte te Rotlerduiu. Rotterdam, 1774 — 17118, vol. XII . 4". — Nieuwe verhan-
delin;;en van het ec. Rotteidain, 1800 — 1829, vol. VI, 4'*; il volume XII |>iibbliro««i
nel 1851.
348 V :. I e II l i M e I I i . Dollf hiMioleclif
de' cittiidiiii piü distiiiti di Rotterdam, clie s'intitola Prnescs ninfjiti-
/icus. Essa lia unu statuto proprio ').
Ora il cotisiglio nuinici[iale cedelie ad uso della societa l'appar-
tameiito siiperiore della horsa, i cui vasli spazj, giä granaj, fnrono
convertiti a j-ale di biblioteca, gabinetto di fisica, sale delle radunanze
e delle lezioni. La biblioteca, maticante d'iina dotazione fissa, va
lentaineiite accrescendosi, non amrT'Oiitando il numero de' voliimi
che a circa 6000, la piu parte di filosofia sperimentaie. II coiisiglio
riunito della parte scientificd-amministrativa delermina ciascun anno
la somma che in generale e assai tenue, per Tacquisto di lihri. Uno
dei mezzi di arricchimento e quello del carnbio de' proprj alti con
altre societa. Fra le singolaritä moritano d'essere ricordate: aj una
collezione di carte idrauliche delle Neerlandia, per istudiare il corso
delle aeque, Tessicamento, la fonnazione dei polders, il mantenimento
delle dune, la costriizione e conservazione delle dighe, non che delle
chiuse: finora non sono piü che dueeento, come risuKa dal catalogo
eretfone, con ampla scorta d'annofazioni, dal presenfe bibliotecario
D. F. van der Pant, segretario dell' accademia, il quäle si propone
di pubblicarlo fra poco; h) una ricca raccolta di viaggi, specialniente
delle Indie e delle colonie neerlandesi; cj 168 opere di storia natu-
i-ale; (fj 800 opere di niateinatica. La biblioteca e aperta all' uso de'
soll menibri, i quali possono pure avere libri a domicilio.
La spaziosa sala del gabinetto di fisica e fornita di abbondevole
Serie di stromenti e macchine per Tinsegnamento della mecca-
nica, come pure di apparecchi e macchine per le lezioni di fisica
sperimentaie, avendosi cura speciale delle lezioni sull' elettricitä e
sulla luce.
'£. Societa di mediciiia.
Questa societa costituissi nelT anno 1833, prendendo a divisa
il motto Diüce docendiis adhuc. 1 memliri, beuche non abbiano
pubblicato meini>rie scientifiche o aperti concorsi, nulloslante nelle
sedute, che tengotio due voHe per setliniana, s'occupano di ricerche
scientifiche sulla terapia, sull' anatoniia patoiogica, sulla chirurgia.
Questa societa , cui appartengono molti illustri medici stranieri.
•) Plan en grondwetteii vuii hcl li:ila:ifsch (ienootscap ec, 1771, 4*'. — l'lmi cn
gruutiweUen vaii liel bataaf»».h (ieiioolscap ec. Motlerdaiii . 1843. 4<'.
I
e (lelle societä scientifico-lelteraiie della NeerlHndi». 0-i9
pnbblica annualmente il reso-confo delle sedute nel giornale medico
ehdomadario d' Amsterdam.
3. Bibl. dci ^esiiiti.
Distriitta ne' passati rivol<;irnenti la loro hihlioteca, i pochi
padi'i della compagiiia, cui dal 1849 il vescovo d'llurlem affido la
cura della piccola cliiesa della Immacolata C(»ncezione siil Vijnhaven,
diedero opera a provvedersi d* iina raecolla di lihri, liinitata alle sole
scienze ecclesiastiehe. Benche il nurnero de' volumi non eeceda il
migliajo, vi sono lappresentate a sufficienza le classi in che la si
suddivise: hililica, teologia, liturgia, diritto, omiletica, ascetica,
storia ecelesiastica, poligiafia. Due sole collezioiii voluminöse vi si
riseontrano, qiielia de' Bollandisti e una gran parte della hihlioteca
ecelesiastica dell' ab. Migiie. Fra le opere moderne deve ricordarsi
una scelta seorla di giornali olaiidesi i) e francesi 2).
ti, Bibl. della cliiesa g^iaiiseiiistica.
Neil' odifizio presse la chiesa, nel qiiale ordinarianiente risiede
il vescovo romano-cattoUco (gianscnista) di Deventer, la comunitä
giansenistiea conserva una raccolta di circa cinqiieniila volumi di
opere religiöse e storiche, raccolta che va accrescendo in modo
couforuie alla sua origine, cioe con doni. Le specialitä della hihlioteca
si riassumono in edizioni degli scritti di Giansenio; opere ed opuscoli
sul celehre siiiodo tenuto ad Utrecht nel settemhre 1763; in niemorie
scritte da ecciesiastici rifiigiati al tempo della famigerata holla
') De g-ndsdienstvriend door .1. G. Le.san:e (er Brnek. Ti> 's riiavt'iilia»e, 1822 — 1860'
vol. LXXVl, 80. Qiifsf efcelk'nte gidiiiiile, sie o in senso piitameiiti' cattolico, fii
«'oiiiiiiciato da Lesanre ('(iiivi'ilitd >lal protestaiitisitiio al catlolirisiiio . e coiitiniiato
d()|io la siia inorte. da tiiosiie Witz: anihedue l'iiiono l'nix'atori dcl sefjuente. —
t'atholijke nedeilaiidsche stemmen over godsdienst, stiiat-^escliied- en lellerkuiide.
Grave, 183ö — t8{)0, fogl. pico. — De kalliollck-}rodsdiei)sti'r , geschied- eil lel-
terktiiulig inaaiidstlirift. Te 's Gravenliage, 1842-1860, vol. X.WII , S».
2) .loinnal histoiiqiie et litte'raiie, par P. Keisteu. Lie^re, 1834— 1860, tom. XXVII, 8".
— Bililiogiii|>liip calholique. Revue fritiqiie des oiivrajres de religioii. Philosophie,
histoire . lilteraluie , e.lucation ec. Paris, 1841 — 1860, foiii. XXIII, 8». —
Gagariii. Etiides de the'ologie. Paris. E giä coiniiiciat« una nuo»» serie di
i|ue.sto inteie«saiite giornale, a fascieoli trimestrali. - La verite historique. Revue
hfbdomadaire, destine'e ä lelahlir jes faits alte'ies par T iguorauce ou la mauvais.?
foi, puMi(' sous la 'Mreclion de Pli. van der Haegfn ä Pari». -- Tourn«i. t8S8— 1S60.
vol. V. S».
350 Va leii tine II i. Delli- biMioteche
Vnigeuitus ; in ritccolte dogli scrittori di Portoreale; in aleuni pochi
nianoseritti. Non vi maneano opere voluminöse ') e splendide 'i).
Adornano Tantisala i ritratti ad oiilio di sette vescovi di Rotter-
dam e tre di Deventer, esegiiiti per mano di fanciulle accolte in case
d'educazione della coinunita gianscnistica.
5. Ifiibl. iüej^aani.
In Ulla delle stanze delia residenza vescovile giaiisenistica e la
raccolta di libri di proprietä di quel veseovo Ermanno Neyaam, al
nuiriero di circa 3000. Ai soggetti trattati specialmente nelle opere
delia liiblioteca antecedente, s'aggiungono la filosofia e le belle
lettere. In questa le opere moderne soverebiaiio le antielie. Non
meritano d'essere passate sotfo silenzio due versioni delia bibbia in
olandese *), le opere di Arnaud *), un' apprezzabile storia ecclesiastica
delia Neerlandia '=^, e due accreditati giornali «).
*) Loci comunes theolog-iae saorae, iit sunt postromo rpcog-niti et pmendafi per Wolf-
ganguin iMusculuiii Dtisaiiiiin (Hi Douai). Ediiio ultima. Rasileae, Henricpetr., li)70,
vol. VIII, fol. — Den Kristelykeii va<le hrekende het geesttilyk broodt voor de kin-
dereii, door den eerw. beer B. D. L. (Cornelin ßouberol di Rotterdam). .Antwer-
pen, voor H. \V. van Williergen, bockveikoper, 1744, vul. VIII, 80. — Xon\elles
ecflesiastiqnes ou meiiioires pour servir ä 1' bistoire de la Constitution l'nigenitus
1776 — ITQ.'i. Periodico in 4'^. — Nederlandsche historie veriatende g-e.schiede-
iiissen der nu vereenigde >'ederlan(len , inznuder hood die van Holland , van de
vroegste tyden af. L'it de geloofwaniigste sehryvers en egte gedenkstakken
samenge.steld door Jan Wagenaar, met planten en karten. Te Amsterdam , by
Johannes Alleirt, 1790—1811, vol. XLVIII, 8«. — Les oeuvres de Mess. Charles
Cabriel de Thubieres de Cayhis , eveque d' Auxcrre. — Cologiie , 17J)1 — 1754,
vol. X. 8".
2) Itatavia sacni , sive les gestae apostolicoruin viroriim qui fidem Bataviae primi in-
tulei Ulli, in duas partes divisa, industria et studio T. S. F. H. L. H. S. T. L. P. V. T.
— Bruxellis, per Franciscuiu Foppens, 1714, fol.
2 I Biblia saoi-a dal is de beilige Sohril'tiier \nn bet oude en nieuwe Testament, naer de
Isietste roomsche keure der gemeine latynsehe overzettingp, in nederduitsche vertaald.
Tot Utrecht, by Cornelius Giilielmiis le Fevre , 1732, vol. II, fol. — De Bi.jliel
«loor beknopte uitbreidingcn en oplii'lderende aanmerkiiigen verklaerd door .1. van
Nuys Klinkenberg en Gi-r. .loh. Nahuys , predikanten te Amsterdam. — Te Am.ster-
dam, by .lobaunes Allart, 1780—1795, vol. XXVII, S".
*) Le» oeuvres d" Antoine Arnaud. — I'ai is. 1775 — 1782, vol. XLIX, 4<'.
*) Hesden (van) H. Kerkelijko bistorie en oul heden der zeveu vercenigde pro-
viiieien. — Leiden. 1752, vol. VI. fol.
*) Magazin voor wctenscbappeii. kiinslen en letleren, verzameld door N. Ct. van Kam-
pen. Te Amsterdam, bij P. .Meyer Wariier.s , 1822 — löIlO, vol. X, 8". — Onze
tijd. Merkwaardige gebeurtenissen onzer agen . op bet gebied van Staatkunde,
^e«chiedenis, l»nd- en volkenkundf. knnslen. wetenschappen, nijverheid enz. mits-
I
e delle societa scienlifico-letterarie della Neerlandla. dol
6. Bibl. remonstrante.
II principio della biblioteca data dalT anno 1664, perche la
direzione di quella chiesa remoiistrante acquistö al prezzo di 1040
fioi'ini la libreria del sig. Hyttenbagandt, che morto poco prima
avea legato alla detta chiesa alcuni de' suoi libri. Non appena fon-
data, fu essa arricchita colla libreria del dotto Beniannirio Sopma,
predicatore della stessa confessione a Dokknm, poi a Zegwaart o
Zoetermeer, e fiiialmente a Rotterdam >)» che fu acquistata dalla
direzione pel prezzo di 40o fiorini, il 28 setternbre 1646.
In una sala e due stanze delT edificio presso la chiesa sono
distribuiti in ordine sistematico i libri, sul cui dossale leggesi in iin
biglietto a stampa il numero e il titolo della elasse, nonche il nnmcro
di catalogazione. Benche non oltrapassino i tremila, vi si riscontratio
opere capitali, collezioni special!, codici manoscritti. La parte biblica
va ricca delle poliglotte complutense (1514), plantiniana (1569),
parisina (164o), londiiieiise (1657). Una raccolta miscellanea falta
nel 1789 di 323 diflerenti opuscoli di storia civile e naturale, giuris-
prudenza e bibliografia, riferentesi a Rotterdam, fu ordinata in ses-
santa volumi e registrala in uno speciale catalogo. Due grandi carto-
lari contengono piü di 200 ritratti di illustri protestanti, specialmente
remonstranti. Cento codici niss. di minor Interesse o acquistati a
danaro, o procedenti da un legato di A. Helker, risguardano la storia
di Rotterdam; cinquanta di piü dichiarata importanza, contenenti
pure autografi di Erminio e di altri celebri remonstranti, sono cun-
servati sotto piü gelosa custodia. Tanto qiielli che questi non sono
compresi nel diligente catalogo 2) suddiviso in I. Biblia corumque
versiones, concordantiae ; II. Theologia exegetica ; 111. Theoloijia
systematicaj l\. Theol. historica ; N . Patres apostolici; \ I. Tlieo-
^'aders levens- eii karaklersehetsen van veiiiiaarde tijdg-iMiooten. zan)eii<;es(eld i'oor
eeiie veieeiiiging >aii lelteikuudigeii. Aiiisteidaui, gebroedeis Diederich, 1848 — I8G(».
vol. XXIV, 8».
1) De Heiiioiistraiitsilie Bioedeiscliap. Biographische naamenlijsl van have Professoren,
preilikanten eii propoiienten enz. door Joannes Tideinan , \A'.\\. Ihooi-. luag. liier.
hniniin., dr. predikant te llolterdarn. Haarleiii . hij de ervcn T. Hohn. 18+7,
p. XII, 384, 8".
'-) Calalogus van de theologische bibliotheek der remoustrautsch-'ierelornieede kerk
te Rotterdam, opgeniaakt door J. Titleiiiann. — Itrecht. Keinink on zoüu. 1848,
p. 20ä, 80.
Sitzh. d. phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. III. Hit. 24
352 Valentiiielli, Delle hiblioteche
loijia practica; VII. Miscellaiiea thcol. Fu piibblicato un regola-
meiito in un fo^lietto di 4 piigiiie.
Benelie sprovveduta d'una dotazione ordinaria, nuUostante va
la biblioteca accrescendosi per doni, come pure per acquisto di
qualche nuova opera accreditata, couseutito dalla comunitä.
t. Bibl. reinonslraiite-reformata.
Neil' ammezzato superiore d'una cappella della cbiesa rnaggiore
(groote kerke) protestante di s. Lorenzo e un' antica raecolla di
libri saeri, assieurati eon catene ad una sbarra di ferro, in maniera
che si possano trasportare su di un leggio, posto nel mezzo della
stanza, senza staccarneli. Questa biblioteca di nessun uso odierno,
deve essere ricordata meno pel numero e pel pregio de' libri che
per la singolarita della loro collocazione, propria d'altronde di inolte
hiblioteche, negli scorsi secoli. II catalogo *) ormai cosi rare a
trovarsi, che fu pagato sei fiorini olandesi, da notizia di sei codici
mss. di poca importanza, e divide gli stampati nelle seguenti sezioni:
a) Biblia, versiones, concordantiae ; b) Commentarii; c) Vcteris
ecäesiae doctores; d) Scrlptores ecclesiastici ; e) liecentiores
romano-calholici ; t) Theo/ofji protestantes ; g) IHstoriae eccle-
siasticae scriptores, aliique ; li) Historici aiuque. Mancano al
catalogo alcuni buoiii classici latini, forse importativi posteriorn\eiite,
come pure due anlichi manoscrilti arabi del Corano, portati dalle
Indie, da quel governatore generale Maatsuiker. — Gettati a fascio
co' libri sono niolti atti di aniniinistrazione della chiesa, ivi forse
collocati per motivo di sicurezza, dacche a sola ripetuta inchiesta
del forestiere si schiudono quelle soglie.
Quaiito all' uso della biblioteca, leggesi nella prefazione stesa
con altica eleganza: „Viris plurimum venerandis et doctissimis,
„literarumsacraruni in caetuRoterdamensium refonnato interpretibus,
„caetcrisque pastoribus hanc bibliolhecain utendain offerunt et prae-
„bent viri arnplissinii curandis caetus aedificiis et rei familiaris
„praefecti. Nee interceduiit quo minus quibus volupe sit, libros
„domum abducant, diligentius ibi ac coinmodius perlegendos. Ne
„tarnen hac ratione damnum aliquando bibiiothecae inferalur, libro-
1) Ciilalojjus libroruiii quos compleclitur hildiolliffa |<uliliei) iiil aidem s. Lnureiitii,
Kotei'uilanii. Kxcuüubut Jacobiis vaii liualeii (Uoterodaini), 1814, p. 24, 8".
e delle sociela scientifico-lelterario della Neerlandia. OOo
„rum auferendorurn inscriptiones, addito lectoris nomine, ipso
„ablationis die, albo inscribi cupiunt, ipsaque volumina qiiantocius,
„saltem qiiotannis ante mensem aprilem exeuntenn, in bibliothecam
„remittenda curari".
S. Bibl. Arkeliana.
Distinta per inolti titoli era al suo tempo la biblioteea del pastore
della chiesa remonstrante Cornelio van Arkel che all' amore degli
studj teologiei quello associava degli archeologici. Nel piineipio del
secolo-scorso, non risparmi;iti(io eura e dispendj, raccolse in sua
casa (van de Noortzyde van't Haringvliet) piü che quattromihi opere,
la piü parte di teologia e archeologia, con aicune poche compi-ese
sotto le classi: Juridici; philosopln; mathematici ; medici; liisto-
rici naturctles ; geographici; chronolofjici et historici; hisloriu
allegorica, fabulosa, emblematica, sutyrica, ficta; poetae yraeci,
latini, itali, galli, belgici; orntores et epistologvaphi , lexico-
graphi et Ubrorum indices. II catalogo erettone i) al momento della
morte del possessore per la vendita all' asta, benche accerini a
dispersione di una splendida biblioteea, nullostante ee ne conserva
la storia, che torna pure ad onor del paese. Vi si rinvengono per
entro grandi opere che al valore intrinseco aggiungono il merito
artistico, libri con tavole, atlanti, classici greci e latini in gran
copia, raccolte di dissertazioni tcologiche ed archeologiche, serie
di scritti polemico-religiosi, edizioni di gran prezzo, incunahnli
rari ä). Le lingue pifi frequenti sono l'olandese, l'italiana, la fran-
cese, la greca, la latina.
L' Arkel oltracciö possedea una distinta raccolta numisinatica
fatta da lui stesso, che ne stese pure il catalogo. Tale raccolta di
monete greche e romane in tutti i metalli, era acconjpagnata da una
serie di oggetti antichi, idoletti, vasi , utensili ec.
') Bibliotheca Aickeliana continens vaiios, exquisitissimos in omni stiidioruni geiiere
et iing'ua librüs, quos inter iniprimis exceUiint theolo^iei, antiqiiarii, iiiKnisniatici,
literatores, historici, poetae, oiatores , aliique niisceUanei , i-omnuMulaliiles innxlnie
ab editioniim pra.'Stantia , raritate et nitoiis elegantissiiiia coiioinnitate, qiios oimies
niulta cum industria et summa cura suis usibus coniparavit et congessit vir pluriin.
revereiidus et doctiss. dr. Cornelius van Arkel, ecclesia> remoustraiilium i|Uft> colli-
gitur Hoterodami (dum viveret) Pastor tiilolissimus, ut et verhi divini preco faeun-
dissimus. tloruiii luiblica auctioue fiet ilistraclio per .loh. Danieleni Ueman. mensibus
maj. et nov. 172;>. — Hoterodami, ap. Joh. Dan. Bernau, p. 'i7ü, 70, S*".
-) Boccacii genealogiae. — Veuetiis, 1473.
354 Vnloiitinelli, Delle biblioteclie
9. Bibl. del clott. O. F. F. Orosliaiis.
Qiiosto distiiito inedico di Rotterdam raccolse una serie d'opere
relative apli studj della mediciiia, che quantiinque non olfrepassi i
4000 voliimi, puö chiamarsi distinta. La distribuzione sistematica
negli arinadj fu da lui fatta coi piü niiniiti dettagli, perche le inser-
zioni successive non lo ohbligassero a nuove suddivisioni : Biblio-
grafia — Storia della mediciria — Storia della letteratura — Storia
della filosofia — Medici antichi con versioni e commentarj — Colle-
zione di dissertazioni mediche delT Olaiida — Atti di societä —
Anatomia — Fisiologia — Etnogratia — Patologia — Terapeiitica
generale — Patologia speciale — Contagi — Feste — Epidemia —
Chirurgia — Ostetricia — Malattie delle donne e de' fanciulli —
Oftalmia — Matcria medica — Medicina giudiziaria — Igiene —
Veterinaria — Botanica — Chimica. II Groshans si rivolse con
amore speciale alla raccolta delle edizioni d'Ippocrate e di Celso.
Cultore non della sola pratica, ma delle teoriche speculazioiii,
coadinvö la pubblicazione del Plinio di Sillig *) che qiiesti percio
dedicogli; non che illiistro la storia della medicina del suo paese •}.
Non manca la biblioteca di opere splendide, fra le quali la storia
naturale delle possessioni neerlandesi 2), accompagnata da ricca scorla
di tavole cromo-litograGche.
Prima Soeieta proinotrice <lel 1' iiiiiesto fiel
vajiiolo.
Questa societä, costituitasi al momento della scoperta delT in-
nesto del vajuolo, adotto a motte: Ne peslis intret vigila. Essa
appaleso la sua operositä con parecchie pubblicazioni *).
^) C. Pliiiii S e c u II d i Naturalis liisloiiii- lihri XXXVII. Recensuit et coinnientarils
criticis , indiciliusqiie iiistriixit Julius Sillig. — Hiinibiirgi et Gotlia; , l{i.'>l,
vol. VIII, 8«.
2) llistoi'isclie versliig over de geiieeskundige school te Rotterdam. — Rotterdam,
1833, 80.
3) Verliaiideliiigeii over de natui-lijke g-eschiedenis der iiederlandsclie olierzeesclie
bezzitliiigen, door de ledeii der natiirkundige coiiiinissie in liidie, eii andere sclirij-
vers, uitgegeven op last van den koniiig', door C. J. Temiiiiner. Leiden, 1839 — 1844,
vol. III, fol.
*) De ineiiting' der Kiiid('i'p<ikj<>s ec., door een geiiees- en heelkiindig genoolscliap te
Rotlerdain. Rotterdam, 17.')", 8**. — Hei Rotlerdaiiische (ieiiootscliap ter bevor-
diiiiig van de Koepok-Ineiiting Se peatis intret vigila. Verhandelingen. Rotterdam,
1808, 80.
i
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia. o5o
Delft — Tablae Batavorum, Delfi, Delphi, lat.
t. Istituto reale neerlandese cle^li ig^e^neri
o politeeiiico.
Le condizioni singolari della Neerlandia, il eiii suolo e contiiiua-
nieiite minacciato dalT invasione delle aeqiie, chiedeano all' idraulica
apparecehio di grandi mezzi a lottare contro l'ineessarite pericolo.
Perciü gli studj delle matematiehe applicati ai lavori di dune, dighe,
canali, arginature, ponti, chiuse, crebbero a tanto splendore che le
altre nazioni presero ad esempio le meraviglie di que' grandios!
operati. Era quindi dicevole che una societä patria ne rappresen-
tasse la dignitä e la eccellenza. Non fu pero che nel 1847 che il
principe d' Orange, ora Guglielmo III, fondo a Delft Tistituto reale
degli ingegneri, collo scopo di favorire il progresso di tutto cio che
si riferisce al sapere teorico e pratico degli ingegneri civili e militari.
Per quanto ho osservato, e ben chiaro che Tistituto s'occupa a
preferenza delle opere idrauliche (Waterstaat) estendendosi al geiiio
civile, militare e marittimo. Alla fondazione delT istituto s'accom-
pagno quella del convitto pegli allievi i quali, terminato in questo
politecnico i loro studj, ricevono un diploma di abilitazione per
essere impiegati nelle Indie. L'istituto contava nel 1858 212 allievi.
I membri distribuiti in ordinarj, straordinarj , onorarj sommano
a 400, 70 de' quali risiedono alle Indie orientali, forniando una
suddivisione deif istituto. Gli ordinarj pagano una contribuzione
annua di 20 fiorini, gli straordinarj di dieci. L' istituto limitato alle
sole sue forze, dispone annualniente della sonima di 7000 fiorini,
che eroga nella pubblicazione di atti e memorie iniportanti. La serie
degli atti, in 7 volumi *) contiene memorie e dissertazioni accreditate
di membri o di dotti nazionali e stranieri. Una seconda serie di
scrilti -) da estratti di giornali stranieri, pubblicati ad uso de' membri,
per far loro conoscere il progresso della scienza fuori della Neer-
') Verhandeliiigen viiii liet koiiinklijk Nederlniidsch Iiistitiiiit \iiii In^enioiirs. 1848 — ISiiö.
— "s Graveilhajfe, 1848— l8;;o, vol. III, 8"; 18öl — 1S.';7, vol. IV, 8^*.
>) Uitti-fksels iiit vreciiide lijil.schrifteii voor ilü loileii van het koiiiiikigk In.slitiiut van
Ingonieurs, 1851 — 18Ö7. — '.s tiraviMiliHtfi', ISÖ'i— 1857, 4".
356 Valentinel li, Delle biblioteche
landia. E rilevjita l'iinportanz;! della istituzione da un annuario ')
ad uso dcgli ingegneri, in ciii si da rapporfo sulle sedute fissate a
cinque per anno, e da una raccolta di regolamenti, determinazioni,
traltazioni ec. delT istituto 2).
Va unita all' istituto una biblioteca di formazione contemporanea
all" origine della soeietä, dacehe Tantica delP aecademia militare
soppressa, fu trasportiita nel 1828 all' aecademia militare di Breda.
Beuche mancante di piopria dotazione, ricavi i mezzi d' incremento
dai soli fondi limitati dell' aecademia, nnllostante arriechissi ben pre-
sto, anche pel deposito dei libri mandatile dalla soppressa biblioteca
universitaria di Franeker, se nel 1856 pubbliconne un catalogos), re-
datto a dir vero con poco sapere bibliografico.Quella piccola collezione
era allora divisa in: 1, scienze esatte; 2. astronomia; 3. scienze
naturali; 4. chimica ; 5. architettura; 6. cosiruzioni navali;7.idraulica;
8. meccanica ed industria; 9. scienze militari; 10. storia; 11. stati-
stica e scienze economiehe; 12. geografia ; 13. annuarj; 14. iingue;
13. memorie scientifiche; 16. cataiogbi di libri. Fu fatta conoscere
con ispeciale catalogo ragionato la raccolta di carte geograficbe e
piani topografici*). A questi ultinii anni la biblioteca ebbe uno sviluppo
ineraviglioso, merce le eure ainorevoli di quel bibliotecario dott.
Buddiugh, professore delT aecademia. II numero de' volumi si elevö a
20000. Da piü ehe cento giornali neerlandesi, francesi, tedeschi,
americani, di matematica e fisica, di tecnologia, di linguistica sono
esposti nelle tre sale della biblioteca, Tuiia delle quali e eonsecrata
interamente all' industria. Ricca oltremodo e la partita della letteratura
Orientale. La piü parte di duecento manoscritti orientali quivi esistenti
fu regalata dal govcrno: venti ne aggiunse di recente il console neer-
landese in China, Serin van Basel. Molte sono ivi le opere moderne ad
avviare gli studiosi delle Iingue malaiche, del Macassar, del Giappone;
grammatiche, dizionarj, cresfoniazie dei dottori T. Roorda, I. J. de
•) Ja.irLoekje. — 's Giaveiihage, 1852—1860, vol IX, 18°.
■') Koniriklijk liislituiil van Ingeiiiems van 31. Aug. 1847 tot 8. Mei 1849, 80.
3) Catalogus van der lioekeii vooihainieii in de ßibliotheek van liet koniiik. Insliluut
van Ingenieurs, 184G. — le 's Giavenliage, bij gebroeders J. en H. van Langen-
buysen, I8ä6, p. 51, 80.
•») IU'|»eiloii e de Carle« , publie par I' luslitut Itoyal des Ingenieurs Ne'erlandais. —
La llaye, 1854—1857, 80. I priini tre faseicoli coatengono Carte dell' linpero
ausiriacn, i 4 — G pmlano I' iiililolazione : Hepertoire des Cartcs de l' Empire fran-
i'fis, puhlie cc.
e delle societst scientifico-Ielterarie flella Neerlandia. «>57
Hollander, A. Meursinge, R. F. Matthes, professori delle accademie
di Delft e di Breda. Distribuiti in tre aimadj sono 1500 volumi che
si riportano al solo possedimento coloniale di Java.
Depo la pubblicazione del catalogo sistematieo 1856, si eressero
due eataloghi a penna, alfabetico e sistematieo, qiiello a schede, que-
sto in tre volumi in f., il terzo de' quali si riporta alle sole colonie.
Credo prezzo d'opera oiTerirne lo schema. Vol. I. 1. Scienze ed arti in
genere. 2. Scienze esatte e filosofiche. 3. Matematiche. 4. Pesi e
misure. 5. Astronomia e marina. 6. Scienze fisiche in genere. 7. Fisica.
8. Fisica e chimica. 9. Chimica. 10. Storia naturale. 11. Geologia e
geognosia. 12. Mineralogia. 13. Botanica. 14. Zoologia. Vol. II.
15. Industria. 16. Scienze economiche e statistica. 17. Tecnologia.
18. C^mmercio. 19. Agricoltura. 20. Genio in generale. 21. Architet-
tura. 22. Meccanica. 23. Idraulica e ferrovie. 24. Genio miiitare.
25. Mineralogia. 26. Costruzioni rurali i)- 27. Storia. 28. Geografia e
topografia. 29. Linguistica e letteratura. 30. Leggi e ordinanze.
31. Miscellanea. Vol. III. Appendice. Colonie Neerlandesi. 1. Asia;
a) lingua, b) etnografia , c) viaggi, d) lingue di Java, e) lingue
malaiche, f) lingue differenti orientali, g) storia, h) opuscoli.
2. Africa; a) Capo diBuona Speranza, b) coste di Guinea. 3. America;
a) America meridion., b) America settentrion. 4. Appendici; a) do-
minazione portoghese e spagnuola in Asia, bj colonie inglesi in Asia,
c) miscellanea.
!3. Istituto reale di liiigiii.<$tica e d' etnografia
per le Iiidie neerlandesi.
Le ricerche d'ogni maniera imprese ad illustrare la lingui-
stica e Tetnografia delle colonie neerlandesi, determinarono la fonda-
zione di questo istituto che, posto sotto il patronato del re, tenne la
sua prima seduta il 4 giujjno 1851. Oltre a trecento membri ordi-
narj obbligati ad una piccola contribiizione annua, conta essa de'
membri donanti, quali sono, a modo d'esempio i principi della casa
regnante, Federico ed Enrico, e la societä di couunercio d'Amstordaiu.
La scienza assai si ripromette dalle instancabili ricerche geo-
grafiche, etuografiche, fisiche, alf uopo istituite sulle regioni tropi-
1) (JuHsta [larte <li stiulio fii da |»oeo lemiio inlrodotla nell" iiisc-iiiaiiuMilo acoadoinico,
uiide a tale scopo tu pure iiicuuiiiK'iuta uua rarioUii ili inoilelli.
358
Va len ti n el I i, Delle biblioteche
call. L'isliliito iiifiitti noii limitossi soltanto ylla pubblicazioiie d' un
giornale «), ma imprese eziandio qiiella d'una serie di opere illustraiiti
la geogralia e Tetiiografia delie isule dell' arcipelago iiidiaiios).
3. Bibl. di s. Barbara.
Fra i manoscritti della reale dell* Aja conservasi un codicetto
membranaceo di iiove fogli, sei dei qiiaii scritti da.una sola manu de!
secolo decimoquinlo, contengono il catalogo della biblioteca di
S.Barbara, la cui fondazione e di poco posteriore a quella del convento.
11 movimento religiöse propagatosi nelP intera Neerlandia dalla
istituzione di Gerardo Magno, moltiplicö, come ho notato nel proemio,
le case di chi attendeva a dilTondere la nova o moderna devocio in
terra nosfra. Perciö sullo scorcio di quel secolo ebbe origine il delto
convento feniminile, che in pochi anni divenne uno de' piü cospicui.
Quelle suore in communione viventes esercitarono, perche uscite
dal popolo, una meravigliosa influenza sul paese che informarono, col
mezzo delle allieve poste alla direzione di altre case divote, delio
zelo d' una elevata coltura e d' una specchiata nioralita. Percio una
delle prime lor eure, dietro lo spirito dell' istitutore, era di nioltipii-
1) Bijilrageii tot de Taal-, Laud- en Volkenkunde van Neerlaiidsch Indie. Tijdschrift
van het lioiiiiiklijk lustituut voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neerlaudsch
Indie. 's Gravenhag:e, 1833—1860, vol. IV, 8». — Lo slesso giornale. Nuova
Serie. Amsterdam e Batavia, 1836, 8".
*) aj Borneo. Besehiijving van het stioonigebied van de Barito en reizen längs eenige
voornanie rivieren van het Ziiidooslelijk gedeelte van dat eiland, door C. A. L. .M.
Schwaner, op last van het Goii\erneiiieiit van Neerlandsch Indie gedaan in de
jaren 1843—1847. Anislerdam, 1803—1834, vol. II, S».
b) ßanka , .Malaka en Billiton. Verslagen van J. H. Croockeril. 's Gravenhage,
18S2, 80.
c) Kilab Foehbah. .lavaanscb-Mahominedaanseh Wetboek , uilgegeven door M'.S.
Keijzer. Doctnr ec. Leeraan in de Taal, Land- en Volkenkunde van Neerlandsch-Indie,
aan de kon. Akad tu Dellt Te 's Gravenhage, 1833, p. VI, 248, 8".
dj Reize rondom bet eiland Celebes en naar eenige der Mulucksche eilanden, ge-
daan in den jare 18Ö0, door Z. M. Schepen van oorlog Arge en Bromo, onder bevel
van C. van der Hart — 's Gravenhage, 18S4, 8".
e) Reizen tn onderzoeklgen in Sumatra in de jaren 1833— 1833 door S. .Muller en
L. Ilornei- — 's Gravenhage, 1853, W".
fj .Müller S. Reizen en onderzoekingen in den IndiM-lien Arehipel, gedaan oh last der
Nederlanilsehe hidisihe Regering, tussohen dejaren 1828 en I83C. Nieuwe uitga\e, met
verbeleringen door den Schrijver. Amsterdam, 1837, vol. II, S". AI primo volume
dell' opera va ngoinnlo il Reglement van het koninklijk Instilnut ec.
goedge keurd en l.ik raiht iy d door Z. .M. den K oning, den 6. J n lij 1836.
I
c delle societ» scientifico-letterarie della Ncerlandia. 3 59
care colla trascrizione quelle opere che doveano servire cos'i al nodri-
monto i^iornaliero delT anima che all'istriizione nel sapere del tempo.
Era quiiidi necess ario che avessero uria hihlioteca, che a gioini noslr
sarohbesi detta bib lioteca-modello. La fondazione di questa non monta
oltre il 1418, anno in cui quella pia associazione adotto la terza regola
di s. Francesco e fu inscritta nel capitolo d' Utrecht. Quel catalogo di
cento novearticoli , numero rilevantea quel tempo, comincia: „Dit sijn
die stiidiorboeken , die in die liberie hören int convent van sinte
Barbaren binnen Delft besloten in Hollant": i libri che vi si com-
prendono possono dividersi in nove classi : 1. Bibliea; 2. V^ita di Gesü
epassionarj; 3. Sermoni; 4. Scritti apocalittici; 5. Patristica; 6. Mi-
stica ed ascetica; 7. Romanzi religiosi; 8. Miscellanea. Dietro agli
statuti deir ordine i), una terziaria ne vegliava la custodia e rego-
lavane V uso in base a prescrizioni 2) , che pajono un portato del
nostro tempo.
Del resto il catalogo del codicetto delT Aja diede argomento a
un interessante lavoros), pubblieato dalT Accademia Reale delle
Scienze d' Amsterdam, nel quale il dotto W. Moll, poi ch' ebbe
scorso gran parte di storia dell' ordine religiöse creato du Gerardo
Magno, soggetta a sottile analisi quella biblioteca, e porge dettagliato
conto d' ogni opera, rilevando il nome ed il merito degli autori.
Con questa memoria egli arricclu la letteratura olandese coli' indi-
cazione di opere non conosciute, lieve conforto, se non puö aversi
il libro, ma che pure anima alla ricerca i piü volonterosi.
4. Bibl. del ^iiinasio.
Era altra volta occupato dal pubblico ginnasio 1' ediflcio ora
convertito a caserma militare, di fronte alla chiesa maggiore. II viag-
') statuta fratnini et sororum ordinis s. Franoisci, de poenitencia niinciipati, in civi-
tate et dyocesi 'l'ritjecteasi in coaimuni vita degeiiliiini. — Codife inss. presso
W. Moll.
2) „Gustos libroi'um dili^enler prospiciat , ne lihri niaculentur seu Itedantur, et in con-
cedendo provideat ne perdantur. Et si qui conu|iti seu incorrecti fuerint, stndeat,
si facultas ail'uerit, per se vel per aliuni eniend:ire, et cum niag'nu dlii<;en(ia pi-ie-
cipue videat , seeunduin consiliuin ministri , iiiiod liliri. sive siut in latiuo vel in
vulgaii consciihencli. sint catluilici el lieiie traiis];ili et non lialie;int in verliis pio-
phannni el aliUNJN um inoduin." Cap. de custodia librorum.
3j De boekerij van liet st. ßailiara-klooster te Delft, in de tweede helft der vgfliende
eeuvv. Eene bijdra-ji' tot de Geseliiedenis der nn"ddeleeu\vselie letlorkunde iu Nedor-
laiid, door W. .Moll. — Amsleidam, C. G. van der Post. 1857, p. 6t». 4".
360 Valentinelli, Delle biblioteclie
giatore che v'entra riverente a visitare il sito ove fu ucciso Giiglielmo
il tncihtrno, ne legge ancora snlla porta d' ingresso Gi/mtiasium
Delphcuse. Ivi al principio del secolo scorso conservavasi in sei grandi
armadj nna sufTieiente scorta di libri che, ad uso de' professori e degli
studenti, era divisa in: 1. theologi; 2. juridici; 3. medici et pliilo-
sophi; 4. mnthemntici et physici; 5. historici; 6. antiqnitatis
scriptores, nnmismatici, glossographi ; 7. Scriptores priscl grceco-
latini; 8. Geogruphi; 9. Miscellanci. Ora benche J. C. Schröder,
Scholoe delphensis rector et collegii litterarii moderator ne con-
servasse a posteri la memoria con opportune catalogo i)» nossuno
Seppe darmi notizia soddisfacente sulla disposizione di quella biblio-
teca ehe, dietro alcuni, pare siasi illegalmente venduta sulla fine del
secolo scorso.
5. Bibl. Berekel.
Per numero di libri e varietä di soggetti trattati , segnalavasi fra
le distinte nel secolo decimottavo la biblioteca del dott. Guglielmo
van Berekel , consigliere e borgomastro di Delft. Ripartita in leolo-
gia, giurisprudenza, filosofia, medicina, cronologia, storia naturale,
poesia, storia civile, descrizioni e viaggi, miscellanee, contava da
verso a 10000 opere. Or questa condivise la sorte con cento altre,
dacche alla morte del proprietario, fu aggiudicata in dettaglio ai
migliori offerenti, nelf asta tenutane 1' aprile 1771 2)-
*) Catalogus bililiotliecte collegii literarii giinnusii delphensis. — Delphis, «pud Ädria-
iiiiiii IK-iiiaii, ordinär, civilat. tjpogr., 1721, p. 88, 4".
2) Calalogiis vaii eet uilmuntende wcltjecoiiditioneeide Veizameling; van Iioeken in
vi'lerlei lalen en welenscliappen, als (ioodgeleerde, Itei-htsgeleerde, Philosophische,
Medicynische , Chronologische, Natuurkundige , Üichtkundige , Historische, Keis-
hcscliryvingen , cn Meiigelwerküii , waar in iiitniiiiiten veele sfhoeiie en kostliare
Werken, als de Pliicaallioeken v;in laaiiw en sohelles, spcrete en resuliitien der Stalen
van Holland!, van 16.')3 tot 1727, seven Declen ee. initsgaders een extra groote
en schoone Colleclie van otide en rare toneelspeeleu, nieet beste drnkken-, inige-
lyks ecnige cnrieuse Snaphaanun, l'istoulen ec., alles nagelaleni door wyleii den
lleei- en "Slv. Willem van Berekel , in leeven Itaadt en de Burgetneester der Stad
Üi-irt. — Te Drill, l.y r. van (;r:ie\venhiian en M. Stack, p. 302, 40.
e delle societA scientifico-letterarie della Neerlandia. obl
Guda ital. — Goudae, Gouda lat — Gouda, Ter-Gouw,
Tergow oland. — Gouw ted.
Bibl. civiea.
La creazione di questa risale a primi anni del secolo XVI, quando
Rodolfo Janszon legö la sua iutera lihreria a qriella chiesa i)- Pin
tardi ne imitö resempio Giovanni S'.inzio, iicenziato di teologia, legan-
dole i suüi übri nel 15S4. Avveniita la riforma, il consiglio di cittä
avvocö a se tutti i libri della cattedrale e dei monasterj soppressi,
dando per tal maniera origine alla biblioteca civiea o pubblica , la
quäle seguitö a conservarsi nel luogo primitivo, cioe nelia pai'te
superiore d'una capella della cattedrale. La storia di Guda 2) ricorda
pure, posteriormente alla riforma politico-religiosa delP Gianda, i
doni di Arminio Jacobszoon Bly, monaco regolare di Stein, nel lo99;
Cornelio Leonardi detto Casano, vicario della cattedrale e notajo,
nel 1611 ; Guglielnno de Swaen, paroco di s. Giovanni Battista 3). E
duopo pero convenire che cosi i donativi, come gli spogli de' mona-
sterj dovessero essere ben poca cosa, oppure siansi fatte forti sot-
trazloni di libri nel decorso del tempo, se nel catalogo pubblicato
alla fine del secolo scorso*) non si annoverano che 600 opere incirca,
ripartite nelle classi theologici, iurulici, medici, miscellanei, e novo
soli codici manoscritti. Eppure i curatori aveano riconosciuto l'im-
portanza di questo istituto, dacchc fin dal 2 gennajo 1683 ne aveano
dato un regolamento =^), che precede il detto catalogo a stampa. Per
dare appoggio al sospetto, gioverebbe porlo a confroiito con quello
pubblicato molto avanti »), che non ho potuto vedere.
') „Riidolphus Jonnnis filitis , mnnocliodaiiiensis vice pastor urbis goudansE , (Jouda>
oliiit 19 iiilii 1546 Prima insuper bibliotheca; Goudaj iiistruend® fundanienia
iecit ad quam et libros complures contulit." Batavia saei'a. — Briixellis, 1714, p. tSl.
«) rjescliiyving der stad Gouda. —Tot Gouda (1713), 4".
■*) „Postquain Guilielmus de Swaen iuooiis suis, uiiiiis fere triginta novem deserviissel
e vita decessit 13 iulii ann. 1673, relictis ex testanieiito ecclesisB ac successori
ecclesiastica supelleetile ac lihroriiin tlieca." Batavia sacra, p. 183.
*) Bibliothecae goudaiia; piibblicae catalogus. — Goudaj , typis Wouteri Verblaauw,
civil, typogr. I'TOS, p. 80, 40.
*) Ordoiinantie wcgeus de Librye.
'•) Catalogus bililiotlieca! goudame. — Gouda", 1766, t'ol.
362 Valentinen;, Delle bibliotecbe
Migliore che la passata e la condizione presente della biblioteca.
Notevole incremento ricevettero le classi della patristica, di lette-
ratura, di storia, e priiicipalmente quella di storia delT Gianda, ma
singolarmente di Guda. Anco riinpoitanza n'e degnamente ricono-
sciuta, dal magistrato civico, dacclie vi deputi) alla custodia un collegio
ora composto dei signori Kamper, V. D. M. Fortman, dott. Terpitra
rettore del ginnasio, e dott. Roorchoom, intilolati mngistri librornm.
ed un bibliotecario col nome di custode, il sig. Hyinales. I mezzi di
provvedimento peio sono poveri assai, nou conti-ibuendo la cittä che
cinquanta fiorini annui per l'acquisto di libri, fissato al custode l'emo-
luniento annuo di pure cinquanta fiorini. E perciö forse che non gli
si impose altro carico che di aprire la biblioteca il solo mercoledl,
dal mezzogiorno alle due pomeridiane, restando pero l'arbitrio ai
cittadini, di prendere libri a prestito, a breve lasso di tempo. Altra
fönte d' increnfiento della biblioteca e il reddito fluttuante di un pic-
colo capitale fondato a suo beneficio. In onta a tutto ciö, la biblioteca
ricordata con doni da parecchi, fra quali trovo memoria di A. Verryst,
crebbe al nuniero di oltre 5000 volumi. Alcune recenti opere sono
acquistate coi tenui fondi ricordati; altre con qualche giunta straor-
dinaria fatta dalla cittä, nelle occasioni di aste librarie, frequentissime
nella non lontana Amsterdam. In uno scrignetto a parte, inscritto:
praesidentiale käst, si contengono i pochi codici manoscritti e le
edizioni di Gerardo Leu, stampatore di Guda dal 1472 in poi;
parecchie opere a stampa, non che aicuni autografi di Erasmo di Rot-
terdam, che fu, secondo la leggenda di un bassorilievo policromo in
terra cotta, che ne presenta Teffigie, Goudae concepfus, Roterodami
maus: questi scritti datano da Basilea (1522 — 1523). Fra i mano-
scritti devono ricordarsi una bibbia e un libro di salmi del secolo XVI
con iniziali dorate, e alcune cronache. V'hanno riunite pergamene
e carte archivali. I libri portano sul frontispizio Timpronta dello scudo
tripartito della cittä, colla divisa Per aspera ad astra, c intorno
Goudse Libry.
e delle societa scienlifico-letterarie della Neerlandia. OVO
Dordrecht, Dort — Dordracuni, Dordrechtum lat.
1. Bibl. Rüthers.
Godea fama di distinta, al principio del secolo decimosettimo,
la biblioteca di Giano Rutgers di Dordrecht, consigliere ed amba-
sciatore di Gustave II di Svezia. Ora quella scelta collezione di libri
d' ogni scienza, e delle migliori edizioni, alla morte dell' egregio
proprietario, fu posta all' incanto in Leida dagli Elzeviri i).
3. Bibl. Albina.
II dottore in legge Giano Albino di Dordrecht avea, con eure
infinite, raccolto non della sola Neerlandia, ma eziandio d' altre parti
d' Europa una scelta copia di libri, posta in vendita alla sua morte.
II titolo del catalogo allora pubblicatone 2) ne vale una dettagliata
descrizione. I codici manoscritti montavano circa a trecento e conte-
neano cronache antiche, legislazione statutaria, classici greci e latini,
polemiche religiöse; gli stampati oltrepassano i seimila volumi, fra
quali molte buone edizioni del secolo XV, e degli Aldi di Venezia.
3. Bibl. civica.
Quantunque le memorie di Dordrecht ricordino una biblioteca
della citia, difficilmente potrebbe ora assegnarsi il luogo ove esisteva.
1) Ciitalogus bibliothecae nobilissimi amplissiniiqiie viri .laiii Rutgersii Dorilraceiii,
Serenissimi potentissiini , ac invictissimi Svecorum ec. reg:is Gustavi II. coiisiliarii
et oratoris, qua; in »dihus Elzevirianis divendentiir mense . . . die . . . Luj;duiii
Batavoruin, ex officiua Kiieviriana, 16Ü0, 4'*.
2) Catalogus exqiiisitissiinorum , raroqiie occuientiiini iiljronim . in omni sludiüruni
genere, lacultiite et lingua, inter quos excellunt patres, liistorici , lileiMtoies,
antiquaiii et nuniismatici , tarn manusoripti quam impressi, ut et nuilti a Jaiio
Parihasio, JosephoScaligero, Cl. Salmasio, FulviuL'rsino, Ni-
coiao Rigaitio, Daniele et Nicoiao Heinsiis, aliisque viris doclissimis
emendati. et eorum manibns notati. Collectio pliirimarum et raiissimanim iconiim,
labularuniqiie chartacearum, ab excellentissimis in Callia, Belgio et Italia prwser-
tim, artilicibiis delineatiiriim. Vironim illuslriiim efligies. Item tbesauiiis veterum
numisinatuni antiquonim , hitinonim et yraH-uruin , tarn auieoruin , argenleuiiini,
quam eei-eorum omnis magnitudinis, optiine conservatorum. Omni« ex variis regio-
nibus, assiduo labore, ac studio colleeta a viro amplissimo Jano Albino i. u. d. —
Dordiaci, apud Coruelium Willegaerts, lÜ9ü, p. oö'i, 70, 6".
I
364 V :i Ion ti ne Mi. Delle bihlioteche
daccho In sala del palazzo civico in cui era deposta, da molti aniii
era coiisecrata ad iiso di puhhlici divcrtiinenti. Ora ne fu tolta ogni
tiaccia dalle recenti costruzioni iniialzafe in quel sito. Quella biblio-
teca che, dietro paiticolari rieerche da nie fatte all' uopo, dovea
essere di poea importanza, fu venduta nel 1786 dagli eredi di certo
Van Bruam.
4r. Itibl. dclla sciiola latiiia.
Mi pernietto di darc un cenno di questa tenue raccolta di libri,
nueleo a maggiore, dacelie Haenel ricordolla, come da lui vedula
nel suo viaggio in Gianda il 182G i).
5. Bibl. {§clioiifen.
L'unica biblioteca che da pochi anni potea visifarsi a Dordreeht,
dispai've, a maniera delle precedenti, nel 1852, quella scientifico-
arlistica del nobile Giovanni Schonten, costruttore navale e con-
sigliere di Dordreeht. A mantenerne la memoria non resta che il
copioso catalogo a stampa ~).
6. Bibl. ^Valliaiia.
Altra biblioteca distinta era al principio di questo secolo (1809)
esposta in vendita dal poco riconoscente erede, la raccolta in Dor-
dreeht con eure appassionate dal giureconsulto Pietro Enrico van de
Wall, cui la patria riverisce come illustratore della sua storia ») L"im-
portanza della biblioteca e indicata abbastanza dal titolo del catalogo
redattone per Tincanto *). Parte ricchissiina di specialita bibliografica
costitiiivano i libri su Dordreeht, la storia del medio evo, la letteratura.
*) „Bibliotheca scholae latinte, ut vocant, paucos tantum lilnos possidet." Catal. libior.
mss. p. 79!).
2) Calalogus van de Kiinstkuui ige eii wettenschappelijke naiatenschap vaii de« wcl-
edelen heer Jan Schonten, in loven scliuepbouwmeesler , lid van de piovinciale
staten en viin de laad der slad Dordreolit. — Amsterdam, C. WeddepobI, 1832 — 1853,
parli II, 8».
•*) DijAinniitum Dordracensium.
*) Bibliülheca W;illiana , sive catalogus librorum in vario diseiplinarum genere, nia-
xiine vt-ro in bistoria et inre pnblicurnni priviil)i(|iiellnllnndiie praestantissimornni, cum
tvpis descriptonim, cum manu exariitonim, (|ni>s ad usus snos et patriiB conimodum
collef^erat vir amplissimns , honoruni , dignitatis et eruditionis fama perillustris,
Petrus Henricus van de Wall , iurecons., per b*redem J. Tbierry et C. Mensing
liibliopulas bagenses divenditiirum. — S. d. p. 107, 8**.
e delle societä scientifico-lelterarie della Neerlandia. OUO
?. Bibl. Colviana.
Le poche notizie sulla biblioteca del dotto teologo Andrea Colvio
ci furono conservate da Paolo Colomies che cosi ne scrive: „Etarit
alle voir ä Dordrecht Mr. Colvius . . . . ; il me fit monier dans sa
bibliotheque, qui est assez belle, oü il me montra quantite de lettres
manuscrites du P. Paul, du Pere Fulgence, de Scaiiger, Casaubon,
Marnix, Junius et autres. J'y vis aussi Hadriani Junii animadversa,
avec des additions de sa propre main. II me dit, qa'il possedoit un
ouvrage du P.Paul, intitule Arcana Papatus, qui n'etoit pas achev^.
II a traduit en latin le traite de T Inquisition de ce meme theologien,
avec sa Confessioii de foi. Le livre est imprime ä Rotterdam in de-
cimo-sexto. II a fait plusieurs livres, mais qui ne verront le jour
qu' apres sa mort i)." Ad illustrazione dei pochi cenni del Colomies
e a sapersi che il Colvio nato a Dordrecht nel 1S49, recossi, ai
seguito deir ambasciatore olandese, sul principio del secolo XVII a
Venezia, ove legossi nei piü stretti rapporti col Sarpi *).
Leida ital. — Lugduiiiim Batavorum, Lugdunum in Batavis,
Lugdunum lat. — Leydeii^ Leiden oland. e ted. —
Leyde franc.
1. Bibl. deir iiiiiversita.
Non appena fu eretta l'Universitä (1575), che si pensö alla
fondazione della biblioteca s) aperta il 1. novembre, lo86, metten-
dovisi alla direzione il professore Giano di Giano Douza. Corsele da
principio prosperose le sorli, il consigliocivicorisolseopportunamente
•) Scaligt'iaiut, Tliuiiiiu oe. — Aiiisti-Imlami, 1740, toiii. I". |>. j41 — .S42.
2) Baleii, ßesehreibiinjj der St.Tdt Dordreolit.
3) „Kt aiictorem ac conditoreni Guilelnium Aiiriaeum hal)et, qiii cum prideiii «eaile-
miain dedieasset, iinpei leulaiii liaiio putavit, iieo cuiislare eliaiii pusse siiic istlioo
iiistniiiitMito. Atque ut |iriii('i|ii(iin faeeret , ilcdit bibtia illa uu<;ii>Ui t|ua' edeiido
ri>x Philippus,' imde lU'(/iii iiuiu'iipaiitiir , fiiiii iBieiii.i siia ffloria prociiravit. Ad
lia>o iduin Tliatmud Judwoniiii addidil." iVfiirgiiis Jiuinii. Atheiia' Batav«>. I.iigd.
Hatav., 162j, p. 3G— 37.
3()ß Valen t i i> el I i , Delle bibliotechc
di costruire un apposito edifizio , che nel 1595 era giä allestito,
e il dottü Pietro Berti ') collocö quasi da solo i libri ripartiti per
materie negli scalTali, appostovi prima il sigillo academiae lugdunen-
sis. In quello stesso anno il Berti, associatosi il valente Giovanni
Hauter, ne pubblicö il catalogo ~) sistematico che suddivise in sette
categorie. Lo spaccato della nuova biblioteca, oflertone nel 1617 3),
rappresenta il prospetto degli arniadj destinati alle classi, cui erano
libri attaccati con catene, e dei due in cui doveansi riporre le opere
de' professori delT universitä, le edizioni in forinato minore, i nuovi
aequisti.
Quäle parte prendesse ogni ordine dl persone all' incremento
di queir istituto, lo mostrano i doni in libri a penna cd a stanipa
che nel corto periodo di undici anni *) furono presentati da 154 dona-
tori. Fra quali meritano onorata nienzione molti professori e citta-
dini di Uordrecht; Bonaventura Vulcanio, ehe piü tardi (1614) legö
alla biblioteca cento otti codiei manoscritti greci e latini, Giovanni
Holmann s) nel 1590; Francesco Rafelengio, professore di lingua
ebraica«), e i suoi figli Cristoforo e Francesco, che vi donarono
pariniente tutti i lor libri; Maurizio di Nassau, principe d" Orange,
che offerse niolte opere di mateniatica.
•) „Bililiotliei'iim aciidcinicani, de coiisilio praDcipiii iiostrit i'ei|iul>lioa) viii <i. Jonii-
nis Huiiteri , |irlinu>> <ligessil, ibiqiie eiini oidiiiein redeg-it , qui nunc cnnspiciüir,
quemque Janus Uousa junior vehementer proltavit, et curatore.s servanduin üeinde
sanciveniiit, et sequenles hiMiolheoarii .se(]iiuli sunt." — Ivi, p. 235.
^J Nonienclator auctorum oniniuin, quornni liiiri vel manuscripti vel ty|iis exj)re.ssi
extant in bibliotlieca acad. Lugd. Batavae, cum epistola de ordine eins atque usu,
ad nobiliss. et magnif. academiee curatores et consules. Lugduui Batav., apud
t'ranc. Kaphelenglnni, 1093, p. 106, 4**.
3) V. leones, elogia et vit« professorum Lugdnnornm :ipud Batsivos. Lugduni,
1617, 4". L'insertone prospetto e ripetuto in Magazin pittoresque, 1854, p. 405 — 406,
c in Ilhistrirtc M'ell, 1855, p. 240. — V. Meuixü, 1. e. p. 36.
*) Catalogus priiicipum, oivitaluin et siiigiilai iorinni qui donatione vel inter rivos,
vel mortis causa, bibllothec-ain puhlicain in acad. Lngil. Bat. institutam liberaliter
ditarunl. Lugd. liatav., ex oflic. Joauiiis Paelsii, 1597, p. 184, 8**.
^) „Joliauiies liulmannus secundus, studensis, Pliilippi Melanclitonis, Lutheri ac Lolii'hii
di!tcipi)lus , in acad. Leideii.sl tlu>i)logiiV profcssor , qui niorieu» lulain !>uani lilblio-
tbecam academitc leuavit." L o rn e i e r. De bibliothecis, p. 252.
„Scripla nulhi cdidit mmI pluriina reliquit qua' cum iuslrurlissima ip.sius biblio-
tlieca publice ad^crvantiir. Mani nioricns academiiu tutam bibiiolliecain legavit, pri-
muui fundiiinenluni et exordium bibliotliecie Leidensis." Adam .Melchior.
A) V. quelques manuscrils fraufais de la biblintlieque de Franvois Kaphelengius, par
\V. r. ('. .N'aiiiincbiiaiiii Kiscviei-. In Hiillcliii du hihfiopliile beltje, fom. V, p. 155.
e «lelle sociefii scientifioo-letleraiie dellii Neerlaiidia. 36 4
AI bibliotecai'io Doiiza successe nel 1598 Paolo Merula, distinto
professore di storia, che, morto aiicoi- giovane nel 1607, rion ebbe
la Sorte di vedere la ricea giuiita falta poeo poi alla biblioteca dal dono
di Giuseppe Scaligero, il quäle morendo nel 1609 legava all' Uni-
versita la parte eletta de' suoi libri greci, latini, ebraiei, orientali *).
Ad acerescere il valore di quel dono tornava non solo la importanza
delle opere singole, ma eziandio la quantita, eontandovisi oltre
parecchi codici marioseritti greci e latini, ventuno ebraiei, cinquanta-
sei orientali, non che cento venti opere a stampa in lingua ebraica:
ßenche il numero datone dagli scritfori sia vario 2), tutti pero con-
vengono nell' attestare l'alta preziositä di quel donativo. Daniele
Einsio succeduto, qualche anno dopo la mancanza de! Merula, al carico
di bibliotecario, distribu'i religiosamente nella biblioteca il tcsoro
dello Scaligero, cui avea tessuto il funebre elogio, e ne diede notizia
a pag. 79 — 88 de! catalogo s) da kii pubblicato, al quäle prepose
l'orazione, con cui rendeva grazie solenni *) ai curatori dell' univer-
sitä per i'onore impartitogli.
I manoscritti orientali lasciati dallo Scaligero furono il nucleo
di quella collezione che dovea in seguito rivaleggiare culle maggiori
di Europa 5). Infatti Jacopo Golio, apprese le lettere orientali dal
'J „Nulliim iiisi ex eiii.silein lilieialltate regia SDlatiiim relictuiii est. .Nain ciiiii ani|'liiis
piodesse praesens acadeiiiiiu iioii posset, tolain huic pereyiina; eruditioiiis supelle-
ftilein reliqiiit, qua iam onines liae in parle bibliuthecas piovocaniiis." lilüjjio allo
Scalig-ero, recitatö il 23 geniiajo 1607 da Daniele Einsio, in Oralioncs. — Amste-
lod., 1642, p. S9; 1637, p. 42.
2j „ . . . liln'is datis ducenlis et octo niaiiiiscfiplis , quüi'um qui heljraici esseiit aut
clialdaici numero sunt 104, aiahiei auteui 40 , .syriaci 9, ielliiupiei 7, inssiei !•,
greeci 21, latini 18." IMeursius, I v.
S) Catalogus jiliiorum iiijiliolhecaj Iiigdunensis. Prirfixa est l'anielis Heinsii, liibliollie-
carii, ad uoliiles et ainpli.ssimos academia) cnratores oratio. S.d. (1623 ?J, p. 22,
94, 4". Sideiidida edizione in cui 1' ii:dice dis(tiliuito ;*<"/• j</«/f06', da le sollte divi-
sioni pi'iniordiali, eosi per le slanipe conie pei niaiiD.scrIlli.
*) „ßililintliecani, totiiis quasi snpiciit'a' arniaiiierilaiiuni, eur.e dili|>;enti <ei|ue noshiC
ciiMiinendatain voluistis .. ■ Quoties Miuervain ilhun, viri ainplissiuii , aspicio, ijua^
in oiniiiliu.s lillilldllieciu noslra? \ oluuiinilius, casside a.'inala et li.tsta, litteraruiu quie
in urlie liac felicissiuie oolnntur. iinago et insijjiie lialietnr, toties de aeaileniia liae
nostra cogito."
^) „At eodieuin tanien et veteruni et rai'issinuiruni et in omni denii|ue disciplinaruni
g-enere snnimo^cum studio euni|uisiloruMi varielate adoo iiisiriula e.st (liibliolliee»)
ut bau in parte i|ua^ islain snpercnt iiulhe. qua' lequeut paneie esse viileanlur.'* Jla-
ni a k e r. Spceimeii eafalogi eodieum niss. Orient, bibl. aead. Ingil. batava>. — l.ugd.
llal:n., 1820, proeuiio.
sii/.b. (I. piiii.-iiisi n. xxwiii. r.d. iii. im. 'l'^i
IJ()8 Va 1 eil ( i II e I I i. Iifllc bililiiilci'lii'
dotto professore Erpenio, recossi, per ordine piibhiico, al segiiito
deir anibasciatore degli ordini generali, nel i622 a Marocco, ove
„cum praecipuis et in aula et per collegia sapientuin viris con-
„gressus est, et ab iisdem, quod suaruin reriim partim iam egre-
„gie scientem, partim belle curiosum viderent, bilare et anianter
„acceptus, librosque eomplures adeptus in Europa nondum visos.
„Nactus regni et Maroceiisis et Fesani anuales antiquos, ad eorum
„translationem animum adiecit, simulque quae püsteriorum teinporum
„essent, ut Seriforum origines, ritus, res gestas, et in bis plurima
„mininie antehac cognila collegit adeo diligenter ut in magnam
„molem excreverint" i). Tornato il Golio nel 1624, la biblioteca
acquisto da lui que' codiei manoscritti ehe sono senza contrasto, i
piü preziosi e piü rari della collezione, la cui storia e descritta nella
corrispondenza epistolare dell' Erpenio e del Golio, in un codice 2),
che la biblioteca acquisto nel 1807 dalle spoglie di H. A. Schulten.
Tolto di pestilenza T Erpenio nel 1625, la biblioteca acquisto pure,
al prezzo di 4000 fiorini, i libri a stampa e manoscritti di lui, fra'
quali erano 41 codiei arahi, 10 persiani, 5 turchi, 7 siriaci, 11 indiani,
chinesi, etiopici 3) : pero dal confronto istituitone col catalogo ofterto
da Gio. Gerardo Vossio, ne mancano alcuni preziosissimi, che sono
ora in gran parte alla biblioteca pubblica di Cambridge. Successo
il Golio air Erpenio, ottenne col permesso lo stipendio d'un anno
per viaggiare in Oriente. Partitosi nel novembre 1625, percorse
la Siria, la Mesopotamia, TAsia minore, e soffermatosi alquanto
nelP Ellesponto, tornö in patria il novembre 1629, adducendo novelli
tesori. Percio i curatori delT universitä, degni estimatori del sapere
Orientale, non solo lo compensarono dei 1195 fiorini spesi oitre i
conseiititi 2000, ma gli diedero una gratificazione di 1200 fiorini.
P. Gassendi ne puliblico il catalogo *) ristampato da Labbe ^): perö
i| (ii'iinovii .II). Triil.. I:iiitl:ili<i riiiieliris .Incolii (lolii. — Lngit. Ralav . 1C88.
'■') „HHliuit r|iin(|iio iilem ,1. Ilcyiii:iiiniis roliiiiiiiiii «liio «'pistiihiriini viirii pceneris, pra'siT-
liiii tiircicariiiii «'t iii':iljic-:iriiiii , (jii.'is ad se scriplas Kipeiiius el (luliiis »li Oriente
Hcceperiiiit. Miilhiin l:iliiir;i\i ut eas iiaiit'i.seerer : seil alt liodieino possessore, qni
iili thesauru siin neqiiit, iinpetrare nun piilui." Ueisk. Proilida'riiiatH, p. 333.
^) Oratio in oMiu Krpeiiii. — l^iigd. Rntnv., lG2.'i.
*) Cataingus rarinrnni lihronim, qiios ex Oriente iinper ndvexit et in pnhliea bibliolheca
inc'lytie Leydeiisis acadoiniic deposiiil oLir. et <lo l>oiii^ arlilxis inerilissimus Jacoliiis
(idliiis, in illa eadein »rad. liiirriiai um orieiilaliiini cl iiiHtheseüs professor in.si^nis.
I'ari>ii.'* exciidehat Aiilimins N'iircus, ITi-tO.
*) Nova bililioUieea inanuscr pta. — Parisiis. I(Jj3. 4", p. 2G0 — 208.
e delle socielH scienliMco-letterarie della Neerlandia. »>C9
tal catalogo fu trattuto piü dettagliatamenfe dal hibliotecario Heinsio
nel generale della biblioteca i). pubblieato il 1G40; perche dato il
sempllce indice delle sette elassi degii stampati (Teologia, giuris-
prudenza, medicina, storia, letteratura, filosofia, matematica)
p. 82 — 141, e Dovei-ati i libri piü raii, e quei di Volcanio e di
Scaligero, registra a pag. 173 — 18G Hbri mss. arabici, (pios pro
academia ex Oriente advexit Jacolms Goliiis, e in iiria giurita di
pag. 21, al fine; lihri 7»S8. arabici et alii fjaoft pro academia ex
Oriente advexit Jacobus Golius, ubi ex voto PInlarabum, et qui in
eorum usnm praefiguntiir gennini libroruni titidi.
Ad arricchire quel giä ricco deposito contribni Serino Werner
che, ministro degli ordini generali a Costantinopoli nel 16oö,
aequistö ivi preziosi codici manoscritti e, morendo (1668) lasciolli,
con opere impresse, alla biblioteca, accresciuta per tal maniera di
260 volumi a stampa di opere ebraiche, 929 volumi manoscritti
Orientali, e pochi ma eccellenti manoscritti greci. Ne minor nnmero
di buoni codici orientali importarono gli aequisti posteriori, come
mostrerö piü sotto.
Invitato alla direzione della biblioteca Federico Spanheim
iuniore, vi tenrie un discorso inaugurale s) nel 1674. e nello stesso
anno piibblicö il catalogo 3) dell* intera biblioteca, mantenendovi
presse a poco la distribuzione delT Heinsio. Benche con infaticabile
zelo sostenesse contemporaneamente il doppio carico di professore
di teologia e bibliotecario, nuUostante sobbarcossi volontero^o al non
lieve compito di ordinäre nella bibliuteca e registrare a' luoglii
opportuni Tabbondevole e preziosa scorta di libri manoscritti ed a
stampa *), che i curatori dell" accademia acqiiistarono dagli eredi di
Isacco Vossio. Quei volumi accrebbero notevolniente il patriinonio
') Calaliigus hibliolhecie publicse Lugil. Batava;. — Lugd. Bat»v.. ex officiiia Klst>vlrii
acad. typ., 1640, p. 215, 4».
-) Bihliothi'CiB Liigduiio-BiitaviB nova aiispicia. Sermo academic'iis diftiis a Frid. Spaii-
heiiiio, die 29 octobris 1674. S. d. 4". Fu ilstampati) nel catalogo segueiite. p. 1 — 24.
e a p. 426 del tomo II delle upere dell' autore.
^) Catalogus bibliotliecae publica; Lugd. Batavae novilei- lecognitus. Accessil incompa-
rabilis thesaurus librorum orientalium. praecipue mss. F-ugd. Batav., 1674. p. 24 non
nuni. 428, 4».
■*) H. \V. T. Authentickfl gescbiedenis van den aankoop van de bibliotbeek van Is. Vos-
sius voor de Akademie le Leiden. S. d. p. 258—290. Operelta inserita negli atti
deir accademia letteraria di Leida , i\ella quäle si inibrma snila natura dei coilioi e
sulla s|ie.'<».
«
370 ValtMiliuelli, Kfllf liil.lioleche
de' codici greci, latiiii, olaiidesi , tedesclii, sp»giiiioli, francesi, cd
ingigaiitirono nclla colta Europa la fama della Leidense cosi che
rüHenbach nelle ripetute siie visite alla hibliotoca <), oceupossi sol-
tanto de' codici Vossiaiii 2). Che questi siansi dati a coiioscere nel
rare catalogo s) del 1695, iiol saprei diie.
Ampliato per tal modo quel paliio istituto, i curatori del-
rimiversitä pciisaroiio a provvederlo di un legolaineiito *) che iie
deteniiinasse V uso, c a piibblicare iiii calalogo di duplicati 5), per
rittrar della vendita imove fonti agli acqiiisti,
Siicceduto il professore di filosolia \V(dtVedo Senguerdo alle
Spauheiiii (m. i701), la biblioteca arriccln la serie de' classic! aii-
tichi greci e latiiii con preziosi incunabuli, edizioni de'secoii deciino-
sesto e decimosettiiTio, iioii clie 50 codici manoscritti lasciatile jter
estrema disposizione del dott. .lacopo Perizonio «), il quäle profes-
sata teologia per 22 aiitii ncll" universita di Leida, uiorto nel 1715,
vi aggiuiise una somma, i cui ceiisi periodicamente la giovassero :
perciö nel suppleineiito 1741 riscontransi 60 opere empfce ex pe-
ciinia legati Perizoniani. 11 catalogo di que' libri, stampato ripelu-
tamente '), fu nel 1716 inserito da Sengueido, in unioue al Gro-
norio e all' Heyman, nel nuovo ^) di biblioteca, che modellato sugli
aiitecedenli e accresciuto, li rende inutili.
») Merkwürdige Reisen, (oni. III, p. 419, 426—430, 438, 4S8— 465, 468—471.
2) „Ich inaclite mich besonders an die Codices Vossianos."
3) Le traile de I' ordre et de l'usape d'unc liihliolheqne, » T occasion de celledeLeyde,
avec le catalogue de cette derniere. — 1G9I>, 4".
*) liistruclio by de heei'eii ciiratoren ()\er de uiiiversileit binnen Leyden, en de burge-
meesteren der selver stadt, over de dircctie van de piiblicke bii)liütheek van de
universiteit aldar. S. d. 1704, 8».
5) Catalogus libroruni in bibliotiieca Lng'duno-Batava bis terve occnrrentinin. — Lugduni
liatavoruni, I7ÜG, 8".
®) „Publica; aiiteni bibliotiiecie mss. rariora, magnique prelii volumiun cum eins effigie
legavit." \V e sllior i 11 s F. (i. nel di lui eloglo.
') Catalogus codienin quos Jacubiis I'erizunius biblidtbecH; Lugd. Bat. legavit. Leggesi
a. p. 4 — II del Cululixjtis lihiurum et mtmmorum Jacobi Perizonii (Lugd. Balav.
71i>, 8"). — Ivxeusi vetiistae editionis Codices quos biiiliulhecEe legavit cl. Jacoi)ns
Peri/.onius. In Orationes et dissertationcs Jac. Perizonii. (Lugd. Batav., 1740, 8*'.)
•*) Catalogus libroruin tarn inipressorum quam nianiiscriploruni liibliolheca; publica}
universilalis Lugd. iiatiiv., ciira vi opeia \Volft'rdi .Seiiguerdii , iuris utriusque et
philosophiiB doctoris , huiusque professoris, iiec iion bibliotbecae pnbblicee praifecti
.Lu'obi Gronovii, gra;ca} lingua; , historiaruni et elixiiienliie professoris et acad. geo-
graplii, et Joannis lleymann , linguariim orientaliiim professoris. — Lugduni apiid
Batavos, 1716, p. ÜOO, fol.
e dellf soc'ifli'i sciuiitifi(o-l<'lt(,-r;irii' ilell;i .N>'('rl;iiiili;i. «5 / i
Pietro Biirmanno seiiiore, siiccodiito al Senguerdo, ptibblico il
siipplemeiito ') l'anno della sua morle, eomprendondovi i donativi
posteriori di Costantino Rawlinson e D. H. Boerliaavod, noii ehe le
preziositä acquistate dal museo di Giusto Lipsio; o concdandolo di
Uli ricco iiidice, ehe si riferisee pure al eataiogo dal 1716, di eui il
siipplemerito e continiiazione.
Maiieato a' vivi il 13 ottohre 1754 il dotto Giovanni Stoip, as-
scgiio im assai riceo fondo alla biblioteea, eol generoso intendiinento
eiie, dai censi ritrattine, fosseio aeqiiistate opere scientifiche, e sta-
biliti de' premj a coloro ehe offerissero piü soddilTacenti risposle
a' quesiti seientifiei sulia teologia naturale e sulla mnrale cristiana.
Air amministrazione speeiale, dctta dei curatori del Legatum Stol-
pirmum, devesi la pubblieazione delle opere preniiate, raccolte in
collezioni s).
Poeo presto il biblioteeario Ahraino Gronovio. i eui registri dei
doni e degli acquisti si sarebbero perdiiti senza la spontane«
larghezza del biblioteeario delle reale delT Aja ^). E ineno s' occu-
parono della biblioteea i successori Davide Runkcnio e Daniele VV^yt-
tenbach, distratti in opere d'importanza. Perciö sullo scorcio del
secolo XVIII determinossi il bisogno di ampliare la biblioteea, di or-
dinäre i libri, di erigerne i regolari cataloghi. II conipito di rivedere
accuratamente tutta la libreria fu eornmesso nel 1801 a Mainardo Ty-
deman, il quäle, dotto comera, imprese quel lavoro eon tal ardore
e profonditä di vedute ehe, in vece di appagare i dcsiderj de' ricor-
') Siipplementum catniogi lihronim (:im impressoniiii <|iinm mnnuscriploi'iun liililiutliecie
puhlicsD universitatis Liigd. B;it. ah anno 1716 usqiie ad annuni 1741. Liigduni in l!a—
tavis, 1741, p. SOI— S34, fol.
*) Disserlalioncs latinae et belgica; ad teolügiani naturalem spectantos, pro piivniio le-
gati Stolpiani consciiptic. Liigd. Hatav., 1766 — 1838. vol. IV, 4". — Oissertationes
latiiiie el belgica; ad clii'istianain nioriiiii doctrinam spectnntes ei>. Lugd. Batav.,
1766 — 1834, vol. VII, 4". — Verhandelingen hctieffendf do naiiinilijke godgelfeid-
heid en i-liristelijke zedekunde, iiitgogeveii van liet Stoljiiaan.'-cli I.egaal. Leiden.
18.')6, p. XXIV, 201, 80.
3) „Sed qiium illos donii, nt pnlo , ai)nd se haberot — vix eniin tuiic in irdibns biblio-
tbecse erat nbi (|uis conuiiode sedere el eoiiinientati aliqnid ac presciiliere pos.set —
quuinque dieni obiisset anno 1774, diio tantuni voluniina. eaqne band inlegrn. qnibn.s
bibliolbecte cnrain spcctanlia coiitinebantnr . *|nnni eoiinn null» suspieio nul spes
esset, forte foiliina cnierseriint e bililiollieca regia Uagana . MHbii|iie ante pan(•o^
annos ab ornatissinio viro J. W. Ilolliop, ijiii illi pra'csl. Iiln'ralilor re>>titnta snul "
«ieel Jacobi. Catalogns eodienin niss. oc. I.ii^'diini liatav.. IS.'J'i, 4". I'roeniio
372 VMleiilinelli
Delle hihlioteche
lenti con sobrie cd utili indicazioni, ne diede estese trattazioni
hibliografiche.
Poco giovossi dei lavori del Tydeman Jacopo Geel, che pre-
posto alla direzione della bihlioteca nel 1823, in unione al Voorst,
iinprese con animo giovanile la rifusione del lavoro, e riuni in un
solo cafalogo, ad eccezione dei codici manoscritti , tutte le opere a
stampa della biblioteca, catalogo che i curatori si propongono qiianto
prima di diire in luce. La generale riordinazione avendo soinmini-
strato buon numero di duplicati, fiirono questi vendiiti airincanto »).
Iiitanto V iiniversitä si affretto di pubblicare gli altri lavori del Geel,
dei libri a stampa (volumi 12000) importati in biblioteca dal 1814
al 1847 2), e dei manoscritti, dall' anno 1741 3), questo contenente
non meno che 311 manoscritti greai, 297 latini e 406 di data re-
cente. E sommamente a dolersi che quell' instancabile bibliotecario,
perdulo il piü eletto dono del cielo, la intelligenza, consumi in una
casa di salute di Scheveningen giorni , ch' egli avrebbe consecrato
alla prosperita della biblioteca.
AI Geel fu sostituito di recente il dottore Pluygers che, quan-
tunque in fresca etä, si rese giä noto al pubblico co' suoi lavori filo-
logici. II carico di vice-bibliotecario e da gran tempo addossato al
dott. Bergman, uomo eccellente, eh' io non dimentichero mai per le
gentilezze prodigatemi in un tempo in cui mi danzava ditmanzi la
fiducia avrei lä scontrato un amico, cui la mia Marciana nodria lunga
pezza del latte de' suoi manoscritti.
La biblioteca e aperta il lunedi, il mercoledi, il venerdi e il
sabbato dalle 12 meridiane alle 3 pomeridiane; nelle vacanze i soli
mercoledi e sabbato dalle 12 meridiane alle 2 pomeridiane. Nelle
due angustc sale degli uffizj e di lettura sono distribuiti i cataloghi
manoscritti a schede ed a libro , quello in settanta cassette, questo
in 3S volumi in fol.; cinque de' quali comprendono la teologia.
') Catalogus librorum vaiii doctrinarum generis, contiiiens altera exempla ex bibliolheca
publica academiae Lug'duno-Batavse , qiiae iussu amplissimoruin acaderoise curatoruin
publice divendentur a die 27 et 28 nov. 1843 , apud U. \V. Hagenbeig et soc.
biblioth. custodeiii. S. d. p. 64, 8".
^) Catalogiis librorum bibliotheca; public» universitatis Lugd. Bat. annis 1814 — 1847
illatoruin. Lugduni Batavoruin, 1848, p. 383. 80.
^) Cataingus librorum niaiiuscriptoruiii ijui iiide ab anno 1741 bibliothecae Lugd. Bat.
accessei'unl. Desi-ripsit Jacobub (jeul, bibliutbecie Lugd. Bat. prsefeclus. J^ugduni Ba-
lavoruni, 1852, p. iJUß. 4».
e (lelle societii st-ieiililico-letterarie didhi .NciMlaiicÜH. öio
(liecinove la letterafura e la storia, due la giiirispondcii/a, urio la storia
naturale, quattro la mcdicina, (lue la filosofia, due la uiatouiatica.
Manoscritti orientali.
Fra i manoscritti, i piü preziosi sono, senza coutrasto, gli
orientali *) clie complessivamcnte sommano al numero di 1700. La
piü parte e stesa in lingua araba, ma ve ne son pure in persiano ed
in turco, come alcuni singoli nelle lingue siriaca, coptica, armena,
celtica, malabarica, singalese, giapponese, Chinese, mallaica. Poche
furono le accessioui durante il secolo XVIII, la maggiore delle quali
e quella del professore e bibliotecario Runkenio, il quäle nel 1798
lego buoni codici da lui postillati. Nel 1807 fu acquistata gran parte
de' manoscritti del professore di lingue orientali Giovanni Jacopo
Schultens ^) , quindi altri delle biblioteche di Guglielmo Ouseley,
della societa delle Indie Orientali , dei professori Enrico Arenzio
Hamaker e Giovanni Enrico van der Palm s) ; fiualmente i libri
aequistati a Culemburg, nel settcmbre 1848, dalla biblioteca di
Veijersio.
II primo catalogo de' manoscritti orientali fu pubblicato nel 1623,
pero con molte imperfezioni. Sullo scorcio del secolo XVII e al prin-
cipio del XVIII, Giovanni Heyman estese per uso di biblioteca un
catalogo dei codici orientali, esclusi gli ebraici, in sei volumi in 4*'.,
di pagine complessive 2ö39. DalT autografo, che tuttora conservasi
in biblioteca, fu compendiato il catalogo datone nel 1716: conviene
perö confessare che il lavoro delT Heyman e povera cosa. Opera lo-
devolissima imprese V Haniaker *); ma la descrizione delT intera
') Oratio de codicibiis oriontalilius qiii in «cadeinitC Lu^'d. Bat. bililiotheca servantur.
quam habiiit Theod. (iiiill. .loh. Jayiilioll, die 8. t'elir. a. 18ö.'> in Academia Lugd. lial.,
quam Magistratum aeademicum deponent. — Ltigduiii Batnroruiii , Bnil, 18.14.
p. iü, 80.
^) Bibliotheca SehuUeiisiaiia, slve oalalogus libiuriiin qiios coile^it vir clari.vsimus Joan-
nes Jacobus ScbiiUenins, tbeoi. doctor, tlieologin? et linguaium orienlalinin professor
in academia Batava (venduta nel settenibre 1780). — Lugd. Batav., p. 60i>, S**.
2) Catalog'us librorum ae mannscriptornm hibliotbeca; ScIinUensiana«, qua, dum in vivis
erat, usus est Juaunes Henricus >an der I'alm, literarum antiquaruui btvbraio. et
orat. saer. in arademia Lugduno-Batava professor Ordinarius. Aecessit eiusdem viri
cl. appendix librorum ac manuscriptorum similis argnmeuti (oou proemio degli edi-
tori). Liigd. Bat., 1841, 8*'.
*) Speeimen catalogi cudicuai mss. orienialinm bibliotbeca* aead. I.ugd. Bat. in quo
nuiUos libros iucditos descripsit, auotorun) vitas uune piimuni vulgavif. laliiio \eilit
H74 Villen tiiiplli, Iti-Ili' hihlioteclie
collezionc non {lotrcbbe esser datii siille colossuli proporzioiii di quel
saggio, che in 247 pagine in 4". illustra soll quattordici codici i)
del legatu Warneriano. Piü tardi Enrico Engelino Weijers comincio
r illustrazione de' codici orientali, continuata sotto nome di Orien-
talia ~) in opera a parte 3). Dopo questi P. A. Dozy prelnse con
lavori par/iali *) al catalogo generale ^) conlinuato dal dott. Kiienen,
lul ciii prinio volunie furono descrilti i codici 1 — 507, iiel secondo
i codici J)08 — 905. Non v'hanno peri) compresi gii ebraici, de'quali
dirö piü sotto. Qiie" codici, preziosi per piü rignardi, furono fre-
qiiente oggetto di studio ad uno stuolo di dotti orieiitalisti e del
paese ed esteri. A non parlar dei passati , nominero gli a noi piü
vicini H. A. Ilamaker, M. Hooguliet, A. Rutgers, T. Roorda, H. E.
Weijers, J. J. F. Valeton, P. J. Vetli, C. J. Tornberg, C. Sander-
borgb Älatthiessen , A. Kuenen, T. G. J. Juynboll, P. A. Dozy, B.
F. Malthes, J. Anspach, W. Wrigth, G. Dugat, L. Kreld, M. Sal-
verda de Grave, F. Woepekc, SitlVedo Freund, G. H. Engelmann,
Ferdiiiando \A'iistenfeld, J. Keyzer. Ad essi la biblioteca va debitrice
della pubblicazione di gran parle di codici orientali, o di studj pa-
ralleli con quelli di altre bibliotcche «). Percio fu lodato consiglio
et aiinotatioiiibus illustravit Hemicus Aientius Hamaker, linguar. orient. in acad.
Lugd. Bai. Professor extraordinarius et interpres legati Wariicriani. Lugd. Bat.,
1820, p. VIII, 264, 4».
<) Numeri 334, 1304, 1348, 1350, 1454, 1703, 1706, 1730. 1737, 1773, 1782, 1805,
1870, 1903.
') Comiiieularii codiciiin iiiss. orienlaliiiiii liiljliollioca} Leidensis. — 1840.
^) Orleiitalia. Üe codicihus niss. orieulalilms hihliolliecac Leidensis conliniial., eduiitiiiiis
JuynboU, Roorda, Weijers. Amstelodami, 1846, 8^.
4) Notioes sur quelques nianuserits arabes (della Leidense). Leyde, Brill, 1847 — 18öl,
p. 260, 80, con tavola lilngr. in 4«».
*) Calalogiis codicuin orienlaliuni l)il)liolheeae nead. Lugd. Batavae, auetoreR.P. A.Dozy,
pliilos. IheoreticsD mag'islro ec. Lug'd. Bat., E. ,1. Brill, 1831, vol. II, S**.
ß) 1. Abdel Malik Ibn. [)as Leben Mnbammed's, naeb Muhamnied Um Isliak über-
liefert. Uöttingen, 1857, vol. II, 8». — 2. Ab d o - 1 - W a b i d AI .Marrekosbi.
Tbe history of tbe Almohades. Leyden, 1847, 8». — 3. AbiZer Ibn. Primordia
doininationis Murabitniiiin. Upsaine , 1839, 40. — 4. Abu Bekr Mubiimmed
RenEI-llasen Ibn l)oreid"s. Gcnealog^iscb -etyniolog-jscbes llandiiucb. Giil-
tingen, vol. II, 8. — 5. Abulfeda Isniael. Tabuliu (|ua;diim geograpbioaj.
Lipsiic, 1791, 8". — (i. Lo stesso : Geograpbie. Texte arabe. Paris, 1837, 40
— 7. Aiiu-I M a li a s i n Ibn Tugri Bardii. Annales. Liigduni Batav.»
lS5'i — 1857, Vol. II, 8". — 8. Anspacb J. Spcuinien c lilteris orientalibus
e.xliibens bislui-iani Kalilaln.s al-Wolidi et Solaiinani. Liigd. Bat., 1853, S". —
!l A / - Zania li sa r i i. Lexicon •;cograpbicum. Lugd Balav. , 1856, 8". —
e (lelle socielii scieiilifico-lpKL'iMric dclla Neerlaiidia. ö / i>
die bibliütecai'j di fornire doviziosiiiiiente la biblioteca, di opere
Orientali a stampa, antiche e moderne.
Manoscritti e testi a stampa ebraici.
Cento qiiattordici soiio i codiei manoscritti ebraici, quasi tutti
|)rocedenti da Warner e da Scaligero. II primo , vissuto in iin tempo
10. Chronicon Samaritanum araliiee conscriptutn , cui tiliiliis Uher Jostie. L. B.
1848, 8". — 11. Dj o li a i r .VI u h amm e (I -Eb n. Voyage eii Sicile soiis le regne de
Giiillaume le Itoii. l'aris, 1840, 8". — 12. D o z y , H. P. .\. Scrtptoniiii arabiirii
loci de Abljailidis. L. B., vol. II, 4^. — 13. Enger M a x i m i I i a n i. De vita el
scrlptis Maverdü. Bonnie, 1831, 8". — 14. Specimen e litteris orientallbiis, ex-
hibens librum Geneseos, secundiiin arabicam Pentateucbi samaritani versionein ab
Abu Saido coiiscriptuin. Liigd. Bai., 18äl, 8". — lö. Gescliichte der Stadt .Mekka
lind ibres Tempels , von Giib-ed-Din-.Mubarnmed Ben Ahmed el-Nahrawali. Leip-
zig-, Broekhaus, vol. IV, 8'*. — 16. Gescbiederiis van Varst Rispoe Rudja (In lingiia
maicse). Leiden, 1849. — 17. Hadsallitarnm carmina, qiiotqiiol in codice Lug-du-
nensi insuiit, arabice edita. Londini , 4". — 18. Historia Jeniana' sub llarano Pascha,
l-ngd. Bat., 18ü8, 4". — 19. Hooguliel M. Üiversoiuiii scriptoruin loci de regia
Aphtasidariim fainiiia et de Abduno poeta. Lugd. Bat., 1839, 4^. — 20. Jacul's
Moschtarik , d.i. Lexicon geographischer Synonyme. Gödingen, 1843 — 1847, 8*.
— 21. Ibn Coteiba. Handbuch der Geschichte. Göttingen, 4". — 22. Ibn
Jubair al Kinani. Travels. Leyden, 1832, S**. — 23. Kynewulfi poetse selas
(enigmatum. Marburgi , 1860, 4". — 24. Lexicon geograpbicum. Lugd. Bat.,
1830, 8". — 23. M ak ri zi -AI- Ahmed. Traclatns de legidibus Araimm ponde-
ribus et niensuris. Rostochii, 1800, 8**. — 26. Lostesso: Takyoddin. Narratio de
expeditionibus a Griccis Francisque adversus Dimyatliam, ab anno 708 — 1221 susceptis.
Am.stelod. , 1824, 4". — 27. Lo slesso : Historia Coptorum christianorum in
Aegypto. Solisbaci, 1828, 8". — 28. Lostesso: Abhandlung über die in Ägypten
eingewanderten arabischen Stämme. Göttingen. 1837, 8**. — 29. Maverdü.
Constitutlones politieae. Bonn», 8**. — 30. iMuhamed Ben-Habib. Über die
Glcidibeit und N'erscbk'denbeit der arabischen Stämniennanicn. Götllngeu, 8**. —
31. Matanabbii fiirinlna , cum commentario Wabidii. Benilliil, 4". — 32. >'a-
wawi Abu Zukarlya Yabya el. The biugraphical diciionary of illustrious nieii
cbiel'ly at the beginning of Islamism. Gottingen, 8*'. — 33. Über das Leben und
die Schriften des Scheich Abu Zakariya Yabya el Nawaw. Göttingen, 1830, 4**. —
34. Üina r Alkhayy am i. L' alKebre. Paris, 1831. 8". — 33. Pentateuchus.
Sebasliani Falk, Joannis Havii et Guilclnii van Vluten specimen philologicum. Lugd.
Batav., 1803,4". — 36. S ei ii Edd i n i I bn- a 1- V a r d. De rebus die resurrectionis
eventaris, e libro cosmographico : Manjarita mirabiliu»!. Vratislaviie , 1833, 8".
— 37. Specinu'ii e litteris orienlalibus exbibens Sojatii librum de iiiter|>retibus Ko-
rani. Lugd. Bat., 1839, 4^. — 38. Specimen criticum exbibens loca Ihn Itbacnuis de
Ibn Zeidauno. Lugd. Bat., 1831. 4". — 39. Testamentum vetus gnpcuin. ex ver-
sione LXX interpi'elum. I.u^d. Bat., 1723, vol. II, 8". — 40. Testamentum novnni
arabice. Leid*. 1616. 4". — 41. U i 1 e n b o e k P. J. el P. J. fil. Pisserlalio de
Ibn Haukalo gccigrapho, nee nun descriptio IraciC PersiciV. Lugd. Bat., 1822. 4'*.
— 42. Zakariya li c n .M o li a in in c d Ben M .i b in ml e I C'uzwini. Kosmogrn-
pliiii. (iiitliiii^cn. 1847. 8".
376 V:i ( 0 11 1 i II (• I I i. Delle l>il)liuteclie
in cui ne' Paesi Bassi anco le donne attendevano agli stiidj ebraici,
siccome molto versate non solo nelF ebraico, rna eziandio nel carai-
tico, lego i manoscritti piu poregrini e apprezzati al numero di 79,
fra quali 30 caraiticl , 24 filosofici. J. Dernberg ne diede una siiffi-
ciente informazione i) non tale perö che regga al confronto col cata-
logo 2) delP erudito tedesco M. Steinsclineider, il qiiale diede in
appendice locos maiores e corlicibus excerptos: fra questi sono pre-
ziosi: Hotem , lavoro di R. Jedajah Happnini sui sinonimi ebraici, e
parte del Pentateiico a lettere capitali del secolo VIII.
Le antiche opere ebraiche a stampa, 260 delle qiiali apparte-
nevano al Warner, sommavano al tempo del legato dollo Scaligero
a 468: anche queste furono notevolmente accresciute: gemma della
raccolta e il membranaceo in fol., senza indicazione bibliografica, di
ragione dello Scaligero : Oculus Jacobi. R. Jacobi, f. Salomonis,
f. Chubili excerpta tlialmudica.
Codici greci, latini e in altre lingoe.
Ardua cosa sarebbe il voler porgere una notizia , beuche
sfuggevole, del molti codici manoscritti greci, latini, italiani, fran-
cesi, spaguoli, tedeschi, neerlandesi che oltre a quelli di Holman,
Vuleanio, Scaligero, Glossio, Lipsio, Pcrizonio furono iniportati in
biblioteca o per legato o per dono da G. Papenbroek s), P. Cuneo *),
Prospero Marchand 5), F. Oudedorp ß), F. Hemsterhuis '), Davide
Rubnkenio ^) , J. de Behouw ») , Daniele Wittenbach i«) , dai due
Pietro Burmanno n), dai Gronovii i«), dagli Hugenii is).
') Mittheilungen aus der Leydner Uiiiversitätsblliliothek. In Geigcr's leissenschaftlü-he
Zeitschrift für jüdische Theologie, vol. III, p. 277— 280.
2) Catalogus codicum hebrieonim blbliothecae acad. Liig-d. Bat., auctore M. Steinschnei-
der. — Lugd. Bat., 18Ö8, p. XXVIll, 424, 8^., eon tavole e fac-siinile Hi caralteri.
3) Legato di 24 codici, nel 1743.
•») fili eredi ne donarono 14 nel 1749.
•'') Montane a 78, per legato del 1736.
^) II di lui figlio Cornelio ne lego 36, l'aiino 1790.
') L'erede Van den Hop ne dono 34, 1' anno stesso.
8) I curatori delT iinirersilii ne acquistarono 111 dalla vedova del dotto piofessore,
l'anno 1799.
9) Legato di 4 codici, del 1821.
'■') I curatori dell' iiniversilä ne comperarono ."55 alTasta del 1822.
") Codici S7 acquistali aU'asta 1777.
■'^) Sono 136 codici coinperati all' asta 178S.
'•') Codici 33 di Cristiaiio, Costante e LoHovico ügcnio, o avuti in legalo il 1697, o
e delle societä scienlifico-lelleriirie della .Neerlaiidia. ö ( i
Tiittl i manosciitti, eccettuiiti gli oricntali e gli ebraici, düiiiHi
IUI iiiimero complessivo di quasi 3000, i piü anticlii e apprezzalti
fr;)' qiiali appartengono al foiido Vossiano.
Codici greci.
Uflenbach nelle sue frequenti visite alla biblioteca, non si occupa
che dei Vossiaiii *) » ^i^' ^'i esamina i soll greci «), fra' quali
riseoiitra xin'' Bistoria liisiaca d\ PnWadio , del seeolo XI; uii etimo-
logieo di Siiida; iin onomastico di Giulio Polluco; delle ipotesi di
Davide Niceta; le opere di Giuliano Apostata, del seeolo XII; i lavori
di Giovanni Tzetze su Esiodo del seeolo Xill. Un codice greco Vossiano
uso Adolfe Stierer s). Pubblicö estratti di altri codiei greci Ernesto
Lodovico di Leutsch *). Posteriormente al Vossio furono importati in
biblioteca, con altri molti un salterio ed un evangeliario del seeolo X,
un festivale, un Giuseppe Flavio, le storie di Erodiano del seeolo XI,
un salterio del XII.
Codici latini.
Fra i codici latini piü apprezzati possiede la Leidense otto co-
dici di Giovenale, fra' qnali un Vossiano del seeolo X; due di Lucano
parimenti Vossiani dei seeoli IX e X, descritti da Oudendorp s) ;
parcchi di Orazio ß) ; una trascrizione italiana di Virgilio , del se-
eolo XV, con buone miniature su membrana porporina ; alcuni
aggiiiiiti alla bihlioteca iiegli aniii 1809, 1822. V. Christiaiii llugenii, aliorumque sae-
culo XVII vironini celebrium exercitalioiies inathematicae et pliilosophic» , ex tnss. in
bibliotheca acad. Lugduii. Batav« servatis. Edidit P. J. Uileiibroek. — Hagae Comitum,
1833, vol. 11, 40.
1) „Mein mcistes Vorhaben war den Catalogns von den Manuscriptis Vossianis durchzu-
sehen, und die vornehmsten Codices zu notireu." .Merkwürdige Reisen, vol. III.
p. 419.
■i) Ivi, p. 428— 429, 439—465, 468—471.
3) De codice Vossiano seu ßurelliano quo confinentur Iren«"! libri quiuque adversus
heereses. In S. Irenivi qua supcrsuul oinnia. Lipsia-, T. ü. Weigel, vol. 11, S*'.
*) Pareomiographie grajci Diogeniauus, IJregorius Cyprius, Macarius, .\e8opus, Aposto-
lius et Arsenius. Goltiiigie, p. XXII, 804, 8".
5) Praefatio ad .^8. A. Lucani Pharsalia (Lugduni Bat. 1728, 4».)
^) C. Kircher i nova) qu<estiones Horatian.e. I. Quiuquagiuta codicuai (alcuni della Lei-
deiise) quibususisumusdescriptio. II. De codicuni llorutianoruin »tirpibus acfauüliis eo.
NamburKi, 4^.
378 V :i I i- I. I i I. ü I I i . ItrIK- bi'blioteclie
codic'i (li Foi'sio i) ; altri medievali^); un breviario membraiiaceo cU-l
secolo XV, con elegant! chiaroscuri ; un salterio miniato che, atte-
iiendosi all' annotazione francese, sarebbe stato d'uso di s. Luigi re
di Francia, nella sua fanciuiiozza ; pare scritto in Inghilterra ncl
secolo XII. Fra i piü antichi dopo i Vossiani citansi un Aurelio Pru-
denzio 3), degli estratti di diritto canonico e due glossarj del se-
colo IX; un Terenzio, un Macrobio, un Codice Teodosiano ed un
glossario del secolo X; tre codici di Stazio; le lettere di Seneca;
Operette di S. Agostino; due codici di Prisciano; un passionario.
iina logica da Boezio e Apulejo; un Rabano Mauro, del secolo XVI;
la versione del libro di Giobhe di S. Girolamo; un Virgilio; un Ovi-
dio; quattro codici di Cicerone; due di Seneca; tre di Prisciano; un
Tito Livio; un Quintiliano; due codici di Stazio, del secolo XII.
