ZJ.-
I
/VcS-
SITZUNGSBERICHTE
DEK KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PIIIL080PHISCII-HI8T0RISCHE CLASSE.
SECHSUNDSIEBZIGSTER BAND.
WIKN, 1874.
IN COMMISSION MKI KARL GEROLD'S SOHN
BtCHHANDLKK DKH KAlb. AKADEMti; DKK WISSENSCHAFTEN.
SITZUNGSBERICHTE
DER
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE
DER KÄISEKLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
,,oy
4,
SECHSUNOSIEBZIGSTER BAND.
JAHRGANG 18 74. — HEFT I— m.
WIEN, 1874.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN
BUCHHÄNDLER DEK KAIS. AKADEMIE DEK WISSENSCHAFTEN.
As
M.76
I»ruck von Adolf Holzhniisen in AVien
k. k. l'lnVL'r^itJil^-Ruclld^llckl-l*ci.
INHALT.
Seite
I. Sitzuug vom 7. Jauuar 1874 3
C 0 n z e : Erster Bericht über die vorbereitenden Schritte zur Ge-
sammtausgabe der griechischen Grabreliefs 5
II. Sitzuiig^ vom 14. Jauuar 1874 •_'7
III. Sitznuff vom til. Januar 1874 . 28
IV. Sitzuuff vom 4. Februar 1874. . ... .81
y. Sitzuugr vom 11. Februar 1874 ... 82
Sacken: Ueber ein neues Militärdiplom von Kaiser Elagab.tlus 85
VI. Sitzung vom 25. Februar 1874 47
Haupt: Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker .51
Pfizmaier: Die Geschichte der Mongolenangrifl'e auf Japan . 105
Mussafia: Ueber die provenzalischen Liederhandschi-iften des
Giovanni Maria Barbieri ... 201
Rockinger; Berichte über die Untersuchung von Handschriften
des sogenannten Schwabenspiegels. IV 2fi7
Horawitz: Beiträge zu den Sammlungen von Brieten Philipp
Melanchthons 299
VII. Sitzung' vom 11. März 1874 327
Hartel: Homerische Studien. H 329
VIII. Sitzung vom 18. März 1874 377
Mussafia: Cinque Sonetti antichi tratti da un codice della
Palatiua di Vieuna 879
IX. Sitzung vom 20. März 1874 389
"Wolf: William Roye's Dialogue between a Christian Father
and bis stubborn Son 391
Rieger: Ueber eine Urkunde Ludwig des Deutschen für das
Kloster Rheinau. Ein Beitrag zur Geschichte des Kanzlei-
wesens im Mittelalter 477
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISKRLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
LXXVI. BAND. I. HEFT.
JAHRGANG 1874. — JANNER.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Ol. LXXVI. Bd. I. Hft.
I. SITZUNG VOM 7. JANUAR.
Der Secretär verliest ein Schreiben des Secretärs der
historischen Classe der königl. bayrischen Akademie der Wissen-
schaften in München betrefl'end die Fortführung- der Monumenta
Gennaniae historica.
Das w. M. Herr Professor Miklosich legt den zweiten
Theil seiner Abhandlung ,über die slavischen Ortsnamen aus
Appellativen' vor.
Das w. M. Herr Professor Conze erstattet Bericht über
die Vorarbeiten zur Herausgabe einer Sammlung der griechischen
Grabreliefs.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Äccademia Pontificia de' nuovi Liiicei: Atti. Auno XXVI. Sessione 6*.
Koma, 1873; 4».
Akademie der Wissenscliaften, Königl. Preuss., zu Berlin: Monatsbericht.
September und October 1873. Berlin; 8".
American Journal of Science and Arts: IIP Series. Vol. V. Nrs. 25 — 30;
Vol. VI. Nrs. 31—34. New Haven, 1873; 8".
Breslau, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre
1872/73. 40 u. 80.
Central-Commission, k. k. .statistische: Ausweise über den auswärtigen
Handel der österr.-ung. Monarchie im Sonnenjahre 1871. XXXII. Jahrg.
Wien, 1873; 4".
Cosmos di Guido Cora. V. Torino, 1873; 4".
Gesellschaft, k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XVI.
(neuer Folge VI.), Nr. 11. Wien, 1873; 8".
Helsingfors, Universität: Akademische Gelegenheitssehriften aus dem
Jahre 1872/73. 4" und 8«.
1*
Mittlieilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt. 19. Band, 1873.
Xn. Heft. Gotha; 4".
Revista de Portugal e Brazil. Nr. 5. Deuembro de 1873. Lisboa; 4".
,Revue politique et litteraire' et , Revue scientifique de la France et de
l'etranger'. III*^^ Annee, '2" Serie, Nrs. 25—27. Paris, 1873 & 1874; 4".
Schneiderwirth, J. Herrn., Die Parther oder das neupersische Reich
unter den Arsaciden. Heiligenstadt, 1874; S". — Geschichte der Insel
Rhodus. Heiligenstadt, 1868; 8".
Society, The Asiatic, of Bengal: Journal. Part. I., Nr. 1. 1873; Part. IL,
Nrs. 1—2. 1873. Calcutta; 8". — Proceedings. Nrs. ü.— IV. February—
March, 1873. Calcutta; 8". — Bibliolheca Jndica. New Series. Nrs. 271,
274—276, 278. Calcutta, 1873; 4" & 8».
Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen: Mittheilungen. IX. Jahr-
gang, Nr. 7—8; X. Jahrgang, Nr. 1—6; XI. Jahrgang, Nr. 1 — 6;
xn. Jahrgang, Nr. 1—2. Prag, 1871/73; gr. 8«. — Beiträge zur Ge-
schichte Böhmens. Abtheilung III. Geschichte der Stadt Leitmeritz.
Von Jul. L ippert. Prag, 1871; 8". - IX. und X. Jahresbericht. 1870—1872.
Prag, 1871 und 1872; 8". — Festschrift zur Erinnerung an die Feier des
10. Gründungstages im Jahre 1871. Prag, 1871; gr. 8". — Das Sprach-
gebiet der Lausitzer Wenden vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Von Richard Andre e. Prag, 1873; 8". — Beiträge zur Geschichte von
Aruau. Von Carl Leeder. Prag, 1872; 8". — Aus der Vergangenheit
Joachimsthals von Gust. C. Laube. Prag, 1873; 8". — Mitglieder- Ver-
zeichniss. 1873; 8".
Conze. Ueber die Gesaniratansgabe der griechischen Grabreliefs.
Erster Bericht über die vorbereitencleu Schritte zur
Gesammtaus2:abe der griechischen Grabrehefs.
Von
A. Conze.
Wir dürfen mit Jacob Grimm ^ den seine Auseinander-
setzung über das Wesen der Akademie hierauf führt, von
jedem wahrhaft wissenschaftlich Arbeitenden ein untrügliches
Gefühl fordern für die Unterscheidung dessen, was abgethan
und erledigt sei , von dem , was sich vorbereitet habe und in
raschen Angriff genommen werden müsse, erwarten also auch,
dass er erkenne, hier und nicht dort sei die Kraft einzusetzen.
Ueber gewisse Aufgaben, welche auf dem Gebiete der
klassischen Archäologie vorbereitet liegen und in Angriff ge-
nommen werden müssen, hat heute nicht erst der Einzelne
sich die Einsicht zu ei'arbeiten. Wegweisende Anfange sind
bereits in der Archäologie selbst gemacht, vorbildlich oder
doch sehr bestimmt anregend sind grossartige Unternehmungen
in nahe benachbarten Disciplinen schon weit geführt, und es
ist so zur gemeinsamen Ueberzeugung der heutigen Archäo-
logen geworden, dass es, um grössere Fortschritte zu machen,
unter Anderem der möglichst vollständigen Sammlung und der
mit aller Sorgfalt im Einzelnen verbundenen, zusammenfassen-
den Behandlung einzelner Klassen von Arbeiten des antiken
Kunsthandwerks — und das ist zumal für uns gleich der an-
tiken Kunst — bedarf.
Ganz besonders gilt es solchen Klassen, welche sich nicht
nur nach dem Merkmale gemeinsamer , an gleichem Materiale
geübter Technik zusammenfinden, sondern welchen durch alle
C 0 n z e.
Variationen der einzelnen Exemplare hindurch gewisse weit-
verbreitete gleiche Absichten und Gedanken zu Grunde liegen,
so dass nicht hinter jedem einzelnen, sondern erst hinter einer
ganzen Reihe verwandter Werke der ursprüngliche Gedanke
sich verbiro-t. Dessen können wir im Verständnisse erst dann
Herr werden, wenn wir seine Ausdrucksformen möglichst voll-
ständig überblicken und richtig zu gruppiren wissen. Wohl
dient es zur Mehrung unseres Wissens, wenn fort und fort
Monumenti inediti in bunter Fülle ans Licht gefördert und im
Einzelnen mit so viel Flülfsmitteln, wie der Herausgeber jedes-
mal herbeischaffen kann, erläutert werden, aber je mehr in
dieser Riclitung seit langer Zeit geschah, je mehr hinzukommt
und hinzukommen soll, desto erschwerter fast erscheint es über
alle Melirung des Wissens zu dessen Klärung zu gelangen.
Was dazu Noth thut, sah schon Eduard Gerhard, der
mit dem Sammelwerke mannigfaltigsten Inhalts, seineu , an-
tiken Bildwerken', begonnen hatte, zu grossen Serien wenig-
stens gleichartiger Arbeiten, Avie die Vasengemälde, mit seinen
Publicationen fortgeschritten war, und endlich den Plan zur
vollständigen Herausgabe der etruskischen Sarkophagreliefs und
dann der etruskischen Spiegel fasste, letzteren auch wirklich
mit Hülfe der k. Akademie der Wissenschaften zu Berlin
durchführte. Er bewies damit vollgültig die Berechtigung sei-
nes paradoxen Ausspruchs, der sich ihm schon Angesichts der
epochemachenden Vasenfunde von Vulci aufgedrängt hatte und
den er einmal in meiner Gegenwart einem Autographensammler
ins Album schrieb : ,Monumentum artis qui unum vidit, nul-
lum vidit; qui millia vidit, unum vidit.'
Solche Unternehmungen, wie Gerhards leider durch vie-
lerlei absonderliche Irrungen in der Behandlungsweise getrübte,
dennoch im Grundgedanken vorbildlich bleibende Publication
der etruskischen Spiegel , konnte nach vielfach vorbereitenden
Arbeiten älterer Antiquare erst unsere Zeit, namentlich auch
mit Hülfe ihrer erleichterten Weltverbindunj;, ins Werk setzen.
Erst heute ist es möglich geworden, die Vorräthe der grossen
Museen Europas , wie den Inhalt der Fächerwerke eines ge-
waltigem Sclirankes, einigermassen bis in alle Einzelheiten zu
überblicken und so ziendich überall mit eigenen Augen zu sehen ;
denn aucli liier inuss, bei noch so vielen vorhandenen Publi-
Ueber die Gesaramtausgalie der griechischen Grahreliefs. 7
cationen , zur Coiitrole derselben auf die Originale zurück-
S'-egangen werden , damit wir hinter den Fortschritten, welche
uns die Epigraphik gezeigt liat, nicht zurückbleiben. Günstig
ist es wiederum , dass man heute kaum schon genöthigt ist,
was bei der Wanderung der antiken Kunstüberreste nicht aus-
bleiben wird, auch auf transatlantischen Besitz allzubedeutende
Rücksicht zu nehmen.
Was nun aber auch Gerhard nicht ulme die Hülfe der
Akademie, der er angehörte, durchführen konnte, das wird in
der Regel einzelnen Arbeitern unausführbar sein. Es sind nicht
nur die Geldmittel, es sind auch die zahlreichen und mannig-
fachen Hülfsleistungen, ohne die solche Sammelwerke nicht zu
Stande kommen können , welche leichter einer zur selbstthäti-
gen Pflege und Förderung der Wissenschaft fest gegründeten
Corporation, als einem Einzelnen zur Verfügung stehen. Dem
entsprechend hat namentlich das deutsche Institut für archäo-
logische Correspondenz in Rom weitere Schritte auf der von
Gerhard eröffneten Bahn möglich gemacht, indem es Heinrich
Brunn zur Herausgabe der Reliefs etruskischer Aschenkisten,
deren erster Band bereits vorliegt, in den Stand setzte und
indem es jetzt auch die Arbeiten für ein Corpus der römischen
Sarkophagreliefs . in die Hände von Friedrich Matz gelegt hat.
In die Reihe dieser wissenschaftlich noth wendigen, die
Kräfte Einzelner aber, so lange uns die Humboldte in der
Archäologie fehlen, übersteigenden Unternehmungen gehört
die Herstellung einer, so weit irgend möglich sein wird, voll-
ständigen Sammlung der griechischen Grabreliefs. In ihr soll
mit einer nach Darstellungen, Zeiten und Orten übersichtlich
durchgeführten Ordnung an gewählten , bildlich zu reproduci-
renden Beispielen und an möglichst vollständigen Verzeich-
nissen gezeigt werden , zu welchen Bildformen die Griechen
griffen, indem auch sie durch die Vergänglichkeit des Men-
schen zum Bestreben angeregt wurden, ihm im Andenken
eine bleibende Dauer zu sichern, bald auch sich schöner Hoff-
nungen eines wirklichen Fortlebens nach dem Tode verge-
wissert zu halten. Die aus diesem Streben hervorgegangenen
Bildwerke der Denksteine auf den Gräbern zeigen eine stete
Wiederkehr gewisser Hauptvorstellungen und -Formen, die
aber doch einem allmäligen Wechsel unterworfen und immer
g Conze.
in iinerscliöpflicher Freiheit behandelt, etwa einem immer gleich
und immer neu von Mund zu Mund getragenen Volksliede
vergleichbar sind.
In den einfachen Darstellungen, welche, fast nur wie
eine lebendigere Form der Namensaufschrift auf das Grabmal,
zur Erinnerung an den Lebenden dienen, eröffnet sich eine
reiche Anschauung griechis«.-hen Lebens, sie sind merkwürdig
unmittelbare Quellen für die sogenannten Privatalterthümer.
Li den im Ganzen einer späteren Zeit angehörigen, nicht nur
auf das abgelaufene Leben zurück-, sondern auch hoffnungs-
voll zuversichtlich in ein Jenseits hinüberweisenden Bildwer-
ken bietet sich der Zugang zu einem welthistorisch wichtigen
Kapitel des religiösen Lebens im griechischen Alterthume. In
ihrer formellen Fassung sind alle diese Vorstellungen, die man
namentlich auch mit Hülfe der beigegebenen Inschriften der
Zeit nach über Jahrhunderte vertheilen kann^ von erheblichem
kunstgeschichtlichen Werthe, wenn wir auch in der Regel nur
die Arbeiten von geringeren Künstlerhänden vor uns haben,
Producte des niederen Gewerkes, aber des griechischen, mit
welchem einen Worte viel von dem kürzest gesagt ist, wonach
dieser Klasse von Bildwerken ein künstlerisch höherer Werth
beigemessen werden kann, als den bisher zur Sammlung in
Angriff genommenen etruskischen und römischen Arbeiten, die
auch nicht über eine so lange Zeit hin sich vertheilen und
daher in geringerem Maasse eine geschichtliche Wandelung
aufweisen, Uebrigens kann selbst erwartet werden, dass, als
etwas Unverächtliches neben dem allerdings an erster Stelle
gesuchten wissenschaftlichen Gewinne, aus den griechischen
Grabreliefs, wenn sie in ihrer Gesammtheit zugänglich gemacht
werden, eine veredelnde Wirkung hervorgehen möge auf das
Kunstschaffen der Gegenwart und Zukunft, so weit demselben
mehr oder weniger verwandte Aufgaben gestellt sind. Endlich
darf num wohl von einer im Sinne des Alterthums selbst recht
eigentlich pietätvollen Seite unseres Unternehmens sprechen,
wenn wir, dem Ruine entgegenarbeitend, die griechischen
Todti-nmale nicht mehr um der meist gleichgültig gewordenen
Einzelnen, denen sie galten, sondern um des ganzen, solcher
Ehre werthen Volkes willen, das sie in tausendfacher Wieder-
TJeber die Gesammtansgabe der griechischen Grahreliefs. 9
liolung- sich errichtete, durch unsere Arbeit erneuen und
festig-en.
Der jetzige Beginn der Herausgabe sämmtlicher griechi-
scher Grabreliefs steht im Zusammenhange mit einem Plane,
den schon im Jahre 18G0 Adolf Michaelis beim Studium der
zahlreichen, inzwischen allerdings vielleicht bereits verdoppel-
ten Grabreliefs in Athen fasste, als wir zusammen und in voll-
ster Arbeitsgemeinschaft dort verweilten. Die ersten damals in
Athen zur genaueren Beobachtung und Sammlung gemachten
Schritte, bei denen Karl Timler als Zeichner hülfreich war,
setzte Michaelis nachher noch in andern Sammlungen, nament-
lich in Paris und London, fort, bald aber stellten sich die dem
Einzelnen unübersteiglichen Schwierigkeiten seinen Bemühungen,
denen inzwischen sich auch andere Ziele boten, in den Weg
und die Sache galt als aufgegeben. Dieser vor meinen Augen
begonnene, in täglichem Verkehre besprochene, auch einiger-
massen geförderte Versuch hat aber mir persönlich die Zweck-
mässigkeit der Veranstaltung eines Corpus der griechischen
Grabreliefs besonders nahe gelegt, hat meiner eigenen Auf-
merksamkeit für alles in dieses Thema Einschlagende ver-
stärkten Antrieb gegeben und somit schliesslich auch meinen
am 3. März 1873 an die kaiserliche Akademie gerichteten
Antrag zur Folge gehabt, nach dessen Annahme das Unter-
nehmen nunmehr als fest gegründet gelten darf. Der vollen
Zustimmung und ausgiebiger Mitwirkung von Michaelis Seite
war ich dabei von Anfang an versichert. Es kommen dem
Werke auf diese Weise von vorn herein mancherlei ältere
Vorarbeiten zu Gute, welche Michaelis ohne Weiteres ganz
und gar zur Verfügung stellte. Ueber die seitdem bereits wei-
ter von Michaelis gewährte thatkräftige Unterstützung werde
ich weiter unten seinen eigenen Bericht einschalten, indem ich
zugleich aller andern Förderung gedenke, die in reichlichem
Maasse an verschiedeneu Orten dem jungen Unternehmen be-
reits zu Theil wurde. Nur durch so vielseitiges Zusammen-
wirken war der Erfolg, welcher schon kaum in Jahresfrist
aufgewiesen werden kann, möglicli, und nur wenn gleiche, ja
noch erheblich gesteigerte Gunst und Mitarbeiterschaft in Zu-
kunft gewährt bleibt , kann , worauf es zu allererst ankommt,
die Beschafi'ung des weit verstreuten und sehr zahlreichen
10 Conze.
Materials in woniffstens annäliernder Vollständicjlteit erreicht
werden.
Am Schwierigsten wird es sein, derjenigen Grabreliefs
in einer zur Benutzung- genügenden Form habhaft zu werden,
die über die Ruinenplätze des hellenischen Wohngebietes selbst
noch verstreut sind, dort aller möglichen ^^'illkür unterliegen,
in der primitivsten Form der Antikensammlung, bei Neubau-
ten, etwa zum Schmucke über der Hausthür, gern verwandt,
namentlich aber an der Aussenseite von Kirchengebäuden mit
andern antiken Fragmenten und allenfalls auch einigen bunt
bemalten Porzellantellern vermischt, eingemauert zu finden
sind. Zwar ist Vieles davon litterarisch verzeichnet, Manches
auch in Abbildungen publicirt, dennoch muss immer noch die
Bitte an alle in solchen Gegenden Lebende oder Reisende er-
gehen. Alles, was ihnen von Grabreliefs dort zu Gesichte
kommt, der kaiserlichen Akademie in genauen Beschreibungen
und Messungen, wo es sein kann, ausserdem in Zeichnungen
oder Photographien oder bei sehr flachen Reliefs in Papier-
abdrücken, mitzutheilen, damit es, im Einzelnen meistens
werthlos, im Ganzen seinen Platz ausfülle und vielleicht doch
durch eine dann erst hervortretende Wiederholung auch sonst
vorkommender Züge oder durch eine besondere Abweichung
vom sonst Gewöhnlichen bedeutsam werde.
Von besonderer Wichtigkeit sind die auf altgriechischem
Boden selbst sich bildenden eigentlichen Sammlungen antiker
Ueberreste, welche, entsprechend der gi-ossen Rolle der
Sepulkralmonumente im ganzen Kunstschaffen des Alterthums,
auch an Grabreliefs einen verhältnissmässig sehr starken Be-
stand aufzuweisen haben.
Obenan stehen hier die Sammlungen in Athen, deren
Vorrath an Grabreliefs allein überreichlich an Zahl und Werth
Alles aufwiegen dürfte, was sonst von diesen Werken noch
existirt. Neben den athenischen ist — ausser der nahe dazu-
zurechnenden im Piraeeus — im heutigen Königreiche Grie-
chenland namentlich die Sammlung in der Schule zu Syra
durch eine Reihe von Grabreliefs wichtig.
Im ottomanischen Reiche weiss ich bis jetzt nur das
nuihr Mars als den Musen gehörende Museum beim Zeughause
in der ehemaligen Irtnienkirche in Stambul zu nennen, ferner
Ueber die Gesammtausgabe der griechischen Grabrelip.fs. 11
eine anständiger aufgestellte Sammlung in der griechischen
Schule zu Mytilini, allenfalls endlich noch die Privatsammlung
des Herrn Calvert in Tschanak-kale (Dardanellen).
Bei dem schon erwähnten starken Vorherrschen der
Sepulkralmonumente unter den uns gebliebenen' Resten antiker
Kunst, von dem man sich am besten auf und nächst den
Ruinonplätzen altgriechischer Städte selbst überzeugen kann,
fehlen Grabreliefs kaum irgendwo, wo die Antikensammlungen
echt griechische Bestandtheile besitzen. Begreiflicherweise sind
unter den grossen Museen an ihnen am ärmsten die römischen.
Doch fehlen sie auch da nicht ganz , sind sogar in einigen
höchst merkwürdigen Stücken, wie z. B. dem lange verkann-
ten sogenannten Leukothearelief in der Villa Albani, vertreten.
Solche Stücke in Rom und Umgegend lassen zum Theil auf
eine gelegentliche Beachtung und Fortführung von griechischen
Grabreliefs nach Rom hin schon in der römischen Kaiserzeit
schliessen, was vermuthlich nicht ohne Einwirkung auf das
Nachleben der griechischen Kunst in Rom geblieben ist.
Unter den übrigen italienischen Sammlungen gehören die
sizilischen und unteritalischen mit ihrem nicht sehr er-
heblichen, aber wiederum um einzelner Stücke Avillen wichtigen
Bestände an griechischen Grabreliefs in den Kreis der auf alt-
griechischem Boden gebildeten Sammlungen. Im Norden Ita-
liens hat in moderner Zeit das früheste Sammeln von o-nechi-
sehen Grabreliefs in grosser Zahl begonnen. In Folge der
Schifffahrtsverbindungen der italienischen Seestädte mit dem
Orient und des in Italien früh belebten antiquarischen In-
teresses sind eine Menge von Grabreliefs, die man auf den
griechischen Inseln und andern Küsten besonders leicht fand
und transportiren konnte, herübergebracht worden. In Pisa
fehlt es nicht ganz an solcher Spur, in Genua, das seinen in-
zwischen wieder aufgegebenen Antheil von den Reliefs des
Mausoleums zu lialikarnass genommen hatte, ist jetzt nichts
mehr nachzuweisen. Am stärksten war der Import gi'iechischer
Sculptur- und Inschriftsteine, darunter Grabreliefs, offenbar
nach Venedig, von wo aus eine weitere Verbreitung über
das oberitalienische Hinterland stattgefunden hat. Die verein-
zelten Grabreliefs, welche sich in verschiedenen oberitalieui-
schen Städten daher noch heute finden, sind hier nicht alle
"12 C 0 n z e.
aiifzuzillilcn ; nirgends sind so viele, wie in der Maffeisclien
Sammlung im Museo lapidario zu Verona. In Venedig ist,
namentlich seitdem das Museo Nani verkauft wurde, wenig
zurückgeblieben; das Museum der Marciana ist arm an Grab-
reliefs. Dagegen ist eine auch in Bezug auf seine Grabreliefs
bedeutendere venctianische Privatsammlung, die der Familie
Obizzi, auf Schloss Catajo an den eugancischen Bergen erst
durch die neuesten Schicksale der jetzigen Besitzer, der frü-
heren Herzoge von Modcna, in seinem Bestände berührt. Auch
Triest verdankt eine kleine Sammlung namentlich von Grab-
reliefs seinen Schifffahrtsverbindungen und der Liebhaberei, die
in Italien sogar Fälschungen hervorrief, von denen, ebenso
wie von störenden Restaurationen, die Grabreliefs sonst freier
geblieben sind. Allgemeiner unterlagen sie einer falschen Inter-
pretation, welche ihnen theils berühmte historische, theils
mythische Benennungen anhängte.
Dem Ursprünge nach sind mit den oberitalienischen
Sammlungen mit griechischen Grabreliefs einzelne gleiche in
Südfrankreich zusammenzustellen, dessen Hauptvorrath von
solchen Reliefs im Museum zu Avignon allerdings erst aus
Ankäufen vom venetiauischen Museo Nani gebildet wurde.
Unter seinem ansehnlichen Besitze gi'iechischer Sculpturen weist
der Louvre zu Paris auch von Grabreliefs Bedeutendes auf.
Noch mehr ist in England, seit es als die Königin der
Meere die Ausbeutung der griechischen Fundstellen zu so
grossem Gewinne der Alterthumswissenschaft sich angelegen
sein Hess, zusammengekommen. Der bedeutendste ältere Besitz
dieser Art auf englischem Boden dürfte sich in Oxford be-
finden, über die Grabreliefs in einer ganzen Anzahl von Privat-
sammlungen englischer Gutsbesitzer M'ird weiter unten in
j\Iichaelis Berichte des Weiteren die Rede sein, auch von den
alles dieses übertreflfenden Schätzen griechischer Grabreliefs
im britischen Museum zu London, die sich in beständigem
Zuwachse vermehren.
Auch das erwähnt der Bericht von Michaelis, was den
llullilndurn ihre maritimen Verbindungen und ihr durch die
Blüthczeit holländischer Philologie gewecktes Interesse zumal
in der Leydener Sammlung in sehr nach Zahl und Werth
hervorragenden Exemplaren zu vereinigen möglich gemacht hat.
Ueber die Gesammtausgabe der griecbigchen Grabreliefs. 13
Nicht unbedeutend ist ferner trotz minder begünstigter
Lage, aber bei um so höher gesteigertem Interesse am griechi-
schen Alterthume der Besitz an griechischen Grabreliefs in
den k. Museen zu Berlin, während andere deutsche Samm-
lungen und so auch das kaiserliche Cabinet in Wien nur ver-
einzelte Exemplare aufzuweisen haben.
Unter den drei nordischen Hauptstädten ist allein Pe-
tersburg durch seine Bezugsquellen aus den südlichen Pro-
vinzen am schwarzen Meere zum Erwerbe einer grösseren
Sammlung von Grabreliefs in der kais. Eremitage gelangt.
Vieles ist aber in Kertsch zurückgeblieben, Anderes soll sich
in Odessa befinden. Diese Plätze selbst reihen sich bereits
wieder den ottomanischen Grenzländern an, in welchen z. B.
auch Bukarest nach Benndorfs Mittheilungen Einiges bietet.
Nach einzelnen als Vorläufern hinübergewanderten Grab-
reliefs wird vielleicht auch jetzt bereits in amerikanischen
Sammlungen Nachfrage zu halten sein.
Wenn nun gleich von diesem ganzen Vorrathe griechi-
scher Grabreliefs, dessen Vertheilung hiermit in den Haupt-
zügen angegeben ist, sehr Vieles bereits publicirt, ja wieder-
holt abgebildet und besprochen ist, so kann es doch nirgends
von vornherein für überflüssig erklärt werden, auf die Origi-
nale selbst zurückzugehen. Selbst die bestbeglaubigten Publi-
cationen werden an ihnen noch einmal geprüft werden müssen.
Um eine erste Grundlage hierfür zu gewinnen, wurde die
Hülfe der Photographie in Anspruch genommen.
Im Sommer 1873 bot eine im Auftrage des Ministeriums
für Cultus und Unterricht gemeinsam mit Alois Hauser und
Georgre Niemann von mir unternommene Reise nach Samo-
thrake, auf der namentlich Konstantinopel und Athen berührt
wurden, und im Herbste desselben Jahres eine Studienreise,
welche Michaelis nach England machte, die günstige Gelegen-
heit zur Einleitung der nothwendigen Arbeiten an so wichtigen
Orten.
Die Verabredungen in Athen haben zu den überraschend
schnellsten Resultaten geführt, da der nicht nur als Numis-
matiker durch Thätigkeit und höchste Akribie ausgezeichnete
Alterthumsforscher Achilleus Postolakkas sich bereit fin-
den Hess, die Leitung der Arbeiten in Athen und Umgegend
14 Couze.
ZU übernehmen. Seinen Bemühiint^en kam mit höchst bereit-
willigen Genehmigungen das k. griechische Unterrichts-
ministerium, so wie der zu allem Nützlichen seine Zustim-
mung nicht versagende Vorsteher der Alterthümer Eustra-
tiadis entgegen. Auf das Förderlichste betheiligten sich Otto
Lüders und Emanuel Galanis, ganz besonders endlich
durch aufopfernde Uebernahme der geschäftlichen Seite des
Unternehmens mein Freund Karl Wilberg. Die photographi-
schen Aufnahmen führte Herr Konstantin aus, Herr Marti-
uelli war hülfreich zur Hand. Andern fehlte nur die Gelegen-
heit ihre Gunst thätig zu beweisen.
Die athenischen Grabreliefs, deren Photographien seither
bereits in den Besitz der Akademie gelangt sind, vertheilen
sich auf die einzelnen Sammlungen und Aufbewahrungsorte
wie folgt:
Sammlung der archäologischen Gesellschaft im
Barbakeion 99 Stücke
Neues Museum 93 „
,Thurm der Winde' 44 „
Im Garten des k. Schlosses 13 „
Bei der Agia Trias 68 „
Museum im Piraeeus 41 „
Auf dem königlichen Gute bei Tatoi (Dekeleia) 12 „
Im Ganzen 370 Stücke.
Ausserdem sind bereits in Angriff genommen und grossen-
theils schon in den Aufnahmen beendet :
Auf der Akropolis . . . etwa 200 Stücke
In der ,Hadriansstoa' . . „ 245 „
Im ,Theseion' „280 „
Im Barbakeion weitere ... 60 „
In Eleusis 2 „
Im Ganzen etwa 787 Stücke.
Einzelne Reliefs, namentlich solche in Privatbesitz, wer-
den noch hinzukommon. Der grösste Theil der Arbeit zur
Beschaffung des wichtigen athenischen Materials in photo-
graphischen Aufnahmen ist aber bereits als gethan anzusehen.
Der Werth gerade dieser attischen Reliefs , denen ver-
hilltnissmässig wenige aus andern Gegenden Griechenlands
hergebrachte beigemischt sind, liegt in ihrer grossen Anzahl,
üeber die Gesammtausgabe der griechibcheu GraVireliefs. 15
der keine andere Gegend Gleiches geg;enüberzustellen hat, fer-
ner in der Vertheihmg- der einzehien Exemphxre auf einen
sehr langen Zeitraum, weiter in der Mannigfaltigkeit, mit wel-
cher unter ihnen die überhaupt vorkommenden, Reliefs tra-
genden Typen der Grabmäler vertreten sind: die Stelen mit
einfachem Giebel oder mit reich ornamentirtem Akroterion,
welche ausser der Inschrift bald nur gemalt, bald in Relief
die Bilder der Verstorbenen tragen, Männer, darunter Krieger
und Seeleute, Frauen, Kinder, bald einzeln, bald mit ihren
Dienern oder in reichster Gestalt zu einfach rührenden Fami-
liengruppen, später beim sogenannten Todtenmahle vereint.
Statt der Stelen erscheint, als eine vorzugsweise, wenn, auch
nicht ausschliesslich attische Form , sehr oft auch die Grab-
vase als Reliefträgerin, während die bildlichen Beigaben zu
der Namensinschrift auf der in der späteren Zeit gewöhnlich-
sten Form der runden, gewöhnlich kurz sogenannten Cippi
sehr zusammenschmelzen. Der Zeit der politischen Macht und
des höchsten Geisteslebens Athens entsprechen als gleichzeitige
Schöpfungen vielleicht die edelsten Grabzeichen, die je Ver-
storbenen errichtet wurden.
Eine Anzahl dieser attischen Reliefs erfreut sich bereits
länger einer verdienten Berühmtheit, ohne dass sie alle vollständig
ihrem Werthe entsprechend publicirt wären, namentlich eine
Anzahl von erst neuerlich aufgefundenen, wie die bei der Agia
Trias, sind zwar rasch bekannt geworden, in einzelnen Abgüssen
verbreitet, aber so gut wie ganz ohne vollgenügende Veröffent-
lichung geblieben. Weder was Zeitschriften in lithographirten
Facsimiles der Photographien und ähnlicher Art gebracht haben,
noch selbst die verdienstliche Aufnahme von Salinas und Se-
veso, genügt ganz und gar. Es wird eine Aufgabe bei der
endlichen Publication der Sammlung sein, solchen ausgewähl-
ten Werken ihr volles Recht in der Art der bildlichen Wie-
dergabe zu schaffen, während für die grosse Menge gewöhn-
lichster Arbeiten eine summarischere Behandlungsweise wird
genügen müssen. Das Ganze und das Einzelne kann dann erst
im richtigen Lichte erscheinen. Hier Avill ich nur so viel einst-
weilen nicht ganz unterlassen, den Zuwachs kurz hervorzu-
heben, Avelcher zu dem Bestände bereits mehr oder weniger
auch ausserhalb Athens bekannter Stücke durch die unter
If) Cuuze.
Püstolakkas Leitung ausgeführten Arbeiten hinzugethan sind.
Ii'li Ijezeichnc nach den Nummern des der kais. Akademie
gehörenden, einstweilen meinen Händen anvertrauten Apparats.
Den neuesten Gewinn bieten die erst im Juni 1873 bei
Tatüi, dem alten Dekeleia, ausgegrabenen Grabsteine, über
welche gleich in der ersten Zeit nach Beginn der Funde Otto
Lüders in der archcäologischen Zeitung (XXXI, S. 55 ff.)
bericlitete. Ganz neu hinzugekommen ist seitdem (App. Tatoi 1)
der (rrabstein eines Aiaac Tc^cärr^c, der Name vollständig und
sein- deutlich geschrieben; das Keliefbild stellt ihn als einen
Leichtbewaffneten in der Exomis, mit dem Pilos auf dem
Kopfe und dem Schilde am Arme vorwärts eilend dar. Jetzt,
wie es nach unsern Photographien scheint, in Tatoi befindlich,
aber vielmehr unweit bei Spata gefunden ist (App. Tatoi' 4)
das wiederum mit vollständiger und sehr deutlicher Inschrift,
'Pjsli; XP^^"^ 'Ap})^e!r:paTr,c Onyar^p, versehene, nur zur obern
Hälfte erhaltene Reliefbild eines Mädchens. Aus Dekeleia
selbst ist dagegen wieder der (App. Tatoi 12) auch nur zum
kleineren oberen Theile erhaltene Grabstein mit dem Relief-
bilde einer Mvr;c'.cTpxTY;. Ein Grabaufsatz in Gestalt einer Marmor-
vase mit Schlangenhenkeln (App. Tato'i 2. 3) ist unter diesen
Funden von Dekeleia, wie schon Lüders betonte, an feiner
Pracht und straffer Lebendigkeit der Ornamentik, namentlich
in dem Akanthos am Halse des Gefässes, nicht leicht über-
troffen.
Das Museum im Piraeeus ist erst im Laufe der letz-
ten Jahre neu entstanden. Gaedechens hat es dem Vernehmen
nach handschriftlich katalogisirt und verspricht in seinem neu
begonnenen Werke ,Unedirte antike Bildwerke^ (Jena, 1873)
Einiges aus demselben zu veröffentlichen. Wir entnahmen der
Sammlung im Ganzen 41 Grabreliefs, wozu der jetzt nach
Athen versetzte Director des Gymnasiums und des Museu.ms
im Piraeeus, Emanuel Galanis, früherer Zeiten an der Uni-
versität Halle freundlich gedenkend, auf das Liebenswürdigste
uns behülflich war. Auf der Stele eines 'ApiaTOisXY;?, ApicrTO[j.evoj;
Ilepi'acYjOEv (App. Mus. Pir. 1. Kumanudis AxTr/.vj«; eTr'.ypaq/at
iztrj|xß'.c'. n. lOlö) erscheint wiederum eine besonders reiche
Vase , an welcher die Ausfüllung des Raumes zwischen dem
Vasenhalse und dun Henkeln durch eine Jünglingsfigur sich
Ueber die GesammtauKgabe der griechischen Grabreliefs. 17
eben so zeigt, wie auf dem von Lüders (a. a. O. S. 56,
Anm. 1) erwähnten Schmidt'sehen Grabsteine in Athen nnd
wie abermals auf einem Exemplare des Neuen Museums in
Athen (App. Neues Mus. Athen * 02). Ein Relief dieser Piraei-
schen Sammlung (App. Mus. Pir. o), eine sitzende Frau, vor
der eine Dienerin mit dem Schmuckkästchen steht^ gehört zu
den besten , im Zustande glücklicher Erlialtung geretteten
Werken etwa des ersten Anfangs des 4. Jahrhunderts v. Chr.
Eigen thümlich ist in der Reihe der mit Gefässen in Relief
geschmückten Stelen eine (App. Mus. Pir. 24), auf welcher
drei Gefässe dargestellt sind, deren mittleres auf einer
auch sonst aus attischen Monumenten bekannten in einen Kopf
zusammenlaufenden Doppelsphinx ruht. Das Relief des Kna-
ben mit dem Häschen auf der Hand (App. Mus. Pir. 33)
stimmt der Darstellung nach mit Reliefs aus Rhodos und Ka-
sos (Conze , Beiträge zur Gesch. der griech. Plastik ^ S. 32,
Anm. 4) überein. Auch sonst bieten die Grabreliefs dieser
Piraeischen Sammlung manches besonders Beachtenswerthe
und Neue.
Fast eben so wenig, wie die im piraeischen Museum siiid
auch die im neuen Museum zu Athen untergebrachten Grab-
reliefs bis jetzt ausser Athen bekannt. Ein Relief (App. Neues
Mus. Athen *27) von ganz besonderer Lebendigkeit und
Innigkeit veröffentlichte erst kürzlich Lüders in der archäo-
logischen Zeitung (1873, Taf. 8), einigermassen verwandt,
wenn auch von geringerer Ausführung, ist ein anderes (App.
Neues Mus. Athen. *38. Kumanudis *3145), auf dem ein ält-
licher, namenloser Mann sitzt, während die junge KyXMG-o\)Ayri
der herankommenden Miy.a entgegeneilt und sie umfasst. Das
Grabrelief (App. Neues Mus. Athen 40. Kumanudis 304(3) der
beiden Knaben Kspv.wv und Fläix^tAo;, von denen der erste einen
Vogel in der linken Hand hält, mit der Rechten ein Wägel-
chen nach sich zieht, während der andere jüngere vor ihm am
Boden hockt und die Hand nach dem Vogel ausstreckt, ist
völlig gleichartig den gerade in Attika viel fabricirten und
gefundenen kleinen Vasen mit spielenden Kindern. Da das
Grabrelief nach der Schriftform dem Jahre 400 v. Chr. nahe
gesetzt werden muss, bietet sich damit auch ein weiterer An-
halt für die Zeitbestimmung der genannten Vasen (Heydemann
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVI. Bd. I. Hft. 2
I
ib Conze. ,
griech. Vaseubildur zu Taf. XII, Fig. lOj. Ziemlich reichhaltig
ist das neue Museum aii solchen Grabsteinen, auf denen der
neben einander bestehende Gebrauch der Bemalung und der
Ausführung von Keliefdarstellungen, und unter denen mannig-
fache Beispiele der verschiedenen Uebergangsformen von
reiner Malerei bis zum Hochrelief recht augenfällig sind.
Besonders häuhg sind die nur bemalten oder, wie man trotz
ganz verschwundener Farbenspuren deutlich sieht, bemalt ge-
wesenen Akroterien der Grabstelen. Der sonstige aufgemalte
Zierrath, bis zu figürlichen Darstellungen, ist vielfach auch
nach dem völligen Verschwinden der Farben aus der jetzt
leer gewordenen Stelle noch sicher zu erkennen (so App. Neues
Mus. Athen 18. *97. *110. *123. *124), mehrfach sind aber
auch Farbenspuren noch vorhanden (App. Neues Mus. Athen * 94.
* 103. * 145. * 147. * 151) ; das äUeste dieser Beispiele ist * 147,
der Grabstein eines Antiphanes ('Av-icpavcu<;). Besonders deutlich
ist auf einem Steine (App. Neues Mus. Athen * 146) noch
die Malerei sichtbar, ein schwärzlich skizzirter Reiter auf leb-
haft rothem Grunde. Diesen nur bemalten Grabsteinen stehen
zunächst die, auf welchen die figürlichen Darstellungen nur
mit vertieften Linien aufgezeichnet sind, wozu ursprünglich
wahrscheinlich Farbe hinzugegeben wurde (App. Neues Mus.
Athen *77. * 78. * 148) ; darauf folgen diejenigen Steine, auf
welchen um solche in Umrissen auf die Fläche eingezeichneten
Figuren eine Schicht des Grundes bis zu einer viereckigen,
das ganze Bild umfassenden Linie herausgenommen ist
(App. Neues Mus. Athen Iß. *42. *60. *66). Die so noch
flach bleibenden Figuren wurden dann aber auch in verschie-
denen Graden rundlich erhoben modellirt, wovon ein leiser
Anfang auf einem Steine des neuen Museums (App. *65) sich
zeigt. Darüber hinaus gehen die eigentlichen Hochreliefs. Zu
solchen mit dem technischen Verfahren die stilistischen Eie-en-
thümlichkeiten erklärenden Beobachtungen, wie sie R. Schöne
(griechische Reliefs S. 21) noch kürzlich anstellte, werden die
Grabreliefs ein überreiches Material bieten. Auch halbfertig
gebliebene Grabsteine sind hierfür lehrreich. Einen solchen,
noch dazu einen lapidaren Palimpsest, da er aus einem
älteren Inschriftsteine, dessen Zeilen noch theilweisc sicht-
bar sind, gemacht wurde, finden wir gleich unter den
lieber die Gesamnitausgiibe der griechieclieu Gialireliefs. Ij)
Grabreliefs ausserhalb des alten Dipylon bei der lieutig-en
Kapelle der Ag-fa Trias (App. Ag. Trias. Athen 7. Kiima-
nudis *305). Die Grabsteine bei der Agia Trias haben sich
gleich nach ihrer Entdeckung durch den alten Zusammen-
hang mit der Oertlichkeit, der so selten in dieser Weise
bewahrt blieb, durch die grossentheils vortreffliche Erhal-
tung , durch die Schönheit der Arbeit bei vielen , durch das
Interesse einer bestimmten au einen der Grabsteine geknüpften
historischen Thatsache, so sehr der allgemeinen Aufmerksam-
keit empfohlen (s. C. Curtius in der archäologischen Zeitung
1872, S. 12 ff., wo auch die übrige Litteratur nachgewiesen ist),
dass hier ein Hinweis auf besondere Einzelheiten nicht am
Platze scheint.
Im Horologium des Andronicus Cyrrhestes, dem gewöhn-
lich sogenannten Thurme der Winde, bleibt das wichtigste
Stück unter den dort verwahrten Grabreliefs dasjenige Frag-
ment (App. Windethurm 37. R. Schoene griech. Reliefs 122),
welches sich seiner Art nach zu allernächst mit dem Grab-
relief in der Villa Albani zu Rom, dem sogenannten Relief
der Leukothea, verbindet. Auch das dem Fundorte nach
seltene Grabreliefstück aus Abdera (App. Windeth. *30.
R. Schoene griech. Reliefs 123) befindet sich jetzt im Thurme
der Winde. Sonst ist eine reichst ornamentirte Grabvase dort
besonders bemerkenswerth (App. Windeth. 25'^'"^).
Besonders ausgezeichnet ist endlich noch die Reihe der
Grabreliefs in der Sammlung der archäologischen Ge-
sellschaft im Barbakeion. Man erkennt unschwer, wie für
diese Sammlung unter besonders intelligenter Leitung man-
ches ausgewählte Stück eigens gesucht und erworben wurde.
An erster Stelle nenne ich das Stück einer Grabstele (App.
Barbak. 1), welches in der Kunstgeschichte fortan viel genannt
werden wird, nachdem es erst vor Kurzem aus der alten Stadt-
mauer im Nordwesten Athens hervorgezogen, für das Berliner
Museum geformt und nach dem Ausgusse von E. Curtius
(Abhandl. der k. Ak. der Wiss. zu Berlin 1873, S. 153 ff.)
publicirt wurde. Der Verstorbene war auf der schmalen Stele
aufrecht stehend in l'rotilansicht, wie Aristokles, dargestellt;
er hält in dei- link(Mi Hand geschultert einen Diskus. Es ist
fast nur der Ko[»f und hinter demselben der gehobene Diskus
2*
20 Conze.
erhalten. Von bester Erhaltung, bis auf die nicht wie am
Grabbilde des Aristokles gebliebene Bemahmg, ist das Gesicht.
Dessen besonders alterthümliche Bildung in den Augen, im
Ohrlappen, im Munde, dazu die alterthümliche Haartracht,
verbindet sich mit einer merkwürdigen Natürlichkeit und Le-
bendigkeit des Umrisses und der Modelliruug. Noch zwei an-
dere Fragmente, das eine das JVIittelstück, das andere die
Beine einer männlichen Figur in Relief noch zeigend, gehören
unter die Incunabeln der attischen Plastik (App. Barbak. 3. 4).
Ein Reliefbild auf der Grabvase zweier Frauen Mvr.caYipa und
tpaiosrrpar/; (App. Barbak. 14. Kumanudis 40) erinnert sehr an
die Gruppe der Phaidra zwischen ihren Frauen, wie sie römi-
sche Sarkophage offenbar als Ueberlieferung einer berühmten
Compositiou uns erhalten haben. Aus bester Zeit, etwas nach
400 V. Chr., und bis auf die verschwundene Bemalung von
ausserordentlicher Frische der Erhaltung ist das Relief am
Grabsteine des Ar,tj.o/.Xe{SY)<; ; A-r;ij.r,TpioL» , der auf einem Schüfe,
Helm und Schild abgelegt neben sich, traurig dasitzt. Im mo-
dellirten Relief sind nur die Figur und die Waffen ausgeführt,
von allem Uebrigen ist nur der Umriss markirt, innerhalb
dessen die glatte Fläche durch Malerei ausgefüllt gewesen sein
muss; es ist ein sehr deutliches Beispiel der völligen Ungetreunt-
heit malerischer und plastischer Darstellung. Als eine seltenere
Darstellung ist das Relief, welches die Niederlegung der Leiche
auf eine Kline zur Prothesis zeigt, zu erwähnen (App. Bar-
bak. 92. Dumont Revue archeol. N. S. XXIV, 1872, S. 339.
R. Schöne griechische Reliefs n. 120).
Während in Athen mit bereitwilligster Förderung unseres
Unternehmens alle Sammlungen zur freiesten Benutzung gestellt
wurden, stiess unser Wunsch, die Grabreliefs im Museum
der Irenenkirche photographiren zu lassen, in Koustanti-
nopel auf einige Schwierigkeiten, dergleichen bisher noch ein
Jeder, der diese deshalb auch noch sehi- wenig ihrer Bestim-
mung gemäss wissenschaftlich verwerthete Sammlung zu be-
nutzen wünschte, zu erfahren hatte (Dumont Revue archeol.
N. S. XVIII, 1868, S. 237 ff.). Es gelang indessen den Be-
mühungen dos Herrn von Kosjek, Legationsrathes bei der
k. und k. Botschaft in Konstantinopel, in Uebereinstimmung
mit dem Director des Museums, Herrn Dethier, die Hinder-
Ueber die Gesammtausgabe der griechischen Gralireliefs 21
nisse zu überwinden. Was Dank diesen Beinühung-en in den
von den Gebrüdern Abdullah vortrefflich ausg-eführten Auf-
nahmen der 47 Grabreliefs der Irenenkirche in unsere Hände
gekommen ist, zeichnet sich zwar der Mehrzahl nach nicht
durch hohen Kunstwerth aus, ist aber von eigenthümlicher
Wichtig-heit, indem es die vorzugsweise thrakische Provinzial-
weise aus später Zeit repräsentirt. Ganz vereinzelt bedeutend
steht aber eines der ausgezeichnetsten Grabreliefs, die wir
überhaupt kennen, unter den übrigen da. Es ist aus Thessa-
lonike gekommen, der eigentliche Fundort scheint leider nicht
feststellbar zu sein. Auf der Stele erscheint in wohlerhaltenem'
Flachrelief die ganze Figur eines jungen Kriegers, mit Pilos,
Chlamys, Schwert, Schild und Speer leicht bewegt dastehend.
Das stilistische Interesse dieses Werkes ist zu gross, als dass
wir die gebotene Gelegenheit zur Anfertigung einer Form
hätten unbenutzt lassen können. Die Formerei der k. k. Aka-
demie der bildenden Künste hat die Kosten getragen und es
sind bereits verschiedene Museen mit Ausgüssen versehen
worden. Die einzige bisher vorhandene, nicht einmal sehr ge-
nügende Abbildung dieses Grabreliefs findet sich in einem
wenig zugänglichen Buche, dem Catalogue explicatif, histori-
que et scientifique d'un certain nombre d'objcts contenus dans
le musee imperial de Constantinople (Constantinople 1S71)
n. 125. Im Texte von E. Goold S. 4G ff. wird es für ein
Bild des Askanios, des Sohnes des Aeneas, und für eine Ar-
beit aus Augusteischer Zeit erklärt, noch weiter gehäufter
gröblicher Irrthttmer ganz zu geschweigen.
Ueber den Beistand, welchen Michaelis unserem Unter-
nehmen auf einer Bereisung Hollands und Englands ge-
leistet hat, berichtet er selbst, wie folgt.
„Von den in England befindlichen griechischen Grabreliefs
hatte ich im Jahre 1861 diejenigen, welche damals im briti-
schen Museum vorhanden waren, genau beschrieben und ver-
messen, diesen aber nur sehr wenige aus anderen Sammlungen
hinzufügen können. Diesmal betrachtete ich es als meine Auf-
gabe, theils die fi'üheren Aufzeichnungen zu revidiren und
durch den neuen Zuwachs jenes Museums zu ergänzen, theils
die übrigen englischen Sammlungen so weit wie möglich
auf Grabreliefs hin zu untersuchen. Dies ist keine leichte
'2^ Coiize.
J
\ufgabc, weil die Summlung-en weit über das Land zerstreut,
theilweise recht abgelegen und auch nicht alle ohne Schwie-
rigkeit zugänglich sind ; in London war es überdies unmöglich,
über die meisten derselben einigerniassen genaue Angaben zu
erhalten. Als werthvoUe Wegweiser sind namentlich die Reise-
berichte von Conze und Matz in der archäologischen Zeitung
(Bd. XXII und XXXI) hervorzuheben ; manchen weiteren
Wink verdanke ich der Güte der Herren Franks, Murray,
Newton und Scharf in London.
Eine zweite Schwierigkeit bestand darin, von den so
weit zerstreuten Reliefs zuverlässige Abbildungen zu erhalten.
Einige hervorragende Stücke hatte Fr. Matz, welcher um
Ostern d. J. das Land in verwan4ter Absicht durchreist und
darauf einen Zeichner in einige der Hauptlocali täten geschickt
hatte, durch diesen zeichnen lassen und stellte die Zeich-
nungen gütigst zur Verfügung. Meistens aber galt es in den
Städten oder in der Nähe der Landsitze, wo die Monumente
sich befinden, einen Photographen ausfindig zu machen, dem
die Arbeit aufgetragen werden konnte. Dies ist auch fast durch-
weg gelungen ; wo es bisher noch nicht möglich gewesen ist,
haben sich wenigstens gute Aussichten eröffnet. Mit besonderem
Danke ist die Liberalität hervorzuheben, mit welcher sowohl die
Vorstände der öffentlichen Museen, wie die Besitzer der Privat-
samndungen meinen Bitten um Erlaubnis zum Photographiren
willfuhrt haben. Manche der Herren haben sich überdies be-
reit erklärt und diese Bereitschaft zum Theil schon bewährt,
die Arbeit des Photographen zu überwachen ; ich nenne be-
sonders die Herren A. S. IMurray in London, Fisher und
Prof. Max Müller in Oxford, Prof. Sidney Colvin in
Cambridge, Mawson in Lowther Castle, C. T. Gatty in
Liverpool.
Die Zahl der von mir aufgefundenen griechischen Grab-
relicfs und ihre Vertheilung auf die einzelnen Sammlungen
ergibt sich aus folgender Uebersicht:
Oeffentliche Museen.
London: britiseiics Museum 142
„ Soutli-Kensington-Museuni 4
Camh'f'tlge: Fitzwilliain-]\lnseum 12
Ueljer die Gesammtansgabe der griechisehen Grabreliefs. 2o
OefFeütliclie Museen.
Cambridge: Trinity-CoUeg-e 5
Oxford: Schools 16
„ Ashmolean Museum 5
„ University-Galleries 7
Liverpool: Public Museum 2
Privatsammlungen.
Brockleshy Park, Earl of Yarboroug-h 12
Ince-Blundell-Hall, Mr. Weld-Blundell 2
London: Lansdownehouse. Marquis of Lansdowne . . 3
Loiüther Castle, Earl ofLonsdale 8
Marhury Hall, Mr. Smith Barry 2
Richmond, Mr. Francis Cook, Visconde de Montserrat . 4
Rokehy Hall, Mr. Morritt 5
Wiltonhoicse, Earl of Pembroke . 5
Woburn Abhey, Duke of Bedford ■ . • 1
Summe 285
Von diesen Reliefs sind bisher nur ein kleiner Theil der
im britischen Museum befindlichen und diejenigen in Brockles-
byhouse gut oder einigermassen genügend bekannt (aus den
Ancient Marbles in the British Museum und dem Mu-
seum Worsleianum); alle übrigen sind entweder ganz
schlecht publicirt (so dfe meisten Stücke der Oxforder Samm-
lung in Chandler's Marmora Oxoniensia) oder noch ganz
unbekannt; zum Theil wusste man nicht einmal von ihrer
Existenz.
Weitaus der grösste Theil gehört der späteren Zeit an,
und nicht wenige Stücke dürfen nur als neue Beispiele einer
auch anderswo reiclilicli vertretenen Kunstart oder Darstellung
betrachtet werden. Doch bringt selbst bei diesen vereinzelt
fast werthlosen Stücken die Zusammenstellung vielfach neue
Aufschlüsse; wie in einer lexikographischen oder grammati-
schen Untersuchung erst die Menge und Art der Belegstellen
über Fragen des Gebrauches und der genaueren Bedeutung
einzelner Worte und Redeweisen eine sichere Entscheidung
estattet. Ein ganz besonderes Interesse haben die englischen
Sammlungen sogar vor den künstlerisch so viel hervorragen-
24 Conze.
dei-en Samnilungeu in Griechenland selbst voraus : die Mannig-
faltigkeit der Fundorte. Attische Grabsteine in grösserer An-
zahl sind namentlich im britischen Museum, in Brocklesbyhouse
und in Cambridge vorhanden, dazu einzelne Stücke in Oxford,
Lansdownehouse, Lowther Castle und Marbury Hall. Viel
zahlreicher sind solche Grabsteine, wie sie hauptsächlich in
Dolos, aber auch auf anderen Inseln des ägäischen Meeres
sicli finden; sie bilden den Hauptstock der englischen Reliefs,
zum Theil in ausgezeichneten oder höchst interessanten Exem-
plaren, z. B. in Oxford, luce-Blundell-Hall, Lowther Castle,
Kokeby Hall. Ein aus Faros stammendes Relief in Brocklesby
Park überstrahlt diese ganze Masse weit durch seinen eigen-
thümlichen Kunstwerth. Dazu kommen im britischen Musemn
Stücke von seltenen Fundorten, wie Ejjhesos Mytilene Hali-
karnass Rhodos Kyrene, und eine geschlossene Gruppe eigen-
artiger provinzieller Reliefs, welche aus Pantikapäon stammen
und während des orientalischen Krieges von Kertsch nach Lon-
don gebracht worden sind. Wie uns diese in Gegenständen und
Technik eine an die griechischen Muster nur noch schwach
erinnernde späte Kunstart vorführen, so erkennt man in den
ephesischen Reliefs den Einfluss attischer Kunst als so mass-
gebend, dass nur die Qualität des Marmors und eine minder
fein empfundene Durchführung den Unterschied zeigen. l>,etz-
teres gilt auch von einem kyprischen Relief in Liverpool;
einige smyrnäische im South-Kensington-Museum nähern sich
mehr dem auf den Inseln üblichen Stil, welcher überdies eine
Anzahl neuer, eben um ihres Fundortes willen höchst beach-
tenswerther Vertreter aus Sicilien und Unteritalien in der
Samndung Cook zu Richniond erhält. Endlich scheint ein
Stein in Liverpool durch sein Material nach Megara zu
weisen.
Noch verdienen einige Stücke aus der ganzen Masse als
besonders ausgezeichnet hervorgehoben zu werden. Vor allen
das Mädchen mit den Tauben auf dem parischeu Grabstein
der Worsley'schen Sammlung in Brocklesby Park, mit Recht
seit lange als ein .Juwel der ganzen Kunstart betrachtet, ob-
gleich die vorhandenen Abbildungen den Reiz des Originals
nur schwach ahnen lassen. Hieran schliesst sich ein feines
kleines Flachrelief in Woburu Abbey, unbekannten Fundortes:
Ueber die Gesammtausgabe der griechischen Grabreliefs. 2ö
ein ganz in sein Gewand g-eliülltes Mädchen von reizender
Züchtigkeit; als schwächeres Seitenstück kann das Fragment
einer Jünglingsgestalt in Richmond gelten. Von der entwickel-
ten attischen Knnst schönsten Stils ist ein grandioses über-
lebensgrosses Beispiel in Lowther Castle vorhanden, ein zwei-
tes, leider nur noch ein Frauenkopf, aber ein prachtvoller, in
Lansdownehouse ; beide Fragmente können es mit den besten
in Griechenland vorhandenen Exemplaren aufnehmen und
übertreffen die meisten. Auch das britische Museum besitzt
ein paar ausgezeichnete Stücke, wie den sitzenden Xanthippos,
einen schönen überlebensgrossen Epheben , welchem ein ähn-
liches Stück aus späterer Zeit (Tryphon) zu interessantem
Vergleiche dient; ferner eine recht bedeutende Anzahl mar-
morner Reliefvasen, deren sich auch in Cambridge, Brocklesby
Park und Marbury Hall finden. Als interessant lässt sich das
sogenannte Homerrelief in Lansdownehouse hervorheben, mehr
um des Gegenstandes als um des Stiles willen. Endlich sind
unter den Grabreliefs gewöhnlicherer Art doch einige sowohl
durch ihre vortreffliche Erhaltung, wie durch ihren verhältniss-
mässig guten Stil bemerkenswerth; so zwei Reliefs in Oxford,
zwei in Richmond, eines in Ince-Blundell-Hall, eines in Low-
ther Castle; der Gegenstand verleiht auch einigen der Reliefs
in Rokeby Hall ein besonderes Interesse.
Weit einfacher als in England gestaltete sich die Auf-
gabe in Holland. Abgesehen von einem einzigen Stück in
Utrecht, welches ich nicht selbst gesehen habe, von dem mir
aber eine Photographie in Aussicht gestellt worden ist, kommt
nur Leiden in Betracht, wo das Museum van Oudheden
eine verhältnissmässig reiche Sammlung einschlägiger Denk-
mäler besitzt. Diese stammen meistens aus der in Griechenland
und Kleinasien gebildeten Sammlung des Obersten Rottiers;
die bedeutendsten sind in Janssens ,grieksche en rom ein-
sehe Grafreliefs' (Leyden, 1851) gegenständlich getreu, aber
stilistisch überaus traurig abgebildet. Dass sämmtliche Stücke
von Neuem photographirt werden durften, wird der liberalen
Erlaubniss des Vorstandes, Herrn Leemans verdankt, wo-
neben ich auch dem Conservator Herrn Pleyte für freund-
lichen Rath zum Danke verpflichtet bin. Unter den 38 Stücken
sind zwei von hervorragendem Werth, die grosse wohlerhaltene
26 Conze. Ueber die Gesammtausgabe der griechiBcben Grabreliefs.
Giebelstole der Archestrate inid ein künstlerisch nocli höher
stehendes Relief, welches einen Epheben mit einem Vögelcheu
in der Hand darstellt, ein Werk von überaus feiner Relief-
behandlung und zarter Empfindung, das daher auch als Muster
dieser Gattung in den , Denkmälern der alten Kunst' (I, 29,
127) Aufnahme gefunden hat. Aber auch sonst besitzt das
Museum mehrere bald stilistisch, bald wegen des Gegenstandes,
bald wegen der Erhaltung bemerkenswerthe Stücke, z. B. drei
attische Marmorvasen mit Flachreliefs, zwei ansprechende
Kindergrabsteine, von denen einer überdies wegen eines Herm-
herakles im Felde Beachtung verdient, zwei sogenannte Todten-
mahle, deren eines oberhalb der Hauptscene fünf flacher ge-
haltene Nebenvorstellungen in fensterartigen Quadraten auf-
weist, das andere durch seine Inschrift [Z-/]v]62o-:oc 'AvriaXx.Bou
Trp'jTaveutov to Seutepov y.al o'. Tuapa-pjiavsi? Tr/taoY] Interesse erregt.
Den Grabreliefs nahe verwandt ist endlich eine Grabplatte,
auf welcher in leidlich erhaltenen Farben eine Abschiedscene
gemalt ist, ganz in der Weise der entsprechenden Reliefs,
jedoch mit einigen bemerkenswerthen Variationen , die eine
ziemlich starke sachliche Aehnlichkeit mit dem sogenannten
,Leukothea'- relief der Villa Albani bewirken.
Die 39 Reliefs in Holland ergeben zusammen mit den
235 in England eine Gesammtzahl von 274 Stück."
So weit Michaelis.
Schneller als man anfangs für ausführbar halten durfte,
haben wir einen grossen Theil des ganzen vorhandenen Vor-
rjiths von griechischen Grabreliefs in besonders verlässlicher
Gestalt bereits in unsern Ililnden. Möge es auch für das
Uebrige an willigen Helfern nicht fehlen , damit namentlich
von den so vielfach vereinzelt zerstreuten Exemplaren uns
nicht allzuviel und möglichst Nichts sehr Wichtiges entgehe.
Alle, die mit Hand anlegen, Nachrichten, Beschreibungen,
Zeichnungen, Photographien oder Papierabklatsche dei- Aka-
demie einsenden wollen, werden nicht nur unsern Dank, son-
dern das Verdienst und die Freude sich erwerben, zu einer
Arbeit beigesteuert zu haben, die eine bisher noch nicht in
recht vollem Strome ttiessende Quelle der Kenntniss griechi-
scher Art und Kunst ganz eröffnen soll.
IL SITZUNG VOM 14. JANUAR.
Die Classe beschäftigt sich mit den Angelegenheiteu der
Grillparzerpreisstiftung.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academie Royale de Copenhague: Memoires, Classe des Lettres. Vol. IV.
Nrs. 8— 9. Copenhague, 1872 & 1873; 40.; Classe des Sciences. Vol. IX.
Nrs. 8— 9; Vol. X., Nrs. 1— 2. Copenliague, 1872 & 1873; 4«. — Oversigt.
1872, Nr. 2. Kjebenhavn; 8^. — Snorre Sturlassöns Historieskrivning,
en kritisk undersögelse, af Gustav Storni. Kjebenhavn, 1873; 8".
Alpen-Verein, österr. : Jahrbuch. 6. Band. "Wien, 1870; 8".
Institute, The Anthropological, of Great Britain and Ireland: Journal,
Vol. III., Nr. 1. London, 1873; 80.
Jahrbuch, Militär-statistisclies, für das Jahr 1871. I. Theil. Wien, 1873; 40.
Lese- Verein, akademischer, an der k. k. Universität und steierm.
landsch. technischen Hochschule in Graz: VI. Jahresbericht. Graz, 1873 ; 8^'.
Oesterreicher, T. Ritter von, Die österreichische Küstenaufnahme im
Adriatischen Meere. Triest, 1873; 80.
Paus tenograp hikon. Zeitschrift für Kunde der stenograj)hischen Systeme
aller Nationen. I. Band, 3. u. 4. Liferung. Nebst Beilage: Notae liemensen.
Dresden, 1874; 80 und Folio.
R/ijendraläla Mitra, Notices of Sanskrit Mss. Nr. VI. Vol. II., Part. 3.
Calcutta, 1873; 80.
,Revne politique et litteraire' et , Revue scientifique de la France et de
Fetranger'. III« Annee, 2"'« Serie. Nr. 28. Paris, 1874; 4".
Verein der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Unterwaiden und Zug: Der
Geschichtsfreund. XXVIII. Band. Einsiedein, New-York und Cincinnati,
1873; 80.
Würzburg, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus den .lalircu
1870—1873. 40 und 8«.
28
111. SITZUNG VOM 21. JANUAR.
Der Vorstand der kais, Hofbibliothek Herr Hofrath
Dr. Birk leg-t das druckfertige Manuscript des VH. Bandes
der Tabulae codicuni manuscriptorum, welcher die Beschreibung
der Handschriften Nr. 11501 — 14000 umfasst, vor und ersucht
um die Bewilligung der Drucklegung.
Dem w. M. Herrn Professor Miklosich wird eine Sub-
vention bewilligt zur Herausgabe des IV. Bandes seiner ,Ver-
gleichenden (jrammatik der slavischen Sprachen'.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Accademia Poiitificia de' Nuovi Lincei: Atti. Anno XXVI, Sess. 7».
Roma, 1873; 4«.
G ei! ellschaft, k. k. greographische, in Wien: Mittheiliuigen. Band XVI.
(neuer Folge VI.), Nr. 12. Wien, 1873; 80.
Giessen, Universität: Akademische Gelegenheitsscliriften ans dem .Jahre
1873. 4" und 8".
Kasan, Universität: Bulletin et Memoires. 1872; 1873, Nrs. 2—3. Kasan,
1873; 80.
Kiel, Universität: Schriften vom Jahre 1872. Band XIX. Kiel, 1873; 4».
Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer An.stalt. 20. Band, 1874,
I. Heft. Gotha; 4».
Programm, XXIV., des k. k. Staats- Gymnasiums zu Innsbruck. 1873.
Innsbruck; 4*^.
Revista de Portugal e Brazil. Nr. 6. Lisboa, 1873; 4«.
,Revue politique et litteraire' et ,Revue scientifique de la France et de
l'etranger'. III« Annee, 2« Serie, Nr. 29. Paris, 1874; 40.
Society, The Royal, of Victoria: Progress Reports and Final Report of the
Exploration Cominittcc. Melbourne, 1863; 4''.
Turkestanof f, Nicolas, Abgekürzter Kalender auf tausend Jahre. 900 — 1900.
St. Petersburg, 1868; 4«.
Verein, siebenbürgischer, für romanische Literatur und Cultur des romani-
schen Volkes. Anulu VI, Nr. 23—24; Anulu VII, Nr. 1—2. Kronstadt,
1873/74; V\
Weis, Odoardo, Meute e cuure. Organo per Tincremento dell' i.struzione
poiK)lare. Anno I., Nr. 1. Trieste, 1874; 80.
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
PHILOSOPHISCH-HLSTOKISCHE CLASSE.
LXXVI. BAND. II. HEFT.
JAHRGANG 1874. — FEBRUAR.
IV. SITZUNG VOM 4. FEBRUAR.
Die Universität von Madrid sendet einige Bände der
Revista de la Universidad de Madrid und ersucht um Schriften-
tausch nnt der k. Akademie.
Herr Regierungsrath p. von Wurzbach legt den im
Druck vollendeten XX VI. Band des von ihm mit Unter-
stützung der k. Akademie herausgegebenen ^biographischen
Lexikons des Kaiserthums Oesterreich' vor.
Der Referent der historischen Commission, Herr kais.
Rath Fiedler, legt eine von dem \v. Mitgl. Herrn Professor
Jaeger in Innsbruck eingesendete Abhandlung vor unter dem
Titel : jDer Uebergang Tirols von dem Erzherzog Sigmund an
den römischen König Maximilian (1478 — 1490)'.
32
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss., zu Berlin: Monatsbericht.
November 1873. Berlin; 8«.
— Königl. Bayer., zu München: Abhandlungen der historischen Classe.
XII. Bandes 1. Abtlieilung; Abhandlungen der philos.-philolog. Classe.
XIII. Bandes 1. Abtheilung; Abhandlungen der mathem.-physikal. Classe.
XI. Bandes 2. Abtheilung, (Nebst den betreffenden Separatabdrücken.)
München, 1873; 4».
Ateneo Veneto: Atti, Serie II. Vol. XI, Punt. 1. Venezia, 1873; 8».
Catalogus codicum manu scriptorum Bihliolhecae Eegiae Monacensis. Tomi /•"*
Pars W" et IIl"" {1866); Tomi IJI'", Pars /'««, IF" et III'^" {1868,
1871 & 1873); Tomi IV' Pars 7" {1874J ; Tomus V. (1866); Tomus VI.
(1866); Tomus VII. (1858). Monachii; S".
Gesellschaft der Wissenschaften, k. böhm., zu Prag: Sitzungsberichte.
Nr. 7. 1873. Prag; 8".
Institut National Genevois: Bulletin. Tome XVIII. Geneve, 1873; 8".
Istituto, R., Veneto di Scienze, Lettere edArti: Atti. Tomo 11°, Serie IV»,
disp. 9*— 10»; Tomo 111°, Serie IV% disp. 1». Venezia, 1872/73 & 1873/74 ; 8".
Jahresbericht des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht für 1873.
Wien, 1874; 40.
Madrid, Universität: Kevista. 2» Epoca. Tomo I. Nr. 1—4, 6; Tomo II.,
Nr. 1—2. Madrid, 1873; gr. 80.
Revista de Portugal e Brazil. Nr. 8 Janero de 1874. Lisboa; 4".
,Revue politique et litteraire' et ,Revue scientitique de la France et de
l'etranger'. IIP Annee, 2"« Serie, Nrs. 30—31. Paris, 1874; 4".
Society, The Royal Geographical: Proceedings. Vol. XVIII. Nr. 1.
London, 1874; 8».
V. SITZUNG VOM 11. FEBEUAK.
Der Vicepräsident gedenkt des Ablebens des ausw. corr.
Mitrrliedes der kais. Akademie, Professor Moriz Haupt in
Berlin, welcher am 5. Februar d. J. starb.
Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileids
von ihren Sitzen.
33
Der tSecretär leg't den von dem corr. Mitgl. Freilierni
von Czoernig-, k. k. wirklichem Geheimenratlie, eingesendeten
2. Band seines Werkes übei- Görz und Aquileia vor, und ver-
liest das Begleitschreiben des Verfassers.
Das w. Mitglied Freih. v. Sacken legt eine Abhandlung
vor: über ein neues Militärdiplom von Kaiser Elagabalus.
Herr Dr. A d. H o r a w i tz ersucht um Abdruck einer kleinen
Sammlung ungedruckter Briefe und anderer Inedita Melanchthons
in den Sitzungsbei'ichten.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Czoernip^, Carl Freilierr von, Die Stadt Görz zimäclist als klimatischer
Curort. Wien, 1874; 8«.
Gen oot. schaj), Bataviaasch, van Knnsten en Wetenscliappen: Tijdsclirift.
Deel XX. (Zevende Serie. Deel I.) Aflev. 4—6. Hatavia, 's Hage, 1872 en
187.3; 8". — Notnlen. Deel X. 1872, Nr. 4; Deel XI. 1873, Nr. 1. Batavia,
1873; 80. — Alj)liabetisclie lijst van lanrl-, zee-, rivier-, wind-, storm- en
andere kaarten. Batavia, 's Hage, 1873; 8".
Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. X. Band.
2. II. 3. Abthlg. Entwickelung der Chemie von Hermann Kopp. 2. u. 3.
Ahthlg. München, 1873; 8".
Gesellschaft, Schlesische, für vaterländi.sche Ciiltur: Abhandlungen der
]ihilos.-liistor. Abtheilung. 1872/73; Abhandhuigen für Naturwissenschaften
und Medicin. 1872/73. Breslau, 1873; 8". — L. Jahres-Bericht. Breslau,
1873; 8«.
— Deutsche Morgenländische: Zeitschrift. XXVII, Band, 4. Heft. Leipzig,
1873; 80.
Institiuit, koningl., voor de taal-, land- en volkenkunde van Nederlaiulsch-
Indie: Bijdragen. III. Volgreeks. VIII. Deel. 2. Stuk. 'S (Jraveuhage,
1873; 80.
Sitzuagsber. d. phil.-List. Cl. LXXVF. l'.d. II. litt. 3
34
, Revue politique et litteraire' et ,Revue acientifique de la France et de
l'etran^er'. III« Ann6e, 2« Serie, Nr. 32. Paris, 1874; 40.
Verein, histor., für Niedersachsen: Zeitschrift. Jahrgang 1872. Hannover,
1873; 80.
Sackeu. Ueber eiu neues Militärdiplom vou Kaiser Elagabalus. OD
t
lieber ein neues Militärdiplom von Kaiser Elagabalus.
(Mit '2 Zinkog-raphieu.)
Von
Dr. E. Freih. von Sacken,
wirkl. Mitgliede der k. Akademie der Wissenschaften.
Der Wiener Arzt Herr Dr. M. E. Weiser benützte seineu
läng-eren Aufenthalt in Thracien zu einer genauen Untersuchung
der zahlreich dort vorfindigen Tumuli, die sich als Gräber mit
Skeletten erwiesen und eine erhebliche Anzahl, theils spät
römischer Gegenstände (darunter Münzen aus dem IV. Jahr-
hundert), theils einheimischer, barbarischer Erzeugnisse (dar-
unter sehr roh gearbeitete Thonfiguren und Gefässe eigen-
thümlicher Form) ergaben.' Nebstbei sammelte Dr. Weiser
auch andere Alterthümer, die ausserhalb der Tumuli ausgegra-
ben wurden. Unter den letzteren befand sich die eine Hälfte
eines römischen Militärdiplomes, — glücklicherweise die Avich-
tigere mit dem vollständigen Texte, — dessen Fundort genau
bekannt ist, nämlich ein in seineu Trümmern noch ganz wohl
erkennbares römisches Castell, an den ntirdlichen Ausläufern
des Khodope-Gebirgszuges, zwischen den Dörfern Karatsch und
Sarnitsch, drei Stunden südöstlich von Chaskioj gelegen, acht
deutsche Meilen östlich von Philippopel. Die Anlage des Ga-
stelles an dieser Stelle erklärt sich aus dem Schutze, den es
dem Thale des Hebrus, das sich hier verengt, gewähren konnte.
Die Bronzetafel soll in den Maueranwurf fest eingelassen ge-
wesen sein und war vereinzelt ohne sonstige Gegenstände in
1 Ein Theil der Fundobjccte befindet sicli als Gcsclienk des Finders im
k. k. Antikencabiuete.
3*
36
Sacken.
nächster IJmg-ebung. Ihre Höhe beträgt 14 Cent, bei 11 Cent.
Breite; die linke Ecke, welche den Namen des Kaisers ent-
Fig. 1.
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iXTUlEfCÜuKdSiil-P-P.
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COH-lIII^PtANTONlNIANA-PV.
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^
liielt, wurde sichtlich sclion in alter Zeit mit einem scharfen
Instrumente wogg-eschlagen , man erkennt deutlich die, wahr-
scheinlich mit einer Axt, wiederholt und nicht sicher geführten
lieber ein neues Militärdiplom von Kaiser Elagabalua.
37
Hiebe , <lie Brucilflilclien sind mit Patiuji überzogen. Der
Sprung aber, welcher vua der ausgeschlagenen Ecke ausgehend,
den oberen Tlieii der Tafel abtrennt, entstand erst in neuerer
Zeit in t'ulge von Gussi'ehlern und luiganzen Stellen in der
äletalltafel. Beide Seiten sind beschrieben und zwar, wie go-
i;
ri» ^
{\4\/
wohnlich, die eine der Breite der Tafel nach mit soi'i^faltig
gravirtcn Buchstal)en, die andere nach ihrer Läng-e in tiüchtig
eingehauener Schritt. Erstere erscheint sonach als die Aussen-
seite der ersten Tafel des ganzen Diplomes, letztere als deren
Innenseite. Unter Fig. 1 und 2 werden beide in Facsimilc
gegeben.
3g Sacken.
Das fehlende Stück dei- Inschrift auf der Aiissenseite ist
mit Zuhülfenahnie der Innenseite und nach verwandten Denk-
mälern, die hier unbedenklich als Parallelen beizuziehen sind,
zu ergänzen, wie Fig. o zeigt, wobei die feinen Buchstaben
sich aus der flüchtig geschriebenen Innenseite ergeben , die
punktirten auf Combination beruhen.
Fig. 3.
IM? CAES . DIVX ANTONINI . MAONI . PII AVG . FIL i
DIVX . HE V ERI . ? 1 1 . NEPOS 2
M . AVRELIVS . Al-ITONINVS . PIVS . FELIX . AVG' 3
S A C E R D 0 S . AM FIJSS1MV8 . DEI . IN VICTI . SOLIS 4
ELAGABALl.PONT.MAX.TRIB.POT.IIII.COS.III.P.P 0
N 0 M I N A . M 1 L I T VM . Q VI MEITAVERVNT . IN CO e
RORTIB V S PRÄETOEIS . ANTONINIANLS . DECEM 7
I . II . III . IUI . V . VI . VII . VIII .Villi . X . PIIS . VINDICIBUS «
etc.
Somit ist der vollständige Inhalt des Diplomes folgender:
Imperator Caesar Divi Antonini magni pii Augusti filius j|
Di vi Severi pii nepos |j Marcus Aurelius Antoninus pius felix
Augustus II sacerdos amplissimus Dei invicti Solls || Elagabali
pontifex maximus tribunicia potestate IV, Consul III pater
patriae |i nomina militum qui militaverunt in cohortibus prae-
toriis antoninianis decem jj I. IL III. IV. V. VE. VII. VIII.
IX. X. piis vindicibus H qui pie et fortiter militia functi sunt
jus i| tribui connubii dumtaxat cum singulis et | primis uxoribus
ut etiam si peregrini juris feminas in matrimonio suo jun-
xerint proinde liberos tollant | ac si ex duobus civibus romanis
natos I ante diem septimum idus januarias || Cajo Vettio Orato
et II Marco Vitellio Seleuco consulibus [| Cohors quarta praetoria
Antoniniana pia vindex || Marco Septimio Marci filio Ulpia
Maetico Triraontio.
Descriptum et recognitum ex tabula aerea quae fixa est [|
Romae in muro post templum divi Augusti ad Miner || vam.
Der Text der Innenseite zeigt von dem der äusseren
Hauptseite einige kleine Abweichungen ; der mit dem Ein-
schlagen desselben Betraute ging sehr flüchtig zu Werke und
man sieht, dass ihm während der Arbeit immer mehr die Ge-
duld ausging. Nobst einigen Schreibfehlern (Antonianis statt
Antonini;niis. pis statt piis, juxerint statt junxerintj und Aus-
Ueber ein ueues Militärdiplora von Kaiser Elagabalus. Öü
lassungen (et fortiter, nach dumtaxat das Wort cum) passii-te
es ilim, dass er statt qni — militia functi sunt oder wie er beab-
sichtig-te quibus — militia fuuctis zu schreiben, statt des ersten
Wortes noch einmal das früher vorkommende militaverunt
wiederholte und functis beifüg-te, was natürlich keinen Sinn
hat. Nach conub, worauf in allen prätorianischen Diplomen,
wie auch hier auf der Aussenseite, dumtaxat folgt, steht ein
längeres Wort, dessen Bedeutung zu entziffern mir nicht gelang ;
es ist im Facsimile Fig. 2 ganz genau dem Originale nach-
gebildet.
Dass das Diplom von Elagabal ausgestellt sei, geht aus
der nach der Innenseite ergänzten vierten und fünften Zeile
hervor, in welcher sich der Kaiser Oberpriester des Sonnen-
gottes Elagabalus nennt. Der berüchtigte Vetter Caracallas,
Sohn von dessen Nichte Soaemias, Varius Avitus Bassianus,
diente schon als Knabe in der syrischen, am Orontes gelegenen
Stadt Emesa dem syrisch-phönizischen Sonnen- (der Etymologie
nach Berg-) Gotte Elagabal als Priester. ^ Der Cult dieses
Gottes, welcher auch als Schutzgott von Gabala, mit welchem
Namen die Stadt Byblus im alten Testamente bezeichnet wird,
verehrt wurde, -^ war mit Musik, Tänzen und Orgien verbunden,
wobei auch Opfer von Menschen, besonders von Knaben, ge-
bracht wurden. ■' Der Tempel war auf einem Berge gelegen. *
Bassianus wurde als Oberpriester wegen seiner Schönheit und
der Pracht des Aufzuges von den Soldaten abgöttisch verehrt
und nachdem er von ihnen zum Kaiser ausgerufen worden war
(218 n. Chr.), führte er den Cult seines Gottes im ganzen
römischen Reiche ein. Er brachte dessen Bild nach Rom, wo
es in einem auf dem Palatin erbauten Tempel mit der gröss-
ten Pracht verehrt wurde imd den Mittelpunkt des gesammten
religiösen Cultes bilden sollte. ^ Alljährlich zur Sonnenwende-
zeit führte er es in feierlichem Festzuge in einen zweiten dem
Gotte in Rom erbauten Tempel, was auf einer Goldmünze des
' Herodianns, V, 3.
2 Scaliger. Animadv. iu chronolog. Euseb. p. 231.
3 Lampridius, Anton. Heliogab. S. Dio Caasius, LXXIX, 11.
^ Salma.s. zu Vopiscus, Aurelianus, 25 citirt die betreffenden Verse
des Avienns.
^ Lamprid. 3.
40 Sacken.
Jahres 221 dargestellt erscheint mit der Umschrift: SANGT
DEO SOLI RLAGABAL. Das Bild des Gottes bestand aber
nach Herodian's Beschreibung- in einem grossen, schwarzen,
angeblich vom Himmel (befallenen Steine von konischer Form ;
der Pomp des Festzuges überbot alles Ahnliche, Den von Gold
und Edelsteinen strotzenden Wagen, auf welchem der Meteorit
lag, zogen sechs reich geschmückte, makellos weisse Pferde;
der Kaiser schritt voran , aber nach rückwärts , das Gesicht
unverwandt dem Gotte zugekehrt; damit er nicht falle, war
der Weg mit goldigem Saude bestreut. Bei den Opfern flössen
das Blut der Stierhekatomben und zahllosen Schafe und der
ausgegossene Wein in Strömen. '
Nach diesem seinen Lieblingsgotte, dessen Dienst er sein
ganzes Leben widmete, benannte sich der Kaiser; auf Münzen
nennt er sich Invictus oder summus sacerdos Dei Solis Ela-
gabali. Amplissimus Sacerdos kommt auf dem Bruchstücke
eines von ihm mit seinem xVdoptivsohne Severus Alexander im
Jahre 222 ausgestellten Militärdiplomes vor. - Kein anderer
Kaiser legte sich diesen Titel bei und der von ihm mit sol-
chem Eifer eingeführte Cult des Elagabal kam unter seinen
Nachfolgern in Verfall, bis ihn Aurelianus wieder aufnahm, ^
In der ersten Zeile unseres Diplomes nennt sich Elaga-
balus Sohn des grossen Antoninus, nämlich des Caracalla. Der
Name Antoninus hatte noch von den glänzenden Zeiten des
ersten Kaisers dieses Namens und von dem siegreichen Marc
Aurel her einen überaus guten Klang, namentlich bei den Sol-
daten; auch Caracalla, der sich denselben beigelegt hatte, trug
durch seine Popularität bei den Letzteren zum Ausehen dieses
Namens bei. Man glaubte an ihn den Bestand des Reiches ge-
knüpft und als Macrinus nach der Ermordung Caracallas mit
seinem Sohne Diadumenus zum Kaiser ausgerufen wurde, sah
er sich genöthigt, seinem Sohne eiligst diesen Namen beizu-
legen und ihn also dem Heere vorzustellen. „lutelligo, deside-
rium ingens Antonini nominis apud vos mauere"' sagte er in
' Herodian., V, c. 6.
2 liaucli flr Vesmc in dtii Atti dcll' accacl. delle scienze di Torino 18f59,
Vnt. IV, 6-JO. Corpus iiiscr. lat. III, 2, p. 81)2.
' Fl. VnpiacuH, Aurelianus 25, 35, .S9.
Ueber ein neue^ Militärdiplum von Kaiser Kliigabahi». 41
seiner Anrede und die ganze Versaninilung- jubelte seinem Soline
zu: j.Antoninum habemus, omnia liabcmus; Antoniuuni nobis
dii (Icderunt patrem; Antouinus dig-nus imperio". '
Aber bei Elagabal war der Name nicht wie beim Sohne
des Septimius Scverus oder bei Diadumenus, bloss ein talsch-
lich arrogirter, 2 sondern insoferue gerechtfertigter, als er ein
Blutsverwandter des Antoninus benannten Bassianus Caracalla
war. -^ Seine Grossnuitter, Julia Maesa, war die Schwester der
Julia Domna, Mutter des Letztgenannten, er selbst ein Sohn
der iVIuhme (Jaracallas Soaemias mit dem aus Apamea gebür-
tigen Varius Marcellus. ■• Allein Maesa, die von Macrinus nach
ihrer Heimath Emesa verbannt war, aber das Leben am römi-
schen Hofe nicht vergessen konnte, und auf jede Art wieder
zu Macht und Ansehen zu gelangen strebte, wusste das Gerücht
zu verbreiten, ihr Enkel sei die Frucht eines Liebesverhält-
nisses Caracallas mit dessen Mtdime Soaemias, ihrer Tochter.
Durch Bestechung brachte sie die ohnehin durch des jugend-
lichen Elagabal glänzende Erscheinung gewonnenen Soldaten
dahin, dass er mit ihr in das Lager aufgenommen und zum
Kaiser ausgerufen wurde; „sie begrüssten ihn/' sagt Herodi-
anus, •' „als Antoninus uud bekleideten ihn mit dem Purpur".
Sofort nahm der Knabe den Namen an und nachdem Macrinus
durch den Verrath seiner eigenen Soldaten uud durch Feig-
heit umgekommen war, nannte er sich in seinem Siegesberichte
an den Senat ohne Scheu: Imperator, Caesar, Antonini filius,
Severi nepos, pius felix Augustus, Proconsul, tribunus plcbis. '■
Der Titel pius felix Augustus erscheint unter den Militär-
diplomen zuei'st auf dem Caracallas vom Jahre 216, ^ von da
ab auf den späteren constant.
' Laraprid. Antoii. Dijuluiuenu.s, 1.
- Die Selbstadoptionen, durch genehm klingende Titel ausgedrückt, gingen
oft etwas weit; so nannte sicli der Afrikaner Septimius Scverus: Divi
Marci pii filius, Divi Commodi frater, Divi Antonini pii nepos, Divi lia-
driani pronepos etc. Gruter CL. 5. Eckhcl, D. N. VII, 173.
^ Lamprid., Heliogab., '6.
^ Dio Cass. LXXVIII, 30.
5 L. V, c. 4.
'5 Dio LXXVIII, :iO, LXXIX, -2. Ilerod. V, 3. Vgl. die Act<i fratrum
Arvalium, Marini, Atti I, p. C'LXIII; Orclli, 22GS.
'• Mommsen im Corp. inscript. lat. HI, 2, p. 891 (XLIX).
42 Sacken.
Der Beiname Magnus für Caracalla kommt auf Münzen
und Inschriften vor. ' So nennen sich Elag-abahis und Alexan-
der Severus Söhne Antonin's des Grossen auf den beiden Meilen-
steinen von Steinbach - und in ähnlicher Weise heisst Letzterer
auf dem Neapolitaner Militärdiplome vom Jahre 230 Divi An-
tonini magni filius. ^
Gerade nur der Name des Kaisers erscheint bei unserem
Diplome mit Absicht gewaltsam weggeschlagen, nicht aber der
ganze Obertheil der Tafel, so dass die Titulaturen stehen blie-
ben. Es miiss diess seinen Grund gehabt haben und dieser ist
ohne Zweifel darin zu suchen, dass nach der grässlichen Er-
mordung des verhassten Elagabal, dessen Name durch Senats-
beschluss ausgetilgt wurde, ■* was das Vernichten des Namens
auf den öffentlichen Monumenten zur Folge hatte. So schlug
auch der Besitzer des Militärdiplomes den Namen des verach-
teten Kaisers mit scharfem Werkzeuge weg. Ein wahrschein-
lich in ähnlicher Absicht abgebrochenes Stück ist das Frag-
ment in Monza vom Jahre 222, welches so wie das von unserem
fehlende nur den Namen Elagabal's und zum Theil auch den
seines Adoptivsohnes Severus Alexander enthält. ^ Die innere
Hauptseite lautet :
IMP CAES DIV (i Antonini magni)
FIL . DIVI . SEV feri nepos)
M . AVRELIVS AN (toninus p. f. Aug. Sacer)
DOS.AMPLISSI (mus Dei invicti Solis Elagaba)
LI . PONTIF . MAX (tr. pot. V. Cos IV p. p. et)
IMP . CAES . M. AV (relii Antonini f. Divi Antonini)
MAGNI . NEP (os Divi Severi pronepos, M. Au)
relius ALEX (ander) ... — — —
Auch in der Grösse stimmt dieses Bruchstück mit dem
herausgeschlagenen Stücke unseres Diplomes fast genau über-
' Eckhel, D. N. VII, 219. Orelli, 948, 949.
2 Hist. de l'acad. des inscript. XXI, 70, 71.
' Avellino, Opuscoli diversi, III, 178.
* Lampridiiis, Helio«;. 17, 18.
'•> Baiidi de Vesme in den Atti dell' accaderaia delle scienze di Torino
1869, IV, 620. M..mnison, p. 892, L.
4ty
ein. In den Inschriften von Palermo ' und Walwick Chester -
scheint auch der Name absichtlich ausgetilgt zu sein ; dasselbe
ist der Fall in der Mörtelinschrift der siebenten Wächtercohorte
zu Rom. 3
Die vierte tribunicische Gewalt Elagabals, welche unser
Diplom anzeigt, fällt in das Jahr d. St, 974 = 221 n. Chr.
Denn er nimmt gleich nach dem Siege über Macrinus am
8. Juni 218 die tribunicia potestas an und da diese Würde
seit Trajan, oder doch sicher seit Antoniuus pius immer am
1. Januar erneuert, das erste Regierungsjahr aber als voll ge-
rechnet wurde, ^ so beginnt die vierte tribunicia potestas Ela-
gabals mit dem Jahre 221. Es stimmt diess auch mit der
Angabe der Consuln Gratus und Seleucus überein, welche in
dem genannten Jahre die Consulwürde bekleideten. Der Tag
der Ausstellung des Diplomes ist also der 7. Januar 221. Das
oben erwähnte Fragment von Monza gehörte aller Wahrschein-
lichkeit nach zu einem Prätorianerdiplome, das, weil schon der
Adoptivsohn Elagabals und zwar mit dem Titel Imperator mit
aufgeführt erscheint, gerade ein Jahr später, fast genau zwei
Monate vor der Ermordung Elagabals (4. oder 5. März 222)
auso-estellt worden sein muss.
Nach dem Kopfe der Urkunde, welcher die ganze Titu-
latur des Kaisers enthält, folgt der Text, in der für Diplome,
welche Prätorianern oder Soldaten der städtischen Gehörten
verliehen wurden, charakteristischen Stylisirung. Für solche
musste schon aus dem Grunde eine andere Fassung eintreten,
als für die Diplome der Legionäre und Auxiliarsoldaten, weil
die Prätorianer römische Bürger waren, daher die bei ersteren
übliche Verleihung des Jus civitatis entfällt. Ferner wird diesen
keine honesta missio ertheilt, denn es waren eben Veteranen,
denen das Connubium ertheilt wurde; es wird sonach nur ihres
braven und tapferen Dienens gedacht, ohne Angabe der voll-
endeten Dienstjahre. Eine weitere Eigenthümlichkeit der Prä-
torianer-Diplome besteht darin , dass die Anerkennung der
gesetzlichen Ehe ausdrücklich auf die erste Frau (nämlich
> Orelli, 948.
2 Bull, deir inst. 1851, 75.
3 Ib. 1867, 14.
^ Mommsen, Rom. Staatsrecht II, 501. Eckhel, D N. VIII. 414.
44 Saukuu.
nach dem Abschiede) und das Bürgerrecht nur auf deren Kin-
der beschränkt wird, aber auch in dem besonders hervorgeho-
benen Falle, dass diese Frau pereg-rini juris war; die Kinder
sollten auch dann so angesehen werden, als wenn beide Eltern
römische Bürger wäi-en. Die Auxiliarsoldaten erhielten das
Bürgerrecht für die Kinder der Frau, mit der sie eben in ma-
trimonium oder, wie es später heisst, in „concessa consuetudine"
lebten, ' wenn diese eine römische Bürgerin war, ja die Ledigen
sogar für die einer zukünftigen Frau. Erst durch das jus con-
nubii wurden die Kinder der bürgerlichen Stellung und staats-
rechtlichen Anerkennung theilhaftig, justi liberi et heredes,
während die in inatrimonio erzeugten der Mutter folgten.
Was die eigentliche Stylisirung anbelangt, so unterschei-
den sich die Prätorianer- und Stadtcohorten-Diplome von den
übrigen dadurch, dass in jenen der Kaiser nach Art der Edicte
in der ersten Person spricht, in diesen w'ie bei den Leges in
der dritten Person.
Selbstverständlich sind bei der geringen Anzahl der Garde-
soldaten die solchen ertheilten Heiratsbewilligungen weit sel-
tener. Unter den 58 bisher bekannten Militärdiplomen sind nur
acht an Prätorianer verliehene, darunter zwei kleine Fragmente,
von denen das eine, d, als Prätorianer-Diplom nicht ganz
sicher ist. Das unserige ist sonach das neunte. Sie sind von
folgenden Kaisern :
a) Vespasianus v. J. 76 (Kenner in den Mittli. d.
k. k. Central-Commission z. Erforsch, u. Erhalt, d. Baudenk-
male, XIV, 125. Mommsen, p. 853, X.). Gefunden in Ku-
stendje, jetzt im kais. Antikencabinete zu Wien.
b) Marcus Aurelius und Lucius Verus (Cardinali,
Dipl. mil. p. 231. Mommsen, p. 889, XLVIL). Gef. zu Chieti.
Fragment.
c) Septimius Severus und Caracalla, v. J. 208 (Car-
dinali, p. 250. Mommsen, p. 800, XLVIIL). Gef. zu Mantua
und noch daselbst.
d) Elagabahis und Severus Alexander v. .1. 222
^Baudi de Vesme, a. a. O. Mommsen, p. 892, L.). Zu Monza.
l>i|tlorii<' VMii riiilipims iiinl Dcoiiis, Moniinsen. p. SOG, 898.
Üeber ein neues Militärdiplom von Kaiser Elagabalns. 45
e) Gordianus v. J. 243. (Cardinali, p. 271- Momm-
sen, p. 894, LIL). Gef. zu Lyon.
f) Philippus Vater und Sohn, v. J. 248 (Thiersch,
1. Jaliresber. d. baier. Akad. d. Wiss. 1827, S. 24. Mommsen,
p. 897, LIV.). Gef. zu Mautua, jetzt in München.
g-) Diocletian und Mitregenten, v. J. 298 (Monimsen,
p. 900, LVII.). Gef. zu Torre d'Agnazzo, jetzt in Neapel.
Fragment.
h) Dieselben v. 301—305 (Mommsen, p. 900, I.VIII.)
Gef. zu Avellino. Kleines Bruchstück.
Wegen der verwandten Stjlisirung ist noch das einem
Soldaten der 10. städtischen Cohorte verliehene Diplom an-
zuführen : 1
i) Caracalla v. J. 216 (Mommsen, p. 891, XLIX.). Gef.
zu Faenza, jetzt in Rom.
Damit der Text einen richtigen Sinn gebe, sollte nach
Nomina militum folgen : Subjeci, wie in a) und i) ; indess fehlt
dieses Wort auch in c), e) und f); b) hat subjecimus.
Prätorianer-Cohorten waren anfangs neun, ^ Vitellius ver-
mehrte sie auf sechszehn, welche Einrichtung jedoch nur kurze
Zeit bestand, denn Tinter Vespasian finden wir, wie das Diplom
a bezeugt, neun Cohorten. Die Errichtung der zehnten fällt
wahrscheinlich in die Zeit Trajans; sie bestand schon im Jahre
112. Unter den Diplomen kommt diese Zahl zuerst auf dem
Marc Aureis und L. Verus von 161 (b) und von da an con-
stant vor (c, e, f). Die überflüssige Aufzählung der Nummern
I — X ist den jüngeren Diplomen eigen thiimlich. Sie heissen
nach dem Kaiser Antoninianae, wie auf unserer Tafel (so auch
die IV cohortes urbanae auf i), Gordianae (e), -Philippianae (f),
Maximianae (g) und immer piae vindices. Statt: qui-militia functi
sunt heisst es im Diplom Vespasians (a) quibus militia functis,
in dem für die Stadtcohorten von Caracalla (i) in militia
functi sunt.
Der 7. Januar scheint in der späteren Zeit der Tag für
die Publication der Prätorianer-Diplome gewesen zu sein ; os
haben ihn auch die des Gordianus, Philippus und Diocletian
(e, f, g), sowie das städtische Cohorten-Diplom Caracallas (i),
' Tacitus, Ann. IV. ö.
46 Sarkfin tTober ein neues Militiiidiplom von Kaisor Klagabalus.
dag-eg-en ist der Ausstellungstag des Diplomes von Vespasian (a)
der 2. December, der des Diplomes von M. Aurel und L. Ve-
rus (b) der G. Mai.
Die Namen der beiden Consuln des Jahres 221 lernen
wir aus unserer Tafel bestimmter kennen. Inschriften, Cassiodor,
die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale haben nur Gratus
und Seleucus. ' Dio Cassius fp. 991) nennt sie Gratus Sabinia-
nus und Claudius Seleucus, auch in den kleinen Florentiner
Fasten hat Gratus den Beinamen Sabinianus.
Der Name des Soldaten der vierten Prätorianer-Cohorte,
welcher das Diplom erhielt, ist Marcus Septimius Maeticus.
Ein zu Philippopel gefundenes, jetzt in Paris befindliches Militär-
diplom Trajans v. J, 99 - wurde einem Soldaten der Ala prima
Asturum, Namens Meticus, ertheilt; es scheint also ein in Thra-
cien üblich gewesener Name zu sein.
Unser Prätorianer gehörte zur Tribus Ulpia, einer der
sechs imaginären Militärtribus, '^ Sein Geburtsort war die acht
Meilen vom Fundorte des Diplomes entfernte Stadt Philippopel.
Diese, in alter Zeit Eumolpias oder auch Paneropolis genannte
Stadt, erscheint zwar bei den meisten Schriftstellern unter dem
Namen Philippopolis, den sie von ihrem Gründer, Philipp IL
von Macedonien, erhielt, indess wurde sie in späterer Zeit auch
von ihrer Lage auf einem dreigipfeligen Berge Trimontium
genannt. ^ Eben wegen des benachbarten Fundortes, weil es doch
wahrscheinlich ist, dass sich der ausgediente Prätorianer in
seiner Heimath niederliess, werden wir hier diese thracische
Stadt, nicht die gleichnamige Britanniens, anzunehmen haben.
Als Auf bewahrungsort . der Originalurkunde, von welcher
unsere Tafel eine beglaubig-te Abschrift ist, erscheint der nach
der Mitte der Regierungszeit Domitians (seit 93) gewöhnliche,
nämlich die Wand hinter dem Tempel des Augustus ad Miner-
vam zu Rom.
» Bullet. 1849, p. 133; 1851, p. 76; 1867, p. 14. OrcUi- H enzen, 5514,
6058.
2 Mommsen, ]>. 863, XX.
^ Vgl. Grutcr, DXXXII, 9, CMXL, 0. Fabretti, 340, 513. Orclli, II.
p. 18, 54.
* IM in. IV, 11. l'tnUMii.
I
VI. SITZUNG VOM 25. FEBRUAR.
Der Vicepräsident gedenkt des Ablebens des corr. Mitgl
der kais. Akademie Herrn Prof. Dr. Franz Lott.
Der Secretär legt das von C. Wiener eingesendete
Werk , Essai sur les institutions politiques de l'empire des Incas'
vor und verliest das Begleitschreiben des Verfassers.
Ferner wird ein Schreiben von Prof. Bergan in Nürn-
berg, auf ein griechisches Grabrelief bezüglich, mitgetheilt.
Das w. M. Herr Prof. Conze überreicht eine ihm von
Prof. Conestabile in Perugia übersendete Schrift desselben
zur Geschichte der ältesten italischen Kunst.
Das w. M. Herr Hofr. v. Arndts legt die ihm von der
Akademie zu Madrid übersendeten litliugraphischen Abdrücke
der die Stadtrechte von Malaca und Salpensa enthaltenden
Tafeln vor.
48
Herr David Kaufmann in Breslau sendet eine ALliand-
lun«- .Die Tlieuloaie des Bacliya il)n Pakuda' und ersucht um
deren Aufnalime in die Sitzungsberichte.
Herr Dr. H. Weyda ersucht, sein von ihm eingereichtes
Manuscript ,Kegister und Ui-kunden der Karthausen Gaming,
Mauerhach und Aggsbach' in die Schriften der historischen
Commission aufzunehmen.
Das corr. Mitgl. Herr Scriptor Haupt sendet füi- die
Sitzungsberichte eine Abhandlung ,Büiträge zur Literatur der
deutschen Mystiker. I. Neue Handschriften zum Hermann
von Fritzlar^
Das w. M. Herr Dr. Pfizmaier legt eine für die Sitzungs-
bei-ichte bestimmte Abhandlung, betitelt: ,Die Geschichte der
Mongolenangriffe auf Japan', vor.
Das w. M. Hci-r Prof. Mussafia legt eine Untersuchung
,über die provenzalischen Liederhandschrifteu des Giovanni
Maria Barbieri' vor.
Das w. M. Herr Prof. Siegel legt die Fortsetzung der
Berichte über Handschriften des sctgen. Sclnvabcnspiegels von
Herrn Dr. Ludw. Rockingcr in München vor.
Die Aufnahme der von Herrn Dr. Atlalb. Htirawitz einge-
sendeten Abhandlung , Ungedruckte Briefe Melanchthons' u. s. w.
in die Sitzungsberichte wird genehmigt.
49
An Druckschriften vtrurden vorgelegt:
Accademia Pontificia de' Nuovi Liiicei: Atti. Tomo III. Anno III. (1849 — 50)
Roma, 1873; 4".
Akademie, Siidslavi,sche, der Wissen.schafteii und Künste: Rad. Knjiga
XXV. U Zagrebu, 1873; 8".
American Association for the Advancement of Science: Proceedings. XXP*
Meeting, held at Dubnque, Iowa. August, 1872. Cambridge, 1873; 8".
Aiinuario marittimo per Tanno 1874. Trieste; 8".
Bulletin of the United States Geological and Geographica! Survey of the
Territories. Nr. 1. Washington, 1874; 8".
Clarke, Hyde, Memoir on the Comparative Grammar of Egyptian, Coptic,
and Ude. London, 1873; 80.
Commissione Archeologica Municipale : Bnllettino. Settembre-Ottobre 1873.
Roma, 1874; gr. 8«.
Cosmos di Guido Cora. VI. Torino, 1874; 4».
Conestabile, Giancarlo, Sovra due dischi in Bronzo antico-italici nel
Museo di Perugia e sovra Tarte ornamentale primitiva in Italia e in
altre parti di Europa. Torino, 1874; 4".
Ge.sellschaft, k. k. mähr.-schles., zur Beförderung des Ackerbaues, der
Natur- und Landeskunde: Schriften der hist.-stat. Section. XX. Band.
Brunn, 1870; 8».
— k. k. geographische, in Wien : Mittheilungen. Band XVII. (neuer Folge
VII), Nr. 1. Wien, 1874; 8".
— Deutsche, für Natur- und Völkerkunde Ostasiens: Mittheilungen. 3. Heft.
September 1873. Yokohama; 4".
Institut Egyptien: Bulletin. Annee 1872-1873. Nr. 12. Alexandrie, 1873; 8«.
Kurschat, Friedrich, Wörterbuch der Littauischen Sprache. I. Theil,
II. Band, 1. und 2. Lieferung. Halle, 1873; 8».
M ittheilungen der k. k. Central -Commission zur Erforschung und Er-
haltung der Baudenkmale, XVIII. Jahrgang. November-Deccmber 1873,
nebst Supplementband, Heft 1. Wien, 1873 und 1874; 4".
— aus J. Perthe's geographischer Anstalt. 20. Band, 1S74. Heft II. Nebst
Ergänzungsheft Nr. 35. Gotha; 4^.
Museum- Verein, Siebenbürgischer: Erdelenyi Muzeum, 1874. 1. Sz.
Klausenburg; 8".
Revista de Portugal, e Brazil. Nr. 9. Lisboa, 1874; 4".
Sitzungsber. d. phil.-hist Cl. LXXVI. Bd. II. Hft. 4
50
jRevue politique et litteraire' et ,Revue scientifiqae de la France et de
r^tranger'. III« Annee, 2« Serie, Nrs. 33—34. Paris, 1874; 40,
Sinithsoniau Institution: Anuual Report. For the Year 1871. Washington,
1873; 8". — Smithsonian Miscellaneous CoUections. Vol. X. Washington,
1873; 80.
Verein, Siebenbürgischer, für romanische Literatur und Cultur des roma-
nischen Volkes: Transilvani'a. Anulu VII, Nr. 2 — 4. Kronstadt, 1&74; 40.
Wiener, Charles, Essai sur les institutions politique, religieuses, econo-
miques et sociales de l'empire des Incas. Paris, 1874; 4".
Haupt Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker. Ol
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker
Yon
I
Josef Haupt.
Unter dieser al%emeinen Bezeichnung sollen verschie-
dene Hss. der k. k. Hofbibliothek einer eingehenden Betrach-
tung gewürdigt werden, die bisher zur Seite geschoben von
niemanden eines prüfenden Blickes für werth geachtet worden
sind. Es finden sich darunter solche, die u.ns bisher schwer
vermisste Quellen und Zeugnisse für schon bekannte Werke
bieten; auch bisher unbekannte, höchst werthvolle Schriften
der deutschen Mystiker werden wir kenneu lernen und für
verloren gehaltene werden aus den Winkeln, in denen sie ver-
borgen waren, hervortauchen.
I.
Neue Handschriften zum Hermann von Fritzlar. '
1.
Die k. k. Hofbibliothek verwahrt unter der Nummer 2845
eine Hs., die aus 257 oder, wenn man das letzte noch Text
enthaltende, jedoch dem hinteren Deckel aufgeklebte Blatt mit-
zählt, aus 258 Blättern besteht. Diese Blätter sind, mit Aus-
nahme der zweiten Seite des Blattes 258, mit je vier Spalten
(oder mit je zwei auf der Seite) von 39 bis 40 Zeilen beschrie-
ben in der zweiten Hälfte oder gegen das Ende des XIV. Jahr-
hunderts, und zwar von vier deutlich und scharf unterschiede-
1 Fr. Pfeiffer hat dieses Buch im ersten Hunde der deutschen Mystiker
(Leipzicr, 1845. 8", S. 1 — 258) abdrucken lassen aus der Heidelberger
Hs. li;5 und 114 in zwei Bänden. Was der Herausgeber über das Werk
S. XUI— XXn sagt, hat bis heute als unantastbarer Canon gegolten.
4*
52 Haupt.
nen Hcänden. Die vier Schreiber haben sich in die Arbeit
folgender massen getheilt:
1. Von l'' bis einschliesslich 14^ schrieb der erste.
2. Von 14« bis einschliesslich 24"^ schrieb der zweite, der
jedoch seine Arbeit nicht vollständig- durchgeführt hat; er bricht
mit der Spalte d ab und für den Rest des Textes blieb 25"'' leer.
3. Von 25'= bis einschliesslich 96*^ erscheint wieder die
erste Hand.
4. Von 97* bis einschliesslich 156'^ schreibt wieder der
zweite.
5. Von 157* bis einschliesslich 204"^ wird eine dritte Hand
sichtbar.
6. Von 205* bis einschliesslich 258 schreibt ein vierter,
dessen Schrift aber jener des ersten Schreibers sehr nahe kommt.
Die Hs. ist aus Papier und Pergament gemischt, wie so
viele Hss. des XIV. Jahrhunderts, jedoch findet sich in dieser
gemischten Hs. die merkwürdige Thatsache, dass nur die
früheren Lagen, nämlich I — VHI, gemischt sind, die folgenden
aber oder IX — XXVI nur aus Pergament bestehen.
Die Schreiber haben nach Lagen gearbeitet, und zwar
sind die Lagen :
I — VHI (Bl. 1 — 96) von dem ersten und zweiten,
IX— XIII (Bl. 97—156) von dem zweiten,
XIV— XVII (Bl. 157—204) von dem dritten,
XVIII— XXVI (Bl. 205—258) von dem vierten geschrieben.
Die Lagen I— XVII bestehen aus je zAvölf Blättern oder
sechs Doppelblättern, die Lagen XVIII — XXVI aber jede aus
sechs Blättern oder drei Doppelblättern.
Wie man sieht, haben die vier Schreiber nach einer Vor-
lage und darum auch nach Lagen gearbeitet mit der ganz
geringen Ausnahme von 14*= — 24'', wo der erste Schreiber nicht
nur die erste Lage, sondern auch von der zweiten das erste
Blatt ganz und die erste Hälfte des zweiten Blattes schrieb,
und mit dem ersten Blatte der dritten Lage seine Arbeit wie-
der aufnahm und mit dem letzten Blatte der achten Lage ab-
schloss. Die zwei ersten Schreiber haben zwei Lücken zu ver-
antworten, die erste schon erwähnte auf 25*'' und die zweite
zwischen 156 und 157, da 157* eine neue Messe beginnt, wäh-
rend doch das Ende der ölosa über die zwei Söhne aussteht.
I
Beiträge zur Literatur der ilentBcheu Mystiker. Oö
Die dritte und vierte Hand lial)en sich eines andern Feh-
lers schiddig gemacht ; die dritte g-riff näniHch in die Arbeit
der vierten hinüber und so kommt es, dass der grösste Tlieil
des Textes auf 204"' von der vierten auf" 205^'' wiederholt ist.
Der Inhalt der Hs. ist ebenso aus verschiedenen Werken
zusammengesetzt. 1* — 4'' vertheidigt sich ein Laie gegen die
,hochgelerten Pfaöen', und rühmt sich, die Evangelien in's
Deutsche übersetzt zu haben und dass er zu Trotz den Pfaffen
mit einer neuen Arbeit hervortrete. Worin diese neue Arbeit
bestanden habe, wird nicht gesagt. Diese Vertheidignng steht
auch zu lesen in der ?Is. 3063 der k. k. Ilofbibliothek. In
beiden Hss. folgt dann eine deutsche Uebersetzung des Plena-
riums, die in beiden wesentlich dieselbe ist, sie weichen aber
vollständig ab in der Glosa oder den Erklärungen und Pre-
digten über die Evangelien und Episteln.
Diese höchst merkwürdige und kühne Vertheidigung werde
ich in einem der folgenden Beiträge mittheilen, in welchem ich
nachweisen werde, dass die handschriftlichen deutschen Plenarien,
deren eine so grosse Zahl vorhanden ist, eine und dieselbe
Uebersetzung enthalten , die identisch ist mit der in den ge-
druckten, von denen Auflage um Auflage im XV. und XVI.
Jahrhunderte erschienen ist bis zur Reformation. Diese That-
sache ist um so bedeutsamer, als die Glosa auch nicht in zwei
Hss. dieselbe ist, nicht einmal in den zwei Hss. der k. k. Hof-
bibliothek , in denen die Vertheidigung des wahrscheinlichen
Uebersetzers uns aufbehalten ist.
Hinter dieser Vertheidigung folgt dann die rothe Ueber-
schrift :
4*^ Hie hebet (!) sich an die anevenge der messe
coUecten epist^n (!) vnd di ewang^lio dorch daz iar.
Dieser Inhalt des Buches ist vertheilt und eingetheilt auf
zwei ganz verschiedene Weisen :
a) 4'^— 24*^ die deutschen Texte der Messen vom ersten
Sonntag im Advent bis zu Mittwoch nach dem sechsten Sonn-
tag ,als man daz alleluia legete Der Schluss fehlt, da der
Schreiber 25^^ leer Hess, wie schon bemerkt worden ist.
b) 25<=— 98^ die deutschen Erklärungen der bisher über-
setzten Evangelien, Episteln und Lectionen.
Ft^ ' Hau 1) t.
c) 98*» — 258'^'' die deutschen Texte der Messen vom Sonn-
tag- vor der Fastnacht bis einschliesslich Charsamstag. In dieser
Abtheilung- stehen die Erklärungen stets unmittelbar hinter der
Messe, zu deren Evang:elium oder Epistel sie gehören.
2.
Der für uns wichtigste Theil der Hs. ist enthalten auf
25c — 97b. Sämmtliche hier versammelte Predigten behandeln
das einzige Thema aller Mystiker, nämlich die Geburt Christi
in der menschlichen Seele. Sie stehen auch nicht zufällig hier
in einer Reihe hintereinander. Sie waren schon vor 1340 zu-
sammengestellt. In unserer Hs. ist die ursprüngliche Sammlung
nicht vollständig aufgenommen. In Hermanns von Fritzlar
Blumenlese sind einzelne unserer Predigten enthalten, während
andere wichtige fehlen. Hermanns Blumenlese wurde im März
1343 begonnen und 1349 beendigt. Alle diese Predigten ge-
hören nothwendig nach Styl, allgemeiner und besonderer An-
sicht einer und derselben Zeit an.
Ich schreite jetzt daran, Hermanns Blumenlese und unsere
Sammlung zu vergleichen. In dieser Blumenlese finden sich
Predigten, die zu keinem Heiligenleben gehören, wie die
weihnächtlichen. Ich werde ausführlicher sein, als vielleicht
manchem nothwendig scheint, aber ich hoflfe auch zu erreichen,
dass mir solche zustimmen werden, wenn sie ersehen werden,
welch einen namhaften Reichthum von Besserungen Hermanns
Text aus unserer Hs. erhält, zu welchem bisher keine zweite
oder dritte Hs. bekannt war.
Hermann ed. Pfeiffer. S. 27. H. 2845. '
Di prophezie zu der ersten messen.
Den kristäbent merket di leccien.
Zum ersten, wan ich werde langte sa- (44<=) Isaias spricht: ,vmme Siün wil ich
gende, sprichit Ysaias: ,)ime Syon niclit sweigen vnd vmme Jerusalem
enwil ich nit swigen noch ume Je- wil ich nicht ruen.' Nu spricht Syön
rusälem enwil ich nit ruwen.' Sjon also vil also eyn spigel ader eine
' Alles, was aus dieser Hs. hier abgedruckt wird, folgt genau der Vorlage,
nur die Abkürzungen bis auf notwendige Ausnamen wurden aufgelöst, die
Längen bezeichnet und die nothwendigste luterpunction augebracht Nach
ihrer Sprache ist die Hs. im nordrjstlichen Deutschland geschrieben worden,
Denis glaubt den Schreiber einen ,Moravum aut Bohemum-, Vol. II..
c. 20Ü8, wahrsclieinlich aber sind sie in Preussen oder den Nachbarlanden
zu suchen.
Beiträge zur Iiiteratnr der ileutsehen Mystiker.
55
sprichit alse vil alse ein spigelunge,
und meinet hiterkeit des Icbeus. Je-
rusalem diitet alse vil alse ein scho-
wuncre und meinet daz ewige leben.
Dise zwei wil di sele durch brechen
vnd wil in alleine haben den si lip
hat. . .
beschaiivnge vnd meynt louterkeit des
lebens vnd Jerusalem meint also vil
also eyne stat ader eyn gesiebte des
frides vnd meint daz ewege leben,
vnd dise zwey wil di sele beide dorch
brechen vnd wil uuer den alleyne
haben den dö lip bot . . .
S. 2«.
Nil neme ich daz ewangelium hüte:
,dö MariÄ, Jesu muter, was gemälet
Josepe.' Maria sprichit alse vil alse
ein vrowe, und meinet die sele di
ires selbes gewaldig ist. Joseph spri-
chit alse vil alse einre der da wehset
und zu nimet und meinet ein gemute
daz da wehset und zu nimet und
bluwet und grünet in gotlicher ubunge
und an heiligen werken . . .
(das ewangelio mathevs in dem ersten
teile) roth.
(45'= )Dö Maria Jhesu muter was getrewet
Joseph. Nu spricht Maria also vil also
eyn (...) vnd meint (vnd meinet) di
sele di ir selber gewaldik ist. Nv
spricht Joseph also vil also ejmer der
dö wechset vnd zu nympt vnd hy bei
mak man uemen eynes fromen men-
schen gemute daz dö wachsende ist
und bleibende vnd grünende ist in
gotlicher ubunge vnd an beilegen
werken . . .
S. 29.
Di andere messe.
Di andere messe an dem kristage di
sal man singen halp bi tage und halp
bi nacht. Di nacht meinet di gotheit
di nimant durchgrunden noch durch-
sehen mag. Der tag meinet dimenscheit
di offinbar wart allen löten. Also spri-
chit Paulus: ,di gnade unses heilandes
ist erschinen allen lüten.' Daz ewan-
gelium saget daz di engele quämen
zu den hirten und sprächen: ,wir kun-
digen üch groze vroude.' Vroude ist
ein zubereitunge des herzen vnd ein
berurunge lustlicher dinge und beger-
licher, und danne ist si gröz wan si
innerlich ist und deme geiste aller
nehest geborn wirt und si kein be-
trupnisse verloschen mag. Dar umme
hat si zwo swestere di alle zit mit ir
(hie hebet sieh an di ander mese di
glosa dor umme saget man hie Lucas)
roth.
(49*) Nu sult ir merken also ich vor
habe gesprachen ' (!) so synget man
di ander messe halp bei der nacht
und halp bei dem tage. Nil ist hi bei
der nacht bedoutet di verborgene got-
heit di so vinster ist vor aller kunst
daz di nymant dorch gründen noch
dorch synnen mak. Aber der tak meint
di menscheit vnsers herren di dö often-
bär ist allen fromen cristenmenschen.
Also .spricht .sant Paulus: ,Di genäde
unsers heilandes ist erschynen allen
menschen.' Nu saget das ewangelio
daz di engel quömen zu den hirten
\ind sprechen : ,wir künden euch grosse
freude.' Nu merket freude ist eyne
bereitunge des herzen vnd eyn (49'')
begerunge lustlieher dinge vnd begir-
' Er hat nämlich über die Bedeutung der drei weihnächtlichen Messen in
der Einleitung zur Predigt über das erste Evangelium 46'' —46= gehandelt.
56
Haupt.
sint daz ist vride und Sicherheit. Gaude
daz sprichit vroude . . .
S. 31.
Di dritte messe.
Di dritte messe di singet man am tage,
und meinet di offenbärunge unses
herren Jesu Kristi menscheit, di da
offinbar wart alle der werlde. Iz spri-
chit Johannes : ,in dem beginne was
daz wort.' S. Augustinus sprichit daz
dise wort swer sint zu vernemene, wan
hete Johannes icht höher gedütiret,
alle di werlt enkuude in nit verstan-
den hän. ,In deme beginne äne begin
in dem vatere.' Alleine der vater si
ein Ursprung des sunes, her enist doch
nit edler noch junger dan der sun, si
sint gliche. ,Ewig was daz wort.' Daz
meinet daz iz in dem vatere ewiclichen
ist gewest an weselicher einikeit , . .
S. 34.
Sente StephAnus tag des heili-
gen merterers.
Der erste tag nach dem kristage
ist sente Stejjhäns tag. Den beget man
als her gemartert wart, alleinc her
doch nu nit gemartert si sunder in
Heber, wen si ist so gross wenne si
ynner ist vnd dem geiste aller nesten
wirt, das si kein betruppenysse nicht
vorseren mak. vnd der vmme so hot
si zwu swestern di alle zeit mit ir
sein. Di erste das ist freude, di ander
heistsicherlieit, wenne Gaudium spricht
freude . . .
(hie hebet sich an di drite messe di
glosa vber das ewangelio Johannis im
ersten teile) roth.
(50*) Di dritte messe di synget man an
schönem tage Das meint di offenbärunge
der menscheit vnsers herreu Jhesu
Christi Dy dö oflenbärt wart aller
werlde. Nu sult ir merken das ewan-
gelio also is be (50'' ) schreibet sant
Johannes in dem ersten gesetze vnd
spricht also: ,In dem begynne was
eyn wort.' hir über redet sant Augu-
stius (!) vnd spricht also : Dise wort
sint swer zu vornemen' vfi spricht vnd
bette Johannes icht höcher gedonert
alle di werlt bette in nicht gemocht
vornemen noch vorsteen. Nu sult ir
merken wi her spricht: In deme be-
gynne. Alleyne in deme almechtigen
vater ist eyn orsprunk des sones, so
ist dach der son uichtes nicht junger
wen der vater, euch ist her nicht ei-
der wen (der sun) sunder sint gleiche
alt vn gleiche ewik vnd dor vmme
spricht: in deme begynne waz das
wort das ist sein son, der ist ewik-
lich in dem vater gewesen noch der
wesenlichkeit der eynekeit . . .
(di predig an sente SteflFans tag also
her gemartert wart vor Jerusalem, die
epistel in den werken der zwelfpoten
das evangelio Johannes in XXIII) roth.
(52"=) Man begeet houte sant steffanes
tak also er gemartert wart, alleine her
nü also an disem tage nicht gemar-
tert sei svnder is ist gesehen in dem
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker.
57
dem oweste; aber umme eteliche sache
so sint dise tasre geleget bi dem kristag.
Wanne Kristus ein lioubit ist aller
mertere, so hat man allerleige mer-
terere bi in gesatzit. Sente Stephan
der was ein merterer mit willen und
mit werken. Aber sente Johannes was
ein merterer mit willen und nit mit
werken. Aber di kindeline wären mer-
terer an den werken imd nit mit wil-
len, WaR si noch keinen willen gehaben
mochten . . .
herbeste, aber vmme etliche sachen so
sint dise tage geleget bei den crist-
tag. wenne Christus ist eyn lioujjt
aller marter, so hot man dreierleie
merterer bei in gesalzt, wenne sant
steftan was ein merterer mit dem
willen vn mit den werken, aber sante
Johannes was ouch eyn merterer mit
dem willen vnd nicht mit den wer-
ken, aber di liben kynderlein di wö-
ren merterer mit den werken vn nicht
mit dem willen, wenne sy noch nicht
keinen wyllen mochten gehaben . . .
S. 35.
Nu kere ich mich zu deme ewangelio,
daz Jesus sprach zu den scharen vnd
zu den fursten der pristere : ,we üch
wan ir gesteinet habet di j)ropheten
und getotit habet di boten gotis! des
muz über üch kommen alle di räche
des blutis daz ie gegozzen wart üfle
di erden von Abel dem gerechten wan
üfte Zachariam.' Hi sint zwei zu mer-
kenne. Daz eine ist: den gruwelichen
vluch den Kristus gap den Juden, di
dö schuldig wären an dem valschen
gerichte daz über di merterere gesez-
zen ist. Daz andere ist daz grüwe-
liche urteil, daz vber di irgen sal di
noch unschuldig blut gizen und di do
steinen di propheten . . .
(das ewangelio Johannes in XXIII) roth.
(03*") Jhesus sprach zu den scliarn
der Juden vnd zu den fursten der
jirister: ,we euch wenne ir gesteynet
habet di propheten vnd getottet habet
di boten Christi! Des mus vber euch
komen alle di räche des blutes das y
auf di erde gegossen wart von Abel
dem gerechten bis auf das blut Za-
charian.- Hir sint zwei zu merken,
das erste ist den groulichen fluch den
got dö gap den Juden, di dö scholdik
wören an dem valschen gerichte daz
vber di merterer geton ist. Das ander
das grouliche orteil, das vber di er-
geen sal di dö noch vnscholdik Ijlut
{öH'^) vorgissen vnd di dö steinen di
propheten . . .
S. 36.
Sente Johannes tag ewangelisten.
Man heget hüte sente Johannes tag des
ewangelisten. Den nennet daz ewan-
gelium den junger den Jesus lip hate.
Dise libc wisete ime Jesus an drin
dingen. Daz erste : her offenbarte ime
heimeliche ding. Ein zeichen rechter
libe ist: waz ich waiz daz daz nun
frunt ouch wizze . . .
(an sente Johannes tag des ewangelisten
vn zwelf poten in ende) roth.
(ö-i*) Es ist honte sant Johannes tak
des, ewangelisten, vnd das ewangelio
nennet in den jvngern den Jhesu lip
hatte, vnde dise libe di beweiste vnser
herre Christus kegen j'm an dreien
dingen. Das erste in deme, wenne lier
ym vil heymelicher dink offenbarte,
wenne das ist eyn rechtes zeichen
eyner wörhaften (54'') libe, was icli
weis das das ouch meyu frünt weis . . •
58
H a u p t.
S. Sit.
Der kiiidoliii t»g.
Man begt't hüte den tiie du/, di sä-
genden kint durch unses herren schulde
irslagen wurden von dem kunige He-
rode. Daz ge.«<chach nit alse hüte, vvan
iz durcli daz gesat/.it ist alse hüte zu
begene : wan des nit lanc enwas sider
unser herre geborn wart daz si ge-
slagen wurden und doch eines tages
nicht geslagen wurden, so ist iz allez
an disen tac geleit, daz man iz bege
in siner geburte, wan si durch sine
geburt irslagen wurden. Mine vil liben,
der kunic Herodes was ein beiden,
her inwas der Juden kunig nit. Sin
vater hiz Antipater und was ein sche-
chere . . .
S. 45.
Der achte tag des kristages.
Man beget hüte den achten tag des
kristages also unser herre besniten
wart und zum aller ersten sin blut
göz. Diz wer gnuc gewest vur alle
der werlde sunde ob her iz dar zu
geordent wolde haben, und iz was ein
gröze demutikeit daz her sich wolde
läzen besniden als ein sunder und nie
sunde getet. Ime wart ouch der name
gegeben als daz cwangelium saget
hiite : ,dö di achte tage umme komen
do wart daz kint besniten und hiz
Jesus' . . .
(an der lievligen kyndelyn tag di He-
rodes lis toten do her vnsern herren
lis svchen do vlöch Joseph vu Maria
vor ader zoch lienwek niatheus in ij")
roth.
(5G'')Man beget houte der kyndelyn tak
also di sougenden kyderlyn (!) ir blut
vorgossen haben dorch der eren wil-
len vnsers herren Christo Jhesu vn
worden erslagen von dem konyge
Herodes vnd das ist nicht g«scheen
also houte an disem tage, wenne is
ist doi'ch des willen gesatzt also houte
zu begeene, wenne das lant was vn-
sers herren gebort nicht, do sie er.sla-
gen worden. Nu was der konik He-
rödes eyn beide, wenne her was nicht
der Juden konik vnd sein vater his
Antipater vnd was eyn schecher . . .
(ander besneydunge vnsers herren) roth.
(öG**) Man beget houte den beilegen
obersten tak an dem vnser herre Christus
besnytteu wart vnd ist der achte tak
noch dem Cristes tage, wen vnser herre
bot an disem tage zu dem ersten möle
sein blut vorgozzen dorch der men-
schen willen vn were genvk gewesen
zu erlosunge vor aller werlde svnde,
ap her is dor zu geordent weide hän,
^Tid sicherlich is was eyne gröse de-
mutek (!) das her sich wolde lassen
besneyden gleiche eynem sundigen
menschen der in sunden enphangen,
getragen vnd geboren wirt, wen her
dach {]) ny keine sunde getet vnd do
wart ym ouch der name gegeben also
das ewangelio saget, wen der ewan-
gelista spricht: ,dö der achte tak al
vmrae quam do wart das kint besnyt-
ten vnd wart geheissen Jhesus' . . .
iS. 47.
Der zwelfte äbent.
Der zweU'te Abint. In anderen landen
)ii'i/,i't i/ der oberste tag ume di grözen
(an dem tag also di dri konyg zv vu-
serm herren quomen) roth.
(63i>) Ir sult wisse, das man houte
begeet den tak also di drei konyge
Beiträgp zur Literatur dor deutschen Mystiker.
59
diiii;- (li liüte g-eschehen .sin an den
drin kiinigen: di suchten daz kint und
funden iz also Imte. Daz bedütit, d;iz
di drie krefte der sele stillen daz kint
suchen. Vernunft sal in suchen ahsö
alse her ein M'ärheit ist, und wille sal
in suchen alse her ein gute ist, ge-
hugnisse sal in suchen als her ein
ewic lel)en ist . . .
S. 49.
Der zwelfte tag.
Der zwelfte tag. Dar nach sprichit
daz ewangelium : ,d6 Jesus geborn was
in Bethleem Judä, äd quamen di drie
kunige zu Jerusalem.' Daz ist: wan
daz ewige wort geborn wirt in dem
wesene der sele, so keren alle di uzern
krefte von ii'dinschin dingen und en-
haben keine behegelichkeit an in, und
di obersten lu'efte keren alle in güt-
liche beschowunge. ,Under Herödes.'
Daz dute ich nu als eine geistliche
gewalt. Textus. ,si vrägen, wo ist der
geborn ist kunic der Juden?' Daz
meinet di geburt gotis in der sele . . .
S. 52.
Der achtzcnde tag.
Man beget hüte den achtzenden tag,
und ist der achte tag des obersten
tages, wan di liöchzit ist sA riche daz
man alle dise achte tage do vone
geiialden hat. Dar umme saget di lec-
cie hüte : ,herre, ich sal eren und loben
dinen nanien, wan du wirkest wun-
derliche ding.' Daz meinet, daz wir
got loben suUen uninie di grözen liücli-
zit di gesatzit sint in dem järe, di in
uns sullen wirken gröze innekeit, und
in den wir uns sullen vernüwen und
unser sunde lidig werden alse man
liilte beget daz miser herre getouft
wart ...
svchten das kj'Ht vml funden is also
honte. Das meinet dj drei crefte der
sölc, di sullen ouch das kynt suchen.
Zvm ersten s6 sal in vornunft suchen
in rechter wörlieit. Zvm andern mole
so sal in wille suchen also also her
eyn oberstes gut ist. Zvm dritten mole
so sal in ge (6o") declitenysse suchen
also her eyn cweges leben ist . . .
(also di dri konyg quomen di glosa
das ewangelio matheus in ij teile) roth.
((54"=) Das ewangelio spricht: ,d6 das kyn-
delyn Jhesus wart geborn in der Juden
lande in der stat zu Bethlehem, Do
quomen di [(Si^) drei konyge zu Je-
rusalem.' Das meint: wen das cwege
wort geborn wirt in deme we.sen der
sele so keren alle di oussern krefte
des raensclien von oussern dyngen vnd
von den irdischen dingen vnd haben
vorbas me keine behegelichkeit dor
an vnd di obersten crefte di keren
aller sament in gotliche beschauvnge.
Nu bedntitet Herodas (I) also vil also
eyn geistlicher gewalt. Text. Nu vro-
geten dise drei konige vnd sprechen :
,w6 ist der der do geborn ist der Jvden
konik?' Nil vornempt wen das meynet,
das di gebort gotes in der seien . . .
(also vnser herre getoufet wart das
beget man hvte aber es ist eyne ader (!)
zit gescheen) roth.
(69"*) Nu sult ir merken das di lecze
sprich (!) : , Herre, ich sal loben vnd
öron dynen namen, wenne du wir-
kest wunderliche werk.' Di glosa di
spricht das dis meync, das wir alle
got loben sullen vnd sunderlichen
vmme di wunderlichen h6chzeit(;n di
do gesatzt sint yn dem iär vnd di in
vns wirken grosse ynnekeit vnd gnade
vnd in den wir uns sullen vornewen
vnd vnser sunden ledik werden, wonno
man also houte begeet das amacht (i)
also vnser herre getouft wart . . .
ßO Haupt.
Der Zusammenhang Hermanns von Fritzlar mit un-
serer Sammlung ist zweifellos. Nun könnte aber Jemand den
Einwand erheben, dass die Schreiber des Plenariums aus Her-
mann unmittelbar geschupft haben, oder dieselben Quellen wie
dieser in ihr Werk geleitet haben. Dass diess aber nicht der
Fall ist, sondern dass Hermann und die Schreiber unserer Hs.
aus einer grossen Sammlung Stücke ausgehoben haben, lässt
sich streng erweisen. Ich muss dazu weiter ausholen und theile
den Anfang der Erläutei-ungen mit.
f. 20'=
der erste svntagf in dem adevent ader in der zvkvft (!) vnsers herren Jhesv
Cristi, wen ir sult wysseii das alleweg vyr svntag synt vor dem cristtag di
bezeichen (roth).
DO Jhesus nekente Jerusalem vrid quam zu Betpbai etc. E wen ich
von den werten rede, sn nem ich daz wort, daz Sacliarias spricht: ,saget der
tochter Syon, sich ! dein konik kompt gar senftniutik sitzende auf der eselynne
vnd auf ireni iungen.* Nii merkt. Di tochter Syon, do meinte der herre mite
Jerusalem vnd di ganze Judischeit, wenne Jerusalem was eyn houpt der
Judischheit vnd di Juden his xpc seyn volk, vjid der vmme sprach er ,dein
konik'. Aber das wort das er spricht ,er kompt' do meint er mite sam er
Sprech: heis si sich bereiten mit togvntlichen werken vn mit aller demutikeit
kegen irem konyge vnde obersten herren. Aber das er spricht ,der demutige'
das meint sam er spreche: Er kompt nicht mit hochfart noch mit grosser
menyge, mit vliermute nodi mit zorne also di werltlichen konyge komen, wen
di zien vor di stet mit vnfride vil mit (25'') zorne, vnd wen si di stat gewi-
nen vnd das volk vberwynden, so j)einegen si di leute vn nemen in was si
haben, vnd also kompt nicht xpc, der wöre konik, sunder senftmutikllch vfi
demvticlich, nicht zorn noch vnfride zu machen sunder den wören fride. Daz
beweiste wol der engel, do der edele konik geborn wart, dö er sprach zu den
hirten: ,Lop sei gote in der höe vnd fride den menschen auf der erden.' Er
quam ouch nicht dor vmme, das er si peynegen ader in icht nemen weide,
sunder dor vmme, das er si von der jämerigen pein erlosen wolde vn geben
wolde das ewege leben. Text. ,auf der eselynne.' Das meint also ap er spre-
che : er kompt nicht auf grossen rossen noch moulern hochferticliclien also di
ander konyge sunder gar demuticlich auf eyner eselynne ouch (1. euch) zu
eyncm bilde, daz ir mir noch volget in rechter demutekeit. Text. ,vnd auf
irem jungen.' Das meint sam der herre spreche: ich kome nicht alleyne zu
erlosen di Jvden snuder ouch di beiden, vn di wil ich l)eide brengen in eynen
cristenen gelouben. vn du mite bezeichente er das, das er von (26») der
alden eselynne sas auf den jvnden (I. jungen) rechte sam er spreche: Ich wil
sein sam eyn eckestein, der dö zwu wende zusamene slousset, also wil ich
di zwyne glouben in eynen slissen vn veste machen, vii also der verworfene
stein den temi)el ganz und volkomen machte. Also machte xpc den tempe'
der heilegen cristeniicit vnd sb)a in zu saraene mit eyne vesten glovl)en. Nu
merkt, di aide eselynne hatte eynen satel vnd meint di Judischeit. Di iiatteu
Beiträge znr Literatur der deutschen Mystiker. 61
eyne E auf di sy mochten bowen, das meint di gesetze vnde di zeen gebot,
di in got gegeben hatte, dor oflfo sie gewisslichen vii veste sitzen mochten,
wen si dö mite äne zweifei des ewegen lebens sich erworen, ap si di gotes
gebot vnd E bilden, vn des satteles hatte der iunge esel nicht, der dö meint
di heidenschaft, wen di hatten weder di E noch der gebot gotes nicht. Ouch
hatte di aide eselynne eynen zanm. Das ment, di Juden hatten den zauin
der lere van den propheten, di sie lärten vii weisten si auf alle rechte wege,
was si tvn vR lassen solde. vii des hatte ouch der iunge esel nicht, Das ist
di lieiden. di beiden hatte des nicht vii dor vmme was des not, das (26*')
der herre ouch auf den iungen esel sas vii satel vii zäum dor auf legete.
Das meint das her eyne E vii di gebot gebe vii lerer, di sie weisten di rech-
ten wege. Nu spricht sant Jerönymus, Das got ist komen in vierle (!) weise.
Zvm ei'sten ist her komen wunderlich, wenne das were eyn gros wunder, das
eyn grösser mechtiger konynk sich vorzige seiner grossen gewalt, richtum
vn hireschaft, ere, wollest vii gemach vii seines guten gewandes, vii worde
eyn armer dyner, vii muste grossen armut vii gebrechen leiden vn smöcheit,
vii muste vii herter arbeit tun. Noch vii me ist das wunderlieli , das der
almechtige konyk vii schepjjer hymels vii der erden vii aller dinge Ous
seyner almechtigen hirschaft vii gewalt so gar mit eygynem guten willen
zoch, vii gap sich also gar in manechveldik leiden also armut, vorsmenysse,
vorspottunge , arbeit, iämerkeit vii manecherlei gebrechliclikeit, vfi lis seyne
schone clärheit sich vorbergen in de groben sake der menscheit. Zum andern
mole so quam her begirlich , Wenne nymant mak sprachen, das y keynes
dynges mit grosserre begerunge (26"=) begert vii geheischen wart wen di der
Zukunft xpi, vii des komen ouch nvczer vii nötdorftiger were, wen seiner
liplichen zukunft allem menlichen gesiechte, vfi sunderlichen hatten di pro-
pheten vii weissagen, di dö wören in dem vorborge der lielle, gros schreien
vfi erlangen noch ym, vnd ouch was her sein sein (!) selben begirik zu vns zu
komen. Zu dem dritten möle quam her gutiklich, Wen nymant mak ge-
spreclien, das ymant gutiger gewesen sei wen xpc vnser herre, wen her bot
gutiklichen geliden armut, vorsmenysse, vorspotten, lestern, hicze, huuger vn
manecherlei gebrechen vn eynen schemelichen bittern tot, vn vor uns schalk-
haftige seine widersachen, di dö also oftete widersten seynen wiUen, vn
sunderlichen bot her in rechter gutekeit gebetten vor di, dy in so bitter-
lichen peinegeten vii marterten. So wo ist y dervarn an keynem menschen
so grosse vii manechveldege gutekeit, also der herre beweiset bot an vii
cranker vn gebrechen menschen? So wer höt y dervarn so grosse deunite-
keit loch von eyne armen menschen, also sich der herre aller herren, konk
aller konyge, demutikliclien beweiset höt in alle seynen werken? Nu spricht
sant Augusius, daz wir ym dor ynne volgen sullen vn sullen bereiten zu
(26'') enphoen in dreierlei weise unser herze vn gemute rechte, also ein
borger tut, so eyn grosser hörre wil komen in sein hous, so lest her sein
lious gar reine kcren mit besemen, das dö kein vntlöt ynne bleibet; Ouch
lest her is wol vfi schöne zircn mit vmmehengen vn mit schöne gefcsse;
Ouch Schaft lier ym di beste speise vnd trank, dy Iier gehaben mak. Also
sal nu der mensche tuen, der dö wil das discr erwirdige herre xjjc in seine
hous kome. Der sal is zum ersten reine keren mit seynen besemen , vn di
62 Haupt.
beseme sullen dreierlei rutten haben. Di ersten sint: eyne wore rewe vn
bitterkeit vinnie di sunde, Di andern: loutere beichte, Di dritten: volkomene
busse vn willen hän der svnden nyinme zu tvne. Zum andern mole so sal
her sein hous schone ziren mit manechveldigen togvndeu vii guten werken :
Also mit schöner demutikeit, gedolt vn reinekeit etc. Zum dritten mole sal
her dem herren bereiten eyne lostliche speise, Das ist eyne süsse andochte
vn eyn ynueges gebete vii lypliche hymelische betrachtunge, dis sint alles
gerichte, di gote gar lostlich sint. Also sulle wir vn.ser houser kegen ym
bereiten, vn in bitten vn di konygyune Maria vmme geuäde zu reden un zu
hören etc.
Am ersten svntag im adefent (roth).
Man begeet houte den ersten svntak in dem (27*) adefent. wen ir sult wissen
das alle wege vir suntage sint vor dem cristes tage, vH di bezeichen vier
zukunt'te unsers herren. Der erste suntak bezeichent di erste zukunft, das
vnser herre quam vn geborn wart mensche in dise werlt von der konigynne,
vn dor vmme tröget man, wor vmme der herre nicht wolde geborn werden in
deme svmmer. Das ist dor vmme, das her vns eyn bilde gegeben höt, das
her in leiden kernen sei in dise werlt, vn meint ouch, das man den armen
menschen denne gutlichen tuen sulle, wen sie gemenlichen nymmer in dem
iäre so nötik sint also vmme di zeit. Sante Bernhart spricht, das man das
kint sulle heissen also: hercze libes kint, vn sol is heissen das libe kint das
gotes son ist. Der ander suntak ist bezeichent dö bei, das got geistlich
kompt in di ynnege seien. Also spricht sant Bernhart: ,liber herre, wi lostik
ist denne (1. deine; zukunft der sele vn wi fridelich ist deyne vmmeföunge,
vii wi peynlichen vfi iämerlichen ist dein abescheiden!' vnd dor vmme list
man in der veter buche, das eyn altvater sas auf seinem bette in dem slöf-
house, vfi begerte von ganzem herzen, das her dis libe kyndelyn seen
mochte, das dö also nü zukunftik ist. Dö quam vnser libe frawe vnd bröchte
ir libes kynt an irem arme vnd sprach zu ym: ,Nü nym das kynt, wenne
du sein geuzliclien begert hüst, aber ich wil is dir nicht lange lassen.' Dö
nam der (27*^; bruder das libe kyndelein an seine arme vnd halste is vnd
koste is vn drukte is an sein herze vnd spracli : ,du herzen libes kint, das
doreh meinen willen geborn ist worden in dise werlt!' vnd dor noch nicht
lank, dö hisch vnse frawe ir kint wider, vnd der monech wolde is ir nicht
gerne wider geben, vnd vnse frawe begreif ir kynt vnd zöch is zu ir, vii
der monech zöch is ouch wider zu ym, vnd rif mit louter stymme seinen
brudcrn vii sprach: , helft mir! helft mir! andres si nympt mir das kint.' Daz
füren di bruder auf vnd warten, was ym were, vnd wöneten her were rösende
worden. \nd dö funden si den moncchc sere betrübet vmme das her sein
killt hatte vorliinn, Vnd dö .sagete her in, wi her is au seinem arme gehabt
hette. Der dritte suntiik bezeichent, das xuiser herre selber komen
wolde zu dem letzten ende unser Üben frawen, also sie von hynnen scheiden
scheiden (I) solde, vnd noch kvmjit zu maneches fromen menschen ende,
also flaut Augustius spricht von vnser frawen, das vnser herre mit seynen
engel dö were, vnd spricht di schrift, das vnser herre were bei dem ende
seyner liben wirtynne Marthan, dö di sterben solde, mit seinen liben apostelen
vnd sprach zu ir: ,Mine libe wirtynne! kum nü ! wen du höst mich gar oÖ'te
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker. DO
geherberget in deinem house , vnd dor vninie so (21'^} kom! ich wil dich nv
wider herbergen in der ewegen vi! unforgenkliclien selikeit'. Der vierde
suntak bezeichent, wi got zu dem iungesten tage komen wil und orteilen sal alle
menschen, wen hy von schreibet man in der veter buche , das eyn alt vater
was, der truk seine rechte hant enpor virzik iar. dö vrögeten in seine
bruder, was her dö mitte meynte, das her seine hant so stete enpor trvge,
her esse ader tninke ader was her tet. Do sprach der bnider: ,d6 vorchte
ich alles den zorn gotes vnd beite des iungesten tages'. Sante Jeronymus
spricht: ,Ich esse ader trynke, Ich slOfe ader wache, so ist stete di stymme
in meinen oren: stet auf ir toten vn kompt vor gotes gerichte'. vnd wen nü
nicht bewegen di ersten drei zukunfte, di do gar lostlich sint, den sal di
letzte, di gar grousam ist. vnd hir vmme so liabe ich eyn wort genomen,
das stet in dem ewangelio daz man heute list, vfi spricht : ,geet ous ir tochter
von Syön ! sich, deyn konik kompt'. Ysaias spricht: ,Seet, her brenget sein
Ion mit ym'. Ouch spricht sant Augustius : ,Herre , du kumpst vii brengest
alle deinen koufmanschaft. herre, Avas host du dach?' (sie) vnd her antwort
in der persöne vnsern herren vnd spricht: ,ich habe reichtum das vberflossik
ist'. , Herre, wi gibest du den?' Der herre spricht: ,ich gebe yn vmme
armut, vnd ap des nymant wil, so habe ich (27'*) noch vil grosser freuden'.
, herre, wi gibest du den?' spricht Augustius. der herre antwort: ,ich gebe
si vmme beti'uppenysse?' Augustius spricht: ,herre, des wil nymant koufen'.
,s6 habe ich noch vil eweger eren vii di gebe ich vmme vorsmenysse'. her
sprach: , herre, is wil itzunt nymant kovfen wider dich'. Do sprach vnser
herre : ,Ich habe noch eynen koufmanschaft, des alle creätüren begern in hymel
vnd in erden, das ist leben'. Augustius spricht: , herre, wi gibest du das?'
,Ich gebe is vmme eyn sterben'. Saut Paulus spriciit: ,alle tage werde wir
getötet dorch xpiii wille'. Sant Bernhardus spricht: ,Wer dö fulen sal des
eynsprechenes des ewegen wertes, der mus gestorben sein der nätüren'. Her
spricht: ,Sage der tochter von Syön' Dö mite meint her die sele, di dö nv
vornemen sullen di bögen wort von den bescliaulichen dyngen, wen di engele
di sullen kundegen den menschen das ewege wort zukunftik, das dö also nü
komen ist, vnd dor vmme stet geschriben in dem buche der libe: ,Gcct ous
ir tochter von Jerusalem vnd seet den konik mit der cröne, dö mite in seine
muter gecrönet höt'. Vnd ouch stet in dem selben buciie dö di mynnende
sele spricht: ,Ich begere, das her ous gee vnd mych kvsse mit dem kosse
des mvndes vii das her ous gee vnd souge di broste seiner mvter'. vii ouch
spricht die sele: ,her kumpt spryngende also eyn recalp auf den bögen bergen'.
Das sint di bögen ("28"; geiste, Aber di cleynen mocken das sint di menschen,
di sich bekümmern mit werltlichen dingen vnd dö mite befangen scint. Vii
dor vmme spricht her: ,sage der tochter von Syön der bögen worte der be-
scbaunge, das ir konynk kommet'. Das ist: Got begert nicht mir (1. mer)
von vns, wen das wir dy ougeu auf tuen vnsers gemerkes, vnd dor umrae
sjjricht Ysaias: , Herre, weidest du den hymel reissen vnkomen (!) her nyder'.
Ouch spricht her: ,das ertreiche tu sich auf vnd rawe den gerechten'. Eyn
ander pröphete spricht: , Herre, kom vnd .säume nicht! wi lange wilt du
säumen uii was tauk unser leben äne dich?' Eyn ander pröphete spricht:
,Herre, is fuget dir das du kumest, wen du is höst gespracheu (l) und is
Q^ Haupt.
unser munt von dir gekündet hot, vnd dor vmme fuget sich das du is haldest'.
Wen Isaias spricht: , Sehet den namen vnsers herren von verrens in elarheit,
her feilet alles ortrich rait der kunft vnsers herren'. Ouch spricht saut Bern-
hardus: ,Dis muge wir uns wol Schemen, das si s6 hitzik wören vnd wir
sol (1. so) kalt sint, wenne der herre enkunipt nyrne hyn, wen do man sein
hitziclichen begert vii wonet ouch nyndert wen in reinen herczen.' vnd dor
vmme spricht her: ,eyn konyk' wen got ist eyn eygein (!j konik der sele, vn
di scle eyne konygynne gotes, vnd dor vmme spricht her ,der konik' wen
alle Winkel (28'') der seien suUen erfüllet werden, vnd dor vmme spricht
man in dem buche der übe: ,Di libe hut vil heymelicher wege in irem
garten'. Zum ersten senftmvtiUlich alle gebrechen zu vorgeben, demvtic-
lychen Di togvnden alle zu üben. ,vnd reitende auf der eselynne'. Das be-
zeiclient das wir den esel vnsers leichnames messiclichen halden sullen. sant
Bernhart spricht : ,wer seynem leichnam gutlichen tut der sterket seinen vint'.
Nu ist eine froge, Wi sich eyn mensche halden sulle in diser werlde, das
is enphenklichen werden möge des ewegen Wortes. Sant Pavlus spricht in
eyner epystelen: , Bruder ir sult auf steen von dem slöfe'. Do meint her
myte dy buse gewonheit, di sal aller hyn geleget werden. Das ander spricht
her : ,wert nicht geschawet', Das meint, das der mensche vil alleine des nachtes
sal sein, wen alle creäturen sweigen vii ruwen. vnd dor vmme spricht sant
Bernliardus: ,0 meyn herre, Ich frewe mich der langen nachte, das ich mich
mit dir bekümmern .sal vn wol mit j'm erlosten'. Zum dritten mole so spricht:
, nicht in legerbetten', Daz meint, daz man nicht trege sal sein. ,nicht in
trunkenheit', Daz meint, daz man sol mesik (28'=) sein an der speise, an
tränke vii allen dyngen vn sunderlich mit den werten, wen der mensche
hyndert ofte gotes insprocht. also sal man ouch nicht foul sein in allen
dingen, di dö gehören zu den eren gotes vnd zu der sele heil un sunderlich
zu geistlicher vbunge, zu ynnekeit in dem gebete vii zu andächtigem be-
trachten, wen dis ist eyne phorte dorch di got geet in di sele. Daz fünfte
spriciit her ,nicht in schänden', Daz meynet, das dein (I. dhein) mensche sein herze
vmme nicht ströfe zwischen ym vnd gote, vii das sein leben vnstrüf lieh sei vor den
leuten. Das sechste spricht her ,vn nicht in crige', Daz meint, das der
mensclie mit nymande sal crigen weder vor gerichte noch heymelichen, sun-
der her sal steen an eyner ganzen vi! volkomen libe mit allen menschen.
Zum sibenden möIe spricht her ,nicht yn hasse', Das meint her sal sein in
eyner guten getrounge zu allen menschen , vnd sal sich wenen den aller
snödesteu vnder allen menschen, vS sal sprechen: ,H6rre ihesu xpi. Ich vn-
wirdiger armer sunder. Ich bitte dich, waz deinen aller libesten fründen vber
bleibet, das du mir das gebest, vnd bitte mit Lasaro der brosemen, di do
Valien von der reichen menschen tische'. Das sint die edesten (?) menschen,
di di zeit geleisten mak , vnd di dö gote enphöen gar rieh (28'*) liehen.
Kü ist eyne fröge, wi der lichnani sicli dor zu halde wen di sele das ewege
wort en]>heet. Dis höt man eye figvrc in der alden ee. also di schrift
8j)richt an dem dö vnser herre sprach zu Heliäs: ,Trit in di steinlncke, wen
ich wil zu dir konien.' dö trat her in den stein vnd sach, wi eyn grosses
fewer quam vii vorbrante alles daz dö was, vii der noch wart eyne ertby-
dcmuuge, vii dor noch quam eyn rouschendes wasscr vnd fürte das alles hyn-
Beiträge znr Literatur der deutschen Mystiker. 65
wek. in disem allem was got nicht. Das erste was, das her in den stein
trat, das meint eynen ewegen vnd vesten willen njnumer mir (1. mer) zu
Sunden. Di ertbidemvnge die meint eyne stete vnd veste gotlich vorchte,
di do geziret sei mit eyner getrounge zu gote. Daz fewer meint eyn gotrewe
Übe zu gote vnd di dem leibe keine rüge lösse. Daz rouschende wasser
meint di ynnegen zere, di der mensche weinet vmme seine sunde.. vnd in disen
allen was got nicht, Das meinet di weile di sele mit disen toguuden vmme
geet, so mak di sele nicht komen zu eyner stillen rue in ir selber. Aber
dor noch d6 quam got in eynem wispelen, Das meynet in eyner vnsprech-
lichen frevde des geistes vnd des leibes, wenne der mensche mus eyn gelassen
sein ynnewenyk vn oussewendik in seine edelste (29'*) craft, vnd in di eyn-
formekeit des wesens. Also spricht der prophete: ,dö alle creätüren hatten
eyn sweigen, dö sprach got eyn stilles wort zu myner sele'.
Das est di erste metwach in dem adevent di epystel schribet Jacobus
im Y teile vnd spricht (roth).
Sante Jacobus der leret vns, das wir gedoldik suUen sein zu diser
lobelichen vnd seligen zukunft vnsers herren xpi, vnd meint das di zornygen
vii di hessigen menschen di sint nicht enphelichen des ewegen lebens, vnd
dor vmme so saget her vns, wi der ackerman gedoldiclichen vnd frölicheu
beitet. Das meint, das wir vns sullen frewen zu diser erberlichen hoch zeit,
wenne wer der were, der hir vor neme silber ader golt, der were nicht eyn
rechter cristener mensche. Nu spricht her: ,reyneget ouch (1. üchj' Das
meint, das sich di fromeu sich nii sullen reinegeu uon allen sunden vnd ge-
brechen mit der beichte uö busse vn mit worer rewe vn mit guten vorsatze,
di svnde me zu meyden so her meiste möge, wenne vor, do di cristenheit
dennoch nev was, do enphyngen di menschen ; di dor eyn quämen, alle tage
gotes leichnam; Aber do di menschen begunden zu kalden do nomen si in
alle suntage. also tun noch sumeliche frome leute, di eyn seliges vii heileges
leben füren vnd gote lip haben, vnd dor noch dö wart (29*') di cristenheit
aber kalden me wen vor, do gebot man in zu enphoene drei stuut in dem
iäre: zu Ostern, zu phyngesten vnde zu weynachten. Aber an dem suntage
so gesegente man eyn bröt vnd gap is dem volke zu essen zu eynem ge-
dechtenysse der dynge, di dö vor gescheen wören. Aber hi in disen landen
wyet man das salt (?) vnd gibet daz dem volke in dem selben gedechtenysse.
Aber wenne man in der messe gotes leichnam aufhebet, so sol man gedenken
das vnser herre xpc auf gehangen wart au das beilege croutze, vnd wen man
das salcz umme gibet, so sal man bedenken die bittern smerzen vnd peyne
vnsers herren Jhesv xpi , vnd ouch , also ich vor gesprachen habe , sal man
bedenken, daz di menschen zu allen messen nömen gotes leichnam, vnd dor
noch, so man paczam (1. pacem) vmme gibet, vü das meint, das die leute
sullen haben eynen sulichen fride vnder enander. , Sehet den richter an'
Das meint, das sich di leute nicht under den ander sullen hassen in dem
fride in diser zeit. Wer ken dem ander icht hasses bot der sal daz leuter-
lich dorch got vorgeben, wenne der mensche liöt zweiorleie richter: Der eyne
ist seyn eygyne gewissen, di in alle wege (29*^) in umme gibet, wenn her
icht böses getut; Das ander ist getrevve gvte , das her alle dink sal orteileu
an dem iungesten tage. ,das bilde der arbeit' Das meint, das uymmer kein
Sitiuugbber. d pUil.-liist. Ul. LXXVl. Bd. II. Hfl. 5
66 Haupt.
guter mensche sal bogorii innssik zu sein, snnder man sal sich stete vben in
vornunftigen werken vnd in heileger vbnnge vnd in betrachtunge. Aber
leider, das ist alles war, das kalder vnd grober menschen iczunt mer ist wen
ir y wart, vn des enwil ich dach (!) nicht anseen, suuder ich wil dach (!)
eyne coUacio haben in dise adevent von acht ' vrogen : (1) Wy man sich nv
bereiten sal, das man wirdiclJclien enphöe di gebort des ewegen Wortes, das
der vater nv in nns sprechen wil in der wirdigen sele. (2) Di ander fröge
ist, was gotes gespreche sei in der sele. (3) Dy dritte vröge ist, ap eyne
sele sich so lonterliclien bereiten möge, daz got sein eweges wort in sei
gesprechen möge. (4) Di virde vröge ist, in wel icher stat is in der sele
ader in welicher craft is sei, do das ewege wort aller eygentlichst geborn
werde. (5) Di fünfte froge ist, wi sich der geist dor zu halden möge.
(6) Die sechste fröge ist, wi sich der leichnam dor zu halden suUe , wen
das ewege wort nv gesprachen (!) wirt in den geist. (7) Di sybende fröge
ist, ap key (29'') ne craft des leichnames ader der sele möge besteen in
eren werken, wen das ewege wort gesprachen wirt in di sele. (8) Di achte
vröge ist, weliches di göben sint ader di froiden, di denne der mensche enpheet.
(9) Di nvende fröge ist, wo bei man di menschen erkennen sal, di dö steen
in dem gotlichen eynsprechen, vn in den das ewege wort gesprachen wirt.
Wenne alles das das man gesprechen mak zu diser höchzeit, Das ist alles
begriffen in disen nven frögen vil dor vmme so habe ich si willen ous zu legen
noch der beilegen glösen vn noch der lerer ouslegunge.
Neun Frag-en stellt also der Verfasser auf, um sie in den
Reden über den biblischen Text in den vier Wochen des Ad-
ventes zu beantworten. Am Schlüsse der Predig-t zum ersten
Adventsonntage gibt er auf die zweite der neun Fragen die
Erklärung-, was die Geburt Gottes in der Seele sei, also:
(30'') Nu neme ich eyne fröge von gotes gebort in der sele. nv ist nicht me
wen eyn sunderlJch bemiren dö mite got di sele beruret in eyner heymelich-
keit vnd in eyner sunderlichen weise, wenne got spiücht sein wort in allen
creätiiren. aber keyne creatiire mak sein gewar werden wenne alleine vor-
nunftige creatüren, vnd dor vmme so sal man des war nemen in dem vater also
eyn wort, vnd bei deme vater (? sun) also eyne wesenliche persöne, vnd in dem
beilegen geisre also eyn siezende zil irre ewegen selikeit, vn ist in der sele
also ein widerblik ires vornunftigen bildes (31») vii in allen crefitüren also
eyn enthalden ires wesens. Der sele gebot zu gote ist das si sich neiget
auf got, vnd sjjorct dem ewegen worte noch ilon-li alle creatüren in das
väterliche herze, so entdecket viul entplöset got seine gebort dt>r sele, vnd
BÖ denne veilet di sele mit übe vnd in bckentenysse auf di gebort, di ir
geej'noget ist. also treit der vater sein wort in di sele vnd treit di sele das
wort wider in den vator, vnd das wir des Wortes in viiser sele gewar werden,
des helfe vna das ewege wort.
' Hier hat der Schreiber geirrt; es nuiss lieissen ,vi)n ninn vragen', wie
man .'ins ilcni Ti'Xto i-rsieht.
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker. Ol
Am Schlüsse der Predigt über die Epistel des Mittwochs
nach dem zweiten Adventsonntage beantwortet er die erste
Frag-e also:
(34-'') Nii nenie ich imsei' vrogen eyne, Dy du von spriclit, wi sicli der mensche
bereiten suUe zu dem eweg-en worte. Zum ersten möle, s6 sal her alle
creäturen in ym gesweiget haben , also das keine creäture ym zuspreche , uü
das her oncli ir mite nichte zuspreche, wenne in (34'^) weliclier sele di
creäturen sprechen, Do enniak der vater seyn woi't mit nichte in gesprechen
auf das lovterste. Ich wil sprechen eyn grosses wort , das sullen wenynk
leute vorsteen: Di weile di sele spreche er (1. ir) eygin woi-t, Di weile s6
inmak der vater in ir nicht geberen auf das hogeste. Di ander bereitunge,
di di sele nius haben. Das ist, das si sich selber lasse alzv mole, di llas
ewege wort enphoen sal, daz muz io sein. Dis is* beweiset von sant Paulus
uil an unser frawen, in den das ewege wort gesprachen wart, wen also
Paulus spricht: ,herre, was wilt du das ich tue?' vnd unser frawe sprach:
,mir geschee noch dynen worten' rechte also mus der mensche seynes selbes
ous geen vnd ir selbes vorlouken vnd gotes eigen werden. Di dritte bereit-
schaft ist, das der mensche sal syne vornunft auf heben vii sal seen. Also
spricht das ewangeliö: ,Saget der tochter von Syon, das si sei das lustliche
werk, das dise geleisten mak'. Sich, wi begirlich lier kompt, wen her spricht:
,Dis ist meine freude, das ich wone mit den kyndern der leute'. Sich, wi
snellichen her kompt, wen her kompt spryngende vber di berge also eyn rech-
calp. sich, wi gewaldielich her kompt, vn (34'=) wen her kompt, so spricht her:
,Icli habe geloufen also eyn rise mynen wek'. Das vierde, das man diser
gebort groslich begern sal , wenne eyne gute begerunge ist eyne vs'ortzele
aller togunde. Di vnd ander togunde gebe vns der almcchtige got. Amen.
Die dritte Frage beantwortet er am Seh bisse der Predigt
über das Evangelium desselben Mittwochs also:
(35*) Nv neme ich aber unser frogen eyne vü di ist also: Ap der mensche
sich also bereiten möge, das got sein eweges wort in di sele gesprechen möge.
Ir sult wissen, das dö zwei (35'') erlei not in gote. Di eyne ist: dö sich got
mite Übe vn mit pflichten vorstricket vnd vorlobet bot zu den creäturen, des
enlesset got nymmor mir (1. mer), wen di sele bereit ist, her müsse sich ir
geben von not vn dor vmme spricht xpc zu Zachario: ,Ich mus bleiben in
deinem house.' Es ist eyn ander not: Also ein itzlich gut dink gemeynot
alle dem, das seiu enplienklich ist, vnd dor vmme were is wider gotes gute,
das her sich vns vorbilde, wen wir sein enplienklich weren. Di dritte not
ist, hat nü eyn andere gewalt vnd eyner not sache un das enmak yn gote
nicht gevallen. Dy meister spi-echen , das alle dyc' werk , di di sele wirket
mit gote vn in der gnädeu, daä her den Ionen möge, aber nicht also lier
wil, wen das werk der creäturen ist gemeyne vn in zeit vnd dor unnnc sint
si zu cleyne vnd zu snöde, das in got von rechte Ionen dorfe. aber di werk,
di got in vns wirket äne unser zutun vnser craft, vnd do di .sele ous geet
irre eigynen werke, vn got mit seynem werke uberhant nyMiet dö geet di
sele ous mit louterm leiden vnd got nympt loutere werk, vnd alle di werk
di got also wirkeit (!) in der sele, den ist her scholdik zu Ionen von rechter
68 Haupt.
phlichtekeit. Wenne di werke sint (35«) so gotlich vnd so ewik vn so
vmmessyk vnd so nuen in gotlicher ere, das in got nicht anders gelonen
mak wen mit ym selben, wen dise sint di edelsten menschen, di dise zeit ge-
leisten mak. Johanes sijricht: ,Selik sein dise töten di in dem herren sterben'.
Di wcrlt ist in freuden tot vn sie sint in ein (1. in) selben tot. wen also
weuynk also eyu töter mensche gestreiten mak weder eynen lebendyngeuj
also wynynk mak der ousser mensche gestreiten wider den ynneren. Dis
haben si dorchgangen mit grosser iibunge vn mit vil gebetes. wenne man
vyndet vnder disen uewen beilegen,' di dö itzunt leben, das sie vngerne
icht hetten vnd das sie keines gebrechens nicht enachten vnd di geselle-
schaft der menschen nicht flien, vnd vor disen selben huttet euch ap ir selik
weit werden.
Am Schluss der Kede über die Lection des Mittwochs
in der Quatember nach dem dritten Adventsonntag-e wird die
vierte, fünfte und sechste Frage also beantwortet:
(38") Nu ist eyne vröge, in welicher stat der sele wirt das ewege wort aller
eigentlichest geborn. Di ersten sprechen in der vornunft, wen si gote aller
gleichste ist. Di andern sprechen: Is werde geborn in dem willen, wen her
eyne freie craft ist der sele. Di dritten sprechen : Is wei-de geboren in dem
teile das dö hcisset eyn funke der sele, wenne her gote aller nesten ist.
Di fierden spreclien: Is werde geborn in vor (38*^) borgenkeit des gemuttes,
wenne also ofte also eyn mensche enphet eynen guten gedanken von der
menscheit vnsers herreu Jhesu xpi ader von dem ewegen worte ader enphj'ndet
einer newen lost ader vorsteet eyner newen wörheit, Also ofte also diser
stucke keynes geschit in dorn menschen , also ofte wirt das ewege wort in
der sele geborn. Di fünften sprechen vn mit den halde ich is allermeist: is
werde geborn in dem aller ynnersten des wesenes, vnd des werden gewar
alle crefte der sele. Nu ist eyne fröge: wi heldet sich di sele dor zu? Nv
merket, si trit in eyn louter leiden vii lesset gote wirken noch alle seinem
willen. Wi heldet denne der leichnam dor zu? Der ist in eyner stillen rue,
also daz her keine bewegvnge nicht mak gehaben seiner gelider, wen di
oberisten crefte iiaben denne dy nydersten eyn geholt vii steen alles in eyner
stillen rue, vnd in den wirt das owego wort geboren gleich in dem geiste
vnd in der libe. vnd dor vmme sulle wir gote mit tleisse bitten das her uns
gebe , daz wir dis ewegen Wortes euch gesmecken vnd enphynden müssen,
hy in eynem vorsmacke vnd dor noch dorte in dem ewegen leben sein ewic-
lich gebrouchen mvssen. Amen.
Was ist es nun mit den andern Fragen? Auf die achte
und neunte Frage steht die Antwort bei Hermann und in
der Hs, und zwar beidemale am Schluss der Predigt am acht-
zehnten Tag nacli Weihnachten.
' Wen versteht der Auetor unter den neuen Heiligen? Wie an anderen
Steilen die ,Pfaflon'?
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker.
69
Hermann S. 55.
Nu neme icli di achte vräge:
welicli di gj'ibe oder di fruchte sin
di dem mensche gegeben werden in
deme daz Owige wort gesprochen wirt.
Daz erste ist: der mensclie wirt ver-
einet mit gote. Daz ander: her wirt
gotis sün von gntlden. Daz dritte:
her wirt gotes erbe. Daz virde: alle
kncchtliclikeit vellet ime abe. Diz
sprichit sente Paulus und benimet
dise voUekumenheit alle vire, da her
sprichit: ,in Ki'isto enist weder Jude
noch Kriche, noch wip noch man,
noch knecht noch vrie: si süit alle
ein in Kristo und sint gotis sune;
und sint si sune so sint si erben von
gote'. Unde dise vorgenanten stucke
di zweite und dise vii-e de bewisen
daz hoste leben daz dise zit geleisten
mac. Welich mensche der stucke au
irae nicht enliät und dar ane ver-
sümit ist daz her ir nicht wil irkrigen,
dise gebrechen nennit sente Augusti-
nus geistliche sunde. Der ir aber nit
enhat und di vorgenanten stucke ir
volgit hat, zu deme mag der hime-
lische vater sprechen : ,diz ist min
Über sun in deme ich mir wolgevalle'.
Nu neme ich di nunden vrage, wo
bi man disen menschen irkennen sulle
in deme daz ewige wort gespi'ochen
were. Daz erste ist: dise lüte sint
gestorben blute uiid vleische und alle
irre begervnge. Also sprach sente
Paulus: ,srder daz daz ewige wort in
mir enteckit wart daz iz geborn wart,
so engelebite ich nunimer mer blute
noch vleische'. Daz andere stucke
ist : daz lipliche vroude und alle zirde
dirre werkle ist alse ein sur wint in
irre sele. Dar umme spriciiit sanctus
Gregorins : ,werltliche vi-oude und
werltliche ere enist nicht mö danne
Hs. 2845.
(71<i) Nu neme ich die achte vrogc di
icii nu lis, Di dö saget von den dyngen
welich es di goben in der frögen sint
ader di frochte di dem menschen
gegeben werden in deme das ewege
wort gesprach en wirt. Das erste ist
das der mensche mit gote voreynet
wirt. Das ander das her gotes son
wirt von guädeu. Das dritte das her
gotes erbe wirt. Das virde das ym
deuae alle knechtlich keit abe vellet.
Dis spricht sant Paulus und nennent (!)
dise volkomenheit alle vire: , ju christo
ist wede Jude noch criche, noch weip
noch man, noch knecht nocli frei,
wen sy sint alle gotes sone vii seint si
sone so seint si onch erben von gote'.
vnd dise vorgenanten stucke di zwelfe
vud dise vire di beweisen daz högeste
leben das dise zeit geleisten mak,
vud Avelicher mensche diser dynge
nicht enhot vnd dor an vorsaumet
ist, also das her ir nicht ercrigen
wil , vnd disen gebrechen nennet
sante Augustius geistliche sunde. Der
ir aber nicht enhette vnd dach di
vorgenanten stucke derworbenh6t(7-J^)
von den mak der vater von hymel-
reiche wol sprechen: ,Dis ist mein
Über son in deme ich mir wol gevalle'.
Nii neme ich di nfiende froge, di
ich ouslegete in der ersten mytte-
wachen wi do ousgeleget wart, wo
bei man eynen suliclien menschen
erkennen sal in deme das ewege wort
geboren wirt. Das erste dasder mensche
gestorben sei blute vnd fleische vn
alle irre begerunge. Also sprach sant
Paulus: ,Syut das ewege wort in mir
enttecket wart so lebete ich nymmer
deme blutte noch deme fleische'. Das
ander ist di leipliche freude , dy ist
also eyn swert in der sele vnd iäch
also eyn totlicher vynt, vn dor vmme
spricht sante Gregorins: ,werltliche
I
70
H au p t.
uugerochene bosheit'. Daz andere ist :
dise lute siiit näwe horchore in sich
selber, waz got in si S])reche, als der
prophete DÜA'id sprieliit: ,ich wil
hören waz got in mir spreche'. Daz
dritte: dise lüte sint unentsetzeliche,
und nimant mac si erzornen noch
betrüben. Also sprach Kristiis: ,in
üwerre gedult sult ir besitzen üvvere
sele'. Daz virde ist: dise lüte keren
alle dinc zu dem besten. Dar umme
mugen si nicht geergert werden von
der bosheit alle dirre werlde, also
sente Paulus sprichit: ,wir wizzen,
daz den got minnenden alle dinc zu
ffute komen'. Daz fünfte ist : si en-
begeren über nimanden zu sine, sun-
der si leben in dirre werlde alse ob
nimant ensi danne si vnd got alleine.
Dar um so gebirt der hinielsche vater
in in sinen sun fine underlaz, vnd
dise geburt ist gemeine allen men-
schen di sich dar zu wollen keren.
Dar umme nennet si got eine hlumen
des veldes, wan di veltblume mac
brechen wer da wil, wen si ist ge-
meine, und si wesset gerne an dürren
steten und hat einen harten stengel
und hat fünf bletere uffe irme stamme.
Diz läze ich allez legen. Bitet got
daz wir dirre warheit also gelebeu,
daz wir mit ime sin ewiclichen. amen.
frende vnde werltliche ere di (en) en
ist nicht me wen eyne vngerurekeit
der bosheit. Das dritte ist das diser
mensche alle zeit höret in ym selben
was got in ym spriclit. also siiracli
lier David: ,Ich wil hören was got
in mir spricht'. Das virde ist das
diser mensche ist unentsetzlichcn
wene uymant mak si erzornen nocli
betrüben, vn dor umme sprach Chri-
stus zu sey (72'') neu lungern; ,in
ewere gedolt wert ir besitzen ewer
sele'. Das fünfte ist Das dise men-
schen alle dink di koren si io zu
dem besten vnd dor vmme so en-
mogen sie mit nichte geergert werden.
Also spricht sant Paulus ; ,wir wissen
das wol das den fromen menschen
alle dink komen zu gute'. Daz sechste
das ist das si nymandes begern zu
Seen, svnder sie leben in diser werlde
rechte sam nymant sei wen nvr sie
vnd got alleine, vn dor vmme so ge-
biret der hymelische vater von hymel-
reich in en (1. in) synen son äne
vnderlös, vnd dise gebort ist gemeyne
allen menschen di sich dnr zu keren
wellen, vii dor vmme so nennet sich
vnscr herre Christus eyn veltblume,
wenne rechte sam di veltblumcn di
mak aller lei menschen w(d nemen,
wen sy sint gemeyne vnd frei, vnd si
wechset ouch nyrn wen auf dorrem
ertriche vii si bot ouch eyneu lierten
Stengel vnd höt nver fvnf blettere. vnd
was hy bei bedeutet ist, das wer zu
lank nv ouz zu richten sunder wir
suUen bitten gote vnsern üben vater
daz her vns gebere zu dem [l'i")
ewegen leben vnd des helfe vns got
allen, amen.
Hennaiiii hat also iiutli wendig- aus einer Saiiiniluiig- ge-
schöpft, die mit dei- uiisern nahe verwandt war. Die Ant-
worten auf die Fraji;en 1—7 kann er gar nicht enthalten, da
er die Predigten über die Episteln und Evang^elien der Advent-
Beiträge zur Literatur dor deutschen M3'stiker. l 1
zeit in seine Auswahl nicht hinüber geuoninieu hat oder hin-
über nehmen liess.
Diese neun Fragen sammt den Antworten finden sieh als
achter Tractat des Meisters Eckhart bei Pfeiffer abgedruckt
H. 478 fF. Ich sehe von der grösseren Ausführlichkeit, die
besonders den Antworten auf die Fragen 3—5 zu Theil geworden
ist, ab. Wichtig aber ist, dass die Antworten auf Frage 2 — 9
mit den Worten schliessen: ,des helf uns got, die (daz) geb
uns got, zuo der wärheit helf uns got', d. h. mit den Worten,
mit denen die Schlussreden der Predigten meist eingeleitet
werden und auch in unserer Hs. damit schliessen, wie wir
gesehen haben. Ferner kommt in Betracht, dass bei Pler-
manu die Stelle des Evangeliums ,diz ist min über sun, in
deme ich mir wol gevalle' erläutert wird, nämlich welche zwölf
Stücke der Mensch besitzen müsse, um Gott wohl zu gefallen,
dann wird erst die achte Frage' beantwortet, oder von den vier
Gaben und Früchten geredet, die ein Mensch geniesst, in dem
Gott wieder geboren wurde.
Das Evangelium , die Erklärung , die achte Frage und
Antwort alles fugt vortrefflich bei Hermann nicht so bei
Eckhart. Er kommt erst nach der achten Frage auf diese
Dinge zu reden und hebt an: ,Nu iiime ich daz wort: daz ist min
lieber suu in deme ich mir wol gevalle' etc. Damit ist aber der ein-
leitende Grundgedanke, der bei Hermann S. 54, Zeile o — 14
der Erklärung voraufgeht, vollständig übersprungen, und die
ganze Folge der Gedanken in Unordnung gebracht.
Offenbar ist dieser Tractat aus den Werken Eckharts
zu beseitigen ; er ist eben entstanden, indem ein Liebhaber sich
die neun Fragen und die neun Antworten aus dem grossen
Sammelwerke heraus las und zusammen schrieb. '
Bei Hermann von Fritzlar findet sich noch eine andere
merkwürdige Thatsache. Er hat nän)lich noch eine oder
mehrere Theorien vitn der Geburt Gottes in der menschlichen
Seele an den Schlüssen seiner Legenden verarbeitet, aber nicht
' Aus dem Quellenverzeiehnisse, das Fr. Pfeiffer S. VIII — X seinem
Eck hart vorantjestellt hat, ist genau zu ersehen, woher er diesen
sogenannten Tractat genommen hat; diese Hs. aber wäre gerade sehr
wichtig zu kennen und /.war im einzelnen, es ist der S tu ttgar ter cod.
theol. ö". Nr. IS.
.72 Hdupt.
an den Schlüssen aller, sondern nur derjenig-en, die in die Ad-
vents- und Weihnachtszeit fallen . und zwar finden sich die
Stücke 11. Barbara 4. Dec. Nicolaus <). Dec. Lucia
13. Dec. Thomas apost. 21. Dec. Silvester 31. Dec.
endlich am Tage Pauli P]remitae 10. Jänner resp. 15. Jänner
,Wi man diz kint ctzen suUe vncle sougen . . . wi man dax kind wigen
suUe viid singen.' Diese Stücke kommen in der Hs. 2845 nicht
vor, da die Schreiber alle Heiligen grundsätzlich ausgeschlossen
haben. In eben dieser Handschi'ift handeln aber alle Erklä-
rungen vom ersten Sonntage im Advent bis zum Sonntag ,also
man das alleluia leget' nur von der ewigen Geburt.
Ist dies ein Zufall? Gewiss nicht! Her mann und die Wien er
Hs. haben, wo nicht unmittelbar, so mittelbar, aus einer Vor-
lage geschöpft, in welcher die Evangelien und Episteln auf die Tage
der Heiligen sammtden Erklärungen nicht von den sonn- und werk-
täglichen geschieden waren. Sie gehören alle zusammen, wenn
diese Erklärungen auch von verschiedenen Verfassern herrühren.
3.
Von verschiedenen Verfassern w^erden dieselben ohne Zweifel
herrühren, wie schon aus der Art und Weise, die Episteln und
Evangelien zu erklären , kann gezeigt werden , auch der ver-
schiedene Stvl gibt dafür Zeugnisse. Auszuscheiden sind vor
anderen die Predigton über die neun Fragen mit ihren Ant-
worten, die bestimmt nur einem in der Mystik vertieften Manne
angehören. Die anderen gehen weit auseinander, besonders
diejenigen, die nach den Weihnachtstagen fallen. Aber der-
jenige , der zuerst diese Predigten in ein Buch versammelte,
muss sie stark überarbeitet haben, wenn auch nicht alle in
gleichem Masse.
Zwei Eigenheiten des H ermann ischen Legeudenschrei-
bers linden sich nämlich auch in diesen Predigten der Wiener
Hs. Fr. Pfeiffer sagt von der einen S. XIX: , anziehend
sind die da und dort eingestreuten Schilderungen von Sitten,
Gebräuchen und (^ewohnheiten in Italien und Spanien, die,
wenn auch nicht so häufig angebracht als zu wünschen wäre,
doch nicht wenig dazu beitragen, der ganzen Darstellung Leben
wnd Farbe zu geben*.
Die zweite der Eigenheiten, die aber Fr. Pfeiffer, wer
weiss aus welchen Oniudon, unterlassen hat hervorzuheben,
Beiträge zur Literatur lier dcntschen Mystiker. 73
besteht in den zahlreichen Ausfällen gegen die. Pfaffen; ja der
Sammler lehnt sich geradezu wider dieselben auf, und es gehört
gewiss ein ganz eigener Geist dazu, die Feinde Christi mit der
geistlichen Gewalt und mit den Pfaffen nicht nur zu vergleichen,
sondern beide als eins darzustellen. Aus dem gedruckten
Texte bei Hermann werde ich unten eine kleine Blumenlese
der Aussprüche des Verfassers in dieser Beziehung zusammen-
stellen, denen sich dann einige aus der Hs. anschliessen sollen.
Für die erste Eigenheit, fremde Sitten und Gebräuche
zu schildern, wähle ich ein grösseres Stück statt aller übrigen
aus, nämlich die Beschreibung des römischen Carnevals mit
der geistlichen Bedeutung. Der Verfasser gibt dieses Stück
als Glosa zu der Epistel Pauli ad Corinth, IX vom Sonn-
tage ,also man das alleluia leget'. Die Stelle, auf die er sich
zunächst bezieht, lautet in der Uebersetzung f. 24^: ,Brvder,
euwist ir nicht, das dy in den wetelovfen des siges alle lovfen, aber eyner
nymjjt das lön. lovffet also das ir begreitfet das liemelreiche' u. s. w.
Beschreibung des römischen Carnevals.
(SO*') Ejne glösae spricht das alle togvnde loufen, aber mynue di begreitfet
alleine das zil. ouch spricht eyne andere glosa das alle crefte der sele louf-
feu, aber vornunft begreiftet alleyne das zeil. Nu spricht Dyonysius, das der
louf der sele sei anders nicht weue eyn abescheiden von allen vorgenklichen
dyngen vfi eyn zufügen zu dem ewegen leben, wen ir sult wissen zu vor
ous, wer ummc sant Paulus dise epistele schreibet, wenne das meynet das
di Komer haben vier spil vor der vasnacht vor dem gemeynen volke.
Das erste sjnl das liaben si zu Capitollien vor deme richtehouse, vnd
do henget man an eynen bogen von eynem hirzeu vnd zweierlei wiltbrete
von andern tiren vnd alle di besten louÖ'er, dy do zu Kome geseyn mögen
vnd in allem romyschem lande vnd di steen verre ous vnd man geboutet in
eyn zil vnd dor zu müssen si loufifen, vnd welicher denne der erste ist zu
dem zile vnd das vleischc anruret, dem gibet man is vnd funfzik goldyne
dor zu, vnd dennoch so bot her do von grosse ere vnd alle seyne frunde.
Das ander spyl Das (Üd") ist auf sant Angenytttu platze, dö ire kirche
steet vnd do sy in das böse hous gefurt wart. D6 hanget man eyn goldyn
vyngerlein an eynen vadem vnd das wiget wol virzik goldyne, vnd wer denne
dor dorch reitet mit seynem sper vnd füret is ous dcmc zile des ist das
vyngerleyn. vnd dise renner di siut di aller besten renner dy du in allem
romeschen lande sint viid di reuneu also blös vnd das volk daz wirft si
mit steynen wer dö wil also, das Senatores di do ofte' flien von dem platze.
Aber weme das vyngerleyn wirt, den heisset man eynen tewern helt des
leibes vnd der eren dl ym dö von erboten wirt.
Das dritte spil das ist auf sante Vabyanen berge, dor auf so .stecket
man eynen newen Schaft auf ej'ne mermelsteynyne saule, di stet auf deme
74 U a u p t.
berfje, vnd au dfii schaft heiifjet man eynen neweii l)aldekoyn vnd den halde-
kt'iii don stpekot man auf sein lious vnd [di] aller besten pliert, di du aller
besten loutl'en, dy dö in aller Römer lande sint vn di siut alle aldo gesament,
vnd alle di di dö auf den pferden sitzen sulleu, dis siut di besteu Römer,
di dö in dem lande mögen sein, vnd dy (t^'''') haben ire Imupt zusamene ge-
bvndeii mit tvcheren vü haben nicht mir (1. mer) au wenne blosse hemede
vnd di sint korz, vnd dise halde verre von deuie zele vnd haldeu gleiche vnd
macheu eyu zeichen al vnime zu ryuge, vnd wer denne den schaft zu dem
ersten ruret ader daz baldekeiu vnd dem wirt is vnd dor zu funfzik goldyne.
vml di spylluute di do sint dy machen ym grosse freude vnd erliche spil
erden keu sy ym vnd beleiteu in in sein hous. vnde do von so höt her grosse
ere vnd alle seine früude. vnd hir auf schreibet sant Paulus di epistele vnd
spricht: ,loutfet alle bis das ir begriffet das zil'. vnd ouch beweiset sant
Paulus das wir alle leiplichc diuk suUen keren in eynen geistlichen syn.
Eyn itzlieher mensche der dö louti'en sal der entheldet sich von allen dyngeu
dy in hyndern uuigeu, vnd das meynet das wir von vus wcrffeu sullen aller (!)
vnd von uns legen sullen alles das uns gehyndern mak an dem wege , der
dö weiset vnd geet zu gote. wen wir suleu dise anseen, sint si dis tven
vmme eyue vorgenckliche cröne, mychels mir (1. mer) sulle wir dis tuen
vmme eyne ewege vu (5)0") vorgenkliche cröne. Das meinet sam her spreche:
siut dise menschen so grosse arbeit haben vmme leiplichc ere vnd vuim gut,
das dach gar korze weile wert vnd vorgenklichen ist, ymd haben dur vmme
grossen crik: Noch mir (1. mer) sulde wir crigen noch dem ewegen gute.
Das vierde spil das ist an dem suntage vor der vasnacht. so nemen di
Römer sechs karren, di dö also swer sint also eyu wagen in diseni lande,
vnd dor vor spennet man zwelf ioeh ochsen, vnd auf disen karreu leget mau
zwei wilde sweync vnd eynen woIf, vud füret si auf den berk , dö man ous
geet zu der phorten sant Paulus, vnd dö höt sich denue das lautfolk alles
ous der stat gesamcut vndene au deme berge, vnd etliche halden auf pherden
vud dise siut wol gewöpant (!) vud haben spisse vn swerte, eysen vud liellem-
barten. vud di zal dis volkes achtet man gros wol auf hundert tousuut man,
wenne etliche komen nuert dor vmme dar das si das spil wellen beschaweu
vnd steen gar verre. etliche andern di wellen ouch haben von dem wilt-
brete von den ochsen vnd von den ^'.10'') sweynen. Aber di zeuatoris, das
heissen di eldesten von Röme vnd komen mit grossen ereu mit den Röme-
ren vud haldeu verre von dem vidke vn seen zu, so lesset man denne di
karreu Inuffou von dem berge vnd so ist der karie gar swer vnd vellet vber
di ochsen von der böge des berges, vil di ochsen sint stark vnd zubrechen
denne ilen karen vn di seile eyn zwei (l. enzwei), vnd louffen vnd der wolf
louffet, vnd (ii sweyu vud das v(dk loutlet vnd reittet vud sticht vnd sleet si
iiyn wider, vnd weme denne des fleisches iciit werden mak den heisset man
eynen kunneu helt des leibes vnd höt dö von grosse ere von den leuten.
ader driuo des vlcisches icht wirt der ist zu möle eyn kouik vud eyu kempe.
vnd ">ueii sint di oeiisen also stark vnd stösseu gar sere mit den hörnen das
das geme^-ne volk flöget, alter di dö schissen vml rynnen mit den glefeueien
vnd velieu di tier. aber is kompt ofte, wenn si is gevellen, so komet das
gemeync vulk \iid wlrffot so srn- mit sti'vnen fW'^) vnd treiben di andern
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker. 75
lior alle, viid wer dor vuder ieht dnr zu Ironien innk, das her der tierc ichtcs
abe gpsnciden niak ader gehawcu, ader eyii hör dor ous gezien niak ileiu
wolfo ader ous der andern ticre e.yues (!), der nyiupt daz ouf sein houpt und
kompt erberlichen kein Rome. vnd wenue dcnne di tiere aller gevellet sein
vud geteilet sein, so lesset man den anderen karren lontlen, vnd also lesset
man io eynen karren nöcli dem andern louffen. vnd wen denne di tierc gar
gevellet werden vud dise dink aller gescheen sint vnd das dise habe aller
vorrucket vnd geteilet wirt, so sint denne vll iungelynge, di sich geteilet
iiaben vnd gecleidet und oueh ere (1. ire) pherde, di do zu disem spyle reiten,
vnd di alle zien von in ire cleider vnd werfen sie von in vnder das gemeine
volk, so si aller verrest mögen, vnd di bufen di reisscn dy cleider vnd di
decken von den rossen, vnd weme der cleider eyn pflacke, werden mak, der
hüt du von grosse ere. vnd uucli füren sy seydyne banyr in iren liendeu,
di werfFen si ouch vnder daz volk. vud wen dis zu mole (90"^) also gesehen
ist, so begyunen di alden Römer zu reiten in di stat, vnd das gemeine volk
beginnet sich zu werÜen vuder enander mit steyneii. Aber die pilgeryni vnd
di frawen, den tut man nicht, aber wer den andern worfFe dorch neides
willen ader von hasse ader in sloge der hette leip vnd gut vorlorn, vnd den
sulde man sleiffeu zu Röme dorch alle gassen.
Die zweite Eig-eulieit des Verfassers ist sein Widerwille
gegen die Pfaffen. Einige Stellen dafür finden sich auch in
der Auswahl Hermanns:
1. In der Rede über die h. Barbara S. 14, Z. 1:
,al86 tun alle di di werltliche wise vnd werltliche bilde vnd werltliche
wort und sorge der werlde füren in ein geistlich leben, und dise sint zumäle
böse. Aber di da geistlichen schin tragen und ein geistlich herze, daz ist
reht geistlich leben.'
2. In der Rede über die dritte weihnachtliche Messe
S. o3, Z. 37 redet er von ,ungelerten Pfaffen'. In derselben
Rede S. 34, Z. 4 heisst es :
,iz sint eteliche mutwillige lüte under pfaffen und under leigen , di
al zu sere buwen üf iren eigenen sin."
3. S. 49, Z. 11 erklärt er das Evangelium zum zwölften
Tag und da schreibt er: „Under Herödes'. Daz dute ich nu als eine
geistliche gewalt'. Wie er nun den König Herodes oder die .geist-
liche gewalt' genonmien wissen will, sagt er in derselben Rede
k>. OÜ, Li. '2o: ,daz Herödes dez kindes vient were gewest . . .• Z. 2< :
,Herödes bete sorge das sich das kint verborgen hetc . . .• Z. L.): , Herödes
was ein höchvertig man . . .*
Diese Stelleu befinden sich mit Ausnahme der ersten alle
auch an den treffenden Orten in der Hs. Das Evangelium der
ersten weihnäclitlichen Messe bei Hermann ist: ,Dö Maria, Jesu
muter was geniälet Jösepe'. Matth. I. l>>. In der Hs. 284Ö ist es
aber: ,Eyn keyserlich gebot gynk ous von dem keiser Octauiano- Eucas 11. 1.
76 iitiupt.
Was Hermann i^ibt, ist liier in der Hs. das Evangelium in
der Messe am Christabend.
In der Predigt über das erste weihnäclitliclio Evangelium
findet sicli in der Ils. Folgendes:
t. 4(S''. Eyn meister spricht: vndcr diser decke wirt manecher valscher
son peboni. zum crersten siut si schone (1. soiie) von dem blutte, wenne si
di heüe<re schrift alzu nöen welhni reden vnd zu sero wellen twyngen zv
vorstcene ... Di andern sint sclione (1. sone) von dem fleische wen si di
beilege schrift zieu vnd helfen irre nätüren vii suchen di lere, di in dis
beweren vn das predigen, vnd flien alle di dink di dö swer siut vnd di irre
nlitüre wider sint. . .
Wie man sieht ist diese Stelle aueli dem Ausdrucke nach
verwandt mit der in der Predigt über das dritte Evangelium
bei Hermann S. 33, Z. 33 fF. in der Hs. 52g— 52\ Auf der
letzten Spalte hat einer, der Anstoss genommen hat, sogar zwei
Zeilen ausgekratzt.
Eine der stärksten Stellen oder vielmehr eine vollständige
Rede gegen die Priester ist die folgende:
f. 80*. Ir Salt wissen, das di getrewe lere vnd di gesunde itzunt
wynvnk ist, weinie di lerer sint sich das meiste teil. Nu sult ir merken,
das di natürlichen meister sprechen , das g-rösser sichtum kome von vber-
flossikeit der speise vnde des trankes, vnd hir mite ist gemeinet, das alle
di lerer, di do alle iren fleis vnd alle ire arbeit dor vmme tuen, vmme das sie erkrigen
gut vnd werltliclie ere, vnd di sint tme zweifei alle geistlichen vngesunt, vnd
ire lere di ist gar an manechem gar vngesunt. Nv kompt etliche svche do
von, (80'') daz in dem menschen di leber vnd di lunge begynnet in zv fulen,
vnd meynet dise lerer, di also gar vorgrobet sein in iren ynnern creften also an
dem willen vnd vornunft vn erkentenysse, di si svlden üben in der wörheit. Aber
leider di lerer di sint nv alle gekfirt zu Icipliclien dyngen, vnd dor vmme so
hassen si ander menschen, di dö von der wörheit reden ader der wörheit
leben. Ouch kompt etliche suche von uberiger hitze, vnd meinet di menschen,
di do leibes gemach mit al zu grossem fleisse suchen . . . vnd dor vmme so
ist itzunt gar selzen zu sprechen vnd zu leren gesvnde vnd worftege (!) lere,
wen di wörheit ist itzunt gar sere gefelschet vnd di wöi'liaftigen lerer di
torren itzunt nicht sprechen di wörhaftige lere . . .
In dieser Weise fährt der Verfasser fort über die Unter-
drückung der wahrhaftigen Lehre bis f. 81'^ Ich übergehe die
Stellen gegen die Reichen und Gewaltigen dieser Welt ' f. 83^'^
und führe ])loss noch eine entscheidende an:
' Mit den weltlichen Herren verfährt der Verfasser oder Sammler nicht
säuborlidier als mit den geistlichen. Die Stellen dafür Hessen sich
hänfen. Alan vergleiche das Bild, das er von den weltliehen Königen
entwirft, oben in der ersten Predigt.
Beiträge 7ur Literatur der deutschen Mystiker. 77
f. oO*^. das di reichen leutc di armen st-re drocken vnd das eyn
armer mensche itznnt nj'nder keyn recht hot weder vor geistlichem gerichte
noeli vor -werltlichem gerichte ... I. 85'^. Ich weide in halden vor eynen
guten prister, der do über beichte horte eynes armen menschen wenne eynes
grossen vnd reichen menschen, vnd dem armen menschen ouch Über gotes
iichnam gebe vn über vber in armen menschen gynge der dö sich were denne
vber eynen reichen. Ach vnd öwe ! wi wenynk sulicher geistlicher prister
sint, icli wil der werltlichen gesweigen.
Alle diese Ausfälle finden sich aber nur in dem Theile
unserer Hs., welcher die Predig-ten für die Zeit vom ersten
Sonntag-e im Advent bis zu dem Sonntage enthält, ,also man
das alleluia leget'. Sie erweisen sich auch dadurch als zu-
sammen g-ehörend und überarbeitet. Die ursprüngliche Samm-
lung- ist aber wie bei Hermann, so auch in unserer Hs. nur
in ausgewählten Stücken erhalten.
Bei so be wandten I'mständen erhebt sich die. Frage, ob
nicht noch eine dritte Hs. irgendwo vorhanden ist, die uns
über verschiedene dunkle Punkte das sehnlichst gewünschte
Licht aufstecken möchte.
Allerdings liegt noch eine derartige Hs. in der k. und
Universitätsbibliothek zu Königsberg. In Bd. XHI. der Zeit-
schrift f. d. Alterth. S. bol beschreibt Steffenhagen dieselbe
also:
XXI. no. 896, früher LH. 14, pap., XV. Jahrb., 155 Bl.
kl. Folio (11 Vs" hoch und 8V2" breit).
Bl. 1* . . . 155*^: Predigten zu Anfang und am Ende un-
vollständig von der Adventszeit bis zu dem 24. Sonntage nach
Pfingsten, nach der Ordnimg des Kirchenjahres, demnächst noch
für verschiedene Tage.
wirt in dem geyste. Dy sebinde vrage ist, ab keyne kraft des lichamis
adir der sele möge besten in eren werken u. s. w.
Der erste vrytak in dem advent schribet sanctus Jo. ewange-
lista von Johanne baptista, das lier was predigen in der wustenunge
u. s. w.
So Steffenhagen.
Diese Königsberger Hs. beginnt 'also mit dem Lude
der Predigt über die Epistel Jacobi am ersten Miltwoch im
Advent, wo am Schlüsse die neun Fragen aufgestellt wurden.
78 Haupt.
Diese neun Fragen sind in der Wiener Hs. aiif 29"*^ zu lesen
und g-enau schliesst sich aucli hieran auf 29'' zuerst die rothe
Ueberschrift:
Das ewangelio mathevs in dem III teile vnde spricht
(hinn beginnt die Predigt:
Sant Johannes ewano-elista schrei})et von Johannes baptista wi der
dynsthaftik waz in der wvstcnvnge u. s. w.
Es ist also gewiss, dass in der Ivö n ig sb erger Hs. eine
andere Abschrift unserer Predip-tcn vorhanden ist. Diese Hs.
umfasst das ganze Kirchenjahr, während die Wiener Hs. nur
bis zum Charsamstag reicht.
Hermanns von Fritzlar Vorlage scheint ebenfalls das
ganze Kirchenjahr umfasst zu haben, bestimmt war dieselbe
ein sogenannter Wintertheil.
S. 117 ,8ancte Georjen Tac' schreibt derselbe oder viel-
mehr lässt er schreiben , wie Christus als ein getreuer Lese-
meister uns sieben Lectionen an dem Kreuze gehalten habe,
um uns zu lehren, wie wir die sieben Hauptsünden überwinden
sollen. Hierauf fährt er fort S. 118, Z. 9 ff. : ,wiltu andene lec-
cien sibene, di vnser lierre las an deme krüze, so suche iiö'e den guten fritac
di siben wort di unser herre sprach an deme kruze'.
Wir haben hier einen neuen Beweis, wie Hermanns
Bluraenlese aus einem grossen Werke genommen ist. Der
Verweis auf den guten Freitag, nämlich den Charfreitag, hat
nur Sinn gehabt in dem Buche, wo derselbe auch enthalten
war, bei Hermann kommt derselbe aber gar nicht vor! Man
könnte nun allerdings meinen, dass es sich nur um die sieben
Worte handle, die Christus am Kreuze gesprochen hat, aber
Hermann fährt nach der Stelle unmittelbar fort: ,Diz buch der
marter vnscs lierrcn sal der mensclie vlizeclichen ane sehen wan her zu gotis
licham wil gen, wan das liden nnses herren ist ein schulde aller tuginde'.
Der Leser wird mit den letzten Worten auf ein .buch
der marter unses herren' gewiesen, das er fleissig ansehen soll,
wenn er zum Tische des Herrn (zu gotis licham) gehen will.
Nun kr»nnte man alh^i'dings nur die Leidensgeschichte darunter
verstehen, aber in welchem Evangelium linden sich alle sieben
Worte am Kreuze beisammen? In keinem. Wir stehen damit
schon dem , buche dei" marter' näher, das der Verfasser meint.
Nothwendig muss es nach seinen Ausdrücken eine Leidens-
geschichte enthalten und die sieben Worte Christi am Kreuze
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker. i 9
erläutern. Ein solches Buch ist nun auch in der Wiener Hs.
243*^ — 253*^ zu lesen. Die rothe Ueberschrift lautet:
nv merket vlisiklichen von dem heiligen sweren grosen pytern
leiden vnsers herren.
Das Buch selbst beginnt :
Nv welle wir sprechen von deme leidou vnsers lierren Jhesu Christi,
vnde weliches die lente seyn, di sich dor ynne vbcn vri di sullet ir
merken ...
Die Leidensgeschichte ist auf die sieben Gezeiten ver-
theilt d. h. in Einleitung und sieben ,ColIacien' und sind in
der Hs. zu lesen :
Die Mette 244^-247»^
Die Prime 247^-248'=
Die Terzie 248^—249'=
Die Sexte 249''— 250<=
Die None 250=— 252^
Die Vesper 252^—253'^.
Nach abgethaner Vesper schreibt der Verfasser:
wiltü vorbas lesen von diser conplete, so suche do vor in diseni buche,
do sich di passio anhebet. Hie sint vnderselieiden di siben gezelt (1. gezeit)
vii waz eyn gut mensche sal betrachten auf eyne iczliche zeit, vnd alle weo;e
gewisse glose habe ich avs geleit, ati auch die meynvnge der wort von der
passio di habe ich aus geleget doi*ch der kurtze, vnd onliabe ich audi nicynes
synnes nicht dor vmme gebrochen snnder nier di beilegen vnd di lerer gotes.
bitet got vor mich, dez beger ich von alle den, di dis buch lesen vnd sjire-
clif^u. amen.
Wir haben also hier das ,buch der marter' und die Er-
klärung der sieben Worte in der None, die ich hersetzen
will, da dieses Buch dem ursprünglichen Sammler zugehört.
200*^. Hie gehet avs die sexte. vfi dise collacic sal man halden von
der .sexte zeit.
Nv merket ir kynder gotes : hy hebet sich an dy none vnd merkt dy
stucke di man dor zu betracliten sal vnd die sint gar ynnyk, weniie ich wil
si sprechen noch essen, wenne si synt gar von geistlichen dingen di do ge-
schögen.
Dö Jhesus an dem cri'ize hynk, Czvm ersten merket di siben wurt di
Jhesus an dem crüze sprach, etliche meister nemen siben slos ader silien
slossel. Dy andern nemen siben bucher di nymant volleren kau. Die dritten
nemen siben volko Ci-^O'') monheit, (!; wer di hehlet rechte der veret äne mittel
in das ewige leben.
(1) Das erste wort daz Jhesus an dem crüze sprach das ist: ,vater,
Vfir(;-ip in, si enwissen nicht waz si tvn'. Das nicynet eyne grosse vid-
komenheit das der mensche seyue vynde lip höt vnd mer vor si bitet wenne
80 Haupt.
vor spyne vrünt vnd entscholdiget sy alzo verre also her mit der worheit mak.
Die meister sprechen von disem gebete, daz Christus tet, worden fvnf hvn-
dert mensche bekärt. Di zvpyne schecher dy bey ym hyngen, der eyne
spotte seyn vil mpr.ach : ,bi3tu es Christus gotes son, so erlose dich vnd auch
vns.' Do sprach der ander zu der rechten Seiten vude stroftc disen: ,du bist
in demselben tode dö her ynne ist, vorchtes du got nicht?- vnd sprach zu
Jhfsn: ,lierre, gedenke an mich, weune du kommest in deyn reiche.' (2) Do
sprach Jhesus daz ander wort, Marcus: ,vor wfire sage ich dir, du salt hevte
mit mir seyn in deme paradiso'. Daz ist eyn wort hoger barmherzikeit,
das got so leichticlichen vnde so snellichen disem bösen menschen vorgap alle seyne
sunde, wenne di schrift spricht, daz her nykeyn gut werk hatte getan alle
seyne tage, her strofte in nicht vmme seyne svnde, her vorgap ym zuhant
alle seyne missetfit. vnd noch waz her der erste der y gestarp noch Cristo
vn selik wart. Dis ist eyn grösser tröst allen svndern, di dö wider keren
wellen von allen svndeu zu gote. Judas wart eyn son vnrechtes zweifeis,
aber der schecher wart eyn son wörer hoffenunge. (3) Daz dritte wort das
Christus sprach an dem cruze daz waz (251») waz eyn (1. in) wörer trewe,
dö her sprach zu seyner Üben muter: ,weip, sieh deynen son'. Eyne glöse
spricht, her meynte: ,weip, sich wi ich hange vnd wi ich leide smerzen vor
den sunderen'. Das du nicht alzu torsticlichen vn zu brebellichen in weidest
behalten, auch meynte mante her si des Zeichens des si begerten in der
briitlvft, alz ap her weide sprechen: daz ich hie leide daz habe ich von dir
aber daz ich wasser zu weyne machte in der brütlvft, daz habe ich von
meynem vater. Man vröget wor vmme his Christus seyne Übe muter eyn
wei]) vnd si dach (!) eyne reyne jvnkfrawe waz? Czvm ersten, man spricht;
es enwere keyne erlicher name, waz vorsmeet vn vorbannen in der zeit. Di
andern sprechen : es weren vil fremder Juden vmme daz erüze gewest, betten
sy vnse vrowe erkannt, si hetten ir leyt getöu, dor vmme wolde her si
nicht muter nennen, daz si si icht erkenten. Di dritten sprechen: hette her
si muter geheisen, so hette her ir ire peyn genieret. Johannes spricht: ,sich
deyne muter meyn jvnger.' Der bischof sante Olbrecht* der spricht: alzö
Christus sprach an dem öbuntessen zu deme bröte daz ist meyn leichnam vnd
es geschach, alzö wart Johannes eyn natürlicher son vnser frawen. Eyn
ander meister spricht (den halde ich baz) .Johannes vii Lucas di in der gotes
gnaden bliben mit disen worten zu gewunscheit 1,1. gewunschen) vnd gegeben
sone vnser liber fraven wart. Do hilt si der junger vor .«eyne muter, daz
ist, also frvntlichen vil gutlicHen alz y keyn mensche bewart vnd phlak
seyner muter, alzö (251'') phlak Johannes vnser frawen bis an Iren den tot.
(4) Daz vir de wort daz vnser hcrre an deme cruze sprach, daz ist zu vor-
nenien daz botruppenysse vnd di bytterkeit des leidenes Christi. Matheus
saget, daz Jhesus auf di nvnde stvnde ryf mit eyner grossen stymme: ,Meyn
got Meyn got, wi höstu mich vorlassen!' sant Augustinus spricht, daz di beilege
' Unter diesem ,bis<'hof sante Olbrecht' ist zweifellos der von den Mystikern
so hocli verehrte und vielfach angeführte Bischof Albertus Magnus zu
verstehen.
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker. 81
(Iroifoldikeit beweisto daz Christns wore nionsclieit an sieli p^enomen hatte
vii wart eyn schutzoLretli gef<tösen zwisclieu di ohorsten crefto vnd di iiyder-
steii , daz die g'otliche kegenwortikeit den gotlichen trost, der in den ober-
sten ci'cfton waz, enmochte nicht körnen in die nydersten, wenne wer der
gotliche trost dor yu Icomen, so were Cliristus vnleidenliclien worden, vnd
aucli alle di marterer di dorcli Christo y marter geliden den gap her allen
gotlichen trost, etlichen also vil daz si der marter wynyk gefnlten vnd dis
wart (Christo enzogen noch den nyder.sten creften. Abellens (!) vii Arrons (!)
di zwyne keczer di sprechen , daz man Christum sege leiden vnd lide in der
worlieit nicht, vnd beweren daz Iiie mite, daz etliche merteror also vil frewde
hatten, daz sy der peyn wynynk achten, vnd diz waz vil billecher Christo
zu geben vii zu haben, daz dise zwyne gelästert vnd ir rede valseh waz vii
auch ander leute, Dor vmnie sj^'ach Christus: ,vatpr, wi hast du mich vor-
lössen', alz ap her suhle sjn-eclien: es geleit ny mensche also gar äne tröst
noch so smelichen vnd auch so bitterlichen alz icli geliden vnd enwurt der
mensche alzo touwer vnd also eyn gros (251'') dink, du enlissest mich nymmer
alzö bitterlichen leiden. (5) Daz fünfte wort daz Christus spradi an deme
crfize daz ist eyn wort rechter volkomenheit. Lucas spricht: ,Es ist volbröcht.'
Das wort nam Arrens (!) der ketzer vnd wolde beweisen, daz Christus nicht
erstanden were von deme tode. were her aber nicht erstanden , so were daz
Wort wor gewest, daz hevte Augustinus .spricht, daz diser groslichen vnrecht
saget, wenne Christus sprach dis wort noch volkomenheit seyner werk, wenne
her gctet nykeyn werk so cleyne es were gröz gcnvk gewest aller menschen
gesiechte zu selikeit, weide her is dor zu geordent haben, aucli wisset, alle
di werk di got tvn wil in diser zeit, di sint in gote itzvnt gesehen, wenne
nv got waz vii sterben wolde vii ersten wolde vnd her is wol mochte tvn an
alle hyndernysse, dor um .sprach her: ,es ist alles volbröcht daz niyr nieyn
vater gebot', Daz ist, ez waz in willen gesehen vii waz in seyner vornvnft
bekant. vnd dor um schriben di propheten uon der marter vnsers lierren alz
ap is itznnt gesehen were, vnd es sohle dacli (!) noch gesehen. Isaias sprach :
.man hot in geslagen vninie vnser svnden vil her truk vnser vngerechtekeit
auf seyuem halse', (tij Daz sechste wort daz vnser herre an deme crüze
sprach daz meynt eyne rechte libe, di her zu vns hatte, do her sin-ach : ,mich
dorstet'. Eyne glosa spricht daz Jhesuni leiplichcn dorste, wenne daz blut
waz ym entgangen vnd lier liyiik in der svnnen. (2r>l''i Die andern sprechen,
in dorste gei.stlichen noch allen .seien di her erlösen .sulde. Lucas spricht,
si göben ym essik vn gallo gemyschet, dö lier daz vorsuchte dö enwolde her
is nicht trynken. Die meister sprechen, daz her den essik vnd di galle trank
Mir di scliolt daz Adam vii Eva den apel brach vii ässen in in dem paradiso.
Di dritten sprechen, her trvnke si vor di svnde di der mensche tvt. Die
virden sj)rechen, daz Christus vorwunt waz an alle seynen geliden, nvr di
zvnge zunge waz noch ganz, dor um trank her den trank daz di zvnge auch
vorseret worde. Man vroget, wer broditc den essik «lav vnd di galle? Dis
beweiset, is waz eyne gemeyne gewonheit, wen man di leute uorterbete, so
gap man in den essik, daz si dester e storlieii. (7| Daz sibeude wort daz
Christus vnser herre sprach an deme crüze daz ist eyn wort rechter Sicherheit
vnd Zuversicht zu gote. Mateus spricht: ,vatcr in deyne hende bcfele icli
Sitzuugsber. d. phiL-liist. Cl. LXXVI. Bd. II. litt. 0
82 Haupt.
mcynen geist vn neyk daz liovpt vnd gap auf seynen geist'. etliche meister
sjirochen : licr rif avs iiuturlicher craft di her noch belialden hatte in seynoni
Icichnam. Di andern siircclion : licr rif aus geistlicher craft die seyne selige
sele gap deme leichname. Di dritten sprechen: her rif aus gotlicher craft
vnd beful alle die seien in di gewalt gotes di in cristeme (!i glouben sterben
sulden. auch beweiste her vns weliclies di besten wort weren , wenne wir
sterben suUen, so suUe wir si sprechen, .her neygete seyn hovpt', Daz nieynt
das wir bekennen sullen daz her is dorch vnseren willen getäti hot vn ge-
liden hot. (252*) wiltu mer lesen von der marter vnsers Iicrren, so suche in
der predige an dem palnieutage. Nii merket di zeichen di dö gesehen sint
dö Christus hynk an denie cruze. u. s. w.
Sieben Vollkommenheiten hat uns also Christus durch
die sieben Worte am Kreuze g-elehrt und darum wird auch
von Hermann auf dieses Buch der Marter verwiesen, denn
unmittelbar hinter dieser Verweisung werden dann ,fimf stucke
der volkommen^ aufg-ezählt, so dass man recht deutlich sieht,
warum auf dieses Buch der Marter verwiesen ward.
Es ist deshalb nicht im geringsten zweifelhaft, dass unser
Buch der Marter in der Vorlage des Hermannischen Schrei-
bers enthalten war.
An zwei Stellen wird in diesem Buche der Marter auf
andere Predigten hingewiesen. Die erste findet sich (244^) am
Schlüsse des Einganges zum Buche der Marter und lautet:
,alz6 vnser herre seyn öbvntessen hatte mit seynen jvngern vnd in irc
fusse twuk vnd in seynen leichnam gap vnd her si di süsse lere lärte di her
ykeyn mensche gehlrte . . . das suche auf den grvnen donnerstak dö vj-ndestn
is in disem buche.'
Auf 235"= — 238<= ist nun allerdings eine Predigt zu lesen
zu dem Evangelium vom grünen Donnerstage, ob dieselbe aber
die vom Verfasser gemeinte sei, steht dahin.
Die zweite Berufung steht am Ende der Erläuterung über
die sieben Worte oben abgedruckt, es soll die Predigt auf den
Palmentag mehr gute Lehren über die Marter unseres Herren
enthalten. Diese Predigt auf 224'' — 228*^ enthält in ihrem ersten
Theile die Erläuterung der , herlichen processio', nämlich des
Umganges und der Weihe der Palmen, im zweiten Theile dann
wird allei-dings das Leiden unseres Herrn betrachtet. Dieser
Theil beginnt:
Nv merket von der ieidnnge vnsers herren ^22(5^) daz seyne marter
gar scre besweret höt vn do von santo (1. saite) er vns in der hevtigen
predige.
Beiträge znr Literatur der deatschen Mystiker. 83
Fünfzehn ,beswernngen' werden dargestellt nach einer
Predigt des h. Bernhard von Clairvaux und endlich im dritten
Theile der geistliche ISinn geoffenbart. Diese Predigt dürfte
ein Stück der ursprünglichen Sammlung sein.
Zum Schlüsse will ich noch anführen, dass auch in dem
Buche der Marter sich eine Stelle findet, die auf die genaue
Kunde Wälschlands hinweist, welche dem Sammler des ur-
sprünglichen Werkes in so reichem Mass inne gewohnt hat.
Bei dem Begräbniss Christi, als er des neuen Grabes gedacht
hat, bemerkt er für seine deutschen Leser:
(253'^) Es waz eyne gewonheit vnder den Juden, alzo noch ist in weli-
pchem lande, daz eyn reicher man der lis seyn grap berichten bey seyine
lebenden leibe u. s. w.
5.
Als Ergebnisse stellen sich somit heraus die folgenden
Sätze :
1. Um das Jahr 1340 war eine grosse, das ganze Kirchen-
jahr umfassende Sammlung von Erklärungen der Evangelien
und Episteln veranstaltet worden von einem Laien, wie es
scheint, der Süd-Europa, besonders aber Italien genau ge-
kannt hat.
2. Diese Erklärungen waren wesentlich aus den Werken
der deutschen Mystiker genommen und zu einem, obzwar ver-
liüllten, dennoch deutlich erkennbaren Ziele überarbeitet. Dieses
Ziel bestand in nichts Geringerem, als einen vollständigen
Kampf gegen ,die Pfaffen^ einzuleiten und durchzuführen. Die
praktischen und äusserst schneidigen Spitzen gegen die Geist-
lichen und die Kii'che sind wohl alle erst vom Sammler in die
theoretischen Sätze der Mystiker verwebt worden.
3. Von dieser Sammlung war bis jetzt nur die Auswahl
bekannt, die Hermann von Fritzlar von 1343 an zusammen-
schreiben Hess, und die bis jetzt als ein Hauptpfeiler für die
Geschichte der deutschen Mystik gegolten und darum aucli
einen breiten Raum in allen Literaturgeschichten eingenommen
hat. Sie sinkt auf eine ziemlich zahme und magrere Chresto-
mathie zusammen.
4. Die Hs. 2845 der k. k. Hofbibliothek ist auch nur
eine Auswahl und nur aus dem Wintertheile, sie enthält aber
nach dem Zeugniss der Hermannischen Hs. eine ganze
6*
84 Hanpt.
Reihe derjonig-en Stücke, d\v. in seiner Vorlage vorliamlen
waren, er aber nicht aufgenommen hat.
5. Solche echte Stücke sind auch in der Königsberger
ITs. 80() enthalten, und es ist sogar mr»glich, dass diese Hs. das
ursprüngliche Werk vollständig,' nämlich das ganze Kirchen-
jahr darbietet.
An die Forscher treten somit zwei Aufgaben heran, wenn
man endlich dem vielfach ganz grundlosen Gerede über die
deutschen Mystiker ein Ende machen will. Die eine Aufgabe
bestellt darin, die ursprüngliche Sammlung in ihrer Ganzheit
aufzufinden, wie dieselbe von dem mystischen Feinde der
, Pfaffen^ war zu Stande gebracht worden, und die zweite
schwierigere oder leichtere, je nachdem man es nimmt, ist
dahin zu bestimmen, dass die einzelnen Stücke und Predigten
in ihrer ursprünglichen Gestalt neben die überarbeiteten des
Sammlers müssen gestellt werden.
Man darf nicht glauben, dass damit eine unmögliche
Arbeit gefordert wird. Unsere Sammlung war weit verbreitet,
nicht nur am Rhein, wohin Hermanns Hs. weist, oder im nord-
östlichen Deutschland, wohin die Königsberger und auch die
Wiener Hs. gehören, sondern auch im südöstlichen Deutschland.
Die k. k. Hof l)ibliothek verwahrt unter 3057 eine Pp. Hs.
aus dem XV. Jahrhundert, die wieder das deutsche Plenarium
enthält mit Predigten über die Evangelien und einige Episteln.
Diese Handschrift umfasst das ganze Kirchenjahr und fällt
für die Literatur der deutscheu Mystiker schwer in die Schale.
Sie enthält das bisher verlorene Werk des weissen Bruders
Friedrich über den Eingang des Evangeliums Johannis und
eine Reihe von Predigten, die in der Hs, 2840 erscheinen.
Diesem Plenarium und dem Bruder Friedrich soll der nächste
dieser Beiträge gewidmet sein. Vorläufig bemerke ich nur,
dass diese Hs. in der bairisch - österreichischen Mundart ge-
schrieben ist und somit zu den so wenig zahlreichen Beweisen
gehört, dass di(! d(!utsche Mystik auch hier zu Lande nicht
unbekannt war.
' lluflfontlicli winl (lirs(> Um. luiM .lomand untorsnchon. Eiitliiilt dioselbe
(lin Tirsj)riiiislicli(' Siinimliiug, so i.st für die Ooscliiclitc der dnuts(!lioii
Mystik dds wiclitipfsto Work !Uif<^fi"niidou, in dorn sio dii- Wciidiiiig
otogen dio gcistliclion und weltlichen Gewillten erhalten hat.
Beiträge zur Literatur der deutsclien Mystiker. öö
Ich gebe nun die Anftini;(! der sümmtliclien in der Hs.
2845 enthaltenen Stücke und füge gleich bei, welche sich in
Hs. 3057 befindeil. Mit diesen Anfängen werden sich nicht
nur einzelne Stücke, sondern vielleicht ganze Hss. auftiudeu
lassen. Ich empfehle den Forschern besonders die deutsclieu
hss. Plenarien in den xVugen zu behalten.
Anfänge der Predigten in Hs. 2845.'
1. DOM. I. ADV. Et cum appropinquasset Jerosolymis . .
Matth. XXI. 1.
Do Jhesus nekente ze Jerusalem vud quam zu Betphai etc.
E wenn ich von den worten rede, so uem ich das wort das
Sacharias spricht . . .
Ist oben S. GO ff. vollständig abgedruckt.
2. DOM. I. ADV.
Man beget houte den ersten suntak iu dem (27") ade-
feut, wen ir sult wissen, dass alle wege vir suntage sint uor
dem cristes tage, vud di bezeicheü . . .
Ist oben S. 62 ff. vollständig abgedruckt.
o. FElüA. IV. Patientesigiturestotefratresusqueadadveutum ...
Jac. V. 7.
Sente, Jacobus der leret vns, das wir gedoldik sullen sein
zu diser lobelichen vud seligen zukunft vnsers herreu Christi,
vnd meint das di zornygen . . .
2U'— 29".
Ist oben S. 05 fl'. vollständig abgedruckt.
' leli luibo in diesem Verzeichniss die kireli liehen Tage, auf welche die
einzelnen Predigteu fallen, latc^inisch angegeben, erstens weil sie ge-
läiitiger sind nnd zweitens weil in der Hs. die rotlien Uebersehriften tlieils
unrichtig sind, theils, und das ist meist der Fall, ganz fehlen. Nach
welchem Missale sich der Sammler gerichtet hat. möchte man gerne
wissen. 80 wie die Predigteu in dieser Hs. vorliegen, lässt sich gar nichts
bestimmen, da olfenliar zu den alten iu der Vorlage enthaltenen IJezeich-
nungcn neue fremde gekiunmen siiul, wie aus den verwirrten und wider-
sprechenden Angaben der Hs. einleuchtet.
86 Hanpt.
4. FEKIA VI. Fuit horao niissus a Deo, cui nomen erat
Joannes . . . Joh. I. ß,
Sant Johannes evangelista schreibet von Johannes bap-
tista, wi der dynsthaftik waz in der wvstenvnge den Juden
vn sprach zu den schain : ,ir natern g-eslechte ! vorchtet euch
in dem propheten uor dem engestlichen richter'. Das meint,
di do worheit lernen sulleu, di sullen nymandes schönen, wenne
so si den menschen mit süssen Worten nicht gewynnen . . .
29'*-31\ Der Schluss ist oben S. 66 gedruckt.
5. DOM. II. ADV. Erunt signa in sole et luna . . .
Luc. XX. 25.
Den andern suntak in dem adefent begeet man houte,
vnd dor vmme so schreibet sant Lucas in dem heutigen ewan-
gelio, das vnser herre Christus sprach zu seinen jungern von
dem iungesten tage, wy das zeichen sulden gescheen an der
sunnen und an dem monden. Hy von spricht di gelose (!), das
bei der sunnen bedout sei pristerliche wirdekeit vn gewalt . . .
6. FERIA IV. Ecce! ego mitto angelum meum . . .
Malach. III. 1.
Di lecze spricht ,Sich, ich sende raeynen engel , der sal
den wek bereiten vor dir' (SS**). Dis wort mochte wol sprechen
di beilege dreifaldekeit, di den engel zu unser frawen sante.
Ouch spricht eyne ander glosa, Das wcre sant Johannes bap-
tista. Di dritten sprechen in welicher sele got geborn sulle wer-
den, dö sende io got vor seynen engel hyn . . .
33"— 34". Der Schluss ist oben S. 67 gedruckt.
7. FEIUA. IV. Amen dico vobis: Non surrexit inter natos . . .
Matth. XL 11.
Johannes schreibet, das Christus sprach zu seinen lungern
vnd zu den scharn der Jvden : ,Vuder den geborden der weibe
so enist nicht grosserre auf gestanden wen Johannes baptista'.
Daz sal man also vornemen. Ane unser herre Christus vnd
Maria di mvter gotes so enwart sust ny heileger mensche
goborn, wenne sant Johannes der taufer unsers herren . . .
34' — 35". Der Schluss ist oben 8. ()7 ff. gedruckt.
Beiträge zur Literatur iler deutschen Mystikir. 87
8. DOM. ITT. ADV. Tu es qui venturus est an alium expec-
tamus? . . . Matth. XI. 3.
^Johannes lauk (1. lak) in den banden Herodes vnd sante
zwyne seiner jungern zu Christo'. Nu merkt di gelosa. Johannes
spricht also vil also eyn mensche in deme di gnade ist. Diser
mensche hot sechsleie bant, weune her sich erheben wil zu
anschawendem leben vnd di sal her entpynden , ap her zu
desem anschawendem leben komen wil. (ias erste bant das ist
ungebitikeit . . .
35"— 37\
9. FERIA. IV. Et erit in novissimis diebus praeparatus mens . . .
Isaias II. 2.
Isaias spricht in der lecce ,In den lezten tagen so sal
bekärt werden der berk ader das hous des herren vnd sal
enthoget werden über den hymmeP. Dis ist gesprachen (!) von
der menscheit vnsers herren Jhesu Christi, di das ewege wort
an sich genomen hot vnd hot si gesazt über alle köre der
hymmele. Aber das her spricht ,di lezte zeit' do mit meynet
her . . .
37*— 38^ Der Schluss ist oben S. HS gedruckt.
10. FP^RIA. VI. Gaudete et (38*^) laudate simul deserta Jeru-
salem . . . Isaias LH. 9.
Isaias spricht houte in diser leccen: ,Di wustenunge sal
sich frewen'. hie mite meinet her menschliches gesiechte, wenue
menschliche natüre di was so gar verwüstet vnd 1er worden
der gotlichen gnaden , das der wtl fünf tousent iär gar cleyne
in ir was, wenne si was zu mole ous den holden gotes komen.
Der wüste wek meint die begerunge der alden veter . . .
38b_39^
11. FEUIA. VI. Exsurgens autem Maria in diebus Ulis . . .
Lucas I. 39.
,In den tagen stunt Maria auf vn gink hynwek in das
gebirgc mit cilunge in di stat Juda.' Das meinet, do Maria
das ewege wort enphynk vnd ir der engel sagete, das Elisabeth
ire nyftele trüge eynen son, do gink si dar, das si ir helfen
wolde'. ,als6 eilende' das meint, das si nicht gerne lauge an
88 Hai.pt.
der Strosse was. Ouch meint is das mau saelle sal sein zu
guten werken . . .