Fra i manoscritti moderni e debito di citare molti lavori, spe-
cialmente (ilologici, di professori delT universita, il Botanicon Pari-
siense autografo di Sebastiano Vaillant, in cinque voliimi in foglio,
donato da Boerhave, dalla cui eredita aggiunsero i curatori alla
Leidense due opere sulle piante del Malabar e sulle cucurbitacee
bolognesi ; gli autografi di Pietro van Muschenbroek, professore di
fisica; parecchi statuti di citta dello stato; cento ventisei volumi di
lettere di uomini illustri, la piü parte autografe, di filologia.
Codici in altre lingae.
Fra molti d'interesse capitale notero i pochi seguenti: aj En-
yuerrand de Monstrelet. Cronaca in antico francese, del secolo XV,
con buone miniature. b) Lod. van Velthem. Spiegel bistoriaal, of
Rymspiegel, del secolo XIV, pubblicato da La Long nel 1737. II
ferzo libro fu ripubblicato, con commentario, da G. J. A. Jonckbloet
(Hagse Comitum , 1840). cj Jacobi van Maerlant. Rymbibel, del
secolo XV. d) Pareccbie anticbe cronaehe del pacse. e) Libri
') Specimeii criticuin oontiiiciis Auli I'ersii codiciiin inss. Leidensiiiin coJIationein, ec,
auctore Antonio Kisselio. I rajecti ad Rhenum, 1848, p. XLV, 100, S".
2) Zacher J. Eiiiharil , Wilhelmiis Gcmmeticensis , fiaiifridus Monemiitensis , u.a. in
zwei naiKl.scIirilleii tier Universiliilsltililintlick zu Leiden. In Serapeum , 1843,
p. 30 — 32. Lo stesso Zacher inserl piTi lardi notizia di qiiesti codici in Handschrift
aus dem /i'/os/rr /Irr in der Vnirer.siditshihliolhek zu Leiden. 18;)1, p. 100.
•*) I'ielro Biirmanno secondo vi scrissc incalcn: „Codex hie anliiiiiissinitis nieinl)riinacens
est eelehratus ille Ei^rninidaniis. .lano (irulero oliin excussus. Vawi cum 8ö florenis ex
snpelleclile Wilsiana."
e delli' soi'ioli"i scientifieo-lclfiM'iirii' ilell:i Neerliuiiliii. 3^1)
yeiiealof^ici, statiiti niiiiiicipali, ordiiiaiize pubbliclie, fj Origineel cii
vulletlig llaiidsclirift van de geodesisohe on astrononiische Operation
van 1802 tot 1811 in Holland. Opera distribuita in 1 1 volimii in 8".,
e 7 in foi.. descritla da Uiletibroek ').
Libri a stampa.
II numero totale monta all' incirca agli 80000. Alia parte antica
della letteratura Orientale s' aggiiingono i recenli acquisti piocedenti
dalle tipografie di Parigi, Loiidra, Amsterdam, Leida, Amburgo.
Gottinga, Lipsia, e delle possessioni asiatiche ed aniericane cosl iii-
glesi coine neerlandesi. Mostrasi come ciiriosita uiia biblia olandese,
stampata a spese di Pietro, principe di Russia, in Amsterdam, nel
1721, in cinque volumi in foglio, a lettere oapitali. Quantita d' im-
pressi possono considerarsi quali codici manoscritti per le note a
penna d'illustri professori, onde sotio grerniti. Apparletigono a piii
distinti cemelj tre membranacei: 1. Justiniani Institutiones. Mogun-
tise, 1468, fol. 2. Apuleii Madaurensis opera. Romae, in domo Petri
deMaxinio, 1469, fol. 3. Horte B. M. Virginis. Paris, GillotHardoiiyn,
s. a. 4». magg.
Oltre i da nie indicati nel corso di questa trattazione, Spiegelio
die a conoscere i manoscritti teulogici 2), e dietri lui il Montfaiicon s);
Perz di Berlino quelli che si rapportano alia storia tedesca del medio
evo *). Jacob ^^, de Vater c) e Siegenbeek ■) s'occuparono della
storia della biblioteca, che trattarono assai compendiosamente.
Gabinetto numismatico dell' universitä.
II {gabinetto numismatico delT universitä data dalla mela del
secolo XVIII, e deve la sua origine alia liberalila del conte Rentinck,
1) Algem. Konst- eii Letterhode, 18;J9, ii. üö.
^) S|>izelii Teoiiliili. Sacra hihliotliecarum illustriiiiu ai-faiia dolücta. — Aii^'iislii>
Viiidelicoium, 1G68, 8", a p. 135—144.
3) HihliotliL'oa liililiolliccnriim iiiniiiiseri|)ta, toni. I. p. 601 — 603.
4) naiulsclirifleii, die deutsche Gescliiclite des MittelaUers lietrell'end. In Archiv der
(icscUnch. für ältere deutsche lieschichtslnuide, vol. VII, p. 133 — 138.
*) Tiaieti? des plus helles bihliolhe(]Mes. — I'aris, 1G44, 8", p. 4"i3— 430.
^) Vater (deV .1 o a im i s riiiilielmi. Narratio de rehus acad. I.ii^d. Hat. sieculo
oclavo et dfciiui). I,u{,nl. I!at., ISO'2, 8^ a p. 73— 81.
') Sie^enheek .Matthias. (leschiedeni.s van ilci' .-Veadeinie le Leiden. Leiden,
1820-1332. \..l. II.
I
380 Vn I p n t i II !• I I i . Rollt' bililioteclie
uno dei curatori deir uiiiversita , che le ofTerse p-arecchie moiiefe
e medaglie. Poco dopo fu accresciuto per doni del sig. Roclie-
pied, eoiisole dei Paesi Bassi alle Sinii'iie, e di altri, fra quali e
grato ricordare un lord inglese , che fe' preseiite delle medaglie
coniate nella gueira coiifro la Francia, per cui il Canadä diventö co-
lonia deir Inghilterra. Sulla fine di quel secolo ebbe origine la rac-
colta delle monete romane, per cura del celebre poeta latinoLorenzo
Sutenio (Lou van Soiileii), curatore pur egli deir universita; questa
partita fu accreseiula nel 1821 da Arntzenius, professore emerito
deir universita di Harderwijk ; aggiungendovisi nello stesso anno
gettoni e medaglie dei Paesi Bassi. Qualche anno dappoi s' arricclu
per acquisto, d'una serie di lalleri tedeschi, e nel 1836, per legato,
delP intera collezione di monete e medaglie del professore Reuvens.
Dalla biblioteca dell' universita, in cui reslo fino al 1818, fu
trasferita la collezione al gabinetto archeologico, dal quäle fu sepa-
rata definitivamente e aCfidata a speciale custodia nel 183ö. Piü con-
siderevoli sono le giunte posteriori, di parecchie migliaja di monete
e medaglie d* ogni tempo e d' ogni paese. Le varie serie possono
ridursi alle seguonti :
1. Molte monete delT antica IJispania, provenienti la piü parte
dalla collezioni di Garcia dalla Torre di Madrid.
2 Monete delia Gallin in oro ed argcnto: le prime furono dis-
sotterrate nella Fiaiidra e nella Glieldria.
3. Quantita di conservatissimi stateri e tetradraniuii di Lisimaco
e di Alessandro il Grande: drammi e tetradrammi di Atene; medaglie
rare della Cilicia e della Pisidia; incuse di Sibari e della Magna Gre-
cia; due Darici; alcuiie poche medaglie Sassanidi; un sido; una
medaglia di Tolomeo IX re d'Egitto.
4. Fra le medaglie medievali e moderne della Spagna si conser-
vano molte piastre obsidionali della guerra ultima d'indipendenza.
5. II Portogallo e rappresentato splendidamente in piü che
300 esemplari, la piü parte in oro e in argento, di medaglie e mo-
nete dal re Sandro 1 a Don Pedro V.
6. Non ispregiiole e la raccolta di monete e medaglie francesi
in ogni metallo, tanto dei re, come dei baroni e prelati. Numerose e
conservatissime sono le medaglie dei re di Francia, Luigi XII, XIV,
XV^ e XVI, della rivoltiziono, di Napoleone I, di Luigi Filippo, della
repubblica del 1848, e di Napoleone III.
e (lellf •jucielä scieiililicD-lelterarie ilcllu .Neerlandia. »jö 1
7. L IUI collezioiie distinta di inoiiete e medaglie iieerlandtsi, da
tenipi piü loritani (avanti e duraiite il regno di Pipiiio) fino a nostri
gioriii. Fra le moiiete coniate prima della pacificazione diGaiid (11)76)
si ammirano de' pezzi uniei. Questa ricchissiina scorta porse motivo
di studj opportun! a quel prof'essore delP universila, dott. P. 0. van
den Chijs, direttore dal gabinetto fin dal 183o, il quäle ne porse
importante iilustrazione in lavori successivi i).
8. Appartit'ue alla Gran Brettagiia sufficiente copia di medaglie
e monete d'ogni metallo.
9. Fra le specie metalliehe della Daiiimarca, della Szezia e
della Norvegia riscontransi niolte monete antichissime.
10. Nella Serie russa abbonda a dismisura il rame,
11. Alcune migliaja di medaglie e monete tedesche in oro e in
argeiito, ma specialmente in broiizo e rame, a preferenza, del regno
di Baviera e del grandueato di Baden.
12. Poebe son le monete e medaglie dei cantoni svizzeri, della
Boemia e delT Ungheria.
13. Ulla delle partite piü povere c quella delTItalia, bencbe vi
siaiio abbastanza rappresentate le cittä e gü stati. Non ispregevole e
la raccolta di aiitiehe medaglie italiaiie. AU' isola di Malta apparten-
gono alcune monete dei cavalieri di s. Giovanni.
14. Risiretto e il numero, ma seelti gli esemplari, delle monete
della Turchia e della Greeia: la serie di medaglie della prima e molto
piü avvanzata. Non vi maneano monete della Moldavia e della V^al-
lachia.
15. Piü estesa e comparativamente piü ricca delle altre e la
(ollezione delle monete e medaglie asiatiebe, della Siberia, della
China, della Corea, del Giappone, della Persia, in oro ed argento.
deir Indüstan, del Negapatnam, del Traiquebar, dei possedimenti
neerlandesi e danesi, di quelli francesi e portogbesi del Pondicbery e
Goa, di Anam, della Cocbincbina e di Cambria, delle isole di Ceylan,
Sumatra, Giava, Borneo ec. II ministero delle colonie presento nel
1861 al gabinetto dodici monete in oro ed argenfo del regno di
•) Tijilsrhriff vopr iilp:eineoiu> Munt- on l'eiiiiiiifrkuiKlf. I.oviloii, 1838—183!». vol. II. 8^.
— Veiliaiiileliiigeii uifgo^even door TovIit's Iwcedo <7tMioot.sclin|). Zes en tu iiiti(;sle
Stuk. Tt" iluiirleiii, ISöl — 18ö9. vol. Nil, 4". 1/ opoiM, iu-coinpH^iiiili) da iiiimerose
tavoios ooiii|)i-eiuli> rillislra/.l()iii> miiiiisinalioa di alouiu' provincie della Neerlaiidia.
382 Va I en t i n e I I i. Delle biblioteche
Siam, del valure complessivo di fiorini 57: siiigolare e la lor forma
di ciottoli schiacciati 9-
16. Per TAfrica, modico e il numero delle monele dell" Egitto,
di Tripoli e Tunis! , dell' Algeria e del Marocco; piü copioso quello
delle isole Azore e di Madera, del iMozambieo e delle isole di Mau-
rizio e della Riunioue.
17. V ha pure rappreseutala onorevolmente T America , scon-
trandovisi molte monete della Nuova Scozia, della Nuova Brunswick',
del Canada, della confederazione degli Stati uniti: ricchissima e la
Serie del Messico. Non vi mancano medaglie e monete di Haiti, Ber-
muda, Behama, Cura<^ao, Surinam, Demerary ed Esequebo, Cajena,
Venezuela, Columbia, Bra.sile: di quoste ultime sl conservano alcuni
bei esemplari in oro. Ne ha pure della confederazionie Argentina, del
Peru, del Chili.
18. Ammiransi alcune poche monete della Nuova Galles del Sud
neir America.
'£, Bibl. Tisiaiia.
Questa hihlioteca si lega cosi strettamente alla storia della uni-
versilaria che, dopo aver trattato di questa, e neccssario discorrere
delle origini e della imporlanza di quelia. Giovanni Thysius di Leida,
niorto nella giovane eta di 36 anni 1' ottobre 1653. legava alla cittä,
insieme a gran parte di sostanza, la sua libreria, incaricando il senato
accedemico di collocai la in casa separata dalT nniversitä, affidarne la
conservazione a persona apposila, tenerla aperta, in giorni fissati, ai
professori, agli studenti, agii uomini di lettere. II generoso testatore
aggiiingeva che quando dalle entrate si fosse ricavata una somma suf-
ficiente, la si erngasse in acquisto di opere mancanti alle due biblio-
teche, universifaria e tisiana. Percio nel 1654 fu acquistato un
edifizio sull" angolo di Groen-Hazengracht, in cui dopo, i nocessarj
addattamonti e le opportune migliorie, fu Tanno successivo distribuita
») Qiiel diieltoie nie ne sciivea di receiile; „Üoor wellwillende hesschenkomst van
„het ministerie van kolonien is liel niuiit- en penningkahinet der hiogeschool
„dezer dagen verrijkt niet eeii vulledig siel der twaalf gouden en zilvei en ninnleii
„>an het koninkrijk Siam, verlegenwoordigende eene waarde van ongeveer f. 57.
„rteze MMinttii liei)ln'n alle eene hijna kogelvormige gedaante, en zijn inet stempeis
-vooriieii.*-
e Jelle societ'i scientifico-lelterarie dellii Neerlandia. 3ö3
convenevolrnerite la biblioteca , ornandosene iiel 1606 il fronti-
spizio colle armi del foiidatore, e coli' iscriziorie: Johannis Thysii
Dihliolkeca. Benche dapprincipio fosse limitata alla inodesta raccolta
d' un pi'ivato, nullostante T eletta delle opere , fra le quali erario
aicuni incuiiabuli ed un impresso in membrana i), e le eure amorose
del senato universitario contribuirono a porla bentosto in fama; onde
giä nel 1669 e segnalata fra le biblioteciie dl Leida dal Lomaier ;
privatis snmptibus erecta , dotuta , publicaia (p. 252). La parola
publicata parrebbe aeceiinare a catalogo giä edito, ma, per quanto
ne attesta il diligentissimo M. Siegenbeck 2), H prinio catalogo, in
cui si sono registrate 1626 opere, fii impresso soltanto nel 1677. Fu
somma sventura che alP Interesse addimostrato nel primo ventennio
di quella istituzione non rispondesse, per motivi a noi sconosciuti, il
fervore di chi successe in quella amministrazione, perche il secondo
catalogo 3) redalto con ordine sistematico *), in miglior forma del
primo, non offre che una giunta, fatta nel lungo corso di 62 aniii,
di 345 opere, nessuna delle quali puö dirsi capitale e di gran prezzo.
L)a quel tempo la biblioteca fu piü che raddoppiata, essendosi segna-
temente accresciute la partita storica giä comparativamente copiosa,
e quella dei classici antichi, non che la coUezione di opere storico-
statisliebe neerlandesi , della quäle assai giovossi Tiele nella
Bibliothcek van Pamfletteu. A nostri giorni ne fu dato un indice
alfabetico ^j che, quantunque redatto da uno de' piü distinti storici
delPOlanda, e difettoso in niolte parti: forse Tamore della brevitä
nocque alla chiarezza delP espisizione. Sulla line (p. 74 — 79) s* e
ditto a parte 1' indice AeWa Bibliolltecn Swendenborgiana, ricca di
piü che 150 edizioni d' opere 0 composte da E. von Swendenborg, 0
ril'erentisi alla sua dottrina.
') La seeonde semaiiie ou enftMicc du inonde , par (i. de Salusle, Sr. de BarUs. Pa-
ris, 1Ö84, 40.
2) (!esfhiedenis der Leidsche Hoogeschool, vol. II, p. 17 — 18.
3) Catalog'us biMiothec» noliilis!«imi P. M. viri iuvenis d. Johannis Thysii, inslitiitte
in perpetuani sni memoriam et usuni. Lugd. Batav., Joh. Wiliheini de (Jioot, 1739,
p. HO, 40.
4) Thrviotjivi , jiiridici . viedici , /linlorici . geometrivi . matfii-mativi , arilhniflici.
misvrllant'i.
*) Catalogus libroriim bibliotheca: Thysianiv , in iicail. Lu^'d. Bat. Kx typographeo .1.
G. la Lau, 1832, p. 80, 8".
SiUb. d. phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. III. Htt. 26
384 Va 1 e II t i II e I 1 i , Kelle biblioteche
La biblioteca e aperta a uso pubblico il sabbato dalle 1 alle
3 pomeridiaiip, durante 1" anno scolastico.
3. Bibl. Valloiina.
La coniunita religiosa valloiina deH'Aja, convinta dell' impor-
tanza di porre assieme una colle/.ionc di documenti inediti ed editi
sulla storia delle chiese valloiie, e in particolare dei Paesi Bassi,
riunendovi le opere del pastori valioniii, ne fe' nioUo al sinodo di
Berg-op-Zom nel settembre 1807 e successivamente a quello di Delft
nel 1808. Le ingiurie de' tempi portarono la leaiizzazione di quel
progetto al 1852, nel qir.ile la riuniorip dell' A ja stabili che sarebbpsi
formata una Colleziune di libri e manoscritli, appartenenti alla
chiesa vnlluna, e che ne sarebbe depositaiia la chiesa di Leida. I
conristoro di Leida accetlu volentieri 1' invito , noniino una com-
missione detta degli archivj , depose nelia eamera de' regenti
deir ospizio di carilä, eonosciufo sotto nome di Pesyns-Hosje , un
deposito sinodaie che custodiva da cinquanta anni, e apparecchiö il
luogo a teuere gli atli che vi sarebbero successivamente deposti. E
questa la biblioteca vallonna , del cui nucleo (deposito sinodaie)
pubblico un inventario esatto e dettagliato il dottore P. C. Soucbay,
pastoi-e a Leida, in calce agli articoli del sinodo di Ziericzee nel
giugno 1803. In base alla risoluzione del sinodo tenuto in Middelburg,
l'agosto 18o4, la commissione avrebbe potuto semplicemente ristam-
pare 1' inventario del 1803, con appendice delle giunte posteriori,
nia preferi invece di rifonderlo interamente, di inutarne l'ordine con
una classificazione piü metodica, di omettere la eiiunierazione di
duplicati ehe sovraccaricava la raccolta, benche d'altra parte giorivo
ai bisogni eventuali delle chiese. La commissione su questo piano
pubblico il catalogo degli stampati e dei nianoscritti assieme riuniti*),
dividendo la niateria in cinque classi : I. Inventarj; II. Storia delle
chiesa vallonna dei Paesi Bassi in generali; III. Storia della stessa in
particolare; IV. Storia della chiesa vallonna all'estero; V. Opere
d' uso ecclesiastico, di dottrina ed editicazione. Dalla pubblicazione
') Catalogue de \a liililiollieqii« Walloiinf . ilcposef ä Lciil« , |>iil>lie par ordre de In
Keiiiiioii de Middelliurf; en aoiU 1834. A I" iisage des efflises W alloimes des I'ays-Ba.i.
A Leide, J. G. Ih L^iii, 18ä;i. p VIII. 40, 8".
• delle societit scientifico-letterarie della Neerlandla. 381)
di questo catalogo fiiio all' anno 1860, la biblioteca arricchissi note-
volnrjente per gli aoquisti fatti dalle vendite delle biblioteche dei pa-
stori N. Berkhout di Leida nel 1856, van Voorst padro e figlio di
Amsterdam nel 1859, e G. W. van Oosten de Brnyn a Harlem, nel-
r aprile 1860. Laonde si rese necessaria la redazinne d' un secondo
catalogo supplementäre i) cui, seguitosi 1' ordine delP antecedente,
si aggiiinsero la parte preliminare della storia ecclesiastica in gene-
rale, una Serie d'impronti di sigilli di varie chiese, e la tavola alfabe-
tica degli autori e degli scritti anonimi.
L'esame di questa biblioteca di diffieile aceesso io devo al-
Testrema gentilezza del segretario della eomunitä, J. T. Bergman,
vice-bibliotecario delP universitä.
4. Societä di letteraf ura neerlandese.
Neir anno 1766 parecchi studenti dell' universitä di Leida si
riunirono in associazione, alla qiiale applicarono il motto: Minima
crescunt, per occuparsi di studj sulla letteratura olandese. II successo
giustifico la adottata divisa. Approvata da lettere patenti degli stati
d' Olanda e della Frisia occidentale, fino dal 20 maggio 1775, la
soeietä di letteratura neerlandese conta quasi quattrocento membri
nazionali, tenuti a un' annua retribuzione di sei fiorini, 10 membri
sparsi nelle coloriie, 134 stranieri e due onorarj, cioe i principi Fe-
derico ed Enrico. Consecrata agii studj della letteratura, della storia
e delle antichitä del paese, tiene a JLeida in un proprio edifizio otto
sedute mensili dall' «ttobre al maggio, e la generale il terz« giovedi
del mese di giugno. I letterati eminenti che vi prendono parte uni-
seono in bella gara i loro sforzi a quelli della socicta olandese delle
belle arti e delle scienze, per appurare il tesoro della lingua patria
e mantenerne intatto il deposito. Gran parte di questo compito fu di
recente affidato alle eure di quel segretario e bibliotecario, L, A.
de Winkel , incaricato dell' apparecchio d' un nuovo dizionario
olandese.
La soeietä non solo apre concorsi annuali e distribuisce preinj,
ma eziandio pubblica delle meniorie, giä distribuite in quattro
1) Catalrtgue de la hibliotheque oc. Supplement ISS.S— I8t>(). A Leide, .1. f. Pnbbe.
18G0, p. Vill, 66, 8».
26»
380 V a I (■ II I i n <• I I i . Me-Ile iHlilioteeliP
Serie«), e ile" iiippoiti .iiiiiiinli -') iie" »jiiali dall" anno 1843 si sono
inserite le iiecrolotjie de" membri.
Quella aüsociazione cli stinlenti che diede vita a questa societä
possedea nna tenue nia preziosa collezione di manoscritti e di incii-
iiabuli della niassiina iiiiportaiiza per la coiioscenza della letteratura
olandese del inedio evo : l'u questo il germe dell' odierna bildioteca
cui il dott. Hoffmann de FallersUben non dubitava di attribuire il
vantü d'essere, dopo quella di Gottiiiga, la biblioteca piii ricea di
opere di letteratura tedesca del inedio evo. Accresciuta incessante-
meute per doni, legati ed acquisti, raggiuiise tal grado d'importanza
che, dopo I* iiniversitaria, puö dirsi la prima in Leida. Nel 1781 fu-
rono fatte le prime compere, eollo seopo di riunire i materiali neces-
sarj alla redazione d" un dizictuario universale della llngua olandese,
E col niedesimo intendimento il dott. Z. H. Aletryn, uomo ehe tanto
merito delia lingua e della storia del paese, legava alla societä la sua
distinta raceolta di manoscritti ed incunabuli, che si riferiscono alla
letteratura nazionale. Sotto questo lapporto e prezioso il codice
dello Specchio storico, su cui si son falti molti lavori, ne' quali ha
avuto parte la societä. Torno percio opportunissima la pubblicazione
d'un catalogo ^), cui H. W. Tydeinan e J. T. Hodel Nyenhuis prelu-
sero con un proemio che da ragione deloro procedimenti iiella reda-
zione ([I. I — IX), con un indice di manoscritti (p. XI — XII), con una
specie di statnto in nove artieoli (p. XIII — XV). Nella prima parte
(p. 1 — 78) furono dettagliatamente descritti i manoscritti e gli
stamjiati postillati a mano *) : fra quelli ne son molti mernbranacei,
altri trattati amorosamente eun miniatuie di egregio lavoro, un
poema di cavalleria con chiaro-scuri di sorprendente bellezza : gli
M Wi-rken vmii de M:i:ilscli»p|iiJ der Nederlaiidsche Letterkiimle te Leiden. Leiden
1772 — 1778, vol. VH. 4". — Verluiiideliiigeii van de Maal.-,chappy der ec. Leiden,
ISüO— 1824, vol. MI. S". — Nieuwe werken van de .Maalsclinppij der ec. Leiden,
1Ö25— 1844, vol. VI, 8". — Nieuwe leeks van werken van de .MaHtscbappij ec.
Leiden, 1846— 18;;6. vol. VIII, 8».
') Handeliii;;eii der jaarlijkselie alf;eiiieeiie Ver-jaderinfjen van de .MaaUuliappij der ec.
Leiden. 1760 — 1861), 8" Vi si riferiscono pure le liio(;rafie de' membri defunti.
3) Calaliigns der Uililiotlieek van de Maal^cliappij der Nederlandsclie Letterkunde, le
Leiden. 1829, p. \V, lötl. 8».
'') l{»inan/.i untiel.i , Ivsopo , dottrinali tedeüclii . libri &crillurali aiiticlii , liliri degli,
etaiigelj, storia di Cristo , inartirologio , vita di s. Kruncesco , sermoni sacri,
inedita^ioiii tfolosali. asc-etiei . lil.ri di lingua e storia, romanzi e libri morali in
Jiiig'ue »träniere.
I
e dflle soeietii scienlilico-lelteriiric ili'lla Neeilaiidia. »i«^!
st;trn|iati sono annotati di mario di distinti filolo^i del paese. La se-
conda parte offre nna classazione singolare <), determinafa forse dalla
specialitä della disliihiizioiie.
Le aggiunte posteriori accrebbero d'assai la sostanza. Nel 1841
la sociefä ebbe in dono da uno de' suoi membri la copiosa collezione
di opere dramuiaticlie neerlandesi cbe, riunita alla gla esistente in
bibüoteca, ne poitö il iiumero a quasi 3000. Quiiidi si riconobbe
necessaria la rifusione del catalogo; e la cominissione di biblioteca,
composta dei signori H. W. Tydeman, J. T. Bodel Nyenhuis, ,1. T.
Bergman, vi diede opeia diligeiite, affidando al prirno dei nnniiiiati
la catalosrazione delT anzidetta collezione. Adottata una ordina-
zione sistematiea piü conveniente alla condizioni della biblioteca,
dope sei anni di lavoro , essa pubblieö il prodotto de' proprj
studj '^'), aggiungendovi due anni dappoi 1' indice alfabetico degli
autori e i supplementi "). non cbe piü tardi le ginnte successive *).
Uno speciale regolamento ^) di 37 articoli, esposfo in biblio-
teca. ne determina 1' uso, E aperta il martedl e il giovedl dalle 12
alle 3 pomerid. dal 1 settembre al 30 giugno, ai membri della so-
cietä, restandiine iibero agli altri l' accesso, ove ne siano autorizzati
in iscritto dalla direzione. I membri godono pure il diritto di usar
libri a domicilio, fanto in citta cbe fuori.
5* Societa reale neerlaiidese d' orticoltiira.
Questa societa di recentissima origine (1845) e composta di
500 membri , ciascuno de' quali contribuisce V anniia sonima di
*■) Opece nuerlaiidu.si del XV sccolo e di parte del XVI, p. 73 — 78. — Le stessc
della prima raeti del seeolo XVI, p. 79 — 83. — Edizionl senz" üiiiio del seciilo XVI.
p. 83 — 8ä. — Liii^iiistlcii , p. 83 — 109. — Aiilicliitii e .storia , p. 1 10 — 124. —
Poesia , p. 124—134. — Lelteratura iieerlandese, p. 134 — 141. — .Miscellaiiee,
p. 141 — 147.
2) Catalogus van lie ßlliliolheek der Maatsehappij van Nederlandsche LellerkiiDile. te
Leiden. Kersle deel. Handschriften. — Taal- en Lettcrkunilf, al^eineene en neiler-
landsfhe. Te Leiden, 1847, p. XXXVI , 2(>8, 8". — Catalogns ec. Tweedi- deel.
Geschied- en Oiidlieidknnde. — Leiter- en Kunst<;eschiedenis , al^enicene en ne-
derlandsche. — Taal-, Leiter- en Geschiedknnde van andere Vi>|kcn. — Werken
van geniengden inliuud. Te Leiden, 1847, p. VI, 636, 8".
3) Catalogu.s ee. Üerde deel. AlpliahetLsche LIadwijzer van iSelirijvers en ISoekwcrken.
— Vei-beteringen en aanvullingen. Te Leiden, 1849, p. 149, 8**.
••) BijvoPfisel over de iaren 1848 — 18.'i2. I.elden. I8,'i3, p. IS4. <S". — ligvoe^sel over
ile jaren 18;>i! — 18.">7. Leiden, lSo7, p. 262, 8".
^) Reglement voor de liockerij der Maat.seliappij van Nederlandsche l.cticrknnde. 8.
d., p. 8, 8".
388 V » I e nl i II e I I i . Helle liiblioteche
cinque fjorini. Posta sotto il patrocinio del re e diretta da un presi-
deiite. dott. \V. M. de Brauw, e da un segretario, dott. W. F. van
Laiisberge. s' occupa del peifezionamente delParte del giardiniere,
ma specialmente dell" iiitroduzioue in Europa ed accliinatizzazione di
piante tropicali, data la preferenza a quelle delle colonie neerlandesi
e del Giappone. Perciö ad iiiteramente riuscire nell' inteso scopo,
tiene delle esposizioni di fiori e di piante delle regioni del tropico,
apre concorsi, incoraggia con piemj, pubblica un annuario, che
distribiiisce gratuitamente a' suoi membri, e un giornale di orticol-
coltura 1) con tavole niiniate. Cul principio del 1857 il giornale fu
surrogato da un' opera "} distribuita in fascicoli mensili. Un' altra
delle produzioni che molto onora la societa e il prodromo della flora
batava s) ij cui primo volume contiene le plantoe vasculares, la
prima e seconda parte del secondo le cellulares.
6. Ifluseo e biblioteca ISiebold.
AI genio perseverante del colonello Filippo Francesco de Sie-
bold, distinto naturalista, nato a Würzburg, ora domiciliato a Bonn,
e dovuta la fondazione del museo giapponico, per numero ed impor-
tanza di oggetti, il primo in Europa. Rledico al Giappone dal 1822 al
1830, ebbe occasione di studiare i costumi d'un paese non esplorato
fino al suo tempo che , o di passaggio dai viaggiatori , o dai missio-
narj, cui la limitazione delle conoscenze e dei mezzi non permet-
teano tale appareccbio d' oggetti che rappresentasse lo stato di ci-
vilizzazione di quel vastissimo impero. La ricca collezione Siebold,
trasportata in Europa non senza gravi pericoli, fu acquistata dal
governo neerlandese e distribuita in sei grandi stanze d' apposito
ediüzio a Leida. Vi si riscontrano un altare domestico, il solo in
Europa; idoli in bronzo, ottone, steatite, nefrite, legno , incisi o
intagliati, con vestiti ricchi e variati; figure anatomiche; stromeiiti
di chirurgia ; oggetti guerreschi , armi , armature , bandiere ;
1) Tuiiilioiiw. KloiM Vau Neiierlaiid <mi iijiie Netlerlandsche bezzittiiigeii , VHiiwege de
koiiiiiklijke Maalschappij tot aHiiiiiuedijjing van den tiiiiili<iuw, uilgegeveii door W.
II. dl- Vriese. Leiden, 1804— löö«, vol. Hl, 8".
»J Annales d' horticiilturc et de liotaniijiie , oii lloie des jardins du royaume des
l'ays-Bas.
3) Proilromiis lloi* liahiva, in iisiiin Socioruiii prunioveuda: Hone balavte studio.
Lugd. Batav., IS.JO- 1öj3, vuI. II.
e delle sociftä scieiitifico-letterarie liella Neeilandja. uOa
stromenti di nmsica; ventagli, ombrelli; giochi da ragazzi; lavori
di zucchero; tavolelte da calcolo; numerosi prodotti industriali in
bambou, in altri Icgiii, in paglia, a paste di riso, a vernici splen-
dentissime; stromenti domestici da caccia e da pesca; vesti di seta
operate, ricami, ornamenti muliebri d'ogiii genere; carte dipinte da
rivestir le pareti; carte da gioco; pitture in legno, in tela, in carta,
poste in cornici di finissiino intaglio; modelli di case di cainpagna,
di contrade di eitta.
Pero il Siebold non avrebbe ritennta compiuta cosi estesa colle-
zione, i cui prodotti industriali attestano un grado di superioritä
sugli europei, se non avesse potuto aggiungervi una biblioteca, la
quäle coniprende non meno di 525 opere in forse 1400 volumi. 11
catalogo pubblicatone <), nella rninuta ripartizione delle materie,
abbraceia tutti i rami di studio in cui si distinsero i Giapponesi. Torna
a lode del dotto descrittore V averne fatto litografare con caratteri
proprj i titoli giapponesi in sedici tavole, suppliti nel testo con
caratteri latini. L'infaticabile Siebold diede opera perche i piü im-
portanti di que' libri o a stampa o manoscritti fossero pubblicati,
cominciandone Tedizione nel 1833 -).
II museo e aperto dalle 9 antim. alle 6 pomerid.
7. IVInseo delle aiitieliita.
Presse il museo Siebold e quello delle antichitä (Breedestraat),
aperto al forastiere quotidianamente, dalle 7 della mattina alle 7 po-
meridiane. La vastita del sito occupato; la quantitä e varietä degli
oggetti; rimportanza suprema degli egiziani; pareccbi indiani; le
opere d'illustrazione che se ne pubblicarono, son motivi a trattarne
con qualche dettaglio.
•) Catalogus lihroruin et miinuscri|>toiMim iaponicorum a Ph. Fr. ile SieboM oollecfo-
ruin , aiinexa enuineiatione ilinrum. «|ui in Museo Reufio Hay-ano servaiitiir. I.ihros
descripsit A. Hufl'inaun. Accedunt taliiil« lilhog-rapliic* .sexdeciiii. Lu^iluni Bai..
1843, fol.
*) Bililiotlieoa iaponica sive selecta quifdaiii opera siiiiro-iapiiiiica, in iisiini eoriiin iiiii
lilteris iaponicis vaoant, in lapide exarata a siiien.si Ko Tsoliiiiff Uschaiig . et eilila
curantibus Ph. Fr. de Siebold et J. Moll'inann, libri sex eo. I.iiffd. Batav. ex ofti-
ciiia litog'r. editoris, 1833 — 1838, 8**. Piü tardi pnbblicossi: Isagoije in liibliotheeain
iaponieani et sludiuin litterariiin japoiiicariiiii . aucture l'h. Fr. de Siebold. Lni;d.
Kai. apud auclorein, lS41, ful.
390 Valen ti II el I I , Uelle biblioteehe
L' intero edißcio, sudclivisu in tre piiitii, conipreude uridici sale.
Nel pianterreiio la prima a dirilta laccbiude ciö che v' ha di piü cu-
riüso iiella mitologia Indiana: ßrahfna cve»{ore, Wiscimu consei-
vatore. col simbolo trinilario della pioboscide a diverse gratidezze,
Schhca distruttoro, poggiato su" teschj: ollraceio Mumli, divinitä
subordinata a Scliiwa, sotto forma di toro, in lava. Indescrivibile e la
riccbezza de' monumenti punici, specialmento de' sepolcrali ').
Le antic'bita egiziane sono distribuite in tutti i piani. Occupa
una delle sale delP inferiore la necropoli o la riunione degli oggetti
che si riferiscono ai sepolcri : sarcofagi in granito o legno dipinto,
quali chiusi, quali aperti; mummie avviluppate o scoperte, figure
assise, bassorilievi, papiri chiusi coi cadaveri 2). Questi oggetti si
ripelono in forme minori al primo e secondo piano: oltracciö si ri-
scontrano quantitä di papiri sj, divinitä domesticbe, ibi, canopi, sfingi,
babuini, ornamenti, scarabei , collane, perle, braccialetti, anella,
specchi, armi, vivande, tavole da sacrificio ec. Tanti e cosi svariati
prodotti deir industria egiziana furono convenientemente illustrati
dair infaticabile Leemans *).
Non meno interessante e la raccolfa delle antichita greciie e
romane, sarcofagi *), stele funerali, bassorilievi ^), patere <),
•) Reuveus C. J. C, Periculiim aiiiinadversionura ad cippus punicos Hiimliertianns,
musxi aütiquarii Lug:d. Batav. LiijTd. Batav., J822, 40.
2) Aegyptische Lijk-papyrus in liieroglyphisch schrill, uit het Nederlandsch museuin
van oudheden te Leyden , uitgegeven op last der hooge Regering , door C. Lee-
mans, met lä platen. LeyHen, 1841—1842, gr. fol. II lesto e dalu pure in fianrese.
3) Aegyptisclie papyrus in demotisch sehrift met giieksche omschrijvin-jen , uit he
>'ederlandsche inuseum van oudheden te Leyden, uitgegeven op last der hooge
Üegeiing, door C. Leemans , met 14 platen en 8 tabellen. Leyden, 1839, gr. fol.,
eziandio con testo francese.
*) Lettres ä S. Salvolini sur les moniiraens egyptiens, portant des legendes royales
dans les musees de Leyde, de Londres ec. Leyde , 1838 . 8". — Description rai-
sonnee des monnmens egyptiens du musee d' anliquile des Pays-Bas ä Leide. Leide,
1840, 8**. — Aegyptische iiionununten van het Nederlandsche niuseuin van oud-
heden te Leyden, uitgegeven op last der hooge Regering, door C. Leemans (in
ülaudese e francese). Leyden, 1846—1859, vol. II, fol.
*) Leemans C. Roiiieinsche steenen doodkislen. bij Nymegen in 1840 opgedolven, en
Ihans in het museum te Leiden. Arnheni, 1842, 8".
*) Janssen L. J. F. (iriekshe en romeinsche grafreliefs, uit het museuni van oud-
heden te Leyden, met VIII platen. Leyden, 1831, fol.
') Leemans C. De Zangles. eene grieksche heschilderd«' drinkschaal van het Nederl.
museuni van oudheileii, besclireven en uitgegeven. Levde, 1844, 40.
I
e delle socielä seieiitiKfo-letterarie «Iclla .NeerlmuÜH. d«7l
papiri i)- Ciö pero che piü iie rappresenta la ricchezza e la scrie tlelle
iscriziorii, dovuta in grati parte alla spontanea liberalitä di Gerardo
Papeiihroek d' Amsterdam, il quäle lego nel 1738 al museo le iscri-
zinni, com alfii monumcnti greei e i'omani , che adoniavario la sua
Papenhnrcjica pi-esso Harlem 2). Qiiella collezioiie , accresciuta
d' assai fiiio a nostri giorni, fu degriamerite illustrata dal dotto Jans-
sen 3j. In una stanza del terzo piano si sono collocati i niodelli in
sovero, del tempio di Minerva e di aitri, copie di bassorilievi celebri,
come del Partenone, della colonna Trajana i'C, armi greche e ro-
mane. vasi itaio-gi eci, impronti di sigilli ec.
Sono pure convenientemente rappresentate le antichitä nordiche
e germaniche, fra le quali sono a rieordarsi il niodello d'un cos'i
detto letto dei giganli, della provincia neerlandese di Dreiithe, e
parecchi idoii teutonici *).
Vi siriscontraeziandio una seortasulficientedi antichitä etrusche,
di vasi in terra cotta, di bronzi, e specialmente di stele funerarie,
illustrate dal Janssen '").
S. Bibl. Lipsio.
L'alta fama di Giusto Lipsio, riconfermafa dalle opere, molte
delle qnali egli scrisse aLeida; il seggio di professore da lui onore-
volmente occupato per anni parecchi, presso quella universitä; una
gran parte di cemelj della sua biblioteca aggiunti alla Leidense,
invitano a dare un cenno delle sue raccolte. Conipiuti gli studj, ed
') Reuveiis C. .1. C. Lellres ii .M. Letroiine, siir les |)n|iyriis hiliiirriies j;iecs ec. du
iiiuse'e d' »iitiiiiiite» de 1' Univers. de Leyde. Leyde. 1)S30. 4"., rim atliinte in fo^l.
— Leeinans C. Papyri giirei iiiu.ssei aiitiquitatiini |miI>I. Lii^d. i>:it. Liigil. I!;it..
1843, 4'', eon sei tavole.
') Kran ei sei I) ii d e nd n r p i i oratio de veterum iiiseiipliniuim et iiioiiuinentin um
usu , legaloque Pa|»eiil)riiekiani). Luyd. Hat., apud S. I^ueiitinans. I74.S, 4"*. —
Lo stesso. Brevis veterum iiioMuiiiiMiloiiim :ili amplis.simo viro (Jeiaido l'apeiiliroekio.
Aead. lu^duno-hatavie lej^ntin-iim descr'i|itio. I.uijd. I5iilav. , apud S. Liielitmnii».
174G, 4».
3) MusH'i lujjduno-liatavi inscriptiones <;ra.'eie el hitiuie. Kilidit I.. .1. V. ,laris>eii. Aeee-
duiit laljulve XXXIII. Liiyd. lialav. S. et J. I.uchtmans, lS4'i, p. 184, 4".
■♦) De {jermaanselie eu noordsche monumeuteu van liel Museum te l.eyileu, k^n I lie-
selneven. lA'ycfen, 1840. 8*^.
^) lie etruriscbe ^ratVellets. iiil iiet iiiiiscum vau oudliedeii te l.eyileii . met '^0 plalen.
Levdeu. 18;J4. T,.!.
392 Va I en t i II !■ I I i , Dellf liililioteche
allügatosi a Roma presse il cardiriale Granvella, cominciö a porre
assieme scelte edizioni di classic! greci e latini; opere a stampa di
filologia , critica , archeologia. Perö allettato dalle inestiinabili
riccliezze dei manoscritti della vaticana e di altre romane, diedesi
tosto con instancabili eure a raccogliere codici manoscritti d' ogrii
genere, que* manoscritti che da piü che un secolo (1722) depo la
sua morte (1606) furono eposti all" incaiito con titolo i) corrispon-
dente alla loro eccellenza. E quella sua crescente raccolta accarezzö
egli con tanta affezione, postillando di propria mano i testi a penna
ed a stampa, aggiungendovi i molti studj d" opere sue, che nel 1578
preservato a Jena dal saccheggio, col mezzo dell' amico Deirio
consigliere intimo di Giovanni d'Austria, ne lo ringrazia in lettera
d'aver salvati i suoi libri, id est vita mea. Morto a Lovanio, ordi-
nava ci)e i proprj scritti fossero condannati alle ßamme, che i suoi
libri passassero in proprietä dei Gesuiti di Lovanio e di Guglielmo
Grevio suo nipote a). In onta a cio i manoscritti condannati alle
flamme e i libri lasciati ai Gesuiti sono esposti all' asta pubblica al-
TAja, nel febbrajo 1722 3), e gran parte vi e acquistata per la
Leidense *).
1) Museum Lipsianum, slve eximia maiiusiTiptorum collectio in tres classes distincta,
quaruin primH conliiiet plerosque auctores classicos liiütoricos , poetas , pliilosu-
phos, oratores, antiquo charactere manuscriptos, ut et recentiorum xrnrum vario»
tractatus , itidem manuscriptos historicos, medieos, juridicos , theolo^icos, qui
umnes viri celeberrimi Justi Lipsii studiis olim iiiservierunt. Altera eiusdem l^ipsii
iiiuiiuscripta autographa varia et qunltuor Volumina epistolarum ei>isdeiii auctoris,
et düctorum rirorum ad J. Lipsium , secuiidum sericui annorum, quibus Scripts
fuerunt. ordine di(i:estarurn : tertia continenliir tum ipsiiis .1. F^ipsii traclatus varii,
tum alii etiam auctores permulti tjpis quideui editi, sed fere omnes eiusdem Lipsii
notis , animadversiouibus et castigatiouibus uriy^inalil.us manuscriptis ornati et in-
slrucli. Scino registrati a. p. 431 — 434 dell" opera sotto la nota 3.
2) „Lipsii hililiothecü non tarn copia, qunm librorum pra?stantia commendata : ^rscos
et mss. Codices Jesuitis Luvaniensibus, reliquos (luilielmo GriPvio suo e sorore iiepoti,
legavit." — Mireo nella vita di Giusto Lipsio.
3) Bildiolbeca; l'etaviana et .Mausarliaiia. ou catniogue des biblioteques de feu m>'N-
»ieurs Alexander Fetavi, Conseiller au Parlemant de Paris, et Fraufois Mansarle.
Intendant des bätimens eu France, auxquelles on a ajoute le cabinet considerable
des manuscrits du fameux Justus Lipsius. A la Haye, chez Abraham de Hondt, 1722,
p. 434. 8».
*) Neil" appendice dell" anno 1741 al catalogo 1716 della Leidense. si reg-islrano a
pag. 530 — 331 lihri inamiscripti et impresai, empti ex musao lApsiuno ; a pag'. 331 — 533
Autoijrupha Justi Lipsii; a pag. 332 — 334 »rijiniiiliir alia e.r muxiro Jiixli Lipsii, typi*
idita, milj eiusdem Lipsii et aliorvin notis tnanjinalibus manuscriptis inalnicta.
I e ili-lle societä scieiitilicu-letterarie della Neerlaiidi«. 0«70
9. Bibl. Erpeii.
Tomniaso van Erpen, piü conosciuto sotto il noine latinizzato
Erpeniiis, dntto orientalista delT universitä di Leida, tratto varitaggio
da' suoi viaggi in diverse parti d' Europa e dalle estese relazioni
asiatiche ed affricane, avea raccolto iina serie di opere manoscritte
e stampate in lingue orientali, ehe eecitö i'ammirazione de' contem-
poranei. Seriverio, un anno dopo la sua morte, ne da un eatalogo
abbastanza dettagliato 9- f-"'" parte eletta eioe i codici manoscritti
sono ora depositati nel eollegio della Trinitä di Cambridge, in pro-
prio compartimento, con tavola inscritta 2) che offre la storia del
trasferimento di que' codici in Inghilterra.
10. Biblioteehe Heinsio.
Fatto alla scuola di Giuseppe Scaligero, il distinto filologo Da-
^ niele Heinsio, professo a Leida in quella universitä, di cui piü tardi
W fu bibliotecario e segretario. Nel lungo corso di piü che 50 anni di
vita pubblica, si formo egii a poco a poco una biblioteca, che quan-
W tunque estesa a tutte le classi del sapere s), manteneva nella tratta-
zione delle opere il earattere proprio degli studj da lui coltivati.
Molto giovo ad accrescerla il generoso legato disposto a suo favore
dal dotto Jano Rutgers *). Distratta per vendita 1' anno stesso della
sua morte (1655), fu fatta opportunamente conoscere con eata-
logo 5), che diligentemente esaminato da ragione dei motivi degli
1) !\I:ine.s Er|peiii:iiiaR. Leyd«, 1623
*) »QiKxl felix fiiuslumque sit rei|iiililieie litterarise, Codices elesjaiiter 111:11111 exiiratos
iiostrn orhi lii),s|)lte.s iiiiiverso vix parabiles ad liastam loi-atos a TlioiUiL' Krpeiiii
leideiisis vidiia iiiüfjiio pretio cociiiptos a magno Diice l)iichiiij,'^ama;-, tum ti'ni|ioris
apiid Ordiiies Belgü legalo, Caiicellario poslea iiostro , iioliisque, iiiter c«tera i|iiw
divinum heros iiieditabattir iiigeiitia donaria , Caiiti'al>ri<^eiisil)Ui> destiiiatos (Codices)
iionnisi Cantahrig'iie servari voliiil l'riiicipis pnuceUcntissimi iidissima coiiiux, maistis-
sinia, proh spcliis et dolor! vidiia pientissiinaque Cathariiia Diicissa Ruchin^ainiie,
meiise iunici, IC^'-i."
3) Thcoloi/lci , juiidiai , medici , philosophi et muthematüi , hislorni et tjroyraphici,
portw , miscellaiit'i , f/chruici . c/ialduici . .sijriaci . ilulici, i/allici , hflyici , ijerma-
nici, atujlici.
•*) „.laiiiis ISiitfjersiiis Dordracensis iiinrtiuis est UagiC Coinituin a. tt)2;>, liibliothec«,
quam habeital iiKstiuclisMiiKiiii, Daiiieli Heinsio soroiio snn legala." l>fisi>'cli Vulerü
Andr. Bibliollieia belgitM. Kuvaiiii. IT4;5, 4", p. 440.
^) t'at;ilu^us rariiiium et exqni^itissiiiuiriiiii liix'oruui iiobil. (Iiu-Iissiiiil(|iie viri liaiiip-
lis Ueinsii , d. Marc! equitis ec. (|uiirum aiictio hahi'liitiii- in a'dibiis Petri LefTen rc.
Lugd. Bat., it;;;,;, p. vm, 4".
394 Valeii t i iielli . D.'lle l.il.liotet-he
iicquisti del collettore. Noo curante le vane apparenze, ripudio efi;!!
que' lihri, i ciii soll tiloli di raccomandazione erano la splendidezza
delle carte e dei tipi, la rarita degli eseniplari, il secolo in cui furono
piibblicati. Ma rivolcendo auzi oj^ni cura alla rniglioria dei testi de'
classici da lui impressi, acquistö grau nuniero delle piü acereditate
edizioni di qiiesti iiltiini, in inaniera che possedea una delle piü co-
piose raccolte de'nostri Aldi. E siccome, ad imitazioiie del maesti'o i),
trattava liberamente i testi, dietro le proprie vedute, senza attenersi
gran fatto alle lezioni de' manoscritti, cosichiaro apparisce il motivo
del poco nuinero eh' egli ne possedea : a quella vece facea gran
conto degli stinnjiati eon note a penna di sommi critici, come, per
esempio, di J. Doiiza, Giuseppe Scaligero ee. e ne aggiungeva di
proprie. Posto alla direzione della biblioteca di quelf universitä,
fanto s' accese d' amore per la letteratura Orientale, onde e ricco
quel vasto deposilo, che acquistö molti libri a stampa in lingue
ebraica, caldaica, siriaca, giungendo a formare una serie di quasi
trecento edizioni di Amsterdam, Leida, Franeker, Lipsia, Praga, e
queste liheralmente lego alla Leidense.
Distinto filologo e diplomatico fu Nicolo nato a Daniele il 1620.
Editore di classici latini da lui illustrati e di poesie latine proprie,
possedea pure una scelta biblioteca filologica, resa di pubblica co-
noscenza col catalogo -) impresso dopo la sua morte (1681) a
Leida. E perciö avventata T asserzione di Dudik sj che nel 1666
siasi arricchita in Homa la biblioteca di Maria Cristina di Svezia col-
r intera libreria, {hoc/i Ankauf der gesummten Bücher di Nicolo
Einsio, bencbe sia un latto che questi nel 1651 mandato da quella
regina in Italia, acquistasse libri, a di lei conto, per 13000 fiorini,
che poi, in onta a tutte le pratiche, non gli furono rimliorsati.
11. Bibl. Scriveriaiia.
Pietro Schryver, nato d'agiala famiglia in Harlem Tanno 1576,
compie il corso legale in Leida, e vi si accasö dopo qualche tempo
') Casaiilioiio lo cliiiiiiiavu il jiiccolo Svaliycro.
'■^) „Qui utiiiitiir C!ilsilnf;i> iliiiiiini lieiili Nii-ohii ileiiisii, Juxta liiiiic, i|iii :iiiilii) iiniirp.ssi
!»util in una forma .. ." Froeinio alla liililioteta Oizeliana. I^ii;;(l. IJat., I (>y'i.
3> V. Iter i-dnianiim , im AnTtrage des liolieu niilit:irisflteu LandesauKSchu.ises iu den
.lahreii 18.'!2 iiinl lb.'J3, unleriioinmi'ii iinii verölTeiitliLiit. Wien. IS.'i.i, xil. II. 80.
e ilelle socielii sci<?nlifiiM)-letlernrie della .Neerlandia. OtJO
per ;itleii(iei'e, loiitaiiu dii^Hi iriipicj^lii, agli studj dellii storia, della
filosofia , della poesia. Percio dedico interamerite la liiiiga sua vita a
formarsi una biblioteca che, quantunqiie non potesse dirsi ricca per
numero di volumi, era da apprezzarsi per la bonta delle edizioni, e
per la sceltezza de' codici raanoseritti. Beuche vi fosse rappresen-
tato in genere ogtii ramo del sapere, vi soprabbondavano le opere
storico-arclieologiche, filologiche, poeticbe: non vi maneavano alcuni
rari incnnabuli '). Tretitasette opere musicali s' aceompagnavano ad
alcuni libri di altre arti belle. Quasi duecento erano i codici mano-
scritti, molti de' quali membranacei, con testi di autori classici
(erano i migliori un Giovenale e un Sallustio), di cronache e docu-
menti storici de' Paesi Bassi, e una raccolta di leggi barbare. II ca-
talogo 2) pubblicatone tre anni dopo la morte dello Scriverio, ne
descrive alcuni dettagliatamente 3). Cosi i libri a penna come gli
editi erano , quäl piü quäl meno, annotati di mano del dotto profes-
sore, le cui opere manoscritte comprendevaiisi in 27 volumi.
Alcune opere furono distratte alla sua mancanza, dacclie leggesi
in una nota dell' annunziato catalogo: „Latent adhuc in hac biblio-
„theca varia egregia manuscripta, »liaque exotica et rara , prsesenti
„auetione distribuenda, tum dar. viri P. Scriverii, quam aliorum vere
„illustriuni, quse omnia prsescripto tempore rite ostendentur". Alcuni
pochi libri arricchirono la biblioteca di Leida, parte per legato dello
Scriverio, parte per acquisto: se ne conserverebbero assui piü, se
Tasta non si fcsse tenuta ad Amsterdam.
Siccome a giovare praticamenfe gli studj archeologico-artistici,
avea pure lo Scriverio fatta una raccolta di pitlure, sculture, e di-
segni, cosi questi oggetti flgurano nell' appendice *) datane 1' anno
ij Lii piccnU. Iiilihia fi:imniiiiya ili Dull'l . 1477. — Soiiif 1.- Koy of Hfi- cooniiikx-
soiiiine. Harlem, 1484. — Oflicia CicPioiiis. Moguiitiie , .loh. Faust, U63. Stainpa
inpinhranacea.
2) Bililiotheca Scriveriaiia exqiiisilissirnis oiniiiiiin t'.)cullatiim , siieiilianiiii el artimii,
(liveisiiiiimqiie linguannri liliii.s excellentissima . qiioium auctio hahebitiii Amstelo-
daiiii (»c. Aiiistelodaini, typis Stopliani vaii l.icr, 1663. c. S4, 4".
3( l'oiii ad eseiiipio : „Scriptores aliquol veteies fiiiiiim i »'«juiidonim , ex loiige anti-
quissimis memlirauis ante mill.- arinos litteiis eapitiililius de.sciipti. Ilii- Über olina
fuit nia^iii Herasmi, el imn solinn propler antiqiiitatem . SPd el prnpter ligiiia«
pulcherrimas aiillqiioruiii aü^rinii'iisoriini et gpomelrarum iiia-stimabilis".
■») Libri appeiidiciarii bibliothec* Scriv.Tia.i» , iit et ali» rarilates eximiw . piclure
videlicet, statu* mannorese ee. qnie »uclioiie pul>lioa distri .nentur 8 aiigusti 166.1.
Ams-telodami, typis Stepliani van L'er, 1663.
39ß Valpiil inclli. Di'llo biblioteche
stesso (lel siiirulioato ciitiilogo. Questi (lue eataloghi sono cos'i rari
a liiivenirsi in commercio che beii fece il De Reiffenberg a darne im
compendio lU'l giornale ') da lui diretto, compendio ridotto a forma
piü intera •) dal vice-bililiotecaiio delle reale dell' Aja.
13. Bibl. Ic .^loyiie.
Stefano le Mnyiie , professore di teologia nell' universitä di
Leida e pastore di qtiella chiesa vallonna, avea raccolto nel corso
d\ina vita operosissima piü ehe 4000 opere, la massima parte di
soggetto religiöse. Peru, siecome oceupavasi a preferenza degli studj
biblici e delle lirigue orientali, la cui cogiiizione eragli necessaria a
schiarire i passi seritturali, cosi ricca eia la seorta di testi, versioni,
commenti dei due testaiiienti, eome pure di opere ebraiche, ara-
biche , aramaiehp , persiane. Quant' egli nell' acqnisto di libri
attendesse al solo nierito intrinseco. mostralo 1' assolnta niancanza di
edizioni del secolo XV e di altre eupedie bibliografiche, eome pure
la giunta di postille autografe. Morto il possessore nel 1689, quella
bibiioteca fu esposta alla pubblica asta nell' ottobre di quelP anno,
essendosene percio eretto un povero indioe s), cui mancano le piü
necessarie indicazioni bibliografielie, e talvolta i nomi stessi degli
autori. Molti di questi libri, gran parte specialmenle degli annotafi
di mano del le Moyne furono acquistati da Giatio Albino di Dordrecht,
e rivenduti coUa sua bibiioteca iiolP anno 1696.
13. Bibl. Boerhave.
Armiiiio Boerhave, professore di botanica all' universitä di Leida,
fu riputato a ragione il prodigio del suo tempo, per le estese cono-
scenze teorico-pratiche della medicina. Semplice nelle proprie abi-
tudini fino ad attirarsi la taccia d' avaro, profuse somme ingenti nel
pubblicare, a proprie spese, splendide edizioni d' autori antichi e
') Bulletin ilu hililiophile liuljje, tnm. V, |>. 417— 418.
2) Bililintlieqiie de C. Scriverius. Lettre de M. .1. J. F. Noordzick , 13 janvier, 1849. In
Bulletin ec loiii. VI, |>. 118— m.
*( Calaldf^iis iiislnirti'-siniit liihliolheoa' I). Sli'|>liiiiii le MoyiiP s. s. Ihenlofri* in Ac»d.
Liigd. Bat. . dum viverel , jirofcssoris , Pcrli".siiiM|iie Ihidem •»■allo-balav»' Pastoris
dii^nissirai, in i|iia invenietiir nniiie geiius exqiiisitissiinorutu liltrorum. Lug:d. Batav.,
vpiid Jnaniieni Lindannm, lß89. p. 177, \1^.
e delle societ» seientifico-letterarie della Neerlandia. Oo i
moderni, e iiel fornire la propria biblioteca di lihri d' ogni classe di
studio, ma specialmente di storia naturale e di medicina. Morto
egli il 23 settembre 1738, 1' uiiica flglia, erede di una sostanza di
200000 fiorini , permise che quel tesoro ietterario, ch' avrebbe
dovuto esser vanto di famiglia, fosse esposto all' asta pubblica, Per-
ciö nel 1739 se ne eresse il catalogo i) che comprende 4413 opere,
ripartite in duegrandi serie: 1. Manuscripta et icones, inter quas prae-
stantissima eorum quae ad anatomen et botanicam pertinent, collectio
datur. Fra le raccolte di disegni era quella di C. Plumier, delle plante
raccolte nelle Antille, venduta 500 fiorini. 2. Gli imprpssi erano di-
visi: Tlieoloyici — Jnridici — Medici — Anatomici et cliirurgici
— Chimici — Botanici — Material medicce scriptores — Histo-
riae naturalis scriptores — Mathematici, astrononii et philosophi
— Auetores graeci et latini — Antiquarii, historici, miscellauei —
Libri itulici, anglici, yallicL allemannici, holJandici.
±^. Bibl. Bosch.
Girolamo de Bosch, letterato e bibliofilo distinto, s' occupö per
piü che sessanta anni a formarsi una collezione di libri, ricca spe-
cialmente di edizioni principi. Ne' suoi acquisti egli determinavasi
particolarmente alle serie de' classici greci e latini, e questi volea in
esemplari splendid! , di forme atlantiche, carte forti, margini interi,
legature di lusso, corpo del libro intatto. Nominato nel 1800 cura-
tore deir universitä di Leida, ne zelö amorosamente gli interessi. II
catalogo 3) della sua biblioteca fu da lui pubblicato in pochi esem-
plari ad uso degli amici, due anni prima di morire, e un secondo s)
se n' e edito dope la sua morte, coi prezzi, su carta da scrivere, con
un proemio latino di suo nipote J. M. Kemper, professore. Benche
la biblioteca fosse apprezzabiie per raccolte di santi padri e di clas-
sici antichi, come ho detto, nullostante poco assai se ne ricavo dal-
r asta tenutasene l'anno 1812.
') Bihliutheca Boei havian» , sive c:it:ili)<;us lilir<irinn instiuotiiisimii* hibliothecu- viri
sumiiii D. Merinaiini Riierli;ive , iliiiii in vivis esset, A. L. .M. pliilos. et meil. ducto-
i'is ec. nullis iilioruiii lilin's iiiteiniixtis. Liig'diiin in [iainvis, a)iu<l Samuel Liioht
maus. 1739, ^. S«. tiS, 14, S".
*) Brevis desoriptiii bililiotheca^ Hieioiiyiiii ile Hoseh , (Hialeiiiix in e.i ^ta'ci et latini
scriptores asservantur. I'ltrajecti, 1S(»9, h".
*') Calalo^us litii'ui'iini Hieronynii <le Bosch Ani>teli>il:iini. 1M'^. S".
^{98 V:il<-iil im- I II. I>.>llf hihlioleehe
15. Bibl. Witteiibacli.
Professü oiiorevolmeiite l;i letteratiira classicii aritica, e ilotla-
iiuMite ne tiatto in molte opere pubblicate dal 1769 al 1816, Daniele
Witteiibach, piofessore di storia e filojogia in Marburg e Gottinga,
nel collegio de' remonstranti e nelK ateneo illustre d" Amsterdam,
e dal 1799 al 1820, anno di sua morte, suecessore di Rulinkenius
neir nniversila di Leida, e nella reggenza della biblioteca. Neil" iii-
stancabile operosita di una vita tutta consecrata allo studio, si formö
egii a poco a poco una scorta di libri , che potrebbe proporsi a mo-
dello di biblioteca filologica. Limitato era il numero di volumi, non
eecedendo forse 1 COOO, ma altamento co.nmendavano quella rae-
colta la specialitä di essa; le edizioiii accomjiagnate da note e stiidj
critici; la copia di classici greci e latini, annoverandovisi fino a
70 edizioni di Cicerone; parecchie ccntinaja di libri annotati di
mano del professore. Questo tesoro bibliografico fu distratto per
vendita nel 1822, sendosene eretto a tale si'opo il catalogu '). La
Leidense acquistö di quell' asta 5o codici mss.
16. Bibl. §aiidifort.
A questi ultimi tempi godea fama di solida dottrina nella anato-
mia e nella fisiologia il professore dell' universitä di Leida, Gerardo
Sandifort, il quäle nella sua lunga carriera avea raceolto non meno
di 14000 opere di anatomia e fisiologia antica, patologia , terapia e
miscellanea medica. Avvenuta appena la sua niancanza , quella vasta
collezione fu mcssa all' incanto >) , insienie a 108 ritratli incisi,
40 gessi, 30 stromenti e rarita, non che 432 preparati anatomici.
') Bililiotheca Wittenbacliiana, sive eatiiloyiis libroiiiin eximia iiitegrilate atque niloie
iiisi^Miiuiii, (juilius usus est vir cclel)erriiiiu.s Daniel Wittcnhurliiiis, litteiarum hiima-
iiiiirura in Academia Luf^d.-Bat. professor, cum iiidiue codicum vi aliarum charta-
lum, partim alt aliis, |>otissimiim vero al) ipso viro celeherrimo Ü. W. scriptorura,
qiiuruiii uiiiiiiuiii piil)li(.'a flet aiicliu die 11 marlii et .sei|(|. 1822. !>. d. p. 144i
7, 8<».
*) Calalofjii.s liliroriim cum mcdirorum, nnatoniiiF, chirurfjiii', ailis ohsletricao, mate-
riei medic» et clii'mia; , tum hisloriu: naturalis, jjeojjraphiaj, itinerum, litterarlee
historiffi ; ileni eifif^ierum nt-v non praiparatioiiem tum .sunam, tum morltosam per-
tinentium, et partem mus»! elficienlium, quilius usus i-sl vir elariss. Gerardus San-
difort, dum in vivis esset, medielnic doctcir in Acad. F^ug-d. Batav,, quorum publica
liet audio in iedil.us defuncli , 2« oct. 1849. Lu{,'d. Bai. per K. J. Brili. S. d. p. 326,
8". coi pretAi.
e delle socict^ scientifSco-letterarie della Neerlandia. 399
Fra le biblioteche da me intralasciate ricorderu quella del
sig. Bodel Nyerihuys, ricca di manoscritti ; quella del seminario
cattolico di Warmond, a poca distaiiza da Leida; »ina terza del
prof. Guglielmo Leonardo Mahne i) di 1900 opere , quasi tutte
filologiche ; una quarla del prof. Jaeopo Macqueliri ^) , ehe pos-
sedea piü che 4000 opere di mediciua e scienze affini; nou che
quelle della societä di matematiche 3), di scienze economiehe *), e
di altre.
I
ij Catwlogus partis secuiidie et appeiidicis libroriim (juibtis , dum ei per setatem et
valetiidiiiem lihuit et liciiit, usus est Gluillelnius Leouiinlus Mahne, in Acad. Lug-d.
Bat. Professor emeritu.s, (juornin publica distraelio (iet d. 12 seq. aovembris Lug-
duiii Batavorum. S. d. p. IV, 71, 8".
2) Catalogus librorum tum inedieorum, auatoniiie, physiologise, artis obstetr., inaterie
medioaj , tum historiaj naturalis, phis. et chemiaj, sive partis medica; bibliotheea;,
quibus usus est vir clarissimus Micliael Jacobus .Macquelin, in Acad. Lu^il. Hat. jiro-
fessor emeritus, quorum publica vendilio fiel die 4 niartii IS.'Ji et seqq. I.ugd. Bat.
per K. J. Brillum. S. d. p. 140, 8".
3) Broek G. G. (van de). Verslag der Feestrede en Heder, van het SOjarbestaan des
Geuootschap : Mathesis scienliarum yenitrix. Lugduni, 183ä, 8'*.
*) Feestrede bij de Viering van het SOjar. bestaan der Leydsebe Afdeeling van de
Nederlandselie Huishoudelijke Maalscliappi.j. Ifaarlem. 1829, 8**.
Sitzb. d. phil.-bist. Cl. XXXVIII. »d. III. IUI.
400 Vii lentl iipl I i. Dflle hil.liotPche
n. Gianda settentrionale.
Amsterdam — Amstelodamum , Amsterodamum, Amsfela-
damum lat
Amsterdam e seiiza eontrasto la citta piü fiorente della Neer-
landia, per la populaziotie, 1' agiatezza, IMndustria, la navigazione,
il commercio. Peru titolo iion minore di lustro le si compete pel culto
ivi in ogni tempo prestato agli ottimi studj. Non e fra gli eruditi chi
non eunosca le stupende edizioni piibblicate ne' secoli aridati da^ suoi
torclij, la benefica iiifliienza esercitata dal suo ateneo sulla prosperita
delle lettere e delle seienze, la frequenza delle societä colte e delle
persor)e distinte che ne acerebbero la fama. Quindi in Amsterdam
piü ebe altrove si risconirano biblioteebe. Antonio Sandero non ne
descrive che la civica ij ; Giovanni Lomeier si aecontenta d'un'es-
pressione generale 2); ma UlTenbacb oltre la civica, descrive con
maggiori 0 niiiiori dettagli, le biblioteebe di Giovanni Guglielmo van
Meel, Giovanni Clerico , Pietro Vlaming, della signorina Van der
Stemm, di Gosvvin llilenbroeck, Francesco le Gillon, Jacopo de
Wilde, Giovanni Teodoro Schulbruck s). Maggiore, setiza aicun pa-
ragone, e il numero delle pre.>*enti, loccbe fa stupore a chi scorrendo
la recente spiciidida edizione delle Memoirs of Libraries di Odoardo
Edwards, non ne ritrova indicate che le due, civica e delPacoademia.
Oia, a dar ragione del lavoro, tratterö prima delle biblioteebe
deir aeadeniia delle seienze, delT ateneo e municipale , poi delle
chiese, quindi delle soeieta; da ultimo delle private, 0 attuali 0 che
piü non esistono. Ma qui m' e pur duopo confessare che alcune
biblioteebe sluggirono alle mie investigazioni, non percbe il grado
di loro importanza fosse minore, quanto che per uno od altro motivo
') l(*liliiitlii-c:i Hel^ir» iiiaiiUHon'iil:!. I. 4U— 43.
^( .AiiiNlflndiiiiiiini pro liiiitiu' inhis digiiitiitu , liililiullieca' tlit-.sauio nun ciiiet'*. De
i:il.|i<itlii-<-iH. |i. 240.
»I M.Tkw.irdiffi- n.Ms.-i.; III. p. .i.;«-.';)!!). :;(}(!— ;>7(i. 579— .'jsi. sno-s'.»?, «00-60»,
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia. 401
mi tornarono di difficile accesso. Fra le ecclesiastiche ommisi le
cattoliche delle chiese Boom, Krytberg o de' Gesuiti, Stadhuis v.
Hoorn del Seminario israelitico; fra le social!, quella del ben essere
popolure, editrice d'un giornaie i), e delle arti costruttorie ~), del
salvamento degli annegati s), delle quali maneano cataloghi a stampa.
E di per se evidente ehe molte piü doveario essere le private eh' io
dimenticai, segnatamente le antiche.
f. Accademia reale delle scienze.
Luigi Napoleone, re d' Gianda fondo in Amsterdam nel mese di
maggio 1808 l' Istituto de' Paesi Bassi , uno de" piü attivi e cele-
brati d' Europa. Diviso in quattro elassi, eioe in a) seienze filoso-
fico-naturali ; b) letteratura e storia neerlandese; c) letteratura
latina, greca, Orientale, storia straniera, antichitä; d) belle arti,
pubblicö gran numero d' opere, delle quali offro Pindice in nota *),
a comodo di chi desideri compierne la collezione.
»
1) Volksvlijt. Tijdscliiift vorNijverheid, Landhoiiw, Handel en Sctieepvaart, uitgegeven
dooi- de Vereenjg'ing voor Volksvlijt te Amsterdam. Amsterdam, 1734 — 1857, 8".
■■') Bmiwkiindige Bijdrageii uitffegeveii door de maatschappij tot bevordering der bouw-
kuiist. Amsterdam, 1742—1857, v.d. IX, 4".
3) Kool .1. A. Taliellarisch overzigt over alle gevallen van schijiidoode drenkelin-
gen ec. bekroond door de maatscliappij tot kedding von drenkelingen. Amster-
dam, 1834—1844, vol. II, 4". — Opinerkingen omtrent den toestaiid eii de
behandeüiig van drenkelingen. Amsterdam, 1834, &*>.
*) Prima classe.
1. Verliandi'lingen der eerste klasse van het koniiiklijk Nederlniidsolie Institunt
van wetens(!liappen, letterkunde en schoone kunsten. Amsterdam, 1812 — lS2ö,
vol. VII, 4».
2. Nieuwe verhandelingen der eerste klasse ec. Amsterdam, 18'i7 — 1848,
vol. XIII, 4».
3. Verhandelingen der eerste klasse van het ec. Derde reeks. Amsterdam,
1848 — 1832, vol. V, 4".. La primaparte compreiide l'indice AeWn Memorie e Nuove
memorie , la quinta V indiee di questa terza serie.
4. Tijdschrift voor de wis- en milurknndige wetenschappen, uitgegeven door der
eerste klasse ec. Amsterdam, 1848 — 1832, vol. V, 8".
5. Verslagen van de werkzaamheden der eerste klasse ec. van 1809 tot 1816,
uilgebnigt in de iilgemeene vergadeiingen des Institnuts, 4'*.
(i. VeisJagen van de openbare vei gaderingeii (I — XII) der eerste ec. van IM? tot
1839, 4".
7. (Hall, van) J. Kedevoering gehonden ter feestviering van het vijfentwinlig.ja-
rig bestaan van het kon. Med. Institunt, in de vereenigde openbnre /.itting der vier
klassen. op den 27 Ang. 1833 (con caiUutu di C. Loots). Anisteidani, 1833, 4".
27 •
402 ValcM tili Olli, Delle hiblioteche
Ncl 1851, un sordo maneggio attentö all' esisteiiza di questo
Palladio del saperc neerlandese, dal quäle in quaranta anni di vita
Opere piihltlioiitc ii parte della stessa classe.
8. AtMias H. Veihandelinfc over eene nieuwe wijze oni af!<t»ndeii te melen.
Aiiislonlam, 1812. 8«.
9. K ra y eiiho f 1" C. T. lt. Precis liistorique des Operations geoiietiques et astro-
iioMiiqui's, faites cn Hollniide, pour .servir de base ä la topog-riiphic de cel etat. La
Haye, 18 Ij. 4".
10. Prt'ois er. .Secomie Jditioii. La Haye, 1827, 4".
11. Florijn .1. Vcrhaiideliii^r over het .soinmereii en interpoleien van aiitli-
metische seilen. Anisli-iihuii, 1810, 4".
12. Versla)"- opens de hulleulandsehe en sedert 1789 uitg:evondene liinncnlandsclie
Iras of cenient. "s llaye, 1809.
13. Verslaj^ over liet Ainsterdainsch j^eoctroijerd Kunsteemeiit , ingeleverd in
.Tuli 181fi. Amsterdam, 1816, 4».
14. BaM{,''nia 0. S. VerhandelinfT over der klootsehe drichoeken, waarin oiider-
zocht en aangetond wordt , in liooverre nien , door drie bekende lernten eens
kinotschen driehoeks, over het stnmp of seherp zijn der onbekende termen oorde-
elen kan. Amsterdam, 1817, 8".
115. Roy C. H. Verhandelin;,'- over de werking van den a/-ijn in de typlnis. Am-
sterdam, 1817, 8».
l(i. lilaiiken .Tnsz. J. Beschouwing- over der nitstroominjf der Opper-Rijii- eil
Maaswateren, door de Nedeilandsclie rivieren tot in zee, beiievens de overwegiii-
gen dezer lieselionwiiigen, door (ioudriaan, vau Uterhove, .Moll en Uonker Curtius.
Amsterdam, 181», 4".
17. Thomassen a Thenssiiit E. .1. Verslag over liet al ol' iiiet besmet-
lelijke der gele koorts , vooral in betrekking tot het verk van den Fransclien
geneeskundigen Urvezc. over betzelfde ondeiwerp. Amsterdam, 1822, 80.
18. — — Nader onderzoek omtrent de besmettelijkheid of iiict besmettelykbeiil
der i;ele koorts. Amsterdam, 1824, 8«.
19. Stipriaan Luiscius (van)A. De stelling van den Franseben geneesheer
Deveze, dat de gele Koorts niet besmettelijk is geloetst aan rede en ondervindig^.
Amsterdam, 1825, 8».
2t». Di.jk (van) C. .M. en A. van Beck. Ondci-zoekiiigen aangande hol zwart
in de meiisbiodden. Amsterdam. 1829, 8".
21. .Moll (i. Over lii-l verwaniien van stookkassen met heel water. Amstei'dam.
1829, 8».
22. 15 e e k (van) A. IJeseliriJving van een loestel ter vorwarming van ecn nit-
gestreekt gebouw. Amsterdam, 1833, 4'*.
23. 8 (• b r i> d (• r .1. I'". L. (»ver de meetknndige bepalingen. Amsterdam, 1835, 8*.
24. Ontijd C. (i. Veibandeling over liet verseliil tusscben de algeineene grond-
kraeliten der natuiir en de levenskracbt. Amsterdam, 1840, 8".
2.'i. Ilapport over de voiir- en nadeelen, welke er zoude kiiniien gelegen zijn in
bet invoereii van een geiijkvormig stelsel van malen en gewigten. Ainslerdam,
1814, 8".
26. Se r r n r i e r .1. K. N'i-rliaiideling o\ er ilen laixibonw. Amsterdam, 1816, 8**.
27. Kops .1. Verbandcling lic\ allcmle een overzigt van den slaal der voornamste
gewasneli in Nederland geli-eM . cn van lii- gestclillirid \aii bei weder in de
e delle socielii scienlifico-lelteraric ilella N'eerlaiidia. 4Ud
furono pubblicati duecento volumi. In onta alle piü forti riino-
stranze i), 1' istituto aggredito dalla potente arma del ridicolo per
iaren 1806 — 1812, inet aan wizzing van de gevolgen die hicriiiil ziju af le leiden.
Amsterdam, 1816, 8".
28. Roy (Ä) C. H. en J. C. R. Bernh ar d. Waarneiningen, g:edaaii niet het sui-
phas de (|uinine. Amsterdam, 1822, 8".
29. Moll O. Kleetro-magnetische proewen. Amsterdam, 1830, 8*.
30. Vrolik G. Waarnemingen en proeven over de onlangs geheerscht hebbende
iiekte der aardappelen. Amsterdam, 1845, 8".
31. — — Nadere waarneniingen en proeven over de onlangs geheerscht heb-
liende xiekte der aardappelen. Amsterdam, 1846, 8".
32. Verslag omtrent de uitkomsten welke zaaijing van het door het departement
van binneiiland-zaken, in den aanvang van 1816, aan de 1. klasse ge/.onden aard-
appelzaad heeft opgeleverd , door G. Vrolik, A. Numan , H. C. van Hall en
A. ßrants, 8»
33. Verslagen over de Lepra te Suriname, ingediend aan het departement van
koionieii , den 16 december 1847, en den 5 maart 1851, door de 1. klasse van
het kouinkl. Nederland. Fnstituut. Amsterdam. 18J51, 8".
34. Deutschbein L. L. A. Verslag van een in de mannden ianuarij en fe-
bruarlj 18.j1 gedaan geneeskundig onderzoek, naar den slaal van ziekte der op het
etablissement voor lepreuzeu Batavia, in dien tijd aanwezige besrnetteliiiijeii , 8".
33. Verslagen der 1. klasse van het kon. Nederl. Instituut en der Koii. akadcmie
van wetenschappen over het patent, verieend an Dr. Scbofferii, van een door mid-
del van Loodsuiker. Amsterdam, 1832, S".
36. Karsten Simon. Verhaudeliiig over de palingenesie en metempsychosis
Amsterdam, 1846, 8».
Seconda classe.
37. Verhandelingen der tweede klasse van het kon. Nederl. Instituut. 's Graven-
hage en Amsterdam, 1818—1843, vol. Vill, 4».
38. Nieuwe reeks van verhaiidelingeu der tweede klasse van het kmi. Nederl. In-
stituut. Amsterdam, 1830—1831, vol. II, 8».
39. Vcrslagen van de openbare vergaileringen (I — XIII) der tweede klasse van
het kon. Nederl. Instituut van 1816—1840. 4".
40. Verslagen bij de tweede klasse van het kon. Nederl. Instituut , wegens de brug
of het houten voetpad ontdekt op ile grenzen Vau Drenthe eu W'estwoldingerland.
Amsterdam, 1819, 4».
Opere a parte della stessa classe.
41. I'itlegkundig woorden boek op tie werken van I'. K. Iloopt. uitgegeveu
door de tweede klasse van het kon. nederl. Instituut. Amsterdam. 1823 — 1838,
vol. IV, 4".
42. TollensH. Caroluszoon. Dichtstukkeii : Nunniiuj Kopperzuon tc lloorii cn
de Jomji'tinff van Westzanen, voorgelezen in de openbare vergadering den twede
klasse, den 13 november 1828. Amsterdam, 1828, 4».
I) Opeu briet' aan den Heer .Mr. .1. U. Tliorbeeke, .Minister vuu liiinionhinilseht' /.aken,
van G. J. Mulder. Itolterdani, 18.'il.
404 Valentinelli, Delle biblioteche
mano di chi avria dovuto sopravveghianie alPesistenza, fu soppresso,
e poco dopo, con ordinanza reale 26 ottobre 1851, ed a merito del
ministro Van Renner, fondata un' accademia di scienze esatte.
43. D uy se (vaii) P. Verhiiiidelliig over den Nederlaiulsulieii rersliou»', Lekrooud
in den jare 1851, door de t"eede khisse van hat kon. Nederl. Iiisllt'.iut , en iiitpe-
geven door en vour rekening: vau hat goiivernemeut der Nederl. 's Gravenlia<;e,
1834, vol. II, 8».
44. Besclirijving van de Nederlandsche Historie-Pi-niiinjjeii , ter vervoly^e o|) het
werk van Mr. Gerard van Loon. Amsterdam, 1817 — 1848. Fase. V. fog^l.
45. Maerlant (van) Jacob. Spieg'el historiael of rymkronik. Vierde deel,
uitgegeven door de twede klasse van het kon. Ned. lustitiiut. iiezorj^d en niet
aanleekeiiiugen vorzieii door I). J. en J. vnn Lennep. Ainslerdaiii, 1849, 8".
46. Halbertsnia T. H. Anleekeningen 0|> het vierde deel van den s|>iegel
historiael van Jacob van Maerlant , uitgegeven door de twede klas.se van het kon.
Ned. Instituut, Üeventer, 1831, 8«.
Terza classe.
47. Verhandelingen der derde klasse van het kon. Nederl. Instituut. Amsterdam,
1817 — 1848, vol. VI, 4". I primi cinque volurai portano il titolo : Gcdciikgi/iriflen
in de hedcnduagsche taten i'an de derde klasse.
48. Commentationes latinee terti% classis Instituti regii Belgiei. Amstelodami,
1818—1830, vol. VII, 40. Preccde la storia della classe.
49. Prij.sverhanileliiigen Iiekroond eii uitgegeveu door de derde klasse. Ainslerd.,
1822—1845, vol. 111, 4».
Opere piibblicate a parte.
50. Lennep (van) D. J. Memoria Hieronymi de Bosch et H. Roscha. Carmen de
inventae typographiae laude , Kostero Harlemensi potenter tandem asserta. Amste-
lodami, 1817, 4«.
51. Kemper J. M. .Memoria Henrici Couslaiitini Crassii, Instituti regii Belgiei
quondam socii, rite celebrata inconvenfu publlco tertia? classis. Amstelod., 1825, 4'\
52. Krets F. en A. C. Hol t i iis. Prijsverliandelingeu over de vraag: weelke zi.jn
de reijten , het aamien en de waardiyheid der reytsgeleerden in hei Bomeinsche
rijk yeweest, bekrnond en uitgegeven door de derde klasse van het kon. Neilerl.
Instituut. Amsterdam, 1822, 4».
53. Hugonis Grotii ad S. Oxenstiernam et J. A. Salvium et Oxensliernae ad
Cerisanteni epistolae ineditae. Ex cod. ms. bibliolheca; hanuoverauee regia; nunc
primum udendas curavit Instituti regii Melgici classis tertia. Harleini, 1829, 8*'.
54. Wa I (de) G. Prijsverhandelung ovei° het hestaan den aard en de behandeling
vau het natuurregt, bekroond en uitgegeven door de deerde klasse van het Ne-
derl. kon. Instituut. Amsterd., 1833, 4*^.
55. Holtius A. C. Ilet Wis.seircgt in de XIV eeuw, volgens de Connilia van
Baldiis. Eene bijdrage tot de geschiedehis der regtgeleerde dogmatik. Amsterdam,
1840, 4».
56. Limburg Brouwer (vau) P. (Iver/.igt vau de geachiedenis der allegorische
tiitlegging van de grieksche mythologie. 1S4'I — 184.'{, 4".
57. Xiphius. Carmen, ciiiu.t auctori Didaco Vitrioli, ex urbe Rhegin Neapolitano,
certamini.t poetici prKmium , ex legato Jacobi Henrici lloeulTt, adiudicatum est.
Amstelodami, 1845, 8".
R (lelle socielH seieiilififo-letteriirie della rfceilaiiHia. 405
Ma cüir anno 1855 cornincia una nuova era per V accademia.
Nuovamente organizzata »j non si limita soltanto alle scienze inate-
S8. Dl» /. y Fl. I'. A. Dictioriiiaire detaille des noiiis des vetetneiis che« les Arabes.
Ouvrag-e i'ouroiiiie et puhlie par la troisieme elasse de I' Institut royal des Pars-
Ua«. Aiiisleidaiii. 1845, 4".
ä'.K Karsten Simonis. De tetralogia trag:ica et didascalia Sophoclea. Am-
sl.'lodami, 1840, 8".
(iO. Goudoever (van) Antonii. De loco Sallustii in hello Catiliniario,
cap. XVIIl, dispiitatio. Amstelod., 1847, 4**.
61. Haiti IIS A.C. Conwiieutatio de eonsiliu sapientis et de transniissione acto-
rnm. Anistelodanii, 1850, 8".
62. Lennep (van) D. .1. Verls quaedam epitheta apiid veleres ilhistrata. 1851, 4"-
63. Cape I I e (van) A. (i. Cummentatio de rejjibus et antiquitatihus Pergainenis.
S. a. 4".
64. Co bot C. Pi. Commentatio de sinceritate graci sennouis in Gi'<ecoruui
scriptis post Aristotelein graviter depravata. Ainstelodami, IS.iO, 4".
65. — — Coiiiineiitaliones pliilologic» tres , in Institut! reg-ii Belgici elasse
tertia lectiu 1800 et 1851. I. De enieniianda i-atione graniinatica; gracae , discer-
nendo oratioiiem artilicialem ah oratione popiilari ; II. De sincerilale gra-oi ser-
nionis ec. (come sopra) ; III. De auetoritate et iisu graminaticoi um veteonm in
explicandis auctorihus grseeis. Amstelodanii, 1853, 8^.
(|uarta elasse.
66. Kiesewetter R. E. en F. J. F'etis. Veihandelingen over de vraag : Welke
vcrdienntcn hehbcn zieh de Ncdcrlandcrs , vooiul in de 14 , LI en 16 cckw in het
rak der toonkunst verworfen , e7i in hue verre kunnen de Nederl. kunstenaars van.
dien tijd, die zieh naar Italie hegcven //ebben, invloed ijehad liebben op de muzijk-
nchulcn, die iich koort daarna in Italic licbben yevormd ? Iiekioond en uitgegeven
door de 4 klasse van het kon. Nederl. Iiistitunt. Amsterdam, 1829, 4".
67. Neemans C. Mededeeling omtrent de schilderkunst der Ouden. Amster-
dam, 1850, 8».
68. Palm (vau der) J. H. iiedevoering over het versmadeni ot' verunaehtzameo
vim de rt'geln der kunst. S. a. 4".
69. Verslagen van de openhare vergadcringen (I — XIII) der vierde klasse van
het kon. Nederl. Instiluut, van 1817—1841. 4".
l'ubblicazioni rii'erentesi airmtero Istituto.
70. Proeessen-verbaal der algemeene vergaderingen (I — XXXIX) van het kon
N'-dei I. Instiluut van 1808 — 1846. Vol. IV in 4^. Qnesti proeessi verhali editi ad
uso escinsivo de' tnembri non sono in eomniercio. Dali" anno 1847 al 1851 fiinno
parle deir annuai'io , n. 72.
71. Hei Inslituul of verslagen eu mededeelingen, uitgegeven door de vier klas-
sen van het kon. Ned. Instiluut over de.jaren 1841 — 1846. Amsterdam, 1842 — 1847,
vol. VI, 8«.
72. .laarhoek van het kon. Med. Instiluut over de 1847 — 1851. Amsterdam,
ltj47_185'i, vol. V, 8".
73. I'roeesjen-verliaal en losse stnkkeii belrellende het kon. Med, Inslituul van
welensehappen, letlerkunde en sehoone kunsten. 1848 — 1851. 8".
^) Koninklijk hesluit tot vorming der Akademie van wetenschappen , van 23. februa-
rij 1855. .\nisterdam, 1855, 4*^.
400 Valentinelli. Delle liiblioteche
niiitiche, fisichc, naluiali, ma si stende alle storiche, linguistiche,
letterarie, iilosofichc. Coinpoiisi peiciö di due sezioni, delle scienze
matematico-fisichc e dellc liiiguistico-letterario-storico-filosofiche,
aventi uno statuto speciale '). La qualita delle loro attribuzioni e
determiiiata dal secondo articolo del regolamento organico 2) per
cui 1. presta coiisigli al governo in fatto di scienza; forina centro
di cooperazione degli scienziati iiella Neerlaiidia e nelle colonie ;
3. costituisee un punto di riuiiione fra dotti Neerlandesi e stranieri;
4. contribuiscc alle osservazioni ed imprese scientifiche ehe , a
raggiungere lo seopo, domaiidano il eoncorso dei dotti e la protezione
materiale del govei'iio.
Lo stato da all' accademia un sussiduo annuo di 14000 fiorini.
La nomina del presidente, dei segretarj, dei membri e soggetta al-
r approvazione reale. I soli due segretarj hanno un soldo fisso : ai
membri non resideriti si indennizzano le spese di viaggio e soggiorno.
Ciascuna sezione e composta di cinquanta membri nazionali, venti
esteri, dieci delle colonie. L' accademia apre coiicorsi e distribuisce
premj ; pubblica atti, memorie e processi-verbali delle sedute cosi
parziali come plenarie 3), Sono incontestabili gli eminent! servigi
1) Heg-Iement vaii orde der beide afdeeliiig'eii. Amsterdam, 1853, 4".
2) Organick reglement der akademie. Amsterdam, ISö.'i, 4*'.
3) SezIoHo |)fiiiia.
74. Verhaiideliiig^en der kon. akademie van weteiischappeu (Afdeeliii^ Naturkunde).
Amsterdam, 18S4— ISäO, vol. VII, 4".
7;!. Verslagen en mededeelingen der kon. akad. van wetenschappen (Afdeel. Na-
tuurk.). Amsterdam, 18ö7— 1860, vol. X, 8».
70. Prücessen-verbaal der buitengewone vergaderiugeii van 25 September 1852
tot 25 april 1856. Amsterdam, 1832—1860, 8».
Sezione seconda.
77. Verhandelingen der kon. akademie van wetenseliappen (Afdeeling Letter-
kuiide). Amsterdam, 1638, 4".
78. Verslagen en mededeelingen der konink. akademie van wetenschappen (Af-
deeling Let(erkunde). Amsterdam, 1836—1860, vol. V, 8".
79. Processen-verbaal der Imitengewone vergaderingen van 17 niaart 1835 tot
1860. Amsterdam, 1833-1860, S».
Atli comnni alle due cinssi.
80. Jaarboek van der kon. akad. van wetenschappen , gevestigd le Amsterdam
voor 1833-1860. Amslcrcjain, 1833—1830, vol. VI, S».
81. Process-verhaal der vereenigde vergadering der beiile afdeelingen, v»n den
28 april 1855 tot der 26 april 1836. Amsterdam, 1855—1856, 80.
82. Lycidas. Eologa et musiu invucatio. Carniina (juorum auctori Juaimi van
[.ccuwrn e vico Zegwaart cerlaminis poeliei prirmiuiii seciinduiii , e legato Jaeobi
e <ietle sucietä scieiilitico-letterarie delia Neerlaiidia. ÜJi
preslati da questo organo goveriiativo alla nazioiie. Infatti la sezioue
letteraria dell' accadeniia provoco di recente misuie officiali per
r elaborazioiie di una miova Recueil des Charies kuUando-zelan-
daises, formando per cio nel suo seno una commissioiie speciale.
Essa eoncep'i pure il piano di mettere piü d'uiiita nellortografia cosi
varia dei nomi topogratico-neerlandesi. Ne meno zelö i vantaggi della
nazione la sezione scientifiea che diede un particolareggiato rapporto
alla soluzione d' uno de' piii grandi problemi per V Olauda, cioe dei
guasti dei verme che rode i pali nei lavori idraulici.
La collezione dei Jibri che povera da principio prese, special-
mente dopo la riforma dell' accademia nel 1852, le proporzioni di
ragguardevole bihlioteca, data dalT apertura delf istituto. Collocata
neir edifizio accademico (Trippenhaus), fu distribuita in una sala
principale, in quella delle sedute accademiche ed in alcune stanze
vicine. Nella camera d'ingresso, altreltanti armadj comprendono la
bibliografia, la biografia, le lingue orientali, la teologia, Tistruzione,
la statistica. Ivi pure conservasi in apposito armadio il legato Klin-
kert, 0 la raccolta delle opere a stampa e manoscritte dei poeta olan-
dese Bilderdyk in una ai libri che gli si riferiscono, a cui cornpimento
V* hanno i suoi ritratti e Tectipo in gesso della mano destra. Ricca
e la collezione degli storici dei paese che, portata a tremila volumi,
fu deposta in una stanza a parte. La sala maggiore intercisa nella
sua lunghezza da armadj, a guisa delle biblioteche tedesche, con-
tiene il dovizioso corredo di piü che 400 pubbiicazioni di societa
scientifiche europee ed americane. Sono custoditi nella sala delle
radunanze duemila volumi di letteratura olandese, la geografia, i
viaggi, le opere di maggior formato, aeeompagnate da tavole. Perö
r ornamento maggiore e la serie di oltre a 200 codici manoseritti
dei secoli XV e XVI, la piü parte di storia patria, fra quali e debito
di ricordare, a titolo d" onore, la Storia dei Puesi Bassi, in 11 vo-
lumi in fogl. autografo dei ßurniano e aicuni altri '). A questi deve
nenrici HoeulTi adiiHlicnlum est in ooiisessii imlilicn auademia' n-jjiii' scii-iiliaruiii.
die 13 iniyi, aniii 18Sf>. Ainstelndaiiii, 1856, S*'.
1) Beschrijviii;^ vaii eeii handschrift al'lioinsliq: van lii't klooster l{i-tliloli(Mn l>ij Idn-tiii-
kein van Is. iNijlioll'. iiitj^i-yevcn ilnur de knniiiklijkt- akaili'iiiic \»u \i i'toiisclia|i|ifn.
Amslerdani, van ili-i- l'osi. \i. '1, l'l. 4".
Meyer (1. J. Verslajr van oen ond liandsi-lirift . in bo/.it van liot koii. Ni'd. In-
stituut, bevattenüe: Uit syn de VU Itloenion. clil syn de V|| t;'lu'tideii uns Heren
Jesus Cluislus ec. Anisturdaui, IS'-iS, 4".
408 Valen tiiielli. Delle hiblioteche
aggiungersi la tioii meiio |irezios;i iJiccolta di 228 manoscritti semi-
tici, persiani, turchi, la maggior parte dei qiiali gia apparteneva
air istiluto reale neerlandese, e uiia minore fu legata nel 1837
air istituto dal professore Giovanni VVillmet. Questi pero, dietro ri-
cerca del dottore Juynbüoll, professore di Leida, furono tutti, in
Läse a decreto reale 13 nov. 1855 trasferiti a quell' universitä, con
isperanza di non lontatia ricupera. Fiiialmeiite in una stanza del piano
siiperiore riseontrasi una buona collezione di elassiei greci e latini,
di opere di giurispiudenza, di niedicina, di matematica, che danno
il numero cumulativo di 4000 volumi.
Un primo catalogo sistematico, pubblieato interrottamente »j a
foglietti , con numerazione speciale, divide T intera sostanza in
ventinove ripartizioni, pero quel catalogo e anzi un povero indice
meno che librario, perche mancante di quegli appunti che fan co-
noscere al pratico il valore aprossimativo del libro : e pure trattata
miserarnente la parlita de' manoscritti. Benche accresciuto d' assai
il successivo catalogo ^) , in cui fu introdotta la stessa divisione
sistematica del precedente, non vantaggia di molto quel primo, sol
che si osservi essersi compresi sotto la stessa rubrica le opere del
filosofo F. Henisterhuis, la versione francese degli Ämanti iV Abido,
di Byron, o l'opera conosciutissima Les liaisoiis dangereuses ; la
seconda parte dovea contenere la descrizioiie dei mss. olandesi e la
collezione importante del prof. Willmet. Era riserbato alla diligente
operositä del dott. N, Vrulik, cui come a segretario generale deU
Taccademia, fu demandata T amministrazione della biblioteca, di
nuovamente ordinarla perche accresciuta d' assai, e di ricominciare
il lavoro del catalogo, onde le opere, senza differenze di formato,
fossero presentate in un' unica serie sistematica. Applicatovisi fin
dal settembre 1852, quando 1' accademia era appena sorta a vita
novella, pubblicavane nel 1855 il catalogo delle opere periodiche,
delle enciciopedie, delle bibliografie ^y Ma le giunte ricchissime
falte alla biblioteca per gli acquisti e pei donativi nel 1855, giunte
') Catalof^us blblluthecie Iristiluti regii Helgici , 16'Z1. Excuderuiil l'ie|iei' et li)eiii)aur,
t}|i<igi'<i|)lii uiii!ileluJiiiiieii!>e!«, 18'il, S".
') Culiilo^iuü hihliolhecic liistitiiti ie;,'ii Neerlamlici. Pur» prior. Ainslelodiiini , 1S41,
|i. 3ri2. 80.
>*) Catulu^u« der Ixieki-rij vaii de kiiiiliiklijke akadeinie vuii weteuKC-liappeii , le Am-
slerdaiii. Aiusterdain, lÖöä, Al'd. I, 8".
e delle sociela .trii-iitififo-letteriirie della Necrlandia. 400
occasionate dalla pubblicazione di quel lavoro, come pure le poste-
riori fino al 1857, dichiararono necessaria la reinipressioiie del
fascieolo, cui diede rriano il Vrolik in quello stesso anno. Negli anni
successivi coadiuvato assiduamente nelK opera dal dott. M. Roest, al
quale perciö fu da poco conferito il titolo e V assegno di vice-biblio-
tecario, porto egli a compimento il primo volume i), che comprende
cinque classi. Alia prima (p. 1 — 91) si riferiscono gli annali univer-
sitär] e le pubblicazioni delle prineipali societä scientifiche ; alla
secondii (p. 92— 13ö) i giornali; alla terza (p. 106—107) le enci-
clopedie ; alla quaita (p. 108 — 130) la bibliografia e la scienza
delle biblioteelie; alla quinta (p. 131 — 636) la storia delia Neerlan-
dia. La straordinaria rieehezza delle prima parte, ehe presenta una
collezione unica nel suo genere, daeche comprende 404 pubblica-
zioni di societä accademiche degli stati europei ed aniericani, giusti-
fica abbastanza la frequenza delle annotazioni relative alla storia di
quelle ed ai dettagli delle serie, annotazioni che parrebbero sover-
chie in un semplice catalogo sistematico. Quosta collezione, benche
per attestazione del Vrolik, sia lontana dal suo compimento, e dovuta
alle prospera condizione del commercio neerlandese. II catalogo
della storia neerlandese e delle scienze ausiliarie fu quasi inlieramente
redatto dal dott. Roest che, trattate le opere introduttorie e quelle
che risguardatio la Neerlandia in generale (p. 131 — 144), registra
per ordine cronologico di materia le altre, chiudendo il volume
coli' anno 1713 (p. 144 — 636). Quanto agii scritti satirici di che
abbonda la storia neerlandese, s'e fatto conveniente uso della Biblio-
theek van pamflctten diA T\e\e, compendiandone peiö, ove aparea
opportuno, i titoli. I volumi seguenti offriranno le varie ripartizion
della letteratura e delle scienze.
La biblioteca e proprietä esclusiva dell' accademia, ed e perciö
destinata all' uso de' suoi membri, che possono avervi ingresso in
ogni tempo e domandarne ad ispezione od a prestito le opere. Nullo-
stante da questo privilegio non sono escluse le persone che per
nessun titolo appartengono all' accademia. Esse v' lianno accesso
eiascuno de' primi cinque giorni della scttimana, dalle «»re 12 meri-
diane alle 4 pomeridiane , e, sotto conveniente malleveria, e col
') CüIhIo^us vhii de lioi'kürij der koiiiiiklijke iikiuleinif van weleii.sohapiu'ii . };i'Yi'.slij;d
te Aiiisterdaiii. Leerste deel. Aiii!>lLTdaiii, Frcdcrik .Müller, ISO' — lätiU, |>. ti3ü, 6*^.
410 Valentinelli, Uelk* liiblioteche
permesso del segretario generale, ottengono i libri desiderati, pur-
ehe si sottomettano alle preserizioni fissate.
*^. Bilil. pubblica, o delF ateneo.
L'origine della pubblica biblioteca passo cosi inosservata per
la nessuna importanza primitiva, ehe diffieilmente saprebbe assegnar-
sene V epoca. AI prineipio del secolo XVI Jano Eggerto o Eggarto,
figlio di Hartgai'so, ricco mercadante di Amsterdam, eresse in unione
alla moglie un seminario presse la veechia chiesa di s. Nicolö, do-
tandolo d' una piceola scorta di libri, che puö considerarsi come il
germe della biblioteca delP ateneo,
Fu nel 1576 che facta verum, come leggesi in cronaca con-
temporanea, civilium et sacrarum commntatione , quel tempio e
quel seminario con ciö che conteneano , furono devoluti alla cittä.
Da altera cominciö a prender forma la biblioteca, che fu arricchita
sulla fine del secolo XVI dallo scabino Jano Verliec di ottanta diffe-
renti opere, e svil prineipio del successivo (s' ignora se per dono od
acquisto) della libreria teologico-cattolica di Glosse Buikio *) che,
esiliato per motivi politici, ritornö poscia e fu parroco cattolico di
Cleves. Son questi quei libri che inscritli J. ß. od anche Joost
Bnyck, il bibliotecario Pietro Schaak trovö, depo la metä del se-
colo decimosettimo, rammassati in panieri , e collocö il primo negli
scaffali. Sulla fine del Cinquecento la biblioteca fu trasferita dalla
veechia chiesa di s. Nicolo, ove non era di verun uso, alla nuova, e
resa di pubblica conoscenza con un catalogo 2), cui se togliete il
soverchio 3), non restano che due poveri indici, sisteniatico ed alfa-
betico *) di libri di poco conto. Poco piü d' Interesse presenta la
1) Index .iivc cutuluijux omuiiim libroruin mcoriim et pi'cliiiin coruindcm , coiiservuto
nella hihlioteca : alcuiii stam|inti poitano la data 1602, poclii sono i iiiaiioücritli di
liii. V. Catalopiis van de bibliotheck der stad Amsterdam. Amsterdam, 1856 — 1858,
p. y«t— !)f)4.
2) Ciilalo^iis l.ihliothecie Amstelredameiisis. Lu^'dmii Hatavoium , 1612, p. 12, non
iiiiiii. 44, 31, 4»,
3) liihliotltecw proMopnpcia dcsutnpta ex Johannis KcUri , hihlioth. Siintt/dllfiisi ad v.
vi. Joachimuiii Vadianuin cos. n. Galli. K un panegirico delle Lililioteihe , senza
verun rajiporto alla etvica d' Amsterdain.
■») Somenclator alphabcticiis uuctoruiii omnitiw, ijiioiiiiii rc/ inttnusrriplac i-rl lypis t\v-
prcssac luciibrutioiics c.rdint in .imslclrrdinnrnsiiini hihliothcvti.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia. 4- 1 1
reimpressione accresciuta fattane alcurii anni dappoi *). Da questa
ristampa fu tratto il compendio che leggesi nella Bihliotheca Bel-
gica manuscripta del Sandero ^).
Le migliorie della biblioteca datano dalla fondazione, avvenuta
nel 1632, (\e\\' Athenwnm illustre, al quäle e riunita. Ceduta a
quest' istitiito una parte del monastero di s. Agnese, furono le scuole
distribuite nel piano nobile, e nel superiore si ordino quello stesso
anno la biblioteca, aggiungendovisi allora alcune opere ch' erano
State nascoste nella chiesa vecchia, e che appartenevano al mona-
stero de' minori osservanti d' Amsterdam, opere che Pietro Kies
salvö dal furore del popolo nel 1566, e che si riconoscono ancora
per la scritta : ad usum frutrum m'morum conventiis amstelreda-
mensis. Siccome la biblioteca era d' uso speciale de' professori del-
r ateneo, cosi vi fu decretata nel 1633 un' annua dotazione regolare
di 300 fiorini, che fu accresciuta di 400 nel 1646. L'onorevole ca-
rico di bibliotecario fu dato la prima volta a Dionisio Vossio, figlio
maggiore del rinomato Gerardo Giovanni, professore delT ateneo.
Morto egli nel 1642, gli successe il fratello Matteo, ad a qiiesto nel
1646 il fratello Isacco , distinto storico degli stati d' Gianda. Nel
breve spazio di men che vent' anni la direzione della biblioteca e
affidata ad Arnoldo Senguerius , Giovanni Heidanus , al dottore iti
medicina Gerardo Leonardo Blasius, al predicatoreCornelio Dankerts.
AI loro successore Pietro Schaak devesi la redazione del terzo cata-
logo 3^, al quäle mancano (dii permulti libri, sed fere minoris
formce, qui capsis concliukmtur. Distribuito scientificamente presenta
le classi dei libri a stampa : Bibbia — Concilj — Padri — Teologia
scolastica, riformata e papistica — Storia ecciesiastica — Giui-ispru-
denza — Medicina — Filosofia — Matomatiea — Storia — Filologia —
Oratori — Poeli — Storia belgica — Libri rabbinici. La serie o chiusa
dair indice di 28 codici manoscritti i quali, perclie mancaiiti d' ogni
1) Cataldg'iis libronim bibliollicca' civitatis Am.stuloilaiiicii.si.'^. ciiiii iiiiiiicnoliilurii :il|ili:i-
Letica auctoriim üiiiiiiuin. Amstolodaml, 1622, 4^.
^) „Libri mss. bibliothccx civiliilis anisteiodamoiisis , desci'ipli ex eatalo^o liliroruiii
ejiisdeni bililiotiiccH; , exciiso Aiiislolodiiini t'x lyp. R:)iie.s(!iii:iii:i. niiiio t(!'i'2, iiidi-
catis laiiluiiinuxlo classilius in (|tiiliiis libri mss. i e|>i)iiiintiir , ad lai'ilioi'ciii (|iiaM°iMitiiiin
cominodidatoni." AI iiiie : „l''iiii,s anno t(i4'Z , exscribcMito i>t Mip|ii'ilit)iiite Claudio
Üoresiniculx Alrelialio." Vol. I, |>. 43 — 4ä.
'') C'atalügiis biblioth. (Miltlieii* AinütclodaiiitMisis. Aiiii>(>'lodanii , a|>nd ^a^|)al'llln i'oiii-
inelinuin, lÜüS, p. 85, 4*^.
412 Valentin f II i . Delle l.ililioleclie
appiinto hiblio?rafico, non possoiio dar inotivo di trattazione. Dal-
r avvertenza delT autore al fine del libro rilevasi che qiiaiitunque i
libri füssero assicurati con catene di ferro >), pur ne furono involati
parccchi elf egii raccomanda Bibliothccop restitunnlnr. Poco dopo
quel suo catalogo, lo Schaak pose in liice un appeiidice s) e quindi
un cafaloso di libri di fonnati miiiori s), cbe erano forse i capsis
conclusi. come pure degli acquistali da lui e da' suoi antecessori
Hcidano e Daiikerts.
Ad accrescere con doui e legali la biblioteca contribuirono i
hililiotecarj sunnominati, ma specialmente il dotto medico Nicolö Tulp,
borgomastro d' Amsterdam, alla metä de! seeolo decimosettimo. Pero
neir ultimo trentemiio di questo e nella prima metä del successivo,
pare che la biblioteca siasi trascurata. II catalogo *) del 1711 poco
vantaggiö il precedente, del quäle alcunl libri marutavano »). Due
mesi dopo la stampa di quel libro, il dotto Zaccaria Corrado d'Uffen-
baeh nella visita della biblioteca appunta la diffieoltä iP entrarvi «),
benclie fosse aperta regolarmente al mezzogiorno del mercoledi e
del sabbato, e si lagna dell' insufficienza del catalogo quanto alla
descrizione de' codici manoscritti. Fra questi egIi ricorda: a} Ari-
stotelis ethica in latino '), su membrana in foglio . con miniature,
ij „Minire viiicli cur CHleiiis Codices
SIeiil. ceu loris haiiil spoiile conlenli suis ?
Hoc |uilcher. haml tiirliMudu.s ordo posliilat.
Sirniil caveiidum iiiaxiine est, für «e dnmuin
Exportel, aiit in auclionem perfidiis."
2) A|i|ieiiclix lilirciniin po-t im|pressum calaloi.'^iim aiinl IfifiS majori liihlintheoiB «d-
ditoniin , a. Johanne Hei.lano, d. Cornelio Datikerts el Petro Schaak, biblio-
thec» AiMstelaedaniensi praefectis. Quesla operetta fa seguilo al lataloyus, 1668,
pag. 82—96.
») Calalo-jus lilnornni minnris formae hildiothecie Ain.telicdainensls, dislinctae theois
spiiehiis el nuineris. S. I. et a. , p. 43 , 4". A pag. 3—6 lepgesi il proemio di
Pleti'o Schaak.
*) (■:italo;;ns hihliothec* pulilic* Aiiisl.elicdainen.sis Anistelodaini , apnd Joannem
lüeuwertsz, civiliitis et ill. athaenei lypogra|ihnin. 171t, p. 144, 4".
»J „In receiisioiie auletn hlldiothecie lihri »liquot non contemnendi, ijiii catalogo sii-
perioi-i adscripti eranl , uon sunt invenfi : ii , ut credimiis, aliquihus in privatum
usnni ad teinjins concessi sunt, ne(|ue in huiic diem redditi."
«) „Hinten sind cinipe Manuseriple anjrehänRl, so wir aber diesmal nicht sehen konn-
ten, weil der Cantor (oder wie er sich selbst nennete Choragu«) von der Wester-
kerke, der den Schlüssel da/.u hat, nin vier Uhr in der Kirche sein musste."
Merkwürdige liritcn, lora. Ill, p. .'>ö8.
») Calalog. niim. 74.
e (lelle societä scientifiro-lplloi-Mric rlclla Neerlanilia. ^ J 3
fscritta al fine: Ludovicus Viiiceritivs scribcbat Iioni(r mnio ftal.
1S17 , mnise octohr. ; b) Ciceroim philippico', in inembrana del
secolo >lll '); c) Kpistolfp familiäres ^) dello stesso, in perga-
mena ; d) Lvcani Pharsalia 3), in pergam.; e) Photii liiblio-
thecn *), scritta nitidamente in due volumi; fj Babamonis canoiies
concill. in greco, vol. II 5) ; gj Rnfini Instoria ccciesiast. «); hj Catu-
logi librornm mss. gut sunt in bibliothecu Vnficana ''): i) Chroni-
con et agiologia BrabantifB ^); Statuta velleris ordinis aurei »);
l) Jiivenalis, Persii et Horatii *<*) del secolo XIII; inj Inscriptio-
nes antiquas i^) ; n) Liber Suna, in arabo 12); oj De precibus et
piirificationibus Mahumedanorum 's), in arabo; p) Commentario-
rum in fJIppocratis ap/wrismos et prognostica, in ebraico **).
Nel 1746 parve tentasse rialzare lo scaduto credito della biblio-
teca il borgomastro Giovanni Six, nuovo bibliotecario: che nell' anno
successivo ebbe dallacittä500 fiorini peipiii tirgentibisogni. Ma il fato
le era avverso ; molti libri si sono perduti per sempre, le sale furono
abbandonate alla piü vituperosa trascuranza, 1' uniiditä e le tignuole
compierono il guasto, cessarono i doni, T edificio stesso niinacciava
rovina. E grave il dirlo: ma qiiesti turpi fatti avvenivano dal 1752
al 1778, tempo in cui la direzione della hiblioteca era affidata al
distinto lilologo Pietro Burmano secondo. Enrico Verheykio , die
glisuccesse, ottenne che fosse ristaurato 1' ediüzio, che i libri si
sciogliessero dalle catene, e si costruissero nuovi arinadj con can-
celli, per impedire le ruberie. Avea Gerardo Papenbroech donato
alla biblioteca i manoscritti di Pietro Hooft di Cornelio •^), i busti di
I
') Cnlal. 11. 77.
2) ('«tili. II. 7«.
a) Catiil. II. 76.
4) ciitai. 11. i;j.
5) Tatiil. II. 17.
8) Catal. II. 'il.
7) Catal. 11. 15.
8) Ciital. 11. 121.
9) Calal. II. 119.
1") Catal. II. 7:;.
1») Catal. II. 111.
»2) Catal. 11. ;{.
13) C;ital. II. :$.
**) Calal. II. 1. Alla (ine del Codioe legg^esi: llrddr f'iir et irsipisccs.
«») Catal. II. ri4— 120.
414 Yalentinclli. Delle biblioteche
Cicerone e Cesare in marmo, gli avanzi di Palinira in rille vo, i ri-
tratti di 48 illiistri. E questi presenti ordino il Verheykio e registrö
diligentemento, eonie anche il busto di Ruischio ofterto in dono nel
1772 da Enrico figlio di N. de Swaan di lui pronipote, e i ritratti
dallo stesso presentati, di Pietro Francio , Giovanni Burmano, Pie-
tro Burmano secondo , Pietro Curtenio. Ottenuto un sussidio di
800 fiorini per nuovi acquisti, comperö le opere manoseritte di Cor-
nelio Hooft i); e nel 1779, all' oecasione della vendita della biblio-
teca di Antonio Guglielnio Schaaf, per consiglio di Diderico Walraven,
compero la corrispondenza di Carlo Scbaaf 2), giä professore di
lingue Orientali nelK universitä di Leida, corrispondenza ch' ebbe
con Maha Thome (Tommaso il grande), vescovo de' eristiani della
Siria nel Malabar, e per consiglio dello stesso, comperö il vecchio
testamento tradotto in turco s) e scritto a mano nitidamente su pa-
ginette a carte sciolte ; la traduzione fiamminga della scrittura,
stampata dal 1477 al 1488; alcuni padri, una collezione di concilj,
un AIcuino, il Talmud, /" Oceamim juris, le Pandette fiorentine, Avi-
cenna, Ippocrate, Galeno, la Bizantina di Parigi, e la prima edizione
d' Omero del 1488. Perö ebbe appena 1" operosissimo Verheykio
cominciato a riordinare la biblioteca che mori nel 1784, lasciando
interrotto il lavoro, e il desiderio di un nuovo catalogo. AI sollecito
compimento di quello e alla diligente redazione del catalogo pre-
stossi con instancabile alacritä il suo successore Enrico Constantino
Cras. Distribuite convenientemente le opere negli scaflali, dietro un
metodo sistematico , impiegö con prudente economia la piccola
dotazione di 600 fiorini all' acquisto di libri i piü necessarj,
occupandosi contemporaneamente del doppio catalogo alfabetico
e sistematico, e quest' ultimo pubblicö egli nel 1796 *). L'autore
avviso egregiamente di fondere gran parte di storia della bildiu-
teca nella prefazione , ove , lagnandosi che quell' istitnto siasi
trattato come figliastro, osserva che se dal 1633 gli si aves-
sero annualmente corrisposti i pattuiti 300 fiorini, nel 1796 ne
«) Calal. n. 123.
2j Calal. n. 7.
») ChIhI. n. G.
4) Csitalogiis bihliotliecic piiblira» Amstpltc(l»mfnsi.s. Apiiil Pefruin Henriciim Diins-
l.prgr. 1790. p. XMX. 2GÜ. 4».
e delle sücietä scientifico-ictterarie della Neerlandia. 415
sarebbero giä stati spesi SOOOO in libri. Quel catalogo siste-
matico accompagnato da un ricco indice alfabetico, comprende da
2200 opere a stampa e 109 codici manoscritti. II Cras, morendo
nel 1820, lego alla biblioteca, centro delle affezionate sue eure,
una voluminosa raccolta di ordinanze, ed aicurie altre opere. A lui
successe il professore D. J. van Lennep, ch' eragli stato presso, ai-
cun tempo, come aggiunto. Durante il suo reggimerito, la biblioteca
fu r anno 1838 trasferita dalle veccbie ed umide stanze oceupate al
di sopra dell' ateneo, alle piü spaziose e piii proprie del piano supe-
riore del palazzo di giustizia. Perö in onla alle introdotte migliorie
e all' apparecchio di una stanza riscaldata V inverno per piü com-
modo uso de'lettori, non crebbe T interessamento del pubblico. Nulla
scoraggiato perciö , il van Lennep raddoppio le sue eure per
provvedere la biblioteca di alcune opere capitali. A lui devesi
l'aquisto di una ragguiirdevole parte della biblioteca del prof. Willmet,
nel quale erogo i 600 iiorini da quest* ultimo legati ; dell" intera
biblioteca composta d' opere di storia civile, di storia naturale, di
astronomia, proveniente dal direttore delle opere civiche J. Schilling.
Accresciuta cosi la biblioteca di quasi 2000 opere dalla pubblica-
zione delP ultimo catalogo, quel bibliotecario pensö alT edizione di
una giunta i) condotta sul metodo del Cras, cui pero saviamente
tolse la divisione per formati.
Morto il Lennep al principio del 18S3, fu la biblioteca ap-
poggiata ai curatori delT ateneo, cbe 1' accrebbero colla libreria
depositata al dipartimento delle opere pubbliche della cittä, o con
alcuni libri dell' archivio municipale. Ma la giunta preziosa fatta alla
biblioteca, meno pel numero dei volumi che per T importanza loro,
dacche riempiva una lacuna di mancanze, le provenne dalla libreria
della societä di inedicina, i cui membri vantaggiandosi delP arti-
colo 3° del regolamento 2), se ne riservarono il dominio. conceden-
done Tuso al pubblico.
Percib fu necessario 1' ingrandimento del situ, eseguito nel
corso del 185S. La camera di lettura fu ampliata della metä. con-
1) Supplementum catalogi bibliotheose publicap Amsteloilamensis , i-iirunle D. J. »■>ii
Lennep. Amslelodami, 1847, p. 78, 40.
2) Reglement voor de beekerij der sind Amsterdam. S. d. p. 13. 8«. Diviso in
12articüli, e sottosciitto dal consi;,'lio della cittä, il 29 novembre 1854.
Sitzb. d. phil.-hist. Gl. XXXVIII. Bd. IM. Hfl. ->^
41() Valenlinelli. Dflle hihlioteche
veiiientementc nllestita, e posta in comiinicazionQ, per im andito
iiiterno, colla stanza dei nianoscrifti e delle ojiere d' arte e figurate.
Tre sale a letlo fiirono adattate a scalVali per libri, e riunite per via
d'una scala collc inferiori.
AI rilevanti acqiiisti fatti prima del 1853 s' aggiunsero molti
doni di persone private in questo stesso anno , e nei successivi
1854 — 18ö5 quasi 500 opere a stampa e manoscritti.
I curatori conolibero la nocessitä di dar niaiio a un nuovo
catalogo, dacciie dopo i due nllimi la biblioteea s' era piii cbe
rad(loppi;ila. Perciu il presidente dell' äteneo H. J. Koenen e il
segretario H. AniesiiofT ne incaricarono il custode P. A. Tieie, cbe
in breve tratfo di tempo cosi avvio il lavoro da comiuciarsene nel
1856 la piibblicazioue i). L'autore, adottato il metodo scientifico,
divido la iiiateria in opere generali, bibliografiche, teologiche, di
ginrisprudenza e di scienze politiche, di niedicina, matematica,
scienze natural!, arti e mestieri, belle arti, filosofia, letteratura, geo-
grafia, scienze storico-ausiliarie, storia, tentando di porre in accordo
le esigenze della seienza coi riguardi imposti dai bisogni pratici.
E gli si deve lode speciale, percbe non solo offre i titoli delle opere
di molti volumi, frazionando per eosi dire il loro contenuto, non
solo indica con diligente preeisione gli äppunti bibliografici delle
edizioni piü antiche o rare, ma v" aggiunge rinvii, citazioni, note
copiose. L' ultimo volume comprende la descrizione di 133 opere
manoscritte (p.707 — 754) comprese in trecenlo volumi, la menoma
parte delle quali ha un interesse speciale per la storia paesana ~).
Dei codici piü distinti si e parlato nel corso della trattazione: a qiie-
sti possono aggiungersi uiia bibbia membranacea , con ornati poli-
eromi, del secolo XIV^ "); un Giulio Cesare del secolo X *) giä usalo
da Bongarsio per la edizione che ne diede, onde e cbiainato codex
linHfjursiaiiun ; alcuni buoni codici di lingue orientali s) greca *),
latina '); e scritti la piü parte filologici di professori dell' ateneo e
1") r.ifalnpiis van d«' biMiollieek der slail Anisicrdain. Anislerdani, 18ö6 — 1858, vol. IV,
(■oll IUI» siila pa(;iiialiii a di \<a^. 87{». S".
i) caiai. 11. äo, 12'i— ii:i. i;t(i— i;$a.
^) Calal. II. IS.
*) Calal. II. 81.
*) fatal. II. I — l(t.
«) Calal. II. 1 1 — 17.
"» Calal. I). LS — 2«. ti» — 2!!.
1
e delle societi scientifico-Ietterarie della Neerlandia. 417
di altri, quali sarebbero Tiberio Hemsterbuis i), Francesco Ouden-
dorp 2), Daniele Wittenbach s). Pietro Biirmano secondo *), Nicolo
Giiglielmo Scbröder ^) ec. L' ultimo catalogo del Tiele e chiuso dal
copioso indice alfabetico (p. 755 — 876).
La biblioteca, aperta al piibblico il mercoledi esabbato(12 — 3);
d'ora innanzi apparterra esclusivamente all' ateneo, rialzato all'onore
universitario, daccbe vi si danno lezioni in tutte le facolta, non con-
fereiidovisi pero i gradi di laurea.
3. Bibl. civica.
Occupa alciine stanze siiperiori del palazzo niunicipale l'arcbi-
vio civico, che non corrisponde in veruna forma, o per ampiezza di
sito, 0 per quantitä ed importanza di documenti, al passato splendore
politico-commerciale di Amsterdam. La stanza maggiore contiene da
due mila volumi di iiotule o registri della compagnia delle Indie,
molti atti d'amministrazione antica e di rapporti con piazze commer-
ciali estere: in altre stanze giacciono polverose molte carte legate a
fascio, non ancora Ordinate. La biblioteca propriamente detta, di-
stribuita nella grande sala d'ingresso, contiene opere di statistica,
libri suir Olanda, ma specialmente su Amsterdam, tutte le pubblica-
zioni di quella accademia delle scienze, collezioni giuridielie, atti
municipali a stampa, atti degli stati generali d' Olanda. La parte sto-
rico-diplomatica tu descritta e iilustrata da quelP archivista e biblio-
tecario dott. P. Scbeltema «), eui professo pubblicamente riconoscenza
per avermi guidato nell' esanie delT archivio, e introdotto iiell' angu-
sta concamerazione cbiusa a sette cbiavi, in cui e deposta la raccolta
membranacea de' migliori dociimenfi i)atrj. Questi atti d'una mera-
vigliosa conservazione, i piii antichi dei quali datando da F'iorenzo V
conte d' Olanda, toccano la fine del secoloXIII, turono fatti conoscere
dallo stesso Scbeltema ').
1) Catal. n. 83—85, 116, 1:$3.
2) Catal. II. lüü— 104.
5) Catal. n. 69, 73.
4) Catal. n. 71—72.
s) Catal. II. 30—42.
6) Hpt liistoriscli-tliploiiiatischp arcliipl" van Aiiistcrdam. Ainsterdain, 18!>9, S**.
') Het archief der izereii kiipol in ile oude »f sint Nikolaus-Keik te Amsterdam, lie-
«chreeven door P. Soheltema areliivaiiis der .slud Amsterdam , uitg-eg;eveii door de
28*
4 1 8 V a I e n t i n 0 I I i , Dellt' hihlloleclie
Vanno unite all* archivio nitre stanze che possono dirsi storiche.
L' una e decorata da una serie di arniatuie tolte agli spagnuoli
prima del 1578; da una bandieia donata al municipio da Luigi Na-
poleons re d^ Olanda ; dai ritratti de* bopnfomastri e consiglieri della
<;itta. La stanza de' inodelli contiene a) due modelli di chiuse ese-
guite in Amsterdam; h) il modello dell' aiitico palazzo civico sulla
piazza Dam. ora reale, eretto al prineipio del secolo XVII. coli* in-
gente dispendio di 25 niillinni di fiorini; c) il modello di una torre
della niiova chiesa presso questo palazzo, modello che non fu ese-
guito; d) il modello di un arco di trionfo, che eseguito in argento
fu presentato dalla cittä d' Amsterdam a Guglieimo III nel giorno
delle sne nozze; e) getti in bronzo con intagli in legno di antichi
statolder; f) grandi vasi vinarj in metallo e terra cotta, usati dagli
archibugieri nelle lor feste; fj) purizoni di medaglie; h) aleuni
quadri di huon pennello.
Ik. Bibl. remonstrante-riformata.
La biblioteca di questa comunitä religiosa, distribuita in due
sale superiori del seminario remonstrante-riformato, presso la chiesa,
contiene 1400 opere, suddivise, coii denominazione rituale latina,
in : 1. Biblici; 2. Patres et Concilia: 3. Commentaria critica et
theologica; 4. Uistoriae ecclesiasticae scriptores ; 5. Historiae pro-
f'anae Hcriptores, literatores, lexicographi et grammatici; 6. Con-
cionatorcH mcri; 7. Phitosophi, mathematici, geometrae, medici,
chronici et geographi; 8. Nederdiiitsche werke?}. Chiusa al servi-
gio piibhlico, e d'uso esciusivo dei professori e degli studenti, e
regolarmente accrescinta coll'annua dotazioiie di circa 500 fiorini, e
con inulti doni. La partita capitale e la teologica, ricca perciö
di rare opere antiche e delle migliori moderne. Ciö che ne rileva
in generale 1" irnportanza e la serie di pareccbie opere composte
dai professori di quel serninario ') » u"'' scorta di buoiii giornali
twedt! kl»$se van het koii. Ned. institiit v.iii Wf lenschiippeii . letterkuiide eit schoone
kunsleii. Amsterdam, I'. N. van Kam|ien, 18;)0. \>. 251. 8".
•) Ser\oni> ad eseiiipio le segnenti: Sonim Ifslumrntum e.r versione anylica in latin.
Iranslaliiin a Joanne Clerico. Amstelodami, 169», fogl., con ricco apparecchio d' an-
iiiitRzioni in piec<» ed inulese. — Novum tetlamentum graecum , opera et studio
Joauni* Wetalenii. Amslelndanii, i7äl , vol. M, fogl. ; opera di gran merilo , pei
dotti pi-olfg^onieiii e pel corredo delle note slorico-ci itiohe. — Plutarchi moralia.
e (lelle socielä seieiitilico-letlerMrii; della Neerhiiuii». 419
religiosi *), ed una distirita collezioiie di 342 volurni in 4". di carte
ed Operette satiriche, politico-religiose ([jamphleten) , che proce-
deiiti dal professore Jacopo Krighout, fiirono fatte prima conoscere
nel catalogo, di cui piü sotto, quindi da C. Rogge in una speciale
operetta 2^. Questi opuscoli occasionali di cui il Kogge avea giä nel
18Ö8 in parte dato conto nel giornale : Algemeene Kotist- etiLefter-
bode, n. 48, sono scritti polemici che risguardano le scissioni reli-
giöse de' remonstranti, controremonstranti, anabattisti.
A 320 montano i codici manoscritti, e contengono opere di illu-
stri filologi religiosi, specialmente della contessione remonstrante-
riformata, lettere ed autografi di uomini celebri. Devonsi ricordare
fra i principali : a) Christianesimi restihiti, Michaelis Servetii,
genevensis, nianoscritto apprezzabilissimo, dacche son rari assai gli
esemplari , abbrucciati a Vienna di Francia e Fraiicfort sul Meno
raiino 1568; infatti lo stampato manca pure alla biblioteca; bj Scho-
lia in Homerum bina, secundum sensum et lexim, dictante d. Mat-
thaeo Mutis, ex insida Cyyii; codice greco, di nitida serittura, ex
libris Joannis üenrici Gerulen, Basil. pnstoris, ad d. Petri 1719 ;
c) Alcuni pochi codici orientaii; dj Scritti autografi di Ugone Gro-
»iü, in einque volunii in foglio, la piü parte dati a stampa; e) Let-
tere autografe di Maria van Regensberger, moglie di quest" ultimo.
Oxoiiii, 1795 — 1800, vol. V, 4", che il prolVss. \\ iUeiiliach illustiö i'oii opiiortiiiii
rug'ionaiiieiiti , e coii aiiiiotiiziiuii tilosoticn-tilologiehe.
1) a) (lodyeleerde hijdrayen. Te AiiLslertiaiii . W. Hrove junior, 1827 — 1860.
vol. LXVUI, 8"., uiio de' piü aiitichi g:ioniali religiosi, scritti in senso rvungelico,
prol'e.ssato dall' univeisita di Lei<l:i.
b) Archicf voor kerkelijke yeschiedenis, insundevhcid van tiederlund, verzaineld
door N. C. Kist en H. J. Hoijaids. Leyden. 1829 — 18G0. Se iie |iulililic:i uii volunie
ogiii anno.
c) Waarheid cn liefde. Een goodleerd tijdschrifl, voor heschoofde Cliristeren.
(iroiiin^en, l)ij J. Oonikens , 1837 — 18(j0, vol. .\('VI, 8". (Jiornale parte .•.cicntilico.
parte popolare , steso nel senso evanyclico-liberale , alla cm reda/.ione alteuduuo
alcuni prolessoii di teologia delT iiniversitä di (ironin^a. dietro lo .spirilo de! colebre
predicatore pnissiano, Schlaiercnacher.
d) Jiiiiihocken voor wettensc/iappriilijke thcologie, iiitgeffeven door Keeiies, Hurtint;,
lleiiiiiik en van Osterzee. Utrecht, Keuiiiik en zoon . 184-;) — ISafJ. vol. XIII. W".
iNel 1837 continuö sotto titolo : Nieuwe jaaiboeken voor wiicnsi happelijke Iheoloijif,
ander redactif van Dr. />. Harlinij, prrdik. ti< llriik/iiii:rii. Itrecht. Koriiitik en /.ooii.
18.*)8— 1860, vol. XII. 8".
*J Beschrijveiule calalo^ns der p;iiiilIetten-vcr/.iiMieliny van de hoekeri_i der rcnion-
strantsche kerk, te Anislerduni. .\nisterdani, I8ti(i. 8".
420 Valentinelli, Uelle biblioteche
aicune delle quali fiirono gia j)ubblicate negli atti dell' accademia
delle scierize di Amsterdam; f) Scritti autografi di V'ossio, Alkemade,
Arminio, Brandt, Clerico, Fr. ed Adriano Junio, Oldeiibarnevald.
Non ultimo ornameiito e una serie di medaglie, memorie, let-
tere dei piüi iliustri, che vissero nel tempo delle polemiche fra
remonstraiiti e eontroremonstraiiti,
Benche 1" apprezzamento in che dee meritamente tenersi questa
biblioteca, fosse gia rilevato dalle eccellenti biografie di Filippo van
Limborch^ Giovanni Clerico, A. des Amorie van der Hoeven, giä
professore della comunitä a Utrecht ; nullostante correa debito di
renderne piü comune la conoscenza , anco per seguire V esempio
dato da parecchi anni dalla comunitä di Rotterdam. Infatti il consi-
glio ecclesiastico della chiesa remonstrante-riformata di Eerwarden,
col mezzo di quel professore A. des Amorie van der Hoeven, invito
nel 1843 il bibliotecario P. Scheltema a darvi opportuno ordinamento
e redigerne un catalogo, che fu pubblicato nel 1849 ')•
Presso la biblioteca sono le scuole del seminario e la sala del
concistoro. E questa adorna dei ritratti ad oglio, degli iliustri predi-
catori, professori e favoreggiatori della comunitä: Adriano van Cut-
tenburch, Cornelio Guglielino ^^'estenbaen, Pietro Blick e sua moglie,
Martino Stuart, Giovanni Hytenbogaert, Filippo van Limborgh, Si-
meone Episcopio, A. des Amorie van der Hoeven, Ugo Grozio e sua
moglie, Gaspare e Gerardo Brandt, Carlo Mellius e sua moglie, Rom-
bout Hogerboets.
5. Bibl. deg^li anabattiititi.
La comunitä degli anabattisti, cnnosciuta pure sotto i norai varj
di hattisti, teleiohattisti , memnonisti, ribattezzanti , possiede una
non ispregevole biblioteca distribuita con ordine sistematico in una
sala e tre stanze presso la propria chiesa. La fondazione se ne
riporta all' anno 1680, quando il medico dott. Giovanni Reijers,
lego la sua iibreria alla comunitä (di cui erä curatore) d'allora bij
het Lam en den Toren. Questo primo fondo , sia che si riguardi
1) Catalogus vnn f|p handschriflen en boeken, behoorende toi de bibliotheek der re-
inoustr.inUch-gereforniede kerk te Amsterdam, opgeateld door V. Scheltema. Am-
»lerdam, {,'edrukl bij C. A.Spin el iouii, 1S49. |.. VIII, 115, S».
e delle societa scientifieo-lelterarie della Neerlandia. 4-i 1
il nuitiero dei volunii, si;i che le parti diverse costitueiiti , era
di ben poca importanza, nia i doni e <^\\ acquisti fatti sempre
collo scopo di accorrere ai bisogni della cliiesa accrebbero riotevol-
mente quella prima scorta e, cio ebe piil moiita, diedero estensione
alla partita delle scieiize teologicbe. Pereiü il coiisiglio ecciesiastico
pote iieir anno 1735 inetterla a disposizione de! profess. Nieuweii-
buis, col lodevole scopo di sornrninistrare i rnezzi all' istruzione di
giovani, futuri predicatori » nei seniinai'io allora aperto. Le eure
posteriori prese ad aecreseerla sono abbastanza attestate dalla
leggera singolaritä cbe fra i soserittori alla hilibia di Kenicott (1776)
trovasi registrata Bibliotheca semimirii teleiuhaptisturiun inimle-
ludamensium. Cangiö faccia alla biblioteca la ricca scorta di libri
pervenntale nel 1789 per disposizione testamenfaria di Pietio Fon-
tain, gia predicatore della comunitä. Forniato alla seuola di Hem-
sterbuis, era questi salito in gran fama fra i filologi dei suo tempo
per sodezza di dottrine e forza di critica; perciö i snoi libri si rife-
riscoiio agli stiidj di Hlosofia, di belle lettere e lilologia specialmente
sacra. Pero la parte eletta In quella di ss. padri, apprezzabile per
edizioni, carte distiiite, splenditle legature. Fra i manoscritti di
altri e proprj e cospicua la serie degli antograli dei celebri Valke-
naer, Bernard, Reiske, Marne, co' quali era in corrispondenza.
Cresciuta per tal modo la biblioteca , il consiglio ecciesiastico
trovö necessario di farne redigere un indice per promuoverne l'uso
pubblico, e perciö nel 1793 incaricö delT opeia il professore dei
seminario G. Hesselink, il quäle compie egregiamente rafUdatogli
compito coir erezione d'un bnon catalogo sistematico. Questo i-ata-
logo che servi a base dei posteriore a stampa, rivela lo scopo dei
redattore di farlo servire piuttosto all' addirizzaniento degli sludj pei
predicatori della comunitä, che a' dotti nel pieno senso della parola,
perche tratta piü estesamente e profondamente la teologia, al con-
fronto della classe delle lettere antiche, onde ahbondava il tbndo
Fontain. Perö nelP acquisto di libri iion fu senqtre rigorosamente
osservata tal norma, in maiiiera che parve esser dubbio se la biblio-
teca dovesse servire a teologi o lilologi, o dotti in genere. L'ammi-
nistratore della biblioteca, il dotto professore H. Koopmau od i snoi
successori compresero questa mancanza di unita e dirossero gli
acquisti successivi allo scopo indicato. lliapertosi sul line della ge-
nerale sovversione politica il seminario nel 1812, s" ebbe cura tlio
422 V H I e II t i II e I I i , Delle hiblioteche
la biblioteea noii solo fosse teologica, ma servisse eziandio all' ele-
mento anabattistico. Coiiservaronsi, e vero, molti scritti degli antiehi
aiiabattisti, proeedeiiti in gran parte dalla coinunitä detta bij de Zun,
e dair altra intitolata bij liet Lam (1801); rna questi furono accre-
sciuti d'as^ai dalle spontanee oHerte di altie coiiiiinilä anabattistiche
e di predicatori, non cbe dei dottori Blijdesteyn, C. Muller, del pro-
fessore H. W. Tydeman, del presente professore di teologia J. G. de
HoopSchelfer. Per altro Taumento piü forte di libri anabatlistici pro-
veniie dal legato del sommo storico Martin Schayen, predicatore della
coinunitä d' Utrecbt; onde puö dirsi che la biblioteea possiede ora
una delle piü compiute raccolte anabattistiche.
Ordinata sisternaticamente, come ho detto, la biblioteea fu di-
visa in tre grandi categorie: la prima suddivisa in dodici classi con-
tiene le opere di teologia in quasi quattromila nunieri; la ricchezza
delle bibbie e accresciuta da una serie di queste in lingue indiane,
mandata in doiio alla comunitä dalla societä biblica inglese dei mis-
sionarj anabattisti; la seconda ripartita cosi che nel futuro incre-
mento le classi non debbano alterarsi, comprende sotto undici classi
quasi ottoeento opere sugli anabattisti; la terza in sette classi com-
prende quasi mille Cinquecento opere di autori classici antiehi, poesia,
storia, letteratura. Su questo piano fu redatto il eatalogo •) dal
bibliotecario d' allora S. Muller, al quäle in quest' anno fu aggiunto
un supploMiento ~), in cui fu pure compreso il regolainento in 21 ar-
ticoli per l'uso della biblioteea.
Da poco tempo vi si fisso 1' annua dotazione di 500 fiorini.
Dacche non e aperta la biblioteea al pubblico, concedendosi per al-
tro i libri a doniicilio, dietro richiesta dei professori, degli studenti,
dei membri della comunitä, non ha bibliotecario esciusivo, fungen-
done le veci quello della biblioteea delT ateneo dott. Lodeesen.
6. Itilil. della coniiinifa vallonna.
Consecrata unicamente alla edificazione religioso-morale dello
spirito, e composta questa biblioteea di sole opere di pietä e di
') (^'alalog'us van de biltliotheek d<T veieeiiipde doops<;eziude g:eiTieente te AmsterdHiii.
Anisteidam, Freder. Mull.'r, 1834, p. III, iU, III, 74. III, 76. 8».
') Supplement op den culalogus van de bililiotheek der vereKiiigde doupsgezinde ge-
nieente le Ainsteidam. C. A. Spin et tonn, 1860, p. 46. 8".
e delle societa scientifico-letleraiie della Neerlandia. ^/iö
istruzione religioso-ascetica in litigua francese, ne perciö serve agii
studj teologici che vi si fanno in quel seminario. Ciascun niembro
della chiesa vallonna contribuisce ad acciescerla due fiorini anniii,
potendo non pertanto usare i libri a domicilio, coi permesso dl quel
pastoie, anche i non contribuenti. Perciö arriccbila dalla pubblica-
zione del primo catalogo *) conta ora da piü che duemila volumi,
registrati per la giunta, in molti supplenienti a stampa dati dal 1848
fino al 1852, nel qua! anno si rifuse 1' intero catalogo in una se-
conda edizione ^) ehe comprende 1258 opere. La piü parte delle
opere del qninto supplemento procede dal dono, fatto alla biblioteca
dalla societa dei libri religiosi di Tolosa, forse per favorire i proprj
interessi , dacche un deposito di lale opere e a poca distanza dalla
chiesa in Spainhuissteeg, n. 2.
?. Bibl. della comuiiitä luterana.
Benche non conti che 14 soli anni d' esistenza , e furnita
de' libri elementari degli studj sacri, delle varie edizioni delle opere
di Lutero e di parecchie che si riferiscono alla storia della chiesa
luterana. Collocata nel seminario presso la chiesa, e di solo uso degli
studenti teologia, che vi assistono alle lezioni di due professori lute-
rani e di altri delle altre confessioni protestanti, per oggetti non
dogmatici.
8. Bibl. della chiesa ang-lieana.
E debito d'una slorico esatto il ricordare questa piccula raccolta
di non piü che 200 volumi di opere religiöse del concistoro della
chiesa riformata inglese, e perche ne fu pubblicato Tindice ^), man-
cante pero d'ogni appunto bibliograüco; e perche va di giorno in
giorno accrescendo.
1) Catalofjiie de la liibliotlu-que relig-ieuse de 1" eijlise walloiine d' Aiiisterdaiii. Ain-
stfidaiii, 184«, S. de Uuijter libraire, p. 21, 8".
2) Catalog-in' de la. Iiihliotlieqne religieuse de 1' ef,'lisc \v:ill(iiiiio d' Vins(ei'd:iiii . I8.">'i.
S. d. p. 38, 80.
•*) A catalogue ot' the Books of the consisloiinl liliiai _v of tlie eufrlish reforriied oliurcli
at Aiiisterdain. Ipeiibaui' et vaa Saldem. iiiiiiUM», s. a., p. 8, 10".
424 Valeiif iiielli , DpIIc MMioteche
9. Soeieta olaiidese delle belle arti e delle
8cieiize.
Questi» societä, che deve 1' oiigine alla fnsione di tre societä
d' Amsterdam, Leida e Rotterdam, operatasi nel 1800, coiita gia fra
suoi membri i letterali e i poeti piü distinti della Neerlaiidia. Infatti
a riariimare il fervore per la letteratura patria, quasi spento dal corso
dei rivolgimoiiti politici, il celebre Van der Palm pensö a riunirne i
piü zelaiiti cultori; e perciö ebbe vita la societä batava di lettera-
tura e poesia (Bataafsche maatschappij van tual- en diclkunde),
che tenne la prima radunanza il 13 iettembre iSOO. Proletta dal
governo del pensioiiiirio Sehimmelpenninck, progredi rapidamente,
e nel 1806 adottö definitivamente il nome che porfa, Alcuni anni
presse, le si riunirono aicune societä di minore importanza, quali
furono la letteraria delPAja, col motto: Kunstliefde spnart geene
vlijt (rauiore (ielP arte e prodigo di eure), e quella di Dordrecht col
motto : Diversu sed una. Benehe la societä si componga di ciiique
seziorii, residenti ad Amsterdam, Rotterdam, laAja, Dordrecht, Leida,
tiittavia ha centro in Amsterdam. Intesa al progresso delle helle let-
tere, dell' eloquenza, della teorica delle belle arti, apre concorsi
annuali, dispensa premj e pubhlico giä tre serie di memorie i).
Massitria e V iiifluenza ch' eile esercita sulla letteratura neerlandese,
occupandosi specialmente dello studio dei principj della propria
lingua , tiel che secondo gli sforzi governativi ad introdurre una
maggiore uniformitä nella sintassi e nell' ortografia. A degnamente
apprezzare gli eminenti servigi ch' essa rese al paese, col fissare vie
maggiormente le regole giammaticali, e d'uopo leggere l'eccellente
discorso 2) pronunciato dal dott. S. de Bosch Kemper, nella seduta
tenuta il 21 settemhre 1850, pel giubileo semi-secolare della sua
istituzione.
') 1. Werken vaii de üatiiafsehe iiiaMtschappij vaii lanl- en dichlkunde. Ainstprdain,
1804—1810, vol. V, S". 2. Werken vhii de Hollandsche maatseliappij van fraaije
kiinsten eii wetenschappen Amsterdam, Leyden , 1810 — 1837, vol. X, 8*'.
.3. Nieuive werki;ii der llirllaiidsflie Mi:ialscli:ippij ec. Aiiistcrdaiii , 1840 — IS.'il,
vol. IV, 8".
^) llcl vijfti{rjari<; lii'slaiiii dci- llcillandsi'he maatschappij viiii fiaiiije kunslcn en we-
tenscliappen, '.^1 septeinber 185u. Leiden. 18.11. S*'.
I
e (lelle societH scientilico-letterarie (lell;i Neerlandia. 4-^0
Quanto la societa si sacrifichi per la scieiiza all' amore del vero,
anziehe delle eoiivenieiize, lo attesta il fatto singolare oiide nel 1804
appoggio e approvö i lavori dei dott. Siegeiibeck e VVeylarid, diretti
a fissare le leggi della gcaminatiea, e nel 1854 decreto una medaglia
onoraria al dott. de Jäger per una memoria in cui richiamavansi a
sindacato severo i prineipj posti dai suddetti doltori. Del resto agii
studj della iingua olandese noa prendon parte soltanto i membri di
qöesta societa, ma Tintera Neerlandia, come ne diede pruova di
fresco il congresso scientifico, tenuto a tale scopo a'primi di setteni-
bre di quest' anno 1860, a Bois-Ie-Duc.
I membri, il cui numero approssimativo e di 700, pagaiio an-
nualmente da dieci a cinque fiorini per sostenere le spese della so-
cieta. Ciascun anno tiensi un" assemblea generale nella cittä della
sezione, cui tocca la presidenza annua. Ciascuna sezione si raccoglie
rinverno in tornate di quiiidici in qiiindici giorni , nclle quali si fan
letture di prosa e di verso.
lO. Societa ter hevordcring der geneex' en
heelkunde,
II professore A. Bonn avea nel 1790 fondato in Amsterdam una
societa di chirurgia, la quale accresciuta col tempo si tramutö nel-
r attuale medico-chirurgica. Quella prima aggregazione di pocbi
membri si rese assai meritevole della scienza colla piibblicazione
delle sue memorie i) e delle premiate -^'. commendevole impresa
ove si consideri che la societa rnancava alTattu d" una biblioteca. A
riem|)iere tanta lacuna presentossi fortunata occasione nella ricca
fondazione di 50000 fiorini Ie!?atile nel 1796 dal medieo Giovanni
MonnikhofT, collo scopo di proporre un premio aniiiiale di medaglia
d' oro per memorie sulP ernia, e di pubblicarle. II nobile donatore
vi aggiunse allora la sua non ispregevole raccolta di libri medioi e
Chirurgie!, fornita specialmente di atti d'aecademie medico-chirur-
giche e giornali del pari medieo - chiriirgici. 1/ operosita di
que' membri corrispose alla grandezza delT inteiulimento . perche
•) Vcrliaiiiiüliiineii der gi'iioot,si'lia|i ter lievinileriii;^ der liei'lkuinlc li' Ain>li'rd.iiu.
Ainslerdaiii, IT'.tl — ISOö, vul. VIII, con tavole.
*) Prijsverhainielingeii i-c. Aiiislerdaiii, 171)7 — 1817, miI. VI, ^'', con ta>olo.
426 V«le II tiiiel I i , Uelle biiilioleclie
neir aniiü suceessivo -al le^ato, coininciö la puhblicazioue delle in-
dicate memorie »)» tutte sulle eniie, ad eccezione di alcune poche
SU dilTerenti soggctti chirurgici. E a dolersi che quest* onorevole
inipresa scientilico-monograßca dovesse cessare per lite intentata ai
curatori del legato dagli eredi necessarj, e da questi guadagnata iiel
18ö4, a causa di trascurate condizioiii del legato stesso. Peiö beu-
che la socielä spogliata di quel foiido, non potesse piü coiitinuare
uti' opera cosi favoievulmente avviata , acquistö dagli eredi la
raccolla di libri gia incorpurata alla biblioteca , ehe iiel giio di ses-
santa atini avea elevato a 2000 opere , di solo argomeiito medico-
chirurgico.
La societa noii rnanei» mai al compito assuntosi, perche termi-
nata la prima serie delle memorie, di che ho superiormente parlato,
iie imprese una seconda ~), cessata poco avaiiti al 1840. Nel 1840,
stesi i lavori a tutti i rami della scienz.a medica, si riparti in cinque
sezioni: aj anatomico-filolugica; b) patologica; cj terapeutica e
fisico-sperimeiitale; dj ostetrico-chiriirgica; ej storica e politico-
medica. La socielä cosi costituita prese il titolo sotto il quäle comiii-
cio la pubblicazione di una terza serie di memorie s). I membri
sono ora portati al numero di 155 ordinarj, 4 straordiiiarj, 18 cor-
rispoiidenti : i soll residenti ad Amsterdam pagano cinque fiorini
aniiui.
Del resto la biblioteca, che la societa aperse generosamente
all' uso della scuola medico-chirurgica d' Amsterdam , contiene le
migliori opere classiclie mediche di tutti i secoli e tutte le nazioni,
che si rapport-.ino singolnrmente alla mediciua in generale e alla sto-
ria della nudicina, duecento opere special! sulle ernie, e una serie
di libri anlichi e moderni d'osletricia. Contenuta in angusto sito, fa
distr.buita iiegli armadj coli' ordiiie sistematico segueiite: A. Opere
di socielä scientidclie, memorie; B. Poligrafia, storia della medi-
cina, bibliografia ; C. Anatomia umana ; D. Fisiologia umana ;
>) Verhandelingen hekroond met den prijz van liet les;:aat van Johannes Monnikhiiff.
Te Anislerdain , bij Lodewyk van E-* , 1797—1815, vol. VII, 8». — Nieuwe ver-
handelingen ec. Ivi, 1821 — 1830, vol. VII, 8«.
2j Nieuwe verhandelingeu van het f;enoot.schap ler lievordering der heelkunde te Am-
sterdam. Amsterdam, 1808—1836, vol. V, 8»., con tavole. — Nieuwe prijsxerhan-
delinpen van het ec. Amsterdam. 1812—1838, vol. IX, 8«.. con tavole.
S) Verhandelinjjen van het genootschap ter bevordering der genees- en heelkunde le
Auisterdam. Amsterdam, 1841—1833, vol. II, 4".
e delie societi'i scientilico- letterarie della Neerlandia. ^Zt
E. Patologia; F. Conoscenza e trattaziorie delle malattie; G. Chi-
riirgia ; H. Oftalmia ; /. Ostetricia ; K. Farmacologia, veleiii ;
L. Medicina legale, statistica e specialila. Da poclii arini ne fu dato
il catiilogo <) preceduto da uri regolamento pei- uso de* merTibri, ehe
godono il diritto di aver libri a domicilio, anche se fossero lontani
da Amsterdam. La cura della bildioteca h confidata al segretario
generale della societä, dott E. C. Biichner.
11. Societa neerlandese tot hefordering der
geneeskunst»
Questa societä, clie divisa in 31 dipartimenti si riunisce una
volta i'anno ad assemblea generale, in una od altra delle cittä dipar-
tiinentali, s'oceiipa speeialmente della riforma medica, col pubblicare
a saggio della propria operositä un giornale 2).
Siccome in Amsterdam e il centro sociale, cosi ivi pure e la
biblioteca depositata in iiua sala superiore della civica , rimanendo
proprietä de' mernliri, benche ne sia permesso Tuso agli studenti.
Ripartita in diie grandi sezioni di medicina e di scienze medico-ausi-
liarie, Consta di presso a 4000 volumi cos! ordinati : a) Opere rela-
tive alla societä; bj Scritti periodici; c} Morbi epidemici, cliniea;
d) Scritti mcdici varj, pubblic;iti in Neerlandia; ej Orazioni, opii-
scoli e memorie varie; fj Scienze affini; g) Dissertazioni di diffe-
renti nniversitä; segnatamente diLeida, Groninga, Utrecht; ä^ Opere
estere avnte in dono 0 cambio. Nel congresso medico tenuto a Gro-
ninga fu espresso il desiderio che, a rendere d' uso piü agevule la
biblioteca, se ne desse un indice ehe pubblicossi da N. Sylvandi,
custode della civica, I'anno dappoi s), e fn riprodotto con aumenti,
a piccolo intervallo, dal custode P. A. Tiele *). E quasi terminata la
terza edizione dicbiarata necessaria dalle molte mancanze e dagli
errori delb? due precedenti. Indice supplemcntario e qnello di
') Catiilipgus der bibliotlieek vitn het frenootschiip ter bevordering^ der "eiiees- en
heelkunde te Anisteidaiii. Amsteidani, C. U. vnii der l^>^l, 182t). p. VMI. :!S, 8".
*) Tijdsclirift der nederlanrisclie inaatsehappij tot bevordering der geneeskiiiist. Ani-
hein, 18Ö0— 1860, vol. XI, 8°.
3) Lijst der hoekwerkon van de bililiothcek der Nederlaiidsche maatsrliappij tot hevor-
deriiiy der geiieeskuiist, 1 Juni iS'6'.i. S. d.. p. 26, 8".
■*) Catalogus der bibliotheek der Nederlandsrhe maals^happ^j tot bp> nnlci ing rier
tjeneeskiinsl. Aiiislerdiim. IS.'lfi. p. K'i, S".
ük
I
428 Va I Pn t in p 1 I r , Delle biblioteche
4000 tlissertazioni ') da me veduto presso il dottore Tilanus, uno
dei direttori della societä , cui protesto sentita riconoseenza per
r assistenza prestatami nelle ricerche bibliografico-mediche,
13. Itihl. della eoniinissioiic medica provinciale
dc^ir Olaiida sctteiitrioiiale.
Qiiantuiique la raccolta di libri di polizia medica di questa com-
missioiie sia assai piecola, nullostante e dovere di menzionarla per
Ih ciira datasi dai inembri ad accrescerla.
13. i§ocieta del medisch - lees - museum.
In alciine aiiguste stanze presso un librajo della popolosa Kal-
verstraat e il miiseo di lettura di mediciiia aperto a loio istruzione
da aicuni iiiedici voloiiterosi d' Amsterdam. L'attuale seorta di gior-
nali in lingue olandese, tedesca, francese, ingiese oltrepassa i SO,
eontandovesene parecchi monografiei che si rapportano alle gravi-
danze, alle malattie di bambini, alle affezioni d'occbi, di denti ec.
Questi in unione ad alcune serie di memorie di raedicina formano il
corpo della biblioleca, cui si sono aggiunti pochi libri di polizia,
statistica e bibliografia medica. Del resto la piii parte delle opere o
ricevute in dono, o acquistate per circostanze, sono vendute alla
fine deir anno fra'membri, impiegandusene il ricavato ad aumento
della dofazione. Da poco s' e pubbiicato ii catalogo "^ di questa
piecola, ma interessante raccolta.
\^, .Societä ncerlandese di farmacia.
Questa societä costituita nel 1842 eonta piü di 200 membri,
ciascuno de'q\iali paga annualmente due fiorini e mezzo. Ad Amster-
dam, come a centro, convengono le ramificazioni dette dipartimenti
di Rotterdam, la Aja, Leida, Utrecht, Deventer e Franeker. Neil' in-
tendimento di contribuire allo sviluppo scientifico della farmacia, ella
piibblica i suoi rapporti ^).
') Catalogus der disserlatien iiit <le hihllotheek der nedcrlandsche raaatschnpitij tot
hevordering' der geneeskunsl. MSS . oiirt. ili cai l.. IST, 4".
') »'»laloffiis van naliiiir-(rpnppskiindif,'e .jouriiiiien , iiilmakpndp de boekeri.j van hei
medisch-leesiiiiisenin te Amsterdam. Amsterdam, 1837, |i. 24, 8".
*) Rprlf^len deriNederlandssche maalschappij ter bevorderiiig de pharmacie. Amsterdam,
1842—1800.
e (lelle societi scientifico-letterarie della Neerlandia. 420
15. Sociefä reale di zoologia.
Neil" anno 1838 i signori G. .1. Westerman, .1. W. H. Werleman
e J. J. Wijsmuller fondarono nn giardino zoologico che prese cosi
rapido sviluppo , da doverlosi considerare come uno dei prirni orna-
rneiiti d' Amsterdam. A tale scopo riunirono essi sotto il piotettorato
del re una societa, i cui membii ordinarj, che ora moiitano al numero
di 2766, pagano IS fiorini d' ingresso e 23 anriui, contribuendo sol-
tanto la melä i membri sparsi per le provincie. Sono aceolti gratiii-
tamente i membri onorarj, il cui numero odierno e di 250: vi fan
parte i principi del sangue e pareechi esteri. Aitri mezzi di scorta
della societa, che prese a divisa il motto : Natura artis maghtra,
sono un prestito di 230000 fiorini, al 4V2 di reiidita; il prodotto
della visita degli stranieri, ciascuno de* qiiali paga 60 centesimi ;
quello degli artigiani, dei garzoni di bottega, dei domestici, che nel
solo mese di settembre pagano 23 centesimi d' ingresso. Questo
giardino zoologico distribuito con gusto ed eleganza. vuolsi annove-
rare per varietä di generi e per numero, fra i distinti d' Europa.
Oltre a un parco di fiere v'ha un museo di storia naturale, e vhanno
pure salc di riunione e spiazzi aperti per la musica in tempo di
estate.
AI favore ognor piü crescente onde fu riguardata questa istitu-
zione devesi Talto grado di prosperitä cui sali. Molti sono i doni
mandati dalle colonie neerlatidesi, e molti pure in danaro dei citta-
dini, contandosi 60 dame donatrici. II numero aiimio dei visitatori a
pagamentü oltrepassa i 20000 ; egual numero ofTrouo i visitatori
ammessi con minorazione di tassa nel mese di settembre.
Or questa societa, che tanto onora il paese, e una delle piü utili
alla scienza , per f accorgimento onde si procedette alla unione e
classificaziotift degli animali viventi ; per la ricchezza del museo.
provveduto non solo di animali impagliati, essicati, infusi nelTalcool,
ma eziandio di pre[iarati anatomici, e, che piü vale, pei lavori duu
comitato scientifico, formato in seno alla societa, che pubblica a pro-
prie spese un'importante opera di zoologia e zootomia, accompagnata
da tavole a colori ').
•) Bijdrag'en tot de (lifrKiiiuli' , nil<;cj;e\ cii «looj- licl kdiiiiiklijl« zoologisfli <;e»i)c>U
schap : ^iiliifu uili.i ina(/i.\liii. AnistiMiUiii. 1848 — 18.'»4. vnl. I. 4'^.
430 Val entin eil i , Delle bihlioteche
16. Societa een onvermeeide arheid komt
alles te boven,
Nel 1778 alcwiii passionati cultori degli studj matematici si
riunirono in societä, preiidendo a divisa ii riferito apoftegma olan-
dese, che vale quanto il latino Labor omnia vincit improbus. Fino
al termiiiare dello scorso secolo erano soll cittadini d' Amsterdam o
dei dintorni, i quali oceupandosi esclusivamente di matematica, si
proponevano reciprocamente problemi da risolvere. Ma eol principio
di questo secolo la societä stese la siia sfera d' azione non solo nella
Neerlandia, ma eziandio neue colonie neerlandesi, associandosele i
piii riputati matematici del regiio, in maniera che al gionio d' oggi
ella conta 140 membri, ciascuno de' quali paga cinque fiorini annui.
Le poche norme che la reggevano presero forma di opportuno rego-
iamento, redatto il 2 luglio 1830, e pubblicato a p. 3—7 del cata-
logo della biblioteca. Le sedute si ten gorio Y inverno in Amsterdam.
1 lavori dei socj furono pubblicati negli anni 1782 — 1857 in 23 vo-
lumi in 8» i).
1) a) Kunst-oeffniiig over verscheide nuttige onderwerpen der wiskunde, door het
genootschap der iiiatematische weetenschappen, onder de spreuk : Een onvermeeide
urbeid komt alles te boren. Amsterilain, 1782 — 1788, vol. II.
b) Wiskunsti^'e verlustiging , in eene aaneenschakeling van uitgeleezene voorstel-
len, met derzelver ontbindingen, door het genootschap ec. Anisterdam,1793- 1793,
vnl. II.
c) .Mengelwerk van uitgeleezene nn andere wis- en natuiirkundige verhandelin-
gen, door het genootschap ec. Amsterdam, 1796 — 1816, vol. II
dj Wiskunstig mengelwerk, in eene aaneenschakeling van uitgeleezene voorstel-
len, met derzelver ontbindingen, door het genootschap ec. Amsterdam. 1798 tot
1802, vol. II.
ej Wiskunstig oeffeuingen , in eene aaneenschakeling vau uitgeleezene voorstellen,
benevens een mengelwerk van uitgelezene en andere wiskundige verhandelingeo
onder de spreuk ec. Amsterdam, 1806 — 1809, vol. II.
fj Verzameling van wiskundij;e voorstellen. door de leden van het wiskundige
genootschap, onder ec. elkander tot onderlinge oeffening opgegeven Amsterdam,
1820— 18;i6, vol. VI.
gj Verzameling van nieuwe wiskundige voorstellen ec. Amsterdam, 1841 — 1846,
vol. il.
hj Verzameling vau wiskunstige opgaven door de leden ec. Amsterdam, 1850— 1854,
vol II.
ij Nieuwe wis- en natuurkundige verhandelingen van het genootschap te Am-
sterdam, terspreuke voerende : £enon»^rmc«dtfec. Amsterdam, 1844 — 1854, vol. II.
kj Archief , uitgegeven door het wiskundig genootschap : Een onvermeeide ec,
Amsterdam, 1856 — löö7.
I
e delle societä scienfifico-letterarie della Neerlandia. 431
La biblioteca, benche limitata nel numero de" voliimi , e
aprezzabile per la cireoscrizione delle materie trattate, ripartite in
1. Manoscritti; 2. Memorie d'aeeademie; 3. Seienze esatte; 4. Ma-
tematica; 5. Arcliitettura; G.Idrauiica; 7. Astronornia; 8. Mariiieria;
9. Seienze iiaturali; 10. Dissertazioni e trattati varj; 11. Miscel-
Janee. AI primo eatalogo *) fu diita una eontinuazione nel niaggio,
1833 2).
±1» Societa cl' ag^ricoltura.
Esempio di molta operositä diede nel secolo scorso la societä
formatasi pel miglioramento delT agricoltura, dacche poco dopo la
sua istituzione pubblicö nel 1778 il primo volume delle memorie,
cessate sgraziatamente nel 1832 »). Dietro essa, eiascuna provineia
settentrionale istitui eon nobile gara simili aggregazioiii. Fu allora
che a prowedere pin utilmente agli interessi sociali, le diverse so-
cietä si legarono in rapporto fra loro, e furono fonnate sezioni
comunali; stabilite pubbliehe esposizioni di vegetabili, di animali, di
stromenti aratorj ed attrezzi rnrali; aperti concorsi. Ciascuna so-
cietä tratta i proprj interessi in iitrassemblea generale, i cui rapporti
redattl con coscienza e solide notizie scientifiche e tecniehe si pub-
blicano nel suo giornale. Tali societä si accrebbero cosi che for-
mossi sotto il protettorato del re, la Rinnioiie generale reale per
V agricoltura , alla quäle associaronsi la Societä pel progresso del-
V industria di Harlem , d' agricoltura ed orticoltiira di Utrecht,
d' orticoUtira Axhexi^A. I membri delle societä provinciali montano
al numero di 7000 nelle sole provincie dell' Olanda settentrionale e
meridionale, e pagano annualmente due fiorini e mezzo. Alle sedute
hanno diritto d' ingresso i membri delle societä provinciali, e vi pos-
sonopureintervenire altre persone che s'occupano d'economiarurale.
Da quasi vent' anni fu organizzato un congresso generale
d'economiarurale, cui prende parte f intera Neerlandia. Questo si
riunisce di cinque in cinque anni in una cittä capitale delle diverse
*) Reglement voor de ledeii , eii caliilogiis viiii de lnu'kcii iillmakeiide de Imekerij >hii
het wiskuiidi-j geiiipotscliap ee. 1S3I. p. 4.'), 8".
2) Vervol^- oll de ca(i(l()<>iis vaii de tmekeii ee. S. il. p. 8, S".
8) Verliaiideliii;;en iiitgef;eveii door de maalseliappij ter bevorderiii^T van de laiidliouw,
te Amsterdam opg'eriyt. Amsterdam, l)i.j L. van Ks, 1778 — 1832, vol. XVIII, 8", con
allante in t'ogl. di 10 carte.
Sil/d). d. phil.-liist. Gl. XXXVIII. Bd. 111. litt. "iO
I
432 V a I >■ II I i II e I I i. Utile Itililioteelie
provincie, e publtlica i processi vcrbali '). Lo spettacolo della tenuta
di simil congresso a Gudn , in quest' anno 1860, mi chiari abba-
stanza quäle alto grado d" iinportanza dia il paese a questa solennitä
patria. Siraordinaria accorrenza di geiite; ;u>caleate, benche se ne
paghi Tingresso, le esposizioni di animali da lavoro e donieslici, ve-
getabili , attrez i rurali ; solenne distribuzioiie di premj; diMpelloni
a colori nazionali o inalberati sulle case o estanti dalle finestre, in-
scritti: Onorate C agricolttiru, corse di cavalli, teatri, musiehe, illu-
niinazione de* luoghi pubblici : cspressioni di sentiinento nazionale,
arra di sicnro jtrogresso.
18* .^ocieta di navi^azione neerlandese.
Questa soeieta intentaa promuovere i vantaggi della navigazione
patria Goriva gia nel secolo scorso, encomiata da contcmporanei 2).
19. Itibl. della «ociefä tot bevordering der
toonhunst,
Assai contribui a ravvivare gli studj della teorica e della pratica
musieale in Olanda, questa benemerita soeieta, la quäle bentosto
propago la propria influenza, coiia istituzione di ramifieazioni minori
in Dord recht, Enkhuizen, Gertruidcnburg, Goes, Harleni, la Aja,
Heusden, Rotterdam, Utrecht. A rilevare la ricchezza della biblio-
teca basti osservare che vi si trovano i lavori inusicali di 390 com-
positori , 55 dei quali sono italiani aiitichi e moderni. Distribuita
eon ordine sistematico fu divisa in due grandi sezioni: la prima
comprende le opere di niusica vocale ed instrumentale , non che
le teoriclie a stanipa; la seconda quelle apartenenti alle indicate
ramificazioni. Alla musica vocale si sono coordinati a) gli oratorj;
b) i cori, con accompagnamcnto di orchestra; c) i cori, cou accom-
pagnametito di fortepiano ed organo; dj i cori senza acconipagna-
mento ; c) la musica di tre e quattro voci mascliili ; f) la musica a quattro
voei per voce di donna ; (j) le canzoni con accompagnamcnto di for-
tepiano ed orchestra; h) le canzoni per le scuole e pei fanciulli. La
•) Verslag Villi liet liiiidlitiisliDuilkiiiiili}; coii{Cicss.
-) S I i j I S. l.or/.:iii<^ :i:iii t\ii viiilfi'hiiiillieveiide iiiii:it.scii:i|i|ii.j le AiD.strril. (er iM-vorderin
der Ni-diTl:iiiilsclii> /ccmnclit. Aiiisicnliiiii fii Ihirlciii. 17«.'».
e (lelle sociel:'! scienlificn-letterarie della Neerlandia. 433
sezione seconda e suddivisa in musica a) per piena orchestra; b) ar-
monica e militare; c) per organo ; d) per fortepiano; e) per for-
tepiano con accompagnamcnto; f) per fortepiano a quattro mani;
g) per istromenti da corda. AIT indice pubblicatone ') tien dietro
un elenco di 100 benefattori della biblioteca.
30. Societa tot nut v>an 't aigenieene (a vantaggio
generale).
Questa soeietä i cui principj passarono inosservati, perche fon-
data aüa fine del seeolo scorso nella piccoia citta di Edatn (Olanda
settentrion.) dai signoriNieuwenhui/.en padre e iiglio, Hoekstra, Roos
e Bakker, era destinata ad esercitare la massima influenza nella mo-
ralita pubbiica dell' intera Neerlandia. Ove lo si voglia riguardare
in generale, lo scopo di questa aggregazione eminenteniente beneßca
e r istruzione del popolo; se nello sviluppo ovverosia nei dettagli, e
compito della soeietä di apprestare sale d'asilo infantile; istitnire
scuole elementar! e tecniche; erigere bibliotecbe gratuite; stabilire
case di lavoro; organizzare casse di rispariuio; aprire concorsi ;
distribuire medaglie d'oro, d'argento, di rame a preniio od ineo-
raggiarnento; tenere discorsi pubbiici, corsi e lezioni serali e doine-
nicaii; piibblicare trattati popolari. Perciö ramininistrazione centrale
in tanta rnoltiplicitä di vedute ed ampiezza di operato, dovette tra-
sferirsi ad Amsterdam, da cui dipeiidono le molte ramifieazioni dette
dipartimenti nelle eittä, e nei villaggi di qualche importanza. La
soeietä giä nei 1809 era rappresentata da 7384 membri, distribuiti
in 96 dipartimenti. 11 successivo incremento fu tale cbe, quantun-
que la separazione dal Belgio nei 1830 le facesse perdere molti
membri, nullostante il numero di questi ora monta a quasi löOOO e
quello dei dipartimenti a piü di 300. L' annua rendita sale a
100000 fiorini circa, pagati da una contribuzione de" membri, la
cui niisura e determinata da varie circostanze : il termine medio e
di fiorini 5, 20, due de'quali son versati nella cassa generale. Di re-
cente s' e formata una succursale alle Indie neerlaiidesi.
1) Catalogiis der mu/ijk- t'ii hockwciluMi tdcliiOioiiieiulf aaa d.- maHlscliii|((iij : tot be-
vorderintj der toonlciiitftt IS.'iS. AmsU'nlniii, K.'.linkt hi.j C V- Spin et iooii, p. (17.
9, 8».
29*
434 Vnicntinelli. Delle Itihliotoche
Uno de" piü grandi servigj resi dalla societä alla causa del ben
essere generale e il vivo interessamento ch' essa prese nella discus-
sione pell' istruzione primaria , interessamento cui e dovuta 1' appli-
cazione della fainosa legge del i806 suiP istruzione elementare,
della qiial legge parlarono con lodeVittore Cousin <) e Ramon della
Sangra ~). Opera di lunga lena sarebbe quella di dare un indice
delle siie pnhlilicazioni. Basterä ricordar.e le molte memorie solto
titolo di (iednikschriften, edite negli ainii i830 — 1854, e i rap-
porti annuali della gestione generale dal 1834 liiio ad oggi. Ch' ella
sia un' istitiizione veramonte crisliana dimostrollo il dott. A. Delting
in uno sciitto "■), cui rimando il lettore.
31. Sociefa de' professori de' g;innasj Meer-
landesi.
1 professori de' ginnasj che rimpiazzarono le antiche scnole
latine in molte citta della Neerlandia, si riunirono al numero di 52
neir anno i829 per costituire una societä, alla scopo d'influire sul
progresso delle lingue antiche e delle scienze che vi si riferiscono,
sopratutto in cio che spetta air insegnamento ginnasiale.
1 menil)ri ordluarj , professori in attualitä, montano a quasi
sessanta; gli straordinarj, antichi professori, non montano ai dieci:
s"i gli uni ehe gli altri contribuiscono cinque fiorini annui. I profes-
sori emeriti e le celebritä letterarie si nominano a membri onorarj.
Essi si raccolgono nel luglio d'ogni anno in ragunanza generale a
Amsterdam, Arnheim, Utrecht, in giro, e vi recitano dissertazioni e
memorie, in latino e in olandese, su argomenti filologici, di leltera-
tura classica, storico-ginnasiali : questi scritti vengono pubblicati
periodicamente *).
') Siir r iiisliiiclioii iMilili(|ii(' ("11 liiilliuiile. I'iiiis, 18;{7.
-) V());ij;(! (Ml lliilhiiKlc t't cii l;rli;ii|iie , soiis le lappoi't de P instruction primaire en
lliilliiiMle. I'^iris, t.s:i!).
^) l»e inaal.sclia|>|iij lot niit iran /tri a/i/rnii-rn, als eeiie eliristeliJUt; iiirigliii^ gesolietst.
Kiaiieker, 1«:{4, 8".
■') (1 / SiiiilioUe lilterai'iir. Kilidit Doelonnn in gyinnasiis lialavis societas. Anislelo-
ilaiiii, 18:57— l.S4:{. — Tin.jeeti adliheiiiiiii, 1840—1848, vol. IX, 8".
h) Misccilaiiea philolitga et pieilafjujfica. Kiliileriiiit ^yiiinasioriiiii Balavoruin
It.irl s siicit'lale eonjiincli. Triyecli uil liliiMiiicii , I84!(. — Amütelodaiiii,
IS.'iO— IX.Jl. vol. III, «0.
e delle sucietä scieiililicu-letlei-Hi-iu dell:i Neerliiiidiii. 4dD
33. Bibl. de' libraj.
I libraj Neerlandesi a guaranlire i loro iiiteressi in generale, iiia
particolannente a tutela della proprieta letteraria, si son j^ia da
niolti aniii riuniti in corpo morale. Or duc di que" inetnbri .1. L. C.
Jacob e Federico Müller, collo scopo di favorire gli studj della bi-
bliografia e di fonnare degli esercenti ii coinniercio librario, propo-
sero nel 1844 la istituzione d'una biblioteca sociale, ad uso esclusivu
dei membri, dei loro garzoni di negozio, degli appreiidisti. Questa
biblioteca 1. avrebbe dovuto eomprendere le migliori opere siil com-
mercio librario, di bibliografia, di storia letteraria; 2. dovrebbe
essere proprieta di tutti i membri; 3. dovrebbe essere accreseiuta
con Uli fondo aiiniiale, sornministrato dalla vendita dei libri olTcrti in
dono dai membri della societä; 4. sarebbe coUocata in Amsterdam,
e tutti i libri ad eccezione dei dizionarj, perche d'uso giornaliero,
si presterebbero a' membri per un tempo fissato; 5. sarebbe aflidata
a una commissione per la direzioiie e V amministrazioiie. Nel easo
cbe il progetto fosse stato accolto favorevolmente, i proponenti ofTe-
rivano in dono alla societä, il primo tutti i doppietti della sua biblio-
teca, il secondo una scorta ch' ei possedea di 400 volumi di opere
bibliograficbe, Accettata pienamente la projtosizione, il Muller olTerse
alle scopo una stanza nella sua casa libraria di Amsterdam, ove quella
primitiva raccolta crebbe giä al nuiuero rilevanto di oltre mille opere.
L'importanza relativa vi e giä attestata dal catalogo <), cui quel dotto
librajo prese a cura di redigere e pubblicare, fornendolo d'un istrut-
tivo proemio, e di preziose annotazioni letterarie e bibliogralicbe a
ciascun titolo. L'ordinazione sistematica comprende qmittro riparti-
zioni capitali: A. Storia dei commereio librario e della stampa ;
B. Regolamenti su quello e questa; C. Bibliogralia; 1). Conoscenze
bibliotccarie.
cj Bijdrag'en tot de ki-nnis i'ii di-ii liloei der Netlerluiid.selie i;yiiiii:i^ieii. Amster-
dam, 18Ö3. Utrecht. is;i4— lS;i8. Leiden, KSätf, 8".
d) Memorie vaii het «feiinotseliiip vtior leerareii aaii de Nederlaiid. jjyiiiiia.sieii,
lietreireiide het exaiiieti lei- loelatiiiy tot di' neademisehe losseii (in «1 IT -ieiit.
1842), 8".
1) Calalo^iis van de liil>li(illieek der vereeniiij;;- ler hevorderiiig; \aii de helaii-^eii des
boekhaildel.s, ojigeinakkl door K. .Muller. .\iiislerdaui, lööj. |i. XIV, 144, 8".
436 Vn leii t in eil i, Delle bililioteche
II grazioso peimesso accordatomi di visitare a piü riprese e
seguitameiite quel deposito del sapere librario mi porse V opportu-
nitä di rilevarne 1" iiuportaiiza, e somministrommi ampli inezzi ad
agevolare il niio lavoro, ciocclie rrriiivita a profossai-e pubblicameute
la sentita gratitudine a quclla coiuineiidevole societä.
*^3. Bibl. «lella societa: M^etioc nteritis,
La societa intitolata Felix' meritis e una delle piü antiche e
delie piü meritevoli del paese. Fondata da quasi un secolo (1777),
occupa un vasto edilizio costrutto allo scopo, con tanta grandiosita
e con tali forme architettoniche inusate in Auisterdam, che ne fu
data una descrizione speciale i)- Due sono le sale di lettiira, una
pei divertimenti musicali, una pel bigliardo e per conversare, due
per le lezioni invernali di storia naturale e di fisica, oltre un gabi-
netto di oggetti naturali e di macchine, non che una torricella per le
osservazioni astronomiche e ineteorologiche. Le lezioni delle seienze
mentovate, del disegno, e della musica , date gratuitamente ben
giustificano la convenienza della divisa di un' arnia, impresa dalla
societa, la quäle fu sempre sollecita di mantenere con provvidi ordi-
namenti il proprio lustro. Infatti quel consiglio emanö nel 1835
cinque regolameiiti 2), 1. sulT ammissione delle donne, de' figli di
niembri, di cittadini e stranieri, in 17 articoli; 2. sulla sezione della
musica, in 9 articoli; 3. sulla sezione commerciale e letteraria, in
10 articoli; 4. sulla sezione di storia naturale, in 4; 5. sulla sezione
del disegno, in 31, E piü tardi compose un regolainento generale «)
in 102 articoli, ripartiti in undici sezioni, ove trattasi de' membri,
della direzione, dei lavori sociali, delle sedute, dell' amministrazione.
La biblioteca originariamente era una sola, ma dacche la maggior
parte de' socj e presa dal gremio de' negozianti, se ne formö una
seconda detta commerciale, collocata nella sala principale di lettura,
della quäle fu pubblicato un priino indice a. p. 161 del prospetto
generale dei lavori della societa per 1' anno 1853 — 1854, e quindi
1) Historische besclirijviiig van het {rebouw der ina:itseha|>|>ij Felix meritis. Amsler-
■ lam, 1800, 8".
■•') Ver^auieliiig- van regleinoiiteii voor de iiiaalhi-lKipiiij van vi'rdiensten oiider de /.in-
sprcuk : Feli.v iiieriti«. S. d. |i. 28, 8".
^) Wel der inaalschappij onder de zinsprcuk: Felix meritis, opiijerijft le Aiuslerdain
in der jare 1777. S. d., 18jI, |i. 4, non nuni. 2i), 8".
e delle societii scieiililifo-lellerarie liella Neerlaiidia. -toi
il catalogo •) siuldiviso lii : 1. Economia politica, scienze politiche,
statistica; 2. Fiiianze; 3. Iniposte; 4. Niimismatica; 5. Commercio
enavigazioiie; 6. Industria; 7. Atlante e carte. L'operosita de'mem-
bri, a ciii speciale servlgio e destinata questa biblioteca, e resa di
pubblica conoscenza con rapporti special! 2). La biblioteca priiicipale
ricca di oltre 4000 voluiiii, e collocata in sito aiigustissimo, tratto
vantaggio dallo sviliippo esteriore d'una eurva, che da forma a utia
sala delle lezioni. Ivi in nove armadj sono distribiiite le opere di
l — 2. Storia, 3. Scienze politiche, 4 — 5. Poesia, 6 — 7. Arti e
scienze, 8. Storia naturale, 9. Opere periodicbe. Le sirigolarita della
collezione si coinpeiidiario in atti d^ accademie, raccolte di miscella-
nee, viaggi, libri d'arte, enciclopedie, dizionarj d'arti e rnestieri.
Pregevoli sono le edizioni delle Antichitä d' Ercolano di Napoli, e
della bibbia olandese in cinque volunii iii fogl. inipressa alP Aja. La
commissione alla conservazlone e all' increrneuto della biblioteca,
collo scopo di farla conoscere e di agevolarne l'uso a" suoi inembri,
ne pubblicö, coIP opera de' bibüotecarj W. H. Zimmermann e G. J.
Kerkhoveii, il catalogo alfabetico 3) in carta da scrivere, con oppor-
tune lacune al fine d'ogni lettera d' alfabeto, per le successive inser-
zioni. Nel catalogo *) edito posteriormente, i signori J. H. e H. van
Heteren ainmisero la ripartizione sisleniatica delle classi, ommettendo
affatto ogni appuntu bibiiografico. La biblioteca diretta, subordinata-
mente alla direzione siiperiore, dall' impiegato della biblioteca civica
F. A. Tiele, e aperta qiiotidiaiiameute dalla mattiiia ulle ore tardis-
sime della sera, pei membri e per gli esteri presentati dai menibri.
Tale vantaggio io dovetti alla compiacenza del colto giovane J. Gee-
sink, dal quäle ho tratto la piü parte delle notizie ora comunicate.
3^. Bibl. tlclla socicta: Arti et amicitiw,
La scelta delle opere onde Consta niostra abbaslanza qiiali fos-
sero gli iiitendimenti della societa, di applicarsi cioe agii studj della
1) De bibliotheek van de aafdeeliuj; koophaiulel der inaatscliappij : l'eli-i- nu-ritii). S.
d., 1836, p. 120, non num., 8«.
2) Overzigt der werkzaamlieden van de aldeeliiig koopliaiidel iler maat>cliaii|ilj : Ffli.v
mcritis, van l.mai IS.'Ji tot 0 april IS'.i'.i. Amsterdam, 185:> — 18.')5, 8».
3) Calal(.y:us der l>ildiüUieek van de maatsoliapi.ij: Fcti.v meritix. S. d. 18311. \>. \.
null. ntim. i\'i, 8".
•») Calalogus der bibliotheek van de maal.sebappij : t'fli.v iiu-rilis. S. .'. I.^.ij. \< 8.
non num.. 32, 8».
438 Valentinelli , Delle biblioteche
storiit e delle arti belle. Le 500 opere circa registr;ite nel catalogo
teste pubblicatone ») sono siiddivise in 1. Teoria ed elementi delle
arti; 2. Storia biografico-artistica; 3. Cataloghi di musei e di mu-
sica, di collezioni vendute; 4. Linguistica, poesia. letteratura, prosa;
5. Storia, antichitä e viaggi; 6. Miscellanea; 7. Giornali artistiei ;
8. Opere illustrate e com tavole. II fervore dei membri per V incre-
meiito della biblioteca e fatto palese dai doni frequenti, enunciati nel
catalogo.
35. Bibl. della sociefä: Ooctrina et atnicitia.
Di minore importanza che le riferite e la biblioteca di questa
societä, che raccoltasi senza uno scopo scientiGco, desiderava pure
vantaggiarsi colla lettura di libri, specialmente di storia, politica e
belle letfere. Da principio la raccolta fu fatta senza un piano pre-
cedente, onde furuno legate assieme opere di soggetti od autori dif-
ferenti. Fu nel 1839 che il eonsiglio della societä stabili norme
direttive e per l'acquisto dei libri, e per l'uso che ne fanno i membri,
pubblicandü poi due regolamenti per la direzione ed amministrazione
della biblioteca, in unione al catalogo redatto da quel bibliotecario
D. A. Walraven •). Le duemila opere circa furono per lui ripartite
in aj Teologia, giurisprudeiiza, scienze politiche; bj Arti e scienze;
cj Belle lettere; dj Geografia e viaggi; ej Storia; f) Romanzi e
iniscellanee; g) Memoria di accademie e giornali scientitici. II cata-
logo posteriore ^) da Taumento di 400 opere, che unite alle prime
e alle posteriori lino al giorno d'oggi formano 11 numero di quasi
tremila.
Penetrato il eonsiglio sociale della stima dovuta al sapere, de-
cretö il 31 settembre 1851, la formazione di una nuova categoria
di membri di merito (Leden van Verdiensten), che non potranno
essere piü di dieci e godranno i diritti degli altri membri, Prov-
vedimento che assai onora l'assennatezza della societä, e quello
di porre alT incanto fra' membri i libri di menoma importanza, poni
1) Catalogus der bibliotheek van de inaatschappij : Arti et amicitiae , 1. mai 1857. S.
d. p. 23, 80.
• ) Doitrina et amicitia. ßililiutlieek-calalogus. Amsterdam, september, 1844, p. 12,
iion nuin. 99, 8*.
») Doctrina et amicitia. Bibliolheek-calalogus. Amsterdam, maart, 1852, p. 12, iiuo
num. 116, 8*>.
e (lelle societii scieiili(i(ro-letterai-ie <lellii Neerlaiiilia. 439
ad esempio giornali politici, rorn:irizi ec, giovandosi del ricavato a
nuovi acquisti. A tal fine si pubbiicano degli indici, quäle e quello
del 1852, da me veduto i).
36* Bibl. della socicta: Mjees^ntuseum,
Poco dopo il principio del nostro secolo aicuni eittadiiii, desi-
derosi di abbiriare ai vantaggi del conversare e del ricreatnento qiielli
d' una lettura utile ed aggradevole, si riuniroiio in societa che addo-
maiidiiroiio Lees-museum (Museo di lettura). La direzione cornposta
di mernbri, ciascuno de' quali ha un carico speciale, Consta di iiu
comuiissariü per V ammiriistrazione de' fondi, il sig. N. van Walree;
un secondo per la lettura olandese, il sig. W. C. Mees; un terzo per
la lettura francese, tedesca, inglese, il profess. C. J. Mothes; un
quartü per le legature, il sig. Kobb', R. toe Laer; un quinto per
Tamministrazione generale, il professore C. J. G. Boot; altri per
l'acqnisto di libri, per la depurazionc di questi al terniine doli' anno,
per la redazione degli indici niensili , e dei cataloghi dati ad inter-
Valli di anni. II bibliotecario e il sig. J. C. Franssen. E percio ehe
la biblioteca , benche non abbondi di libri, e apprezzabile per le
scelte opere che vi si trovano. Tal titolo e rnassimamente dovuto alla
lodevole costumanza di porre alPasta fra' menibri, al terrnine del-
1' anno, i giornali politici o di unico scopo ricreativo, i libri di let-
teratura solamente amena. Qüindi i libri elencati nella lista niensile,
pubblicata ad uso de'nieinbri, sono indicati colia lettera J?, ogni-
qualvoita si conservino per la biblioteca, destinatisi gli altri alla
vendita.
II primo catalogo ~) comprende verso 1200 opere, riparlite in
1. Opere generali e dizionarj ; 2. Lelteratura e poesia; 3. Arti e
scienze; 4. Storia e biografio; 5. Geogralia e viaggi ; (i. Carte cd
atlanti; 7. Memorie di societa scientificlie e giornali letterarj. AI
catalogo e unito il conipendiu di aicune norme per 1' uso de' libri,
*) Lijst de' houliiMi , lijdscliril'tt'ii eii coiiraiiLs , wt-lkc (iiiiici- ilc liei'ifii leilt-ii mmi lu-l
y^eiiuotsoliiip : Ifoctrina et timicitia o|i doii)ler<l:i<; den 'i,'i ;ii>ril ISj'i , des :i\iiiids
teil half aclit iirc, verkocht /.iilleii worden. S. n. p. 8, 8".
*) Lijst der werken, iiitiiitikuiide de hibliolheek vaii het lees-iiiuseiiiii , I iiov. IS'iT.
Amsterdain, p. 8'1, 8".
440 Va I oiilin ul li, Delle biblioteche
ripi'odotte posteriormente al priiicipio del secondo i). Peraltro il
regolamento iion fii dato che il decembre 1852 "}, colla ripartizioiie
in 55 articoli. Posteriormente al 1852, il consiglio della soeietä
diede un regohiineuto a parte per T uso dei libri, in 43 articoli.
L' ultimo catalogo 3) di 1795 opere , al quäle fu dato nel 1857 un
primo suppiemento *), olTre una piü minuta suddivisione delle mate-
rie: A. Linguistica, poesia e belle lettere in generale e straniere;
B. Lingua, poesia e belle lettere olaiidesi ; C. Storia e biograGa
generale e straniera; D. Storia e biogrnlia olandese; E. Geografia,
viaggi , atlanti e carte; F. Filosotia, politica , giurisprudenza ;
G. Scienze politicbe, statistica, beneficenza; //. Commercio e Onanze,
industria, colonie; /. Scienze naturali e medicina; K. Belle arti,
enciclopedia, giornali.
3 'S. Bibl. Micolaiaiia.
Quanto valga Tenergia del volere, accompagnata dalla lautezza
de' mezzi, mostrollo il nobile Cornelio Nicolai, che rapito alle vcrdi
speranze della famiglia e degli amici nella giovane etä di 24 anni,
avea di per se formata una biblioteca, ricca segnatamente di edi-
zioni accreditate e splendidi csemplari. Benche vi fosse rappresen-
tata ogni classe del sapere, vi sovrabbondavano quelle di storia
civile e naturale, di archeologia, di lettoratura. Poelii erano i codici
manoscritti, e di media importanza, aicuni annotati di mano di Giano
Parrasio, Francesco Giuniano Voss, Tcodoro Byek, Maurolyco, Da-
niele Einsio, Giuseppe Scaligero, Isacco Casaubono, Gaspare ßurleo.
Ne mancavano di postille aicuno opere a stampa inscritte ai margini
da Desiderio Erasmo, Fulvio Orsini, Guglieimo Cantero, Giano Rut-
gerio, Nicolö Einsio.
1) Catalofjus der verzameling vaii ixfckwerken , uitinakeiide de bibliotlieek van liet
lees-niuseum le Amsterdam, 1 novemlier 1837. Ti-r Ürukkerij van .1. (!. üeutini-k,
p. 76, 8».
-) Reglement voor het Ices-muscuni tc Amslcrdnm S. d. p. 15, in IC*.
3) Calalof^us der boekwerken , uilniakende de bibiiolheek van het lees - iniiseiim te
Amsterdam. 1 »ovember 1854. Ainstenlain, g-odnikt bij C. A. Spin et zoon , 1854,
|.. VI, 88, 8".
■*) l'ataloji^iis lier boekwerken , nilinakende ib' bililiollieek van liet lees-ninseum te
Amsterdam. Eerste Supplement, august 1857. Amsterdam, gedrukt bij C. A. Spin
et ^oiMi, 1854. '.. VI, 88, 8».
e delle 80ciel:i seieiitificu IcKerarie delln .\eerlni)dia. 441
Cülla passione pei libri aiuhiva di pari passo nel Nicolai quella
per le belle arti, per le anticaglie, per la numismatica. Ornavaiio la
sala maggiore pareeehi ritratti d' uomini iJIustri di distinti pennelli :
conteneano alcuni seaffali bronzi , terrecolte , iscrizioni , anelli,
gemme, utensili d' ogni forma, aniesi della persona, di origiiie ro-
mana, tutti dissotterati presso Katvie in Gianda. Custodivansi in uno
scrignetto tre serie di antiche monete in differenti metalli, löü gre-
che, 240 consolari distribuite in 113 fainiglie, 410 imperiali, Di
questa patrizia biblioteca, di cui pubblicossi il catalogo <) dagli
eredi Tanno di morte del possessore, con proemio laudatorio -). per
inchieste cli'io ne abbia fatte, nessuno seppe darmi conto.
!38. Bibl. Iflaarseveeniana.
AI principio del secolo decimottavo corse la sorte di altre con-
sorelle la biblioteca dello scabino d' Amsterdam, Giovanni Huid-
cooper van Maarseveen. Provveduta recentemente di libri d' ogni
scienza, che il possessore avea fatto legare spleiididamente, riparti-
vasi in dieci classi, denominate latinamente: 1. Theoloffi; 2. Juri-
dici et poUtici ; 3. Medici , chimici , botmäci ; 4. PliUosopJii,
mathemalici et rei militaris scriptores; 5. Cosniographi, grof/ra-
phi et topographici ; 6. Genealoglci et herahlici ; 7. Hktorici ;
8. Literntores, critici et miscellanei ; 9. Poctw; 10. Antiquarii et
spectaculoriim scriptores. Ne conservo memoria il catalogo a stampa
per la vendita sy
^) f>il>liotht'<'a Nicolai.inn , in diias pnrtes divisn, qiiariiin prima lihrcis oontiiu'f. altera
iiuMiisinalitiii ac opi-ris prisci thesaiiriim : omiiia iiiullo iiidiciu ft assidiio laliure
coiU'git iKiliiiissiiiius jtivenis Cornelius Nicolai. Aiiistelivdanii , suiiiptiLiis luiTuduin,
1698, pars I, p 318, pars II. p. 123, 8".
'') „Nondmn viriloiii ing'ressiis a-talein , vi.m'siino (niarto siia' vilsv anno vix cxactu
ille quideni extinctns iacet , sed a posteris i),'-ni)rari CMini non paticlur lilii'ornin
isthsec exquisilissiinornrji (juvo^coyt) jjra'clara mag;is , qnam copiosa niniis. Neipie
enim tarn dolcotahatur ancto numero , quam eornicndis lihris commendaliililius ah
editionum pra^stantia, raritate et nitoris i'l(>i,'-antissima coneinnitate."
^) ISihliollieca Maar.seveeniaiia, sivc catalogiis nitidissimornni et t>xi|ui!>itiüsinioruni in
omni ^;i'ii('re . , lin-^uis et t'aciillatibns liliroriim . ipios collegit et nitidissime eoin-
pin^i iMiiavil vir ainpli.ssimus Joannes lluidkooper a Maarseveen, niliis am.steloda-
inensis, dnni viveret, seuliinns. Amstelodaini, ex o*''ic'ina Henriei et Tlieoduri Uoutn,
1704, p. 342, 8".
442 Valeii tiiie I li, Delle biblioteche
29. Bibl. Krysiana.
Jacopo Krys, pastore e predicatore della chiesa giansenistica
d' Amsterdam, s' avea creata una biblioteca di oltie a 10000 volumi,
la quäle, benche si estendesse a ogni genere di studj, nullostante
era ricca a preferenza di opere sacre, fra le quaii riscontravansi le
piü prestanti edizioiii de' ss. padri e una copiosa serie di scritti po-
lemico-religiosi. Fra i molti cüdici maiioscritti, specialn)ente spa-
gniioli, erano segnalati alcuni membranacei ad uso di chiesa con
isplendide miiiiature, ed un aiiticliissimo Fuero juzgo in meinbrana,
parimenti miiiialo. Ne vi maneavano alcuiie singolarita bibliografiche,
cioe alcuni buoni iricuiiabuli '), la prima edizione deW Antolugia
greca stampata in peigamena, e venti grossi volumi in foglio, eon-
tenenti erbarj a seceo di pareccbie migliaja di piante, precipuamente
delle Indie orientali ed occideiitali; non che animali, conchiglie, co-
ralli ec. miniati. L'intera raccolta fu esposta all' ineanto all' Aja, nel
marzo 1727, sendosene pereio allora esteso il catalogo 2).
30. Bibl. Crevenna.
Pietro Antonio Bolongaro-Crevenna nacqiie in Milano sul prin-
cipiü dello scorso secolo. Ricco per domestico patrimonio ed erede
della pingiie sostanza delPavo materno Giacopo Filippo Bolongaros),
poJe impreiidere lunghi e dispendiosi viaggi, compiuti i quali si sta-
Lili in Amsterdam, attendendo onoratamente al iiegoziato di tabacco.
Istrutti», com' era, occupavasi egli nel raccogliere i maleriali della
storia dei progressi della stampa , e quindi per tempissimo acquisto
libii al suo proposito. Ma, come spesso accade, cosi innanzi si
spinse, che a tiitte le regioni del sapere estese le sue ricerche. Le
occasioni presentate in Amsterdam dalle frequeiiti aste di libri, lo
determinarono prima ad impinguare le classi delle belle leltere e
») Svetonius. Roma;, 1470. — Bibiia nioguiitiiia. 1472. — Liber qui dicitur supple-
meriluiii. Veneliis, 1476. — Paulus Venetue. In secunduni Aristolelis. Venetiis, 1477.
— Lactantius. Venetiis, 1478. — Tilu« Livius. Venetiis, 1481.
2j ßibiiothecn Krysiana, sive catalogus libroruni, qiiibns, dum viveret, usus est vir
plurimum reverendus Jacobus Krys, i. u. d. et ecciesiae romano-catholicie, quae Am-
slelijil;inii i-olligilur, pastor (idelis , diierlus. Haga- - Coiiiitum , apud retniin de
Hoiidl, 1727, p. 207, 199, 8".