39" -39".
12. DOM. IV. ADV. Et hoc est testimonium Joaunis quando
miserunt . . . Joh. I. 19.
Johannes spricht in dem ersten gesetze , das die Juden
santen boten von Jerusalem zu Johannes prister vnd Lefiten,
vmrae das si in frögeteu, ap her Christus were, vnd das geschach
dor vmme, wen her von eynen edelern stamme noch werltlichen
dyngen waz, wen Christus, wen her was von pristcrlichem
gesleclite, aber Johannes wokle sich ous den eren zien, wen
her woste wol . . .
39'»- 41^
13. DOM. IV. ADV. Gaudete in Domino semper, iterum dico
gaudete . . . Paul, ad Philip. IV. 4.
Sante Paulus spricht ,f'rewet euch in dem herren alle zeit
vnd ensorget (41") nicht mir (1. mer), wen der herre ist noen,
vnd alle ewer gedanken di sint ym bekant si sein geistlich
ader fleischlich'. Nu merkt her spricht ,frewet euch^ Nu
spricht sant Jeronimus, daz nymant mak von gote freude noch
kunst genemen, her sei denne eyn fromer mensche, wenne wer
nicht gewandelt hot . . .
41 •=-42".
14. DOM. IV. ADV. Gaudete in Domino semper etc. ut supra.
Sante Paulus spricht ,frevt euch alle wege in gote vnserm
herren ! aber spreche ich, d^s ir euch frewet, wen . got ist euch
noen'. Nu mochte man trogen, was ist dach frewen in gote?
Di antwort spricht: vrevde in gote das ist eyn werk des bei-
legen geistes. iSant Dyonysius spricht hi seche« stucke, dö mite
di sele kumpt auf ire aller högestos . . .
42''-44^
15. IN VIGILIA NATIVITATIS. Propter Sion non tacebo et
propter Jerusalem . . . Isaias LXII. 1.
Isaias spricht ,vmme Sion wil ich nicht sweigen vnd
vmme Jerusalem wil ich nicht ruen'. Nu spricht Syon also
vil also eyn spigel ader eyne beschauvnge, vnd raeynt lovter-
keit des lebens vnd Jerusalem meint also vil also eyne stat
I
Beiträge ziu' Literatur der deutschen Mystiker. o9
ader eyn gesichte des frides, vnd meint das ewege leben, vnd
dise zwey wil di sele beide dorch brechen . . .
«
44" — 45". Herrn. 8. '21. Di pruph<jzie zu der ersten
Messe.
16. IN VIGILIA NATIVITATIS. Cum esset despontata mater
eins Maria . . . Älatth. I. 18.
,Dö Maria Jhesu mvter was getrewet Joseph.' Nv spricht
Maria also vil also eyn (?), vnd meint (vnd meinet) di sele,
ili ir selber gewaldik ist. Nu spricht Joseph also vil also eyner,
der du wechset vnd zv uympt, vnd hi bei mak man ncmeu
eynes fromen menschen gemute, das do wachsende ist vnd
bleibende vnd grünende ist . . .
45" — 46''. Herrn. S. 28. Nu neme ich das ewangelium
hüte.
17. FEST. NATIVITATIS. Cum esset desponsata etc. ut supra.
Nu sult ir merken dise lobeliche hochzeit, wenn man be-
geet houte den beilegen xpc tac, vnd ist gar eyae reiche vnd
lobeliche hochzeit, vnd dor vmme so mak eyn itzlicher prister
wol drei messe lessen ader syngen , vnd ilaz ist dur vmme,
daz kein dorf noch keine kyrche sal hvte nicht äne messe
bleiben . . .
46"— 46".
18. FEST. NATIVITATIS. Factum est autem in diebus illis . . .
Luc. IL 1.
Nu merket das ewangelio zu der ersten messe. Eyn
keiserlich gebot gynk ous von (46'*) dem keiser Augusto, das
her bis beschreiben alles das volk das in der werlde were,
wenne her wolde wissen , wy manech mensche in der werlde
were vnd dor zu gebot her das itzlicher mensche einen plien-
nynk ...
46"-49\
19. FEST. NATIVITATIS. Liber generationis Jesu Christi
tilii David . . . Matth. I. 1.
Nu sult ii merken, also ich vor habe gesprachen, so synget
iiuin di ander messe halp bei der nacht vnd halp Ixi di'iu ta^^e.
Nu ist hi bei der nacht bedeutet di verborgene gotheit di so
90 Haupt.
vinster ist vor allci- kvnst, daz di nymant dorch gründen noch
dorch synnen niak. Aber der tak meint di mensclieit . . .
49a_50\ Herrn S. 29.
20. FEST. NATI VIT ATIS. In prineipio erat verbum . . .
Job. I. 1.
Di dritte messe di synget man an schönem tage, Das
meint di offenbarunge der menscheit vnsers herren Jhesu
Christi dy do offenbart wart aller werlde. Nu sult ir merken
das ^wangelio, also is beschreibet sant Johannes in dem ersten
gesetze, vnd spricht also ,In dem begynne was eyn wort . . /
50a_52'=. Herrn. S. 31.
21. FEST. S. STEPIIANI. Gloria et honore coronasti . . .
Ps. vin. ().
Man begeet honte sant Steffans tak also er gemartert
wart, alleine her nü also an disem tage nicht gemartert sei,
sunder is ist gesehen in dem herbeste, aber vmme etliche
Sachen so sint dise tage geleget bei den cristtak, wenne xpc
ist eyn houpt aller marter. so bot man dreierleie merterer . . .
52'— 53'\ Herm. S. 34.
22. FEST. S. STEPHANI. Ideo ecce, ego mitto ad vos pro-
phetas . . . Matth. XXIII.
Jhesus sprach zu den scharn der Juden vnd zu den fursten
der prister ,we euch , wenne ir gesteynet habet di propheten,
vnd getottet habet di boten xpi ! Des mus über euch komen
alle die räche des blutes, das y out" di erde gegossen wart
von Abel dem gerechten bis ouf das blut Zacharian^ . . .
.03»— 54^ Herm. S. 35.
23. FEST. S. JOIIANNIS EVANGELISTAE. Conversus Petrus
vidit illum discipulum . . . Job. XXI. 20.
Es ist houte sant Johanes tak des ewangelisten, vnd das
cwangelio nennet in den jungern den Jhesu lip hatte , vndc
dise Übe di beweiste vnser herre xpc kegen ym an dreien dingen.
Das erste an deme, wenne her ym vil heymelicher dink offen-
barte, wenne das ist eyn rechtes zeichen eyner worhatten (54'')
libo . . .
54"— 50*. Herm. S. 30.
Beiträge zur Literatur (1er deutschen Mystiker. 91
24. FEST. INNOCENTIVM. Qui oiun recessissent ecce! ungelus
domini . . . Matth. II. 13.
Man beget hovte der kyndelyn tak , also dy sougenden
kynderlyn ir blut vergossen haben dorch der eren willen vnsers
Herren xpo Jhesu, vii worden erslagen von dem konyge
Herodes, vnd das ist nicht gescheen also honte an disem tage,
wenne is ist dorch des willen gesatzt also honte zu be-
geene . . .
ÖCa—öT". Herjn. S. 39.
25. FEST. CIRCVMCISIONIS. Et postquam consummati sunt
dies octo . . . Luc. II. 21.
Nu spricht das ewangelio das Maria vnd Joseph dy wun-
derten sieh von dem kyndc, wen her Symyun (1. Simeon) hette
is gebenadit. Nu sult ir merken. Maria das spricht also vil also
eyne di do erlouchtet ist^ vnd ouch spricht is also vil also eyn (58*)
merstern, vnd ouch spiicht is also vil also eyn bitter mer . . .
■ br-b9\
'26. FEST. CIRCVMCISIONIS. Et postquam consummati etc.
ut supra.
Man beget honte den beilegen obersten tak, an dem uuser
herre xpc besnytten ward , vnd ist der achte tak noch dem
cristes tage, wen unser herre hot an disem tage zu dem ersten
mole sein blut vergossen dorch der menschen willen, vnd were
genuk gewesen zu e;"losunge voi* aller werlde sunde . . .
5ge_60^ Herm. S. 45.
27. DOM. POST CIRCVMCISIONEM. Defuncto autem Herode,
ecce angelus Domini . . . Matth. II. 19.
,D6 erschein der engel Josephe in Egipto vnd bis in zien
wider heym in sein laut.' Das ewangelium list man an dem
zwölften obunde. Nu sult ir merke, das bei Joseph ist vns
auf genomen eyn mensche, der gerne heilik were, vnd den
lieisset der engel das kynt ilochenen in Egiptum, wenne eyn
itzliches volkomen werk ist eyn son des menschen . . .
61''-63^
2H. FEST. EFIPHANIAE. Cum ergo natus esset Jesus in
Betiilehem . . . Matth. IL 1.
Ir sult wisse, das man honte begeet den tak, also dy
drei konyge suchten das kynt vnd fvnden is also houte. das
92 H ■' » p t-
niciuet dy drei crefte der sele, di sullen ouch das kynt suchen
Zum ersten so sal in vornvnft suchen in rechter worhcit. Zum
andern niöle so sal in wille suchen also also her eyn oberstes
gut ist . . .
63^— 64^ Herrn. S. 47.
29. FEST. EPIPHANIAS. Cum erg-o natus esset Jesus in
Bethlehem . . . Matth. II. 1.
Das evvangelio spricht, do das kyndelyn Jhesus wart ge-
l)urn in der Juden lande in der stat zu Betldehem, do quämen
di drei konyge zu Jerusalem. Das meint, wen das ewige wort
geborn wirt in deme wesen der sele , so keren alle di oussern
crefte des menschen von oussern dyngen vnd haben vorbas
nie keine behegelichkeit . . .
64*=— 67\ Herrn. S. 49.
30. DOM. I. EPIPHANIAS. Cum factus esset Jesus annorum
duodecim . . . Luc. II. 42.
Nu sult ir merken , daz ewangelio saget , wi das Maria
vnd Joseph gyngen kegen Jerusalem , und das sult ir geist-
lichen also vorsteen, das eyn itzlicher fromer mensche sal geen
in dy ober stat, das ist in das hymelische Jerusalem mit leib
vn mit sele, das heisset di stat des ewegen frides, di dö ist
bei gote . . .
67"— 69^
31. FERIA. VI. Confitebor tibi domine qiioniam iratus es . . .
Isaias XII. 1.
Nu sult ir merken das di lecze sprich (!) ,heire, ich sal
loben vnd eren dynen namen, wenne du wirkest wunderliche
werk.' Di glosa di spricht, das dis meyne, das wir alle got
loben sullen vnd sunderlichen vnime di wunderlichen hochzeiteu,
di do gesatzt sint yn dem hir vhd di in vns wirken grosse
ynnekeit . . .
ß9d_72e. Herrn. S. 52.
32. DOM. 11. KririlANlAE. Nuptiae factae sunt in Chana
(lalileae . . . Job. 11. 1.
,Ks was eync liAchzeit zu Cana (jralilee.' hy von sprechen
etliche lörer das, .Maria Magdalena di sei di brout gewesen
vnd sant Johannes der brovtegam, vnd dis bewcreu si hi mite.
Beiträge zur Literatur der deutscken Mystiker. 93
das vnsei- frawe do was vnd das sant Johannes was irre swester
son, wen sie were sust nicht zu der hochzeit komen. Aber
ander lerer sprechen . . .
72-=— 74^
oo. FERIA. VI. Ecce ! nomen domini venit de longinquo . . .
Isaias XXX. 27.
jSich, der name vnsers herren der kiimpt von verren vnd
seyne kegenwortikeit di ist eyne freude.' Dise wort sint ge-
Sprachen von eynem rechten vreien gemiite^ das dö beitetende (!)
ist eynes grossen gutes , das ist des ewegen wertes. Nu sult
ii- merken das vier dink sint, dy do machen eyn frei gemvtte . . .
74'>_77a.
.'54. DOM. III. EPIPHANIAE. Cum autem descendisset Jesus
de monte . . . Math. VIII. 1.
,Do Jhesus nyder gink von dem berge.' Nu. sult ir merken,
das der berk meint das ewege leben, wene auf denie berge
entspryngen di süssen worzen, das meinet di üben beilegen
vnd auf dem berge ist auch di sunne, das meint das gotliche
antlitze. also spricht sant Johannes : üi stat di endarf keines
lichtes nicht ...
77"— 78*.
35. ?
Nu sullet ir mit ernste vnd' mit fleisse merken drei vrogen
von der ewegen gebort. Di erste vroge ist, ap kein mensche
sych so ordenlich eu bereiten möge, das der vater seyn eweges
wort yn ym geberen möge. Nu merket, ir sullet wissen, das
man twyngende not nicht in gote mak gesetzen, wenne so wir
alles das getuen . . .
78<i_3Qa^
3G. DOM. III. EPIPHANIAE. Non alta sapientes sed humi-
libus . . . Paul, ad Rom. XII. ]•).
Ir sult wissen, das di getrewe lere vnd di gesunde itzunt
wynynk ist, wenne di lerer sint sich das meiste teil. Nu sult
ir merken, das di natürlichen meister sprechen, das grosser
sichtum kome von vberflossikeit der speise vnd des trankes,
94 Hanpt.
vnd hir mite ist gemeinet, das alle di lerer, di dö allen iren
fleis vnd alle Ire arbeit , . .
80"— 81".
37. DO]\I. IV. EPIPH. Et ascendente eo (Jesu) in naviculam
secuti sunt . . . Matth. VIII. 23.
Das ^wang-elio von dem liütigen tage das saget vns , das
vnser herre Jhesus xpc der steik in eyn scliifFelyn, das meynet
eyne kleyne achtunge seynes selber. Das schiff ist vorne spitz
vnd meynet eyne scharfe und vorsichtige vornunft, vnd ouch ist is
hyndene spitz vnd das meynet betrubetes vnd bitters leiden . . .
SV—83\ Hs. 3057, 109"- 109''.
38. DOM. V. EPIPH. In illo tempore respondens Jesus dixit . . .
Matth. XI. 25.
Der ewangelista saget, wye unser hei're sprach ,Ich danke
dir herrc vn Vater des hymeles vnd der erdenk Das danken
sal man also vornemen , das vnser herre xpc der lis uns dein
(!) obersten creften des aller obersten gutes vnd des gütlichen
gutes das dor ynno was, dö von wart eyne freude in der
natüren. aber sant Lucas spricht . . .
83''— 84^ Hs. 3057, 110"— IIP.
39. ?
Nil sult ir merken, aller reichtum der were eyn grosser
vnd gerichter wek zu gote, wenne man sein rechte gebrouchte.
aber leider ist vil der menschen, di in machen zu eynem
grossen hyndernysse, vnd dis kumpt alles zu von disen saclien,
di hir noch volgen. Di erste sache ist, das si ire herzen zu
sere dö mite bekümmern . . .
84-^—86".
40. DOM. VI. EPIPHANIAE. Ecce, exiit, qui seminat, Semi-
nare . . . Matth. XIII. 3.
Das ewangeliö spricht, das das hymelreiclie ist gleiche
eynem manne, der weise seete in seynen acker. Di togvnt [?)
spricht, das diser man bedovtet vnsern herren got, der dö alle
dink geschuf und gut gemacht höt, vnd dö her si geschuf^ dö
sach her si au vnd sprach, das sie gut weren. Eyne ander
glöse spricht . . .
86»— 87'.
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker. 95
41. DOM. VI. P]PIPITANIAE. Exivi a ratre et veni in muii-
clum . . . Joh. XVI. 28.
Nu sult ir mit fleisse merken , Wenne her spriclit Jcli
bin g-egangen ous dem munde des aller obersten^ Dise wort
di bot gesprochen das ewege wort, das do ous gegangen ist
aus dem veterlichen herzen^ vnd bot an sich genomen di
menscldiche nätüre in dem reyneu leibe Marien vuser frawen
vnd von diser liplichen gebort . . .
87"^— 89\
42. DOM. VI. EPIPIIANIAE. Sic currite ut comprehendatis . . .
Paul. I. ad Cor. IX. 24.
Eyne glosse spricht, das alle togvnde loufen, aber mynne
di begreiffet alleine das zil. ouch spricht eyne andere glösa,
das alle crefte der sele louffen, aber vornunft begreiffet alleyne
das Zeil (!). Nu spricht Dyonysius, das der louf der sele sei
anders nicht wene eyn abescheiden von allen vorgenklichen
dyngen . . .
89"— 90'\ Ein Stück daraus ist oben S. 73 ff. gedruckt.
43. SEPTVAGESIMA. Simile est regnura coelorum homini . . .
Matth. XX. 1.
Nu sullet ir merken daz , das dis houtige ewangelio
spricht, das das hymelreiche sei gleiche eynem manne, der do
fru ous geet ader gink und mitte werkleute in seynen Wein-
garten. Das meynet das vnser herre got von grösser macht
so machte her Adame vnd P]fan, vnd macht si in grösser libe
vn machte si enphenklichen . . .
90i_94\ Hs. 3057, 111«=— 113^
44. SEXAGESIMA. Libenter enim suffertis insipientes . . ,
Paul. E. II. ad Cor. XL 19.
,Bruder ir leidet gerne di tören.' Di- glösa spricht ,Man
sal eynem tören gerne vil vorsweigen'. hir von spricht her
Sälomön ,Der wart ny volkomen, der cynen vnvolkomen nicht
geleidon mak'. Zu dem andern möle spricht her ,ir leidet
ouch gerne, ap man euch nicht nympt, Daz meynet das eyn
volkomen mensche sich nicht betrüben sal . . .
94"— 96". Hs. 3057, 114"— 115=.
96 Haupt.
45. SEXAGPjSIMA. Exiit qui seminat Seminare . . .
Lucas VIII. 5.
Das ewangelio, daz man honte list, daz schreibet sant
Lucas vnd saget vns, daz wir sullcn merken, wi vnser herre
sprach von ym selber ,Her ist ous gegangen'. Das meynet den
ousgank des sones von dem vater vornunfticlichen, also eyn
wort vnd nätürliclien also eyn son. Text. ,der du geseet hot
seynen somen' Das meynet . . .
9G"_98^
4G. QVINQVAGESIMA. 8i Unguis hominum loquar et ange-
loruni. . . I. Paul, ad Cor. XIII. 1.
.Bruder , ap ich spreclx; mit den zungen der menschen
und der engele ^ hab ich der libe nicht, so byn ich worden
also eyn loutendes erz vnd also eyn loutende glocke . /
Sent Panel straffet hi etliche leute, di mit grösen werten vmme
gen vnd mit grosen kunsten vnd nicht togvntliche werk üben
wellen, das meynt . . .
98^—99'=.
47. QVINQVAGESIMA. Assumpsit Jesus duodecim discipulos . . .
Lucas XVIII. 31.
Also heute list man in dem ewangelio , das unsir herre
saite seynen lungern uon seyner marter. Nvi mochte man
frögen : iiv sint dach nv tage , das mau sich frewen sal vnd
wor vmme list man denne nv von der martir vnsirs herren?
Nu merket. Daz ist dor vmme. Es sint nv dy tage des
schaden . . .
99"— lOf)". IIs. 3057, 120'^— 123-'.
48. DIES CINERVM. Cum autem jejunatis nolite fieri . . .
Matth. VI. IG.
Wor vmme man asche out" das houpt nympt, di sache leit
ous sant Bernhart in eyner predige vnd spiicht ,lyben bruder,
is ist nv mogelichen an disem tage das wir nemen di asche
Mui' unsir houpt, wen is ist nv di zeit, das nuxn sal treten zu
der busse vnd /.u reve (!) vii dor zu gehöret . . .
1U(V-1U9".
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker. 97
49. FERIA. V. In diebus illis aegrotavit Ezechias . . .
Isaias. XXXVIII, 1.
Man sal heute sag-en von dem gebete, dor vmme saget
di lecze do von. ml merket. Ezechias sprach zu unsir herren
^lierre, gedenk dor an, wi ich gewandert habe in deynen wegen^
Nv ist eyne froge, sint dem mole, das Ezechias stete gewest
ist in dem wege gotes, wor vmme was denne got . . .
110^— llO^
50. FERIA. V. Cum autem introisset Caphernaum accedit ad eum
Centurio . . . Matth. VIII. 5.
Das ewangelio schreibet Matheus vn spricht also ,D6 Jhesus
gynk von dem berge vn quam zu Capharnavm, dö gynk zu
ym eyn ritter, der was hundirt ritter herre'. das legen di lerer
also ous. der keiser hatte in dem lande in gesatzt zu eynem
houptmanne vber di hundirt ritter . . .
110<=— 112\
.01. FERIA. VI. Audistis, quia dictum est: Diliges proximum
tuum . . . Matth. V. 43.
Also wir heute an der mettewachen lesen, wy man vasten
sal, vn (an) dem donnerstage lesen , wy man beten sal , heute
lese wir von dem almvsen, morne lese wir uon der busse, an
dem sontage von der bekorvnge, an deme montage von dem
lone, das vnsir herre sal sprechen, kompt ir gebenedeyten . . .
113"— 114«=.
52. DOM. I. QUADRAG. Tunc Jesus ductus est in desertum . . .
Matth. IV. 1.
, Jhesus ist gefurt in di wustenvnge von dem geiste.' In
dem ewangelio synt vns drey dynk zu merken. Zvm ersten
das der herre wart gefurt in di wustenvnge von dem geiste,
vom dem hi wirt gesprochen ,Jesus ist gefurt'. Zvm andirn
mole das yn der teufel bekorto in dreyen dingen vnd her ant-
worte ym stetiklich . . .
116"-117^
53. DOM. I. QVADRAG. Adjuvantes autem exhortamur ne
in vacuum . . . Paul, ad Cor. II. c. VI. 1.
Sant Paulus spi-icht in der epistel ,bruder, wir manen
euch, das ir gotes genäden icht eitelichen enphäet, wen her
Sitzungsber. d. phil.-hist. Ol. LXXVI. Bd. H. Hit. 7
96 Haupt.
sprach : zu der genemen zeit habe ich dich erhört', wenne aber
dy geneme zeit sey , dö mm redet der lerer vn der heilige
böbist Leo vnd spricht , wenne mak seyn eyne bequemer vnd
heilsamer zeit . . .
117d_ii8'. Hs. 3057, 124' -125*.
54. DOM. I. QUADRAG. Tunc Jesus ductus est in desertum . . .
Matth. IV. 1.
Vnde spricht Jhesus wart gefurt in dy wustenvnge adir
Lucas spricht ,her wart gesant in dy wüste', dor vf reden di
lerer mancherley, wen sy sprechen ,wer dö gesaut wirt, das
ist alnöen also ap is eyn gebot sey vn dor ous zien di lerer,
das der almechtige got vater gesant habe seyuen eyngebornen
son . . .
118'^— 123^ Hs. 3057, 125''— 128\
55. FERIA. IV. Et accesserunt ad eum Pharisaei et Saddu-
caei . . . Matth. XVI. 1.
Man list heute eyne grosse disputatio, dy unsir herre
hatte mit den Juden, wen dy Schreiber vn dy gleissenere
gyngen zu ym vn sprechen ,meister, wir wellen eyn zeichen
haben von deme hymele'. das bedeudet (!) di grosse frebel-
keit di sy hatten. , wellen' das bedeudet dy grossen eygen-
willikeit. ,Ein zeichen' das bedeut . . .
126'=— 128".
5G. FERIA. VI. Et post dies sex assumit Jesus Petrum . . .
Matth. XVIL 1.
Man list in dem ewangelio, das unsir herre Jhesus xpc
auf den berk gynk vnd vorwandelte sich vnd weiste seyne ere
vnd seyne Schönheit, her gynk auch her nyder , das meynt
alle dy werk, dy vnsir herre Jhesus xpc geworcht hot, dy synt
vns eyne lere, das her auf den berk gynk, do mite hot er vns
beweist . . .
132"— 137^
57. DO.AI. 11. QVADKAG. [REMINISCERE]. Egressus Jesus
secessit in partes . . . Matth. XV.
, Jhesus gynk ous in di gegenot Tyre und kSydonys'. In
disem kegenwortigen ewangelio synt uns drei dynk zu merken.
Zv dem ersten mole, das der herre gynk ous in di gegenot tire etc.
Pieiträgf zur Literatur der deutschen Mystiker. 99
von deme liy wirt g^esprachen , Jesus gynk ous etc. Zum andirn
iiiole , das eyn heydenysch weip bat vmme dy gesvntheit irre
tochter . . .
ISS''— 145^ Hs. 3057, 128'— 129".
58. FERIA. IV. Et ascendens Jesus Jerosolymam assumpsit
duodecim . . . Matth. XX. 17.
Vnsir herre nam seyn lungern heymelichen vnd sprach zu
yn ,Seet, wir geen auf ken Jerusalem, das alles das volbrocht
werde , das von des menschen sone geschriben ist etc.^ Dor
vmme sagete her in das heymelich vnd nicht der menege, das
seyn tot nicht gehyndert worde. das ander ist, vnde hette her
is der menege gesaget . . .
147'*— 149^
59. FERIA. IV. Simile est regnum coelorum homini patri
familias , . . Matth. XXI. 1.
Man lyst hovte, das vnsir herre hatte eyne rede mit
seynen iungern vnd mit den Juden vnd sagete in eyn gleich-
nysse vnd sprach ,Es was eyn houswirt vnd eyn vater des ( — ? — )
der pflentzte eynen weyngarten' das meynt den ewegen got,
der do gemacht höt alle dyse werlt. Eyn andir glosa spricht
der weyngarte were dy Judischeit . . .
15^—153".
00. FERIA. VI. Homo quidam habuit duos iilios . . .
Luc. XV. 11.
E wen ich von den woi'ten rede so nem ich eyn wort
ous dem ewangeliö also der son sprach , vater, ich habe ge-
svndet in dem hymel vnd vor dir', vber das wort spricht eyn
lerer Wernyrus ,0 dv selige und heilige togent dy do heiset
demutekeit, wen du bist eyne wedirbrengerynne alle der ge-
brechen, dy do versäumet worden in andirn togenden , . .'
155''— 150^ Mitte und Ende fehlt in 2845.
01. DOM. IIL QV ADRAG. [OCVLI]. Et erat eiciens de-
monium et illud . . . Luc. XI, 14.
E wen ich kome zu den Worten dez ewangelii, so merket
also ir vor gehört habit, wy vns der tufel stricke legit vnd vus
ane lichtet gar in manchir ley wyse, vnd wy wir vns mit
gotes hultfc wider in setzen sulleu vnd wy wir in wol in der
100 Haupt.
craft gotlicher hulffe widersten mog-en. vnd ouch habit ir ge-
hört . . .
157c_iG4". Hs. 3057., 134"— 140^
G2. FERIA. IV. Tunc accesserunt ad eum ab Jerosolyniis
scribae . . . Matth. XV. 1.
Dy glizsener vnd dy schriber daz sint dy gelärten pfaffen
vnd kundegen, dy andir leute lernen solden. abir dy glizsener
dy woren dy do sundirlichen scheyn trugen vnd wolden bezsir
seyn, wenne andir leute. dy dritten woren dy Saducey, dy
hatten etwas vno-elouben an vn. Dise suchten vnsirn herren
vmme daz sy in begriffen . . .
166''— 167^
63. FERIA. VI, Venit ergo in civitatem Samariae, quae dicitur
Sichar . . . Johannes IV. 5.
Jhesus gink in Samariam vor dy stat, dy do heiset Sieztor,
do lak eyn vorewerk Jacobiz. do stunt ein burnne, den her
hatte gegeben seynen sone Joseph vli Jhesus saz auf dem brunne.
Nv ist eyne froge, wenne Johannes sagte houte, daz Jhesus
waz mvde von dem wege vnd iz waz dy sechste stunde dez
tagiz ...
169"- 172\
64. FERIA. VI. Jesus autem perrexit in niontem Oliveti . . .
Joh. VIII. 1.
Jhesus gink an den oleberg. Nv merket wor vmmc Jhesus
gink an den olenberk, wenne her hatte vor gepredeget vnd
dy Juden vnd dy fursten der prister santen zu ym ire dyner, daz
sy in vingen vnd in gefangen brechte vor sy, vnd dö dy
dynern horten seyne lipliche wort, do mochten sy in nicht be-
trupen vnd der herre ...
173e_i7gb_
65. DOM. IV. QVADRAü. [LAETAUE]. Post haec abiit
Jesus trans mare Galileae . . . Juh. VI. 1.
E wen ich kome zu den werten, so merket: also wir do
hci- haben vornomen vnd gehört gar ströfliche rede, nv ist ouch
not daz wir hdren etwaz trostlicher wort, der wir vns mögen
trösten vnd dor vmme singet man hüte in allem gesange gar
Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker. 101
froliche gesenge vnd sundirliche in dem anefange der messe,
den Ysaias schribet . . .
179-_185\ Hs. 3057, 140=-14ß^
Gß, FERIA. IV. Et praeteriens Jesus vidit hominem caecum . . .
Joh. IX. 1.
Nu merket. Jhesus gink vor, daz meynet Cristus hatte
eynen grozsen erik myt den Juden wenne sy wolden in gesteynet
haben, also man an dem nesten svntage lesen wirt, vnd Jhesus
entwich in ous dem tempel vnd gynk vor seynen iungirn.
Text, vnd sach eyn blyntgeborn menschen. Der Guldynne
mvnt spricht ,her sach in an myt den ougen seyner barm-
herczkeit . . .
188"— 192<=.
67. FERIA. VI. Erat autem quidam languens Lazarus a Bethania . . .
Joh. XI. 1.
Augustinus sprichet ,0 herre, gip daz wir heutte daz
volk dirwecken, also daz wir myt in dirsteen von dem tode
vnd also grosse furchte gewynnen vor dem geistlichen tode
mer denne vor dem leiplichen, vnd euch serer vnd mer sten
vud begern dez ewigen lebens, wenne hy dis vorgenklichen
lebens'. vnd daz ist leyder in weynynk menschen . . .
GS. DOM. V. QVADRAG. [JVDICA]. Quis ex vobis arguet
nie de peccato , . . Joh. VIII. 46.
E wen ich kome zu den worten des evangelis, so sult ir
wissen das man hevte anhebit zu begen dez (!) gedechtnusse
der marter vnsirs herren, vnd wy wol daz mogelich ist, daz
eyn itzl icher fromer cristenlicher mensche daz leyden vnsirs
herren stete in seynem gedechtnusse haben sal^ doch so ist
das billich, daz man daz nv , . .
20P— 206*. Hs. 3057, 147»— 15P.
69. FERIA. IV. Facta sunt autem encaenia in Jerosolymis . . .
Joh. X. 22.
E wenne ich komme zu den worten des ewangeliis, so
neme ich eyn wort, daz spricht sante Augustinus, vnd das laut
alzo ,wir sullen die wort des erwirdigen sante Johannes des
ewangelisten nicht alleyne nemen also dy myllich zu der jvch^
102 Haupt.
alzo das herte strenge brot vnd ander grobe speise', her wirt
alzo sprechen . . .
207^—210".
70. FERIA. IV. Collegcrunt ergo pontifices et pharisaei . . .
Job. XI. 47.
Johannes beschreibet, das di Juden hatten ejuen rot
wider Jhesum vnd sprochen . was tv wir? diser mensche tvt
vil zeichen, dis waz dor vmme. do vnser herre Lazarum
hatte lassen ersteen von dem tode, vnd den blynt gebornen
hatte geseende gemacht, do volgete das volk vnserni hcrren
sere noch. Dis hasten dy prister . . .
211''— 213'\
71. IN VIGILIA PALM AR VM. Haec locutus est Jesus . . .
Job. XVII. 1.
Jhesus hup auf seyne avgen etc. Nv merket von wannen
dise wort komen. Der herre hatte den jvngern vor gesaget,
wi er vil smocheit vn marter sulde leiden vnd sulde in be-
nomen werden, vn wi er von in scheiden worde vnd man sie
auch sere echten vn peynegen Avorde, vnd sagete in sulicher
Sachen vil, dy sy noch ervolgen worden . . .
214''— 220^
72. DOM. TALMARVM. Et cum appropinquasset Jeroso-
lymis . . . Matth. XXI. 1.
El wenne ich komo zu den werten des cwangeliis, so
nemo ich eyn wort, das spricht sante Bernhart ,Es ist nicht
äne Sache, das di selyge braut des herren also hevtc bot zu-
samene gefuget dy herliche processio, dy man hevte begeet in
der beilegen cristenheit, wenne in der man bezeichent di vn-
messige grosse ere ...
224"— 228*. Hs. 3057, 151^— 15H'.
73. FERIA. IV. Appropinquabat autem dies festus Azymorum . . .
Luc. xxn. 1.
Dor noch alzo vnser herre dy Juden gelart vn gestraft
hatte vmme ire bosheit, vnd dor vmme gyngen sy in eynen
rot dy vorsten der prister vn dy edelsten der stat, vn der
woren noch der lerer rede drey vn zweynczik, vnd bereyten
Beiträge zur Literat\ir der deutschen Mystiker. 1 03
sich; wy sy Jliesiim g-efyngen vil getoten vn Judas der gynk
zu in vn vorkoufte . . .
235"^— 238^
74. FEKIA. V. Ante dieni festum Paschae sciens Jesus quia
veuit . . . Juli. XIII. 1.
Der do g-etwagen ist, der darf nicht anders, wenne nver
das seyne fusse getwagen werden. Do von spricht Johannes
in dem XIII. teile. Di fusse sint dy begerunge der sele, dy
do sullen gereyneget werden von dem staube der tegelichen
sunden. Dor vmme so werden denne di fusse getwagen, wenne
die begerunge . . .
239*=— 241''.
75. BVCH DER MARTER VNSERS HERREN.
Nv welle wir sprechen von deme leiden vnsers herren
Jhesu Christi vnd Aveliches di lente seyn , di sich dor ynne
vben vii di snllet ir merken. Di ersten leute vben sich in
leiden vnsers herren Jhesu Christi, wenne si nu vasten vii
geen zu der kircheu vn beichten vn betrachten das leiden
vnsers herren . . .
243'^— 253^
Es sind also in diesem Wintertheile (pars hiemalis)
74 Predigten imd das ,Buch der Marter unsers Herren^ ent-
halten. Von diesen 74 Predigten hat Hermann von Fritzlar
nur 12, nämlich die 15., IG., 19.— 24., 2ii., 28., 29. und 31. in
seine Auswahl hinüber genommen. Andere 12 Predigten, näm-
lich die 37., 38., 43., 44., 47., 53., 54., 57., Gl., G5., 6S.
und 72. linden sich auch in der Handschrift 3057. Als cha-
rakteristisch verdient schon jetzt hervorgehoben zu werden,
dass dieselben mit ,e wen ich zu dem ewangelio chome^ oder
,e wen ich zu den werten des ewangelii chome' beginnen.
Diese Hs. enthält nur Erklärungen über die sonntäglichen
Evangelien, ausgenommen die wenigen zu den P'esttagen in der
Weihnachtszeit. Die ursprüngliche Sammlung muss aber auch
Predigten über die Evangelien der Wochentage enthalten haben,
wie man aus der GO. und G9. ersieht, die durchaus mit ,e wen'
anheben und ganz den übrigen dieses Anfangs gleichen. Auch
die erste als Einleitung zu den Adventspredigten hat dieses
t-
JQ4 Haupt. Beiträge zur Literatur der deutschen Mystiker.
,e wen'. Uebrig:ens gehören sie alle der mystischen Schule
an, wie ich im zweiten dieser Beiträg-e des ausführlichen zeigen
werde, der dieser Hs. und ihrem sich über das ganze Kirchen-
jahr erstreckenden Inhalte gewidmet sein wird, wie ich schon
oben bemerkt habe.
Pfizmaier. Die Geschiebte der MongolenungrifTe auf Japau. 105
Die Gescliiclite der Mongolenau griffe auf Japan.
Von
Dr. Aug. Pfizmaier,
wirkl. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften.
Ijei der Bearbeitung der Geschichte der Angriffe der
Mongolen auf Japan wurde von dem Verfasser dasselbe Werk,
welches er für die Geschichte des Zeitraumes Bun-jei als
Quelle benutzte, nämlich das in Japan erschienene Mözokki
zu Grunde gelegt.
Die Abhandlung enthält voi'erst ausführliche Nachrichten
von der Landung und dem Siege der Mongolen auf den Inseln
Tsusi-ma und Iki, dann von der Niederlage und der Flucht
ihrer Streitkräfte in Ima-dzu^ einem Districte von Tsiku-zen.
Das Nächstfolgende erzählt, neben einigen Ereignissen
im Inneren, den im vierten Jahre des Zeitraumes K6-an (1281
n. Chr.) im grössten Massstabe unternommenen allgemeinen
Angriff und den Untergang des mongolischen Heeres.
Die nach dem obenerwähnten Werke gelieferte Geschichte
der ]Mongolenangriffe weicht von den in chinesischen Geschichts-
schreibern vorkommenden Nachrichten sehr bedeutend und in
wesentlichen Dingen ab. Der japanische Verfasser, auf das
Unrichtige in den bereits bekannten gewöhnlichen Erzählungen
hindeutend, hebt die Richtigkeit seiner Darstellung ausdrück-
lich hervor.
Besonders werthvoll sind "ferner die vielen in dem Werke
gebrachten Einzelnheiten, die sich namentlicii auch auf han-
delnde Personen, auf Charakter und Cultur beider Völker, so-
wohl des japanischen als des mongolischen, beziehen.
106 Pfiz maier.
Die Rüstuugeii der Mongolen.
Bxm-jei ziü-itsi-nen san-guatsü-ni fö-siü J^^ @^ 'ßH
kei-riakn-si ^ ^ kin-fo ko-rai ^ ^ g im -min ^^ ^^
sö-kaii kö-sa-kiü rih-nin-ni mei-zite iicakii nippon-kokn-tco-Je si-
sia-wo tsiikawasi oi-oi mbsi-satosi-tare-domo fen-kan-wo-mo
sasagezü'site fanafada keo-go fu-son-mte hu~rei-no furnmai
sukuna-karazu. Wnga tsioku-si-tco YS ^3 bu-bessi-te tori-
atsiikh koto ff ^^ sin-boku-no gotosi. Kono uje-iva süte-oki-
gatasi. Koto-gotoku seme-forobosi waga !^ ^ zoku-koku-to
nasi-fatete mi-dzükara maneki-si fa-vietsii-no tsumi-wo ten-ni
kawatte sirasimen. Madzv o-oki-ki tsi-isaki-no gun-kan kiL-
fiakxL-jo-so gun-bib itsi-man go-sen-nin-wo tsünori sitsi-guatsü-ni-
wa kono omote-wo siütsü-dzin-itasü-besi. Sono mune toku-to ai-
kokoro-je kokoro-ico motsi-i-te tsutome-jo-to-zo mosi-keru. Kin-to
kö-sa-kiü-wa ^^ •^ fai-fuku-dte ^ 0 sei-si-no omoimiki
kasikomari-tate-matsüri-nu. Nippon-no bu-rai ron-züru-ni amarl
go-iki-dowori go-motto-mo-ni sorai-nu. Ziü-bun-ni gun-ba-no Jö-
i-siteß arazü-site siütsü-dzin-si tatsi-dokoro-ni kano kuni-wo seme-
jabun kuo-tei-no bu-toku-wo simesi-soroioan-to-zo kotaje-keru.
Im dritten Monate des eilften Jahres des Zeitraumes
Biin-jei (1274 n. Chr.) erging an den auf den Wegen streifen-
den Abgesandten Hin-tu und an den dem Kriegsvolke von
K6-rai vorgesetzten Hung-tscha-khieu der folgende Befehl:
Obgleich ich an den König des Reiches Nippon einen Ge-
sandten geschickt und zu verschiedenen Malen belehrt habe,
hat er das Antwortschreiben nicht überreicht. Dieses ist sehr
stolz, hochmüthig, unnachgiebig, und das unhöfliche Benehmen
ist kein geringes. Man beleidigte meinen Gesandten und be-
handelte ihn wie einen Diener und Knecht. Länger kann man
es unmöglich so lassen. Ich werde Alles im Angriffe vernich-
ten und es endlich zu meinem abhängigen Reiche machen. Ich
werde das Verbrechen, das mit Vernichtung, der von ihnen
selbst herbeige winkten, bestraft wird, an der Stelle des Him-
mels zur Kenntniss bringen. Mali versammle gi'osse und kleine
Kriegsschiffe über neunhundert, Krieger des Heeres fünfzehu-
taiiseud und rücke im siebenten Monate an dieser Seite aus
dem Lager. Beachtet diese Willensäusserung wohl und lasset
CS euch von Grund der Seele angelegen sein. — Hin-tu und
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 107
Hung--tsclia-kl)ieii verbeug-ten sich und antworteten: Wir leisten
ehrfurchtsvoll Gehorsam dem höchstweisen Willen. Wenn wir
die Unhöflichkeit Nippon's bedenken, so hat der Kaiser Recht,
dass er überaus entrüstet ist. Wir \Aerden in hinreichender
Weise die Bereitschaft der Kriegspferde bewerkstelligen, früher
als in einem Tage aus dem Lager rücken, auf der Stelle jenes
Reich im Ang-riffe zerstören und die Kriegstugend des Kaisers
bekanntgeben.
Safe viafa Jcb-rai-ni si-sia-wo tatefe mosi-tsükaicasi-te hoahn
"^ ^in ki-kei-mo kanefe tsikara-ioo motsi-i jokii l^r jtt
keudb-serariire-do nippon-koku-ivo ^ j(|^ ko-roku-ni site
sara-ni ki-kua-snru kokoro-naku kafsii ivo-ici-ioo fabakarazü
^a ^B betsü-zio-süru koto ki-kuai nari. Ima nan-süre-zo sasi-
okan jotte fei-si itsi-man go-sen-nin-wo fassi sei-hassi-te sono
tsümi-ico tadasan-to sü. Ki-kei-mo ka-sei-ioo itasü-besi-to-zo
mosi-keru. Ko-rai-wo kotajete iioaku loo-mei sara-ni karo-karazü.
Tsüssinde uke-tamawari-sorai-nu. Isof/i fen-fei-iao kudasaru-hesi.
Waga kuni-mo jö-i-ivo itasn-hesi-tote ^ '^ 'ßB fo-toku-si
-^ ~lj J^ kin-fo-kei-ioo m W fsm-gun-no tai-sib-to si
tiM ^u 1^ sü-mitsii-ivin fukn-si -^ '0jq kin-sen-wo sa-gun-
si-to si zib-sib-gun ■^>- aT )h^ kin-bun-ß-ivo ü-gun-si-to si
sono sei fassen-jo-ki-ico mi-te-ni wakatsi-fe ^£ ^a san-jokn-no
dzin-wo mbkete ka-sei-sü-beku-zo sonaje-taru.
Hierauf schickte er auch einen Gesandten nach Ko-rai
und Hess daselbst sagen: Obgleich der theure Reichsminister
früher seine Kraft angestrengt und nach Möglichkeit den Weg
gezeigt hat, bleibt der König des Reiches Nippon sich gleich
und hat durchaus nicht die Absieht, den Verwandlungen sich
zuzuwenden. Zudem ist es sonderbar, dass er die ]\[acht des
Königs nicht scheut und sie für nichts achtet. Warum sollte
ich es jetzt dabei bewenden lassen? Ich bin daher im Begriffe,
fünfzehntausend Krieger auszusenden, Eroberung und Strafe
zu verhängen und über sein Verbrechen Gericht zu halten.
Der theure Reichsminister soll mir eine Hilfsmacht stellen.
— Der König von Ko-rai antwortete: Der Befehl des Königs
ist mir durchaus nicht gleichgiltig. Ich habe ihn ehrerbietig
in Empfang genommen. Er möge schleunigst die Krieger des
Himmels herabsteigen lassen. Mein Reich wird sich ebenfalls
in Bereitschaft setzen.
108 Pfimnaier.
Er ernannte Kin-fang-khing, den Abg-esandten des Beauf-
sichtigers der Hauptstadt^ zum grossen Autuhrer des mittleren
Heeres, Kin-sien, den zugetheilten Gesandten des Palastes
Tschü-nii, zum Abgesandten des Kriegsheeres zur Linken, den
obei'en Heerführer Kiu-wen-pi zum zVl)gesandten des Kriegs-
heeres zur Rechten. Er thcilte seine Kriegsmacht, achttausend
Reiter, in drei Theile, schlug ein Lager der drei Flügel auf
und traf die Vorbereitungen, dass sie als Hilfsmacht dienen
könne.
Sare-do kono ko-rai-wo tsioku-ioa kuo-kokit-ni teki-tai-site
sen-so-sü-beki kokoro-nakn jamii koto-wo jezü an-nai-site sio-kan-
wo-mo okuri-si-ga nawo-mo .& j^ fei-ba-ioo motsi-i-gataki
koto-ioo sirasimen-tote fii-hen-ri-naru kai-ro-wo tsnre-aruki nami-
kaze araki »^ se-wo toatari-te fi-kazü-ioo o-oku sügusi-kei-u-wo
mo-ko-no I^ ^ koku-sin nippon tsü-zi ^ -^ 44- so-kai-
siö-to iü mono kono koto-wo ibukari-te mo-ko-ico-ni mhsi-te iwaku
ko-rai-jori-no an-nai-wa kokorojenu koto ito-o-oku sorb. Kano
sio-fen-fo-jori siüppan-itasi kaze-no tsii-gb jorosi-ki setsü-iva
fito-fi-wo sügnsazü-site nippon-je wataru-besi. Sikarii-ni itsü-nite-
mo sü-zitsü-ico okiiri kai-ro-ni tsi-tai-itasu koto nippon-ni ka-tan-
site fei-ba-wo motsi-i-gataki mune sirasfoni tame-ni sbrb-ka. Mosi
go-nitsi tai-gun-ioo okosi utte-wo kudasi-tamb toki-ica kano
kb-rai-je an-nai-ioa itasase-gatasi. Seo-sin kore-ga sen-db-ico
fsükamatsüran-to-zo mbai-keru-ivo kb-rai-ivb notsi-ni kiki-tsüfajete
o-oi-ni odoroki ima isasaka-nite-mo mo-ko-wb-no kokoro-ni fururu
koto ara-ba kano sakan-naru ikiwoi-ni makasete me-zasii tokoro-no
vippon-wo msi-oki madzii loaga kuni-ni utte-ico muken. Tatoi
nippon-ni ^ Q gb-zoku-su-to-mo kai-guai-no koto nare-ba
1=1
en-fei-wa tanomi-gatasi. Sio-sen koku-ka-no an-ki-tco fakaru-ni
tsikaki mo-ko-ni sitagai-fe toivoki nippon-ico utsu-ni sikazu-to
kokoro-ßto-tsü-ni omoi- sadamete ka-sei-no sonaje-wo mbke-si-
tari-kevi.
Indessen hatte dieser TschT, König von Kö-rai, indem er
sich dem erhabenen Reiche entgegenstellte, nicht die Absicht
zu kämpfen. Dass er unaufhörlich den Führer machte und
Briefe schickte, geschah um darzuthun, dass es noch immer
unmöglich sei, Krieger und Pferde zu verwenden. Man fuhr
mit den Gesandten auf unbequemen Seewegen, übersetzte
Strömungen, wo Wind und Wellen tobten, und Hess viele Tage
Die Geschichte der MongolenangrifFe auf Japan. 109
verstreichen. Ein Mann, Namens Tsao-kiai-sching, Diener des
Mongolenreiches und Dohnetscher für Nippon, wunderte sich
liierüber und sagte zu dem Mongolenkönige: In der Führung von
Seite Kö-rai's sind sehr viele unbegi-eifliche Dinge. Wenn man
von der Bucht von Sung-pien absegelt, kann man bei ganz
günstigem Winde in weniger als einem Tage nach Nippon
übersetzen. Dass man dessenungeachtet immer einige Tage
verbrachte, auf dem Seewege sich verspätete und langsam
fuhr, ist vielleicht, weil man zu Nippon hält und zeigen will,
dass die Verwendung von Kriegern und Pferden unmöglich
ist. Wenn man in späteren Tagen ein grosses Kriegsheer aus-
rüstet und eine Macht zum Angriffe herabsendet, ist es unmög-
lich, jenem Kö-rai das Geschäft des Führers zu übertragen.
Ich, der kleine Diener, werde ihren Führer machen. — Der
König von Kö-rai, der dieses später erfuhr, war sehr er-
schrocken. Wenn er jetzt nur im Geringsten gegen den Willen
des ]\Iongolenkönigs verstiesse, so würde dieser, auf jene voll-
kommene Macht sich verlassend, Nippon, auf das er sein Auge
richtete, bei Seite lassen und früher gegen sein (des koreani-
schen Königs) Reich den Angriff richten. Wenn er (der König
von Kö-rai) sich auch mit Nippon verbünden wollte, er könnte
sich, da dieses ausserhalb des Meeres gelegen, unmöglich auf
eine Hilfsmacht verlassen. Indem er schliesslich Sicherheit uiul
Gefahr des Reiches und Hauses bedachte, war es das Beste,
den nahen Mongolen zu gehorchen und gegen das ferne Nippon
loszuschlagen. So beschloss man einmüthig und betrieb die
Ausrüstung der Hilfsmacht.
Onazi-go-guatsü vi6-ko-koku-no so-tai-sib ^K to-gen-süi
^, ^^ ^^^^(^^^ u-fuku gen-süi kö-sa-kiü sa-fuku gen-süi
^J 'iM ^ riü-fuku-ko-ra sü-man-no sei-ico in-sossi-ie ko-
rai-koku-ni siuttsio-site sio-fb-no sei-ico matsi-sorojete tomo-
dzüna-ioo toki osi-watari tada fito-momi-ni momi otosan-to
svsnmi-tassüru ari-sama-ioa isamasi-ku koso mije-ni-kere.
In dem fünften Monate desselben Jahres stellten sich
Hoe-tün, allgemeiner grosser Feldherr des Mongolenreiches
und ursprünglicher Anführer der Hauptstadt, Hung-tscha-khieu,
zugetheilter ursprünglicher Anführer zur Linken, und Licu-fö-
hiang. zugetheilter urspi'ünglicher Anführer zur Rechten, an
die Spitze einer Macht von mehreren Zchntauseuden, zogen
110 l'fizmaier.
lUK'li dem Reiche Ko-rai, erwarteten und ordneten die Kriegs-
macht sämmtlicher Gegenden, lösten das Seil des Hintertheiles
der Schiffe und schifften über. Dem Anscheine nach vorwärts
dringend, als ob sie mit einem einzigen Handgriffe zum Falle
bringen würden, mochten sie nur ein muthiges Aussehen ge-
habt haben.
Der Kampf in dem Reiche Tsusi-ma.
Ko-tosi hivn-jei ziü-itsi-nen sib-guatsü kaiiie-jama-ten-wo
mi-kurai-wo knh-tai-si-ni judzürase-famo. Onazi san-guatsü jo-
ßto-sin-tob ama-tsu ß-tsügi-wo tsugase-tamai-keri. Köre sunaivatsi
go-u-da-no ten-wo-to mosi-keru sei-siü-ni nan masi-masi-keru.
Akuru tosi kai-gen ari-te ken-dzi guan-nen~to aratameraru. Säte
hun-jei ziü-itsi-nen-no faru-no koro-jori fü-bun-site mö-ko ko-rai
sono foka-no kuni-guni-jori ka-sei-site sü-fiaku-man-no gun-hio-wo
totonoje tsika-tsika-ni waga kuni-ni osi-josü-besi-fo tare iü-to
naku sa-ta-si-nu7'e-ha to-fi toino-ni odajaka-narazü kin-tei-jori-wa
sio-sia sio-zi-je tsioku-si-wo kudasarete W. ^ i-zokti j^ 'j^
ko-hiiku-no go- TfTfr )|jS hi-to are-ha sen-to-jori-mo win-sen-wo
kudasare tai-sia-tai-sia-ica mosü-ni ojobazü sio-zi ^K MJ ^*o-
san-no ki-so kb-so ^A^ i^ fi-fb-wo Yj^ siu-si go-nia-ivo taki
kb-hnku'SÜ-heku-zo go-sa-ta ari-kerxi. Kakare-ba ]|jft 'W^ sin-
bufsu-no S. Bs mib-kan-mo ika-de orosoka-naru-beki-to
tanomosi-kii koso oboje-kere.
In diesem Jahre, im ersten Monate des eilften Jahres
des Zeitraumes Bun-jei (1274 n. Chr.), trat Kaiser Kame-jama
seine Würde an seinen kaiserlichen Sohn ab. Im dritten
Monate desselben Jahres setzte der Kaisersohn Jo-iito die
Sonnennachfolge des Himmels fort. Derselbe wird Kaiser
Go-u-da genannt und war ein höchstweiser Gebieter. Im fol-
genden Jahre fand die Veränderung des Namens des Zeit-
raumes statt, und man nannte das Jahr das erste des Zeit-
raumes Ken-dzi (1275 n, Chr.). Indess verlautete seit dem
Frühlinge des eilften Jahres des Zeitraumes Bun-jei, dass die
Mongolen, nachdem sie aus Ko-rai und anderen Reichen Ver-
stärkungen erhalten, ein Heer von mehreren hunderttausend
Kriegern in Bereitschaft gesetzt und in nächster Zeit gegen
unser Reich andringen werden. Als dieses Gerücht — man
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 111
wusste nicht durch wen — sich verbreitete, geriethen die
Hauptstadt und die kleineren Städte in Unruhe, aus dem ver-
schlossenen Vorhofe wurden an die Altäre und Tempel kaiser-
liche Gesandte herabgeschickt, und als die Gebete um Nieder-
werfung der fremden Räuber stattfanden, wurden auch aus der
Tiefe der Unsterblichen (dem Palaste des zurückgetretenen
Kaisers) Verkündungen des Palastes herabgeschickt. Die
grossen Altäre übten die geheime Weise der theuren Bonzen
und der hohen Bonzen der Tempel und Berge, die sich nicht
nennen lassen. Man brannte Feueropfer und erhielt die Nach-
richt, dass man die Niederwerfung bewerkstelligen kcinne. In-
dessen glaubte man, dass der dunkle Spiegel der Götter und
Fö's keineswegs träge sein könne, und man mochte nur voll
Zuversicht sein.
Sate-mo mo-ko-no gim-zei-wa itsi-man go-sen-nin so-no
^^ -^ scm-to itsi-man-nin ko-rai-no gun-zei fassen-nin tsu-go
sono sei san-man san-sen-nin kadzi-tori ka-ko roku-sen sifsi-
ßaku-nin awasi-te san-man ku-sen sitsi-fiaku-nin sen-kan ku-fiakn
jo-sh-ni ton-nori ziü-guatsn-ioo matte tomo-dzüna-ivo toki siüppan-
loo-zo itasi-keru. Kaku-te ziü-guatsü itsü-ka-no aka-tsüki-ni
tsüsi-ma-sima-jori mi-watase-ba oki-no ko-zima-to mije-nu-ioa
kogi-narabe-tarti fime nari-keri. Aioa-to odoroku fodo-mo naku
'^ Tj sa-sü-nra tsikaku jose-nure-ha suwa-ja. koto koso de-ki-
ni-kere-tote ^ ^^ si-min itsi-zi-ni sawagi-tatte iije-ico sita-
je-tn ßsimeki-keri. Dzi-to -=^ so u-ma-no zio ^^ [^ svke-
kuni kanete SH go-si-taru koto nare-ha nani-ka-ioa sükosi-mo
sawagu-beki sümijakn-ni g%m-zei-ioo osi-idasi-te kai-gan-ni sonaje-
v:o täte fassen -Jo-ki-no gun-zei-no titsi A^ ja-tsugi-baja-no
i-te-no sei-fei-wo jerami-odasi ma-saki-ni tafsi-narabasime ken-
go-no sonaje-ioo moke-tsutsü. Si-sen-wo motte ^ -j^ teki-
sen-je sono si-sai-too ^ Bfl kiü-mon-suru-ni fen-tb-ni-mo
ojobazü-site mii-ni mu-zan-ni nori-jose-kere-ba mi-kata-wa nani-ka
jü-jo-sü-beki ja-ziri-wo sorojete ßki-tsüme sasi-tsüme san-zan-ni
i-sükume-kere-ha sono ja-ni atatte si-süru mono ikura-to iü kazü-
100 sirazü. Sare-domo teki-wa ta-sei-nife ato-jori masü-masü kogi-
josete faja ippo-iva zih-riku-sü mi-kata-ioa teki-too age-tate-zi-to
Y^ "^ san-zan-ni tafakh-tari. Teki-no ja-gara-ioa mizikh site
^ ^^ jun-zei-mo tsüjo-karane-do ja-no ne-ni doku-wo nnri-
tari-keve-ba sükosi-nite-mo kizü tsüke-ba sono doku jagate ^M ^
112 Pfizmaier.
so-sin-ni megiiri kusari-tadarete inotsi-wo nsino ito niknmu-heki
si-icaza nari-keri.
Ein Heer von fttnfzchntaiisend Mongolen, zehntausend
übrigg-ebliebene Krieger von Sung, ein Heer von achttausend
Menschen von K6-rai, zusammen ein Heer von drei und
dreissigtausend Menschen, sechstausend siebenhundert Ruderer
und Schiffsleute, im Ganzen neun und dreissigtausend sieben-
hundert IMenschen, stiegen in mehr als neunhundert Kriegs-
schiffe_, lösten, nachdem sie auf den zehnten Monat des Jahres
gewartet, die Seile der Hintertheile der Schiffe und segelten
ab. Am fünften Tage des zehnten Monats, als man bei Tages-
anbruch von der Insel Tsusi-ma hiuüberblickte, waren das,
was als die kleinen Inseln der Bucht erschienen war, rudernde
und in Reihen gestellte Schiffe. Man erschrak heftig, und als
mau sich sofort nahe an die Bucht von Sa-su drängte, mochte
nur etwas Ueberraschendes geschehen sein. Die Kriegsmänner
und das Volk geriethen daher zu gleicher Zeit in Aufregung
und lärmten auf eine Weise, dass sie das Obere zum Unteren
machten. Das Haupt des Bodens, der Gehilfe des Vorstehers
der Pferde zur Rechten des Stammhauses, Suke-kuni, mochte,
da man die Zeit vorausgesagt hatte, ein wenig bestürzt gewe-
sen sein. Er liess schleunigst das Heer ausrücken und stellte
an der Küste Vorposten auf. Unter dem Heere von acht-
tausend Reitern wählte er auserlesene Krieger, welche beson-
dei-s flinke Bogenschützen waren, stellte sie in Reihen und
schickte sich zur Vertheidigung an. Man schickte ein Ge-
sandtenschiff" zu den feindlichen Schiffen und fragte um die
Ursache. Es kam zu keiner Antwort, und als sie durchein-
ander heranschifften, durfte man auf unserer Seite gar nicht
unschlüssig sein. Man richtete die Pfeilspitzen, und als man
losdrückte und den Feind mit Pfeilen überschüttete, kannte
man nicht die Zahl derjenigen, die, von den Pfeilen getroffen,
todt blieben. Indess ruderte der Feind mit grosser Macht
immer mehr nach, und schon stieg ein Flügel desselben an's
Land. Die Unsrigeu, indem sie dem Feinde nicht ermöglich-
ten, sich auszubreiten und aufzustellen, kämpften in zerstreuten
Haufen. Die Pfeilschafte der Feinde waren kurz und die Kraft
seiner Bogen nicht stark. Da sie aber die Spitze der Pfeile
mit Gift bestrichen hatten, so zog, wenn sie auch eine kleine
Die GescMchte der Mongoleuangriffe auf Japan. 113
Verwundung- beibrachten, das Gift in dem ganzen Körper um-
her, dieser ging in Verderbniss und man verlor das Leben,
was eine sehr abscheuliche Sache war.
Koto-ni mi-narenu ^. SS gun-ki ari. Tetsü-no tama-ni
fi-wo ajadzüri-te nage-kake-kere-ha mi-kata-wa kore-ni utsi-zini
o-oku fike-iro-ni-zo mije-tari-keru. Süke-kuni-uo musü-ko s6-u-
ma-no zi-rb kore-wo mite dai-on agete ge-dzi~süraku fiku-na
mono -domo siri-zoku-na koko-wo fiki-te idzüku-ni nogaren
tsüdzüku dzi-kata-no aranu mono-wo tatakai-ica kaku koso nasü
mono nare-to ni-ziaku-ni amaru o-o-naginata-ico furi-tate nagi-
tafe teki-gun-je kake-iri-te ja-niwa-ni teki si-ki-ico kitte otosü.
Kore-wo mite u-ma-no zi-ro-no jo-si onazi fatsi-rb kih-hu-no
rb-do sahurb fib-e-dzi-rb j^ sib-da-rb bi-go-no fudzi-ioi-no i^
to-sahurb-ra-wo fazime-to site ku-kib-no jü-si-ra fissi-ni nari-te
tatakai-tari. Sasvga-ni fa-ser-no zoku-to-ra-mo firaki-nahiki-te
umi-bata-je osi-idasare umi-no naka-je otsi-iri-te si-süru mono
mata kazü-wo sirazü. Sare-dorao ta-sei-no J^ ^B rio-gun
nare-ha ara-te-ico ire-kaje-gaje seme-jose-tari. Koto-ni sen-nen
o-tai-no toki dzi-to-no kotoba-no niku-kari-si-ivo kokoro-ni tsüi-ni
wasürene-ba sono iki-doicori-wo »^ san-zen-to kisoi-kakatte serne-
tafakaje-ba mi-kata-wa kaivaru sei-naku site ke-sa-joH-ni tatakai-ni
fodo-fodo tmkarete zb-fib-ra iro-meki-tafte mife-ni-keri.
Besonders war es ein Kriegsgeräthe, das man zu sehen
nicht gewohnt war. Sie setzten an eisernen Kugeln Feuer in
Bewegung. Wenn sie dieses warfen, wurden die Unsrigen zu
Tode getroffen, und es hatte oft das Aussehen, als ob sie
weichen wollten. Als der Sohn Suke-kuni's, Zi-ro von dem
stammhaltenden Vorsteher der Pferde zur Rechten, dieses sah,
erhob er die Stimme und befahl: Weichet nicht! Krieger, geht
nicht zurück! Wenn ihr von hier weichet, ist nirgends weiter
eine Stelle, wo ihr entkommen könntet. Im Kampfe nur könnet
ihr etwas ausrichten. — Er schwang eine über zwei Schuh
messende grosse Sense, sprengte gegen das feindliche IJeei-
und hieb in einem Augenblicke vier feindliche Reiter nieder.
Als man dieses sah, kämpften die vorzüglich tapferen Kriegs-
männer, vor allen der Pflegesohn Zi-ro's von dem Vorsteher
der Pferde zur Rechten, der an gleicher Stelle dienende
P^atsi-ro, die Leibwächter der Abtheilung der Strafe Zi-rö und
Sio-da-rö von der Leibwache der Krieger, und To-saburo von
Sitzungf.l)er. .1. phil.-hist. Cl. LXXVI. Bd. II. Hft. 8
J^]^4r Pfizmaier.
Fudzi-wi in dem Reiche Bigo, mit Todesmutli. Endlich öflfneten
sich die gewaltigen Scharen der Räuber, gaben nach und
wurden an das Meerufer hinausgedrängt. Sie fielen in das
Meer, und die Zahl der Todten ist ebenfalls nicht bekannt.
Da es aber ein gewaltiges Mongolenheer w^ar, stellte es frische
Streitkräfte und schritt fortwährend zu neuen Angriffen. Be-
sonders da mau im Herzen nicht sofort vergass, wie unange-
nehm im vorigen Jahre, zur Zeit der Zusammenkunft, die
Worte der Häupter des Landes gewesen, griff man, um den
Zorn auslassen zu können, wetteifernd an und kämpfte. Die
Unsrigen, ohne Streitkräfte, die sie wechseln konnten, seit
dem Morgen im Kampfe begriffen, waren in hohem Grade er-
schöpft und die gemischten Streitkräfte standen auf dem
Punkte, geschlagen zu werden.
Süke-kuni sikiri-ni isami-tatte je-mo siranu zoku-to-ra-ni
usiro-wo misete ika-ni sen te-awase-no tatakai-ni utsi-makete-ioa
waga nippon-no tsi-zioku nari-to ma-saki-ni kake-idete atari-wo
saiicai kiri-tatsüre-ha sl-gai-ioa tsünde rui-rui-to si sa-nagara
fito-südzi-no J^ td-no kaiva-wo-zo nasi-tari-keru. Zoku-to-ioa
kore-ni feki-jeki-site utsi-mono totte-iva kano-mazi midare-ja-ni
i-te tore-to ame-no gotoku-ni i-kake-tare-ha sasüga-ni takeki jü-
sib-mo muna-ita-wo ^ i-tsükerare uma-jon do-to otsi-kere-ha
are utsi-tore-do kake-Joru zoku-ra-ivo u-ma-no dzi-rb faruka-ni
mite o-oi-ni ikari-te massikura-ni kake-kitari zoku-ra-wo si-fo-ni
ke-tate-tsütsu. Tsitsi-ga si-gai-wo tate-ni kakasete go-gun-je
okurase nawo-mo süsunde tatako-tari. Sari-kere-domo mi-kata-
ni-wa tai-sio-wo usinai-te jh-jaku okure-no kokoro-wo idake-domo
kokoro-zasi aru mono-domo-toa ßto-asi-mo fiki-shizokazü. Me-
zamasi-ki tatakai-site oi-oi-ni utsi-zini-sure-ha u-ma-no dzi-rh-mo
go-dzüme-no mi-kata-no tanomi-naki kono ^ W^ zettb-wo
tamotan-ja sine-ja-sine-ja-to nonosiri-te omoi-no mama-ni kake-
jahuri fase-totvori-te tsüi-ni utsi-zini-nasi-keri. Rore-wo mite
na-aru rb-db ziü-san-nin hakan onazi-makura-ni utsi-zini-seri.
Zoku-gim kore-ni isami-tatsi zb-ßb-wü oi-tatete atari-no zin-ka-ni
fi-wo kake-kere-ha sono ß tatsi-matsi 'j^Ä 0^ seo-bd-site -j^ Tj
sa-sii-ura-iva toki-no ma-ni jj^ t^ Jai-zin-to-zo nari-ni-keru.
Sate-mo zokn-to-ica te-awase-no tatakai-ni tai-sib-ico utsi-tori-te
utsi-katsi-tavH kotn iiare-ba isami-isande jei-ki-tvo jasinai onazi
ziü-gn-nrtsi i-ki-)i(> Iciinl-ni ofti-joKe-tari.
Die Geschichte der Mongolenangriflfe anf Japan. 115
Suke-kuni erhob sich fortwährend voll Muth, unfähig,
den unbekannten Räuberscharen den Rücken zu zeigen. In
dem Gedanken, dass es für unser Nippon eine Schande wäre,
wenn er in dem Kampfe des Zusammentreffens besiegt würde,
sprengte er gerade vorwärts, und als er das, was ihm gegen-
überstand, zum Glück niederhieb^ lagen die Leichen in Haufen
und das Blut der Menschenadern bildete eben einen Fluss.
Die Räuberscharen prallten vor ihm zurück, und indem es
ihnen nicht gelang, ihn mit Hiebwaffen zu tödten, gedachten
sie, ihn durch wirres Pfeilschiessen zu tödten. Sie entsendeten
Pfeile gleich einem Regen, und der kühne und muthige Anführer
ward endlich von einem Pfeile in den Brusttheil des Panzers ge-
troffen und stürzte von dem Pferde. Obgleich sie ihn getödtet
hatten, sprengten die Räuber heran. Als der zu dem Vorsteher der
Pferde zur Rechten gehörende Dzi-rö dieses von w^eitem sah,
gerieth er in grossen Zorn, sprengte wäithend heran und w^arf
die Räuber nach allen vier Gegenden. Er liess den Leichnam
seines Vaters auf einen Schild heben, schickte ihn zu der
Nachhut und drang noch immer vorwärts und kämpfte. Auf
unserer Seite trug man sich, nachdem man den Heerführer
verloren hatte, zwar mit dem Gedanken des Rückzuges, allein
die Entschlossenen wichen nicht um einen Fussbreit zurück.
Als sie, einen füi'chterlichen Kampf beginnend, nach und nach
tielen, rief der zu dem Vorsteher der Pferde zur Rechten ge-
hörende Dzi-rö scheltend: Werden die Unsrigen als Nachhut
diese hilflose abgeschnittene Insel schützen? Werden sie ster-
ben? — Indem er, wie es ihm gut dünkte, in schnellem Jagen
die Reihen der Feinde bald sprengte, bald durchdrang, fiel er
endlich in dem Kampfe. Dreizehn berühmte Leibwächter, welche
dieses sahen, fielen, ihn vertheidigend, an derselben Stelle.
Das Räuberheer, hierdurch ermuthigt, trieb die vermischten
Streitkräfte zurück und legte an die in der Nähe befindlichen
Häuser der Menschoi Feuer. Das Feuer -wirkte zerstörend und
in einer Stunde war der Wohnplatz der Bucht von Sa-su in
Asche gelegt. Da die Räuberscharen bei dem Zusammenstosse
den Heerführer getödtet und den Sieg erfochten hatten, wurden
sie kühn, thaten sich auf ihren Ruhm zu Gute und richteten
an dem fünfzehnten Tage desselben Monats den Angriff gegen
das Reich Iki.
116 Pfizmaier.
Der Kampf in dem Reiche Iki.
Safe-mo i-ki-no kuni-no siil-go-dai 2ßl pq fei-nai sa-je-
mon-zid ^^ ^ tsüne-taka-xoa saru itsü-ka mo-ko-no gun-sen
tsüsi-via-no kuni-je osi-josete dzi-tu so-u-ma-no zio-wo fazime-to
si na-aru hu-si amata utsi-totte — • l^jS itto-wo ran-bo-süru
ari-sama-ico ici-sai-ni kiki-jete sassoku tsiku-zen-no kuni-no siü-go
seo-ni saburb sa-je-mon-zio -M* "^ kagc-aüke-no kata-je si-sen-
ico motte tsüge-sirase zoku-to sükoburu tai-gun-nite koto-ni te-
awase-no tatakai-ni utsi-katsi ^^ "YS fo>-tsiku-no ikiv)oi-ni ai-
kikoje-tari. Go-dzüme-no en-fei aran koto koi-negh tokoro nari-
to-zo mosi-okuri-keru. Kaku-te Kh ^^ ho-gio-no W ^ gun-
saku-wo megurasi-süru-ni jo-i-site ima-ja ososi-to matsi-kake-tari.
Sikaru-ni ajasi-no ama-funa-wosa-ra tsüsi-ma-no ari-sama-wo
kiki-tsutaje siu-go-no gun-hih utsi-make-na-ba zoku-to-no wo-giaku
ran-bb-ni zai-fo-wo atsüme-torare gen-zoku-ra made uki-me-ja
mimu josi. Sara-ba mi-kata-no go-sei-ni fase-kuwawan-te tatsi-
motsü loaza-wa sirazare-ba tsübute-ico tobasi ufsi-tsükete zoku-
to-ioo zib-7'iku-sase-mazi-to omoi-omoi-ni mhsi-aicasete ije-ije-ni
tasinami-oki-taru sabi-gatana nado-ico tori-idasi tai-si-tsutsü.
ISB pb dzin-tsiu-je ma-iri-kere-ba siit-go-dai kore-ico kiki-te
o-oi-nl jorokobi kassen-no sio-fai-ioa J^ f(j^ ^j^ zin-sin-kua
3K ^ fu-kva-no aida-ni ari. Kakaru ^ ^ sen-min
i^ j^ (/io-.si'o-?-« made ittsi-se-si koso tire-si-kere. Soi-si ken-
zokv-ivo ^^ li| zio-tsiü-ni kome-oki-te kokoro-jasnku sessen-
se-jo. Kanete kiü-siü-je go-dzume-no ^k gi-ioo mhsi-tsukmcasi-
oki-kere-ba kono sima-ni zoku-sen-no jose-kitari tntakai-fazimarn-to
kiki-nara-ba fi arazü-sife en-fei-no gun-sen-no kitaran koto-wa
fitdzib-taH. Nandzi-ra-ga tsikara-ni jotte kono ittb-ioo Joku
tamotsi xoku-gun-wo oi-farawa-ba waga jorokobi-ioa lü-mo sara-
nari kama-kura sib-gun-ke-je-no fsiil-setsü nari. Sono kun-kö-wo
tatsüru mono-wa baku-tai-nn on-sib-wo afe-okcnawan. Tsvtnme-
jo-ja-to-zo mbfii-keru.
Der stellvertretende Schirmherr des Reiches Iki, der das
Innere beruhigende Zugesellte des Thores der Leibwache zur
Linken, Tsune-taka, hatte genaue Kunde erhalten, dass an dem
vergangenen fünften Tage die Kriegsschiffe der Mongolen das
Keich Tsusi-ma angegriffen, viele namhafte Krieger, vor allen
das Haupt des Bodens, den Zugesellten des zu dem Stamm-
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 117
hause gehörenden Vorstehers der Pferde zur Rechten getödtet
und die g-anze Insel in Aufruhr gebracht. Er setzte unverzüg-
lich den Schirmherrn des Reiches Tsiku-zen, den kleinen als
Zweiter Zugesellten, dritten Leibwächter und Zugesellten des
Thores der I^eibwache zur Linken, Kage-suke, durch ein Ge-
sandteuschiff in Kenntniss, und es verlautete, dass die Räuber,
ein ziemlich grosses Kriegsheer bildend, besonders in einem
Zusammenstosse gesiegt hätten und eine verderbende Macht
geworden seien. Man stellte in der Meldung die Bitte, dass
eine als Rückhalt dienende Hilfsmacht vorhanden sein möge.
Somit traf man Anstalten, die Kriegstafeln für die Vertheidi-
gung herumgehen zu lassen und wartete mit Ungeduld, weil
es jetzt spät war. Als jedoch die verwunderten Fischer und
die Führer der Schiffe von den Ereignissen in Tsusi-ma hör-
ten, überlegten sie, dass im Falle einer Niederlage der Streit-
kräfte des Schirmherrn durch die Wildheit und Unordeutlich-
keit der Räuberscharen die Güter und Kostbarkeiten zusam-
mengeraö't und geraubt, die Familien selbst in Gefahr gerathen
würden. Sie würden somit der Macht der Unsrigen in Eile
sich anschliessen , da ihnen die Kunst der Handhabung der
Schwerter unbekannt ist, Steine werfen und die Räuberscharen
nicht landen lassen. So sagten sie in Gemeinschaft. Sie nahmen
die in den Häusern zur Vorsicht niedergelegten verrosteten
Schwerter und andere Gegenstände hervor und umgürteten
sich damit.
Als sie in dem Lager ankamen und der stellvertretende
Schirmherr dieses hörte, war er überaus erfreut und sagte:
Sieg oder Niederlage in dem Kampfe liegt in dem, ob die
Herzen der Menschen einmüthig oder nicht einmüthig sind.
Solche niedrige Menschen des Volkes, selbst Fischer und Kauf-
leute, haben das Aeusserste gethan und sind voll Freude.
Schliesset Weib und Kind, eure Familien in die Feste und
ziehet mit ruhigem Herzen in den Kampf. Da ich vorher nach
Kiü-siü die Sache des Rückhalts durch einen Boten gemeldet
habe, so ist es gewiss, dass, sobald verlautet, dass die Räuber-
schiffe bei dieser Insel angelangt sind und der Kampf begon-
nen hat, ehe ein Tag vergeht, die Kriegsschiffe mit der Hilfs-
macht ankommen werden. Wenn ich, auf eure Kraft gestützt,
diese ganze Insel geschickt bewahre und das Räuberheer ver-
113 Pfizniaier.
jag^e, so ist es unnöthig, euch meine Frende zu sagen. Den-
jenigen, die dieses glänzende Verdienst sich erwerben, werde
ich eine Menge Gnaden und Belohnungen verwilligen. Lasset
es euch angelegen sein!
Mi-kata-no gun-zei kore-ni ^^ ki-xco jete bu-si naranu
funa-hito ama-ni itaru made mosi saki-ico kakerare-na-ha iki-te
men-hoku aran-ja-wa fajaku-mo zoku-to-no jose-jo-kasi me-
zamasi-ki fataraki-site on-sio-ni adzükaran-to isavii-süsünde
matsi-kake-tan. Kaku-te onazi-tsüki ziü-si-nitsi mo-ko-no zokkan
ziün-fü-ni fo-ioo agete i-ki-no sima-wo sasi fase-kitari ;k{^ yji^
ita-gi-no ura-wa-ni kogi-josete ;^^ Bffl sen-dzin-wo siki-tari-
ken. Matsi-moke-taru mi-kata-no gun-fio kai-gan-ni sonaje-wo
tutete me-ni amaru zoku-sen-ioo mono-to-mo sezü tsika-jora-ba
ik^ i-te toran-to ja-ziH-wo sorojete matsi-kake-tari. Zoku-to-mo
sen-tai-no fune-tco süsümete ja-ikusa-vjo koso fazime-kere. Tagai-ni
^^ 'i^ sassio-ari-keri-domo kaku-te-wa fatezi-to zoku-gun-ioa
si-dai-si-dai-ni kogi-josete kano tetsü-no tama-tvo utsi-kakete
ippb-ica zio-ziku-seri. Tsüsi-ma-no kuni-wo seme-tori-te fa-tsiku-
no ikiicoi nari-kere-ha kire-domo ute-domo mono-to-mo sezü oi-
oi-ni zih-riku-sü. Mi-kata-wa kore-ni fun-geki-site koko-wo
-SR ^g sen-do-to tatako-tari. /j> ^i Seo-zei nare-domo sib-
sotsü ittsi-ni siha-i-ico funde massiki-jori J^ fi idzüru made
sessen-süre-ba sio-fai sara-ni mijezari-keri.
Die Kriegsmacht der Unsrigen erlangte hierdurch einen
Antrieb, und man sagte: Selbst die unkriegerischen Schiffs-
leute und Fischer werden wohl, wenn das Vordertreffen ver-
wendet werden sollte, im Leben Ruhm davontragen. Möchten
die Räuberscharen nur schnell angreifen! Wir werden furcht-
bare Thaten verrichten und Gnade und Belohuuno-en in Em-
pfang nehmen. Mit diesen Gedanken schritten sie kühn vor-
wärts und warteten mit Ungeduld.
An dem vierzehnten Tage desselben Monats spannten die
Räuberschiffe der Mongolen bei günstigem Winde die Segel
auf und gelangten in schneller Fahrt zu der Insel Iki. Indem
sie zu der Krümmung der Bucht von Ita-gi anruderten, stell-
ten sie sich in Schlachtordnung. Unser Heer, welches sie er-
wartet hatte und vorbereitet war, stellte an dem Ufer des
Meeres Vorposten auf und achtete die unübersehbaren Räuber-
schiffe für nichts. Um bei der Annäherung der Feinde durch
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 119
Schiessen aufzuräumen^ richtete man die Pfeilspitzen und war-
tete. Auch die Räuberscharen sandten die SchiflFe des Vorder-
treffens vorwärts, und es beg-ann nur ein Kampf mit Pfeilen.
Da es jedoch, obgleich es auf beiden Seiten Tödtungen und
Verwundungen gab, auf diese Weise zu keinem Ende kam,
ruderte das Räuberheer allmälig heran, warf jene eisernen
Kugeln und stieg auf einer Seite an's Land. Da es das Reich
Tsusi-ma durch Ueberfall erobert und eine verderbliche Kraft
erlang-t hatte, achtete es Hiebe und Stiche für nichts und lan-
dete nach und nach vollständig. Die ünsrigeu griffen heftig
an und kämpften, als ob dieses ihr Alles wäre. Obgleich. sie
eine kleine Kriegsmacht waren, betraten die Anführer mit
äusserster Anstrengung den Schauplatz, und als sie fochten,
bis aus den Schwertspitzen Feuer hervorkam , war Sieg oder
Niederlage durchaus nicht ersichtlich.
Fi-vio jü-Jcata-ni nari-kere-ba zokn-to-iva an-ni so-xoi-site
omoi-anadori-si-ni kono ko-zei-to mono-ioakare-site sono fi-ioa
ikusa-wo jame-tart-keri. Fei-nai sa-je-mon zio tsüne-taka-toa sio-
gun-ico fome-tataje säte ge-dzi-site mosi-keru-wa kon-nitsi-no
tatakai-ni fun-kotsü ^ß M^ sai-sin-nasi-si-ka-ha tai-gun-no
zokn-ra-ni kake-jaburarezü siba-wi-tvo fnmajete koraje-tari. Utsi-
toru zoku-to-mo o-o-kere-domo mi-kata-no utsi-zim-mo sükuna-
karazü. Kmvaru ara-te-no fei-sotsü na-kere-ba ßra-ba-no kassen
nan-gi nari sio-sen zio-tsiü-ni tate-komori fusegu-ni zi-zitsü-ivo
utsiisu-besi-to i-i-kere-ba sio-si motto-mo-to kasikomari kukkib-no
jü-si-wo jerami dngari-to nasi-te tsüki-no akaki-ico saiioai-ni
1^ ^ffi. tai-go-wo totonoje sidzü-sidzü-to ziö-tsiit-ni-zo ßki-iri-
kerii. Äkure-ba ziu-guatsü ziu-go-nitsi-no akatsuki-ni mo-ko-no
zokn-gun toki-no ko-e-tvo agete seme-kakaru sono oto ten-tsi-ni
sin-dö-si kiki-mo narawanu ko-e nare-ba si-sotsü-ra tamasi-i-ico
tisinai-si-ga koko-ioo jaburete-ica kanaicazi-to tai-sib-no ge-dzi-ni
fageviasare A^ ^ si-seki-wo tobasi~te Kh a^ bo-sen-su.
Fei-ghoa-ni tori-tsüki-taru-wa naginata-nite kitte otosi ys^ ^^
fai-boku -^ ^ tai-seki-ioo nage-idasi ja-goro-wo fakari-te
i-te-no sei-fei san-zan-ni i-tate-tare-ba zoku-to-no si-sih kazü
sirezü. Sare-domo ara-te-too ire-kaje-gaje sara-ni si-sio-wo
kajeri-mizü mi-kata-no si-gai-wo fumi-koje-goje nori-jaburan-to
mondari-keri. Zio-fei joicaki-ni-wa arane-domo kino-no tatakai-ni
tsükare-si uje-ni ke-sa tsütomete-jori-no tatakai-ni sioku-svru ßma-
\ 20 P (' i z m a i e r.
mo naki fodo-ni seme-tsükerare-taru Icoto nare-ha fotondo tsükare-
fate-tsütsü-mo fi-ica jbjakri nisi-ni katahuki-te )\ '\^ y
fase-tio-ura-va-no sira-nami-ni ^ jM. jo-ki -^, ^ kon-
kon-to tadajö woii-kara wosi-ku ßto-tsü-no ki-do-wo jahurare-tari.
Als es Abend g^eworden war, hielten die Räuberscharen,
in ihrer Erwartung; getäuscht und in ihren Gedanken voll Ver-
achtung, indem sie für diese kleine Heeresmacht eine Theilung
bewerkstelligten, für diesen Tag Waffenruhe. Tsune-taka, der
das Innere beruhigende Zugesellte des Thores der Leibwache
zur Linken, belobte die Krieger des Heeres. Er erliess einen
Befehl, indem er sagte: In dem Kampfe des heutigen Tages,
als ihr die Knochen zu Pulver machtet, den Leib zermalmtet,
wurdet ihr durch die Räuber, die ein grosses Heer sind, nicht
zersprengt. Ihr betratet den Schauplatz und hieltet aus. Die
Räuber, die ihr erlegtet, sind zwar viele, doch die Unsrigen,
die fielen, sind auch nicht wenige. Da wir neue Streitkräfte
zum Wechseln nicht haben, ist der Kampf im freien Felde
unmöglich. Wir müssen uns endlich in die Feste einschliessen
und mit der Vertheidigung Stunden und Tage verbringen. —
Sämmtliche Kriegsmänner gaben ihm Recht und leisteten Ge-
horsam. Er wählte die Stärksten unter den tapferen Kriegern
und bildete aus ihnen die Nachhut. Man ordnete die Abthei-
lungen glücklich bei dem Lichte des Mondes und zog in aller
Stille in die Feste.
Am folgenden Tage, beim Anbruche des fünfzehnten
Tages des zehnten Monats, erhob das Räuberheer der Mon-
golen ein Feldgeschrei und schritt zum Angriffe. Dieser Ton
erschütterte Himmel und Erde, und da es ein dem Ohre un-
gewohntes Geschrei war, verloren die Kriegsmänner die Fas-
sung. Unfähig, sich hier schlagen zu lassen, machten sie,
durch den Befehl des Heerführers angetrieben, Pfeile und
Steine fliegen und führten einen Vertheidigungskampf. Was
sich an der Gränze der Mauern festgehalten hatte, hieben sie
mit den langen Messern zu Boden. Sie warfen grosse Bäume
und grosse Steine heraus, die auserlesenen Bogenschützen, die
Schussweite ermessend, schössen sehr oft und schnell, und die
Zahl der getödteten und verwundeten Räuber ward nicht be-
kannt. Indessen brachten die Räuber immer neue Streitkräfte
und machten, ohne im Geringsten auf die Todten und Yer-
i
Die Geschichte der Mongoleuangriffe auf Japan. 121
wundeten zu achten und indem sie fortwährend über unsere
Todten setzten, grosse Anstrengungen, uns auseinander zu
sprengen. Die Krieger in der Feste waren zwar nicht schwach,
allein sie waren von dem Kampfe des gestrigen Tages ermüdet
und hatten überdiess in dem seit dem Morgen währenden
Kampfe nicht Zeit, Speise zu sich zu nehmen. Da man ihnen
hierbei mit Angriffen nahte, waren sie beinahe erschöpft, und
um die Zeit, wo die Sonne allmälig sich nach Westen neigte
und auf den weissen Wellen der Fahrstrasse .der Bucht von
Fase-no der noch übrige Lichtglanz im Abendschatten uraher-
trieb, wurde bedauerlicher Weise ein Stadtthor eingebrochen,
Zoku-to o-oi-ni isami-tatsl usnco-no waku-ga gotoku komi-
iri nure-ba fei-nai sa-je-mon zib o-oi-ni ikari i-i-gai-naki jatsü-
hara kana mo-faja ikusa-mo woicaran-to süru-ni ima koko-wo
jabiirarete ikade-ka asü-made koro-heki ide oi-tsirasi-te kiiren-
zü-to o-o-datsi makko-ni sasi-kazasi kake-idzüre-ba süwa tai-sib-to
mije-faru-zo xoare utsi-toran-to kisoi-kakaru fissi-ico kiwame-si
tai-sib-ni tsüdzuku zib-fei okuru-heki-ja-ica massikura-ni kake-
tatsüre-ha zoku-to-ica ^ ^[> zib-guai-je oi-idasare-nu. Tsüne-
taka sükasazu kake-tate-tate te-no mono-ivo kajeri-miru-m tai-
fan-wa xdare-tare-ha isogi si-sotsü-ioo jodome-tsütsü fehajakn
ki-do-ico sasi-katame-tari. Kaku ari-si fodo-ni ika-ga-wa si-ken.
Figasi-naru ja-gura-no moto-jori kuro-kehuri fito-mura tatsi-
nohoru-to niije-tsüru-ga tatsi-matsi *J^ -^ ka-kub ten-ivo tsüki
y^ 2- jen-jen-to moje-agare-ha zio-fei aioate odoroki-te fi-wo
süktwan-fo süru fodo-ni zoku-gnn kore-ni tsikara-ico jefe süica
^^ 3JI sio-un-wa araicare-tari-to o-o-te-no ki-do-wo titsi-jahutte
ran-niii-sen.
Die Räuberscharen erhoben sich mit grosser Kühnheit
und drangen gleich der überwallenden Meerfluth ein. Der das
Innere beruhigende Zugesellte des Thores der Leibwache zur
Linken ward sehr zornig und rief: Nichtswürdige Sclaven! Jetzt,
da der Krieg schon zu Ende gehen will, werdet ihr hier geschla-
gen! Wie werdet ihr bis morgen aushalten können? Wohlan! Ich
werde sie vei-jagen und zerstreuen. — Als er ein grosses Schwert
entgegenhielt und heraussprengte, rief man wetteifernd: Seht,
es hat sich gezeigt, dass er der Heerführer ist! Wir werden
die Feinde erlegen I — Die Krieger der Feste, dem Heerführer,
der den äussersten Todesmuth bekundete, folgend, mussten ihn
122 Pfizmaier.
wohl begleiten. Als sie in wildem Laufe heransprengten, wur-
den die Räuberscharen aus der Feste getrieben. Tsunetaka
sprengte immer fort, ohne durchzudringen. Als er auf die
Leute der Abtlieilung zurückblickte, war die grosse Hälfte
getödtet. Er Hess die Krieger eiligst innehalten und befestigte
mit schneller lland das Stadtthor. Während es so geschah,
mochte er im Zweifel gewesen sein. Man sah, dass von dem
Fusse des im Osten gelegenen Thurmes ein schwarzer Rauch
aufstieg. PlÖti^lich stiess an den Himmel Feuerschein und
helle Flammen erhoben sich. Die Kriee-ei" der Feste er-
schraken heftig, und während sie das Feuer zu löschen such-
ten, ermannte sich hierbei das ' Räuberheer. Mit dem Rufe:
Siehe, das Siegesloos hat sich gezeigt! erbrachen sie das Stadt-
thor der Vorderseite des Walles und drangen ungestüm herein.
Tsüne-taka kokoro-iva fajare-domo süde-ni ßto-tsu füta-
tsü-no ki-do-mo jaburare-tsü zoku-to-no fanatsi-kake-tari-si fi-wa
oi-oi-ni ^£ 'jfÄ jen-seö-sü. Ima-ioa kb-jo-to kokoro-sidzüka-ni
yk- ^^ rh-to-ioo johi-atsüme sai-go-no sake-ioo norai-kawasi ide
J^ ^C '^o^^u-Uki-ico fitori-mo o-oku ntsi-tori-te siü-ra-no tsi-
mata-no saki-ioo owasen-to fi-zo-no ^^ ^k mei-ha-ni utsi-notte
smcagi-tatsüru feki-no ntsi-je kake-ire-ha on-ko-no ro-to ni-ziü-go
i^ Ä'i kutsüioa-ioo narabe kake-iri-te ataru-too sanoai kiri-
tatsüre-ha zoku-to-wa öjT s san-zan-ni kake-jaburare si-gai-
wa ^& san-wo midasi-tsütsn sa-u-je batto firaki-tari. Kono
fima-ni tsilne-taka-ica fon-maru-je sirizoki-te mono-no gu nugi-
süte ^M fara itsi-mo-zi-ni kaki-kire-ba loaka-to kore-ico kai-
siaku-site sasi-tsigaje-tsigoje fitori-mo nokorazn onazi-mäkura-ni
fusi-tari-keri. Zokxi-gun o-oi-ni jorokobi-te siro-no nai-guai-ni mS
dzin-wo tori-te ke-sa-jori-no tatakai-no tsükare-ioo-zo jasüme-keru.
Moto-jori i-teki-wa ^& ^ zan-nin-ni site ai-zib-no kokoro usü-
kere-ba wotoko-wo torajete-wa nedzi-korosi wonna-ioo karamete-
wa te-no fira-ni ana-too ake fimo-ioo towosi-te — ■ ^^ issio-ni
kukuri funa-bata-ni mtisübi-tsüke rb-niaku-no sia-betsü-mo naku
ari-h mono-ica fitori-mo nokosazn ^ jpa satsü-riaku-se-si ari-
sama-wa ^^ ^ bo-giaku mu-zan-no koto-domo nari.
Tsune-taka war zwar entschlossenen Sinnes, allein es war
bereits ein Stadtthor, dann ein zweites gebrochen, und das
Feuer, welches die Räuberscharen angezündet hatten, nahm
immer mehi- überhand. In Erwartung der Todesstunde rief
Die Geschichte der Mongolenangriffs auf Japan. 123
er ruhigen Herzens die alten Gefährten zusammen und trank
den letzten Wein mit ihnen. Wohlan ! ich werde räuberische
Feinde allein in Menge erlegen, damit sie die vorderste der
Strassen der Hölle Siu-ra verfolgen! Mit diesen Worten be-
stieg er das sorgfältig verwahrte edle Pferd und sprengte
unter die in Unordnung sich erhellenden Feinde. Die seiner
Gnade gedenkenden alten Gefährten, fünf und zwanzig Reiter,
richteten die Pferdegebisse und sprengten in die Reihen. Als
sie das, was ihnen im Wege stand, glücklich niederhieben,
wurden die Räuberscharen gebrochen und öffneten sich, indess
die Zahl der Todten in der Berechnung irre machte, nach
rechts und links. Währenddessen zog sich Tsune-taka in das
erste Rund der Feste zurück, zog die Rüstung aus, warf sie bei
Seite und schnitt sich, um mit Einem Worte es zu sagen, den
Bauch auf. Die jungen Gefährten waren ihm dabei behilflich
und lagen dann auf verschiedene Weise, ohne dass ein Einziger
übrig geblieben wäre, ftpdt) auf dem nämlichen Kissen.
Das Räuberheer hatte grosse Freude. Es schlug in der
Feste und ausserhalb derselben ein Lager auf und gönnte sich
bei der Ermüdung von dem seit dem Morgen währenden
Kampfe Ruhe. Da die Barbaren ursprünglich grausam sind
und das Gefühl des Mitleids bei ihnen gering ist, so drehten
sie die gefangenen Männer zu Tode. Den gefesselten Weibern
durchbohrten sie die Handflächen, zogen ein Band hindurch
und knüpften es, alle zusammbindend, an die Schiffsseiten.
Ohne zwischen Alt und Jung einen Unterschied zu machen
und ohne eine Einzige von denen, die eben da waren, übrig
zu lassen, tödteten sie die Geraubten. Dieses sind in der That
grausame und unmenschliche Dinge.
Der Kampf in der Biiclit von Ima-dzu.
Sate-mo kiü-siu-ni-ioa tsüsi-ma i-ki-no tsiü-sin-wo kiki-te
en-fei-no sa-ta-ni ojohu tokoro zoku-to-ga foko-saki fanafada
sürudoku fito-fi-no titsi-ni tsüsi-ma-too nuki süsünde i-ki-ico seme-
otosi tai-sio-wo utsi-totte mh-wi-wo furu josi nare-ha ima-sara-ni
en-fei-ni ojohazü kono miine kib kama-kura-je tsiü-sin-site idzüku-
no ura-ni jose-kitaru-to-mo sima-zima-no kassen-to tsigai fei-kaku
fib-rh-ni fu-soku nasi koto-gotoku ntsi-toran-to ^^ 'j^ jen-kai-
1-4 Pf i 7 m aiPr.
no siii-go dzi-to-iva kata-dzü-tvo nonde mafsi-kake-tari. Saru-
fodo-ni ziü-guatsü ziü-ku-nitsi-no fi-mo tatsä nami-ni mije-
kakure-süru wori-kara-ni fagesi-ki kaze-wo ziü-hun-ni maki-age-
tani fo-ni faramasete fe-saki-wo soroje nami-ivo wari umi-mo
fodoro-ni fase-kitari. Tsiku-zen-no kuni ima-dzü-no ura-no oki-
ai-ni fiine-wo kake-tari-keri.
Als man in Kiü-siü die Berichte von Tsusi-ma und Iki
vernahm, gelangte es zur Kenntniss der Hilfsmacht, dass die
Lanzenspitzen der Räuberscharen überaus scharf seien, dass
sie in einem Tage Tsusi-ma entrissen, im Vorschreiten Iki an-
gegriffen und zu Fall gebracht, den Heerführer im Kampfe
erlegt und eine furchtbare Macht entfaltet hatten. Es sollte
jetzt nicht wieder gegen die Hilfsmacht verlauten. Als man
über diese Absicht nach der Hauptstadt Kama-kura berichtete,
erhielt man die Weisung: Gegen welche Bucht immer der
Feind andringe, es möge, im Gegensätze von den Kämpfen
der Inseln, an Waffen und Muudvorräthen kein Mangel sein
Man möge alle Feinde erlegen. Die Schirmherren und die
Häupter des Bodens aus den Gegenden des Meeres waren
ängstlich und warteten.
Indessen, als die Sonne des neunzehnten Tages des zehn-
ten Monats auf den steigenden W^ellen -bald sich zeigte, bald
sich verbarg, Hessen die Feinde den heftigen Wind die
voll aufgerollten Segel schwellen , stellten neben einander
die Büge der Schiffe, theilten die Wellen und kamen bei
dem Rollen des Meeres in schnellem Laufe heran. Sie legten
die Schiffe in dem Reiche Tsiku-zen, in der Bucht von Ima-dzu,
an der Stelle, wo die offene See sich verbindet, an.
Kore-ioo mira-jori seo-ni kage-süke faja-unia-no si-sia-ivo
motte rin-goku-no siil-go dzi-to-je tsüge-sirase-tare-ba ^ ^
aki-dzüki j^ ^ fara-da j^ y^ matstira M fb usü-ki
to-nami ki-i-no üsi-zokti-ra-ioo fazime-to si atan-no go-ke-nin-
ra-wa iü-ni ojohazü zin-sia hutsü-zi-no sin-sioku sijü-to ßaku-sih
sih-ka-no mono-made-mo nippon-tstil-no kassen narazü mosi-mo
mi-kata-ni okure-wo tori-na-ba si-kai-je tsi-zioku-wo arawasü nari
tote ivare-mo-ware-mo-to oi-oi-ni fase-atsiimari umi-hata-ni sonaje-
wo tatete ije-ije-no mon-dokoro uttaru kai-date te-date süki-ma-
mo naku tsüki-narahe knkkib-no i-te-wo sen-tai-to site zoku-gun-
100 mato-ni ml-kudasi koto-gotoku i-te toran~to ja-iaba-wo toi-te
Die Geschichte der MougoleuaugrilTe auf Japan. 125
isami-süsümi tokoro-dokoro-ni kagari-wo taki-tsürane akuru-wo
ososi-to mafsi-kake-tari. Aknre-ha fatsü-ko-no asa-borake ß-wa
imada kuro-saki atari-no jama-no fa-ni nohori-mo ajenu-ni mö-
ko-no zoku-sen sen-dzin-wo siki-tsüranete itto-ni ßsi-hisi-to kogi-
jose ai-dzü-no tai-ko-wo utsi-idase-ha sen-fo-no zoku-sen ippo-too
tsüki-kakete akaki fata-wo sad-age rajypa-ico fuki-tate ^jf sib-
100 narasi do-ra tai-ko-wo utsi-tatsüre-ha zoku-no so-gun kore-ni
o-zite tUsi-tate-taru. Sono oto-ioa iisiwo-ni ßbiki-watari-te kon-
dziku-mo kudzüruru-ga gotoku sin-dö-süre-ha kiki-mo naraivanu
mi-kata-no iima-domo fane-agari odori-kurui-te ki-ha-no bu-si-
domo atsükai-kane dzin-retsü san-zan-ni midare-tari. Zoku-to-no
sen-fo kore-ni ^^ ki-wo je-ken süki-ma-mo naku zih-riku-sü.
Sobald der kleine als Zweiter Zugesellte, Kag-e-suke,
dieses sah, setzte er durch gutberittene Abgesandte die Schirm-
herren und Häupter des Bodens in den benachbarten Reichen
in Kenntniss. Die Gefährten von Aki-dzuki, Fara-da und
Matsura, die Hausgenossen in der Nähe, von den Seiten-
geschlechtern von Usu-ki, To-nami und Ki-i angefangen, eine
unsägliche Menge von Genossen der göttlichen Aemter der
göttlichen Altäre und der Tempel Buddhas, selbst die Kauf-
leute der hundert Geschlechter meinten, es hiesse, den vier
Meeren gegenüber seine Schande veröffentlichen, wenn sie, wo
es sich nicht um einen Kampf in Nippon handelt, von der
Seite der Unsrigeu weichen würden. Mit dem Rufe: Ich auch!
ich auch! versammelten sie sich nach und nach in schnellem
Laufe. Sie stellten an dem Ufer des Meeres Vorposten aus,
ordneten die mit den Abzeichen der Häuser versehenen Mauer-
schilde und Handschilde, ohne einen Zwischenraum zu lassen,
reihenweise, und indem sie gewaltige Schützen zu Vorder-
männern machten, blickten sie auf das Räuberheer wie auf ein
Ziel herab. Um Alle mit Pfeilen zu erlegen, lösten sie die
Pfeilbündel und schritten kühn vorwärts. Sie zündeten hier
und dort Leuchtfeuer reihen \veise an und warteten auf den
nach ihrer Meinung späten l^agesanbruch.
Am nächsten Morgen, in der Morgendämmerung des
zwanzigsten Tages, als die Sonne sich noch nicht getraute, die
Berggränze zur Seite der schwarzen Vorgebirge zu ersteigen,
dehnten die Räuberschiffe der Mongolen ihi-e Schlachtordnung
aus, ruderten auf einmal ungestüm heran und schlugen die
l^O Pfizmaier.
zeichengebenden Trommeln. Die vordersten Räuberschiffe rückten
nach einer Seite und hissten rothe Fahnen. Als sie die Trompeten
bliesen, die Cymbeln ertönen Hessen, die kupfernen Becken
und die Trommeln schlugen , gehorchte das gesammte Heer
der Räuber und stellte sich auf. Als dieser Ton wiederhallend
über die Meerfluth zog und erzitterte, als ob die Achsen der
Erde zusammenbrächen, bäumten sich die hieran nicht ge-
wöhnten Pferde der Unsrigen und sprangen wüthend umher.
Die Krieger zu Pferde konnten nicht mit ihnen umgehen, und
die Schlachtreihen geriethen in Unordnung. Die vordersten
Spitzen der Räuberscharen mochten sich diesen Umstand zu
Nutzen gemacht haben und stiegen unverweilt an's Land.
8aru-lcara-ni isami-tattaru mi-kata-no gun-zei o-oi-ni ikan-
iki-doicori nani-ka-wa jü-jo-wo itasü-heki i-te-no sen-dzin-mo
ara-ba koso fajari-wo-no waka-mu-sia-domo tai-go sorowanu
Nonaje-nagara arui-wa fito-te arui-wa futa-te omoi-omoi-ni tsüi-te
kakare-ha zoku-to-wa dzin-wo '^^ ^ kaku-joku-ni sonaje rib-
tan-wo mawasi-te ßto-te-fito-te-tvo fiki-tsütsümi morasazi-to koso
tatakai-kere sihasi ma-wo fedatsüru toki-wa süki-ma-ivo naku
doku-ja-wo i-kake katsü tetsä-guan-ni fi-tvo ajadzüri sora-tvo
tobasi-te utsi-kakuru sono oto sora-ni mei-do-site ikadzütsi-no gotokti
fibiki-watari kore-ni fure-taru tsüwa-mono-ioa ika-ni jü-mo-no
mono nari-to-mo sono ba-ni inotsi-ioo otosi-keri. Waga kuni-ni-
wa mi-mo siranu gun-ki-nite kakaru ki-ziütsü-no aru-besi-to-wa
omoi-mo ajenu koto nare-ba si-sotsü kimo-ivo fijasi-tari. Kakari-d
fodo-ni mi-kata-ni-ioa te-oi utsi-zini ito-o-oku so-ga naka-ni-mo
aico-ja nanigasi-ioa san-si- ^ ki bakari-nite sonaje-tari-si-ga
awo-ja-ga uma-no kutsi-koicaku site kurui-fasirn-ico sei-si-kane
kokoro-narazü-mo uma-ni ßkarete teki-dzin-je iri-kere-ba sono
te-no ije-no ko rh-tö-wa wäre otorazi-to kake-iri-te san-zan-ni
tafakai-si-ga ta-sei-no feki-ni tori-komerarete nokori-zükuna-ni
utsi-nasaru atco-ja-ga ß-zo-no nma bakari J^ t^l-ni somi-te
mi-kata-no dzin-ni kajeri-kere-ba nusi-ioa fajaku ntare-ni-keri-to
si.rare-tnri.
Als dieses geschah, (itiipfandon die rauthigen Kriegsleute
der Unsrigen grossen Zorn und Unwillen. In wie fern sollten
sie unschlüssig sein ? War es auch das Vordertreffen der Boe-en-
schützen, es bi-aciien die schnellen und kühnen jungen Krieger
als Vorposten mit unvollständigen Abtheilungen, bald ein
Die Geschichte der Mongolenaagriffe auf Japan. 127
Körper, bald zwei Körper, wie es ihnen gut dünkte, hervor.
Die Räuberscharen bildeten eine Schlachtordnung in der Ge-
stalt von Storchflügeln, drehten beide Enden um und mochten
kämpfen , indem sie einen Körper um den ' anderen ein-
hüllten und nicht herauskommen Hessen. Nach einer Weile,
als sie durch einen Zwischenraum getrennt waren , schössen
sie ohne Unterlass giftige Pfeile. Zugleich setzten sie an
eisernen Kugeln Feuer in Bewegung und warfen es, indem
sie es in die Luft fliegen Hessen, herüber. Der Ton desselben
rasselte in der Luft und wiedei'hallte gleich dem Donner. Die
Krieger, die davon getroö'en wurden, wie kühn und muthig
sie auch waren, verloren auf der Stelle das Leben. Es war
ein Kriegsgeräthe, das man in unserem Reiche nicht gesehen
hatte und auch nicht kannte, und da man es nicht einmal zu
denken gewagt hatte, dass es eine so wunderbare Kunst geben
könne, machte es die Herzen der Kriegsmänner erstarren.
Somit waren auf Seite der Unsrigen Verwundete und Todte
sehr viele. Unter diesen befand sich ein gewisser Awo-ja, der
mit drei bis vier Reitern versehen war. Das Pferd Awo-ja's
war hartmäulig, es lief rasend und er konnte es nicht zügeln.
Er wurde wider seinen Willen von dem Pferde zwischen die
feindlichen Schlachtreihen getragen. Die Leibwächter seiner
Abtheilung, welche Söhne des Hauses waren, wollten ihm nicht
nachstehen. Sie sprengten hinein und kämpften zerstreut. Sie
wurden von den übermächtigen Feinden eingeschlossen und
bis auf Wenige erschlagen. Das sorgfältig gehaltene Pferd
Awo-ja's allein kehrte, mit Blut befleckt, zu dem Lager der
Unsrigen zurück. Man wusste jetzt, dass sein Herr bereits
erschlagen worden.
Zoku-sib-ica ko-dahahl tokoro-nt ayari-ioi-te fata-wo motte
si~sotsü-wo ijjg j^^ si-ki-sü. Si-sotsü-iüa te-karoki kattsiü-wo
tsiaku-si tsi-isaki jurtd-ivo tadzüsaje-motsi ha-zih tassia-ni nori-
maioari sin-tai kake-ßki tai-ko-wo utte sa-nagara te-asi-wo tsükb-
ga gotoku joka ren-zinku-too nasi-tarl-keri. Katsü loaga kuni-no
ikusa-no gotoku na-ioo wosi-mi ^fe gi-wo omohzi ai~tagai-ni na-
nori-ai-te sio-hu-too kessüru koto-wa naku tada iitsi-toru-wo sen-
itsi-to site kisoi-kakatte ^* -^-^ fun-bnsser/'. Sarn-ju-e-iii nii-
kata-no gun-zei fazime-ni jei-ki-wo kudakarete tai-go soroi-si
keM-dzIu-ni knke-vnjamnmre iro-meki-tatte mije-keru-
128 Pfiimaier.
WO seö-ni niü-dh «^ JB kahn-e o-oi-ni ikari tsüta-naki mi-
kafa-no ari-sama kana sükosi-bakari-no ki-ziütsü-ni osorete ßke-
iro-ni naru koto-ja aru tosi-oi-tare-domo niü-db-ga ikusa-sen
jo-wo joku mi-jo-ja-to dai-on-ni nonosiri-te utsi-mono utsi-furi
omote-mo furazü teki-tsiü-je kake-iri-te nagi-tate-tate sessen-sü.
Sasüga-ni na-wo je-si y^ 4||f. rh-sib-7io si-si-hun-zin-no ikiwoi-
wa fi-rui-naki furumai nare-ba ikan-zo zoku-to-wa teki-si-jen
san-san-ni utsi-jahurare nadare-kakatte fai-so-si tada toico-ja-
wo-zo i-tari-keru.
Die Anführer der Räuber waren auf einen erhöhten Ort
g-estiegen und winkten den Kriegern mit Fahnen. Die Krieger
waren in leichte Panzer gekleidet, führten kleine Bogen und
ritten geschickt auf den Pferden umher. Beim Vorrücken und
beim Rückzuge rührten sie die Trommel und zeigten augen-
scheinlich eine solche Uebung, als ob sie Hände und Füsse
gebrauchten. Zudem waren sie gleich dem Kriegsheere unseres
Reiches um den Namen besorgt und schätzten das Recht. Sie
nannten einander den Namen und ohne etwas über Sieg oder
Niederlage zu entscheiden, befassten sie sich ausschliess-
lich mit dem Erlegen der Feinde und griffen im Wetteifer
ungestüm an. Unter solchen Umständen wurde der Ruhm un-
serer Kriegsmacht anfänglich zerstört, sie wurde von festen
Schlachtordnungen, deren Körper vollständig waren, geängstigt,
und es hatte das Aussehen, als ob sie geschlagen wäre. Der
kleine als Zweiter Zugesellte, der ein Mönch gewordene Kaku-e,
ward sehr zornig und rief mit lauter Stimme: Welch' eine
ungeschickte Haltung der Unsrigen! Vor einem Bischen wunder-
barer Kunst fürchtet ihr euch und bekommt das Aussehen, als
()]> ihr euch zurückziehen wolltet. Ich bin zwar alt von Jahren,
doch sehet, wie ich, der ich ein Mönch geworden bin, den
Krieg führen kann ! — Nachdem er sie so gescholten, schwang
er die Hiebwaffe, sprengte mit ruhigem Angesichte gegen den
Feind und mengte sich, immerfort niedermähend, in den Kampf.
Da in der That das furchtbare, löwenartige Auftreten des be-
rühmten alten Anführers unvergleichlich war, wie hätten die
Räuberscharen sich ihm entgegen stellen können? Sie wurden
gebrochen, Hohen mit Ueber.stürzung und schössen nur noch
Pfeile ans der Ferne.
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 129
Sono ma-go san-ziü-zai nari-heru-ga ja-awase-no ko-habura-
lüo i-Jcake-Jcere-ha zoku-to o-oi-ni ivarai-kere-domo ziaku-nen-no
sono fataraki mi-kata-ioa kozotte kan-zi-ajeri sate-mo mi-kata-
wa doku-ja ki-ziütsü-wo kajeri-mizü aki-dzüki to-nami matsura
fara-da-no go-ke-nm dzi-to idzüre-mo jei-ki-ico ^* ^ fun-
fassi fito-momi-ni movii-tsübiisan-to te-itaku koso-wa tatakai-kere
naka-ni-mo matsüra-tb o-oku utare fara-da-no itsi-zoku-wa
'^ BB fuka-ta-je otsi-iri fu-kaku-tvo-zo tori-ni-kerii. Fi-go-no
kuni-no go-ke-nin kiku-tsi-zi-ro ^ -S take-fusa-ioa murasaki
^ saka-omo-daka-no joroi-ico tsiaku-si asi-ge-no muma-no
ftitoku fakumasi-ki-ni utsi-nori kurenai-no foro kakete aka-saka-
no ko-matm-ga fara-ni dzin-ioo tori-te sasaje-tart-si-ga i-zoku
tsika-dzüki-nu-to mi-mania-ni fiakki-hakari-ioo futa-te-ni wakete
teki-dzin sasi-te kake-iri-tari. Zoku-to tmtsünde %itan-to süre-ha
mi-kata-ica kitte jaburan-to sü. Sare-domo teki-wa o-o-zei nare-
ba ro-do waka-to o-oku utasete ima-ica ko-jo-to mije-keru tokoro-ni
take-fusa-wa sükosi-mo ßrumazü i-zokii-no dzin-ioo tate-joko-ni
kake-jaburi-jabure-ba sono ikiwoi-ni feki-jeki-site fito-südzi-no
tsi-mitsi-wo firaki-tari. Je-tari-ja 6-to take-fusa-wa sei-sin masü-
masü fun-geki-si zoku-to-no kubi-wo te-dzükara futa-tsu ton-je-
tari. Tatsi-to naginata-no saki-ni tsüranuki-te takaku sasage sijü-
sia-ni motase sidzü-sidzu-to ßki-kajeseri.