3) Kia proprielä del Crevenna il palaizo Bolon-riiru di .Stresa sul Lago niaggiore>
acquistato poi dal p. Rusiiiiiii, ori\ po»sediilo (I»IIh duehcssa di Uenova.
e delle societJ scientifioo-letterarie della Neerlandia. 4-43
della storia naturale, poi quelle dei elassici greci e latini, iridi le
altre, mantenendo perö in lui sempre viva la predilezione agii studj
tipografici, onde raccolse mille Cinquecento scelte e rare edizioni
del secu^o XV. La copia delle primitive edizioni della hibbia, le po-
liglotte piü famigerate , le edizioni migliori de ss. padri, rappresen-
tavano degnamente la parte teologica. Le classi piü coniplete e piii
rieche erano quelle della storia naturale e delle belle lettere. Cre-
seeano pregio alla biblioteca trecento codici manoscritti, la piü parte
membranacei, niolti adorni di vaglie miiiiature; le collezioni degli
editori Aldi, Giunta, Stefaiii. Grifi, Plantini, Elzevirj, Comini, Bas-
kerville; quelle degli autori elassici greci e latini cum notis vario-
rum e ad nsum Delphini; le cosi dette collane d' autori; i testi di
lingua italiani; le edizioni splendide, accompagnate da incisioni; le
inagnifiche legature. Tale biblioteca fu riputata meritamente al suo
teinpo come utio dei primi ornamenti d' Amsterdam. Era quindi
ragione che il raccoglitore di tanti tesori della scienza e di taute
lautezze bibliografiche volesse farne conoscere il merito, e ne piib-
blicasse percio un catalogo i) con interessanti note bibliograiiche, e
colla pubblicazione di lettere di parecchi uomini illnstri. tratte da
codici manoscritti. La vignetta del titolo del piimo volume rappre-
senta il prospetto della biblioteca, col motto: fJinc placidus nobis
per tempora vertitur annus . e col nome Petrus Ant. i'revenna
Mediolancnsis Amstelodami degens. Questo catalogo che egii lece
stampare a 300 esemplari per dispensarlo agli amici e agIi estimatori
del sapere, fu da lui redatto cou molta coscienza, dacche inilica i
titoli di miglioria e i dil'etti de' libri , corresse con opportune anno-
tazioni gli altrui errori , nulla asseri che non avesse veduto cogli
occhi proprj.
Pubblicato il catalogo, non desisteva il Crevenna da nuovi ac-
quisti, onde tanto gli si accrebbe per le incessanti giurite successive,
la massa de" libri, che avviso di ritenere i miyliori, spogliandosi della
piü parte. Percio pubblico un secondo catalogo -) che tanto dilVerisce
1) Catalogiie raisoiiiip de la enllecfioii ile llvres ilc .M. Pifne-Amoiiii' l!oloii{jaro-Cre*
venna, negociant ä AnislPitiaiii. S.d. 1T7(!, »ol. VI, 4.
2) Catalogue de livres de la hihliotlieque de .M. Pierre-Aiiti'iin' l>iilciiif;aro-l re\«'iiiia.
Aiiisterdaiii . jchez I). ,1. Cliaiigtiier et P. den Hengst , libraiies, 1789. vol. V, 8".
— L" eseniplare deiraeeademia delle scieii/.e di Amsterdam contiene in fugli inserili
molte os>erva7,ioni liililiogialiohe scritte di inano del |>rüf. Üiov. ^^ illmet, lui Mp(iai-
teneva l'opei'a.
444 Valentinelli. Delle bililioteche
dal priino quanto lo scopo per cui fu redatto. II primo volume com-
prende le collezioni e la teologia ; il secondo la giurisprudenza, le
scienze esatte, la storia naiiirale, la medicina; il terzo le belle let-
tere; il quarlo la storia e gli stiidj afOni; eon un siipplemento siille
opere polemiclie della compagiiia di Gesii; il qiiinto gli indici, i
prezzi, e i libri riteniiti. Tale calalogo, spoglio delle importanti
osservazioni del primo, da pero un niimero maggiore d' opere che
montano ad 8000. L'opiilento proprietario poco sopravviveva a qiiella
dopuraziono, che impreso im viaggio in Italia nel 1792, mor"i in
Roma rS ottobre di quelP anno. I suoi libri, de' quali non avea
disposto, furono messi in vendita, e se ne eresse perciö un indice
anziehe catalogo >), raro assai in commercio, di 3226 opere, eon
aggiuiito iin siipplemento delP edizione anteriore di libri ehe si rap-
portano alla compagnia di Gesii, raccoltina di piü che 400 articoli,
rimasta allora invenduta. Una nota di mano di C. van Hultem di Gand,
apposta alP esemplare della reale di Brnxelles, arcenna all' impor-
tanza di qiiesto indice: „ce volume est necessaire a ceux qui veulent
„connoitre cn entier la magnifiqiie bibliotlieque de m. Bolongaro-
„Crevenna. Le possesseiir en vendant en 1790 la plus grande partie
„de ses livres .... s' en etoit rescrve une portion considerable,
„consistant surtout en ouvrages sur l'histoire litteraire, la bildiogra-
„phie, et autres bons et rares ouvrages, contenus dans le present
„catalogue, que Ton ne trouve que difficilement''.
3t. Bibl. Honing^.
Giacomo Koning, consigliere del tribiinale d' Amsterdam, a man-
tenere onoratamente la numerosa famiglia, cui venia meno Tannuo
assegno , vantaggiandosi delle estese conoscenze bibliografiche,
esercitava riservatamente la mercatiira libraria. Perciö di tempo in
tempo, a talc scopo, distribiiiva egli agii amici aicuni elenchi anonimi
di libri a stampa e manoscritti ~) che al numero di nove, eon nume-
razione ricorrente di p, 214, j)iibblico dal 1796 al 1819. Benche
') Catalogiie de l;i Iiililicillii'M|iie de l'cii M. Pierce Aiilniiie Boloiif^aro-Crevenna , (|iii
sejii veiidue |)nlili(|ueiiieiil siii plus olliMiil :i Ainsferiliiin , iliiii.s 1.1 inni.soii du delunt, le
liiiidi II um. lT!i;!, et j'uurs suiviints. Aiiislcrdaui , ilie« \). .1. Cliang'iiier, L. v.
HiilslctP. d. Ileiig-sl, p. XII. 148. 8«
2) Niiiiin-Iijst vaii eeiiig-c /.eldzniinie lioekeu eu uiauu.seiipteii S. d. S«.
e delle societÄ scientifieo-letterarie della Neerlandia. 445
nel seguito la cessazioiie delle famigliari strettezze piü non lo invi-
tasse a mantonere quci miriuto comiriercio, nullostante com fu preso
dalla passione pei libri, che ne fece straordiiiarj acqiiisti, determi-
iiandosi ad aicune special! collezioni. Fra queste eraiio capitali quella
degli anticlii poeti neerlandesi, ricca di molte versiorii di saltni; una
seconda di commedie o tragedie antiche ; una di poesie di circo-
stanza. Ricca era la partita della storia della Neerlaridia, ma special-
mente di Amsterdam; rara quella dei viaggi, comprendeiidovisi
antiche relazioni di navigatori, descrizioni e piante di citta. Preziosa
dee dirsi la raccolta di antiche stanipe per la storia della tipografia,
acquistala dopo la sua morte dal municipio e dalla pubhiica Liblioteea
di Harlem. A monumenti precipui di quella laccolta possono segna-
larsi: 1. Una tavola silografica di Lorenzo Coster, sulla quäle i ca-
ratteri d'una parte dell" Oriirio sono intagliati a rovescio; 2. Una
tavola genealogica di L. Coster, scritta ed ornata delle armi della
famiglia, nel 1550, su membrana; 3. Lo Spiegel oitzer behonde-
nis, scritto su pergamena in 8<>. l'anno 1464. L'instancabile biblio-
grafo non solo raccoglieva ciö che si riferisce alle stampe antiche,
ma riproduceva con fedeltä ed esattezza molti fac-siniile, le forme
delle lettere, le figure e gli ornati in intaglio. Ai libri a stampa
s' aggiungeva una apprezzabilissima scorta di oltre duemila codici
manoscritti, la piü parte autografi, molti di proprj, quelli degli altri
accompagnati da sue postille. Questi codici manoscritti , divisi in
<i) Storia: b) Scienze religiöse; c) Poesia e miscellanee; d) Storia
patria; ej Lettere di principi ed uomini illustri, ritraggono altro
titolo singolare di merito dalT unicita della lingua, perche stesi tutti
in ülandese. Porzione inestimabile di questa bibliotcca fu dal Koning
posta in vendita nel 1828, fattone conoscere il contenuto nol titolo
del catalogo i)- Morto egli nel 1832, i suoi figli G. ed J. ,1. posero
all' incanto l'intera biblioteca, redigendo essi stessi il catalogo '),
*) C;itiilog;ue il" iiiii> collcction (listiiif;iu'c ili' livri's latiiis. lMlhiii(hiis rl lVniii;als. |>rii-
prement cuiKliliDiiiii-s , ayiint poiir la plus jj-i-aii(k> partie rappoi-| mix sciciu-es tlieolo-
giques et ii I' liistoiri' . parmi losipii'Hes sc Irouve uiif i'arc i-oUi'ctioii lU- l>il>Ios.
iiouveaux tcstaineiils , psaiilicis , i'( livrfs liliii f;i(|iu>s iiiipriiiit's an \'V, et ilniis le
coniiiieiiceineiit ilii XVI siöclc, plus (|ui-l(|U(>s iiiaiiuscrits oc, le Imif rassiMiilile <lt'-
puis iiotiilirc il" amitH'S , par uii aiiiaicui' ilisIlii^iK* il' liitlnii'i' cl il' aiillipiile. \iuster-
daui, cliez V. tleii llnigsl vi lils. 1S2.S. «".
') Cataliiguc dl' la colli-cllon liltt'iain-. laissec par fpii Mi. .laoi|ui>s KoiiiiiS' . Mtinbre
i\f. riiisliliit roval ili- I'ays-Ras. i»t «lo pliisiciirs Socicies de Scienofi. Aiiistordum.
446 Valentinolli. Delle hiblioterhe
oui prelusero con una prefaziono onorevole alla memoria del padre
loro: la prima parte pubhiicata in aprile 1833, comprende i mano-
scritti e gl! autografi; la secoiuia pubblieata nelT ottobre dello stesso
anno, i libri a stampa.
3*^. Itibl. di Cornelio Enrico a Roy.
Questo distinto bihliografo, iiiiziato appena negli studj della
mediciiia '). diede principio ad una raccolta di libri, che nello spa-
zio di sessanta anni egli portö al numero rilevante di piü che
18000 artieoli. Limitatosi negli acquisti alla sola medicina da lui
professata s), non e a dire di qiiante preziositä egli arricchisse la sua
biblioteca, raccogliendo a gran prezzo le migliori edizioni de' medici
antichi greci e latini; gli scrittori del medio evo, specialmente gli
arabi e i loro commentatori; le piü acclamate opere moderne in ogni
lingua; quantila di monografie e scritti polemici; dissertazioni medi-
ehe in gran copia; una serie di tremila ritratti di medici e filosofi
illustri. E amante com' era delP ordine e della politezza, fece le-
gare in pelli a varie forme e colori i volumi, improntandovi il proprio
scudo (cavallo d' argento in campo azzurro) colla legenda Com.
Ilenr. a Boy. mcdicinae doctor. Poco prima della sua morte, quasi
presago della sorte che avrebbe incolto la sua biblioteca, ne pubblicö
il catalogo s) cb' egli nel lurigo corso della formazione di essa ne
avea composto, dietro l'ordiiiazione sistematica che v'ayea dato. II
metodo da lui seguito fu l'adottato da un medico tedesco di gran
fama, come attesta egli stesso nel proemio del suo catalogo *), divi-
dendo Tintera materia in due graiidi classi : in prima ficriptores
yenerules qui de arte medica, in secunda qui specialiter medicinam
chez L. van der Viiinc .4 d. Lamlieits (1833). vol. II, 8"., e con inlitolazione olan-
ilese : Calalof^iis der lettei kinidig-p nal:ilfnselia|) v.-in ,lar. Kuniii^. 1. deel. Ilandscrif-
Icii. 2. drei Boekwerken ec. Amsterdam, 1833, vol. II. 8".
') ^Aiiiio 1770 sniicrioris sieciili Leidaiii profectus suin ut albo civium academ. Lugdu-
neiisis insiTÜiiTur." I'rocinicj ul siiu catalogo.
^) ACatahigiis iiihliotheccc rneee iinice eonstal libris ad uniiiem ambiliim scientiae medicae
perlinentibiis." Ivi.
•') l'alalogiis liibliuthe('H> iiiedip^f Ciirnelii llonriei a Roy. inedicina> docioris. Ainste-
lodaiiii, a()ud Liidovicuiii van Ks. 1830, vi.l. V, 8"., con una sola paginatura di 2.">44
piigine.
■♦) .Orilo qneni in oonstrueiida liibliotheoa sei-uti siimus . est ille quem Chr. fiuil.
Ki-stiM'i- in eonsi-ribenda sua liibliotbeca niedii'a Jena; 1746 iiiipressa, sibi propoHiiit."
e delle societi scientifico-lelterarie della Neerlandia. 447
tractariint. La prim:i qiiindi dovea comprendere tutti gli autori che
in qualche maniera hariiio rapporti colla medicina, storici, biografi,
bibliografi, letteiati , teologi, lessicografi , ed altri aticora. Ter-
minata questa pubblicazione, il possessore non cesso dalT incremen-
tare quel suo vasto deposlto di medico sapere, fino alla morte ehe lo
colse vecchissirno al principio del 1834. Noii avendone egli disposto
con atto d'estrema volonta, quel prodotto di tante eure amorose ed
intelligenti fu esposto in vendita all' asta pubhlica, e fu allora che
si aggiunse al catalogo un qiiinto volume per far eonnseere i libri
non compresi nei quattro primi. Pero quella bihlioteca, frutto di
eure infinite e d'ingenti dispendj, avendovi il possessore profuso da
200000 fiorini, affidata a mano di sensali, diede il misero prodotto
di 20000, locche e da attribuirsi non tanto all* ignoranza de' ven-
ditori, quanto alla mancanza d'un indice eonipendioso che a centinaja
d'esemplari, fosse distribuito nel mondo colto. La splendida eol-
lezione di ritratti , acquistata dal sig. A. van Rossum , passo in
Inghilterra.
33. Bibl. ^Villmefiana.
Professö con onore teologia e lingue orientali nell' ateneo d' Am-
sterdam Giovanni Willmet , il quäle nel lungo periodo del suo
magistero, a maggiormente addestrarvisi, aveasi formata una bihlio-
teca di quasi quattromila opere, di soggetti diversi, ricca peraltro a
preferenza di libri di teologia e di lingue orientüli. L'eletta parte di
questa costituivano i codici manoscritti al numero di 257: delle
venti classi in cui aveali divisi, le 12'' — 18* comprendeano gli orien-
tali, de' quali 32 lego, morendo nel 1837, alla hiblioteca delP acca-
demia delle scienze d' Amsterdam. E increscevole il riferir che tanto
tesoro di sapere, fu subito dopo la sna mancanza esposto in vendita,
erettone a cio l'opportuno catalogo i). Perö molte opere non fiirom»
perdute per Amsterdam, dacche furono acqiiistate per la civiea, col
legato di 600 fiorini , ch' egli stesso lasciolle.
1) r>il)liottieca Williiietiiiiia. Caliilo^iis hil>liotlii'r:i> iii.sli'iirlissiiiiir , qiiniii in siios iisui
coiiiii:irnvit \\v rl:irissimi:s .loaiiiu-s \>'illiiu't. ss. theol. ilurl., liii^iiar orjental. in
Htiiena!« Amsteloduiiiensi professor i'c. Ainsleludaiiii , 1837, J. Müller, J. Kudiak
et D. Üioebe, p 247, 39, 8».
Sitzl). d. pliil.-liist. Cl. XXXVIII. Bd. III. Hft. 31»
448
\' ;i I e n t i II e 1 1 i
nplle bihlioteche
3^. Bibl. Sfceiiwijk.
Di quali elementi fosse composta la biblioteca del dotfo panoco
cattolico M. A vaii Steeiiwijk, e quaiilo fusse apprezzabile, lo ap-
palesaiio a sul'Gcienza i (lue eataloghi che dopo la di lui niorte se
ne piibblicarono per la vendita »). I titoli, senza inforniazioiii ulte-
riori, ofTi-diio saggio dell* iniportanza di questa raccolta. Fra' libri
rituali, la cui parte piü ricca eia qiiella della chiesa greca, riscoii-
ravasi im niessale, com itnportanli aniiotazioni, usato nel 1574 ad
Harlem.
35. Bilil. Voorsf.
Morto fin da oltre 25 anni lo spettabile M. D. C. van Voorst
pastore evangelico ad Amsterdam, lasciava al figlio Mr. J. J. che gli
luccedeva nel carico, iina biblioteca distirita, cui questi curavas
d'incremenlare. Le graiidi parti costituenti erano la teologia, la let-
teratiira, la storia neerlandese, i maiioscritti. Or mancato a' vivi pur
arico il Gglio, fu la biblioteca, coiiie molte altre, sperperata al pub-
sico incanto. II librajo Federico Muller, aulore dei quattro cataloghi
inipressi per la vendita seppe beliarnente rappresentare nei titoli
l'importanza della speciale raccolta. II primo di que" cataloghi edito
>) Catalogue <l" uiie hibliolheque superhe de theologie eathnlique, d' histoire, de litte-
ralure , et d" uue colleetinn precit-use de livies d" eslwnipes, coinpienaiit toutes les
editions originales beiiedictines des Saints-Peres, les grandes collectioiis des Coiici-
les, iiombre de gtaiids et beaux livies de tlieolou-ie , de grands ouvrages archeolo-
giques; (|iiaiitite devoyages, editions siiperbes de el><ssiques grecs, lalins et fran-
fais. Parini les livres d" estampes , lous les «rrands voyages pittoresqnes, etd'autres
voyages, livres supi-rbes areheologiqiies, beaiix livres d' estampes bihliqiies et ecele-
siastiqiies, et quelques beaiix livres d' histoire naturelle; delaisse par feu le tres-reve-
reml .M. A. van Steeiiwijk, eure ä Amsterdam (mai, 1854). Amsterdam, chez le«
IVeies Vau Cleefet Frederik Muller, p. 160, 8".
Catalogue d' une collection superhe de livres d' estampes, comprenant de beaux
ouvrages bibliques, lels que Boisseree, Roberts, Picart, Puginete.; des voyages pit-
toresque«!. lels que lous les graiids viiynges pittoresqnes aiieiens et modernes; les
Irois ouvrages de Maximilien de .Neuwid sur T Ainerique, ceux de Ftuberts, (irindley,
Hutty, Finder etc.; des livres d' antiqiiiles, lels quelagrande descriplion de l'Egypte,
eiifol.; les oeuvres de Seroux d'Agineourf, Langles , Laborde, Zahn. fiau. Stiatt,J
.Murpliy. Starkelberg etc.; d" histoire naturelle, les ouvrages d' Audebeit et Vicillel,!
reiniiiiiKk. Haiiiillon, Merian. Spix. Crainer et Stell. Cuvier ete. et quelques ouvrages!
illustres; delaissee par fi-u le Ires-reverend M. A. vaii Stetinwijk , eure ä Amsterdanij
(juin, 1854). Ivi. 18.i4. p. r». 8«.
e delle sociela scientifico-letterai-ie della Neerlandia. 449
nel I808 in olantlese ') e francese 2) ofTre la storia figurata della
Neerlandia in una serie rilevante di 1445 numeri, taluno de' quali
forma iin segiiito di piü voliimi. Neil' anno seguente ebbe liiogo la
pul)bIi(!azione degli altri catalogbi. La parte teologiea, ricca spe-
cialmente d'opere dei secoli XV — XVIll conta piü cbe 5000 opere:
fii questa distribuita in I. Infrudiizione; II. Scrittura sacra; ID. Let-
teratura esegetica; IV. Opere generali; V. Teologia sistematica;
VI. Teologia pratica; VII. Teologia storica; VIII. Filosofia; e in un
supplemento di 413 disserlazioni teologiche 3), A quasi settemila
montava il numero delle opere di letteratura, con alcune poche di
scienze ed arti, ripartite in citique classi: I. Opere di sociela, gior-
nali, bibliografia; II. Letteratura Orientale; IIL Letteratura classica;
IV. Letteratura inglese-francese-tedesca; V. Letteratura neerlandese
antica e moderiia; VI. Scienze ed arti. E da indicarsi a parte la spe-
ciale raccolta di loOO voliimi di dissertazioni *). Perö il piu prezioso
ornamento della biblioteca formavano 1952 codici manoscrilti, divisi
in tre grandi categorie : A. Manoscritti ; B. Lettere autografe ;
C. Collezione di Album, segnature, fac-simili. La prima categoria e
suddivisa in a) Lingue orientali; f/) Letteratura antica; c) Teolo-
gia; dj Storia; ej Letteratura; f^ Medicina, astrologia, alchimia.
I manoscritti in generale non erano di semplice curiositä, dacche al
loro acquisto presiedette sempre il gnsto della scienza: alcuni ve ne
aveano ornati di miniature. I manoscritti arabi. persiani, turchi,
copti , in lingua iiidiana e Chinese furono inscritti in catalogo, con
1) Catalogus van eenen Nederlandsch-historischen atlas. bestaande in 18 portefeuilles
met phten en portretten, uitniüoentende dorn- zeldzaaniheid en fraaiheid der plateo,
en door hei anlaal van ziiine- en spotpreiilen. — Woorls van vele platen en portret-
ten, als bijvoegsel lot den voi'igeii aUas; coNection plalen en kaarten over Neder-
land^che en buitenlandsche geschiedenis en lopographie. Amsterdam. Frid. .Mfdier,
1808, p. VIK, 72, 80.
'■^) Catalogue abrege <1' n» Miperbe alias hislorique neei landais, compose de planehes et
portrails, ensuile de plusieurs planehes et pnrtraits neerlaudais et etrangers, parnii
lesquels de porlraits anglais, de catalügiies de ^entes d'art: le tous raseinble par
Mr. J. J. van Voorst. Amsterdam. Fred. Muller, 1838, p. IX", 29, 8».
3) Catalogue de la bibliolheqiie de tlieologie, de Mr. I>. C. van Voorsl . et .Mr. J. .1. van
Voorst, pasteiir's evangeliqiies ä Amsterdam. Amsterdam. Freden'k .Muller. 18.S9.
p. 314, 80.
*) Catalogue de la bihliotlieqne de lilferalure, de .Mr. D. C. van Voorst, pere et Mr. J.
.1. van Voorst, lils, paslenrs evangeliqnes ä Amsterdam. Amsterdam, Frederik Muller,
18S9. vol. H. 80.
30*
450 Vnipn ti iml li . Delle hiblioteche
buoni dettagli dal prof. P. A. Dozy di Leida, come la descrizione
dei libri di Ore (Ilorop B. M. Virginis), da M. Alberdyngk Le let-
tere autografe o sono scritte per intero o sottosegnate da uomini
celebri, da principi, come ve ne han pareecbie dei principi d'Orange
e Nassau. II catalogo pubbiicatoiie >) fu ridotto in compendio 2),
36. Bibl. Van licnnep.
D.J. V^an Lennep, professore dell' ateneo dAmsterdam, e diret-
tore di quella biblioteca dall" 1820 all' anno di sua morte (1853),
possedea una ricca e scelta raccolta di classici greei e latini, e padii
della ebiesa. Lo stato d'ottima conservazione e le splendide legature
contribiiirono a rilevarne il merito. Qiiesta biblioteca, giä lodata nel
1826 da Hänel 3) fu nel 25 aprile e 5 maggio 1835 esposta al-
Tincanto, essendosene ritratto cumulativameiite 12800 fiorini. A
dare un saggio delle opere capitali, ne accennerö aicune coi loro
prezzi. Bibbia diWaltoii, fior.240.— Bibbia d'Aldo (1504), fior.33.
— Omero delNerli diFirenze, fior. 300. — Demostene d'Aldo (1504),
fior. 33. — R/ictores grceci d' Aldo (1508), fior. 150. — Le opere
di Filone, di Londra (1742), fior. 78. — Granimatici latini di Putschio
(1605), fior. 44. — Thesaurus antiqmfat., vol. LXXXVI, fior. 380.
— Patres apnstoUci (Amsterd. 1724), fior. 60. — Opere di de-
mente Alessandr. (Oxford, 1715), fior. 50. — Opere d'Origene
(Parigi, 1733—1759), fior. 125. — Storia eccies. d'Eusebio (Can-
tabr. 1720), fior. 133. — Opere di s. Atanasio (Par. 1698),
fior. 114.
37. Bibl. % rolik.
Era lornita di buone opere, specialmente di storia naturale e
di medicina, la biblioteca dei consigliere e professore all' ateneo
illustre d' Amsterdam, G. Vrolik, tolto di recente all' onore della
•) Cat'.ilogue raiüoniie de la preoieuse coMection de maiitiscrits et d' autographes de MM.
I). C. van Volirst. pei-e, et .1. J. van Voor.st, fils, pasteurs evangeliqiies ä Amsterdam.
Aiiislerdafn, Fred. MuUei, 18Ö9, p. VIII, 'i24, 8".
■•') Calnl.'g'ue iibrege de la precieiise cullectidn de maniiscrils et d'autographes de Mr. D.
t". van Vooist, pere , et Mr. J. .1. van Vciorst , lils, pasteurs evangeliques A Amster-
dam. Amsterdam, Fred. Miiller, 18351, p. 42, 8".
') „i|iii (l.ennep) liililiollieeam oplimis et pervetnstis lihris impressis et eodicilms luss.
insiriiehiin p^>^sillel.'' t'alahigi. toi. 77:5.
e delle sncietii scientilicu-letterarie della Neerlaiidia. 45 I
scieriza. Dacche nel prossiino decembre saia venduta in dettagli(»,
giovera a manteiierne la memoria questo cenuo e il catalogo pubbli-
catoiic i).
Harlem, Haarlem, oland. — Harlemiim, lat.
1. Bibl. pubblica.
In un vecchio edifizio detto Priiizeiihof, perche costiutto da uno
degli antichi conti d" Gianda, che qiiivi tenne alcun tempo sua resi-
denza, eonservasi ora la pubblica biblioteca, sulla cui porta leggesi:
Hie locus invitat, prohibet, desiderat, arcet
Musarum socios, turbas, plapectora, vulgus.
L'origine di essa rimonta alla seconda metä del secolo decimo-
sesto, quando. scacciati gli Spagnuoii, '\\ Senatiis populusque H(it-
lemcnsis, decretata la soppressione di parecchi ordini religiosi e
cavallereschi, volle che i libri della commeoda gerosolimitana di s.
Giovanni di Hadern fnrmasse 11 nucleo della civica biblioteca. L' in-
dicazione della procedenza leggesi ancora su' risgnardi di molti libri
a penna ed a stampa. Pare perö che questo istituto fosse per lungo
tempo artatto dimenticati', dacche soltanto qualche opera fu donata
dalla procura della chiesa di s. Bavone d'Harlem, da Carlo Clusio,
Isemboudio Voenio, Samuele Ampzing, Gielles van ßreen, Jacopo
VorStraten; ed alcuna altra provenne dal monastero di Hacnuinda,
dalla casa dei canonici regolari della B. V. in Sion, presso Bever-
wyk. Infatti nel primo rarissinio catalogo a stampa 2) non si anno-
verano che circa duecento opere , suddivise in libri theuloyici,
p. 1 — 24, medici, p. 1 — 3, iuriäici, p. 1 — 4, nmctUanei, p. 1 — 9.
Della quäle poverta arrossendo forse ii redattore di quell' indice,
diede l'elenco degli autori ed i soggetti trattati in ciascun volunie
delle poche collezioni. Ne la prima metä del secolo deciinottavo fu
1) Catalogiie ile la liibliotheque dliistoiri* iinliinlli-. dt' iiit-dioiiie i't d aulifs scieilivs de
feil Mr. (i. Violik . foiiseiller , inol'e.ssfur i"i 1" Atlioiu'i- d' AiiKsU-rdiiiii. Aiu>toidiiiii,
Fredeiik Muller, 18Ö0, 8«'.
-) Catalojjjiis lihrorum biltliotheca' ilarleiiieiisis. Lu{;iliiiii biita\.. .x tyiioffr. Uaokiaii:i,
1672, 4".
432 Villen t ine lli . Delle hihlioteche
piü propizia wW incremeiito della hiblioteca, benclie maggior iiumero
d' opere si riscontri tiel secondo catalogo a stampa i). E questo
preceduto da iina preAtzione di poco conto, e da un compendio degli
artieoli del regolamento, in cui fra le ordinanze della camera di let-
tura e questa : Discipidi (ij/nittasii in perpetnum nrceiitur.
Verso questo tenipo la biblioteea fu trasferita, forse per la an-
gustia del sito, neila sala odierna. Qual fosse il motivo per cui nel
1743 si arricchi d'assai opere Offerte in dono dai professori e dagli
Scolari del ginnasio, nol saprei dire: ben posso afferinare che l'im-
portanza di quella giuiita fu rilevata dal catalogo s) redatto a cura
del diligente H. J. Eyberts, il quäle non solo corredollo d'una pre-
fazione, ripubblico quella dell' antecedente, e v'inseri alcuni giambi
intitolati : Bibliutlicca Harlemensis ad lectorwn ; ma v' aggiunse
eziandio un indice fatto da Giovanni Enschede optima spei juvene.
Nel menzionato catalogo figurano i doni dei borgoniastri di Harlem,
del dott. in leggi Cornelio Hoffmann, di Cornelio Ascanio van Sype-
stein, senatore di Harlem, del professore H. H. Tiedemann, di Pietro
Langendyk van Graaven, di Gerardo Giovanni Lette, di Gerardo
Guglieimo da Oosten de Bruyn.
L'aumento maggiore della biblioteea e dovuto al periodo degli
Ultimi trenta anni, in cui quella fu aflidata alle eure dell* infaticabile
Abramo De Vries, uomo che quasi nonagenario conserva tuttavia
un'invidiata freschezza di mente. Infatti, beuche il comune non vi
accorra con somministrazioni ordinarie o straordinarie, usö egli della
propria intliienza ad aecrescerla, dacche ai donativi fatti nel secolo
precedente, dopo la puliiilicazione del catalogo 1768, da Gerardo
Meermann, dal lipografu Harlemitano Giovanni Enschede e da altri,
buone opere furono aggiunte a nostri giorni, dalla direzione del-
Tistituto Teyler, da Giovanni Guglieimo de Crane, Pietro Camper,
Giacomo Lockhart, Davide Jacopo Lennep, Enrico Poluian Kruseman,
C. H. Stahl, Matteo De Vries, e molte presentonne egli stesso. Per-
cio gli fu dato di pubblicare nel 1848 il catalogo ») di piü che mille
1) Calalogus lii)roriiiii bihliotheca; HarlcmiiiniP. Harlerni , typis Wilhcliiii van Kessel,
1716, p. 113, 4».
2) Cat:ilo(^iis lilniiniin hihliothecie II:ii-lemensis nnviis. Typis loannis Ensclicde, 1768,
p. 17;;, 8".
3) Calalogus bibliothecie publicie Harlemensl!). Harleini, iipud Jnannem Euscliede et
lilios, 1848, p. 4, 638, «<\
e (lelle sociel» scieiililico-lellerarii' liella Neerlaiidia. 4-ö»>
opere a stainpa, del qiiale, atlottato il metodu sisteinatico de' suoi
antecessori, atnplio d'assai lo suddivisioni.
Ventotto soUanto sono i codici manoscritti di argomotito la piü
parte rcligioso, alciirii dei quali, alla metä del seeolo XV, appartene-
vano a Rafaelle di Mercatelli, ahale di s. ßavoiie di Gand. Fra questi
citero cinque rnessali ed un antifoiiario ad iniziali colorate e dorate;
una bibbia in tre volunii ad ornati siniiii; le vite di Pliitarco, in due
volurrii; il Fasciculns teniporvm di Giiarniero Rolewirick, cnri figure;
ia cronaca di Martino Polono, che nel 1484 conservavasi a s. Bavoiie
di Gand; i sei libri di Bessarione in calnmnintorem Piatonis, acqiii-
stato Fanno 1481 jxm' la stessa abbazia; il capitolare e il formulare
deir ordine de" cavalieri di s. Giovanni Battista d'Harlein, tutti mem-
branacei.
La distribuzione dei libri nei trenta armadj della sala siiperiori
corrisponde a quella delT ultimo catalogo. Fra le collezioni speciali
sono a rieordarsi con preferenza molte opere apprezzabili stampate
nel secolo XVI in Gianda; duecento voliimi di Notule degli stati
generali neerlandesi, trecento degli stati provin(;iali. Cio pero che
agginnse da alciini antii nuovo splendore alla biblioteca fn il inunifico
dono d'iina serie d' incunabnii, che gia spcttavano al museo Koning,
fattole dal re Gnglielmo I, dal magistrato di Harlem e dalla direzione
deir istituto Teyler i). Questa giunta preziosa che, in nnione ai
libri di bibliografia, occnpa dne grandi armadj, e monta al nuniero
di circa 1500 volinni, dcteimino il De V'ries a pnbhiicare, qnasi a
titolo di sentita riconoseenza, il su[)plemento al catalogo ~), descri-
vendovi trt'dici codici manoscritti (p. 1 — 15) e gli ^/•^/.■? impriineudi
antiquissima (/ocumcnta (p. IG — 44). Ad eccezione di cinqiie edi-
zioni, vi si trovano tiitte qnclle deseritte da du Puy de Monthrun s),
E a dolersi ciie tanto il catalogo quanto il supplemento, condotti
coir estrema diligenza , perche accompagnati da note storiche e
bibliograllche, manchi d'un indice alfabetico degli autori.
') „Ai-tis typiig-raphieae et rt-i liililiofri-üphioa" ,siTi|il<iifs. (|ii(iriiiii iniixiina jurs u Ktmiiigi
hsßre<liliite liteiiiiia liiiio hihliotheciv accessit. aiiffustissimi rejris (uiil<-liiii I. Iiiiins
iirl)is iiKif^-istraliis el iii.slituli 'Povlcriiini rur:iU)niiii lilji'raliUilc." I>r y'rii:", (':ital.
-) Sii[>|>lt'incii(iiiii «'iital. Iiililiotli. |iiil>l. Ilarlcmens. Mailciiii. IS.'i'i. |>. \l, TM), »".
">) l!("clit'i'rlii>s Mir (|iK'l(|iii'S iiii|ii i's>ioii,s iit'ci laii(lai-i du XV. et ilii W I. sirrlf. |>ar K. M.
.1. ilii I'av c|.' Moiilliniii. Li-icli-. IM'.t!. S".
1
454 Villen t ine I li, Delle biblioteche
Recenteniente fu legata alla biblioteca una collezione distinta di
poeti iieerlandesi da Adriano Van den Willingen, ehe il De Vries
promette di far conoseere nella pubblicazione d' un seeondo supple-
inento.
2. Societa Teyler.
Devesi alla caritä cittadina delT opulento negoziante Pietro
Teyler Van der Hülst la fondazione d'un istituto, che puö dirsi,
seiiza tema d'esagerazione, il gioiello di Harlem. Venuto qnegli a
morte nel i778 lego, benche profano agli studj, la colossale fortuna
a scopi scientifici, fissandoiie i modi e le condizioni nelle disposizioni
testamentarie, e v'aggiunse la non ricca soorla de' proprj libri, con-
servata religiosamente nella i»iblioteca dell' istituto sotto nome di
Miscellanen. L'amministrazioue di questo ricco legato fu affidata a
cinque direttori , che per tal modo compiono le funzioni di esecutori
testamcntarj. Non e a dire quanto essi, eolla scorta del redditn an-
nuG di presso a 100000 fiorini, operassero a vantaggio del sapere.
Addattarono a piü nobile ed opportuna forma redifizio nel 1784;
aequistarono una quantitä di stromenti, di maecliine, di oggetti natu-
rali alla erezione di gabinetti di fisica, di chimica, di storia natu-
rale. Nel primo meritaiio di essere preferiti gli stromenti ottici ed
idraulici; le piü giandi macchine elettriehe dell' Europa a quattro
batterie, ciascuna delle quali a 2o bottiglie; il gran magnete; il
modello del telescopio catottrico di Herschel. Un laboratorio ehimieo
fornito di tutti i neeessaij apparecchj e vanto del seeondo. Quanto
alla colk'zione d" istoiia naturale , V istituto si e limitato alla
raccolta de' niinerali e de' fossili, specialmente del paese; devesi
al dottore Van Breda, direttore attuale degli indicati gabinetti la in-
teressante raccolta geologica, aicuni dei cui esemplari sono unici.
Ne vi sono forastiere le arti belle, che in apfiosita sala si conservano
molti qu'.ulri moderni, proveiiuti all' istituto o per concorsi aperti
dalia societä, o per acquisti dietro Offerte: nella stessa sala e pure
ordiriata in carlolari una serie preziosa di disegni d'aiitichi artisti.
Direttore atluale del museo di pittura e il pittore sig. Ehnle.
La societä che prende il noine dal fondatore, e i cui membri
sono nominati dietro le stipulazioni del testamento, dividesi in due
facoltä; la prima de\U teolo<jica s'occupa di soli oggetti teologici,
l'allra, dclta Societä seeondo , tratta argomenti di fisica, letteratura.
e delle socielä scientifico-letterarie della Neerlaiidia. 455
poesla, storia, numismatica : ciascuna apre de' concorsi annuali e
pubblica lo proprie memorie *)•
Lo spleiidore delT istituto e accresciuto dalla ricca scorta di
opere relative agii studj professati. Primo a farla conoscere fu il
bililiotecfirio Martino Vati Warum s), a cui merito singolare la biblio-
teea in pochi anrii s'accrebbe cosi che la direzione ricoiiobbe neces-
saria la eostruzione d' una nuova sala a contenerla, e la puhblicazione
d' un nuovo catalogo s) , nel quäle perö maricano afiatto (come
ne' cataloglii precedeuti) le due rieche suddivisioni di teologia e di
libii di belle arti, che saran fatte conoscere in seguito. Eccettuatane
la Serie di 432 edizioni di classici greci e latini, fra' le quali pa-
recchie apprezzabili del secolo XV, e 52 collezioni degli stessi, il
catalogo e liniitato alia sola storia naturale, suddivisa in : i. Uistoria
naturalis, ajmammalium, bj avium, cj amp/tibiorum, d) pisciitm,
e) molluscoram, f) crustaceornm. (j) araclinidum. h) iiisectoriim,
ij eckiiiodermatum. k) vcrmium intestin.. l) zoopliitoritm, m) ani-
malctUorum infusorum microspicorum ; 2.Anaiome corporis liumani
et conipar.; o. Botaiiici; A. De plantis chrypfogumis; '6. Anatome
et pliysiol. pldiitarnm; (>. Ilistorin tiaturaiis, minerarum , lapi-
dum, fossiliiim ; 7. Scriptornm liistoriae naturalis regionum ;
8. Acta academiarnm et societatum Galliae, Angliae, Gcrmaniae,
regionum septenitrionalium, Italiae, Jlelvetiae, Belgii; 9. Diaria.
Aggiuntesi in pochi anni alla biblioteca verso 400 opere di storia
naturale, si riconobbe il bisogno di dare una giunta *) al catalogo,
redatta da quel bibliotecario J. A. Van Bemmelen. II presente, dott.
D. Lubach, alle cui ufticiosita mi protesto riconoscente, sta appa-
recchiando un secondo suppleinento in cui saranno inserite le piii
1) Verliandelingen makende den iialuuilljkeii en geopenbaaideii «fodsdieiist, iiitgcgevcii
door Teylt'r".s godgeleeid g-eiiootsi-lüip. Harli-in . 1781 — 18Ö1, v.«l. XXXV. 4**. —
Verhaudeiiiigeii uitgegevea duor Teyler"s tweede geiiüotsch;ip. Ilurieiii, ITiSl Inl
1854, vol. XXXII, 4*'. Gli ultinii selte voluini couiprendoiio 1" npoia di P. O. van
der Chijs : Üe Miinten der Kederlandcn, con apparei-chio i-opioso di tavole.
2) Catalogus der hibliotlieek van Teylers stiplitiiig le lliiarleiii. \ erwaanligd door dm
liiMiullu'caris derxelve , iMarliiius van .Maiuiii. llaarlfiii , 1820. — Catalogiis ec.
Tweede verineerderde nilgavc. Haaiii'ni , 1832.
3) Catalogus der^ bihliollieek van Tevlors stiohting, 1837. Ti' llaarleni . 1837,
p. XX, 8«.
••) Appendix tot den catalogns van de Itiltliollieek van Tfvlei's stiehtin^, I84t> Te
Haarleni, 1848, 8".
4o6 Val en t i iielli , Delle biblioteehe
che trecentü opere iiiiportate dal 1848 vil 1860. Resta a sperare che
la direzione s'oceupi pure della partita teologica, ricca ahbastaiiza
perche receuteinente accresciiita dall" acqiiisto di buoiie edizioni di
SS. padri che mancavaiio. Oltre a' libri a stampa, possiede la biblio-
teca alcuni biioiii inanosciitti i).
Beuche la dotazione annua dolla biblioteca sia fissata a 200 fio-
rini, la e straordiiiariarnente aumenlata cosi che nel 1859 fuiono
spesi 4000 fioriiii. E ben vero che iina gran parte di questa somma
fu erogata in legature, che in generale sono inagiiiliche. Da princi-
pio i libri orano di solo uso esciusivo de' niembri delle due facoltä
teologica e secotiäa, pol lo furono pure dei cittadini. L' istituto fu
aperlo nel 1826 al pubbüco il mercoledi e il sabbato nelle ore ponie-
ridiane 1 — 4: gli stranieri vi possono eiitrare quolidiainente, eccetto
i giorni festivi. II regolamento 2) prescrive che nessuno possa en-
trarvi se non abbia compiuto gli anni 18 e non sia provveduto d"un
biglietto valevole per la giornata, sottoscritto dal bibliotecario 0 dal
suo aggiunto.
3. Raccolfa inuiiicipale.
Beuche la collezione Coster, al palazzo muiiicipale, non aspiri
al vanto di biblioteca, nullostante reputo dovere il parlariie, da
che tanto e diffusa la fama di que' cemelj delT arte tipografica che
nella grave contestazione fra la Germania e TOlanda, pajono assi-
curare a questa il priniato. In una saia detta Sagrestia, a denotare
la santitä del deposito in quella gelosamente custodito, si conser-
vano le produzioni xilografiche aggiudicate a Lorenzo Coster figlio
di Giovanni, cui apparterrebbe Poiiore dell' invenzione della stampa,
gran teinpn prima di Guttenberg. Quelle impressioni sono le segiienli:
a) Hisloriu s. Jominis Evangelisle ejitsque visionts apocalyptice,
ad iiitagli in legno, figurati, colorati, anopistografi. cori diliici-
dazioni testuali, e sentenze sparse fra le figiire. b) Speculum
liumane salvatiotiis: operetta ciie in 29capitoli offre la storia della
caduta di Adaino ed Eva, e della redenzione, ad intagli xilografici,
•) ]for<p B. M. Virijiiiis, eoii 2.'J. iiiiiiiiiliiri' rlip ricnrdaiio In sciiol» d" Hi>nieliiig. —
Ponlificalc, che »pparteiier.i alla Cliiesa d' Utrecht , com hiioiie niiiiiature.
'■') Reglement van orde oinlrent den toegang en hei gebriiik der bibliotheek \aii Tey-
lei-'s Sticbtiiig. te flaariein.
j
e delle SDcietä scienlifico-letterarie della Neerlmidia. ^D i
colorati, e versi ritnriici. c) Ars moriemli, detta pure de lenlutio-
nibus morienthim o lentutioiies Demnnum , ad iiitagli xilografici,
figurati, non colorati, anopistografi, coii testo esplicativo dato a
parte, e sentenze fra le figure. d) Avanzi di edizioni menibratiacee
della grammatica latina di Doiiato •). A questi moiiiimeriti tipograßci,
giä descritti dal bibliotecario De Viies -), s'aggiunsero, a eompiere
lo sviluppo del trovato , altre edizioni di data certa olandese, per
opportuiii ralTroiiti, antiche cronaclie ^j in cui si scrive di qnella in-
veiizione, antografi del Coster o di altri a lui, medaglie coniate,
stan)pe ineise, litografie, produzioni tipograliche consecrate alla di
lui memoria nelT anno seeolare 1823 *). Ne quel sentimento per
r illustre loro eoncittadino va col tempo scemando negli Arlemesi,
che, come nel secolo XVII gli si eia dedicata un' iscrizione onora-
ria 5) posta suUa casa da lui abitata, gli si eresse da poco una statua
in bronzo nella piazza di s. Bavone, come un' altra di minor conto
gli si era innalzata nel parco, l'anno 1823.
A eompiere questo argomento, e' coriverebbe citare i lavori
precipui, cui la singolare questione die vita e forma. Ma tal messe
si e resa cosi copiosa, segnatamente per le giunte di questo secolo,
') II Senato grato al doiiatore fece insciivpie siiil' ainiüdio che raccliiude quelle reli-
tjuie : Reliquiae quaedavi Üonati , ex teitiiiionio chronici Colonitnsis et Marianyeli
.ucuidii, oliiii iaiii et ante tdlum specimen typnijraphicum iirbis iloyuntiensh-, Hai-
Icmi impressi, forte fortiina Harlemi, anno 1740, tertio typoijrapliicac ini'cntae saecu-
lari vepertae, a Johanne Enschede, et perpetiio monumento et anjumento, artem istam
Jlarltmi it invcNtain, et prinsquain Muijuntiu; exertita fuerit. ibi cxert-itain fuinne. ab
eodeiii uinplisniino urbis suae patriae seiiatori slrenae loco pie dunatae anno 1741.
') Nel catalot/itg iSiÜ, p. 92 — 94, sotto titolo : „Typ'igrapliica sive arlis inipriiiieiidi
lltteris iiiohililius melallicis fiisis prima riuliiiieiila. pi eli (.'osterani reliquiae, in Curiie
llarlelueu^is cuiichivi, Sucristia ilicto, asservnlie."
■*J La fi-onaca eapilale su cui poggiaiio gii AiliMiiesi, e la slainpatii da (iiovaiiiii Koel-
iiofl" r anno I4'."J in Cnlonia : Cronh-a ran drr hilüjer Stat van Coellrn ec. ove
leg-gesi alla carta CCCXII: „Item wie w:iil die kuiist ist VDuden t/.o Meulz , als
varsz up die Wyse, als daii na g^emeyulich gebruielit wirl , so is doeli die ernste
Vuiliylduiig' v.iiideii in llollant uyss den Donaten, die daeselffst vun der Tiyt g^e-
druekt syn. lud vun iiid uys^ den is geiliiiiinuMi dal lic^jyune der Viirsikiinst. Jnd
is will ineysterliclitT ind stilililiulier voiidcn dan die selbe Manier w;is , und ye
lenger je niere kuiistlielier wuiden."
■• ) 1/ e^;ctt:i indica/.iune di tntto cio ehe si riseonlia in ipielia rai'iolta sn data ila
iVI. van den Mijerseli, nelTopera: Bevlicrchcn mir In vir rl lex truvanx de quehjues
imprimeries beiges, fiand, 1844. 8".
^) Meinoriiv sacrum, — Typmjruphia, — Arx urtiiiin omniiini, — l'onnfiiatrix, — Wir
priiniiiii inrrnia, — Circa anniim 144t). Nel »ei'nlo si-nr.so al 1440 fu su.stiluitu I42S.
^
458 V a I e II t i II e I I I . Delle biliiioteche
ch' io devo rimaiiJare il lettore al s.iggio ») del dislinto bibliografo
Hoffmatii), in atteiizioiie d' uii lavoro piü esteso e profondo.
^. Societa neerlandese per il pro^resso del-
rindustria.
E questa una delle piü aiitiche soeietä, fo ndata nel 1788 sotto
lo speciale patrociiiio del re. Arnministrata da nove direttori e da un
segretario generale che risiede a Harlem, centro d'aggregazione;
essa conta piü che 300 membri ripartiti in 23 dipartimenti sociali 3).
I mezzi di cui puö valeisi provengono da un capitale creatosi da essa
stessa e da una modica quotizzazione de' suoi membri.
Fine delF istituzione e quello d' incoraggiare le nuove inven-
zioni, e di agevolare le imprese dell" industria nazionale, o eolla
distribuzione di premj in medaglie d'oro e d' argento, o colla pre-
stazione di soocorsi in danaro. Essa pubblica ogni anno un pro-
gramma, in cui sono esposti al concorso parecehi quesiti di soggetti
indtistriali; aggiudica, per via di commissioni , i premj e li distri-
buisce in una sediita generale, alla quäle assistono i deputati di tutti
i dipartimeni*, dietro le prescrizioni dello statuto s). I rapporti indi-
viduali de' membri e i collettivi delle commissioni dipartimentali,
specialmente per T agricoltura, sono pubblicati in un giornale *)
consecrato al progresso dell' industria, giornale in fascicoli trime-
strali, ora eontinuato in una seconda serie s).
La biblioteea della soeietä e provveduta riccamente di opere
che si riferiscono ai commercio, alle aiti, all' industria.
5. l§ocieta olandese delle scienze.
Questa soeietä, una delle piü antiche e stimabili del paese, fu
istituita in Harlem da alciini amatori di fisica, che vi tennero la prima
1) Essai d' une liste chronologiqiie des ouvrapcs et dissertations coiifeniant T liistoire
de r iin|)i-iiiterie eii llollaiide et eii l{fl}^ii|ue. Leggesi iii Bulletin du bibliophile
brlyi-, 1857—1860.
2) Algemeeiie iiaainlijst der ledeii van de Nederl. miiatschappij ter bevorderiiig van
iiijverheid, te Haarlem, voor het jaar 18ö6. Haarlem, 8".
3) Wet voor de Nederl. inaatscIiHppij ec. Haarlem, 18j6, 8**.
'*) Tijdsohrift van de Netlcrl. luaatschappij (er bevordei iiig van nijverheid. Haarlem,
183»— 18:)2, vol. XV, 80. — AI}.M'mt'pn rcfristcr op het Tiidschrift, uilfrt'ffi'ven door
de maatscliappi.j ec. Haarlem, 8**. Kstcndcsi all" iiilcra oollezioiie del 15 vuliiinl.
*) Tijdselirill van de Nederl. maat.schappij ec. Tweede Reeks. Haarlem, 1853 — 18S7,
vol. V, 8".
e delle societn scientißeo-letterarie della Neerlandia. 4oO
radunaiiza iiel 17S2. Formatasi appena, lo statolder ereditario,
Guglielmo, principe d' Orange e Nassau; le fu largo di patrocinio,
continiiatoleoradai re Guglielmo III. Componesi di 24membri direttori,
che pagano ciascuno una tassa di cento fiorini d'ingresso e 25 annui,
di membri ordinarj del regno, al nunnero di 68; di membri stranieri,
al numero di 4S. Si quesli che quelli, scelti dall' assemblea generale
annua, fra gli scienziati piii distinti nazionali ed esteri, non sono
obbligati a veruna contribuzione.
Indice d'instancabile operosifä e la rieca raccolta di memorie,
divise in parecchie serie ^). Qiieste memorie contengono in gran
parte le opere premiate nei concorsi annnali.
La societä infiammafa di vero zelo pel progresso della scienza,
non solo aperse concorsi e propose premj, ma incoraggiö pure in
altre guise le utili imprese, o aocordando sussidj in danaro, o pub-
blicando essa stessa opere meritevoli presentatele, o decretando
onorificlie ricompense. Cosi nel 1847 pubbiicö la dotta opera pale-
ontologica di Michelotti 2) e decretö la medaglia d'oro ordinaria ad
Arminio di Mejer di Francfort sul Meno, per altro lavoro paleonto-
logico 3).
Or qiiesto furore chiaramente addimostrato per gli studj zoolo-
gici non si appaicso mai tanto (jiianto nel 1846, perche acqiiisto a
gran prezzo un colossale iperoodonte naufragato sulle coste d'Olanda;
1) 1. VerhiiiKli'liiigen uitgegeveii dooi- de llollandsehe roaatsL'liappij den weteiischappen
te Haailt'iii. AinstiMdani , 1754—1793, vol. XXX, 8«\ — 2. He-iister of te h.x.fdza-
kelijke iiilmiid der veihaiulcliiifceii ec. die in de twaalf eerste deeleii van de Hol-
laiid.sohe tnaatschappij ee. voorkoinmeiieii, door .1. F. Alartiiiet. Haarlein, 1772, 8**.
— 3. N:itiiurkuiidi{je verliaiideliii-jeii ee Anislerdaiii eii Harleiii , 1799 — 1844.
vol. XXiV, S**. — 4. Natiiuikiiiidige verhandelingeii ef. Tweede vei zaineliii'ir. Mar
lern, 1841 — 18;)4, vol. X, 4". — H. Wljsgeeiige verhaiidelingen ec. Haarlem.
1821 — 1822, vol. II, 8". — 6. Leiter- eii oudheidkuiidige veiliaiidelingeii ee. Har-
lem, 1815—1822, vol. IV, 8". — 7. Viies .1. van On wer kork (de). Veriiandeliu-r
over de om/.aken \aii het verval des Nederl. Iiaiulels eu van de niiddeleu tot lierstel
van demelve ter lieantwoordlng eeiier vrage van de lloll. inaatsehappij der welen-
sehappen te Harleni, 1827, 8". l'uliMieazione preniiata il 11» riiai;gio 1827. eou
medaglia d'oro di 125 lioriiii, e piilihliiata pure sotlo tili>li> : Verliandeling «\er
den Nederl. koophaiulei, uilgeg.ven do.ir <le lloll. niaatsoliappij ee. — 8. Hi«.toii>ehe
en letterkiindige verhaudelingen ee. Ilaileni. 1851 — 1853. vol. II, 4".
2) DeseriptioM de» i'os.siles des terraiiis iiiioceiie- <lc 1" ll;ilie scptcnlrii>nale. Ila^irleiii.
1847, eon 17 lavole.
3) Die Saiiri.r des .Muschelkalkes, mit Rüeksieht aiil' die Saurier auf Imiitein Saudslein
und KiMipei-. MfuiKiia inserila in A'or« iiittt Aiml. LfiipnM.
460 V a 1 t> n l i n e 1 1 i , IK-IIp biblioteche
iiicaricö dellii sezione, della descriziotie, dell' Iconografia e del-
r jippareccliio tii quel cetaceo. il dott. W. Vrolik, segretario gene-
rale deir accademia delle scienze d' Amsterdam, piibblicö i risultati
delle suc ricerehe e dccretogli la ricompensa della medaglia d' oro.
Una delle grandi opere da essa piibblicate fu pure la botanica del
dott. Miquet i)-
I membri tengoiio le loro sedute in uno de' migliori edifiej della
citta, ove son pure collocate la biblioteca e una raccolta di storia
naturale. Ivi risiede il segretario dalia societa, dott. J. G. L. Van
Breda, die succedelte nel 1839 al celebre Van Marnm.
O. Societa cli scienze economiche.
II merito reale di questa societa, di cui non posso offerire det-
tagliate notizie, e rilevato dall' apphiudita pubblieazione ^), che
cümprendo fiuora 23 memorie di agricoltura, undici di macchine e
chimica, sette di marineria e pesca, sette di mestieri e costruzioiii,
una sul commercio e sulle colonie, sei trattazioni di utilitä comunc,
cinque su difterenti oggetti.
1, ISibl. Fiii.scliede.
Se la fama secolare della stamptM-ia Enschede torna a gloria di
Harlem 3), non tonia meno a merito singolare di quella famiglia la
distinta biblioteca che, ereditata dagli avi, va arricchendo con eure
speciali il sig. Giovanni Enschede, cultore amoroso degli ottimi studj.
Ciö che piii onora gli agiati proprietarj e la raccolta intera delle
starripe prodotte co' loro tipi , cui se tutti gli stainpatori avessero
egualmente pensato di formare, potremmo ora compiere per anelli
la bibliografia universale. Quello perö che rende apprezzabile in
sommo grado la biblioteca e la serie d' incunabuli di gran valore, che
diCficilmente si troverebbero altrove riunili, con che gli Enschede
intesero di rendere omaggio di riconoscenza alla memoria di Lorenzo
•) Stirpes Surinamenses selectse. Leid», ISSO, con allnnte di tavole 65.
') Verliandeling'eii van de occDiiiiiiiisolicii lak dci' Hollandsclie mantschappij , im de
Nedeilandsclie Iniishoiidplijke maatscliappij tc Maarleiii. Haurlem.
') Fiirniio lodati in lenipi non molto lontani da' nostri i siioi saggi di stampa .lavaiiica.
V. I'. van Vlis.singen. Proevpu eenen Javaansche driikkerij te Haarlem . bij
Enschede ec. Haarleni. 1824. 4».
e ilelle societ'i scientifico-letterarie della Neerlandia. 4UJ
Coster. In taiita dovizia nomineio i pezzi capitali: aj il celebie
Uoraiium '). b) Facezie rnorali. Quaderni due di 24 fogli in 8". a
25 linee, con caratteri simili a quelli dello SpecuJuni della prima
edizioiie. c) Opiisculum saitctai'um percgrinatwnvm in montem
Syon, ad venerundiün Christi sepulchriim , di Bernardo Bieiden-
bacli , in piccolo foglio, con intagli in Icmio di Erardo Rewich
d' Utrecht. Siccome Rewich, nella sua qnalitä di pittoies fa parte
della spedizione di Breydenbach, cosi la stampa e da alcuni attiihuita
a Piftro Schoill'er, peieiie stampato cogli stessi caratteri tedeschi
deir Ilerbnrius (1485) e delle Chroniken der Sassen (1402) dello
SclioilVer. dj De singularibus domini Lndovici de Roma. — De
mulieribus pravis vc. Pü II. Pont. Max. Qiieste due edizionl a carat-
teri dift'erenti, perö contempuranei, furono stampate e legate assieme
nella stessa officina , perche l'una finisce , 1' altra comincia sulla
stessa carta. Del secondo opuscolo, stampato separatamente e cogli
stessi caratteri, si conoscono parecchi esemplari.
8. Bibl. Van Oo!i>teii de ISru^n.
G. W. van Oosten de Bruyn nato nel 1726 ad Amersfoort, per-
dette giovanissimü il padre Cornelius, predicatore de' reformati a
Harlem. Compinti gli studj legati all' universitä di l'treclit, si
ritrasse in vita privata ad Harlem , ove cominciö a farsi conoscere
colla dissertazione de crimine autophonia', ivi pubblicata nel 1748.
Consecratosi interamente alle belle lettere e alla storia, fece grandi
acquisti di lihri, giungendo in poehi anni a t'ormarsi iina hiblioteca,
segnaiata per codici nianoscritti preziosi; edizioni del secolo XV, fra
le quali molti incunabuli; collczioni di classici antichi; carte topo-
grafiche o storiche, non solo neerlandcsi, ma eziatidio persiane e
ehinesi. Per attendere piü fervorosamente allo studio, passava la
State in una sua campagna a Randenbroek presso Amersfoort, gia
proprietä del celebre architetto Jacopo van Campen , ove l'orse
coinpose la maggior parte di que' suoi lavori storici su Harlem. Or
questa distinta biblioteca, conservata onorevolmente tant' anni, dopo
la morte del possessore, presso la sua famiglia, tu in quost' anno 1860
1) Uoraiium sive enchiridron precniii. Primo siippio di Loreiun ('ost»»!-. tsenipluro
iiiiico , g\i\ diilo in l'iie-similp pd illiistiHtn da .Mepriiiiiii in Oriijiiift tyiiogntii/iirur,
loin. I[. i>. ■1\7. I:.li. 1.
4G2 Va I Oll ( iiio 1 1 i . l)elU> tiililioteclie
ospostii uir iistii |)ubblica, restaiuioiie a soki memoria il catalogo di
veiidita ').
Hoorn, Horna, lat
1. Bibl. pubblica.
Conservavasi da gran tempo in una stanza della chiesa maggiore
una raccolta, non estesa ma scelta, di opere la piü parte religiöse.
1 libri erano attaecati cori catene agii armadj, savia cautela in un
tempo in eui il loro alto prezzo solleeitavane il trafiigamento; tale
cautela pero fii causa delle quasi totale lor perdita, dacche nell' in-
cendio sviluppatosi nella chiesa T anno 1838, perirono la maggior
parte. Furono allora preda alle flamme una collezione di padri della
chiesa, la biblia regia, una raccoltina delle opere di Erasmo e di
altri riformatori ecclesiastici. Fra le poche opere occasionalmente
salvate e un brano della seconda edizione olandese dello Spiegel on-
zer hehoudenis, cioe i fogli 44 — 57, prezioso incunabulo donato
alla citta nel 1613, da Israele Jacobszoon. Ora que' cittadini ten-
tano, con nobile gara, di riparare il perduto.
*i. iSocieta medica.
Costituitasi da non molti anni, colla divisa : Vis unita fortior,
piibblicö un volume di memorie in 8«. ed un giornale medico «J.
Enkhuizen, Enkhuysen, oland. — Enchusa, Encusa^ lat.
Bibl. piibblica.
Questa biblioteca, poco conosciuta nella stesso paese, appar-
teneva originariamente alla comunita di Hervormde, dacche fino
') Cütalogiis van de tVaije hililiolhei'k van wijlen den Heer Mr. (J, W. van Oosien de
iSruyn, in 17(15, en laier lii>lüi'it'sclnijvei' van Haarleiii, waariii onder vele belan-
g;rijke en frajie werken over goilgeleerdlieid , geschiedenis , oude en nieuwe letter-
kuiide ook g-cvondcii worden : eeiiige liullaiidsclie Handsoliriflen , Monstrelet
elironiqnes, l>ij Verard o|i |ierkaiiieiit ^edrukl inet 15ü iiiiniaturen , incunabula,
IViigini'iila van llonatiis, ecne liijna ooiii|ilete serie der Aiictores classici , cum
niiiis riiiiorinii. in JS" en 4". cinlilcinalii. zeldzame fransche werken er. voorls eene
kleene (•ollectie plalcn en |>oi-lrelleii per/.isilie en chinesehe teekeniiigen. Amsterdam J
en llaaileni, 1800. p. J62, 8". '
^j Ti.jdselirin voor geiiees-, lieel- , verliib- en sclieikuiidige weteiischappen. Amster-
dam. I»'i3— lb;iO. vol. VII. 8".
e ilelle socielA scientifico-letlerarie della Neerlandia. 4G3
tiair anno 1599 fu legata a quella chiesa dal dott. Gerardo Jacopo
Vosterman. Accresciuta fino al 1650 per doni ed acquisti, con fondi
della chiesa e privati, fu riposta, ignoro in quäl tempo e per qua)
inotivo, nella chiesa maggiore di Enkhuizen. La piu parte della
biblioteca e costituita da libri di storia e teologia, fra' quali aicuni
di rari. Alla fine de! secolo XVH ne fu puhhlicato Tora rarissimo
catalogo '), che coniprende quasi quattrocento opere divise per
formati.
Alkmaar. — Alcmaria, lat.
BibB. civica.
Questa biblioteca conservavasi in una stanza della chiesa
maggiore di s. Lorenzo, ove nel 1819 vedevansi ancora i libri assi-
curati a catena. La pubblicazione del catalogo -^ fattane in quel-
funno, determino la traslazione di que' libri in una stanza del palazzo
niunicipale, presso all' archivio (Charter Kammer), ove sciolti dalle
catene fanno riposti in opportuni scaffali. Del resto lo stretto numero
e la poca importanza delle opere raccolte non consigliano lo straniero
a frammettere il viaggio da Harlem ad Helder.
Egmond. — Egmunda, lat. ,
Bibl. deir abbazia.
Ragguardevole era al suo tempo questa biblioteca posta dal se-
colo IX in uno dei castelli di Egmond presso Alkmaar. Data preda
alle flamme nel secolo XVI, e a mala pena chi sappia iiidicarne il
sito. Le poche memorie che ne restano furono compendiate ne' se-
guenti cenni: „In hoc coenobio olim servabatur . . . quattuor evan-
„gelia, quae fuernnt patris Theodorici I ibidem sepulti".
„Instructissima et illic pridem bihliotheca, quac antiquissima
„patriae nostrse monumenta continebat, ex qua .1. Heda anno 1240
*) Index variDiiiin jiisigiiiiiiii iiliroiiim in l)ll)liothec:t RncliusiuiH. Enoliiisii' . lG'.t3, l>i.j
K. van Stiüli'ii. 41".
2) Catalogns der biblioUu'ek (e Alkiiiaar. iiiel iK- ii(>tiill','i> :i:iiiti't>k(Miiiii:cii vt'rrijkt. dnor
de H. H. Kluppel eii Pries. Alkiiiar. 1)S1'.).
Sitzb. d. pbil.-hist. Cl. XXXVHI. Bd. MI. Hft. 31
464 V:i I e 11 t i n e I I i. Uellt> bil)lioteclit>
„liistoriam Ullrajectinam contexiiit. Porro bibliotheca haec cum omni
fere supellectile exiiita, et abbalia tota dinita eoneidil anno eirciter
„1572, quo ibi Gubernator Snojus sfativa liabuit ')." Appartene-
vano a qiiesta biblioteca due manoscritti, ora conservati alla reale
deir Aja : a) I quattro evaiigelj, del secolo X con alcnne miniature
che rivelano il tempo, perö espresse con affetto. Due di queste rap-
presentano il conte Teodorico, e sua moglie Ildegarda, abbigliati
alla bizantina, che offrono il libro sull' altare; 1' altra s. Alberto,
patrono dell' abhazia, che intercede per loro. b) Un nuovo testa-
mento latino, donato dal conte Dirk e da sua moglie al monastero.
Procedevano pure da questa biblioteca due altri codici *) die Nicolö
Einsio, scrivendone a Isaco Vossio a Parigi nel 1650, descrive come
esistenti presse il caval. Vouw dell' Aja; e l'Aurelio Prudenzio della
Leidense »j.
Helder.
Trasferitasi, or sono aicuni anni, da Breda 1' aceademia reale
di marina ad Melder, come in luogo assai piü favorevole agii esercizj
pratici degli allievi , dacche vi si presta il sicuro suo porto alla
sfazione della tlotta militare, fu data mano alla formazione ili due
biblioteche, V una a servigio della direzione, 1" altra degli allievi.
1. Bibl. della direzione.
Contenuta in due grandi armadj, nella sala delle carte maritime,
la piccola raccolla di libri non puo dirsi cosi rilevante da prendere
il titolo di biblioteca: vi si liscontrano alcune opere di scienze esatte
e qualche collezione di memorie. Credetti «pportuno di ricordarla
perche, grazie alle eure che vi si prendono, coli' acquisto di opere
recenti, atlenenti alla marina, promette di salire a grado di maggiore
importanza.
<) lialaviii sMCiii. linixfllis, 1714. fol. p. »II.. \i. 430.
^) „Duo iiiter illos ext;ili.iiil i-oilk'es sati.s vetiir>ti p iiionasterio Kgimindano deprninpli,
qnni'uiii alter sclioliasteiii Lueani iiiitli|iiiiiii . aMt-r AululHiiiiin fhnili. versihus ele-
giarU t'X|>iTssiiiii . aliaqiie quifiiarii i-uiitiiieiit." Syllii^p epi.^lol. a Helro ßiiriiianno,
lom. Hl. p. SH8.
3i V. Bibliut. deir l'iiivers. di i^eirla. imla titi.
e delle societä scientitico-letterarie della Neerlandia. 465
3. Bibl. degli allievi.
Ben altra e questa biblioteca che occupa una delle vaste sale
a pian terreno dell' accademia. Distribuita sistematicamente in
quattordici capaci armadj, conta öOOO volumi, ripartiti neue classi
di storia, geografia, colonie neerlandesi, linguistica e letteratura,
scienze esatte, geodosia, idraulica, niarina, costruzione navale,
guerra di terra e di mare. Di tutte da conto il catalogo ») molto
compendioso. Vi si eonservano pure da 120 piani e carte, oltre
quelli lavorati dagli alunni, ciascuno de' quali e tenuto di eseguire,
a beneficio della biblioteca, un disegno a matita di soggetto per lo
piü marinaresco, prima di uscire dallo stabilimento. Nel mezzo della
sala e 11 modello, in opportuna grandezza, d' un vascello da guerra
di primo rango, veduto pure per sezioni, ad istruire gli allievi sulla
ragione, sul nome, sull' uso delle differenti parti.
1) Catalogus der bibliotheek van het koninklijk lustituut vnor de marine. S. d. 185,
p. 49, 80.
3r
466 ViiloiiMiiolli. Di-Ili- liililiotoche
Zelanda.
(Seeland, ol. — Zelandia, lat.)
Middelburg. Medioburgum e Meteloburgum, lat.
1. fi^ocieta delle scienze.
Aleuni isolani della Zehindia, desiderosi d'istruirsi, comunica-
vansi fra loro giornali e libri d' erudizione; ma a raggiungere piii
agevolmente lo seopo, nel 1768 si costituirono in societä, fissandone
la sede a Flessinga. Cresciiito il numero de'membri, e addirizzate
le mire ad investigazioni scieritifiche, ebbe corpo e forma la societä
attuale, sotto il patrocinio degli stati proviiiciali e dello statolder
Guglielmo V, adottato il motio Non sordet in vndis , divisa carat-
teristica cbe :illude alla condizione della societä nata e cresciuta in
un arcipelago. 1 membri niontano ora a circa duecento, ventotto
de' qiiali portano il titolo di direttori, coli' onorevole carico di pagare
nna forte contribiizione a favore del fondo sociale. Quanto operosa
fosse nel secolo scorso la societä, lo appalesano cbiaramente gli atti
pubbiicati i)- Stazionaria dal 1793 al 1807 in forza degli avveni-
menti politici, trasferi sua sede al capo luogo della provincia, Mid-
delburg, ed imprese la pubblicazione di una nuova serie di alti 2).
Una terza serie di lavori fu coniinciata nel 1839 3). E affatto recente
la collezione storiea della Zelanda *).
Bencbe l'apertura della biblioteea sia contemporanea alla fon-
dazione della societä, nullostante ebbe uno sviluppo assai lento.
1) VerhaiKlelingeii vaii liel Zceiiwsclie geiiootscli:i|) dei- welenschitppeii le Vlissiiigeii.
Mi.ldell.uig, l)ij S. van Reutteiii, 1769—1792, vol. XV, 8».
2) Nieuwe veiliiiiidelingeii van liel ec. Middelliurg, 1807 — 1833, vol. V, 8". II priino
voliiiiie fii dedicato al re Lnigi Na|)ok'one, il seciindo , pubblicalo nel 1818, al le
(iii^lieliiio I.
•■») Nieuwe werken van liet Zeenwsehe genoolsehap ec. Middelburg^, 1839 — 184.'),
vol. II, 8», con atlante di I» tavole in 4»
*) Aroliief vrocf^cre en lalcro iiit'd('d('t'liiin;fn voorniiiulijli in i)elrekluiif,' tot /eelaiul,
nil}?ey;even ilnor liet Zeeuw.seh yenootsehap der welenscliappen. .Vliddelhiirg, 1856,
vol. II. .S".
e delle societ'i scieiitilifo-lelterarie della Neeiiaiidia. 4 1)7
Iiifatli il catalogo puhblieato da 15 anni *) iion conta che circa
4000 opere. Una porzione ben tenue di libii, forse proeedenti da
darii a annessioni di librerie minoii, si riferisee agli studj teologici,
di storia ecciesiastica e giurispriidenza; la maggior parte alle sud-
divisioni seguenti: a) Scienze esatte e storia naturale; hj Medicina;
c) Arehitettura e belle arti; d) Agricoltiira; e) Geogralia e viaggi;
f) Storia, cronologia, topografia, biografie; g) Storia iieerlaiidese;
h) Storia speciale della Zelaiula; i) Nuiiiismatica, geologia, diplo-
malica; k) Antichita; l) Poesia, liiiguistica, letteratura; m) Atti di
Sücietä; uj Giornali e meinorie.
3. Bibl. provinciale.
E raccolta di minore iuiportanza, di ciii quest' anno stesso s'e
pubblicato il catalogo -) preceduto dal regolamento, sottoscritto dai
commissarj della biblioteca, il 3 agosto 1859. In onta al nome, e
un indice compendioso di forse mille opere di A. Enciclopedie, atti
d'accadeinie e societä scientificbe, bibliografie; B. Storia d' Europa,
Neerlandia, Zelanda, escienze storico-ausiliarie; C. Scienze politicbe
e legali, diritto civile e piibblico, procedura, politica, scienze eco-
nomiche, statistica, legiblazione; D. Teologia e storia ecciesiastica;
£. Scienze esatte e belle lettere, lingtiistica , letteratura, inatema-
tiea, agricoltura, maniffatture e commercio, medicina. Cio cbe piü
riscuote l'attenzione e la raccolta preccdente dalla societa medica
della provincia ») di 403 opere, che si rapportano alle scienze na-
turali e mediche della Zelanda, Vi si riscontrano parecchie opere
interessanti; da quasi settanta edizioni del secolo XV; molte cro-
nache necriandesi, fra le quali la rara im|)ressione del 1591 *) ;
quasi 900 volumi in foglio, di cos! dette Notnlc degli stati della Ze-
landa, oltre a molti altri contenenti le lUsolmioni dcgli stati generali
d' Olanda.
La biblioteca e aperta il lunedi, il mercoledl, il sabbato, dalle
10 alle 12, e dalle 1 alle 3 pomeridiane.
') Caliilojfiis «Icr liililiothoi'k viiii liol Zoimiwsi'Iic j;fiioolsch!i|i ili'i «.■li'iiscli. Mitlilel-
bury:, 184i), ter drukki-rij van Av ^^olinKiiloc ,s Al.i aliaius. y. II, MM. S".
2) Catalogiis van de, i)roviiiciale hiMiotlicck van Zoi-Iand. W' .M iildell'in ;; , Inj li. V.
Aller, dnikker van liet gewi'sti'lijk hcstaiir van Zt-clanil, IS(i(». p. VMI, Ul, S"
S) Catalogiis, |). 2U— 54.
*) Meli.s. Slake's rijnikronyk.
468 Villen t in eil i, Delle biblioteche
Forsa a questa biblioteca s'e riunita la pubbliea, di ctii Loineier
scriveva da quasi due seculi : „Middelburgensis bibliothecae fuiida-
menta iacta aMalthaBoGallomontaiio ab Hesuwijk, ecclesise atitistite «).
3. Bibl. medico-chirurg^ica.
Conservavasi in Middelburg, da iion molti anni, una biblioteca
di spettanza del collegio niedico-chirurgico civico, d' antica origine,
cbe dovea essere di non leggera importanza, se alia metä del secolo
scorso pubblicavasi T indice ») di 140 opere donatele nel 1655 da
parecchi, de' quali sono iiidicati i nomi. L' intera biblioteca fu da
qualche lempo acquistata dal collegio medico di Leida.
^. Bibl. ^Villemsen.
Insegnava teologia nella scuola di Middelburg, alla metä del
secolo scorso, il pastore della chiesa protestante Jacopo Willemsen.
Nel corso del suo lungo servigio prestato alla chiesa e alla scieiiza,
s'avea egli formata una ricca scorta di libri, non solo a stampa, ma
eziandio manoscritti, attenenti agli studj da liii professati, scorta
ch' egli impreziosi con una raccoltina di libri orientali. Morto egli
verso il 1780, furono esposti all' asta pubbliea i libri in lingua olan-
dese, e nel settembre 1781 qiielli in lingua latina, gli orientali, i
codici manoscritti, stainpatosene il catalogo di vendita s).
5. Bibl. Boyaard.
La Sorte medesima che la preeedente, incogliea sulla fine del
passato secolo la biblioteca del dottore Jacopo Giovanni Boyaard,
segretario municipale. Frutto del suo amore sempre addimostralo
per tutte le ramificazioni del sapere , e specialmente per le arti
belle, contenea quella libri d'ogni classe di studj in varie lingue.
1) De liibliotheeis liber singulaiis, p. 254.
2) Naamregister der hoekeii vereeit aan de elilnirf,Mns iMitlepri-kiimmcr der stal I\lid-
dell.urg 't zedert anno 1053. Te Middelliurp, hy Hendrik van Hoekke , 1746,
|). II, 4«.
3) Bibliothecs Willemsenianw pars , sive calalopus libroriiiii latinonini nitidissinie
compactorum bibliothec-* inslrnetissiinii' viri clarissimi el phiriMiiim reverendi Ja-
cob! Willemsen, sanclse tlieolos:iie professoris in gymnasio nicdiobnrgensi, nc verbi
divini ministri in ecelesia eiusdem urbis. Lugduni ßatavonim, apud Sam. il Job.
Liicbtmans, 1781, p. 176, »<>.
e flelle s xieli't scientifico-Ietterarie della Nefrlandia. 4-Ö»7
non che quantila di o^getti di belle arti, piltiire, carte, disegni,
incisioni. A inaiitenerne viva a' posteri la memoria, giova il catalogo
di veiidita i) fattane dopo la morte del possessore, iiel settembre
dell'anno 1743.
Goez. — Giisa, lat.
Beuche sia certo che a Goez esisteva iiiia piihblica ^) nessiino
saprebbe darne piü traccia.
Brabante settentrionale.
Bolduc, itai — Hertogenbosch, Bosch. (»IüikL — Herzo-
genbusch, ted. — Bois-le-Duc, franc. — Buscinn ducis,
Silva ducis, Busco duca, Busco ducum, lat.
Bibl. provinciale.
La fondazione provinciale dclle societä di scieijze ed arli del
Brabante settentrionale, e 1" isfituzione qiiindi d' una bibiioteca ad
uso d'essa, bon mostra quante meraviglie possano in breve lasso di
tempo operare la fermezza d'un buon volere, e la direzione delle
singole forze ad un solo centro d'azione. II maestro di lingiia liitina,
ora rettore del ginnasio di Bolduc, Cornelio Rodolfo Hermans con-
cepi poco prima del 1837 il gigantesco progetio di dar vita ad iina
societa scientifica , ad imitazione di altre provincie del paese, e di
provvederla di tutti que' mezzi d'istnizionn, che di per se esigono
') Ciitalogiis Villi eeiie voortri'l'lyke eii /yinleljk ■ii'ciiiiilitioiiei'rdi' vi'r/.iiineliiii; \iiii
latviisolif , fr»iisclie, doch inest iHMlcrilntscIie lioekfii in vt-t-lc liiciiltiMten : « »in -
oiider zcer vecle kostliaint" cii zcld/.aiiin voorkiiinfiido «orken. \ei'> oIi;«'""' t'oiif
exti'iil'aiiije verzaincliiig^ miii scliililei yen, door lieroeinde lu'derliiiid.sclii' cii nndi-if
konstschilders. Alsnicde oeiiige teek<'ninf;i'n i'ii lufiitkuiisl, mtiUm- ii'iii>;e rarilei-
l»Mi . alles hy een yi'/.aineld eii iiaj;elalfn dnoi- wylen di'ii IIi'it Mr. .laciili .lau
ituyaard , in /.yii wel cd. leveii ccistc .scciciaris der slat .Midtlelliiii'^. S. I.
|i. !ll, 80.
-) Noordiiek. Arehiefwezcn , 1826— US.i'i, |.. aoo.
470 Villen t in eil i, Delle bililioteche
tali associazioni , biblioteca ; gabinetti d' aiitichita , numismatica,
oggetti natural! et etnografici; edifizio per riporveli. Vastitä di piano
aceolto da niolti con quel velato sorriso ehe annuncia riiiipiobabilitä
del riuscimentü , da eui perö non si ritrasse la eostante energia del
niaestro di scuola. Perche associatisi cinque de piü volonterosi citta-
diiii, con alla testii 11 governatore della provincia, barone A. van den
Bogaerde van der Brügge, apri una soserizione, eui presero parte
bentostü oltre qiiattroeento individui della eitta e della provincia. Fu
percio costituita iina societä di membri ordinär], ora ridotti a 350,
che pagano cinque fiorini annui, di 21 onorarj e 24 conispondenti.
Gli stati provinciali, accolta di buon grado la proposta, assegnarono
del proprio fondo ottocento fiorini annui, che aggiunti alla tenue
corresponsione annuale, impiegö l'Heruians dapprincipio all' acquisto
di opere di storia e di scienze naturali, opere le piü necessarie alla
forrnazione della divisiita societä scientifica. Egli vi riuni pure una
piccola scorta, che di pubblica proprietä fin dal seeolo scorso, con-
tenea libri chinesi ed arabici, come pure buoni manoscritti i). Perö
lottando colla niancanza di luogo opportuno a riporre que.sta prima
importazione, fu costretto ad usarsi di spazj insuflicienti alFatto ad
albergare una biblioteca. Ora, al triplice scopo di far conoscere alla
cittä e alla provincia la esistenza della biblioteca, di agevolarne l'uso
a' suoi membii, e di appoggiare Tinchiesta di luogo conveniente ad
ordinarvela, pubblicö cinque anni dopo la fondazione della societä,
un catalogo sistematico s) di duemila opere in circa distribuendole
nelle classi: I. Scienze ed arti; II. Scienze econoiniche; III. Lette-
ratura; IV. Giurisprudenza; V. Medicina: leggesi a pag. I — IV il
regolaniento per Tuso della biblioteca. Aumentatasi questa rapida-
mente, dacche ai mezzi ordinarj si aggiunsero le ofTerte spontanee
di libri in dono, i'ojjeroso direttore riconobbe necessaria una seconda
edizione del catalogo, che pubblicö nel 1853 sj, modificandone le
partizioni: I. Poligrafia; II. Scienze esatte, naturali e mediche ;
*) Register, 1736. Calalojjo sissiii raio.
2j Catalng-iis der bibliotheek van hat i>rovineial geiioolschaii van kuiisteii eii welen-
schappen in Nord-Braband. — 's Ilertogeiiboscb, II. Palier, t-n /.oon, 1841, |>. IV,
102, 80.
"^J Calalogus der hibliiithcek van het provincial geiiootscbap van kniislen en weteii-
schappeii in Nord-Braband. — 's Hertogenboseh, II. I'alier en zoon, drnkkeis van
bei genootschap, 18r)3, p. XVIII, 238, S».
c delli' soeieli'i scientifieo-letlt'rarie delhi Neerlaiidiii. 471
III. LetteratuiM, helle arti, stoiia, antichila e numismatica; IV. Giu-
risprudenza e sclenze econorniche; V. Industria. Trattanto recavasi
a termine V edifizio del nuovo ginnasio, e la direziorie della .societä
ne destinava il piano superiore a riporvi la biblioteca e 1 gahinetti,
perche ne fosse degiiamente rappresentata rimpoitanza al decimo
congresso d'eeonomia agraria, ivi teiiutosi nel 1855. In quella circo-
stanza THermans diede a luce una dettagliata inforrnazione, non .solo
della biblioteca, ma eziandio delle diverse collezioni, inlitolaiidola
niodestamente prospetto sfnggevole ^) , dal quäle rilevasi che la
biblioteca contava allora quasi 12000 voiumi, senza numerarvi le
dissertazioni accademiehe, specialmente del Brahante settentrionale,
e gli opuscoli. Presentemente ii nuniero dei voiumi a stampa moiita
a 14000, fra' quali molti atti d'accademie, splendide edixioni che
si trovano appeua nelle grandi biblioteche, collezioni di carte topo-
grafiehe del paese, ma specialmente della provincia.
La collezione de' codici manoscritti e proporzionatamente con-
siderevole, elevandosi alla cifra di mille, e coiitiene libri religiosi,
cronache, costumi, scritti ehe fanno conoscere Tetnografia paesana.
La descrizione cosi di questi, come di parecchio opere edite in
lingua Chinese e del Malabar, non ancora pubblicata, verra fra poco
data in luce dall' infaticabile Hermans, che si propone pure di dare
un indice speciale delle dissertazioni accademiehe. Non tornerä
quindi fuor di proposito Tinditazione sommaria dei manoscritti capi-
tali : a) Antifonario menibranaceo, scritto nel 1478 da Diewaris
Pelgroms nel monastero delle canonichesse regolari di Beverwijk, in
8". gr. bj Iloros dhrince su pergamena, a lettere capitali dorate,
scritte nel secolo XV nel convento di s. Agata, in 12". c) Lihro di
divozione, menibranaceo, con lettere iniziali colorate messe in oro :
i margini sono vagamente ornati con fiori ed uccelletti. tl) Begistro
di conti della confralernita di M. Vergine, degli anni 1330 — 1336,
cartacco: cade qui in acconcio osservare ch' e questa la carta piü
antica che si conosca nei Paesi Bassi. e) Lcttera autograla del prin-
cipe Maurizio air ammiraglio van Obdam, data il 21 maggio l(>0o da
') Vliitig ()vef/.if>t diM- vtM-/,!iinoliii!4('ii vnii ln-l |iro\ iiiciiiiil ■jcii.)i>lsi'lin|> \iiii kiinsli-ii cii
wetcnstliiippfii in NooiiI-IJiüIhiikI, Ich (lieii-sU- diT lodeii Miii hi't X>'' laiulliiii.s|i,.iul-
kmidi;; Cünjircs , te lioudcii den l'.t— 2;> iiiiiij 1S5;», le "s Hoilojjenl.o.sih , dix.i
J>r. C. I{. Ilpnniiiis. '.s IleitogeiilMisch. II. I'iilifi imi /.ooii. IS:i.'i. |«. ;>0, S".
472 Va lenli nel I i , Delle hihlioteche
Woiiw presso Bergen-op-Zoom. f) Lettera autografa del ministro J
fiancese de Luvois al conte di Broglie, 25 ottobre 1673. g) Lettera
patente meiuhranacea, eon lavori a colori del celebre Gerardo van
Spoendorek, pittore in miniatur;i presso la corte di Francia, sotto-
scritta il 2 luglio 1774 di mano di Luigi XVI.
La biblioteca, cui sono addetti, oitre il bibliotecario, un ania-
nuense e un servente, e aperta tutti i giorni deiPanMO, eccetto le
feste, dal mezzogiorno alle due pomeridiane.
La formazioiie del gabinetto di numismatica e niolto bene avviata,
contandovisi da circa 16000 monete e medaglie in oro, argento,
bronzo, roniano-antiche, del medio evo, moderne: la serie piü acca-
rezzata e a buou diritto quella del Brabante. Vi si conservano pure
aleiine coilezioni di gettoni galvano-piastiei , impronte in gesso, si-
gilli d' argento coi loro ectipi in ceralacca 9- Nella serie delle anti-
cbita romane riscontransi vasi in terra cotta, frä piü vaghi de* quali
sono alcune diote, lucerne fittili letterate, vetri ed altri oggetti sea-
vatiaNimega; bronzi, fibule, anelli eon rappresentazioni eroticbe,
speccbi di metallo, agbi discriminali, giocolini da fanciulli; anticliita
germaniche e franche; armi guerrescbe nostrali e giapponesi, mazze,
frecce, pesanti palle di sasso; opere ornamentali in pietra e terra
cotta; oggetti di storia naturale, resti di manimout, delfini, ipopo-
tami; prodotti gregi e lavorati di seta; scimmie e cainaleonti di
Giava, conservati nell' alcool; petrefatfi, aereoliti; finalmente cemelj
d'ogni genere e una non ispegevole raccolta di pitture.
La societä pubblica una serie di memorie ^), ed ancbe opere
separate, come sarebbero memorie premiate, cronache, carte e
») Catalogiis der Nord- eii Zuid-Nedcrlandsche .Miiiiteii eii andere Peniiiii^en van licl
priiviniiaal ^jenootscliap van kuiisten. '» Herlogenhosch, 1860, 8".
2} Handelinyeii van het piovinciaal genootschap vaii knnslen en vvetcnscliappen in
Nord-Hraband. 's Hertogenhoseli, 1837— 1844, vol. III, 8". — Bre.la, 1844, parte III
del voinme III. — \s Uertolienhoseh, 1846, vol. IV, 8". Forniano parte di queste
Memorie le due opere set;uenli : a) H e r in a n s Dr. C. li. Analytische opgave der
gedrukte Charters, diploma's, handvesten, plakalen, keureii, ordonnantien, regle-
menten en andere staatsstukken. I)etrekk('lijk de provincie Nnord-Brahant, van het
jaar 704 tot en mel het jaar 1648. 's Bosch, 1844, 8". hj (i e n s A. (de),
(ieschiedkundige heschrijving der overlaten in de provincie Noord-Braband. Breda,
1844, bekroonde prijsvraag, 40.
II indelingen van het provinriaal j^ennotschap ec. in Noord-Brahant , over de
jaren 1846—1800. "s Hertogenbosch. 1847 — 18,i6, 8». Vi si inlerivono : Wetten
van het provinciaal genootschap ec. eon data 'i luglio 1843, come pure Keglement
van lief piovinciaal genootschap ec. in data 14 novcinbre 1850.
e delle societH scieiitifico-letteriirie della Neerlandia. 473
(locutnenti, pubhiicazioni dovute quasi per intero alla prodiginsa ope-
rositä deir Hermans i). Arroge i rapporti delle sedute ineiisili dei
direttori e i rapporti anriiiali delle sedute generali 2).
AI principio del secolo scorso ammiiavasi in Bolduc una eospicua
raceolta di oggetti antichi ed artlstici, del cui catalugo sj erasi giä
data nel 1736 rundecMma edizione. A pag. 17, n. 61 di questo raro
iiidice sono eniinziati Versclieide cJtinese cn uraclif hocken en
tjeschriften, lihri orientali e niarioscritti varj, colloeuti ora molto
prohabilinente frs quelli della provinciale. Una scelta e copiosa
hiblioteca monastica delle provincia *) fu venduta all' asta nel 1855.
•) a) Hermans CR. A. \' » n M o og s t r a t e ii eii M. Vau den Boogard. Ver-
/.ariieling van cliarliM^ en ^jescliiedkiindige bescheiden, beli'ekkelijk het land van
Mavestein. 's Boscli, 1848—1804, vol. lil, 8".
bj Verzanieling' van zeldzame oorkonden betrekkelijk het beleg van "s Herlogi-n-
bosch in den jare 1029. iliior l)r. L. li. Ilertiiaiis. "s Herl(i,::i'iil.(pscli . 1850 — 1860,
vol. II , 8«.
c) Beredeneerd overzi^t der laiidbonukundige scbriften licli ekkeli.jk de (irovin-
<'ie Nooid-ßiabaiid, dn. r Di. C. R. Hermans. Te "s lleitogenboscb, i84.i, 8".
d) Hermans C. H. Vei-/.anielin<f van kronijkeii bedekkelijk de stad en .Meijerij
vaii 's Hertogenbosch. Hertogenl.osch, 1840—1848, vol. 111, 8».
e) — — Gesüliiedkundige overzigt den staatwezeii in de provineie Noord-Bra-
band. 's HerlogenboscG, 1843, 8*'., con carta
ß De levengesehiedenis van .Maarten Van Ro^sem, voornamelijk met betrekking
tot de tegenwoordige |irovincie Noord-Ilraband , d..oi- .Mr. J. !>. W. Pai-e. Te '»
Hertogenbosch, 1847, 8".
gj Verliandeliiig ovcr de rnpsen-soorlen en derzelver verdelging. donr l>. Baijzen,
sledelijk entranger eu dijkgraaf te Axel, 's Hertiigenbo>,ch, 184."i, 8".
//^ Beaiitvs'oording der vraag: Welke verbeleringen zijn Heiisciiclijk in bei al-
gemeen poldervegt in Noord-Brahand ? door J. K. Boogaard ec. aan wien de, door
het |irovinciaal genootscliap van knnslen ec. uilgeloelde gnuden niedaille . in de
bestaai's vergadering vaji 1 jnnij 1800 is toegekend. ".s llei tugenboscb, 1800, 8".
-) Verslag wegen der toestaiid der bibliütbeek v.iii liet iirovinciaal genoolsclia|> »an
knnslen en \vetenscha|i|ipn in Nniird-Braband. uilgi-bragt dnor den beer bibliothe-
karis ec. (conie .segretario delle Socieläj in de algemeene »ergaileriiig
gebunden den
3) Register van alle de vooi na nnsle raritoiten . v»elke o|i de anlii|uileit- en k"n>l-
kanier lot 's llertDgenb'isili verloond worden. Kifde drnk . nn unlangs niet veele
ongeineene en dierbani'C vi'eemdigbeden verineerdert. 's Herlogenb(i«cli. H. I'alier.
1730, p. 28, 8».
*) C'atalogne d' yne belle collectioii de Mss. et lettres antographes, inipression.t du
.\V. siede, de livres de tlie'ologie ec. provenant de la bibliotheqne d' un couveiil
dn iVrabant septemtrional. doni la vente anra lien le l.'i uct. 18^5, >oiis la direclion
de .M. Nijboir. Ilaye, 8".
474 Valentiii.'l li, |»(.||,. bililioteche
ßreda.
1. Ribl. deir ac'cadciiiia miliare.
Tufti que' libri che nel secolo decimottavo eiano d' uso nelfe
sciiole militari irartiglieria in Breda, Zutphen, Amersfoort, come
pure neir accademia di marina di Medemblik, furono tiasportati a
Delft neir anno 1816, in cui si aperse la scuola d'infanteria e caval-
leria, artiglieria e gonio. Traseeltasi in segnito, come piii opportuna
al pratico sviiiippo degli studj miliiari, la f'ortezza di Breda, fii sop-
pressa T accademia di Delft ed eretta nel 1828 quella di Breda, eon-
cedendo munificamente a tale scopo il duca Federico, zio del re, il
proprio castello, appartenentegli come a barone di Breda. Fu allora
che da Delft si trasferi pure la biblioteca e la si distribui in una vasta
sala terrena, collocandovisi i libri sotto ie categorie: Scienze ed arti
militari; Scienze emtte c naturali; Scienze stör icke; Belle lettere
e belle arti; Scienze religiöse ; Poligraßa. Gli incrementi non fu-
rono per alcuni anni cosi nolevoli, come nell' ultimo decennio. In-
fatti A. J. van der Aa scrivendo nella sua guida di Breda i) alcune
linee sulla biblioteca dell' accademia, non vi riscontra die 1000 vo-
lumi. Presentemente ne conta essa da piü che 20000, o acquistati
coi fondi della accademia, che vi eroga una somma annua di due a
tremila fiorini, o donati da persone private, ma specialmente da
membri della famiglia reale e dai diversi ministeri. Beuche Tintero
corpo della biblioteca siasi diviso nelle sei classi sovraenunziate, le
trattate piü estesamente sono le tre prime, come di ragioue. La
prima e suddivisa in a) Arti della guerra in generale; h) infanteria
di linea; c) Cavalleria; d) Truppe leggere; e) Artiglieria; f) Ge-
nio; g) Marina; h) Legislazione e amministrazione militare; i) Sto-
ria della guerra; k) Miscellanee militari. La seconda e ripartita in
a) Scienze esatte; b) Scienze naturali; c) Costruzioni; d) Tecno-
logia : ia terza in geografia e storia. Le edizioni sono quasi tutte del
nostro secolo: la maggior parte de' libri e in lingua francese e
tedesca, alcuni in inglese, pochi assai in italiano. Non vi mancano
*) Ueschiedkundige liesuhrijviiig van ,|e slad Bipda on have oiiistrekeii. To Gjariuetem
l)ij J. Noorduyn eii zoon, 1845, 8". a i>ag. 34.
e ih'lle sot'ietii seientHico-letterarie dollii N(>erlan(li-a. 475
alcuni manoscritti , tiili pcro d;i noii poter aspirare al vanto di
codici.
Fra i üfioi'uali militari di cui e abboiidevolmente fornita la
bibüoteca ricorderö lo Spettntore ') distiibuito in tre serie: la prima
in sedici voliimi in 4o. coniineia cdll' anno 1833, la seconda di otto
volumi in S». comincia coli' anno 1849; la ter/a, parimenti in 8".,
costituisce finora cinque volumi ; qiiindi il Nuovo spetlulore -) co-
minciatü da J. F. Tbieme in Nimega col titolo De nicuire spectnlor-,
krijys- eii geschiedhinidig tijdschrift voor liet iiederinndache leger,
poi seguito col titolo come in nota , e stampato in Arniieni. II
primo di questi giornali, come il favorito dal governo, e steso nello
spirito conservativo; il secondo in iino spirito d'opposizione, che
talvolta degenera in odiose personalita. Negli ultimi fascicoli del
secondo si promettono comunicazioni sulle cose militari dei possedi-
menti transatlantici, locclie renderä piü importante il giornale alla
stessa casa d' educazione, dacche uiia gran parte degli allievi e im-
piegata nell' armata delle colonie. Uno de' gioielli della biblioteca e
la raccolta delle carte geograficlie e topografiehe , di accampamenti,
assedj, attacchi, con che si da compimento alle descrizioni storiche
di giieria, Ed a piü ampia trattazione di tale argomento formano
seguito alla biblioteca una sala di modelli ed un museo di ritratti
d'uoMiini d'arnii, qnella per istruzione pratica, questa per avvivare
negli alunni lo spirito d'emulazione.
II corpo degli ufficiali e professori gode del diritto di teuere i
libri a prestito per un intero anno, quando non siano chiesti da altri.
Lodevole costumanza e degna da citarsi ad esempio e quella onde il
corpo insegnante si raduua, nelle ore libere , in biblioteca, o per
leggervi la scella copia di giornali, o per vedervi le opere di recente
acquistate , o per motivo qiialiinque di studio.
La biblioteca e aperta ogni gioriio, eccetto i festivi, dalle
10 antim. alle 31/3 pomerid. E. H. Brouwer, giä da 25 anni biblio-
tecario, non sussidiato che da un solo servo, tiene Tamministrazione
non solo della biblioteca , ma eziandio di una collozione di libri a
1) De iiiilitaire spectator. Tijdscliril't voor In-! iR'ilfrliiii(l,sclu' Ic^or. Te Kieila , Inj
Brose et comp.
-) De iiieuwe spootator. Krijgs- cii yi'scliioilkuiiilij;' ti.jilsi'liiili vom- iNt>iM'laii)l.s laiiil-
eii zeeiiiacht . oikIit ri'ilaclie van ceiiifji' oiiil-iuilitaiii-ii. Nijiiiwey: , Arnlu-in.
1847— KSüO. «".
476 V» Ipi) tiiielli, Delle biblioteclie
parte, di cui tliro piii sotto. Acquisto egli ilegno titolo tli lode colla
piiltblica/ione del catalogo ') . iiel quäle molto aeeortainente si servi
di i-invii per aiinunciare quelle opere che appartetigono coiitempora-
neamente a piü elassi. Piü tardi ejili v'aggiuuse due supplementi 2),
ed ora sta oceupandosi del terzo.
Alla biblioteca maggiore va uiiita iiiia piccola libreria, non com-
presa nel catalogo a staiiipa, contenente da poco piü che un migliajo
di volumi di viaggi, romanzi, opere in genere di letteratura cosi
detta leggera. (jascuno de' cadetti, che montane ad oltre trecento,
ha 11 diritto di domandare al bibliotecario, il venerdi, dopo le ore di
scuola, uno di tai libri ch' egli riceve il sabbato successivo, per re-
stituirlo il lunedl appresso, prima della scuola. Commendevole isti-
tuzione, perche procura alcune ore di utile distrazione agii studeiiti,
e toglie Toccasiotie di ricercare ed ottenere da persoiie estranee al-
r istituto opere simili, che possono tornar danriose alla morale, e
d' altronde potrebbero essere lette anche ne' giorni consecrati alle
lezioni.