Sein Enkel, der dreizehn Jahre alt g-eworden, schoss einen
an einen (gewöhnlichen) Pfeil gelegten tönenden Pfeil ab. Die
Räuberscharen lachten gewaltig, allein die Unsrigen insgesamnit
bewunderten diese That des Jünglings. Indem endlich die Unsri-
gen auf die giftigen Pfeile und die wunderbare Kunst nicht
achteten, zeigten die Hausgenossen von Aki-dzuki, To-nami,
Matsura und Fara-da, sümmtliche Häupter des Bodens, ihren
glänzenden Muth. Um mit einer einzigen Anstrengung zum
Sturze zu bringen, mochten sie kämpfen, dass die Hände ihnen
schmerzten. Unter ihnen verloren die Gefährten von Matsura
viele Todte. Die Seitengeschlechter von Fara-da fielen in tiefe
Aecker und erlitten eine Schlappe.
Take-fusa, nächster Leibwächter von Kiku-tsi, der Haus-
genosse des Reiches Figo, war in eine Rüstung von purpurner
verkehrter Schlangen wurzel gekleidet, er ritt ein grün weisses,
dickes und gewaltiges Pferd und war mit einem saffrangelben
Baumwollpanzer behängt. Er hatte auf der Ebene der kleinen
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVI. Bd. II. Hft. 9
X30 Pfizmaier.
Fichten der rotheu Berg-treppe seine Aufstellung- genommen
und versperrte den Weg. Indem er sah, dass die fremden
Räuber sich genähert hatten, theilte er hundert Reiter in zwei
Körper und sprengte gegen die feindliclie Schlachtordnung. Als
die Räuberscharen ihn einschliessen und niederhauen wollten,
waren die Unsrigen im Begriffe, einzuhauen und sie zu brechen.
Da jedoch der Feind überlegen war, bewirkte man, dass viele
Leibwächter und junge Gefährten erschlagen wurden, und es
schien die Stunde des Todes gekommen. In diesem Augenblicke
sprengte Take-fusa, ohne im Geringsten zu zagen, nach der
Länge und Breite gegen die Reihen der fremden Räuber und
durchbrach sie. Diese zerstoben vor seiner Gewalt und öffneten
ihm einen blutigen Weg. Indem er verfolgte oder erreichte,
stieg der Muth Take-fusa's immer höher. Er erbeutete von den
Räuberscharen mit eigener Hand zwei Köpfe. Er steckte diese
auf die Spitzen eines Schwertes und eines langen Messers, hob
sie hoch empor und Hess seine Begleiter sie in Empfang nehmen.
Hierauf führte er ganz ruhig seineLeute zurück.
Jama-da soregasi-ga waka-mono-domo go-nin-hakari tatakai-
tsükarete i-zoku-ni oi-taterare aka-saka-wo simo-je nige-nohi-keru-
ga teki san-nin oi-semari-taru tokoro-wo itsi-asi idasi-te nige-sari-
tsütsü. — • Kj* Itteo amari-mo fedatari-nure-ha oi-tsüme-si
i-zoku-ra tsikara ojohazi-to omoi-ken siri-ico kaki-age konata-je
nmkatte dotto waratte odori-keri. Jama-da-ga waka-mono kore-
wo mite sate-mo kutsi-wosi-ki si-dai kana zoku~ra-ni kaku-made
tö-ro-seraruru-ioa ioare~ra-ga ^f* 3JS hn-un-no tsüki-fate-taru-
ka omoi-sirasete kuren-zü-to sono utsi-naru sei-fei-no jumi-ja te-
hasami ja-goro-ico fakaru-ni ito-to-oku fedatari-nure-ha i-afsü~
hesi-to-wa omowarezü sono toki issin-ni ki-sei-site na-mu-ja fatsi-
man dai-bo-satsü negaivaku-wa kono ja kataki-ni ate-sasete bu-
dh-no tsi-zioku-wo sükuwase-taviaje-to nen-zi-tsütsü kuri-jari-ni
jari-kere-ba sono ja ajamatazü '^ to-no teki-ni fassi-to i-tsükete
tatsi-viatsi-ni sinde geri. Mi-kata-no sei-wa kore-wo mite ara-
kokotsi-josi ki-mi-josi-totc itsi-do-ni dotto icarai-kere-ba i-zoku-
wa jo-ni-mo akire-kan si-gai-wo tate-ni kaki gu-site fö-bö-ni nige-
sari-ni(.
Fünf Jünglinge von Jania-da waren vom Kampfe erschöpft
imd wurden von den fremden Räubern fortwährend verfolgt
Indem sie gegen Aka-saka abwärts längere Zeit geflohen und
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 131
von drei Feinden hart verfolgt worden, entflohen sie schnellen
Fusses. Nachdem sie um die Entfernung einer Strassenlänge ge-
trennt waren, mochten die ihnen nachsetzenden fremden Räuber
glauben, nicht Kraft genug zu besitzen. Sie erhoben den Hinter--
theil, kehrten sich nach diesseits und sprangen unter lautem Gre-
lächter empor. Die Jünglinge von Jama-da sahen dieses und
sprachen: Eine bedauernswerthe Lage! Indem wir bis zu einem
solchen Grade von den Räubern verspottet werden, sollte da
unser Kriegsglück zu Ende gegangen sein? Man wird dieses zu
verstehen geben. — Hiermit erfassten sie die bei ihnen befind-
lichen Bogen und Pfeile der auserlesenen Streitkräfte und
massen die Schussweite des Pfeiles. Da sie sehr weit getrennt
waren und es nicht denkbar war, dass sie treffen würden,
beteten sie einmüthig: O Namu ! Fatsi-man, grosser Bosats!
Mögest du uns mit diesen Pfeilen den Feind treffen lassen
und uns von der bösen Schande erretten! — Als sie so bete-
ten und losdrückten, verfehlten die Pfeile nicht das Ziel. Sie
hatten sich an die gegenüber stehenden Feinde schwirrend
geheftet und diese waren plötzlich todt. Als die Unsrigen
dieses sahen, war bei ihnen neues Gefühl, neues Leben, und
sie lachten mit einem Male laut. Die fremden Räuber mochten
jedenfalls betroffen sein. Sie nahmen die Todten auf ihren
Schilden mit sich und flohen nach allen Seiten.
Seo-ni saburo sa-je-mon zio kage-süke narahi-ni ^M gen-
si-ro nm-db ^ -^ te-hika ta-ro sa-je-mon-ra-ioo fazime-to
Site toare-mo-ware-mo-to fun-kotsü-ioo tsükusi tatakai-si-ka-domo
zoku-to-ioa sasuga-ni tai-go totonoi ßta-zeme-ni seme-iri-te ima-
dzü sa-wara momo-mitsi aka-saka fen-made ran-niü-sü. Fazime
i-koku-no zoku-sen~domo josi-ja oi-jose-kitaru-to-mo nani-fodo-no
koto-ka aran-to aku-made anadori ju-dan-site sai-si ken-zoku
nani-kure-to sono mama-ni site fiaku-sio-hara-made loare-mo-ware-
mo-to mi-kata-no dzin-sio-je fase-atsuman-si-ni omoi-no foka
zoku-gun itaku te-goivakit site tokoro-dokoro-ni zib-riku-si ije-
ije-ni okasi-iri-te sai-si zai-fo-wo \ihai-tori rb-zeki-ni hb-ran-si
so-ga naka-ni fi-wo fanatsi jaki-tatsüru-mo ari-keru-wa wb-giaku
fti-db-no f^irumai-nite me-mo aterarenu si-dai nari-keri.
Der kleine als Zweiter zugesellte dritte Leibwächter, der
Gehilfe des Thores der Leibwache zur Linken, Kage-suke, mit
ilira vor allen die Menschen des Thores der Leibwache zur
9*
132 Pfizmaier.
Linken, der vierte Leibwächter von dem Gesclilechte Gen und
der ein Möncli gewordene grosse Leibwächter von Te-bika,
kämpften, indem sie, im Wetteifer sich vordrängend, ihr Aeusser-
stes thaten, jedoch die Räuberscharen ordneten ihre Abthei-
luügen, machten geraden Weges einen Einfall und drangen un-
gestüm bis Sa-wara, Momo-mitsi und die Seite von Aka-saka
in Ima-dzu. Anfänglich sagte man : Wenn die Räuberschiffe des
fremden Reiches auch andringen sollten, was wird dieses zu be-
deuten haben? — Indem man bis zum Ueberdrusse Verachtung
und Sorglosigkeit zeigte, Gattinnen und Kinder in jeder Hin-
sicht so blieben wie früher, liefen selbst die Geschlechter des
gemeinen Volkes wetteifernd zu dem Lagerplatze der Unsrigen
und sammelten sich daselbst an. Wider Vermuthen stieg das
sehr gewaltige Räuberheer an verschiedenen Orten an's Land,
drang in die Häuser^ raubte Gattinnen und Kinder, Kostbar-
keiten; und hauste auf furchtbare Weise. Währenddessen legte
es Feuer und verursachte Brände. Dieses war eine ausschrei-
tende ruchlose Aufführung und ein Zustand, den man nicht in's
Auge fassen konnte.
Der kleine als Zweiter Zugesellte Kage-suke erscliiesst
Lieu-fö-hiaug.
■^ '^ Take-zaki go-rh-be-e ^& -^ sü-e-naga yj^ ^Q
je-da mata ta-ro ^& ^^ fide-ije-iva seo-ni kage-suke-no mei-
wo kbfutte siätsü-dzin-si tagai-ni aja-uki-wo tasüke mi-tsügu-
beki josi jaku-soku-wo si-tari-kem. I-zoku süde-ni aka-saka-ni
vtsi-iri-taric josi kikoje-tari-si-ni kage-süke-no moto-jori ^^ ^^
no-da-saburb zi-rb-wo si-sia-to site mbsi-okosi-keru-wa fito-tokoro-
nite kassen-sü-bekii jakii-soku-ioa mbsi-si-ka-domo kano aka-saka-to
mbsü-ioa tsi-n jorosi-karazü uma-no asi-datsi asi-karu-besi. Kono
tokoro-ni sonaje-wo tatete soroje-ba kono tsi-ni jose-kitaramu-iüo
matsi-tsükete oi-kndzusa-baja-to omö nari-to je-da ßde-ije-no
mofo-je tsuke-kitare-ba kasikomari-soroi-nu tote si-sia-ioo kajesi-
tsükawasi-nu. Säte take-zaki sü-e-naga i-i-keru-ica ima-no mei-
rei sono ^|j ri-naki-ni si-mo arazare-domo tai-sib-wo matsi-te
kassen-se-ba toki okurete kb-mib-si-gatasi. Iza icare ßtori-wa ß-
go-no kuni-no saki-gake-sen tote sumi-josi-no tori-ioi-no maje-tco
utsi-sugi-te aka-saka-no kata-ni fase-mukaje-ba zoku-gun-wa iro-
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 133
ivo-no fata sasi-mono-ico tate-narahe keine -tai-ko- wo ^1 ^
ran-zio-ni iitsi-tatete siisümi-kitaru sü-e-naga nani-ka-ioa iü-jo-
nasn-beki tori-kai-gata-no siivo-ja-no matsü-no moto-ni tmi-te
iran-to kake-rmiko zoku-to-tca kano doku-ja-wo ame-no gotoku-ni
i-kake-tari.
Su-e-uag-a, t'üufter Leibwächter und bewaffnete Schutz-
wache von Take-zaki, und der nochmals grosse Leibwächter
Je-da von Fide-ije empfing-en einen Befehl des kleinen als
Zweiter Zugesellten Kage-suke und traten aus dem Lager.
Sie gaben sich das Versprechen, dass sie einander in der Ge-
fahr zu Hilfe kommen und sich unterstützen würden. Als man
hörte, dass die fremden Räuber in Aka-saka gedrungen, wur-
den von Seite Kage-suke's der zweite und dritte Leibwächter
von No-da zu Abgesandten ernannt und die folgende Botschaft
geschickt: Ich bin zwar übereingekommen, dass man an einem
Orte kämpfen müsse. Allein jenes Aka-saka ist kein günstiger
Boden, es mag für die Aufstellung der Pferde schlecht sein.
Als ich an diesem Orte Vorposten aufstellte, war es in der
Meinung, man werde den Angriff auf diese Gegend erwarten
und, wenn man den Feind findet, ihn verfolgen und nieder-
werfen. — ■ Als die Abgesandten zu dem Aufenthaltsorte Je-da
Fide-ije's gelangten, erklärte dieser, dass er gehorche und
schickte die Abgesandten zurück. Indessen sagte Taka-zaki
Su-e-naga: Der gegenwärtige Befehl ist zwar nicht unnütz,
allein wenn wir auf den obersten Heerführer warten und dann
kämpfen^, so bleiben wir in der Zeit zurück und es ist schwer,
etwas Grosses zu verrichten. Wohlan! Ich werde allein der
Vorkämpfer des Reiches Figo sein. — Er zog somit an der
Vorderseite der Tempelumfassung von Sumi-josi vorüber und
kehrte sich in schnellem Laufe nach der Seite von Aka-saka.
Das Räuberheer stellte jetzt allerlei Fahnen und Flaggen in
Reihen auf, Hess die ehernen Trommeln immerfort wirr ertönen
und rückte heran. Wie konnte Su-e-naga unschlüssig sein ?
Er sprengte nach vorwärts, um nach Siwo-ja-no matsu in
Tori-kai-gata zu dringen. Die Räuberscharen begannen, ihn
mit einem Regen jener giftigen Pfeile zu überschütten.
Itsi-han-ni süsündaru fata-sasi-no nori-taru iima-wo
i-tatvosarete fane-otosaru sare-domo kore-ni ßrumu koto-naku
itsi-mon-zi-ni kake-iri-te san-zan-ni tatakai-tari. Sasüga-ni takeku
] 34 P f 1 z ra a i e r.
isame-domo /J> ^^ ko-zei-no koto nare-ba sii-e-naga-wo fazime-to
Site tanomi-kiftaru ro-dö san-ki ita-te-ioo otte teki-tsiü-ni tori-
komerare uma-ico saje irare-tare-ha imn-tca aja-uku mije-taru
tokoro-ni ß-zen-no kuni-no go-ke-nin sira-hi-no roku-rb mitsi-
jasü ta-sei-wo fiki gu-si ntte kakaru zoku-gun ara-te-ni kake-
jaburare zo-fio amata utase-tsütsü süso-wara sasi-te fai-soku-sü.
Sü-e-naga-wa sira-isi mitsi-jasü-ni omoi-gake-naku tasükerare
[^ ^f. ban-si-ioo idefe — ■ ^^ issio-ivo tamotsi-nagara naico-
mo firumoztl ikiwoi-takeku kataki-no vma-ivo bundori-site utsi-
nori-tsütsu oi-sitai-te kui-tome-tari. Tsik%i-go-no kuni-no dziü-nin
mitsü-tomo-no mafa zi-ro nagare-ja-ni atatte i-otosam okure-
base-ni kake-kitari-si bu-zen bun-go-no sin-go o-o-tomo fib-go-no
kamt ^& -^ jasü-naga-iüo fazime-to site mi-tsü wi-no saburo
süke-naga i-jo-no kuni-no dziü-nin j^pT ®p ko-no-no rokn-ro
mitsi-ari onazi tsiaku-si fatsi-rb mitsi-tada-ra icare-mo-icare-mo-
to tatakai-te fun-geki tossen fima-mo naku makoto-ni fagesi-ki
kassen nari-keri.
Das zuerst vorwärts rennende Fahnenpferd , welches
er ritt, bäumte sich, durch einen Pfeilschuss umgestürzt, und
er ward zu Boden geworfen. Ohne desswegen verzagt zu sein,
sprengte er geradezu unter die Feinde und kämpfte hier und
dort. Da es eine in der That zwar kühne und muthige, aber
kleine Kriegsmacht war, erhielten zuerst Su-e-naga, dann drei
reitende Leibwächter, auf die er sich durchaus verlassen hatte,
Wunden und wurden mitten in die Feinde eingeschlossen. Als
selbst sein Pferd erschossen war und es jetzt gefährlich aus-
sah, zog Mitsi-jasu, Hausgenosse des Reiches Fi-zen und
sechster Leibwächter von Sira-isi, viele Streitkräfte herbei.
Dieselben wurden von den neuen Streitkräften des mordend
andringenden Räuberheeres gesprengt. Er verlor viele ver-
mischte Krieger und floh geschlagen in der Richtung von
Suso-wara. Su-e-naga, der von Sira-isi Mitsu-jasu unverhofft
Beistand erhalten und in einer Lage, wo er in zehntausend-
fachen Tod ging und ein einziges Leben festhielt, verzagte
noch immer nicht. Kühn in seiner Stärke erbeutete er ein
feindliches Pferd, bestieg es und that mit Mühe seiner Be-
gierde zu verfolgen Einhalt. Ein Bewohner des Reiches
Tsiku-go, der fernere zweite Leibwächter von Mitsu-tomo,
ward von einem Pfeile getroffen und niedergeschossen. Die
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 135
nachher schnell herbeigespreng-ten Männer, zuerst die Schirm-
herren von Bu-zen und Bun-go, Jasu-naga, Bewahrer der Rüst-
kammer von 0-o-tomo, dann Suke-naga, dritter Leibwächter
von Mi-tsu wi, der Bewohner des Reiches I-jo, Mitsi-ari,
sechster Leibwächter von Kö-no, sein Sohn in gerader Linie,
der achte Leibwächter Mitsi-tada von dem nämlichen Ge-
schlechte kämpften wetteifernd, sie brachen kämpfend hervor
ohne Unterlass, es war in der That ein heftiger Kampf.
Keo sd-tan-jom ja-aivase-site sassio tagai-ni o-o-kere-domo
sio-hu-ioa wosa-toosa toakatane-ba mi-kata-no si-sotsü ki-iuo kitssi
fi-mo iri-kata-ni nari-kere-ha sasajaki-te i-i-keru-ioa tai-go
sorowanu jori-ai-zei oi-oi ara-te-wa kaware-domo en-ro-wo fase-
kitari-si fsükare-ari. Omoi-omoi-no tatakai-site-ica tofe-mo katsu
koto atb-mazi. Madzu ittan ßki-sirizoki midzu-ki-no siro-ni tate-
komori fusegn-besi-to-zo i-i-ajern. So-mo-so-mo kono midzü-ki-no
siro-to iü-ioa maje-wa ftika-ta-ni site jose-gataku tada ßto-südzi-
no mttsi nomi-nite jtiki-kajo koto nan-gi nari. Usiro-ica no-bara-
ni tsndzüki-tare-ba midzü-no te-ioa zi-iu-ni site mafa tsiku-boku-
ni tomosi-karazü. Sa-u-wa jama-ai san-ziü-jo matsi-wo toivosi-te
iaknku kibisi-ku isi-gaki-wo tsüki-age-tari. Ki-do-gutsi-wa ban-
ziaku-mon-ico tatete geni-mo Ju-ju-si-ki zio-kuaku nari. Kakaru
koto-wo i-i-idasi-kere-ba tatakai-tsukare-si gun-bio-ra icare saki-
ni-to ßki-sirizoki siba-wi-wo funde tafakawan-to iu moiw na-
kari-keri.
Obgleich man heute seit dem frühen Morgen Pfeile an-
gelegt hatte und gegenseitig viele Tödtungen und Verwundun-
gen vorkamen, blieb der Sieg ziemlich unentschieden. Der
Muth unserer Streiter war gebrochen, und gegen Sonnenunter-
gang sagten sie zu einander flüsternd: Obgleich die gesammelte
Streitmacht, deren Abtheilungen unvollständig sind, durch neue
Körper abgewechselt wird, kommen diese auf weiten Wegen
im Laufe daher und sind erschöpft. Wenn man den in Gfedanken
gefassten Kampf führt, wird der Sieg durchaus unmöglich sein.
Man muss vorerst eines Morgens sich zurückziehen, in der Feste
von Midzu-ki sich einschliessen und diese vertheidigen. — Diese
Feste von Midzu-ki hatte an der Vorderseite tiefe Aecker und
war unangreifbar. Der Verkehr mit ihr, der auf einem einzigen
Wege stattfand, war beschwerlich. Da die Rückseite unmittelbar
an das freie Feld stiess, war der Wasserzufluss frei und auch an
136 Pfizmaier.
Bambus und Holz war kein Mangel. Die beiden Seiten befan-
den sieh auf einer Strecke von dreissig Strassenlängen zwischen
Bergen, und waren daselbst hohe und feste Steinmauern auf-
geführt. An den Ausgängen waren Felsenthore errichtet und
es war in der That eine stattliche Feste. Nachdem sie solche
Worte gesprochen hatten, zogen sich die vom Kampfe er-
schöpften Kriegsleute im Wetteifer zurück und Keiner sagte,
dass man den Schauplatz betreten und kämpfen werde.
Seo-ni saburh sa-je-mon ziö kage-süke-wa nii-ren-no furumai
nari-to ikan-tsutsü fitari fumi-todomari-te ijeno ko ro-do-ivo
isame-tate o-o-zei-no teki-wo ßki-ukete ß-bana-ivo tsirasi-te koko-
wo sen-do-to tatakai-tari. Sare-domo tsüdzüku mi-kata na-kere-ba
si-sotsü o-oku utsi-zini-site tsüi-ni zoku-to-ni jahurare-tsü. Kage-
süke ha-zio-ni fase-mawari-te fodo-joku nin-zü-wo fiki-madomete
singari-wo nasi fiki-sirizoku-wo sitsi-siaku hakari-no o-o-otoko-no
ßge-wa fozo-no atari-made oi-sagari-taru-ga aivoki joroi-no sode-
kaki-awase asi-ge-naru uma-ni madagari ziü-si-go-ki nori-tsurete
fo-fei fatsi-ziü-nin-bakari-ioo in-sossi sikiri-ni kage-süke-ivo oi-
kake-tari. Kage-süke-ioa kukkio-no uma-nori kikojiiru 2^ 3
go-kiü-no zio-zü nare-ha nikuM zokii-to-no furumcd kana zokii-
sib-to koso mije-ni-kere joki teki gozan-nare-to itsü~mono-no mei-
ba-ni fito-mutsi atete fase-kajeri kitto mite kano tai-sio-to mije-
tari-keru itsi-ban-m süsümi-kitaru o-o-otoko-ioo nevai-sümasi
joppi-i-te fanatsü ja-ni muna-ita-no ma-naka i-towosi-te ma-saka-
sama-ni-zo otosi-keru. Zoku-to o-oki-ni odoroki-sawagi si-gai-wo
idaki-te ßsimeku magire-ni kage-süke-ica sidzü-sidzü-to zio-tsiü-je
koso iri-ni-kere. Sono toki ko-gane-dzukuri-no kura-oki-taru asi-
ge-no uma-no kutsi fanarete fase-kitaru-wo kake-todomete ike-
dori-no zoku-to-ni tadzünure-ba ippb-no tai-sio riü-fuku-kb-ga
uma nari-to ije-ba seo-ni- dono-no irare-si-ioa sono tai-sib-nite-zo
ari-ni-keru-to ßtosi-ku fome-nonosiri-keri, Mata ike-dori-no i-i-
keru-ni-wa nippon-no gnn-bib-no fata-no vje-ni fato-no kakette
kuru-to mije-si-ga tatsi-matsi sib-gun-ni ja-no atan-si-ioa ajasi-
kari-si-to kataii-keri. So-iva mi-kata-no mono-domo-mo tadasi-ku
mi-te-si koto-ni site ja-fata-no o-o-gami-no go- -^ [w] jei-gb-
nite sin-wi-no tsikara-wo kuwaje-tamb-to mina tanomosi-ku
koso oboje-kere.
Der kleine als Zweiter Zugesellte, dritter Leibwächter
und Gehilfe des Thores der Leibwache zur Linken, Kage-suke
Die Geschichte der Mongolenangriife auf Japan. Idi
zürnte, weil dieses ein zuchtloses Benehmen war. Er hemmte
allein seine Schritte und ermuthigte die Söhne des Hauses und
die Leibwächter. Den gewaltigen Feiud auf sich nehmend,
kämpfte er, dass er Funken umherstreute und als ob es hier
Alles gälte. Da aber Keiner von den Unsrigen sich ihflfc an-
schlösse fielen seine Streiter in Menge und er wurde zuletzt
geschlagen. Kage-suke sprengte zu Pferde umher, sammelte,
so gut es ging, seine Leute um sich und bildete eine Nach-
hut.. Auf dem Rückzuge verfolgte ein grosser, sieben Fuss
hoher Mann, dessen Bart bis zu der Nabelgegend herabreichte
und der, die Aermel eines grünen Panzers zusammenlegend,
auf einem grünweissen Pferde ritt, von vierzehn bis fünfzehn
Reitern begleitet war und etwa achtzig Fussgänger führte,
Kage-suke mit Heftigkeit. Da Kage-suke ein gewaltiger Reiter
und berühmt durch seine Geschicklichkeit in der Handhabung
des starken Bogens war, rief er : Ein abscheuliches Benehmen
der Räuberscharen ! Es will scheinen, dass es ein Anführer der
Räuber ist. Es mag ein vortrefflicher Gegner sein! — Ergab
seinem schnellen Thiere, dem berühmten Pferde, die Sporen
und sprengte zurück. Er blickte genau und zielte sicher nach
jenem grossen Manne, der ihm der oberste Heerführer ge-
schienen hatte und auf einmal herankam. Indem er weit aus-
spannte, durchbohrte er ihm mit dem losgedrückten Pfeile das
Brustbret und machte ihn kopfüber zu Boden fallen. Die
Räuberscharen geriethen in grossen Schrecken und Verwir-
rung. Während sie den Leichnam in die Arme nahmen und
lärmend unter einander gemengt waren, mochte Kage-suke
ruhig in die Feste ziehen.
Um die Zeit riss ein grünweisses Pferd, das einen aus
Gold verfertigten Sattel trug, sich los und lief herbei. Man
sprengte hin und hielt es an. Als man die gefangenen
Räuber fragte, sagten diese, es sei das Pferd Lieu-fö-hiang's,
obersten Heerführers der einen Seite. Man rühmte es jetzt
und schmähte zugleich darüber, dass derjenige, der von dem
Gebieter, dem kleinen Zugesellten, erschossen worden, dieser
oberste Heerführer gewesen.
Nach der weiteren Aussage der Gefangenen hatte es das
Aussehen, als ob über den Fahnen der Kriegsleute von Nippon
Tauben flatterten und herbeikämen. Dass den Heerführer plötz-
138 Pfi/.maier.
lieh ein Pfeil g-etroften habe, sei wunderbar gewesen. Dieses
ist etwas, das auch unsere Leute gerade gesehen haben. Alle
mochten mit Zuversicht glauben, dass der grosse Gott der acht
Fahnen, mit seinem Schatten zugewendet, die Kraft seiner
göttlichen Herrlichkeit mittheile.
Die Niederlage und Flucht des Mongolenlieeres.
Sate-mo zoku-to-iva :j[[^ ^ foJcu-fen-no i-rui-ni site
A ^ nin-men ^ 1^ ziü-sin-no mono-domo nare-ba sono
fnrumai sara-ni fito-to-wa omoivarezü te-itakii tatakai-te isagi-
joku utsi-zini-sürn mono are-ba arasoi-jori-te sono si-gai-wo vhai-
tori fara-wo fatsi-saki fara-ioota-tvo idasi-te sono kimo-wo knrai-
keri. Kakaru si-ioaza-no mono nare-ba iioan-ja giü-ba-ni itatte-
wa kaku-betsü-no siokn-motsü nari-ken. Kasüme-tori utsi-koros-i-te
sono tsi-wo süsüri sono niku-ivo sioku-si sio-mi-suru ari-sama-
iva kegaraioasi nado iü-mo sara-nari. Ki-zin-mo kaku-ja-to
omoware-keri.
Da die Räuberscharen, als ein fremdes Geschlecht der
nördlichen Gegenden, das Angesicht von Menschen, die Herzen
wilder Thiere haben, so lässt sich ihr Benehmen durchaus nicht
als dasjenige von Menschen denken. Wenn ein Mann so lange,
bis die Arme ihn schmerzten, gekämpft, tadellos in dem
Kampfe gefallen war, drängten sie sich, unter einander strei-
tend, hinzu und raubten den Leichnam. Sie rissen ihm den
Bauch auf, nahmen die Eingeweide heraus und assen die
Leber. Da sie solche Thaten verübten, wie hätten Rinder und
Pferde eine ausgeschlossene Speise sein sollen? Sie nahmen
sie weg, erschlugen sie, schlürften ihr Blut und assen ihr
Fleisch. Dass die Art, wie sie mit Speisen beschenkten,
schmutzig ist, braucht nicht gesagt zu werden. Auch die
Götter und Geister waren dieser Meinung.
Zohi-gun pfa jM tsiü-tai-no tai-sib kin-fh-kei -^ j^
kin-kin ^ ^ ^ ri-kuh-ko ^ ^ ^ kin-fen-jen ^ 2^
sin-jeki-ra S/ -^ ,sin-mei-tco toosimazii S b|d jn-sen-si-
kere-ba, sasi-te fu-kaku-wa forazari-keri. Sikare-domo so-tai-sio
kottnn-vin mi-kafn-nn jot'-ki-nf feki-jeki-site kore-made sio-koku-no
tatakni-n> kaknnt l'i ^ij mn-retm-narn. knto-wo sirazü waga
i»i
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan 109
kiini-no mono-domo-wa joku igfe J^ sen-zio-ni nare-nure-ba
uisi-mono totte-no fataraki-wa ika-de-ka kore-ni ojobu-heki kanete
-^r ^ hu-kokii-to-toa kiki-si-ka-do ka-fodo-made-ni-wa
omoxoazari-si-to fukaku "^ Sr kio-tan-si-tan-keri.
Da Kin-fang-khing, Kin-hin, Iji-kuang-kung, Kin-thien-
yuen und Schin-yi, die Heerführer der mittleren Reihen des
Räuberheeres, tapfer kämpften, erlitten sie keine beträchtlichen
Verluste. Jedoch der allgemeine Heerführer Hoe-tün wich vor
dem glänzenden Muthe der Unsrigen zurück. Er hatte bis
jetzt in den Kämpfen der Reiche eine so wilde Kühnheit nicht
gesehen. Da die Menschen unseres Reiches vollkommen an das
Schlachtfeld gewöhnt waren, wie hätte die Arbeit det Träger
von Hiebwaffen es erreichen können? Er hatte zwar gehört,
dass es ein kriegerisches Reich sei, da er aber nicht gedacht
hatte, dass es dieses in einem solchen Masse sei, gerieth er in
grossen Schrecken und Verwunderung.
Sono fi-ioa ^^ Q siu-zitsü tatakai-kurasi-te süde-ni
tasogare-ni ojohi-nure-hn mppon-zei-to mono-wakare-site ono-ono
dzin-sio-je fiki-totte ^^ Ai zijü-sotsu-wa tsükare-wo jasüme
tai-sib-ra-wa fon-dzm-ni jon-atsümari ikusa ßb-dzio matsi-matsi
nan. Kin-fh-kei süsümi-idefe s6-tai-sib kotton sa-kixi-ni tai-site
Ute iwaku ivaga gun-zei-iva ^i -& kaku-fei-nite nori-kumi-
watari-si nin-zü nomi sasi-te ta-zei-ni arazü-to ije-domo itsü-mo-
itsu-mo sio-ri-ico je-si koto-ioa ßto-hito ^jr |gfe si-sen-ioo itasü-ga
ju-e-nari. Iioajuru ^^ B^ mö-mei-ga fune-u'o jaki kuai-in-ga
midzil-ni somuki-te dzin-ico fari-si-mo ^ "^ dö-saku-ntte
^ :^ si-tsi-ni otsi-iri-si ju-e-ni kajette y^ ^* kuatsü-
db-ico je-tari-keri. Kono jei-ki-no jnrumamt utsi-ni osi-tsümete
sio-fai-ioo kessi teki-gun-xvo utsi-tsirasi süsimde km-siü-ico nori-
totte asi-damari-to nasü toki-wa ikkio-ni kono knni-ioo kiri-toran
koto jam-karu-hesi. Mosi kono go-wo usinb toki-wa futa-tabi
utsü koto kata-karu-besi. Ikkoku-mo lü-jo-sii-beki zi-setsü narnzü-to.
An diesem Tage kämpften sie den ganzen Tag bis zum
Abend. Als es bereits gegen die Dämmerung war, trennten
sie sich von der Streitmacht Nippon's, zogen sich einzeln in
die Lagerplätze zurück und Hessen ihre ermatteten Krieger
ruhen. Die Anführer der Abtheilungen versammelten sich in
dem Hauptlager, und Berathungen und Beschlüsse waren mannig-
1 40 P f i z in a i e r.
fach. Kin-fang-khiiig trat hervor und äusserte sich geg-en den
allgemeinen Heerführer Hoe-tün und gegen Tscha-khieu wie
folgt: Unsere Kriegsmacht sind nur gastende Krieger, Leute,
die mit uns herübergeschifft sind. Obgleich sie keine beson-
ders grosse Macht sind, haben sie immerfort den Sieg erlangt.
Es ist, ^\eil sie einen Kampf bis auf den Tod geführt haben.
Weil sie die Schiffe von Meng-ming verbrannten, den Wassern
von Hoai-yin den Rücken kehrten, das Lager ausdehnten, mit
gemeinsamer Berathung in das Land des Todes versanken,
haben sie im Gegentheil den Weg des Lebens erlangt. Wenn
wir, so lange dieser glänzende Mutli nicht erschlafft, angreifen,
den Sieg- entscheiden, das feindliche Heer zerstreuen und, vor-
wärts schreitend, Kiü-siü im Ueberschiffen nehmen und es zu
einem Stützpunkt machen, so wird es leicht sein, dieses Reich
mit einer einzigen Kraftanstrengung zu zerstückeln und zu
nehmen. Wenn man diese Zeit versäumt, wird es schwer sein,
zum zweiten Male loszuschlagen. Es ist nicht die Zeit, in der
man auch nur eine Viertelstunde unschlüssig sein darf.
Iki-mai-te mbsi-kere-ba kotton kotajete iwaku mbsaru tokoro
sono vi ari. Sikare-donio ko-go-ni nvazü-ja /Jn j^ seo-teki-no
kataki-wa sünaivatsi tai-teki-no tori-ko nari-to. Ima kono mjyj^on-
no gun-zei-wo fakari-miru-ni se6-tek{-to-tva i-i-nagara sono ken-
go-naru koto ß-rui-nasi. ^& ^3 Gi-ki itsi-dzü-ni site ^
si-ioo kajeri-mizü sono foko-saki ataru-he-karazü kono tokoro-ni
naga-ici-se-ha oi-oi ara-te-no go-dzume-mo kuioawari-tatakai nan-
gi-ni ojoban-ka. Koto-sara ja-dane-mo nokon-sükunakii tatakb-
heki te-date-mo usüsi. Fiku-beki toki-wa sumijaka-ni fiku-wo
koso rib-sib-no ^ '^ zen-saku-to iü mono nare. Ima-no
flap t^ zi-ki-wo kangbru-ni madzü kore-made-no siö-ri-wo ~^
kö-to si ittan kono tsi-ioo ßki-farb-hesi-to omo-nari-to.
Nachdem er dieses athemlos gesprochen, antwortete Hoe-
tün: Was gesagt worden, hat seine Berechtigung. Aber heisst
es nicht in einem alten Spruche? Ist der kleine Gegner fest,
80 ist er von dem grossen Gegner gefangen. Betrachtet man
jetzt die Kriegsmacht dieses Nippon, so heisst sie zwar ein
kleiner Gegner, doch ihre Festigkeit ist ohne Gleichen. Ihre
Rechtlichkeit ist ein einziger Weg, sie achtet nicht auf den
Tod, ihre Lanzenspitzen können nicht erreicht werden. Wenn
wir lange Zeit an diesem Orte verweilen, wird nach und nach
Die Geschichte der Mongolenaugriffe anf Japan. 141
auch der neue Rückhalt hinzugefügt werden , kämpfen und
vielleicht Unglück haben. Besonders sind Pfeile nur wenige
übrig, und die Mittel für den Kampf sind gering. Wenn man
sich zurückziehen muss, möge ein schleuniger Rückzug nur
der gute Entwurf eines vortrefflichen Anführers heissen. In-
dem ich die Umstände der Zeit erwäge, denke ich, man
müsse sich früher den bisherigen Sieg zum Verdienste an-
rechnen und dann eines Morgens dieses Land wegfegen.
Mosi-kere-ha tatakai-tsükare-si zoku-sib-ra fai-sib kaku-no
gotokii nare-ba idzüre-mo kono gi sikaru-hesi-to ßo-gi — > jdx
ikketsü-se-si-kara-ni fidari-zonaje-no tai-sio riü-fukko-wa seo-ni
kage-süke-no ja-ni atafte fuka-te-wo kofuH-tote-rtio iku-heku
viijezare-ba zijü-sotsü-ra ita-ni kaki-nosete ,^B siju-ni saki-datsi
toaga fune-ni nige-nori-kere-ha kore-tvo miru-jori zoku-gxm-ra
wäre okurezi-to toki-no ma-ni onore-onore-ga fune-ni nori-itte
kuga-dzi-ni nokoru mono-wa nasi. Me-sasü-mo siranu jami-no
jo-no jaja sirami-juku sira-ki-no jama-no jama-no fa-ni ide-
nuric tsüki-no kage-wo tsikara-ni mo-ko-no zoku-sen tomo-dzüna-
lüo toki fe-kadzi-wo totoiioje sibaraku kisi-wo fanaruru woi^-si-
mo — ■ ^ itten niwaka-ni kaki-kumori bb-fü fagesi-ku fuki-
okori ja-ioo tsüku gotoki am,e saje soi-te kai-men are-ni are-
kere-ba ko-ioa tada-naranu ^p |^ fen-sai kana kimo-ico
kesi-fmtsü thro-taje-fate kadzi-jo fo-basira-jo-to i-i-mo jarazu
fen-botsü S^ ^m ten-fuku sadamarazu gan-seki-ni tsüki-atatte-
iva mi-dzin-ni ktidakete tsiru-mo ari. Fune-to fune-to-no süri-
ai-ni funa-bata tomo fe-no sia-betsu-naku utsi-jabnre utsi-
kudakete midzü-bune naric-mo ari-te sono sb-dö iü-mo sara-nari.
Kakaru zin-ben-no aran-to-wa omoi-mo joranu koto nare-ba
^^ ^A sib-sotsii-no ivakatsi-mo ara-ba koso tai-sib saje-mo
iro-wo usinai aioate futameku sono magire-ni kb-rai-no -^ f^
kin-sen-ica fidari-zonaje-no B^ 'ßn gun-si-tari-si-ga umi-ni ofsi-
iri sinde-keri. Sono foka oborefe si-süru mono-ioa iku sen-nin-
to-mo sirarezari-keri.
Nachdem er dieses gesagt, beschlossen die vom Kampfe ermü-
deten Räuberanführer und die Anführer der Abtheilungen unter
solchen Umständen insgesammt im Rathe, dass diese Sache so sein
könne. Als es daher sich zeigte, dass der Heerführer der linken Auf-
stellung, Lieu-fö-hiang, der, von dem Pfeile des kleinen als Zweiter
Zugesellten, Kage-suke getroffen, eine tiefe Wunde erhalten hatte,
^42 Pfizmaier.
nicht leben könne, luden ihn die beg-leitenden Krieger auf ein
Brett und stiegen fliehend Allen voran in ihre Schiffe. Sobald
die Räuberheere dieses sahen, stiegen sie, um sich nicht zu
verspäten, binnen einer Stunde in ihre Schiffe, und Niemand
blieb auf dem Lande zurück.
Während in einer Nacht voll undurchdringlicher Finster-
niss der Tag etwas zu grauen begann, lösten die Räuberschiffe
der Mongolen, das Licht des an der Berggränze der Berge von
Sira-ki aufgegangenen Mondes sich zu Nutzen machend, das
Tau des Hintertheiles der Schiffe, richteten Vordertheil und Ruder
und trennten sich nach einer Weile von dem Ufer. In diesem Augen-
blicke umwölkte sich plötzlich der ganze Himmel, ein Sturm-
wind erhob sich mit Heftigkeit, ein Regen gleich anprallenden
Pfeilen kam 'eben hinzu und die Meeresfläche gerieth in Auf-
ruhr. Dieses waren ungewöhnliche Veränderungen und Unheil !
Sie erschütterten den Muth. In gänzlicher Verwirrung konnte
man die Worte: Steuerruder! Mäste! nicht hervorbringen. Nach
rechts und links sich werfend, überstürzend, ohne Bestimmung
schlugen die Schiffe an Klippen und wurden zu Staub zer-
malmt und verstreut. Während Schiff an Schiff sich rieb, ohne
einen Unterschied zwischen Schiffsseite, Hintertheil und Vorder-
theil, wurden sie zerbrochen, zertrümmert, es war, als ob sie
Wasscreimer würden, und den Lärm zu beschreiben ist über-
flüssig. Da man sich nicht vorgestellt hatte, dass solch' ein
göttliches Wunder sich ereignen werde , so verloren, wenn es
einen Unterschied zwischen Anführern und gemeinen Streitern
gab, die Heerführer eben auch die Fassung und waren voll
Entsetzen und Aufregung.
Bei dieser Verwirrung fiel Kin-sieu aus Kö-rai, der ein
Gesandter des Kriegsheeres der linken Aufstellung gewesen,
in das Meer und fand den Tod. Wie viele Tausende es waren,
die ausser ihm ertranken, wuirde nicht bekannt.
Die Entiinuptiing der zurückgebliebenen Mongolen.
Saru-fodo-ni mi-kata-no gun-zei-tva omol-mo joranu ame-
kaze~ni jori nawo-sara jo-utsi-no jö-zin kibisi-ku itodo jei-ki-ico
jasinai-tsütsü. Akvre-ha tsütomete i-zoku^ra~wo oi-farawan~zü-to
tt-gusüne ß-i~te ^ ]^ tsiku-fun-si fono-hono-to ake-mo fanarenu
Die Geschichte der Mougolenaugrifie auf Japan. 143
nl-ziä-itsi nitsi-no aka-tsüM-ni osl-idasi-te oki-no hata-wo mi-
loatase-ha jo-he made-wa awo-una-hara-nl kagin-mo sirezü
kogi-narahe-taru i-zoku-no fune isso-rno nokori-naku juku-je-mo
sirazü naku naH-ni-keri. Ko-wa nam-goto-ni ari-tsüran i-zoku-
no ikiwoi sakan-ni site ono-ono ^^ ^^ gun-rio-ni omoi-ioo
korasi jasüki kokoro-mo na-kari-si-ni an-ni tagai-te ßto-jo-no
utsi-yii Wi ^^ fo-kage-mo mijezü nari-ni-si-wa jo-he fakarazaru
bb-fu- j^ u-7ii teki-sen nokorazü -rr y¥ tai-jo-ni tadajoi-
nagare-juki-ni-ken omowazari-ni-si jo-fa-no anie akasi o-o-kaze-
wa kasikoku-mo fako-zaki ka-si-i-no o-o-mi-kami-no kan-ioaza-ni
ari-ni-si-to-wa sate-mo totoki sin-mei-no kuo-koku ^jrM ^p jo-
go-no go-wi-rioku-iva mosü-mo kajette oroka nari-to sio-gun
fitosi-ku J^ ^ kan-tai-seri. Ima-wa utsü-beki teki naku site
isami-tattaru mono-no fu-no men-men ran-niii-se-si i-zoku-wo-ha
fitori-mo nokosazü fafuri-tsükusi-te sono ifrT tsi-ni kine-ico
tadajoivasan mono-ioo-to omoi-mhke-si koto tagai-te midan-ni
kujamu hakaH nari. Iza sara-ba bb-fü-u-wo nogare-si i-zoku-wo
fan-saku-sen-to naioo kai-fen-wo tadzüne-meguru-ni zoku-sen isso
si-ga-no sima-ni kakari-ioi-te nige-nokoreru-ioo mi-tsüke-tari.
Die Unsrig-en waren vor einem nächtlichen Angriffe, der
in Folge des unvermutheten Sturmes und Reg-ens noch leichter
stattlinden konnte, sehr auf ihrer Hut und hielten ihren glän-
zenden Muth aufrecht. Am nächsten Morgen führten sie, da
sie die fremden Räuber mit Kraft vertreiben wollten^ Fichten-
harz mit sich und nährten ihre Erbitterung. Als sie beim An-
bruch des einundzwanzig'sten Tages des Monats, um die Zeit,
wo die trübe Dämmerung nicht zertheilt war, hinausdrängten
und die Gegend des Hafens überblickten, war von den frem-
den Räuberschiffen, die bis zur Nacht auf der grünen Meeres-
fläche in unbekannter Ausdehnung in Reihen gestanden waren,
kein einziges mehr übrig. Ohue dass man gewusst hätte, wohin
sie gegangen, waren sie verschwunden. In Ungewissheit, was
hier geschehen sein mochte und in Betracht, dass die Gewalt
der fremden Räuber eine vollkommene war, richteten sich die
Gedanken Aller einzig auf eine Kriegslist, und man war im
Herzen nicht beruhigt. Indem wider Vermuthen in einer Nacht
selbst der Schatten eines Segels unsichtbar geworden, kam es
ihnen nicht in den Sinn, dass bei dem am Abend nicht in
Berechnung gezogenen Sturmwind und Regen die feindlichen
J44 Pfizraaier.
Schiffe ohne Ausnahme auf der hohen See umhertreiben und
fortschwimmen mögen. Indess der mitternächtliche Regen bis
zum Morgen fiel, der Sturmwind fürchterlich war, fand der
Gottesdienst für den grossen erhabenen Gott von Ka-si-i in
Fako-zaki statt. Dass dieses desshalb die das erhabene Reich
des geehrten göttlichen Lichtes beschützende Stärke gewesen,
dieses auszusprechen ist man zu unverständig, und sämmtliche
Heere bewunderten es gleichmässig. Jetzt, da kein Feind
war, den man schlagen konnte, verwandelte sich das, womit
sich die muthigeu Krieger in Gedanken trugen, dass sie doch
die fremden Räuber, die von allen Seiten ungestüm eingedrun-
gen, ohne einen einzigen übrig zu lassen, vollständig nieder-
machen, in ihrem Blute Schlägel umhertreiben lassen möchten,
in übermässigen Verdruss. Indem sie also, um die dem Sturm-
wind und Regen entronnenen fremden Räuber aufzufinden, an
dem Ufer des Meeres suchend umherwandelten, entdeckten sie
ein Räuberschiff, das, vor der Insel Si-ga liegend, auf der
Flucht zurückgeblieben war."
Iza osi-josete utsi-toramu-to kokoro-wa ja-take-ni fajare-
domo umi-wo fedate-si sima nare-ha kare-kore iü-jo-suru fodo-ni
zoku-to-wa tamari-kane-ni-ken ftma-bata-ni süsümi-ide te-ico osi-
süri mi-kata-ni tai-site fai-süru sama nari. Sotio koto-zama-no
ajasi-kere-do ijo-ijo mi-kata-ioa süsümi-jezü nawo sono sen jo-wo
mi-ioi-taru-ni ^oku-to-ioa '^^ ^^ ziükkei fsüki-fatete kaku-made
Hft -^ zio-mei-wo kö-to ije-domo kiki-iremi-wo ika-ni sen mi-
siranu teki-ni ike-dorare tsi-zioku-wo i-kio-ni sarasam.u-jori tote-
mo nogarenu inotsi nare-ha zi-messen-ni-wa sikazi-to-ja omoi-
sadame-ken tai-sio-to ohosi-ki zoku-no midzükara umi-ni tobi-
iri-te soko-ni. mo-kudzii-to nari-keri. Tanomi-tattaru tai-sio-no
faka-naku zi-metsü-wo sunt nje-wa nokoreru zoku-to-ra tsikara-
100 usinai jumi-wo süte kahnto-wo nugi-te konata-ni mukai-te
fai-fitku-si gh-san-wo ko sama-no ima-wa idago-heku-mo arazare-
ha ware-mo-ware-mo-to nori-jotte taka-de ko-de-ni imasimefe
midzü-ki-no siro-ni gai-dzin-si ike-dori-no sib-sotsü so-zite fiaku-
ni-ziü-jo-nin koto-gotokii ktibi-wo fane itto-ni kai-ka-wo age-taru-ioa
ge-ni isamaai-ku jorokohasi kore-wo kiki-tsüke waga ikusa utsi-
katsi-tari-to iü-ja fitosi-ku kakure-sinobi-si fu-dzio rh-niaku si-
fb-jori jori-kitari ono-ga siukii-sio-Je iran-to snre-ba kore-wa
ika-ni sen sumi-nare-si ije-ioa so-ko-to-mo siranu ß-no fi-ni jake-
Die Geschichte der MongoIenangriiTe auf Japan. 14i3
fatete tsüku-si-fo-wa Jcokoro-dzükusi-no na nari-to-mo sirade
sümi-ni-si kanasisa-jo. Zoku-to-no jose-kitari-si sono xoori-wa
inotsi-ni-wa kbni mono nasi-tote ko-gane takara-mo mi-süte-tsüisü
nige-ide-si-ga inotsi nomi nagaraje-wi-te-mo ije saje-mo nakii-
naku otsw-ji sira-tama-no namida-mo ima-ioa kurenai-no tsi-siwo-
110 iro-ni furi-idete -g* ne-ni tate-nakanu mono-zo naki.
In der Absicht, anzugreifen und zu tödten , enteilten sie
kühn , da es aber eine durch das Meer getrennte Insel war,
gingen sie hier und dort unschlüssig umher. Indessen traten
die Räuber, die nicht im Stande sein mochten^ sich zu halten,
an den Schiffsrand, rieben die Hände und verbeugten sich
gegen die Unsrigen, Obgleich dieses Benehmen seltsam war,
konnten die Unsrigen nicht weiter vorwärts gehen. Indess sie
noch immer beobachteten, was Jene thun würden, erschöpften
die Räuber ihre Kunst und baten auf diese Weise um ihr
Leben, aber man erhörte sie nicht. Mit Bestimmtheit wohl
denkend, dass es besser sei, sich zu tödten, da es ein Leben
wäre, in welchem man, von unbekannten Feinden gefangen,
die Schande an einer fremden Gränze aufzudecken in keinem
Falle umhinkann, stürzte sich ein Räuber, den man für einen
Anführer hielt, flugs in das Meer und wurde zu Abfällen des
Hornblatts. Nachdem der Anführer, auf den sie sich verlassen,
sich getödtet hatte, verloren die übrig gebliebenen Räuber ihre
Stärke. Sie warfen die Bogen weg, legten die Helme ab und
verbeugten sich gegen die Unsrigen. Da man jetzt nicht zweifeln
konnte, dass sie sich zu ergeben wünschten, schifften die Unsrigen
im Wetteifer hinzu, banden ihnen die Hände auf den Rücken, führ-
ten sie im Triumph zu der Feste von Midzu-ki, schlugen allen gefan-
genen Anführern und gemeinen Streitern, im Ganzen einhundert
zwanzig Menschen, das Haupt ab und waren, mit einander einen
Siegesgesang anstimmend, in der That voll Muth und Freude.
Die Weiber und Mädchen, Alten vind Schwachen, welche
sich insgesammt versteckt hatten, kamen, als sie dieses hörten,
mit dem Rufe: Unser Heer hat gesiegt! von allen Seiten her-
bei. Als sie ihre Wohnplätze betreten wollten, wie mochten
diese sein? Die Häuser, an welche sie sich gewöhnt hatten,
waren von Feuern, von welchen sie nicht wussten, dass sie
dort ausgebrochen seien, verbrannt. Welch' eine Traurigkeit,
in Unwissenheit darüber, dass Tsuku-si ein Name ist, der ,das
Sitzuugsbor. d. phil.-hibt. Cl. L.\XVi. Bd. 11. Htt. 10
146 Pfizmuier.
ganze Herz daran häng-en' bedeutet, ' daselbst gewohnt zu
haben! Zur Zeit, als die Räuber einfielen, glaubten sie nichts
zu haben, das sie gegen das Leben vertauschen könnten. In-
dem sie Gold und Kostbarkeiten unbeachtet liegen Hessen,
entflohen sie und retteten bloss ihr Leben, Selbst die Hänser
waren nicht vorhanden , und während die weissen Edelsteine
ihrer fallenden Thränen jetzt mit der Farbe des saffraugelben
Blutes zitterten, war Niemand, der nicht laut weinte,
Sate-mo kono katsi-ikusa-no ari-sama-wo faja-uma-ivo tatete
otsi-mo naku kama-kiira narahi-ni rohu-fa-ra-je tsiü-sin-wo-zo
nasi-te-keru. Baku-fu-ni-ioa kore-ioo kikosi-mesare )|j^ "^ zin-
hutsü-no ka-go miinasi-karazaru-too ^^ ^^ kei-zio-si-tamai
mata kiü-siu-no siü-go dzi-to go-ke-nin-ra-no ^ ^ sin-mei-
wo wosimazü-site fun-kotsü-wo tsükusi-si j^ ^ tsiü-jü-ico
kan-zi sore-sore "ih ko-uo seM-zin-ni jotte on-sio-no ^ ^
ta-kua-wo-zo sa-ta-serare-keru. Kano zoku-to-ra-no ran-ho-se-si
umi-he-no zin-min-no tatsi-jori-nn-beki ije-mo naku tanomi-si
sin-seki itsi-zoku-ioa mina tsiri-tsiri-ni nari-fate-si fodo-fodo-wo
kanasimi-tamai-te sono tokoro-dokoro-no siü-go dzi-tö-ni sa-ta
ari-te teo-moku nado-ioo kudasi-tamai mina-mina moto-no süma-
i-wo nasi-si-ka-ha naki-sakehi-ni-si ko-e-)u ßki-kaje kakaru
megumi-no sigeki tsüju mi-ni amari-nu-to jorokohu ko-e-wa yjp '^
jh-jh-io Site nigkoai-keri.
Ueber diesen Sieg berichtete man, indem man schnelle
Pferde aufstellte, ohne etwas zu verschweigen, nach Kama-kura
und zugleich nach Roku-fa-ra. In dem Sammelhause der Zelte
hörte man dieses und erkannte ehrfurchtsvoll, flass der Schutz
des göttlichen Buddha keine leere Sache sei. Ferner bewun-
derte man die Redlichkeit und den Muth, womit die Schirm-
herren, Häupter des Bodens und Hausgenossen von Kiü-siü,
ihr Leben nicht schonend, das Aeusserste thaten, und liess
ihnen je nach der Grösse des Verdienstes viele oder wenigere
Belohnungen zukommen. Man bedauerte, dass dort, wo jene
Räuberscharen gehaust, an dem Ufer des Meeres die Häuser,
auf welche die Menschen des Volkes sich verlassen haben soll-
ten, nicht vorhanden, die Verwandten und Seitengeschlechter,
' Txühi-iii, (lor Niiiiic der Provinz, wird KieY iwii Icokoro-rhüloisi ,das ganze
Mit/, all etw.-is liäiig'en' bezogen.
Die Geschichte der Mongolenaugriffe auf Japan. 147
auf welche sie hofften, zerstreut und zu Grunde gegangen
waren. Nachdem in jenen Gegenden bei den Schirmherren und
Häuptern des Bodens die Verständigung stattgefunden, Hess man
Geld herabgelangen. Als sämmtliche Menschen ihre Wohnplätze
eingenommen hatten, erschollen und lärmten als Austausch des
Tones, mit welchem sie geweint und geschrieen, Töne der
Freude darüber, dass der reiche Thau der Gnade ihnen im
Ueberflusse zu Theil geworden.
Die Enthauptung der ausspähenden Gesandten.
Sate-vio mö-ko-no so-dai-sib kotton-ica araki fü-fa-no nan-
wo nogare %itsi-morasare-si nin-zü-ioo in-sossi-te akuru tsuki-no
zm-itsi-guatsü-no fazime-ni gappo-ni tsüki-te koko-nite iki-ioo-zo
tsügi-ni-keru. So-mo kono tabi-no tatakai-iva ziü-ni sitsi-fatsi
katsi-nnre-domo tai-sib hun-no utsi-zini o-oku hoan-ja si-sotsu-
wa iu-ni ojobazu sio-sassüru mono ^¥ do-ni sügi-tari. Sika
nomi narazü zin-ben-nite deki-si-se-si mono o-o-kan-kere-ha
make-nu-to iü-mo arazari-kere-do mata katsi-nu-to-mo i-i-gatasi.
»^ ^ Sen-si -^ ^ smoi-si-tvo ^w ^^ ken-jessuru-ni
sühete itsi-man san-sen go-fiaku-jo-nin sono naka-ni-mo tanomi-
kittaru mo-sio jü-si su-fiaku-nin-ni-zo ojohi-keru. Toivoku i-kib-
no kuni-ni loakatfe mi-ioo ^^ ^i^ fo-teki-no aida-ni rb-si
ffl, ||fe tsiü-sen-wo fagemu-to ije-domo ani gun-ko-to süru-ni
taranm-ja. Kon-do sima-zima-nite ike-dori-je-taru do-nan do-nio
ai-gassi-te ni-fiaku-jo-nin kore-ioo semefe-no kun-ko-ni site loaga
fon-goku-ni-zo kajeri-keru. Jagate ike-dori-ioo fiki-gu-site lob-no
maje-ni ide-kere-ba tob kore-ico ^g ^i^ i-rb-site ikusa-no si-dai
ika-ni-to are-ba kotton tsutsüsindt kotajete iicaku i-ki tsüsi-ma-ni
osi-josete te-awase-no ikusa-ni sio-ri-tco je siii-go dzi-to-to mbsü-
narii tai-sib-wo fazime si-sotsü-ioo utsi-tori ike-dori-si mono sü-
fiaku-nin sore-jori tsükn-si-no tHi-ni osi-watari ^P si-wo kessi-te
^m H^ fun-sen-si ken-zib-wo ^^ ^ sio-fa-site ß-wo fanatte
jaki-farb. Sio-fai-too ron-züru toki-wa o-oki-ni sio-ri-ioo u-to
ije-domo kano nippon-ioa jü-retsü-no kuni-ni site utsi-zini-süru
koto-tco itoicazü ta-zei-no naka-ni kiri-itta sükosi-mo firumii iro-
nasi. ^a ^^ Nan-siu Jl\^ j^ foku-teki sio-fb-no kassen
tabi-tabi »fe J^ sen-zib-ivo fumi-snroje-domo ka-fodo-no ^
ki-ken-naru-wa oboje-sorowazü kiki-si-ui masari-te ^g
10*
^48 rfizmaier.
gi-ju tsüjoku ju-e-ni si-sotsü-no vtsi-zini sükuna-karazü naha-ni-
mo tanomi-si riü-ftikkb-iva nagare-ja-ni atatfe fiika-te-wo oi
katsü-ioa ja-dane-mo fsüki-fatete tatakai-tsükare ßki-siHzokan-fo
se-si fodo-ni fatsü-ka-no ^ jo o-o-kaze-ni ai vmi ore fnne
sakete obore-si-süru mono sükuna-karazü. Sikare-ba ittan ki-
koku-itasi kono josi-wo s6-mon-si futa-tabi ^ |^ gvn-ki-tvo
fakarai-te utsi-tairagen-to omoi-sadame ßto-madzü jj^ |p^
tai-dzin-itasi-niL-fo kotoba-wo kazatte mosi-tsütsü ni-fiaku-jo-nin-
710 ike-dori-wo ko-ro-gaioo-ni ßki-sü-e-tari.
Der mong-olische allgemeine Heerführer Hoe-tüü, der
Gefahr des wilden Sturmes entkommen, stellte sich an die
Spitze der durchgeschlüpften Menschen und gelangte im An-
fange des nächsten Monates, des eilften des Jahres, nach Hö-
pu. Er schöpfte daselbst Athem. Obgleich er in dem diess-
maligen Kampfe von zehn Theilen sieben bis acht Theile Sieg
davongetragen hatte, waren viele Anführer der Abtheilungen ge-
fallen. Um so mehr waren es Kriegsmänner und gemeine Strei-
ter. Dieses war unaussprechlich, und die Zahl der Getödteten
und Verwundeten überstieg das Mass. Es war dieses nicht allein.
Da die durch das göttliche Wunder Ertrunkenen viele waren,
ist es zwar nicht der Fall, dass er besiegt woi'den, aber es ist
auch unmöglich zu sagen, dass er gesiegt habe. Wenn man
die Zahl der im Kampfe Gefallenen, der im Wasser Ertrun-
kenen berechnet, so sind es zusammen über dreizehntausend
fünfhundert Menschen. Unter diesen belief sich die Zahl der
kühnen Anführer und muthigen Männer, auf die man zuver-
sichtlich gebaut, auf mehrere hundert. Weit in einem Reiche
der fremden Gränzen getrennt, wenn man auch zwischen den
Spitzen der Lanzen und Pfeile sich abmühte, in dem Kampfe
der Redlichkeit sich anstrengte, Avie würde dieses hinreichen,
um Tliaten des Krieges zu verrichten?
Er brachte die Knaben und Mädchen, die er diessnial
auf den verschiedenen Inseln gefangen nehmen konnte, zusam-
men. Es waren deren über zweihundert. Indem er wenigstens
dieses sich zu einem vorzüglichen Verdienste rechnete, kehrte
er in sein Heimatland zurück. Sogleich nahm er die Gefange-
nen mit sich und erschien vor dem Könige. Der König tröstete
und bewillkonmincte ihn. Auf die Frage: wie es um das
Kriugsheer stehe, antwortete Hoe-tün ehrerbietig: Wir drangen
Die Geschichte der MongolenangrifFe auf Japan. 149
gegen Iki imd Tsusi-ma und trugen in dem Kampfe, der sich
entspann, den Sieg davon. Die Leute, die wir tödteten oder
gefangen nahmen, vor Allem Heerführer, die man Schirm-
herren und Häupter des Bodens nennt, dann Kriegsmänner
und gemeine Streiter waren mehrere hundert. Hierauf setzten
wir zu dem Lande Tsuku-si über. Entschlossen zu sterben,
kämpften wir begeistert; wir erstürmten die starke Feste, legten
Feuer an und vei'brannten sie. Erörtert man Sieg und Niederlage,
so trugen wir zwar einen grossen Sieg davon, doch jenes Nippon ist
ein Reich tapferer Männer. Unbekümmert um den Tod in der
Schlacht, drangen sie in grosse Heeresmengen und machten nicht
im Geringsten Miene, zu weichen. Obgleich ich in Kämpfen gegen
südliche Feinde, gegen nördliche Gegner, in den Kämpfen aller
Länder oftmals den Kampfplatz betreten habe, erinnere ich mich
nicht, dass eine solche Festigkeit des Geistes gewesen. Weil ihr
Math gewaltiger war, als es verlautet hatte, sind die Kriegsmänner,
die in dem Kampfe fielen, nicht wenige. Unter diesen wurde Lieu-
fö-hiang, auf den wir unsere Hoffnung gesetzt hatten, von einem
Pfeile getroffen und erhielt eine tiefe W^inde. Ueberdiess gingen
uns die Pfeile aus. Als wir, von dem Kampfe erschöpft, uns
zurückziehen wollten, erlebten wir in der Nacht des zwanzig-
sten Tages einen grossen Sturm. Das Meer tobte, die Schiffe
barsten, und die Menschen, welche ertranken, waren nicht
wenige. Somit entschloss ich mich eines Morgens, in das
Reich zurückzukehren, die Sache au dem Hofe zu melden,
nach nochmaliger Entwerfung eines Kriegsplanes die Eroberung
zu vollbringen, und zog vor allen Dingen das Heer zurück.
— Nachdem er dieses mit verschönernden Worten gesagt,
brachte er die zweihundert Gefangenen und stellte sie mit
wichtiger Miene hin.
Kaku mo-ko-ioo sio-sin-ivo johi-idasi hasanete-no gun-gi-wo
nasi-tari-keri. Mei-wei si-rio-wo megurasi-tsütüü fib-ron foki-ioo
utsüsi-si-ni u-zio-sio ^ ^j ^ a-si-kan süsümi-idete i-i-keru-
wa sio-kio-no ron-dan sono ri ari-to ije-domo kono tabi-no issen-
nite waga kuan-gun-no jü-retsü-naru-wo siri-fate-na-ba ika-ni
hu-jü-no sürudo-narv nippon-to iü-tote-mo nado-ka kio-ku-no
omoi-na-knran. Kare doku-riü-no ten-si nan-tote ^ ^ sei-
a-no S ken-nife koku-nai-no tatakai-ni nomi nare-wi-taru
silkosi-hakari-no ba-ju-ico tanomi-te sü-ka-do-no tsioku-si-wo oi-
I^Q Pfizraaier.
kajesi amassaja tsioku-to-mo sezaru kofo keö-man fu-son iü-mo
sara-nari. Sari-nagara seo-teki-to mite, anadorazaru-wa mei-sio-no
si-wazn nari-keri. Ima aratarnete hun-bu ken-hi-no mono-wo
Jerahi-te on-tsioku-si-wo tsükawasare ^^ ki-ni h-zi ^^ fen-ni
sitagai fodo-joku kare-wo mitsi-hiki-te ^j^i ^ fuku-zijü-se-si-
muru mono nara-ba kanarazü wo-kua-ni sitago-besi. Fei-kaku-wo
tsnnori-motome zin-mei-ivo ajo-ü-si gun-kan y^ -^ si-fo-wo
^ ^ sei-zb-site kuni-no wadzürai-ico nasü-jori-tva sen-so-ni
ojabazü-site tsükai-ioo motte fuku-zijü-sesimuru koto-ioa sai-zio-no
fakari-goto naramu-to mbsi-nobe-tari-kere-ba mö-ko-ioo kore-wo
p|* ka-to Site fp ^ tsiü-sü tai-fu rei-bu zi-ro ^i tft ;§»
to-sei-tsiü-ioo mesi-idasi nippon-no tsükai-ioo mei-zi-tari. Jl: =|||
Fü-kwi tai-fu fio-bu zi-ro ^ ^ ^ ka-bun-tsio ^ ^
kei-gi i^ ^ san-to 1^ ~f ro-tn-ioo fuku-si-to sadamete
kb-rai-no wosa ^ ^ rio-db |^ ^ zio-san tll jC Jt i
seo-ko-zib-sa-ra-wo sen-db-to site akuru tosi ken-dzi guan-nen ni-
guatsil-ni kuni-moto-wo kado-de-site onazi si-guatsii ziü-go-nitsi-ni
naga-to-no kuni miiro-dzü-no ura-ni tsüki-ni-keri.
Der Mongolenkönig rief jetzt seine Diener herbei und
hielt einen nochmaligen Ivriegsrath. Nachdem Jeder für sich
seine Meinung mitgetheilt hatte und unter Berathungen die
Zeit vergangen war, trat 0-thse-han, der Reichsgehilfe zur
Rechten, hervor und sprach : Die Erörterungen sämmtlicher
Reichsminister haben zwar eine Berechtigung, doch wenn man
in dcmi diessmaligen Kampfe den kühnen Muth unseres obrig-
keitlichen Heeres gänzlich erkannt hat, wie sollte da nicht selbst
das von Kriegsmuth scharfe Nippon Gedanken der Bangigkeit
hegen? Dass jener durch sich allein eingesetzte Himmelssohn,
mit der Sehweite des Frosches in einem Brunnen, auf den
geringen Kriegsmuth, der an Kämpfe innerhalb des Reiches
nur gewöhnt ist, sich verlassend, die mehrmals angekommenen
kaiserlichen Gesandten zurückgejagt, überdiess auf die kaiser-
lichen Schreiben keine Antwort gegeben, eine solche An-
massung und Halsstarrigkeit zu nennen, ist überflüssig. In-
dessen : sehen , dass es ein kleiner Gegner ist und ihn
nicht verachten, war die Handlungsweise berühmter Heer-
führer. Wenn man jetzt von Neuem Männer, die in der
Schritt und der Kriegskunst gleich bewandert sind, aus-
Die Geschichte der MongolenangriflFe auf Japan. 151
wählend, Gesandte mit der kaiserlichen Verkündung- schickt,
den Umständen entsprechend, nach den Veränderungen sich
richtend, ihn nach Kräften des Weges führt und zur Unter-
werfung bewegt, so wird er gewiss in die königlichen Ver-
wandlungen sich fügen. Ehe man Angriffswaffen und Leder-
panzer zusammensucht, das Leben der Menschen gefährdet,
Kriegsschiffe, Pfeile und Wurfgeschosse anfertigt und die
Leiden des Reiches zu Wege bringt, wird, ohne dass es zum
Kämpfen kommt, durch eine Gesandtschaft zur Unterwerfung
bewegen, die höchste Berathung sein.
Als er dieses mit Woi'ten dargelegt hatte, hielt es der
Monij-olenkönig für thunlich. Er rief den Grossen des Noth-
wendigen der Mitte, den aufwartenden Leibwächter von der
Abtheilung der Gebräuche: Tu-schi-tschung, herbei und er-
nannte ihn zum Gesandten für Nippon. Man bestimmte den
die Belehrung bietenden Grossen, den aufwartenden Leib-
\\'ächter von der Abtheilung der Waffen, Ho-wen-tschü, und
den Angestellten der Berathungeu: Lu-ting von San-tu, zu
hinzugesellten Gesandten. Den Dolmetscher von Kö-rai: Liang-
tsiang-siü-tsan und den Rudermeister Shang-tso machte man
zu Wegweisern. Dieselben traten im folgenden Jahre, im
zweiten Monate des ersten Jahres des Zeitraumes Ken-dzi
(1275 n. Chr.) von ihrem Heimatlande aus die Reise an und
gelangten am fünfzehnten Tage des vierten Monates desselben
Jahres zu der Bucht von Mura-dzu in dem Reiche Naga-to.
hogi kama-kura-je tsiü-sin-si-kere-ba sono tokoro-nite kiü-
mon-si ßki-icatase-to-no koto nare-ba ^ f|1 sen-tsiü-ni am
mono-domo koto-gotoku aratamuru-ni fei-kakn Im-ki-ivo nosezare-
ha gün-kan-nite-ioa na-kari-keri. Sare-domo ^ ^^ ki-kai-no
sina~sina-wo moku-roku-ni kaki-sirnsi to-rai-no omomuki-wo
tadzünure-ha kio-nen ziü-guatsü fih-sen-wo sasi-vmkete kan-gua-
wo ugokasi-tamai-si-wa moto-jori wagci kuö-tei-no fon-i narazü
saru-kara-ni kore-made-no ^^ ß-ioo aratamete j]^ sei-ni ^
ki-si moro-tomo-ni sin-boku-site ^ ^ kb-fai-sen-to ^ ^
ka-sin-no tarne soregasi-ra-ico Uioku-si-to sife sasi-kosare-tar!.
Kama-kura-ni mesi-idasare wi-sai-wo gon-zib-itasi-taku-to-zo mbsi-
keru. ßiü-go-dai sono kokoro-wo jete kamu-kura-no gen-mei nare-
ba ^ ^ zijü-sia-wa sitagh koio-ico jurnsazü dai-zai-fn-ni
todome-oki-te sei-si fuku-si go-nin-no mono-wo J^ ^^ gen-
Jq2 Pfizmaier.
dziü-ni utsi-kcikomi-te mesi-udo-no gotoku-ni site kama-kuva
sasi-fe dn-fasseri. Kore-viade iahi-tahi si-sia-to na-nori-te tsi-n
fii-to-wo xagurnsivie an-nai-xvo joku slri-te sika-u-site kio-nen-no
/"J" ^ 3l^ sm-rai-se-si koto nare-ba kono tabi-xca sono
kokoro-site kib-to-ni-ica irarezü jama-zaki-jori woka-ja dai-go-wo
fete kuan-to-je omomukasimu tö-tsiü sara-ni ju-dan-naku waza-to
mitsi-sügara-ni fi-wo kasanete onazi-ku fatsl-guatsü kavia-kura-no
Im^ fu-ni tsüki-ni-keri.
Nachdem man in Eile nach Kama-kura berichtet hatte,
stellte mau an dem Orte Nachforschungen an und befahl, die
Sachen abzuliefern. Da die in dem Schiffe befindlichen Men-
schen;, wie sich bei allseitiger Durchsuchung herausstellte^
keine Angriffswaffen , Panzer und Kriegsgeräthe an Bord
hatten, war es kein Kriegsschiff. Als man indessen ein Ver-
zeichniss der verschiedenen Geräthe aufnahm und um die Ur-
sache ihrer Herreise fragte, sagten sie: Dass mau im zehnten
Monate des vorigen Jahres Kriegsschiffe entsandte und Schilde
und Lanzen in Bewegung setzte, war eigentlich nicht der
Wille unseres Kaisers. Weil dieses so geschehen, wurden wii-
um der Annäherung willen, damit man das bisherige Unrecht
wieder gut mache, zu dem Rechte zurückkehre und gegen-
seitig Freundschaft schliesse, zu kaiserlichen Gesandten er-
nannt und herüber geschickt.' Wir wollen in Kama-kura, wenn
wir dorthin beschieden werden, das Nähere mündlich vortragen.
Der stellvertretende Schirmherr verstand dieses, und da
ein strenger Befehl aus Kama-kura vorhanden war, erlaubte
er ihren Begleitern nicht, ihnen zu folgen. Er behielt sie in
dem Sammelhause des grossen Vorgesetzten zurück, liess die
fünf Gesandten, den richtigen und die zugetheilten , fest ein-
schliessen und schickte sie gleich Gefangenen in der Richtung
von Kama-kura fort. Da der Feind bisher öfters unter dem
Vorgeben, dass er Gesandte schicke, das Land und den Boden
ausforschen liess, und als er die Wege gut kannte, im Winter
des vorigen Jahres zum Augriffe schritt, so war man diessmal
darauf bedacht und liess sie, ohne dass sie die Hauptstadt
betreten hätten, über vorragende Berghöhen, an Woka-ja und
Dai-go vorüberziehen und nach dem Kuan-to sich begeben.
Auf der Reise war man durchaus nicht fahrlässig; man ver-
brachte absichtlich auf den Wegen Tage um Tage und
Die Geschichte der Mongoleuangriffe auf Japan. lOO
gelangte im achten Monate desselben Jahres zu dem Sammel-
hause von Kama-kura.
Sippei sagami-no kamt toki-mune saiisuku-)ii mesi-idasi si-
sai-ioo tadzüne-foioarnru-ni mo-ko-koku hun-hu-krian-no amata-no
nakct'jori hassüi-se-si sei-si nare-ha sasüga-ni bakii-fn-no J^
tvi-ni-mo ^^^ okic-sezü kiramekn ten-no fosi-no yofokri ^6 ^
sai-sei-to ivi-narandaru sio-si-uo maje-ivo-mo fabakarazn fS^ fi3^
wi-fü db-db-to atari-ico farai mo-ko-uo kib-tai kohu- ich -nn
^ ^ si-zin -j-^ ^ fciku-m ^^ ^ zin-zio-no ^ ^t
do-rib-ico nobete mzuro-ni ßto-ivo i^ ^i^ sin-süi-sase koku-
ici-wo sara-ni usinaicazü mafa icaya kub-koku-ivo :Me ;^ fai-
ßn-sezü joku kore-ivo ^r j^ tan-jb-site kokka-no an-ki zon-
hb-no ri-gai-ico nobuvu ben-zefsü-no J^ wi atte koto-ni take-
karazü. Ari-b ^3 ^ iü-si bu-gib-ra-wa ono-ono Z^ ^^[
je-mon-wo ßki-tsükuroi aware S" -^ kun-mei-wo ^k fo-zi-
tsütsü on-tsukai-wo sen mono-wa kaku-mo ari-tasi-to bakari-ni
kasira-wo katabuke itto-ni kan-tan-si-taru kokoro-no utsi-iva
omote-ni sore-to araware-tari. Sikken sono kokoro-ivo ^' 4^
sattsi-site omo tokoro-ja ari-ken naka-naka-ni so-ga kotaje-iva
naku Site Hfl j?^ jWr mon-tsiu-zio-ico kudarase-tsütsü sono
fi-no Jl^ tsio-wa fate-ni-keri.
Der Inhaber der Macht, Toki-mune, Statthalter von
Sagami, rief sie unverzüglich hervor und fragte um ihr An-
liegen. Da es ein unter den Obrigkeiten des Mongolonreiches,
denen der Schrift und des Krieges, ausgewählter richtiger Ge-
sandter war, ward dieser in der That von der Macht des
Sammelhauses der Zelte nicht eingeschüchtert und zeigte auch
vor den gleich den funkelnden Sternen des Himmels in Reihen
stehenden vorzüglichen Männern keine Verlegenlieit. Er drängte
mit grosser Würde die Menschen zu beiden Seiten weg, legte
das Mass der äussersten Menschlichkeit, ausgebreiteter Liebe,
Leutseligkeit und Güte des Königs des mächtigen ]\Iongolen-
reiches dar und machte unwillkürlich die Herzen der Menschen
trunken. Die Würde des eigenen Reiches durchaus nicht ausser
Acht lassend, setzte er auch unser erhabenes Reich nicht bei
Seite. Er beseufzte und verherrlichte dieses auf geschickte
Weise und war bei der Macht der Beredtsamkeit, mit der er
Nutzen und Schaden für die Sicherheit und Gefahr, den Fort-
154 Pfiz inaier.
bestand und den Untergang der Reiche und Häuser ausein-
andersetzte, nicht besonders kühn. Die anwesenden Inhaber
der Vorsteherämter und die Befehlshaber zupften ein Jeder an
den Kleidern und dachten sich: O derjenige, der den Befehl
des Gebieters empfangen hat und die Botschaft ausrichten will,
möchte ebenfalls so sein! Sie neigten dabei die Häupter seit-
wärts und bekundeten äusserlich, was in ihren Gedanken, in
denen sie insgesammt ihn bewundert hatten, vorging. Der In-
haber der Macht, die Bedeutung dessen erkennend, mochte
wohl darüber nachzudenken haben. Er hatte keine Antwort
darauf, und indem er von dem Orte der Fragestellung und Er-
klärung herabstieg, war die Verhandlung dieses Tages zu Ende.
Säte mata-no fi ^ ^ sio-si-no men-men jori-atsümari
fib-gi-ni koso-wa ojohare-kere. Sikken fö-cleo scujami-no kamt
toki-mune J^ seki-wo utte mbsare-keru-wa X^ "^ kb-zi-wo
kazatte toku-to ije-domo "^ ^ gen-kb sb-ivi-no i-zoku nare-ha
sara-ni kio-jo-wo nasu-be-karazü. Sügi-si bun-jei ziü-nen-ni fed-
rib-ßtsu-to-ka iü mono-wo tsnkai-to gb-site kitarasime-si toki
kuhi-wo fanu-heki jatsü nare-domo teö-tei-no kan-zin- (kuan-ztn-)
ni jori koku-icb-ni tsuge-sasen-tote inotsi-wo tasükete kajesi-si
nari. Sono toki mbsi-ioatase-si-ni-ica kono notsi si-sia-wo okosi-
na-ba ßtori-mo ikete-wa kajesü-mazi-to kanete sa-ta-ni ojobi-
oki-si-ni ima-sara toaga knni-tio mei-wo motsl-i-zü si-sia-to na-
nori-te kitareru-ioa kiraren-tote-no kokoro naru-besi. Sümijaka-ni
kiibi-too fanete loaga kub-koku-no mei-rei-no tagawazaru-wo
sirasimemu-to.
An einem anderen Tage versammelten sich sämmtliche
Vorsteher und mochten sich nur auf die Berathung beschrän-
ken. Der Inhaber der Macht, Toki-mune von dem Geschlechte
F6-de6, Statthalter von Sagaini, schlug den Teppich und
sprach: Sie schmücken ihre Rede zwar kunstvoll aus und er-
klären die Sache; doch da es fremde Räuber sind, deren
Worte und Handlungen einander widersprechen, darf man
durchaus keine Zugeständnisse machen. Als man im zehnten
Jahre des vergangenen Zeitraumes Bun-jei einen gewissen
Tschao-liang-pe für einen Gesandten ausgab und hier ankom-
men Hess, schenkte man ihm, obgleich es ein Sclave war, dessen
Haupt man hätte abschlagen sollen, in Folge der Grossmuth
und Menschlichkeit der Vorhalle des Hofes, um ihn dem
l
Die üoBchichte der Mongolenangriffe auf Japan. 155
Könige seines Reiches die Meldung bringen zu lassen, das
Leben und schickte ihn zurück. Um die Zeit gab man be-
kannt: Wenn man von nun an Gesandte schickt, wird man
keinen einzigen lebend zurückkehren lassen. Sie waren früher
davon verstcändigt. Da jedoch jetzt wieder, ohne der Befehle
unseres Reiches zu achten, vorgebliche Gesandte kommen, so
werden sie Lust haben, sich enthaupten zu lassen. Man wird
ihnen schnell das Haupt abschlagen und zu wissen thun, dass
man den Befehlen unseres erhabenen Reiches nicht zuwider
handelt.
Mosare-kere-ha ka-fan rtmsasi-no kamt josi-masa-ioo fazime-
to Site hu-gio to-nin fio-dzio-siü tare-ka-wa i-gi-ni ojobu-beki
ri-no to-zen-wa iü made-mo arane-ba kono mune-wo sib-gun-ke-je
fi-rö-site gen-dzi guan-nen kiü-guatsü nami-ka tsiü-sü tai-fu
rei-bu zi-ro fo-sei-tsiü fo-kun ßb-bu zi-rb ka-bim-tsio kei-gi
|EJ ^ ui-id san-to ro-tei sio-zib-kuan J^ Ä kun-ici-koku-no
fito -S& kua kb-rai toosa 7-ib-sib zio-san-ra-no go-nin-ico tatsü-
110 kutsi-ni ßki-idasi-te zan-zai-si ju-ioi-ga fama-ni kake tsüranete
sü-zitsü-no aida sarasare-si-ioa Uagijo-kari-si koto-domo nari.
Sate-mo da-zai-fn-ni fodome-okare-taru mö-ko-no si-setsü-no zijü-
sotsü-wa sono tokoro-ni oi-te zan-zai-sü-beku kama-hira-jori ge-
dzi ari-kere-ba otsi-mo naku mesi-tori-te nokarazu kitte süte-farl-
keri. So-ga naka-ni ika-ga site kaknre-wi-tari-ken kb-rai-no seo-ko
zib-sa-wo fazime-to site si-nin nomi fodo-fete fon-goku-je nige-
kajeri-si-wa inotsi-mib-ga-no jatsü-bara nari-keri.
Nachdem er dieses gesagt, gaben, von dem das Siegel
aufdrückenden Josi-masa, Statthalter von Musasi, angefangen,
die Befehlshaber und Häupter, die berathenden und entschei-
denden Älänner, da Niemand etwas Gegründetes zu Gunsten
einer verschiedenen Meinung aussprach, diesen Beschluss dem
Feldherrnhause bekannt. Am siebenten Tage des neunten
Monates des ersten Jahres des Zeitraumes Ken-dzi (1275
n. Chr.) führte man fünf Menschen: den Grossen des Nothweu-
digen der Mitte, den aufwartenden Leibwächter von der Abthei-
lung der Gebräuche, Tu-schi-tschung; den die Belehrung bietenden
aufwartenden Leibwärter von der Abtheihmgder Waffen, Ho-wen-
tschü; den Angestellten der Berathungen, Lu-tiug von Hoei-
hoei-san-tu; den Angestellten für die Briefe, Ko, der ein Mensch
<les Reiches lliün-wei, und Liang-tsiang-siü-tsan, Dolmetscher
\l){] Pfizmaier.
von K6-rai, zu dem Munde des Drachen hinaus und enthaup-
tete sie. Man hängte an dem Ufer Ju-wi Ihre Häupter reihen-
weise an Bäume und stellte sie durch mehrere Tage zur vSchau.
Dieses sind Dinge, die völlig klar geworden.
Die in dem Sammelhause des grossen Vorgesetzten
zurückbehaltenen Begleiter der mongolischen Gesandtschaft
wurden an diesem Orte, da man aus Kama-kura die Weisung
hatte, sie zu enthaupten, unverzüglich ergriffen und ohne Aus-
nahme hingerichtet. Unter diesen retteten blos vier Menschen,
voran der Rudermeister 8iao-kung-schaug-tso aus K6-rai, die,
auf irgend welche Weise versteckt geblieben, nach einiger
Zeit in ihr Heimatland zurückflohen, durch dunkle Hilfe ihr
Leben.
Es werdeu uoclimals Gesandte enthauptet.
Sate-mo mo-ko-nite-ioa to-sei-tsiu-ra-no toaga kuni-nite
kirare-si koto-ivo tsüju sirazü sono oto-dzüre-no naki koto-wo ito
ajasi-mi-tsütsn. Tsiiki-fi-ivo oknri sei-zb ojoso roku-nen-wo fete
ko-an nt-nen-ni nan-kere-ha sio-gun ^ ^ ka-ki >^g^ ^ j^
fan-hun-ko-ra ^ ^ kuai-gi-site iioaka saki-no tosi to-sei-
tsiü-wo tsükai-to site nippon-je jukasimt-si-ni süde-nl roku-nen-no
sei-zo-wo fe-tari ika-nare-ba sono oto-dzüre-no naki jaran koto-ni
ajasi-ku omo narl. Mala seo-koku tote anadoru-he-karazü tai-
koku tote tnnonm-be-karazü ikusa-no sto-fai-ioa gb-oku kua-fu-
kua-no aida-ni ari-te kuni-no dai-seo-ni-wa joru-he-karazn. hna
nifjpon-ico beö-san-süru-ni tai-koku-ni-wa arane-domo sono j^ ^
sei-sitsü gb-jü-ni site sika-mo J^ i^ nin-sin — • 5pD ikkua-seri.
J^ ;g, so-kotHÜ-ni ^ Ig sb-to-ni ojohi-na-ha ^ ^ tai-
fai-wo maneku-hesi. Ima itsi-do tsükai-ioo tatete sono jb-sü-xoo
vkagmcasime to-sei-tsin-no an-pi-wo siri katsü fodo-joku ^ ^
ki-kua-sesimemu-ni-wa sikazii-to ßb-gi-site j^ jpg siü-fuku
^^ 1^ "3fc ran-tsin-kuh-to ijeru ni-nin-no mono-wo si-sia-to
site heisü-ni ^ ^ rei-kua-to iü ^ sö-wo sasi-sojete mata-
rnaia teo-zib-wo motase-fmtsü fon-goku-ico sin-bassert.
Bei den Mongolen wusste man nicht das Geringste, dass
Tu-schi-tschung und die Anderen in unserem Reiche enthauptet
wurden, und man wunderte sich sehr, dass man von ihnen
nichts hörte. Mau gab das Geleite Monaten und Tagen, und
Die Geschichte der Mongolenangritfe auf Japan. 15/
als man im Ganzen sechs Jahre Zeit verbracht hatte und es
das zweite Jahr des Zeitraumes K6-an (1279 n. Chr.) gewor-
den war, kamen die Heerführer Hia-kuei und Fan-wen-hu zu
einer Berathung zusammen und sprachen: In einem früheren
Jahre ernannte man Tu-schi-tschung' zum Gesandten und Hess
ihn nach Nippon gehen. Seitdem hat man bereits sechs Jahre
Zeit verbracht. Dass man keine Nachricht hat^ wie es um ihn
steht, muss man für sehr sonderbar halten. Auch darf man
ein kleines Reich nicht verachten, auf ein grosses Reich darf
man sich nicht verlassen. Sieg oder Niederlage eines Heeres
liegt zwischen Kraft oder Feigheit, Einmüthigkeit oder Nicht-
einmüthigkeit, auf die Grösse oder Kleinheit des Reiches
kommt es nicht an. Wenn man jetzt Nippon in den Kriegs-
sachen zählt ^ so ist es zwar kein grosses Reich, doch sein
Sinn ist stark und muthig, und es hat auch die Herzen der
Menschen einmüthig gemacht. Wenn man auf rohe Weise sich
in Kampf und Streit einlässt, kann man eine grosse Niederlage
herbeiführen. Das Beste ist, dass man jetzt einmal einen Ge-
sandten bestellt, die Verhältnisse beobachten lässt, über das
Befinden Tu-schi-tschung's sich Gewissheit verschafft und einst-
weilen so gut als möglich bewirkt, dass jenes Land sich den
Verwandlungen zuwende. — Auf diesen Rath ernannte man
zwei Männer, Namens Tscheu-fö und Luan-tschin-kuaug, zu
Gesandten und gesellte zu ihnen einen Bonzen Namens Ling-ko.
Man gab ihnen wiederholt Briefe mit und liess sie von ihrem
Heimatlande aufbrechen.
Säte kama-kura-ni-ioa mo-ko-no si-sia to-sei-tsiü-ra go-
nin-no mona-wo zan-zai-site ten-ka-ni mei-rei-ico kudasarete
iivaku si-sia-to gb-si idzuku-no ura minn-to-ni to-rai-sü-to-mo
sHmijaka-ni ike-dori-te sono tokoro-ni tatte zan-zai keo-siü-sü-
heki mune koto-sara-ni ^^ ^ jen-kai-no siü-go dzi-to-je nen-
tüo iri-te sa-ta-si okare-si koto nare-ba kano si-sia-no funefakn-
ta-no tsil-ni tsükii-to ßtosi-ku sono ^ -^ zi-ken-no ze-ß-ico
toivazü 1^ nan-naku kore-tco ike-dori nokorazü zan-zai-si-tari-
keri. Köre sünaivatsi ko-an ni-nen roku-guatsü ni-ziü-go-nitsi-no
koto nari-keri. Ini-si-tosi-no ran-bh-jori nikumi-nikumi-si kiini-
hito-ra kiki-tsutaje-tstitaje en-kin-ioo iwazü tsüdoi-k Hatte kore-ico
miru mono ^ to-no gotoku ana-kokotsi-joki koto nari-to
aikken-HO ge)i-mei-uo siö-bi-senu mono koso na-kari-kere.
158 Pfizmaier.
Nachdem man in Kama-kura fünf mongolische Gesandte,
unter ihnen Tu-schi-tschung-, enthauptet hatte, Hess man in
dem ganzen Keiche den Befehl herabgelangen: Wenn Menschen
sich für Gesandte ausgeben und in welcher Bucht oder in
welchem Hafen immer ankommen, möge uian sie schnell ge-
fangen nehmen, an Ort und Stelle sogleich enthaupten und
ihre Häupter auf Bäume hängen. Da dieser Beschluss vor-
nehmlich den Schirmherren und Häuptern des Bodens an den
Wasserstrassen des Meeres in Erinnerung gebracht und zur
Kenntniss zurückgelassen wurde, nahm man, sobald das Schiff
jener Gesandten in dem Fahrwasser von Faka-ta ankam, ohne
zu fragen, ob die Sache recht oder unrecht, unbedenklich diese
Menschen gefangen und enthauptete sie ohne Ausnahme. Dieses
geschah am fünfundzwanzigsten Tage des sechsten Monates
des zweiten Jahres des Zeitraumes K6-an (1279 n. Chr.). Die
Menschen des Reiches, wegen des Unwesens der früheren
Jahre stark erbittert, kamen, als dieses weiter verlautete, von
nahe und fern in Scharen herbei und die Zuschauer waren
gleich Ringmauern. Sie waren sehr darüber erfreut, hiessen es
gut, und Niemand mochte sein, der nicht den strengen Befehl
des Inhabers der Gewalt gepriesen hätte.
Kaku-te akure-ha ko-an san-nen mo-ko-nite-ica to-sei-tsiü~
ivo fazime-to Site rih-do-no si-sia zijn-sofsü seo-ko nokorl-naku
zan-zai-serare-si koto-no josi~ico fazlmete sore-to kiki-tsütajete
kin-lo su-kiü-no rih-nin ^l ^ botsü-zen-to site ikatte hvaku
sen-nen nippon-ivo seme-utsi-si foki i-ki tsmi-ona-wo fazime-to si
sio-fb-no ikusa-ni taiakai-makete odzi-osore-taru koto-ivo ivasürete
fosi-i-mama-ni icagci kuni-no tsioku-si-ioo kiri-si J<i-kuai-sa-jo.
Bh-fu-u-no ivazcnoai-ni ai tctsi-nokosi-si koso ^ '|^ xoi-kan
nare fnta-tahi ictte-ivo kbmura-ba kono kuni-ico sei-hassi sono
keö-gb-tco omoi-sirase knh-tei-no i& t^S sen-sio-ico j^ fai-si
kono ikari-wo scm-sü-hesi-to Ijjj^ ^ '^ sei-tö-si-ico-zo koi-ni-
keiii. Mo-ko-xch kore-ico kiki-te o-oki-ni ikari ide sara-ha kono
nje-tva nipjyon-tsm-rco utsi-sitagaje icaga zoku-koku-ni nasi-ten-to
kokoro-ira fajarl-tattare-domo kio-nen si-gen ziü-roku-nen si-
Jioku-jo-siii-uo ^ Mt^ to-gio-site itsi-ziü-fatsi-dai san-ßaku-ni-
ziü-jo-nen-no fisaki-ivo tamotsi-taru so-tei fei-no ikusa-wo gai-
san-ni ntsl-jahutte tei-too umi-ni oborasime so-no sia-sioku-wo
sara-ni tatai itto-no ko-wo nasi-si-ka-ba kun-sin ßaku-sei kuan-
^ Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. lo9
ki-site fazimete an-dono omoi-ni ^^ isiu-si ije-ije-ni gjb ^^
ko-hu-süru ivori-ni ma-mo naku fei-kaku-wo okosi-te kai-kuai-no
kuni-wo sei-bassen koto ika-ga aramu-to tamerai-te ß Juki fsüki
kitari.
Im nächsten Jahre, dem dritten des Zeitraumes K6-an
(1280 n. Chr.) verlautete bei den Mong-olen zum ersten
Male mit Gewissheit, dass beide Male die Gesandten, voran
Tu-schi-tschung;, ohne dass man die Begleiter und den Ruder-
meister verschont hätte, enthauptet wurden. Hin-tu und Tscha-
khieu geriethen in Wuth uud riefen: O der Abscheulichkeit!
Man hat vergessen, dass in früheren Jahren, zur Zeit, als Avir
Nippon angriffen, man mit den Heeren sämmtlicher Gegenden,
Iki und Tsusi-ma voran, in dem Kampfe besiegt, von banger
Furcht befallen wurde und hat willküi-lich die kaiserlichen
Gesandten unseres Reiches enthauptet! Es sei nur der hinter-
lassene Groll, dass wir, von dem Unheil des Sturmwindes und
Regens betroffen, sie bei dem Tödten übrig gelassen haben!
Wenn wir ein zweites Mal den Auftrag für die Bezwing-uno;
erhalten, werden wir jenes Reich erobern, seinen Hochmuth
zur Kenntniss nehmen, den angemassten Kaisertitel abschaffen
und diesen Zorn ausschütten. — Er bat um die Stelle eines
Abgesandten für die Eroberungen im Osten.
Als der Mongolenkönig dieses hörte, gerieth er in hefti-
gen Zorn und rief: Wohlan! wenn es so ist, werde ich über-
diess Nippon bis in sein Inneres unterwerfen und es zu meinem
abhängigen Reiche machen ! — Sein Sinn brauste zwar auf,
allein im vergangenen Jahre, dem sechzehnten des Zeitraumes
Tschi-yuen, hatte er mehr als vierhundert Landstriche unter
seiner Herrschaft, er hatte das Heer Ping's, Kaisers des durch
achtzehn Geschlechtsalter und dreihundert zwanzig Jahre be-
standenen Sung, an dem Berge Yai geschlagen, den Kaiser in
dem Meere ertrinken lassen, die Landesgötter von Sung gänz-
lich vernichtet und vollständige Verdienste zu Wege gebracht.
Es waren dann Gebieter und Diener, die hundert Geschlechter
voll Freude, sie weilten zum ersten Male bei dem Gedanken
dei- Ruhe, in den Häusern trommelte man und tanzte. Wie
hätte um diese Zeit allsogleich das Erheben von Angriffswaffen
und Lederpanzern, die Eroberung eines Reiches jenseits der
1 nO Pfiz maier,
Meere bevorstehen sollen? Bei Unschlüssigkeit vergingen Tage,
kamen Monde.
Go-guatsü-ni-mo nari-kere-ba y& ja fsi-jn-no gim-sin-tco
mesi-tsiidoje ßo-gi-wo-zo itasi-kern. Kann ^^ ^B fi-rui-narn
so-no gotoku ^^ ^^ ziü-ziaku-naru nij)pon-ni arane-ba kono
tabi-no ikxhsa-ni-ion joku-joku fakari-goto-wo megurasi-te ijA ^s
fissib-iüo Jen koto-ico koko-ni gi-süru koso jokan-mere tote toki-
toki-ni kiiai-gi-site sono tosi-mo faja m ^^ tsid-sm-no fatsi-
guatsü nari-kere-ba mo-ko-ub kofßtsü-retsü sikiri-ni fara-datsi
ini-si faru ni-guatsü-ni ko-rai-wo siün-ga longa ^ mijako-je
nobori-kite so-mon-se-si koto-mo aru-ni tsi-tsi-se-ba vM oku-
seri-to warawaren nippon-ioa ko-zima nari fatoi bu-jü-no kuni
nari-to-mo nani-fodo-no koto-ga aru-beki-to u-zio-sib a-si-kan-tvo
gen-süwi-to si u-zio fan-bun-ko-wo kore-ni soje kin-to ko-sa-kiü-
lüo fuku-sib-to si sen-fo-tvo-zo mei-zi-keru. Si-nin-tva mei-wo
iikete tsütsüsinde kasikomarl ^^ |ij- fai-sia-site maje-wo tatst
madzu i^ j|^ sen-kan ^ ^^ sei-zb-ico isogasi-tate jrmii-ja
ken-geki-KO jö-i-si gim-sotsü-wo fsünori-motomete jo-i-ni itoma-
na-kari-keri.
Als es im fünften Monate des Jahres war, versammelte
er die verständigen und muthigen Diener und hielt eine Be-
rathung. Da es nicht das gleich jenem schwindsüchtigen Sung
gebrechliche und schwache Nippon war, Hess man für den
diessmaligen Feldzug sorgfältig die Entwürfe umhergehen, und
um hier gute Anordnungen für die Erlangung eines gewissen
Sieges zu ti-effen, versammelte man sich von Zeit zu Zeit zur
liJerathung. Als es bereits der achte Monat des Jahres um die
Mitte des Herbstes geworden war, war der Mongolenkönig
Koffitsrets fortwährend ärgerlich und sprach: Als in einem
vergangenen Frühlinge, im zweiten Monate des Jahres, Schün,
König von Ivo-rai, in meine Hauptstadt kam und etwas an dem
Hofe zu melden hatte, wäre es, wenn ich zögerte, lächerlich
gewesen zu sagen, dass ich mich fürchte. Nippon ist eine
kleine Insel. Gesetzt, es ist ein kriegerisches Koich, von wel-
chem Belange kann dieses sein?
Er (irnaiinto den Reichsgehilfen zur Hechten, ()-thsi-han,
zum ersten Anführer und gesellte den Gehilfen zur Rechten,
Fau-wen-hu, ihm bei. Hin-tu und Ilung-tscha-khicu ernannte
Die GeBchichte der MongolenangrifFa auf Japan. 161
er zu zugetlieilten Anführern und befahl ihnen die Bildung
der vordersten Spitzen. Die vier Männer empfingen den Befehl,
gehorchten ehrerbietig und bedankten sich. Sie traten vor, be-
trieben zuerst in Eile den Bau der Kriegsschiffe und setzten
Bogen und Pfeile, Schwerter und Lanzen in Stand. Sie sam-
melten die Krieger des Heeres und Hessen sich bei den Vor-
bereitungen nicht Zeit.
Die Mongolen rüsten ein grosses Kriegsheer aus.
Kore-jori sahi him-jei ziü-itsi-nen-ni kbrai-wb tsioku sokkio-
seri. Sono ko-ivo 'pi^ zin-to iü kurai-wo ai-tsüi-de koku-wo-ni-zo
nari-keru. Zin notsi-ni Q^ siün-to na-ico aratame-keri. Sate-
mo bun-jei san-nen-ni mo-ko-koku-no si-setsü fazimete ko-rai-ni
kitari-si-jori kore-made mitsü-mitsü-ni ^^ ]^ tsü-sib-site
r "T\ zib-ge-no tajori-no jo-kari-si-mo sono zi-ken-no mö-ko-
wb-ni more-nan koto-wo indzi-ku osorete kihisi-ku sei-kin-sesime-
tari. Kakuri-si fodo-ni sono notsi-wa nani-to naku sono nakarai-
no uto-utosi-ku nari-kere-ha sai-koku-gata-no »-F B^ kan-min-ra
tcori-wo je-tari-to mbsi-awasete kb-rai-no ^Mt j^ fen-kai-ni osi-
watari min-oku-wo jaki -^ -^ si-zio-ico kasüme sai-fo-wo
ubai nado-sü sono koto tahi-tahi-ni ojohi-keri. Saru ju-e-ni kb-
rai-ivb siün fukaku kore-wo nikumi-ikari mo-ko-no tsikara-ioo
kari-motsi-i sono gai-ico nogaren-to-ja omoi-ken ko-an san-nen
ni-guatsü mö-ko-ni-zo itari-keru. Koffitsü-retsü-ni mijete iwaku
tai-koku-no tsioku-si-wo-ba S. jf^ sai-o-made korosi-si-wa keo-
man fi-gi iü-mo sara-nari nikumu-beki koto-ni sbrb. Kon-do tai-
gun-wo okosi kore-wo sei-bassi-tamawa-ba kanete sono j^ tsi-wo
^ii -^ ziüku-tsi-naru kin-to sa-kiü-no rib-sib-wo site gap'po-
jori siüppan-nasasime u-zio fan-bun-kowo dai-gen-süi-to nasi-
tamai-te kb-nan-jori sin-bassi ai-tomo-ni i-ki-no sima-ni kaai-gb-
site sügu-ni süsiinde ptj ^ tsiü-to-ni seme-ira-ba kanarazü
siö-ri-iüo u-beki näri kaku fakarai-tamaje-kasi'to S[ "^ gu7i-
saku-wo nobe-kere-ba mö-ko-icb sio-daku-site sono kokoro-zasi-wo
o-oki-ni jorokobi sono fakari-goto-ni sitagb-besi-tote sore-sore-ni
^P iS kib-ö-site kajesi-keri.
Vor diesem, im eilften Jahre des Zeitraumes Bun-jei
(1274 n. Chr.), starb Tschi, König von Kö-rai. Sein Sohn Schin
setzte die Rangstufe fort und wurde der König des Reiches.
Sitzuugsber. d. phil.-hist. Cl. XXVI. Bd. II. Hft. 11
162 , Pfizmaier.
Nach Schin erneuerte Schün den Namen. Seit in dem dritten
Jahre des Zeitraumes Bun-jei (1266 n. Chr.) zum ersten Male
eine Gesandtschaft des Mongolenreiches nach K6-rai g-ekommen,
war der Verkehr (mit Japan) durch Kaufleute, der bisher ge-
heim gewesen, ein grosser Nutzen für Höhere und Niedere.
Da man sehr befürchtete, dass diese Sache dem Mongolen-
könige verrathen werden könne, Hess man ihn streng ver-
bieten. Während dieses so war, trat später ohne Ursache an
die Stelle dieser freundschaftlichen Beziehungen Entfremdung.
Einige ruchlose Menschen der westlichen Reiche sagten unter
einander, dass sie die rechte Zeit getroffen hätten. Sie schiff-
ten zu den Küsten von K6-rai hinüber, verbrannten die Häuser
des Volkes, führten Söhne und Töchter weg und raubten Kost-
bai'keiten. Dieses geschah mehrere Male. Schün. König von
K6-rai, entbrannte desshalb in tiefem Hass und Zorn und
mochte glauben, dass er durch die Hilfe der Mongolen diesem
Nachtheil entkommen werde. Im zweiten Monate des dritten
Jahres des Zeitraumes K6-an (1280 n. Chr.) kam er bei den
Mongolen an. Er erschien vor Koffitsrets und sprach: Dass
man zweimal die kaiserlichen Gresandten des grossen Reiches
getödtet hat, diesen Uebermuth und diese Ungerechtigkeit aus-
zusprechen ist überflüssig. Es ist eine verabscheuungswürdige
Sache. Wenn der Kaiser diessmal ein gi'osses Heer ausrüstet
und dieses Reich erobert, möge er früher die beiden Anführer
Hin-tu und Tscha-khieu, welche das Land genau kennen, von
Hö-pu absegeln lassen. Möge er den Zugetheilten zur Rechten,
Fan-wen-hu, zum grossen ersten Anführer ernennen und ihn
von Kiang-nan hervorbrechen lassen. Wenn Alle zugleich sich
bei der Insel Iki vereinigen, geraden Weges vorrücken und
angreifend in die mittlere Hauptstadt dringen, werden sie
gewiss den Sieg erlangen. Möchte der Kaiser es so einrichten!
Mit diesen Worten reichte er den Kriegsplan hin. Der
Mongolenkönig willigte ein und freute sich sehr über dieses
Vorhaben. Er sagte, dass er diesen Plan befolgen werde. Er
bewirthete die Gäste einzeln und Hess sie zurückkehren.
Mata tsiiki-tüo fete kh-rai-jori sio-kan-ivo motte mö-ko-ni
tsüge-okuri-si-wa seö-koku sude-ni fih-sen-wo sonaje ku-fiakxt-sd-
wa zio-ziit-si-nu. Gun-zei itsi-man-nin seo-ko ka-ko itsi-man go-
sen-nin jö-i siüttai-si-naru uje-wa isogi sen-fo-no fuku-sib-tatsi
Die Geschichte der Mongoleuangriffe auf Japan. 163
fajaku siutsü-dzin arare-nan rei-nen go-guafsü rokit-giiatsü koro-
ni-wa naga-ame fnri-tsüdzüki-fe sike o-okii sükosi nisi-kaze fuki-
nure-ha umi-dzi kiri kurb-süe watari-gatasi. Sono i-zen-ni
;|p[ J^ kb-kai-sezü-wa asi-karu-hesi. Mata siütsü-dzin-wo mei-
ze-si uje-nite siütsü-dzin tsi-tai-ni ojohi-te-ica ßb-rb-to-mo tari-
gatasi. Idzüre-no mitsi-ni-mo ^ j^ tsi-knan-naku isogi sono
kuni-ivo sin-hassi-tamawan koto ri-un aru-heku soroican-to-zo
mbsi-keru. Sare-do sono tosi-mo kure-fatete akure-ha si-nen sei-
guatsü-ni u-zio-sib a-si-kan u-zio fan-bun-ko ojohi kin-to sa-kiü-
ra-ni sen-kan-to-no jo-i siMfai-si-na-ba fajaku siütsü-dzin-sü-hesi-
to-zo mei-zi-keru.
Es verging- noch ein Monat, als man aus Kö-rai ein
Schreiben an die Mongolen schickte und Folgendes meldete :
Das kleine Reich hat bereits die Kriegsschiffe in Stand gesetzt
und deren neunhundert zusammengebracht. Die Ausrüstung
von zehntausend Kriegsleuten, zehntausend fünfhundert Ruder-
meistern und Schiffleuten ist vollendet, überdiess werden die
zugetheilten Anführer der vordersten Spitzen in Eile bald aus
dem Lager rücken. In gewöhnlichen Jahren fällt um die Zeit
des fünften und sechsten Monats fortwährend lano-wierio-er
Regen. Wenn bei vielem Erdregen ein wenig Westwind ge-
weht hat, ist der Seeweg von Kebeln verfinstert und die Ueber-
fahrt ist unmöglich. Wenn man nicht früher, als dieses geschieht,
das Meer beschifft, wird es schlecht ausfallen. Wenn man
ferner die Ausrückung aus dem Lager befohlen hat und die
Ausrückung aus dem Lager eine Verzögerung erleidet, so
können die Mundvorräthe nicht genügen. Es wird von Nutzen
sein, dass der Kaiser, auf welchem Wege immer, ohne Zögern
in Eile gegen dieses Reich vordringt.
Indessen ging auch dieses Jahr seinem Ende zu. In dem
folgenden, im ersten Monate des vierten Jahres desselben
Zeitraumes (1281 n. Chr.), wurde dem Reichsgehilfen zur
Rechten, 0-thse-han, dem Zugetheilten zur Rechten, Fan-
wen-hu, sowie Hin-tu und Tscha-khieu befohlen, wenn die
Ausrüstung der Schiffe vollendet sein würde, schnell aus dem
Lager zu rücken.
Kakari-si fodo-ni isogasi-fatete jö-i-ico nasi ni-guatsü-no
naka-gnro-ni ijo-ijo siutsü-dzm-sü-bes-i tote itoma-goi-no tnme-to
site ^ ^ san-den-site wb~ni ^ ^ fai-jessüre-ha kofßtsü-
11*
1 n4 Pfizmaier.
retsü aratamete mei-zite iwaku fazime ivaga sio-ziö-ico niotasime
si-setsü-wo tsulcmoasü-to ije-domo sara-ni itsi-gon-no i^ ^£
fh-sio-ioo ^ tei-sezü amassaje waga isulcai-wo kano tsi-ni
todomete kojesi-vio jarazü korosi-si koto-domo nikumi-te-mo nawo
nikumi-tsü-hesi. Ju-e-ni ima nandzira-ni g-^ takii-site sono
^jK .^ fu-tei-ico /C\f sei-süru nari. Tsütsüsinde ö^ ^^ giin-
jaku-ico tsütome-jo. Ko-zin-no ^' go-ni iicaku fito-no kokka-
wo wm koto-wa fo-tsi zin-min-ico tomo-ni je-tsü-besi. Mosi zin-
min-iüo korosi-tsukusa-ha itadzüra-ni to-tsi-ioo u-to-mo köre fu-
j6-no -^ Mn tsib-butto ijeri nandzi-ra kono go-ioo wasürnru
koto na-kare sono kuni-ivo seme-tori-te sono koku-siü-ico jakko-
to nasü tote-mo sono fito-dane-wo tsükusi-te-tva sünawatsi fu-
jö-no mono nare-ha to-tsi-to fito-to-wo tomo-ni jete tcaga zoku-
koku-to sen koto-wo kokoro-ni kakete tsütomu-besi. Mala koko-ni
itsi-dai-zi ari fukaku ivaga ure-uru-iva nandzi-ra jen-kai-no
ikusa-ni utsi-katte sono ikiwoi fa-tsiku-no gotokn süsünde wo-no
mijako-ni seme-iran-ni kare-jori iva-boku-ico ko koto ara-ba
kanarazü kuai-gi-ni ojobu-besi. Sono toki ~n\ ko-wo arasoicazü
kokoro-gokoro-ni narazii-site fitori-no kokoro-ni idzüru-ga gotoku
kano kuni-bito-ni j]|| ^^ 6-tai-su-besi. Sono setsü nandzi-ra-ga
gi-süm tokoro matsi-matsi-taran-ioa j^ ^^ koku-zioku-no dai-
itsi-to i-i-tsü-besi. Kono rib-deo-wo jume wasüru-be-karazü gun-
gi-ni itatte-wa sih-gun-ni makasü tsütome-jo-ja-to mei-zi-kere-ba
a-si-kan-ra-wo fazime-to site itto-ni tsütsüsinde W] a^ tsioku-ju
joku-joku -^ ^k rib-zib-tsükamatsüri-sbrai-nu ikan-zo bb-
sissü-be-ken-ja. Jume-jame ^5 mi^ sei-rio-ioo rb-süru koto naku
gai-dzin-no toki-wo matsi-tamaje-to kotaje-tsütsü wb-no maje-
wo-zo ide-ni-keru.
Unter solchen Umständen richteten sie in Eile her und
trafen die Vorbereitungen. Um die Mitte des zweiten Monats
sagten sie, dass sie aus dem Lager rücken könnten. Sie be-
gaben sich, um Abschied zu nehmen, in die Vorhalle und
verbeugten sich vor dem Könige. Koffitsrets ertheilte ihnen
von Neuem den Befehl, indem er sprach: Dass, obgleich ich
ein Schreiben mitgegeben und eine Gesandtschaft geschickt
habe, man nicht einmal ein Antwortschreiben von einem ein-
zigen Worte zum Vorschein brachte, überdiess meine Ge-
sandten in jenem Lande zurückbehielt und, ohne sie zurück-
zuschicken, sie tödtete, diese Dinge muss ich vei'abscheuen
Die Geschichte der Mongolenangriflfe auf Japan. 1()Ö
und abermals verabscheuen. Desswegen vertraue ich es euch
jetzt an und strafe diese Ung-ereclitig-keit durch Eroberung.
Achtet darauf und lasset euch den Kriegsdienst angelegen
sein! In den Worten der Menschen des Alterthums heisst es:
Um Reich und Haus der Menschen zu erlangen, inuss man
Land und Boden und die Menschen des V^olkes zugleich er-
langen. Wenn man die Menschen des Volkes insgesumnit
tödtet, mag man eitler Weise Land und Boden erlangen, es
sind diess unbrauchbare immerwährende Dinge. Vergesset
diese Worte nicht. Ihr möget immerhin dieses Reich erobern,
den Gebieter des Reiches zum Sclaven machen, da es, wenn
ihr die Menschen gänzlich aufreibet, unbrauchbare Dinge sind,
so müsset ihr euer Herz daran hängen, dass ihr Land und
Boden und die Menschen zugleich erlanget, sie zu meinem ab-
hängigen Reiche machet, und es euch angelegen sein lassen.
Ferner gibt es hier etwas Wichtiges. Um was ich tief be-
kümmert bin, ist dieses: Wenn ihr mit dem auf dem See-
wege schiffenden Kriegsheere sieget, wenn diese Macht, als ob
sie Bambusse zersplitterte, vorschreitet und angreifend in die
Hauptstadt des Königs dringt, dann von Seite des Königs um
Frieden gebeten wird, muss gewiss eine Zusammenkunft und
Berathung stattfinden. Um die Zeit müsset ihr, ohne um die
Verdienste zu streiten, nicht vielerlei Sinnes, sondern, als ob
ihr von einem einzigen Gedanken ausginget, den Menschen
jenes Reiches begegnen. Wo eure Meinungen auseinander gehen
werd^, muss die Ehre des Reiches das erste genannt werden.
Diese zwei Dinge dürfet ihr bei Leibe nicht vergessen. Was
den Feldzugsplan betrifft, so überlasse ich ihn den Heer-
führern. Lasset es euch angelegen sein !
Von 0-thsi-han angefangen, antworteten Alle ehrerbietig:
Wir sind dem kaiserlichen Befehle sorgfältig nachgekommen,
wie sollten wir ihn vergessen können? Ohne im Geringsten
die höchstweisen Gedanken abzumühen, möge der Kaiser auf
die Zeit des Triumphes warten. — Mit diesen Wortei'i ver-
liessen sie den König.
Süde-ni sin-hassen-to süru-ni nozonde san-gi ^e ^ ^^
ß-koku-sa-to iü mono sö-site iwakii saki-no fodo gun-gi-ioo tate-si
toki kin-to m-kiü-wa kh-rai-no kin-siü-ni itari u-ziö fan-bun-ko-
ra-ica kh-nan-jori siütsu-dzin-si i-ki-no sima-ni '^ ^ kuai-
!()(> Pfizmaier.
sm-si sore-jori sügu-ni kano kuni-no ^ :^ icb-to-ni seme-
iru-beku qun-gi-toa snde-ni dzi-dzio-sbrai-si-ga kono san-guatsü
HH M< nan-fü-ni ai tvaga kuni-ni \S ^ feo-tsiaku-se-si
nlppon-zin-no ari-kere-ba nori-kumi-si ka-ko-no mono-ni fon-
goku-no |^ dzü-wo kakasimete sono tsi-ri-ioo fakari-miru-ni
dai-zai-fu-no nisi-ni atatte fira-do-sima-to iu sima ari-keri. Si-fo
sübete ttmi-ni site koto-ni kisi-giwa fukaku site gun-kan-ico
josuru-ni ^^ *^ hen-gi nari. Kono sima-nite ^b sei-ivo soroje
osi-josen kata sikaru-hesi-to-zo mosi-tari-keru. Mö-ko-wo kore-ioo
kiki-te ge-dzi-site iwakit rnppon sei-to-no -^^ so-gun-zei sin-tai
kuan-kiü-no furumai-ni olte-ioa ima kono tokoro-nite fakaru-
heki-ni arazü a-si-kan-m makase-tare-ba kare-ni ^£ gi-se-jo-to
i-i-tari-keri.
Als man im Begriffe war vorzurücken, machte der be-
rathende Grosse Fei-kuö-tso an dem Hofe eine Meldung und
sagte: Als man in früherer Zeit den Kriegsplan entwarf,
wurde beschlossen, dass Hin-tu und Tscha-khieu nach Kin-tscheu
in K6-rai gelangen, der Zugetheilte zur Rechten, Fan-wen-hu
und die Uebrigen von Kiang-nan aus das Lager verlassen, bei
der Insel Iki sich sammeln und von dort geraden Weges in
die Königsstadt jenes Reiches im Angriffe dringen sollen. Da es
in diesem dritten Monate des Jahres Menschen von Nippon*
gab, welche von einem Sturme überfallen und in unser
Reich verschlagen wurden,, so Hess man durch die mitfahren-
den Schiff leute einen Grundriss ihres Reiches zeichnen. Als
man die Länder überblickte, befand sich westlich von dem
Sanimelhause des grossen Vorgesetzten eine Insel Namens
Fira-do. Da von allen Seiten das Meer und besonders an
den Uferbänken Tiefwasser ist, eignet sie sich zum Anker-
platze der Kriegsschiffe. Diese Insel sollte die Stelle sein, wo
man die Kriegsmacht aufstellt und hinschiebt. — Als der
Mongolenkönig dieses hörte, gab er die folgende Weisung:
Was das Vorwärtsschreiten und Zurückgehen, die langsame
oder schnelle Bewegung der Kriegsmacht für die Eroberung
Nippon's betrifft, so kann es jetzt an diesem Orte nicht erwo-
gen werden. Da ich es 0-thse-han überlassen habe, so wende
man sich mit dem Rath au diesen.
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 167
Die Wache an dem Meerufer von Tsin-zei.
Md-ko-lioku fei-sotsü-wo tsünori-motomete süde-ni ziü-man-ni
ojohi ko-rai [^ ^ ui-ui-to-no sio-gun-wo kuwajete sono sei iku
ziü-man-to-mo fakari-gatasi. Sü-man-no sen-kan-ico ukahete jose-
kitaru josi sono uwasa jamazari-keri. Osoru-beki-wo osore osoru-
mazi-ki-wo osorezaru mono-wa sükunaku site sawagu-mazi-ki
koto-ni-mo saioagi-tatsü-ioa seo-nin-no narai-naru-wo masi-te
kono mo-ko-no koto-ica saki-no tosi-no kassen-ni^ kiki-odzi-site
sono sa-ta nomi fun-fim nari. Mata aru-mazi-ki '^^ Jq^ zia-
soku-wo Wj: '^ fii-kucd-si kano kuni-ni-ioa ki-ziütsü ^"J ^
gen-fb ari-te kaze-ni ^ sio-zi nami-ni süml zin-dzu fu-si-gi-no
fataraki are-ha jo-no fsüne-no kassen-nite-wa utsi-katsü koto-wa
kano-he-karazü. Mata o-oki-naru tetsü-tama-no naka-ni fi-wo
tsütsümi-irete ^ P^ kü-tsiü-ni tohasefe faziki-kakure-ha sono
tama mei-do-site ^ -^ ran-raku-sü sükosi-nite-mo ataru-wa
südzi föne kudakete PD ^ soku-si-süru koto ataka-mo
ikadzütsi-ni utaru-ga gotosi. Tatst naganata-no tsikara-wo
tsükusi kiri-musübu-to-mo kari-faro-to-mo ki-ziütsü-ni teki-tai-sü-
he-karane-ha juku sü-e ika-ga nari-jukan-to i-i-odosü mono are-ba
kiki-odzi-süru mono fata sükuna-karazü tanomi-gataki-ica simo-
simo-no mono wakimajenu kokoro nari. Bu-si-no ije-ni aru
mono-wa nani-ka-wa motte osoru-beki sai-koku-no ran-bb-wo
nikuki si-icaza-to iki-doioori aioare to-goku-je-mo jose-jo kasi
futa-tahi josüru koto ara-ba te-itaku atatte korasimen-to te-
gusüne fi-i-te mafsi-wi-tari.
Die Krieger, die das Mongolenreich zusammengezogen
hatte, waren bereits hunderttausend. Man gesellte hierzu die
Heere von Kö-rai und Hoei-hoei, und es lässt sich nicht er-
messen, aus wie vielen Hunderttausenden diese Kriegsmacht
bestand. Das Gerücht, dass mehrere zehntausend Kriegsschiffe
angeschwommen kämen, verstummte nicht. Da wenige Men-
schen sind, welche das, was zu furchten ist, fürchten, was
nicht zu fürchten ist, nicht fürchten, ist es auch die Gewohn-
heit kleiner Menschen, über Dinge, derentwegen man sich
nicht zu beunruhigen braucht, sich zu beunruhigen. Noch mehr
war dieses der Fall in Hinsicht auf die Mongolen. Man hatte
von den Kämpfen der früheren Jahre mit Zittern gehört, und
Ißg Pf iz maier.
die Ncachrichten davon waren nur verwirrte. Ferner fügte man
unmögliche Selilangenfüsse hinzu und sagte, in jenem Reiche
irebe es wunderbare Künste und Zauberei. Jlan reite auf dem
Winde, wohne auf den Wellen, und da Verkehr mit Geistern und
unbegreifliche Verrichtungen stattfinden, könne mau es nicht
dahinbringen, in einem Kampfe, wie er in der Welt gewöhn-
lich ist, zu siegen. Ferner wickeln sie in grosse eiserne Kugeln
Feuer und lassen es in die Luft fliegen. Wenn sie abschnellen,
klängen diese Kugeln mit lautem Tone und fielen wirr her-
nieder. Wer nur ein wenig getroffen werde, dessen Adern und
Knochen würden zermalmt und er sterbe auf der Stelle, gerade
als ob er vom Donner gerührt würde. Wollte man auch die
Kraft der Schwerter und langen Messer erschöpfen, zusammen-
stechen und weghauen, da man der wunderbaren Kunst nicht
entgegentreten kann, wie werde es in der Zukunft werden?
Da es Leute gab, welche mit solchen Worten schreckten,
waren nicht Wenige, welche dieses mit Zittern hörten. Wo
man nicht vertrauen kann, haben die gemeinsten Dinge einen
unverständlichen Sinn. Die in den Häusern der Krieger sich
befanden, hatten nichts zu fürchten. Sie zürnten über den
Aufruhr der westlichen Reiche als ein verabscheuungswürdiges
Treiben und meinten: Möchten sie nur gegen die östlichen
Reiche andringen! Wenn zum zweiten Male ein Angriff statt-
findet, werden wir bis zum Schmerzen der Hand sie züchtigen.
Sie zogen Fichtenharz und warteten.
Sate-mo kama-kura-ni-wa ken-dzi san-nen go-guatsü fo-deo
miisasi-no kamt josi-masa sikken-no ren-sio-wo ^ ^ si-siokti-
site sin-siü siwo-da-no go-ni kan-kio-seraru kakare-ha sagami-no
kami toki-mune — • ^ij ippan-nite dai-seö-no koto-wo sa-ta-
serare-keri. Ini-si ken-dzi guan-nen mo-ko-no tsükai-wo ju-wi-ga
fama-ni zan-zai-site kua-sin-no jen-wo dan-zessi koto nara-ha
waga kuni-jori kb-kai-site sei-tb-wo-mo nasü-hesi-to bu-rei-ico iki-
dowori nikumare-kere-ha kano kuni-wo ikarase fara-tatarasete
fiE ^ nui-ho-no ikusa-wo si-kake-sase matsi-tsütsü utte toran-to
ncvL Sare-ba bun-jei-no kassen-wa fase-atsümari-si jori-ai-zei-
nite gun-riaku -^ ^fl gb-kna-sezari-si-ga fatsüka itsi-nitsi-no
tatakai-ni sib-sotsü-ra tai-kiissi koto-ni mi-narenii ikusa-ki-nite
omoi-no foka-no jei-ki-wo kuzikare tatakai-fodo-fodo nan-gi-ni
ojobi te-oi iifsi-zini o-o-kari-si koso i-i-ka-i-na-kere tote sono
Die Geschichte der MongoleuangritTe auf Japan. 169
tahi-wa itsi-zoku-naru fo-deo kadzusa-no süke ^m ^t sane-
niasa-ni mei-zi fsin-zei-je ge-ko-sesime sai-koku-no go-ke-nm-ra
kib-to-no o-o-han-ni sitago mono-domo-ico mina-niina sane-masa-nl
sitagawasete tsüku-si-ni kudarasime to-goku-no go-ke-nin-tvo
nobosete kib-to-no ato-wo oginawaru. Sane-masa tsin-zei-ni ge-kb-
site gcd-kan-ioo ziün-ken-si tsl-ri-wo fakari-te sono tsi-tsi-tsi-no
siu-go dzi-to-ni j^ ^S sib-gi-site. faka-ta fako-zaki-to-no umi-
hata-ni |gj^ ^^ sü-ri-ga aida tsüi-dzi-ioo tsüki isi-gaki-ico kumi-
age-tai'i. Itsi-zib amari-no kiri-kisi-ni site bib-bu-ico tate-taru
gotoku nare-ba ika-naru ^^ S^ ka-riu-ni mutsi-utsü-to-mo
nori-kojemi-beki jb-zo naki konata omote-ioa fei-kin-ni situ
uma-ni nori-tsütsü kake-ßki-ico zi-jü-ni naru-beku kamaje-tari.
Da in Kama-kura, im tauften Monate des dritten Jahres
des Zeitraumes Ken-dzi (1277 n. Chr.), Josi-masa von dem
Geschlechte F6-deö , Statthalter von Musasi , das Amt der
Führung- der fortgesetzten Schriften des Inhabers der Gewalt
niedergelegt hatte und in dem Districte Siwo-da in Sin-siü von
den Geschäften zurückgezogen lebte, erstattete Toki-mune,
Statthalter von Sagami , unter einem einzigen Siegel über
grosse und kleine Angelegenheiten Bericht. Wenn man im
ersten Jahre des vergangenen Zeitraumes Ken-dzi (1275 u. Chr.)
die Gesandten der Mongolen an dem Ufer von Ju-\vi enthaup-
tete und die Beziehungen der Freundschaft abbrach, so war
es, um für den Fall, dass man, über die Verletzung der Ge-
bräuche erbittert, sich zum Absegeln von dem eigenen Reiche
und Verhängung von Strafe durch Eroberung entschliessen
sollte, jenes Reich zum Zorne zu reizen, es einen unüberlegten
Feldzug in's Werk setzen zu lassen und im Warten einen
Schlag zu führen. Weil man jedoch in dem Kampfe des Zeit-
raumes Bun-jei für die schnell zusammengezogene Kriegsmacht
keinen einheitlichen Plan entworfen hatte, in dem Kampfe von
kaum einem Tage Anführer und Streiter ermatteten, besonders
durch die ungewohnten Kriegs Werkzeuge der unerwartete Muth
gebrochen wurde, zur Zeit der Kämpfe Gefahr eintrat, zahl-
reiche Verwundungen und Tödtuugen vorkamen und dieses zu
sagen unnütz sein mochte, gab man diessmal dem zu einem
Seitengeschlechte gehörenden Sane-masa, Gehilfen von Kadzusa,
den Befehl, nach Tsin-zei herabzusteigen, Hess alle Haus-
genossen der westlichen Reiche und alle der grossen Wache
170 l'f iz iiiaier.
der Hauptstadt sich anschliessenden Leute sich an Sane-masa
schliessen und nach Tsuku-si herabsteigen. Man liess die
Hausgenossen der östlichen Eeiche heraufkommen, wodurch
die Abgänge in der Hauptstadt ersetzt wurden. Als Sane-masa
nach Tsin-zei herabkam, umwandelte und besichtigte er das
Meerufer, erwog die Vortheile des Bodens, und nachdem er
sich mit den Schirmherren und Häuptern des Bodens dieser
Gegenden berathen, erbaute er an der Seeküste von Faka-ta
und Fako-zaki auf einer Strecke von mehreren Weglängen
einen Erdwall und führte eine steinerne Mauer auf. Da es
Uferbänke von mehr als einer Klafter Höhe und gleich auf-
gestellten Windschirmen waren, konnte ein Reiter, welches
edle Pferd er auch peitschte, sie auf keine Weise übersetzen.
Diesseits war die Oberfläche eben und so hergestellt, dass
man zu Pferde nach Willen vorwärts und zurücksprengen
konnte.
Jumi-ja fib-rb ma-kusa mnde nani-kure-to jo-i-site kai-gan-
ni-wa sü-so-no gun-sen-ico tsünagi-tsütsü ima-ni-mo koko-ni jose-
ki-na-ha kub-wi-wo i-zoku-ni simeaü-hesi. Kono tabi-no tatakai-
ni-wa ikade-ka zokit-ra-ni usiro-wo misen aranu gim-ki-ni kokoro-
madoi omoi-no foka-ni te-itaku-mo atarazan-si koto-no kiijasi-
sa-jo. Ima-wa ^^ t^ gun-ki-wo mi-sükasi-tari. Nani fetsü-
guan-no fi-wo osoren osi-jose-küaru fo-kage-wo mi-ha sümijaka-ni
gun-sen-wo nori-idasi zoku-to-ga fune-ni nori-iri-te hun-don kb-
mib-sen mono-to süsümi-süsünde matsi-kake-tari. Ban-goku-ni
ß-rui-naku tsiü-jü-wo saki-to site gi-wo siri fadzi-wo ivasurezaru
onodzükara-naru hu-koku-no ^ /?< koso ajjpare me-de-taki
koto-ni-wa ari-kere. Sare-ha kono nen-getsü-ioa nani-to naku
sawagasi-kari-si-ni kono fi-ni itari sono i^ setsü uso-narazü
kikoje-kere-ha kin-tei-jori-mo on-tsükai-ioo taterare sio-sia sio-
zi-no sin-hutsü-ni go-ki-guan-wo taterarete gb-bukii-sü-heku-zo
inorase-tamb.
Man hielt alles, Bogen imd Pfeile, Mundvorräthe, selbst
Pferdefutter in Bereitschaft, und indem man an das Meerufer
einige Kriegsschiffe band, konnte man den fremden Räubern,
wenn sie jetzt hier ankämen, die erhabene Macht kund thun.
Wie hätte man in dem diessmaligen Kampfe den Räubern den
Rücken zeigen können? Welch ein Leid, dass man durch die
Kriegswei'kzeuge, welche man nicht besass, im Herzen in
Die Geschichte der Mougolenaugriffe auf Japan. 171
Verwirrung gebracht wurde und wider Vermuthen nicht bis zum
Schmerzen der Hand ihnen Stand gehalten hatte ! Jetzt hatte
man die Triebwerke des Krieges durchblickt. Wozu brauchte
man das Feuer der eisernen Kugeln zu fürchten? Wenn
man den Schatten eines herannahenden Segels sehen würde,
würde man sogleich die Kriegsschiffe auslaufen lassen, auf die
Schiffe derRäuberscharen eindringen, sie erbeuten und sich hohen
Ruhjn erwerben. Mit diesen Gedanken schritten Alle vorwärts
und warteten mit Ungeduld. Ohne in den zehntausend Reichen
ihres Gleichen zu haben, Redlichkeit und Muth zur Hauptsache
machend, indem sie die Gerechtigkeit erkannten, die Schande
nicht vergassen, welch' eine erfreuliche Sache mochte die von
selbst entstandene Sitte des kriegerischen Reiches sein ! In-
dessen waren die Monate dieses Jahres ohne irgend welchen
Grund bis zu dem gegenwärtigen Tage unruhig gewesen. Als
man vernahm , dass diese Reden keine eitlen seien , wurden
auch von Seite des kaiserlichen Hofes Abgesandte ernannt.
Man richtete an den Altären und in den Tempeln zu den
Göttern und zu Buddha Gebete und Hess erflehen, dass man
die Feinde bewältigen möge.
Die Ankuuft des gesammten mongolischen Heeres.
Ko-an si-nen go-guatsü ni-ziU-itsi-nitsi mö-ko-no sen-tai
sei-to gen-süwi kin-to kd-sa-kiü-ra-no zoku-sen m-sen-s6 i-ki
tsusi-raa-wo sast-te osi-jose-tari. Ma-saki-ni ko-rai-no ßb-sen go-
fiaku-sö fe-saki-wo narahe fito-te-wa i-ki-ni tsiaku-gan-si fito-te-
iva tsüsi-ma-ni zio-riku-sü. 0-o-zei kuga-dzi-ni agaru-ja ßtosi-ku
sima-bito-ra-ico utsi-korosi sasi-korosi y^ i^ ro-jed-no kirai-
nakn ide-o mono-v)0 S|| ^^ zan-geli-site sono i^ ^; ub-bo
ataru-he-karazü. Kai-gan tsikaki ^E ^^ kio-min-ra-ioa nogare-
idzü-heki ßma-naku site tai-fan i-zoku-ni utare-keri. Itoke-naki
^ ko-wo ßki-tsürefe jama-no ko-kage fani-no soko-ni kakure-
ßsonde nogarure-domo awafe-si oja-ni ßki-faterarefe ko-domo-ioa
itsi-zi-ni naki-sakebu sono ko-e-wo kiki-tsükefe tadzüne-motomete
korosi-keri. Sibasi-no inofsi wosi-kere-ba tote kaioajuki waga
-^ ko-ioo icaga te-ni kakete sasi-korosi-tsütsü kakure-keri. -^
Ko-ico usinni-te oja bakari itsü-made ikin inotsi-nite kakaru
aki-me-wo miru jaran-to nageki-kanasimu-zo aware-naru. Favaka-
172 Pfizmaier.
narii oki-ai-ni-wa iku-sen- jffl so-to-mo kazü sirarezü ^^ ^
sin-sin-to site tsiiranareru fib-sen tsnsi-ma-no kata-ni josuru-ka-fo
vii-si-ga tsüsi-ma-ni-mo josezü-site muna-knta-no nmi-dzi-ni kakari
fnko-zaki-no nisi-ni atareru y ZI noko-no sima si-ga-no sivia-
ni-zo tsüki-ni-keru. Kono futa-tsü-no sima-wo asi-damari-ni site
koko-nite so-zei-tco matsi-aicasefe ßto-te-ni nari-te osi-josen-to-no
tarne naru-besi. Bti-ki ßb-ro-ica iü-ni ojohazu süki kuwa kama-
wo fazime-to site no-geö-no do-gn-made su-sö-no fune-ni tsümi-
konii-tari. Fitsü-dzio ikusä-ni titsi-katte sümi-tsukn-heku-ja omoi-
ken issai-no zo-gu made nani fu-sok%i-naku takuioaje-keri.
Am einundzwanzigsten Tage des fünften Monates des
vierten Jahres des Zeitraumes K6-an (1281 n. Chr.) kamen
mehrere tausend Räuberschiffe Hin-tu's und Hung-tscha-khieu's,
der ersten Anführer der den Osten erobernden vordersten
Reihen der Mongolen, in der Richtung der Insehi Iki und
Tsusi-ma zum Angriffe heran. Ganz voran stellten fünfhundert
Kriegsschiffe von K6-rai in Reihen ihre Büge. Der eine Flügel
gelangte in Iki an das Ufer, der andere stieg- in Tsusi-ma an
das Land. Die grosse Streitmacht, auf den Landwegen empor-
steigend, erschlug und erstach gleichmässig die Inselbewohner.
Ohne Abscheu vor Jung oder Alt machte sie nieder, was ihr
begegnete, eine Grausamkeit, die keinen Erfolg haben konnte.
Die nahe an dem Meerufer wohnenden Menschen des Volkes,
denen zum Entkommen keine Zeit blieb, wurden zur grösseren
Hälfte von den fremden Räubern getödtet. Einige, ihre zarten
Kinder mit sich nehmend, verbargen sich in den Schatten der
Waldbäume, in der Tiefe der Thäler und entkamen. Jedoch
wenn sie hörten, dass die Kinder, von den erschrockenen
Aeltern hingesetzt, einmal weinten und schrien, suchten sie
sie auf und tödteten sie. Des kurzen Lebens willen legten sie
an ihre armen Kinder die Hand, tödteten sie und verbargen
sich. Nachdem sie ihre Kinder verloren, wie lange sollten die
Aeltern leben? Lebendigen Leibes die bevorstehenden Leiden
sehend, klagten sie und waren voll Trauer.
Man sah, dass an der fernen Grenze der hohen See
Kriegsschiffe — man kannte nicht deren Zahl — in dichten
Reihen ungefiihr der Seite von Tsusi-ma sich näherten. Sie
legten sich nicht an Tsusi-ma, sondern verfolgten den Seeweg
von Muna-kata und gelaugten zu den westlich von Fako-zaki
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 17
o
liegenden Inseln Noko und Siga. Es mochte zu dem Zwecke
sein, diese zwei Inseln zum Stützpunkte zu machen, daselbst
auf die gesammte Kriegsmacht zu warten und^ nachdem man
sich zu einer einzigen Masse vereinigt, heranzudringen. 8ie
luden das, was zu Kriegswerkzeugen und Mundvorrath nicht
taugte, von Spaten, Hauen und Sicheln angefangen bis zu den
Geräthen des Ackerbaues, auf mehrere Schiffe. Wohl in dem
Gedanken, dass sie in dem Feldzuge gewiss siegen würden
und um sich ansässig machen zu können, häuften sie selbst
alle vermischten Geräthschaften, ohne etwas mangeln zu lassen,
zusammen.
Sate-mo tsuku-si-no kat-gan-ni-wa narasi-narasi-si adzüsa-
jnmi moto-jori SH go-si-taru koto nare-ha faruka-ni josüru
zoku-sen-wo loi-nagara tnatan-ioa i-i-ga-i-nasi. Utte iden-to
ßsimeki'fe isami-süsümeru ari-sama nare-ha me-ni amaru tai-
gun-ni fajari-te kake-make-taran-ni-iva ko-jo-naki dai-zi-to
kadzüsa-no suke sane-masa mei-rei-ivo kudasi-tsütsü jose-kitari-
na-ba ja-ziri sagari-ni ite otosi utte tore-tote ^. fei-no utsi-
ni-iva te-dare-no sei-fei-wo jerami-isütsü ki-do sasi-katamete jeo-
gai kihisi-ku matsi-kake-tari. Zoku-wa sasuga-ni ken-go-naru
waga sonaje-ni-ja m-jo-si-ken si-ga noko-no rib-tb-ni funa-gakari-
site jose-mo kitarazü. Kure fate-nure-ha fei-no uje-ni kagari-hi
amata taki-tsüdzuke faku-tsiü-no gotoku kagajakasi jo-zin ken-
go-ni siu-ei-sen.
Da aber für die Bogen von Hartriegel, die man an dem
Meerufer von Tsuku-si immerfort ertönen Hess, eine Zeit be-
stimmt worden, so ist es unnütz zu sagen, dass man, bei den
in der Ferne herankommenden Räuberschiffen verweilend, ge-
wartet haben wird. Da man thatsächlich in der Absicht hervorzu-
brechen, lärmte und kühn vorwärts drängte, Hess Sane-masa, der
Gehilfe von Kadzusa, in Betracht, dass es die ernsteste Sache
wäre, Avenn man von dem unübersehbaren grossen Heere schnell
angefallen und besiegt würde, die Befehle ergehen. Damit man
den Feind, wenn er herankommen sollte, mit gesenkter Pfeilspitze
herunterschiessen und erlegen könne, wählte man innerhalb der
Mauer vorzügliche, im Pfoilschiessen geübte Krieger aus. Man
verstärkte die Thore, verschanzte sich fest und wartete. Die
Räuber mochten in der That, wohl unserer strengen Vorkeh-
rungen wegen, unschlüssig sein. Sie ankerten mit ihren Schiffen
1^74 Pfiz maier.
vor den beiden Inseln Siga und Noko und kamen nicht heran.
Als es vollständig Nacht geworden war^ zündete man auf der
Mauer in Menge neben einander Leuchtfeuer an und machte
Alles wie am hellen Tage erglänzen. Man hielt sorgfältig und
streng Wache.
Kakari-si fodo-ni ^ ^ kaja-no y'^ ^|5 dzi-ro ^[g -^
tsüne-naga-wa kono fi jose-kitari-si zoku-sen-ico loi-nagara koko-ni
matsüra-gata tsüki-mo katahukn sin-ja-no jami jo-utsi koso kukkio
nare fito sirezü ,sen-tö-si ?:oku-sib-no kuhi kitte tsi-matsuri-ni
sonajete kuren-to te-zei-ioo sügutte fune-ni tori-nori me-zasü-mo
siranu oki-naka-wo si-ga-no ura-ni kakari-taru teki-sen-no fi-wo
me-ate-to si an-nai siri-taru umi-dzi nare-ba momi-ni mpnde
kogi-tate-tari. Ai-sonaje-no mi-kata-no gun-sotsü sono jb-sü-ico
ukagai-sin-te nani-ka-wa sükosi-mo iü-jo-sü-heki ika-de kaja-
no-ni otorazi-to onazi-ku fune-wo osi-tatete ato-ico otte-zo kogase-
keru. Kaku-te dzi-ro tsune-naga-iva fodo-joku teki-sen-ni kogi-
josete toki-no ko-e-wo fassi nori-utsüri-ataru-wo sai-tvai kitte
megure-ha zoku-to-ra-wa tai-gun-ico tanomi-nite jo-utsi-no jo-zin
sara-ni naku okotari-fate-si wori-7iare-ha motte-no foka-ni gio-
ten-si aicate-sawagi-te fusegi-tatako ^ ^t gi-sei-naku firaki-
nahiki-te nige-meguru. Kokoro-kiki-taru mono atte te-hajaku
jaki-kiisa-ico funatsi-kake-tari. Mi-kata-no gun-sen oi-oi-ni nori-
jofse-ki-nure-ba ^ ^ an-ja-no koto-nite zoku-sen-jon-ica sei-no
ta-seo-no fakararene-ba ono-ga fune-bune-wo jö-zin-site sawa-
sawasi-kii-mo utte kakarazü. Saru-kara-ni dzi-rh tsune-naga
omoi-no mama-ni utsi-kafte naioo-mo tajumazü kitte meguru-ni
ja-gnra-ni fanatsi-si fi-no te maioari-te j^ s: jen-jen-to site
moje-agari ma-tataku fima-ni ^^ j|^ man-sen fi-to nari-nure-ba
te-zei-wo madomete icaga fune-ni ton-nottari. Kono sawagi-ni
fomo-fune-wa ono-ga fune-ni fi-no utsüran-wo osore-tsütsü kogi-
firakan-to süru fima-ni kogi-tate-kogi-tate mi-kata-no dzin-je
kajeri-keri. Kiri-süte-tari-si-ica kazü sirezü utsi-toru kubi kazü
ni-ziü-itsi tai-sib-no zikken-ni ire-tari-si-ioa me-zamasi-kari-kertt
si-dai nam.
Während unter solchen Umständen der ordnende Leib-
wächter Tsune-naga von Kaja-no bei den an diesem Tage
herangekommenen Räuberschilfen verweilte, mochte hier in
der Finsterniss tiefer Nacht, in welcher an dem Strande von
Matsura auch der Mond sich neigte, ein nächtlicher Ueberfall
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 17o
eine ungebeugte Kraft bekunden. In der Absicht, unbemerkt
der Erste den Boi-d zu ersteigen, Häupter der Anführer der
Räuber abzuschlagen und zum Blutopfer darzureichen, wählte
er eine Handvoll Leute und nahm sie in ein Schiff. Er setzte
sich die Feuer der feindlichen Schiffe, die, nicht wissend,
worauf sie achten sollten, in der Bucht der mitten in der
hohen See liegenden Insel Siga angelegt hatten, als Ziel vor
Augen, und da es ein ihm wohlbekannter Seeweg war, ruderte
er mit beständiger Anstrengung weiter. Die Krieger unseres
in Bereitschaft stehenden Heeres, welche dieses Beginnen er-
spähten, konnten auf keine Weise nur im Geringsten un-
schlüssig sein. In der Meinung, nicht schlechter als Kaja-no
zu sein, stellten sie zu gleicher Zeit die Schiffe und ruderten
ihm nach. Nachdem der ordnende Leibwächter Tsune-naga,
so gut er konnte, zu den feindlichen Schiflfen herangerudert,
erhob er ein Feldgeschrei und fuhr, diejenigen, die von einem
Schiffe in das andere stiegen, glücklich niederhauend, umher.
Da es um die Zeit war, wo die Räuberscharen, im Vertrauen
auf ihr grosses Heer, vor einem nächtlichen Ueberfall gar
nicht auf ihrer Hut und gänzlich sorglos waren, staunten diese
ausserordentlich und, in Schrecken und Verwirrung zur Ver-
theidigung machtlos, öffneten sie sich, gaben nach und schiff-
ten fliehend umher. Ein geschickter Mann unter ihnen warf
rasch einen Zündstoff zu. Da unsere Schiffe sich immer mehr
hinzudrängten, wurde bei finsterer Nacht von Seite der Räuber-
schiffe die Zahl der Streitkräfte nicht erwogen. Sie waren auf
ihre Schiffe bedacht und in ihrer Verwirrung zum Tödten
nicht bereit. Weil es sich so verhielt, schlug der ordnende
Leibwächter Tsune-naga nach seinem Wunsche zu, siegte und
fuhr, noch weniger lass, niederhauend umher. Da unterdessen
die Flammen des in einen Schiffsthurm geworfenen Feuers
rings umher aufloderten und in einem Augenblicke ein ganzes
Schiff in Flammen stand, Hess er die Besatzung zusammen-
treten und nahm sie in das eigene Schiff auf. Befürchtend,
dass bei dieser Verwirrung das Feuer der begleitenden Schiffe
sich seinem Schiffe mitth-^ilen könne, ruderte er, während jene
auseinander rudern wollten, immerfort weiter und kehrte nach
dem Lager der Unsi-igen zurück. Was diejenigen betrifft, die
er niederhieb, so ist deren Zahl unbekannt. Dass einundzwanzig
17G Pfizraaior.
mitg-enommene Köpfe zum Behufe der Erkennung bei dem
Heerführer eingebracht wurden, steht im Verhältniss zu seiner
glorreichen That.
Die Grossthat Mitsi-ari's.
I-jo-no kuni-no dziü-nin jp^ ^ ko-no roku-rb ^ 7^
mitsi-ari-ioa kono fatsi-ka-nen i-zen-jori udzi-gami-no jasiro-ni
ki-guan-site Iwaku mosi kono ziü-nen-no utsi-ni i-zoku kitara-ha
rf^ H^ tsiü-sen-site utsi-toru-hesi. Mosi kitarazü-ha i-koku-je
osi-watari gassen-site utsi-sitagajen kono rib-deo-ioo mamorase-
tcnnaje kokoro-gaioari-wa itasu-mazi-to-zo sü ziü-mai sei-si-too
sitatame mi-sima-no jasiro-no sin-zen-nite fi-ni jai-te fai-to nasi
sono fai-wo nonde tsikai-keri. Sikaru-ni ima mo-ko-no tai-gun
tsüku-si-no oki-ni josüru-to kiki-te tsikai-si kami-no megumi nari
tote odori-agatte isami-tatsi fon-goku-wo sin-hassi-te tsiku-zen faka-
ta-ni tsiakit-dzin-seri. Sono ura-ni itari-te mire-ba umi-giioa-ni
tsüi-dzi-wo tsüki ran-gui-wo utsi saka-mo-gi-wo u-ete jeo-gai
kihisi-ku kamaje-tari. Mitsi-ari-wa kono tei-wo mite kaku gen-
go-ni katame-wi-na-ba teki-ioa osorete tsika-jorit-mazi ziH-bun-ni
teki-wo ßki-uke7ie-ba ko-mih-wa nasi-gatasi. Ware-ioa ta-jasüku
teki-wo fiki-ire kokoro-joku sessen-site sio-bii-ivo itsi-zi-ni kessü-
besi. Jed-gai-ivo tanomu toki-ioa si-sotsü-no kokoro ittsi-sezü-site
ßssi-no tsi-ni-wa itarazi-tote tsüi-dzi-ni somuki dzin-wo tori isi-
gnki-wo usiro-ni atete umi-no omote-ni-wa ije-no mon tsüki-tanc
^^ maku fito-je uttaru bakari nari. Kore-ioo fito-bito sib-bi-site
kb-no-ga usiro tsüi-dzi-tote notsi-no jo-inade-mo sio-si keri.
Mitsi-ari, sechster Leibwächter von Ko-no, ein Bewohner
des Reiches Ijo, hatte acht Jahre früher vor dem Altare des
Ilausgottes gebetet, und gesagt: Wenn während dieser zehn
Jahre die fremden Räuber kommen , so werde ich redlich
kämpfen und sie erlegen. Wenn sie nicht kommen, werde ich
zu dem fremden Reiche hinübersetzen, mit ihm kämpfen und
es unterwerfen. Bewahre diese zwei Sachen, ich werde meinen
Sinn nicht ändern. — Er beschrieb mehrere zehn Stück Eid-
papier, verbrannte sie vor dem Gotte des Altars der drei Inseln
im Feuer zu Asche, verschluckte die Asche und schwor den
Eid. Als er jetzt hörte, dass das grosse Mongolenheer auf der
hohen See von Tsuku-si herankomme, glaubte er, dieses sei
die Gnade des Gottes, dem er geschworen. Er sprang muthig
Die Geschichte der Mongolenangrift'e auf Japan. 177
auf, verHess sein Heimathlaud und erreichte zu Faka-ta in
Tsiku-zeu das Lager. Als er zu der Bucht gelangte und hin-
blickte, hatte man an dem Rande des Meeres einen Erdwall
erbaut, Pfahlwerk eingeschlagen, Gestrüppe gepflanzt und einen
starken festen Platz hergestellt. Als Mitsi-ari dieses sah, sagte
er: Wenn man sich so stark befestigt, wird der Feind sich
fürchten und nicht nahe kommen. Wenn man den Feind nicht
völlig auf sich nimmt, lässt sich unmöglich Ruhm erwerben.
Ich werde leicht den Feind hereinlocken , freudigen Muthes
mit ihm kämpfen und zur selben Zeit über Sieg oder Nieder-
lage entscheiden. Wenn man sich auf Befestigungen verlässt,
ist der Sinn der Krieger nicht einmüthig, und sie gelangen
nicht dazu, den Tod zu verachten. — Von dem Erdwall ab-
gewendet, bezog er das Lager. An die Steinmauer mit der
Rückseite stossend^ das Meer an der Vorderseite, war ein mit
den Abzeichen des Hauses versehenes Zelt einfach aufgeschlagen.
Dieses rühmten die Menschen und sagten bis zu den späteren
Geschlechtsaltern: Der Erdwall hinter K6-no.
Säte zoku-sen-no osi-kitaru-ioo ima-ja ososi-to matsi-wi-tare-
domo sa-u-naku-mo josezare-ba saka-jose-ni-sen-to fajare-domo
sü-man-no teki-sen ßsi-fisi-to kogi-tsürane tetsü-no kusari-wo motte
tsünagi-awase ajumi-no ita-wo siki-narabe sa-nagara kuga-dzi-no
gofoku Site sono iije-ni-wa isi-jumi-ico o-oku sonajete ito-mo ken-
go-ni mije-nure-ha fatsüka-no te-zei hakari-nite tai-sib-no fata-
moto made kitte tri loatari-awan-wa ohotsüka-nasi. Ika-ga-ioa
sen-to omoi-wadzürai jjj||j ~^ dn-rioku narade-wa kanai-gatasi-
to issm-ni nen-zi-keru-wa nippon koku-tsiü dai-seö-no zin-gi hessi-
te-wa udzi-gami mi-sima ja-fata-no o-o-mi-kami siö-ri-wo je-
sa$e-famaware-to kan-tan-wo kudaki-te inoru wori-si-mo oki-no
kata-jori sagt itsifa tohi-kitatte ja-gura-ni oki-taru ja-no naka-
nite karasü-fa-nite fagi-tai'u so-ja fUo-südzi kuioajete sora-ni mai-
agari-si-ga jagate mata teki-sen sasi-te kakeri-juki o-oku-no
fune-ivo sügi-juki-te fito-tsü-no o-o-bxne-no uje-ni otosi-keri. Tai-
sib-no nottaru fune-to mijete J^ 'jj^ sei-ki tb. ^ fen-fen-
to kaze-ni nahikasi kin-gin-wo süri-migaki kazari-tate taka-ja-
gura ^^ ^ isio-tsio-to site kamaje-taru-wa jo-no tsüne-no fnne-ni-
ica arazari-keri.
Er erwartete die Ankunft der Räuberschiffe mit dem Ge-
danken, dass es jetzt spät sei. Da sich aber nichts ereignete und
Sitzungbber. d. phil.-lii^t. (1. lAXVI. IM II. Illt. 1-2
178 Pfizmaier.
sie nicht angriffen, war es Sitte, einen Gegenangriff zu machen.
Mehrere zehntausend feindliche Schiffe setzten sich indessen in
Ordnung. Man band sie mit eisernen Ketten zusammen, legte
Reihen von Gehbrettern und stellte über diesen wie auf trocke-
nem Boden zahlreiche Steinschleudern auf. Da dieses den An-
blick grosser Festigkeit bot, war mit einer so winzigen ihm
angehörenden Streitmacht bis zu den Kriegern unter der Fahne
des Heerführers dringen, übersetzen und handgemein werden,
etwas Ungewisses. Er quälte sich mit dem Gedanken, was
er thun solle. Ueberzeugt, dass, wenn ihm nicht göttliche Hilfe
wird, er es unmöglich ausführen könne, betete er, in sich ge-
kehrt, dass die grossen und kleinen Götter in dem Reiche
Nippon, insbesondere der Gott des Hauses und der grosse Gott
der acht Fahnen der drei Inseln ihn den Sieg erlangen lassen
möge. Während er mit Inbrunst betete, flog von der Seite der
hohen See ein weisser Reiher herbei, nahm von den auf
dem Thurme niedergelegten Pfeilen einen aus Rabenfedern
verfertigten erobernden Pfeil in den Schnabel und erhob sich
in die Luft. Sogleich nahm er auch den Flug gegen die feind-
lichen Schiffe, zog an vielen Schiffen vorüber und Hess den
Pfeil in ein grosses Schiff herabfallen. Dasselbe schien ein
Schiff zu sein, in welchem ein Heerführer fuhr. Da Fahnen
und Wimpeln im Winde umherflatterten, Zierathen von ge-
glättetem Gold und Silber und hohe vielfache Thürme ange-
bracht waren, so war es kein gewöhnliches Schiff.
Mi-kata-no gun-bib kore-wo mite sono ari-sama-no ibukasi-
kere-ba kata-dzü-ioo nonde wi-tari-si-ga mitsi-ari kitto omoi-keru-
wa köre sünawatsi mt-sima ja-fata-no o-o-gami-no ka-go-ni site
teki-no tai-siö-no nottaru fune-wo ware-ni wosije-tamh nari. Kono
uje-wa nan-zo tsi-tsi-sü-beki isogi kogi-jose utsi-toran-tote wo-dzi
fh-ki-no kamt |^ Qi mitsi-toki-to moro-tomo-ni ni-sö-no fune-
wo kogi-tsürete teki-sen sasi-te susündari. Mi-kata-no ßto-bito
kore-wo mite idzüre-mo odoroki ajasimi-kem. Kaku me-ni amaru
tai-gun-ni fatsüka ni-so-no fune-nomi-nite fu-teki-ni-mo siisümi-si
koto kann ika-ni kokoro-wa takeku-to-mo utaruru koto-wa fitsü-
dzio-nite ika-de bxi-ko-no faterarn-beki mosi-wa kokoro-no kurui-
si-kn arui-wa m.ono-no tsüki-si-ka-to sikiri-ni kore-wo ■^|J sei-
süre-domo sora-uso-fuki-site kiki-mo irezü momi-ni monde kogi-
tate-tari. Teki-sen-ni-iva kore-wo mite sü-man-uo dai-sen-wo mono-
Die Geschichte di-r MongolenängrifFe auf Japan. 179
to-mo sezü kogi-jose-Jcüaru-wa ko-san-no tsükai-ni-mo-ja-to omoi-
kemu ja-no fito-südzi-wo-mo i-kakezü-site sono sen jo-wo mi-wi-
taru savia nari je-tari kasikosi süsümu-hesi-to o-oku-no fune-wo
nori-nukete kano ^ J^ gen-dziü-naru zoku-sen tsikaku nori-
jose-tari. Sono sama kb-san-no Uükai-ni-mo arazare-ha zoku-to-ica
fazimete gio-ten-si-ken isi-jumi doku-ja-wo fanatsi-kake jose-zi-to
koso-iüa fusegi-kere.
Da den Kriegern unseres Heeres, welche dieses sahen,
die Umstände unbekannt waren, warteten sie gespannt. Mitsi-
ari dachte sich mit Zuversicht: Dieses ist der Schutz des
grossen Gottes der acht Fahnen der drei Inseln. Er zeigt mir,
wo das Schiff, welches der feindliche Heerführer bestiegen hat,
sich befindet. Warum sollte ich noch zögern ? Ich werde schnell
heranrudern und ihn erlegen. — Er ruderte gemeinschaftlich
mit seinem Oheim Mitsi-toki , Statthalter von Fö-ki, zwei
Schiffe und drang in der Richtung der feindlichen Schiffe vor.
Als unsere Leute dieses sahen, erschraken sie insgesammt
und verwunderten sich. Sie sagten: Wie man gegen ein un-
übersehbares grosses Kriegsheer mit kaum zwei Schiffen toll-
kühn vorgedrungen ist! Wie tapferen Sinnes man auch sei,
der Tod ist gewiss, und wie kann da kriegerisches Verdienst
erworben werden? Vielleicht ist er im Geiste wahnsinnio- o-e-
worden, oder es ist ein Dämon in ihn gefahren. — Sie hielten
ihn fortwährend zurück. Er aber pfiff in die Lüfte und ruderte,
auf sie nicht hörend , mit grosser Anstrengung weiter. Als
man diesfes auf den feindlichen Schiffen sah, wird man gedacht
haben, dass derjenige, der, mehrere zehntausend grosse Schiffe
für nichts achtend, herangerudert kam, wohl ein die Unterwer-
fung antragender Gesandter sei. Ohne auch nur einen einziger
Pfeil gegen ihn abzuschiessen, sahen sie augenscheinlich seinei^
Beginnen zu. Denkend, er habe es erreicht, es sei verständig
und er könne vorwärts dringen, schiffte er zwischen vielen
Schiffen hindurch und nahe zu jenem stark befestigten Käuber-
schiffe heran. Da dieses nicht die Weise eines die Unter-
werfung antragenden Gesandten war, schössen die Räuber-
scharen , die anfänglich erstaunt gewesen sein werden , aus
Steinschleudern giftige Pfeile gegen ihn und mochten ihm das
Herankommen wehren.
1/*
180 Pfizraaier.
Mitsi-ari nani-ka-ioa tamerb-heki ma-saki-ni süsünde ja-wo
fanate-ba zoku-to-mo si-fo-jori i-sükume-kere-ha ku-kib-no ro-to
si-go-nin i-fnserare tanomu tokoro-no wodzi mitsi-toki-mo nsü-de
oi loaga mi-mo isi-jumi-ni kata-ioo utare jumi-fiku koto-no nari-
gata-kere-do sara-ni jei-ki-wo iisinawnzü masü-masü süsünde fo-
hasira-wo teki-sen-ni utsi-kakete masira-no ko-zü-e-ico tsüto-ga
gotoku itsi-han-ni nori-ntsüri soiw mama o-o-datsi nuki-kazasi
sono tokoro-ni tattarn sono te-no [^ *^ tai-sio-to ohosi-ki-ico
tada fito-tatsi-ni kiri-fuse-tari. Fiaku-jo-iiin-no yp- m^ ro-dh
waka-to siü-zin-wo utasü-na-utasü-na-to süJcasazü fune-ni nori-
itte omote-mo furazü kiri-tate-tari. Fb-ki-no kami mitsi-toki-ica
kikojurn tai-kb-no tsüioa-ynono nare-ha o-o-naginata-wo midzü-
k\iruina-ni mawasi ma-saki-ni süsünde nagi-tatsüru. Si-si-fun-zin-
no ikiwoi-ni feki-jeki-site tsikadzuki-jezü san-zan-ni nige-mado.
Mitsi-ari-wa tsikai-si gotoku tai-sib-ioo utsi-toran-to fita- giri-ni
kiru tatsi-saki-ni mnkb zoku-to-ioa san-wo midasi-te kiri-fuse-tsü-
to mire-ha saivajaka-ni ufsi-joroi tama-no kanfuri-ioo kbmuri-
tsütsü appare-ni tai-sib-to mije-taru otoko-no haku-ja-no tsürugi
täsi-futte mitsi-ari-wo me-gake ivatari-b mitsi-ari je-tan negb-
tokoro-to sü-ziü-gb tatakai-si-ga sei-sin masü-masü !m ^m jei-
fassi teki-no tsürugi-wo utsi-otosi narahe-tsü-to kumi-fuse nan-naku
kore-wo ike-dottari.
Mitsi-ari konnte nicht unschlüssig sein. Er drang- g-anz
vorwärts und entsandte den Pfeil. Die Räuberscharen bedeckten
ihn von allen Seiten mit Pfeilen und vier bis fünf muthig-e Ge-
nossen wurden durch Pfeilschüsse zu Boden gestreckt. Der Oheim
Mitsi-toki, auf den er sich verliess, erhielt eine leichte Wunde.
Er selbst wurde durch eine Steinschleuder in der Schulter ver-
wundet. Obgleich es ihm unmöglich wurde, den Bog'en zu
spannen, verlor er durchaus nicht den Muth. Inimer weiter
dringend, steckte er den Mast an das feindliche Schill" und
stieg gleich einem AflFen, der an den Spitzen der Bäume hinau-
klimmt, der Erste hinüber. Er zog unterdessen und hielt vor
die Augen das grosse Schwert und hieb den an dem Oi"te
Stehenden, den er für einen Aniuhrer der Abtheilung hielt,
mit einem einzigen Streiche nieder. Hundert alte uiui junge
Gefährten stiegen mit dem Rufe : Lasset den Gebieter nicht die
Schläge führen! alsogleich in das Schiff und hieben mit un-
bewegter Mii'i)'- wi-itcr y'\r\. Da Mitsi-toki, Stiitthalter von E6-ki,
Die Geschichte der Mongolenangriife auf Japan. 181
ein berühmter starker Krieger war, drehte er ein grosses langes
Messer gleich einer Mühle, drang als der Erste vorwärts und
begann, niederzuhauen. Die Feinde, vor der furchtbaren Macht
seines LöwenangrifFes zurückprallend, konnten ihm nicht nahen
und flohen in Verwirrung. Mitsi-ari wollte seinem Schwüre
gemäss den Heerführer erlegen. Während er die seiner scharf
einschneidenden Schwertspitze gegenüberstehenden Räuber in
verwirrender Anzahl zu Boden streckte, kam, als er hinüber-
blickte, ein prächtig gepanzerter, auf dem Haupte eine Edel-
steinmütze tragender Mann, der ein Heerführer zu sein schien,
das Schwert Mö-ye schwingend und Mitsi-ari aussuchend, herbei
und wurde handgemein. Mitsi-ari hatte es erlangt, es war, was
er wünschte. Nach etlichen zehn Gängen trat sein Äluth immer
glänzender zu Tage. Er schlug das Schwert des Gegners zu
Boden, warf ihn, mit ihm gleichgestellt, im Ringen nieder und
nahm ihn ohne Mühe gefangen.
Zokn-fo-no ||^ ^^ rni-sen kore-ioo mite ivare-mo-ioare-mo-
to nori-utsüri sükui-toran-to süru loori-si-mo kanete fanatsi-si jaki-
kifsa-no fonotüo jen-je7i-to moje-ngari kuro-kebim ten-wo oicoi-nure-
ba ono-ga fnne-wo jakasezi-to ono-ono si-fb-je kogi-firaki-nu.
Mifsi-ari ge-dzi-site fe-zei-wo rnadome ivaga fune-ni nori-utsüri
katsi-doki agefe kogi-kajeru-wo sono hu-\vi-ni-ja osore-ken isi-
jumi dani-mofanntsi-Jezü ajete 6 mono na-kari-d-ka-ha ito-sidzüku-
sidzüku-to mi-kata-no dzin-sio-je nori-jose-tari. Fb-ki-no kami
mitsi-toki-wa koto-ni f(igesi-ku tatakai-te dai-zi-ni fnka-de amata
oi-tare-ha kajeru j|^ lil sen-tsiu-ni si-si-tarn-xoa osimu-ni
amaru kofo nari-keri. Mitsi-ari sü-ka-sio-no te-kizü-wo sinobi-te
tcaga ike-dori-si zoku-io-uo foka-ni san-nin-no ike-dori-to vtsi-
toru kubi-iüo tai-sib-no kubi zikken-ni irc-kere-ba sono bii-jü-ioo
fukaku ^ sib-si ike-dori-no mono-no kiü-mon-süru-ni viitsi-
ari-no ike-dori-si ^^ ^^ gioku-ktian-wo ki-tari-si-wa zoku-to-
no tai-sib san-nin-no atsi narti sono itsi-nin-to-zo mbsi-keru.
Safe kore-iva kuhi-wo fanete -^ "fc" fisa-kata nf^^ ja-ta-rb
BJy* 4^ nari-fosi-to iü ije-no ko-ni motasete toicoku klb-to-je
nobose-keru-g<i notsi-ni ko-jo-vaki go-kan-sib-ivo kbfiiri-tari. Geni
isagijoki bu-si-ni men-boku urnjamasi-ki-iva kono koto-ni koso.
Als man auf den andern Räuberschiffen dieses sah, schifften
diese wetteifernd herüber und wollten zu flilfe kommen. Um
die Zeit stiegen die Flanmien eines vorher geschleuderten Brenn-
\^2 Ptizraaier.
Stoffes lodernd empor und schwarzer Rauch bedeckte dea
Himmel. Um nicht die eigenen Schiffe in Brand gerathen zu
lassen, ruderten sie, jedes einzeln, nach allen vier Gegenden
und breiteten sich aus. Mitsi-ari gab der Mannschaft (des bren-
nenden Scliiffes) die Weisung, sich zu sammeln und auf sein
Schiff hinüberzusteigen. Er erhob ein Siegesgeschrei und ru-
derte zurück. Da man, wohl vor seiner kriegerischen Gewalt
in Furcht, nicht einmal dazu kam, Steinschleudern abzudrücken
und Niemand war, der ihn zu verfolgen wagte, gelangte er,
in grosser Ruhe schiffend, zu dem Lagerplatze der Unsrigen.
Mitsi-toki, Statthalter von Fö-ki^, der besonders kühn gekämpft
und viele sehr schwere Wunden davon getragen hatte, starb
auf dem zurückkehrenden Schiffe, eine Sache, die überaus be-
dauerlich war.
Als Mitsi-ari, die an mehreren Stellen erhaltenen leichten
Wunden verbergend, ausser den von ihm gefangenen Räubern
die Gefangenen dreier Leute, die Häupter der im Kampfe
getödteten Feinde und das Haupt des Heerführers zum Behufe
der Erkennung hereinbrachte, belohnte man reichlich seinen
kriegerischen Muth. Als man die Gefangenen befragte, sagten
sie, der mit einer Edelsteinmütze bekleidete Mann, den Mitsi-
ari gefangen genommen, sei einer der drei Heerführer der
Räuberscharen gewesen. Nachdem man diesem das Haupt
abgeschlagen, hiess er einen Sohn des Hauses, Namens Ja-taro
Nari-tosi von Fisa-kata es nehmen und in die ferne Haupt-
stadt reisen. Später ward ihm die höchste Bewunderung und
Belohnung zu Theil. Wirklich ist an dem reinen Kriegsmann
die Kühnheit in dieser Sache zu beneiden.
Die vorderen Züge Ton Kö-rai warten auf den Nachzug
der Schiffe.
Sate-mo kamn-kura-jori nki-ta-zio dzi-rb mune-kage-wo
fazime-fo site kawa-ta go-ro i^ ^^ fowo-tosi an-to sa-je-mon
zi-rh ®^ ^^ sige-tsüna-ra gun-kan-to site ge-ko-serare-si koto
nare-ha satsü-ma-nn kiini-no siü-go simo-tsüke-no kami y^ ^^
fisa-fsika onazi ^ -^ fisa-naga hu-zen bun-go-no siü-go o-o-
tomo ßb-go-no kami ^&. -^ jasü-naga tsiku-zen-no siü-go seo-
ni saburh sa-je-moa zio kage-suke-wo fazime-to site kiü-siü-no
Die Geschichte der Mongoleuangriffe auf Japan, 183
siü-go dzi-to go-ke-nin-ra idzüre-mo tsiü-jü-ivo saki-to si ^^
gt-sen-ico fagemi-tsütsü tetsu-guan-no fi-wo mono-to-mo sezü doku-
ja-no ja-ziri-mo ima-wa osorezü fusegi-tatako mono ju-e-ni hun-
jei-no tatakai-to-iva koto-kawari tsüi-dzi ßto-je-mo jahuri-jezü sü-
sen-no fune-ico ^M 3^ ren-kuan-si tai-dzin-iro site loi-tciH-keri.
Da aus Kama-kura zuerst Mune-kag-e, nächstfolgender
Leibwächter der Feste von Aki-ta, dann Towo-tosi, fünfter
Leibwächter von Kawa-ta, und Sige-tsuna, zweiter Leibwächter
•des Thores der Leibwache zur Linken aus An-to, zu Beauf-
sichtigern des Kriegsheeres ernannt, herabgekomraen waren,
iStellten, von Fisa-tsika, Schirmherrn des Reiches Satsu-ma und
Statthalter von Simo-tsuke , dem zu demselben Geschlechte
gehörenden Fisa-naga von 0-o-tomo , Jasu-naga, Schirmherrn
von Bu-zen und Bun-go, Haupte der Rüstkammer der Streit-
kräfte, und dem Schirmherrn von Tsiku-zen, dem kleinen als
Zweiter Zugestellten Kage-suke, dritten Leibwächter und Zuge-
theilten des Thores der Leibwache zur Linken, angefangen^
die Schirmherren, Häupter des Bodens und Hausgenossen von
Kiü-siü insgesammt den Muth der Redlichkeit voran und
waren eifrig in dem gerechten Kampfe. Weil es Leute waren,
die, das Feuer der eisernen Kugeln für nichts achtend und
die Widerhaken der giftigen Pfeile jetzt nicht fürchtend, den
Vertheidigungskampf führten, war es anders als in den Kämpfen
des Zeitraumes Bun-jei. Der Feind konnte nicht einmal den ein-
fachen Erdwall durchbrechen, er zog einen Ring um mehrere
tausend Schiffe und schlug gegenüber das «Lager auf.
Kanete fü-hun-se-si gotoku ^^ W go-gim-no itarn-ico
matsi-tsükete ßto-te-ni nari-te semen-to-no koto naran sono zoku-
gun-no sorowanu ma-ni tote o-o-tomo fib-go-no kami-no tsiaku-si
to-ne-no kura-udo te-zei sügutte san-ziu-jo-ki-wo sü-snki-dzütai-ni
osi-josete te-itaku sessen-si ~^ ^^ siü-kiü-wo amata foftari-keri.
Simo-matsüra kami-matsura-xo mono-domo itadzüra-ni teki-wo
matsü-to-mo faka-bakasi-ku jose-kone-ba iza-ja kore-joH osi-josete
me-zamasi-ki issen-wo toge utsi-zini-se-baja-to i-i-tatte sono sei
ojoso sen-nin bakari an-nai sittaru koto-ura-jori kogi-idasi-te jo-
utsi-ni koso-wa si-kake-kere. Zoku-sen-wa fu-i-ico utarete odoroki-
awatete ro-bai-süru koto o-o-kata narazü mi-kata-wa masü-masü
jii-ki-wo masi-te ^|^ iff zijü-icb mu-zin-ni kiri-fusete kano ren-
kuan-no kuga-dzi-wo-ba omo-mama-ni oi-makuri-makuri itodo
184 Pf'i/. inaie r.
fagesi-ku tatakai-te itsi-nin-goto-ni zoku-to-wo-ha si-go-nin-dzütsii
utsi-totte kühi kazü san-sen-jo-ioo kiri-je-tari. Amari-ni süsünde
fttka-iri-si tatakai-ni-wa utsi-kattare-domo utsi-zini-suru mono
mala o-okxi nori-knjeru mono tote-wa fatsvka-ni su-ziü-nin-ni-wa
suglzari-keri.
W(jil, wie man als Gerücht gehört hatte, das Räuberheer
auf die Ankunft des Nachzug-es warten, dann, zu einer einzigen
Masse vereinigt, angreifen wollte und unterdessen nicht voll-
zählig war, wählte ein zu der sechsten Rangstufe gehörender
Mensch der Kammer, Sohn des Hauptes der Rüstkammer von
0-o-tomo in erster Linie, eine Abtheilung Leute, griff dreissig
Reiter längs der Flussinseln und des Vorgebirges an, kämpfte
bis zum Schmerzen der Hand und erbeutete viele Köpfe.
Die Leute des oberen und unteren Matsura warteten ver-
geblich auf den Feind. Da dieser nicht zu ihrem Vortheil
herankam, sagten sie : Wohlan ! Von nun an werden wir vor-
dringen , einen fürchterlichen Kampf zu Wege bringen und
fallen. — Ihre Streitmacht zählte im Ganzen tausend Menschen.
Sie ruderten aus einer anderen Bucht, wo ihnen der Weg be-
kannt war, heraus und mochten einen nächtlichen Ueberfall
ins Werk setzen. Auf den Räuberschiffen war der Schrecken
über diesen unvennutheten Angriff kein geringer. Die TInsrigen,
deren Muth fortwährend wuchs, hieben nach allen Richtungen
unaufhörlich nieder und rollten jenen umringenden Landweg
nach Willkür immer weiter zurück. Indem sie äusserst heftig
kämpften, erlegte jeder Einzelne von ihnen vier bis fünf Räuber
und es gelang ihnen, über dreitausend Häupter abzuschlagen.
Zu weit sich vorwärts wagend, wurden sie in dem Kampfe,
bei welchem sie tief eindrangen, zwar besiegt, weil aber viele
auch zurückschifften , betrug die Zahl der Gefallenen kaum
mehr als einige Zehende.
Kiü-siü si-koku-no tsuwa-mono-domo omoi-omoi-ni nnke-goke-
si kitn-ko-too tate-kere-ba itsü-made koko-ni matsü tote-mo faka-
hakasi-ki te-gara-wa nasi. Ide kuan-to hu-si-no te-nami-no fodo-
wo misen-zü-to aki-ta-zib dzi-rh-no te-no mono-ni fnjari-ioo-no
loakci-mu-sui-domo 4^ ^ ^fr sin-sa-kon ziü-ro ima-wi fiko-
dzi-rb ^ -^ sai-he-kiü-rh-ra teki-sen-je osi-josefe ^ "^
si-sio-wo sara-ni kajeri-mizü fann-hannsi-ki jü-sen-site zokn-to
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan. 18ö
amata utsi-torare-domo moto-jori tsüdzüku fei na-kere-ba ntsi-
zini-nio mata snkuna-karazü.
Als die Kriegsleute von Kiü-siü und Si-koku die nach
der Meinung' Mehrerer gewaltsam angeeigneten hohen Verdienste
begründet hatten, mochte man noch so lange hier warten, es
gab keine kühne That. Um die Geschicklichkeit der Krieger
von Kuan-to zu zeigen, drangen unter den Leuten der Abtheilung
des nächstfolgenden Leibwächters der Feste von Aki-ta diehelden-
müthigen jungen Krieger: der zehnte Leibwächter Sin-sa-kon,
der nächstfolgende Leibwächter Ima-wi-fiko und der neunte
Leibwächter Sai-be gegen die feindlichen Schiffe und kämpften,
ohne auf Tod und Wunden irgend Rücksicht zu nehmen, ruhmvoll
und kühn. Obgleich viele Räuber erlegt wurden, waren, weil
es keine sich mit ihnen in Verbindung setzende Streitkräfte
gab, die Gefallenen auch nicht wenige.
Mö-ko-no fuku-sio kin-to kö-sa-kiu kb-rai-no tai-sib kin-fb-
kei siü-tei hoku-km-ra tsü-gb roku-man go-sen-nin ni-sen amari-
no gun-kan-nite jö-zin kihisi-ku sonnje-wi-nagara tahi-tahi-no
ikusa-ni utsi-makete sono uje jo-utsi asa-gake-no fito-te-giri-no
fataraki-m saje tai-sin-ioo ufsi-torare fai-seri-tco jahi-taterare si-
sofsu-no utsi-zini ohitadasi-ku sika-nomi narazü ^^ ^ff jeki-hib
j^ ^Pf 'i'i'f-kb-site mausen kozotte jami-tsüki-te si-süru mono
mata o-osi. Kore-iüo urei-te zoku-sib-ra-ioa moto-bune-ni utsi-
tsüdoi sib-gi-site iwaku kb-nan-no gun-hib-to i-ki-no sima-ni ai-
kuai-site itsi-zl-ni lob-to-je seme-iran-to fakari-si sono SB go-ivo
fagaje-tsutsü icare-ware nonii sü-ka-do-no "^ we tai-sen-si sono
icori-wori-ni %\i vi arazu-site itadzüra-ni fi-ivo fetare-ha fib-rb
fotondo fsuki-nan-to stt sikaru iije-ni jeki-hib riti-kn-sl jamai-ni
okasaruru mono sükuna-karane-ha tatakb ^g ^^ gi-sei-wa
tsüki-fate-mi. Tada kono uje-iva ikusa-tüo wosamete ^ |J^ /.t-
dzin-sen-jori fokn nasi-to gun-gi ikkessen-to se-si-ni kin-fb-kei
kasira-wo utsi-furi kio-daku-sezü-site iwaktL sio-sib-ra kub-tei-
no mei-ioo iikete fariika-ni i-fb-no sei-batsü-ni sifagai fito-sima-
wo dani jaburi-jezü munasi-kiL ki-dzin seraru-beki-ja kono gi
fanafada sikaru-he-karazü-to araraka-ni tatsi-kere-ba sono fi-no
fib-gi-wa Jani i- )i i-ke ri.
Die zugetheilten Heerführer der .Mongolen : Hiii-tu und
Ilung-tscha-khieu, ferner die Heerführer von Kö-rai : Kin-fang-
king, Tscheu-ting und Po-kliieu hatten, im Ganzen über sechzig-
186 Pfizmaier.
tausend Menschen und mehr als zweitausend Kriegschiffe ge-
bietend, mit grosser Sorgfalt Vorbereitungen getroffen. Jedoch
bei mehrmaligen Unternehmungen besiegt , wurde überdiess
bei den Anstrengungen zur Abwehr nächtlicher Ueberfälle und
morgendlicher Angriffe ein Heerführer getödtet, grosse Schiffe
wurden verbrannt und viele Krieger waren in dem Kampfe
gefallen. Dieses war nicht alles. Eine pestartige Krankheit
zog umher, ganze Schiflfe wurden völlig angesteckt und die
Verstorbenen waren auch viele. Darüber bekümmert, versam-
melten sich die Räuberanführer auf einem ihrer Schiffe, hielten
Rath und sagten: Für den Entwurf, dass die Heeresmenge
von Kiang-nan sich bei der Insel Iki sammeln und zu gleicher
Zeit in die Hauptstadt des Königs dringen solle, haben wir
die rechte Zeit versäumt. Wir haben bloss mehrere Male
grosse Kämpfe bestanden und es war für uns bei all' diesen
Grelegenheiten nicht von Vortheil. Da wir unnütz die Tage
verbrachten, werden die Mundvorräthe bald zu Ende gegangen
sein. Da zudem eine pestartige Krankheit umherzieht und die
von der Krankheit Befallenen nicht wenige sind, ist die käm-
pfende gerechte Kriegsmacht erschöpft. Es bleibt uns nicht»
übrig, als das Heer ordnen und den Rückzug antreten. — Als
man im Kriegsrathe diesen Beschluss fassen wollte, schüttelte
Kin-fang-khing, hiermit nicht einverstanden, das Haupt und
sagte: Sämmtliche Anführer haben den Befehl des Kaisers in
Empfang genommen und haben ihm, um in der Ferne ein
fremdes Reich zu erobern, gehorcht. Doch sie können nicht
einmal eine Insel bezwingen. Kann man da unverrichteter
Dinge den Rückzug antreten? Dieser Rath ist äusserst unan-
gemessen. — Hiermit erhob er sich unwirsch, und die Be-
rathung dieses Tages war zu Ende.
Mala ziü-jo-zitsü-mo sügi-nure-ba futa-tabi kuai-gi-ioo
mojowosi'nuru-ni fb-kei süsände i-i-keru-wa saki-ni-mo iü gotoku
BP ^ sei-si-ni tagcd-te sirizoku toki-wa ika-ni site kimi-ni
mamijen. Koto-ni mi-tsüki-no kate-wo motarasi-tare-ha ima fito-
tsüki amari-wa sasaje-nu-hesi. Nan-gun SB go-ni-wa okuru-to-
mo konoß akum fi-no fodo-ni-ioa itaru-hesi. Ai-kuai-site tatakaioa-
haitsi-zi-ni Jfjj^ ll{^ ko-th-no seö-i-wo ntsi-tair eigen koto ^g ^
nb-so-wo toru-jori-mo jasü-karubesi-to ^eki-wo täte ri-gai-too toki-
kere-ba zoku-sib-ra kore-ni ^| ki-wo jete ikusa-wo kajesü gi-
Die Geschichte der Mongolenangriife anf Japan. 187
loa jami-tare-do ima hono sei-nite tatakawa-ha mata kore-made-
ni kaioaru koto-naku utsi-zini-süru mono o-oki nomi-nite iitsi-
knfsi-nu-beki koto arazi go-gun-no itaru-wo matsi-uru made-wa
tatakaicanu koso jo-ka-mere-fo faruka-no oki-ni sirizoki-te taka-
no sivia-ni kakari-tsüfsü jo-idsi asa-gake-no jö-zin-wo kibisi-ku-
zo sonaje-taru. Mi-kata-no sio-gun kore-wo mite nmoo-mo taka-
no simu-ni osi-josete siö-bn-ivo itsi-zi-ni kessen-to kokoro-ioa ja-
take-ni fajare-domo sasüga-ni gun-sen owo-karane-ha mii-nen-no
fa-gami kctmi-si-taki m,unasi-ku fi-kazü-wo okuri-keri.
Als man nach Verlauf von zehn Tagen zum zweiten Male
eine Zusammenkunft veranstaltete, trat Fang-khing vor und
sprach : Wie ich früher gesagt habe : Wenn wir dem höchst-
weisen Willen zuwider handeln und uns zurückziehen, wie
könnten wir dann vor dem Gebieter erscheinen? Da be-
sonders für drei Monate Lebensmittel verabreicht wurden;, kann
man sie jetzt länger als einen Monat versperrt haben. Das Südheer
mag immerhin über die bestimmte Zeit ausbleiben, heute oder*
um den morgigen Tag muss es ankommen. Wenn wir uns mit
ihm vereinigen und kämpfen, wird den kleinen Barbarenstamm
einer einsamen Insel zu gleicher Zeit unterwerfen, leichter sein
als die in dem Sacke belindliche Ratte fangen. — Als er somit,
auf den Teppich schlagend Nutzen und Schaden auseinander-
setzte, erlangten die Räuberanführer hierdurch bequeme Zeit und
das Vorhaben, das Heer zuiückzuführen, wurde aufgegeben.
Jedoch wenn sie jetzt mit dieser Streitmacht gekämpft hätten,
wäre es auch nicht anders als bisher gewesen. Es wären nur
viele Leute in dem Kampfe gefallen, und die Möglichkeit des
Sieges war nicht vorhanden. Indem es ihnen gut dünkte, bis
zur Ankunft des erwarteten Nachzuges nicht zu kämpfen, zogen
sie sich in die ferne hohe See zurück und legten sich an die
Falkeninsel. Daselbst trafen sie sorgfältig Vorkehrungen gegen
nächtliche Ueberfälle und morgendliche Angriffe.
Unsere Kriegsleute, welche dieses sahen, drangen noch
mehr gegen die Falkeninsel, und in der Absicht, Sieg und
Niederlage mit Einem Male zur Entscheidung zu bringen, gingen
sie mit grosser Kühnheit und Schnelligkeit zu Werke. Da aber
in Wahrheit die Kriegsschiffe nicht viele an der Zahl waren,
verbrachten sie mit dem Zähneknirschen g-etäuschter Hoffnung
vergeblich die Tage.
188 Pfi 7.111 aipr
Saru-fodo-ni mo-ko-no so-tni-sio a-si-kan fan-bun-ko-wa
kh-nan-jori sin-hassi-te tai-jb-wo osi-watari zen-tai-no gun-zei-to
i-ki-no sima-ni kuai-gh-si fito-fe-ni nari-te lob-zib-je seme-iri-
nan-to isigiri-faru koto nare-ha ima-ja siiitsit-dzin-sen-to süru-ni
nozonde a-si-kan nitoaka-ni jamai-wo fassi-te i-reo fodo-fodo
te-wo tsUkiise-do isasaka knai-ki-no tei-mo mijezü. Sintsü-dzin-
sürn koto kanawazare-ha aratamefe j)p) ^ ^^ a-tb-kai-ni
mei-zi sei-fo sib-gim-to site s6-tai-sib-ni kaioarasime-tari. A-tb-
kai-wa niwaka-m wb-mei-wo kbfuri-taru koto nare-ha ikusa-no
si-taku-wo mbken-to zi-koku-wo utsüsazü totonoje-si-ka-domo to-ja
kaku-to go~ni okurete jb-jb roku-guatsü-no sü-e-tsü kata kb-nan-ni
tomo-dzüna-wo toki fo-wo agete fasirase-tsütsü sitsi-giiatsü-no sü-
e-no koro fira-do-zima-ni tsüki-ni-keri. Matsü-ni mattaru sen-
tai-no gun-zei-ra fariika-ni kore-wo mi-idasi-te jorokohu koto
kagiri-nasi. Go-gun-no zoku-sen-mo fira-do-zima-ni-ioa kakarazu-
site kaze-tüo tsüki nami-ico sai-te taka-no sima sasi-te osi-
'watari-nu. Sono ban-gun ojoso zm-man-jo-nin fib-sen san-sen-go-
ßaku-jo-sb umi-mo todoro-ni kogi-kitaru-iva geni süsamazi-ku
koso mije-m-kere.
Es war verabredet worden , dass die allgemeinen Heer-
führer der Mongolen : 0-thse-han und Fan-wen-hn aus Kiang-
nan hervorrücken , über das grosse Meer setzen, mit der
Kriegsmacht der vorderen Abtheilungen bei der Insel Iki
zusammentreffen und^ nachdem sie sich zu einer einzigen
Masse vereinigt, angreifen und in die Königsstadt dringen
sollten. Als man jetzt im Begriffe war, aus dem Lager zu
rücken, ward 0-thse-han plötzlich von einer Krankheit be-
fallen. Obgleich man alle möglichen Heilmittel anwandte,
zeigte sich diychaus keine Besserung. Da es nicht thunlich
war, aus dem Lager zu rücken, ward 0-tä-hai durch einen
erneuerten höchsten Befehl zu dein im Osten erobernden fleer-
führer ernannt und an die «Stelle des allgemeinen Heerführers
gesetzt. Als 0-tä-hai plötzlich den Befehl des Königs erhielt,
machte er, ohne länger die Zeit zu verlieren, Anstalten für
den Feldzng. Jedoch er verspätete sich jedenfalls und erst
gegen das Ende des sechsten Monates des Jahres segelte er
von Kiang-nan ab und gelangte am Ende des siebenten Mo-
nates des Jahres zu der Insel Fira-d<>. Als die ihn mit Un-
geduld erwartenden Kriegsleute der vorderen Abtheilungen
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf .Tiipan. 189
ihn in der Ferne entdeckten, hatte die Freude keine Gränze.
Auch die Räuberschiffe des Naclizug-es setzten, ohne sich an
die Insel Fira-do zu legen, dem Winde folgend und die
Wellen zertheilend, in der Richtung- der Falkeninsel hinüber.
Das Heer der südlichen Barbaren zählte über hunderttausend
Menschen. Dreitausend fünfhundert Kriegsschiffe ruderten bei
dem rollenden Tone des Meeres heran, was in der Tliat ein
furchtbarer Anblick gewesen sein mag-.
Der Untergang des gesammteu mongolischen Heeres.
Sate-mo kama-kura-ni-ioa tsuku-si-no faja-utsi oi-oi-ni th-
rai-sitfi katsi-ikusa-no omomuki-wo tassi-nnre-domo go-gun-no
zoku-sen imada itarazü sono sei ojoso ni-ziü-man-nin go-sen-
amari-no sen-kan-ni tori-notte osi-josüru fu-hun-no tasika-ni
sore-to kikoje-nure-ha u-tsu-no mija sa-je-mon zio ^ ^
sada-tsüna-ni san-man-jo-nin-no tsiü-goku zei-wo in-sossesime
^ jj^ sane-masa-no en-fei-fo site sai-koku-je ge-kb-sesimerare
mosi kono tije dai-zi-ni ojohu foki-wa 2fc I^ fon-icin (go-
fuka-kusa-ten-wb) 0|- 1^ sin-win- (kmtie-jama-ten-wo) loa to-
gokii-je mi-Jidci-nasi-fate-matsüri kama-kura-nite go-siit-go-ivo
itasu-hesi. Kon-zib (go-u-da-no ten-icb) to-gü- (fusi-mi-ten-iob)
loa baku-fu-jori gun-hib-ivo sasi-nohose go-siü-ei-wo tsükamatsüri
rib roku-fa-ra-no gun-zei-wo sai-koku-je ge-kb-sesvme-ha nani-
fodo-no koto ai'u-heki-to sono Q^, föf f<^i-dan-ivo sadamerare-
tari. Sate-mo kin-tei fazime sen-to-jori-m.o tokoro-dokoro-no
go-ki-tb o-ose-idasaru i-se iwa-si-midzü ka-mo kasü-ga fira-no
niatsü-no wo atsü-ta-ico fazime ni-ziü-itsi nfj^ sia-no on-gami-ioa
mbsü-ni ojobazü ijjfp i^ [jj^ sin-mib-tsib-ni nosüru tokoro-no
san-sen sitsi-ßaku go-ziüjo-sia-je ^^ ^J^ ./"^-/'ß'' ki-guan-ico
korasare-tsütsü sio-koku-no jama-jama tera-dera-no ki-s6 kb-so-ni
o-osete tai-fb ß-fb-ivo jj^ siü-serare-keri.
In Kania-kura wai-en wiederholt Eilboten aus Tsuku-si mit
Siegesnaclirichten ang-ekommen. Doch als man mit Bestimmtheit
hörte, dass die Räuberschiffe des Nachzuges noch nicht ein-
getroffen seien, dass eint; Streitmacht von zweihunderttausend
Menschen sich auf mehr als fünftausend Krieocsschiffen ein-
geschifft habe und herainialie, liess man durch Sada-tsuna, den
Gehilfen des Thures der linken Leibwache des Palastes U-tsu,
190 Pfizmaier.
die aus dreissig-tausend Menschen der mittleren Reiche be-
stehende Krieg-smacht befehligen, machte daraus die Hilfsmacht
Sane-masa's und liess sie nach den westlichen Reichen hinab-
ziehen. Für den Fall, dass es überdiess zu einem grossen
Ereig-nisse kommen sollte, wollte man die Abreise des ursprüng-
lichen und des neuen Kaisers ' nach den östlichen Reichen
veranlassen und sie in Kama-kura bewachen. Für den gegen-
wärtigen Kaiser und dessen zur Nachfolge bestimmten Sohn 2
schickte man aus dem Sammelhause der Zelte Kriegsleute
herauf und bildete die Leibwache. Wenn man die Streitmacht
der beiden Roku-fa-ra zu den westlichen Reichen herabschickte,
so war, was auch immer sich ereignen mochte, eine getheilte
Entscheidung beschlossen. Endlich wurden, von der ver-
schlossenen Vorhalle angefangen , von Seite der Grotte der
Unsterblichen (dem Palaste des abgetretenen Kaisers) und
anderer Orte Gebete angeordnet. Von Ise, Iwa-si-midzu, Kamo,
Kasu-ga, Fira-no, Matsu-no wo, Atsu-ta angefangen, waren es
Götter von einundzwanzig Altären, man reichte vor dreitausend
siebenhundert fünfzig Altären in berühmte göttliche Vorhänge
gelegte Handopfer und verlegte sich ganz auf das Beten. In-
dem man für die vornehmen Bonzen, die hohen Bonzen der
Berge und Tempel sämmtlicher Reiche Anordnungen erliess,
wurde die grosse Vorschrift, die geheime Vorschrift geübt.
Kaku S^ 'ja jei-sin-wo katabukerarete natoo-mo se-zio-no
odajaka-naran koto-wo fossi-tamai sin-win-wa ja-fata-je mi-juki
nari-te mi-midzükara fd-fei-site go-ki-guan-ico asobasare mata
kon-zib-ica sitsi-guatsü tsüi-tatsi zin-cji- g kuan-ni mi-juki-
masi-masi i-se-no 0-0-miJa-ni naka-no mi-kado dai-na-gon
/^M 'Ü tsüne-th-kio-wo tsioku-si-to site ^^ ^0 fakken-dtsobasare
t>on.o toki-no go-ki-guan-ni-wa waga mi- 4^ jo-ni site kakaru
rnidare okori-tsütsu viakoto-ni kono nippon-no sokonawaru-beku-
wa on-inotsi-wo mesaru-besi-to on-te-dzükara kakase-taniai-tari-
kei-i. 0-o-mija-no win {-^ \^ s^} kore-wo kikosi-mesi-te ito
aru-mazi-ki on-koto nari-to isome-kikoje-sase-tamh-zo kotowciH-ni
aware-naru negi-ga tsüdzümi-no oto titkaku fuje-dake-no ne-ni
• Die Kaiser Go-fuka-kusa und Kanie-jaina. Beide hatten um die Zeit ab-
gedankt.
2 Der spätere Kaiser Fusi-mi.
Die Geschichte der Mongolenangriffe auf Japan 191
fihiki-ai utb otome-ga mai-no sode koto-naki mi-jo-ni kajesü-ran
kakaru tokoro-ni sü-ioa-no midzu-umi-no uje-jori go-siki-no kumo
nisi-ni tanabiki-te y^ ^'^ dai-zia-no katatsi-ni araware kasira
wo-ica sadaka-narane-do nisi-ni mukai-fe tobu-to mije ja-fata-
no go-fo-den-no to-hira _ ono-dzükara firakete fase-tsigb uma-no
kutsuwa-no oto ko-ku-ni mitsi fi-josi-no jasiro-no mi-kagami mei-
dö-si ko-mori-katsü-de-no jasiro-no kuro-gane-no täte ono-dzükara
tatte teki-no kata-ni kaki-narandari.
So wurde der höchst erleuchtete Grlaube seitAvärts geneigt
und wünschte noch mehr die Sicherheit in der Welt. Der neue
Kaiser reiste zu den acht Fahnen^ reichte eigenhändig das
kostbare Handopfer und betete. Der gegenwärtige Kaiser
begab sich am ersten Tage des siebenten Monates zu den
Obrigkeiten der Götter. In dem grossen Palaste von Ise er-
nannte er den Reichsminister Tsune-tö, grossen Rath des
kaiserlichen Thores der Mitte, zum kaiserlichen Abgesandten
und schickte ihn ab. Bei dem Gebete, das um diese Zeit ver-
richtet wurde, schrieb er eigenhändig nieder, dass in seinem
Zeitalter solche Wirren entstanden seien. Wenn dieses Nippou
wirklich Schaden leiden sollte, könne man sein Leben fordern.
Der Kaiser des grossen Palastes, der dieses hörte, hielt es für
etwas sehr Unstatthaftes und brachte eine Vorstellung dagegen
zu Ohren. Im Grunde sollte der laute Ton der Ti'omraelu der
traurigen Priester, die Aermel des Tanzes der bei den wieder-
hallenden Klängen des Flötenbambus singenden jungen Mäd-
chen die Rückkehr zu dem friedlichen Zeitalter bewirken.
Während dieses geschah, neigte sich über dem See von Su-wa
eine fünffarbige Wolke nach Westen und zeigte sich in der
Gestalt einer grossen Schlange. Kopf und Schw eif waren zwar
nicht deutlich, doch man sah, wie sie gegen Westen flog. Die
Thürflügel der kostbaren Vorhalle der acht Fahnen öffneten
sich von selbst, und die Luft w^ard erfüllt von dem Ton der
Gebisse irre laufender Pferde. Der Spiegel des Altares von
Fi-josi erdröhnte. Die eisernen Schilde des Altares von Ko-
mori-katsu-de stellten sich von selbst auf und waren reihen-
weise nach der Seite des Feindes gehoben.
Kaku rei-gen-no arata-nare-ha tanomosi-ku koso mije-ni-
kere. Kaku-te tsüku-si-ni-wa mo-ko-no sö-gun-zei taka-no sima-ni
kakari-nure-ba matsüra-no oki-wo ume-tateta kuga-dzi-to nasi
192 Pfizmaier.
sei-ki-no jama-wo isuki-tavu gotokn koto-ni ara-te-no ziu-man- jo-
nin ^^ *^^ han-giin nare-ba satsü-hatsü mu-zan-no kid-zoku-ni
Site ^Sf. ßp^ si-sib sirazü-no ij^ ^ kan-jü tsüjoku tatakai-
tsükare-si sen-tai-wo fagemasi-kere-ha gun-hio o-oki-ni jei-ki-wo
fassi kono ß-goro-no fai-hoku-no fen-fo-ico site kuren-zü-to gun-
ki-ioo totonoje si-taku-site ko-odori-tvo site jorokondari. Zoku-
sih-ioa moto-bune-ni jori-tsüdoi gun-gi-wo korasi ^ 7(^ si-ki-
wo sadame akure-ha m-ü sitsi-guatsu tsüitatsi asa-madaki-ni
fune-v)o osi-idasi sore-sore si-jose-no kai-gan-je ntsi-rnukai •fito-te
kagiri-no sih-hu-wo motte itsi-zi-ni ^ i^ süwi-zio-wo fumi-
jaburi ITA" ^ bo-gio-no }^ A^ ziu-sotsü-wo ke-isirasi-te
sügu-ni süsünde wh-zih-ni seme-iran-to-zo gi-si-tari-keru. Kakare-ba
sio-gun-je si-sen-wo motte migi-no omomuki tsü-dassüre-ba itsi-
do-ni isami-tatsi akure-ba toku-toku osi-Josen-to isi-junii doku-ja
kai-date te-date-no gun-ki ßb-rb sore-sore-ni si-taku-site akuru-wo
ososi-to matsi-tvi-tari.
Dil somit die geisterartige Bestätigung wundervoll war,
mochte dieses nur hoffnungsvoll erschienen sein. Als jetzt in
Tsuku-si die gesammte Heeresmacht der Mongolen sieh an die
Falkeninsel gelegt hatte, war es, als ob man die hohe See
von Matsura ausgefüllt und zu trockenem Boden gemacht,
Berge von Fahnen und Wimpeln aufgebaut hätte. Als nament-
lich die Verstärkung ein Heer von mehr als hunderttausend
südlichen Barbaren war und die bei Tödten und Angriff er-
barmungslosen unglückbringenden Räuber die von dem todes-
muthig geführten heftigen Kampfe ermüdeten vorderen Reihen
anti-ieben, zeigten die Krieger unseres Heeres grosse Kühn-
heit. Um für die Niederlagen früherer Zeiten Vergeltung zu
üben, stellten sie Kriegsgeräthe in Ordnung, hüpften und
freuten sich.
Die Räuberanführer versammelten sich auf einem ihrer
Schiff(^, lüelten mit Bedacht Kriegsrath und bestimmten, welche
Verfügungen zu 1 reffen seien. Ks wurde besclilossen, am näch-
sten Morgen, am er.sten Tage des eingeschalteten siebenten
Monates, noch vor Tagesanbruch die Schiffe auslaufen zu
lassen, iu Gesanuntheit sich gegen das Meerufer, dem man
nahte, zu kehren, mit einem einzigen entscheidenden Schlage
zu gleicher Zeit die Wasserfeste zu zerstören, die Besatzung
zu zertreten und, gerade vorschreitend, in die Köuigsfeste zu
Die Geschichte der MongoleuaiigrifFe auf Japan. 193
dringen. Nachdem man also sämmtlichen Kriegsteeren durch
Gesandtenschiffe den obigen Beschluss mitgetheih, erhob man
sich in Gemeinschaft kühn und hielt, um am nächsten Morgen
schnell angreifen zu können, die Kriegsgeräthe der Stein-
schleudern, giftigen Pfeile, Mauerschilde und Handschilde dazu
Mundvorräthe in Bereitschaft. In dem Gedanken, dass es am
morgenden Tage spät sei, wartete man mit Ungeduld.
So7io fi-wa sitsi-guatsü tsugomori-nite Uten koto-ni fare-
watari oM-tsu sira-nami jami-nagara fosi-no fikari-ni kagajaki-
ai-te sasü-ja siwo-dzi-no sü-e mijete odajaka nari-si sora-no ke-
siki nhoaka-ni ajasi-ku kaki-kurete ßto-mura-no kuro-kumo
tatsi-otüö-to mije-si-ga kumo-no naka-jori mei-do-site fibiki-
watareru ko-e ari-te i-wh-no niwoi sora-ni mitsüre-ha nani-goto
jaran-to odorokii ma-mo naku hb-fu fagesi-ku fuki-otsi-te ikadzutsi
narl-fatameki den-kub ?w %^ geki-fassi saka-nami tatsi-matsi
ten-ni mmagiri ^^ ^j^ fatto ^1 \@ ran-tb-site ^^ |^
hb-zeo-süre-ba kon-dziku-mo kudzüre-fate ten-tsiü-mo tsi-ni otsi-
nu-hesi. Sono ohitadasi-sa iwan kotoha-mo na-kari-keri. Bun-
jei-no do-ni kori-si i-zoku-ra-no ima mata sore-ni ßaku-hai-site
kakaru zin-ben-ni ide-ai-nure-ba zjB kon-wo -y^ sissi Ö^
faku-wo ubaware 0S ^ mei-gen ten-db-site rb-bai-suru-jori
foka-zo naki sü-man-so-no gun-kan ßb-sen fo-hasira icorete-wa
kadzi kudake funa-bata sakete-wa fe kudzüre mi-dzin-ni jaburete
fan-fuku-süre-ba sükui-b-beki te-date-mo naku moto-jori nogaruru
mitsi na-kereba ziü-si-go-man-no zoku-gun-ra koto-gotoku fa-
tb-ni obore-ukabi-sidzümi-te kurusimi-si-ni-nu. Sa-bakari ßroki
una-bara-wo si-gai-wo siki-te ume-tare-ba si-nin-no tije-wo fumi-
narasi fune-ja ikada-wo motsi-i-zü-site katsi fadasi-nite i-koku-
je-mo loatarare-nu-beku mije-ni-keri.
An demselben Tage, dem letzten des siebenten Monates,'
war der ganze Himmel besonders heiter. Die weissen Wellen
der hohen See glänzten noch in der Dunkelheit zugleich mit dem
Lichte der Sterne. Indess das Ende des Weges der hervor-
brechenden Salzfluth sich zeigte, verdüsterte sich der ruhig
gewordene Himmel plötzlich auf seltsame Weise, eine Schar
1 Der letzte Tag des gemeinen siebenten Monates. Unmittelbar auf diesen
Tag folgte der oben genannte erste Tag des eingeschalteten siebenten
Monates.
Sitzungsber. d. phU.-hist. Cl. LXXVI. Bd. IL lift. 13
194 Pfizniaier.
schwarzer Wulken schien ilin auf der Stelle zu bedecken. Aus
den Wolken dröhnte es, herüberschalleude Töne erklangen
und Schwefelg-eruch erfüllte die Luft. Ehe man noch Zeit
hatte, erschrocken zu fragen, was es gäbe, fuhr ein Sturm-
wind heftig wehend herab, der Donner wiederhallte und Blitze
schössen zuckend hervor. Entgegengesetzte Wellen stiegen
plötzlich zum Himmel. Indem sie kochend aufwallten, tobten
und verwirrten, musste die Erdachse zusammenbrechen, die
Himmelspfeiler zur Erde herabfallen. Diesen Ungestüm auszu-
drücken, gab es keine Worte. Die in dem Zeiträume Buu-jei
gezüchtigten Cl'emden Räuber, da sie jetzt in hundertfach
grösserem Masse als damals solche göttliche Veränderungen
trafen, verloren die lichte Seele, wurden der dunklen Seele
beraubt. Schwindelnd, kopfüber stürzend, blieb ihnen nichts
als Schrecken. Mehrere zehntausend Kriegsschiffe mit ge-
brochenen Masten, die Ruder zertrümmert, mit geborstenen
Schiffsseiten, die Vordertheile einstürzend, wurden zu Staub
zermalmt und über einander geworfen. Da keine Kiinst ihnen
zu Hilfe kommen konnte und ursprünglich kein Weg war, auf
dem man entrinnen konnte, fanden die Räuberheere, einhun-
dert vierzig- bis einhundert fünfzigtausend Menschen, in den
wogenden Fluthen ertrinkend, schwimmend und untersinkend,
insgesammt einen elenden Tod. Auf einer so breiten Meeres-
fläche schien es, dass man, wenn man die Leichname aus-
gebreitet und begraben hätte, auf die Todten tretend und sie
gleichmachend, ohne von Schiffen oder Flössen Gebrauch zu
machen, zu Fusse und barfuss zu dem fremden Reiche hätte
übersetzen können.
Makoto-ja Jcono tosi-goro nippon-koku-tsiü-wo ßfo-ume-ni
sen-to fakari-si-ni aranu sb-kai-ioo time-taric sin-hatsü-no fodo
omoi-sirii-hesi. Bun-jei-no do-no jjjft ^ sin-fü-mo i-zoku ittan
nrizokan-tote kuga-wo fiki-farai motsi-fune-ni tori-noru-ja ina-ja
umi are-idasi fune-wo kudaki-nu. Koto-ni mata kono tahi-wa
mo-ko ^^ "j^ han-kan kb-rai-no zoku-gun so-tai-sih-mo tb-
tsiaku-si litte idzü-heki jö-i-site soroi-ui soj'oi-si sono fi-wo matte
kaku nokori-naku ten-fuku-sestvie-tamai-ni-si ama-tsü kamt kuni-
tsii kami-no on-wi-tokn waga kuni- ^jrM ^^ jo-go-no $in-wi-riki
ara-tbtosi-ja arata-nari ja kono sin-riki-no kasikosa-iva ima-sara
iü-mo oroka nari-keri.
Die Geschichte der Mongolenaugriife auf Japan. 19ö
In Wahrheit ging man in diesen Jahren nicht zu Rathe,
wie man das Innere des Reiches Nippon zur Grabstätte der
Menschen machen werde. Es lässt sich das Mass der göttlichen
Strafe, in dem grasgrünen Meere begraben zu sein, in Gedanken
erkennen. Auch der göttliche Sturm in dem Zeiträume Bun-jei
fegte, damit die fremden Räuber eines Morgens sich zurück-
ziehen, das feste Land rein, liess, sie mochten die eigenen
Schiffe besteigen oder nicht, das Meer wild hervorbrechen und
zertrümmerte die Schiffe. Besonders auch dieses Mal! Die
Räuberschiffe der Mongolen, von dem Han der südlichen Bar-
baren und von K6-rai sammt dem allgemeinen Heerführer
waren angekommen, alle Vorbereitungen, um angreifend aus-
rücken zu können, waren getroffen. Die erhabene Macht der
Götter des Himmels, der Götter der Erde, die, auf den Tag,
wo dieses geschehen sollte, wartend, so vollständig den Um-
sturz herbeifühi'ten , die unser Reich beschützende göttliche
Kraft, wie äusserst edel, wie wunderthätig ist sie! Das Ehr-
würdige dieser göttlichen Stärke weiss man jetzt nicht mehr
auszudrücken.
Die Erlaubuiss, den Altar des Windes einen Palast
nennen zu dürfen.
Kaku-te i-tehi-no fune-domo-wa nokori-naku utsi-kudakare-
si-wo naka-ni-wa ke-u-ni site sima-zima-ni ntsi-agerare saiwai-ni
Site inotsi-tasükari kudzüre-nokori-si fune-wo motomete san-man-
nin bakari non-kumi-te madzü taka-no sima-ni ai-atsümari
so-ko-nite fune-wo slü-fuku-site nige-kajeran-to fakari-keri. Tai-
sib fan-hun-ko-ra midzükara ^ ^T ken~kh-no fune-wo jerande
kore-ni utsi-nori si-sotsü-wo sütete nogare-ide-si-ga sono piku-je-
wa sirezari-keri. Sate-mo mi-kata-wa taka-no sima-ni i-zoku-
ra-ga jori-atsümari-si-to kiku-to fitosi-ku seo-ni saburo sa-je-mon
ziö kage-süke-wo tai-sib-to site tsin-zei-no gun-bih-domo sü-fiakn-sb
osi-jose-tari. Zoku-to-wa ß^ JEa ß tsio-man-ko-to iü jü-sib-
wo tai-sib-to nasi fissi-wo kiwamete tatakai-keri. Fune ara-ba
koso kuni-je kajerame ima-wa katsü-to-mo iki-nobi-gatasi-to
i-zo]cu-ra-mo fissi-wo kiwame inotsi-wo kagiri-ni tatakai-nnre-ba
mi-kata-mo ftükosi-wa utare-nure-do ika-ni site teki-si Jen san-
13*
196 Pfizmaier.
zan-ni titsi-nasare sen-nin hakari-ni nari-ni-keri. Sasuga-ni
inotsi-no wosi-kere-ba-ni-ja ßta-süra-ni kh-san-wo koi-nure-ba
koto-gotoku ike-dori-te-zo ki-dzin-si-tari-keru. Nawo sima-zima-wo
tan-saku-site kakure-fisomi-si zoku-to-ra-wo fitori-mo nokorazü
utsi-tori-nu. Säte ike-dori-no zoku-to-7'a-wa tasuke-oku-to-mo mu-
jeki nari-tote naka-gawa-hata-nite zan-zai-si aico-take jui-watasi
sarasi-si-ga kuhi-kazü-no o-o-kere-ba jama-no gotoku-ni ntsi-
tsümi-te sono mama-ni süte-oki-tari. 8ikaru-ni kb-rai-no gun-bib-
wa ika-ni site nogare-ken ^ ^ ki-koku-se-si mono-mo ari-te
utsi-zini ojoso sitsi-sen-jo-nin-ni ojobi-si-to-zo mo-ko-no zoku-gun
ziü-man amari-wa mina-gorosi-ni-zo ai-ni-keru. Fon-goku mo-
ko-je kajeri-si mono-wa -f-" ö kan-sio ^S pg baku-sei
J^ ~Tj ^^ go-man-go-to iü mono san-nin nomi naH-keri.
Somit wurden die Schiffe der fremden Feinde vollständig
zertrümmert. Unter ihnen wm-den einige wie durch ein Wunder
an die Inseln emporgehoben, und die Leute in ihnen retteten
glücklich ihr Leben. Dieselben suchten die der Zerstörung
entgangenen Schiffe. Dreissigtausend Menschen schifften ver-
eint und sammelten sich zuerst auf der Falkeninsel. Daselbst
beriethen sie, wie sie die Schiffe ausbessern und nach der
Heimat entfliehen könnten, Fan-wen-hu und die anderen Heer-
führer wählten für sich ein festes und gutes Schiff, bestiegen
dieses und entkamen, ihre Kriegsleute im Stiche lassend, auf
die hohe See. Wohin sie sich begeben hatten, wurde nicht
bekannt.
Weil die Unsrigen hörten, dass auf der Falkeninsel
fremde Räuber versammelt seien, machten sie einmüthig den
kleinen als Zweiter Zugesellten, Kage-suke, dritten Leibwächter
und Gehilfen des Thores der Leibwache zur Linken, zum
Heerführer, und kamen die Krieger des den Westen nieder-
haltenden Kriegsheeres auf mehreren hundert Schiften heran.
Die Räuberscharen machten einen muthigeii Anführer, Namens
Tschang-wan-hu, zum Heerführer und kämpften mit äusserster
Verzweiflung. Wenn sie Schiffe gehabt hätten, wären sie in
ihr Reich zurückgekehrt. Jetzt mochten sie selbst siegen, die
Fristung des Lebens war unmöglich. Als somit die fremden
Räuber mit äusserster Verzweiflung und bis zur Gränze des
Lebens kämpften, erlitten die Unsrigen zwar auch einige Ver-
Die Geschichte der Mougolenangritfe auf Japan. Lvi
luste, allein wie hätten Jene widerstehen können? Sie wurden
gänzlich geschlagen und schmolzen zu etwa tausend Menschen
zusammen. Als ihnen in der That das Leben kostbar ward
und sie ernstlich die Unterwerfung antrugen , nahm man sie
säramtlich gefiingen und kehrte in das Lager zurück. Man
durchsuchte noch die Inseln und brachte die Räuber, die sich
dort versteckt hatten, ohne einen Einzigen übrig zu lassen,
um's Leben. Die gefangenen Räuber behielt man zwar am
Leben, doch es war ihnen von keinem Nutzen. Man enthaup-
tete sie an dem Flussufer des Naka-gawa, brachte zusammen-
gebundenen Bambus herüber und stellte ihre Häupter zur
Schau. Da die Häupter viele an der Zahl waren, häufte man
sie zu Bergen und liess sie liegen, wie sie waren.
Wie hätten unter solchen Umständen die Kriegsleute von
Kö-rai entkommen können? Während es deren auch gab, die
in das Reich zurückkehrten, betrug die Zahl der Gefallenen
über siebentausend. Hierzu wurden über hunderttausend Men-
schen des mongolischen Räuberheeres niedergemetzelt. Die in
ihr Heimatland zu den Mongolen zui'ückkehrten, waren bloss
drei Menschen, Namens Kan-tschang, Mö-tsing und U-wan-ngu.
Makoto-ja sio-sia-no rei-Jcen arataka-ni site idzüre-wo
idzüre-to-mo naki naka-ni-mo sina-no-no kuni sü-wa-no rai-
jasiro-wa moto-jori ]^ |j|fi hu-zin-ni niasi-masi-kere-ha on-
inori-mo fuka-kari-si-ni nanu-ka-ni Vj^ man-züru sono jo-ni
atatte rio-no katatsi-wo gen-zi-tamai-si-wo i-zoku-domo loogami-
tate-matsüri kio-fu katsü-gb-site ki-koku-no notsi sono koto-wo
katari-tsütaje-ken zib-siü ß-sei-ken-to iü tokoro-ni nippon sü-wa
dai-mih-zin-no jasiro-tote kan-dzih-si ima-ni itaru-made ken-
dziü-ni sai-rei-wo itasu-to-ka-ja. Sate-mo u-tsü-no mija sa-je-mop,
zio sada-tsuna-ioa sane-masa-no en-fei-to site tsiü-goku-zei san-
man-jo-nin-wo in-sossi momi-ni monde osi-juki-si-ni hin-go-no
kuni-ni itari-tsuki tsüku-si-no faja-uma-ni jiiki-ai-te koto-no
jh-sü-wo toware-kere-ba zoku-gun koto-gotoku utare-nure-ha kih
kama-kura-ni tsiü-sin-no tame-no tsukai nari-to-zo kotaje-keru.
Sare-do osi-fe tsuku-si-ni ge-kb-site sane-masa-ni men-kuai-si
sio-sib-si-no gun-rb-wo negirai nawo kai-gan-no kei-ei-wo ken~
go-ni nasü-beku sa-ta ojohare sika-site aki-ta-zib dzi-rb-ra-to
onazi-ku kama-kura-je kajerare-keri.
l9S Pfizmaier.
Wirklich war die geisterhafte Bestätigung- der Altäre
ofifenbar, sie war es bei allen ohne Ausnahme. Unter ihnen
befand sich der Altar von Su-wa in dem Reiche Sina-no. Da
sein Gott ursprünglich der kriegerische Gott war, war das
Gebet zu ihm auch inständig. Gerade in der Nacht, in welcher
sieben Tage voll wurden , zeigte sich der Gott in der Gestalt
eines Drachen. Die fremden Räuber beteten ihn an, sie blick-
ten zu ihm voll Fui'cht und Verlangen empor und werden
dieses nach der Rückkehr in ihr Reich ' weiter erzählt haben.
An einem Orte, welcher der District Fi-sei von Fi-tatsi ge-
nannt wird, rechnete man sich zu den Altären des grossen
glänzenden Gottes von Su-wa in Nippon. Bis zu dem heutigen
Tage wird man daselbst wohl streng die Gebräuche des Gottes-
dienstes beobachten.
Sada-tsuna, Gehilfe des Thores der linken Leibwache des
Palastes U-tsu, wurde Sane-masa zu Hilfe geschickt und stellte
sich an die Spitze von dreissigtausend Kriegern der mittleren
Reiche. Als er eifrig fortzog und in das Reich Bingo gelangte,
begegnete er schnellen Pferden aus Tsuku-si. Er fragte, was
es gebe, und man antwortete ihm: Da das Räuberheer voll-
ständig aufgerieben worden, schicke man einen Abgesandten,
damit er die Botschaft nach der Hauptstadt Kama-kura bringe.
Er zog indessen mit Hast nach Täuku-si hinab, traf mit Sane-
masa von Angesicht zusammen und bewirthete die Anführer
und Krieger. Er gab Befehl, das Meerufer noch immer streng
zu bewachen, und kehrte dann mit dem nächstfolgenden Leib-
wächter der Feste von Aki-ta und den Anderen nach Kama-
kura zurück.
Safe sümera-o-o-mi-kami-ioo mija-no ne-gi ara-Jci-da fisa-
masi tojuke o-o-mi-kami-no mija ne-gi watarai sada-ßsa-ra .ziü-
ni-nin ki-sih-mon-tco ren-sio-sife kin-tei-ni so-mon-si-keru-wa
P^ ^ ?'iö-^»t-wo massia kaze-no jasiro-no fo-den mei-do-süru
koto jaja-ßsnsi mata sin-dfin-joi-i akaki kumo ßto-mnra tatsi-
idete jjj j\\ san-sen-wo terasu sono ßkari-no nakn-jori ajasi-ki
sügata-no mono araware-si-wa köre tada-goto-ni arazarn-hesi.
Wie oben angegeben worden , kehrten nur Koreaner in ihre Heimat
zurück.
Die Geschichte der Mongnleiiangriffe auf Japan. 199
Go-ki-nen sara-ni munasi-karazü |^ 'j^ kd-huJiii-no sin-ioi-wo
gen-zi-tamaiva-bn to-n-goro koi-mbsti tokoro-no ^ ^^ kiü-go-ioo
sen-ge-serare-tamaioan-to-zo so-mon-si-keru. Geni-mo kono mi-
jasiro-no kami-no mi-i-tsü arafaka-ni site su-ziü-man-no i-ruwi-
domo-ico toki-no ma-ni umi-no mo-kudzü-to nasi-fate-tamai-nuru
koto-wo agame-tamai-te negai-no mani-niani kiü-go tsiokkio-no
sen-zi-wo tamaioari-keri. Fisa-kata-no ama-tm mi-kami-no sirosi-
mesü sümera-mi-kuni-wo kitnna-keki kono jakko-gn o-o-ke-nakii
omoi-okosi-te iku-so-tahi loatari-kitari-nu-to-mo itsü-mo-itsü-mo
kakn-zo aru-heki sika-ica are-do kano ^ß ^ siko-guni-no
sire-mono-no sire-waza nare-ha mafa-mo josen koto-no aran-wo
jose-ki-na-ha fakaru koto-gofo on-okite-ico kaku si mamora-ba
ama-tsu mi-kami kuni-tsü mi-kami-mo mata kaku mamori-
tamo-hesi.
Ara-ki-da Fisa-masi, Priester des Palastes des allgebieten-
den grossen Gottes, Watarai Sada-fisa, Priester des Palastes
des grossen Gottes von Tojuke und Andere, im Ganzen zwölf
Menschen, unterschrieben einen Vertrag und meldeten dem
verschlossenen Vorhofe : Dass der letzte Altar der beiden
Palcäste, die kostbare Vorhalle des Altars des Windes dröhnt,
ist ziemlich lange. Ferner kommt aus der neuen Vorhalle eine
Schar rother Wolken hervor und erleuchtet Berge und Flüsse.
Dass aus diesem Lichte Gegenstände von wunderbarer Gestalt
zum Vorschein kommen, kann keine gewöhnliche Sache sein.
Das hohe Gebet ist keineswegs vergeblich. Wenn die zur
Unterwerfung bringende göttliche Macht in die Erscheinung
tritt, wird die Benennung Palast, um die wir durch Jahre
bitten, nach unten verkündet werden. — Indem der Kaiser
es in Ehrfurcht anerkannte, dass in der That die erhabene
Macht des Gottes dieses Altares offenkundig gewesen, dass sie
mehrere Hunderttausende fremder Geschlechter binnen einer
Stunde gänzlich zu Abfällen des Hornblattes des Meeres ge-
macht, erfolgte die Verkündung des Beschlusses, dass, der
Bitte gemäss, zu der Benennung Palast die kaiserliche Zu-
stimmung ertheilt worden.
Das von den Göttern des lange währenden festen Him-
mels gelenkte kaiserliche erhabene Reich haben diese schmutzi-
gen Sclaven sich unmöglicher Weise in die Gedanken gebracht.
200 Pfizmaier. Die Geschichte Jer Mongolenangriffe auf Japan.
Ob sie auch etliche zehn Male herüber gekommen waren, es
sollte immer und immer so bleiben. So ist es zwar, doch da
es Thorheiten der thörichten Menschen jenes hässlichen Reiches
sind, wird es geschehen, dass sie ferner auch zudringlich sind.
Wenn sie herankommen sollten und man so das erhabene
Gesetz bewahrt, werden die Götter des Himmels, die Götter
des Reiches es ferner eben so bewahren.
Verbesserung.
S. 123 Z. 14 statt: um mit Einem Worte es zu sagen, zu lesen: nach
der Länge (d. i. in Gestalt des Wortes ,Eins', welches ein Strich ist).
Bemerkung.
Der Verfasser dieser Abhandlung behält sich vor, die in dem Nippon-
Archiv abgedruckte Arbeit seines geehrten Freundes Prof. Dr. J. J. Hoffmann
in Leiden : , Japan's Bezüge mit der coreischen Halbinsel und mit China.
Nach japanischen Quellen bearbeitet'., in welcher über den im Jahre 1281
unternommenen Mongolenangriff auf Japan berichtet wird, in einer im Ent-
stehen begriffenen Abhandlung über Geographie und andere Gegenstände
Corea's eingehend zu besprechen.
MuBsafia. lieber die prorenzalischen Liederhandschriften des G. M. Barbieri. JiM
lieber die provenzalischen Liederhandseliriften
des Giovanni Maria Barbieri.
Eine Untersuchung
Prof. Dr. Adolf Mussafia,
wirklichem Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
-Ln meiner Abhandlung ,del codice Estense di rime pro-
venzali' ' hatte ich Gelegenheit des Giovanni Maria Barbieri
zu gedenken. Dessen Sohn Lodovico schilderte sein Leben;
die Schrift blieb unedirt, - bildete aber die Grundlage der
Biographie Barbieiü's, welche Tiraboschi in seiner Biblioteca
modenese I 158 veröffeutlichte. Giovanni Maria wurde im
Jahre 1519 geboren; seine Eltern waren Bartolomeo, ein Ad-
vocat im Dienste des Hauses Rangoni, und Lodovica Ballerini,^
welche, jedenfalls italienischer Abstammung, als Wiener Bür-
gerin bezeichnet wird. Er genoss eine sorgfältige Erziehung,
und brachte mehre Jahre seiner Jugend halb als Studien-
genosse halb als Correpetitor bei Mitgliedern der verschwägerten
1 Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der kais. Akademie
der Wissenschaften zu Wien, LV 339 ff.
2 Eine nicht sehr correcte Abschrift des XVIII. Jahrh. findet sich auf
fol. 81 — 87 der Hs. ßtSO der Wiener Hof-Bibliothek, welche, ebenso wie
6381, einst der Familie Rangoni gehörig, eine grosse Anzahl Modenensia
enthält. Vgl. Tabulae codicum IV 268 ff.
3 In der Wiener Hs. : ,Lodovica llizini', und am Rande ,forse Bellin-
zini'; dieser Name ist dann gestrichen und die weitere Conjectur ,Rizini'
hinzugefügt worden.