3. Bibl. civica.
E custodita nel palazzo municipale una sufficiente raccolta
d' opere storiche e giuridiche, che non venne poi continuata, della
quäle ci diede notizia Goer s).
3. Bibl. de IVijs.
Fra le hiblioteche private ben merlta di essere ricordata la anti-
quario-numismatico-cartistica del negoziante, sig. F. de Wijs. Vi si
conservano alcuiii buoni manoscritti, scelta copia di stampe e una
ricca scorta di monete e medaglie.
>) vSystematische cHtalogus van <le liil>liotl)eek der koninklijke militair academie. Te
Breda, ter driikkerij vaii Broese et comp., 1840, p XII, 206, 8".
2) Eerste 8ii|>|>li'meiit. Te Breda, 1846, p. 126, 8".
3) Bescliiijviiig der sladt en lande vun Breda, 's Gravenhage, 1741, fol.
e «lelle soeielä sciendTico-letteiarie della Neerlandia. 477
Provincia d'Utreclit.
Utrecht. — Trajectum ad Rhenum, Trajectuni batavuni, Tra-
jeetuminferius, Ultra Trajectum, Ultrajectum, Trajectum, lat.
— Wiltaburg O Wiltrecht (piessu i Frisoni e i P^'imchi).
1. Bibl. cleir tiiiiversitä.
Le origitii di questa biblioteca risalf^oiio all' epoca deir iiidipeii-
denza politico-religiosa iieerlandese. II senato, poi che il cornurie ac-
qiiisto nel 1851 alciinechiese e gli aniiessi monasterj della citlä e della
provincia per costruirvi delie fortilicazioni, eoinmise un inventario
de! libri che vi si rinvennero, pensando da allora aMa fondazione
d'utia bililioteca. Benche iion si sappia quali e (jtiaiiti fossero i con-
venti donde si racci)lsero que' libri, niilloslaiite le scritte di aicuni
risguaidi dan meinorin dei geronimiiii, de' canonici regolari agosti-
niani, dei converiti di s. Paolo di ßetleinme i), delle monache gero-
.soliiiiitane di Utrecht, dei certosini 2) presso Utrecht, delle monache
regolari di s. Maria di Guda sopra Guda. Nel maggio 1582 questa
ricca colli*zione voleano deporre Jacopo Pottero e Florenzio Vedio
nella cliiesa di s. Caterina 0 dei Gioaniiiti (Lange Nieuwstrasse), ina
vivamente oppostosi il presidente di quellachiesa, fu collocata nel coro
di quella di s. Giovanni; pero intiepiditosi, conie suole, qiiel prinio
fervore, molti vulunii fiirono deruhati per la vituperevole trascuranza
in che si tenne la biblioteca -). AI principio dei secolo XVII le sorti
') L' iiiilice de' codioi iiiss., tuUi teülügici, alhi liihlli)teca di iiiiesto i'oiiveiito , t'or^e
i-ed»tto dalln coinmissioae riferita iiel testo , piihMicnssi da Aiitunio Saiidero in
Bibliotheca bclgica manuscripta, vol. I, p. 331 — 333.
'') „liibliotlieca ad s. Joaniiem puhblica, qua> uiidi({iio iitstructissiiiia liliroruiii varia
supeilectile , cai'tliiiüianoruin alioiiiiiique oiillatis in cani lihros. (.■hurnni occupat
Universum. « ßatavia sai'ra, Hiuxell. 1714, |>. II. p. 114.
3) „Anno l;j82 , niense niaii . Jacohns l'ollerns et IMorentins Vctiiiis liililiotlifi-am
pulilicani a carthiisianis et aliis e locis eulle>^erunt , nt in teinplo Jnannitarum
hihliolh. pnliliOani erig'erent ; verum ea , innlata seiitenlia, in teuiplu d. Joaiiiiis
eonstitiila est, neniine eius curani suscipienle, a innitis distracta, fruslru eam re-
dneere curante llu^^one Rniseliio. pei.e onnridil." It 11 i- h c I i n s Arnold OeM'riptlo
urhis Trajeet. p. 81.
47ö Valentinelli , Delle bililioleclie
c'oiTono per questii piü prospere. Nel 1603 e accreseiiita per legato
deir avvocato d' Utrecht, Everardo de Poll, dal quale le provennero
inolte edizioni dcl secolo XV, ed assistita dal senato coli* assegiio
aniuio di 40 liorini. Altro considerevole legato di tutti i suoi libri
fecele nel 1605 il canonico e dottore in leggi, Uberto Edinondo van
Biichel, come rilevasi dal testamento, pubblicatone ad Utrecht nel
1795, presso Muldero. E quindi inesatta l'attestazione di Lomeier
che i due legati van de Poll e van Buchel abbian data occasione alla
inaugurazione della biblioteea i). La parte eletta e la teologia, come
agevolniento rilevasi dalP esame del pnnio catalogo -) , dal quale
trassero l'indice de' manoscritti teologici, con pochi miscellanei,
Antonio Sandero s) , e de' soli teologici Teolilo Spizelio *). II se-
condo catalogo pubblicatone ^) e una reimpressione del priino.
Eretto fateneo nel 1634 e, due anni dopo, convertito in uni-
versitä, la biblioteea fu conservata all' uso de' professori e degli
studenti. Le lodi prodigatele nell' orazione inaugurale delT ateneo,
da Giovanni Nipert e), se da una parte dan saggio delP interessa-
mento preso per essa dal magistrato supremo, dan ragione dall' altra
della bella forma cui era salita; le quali lodi le furono ripetute a
diritto piü tardi ') e confermate dalla stampa di un terzo catalogo ^),
nel quale si registrano 457 codici manoscritti. Egii e da questo
*) „UUrajectlna ad Rhenuin in clioio tein|ili d. Joliannis eins dedicaiidi uccasioiiem
piaehuerunt testaiueuta Huberti Buchelii, canonici d. .Vlaiiie et Everhardi Pollieais,
qiiis suus (inisque liibliolhecas usihus pnMiois legarunl." De bihliolheeis, p.2ö4— 255.
2) Bibliotheese Tiajectiuie calalogus. Trajeeli ad Rhenum , typis Saloinonis Rhodii,
1Ü08, fogl. 20, 4».
S) Codiees nianuscii|(ti bibliothecie Trajeeli ad Rhenum ex catalogo ejusdeni biblio-
thee* excu.so TrajectI ad Rhenum, typis Salomonis Rhodii, anno 1608. Bibliolheca
belgica inss. vol. 11, p. 72 — 90.
*) Trajectinaj bibliothecae manuscripta theologica , quorum catalogus anno currenti,
sa'culi octavo , cucn universal! bil)liothecie Trajeetina; desi[;riatione in luceni
prodiit. In Sacra bibliolhecurum illustriutn arcana retecta. Aug. Vindelic. Iü66,
p. 290—307.
5) Bii)liothecie Tnyeetinaj catalogus. Tiajecti ad Rhenuni, 1612, 4".
^) „Taceo de piiblicis bibliothecis quas lialieinus hie varias , optimorum libroruni
copia instruotissiinas , inter quas insignior illa , quic a viris amplissiniis Buchelio
et l'ollione reipublica; nostrsB legata est : quam niulUn um insnper accessione
aui'taui, inagis ac niagis instruore ac lociiplelaie Seualui nostro animo est."
7) Duverder Cornel. Oratio de restitutione ac renovatiune bibliothecae Ultra-
jectina;. UUrajeeti, 1G44, 4".
8) Catalogus Bibliotheca; UltrajecJin*. Tngecti ad Rhenum. 1670. fogl.
[ e (lelle socielA SLMeiiti(ico-lelter:irie >l<'ll:i Neeilamlia. 479
cat;iIo£jo die si inseri nelT Archiv der Gescllschafl für ältere
Jentsclie Geschlchtskumle, p. 132 — 133, rindice di que' codici che
si nipportaiio alla storia niedievale tedesca.
II senato fermo nel proposito di giovar del suo ineglio gli
interessi deila biblioteca, non solo donolle a quando a quando libii a
stampa e codici manoscritti, ma nel 1682 porto la dotazione anniia
a 200 fiorini, e nel 1688 obbligo gli stampatori della citia a presen-
tiii-le i prodotti de' loro torchj. Percio il catalogo edito sulia fine
del secolo XVil i) presenta Tegregio numero di 4080 opere, ripar-
tite in libi'i teologici, giiiridici, medici, miscellanei, suddivisi per
forinati e ordinati alfabetiean^iente.
Nel secolo decimottavo corsero meno infauste le sorti della
biblioteca. Th. van Alnieloveen, professore di medicina delf univer-
sitä di Harderwijck, lasciolla erede di una collezione di 66 edizioni
delle istituzioni di Quintiliano nei tre forinati di foglio, quarto ed
otlavo, il quäl legato \\\ fatto conoscere sotto titolo di Legatii77i Al-
melovenianum variarum editiorum Quintiliani , hlhliotliecu' iiltni-
jectinos relictum nel catalogo 2j del 1718, part. II, p. 161 — 163.
Mantenutesi in qnesto le stese suddivisioni della scienza iti teologia,
giurispondenza, medicina, miscellanea, si descrissero le edizioni in
foglio nella prima parte, quelle in quarto ed otfavo nella seconda
(p. 1 — 141), aggiuntavisi una serie di quasi settanta opere a stampa
in lingue ebraica, arabica, etiopica, Chinese (p. 142 — 14ö) ed un
elenco di sotto a 500 codici manoscritti (p. 146 — 160, 167).
Uffenbach, esaminatala poco prima della pubblicazione del
detto catalogo, pareggiavala per la quantila e la sceltczza delle npere
alla Leidense, permettendosi severe parole contro il biblioteca-
rio 3), il catalogo che ne stava redigendo *), e la colk'zione dei
1) Catalogus hihliothecse Ultiajeetiiive. Trajecli B.itavorum . ex «inii-iuiii .'Meiiiiirill i
Dreuiieii, Acadein. typo^r. onlin., anno 1690, p. 13G, toi.
2) Catalogus bihliothecse Trajet-tino-Batavaj. Trajecti a<l Khenum , apuil (Juilielmum
Van de VVater, Acad. typog^r., 1718, vol. II, lol., vol. I. \<. !>!>. vol. II. y. Uy.\ (in-
dieale per errore 465).
3) „Dieser Bildiolhecariiis ist ei-jenUicIi kein Oeleliiter , sondern ein Leinen-Krüiner
oder Kaufinaiui von leinen Tüclierii, ob er wohl eine zieinlielie Kenntniss von Ifü-
chern hat. Kr ist sonst fjar horiieh. aber dabey ein ^ewallit;er Sehwä/.ei-." Merk-
wiinli^e Uei.sen, III, p. 710.
••) „Er machte viel Rühmens mit was" grosser .Miiiie er einen n.uea Cutalo^uui ver-
fertifjet, der jetzo sollte gedrnekt werden. Kr war selion iiber die Hallte l'erlijj,
Sit/.b. d. phil.-iiist. Cl. XXXVIII. Hd. MI. Illt. 'ii
I
480 V:ilciitiiielli, Delle liibliuteciie
mano.sci'itti '). Fra qnesti egii riscontra assai coinmendevoli i
segueiiti: a) Etijmolofjiiim graecum, trascritlo nitidaniente, di mano
deir avvocato Goyer, da un aiitico esemplare dei Gesuiti d^Aiiversa,
e don;)to dal senato d' Utrecht alla biblioteca, ranno 1688. b) Vita
s. Heyxrici Imperatoris virginei, quam scripsit Adelboldus Tra-
jectensis episcopns, c) Tereiizio cartaceo in 4o. scritto al fine: Fi-
nit in Delf't anno 1474, IT.iidii. d) Pontificale ecclesiceb. Marioe
Trajectensis, membran. in toyl., a lettere capitali non antiche, con
margini e capi lettere ad oriiati e figiire policrorne in campi d* oro.
eseguiti con correzione di disegiio e pioporzioni ^).
Pure, non ostante le lodi delf Uffenbach, in onta al generoso
legato di opere, la maggior parte botaniclie, fatto nel 1724 da Gio-
vanni Cornelio Barchauser, professore di chimica nell' universita di
Utrecht, e malgrado T aumeiito della dotazione, portata nel 1728 a
500 fiorini, la biblioteca nianca di opere capitali di giurisprudenza e
medicina, che anzi porta improntato il carattere di quasi esclusiva-
mente religiosa, come rilevasi pure dal supplemento 3^ al catalogo,
datone alla meta del secolo scorso. Dichiaravasi percio necessaria
una rifornia, e prima, Tacquisto di tali opere che, riempiendo le
hicune delle altre classi degli studj, rispondessero convenientemenle
alle esigenze delle singole facoltä universitarie. Cio avvenne infatti
Tanno 1815, nel quäle la biblioteca, prendendo il titolo e le attribu-
zioni di reale, fu convtMiientemente dotata dal pubblico erario. Allora
conninciö ad apparecchiarsi una scorta di libri sussidiarj, dizionarj di
er war aber nach gemeiner Art , das ist ziemlich schlecht g^emacht. Es ärgerte
mich insonilerheit, um von aiidereii Fehlem nichts zu sagen, «lass von jeder Disci-
plin die liiiclier in Folio, dann in Quart, und so weiter gesetzt waren ; dann die-
ses dienet nur zur ßuhlerei, um zu zeigen, wie viel Folianten man habe, da her-
gegen iui ISaclischlagen sehr lieschwerlich ist." Ivi. p. 710.
1) „Die .Manuscripte standen in zwei verschlossenen Schränken, aber leider! in grosser
Unordnung unter einander. Das Absurdeste aber ist, dass sie weder rubricirt noch
äusserlich numerirt sind, sondern die Nummern sind inwendig hinein geschrieben.
Nun ist e» zwar an dem, dass die Zettclchen, so man sonst an die Volumina klebt,
leicht abgehen, und sich verlieien , und danneuhero gut, dass man sie inwendig
numerirt, allein es sollte doch auch äusserlich sein. Dann weil dieses nicht ist, so
muss man wohl zwanzig Vultimina heraus ziehen . und nach den Nummern sehen,
bis man das, was man haben will, findet. " Ivi, p. 711.
2) Ivi, p. 711—714.
3) Auctariuni catalogi bibliothec» Trajectino-Balava-. Trajecli ad Rhenum. apud .loan-
ncm Hrncdclet. acad. typofrr 17.')4. \>. 4(!. ful.
e (lelle societä scientifico-letferaii« ilelhi Neeilaiidia. 481
lingue e mattjne , giornali scientifici e letterarj , enciclopeedi,
memorie di societa letterarie, biografie, bibliografie. W. J. Both
Hendriksen e St. Jan. Matt, van Genus ofTersero spontaneamente mille
fiorini all' acquisto di libri, e 6S00 ne diede allo stesso scopo il
comurie.
Accresciutasi notevolmente la biblioteca , noii valse piü a
contenerla il gia capace coro i) di s. Giovanni, umido, oscuro, dis-
agiato cosi che all' inverno nessuno v' entrava. Pereiö nel 1819
furono convertite ad uso di biblioteca aleune dipendenze del palazzo
di Luigi Napoleone, re d' Gianda, nel quäle erasi precedentemente
ordinata la collezione di stromenti rurali. L' intero edifizio a pian
terreno fu distribuito in otto compartimenti, ad opportuna separazione
delle classi. Contigue alla sala dei cataloghi sono le stanze del con-
servatore, della lettura de' libri ordinarj e dei giornali. La biblioteca
e aperta giornalniente, il inercoledi e il sabbato, soie tre ore conti-
nuate. I lettori che neli' inverno dividono col custode il vantuggio
della stufa, entrano, per riprovevole costumanza, nelle sale, e preii-
dono di per se i libri dagli armadj non custoditi, recandoli pure a
domicilio dietro quitanza.
Se la biblioteca deve molto alle eure di Giusto Enrico Koch,
che per 32 anni ne fu custode, deve molto eziandio alT opera pa-
ziente ed assidua di Dodt di Flensburg e Giano Ackei-sdyk, che
trascrissero i titoli pel nuovo catalogo, coniinciato a pubblicarsi nel
1833 ä). Questo catalogo alfabetico, col numero di collocazione e
coli' indicazione di provenienza, e preceduto da proeniio latiiio in
cui il bibliotecario Filippo Guglieimo van Heusden da uri rapido
sguardo alla storia dello stabilmento, usatosi dei materiali ollertigli
dal conservatore F. B. Ader, al quäle dichiarasi percio riconoscente sj.
Quel proemio fu rifuso dall' Heusden in una nuova edizione *) nel
1) „Der Saal oder die Capelle worin diese Bibliothek -steht . ist dazu g»r bequem. "
Uiri'iibach, ivi, p. 710.
^) UibliotheCce itheno-Tiajectiaa; catalogiis. Ti'iijecti ail ISIieiiuni, :i[iuil Juiiiiin-m .Mi-
heer, acad. typogr. 1833—1834, vol. II, p. 1084. lol.
■^j „Dixi ba>c opera et tlili-^eiitia usus elan'ssiuii Aderi, bibliutbeca.' grapli. e senatus
urbaiii decretis bihliothecaiii spcctniitihus." I'i'el'azioiie.
*) Prajfatio ad bibllothecie acatlemicie, (juii" Trajecti ad liheiiuin est, cataloguiii. Aoce-
dunt cum alia bibliolhecaiu spectaiitiii , liiui seuatus nrliaui Trajei-teiisis decritn.
S. d. 183."), p. 44. 8».
482 VaU'iitiui'lli . Dcllf iMltlioU-i'lio
1830, e |)iil(l»lii;;ilu in olandese diiU" Aller lo stesso amut i).
L'edizione ilel detto catalogo paive riacendesse lo zelo del paese ai
vaiitaggi del ei-escente istituto. P(?rche nel 1835 Gei;irdo Moll dono-
gli tutti i suoi lihri di fisica e matcmatica, coii uiia colleziwie di
carte geograiiche, topograliche, maritime, il cui catalogo fu pubbli-
eato nel 1850 2), e in qiiello stesso anno la vappresentanza de' ca-
valieri della provincia d* Utrecht volle che !a propria biblioteca fosse
deposta in qnella dell" universitä, apponendovi la condizione che
nessuno possa usarno. Lieve conforlo allo strano divieto fn la piib-
blicazione del catalogo s) ordinato sistematicamente (p. 1 — 19) e
alfabeticameiite (p. 21 — 36).
Ma il 1837, anno del secondo giubileo delP universitä d' Utrecht,
sorge prosperoso piü cb'altro mai, alla biblioteca. Van der Capollen
a Berkenwonde , presidente de" curatori delP universitä regalö i
Vinggi per V Egitto e la Ntibia di Rifaud, in cinque volumi in foglio
massimo; uu presente di 600 fiorini le fecero i triumviri van Lijnden
a Lunenburg, van der Borch a Werwolde, Swellengrebol; i pro-
fessori e studenti le -acquistarono il Viaggio di Humboldt e Bon-
•pland; Mazois e Rechberg le ofTersero le loro opere, quolio le
Reliquie di Pompci, questo la Descriptiov des pcujjles de Ilnssie;
Ernesto Lodovico van Hardenbroek, signore di Lokhorst a nome
proprio e della moglie corrispose 1200 fiorini , e persone anonime
3600. Arroge che nel novembre di questo anno stesso la vedova di
Jacopo Maurizio Carlo van Hutenhove, signore di Hoomsfeld, cessc
alla biblioteca la matematica del marito, ricca di 1400 opere, giä
1) üorsprung en körte gesi'liii'deiiis v;in de hlLliolheek iler Utreclitsche hoogoschool,
door F. B. i^der; overgenoim-n uit het tijdschrift voor gcschiedeiiis , oudhedeii,
merkwaardig^e hijzoiidürlieden eii Statistik von Utrecht, n. 4 voor 1835, vol. I,
j). 131 — 167, e |)ul)l)licata (nire a parte, p. 19, in 8", coli" inlei-nu dolla hiblioleca
in litograüa.
2) Catalogns van eene verzameling kaarten hurnstende of de Bibliotheek der Ulrechtsclie
hoogescliool - hi.jlag'e Iti.j de verliandelingen van het koninklijk institnt van inge-
nieiirs , 18iJ0. S. d. p. 20, 8<*. Si e porto il solo iudice delle carte olie possono
servir ap-li ingegneri. Quelle del resto o in carla semplice, o moiitate in tela, o
avvolte in lololi. o incornicinte, si dividono in Mappue terrestres, topoyraphicue,
marinac , mi/ilarfn , astronomicae , ph'/sicar, iiicchunicae, architeclonicui', ehrono-
luyicue.
^) Lijst der hoeken toehehoorende aaii de ridderschaji der provineic l'trechl, ge-
plaalst in het locaal van 's rijks bibliotheek. Te Utrecht, hij .loh. Altlieer. akail.
drnkker. 18;J5. p. SC. 8».
e (k'lle societ'i sfjentidi'ü-lelltMiisic ilcllii N(!erl;iiiilia. 4ot>
notii ;il piiliblico Hrio dal 1827 ')» ^ che messa a parte s" intitola :
BihUotheca Utenhoviaiia. Coronö P opera il re Guglielnio coli' ordi-
näre in qiieir anno stesso che i manoscritti e gli stampati (eccettuati
i doeurnenti arcliivali) dcll' archivio pubblico passassero in biblio-
teca. L'anno dappoi la conimissione inglese della puliblicazione delle
carte di stato presentö la grand' opera eonosciuta sotto nonie di
Ricords in 43 voliimi in fogl. e 20 in 8».
Perciö neli' insufficienza del eatalogo 1833 — 1834, il biblio-
teeario Antonio van Goudoerer diede mano ad un supplemento 2),
che pubblico nel 184ö. L' ultimo supplemento, del pari alfabetico =),
eseguito dalT amministiazione della biblioteca e cosi misero, di cos"i
poco valore bibliografico, che rarnministrazione stessa reputö neces-
sario di sopprimerlo, beuche nel falto di lavori a stanipa, nescit vox
missn reverti.
A questi ultimi lempi, uno di quegli esseri la cui compiaeenza
non isla nella fama del beneficio, ma nella gioja secreta d' essere
accorsi al bisogno, presentö alla biblioteca iiua raccolta di edizioni
di Plauto, sei delle quali in f'oglio, diecisette in 4". piü che ceiito
in 8o., con aceompagnamento di stmij critico-lilologici di parecchi su
di quel classico.
Ora la biblioteca che poco prima del 1846 conteneva
SOOüO volunii a stampa *) moiifa oggi al cospicuo uumero di
80000. Fra le lantezze tipograficlie debbouo essere ricordate la
|)i-ima edizione di Utrecht s), le edizioni principi di Plinio e) e di
1) Bibliotheca continens libros selectos in omni jfenere (liscipiiiiaiuin. [»rivt'i(>UL' vero
matliemiiticarum, gra^co, latinu, arahico, gallo-franeico, anglico, ^'erinaiiico et bel-
gico seinione conscriptos, inier ([nos pliires seu varielate, seu privstaiitia conspicui.
Bruxellis, ex typis A. Walilen, typoyr. aullei. 1027, p. 69, 8".
2) S«i>plenieMtuin eatalogi lilnunim i|iil in bibliotheca universitatis ltheiiu-Tr.-geetiM<v
extant. Trajecti ad Kheniini , apml L. E. Bosch et filiuin , acad. lypof,'r., 1845,
p. 576, fol.
") Index librornm <|uihus bibliotheca academiiv Rbeno-Tiajcclinie ab anno IS-il exi'unle
ii><iue ad aiuiiiin 1855 l<i<ii|iletata est. Tiajeeti ad liheniiiii . apiid Keniink et til..
typogr., 1855, p. 351, »i'.
'») rtrecht et ses beaiix environs. t^oiip d* oeil snr les pailieiilarile,s de eeUe wlle et de
la piovince. Utrecht, 184«, 12». a p. i:J4— IS3.
5) llistoria; ccelesiaslica' qua» est in novo teslainento inipiessa in Trajecio iiifei ii«i i. per
mag'isti'os Nyeholauni Keteicer et Cilierardiini de Leeinpt. 1473. fol.
O) !!istoiia> natiiralis. Itcstiluit Vcncth inr iitiiu-r Spira Juaiiitcti, 1460, fol. Uiie eseni-
plaii ne eonseiva la .Maieiana di Vene/ia : nno membianaceo, giä spellanle ni (lesiiili
d" Anversa. 1" iin|ieriale di Vieiina.
484 Valeiifiiielli, Delle biblioteche
Cesare i)» •' niessale della chiesa d* Utrecht, in pergamena ~), un
evangeliario russo 3). Le classi piü provvedute soiio la teologica,
come ho detto, quella di storia naturale, la matematica, qiiella delle
pubblicazioiii di soeietä scientifiche e letterarie; la partita intitolata
Neerlandia, scorta ricehissima di trattati politico-religiosi suirintero
paese, e la copiosa degii incunabuli.
I codiei maiioscritti (de' quali conservasi un catalogo a penna,
senza divisione di formati) registrati per opere, danno il numero
totale di 1471, ripartiti in: Scriptores grceci — latini — ecclesia-
stici — historici — varia — diplomata. Le cronaehe, la teologia
scolastica, la storia ecclesiastica delTOlanda formano il nucleo prin-
cipale. Sono a riporsi fra piü apprezzati i seguenti: aj Salterio
latino, a Jettere nnciali e semiunciali, del secoio VI, con figure con-
temporanee, membran. in 4«. E questo il celebre Codex Borellianus
0 Ultrajectinus. b) Altro salterio membranaceo in fogl. del tempo di
Carlo Magno, contenente la versione di s. Girolamo. cj S. Augu-
stini, de cioitate Dei, membran. in gran fogl. del secoio XV, con
molte miniature. d) ßiblia scritta nel secoio XV nella casa dei fra-
tres in comnmne viventes di Zwolle, membran. in fogl. con miniature
ed ornati. e) Evangeliario greco, del nono secoio. f) Lucani Phar-
saJia , membranaceo. g) Svetonii. Yitae Caesarum , membran.
h) Cicerouis. Molte opere mss. i) Pauli Diaconi. De gestis Lnn-
gobardorum, membranaceo del secoio X, in 4o. k) Raccoltina di
relazioni e informazioni italiaiie, specialmente di Venezia.
II presente bibliotecario e il dott. P. J. Vermeulen , il conser-
vatore F. B. Ader. E superiore per merito alla posizione modesta di
amanuensis il librajo dott. De Bruyn, le cui prodigatemi gentilezze
conservo fra le piQ care memorie di Utrecht.
'i. Bibl. civica.
L'antica biblioteca civica trasferita dall' angusto sito del palazzo
municipale ad una commoda sala del nuovo, benche non vanti ricco
1) Cwsaria C. Julii. Opera. Uoinse, Paiinarlz et Sweynheim, fol. L' uiiico esemplaie
membranaceo oonosciiito conservasi all" lm|)criale di Vienna.
■■«) Missale Trajccicnsc. In praßclara urbe Parisiensi , inipressore WolIFgango llopylio
1515, fol., con li{^ure colorate, in legno.
3) Stampa del secoio XVIII, in fol. legata in argento, cogli eblemi degli Evangelisti,
dipliiti SU porcellana.
1
e (teile societä scienlitico-letterarie ilella Neerlaiidia. 4o.')
iiumero d'opere, nulloslaiite e da apprezzarsi, riori tanto per ciö che
resta d'antico, quauto per lo zelo oride quel mugistralo va conipiendo
con nuove opere le rnolte lacune, specialmente nel diritto arnmini-
strativo, una delle categorie piü importanti. Fra i suoi ceiiielj essa
conserva a) il messale della chiesa d' Utrecht, stanipato a Parigi da
Joaimes Uigmannns nel 1497, cui va unito un marioscritto di dodici
fogli membranacei, miriiati ai margini, scritti di mano di Giovanni
Wilhelmi, vicario della chiesa di s. Maria d' Utreciit. b) De unie
vnn Utrecht, stampata a lettere antiehe e con fac-sinüle di segna-
ture, da Enschede d'Harlem, nel 1778.
II catalügo apprestatone di recente ') e suddiviso nelle classi
maggiori : Teologia e storia ecciesiastica — Storia e biografia —
Scienze politiche — Privileg)', ordiiianze, manifesti, leggi — Giii-
risprudenza — Diritto amministrativo — Geografia e topografia —
Statistica — Atti d'accademie — Miscellanee.
La biblioteca, le cui chiavi sono affidate ad un impiegato della
segreteria municipale, non e aperta periodicaniente al puhblico.
3. Bibl. capUolare.
Se questa biblioteca reggendo all' urto del tempo e di fronte
alle ingiurie degli uomini, conservisi ancora, nel saprei dire. Ufl'en-
bach visitatala a principio del secolo scorso, ne censurava la vitu-
perevole trascuranza s) , allegando fra le poche opere a stampa il
conosciutissimo Chronicon Norimhergense, e fra i codici inanoscrilti
uno Spc'culum historiale fratris Vincetitii, in sei voluini nicmbrana-
cei, in fogl.; un Augusfini, de civitate Dci , niembran. in fogl.
scritto l'anno 14G0; un framniento niembranaceo di uno Speculum
utriusque juris, scriptum ac finitum per mntius Mutlltia' de Di'ljf',
an 110 millesimo ijuadringeiäetiiino vicesimo nuno ; im Paalorale
Eugenii Papae urbis Jiornw : e alcnni niessali, cum nutis retuslis
musicis.
') Ciitalogus \:iii ile Locken .Icr shnl Ulr.TliI , l{So3. (iednikt Inj l.. K. lio.M-li oii
/.ooii, te lUreclit, p. 7ß. S".
2) „Es litf-en allhver auf l'nllen etwa huiKleit alte hässlirlie um! staiil.irhle Vulumina.
es waren Iheils {jediuckle, (lieils seliola.stisehe Uiielier. Ks war kein Caliiloffus lUr-
tilier vorlian.len. I.li gah mir viel Mühe, nml niailile mir stanliiehte Finger, liin.l
aber nit-hts als folgendes ..." Merkwürdige Reisen. III. i' 703.
4(S(> Valoiltinclll . Delle l.il.liotoihc
i^t. Itibl. g'iaii.«»eiiistica.
Questa sceltti biblioteca religiosa, formatasi a poco a poco per
doiii e laseiti di arnivescnvi giansenistici d' Utrecht, di pastori di
quella chiesa ed altri, salli al ragguardevole numero di circa ottomila
voliimi. Provvediita abbondevolmente di ciö che si riferisce agli studj
biblici, pnssiede una buona scorta di libri di teologia morale, di
omiletica, di storia profana ed ecclesiastica. La parte che piio dirsi,
senza tema d' esseriie rinconvenuti, ricchissima , e la patristica,
come pur quella della storia delia chiesa giansenistica, tanto in
Fraiicia , come in Gianda. Son pure suflicientemente rappresentate
le monografie delle opere degli scrittori di Porto-Reale, del concilio
d' Utrecht, della holla Unigenitus, del sinodo di Pistoja. Vi riscon-
trai le opere cosi originali, come tradotte del prof. Tamburini di
Pavia, come tutte quelle ehe si stamparono e si stampano tuttavia a
favore del gallicanismo. Una serie di stampe, di ritratti ad oglio ed
incisi di vescovi e prelati giansenisti, nella sala delle sedute, com-
pie la storia figurata, di che perdutamente sono presi gli Olandesi.
Duecento circa sono i codici manoscritti, conservati sotto gelosa cu-
stodia in una stanza a parte e contengono molti scritti autograti
de' loro vescovi; relazioni di visite e di missioni; gli atti delle sorelle
beghine (pitizochere) di Leida; un messale memhranaceo del se-
colo XV, scritto e colorato, ad uso delle monache regolari del coii-
veiito di Zijl in Harlem; molte pergamene archivali, che comprendono
priviiesj impartiti da pontefici alla chiesa di s. Bavone di Harlem, del
secolo XIII; iiiia copia cartacea di atti della chiesa di Zutphen; uu
cartularium, conosciuto sotto nome di Über rubciis, ch' e una rac-
Cülta di copie di diplomi e di altre lettere del eapitolo di s. Giovanni
d' Utrecht, menibrana<'eü in fogl. del |)rincipio del secolo XIII; una
storia genealogica dell' Inghilteira de' tempi sassoni, in un rotolo
memhranaceo del secolo XV. Fra' libri a stauipa voglionsi ricordare:
aj un passionario (Passumael of (iiddenlegendej olandese, stam-
pato a Guda nel 1478, in fogl. öj Diurnnle eccleske IVajecU'Nsis.
Parisiis, 1506, in 12". cj Grotte legende o il Wijngaert di s. Fran-
cesco, slampali in Anversa nel 1518 (int huys, van Delft bi mi Hen-
drik Eckert van Homherch, in 4".). d) Haccolta polemica opiiscoli
sulla chiesa d' Gianda, in 8 volumi in 8». e) Bibbia, stampata in
Anversa, da Jacopo van Liesveit, 1532, in fogl.
e ilelle sociela scientilico-leltei-ii-if ilelln Neerlaiidia. 4-0 i
Siccome conservata riella bililiuteca, meiita distinta rnenzione
una preziosa reliquia. Non piü che da 65 atirii i protestaiiti d' Utrecht;
nel gettare le fondainenta d' una lor chiesa, s' avvenriero in um de-
posito morttiario, che conteneva i resti di Betiulfo, vescuvo d' Utrecht
nel secolo riorio: il pedo pastorale e la rriitra ritennero per se i pro-
tes1ai)ti; la casiila oiid' era abbigliato, la stola e il inariipolo dierono
ai giatisenisli. Reliquia dMiiestimahile valore per ogni conto: in-
fatti la bianca stofTa tessuta di peli di camelo non si risenti merioma-
rnente dal dente edace del tempo : la stola e lavorata a parecchie
rappresentazioni bibliclie in trapunto dioro, con indicazioni o motti
relativi, pariinenti in trapunto d' oro policromo. Perciö ben feee
quella comnnita chiudendola fra cristalli per preservarla da guasti, e
depositandola nella stanza de' codici manoscritti.
La biblioteca non e aperta al pubblico, ne ha un fondo speciale
per aumentarla: solo a quando a quando, secondo i bisogni, vi si
acqnistano aicune opere coi fondi della chiesa, E quella distribuita
in anguste stanze della casa caconica , nella quale il parrcico pure
tiene una libreria di circa 4000 volumi d' opere religiöse, storiche,
letterarie.
5. ISibl. Klareiibiir^.
Mons. Giovanni Santen , arcivoscovo giansenisla d" l'treclit,
raccolse nella propria casa detta Klarenburg uno scelto nuinero di
opere che montano forse ad 8000 volumi, la piü parte fraticesi, ri-
ferentisi agli studj della storia profana ed ecclesiastica, della teoloi^ia,
della letteratura. Morto egii da qualche anno lego la biblioteca,
distribuila in vaste stanze della casa, alla comunita, col jiatti) che
una coniinissione debba sopravvcgiiarnc la custodia, ora allidata a
M. C. Karsten, presidente del scniinario d'Aniersfoort, c al dott.
Guiilon. ^uesta biblioteca , denoniinata Klarenburg dal paese di
egual nonie, presso d' Utrecht, ove liorisce una comunilä gianseni-
stica, e ora d' uso speciale di quell' arcivescovo II. \jOos. Fra" piü
apprezzati ceniclj voglionsi ricordati i seguenti: a) Tesi sostenute
da Laniberto Brouwcr all" iiniversita di Leida nel hJStl, slanipale su
raso. b} Arndift Johan. Paradies Gartloin. Stade, U>G7, l'i"., legato
in perganiena ad eleganti uiiiiiature, con llgure c liori sn" (agli ilclU-
carte, c) Lilwr conti iicnx (/(i/ndio/trs iinpciiitli's f'ttctitx in piinm
488 Va I eilt i nein . I)p|le liililioteelie
fnndntiune ecclesiae mnjoris Trajectensis. Codice ms. meinbranaceo,
de! secolo XllK procedente dal eapitolo della cattedrale d* Utrecht.
d) Diploina e lettera patente con cui parecchi arcivescovi e vescovi
concedono indulgenza di quaranta giorni a quelli che contribuiscono
al compimentü della nuova opera della chiesa di s. Martino di Utrecht,
deir anno 1288, con venti sigilli appesi.
6. Societa delle scienze e delle arti.
Sulla fine del 1772 alcuni cultori delle scienze fondarono la
societä proviiiciale, che prese a divisa 11 inotto: Besteedt den iijd
met konst en vlijt (impiegate il tempo con arte e diligenza). Essa
tenne le prima seduta generale il 24 aprile del 1777, e favoreggiata
dallo statolder Guglielmo V, che nel 1778 le conferi T onorevole
titolo di Societä delle scienze e delle arti, acquistö celeremente una
straordinaria intluenza. Conta ora da quasi 500 menibri , scelti
fra' piü dotti della nazione, i quali pagano annualmente 3 fiorini. Le
molte ed importanti pubblicazioni periodiche i) danno saggio della
straordinaria attivita di quel corpo, che pubblica annualmente il bul-
lettino delle riuiiioni trimestrali e i processi verbali a). La societä
imprende pure l'edizione di opere singole s), ove siano raccoman-
date dal loro valore intiinseco.
Non e quindi meraviglia che la biblioteca della societä siasi per
tempo costituita, e vada ora aumentandosi con acquisti, ad arricchire
la classe filologica, con doni e con per mute, la quäle ultima fönte
importö alla biblioteca rilevante nutnero di atti accademiei.
1) Verhandelingen van het provincial Utrechtsch genootschap van kunsten en welen-
schappeii. Utrecht, 1781 — 1818, vol. X, 8". — Nieuwe verhandeiingen van het ec.
Utrecht, 1822— 18j4, vol. XVII, 80. — Acta litteraria societatis lU.eno-Trajectin».
Lugduni Batavorura et Trajecti ad Rheniim, 1793—1803, vol. IV. 8». — Nova acta
litteraria ec. Trajecti ad Hhennni. 1821 — 1831, vol. IV. 8".
2) Verslagen van het vcrhaiidelde in de algemeene vergatleriugeu van liel provinciaal
Utrechtsch genootschap van kunsten en wetenschappen. Utrecht, 1847 — 1853. 8".
— Aanteekeningen van het verhandelde in de sectie-vergaderingen \an het pro-
vinciaal Utrechtsche senootschap. 1845— 18Ö6. Utrecht, 1846—1836, 8«.
3) Mi chaelis A. C. Qua;s(innes de hello piiriico primo. Trajecti ad Hlienuin, 1846, 80-
— Chronologische register op het vervolg van het groot-charterhoek van V. Mieris,
aanwe/.ig op het rijks-archief te "s Hage, uilgegeven door het provinciaal Utrechtsch
genootschap van kunsten en wetenschappen. Utrecht. 1851). 8".
e delle socielä scientifico-letlerarie della Neerlandia. 4-ö9
*?. Societä storica.
Qiiesta societa formatosi nel 1845 a Utreclit da alctiiii aiuici
degli sttidj storici, allo scopo di raccogliere tutto cio che si riferisce
»IIa stoiia pahia e dei possedimenti coloniali, ha giä avviata uiia col-
lezione di cemelj e creata una bibliofeca, che non dee diisi povera,
se si voglia per mente al breve periodo di vita percorsa. Aumentata
da frequenti doiii e da acquisti di opere di storia patria e di aritichitä
celtiche, pel nesso che a quelia le striiige, fu gia fatta conoscere
con itidice a stampa i)» "on sempre fornito delle necessarie indica-
zioni bibliografiche, indice aperto dalT elenco di cinquanta puhbliea-
zione di atti e memorie di accademie patrie e forastiere, presentate
in dono alla societa. Del resto un prosperoso avvenire e assicurato
alla biblioteca dalla spontanea accorrenza dei cittadini , contandovisi
k ora piü che 200 membri ordinarj, obbligatisi all' antiua contribuzione
di dieci fiorini, e SO straordinarj, la piü parte stranieri. Tengono
essi diie volte al niese le sedute in una sala loro olTerta dalla reggenza
della cittä, e vi leggono memorie date in luce poi per la stampa, in
unione a documenti storici 2).
L'amministrazione della biblioteca e affidata ai dne bibliotecarj
Ihr. C. A. Rethaan Macure, e M. J. J. I). Nepveu. I lettori ricevono
libri a domicilio, potendo rivolgersi con lettera a'bibliotecarj, qiiando
fossero fuori di cittä.
1) Naamlijst der hoeken vai> het historisch •renoutsohap gevestigd te Utrecht, ISöO. Te
Utrecht, l)i.j Komink en zoon, p. VIII, 51, S".
*) Berieten van het historisch j;enootschiip te Utrecht. Utrecht, J846 — 1837. vol. V, 8".
ISella prima parte furorio inseriti 11 Reglement (15 maggio 1848), lo statiito della
societa ('i gennajo 1841) e una memoria dei dott. A. M. C. vaii Asch, van Wijk,
in het belang i'an het Nedcrlundsvh archiefweten , lella il '.i lleccinhrf 1S46
neir assemhiea della societa. — Kronijk van het historisch genootschap le Utrecht.
Utrecht, 184.')— 1«49, 8«. — La stessa. Seconda serie. Ivi, iS.SO— 18;;4. vol. V, 8».
— La stcssa. Ter/.a serie. Ivi, ISH^, 8". — Rcg-ister op de kronijk van het histo-
risch genootschiip te Utrecht, 184()— 18;)4. I.cticrc A — .M. hi. LSii?. S". — jtag-
verhaal van Jan van RIeheek , 1. governcnr a:m ilc Kaap ilc ^oimIc lloop. li!.'!!. nit-
gegeven door het historisch gcnootschap Ic l'lrc<'hl. I\i, I.S4.S. 8". — ('"ilr.i difilu-
maticlis neerlanilicUD. Ver/anielinfr van oorkoiidcn. helrckkclijk de valerlandsche
geschicdeiiis. door het cc. Ivi, 1,S48. 4". — Uode.x diploniaticus iiccrlaiidicus Vcr-
zanieling ec. Seconda serie. Ivi, LSäl — IS.'!*!. v.>l. II. ,S<>.
490 Valentiiielli . I>i-Ile liil)li..l.'.>lip
^. Soeieta d* a^rieolture e orticolfura.
Foridata iiel 1841, questa societa conta gia 540 membri, obbli-
gatisi air aiinua contriLuzioue lii due fiorini e niezzo. Essa tiene
delle esposi/.ioi)i periodiche, apre de' concorsi, dispeiisa premj d'iii-
coraggiainetito, e piibblica delle memoiie.
9. Bibl. Cirevia.
II uome iV\ Giovanni Giorgio Graef (latinamente Grevio), nato
in Nanmbuig T anno 1632, non eape fra gli angusti coufini della
Neerlandia, ma e eonosciiito dovunque tengonsi in onoranza gli sliidj
critiei ed archeologici. Reeatosi per tempo a Deventer ed ivi ispira-
tosi alle lezioni del famigerato Gronovio, dedicossi interamente alla
filologia ed all' antichitä, nel lungo corso di piü che qnaranta anni
(1661 — 1703), in che insegnö storia all' universitä di Utrecht. Or
collo scopo di giovare alle proprie ricerclie, non giä per ponipii, si
formö a poco a poco tale scorta di libri, che un suo encomiatore non
dubitö di asserire: „Conspectae quideni in liac iiostra patria fiiere
jjbibliotheca; qua? Grevianani numero et mole voluniinuni superaverint,
„sed aliam fnisse quse tot libros raritate et eruditione insignes coti-
„tinebat, et quae selectu et indicio possidentis se ita conimendabat,
„band temere adtirmaveris i)." Percio determinav;i.si egli special-
mente alP acqiiisto di opere, la cui fama era conferntata dal tenipo,
0 accouipagnate da buoni commenti e nuove ginnte, o annotate a
rnano d' nomini celebri. Freqnenli gli si olTersero le oceasioni di
acerescere la sua raccolta, o nelle ricerche presse i libraj del paese,
0 coir estesa corrispondenza letteraria, trasniessigii in dono da niolti
seienziati i loro lavori, e in maniera speciale quegli opiiscoli che
ordinariamente non escono dal Uiogo di pubblicazioiie. Wa nessuna
opportunitä poteaglisi presentare piü favorevole, quanto quella della
disti-azione d'una spettabile biblioteca.
Prima della metä del secolo XVII, i dotli Giovanni ed Antonio
van Cbyck, piü noii sotto 1 appeilativo CoucliJ, lunii del patriziato
d" Utrecht, impiegarano gian parte del piiigne censo doniestico in
acijnisti non coiisentiti a pt-rsone di inezzi ristretti, cioe di grandi
*J Proeniid all' opiTii spp^uente.
(' ilc-lli! sociuta scieiiliiieo-lettei'iii'k- delhi >[eerlaii<li:i. 40 1
optM'e sloi-ieo-iirclieologiche e <Ji codici inanoscritti. Or questa
bibliotecii, caduto in mano d'eredi inscienti e [»isogmtsi, dopo aicuni
inesi tu posta in vendita. Fu allora che il Giaef compcro a prezzi di
molta coiivenienza edizioni di gran valore, accompagnate da incisioiii
e aniiotate di mano d' iiomirii celebri, molte di mano degli stessi
Couchj. In tal guisa giunse egii a formarsi iiiia liccliissima scoi'ta di
scelti lihri, quäle puo essere giudicata da ein ne esamini il eata-
logo 1), pubblieato 1' anno (1703) della sua morte. Beuche nella
ripartizione -) siano comprese tutte le classi de! sapere, nullostante
vi sono a preferenza rappi-eseutate le tre della storia, delT arcbeo-
logia, della lelteratura. Poche sono le edizioni del secolo XV, la piü
parte di Venezia , pero di molta importanza per la tnateria trattata.
Gli Autores veteres in iisum Delphini in 48 volunii, editi gli
anni 1674 — 1685 furono mandati in dono al Graef da Luigi XV, re
di Francia. Cento diecinove codici manoscritti, molti de' quali mem-
bianacei, conteueano classici greci e latiui, libri sacri, cronache,
lavori di critica. Alti'o titolo di preziositä di questa biblioteca e rile-
vato uiaestrevolmente nella prefazione al surriferito catalogo, colle
seguenti parole: „Sed non minor librorum copia est, quibus pi-oprisB
„eruditionis vestigia impresserit cel. Gi'Eevius, quos qui non auro
„pensandos esse iudicaverit, ille adversis musis et gratiis natus
„est. . . . Deprehendet quoque quicunque Codices bibliotiiecje Grae-
„vianse diligentius exeutere voluerit, iniectas infinitas libri sehedas,
„manus ipsius Graevii conscriptas, quibus vel de quibusdam scripto-
„rum locis iudicinm suum interponit, vel indicis titulo enunierat quae
„notabilia in eo libro occurrunt, qute vel maxime nobis et posteris
„diligentia; Graevianse fidem faciunt, et illuin non inter tot millia li-
„brorum oscitasse pi'übabant." Or questa biblioti'ca, dietro Tatte-
stazione di UlTenbach, che ne scrivea qualche anno dopo la morte
del possessore, fu acquistata dall' floltcu-e del palatiiiato del Reiio,
a cura del suo antiquario Matteo le Hoy, genero del Graef s).
M Catal.igus bibliothecse luculentissim« et lihris rarissimis inslnieta'. <|iia usus est,
(liiin viveiet, vir suninuis Joannes (ieorg:ius Cinvvius. ie{,ns M- Britaiiiiiii- liistoiio-
-raphiis, |iolitic-iis, hisloriariim et p|o.)iiL'iiti;e in ai'aileniia UlliJgt'etiiia prufessor ec,
cujus auctio liahehitui- in iv.iil.us .lefuncli. Traj.-cti a.l Itlu'mini. p. S. non nnm.
^) Thi-olo;.;. juiiaici. me.lici. pliilosopl.i . liistoriei . liteniloiv.s . pool.r . autii|n»rii.
aucloii's in usuin Delpliini . nianuseripti fo.lii'i's.
-) Merkwüidip- ISois.Mi. III. p.Tl.s.
4U!!d V^ilentiiiolli. DhIIi' liiMioteclie
lO. Kibl. Itoeiuleriiiaker.
Teodoro (li Boondermiiker, nato il 1682, com' ebbe compiuta
in Amsterdam la sua ediicazione, intraprese per gusto e ccdio seopo
d'istruirsi, liinghi viaggi, friitto de' quali fu un' estesa raccolta di
oggetti di belle arti e di libri. Tornato in patria (Utrecht) accrebbe
lo splendore della ricca famiglia, adornando di pitture, scullure,
disegni, incisioni, cemelj, curiosita naturali ed artisliebe, le case e
i giaidini ch' egli possedea cosi in eittä, come in villa; ponendo
siiggello a tante lautezze una ingente raccolta di opere di storia, geo-
grafia e topogralia, cosi manoscritte, come a stampa. Tratto van-
taggio dalla sua posizione, perche canonico di s. Martino, maiitato
prima ad Isabella Maria Van der Goes, poi a Giovanna Elisabetta
Grotenhuis, teiiea estesi rapporti, ebbe agio e mezzi d' arricchire la
sua biblioteca di molti incunabuli; di buone edizione degli Aldi, dei
Giunta, degli Stefani; di codici manoscritti, spettabili per soggetti
trattati, vaghe miniature , legature splendidissime. Eletta parle di
questa piiricipesca raccolta formava la bibbia manoscritta ad uso del
duca di Beny, accompagnata da molte miniature di grau merito,
forse la stessa venduta da qualche anno al museo Biitannico , per
30000 fiorini. Morto egii giovanissimo, d" idrope nel 1720, tauti
tesori del sapere letterario ed artistico furono distratti neu' asta
pubblica, che se ne tenne il marzo 1722. Di quella preziosa raccolta
non resta che la memoria nel catalogo *) erettone per la vendita.
Facea pur parte di quell' asta il gioiellu della biblioteca, un atlante
di volumi CHI in fogl., formato con miiiutissime eure in parecchi
anni dallo stesso Boendermaker . atlante il cui contenufo fu fatto
conoscere in opera parziale ^).
l) Cat:ilogus hihliolhecse select« liliroruni piHPstanlioium . codicuni inss. et ediloruiii
rariolum, quatii colkgil vir nohilissiimis Tlieuilorus KoPiiileniiaker, caiionieus s. Mar-
tini apud Ullrajectensis et otlovir coinmercii iiiaris iiiediterranei tutaiidi, diriguiidi.
Amslelodami, 1722, 8«.
^) Attas de feu Mr. Boendermaker, compose des carte» cheisies et originaleü de plus
haliiles geugraphes, avec les plaiis des ville», forls, sieges, batailles, batimens, e'glises,
tombeaux, tableaux, envirous de vilies les plus ronsiderable», et aulres pieces cu-
rieuses; le» portrail» des souverains et homnies illustres ec. Ouvrage c-ontenu dans
Cent troii •jios voluiiie». S.d. p. 142, 8".
/S «!'»
f ilelle societÄ scientifico-letterarie della Neerlandiii. 4iK
11. Bibl. rriarkiana.
Enrico Adriano Vau der Mark, canonico della cinesa d' Utrecht,
mm risparmiarido eure e dispendj, giiinse a formarsi sul priricipio del
secolo decimottavo una raccolta cosi distinta di codici manoscritti, di
edizioni del secolo XVI e degli stampatori piü apprezzati d" Europa,
che regge al coufronto delle biblioteche piü segnaiate, non pel nu-
mero de' volumi, tiori contando essa che verso cinquemiia opere, ma
per Tapprezzamento e per la raritä loro. Inf'atti vi si riscontravano
120 codici manoscritti, la piü parte menibranacei; duecento edizioni
del secolo XV, nna del 1466 i), due del 1469 2); quattordici del
1470; quasi trecento edizioni aldine; Cinquecento degli editori
Giunta, Torrentino, Gioliti, Stefani, Vascosani, Colini, Turnebo, Be-
nenato, Wochel, Grifio , Patisson, Plantino, Morelii , Elsevirj, Cra-
moisy. Non pareggiava tanta ricchezza il resto degli stampati che,
riferendosi a tutte le ramiGcazioni del sapere, menomavano Timpor-
tanza delle classi singole. Di tanto tesoro avrebbesi eziandio perduta
la memoria se non se ne avessero due cataloglii, il primo del 1712 3)
Taltro del 1727 *), pubblicato per Taggiudicazione alTasta apertane
dopo lo di lui morte, nel luglio 1727.
II Van der Mark non alla sola biblioteca avea estese le passio-
nate sue eure, ma eziandio a una serie di moiiete antiche d' ogni
metallo e forma, che l'Havercamp, con convinzione un po' rettorica,
si compiace di chiarar unica s). Questa serie di cui V Havercamp
eresse, per volontä estrema del posessore, il catalogo «), comprende
1) Ciceronis de Ofliuiis. Moguiiti».
2) Plinii opera. Venetiis. Julii Ccesaris de beUe gaUico. Roma-.
3) Bihliotheca Markiana. 's Hage, 1712, S»,
->) Biblidtheca Markiana , sive catalogus libroruin, quos summa i-iira et iiiaxiiiiis sumpti-
bus sibi eomparavit vir iiobilissimus et amplissimus Heiiricus Hadriaiiiis van der .Mark,
toparcha in l^eui-, et eoeiesi« inetropolitaniV, qinv Tltrajeeti est, canonicus ec. Hagn'
Coinitiim, apud Petruni de Hoiidt, 17U7, p. 238, 148, 8^.
^) „lleni'ico Hailriaiio Markio neminem in hisee terris extitisse qui vel majorem pretio-
siureinque ex omni metallo nunimorum antiqiiornm numerum oollegerit, vef aniniosins
eosdein coiiiparaverit, afque uiidiqne ronqiiisiverit eonstare puto.- Priieinio iil libro
segiiente.
*>) Series nuaiisiii'titiiMi aiitiquoruni ex auro , arj^ento et a^re. romanoiuu» et graToruin.
qn<e magnis suiiiptibiis eoiigessit vir nohiiissimns Henrieiis lladrianns a M;(i k . I)onii-
nns in Leure. S. I p. UV,\. 48. 8".
4}>4 V;il Oll liiiel 1 i, D.'lle bil.lioteche
quasi qiiattro mila müiiete, la piii parte consolari, impt'riali e colo-
iiiali roniane, con riceo corredo di splemlidi medagliori.
t'i. Bibl. Wichliiig;.
Conipensara in parte la perdita delle teste descritte biblioteche
la scelta collezioiie di libri che in og^ni ramo de! sapere s' avea fatto,
coii pazienti ricerclie , 11 professore dell' nniversita di Utrecht,
Ahraino Wichiiiig, ma uii' egual sorte piü tardi incoglicvala, che.
morto egli appena, la si esponeva all' incanto iielP ottobre 1746.
Toriia utile alla stoiia della bibliogralia il eatalogo allora pubblica-
tone ').
13. Bibl. Rueb e Siwelleng^rebcl.
Da non piü che sei anni furono distratte al pubblico iueaiito
(docembip 18J)4) due buone librerie, Tuna di A. S. Rueb, gia pro-
fessore d* asironoinia all' universita d' Utrecht, l'altra del dott. J. G.
H. Swellengrobel. II loro contenuto e la loro importanza sono abba-
staiiza dichiarati dal catalogo a stampa ~y
±!i. ISibl. Howards.
Neil corse la sorte delle altre biblioteche consiinili quolla giä
apparlciu'iite al professore di storia ecciesiastioa nelT universita di
Utrecht. II. .1. Royards, morto nel iSliU. Qiiesta scelta raccolta di
oltre 10000 voluini di teolügia, storia ecelesiastica e del paese,
erasi gia cominciata dal padre, professore di teologia, storia ecele-
siastica e paesana, ed ora conservasi iutcra in (lue grandi stanze della
ricca faniiglia Royards,
') Bibliotlieca Wifliliiif^iaiiii , sive cafiilogiis exqiii.silissini(iiiiiii liliroi iiiii in omni scien-
liui'iim genore, qiiilxis oliin u.s\is fiiit vir cclelierrinius Alirahannis Wieiiliiif;', iie:uipmia>
Ultriijcoliiiiu, dum viverel, iiiitcfessor. Trajecli ad liluMiiim, apud Besseling' et Visuh
l.ihliopolas (174G), vol. II, 8".
2) Catalo<((i.s van Iwee lieianfi'iijkc i-ii good «recondilioneerde hoekervorzamelingren
(iver niatlipsis. astriiiiiiniic , |ih\sica vn cheinie. nu'i'lianica , lecliriülogie iMi arclii-
It'clinir. wati'rl)(iinvkiiii<lt' im walci-slaat. naliii-lijke hislorie, botanie en pharmacie,
medii'yiieii eii cbirurf^ic, v^'aarondei' de nieiiwsle en beste werken nitinnntcn. VVei'der
Dvei- liislorie, rejftsgeleerdeiil . letlerkunde en nieta|iliysica ; benevens |>laat\verken,
inn/.ijk. aard- eil bemelkaarten , inalheniatisebe iiiütrunienleii, naliiralia en boekeii-
kaslcn. Alles nagelalen door wi.jlen Dr. A. S. lineb en Dr. .1. «i. II. Swellengiebcl , le
Ulrecbl. rirtcbt, 18:J4. |>. rz, \Z. 8».
e (ielle socielä scieiitifico-lellerarie (lelhi Neerlandia. 49 O
15. Bibl. «lutfaa».
Non deve essere passata sotto silerizio I;i bihlioteca de! Laroiie
de Gcer de Jutfaas, dottore in lettere e professore in diritto, Degli
ottornila volumi circa ch' ella contiene, la massima parte si riporta
alla giurisprudenza ed alla letteratura seiiiitica: la raccolta dl poeti
latini irioderni forma lo speciale suo pregio.
16. Bibl. van jflarle.
Alle perdite passate dovrä Utrecht aggiungerne una che si va
era compiendo: meiitre io scrivo, s' apparccchia lo sperpero d' una
distinta bihlioteca che il nobile Gastiingen C. Van Marie, nel corso
di parecchi anni, favorito dalla siia posizione sociale, s'avea formato,
corredandola di libri d' ogni classe di studio, e in lingue diverse; di
carte geografiche, topografiche , storiche; di incisioni classiclie a
taglio reale e all' acqua forte; di ritratti. Di una gran parte di oggetti
cosi preziosi si e gia stampato il catalogo '), per T asta che se ne
tiene in questo mese d' ottohre J860. E da sperarsi che alcuno
de' cittadini ferventi di carita patria , accorrerä a salvare dalla
dispersione tanti oggetti di seienza ed arte, acqnistandone intera la
raccolta, ad uso ed ornamento del proprio paese.
Alle descritte ben nieritano d' essere aggiunte, per la loro ini-
portanza, le biblioteche delle societa degli antiqtiarj; della scuola
veterinaria del regno; del sig. P. Vei'loren, la quäle racchiude una
raccolta interessante di carte storiche e caricature , riferentisi alla
storia del paese; di Tr. H. M. A. C. Van Ascli Van Wyck; di T. J.
Naliuis; le due ullime sono fornite a suflicienza di codici manoscritti,
di antichitä, araldica, genealogia. La bihlioteca di 1\I. C. Kram, ar-
chitctto della provincia , va ricca di libri di belle ai-ti, di ritratti e
1) ral!ilo<jus von hoekeii in verschllleiide talfii cn \ve(ciisi-liii|i|>eii , plmit- en piviil-
werkeii, feekeniiig;en, graviires. Iiislurisclie |>i-i'iiU'ii eii portrotlcn, iiitiiiftki-iiilc liet
eersle gedeelte de hililiuUieek van vvijlen den wil odel «ioslriiijji'n lit'fr .Mr. f. Viin
iMüi'le. inspectciir g-oneral van de waarluirg- eii liulastiiii; der yoiidcn en silvereii wei -
keil, llredit (1800), p. 113, 8».
Sil/.!., d. |>hii.-iiist. ci. xxxvui. r.d III. iii't. 33
l
496 Va I Pii l i n e I I i. Ot'llc l.ildioteohc
stampe. Non e a disprezzarsi la piccola biblioteca della societa Tot
nut van 7 Algemecn, il cui giubileo fii cclebrato nel 1823 ')•
Amersfoord, oland. — Amersford, ted. — Amersfordiiim,
Amersfordia, Amisfortum, Amorfortia, lat.
1. Bibl. pubblica.
AI principio del secolo scorso era molto da apprezzarsi questa
biblioteca, coliocata nella chiesa di s. Maria. Ugone Francesco Vau
Heusseil ne parla vantaggiosamente nella Batnvia sacra 8). In onta
a cio il diligento e minuto Uffenbach, cbe visitö Amersford nel
maggio 1710, ne tace affatto.
^, Bibl. Coenen.
Non e priva di qualcbe importanza la libreria di J. F. L. Coenen,
per le specialita storico-pratiche. La parte eletta di manoscritti e
libri a stampa fii fatta conoscere al pubblico nella Esposizione nr-
clieologico-artistica di Utrecbt, 1' anno 1857 s) : di lä ritraggo i
seguenti :
a) Blasone de! vescovi, dei nobili e dei luoghi soggetti ad
Utrecht, come pure de' conti d' Gianda, di Mattia van Kuyck (1650).
h) Blasone del consiglio supremo dei maestri de' conti dei do-
minj comitali, e del consiglio del Brabante, di Pietro Velsen.
cj Blasone di Cornelio van Aeken, coi fuggelli e colle segnature
degli scabini dell" Aja (1581).
d) Gli stemmi delle case piii insigni d' Gianda, rappresentati
sullc tombe e sui vetri colorati delle chiese, esposti da K. van Alke-
made e P. van der Schelluig, 8".
e) Dell* ordine cavalleresco del Toson d'oro. Mss. in fogl. di
Arnaldo van Buchell (1600), accresciuto da P. van der Schelling.
») S i in o n 8 A. Feestviering vaii het 25jarig bestaan der Utrechtsche afdeeling van de
maatsi'hajipij Tot mit van 't Algemecn. Amsterdam, 1823, 8".
2) „In huius lempli choro biblioteca piiblilica bodie .isspivatur, omni enere optimorum
libroiuin referta, sumjjtu Magistratus nun exiguo." Vol. II, p. 13.'i.
') Catalogus der tentoonslelling van voor Nederland belangiijke oudheden en nieik-
waardigheden in de stad en provincie Utrecht voorhanden ec. Utrecht, C. van de
l'osl. Ir. (18^7). p. 04. 4". a pag. 5.3.
I
e delle societa scientifico-lelteraric della Neerlandla. 497
f) Album di stemml, di Adamo van Neydegg (1590).
g) D'oude chronijke en de historien van Holland en door W.
van Goiithoeven. Dordrecht, 1620. — Esemplare di dedica ad Ar-
nolde van Bucheil.
h) Jani Dousm. Annales rerum a primis Hollandiae comitihus
gestarum ec. Hag« Comitum, 1599. — Esemplare di dedica a Gio-
vanni van Oldenbarneveld.
Gheldria.
(Geldria, lat.)
Arnem. — Arnhem, oland. — Arnheim, ted. — Arnemium,
Arnhemium, Arenacum, lat.
1. Bibl. pubblica.
Allorquando nel 1543 Carlo V istituiva in Arnem la corte di
giustizia e di amministrazione della Gheldria, vi fu poco poi aperta
una libreria ad uso di quel magistrato, che in seguito fu assegnata
al palazzo di giustizia. Numero non ispregevole di libri conservavasi
pure nella chiesa maggiore, come eziandio nelP edificio del governo
provinciale. Finalmente una buona raccolta d'opere custodivasi da
gran tempo nel palazzo del comune. Ora poco avanti all' anno 1855
alcuni volonterosi cittadini, membri della societa storico-letteraria
della Gheldria, opportunamente avvisando che tante raccolte di libii,
siccome di poco conto prese siiigolarmente, non erano accessibili al
pubblico, anzi giacevano quasi dimenticate, si riunirono nello scopo
di tutte fonderle in una, e vi riuscirono, dacehe le diverse direzioni
le uffidarono nel 1855 al comune. Cambiata la casa di questo nella
presenta detta del diavolo (Duivelshuis) a motivo delle figure fanta-
stiche scolpitevi sulla facciata , il consiglio civico determino di
trasportarvi la propria biblioteca, che notevolmente aumentata per la
giunta delle altre quattro, prese il nomc di pubhlica,. L'angustia
del sito determino allora il sullodato consiglio ad erigere dalle t'oii-
damenta la parte d'edificio contiguo alla casa stessa, di cui forma ora
33'
498 V a I e II t i II e I I i . »eile biblioteclie
parle iiite.izranto, e ii colloearvi i libii nella sala supcriore: ne Iiiogo
iniijlior«' avielihesi poluto desideiare, dacche nel eentro della cittä,
in prossiinilä ilelT assemblea de^li stati e dei tribuiiaii.
La parle piü antica della biblioteca e qiiella, cnme bo detto, che
apparteiieva alla corte di Gbeldiia, prezioso deposito di antiche opere
di diritto romano, tedesco, spagnuolo, francese, patrio, pertrattaiiti
i süggetti di giurisprudeiiza, di polizia, ili amiriiiiistrazione, de" quali
üccupavasi quella corte.
La libreria del governo provinciale era gia d'uso quasi esclu-
sivo de" membri della camera de' conti della Gbeldria, e dei depiitati
degli stati. E percio ch' essa comprende opere generali sul diritto
piibblico e interiiazionale, non che una distinta collezione di carte
pubblicbe, nrdinanze, privilegj, statuti della Gbeldria, e opere sui
diritti feudali, proviiiciali, civici, di dighe, della Gbeldria.
Neir antico palazzo civico conservavasi la biblioteca procedepte
da un legato di Giovanni Van Huenen, la qnale a bnon dritto puo
dirsi il germe della })resente. Oltre aicune edizioni del secolo XV,
la piü parte di argomento giuridico, provenienti dal monastero di
Mannikbuizen, possedeva da due secoli la biblioteca, in buona copia,
opere di storia e di diritto pubblico, edite in Gianda e Germania.
Pare cbe in questo lungo lasso di tempo essa prosperasse abbastanza,
per cura della civica amministrazione, cbe negli acquisti non solo
ebbe in inira il contenuto delle opere, nia eziandio la forma esterna,
la sceltezza delle edizioni, le buone legature. A tanto intere.ssamenlo
pel vantaggio della biblioteca controperava la soverebia liberalitä,
onde se ne permetteva l'uso senza le opportune cautele, daeche le
frequenti mancanze di libri motivarono una risoluzione del consiglio,
nel Decerabre 170ö, colla quäle fu determinato che in seguito non
sarebbe prestato nessun libro a domicilio, senza una ricevuta sotto-
scritta dal petente. NelP aprile delP anno 1782 arriccbi la biblio-
teca un legato di Daniele Tallekeii, signore di Mellis e Mariekerke,
nonche borgomastro di Widdelburg, vero mccenate delle scienze e
de' suoi eultori, legato consistente in una raccolta di opere, la piü
parte sul diritto pubblico, sulla storia e sulle scienze affini, com-
mendevolissima non solo per la importanza intrinseca, ma ezian-
dio per la bellezza delle edizioni , e pel lusso delle legature. II
civico magistrato riconobbe degnamente la squisitezza del dono,
dacche ordinö cbe qiie" libri fossero deposti nella eos'i detta
e delle societ'i soieiilifico-lelterai ie Jellii .Neerlaiidia. -i-Jo
(ioiizekammer *) tlelT aiitica casa municipalc, e nelT anno seguente
oi-dino r appi-estamento di grandi armadj di quercia de' quali fu
data iina chiave a ciascun mernbro d<'i cotisiglio: tiiiova fönte di sper-
pero, che determino poeo depo il eonsiglio stesso ad ordinäre che
nessuno potesse estrar libri dailo biblioteca. Ciö che eontribui in
segnito ad accrescerla notevolmente fii la soppressione dell' univer-
sita e, piü tardi, deir Athenmim illustre della Gheldria a Hardei-wijk.
Infatti colla risoluzione sovrana 13 gingno 1818 fu ordinato „che la
„biblioteca del giä esistente aleneo, come pure gli stromenti di fisica
„ed aicuni fondi in danaro fossero dati in dono alla cittii di Deven-
„ter, a vantaggio di quell' ateneo; pero contemporaneamente il mi-
„nistro della pubblica istruzione dovesse intendersi eol governo della
„cittä d'Arnem allo scopo di esaminare se forse fra quelle opere se
„ne trovassero alcune di pnbhiica utilita, che potessero convenire
„air uso della citta". Nelle trattazioiii fattene T aprile di quell' anno,
il curatore deputato Scheidio prestossi con vero amor patrto all' ar-
ricchimenlo della biblioteca, la quäle deve alle insistenti sue pratiche
Taquisto di opere voluminöse di diritto, una delle classi piü provve-
dute, e della splendida edizione delle Äiitichitä cf Ercolano, donata
air ateneo di Hardervvijk dai signori van Haersolte e van Lynden.
Ne queste sole ma eziandio alcune buone opere di storia provennero
allora alla biblioteca, che di tutte conservo due indici manoscritti -).
Pare del resto che di questa antica biblioteca civica siasi presa
una cura speciale, anche prima della sua incorporazione -aWa pubblica,
dacche nel calalogo pubblicatone da quaranta anni, in unione al re-
golamento 2) sono indicate alcune edizioni del presente secolo,
Di altro ben diverso genere e la libreria, tolta dalla chiesa
maggiore di Arnem. In un armadio della sagrestia, in cui poco prima
del 1588 erano riposti paramenti della chiesa cattolica, furono collocati.
•) Per ordiui' del !\lngistiato d' Arnem. nel 1717 il Imron di Gueli e il suo se(;rel;irio
Stambke, dicliiarati rel di altü tradiinento . liig{,ntivi furono arrcstali e iinpri-fionati
nella detta stan7.a.
-) Lijst van hiieken alkonislif;- van de llaidenwijkselie Itiiiliollieek. welelie, kraelitens
"t koninks he.slnil van 13 iunij ISl.S, n. 100 :ian de slail Aniliem ten ^^eselienke wor-
den geg:even. Cart. 20. lol. — Lijst van lioeken alkonistiy; van de Härder« i.jksclie
liihlioUieek. en provisioneel te stellen omlei- ln-waring- de stedelijke rejjeriüj; Viin
llerderwijk, oetol.er 1819, cart. G. fol.
•'») Ueglenient en eatalogns der slad-liibliotlieek van Arnlieni. Te Arnlieni . I«ij Taulns
Nijhoff (1820), p. 18, 8".
\
500 Va I cn t in eil i, Dcllo liiLliotccbe
probabilmcnte a cura del primo prcdicatore protestante di essa,
molti libri provenienti dai monasterj distriitti o da fondazioni eccle-
siastico-cattoliche, gia abbandonate. Ora molti di que' libri, quattro
de' quali furono fatti conoscere nel 1788 da G. Van Husselt, sonosi
giä perduti: i pochi che restano sono registrati nel nuovo catalogo,
sotto je rubriche: Teologia e storia ecclesiastica.
La libreria della societä gheldriea della storia e della lettera-
tura, di media importanza perehe d'istituzione recente, riempie molto
opportunamente nella pubblica le lacune delle opere moderne di
storia generale e patria.
La pubblica biblioteca composta di si varj elementi, arricchissi
d'assai, poco appresso la sua apertura, come puo vedersi dal cata-
logo che, per risoluzione presa dalla commissione della biblioteca
nel 1857, ne piibblicava il benemerito bibliotecario P. Nijhoff i),
suddividendo la materia in quattro classi: Storia — Giurisprudenza
e legislazione — Altre seienze — Belle arti; ripartizione opportuna
se si consideri che le due prime formano propriemente la parte
priucipale della biblioteca. In questo catalogo, alla prefazione sto-
rica (p. V — IX) tien dietro il regolamento (p. X — XII) per V uso
dellä biblioteca, redatto in 21 articoli dalla commissione direttrice,
il 29 ottobre 1853.
Fonti d'incremento della biblioteca sono, come quelli d' ogni
altra, gli acquisti, le giunte di librarie minori, i doni, i cambj.
Quanto agli acquisti, furono riempiute molte lacune nelle ripartizioni
della storia, della giurisprudenza, del diritto civile, presone van-
taggio dalle aste pubbliche, tenendosi perö sempre in mira che la
biblioteca rappresenta ora e deve sempre rappresentare gli interessi
scientilici e letterarj della Gheldria, e che quindi doveano compe-
rarsi tali opere che si riferissero alla sua storia, alla sua legislazione,
alla sue istituzioni. I mezzi pecuniarj, benche ristretti, valgono a
sufficienza a riempiere i vuoti delle due classi giä dette: 200 fiorini
somministra una tassa posta sul bilancio provinciale, per compera
di libri astampa, manoscrittiecartespetfanti alla Gheldria; una somma
non determinata danno il comune e la societa gheldriea, come dirö
piü sotto. Ne vi mancarono aggiunte di piccole librerie, come furono
1) Catalogus van du openhare liililiutheek te Aruhem , iuni 1858. Aruhem , Is. Ant.
Nijlioff cn zooD, 1». XII, 289, 8».
e (teile socielii scientiiico-letlerarie della Neerlaudia. OUI
nel 1849 quelle della disciolta commissioiie agraria della Gheldria,
della Camera di commercio, e della societa de' giuristi. Gli interes-
sant! acquisti di quest' ultima importarono eccellenti opere di giu-
risprudenza e diritto pubblieo, edite dalla nuova legislazione nel
paese. Lna serie di upere di scienze naturali, accompagnata da una
raceolta di stromenti di fisica e di oggetti di storia naturale pro-
venne alla biblioteca dalla antica societa, nota sotto il motto Prodesse
conamur. Altra fönte di non leggero inerernento furono i doni dei
ministerj degli interni, della guerra, delle colonie, degli stati depu-
tati delle diverse provincie, della reale accademia delle scienze e
della societa Oiivermeide arheid di Amsterdam, della societa batava
di Rotterdam, delT istituto Teyler di Harlem, dell' associazione sto-
rico-naturale delle colonie neerlandesi , della societa Tot mit en
vergenoegen di Ariiem , della societa archeologica di Lus semburgo
e di moltre altre, come pure di parecchie persone cos'i paesane che
forastiere, locche appalesa l'interesse generale per la prosperita
della biblioteca. Finalmente il vantaggioso sistema dei cambi le
porge occasione favorevole di spogliarsi de' suoi duplicati, e di
fornirsi di opere nuove. Percio la direzione della biblioteca si pose
in rapporto colla societa provinciale della Frisia, settentrionale bra-
banzona di Bolduc, scientifico-letteraria di Utrecht, colla biblioteca
civica d' Amsterdam, non senza un rilevante profitto. E qui giova
pur ricordare che la piü parte dei libri a stampa e manoscritti, am-
mirati o per arte, o per raritä, furono ccduti ad uso della biblioteca
da aicuni privati, i quali se ne riservarono il diritto di proprietä.
La biblioteca, afüdata fin dal momcnto della sua formazione,
alle eure dell' erudito bibliotecario P. Nijholf, fu per lui portata ai
lOOOü volumi, numero rilevante, se si considerino il breve tempo
trascorso dalT apertura e la limitazione de' mezzi. Le poche edizioni
dei secolo XV sono quasi tutte posteriori all' anno 1480, e trattano
soggetti di giurisprudenza. Dacche questa classe e cosi degnamente
rappresentata, si accrebbe ia scorta dei giornali di giurisprudenza,
specialmente olaudcsi '}. Non e a tacersi d' una collezione in parccchi
1) a) Bijdraijcn voor rcytugclccrdlaid cn ii'ctijckiny. Ainslcrtlam . .loliaiiii Müller,
ltS2ti — 1860, S". — Uno de'iniglioii periodici, che coiitii 3j aiiiii di vila, in \ serie.
La prima coli' eiiuiuinto litolo [»ercorre gli anni IS'iO — ISo'i; la seoonda Jaarhor-
kfii vour rcylsijelcerdhed eil iveUjcving, gli anni 1833 — 1840; la lor^a Mcdcitandsihc
302 Valentiiielli, Delle liiblioteche
volumi, di dlssertaziüiii giuriciiche dolle universita di Leida, Utrecht,
Gioniiiga e delle aiiliehe gheldro-zutfanica di Hardcrwiik e diNimega.
Somnvano forse a piü che 200 volumi i manoscritti; molti con-
tengono risoluzioiii, ordinanzeec.deglistati d'01anda(1671 — 1792):
fra i pochi che possano dirsi impoi-tanti o pel coiitenuto, o per lavori
d'arte, o per raritä, noteru i segucnti: u) Plenarium de fest is
sanctorum totius anni, del secolo XIV, memhranaceo, con miniature
e dorature, giä descrifto i); b) Explanatio llieromjmi in Mala-
chiam Prophctam. Fogli qiiattro membranacei del principio del se-
colo uiulecimo, colla scritta in lettere iinciali, al line: Explicit ex-
planutlo. Questi fogli, che servirono gia a copertura d'un libro, soiio
Uli frammento di quelT opera: in caice aH'uitinio foglio una mano piii
receiite scrisse: Cunrad de Epensteiu est vilissimus quid nescit
legere in isto libro. c) Ilieronymi presb. minotationes in novum
testamentum. Codice membran, in fogl. a caratteri gotici, moUo
ornato, gia apparteiiente al monastero di Betleem, inscritto al fine:
Explicit noviim testamentum scriptum et ßnitum anno dorn. 1433,
in crastino Anfiufitiationis. d) Dominicorum cunctornm expositio-
nes. Resti membranacei del secolo X, in due fogli che servirono a
legature d'un libro. e) Jo. CUmatis ab. tabulm spirituales. Codice
cartaceo di fogli 112 a due colonne, del serolo XII, provcniente dal
detto monastero di Betleem. f) Horce b. Mariw Virginis. Quatlro
jaarhoeken voor rcijtsijeleerdheid en wetf/evint/ , verzameld en uügegcven door C. A.
Der Tex en J van Hall, gli anni 184ö— 18ö0; I" ultimo Memcc hijdratjen voor reijts-
ijcleeidheid cn vctijcviiKj, puhhlicalo iicgli :inni 1801 — 1800, dni due precedeiili. in
compagnia di B. J. Liiitel de Geer.
h) lietjtsffelecrd bijblad hehorrendc toi de nedcrl. jaarboeken en de nieuwe hijdraijen
voor rentsijelccrdheid cn wctijevituj. Amsleidam. 1845— 18G0, S».
i) T/ieinin. Ileyl.sliiindiij /ijdschri/t door A. de Pinto, A. Olivier, Kappeijne van de
Capelle. "s Hage, 184;)— 1860, S».
d) De economist. Tijdscrift voor alle standen, tot hevordering van volkswelvaant, door
vcrspreiding van cenvcudiyc beginscln ran staulhuishoudkundekundc, ander redaitie
van Mr. J. L. da liriiyn knps. Te Amsterdam, hij (lehlianl en comp., 8". — Qiieslo
giornale, giä csistente da nove anni, gode gian fama ncll' opinione del paese, dacche
ha in mira principaimente il vantaggio del popoio c rende comuni le cognizioni
di stallstica, <on eslt-se relazioni, non solo d" Gianda, ma eziandio delle colitnie
neerlandesi.
1) Besehrijving van ren llundnvhrift, afkomsting van het klooster Bethlehem bij Doctin-
vhem , dooi) Jn. A. .Mjho/f. Leggesi in Vrrhandelingen van het kon. nvad. vnn
Amuterdam. Afdeeling Letlerkundc. — Amslfidani. I8ö8, |i. 12, 4».
e (lelle societä scieiitifico-lelleinrie ilella Neerlamiia. 503
codici membranacei, uiio dell' undecimo secolo in lingua francese, i
tre altri del priiicipio del secolo decimoquinto, con eleganti colori-
ture di fiori e sog^etti sacrl su sfondi d' oro. (j) Fascicnlns tempo-
riim a mundi creatiotie usque ad prwsetis, menibranaceo, della fine
del secolo XV, con undiei miniature. hj Alcuni frammenti di Cice-
rone, de natura Deoriim , de divinatione, Timams, de f'uto, mem-
bi-an. del secolo XIV. ij Un frammento del Parzival di VVolframo
d' Eschenbach, menibran. della fine del secolo XIV. kj Una raccolta
di poesie erotiche, par maitre Alain, cartaceo in fogl. del secolo XV.
La belle dame saus mercy ; V acciisation de la dame devant
amours; la dame leale en amours; complainte du servideur saus
guerredon; le nanfrage de la pncelle; ballades de maistre Joltan
de Wissocq, esquelles na ryme raison, ne entendcmcnt quels-
conques. Finalmente alcune cronache della Gheldria, e cronache,
statuti, ordinanze ec. della cittä d'Arnem, un volume di scritti
risguardanti il senato della soppressa universita di Harderwijk. Non
e da preterirsi una raccolta molto bene avviata d'incisioni, che si
riportano alla storia d' Gianda.
üS. Bibl. Prodesse conamur,
Poco prima della fine dello scorso secolo si costitui in Arneni
una societa colla divisa Prodesse conamur, allo scopo scientifico di
darsi agli studj generali ; ed c perciö che acquistö nel principio
molti stromenti di fisica e chimica, alcune collezioncelle di minerali
e fosslli, e a poco a poco formossi una raccolta non ispregevole di
opere riferentisi a quegli studj. Era intenzione della societa di fare
regolari pubblicazioni , nia nessuno dei nieinbri occupossene con
energia di volonta. Costituitasi da non molti anni una seconda societa
simile, quell' antica si disciolse verso ii 1848, fidaiido alle sorti
d'un'asta pubblica i libri e i molti oggelti natural!, ch' aveano co-
stato tante eure e dispendj a' passati monibri. Fu luiona Ventura perö
che la maggior parte di tali oggetti e molti libri devenissero per
acquistö nclla pubblica biblioteca. La scorta di sfromenti fisici e
cliimici, di prodotti nalurali, insieme ad alcune momorie, come
ritratti ad oglio, disegni, carte cc. fu riposta in una saht a parle, a
servigio delle pubbliche scuole.
504 Valcntinelli, Delle biblioteche
3. Socicta di storia c letteratnra: Prodesse
conamur,
Poco dopo lo scioglimento della teste nominata societä, la piü
parte di que' membri determino di riunirsi di nuovo, variando perö
lo scopo delle proprie occupazioni, dacche trascelsero gli studj di
storia e letteratura, e veneratori della memoria di quella societä di
cui aveano fatto parte, adottarono il motto Prodessc coiiamur. Non
trascorsero forse due anni dalla fondazione, che i membri con no-
bile divisamento risolsero di donare tiitto il fondo della loro biblio-
teca alla pubblica, e di concorrere pure in seguito all' incremento
della stessa con altre opere che il consiglio sociale avrebbe credute
le piü opportune ad accrescere il patrimonio della storia e della let-
teratura: raro esempio, a dir vero, d'un corpo morale che in conti-
nuazione di vita si spoglia successivamente del proprio dominio. Colla
piccola scorta di libri passo pure nel 1851 alla biblioteca pubblica
r indice manoscritti i) redatto dall' allora bibliotecario della societä,
dott. A. G. Capelle, indice che mostra quanto fossero poveri i pri-
merdj di quella fondazione. A dar conveniente guarentigia del dono,
non che ad assicurare le sorti future della biblioteca, per parte di
que' socj, la radunanza della societä pubblicö un regolamento 2) re-
datto nella seduta del 13 decembre 1858, col quäle in trentotto arti-
coli si tratla della societä in generale, de' membri, della direzione,
de' lavori della societä, della contribu/Jone di ciascun membro, e nel
sesto capitolo de' sussidj che la societä e teiiuta di dare alla biblio-
teca pubblica. Benche la societä non abbia ancora pubblicato propr],
lavori, si propone di farlo in seguito, e percio si radune due volte al
mese, la sera, nelle sale sottoposte alla biblioteca.
4. Societä di storia naturale: Tot nut en
vergenoegen»
Da non piii ehe quindici anni costituissi questa societä, com-
posta la piü parte di medici e farmacisti, per coltivare gli studj della
>) Catalogus van de hiliiiolheek der gel.lersche maalschiippij voor jjeschied- en lelter-
kundc, onder de ziiispruuk: Prodessc conamur. 8*.
«) Wet voor de gelerdsche maatschapi.ij van {jeschied- en letU-rkundc, gevesitgd to
Arnhem, onder de zinspreuk: Prodessc conamur. — S. a. I. p. 14, 8».
e delle societ'i scicnfifico-ietteraric della Neerlandia. oOu
storia naturale, locche determirio, come ho notato piü sopra, lo
st'ioglimento della societä Prodesse coiiamur. Nei poclii anni d'esi-
stenza, raccolse un sufficiente numero di opere di storia naturale, di
cui pubblicö il catalogo *) in carta da serivere, per le successive
inserzioni. Essa da splendida testimoniar)za della propria operositä
colla pubblicazione d'un giornale 3).
Nimega. — Nymwegen, Nimwegen, Nimmegen, Nieume-
gen, ol. — Nimegue^ fr. — Noviomagus^ Noviomagum^
Neomagus ^ lat.
Bibl. civica.
La biblioteea della eittä, coliocata nel palazzo municipale, man-
tenea fama di qualehe importanza in un tempo in cui alcune centinaja
di opere formavano una biblioteea distinta. Non accresciuta quella da
ferse un secolo, e d' altronde soggetta per lo passato a qualehe sot-
trazione, presenta ora soltanlo una sufficiente raccolta di libri antichi
di diritto, qualehe opera di storia, un messale manoscritto membra-
naceo, con niiniature del secolo XVI. Conservala sotto gelosa custo-
dia in un grande armadlo d'una stanza al piano superiore del detto
palazzo, ini fu fatta vedere da quel borgomastro F. P. Bijleveld,
dottore in legge.
Ben maggiore interesse olTre la serie di oggetti antichi, dissot-
terrati specialmente a' questi ullimi tenipi, dacclie i lavori d'ampia-
mento del porto posero a nudo una gran parte del suolo novioniagese.
E veramente a dolersi che quantita d' oggetti di niaggior mole, qnivi
rinvenuti e giä conservati nella casa del comune, si perdessero per
ur» sentiniento di niaiiutesa liberalita. Maurizio di Nassau, stalolder
del ducato di Cleves, avendo nel 1660 piantato un suo parco di de-
lizie, propose alla cittä di Nimega di acquistare alcune statue aiitiehe
per adornarnelo. E quel consiglio con risohizione presa i giorni 12
20, 21 luglie dello stesso anno, dono allo statoliler le delte slatue,
*) Catalogiis der Bibliotlu'ok v.iii liot niiliiurk(iiit1l[>' ;;'<Mio(if>i(>lui|i: Tot iiiil cn vcrgenoet/fii ,
te Anihcin. Ariiliein, G. J. Tliieiuü, 18ö7, \i. 4iS, luni iiiiiu., S".
*) Nntuurkundc tocg^epust op »Ue wakkoti vaii iiijierlieiil. Tijdsolirilt uilgcgcvoii di-ci
het gciiootschap : 'fol mit en rcrgcnonjcn. Ariihem, 1S44 — 1S60, S"\
506 Va I e n t i II L> M i , Helle bililiotcche
e volle teuere esposta al pubblico la memoria di quell" atto ver-
gognoso , in sito presso alP alrio delia casa muiiieipaie. Ora
que' marmi sperperati ne' musei delia Germania, perdettero alTatto
l'importanza storica cb' aveano nel luogo di rinveuimento, Ciö nuUo-
stante si coiiservano aiicora molti oggetti, posti in luce posterior-
menle. Infitti nella parete d' un eorritojo aecessibile al pubblico
souo iserizioui in marmo e terre cotte sigillate, una lapida votiva dei
vessilarj delia LEG . I . MEnervia , delia LEG . VI . VIpia, delia
LEG . X . GEMiiia, un hibrum balneare, un avanzo di colonna rnil-
liaria , uu sareofago in pietra a due compartimeiiti: non vi mancano
terre sigillate, cüi nomi delia legioni 1\ o% 6\ 10% 30'. Alcuni
pezzi provengono dal eelebre Svezio. Pietro cotte, tegole, vasi iik
terra d'ogni specie e graudezza riempiono un apposito armadio: in
altri conservansi idoletti di bronzo, libule, utensili, vasi in vetro di
varj formati, fiale unguentarie e laerimali.
La multiplicitä e la varietä degli oggetti antiebi, delle cui sca-
vazioni restano meniorie fin da oltre tre secoli >) darebbero diritto
a supporre che vi fossero iu Nimega parecchi musei archeologici, se
provvidi ordinamenti ne avessero inipedito lo sperpero, cui special-
mente contribui la rivoiuzione francese sullo scorcio del passato
secolo, colla fondazione delia repubblica batava.
Zutphen. — Zutphania, lat.
1. Bibl. del senato.
Arnaldo di Nimega ci mantenne memoria dell" origine di qiiesta
bibiioteca, collocata nella sala di radunanza del seiiato, in un' elegia
che leggevasi per lo passato su tavola appesa nella sala stessa, ter-
minata coi due distici :
„Cujus ut ngnoseaut exordia prima nepotes,
„Ascribain certis carmina bina mctris :
„aVgVsto oCCVrrens CocLestI Vlrgo sVb aXe
„ad CVLMcn faVsto pondcrc traXIt opVs.»
•) „Invenla sunt in hac iirhi- et submbano a^no nioni)iiit'iita cDiniiliira vetcrum fioina-
norum, niiinini t\ npliiriiiii et ,'.iim|)lii«soiiiin operiiin tiimiiloriiin()iie lapides, qiioriini
hodieque salis magna copia invenitiir." C ii i c p i a r il i n i L ii d o v. Belginm Universum
Amslclod.. 134fi. Pol.
e (lelle societä scientifico-letterarie della Neerlandia. 507
che aecennano per cronotassi Tagosto 1513. Consta questa in grau
parte d'opere di giurisprudenza, molte dellequali appartenevaiio alla
biblioteca del professore d'umane lettere, BernardoBaueusio, distinto
conoscitore del latino, del greco, dell'ebreo, come rilevasi dalle
postille aggiunte di proprio pugno ai suoi libri. Fra' codici mano-
scritti conservansi gll idillj di Teoerito e le orazione di Uemostene
ed Eselline trascritte dal Baucusio elegant issimo charactere grwco,
ad exercendam ortographuim i).
*A» Bibl. della cattedrale.
In una piceola cappella della chiesa di s. Giovanni e collocata la
noii copiosa ma scelta serie di libri 2), attaccati con catene a sbarre
di ferro, gia appartenente al capitolo di s. Valburgo, ed ora alla
comunita protestante di quella chiesa, onde e conosciuta sotto riome
di biblioteca della grotte kerhe. Ad ecceziono di pochi, i libri a
stampa sono di edizioni del secolo XV, la piü parte proveniente dai
conventi di s. Agnese e dei Fratres minores. Pochi assai sono i
codici manoseritti.
Harderwijk. — Hardervicium, Harderwieuni, laf.
Bibl. deir universitä.
Lomeier rileva in poche pnrole il carattere della biblioteca: Ilar-
dervicena multis pracclaris syriucis, arahicis, sinicis libris instni-
cta 3). AI principio del secolo deciniottavo Ufl'enbach non vi riscon-
trava che 500 vohinii, la piii parte in fogl., alciini de' quali di storia,
giurisprudenza, lingiie orientali *): egli parla di un solo codice
nianoscritto s) donato alla biblioteca da Enrico Giovanni Oetgers il
25 niaggio 1626. La piü gran parte delle opere portava scritto su"
tagli a grandi caratteri: Acad. Gel. Zut. «). Avvenuta la soppressione
*) Lomeier. De hibliothecis, p. 2.iä.
2) „ . . . non tarn popia. i|uain libroriiiii »leloclii conspiciia. Ivi. p. 'i'.Wi.
•*) De bihliothecis, p. 2öl.
•*) Mi'rkwünlige liciseii, vol. II. p. 398—309.
S) Ilistoria Siihaudiii', atl (.'iiroluiii IV Sab:iiu)ia> Ducein. u ücroaldo .Maurion.f. S M.ni.-na'
Duce. ad dictiiin Caroliiin XVl. kal. l'ebr. 1j9j, con ariiii blasoiiiche.
'') AcademiiT! Celio-Zutpbanicn.sis. — V. lübliotooa dcll' atoin-o di D.'vciilcr. nota 4.
308 Val en t i 11 e I li , Delle Liblioteche
deir universita e, piü tardi, athcnanim illustre, questa biblioteca fu
per risoluzioiie sovraiia (13 giugno 1818) incorporata colle due
pubbliche di Üeventer e di Ainem.
Molte altre biblioteelieesistevano iiiHarderwjk. Lorneier accenna
alla ricca di Ernesto Brink i). Uffenbach ricorda la segueiiti:
aj Di Teodoro Jansson di Alnieloveeii, 11 qiiale avea raccolto
in due stanze da 3000 volumi, la piü parte Critici, Litteratores,
Anliquitatum scriptores. Fra le molte edizioni di classici greci e
latini, ne possedea quaranta di Quintiliano, un Celso in fogl. picc.
stampato Tanno 1488, e l'edizione propria. Questi, come pure altri
libri a stampa, crano tutti annotati di sua inano. Cresceano ornamento
alla biblioteca urne funerali (Doodkisten) rinvenute in Cleves 2).
b) Del prof. Giovanni Mayer, contenente 2000 volumi di teolo-
gia e di critica, divisi in due stanze. Nella seconda erano soll libri
ebraici, di cui il Mayer era profondo conoscitore ').
cj Del prof. di matematica, Gerardo Wynen. Questa compren-
dea gran quantitä di libri filosofici e matematici, molti de' quali assai
rari: la piü parte non legati erano ehiusi in parecchie casse. Alcuni
pochi legati splendidamente furono da lui comperati a gran prezzo,
in aste pubbliche. UfTenbach *) assai apprezza due opere a stampa
di Gomes Pereyra, di cui fece uso Cartesio nella Antonininna Mar-
gerita, a) Metbymna Duelli (Medina del Campo), di colonne 802 e
18 al fine. |3) Novce vcrique mediciuae experimentis et evidentibiis
rationihns cotnprobata' prima pars. Methymnae Duelli exeudebat
Fraticiscus Canto, 15ö8, col. 916, fol.
Thiel.
Non saprei dire se nella piccola cittä di Thiel esista ancora la
biblioteca esattamente descritta da Lomeier, colle seguenti parole :
„Tiliaiia initium habuit anno 1 55o, dicafa a Hudolpho Kock sive Koeck,
i) De hililiotheci.«, p. 2;il.
2) Merkwürdige Iteisen, vol. II, p. 39G.
3) iTi. p. 3'.»9— 401.
■*) Ivi, p. 401—400.
e delle societi scientifico-letterarie della Neerlandia. öOO
„cum enim a'tliles, in hujus Rudolphi usum elegans cubiculum jedlfi-
„cari curassent, quia templum egregie dotaverat, hio postea totam
„suam bibliothecam 300 florenis aureis Eßstimatam reipublicae dona-
„vit. Hjec anno 1635 ab ampllssimus urbis magistrotibus instaurata,
„oratione Jani Erasmi celebrata est." De bibliothecis, p. 54.
Overyssel o Yssel superiore.
Daventer, Davantre, Davantur, Deventer, Dewenter, Deven-
tre, Teventer. — Dabentria, Daountria, Daventrium, Dave-
metria, Deventria, Deventrium, Deventurium, Devonturum.
1. Bibl. deir ateneo.
Benche torni difficile il determinare con precisione 1' anno
d'origine della pubblica bibliotheca, puo nullostante ritenersi, senza
tema d'errore, che, dietro rattestazione dello storico Revio i)» dati
dal secolo XIV, tempo in cui il sodalizio clericale Domini fratres,
istituito da Gherardo Magno per la trascrizione de' codici manoscritti,
spargeva da Deventer la luce, precorritrice del rinascimento de'buoni
studj. Pero non e agevole il chiarire se quella prima costituisca il
fondo deir odierna biblioteca , bencbe alcuiii codici manoscritti che
vi si conservano dell' istituto Florenzio giovino a confermare tale
credenza. Ma provenga ella la presente da quella antichissima
biblioteca o da altra formata cogli spoglj dej monasterj e delle fon-
dazioni religiöse, al tempo delT indipendenza politico-religiosa , e
certo che il 17 gennajo 1597 il municipio assegnolle iiiia dotazione
annua di duecento fioiini, non che il luogo ove dovea collocarsi 2),
») „Gerardus Zerbelt, ut titiilus luciibrationuni eius in inembraiiis bibliollieciv Daven-
triensis asservatum prsefert . . . Daveritriaiii aceessit, ibique iiiveiitis fratribus doiiuis
d. Florentii, ipsi Florentio firmiter adhsereie caepit, ac in eius fainiliam ascribi . . .
prajfectus est colligeudie ac adornandie bibliolheca', quam in eadeni domo (Hot rijcke
Fraterhuys) satis pro eo tempore lueulentam iiobis reliquit, libros haud paui'os
ipse sua manu scripsit, multos etiam liberaliter concessit, nihil iiiipensius urgeus
quam ut sacrae Seripturae indagandte insudarent." Daventria illusirala. f.ugd. Hat.,
ICÖl, 4«.. pafc- 3G.
2) DaventriiMisis bibliotheca, cui locum dispexit et annos redditus dcsignavit eius urbis
magistratus lj97, die 17 iiuiuinii, in dies eliam luiin succreseit.- Kevii. Daventria
iiluslr.
i
510 VhI enlinulli , Delle bibliotedie
cioe riL'lIa chiesa dun antico monastero (Broeder-Klooster), ove resto
fino a* tempi a noi piü vicini, colla denominazione di biblioteca gin-
nasiale.
UlTenbach, visitatala al principio del secolo scorso, vi riscontru
da sei in ottocento voliimi, la piü parte in foglio, attaecati con ca-
tene a bassi leggii. Gli stampati eran quasi tutti in lingua olandese.
I codici inanoscritti, alcinii de* quali antichissimi, non sonimavano
oltre ai novanta. Indicatine i eapitali i) scrive di quarantasette quadri
di dimensioni diverse, che adornavano la sala.
Da quel tempo la Lildioteca fu accresciuta per aequisti, tuttavia
limitati, dacche tenue e uon fissa e la doUizione costituitale dalTate-
neo, cui la provincia, a titolo di spese in genere, corrisponde
ISOOfiorini. Peru i dotii l'incrementarono in maniera che il comune
trovö necessario, non son molt' anni , di seioglierla dalle catene e
trasferirla nella casa di sua spettanza, eollocandola in una sala a
tetto , attraversata da parechi ordini d'arniadj, ciie la rendono an-
gusta e poco illuminata. Nuovo niotivo d'arriehiinento fu la soppres-
sione delT universita d' Harderwijk, avvenuta nel 1815, dacche
allora una gran parte di quella biblioteca fu ceduta a Deventer 2)
non pero la migliore che passö a quella d'Arnem.