202 Muswafia
Häuser Rangoni und Pico della Mirandola zu. Später in den
Dienst des Grafen Ludwig- Pico getreten, begleitete er diesen
nach Frankreich, wo Beide bei Hofe volle acht Jahre ' ver-
weilten. Heimgekehrt, erhielt Barbieri das Amt eines Ge-
meinde-Secretärs zu Modena; er brachte in dieser Eigenschaft
das Gemeinde -Archiv in schönste Ordnung und wurde mit
administrativen und literarischen Aufträgen vielfältig betraut.
Am 9. März 1574 starb er. Aussei- lateinischen und italieni-
schen Gedichten, einer Chronik von Modena sammt einer
Sammlung von alten in Modena vorhandenen Inschriften, '
dann einer Vertheidigung Castelvetro's gegen Caro (^die meisten
dieser Schriften sind unedirt) verfasste Barbieri unter dem
Titel ,La guerra d'Attila'^ einen Auszug aus dem altfranzösi-
schen Gedichte des Nicolo da Casola. Sein wichtigstes Werk,
zu welchem er sich in reiferem Alter und nach weit ausholender
Vorbereitung anschickte, blieb leider unvollendet. Die letzten
Worte lauten : ,imporro fine al duodecimo capitolo, il quäle
chiudera il primo libro dell' Arte del Rimare di me Giovanni
Maria de' Barbieri^ Das Fragment blieb lange unedirt. Lodo-
vico dachte schon im Jahre 1575 an eine Ausgabe; Giammaria
Castelvetro (ein Bruder des berühmten Lodovico) billigte den
Plan, meinte jedoch, die überaus zahlreichen provenzalischen
Stellen müssten in's Italienische übersetzt werden, perche o
pochissimi o forse niuno in Italia si truovi, ancorche studioso
della volgar eloquenza, che sappia che cosa sia lingua proven-
zale, non che la 'ntenda. Mit einem Briefe vom 18. Juli 1581
schickte Lodovico an Corbinelli in Paris eine Abschrift aller
provenzalischen Citate und berichtete zugleich über alles pro-
venzalische Material, welches sein Vater hinterlassen hatte.
Dann verlautet von der Ausgabe nichts mehr, und erst im
Jahre 1790 entschloss sich Tiraboschi, das Werk seines ge-
lehrten Landsmannes von der unverdienten Vergessenheit zu
1 Dif Wiener Hs. spricht von der p:anz nnsjlanblichen Zahl von •2-2 Jahren.
- Tiraboschi sajjt: ,Qualche raccolta ms. delle anflehe iscrizioni, che si con-
servano in Modena, sussiste tuttora. Ma non e certo che sia quella dal
Barhieri formata.' Die Wiener Hs. enthält, ebenfalls auf fol. 58 — 64 eine
solche t^ammlunn;, mit der Bemerkung: ,attribnita a G. M. Barbieri'.
3 Erscbien zu Ferrara 1568; eine zweite Ausgabe zu Parma, mit Vorreden
von Pederzini und Galvani, führt D'Ancona in seinem Attila (Pisa 1864) an.
Ueber die provenzalischeii Lieili rliandschriften des G. M. Barbieri. 203
retten. Er benützte zwei einander ergänzende Hss., worin er
Barbieri's Hand zu erkennen glaubte. Auch er sah die Noth-
wendigkeit ein, die Stellen aus den Troubadourliedern mit einer
Uebersetzung zu versehen, und nahm zu dem Zwecke die Hilfe
des Ab. Gioachimo Pia ,il piü dotto e il piii profondo poHglotto
per avventura che sia ora in Italia^ in Anspruch. Tiraboschi
gab der Schrift den Titel: ,Deir origine della poesia riniata';
einen Titel, welcher für das erhaltene Fragment, das leicht als
ein selbstständiges Ganzes angesehen werden kann, nicht un-
passend ist. Im ersten Buche wird in der That ein Bild des
Ursprunges und der Entwickelung der Poesie — und zwar
fast ausschliesslich der Lyrik — bei den romanischen Völkern
— hier wieder mit Beschränkung auf Provenzalen und Italiener,
da der Abschnitt über die französischen Dichter von sehr ge-
ringem Belange ist — entworfen. Dass aber das erste Buch
nach Barbieri's Plane nur eine breit angelegte Einleitung war, '
während das eigentliche Werk eine Poetik hätte werden sollen,
erhellt aus dem ersten Capitel, welches Vorwort und Widmung
' Ich hebe aus Lodovico's Schrift folgende unedirte Stelle heraus. Er
erzählt wie sein Vater, von einer schmerzensvollen Krankheit gepeinigt
und sovvol mit häuslichen als mit amtlichen Arbeiten überhäuft, ,vide
come il Castelvetro nel suo commento stampato sopra le rime del Petrarca
lä nel Trionfo d' Amore, dove si fa mentione di Arnaldo Danielli, par-
lando de' poeti provenzali e del loro valore ne i coraponimenti in rima, dice
che ciö farä apparire Gio. Maria Barbieri. Per la quäl cosa egli, pen-
sando piü a 1' onore proprio ed al giovar altrui che all' aggravio del male,
si diede a componere un' opera, la quäle chiama Rimat-io, per esscre il
soggetto d' essa la rima. E la intenzion sua era di partirla in due libri,
e di trattare nel primo libru che cosa sia rima, e la derivazione di tal
nome, d' ende al parer suo avesse principio tale trovato, e poi come
passasse 1' uso d' esse a varie nazioni, e chi di ciascuna nazione fosse in
essa piü famoso, e quali fiirono le cagioni d' innalzarla, e perche i Pro-
venzali piü de gl' altri in questa s' avanzassero, e ne introducessero varie
forme. Di qui il Barbieri prende occasione di raccontare le vite di molti
poeti e trovatori di questa nazione, e le loro composizioni, ponendo solo
perö i principi d' esse; nel quäle racconto e capi di canzoni consnma
quasi un terzo del primo libro. E finitolo nel racconto de' poeti italiani,
li quali sebbene da' Provenzali la ricevettero, nuUadimeno piü perfetta-
mente di niun altro la hanno usata et aggradita, diede principio al
secondo libro; ma aggravato dal male . . . mori . . . e lasci^ questa
opera nella parte sua essenziale manchevole, e nell' accidentale seuza
revisione; onde se ne sta come abbozzo e come frammento irreparabile.'
204 MuKRjifia.
an den Herzog Alphons IL enthält. Es beginnt: Se Dante
Alighieri avesse cosi laseiato intiero come ci lasciö difettivo il
suo libro della Volgare Eloquenza, certamente egli averebbe
cosi ben chiarita la cosa delle rime, che nessimo dopo lui non
averebbe avuta giusta cagione d'impiegarsi a scrivere libri in
materia dell' arte del rimare .... S' egli ci avesse lasciati i
quattro libri ch' egli intendeva di fare . . ., questa scienza del
rimare sarebbe stata a' nostri tempi piü nota. Er erinnert dann
an den Tractaten des Antonio da Tempo * und Ghidino da
Sommacampagna, 2 lontani molto 1' uno e 1' altro dal giudicio
e dalle facolta di Dante, i quali si occuparono in trattare cose
di poco rilievo, tacendosi del tiitto, 0 parlando come per in-
cidente di quelle, che sarebbono state di utilita a sapere, e che
allora si sapevano comunemente per tutti i rimatori. Unter
den Provenzalen habe Raimon Vidal Las rasos de trobar ^ ver-
fasst, nel quäle altro poi finalmente non insegna che il diritto
uso della parlatura di Limosino, ch' era a quei tempi in pregio
non meno che al presente appo noi la favella toscana. Es
gebe wol ein sehr altes französisches Werkchen De speciebus
seu coloribus rhetoricae Gallicanae.^ Dieses könne jedoch den
Italienern wenig nützen, da es von Rotondelli, Cappelletti,
Bergerette, Fratras, Refrains, Lai und Virlai handle, nomi
poco ricevuti da gli sci'ittori Italiani fralle sue rime. Unter
den Neueren habe Bembo sehr schöne aber bei weitem nicht
genügende Bemerkungen zusammen gestellt; ein Vincenzo Cal-
meta habe neun Bücher della volgar Poesia geschrieben; der
Auszug davon, den er, Barbieri, gesehen habe, lasse jedoch
das Werk als unbedeutend erkennen. Von noch geringerem
Werthe sei Mario Equicola's Introdottorio al comporre in rima
in lingua volgare, ein armseliger Auszug aus Antonio da Tempo.
Die Schriften Trissino's, Minturno's, Danielli's seien voll classi-
scher Gelehrsamkeit; was aber die Kunst in italienischer Sprache
zu dichten betrifft, haben sie wenig Neues beigesteuert. Dies
' Herausgegeben von G. Grion als 26. Band der Collezione di opere
inedite etc. Bologna 1869.
2 Herausgegeben von G. B. Giuliarl als lOö. Pnblication der Scclta di
curiositi letterarie Bologna 1870.
^ Vgl. unten lib. Mich. fol. 52.
* Kennt man das Werk? Sehr alt war es jedenfalls nicht. Und war e.s,
trotz des lateinischen Titels, In französischer Sprache abgefasst?
Ueber die provenzalischen Liederhandschriften des G. M. Barbieri. 205
Alles, meint Barbieri, sat;-e ich, nicht um das Verdienst aus-
gezeichneter Männer zu schmälern, sondern um zu beweisen,
che non essende ün qui stato detto abbastanza ne compita-
mente dell' arte del rimare, io non senza giusta cagione mi sia
raesso a volerne esporre quelle cli' io n' ho trovato e raccolto
non solamente dagli uomini Italiani, ma da gli stz-aniein ancora
di quelle nazioni, ch' ebbero fama di esserne stati i prirai tro-
vatori. Wir haben Grund zu bedauern , dass Barbieri durch
den vorzeitigen Tod verhindert worden ist, sein Werk zu
vollenden. Dass wir daraus gewiss Manches gelernt hätten, dafür
bürgt uns das erhaltene Fragment. Wir werden da durch die
Gründlichkeit der Methode, durch die Besonnenheit der Unter-
suchung, die sich stets auf gute Kenntniss der betreiFenden
Denkmäler stützt, durch das fortwährende Hinweisen auf reiches
handschriftliches Material in sehr angenehmer AVeise überrascht.
Ja selbst in Aeusserlichkeiten zeigt sich die Genauigkeit des
Verfassers. Bei den meisten Citaten werden die Quellen an-
gegeben, und zwar sowol die Handschrift als die Foliozahl.
Die Art des Mannes, welcher vor dreihundert Jahren gerade
so arbeitete, wie wir es nun gewohnt sind, heimelt uns an;
wir fühlen uns zu ihm, wie zu einem Studiengenossen, hin-
gezogen. Am meisten interessiren uns jene Abschnitte des
Werkes, welche von der Troubadourpoesie handeln. Denn
Barbieri hatte die provenzalische Sprache und Literatur zum
Gegenstande seiner eifrigsten Beschäftigung gemacht. Nach
den Berichten seines Sohnes benützte er den langjährigen Auf-
enthalt in Frankreich um unter der Leitung eines Secretärs
der Königin, welcher Provenzalisch ausgezeichnet verstand,
diese Sprache zu erlernen. Ferner gibt Lodovico in dem oben
erwähnten Briefe an Corbinelli an, in den nachgelasseneu
Schriften seines Vaters hätten sich vorgefunden: 1. sechs eigen-
händig geschriebene Bände provenzalischer Gedichte ; 2. eine
italienische Uebersetzung zahlreicher Lieder; o. eine italienische
Uebersetzung der Biographien. Endlich habe er in Erfahrung
gebracht, Mons. Carnasccca besitze eine provenzalische Gram-
matik und ein Wörterbuch, die ebenfalls von seinem Vater
herrührten. In Bezug auf die erste der letzteren Schriften
sagt er dann in der Lebensbeschreibung, er habe in Padua,
bei Herrn Giovanni V^incenzo Pinelli eine Uebersetzung einer
206 Mu8safia.
provenzaliscbeu Grammatik eing-eseheu und sogleich die Schrift
seines Vaters erkannt. ' Barbieri selbst citirt nun in seinem
Werke beständig vier Handschriften, die er Libro di Michele,
Libro in Assicelle, ^ Libro slegato und Libro Siciliano nennt.
So lange wir zu einer anderen Annahme nicht gezwungen sind,
lassen sich darin am Leichtesten vier von den oben erwähnten
sechs Handschriften erblicken. Diese Handschriften genauer
kennen zu lernen, sie durch Zusammenstellung der Citate, so
weit es möglich ist, zu reconstruiren und deren Verhältniss zu
den anderen bekannten Handschriften zu ergründen, schien
mir eine die Mühe lohnende Aufgabe. Ich theile in folgenden
Blättern das ganze Material und die Ergebnisse, die sich mir
darboten, mit; ersteres deshalb, weil jene Fachgenossen, welche
über reiche handschriftliche Sammlungen verfügen, durch Ver-
gleichung der Varianten leicht zu weiteren Resultaten gelangen
könnten, welche die von mir gewonnenen bestätigen oder mo-
dificiren. Ich beginne mit einer summarischen Darlegung des
Inhaltes aller jener Abschnitte, in denen Provenzalisches zur
Sprache kommt.
Im IL Capitel ,che cosa sia Rima* wird bemerkt, dass
Provenzalen und Italiener die Formel suono e inotto für rima
gebraucht haben, und aus Ersteren die erste Strophe von Peire
d' Alvernha's Cid hon vers agrad' auzlr (o. A.) ^ und die erste von
Arnaut Daniel's Autet e has entrels prims fneills (o, A.) angeführt.
Das V, CapiteH handelt ,della propagazion della poesia
per mezzo degli amori de' poeti', und es werden da zwölf
^ Die Hs. Pinelli ist nunmehr die Am])rosiauische D 465 inf. Dort stellen
zwei Uebersetzung-en des Donatus provincialis. Man wäre geneig't in
einer derselben Barbieri's Arbeit zu lerblicken, wenn aucli bei dem Um-
stände, dass Dieser Las rasos de trobar kannte und wahrscheinlich be-
sass, man bei einer von ihm verfertigten Uebersctzung einer provenzali-
schen Grammatik eher an Vidars Werk denken würde.
2 Die Abkürzung ist stets lih. Asc; Tiraboschi nennt die Hs. Lihro dalJe
Assie; Lihro dalle Aste in meiner Abhandlung ist ein Druckfehler. Ich
erkläre die Sigla als asuicelle = Deckbrettchen.
^ D. h. ohne Angabc der Hs., welcher das Citat entnommen worden ist.
^ Da die Rubriken fast aller Capitel angegeben sind, mögen hier noch die des
III. und IV. stehen : Dell' origine c dcll' antichitä dellc rime — Propa-
gazion della rima degli Arabi agli Spagnuoli e a' Provenzali. Letzterer
Abschnitt ist wohl der sclnvächste des Werkes.
Ueber die provenzalisclien Liederluiiidsi-hriften des (i. M. Barbieri. 207
jDovelle' von Troubadouren erzählt, deren Lieder durch Liebes-
abenteuer veranlasst wurden. Es sind theils wörtliche Ueber-
setzungen der Biogi'aphien, theils Auszüge aus denselben. Die zur
Sprache kommenden Dichter sind: Arnaldo Daniello/ Rambaldo
di Vaqueiras (o. A.), Pietro Vidale (o. A,), Arnaldo de Marveill
(o. A.), Gauselm Faidit (o. A.), Folchetto di Marsiglia, Guglielmo
di Saint-Leidier o Saint-Didier, Guglielmo da Capestaing,
Ramondo di Miraval, Pens de Capdueill, Guglielmo di Balaon,
Jaufre Rudel di Blaia. Ueberall werden einzelne Strophen
oder Verse aus den Liedern der betreffenden Dichter anoeführt.
Im VI. Capitel ,deir avanzamento delle rime per gli amori
de i nostri poeti d' Italia' ist die Rede von Selvaggia, die ge-
wöhnlich (wegen Petrarca, Trionfi d'Amore IV 31) als Geliebte
Cino's da Pistoja bezeichnet wird. Barbieri wagt nicht zu
widersprechen, erlaubt sich jedoch einen Zweifel auszusprechen,
da er eine berühmte Selvaggia auch bei den Troubadouren findet.
Er führt zwei Stellen aus Amerigo di Belenuei und je eine von
Ugo di Sansir und I^anfranco Cicala an.
Im VII. Capitel ,per opera e favore di quali uomini
grandi montassero le rime in pregio' werden die Estenser ge-
rühmt und die bekannte Selbstbiographie von Maistre Ferari
mitgetheilt.
Im VIII. Capitel ,de i volgari che si hanno da avere in
considerazione nel preseute trattato per conto delle rime' werden
die provenzalischen Verse Dante's (Purg. XXVI ff. ; Anfang und
Schluss der dreisprachigen Canzone) angeführt, dann der Vers,
welcher in Petrarca's 2 Lied Lasso me u. s. w. Aufnahme fand.
Im IX. Capitel ,de gli scrittori o rimatori fi'anceschi' wird
jDerros' der Verfasser des Roman de Renart angeführt; del
quäl libro non averei io qui fatta menzione, se in leggendo gli
scrittori provenzali non vi avessi trovati cotali nomi e novelle,
chenti pone e racconta il prenominato autore, come in un ser-
ventese di Peire Cardenal : Las aviairitz u. s. w.
In dieser luluiltsübersiclit gebe icli die von Barbieri an den betreöeudcn
Stellen gebotenen Formen; in der Beschreibung des Iniialtes der Hss.
gebrauche icli dagegen für die Namen der Dichter die von Bartsch an-
gewandten Wortforraen. Auch folge ich diesem Gelehrten bei der Wahl
der Siglen zur Bezeichnung der einzelnen Hss.
Wenn Bartsch im Jahrb. XI 38 das Lied als Dante gehörig bezeichnet, so
ist dies ein Lapsus calami, welchen er selbst Jahrb. XIII 2« berichtigt.
208 Mussafia.
Das X. Capitel fS. 95 — 138) handelt ,de i trovatori pro-
venzali'. Nach einigen Bemerkungen über die Sprache, beginnt
er mit der Aufzählung der Dichter. Zuerst spricht er, der be-
kannten Stelle Petrarca's folgend, vom Aeltesten: Peire d' AI-
vernhe, dann * Giraud de Borneill, ' und da Dante Diesem Arnaut
Daniel vorzog, wird hier auch Dieser besprochen, und dessen
Freundschaft init Bertran de Born erwähnt. Ein eigener Ab-
schnitt ist dann Letzterem gewidmet. Wahrscheinlich durch die
Erwähnung von Bertran in den Cento novelle antiche kommt
Barbieri nun auf Rigaut de Berbezill zu sprechen, dessen Lied
Atressi com l'olifans (o. A.) vollständig mitgetheilt wird. An
Petrarca wieder anknüpfend wird Folquet de Marseilla erwähnt
und das ganze Lied Tan m'ahelis (o. A.) gedruckt. Es folgen
* Peire Vidal, Gauselmo Faidit. Als Petrarca von dem men famoso
Arnaldo sprach, mag er *Arnaut de Marveill gemeint haben;
da aber unter den Provenzalen andere Dichter dieses Namens
vorkommen , so mögen sie erwähnt werden : Arnaut Plages,
Arnaut Catalans, Arnaut Tintinhac. Als Petrarca sagte : l'uno
et l'altro Paimbaldo, so verstand er unter dem Einen gewiss
Raimbaut de Vaqueiras; unter dem Anderen kann man Raim-
baut d' Aurenga oder Raimbaut Deira verstehen. Drei Ame-
righi findet der Verfasser: Aimeric de Belenuei, Aimeric de
Peguillan, Americ de Sarlat. Unter den Ughi gab es Uc de
Samsir, Uc da Pena, *Uc Lo-brus, Uc de Bersie. Bei Letz-
terem wird Folquet de Romans erwähnt, und bei dieser Ge-
legenheit auch über Diesen berichtet. Zu den Ughi wiederkeh-
rend, wird noch Uget de Mataplana angeführt, und einige Verse
seines Liedes D\m serventes mitgetheilt. Bei dieser Gelegenheit
wird auch der Streich berichtet, welcher Raimon de Miraval
gespielt wurde und zu Uc's Serventes Veranlassung gab. Der
Guglielmi gibt es Viele: *Guilem de Capestanh, *G. de Saint
Leidier, *G. de Balaon, welche, da sie früher zur Sprache
kamen, den Verfasser nicht mehr aufhalten dürfen. Dann
G. de Berguedam, G. de Salanhac, G. Magret, *G. de Biais o
de Biarn, *G. de Dur Fort, G. Montanago, G. de Saint Grigori,
G. de la Tor, *G. Figera, über welchen Amerigo di Peguillan
und Sordello je eine Cobla dichteten. Doch genug der Guglielmi
' Ich bezeichne mit einem Sternchen die Namen jener Dichter, von denen
an der bitrellenden Stolle keine Verse citirt werden.
Ueber die provenzalinchen Liederhandschriften des G. M. Barbieri. 209
e passiamo ad altri d' altri nomi diversi 1' uno dall' altro, secondo
che mi si presenteranno dinanzi : Maistre Miquel de la Tor;
Bertrams ancora della Torre, a cui mando il Delfino la seguente
stanza: Mauret u. s.w.; Daude de Pradas; Bernard de Pradas
(o. A.); *Gui, *Netbles e *Peire Elias (o. A.) tutti cognominati
D'Uisel; * Bernart de Ventadorn; *Pons de Capduill; Lafranc
Cigala; Raimon Vidal; *Perol d'Alvernia; Elias Cairel; Elias
Fonsalada; Elias de Bariol; Peire Cardenal; *Marcabrus; Luquet
Cataluze ; Girot lo Ros; Girant d'Esphanha; Cadenet; Gui de
Cavaillon und Bertram Folcou, welche mit einander coblas
wechselten; Pistoleta; Peire Raimon und Albertet de Sestaro,
welche beide das Haus Malaspina hochpriesen; Alegret; *Ber-
tran de I^amanö; le Monges de Ponsibot o de Poi Cibot; le
Monge de Montaudou. Es folgt endlich eine Reihe von Dichtern,
von denen nur der Name angegeben wird. Wir theilen später
das Verzeichniss mit, — Es folgen die Frauen: Maria de Ven-
tadorn; Coutessa de Dia; Lombarda; Alamanda; *Guiscarda,
über die Beltram del Bornio eine Strophe dichtete; Na Tibors;
Niseus de Cassion und Nalmucs da Castelnovo, welche mit
einander coblas wechselten.
Im XII. Capitel ,de' nostri rimatori d' Italia' ' werden die
einzelnen bei Dante's de vulgari eloquio erwähnten Dichter
besprochen, darunter Sordello,
Schon aus diesem Auszuge lässt sich eine kleine That-
sache erkennen; dass nämlich die sechs ersten Blätter von b
(Barb. XLVI. 29), welche im vorigen Jahrhunderte geschrieben
wurden, nichts Anderes als eine Sammlung der von Barbieri
angeführten Stellen sind. Nur sind die Blätter verstellt und
müssen nach folgender Concordanz in Ordnung gebracht werden:
Das jetzige 5. soll das 1. werden;
6.
2.
1.
3.
2.
4.
3.
5.
4.
6.
' Das XI. Capitel handelt ,clei tsiciliani'.
Sitzuugsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVI. Bd. IL Uft. 14
210 I Mussafia.
Die Sammlung reicht nur bis zum Citate aus Uc de Saint
Circ Lonjamen ai atenduda (S. 114 des Druckes). Die bei-
gegebene Uebersetzung- wird gewiss die nämliche sein, welche
im Drucke erscheint, und so mag Pia, wenn nicht der Sclireiber,
so wenigstens derjenige gewesen sein, welcher die Sammlung
von Barbieri's Citaten, etwa als Vorarbeiten zum Drucke, veran-
lasste. Einen kleinen Unterschied zwischen b und dem Drucke
finden Mär darin, dass während Letzterer für den Gebrauch der
Verbindung von so und moi nur zwei Beispiele anführt, b noch
drei Belegstellen anführt. Es könnte allerdings möglich sein,
dass dieser Zusatz von dem Sammler der Citate Barbieri's
herrühre: weit natürlicher aber scheint mir die Annahme, Bar-
bieri habe in sein Werk fünf Stellen aufgenommen, die Pia
alle übersetzte; und der Herausgeber, Tiraboschi, habe dann
deren zwei für genügend erachtet und die drei letzten unter-
drückt.
Die Verse, welche Bartsch Jahrb. XI 33 — 35 aus dem
ersten Theile von b mittheilt. stimmen fast immer genau mit
dem Drucke überein. Nur hie und da kleine Abweichungen.
So hat der Druck in Petrarca's Liede die verderbte Lesart:
Dreitz e raison es qu'ieu ciant d'amors,^ b dagegen die rich-
tige em demori. Vgl. auch beim Citate aus Gaucelm Faidit,
wo der Druck Chansos, vai tost e corren; bei Bartsch vai
ten tost.
Aus dem Gesagten erhellt, dass dieser erste Theil von b
nicht eine Handschrift darstellt^ da sich hier Fragmente aus
allen von Barbieri benützten Handschriften vereinigt finden.
Daher dürften auch in Bartsch's Verzeichnisse alle Hinweise,
welche auf diesen Theil von b sich beziehen, am besten weg-
bleiben.
' Ueber diese so weit verbreitete Variante vgl. Crescimbeni II 26. Man
kann kaum l)egrcifcn, wie sich dieselbe gegenüber der den älteren Com-
nientatoren wol bekannten demori behaupten konnte, da doch der Reim
ßori das Richtige zeigte. Einige Ausgaben haben d' amoin-i, d'amori;
dem Reime zu Liebe scheute man nicht den Hybridismus der Sprache.
Harbieri entlehnte wol den Ver-s den Ausgaben Petrarca's; er scheint
nicht das Lied in seinen Hss. gehabt zu haben.
üeber die pi'oveDzaliscben LiederliandBuliriften des G. M. Barbieri. 2l.i.
Es folgen nun Barbieri's Citate, nach den Handschriften
geordnet, denen sie entnommen sind.
A. Libro di Michele.
Fol. 1. MIQUEL DE LA TOR, che raccolse al suo
tempo in un libro molte rime d' altri trovatori, come eg-li dice
nel principio di esso libro, con queste sue parole:
Maistre Miquel de la Tor de Clarmon del Vernhesi
escrius aquest libre estant eu Monpeslier etc.
Sieh fol. 68.
Fol. 2.
Fol. 3. MARCABRUS, che tu scrittore di serventesi, ma
con minor leggiadria e dignita (d. h. als Peire Cardinal, der
unmittelbar vorher genannt wurde) e fu quasi come un Bur-
chiello tra' Provenzali.
Fol. 4. GUII.EM DE DURFORT da Caors, di cui si
leggono due serventesi. In der That schreibt C diesem Dichter
zwei Lieder zu; von denen eines — Quai- say petit ni met en
razon larga — sich nur in dieser Hs. findet, das andere — En
Raimon heus tenc a grat — nur von dieser Hs, dem Guillem
de Durfort zugewiesen wird; R nennt den Dichter Raimon
de Durfort; nach anderen Hss. gehört das Lied Türe Malec.
Auf demselben Blatte fand sich noch:
Fol. 4. FEIROL D'ALVERNHA. Barbieri gibt nur die
Biographie, die er ein wenig abkürzt. Der Mann von Dona
Saill heisst Bernard, statt Beraut.
Fol. 5. 6.
Fol. 7. SORDEL. Di sue rime in lingua-di si non ho
io fin qui veduta cosa alcuna; ben n' ho vedute molte nel vol
gare di lingua d' oc, e fralle altre una cauzone che comiucia :
Aitan ses plus viu hom quan viu jauzens
C'autre viure uos deu vid'appellar,
Per so m'esfors de viur' e de renhar
Ab joi per leis plus coratjozamens
212 Mussal'ia.
Servil-, qu'ieu am ; quar hom que viu smarritz
Non pot de cor far bos faitz ni grazitz;
Doncs es merce sim fai la plus grazida
Viure jauzen, pos als nom ten a vida.
Das Lied ist in CFIKMRde enthalten, die erste
Strophe in D^
Fol. 9. GUILLEM DE SALANHAC che cantö per la
contessa di Burlatz ligliuola del conte Raimondo di Tolosa, di
cui dice nella chiusa di una sua canzone:
Pros comtessa, sobrenom avetz ver
Car gen burlatz ' e metetz vostr'aver
E faitz tezaur de fin pretz benestan,
C'autra dompna del mon non val aitan.
Es muss das Lied A vos cui tenc per domn'e per seignor
gemeint sein, welches in Ce unserem Dichter (C Salinhac, e
-ank-), in R aber Gui d'üisel zugeschrieben wird. J hat nur
die erste Strophe, und zwar anonym. Das Lied wurde von
Raynouard HI 394 ^ abgedruckt. Den oben angeführten Versen
entsprechen bei ihm folgende:
Bella dompna, de vos puesc dir en ver
Que de fin pretz, d'amicx e de poder
Crejssetz totz jorns eus anatz melhuran,
Qu'autra dompna del mon ges no val tan.
Bedeutet wol ,verschwenden' oder mehr optimistisch ,freigebig vertheilen'.
Es ist das perchh burli? von Inf. VII 30. Sind andere provenzalische
Beispiele bekannt?
Rayn. nennt den Dichter Girant de S.; wol aus Versehen, da keine Hs.
diese An}>-abe bietet. — Es mög-e bei dieser Gelegenheit hier eine Be-
merkung Platz finden. Ce enthalten ein anderes Lied Guillem's de S.:
Per aolatz e per deport. Bartsch verzeichnet es unter Guiraut de S. und
zwar nach R. Aber sowol Meyer in seiner Beschreibung von R als Bartsch
selbst in der Chrest. geben an, in R finde sich nur der Anfangsbuchstabe
O. und dann de. Solonhan. Wenn wir letzteren Namen nach C e richtig
stellen, so müssen wir umsomehr diesen Hss. bei der Erklärung der Ini-
tialis folgen. — Nach Bartsch findet sich dieses Lied in C wiederholt?
und zwar dieses Mal dem Aimeric de Belenuei zugeschrieben. Aus dem
Catal. des mss. etc. ersehen wir aber, dass es unter Raimon Jorda sich
findet; da Aimeric unmittelbar vorangolit, so erklärt sich leicht das kleine
üeber die provenzalisclien Liodorhandschrifteu des G. M. Barbieri. 'ZiO
Raynouard dürfte seinen Text eher C als R entnommen
haben. Wie liest letztere Hs.? In e lautet die Strophe wie
bei Rayn., nur mit folg-enden Varianten : 1 Bell'amia et v.
4 Cnr kom non pot far meills son henestan. '
In diesen Versionen fehlt demnach die Anspielung auf
den Namen der Gräfin. Von dieser Dame wussten wir bisher
nur, dass sie von Arnaut de Maroill besungen worden; da wir
von Guillem's de Salinhac Leben sonst keine nähere Kunde
haben, so fehlt uns das Mittel Barbieri's Angabe, welche viel-
leicht nur den angeführten Versen entnommen ist, zu con-
troliren. Wie verhält es sich mit diesen Versen? Ist die
Raynouard'sche Version die ächte, und die Anspielung später
hineingetragen worden? Oder wurde die ursprüngliche Ver-
sion, welche LMich. bietet, durch Beseitigung der Anspielung
modificirt? I^etzteres erscheint glaubwürdiger. Es verlohnte
sich der Mühe, der Sache nachzugehen.
Auf demselben Blatte auch:
Fol. 9. GUILLEM DE BIARN di cui abbiamo una can-
zone, che corre artificiosamente per tutte le stanze con le otto
ultimo parole dei versi prese nella prima stanza. Dies passt
genau zum Liede Si col maistre vai prendre C D R e. — Am
Rande dieser Notiz findet sich ,lib. Mich. car. 9. 87.^ Da wir
nun bloss dieses Lied Guillem's kennen, so nimmt uns die
Angabe von zwei Stellen Wunder. Sollte das Lied im Lib.
Versehen von Bartsch. In der That findet sich in B.'s Verzeichnisse
unter Aimeric kein Hinweis auf dieses Lied, und unter Eaimon Jorda
wird, als in C enthalten, ein Lied Per solatz e per dcporl verzeichnet.
Das Bruchstück bei Raynouard zeigt überdies, dass dieses Lied von dem
Guillem's de Salinhac ganz verschieden ist. Es folgt daraus, dass C nicht
etwa das Lied Guillem's zwei Mal, sondern zwei Lieder mit gleichem An-
fange enthält. Die Worte ,Aimeric de Belenoi C-' sind in Bartsch's Ver-
zeichnisse 240,4 zu streichen. — Endlich sei bemerkt, dass die beständige
Verwechslung zwischen Guillem und Guiraut de S. sich auch beim Lied
Tot en aital esperansa wiederholt; nach Bartsch schreiben es sowol IJ als
M dem Guiraut zu; was M betrifft, kann man daran zweifeln, denn die
Abschrift g nennt den Dichter Guillem de Salenic (eine Variante von
Salinhac).
1 Ich verdanke die Mittheilung der Lesart von e der Güte meines Freundes
E. Monaci in Kom.
214r Mussafia.
Mich, zwei Mal vorgekommen sein? Oder enthielt diese Hs.
noch ein Lied, das von Guillera herrührte, oder ihm wenigstens
zugeschrieben wurde? Oder beruht endlich die Zahlangabe auf
einem Versehen?
Fol. 10. aUILLEM MAGRET che fece la canzone che
comincia:
Aiga pueia contramon
Ab fum, ab netbia et ab ven.
Es sind die zwei ersten Verse eines Liedes, das in D E
IKTe unserem Dichter zugewiesen wird; CR Guillem Ade-
mar, W anonym.
Fol. 11.
Fol. 12. GUILLEM DE MONTAIGNAGOUT, poeta
morale nelle sue canzoni, delle quali l'una comincia:
Nuills hom no val ni deu esser prezatz
S'aitan can pot en valor non enten.
Das Lied findet sich in A C E F I K M R T d e f .
Auf demselben Blatte :
Fol. 12. GÜIRAUDOT LO ROS del tempo del Delfino
d' Alvernia, che fu quegli che disse :
Veus la dereira chanso
Que Jamals auziretz de me.
Es sind die ersten Verse eines in C D E R e enthaltenen
Liedes. In C D lautet das erste Wort aujatz (auzatz), in R
Vec vos, in E Deus, das auf Veus zurückführt, in e wie bei
Barbieri.
Fol. 13. AIMERIC DE BELENOI; eine kurze Bio-
graphie, die bis auf kleine Weglassungen mit der bei Ray-
nouard übereinstimmt.
Vgl. noch Lib. in Asc. fol. 105.
Fol. 14. JAÜFRE RUDEL. Die Biographie bei Ray-
nouard niif geringfügigen Abweichungen. Bei den Citaten
macht hier Barbieri eine Ausnahme und gibt auch die Zahl
des betreffenden Liedes an.
üeber die provenzalischen Liederhandschriften des G. M. Barbieri. ^15
Ganz. 3, Str. 2.
Amol" de terra londana,
Per vos totz lo cors mi dol,
E non puex trobar mecina
Tro veng-al vostre reclam.
Es sind die vier ersten yerse der zweiten Strophe von
Quan lo i'ius de la fontana ABCDEIKMRSUe. Aus
Stimming-'s Ausgabe ersieht man, dass die Lesung- des 4. Verses
M e eigenthümlich ist , während die anderen Hss. si non vau,
s'ieu non vau, si non al^ si nom val, seu non a val bieten.
Ganz. 3. ^
Entre g-rec e tramontana
Volgra esser ins el mar.
Die ersten zwei Verse einer unächten Strophe, welche
nur in e vorkommt. Nach Stimming liest e dins.
Ganz. 4, Str. 2.
Quel cor joi d'autr'amor non a
Mai d'aisella que anc no vi.
Sie gehören zu No sap chantar quil so no di, G E M R e e^.
Im 2. Verse bieten GM und e^ starke Varianten^, ERe lesen
wie Barbieri. Im 1. weicht auch R ab; nur Ee wie Barb.
Ganz. 6, Str. 2.
Ai! car mi fos lai pelegris,
Si que mos futz e mos tapis
Fos pels sieus bels hueills remiratz,
Die drei letzteu Verse einer Strophe von Lanquan li jorn
son lonc en mai ABGDEIKMRSe, dem Gaucelm Faidit
in W zugeschrieben. Die Strophen folgen einander nicht überall
in gleicher Ordnung; unsere Strophe ist die zweite nur in
C W e. — Das ,libro di Michele' enthielt demnach alle sechs ^
Lieder Jaufre's, auch ßels m'es l'estius und Pro ai del chant,
die nur in G e enthalten sind.
1 Hier fehlt die Angabe der Strophe.
2 Ce haben ein siebentes Lanquan lo temps renoveUa, von Bartsch nach der
letzten Strophe Grimoartz zugeschrieben. Möglich dass das libro di
Michele auch dieses Lied, uud zwar als Jaufre gehörig, enhalten hat.
iilD MuBsafia.
Fol. 15. LANFRANC CIGALA fu de' nostri d' Italia e
Genovese, ina compose canzoni in Provenzale, come quella in
lode della Vergine, che comiücia:
En cliantan d'aquest setgle fals
Ai raaint'obra perduda,
Don cre aver pena (1. -as) mortals
Si merses no m'aiuda;
Perque mos chans si muda
E vueil l'ofrir
Lai don venir
Mi pot complida aiuda,
Sol no sia irascuda
La Maire Den cui rnos chantar saluda.
Nur in C I K d e.
Auf demselben Blatte:
Fol. 15. LUQUET CATALUZE, che fece un serventese
della piigna del re Manfredi, di Carlo d'Angiö e di Corradino
per lo reame di Cicilia^ il quäle comincia:
Cora qu'ieu fos marritz e consiros
Es folgen noch drei Verse. Das Lied findet sich nur in
e, welche Hs. auch die gleiche Form des Namens des Dichters
bietet. Aus e wurde das Lied durch Bartsch bei Schirrmacher,
Die letzten Hohenstaufen (Göttingen 1871) abgedruckt; die
vier ersten Verse stimmen buchstäblich mit Barbieri's Text
überein. — Am Rande dieser Notiz über Luquet findet sich
,lib. Mich. car. 15 e 51'; diese Hs. enthielt demnach wenigstens
zwei Lieder dieses Dichters. Das andere mag die Tenzone mit
Bonifacio Calvo gewesen sein, die in a enthalten war.
Fol. 16.
Fol. 17. AIMERIC DE PEGUILHAN citato da Dante
in una canzone che dice:
Si com l'albre que per sobrecargar
Franh si mezeus e pert son fruit e se,
Ai ieu perdut ma bella done (-n') e me
E mos engenhs s'es fraitz per sobramar.
In den meisten liss. enthalten.
üeber die proveuzalischen Liederhiiiidscliriften des G. M. Barbieri. 217
Fol. 17. 18. GAUCELM FAIDIT. Im V. Cap. wird als
fünfte jNovelW die Geschichte der Liebe des Dichters zu
Maria de Ventadorn erzählt, aber, wie schon oben bemerkt,
0. A. der Quelle. Im X. Cap. ist wieder die Rede vom Dichter,
und der erste Theil der Biographie (= Mahn VII) wird mit-
getheilt. Als Beispiel der häutigen Erwähnung des Marquis
von Monferrato in Gaucelm's Liedern werden angeführt :
Chansos, vai [ten] tost e corren
AI pros Marques, de cui es Monferratz;
Dill que greu m' es, car lai non soi tornatz.
Aus dem Geleite von S'om pogues partir son voler, einem
Liede, das in den meisten Hss. Vorkommt.
Fol. 19—24.
Fol. 25. BERN ART DE VENTADORN; nur die Bio-
graphie, welche der bei Raynouard abgedruckten entspricht.
Fol. 26. 27.
Fol. 28—32. ARNAUT DE MARUEIL. Nur wenige
biographische Angaben: er war aus dem Bisthume Peiregors,
schön, von armer Abkunft, dichtete gute Lieder^ sang gut und
las gut Romane vor. Am Rande ,lib. Mich. 28 e 32', was wol
besagt, dass dessen Lieder auch die mittleren Blätter füllten.
Auf diesen Dichter folgte jedenfalls unmittelbar:
Fol. 32. ARNAUT DANIEL. Unter den Novellen des
V. Capitels betrifft die erste diesen Dichter. Es ist eigentlich
nur eine kurze, der Biographie entnommene Notiz: gran maestro
d'amore, il quäle amö un' alta donna di Guascogna d'Aguis-
monte moglie di Guglielmo di Bouville, dalla quäle nondimeno
,con tutto il suo cantare tanto esaltato dal Petrarca e da Dante'
non fu creduto che mai ottenesse piacere alcuno per conto
d' amore. Daran schliessen sich die drei Verse leu soi Ar-
nautz u. s. w. in gleicher Lesung wie in der Biographie an ;
während aber letztere nicht angibt, welchem Liede sie ange-
hören, mag Barbieri sich die Mühe genommen haben, es hei-aus-
zufinden; er bemerkt, sie seien aus dem Schlüsse von En cest
sonet coind'e leri. Dann fährt Barbieri, von der Biographie
unabhängig, fort: Ma pel contrario disse in un'altra canzone
218 Mnssafia.
Ans quel sim reston dels brancas
See ni despoillat de fueilla
Farai, e'amors m'o comanda,
Breu chanso de razo lonja,
Que g-en m'a duoit de las artz de sa escola;
Tant sai quel cors fauc restar de Suberna
E mos bou es plus correns que lebres.
In zahlreichen Hss. enthalten.
Fol. 33. Aus diesem Blatte werden dann im X. Capitel
Arnaut's Verse angeführt:
Arnautz tramet son chantar d'ongla e d'onche
(1. oncle)
Ab grat de leis que de sa verja l'arma
An Dezi rat, c'ab pretz dim (1. dins) cambra intra.
Die unrichtige Stellung im ersten Verse statt d'oncle e
d'ongla auch in C. Die Sestine wird von Barbieri auch ander-
wärts citirt. Bei Erwähnung von Guilem's de S. Gregori Sestine
Ben gy^ans avoleza intra wird bemerkt, dass sie eine Nach-
ahmung von Arnaut's Lo ferm voler quel cor misiira (sie!) sei;
am Rande ,Mich. Car. '; den für die Ziffer leer gebliebenen
Raum können wir nun mit 33 ausfüllen. Sonderbar ist der
Fehler misura statt m'intra, da er gerade das in Frage stehende
Verhältniss der zwei Lieder verwischt.
Fol. 34.
Fol. 35. FOLQUET DE MARSELHA. Aus der aus-
führlicheren Biographie wird jene Stelle mitgetheilt, in welcher
die Liebe des Dichters zu Azalais de Roca Martina erzählt
wird; von der Gemalin Wilhelms von Montpellier ermahnt nicht
zu verzweifeln, dichtete er folgendes Lied:
Tant niou de cortesa razo
Mos chantars che noi dei faillir,
Enans hi dei meills avenir
C'anc non fis; e diraus so
Que l'amperairitz men somo,
E plegram fort que men gequis
S'ill m'o sufris,
Mas car ill' es sim'e rais
Ueber die proveazalischen Liederhaudschriften des G. 31. Barbieri. 219
D'ensenhamen,
Nos cove c'al sieu mandamen
Sia mos sabers flacx ni lens,
Ans tanh que doble mos engens.
Fol. 36.
Fol. 37. GülRAUT D'ESPANHA che fece canzoni in
provenzale come quella che comincia:
S'ieu an pastor non chantava
e:
Qui en pastor non chanta non par gais.
Beide Lieder sind nur in C E enthalten. Pastor- ist selbstver-
ständlich ein Versehen für pascor. Rührt es von dem libro di
Michele her? Oder hat sich Barbieri, oder Pia verlesen?
Fol. 38.
Fol. 39. ELIAS CAIREL mostra che egli fosse innamo-
rato in Grecia per gli sottoscritti versi:
Vers, tost e corren ten passa
Tot dreg' lai en terra grega;
Madona, sill platz, t'enteuda
C'autra res nom pot rebre.
Eines der Geleite von Ära no vei poi ni comba A C D E
G H I K N R. Vgl. über den Dichter Lib. Sicil. fol. 7.
Fol. 40—42. RAIMBAUT DE VAQUEIRAS. Eine Er-
zählung über ihn unter den Novellen des V. Capitels; siehe
unten, E III. Im X. Capitel einige Daten aus dem Anfange der
Biographie; fu messe in credito per Guglielmo del Baus prin-
cipe d'Aurenga. Als Beispiel des Namens ,bel cavalier', womit
Raimbaut Beatrice bezeichnete, wird aus fol. 41 angeführt:
Bei cavalier, en vos ai m'esperansa,
[E] car vos es del mon la plus prezans,
E la plus pros, non mi deu esser dans,
Car vos rai des conseill e fort fermansa.
Erstes Geleit von Erara requier sa costnm'e son us. A C
DD^EMPRTU, anonym in O.
Als Zeugniss, welches der Dichter über die vum Mark-
grafen Bonifaz erhaltenen Wohlthaten ablegt, wird aus fol. 42
angeführt:
220 Mussafia.
Valeu marquos senhor de Monferrat,
A Dieu grazisc, car vos a tant onrat
Que mais aves raes e conques e dat
C om ses Corona de la Crestianadat,
5 E laus en Dieu, che tant m'a enansat
Que bon senhor ai molt en vos trobat,
Que m'aves g-en noirit et adobat
E fait gran be e de bas aut poiat
E de nien fait cavalier prezat,
10 Grazit en cort e per donas lauzat.
Der Beginn des ersten unter den drei Briefen des Dichters
an den Markgraf. Findet sich in C E J R. Zuletzt von Stengel
(Piiv. di fil. rora. I 32) abgedruckt; sein Text entspricht genau
dem oben stehenden. Es möge daran erinnert werden, dass
die Verse 8. 9 avoI bei R (und Raynouard), nicht aber in C E
verstellt sind.
Fol. 43.
Fal. 44. CADENET, che si ben seppe celarsi in amore
che si diceva ch' egli s'intendeva in un loco et amava in un
altro, onde dice :
Lauzengiers, grazidaus sia
L'onor quem faitz ab mentir,
Ca totz faitz cuidar e dir
Qu'ieu am tal per drudaria,
On anc Jörn non aic mon voler
Et ab mentir cobretz lo ver.
Letzte Strophe von Acom dona ric coratge. A B C D D' E
FGIKNOPRSTUf.
Fol. 45.
Fol. 46. DAUDE DA PRADAS, che fece canzoni amo-
rose ed un libretto intitolato Romans dels aiizels cassadors. Am
Rande ,Mich. 46 e 98-; was wol so zu deuten ist, dass auf
fol. 46 die Eieder. auf 98 das didactische Gedicht Daude's
begannen.
Fol. 47.
Fol. 48. PISTOLETA, il qualc appare che fosse signore
di castello per gli seguenti versi :
Ueber die proveuzalischen Liederhandschriften des G. M. Barbieri. 2^21.
Dompna, raon cor e mon castel vos re[n]
E tot cant ai, car es bella e pros.
Aus Ai' agues eu mil mars de ßn argen, diesem Dichter
in C D I K T zugeschrieben,
Fol. 49.
Fol. 50. PEIRE RAIMON che molto si ritrasse alle ma-
niere di Arnaldo Daniello e fu celebratore di casa Malaspina,
come quando disse:
Chanso, vai mi tost retrar [e comtar]
Az Aura Mala e dim al bon marques
Messer Colrat qu'en lui a tans de bes,
Perc'om lo deu Sobretotz apelar.
Das Greleite von Si com celui qua servit son seignor
C D*" G I K a d ; auch in P e, wo das Lied dem Blacasset zu-
geschrieben wird.
Fol. 51. LUQUET CATALUZE. Siehe fol. 15.
Fol. 52. RAIMON VI DAL de Bezaudu non solo fu tro-
vatore, ma compose ancora il libro las rasos de trohar. E sue
canzoni furono :
Entrel Taur el doble signe
e:
Bei m'es can l'erba reverdis.
Das erste Lied ist nur in C vorhanden; das zweite wird
nur von C dem Raimon zugeschrieben; in einer anderen Hs.,
E, wird Arnaut de Tintignac als der Verfasser bezeichnet.
Der Genauigkeit zn liebe wollen wir bemerken, dass die An-
gabe ,Mich. Gär. 52' sich eigentlich am Rande der ersten
Zeilen findet, wo von dem grammatischen Werke die Rede ist;
es unterliegt dennoch keinem Zweifel, dass die Angabe sich
auf die Lieder bezieht. Schwerlich hat Barbieri Vidal's Gram-
matik ebenfalls in LMich. gehabt.
Fol. 53 -56.
Fol. 57. ARNAUT PLAGUES, del quäle fu una can-
zone che comiucia:
Ben es razos qu'ieu retraia
Una chansoneta gaia.
222 Mnssafia.
Nur in E diesem Dichter zugeschrieben; CR nennen Arnaut
Catalan, A Ü' I K Peire Bremon Ricas Novas als den Verfasser.
Fol. 58. BERTRAN D'ALAMANO molto buon poeta
cosi per canzoni come per serventesi.
Fol. 59. 60. PEIRE CARDINAL. Im IX. Capitel bei
Gelegenheit des Roman de Kenart werden aus fol. 59 angeführt :
Las amairitz qui [e]ncolpar las vol
Respondon be a la lei d'Isengri.
Die zwei ersten Verse eines Liedes, welches in ACD*"!
K M P R T V enthalten ist. C I M R weichen im 2. Verse ab.
Im X. Capitel wird er unter den Troubadours aufge-
zählt: lä dai tempi del secondo Federico, fu scrittore di ser-
ventesi, ne' quali a modo di serraoni si biasima il male e loda
il bene, come si fa in quello che incomincia:
De sirventes faire nom meill, (1. tueillj
E dirai vos razo perque;
Car azir tort aisi com sueill
Et am dreit si com iis ancse;
E qui c'aia autre trezor,
leu ai leialtat en mon cor,
Tant que nemic men son li desleial,
E si per so m'aziron, no men cal.
Erste Strophe eines Serveutes in C D'' IJ K M R T d.
Fol. 61. 62.
Fol. 63. GÜILLEM DE SAINT-LEIDIER. Unter den
Novellen wird der letzte Theil der grösseren Biographie mit-
getheilt, d. h. die List, welche der Dichter anwandte, damit
der eigene Mann der von ihm geliebten Frau um Gnade für
ihn bitte. Della bene avventurata canzone la prima stanza fu
questa :
Dompna, ie[u] vos sui mesatgiers,
Et el vers entendetz de cui,
E salut vos de part selui,
Cui vostre joi alegr'e pais,
E die vos be deves lui mais
Vostre mesatges vertadiers
Serai del vers, qui quel vos chan.
Ueber die provenzalischeii Liederhaurt^chriften des G. M. Barbieri. 223
Die Angabe über die Hs. steht am Rande im Beginne
der Erzählung-. Die Biographie selbst wird wol nur den An-
fang der Strophe geboten haben; das ganze Lied könnte Bar-
bieri auch aus anderen Hss. gekannt haben: wahrscheinlicher
ist es, dass er es im libro di Michele gehabt habe. Es ist ent-
halten in A B C D ai K M Q R V, anonym in O Rl
Im X. Capitel noch eine kurze Notiz aus dem Beginne
der Biographie: G. de S.-L., un ricco castellano di Vellaic'
del vescovado del Puei Sancta Maria, uomo onorato per arme,
per larghezza e per poesia.
Fol. 64. 65.
Fol. 66. UC DE SAINT CIRC ai tempi del conte
Ramondo di Tolosa, che fece piü cauzoni e fra le altre questa
seguente :
Lonjamen ai atenduda
Una razon avinen,
Don fezes chanso plazen,
Mas encor no m'es venguda,
Doncx si vueil de la razon
Que [ai] ^ far vera chanso,
Ella sera megpartida,
Chanso joios'e marida,
Lauzan del ben c'ai agut
E planhen car Tai perdut.
In A B C D F I K R T.
Fol. 67. UC DE PENA d' un castello cF e nel Geno-
vese et essendo giocolare cantava le altrui canzoni e ne fece
ancora delle sue come quella:
Totz aitals mi soi com sueill
Francx e fis e amoros.
2
Bei Rayii. us rics castellas de Noaillar, In B (nach Malin) de Veilfac,
in A (nach Bartsch) Vellaic wie bei Barb. I K scheinen nach Bartsch's
Darstellung' (Jahrb. XIII 20) wie Rayn. zu lesen. Was haben E R?
Die Auslassung scheint ein Druckfehler zu sein, da die Uebersetzung
lautet: ,della ragione che ho, far vera canzone'.
224 " Mussafia.
Die Notiz entspricht der kurzen Biographie bei Ray-
nouard (aus A I K); nur heisst es hier, Uc wäre ,d'Agenes^
gewesen, was Barbieri ^ missverstanden hat,
Fol. 68. MIQUEL DE LA TOR; serisse delle sue
[rimej in soggetto del suo amore, di cui dice in una canzone:
En Narbone era plantatz
L'albre quem fara murir,
Et en Montpeslier es cazatz
En molt bon luec senes mentir.
Am Rande ,Mich. Car. 1 e 68'; nun ist es mehr als
wahrscheinlich, dass Miquel, der Compilator der Sammlung,
nicht schon im Beginne ein eigenes Lied wird aufgenommen
haben. Die erste Ziffer bezieht sich demnach wol auf die
kleine (oben unter fol. 1) angeführte Einleitung; die zweite
auf Miquel's sonst ganz unbekanntes Lied, von dem Barbieri
uns ein Bruchstück gerettet hat.
Auf demselben Blatte:
Fol. 68. BEATRIZ DE DIA con una sua canzone in
dolersi del suo vago, non men bella che la pistola di Saffo a
Faone :
A chantar m'es d'aco qu'ieu non volria,
Tan mi rancur de lui, cui soi amia,
Car ieu l'am mais de nuilla ren qua sia;
Ves lui nom val merses ni cortezia
Ni ma beutatz ui mos pretz ni mos sens,
C'autresi sui euganad'e traia
Com degr'esser, si fos desavinens.
ABCDlKLRab, anonym in G N W, una donna de
Tolosa M. Vgl. Lib. in Ass. Fol. 136.
Fol. 69.
Fol. 70. RAIMBAUT D' AUREN GA, che fu buon tro-
vatore ed amo per amore la contessa di Urgel ligliuola del
marchese di Busca, per rispetto della quäle disse nella fine
d'una sua canzone :
' So auch andere Italiener; vgl. Crescimbeni II 102, welcher den auch
von ihm früher begangenen Irrtlnun berichtigt.
üeber die proveiizalischen LiederhandscLril'ten des G. M. Barbieri. 225
Er vueill preiar
Vers ab ditz dar
Que lai en Urg-el s'apresenta.
Name und Abstammung' dieser von Raimbaut geliebten
Dame finden sich in der Biog-raphie des Dichters, welche Vellu-
tello in seinem Commentare zu Petrarca's Trionfi mittheilt. '
Hat Barbieri den Commentar (die erste Ausgabe erschien im
Jahre 1525) benützt, oder fand er selbststäudig in irgend einer
Quelle die Notiz? Ersteres ist wahrscheinlicher. Woher Vellu-
tello diese uns in keiner Handschrift bewahrte Biographie
Raimbaut's haben mag? Seine anderen Biographien folgen
treu den provenzalischen Berichten ;2 es ist also, wie Bartsch
richtig bemerkt, kaum anzunehmen, dass er diese einzelne
erfunden habe. ' \A' elchem Liede Raimbaut's die drei oben an-
geführten Verse gehören, gelang mir nicht zu entdecken.
Foh 71. ARNAUT TINTINHAC, che disse:
Lo joi comen[s] en un bei mes
En la meillor sazo de l'an.
Er war der Erste, so viel ich weiss, der es unternahm, die Stelle Pe-
trarca's über provenzalische Dichter zu erklären. In dem sehr weit-
läufigen Commentar des Bernardo lllicino, welcher vor Vellutello für die
Trionfi fast ausschliesslich das Feld behauptete, findet sich nur folgende
Stelle : Nachdem der Vf. über Dante, Cino etc. berichtet, nennt er noch
Sennuccio und merkwürdiger Weise auch Piero d'Alvernia, de' quali estauno
opere venute a noatra cognizione; degli altri confessaremo non avere piü
expedita notizia, volendo piü presto a inscizia che a temeritä essere ascritti.
Vellutcllo's Nachfolger (Gesualdo, Daniello etc.) schrieben ihn ab, gewöhn-
lich abkürzend.
■ Aus welcher Hs. stammen Vellutello's Biographien? Da er auch die von
Uc de Peua mittheilt, so kommen nur AIK in Betracht; K gehörte
Bembo an, von dem man weiss, dass er die Lebensbeschreibungen der
Troubadours übersetzte. Vielleicht versah er Vellutello mit den betreflen-
den Nachrichten.
Dazu kommt, dass Mario Equicola's Libro di natura d' amore dasselbe
berichtet: fii signore di Aruegna, amö lungamente Mad. Maria di Vertfoil,
poi s' innamorö della buona contessa di Urguel lombarda. A costei mandö
sue canzoni per uu joglars, detto Roscingiol. Die erste Ausgabe von
Equicola's Werk erschien 1525 (mir liegt erst die von 1554 vor); eine
gegenseitige Benützung zwischen Equicola's und Vellutello's Werken ist
demnach unmöglich. Auch weichen die anderen Berichte Equicola's
mehrfach von denen Vellutello's ab. Um so wichtiger ist die Ueberein-
stimmung bezüglich ßaimbaut.
SitzungBber. d. phil.-hist. Cl. LXXVI. Bd. JI. Uft. 15
226 Mussafia.
Die zwei ersten Verse eines Liedes, das in C E R c un-
serem Dichter, in D I K aber Peire de Valeira zug-eschriebeu
wird. E D c Zo ( c La) joi, C Lo vers, I Mon joi.
Fol. 72.
Fol. 73—75. RAIMON DE MIRAVAL. Unter den No-
vellen des V, Capitels findet sich ein grosser Abschnitt aus
der grösseren Biographie, vom Beginne bis zur Anführung des
Liedes SHeu u. s. w. Im Laufe der Erzählung werden zwei
der darin aufgenommenen Citate ebenfalls mitgetheilt; und
zwar die zwei Verse Peire Vidal's und folgende vier von
Raimon:
Bona douna nos deu d'amar gequir,
E pos tant fai c'az amor s'abandona
No sen cug trop ni massa non o lir (1. tir),
Que meins en val totz faitz quil dessanzona (1. -azona);
beide Male jedoch unterbleibt die in der Biographie enthaltene
Angabe des Liedes, dem die citirten Verse angehören. Der
kleine Abschnitt der Biographie: que non a mais dos ans bis
desobre me fehlt bei Barbieri, und somit sind auch die zwei
Verse Passat so u. s. w. ausgefallen. Während dann am Schlüsse
die Biographie, wenigstens nach Raynouard's Texte, nur die
vier ersten Verse von S'ieu u. s. w. anführt, druckt Barbieri
die ganze Strophe ab:
S'ieu en chantar soven
No m'atur ni m'aten,
Non cuidetz que sabers
Men failla ni razos
Ni talans amoros,
Quel plus de mos volers
Es en joi et en chan,
E de razon ai tan
Que chantar en poiri' assatz,
Mas tot can sai no vueill sapchatz,
Li A B C D E I K N R b. Barbieri wird das Lied gewiss
im LMich. gehabt haben.
Die Frau, welche Raimon der Loba vorzog, wird von
der bei Raynuuard und Rochegude gedruckten Biographie bloss
üeber die provenzalischen Liederhandschriften des G. M. Barbieri. 227
marqueza de Meuerba genannt, bei Barbieri heisst sie Gent
Esquieu de Menerba. So nur F, welche Handschrift jedoch,
allei- Wahrscheinlichkeit nach, von Barbieri nicht benutzt
wurde.
Im X. Capitel dann erzählt Barbieri mit wenig- Worten
und ohne Namen zu nennen, wie Raimon sich von der dich-
tenden Genialin trennte, um eine andere zu heiratlien, welche
ihn aber im Stiche Hess; e cosi Miraval si rimase senza mofflie
e senza amica, della quäl follia Ughetto lo ne castiga nel pre-
detto sirventese (es ist das Sirventes im Libro slegato Gar. 67
gemeint). Gegenüber dieser Notiz steht ,Mich. Gar. 75^ Die
Biographie erstreckte sich also von fol. 73 bis wenigstens 75'';
die Lieder des Dichters werden gewiss auch
Fol. 76. 77. eigenommen haben.
Fol. 78.' PEIRE D'ALVERNHA vogliono che fosse il
primo buon trovatore; il quäle fu del vescovado di Clermon,
avvenente uomo della persona, savio e letterato, e molto acca-
rezzato dai signori e dalle donne di quei tempi. Ein kurzer
Auszug aus der Biographie mit dem in derselben enthaltenen
Citate :
Peire d'Alvernhe a tal votz
Que chanta de sobr'e de sotz,
E sei so son dous e plazen
E pueis es maistre de totz,
Ab c'un pauc esclarzis los motz,
C'apenas nuill hom los enten.
Dies die Lesung der Biographie, während die Hand-
schriften starke Abweichungen bieten; siehe Bartsch's Chrest.
78, 9-14.
Barbieri fährt dann weiter fort: nel fine della vita si diede
a fare penitenza (Biographie : donet se en orde), nel quäl tempo
fece una bella canzone della Vergine, che comincia:
' Auf Bl. 78 müssen auch Lieder von Guiraut de Borneill gestanden sein,
denn bei einer gcleo-entlichen Erwälinung dieses Dichters findet man
die Angabe ,Mich. Car. 7S . . .'. Was die Punkte bedeuten ist nicht
deutlich.
15*
228 Mussafia.
Fol. 80.'
Dompna dels ang-els reina,
Esperansa dels crezens,
Segon que man dal sens
Chan de vos lenga romana;
Car nuill hom just ui peccaire
De vos lauzar nos deu taire,
Car SOS sens meills l'appareilla,
Romans o lenga latina.
Dieses Lied nun wird in allen fünf Hss., die es ent-
halten — C D 1 K R — dem Peire de Corbiac zugeschrieben.
Bartsch (Grundriss 338, 1 und Jahrb. XIII) war aller-
dings berechtigt zu sagen, b nenne Peire d'Alvernha als Ver-
fasser; indessen jetzt wissen wir, dass der in Rede stehende
Theil von b nur eine Abschrift von Barbieri's Citaten ist.
Fol. 81—8 . . PONS DE CAPDUEILL. Im X. Capitel
wird der erste Theil der bei Raynouard gedruckten grösseren
Biographie (bis e lai moric) mitgetheilt. Im V. Capitel, unter
den Novellen, kommt die Geschichte seiner Liebe zu Alazais
de Mercuer vor, und zwar bis auf einige Abkürzungen wie im
zweiten Theil der Biographie. Von den zwei Liedern, deren
Anfänge die Biographie angibt, findet sich bei Barbieri die
ganze erste Strophe:
Aissi com sei c'a prou de valedors
Eill faillon suit (1. tuit), ja tant non er amatz
En la sazon qu'es desaventuratz,
Me faill ma dompna, car conois c'amors
Me fai per lieis murir a greu türmen,
E s' ill pogues faire meill (1. nuill) faillimen,
Ves mil feira, mas meins en val, so cre,
Bars que dec lai (1. dechai) selui que vencut ve.
lu den meisten Hss. enthalten, und fast überall lautet der
erste Vers Si com celui u. s. w., während die Biographie bei
Rayn. allerdings Barbieri's Lesung bietet. Letztere kommt auch
in b vor, und zwar nicht bloss im ersten Theile, was sich von
selbst versteht, sondern auch im zweiten. Ferner (so viel mir
t Fol. 79 wird demnach ebenfalls Lieder Peire's d'Alvernha enthalten haben.
Ueter die provbnzalischen Liederhandschrifteii des G. M. Barbieri. 2j?9
bekannt ist) in MQ^ welche Hss. jedoch das Lied anderen
Dichtern zuweisen.
Qui per nessi cuidar
Fai trop gran faillimen^
A dan li deu turnar;
E s'a mi mal en pren,
Ni ma donam dec lai (1. dechai),
Bes tanh, que tal folia
Ai fait, perqu'eu devria
Morir d'ir'e d'esmai.
In A C D I K R a b enthalten.
Fol. 83—86.
Fol. 87. GUILLEM DE BIARN. Siehe oben Fol. 9.
Fol. 88—90.
Fol. 91. GUILLEM DE LA TOR, che propose a Sor-
dello una questione tale per maniera di tenzone:
Uns amicx et un'amia,
Sordel, aun si [un] voler
Ca lur semblan non poiria
L'uns ses l'autre joi aver,
E si l'amiga moris
Aisi que Tamicx o vis,
Que no la pot oblidar,
Cals seria meills a far
Gres (1. ApresJ lieis vivre o murir?
Digatz d'aiso vostr'albir.
In A D D-^ E G I K N Q enthalten.
Fol. 92-97.
Fol. 98. DAUDE DE PRADAS; siehe oben .fol. 46.
Fece un libretto intitolato Romans dels auzels cassadors che
incomincia:
Dode de Pradas non s'oblida,
Pueisqu'e sens e razos l'en covida,
Que non fassa un bon solatz
Per si e per sels a cui platz.
Dieses Gedicht ist nunmehr bloss in b enthalten.
230 Mussafia.
Fragen wir nun, in welcliom Verhältnisse das Libro di
Michele zu bekannten Hss. steht, so ziehen vor Allem zwei
der jüngeren Hss. unsere Aufmerksamkeit auf sich. Einmal
der zweite Theil von b, der im XVI. Jahrhunderte geschrieben,
einst dem Bischöfe G. B. Scannarola angehörte, jetzt in der
Barberina XLVI, 29 (olim 2777) ' aufbewahrt wird. Diese Hs.
ist verbunden, und dürfte nur ein Fragment einer grösseren
Hs. sein. Sie besteht, wie es mir scheinen will. 1. aus einer
Lage zu je acht Blättern, 2 mit der Biographie Pons de Cap-
dueill und zehn Liedern dieses Dichters; 2. aus einer anderen
Lage zu acht Blättern (21 — 28) mit Liedern von Raimon de
Miraval; da das erste Lied aber in der Mitte beginnt, so muss
die vorhergehende Lage, welche die Biographie Raimon's und
wenigstens den Beginn des auf fol. 21 fortgesetzten Liedes
enthielt, verloren gegangen sein; 3. aus vier Blättern, die theils
je ein liied von Granet und der Gräfin de Dia enthalten, theils
leer sind; 4. aus mehreren Lagen mit Daude's didactischem
Gedichte über die Jagdvögel. Um nun Letzteres vor Allem zu
erwähnen, so macht es die Uebereinstimmung der vier ersten
Verse sehr wahrscheinlich, dass es sich hier nicht um zwei
unabhängige Abschriften desselben Gedichtes handelt, sondern
dass ein Zusammenhang zwischen LMich. und b besteht. Auch
der übrige Inhalt von b spricht für einen solchen Zusammen-
hang. Denn LMich. enthielt ebenfalls die ausführlichere Bio-
graphie des Pons de Capdueill und den Liedern dieses Dichters
ist es uns gestattet einen Raum, der von fol. 81 bis 86 sich
erstreckt, zuzuweisen. Die Uebereinstimmung in der Lesung
.Mssi com sei ist ebenfalls einigermassen bezeichnend. Auch der
Lieder Raimon de Miraval mussten in LMich. nicht wenige
gewesen sein; wir dürfen annehmen, dass fol. 72 bis 77 diesem
Dichter gewidmet waren. Das Lied S'ieu en chnntar soven,
das aus »LMich. angeführt wird, mag in der fehlenden Lage
von b enthalten gewesen sein. Das nämliche Lied der Gräfin
• Es sei mir gestattet bei dieser Gelegenheit den Druckfehler im Jahrb. XII 30
,Ric.. 2777' zu ,Barb. 2777' zu corrigiren.
2 Die Lage ist folgender Weise zusammengestellt:
9. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 10.
Ueher die provenzaliscUen Liederhandschrifteu des G. M. Barbieri. liol
vou Dia iliidet sicli in Leiden Hss. Von Granet liat b ein
Lied, das zutallig von Barb. nicht aug-eführt Avird. Indessen
wurde dieser Dichter in das Namensverzeichuiss aufg-enommen;
und wenn gleich Barb. ihn auch in seinen anderen Hss. ge-
funden haben mochte, so lässt sich mit eben so grosser Wahr-
scheinlichkeit annehmen, LMich. habe ihn mit diesem Dichter
bekannt gemacht.- — Innigster Zusammenhang zwischen b und
LMich. ist demnach unzweifelhaft. '
Nicht minder sicher ist die Abhängigkeit eines Theiles
der Hs. e von LMich. Diese Hs. — Barb. XLV, 59 — ist am
Ende des XVIII. oder Anfang des XIX. Jahrh. von G. Pia
compilirt worden, Avelcher als seine Quellen ausser vier vati-
canischen, dann Laurenzianischen und der Estensischen Hss.
noch ,zwei der ihm gehörigen vorlängst erworbenen' anführt.
Eine von diesen muss nun mit LMich. nahe verwandt gewesen
sein. Die Form Salanhac, die Lesung des ersten Wortes beim
Liede Guiraudot's, die vielfachen Uebereinstimmungen hinsicht-
lich Jaufre Rudel's (Zusatzstrophe im dritten Liede, Stellung
der Strophen im vierten, Anzahl der Lieder dieses Dichters);
das Vorkommen des Sirventes von Luquet Cataluze und die
Form dieses Namens; dies Alles zeigt deutlich genug, dass Pia
vor sich entweder das LMich. selbst oder Bruchstücke des-
selben gehabt hat. ^ Nur das Auseinandergehen in Bezug auf
1 Sollte etwa 1) Barbieri gehört haben? Unwillkürlich denkt man bei der
,sehr zierlichen Hand des XVI. Jahrhundertes' (wie Bartsch die Schrift
charakterisirt) an den sympathischen Gelehrten, der so viele Bände pro-
venzalischer Gedichte mit eigener Hand schrieb. Nur müsste man dann
zugleich annehmen, >) sei ein Bruchstück des LMich. selbst gewesen ;
denn Barbieri's LMich. ist wohl nicht die Originalhandschrift (wir haben
wenigstens keine Kunde, dass er solche besessen habe), sondern die von
ihm in Frankreich genommene Copie; dass er aber aus dem vollständigen
LMich. ein Bruchstück wieder abgeschrieben habe, ist nicht leicht glaub-
lich. Andererseits aber wollen die Verhältnisse in Bezug auf Blätter und
Lagen in b und LMich. nicht gut zusammenstimmen.
^ Wenn die in der vorangehenden Anmerkung ausgesprochene Vermuthung
begründet wäre, so könnte eine der zwei Hss. Plä's jener Theil von
LMich. sein, welcher nach Ausscheidung von b übrig geblieben wäre. —
Dass diese zwei Hss. Plä's gänzlich verloren gegangen seien, ist kaum zu
glauben, und fleissigem Nachsuchen wird es wohl gelingen sie heraus-
zufinden. Vielleicht gibt uns Stengel im Verlaufe seiner Mittheilungen
über unbekannte provenzalische Hss. in Italien Auskunft darüber.
232 Mussafia
die Lesung bei den vier Versen von Guillem de Salinhac
(fol. 9) könnte uns schwankend machen: indessen lässt sich
noch immer annehmen, dass Pia dieses Lied seiner zweiten uns
unbekannten Hs. entnommen habe.
Mit welcher unter den älteren Hss. mag LMich. verwandt
gewesen sein? Die Uebereinstiramung der Angaben über Lieder
von Guillem de Durfort, Jaufre Rudel und Raimon Vidal, dann
über die Autorschaft von A vos cui tenc deuten an, dass LMich.
und C derselben Familie angehören, Dass dies nicht Ab-
weichungen in den Lesarten (z. B. bei Guiraudot) oder in dem
Zuweisen einzelner Lieder dem einen oder dem anderen Dichter
(siehe z. B. unter Gnillem Magret) ansschliesst, braucht kaum
gesagt zu werden.
Die zwei Lieder des Guiraut d'Espanha und die Stellung
der Verse 8. 9. im Briefe von Raimbaut de Vaqueiras hatte
LMich. mit C E gemein, welche zwei Hss. nach Bartsch u. A.
,in vieler Beziehung unter sich verwandt sind^
Mit E speciell hat LMich. die Schreibung ill für mouillirtes
l, und wenigstens ein Mal im Drucke (siehe oben Sordel) die
Formel aun statt an gemein. '
Einen anderen Berührungspunkt des LMich. mit E bilden
die ausführlicheren Biographien. - Nur mit dem Unterschiede,
dass dieselben in E einen eigenen Abschnitt der Hs. bilden,
während sie in LMich. vor den Liedern der betreffenden Dichter
stehen. Letztere Einrichtung ist nach Bartsch ein Merkmal
der älteren Hss.
Das bisher Gesagte trifft mit einigen der Bemerkungen
Bartsch's über b- und e zusammen. Auch er findet es wahr^
scheinlich, dass diese beiden Hss. theilweise Copien einer und
' Bartsch hat für das Verhältniss der ganzen Hs. b zu E den Umstand
hervorgehoben, dass beide Can si cargol ram demselben Dichter zu-
schreiben; es handelt sich aber um den ersten Theil von b, der viele
Hss. darstellt; das in Rede stehende Citat betrifft nicht LMich., sondern
LAss.
2 Ausführlichere Biographien kommen auch in P vor: doch i.st Benüt;5ung
dieser Hs. von Seite Barbieri's kaum anzunehmen. Denn erstens fehlen
in P manche der in LMich. enthaltenen Biographien (z. B. A. Daniel,
Folquet de Marseilla); dann weicht die Lesung der innerhalb der Bio-
graphien in P vollständig mitgetheilten Strophen vielfach von den Texten
Barbieri's ab.
Ueber die provenzaliecheu Liederhandschrifteri des G M. Barbieri. 233
derselben Hs. seien, welche die Quelle (oder, wollen wir
hinzufügen, ein Ausfluss aus der Quelle) von E war, und
wiederum sagt er in Beziehung* auf e, eine der zwei Hss. von
Pia müsse mit C E nahe verwandt gewesen sein.
Das LlMich. stellt uns demnach wenigstens einen Theil
einer Hs. dar, welche von Miquel de la Tor zusammengestellt,
als ein älteres Glied jener Familie sich erkennen lässt, zu
welcher C E gezählt werden dürfen. Der Vei'lust dieser Hs.
ist um so mehr zu beklagen, als auch Barbieri's Abschrift uns
nicht mehr vorliegt.
Für einen Zusammenhans^ zwischen LMich. und Nostra-
damus' Quellen sprechen einigermassen die Angaben über die
Autorschaft des Marienliedes. Ferner zwischen a, einem Aus-
flusse von einer Quelle Nostradamus', und LMich. findet man
darin eine Beziehung, dass beide zwei Gedichte von Luquet
Gatelus kennen. Sowol b^ (aller Wahrscheinlichkeit nach eine
Abschrift oder ein Bruchstück von LMich.) als a schreiben
Si ai perdut mon saher dem Pons de Capdueill zu. Weitere Be-
ziehungen von a, wenn auch nicht bestimmt zu LMich., so doch
zu Barbieri'schem Material, finden wir darin, dass nur a den
von Barb. angeführten Titel des grammatischen Werkes von
Raimon Vidal kennt. Im Namensverzeichnisse führt Barbieri
Jordan Borneil de Cofolenc an, worin Jordan Bonel und Jordan
de Cofolen sich vereinigt finden und a kennt einen Jordan Bonel
de Cofemet.
Bei dieser Gelegenheit sei noch ein Umstand erwähnt.
Von Alegret wird aus LAss. fol. 86 das Sirventes Ära pareisson,
dann aber auch ein Brief angeführt, dessen zwei erste Verse:
Dompna c'avetz la senhoria
De joven e de cortesia
lauten. Es fehlt die Angabe der Hs., und dass es in LAss.
kaum enthalten war, werden wir später sehen. Barbieri muss
es in irgend einer anderen seiner Hss. gehabt haben. Nun
kommt dieser Brief anonym nur noch in N vor, ' einer Hs.,
' Und zwar sinrl beide Verse in N mit den hei Barbieri gleichlautend.
Ich weiss dies aus einer Mittheilung von Dr. Hermann Suchier, welcher
zugleich die Güte hatte, mir sein Verzeichniss von N zur F'.insicht zuzu-
senden.
234 Mnssafiii.
welche bei manchen bekannten Stücken den Namen des Ver-
fassers verschweigt. Eine Barbieri'sche Hs. war demnach mit
N verwandt; dass aber N mit einej- der Quellen von a in
innigem Zusammenhange steht, wird sich aus Suchicr's Publi-
cation, der ich nicht vorgreifen darf, ergeben.
iJ. Libro in Assicelle.
Fol. 1—35.
Fol. 36. ELIAS DE BARJOLS fu molto miglior poeta
(als der vorhergeuannte Elias de Fonsalada), come appare dalle
sue canzoni, delle quali 1' una coraincia :
Ben deu hom son bon seinhor
Amar e servir
Et onrar et obezir
A tota s'onor.
In D E H M P R S f, Peire Bremen C.
Fol. 37—66.
Fol. 67.1 GAUCELM FAIDIT. Als zweites Beispiel
(siehe oben Libro di Michele fol. 17. 18) der Art, wie der
Dichter des Markgrafen von Monferrato in seinen Liedern ge-
denkt, wird angeführt :
Chansos, vai ten dreit per Mon Elian
En Monferrat, e dim al pro marques
Qu'en breu verai lui el conte de Bles,
Car tut lor fach son de bella semblansa
5 E digatz llen leialmen ses duplansa
Que mos conortz mi reten sai tan gen
Per qu'ieu essauc (1. est.) qu'ieu nols vei plus soven.
Geleite von Anc nom parti de solatz ni de chan A C D E
M R a. — M stimmt genau überein; nur 5 digas lim, dann
duptansa.
Fol. 68—72.
Fol. 73. AlMERIC DE PEGUILHAN sopra tutti lodö
ed esaltö Donna Beatrice d' Este, quella che fu ligliuola del
' Das Citat lautet liior ,lih. in Asc. Carin. 6'7".
Ueber die provenzalischen Liedoiluindschriften des G. M. Barbieri. 2öö
niarcliese AldoLranclino e maritata in Andrea re d' Ungheria
r anno 1235, della quäle dice in un loco :
Na Biatritz d'Est, anc uo vi plus bei flor
Ni de vostre tenips non trobei lueillor,
Tant es bona com plus lauzar vos vueill,
Ades i trob plus de ben que non sueill.
Eines der Geleite von Lonjamen m'a trehaillat e malmes
A C D I K M N R f, Blacasset P. In M (bei Malm 991) lautet
der erste Vers: Na B. d'E. anc plus ßor; sonst lesen die mir
bekannten Texte (A D N P) : Na B. cVEst (P Valenz B.) anc
plus bella flor De (A Del) v. f. n. ir. nl m. mit dem gewöhn-
lichen Genus von flor. Dazu in M an orthographischen
Varianten: mouill. / durch ////, an phonetischen: trneh.
Fol. 74—85.
Fol. 'f^Q. ALEGRET, che fece quell' aspro serventese:
Ära pai-aisson llaubre sec
E brunisson li alemen.
Kommt nur in C M vor; da aber in C die erste Strophe
fehlt, so finden sich nunmehr die zwei angeführten Verse nur
in M. M (bei Rochegude) und die Abschrift g: pareisson;
dann M elemen.
Barbieri fährt fort: E della sua donna piü versi di rime
accoppiate a due a due come :
Dompna c'avetz la senhoria
De joven e de cortesia.
Die Hs. ist nicht angegeben. IMan wäre geneigt zu ver-
muthen, auch dieses Gedicht sei in LAsc. enthalten gewesen;
dies ist aber, da LAsc, wie wir gleich sehen werden, mit ]\I
innigst zusammenhängt, kaum möglich. Vgl. das oben Gesagte.
Fol. 87-89.
Fol. 90. ALBERTET DE SESTARO celebratore della
casa Malaspina, dicendo:
S'om per onratz faitz ufaniers
Ni per esser bos cavalliers
Deu estar entrels pros cabals,
Guilems Malaspina es aitals.
^36 Mussafia
Letzte Strophe von Ah joi comensi ma chanso A A" C E F
GIKMOR. Auch in D, wu aber diese Strophe fehlt. —Der
Text von M ist inii- nicht bekannt.
Fol. 91—102.
Fol. 103. MONGE DE lAIONTAUDON il quäle ebbe
ardimento di censurare i trovatori del suo tempo con un ser-
ventese che comincia:
Pos Peire d'Alvernh' a chantat
Del[s] trobadors que son passat,
Chantcrai eu mon escien
D'aquels que pueis si son levat,
E non m'aion ges cor irat
Si en (S'ieu) lor cors (1. crois) mestier lor repren.
Das Serventes kommt in A C D I K L M R d vor, — Die
Lesung von M ist mir unbekannt.
Fol. 104.
Fol. 105. AIMERIC DE BELENUEI citato da Dante
in una canzone che comincia:
Nuls hom non pot complir adreitamen
So c'a en cor.
In den meisten Hss. vorhanden. — g weicht in der Ortho-
graphie ab : Nulls h. nom p. c. adreichamen.
Fol. 106-111.
Fol. 112. SORDEL. Am Rande der Strophe Aitan ses
plus u. s. w. wird angegeben ,Lib. Mich. Gart. 7. Lib. in Ap.^
car. 122'. In beiden Hss. fand also Barbieri das Lied, welches
(wir wiederholen es) in C F I K M R d e enthalten ist.
Fol. 113-126.
Fol. 127. ARNAIJT CATALAN che disse per la prima
stanza d' una sua canzone :
So wdl als Druckfehler für Asc.
Üeber die proveiizalischeii Liederhandschriften des G. M. Barbieri. 2ol
L'an can ' vinc en Lombardia
Una bella dona pros
Me dis per sa cortesia
Mainz bells plazers amoros,
Et aissi rizeii jogan
Dels bells semblanz quem fazia,
leu com fols traissim enan
Alques plus que nom tanliia.
Nur in M bei Mahn 986 abg-edruckt.^
Fol. 128-131.
Fol. 132, AIMERIC DE SARLAT, di cui sono le can-
zoni che cominciano :
Fins e lejals, donna, ses tot enjan
e:
Can si cargal (1. -g-ol) ram de vert fueill
e:
Eissamen mas chansos
Com la lauzeta fai.
Die Angabe der Hs., welche am Rande der ersten Zeile
steht, gilt wol für alle drei Lieder. Das erste in vielen Hss.
A B D E F I K M R T, Aimeric de Belenoi L S U c, Peirol N.
Fast überall lautet der erste Vers F. e l. e senes tot enjan;
in g, und daher gewiss auch in M, wie oben. Das zweite
bloss in E M. Desgleichen das dritte; sie lesen Äissi mueu
(M moii) mas eh.
Fol. 133—135.
Fol. 136. BEATRTTZ DE DIA. Am Rande von A chan-
tar m'es ,Mich. Car. 68 e Lib. in Asc. Car. 136^; also das Lied
war in beiden Hss. Wie oben gesagt, in A B C D I K L R a,
una donna de Tolosa M, anonym G N W.
' Bartsch im Verzeichnisse des Grundrisses druckt Lancan. Vgl. jedoch
in den übrigen Strophen: An tan qan van lei venia; Gran dan ai ;je?'
ma follia u. s. w.
2 Im zweiten Verse Ma Le/Ia, wol kaum in der Hs.; Metrum und Sinn
fordern Una h. Sonst stimmen die zwei Texte, bis auf kleine ortho-
graphiache Varianten, überein.
238 Mnssafia.
Fol. 137—154.
Fol. 155. BERTRAN DE BORN canto le arnii coii alto
Stile SU questa maniera:
No puesc mudar c'un chantar non esparja,
Pueis oc e non ha raes fuec e trach sanc.
In ACDFIKMRTUV. — g mit Formvarianten: pvosc
qun nom.
Fol. 15ß. Enthielt wol Lieder desselben, da vorher sich
diese Stelle findet:
Fol. 157. Ebbe ardimento di vantarsi eh' egli avea piü
senno che niuno altro . , . come appare per lo principio d' una
canzone, dove dice :
Ar es ben dretz que vailla mos chantars
E mos bos sons e mos sotilz trobars.
Es ist mir nicht gelungen das Lied zu finden, dem diese
zwei Verse entnommen sind.
Die Bestimmung der Zugehörigkeit dieser Hs. ist überaus
leicht. Der Umstand, dass alle citirten Lieder in M enthalten
sind, dass zwei nur noch in E, und eines ausschliesslich in M
vorkommt, macht es schon von vornherein überaus wahrschein-
lich, dass das LAsc. mit M innig zusammenhängt. Das Lieder-
verzeichniss von M ist nicht gedruckt worden, wol aber jenes
von g, das nach den Angaben von Raynouard, Bartsch, Meyer
eine Abschrift von M ist. Grützmacher, welcher g beschrieb, ^
meint, die Hs. gehöre ,wohl dem Anfange des XVIL, vielleicht
noch dem XVL Jahrh.' an, also jedenfalls eher der zweiten als
der ersten Hälfte des letzteren. Dies würde allerdings eine
Beziehung zwischen g und Barbieri (f 1571) nicht unbedingt
ausschliessen, sie dennoch etwas unwahrscheinlich machen. In-
dessen mag Grützmacher, welcher bei der Altersbestimmung
der Hss. nicht immer genau verfahren zu sein scheint, - sich
' Archiv .3ü, 85 f. (im Gnmilnss S. Mi, Aiiin. S'J, durch VcrschcMi .•.!« f.').
2 Vgl. z. B. Bartsch im .liilirb. XI -JvJ.
üeber die provenzalischen Liederhandscliriften des G. M. Barbieri. 2o9
geirrt haben. Nicht bloss ist die Reihenfolge der Lieder in
LAsc. und g genau dieselbe, sondern auch die Blätterzahlen
decken sich, wie nachstehende Concordanz zeigt, ziemlich genau.
LAsc.
g
36
= 24
67
= 54
73
= 60
86
- 74
90
= 78
103
= 91
105
— 93
LAsc.
g
112 =z
101
127 —
116
132 —
132
136 —
137
155 —
160
157 —
?
In den ersten neun Stellen findet fast genaue Ueber-
einstimmung statt, nur dass LAsc. um zwölf Blattei- voraus ist.
Dies könnte auf den Gedanken führen, dass LAsc. im Beginne
reichhaltiger als g war; das Zusammentreffen bei 132 zeigt
aber, dass entweder in der einen oder in der anderen Hs. eine
Verstellung stattfand; die Abweichung in Bezug auf 155 = 160
könnte auf gleiche Art erklärt werden. Sollten vielleicht LAsc.
und g identisch sein, so dass Letzteres verbunden wäre ? Grütz-
macher spricht von ,der Sorgfalt der Ausführung' von g, was
einigerraassen an die , zierliche Schrift^ von b erinnern könnte. '
Dennoch will mir diese Muthmassung wegen der Zahlen 67=54,
73 = 60, 127 =: 116, die nicht genau den Abstand von 12 auf-
weisen, nicht vollständig zusagen. Wie dem auch sei, zweifellos
bleibt es, dass M, LAsc. und g (mögen darunter drei oder
bloss zwei Hs. zu verstehen sein) im Grunde nur eine Hs. dar-
stellen. 2 — Eine Schwierigkeit bleibt mir noch. Keines der in
g, und folglich in M enthaltenen Lieder des Bertrand de Born
1 Freilich sagt Grützraacher: ,i.st trotz der Sorgfalt ilirer Ausführung, wie
alle Schrift jener Zeit, schwer zu cntziflern'; indessen mag letztere Aus-
sage etwas subjectiv sein.
- Es gibt bekanntlich noch eine verbundene und defecte, einst aber viel-
leicht vollständige Absclirift von M in der Universitätsbibliothek zu Bo-
logna, über deren Alter die Angaben zwischen dem XV. und XVIII. .Talirh.
schwanken. Griitzmacher sagt ein Mal XV., das andere Mal XVI. ; Car-
ducci XVI.-, l'.artsch XVII. wenn nicht XVIII.; P. Lacroix XVIII. Unter
diesen Verliältnissen ist selbst eine Muthmassung, ob die Hs. in irgend
einer Beziehung zu Barbieri stehe, unmöglich.
"o"-
240 Mussafia.
bietet die von Barbieri unter fol. 157 angeführte Stelle. — End-
lich möchte man die. Frag-e aufwerfen: Wo mag Barbieri M
gesehen haben? Bevor diese Hs. in die Pariser grosse Biblio-
thek gelangte, war sie in der Vaticana; zu welcher Zeit kam
sie aber dorthin? ^
C Libro slegato.
Fol. 1—4.
Fol. 5. FERRARI. Die Autobiographie ^ una prosa di
lingua provenzale posta dinanzi ad uu libretto di stanze scelte
ch' essi chiamano Coblas triadas. Bekanntlich nur in D*"; der
Text stimmt, bis auf kleine Varianten, mit dem von Cavedoni
und Anderen herausgegebenen.
Fol. 6—15.
Fol. 16. GAUSBERT DE POICIBOT, molto leggiadro
rimatore in far canzoni di versi corti, come la seguente stanza:
Merces es e chausimens
D'umil sorzer et ausar
E l'orgoill sobrier baissar.
Dont faill, amor, vostre sens;
5 Car me cui trobatz vencut
Umil e de bona fe
Decazets ancse,
E leis, que vira l'escut
Vas vos e vas me
10 E nous vol nius blan,
No voletz destrenher tan
Que l'orgoill baisses
E vas vos s'umilies.
In ACDEGHIKRTU, die erste Strophe auch in V,
Folquet de Marseilla P, Peirol Q.
Fol. 17—29.
Ueber die piüvpiizalischen Liederhandschriften des G. M. Barbieri. 241
Fol. 30-32. ELIAS FONSALADA. Die kurze Bio-
graphie bei Raynouard u. A., welche in A I K enthalten ist.
Barbieri liest Bariarac statt Bargairac. Assai loda il re d' Ara-
gon, come quando dice :
Del rei d'Arag-om ve talans,
Qii'el veza que sos pretz es graas.
Die zwei letzten Verse von De hon loc movon mas chansos
CDHIKR, anonym W. Ich kenne D H, welche bis auf
orthographische Varianten mit Barbieri übereinstimmen.
Fol. 32. RICHART DE BERBEZILL, bei Barbieri Ri-
(jatif; vgl. in Hss. Ricaut, Rigalt. Es wird an die Erzählung-
im Novellino erinnert; um die Gewohnheit des Dichters zu be-
legen, seine Geliebte meills de donijma und sich selbst mais
d'amic zu nennen, wii-d auf ,lib. sieg. 32' verwiesen. Es folgt
das ganze Lied Äutressi com l'orifans del modo appunto che
r ho trovata scritta fra le altre sue canzoni. Barbieri gibt die
Hs. nicht an, der er seinen Text entnimmt; es könnte aller-
dings obige Angabe gelten, da der Dichter in diesem Liede
sich des Ausdruckes meills de dompna bediente; es ist aber
durchaus nicht nöthig dies anzunehmen; Barbieri wird das in
die meisten Sammlungen aufgenommene Lied in mehr als einer
der ihm zu Gebote stehenden Hss. gefunden haben. Dieser
Unsicherheit über die Quelle und der Länge des Gedichtes
wegen halte ich es für überflüssig es abzudrucken und be-
gnüge mich die Variante bei Str. IV, 4 le Magus statt De-
d.alus hervorzuheben. Die Geleite fehlen.
Fol. 33—37.
Fol. 38. BEMTRAN DE BORN. Unter den Frauen,
welche bei den Provenzalen Berühmtheit erlangten, wird Gui-
scarda erwähnt: fu di Borgogna, sorella di Guiscard de Beljoc,
il quäle la marito in Lemosino nel visconte di Combron (sie),
e perciö ch' ella era donna di gran pregio e di gran beltä,
molto se ne rallegrarono tutti i valoiti nomini del paese, e fra
gli altri B. del B. ne fece la seguente stanza:
Sitiiuugsher. d. phil.-hist Ol. LXXVl. Hd. )l. Hft. IG
242 Mussafia.
Ai Lemozins franca terra cortesa,
Mout mi saup bo, car tals honors ve creis
Enseiguamens, cortesia e larguesa,
Valors e pretz, solatz, dons e dompneis
E qui pros es e de proesas feis
Mal essara (1. est.) si ara non pareis,
Pueis Na Guiscarda uos est sai tramesa.
Die zwei Strophen bei Rajuouard V 78 finden sich hier
in eine zusammengezogen. Das kleine Gedicht ist nach Bartsch
nur in FIK enthalten; Raynouard wird jedenfalls eine der
zwei (innigst verwandten) Pariser Hss. benutzt haben; und
mit ihnen stimmt bis auf einzelne Formvarianten F. '
Fol. 39—41.
Fol. 42. 43. AIMERIC DE BELENOI. Bei Erwähnung
von Selvaggia, welche als Geliebte Cino's da Pistoja gilt, wer-
den folgende zwei Verse augeführt:
Si Salvaia es tan pros d'Aura Mala
dann:
No son fillas d'en Corrat lo seignor.
Es sind die V. 1 und (5 der fünften Strophe von Tant es
d'amor howatz sos seignoratges ABCDHIKd.
Fol. 44.
Fol. 45. GÜIRAUT DE BORNEILL. In dem Abschnitte
über die Frauen liest man : Alamanda fu tale che G. de B. non
sdegno di chiederle consiglio in certo suo caso d' amore con
una sua stanza, che comineia:
S'ieus quier conseill, bell' amig' Alamanda,
Per Dieu loni datz, c'om coitatz lous demanda
ABCDGHIKNQR Va. Im ersten Verse nur IK
ConseUl vos qnier; im zweiten A C V Nol 'mi vedatz (-etz),
D No lom V., H wie Barbieri, nur mit kleinen orthographi-
schen Varianten.
Fol. 40—50.
' Laut gütiger Mittheilung Monaci's.
Ueber die provenzalischen Liederhandschriften des G. M. Barbieri. !24ö
Fol. 51. GUILLEÄI DE S. GRIGORI che fece una
sestina ad imitazione di quella d' Arnaldo Daiiiello . , . ser-
vendosi della sorte dei versi e delle medesirae parole finali,
come :
Ben grant avolesa intra.
Nur in D H. D grans -eza. Der Beginn ist in H ab-
g-erissen.
Fol. 52. Gegen das Ende, wo nur Dicbternanien ver-
zeichnet werden, heisst es: D' uomini di chiesa si trovano
stanze e canzoni, come del Prebost de Valenza, del Prebost de
Koaillac, del Vescovo de Clermon. Am Rande: ,lib. sieg.
Gar. 52. 61. 81', wo man vermuthen sollte, die erste Ziflfer be-
ziehe sich auf den Ersten, die zweite auf den Zweiten u. s. w.
Da indessen dies nicht sicher ist (so würde, wie wir später
sehen werden, dem Bischof von Clermont eher die erste Stelle
zuzuweisen sein), so ziehe ich es vor, die drei Genannten zu-
sammen zu halten.
PREBOST DE VALENSA. Man kennt von ihm nur
eine Tenzone mit Savaric in A C D G I K N 0 R T. Das Register
zu C legt ihm noch drei Lieder bei, welche aber im Text
anderen Dichtern zugewiesen werden.
PREBOST DE NOAILLAC; ist mir ganz unbekannt.
BISCHOF VON CLERMONT, che fece una canzone cor-
rente tutta sotto una rima e di sei stanze, was nur auf Peire
de MaensaCj ges lo reis no seria passt; in D H.
Fol. 53-54.
Fol. 55. SORDEL. Fu Sordello . . . dei Visconti di
Goito, il che si conferma dai libi-i Provenzali, nei quali si
cognomina Sordello di Goi. In H begegnen wir in der Tliat
dieser Form auf Bl. 43", während bei den anderen Liedern
bloss Sordeh, Sordel vorkommt. Raynouard Hess sich mit Un-
recht bestimmen, zwei Dichter, Sordel und Sordel de Goi, an-
zunehmen.
Fol. 56.
16*
544 Mus>afia
Fol. 57. BERNART ARNAUT D'ARMAGNAC und
LOMBARDA. Die kleine Biographie der Dichterin, welche
bloss in H enthalten ist, ist bei Barbieri etwas verschieden.
Donna Lombarda fu di Tolosa, gentile e bella e di buone
maniere; la quäle seppe trovare di belle stanze ainorose. Del
cui valore avendo udito rag-ionare Bernard n'Arnautz fratello
del conte d'Armignac, venne a Tolosa per vederla, e vedutala,
senza dirle altro, montö a cavallo per tornarsene in suo paese,
lasciando che date le fossero alcune sue stanze, delle quali il
principio si e:
Lombard volgr'eu esser per Na Lombarda
Qu'Alamanda nom platz tan ni Guiscarda.
Alle quali stanze ella rispose dicendo:
Non volgr'aver per Bernard na Bernarda
E per nArnautz nArnauda appellada;
E gran merses, seignor, car vos agrada
C'ab tal[s] doas domnas m'avetz nominada.
Die Biographie der Lombarda ist nur in H vorhanden,
bei Rayn. V 249 abgedruckt. Nach den Worten: e ven s'en a
Tolosa per la veser, liest man: el estet con ella de grant de-
mestegessa et enqueret la d'amor e fo molt son amic e fetz
aquestas coblas d'ela et mandet las ades al seu alberg, e pois
moutet a caval ses la veser e si s'en anet en sua terra; eine
wenig deutliche, sich selbst widersprechende Erzählung. Ob
Barbieri einen anderen Text gehabt, oder die Erzählung zu
ihrem Vortheile modificirt habe, ist schwer zusagen; ich neige
mich zur zweiten Ansicht. Es ist indessen noch etwas zu be-
merken. Raynouard theilt an der angegebenen Stelle Bernard's
Coblas nicht mit; eben so wenig führt er in seinem Verzeich-
nisse den Dichter Bernart Arnaut auf. Dagegen findet sich
V 239 unter Jordan nur eine Cobla: Lombards u. s. w., deren
zwei erste Verse mit den oben angeführten übereinstimmen.
Nicht anders bei Mahn, welcher unter 648 dieselbe Strophe
mittheilt, Joi-dan als den Verfasser nennt und H als Quelle
angibt. ' Bartsch hat beide Namen, ohne von dem einen auf
' Grützmachcr (Archiv .34, 389) verweist auf Malin's Gedichte II, S. '232, 17.5.
Die tr.ste Zahl stimmt zu Nr. 648, die zweite ist irrig.
üeber die jiroven/.iiiischeii Liederhauilscliriüeu lies ü. M. Barbieri. ^4ö
den anderen zu verweisen; sowol unter Bernart Arnaut als
unter Jorda verzeichnet er Lomhartz u. s. w. und verweist beim
Ersten auf Rayn. Y 231) und Ged. 648, * beim Zweiten bloss auf
Raynouard. Woher dieser Name Jordan hervorgetreten sein
mag? Eine genauere Prüfung von H thäte da Noth. Möglich
dass sowol Raynouard als Mahn nur die Pariser Abschi-it't von
H benutzt haben, und dass in diese irgend eine Verwirrung
sich eingeschlichen habe.
Fol. 58—59.
Fol. 60. ISEUT DE CASSIO und ALMUC DE CA-
8TELN0U. Avendo un Gigo di Tornenquera'^ fatto gran fallo
contra Madonna uAlmucs da Castelnovo, di cui era stato cava-
liere ed amico lungamente, e non osando di andargliene a
dimandare perdono, niseus de Cassion la pregö per lui con la
seguente stanza, dicendo:
Dompna nAlmucs, si ous plagues,
Beus volgra prejar d'aitan
Que l'ira el mal talan
Vos fezes fenir merces
De lui que sospir e planh,
E muor lang-uen es complanh
E quier perdon humilmen,
Queus fatz per lui sagrameu
Si tot li voletz fenir,
Qu'el si gart meills de faillir.
E donna nAlmucs, che voleva bene a Gigo, et a cui rin-
cresceva ch'egli venisse a dimandarle perdono, rispose cosi per
le rime :
Dompna niseus, s'ieu sabes
Qu'el se pentis de l'engan
Qu'el a fait ves mi tan gran,
Ben fora dreitz qu'ieu n' agues
' Bartsch hat nocli ein anderes Versehen. Für na Lombarda .Vow v.ohp-'over
verweist er wieder auf Gedichte 648, das nur Lomhnrds- etc. bietet.
2 Ein kleines Verseilen von ßarbieri; der provenzalische Text liest Giijo
de Torntn qu'era sos cavaliers.
24ß Mussafia.
Merces; mas a mi nos tanh,
Pos que del tort no s'afranh
Nis pentis del faillimen,
Que n'aia mais chausimen;
Mas si vos faitz lui pentir,
Leu podetz mi convertir.
Nur bei H und daraus (oder vielmehr aus der Pariser
Abschrift von H) bei Raynouard V 18.
Fol. 61. Vg-1. oben fol. 52.
Auf demselben Blatte stand auch:
Fol. 61. UC DE BERSIE, che in certe sue stanze
mostra di essersi crucciato (d. h. crociato) per andare oltra
mare con lo imperadore Federico, al quäl passag-g-io invita il
marchese di Monferrato e Folquet de Romans. Es wird kein
Vers angeführt; aber es handelt sich ohne Zweifel um das
französische, nur in den Formen provenzalisirte I^ied, Bernart di
moi Fauquet qem tint por sage, das nur in D H enthalten ist.
Fol. 62.
Fol. 63. DALFI D'ALVERNHA und BERTRAM DE
LA TOR. B. della Torre suddito del delhno d'Alvernia, a cui
mandö il Delfino la seguente stanza per un suo giullare detto
Mauret :
Mauret, Bertran a laissada
Manens e ricx es asatz
Valor, don fo mout onratz,
E l'anar d'autr'encontrada
E sojorna a la Tor
E tien faucou e austor
E cre far pasqua o nadal,
Quant son vint dins son ostal.
E Beltramo gli rispose cosi per Ic rime:
Mauret, ab (sie) Daufin agrada
Quem digatz qu'eu son malvatz,
El reprovier es vertatz :
Be cal seig-nor, tal maisnada;
Ueber die tn'ovenzalisclieu LiedorhaudBclirit'ten des G. 51. Barbieri i&4:7
Qu'eu flu bons tant quant aic bon seig-nor
E que a liii plac ni so tenc ad onor;
Aras^ Mauret, pos el uo val
S'ieu era bons, tenria so a mal.
Nur iu H, gedruckt bei Rayuouard V 104, aber mit
manchen Variauten.
Fol. 64—66.
Fol. 67. UC DE MATAPLANA, valente barone di Ca-
talogna e parimente buon trovatore, di cui abbiamo un serven-
tese a Ramondo de Miraval, che comincia:
D'un serventes m'es pres talens,
Que razos m'o mostra e m'o di,
E cant er faitz teural cami
Dot (1. Tot) dreit a Miraval correns.
In ADH, Peire Durau R. Der Abdruck bei Mila 322,
welcher nach H sein soll, zeigt manche Formvai-ianten. Viel-
leicht hat Milk Einiges modificirt.
Fol. GS. GUI DE CAVAILLON. Die kleine Biographie
in H, abgedruckt Archiv XXXIV 406. Barbieri macht folgenden
Zusatz, den er wol den augefülirten Coblas entnahm. Trovan-
dosi assediato in Castelnovo a servizio del conte Ramondo di
Tolosa guerreggiato dalla Chiesa come fautore degli cretici
Albigesi, scrisse fuora due stanze dicendo :
Doas cotblas farai en aquest son
Qu'eu trametrai aX Bertram d'Avignon.
A cui Beltramo detto Bertram Folcon risposc per le rime
cominciando cosi :
la non creirai d'en Gui de Cavaillon
Qu'entrels Franceis empogna son leon.
Nur in H, vollständig abgedruckt zuerst bei Rayuouard
IV 207. 209, dann im Arch. a. a. O. Kleine Varianten: cohlas
aqesf qeii no er. en penga.
Fol. 6<». 70.
Fol. 71. Vgl. unten fol. «0.
Fol. 72-75.
248 Mussafia.
Fol. 76. UC DE SAINT CIRG. Im VI. Capitel, wo von
Cino's Selvaggia die Rede ist, wird angeführt:
Na Salvaja, d'aitan siatz certaina,
Que l'onramens de vos nie fai plazer
Lombardia e la Marcha e Toscaina.
Die drei letzten Verse von Si ma domna nAlais de Vidal-
Inna, das nur in H enthalten ist. Abgedruckt im Arch. XXXIV
411. Formvarianten: Salvaga Qe. Grützmacher druckt lonia-
menz; i ist wol Lese- oder Druckfehler für r.
Fol. 77-79.
Fol. 80. Bei Erwähnung von Guillem Figera wird von
ihm kein Gedicht angeführt; es heisst da nur: fu dottore,
scrittore di serventesi e maldicente, onde ne rilevö sul viso un
fregio come gli rimproverano
AIMERIC DE PEGUILHAN con questa stanza:
Anc tan bella espazada
No cuit c' om vis
Com det nAuzers sus el vis
A-n Guillem gautasegnada,
5 Qu'el vis lo feri tan fort
C'un petit n'a Tun oill tort
El cill que sol aver negret a blanc.
El cais plus ros de scarlat'e de sanc.
Nur bei H, abgedruckt im Arch. XXXIV 408. Varianten :
2 qe hom 5 Qel 6 oü 7 oill qe negrer (beide sind wahr-
scheinlich Lesefehler von Grützmacher) 8 scerlatrce d. s.
6 SORDEL con quest' altra :
Si tot m'essail de serventes Figera
Ab sa lengua falsa e mensongiera,
SoflFrir lom tanh; tal paor ai nom feira
Ab l'espada ab quel feri nAuziers,
5 Car no Hin valc capiros ni viseira
Que de la galta no llen fazes cartiers,
E pois n'ac patz ferma d'aital maueira
C'anc noill costet metzinar dos deniers.
Nur in H, abgedruckt im Arch. XXXIV 413. Varianten:
ma saill 21 lenya menssongieira 3 taing 6 Qu fezes 8 mezinar.
Ueber die proveuzaliscluii LieiU-ihiinilscliriftHu de« G. AI. Barbieri. 249
Fol. 81. Vgl. oben fol. 51.
Fol. 82. 83.
Fol. 84. LANFRANC CIGALA (compose una canzone)
in lode di Madonna nAlais de Vidallana, che dice:
Tan franc cor de donipna ai trobat
A Villa Franca e tan plazen,
Que m'acuilli tan francamen
Que de franc m'a sos sers tornat.
Der Beginn eines Liedes, das nur in F H vorkommt;
ein Bruchstück in D". Aus H abgedruckt Arch. XXXIV
416; im ersten Verse cors.
Fol. 85.
Fol. 86. DERSELBE. Bei Erwähnung von Cino's Sel-
vaggia werden angeführt:
Que vos es tant enamoratz
De na Salvaja la valen.
Dritter und vierter Vers der ersten Strophe von nEnric
no m'agrada nim platz; nur in H, gedruckt Arch. XXXIV
416; wie gewöhnlich qe, dann tan.
Fol. 87—90.
Fol. 91. GUILLEM DE BERGUEDA. Es wird die
Erzählung aus dem Novellino angeführt; worauf: ne fu guari
piü modesto in vantarsi in canzoni, come quando disse :
Gen li pauzei los cornz el capiron,
Erster Vers der vierten Strophe von Trop ai estat sotz
coa de mouton, in A D H I K.
Bei Ferrari 's Biographie denkt man allsogleich an D.
So auch Tiraboschi, welcher nur Anstoss an dem Worte Uhretto
nahm, da der Cod. Est. so umfangreich sei. Doch, meint er,
da Barbieri eine ,porzione staccata' von dieser Hs. kannte,
welche altfranz, Lieder enthielt, so mochte er auch Ferrari's
250 ^' " - •■' " ' ' '■■
Bluiuenlese als yelbstständiges, noch nicht mit dem älteren
Theil des Estensis vereinig-tes Büchlein benutzt haben. Die
Parallele ist nicht richtig; wo Barbieri von dem altfranzösischen
Liederbuche spricht, sagt er: Mi ricorda di avere gia veduto
in un g-ran libro provenzale cinquanta canzoni con questo
titolo sopra: iitce aimf cantiones francigencn n. L. La Molne
d'Arras; il quäl libro di presente si trova nella libreria ducale
di Ferrara. Barbieri kannte also das altfranz. Heft als einen
Bestandtheil von D. Aber auch, dass er jenes Exemplar der
Ferrari'schen Blumenlese, welches sich nur in D findet, als
eigenes selbststcändiges Heft benützt habe ist kaum zu glauben.
Ferrari's Biographie fängt auf der Versoseite eines Blattes an,
dessen Rectoseite von dem Ende einer durch eilf Blätter gehen-
den Sammlung von Sirventesen Peire Cardenal's in Anspruch
genommen wird. Und gegen die Vermuthung, dass vielleicht
Cardinal's Gedichte und Ferrari's Anthologie ein selbstständiges
Büchlein, Barbieri's libro slegato, gebildet haben, spricht die
Angabe des Blattes für Ferrari's Biographie; nicht auf fol. 5,
sondern auf fol. 12 hätte sie gestanden. Kurz, es ist kein
Grund vorhanden daran zu zweifeln, dass längst vor Barbieri
der jüngere Pergamenttheil von D mit dem älteren schon ver-
einigt war, und entschieden muss man die übrigens von Tira-
boschi selbst nur mit Päickhalt ausgesprochene Vermuthvmg
über die Identität zwischen D' und Lsleg. zurückweisen. Das
Lsleg. repräsentirt nicht eine verlorene (wie LMich.) oder be-
kannte Hs. (wie LAsc), sondern ist eher eine von Barbieri zu
eigenem Gebrauche gemachte Sammlung. Er hatte in Ferrara
D gesehen und wenigstens D'' benutzt. Manche der Lieder
des Lsleg. sind auch in D enthalten, einige davon nur noch
in H; keines aber gehört ausschliesslich D an. Dass D"'' be-
nützt worden sei, wird durch die nicht seltenen Textvai'ianten
unwahrscheinlich. Die eigentliche Quelle für Lsleg. ist H.
I^is auf einen Dichternamen (Prebost de Noaiilac) und eine
kurze Biographie (E. Fonsalada) findet sich Alles, was, Bar-
bieri aus Lsleg. anführt, wieder in H; einige Lieder nur
noch in einer oder zwei Hss.; nicht weniger als eilf Gedichte,
meist einzelne Strophen , sind nur in H enthalten. Die
Texte entsprechen sich vollständig; die Formvarianten sind
unbedeutend und leicht auf Rechnung von Barbieri oder
Ueber die provenzalisclion Lipflerhamlscliiiften des Ct. M. Bartieri.
251
Pia zu setzen. Selbst die Reihenfolge der Lieder ist fast
immer gleich:
Lsleg. H
15 ^ IG"
Lsleg.
61
H
^ 46"
30-32 = 29""
63
— 46"
32 = 30"
67
= 20"!
42—43 = 35"
68
= 51"
45 = 37"
76
= 54"
51 — 42"
80
- 52"
52(?) = 40"
55 — 43"
?
84 86
- 54"
— 57""
57 = 43"
91
— 60"
GO - 45"
Lsleg. ist also zunächst ein Auszug von H. — Was Bei'-
tran de Born's Strophe AI Lemozis (fol. 38) betrifft, so wäre ich
geneigt, ebenfalls anzunehmen, dass sie zu Barbieri's Zeit in H
enthalten war. "^ In dieser Hs. sind an mehreren Stellen Blätter
ausgefallen,-^ und dass gerade zwischen 30" — 35" = 32 — 43
etwas verloren gegangen sei, kann man mit ziemlicher Sicher-
heit annehmen. Denn wenn auch Lsleg. entweder des kleineren
Formates oder der grösseren Schrift halber mehr Raum in
Anspruch nahm als H, so ist das Steigen des Missverhältnisses
ein allmäliges und nirgends braucht Lsleg. zehn Blätter um
den Inhalt von fünf Blättern von H wiederzugeben.
* Der einzige Fall von grossem Auseinandergehen der zwei Hss. in der
Reihenfolge der Gedichte. Sollte nicht in Barbieri's Angabe des Folio
ein Versehen unterlaufen sein?
2 Die Hs. gehörte Fulvio Orsini an, der T600 starb. Wol erst nach seinem
Tode wird diese so wie viele andere Hss. seiner reiclien Bibliothek (viel-
leicht die ganze?) in den Vatican gelangt sein. Wo mag Barbieri die
Hs. benutzt haben?