La biblioteca, ordinata sistematicarnente, dividesi in otto classi
1. Libri theoloyici : — 2. Libri iuridici ; — 3. Scientiae etartes; —
4. Litterne elegautiores ; — 5. Libri historici; — 6. Acta societa-
tiim; — 7. Anna/es academici , orationes et dissertationes ncade-
micae: — 8. Lib7i mamiscripti. Fra le opere teologiehe sono da
ricordarsi le tre poliglotte Complutense, Regia, Londinense e piccole
raccolte rniscellanee di polemiche religiöse: fra le giuridiche, piü
•) a) Due Inessali merabinnacei. b) Evangcllario colle omelie ili s. Gregorio .Mag'oo.
c) Chronicon fratris Martini, Ordinis Praedicatorum. dj Chronica Sicardi. e) Joan-
nis de Britannia Policralici . episcopi Salishuriensis , de iiufris curialiuni et |iliari-
sjBorum . scriptum Korimberij(B per vic Jacob Cratm de Ifrrhy, familiorem magistri
Joh. tiarquardi de Daventria, anno dorn. 1439, durante Concilio Basileensi, 80. mense
iulii. f) Commentaria Servii in Virrjilium. (j) Epislola! fratris Guiberti de Tornaco
ad regem Franciaj Ludovicum, finile et complete anno domini HßS , per manus fru-
tria Alberti Ainersfordia: , in Hovitiatu, in profesto Lucc Evanijeliste. h) Petrarche,
de secreto coiiflictu. i) Vergerii Über de studii!> adolescentise et Leonardi Arctini
prolngiis.
') Catalogiis bihliodiecx acadernise abolitae Geiro - Zutphaiiicie , qualeiius in iisuin
aUienael Oaventriensis tradita est. Daventria;, 1821, p. 4S. 8». Indice sparutu, man-
eaiile affalto d' o<;ni appiiiito biblio^rafico : raro in eoniiiiercio.
e (lelle socielA scientifiro-letterarir della IVeerlandia. Oll
(3i trecento volumi di Nobile, od atti degli stati generali neerlaiidesi,
la collezione in foglio dei Ricords di Londra. Provvedute a suffi-
cienza sono le sezioni della botanica e delP astronomia. II pregio
della elasse letteraria e rilevato dalla collezione di classic! di Due
ponti, in 101 volumi. Nella parte storica merita singulare menzione
una Serie di carte topografico-storiche. Fra le orazioni e disserta-
zioni accademiche conservansi parecchie centinaja di orazioni funehri
(Tuomini illiistri e dissertazioni teologiche, giuiidiche, mediche per
laurea, delle universita di Deventer ed Utrecht, non che di aicune
tedesche.
A duecento montano i manoscritti, conipresivi i pochi arabici e
malaici, giä deseritti in fiammingo dal dott, Everardo Scheidio, a
p. 231 — 254 del eatalogo, di cui parlero piü sotto. La maggior
parte si riferisce a soggetti teologici, e provengono da monasterj
soppressi al tempo della riforma. Ai manoscritti migliori indicati
dair Uffenbach pochi altri possono aggiungersi; non devono pero
dimenticarsi parecchie lettere autografe di Erasmo, ßemman, Gre-
vio , Gronovio, e alcuni stampati con postille autografe di chiari
ingegni, p. es. la bihüoteca Orientale delT Herhelot (Paris, 1697,
fogl.), annotata di mano di T. J. Schulters.
Perö l'ornamento primo della biblioteca e la ricca scorta delle
edizioni del secolo XV, rna specialmente delle patrie, la piü parte
deir officina di Riceardo Paffroed. Fra gli incunabuli piü apprezzati
voglionsi ricordare i tre seguenti : a) La gramatica di Donato, di
14 carte opistografe in membrana, senza alcuiia nota bibliogratica :
numera 28 linee per pagina a lettere semigoticlie con iniziuli e priii-
cipj di pericopo, in rosso: il testo comincia coine nelle altre edi-
zioni: Partes orationis qnot sunt Octo, termina: ExpUcit Donatus.
Questa edizione iinoia ignorata da' hibliograli, e di tanta importanza
che ne porse ripetutamente notizia l* Oreri/sselche almanacli roar
ondheid en letteren '), pnhblicandone la nota scritta sull' esemplare
Davenlriano dal bibliografo ohmdese J. Visser : questi osserv.i che
la pagina 22 fu interamente ripassata coli' inchiostro, che prima non
era restato aderente al foglio; e che il libro tu stauipato con tavole
scolpite in legno o stagno da due o piü inani, curne Pappalesa una
notevole dilTerenza e nel disegno e nella forma delle letteie fra il
«) 1842. p. 46— 48; 184.;. ^>. l«i— Iß8.
.sii/b. <i. piiii.-iiisi. n. xxxvni. v,a. \\\. im. :u
Ö l 2 V a I e II t i II •• I I i . Dollo Inlili.ileclie
foglio 12 (fig. 1) e il foglio 13 (fig. 2). b) II rarissimo d' Utrecht,
illiistratü recoiitemeiite *). c) Virgilü opera. Venetiis, per ligam
boarinni. Leggesi nel rignardo : „Pertinet novae domui clericorum,
„einptiis a domiiio Ludbert» Lochern, semiquinque floreriis, anno
„domiiii 1495, qul obiit anno 1527, pater servorum in Venrai".
Kseniplare d'ottiina conservazione , legato originariamenfe con im
Orazio di Venezia del 1490.
Nella niancanza d' opportuna camera di lettnra, la biblioteca
e apeita soltanto il niercoledl, dalle una alle 4 pomeridiane, e il
sabbato dalle 11 antiiii. alle 2 pornerid. per attro si distribuiscoiio
libri a prestito per qiiattro seltimane, anco agii stranieri inuniti del
permesso d' uno dei curatori. Percio allo scopo di agevolar 1' iiso
della biblioteca, se ne pubblicö il eatalogo sisteniatico 2^, nel qiiale
furono omesse le orazioni, le dissertazioni accadeiniche, i inanoserilti.
L'aiitore, P. C. Molluiysen, benemerito bibliotecario, passato nel
settetnbre 1860 alla direzione dell* archivio di Kampen, vi aggiunse
tre appendici negli anni 1833 — 1846. Chi gli successe, il dott. En-
gelbregt, ha pleno diritto all' attestazine della niia riconoscenza, per
la squisita gentilezza onde in gioriio festivo ed in ore inopportune
mi accornpagno all' esanie della biblioteca e mi porse le desiderafe
notizie.
'^. IBibl. Ciiperaiia.
Gisberto Cupero, nato a Hemmendem nel 1644, fu chiamato
ancor giovane a professare la storia a Deventer. Critico di gran
fama, aufore di parecchie opere filologiche e contemporaneamente
magisirato attivissinio, mediatore di negoziafi politici ^) ebbe occa-
sione e mezzi di formarsi una splendida raccolta di opere d' ogni
classe di studj, ma specialmente di teologia, giurisprudenza, storia
i) Iteynardus Vulpi-s. Poeiiia ante iiiinuin 1280 a (|iioilani Baliluiiio ex liiij;iia teiitoiiica
liaii!>l:itiiiii. Bx uiiii;<) adliuc superstite exeiiiplo i|iiod, cii ca aiiiiiini 1473 Ullraieoli,
(»er iN.CDlauiii Ketelaer el <;. «le Leeiiipt iiiipresstiiii , in liililiutlieea pulililiea Dftveii-
Irieiisi seivaliir. reeiiili ciiriivit .M. K. A. G. Camphell. Ilayie eoiiiiliiin, IK.'I'.t, S''.
'^) (.'aliiloy^iis bibliotlieciC piililicie Daveiitrieiisis. Üaveiitriie , apiul .1. de Lange, illii-
stris alhicnei lypogr., 1832, p. VIU , 318, 8"., con ricco iiidice alfabetico,
(p. 225—318.)
•1) „Kiiidiiioiiiin liuius iulalis facile piiiireps . eiiiiis lain ej^iegia e( tain elara in rem-
piililieam eivilem et lilteiaiiaiii .sunt inerila . iil niilla iiM(|iiaiii tani iniqiia fiitnra »it
\etuslas quH" ea oliiiial." rideiiiio al ealalnf^-o de" siioi llhii a >>laiiipa. ISota 3.
e delle sdi-ietn scifiitifiid-l.'KHrniM' ch-lhi N'ppilanrlia. Ö 1 I>
e scienze storrco-ausiliarie, la [tiü parte nelle liiigue dotte greca e
latiiia, e mnlte nelP italiana, per gli stretti rapporti in che era Cii-
pero legato all" Italia. Ad oltre qnaltroniila porto il numero delle
opere a stampa , a non piü che iin centinajo i maiioscritti; cns'i
quelle che questi aniioto di postille. Gli «Itimi perö, benche in pic-
colo inunero, sono assai da apprezzarsi. perche confengotio alcune
opere iiiedite del Cnpero, quali sono a) TOrazio, il Pei-sio, 11
Giuvenale, annotati; h) Variarum nhaervationam in nnmmos;
c) Ephtoice quas ciim legatiis (Cuperus) ad comitia Hiuja' Comi
tum esset, nomine statmim generuHum, ad regem Svecice et alios
principes scripsit latino sermone. Estesissima era la di liii cnn i-
spondenza letteraria su di soguetti nnmisniatici, dacche egii stesso
possedeva nn gabinetto nnmismatico e di antichita dissotterrate la
piü parte a Nimega. Indicherö a saggio la corrispondenza con Wit-
sen, ora conservata alla civica d'Amsterdam *). V avea un voliune
di lettere autografe di nions. Galland ; un secondo parimenti di let-
tere autografe di mons. B.iry (che al fine della sua vifa dimorava ad
Utrecht e che possedea un' ampia raccolta di inonete spagnuole fatta
in Ispagna quando vi risiedette ambasciatore per nove aiini) ; im
terzo di lettere di Gallo, pastore di Campen. Alle operette di altri o
niandate in dono o dedicute aggiungeva uncodice membranaceo in 4".
EpistoJarnm Hadriani 17 ponti/icis ad Carolnm V.
Tanti prodotti letterarj, insieme alle sue raccoltine archeolo-
gica, Chinese, matematica, di pitture, fiirono esposti in vendita
l'anno di sua niorte ~^, ad eccezione de* suoi nnanoscritti, de' quali
piü lardi s' e pubblicato il catalogo s).
') Briefwisseling' tusscheii Uijsbert Cu|)er, Inirgmeester v:iri Aiiisterdain , van 1Ü85 lot
oct. 1716, bestaaiide uit de oorspronkelijke brieven van «Icii laatsteii hm afschrilteii
van die van Cuper. uit wlens verzainelingf ze afko»isti;j zijii- Met lussrlien "fevoejjdf
ln-ieven van oiidereu. teekeiiingen. kaarten ee. V. t'atalogus van de bililioth. derslail
Amsterdam. Amsterdam, 18ö6 — 18ö8, p. 983.
'-i) Bibliotheea Cuperona , continens selectissimos et rarissimns in quavis fuenUate
libros. nitidissime cumpactos. quos niag^no lahure. sumptii et iudioio eolleg-it illu-
>triss. et excellent. vir tjisberlus l'upiTus , dum viveret, eonsul et camerarius rei-
publicie üaventriensis, nee non ae:ul. regiie Parisiensis inscriptionum ati|ne lioiiaruni
litterariini meniliruni honorarium. Uaventriie , a|Mid .loliann van Wyk (ITI7),
p. 287, l'i".
^) Opijave en bescbrijving van de haiidscbriften , nai;elaten dour (i. l'uperu». Voor-
afi^egaan van eenc kcirle le\ ensseliels. iloor I'. Itosolia. Ueventer. l.S-i'^, r.isc. I '■ . 8".
514 Valenliii.-Ili . I».-Ilc l>il)lioteclie
Zwolle, Zwoll. — Zwolla, tat.
Beiiclie la c;i|)ilale delTYssol sinieriorc non conti ehe poco oltre
21(000 ahitaiiti, millostaiite e foruita di un nuineio di biblioteclie,
die altrove indarrio ricercherebbesi.
1. Bibl. proviiiciale.
La biblititeca delT associazione delP Yssel siiperiore, per lo
sviluppo della pi-osperitä provinciale (tot ontwikkeling van provin-
ciaal wclvaartj deve la sua origine alle eure indefesse del barone
\V. A. E. Sloet tot Oldluiis, il quäle da alcvmi aniii coadjuvato dal
buon Yolere di moltri mernbri ehe pagano eiiique fiorini annui, non
solo apn la biblioteca, ma eziandio un gabinetfo di macchine di fisica,
di storia naturale della Neerlandia, uno di storia naturale delle colo-
iiie olandesi, uno di antichitä patrie e coloniali , tutti distribiiiti in
quattro sale, inferiori e superiori d'un editizio ceduto ü tal uso dal
governo provinciale. Cio per altro che tornerebbe diflicile a ere-
dersi, se i fatti non lo attestassero, e ehe proviene la piü parte da
doni spontanei fatti alla socielä il rilevante numero d'oggetti distri-
buili nei tre ultimi gabinetti: degli archeologici ed etnografici fu gia
dato un idice i), che potrebbe ora essere raddoppiato. In ciascuno
de" gabinetli un numero opportuno d'arrnadj raccliiude i libri che vi
si riferiscono, libri fatti conoscere al pubblico da quel bibiiotecario
J, W. van Sehreven, col catalogo -) ripartito nelle rubriche A. In-
dustria — B. Scienze politiehe e statistica — C. Seienze esatte e
naturali — D. Topogratia ed etnogralia = E. Storia — F. Lette-
ratura — G. Pedagogia e istruzione — //. Giurisprudenza — /. Ca-
talüghi e regolanienti di soeietä. Le opere cumulafivamente toecano
il numero di 1000, nella eui scelta si e stnipre avuto il riguardo di
prender quelle ehe si riferiscono piü davvicino alle istituzioni e alle
persone dtdla provineia, o ehe furono estese da autori provinciali.
i) Lijsl der voorwerpeii in liet museum van oiidlieden en zeldHamhcdeii der Üve-
rijsselsclie vereeiiiiiii^' tot onlwikkeling van proviiiciaal welvaart te Zwolle. t(!n dien-
8te der leden. Odriikt ze Zwolle, liij de er\en ,1.1. Tijl, 18ö2, |i. 21, 8".
2) Catalogus van de boekerij der Overijsselsche vereeninpr tot ontwikkeling vnn pro-
vinciaal welvaart, (^eplaat.sl op hef niu.seuin, benevens het refflement voor het le/.eii
der boeken. fiednikl le Kampen. bi.j k. van Hul.sl. 18i!7. p. 78, 8".
e ilellc socielH seietitilico-lellenirie (lell;i iNet-ilaiidi:!. O ! Ö
La bibliitteca e apeit-.i oytii gionio dalT uiia alle due pomeri-
«liane, e ne possono iisare a) 1 memhri della societä; b) qnelli che
dietro il giä converiiito dalla societä, hanno acqiiistato il diritto
d' iisarrie, come ad eseinpio la socielä de" maestri di Zvvolle; qiici
siiigoli a'qiiali la societä accorda uno speciale permesso. GM acqiiisti
ed i doni sono annunziati noi rappoito annuale >) della societä. Del
resto il prospetto dei lavori della societä 2) e sufticieiite ad attestare
I'operositä de' siioi ineinhri.
•) Algemeen iaarlijksch veislag v:in de direetie der Overijsselsche vereeniiig tut oiit-
wikkeling- van provinciaal welvaait. Zvvolle, 1847— IS.'iO, 8".
2) a) Raijen J. A. Redevoering over het voorthrengeiid vermögen der piovincie
Overijssel, uitgesproken in de vergadering der Over-.Hsselsehe vereening tot ont-
wikkeliiig van provinciaal welvaart op 7 april 1841. Zvvolle, 1842, 8».
b) Enklaar E. C. Verhandeling over de wetenschappelijke beoefening van den
landbow, uitgesproken in de vergadering ec. 2ö ian. 1842. Zwolle, 1842, 8<».
c) Diggelen B. P. G. (van). Voorlezing bevaltende eenige beschoiiwingen
betrekkelijk den physicken toestand der lagere bodeuis in ons Vaterland , tereiis
strekkende tot inleiding van een ontwerp ter verbetering der gesteldheid van een
gedeelte des bodems van- en ter uitbreiding der knslanden längs de Zuidersee , uit-
gesproken 22 febr. 1843. Zwolle, 1843, 80.
d) Verhandeling over de verbetering van het Zwolsche diep, bekroond op
20 iunij 1843. Zwolle, 1843, 8».
e) Star in g W. C. II. De aarkunde en de landbouw van Nederland. 1844, 8".
f) f)e aarkunde van Twenthe. Zwolle, 1845, 8".
9) De aarkunde van Salland en het land van Vollenhove. Zwolle, 1846 , 8».
h) Overzigt der landbouw-scheiknnde voor Nederlanders, uitgegeven door ver-
eining ec. Zwolle, 184G, 80.
i) Mededeeling over het statistick bureau der Overijsselsche vereening, gedaan
op 10 dec. 1847. Zwolle, 1848, 8«».
k) Seriere (1. (de). IJijdrage over de huipbronnen voor nationale welvaart In
den Moluksehen archij.el, uilgesproken op 17 niaart 1848. Zwolle, 1848, 8".
l) Staring W. C. H. Landhuishoudelijke Luchtkasteelen in Nederland. Zwolle,
1849, 8«.
m) Kalfsa J. On/.e banken van leening. Verhandeling uitgesproken op 8 dec.
1848. — Zwolle, 1849, S«.
n) Sonsbeek I!. J. B. (van). ,Iets over den bclemmerenden invioed en oiie-
venredigen druk , welke de belastigen op den landbouw uitoefenen. Zwolle.
1849, 8".
o) Jannes J. Verhandelingen over den Overijsselsehen Vee-stapel, uitgesproken
2 maart 1849. Zwolle, 1849, 8«».
/') Zeehuixen ,1. Bronnen van vnlkswelvaart . voorgele^eti op 14 d.-c. 1840.
Zwolle, 1850, 8«.
'It — — Vei-handeling .iver de daglooners en bedeeldeii li-ii |ilatleii laiMb- m
lict kwarlier Salland, prov. Overijssel, gedaan op 1(5 ian. tS,'i2. Zwolle, 1852, 8".
r) Eenige voorschrilten over het pooten en de vordere behanilelin;j van vruchl-
boonien (Secoinla iiiipressione). Zwolle, 1848, 8».
5 1 (> \ it le iitiiicl li , Delle hililioteeho
3. Bibl. eivica.
In UHU vasta sala della casa del comiiiie e collocata a mo' ili
(leposito Tantica libreria de' canonici regolari di s. Maria di Windes-
sein jM-esso Zwolle, non ricca per copia d'opere, ma bensi |ter co-
dici manoscritti e per incunabuli. Ne male ho detto a mo' dideposito,
percbe ini si assicuro cbe que' libri non erano stati tocchi , dal
moinento della loro traslazione alla casa municipale, eioe dalla fine
del secolo decimosesto. I codici manoscritti non rimontano per data,
oltre al secolo decimoquarto, e trattano tutti materie religiöse : mes-
sali, breviarj, rituali; aicune opere di s. Agostino, di s. Bonaven-
tura, di s. Anselmo. Ciö cbe importa alla storia del paese sono gli
statuti di que' monaci, in olandese; il libro delle loro possessioni e
rendite; due statuti aggiunti posteriormente, Tuno della confrater-
nita dei lanajuoli l'altro di quelia di s. Maria di Zwolle. Fra le edi-
zioni del secolo XV nessuna puo aspirare al titolo d'iiicunabulo. La
piü antica e la Schala cceli di Lovanio del 1485, in 4".: vi si tro-
vano pareccbi Mariali, di Strasburgo, 1493, 1498, 4".; di Hagenau,
1506, 4o. ; i dialoghi di s. Gregorio Papa, di Basilea, 1498, 4».; il
Rituale divinorum of'ficiorum di Lione, 1512, 4". V ha pure qual-
che edizione del secolo XVI, di aicuni padri della cbiesa, di Plu-
larco ec.
La direzione dell' arcbivio, che sta ora occupandosi del suo
ordinamento, si propone di riordinare quelia massa di libri, aggiun-
geridone altri di moderni, sparsi qua e lä per la casa municipale, e
di piibblicarne un catalogo.
3. Bibl. pubblica.
i)a circa trenta anni, aicuni cittadini caldi d'amor patrio, osser-
vando cbe mancava una biblioteca ad uso comune, si associarono per
formarla, e aggregati molti altri membri, colla sola coutribuzione
annua di cinque iiorini, oltre a cinque [lagabili al inomento delT iii-
gresso, costitnirono gia una raccoltadi libri cbe montaadSOOO volumi,
sj Slucl lol Oldfiuin. Hut Zwolsch« <lie|> eii <le verbeterinp van (1es*eUs vaerwa-
ter. Zwolle, 18;>6. S».
>J N'eishig Villi ile uiitwer|icii vikii' eeiie va&le liru(r over ileii Jiüsul bij liet Kuter-
vfur. I83'Z— 1856. Zwolle. 18Ö6, 8".
e ilelle socieUi .•iCiiüililicDletlcrarii' dell» .Ncerhindin. ;) I i
libri collocati nella sala supeiiore delT edificio, consecrato dal conuiiie
air insegiiaineiito delle classi elementaii e degli studj preparatorj
agli »iiiversitarj. Vi maiicano alTatto codici manoscritti, edizioni del
secolo XV e libri anteriori al XVIII. La classe d' opere piu provve-
diita e quella della storia e della letteratiira : rnolta parte vi preridoiio
le relazione di viaggi ed i lonianzi. Sono csclusi alTatto i libri religiosi.
La biblioteca, alla cui direzione e preposto il sig. G. Lutten-
berg, e aperta diie sole volte iasettimana: i membri godonu del
diritto di aver libri a domicilio: perciö a loro commodo fii gia stain-
pato il catalogo.
Hft. Bibl. Vhemis.
Gli impiegati dei diie tribiinali, di prima istanza ed'appel'o
della proviiicia deterrninarono al [irirvcipio del iiostro secolo di t'oi-
niarsi iina libreria di loro iiso esciusivo, e vi si associaroiio pure gli
avvocati, contribuendo ciasciin membro dieci fiorini aniuii. La biblio-
teca distribuita in una sala dclP edifizio comune ai due tribuiiali, fii
perciö da loro intitolata Tliemis. Bencbe i voluini non moiitiiio ciimii-
lativamente ai SOOO, luiliostatite la raccolta e interessante per il
niimero e ia importanza delle opere giuridiche, poche assai essendo
le altre di storia e letteratura. Una coinmissione di tre membri co-
stituitane direttrice iie pubblicö il catalogo i) diviso nelle rnbriche:
A. Avvisi, carte, ordinanze, raccoite di trattati; B. Dizioiiarj giiiri-
stici, raccoite di gindizj; C. Diritto civile; D. Notariate; E. Diritto
commerciale; F. Diritto punitivo; 6". Diritto amministrativo; //. Di-
ritto di registro , snggello, successione; /. Diritto pubblicö, inter-
nazionale, politico; K. Storia e statistica; L. Filosotia, poesia e
linguistica ; M. Poligratia. Questo catalogo tu stampato senza
paginatura, collo scopo di contiiiuare sugli esemplari non ancora
pubblicati, la inserzione a stampa delle opere di nuovo acquisto,
aggiungendovi le sole parole vervolg, twede vervolg, Icrde vcv-
volg ec. .lo neu avrei poluto visitare questa biblioteca di solo uso
(de' membri) che prendono libri a domicilio senza la estrema com-
piacenza del barone W. A. E. Sloet tot Oldlniis, presidenfe di qiiel
') Ciiliilofjus \iiii de liililicitlieok Tliemi.s fe Z\m>IIc. «u'diiikt Inj U". K. .1. 'rjeeiik \Ni|-
liiik, te Zw (die (IfS;}'.»), 4".
•) 1 (S V » I e II t i 11 e I I i . Delle hiblioteche
tribiinale d'uppello, e redattore d'uno de' miglioi'i giornali di scieiize
econoiiiiche del legiio ') al (|iuile godo protestare pubblicamente la
iiii;i riconoscenza. Autoie di cliiara fama , possiede egli pure una
Idioiia biblioteca di forse 4000 volumi di ginris[irudenza, storia e
letteratura, cosi patria come straniera.
5. ISibl. toi tiui van 'I algemeen,
h'A biblioteca degli aitieri e di poveri e fornitä di buori niimeio
di libri di lettuia pegli artigiani ed ulti, pei fanciiilli, per le ragazze,
pei puveri, i qiiali tutti pessono de rnandare, ad ora fissata, in cia-
scuti giorno di lavoro, il libro che desiderano, e ritoniano in altra
ora a preiiderlo. Alla conservazione e all' iiieremeiito di qiiesta
biblioteca, fornita di sole opere d'amena e morale lettura, e d'islru-
zidiie popolare, provvede la societa figliale tot nut van 't nlgcmeen.
AI principio del secolo scorso il dotto Zaccaria Conrado Uffeii-
bach lodara a Zwolle le due importanti raccolti di libri e stampe
classiche delle stariipatore e librajo Gerrit Tydeinanii e del pastore
Leenhof ~).
F^nsehede. — Enchusa, tat.
1. Bibl. pubblica.
Alla tine del secolo XVII conservavasi in Eiischede una raccolta
(li circa 600 opere teologiche, storiche, mediche, giuridiche, della
(piale fu pubblicato un buon indice s) raro in commercio.
'i, Bibl. ileg^li aiiabattisti.
Ouesfa biblioteca contiene 3000 opere d'ogni classe di studio,
cosi ripartite: 1. Teologia ; 2. Storia; 3. Descrizioni di viaggi ;
4. Sldiia naturale; 5. Belle lettere; 6. Miscellanee; 7. Fascicoli ;
') Tijdsclirift voor staatshuislioudkuiule eii Statistik, door Mr. I!. W. A. E. Sloet tot
Oldhiiis. Zwolle, 1841 — 1860, S«.
■-) MiTkwiii(li},'e Keiseii, vol. II, p. 365—366, 368-390.
3) Index viiriorein iiisig-iiium libroruin , tum historicoruni , iiiedicoruin , iuridieoruin
i|uain llieolo(;iooriiiii , (|ui hervantiir in Mliliutlieca Knchusanti. Kiichiisx , typis
llenri<-i a Straalen, anno 1603. |i. 18. 4".
I
I.'. delle societä scieiitifico-letterarie della Neerlandiü. 5 1 U
8. Lihri coii tavole. L'indice che tie tu redatto »), spogii afl'atto di
appiinti bibliograflci rion da luogo a un giudizio sulT irnportaiiza di
questa biblioteca.
Frisia.
Di quanta irnportanza fossero a' tempi aiidati le bibiloteche della
Frisia, moströ il dotto Uffenbach, nel viaggio giä altra volta citato.
Ol- fii gentile pensiero del dott. J. Dirks di dar rilievo, in uria tratta-
zione a parte ^), a qiianto ne scrisse quel diligente tedesco, aggiun-
geridovi note e schiaiimenti siii hioghi, sugli istitiiti, sugli indiviilni
da lui nominati.
Leeuwarden, Leuwarden, Lieuwarden, — Leovardium,
Leowardium, Leovardum, Leovardia, lat.
1. Bibl. pi'oviiiciale.
Piccola e provveduta soltanto delle opere piü indispensabili eia
la biblioteca dell' ateneo, e prima del giniiasio di Leeuwarden, cono-
ciuta fm dal secolo XVll , e ricordata da Lomeier 3) e Kandier *).
Avvenuta la soppressione delT ateneo reale di Franeker, il governa-
tore della Frisia propose che la biblioteca di questo fosse aggiunto
a quello del primo, per forniare un istituto provinciale, ad inco-
raggiamento e progresso della scienza. La ordinanza reale 8 niaggio
1844, N. 8, ottenutane dal niinistro dell' interne favori quel nobile
voto, e la biblioteca fu concessa all' uso della provincia di Frisia,
perö alla condizinne che fossero levate, per consegnarsi all' accade-
mia reale di Delft, tutte le opere che trattano materie coinnierciali,
e quelle in genere che fan parte di quell' insegnaniento accadeuiico.
') Catiilogus der Idbliollieek van de diKips^eziiide geini-eiile Ic Kiisolieil.'-. Te Kii-
scliede, bij B. B. Bli.jdeiisteiii. 1836, i>. 9«, 8».
2) Anteekeiiiiisen van Z. C. van Uffenbach , fjednrende zijn vei bliif in Kriesland in
1710, iiiedgedecld door Mr. .1. Dirks. In f>r i'iijr A"//c.v. Te l-ciMiward.'u . lvS;i;;,
vol. vio, |t. ;j(»5- :)".to.
^) Uc bibliolheois, |> 'ilO.
••) Abhaadlung:en von Scliulbibliotbeken, Leipzi«;. 1744. .\blheil. IV. i-. ;{— 4.
Ö20 Va le II t i II e 1 1 I . Hellt- liihlioteche
Fiittii la divisioiie, i libri a slampa, le iiicisioiii, i maiioscritti,
gli erbarj, e tulto cio che apparteneva alP ateneo di Franeker, fu-
i-üiio trasportati iiisieme alla piccola raccolta dell' ateneo cittadino,
»el luiovo palazzo di giustizia, esseiulosi per tal maniera costituita la
bihlioteca provinciale, che dovea esser tosto riorganizzata e conve-
iiientemente catalogizzata. Deposta in una sala superiore abbastanza
capaee e piena di Itice. fii distribnita negli armadj , dietro le sei
classi capitali in cui tu divisa: I. Teologia; U. Scrittori orientali ;
III. Ginrispnidenza; IV. Scienze ed arli; V. Belle lettere; VI. Sto-
ria. La teologia, la piü rioca classe importata da Franeker, alla
quäle si sono poi aggiunti aleuni ss. padri, fu ordinata sistematica-
inente, come si dlrä a suo luogo, da Jacopo Amersfoordt che ne
diede 11 catalogo. Alla giurisprudenza si sono riunite le opere di
scienze poliliche: questa partita non e incrementata a paro delle
altre, dacche le si ofTre un forte appoggio nella biblioteca della corte
di giustizia, che fra poco verrä posta ad uso del pubblico. Alle
scienze ed alle arti si sono riportate la filosofia e le scienze naturali
ed esalte, nonche le belle arti. Alle belle lettere la linguistica e la
critica , la rettorica, i romanzi e le miscellanee, i poeti e i favo-
leggiatori, la bibliografia, i cataloghi, le rnemorie e gli atti delle
aceademie e delle societä, i giornali. Alla storia la geografia, la cro-
nologia, l'araldica, Tarcheologia, la topografla, i viaggi, le biografie,
gli elogi e gli annuarj. I classici greci e latini furono distribuili
nelle classi cui spettano, e^i poligrali in quella cui appartiene il primo
trattato del libro. Fu collocata a parte la inapprezzabile raccolla
rabbinica provenutale da Franeker, gia descritta dal dotfore di teo-
logia evangelica M. Van Stavern, per ordine alfabetico d'autori, in
dettagliato catalogo che sara quaiito prima pubblicato.
Compiuta l'organizzazione l'anno 1851, fu nel successivo la
biblioteca aperta all' uso pubblico, coli' assegnazione dei gioriii di
luned'i, mercoled'i, venerd'i, dalle ore 10 antira. alle 2 pomerid., e
iiei inesi d'aprile — ottobre, dalle ore 3 alle 5 pomerid. per la lettiira.
La biblioteca cosi costituita conia da verso a 16000 volumi. Or
perche torni ad utilitä piü comune, fu iissato che le dilTerenti classi
ili tempo in tempo dovessero essere provvedute delle piü importanti
e nccessarie opere che mancavano. Benche negli acquisti fatti col
fondo di I200 1iorini, corrisposti annnalmente della provincia alla
biblioteca e alTarchivio, diasi la preferenza alle opere di storia <-
e delle societa scientitit'o-letterarie della .Neerlandia. O ■- 1
letteiatma che si rapportaiio alht Frisia, iiullostante soiio pure prov-
vedute opere di gran prezzo in allre elassi *); ed, ove presenlossi
Toccasione, fuiono eziaiidio acquistati aicuni corpi d' opere, come le
stampate e maiioseritte dei fratelll Guglieimo e Ovino Zwier van Ha-
ren di Leeuwarden, dalla eredita di quel priitio bibiiuteeaiio, Jacopo
van Leeuwen.
Ma ben piü che gli aequisti aecrebbero ia biblioteca i doni fre-
quenti. Nominero prima la non ispregevole scorta dei libri delT an-
tico coilegio medico di Leeuwarden, distribuita in due stanze. Quasi
quattromih» volumi di opere, la piü parte di maternatica e fisica,
lasciava insieme a pingiie sostanza Seerp Brouwer, professore di
inateniatica a Groninga, alhi nnoglie, e tutti indistanteuiente ofTeriva
in dono la veditra 1*8 novernbre 1856 alla biblioteca. Neil' anno 18o5,
il viveiite dottore J. II. Halbertsaina, gia predieatore anabattista di
Deventer, donavale 300 volumi di classic!, di opere di giurispru-
denza, di letteratura e di storia: altrettanti presentavale al principio
d' ottobre 1860, fVa' quali sono aicune bibhie di gran prezzo, la sto-
ria dei Brasile, di Roberto Southey (London, 1819—1822, vol. III,
4».) e parecchi eccellenti incunabuli 2). Tale e dei resto ral'lluenza
^) 11) Flora Java; nee noii iiisiilaruiii ailiaceiitiniii . auctore Can^Ui Loduvicn Kluiiif.
adiuture .lnaiiiie lia|ili!>ta Fischer , (.'Uiii laliuiis l:i|M(li ^riqtic ini'l.sis. üruxi-Mi.s.
lypis II. ileiiiy, 1829, e seg'g'. in log;!- iiiass. oou iiioisioiii coloiate. Opera di pi»
ein- uti c)-iitinajci di fascicoli, non ancor lerininata.
h } Htiiri|)liia sive coininentationes bolanitM', impriiiiiü de plaiilis India- Orientalin
tiiiii penihis incog;niti.s, tum qnx in libiis lihedii, iiuinpliii, Uo.xliur^liii, W allicliii.
aliiii'iiinque receusentur, scripsil C. L. Blume, eognomine Huiiiphius. Lngdnni lia-
t:i\oiuni, 1836 — 1848, vol. IV, f'ol., con taxole O(ilor;ile. (iior^io Kver.irdi) Uunipli
tedesi'o , s' era dedieato con pleno successo a^li .studj liot:inici in Aniboina, isola
delle eolonie neerlandesi. b^ssendosi il Blume ajiprotittato dei ili lui studj, e per-
cio denominatosi Itump/iiun, a titolo di ricuuoscenza, puse a! principio dei secondo
viilume di'lla detia opcra, litogral'ato il nioniimento dei Knmpli. niorto ad Anilmina
nei 1814. elligiaiidovi presso , le dne pianle Habenaiiu Husuna.' e Miisa ftaratti-
niavu. ,
~) Conimt'die di Teren/.io. Treviso, 1844, 4". — Sennoni di s. Hernadino da Siena
Basilea, Nicolo Kessler, fogl. — Meritano I' atteni^ione d' un bibliografo novo
opuscoli in aniico fo^l., senza numetazioue (ecoetto il priino di carte (.'Li a dno
coloiine , con linee 39 — 41 per pagina , sen/.a alcnaa data: 1. Joannin de Ttirrc
vrcmula. Expositio in psalnios. 2. I'ctri <lr Mlinco. 'I'raelatus ile aninia. 3. Li»
stesso. Super trilius Kvangelii canlici>. 4. Lo .stoso. De <|n:idruplici exeroilio spi-
rilnali. 5. Lo .stesso. Expositio super Cantica. 6. Lo stesso. De sepleni grHdibus
sclialic spiritualis. 7. Lo stesso. Traclatus de oratione doniinica. 8. ()««.'stiones
diiodecim noiablles. 9 Tractafns ile .Indiviiruui i't ('lii'i>tiaiii>rniii eommnnione
022 V :i I e II t i II e I I i , Delle liiblioteche
de' (loiiativi che iiell' amio I80G si iioveraroiio 42 duiiaturi, 43 iiel
18Ö7, 75 nel 1858, 24 nel 1859.
Ai codici manoscritti veiluti dalf Uffeiibach riella biblioteca di
Fraiieker, e da rne riscontrati, possono aggiungersi a) uiia bibbia su
membrana sottilissiiiia, in piccolo foglio, a caratteri niinuU , in due
colonne; b) due libriccitii di preghiere, membianaeei , niiiiiali ad
intrecci geometrici, del secolo XV; c) un Orazio, con inlerpretazione
lineare, egualinente latina del secolo XI, in fogl. ; d) un elegante
codicetto di Tibullo, con mitiiatuie messe ad oro, del secolo XVI;
e) molte cronache della Frisia; f) due codici autografi di Pietro
Sufiredo, storico di Leeuwarden, del secolo XVI; g) altro di Reiiie-
rio Bogermas, sindaco di Groninga nel 1531, ehe contiene: De ori-
gine Fiisonmn — De nominibus et loquela eorum — Adagia
Frisonica; h) un elegante codice bornbicino del corano, in lingua
originale; i) parecchi cartolari con lettere autogiafe, testamenti ed
altri composti d' ucmiini dotti, statisti, militari, membri di famiglie
nobili e disliute; k) aicuiii Album importanti, fra' quali quelli di Fr.
e Tib. Hemsterhuis.
Le giunte fatte alT antico fondo dall' epoca del primo eatalogo
(1713) e le posteriori di Leeuwarden aecrehbero per modo la so-
stanza che fu necessario un nuovo eatalogo. Questo compito fu dato
dalla direzione a quell' archivista provinciale e bibliotecario J. Van
Leeuwen. Essendosi nel 1842 pubblicato il eatalogo della elasse
teologica, diede egli quello delle quattro altre '), aggiungendo ai
titoli, ove riputollo opportuno, alcurie osservazioiii e il nome del do-
natore. E perehe non fossero dimenticati gli scriltori, le cui opere
sono riunite con quelle di altri, ovvero sono acceniiate nel titolo del
libro, Tautore ne eresse un indice speciale con ricco registro di
riiivii (p. 553 — 57Üj, con che non son ne anche perduti gli auonimi
e quelli i cui uduii si presentano notevolmente cambiati, 0 perehe
trudotti dair olaiidese in altra lingua, 0 perehe pseudoiiimi. II pre-
sente bibliotecario .1. R. Üykstra, archivista provinciale , alle cui
gentilezze ho dovere di dichiararnii rieoiioscente, sta ora occnpandosi
'( .Nifiiwe c:itMlogiis der |irüviiiciale iiililiotlieek \aii Frie.slaiid. Tweerie {(edeelle.
Ueglspeleerdlieid, kiiiislen eii Weteiischappen, Fraaije LeUern en (ieüohiedeiiis, ver-
waardigd door .1. van Leewen . hibliothecaris. Leeuwarden, L, Schierbeek , ISS'i,
p. X, ;i8a, »••.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlaudia. iiZö
del tei'zo voliime del catalogo, che eornprendera la descriziorip di
300 codici manoscritti, di 300 opere a stampa di letteratura rabbi-
nica , particolarrnente illustrata dal dott. Stavern, come ho detto. II
Dykstra descriverä pure g\\ erbarj, una collezione estesa di disser-
taziorii giiiridiche e mediche, non che di orazioni, brani storiri , e
continiiera la catalogazione delle opere teologiche, acquistate dopo
la piibblicazione del primo voluine , e cosi anehe di libri ac-qiiistati
nelle altre classi: dara finalmente per giunta una bibliografia critica
delle opere che piü lo meritano.
Alcuni cenni di questa biblioteca insieme al nome dei donatori
sono porti dalT operetta annuale Verslag van de toestand der pro-
vincie Friesland in i856 — i860. Leeiiwarden. S».
3. Societa frisonna di storia* antichifa e lingiia.
Questa .soeietä deuomiuata frisonna dalio scono unico che si
preG-sse di raceogliere ed illustiare 1 documeuti riferentisi alla storia
e alla liugua del paese, fu fondata il 26 settembre 1827. II luimero
totale di inenibri tnonta ora a 318, uove de' quali sono ouorarj,
73 straordinai-j, 29 attivi, 207 ordinarj. AI numero e all" attivita
de' menibri non che alla diligeiiza speciale usata nella redazione de*
loro lavori corrisponde e la quantita e V iinportanza dei pi'odotli let-
tcrarj che in si coito lasso di tempo pubblicarono, ad illuslrare l;i
storia, le antit-liila, la lingiia del paese. Queste opere o sono com-
prese in coUezioiii periodiclie ') o sono stanipate separatamente -).
1) a) Werken uilgeg-even iloor liet Friesch ^enootschap vaii geschied-, oudheid- i-n
taalkiindc. Leeiiwarden, 1842— 18ÖÜ, vol. II, 4«., S".
h) Onde Friesche kroiiikeii. Leeuwarden , 1833, 4*'. Fa parte della raccolla
antecedeiile.
c) De vrije Fries. Mengeliiiiieii iiiti^egeven door het Friesch genootsclia|> viiii
geschied-, oiidlieid- eii taalkunde. Serie |Miina. Leeu\v:irdeii , 1S3!> — \i^'^\\.
vol. VI. 8".
d) Lo slesso. Serie seconda. Leeiiwarden. 18.S4 — 1860, »ol. III, 8".
2) a) Verrov F. (van). Eeiiige gedeukvveerdige gesehiedeiiissen , toi narichliiige
der iiakoMieliiigeii, soinmarischer wij^e heschreveii. Leeuwarden, 1841, S**.
b) Oude Friesche Wetten, bijeenverzaineld en op iiienw iiage/.ien door M de Haan
Heltema. Leeuwarden. 1846—1831, vol. II, 8«.
c) Worperi Tyarda ex Itisuuiagcest. prioris in Thahor. Cliroiiicariiiii Frisiw libri
tre». Edd. societas Frisiana lii.storiie antii|uilalis llteruniiiunie stiidio-sa Leeuwar-
den, 1847, 8».
524 Valeiit inelli. helle biblioteche
Le dett;ifjliate ed oiiporhiiie imlicazioiii siille une e sulle altre, coine
pure i rapporti storici della societa sono registrati in una publilica-
zione annuale, che g;iä conta trentadiie anrii di vita *).
Taiita operosita de" membri rion potea a meno di non coiilrihuire
putentemeiite allo sviluppo degli studj storico-etiiografici del paese,
«•otne lo attestano le opere pultblicate 2) e una bibliografia s).
La societa colla tenue somrna di ciiique fiorini annui, pagatale
da ciascuno de' suoi membri attivi ed ordinarj, eoadiuvata oltracciu
da frequenti donativi, fondo una biblioteca ed uii gabinetto archeolo-
gico, mezzi indispensabili a raggiuiigere completamente lo scopo
propostosi. Limitato e il numero de* volumi, non montando torse ai
dj — — Vierde boek der kronijken van Frieslaiid, bevaltende de geschiedeiiis
van de XV. eeuw. Eerste en tweede gedeelte. Leeuwarden, 1850, 8".
e) Proeliaiius of Strijdboek, bevattende de jüngste oorlofjen in Friesland, in li"'t
jaar 1518, beschreven door broeder Paulus Rodoipbi van Rixtel, vroeger gebeeten
Johannes Gruyter. Leeuwarden, 1855, S**. Le opere e — e furono pubblicate a cuia
dal doli .T. G. Ottema.
f) .Meinoires relatifs a la giierre de succession de 1706 — 1709 et 1711, de Sicco
van Goslingo, depute des etat«-generaux , publies par MM. U. A. Evertsz et G. H.
,M. Delprat. Leeuwarden, 1857, 8*.
f/) Leven van .Menno liaron van Coehoorn, beschreven door zijnen zoon Gose-
v*ijn Theodor bamn van Coehoorn, uitgegeven en niet aanteckeningen vernieeiderd
door Jhr. J. \Y. van Sypestein, Kapitein-Ingenieur. Leeuwarden, 1860, 8<*.
') Verslagen der handelingen van liet Friesch genootschap van geschied-, oudheid-
en taalkunde. Leeuwarden, 1828—1841, S«.; 1842—1860, vol. XXXII, 80.
2) aj Archief voor nederlandsche en inzonderheid vriesche geschiedenis-, oudheid-
en taalkunde, bijeenverzameld door H. \V. C. \. Visser en H. Amersfoordt. Leeu-
warden, 1824—1828, vol. in. 80.
bj Friesisches Archiv. Eine Zeitschrift für friesische Geschichte und Sprache,
herausgegeben von H. G. Fhrenbraut. Oldenburg, 1847 — 1854, vol. II, 8**.
c) Bijdragen Int de friesche geschiedenis. taal- en letterkunde. Francker,
1848—1852, vol. V, 8».
dj Fockema .Mr. Paani. I'roeveii van taal- en geschiedkunde, met eene bi.j-
drage over den frieschen kronijk van Üeke van 8eiiarl en anderen. Leeuwarden,
1836, 80.
r> Hekema Ihr. .M r. .M. de Haan. IJeknople liainlleiding oni de oude fi-iescbe
taal, voor zoo verre zij in handsrhriflen en in drnk nog bestaat , geinatlkelijk
te lezen en te verstaan , hoofdzakelijk voor diegenen , welke eeiiige keniiis der
l.-^jenwoordige land-friesche taal beliben. Leeuwaiden, 1830, 8".
fj Ontzen !S. Glossarium rier fr'e-ischen Sprache, besonders in nordfriesischer
Mundart, zur Vergleichnn;;- mit den verwandten gerinanisclien und nordischen ec.
herausgegeben von L. Engelsloff und C. .Molbech. Kopenhapen, 1837, 4".
•') Essai d' une bibliographie de la litterature frisonne Catalogue des livres en langue
frisoiine , et de ceux i|ui traitent de cetle langue et de sa litterature. liaye en
Le.iiwardeM, 18:)9. N".
I
e (lelle societ'i scientifit-o-lelterarie ilella Neerlanili.'!. O^O
3000; ma T imporJHtiza di (|iioIlii raccolta e i-ilevata dalla scelta dflle
opere, eongiunti alla cii'coscrizione della niateria in esse frattata. Or-
dinata sistematicamente, dividesi nelle classi seguenfi : A. Storia ;
B. Giurisprudenza ; C. Antichita e numismatica ; D. F^etteratura ;
E. Miscellanea, della qiiale faniio parte i lihri di scritfori frisormi o
piibblicati in Frisia; F. Libri di storia e letteratura nordica, per gli
stretli rapporti della Frisia colle altre parte settentrionali delTEiirdpa;
G. Codici manoscritti. Un indice compendioso i) impresso su carta
da scrivere, com fogli bianchi al fine delle singole ripartizioui, ofTie
il vantaggio di mantenere in coiitinua evidenza, eolle successive in-
serzioni, Tincremento parziale delle classi. Dalla pubblicazioiie di
quel catalogo, la biblioteca s' e aecresciuta per guisa che se ne re-
piita ora necessaria una seconda edizione. Pero il rilovante aiirnento
de' codici manoscritti, che da 4o registrati nel 1848, niontaroni) a
quasi 300, vtiol ehe prima si pensi alla illiistrazione di questi. La
piü p.irte di essi coritiene cronache del paese, parecchie delle qiiali
sono giä stampate. Fra' piii pregevoli di vario argomento citeru
un codicetto (Horce h. Maria; Virginis) in 16". con vaghe miniatuie
<lel secolo XM; un dizionario olandese del XV; gli statuti menibra-
nacei della citta di Volharden (1479), in 4**., coli' antica legatura
che porta incise sui cartoin' esternamente le armi della citta, inscritte:
Insignia oppidl Bolsvardiani ; un codice piü recente in ottavo
oblungo, di qualche Interesse arclieologico, intitolato: Libcr conti-
nens varias observntiones antiqnitates romatins spectaiites , cum
figvris iniidissimis manu delincutls. ut et pluvimas inscriptioncs
(iHtiquns a viro docto in Itulia , Gallia ec. ex murnioriöiiit ec.
descriptus, ulinque varii argnmenti ; alcune operctte autografe di
professori della Frisia. Della destM'izione di tutti si oecupa ora ter-
vorosamerite il dottore in legge e membro delT accademia reale delle
scienze del regno, ,1. Dirks, presidente della societa. Fra le laii-
tezze speciali nella serie degli stampati debbono ricordarsi: a) ottt»
portafojili, contenenti opuscoli di argomento archeologico , politico
(1787 — 1793), storico; h) il prezioso incunabulo Friesche Land-
regt, stampato, senza note lipograliehe, dietro alcuni. a Dokkuni,
dietro altri, a Leenwardon, a caratteri rotondi. in S"., gia illustrato
1) Ciitalojriis «liT liililidtlii'Pk vaii hct Kiii'si'li f;eii(iiit,si'lia() xdor ^>>scliied-. iiiitMieiil-
eil laalkiiiKlo. opijeiiiaak in iiilij IS4ft. Wurcniii , |i. !>4. >S".
H2(> Val ent ine ili . Delle bihlioteclie
da Eckhoff i) ed Ottema 2), il quäle ultimo coniperollo al prezzo di
IJO fiorini, ed offeriilo in dorio alla societä ; c) una collezinne bo-
tanica di libri, ingegnosamente lavorati in legno: la copertura e
fratta dal legno di una data piaiita; internamente sono disti-ibuite in
(•[iportuni compartimenti le parti della pianta, le sementi, i bulbi, i
fiori essicati, le foglie, le radiei ee. Questa collezione proeede dal-
Tuniversitä di Franeker, cui aveala regalata il re d'Olanda, Liiigi
Napoleone, come altra simile ne avea donata all' universitä d" Har-
derwyk, ora deposta nel museo di Zwolle.
II non rieco gabinetto archeologico possiede aleuni oggetti ro-
mani dissotterrati nel paese, altri di tempi haibari, e cennelj di secoli
non molto da noi lontani, minutagiie in bronzo, terre sigillato, pietre,
aicune monete. Fra le euriosita speeiali inerita confidenzione V ae-
qiieienia (aquamanile) in bronzo, rappresentante un quadrupede
capriceiüso, con un buco sulla testa per infondervi l'acqua, un can-
nello in bocca per versarla, uno piü grande sotto al ventre, p. r
polire il vaso. Simiii stromenti, riscontrati a preferenza nel setten-
trione d* Europa, si rapportano da tahino a' tempi pagani s^, da altri
con piü ragione *) al secolo XII 0 XIII. Aggiuiigero f osservazione
che siinili vasi riscontravansi per lo passato nelle sagrestie cattoliclie
della Neerlandia, a lozione delle mani.
Cosl la biblioteca, come il gabinetto archeologico furono nel
1854 distribuiti in apposite sale del nuovo palazzo di giustizia.
*) Betoog dat de eerste driik van de oude Friesche wetten , bezorgd door herr Hidde
Cuiiiininghn omstreeks den iare 1484 is gedrukt te Leeuwanlen als eene nieuwe
hijdrage tot de geschiedenis van de boekdrnkktinst in Miederlaud, bij gelegenheid
der typographische tenloonstelliiig- op het Coslerfest te Haarlem , in 181)6, mede-
gedei'ld door \V. Eckhoff, arcbivarius der Stad Leeuwarden. Leg|.'e8i nel pi-riodico
De vrije Fries. Leeuwarden, 1856, niiova serie, part. I, p. 362 — 378.
2) Over ilen oiiden druk der Friesche icetten ot het Friesche landregt , gedrukt te
nukkuMi in 14 veihandeling van dr. .1. Ottema. Te Workum, bij II. Krandenburgh en
zoon, 18.j9, p 21, 8"., con fat-simile della 1» pagina.
3) Cosl pensolla Samuele Cristoforo Wagener nella descrizione d' un simile nionu-
inento , al num. 172 delT atlante agj^iunto all' opera : Unndhucli der vorzüyliehstcn
entdeckten Alterthiimer aus heidnischer Zeit. Weimar, 1824, 8". „Ein in hiesiger
Nahe gefundenes heidnisches OpTergefüss in Gestalt eines Löwen beßndet sich
unter den Alterthiimern des Kaufmannes Du Menil zu Leipzig. Es ist von Bronze
und hat zwei Öffnungen zum Ein- und Aiisgiessen der Flüssigkeit , auch noch eine
dritte verschliesshare Öffnung zur lieinigung des Innern."
*■) .Mittlieiliingen der k. k. Cenlral-Coinmission zur Erfursehuiig und Erhallung der
Baudenkmale. Wien. 18;i4, 4" . p. 35, 36, 49.
I
e delle societä scientifico-iellerarie della Neerlaridia. o!w7
dietro risoliizione presa dal collegio degli stati deputati, 31 maggio
1853. n. 31.
3. Bibl. municipale.
Collocata nel palazzo municipale la biblioteca civica non conta
piü che 4000 voiiimi. I libri ai quali quasi esciusivamente si circo-
scrive, sono i prodotti delle stamperie di Leeuwarden; le trattazioni
sulla cittä, con qualche riguardo alla provincia; le opere di scrittori
0 naii ü abitanti in Leeuwarden, a qualunque classe di studio appar-
tengano. Non e qui luogo a parlare de' suoi incunabuli che mancano
d'iniportanza, dacche il primo libro a stampa data dal 1573. Vi si
riscontrano peraltro molte edizioni di Campegio Yitriga, alcune delle
migliori pubblicazioni che illustrano la provincia i), tutte le edizioni
delle opere di Siegeberto Havercampio , naiivo di Leeuwarden,
archeologo e numismalico.
Di questa biblioteca gia descritta 2) apparecchiö un calalogo
sistematico in un voluuie in foglio, quel bibliotecario ed arcluvista
della citta VV. EekhofT, il quäle proponsi di pubblicarlo: suo lavoro
e pure uno speciale catalogo intitolato : Geschiedkundige biblio-
graphie van Leeuwarden. Ciö per altro che piu i-ichiama la ricono-
scenza cittadina e la ordinazione da lui impresa nel 1833 e gia
compiuta del non vasto archivio , come pure la dettagliata cataloga-
zione de' suoi documenti.
') u) Groot Placat en Charter-lioek van Viieslaiid, vercierd mel ophelderende aaii-
teekeningen en verlieterde leezing"er der oiide abschrivteii , verzamelt door G. F.
baron thoe Schwarlzeiiberg en Holienlaiisberg'. Te Leeuwarden, bij WiMein Conlen,
1768 — 179.3, vol. VI, foglio niass. Uria descrizione dell' opera l'u data dall'odierno
bibliotecario nel Vrijc Fries. Leeuwarden, 1856, p. 324 — 361.
h) Stainboek van den Friesclien vroegeren en lateren Adel, iiit oude en eclit
bescheiden en aanteekeningen , en inet bijvcieging- van de \Vii|>ens der onderschei-
dene g'eslecbten , opgeinaakt door Ir. .^lr. M. de Haan lletleina , en .Mr. A. van Hal-
inael, Ir. ec. Te Leeuwarden, bij D. !\Ieindersnia Wz. 1846, vol. II. fol., colle arnii
ad oro e colori blasonici.
c) Nieuwe Atlas van de provincie Frieslanil , bcvatlende kaarlen van de derlig
grictenijeu of gemeenteu, met de daarin gelegene elf sieden en aar grondg^ebied
alsinede van de eilanden anieland en sehiernionnigkoog. Te Leenwanlen, bij W. Kek-
hoff, 1849 — 18.'i9. Carte trentasci in fuglio atlantieo , la eni csi-eii/inne <>i>^(".
36000 fiorini.
2) De Vrije Fries. Leeuwarden, 1806, p. 324— 361.
SII/.I.. d. phii.-hist. n. XXXVIII. IM m. iin. 35
*• »J o
O-Cn V ii I e II ti n e 1 1 i , Di'lit- hjliliotuche
L' incremento dei due istiluti proviene piuttosto dai doni fre-
queiiti che dagli acquisti, non contribueiido la citta a tale scopo che
200 florini annni.
^, Bibl. clella eorte di g^iiistizia.
Ad oltre due secoli rimonta l'origine delle biblioteca della eorte
di giustizia, ora collocata iiel nuovo edificio di questa. Fatta conoscere
nel secolo diecisettesimo i) e riel successivo ~), coinprende ora
5000 volumi, la piü parte d'opere di giiirispriideiiza. La frequeiiza
dei eorpi maggiori legal!, i formati in gra» foglio, la splendidezza
delle legature, la Cüiiservazione degli eseinplari ne costituiscoiio il
maggior pregio. Benche non sia per nuovi acquisti accresciuta, non
vien meno per questo il vantaggio che puo trarsene, o per via di
prestito, o per lettura nella sala vicina della procinciale. Dacchc il
presente bibliotecario K. Bonga, segrelario di quel tribunale, non
puo occuparsene, ne tiene egregiamente le veci il bibliotecario della
jjrovinciale, che si propone di aprila periodicamente ad uso pubblico
tosto che ne abbia compiuta Tordinazione. II metodo da lui seguito
nella distribuzione e l'adottato dal catalogo, pubblicatosene lo scorso
secolo 3) in isplendida edizione in gran foglio, coi nomi degli autori
a lettere maiuscole e coi piü minuti dettagli nella sposizione delle
collezioni.
5. Bibl. della societa tot nut van 't algemeen,
Questa biblioteca popolare aperta da pochi anni all" uso dei
dipartimento sociale di Leeuwarden, e sufficientemente provveduta
delle opere piü comnni di istruzione tecnologica, di storia, segnata-
mente dei paese, e di letteratura leggera. II catalogo pubblicatone *),
') Samuelis Arcevii. Catalojus instructissimse liihliolhecse quae e>l in suiuema
Frisioiiim curia. I.eovardii, 1633, fol. — Ivi, 1C68, ful.
2) Stiik. Catalogus hii.liotliecit qua; est in Frisiorum curia. Leovarilia>, 173:5. Pol.
— liihiiütlieek des Friedliinaisclien Gericiitshof. Leeuwarden.
') Catalogi duo inslruclissiniii- bibliotliec* qu« est in suprema Frisiorum curi;i, «juoruui
prior lotus est alphabeliciis sine ulla niateriaruiii dislinclione, alter per capila, secuii-
diim diversas lualerias di.sjiositus est, de novo in hunc ordiiiem difjesli , auno 1706.
Leovardiae excudit Johannes Sejdel bibliopola, 1776, p. 271, 98, fol.
*) Kalaingus van de l.iLiiollieek voor jougelieden , welke te scholeu beSihen verluteu,
opgerigt door het departement Leeuwarden der maalscbap|.ij ; Tot iml mit 7 Atyr-
tneen. Gedrut tke Leeuwarden. i.ij (J. T. iN. Surini^ar, 182a, p. XVL ti.i. 8".
e (Julie socielii scieiitiflco-lctterarie della Neerlandla. dE9
sprovveduto affatto di note bibliograficlie, perche destinato al basso
popolo, e preceduto da uii lungo proemio e da un regolamerito che
iie determina 1' uso. Pero 1' autore s' attenrie aila ripartizione siste-
matica.
6. Bibl. Ifieucker.
Daniele Arminio Beucker, segretario del tribunale provinciale
di Leeuwarden, uoino di estese cogiiizioni in giurisprudenza e bota-
nica, i cui meiiti furoiio rilevati da J. V. de Croiie i), avea di per se
forniata una distinla raccolta di quasi 3000 opere iegaii, di cui
generosamente pennettea V uso ai cultori della scienza, in un tempo
in cui mancavano a Leeuwarden le biblioteche. La partita degli
autori antichi, singolarmente delle grandi coliezioni, non che di ma-
noscritti legali, provenivagli dalla eredita di suo cugino dott. J. H.
Woorda, professore di diritto. Le annolazioni apposte di mano del
Beucker tanto agli stampati che ai manoscritti rendeano piii apprez-
zabile quella biblioteca, che aila morte del possessore dovea essere
distratta, ad eccezione delT erbario di vegetabili indigeiii, legato al-
l'ateneo di Franeker. Fu allora che per volonta espressa del defunto,
lo spettabiie J. van Leeuwen ne estese il catalogo 2) per la vendita
all' asta, fattasene Pagosto 1859.
Dokkum 0 Dockum. — Doccomium, Doceiimiim, /at.
All' estremo nord della Frisia e la piccola cittä di Dokkum, gia
celebre dacche vi si conservava il libro degli evaugelj , usato dal-
l'apostolo del cristianesirao, s. Bonit'acio, ivi ucciso il 7öö. II Loineier
attribulsce all* esisteiiza di questo libro l'importanza d' una biblio-
teca sj. Uflenbach muove pure in circa delT anzidetto codico
ly',\0 V;il fii t i 11 cl 1 i , Ki'lle l.ililiolfflif
rnanos(Mitto, che attesta essersi trasportalo col cadavere a Utrecht e
qiiiiidi a Fulda •)•
Lo stesso Uffenbach, sofTennafosi a Dokkum, vi ispeziona la
piccola biblioteca del rettore delle scuole, Lamberge.
Franeker. — Franekera. Franequera lat
Bibl. piibblica.
Alla fine del secolo XVI risale T origine della biblioteca del-
Pantica iiriiversitä, poi delT ateneo reale di Fratieker, la quäle, per
luaucauza di un conveniente assegno aiinuale, rimase fino alla metä
del secolo XVII non piü che una tenue raccolta di libri d'uso piii
necessario. Chi ne scorra i cataloglii primi ^), dovrä persuadersi
della veritä di questa proposizione. Fu percio che i couservatori
dell' universita, riunitisi nel marzo 1650 per la compilazione d'un
opportuno statuto di biblioteca, ordinarono che ciascun professore e
appena nominato e vicino a morte le donasse qualche opera man-
cante; che i singoli tipografi degli ordini della Frisia le presentas-
sero un esemplare delle loro stampe; che chi prendeva il grado
accademico, le ofTerisse un' opera nuova o una lira di Fiandra. Quello
statuto 3) steso in un latino degno del secolo d' Auguste, ingiungeva
oltraccio procedimenti piii addatti per conservare la sostanza della
biblioteca e per accrescerla *). Che TelTetto corrispondesse piena-
ici t'apite cirro insignes. Fides |ieiies Guieciardiniim (Relg'iiim Universum. Iö4fi, fol.).
De bibliotheeis, p. 249 — 25«.
') Merkwürdige Reisen, vol. II. p. 271 — 273.
2) Catalogus librorum bibliolliet»' puhlicaB Franequcranie. Franequerit . 1601. 4". hi,
Balk, 1626. Ivi, 1644, 4».
3) Statuta et leges bibliotheca; arademi» Franequeranic. Franequer«, 16.>«. fol. Ivi,
1712. fol.
•*( „Nomina eoruni qui bibliothecain auxerunt in labulis ad i<l suspensis, in libris et in
«•alalon-i.s diligenter exprimito. quo cuiusque donantium honesta et »rata memoria
extet. — Involueris et foliis quibiisdam intimi.s insipne academiee bibliothecariiim
imprimito. — Omnes catenis in plutris .suis^secundiim facultates seil iiiaterias eollo-
••alo. — Hane (bihliotheeam) bibliothecarius inlrare vel exire voleiitibus reserato,
poque tempore diligenter inspieito, ne quid detrimenti bibliotheca capiat. — Si de-
fi-c-tum animadvertat (bililiotherarius) . .slaliin recturi iiidicato, utqiic in acta rofe-
ratur, «leque remcdio eo^nletur iiiiato, et bilili<ilhecam inlerea olau.^alll hahi-ln."
e clelle socielä scieiilifiro-lcltciarii* «lelhi »cr-laiidia. l)lt\
iTieiite ai voti di quella zelante direzioiie, lo appale.sa il catalugu
pubblicato assieme allo statuto »), pochi aiiiii dopo. Non solo pro-
tessori, studenti e cittadirii di Franeker accorsero con nobile gara
ad accrescere il patrio istituto, ma eziandio gli ordini supremi gover-
nativi, i priiicipi Enrico Casirniro ^) e Giovanni Guglieimo dOranges),
duchi di Nassau; come pure aicuni esteri, fra' quali e debito ricor-
dare il cavaiieri del Toson d'oro, Giovanni Honing, senatore di Mid-
delburg *). E perciö che nella splendida edizione data al principio
del secolo scorso del catalogo •'"') sommaniente apprezzabile per la
dettagliata descrizione di ciascuna parte delle grandi opere Oceamis
juris, Bibliotheca pativm, ec, leggonsi assai nomi di donatori, fra
quali inerita speciale ricordazione Teodoro Maurizio van Boelens,
inscritto nella matricula advocatorum della corte di Frisia , il
14 febbrajo 1708: inorto egli poco poi , legö nuilti libri allu
biblioteca.
Cresciuta per tal modo la biblioteca si ricollocarono i libri negli
scaffali dietro le categorie : Libri theologici — Ilebraei aliique orien-
tales — Juridici — Medici — Philosophici — Mathematici — Geo-
graphici — Clironologici et hisforici — Poetw, oratores — Critici,
1) Catalogus lilirorum Lihliotliecse puhlicae, eiirante J. Waldeiibach. Itein statuta et
leges academiie Franequeraiüe. Franequerae, 16;>6, fol.
2) U rettore Nicolö Bleeuard ed il seiiato ai-cademico iiel 1679, perpeluarouu coli
iscrizione onoraria la memoria del doiio dell.i Collectio Coneiliorum a Labbaeo ii|
30 voluini leg-ali magnificanieiile.
3) Da Uli fu presentato in duiio V allaiite di Blaev con carli; colorate e dorate, terato
spleiididamente in 12 volumi. II ritratto a pastellu di qiiel principe liberale vedesi
ora nella biblioteca provinciale di Leeuwardeii, pendeiite sull' elegante urmadio a
cri.stalli che acchiude quel doiio.
4) Fugli apposla la segueiite iscrizione: „Meinorie — nobilissimi, gravissimi — am-
plissiinique viri Joaiinis — Honig, Equitis aiirati, Senatoris — Medioburgensis, —
qnod exiinia liberalitate puliblicaui lianc aliiise — Academiie nostiii' bibliothecam or-
naverit legatis — XX pictis iiiiagiiiibus claris — siinorum et eriiditissiinorum viro-
rum adiecta — sexccntoriini florenornin sniiinia — aiiipliüslnuis Academiie Senatum
legato a nobilis — simis hieredibiis prunipte rcprajsentato — üupreminn testatoris
iudioium sci'utiis taltulas — puhlicari, em|itis(|iie voliiiiiiiiilins — loculos hosce inipleri
— iiissit L. .M."
*) Catalogus lilirorum bibliolhecie publicae qute est in illustri et priepotenti Frisia- or-
diiium acadcnila Fraiiequeraiia , ciirante Alexandro Savois. Franetjuene excudit,
Fraiu'iscus llulina, 17i;!, p. G, -40, fol. — Coiitinuatio calalogi hiblloth. publicie
iicad. Fri.siaeaj, p. 5)1, fol. — Supplcmeiitiiin seil continiialio altera caliilo^^i blbliulh.
pulil. Academiie Frisiacfc, p. 3'2 . I'ol. — Index iilplialieticiis aiicloriiiii (per li- Ire
parti del catalogo) , p. .'{ß, (ol.
{
a32 VhI e II t i n c 1 1 i , Delle biblioteche
antiquarii, lexicographi. Le (lue priine classi sono senza contraslo,
le piü rieche ed iuteressanti.
Uffeiibaeh, visitata la biblioteca nel 1710, ne loda la eollocazioiie
e la preferisee, per proprieta di luogo e scelta di libri, a quella di
Groninga, ad eccezioiie de' codici manoscritti che trovö in maggior
copia e migliori in quest' ultima. Acoonipagnato dal bibliotecario Co-
lern, ch' egli commenda per le sufficienti cognizioni bibliografiche e
per la gentilezza (qualita per lui singulare in un Olandese), esamina
alcuni codici manoscritti, riportati nei cataioghi a lui posteriori, due
fra" libri teoiogici 1)5 uno di poco conto fra i niedici ~), due miglioii
fra i filosofici 3j, parecchi nella classe delle lettere e delle miscella-
nee *). L' rffenbach trattiensi a lungo sulia splendida decorazione
della sala e del vicino teatro anatomico, messi a iscrizioiii memoriali
e ritiatli : quella descrizione sj e d" importanza tanta niaggiore
quanto, dopo la soppiessione dell' ateneo, avvenuta per decreto reale
il 23 febbrajo 1843, la biblioteca fu trasferita nel 1844, per la inas-
sima parte, aLeeuwarden, e alla reale accademia di Delft per le
materie in questa insegnate.
1) „Das eine war ein Codex chart. in fol., handdick. Auf dem vordersten Blatt stand:
Vita Christi per Ludolfum Saxonicum, sacri ordin. charius. excerpta claruit suli
Liidovico, Imperatore IV, 1330 . . . Das andere Manuscript war etwas besser. Es war
ein Codex inemhr. in fol. von dem neuen Testament ex versione tndgata , sehr sclitin
und wohl geschrieben. Am Ende fand ich: finitum est volumen istud in domo cleri-
corutn in Zwollis, anno domini 1400, JJI. prid, aprilis. Bencdictus dominus.'^ Merk-
würdige Reisen, II, p. 302— 303.
") „Es ist ein Cod. chart. in fol. .lo.innis de Cucurrigio , mediolanensis practica raedica."
Ivi, p. 304.
") „Der eine in fol. membr.. guten Daumens dick, Euclidis geometriae libri XIV, idem
de visu , idetn de speculis. Alle lateinisch und mit vielen fiijuris in manjine : dess-
wegen und weil er ziemlich sauber, ich ihn hoch halte, ob er gleich so gar alt nicht
scheint. Das andere ist ein Codex membran. in gross Quart, zwei Finger dick, 17-
truvii de archifeclura libri decem, auch sauber." Ivi.
•*) „Zwei Juslinus, der eine Codex membr. in Quart. Daumens dick, ziemlicli alt und gar
sauber, doch von zweierlei Hand. Der andere aber ist ein Codex chart. in gross
Quart, auch lang nicht so alt und schön. Auch war vorhanden ein Terentius, codex
Chart, in Quart, in cuius fine: E.rplicit libcr Terentii , acriptiis in civitate Taurini,
anno domini 14S3. .Auf der anderen Seite stand noch ein schöner Codex membr. in
Quart, Hand dick. Es war ein .1«/«« Gellius, der, wie auf dem ersten Blatt der >arae
zu sehen, zuerst Tornesio gehört hat. Unten stunde: Boherti Königsmann Geneva:
emptns, 1C28. Diesem Königsmanri sind die meisten Codices zuständig gewesen. Was
d.ns Ciidiccm Gellii anbelangt, so war es ganz sauber, auch noch ziemlich all."
Ivi, p. 304—303.
") Ivi, p. 30j— 30S.
e (lelle sociel:'i stieiilifieo-leltL-raiie ilelhi >'L'eilaiidia. 533
Ai codici manoscritti indicati dall' L'fl'eribach e iiiseriti fra' libri
a stainpa nel catalogo 1713, pochi altii possono aggiiingersi, tutti
passati a Leeuwardeii. Ben piü che i codici tornava a vaiito delTiini-
versita di Franeker una inestimabile raccolta di 300 voluini di lette-
ratura rabbiriica, desciitti a pag. 65 — 99 dell' enunziato catalogo,
coi titoli in caratteri ebiaici ')• Nel 1800 favorita la biblioteea da
generoso legato in denaro del sig. van Schurman, si acquistarono
molti manoscritti giuridici, venduti poi ad asta pubblica nel 1847 in
Leeuwarden.
Soppressa nel 1830 la universitä ed istituito in (juella vece
Tateneo, non e credersi che la biblioteea fosse giiardata con eure
niinori; che anzi il forte aumento della sostanza determinö la piib-
blicazione di parziali cataloghi. Era, conie ho notato snperiorinente,
la partita teologica una delle pii^i coj)iose e rilevaiiti, montando il nu-
mero delle opere a piii che 900 : perciö a questa rivolse dapprima
il peasiei'e qiiel biblioteeario Jacopo Amersfoordt , distribiiendola
categoi'icamente 2), e redigendone il diligenle catalogo, coiitiuuato
per di lui morte dal fratello. Questo lavoro -) merita d'essere alla-
nierile conimendato pel corredo di opportune annotazioni, e segnata-
nientepel dettagliato indice degli autori e delle opere (p.229 — 250).
Oltre la uiiiversitai-ia, UfFenbach cita con onore le seguenti
biblioteche
n) di Antonio Schultingiuni, profVssore di diritto , lornita di
buoiii libri di giurisp rudenza, storia, antichitä, letteratura. L'UlFen-
bach vi osservö in arniadj a parte; Fontes juris, parecchie edizioni
di diritto Giustinianeo, le Pandette, i Fragmcnta vcicra. i Bitsirico-
riim lihvi , il Codex Tkcodosiauiis , il Codex Uujnm (tnfiqiiiiiiini, i
•) Lexicographi — Veteies ac rcceiitiort's — Coiiiiiieiitalores bibliii — Misi-ellauei.
-) .1. Bibha et versiones; H. Veteies theolo{ji thristiaiii ; C. Recentioies Bibliorum
saeiorum iiiterpretes ; />. Theologi recentioies; E. Histoiiie ecilesiastioir scriploies ;
/•'. Miscellanei libri Ibeologiei ; (i. lAhvi eonfia religionem in inimis obristiaiiain ;
//. Libi'i liieologiei maiui.seilpli.
S) Novus cataiogus bibliotbec;« publica' Franequeraiiiv. Tailis piiniie scclio prior libros
Uiüologicos eonipleeleiis. lübliotheeaiii ortlinavit , libros tleseripsit Jarobii» Aiiiors-
toordt, Iheol. doetor, et in allieiiico l'raiiequeraiiu professor, publieic bibliotheea-
ibideiii coiistlUitiC pnet'eclus. Opus, Iratris obilu iiitcrruptuni , contiiiuaul Menricus
Aniersloürdt, pbil. tbeoret. iiiagister, litterarum huinaniorum doctor, gviiuiasii piibliei
Siieeani reetor. Le.ivardisc. apiid .1. V. ürc.uwer, ISVi, i>. "iäO, i*V
534 Villen t inelli , Dulle liiblioteche
capituluriu del Baluzio, \eLeges variarum legiomim, civitatum ec,
come pure Juris naturalis scriptores , De methodo stiidii juris,
Historiae juris, Praecognita juris. Vi riscontro pure molte buoiie
ediziorii tli classiei greei e latini, e di padri delle ehiesa *),
b) del professore di matematica, Lauree, ricca di scrittori
olandesi e francesi di scienze esatte, cui si aggiungeva un'apprezza-
bile scorta di stromeriti matematici *),
c) di Giovanni Lemenon, predicatore francese e professore di
questa lingua. Possedea egii quarititä di libri, specialmente inglesi,
distribuiti in due grandi stanze. Nella maggiore erano collocati i
libri saeri e di storia ecclesiastica, non che gran numero di lessico-
grafi, raccolti da lui stesso. Neil' altra riscontravansi moltri libri di
numisniatica e alcuni buoni incunabuli, quali erano un Terenzio stam-
pato a Strasburg© nel 1499, Etymologicum magnum di Venezia,
1499, fogl. Tornava a singulare ornamento della biblioteca una
scelta eollezione di monete e medaglie, lasciategli da suo suocero
Schelkens s),
dj del professore D. Nieoiö Gürtler, apprezzabile per alcuni
buoni incunabuli *).
Bolsward o Bolswaerd. — Bolswert, ted. — Bolsverda,
Bolsvverda, Bolsvardium, lat.
Nella piccola citta di Bolsward, Uffenbach s) intrattiensi quasi
esclusivamente col rettore di quelle scuole, Hilarides, cui egli da
lode di eceeilente poeta e profondo conoscitore della lingua frisonna.
Fra i suoi libri distribuiti in due stanze, egli ammira uu buon niano-
scritto di proverbj frisonni; alcuni libri di blasonica ed atlanti geo-
grafici miniati da suoi figli; il Dominium Frisiw, inciso da Abramo
Alard in Amsterdam; molte opere di aiitichitä, belle arti, emblemi,
solennita, memorie ec, accompagnate da buone incisioni.
«) Merkwürdige Reisen, vol. III, p. 282— 283.
2) IvF, p. 290—291.
3) Ivi, p. 29j— 298.
*) Ivi, p. 308—310.
*) Ivi. II. p. 325—334.
*> *I •»
e ilelle si)tiet;i seientifico-letleraiif .lella Neerlandi«. öoi)
Worcum. o Woudrichem.
Bibl. Oomna.
La biblioteca del pastore Domna era, al tempo di Uffenbach i)
una delle migliori private della Frisia cosi per numero di libri, come
per proprietä di legature. Oltre a niolte opere di teologia, egii pos-
sedea pure le opere seelte delle altre classi di studj , ma special-
rnente storici. Dote caratteristica di qiiesta biblioteca era una copiosa
seorta di libri inglesi.
Staveren o Stavoren. — Stavera, Staurium, Sturon, Sta-
verna, lat. — Staphrum, Staerum, Steerhem, Sterum,
Stur um ßn antica llngua fvisonna) .
Bibl. pubblica.
II umnicipio di Staveren , assistito dalT influente eooperazione
di Erminio Hajo, consigliere di Carlo V nel 1530, avea aperta ad
uso pubblico una seelta biblioteca cosi descritta da Martine Hatncorn
nel secondo libro della sua Frisia.
„Hisce ita dispositis, Friso cum forte linieret
„Ne genus et sobolem, prseclax-aque facta nepotum
„Invida leiheis oblivio mergeret undis,
„Condidit insigiuMii, sacras prope Slavoris aras,
„Sub giiati Haioiiis tiitela, bibliothecam.
„üeposuit in ea vel quos conscripterat ipse,
„Vel secum exilii tulerat solatia libros.
„Nee secus ex eius deerefo postoa nati
„Hie sua eondebant, hie fortia facta nepotes,
„Testamenta patruni, leges, iura, acta, statuta
„Publica, fagineis inscriptaque foedera ebartis
„Tum tjermanorum, vel nomine teste, iibollis."
Qiiali furono le sorli di (lueslii liililioteca?
1) Meikwiinlige Reisen. II. |i. :J37— 33«.
!)3() Viileiit iiiolii. Dfllc liililloU'olio
Groninga ed Omlandia.
Groniiiga. — Groitingen, oL — Groningen, ted. — Gro-
ningue, fr. — Groninga, lat.
1. Bibl. deir universif a.
Gli stati della provincia di Groninga ed Omlandia decretarono
iiel 1614 Tacquisto di libri a servigio de' professori e degli stiidenti
deir universitä, con che fii data oiigine alla pubblica biblioteea. La
quäle, a piü vero dire, fu aperta Tanno 1618, anno in cui il console
e curatore delP accademia, dott. Gioacliino Alting, vi deposito que'
libri che riputati da hii i piü opportuiii acquistö, per cominissione
superiore, col danaro del pubblico, e ne donö di proprj. Un antico
catalogo manoscritto della biblioteea i), accompagnato dal nome di
parecchi donatori, da conto di qiiella prima scorta, che poco dopo il
1618 montava a 403 opere. Furono queste fin da principio distri-
buite in alcune povere stanze dglP antico monastero de' minori
osservanti, dietro la chiesa (Broederkerk) dell" universitä. Ma se
queir edifizio rispondeva allora alle modeste esigenze d'una primor-
diale istituzione, la biblioteea odierna reclama altamente una piü
opportuna collocazione, dacche l'angustia del sito e la poca luce che
lo rischiara ne rendono l'uso assai disagiato.
In onta alle eure sollecite degli stati provinciali e de' privati, la
biblioteea non s' accrebbe d' assai nel secolo XVII. II primo catalogo
a stampa 2), mancante d' ogni indicazione bibliografica, parrebbe,
pel numero delle pagine , accennare a ricchezza : ma ove si consi-
deri che la sola edizione de' concilj del 1644 di Parigi in 32 volumi
ij Syllalius libroruin nniniiiiii hi l)ilili(itliec.i academiea (i roiiinj^m et Onilandia>, sive pro
viiiciali, liheralitale aut emptidiie academiea, sive doiiationis legativc tidilo, al) eins
rmidatione loeatorum, non ommissis ipsorum nominibus, qiionim munificentia auginen-
tum singulare »ecepit. Mss. eh. in 4«.
~) Ca»alof,'US libroruin bililiüllieea; iliiiNtris ae alma« universitalis illuslriiini et praepolen-
lium Groniiig» et Onilandiie d. d. ordiniini , seeundum seriein litteraruiii alpliabeli-
cum digestus, cura et opera Gerhard! Lainmers, professoris inedicina; physicie et
bihliothecaiii. Croningtc, typis vidiise Edgardi AgricolaB, 1669, p. 171, 4".
I
e delle societii scientidco-lctteraiie di-lla Neeilnndia. b3 /
jii füg), occupa, coi dettagli, le pagine 38 — 50, e che su di simile
esernpio soiio iriodellate le altre collezioni, si trarra iuduzione con-
traria. Percio riegli statuti ')» pubblicati lo stesso anno, e preso sa-
viamente in considerazione Taiimento della l)ibIiote(;a -). La quäle
quanto vantaggiasse per quella specie di nobile invito non e a dire,
se nel secondo catalogo a stanipa ^) sono annoverati 73 nomi dl do-
natori. I piii generosi fra questi sono Jacopo e Gioacliino Alling-,
Jano Boguslao, Giovanni Hrauii, Edgardo Jacopo Claut, Gisberto
Eding, Adamo Mersone Isinck, Gerardo Lannniers che per piii di
40 anni presiedette alia biblioteca, il seiiato di Groninga, Pietro di
Toullieu, Rodolfo Wycheringc. Ben pero di maggior importanza
furono gli acquisti, consentiti dallc minute ma frequenti contribuzioni,
indicate negli statuti. Furono infatti acquistati a danaro grandi corpi
d'opere, due BibUotlieca Patrnm ; la liyziintina di Parigi; i The-
sauri di Grevio e Gronovio; la ediziono principe d' Omero (1488),
dalla biblioteca di D. Weimann, cancelliere di Clive; V Hortus
Ei/stettc'Hsis per Cinquecento fiorini; e per mille niolti codici mano-
scritli e libri a stampa delT insigne biblioteca di Jacopo Christmann,
professore di lingua ebraica nelT universitä di Eideiberg. Quesf ul-
tima giunta arricchi la biblioteca di opere in lingue orientali, studj
filologici di lingua ebrea, araba, turca. II dotto UlTenbach, che visitö
1) Leges et Statuta ad bihliotlieca; provincialis Groninga; et Ominndia; ciirain |ierliiieii-
tia. Groningae, typis vidute Edg. Agric. , 1669, j). 12, tbi. — S. 1. ex typ. Jacobi
Fiolt, p. 10, fol.
•) „I. — — lilicr.'ilitale proceruni accensa, hoiii et iitiles liln'i aiirescanl hibliolhecic.
„II. Professores lihronini a se posthac edendoruin exemplar hibliotliecie biiius
acaderaiie inferunt."
„III. Professores itidem (iiii vocabuiittir in acadcmiain , tenenlor lil>rnin alii|iu>iii,
qui bibliotheca; desit, ei largiri pro siio arbltrio."
„IV. Etiam i|ui privatim proinoveldintui' doctores, ex decreto iani ante l'acto,
liibliotliectB inferiiiito ijiiod statutum est.
„V. Cediint (pioipie iirofessores i|iiotannis in iisiiin bibliothecte mediain partem illius
<|uod redit ad ipsos e.x auetionibus."
„VI. Ex pecnlio etiam aeademico cedat bibliotheca' (piidtiuid .sini;nlis annis posi
sumptiis ordinarios et necessarios ex eo residuum erit."
„VII. Typographiis acadeniioo teneatur siiigtiloriini (jnos impriniK libroniin exem-
plar ununi iiifene biMiothccn-."
Quanto iigli studcnti e a;;li csteri e presorillo: ,,(J"i volcl ins bililiotheeie obtincif
debet ... in usuiii bibliiilliceii' lu'rsolvi're scliillinuiuiii".
"*) Calalogus libroriin) hibliotliecie iUustris ae alnuv universitalis ec. M-etiniliini serieui
litterarum digeslus , novo snpplemehto et noiitia librorum nianuscriplurnn) auetns.
Groiiiiigie, typis Arendinie Sijgers. 1722. p. liS6, 88, fol.
338 Valen tili el I i , Delle l.ililioteche
la biblioteca nelT aprile 1710, loda assai in questa raccolta una bib-
bia ebraica coi puiiti, le tavole astronomiche dell' arabo Arzuele, una
parte del Nuovo Testamento in ebreo-latino, le istituzioni di lingua
araba e turca,
Crebbe cogli anni la prosperitä della biblioteca, dacche il biblio-
tecario Leonardo Offerliuys pubblico nel 1759 un catalogo i) ben
piü volurninoso del secondo, registrandovi i nomi di 105 donatori.
Questo catalogo del resto non differisce nel metodo dagli antecedenti.
Succednti al bibliotecario Offerliuys Nicolo Guglielmo Schröder
e Jacopo Rhoer, chiarissimi professori, quello di letteratura Orien-
tale, questi di storia ed archeologia, la biblioteca fu arricchita per
nuovi doni, specialinente di Rodolfo Pabos, E. P. Smith che vi lego
opere di giurisprudenza, e del giureconsulto H. ,1. Nauta, che con
altri libri vi lego una raccolta d'opere di scienze occulte.
In onta a giunte eosi ripetute, la biblioteca al principio del
nostro secolo non contava novemiia volumi. La commissione gover-
nativa franeese dei signori Cuvier e Noel, presiedula dal conte Fon-
tanesi, curatore dell' universitä, visito la biblioteca il 30giugno 181 1,
e vi riscontrö 8189 volumi legati, e da 500 a 1000 slegati.
Restituito l'antico splendore all' uuiversita nel 1815, la biblio-
teca sorse a vila novella. L'amministrazione universitaria sommini-
strolle somme rilevanti, specialmente per acquisto di opere di scienze
naturaki e di medicina; la dotazione fu fissata in piü larga misura,
per guisa che ora monta a 3500 fiorini. Ne meno affluiscono i doni
del goveriK., delle societä, dei particolari. Laonde non e meraviglia
se la cifra dei libri a stampa giuiige ora ai 40000. Tanto incremento
rendeva necessario un nuovo catalogo; e vi si presto con premura il
bibliotecario van Eerde nel 1833 2), vantaggiando per parecchi titoli
i suoi antecessori: perö in ciö e a riprovarsi che, tolte le divisioni
per formati, non ne appose alle singole opere la indicazione. II
bibliotecario Van Limburg Brouwer nel 1841 pubbliconne la seconda
») Catalogus librorurn l)ihliotheciC ec. iiotitiu librurum iiianu8cri|»toruni auctus, cura et
opera Leonard! Offerliusii, piofessoiis historiarum in specie patriae, ut et antiquit.
romanar. nee non bihÜothecarii. Groningae , typis Jacohi Bolt, 17j8 , p. 10.
380, fol.
2j Catalogiis librorurn bibliotheca; universitatis qu» Groniiigae est, seeiindum seriem
litterarum alphaheti digestus, ciirante Joanne Rudolphe van Eerde, iuris ec-., biblio-
thecario. Hroning*, apud J. Oorakens, 1833, p. 300, fol.
p ilelle societä scientifico-letterarie delln >'eerlaDdi:i. o39
parte ^}, o, a dir vero, il supplemento alla prima, dacche in questa
come nelle successive, gli alfabeti sono inleri, ne ripetesi 1' opera
una volta riportata. Sullo stesso piano e conformata la ferza parte 2).
AI termine delle due prime parti fu inserita la Notitia codicum et
librorum mamiscriptorum ac libronim typis impressorum, qiiihiis
annotationes mnnuscriptae virornm doctoriim sunt additae; registro
dl poco oltre trecento volumi, digiuno aflatto d'informazioni biblio-
grafiche, percino del tempo in cui furono scritti.
La biblioteea, in una delle cui sale e depositata, come diro piü
sotto, quella della societa pro excolendo iure patrio, e aperta quo-
tidianamente del mezzogiorno alle due pomeridiane, e nei mesi di
higlio ed agosto, i soli martedi e sabbato. A servigio de' lettori e di
chi prende libri a domicilio prestansi tre cataloghi , lo stampato in
tre vohimi, a carte inserte, e due manoscritti, T uno foridamentale
perischede, l'altro sistematico per quaderni. Uno speciale statuto s)
di 32 articoli, dato dall' universitä il 6 decembre 1831, indirizza
air uso della biblioteea.
A quel dotto e modesto bibliotecario W. Ä, Enschede io devo
la ispezione delle stampe in pergamena e dei migliori manoscritti.
I. Edizioni membranacee. 1, Die getiden van onser lieven
vrouwen. Antwerpe, 1497, lö». Ufficiiiolo, con intagli ai margini,
vagamente colorati. 2. Heures a lusage de Rounn. Paris, Simon
Vostre, 8<». con intagli in legno. 3. Missale iuxta ordinem eccle-
sice Monasteriensis. Colonise, 1489, fol.
II. Codici manoscritti. Pocbi sono meinbranacei; le materie
trattate, la religiosa, la storica. la giuridica. 1. Ciceronis officiorum,
Membran, in 16". del secolo XVI, a caratteri minuti, con legatura
antica litterata. 2. Prisciani de arte grammatica. Due codici mem-
branacei del secolo XII. 3. Propertii Cynthia. Menibr. in itJ^del
sec. XIV, d'origine italiana, con Iregi colorati. 4. Bibbia intera a
caratteri micrografici su membrana sottile, in un vol. in 8**. del
secolo XV, con miniature e dorature. ö. Breviarium. Membranaceo,
') Citalo^Nis lild-oiuin liililiolhei'u- iiiii\er.sit:ilis eo-, i'iii:iiile l'etro vaii l.iiiiliur^ Brou-
wer, bililiothecJirio. Pars .iltera. (nniiinga-. apiid J. Oomkens, 1841. |>. 33'i. fol.
2) Calalogfiis lil>ronim bihliothecie universitalis ec, ciirante Culielino »lecker. I'ai'«
tertia. <ironin|^;r. a|>ii(l .loaiiii. Ooinkens, IS.'JI. |>. l.'JtJ, t'nl.
') Regleiiifiit lietrefToiidc liot «;i'l>iiiik tlor acaileniisilie bil.liollu'ek tf «Ironingen
Tweede druk. Te Croniiijyeii,, bij Jan Oomkens, |>. 13, 8".
340 V;ileii tiiu'l li. I)i-Il(> l.ibliotechü
gia d'uso del munastero di s. Catterina di Zelwert, presso Groninga.
6. Ghi'tidebo ek. Membran, del seeolo XVI, coii miniatiire di corsetto
disegno, a fiegi e aiiimnli, su sfondi dorati. 7. Augiistmi (s.) de
civitate Dei. Cartaceo del seeolo XV, in piccolo foglio. 8. Foglio
membranaceo eon brano dei poenia olandese Partcnopeiis, del se-
eolo XIII. 9. Isidori oriyinum. Membranaeeo inscritto al fine: Awio
Domini 1616. . . . Liher monnsterii nemoris h. M. Vir(fhns, ordi-
nis canoiiicorum regularium prope Northoern.
S. Bibl. civica.
Nella parte superiore del palazzo muriicipale e custodito 1* ar-
chivio della provincia, insieme alia biblioteca civica. La ordinazione
e la illustrazione di ambedue devesi al presente direttore e bibliote-
cario Enrico Ottavio Feitb, il quäle allevato in siffatto genere di
studj dal padre, cbe lo precesse nella direzione, diede ancor gio-
vane uno splendido saggio di se nelT opera cbe, solto il niodesto
titolo di dissertazione inaugurale *) da una dettagliata informazione
delle confraternite di Groninga nel niedio evo, traendone gli appunti
da una serie di Statut! delle stesse, esistente nelT archivio.
II poco numero di documenti archivali e compensato dalla loro
importanza , fatta conoscere da quell' instancabile direttore eon
opporiuna pubblicazione^j, della quäle quattro volumi eon parte del
quinto coniprendono il registro cronologico di tutte le carte delPar-
cbivio: la seconda parte del quinto volume offre il catalogo detta-
gliato de' codici manoscritti della biblioteca ; il sesto comprende
r iniiice generale.
Gli atti archivali singoli, cbiusi in arinadj, compartiti a modo
cbe in caso d'incendio possano agevolmente asportarsi, son messi in
fogli, su' quali e indicato il contenuto. I piii preziosi, cbe datano dal
seeolo nono, banno aggiunta la copia. Fa parte delT arcbivio un
seguito di 174volunii in fogl., contenenti le amniinistrazioni de'beni
(1595 — 1809) provenienli dai monasterj soppresi all' epoca della
riforma.
*) Dissertatio liistorico-iuridica iiiauguialis de Gildis Groniiig-anis. Groningac (1838),
W. Zuidema, p. 323, 8"., eon lavole.
~) Register van hei arthiel' vaii (ironiugen , dnnr .Mr. II. U. Feith, archivarius der pro-
vincie Groningen. Te Groningen, A. L. Scliolleps, 18ä8, vol. VI, 8».
K ilelle socielH scieiilinco-letterarie iIi-IIh .\eerlandia. 0 41
I codici manoscrilti, yl tiumero di oltre trecetito, comprendono
cronache del paese, statuti civici e singolarinente delle arti. Apprez-
zabilissimo e !o statuto originale di Groriinga (da cui si son Iratte le
copie della hihlioteca pro excolendo iure putrio) delT anno 1425,
membranaceo, copeito di veiuto verde a riporti d'argento: agii an-
goli soiio rappresentate a rilievo le virtü teologali e le cardinali, non
che la vittoria tendente la palma e la Corona a premiare i virtuosi :
nel mezzo l'aquila hicipite porta sul venfre lo scudo (fascia verde
tra due bianche) della citta di Groninga. Del resto il pregio iiitrin-
seco di qiiesto codice fu ben riconosciulo per lo passato, daeche
pubbllcossi nel 1828 dalla societä pro excolendo iure jxitrio, nel
terzo volunie degli atti di quella, corredatolo con molte note e col
saggio del carattere. Altra genima della biblioteca e la collezione
degli statuti delle arti, original!, in membrana, colle giunte succes-
sive fino al principio del secolo scorso. AI valore storico interno
aggiungono 1' esteriore di legatnre squisite a metalii iiobili, cogli
emblemi delle arti (riportate in due tavole al teriniiio dell' opera
teste annunziata), coi nomi degli oldennanns e dei due capitani, cui
era demandata la presidenza della confraternita. I libri a stanqia non
sono in gran numero, e la piü parte e d'uso archivale.
3. Societa teolo^ica.
Questa riunione di teologi protestanti forniatasi neJ 1833, beu-
che non estesa (16 sono i membri ordinarj, minore la cit'ra degli
straordinarj) die nullostante prova della propria operosita colla pub-
blicazione d' un giornale <), il cui titolo corrisponde all' impresa
sociale: Good's woord id de wuarheid. La parole di Dio l' la reritii.
Questo giornale, di cui si da ora la terza serie, tratta soggetti di
sola teologia uello stretto significato della parola, coinprendendo pure
articoli di bibliogralia teologica. Lo scopo avuto ilnora in miia dai
redattori fu la propagazione del principio religioso: essere nel cri-
stianesimo oggetto priucipale la vita, non il dogma; aver questa vita
11 suo punto di partenza dalhi persona di Gesü Cristo, e non sola-
niente dalla sua doltrina. Colla terza serie la sociela si propoue il
compito di richiamare la puhblica attenzioue sull' at'tinilä dell" ele-
mento evangelico della chiesa protestante col cattolicisnio. e quiiuli
») \V:uirlici<l in lieltle, \»,'>~.
042 Vnleiit in eil i . Delle hililiolfche
(li entrare in gnivi trattazioni sull' avvenire della cliiesa crlstiana,
quando avrä associato all* elemento caltolico della chiesa romana e
greca, revangelico del libero esaine. del sapere e dell'individnalismo
de" protestaiiti.
4. Ifiibl. g^iaiii^eiiistica.
Collo scopo di diffondere i buoni libri e mantenere e rinfrancare
lü spirito religioso, fii aperto, a cura della comunila gianseiiistica, un
gabinetto di lettiira, fornito di opere olandesi, tedesebe, francesi, su
soggetti dogmatici, niorali, storico-ecclesiastiei, ascetici. Dal 1843,
in cui se ne diede un indice i), la biblioteca fu notevolmente accre-
scinta.
5. Bibl. pedag^og^ica.
L'istituto per Tistruzione de' maestri eleinentari e fornito di
una snffieiente biblioteca eh' essi fondarono a loro nso da non mol-
t'anni, provvedendola non solo di opere di pedagogia, ina eziandio
di carte topograficlie, d'incisioni e stromenti di fisiea. Nel 1849 ne
dierono essi il primo catalogo 2), accompagnandolo cogli statuti
redatti in dieci articoli. Con quimto amore s" occupassero dell'incre-
mento di questa primordiale biblioteca, lo mostra il primo siipple-
mento 3), pubblicato due anni dopo. Ad incrementare di buoni libri,
la piü parte pedagogici, la biblioteca, contribuira il generoso legato
di piü che mille volumi *), che il dottore in legge T. van Swinderen
lascio com' ultima testimonianza d'affezione a quell' istituto, di cui
avea curato gli interessi come niembro della commissione diretrice.
G. Bibl. Ouyot.
Due direttori contemporanei dello slabilmento de'sordo-muti in
Groninga, C. e R. T. Guyot, dottori in medicina e diritto, condotti
•) Calalogus Villi ile hibliutlit'ek der rooms-cathol. lees inrigting te firoiiiiijjcn, 1 ianiia-
rij, 1843. 'ff üruiiiiig-eii, l.ij M. J. Sla.loot, |i. 32, S".
*) Lijst der boeken vaii de kueekscliunl vonr schoolonderwijzers te Groningen. Gro-
ningen, 1849, p. 37, 8".
3) Eersle verfolg »an de lijst der boeken van de kweekscliool voor schoolonder-
wijzers te »ironingen. Groningen, 1851, p 14, 8".
■») Lijst der boeken uilniiikfiide liet legaat, aan de kweek.school voor schoolenonder-
wijzers te Groningen, ^eniaakt door Mr. Th. van Suinderen , in leven leid van de
cummissie over de kweeksciiool. Groningen, lööl, p. 30, 8".
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia. 0 4u
dair amore del lor ministero e animati dall" esempio del loro padre e
zio, aggiunsero al fondo gia eslstente tale quantita di libri, che que-
sta speciale raccolta puö dirsi a buon dritto unica. Opere stampate
in Europa e fuori d' Europa; opuscoli di poche pagine che si sot-
traggono spesso alle piü diligenti ricerche; libri sull' istruzione
de' sordo muti, prima che ne f'osse inventata 1" arte d' istruirli. A
questa importante collezione f» data origirie dal pastore protestante
Guyot, padre e zio, come ho detto, dei due nominati, fondatore del-
r istituto l'anno 1790, alla cui memoria fu coliocato un busto nella
piazza, dirinanzi l'edificio. Mostrava il figlio continuare le utili pre-
stazioni del genitore, coUa piibblicazione della dissertazione per
laurea in diritto i). Frattanto la biblioteca era cosi cresciuta che
nello stesso anno se ne fece conoscere al pubblico il contenuto 2).
Morto il fondatore (1828), non desistettero i dae cugini, gia pre-
posti alla direzione dell' istituto, dall'aggiungere nuovi libri, traendo
specialmente vantaggio dai rapporti coi principali istituti europei,
asiatici, americani, formando una collezione estesissima, ricca di
opere difficili a trovarsi in commercio, ch' essi cos'i suddivisero :
I. Istruzione de' sordo-muti ; II. Orecchia, udito e loro difetti ;
III. Mimica; IV. Formaziorie delle idee e modi di esprimerle. Alla
prima classe riportarono le opere caratteristiche sui sordo-muti, i
libri d' istruzione e lettura pei sordo-muti, le opere sugli istituti e
quelle in cui trattasi incidentemene de' sordo-muti, le opere stese
dai professori de' sordo-muti e dagli stessi sordo-muti, le opere
sugli istituti e quelle in cui trattasi incidentemente de' sordo-muti.
Alla seconda, che comprende le opere neile quali s' offre lo sviluppo
anatomico, fisiologico, patologico sulP orecchia e sulP udito, va unita
una Serie di preparati in cera, per agevolare l'intelligenza della ma-
teria trattata in que' libri. Passate in rassegna nella terza classe le
opere sulla mimica, tratta la quarta delle opere sulla formazione
') Dissertatio iuridica inaugmalis de Iure surdo-mulonim , quam pro gradii docloratu»
in iure roinano, et hodierno die rite ac legitime capessendo, publica) dispulatiuiii
offert Rembt Tobias Guyot Groninganus , in choro templi academici , «d diem
16 iunii 1824, hora 12 Groningse, apud J. Oonikens, acad. typogr. p. XVI, 180, 8"..
con tesi e composizioni poefiche al lino, non toniprese nella paginatura.
2) Sijstemalische 'geraiigscliikte lijsl der werken en gesehrilten over door-stommen en
onderwijs aan door-sloinmen en die welke daarmede in verband slaan ; mel en inhoud
en een regisler. Te Groningen, bij ,1. Ooinkens, acad. drukker, 1824, p. VI, 107, S**.
sitzb. d. phii.-iiist. ci. xxxviii. Bd. IM. im :h»
544 Valen tiiielli, Delle bihliotcche.
delle idee, sulla lingua materiale e sulle sue fiinzioni, sulle lingue
artificiali, cioe sul telegrafo , sui gesti, sulla stenografia, sulla pa-
rola. Apposero que' dottori come appendice le opere su' ciechi.
Questa preziosa collezione fu resa da loro di pubblica ragioue, eon
dettagliato catalogo i). Siccome poi la bibiioteca e di proprietä spe-
ciale degli autori del catulogo, cosi e da sperarsi cbe vorranrio
generosamente alla loro mancanza, donarla all' istituto, il quale puo
solo garantire la conservazione e 1' aumento di quella distinta rac-
colta. A raggiungere lo scopo intavolö opportune praticbe il diret-
tore di quell' istituto, dott. A. W. Alings, alla cui compiacenz.a
singulare devo Tintroduzione prcsso i proprietarj, e l'esame della
bibiioteca.
7. Bibl. pro excolendo iure patrio,
Le lezioni pubbliche di diritto patrio, date l'anno 1761 a Gro-
iiinga dal professore Van der Mark, furono accolte cosi favore-
volmente che formossi in quell' anno stesso una societä volta allo
studio del diritto del paese, doude intitolossi pro excolendo iure
patrie. Con quanta premura essa si conservasse fin da principio, lo
mostrano le memorie pubblicate 2). Pare perö che la bibiioteca isti-
tuita contemporaneamente alla societä non prosperasse gran fatto,
quanto a libri stampati : infatti nel primo indice s) son questi sover-
ciiiati dal numero e dall' importanza de* codici manoscritti, donati la
maggior parte alla societä, fra quali devono a preferenza ricordarsi i
seguenti: aj Chronica der Freessen, inholdende den oorsprunk und
herkunf't der Freessen ; cronaca assai rara, scritta al principio del
secolo decimosettimo; bj Der Sachsen-spiegel met glosf>en, in
olandese, colTannotazione al fine: „Hie Über Saxonurn seu speculum
1) Liste lltteraire philocope, ou catalogue d' etude de ce qui a ete public jusqu' ä
nos jours sur les sourds-muets, sur 1' oreille, T ouie, la voix, le laiigag'e, la mi-
mique , les aveugles ec, par C. Guyot, doct. en medec. et R. J. Gayot, docteur eii
droit, instituteurs des sourds-raiiets ec. Grouingue, J. Oomkens, imprini. de l'uui-
vers., 1842, p. XV, 496, 63 (d' indiee), 8».
2) Verhandelingen ter naspoiingen van de wetten en geslelheid onzes vaderlands waar-
bij gevoegd zijn eenige analecta tot dezelve betrekkelijk, door een genootscbap te
Groningen pro excolendo iure patrio. Groningen, 1773 — 1846, vol. VI, 8".
3j Lijst van de handschriften , kaarten en boeken , beboorende tot de verzameling
van het genootscbap pro excolendo iure patrio, opgerigt te Groningen, in het
jaar 1761—1831. - S. d., p. 36, S».
e delle societä scientißco-letterarie della Xeerlandia. 545
„ejus est finitum et completum per manus Theodorici de Doeden-
„weerda m. a. p. sub anno incarn. 1479, saLbato ante letare, de
„quo laudetur qui vivit et regnat in secula seculorum amen",
aggiuntivi gli statuti di Hunsingo, Hummerke, Dijken, Langewold,
Fredewolt; c) Der stadboek (statuto) van Groningen, in tre esem-
plari, uno traseritto dall" originale delT archivio, il seeondo domitn
dal consigliere di stato H. L. Wichers; d) Leggi antiehe dei Fri-
sonni , in olandese; e) Tre codici contenenti lo statuto di Emis<yo.
Pochi e di una secondaria importanza sono i manoseritti a<r"'iunti
dappoi, deseritti da pochi anni i)» eccettuate perö le foiiti del dirilto
della Frisia , del dott. di Rechthofen, contenenti carte e memorie
de' tempi aiidati, riferentisi alla cittä di Groninga. Fra gli stampati
maneano afTatto edizioni dei secoli XV — XVI; la piü parte data dallo
scorso a' nostri gioriii. »
Scemato d'assai il numero de'membri, la biblioteca che non
conta piü che 1000 volumi, fu deposta da qiialche anno in quella
deir universitä, cui fu accordato il diritto d'usarne. N' e ora bihlio-
tecario e commissario delle corrispondenze, Tarchivista H. 0. Feith.
§. Societa di storia naturale.
Mi maneano atTatto notizie su di questa societä fondata da pochi
anni a uno scopo locale: la sua operositä e atlestata diii rapporti
SU* proprj lavori 2).
Due altre societa sonosi in Groninga consecrate a suddivisioni
speciaii della zoologia, delf ittiologia, delT entomologia. La piü im-
portante e la entomologica, che conta 4ö membri del regno, paganti
sei fiorini annui ciascuno, e 4 stranieri. Questa societä, oltre d' of-
frire i rapporti delle sedute nei giornali, raecolse in uti volume le
sue trattazioni sj.
O. Bibl. Oizeliaiia.
Professava giurisprudenza nella universiiä di Groninga, sulhi
fine del secolo decimosettimo, il dott. Jacopo Ozelio, e condotto
•) Tweede lijst van de Handschriften, kaarten en boeken, behoorende tot de verm-
meling- van het genootseliap pro excolcndo iure patrio, opgerijft le Groning-en, bei lu
jaar 1761 — ISÖÄ. S. d. p. 44. S».
') Verslag van de werkzaamheden en den slaal van bei {,'eiioolschap ter bevordering
der natuurkundige wetenschappen te Gronincren. i8ö3 — 1806, S^.
'} Handeliiigeii der iN'ederl. enlonioingische vereeuing. Leiden, 1854, 4".
3G*
546 V;ile iiti II e 1 li . Delle biblioleche
dair amore de" buoui studj raccoglieva iiella lunga sua carriera il
cospicuo numero di dodicimila opere d'ogni classe del sapere, ma
segnatamente delle partite storica, teologica, giiiridica. II maturo
esame delle opere da lui acquistate mostra a suflicienza come cgli
tenesse dietro al valore iutrinseco della materia trattala, anziehe alla
vana pompa delle edlzioni e della laritä del libro, mancandovi affatto
prodiizioiii del secoloXV o impresse in pergamena, in carte grandi ee.
L'editore del catalogo ^), nel proemio steso in un latino a) indegno
della cittä in eui pubbücossi, non accenna a vendita che se ne sia
fatta, benche possa trarsene sospetto da alcune nebulose espres-
sioni 8). I pochi codici manoscritti appariscono nel catalogo com-
penetrati fra i libri a stampa.
lO. Itibl. Alting.
•
Uffenbach tenne memoria ne' suoi viaggi *) della biblioteca del
borgomastro dlGroninga, Menso Alting, siccome costituita da piccolo
ma scelto numero di manoscritti di storia, fra' qiiali indicava come
migliori i seguenti: aj Un' antica cronaca membranacea , a caratteri
minutissimi, pubblicata da Antonio Matteo, nel tom. 111 degli Ana-
ledonim, da questo codice, perö con molti errori; b) Altra cronaca
di Arminio Meneo, scritta nel 1265; c) Chronicorum Hollandiae et
West-FrisioB libri XIX, Henrico Gonde, canonico regidari professo
in Tabor monasterio Salvatoris , prope Sneek , sene LH atinorum,
auctore, fogl. ; d) Sicke benninge chromjkal der vriescher landen
en de Stadt Groeningen. Drie deelen. cartac. in fogl.; ej Vita Men-
sonis AlUngii viri clarissimi descripta ab üffone Emmio, autogr. in
1) Bibliotheca Oizeliana, sive eatalogus elegantium libroruin, quos magno labore ac
sumptu collegit vir nobilis ac consultissimus Jacobus Oizelius , dum viveret i. c.
Polyhistor, iuris puhliei in inclyta aeademia firoiiiiigiU et Oralandia; professor , in
duas partes divisus. Lugduni Balavor. ap. Petrum vander Aa., 1692, vol. II, S".
2) „Volui paiticipare huiic mundo impressione, ut amatores possent discere extali con-
clavi apparatioris auctores qui iis adhuc sunt ignoti, et possiiit excitari ab impres-
sionibus eius, ut fierent sectatoies et exelsores in qualitale et quantitate utruraque."
3j „Qui utuiitur catalogo domini beati Nicolai lleinsii iiixta hunc, qui anibo impressi
sunt in una forma, poterint invenire omnia quae peitineat ad cognitionem libro-
lum, optaiiduni erat quod aliquis faceret indicem alphabeticum amborum, et adhuc
esset pluris usus, ut possent invenire in primo aspectu qu* qua;rerent, quorsuni
auctor invitat et optat omnibus paoem."
Merkwürdige Reisen, vol. II, p. 243 — 244.
e delle socielä scientifico-lettei-arie della Neerlündia. .)47
fogl.; f) Erae mutidi conditi verum capiit. Opera astrologico-reli-
giosa, in fogl.
11. Bibl. Wolther.
Fin da tre anni una delle piu distinte biblioteehe private di
Groninga era quella del medico Arminio Wolther, che estesa ad ogni
ramo del sapere, contava da oltre 20000 volumi. Ora non resta di
questa che la memoria nel catalogo i) redattone per Y asta che se ne
tenne nei mesi d' ottobre 1858, 1859. U primo volume contiene le
classi : medicina , teologia , filosofia , letteratura neerlandese; il
secondo belle lettere, storia civile e naturale.
13. Bibl. Riedel.
Altra biblioteca privata che merita d'essere ricordata con lode
e quella del dottore in filosofia e lettere, Enrico Riedel, correttore
del ginnasio di Groninga , autore stimato di parecchie opere -^ Oc-
cnpatosi fin dal principio della sua carriera negli studj della lettera-
tura classica aiitica e della storia, raccolse con amore quanto si
riferisce a queste due abbondevoli classi, tanto del paese, quanto
deir estero , e giunse a formare di per se la raccolta di presso a
12000 volumi, raccolta ricchissima, se si ponga mente alla specialita
della materia. Dopo l'olandese, vi si trova rappresentata con van-
taggio la parte tedesca. Come sussidio agii studj critici su' classici
greci e latini, prestasi una splendida collezione di atti d' accademie
e socielä scientifiche. Dedicatosi nella sua gioventii il proprietario,
specialmente allo studio d'Orazio, pubblicö un elaborato commento
air epistola I. del primo libro 3). Questo e non altro fu il motivo per
') Bibliotheca Woltliersiana , sive catalogi libioium ([uos silii coinparavit llormannii>
Wolthenis, raedicinae doctor Groningoe. Groningae, apud H. J. Schiebcrbeek.
1838—1859, vol. II, 8«.
2) Algemeene geschiedenis van de volken en stateii der oudheid , buiine leden.
staatsleven. beschaviiig, kuiislen en liüei-atiiur, door dr. II. Riedel. Gri>Hin«:en, van
Boekeren , 1841 — 1832, vol. V, 8. — Inleiding in de geschiedenis der negenliende
eeuw, door G. E. Gervinus , vertaald door doct. II. Itiedel. Te Groningen, bij R. J.
Scbierbck, 1833, 8».
3) Q. Horatii Flacci Epistola I. ad Augiistuni , iilustrante II. Riedel, (iruningiv,
1831, 80.
I
048 Va 1 e n t i n e II i , Delle biblioteche
cui riuiil a poco a poco un insigne numero di edizioni delle opere di
Orazio, di cui egli stesso stese un dettagliato catalogo : vi pri-
meggiano alcuni scelti incunabuli , T edizione aldina del 1501, le
splendide di Baskerville, Ibara, Didot, Bodoni; la singulare in 8".
stampata da Murray di Londra nel 1839, nella quale al principio ed
al fiiie di ciaseun componimento sono incisi o un monumento archeo-
logico, 0 un costume in rapporto al testo. II numero complessivo
delle edizioni delle opere intere d' Orazio, dal Riedel possedute,
nionta a 226, di parti d' opere ad 89, di versioni e parafrasi a 37,
di conjmentarj e dissertazioni su Orazio a 213.
Limburg, — Limburgum, Ager leodiensis, lat.
Maastricht, ol. — Maestricht, fr. e ted. — Trajectum ad
Mosam, lat. — Traict-sur-Meuse (sec. XV).
1. Bibl. piibblica.
Nel tempo in cui la costruzione giä cominciata del palazzo mu-
nicipale e la difficoltä a sostenerne le ingenti spese parea dover
assorbire esclusivamente le eure di quel inagistrato, rivolgea questi
il pensiere alla fondazione d'una pubbiica biblioteea, opportunamente
avvertendo niun altro luogo meglio convenirle che la casa del co-
niune. Itifatti posta la prima pietra di quell' edifieio il 21 luglio 1659,
lo si inaugurava solennemente il 7 luglio 1664, avendo giä prece-
dentemente (4 ottobre 1662) il consiglio maggiore determinatp che
ciaseun impiegato della magistratura rinuncierebbe alla metä del
compenso, somministratogli annualnientedallacittäper fuoco, lumi ec,
onde assegnarne il ricavato al vantaggio della nascente biblioteea.
Siccome pero tal mezzo era insufüciente a raggiungere con qualche
sollecitudine lo scopo desiderato, quello stesso consiglio aggiungeva
(16 decembre 1684) che ogni impiegato al niomento della sua no-
mina dovesse deporre, prima d' entrare in funzione, una sovrana
d'oro in nvano della commissione della biblioteea.
e delle societi scientifico-letterarie della Neerlandia. o49
Nella difficoltä della scelta di opere che doveano gettarp, a cosi
dire, le basi della piibblica biblioteca, la commissione alle compere
si deteriTiinö ad acquistare fra i libri dicbiarati dalT opinione pubbliea
come piü utili e di maggior importanza, quelli il cui prezzo elevato
non metteali alla portata delle fortune private: operato lodevolissimo
t'he ben meriterebbe d'essere imitato, se il bibliotecario non avesse
a tener dietro alle esigenze del pubblico, non sempre illuminato siii
suoi veri interessi, o travolto dalla passione nellä corrente.
Con quanto favore fosse accolta questa patiia istituzione lo ap-
palesa il dono che ne rese ben auspicata l'origine, dacche nel 16G9
gli eredi del comandanle militare Van Ittersfurn offersero molti libri
giä a questo spettanti, perciö contrassegnati a titolo di riconoscenza,
col nome del comandante e dei donatori.
Benche non fosse corrisposto alla biblioteca un assegno annuale
(oggi fissato nella tenue somma di 200 fiorini), nuUostante il comune
aequistö nel 1671 per 580 patagoni la libreria del defiinto bacel-
liere Hillensberg, e per 22 tre opere nel 1684; volse a beneficio
della biblioteca nel 168S il ricavato della vendifa di 200 esemplari
della Recueil des recez de la ville , e l'anno stesso aequistö le due
importanti collezioni di Parigi, la Bizantina (vol. XXII, f'ogl.) e la
reale de' concilj (vol. XXXVII, fogl.).
Accresciuta cosi a poco a poco la biblictteca, non bastö a con-
tenerla la modesta sala assegnatale; donde nel detto anno la si tras-
feri nelle due grandi stanze del secondo piano sopra la sala de'principi
e della cancelleria degli Scabini di Liegi. I nuovi incrementi degli
anni successivi, ne' quali acquistossi la giande BibUotlteca Patrum,
due globi, Celeste e terrestre, e una parte notevole della libreria
del dott. Enrico Loyers, morto a Lovanio il 1686, detenninarono la
reggenza ad aprirne nel gennajo 1690 l'accesso al pubblico, due
volte la settimana, e di preporvi un custode collo stipendio di 50ilo-
rini annui. E per apparecchiare agii accorrenti piü degna stanza,
avviso opportunamente la reggenza di allogare al pittore di Maestriclit
Maestro Gilissen, il dipinto a chiaroseuro delle quattro virtü cardi-
nali in fronte al Camino della sala maggiore, lavoro retribuito dal
comune nel 1713 con 400 fiorini.
Minore non fu nel secolo decimottavo l'interessaniento de' pre-
posti ad arricchire la biblioteca. Ali' Oceanus juris (Venetiis,
1 584 — 1 590, vol. XXVII, fogl.) preso poco iiinanzi ( 1 692 ), a>;giunsero
o
50
Va luii ti II L'l I i , Delle biblioteche
le migliori edizioni de' classici greci e latiai d^Olanda, le opere piü
riputate d'architettura, di disegno *) e in genere di arti belle. Fra'
libri stoiici fu pure acquistata, nella prima meta di quel seeolo, la
grand' opera deil' epoca : Antiquite expUquce par Montfaucon, in-
sieme ai supplementi.
11 gcneroso legato fatto nel 1735 alla biblioteea dal predicatoie
Locb, di inoili de' suoi libri, indusse il consiglio civico a costruire
nuovi armadj, in cui oltre l'indicato si collocarono anche i doni sue-
cessivi de! cavaliere V'aii Harren e di M. Groulard, non che la grande
opera de' Bollandisti (^Ada Sanctorum, vol. LI, fogl.), rilevata dalla
vendita della biblioteea del coUegio de'gesuiti, l'anno 1774, per
107S liorini.
Formafasi eosi a poco a poco uno degli onorevole titoli di vanto
municipale, era la biblioteea lodata da quanti scrissero diMaestricht^).
Ma il soffio della rivoluzione eangio le sue sorti. Neil' assedio del
1794 lo scoppio d' una bomba iiella sala della biblioteea prodiisse
guasti eos'i notevüli, che fu necessario cliiuderla. Soggiogata dalle
armi di Francia la citiä, dovette questa pagarle il tributo della con-
quista. Cogli oggetti d'arte, avviati alla capitale, si maiidarono pure
da' commissarj francesi i cemelj della biblioteea e buon nuinero di
apprezzate edizioni olandesi. Di qui la ragione per cui Camus, visi-
tatala nel 1802, la dichiara di poca importanza 3).
Trasferita, sotto l'impero, la biblioteea alla scuola dipartimen-
tale nel giä convento de' dominicani, fu distribuita negli armadj della
antica libreri;i , riunen(iovisi gli avvanzi di questa, fra quali erano
pure parecchie eccellenti opere, come la poliglotta di Aria Montano
e pregevoli edizioni di santi padri. Molte opere teologiche, di antica
filosofia e di storia le provennero da' monasterj soppressi, special-
mente dagli agostiniani e di Slavante : altre piü di argomento
') II 14. geiinajo 1732 fu aceorilato dal coroune un credito di 10 luigi d' oro per
r acquislo d' una collezione dl disegnl, eseguiti a peniia da J. A. Vandre, di Franefort.
2) Histoire generale des Pays-Bas, tom. I, p. 2ä5; Saumery. Delices du pays de Liege,
1744, tom. IV, p. 97; üescription ahregee du Brabant hoUandaia et de la Flandrc
hoUandaise, Paris, 1788, p. 288.
^) „La hibliolheque n' a rien de particulier; dans les depdts beaucoup de livres de
nulle valeur; quelques manuscrits qui nc sont precieux iii par leur aiicieiinete,
iii par Icur coiileiiu : ce sont des sermonnaircs, des coinmentateurs de la theolog-ie
ou du droit, quelques editions aiicieiines." Voyage fait daus les departeineiits nou-
vellement ittunis. Paris^ 1803, tom. 11, p. 1.
e delle societÄ scientifico-letterarie deUa Neerlandia. 5o 1
storico-religioso ne mando il governo francese dal depositi dei con-
venti chiusi di Metz, Cobleriza, Cologna. Fra gli acquisti d' alloiii
meritano d'essere ricordate aicune recenti edizioni di classic! antichi,
alcuni trattati moderni di storia naturale e di chimica, V Encyclopedic
methodique completa.
Fondata nel 1817 l'universita di Liegi, cui per decreto sovrano
era devoluta una parte delle collezioni, finora dl spettanza degli sta-
billmenti di medlo Inseguamento, la reggeuza di Maestrlcht, temendo
a raglone che quel senato accademico stendesse la mano sulla pro-
pria biblloteca perche riiinlta al collegio, ne ordinö ben tosto 11 tras-
ferimento alla casa del coinune, ornandone la nuova sala di fronte
alla giä occupata, cogli armadj a forme archltettonlche, delf antica
biblloteca de' domenlcanl.
La biblloteca cosi costltulta e aperta al pubblico 11 luned'i, il
ntiercoledi e il sabbato dalle ore 10 alle 12 del mattlno e dalle 2 alle
4 pomerid. , dispensandosi llbri a prestlto ai soll consiglierl di
reggenza e al professori delT ateneo i)- Rlcca di quasi 20000 vo-
luml, contiene pochl manoscritti, fra quali si possono citare un
Catholicon del 1288, ed una piccola blbbia del secolo XIII, a carat-
teri minuti e molto regolari. Assai piü fornita e la scorta delle edi-
zioni del secolo XV, e rare: un Giuseppe Flavlo, stampato in Augusta
il 1470, la grande cronaca dl Norimberga, la prima edizlone dl Pa-
rigi delle cronache di Frossart, del 1530. Mi e grato Tannunzio
datomi che quelP operoso bibliotecario sta appareccbiando un cata-
logo dettagliato.
Queste accurate e minute notizie io devo in gran parte alla trat-
tazlone speciale inserita nel tomo VIII del Bibliophile beige, e
riprodotta in operetta da se, con glunte interessanti -).
3. Societa sciciitiiiclie.
Nel 1782 una societä pairiotica a Maestrlcht avea aperto il
concorso ad una memoria sui motivi del decadlmento del commercio
•) „De leden van den raiul eii de professoren van liet athenanini holiben alloeii liet
regd bockdeelen medc naar huis te neinen." Arlicolo dello statuto di tiililioteiM.
■ä) Notice sur la bibliotlieqne publique de la ville de Maestrlcht , par M. J. .M. Van
Heylerhofl', inembre du Conseil de re^ouoe de cettc villi', puliliö avec des addi-
tions par M. de Chenedolle, directeur du Bulletin du bibliophile beljje. — Bruxelles
J. M. Hebole, 1852, p. lä, S».
552
Valentinelli, Delle biblioteche
e deir industria di quella cittä *). Questa societä del rcsto, che
anuoverava fra' suoi membri il dotto storico di Surinam, Filippo
Fermin, Scabino di Maestricht, pare avesse un' esistenza efimera,
dacche in onta alle piii minute ricerche, non ne ebbi ulteriore notizia.
Alcuni fervidi cultori de' buoni studj nel 1821 si aggregarono
in societä che denoniinarono delle scienze , delle lettere e delle
arti, e diedero mano quasi tosto alla pubblicazione d'una serie di
Operette annuali, stampate prima in francese 2), pol in olandese s),
che assai giovarono ad illustrare il ducato di Limburg, di cui Mae-
stricht e la capitale.
Le investigazioni storico -archeologiche della societä delle
scienze presero uno slancio cosi determinato, che nel 1852 formossi
una nuova Societä di storia ed archeologiu *), il cui scopo precipuo
e la pubblicazione di memorie, di piani, carte, che si riportano alla
storia dell' attuale ducato di Limburg; non che la descrizione dei
monumenti archeologici della provincia. La societä, a motivo della
sua posizione geografica, adottö T uso delle due lingue francese e
olandese. Essa Consta di membri effettivi che pagano annualmente
cinque fiorini, di onorarj scelti fra' dotti stranieri, e nazionali, domi-
ciliati fuori della provincia, come pure di corrispondenti. Argomento
di lodevole operositä sono i fascicoli degli annali della prima serie,
tinora pubblicati.
Granducato di Lussemburgo.
Lussemburgo, — Lucis burgum, lat. — Luxembourg, franc.
Bibl. deir ateneo.
L'odierna biblioteca dell' ateneo ebbe vita nel 1850, dacche
unordinanza realedel 24gennajoprescriveva chesiriunisseroin unale
*) \. Esprit des journaxix, avril 1782, p 341.
2) Aniniaire de la province de Limburg, redigfe par la societe' des amis des sciences, let-
tres et arts, etablie J Maesliicht. Maestricht, Burg-Lefebre, 1824—1831, 1846, 120.
3) Jaarboek voor het hertog'doiii Llmborg, uitgegeven door het genootschap van we-
tenschappen , letlercii en kiinsteii te Maaslricbt. Maastricht, ISSO ... Burg-Le-
febip, 12".
*) (iuschied- en oudheidkundig genootschap.
*) Memoire« et notes. Maestricht, 1803—1860, 8".
e delie «ocieti scieotifico-letterarie della Neeriandia. 00 3
biblioteche a) civica, h) dell' ateneo raccolta dal 1837 al 1830,
c) speciale della societä per la ricerca e la conservazione dei mo-
nume7iti storici del granducato, assieme al museo archeologico.
La civica formossi nel 1798 dagli spogli delle biblioteche degli
stati di Lussemburgo; del collegio di gesuiti; delle abbazie d'Orval,
Bonnevoie, Echternacht, Münster e S. überto; dei minori osservanti
di Lussemburgo e Diekirch; del rifugio di s. Massimino di Lussem-
burgo, Dai 9000 volumi che vi si contarano da principio montö fino
al 1850 agli 11145; aumento la cui poca importaiiza e dovuta ai-
Tinsufiicienza dei mezzi e all' assottigliamento della sostanza, avve-
riuto negli anniprimi. La direzioiie della biblioteca fu successivamente
affidata ai bibliotecarj J. B. Halle (1798 — 1806), D. 0. München
(1806—1817), N. Clusen (1818 — 1848) ed A. Namur.
La vecchia biblioteca delfateneo, che data dall' anno (1837)
della sua riorganizzazione, e dovuta alle eure del sig. Friedemann,
direttore del ginnasio di Weilburg, deputato da Guglielmo I a rile-
vare lo stato dell' istruzione media nel granducato di Lussemburgo.
Questa missione giovogli mirabilmente a promuovere la fondazione
d'una biblioteca ad uso dell' ateneo, al che si prevalse dei rapporti
amichevoli con molti editori tedeschi. Infatti con lettera 2 febbrajo
1837 egli partecipa alla direzione delf ateneo di aver ricevuto da
aicuni libraj tedeschi di sua conoscenza una prima spedizione gratuita
di 138 opere in 168 volumi per la biblioteca dell' ateneo, fidente su
una seconda.
Or non e a dire quanto queste due biblioteche fuse assieme nel-
r istituto granducale, coli" aggiunta della raccolta della societa per
la ricerca e la conservazione dei documenti storici del granducato,
acquistassero di valore e importanza, tanto per ragion delle scienze,
quanto pel servigio del pubblico. Le giä distinte collezioni furono
poste assieme e coordinate dietro un metodo sisteniatico. II merito
principale della collezione dei libri, e delle ripartizioni scientiüche
devesi al bibliotecario A. Namur, che ad agevolar l'uso del tesoro
affidatogli, ne pubblico un catalogo \).
•) Catalogue de "la biblioUieque de latliene royal (jranducal du Liuembourg , precede
d' nne notice historique sur cet etablissement, par le bibliothecaire, Dr. A. Niiniir,
professeur. Liuembourg, Bück, ISSä, p. 836, 8".
554 Valentinelli, Delle biblioteehe
La biblioteca, che insieme alle coUezioni del museo fu distri-
buita in sale opportune delF ateneo , e diretta e amministrata da un
bibliotecario, preso per cinque anni dal gremio dei professori del-
r ateneo, nominato dall' amministratore generale dell' istruzione
pubblica: al bibliotecario, in caso di bisogno, e aggiunto un vice-
bibliotecario , che nell' assenza di quello ne funge le veci, sotto ht
direzione d'un professore a oiö eletto. 11 bibliotecario deve alla fine
deir anno presentare un rapporto sullo stato e sui bisogni della
biblioteca, al direttore dell' ateneo, che, dietro consulta coi profes-
sori, lo accompagna con osservazioni all' amministratore generale
della pubblica istruzione.
La biblioteca e aperta il marted\ e il giovedi dalle 2 alle 5 po-
nierid. ai professori e agli studenti dell" ateneo, come pure ai citta-
dini, quando lo consenta e ne sia garante il bibliotecario. L' uso
de' libri non e limitato alla sala comune di lettura, ma esteso al
prestito a domicilio, eolle solite eccezioni. II protocollo delP annua
revisione della biblioteca deve essere presentato dal direttore del-
r ateneo, al principio di gennajo, all" amministratore generale della
pubblica istruzione. La dotazione riportata sempre nel bilancio della
pubblica istruzione, e larga abbastanza. Dal 1850 al 1855 furono
spesi in acquisti di libri, i piü necessaij all" ateneo, 8600 fraiichi,
non compresavi la somma straordinaria di 4800 franclii per l'acqui-
sto, consentita della camera dei deputati, di parte della biblioteca
del prof. Clomes. Ai detti acquisti devono aggiungersi numerosi e
ragguardevoli doni. Fra i piii importanti devono essere ricordati
571 volumi, presentati in varie occasioni dal parroco Maeysz, 361 di
materia medica, provenienti dalla eredilä del dott. Classen. Perö il
primo vanto e dovuto al prof. Clomes (m. 1853), la cui splendida
raccolta di 10436 volumi di storia e 119 carte geogrufiche puo dirsi
donata in gran parte, dacche il sig. Bingen, nipote ed esecutore
testamentario di lui, rispettando un desiderio esternato dal Clomes
mentr' era in vita, cesse alla pubblica per 4800 franchi, come ho
detto, quella biblioteca giä ofticialmonte apprezzata 10000.
La collezione della Societu per la ricerea e la coiiservazione
dei documenti storici del grnnducato di Lussemhurgo, ch' ebbe
origine contemporaneamente alla societa (1845) importö in biblio-
teca una ricca scorta d'opere sul paese, e va continuametite incre-
mentandola col fondo accordatole annualineiite dal Governo, colle
r
^ JJ «J M
e delle societa soientiflco-letterarie della Neerlandia. 003
Offerte spontariee de' cittadini, colle permute degli atti cou altre
societa.
I
Colonie neerlandesi.
Le colonie neerlandesi, per tanta parte di cielo divise dal ceti-
tro governativo, ne saggiarono in tempi a noi piü vicini le benefiche
provvidenze, anche per ciö che risgaarda la diffusione delP istru-
zione ed i mezzi di prosperita delle lettere, delle scienze, delle arti.
Nelle Indie orientali fu anmentato il numero degli istitutori, come
pure quelle dei libri elementari in malese. A notare il progresso,
basti rosservare che nell845 v'aveano a Giava 20 scuole primarie,
30 nel 1856, e 53 con 3300 allievi nel 1859. Nelle possessioni
fuori di Giava contavansi 13 scuole primarie con 585 allievi, e
33 pegli indigeni con 1157 allievi. Ne mancarono scuole alle Mo-
lucche, sotto la direzione dei missionarj. II governo eresse di fresco
una scuola primaria a Sumatra ed un giiinasio a Batavia.
Lo sviluppo intellettuale e favorito dal piano seguito dal governo
neerlandese, di far cessare a poco a poco la schiavitü nelle colonie;
dalla fondazione di giornali, contandosene 15 a Java, tre de" quali in
lingua malese; dalla pubbliciizione di cinque raccolte periodiche ;
dalla erezione di due societa scientifiche a Batavia. Aggiungasi che
la missione neerlandese al Giappone (1858) portö i piü betielici ri-
.sultati aiiche alla scienze^, per 1' accresciuta molliplicitä de' rapporti.
Batavia.
1. Societa delle arti e delle seieiize.
Questa societa, fondata nel 1778, adotto il motte della societa
popolare neerlandese Ten mitte van het algemeen, proponendosi a
scopo l'avvanzamento deik- scienze e delle arti. Riguurdata come
sorella della societa olandese delle scienze d'Harlein, apr'i fin da
principio concorsi in varie ramilicazioni dei sapere, ma specialmente
a vautaggio dell" agricoltura e dei commercio; pubblico opore di
storia naturale, archeologia, costumi e abitudini dell" India Orientale.
Per renJere piü piotittevole la istituzione, lego rapporli colle dottt*
sociela europee, segnatamente con quelle di ll.iricm, Kotterdam,
1
556 Vaientiuelli, Delle hibliotecbe
Vlissingen (piü tardi Middelburg), non che colle fattorie della com-
pagnia neerlandese. Tre anni dopo la sua fondazione cominciö a
piibblicare le memorie i). GH avvenimenti del 1792 tristamente in-
fluirono suIP andamento della societä, che dovette sospendere i suoi
lavori, non avendo essa percio pubblicali che soll sei volumi delle
dette memorie fino al 1811, anno in cui Tisola di Giava fu soggetta
al dominio inglese. Quel governatore Sir Tommaso Stamford Raffles
prese a profeggerla con ispeciali riguardi ed organizzola in modo
migliore. Sotto di lui pubblicaronsi i volumi settimo ed ottavo, con
doppio titolo inglese e olandese: perö le memorie contenutevi sono
stese quasi tutte in inglese.
Avvenuta la ristorazione neerlandese, i membri ripresero con
piü attivilä e suecesso gli intromessi lavori. Da alcuni anni diedero
mano alla pubblicazione d'un giornale consacrato specialmente allo
studio della lingua e della storia delle popolazioni indiane 2).
La biblioteca della societä non e ricca per numero di volumi,
ma e abbastanza provveduta di opere delle classi special!, cui la so-
cietä liniita i suoi acquisti: filosoüa naturale, geografia, etnografia,
storia, politica, filosofia teoretica, teologia. Giä nel 1846 la societä
ne pubblicava il catalogo s) che reimprimeva piü compiuto dappoi *).
Questo catalogo deve essere apprezzato non solo perche e il primo
dato dalla societä, ma sopratutto perche dovea mostrare il cammino
air ordinamento della biblioteca. Da quel tempo questa s' e aggran-
dita per modo ch' e necessario un terzo catalogo, locche chiaro ap-
parisce ove si pensi che il primo catalogo contenea 1115 titoli, ii
secondo 178S, e al presente la massa de' libri s' e raddoppiata.
La direzione della societä egualmente considerando che non
ogni sezione potea egualmente aumentarsi, a motivo dei mezzi
>) Verhiindelingeii van het Batavisch genootschap der kunsten en wetenschappen.
Rolterdatn-Arnsterdara-B:itavia, 1781 — 1837, vol. I— XXI, 8«., XXII— XXVI, 4». II
volume XVIII coiitiene uii indice cronologico e alfabetico dei dieciotto prirai volumi,
pubblicali dal 1781 al 1842.
2) Tijdsthrift voor Indische l;ial-, jand- en volkenkunde, uitgegeven door het ßafa-
viaansch genootschap von kunsten en wetenschappen te Batavia. Bat., 1833—1839, 8«.
') Bibliothecie societatis artiura scientiaruraque, quae Bataviae floret, catalogns syste-
malicus, curante P. Bleeker, 1846.
*) Bleeker P. Catalog-us van de bibliotheek van het Ba.aviaansch genootschap van
kunsten en wetenschappen, door dr. P. Bleeker, 1846. Twede uitgave door J. .Muü-
uich. ßatavia, 1838, p. XLII, 136, 8«.
o M ^
e ilelle societA scientifico-letterarie della Neerlaodia. DD t
limitati, si applicö negli acquisti a quelle opere che si riferiscono
alla storia naturale, alla storia civile, ma specialmente alla lingui-
stica Indiana. I doni frequenti contribuiscono all' arricchimento.
2, Societä cli iiaturalisti.
La cultura della storia naturale in un paese ove i fenomeni
fisici sono cosi straordinarj e variati, dee necessariamente contribuire
d'assai all' incremento de! sapere. Questo vero fa pienamente eono-
sciuto da alcuni naturalisti delle Indie neerlandesi, riunitisi il 1851
in Batavia, eon un fervore che molto prornette alla scienza. I mem-
bri ordinarj di questa societa, le cui spese sono sostenute da' suoi
direttori, dimorano nell' isola di Giava, o in altra parte dell' arcipe-
lago indiano : i corrispondenti sono dispersi nella Neerlandia. La
societa diede principio, fin dall' anno della sua fondazione, alla pub-
blicazione di un giornale o di una raccolta di memorie i), aecolta
favorevolmente dal pubblico; e piü tardi a una serie di memorie 2).
Essa pubblico pure i rapporti e i processi verbau s), non che una
nuova serie di memorie *).
1) Natuurkundig tijdschrift voor Nederlandsch Indie , uilgegeven door de natuurkun-
dige vereeniiig in Nederlandsch Indie, later onder redaclie van P. Bleeker. Data-
via, 18Ö1 — 1856, vol. XII, 8<*., con tavole. 11 quarto voluuie e il primo Ji una
nuova serie.
2) V^erhandeling-en der natuurkuiidige vereening in Nederlandsch Indiij. Batavia,
18Ö6— 1860, vol. IV, 40., con tavole.
^) Alj(emeene verslag der werkzaamheden van de natuurkundige vereening in Neder-
landsch. Indie, over 1851 — i8S4. Batavia, ISol— 1834, 8». —Verslag van de ver-
gadering der natuurkund. vereeniging in Nederl. Indie, 9 noveniber 1853. Batavia,
1833, 8».
*) Verhandeliugen der natuurkundige vereening in Nederl. Indie. Btavia, 1836 — 1860,
vol. IV, 4"., con tavole.
558 ValeiitiJiel li, Delle biblioteche
I n d i e e.
Proemio pag. 305
I. OLANDA MERIDIONALE.
La Aja. 1. Bibl. reale „318
2. Museum Meermanno-Westreenianum „ 329
3. Bibl. Meerman . „331
4. „ del ministero della marina „ 333
5. „ „ „ „ guerra „334
6. „ del dipartimento di giustizia „ 33S
7. „ della Corte suprema di giustizia „ 336
8. „ del consiglio di stato „ 336
9. „ della sec. camera degli stati generali ... „ 337
10. „ del dipartimento delle colonie „ 337
11. „ della soeietä delle colonie „ 338
12. Soeietä a tutela della religione cristiana .... „ 339
13. Bibl. chirurgica „ .340
14. „ della guardia svizzera „ 340
15. „ frammassonica „ 341
16. „ del principe Federico d'Olanda „ 341
17. „ Haria „343
18. „ Pauw „343
19. „ Bosch „344
20. „ Hulsiana „ 345
21. „ Bleiswykiana „ 346
22. „ Bilderdyk „346
Rotterdam. 1. Bibl. della soeietä batava di filos. sperim „ 347
2. Soeietä di medicina „ 348
3. Bibl. dei gesuiti „349
4. „ della chicsa giansenistica „ 349
5. „ Neyaam „350
6. „ remonstrante „ 351
7. „ „ reformata „ 352
8. _ Arkeliana „ 353
f. Jelle societi'i scientifico-letterarie della Neerlandiw. Ü%&-
Rotterdam. 9. Bibl. del dott. G. F. F. Groshans pag. 354
10. Prima societä promotrice dell' innesto del vajuolo „ 354
Delft. 1. Istituto reale neerlandese degli ingegneri e poli-
tecnico „ 335
2. Istituto di linguistiea e d' etnografia per le Indie
neerlandesi „ 357
3. Bibl. di s. Barbara „ 338
4. „ del ginnasio „ 359
5. „ Berekel „ 360
Gada. Bibl. civica „361
Dordrecht. 1. Bibl. Rutgers .... „363
2. „ Albina „ 363
3. „ civica „363
4. „ della scuola latina 364
5. „ Scheuten „ 364
6. „ Walliana „364
7. „ Colviana „365
Leida. 1. Bibl. dell'universitä ... „ 365
2. „ Tisiana „382
3. „ Vallona „384
4. Societä di letteratura neerlandese „ 385
5. „ reale neerlandese d'articoltura „ 387
6. Museo e biblioteca Siebold „388
7. ,, delle antichitä 389
8. Bibl. Lipsia „391
9. „ Erpen „393
10. „ Heinsio „393
11. „ Scriveriana „ 394
12. „ leMoyne „396
13. ., Boerhave „396
14. „ Bosch „397
15. „ Wittenbach „398
16. „ Sandifort „398
n. OLANDA SETTEi\TRIOi\ALE.
Amsterdam. Proemio . • • " ^^^
1. Accademia reale delle scienre „ 401
2. Bibl. pubblica o dell' ateneo „ 410
3. „ civica - **'''
4. „ remonstrante-ril'ormata „418
5. „ degli anabattisti „ 420
6. „ della comunilä vallona „ 423
7. „ „ „ luterana » 423
8. „ della chiesa angiicana » 423
Sitzb. d. phil.-hist. Cl. XXXVIII. Bd. III. Hft. 37
^ ft ft
Amsterdam.
Harlem.
Boom.
Enkhaizen.
Alkmaar.
V ;i I e II t i II (• I I i . Iii'llc liililiiil(-i.'he
9. Socipfä olandcse dclle belle arti c delle seienze . pajr. 424
10. „ ter bevardering der genees- en heelhaidc
11. Societä neerlandesc tot hcvordering der genees-
kurist „ 427
12. Bibl. della coniinissione niedica provinciale del-
rOliinda seUentrioiKilc „ 428
13. Societä del Medisch-lees-muscurn „ 428
14. „ neerlandesc di farmacia „ 428
15. „ reale di zoolofjia „ 429
16. „ fieii onvermeeide arbeid komi alles te
boven „ 430
17. Societä d' agricoltura ,, 431
18. „ di navigazione neeilandese „ 432
19. Bibl. dclla societä tot bevordering der totihmni . . „ 432
20. Societä tot mit van 7 algemeene „ 433
21. „ dei professori de' ginnasj Neerlandesi . . „ 434
22. Bibl. de' libraj „435
23. „ della societä: Felix meritin „ 436
24. „ „ „ Arti et amicitiae „ 437
25. „ „ „ Docirina et amieitia .... „ 438
26. „ „ ,, Lecs-museum „ 439
27. „ Nicolaiana „ 440
28. „ Maarseveeniana „ 441
29. „ Krysiana „442
30. ,, Crevenna „442
31. „ Koning „444
32. „ di Cornelio Knrico a Roy „ 446
33. „ Willmetiana „447
34. ,. Steenwijk. . . . • „448
35. „ Voorst „448
36. „ Van Lennep . . • „ 450
37. „ Vrolik „450
1. Bibl. pubblica „451
2. Societä Teylor „454
3. Raccolta municipale „ 456
4. Sociclä neeilandese per il progiesso dell' in-
dustria „ 458
5. Societä olandcse delle seienze „ 458
6. „ di seienze economiche „ 460
7. Bibl. Enschede „460
8. „ Van Oosten de Biuyn „ 461
1. „ pubblica „462
2. Societä medica „ 462
Bibl. pubblica „462
civica ., 463
I
Egmond.
Helder.
Middelbarg.
Bolduc.
Breda.
Utrecht.
Ämersford.
Arnem.
e delle soc'ietä scientifico-letterarie delia Neerlandia. 5ÖX^
Bibl. deir abbazia .... ^ pag. 463
i. Bibl. della direzione „ 464
2. „ degli allievj _ 465
III. ZELANDA.
1. Societä delle scienze „ 466
2. Bibl. provinciale ^ 467
3. „ medico-cbirurgica „ 468
4. „ Willenisen „ 468
5. ,. ßoyaard „ 468
6. „ Goez „469
IV. BRABANTE SETTEMKIONALE.
Bibl. provinciale „ 469
1. Bibl. deir accademia militare „ 474
2. ,. civica „ 476
3. , de Wijs „476
V. UTRECHT.
1. Bibl. deir universitä „ 477
2. „ civica „ 484
3. „ capitolare „ 485
4. „ giansenistica „ 486
5. „ Klarenburg • „ 487
6. Societä delle scienze e delle arti „ 488
7. „ storica „ 489
8. ,. d'agricoltura e orticoltura ^ 490
9. Bibl. Grevia „490
10. „ Boendermaker „ 492
11. „ Markiana „ 493
12. „ Wichling „494
13. „ Rueb e Swellengrebel „494
14. „ Royards .494
15. „ Jutfaas - 495
16. „ van Marie „495
1. „ pubbüca - 496
2. „ Coenen „ 496
VI. GHELDRIA.
1. Bibl. pubblica .497
2. „ Prodense conamur 303
3." Societä di storia e letteratura: frodesse conamur „ 504
4. „ di storia naturale : Tot mit en verge-
noegeii ... 504
37*
/'■/ -
Himega.
Zotphen.
Harderwiik.
Thiel.
Daventer.
ZwoUe.
Enschede.
Leeuwarden.
Dokkam.
Franeker.
Bolsward.
Worcum.
Staveren.
Groninga.
V ;i I eil t i II t> I I i . I>i"lle hililii>leclii'
Bibl. civica pag. 50a
1. Bibl. del senafo 506
2. „ della cattedrale „507
Bibl. deir universita , 507
Bibliotpca ,, 508
VII. (IVERYSSEL.
1. Bibl. deir ateneo „509
2. „ Cuperana » 512
1. „ provinciale « 514
2. civica „ 516
3. „ pubbliea „ 516
4. ,, Theum „517
5. „ tot nut van 't algemcen „ 518
1. „ pubbliea • „ 518
2. ,. degli anabattisti „ 518
VIII. FRISIA.
1. Bibl. provinciale „ 519
2. Societä frisonna di storia, antichitä e lingua. . . „ 523
3. Bibl. niunicipale „ 527
4. „ della corte di giustizia ,, 528
5. „ della societä tot nut van 't algemeen .... „ 528
6. „ Beucker • „529
Biblioteche 529
1. Bibl. pubbliea „530
2. Altre biblioteche „533
Bibl. Hilarides „534
„ Domna „ 535
„ pubbliea » 535
IX. GROMNGA et OMLAISDIA.
1. Bibl. dell' universita „ 536
2. „ civica „540
3. .. teologica „ 541
4. „ giaiisenistica 542
5. „ pedagogica „ 542
6. „ Guyot „542
7. „ pro excolendo iure patrio „ 544
8. Societi» di storia naturale „ 545
9. Bibl. Oi/A-liuna • ^ . „545
10. „ Alting „546
11. .. Wolll.cr „547
12. .. Ried.-i „547
e delle societä scieiititico-letterari« riella Neerlaiidia. -^Ö»
X. LIMBURG.
Maestricht. 1. Bibl. pubblica pag. 548
2. Sociefä scientifiche o51
XI. GRA^DUCATO DI LUSSEMBURGO.
LuSSemburgO. ßibl. dell' ateneo 552
XII. COLONIE NEERLANDESI.
Batavia. 1. Societä delle arti e delle scienze „ .^55
2. ,. (li naturalisti ö.i7^
\
OO Hr. F r. Mülle
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
Von Dr. Friedrich Möller,
Dootor der allgemeinen Spracliwissenscliuft an der Wiener Universität.
Das Armenische ist noch immer für den Sprachforscher ein
schwieriger Boden. Dies hat seinen Grund in zwei Puncten. Erstens
in der eigenthümlichen Natur und Ausbildung der Sprache, die ihrer
Anlage nach eine echt eranische ist '), aber doch viele fremde Ele-
mente in sich enthält, die noch nicht genügend ausgesondert und
erklärt sind; — zweitens in dem Umstände, dass jene Sippe der
indogermanischen Sprachen, in welclie das Armenische gehört, noch
nicht eine selbstständige und umfassende Bearbeitung erfahren hat.
Denn mit dem Sanskrit allein, wie es in der Veden- und Brahmaneii-
Literatur uns vorliegt, lässt sich nicht alles im Armenischen befind-
liche indogermanisi'he Gut erklären, das hier eigentluindich ent-
wickelt und umgeformt vorliegt. Dazu bedarf es einer selbstständi-
geren und specielleren Untersuchung des eranischen Sprachgebietes.
Betrachtet man denjenigen Theil des Armenischen, der als
indogermanisch bezeichnet werden kann — denn von ihm muss man
vor allem andern ausgehen — so fallen dem Beobachter besonders
zwei Puncte auf.
Erstens ist das Armenische im Vergleich zu den mit ihm ver-
wandten Sprachen sehr vocalarm; es duldet Häufungen von Conso-
nanten, wie sie keine indogermanische Sprache duldet. Es erinnert
in dieser Hinsicht an die umherliegenden kaukasischen Sprachen
und das ijjm nahe gelegene Aramäische. Wir linden da Formen wie
') Vfrj. fiieiiien Aiifsal/. in Kuhn iinil Seh I <■ ic h »• r' s Reitriigeii 111. Rand.
(ieilrii;,'!' /iii l.autlfliie der ;iriiieiiisclit'ii Sprache. "^^-f
p^bth (bzisk) Arzt, .u^ipffzlfLiJ. (aubzHkeUJ uuheWhar, ^f£/-r(!itshim)
ich gehe herum, »ff^piui, (skzbmi) des Anfanges, «y""/:'// Cptp^ljj '^^r
Frucht, 4/""^A (mkrtcki) des Täufers, ^^.i-p tfuipi^ ((]rtkmmhel)
murnnehi, M/^Ä^^ (nnskel) schlafen, ^"i'hLi^ (qnnel) untersuchen.
•M,pu,'ii^Li^ (trtnshel) inurtneln, denen höchstens niif inaiicht' alt-
baktrische Form an Seite gestellt werden kann, an <leren riclitiger
Schreibung wir aber vollen Grund zu zweifeln haben.
Zweitens finden wir im Armenischen einen aulValleriden Cber-
fluss an Zischlauten und Hauchlauten, der einen Anfangs ganz ver-
wirrt. So gibt uns Peter mann folgende an: «/ (ahe), *^ ((ha),
^ (tsa), ^ ((hh('), i_ (sha, K. G, scha), t (tshu, K. G. tscha), l
(dshe, K. G. dschc), fj (tzo); ferner /» (che), ^ (hho), j (hi).
Über diesen Punkt werden wir unten bei Betrachtung der einzelnen
Zeichen das Nähere bemerken und den Grund dieser Verschieden-
heit anzugeben suchen.
Neben diesen beiden Puncten ist besonders der Werih der
Buchstaben p, ^, 7- und «y, ^, «» auffallend. Erstere drei entsprechen
ihrer Stellung nach im Alphabete den semitischen i, j, i, griech.
ß, y, S; letztere den semitischen d, d, n, griech. tv, x, t. Die jetzi-
gen Armenier aber sprechen seihe zum grössten Theile umgekehrt
aus, so dass hier eine völlige Lautverschiebung eingetreten ist.
Diese Lautverschiebung, obgleich sie sich auch in der neueren
Aussprache als tmr dialektisch herausstellt, ist dennocii ziemlich
alt, und selbst die älteste Sprache war von derselben (vom jetzigen
Standpuncte freilich in umgekehrter Weise) nicht verschont. \N ir
heben folgende Fälle hervor:
tuJiy (nmp) \\ olke = Skr. ambhas Wasser, ««««««i/'-' (ntamn)
Zahn = griech. ödovv-, vSkr. danta, muiL/^ (alei) hassen = latein.
odi, L" (i>sj ich ^ altbaktr. 6J^'- (azem). Skr. nham, puIi,,» (^baiit)
Gefängniss = altbaklr. band, Ski-, baudh, binden, fesseln. ^^«"^//(Vj
Fluss = aliblr. *(5»^l? (raid/il), y^»»/./^ (<J'^''0 ^^'«sen = Skr. rid.
#^h,.h7/ä^ (gtani'l) linden = Skr. i'ind, ln'uiiLi^ (klanvl) verschliiigfii
= Skr. (jr, latein. (fula, liLiuf^ (kcal) leben = Skr. ////•. ^/'/' (kiii)
Weib = allb. -^\i']^((jh{'na), ^\<\^(<ihnd), Skr. vedisch yiiti 'if;„/,i
(nstil) sich setzen = Skr. ni -\- sad, ""'i' (ohi) Fiiss = allb. -"vS^ü
(pddha). Skr. pdda, »•.m/.i^ (uti'-lj essen = Skr. ad, --"''' (tasii)
zehn = Skr. da^uiu, »'-.nntiiLf^ (Icmnel) sehen = Skr. dr{\ —•••'1.
{tun) Haus = Skr. d/tthtia/i. "/'/"" (^ii'l) Herz - Skr hrd. ••••••!
^tS^ Dr. Kr. Müller
(^tal) geben = Skr. da, griech. didcont, ">/>•- (tiv) Tag = Skr.
divasa, vergl. div-ä bei Tage, ^^/»«^ (qirtn) Schweiss = griech.
IdpüK;, Skr. sric?, schwitzen.
Indem wir zur Betrachtung der armenischen Consonanten über-
gehen, ziehen wir vorerst die drei ältesten consonantischen Grund-
laute k, t, p und g, d, b herbei.
// k.
Dass dieser Buchstabe, der von den jetzigen Armeniern mei-
stens g gesprochen wird, ursprünglich k lautete, dafür bürgen
ältere Transscriptionen, so: ^^i/k'^' (kajen) ==■ j'p (qdjin), f^pwJh.^
uififfifu CgramatikosJ = ypafi/xaTcx6(^, ujflgti^fiu^nufni, (^arqepiskopos)
= dpyiznlaxoTto^:, ib"'k''^ (diakon) = dtäxovo^, liiußbi^p (ka-
thedr) =^ Tiaßidpa, l/";j"p (kajsr) = xacarxp, ^«/^«/^ (kanon) =
xavwv, ^tupfyfiTjnu ( karkinos) = xapxiviK, Idbiifilinu (^kperikos) =
xl7^ptx6(;.
Der Laut entspricht altindogermanischem k, im Sanskrit ^,
T^, im Allbaktrischen 5, im Neupersischen ^, am Ende oft 4, das
in solchen Fällen im Pelilewi immer als k auftritt, in der Mitte oft
aus k abgeschwächtem ^.
•u^'h (akn) Auge = latein. ocu-lus, altslav. OKC» , p-uJpjistf
(bambak) Baumwolle = neiip. L^ (panbah) 'f-mlhiuli (^günak)
Farbe, Weise = ueiip. AJy (gmiah), lu—uiujlf (dastak) HandgrifT
= nenp. aI.jJ> (dastah), 'tf'"i'"'i (dipak) Goldstoff = neup. aLj
(dibdh), arab. t^LoJ (dibdg-nn). Rnzi^li (thosak) Wegzehrung =
neup. ikl^y (tosali), /(lup^ (kathn) Milch = latein. flajct, ^uii^
(knmil) wollen, ^«««^Jp (kamq) Wille = neup. »^ (kam). Skr.
käma, '{""iMi (kapik) Alle = Skr. kapi, lilfp"t (kerp) Form, Gestalt
= altb. -^^J^J^ (kerefs), acc. ejejJ^Jj ( kerepem), ^^7»«»^^ (kertel)
machen = aIlb,^^j^J5 (kerent), l/yp (kojr, spr. kuir) blind = neup.
jf (kor), Päisi ^^5 (kor), ^utJi^ff (hamak) ganz, alles = neup. A,A>
(hamah), <^L'zu,ui^ (hrestak) Bote, Engel = ^^^^ (firikah),
Jlumusli (matak) WeibcluMi, Mutterthier = neup. i^U (mddahj. Skr.
mdtar Mutter, J7>i-//b (mükn) Maus = Skr. müshika, 'buMÜlulf (tiamakj
Brief, Buch = neup. i^\j (ndmah), ^lu^iu^ (navak) Schifflein =
Skr. nun mit dem Suffixe ka, ^'^»"/» (nkar) Bild, Gemälde, "i'litapt
(nkarel) bilden := nenp. jlx^J (n'igdr), >ii'u,„lfLp (patker) Bild,
Beitrage zur Lautlelice tlei- Miineiiisehen Sprache. 'Q i O
Gegenbild = iieiip. ^^i (puigar), muti.uitulf ( partakj BedeckuiiLr,
Schleier = neup, 4^ (pardak), •/fi^u.li fwicak) Besitzthiim = neup.
i>y^ (wezahj eigen, u,u,luu„uti ßachtak) Tafel ^ neup. <)üs^ (tach-
tah), hpunPiuli (^eramak) Herde = neup. <U; (ramuk), lfiiu.nL(,
(krtser) klein, vgl. altsl. KpaTXKZ, ßpayjx;.
Seltene Fälle sind: ""^/» (oskr) Bein = kriech, daxiov = lat.
OS = ost, wo k aus t entstünden seheint; r ist ein im Armenisclien
häufijier Bildungszusatz. In uliLnnup (skesiir) Schwiegermutter =
Skr. gvagrü, «^«^^7^ (skund) Hündchen, vgl. Skr. gvan und gutb.
hunds, "»««Y/» (t(igr) Schwager = Skr. devar, griech. dafr^p,
scheint der Guttural aus v entstanden zu sein, wie dies im Anlaute
im Neupersischen und Armenischen keine seltene Erscheinuntr ist 1),
wohei dann g nach s sich in k verhärten musste.
Wird von den heutigen Armeniern meist wie d ges[iroehen, hat
aber bestimmt die Geltung von t, wie folgende Transscriptionen
beweisen: iu'iiu,^f>u, (^anahit) = alth, -«^fjo'-")*» (analiita), mnuip,,^
iliufMh (^astropahon) =^ u.azp<>LÜ.ßoz, if-ptudluntfilim, Qjramafikoi^y =^
fpapparixüc; , u,f,npu/i. (^tigran^ = Trfpwrr^!:; , u,n,lßl,[d- (töhllh) =
Tioßiz.
Der Werlh dieses Zeichens ist altiudugermanisclies t, im Skr.
cT, ^ altbaktr. <?, 1», im Neupersischen O, oft auch ans t abge-
schwächtes J, mitiichmal aus einem Dental entstandenes ^■.
uinuftu, faspet) Reitir = Skr. agvnpnti, «""«1 (astp) Stern =
griech. darr^p. Skr. vedisch str, altbaktr. i*^""^^ (ctdre), neup. tjc^
(sitdrah), uMu,i,u„j^„Jt, (((tritgojn, s]ir. atragtt in) feung = allh. '"«?—
(dtar), neup. jj>\(ddar). lu-iy, (dast) Ebene = neup. sJU^.i (diik),
^usuu.,uff (dastuk) Haiidgritf = nenp. aLjJ> fdnstnh), vgl. aitb. -»«?»j^
(zagta) Hand, ^Vwliasta. 7»"" (dat) Gesetz = nenp. :>\^ (ddd).
-».#>«/7/ (stfüi) = Skr. -st/tdna, alt!>. -{'tdua. nenp. J^ (stau),
q^ncuinii (dustv) Tocliler = SLr. duliiittr. 7//'«^/.« (drachtj Garten
= nenp J^jJ (diracht) Hauni, liLiiu.Lf^ (kertcl) machen ^ aitb.
<!f>^{^{3 (kerent), v""""""' (hnstat) feststehend, ein Particip. praes.
von sthd (tastul «»der snsliitj. -^iiLi-mulf (lirOstnk) = neii|i. .vl^
M V-;!. meine iM'iiierkiiiiyiMi in Kuhn ii. S c li 1 1- i c ii c r ".s (Seitriigeii, ll:iiiii U.
|l3'4 l>r. F r. .M ii I I e r
(firikah) «/?"'""'^ (matak) = ajU (mddahj, j'"V" (jd^t) Opfer =
altb. -»'«?>*'->^ (yagta), '"-qy (iipt) Kamel = Skr. ushtra, «y.«".«»-
uluu/bl> (pataschani) Antwort = altb. *^»»ö (pniti) -}- neup. ^j^
(sachun oder suchaii), Pehleui priD (sachiin), Pärsi |>ci>"'-" ("fa-
hhun), uiutut^u.!" (patgam) Antwort, Botsehalt = biblisch DJDQ
(pitgäm), syr. pa.,^2j^ (petgömo), neup. -«-j (paigham), 'nu,u,^
.^^tuJluunp (pntgamaror) Botsehafter = neup. j\,»^ (paig/inmbnr),
i^uju.fftf, (patkerj Bild = patikara „imngo'' in der Inschrift von
Naksch-i-Rustam, neup. ^^j (pnigar). uiiupuuuff (partak) Be-
deckung = neup. AJ^j (pardah), '"»f'i.u,!^ (^stanal) wegnehmen =
neup. (J^ll-j (sitddan), •••nfiii (stin) Brust = Skr. stana, uu,uät.u,i,
(stavar) gross, dick = neup. j\^\ (ustnvär) fest. Skr. sthavaru,
•liuui (wntj böse ^^ neup. Jj (badj, «"«^«"««^ (tachtak) Tafel ^=
neup. <Cs£ (tachtah), «««/«y (^^«i^'J VVärme, u,u,uff.i^ (tapil) oder "»««-
ufiu'hiui^ (tapanal) warm sein = Skr. fap, altb. >{w-<f (tafnu) lieiss,
neup. C;oIj" (tdf'tau), Causale von ^ap, —"'^'f' (tohni) Familie = altb.
-»i^"^ (taokhma), neup. ^ (tochm), «/y«..^^ (trtmil) Schmerz
empfinden = neup. Jj.> (dard) Schmerz, uputui^nu^^ (ptannQ kalt
sein = altb. -««^fjl«-« (garetaj, neup. ■:>j^ (snrd).
Dass besonders der Zahnlaut an der alten Lautverschiebung
Theil genommen, ist aus den Beispielen, die wir oben angeführt
haben, wo «« altem d entspricht, hinreichend ersichtlicii.
"t p.
Seine jetzige Aussprache ist meistens b: die richtige Aus-
sprache p ist aber durch alte Transscriptionen sichergestellt, wie
folgt: lu^äuin (agap) = äyänrj, iuiipLi,f/,iJinufnn (arqepiskopos) =
df)yi£7tioxn7:n(; u^iu(,iif,li (^parsik) = mpatxi'x:, ^J^ (pdrsij. «y«/l-
'h/,^ fpohiikj = Tzopvtxi'x;. u^pL-utnii ^prefor) praetor, t^irmpnu (pe-
trosj = Ifizpo::, itfqiuun/i, fppaton) = Jllä'iov etc.
«Y entspricht altindogermanischem p, Sanskr. T. altbaktrischeni
0. neupersischem *__*. oft auch aus p gescinvächtem »_», z. B. :
qfi-/'"ff (dipukj Goidstoir= neup. aL.^ (dibdh), von der Wur-
zel dlp glänzen. '(•"•iMi fkapik) Affe = Skr. kapi, lil-i"i (körp)
Form. Gestalt = altb. -^^J^Sj (kcrcfs), acc. eJüVjj (kehrpem).
ilL/infuin fkcrpns) Liinien = wSkr. kdrpdna , i/!»iii/tfi„ fmogpef)
Beiträge zur l^uullehre der armenischen Sprache. &fi^
Feuerpriester = neup. J^'^-o (mahad), ••fiun.u,i. fparav) altes Weib
= vSkr. purima, muM,n,uiiliMiuL/> (palnschani) Antwort = ;iltb. »^»»a
(paiti) -\- nenp. ,js^ (suchauj. ^«/^/^y^ (kapel) fassen, binden =
lat. cnpio, i^uiut^utif (^patgamj Botschaft = neup. ^«-j fpaiglmm).
ufiuu,^t[, (patker) Bild = neup. ^^ (puigarj, ufu,pu,iuff (^partakj
Schleier = neup. a.>^ (pardah), ufibn^^ (pmül) betiachten = Skr.
pag, n/ut'^tf^ (pahel) bewachen, ufm-^i^u/b fpahpcuij oder ufisi-^iuufii/it
(pahnpaiij Wächter == neup, oLAi (pihbün), ufu^jJiu'ii ( pajman)
Vertrag ^ neup. ül<^ (puimän), t^.u'bfii, (panirj Käse = neup. j<^
fpanir); davon tutubpu/inui^ (panranal) „zu Käse gerinnen", «»«»«y
Itap) Wärme, .»«1.^/;^ (tapil) warm sein = Skr. tap, s"'-'^ C^''(pJ
Stock = neup. w»j=^ (cüp), <->y>- (cub). Skr. kshupa.
Manchmal (nach «) entspricht «y altem v, das in dieser Stel-
lung durch Einfluss des aus altem k hervorgegangenen » zu p
erhärtet wurde, z. B. luuufiuuunu'h (uspastan) Pferdestall ^= altb.
agpogtdna. Skr. ugvaslhdna, m-mLu, (aspet) Reiter = altb. urpa-
paiti, Skr. agvapati, "«y^«««^ (spitak) weiss = neup. J — > (sipi't/J,
Skr. gveta.
1 (h
Lautet bei den heutigen Armeniern meist k; seine ursprüng-
liche Geltung ist aber unzweifelhaft </, wie folgende Fälle darthun:
tuij^uiui (agnp) = dyäTzr^, luif^nU (agon) = d.yio'j, •iL-^t'i, fgehen)
^^ yie^^vo., q^iutnuinfiffnn (^gyanifitikofij = yiif/p/uarcxt)^. Lffiufuius^/»
(egipta^i) = AlyoTt-uK.
1 entspricht altindogermaniscliem g. selten /.-. dalier im Sans-
krit ^ , ^ , auch sT . seltener ^, ^ , althaktr. (o . -j, seltener *. y,
im Neupersischen Jl3. P, p--.
^«,V/«J (gniiQ Schatz =neup. ^ (gang), Sl;r. gaugn. Scliatz-
baus, f"il-i fgowe/) preisen = neup. ry (gogam) ich spreche, vgl.
Pärsi 8..;e'wW (gögntit) sie sprechen = neup. X^} (gogntid ),:\\{\^ev».
gilb, ■inu'ii.ul( (gt'innk) Farbe, Weise = neup ^^ (gi'inah), alth.
-"{^''(S (quona), 'i'inu/^ (gfi<d) gehen = Skr. gam (dem armenischen
liegt ga + ua zu Grunde)^ y /»»//./ (gnuu-l) orgreifen = alth.
^i\<& (gernr). Pars? \''^t>ih(is (grr('-/hi>i )- i'tii|». 0^^ ( gin'/hin ).
Skr. vedisch grb/t. '//"/"/•/ (gif/i'i'f) herrufen =r Skr. gr. /./"«%.
i-yo
äiß iJr, K r. .M ii 1 I e r
(erang) Farbe = Skr. raiiga, iieup. j)j^ (rang), bpi^. (ergj Ge-
sang = Skr. rÄ-, /3^«/'^ O^i^^o) Diadem, Krone ^^ neup. ^U (tag),
daher p^uä^uit.„p (thogavor) Köiiicj := Kronenträger, von demselben
-J- Wurzel bliar „tragen'S -^/i»?^ (hing) fünf = Skr. pandan, altb.
j-f-^-ü (pancan), neup. 4f^. (pang), Jki (meg) Wolke, Finster-
niss = Siinskr. mcgha. neup. **--.« (megh), •iwinf-unT (patgam)
Antwort = altb. piiitigama , neup. Jt^ (paigliam), «"«-^ (^^Q)
Schmerz = neup. .i)^-j O^g), Skr. cöka, •Ij^tp (wagr) Tiger =
Skr. vydghra, -luAti^ (wang) Stimme = neup. jXilj (bang), davon
iliui,if.lri^ (wangel) aussprechen.
Im .\nhiute entspricht ^ nach einem in den neueren eränischen
Sprachen geltenden Lautgesetze (vgl. darüber meine Bemerkungen
in Kuhn und Schleich er' s Beiträgen Bd. II.) häufig altem v,
z. B. ^.'"ji^ (gcJO Wolf = altb. ^jVjI? (vehrkö), neup. ^^ (gurg),
^uäiA (garn) Lamm, das mit latein. vellus, altslav. KA'AHa, Skr.
varman zusammenhängt, i-L:. (gel) Fluss = allb. *(5^^^ (vaidhi),
neup. ^Jy>• (goi), aber ^«»'«^ (ivtak) Bäehlein, f-f^h (gm) Preis =
latein. venum , davon ^'I^l (ff^^^O l'J^i'f'""- 'tfi^'fi (f/^^^O ^^ f''" ==
griecli. FohoQ, äthiop. (Djßj: (icain), thz^c (giser) Nacht ---= altslav.
BtHEpK, litauisch vakaras Abend, 'f.fiu.Li^ (g^t^O ^viss(Ml =-- Skr. cid,
.j^nphLf^ (gorgel) aibeilen, altb. verez, neup. ö-^jj^ (warzidan).
Merkwürdig ist »n»«^/» (tagr) Schwager = Skr. devar, griech. darjp,
wo die Wandlung des v in g im Inlaute eingetreten ist.
t d.
Wird heutzutage zumeist t gesprochen; sein ursprünglicher
Werth ist aber unzweifelhaft d, wie aus folgenden Umschreibungen
hervorgeht: ""/^•"J^ (ndam) =■- ülü (dddm), «#7^«»/» (adar) = ^^^i
dddr), u^.j.f.'h (adin) = pr (eden), t"'r/'l' (d(tbir) = TiT (debir)
q-f>iulii,'ii (diakon) = dcdxov(K, tp'"'l^(dram) — dpaXfxij, aiab. »^J-^
(dirhum-un), nacii semitischen Lautgesetzen aus drahm-nn ent-
standen. tf.iu[,pus%if. (darband) = -Xl>j^ (darband).
7. entspricht altindcigermanischem d, se'ten t, daher im Sans-
krit T,^, selten FT. im Allbaktrischen »i. ä, stalten <f. £,. im
Neupersischen 3. j.
q-us^u, (dast) Ebene = neup. wUi^ (da.st), 't'"'" (dat) Gesetz,
Recht = neupers. -ilj fddd) vom Sanskr. ////a. davon if.iuunuiiufu'it
Beitriin;e zur Liiiitlelire der armenischen Sprache. 'ffirt
(datastan) Rechtsplatz, iiui.Jl/i. (^darman} Heilmittel = neup.jUjj
(dnrmnn), f"^ (dav) Betrug, q-iu^L/^ (davel) betrügen = Skr.
dahh, vgl. altb. ■«o'üi*-^ (daiwis), •iL'i. (den) Keligion = altbaktr.
^fwj^ (dne7i(t), neup. ^> :> (^diii), il"i'"k (dipak) Goldstoff =
neiip. tVj^ (dtb(Ui) von Sanskr. dtp „glänzen", 7-A- (dev) böser
Geist = altbakt. -"»w-^ (daeva), neiip yJ> (dev), i^iiii^ (dnel)
legen = allb. da. Skr. dhn, qm.n.'b (dürn) Tliür = Skr. dvär,
q.nuuu,p (düstr) Tochter = Skr. duhitar, alth. i^"<5^ (diifjitdhare),
q.pu,luu, (dracht) Garten = neup. J-ti-jj (dlraclit) Baum, Skr.
dru, tpoi^Cdrds) Fahne = neup. J^j:> (dirafs) , altb. -»i^^^
(draf'sha), 1^^.^^ (leard) Leber = Skr. yakrt, •f^'^ct (mard)
Mann = neup. ^» (mard). Skr. martya, '{^pt (ward) Kose =
griech. ßpödov, ppöony, o^ (od) Wind = Skr. vuta.
In dem Worte qjuuuiu^lf (dastnk) Handgriff = neup. aI-j^
(dastah), iu.,.u,u,liL pu, (dustakert) mit der Hand gemacht, ver-
glichen mit altb. --^^ (zagta). Skr. hasta, ist d aus deinj abge-
plattet (vergl. schon im Altpersischen adam gegen althaktrisches
_«^*» (azem). Skr. ahatn), wenn man nicht eine Entlehnung des
Wortes, das im Armenischen keine festen Wurzeln geschlagen,
annehmen will.
Fb.
Wird heutzutage wie p ausgesprochen; sein urspriino;licher
Werth ist aber ohne Zweifel b, wie nachfolgende Fälle beweisen:
u^P (ab) = 3N O'b)' '"FF'"J ((ibbd) = NDX (ahbd), .^(-/»«^u.'f
(abraham) == Dmnv^ (abrdkdm), u.,„ni„„i^uf.„'i. (astropabon) =
dazpokdßo^, pu,pp,upn., (barbaros) = ßäpßapoq, puip"" (baqos) =
Bäx/jK, f"pbl' (dubir) = n^m (di'bir). ^lanchmal (besonders
zwischen Vocalen) hat das p eine weiche Aussprache, die sich der
unseres w nähert, z. B.: j"pi""i_ (jobnap) = .luvenal, ,inp/..u'i.nu
(joblanos) == Jovianus.
P entspricht altindogormanischen) />. im Sanskrit also ^, ^,
^ , im Altbaktrischen_j, selten ^, im Nenpersischen ^ .
.uJ}:.fi, (and)och) Menge = neupers. A^l (anböli). p^i^-'-fy
(bazük) Arm = altbaktr. ^^^ (bdzns), neup. ^l (bdzi'i). Skr.
f)d/m, vdhii, puj.f..uJ^ ( baziini) viel = Skr. haliu. p'uJ^'^'i'L i (bnin-
nel) theilen. auch p.upr^.u'i.L , (bnrinuel) = Skr. hhmj MI., latein.
^ä53 •>'• V V. AI ii 1 1 f r
frango, griech. f)rjY)^o^ui = ippijywut, p-upl (harQ Polster = Skr.
hnrhis, p'ui>fi (bari) gut = Skr. bhadra, neup. d^ (hih), e^tiJt
(bzUk) Arzt = Skr. bhis/iay, /«V^A (berel) tragen = Skr. bhar,
altbaktr. ^ (bere), pf»'^' (biur) Zehnlausend = altbaktr. J^-»w^
(baevare), p'"^' (bün) Natur, Ursprung = neup. ^ (bim). Skr.
budhna, f^ifi' (bojn, spr. buin) Nest, Behausung = iieupers. a1>
(bunah) [vgl. Schähn. bei Vullers' Chrest., p. 41 :
und Evang. Matth. VIII, 20 : luqnuk^unug -p^ q-ifO t^- P^n-^mg tplfh^g,
p'lpig], f^'iP'"JP (epbajr) Bruder = Skr. bhrdtnr, altbaktr. i*^»^*^
(brdtare), neup. j:>\^ (birddar), uJpu,^ (smbak) Huf eines Thieres
= Pehlewi naiD (sümb), neup. .—1- (sunh), altb. -»•^«» (gafa),
•inupp (siirbj rein, heilig =: Skr. gubhra 9-
Neben diesen sechs Lauten, die, wie wir sahen, in den ver-
wandten Sprachen ihre regelmässigen Vertreter finden, haben wir
zunächst die Aspiraten ^, /» und zehn Zischlaute 7 , «Z^, *-, i, jf, «,
Z_' ^' £' ^/ hervorzuheben. Was nun die letzteren betrifft, so lassen
sich vor allem ^, «/, ^_ und « ausscheiden, indem sich leicht nach-
weisen lässt, dass sie im Wesentlichen den altbaktrischen Lauten
f. eJ», " und -i) entsprechen; schwieriger ist die Einsicht in die
Natur der übrigbleibenden sechs Laute *^, <J, zf, ^, ^, ,y. Wir wollen
daher zuerst die relativ sichereren und einfacheren Laute R, '/<, ^,
't-, 2_wvi^ " betrachten und dann zur näheren Untersuchung der sechs
anderen übergehen.
R Ih
entspricht im Alphabet dem griechischen ^. Mit altbaktrischem h
und Sanskr. ^ es zu vergleichen, scheint nicht recht passend, da
seine Entstehung auf anderen Ursachen beruht. Wir finden es in frem-
den Wörtern in folgenden Fällen: Riumpn'i, (thatrou) = ö^iarpov,
lliuRLq.li (katliedr) = xoßiSpa, piupifinji, (thargmany = ül,=>;^
(targuman), Rip/i^' ffksrin) = }^"i^n ftisrin), ^tuputR (mbnth)
= r\yi) (sabbdth).
') .lusti (Über die Zusammensetzung der Nomina in den indog^ermanischen Sprachen,
p. 112) will davon Zapnyjdw'j „fiabe der Heiligen" ableiten, indem er <rap»r =
sourp (!) schreibt.
i'7 1
Beitrüge zur Lniillehre der Kniienischeii Sprache. Ol"
/^ entspricilt altirulogerrnanisehem t, im Sanskrit rj , seltener
?T , im Althaktrischon <?, seltener <i, im Neupersischen O, z. B. :
p^tu^ (thag) Diadem, Krone = neup. -»X (tuy), p»2'"k (tho-
sak) Wegzelirunf:^ = A-jy (tosah), •u'/^p luii^udr (^antliarkim^ nicht
verwelkend == Skr. tish, lat. torreo, tuph^tuP^ farfjatli) Silber =
Skr. rayatn, LuP'i, (^evthn) sieben = altb. {^«{»ö^ey (liaptanj, neup.
C-iA» (haft). Skr. saptcm, f/'^R''' (kathn) Milch = lat. [lajct-,
"pP- (orth) junges Kalb = TzöprK;, ^u,pP (harth) breit, eben =
Skr. prthu, altb. xl^i^iü (perethuj, aber griech. Tzhirn::, »^R (uth)
acht, aus ovth — opt — okt (vergl. griech. öxtio) entstanden.
•f- f
entspricht sowohl der Stellung im Alphabete als der Aussprache
nach dem griechischen ^, dem es auch in Transscriptionen ent-
gegensteht ; z. B. : i/iiu-iu,.^ (ßf"'0) = ^ö./M.yq, '/>/"^i'"f/k (ßup(ikt^)
= (pukaxrj. Da wir weiter unten (unter -^j sehen werden, dass
aspirirtes p (/") im Anlaute meist in ^ seinen Vertreter findet, fer-
ner die Mehrzahl der Wörter, die mit ^ anlauten, mir nicht indo-
germanischer Natur zu sein scheint, so können wir / nur selten
beobachten; aber die Fälle, in denen es vorkommt, erlauben uns
Wühl, es mit altbaktrischem ^ zu vergleichen. Mit dem sanskritischen
^ aber hat ^ ganz und gar nichts gemein.
Fälle, die hierher gehören, sind: 7.»^^^^ (dofel) schlagen,
stossen, mit dem Fnsse = tuti-. Skr. tiip, •^•^pP^uiT (favtham)
reich, mächtig, vgl. nmD {partum) Edler, Vornehmer (Esther I, 3;
VI, 9), altb. \6j<f-''^ (fratemo), eig. der Erste, Skr. pvathnmas,
ifiiuiuiiuhif. {farsang) und tpwituwfu {favsach) Meile = -^uipuuilu
(hursach), neup. J^-^ (f'arsang) und <^^ (farsaclij, rzapa-
adyyi^g, ^fi'LCßpJ Elephant == neup. J-9 (/)'!), Sanskr. pifu. •{»•^b
Cfo^O Staub = Skr. pnngu, pdnsu.
^ ir
ist ein später Laut und unterscheidet sich von */ dadurch, dass dieses
rein labial, dasselbe aber labio-dental gleich unserm /' ist. Es kommt
selten und zwar nur in neueren ausländischen (besotulers europäi-
schen) Wörtern vor, z. B. ^ippp' (fj'lorin) Gulden, ^piu'i„i (ffnunj)
Franke, Europäer überhaupt.
580 l>r. Fr. VI ü I I e t
1 «
entspricht der Stellung; im Alphabet und der Aussprache nach dem
griechischen C» wie folgende Transscriptionen beweisen : ^t.«
(zevs) = Zsu:;, 7^^^«-«- (zefiur) = ti(popo<:, ipu,q.L^ (zrades) =
ZiüffoäaTpTjg, altbaktr. -»V-^>o^^ (zarathustra).
^ entspricht altindogermanischefn gh, das im Sanskrit als
^, im Altbaklrischen als_J, im Neupersischen als j auftritt, z. B. :
/Bujqnuli (bazuk) Arm = Skr. bdhu, altb. ■%>C^ (bdzus), neiip. jjl>
(bdzü), aber griech. /r;y/yc, p^'i^'-'f^ (bazüm) viel = Skr. 6aAw,
aber griech. 7za'/6(;, q-^pJ" (zarm) Familie, Haus = Skr. harmya,
qt^jq-uA (zendun) Kerker = neup. ö^^j (zinddn), altb. ><?^|^
(zantii) [Lehnwort?], 7/ (zi) denn = altb^ (^0' ?r*> (^^b^)
Opfer = altbaktr. -«^üW (zaothra). Skr. hotra, qop (zor) Kraft,
Macht = altbaktr. i^->v-^ (zdvare), neup. ^jj (zör), wohl von Skr.
^M, -^«/Y'"/» (hazar) tausend = Sanskr. sahasra. altbaktr. -«'j-^-ey
(hazanra), neup. j)yb (hazar), i^qnu (lezii) Zunge = Skr. gihvd,
altb. -»>>^*e>' (hizva), Parsi l^^'ey (hizvdn), neup. [mit Aphärese des
anlautenden /«'-] öl^j (zubdn), Ll'ltL (H^td) lecken = Sanskr. Z^'A,
^7^ (mez) Urin, '^{^7'^/: (mizel) harnen = altb.^w-e (maeza),
(*6 (miz). Skr. w?6'/m. wii/t, latein. aber mingo, griech. fiocy6<;,
n.uiqf (razni) Schlacht = neup. pj^ (razm), ^u,pwq^(tvaraz} Eher
= Skr. vardhn, neup. jj^ (gurdz), •[qpn^k (iczruk) oder 'li"^pfi
(wziirk) gross = neupers. ^jJj (buzurg), altpers. ivazraka.
In j'uq^L. CJ'^^^0 »opfern" entspricht q^ einem alten g. Skr.
sT , al'.b^ (^sT ^=j«^v), das ebenso wie im Althaktrischen vor t in
^(= y>) übergehen muss: ju.,.s. (jast) Opfer = -»<?•"-«? (yagta).
Im 7ii#f.<i#^ (zavak) Same. Nachkommenschaft ^ Skr. j/ava, griech.
^c'a, n»Mip. ^>- (gav). q^'l^(zow) frisch, jung = Skr. yuvan, neup.
öUs»> (gmodn), q^'q-uß^usjp (zogahajr) denselben Vater habend
(worin das erste Glied wohl mit Skr. yug. griech. C,oy- zusammen-
hängt), tTuspq (marz) Gr«Mize = neup. jy (mnrz). Skr. maryd
(oder statt niargyd, vgl. latein. margol) entspricht q^ einem ulten y.
Kinen sehr lehrreichen Fall für diese Lauterscheinung finden wir
im Althaktrischen in der Form c5e>»?Kü (yuzem) gegenüber der
Sanskritfnrm yüynm
fj m *~»
Beitriige zur Lautlehre der :»i mcnischen Sprache. •) I •>
^ z.
Ül>er die nähere Aussprache dieses Lautes können wir uns in
Triinsscriptionen leider nicht Raths erholen, da er hierin selten an-
j^ewendet wird. Aus u»«/^^«/«^«/^ (azduhak) = neup.Ujjl (azdahd),
altb. ■»i^'»ty^ -j«*»" (^aii daliäkn) geht aber unzweifelhaft die Gleich-
heit des armenischen <^ mit dem althaktrischen «*», neupersischen j
hervor.
Wir linden «^ in f(»Ij,'enden Beispielen: •uiitfiJbf, (^arzani) werth
= neup 'o\jj\ (arzdn), piuJ^'u'iiti^ (^bazanel) theilen = Skr. hhag,
^^nl,.^ (dzochq) Unterwelt = altb. ^j-el»)^ (duzaka), Pär.si (^««»»^
(dözakh), neup. y-j^-^ (dozarh), '^uMJ"(zam) Stunde, Zeit ^ Skr.
ydma, t^fifi' (dzgojn, spr. dufuin) farblos, q.^HiusJh,li (dikamuk)
inifreiwillig = altb. ^^ (duz), ^«^ (iz) Viper, Schlange = altb.
«eisM (azi). Skr. ahi, woraus die Verwandtschaft dts i und «A, äbri-
lieh den althaktrischen ^ und «*», klar hervorgeht.
" s und 2. s.
Diese beiden Laute stehen in einem ähnlichen Verhältnisse zu
einander wie " und -hj, \^ im Altbaktrischen. Ursprünglich ent-
spricht " (der Stellung nach im Alphabete semitisches ty) dem »,
Skr. ^ , während ^(der Stellung nach im Alphabete semitisches d)
dem -^ oder vielmehr dem ^ entspricht. Sie unterscheiden sich
aber insofern von den beiden altbaktrischen Lauten, als, während
dort zwar •»> für -^ oft eintritt, nicht aber umgekehrt, hier ^oft dort
steht, wo man der Etymologie nach « erwarten sollte. Beide armeni-
schen Laute stimmen also vollkommen mit den beiden neupersischen
^*, = « und yj» = 2_, indem auch oft dort J^ auftritt, wo man ^
zu erwarten hätte, wie z. B. : ^li (such) Ast = Skr. gdkltd,
JUw (saghdl) = Sanskr. Qvgdla, O^y^ {suniidan) = Skv. g^ru,
griech. xAu-.
" s.
Seine Aussprache ist gleich unserm s, wie folgende Fälle be-
weisen : uia^autiu'it (sazastan) = neupers. O'C-^'' ( aagnstdn ),
uiuqniniii (snpomonj = ZaXco[jLiöv, uuiTni-ki (sanuu'l) = zufioor/.,
ufitfifiuß (tiiutia) = Ivfita.
u entspricht altiMdouernianischem k, selten a, im Sanskrit
^, selten H, im Alibaklrisclien ", selten -rj. im N«upersischeii
Sitzb. d. phil.-hist. Cl. XXXVIU. lll- Heft. 3S
Ö 7 {) l'r- F I . AI li 1 I e r.
^^. iNohstdetii stellt <• maiieliinal eine Erhärlurig des ^ dar, ver-
möge der sclidri in dem ält(^steIl Aimeriisclien sich fiiuleiideii Laiit-
versehiebimg, von der gleieli anfangs mehrere Fälle angefülirt
Würden.
uj„t^iuuinuAt (aspnstan) Pferdestall = altb. -«{-><?»» \q>"> fa^pö-
Qtana). Skr. acvnsthdna. i^mnu.tul(Lpi„ (dastniiert) mit den Händen
gemacht, vgl. althaktr. ■«^f'^ (zagta) Hand. Skr. hasta, neup. C^^:>
(d(ist). i-ni-utnp (düfitr) Tochter = Skr. duhitar, also zunächst
(/< = 1^) ans inuqinp (^duztr) entstanden, tu (^es) ich =^ altb.
6?C» (azem). Skr. aliam, /yti^ (hei) hören = Skr. guQrüsh, Desid.
von gm ..hören •^ y.Xo-, Idosöfi. ^it^/j^y»«» (kerpas) Linnen = Skr.
karpdsa. ""^p (oskr) Bein = öaziov. Skr. astlii, aber altb. -»«?"*'
(agta), nenp. üijs^*^l (ustuchFan). u^u,u,uMufuuJi,[, (pataschani) Ant-
wort =^ altb. paiti -\- Pehlewi priD (sncMin), nenp. j^" (sachun
oder suchan), wahrscheinlich zu althaktr. eyj-^ (ganh) oder nach
Spiegel (Kiiileitni)g, II, p. 457) zu {l-e»»» (gaqdre), Ya^na XXIX,
4, uu,p (sar) Kopf, Haupt, Spitze = nenp. ^^ ^sa?-^, Skr. girnft
fiir garas. -Ltuu (seav) dunkel, sihuai-z = Skr. cydva, neup. iL.*
(siydh), "(•'t' (sin) leer = Skr. gihiya, •'{'p-, (sirt) Herz = Skr.
hrd, altb. 6Hi-(^J^ (zeredhuem), -luiuil,/^ (schalil) fallen = Skr.
skhal, u^kunup (skesür} Schwiegeiinutter = Skr. gvagru, richtiger
svagiü, "^nt-^T- (skünd) kleiner Hund = Skr. cvan, «^««^ (smbak)
Hufeines vierfüssigen Tliieres = Pehleui 3^210 (siimb), altb. -»^'»«
(gafa), f"-^ C^ug) Schmerz = neup. ^^-^ (^og). Skr. fyAvt, unuubp
(siiser) Schwert = nenp. ^■Cr" (samser). ">"-p (sür) Schwert =
altb. »^ü^» (gimri). Skr. giihhri [?]. u,^f,u,u,^ (spitak) weiss = neip.
^.^^ (siped). SVv.gveta, utmu'bu.i^ (stanal) wegnehmen, erwerben =
n»'up. u>->l^ (sitddan). uutfA (sfinj Brust = Skr. stana. »wiui.utp
(stavar) gross, dick, fest = nenp. j\jLj\ (vstuvdr). Skr. sthdvara,
„pnu'tip (srünq) Beine. Lenden = Skr. groni. iip»^ki^ (srsketj be-
sprengen ^ neup. chij-^ (siriskj Tvoi>fen. altb. -»5-»-^" (gragka)
Hagel, .Jfc/«" (wtiasj Süi:de, Schlecbtigk<'it ^ miip. i\!S (gimdhj,
Pärsi ey-l-r? (wandh), Pehlewi CXJI (wndsj ■== einem älteren
vindga, muu'i. (tusu) zelin ^ Sanskr. dagan, u.LutJxiLi^ (tesanel)
selieu — Skr. drg, ^•'u/i. (qsnn) zwafizig = Skr. vingati , aus
älterem dvingati hervorgei'angen.
Beiträ^p zur I,:iii(lelite «I.t armenischen Sprache. 577
Seine Aiisspiache ist die unseres süddeutschen geh, des arabi-
schen ^, wie folgende Fälle heweisen: zi"[^[^ (mbath) = rint?
(sabbdth), ^A'^Y' (.^efor) Trompete = naity (.Hophär), ^u^'b
(süsaxi) Lilie = jti>liy (somn), ibp""i_^ (.nraz) =- jj/O (Hirdz),
^^u/ii^^^ (^sahansah) ^^ ill^li (^mhansdh).
2^ entspricht altindogermanisehem s, seltener /:, im Sanskrit
H^, seltener '^T^, altbaktriseh -xj, ^, seltener ^, neupersiscli ^, z.B.:
iuijulfL-pin (^nsakcrt) Schüler = uewip. ^^ (^mgirdj, pff-fi^i
fbziskj Arzt = Skrt. bliishag (also ;ius A.mÄ entstanden), ^^^y^/»
(giserj Nacht = lit. vakuras. Abend, ^««V^^. (gomes) BüfT<'l =
neup. J:'^^> (gimcs), ^uj^u, (dast) Ebene = neup. J^j {dastj,
tpoz. (drös) Fahne = neup. ^-sj^i (diraß), altb. -»^i!^ (drafsha),
p^nzuj/f (thosuk) Wegzehrung = neup. Aiy (tosah), ^pLzu,u,^
(hrestakj Bote, Engel --- neup. Ali^ (firistah), ^u^iJ-i (casel)
kosten = neup. ü-X*- o- (casidan), iti^m-ziu^'UMi fzgiisatialj auf-
merken, vergl. neupers. ^^jß Cff^O' "'t'^- -"öi^"CS (gaosha) Ohr,
^«.^m Qast) Opfer =^ altb. -»';?^«nj (yagtaj von jw/^^/ (jazel), altb.
i/fl«. Skr. 2/«^. ^zu/^' (nsan) Zeichen — noup. jl--J (nisdn), zLpu,J
(seram) Seidenwurm =^ Skr. ä:/'w?, zmutuf^i^ (stapil) eilen = neup.
^ölw (^sitdftan), zp»^' (sünj Hund, zi"''""tu'^l" (sanaglüch) hunds-
köpfig, zhutl^bpui (^snakerp) hundegestaltig := Skr. ^van, schwach
^Ain, "izki (pselj lind u/^nci^ fpmülj betrachten = Skr. pag.
Nachdem wir nun die Laute 7, cf, ", z_ betrachtet, ihr Wesen
erkannt und sie in den altbaktrischen ^, «^, «, -v, ^3? wiedergefunden
haben, kommen wir zu den übrigen Zischlauten *-, i, jC ^ , /. j/
Seine Aussprache wird wie die des z im italienischen zelo
2on«, wiezzo beschrieben; demgcmäss umschreibt es Petermanu
mit ds. Diese Aussprache ist auch im Wesentlichen richtig, da sie
der Etymologie vollkommen entspricht. *- ist niindich Vertreter eines
alten g, der im Sanskrit als ^, im Altbaktrisciien entweder als a
oder — ■ und dies meistens - als )'. neupers. j auftritt'). F..ef7.ten
') Man vergfleiche damit im riiieciiischtMi ■," = Suuskr. 51 (Li'n Meyer, Vei ^lenheude
(irummatik der griechischen und l»teiiii.schen Spriiehe. I, S. .1f ).
38*
578 Dr. I-' r. !\I ii I I e r
Vorgang — das (ihertreten des weichen ans dem Guttural entstan-
deneu Palatals in die weiche palatale Spirans — repräsentirt das
iirujenische ^. Wir umsclireihen es aber, um einestheils au seine
gutturale Natur zu eriunerii, anderestheils es nicht mit dein «i^und «/^
zu vermengen, durch g.
Fälle, die hierher gehören, sind: uHth^pii (unjjin) ungeboreu,
,uijii,u„uhl,'i. (azatayin) freigehoren, Mm/ii/'i^ (fjnanilj geboren wer-
den = Skr. gan, griech. ysv-, althaktr. aber -»^ (zäta) geboren,
neu[i. i>^\j (zddah), u^h^ti^ OhI^'O f''l""*''> = griech. aysiv, latein.
ugo, n^»ii^Li^ Cü'*^''ß'0 »»"'"^''en = griech. F^i'T-, altb. aber verez,
iieup. O^jj^ (ivurzidan), "u^ (djg) Ziege = griech. alj-, ä-,«>/o/3
({faiiolli) Kennlniss, u.'i,ir,Jhop- (^anganöthj unwissend, von Skr.
gud-, griech. yvco-, altb. alter *"\^ (zniij, luph^iuß^ (argath) Silber
= Skr. ragata, latein. argentum, altb. aber ->"y"^{^{. (erezntaj,
l^^L (HJ^O verbinden = Skr. yug-, /^"c^««?««^ (luganal) (rennen =
Skr. mg, ^Lp (gcrj alt = Skr. garut, aber altb. -»»I)-^ (zaurvaj
Alter, ^"t'>/^ (günr) Knie, aus gnür hervorgegangen ^^ Skr. gunu,
griech. xövo-y altb. >jS«^ (zenu), «ää^ (meg) gross, griech. nixa<;,
Sanskr. mahaf, vgl. altbaktr. i^"e (maz-ddo), ohtu'i,tf^ (oganelj
bestreichen =^ Sanskr. ang.
^ :.
Seine jetzige Aussprache wird wie die des zz in den italieni-
schen Wörtern carrozza, nozze angegeben; dem entsprechend um-
schreibt es Petermann durch ^s, worin ihm Lepsius (ij folgt.
Nur Bopp schreibt C — wie sich ergeben wird — mit Recht.
Dass i ursprünglich weich gesprochen wurde, beweist schon
das Wort UR (Zeth) Olive, das dem hebräischen n^f (zajith) ent-
spricht. Diese Aussprache wird auch durch die Etymologie bestätigt;
denn überall finden wir i als Substitut des ^auftreten, insofern die-
ses aus einem sanskritischen h hervorgegangen, z. B. : ptupi (bar^)
Polster = Skr. harhis, altbaktr. -^i^fj (barezis), p"v"i/» (bar^r)
hoch ^ Skr. brhat, vrhat, altb. e^?_Jl) (berezat), il"^^' (Zern)
Hand = altb. -»^^ (zacta). Skr. Iiuata, ^ (Ci) Pferd = Skr.
haya , ^ft^^- (CinnJ Schnee, und i.Jt>i-'i> (Cmcrn) Winter = Skr.
liima. ;illb. --g^ fzima) In dem Worte y»/7/^ fgatiC) Schatz <) =
*J Schön stimmt /,ii dem ni iiifiiisi'lii'ii y«/!-," ilas von dfn Allen iilirtln'IVrtc yiOi-
Beitrii;;e zur l.auticlire der arnieiiisclien Spruelie. 0/9
iieup. ^ Cy^^ß) ctspricht es einem allen (juttural, dfi- im Sans-
krit als Paliital auftritt, und in iu,L,i,p (tavar) Spelt =^ Skr. yuvn
neiip. j=>- Cßttv^ altem y.