^ Dies sagt schon Grützmacher ausdrücklich ; er verdiente demnach nicht
den Vorwurf Bartsch's Jahrb. XI 23 — 24.
^2Ö2 ''^' " s 8 ii r i a.
D. Libro Hiciliauo.
Fol. 1. GUILLEM DE CABEÖTANH. Biographie in
jener der zwei Versionen, welche Hüffer mit b bezeichnet und
welche sich in H findet. Barbieri druckt innerhalb der Biographie
die ganze erste Strophe von Li dous cossire ab:
Li dous cossire
Quem don'amor soven,
Donam fan dire
De vos maintz vers plazen ;
5 Pensan remire
Vostre cors car e gen,
Cui ieu dezire
Mais que non fauc parven;
E si tost mi deslei
10 Per vos, ges nous abnei
C'ades ves uvs (1. vus o. vos) soplei
Ab francha benvolensa,
Dompna, en cui beutaz g-ensa
Maintas vetz oblit mei
15 Que lau vos e mersei. '
In fast allen Hss. enthalten. H theilt innerhalb der Bio-
graphie nur zwei Verse mit; die ganze Strophe wird Barbieri
selbst ergänzt haben. Nach welcher Hs.? Keine der von Hüffer
benützten Hss. — BDHRU — zu denen die von Bartsch
(Chr. 69) verglichenen — C E I — hinzukommen, stimmt genau
mit unserem Texte überein.
Fol. 1. GUILLEM DE BAL AON. Die XL Novelle des
V. Capitels theilt die Biographie des Dichters mit, welche bei
Rayn. V 180 abgedruckt ist. Bei Barbieri weicht die Erzählung
in einem nicht unwichtigen Punkte ab. Der provenzalische
Text erzählt, dass, nachdem Guillem den Boten seiner Dame
abgewiesen hatte, diese tiefe Verachtung für ihn fasste (elal
mes en soau del tot). Nach einer Weile fängt Guillem an nach-
' Pia bemerkt dazu: Nel niio ms. vi e qualche Variante. Es ist wol c ge-
meint, tul. 124.
Ueber dip provenzalischen LiederhandfchriftPn iles 6. M. Barbieri. 253
zudenken, wie er durch den tollen Vorsatz, seine Geliebte
auf die Probe zu stellen, sich grosser Freude beraubt und
geht nach Javiac, indem er, wol um seinen Zweck zu ver-
bergen, das Gerücht verbreiten lässt, er sei auf einer Pilg-er-
fahrt begriffen. Die Frau nun besucht ihn, kniet nieder, Avird
aber wieder schmählich abgewiesen. Dies ist nun psychologisch
ganz richtig-. Die erzürnte Frau vermag nicht, als sie den
Geliebten in ihrer Nähe weiss, dem Drange zu widerstehen,
noch einen Versuch zu machen; der trotzige Mann, welcher
selbst eine Versöhnung herbeiwünscht, lässt sich, im Aue-en-
blicke als er die Flehende zu seinen Füssen sieht, von seinem
Uebermuthe berücken und stösst sie fort; der Rückschlag der
Gefühle folgt aber auch unmittelbar: la domna sen anet . . .ab
cor que mais nol vis nil parles . . et el romas iratz car avia
fach tal folor. Die Rollen sind nunmehr gCAvechselt. — Bei Bar-
bieri ist der Verlauf der Geschichte dadurch einfacher, wenn
auch vielleicht etwas matter, dass die Sätze über den ersten
Aerger der Frau und die erste Reue Guillem's fehlen. Die
Frau schickt früher Briefe, dann einen Boten, dann besucht
sie den wiedergekehrten Guillem; als alle drei Versuche fehl-
schlagen, wendet sie sich von ihm gänzlich ab. Guillem aber
bereut die ihr zugefügte Unbill und begibt sich zu ihr, um
Verzeihung zu erflehen. Von hier an gehen wieder beide Er-
zählungen zusammen. Die Biographie ist in H R enthalten.
Ob Raynouard bloss R folgte, ob die Abweichung bei Bar-
bieri sich auch in H findet, kann ich nicht angeben; sehr
wahrscheinlich ist es, dass Barbieri, der gerne abkürzt, es auch
hier gethan hat, in diesem speciellen Falle zugleich mit
der Absicht, die Erzählung weniger künstlich zu gestalten.
Er führt seiner Gewohnheit nach die ganze erste Strophe des
Liedes, mit welchem Guillem um Verzeihung bittet, an:
Lo vers mou merseian ves vos,
Dona, no per tal qu'ieu entenda
Que de mi merse vos prenda,
Taat es lo forfaitz cabalos.
' Im X. Capitel noch die kurze Notiz: G. de B. gentil uomo nella con-
trada di Mompellier, uomo costumato e buon trovatore.
254 Mussafia.
5 Car ges perdos no si atanh;
Mas pos rai mezeis ai perdut
E vos, quem faitz plus esperdut,
Sim pert mas paraulas, nom tanh.
Gedruckt bei Mahn 689 nach CI(K)R, leider ohne An-
gabe der Hss., denen die einzelnen Varianten entnommen sind.
Dann nach H im Arch. XXXIV 393. Im ersten Verse lesen
einzelne Hss. Mon. 2 D H und bei Mahn No i^er so, domna,
gu' entenda; sonst stimmen D H mit Barbieri überein. Bei Mahn
dagegen: 3 wie Barbieri und als Variante Qxie ja merce de
mens prenda. Ohne Varianten bei Mahn, also in allen von ihm
benutzten Hss.: 4 Per qii ieu si bem destrui nom planh;
8 bes tanh. Der Text Barbieri's weicht demnach von allen
bekannten älteren Hss. ab.
Fol. 2. MARIA DE VENTADOR. Die Biographie bei
Rayu. V 257 mit einigen Abkürzungen. Sie ist nur in H ent-
halten. Die erste Strophe ihrer Tenzone lautet bei Barbieri :
Gui d'Uisel, bem pesa de vos,
Car vos es laisatz de chantar,
Ancar vos gi volgra tornar,
E car sabetz d'aitals razos,
5 Ieu vos deman, si den far engalmen
Dona per drut, can loi quer franchamen,
Com el per lieis tot can tanh az amor,
Segon lo droit qu'entendon amador.
In ACDEHRT; in P die erste Strophe. Im dritten
Verse D und Rayn. E car (quar), P lässt die zwei ersten
Sylben weg; Rocheg. E volgraus i enquer t. — P]ine andere
wichtige Variante ist 5 DP Rayn. Voill quem digatz. — 8 DP
Rayn. Roch. qti>e tenon.
Wir bemerken noch, dass Uc le Brun, der Geliebte
Marias, von Barbieri conte della Mancoa statt de la Marcha
genannt wird, und dass derselbe Name mit einer kleinen Variante,
ebenfalls mit Hinweis auf ,lib. Sic. Car. 2' unter den Dichtern
Numcns W' vorkommt: Uc Lo-brus cunti; della Manoha i^he
Ueber die provenzalisclien Liederlumdscliriften des G. M. Barbieri. . 255
tu cavaliere di Madonna Maria da Ventadorno, di cui si leg-
g-ono alquante cauzoni nei libri provenzali. Der Ausdruck di
cvi ist zweideutig, da es sich eben so gut auf Uc als auf Maria
beziehen kann. Auch ist der Pkiral alquante canzoni zu be-
merken. Wir kennen kein Gedicht von Uc, ' und von Marie
nur die Tenzone mit Gui d'üisel. Dass Barbieri über Material
verfügte, das uns nicht bewahrt wurde^ ist nicht unmöglich;
indessen können w^ir auch sagen : di cui bezieht sich auf Marie,
und der Ausdruck über deren dichterische Production ist etwas
vage gehalten.
Fol. 3—6.
Fol. 7. ELIAS CAIREL. Die belobende Biographie bei
Rayn. V 141, und die aus A stammen dürfte, da die tadelnde
(Mahn 42) in I und folglich auch in K sich findet. Zu be-
merken ist, dass während die erste über Elias' Heimath nichts
sagt, Barbieri doch bemerkt: E. C. fu de Peiragors; vgl. in I:
si fo de Sarlat d'un bore de Peirea-orc.
Fol. 8-37.
Fol. 38. BERTRAN DE BORN. Ein Auszug aus der
kurzen Biogi-aphie bei Mahn 34, welche dem Anfange der
grossen Biographie bei Rayn. V 76 entspricht.'-^ Daran
schliessen sich die bei LAsc. fol. 157 angeführten Worte.
Fol. 38. RAIMBAUT D'EIRA, clie s'intese in donna
Sancha d'Aragon, la quäle essende per andarsene in Catalogna
con Mad. nAudiarz, che ritornava a casa depo la morte del
signor di jMarsiglia suo uiarito, Raimbaldo prego nella sotto-
scritta stanza il conte di Provenza, che la riteuese in sua
Corte, cosi:
' Sollte Barbieri Uc Brunet für Maria's Vereliror gehalten haben?
- Es hcisst da: senipre ebbe gnerra coi suoi vicini, ne mai lasciö stare in
pacc il re di Frajicia col re d' Inghilterra, nö il conte de Poitou con il
conte di Lemoges, ne il conte di Peire<;-or.s. Ein kleines Missvcrständ-
niss. Man wird es eher Barbieri als einem provcnzalischeu Texte zu-
schreiben.
256 Mu8safia.
Coms Proensal, si sen vai dopna Sancha,
Nous teurem mais per g'aillart ni per pro
Tan com farem, si sai ab nos s'estancha
Nil faitz laissar per Proensa Arago
5 Queill dompna es bella e cortesa e francha
E gensera tota nostra maiso
Ben aia l'albres, don nais tan bella brancha
C'aital com tanli ad avinen saiso
Es de beutat briina vermeilla e blancha.
Ist uur in H, aber wie Bartsch bei Besprechung des
ersten Theiles von b (d. h. der Barbieri' sehen Citate) schon
bemerkt, stimmen die zwei Texte nicht mit einander. So liest
H, von kleineren Varianten abgesehen: 2 No vos tenrem tan
valen ni tan pro 3 Com. fariam. 4 Ellz 5 coinda plaisenz e
fr. 6 re^o 8 faiso.
Die Bestimmung der Verhältnisse dieser Hs. ist einiger-
massen schwierig. Dass H in Betracht kommt, ist wegen der
Biographien von Guillem de Balaon und Maria de Ventadorn
sehr wahrscheinlich. Benützung von A dürfte aus der Bio-
graphie von Elias Cairel erschlossen werden; nur bliebe es
auffallend, dass Barbiei'i, wenn er diese reichhaltige Hs. ge-
kannt hätte, sie nicht öfters benützt haben sollte. Die Fassung
der Strophe Raimbaut's d'Eira weist endlich auf eine bisher
unbekannte Hs. hin. '
' Wir wollen nicht unerwähnt lassen, dass auch im XI. Capitel, wo von
sicilianischen Dichtern die Re4e ist, ein Libro Siciliano und zwar fol. 2,
4, 10, -22 erwähnt wird. Es ist wol nicht anzunelimen, dass Barbieri
provenzalische und sicilianische Gedichte untermischt haben wird; eher
lässt sieh verrauthen, er habe zwei Heften die gleiche Bezeichnung
gegeben, wenn es auch sciiwer zu erklären ist, wie eine provenzalische
Sammlung zum Schlagworte ,Lib. Sicil.' kam.
Ueber die provenzalischen Liederhandscliriften des G. M. Barbieri. 257
E, Ohne Allgabe der Hjiiidsehrift.
I. PEIRE D'ALVERNHA. Als Beleg für son und mot:
Cui bon vers ag-rad'auzir
De mi conseill be qu' el escout
Aquest qu'era comens' a dir,
Que pos li er sos cors asis
Den (De? Eo?) ben entendrel son eis mots,
Ja non dira qu'el aia avizis
Meiliors mots trobats luenh ni prop.
In C E R T V a. Gedruckt aus C und V mit zahlreichen
Variauten.
IL ARNAUT DANIEL. Zu «leichem Zwecke wird an-
&*
g-eführt:
Autet e bas entrels prims fueills
Sun neu de flors eis rams li renc,
E noi te mut bec ni gola
Nuills auzels, ans brai e cauta
5 Cadaus en son us
Per joi c'ai d'els e del tems,
Chan mas amors mi acausa (1. asauta)
E vils (I. quels) mots ab lo son acorda.
ACDEHIKN. — CDE bieten nur ganz unwesent-
liche Varianten.
III. RAMBAUT DE VAQUEIRAS. Unter den No-
vellen des V. Capitels wird die Art erzählt, wie er der Beatritz
seine Liebe gestand. Es wird die erste Strophe des in der
Biographie erwähnten Liedes mitgetheilt.
Eram requer sa costum e son us
Amor, per cui plane e sospir e veill,
Ca la gensor del mon ai quist conseill
Em ditz qu'ieu am tan aut com puesqu'en sus
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVI. Bd. II. Hft. 17
258 Mnssafia.
La meillor dompna em met en sa fizansa,
C'onor e pi-etK m'er e pros e non dans ;
E car ill es del mon la plus prezans
Ai mes en leis mon cor e m'esperansa.
Wir sahen oben das Geleit dieses Liedes aus LMieh.
fol. 40—42 und werden desshalb annehmen, dass Barbieri
auch diese Strophe derselben Hs. entnahm.
IV. PEIRE VIDAL. Zweimal ist von ihm die Rede:
im V. und im X. Capitel. An letzterer Stelle werden drei
närrische Handlungen von ihm angeführt: der Wahn, Kaiser
zu sein; die Trauer um den Grafen Raimon; die Verkleidung
als Wolf. ' Letztere Episode ist nur in E P R enthalten. Im
V. Capitel steht die Erzählung von dem geraubten Kusse. Die
Lösung wird folgendermassen erzählt: Imberral (= En Barrals),
che tanto 1' amava e tanto si dilettava di lui che non ne
poteva Star senza, fece e disse tanto con la moglie che
gl' impetrö pace e perdono e gli fece mandar grazia di tornare
in Provenza. Pietro Vidale, avuta la grazia, se ne tornö con
grande allegrezza, e giunto al cospetto di mad. nAlazais le si
inginocchio diuanzi e la prego a volergli concedere in dono
il bascio, ch' egli le aveva imbolato, soggiugnendo che quando
nol volesse fare, egli era tutto pi-esto di renderglielo. Per
lo quäl detto essendo ogni cosa rivolta in festa ed in solazzo,
la donna gli fece dono del bascio, ch' egli si aveva preso di
furto. Im proveuzalischen Texte bittet Barral die Frau so,
qu'ela li perdonet lo fait del baizar e loi autreget en do. Erst
dann schickt Barral zu Peire; dieser kehrt wieder und wird
von Barral und Azalais mit grosser Freude empfangen (nur E
fügt noch hinzu: et autreget li lo baisar en do qu'el li avia
emblatj. Ist die dramatischere, mit einer witzigen Pointe aus-
gestattete Darstellung nur eine Amplification von Barbieri
oder entnahm er sie einem provenzalischen Texte? Wir wissen,
dass e die ausführliche Biographie Vidal's enthält; Bartsch
aber lehrt uns, dass dieser Text , ziemlich genau' mit E über-
einstimmt; wir werden also wol annehmen müssen, dass Bar-
bieri gegen sein sonstiges Verfahren sich hier eine kleine
' Statt la Loba de Pueinaulier liest Barb. P. Nausier.
Ueber die provenzalischen Liederhandschriften des G M. Barbieri. 259
Ausschmückung erlaubt hat. Welcher seiner Hss. hat Barbieri
die Biographie entnommen? Die Beziehung zu e lässt uns an
LMich. denken; nur stossen wir hier auf eine äussere Schwie-
rigkeit. Denn wenn es auch unzweifelhaft ist, dass Pia seine
Vidal - Sammlung aus mehreren Hss. zusammengestellt hat
(Bartsch wies nach, dass der grösste Theil der Lieder aus g
sein muss, welche Hs. doch keine Biographien enthält), so
findet sich dennoch in LMich. zum Unterbringen der umfang-
reichen Biographie und wenigstens einiger Lieder kein ge-
nügender Raum. Der Text der angeführten Strophe lautet:
Pueis tornatz sui en Proensa
Et a ma dona sap bo,
Ben dei far bona chanso
Sivals per reconoisenza,
5 C'ap servir et ab onrar
Conquer hom de bon senhor
Don e benfait et honor,
Qui bei sap tener en car
Per qu'ieu men vueill esforzar.
In fast allen Hss. Zu unserem Zwecke bemerken wir,
dass die Lesart 3 bona (sonst gaja) auch in C, die Lesart
9 vueill (sonst dei) auch in E vorkommt.
V. ARNAUT DE MAROILL. Im V. Capitel wird
über dessen Liebe zur Gräfin von Burlatz berichtet; König
Alfons bewirkt, dass sie ihm den Abschied gibt^ worauf der
verzweifelte Dichter folgendes Lied dichtet:
Molt eron dous mei consir
E ses tot marrimen,
Can la bella ab lo cors gen,
Humil franqu'e debonaire
Me dis de s'amor estraire,
Don ieu nom puesc partir,
E car ill nom rete
Ni laus clamar merse,
Pos de lieis jois mi sofranh,
Tug solas mi son estranh.
In ABCDEFGIKMNRSc, Raimont Q.
17*
260 Mussafia.
VI. GAUCELM FAIDIT. Wird im V. und X. Ca-
pitel erwähnt. An erster Stelle der Beginn der grösseren Bio-
graphie, welche der kürzeren entspricht. An zweiter Stelle
die Fortsetzung der Biographie, welche über die Liebe des
Dichters zu Maria von Ventadorn und die List der Dame
Audiartz berichtet. Die erste Strophe beider angeführten Lieder
wird mitgetheilt.
Wol ohne Zweifel aus LMich.
VJL FOLQUET DE MARSELHA. Der Beginn und
der Schluss der grösseren Biographie, der kleinen entsprechend.
Perche Monsignor Bembo parla di lui nelle sue prose come di
dolcissimo poeta, non sarä se non bene gustare la sottoscritta
sua canzone per un saggio della dolcezza delle sue rime. Es
wird das Lied Tau m'abelis etc. vollständig mitgetheilt. Wir
wollen es auch, den Vergleich mit anderen Hss. zu erleichtern
(das Lied findet sich fast in allen), hieher setzen.
Tan m'abelis l'amoros pensamens,
Que s'es vengutz en mon tin cor asire,
Que no i pot nuills autre pens caber
Ni mais negus no m'es dous ni plazens;
C'adoucx viu sas can m'ausizal sospire
E fin'amors m'aleuja mon martire
Quem promet joi, mas trop lom dona len
C'ap bei semblan m'a trainat lonjamen.
Ben sai que tot can fauc es dreit niens,
leu qu'en puesc als s'amor me vol ausire?
C'az essien m'a donat tal voler
Que ja non er vencutz ni el no vens.
Vencutz si er, qu'aucir m'an le consire
Tot soavet, car de leis cui dezire
Non ai secors, ni d'autra no Taten,
Ni d'autr'amor no puesc aver talen.
Per so, dona, nous am saviamens,
Car V08 soi fis et a mon ops traire,
E vos tem perdre e mi non puesc aver,
Eus eng nozer e soi a mi nozens.
üeber die provenzalischen Liederhandschriften des G. U. Barbieri. 261
Per so mon mal nous aus mostrar ni dire.
';
Mas a V esg-art podetz mon cor devire ;
Quieiis cug dir, mas eras men repeu
E port eis hueills vergonha et ardimeu.
Bona dona, sius platz, siatz sufrens
Del be qu'ieus viieill, qu'ieu soi del mal sufrire;
E pueis lo mals nom poira dan tener,
Ans er semblan quel partem engalmens;
E s'a vos platz qu'en antra part me vire,
Partes de vos la beautat el dous rire
El dous parlar que m'enfolis mon sen;
Pueis partir m'ai de vos mon essien.
Ca totz Jörns m'es plus bell'e plus plazens,
Per son vueill mal als hueills ab queus remire,
Car no volgra jaus poguesson vezer,
Ca mon dan vezon trop sotilmens;
Mas dans non m'er, car sivals nom u'azire,
Ans es mos pros, dona, perqu'ieu m'albire,
Si m'ausizets, que nous essara (1. est.) gen
Car lo mieu dan vostre er eissamen.
Trop vos am mais, dona, qu'ieu non sai dire
E si anc jorn aic d'autr'amor dezire
No m'en penat; car aus am per un sen,
Car ai proat autrui captenemen.
Ves Nemze vai, chansos, qui qes n'azire,
Que gaug n'auran per lo mieu essien
Las tres donas, a cui ieu te prezen.
VIII. AIMERIC DE PEGUILHAN; tu di Tolosa, onde
partito per tema di nemicizie particolari et andatosene in Cata-
logna si introdusse in corte del re d' Aragon col favorc di
Guglielmo di Berguedan. Ultimamente se ne venne in Lom-
bardia ricettato da Guglielmo Malaspina marchese, di cui disse
in una canzone :
Lo pros Guillem Malaspina soste
Joi e domnei cortezia e me.
262 Mussafia.
Alts Per solatz d'autriii chan soven. Von den mir be-
kannten Texten haben B C D Don e d., M aber Joi.
Daran schliesst Barbieri die bei LAsc. fol. 73 ange-
führte Stelle an.
IX. BERNART DE PRADAS, che cominciö iina sua
canzone:
Sitot m'ai pres un pauc de dan,
Per tan no serai recrezens
Qu'ieu no m'alegra e no chan
Malgrat des janglos maldizeiis.
Nur in C, wo es aber Daude de Pradas zugeschrieben
wird; nur das Register nennt den Dichter Bernart. Das Lied
ist meines Wissens ungedi'uckt. Der erste Vers, wie ihn der
Catalogue und Bartsch angeben, lautet in C: mais pretz. Wird
gewiss im LMich. gestanden sein, dessen Verwandtschaft mit
C wir constatirt haben.
X. GUI, EBLE e PEIRE, ELIAS loro cugino tutti
cognominati D'ÜISEIj da un loro castello , che avevano
in Lemosino, tutti e quattro trovatori, che Guido faceva le
buone canzoni u. s. w. nach der Biographie bei Rayn. V 175,
welche in ABEIKPRa enthalten ist. Barbieri mag sie
im LMich. gehabt haben.
Daran schliesst sich die Notiz über Elias, der seine Gäste
mit Gedichten bewirthet, worüber GAUCELM FAIDIT die
Cobla dichtete :
Ben auria obs pans e vis
A Casluz, tant es ses umor,
Merce del paubre trobador
Qu'es manens de gabs e de ris,
Que sei solatz son gran copas d'argen,
Eill sirventes segalas e formen,
E sas cansons es vestir vert ab var
A lui sen an qui vol ben sojornar.
Nur in D H. ' Ungedruckt.- D bietet mehrere Varianten.
> Nach Bartseh; denn in Grützmacher's Verzeichnisse steht es nicht.
2 Hartsch pibt in seinem Verzeichnisse ,R. 5, 143' an; bei Raynouard findet
sich aber nur der erste Vers. Dagegen wird Elias' Antwort als unge-
Ueber die provenzalischen Liederhandschriften des 6. M. Barbieri. zbo
XI. NA TIBORS fu una donna di Provenza d' un castello
detto Sarenom ^ che seppe dire in rima, e fece la seguente
stanza che mando al suo amante :
Bels dous amics, ben vos puex en ver dir
Que anc non fo, qu'ieu esses ses desir,
Pos vos conuc nius pris per fin amaire,
Ni anc no fui, qu'ieu non agues talan,
Bels dous amics, qu'ieu soven nous vezes,
Ni anc no fo sasos que men pentis,
Ni anc no fo, si vos n'anes iratz,
Qu'ieu agues joi tro que fosetz tornatz.
Nur in H; daraus, oder vielmehr aus der Pariser Ab-
schrift, bei Rayn. V 447 und Mahn 647. Der Text bei Bar-
bieri ist derselbe, aber correcter. Im dritten Vers haben Rayn.
und Mahn : Pos vos conven e . . . per fin aman. Da die Hälfte
des Blattes abgeschnitten ist, hält Rayn. die Strophe für das
Fragment eines Liedes. Barbieri dagegen ist der Meinung, es
handle sich nur um eine Cobla. Wir haben dem Gedichtchen
eine Stelle im Lsleg., und zwar zwischen fol. 80 und 84,
zugewiesen.
F. DichteriiJiineu.
Trovansi molti trovatori nobilisti, per cosi dire, come
Re Riccart d' Inghilterra ADIKNPSRf.
Jaufre Rudel conte di Blaia; vgl. oben LMich.
Visconte di Saint Antonin ; siehe unten Raimon Jordan.
Albert Marques A D I K M N R.
Dalfin d'Alvernhe; vgl. oben Lsleg.
Conte de Rodes A D H.
druckt bezeichnet, während diese an der angegebenen Stelle R. ö, 143
gedruckt ist. — Bei dieser Gelegenheit berichtige ich meine Darstellung
in der Abhandlung über den Cod. Est., wo ich diese Cobla als erste
Strophe eines Streitliedes bezeichnete. Auch meinte ich dort, Barbieri
müsse das Gedicht im LMich. gefunden haben; eine Vermuthung, die
sich jetzt als irrig erweist.
1 Der Herausgeber, Tiraboschi oder Pia, setzt zwischen Klammern ,/. Seranon^
hinzu.
2(34 Mussafia.
Conte de Blandra. So in H, nach Bartsch Graf von
Flandern.
Conte de Provensa C D H I K N O T d.
Conte de Tolosa C D G H.
En Blacatz un gran Signore de Provenza. In vielen Hss.
De' quali tutti si leggono versi in rima, che si tralasciano
per brevita, siccome ancora per la medesima cagione porremo
nudamente questi altri senza ricordamento d' altra cosa che dei
loro nomi o cognomi :
Ramberti de Bovalel A C D, je ein Lied auch in O S.
Girant del Luc A D I K.
Augier de Vianes. Die Angabe der Heimath des Dichters
findet sich in der Biographie, welche nur in I K enthalten ist.
Vor den Liedern scheint nach Bartsch nur in F ein Mal Ugiers
de Viena vorzukommen.
Bernart Marti, nur in CE; also wol in LMich.
Raimon Jordan ist Eins mit dem oben angeführten Vis-
conte di Saint Antonin, dessen Lieder am häufigsten in A B C
DIK vorkommen.
Rostanh Damergues C H.
Granet C F M H P R.
Jordan de Borneil de Cofolenc. Es gibt einen Jordan de
Bonel oder de Borneil Creg. D E I K U einen Jordan de Co-
folen CE.' Dass eine Verbindiuig dieser zwei Namen (be-
zeichnen sie wirklich zwei Dichter?) auch in a vorkommt, ist
schon oben bemerkt worden.
Peire de Casals (Guillem). Fast ausschliesslich in C, doch
eine Tenzone mit dem unmittelbar folgenden
Bernart de la Barta in C D E H M.
Perdigo. In sehr zahlreichen Hss.
Peire Guillem. Es gibt einen von Luzerna DFHIK
und einen von Tolosa E M N O.
Rainaut de Ron. wol R. de Pons, von dem eine Tenzone
in A D G I K L M Q.
' Bartsch führt einen dritten Dichter Jordan de Born an, mit Hinweis auf
428, 1, Unter dieser Nummer aber heisst es, ein Lied Rostanh's de Mergas
werde vom Register von C dem .Jordan Bonel zugeschrieben.
Ueber die provenzalischen Liederhandschriften des G. M. Barbieri. ^OÖ
nAzemar de Peiteus. Bartsch führt ihn an unter A. lo P.
und setzt hinzu: ,wol de Peiteus'. Eis gibt von ihm eine Ten-
zone mit Raimbaut de Vaqueiras CDEGIKMQR. D nennt
ihn de P.
Faidit de Belostar (1. -estar) HT und Register von C.
Turcs Valeis, wol T. Malec A D H I K.
Peire Pelissier G H.
Joannetz d' Albuisson U H. Die Deminutivform in H.
Carn et Ongla. Eine Tenzone zwischen dem Graten von
Provence und seinem Pferde in H.
Marques Lanza D H.
Nicolet de Torrin H.
Savaris de Mauleo. Zwei Tenzonen von ihm in vielen
Hss. ; Ein Lied in H (ein zweites wird ihm in R zugesprochen).
Berengiers de Palajol A C D E I K R ; ein Lied auch in H.
Berengiers de Pois Ronges. Bloss in H, welches jedoch
Peizrenger schreibt.
Berengiers de Puivent. Bloss in H, welches Poiuuent
schreibt.
Aulivier de la Mar H,
Bonifaci de Castellana C M.
Duran sartre de Paernas M.
En Ozils de Cadais CD MR.
Fabres d" Uxel = Pons Fahre d' Uzes. In gleicher Form
wie bei Barbieri in M.
Gui Figera. Ist der schon oben erwähnte Guillem Figuera.
Die hier vorliegende Form in M.
Lantelmet de Aguillon M.
Montans Sartre M.
Peire Bremot Ricas novas. In vielen Hss., worunter M.
Peire Milo I K M N a d.
Peire de Blai M.
Peire Roger. In vielen Hss., worunter M.
Raimon de Tors de Marseilla M.
Le Trobaire de Villa Arnaut M.
Auch in diesem Verzeichnisse der nicht adeligen Dichter
lassen sich wenigstens zwei der benützten Hss., H und M,
deutlieh erkennen. Von Faidit de Belestar bis Aulivier de la
266 Mussafia üeber die provenzalischeii Liederhandschriften des G. M. Barbieri.
Mar entnahm Barbieri seine Namen der Hs. H, und zwar ver-
zeichnete er sie genau in der Ordnung, in welcher sie in seiner
Vorlage (abgesehen natürlich von den dazwischen liegenden
bekannteren und von ihm schon besprochenen Dichtern) vor-
fand. Von Bonifaci de Castellana an fängt eine Reihe von
Namen an, für die M die Quelle war; die aus dieser Hs. ge-
sammelten Namen verzeichnete dieses Mal Barbieri in alpha-
betischer Ordnung.
Zu D, Fol. 7. Nach freundlicher Mittheilung Bartsch's
stimmt A in der Biographie von Elias Cairel mit IK überein.
Meine Vermuthung über die Quelle der lobenden Biographie,
die sich auf die Angabe des Grundrisses stützte;, dass eine
Lebensbeschreibung von Elias nur in AIK sich finde, war
demnach irrig. Welcher Hs. hat nun Rayn. die lobenden,
auch bei Barbieri vorkommenden Angaben entnommen?
Bockinge r. Berichte über Handschriften des sog. Schwabenspiegels. 267
Berichte über die Untersuchung von Handschriften
des sogenannten Schwabenspiegels.
Von
Dr. Ludwig Roekinger.
IV.
Aus der verhältnissmässig nur geringen Zahl von Hand-
schriften des sogenannten Schwabenspiegels, welche entschieden
nachweisbar in diesem und jenem bestimmten Bezirke oder in
diesem und jenem bestimmten Orte in wirklichem Gebrauche
bei Gericht gestanden, beziehungsweise welche für einen ganz
bestimmten Bezirk oder für einen ganz bestimmten Ort abge-
fasst sind, habe ich seinerzeit ' von einer aus dem Rheingaue
Kunde gegeben. Weitere Bedeutung beansprucht nach der be-
merkten Seite hin in ganz besonderem Grade der ,Land-
richter^ von Witzenhausen, das heisst die dortselbst in
amtlicher Geltung gestandene Handschrift des berührten Rechts-
buches. Ich darf ihr daher wohl nachstehende Besprechung
widmen.
Die erste Nachricht über sie verdanken wir Karl Philipp
Kopp. Er gedenkt ihrer im ersten Theile seiner verdienstvollen
, ausführlichen Nachricht von der altern und neuem Verfassung
der geistlichen und Civil-Gerichte in den Fürstlich-Hessen-
Casselischen Landen' vom Jahre 1769 bei Gelegenheit der
Erörterung über den fränkischen Theil - von Hessen, den Pagus
1 In der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, Band XXIV, S. 224
bis 249.
2 A. a. O. 1. §. 7-30, S. 16-59.
2ßo R o c k i n g e r.
Hassiae franconicus, in welchem fränkisches Recht ' galt, und
von den Rechtsbüchern des Mittelalters namentlich der soge-
nannte Sclnvabenspiegel wie das kleine Kaiserrecht Anwen-
dung bei Gericht gefunden haben. Was den ersteren anlangt,
weist er dieses — abgesehen nach §. 25 und §. 2H von
Kassel — in den §§. 27, 28, 30 für Frankenberg, Alsfeld und
Eschwege nach, in §. 29 für Witzenhausen. Hier spricht er
denn auch ^ in Kürze von der Handschrift, welche in Frage
steht, die nach seiner Beschreibung auswendig auf dem Ein-
bände die Aufschrift: ,Landt-Richter, Bürger- und Stadt-Buch''
führt, und welche er in das Ende des 15. Jahrhunderts setzt.
Am Schlüsse seiner Mittheilung erklärt er noch ausdrücklich,
dass er sich vorbehalte, umständliche Nachricht über ihren ge-
sammteu Inhalt zu einer anderen Zeit zu geben. Ob und wann
und wo dieses geschehen sein mag, ist mir nicht bekannt.
Insoferne mir übrigens die Handschrift selbst zum Behufe
eingehenderer Untersuchung in zuvorkommendster Weise über-
mittelt worden ist, bin ich in der Lage, mich folgendermassen
über sie zu äussern.
I.
Was zunächst ihre äussere Erscheinung wie ihren
Gesammtinhalt betrifft, mögen nachstehende Bemerkungen
hier eine Stelle linden.
Sie ist auf Papier in gewöhnlichem Folioformate
gefertigt, in Holzdeckel gebunden, welche mit gepresstem, ur-
sprünglich wohl rothem oder bräunlichem, jetzt durch ihren
vielfachen Gebrauch etwas stark abgenütztem Leder überzogen
sind, und es gehören ihre älteren Bestandtheile der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts an, vielleicht genauer dem
zweiten Viertel desselben, während die späteren der Haupt-
• Nach einem Ausspiiu-he v. Koth's \md v. Meibom's in ihrem knihessi-
schen Privatrechte I S. 32 — xg\. die Note 2 dortselbst noch hiezu —
kann die Grenze zwischen dem fränkischen und sächsischen Hessengaue
für die spätere Zeit durch eine von Battenfeld (bei Battenberg im Gross-
herzogthnme Hessen) zwischen Frankenberg und Sachsenberg über
Zusehen (im Fürstenthume Waldeck) und Balhorn (im kurhessischen
Amte Naumburg) bis Wolt'sangcr (bei Kassel) gezogene Linie ungefähr
bezeichnet werden.
Berichte über Handschriften des sog. Schwaben spiegele. 269
masse nach in die zweite Hälfte des IG. Jahrhunderts
fallen, und über dieses hinaus noch bis in die Mitte des
ersten Viertels des 17. reichen.
Auf dem Vorderdeckel steht, wovon bereits vorhin aus
Kopp's Nachricht die Rede g-ewesen, noch ziemlich lesbar die
technische Bezeichnung- des Buches: ,Landt Richter' mit
nachgesetztem Punkte schwarz, und darunter sodann roth: und
Stadt-Buch.
Die ganze Handschrift besteht, wenn man so will, aus
zwei Theilen, dem Landrechte des sogenannten Schwaben-
spiegels mit vorangehendem alphabetischen Inhaltsverzeichnisse,
und dann dem eigeutliclien Stadt- und Bürgerbuche.
Was den ersten Theil anlangt, geht dem Landrechte des
sogenannten Schwabenspiegels selbst ein Quintern voraus, auf
dessen erstem Bhitte sich, abgesehen von Anderem, was hier-
her nicht einschlägt, die auf den Schluss der Vorrede unseres
Rechtsbuches ' sich beziehende Bemerkung findet: Der Landt-
richter wirdt disz buch genantt, während von dem zweiten
Blatte an bis zum siebenten einschliesslich ein, wie bereits an-
gegeben, alphabetisch eingerichtetes Inhaltsverzeich-
niss mit jedesmaliger Anführung der betreffenden Folien des
Textes folgt, die übrigen Blätter leer sind. Das Land recht
des sogenannten Schwabenspiegels selbst sodann um-
fasst 90 von der ursprünglichen Hand oben je in der Mitte
der ersten Seite eines Blattes schwarz bezeichnete Folien in
Lagen von abwechselnd 5 und G Bogen.
Hieran schliesst sich auf einer neuen Lage von Papier
mit demselben fast das ganze Buch bis an das Ende durch-
laufenden Wasserzeichen das eigentliche Stadt- und Bür-
gerbuch, von verschiedenen Händen mit Einträgen bis zum
Jahre 1G12, abgesehen von solchen über die-MünzAverthe zu
Witzenhausen, wie hier und dort eingestreuten geschichtlichen
Aufzeichnungen, meist die Rechts- und Gemeindeverhältnisse
dortselbst betreffend. Als der erste begegnet uns hievon ,ge-
mayner bruch zuhegeu vnd zuhalden das halsgerichte nach
' V}^1. hierüber unten III.
270 Rockinger.
dusser Stadt gewonheit vnd alt herkomen' von derselben Hand,
welche das Landrecht des sogenannten Schwabenspiegels ge-
fertigt, auf vier Blättern und der ersten Hälfte der folgenden
Seite des fünften. Wieder von dieser Hand, aber theilweise
mit späteren Bemerkungen versehen, folgt auf dem sechsten
Blatte und der ersten Seite des siebenten eine Zusammenstel-
lung ,was do sein nach altem herkomeu die broche szo me
nach dusser statt gewonheit bisz her erkant hatt'. Auf der
zweiten Seite dieses Blattes und dem ganzen folgenden findet
sich von anderer Hand die Feuerordnung vom 15. November
1590. Nach drei leeren Blättern stossen wir abermals von der
ursprünglichen Hand auf ^gemeiner stadt ordenunge' mit ver-
schiedenen darauf bezüglichen Satzungen, insbesondere wieder
mit Rücksicht auf Feuersgefahr, auf sechs Blättern und der
ersten Seite des folgenden. Von dem übrigen Inhalte sei hier
nur in Kürze berührt, dass den grössteii Theil ein Verbriefungs-
protokoU über Käufe und Verkäufe von Liegenschaften bildet,
wie insbesondere in nicht weniger als 685 Nummern ' vom
6. Jänner 1573 bis 1. November 1597, woran sich noch eine
Reihe von ungezählten bis in das Jahr 1603 anschliesst, wie
Verzeichnungen über die Bürgeraufnahmen von 1572 — 1612.
n.
Wende ich mich nunmehr zu dem eigentlichen Gegen-
stande der Besprechung, zu dem Landrechte des soge-
nannten Schwabenspiegels, so dürfte die nachfolgende
Zusammenstellung seiner Artikel gegenüber der Ausgabe des
Freiherrn v. Lassberg das gegenseitige Verhältniss in der wün-
schenswerthen Uebersichtlichkeit vor Augen führen.
' Sie begiimeu unter der Hauptüberschrift: Anno dominj 1Ö73 seind diesse
nachbeneuteu gewehret worden wie volget.
Am Schlüsse der einzelnen heisst es gewöhnlich, dass der Ver-
käufer dem Käufer hierüber nach dem Stadtrechte ,sein bekenniger herr
vnd wher — oder where — vor aller anspräche sein' wolle.
Berichte über Handschrifteu des sog. Schwabenspiegels.
271
L
w
L
W
L
W
Vorw. a
2
S*
9
11
b
3
45
10
12
— c
— d
Vorw, '
4
5a
5
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11
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f
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V
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j 9«
15
16
1712
18
1
23
8
KP
17
19
' Von der eigenthümlichen Fassung gegenüber L Vorw. c bis f handle ich
nachher in III.
2 Dieses Capitel theile ich unten in IV vollständig mit.
3 Den Theil, welcher L 1 b entspricht, theile ich ebendaselbst ganz mit.
^ Der Schluss dieses Artikels lautet hier gegenüber L 2: edder nicht, den
sebinden herschilt hat ein iglich mhan der nicht eygen ist vnd ein ehe-
kint ist. lenrecht gibbet men deme nicht der frey vor deme sehende her-
schilde ist. wan es aber die herre eyme geleyet, der hait alzo gudt recht
dor anne alze der in deme sesten herschilde ferth. doch zweyet sieh sein
lenrecht szo diesz buch hernach saget.
^ Dieses Capitel findet unten in IV seinem ganzen Wortlaute nach
eine Stelle.
•^ Gegenüber L 5 a S. 8, Sp. 2 : Haben die kinder eynen broder der ein
patie ist, vnd hat he phorre edder probende do von he sich behelffen
magk, u. s. w.
" Dieser Artikel beginnt : Toppelspel, raubgudt, vnd wuchergudt, des i.st
niemant u. s. w.
^ Der Schluss lautet hier gegenüber L 7 S. 9, Sp. 2: gelden des borge he
gewest ist, he habe den das vor vsz gesprochen mit vnderscheyde alzo :
ich werde kegen vch borge, doch — ab ich sterbe — das myne erbin
des ledig sein, vnd nicht gelden.
9 Dieser Artikel schliesst : des ersten mannes schult, dan alzo ville alze en
godt beyden in obre vornunfft vnd wictze gibbet.
'" Dieses Capitel theile ich unten in IV vollständig mit.
•' Dieser Artikel fügt nach dem Schlüsse von L 14 noch an: vnd dor von
den luden gelden. das ist dar von das es die bruder erbet hatt. jst wer
broder noch swester dar, szo nemen jo die negesten erben, ein iglich
mensche ist sines mages gudes erbe bisz es gereichen mag au die seb-
benden gesippe, alze duesz buch hie vor clerlich vszgedrucht hatt.
'2 Dieses Capitel theile ich unten in IV vollständig mit.
272
L
W
18
20'
19
20
} 212
21
22
22
233
23
24
24
25
25
26
Kockinger.
L
W
26
27^
27
28'^
28
29
29
30
30
31
31
32
32
336
33
34'
L W
34 —
35 35
36 36
37 378
38 38*^
39 39
40 40'"
41 41 '1
' Gegenüber L 18 8. 1:2, Sp. 2: sze sal es abir den erbin anbeden ze-
lossende nach fromer lüde erkentnisse. was sze die heissen geben, das
sal sze nhenien. vnd hatt die mbau nicht erbin den alleyne deme das
ertrii-lie horret, an denie thue he das selbige, so gibbet der frey-
lierre u. s. w.
- Dieser Artikel unter der ITeberschrift ,Vün libgedinge' beginnt: Eigen,
des gibbet ein mhan wol sineiu eygen wibe zu morgengabe mit siner
erben willen, ob u. s. w.
3 Dieses Capitel findet unten in IV seine Stelle.
* Gegenüber L '26: Nach der totdt libe sal die frauwe nhemen die mor-
gengabe vnd alles zu deme varende gnde gehorret. das sein schaffe
ziegen swyne rinder kobe gensze honner, kästen die nicht angenegelt
sin, vnd garn, bette ilie sze brachte, alle lilachen becken luchtere, vnd
alle wibliche cleydere, vingerlin, arnigolt, schaffei, salter vnd alle bucher
die zu goddes dinste gehorren, szedeln vnd laden, teppechen vnd rucke-
laken, vmmehenge vnd alles das z>i frauwen farende gude gehorret.
vnd noch ist mancher hande dinck das die frauwen angehorret, virsni-
dende lachen zu deiden. ist dar selbige golt silber vugeworcht, das
horret u. s. w.
^ Gegenüber L 27 S. 17, Sp. 2, Z. 8: szo salnien die knaben mit dussin
dingen obbir zeugen, nie sal jme griffen obin an die mundt vnder der
nassen, vindet mhen dor deine hSr. nie sal jme auch griffen obin an
das gemechte. vindet mhan dor auch deine bar, das ist das ander ge-
zeuge. me sal jme andi griffen oben an das vsszen. vindet men dor
deine här, das ist das drette gezeug. do medt ist he behalden das die
knabe xiiij jor alt ist edder eider. die junfrauwen u. s. w.
•^ Dieses Capitd findet luiten in IV seine Stelle.
' Desgleichen.
* Der Schluss dieses Artikels lautet: szo keren sze yme keynen schadin.
' Dieser Artikel schliesst: wan den i>rister der es begraben hatt. wer es
auch zu der kerchen todt hatt sehen tragen, der ist auch or ein wor
gezeuge.
•" Dieses Capitel theile ich unten in IV vollständig mit.
*i Desgleichen.
L
W
42
43
1 42.
44
43
45
442
46
46
47
47
48
45^
49
48
50
51
J4.
L
W
52
50'
53
51
54
52
55
53
56
54
57
55
58
56
59
60
j 57^
Berichte ü>ier Handschriften des sog. Schwabenspiegels. 273
L W
61 I
62 l 58
63 I
64 59"
65 60
66 61
67 62
68a 63
68b j
68c I ^4^
' Gegenüber L 42 S. 24, Sp. 1: An pilgerin die do stab vnd seckke von
orem pherncr han genhomen, edder in die kerchen gben!
- Die lateinische Stelle am Schlüsse endigt hier schon mit: pro lege tenen-
dnni esset etc.
^ Dieser Artikel, welcher die Ueberschrift ,Heissze isszen wer vnd wor-
vmbe me das tregt' hat, lantet gegen den Schlnss : me sal en die drey koer
vorteillen alze hie vorgesprochen ist, das heissze issen, eder das wasser
ortel, edder in eynen szedenden kessel zu griffen, edder sich mit eyme
kamfte zu werren. ich meyne den rechten Strossen raub.
* Dieses Capitel findet unten in IV seine Stelle.
^ Der Anfang dieses Artikels mit der Ueberschrift ,Wer Vormunde mag
sein' ist folgendermassen gekürzt :
Es mag nymant Vormunde gesein, he sy dan funff vnd zwentzig
jor alt. der kinder vormunt den nentme etzwo pleger, etzwo fogede
edder behelde. die alle sollen getruwe lüde sin. es mag niemant pleger
gesin dan he sy xxv jar alt. vnd ist eyner nicht wictzig, vnd hat nicht
gude sinne, wie alt die ist, szo mag he der keins gesin, wedder voget
noch vormunt, wie mhan sie nennet, vnde me sal jme gebin eynen an-
deren vonnunden. vnd das salme thun vor derae lantrichter, ab es
vff u. s. w.
G Gegenüber L 64 8. .30, Sp. 2: was die thun mit oren plegeren, das sal
nicht stede sin, dan die kinder sin noch nicht so wictzig das sze sich
bewarren können, dor vmbe mosz es an der pleger truwe sthen. jn was
gewalt u. s. w.
Der Schluss lautet hier: mit allen luden die or recht nicht verlorn
habin. vnd di'r worschafft ubbirzeuget me sze wol mit allen luden.
" Gegenüber L GS c : Niemant mag eygen lüde gehaben wan goddeshussere
forsten vnd freygen. alle dinstman u. s. w.
Sitzungtiber. d. phiL-hist. Cl. LXXVI. Bd. 11. Uft. 18
274
L W
69
\
65'
70a j
70b 662
71
l
673
72 j
73a 68
73b 69
74
1
75 i
70^
Rock
uger.
L
w
77
725
78
73
79
74
80
75
81
76
82
77
83
78
84
79
85
806
L
W
86
81^
87
82
88
83
89
84
90
85
91
86
92
878
93
94
} 889
76 71
' Die Fassung des Theiles, welcher L 70a entspricht, ist hier folgende:
Die forsten ampte sin forsten vnd mit anderen dingen gestifftet. vnd
gibbet ein frie herre sinen eygen luden an ein forsten anipt, die sin frie.
2 Der Anfang ist hier gekürzt: Es ist niemant frie seinjjer den der des
vatter vnd mutter semper frie woren.
3 Der Schluss lautet hier gegenüber L 7'2 S. ;^4, Sp. 1 : Tliun sze es aber
vor dussin joren, Junkern edder junfrauwen, se mögen wol szo sze zu
jren tagen kommen sint edder zu dussim jore ore lüde wedderforderen,
vnd sze sin or eygen mett rechte: dan die kinder die nicht vornunfft
hain die mögen es dor nacli nicht gethun one ore plegere.
* Der Scliluss hat hier folgende Fassung: die Vormunde sal auch gewer
vor sze loben, vnd sine vormundeschafft wert nicht lenger dan das jr
mhau wedder heim kommet, sze nimmet auch wol vff ein iglich gerichte
einen Vormunden, vnd lesset den anderen farren.
•'' Diesen Artikel theile ich unten in IV vollständig mit.
^ Der Anfang dieses Artikels lautet: Ein jglich man mag wol phenden
vmme sine zunsze die mlian yme von sime gude gibbet, pliemiige edder
ander gulde, ohne des richters orloff. werthme yme aber das phant, u. s. w.
^ Dieses Ca[)itel mit der Ueberschrift ,Wie ein herre synen luden eynen
richter sectzen sal ])eginnt: Kein lierre sal den luden eynen richter
geben wan den sze nicht enwoUen. an deme sal dusser dinge kein
sin u. s, w.
® Dieses Capitel mit der Ueberschrift ,Wie me richter nemhen .sal' be-
ginnt: Worme richter nhemen sah do salme nhemen nach der lüde koer.
wer des bannes u. s. w.
^ Der Scliluss dieses Artikels = L 94 lautet:
Vnd gibbet ein richter eynen stammenden vorsprechen, das ist
wedder reclit. vnd vorspricht he sich, des nymraet he keinen schaden des
wort he spricht.
Ein iglich nihiin sol vnd mag vorspreche sin in dudischem lande
vor allen gerichten den mhan an sinem rechten nicht scheiden kan vt
dictum est.
Bericlite über Handschriften des sog. Schwabenspiegels. 275
L
W
L
W
L
W
95
89'
102
976
109
105
96
902
103a
98
110
106
97
91
103b
99
111
107
98a
92
104
100
112
1089
98b
933
105
lor
113
109'"
99
94^
106
102
114
llO't
100
95
107
1038
115
111
101
965
108
104
116
112
1 Die.sen Artikel tlieile ich unten in IV vollständig mit.
2 Desgleichen.
3 Dieser Artikel mit der Ueberschrift ,Von ansproche wunden' beginnt:
Vnd spi-icht ein mhan den anderen an vmb wunden die he von yme
habe, vnd wert jenner des vnschuldig, dusse ist deme richter dor vmme
nicht schuldig, he enhabe en u. s. w.
Der Schluss lautet: Wir sprechen: worme wedder duesz buch rich-
tet, das me wedder gott thut vnd wedder das recht.
•• Der Schluss lautet hier: das selbige magme thun vmme eyn gemein eidt.
5 Dieses Capitel mit der Ueberschrift ,Eynen zur achte thun' beginnt: Ab
ein mhan den anderen vorachten wil der vor gerichte beclagt wert, jst
he dor nicht, me sal en vorheischen zum ersten anderen vnd dretten.
das ist der leygen recht, vnd kommet he nicht voer, me vorvnrechtet en
nicht, vmme keine clage salme den man vorachten den vmme die yme
an den lip ghett edder an die hant. das me niemandes edder obbir nie-
niande ortel gebin sal, jme werde dan vorgebodin, das salme be-
wereu u. s. w.
Der Schluss tritt schon mit L 101 S. 52, Sp. 2, bei den Worten
des Nicodemus ein: wir haben in der ehe, das niemant sal den anderen
vorachten edder vorthomen, me habe den ohn zuuor gehört vnd vorge-
bodden etc.
" Der Schluss dieses Artikels lautet: me sal es jennem weddergebeu des
das phant ist gewest. aber gebriclit dor anne, nie sal en forth penden, es
sy dan das en ehehafftige nott belectze.
■^ Diesen Artikel tlieile ich unten in IV vollständig mit.
>* Der Scliluss dieses Artikels lautet: das he do nicht enwere, da.s sal he
en selb drette obberzeugen die en dor gesehen haben.
8 Dieser Artikel findet unten in IV seine Stelle.
'" Der Schluss lautot hier: ab der kneclitt edder bodde tott ist, edder siner
änderst nicht gehabin mag, des sal die herre swerreu das den knecht
elicharttige nott errette do he komen solde. vnd ist das he siner nicht
lialien mag, me sal es handeln alze hie vor gesprochen ist.
" Diesen Artikel thcilc ich unten in IV vollständig mit.
18*
276
6
Rock
i iige r.
L
W
L
w
L
W
117
113'
130a
■
137b
134
118
114
130b
126'
137c
135
119
115
130c
138
136"
120
1162
130d
1
139
121
117
131
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127-^
140
122
118^5
132
128
141
—
123
119
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129
142
124
120
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130
143a
137
125
126
121
122
135a
135b
1
i
131
143b
144a
1388
139
127
123
135c
132«
144b
140
128
129
124
125
136
137a
i
133
145
146
141"
142
' Dieser Artikel unter der Ueberschrift ,Von wislieit der Sassen vnd
Swobin' beginnt: Nacli oreu seden vorwerffet der Swobe des Sassen vr-
teil, vnd der Sasse des Swobins. alzo thiie ein iglich mhan deine anderen.
- Der Schluss dieses Artikels lautet : do wolde Julius nicht nilier das
konnige weren obbir alle romesche riclie wan he alleyne.
3 Dieser Artikel unter der Ueberschrift ,Wie die konnigk deme riche
swert' beginnt sogleich: Der konnigk moesz vehir dinge nhemen: eins
das he das recht u. s. w.
* Die vierte weltliche Kurstimme führt hier: der hertzoge von Beygeren,
des riches schenke, vnd sal deme konnige den ersten becher tragen.
Der Anfang von L 130b hat liier folgende Fassung: Die forsten sollen
zu der kor sweren, die zuthune wedder durch gifft noch durch leidt,
besnnderen nach jrem besten vorstände zu kissen. vnd wer do wedder
thudt, der bricht den eydt, vnd vorlusset die koer. duesz sal gesehen do
der konnig hob heldet. dor salme u. s. w.
^ In diesem Artikel findet sich die auch sonst erscheinende gegenüber L KU
erweiterte Fassung.
*• Dieser Artilvel schliesst schon mit: kommet aber der richtcr nicht, szo
wert niemant boiszhafftigk.
■^ Diesen gegenüber L i;^8 ausserordentlich gekürzten Artikel theile ich
unten in IV vollständig mit.
* Dieser Artikel findet unten in IV vuUatäudig seine Stelle.
^ Gegenüber L 14ö: der richter vnd die scheppen die sollen keine hüben
noch hoede noch kogelu vtie hain, noch hensche noch kappen anne hain,
die meutel sollen sze vflf den schulderen hain. ohne wopen u. s. w.
Berichte über Handschriften des sog. Schwabenspiegels.
277
L
W
L
W
L
147 1
148 1
143
154
155a
162
163
149
1441
155b
149^
164
150
145
156
165
151a
146
157
150^
166
151b
158
151
167
151c
147
159
152^
168a
152
160
153-^
168b
153
148
161
154
w
, 155''
• Dieses Capitel fügt nach dem Schlüsse von L 149 noch an: Wan sich
eyn iglicher zins ergangen habe, das seit duesz buch wol.
- Gegenüber L 155h: edder sines goddeshuesz des lie ist. vnd ist he frey,
so ist sze des fronebodden. vnd hadt he ander gudt, u. s. w.
3 Dieser Artikel scliliesst: vnd ist es vmme gudt gewest, he sal sein recht
allenthalben verloren hain.
'' Gegenüber L 159: der conuente, der pi'elateu, vnd capittel ingesegel sint
ancli recht, vnd wo die ingesegel obbir ander Sache alze jre eygen ge-
geben, szo liabe sze die selben crafft alze zu jrer eygen sache. der
herren ingesegel u. s. w. — wedder orer lierren willen, szo haben sze
keine cratft dan \nnme ore eygen gescheffte. ander u. s. w.
^ Den Schluss dieses Capitels = L 160 S. 76, Sp. 1 und 2 theile ich
unten in IV vollständig mit.
6 Dieses Capitel mit der Ueberschrift , Alles von erbteyle' hat durch kleine
Zwischenräume im Texte gewissermassen Abschnitte angedeutet, welclie
den Capiteln L in folgender Weise entsprechen: 161, 162, 163 und 164,
165, 166 bis 16Sa.
Gegenüber L 162: es sy dan szoferne das der kinder ein eider
were alze das ander: deme mag he mher gebin das do junger ist. vnd
der zele oren teil. — szo gibbet he wol met reclite demc eynen mhee,
dem andern weniger, alze he mag eyme Zwillinge alzo vele gebin alze
deme anderen, vnd dor obbir nicht. — vnd hat he kein kint vszgegebin,
deme gibbet he sines farendes edder ligendes. die kor stett an yme.
Gegenüber L 164: was he farendes gudes hat, das mag he sinem
wibe alle geben, ab he wil. das thut he mit rechte, vnd der zele oren
teil, sze sein dan mit vorredin vormotschartt vnd zu hausse gekomen:
die vormotschar sol stede sin, es en sy dan n. s. w.
Der Theil, welcher L 166 entspricht, schliesst hier schon mit: vnd
he sal der solc das verde teil gebin.
Der Schluss von L 168a endlich lautet: Alle hartiisz vnd fedder-
gewant vnd geschuctze das wullen die lüde lüuli gewonheit auch crbe-
gudt sie.
[
278
K 0 c k i n g e r.
L
W
L
W
L
W
189
156'
181
166-
193
174"'
170
1 .--1
182
167
194
175
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j 1572
183
168
195
176
172
1583
184
196
177»'
173
159
185
197
174
160
186
169
198
178'2
175
187
1708
199
179
176
161
188
200
180'^'
177
162'
189
201a
)
178
163-^
190
171
bis
i 181
179
164
191
172
201 u
1
180
165'-
192
173^
201 V
1 Dieses gegenüber L 169 bedeutend gekürzte Capitel tlieilc ich unten in
IV vollständig mit.
2 Gegenüber L 170: Wir fynden auch in der heymelichen vffinborunge,
das sanctus Johannes sach eynen engel swerren.
Die Fassung, welche L 170b, 170c, 171 entsimclit, theile ich unten
in IV ihrem ganzen Wortlaute nach mit.
3 Dieses Capitel findet unten in IV seine Stelle.
* Gegenüber L 177: vnd hat he yme nicht gudt vszgegeben, der vatter
sal von synem eygen gude boisszeu.
^ Der Schlusssatz von L lT8b fehlt hier.
'5 Dieses Capitel schliesst: vnd gebudetme dar eynem herre mit zen ritte-
ren, vnd komen nicht, die entgeltnisse sal der herre dar alleyne gclden.
■J Dieses Capitel beginnt sogleich: AVer borne edder groben grebet u. s. w.
Gegenüber L 181: vnd sal sze nicht forbas in die stroszen sectzen.
ein iglich wagen strossze u. s. w.
8 Der Schluss dieses Artikels lautet: der mhan habe es sinem wibe zu
morgengabe gegeben adder nicht.
9 Gegenüber L 192: es ghet yme an die haut, he hole dan sinen wer-
mhan. vnd dennoch moisz he u. s. w. — es ghet yme an die haut, he
habe dan sinen wermhan. felschet ein muntzer u. s. w.
'» Gegenüber L 193c: vnd alle or gesinde vnd or gudt, die suUen zol freyg
sein, wo die mhan nicht bedarff brücken noch schefe. wer ymant u. s. w.
" Dieser Artikel schliesst: fischet he me wen drey stunde dor jnne, edder
hauwet fruchtbarre beume abe, edder grebet he malsteine vsz die ge-
sast sein.
12 Gegenüber L 198: hat he des clagers gudt jnne, jst es dor vorfarren,
me sal es yme u. s. w.
'3 Gegenüber L aoo: vmbe eins andern mhans gudt, vnd iiat den noch
nicht bezalt, vnd das gudt ist dor noch vnd vnui>rwandelt, me sal
yme u. «. w.
Berichte über Handschriften des sog. Schwabetispiegels. 279
w
L
W
L
W.
L
202
182'
216
231
203
183
217
192
232
204
1842
218
—
233
205
185
219
234
206
220
235
207a
1863
221
1937
236
207b
222
1948
237
208
187
223
—
238
209
188
224
195
239
210
—
225
—
240
211
189^
226
241
212
1905
227
242
213
191''
228
243
214
229
—
244
215
-—
230
245
196«
' Diesen gegenüber L 202 bedentend gekürzten Artikel theile ich unten
in IV vollstäiulig mit.
- Dieser Artikel beginnt: Vrsus lieisset ein berre. deme salme jerlichen
die zene abe sniden edder sagin. wer das nicht tuddet, sal gel den was
he zu schaden tudt. wes hunt berre edder liercz edder ander wilt das
me u. s. w.
Der Schluss lautet: alze ab he eine wunden selben geslagen hette.
tudt das vilie den todsclag, he moiss bossen alzc ab he das seihest ge-
tliau hette, alzc plege zugeben deme cleger vnd richter.
^ Dieses Capitel findet unten in IV seine Stelle.
■* Gegenüber L 2 1 1 : Wer das lant buwet vnd seget er den das he zur
clage kommet, der vorlusset sein gudt vnd sine erbeit. vnd salme dor
zins von geben edder gulde, das sal he auch geben wenie das angehört.
■'' Dieser Artikel schliesst: beredden selb drette edder luit siner eygenhant.
6 Dieser Artikel ist unter der Uebcrschrift ,Wie me fihe recht plegen
gal' am Anfange gegen L 213 folgendermassen gekürzt: Das vihe sabne
vor den hertte triben, vnd sal lie wcdder antwortten. schuldigetme en
dorunnne, he habe das nicht wedder bracht, mag he u. s. w. - - Gegen-
über L 2i;5 S. 101, Sp. I: edder he gibbct jennem eyn ander do vor,
vnd yme blibet doch das ors.
^ Dieser Artikel mit der Uebcrschrift ,Wie witt des koninges strosse sein
sal' beginnt sogleich: Die lantstrosse sal alzo breitt sein das ein
wage u. s. w.
'' Diesen Artikel theile ich initen in IV vollständig mit.
^ Der Wortlaut dieses Artikels findet unten in IV seine Stelle.
>80
Ro ck in
g <• r.
L
W
L
w
L
W
246
—
269
—
290
247
197
270
—
291
—
248
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271
292
249
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293
250
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294
251
274
295
252
—
275
200-'
296
253
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2()0-^
297
254
199'
276b
—
298
255
—
276c
299
256
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257
278
301
202
258
279
2002
302
203^
259
280
20P
303
204»
260
281
304
261
282
305
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262
283
306
263
284
307
264
285
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265
286
309
266
287
310
267
288
311
268
—
289
—
312
205
• Gegenüber L 254 S. 115, Sp. 1: me sal alles das todten das in denie
husse was, vehie, catzen, hunde, vnd alles das drinne ist gewest. vnd
ist sze ein magt gewest, das me selp drette ertzeugen kan, szo salme
den die das getlion hatt lebendig graben, vnd das liuesz sahne abbrechen,
vnd bckonrune eu, me sal en ohne richter fahcn. Hier schliesst der
Artikel.
2 Der dem Artikel L 276a entsprechende Theil lautet hier:
Der richter sal niemande vsz siner gewere wissen, sze werde yme
dan mit rechte genhomen. me clage vflf den die das gut jnne hatt. vnd
me sal yme vorgebeden alze recht ist.
^ Dieser Artikel schliesst bereits mit den Worten: szo moisz ho in besse-
ren, vnd auch deme richter
* Zu L 302b: Was der mliaii in rechter gewer jnr vnd tag nicht enhatt
dor sal ho vmme n. s. w.
'•' Dieser Artikel findet unten in IV seine Stelle.
Berichte über Hanilschrifteii iles sug. Schwabenspiegels. 281
w
L
W
L
313
335
314
336
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337
316
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317
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345
324
206'
346
325
207
347
326
—
348
327
349
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329
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352
331
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333
355
334
356
L
W
357
358
359
209
360
208'^
361
362
363
364
365
366
—
367
368
—
369
370
371
372
373
374
375
376
377
III.
Schon hieraus wird eine Gestalt unseres ,Landrich-
ters' ersichtlich, welche von der gewöhnlichen des sog-enanuten
Sciiwabenspiegels mehr oder minder bedeutend abweicht, ins-
besondere gleich was den Umfang- des Land rechtes des-
selben anlangt, wie weiter was den Mangel des Lehen-
rechtes betriflft, das für die städtischen Bedürfnisse von Witzeu-
hausen nicht erforderlich war.
1 Dieser Artikel schliesst: szo erbet das die vatter was es von der muttcr
geerbet hatt.
- Dieser Artikel beiriimt : Alzü gebaut keisser Jvjirnhis : wer einen «jozcuj^cn
lideii wil, szo sal en der ricliter vnd besitzer sundcren ucnien, vnd sal
en fragen alleiue. alzo sal lic u. s. w.
2K2 K 0 c k i II g e r.
Auch in den einzelnen Artikeln selbst treten hier und
dort, ganz abgesehen von der Gesammtfassung ihres Tex-
tes, Ausdrücke besonderer Art entgegen, welche den
regelmässigen Gestalten unseres Reclitsbuches fremd sind. Ich
erinnere hier beispielsweise nur gegenüber L 1(54 aus Artikel 155
an verraotscharen, oder gegenüber L 192 S. 8i) 8p. 2 Zeile 19
und der Schlusszeile 40 anstatt Schub an Wermann.
Aus L 164: Aus Art. 155:
si sin danne mit gedinge ze- sze sein dan mit vorredin
samene kvmen: daz gedinge vormotschartt ' vnd zu hausse
sol stete siU;, es si danne u. s.w. gekomen: die vormotschar sal
stede sin, es en sy dan u. s. w.
Aus L 192: Aus Art. 173:
ez gat im an die haut, er es ghet yme an die hant, he
habe ir danne sinen schvp. hole dan sinen wermhan.'-
ez gat im an die hant, er es ghet yme an die hant, he
muge ir danne schvp han. habe dan sinen wermhan.
' Im kleineu Kaiserrechte ist dieser Ausdruck nicht ungewöhnlich. So hei-
spiolsweise bei Lehen in III 11. V2. 24. Ich theile die betreffenden
Stellen hier aus der ältesten Handschrift von 1341) auf der akademischen
Pauliner-Bibliothek zu Münster mit:
Art. 181. Van leen gaide to deilen. War erneu sint dey leeu heb-
bent mit eyn ander, wil id dey eyne deylen vnd mutsciiaron, vnd dey
ander nicht, so sal dey id gerne niutscharte dey sal id orwynuen mit
des keisers gebode, dat is inwendicli voirtej'udage, dat hey mutscharen
moit. deit ho.y is nicht, dey keiser sal eme den nuit antwoi'den bit an
dey tyt dat hey vil gerne mutscharet, verseget u. s. w.
Art. 182. Van leen guet to verwarene. Eyn itlich man dey sal weten
dey gemeyne leen heuet mit anderen luden eder mit synen gebornen
maghen: mutschart hey sey mit dos keisers gebode, wo danne id u. s. w.
Art. H>4. Van leu gudc to geuene. Eyn itlich man sal weten, dat
hey syn gemutgescharte leen mach geuen mit rechte syme gaueruen aeu
des keisers hant. seit in des rykes u. s. w.
2 Vgl. oben S. 270 die Note 1 zu dem dort berührten Verbriefuugs-
protokolle.
Der SchUiss eines Eintrages daselbst vom IS. Mai lö75 lautet: Zu
vrkundt ist diso vorgleichuug vff beyderseits begeren in das Stadt wehr
buch intitulirt worden.
Am Schlüsse eines Verkanfseintrages vom ll.Decomber läiH) heisst
es: will jhn derowegcn liiomit nach disziii ibligem Stadt brauch gowohret
haben, vnd sein bekenuiger lierr vndt weiirsman drüber sein.
Berichte üher Haiiiisehrilten des sog. Schwabenspiegels. 2b3
Ganz auffallend indessen tritt das Bestreben der Verar-
beitung- für einen besonderen Behuf g-leich in der Ein-
leitung- unseres Werkes hervor, namentlich an deren
Schluss. Es lautet nämlich dieselbe e-eo-enüber der Vorrede
L c bis f einschliesslich, oder wenn man will g-egenüber der
Vorrede L c bis g-, welch' letzter Absatz hier gar nicht berück-
sichtigt ist, folg-endermassen.
Godt schutf zum ersten hemmel vnd erden, vnd dornach
den menschen, den saste hee in das paradisz. dor jnne brach
he denn gehorsam vns allen zum schaden, darummb gingen
wir erre alze die hertlossen schaffe das wir in das himelriche
nicht kommenn künden bisz das vns godt den wegk wissede
mit siner martel. vnd dor vmmb sollen wir nhu danken loben
prissen ehern vnd beleben von gantz vnserm hertzen vnd zele,
das er vns den wegk alzo zum riebe goddes ausz lautter gna-
den bereidt hatt.
Vnd wer nhu nicht alzo jn deme wege goddes wandert
vnd lebet, jn den gebodden goddes nicht hergeht vnd sich nach
deme eusserlichem regemente heldet, deme selbigen sint nach
ordenunge goddes zur straffe zwey swerde gegeben, das eyne
sanct Petter an goddes statt, das ist wer nicht nach deme
wortte goddes vnd deme heiigen euangelio sin leben richten
vnd bessert, da jst die axs deme bawme an die wortzeln ge-
legt, die wortzeln do mit abzuhauwen vnd den bawm jus fuher
zu werffen. das ist alle vngleubige dar durch in die ewige
verdampnis vorvrteilt werden, etc. das ander swert heisset das
werltliche swert, das zur stroffe vnd röche der bossen vnd zu
erhaltunge der guthen, auch besserunge eusserliches [regemen-
tes] ' keysser konigen forsten liern grauen etc. dor mit zu
straffen vnd die fromen zuuorthedingen beuoUen, wie dan auch
gescreben sthett: die gewalt tregt das swert nicht vorgeb-
lich etc.
Dor vmme sint - auch dusse nachfolgende artikcl zu nutzen
vnd besten vsz alle gemeynen rechten — do mit sze dan con-
cordiren — allen gemeynen richtern zu gude zu sammen
bracht.
' Wii.s ich in Klaminorii .setze felilt in dor Iluiidschritt.
- In der llandsclirifl .steht: nicht.
284 Rockiuger.
Viid wiit der lialben duesz biichlin genant ,der lant-
richter' der orsache ' das es ausz allen rechten gezogen vnd
in allen landen gebrancht wol niagk werden.
Vnd sint die artikel wie volget. vnd sint durch sanct
Silnester habest vnd konigk Constautinum, sanct Helenen soen,
alzo vorordenet etc.
IV.
Ich halte es nunmehr nicht für ungerechtfertigt, zur ge-
naueren Würdigung des Ganzen eine Reihe von mehr oder
weniger gegenüber dem gewöhnlichen Texte unseres
Rechtsbuches abweichenden Artikeln ^ entweder ihrem
vollständigen Wortlaute nach oder wenigstens in grösseren
Stücken, als das oben unter II in den Noten geschehen ist,
mitzutheilen.
1. Von den frygen luden, der erste artikel.
Hie sahne horren von frygen luden was recht die haben.
Es heissen etliche semper frygen. das sint die frieu her-
ren vnd forsten.
Die anderen mittelfreygen. das sint die der hoichen frey-
gen mhan sint.
Die dretten sint gebuere dy da frey sint. das heissen
freyge lantsassen.
Der haben etzliche or sundere recht, alze wir her nach
wollen sagen.
Aus 2 := L Ib.
Sint godt den menschen in szo hoicher wirdigkeit geschaf-
fen hait, alze hie vor gescrebin ist, szo hadt he auch deme
menschen gcgebenn do medt he zu deme hemmelriche kommen
sal, zu der ewigen wirdigkeit, den eyuigen Cristum, zur ewigen
erhaltunge etc. da zu dan auch ville gebodde, wy mhan lesset
in deme Moysze, do medt die sinen zu schaflfen hetten vnd in
' Zuerst war peseh rieben: der lialben.
- Irh behalte die Schreibweise des Codex mit der cinzip^en Ausnahme bei,
dass anstatt des äusserst häufig erscheinenden zc immer nur z gesetzt
ist, alsi) boisiiielsweise pfleich in Art. t zal anstatt zcal, bezeichen an-
statt bozceiciiL'u, zweyunge anstatt zcwoyunge, zwcnc und zwo anstatt
zcwene und zcwo, zwischen anstatt zcwischen u. s. w.
Berichte über Handschriften des sog. Schwahenspiegels. 280
synen gesetten wandelten alze vff denie berge Synaj. vnd ville
g-ebodde mer, weiche g-ebodde woren nicht änderst dan das
Moyses dor vsz nheme wy hee eyne igliche sacho richten solde.
Vnd nach den selbig-en g-ebodden haben sich alle kuning-e
vnd richter gehalden die nach godde richten wolden bis in die
nuwen ehe. do sasten aber der pauwest vnd koninge or ge-
richte nach den selben gebodden.
So stett auch in dussim buche keinerley lantrecht oder
lenrecht, auch keinerley vrteil, wan alze es mit rechte von
romischer paffheit vnd von Karolus rechte herkommen ist, vnd
alze die pauweste vnd keissere in consilien gesatzt zuhalten
haben, vnd der geistlichen recht nymmet mhan vsz jrem decret
vnd decretal.
Aber duesz buch saget von wertlichem rechte vnd ge-
richte. dor vmbe heisset es das lantrechtbuch. wan alle rechte
die hir jnne gescreben sten die sint obbir alle lantrecht, vnd
gewogen nacb bescrebin rechtin, ohne an etlichen enden nach
gewonheit: wan die forsten vnd stede die haben mancherley
gewonheit besunderen von keisseren vnnd konningen erworbin.
Hir nach saget duesz buch von guder gewonheit, szo du
vornemen wirdest.
4. Von der gesibthen ader fruntschafft zall.
Nu merke von der fruntschafft zal wo sich die anhebet
vnd wu sze ein ende nymmet.
Jn deme heubte ist bescheyden mhan vnd wip die recht
vnd redelich zu der ehe kommen sint. do ist nicht zweyunge
anne : wan das ist ein lip. die wile das heubt das obbirste
stucke ist an deme liebe, das ist ein mhan vnd ein ehefrauwe
bezheichen an deme heubte.
Vnd die kindcr die von orer beyde libe kommen sint
auch bezeichent an deme nechsten gelede by deme heubte,
das ist do die arme stossen an die schulderen, vnd die selbi-
gen gelede heissen die axsseln, ab die kinder ohne zwey-
unge sint.
Jst aber zweyunge, vnd nicht von eynem vatter vnd von
eyner mutter geboren sint, vnder den kinderen, szo mögen
sze nicht an eynem gelede besthen, vn<.l stossen an eyn an-
der gelctt.
28G Rockinger.
Nemen auch zwene gebruder zwo geswister, vnd nymmet
ein anders fromedes wieb, ore kinder sint gliche nhae besibbet
vndernander, vnd nhemen auch gliche nhae erbe, ab sze jme
ebeubortigk ist. vnd so haben geswisterde vnd gebrodere die
ersten sibbe zal die men möge rechen, das wider ville lüde
ist. vnd moisz doch wer vor den rechten meisteren.
So habin geswister kinde die anderen sibbe, vnd sten an
deme anderen lede von deme heubede hier ab her gezalt: das
geledt heisset die elleboge.
So haben geswester hindere kinde die dretteu sibbe. das
ist auch an deme dretten gelede. das ist das geledt dar die
haut an den arm stosset.
Vnnd dor nach der kinder kint haben die verden sibbe.
vnd die sthen auch an deme Verden lede, das ist das geledt
dor die mitteliin2:er an die haut stosset.
Die funft'ten kinde sthen an deme fuuffteu lede. das ist
das ander geledt des mittein hngers.
Die sechsten kinder stein an deme sesten gelede. das ist
das drette geledt des mitteliingers.
Die sobenden kinder die sthen ferne an deme nagele des
mitteln üngers, vnd heissen nagel magen.
Vnd welche kinde zwischen deme heubethe vnd deme
nagel sich glichen, die mögen auch szo an glicher statt szo
erbe nehemen.
Vnd so die mhan jo necher ist an der sibden zal szo he
auch basz erbet.
Ein iglich man 'die au die sobenden sibbe ist kommen
die mögen sich zu der ehe nehemen. doch hat de pobest er-
leubet wib zunhemen in der funtften sibbe, so mag doch der
pobest kein recht sectzen dar mede hee duesz lantrecht erge-
ren möge.
Von gezeugen die man vorlegen mag edder nicht, xv artikel.
Wir sullen auch wissen wer nicht gezeuge mag sein, die
kinder die nicht vertzen jor alt sein, vnd ein frauwe, alleyne
vmme eheliche sache, szo wir her nacli nennen, vnd boeben,
vnd die szo gethau sein das en ore frunde ore eygen gudt vor
gerichte ane winnen die ore Vormunden sein, vnd es mit orer
tlunnheit dor zu bieugen, vnd auch die vnsinnich sint. blinden
Berichte ü1)pr Handschriften des sog. Schwabenspiegels. 28 i
vnd thorren, tauben vnd stummen, vnd die dor jn dorne banne
sint, kectzer, vnd die vneclite sint, vnd meynnedige lüde, vnd
sze des vor gericlite obbir zeuget sin. die alle mögen keine
gezeugen sein.
17. Wie ein kint vatter vnd mutter g-udt vorwerket.
Ein kint mag sein vetterliche erbe voi'vverken mit vertzen
dingen.
Das erste [ist, abe] ein soen by sines vatter wibe frunt-
lichen mit wissende lidt, die des soens stiffmutter ist, die sin
vatter lediglichen edder eliglichen gehat hat edder noch hette.
dor mit hat he vorwerket alle das erbe das he von sinem
vatter wartende were. das bezeugen wir mit Dauid in der kon-
ningebuche: do die schone Absolon by sines vatters frundinne
iagk fruntlich mit wissende, dor mit vorwerkede hee sines
vatters erbe vnd hulde, dar vmme hee sines vatter libes dicke
wortede wie hee en ersloge. do halff jme godt doch dor von.
Das ander ist, abe ein [soen] sinen vatter fenget vnd ohn
in scloscze sectzit wedder reqht. vnd sterbet hee in deme ge-
fengnisse, der son hat auch sin erbe vorlorren.
Das drette ist, ob ein soen sinen vatter anspricht vmme
szo gethan dingk vnd von deme vatter roget die jme an den
lip ghen, es sy dan ein sache dor von ein laut mochte vor-
terbet werden dor sze beyde jnne wonen, edder dor die mochte
von vorterbet werden des das lant were.
Mit dussen dren dingen vorwerket der vatter sich auch
kegen sinen soen, das he sich von sinem gude scheyden moess,
vnd werket den soen an sines vatters statt, vnd he sal deme
vatter sine nottorfft gebin, vnd sal die yme medt eheren gebiu
vnd nachdeme he gelobet hatt.
Das verde ist aber, das ein soen sinen vatter geslagen
hatt. wan godt selber spricht in den zehen gebodden : ehere
vatter vnd mutter, szo lengestu din leben vfF erden, sint das nhu
ein kint sein lange lebin dor mede vorwerket,' ab es den vatter
vneret, szo hat he dor mede sin erbe vorwerket.
[Das fuiifFte ist], wer vatter vnd mutter schilt edder
schlett.
Das seste ist, ob ein soen vff sinen vatter claget, he habe
szo gethan ding gethan die deme vatter grossen schaden ge-
288 Rockinger.
thim mochten an eheren g-ude eddor libe, vnd hee en des nicht
obbirzeugen magk.
Das sobende jst, ob der soen ein dip wert, edder ein
ander bossewiclit mit szo gethan lebende dor mit eyn iglich
mhan sin recht vorlusset, edder das he wissentlich mit den
wonet die das lebin hain.
Das achtede ist, ab ein soen sinen vatter an sinera ge-
scheffede behindert hatt. alze ein vatter an sinem tode lidt
vnd gerne siner sele ding schofFe, edder ab he sust kranck
lege vnd des forttet das he sterbe, vnd sclusset der soen die
thor zu, vnd lesset die pi-ister noch die broder noch änderst
niemant zu yme ghen dor he siner zele dingk mit schaffen
solde dorch. siner zele heil, der hatt dor mede sin erbe vor-
werket, das gebudet der keisser Justinianus etc.
Das neunde ist, ab eyn son zu eynem spelman wert
\v edder des vatters willen, das he gudt vor ehere nymmet, vnd
ab der vatter ein eheren man gewest ist das hee kein gudt
vor ebere genhomen hatt edder noch huede nicht ennimmet.
Das zende ist, ab ein soen sines vatter borge nicht wer-
den wil, vnd vsz gefengnisse nicht losszen.
Das zwelffte ist, ab ein [vatter] vnsinnig wert von sich-
tumb edder von welliclien dingen das kommet, vnd das en der
soen der vnsinnicheit nicht vorwart.
Das dreytzende ist, ab ein sone sinem vatter sin gut mher
wen halp vorthut mit vnfure.
Das vertzende ist, ab ein tochter vnerlich wert, das sze
man lesset zu sich ghen ohne ores vatter willen die wyle sze
vuder funff vnd zwentzig joren ist. aber kommet sze dor en-
poben die xxv jor, szo vorlusset sze obre ehere wol, aber ohr
gudt mag sze nicht vorlessen.
Wo ein mhan sinen frunden gudt gibbet vnd schaffet, der
xxiij artikel.
Vnd ist es das ein mhan sinen frunden gudt thun wil
nach sinem tode, wel he en das gewisz machen, szo sal he en
breue dor obbirgebin nach sinem toyde, eyn hantveste, vnd
dor au eynes bischoffes jugesegel, edder eynes leben forsten,
Berichte über Handschriften des sog. Schwabenepiegels. 289
edder eynes closterS; edder eyner stadt jngesegel, edder des
lantriehters. '
Edder he sal vor sine bereu varreii, edder den richter,
vnd sal en zu gezeng-en zilieu, vud ander die dor bey sein.
Wil be ynie das gar stede macben, so sectze he yme
eynen zins dor vfF. dor mit hat he die were dor anne, vnd
mag des mit rechte nit vorlesszen.
Hat he abir erben, die wedder spreben es, ab sze wullen.
aber sze mögen sieb vorsumen.
Vnd ist das den mban ebebafftige nott angbett der dusse
gäbe batt getban, der sal sein glitt angriffen, vnd sal sine ebe-
bafftige nott dor mede schaffen, vnd wil jme eyner werren,
szo sal he faren vor sinen herren edder vor den richter, vnd
sal sine ehebafi'tige nott beredden. das ist hunger, koinmer,
frost, vnd dorst, gefengnisse ohne sine schulde, ab he das ge-
tudt, szo sal die richter jennem gebeden das he en dor anne
nicbt en erre. szo wert he sines gudes mit rechte wol mecb-
tigk. vnd wer es dor nach gewinnet, der batt es mit rechte,
vnd batt recht dor zu.
Es mag auch die mban deme die gäbe gegeben wirt Vor-
werken wedder den die sze yme gegeben batt das sze yme
slechtes ledig wert, alze duess buch hie vor saget: wy ein
soen sin erbe vorwerket, szo vorwerket jenner auch sine gäbe.
Die gäbe beisset stede die vor deme richter geschutt.
die beisset auch stede die mit der scrifft geschutt. die beisset
abir allerstedest die mit der gewerre geschutt.
Wer sich an synem rechten nicht vorsumen mag. der
xxxiij artikel.
Das liehe vnd die Swobe die mögen sich nicht vorsumen
an orem erbe die wyle sze ertzugen mögen.
Duesz recht gab en konnig Kai-bis do der hertzoge Ber-
tolt mit deme Karolo ju Koine vill vnd das erobertt etc.
Wo ein eyn recht anfeidt, do sal be auch recht nbemen.
der xxxiiij artikel.
Ein iglicb mban der vsz einem lande ist vnd kommet in
das ander, vnd wel be do gerichte recht nbemen vmb ein gudt
' Am li.inde ist liier von der ursprünglichen Hand die Bemerkung: Von
obbirgalie sue den gantzeu artikel.
Sitiuugsber. d. phil.-hi8t. Cl. LXXVl. Bd. II. Uft. 19
290 Rockinger.
das in derac lande ist vnd lidt, he moss nemen recht nach des
landes rechte vnd gewonheit.
Von vnzidigen kinderen ab die in der ehe geboren werden.
xl artikel.
Wan ein mhan ersten ein wip nymmet, gewinnet sze ein
kint vor erer rechten zeit, me mag das kint bescheiden an
sinem rechten, gewinnet ein wip kinder nach yres mannes
tode, me mag es auch bescheidin an sinem rechten, wen es zu
spede ist kommen.
Die zweyger schlachte kinder, die sze rechtfertigen wil, sint
sze gedegen kinder, szo salme ore zal rechen ein vnd vertzig
Wochen, die eyne woche ist zu gnaden dor zu gesactzt. der
meyde kinder ohne eyne wochiu vertzigk. ditz gerichte sol
vor der phaffheit geschein.
Vnd magnien die kinder obbii- kommen das sze zu spede
edder zu froe kommen sint, sze enerben oi'es vatter gudt nicht,
sze enerben auch or mutter gudt nicht, den es erben je die
nächsten erben.
Von rechtelosszen luden, xlj artikel.
Wer eines mannes ehewip behorret, edder maget edder
wip notzoget, nymmet he sze dor nach zu der ehe, ehekinde
gewinnen sze uummer met eynander. vnd das sagen wir vch
hernacher basz von der ehe.
Kempen vnd oi'e kinder,' vnd alle die jennen die vn-
ehelich geboren sint, edder die dipheit edder die rechten Stros-
sen raub zu gelden bezwungen sint, edder hudt edder hoer
gelediget hain vor gerichte, die sint alle rechtloesz.
Die vnelich geboren sint die gewinnen ore [recht] wed-
der, ob sze elichen heuratt thun. sze erben aber kein gudt von
jren frunden. aber ore kinder erben wol von oren frunden ore
erbgudt.
Wie lange eyn mhan hueszere haben magk. der 1 artikel.
Kin mhan mag hueszere hain szo lange alze he magk
sich mit eyme swerde gortten vflF die siden, vnd mit eyme
Schilde vnd sper vff eime phert sictzen mag, vnd ma sectzet
yme eynen steg zu deme rosse der oyner eilen hoch ist, vnd
' In iliT I (.-iiKlsi-lirilY stellt: rpclitein vnd oroii kinden.
Berichte über Handschriften des sog. Schwabenspiegels. * 291
me sal yme den steg"k reifFen halden, vnd ab he eyiie inile
geriden magk. he mag thun vud lasszen die wile mit syme
gude alze ab he vertzig jor alt were.
Den ndie keine Vormunden geben sal. der Ixxij artikel.
Alle die zu der ehe nicht gegreffen habin vnd vnehelich
geboren sint, vnd die sich eheloisz vnd rechtloys gemacht hain
mit vnthaden orer rechte, den salme keine Vormunden geben,
wan dennoch gebricht en noch manniches rechten das die hain
die ehelich geboren sint.
Do ein recht annymmet sal he auch wortten.' Ixxxix.
Wir sprechen: wor ein mhan recht fordert, dor sal he
auch recht nhemen.
Ohne geistliche lüde: die clagen wol an wertlichem ge-
richte, vud me mosz sze beclagen an geistlichem gerichte, wan
vmme eyne sache. vnd ist es das eiii geistlich mhan eynen
wertlichenn beclaget vmme gelde, die richter sal yme zu haut
richten, vnd wil he jme sine phenninge zu haut geben, edder
gude phande, die sal he nhemen. v^nd die geistliche man claget
wol obir den wertlichen szo.
Vnd die leyge die claget wol obbir den geistlichen vor
geistlichem gerichte. vnd der richtei- sal yme richten obbir den
geistlichen, vnd nicht dan vmme gulde.
Von vorstandt vnd burgeschafft zum rechten.- der Ixxxx artikel.
Wer vor gerichte geschuldiget wert, edder die do die
clage tudt, vnd wilme es haben, sze mosszen borge vmme die
clage sectzen, ab sze nicht gudt jmme gei-ichte habin.
Wer nicht borgen hat, den sal die fronebodde belialdin.
When der mhan zu vorsprechen nymmet, der sal sin vor-
spreche sin.
Von antwortten des he angelanget mochte werden, der ci artikel.
Vmme alle sache darme eynen mhan vmme belanget vnd
flar ist zuentkcgen, dor sal he vmme antwortten.
' Am Rande steht von der nr.spriniglichen Hjind : Wo ein reelit fordert,
aal he auch recht nemen.
- Am Rinde i.st von der nr.sprüno^liclien Hand bemerkt: Borgen zum
recliten.
19*
292 - Bockinger.
Ane sin ejgen: dar sal ]ie nicht vmme antwortten alze
diss buch hie vor spricht, vnd vnime lehin: dor sal ein mban
vmme antwortten vor sinem herren.
Das i'echt saste Constantinus vnd sanct Siluester.
Borgen sectzen sine clage zu forren vnd der ' ander dor vff
zu antwortten.- der cviij artikel.
Jst es das zwene mhan vor gerichte ghen vnd clagen
vmme gulde — das ist schult — or eyner den andern an,
edder vmme ander vngei'ichte, die sollen borgen sectzen: der
eyne das he sine clage tollen f"on-e, der ander das he zu der
clage antwortte alze recht ist.
Haben aber sze gudt in deme gerichte das der clage wert
ist, szo endorfFen sze keine borgen sectzen.
Von vrteil zu scheiden, der ex artikel,
Jst es das ein mhan ein vrteil wedderruffet, das salme
zchehen an den richter hoicher herren, vnd zu lesten au den
konnigk.
Dor sal die richter sinen bodden zu geben, vnd geschutt
duesz in eyner graueschafft edder marcke, do sollen die bodden
[sin] frie lantsassen. gesehnt es aber in eyner statt, so sollen
die bodden sin welcher hande lüde me wel, die an oren [rechten]
volkomen sein.
Die sal die richter beköstigen.^ me sal jo zwen gebin
zwene becher vol wins vnd brott. der herren sollen zcwene
sein, vnd sechs knechte, me sal den herren veliir gerichte
geben, vnd den knechten zcwey. vnd iglichem pherde vehir
moisz haberen zu tage vnd nacht, vnd hauwes genugk. me
sal die pherde vorne besclan, vnd binden nicht, der ])lierde
sollen achte sein, vnd der manne achte.
Vnd ist das vrteil wedder worflfen vfF schwebischer erden,
szo der konnigk dor kommet zu Schwabin, dor sollen die
bodden henkommen. vnd sollen der vrteil zu ende kommen
von deme tage obbir sessz wochen.
' In der Handschrift steht anstatt vnd der: vndor.
2 Am Rande finden sich liier die zwei Benierknnj^en : Bor^^en zn sectzen
sine clage vsz zn forren. Borgen zu .sectzen znr clage zn antwnrtten.
^ In «kr Handschrift .steht: bekrerttigen.
Berichte über Haudschrift^D des sog. Schwabeuspiegels. 293
Vnd alze das vrteil deine richter wedder geg'obcii wert
vor deine es wedder raffen wert, der die vrteil wedder warffen,
liat he sze nicht tbllenfiirth vor deme kunnige, he sal denie
richter gelden sine kost die he g-cthau hatt mit sinen bod-
den etc.
Von welcher hoichen hant das gerichte ist, dor magme
wol ein vrteil anzchchen.
Die erste hant des gerichtes das ist der konniugk. die
ander hant ist deme es de konnigk liget. die drette hant mag
nunimer vorbas gerichte vorligen dor es den luden an oren
lip ghet edder or l)lut zuuergissen. wer es aber do obbir thut,
der tudt wedder godt, vnd wert schuldig an alle den luden do
die verde hant obbir richtet.
136, Wie der konnig hob gebeden sal.
Wan der konuig hob wel gebedin, ober sechs woclien,
szo sal he den forsten vnd anderen herreu solchs vorkundigen
mit vorsegelten briffen.
Die sollen olin suchen in dudischen landen, wider
nicht etc.
138. Veste zubuwende.
Ohne des lantrichters orlob magmau wol grabin in die
erden alzo tiff alze eyn mhan mit eyner scluipjjcn vszgeschissen
mag ohne schemel.
Me mag wul biiwen dryer fadem hoich mit holtze edder
steinen obbir der erden, ohne zinnen vnd ohne erkener, vnd
ohne alle gewer.
Me mag auch eynen hob an ebener erden vmmefangen
ohne syneu orlob mit eyner murren die szo hoich ist, wan eyn
mlian sictzet vff eynem pherde, das he mit eyner hant obin
dor vff gereichen magk, ohne zinnen, vnd uluic brustwere, vnd
oline allerl(!y werre vnd vestenunge.
Aus 153 =- L KJOb von der Mitte weg.'
Wo abir in evncr stat vftinberliciie Wucherer sein, vnd
cristen sein wollen, dor vmme hat ohne der here des die stat
' Am Kaiide steht vuii der ursprünglkheu Hand: Von wuclier straffe.
Hiczu liat eine andere bemerkt: so sehr hartt, aber recht i.st.
2U4 Eockinger.
ist edder sein richter zu straffen, des glichen den auch der den
Wucherer vorthedinget.
Vnd me sal den Wucherer mhannen, das he nicht mher
wucheret, vnd das he den wedder gebe, dor zu salme jn drey
stunde vormhaneu. vnd ist he dor nach nicht gehorsam, szo
sollen sze die geistlichen richter dor zu swingen mit dem
banne, vnd hilftet das nicht, szo sollen die wertliche richter
sze werften vssz der stat.
Vnd die richter sollen or gudt nhemen, vnd sollen do
von den wuchcr wedder geben, vnd ist do icht obberig, das
sal die richter nhemen.
Der geistliche richter sal yne sine hai- yme lassen abe
scherren. vnd sal yme hudt vnd har abe schradin. das ist der
Wucherer boisse die cristen sein.
Me sal den Wucherer obbirzeugen mit den die den wucher
gegeben habin edder mit anderen luden die dor vmme wissen
mit dren gezeugen.
15G. Von der statmurreu.
Wer obbir die stat murren stigt, vnd nicht zu deme
thore enninhen ghet, der hadt das heubt vorlorren, wy Remulo
geschach.
Doch sal dusse busse niemant liden, sze werde ohme den
von den forsten vögelegt.
Aus 157 = L 170b und c.
Me sal alle eyde swerren by godde vnd den heiigen.
Wert ein man gefangen, vnd kau nicht loesz werden^
he engebe den hundert phunt edder mher, edder swerre etwas
änderst zu geben, sagen etliche he sy den eidt nicht zu halden
schuldig, es meynen auch etliche, he solle den eidt halden, vnd
das gudt geben, vnd dor nach das deme richter clagen : vnd
der sal dor obbir richten alze ab he kegenwertig clagte, vnd
jme sin gudt wedder forderen.
Wer aber eynen meineidt swert, edder wer eynen den zu
tliune zwinget, die sin bcyde sehukügk. vnd me sal sze beyde
glich busszen. vnd wer des selp obir wiszet wert, das [he| eynen
meineidt gethan, den mag der geistliche richter vorbannen,
vnd der werltliche richter sal jme xl adder mhe siege sclan.
Berichte fiber Handschriften des sog. Schwabenspiegels. 295
wert he aber drey stunde obir recht der schulde, me sal jme
die hant abe schxn.
158. Von den zwelff scheppen.
Es ist g-ewonheit, das me zwelff scheppen nyminet die
deme [richter] sollen helffen richten, vnd heisszen scheppen.
Die sollen wiesze lüde sin, vnd vor g-erichte vmb eyne
igliche Sache vrteil fynden. so sal das minste deme meisten
folgen.
Sze zchehe auch wol or vrteil an den hoen richter, das
sollen sze thim alze hie vor gesprochen ist.
Vmnie ein vorworffen vrteil das tbrder dor sal die rich-
ter nicht niher vmnie fregen. deme das vrteil gefunden
wirt etc.
182. Wer körn stelt des uachtes,
der ist des galgen schuldig.
Es- sal niemauts des nachtes futteren, wer aber das tudt,
vnd ist es eynes penninges wert, es ghet yme an die hant. jst
[es] eines schilliuges wert, es ghet jm an den lip, das me
sal en henken.
Vnd ist es das ymant in der kerchen stelt_, me zudt
en mit rechte heruss, tudt he es des nachtes. tudt he es des
tages, sz(j galt das penuig wert den rehtern dunien, vnd das
;>cliillig wert edder mher die rechten hant. tudt he die tott
zum andern mal, me sclett yme den andern dumen abe. tudt
he es zum drettenmal, me sclett yme die hant abe etc.
18ß.
So zwene zu gliche vff ein gudt clageu, vnd sprechen es
liabe en ein herrc edder ein ander man zu eygeu gegeben,
edder zu leheu geleygen, edder vorsactzt, vnd kommen beyde
vor gerichte, vnd der eyne zudt an eyne g-ewerre, des glichen
der ander, vnd sprechen beyde sze haben den besictz, vnd ist
es eygen phandunge eddir farende gudt vnd lidt im gerichte
dor es beclagt ist, en sal der richter einen tag- geben, das sze
beyde oren besictz erwissen.
Der sinen bewissz vnd besictz bybrenget, der hadt be-
halden. der sinen nicht brongt, der hatt vorlorren. brengea sze
bevde, szo behelt der beste bewisz etc.
296 Kockinger.
194. So eyner deine anderen sein phert lii??;et.
Liget [eyner deme anderen] ein phert an eyne ' stat, vnd
benent ynie die stat, vnd liget es yme vmb sust, vnd gesehnt
yme an die stat icht, he bosset yme der vmme nicht, ab he
es ridet rechte reisse vnd vor die stat die he yme nante.
Gesehnt yme dor obbir icht, he moiss es yme gelden.
Nymmet es aber die gemeyne todt hen, he en gilt nicht.
Wirt es vorstollen, he moisz es gelden.
196. Von tuben vnd pagen.
Hat ein mhan tuben edder pogen die heimelich edder
gewont sein, vnd sze liegen von dannen vnd her wedder, die
wile sze das thiin seint sze sein, vnd wo sze hen flogen vnd
nicht her wedder in vehir tagen, wer sze dor nach fehet, des
seint sze. wo he sze aber in den tagen fehet, szo ist es dip-
heit. vnd kompt es vor den richter, he sal sze wedder geben.
204. So ein frauwe swanger ghet nach ores mannes tod.e.
Tregt ein frauwe ein kint, vnd ur mhan sterbet, das wip
sahne nicht wissen vs ores mannes gude, sze sie dan genesszen
des kindes.
V.
Ans diesen Proben ergibt sich mehrfach, dass der Text
des , Landrichters' von Witzenhauseu an Verstössen leidet,
welche zum Theile ihren Grund ganz ersichtlich darin Hnden,
dass der Schreiber desselben dieses und jenes in seiner Vor-
lage nicht lesen konnte oder nicht verstand.
Welches diese Vorlage gewesen, ist zur Zeit unbekannt.
Möglich aljcr bleibt es immerhin, dass sie gleichfalls einem
früheren Stadtbuche, und zwar wohl von Witzenhausen selbst,
einverleibt gewesen. Von einem solchen ist auch sogar aus-
drücklich im ,Landi'ichter* selbst die Rede. Ganz am Ende, auf
dem Schlussblatte desselben, ist nämlich von junger Hand be-
merkt, dass ihm noch ein Stadtbuch voranging, welches nach
dem grossen Brande bis zu diMu jetzt in Kode stehenden .ge-
schrieben und geführet worden' ist.
' In der Handschrift steht: syne.
Berichte über Handschriften des sog. Schwabenspiegels. 297
Unter diesem grossen Brande ist wohl jener zu verstehen,
welcher am 4. October 1479 ausbrach, und welcher der Stadt
\Vitzenhausen ,alle ore statbucher registra priuilegia segel vnd
breue vnd wesz so npp orem raithuse by dem rade gewesen
ist' vernichtete. Wie man genauer weiss, bewog dieser Verlust
alsbald den Bürgermeister und Rath, einmal sich um eine Ei-
neuerung der Stadtfreiheiten zu bekümmern, welche sie auch
von dem Landgrafen Heinrich als Vormund der jungen Fürsten
^Villu•lm I. und AVilhelm II. unterm oO. Jänner 1480 erlang-
ten: insbesondere aber haben sie sich — wie Kopp a. a. O. I
§. 11, S. 19, bemerkt — einige Zeit hernach, da die Sache
gleichwohl noch im frischen Andenken war, nämlich den 4. Fe-
bruar 1482 zusammengesetzt, und vor einem Notario und Zeugen
den Inhalt ihrer Privilegien und Statuten, so wie ihnen derselbe
aus deren öftcrn und vielfältigen Verlesung noch gar wohl
erinnerlich war, auf ihren geleisteten Eid und Pflichten aus-
gesagt und niederschreiben lassen. Kopp theilt auch die hier-
über gefertigte Urkunde unter den Beilagen zum ersten Bande
seines bekannten Werkes Nr. 3, S. 5—12, vollständig nach dem
Originale im Rathhause von Witzeuhausen mit.
Wie sich aus ihr ergibt, ist bei dem erwähnten Brande
die gesammte Stadtregistratur, beziehungsweise das gesammte
Stadtarchiv ein Raub der Flammen geworden, also auch, abge-
sehen von einer etwa besonders daselbst vorhanden "ewesenen
Handschrift des sogenannten Schwabenspiegels, die dort be-
findlich gewesenen Stadtbücher. Es erübrio:te demnach, was
namentlich die letzteren angeht, nichts anderes, als dass man
ein neues anlegte. Das dürfte nun Avohl jenes gewesen sein,
worauf die vorhin angeführte Nachricht aus unserem ,Land-
richter' geht.
Erwägt man hiebei, was ich bereits oben S. 2(j8 berührt
habe, dass Kopp bei der Beschreibung des Stadtbuches von
Witzenhausen, von welchem er a. a. O. I § 2!» handelt, aus-
drücklich bemerkt, es sei aus dem Ende des 15. Jahrhunderts,
so möchte man einen Augenblick versucht sein, auf den Ge-
danken zu gcrathen, er habe vielleicht dieses nach dem er-
wähnten grossen Brande vom Jahre 1479 augelegte und bis zu
unserem .Landrichter' fortgeführte Stadtbuch vor Augen oder
im Sinne gehabt. Die ganze Beschreibung indessen, welche er
^9b Kockinger. Berichte über Haiuischrit'teii des sog. Schwabenspiegels.
gibt, passt so genau ' auf unseren , Landrichter* selbst, dass
man zu der anderen Annahme nur unter dem Schlüsse berech-
tiget wäre, dass dieser auch äusserlich — wenigstens so weit
es sich um den sogenannten Schwabonspieg^l handelt — nur
eine ganz und gar ängstlicli treue Copie des vermeintlichen
früheren Stadtbuches sei. Wahrscheinlicher bleibt unter solchen
Umständen am Ende doch wohl, dass Kopp nur bei der Alters-
bestimmung, welche er für unseren , Landrichter* angegeben,
etwas zu weit rückwärts gegriffen.
Beruhige ich mich vor der Hand hiebci, so weiss ich
allerdings bezüglich des Stadtbuches von Witzenhausen, welches
nach dem grossen Brande vom Jahre 1479 begonnen und bis
zu dem jetzt noch vorliegenden fortgeführt wurde, nicht, ob
es gegenwärtig noch vorhanden sein mag oder nicht. Ob es
an seiner Spitze auch das Landrecht des sogenannten Schwa-
beuspiegels gehabt (xler nicht, ob weiter im erstoren Falle
selbes die Vorlage für unseren , Landrichter* geworden oder
nicht, ist mir ebensowenig bekannt.
Gleichviel indessen, ob sich die Sache so oder so ver-
hält, gerade er bleibt fort und fort ein eben so interessanter
als wichtiger Beleg dafür, wie — zweifelsohne schon früher,
entschieden nachweisbar aber noch — im' 1(5. und 17. Jahr-
hunderte das Landrecht des sogenannten Schwaben-
spiegels in besonderer Gestalt, wie sie nunmehr Jeder-
mann ersichtlich ist, mit dem im tagtäglichen Gebrauche
befindlich gewesenen amtlichen Stadt- und Bürger-
buche von Witzeuhausen in der engsten Verbindung
gestanden.
t5
' Wciiu Kopp .als Aufschrift ;iuf dem Vurderdeckol des Eiubaudes ,Laudt-
Kichtcr, J>iirgci'- und Stadt-Buch' bemerkt, und nach meiner Darstellunn'
oben S. "iO'J nur die tecliuisclio liozeichnung' ,Landt-Kichtor' scliwaiz und
weiter niclits mein- als in zwei Zoiiin ,und Stadt-Buch' zu entdecken
ist, SU ändert das wuhl an der Saelie sidb(>r nichts, indem eben seither
im Laufe von mehr als einem Jahrliunderte das walirscheiidieh auch
roth ii'eseiirieben <>"ewesene , Bürger' als erste Zeile der ganzen drei
Zeilen umfassenden Bezeichnung , Bürger- und Stadt-Bueh' sich von dem
theilweise ganz und gar abgeriebenen Lederüberzuge äusserst leicht weg-
gewetzt iiaben kann.
Horawitz. Beiträge zu deu Sammlungen von Biiel'eu I'h. Melanchthons. 200
Beiträge zu den Sammln ugeu von Briefen
Philipp Melanclitlions.
Von
Adalbert Horawitz.
Ijei meinen Vorarbeiten zur Herausgabe der ungemein
reichhaltigen und für die literarischen Veihältnisse des Reibrma-
tionszeitaltcrs sehr instructiven Correspondenz des Kaspar von
Niedbruck Avurdc ich auf mehrere Briefe Melanchthons
g-eführt, die in den Codicibus 9737 i. und k. der Wiener
k. k. Hofbibliuthek (Caps. Koll. II, III, XIII und XVII) ent-
halten sind. Ausserdem fand ich noch einige andere P]i)isteln
und Schriftstücke Melanchthons in dem Codex 0737 h. (Caps.
Koll. II — IV) derselben Bibliothek. Von der Ueberzeugung
ausgehend, dass auch keine Zeile des trefFlicheu „Praeceptor
Germaniae" geringgeschätzt und der Vergessenheit überlassen
werden dürfe, übergebe ich im Folgenden diese selbst Bret-
schneider (Corpus Reformatorum) unbekannten Documcnte der
Oeffentlichkcit. Ich thue dies trotzdem, dass vier derselben
in dem soeben erschienenen werthvollen Supplemente zum Corpus
Reformatorum (Philipi)i Melanchthonis Kpistohie, ludicia, Con-
silia Testimonia Aliorumque Ad Eum Epistolae Quac In
Corpore Reformatorum Desiderantur disposuit Henricus Erne-
stus Bind seil etc. llallis Saxonum G. Schwetschke 1>^74) edirt
wurden. Denn diese Edition ward nach Chmels schätzbarem
Verzeichnisse der Wiener k. k. Hofbibliothek II. Bd. S. 235 f.
veranstaltet, an welchem Orte — an flem man allerdings der-
gleichen nicht suchen wird — jene Briefe, nicht nach den
Originalen, sondern nach einer späteren Abschrift (in Cod.
oOO Hoiinvitz.
10«'J()4) niitgethijilt wurden. Diess ergab über luehrfaclie Varianten ;
bei nr. V und VI meiner Sannnlung- konnte ausserdem noch
die bei (Jhmel a. u. O. fehlende Datii'ung beigebracht werden.
An sie sciiliesse ich drei in Codex 5J737 i. k. befindliche un-
edirte Briefe des Joachinius I. Camerarius an. Wenn die
letztere Mittheilung auch gegen die herrlichen Schätze der
Camei'ariussammlung in München gehalten ' unbedeutend er-
scheinen mag, so richten sich diese Briefe des geistesverwand-
ten Strebegeuossen — die ich aus von Niedbrucks Correspon-
denz heraushob — wohl am besten an die des grossen Freundes
an. Ihnen folgt ein für die Charakteristik Niedbrucks wichtiges
Schreiben desselben an Flacius Illyricus. Bevor ich den Text
der Briefe — mit möglichster Schonung der Orthographie —
mittheile, soll vor Allem über die Person des Adressaten Einiges
beigebracht werden, das allerdings bei der Veröffentlichung der
Correspondenz von Niedbrucks noch manche Erweiterung und
Vervollständigung erfahren dürfte.
Kaspar von Niedbruck, wie es scheint in Metz geboren,^
gehörte einer angesehenen lothringischen Familie an.-' Schon
um das Jahr 1429 wird ein Grosse Hannes de Nidebrucken
erwähnt, welcher der Stadt Metz abgesagt und mit ihr in Fehde
gerieth. Durch die zwei Söhne eines N. von Nidbruch , über
den ich weiter nichts weiss, theilt sich das Geschlecht in zwei
Linien; die eine mit dem Doctor der Medicin Johann Bruno
beginnend, ward 1541 in den Adelstand des römisch- deutschen
Reichs erhoben, die andere begründete Hans Marschall von N.,
aus dessen Ehe mit Marie de Sulon Kaspar und Nicolaus
(lebte noch um 1563, nicht mehr um 1574) entstammten.^
' Ihre Kenntniss luit uns lv;ul Halms nie rastende Thätigkcit in jüngster
Zeit erschlossen. Vgl. Halm, Ueber die handschriftliche Sammlnng der
Camcrarii und ihre Scliicksalo. Münclien , ak.-idcmischc Biiclidnickerei
1873, luid Vcrzeifhniss der handsi-lirit'tliclion Sammlung der ('amerarii in
der Staatsbibliothek zu München, verfasst von K. Halm. München 1874.
- Dicss lässt sich aus der Aiifschrift eines bisher noch iniedirten Briefes
Martin Bucers an Nidbrmk scliliessen, der ihn um 1546 .Mettensis'
nennt. Vgl. auch den Brief des Kasp. Brusch an Niedbruck in Hora-
witz Kasp. Bruschius 1874. S. 225.
3 Darauf deutet schon der Name hin ; ,Tu nobilitatem clarissimis jiarentibus
adeptus' schreibt Gessncr in der Dedication.
* Cf. J. Siebmachor, Wap]ionbuch. Nürnberg 1870. p. 51. Dort auch
t. 33. das Wappen der Niedbrucks.
Beiträge zu ilon Samnilunpren von Briefen Pli. MelanclithonE. 301
Kaspar envuclis in Inunanistischen und juridischen Studien,
pflegte dieselben 1547 in Italien, ' aber auch in Wittenberg,
wo er bei Flacius lllyricus Vor]esung(in über Aristoteles'
Politik luirte.^ Sowohl mit lllyricus, als auch mit dem Witten-
berger Kreise, vornehmlich mit Melanchthon, Camerarius,
Paul El)er, Kaspai- Pcucer, Hubert Languetus u. A. blieb
er fortan in Verbindimg. Was von seiner Anstellung als
Director der TTol'bibliothek gefabelt wird, entbelirt aller Be-
gründung;-' nachweislich ist nur, dass er im Januar 1553 Hofrath
bei König Ferdinand geworden , dass er für Erzherzog Maxi-
milian, zu dessen Partei ihn seine evangelische Ueberzeugung
führte , literarische Aufträge besorgt , dass er u. A. für die
Verbindung zwischen Maximilian und Melanchthou thätig war. ^
Am Hofe vertritt er die freiere Richtung, er ist es ii. A., der
für die böhmischen Brüder intervenirte/"' Am 26. September 1557
starb er zu Brüssel" wahrscheinlich auf einer Gesandtschafts-
reise, deren er im Auftrage des Königs Ariele zu unternehmen
hatte. V. Niedbrucks Ansehen in den gelehrten Kreisen war gross,
seine ungemeine Gefälligkeit in der Unterstützung wissenschaft-
licher Strebungen erwarb ihm überall Freunde und Lobredner, ^
' Brief von Niedl)nicks an Sigismund Gelens, 2. März 1533 (Ms.): Cum
anno 47 Patauii studiurum causa csspui , memini me tum ibi te
videre, veriim quia non diu ibi mansi, Bfiminiaui concedens non potui
tecum familiariter contrahere studiurnni coinmunicationem. Nach Gessner
soll er auch geläufiof italieniscli und spaniscli 5>;es]iruchen hahcu.
^ Cf. Flacii Illyrici Refutatio Invectivae Bruni.
•' Was Lambecius (Comment von I. 38) Mosel und ihnen nach Alle er/.älilen,
dass V. Niedbruck der Nachfolg^er Cuspinians o;ewe.sen sei , ist schon
dannn ein nonsense, weil Cuspinian 1520 starb, v. Niedbruck noch um
1546 jnuenis (von Bvicer) g-enannt wird, 1547 a])er iu Italien studii't.
Uebrigens ist ja erst Hugo Hlotius der erste wirkliclie Hot'bibliothekar.