^ e.
Seine jetzitje Aussprache ist wie die des (Uj in dem englischen
W or\e judge, also ^. Darnach umschreibt es Petermanii durch
dsh (j). Auf dieser Aussprache berulit z. B. die Umschreibung des
Wortes 4/isi-l (ahjahrah) = ^ij^ki^p (ulyebr), die sich aber schon
durch die Aussprache des «y als b als jung erweist. Es scheint bei
JiC derselbe Fall eingetreten zu sein, wie bei ^ und fy, 7 und *", p
und «y; denn ^ ist bestimmt eine Tennis, wie ans der Etymologie
klar hervorgeht. Es erweist sich in den meisten Fällen als Vertreter
einer alten Guttural -Tenuis. die im Sanskrit als ^ , im Altbaktri-
sehen als ««, im Neupersischen als ->• auftritt. Dies geht aus Folgen-
dem hervor: ^^"''''"'^1^1 (^(^anachel) erkennen = altpers. khshndcdtiy
(Hchistan-Inschrift, (-0I. I, 52), vgl. auch Naksch-i -Rusiain : yathd
khshndgäha dis „ut cognoscas eos", ru-up. ^^.-s-Xj^ (sinnchtaii); in
dem armcnischnn Worle ist ^ =^ k des ksh, wie altb. ""& (fjno) ==
Skr. gaccli = altem gask, ^uii^i^ (casel) kosten. ^tu^uliLi^ (camkelj
dasselbe, ^u,2_'uli QUimk) Versuch = nenp. v_>Ju.:l=>- fvdsldan). ^wp
(car) Heilmittel = nenp. ijlo- (cdruli), PehleAvi "jixj (rdrnk),
^lupuilf (curak) \\ iese, ^luptulfL/^ (carakel) weiden — nenp. J-Xj^^s-
(caridan) [vgl. Veiid. V, 4: -e.;)--''-!« -V-«? -^k" ■>':?>»^^>iy -sse)- -1»^"»^ ••»'<
„wenn ein Mann Wasser liirigiesst aufs Geti eidcfeld"j, j^"«»/^ (^'>'"gj
Ijampe = neup. ?J^ (cirdgh), '[ft'^ (ivöir) .\n,sspi'nh - altb.
V'(«^(? (^vUiroJ, davon •/T^n^L/^ (^ivcrelj entscheiden, nn^f.lf (rocik)
Lebensunterhalt = neup. tjj^j (rozi), aber altbaktr. \(V)=-^ (rtioro)
Tag. In -Ih^utli (wicak) Eigenthinn = neup. i^y^ (ircialij eigen,
steht dem ^ ein J gegenüber, dürfte aber in einem ältei-eii Dialekte
(gleichwie imi^/i^j ein c gegenüber finden. nnuiSiup (tnrur) Tempel
^- neup. f^ (tacar), '«2% (acel) wachsen, vergl. grieeb. dx-fir^.
Interessant und auf den Ursprung des j^ deutlich hinweisend ist •^•uu./.i
(hntic) }\'{)\w\\(^n^-^'u.n/,lf (h(ttik), Diminntivfortn von ■^•."". (/inf).
Seine jetzige Aussprache wird wie die des dt in dem eng-
lischen Worte chnrch angegeben; Fe t er mann selireibt dafür
580 Dr. 1-r. M ü 1 I e r
tsh (cj. Merkwürdig ist es, dass ifu Armenischen wenige Worte
mit i jinlaiiten, und in den meisten der Fälle, wo dies geschieht,
rührt der Afihiut von der Negativparlikel ^ ^^ "i_ her. Diese Beob-
achtung stimmt mit dem überein, wofür ich den Laut halte. Nach
den Fallen, worin er vorkomml , ist er offenbar Vertreter eines alten
sk, das im Sanskrit als W auftritt, in den erauischen Sprachen aber
zumeist eine Zerstörung des einen oder des andern der beiden Ele-
mente erfahren hat, z. B. : ^*Ȋ Cd^C) "^ ^^^' S^f^^ch = altem gask,
vgl. ßäaxu), -»•^*» (ashaj ^= Skr. accha = altem aska.
Fälle, in denen ^ vorkommt; sind: w^^ fachqj Augen = Skr.
akshi [der armenischen Form liegt aski zu Grunde], jCu/hutiir^
(canaöhelj erkennen := neup. 0^»-Ui< (sindchtanj, Präs. jsX^
(^shiäsam), woraus, verglichen mit dem oben angeführten altpers.
khshndgdtiy, eine Urform khsJmdskati [vergl. yiy'jioay.ii, yt.viöaxs:i\
sich ergibt. In ^"/j^ (chorq) vier = Skr. catoar ist die Aspiration
des Anlautes auf Reclmung des Armenischen zu setzen, wie in ^«#^
(thag) = neup. -»X (tdg). Hierher geb.ören die im Armenischen
häuOgen Verba in ^Iri (chel), die den sanskritischen mit ^, den
griechischen in a'/.o) entsprechen, z. B. : u,qu,^lri^ (^apaöliel) bitten =
lat. oro, luiHu^tri^ (amachel) sich schämen, vergl. uiJTop- (^amoth)
Schande, lri,lib^i^ (erknchil) sich fürchten, [^"igi-bt (thaqöhil) sich
verbergen, '^u/ii^^i^ (hangöhilj ausruhen.
Dass wir in dem ^ einen dem sanskritischen ^ ähnlichen aspi-
rirten Laut zu suchen haben, wird selbst auf dem Gebiete des
Armenischen durch Formen wie ^t«#»i-««-/3^t.^ (öhovarüthiun) Un-
glück = p^inuiun.ni.p^^A (thsovariithiuu), die neben einander vor-
kommen, klar.
£ SÄ.
Seine jetzige Aussprache gibt Petermann als hartes dsh (g)
an. Sie findet sich also in den Lehenwörtern p^nup/i'ii^ (thiirindshj,
^tiup/.'i,^ (narindsh) Orange = noup. ^Jd (ndring). ich zweifle
aber sehr an der Ursprünglichkeit dieser Aussprache, indem erstens
in einer erauischen Sprache, wo der Palatal eine grosse Rolle spielt,
das seltene Auftreten dos ^ befremdet und zweitens in den Fällen,
die wir untersuchen können, diese Aussprache mit der Etymo-
logie sich nicht vereinigen lässt. Ich glaube unseren Laut mit dem
altbaktr. ^ zusammenstellen zu müssen, dessen doppelte Vertretung
Beiträj^e zur- l.:iii(|eliie dci- ;iirnri.|srliiMi Sprache. o8 I
«Jui'ch z. iJinJ ^» gegenüber dem Imstande, dass 7. i uml A- im Alt-
baktrischen im VVesentliclieti den einen \'ertreter ^ halM-n, nieht
aulTallen darf".
Siebere Kälie, in denen ^ vurkoninit, sind: /«/»/ (arslij !5är
Skr. rksha [vgL altb. 'f^» (aslii) = Skr. akshi, -"j^^-A (danhina)
= Skr. cfakshina], «^^ (mcs/ij Mitte = altb. -»'»(sj^i (maidliya)
[vgl. damit altb. -»»^i (mashya) -= Skr. martya]. ^n«./» fshurj
Wasser, Flüssiges =^ Skr. kshira, nenp. ^O fsh') [vgl. altb. --^O'^^
(shoitkra) = Skr. kslietra, neup. ^^.i ^/«Är^J, ^f^(^ash) stark,
fest [vgl. altl»aktr. Vend. III (bei Spiegel S. 22) : -^ -»»'-{gj-ei
.j^^iii»M .j«»;;pi3i. .Jo>e)'5*» -^ü^tjI? „denn durcb Kraft leben alle lebenden
Wesen".]
Hierlier geboren ancb die Fälle, in denen ^ mit j (das aus s
bervorgegangen ist) wecbselt, z. H. : i/fm^^ (mios/ij eines ^ t^'i/
(mioj, spi*. mioj, Genit. von '//> (ml), •nL,iun2^ (tepvoah) des Ortes
= inLijuiy (^tepvoj, spr. tepvüj. Gen. von ««^^7^ (ti'pi). Das Wort
ll//!, fkiiij Frau bat Gen. ^^/»j? (knosh). Es ist bier olVenbar sowobi
in ^ als inj das s des Sanskrit-Suftixes «s, asya zu snclien. —
Kigentbiimlicb ist IfrpiT (skermj = Sanskr. gharmn, altb. -»'e{^*»(ü
(garemn) [vgl. zßi>""f^(seranQ Seidenwurm ^= Skr. /i/v«/].
Seine jetzige Ausspraebe wird als bartes ^z angegeben; Petcr-
mann scbreibt dafür tz (zj. Der Laut ist seiner Natur nacb otten-
bar gutturalen Osprnngs; sein Entstellen und seine Entwickelung
sind aber, da uns in älteren verwandten Dinlekten Anknüpfnngs-
puncte feblen, ziemlicb dunkel.
Fälle, in denen er vorkommt, sind: -^ui/njiM/ijL^ (/iar:;anel) fragen
= Skr. praccli, altbaktr. "?^{e) (pereg), neup. ö^--^y> (purnulnn),
^,uß (ha^) Brot ^ phrygiseb /9ixoc [bei Herodot] von Skr. pac,
ßiuJiup (^:;amnq) Eide = neup. ^-uj (zamln), yaia, tjpu.u.'i.un
(^rtniial) kalt sein = neup. J,-^ (aard). iMmklr. ■^K'i^''" {{'(irrfa).
ßnuui (^üpj Stock = neupers. c_'_p- (cup}, Sanskr. kshupa, ,v^*'
fpn) Geier = Skr. gycnn. Dunkel ist ^ in y""'/''/' (<pif''r>') süss.
das otfeiibar mit dem litauischen si^aldns ^ Skr. srddii zusammen-
zustellen ist. '
Naeb diesem geben wir zunäebst zu den drei ilam-blanfen ^.
>. ,y über, woran wir dann j^leicb den Laut ./» scbliesscn whIUmi.
58<i !'■•. Fr. M li I I e r
h' ch
wird von den Armeniern dem deutschen ch und griechischen y
^'leichgestellt; Peterniaiin sciireibt dafür ch. Diese Aussprache
stimmt zur Natur des Lautes, der wesentlich gutturaler Natur ist
[vgl. lunupnil^ (chosrow) = ^j"^ (^chusravj, Xoapör^i;^. Er ent-
spricht altem indogermanischen k, im Sanskrit 5^, -l^r, im Alt-
baktrischen o», 5, im Neupersist-hen ^, seltener a, z. B. :
uiJpnfu (^nmboch) Menge ^= neupers. ^yj\ ((uiböh), pu,fuu,
(bucht) Glück = fieiip. Z^ (bucht), q^putfutn (drucht) Garten =
neup. J.%s^j J (dirucht) Baum, •i'^nf,,^ (diochq) Unterwelt = altb.
_wj«tb>a, (duzuku), Pär>i (jy^^^ (dozukh), neup. ^j^^ (dozuch),
lupium (chrut) Rath, Ausspruch = altbaktr. xf^»^«^ (khrutu), neup.
^^ (chirud), Pärsi 5^-«i> (khurd). Skr. krutu, iHuputlu (ma-
ruch) Heuschrecke = neup. -^-y» (muruch), 'Lusfu (nuch) der
erste = neup. J^~äC (nuchiist), u/ti,ii,uiii/uu/itfi (patuschuni) Ant-
wort = altbaktr. puiti -\- neup. ^js^ (siichnn o(Wr suchun), Peh-
le«i priD (suchihi), «^»«/^/^ (schulil) fallen = Skr. skhul, «»««^«.««^
(tachtak) Tafel = neup. <CisC (tuchtuh).
^h
ist seiner jetzigen Aussprache nach ein scharf aspirirtes h', Peter-
mann schreibt dafür hh (li). •> ist weicher als /», indem es dem
griechischfu Spiritus asper gleichkommt, während [u dem / ent-
spricht. Dies beweisen folgende Fälle: '^Lutr'buigf, (hellenu^i) =
E/J.r/^, ^Lpu, (heru) = Hpa, ^LpJku (henncs) = Epjxf^^, ^mL-pk*"
(hiperel) = bTvripir-qz.
^ ist doppelter Natur: I. Dentaler Hauchlaut, entstanden aus
altindogernianischem s oier f, entspricht also im Sanskrit H, H ,
im Altbaktrischen ey, (i, in» Neupersischen 4. H. Labialer Hauchlaut,
entstaU'len aus allem p und zwar nur im Anlaute; entspricht also im
Sanskrit ^, im Altbaktrischen 0, w, im Neupersischen u-», v_>.
Die Fälle, welche hierher gehören, sind folgende :
L <; = altem Ä, t: q»'^ (^(^h) Opfer = allb. -»^^ (zuothru).
Skr. hötru, ^uiqujp (/mzuf) tausend — altb. --V^-e)» (huzunru),
n<up. Ji^ (huzur). Sanskr. snhusrn, -^ladluijop (humuzör) gleiche
Kraft habend, vgl. Skr. sumu. ^"jJ^u,!/ (humuk) ganz = neup. i^
Beiträge zur Laiillclire der armenischen Sprache. 583
(hamahj, ^u,uu,ut,n (hnstatj fest, eine Piirlicipi;(1fi»riri von sthd, oza,
etwa säst hat , •^/•'i' (hin) alt = senex, iurj, altbaktr. ^j-o» (liaiiö),
Veiid. III (Spiegel S. 19), davon <;%*«7/«/^ (hnanal) alt werden,
^"hiußg (hnarq) Fleiss, Tliätif,'keit = neiip. j*Jt, (hiinarj, allhaktr.
I»"«!??^?!^«' (huneretat), «/2«>^^ (maliik) Mond im Zunelimen = Skr.
mnsa, Vr'> (nirh) Schlaf, "i'/^p^Li^ (nirJudJ schlafen = Skr. nidrd
\h =- d, wie neup. ^^^ (mulir) = Sanskr. mudrd, vergl. •/^t^'V"^
(mitrhnkj Decret, Diplom], •"-'^iP (tohm^ Y:\v[\'\\\& = neupers. Js^
ftochm), wahrscheinlich Lidienwort, da man In"^I/'e^wa^tet. In </^>>
(mah} Tod ist anf altb. ^jV^e (mahrko) zurüekzngehen nnd *> als
Überbleibsel der Aspiration des r zu erklären.
Wie im Ossetischen (vgl. meine Abhandlung über die Stellung
des Ossetischen, S. 9) ist auch im Armenischen manchmal das aus
dem s entstandene h im Anlaute abgefallen, z. B. : «#./t^ (amen),
uiinhiiufü (amenajn) ganz, all = Skr. sama, "'ir(am) Jahr = ISkr.
samd, vielleicht auch luiHtuuf,'!, (amiisin) Ehegatte (eig. Zusannnen-
wohnender) = Skr. satn -{- vas, ferner /«i/Zu/lV» (amarn) Sommer,
utdlupuliing (amarano2,) Sommerresidenz = altb. -"i^iy (hama).
II. •> = altem p: ^iujp (hajr) Vater = altb. ?^^<?>-ö (patai'e),
Skr. pitar, neup. jJj Qndar), '^•"cl^ (hartli) eben, breit ^= altb.
><ij^?eJ (perethn). Skr. prthu, ^lupyu.'i.Li^ (har^unel) fragen =--■ Ski-.
pracch, altb. ''i'iö (pereg), neup. ö-X*«^ (parsidan), v"j ((ff^)
Brot ^r= phrygiscli ßzxo^, altbaktr. t«*»ü fpar), osset. ^oftn6 (ficin)
backen, -^kpnu (herii) voriges Jahr = Skr. pariit, griecli. nip'xrc
^filjif^ (hing) fünf ^ altb. \'>^^'>o (pancan), v"-/» (hin) Feuer
griech. Tiöp, '^ii'uJiu!, (hraman) Befehl = neiijt. »31«^ (favmdn),
Pärsi \^i»'a (franuhi). Skr. pramdna, ^i-'uinyLiT ( hramajem) ich
befehle = neup. f^^^ (farmdyam), ^fnumufj (hrasach) Meile =
neup. ^^9 (f'ursack), Tzapaadyfr^^, -^pL^uiu,^ ( hri'stakj Üole.
Engel = neup. i^^^9 (firistah); -^p'ii^uA (hrodan) = neup. OjJ^^
(f'rcdün), Parsi I^A^^^ (fredun), ist erst später gebildet, theils wegen
des f im Anlaute, das nur im Neu[>ersischen, hervorgeirangen aus altem
th: altb.\p"^)ü*'^<i (thraetaono), vorkontmt, (iieils wegen 7 = altem /.
./ ./•
Die Aussprache dieses fjautes ist meist im Anfange der Wörter,
seltener der Sylbe h, nach einem Vocale ist seine Aussprache /; itii
584 Dr. Fr. .M ii 1 I e r
Auslaute wird er meist, wie unser h als Dehnungszeichen, nicht
gehört. Es fragt sich, welche der heiden Aussprachen — h oder j —
die ursprüngliche ist. Schon im vorhinein ist es aufTaliend. neben
dem /" = cy. p- und ^ = o*, «^ einen weiteren Hauchlaut zu finden,
dem in den verwandten eränischen Sprachen keiner entspricht,
während dann dem j kein Ausdruck im armenischen Alphabet übrig
bleibt. Und in der That bezeugen alte Transscriptionen, dass^ im
Anlaute oftenbar wie j gesprochen wurde, z. B.: jfiuni.u Qisiis) =
'Ir^aoü^, j'if^ (joj)i^, spr. juin) Grieche = Iwvsi;, ^nAiuuu,u,%
(junastan) Griechenland = 'liovia, jnin^u/iiu/b fjordtmanj =
lopdävYji;, jtuuuf^u f Jaspis) = Jaspis. In allen diesen Fällen ent-
spricht j dem altbaktrischen jO^ oder >*o.
Neben dieser ursprünglichen Bedeutung des j = j lässt sich
aber schon in ziemlich alter Zeit jene = li nachweisen, wie sie aus
dem häufigen Wechsel des <J und j im Anlaute und etymologischer
Vertretung, z. B. : j^unt^b (^hisün) fünfzig, verglichen mit •>^^^
(hing) fünf, hervorgeht.
Das Verhältniss dieser zwei Aussprachen zu einander scheint
folgendes zu sein: Der Hauchlaut, ursprünglich gutturaler Natur,
folgte in vielen Fällen dem Streben der Gutturale zu paiataler Aus-
sprache und setzte sich endlich als palataler Hauch fest. In diesem
Sinne gewann er, ähnlich unserem ch in den Wörtern „leicht, seicht"
eine Ähnlichkeit mit dem scharf gesprochenen j (= dsch), mit dem
er allmählich vollends zusummenfiel , so dass er auch das y, das
ziemlich seilen im Anlaute rein vorkam, sondern meist eine dem
neupersischen p-^ sich nähernde Aussprache annahm, vergl. öj^
(guvän), j>. (go^^)- ''^' "^'^h herüberzog. Wir haben sonach den
Laut j einestlieils aus altem y, anderestheils aus altem s (dem in
vielen Fällen ein älteres t zu Grunde liegt) zu erklären i).
Wir setzen folgende Fälle hierher: "ulC^'JÖ JO'derer == alitis,
b'ipiujp (epbajr) Bruder = altb. {1^<!»->^ (bratarc). Skr. bhrdtnr.
'j .Mail vergleiche im Neiipci'.siselien : ^^ tP*- ({l"i} l'liiss = iiUliiiklr. jfgiiily (raitUtiJ,
C »j ^ Äot^ (lei'UL'h = altb. jüASüt (bnodlin ), ^ ( inai ) Wein, ili>iii<;lr!iiik =^ Skr.
iniidliti , ^\t (pdij Fu.ss = alU). j,gji.y (iwillin), ^^iA- (ihpui) Sitte = Skr.
svarihä, fjtf'>~, 1$»=»- (rlipdi) Scinveiss — Ski. «rcV/u. In ilene» wolil nieiii:iiiil «las
Eiitslelieii lle.^ / aiiü eiiieiii lli-iilal lie.sl teilen kiiiiii. '
M Q »J
Beiträge zui- Liiullehre der afmemsehen SprHclie. OOO
t"tJLCgttjl) ^'^'ülf = allb. ^^Vj!? (vehrkoj. Skr. vrlui [hierin j ~
speciell auf eiäriischern Gebiete etitwickeltern //], t^ujjLiulf fdujeukj
Amine = neiij). ^\:> (ddyahj, '^«yp (hajr) Vakr = altliakti*. r-«?-«
(patare), J^jp (majr) Mutter ^= alth. V'><^^i (mätare), ^pu.JlujLT
(^ hramajem) ich befehle = neiipers. x^o^ (f'armuyamj von einer
Form math, Nebenform zu md [vgl. dath von rfaj, ,iu,^t,i^ (jazel)
opfern = althaktr. ('»w fy^zj, Sanskr. yaf), j'^zy (Jnst) Opfer -=
altb. -»^-""^^j (yuQta), "lu.jJlu't. (pajman), jüngere Form für älteres
u^uMu,JiJh (^patman), Pehlewi j^ariD (putmdnj = nen(iers. ijUj
(paimdn) V^ertrag [oder Lehenwort?], ^'up (qojr, spr. ipiir)
Schwester = altbaktr. -»ey^^eL (qanha), Aec. ej^-eyj^äL (qaiihnrenij.
Skr. svasar. Ferner gehören hierher die Genitive in "y und y als
Vertreter der Sanskrit-Genitive in as und asya, in deren j otTenbar
das sanskritische s vorliegt [vgl. oben unter ^].
In manchen Fällen ist ,y nur Deimungszeichen ohne jeglichen
etymologischen Werth. Es dient nämlich in Verbindung mit » dazu,
besonders in den auf Consonanten schüessenden Endsylben das alte
d auszudrücken, das aber heutzutage von den Armeniern wie ut
ausgesprochen wird [vgl. Ähnliches in Betretf des Väv-i-maghül
bei den Persern]. In der Mitte des Wortes steht dem '•/ meist «'-
gegenüber, z.B.: ^n//» (kojr, spr. kuir) blind = mup. jy (kurj,
Pärsi ^^5 (kor). Gen. ^"'-/'/' (^küri), '"'i"'jz,(^anojs, spr. anui^) süss,
lieblich = neup. ^'^y (ndsj, vergl. #//^///t««v/i» (anumhotj wohl-
riebhend, iu^nu2"^I^b'^^' (anumthiunj Lieblichkeit, j'iji> (jojn, spr.
juinj Grieche, Gen. j"«-^'^ (^junij, vgl. '/(ovla, jmlUiuuiniJi, (^juna-
stan) Griechenland, jnü„upkii (junuren) griechisch.
ist seiner Aussprache nach ein harter Ar-Laut; Peteriunun schreibt
dafür kh (U). Wie man nach einer nur cinigermassen aufmerksamen
Betrachtung der Formen, die hierher gehören, ersehen kann, ist./»
kein einfacher Laut, sondern ein zusammengesetzter. Er entspricht
nämlich altem sv, manchmal tv und ist vollkonunen das altbaktrisehe
CL, neupersisch ^. Dass hierbei s wie sonst auf eräuischem Ge-
biete in li übergegangen und durch' Eintluss des nachfolgenden r
in ch erhärtet wurde, beweist die Schreibweise dos Xeupersischen;
das hohe Alter dieser echt eräniscben Lautumwandlung wird durch
586 Dl. Fr. .M ii I I e r
den Ländenr.imen \4pa/co(Tta bestätigt, der sich in dem altbaktri-
schen >^>i>j»>^j'Q> (^haraqaiti) = Skr. sarasvatt wiederfindet.
Fälle, die hierher ^ehöiren , sind : ^wqnp (^qap^r) süss = lit.
svaldus. Skr. si'ddu, ij(^6<;, ^wn- fjarj vier = Skr. catvdras,
^ußn.uiitnJb (^qarasun) vierzii,% ^" (H'^) Gt^nitiv des Pronomens der
zweiten Persmi, Skr. tu- am, ^yp C^ojr, spr. quir) Schwester =
altl». -"ey)*»}^ (('laitha), S;inskr. svasar. ^fic"''^' (qirtti) Seh weiss =
griech. Fi^fxöi^, Simskr. svid, ^»A (qun) Scliiiir= altb;iktr. -»i^-e
(qaf'na). Skr. svapna, ^»ufi, (^qs^anj zwanzig = Skr. vingati, aus
dciugnti entstanden, ^««^ (qusk) stiirk, fest [vgl, altbaktr. Vend.,
Farg. III (Spiegel S. 22): •i-»<?>*'- •■^>ey3- \ii»^^ ^ .^»»^^
Naciidem wir in j den lialbvocal y wiedergefunden, wollen wir
hier gleich die beiden anderen Halbvocale ^ und *- anreihen.
tritt mfist im Anlaute auf und entspricht altem v, im Sanskrit ^, im
AUbiiktrischen ^, », im Nei. persischen >— >, j.
Man betrachte folgende Falle: ^^/» (wngr) Tiger = Skr.
vydyhra , iliu^mn. (^xoacarj Miukt = neup. j^jIj (bdzdr), •(uM'itLi^
(icanel) hauen, sihlagen = altb. \»9 (vnn), q^'-l (zoic) jung, frisch
= Skr. yuvan, '['"u, (^wat^ böse = nenp. J^* (hud^, ifiupiuif^ (^wa-
raz) Kher = Skr. vardlia, •['"ci (u'urd) Kose = griech. ßpödov,
'Ipöc^ov, -.Mab. J^j (u'cnd-un), ifp^utli (^uncak) Besitzthuir» = neup.
tiy^ (wezah), 'l^/m. (^wcirj Ausspruch = altbaktr. V«(v»tj!? (viciro),
p^n.Li^(wcrel) entscheiden, richten, /Tr»«*« (iciias) Sünde =^ Pärsi
^>u]*ijj (^lutjidh), davon tluutnLf^ (lonasel) sündigen, tlLfu/tnui^ (wera-
?ialj erhaben sein = datpecv = dfsp-c-ecv.
*- V
tritt nur in der Mitte und am Ende der Wörter auf und ist im erste-
ren F'alle eine Erweichung von b (manchmal auch p, m), worin es
dem altbaktrischen «i' entspricht, z, B. : i-ust. (dav) List, q-utuLi^
(davel) überlisten = Sanskr. dabli, altb. ^^»^»^^ (daiwis) Betrug,
j(.*»ji(js« (^adhnvia) unbetrogen [Ormezd-Yasht 14, bei Wester-
gaard S. 145]. Rutif-u^Lni, (ihagavor) König = Diaderuträger =
nenp. p-U (tdy) -\- bhnr „trügen" [vergl. jaund tukaburd „reges
Jonivi" in der Inschrilt zu Nakscii-i- Ruslam]. ffu^tf^ (gruvelj
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache. 5o7
ergreifen = allh. w^'J(ü (gview). Skr. (jrhh, L'-pyi- (evtlm) sieben
= iillb. <«<?ü*ey (haptan), Sanskr. saptun, neiip. J^ flmftj, v^I.
oss. 63JP (awd), u,Up (aver) öde = iieup. Jj^j (toiränj, Pärsi
j^l^wii (aunrnnj.
In letzterem Fulle stf^lit t. für «^ und entspriclit altem v. Sanskr.
^ , allhaktr. », z. B. : «//»A^ (aret^) Sonne = Skr. ravi, t^A (^dev)
böser Geist = althaktr. -«»kj^ (daevd). Skr. deva , uLuji. (^setic)
schwarz = Skr. ^.yuva, ffii- (tiv) Tag = Skr. div-d, divasa.
Das Verhältniss zwischen -^urid »- lässt sieh am besten mit dem
zwischen Mi' und k im Pärst vergleichen [vergi. Spiegel. Parsi-
Grammatik, S. 34].
In vielen Fällen hat ^ seine consonantische Natur aufgegeben
und sich mit dem vorhergehenden Vocal , falls er a = « wur, zu »l
zusammengezogen (siehe weiter unten unter ««-j.
Wir gehen nun unter den noch übrigen Lauten zunächst über
zur Behandlung der flüssigen Consoniinten
q^p, ^ l , n- /•, /' r.
Die Aussprache des ^ wird wie die des gutturalen y der Neu-
griechen angegeben; Petermann umschreibt es mit (jh (())■ It'h
glaube nach meinem Gehör den Laut besser mit dem ^ der Araber
oder dem geschnarrten r in manchen Gegenden Deutschlands ver-
gleichen zu können. Auf einen solchen Laut scheinen aber die alten
Transscriptionen nicht binzufüiiren, denn wir Giiden hier 7 als Ver-
treter von l, z. B. : u,uu,pn<fu,pnh fastropaboii) ^^ da-pnkdßn^. »•^»y'^7_
(biuri'p) = ßij<-u/.Ao:;, hi/iud" (epam) = D^^i' (i'/dm), Lf/pnpn,,
(epboros) = iÄ?Jßnpo<;. ^^/»"»-/««yiCi/' (erusapem) — .li-rii-;iie:n.
/ffflf.fiff,,,, fkperikflsj =^ xKqptxiK^ uf,iußinn!fh (ppaton) =^ fl/äzio'^,
"t'UHl-'i^(pppep) = JaIs (fulful).
In allen diesen Fällen sehen wir das 'i^ für / gesetzt und von
dem r, n)it dem es nach obiger Beschreibung zusainmenfalleu SDJIte,
deutlich geschieden. Es entspricht nach diesen wenigen Beispielen
das armenische q^ vollkommen dem X, ilessen Stelle es auch im
Alphabet einniuinit (zwischen Kien und Mien, semit. :: und 5). Der
hier ubwalt«inde Widerspruch li>st sich durch folgende Betrachtung:
Bekanntlieh mangelt dem Altliaktrischeu der Ausdruck für /.
wofür es r setzt. Manche Forscher wollen nun djtt'ür 7\\ ei r nuter-
588 l'r. I- r. M ii I I e r
seliciiitMi. Damit wird in der Tliat oiiiestheils der Widerspruch
gelijst, in den wir verfallen, wenn wir trotz dem Mangel des / im
Altbaktrisehen dennoch das / in alten persischen uns überlieferten
Namen vorfinden und davon Notiz nehmen müssen. Das l, welches
in diesen Namen sich findet, scheint kein anderes zu sein als unser
7^, das den Fremden in mancher Hinsicht an sein / erinnerte, von
den Einheimischen aber nicht als reines l gesprochen wurde.
Dann werden wir es auch begreiflich finden, dass wir neben
dem 1^ noch ein ^ vorfinden, das unserem l vollkommen entspricht.
Zwischen diesen beiden l scheint derselbe Unterschied obzuwalten,
wie zwischen den beiden r «- und /», von denen ersteres mit einer
starken Aspiration zu sprechen ist und dem altbaktrisehen o»^ (in
Wörtern wie ^jV^e, ^^Vj^) entspricht. Dieses«- ist echt eränisch
und sehr alt, während das andere /» entschieden jünger ist. Dies
geht schon aus der Stellung der Buchstaben im Alphabet hervor;
denn «- entspricht hierin dem n, während ^ schon ausserhalb des
alten Alphabetes steht.
Was nun die Etymologie anlangt, so entsprechen ^, «-, p altem
r. seltener l, ersteres auch d (durch Übergang in einen Linguallaut);
l^ altem l, seltener r.
Beispiele dafür sind:
I. Für 7^: '«7^ (ttp) Saiz = a/g, Sanskr. salüa fliessendes
Wasser, unnnq^ (astp) Stern —■ altb. j1>"^<>» (gtarej, griech. dari^p,
kqpu,jp (epbajr) Bruder = altb. i^-<f«^ (hrdtare). Jtqp (mepr)
Honig = Skr. madhu, Jt^ig (mepq) Sünde = Skr. mcda Schnmtz,
Fleck, uttqt (tepi) Ort, Fläche = Skr. tala, »uqu, (üptj Kanieel
^ Sanskr. uslitra, uiqui^tr/^ (^apachel) bitten = latein. oro, u^q^^A
fppinQ Erz = altbaktr. -«"Mf^ (bereyya), Vend. VIII, 254, neup.
^^ (baring).
II. Für n- : tf.iun.'i, fgnrnj Lamm, vgl. Skr. vnr und lat. vellus.
q^nuiu'i, (dühi) Thor — Skr. diuir, [Lmn.'i, (^learnj Berg = altb.
*ij«(j5 (gairi), afghan. ^ (ghnrj, JLn.u/bl>i^ (meranil) sterben =
Skr. mr, muirLu,u (^pnruv) altes Weib = Skr. puränn, uftuui^iun-
(patöar) Vorwand =^ paiti -\- a^U- (ödrah), n.u,^ (razm)
Schlacht = neup. «.j^ {razm), altb. V'^-e^J^^ (racnmoyo) [Mihir-
Yasht 8. bei Westergaard S. 192], ««/^ (rah) Weg — neup. alj
(rdh) [Lehnwort?], r^n^fili {rocik) Lebensunterhalt =- neupers.
Beiträ-je zur LHiitlehrc der armenisohpn Spraftn'. Öö J
iJjjJ (rozt), ^'"i^«"L (wacur) Markt, Laden -—- neup. j\^ (buzur),
.[^/,n (iccir) Ausspruch = altb. V'Pt;^ (viciro), ^""^ ('l"^^) ^''*''*
= Skr. catvdras, ^^"1-1 ((FO^'^O vorrufen = Skr. gf
III. Für/»: luutpiuif^njii (^atragojn, spr. atraguinj feurig = altb.
^it^m (^dtur), lupJ^ii/!./, (arzani) werth = neup. 'o\jj\ (arznn), '«/»f
(arsh) Bär = Skr. rkslia, p^ipi (barZ) Polster = allb. ■ny^l'^
(baräzisj, pu.plp (barCr) hoch = altb. e^sjj) (berezat), Sanskr.
brhat, pl^i'l^L (berel) tragen = alti». {}i) (bere), Ski. b/ir. pfii.rjf
(giser) Nacht = lit. vakaras, i-ph^Lri^ (gorgcl) arbeiten = Fipyov,
neup. O-Xjjjj (varztd(in), 'i^nt^u-np (düstr) Tochter = Skr. dukilar
1po2_ (dros) Fahne = altb. -»^«^"Ij (draf'sha) , ■^'^f fh(ijr) Vate
= altl). {I-«?"« (patare). Skr. iiitar, •P'ijp (mujr) iVIntter = altb.
{1ii;j,«s (mntare). Skr. mcUar, "fip-" (sirt) Herz = Skr. hrd. 'l'^tp
(wagr) Tiger = Skr. vydghra.
IV. Für i: wji^ OijO = fifiiis, ^"(/i (gdjJ) Wolf = alfbaktr.
^V{^ fvehrkdj, [b (li) voll = plenus. ebenso /^""-^ (Inul) voll
.sein, inuuiiiuBi^ (lovanal) waschen = Skr. plu, ^«^^ (Isel) hören =
Skr. grm ylo-, lniu\,lri^ (klanel) verschlingen = Skr. gr, lat. gula.
Merkwürdige Fälle sind : ißu^nfi, (leai'n) Berg = altb. *^*-(S
(gairi). Skr. giri (=- gari), iLin.. (lezu) Zunge --^ Skr. gihvu,
^Ä-Ä^ (Igel) verbinden = Skr. yng, iLu,pq. (leard) Leber = Skr.
yakrt, in denen l (gleich dem polnischen i zu sprechen) aus dem
palatalen Zischlaut entartet zu sein scheint.
«Z* ni, "i- n.
Diese heiden Laute entsprechen ganz unseren m, n. it stimmt
mit allbaktrischem \, ^. neup. O zusammen; «/'entspricht althaktri-
schem 6, neup. p , z. B. :
"h; uiptl-iu'ii/t (arzani) werth = neup. ö^jy (arzilu). piu'tiu,
(baut) Gefängniss - altb. ^^ (band) binden, ^».V««^ (gunak)
Farbe, Art = \\a\\\>. i^^ (gunah), tl^'i» (den) Heligion = altbaktr.
-»iw^»» (daena), irpii/bq. (erang) — Skr. ratiga. ^/•'i' (kin) Weib
altb. '"\'\_(ghnd), ^f-'i't (hing) lünf =- allb. j-(V)^>'e) (pancan). 'i"-^
(nav) SchilT = Ski-, ndu. ^'»p (nor) neu -= Skr. nnva. 2."«-^ (sün)
Hund = Skr. (;van. uiu/i.f,p (panii) Käse ^ neup. j'^> (panir).
iT. utiT^am) Jahr =^ vSkr. sanin. u„IJ,» (amis) IMonat = Skr.
mrisa. «"% (onip) Wolke - Skr. antbhns Wasser. iL puiiT (seram)
iJÖO Hr. F r. M ii 1 I c r
Scidenwuiin = Saiiskr. krniL f/'"'Q' (kamt]) Wille = neup. A^o
(k(imah), Pelilewi "jjiND (kdmah), ■^wJlutf ( hamak) ganz, all =
neup. V*" (hamahj, '^('uiJ^u'i, (hrumanj Befehl = neupeis. ül-^9
(farmdn). Skr. pramdfia, •f^^rfmom) Wachs = neup. p-> (momj,
ftrpif'(^shcnnj Wärme = Skr. gkarma, "^w^'f^(razmj Sclilacht =
neup. ojj (rnzm).
Die Vocalzeichen des Armenischen sinii fol;,fende: «», ^, k, n, [>,
«, «f., o. Trotz dieser relativ ziemlich grossen Anzaiil von Zeichen
steht das Armenische allen eränischen Sprachen insofern nach, als
es die Quantität-sbezeichnnng der Vocale zumeist eingebüsst hat.
Aber auch in anderer Hinsicht hat die Sprache sehr gelitten, indem
sie durch die fast durchgängige Oxytonirung kurze in den Anfangs-
sylhen sich befindende Vocale vollständig verlor.
Wir wollen im Folgenden die Vocale von diesein Standpunkte
aus betrachten und dann die Fälle, in denen sich Überreste eines
volleren Vocalsystems vorfinden, angeben.
"» «.
Seine Aussprache ist die unseres reinen a. Es entspricht so-
wohl altem kurzen als langen a, z. ß.:
I. Kurzes a\ '-liii (^akn) Auge = lat. oculiis, altslav. oko. «»«/Jy
(amp) Wolke =^ Sanskr. ambhns Wasser, ptupi (^barQ Polster =
allb. -^i^ (barezis). Skr. barhis, i-u,uu,umIi (dastak) Handgriff =
neup. öL^^ (^dastali), li'""tMl (kapikj Affe = Sanskr. kapi, ^uyp
(hnjr) Vater = allb. {^*'<?*»e) (patare). Skr. pitar, j""i^i (jazelj
Opfer — altl». yaz. Skr. yag, «y™/»«..«^ (partak) Vorhang, Schleier
^ neup. 4 ^j fpardah), 'li^ct (ward) Rose = griech. ßpödov,
uiutuifti^ (tapil) warm sein = Sanskr. tap, 'niuu% (tasn) zehn =
Skr. dagan.
II. Langes a: utumuiumu/ii (aspastan) Pferdestall = altbaktr.
-"(-><?" ■\ü^" (nQpo- gtuua), lupt^ufiij, (arzani) = neupers. üUjI
(arzun), q.ufjLu,if (dajetik) Amme = neup. dJ\:> (ddyah), y^«««»
fd(tt) He(t!it, Gesetz = neup. j^1j> (ddd), lu.pJlu'i. (darmnn) Heil-
mittel =- neup. ö^'^j^ (darmdn), t-'iP^'jp (epbnjr) Bruder = altb.
{1i.^>J) (brdtnrej, neup. jj]^i (birddar), <t^>uir (zam) Stunde, Zeit
=. Sanskr. yäma, lf""(p (kam<y) Wille = Sanskr. kuma, '^p—JitA
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache. 691
(Ip^amun) Befehl = iieupers. ü^-«^ (f'armun), Sanskr. pramuna,
€ufi,ui^l^ (öanachel) erkennen = altpers. khshtidcätiy, neup. ,^;^^i-Li
(^sindclitan), J^'yp {majr) Mutter = altb. v^^^i (mntari'J, t/7«<«««^
(^matak) Weibchen, Muttertliier = neup. ijL (mäduh), Sanskr.
mdtar, ^LptnuMu (kerpas) Linnen ^= Skr. karpdsa, •l'j'ip (wagr)
Ti«(er ^= Skr. vydghra, il^pi^q (^waraz) Eber := Skr. vard/ia, neup.
j]/ (gurdz), """/^ (tal) geben = Skr. dd, ^-.qgp (qap^rj süss
= Skr. svddu.
Manchmal steht «" im Anlaute als prosthetischer Buchstabe,
besonders vor r, mit dem das Armenische nicht gern anlautet, z. B.:
ußi^,u (amis) Monat = Skr. mdsn, •"pl' farevj Sonne = Skr. ravi.
Ir e.
Seine Aussprache entspricht ursprünglich der des griechischen
£, dessen Stelle der Laut im Alphabete auch einnimmt; jetzt wird
er aber viel weicher gesprochen, am besten lässt er sich mit dem
böhmischen e vergleichen, t^ entspricht vor allem andern e, d. h.
altem ä, in mehreren Fällen jedoch auch altem e, d. h. e ist nach
Aufgeben seiner Quantität mit e zusammengefallen.
Fälle, wo ir altem ä entspricht, sind: uiumtu, (aspet) Reiter
= Skr. a^'vnpati, '"pf^ (arev) Sonne = Skr. ravi, pl'pl'i (bcrcl)
tragen = Skr. bhar, ib>» OßO F'^^-'' == •''*''• '^v''^ (x'uidhi), ^^p
(ger) alt — Skr. garant [vgl. altb. -»»V»^ (zaurva) das Alter], ir-
(es) ich =- altb. jES^- (azem). Skr. aham, '^Lpm. fherüj voriges
Jahr = Skr. pnrut, griech. Tripuac, •^'ip (mepr) Honig = Skr.
madhit, «ää- (mcg) gross = Sanskr. mahnt, griech. psyac;, Jtq^
(mepq) Sünde = Skr. mala, ^LpJ^ (sherm) = Skr. gharma.
Altem e hingegen entspricht es in folgenden Fällen: 7-Ä^ (den)
Religion = altb. -»jw-^ (daena), neup. jj^ (diu), Farsf [^ (diu).
1-Il (den) böser Geist = altb. -->))«-^ (daeva). Skr. dh'a, neup.
y^ (dcv), Parsi «^ (dhw).
Manchmal steht t im Anlaute als euphonischer Buchstabe (gleich
a, vergl. oben), besonders vor r-Lauten, z. B.: l^'iP'"jp (epbajr)
Bruder, Irpiu'hf. (ernng) Farbe, LpuiJluli (eramak) Herde.
ist das kurze e, ähnlich dem altbaktrischen { und dem hebräischen
Sche\va,.und ist dort im Gebrauche, wo auch die Form ohne dasselbe
Sit/.b. d. phil.-hist.CI. XXXVIK. Bd. lU. Hfl. 39
sl;iUliiuleii kiinii; in vielen Fällen wird bei zu grosser Häufung der
Consonanten (wie im Altbuktrisehen) n zwischen dieselben geschoben.
b i.
Seine Aussprache ist wie die unseres i, nie aber y. Es vertritt
altes, sowohl kurzes als langes i und in manchen Fällen auch altes
Guna davon, nämlich <' = al Endlich stellt es Verkürzung von a,
seltener d dar.
Die betreffenden Fälle sind:
I. ^ ^ i- tt""^L (g'^t^O ^^'ssen = Skr. vid, h'""lbh (hi\nh)
Affe = Skr. kaiii, if"^ (^iuii) Schnee = Skr. hima. •nt^bk (niii/0
Fliege = Skr. makshikd, 1'br^ (nirh) Schlaf = Skr. nklvd ifb"^
(uH'ir) Entscheidung = altb. V'i«^^ (viciro), "'b'- (tw) Tag =
Skr. dh'-(L divasa. pbv"^' (qirtn) Seh weiss = f«<?/?ö><r-
II. f, r= r. «Y"'V/' (pttiiir) Käse = neup. j^ fpnnir), n.„i^f,!i
(rocik) Lehensunterlialt = neup. ^j^j (rözi), •n.u^f.li (tacik)
Türke, Fremder überhaupt = neup ^sJ^ (tdzi). tb"f"k (dipuk)
Goldstoff -= neup. 4^^ (dibdh) von Skr. dtp.
III. b — ^'- f^-^l' (biur) zehntausend = altb. d-»Kvy (haevare),
tb'''b (ffi^^O ^'^'^•" = Fnivog, äthiop. (Dß'i : ftrninj. "•^b"""i OP^-
tak) weiss = neup. J^^wj (siped), altbaktr. --';?>«-«)>' (cpaeta). Skr.
gvetü, nh'J' (^in) Geier = Skr. Qyeiin.
IV. ^ = ä, ä: ""Ib" (amis) Monat = Skr. mds, tndsa, tbi^C
(giser) Nacht = lit. vakaras, ib (li) voll = altb. \\lHü (pereno)
aus parnu. Ifb't' (kin) Weib = altb. ■^\ix^(gliena), sb^' ((i^^O "'*
=-. lat. senex, griech. £i/;y, altb. \\'><ty (hano), ^b^'t C('^'^9? ^*^"^ ^^
allb. {"(»^"ü ( pa7i('an), Jifpill''it (marmin) Leib = Skr. mnrman
von mr, >lb" (mis) Fleisch = Skr. mdnsa, "bc" (sirt) Herz = Skr.
hrd, griech. xapd-ia, "«»^i (stin) Brui<t = Sanskr. stana, •jb^t'^L
(u'ipelj erzählen = griech. Fi'^o<;.
n d.
Seine Aussprache ist o; im Anlaute wird der Laut mit halb-
ronsonanlischem Ansatz wie das englische w oder das arabische j
gcsprochfii. Etvmologisch vertritt « das alte ü und den zu u wieder
herHbgesunkenen Guna desselben u =- au (vgl. oben bei i), ebenso
das ans ä entstandene ö gleich dem o der Griechen , dem es auch
Beiträge zur Litutlehre «ler armenischen Sprache. ;)9o
im Alphabete (j; im Semitischen) entspricht. .Mtes u wird aber auch,
und dies viel häufiger, durch «^ (aus o -f- v entstanden, wie o'j im
Griechischen) wiedergegeben, das aber seinerseits neben u auch
ein auf eränisehem Gebiete entwickelter, durch Auflösung und Ver-
schmelzung eines Labialconsonanten mit vorhergehendem a ent-
standener Laut ist.
Fälle, die hierher gehören, sind:
I. „ = altem u, 6: «««^"^ (amboch) = neup, 4^1 (anböh),
t"'ltL (goivH) preisen = altp. gaubataiy, neup. x^ (goyem) ich
spreche, Pärsf b^w^cw (goyant) sie sprechen. ^^ (^oh) Opfer =
altb. j»^<iW (zaothruj. Skr. hotra, ^'{^{zotvj frisch, jung = Skr.
yuvan, neup. O^^ fgiivun), •»»•^iP (tohm) Same, Nachkommen-
schaft = altb. ■"iiiy^>"^ (taokhma), Pärsi «c^W (tokhm), J^»r(mom)
Wachs = neup. py> (müm), irf^n^^ (dzochq) Unterwelt = altb.
-»^i»e^>^ (duzaka), Parsi ^>>^^ (doiakli), neup. t^^^^ (doznch).
II. „ = altem a: fT^^L Co^^V^'O '•»i'beiteii = altbaktr. cerez,
griech. Fap-fav, neup. OJ^'jj^ (umrzidan), "»f/p (oskr) Bein =
altb. -«<?•»- (agta), griech. daziov. Skr. usthi, '»"^ (otn) Fiiss =
Sanskr. pada, "p[^ (orth) junges Kalb = griech. Tzöpvt:;, irpp
(chorq) vier, aus älterem coqr entstanden = Skr. catrar.
III. HL. = altem u. u: pi^jn^^ (bazük) Arm = Skr. buhu. neup.
jjl (bäzü), pujqn,.ir (bazinn) viel — Skr. bahn, p'"-'i' (bün) Ur-
sprung, Natur = neup. ^ (bun). Skr. budima, ^«Awl/ (gihiak)
Farbe = neup. b^^ (gunah), allbaktr. -"P-co (gaona), qn.uu,f,
(dustr) Tochter = Skr. duhitar, ^'"-V (git"0 ^"'^ =" ^^^'- Ä'"'"^
altb. >\i^ (zemi), die armenische Form ist also aus gniir entstanden
[vgl. im Altbaktrischen den Accusativ c^j«^ (znthn)'], -^tp".. (heru)
voriges Jahr = Skr. parut, griech. ■Jiipuac, ^""- (nii) Schwieger-
tochter = Skr. smishd, "«-'/y (iipt) Kameel = Skr. iishtni, ••pnjiip
(srihiq) Lenden, Beine =- altb. -^^"'^^ (graona). Skr. groni.
IV. «L, entstanden durch Auflösung eines Labialconsonanten:
<^nup (hur) Feuer = älterem povr, griech. Tiüp, »»-^ (lUh) acht
= einer älteren Form ovth — opt — okt [vorgl. oxriü], umuLf.
(süser) Schw,ert = neup. jC^ (mmsn). uh.n^u (aiii'ai) Namen,
aus altem anovn = aiiomn, vergl. griech. dvopav - uo (ov()üa£'va*),
^««.^ (^A-wt^ Höcker, aus altem kovz, vgl. Skr. kulujtt, -n^p (sur)
39«
Sciwverl =- alth. ^^iWT^» (^mm'i), ^"■^' ((phi) Schlaf = altem qovn,
vgl. altb. -"i^Ji'^eL (jfff'in)' ^'"'- ^'^'f'pfift' '""'^' (tun) Haus = altem
/or/j, vgl. Skr. dhdman. "'^" (^/<s^ Schulter = Skr. «;wsrt, setzt
also eine ältere Form ovs voraus, •^ut^o'i, (pakon) Dienst, auch
u^u,2u,lM,u'b (j)alt(inn). Genitiv u^ia^inutiTa/i. (pastaman). wo also
pastamn = pastaim anzusetzen ist. Hierher gehört auch die Endung
der ersten Person der Vielzahl des Futurums »^^ (uq), die gewiss
aus älterem amq abgeleitet werden muss.
k e.
Seine Aussprache ist e. Es entspricht im Alphabete den»
griechischen ^, dessen älteste Aussprache mit ihm gleich gewesen
sein mag. Seiner Natur nach ist es aber von ihm sehr verschieden,
denn es entspricht altem e = ai, sowie auf iranischem Bdden durch
die sogenannte Epenthese entstandenem ai; in vielen Fällen hat es
sich auf armenischem Gebiete durch Contraction der beiden es bil-
denden Elemente a und i herausgebildet.
Fälle, die hierher gehören, sind : 't^^- (ges) Haar, bes. Haupt-
haar = wtn^. yS (gesö) Locke, Skr. kegn, Jk^ (meg) Wolke,
Finsterniss — Skr. mcgha, neup. ^.^ (megh), Jki^ (mez) Urin =
altb. jj^w-e (maeza), von '^»7^7^ (mizel) harnen = Skr. mili, «^^
(mesh) Mitte = altb. -»»e^^-s (maidhya). Skr. madhya, •»k^ (teg)
Lanze, Speer == neup. ^ (tcgh)^ ui.upu,kq (partez) Garten, Um-
zäunung ^ altb._-»5M^*^^''e) (pairidaeza), hehr. DinD (pardes),
7taffd'jsc(Tn<:, ^fi' (heil) Räuberbande = altb. -"iw-ey (haena). Skr.
send, lle.r, plr(,k (bere) er trägt = altem heraj [vgl. -t«^ (apaj)
er mahlt = dXsi\ Ferner vergleiche man die ueuarmenischeu
Formen ^kp (her) Vater, Jkc (merj Mutter, die aus den alten
v«,/, (hnjr), «%//» (mnjrj entstanden sind.
o o
ist zwar ein junger Buchstabe, aber seine Entstehung ist auf arme-
nischem Gebiete analog der des t. Wie dieses aus n + i entstand-
so ging o aus n + n hervor, z. B. : 70^ (zör) Kraft =• neup. j^^j
(zör), all hakt r. l^»^'>^ (zdvardj, tc^i- (dros) Kahne = neup.
:ijj> (dlrnfn), was also eine Form draus voraussetzt. Hierher
gehölt die Instrumentalendnng in op (6(j), aus «»/^.^ (nbq) ent-
standen [vgl. Sitzun-sb., \\\\. Bd.. p. 198|. «^ (öd) Wind ^
M £\ **
Beitiiijje zur Lmilleliri! lier al'lllecli^clll'll .S|>i;if|ie. Ot7t)
Skr. vdta (durch Umstellung des ü). Eine Entartung des ä findet
sich in dem Worte oi ^oQ Schlange = alth. >^" (azij. Skr. alii,
wenn man nicht lieber auf neup. ^^^ (wuzugUj Eidechse zurück-
gehen und dann gleich o^ erklären will.
Nebst diesen bedeutenden Verkürzungen und Abschwäcliungen
der Vocale {ß in i und e, 6 in u und ö, a in e, i, o) hat das Arme-
nische in vielen Fällen den Vocal ganz au.sgestossen, sowohl den
kurzen als den langen, und dadurch in Verbindung mit dem Um-
stände., dass es als flexionsarme Sprache den Auslaut hedeutend
verstümmelte, jene Härte erzeugt, welche dieselbe ganz vorzüg-
lich kennzeichnet.
Fälle davon sind: 'uf/i' (akn) Äuge, für altes akan, vgl. octi-lus,
altsl. c>KO, ui"'"'i^{as(p^ Stern, für astap, vgl. gricch. onjTr^y, alth.
{1.ui^i» (^^tdre), 'f^'L'i^(dnel) legen, stellen, statt ddnel, vgl. altb. '»^
(da). Skr. dhd, i^^l09^^) verbinden, statt lugel, vgl. Skr. yn^,
HuiiJuLf^ (gtnneiy finden = gitanel, vgl. Skr. vind, ^'/y«,7i/;^ (9'^'^-
nil) geboren werden, aus (jänanil, vgl. Skr. ijoyi', «/^^/'^ (tnzik)
Fliege, vgl. Sanskr. makshikd. ifou,^ (mnalj bleiben, wohnen, ans
matwl, vgl. fxivco, 'hl^iup (nkar) Bild := neup. jlC (nigdr), 'hz}"'''
(nsan) Zeichen = neup. ül^ (iiirnnj, ^ft^/,^ (nstil) sich nieder-
setzen, aus nisadil, vgl. Skr. ni -\- sad, ^inuf^tfuf (Hiuikcrp) hunde-
gestaltig, aus mnakerp, vgl. Skr. ^van, schwach f«w, xyv-, 'iz^i
fpsel) sehen, aus pasel, vgl. Sanskr. pa^, "Jp'ufi (smbak) Huf
eines vierfüssigen Thieres, aus sumbak, vgl. Pehlewi 2^'\D (sitmb),
t^/irL (wöir) Entscheidung, aus vicir, vgl. altbaktr. V^i^tJ»? (vivirü).
ijhuii, (icnas) Sünde, vgl. Parsi o"»}-!? (wnndh), u<pu,ill,i^ (trtmil)
Schmerz, Trauer empfinden, aus tartmil , vgl. neu[». ^j^ ( durd ).
upu,tu'h,ui^ (^rta)ial) kalt sein, aus ^artaiial , vgl. neupers. j^
fsardj, altbaktr. ^^fd'»" (gareto).
596 «iü.- liiert
SITZUNG VOM 11. DECEMBER 1861.
Der Classe wird die von ihrem coirespondirenden Mitgliede
im Auslande, Herrn geheimen Regierungsrathe und Professor Dr.
Johannes Voigt in Königsberg, eingesandte Abhandlung vorge-
legt: „Geschichte der Bailei des deutschen Ordens in Böhmen, aus
urkundlichen Quellen"; — und von ihr zum Abdruck in ihren
Denkschriften bestimmt.
Gelesen:
Die Karaiten und Meimoniten in Gulizien.
Von J. Vlnc. Goehlert.
Nicht nur in ethnographischer Beziehung zeigt Österreich eine
bunte Mannigfaltigkeit seiner Bewohner, sondern auch die Religions-
verhältnisse derselben bieten eine nicht weniger interessante Er-
scheinung, Christenthum und Judenthum, Katholicismus, Protestan-
tismus und Gräcismus finden sich daselbst in niehrfälligen Schatti-
rungen ausgeprägt und es wäre die Verfassung einer Religions-
geschichte der Völkerstämme Österreichs sicherlich eine nicht
undankbare, wenn auch mit vielen Schwierigkeiten verbundene
Arbeit. Kinen kleinen Beilrag zu einer solchen zu liefern, sind die
folgenden Abhandlungen bestimmt.
I. Haraitcn.
Von der Spaltung der Israeliten in Sectcn gibt bekanntlich schon
die biblisclie Geschichte Kunde, doch keine der entstandenen Juden-
Die Karailfii und Meiiiioiiiteii in (Jalizieii. 097
secteii liat ilire ui-spiüngliche Reinheit so sorgsiitn zu l»e\vahren
gewusst, als jene der Karäer oder Karaiten, welche auch Kaiaimen,
Karaiiiiiten benannt werden.
Die Karaiten, Kinder der Schrift, wie sie sieli selbst nennen,
unterscheiden sich von den übrigen Juden hauptsächlicli dadurch,
dass sie das geschriebene Wort des göttlichen Gesetzgebers allein
als massgebend anerkennen und daher den Talmud und dessen ver-
wickelte Auslegungen verwerfen, Sie waren es nicht selbst , welche
sich den Namen Karaiten zuerst gaben, diesen legten ihnen anfänglich die
Pharisäer bei, deren Jünger die Rabbiner ihn noch jetzt als Schimpf-
wort gebrauchen. Der Name kommt von card her, welches auf
hebräisch Lesen bedeutet und ward ihnen gegeben, weil sie mit
grossem Eifer dem Lesen der h. Schriften obliegen. Nach einer
traditionellen Sage sollen die Karaiten aus der türkischen Provinz
Diarbekr (dem ehemaligen Mesopotamien), welche auch den Namen
Karahamit oder Karainit führt, herstammen und von ihren früheren
Wohnsitzen den Namen erhalten haben.
Die Karaiten führen nach Stollberg ihren Ursprung hinauf bis
auf die Zeiten Esdra's, aridere leiten sie von den 10 Stämmen her,
welche Salmanassar hinwegführte. Am wahrscheinlichsten lässt sich
jedoch nach der Meinung eines gelehrten Karaiten der Ursprung
derselben auf eine berühmte Spaltung zwischen den Ministern in
Israel, Hillel und Schamai , zurückführen, welche bei der Entschei-
dung einiger religiösen Fragen hervorgerufen wurde, die Hillel nach
der Überlieferung, Schamai aber nach den Worten des Gesetzes
gelöset wissen wollte*). Nach der Meinung anderer Geschichtsfor-
scher soll sich diese Secte erst im 8. Jahrhundert n. Uhr. Geburt
gebildet und ihren Ursprung von Anain, einem jüdischen Gelehrten,
erhalten haben. Auam nahm sich jedoch blos der Karaiten kräftig
an, so dass er von vielen als Slifter derselben angesehen wird.
Wie erwähnt, verehren die Karaiten die heiligen Schriften des
allen Testaments und lesen dieselben gewöhnlich in ihrer Ursprache,
daher sie auch ihre Kinder zeitig anhalten , die hebräische Sprache
zu erlernen. Sie nähern sich dadurch nuhr als alle anderen Juden der
ursprünglichen Reinheil des mosaischen Gesetzes und unterscheiden
') Uuüuliieiitc der Ileligioii von l'r. (". (iialVii Stollliei'y. \\ ii'ii. I>l>
598 G..elileit
sich von den .Iuden-Rnbbinisteii noch dadui'L'li , dass sie mit diesen
in keine wie immer geartete Vcrbindinig treten, mit denselben
nicht einmal an einem Tische essen oder unter demselben Dache
schlafen dürfen. Sie verachten die Träume der Seelenwanderuiig,
glauben an ewige Belohnung und Strafe, erwarten aber gleich den
übrigen Juden den Messias utid in ihm einen zeitlichen König und
Eroberer. Ihr Religionsvorsteher, Weiser, Chacham genannt, voll-
zieht die Eheschliessung und ßeschneidung, schlichtet alle Familien-
und Rechtsslreitigkeiten, w(»für zu Zeiten der polnischen Könige das
den begünstigten deutschen Ansiedlern zugestandene magdehurgische
Recht massgebend war.
Die Karaiten sind nach der Meinung Dombrowski\s i) noch vor
dem 6. Jahrhundert aus Assyrien in die Krim eingewandert, von
da im 13. Jahrhundert zur Zeit des lithauischen Herzogs Witold,
welcher von seinen Feldzügen 324 Fanülien aus der Krim zur Colo-
nisirung mitnahm, nach Lithauen und unter dem Herzoge Daniel
nach Rothreussen, dem jetzigen Galizien, gekommen, wo sie sich in
Halicz und später ^j in Kiikizow ansässig machten.
Dieses Völkchen führt iti ullen Ländern, wo es Wohnsitze
gefunden, ein friedlich eingezogenes und sittliches Leben, fremd
von allen politischen Wirren. Überall und zu joder Zeit hat sich
dasselbe durch Treue und Redlichkeit und besonders durch leichte
Anschmiegung an die Landessitten und Gebräuche die milde Für-
sorge der Regierung und die Liebe der Eingeborenen erworben. So
haben sie es verstanden, auf der Halbinsel Krim mitten unter Tar-
taren lebend, bei allen politischen Wirren und bei dem häufigen
Regentenwechsel der tartarischen Chane, ein friedliches lieben zu
führen und ihre strenge Rechtlichkeit zu bewaliren, so dass sogar
Karaiten zu dem Amte eines Directors der chanischen Münzstätte
erhoben wurden; gleichwie sie unter der Regierung der polnischen
Könige ob ihrer Rechtlichkeit und ihrer vorwiegenden Neigung zum
Ackerbau durch besondere Vorrechte vor den übrigen Juden ausge-
zeichnet und unter den Schutz besonderer Privilegien gestellt wurden.
') Dombrowski: Die Karaimeii in (icr Krim. Simpheropol, 1848. (Russisch.)
2) Unter iler Hegierinigf des Köiiijrs .lnliiinii Ul. (Soliieski ). welclier iliiien die Aiisledeliiiij;
Muf seinen Erl>>riitern im Zolkiewer Kreise {gestattete und mittelst eines l'rivilegiumt
vom Jahre 1692 zehn steuerfreie .luhre und (jleichsteliung mit den übrigen christ-
lichen Landesbewohneru getvührte.
Die Karaileii und Mennouileii in Galizien. Dao
l'iiter Bestätigung der vom Herzoge Witold bei ihrer Ansiede-
lung eingeräumten Vori-echte ertheilte im lo. Jaiirhiindert König
Kasimir (Jagel'o) den Kiiraiten in Lithauen und im 16. Jahrhundert
König Stephan (Bathori) jenen in Volhyfiien und Galizien besondere
Privilegien. Das vorn Könige Stephan im Jahre lü78 den Karaitcn
in Halicz ertheilte Privilegium i), vermöf^e dessen sie gleich den
christlichen Bewohnern dieser Stadt wirthsehaflen, handeln und
bauen und überhaupt alles thun konnten, was sie zu ihrem besseren
Fortkommen erspriesslich erachteten, erhielt von den nachfolgenden
Königen, so vom König Sigisnuind III. im Jahre 1590 und vom
König Johann im Jahre 1696, die volle Bestätigung.
Auch unter der österreichischen Regierung erfreuten sich die
Karaiten seit der Erwerbung Galiziens besonderer Vorrechte, welche
ihnen von der Kaiserinn Maria Theresia zuerst mit der A. h. Ent-
schliessung vom 24. Octoher 1774 2) zugestanden wurden. Den
1) Frivllej4iiini StMenissimi Sle|iliaiii I'iegis PoloniaeCaraimis Haliciensibus graliose ohla-
tiiin in Castro lliiliciensi anno Do. 1,'>78. Stephanns, Dei ^ratiii Rex l'oloniae. .Majsrnu.s
Dux Lillivaniae, Hussiae etc etc. Onoiliini niagnificus liieronynins Sienia« ski, Fala-
tinns ünssiae Haüciensisqüe , Nostcr Capitanens sincere Nobis dilectiis, nn:i runi
certis consilarüs Nostris pro .Imlaeis Carainii.s, Civitatis Nostiae Halicit-nsis Incolis.
Nobis supplicasset petiissetque, ut eosdeni Jiulaeos Civitatis Haliciensis pro veteri
iisu et oonsnetudine in eadem Civilate libere habitare ae in vendendis et coeinendis
omnis geneiis meicimoniis caeterisqiie negotiationibus libiti exercere, quemadmodum
cives CbiisliaiKis Ilalicienses conseivare dignaieniur- Proinde Nos supplioalionibus
hoiuni benignitiT annuemlo de consensii et spientia Nostra F{egia, prael'atos .ludaeo'.
Caraiinos civitatis Nostrae Haliciensis Ineolas In (|iileta pacificaque ibidem mansione
habilantes, consei vandos et reliquendos esse dnxiiniis , prout praesentibus aulorl-
tate Nostia refjia coiiservamus et relinquinuis, dantes et concedentes eisdeni Judaeis
Caiainus l;icultiitein, omnis j;e;icil.s meices ibidem vendendi et coemendi .sine qui-
busvis (latus, iiliis(|iie oninibii. Iibertatibn.s et piaerogativis, quibns civcs Haliclenees
giiudcnt, utilVni potninqne et licpioruin omnis generis in platea eornin Jndaica in
et ante aedes ipsoniin pro|)inandi perpetnis teniporii'Us et civitatis Haliciensis
contriliutiones oinnes Nobis et leipnblicae , omniaijne aiia oneia more aliornm
.Indaeoinm In caeleiis civitalilms in llegno babitanlium praestare ac singulis ex
domibiis nnnni floicnnin triginia grosses in qnenilibet conipntando quotannis ad Ibe-
snniMun ISosIrnin pcndi'ie lenebnnlnr.
Quamobrem iiniveisis et sinijulis. (|ii,irnrn inlciest, mandanuis. ut eo.sdeni Jiidaeos
in snpraescriptis libertatibus per Nos gratiose concessis conservenl conservariqne
absque omni iiipedimenio cnrent pro grnlia Nostra.
•i) In dieser A. b. Kntsciiliessung wird erklärt, dass , „da die in (;ali/.ien belind-
lichen Ca rivnii t en in Aiis.'lumg ibr.-r b.'l.dilen sitilicben AnIViihning eine billige
llnterscheidMiig verdienlcn. d.nscIb.Mi derzeit nur die einlache für eine blosse
Toleran/.gebiilir anzusehende kopllaxe ab/nlordern wiire , weilen, da dieselben
Ginndstücke besitzen un.l solche selbst, wie die Ackerleute bearbeiten, zn Liefe-
1
600 Goehlert
Anlass zu diesen Begünstigungen gab der Karaite Izko Salonionowicz,
als er um Nachsicht der Heiratstaxe ansuchte. Bei dieser Gelegen-
heit auf die Karaiten aufmerksam gemacht, Hess die Regierung
nähere Nachforschungen über die Religion und Lebensverhältnisse
derselben einholen, worüber der Bericht des Haliezer Districts-
Directors die interessantesten Aufklärungen gibt.
In diesem Berichte heisst es, „dass dieses arbeitsame, massige,
friedfertige, reinliche und den Christen selbst nicht unangenehme
Volk, bei 200 an der Zahl, sein friedliches Leben meist mit Acker-
bau nacii Art der ersten Israeliten zubrächte, mithin in mehr als
einer Rücksicht sowohl den christlichen als den übrigen jüdischen
Landesbewohnern zu einem Beispiele dienen könnte; ja dass niemals
eine Klage wider die Karaiten vorgekommen wäre".
Zufolge dieser günstigen Schilderung der Karaiten befürwortete
die galizische Hofkanzlei in einem allerunterlhänigsten Vortrage an
Ihre Majestät, dass die Karaiten in .Ansehung ihrer sittlichen Auf-
führung und guten Betragens eine allergnädigste Rücksicht und
Unterscheidung verdienen, welche auch mit der erwähnten A. h.
Entschliessung zugestanden wurde.
Sowie die österreichische Gesetzgebung bald erkannte, dass die
Karaiten in ihrer bürgerlichen Stellung billigerweise den übrigen
Juden nicht gleichgehalten werden können, so wurden auch die auf
abgesonderte Besteuerung und Einschränkung der Beschäftigungen
der Juden bezweckenden Vorschriften nicht auf die Karaiten aus-
gedehnt, diese vielmehr in beiden Beziehungen den übrigen christ-
lichen Bewohnern gleichgestellt. Im Jahre 1790 wurde ihnen auch
bedingungsweise die Befreiung von der persönlichet» Militär-Dienst-
leistung zugestanden, welche Befreiung sie bis auf die neueste Zeit
genossen und ihnen neuerdings mit der A. h. Entschliessung vom
30. December 1859 bestätigt wurde.
Unter der russischen Regierung hatten sich die Karaiten gleich-
falls besonderer Begünstigungen zu erfreuen. Katharina die Grosse
ruiif dttr Naturalien gleich den chrisUiehen IJnterthanen angehalten werden iiiul
ilaher mit aller Billigkeit eine Unterscheidung von den iihrigen Juden verdienen,
als welchen die doppelte Kopfsteuer vorzüglich aus dem Grunde provi.sorie aufer-
legt worden weilen sie keine (iriinde hesilzen, fol^^licli auch nicht wie die christ-
lichen IJnterthanen nach der Aussaat mit einer Liderung der Grundsteuer helegt
«••r.luri können".
nie KarailcMi und Mciinoiiiten in (iüli^ien. oOl
befreite sie von der Kntrichtun^ der den übrigen Juden auferlegten
Doppclsteuer und ertheilte ihnen d;is Vorrecht, imhewegliches
Eigenthiim zu erwerben i). Die nachfolgenden Regenten hahen ihre
Privilegien bestätiget und ihnen auch die Befreiung vom Militär-
dienste zugestanden.
In Österreich leben Karaiten allein im Königreiche Galizieii,
wo sie zur Zeit der Erwerbung dieses Landes in Halicz und Kiiki-
zow, später auch in Tysmenice ansässig waren. In neuester Zeit zogen
jedoch sämiritliche karaitische Familien in die Muttergemeinde Halicz
und es existirt diese Secte sonach in der österreichischen Monarchie
allein in der Stadt Halicz im Stanislauer Kreise.
Dieses kleine Völkchen zählte daselbst im Jahre 1774 noch
350 Seelen, gegenwärtig ist es theils durch klitiiatische Einflüsse,
theils durch die aus ihrem Religionssysteme fliessenden Verhältnisse
ziemlich zusammengeschrumpft und beinahe auf die Hälfte seines
früheren Bestandes reducirt, so dass es bei der Fortdauer jener
Eiiiflüsse und Verhältnisse in nicht ferner Zeit in Österreich auszu-
sterben droht. Im Jahre 1817 zählte man noch 51 karaitisclie Fami-
lien, welche bis zum Jahre 1858 auf 40 zusammengeschmolzen sind.
Dieser ungewöhnlichen Abnahme liegen die folgenden Ursachen
zu Grunde. Nach den Religionsgrundsätzen der Karaiten ist näm-
lich das Heiraten in naher Verwandtschaft gestattet. Von dieser
Zulässigkeit muss bei dem geringen Familienstande der unum-
schränkteste Gebrauch gemacht werden, da durch die Entfernung
der in Russland lebenden Glaiibensverwandten jeder Verkehr
erschwert ist. Vom anthropologischen Standpuncte muss nun das
Heiraten in naher Verwandtschaft als die Hauptursache der Abnahme
der karaitischen Bevölkerung angesehen werden. Als weitere Ursache
kann die schwerere Arbeit bei der Landwirtlischaff, welcher die kör-
jierlich schwächeren Karaitcnweiber sich unterziehen, gezählt werden.
Die Karaiten tragen eine eigene Tracht , scheeren sich das
Haupthaar und sind an ihrem Barte leicht kenntlich. Beinahe jede
') In i'iiii'f liittsfliilti, «•(•Iclic sie der russisclicii KaisiMimi Kailiariii:* üln'rroirhU'ii , iiiii
ilireii Schul/, zu «tIIcIumi, als sie iiacli der üesel/.uu;; der llalliinsel ilire l'iilertliaiii'n
^^eworileii Njaieu, rüliMiteii sie sieh, ilire Voriilleni hallen au der Verrol^un-; und
Kreuzigung- Jesus dureh die .luden keinen Antheil genommen , weil sich ihre Alison-
derung von den ührigen .luden ans IrühererZcit, schon \order hahylonischeii (Jefwngen-
schaft herleitet. Österr. Archiv l'iir (Jeschiclile elc. .lahi-an^ IS.'M.
602 Goel.lerl
Familie hat ihr eigenes Haus sammt Garten; sie besitzen Felder und
nehmen Grundstücke in Pacht zur eigenen Bearbeitung, wobei
sie von ihren Weibern und Kindern thiUig unterstützt werden.
Ausserdem befassen sie sich mit Handel (mit Vieh, Flachs, Lein-
wand und Wachs) und Fuhrwesen, eigentliche Gewerbe betreiben
sie jedoch nicht.
Ihre Häuser in der Karaimer Gasse (Halicz), allwo sich auch ihr
Bethaus (Synagoge) befindet, erhalten sie in gutem und reinlichem
Zustande.
Zu den bemerkenswerthen Thatsachen über diese Seele gehört
auch, dass in der criminalistischen Chronik seit Erwerbung Galizlens
noch kein Karaite als Verbrecher oder Gesetzübertreter notirt
erscheint.
Von den bei der letzten Volkszählung im Jahre 1857 vorhan-
denen 40 Familien lebten 25 von Grund- und Hausbesitz, und 5 von
der Landwirthschaft allein. So wie sie den Feldbau betreiben,
scheuen sie auch die schwersten Arbeiten nicht und es fanden sich
damals unter den erwachsenen männlichen Individuen 16, welche
Tagltihnsdienste leisteten.
Selbst in der Verehelichung weichen sie von den jüdischen
Gewohnheiten ab: die Ehe wird bei den Männern nicht leicht vor
dem 30. und bei den Mädchen nicht vor dem 20. Lehensjahre ein-
gegangen. Daher bieten auch die Alters- und Civilstands-Verhält-
nisse dieses Völkchens eine abnorme Erscheinung; es lebten näm-
lich im Jahre 1857 im Alter
bis zu 6 Jahren 15 männliche, 16 weibliche,
von 6—14 „ 13 „ 16
. 14—24 „ 18 „ 17
r, 24-40 „ 27 „ 19
„ 40—60 „ 16 „ 16
über 60 Ji.hre 6 „ 1
Von den 95 männlichen Individuen waren 53 ledigen Standes,
34 verheiratet und 8 verwitwet; von den 85 weiblichen Individuen
42 ledigen Standes, 34 verheiratet, 2 von ihren Gatten getrennt
und 7 verwitwet. Das wahrscheinliche Lebensalter berechnet sich
auf kaum 23 Jahre.
AulTallend und l»ez<-ichnend für die ungünstigen Lebensverhält-
nisse der Karaiten ist die geringe Vertretung der höchsten Alters-
Die Karaiten und Mennoniten in Galizien. o'jo
classe (über 60 Jahre), welche gegen die gewöhnlichen Verhältnisse
beiin weililichen Gesthlechte am niedrigsten erscheint.
In Europa kommt diese Judonsecte nur noch in Russland vor,
wo sie ungefähr 5000 Seelen zählt und ihre grössten Gemeinden
auf der Halhinsel Krim hat. Ihre wichtigsten Wohnsitze daselbst sind
Bakscbi-Seray, Simpheropol, Theodosi:i, Karasu-Bazar, Sebastopol
und Perekop mit mehr als 4000 Seelen; ausserhalb der Halhinsel
im Gouvernement Cherson (Odessa, Nikolajew und Cherson), in Vol-
hynien (Liick mit 240 Seelen) und im Gouvernement Knwno (Torok
und Poniewies mit 3o0 Seelen). Der Sitz ihrer Hanptsynagoge
und ihres geistlichen Oberhauptes auf der Halhinsel Krim ist der
in der nächsten Nähe von Bakscbi-Seray, der alten Residenzstadt
der tartarischen Chane, gelegene Stadtlheil Cziifut-K;ile (deutsch
Judenburg), welcher sowohl in örtlicher als in historischer Bezie-
hung zu den besonderen Merkwürdigkeiten des Landes gehört.
A. Demidofi) nennt Czufut-Kale eine ärmliche Nachahmung von
Sion, eine auf die Spitze eines Felsens verwiesene Stadt für ein
Volk, welchem die ganze Erde ein Exil ist. In einem Thale, Josephat
genannt, ist die Begräbnissstätte ihrer Todten, deren Gräber von
uralten Eichen beschattet werden.
Nach Balhi leben noch in Syrien (Damascus und Jerusalem),
in Ägypten (Alexandrien), in der Wüste Hit hei Bagdad und in Kuba
am Kaukasus Karaiten, auch in Konstantinopel sind sie vertreten.
In Spanien sollen sie gleichfalls ansässig gewesen, von dort aber
auf .antrieb der Rabbiner wieder vertrieben worden sein.
II. Nennoniten.
Reges Lehen entstand zu Anfang der achtziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts unter den wanderlustigen Deulschen in den
westlichen Theilen des deutschen Reiches, als die freisinnige Regie-
rung Joseph's II. mit dem Ansiedelungs-Patente vom 17. September
1781 zur Ansiedelung in Galizien die AulVorderung ergehen liess.
Mit diesem Patente wurde den Ansiedlern freie ReligionsiilMing
gewährleistet, die Befreiung von jeder persönlichen Steuer durch
10 Jahre und durch 6 Jahre von allen Fr(diitdiensten, sowie die
') l>«»miiiof : Reisi' nach ilem siidlirhen Riisslanrt.
ß04 (;.)elil.il
Befreiung von der Roerutining für sich und ihre ältesten Söhne zu-
gesicliert. Den Ackersleuten insbesondere ward nach Massgahe
ihres Vermögens ein hestiinmtes Ausmass von Grundstücken erb-
eigentliümlicli und unentgeltlich und hierzu die nach Mass desErträg-
nisses dieser Gründe erforderliche Aussaat von 50 — 100 Metzen
(jetreide in Aussicht gestellt. Überdies wurde denselben ein vollende-
tes Bauernhaus siimmt Stall und den nüthigen Ackergeräthen zur
beliebigen Verfügung gestellt. Ganz mittellose Ansiedler erhielten
auch das nöthige Zug- und Zuchtvieh unentgeltlich.
Den Professionisten hingegen wurde das Bürger- und Meister-
recht zugesichert, sie erhielten keine fertigen Häuser, sondern nur
den Bauplatz und das erforderliche Bauhol/ sammt einem Garten-
gruiid von 1600 Quadralklafter Ausdehnung unentgeltlich, die
übrigen Baumaterialien aber um den Erzeugungspreis gegen Rück-
zalilung in Gjährigen Fristen und überdies 50 fl. in Barem zur Bei-
schaifiing der uöthigen Handwerksgeräthe und Rohmaterialien.
Bei solchen günstigen Bedingungen konnte es nicht fehlen, dass
in den schon damals stark bevölkerten Theilen des westlichen
Deutschlands eine rege Auswanderungslust sich kundgab.
Um diesen Andrang zu regeln und das Ansiedelungsgeschäft
überhaupt erfolgreich zu leiten, wurden vier Reichs-Commissäre, der
k. Minister und bevollniächligte Gesandte an den churfürstlichen
geistlichen Höfen zu Trier, Mainz und Köln, Graf Metternich, der
k. Resident in Frankfurt am M;iin, St. v. Röthlein , der k. Hofrath
und Hohenberg'scher Landvogt zu Rottenburg, Herr von Blank und der
vorderösterreichiscbe Regierungsrath Const. Böckh bestimmt, welche
die Zeugnisse der angemeldeten Ansiedler zu prüfen und denselben
die nöthigen Pässe auszustellen hatten.
Die Ansiedler nmssten sich nämlich über ihre Vermögensver-
hältnisse, über den Betrieb der Landwirthschaft oder über die Aus-
übung eines Handwerkes, sowie über ihre gute Aufluhrung durch
glaubwüi'dige Zeugnisse ausweisen.
Der Zug der Ansiedler ging in der Regel über Wien, wo den-
selben in der Form eines Beitrages zur Reise ein Handgeld einge-
häfidigt und der Ort ihrer Ansiedelung bekannt gegeben wurde. Für
das erfolgreiche Zustandekommen deutscher Ansiedelungen in Gali-
zieri wirkte in Wien namentlich der damalige Hofrath der vereinigten
Hofkanzlei (später oberster .lusti/.präsidcnt und Staatsminister)
Dif Knraueii iimi .viennoniten in ^»lizien. 60t)
Graf Rottenhari, welcher das Referat in Ansiedclunc^s-Angelegen-
heiten führte und sich besonders für den Znzng geschickter Profes-
sionisten thätig verwendete.
Im Jahre 1784 meldeten sich bei dem k. Residenten in
Frankfurt auch Mennoniten aus der Rheinpfalz zur Ansiedelung in
Galizien. Der entstandene Zweifel, oh dieselben als eine besondere
Religionssecte zur Ansiedelung^ zuzulassen seien, wurde mit der A. h.
Entscbliessung vom 29. März 1784 gelöst , mit welcher den
Mennoniten in Anbetracht ihrer Thätigkeit in landwirthschaftlichen
Arbeiten die Bewilligung zur Ansiedelung gestattet wurde. In Folge
dieser A.h. Bewilligung wurden nun die Mennoniten auf derCameral-
Herrschaft Szczerczec angesiedelt und ihnen sowie ihren aus der
Rheingegend später zugezogenen Glaubensverwandten (21 Fami-
lien in der Gesammtzahl) die Colonien Szczerrza Wola und Neu-
Szczerczec zugewiesen, deren Namen sie jedoch mit den deutschen
Einsiede! und Rosenberg vertauschten. Die aus der hochbergischen
Grafschaft Falkenstein zugewanderten Mennoniten, von welchen
namentlich Johann Zürcher als erfahrener Ackersmanii , geschickter
Lein-, Bild- und Zeugweber gerühmt wird, gründeten auf der ehe-
maligen Nonnenherrschaft Nizankowice die Colonie Falkenstein mit
dem anfänglichen Bestände von 6 Familien.
Den angesiedelten Mennoniten wurde im Jahre 1789 mittelst
A. h. Entscbliessung die freie Religionsübung und die Befreiung von
der Reerutirung für sich und ihre Nachkommen, so lange sie sich
zu dieser Religion bekennen, zugesichert, zugleich ;tber auch die
weitere Aufnahme mennonitischer Einwanderer eingestellt und der
Übertritt zu diesem Religionsbekenntnisse untersagt *)•
•) In dein diese A. ii. Rntsehiiessiiii;^ entlinlleiideii Hofkan/.lei-Dei'n-le nn d;i^ <jRli/i»ohe
Guberniiim (ddo. :iO. Juni 1789) heisst es :
t. „Dass.da ihnen schon die Ansiedeliiiif; gestiitlet sei. weil ihre Serie nieiii nH.iitiuh,
sondern nurstillsehweigend (olerirl isl,sie zwiir :ils Lnlheraner helraolilel, ihnen
aber nichl zugemutliet werden solle, sich zu einem lolerirlen ^ll»u^en^bekennl-
nisse zu erklären ;
2. sei kein Anstand, dass da bei ihrer Annalinn- ihnen freie Reli;;ionsiibnn^ inL'e-
sichert worden, ihnen ilann (>'leioh den übrigen Akatholiken. wen» sie sieh «of
die zur Erhaltung eines eigenen Kethaiises vorjreschriebene Zahl \on hundert
familieu verinehrl halten werden, aneh die Erbannnij eines eig-enen Rethnuses
g^estattet werde ;
^i. erklärt der Kaiser die derzeit ang'esiedellen Menoniten-Familieu und ihre Nach-
könnnlin^e. so lang'e sie sich zu dieser Religion bekennen, von der Reoriiliruntr
606
G o e li I e I t
Die Fortdauer der A. Ii. gewährten Militiirbefreiung wurde
ihnen später mit der A. h. EntSchliessung vom i. Mni 1812 und in
neuester Zeit mit der A. h. Entsehliessung vom 7. Deeember 1859
neuerdings zugesichert.
Der Grund zu ihrer Militärhefreiung liegt in ihren Glaubens-
grundsätzen, welche ihnen das Tragen der Warten nach dem Aus-
spruche der Bihel: „Stecke dein Sehwert in die Scheide" verbieten.
Sie erboten sich daher schon im .lahre 1780, um ihre Religion un-
gekränkt ausüben zu können, jährlich einen Gulden für jede Familie
zu entrichten, wenn ihnen die Militärbefreiung für alle Zukunft zu-
gestanden würde. Von der Zahlnng dieser Reluitionstaxe wurden die
Mennoniten im Jahre 1822, als sie an Kaiser Franz bei seiner Berei-
sung Galiziens die Bitte um unbedingte Militärbefreiung stellten, aller-
gnädigst enthoben.
Was die Religionsgrundsätze der Mennoniten (auch Wieder-
täufer oder Täufer genannt) anbelangt, so sind bekanntlich in der
von Menno Simonis zu Anfang i\es 16. Jahrhunderts aufgestellten
Lehre mannigfach abweichende Ansichten entstanden, welche zu der
Bildung verschiedener Secten Anlass gegeben haben, von denen
jene der holländischen und deutschen, der groben und feinen Menno-
niten die wichtigsten sind.
Die vorzüglicheren von den einzelnen Secten mehr oder Aveniger
streng ausgelegten Religionsgrundsät/.e bestehen in folgenden : Die
Taufe wird erst dann ertheilt, wenn der Mensch sein Glaubensbe-
kenntniss abzulegen im Stande ist, gewöhnlich im 14. Lebensjahre;
bei derselben müssen sie das feierliche Versprechen leisten, keine
anderen Waffen als jene der Sanftinuth zu gebrauchen; nach Christi
Ausspruch dürfen sie nicht schwören, ein ja, ja, nein, nein soll in
dieser Hinsicht genügen, desshalb sind sie auch überall des Eid-
schwures entbunden und ihre Versicherungen auf Manneswort und
Mannestreue gellen an Eidesstalt; die Ehe ist nur zwischen Reli-
gionsverwandten gestattet und die Ehescheidung blos wegen Ehe-
frei, befehlen aiicli zug:leich . iJhss in Hinkunft den EinwnnHernden dieser Seele
keine weitere Aufnahme ertheilt, noch «gestattet werden solle, dass Jemand von
den im Lande tolerirten Religionen zu dieser Seele iihertrete. Wie denn auch jenen,
welche wieder auswandern wollen , dieses zwar nicht zu verwehren, wohl aber
von ihnenjenes dem Staate zu ersetzen sein werde, wasdieserauf ihre Ansiedelungen
verwendet hat".
Die Karaiteii hihI .Meniioniten in Galizien. oO/
hruclies zulässig; mit der getretieii Erfüllung ihrer Religionspflicliten
wird die Bekleidung ölTeiitliciier Ämter als unvereinbar angesehen
imd dalier die Annahme derselben nicht erlaubt i).
Die in Galizien angesiedelten Meniioniten gehören zur Secte
der Hochdeutschen, tlieilen sich aber wieder in ihren Meinungen und
Gebräuchen. Die in Einsiedel und Falkenstein angesiedelten Menno-
niten beobachten die alte strenge Kirchenzucht und gehen in der
von ihrer Lehre vorgeschriebenen Einfachheit der Kleidung so weit,
dass sie sich an derselben statt der Knopfe Drathhafteln bedienen,
wovon sie auch Heftler heissen, zum Unterschiede von den übrigen
Mennoniten, welche Knöpfe an ihrer Kleidung tragen und Knöpfler
genannt werden 2).
Die Meimoniten Galiziens haben in Folge ihrer Abgeschlossen-
heit seit mehr als 70 Jahren ihr eigenthümliches nationales Gepräge,
ihre früheren Sitten und Gebräuche bis auf die Kleidung erhalten.
Sie halten treu an ihren Glaubensgrundsätzen; denn als ihnen einmal
die Zumuthung gemacht wurde, sich entweder zur augsburgischen
oder helvetischen Confession zu bekennen, erklärten sie, dass sie
von ihren Religionsgrundsätzen abzuweichen sich nie entschliessen
könnten und lieber die Erlaubniss zurückzuwandern ansuchen
würden.
Ihre weltlichen Ortsvorstände heissen sie Älteste, ihre geistli-
chen Ermahner. Sie leben sehr massig, enthalten sich standhaft des
nationalen Getränkes, des Branntweines, und zeichnen sich über-
haupt durch Ehrlichkeit, Einfachheit der Sitten, Fleiss und Ordnung
aus, gelten als die ordentlichsten und friedfertigsten deutschen An-
siedler und als musterhafte Arbeitsleute, welche die Landwirth-
schaft in jenen Gegenden einigermassen rationell zu betreiben zu-
erst anfingen und jedem Landmanne als Muster dienen können.
Sie zählten zur Zeit ihrer Ansiedelung 27 Familien mit ungefähr
130 Seelen. Welch' verderblichen Einfltfts die Acciimatisirung in
einem fremden Lande auf die Vermehrung dieser Colonie-Bevölkerung
ausübte, leuchtet schon daraus hervor, dass sich dieses Völkchen
bei seiner durch Heligion und Gesetz bedingten Abgeschlossenheit
•) Siiitoii : Die christlichen Seelen. Lübeck, 1833.
■^) Rohrer: Die dfulschen Bewolnier Österreichs. Wien, 1804.
In Nord;iiuerik;i ist die Secte der llefller unter dem Nainen der llookcr- oder
Aniish-Mon Moni teil vertreten.
Sitzb. d. |.hil.-hist. CI. XXXVIII. Hd. III. Illt 4D
608 Gueliierl, hie K»r:iit<'ii und Meiiiiuniteii in Uulizien.
voll allen übrigen Laiideshewülinern in den ersten 20 .lahreu seiner
Ansiedelung nicht nur nicht vermehrte, vielmehr in der Volkszahl
zurückging und zu Anfang dieses Jahrhunderts nur aus 25 Familien
bestand. Auch in den nachfolgenden Jahren ging die Zunahme der
Bevölkerung noch langsam vor sich und die Familienzahl erhöhte
sich bis zum Jahre 1828 nur um acht. Erst in der neueren Zeit,
nachdem eine neue Generation der alten Platz gemacht hatte, tritt
eine raschere Vermehrung der Seelenzahl hervor; denn nach den
Ergebnissen der letzten Volkszählung im Jahre 1857 umfasste diese
Heligionssecte nunmehr 323 Seelen, welche sich in 61 Familien
gliedern. Auch ihre Ausbreitung in örtlicher Beziehung nahm in
neuerer Zeit einen rascheren Fortgang; während sie im vorigen
Jahrhundert hauptsächlich auf drei Ortschaften beschränkt waren,
finden wir sie gegenwärtig in 12 Ortschaften zerstreut, und zwar:
im Grodeker Bezirke: in Neuhof (67), Kiernica (22) und
Lubien mafy (21);
im Szczerczer Bezirke: in Einsiedel (76 mit Lutheranern ge-
mischt), Falkenstein (47), Mostki (22), Dmytrze (18), Pustomyty
(17), Sroki (12), Rosenberg (12) und Glinna (o); und
im Bezirke Komarno (Samborer Kreis) in Horozany wielki.
Wie hieraus ersichtlich, sind die Mennoniten fast ausschliess-
lich in den beiden Bezirken Grodek und Szczerczec des Lemberger
Kreises ansässig; in dem ersteren leben 41 Familien mit 209 Seelen
und im letzteren 20 Familien mit 110 Seelen. Dem Geschlechte
nach theilen sich dieselben überhaupt in 160 männliche und
163 weibliche.
Ausserhalb Galizien zählen die Mennoniten keine Glaubens-
verwandten mehr in Österreich. In Europa finden sich dieselben in
den Niederlanden (ihrem Heimatlande), in Deutschland, namentlich
in Preussen, Hannover und Baden, in Kussland, in dessen südlichem
Theile erst in neuerer Zeit grössere Mennonilen-Colonien gegründet
wurden, wovon jene in Taurien an derMolatschnaja mit 1 1.000 Seelen
die wichtigsten sind.
Sie gehören zu den ersteren deutschen Ansiedlern in den ver-
einigten Staaten Nordamerika's, wohin sie schon im Jahre 1683 auf
die Einladung \V. Penn^s gezogen sind; ihre Zahl wird in den
Staaten Pennsylvanien, Ohio, Virginien und New-York auf 30.000
geschätzt.
Verieii'hniss der ein^'eg;ingeiieii Drin'kschiiflen. ImI'*
VKRZKI(H\ISS
DER
EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(JÄNNER 1862.)
Academia, Real, de San Fernando, Memorias. El arte latino-
bizantino en EspaFia y las Coronas visigodas de Guarrazar, por
D.Jose Amadol- de los Rios. Madrid, 1861; 4».
Acadernie Imperiale des Sciences, de St. Petershourg, Riilletin
Tome III, Nr. 6 — 8; Tome IV, Nr. 1 — 2. St Petersboiir^,
1861 ; 4». — Radioff, L., über die Sprache der Tscimtschken
und ihrVerhältniss zum Korjakischen. (Mem.t. III. 10.) St. Peters-
burg, 1861; 4o.
.\ k a d e m i e der Wissenscliaften, König]. Bayer., zu München, Sitzungs-
berichte. 1861. I. HeftV. München, 1861; 8». —Abhandlungen
der philos.- pliilolog. Classe. IX. Bd., II. Abthlg. München,
1861; 4». — Reckers, Hubert, Über dicBedeutungder Schel-
I ing\schen Metaphysik. — Lasaul x, Ernst von. Zur Philosophie
der riiniischen Geschiebte. — Spengel, Leonbard, ('her die
Gescbichtsltücher des Florus. — lehnt. Die Ar,ij.r,yop>.ciL>. des
Deniostbenes. II. Abtbeilung. (Aus den Abbandlungen der k.
1). Akad. d. W. I. Cl. IX. Bd. U. Ablh.) München, 1861; 4«.
— Christ, Wilhelm, Von der Bedeutung der Sanskritstudien für
die griechische Pbilologie. Festrede. München, 1860; 4». —
Muffat, Karl August, Denkrede aufDr. Georg Thomas von Rud-
bart. Müiiehen. 1861 ; 4». — Platb, Job. Heinrich. Pber die
lange D;;uer und Entwickcluiig des chinesischen lleicbes.
Müu' hl u 1861 ; 4", — Rockinger, Ludwig, Über Briefsteller
40*
b I 0 Vei/.eitliiiiss
und Foinielbüclier in Deutschlimd svahiend des Miltehdiers.
München, 1861; 4o. — Bise hoff, Theodor Ludwig: Wilhelm.
Gedächtnissiede auf Friedrich T i e d e m a n n. München, 1861; 4».
— Liebig, Justus Fieili. v.. Rede zur Vorfeier des 102. Stif-
,. tungstag-es der k. Akad. (i. Wissenschaften am 26. März 1861.
München, 1861 ; 4». — Iilem, Rede zur Feier des a. h. Gehuits-
festes Sr. Maj. des Königs Maximilian II. München, 1861; 4o.
— Wagner, Andreas, Denkredeauf Gotthilf Heinrich v. Schn-
bert. München, 1861 ; 4«.
Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss. zu Berlin, Mor»ats-
bericht. Juni — November 1861. Berlin, 1861 ; 8».
.Akademie gemeinnütziger Wissenschalten, königl., zu Erfurt,
.lahrbücher. Neue Folge. Heft II. Erfurt, 1861; 8o.
Almanach der österreichischen Kriegsmarine für das Jahr 1862.
Mit Genehmigung des hohen Marine -Obercommandos hf raus-
gegeben von der hydrographischen Anstalt der k. k. Marine.
Wien; 12o.
Alterthums-Yerein zu W'ien, Berichte und Mittheilungen. Band V.
Wien, 1861; 4o.
Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Heraus-,
gegeben von dem Geschieht- Vereine für Kärnten. VI. Jahr-
gang. Klagenfurt, 1861; 8».
Au Stria, XIII. Jahrgang, L.— LH. Heft; XIV. Jahrgang, 1.— HI. Heft.
Wien, 1861/62; So.
Bericht über den Handel, die Industrie und die Verkehrsverhält-
nisse in Nieder-Österreich während der Jahrgänge 1857 bis
1860. Erstattet von der Handels- und Gewerbekammer in Wien.
Wien, 1861 ;8o.
B er! ichin gen-R ossach, Friedr. Wolfgang Götz Graf von, Ge-
schichte des RiltersGötz von Berlichingen mit der eisernen Hand und
seiner Familie. Mit 10 lilhogr. Tafeln. Leipzig, 1861; kl 4o.
Christiania, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften. Chri-
st iania, 1854—1861; 8» &4o.
I) 0 r m i z e r, Maximilian und Edmund S c h e b e k. Die Erwerb.svorhäll-
nisse im böhmischen Erzgebirge. Mit 1 Karte. Prag, 1862; 8».
Friedrichs, Karl, Apollon mit dem Lamm. 21. Programm zum
W^inkelmannsl'est der archäologischen Gesellschaft in Berlin-
Nebst .Nachschrift V. E. Gerhard und 1 Tafel. Berlin, 1861; 4".
der eingegangenen Diucksciirifteii. 611
Gesellschaft, Antiquarische, in Zürich, Mittheihingen. Band XII.
Heft 6 & 7. Zürich, 1839; 4o. Band Xill. I. Ahtheilung. Heft 3,
4 & ö. Zürich, 18Ö9, 1860 & 1861 ; 4o. Band XII. 2. Abthei-
lung. Heft l — 4. Zürich, 1860 & 1861; 4«.; Band XIV.
Heft 1. Zürich, 1861; 4o. — 15. &16. Jahresbericht. .Vom
1. November 18Ö8 bis 1. November 1860; 4o.
— der Wissenschaften. Königl. Dänische, zu Kopenhagen, Over-
sigt over Forhandlinger i Aaret 1860. Kjöhcnhavn; 8". —
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Danske Magazin. Tredie Raekke, VI. Bind. KjiJLenhavn, 1860;
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Wegen er , C. F., Dip/uiiialatimn Chrhticrni Primi. Kjöbenhavn
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Verbesscrang.
Seite 565 .. . ö80 lies: ö59 . . . 574.
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Bd. 38 Sitzungsberichte
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