'' Sein Gehalt betrug — ausser dem, was er aus dem Hofstaate des Kiiuigs
von Böhmen bezog — monatlich 10 Gulden. Siehe Fi ruh aber, Hof-
staat Ferdinands I. (Archiv XXVI. S. 14). — Am Ki.Juli 1555 bestätigte
ihm Herzog Karl von Lothringen seinen Adel.
s Cf. A.Gindel.y, Gesehielitederbiibmisehen Brüder. Prag 1857.1. S. 428. 429.
6 Seinen Tod beklagt Melandi tlnui (Opera IX. 360), auch Blahoslav hört
davon (cf. Gindely I. 430).
" Beweise dafür gibt seine Correspondenz in reicher Fülle, u. A. aber auch
die Zonarasausgabe von Hieronyums Wolf um 1556.
302 Horawitz.
u. A. widnuite ilim K. Gessner in den schmeichelhaftesten
Ausdrücken den Anhang seiner Bibliotheca universalis (1555).
Niedbrucks lebendiges Interesse gehörte der Kircheugeschichte
an, und zwar ist es die genetische Entwickelung des christ-
lichen Lehrbegriftes und die Kritik an den durch , Menschen
geschaffenen^ Einrichtungen, was ihn besonders anmuthet. Diese
Studien begründeten sein klares Verständniss und den brennen-
den Eifer für die Sache der Kirchenverbesserung, wie die un-
ermüdete Hingabe an die Arbeiten des Flacius Illyricus und
seiner Genossen. Hier ist er nicht bloss Vermittler, sondern
auch Ratligeber geworden; so hat er zum ,Catalogus testium
veritatis' angeregt, fortwährend für das grosse Werk der ,Cen-
turiatoren*^ Winke und Material geboten , nicht minder aber
Vermittelung und thatkräftige Unterstützung. ^ In seiner Biblio-
thek sammelte Marcus Wagner d. J. ein halbes Jahr für
die Kirchengeschichte der Centuriatoren. Niedbruck ver-
schaffte demselben auch Empfehlungsbriefe an hohe Gönner,
sorgte für seinen Unterhalt und gewährte ihm die Reisekosten.
Und weiters war es Niedbruck, der mit allem Eifer daran ar-
beitete, Melanchthon und Flacius zu versöhnen, ^ wie er denn
überhaupt eine milde und irenische Natur gewesen zu sein
scheint. — 80 bedeutend er aber unter den Gelehrten seiner
Tage dastand, dennoch wurde — so viel ich wenigstens weiss
— keines seiner Werke zum Drucke befördert; Gessner gibt
a. a. (). als Werke Niedbrucks an :
1. Catalogus singularuin lectionum quotidianarum IG ms.
2. Quaestiones in I et II partitionem dialecticarum.
'->. Quaestiones dialectices in 1().
4. Expositiones variarum dictionum graecarum et latinarum.
Die k. k. Hofbibliotlick zu Wien aber verwahrt unter
ihren Manuscripten folgende Schriften Niedbrucks:
1. Leges ordine Alpha et Beta collectae cum indicatione
praecipuorum authorum, qui in eas scripserunt nr. lO.'UJG.
2. Adversaria iuridica nr. 1().'}54.
o. Dictata ab eo in Academia Aurelianensi excerpta et
scripta nr. lOoTl.
' Vgl. ilaiüber W. P reg- er, M. PMacius Illyricus und seine Zeit. Erlangen
IS;'.;» uiul 1H(>1. II. 41S (V.
2 Preger a. a. II. LS tV. e. -Jo. n.
Beiträge zu den Sammlungen von Briefen Ph. Melanchtbons. 303
4. Commentan'olns ex lectione TTomori, Demosthenis, Cice-
ronis nr. 1)703.
5. Collectio sententiarum g^raecarum nr, 1)005,
0. Sylloge varianim vocum et sententiarum i2:raecarum cuni
interpretatione latiua nr. 970(J. Aus dem Jahre 154 1.
7, Adversaria ex variis auctoribus nr. 1J701,
Am besten wird man Niedbrucks Sinnesart, Wissen und
Beg-abung aber wohl aus der aus Hunderten von Briefen be-
stehenden Correspondenz ersehen können ; sie zeigt ihn im
Verkehr mit Greorg- Aigmaier, Arnold Arlenius, Caspar Brusch,
Martin Bucer, Johannes Calvin, Joachim I. (Jamerarius, Georg
Cassander, Matthäus Collinus, Elias Corvinus, Jacob Debilleu,
M, Flacius lilyricus, Nicolaus Gallus , Johannes und Konrad
Gessner, Justinus Gobier, Cornelius Gualther, Sebastian Gross,
Thaddäus Hagek, Job. Bapt, Heintzel, Sigismund von Hei'ber-
stein , Johannes Herold, Johannes Hoppius, Daniel Hornung,
Michael Hospitalis, Conrad Hubert, Andreas Hjperius, Erh.
von Kunheim, Hubert Languetus, Peter Lottichius, Johannes
Mathesius, Daniel Mauch, Ph, Melanchthon, Thomas Mitis,
Franciscus Moschenius, Martinus Mylius, Johannes Oporinus,
Valentinus Pacaeus, Hieronymus Pesolt (Besold), Heinrich Petri,
Casp. Peucer, Val. Poullain, Petrus a Rotis, Sim, Sartius, Johann
Segger, Johannes Sturm, Georgius Tanner, P, Vergerius, Caspar
Vogel, Johannes Wigand, Wolfgang Wissenburgius, Hieronymus
Wolf und Andere, Es soll meine nächste Sorge sein , diesen
Briefwechsel in rascher Folge der allgemeinen Benützung zu-
gänglich zu machen.
Was nun hier gegeben wird, bietet — so gering es auch
sein mag — Beiträge zur Chai'akteristik nicht bloss Niedbrucks,
sondern selbst Ph. Melanchtbons. Denn auch in diesen kleinen
Briefen und Fragmenten spiegeln sich die rastlose Bewegung,
die tiefe Ergriffenheit, das felsenfeste Gottvertrauen des wunder-
samen Mannes wieder. Man fühlt doch die gewaltige Erregung
der Zeiten, den schwer lastenden Druck der Verhältnisse mit,
unter deren Einflüsse Melanchthon schreibt. Auch hiei- bilden
die liebevolle Besorgniss des treuen Hirten um seine Heerde,
die Angst vor den Schicksalen, welche der Kirche bevorstehen,
die Kränkung lilxir den Abfall der alten FreuncU;, der Kummer
über d'iv. Verwirrungen, welche Fl.icianer iiiid andere Secten
304 Horawitü.
der Einheit der Kirche bereiten , sowie die Fnrclit über die
Verfolgunj>'en , denen die Protestanten in allen Ländern aus-
gesetzt sind, ' den Hauptinhalt der niitgetheilten Briefe. Dazu
kamen noch die Türkennoth und die schlimmen Prophezeiungen
der Astrologie, der ja Melanchthon — wie bekannt zu Luthers
Aergei-niss — sehr ergeben war, um in der Seele des grossen
Theologen Weltüberdruss und Sehnsucht nach dem Tode zu
erwecken. Merkwürdig, dass nun auch er zu Luthers Ansicht
bekehrt ward und das Weltende, wie den jüngsten Tag er-
wartete. 2
In eine heiterere und frohere Stimmung des grossen
Reformators führt uns dagegen nr. XIL der Sammlung ein.
Der Brief an Silberborn ist offenbar auf dem Reichstage zu
Augsburg um L530 geschrieben und ist ein Seitenstück zu der
freundlichen Auffassung, welche Karl dem V. im Geiste der
Reformation zu Theil ward. •'
Der Brief Niedbrucks (ur. XXII) an Flacius lUyricus,
dessen Form den Einfluss der Melanciithouischen Phraseologie
zeigt, ist seines Inhaltes wegen wichtig, er zeigt den regen
Eifer, die Sachkenntniss und Umsicht Niedbrucks, und gewährt
einen Einblick in die Vorarbeiten zum Centuriatorenwerke.
s. 1. I. 23. September 1553.
Melanchthon an Kaspar von Niedbruok. ^)
S. D. Clarissime vir et amice carissime.
Etiam de tua integritate cogito, recordans versum dulcissi-
mum, quem ex Sophocle citat Clemens Alexandrinus, ^
'Aiuav xb ypT,c~y/ t/;v Tc/jv iyzi o^üaiv
' Cf. .xncli Corp. Ref. VIII. 740 f., 747, 753.
^ Diese Ansicht wurd übrigens ziemlich allgemein; vgl. darüber meinen
Caspar IJruschiua, Wien und Prag 1874. In Commission bei F. A.
Brockliaus in Leipzig.
3 Eine lateinische Fassung dieser Epistel findet sich allerdings bei Bret-
schneider Corj). Ref. II. 430. Dennoch glaubte ich, die treuherzige deutsche
Form derselben ni(tlit vorenthalten zu sollen. S. übrigens Bindheil b. c. Cl.
* Cod. Pal. Vieun. 9737 i.
'•> Str.im. 6. j). 741 aus Alcad. 108. 2. Cf. Opera Melanthonis VIII. 185 und
IX. 43ß.
Beitrag« zu den Sammlungen von Briefen Ph. Melaiichthous. 305
scio te uirum Optimum ' cum in omni officio, tum vero in
amicitia tueri constantiam. Quod autcm ad te non scripsi,
partim tribues occupationibus, partim 2 dubitationi meae, quia^
quo literas mittam, ignoro. ' Pontanus misit mihi tuam Episto-
]am ante octiduum. Nunc proliciscenti ad uos Regis Danici
leg-ato, doctori Bernhardo Frisio viro praestanti ingenio et
virtute dedi hanc cpistolam subito, quem de pace harum
regionum ageutem quaeso, ut amanter excipias et adiuues.-^
Scio tibi magnae voluptati fore eins congressum, propter
ingenii excellentiam , eruditionem et prudentiam ipsius. Oro
autem filium dei Dominum nostrum Jesum Christum, ut
restituat Germaniae pacem, Bene et feliciter vale.
Die aequinoctii autumualis. 1553.
Philipp US.
Clarissimo viro, nobilitate generis, eruditione et virtute
praestanti D. Casparo a Nidbruk Consiliario Regio, Amico suo
carissimo.
R(ecepi) 14. Octob. 1553.
s. 1. II. 23. December 1553.
Melanehthon an Kaspar von Niedbruck. ''
S. D. Clarissime vir et amice carissime.
Vtrumque praedixit vox diuina in hac delira mundi
senecta" et futuras esse maiores confusiones generis humani,
quam fuerunt antea, et tarnen filium dei etiam inter imperiorum
ruinam collecturum esse aeternam Ecclesiam voce Euangelii.
Hac nos vera consolatione sustentemus et speremus aliqua
futura esse Ecclesise hospitia. Doleo, Germanicos principes
patriam dilacerare et non coniungere vires ad reprimendum
' in ist gestrichen
^ scheint ein et gestrichen zu sein.
^ ubi gestrichen.
■• Nunc cum in aulam [?] gestrichen.
* Ueber die dänische Gesandtschaft 1. c. VIII. 149, 150, 15.S, die Succes-
sionsangelegenheit F. B. Buciiholz, Geschichte Ferdinand des Ersten,
Wien 1836 VII. 555 S.
6 Cod. Pal. Vienn. 9737 i.
T Cf. Opera Melauthouis VUI. 185, 790.
Sitzungbber. d. pliil.-lüb». Cl. LXXVI. Bd. II. Hit. 2U
306 Horawitz.
communem hostem Turcicura tyrannum. Sed hoc qiioque fatale
est, causas accersere fati. Jubet autem Filius dei petere miti-
gationem calamitatum vera inuocatione dei. Id facio nee erunt
irrita piorura vota. Scriberem tibi de sig-nificationibus astrorum,
quae huic anno minitantur atrociter , nisi Viennae scirem esse
doctos artifices. Sed profectae dirae significationes sunt et
nondum finis est germanicorum bellorum. Mitto tibi pagellas,
quarum lectionem tibi non insuauem fore arbitror. Bene vale.
Die 23. Decembr. 1553. Philip pus.
Adresse : Clarissimo viro nobilitate generis et virtute
praestanti Casparo a Nidbruck, Consiliario Regio, fratri suo
carissimo.
s. 1. III. 25. Januar 1556.
Melaiich,th.on an Kaspar von Niedbruck. ^
S. D. Clarissinie et integerrime vir.
Et debeo et habeo - tibi gi-atiam, quod et beneuolentiam
erga me tuam non sinis extingui et saepe eam literis declaras.
Ego quia tabellarios ad-' te certos non saepe habeo scribo rarius.
Sed memoriam virtutis tuae et amorem erga te meum nulla tera-
poruin diuturnitas aut fortunae ^ mutatio extinguet. Semper eniiu
virtus diligitur. Mitto tibi exiguum libellum, qui et studia nostra
et voluntateni erga Ecclesiam ostendit. Ac dei beneficio mediocris
est ecclesiarum in his vicinis regionibus tranquillitas et studia
doctrinarum in his ^ vicinis Academiis mediocria sunt, quae ut
filius dei kz'(z: aeterni '• patris gubernet et adversus turcicani '
tyraiiidem et contra aliorum barbarorum furores protegat, toto
pectore eum oro. Quia profecto Ecclesia dei non seruatur
' Cod. Pal. Vienn. 0737 i. Dieser Brief ist bei Cliinel II. 2.35 nach Cod.
Pal. V. 1()8()-1: lind danach in Hindseil 1. c. p. 382 abgedruckt, jedoch
nicht nach dem Originalbriefe. — Cf. Opera Melanthonis VIII. (»(jt) f.
2 q gestrichen.
' V gestrichen.
* iniuria gestrichen.
s Bei Bind.ieil fehlt ,his'.
•"' Chmel liest : aeternua.
■^ Chmel liest: Turciam.
Beiträge zu den Sammlungen von Briefen Pli. Melanchtlions. 307
humanis praesidiis, etsi deus praecipit imperiis, ut eam tegant, *
sicut scriptum est: Reges erunt nutritores tui. ^
Bene vale, vir optime.
Die conuersionis (Petri gestrichen) Pauli 1556.
P h i 1 i p p u s.
Adresse: Clarissimo viro generis nobilitate, eruditione et
virtute praestanti domino Casparo a Nidbruck, Doctori juris
Inclyti Regis Romanorum, Hungariae et Bohemiae Consiliario,
patrono suo colendo.
IV. 22. März 1556.
s. 1.
Melanchttion an Erzherzog Maximilian. 3
S. D. Incljte Rex et Domine clementissirae.
Ut Daniel inter leones sedet et tres viri Israelitae sunt
in mediis flammis in Clialdaea, sie in maximis periculis est
Regia Maiestas vestra, quae non humanis consiliis regi possunt.
Sed cum certissiraum sit, homines non solum ad huius vitae mortalis
aerumuas et ad exitium conditos esse, Sed Filium dei Dominum
nostrum Jhesum Christum crucifixum pro nobis et resuscitatum
colligere aeternam Ecclesiam voce Euangelii et non aliter, et
velle suam doctrinam andiri et custodem esse sui coetus, sicut
cernitur adesse in ipsis flammis apud tres vires et ipse inquit
omnes capilli capitis vestri numerati sunt^, oro eum toto pectore,
ut seruet, Gubernet et protegat Regiam Maiestatem vestram et
faciat eam vas misericordiae et Organum salutare suae animae
et Ecclesiae et multis populis. Idem ut multi alii quoque
precentur, hortator ero. Reuerenter etiam commendo Regiae
Maiestati vestrae hunc nunciuin Doctorem Johannem Richter
virum integrum et referentem cousilia ad ornandam gloriam dei
et ad Germaniae tranquillitatem, ac spero industriam et fideli-
tatem eins Regiae Maiestati vestrae usui et gratam fore. Domi-
' Bindseil: regant. Ausserdem sind liiir und bei den andern Briefen will-
kürlich viele grosse Anfangsl)Uclistaben fresetzt und die Adressen, sowie
die Bemerkungen auf der Ausseuseite (z.B. über das Datum des Empfanges),
weggelassen.
2 Corpus Ref. ^TII. 750, 77:^.
3 Cod. Pal. Vind. 97:^7 h.
* Mattli. 10—30.
20*
o08 Horawitz.
nus Jhesus Christus seruet incolumes Regiam Maiestatem vestram
et inclytam Reginam ac Filios et Filias. Amen. Datae Anno
1556 Die 22 Martii, qui fuit dies natalis Max. Aemyliani Impe-
ratoris sapientis et iusti proaui Regiae Maiestatis vestrae.
Regiae Majestatis vestrae
seruus Philippus Melanthon.
Adresse : Tnclyto Regi ac Domino Domino Max. Aemyliano
Regi Bohemiae Archiduci Austriae et Domino suo clemen-
tissimo.
praesentatae 10 May anno 56.
s. 1. V. 22. März 1556.
Melanchthon' an Kaspar von Niedbruck. 2
8. D. Etsi in his regionibus domestica bella metuimus,
tamen profecto magis augor animo, intueus vestros conuentus,
certamina, pericula publica et priuata, et scandala et confusio-
nes imperiorum, quam cogitans de me et de mea familia. Ac
filium dei dominum nostrum Jhesum Cliristum, custodem Ec-
clesiae suae, oro toto pectore, ut a'os gubernet et protegat. O
Fili dei Jhesu Christe, qui vere missus es, ut colligas aeternam
Ecclesiam , qui pro nobis in cruce victima factus es et resur-
rexisti et caput es ecclesiae verae, te oro, ut ostendas praesen-
tiam tuam inter nos, qui nunc in summis periculis te inuoca-
mus; propter tuam gloriam prohibe scandala. Tanto in dolore
eram, ut nee alia nee plura scribere possem. Bene uale.
Die natali Max. Aemyliani imperatoris sapientis et iusti.
Adresse: Clarissimo viro nobilitate generis prudentia et
virtute praestanti Casparo a Nidbruk , patrono suo carissimo
In inclyta Vienna.
R. 9. Älaii 1556.
' Untersclirift fehlt zwar, aber aus Schrift und Stil ist Melanchthon leicht
zu erkennen.
2 Zuerst bei Chmel 1. c. II. 234. abf»'edruckt , doch fehlt die Datiruug.
Bindseil nahm wohl desahalb den IJrief nicht in seine Sammlung auf, ich
gebe ihn nach Cod. 9737 i.
Beiträge zu den Sammhingen von Briefen Pli. Melanchtlions. 309
s. 1. VI. 1(). April 1556.
Melanchthon an Kaspar von Niedbruck. '
S. D. Clarissime vir et patrone colende.
Etsi recens scripsi, tarnen huic nuncio- ciui nostro, dedi
hanc epistolam , ut a te literas ^ peteret. In Saxonia nunc qui-
dem nihil noui audimiis, nisi fontis historiam , qui non procul
abest a Brunswig-a, qui mirandam vini habet in sanandis mem-
bris lang-uefactis paralysi et in ^ sanandis veteribus ulceribus.
Scaturig'o est in terra metallica, in qua multum est w/.p^?, cuius
et in emplastris usus est. Si ad vos fama peruenit, credo
niulta adfing'i. Sed haee quae scribo, vera sunt. Magna vis
est haec^ etiamsi sola esset, sanare membra lang'uefacta TrapaAujc'.. ■''
]\Iultorum fontium iniracula leguntur, sed hie fons antecellit. '^
Bene et feliciter vale et rescribe. ^
Die 16. Aprilis, quo adhuc ante tres horas vidi flagrantem
cometam, qui * altero mense ardet. Deus seruet Ecclesiam
suani et nos in ea.
P h i 1 i p p u s.
Adresse: Clarissimo viro, nobilitate generis, prudentia
eruditione et virtute praestanti Casparo a Nidbruck Doctori
juris, patrono suo colendo.
R. 6. Maii 1556.
Leipzig. VII. 14. Juni 1556.
Melanchthon an Kaspar von Niedbruck. ^
S. D. Clarissime et integerrime vir.
Pluriraum omnino refert habere consiliorum rectorem,
ut scis illud 7jv -£ o'jc ip/syivo). '" pjtsi igitur non seiebam
' Zuerst, jedoch ohne Datirung bei Chmel 1. c. II. 234. Fehlt bei Bindseil.
Ich theile den Brief nach Cod. 9737 i. mit.
2 dedi gestrichen.
3 filii [?] gestrichen.
* curandi gestrichen.
* Chmel: -apa/.ja'..
6 Cf. Melamhthons Opera VIII 731, 732, 7.35, 761, 763, 944.
■ Ibid. VIII. 695, 731, 743.
* Chmel : iam.
9 Bindseil 392, nach Chmel 1. c. II. 233.
'0 Bindseil: ipyo^ivwv. Ilias X. 224.
310 Horawitz.
an ' esses Belgici itineris conies, tarnen hanc ^ breuissimam
epistolam subito dedi viro illustri, excellenti noLilitate et virtute,
Andreae ' Ungnaden, ut si ad te veniret, te alloqueretur. Hor-
tatus sum, ut tuam araicitiam expetat et tecum familiariter luqua-
tur. GU[;,ßouAYj '.spbv, ^ Ideo te orp, ut eum conipleetaris et consiliis,
ubi poteris iuues. Oro autem filium dei dominum nostrum
Jhesum Christum }.6yov xal eixova^ aioi'cu Tcatpb?, c magni consilii
angelum, ut te et omnes inuocantes ipsum regat et protegat.
Bene vale; die 14. Junii 56. Lipsiae subito.
Adresse: Clarissimo viro nobilitate generis et virtute
praestanti D. Casparo a Nidbruck Consiliario inclyti regis
Max. Aemiliani etc. amico suo carissimo.
R. 22. Juli 1556.
s_ [. VIII. 30. Juni 1556.
Melanehth.on an Kaspar Peucer. '
S. D. Carissime fili. Si Caspar a Nidbruk '^ ad vos iutra
triduum venerit, dicas, ut recta ad nos Lipsiam accedat,
meque in aedibus Camerarii quserat, ubi etiam, si interero
examini, tamen indicari ei poterit, ubi quserendus sim. Si
veniet die Jouis, istic me expectet. Nam hoc biduo/-* deo
iuuante, has operas absoluemus. Mitto vobis nuces Myristicas,
ut iussistis. Dens vos et nos protegat. Dominus Wolfgangus astabat
haec scribenti et flagitat tuum promissum r^epl a-fy^iz^q Idem
flagitabat filius Joachimus. Nam patcr Cygneam '» prolectus
1 Bindseil: scribam cum.
2 bren gestrichen.
3 Biudseil: A.ndiae. (hier ist ein Buchstabe durchstrichen.)
* Bindseil: aupßouX^ 'hpou.
5 ein kleines unleserliches Wort durchstrichen.
6 Melaiithonis Opera \'III. 779. 788.
1 Bei Bindseil 1. c. 304 nach Chmcl 1. c. II. 233.
8 Bindseil: Nydbruck.
9 Bindseil: triduo.
'0 Zwickau.
Beiträge zu den Sammlungen von Briefen Ph. Melanchthons. ol 1
est. Eius reditus hodie expectatur. Bene vale. Pridie Cal.
Julii Zinstag- 50.
Philipp US.
Adresse: Clarissimo viro cruditione et virtute praestanti
D. Casparo Peucero g-enero suo carissimo.
s. 1. IX. 5. Juli 1556.
Melanchthon an Erzherzog Maximilian. '
S. D. Inelyte et serenissime Rex.
Domine clementissime.
Mirabiliter et colligit et seruat Filius dei Dominus uoster
Jhesus Christus Ecclesiam seternam inter Imperia horribiliter
tumultuantia in hac vita. Et interdum addit Ecclesiae salutares
Reges et principes , ut (melius) ^ propagatio doctrinae magis
fieri possit. Tales t'uerunt Dauid, Salomon, Josaphat, Ezechias,
Josias, Cyrus, 3 Constantinus, Theodosius et alii quidam. Huie
coetui , qui et deo carus est in tota aeternitate , et salutaris
fuit Ecclesiae, ut et Regiam Maiestatera vestram adiungat
filius dei, toto eum pectore oro. Sic in psalmo concionatur deus
Regibus. ,Et nunc Reges intelligite. Aperite portas principes
vestras.' • Omnino iam opus est Europae Domino, qui in tantis
tenebris pontilicum de ecclesiae salute cogitet, Et multorum
mentes intueatur. '' Oro autem ipsum filium dei dominum
nostrum Jhesum Christum crucilixum pro nobis et resuscitatum
custodem Ecclesiae suae, ut Maiestatem vestram semper gubernet
et protegat, et faciat, ut Regia *> Maiestas vestra sit oi'ganum dei ''
salutare universae Ecclesiae ad posteritatem. Idem veris gemi-
tibus et precibus petere multos pios homines nou dubito. Bene
et feliciter valeat Celsitudo vestra. Die quinto ^ Julii 1556.
Regiae Maiestati vestrae
addictus
Phillippus Melanthon.
' Nach Chmel II. '.235, bei Biud.seil ;U)4.
- Ge.striclieii.
3 Melanthonis Opoia VIII. 726.
* Psalm. 2—10, 117 — 19.
^ Hitidseil hat : intiicntur.
6 Fehlt bei Biud.seil.
"^ Dei fehlt bei Biudseil.
* Bindseil: 4.
312 Horavvitz.
Adresse: Inclyto et Serenissimo principi ac domino domino
Maximo Aemyliano Reg-i Boiemiae, archiduci Austriae^ etc. domino
suo clementissimo.
De dato 5 Julii anno 56. <T>. M.
ß. 1. X. 1. Januar 1557.
Melanclithon an Sebastian Gros. '
S. D. pax optima rerum,
Quas homini nouisse datum est, pax una triiimphis innume-
ris potior, inquit ille. Ac scio honestissimum senatum vestrum
maxime uoluisse et velle, ut et pax esset in Germania et flo-
rerent Respublicae iustitia et disciplina, et Deum quotidie oro,
ut urbem uestram protegat. Cum autem et initio necessariae
defensionis causa iusta arma sumseritis, scimus nos et post
bellum non uelle populum ex iustis possessionibus excuti', sed
uelle finem belli esse pacem, et supplicum conseruationem ut
vetus oraculum praecipit: Non violentur (?) supplices. Debetur
autem annua pensio, ut scitis, iusta emptione constituta, uiro
clarissimo Vito Ortel ^ Wiussemensi Doctori artis medicae,
quae numeranda erat in praefectura, quamtenuit Marchio Albertus.
Haec pensio iam annos quinque propter bellum non uumera
est. Orat igitur doctor Vitus, ut amplissimi senatus auctoritate
uestri adiuuetur, ut rursus sibi debita pensio numeretur.
Ea in re ego quoque uos ualde oro^ ut ei opem feratis.
Alit viduam matreni et utiliter seruit studiis doctrinarum.
Tales in causis iustis tueri, pietas est Deo grata. Oro autem
et ego Deum aeternum patrem domini nostri Jhesu Christi, ut
vos et vestros seruet incolumes. Bene et feliciter valete. Cal.
» Cod. Pal. Viiul. 0737 h. Schlecht leserliche Copic. S. Gross, Rathsherr
von Nürnberg, ein so frommer Mann, dass er äusserte, lieber die ganze
Welt beleidigen zu wollen, als einen guten Priester, starb als Pfleger der
Reichsveste am 14. Mai 1558. Cf. Noppitsch Suj)plcment zu WiU's
Nürnberger Gelehrten-Le.xicon I. S. 424. Mit .seinem Sohne Seba.stian,
der in der Donau ertrank (Will, Münzbelustigungen II, 348, 352) stirbt
das alte Geschlecht aus.
2 Ueber Mtnn Oertol, Professor der griechischen Sprache in Wittenberg
cf. Melanthonis Opera, cf. auch seine Oratio in fuuere Melanth. ibid.
X. 187.
Beiträge zu den Sammlungen von Briefen Ph. llelanchthons. olo
Januarii Aimi 1557, qiii ut sit faustus et felix ecclesiis et
earum hospitiis et nobis et nubis faciat filiiis Dei dominus
noster Jliesus Christus crucifixus pro nobis et resuscitatus Eccle-
siae suae custos. Amen.
Philippus Melantlion.
Clarissimo viro sapientia et virtute praestanti domino
Sebastiane Gros Seuatori inclytae urbis Norinbergae , patrono
suo coleudo.
s. 1. XI. 8. April s. a.
Melanchthon an Wolfgang Tallinger. '
S. D. Clarissime vir et amice colende. S^epe recito uersum
in quo numeri sunt graeci poetae Theocriti, sententia uero
multo ante diuinitus tradita est. E'jcrsßecov Tuaiosaai ~b. XwVa, cucaa-
ßscov o' 0U.2 Idem n. vox diuina in psalmo inquit: Generi rec-
torum benedicetur. ^ Cum igitur deo pie et utiliter seruias in eru
dienda iuuentute, spero et tuam sobolem deo curae esse. Et ut
te et tuos gubernet ac seruet incolumes , eum oro. In filio
tuo Casparo indoles idonea est ad virtutem, et doctrinae capax.
Nam ipse eum audiui et Nicolai fidem in eo regendo probe,
qui et erudito viro eum commendauit exercendum cum aliis
auditoribus, quorum consuetudo filio tuo prodesse potest. et
filii studia inspiciam. In tantis imperiorum tumultibus oro
filium dei, ut suara cymbam, ecclesiam videlicet et in ea doctrinae
lucem et disciplinam conseruet, quarum optimarum rerum cura
utinam principes sie adficerentur, ut salutaria remedia, non
uiolenta vulneribus Ecclesiae qusererent et imitari mallent Samari-
tanum illum, qui viatori saucio medetur longo aliter, quam qui
ferro aut igni membra corporis integra corrumpunt, sed spere-
mus et expectemus auxilium a filio Dei. Bene vale, die
8. Aprilis.
Philippus Me lauthon.
1 Cod. Pal. Viiid. 9737 h. Nicht von Molanthons Hand.
2 Cf. Melanthons Opera X. 487. Theocnt 26, 32.
3 Psalm. 111 — 2.
314 Horawitz.
XII.
Philippus Melanchthon Sagtt Dem Johann Silberborn seinen
grus. '
Deynen brieff dariun du mier der Franczosenn Studiern
lobest hab ich mit g-rossem last gelesenn. ünnd freuet mich
laicht weniger mit den künsten selbst, dann mit den Frantzosen,
das In diesem Elenden Unfriedt Welisch vnnd deutsch Landes
die Künste Irgendt ein fridlich ortt und gleich eynn gewysse
Wonung vberkomenn habenn. Das du aber von mier begerst,
dier etwas von dem Augspurgischenn Reichstage zu schreiben,
Wiewol mier dieselbigenn sachen gedechnus gar nicht lustig
ist , Jedoch damit ich nicht die fromsten man vndienstbar
gesehenn werde, wil ich Deinen Willen wiltarenn vnd wie der
poet spricht: der anfangk soll seinn vom Jupiter, also wollenn
wier anfangen vom Kayser, dan in dieser Versamlung habe
ich nichts loblichers erkendt, dan die Historia des Keisers.
Es hatt ohn Zweifel bey euch gros Verwunderung sein stete
glückselikeit, dis ist aber noch weidt wunderlicher vnd eher-
licher (?), das ehr In so grossen glück vnd Wolfartt, so Ihm
alle dingk nach seinem Willen vergehen, solche messikeitt des
gemütlis behaltett, das man an Ihm nicht spüren magk in eiiii-
chen Wort oder werck, das ehr ein wenig stoltzer wehre. Wel-
chenn Kaiser oder Kunnig kanstu aus den Historien antzeigen,
den glückliche dingk nicht verwandelt habenn? In diesem
einigen hatt des glucks gunst nicht mögen das gemuth vonn
seiner StandhafFtikeit abwerfenn, kein begier, kein zeichen der
hoffart, oder der grausamkeitt mag an Ihm gemergkt Werdenn.
Den Das Ich andere Dingk sehauenn lass Ihn dieser sach des
glaubens , darin er widder uns von den Widdersachern mit
wunderlichen listen Wirdt angetzundt Iladt ehr bisher die
vnsernn freuntlich gehört. Aber sein Innerlich (?) leben ist
vol aller «"rlichsten Exempeln, der Keusclieit, messekeidt vnnd
Sparsamkeit. Die Haustzucht, welche vortzeiten bey deudschen
Fürsten Gantz ernstlich Wass, wirt itzt allein vnther des Kay-
sers liofl'gesindt gehalten, darumb kau kein Vnfromer sich
3 Cod. Tal. Vind. 9737 h.
Beiträge zn den Samminngen von Briefen Ph. Melanchthons. 315
einineng-en Inn seinen dienst, zu Freunden g-ebrauclit ehr alleinn
fürtrefFlicher männer, Welche ehr selbst vmb der tugent Willen
mit erkentnuss erwehlet vnnd wie man sagt, das Kaiser Ale-
xander sonderliche gefallen gehabt hab am beywonen Vlpiani,
Des Juristen also hör ich, das vnserem Kaiser der aller ge-
haimste gewest der fromste vnd weiseste man vnd gantz ein
ander Ulpianus, ' daraus magstu nhu abnehmen vom wyllen
vnd sitten des Kaisers. Dan es ist ein Her dermassen ge-
sittet, wie die Jenigen, mit denen ehr vmbgehet. Darumb als
ich den Kaiser habe angesehenn, gedaucht mich, Ich sehe einen
aus den lobligsten Heldenn vnnd Halbgotternn, die Vortzeitten
vnter den menschen, als wier glauben gewont habenn, vnd habe
geachtet, das viel wahrhafftiger Im Gebüere, das Oracius vom
Kaiser Augusto geschrieben hatt, Dan demselbigen, Wie fast
ehr ist ein from vnnd löblich fürst gewesen, Nemlich also
,das gestirn vnd die fromen gottern haben dem erdtreich nichts
grosser noch bessers gegebenn , dann diesenn. 2 Vnd Werdens
auch nicht gebenn, obgleich die alten güldenen zeitten widder
kemcn'. Diese dingk habe ich vom Kaiser zu schreibenn ge-
habt, die mir zu gedencken lustig wahren. Vnnd achtet, sie
wurdenn dier auch lustig Averden. Den wehr solt nicht lust
habenn an diesem zusamstymmen vnd Vereinigung der aller-
schonsten thugenden, Zuvoraus in einem so grossen fürsten.
Die ander Historia des reichstags Hatt ein lange Tragoedia. '^ . . .
Pragmenta epistolarum Ph. Melanchthonis. '
XIII.
S. D. Locutus sum cum Pontano de illu uegocio, de quo
consuluisti cum. Js respondit se nihil dubitare quin Cancel-
' Es ist der Kanzler Mercurinus gemeint.
2 Der lateinische Text Inutet:
Hoc nihil maius meliusve terris
Fata donanere, bonique Divi
Nee dabiint, quamvis redeant in auruni
Tempora priscum.
3 Die Fortsetzung des hier abbrechenden Briefes bei Bretsciineider 1. c.
II. 481 in lateinischer Sprache.
■• Alle Fragmeuta sind dem Cod. Pal. Vind. 9737 h. ontnoninicn.
316 Hoiiiwitz.
lai'ius Christannns eaflem de re rescriberet, quare nihil opus
esset, ipsum ....
XIV.
S. D. Vestram historiam vidi et non solum placuit mihi
diligencia vestra, sed eciam opus ipsum, quod meo iudicio hoc
nomine gratum erit lectoribus doctis et indoctis, quia ordinem
temporum et res maxiraas tanta breuitate complectetur. 8i . . . .
excudetur, si mihi permiseritis, interdum quiedam.
XV.
S. D. Ut in Republica multa sunt inextricabilia negocia,
quae ut sanet deus aeternus ; pater domini nostri Jesu Christi,
oremus, ita priuatorum hominum furores sibi ipsis sepe negocia.
XVI.
S, D. Etiamsi non semper colloqui licet, tarnen honesto-
rum et doctorura virorum , praisertim eorum, cum quibus et
amicitia et societate sanctissimi muneris docendi coniunctus
suni, memoriam ex animo effluere non sino. de eo uero sepe
cogito , quia Ingenium tuum et grauitatem constantiamque in
onmi officio semper amaui. Et gaudeo, reliquos esse doctrinae
et virtutis cultores, etiamsi nos ....
XVII.
S. D. Cariss. Christophore. Nuper cum in oppido nostro
essem, literas ad te daturus eram, si ad me terapestive nuntius
venisset, sed ita eram occupatus, ut postea ....
XVIII. '
S. D. Gratias ago vobiscum deo aeterno, Patri domini
nostri Jesu Christi, conditori Ecclesiae suae una cum tilio suo
domino nostro Jesu Christo et cum spiritu sancto suo , quod
repressit hactenus diaboli furores grassantes adversus Ecclesias,
in quibus vocem Euangelii sonamus, et incitantes impios reges
et principes contra nos; quodque nunc armauit dextram Elec-
toris Saxonici Johannis Friderici et clementer adiuuit ac victo-
ria ornauit. Nuper mihi quidam scripsit, unum ex ducibus
' Nach Luthers Tode geschrieben.
Beiträge zu Jen Sanimlungen von Piiefeii Pli. l[eIaiifbthons. ol7
Cuppadocis dixisse effossuros se esse Lutheri corpus et obiecturos
canibus; nominatiin etiaui de d. Pastore et me trucidandis
dixerunt. (Haec et videt et et curat dominus.) '
XIX.
Gedicht Melanchthons.'-'
Pauperibus praeg-uans ego sum niedicina sakisque
Diuitibus splendor, Pontifi(;umque decus.
Encomion Musicae.
Musica, tu placidis mulces concentibus aurem
Moestaque mirando mimere corda leuas.
Unica tristiciam vario blandissima cantu
Vincis et excellis voce sonante Deum ;
Sanctaque diuinis stimulat qui pectora flammis
Spiritus hac iungit saucia corda sibi.
nie dedit moestae iucundaque cantica meuti,
Jussit et hie auimos iubila ferre pios.
Cantica non igitur cessato pangere, nam sie
Conuinces summum Candida Musa Deum.
Atque Deo grates ardenti pectore canta
Accendens variis anxia corda modis.
Anhang.
s. 1. XX. 30. Sept. 1.55G.
Joachim Camerarius an K. v. Niedbruck. ^
S. D. Cog-noui uos a Belgico in Austriam esse reuersos,
miseram autem literas filii niei Johannis, scriptas ad tuam
praestantiam (quemadmodum conuenerat), in illa loca, in quibus
' Ausgewisclit.
2 Cod. Pal. Vind. 9737 h. Der Zettel, auf dem es geschrieben, ist stark
verbunden.
••» Cod. Pal. Vind. 9737 k.
318 Horawitz.
te posse reperiri arbitrabar. Sed de tempore eamfacio coniecturam,
ut literas illas ad te non peruenisse existimem. Ne igitur nobis
ipse uideremus defuisse, alteras ad tuam Praestantiam literas
exarare iussi filium meum, eas his inclusi et misi ad Cl. V. D.
franciscum Crameruin (?) summum nostruni, cuius opera facile
ad te peruenturas esse scirem. Quod restat, cum uoluntas tua
mihi perspecta sit, oecasio scilicet est expectanda, quo Studium
declaretur. De quo oro filium Dei id eueniat, quod primum
ad ipsius honorem pertineat, deinde pro aliis et nobis prosit.
Tuam praestantiam quam felicissime uiuere opto. Vale. pridie
cal. Vllbr 56.
Joachimus C.
Adresse : Amplissimo domino genere virtute et sapientia
praestanti Caspari a Nidbruck, Serenissimae Regiae Rom. Maie-
statis Consiliario .... domino suo obseruando.
R. 12. Octob. 56.
s. 1. XXI. 7. Mcärz sine anno.
Joachim Camerarius an K. v. Niedbruck. '
S. D. Mens filius nuper ascripsit mihi salutera a prae-
stantia tua et mirari illam significauit, quod ad literas ipsius
nihil respondissem : Ego vero a T. Pr. unas nuper accepi cum
indice quorundam librorum, de quibus statim meos percontari
iussi. Atque expectaui hactenus, ut ostenderes, quid dein-
ceps tieri uelles. Sum autem paratus pro mea virili inseruire
praestantiae Tuae, quam bene ualere et beneuolentiam erga
me suam retinere cupio. Tuaeque praestantiae me et meos com-
mendo. Vale. Non. Martii
T. pr. deditissimus
Joachim. Camerarius.
Adresse: Amplissimo domino nobilitatc virtute et digni-
tate praestanti Caspari a Nidbruck et Viro praestantissimo D.
S. obseruando.
• Cod. Pal. Vind. 9737 k.
Beiträge zn den Sammlnngen von Bripfeii Pli, Melanohtlions. ol9
1. September (1550?)
s. 1. XXII.
Joachim Camerarius an K. v. Niedbruck. '
S. D. Queniadmodum cum nuper adesses inter nos con-
uenit, ita curatum est, ut mens filius aliquid literarum ad te
exararet. poterit igitur huraanitas tua cog-noscere in utraque
ling-ua scripturam manus ipsius. Caetera Deo et benignitatis
tuae studio committo. Vale. cal. Septembr.
Tuae dignitati addictissimus
Joach. Camerarius.
Wien? XXIIL 1. März 1553.
Kaspar von Wiedbruck an Flacius Illyricus.-
P. S. Quas nona Novembris anno superiori ad me dederas^
vir in domino charissime, heri primum accepi, inclusam quoque
schedulam, quae instituti tui rationem continebat. Deo maximas
gratias ago et nobis congratulor, quod pios Doctores adeo
benigne nobis largiatur et conseruet hisce ultimis et periculo-
sissimis sane temporibus. Non dubito, quin hoc opus et quod
instituistis, Ecclesiae ac piis sit magno usui futurum et praeci-
pue eam ob causam, quam ipse refers ad refellendos errores,
quos isti vetustate temporis palliare conantur. Agnosco, me
hoc debere et Deo et Ecclesiae, ut ad rerum verarum pro-
pagationem pro talento conferam nieos labores et Deum precor
in dies, ut faciat me vas misericordiae et salutare mihi et aliis
piis. Poterit, quod coepit, perficere pro sua voluntate. Ego
nullam occasionem praetermittam faciendi officium, Deus det
succursum. Hactcnus a biennio maximopere delectatus sum
visitatione et perlustratione bibliothecarum. Inveni quaedam,
quae tuo instituto forte deseruirent ea collegi et mecum habeo,
non denego vobis, scribite saltem, cui et qua ratione tute trans-
' Cod. Pal. Vienu. 9737 k.
2 Cod. Pal. Vind. 9737 i. Allerdings fehlt dem Briete die Aufsclirift, jedoch
der Inhalt, sowie der beiliegende Zettel an Gallus beweisen, da.ss der
Brief au M. Flacius lllyricus gerichtet ist.
320 Horiiwitz.
mittantur, qui etiam manixs sint admoturi^ cum scribas, te
tantuin materiain colligere, alteri scriptionem mandaturus ; non
unius erit labor meo iudicio et forte necesse, ut multi sint,
qui ventilatis paleis g-rana colligant. Habuerunt enim et illi
viri boni, qui scripserunt, humanae ofFuscationis quaedam ' neque
tarn serena illuxerat superiori aetate veritas, attamen lignum
fumigans minime sufFocandmn et apium more non venenum,
quod aranea, sed rorem exsugere oportebit. Qua in re opus
erit iudicio et delectu, ut liberaliter institutus in doctrina rel-
ligionis et ueras sententias teneat ad resecandum ea, quae
parum veritati consentanea videbuntur aut quae infirmos pos-
sent remorari. Idoneus autem esset, quantum ego existimo,
Dominus Magister Nicolaus Gallus;^ placent enim mihi scripta
ipsius etiam hoc nomine, quod multa paucis methodice complec-
tatur. Ordinem, quem ^ sequitur, ego quoque in Cathalogo tuo,
saluo uestro et meliori iudicio, probarem. Quod vero ad maius
illud opus attinet, crediderim secundum materias distinguendum,
ut primum secundum capita . . . ^ errores circa doctrinam ab anti-
quis taxati recenseantur, deinde circa ceremonias et ritus, tertio
aduersus statum ac mores Praelatorum atque Ecclesiasticorum
a capite ad calcem. nihilominus adiici poterit, quo tempore,
per quem et ubi scriptum quodque sit.^ Campus erit latissimus
et miris coloribus depingi pro merito ppterunt. Nam huc refe-
renda, quae in conciliis a viris piis in medium producta ; articuli
etiam saniores inserendi, diuersi ritus ecclesiae Grsecorum
Orientalium atque Occidentalium, quomodo cumulati, quid quis-
que addiderit de suo, id ex historiis addi possent, et nounulli
nostra aetate quaedam ediderunt, ut D. Georgius Maior circa
Missam et alii alia, quae tamen utpote ex historiis antiquis
desumpta ut antiqua inter vetermu scripta numeranda essent.
1 Früher stand: eo quod, wurde aber ausgestrichen.
2 Ueber ihn u. A. P reger, M. Flacius Illyricus (passim) und Melanthonis
Opera VH. 972, VIU. 102, 915. IX. 519. Gallus, geboren zu Cöthen
a. 1516, stiub als Pfarrer zu Kegensburg 1570.
2 Hierauf stand ,in cathologo' was N. später strich, darüber schi'ieb er
dagegen: sec. tempotum seriem.
* Von hier an sind die letzten Silben der Zeilen nicht mehr oder nur
sehr schwer zu lesen, da die Blätter arg verbunden sind.
•■* Oberhalb des Textes steht von Tengnagels Hand geschrieben: Methodus
Historiae Ecclesiae.
Beiträge zu den Sammlungen von Briefen Ph. Melanchthons. 321
Habet ille quoque, quem noui ; scripta Chronica varia, ubi de
Pontificum vitis et institutione ceremoniarum hinc inde aliquid,
Item missam diui Chrysostomi ' verum Venetiis excusa est typis
g-raece et latine cum versione Pelargi, de hoc tarnen libro vobis
relinquo iudicium. Tertia pars traetatus cresceret in immensum,
quia mores dissohitissimos, auaritiam inexplicabilem et nullum
non pene genus flagitii- superior quoque aetas detestata est,
quod uaria scripta non tam theolog-icorum, quam et poetai'um
aliorumque omnium uationum grauamina, querelae, protestatio-
nes legatorum in conciliis et talia scripta manifestum faciunt.
Item, quae diversi ordines contra se invicem scriptitarunt, quae
multi adversus Beghardos, Templarios et eius farinae homines.
Hie ortus, origo^ tempora fundationis, progressus, exitus, plaga
diuina in exterminatis iucundum argumentum praeberet, qualis
nempe nonnullorum fuisset vitae innocentia et quam mortui
mundae doctrinae ac vita immundi fuerint, ex cujusque ordinis
regulis, quas tenaciter multi sacris literis praeponunt, recenseri
quaedam possent, cum breui oppositione ex patrum atque con-
ciliorum pronunciatis. In hoc opere tripartito (quod ad minimum
tribus viris doctis sat negotii praeberet) quantum ad primum
locum attin^t, qui basis esset et fundamentum, possent articuli
controuersi et a quibusdam Magistris nostris condemnati, post
unam atque alteram ex sacris literis corroborationem, deinceps
ex patribus Augustino et aliis piis viris, qui se mendaciis
opposuerunt, prolixe et sufticienter comprobari, ut videant,
quid Catholica obseruarit Ecclesia et num recenter (?) sint
omnia ambitiöse excogitat? . ^ Aliquot doctis' et piis adulescen-
tibus vel potius illis, qui in disputationibiis versati essent, tales
doctores perlegendi committautur , cuique saus autor. In quo
perlegendo quicquid ad praenotatos per vos articulos contro-
versos spectare existimaret, excerptum vobis disponendum
traderet. Tentarunt id nonnulli aetate etiam nostra et recenter,
sed^ minus pleno, nam saniores Doctores Ecclesiae^ legendi
' Tengnagel schrieb ad marginem : , Chrysostomi Missa', habet ille f|iioqixe
ist gestrichen.
- Oberhalb des Textes stehen die Worte : quo in quali (?) semper otiosi
illi saginati. Wahrscheinlich: sues.
^ Die Worte: .possot Ililiicanus Pellicanus iitpote versatissimus a multis
annis in patribus' sind ausgestrichen.
^ Hier stand früher , multi'.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVI. Bd. II. Hft. 21
322 Horawitz.
essent, hoc per literas quoque hinc inde apud minus occupatos
ministros confici posset. Pellicanus ' forte non detractaret ad
certos articulos ab aliquo illi perscriptos et de quibus con-
venit inter vos . prolixam ex patribus annotationem. Audio
enim iu patribus esse versatissimum. Omnium opera ad opus
tarn varium esset utendum. Quae ille- vir colleg^it, de quo
uuper scripsi, pauca ■■ sunt , nee potest * hoc tempore ut vellet
prouidere, nam aliis diuexatus negotiis et temporum perturba-
tione praepeditus, mauult etiam scriptionem idoneis et exerci-
tatis iu ea professione commendare. Nihil tarnen remittit de
officio boni ac pii viri etiam apud alios cum fructu neg-otiandi,
iu quo precatur quotidie(se) confirmari, id quod et uos per
Chinstum a Domino rogabitis. -^ Posteaquam autem miseris
cathahogimi tuum , non desistet per omnes christiani nominis
regiones tales autores per amicos suos perquirere et collectos*'
vobis transmittere , si modo certior reddatm*, quod tali operi
manus serio admovere cupiatis et inceperitis. Habet ille '
quoque multa et colligit quotidie, quod potest, in negotio rel-
ligiouis, quocunque idiomate scriptum a tempore repurgatae "^
doctrinae et utriusque partis varia, ea tarnen seruat in aliura
fiuem, Maximo etiam desyderio tenetur (?) omnemque occa-
sionem aucupabitur vobiscum ea de re aliquando conferendi.
Mittit tibi hie responsi loco, quae ipse habet, ea non detrectat,
si opportune mittere possit, prius tarnen per literas vestras
certioratus, cui tuto, quomodo tradat, quid, qua ratione trac-
tandum constitueritis. Quae nondum habet, item quae in Catha-
logo tuo conscripta vobis deerunt et quae in Scheda scripsisti
' Tengnagel schrieb ad marginem: Pellicanus.
- .boiius Paceus' ist ausgestrichen.
3 Früher stand: perexigua.
^ ,ut vellet et' ward später gestrichen.
•' Marginalnote : ut posset, quod proposituni habet, perfcere in domino, con-
firmetur vera agnitio in cordibus nostris, bisce postremis temporibus , iu
quibus etiam electi, si possibile esset, a pseuduprophetis decipiantur. —
,Et ut deus perticiat in uobis quod coepit' ist ausgestrichen. Ich bemerke,
dass hier überhaupt durch das viele Ausstreichen und Darüberschreiben
die Schrift schwer leserlich wurde.
** Früher stand: ,tibi-.
' Kein Zweifel, da.ss Niedbnick unter diesem ille sich selbst versteht.
^ Früher stand: restauratae.
Beiträge zu den Sammlaiigen von Briefen Fh. Melauchthons. 323
te desyderai-e, non desistet omni studio perquirere, nullis sump-
tibus, quantum pro exig"uis suis facultatibus suppeditare poterit,
in hoc tarn pio negotio parceus.
Vidit etiam indicem librorum, quos Lazius ^ habere dicitur
et inter omnes forte hoc usui - vobis fore coniicit : Albuini,
Caroli Magni praeeeptoris, commentarii in Genesim et de
luysterio sacrilicii Missae aliorumque Ecclesiae rituum expli-
cationes ad Carohiin Imperatoreni Maguum, Ceeilii Cypriani
Carthaginensis Episcopi de abusiuis Ecclesiae, Historia
8aDctorum Joannis Baptiste, Marci, Lucae, Clementis Irenaei,
Polycarpi, ApoUouicas , Hippoliti , et Cecili Cypriani Cartha-
ginensis ex archivis Notariorum primae Ecclesiae, Chro-
nicon universale Pontificum Romanorum et Caesarum, Martini
Presbyteri ad Innocentium papam, quae desinit in Ottonibus,
Epistolae Historiales Summorum Pontificum ad Reges Germa-
norum, Epistolae et fundationes variorum Germaniae cum epi-
scopatuum tum coenobiorum. Codex (ut in iudice erat) anti-
quus et utilissimus. -^ De sacrosancta cruce et contra Idolatriam
incertus autor bono elegiaco. Sperat ille successu temporis
tales libros, quauis arte, bona tamen et honesta^ se habiturum
esse. Quicquid taudeni de suo talento conferre poterit, faciet
ut debet lubens. Q.uod ad ipsum voles '" tradas Domino
M. Nicoiao Gallo atque ita ex ordine ad ipsum etiam sine ulla
inscriptione perterreutur commode. Dens aeternus pater Domini
nostri Jesu Christi gubernet omnia consilia et conventus nostros
provocatione cujusque ad nominis sui gloriam et rerum vestra-
rum propagationem et custodiat reliquias per Jesum Christum
filium suum unigenitum, tcv |j.£7(r/;v xat tx£Tr,v nostrum. Amen.
Valete in Domino. Raptim ex Musaeo nostro. 1^- Martii 1553.
Tuus ex animo N. quondam etiam in illa urbe, ubi nunc
es, probe tibi notus, nunc vero ävövu|j,o;, tui autem omnium piorum
non minus Studiosus.
' Tengnagel schrieb an den Kand: Lazii libri alii.
- ,Apti' gestrichen.
3 Hier mai-hte Niedbruck ein * als Zeichen des besonderen Werthes.
^ Früher schrieb er: ,recta'.
^ Die Worte: ,Mittas Domino Mathesio, hie deinde ad euiu, a quo hasce
literas accipiet' sind gestrichen.
21»
o2-4 Horawitz. Beiträge zu den Sammlungen von Briefen Ph. llelanchthons.
XXIV.
Kaspar von Niedbx'uck an Nicolaus Gallus. '
(Beiblatt zum vorigen Briefe.)
Domino Magistro Nicoiao Gallo.
Doctissime vir et in Domino charissime. Rogo, ut hasce
ad manus Illyrici - ipse redclas et quod respondere volet tum
inuolue et obsignatum mittas per certum tabellarium Witten-
bergam ad dominum M. Paulum Eberum facta super literis
vestris hac inscriptione : Domino Leopoldo Schwibermair red-
dantur. Satis erit, si ita inscribas , hie postea tuto curabit
perferri.
1 Cod. Pal. Vind. 9737. i.
- Tenguagel schreibt dazu: Flacius.
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE ÜEK WISSENSCHAFTEN
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
LXXVI. BAND. III. HEFT.
JAHRGANG 1874 - MÄRZ.
SitzuHgsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVI. Bd. III. litt. "22
r
VII. SITZUNG VOM 11. MÄßZ.
Der Secretär legt das von dem Herrn Ministerialrath und
Vorstande des k. statistischen Bureaus Mayr in München an
die k. Akademie g-esendete Exemplar seiner Statistik des
bayerischen Unterrichtswesens vor und verliest das Begleit-
schreiben des Verfassers.
Sodann legt der Secretär eingesendete Manuscripte vor:
von Herrn Dr. Carl Rieger ,über eine Urkunde Ludwig
des Deutschen für das Kloster Rheinau. Ein Beitrag zur
Geschichte des Kanzleiwesens im IMittelalter',
von Herrn Adolf Wolf, Custos an der k. k. Hofbibliothek,
.William Roye's Dialogue between a Christian Father and bis
Stubborn Son',
um deren Aufnahme in die Sitzungsberichte die Ein-
sender ersuchen.
Vorgelegt wird ferner von dem corr. Mitgl. Herrn Prof.
Hartel die Fortsetzung seiner ^homerischen Studien^
An Druckscliriften wurden vorgelegt:
Accademia Poutiticia de' nuovi Lincei: Atti. Anuo XXVII, Sess. 1". Roma.
1874; 40.
Akademie der Wissenschafteu, Kgl. Pieuss., zu Berlin: Monatsbericht.
December 187.3. Berlin, 1874; 80.
Ameriian Academy of Art« and Sciences: Memoir.s. N. S. Vol. IX., Part 2.
Cambridge, 1873: 4». — Proceedint,'s. Vol. VIII. Sign. 52— (i.S. 8».
California .\cademy of Sciences: Proceedings. Vol. V. Part. 1. 1873. San
Francisco; 8".
90*
328
Central-Commission, k. k. statistische: Mittheilnng-eu. XX. Jahrp^ang,
II. und III. Heft. Wien, 1873 und 1874; kl. 4". — Statistisches Jahr-
buch für das Jahr 1872. I. und IX. Heft. Wien, 1874; kl. 4«.
Es sex Institute: Bulletin. Vol. IV., Nrs. 1 — 12. Salem, 1872; S».
Geschichts- und Alterthums - Verein zu Leisuig: Mittheilungen, III. Heft.
Leisnig, 1874; 8».
Gesellschaft der Wissenschaften, kgh böhm., in Prag: Sitzungsberichte.
Jahrgang 187.S. Nr. 8. Prag; 8«.
— k. k. mähr.-schles., zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und
Landeskunde in Brunn: Mittheilungen. 187.S. LIII. Jahrgang. Briinn; 4".
Halle, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre
1873. 4» und 8».
Mayr, Georg, Statistik des Unterrichts im Königreiche Bayern, für die Jahre
1860/70, 1870/71 und 1871/72 etc. I. Theil. München, 1873; folio.
Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr aus dem statistischen
Departement im k. k. Handels-Ministerium. IV. Band, 1. Heft. Wien,
1874; 4".
,Revue politique et litteraire' et ,Revue seien tifique de la France et de
l'etranger. HP Annee. 2'»« Serie, Nrs. 35 — 36. Paris, 1874; 4".
Wisconsin Academy of Sciences, Arts, and Letters: Trausactions. 1870 — 2.
Madison, Wis. 1872; 8".
Hartel. Hoinoriscbe Studien. 329
Homerische Studien.
II.
Von
Professor Dr. W. Hartel,
conesp. Mitglied der k. Akiideinie der Wissenschaften.
hjs scheint ebenso umständlich wie unergiebig- zu sein,
nach den von C. A. J. Hoffmann in den Quaestiones Homericae
mit so grosser Gewissenhaftigkeit angestellten und jüngst von
Knös ' mit so viel Fleiss wiederholten und zum Theil erweiter-
ten Untersuchungen neuei'dings die Erscheinungen des Hiatus
und Verwandtes nach den Bedingungen ihres Vorkommens zu
prüfen. Aber es ist nach meinem Dafürhalten unerlässlich,
wenn man diese Erscheinungen neben den im ersten Heft der
Studien besprochenen mit beruhigender Sicherheit zur Recon-
struction eines älteren Sprachzustandes, als die Ueberlieferung
uns erhalten hat, verwerthen will. Auch werden wir der Ein-
sicht in die lautlichen Vorgänge und damit einer lebendigeren
Erkenntniss der Form dieser ältesten Dichtungen des grie-
chischen Volkes näher rücken, wenn es gelingt, manche falsche
oder verwirrende Vorstellung zu erschüttern oder aus dem
Wege zu räumen.
Bei den weit auseinanderliegenden Definitionen des Hiatus,
welchen die Einen als das Zusammentreffen vocalischen Aus-
lautes mit vocalischem Anlaut (Hoffmann S. 53), Andere als
das Zusammentreffen auslautender kuizer und nicht elisions-
fähiger Vocale mit vocalischem Anlaut (Knös S. 35) erklären.
' De flijjammo Homerico Quaestiones. scripsit 0 1 a n s V i 1 o 1 m n .<» Knös.
Upsiila universitets Arsskrift 187'2. Ilpsaliap 1872 — 187;-!,
330 Hartel
wollen wir nicht erst verweilen. Sie sind rein äusserlieh und
streifen das Wesen der Sache kaum. Die Beg-egnung zweier
Vocale in den Versen i^^opa [j.oi evvs-e oder ■K'kdyyjyq z~e<. ist nicht
mit Verschlussbildung des Organs verbunden, es ist nicht eine
Trennung, sondern eine Verschmelzung zwischen oi und £, vj
und £ wahrnehmbar. Hingegen wurde der Zusammenstoss des
elisionsfähiffen e mit z in dem Verse
"ö"
auiap eywv 'TOaxr^vos £A£uao[j.ai, ö^pa oi ui6v
an dieser Stelle wohl ertragen und zählt zu den allergewöhn-
lichsten Erscheinungen. Man sieht, die Beantwortung der Frage,
der Zusammenstoss welcher Vocale und an welcher Versstelle
mit Rücksicht auf die Homerischen Gedichte als ein unleid-
licher zu betrachten sei, ist von mannigfachen Vorfragen ab-
hängig und wird nach dem Ausfall dieser verschieden lauten.
Indem wir uns mit diesen Vorfragen beschäftigen, sei zunächst
bemerkt, dass wir aus methodischen Erwägungen hier jene Fälle
zum Theil vorläufig ausscheiden, wo vocalischer Auslaut mit voca-
lischem Anlaut solcher Wörter zusammentrifft, die nachweisbar
oder wahrscheinlich einen Consonanten eingebüsst haben. Dass
ich in dieser Hinsicht mit den verbreiteten Ansichten nicht
durchaus übereinstimme, soll hier gleich erwähnt sein und wird
im Laufe dieser Untersuchungen seine Rechtfertigung finden.
Der mit vocalischem Anlaut zusammentreffende Auslaut
kann eine prosodische Länge oder Kürze darstellen und
als Länge in die Thesis (Senkung) oder in die Arsis
(Hebung) zu stehen kommen. Der erste Fall, dass ein langer Vocal
oder Diphthong in der Thesis vor vocalischem Anlaut erscheint,
ist ein so ungemein häufiger, dass eine sorgfältige Beobachtung
dieser Erscheinung durch die vier ersten Bücher der Ilias und
Odyssee^ wie sie von mir angestellt wurde, über die Bedin-
gungen derselben hinreichenden Aufschluss zu bieten schien.
Wo es zweckdienlich war, sind ausser den bezeichneten acht
Büchern die anderen nicht unberücksichtigt geblieben. In der
überwiegenden Anzahl der Fälle schrumpft die prosodische
Länge unter dem Einfluss des vocalischen Anlautes zur Kürze
zusammen (ä'vcpa ij.oi £ wctts - ttz-ocy/O"/) £X£t), nur in einigen wenigen
Fällen, die an anderer Stelle verzeichnet und untersucht werden
müssen, erhält sich die Länge. An diesen Verkürzungen parti-
llomerische Studien. 331
cipiren die Ausgänge y) y; w w et £u oi ou ai, die wegen ihrer
Häufigkeit allein in Rechnung kommen können, nicht in gleicher
Weise, sondern es bestehen gewaltige Unterschiede zwischen
denselben. In den genannten Büchern findet sich
ai vor vocalischem Anlaut kurz 705 mal
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Die Verkürzungen dieser Ausgänge stehen auch nicht
durchweg im Elinklang mit ihrer Häufigkeit. Darnach geordnet
tritt allerdings obenan der Ausgang
at in runder Zahl auf 100 Verse 42 mal,
dann o:
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«1
Von den fast gleich oft vorkommenden Endungen oi und
r„ O'J und r„ m und zi findet sich ii 8 mal so häufig als r,, cu
5 mal so häufig als y), £•. fast 3 mal so häufig als to vor dem
Anlaut des folgenden Wortes als Kürze verwendet.
Man sieht also schon daraus, dass allerdings die Häufig-
keit der Ausgänge bei der Ziffer ihrer Verkürzungen mit in
Anschhig zu bringen ist, dass es daneben aber wesentlich auf
die Qualität des Diphthonges oder Vocales ankommt; a-. c.
£1 O'J haben weit weniger Festigkeit als y; r, (o to. Dieser Unter-
schied tritt noch bedeutsamer hervor, wenn wir auf die diesen
Kürzungen entgegengesetzte Erscheinung, die Behauptung der
prosodischen Länge vor vocalischem Anlaut und zwar in der
Arsis, also auf Fälle wie ävTiOsw OSuij^'., t.o'k'/S: "cav einen Blick
332
Hartel.
werfen. Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, wie oft die
verschiedenen Ausgänge in den Hebungen des Verses vor fol-
gendem Vocal sich als Längen behaupten.
(l)
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72
68
38
21
Homerische Studien.
333
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402
359
178
169
146
•
117
73
37
Wir g-laiiben aber nicht bloss das dürre Resultat unserer
Sammlungen, sondern die g^esamraten Stellen anführen und was
die Ausgänge a- o-. i'. betrifft, die Stellen selbst ausschreiben
334 Hartel.
ZU sollen, einmal weil bei wiederholter Durchsieht und Berich-
tigung- derselben die möglichste Genauigkeit und V^oilständig-
keit angestrebt wurde, und weil es, wie die folgenden Unter-
suchungen zeigen werden , darauf ankommt , das gesammte
Material zu kennen, um die aufgestellten Behauptungen an
demselben, insoweit es nicht hier geschieht, prüfen zu können.
Die eingeklammerte Zahl bezeichnet die Nummer der Hebung,
unter welcher der Ausgang sich befindet.
(p: \ 30 (2), 132 (2), 162 (1), 310 (2), 345 (4), 363 (4),
441 (2), 447 (4), 578 (2), 593 (3); B 109 (1), 199 (2), 202 (3),
245 (4), 323 (2), 351 (2), 473 (2), 515 (3), 549 (4), 661 (5),
723 (4), 743 (2), 782 (2), 793 (3), 812 (2), 861 (2) ; r 28 (4),
122 (3), 125 (3), 133 (2), 174 (2), 189 (2), 201 (3), 233 (3),
344 (5), 382 (3), 387 (2), 419 (4), 429 (3); A 87 (2), 87 (5),
145 (4), 161 (5), 175 (5), 258 (3), 258 (5), 413 (3), 531 (1);
£ 5 (3), 64 (2), 88 (2), 172 (2), 198 (2), 210 (2)?, 325 (3), 386
(5), 400 (3), 448 (2), 448 (3), 462 (4), 479 (4), 582 (2), 598 (4),
650 (4), 829 = 841 (4), 856 (3), 861 (3); Z 15 (4), 40 (4),
102 (5), 159 (5), 336 (3), 345 (3), 372 (5), 500 (5), 524 (3);
H 66 (2), 127 (5), 142 (4), 143 (2), 143 (3), 473 (3); 0 199 (3),
215 (4), 284 (5), 365 (1), 475 (2), 490 (4), 491 (2), 496 (1),
514 (3); I 30 (2), 53 (4), 144 = 286 (5), 204 (4), 205 (4),
253 (2), 439 (2), 620 (3), 695 (2); K 61 (3), 98 = 471 (3)?,
199 (2), 277 (2), 312 = 399 (4)?; A 47 (4), 140 (5), 273 (5),
371 (5), 399 (5), 433 (2), 480 (3), 614 (1), 616 (4), 639 (3),
749 (4), 766 (2), 774 (3), 830 = 846 (3); M 15 (5), 84 (4),
13S (5), 168 (4), 212 (3), 250 (2), 279 (3), 422 (5), 423 (2);
N 109 (2), 162 (2), 176 (3), 193 (4), 295 (4), 328 (4), 335 (2),
376 (3), 382 (2), 460 (4), 465 (3), 496 (3), 526 (3), 528 (4),
577 (3), 582 (4), 611 (3), 618 (3), (544 (4), 797 (3), 823 (3);
H 55 (5), 111 (4), 141 (2), 149 (3), 219 (4), 220 (2), 223 (4),
250 (2), 350 (1), 393 (5), 483 (2), 499 (3), 504 (2); 0 10 (3),
76 (2), 142 (4), 238 (2), 525 (2), 551 (3), 567 (3), 698 (3),
741 (1); n 19 (4), 109 (3), 115 (3), 150 (3), 150(4), 176(2),
203 (4), 2()1 (4), 295 (3), 320 (2), 385 (3), 402 (5), 451 (5),
516 (3), 572 (3), 701 (2), 708 (1), 725 = 732 (3), 749 (3),
784 (4), 848 (4), 861 (2) ; P 54 (3), 72 (4), 137 (4), 141 (4),
196 (2), 231 (2), 322 (4), 380 (3), 400 (4), 401 (2), 466 (5),
471 (5), 489 (1), 53(i (4), 699 (2), 706 (4); :i: 53 (4), 85 (2),
Homerische Studien. 335
92 (2), 99 (2), 106 (2), 136 (5), 149 (2), 171 (2). 263 (3),
504 (5), 521 (2), 591 (5), 592 (5) ; T 58 (2), 60 =^ 98 (2),
81 (3), 89 (2), 99 (5), 107 (5), 250 {4), 291 (2), 324 (5); V
128 (2), 128 (4), 173 (5), 346 (2), 459 (4); <^ 5 (3), 77 (2),
193 (1), 256 (5), 281 (4) 282 (4), 389 (3), 445 (3), 599 (4), 610 (3) ;
X 127 (1), 351 (4)?, 359 (2), 394 (4), 471 (2), 483 (4); W 61 (2),
87 (2), 151 (2), 187 (2), 265 (2), 267 (3), 335 (5), 416 (2),
425 (5), 435 (4), 461 (3), 507 (2), 556 (3), 559 (2), 563 (4),
567 (2), 609 (3), 747 (2), 894 (3); Ö 39 (2), 40 (1), 112 (5),
210 (2), 210 (3), 271 (5), 279 (3), 291 (2), 347 (3), 487 (4),
491 (3), 530 (3), 594 (2), 615 (2). — a 21 (2), 136 (4), 186 (3),
191 (3), 296 (3), 386 = 395 = 401 (3), 411 (4), 426 (5);
ß 5 (4), 17 (5), 114 (1), 133 (2), 175 (5), 240 (2), 293 (3),
366 (5), 414 (5) ; y 300 (2), 349 (1), 391 (5) ; S 4 (5), 52 (4),
106 (2), 136 (3), 162 (1), 166 (3), 272 (3), 310 (4), 335 (3),
354 (5), 497 (2), 603 (2), 627 (3), 664 (2), 671 {2), 691 (2),
761 (4); £ 51 (4), 57 (5), 127 (3), 132 (4), 153 (3), 270 (3),
309 (2), 312 (4); C 2 (3), 4 (5), 15 (5), 46 (1), 67 (2), 75 (5);
187 (3), 204 (5), 210 (3), 309 (1), 331 (2); v; 123 (5), 124 (3),
144 {2), 172 (4), 198 (4), 230 (3), 250 (4), 326 (2); 0 78 (2),
107 (3), 124 (3), 210 (3), 262 (2), 397 (2), 403 (5), 453 =
467 (4), 483 (3), 530 (3) ; -. 191 (3), 333 (3), 383 (2), 478 (5) ;
7. 71 (2), 127 (1), 211 = 253 (5), 235 (3), 359 (4), 368 (4),
489 (4), 553 (3); a 120 (3), 136 (3), 256 (5), 279 (1), 289 (1),
415 (2), 459 (3), 490 (3), 537 (3), 577 (3); [j. 15 (4), 80 (3),
133 = 346 = 374 (3), 161 (3), 251 (3), 281 (3)?, 305 (4),
388 (4), 429 (5), 452 (4); v 80 (4), 97 (2), 114 (2), 119 (3),
126 (5), 222 (4), 223 (2), 342 ,(3), 429 (4) ; l 5 (3), 6 (5),
66 (5), 100 (3), 201 (3), 253 = 299 (4), 275 (3), 298 (1),
345 (5), 358 (4), 414 (5), 445 (3); o 29 (2), 70 (3), 93 (3),
135 (4), 149 (3), 181 (4), 200 (5), 22(\ (4), 30() (3), 359 (3),
372 (5), 444 (3), 466 (3), 520 (3), 534 (2); - 18 (5), 111 (5),
138 (3), 172 (4), 197 (1), 197 (3), 209 (3), 273 (3), 347 (2),
419 (2), 442 (2); p 91 (4), 126 (3), 161 (5), 169 (3), 202 =
337 (3), 236 (4), 297 (3), 327 (5), 506 (3); g 156 (2), 193 (2),
316 (3); T 1 = 51 (3), 14 (4), 115 (5), 172 (4), 188 (3), 277 (5),
341 (5), 367 (2); j 1 (3), 19 (2), 130 (3), 171 (3), 205 (2),
227 (3); ? 27 (5), 54 (3), 252 (2), ^07 (2): / 8 (3), 108 (4),
117 (5), 126 (5), 169 (5), 200 (5), 291 (2), 393 (4), 462 (4);
336
Hurtel.
tl 57 (5), 153 (5), 185 (3), 219 (3), 223 (4), 252 (2), 259 (1),
283 (3), 3ß2 (5); o) 34 (4), 86 (2), 148 (3), 157 (3), 263 (3),
5), 386 (3), 395 (3), 463 (5).
r^: A 40 (1), 62 (5), 117 (5), 133 (1), 138 (2), 138 (5)/
(1), 190 (1), 203 (1), 515 (1), 561 (2); ß 95 (3),
3), 204 (4), 229 (1), 253 (1), 300 (1), 313 = 327 (4),
1), 514 (3), 728 (3), 860 = 874 (2); T 24 (2), 42 (1),
2), 120 (3), 141 (5), 143 (2), 239 (1), 409 (2), 409 (5);
(2), 441 (5); E 288 (4), 333 (3), 392 (2), 415 (2), 673 (1),
3), 800 (1); Z 149 (3), 175 (3), 293 (3), 305 (3), 306 (2),
3), 341 (1), 347 (2), 368 (1), 379 (1), 388 (5), 390 (3),
3), 457 (5), 460 (3), 509 (4); H 26 (1), 71 (2), 72 (1),
2), 180 (1), 340 = 439 (5), 469 (3); 0 31 (4), 139 (2),
1), 164 (3), 190 (1), 459 (3), 514 (2); 12 (2), 230 (5),
2), 534 (2), 675 (1), 698 (1); K 39 (2), 235 = 242(2),
= 397 (1), 374 (3), 404 (2), 425 (2), 432 (2), 486 (2),
1), 506 (1), 534 (2), 536 (2); A 162 (5), 171 (2), 220 (2),
3)?, 467 (2), 690 (4), 821 (1); M 35 (4), 216(1), 305 (2);
8 (6), 308 (1), 308 (5), 309 (1), 319 (4), 389 (5), 426 (1),
2), 543 (4), 589 (5), 633 (2), 754 (3), 815 (3) ; S 78 (2),
2), 175 (5), 248 (4), 249 (4), 498 (4); 0 25 (3), 105 (1),
1), 266 (4), 271 (2), 373 (2), 502 (5), 506 (1), 510 (1),
2), 543 (3), 605 (5), 614 (3), 626 (3); n 12 (5), 30 (1),
3), 341 (4), 43S (1), 438 (2), 482 (5), 545 (1), 590 (5),
3), 648 (1), 651 (1), 856 (4); P 5 (3), 24 (3), 78 (2),
4), 227 (5), 445 (1), 528 (3), 543 (5), 591 (4), 632 (2),
4); 1 19 (4), 22 (4), 47 (3), 54 (3), 180 (2), 219 (4),
;2), 287 (1), 405 (4), 429 (2); T 56 (2), 91 (4); T 139 (1),
2), 251 (2), 474 = 480 (3); ^ 62 (1), 81 (3), 106 (4),
2), 113 (1), 137 (3), 156 (3); X 80 (3), 109(2), 164 (3),
3), 234 (3), 244 (3), 2m (4), 276 (3), 301 (2), 362 (4),
2), 405 (4), 430 (3), 481 (4); W 79 (3), 83 (1), 136 (4),
3), 445 (1), 542 (4), 591 (4), 598 (2); ö 53 (1), 139 (2),
1), 221 (5), 241 (1), 383 (1), 408 (1), 584 (1), 602 (4),
5), 747 (3), 761 (4), 785 (3). — a 45 = 81 (4), 74 (2),
1), 167 (2), 331 (2), 383(4), 409(1)?; ß 26(3), 268 =
401 (3), 273 = 318 (3) ; y 82 (3), 234 (1), 251 (1), 293 (3) ; S 29 (1),
31 (5), 184 (3)?, 283 (1), 314 (2), 338 (2), 444 (2), 643 (5)?,
641 = 660 (4), 710 (1), 713 (3), 744 (1), 764 (2), 790 (1),
145
144
368
102
A189
740
311
412
179
140
409
310
504
298
N 17
446
107
132
511
339
612
112
686
268
173
111
224
374
228
221
732
165
Homerische Studien. oSi
821 (1), 821 (5), 834 (1); s 279 (4), 334 (2), 392 (3); Z 103 (5),
107 (4), 110 (2), 132 (5), 141 (3), 143 (1), 183 (1); v) 18 (2),
2G8 (4); 6 148 (1), 188 (1), 203 (5), 491 (2), 509 (1), 571 (3);
i 274 (5); y. 29 (3), 52 (1), 137 (3), 228 (3), 275 (2); X 51 (3),
175 (1), 179 (1), 332 (1), 348 (3), 387 (3), 415 (2), 493 (1),
495 (1), 540 (2), 548 (2); [x 18 (3), 27 (1), 27 (2), 91 (3), 110 (5),
118 (3), 154 (3), 17C) (3), 209 (5), 235 (3), 326 (4), 378 (2);
V 235 (3), 243.(3), 247 (2), 275 (1), 383 (3), 418 (1); ^ 37 (2),
59 (3), 70 (3), 215 (4), 223 (3), 255 (3), 287 (2), 384 (5),
398 (2); 0 106 (3)?, 350 (1), 441 (5), 511 (1), 547 (4); t. 74 (1),
76 (1), 76 (2), 148 (3), 363 (4), 384 (1), 424 (1), 463 (2),
p 37 (3), 129 (2), 157 (4), 158 (2), 237 (4), 279 (2), 309 (1),
313 (3), 378 (1), 477 (4), 478 (5), 531 (1); g 42 (4), 91 (1),,
207 (2), 257 (2), 269 (2), 284 (4), 333 = 393 (1); x 46 (3),
54 (3), 72 (1), 84 (1), 168 (2), 192 (3), 267 (1), 270 (2), 522 (3),
528 (1), 528 (2), 601 (2); 'j 12 (1), 169 (2), 270 (4), 340 (5);
? 53 (3), 140 = 256 (4), 194 (1), 197 (5), 284 (1); / 45 (2),
97 (5), 159 (1), 206 (3), 246 (2), 251 (2), 334 (1); 'b 86 (2),
101 = 169 (3), 136 (1), 186 (5), 218 (3)?, 220 (2); to 20 (3), 49 (2),
102 (3), 109 (1), 193 (1), 245 = 249 (4), 246 (3), 264 (1),
291 (5), 299 (4), 315 (4), 328 (2), 389 (3), 404 (1), 462 (1),
473 (4), 503 = 548 (3), 545 (3).
Xi : A 24 = 378 (3), 155 (3), 203 (3), 351 (3), 418 (3),
430 (2), 460 (5), 572 (2), 585 (2); B 4 (2), 6 = 254 (3),
111 (4), 162 =: 173 (2), 395 (3), 423 (5), 471 (3), 658 (4),
700 (5), 708 (3), 722 (3), 765 (4), 787 (5); V 192 (3), 244 (4),
349 (3), 445 (3); A 64 (5), 175 (3), 400 (4), 462 (5), 483 (3);
E 97 (3), 207 (4), 209 (2), 209 (3), 240 (4), 446 (3), 543 (5),
686 (3), 712 (5), 781 (4); Z 13 (5), 87 (3), 124 (4), 210 (2),
210 (5), 225 (3), 315 (3), 377 (1), 516 (4); H 18 (5), 113 (4),
176 (3), 198 (3), 221 (4), 335 (2), 383 (3); 6 229 (1), 237 (2),
355 (3), 448 (4); I 18 (4), 143 = 285 (5), 148 = 290 (4),
172 (3), 187 (3), 226 (3), 319 (3), 332 (2), 389 (3), 472 (4),
491 (5), 555 (3), 556 (3), 565 (1), (113 (2), 618 (3); K 367 (2),
374 (2), 568 (3), 570 (3); A 90 (2), 158 (3), 174 (3), 222 (3),
297 (3), 370 (2), 409 (4), 468 (5), 574 (2), 614 (3), 640 (3),
672 (3); M 252 (3), 438 (2), 452 (3), 463 (2); N 40 = 80 (3),
121 (3), 242 (3), 314 (2), 314 (5), 408 (1), 433 (5), 442 (5),
449 (2), 450 (5), 4^3 (4), 522 (5), 684 (4). 713 (:{), 728 (3),
338
Hiirtel.
812 (4), 834 (3); S 67 (1), 105 (2), 261 (4), 272 (2), 273 (2),
290 (3), 365 (2), 387 (3); 0 18 (2), 26 (3), 32 (2), 46 (1),
106 (3), 111 (4), 186 (4), 283 (3), 295 (5), 317 (2), 392 (3),
597 (2), 624 (4), 631 (3), 640 (4), 695 (3); n 147 (4), 264 (2),
413 (3), 451 (5), 461 (3), 567 (5), 579 (3), 643 (3), 648 (5),
650 (3), 751 (4), 788 (5); P 45 (3), 105 (2), 266 (4), 267 (4),
324 (3), 394 (5), 430 (4), 583 (3), 641 (2), 701 (2); S 117 (3),
330 (3), 497 (3); T 50 (3), 50 (4), 52 (5), 180 (2), 249 (3),
282 (5); T 162 (4), 168 (2), 188 (2), 245 (3), 312 = 322 (2),
378 (3), 391 (2), 395 (3), 496 (5); O 71 (2), 72 (2), 77 (5),
207 (5), 390 (2), 392 (5), 396 (2), 557 (2); X 58 (2), 152 (3),
176 (2), 247 (4), 404 (4), 470 (5), 477 (4); W 165 (2), 210 (5),
289 (5), 542 (4), 857 (4), 893 (4); 0 21 (2), 76 (4), 86 (3),
116 (4), 125 (5), 272 (3), 280 (5), 300 (5), 391 (4), 438 (4),
699 (5), 774 (5), 787 (2). — a 50 (3), 137 (3), 432 (3), 442 (2);
ß 37 (2), 99 (2); y 106 (4), 156 = 164 (3), 291 (5), 399 (5),
457 (5); 0 53 (3), 130 (3), 251 (5), 342 (5), 343 (4), 605 (2),
646 (2), 844 (4)5 e 32 (3), 337 (4), 485 (3), 488 (4); ^ 70 (5),
76 (3), 79 = 215 (3); •/] 173 (3), 216 (3), 277 (2), 345 (5);
6 80 (3), 156 (3), 206 (3), 337 = 342 (5), 420 (3); i 83 (5),
505 = 531 (4), 509 (5), 552 (4); x 24 {2), 24 (5), 79 (3),
117 (4), 369 (3), 408 (4), 465 (3); X 43 (3), 159 (4), 410 (3),
417 (5), 460 (5), 499 (5), 583 (3), 614 (4), 633 (3); [j. 26 (5),
51 (3), 162 = 179 (3), 189 (5), 211 (3), 288 (4), 349 (2),
360 (5), 411 (5), 452 (3); v 10 (5), 25 (4), 134 (4), 135 (3),
256 = 260 (5), 408 (3), 408 (5); ^ 253 = 299 (3), 329 (3),
497 (3), 533 (3); 0 93 (2), 127 (1), 136 (3), 157 (5)?, 206 (3),
231 (2), 301 (3), 321 (2), 365 (1), 385 (1), 443 (3), 482 (2);
r. 1 (3), 50 (4), 138 (3), 229 (4); p 37 (5), 92 (3), 133 (5),
134 (4), 443 (3); a 53 = 81 (3), 367 (3); x 54 (5), 84 (3),
92 (5), 144 (2), 184 (3), 259 (2); u 176 == 189 (5); ? 552 (3),
366 (5), 390 (3); x 73 (3), 183 (1), 244 (4), 301 (3), 429 (2),
469 (5); d> 186 (4), 186 (5), 239 (2); co 104 (4), 115 (2), 134 (2),
193 (3), 193 (4), 226 (5), 231 (4), 266 (4), 286 (2), 286 (3),
314 (3).
00 : A 114 (3), 381 (2), 496 (2); B 134 (5), 229 (3), 268 (3),
621 (3), 659 (4), ()90 (3), 706 (2), 803 (5), 839 (4), 877 (4);
r 100 (5), 428 (3); A 376 (4), 382 (5), 421 (2), 423 (4);
E 178 (5), 322 (3), 545 [2), 612 (4); / 8 (3), 160 (3), 355 (5),
Homerische Studien. 339
480 (2); H 210 (2); 0 368 (5), 473 (3), 538 (2), 549 (3);
I 64 (2), 106 (2), 107 (2), 219 (2); K 138 (2), 519 (5); A 323 (5),
752 (2); M 97 (4), 129 (3), 182 (3), 335 (5), 392 (5); N 284 (2),
419 (4); S 246 (2); 0 383 (2), 531 (4), 705 (3); n 581 (5),
605 (2), 699 (2), 700 (5), 724 (4); P 21 (3), 228 (5), 372 (2),
596 (4), 627 (4); Z 210 (3), 316 (4), 390 (3), 499 (3);
Y 181 (3), 207 (5), 279 (5), 300 (5), 327 (4); $ 69 (5), 476 (2),
526 (5), 553 (5), 598 (4); X 91 (3), 135 (3), 135 (5), 430 (4),
500 (4), 505 (4) ; W 17 (4), 379 (3), 391 (3), 424 (2), 472 (3),
481 (2), 748 (5), 796 (5); Q 4 (2), 28 (5), 214 {2), 322 (4),
416 (4), 598 (2), 747 (4). — a 24 (3), 69 (5), 162 (3), 253 (5) ;
ß 53 (2); Y 393 (1), 420 (4), 431 (2), 432 (2), 485 (4); o 45 (3),
160 (4), 189 (1), 537 (3), 714 (2), 839 (5); s 320 (4), 326 (5),
350 (3), 393 (4), 399 (5); 'C 20 (2), 326 (2); y] 21 (3), 23 (2),
84 (3); 6 404 (5), 565 (2); i 275 (5), 312 (3), 411 (5), 503 (2),
516 (2)5 y, 81 (4), 315 (3), 367 (3); X 109 (2), 238 (2), 289 (2),
414 (3); [x 220 (3), 261 (4), 323 (2), 358 (5); v 173 (2);
? 202 (3), 359 (3); o 55 (3), 193 (4), 496 (2); xO; p 160 (5),
339 (3), 339 (4), 371 (3), 602 (5); a 156 (2), 191 (3), 196 (5);
T 179 (5), 243 (5), 489 (2), 564 (5); u 295 (3), 369 (5);
9 108 (2), 211 (2), 216 (2), 244 (5), 254 (2), 262 (5), 313 (S),
375 (2); X 140 {2), 236 (4), 335 (2); <]/'90 (2), 90 (3); w 42 (3),
97 (2), 195 (3), 408 (5), 425 (1), 531 (3).
(o: A 1 = 322 (5), 74 (1), 119 (4), 574 (2); B 34 (2),
185 (3), 231 (4), 250 (1), 382 (4), 679 (3), 822 (4); r 177 (3),
218 (3), 415 (3); A 41 (2), 305 (3), 307 (3); E 60 (2), 153 (3),
244 (3), 464 (1), 534 (2), 554 (4); H 433 (3); 6 13 (3),
16 (3), 286 (3), 290 (3), 332 (4), 429 (4), 483 (3); I 103 (3),
105 (3), 120 (2), 149 = 291 (3), 158 (2), 160 (3), 166 (4),
192 (3), 199 (4), 314 (3), 345 (3), 388 (3), 391 (3); K 55 (3)5
A 180 (2), 231 (3), 389 (2), 430 (1), 461 (3), 618 (5), 651 (2),
796 (3)5 M 73 (3), 99 (4), 205 (3), 215 (3)5 N 201 (4), 421 (4),
735 (3)5 E 126 (1), 377 (3), 395 (5)5 0 31 (3), 64 (2), 519 (2)5
n 269 (5), 631 (1), 653 (5); I' 17 (2), 108 (3), 195 (2), 228 (3)5
1 93 (5), 163 (4), 387 (3), 388 (4)5 T 49 (3), 138 (2), 187 (3)5
r 85 (2), 97 (1), 122 (2)5 <I> 125 (4), 399 (3)5 X 91 (3),
467 (3)5 «J- 7 (2), 405 (2), 434 (2), 490 (3), 543 (1), 667 (2),
692 (4), 727 (3)5 Q 406 (5), 431 = 448 (5), 509 (3). —
Y 137 (3), ISl (2)5 a 36 (4), 61 (3), 186 (5), 376 (3),
340
n a r t e 1.
410 (3), 536 (3), 555 (3); t 91 (3), 484 (3); E; 286 (3)-,
■n 243 (3); 0 75 (5), 229 (3), 375 (3), 542 (3); t 263 (3),
505 = 531 (3), 430 (2); y. 289 (3), 387 (4), 512 (3); X 52 (2),
363 (1), 467 (5), 478 (1), 596 (2); |.. 17 (2), 25 (4), 26 (2),
378 (5); V 304 (3), 344 (3), 372 (3); ^ 510 (1), 533 (5); o
402 (3.), 475 (1); r. 104 (5), 236 (2); p 23 (4), 152 (5), 390 (2);
G 24 (5), 95 (3), 265 (1); t 115 (1), 134 (1), 165 = 262 =
336 = 582 (5), 167 (3), 171 (3), 224 (3), 336 (5), 376 (3);
? 262 (5), 319 (3); -/ 167 (3), 168 (3), 185 (2), 325 (1), 339 (5);
<]/ 91 (2), 130 (3); 0) 15 (5).
at
A 151
230
239
B 13b
451
554
590
809
r 40
119
120
E 54
483
486
833
Z 510
e 40
58
229
261
64
341
402
487
A 415
525
-A. i..rr
I
£A6£.a£va'. -I^ (3) 598
a':;oatp£'ÜaOai, öq (3) 758
sipuaiai- 0 Se toi (3) N 319
£y.Ti£pca'. £U (3) 356
t£va'.- ev Ik cOivoc (3) 369
xoqxv^ca'. T-ttoj; (2) 464
-icxzdx: 'EXirqq (2)? 559
■miXai, h. S' i'aouTO (4) 585
£[x£vai aYajjLO? (4) 0 267
livai, -/jo' (4) 290
oia£[j.£var o r ap' (2) U 328
£/.f(ß3X(ai, ^aiv (3) 359
[j,ay-^3acr9a'.- a-ap (3) P 28
a[A!JV£!i,£V3t'. üptGC. (5)? 112
p.a/v5C£76a'., aiip (3) 433
aicciv-«'.- 0 o' (3) 657
|ji.u0£oij.ai- iOdXto (3) S 47
Z'jXai, £X S' £(JTJTO (4) 53
£UXO)Xat, CT£ (3) 116
ATp£Toai, Ayaijiixvwv (3) 465
£pa-ai £-•$•/; [xi'sj (3) T 129
ATp£Toai; £-£( (2) 183
exT^cOai, t\) (3) V 171
i£va'. cy-' (3) 222
c£ja)VTai- 0 o' (2) 225
cpivcvTa'. £t:i[jl{; (3) 253
Bpöiffat, ^Y°'' (2)
y.£xX-riTa'., cÖ£v (2)
£Vf;:pv;7a'., 3t£ (3)
äX£^£JJ.£Vat aX££tV£ (5)
3a)7£jj.£vai- ö §£ (2)
a[XJV£;ji,£va'., £l' 7r£p (3)
ay,ovp!(jGa'., T,i (3)
axovTi'tjaat, S B' (3)
ai(j(jOv-a'.- 0 0 (d)
xat eaawaev (5)
ay.ovTt(jTat Afi-iawoapcj (3)
ay.ov-((j(ja'.- ö Si (3)
zhfpfjvai cikoyz^t (2)
xa)^vouTat, aixwv (2)
levai ou- (3)
i£vat w? -'.; (2)
xal 'lävaaaa (5)
axo'joycai, oa' (3)
xeXisai r^'' (3)
a-oxp'j'|a'., 5t£ (3)
£X£'Jc:£crOai Atyjv (3)
äzapicaaffBai, ot£ (3)
;xacTi£Tat, ££ o auTOv (2) r
aYaXXö[JL£vai ataXyjci (5)
\i~o-A!j(ji\}.vtoL\. i'ey.o-'t (3)
XoXa)(ja(ji.£vat £pioo^ (3)
Homerische Studien
341
335 T/xy(j)pr,ay.'.. c-z (3)
<I> 397 2'j-ä[xcva'., od)-r, (2)
411 £[j,£va'., o-i (3)
442 [xs[ji,vY;a'., c(7a (2)
501 S'JxscOat £|j.£ (2)
X 114 i)T.cc'^(ii[i.X'. 'EA£vy;v (3)?
118 a-oBaaccCÖat, c^a (3)
127 :api!^£|j.£vai, a-£ (3)
184 i):Moij.ol:- EÖiAo) (3)
200 O'jvaTa'. 'j-ooe'jya.iv (3)
206 t£.a£va'. £7:1 (3)
366 T£A£aa'. y^o' (3)
q-520 oüpaTa-.- c oi (2)
720 CGV-Aa-. cüssi (4)
Q 60 y.ai aT-r/iXa (2)
167 [j.'.|j-vr;cy.c;j.£va'., ot $•/] (3)
199 Uva-. £X': (2)
369 aza;j,uvaaöa'., ote (3)
570 "/.at air^v (1)
646 £v6£[j.£va'. o'jAac (3).
a 83 voTT^sai X)o'JG-^a (2)
Y 283 y.u,3£pv^sa'., b-ö-.e (3)
c 38 7Z£58a'. koi TJ-C,) (5)?
283 £;£AO£p,£vat •/) (3)
299 £vO£p.£va' ouAac (3) = r, 338
608 7.£y.A':aTai- IMv.r, (3)
636 0"<^A£'a'., jzi (3)
779 'ivai £7:( (2)
£ 277 -CVT07:0p£'J£(J.£Va'. £-' (3)
i, OO £V-UV£a'., £-£'. (2)
168 Y'Jvat, aYa[^.a'. (2)
r, 36 a)/.£Tat w; £-. (3)
126 ä5'.£Tf7X'., £-:£pa'. (3)
129 y.p-^va-., •/; [jisv (3)
164 £z'./,p'^7a'., Vva (3)
6 12 Uvai, cc^pa (3)
139 cj^f/rjai, £t (3)
180 !j.jO£Ta'., xü: (3)
263 -pwÖYjßai isTavTO (2)
525 xa; wp£7a'.v (7£/.££S7' Var.)(2)
i 110 vcpi0al V]3' (3)
274 x£X£at r, (3)
y. 22 -a'j£[ji,£vai i^o' (3)
192 avv£i;-ai- äXX' (3)
208 i£vai, äixa (2)
295 E'irai^a'. w; te (3)
407 ?£vai ird (2)
A 113 y.at £Tapc'.c (2)
114 veTai, oAEaai; (3)
161 xat £-ap=i; (2)
432 £X£65£s6a'- T, o' (3)
456 y.aT'.(;y£[A£vai- £t:£i (3) •
542 axvj[;.£vai, d'povTO (3)
[X 63 XiW/;ai £Tapo'Jc (3)
140 xal Ixapoic (2)
163 Xi'ijffioy.ai 'jixiocq (3)
349 oXIaai, £-•; (3)
367 i£vat e-Ki (2)
V 65 Y)Y£'tcOai £7cl (2)
112 isip/ovtai, aAA' (3)
129 £aO[J.it, CT£ (3)
327 aYop£'j£[j.£va'., i'v' (3)
z 117 oOi-Oa'. 'AYa[;.£[j.v:voc (3)
152 v£T-at 'Oojj£'j; (2)
195 oaivjcOai a-iovx' (2)
384 £A£67£rOa'. -J^ £? (3)
397 ?£vai, c6'. (3)
424 vs7TY;7a' "Goüs^a (2)
522 £vvu70a'., c~£ (2)
0 463 U7:i7/0[J.£Va'.- O C£ (3)
T 24 ctj'£70a'. ECiajji,r,v (2)
72 d7:a[j/jvac0ai, ö'i (3)
287 TcapoajOa-., ctt (2)
290 y.a-rj/.'.cTai, cggov (3)
p 42 56£c0ai £5aiJ/r;v (2)
227 £7:jix£c0a'., aAAä (3)
378 övosat, cTi (2)
c 39 \j.xyriijoi.cf)xi- aAAa (3)
SitzuDgpber. d. phil.-hist. Cl. LXXVI. Bd. lll. Htt.
342
Hartel.
94 sAacai, c'va (2)
272 saxai, ÖT£ (2)
363 sTtO'i/ecöai, ^aa' (3)
6 zapo-acOai, ct£ (2)
9 /.aTTjy.iaTa'., cgcov (3)
81 Y'jva-., «7:6 (4)
168 v/c\).!xv f, väp (3)
302 0(.7:eaGEi~c(.i- 'dixT^r^q (3)
562 7:uÄat a[j,£vr(Vwv (3)
123 äYp6[j.£vai av£[jLaiov (2)
239 voaTYJcai 'Ooua^a (2)
f 23 6y;A£ia'., uttö (3)
133 a-ai^üvacOai, c~£ (3)
204 voGTr^GX'. 'Oouc-?)a (2)
■/ 116 a(i,'jv£sÖai £!jav (5)
289 £7:i-p£'}ai, i-Kzi (3)
372 xai £o-awtJ£v (5)
425 Tioucai out' (3)
M 58 xoijpat «Atoto (4)
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A 42
64
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B 492
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0 18
177
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1 245
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K 291
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Homerische Studien.
343
459
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486
519
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227
154
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V-
24
13G
~v.pb\j.vtov o-iÖEv (2)
57
276
£;/3!. apsT^ (3)
73
641
oio'j[Aoi, 3 [xiv (3)
199
Q
328
h\ofjpö\}.vn<. w; (3)
257
590
etapo». -/js'.pav (2)
402
654
s^siTiOi 'AYa[j.£[ji.vovi (3)
V
101
716
[J.01 0'jp£uat (2).
343
OL
176
■jToXXot Iffav (3)
s
^
171
T
126
•^ -rot £twc (2)
249
325
£[XOl, oT TOI (3)
460
471
£Cö,y.£vor ETCi (3)
0
435
475
£[xot, d'Ys (2)
475
0
520 Osoi oSpov (2)
Tl
248
£
72
p.aXaxot l'ou (4) ?
366
80
aöävaTOt, ouo' (2)
390
f]
89
apY'Jpsoi £v (3)
P
157
0
410 Oeol dTAoxsv (2)
(J
252
l
77
Q-r^Qi\).v)0'. avä (3)
303
172
£|j,ol £pv/3p£? (4)
372
261
i£[;.£vo'., aXXrjv (3)
T
125
374
avopo|j-£or o o (o)
317
534
£AÖO'., cA£aac (3)
460
545
o3ups(ji.£vo'., r,[i.£ac (3)
464
7.
425
i\i.o\ «[xa (4)
U
65
436
•^[J.ST£pOt £TapO'. (2)
X
252
oSup6[J,£VOlj 0T£ (3)
ol \i\o'i ^iXov (3)
a)v05(ot l'cav (4)
£7C£'.YÖ[J--V0l a7:0-£|A-£T£ (3)
Trav^jj.£p'.o'.- 7.[/a (3)
TO'. bböq (3)
Q^ÖTzikO'.^ 0 [;.£V (3)
397 i\).o'. £p{-rip£? (4)
£[;.ot opiYOVTi;; (2)
cr^ca[j.£vot ava (3)
£uaa£X(ji,0'., ot' (3)
Ol UIOV (3)
Tl TOt OpXOV (2)
i\}.o\ epir,ptq (4)
Ol e/,o6; (2)
£1 [XOt £0£XOIT£ (4)
avaßr(7a[7.£voi" £7r{ (3)
/,£-/,p'.[X£VO'., £^ (3)
£TCa<J5UT£pof äp.a (3)
a-'(zip6[).e'>o<., äXX' (3)
^ TO'. '()0J7£j; (2)
aöavaxoi, ot£ (3)
aii^iizoko'. £'(»£pov (3)
[j,£Y2'"^0'7 ä'[;-sio (3)
aOavatoi, ot£ (3)
a[7-<p(TCoXo'. azov{(|iaT£ (3)
'.y;c:7.[j,£vo'. -^o (o)
TraOo'.- 0 o' ä'pa (3)
ßäXo'. ätj^oppöo'j (3)
Ol rq (2)
et
A 44(; xiO£i, 0 o£ (4)
iiti £iycp£t £p'J[J.a (,>)
E 104 £1 £T£ÖV Y£ (5)
= H 423, M 217, N 153,
375, S 125
499 <pop££i i£pä; (4)
717 £1 OÜKO (1)
Z 126 0ap(j£i, C-' (2)
H 282, 293 t£X£6£i ^YaOsv (3)
I 56 ipizv y.--j.p (3)
62 a-:i|xv^C£t, 0'jO£ (3)
237 acTpa-Tc'.* "Ky.Kop (2)
386 -£t'(j£i 'AYaiji|j.vtov (5)
K 105 £XT£X££i, aacf. (2)
23*
344
Hartel.
529
A702
1 412
0 ()35
P 133
752
V 102
tp263
112
431
X 36
142
299
W565.
850
Q 154
156.
289
296
a 404
Y 122
£ 112
364
398
A541
r 206
351
Z 409
411
454
H 438
I 426
K 438
ü 213
II 233
Ti'ösi, iT.z?,r,zz-o (4)
a(pi£'. ay,a5(/j[j.£vov (4)
ßiß/vv'jy.si uTC£p (3)
c[ioz~'.yßZ'., 0 C£ (3)
£!;tY]/,£t (O; TIC (2)
a?£l Aiav-£ (2)
V'.y.V^(7£'., ouo' (2)
ai£t 'Ax'A-^a (2)
'Apk'. £/, O'jjxsv ('Apr^ Var.)
(4)
'Ap£i izi'xo'jpoi; ("ApYj Var.)
(2)
£7-'lQy.£'., a[J.OTCV (2)
£';:aia-a£i, £X££'.v (3) ?
T£r/£'., £[J.£ (3)
624. 797 t{0£'.- ö 3£ (4)
TiOci lir^Ta (4)?
183 ä;£'., £!;0K (2)
185 X-£V££'. OITZO (3)
OTpUV£l CTl (2)
owsci iov (3)?
a-opaisE'., 'lör/.r^c (3)
et £-:£6v Y^ (5)
rjV(0Y£'. a'::o'::£[j.7:£iJL£v (3)
£-£l S-J (2)
''Oo'j(;£T xs-aoTÖv (2)
i; 64
77
y; 52
ö 585
4
529
/. 326
X 176
|x 242
V 35
164
219
328
^ 164
0 130
p 111
359
G 135
344
353
- 95
356
X 258,
460
xh\ iOEAOJij'.v (2)
T':0£'., £V (4)
-£X£0£t, V. (3)
i-izel cu [/,£V T'. (2)
vai'öi aTravEuOi (4)
£'. £T£6v Y* (1)
t: 300, 320, - 216. ',
36, w 259. 352
£X£t, «; (2)
£X£l, £p,£ (3)
ߣßp6X£'., 67:£V£pe£ (3)
'Oouo-eT acTraTTOv (2)
y.aTa':tpr,v£T iXoLGOiq (3)
zöesf 3 o' (3)
£• exeov (2)
aTiy.xi^£i a).o/ov (3)
T':e£i, ö o' (4)
£^IA£'., üq (3)
B£5£i7:v/',y.£'., 3 o' (3)
osps'. a£y.XL6ij.£vo;; (2)
£!:Tr,y.£i £C (2)
aOsEt o§' (2)
■i:3c7£'. £rp£G6a'. (2)
vidici oXiY'')''^-^^20vTa (3)
. 275 ߣßX-/^x£i, dTAAoc; (2)
GTSlVet, c6£v (3)
£ü
£[jL£\j azö (4)
C£U £V£y.' (1)
Zeu äva (1)
c£u Icojj.a'. (1)
G£u «oaixap-ojSY; ( 1 )
C7£Ü, Ö-£ (2)
£j apapjTat (5)
£;x£!j ä7:o[j.r,v((7av:G; (4)
cO Yj'7y.r,'X'. (5)
av£j £i;.£e£v (2)
Z£j äva (1)
Z 77 C7£U £7C[0£'J0(Jl,£V0'J; (1)
T (j2 £[jl£j ä-0[ji.r(ViGavTOc (4)
273 £ij.£iJ äixov-o; (2)
V 349 ii>.e^ ET'. (4)
a> 398 £(^.£j (i)ca; (2)
\ 432 G£ü a-OTEÖvr^Öj-o; (1)
W14'd £u y-crAr;cav (5)
789 £(X£D cXiYOJ (2)
Ü 37 1 Cr£U ä-OAE^Y^GX'.jJ.'. ( 1 )
503 'AxiXeij, aÜTcv (4)
ß 25. 161. 229 iJ.£j 'lea/.Y-c'.oi (3)
Homerische Studien. 345
£ 236 £j hxpT,poz (5) 43 i[).zx> iev.T,x'. (2)
e 462 £!i.cü, 5t'. (2) a 269 i[isx, iziviccp'.v (4)
'. 517 'Oojcr£0, -va (3) t 460 £u ir/ffX[j,£VO'. (1)
V 4 'Oouacü, £-£•; (2) X 128 ei» ipapuTat (5) = '} 42
c 19 c£ii i£%Y3Ti (2) CO 443 (jLcj 'I6ay.7;s'.='. (3) = 454
p 22 £pxeu, £i.i (2)
Gegenüber diesen diphthongischen Lcängen ist verschwin-
dend klein die Zahl der Fälle, wo a ä und mittelzeitiges t in der He-
bung des Verses vor vocalischem Anlaut lang gemessen erscheinen.
Cf. : A 187 bpä 'Avaixip/yova (3) v 391 T^sxva ösä, ct£ (3)
L 276 Naucixäa inctai (3) /. 235 npa[j.v£i(;) £y,'jza- av£[j.'.-
7.: A 401 ösä, jTUEAJaao (4) (7'{s (4)
K 290 oTa öea, ctc (3) x 263 v-'wvsa a'jr/^v (3)
W 770 xXü6' eeä, aYaÖ-/^ (2) 'l 386 cpa £T'. (3)
t 366 svc|j,a- OijTiv (3) und •/, 322 er^-qizoi., wcte, sowie die 13 Fälle
mit dativischeni i sind in den früheren Untersuchungen ange-
führt und besprochen (Hom. Stud. I, 2. Aufl. Berlin 1873. 56 ff.).
Vergleicht man die Ziffer, welche bei den einzelnen Aus-
gängen die Erhaltung ihrer prosodischen Länge in den Hebun-
gen des Verses bezeichnet, mit jener Ziffer, welche ihre Ver-
kürzung in den Senkungen darstellt, ' so lindet man dass yj
' Auf je 100 Verse findet sich
ai in der Senkung kurz 16-96, in der Hebung vor vocal. Anlaut lang 0-536
0'. - n 7-68,
ci ,. „ 1-72,
ou „ „ 1-98,
£u „ . 0-21,
tu „ „ 0-64,
0) „ „ 1.38,
T) „ ,, 0-87,
n . r, 0-40,
Mit diesen Ergebnissen stimmen Hoffmann's Sammlungen, so weit ich
sehe, genau. Hoffmann zählt S. 58 zwar in der ganzen Ilias, also in
15.693 Versen nur 38 Verkürzungen des r,, das gäbe auf 100 0-24:-2, aKso
die Hälfte unserer Ziffer. Aber er hat an dieser Stelle bloss die Nomi-
nalendung 7j im Auge. S. 69 finden sich zum Theil die übrigen Stellen.
Für u) zählt Hoffmann in den ersten 12 Büchern der Ilias, also in 7619
Versen, luö Verkürzungen; das gibt auf 100 138 in genauer Uoberein-
stimmung mit un.serer Tabelle. Diese Ergebnisse werden nit-ht alterii-t
durch Ausdehnung der Beobachtung über die gesammte Ilias und Odys-
see. In ihren '27.803 Versen werden fo 328 mal, r) 236 mal, to 165 mal,
7) 158 mal verkürzt.
ü
n
„
0-438
•7
n
*i
0-255
n
,,
n
0-604
^
•n
0-133
n
n
n
0-608
r
1^
„
1-8-24
I)
V
n
1-475
n
n
«
1-651
346 Hartel.
viermal, ■^^ nahezu zweimal so oft lang' als kurz erscheinen,
hingegen a-. 31 mal, oi 17 mal, v. 7 mal, oj 8 mal so oft in
den »Senkungen des Verses Kürzung erleiden, als in den
Hebungen ihre prosodischen Werthe zu erhalten vermögen, w
und (0 haben die gleiche Neigung wie yj und r,, und zwar, wie
aus dieser Vergleichung zunächst nicht hervorgeht, aber später
sich zeigen wird, in gleich hohem Grade. Nach ihrer Festig-
keit stufen sich, soweit diese Indicien einen Massstab abgeben,
unsere Ausgänge in folgender Reihe ab: r, r^ (o w vj yj z<. c a-..
Diese Reihe würde sich wesentlich alteriren, wenn wir
nach Hoffmann's Vorgang die Zahl der Fälle mit in Rechnung
zögen, wo diese Ausgänge in den Senkungen des Verses sich
als Längen erhalten. Es mögen dieselben, deren genauere
Sichtung einer späteren Stelle vorbehalten bleibt, noch mit etwas
Spreu gemengt, hier vorgeführt werden:
Ti-
B 209 rr/r,, o)c '6~E (1) U 734 sy.a-.^ £7/0; (1)
A 410 6[j.oiY) svOso (4) p 562 xoüpr) l/.ap'S'.o (1) == er
412 c-.<.)-^ ~r,Go (2) 159," 188, 0 2, w 195
A 21 ri uc-spov (3) 536 [xr, ouKoq (2)
145 r, 'loqxcvcü; (2) X 135 aiOcijivcj f; -^eXiou aviövtoc
151 -5^ ävopaa-.v (3) (3)
B 231 aviYW y) aXXoc (4) 152 <h'jy^^% y) e^ (3)
397 -0 £v6a (4) M" 382 f, ai^Gv-p-cr-ov (3)
r 24 -q y-p'.o; (4) X 162 -^-öipoy, yJ s-.v (3)
378 r, s-va-ipwv (3)? = Ü 769 207 et o-); s; ajtoTc (1)
(:) 209 "Hp-o a--0£T:£c (1) 282 r) öjaav (4)
514 'M ■?, hr/v. (3) 296 25Xo) -^^ iij.^aciv (3) z=^ X
T 399 r, ol>x (2) 120
K 505 p;j.oj £;£pjo'. v) ixcepo- (.')) 329 -/.ojpT/Iy.apio'.o (1) = 3 840,
0 82 -Ji £vOa (2) X 446, -435, a 245, 285,
161 = 177 75 £'!? äXa (4) t 375, u 388, <? 321
271 •?, avptov (4) ß 29 v; o'; ::poY£V£CT£po'. (3)
:: 193 V. [xr; Wav-oc (1) 21(5 v) casav (4)
511 v^ hlv/x (3) 317 v; xjt;j (3)
T 5(J ATp£ior„ ^ ip T'. (2) S 283 ij i^EXOqxr/a- yj evooO£v (3)
<l> 111 c £•:/./, J; [X£C75v (4) T, 122 aXo)-/; sppi'CoKat (4)
Homerische Studien.
347
0 491 7- iVAoj (4)
•/. 0/4 '.ooiTO y; £vO r, v/f)x (4)
X 172 v;j7CCj -^ "\pT£IA'.C (4)
415 ipTfu) fi elXaTcivY] (.'])
459 "Opxcixevo), >^ ev (3)
H 330 1^ a.[j.<faoö'f (3) ::^ - 299
384 iXsucrecea-. v^ iq Oipoc y) s; (3)
0 306 (r:aO|X(T), -^ oTpOvets (3)
- 35(5 •;■ sl'j'.oov (4)
E 215 ^as'.vw £v r.jpi (4)
A 484 aiGctov (0 £Y7,-- (-)
I' 40 DavOo) iv /EipsTS'. (1)
444 6vr,Tw, uixsT^; (1)
X 199 ovsipo) o'j cjvaTa'. (2)
286 or, !;.'.v C7(T) £v /poi (3)
0 357 ^£Tv\ -^ äp y; iOeAc; (1)
T 192 ov/.y.-rr, f, £V0£/,äTYj (3)
j 130 GiTO), ■^ auTO)c (3)
166 qsTv', ^ ä'p t{ (7£ (1)
340 ■»] £50'.Ta'. r, x/Skt^-x'. (3)
5 51 ßr/ £vea (4)
'i^ 136 r^ o'i Tzzpv/ocie-do-jav/ (3)
CO 300 r, 'i[j-opoq (3)
405 ^ ävvsAcv (3)
0)
t
a 134 OEITT^W aOY]7£'.£V (1)
X 188 öcYpw, o'jO£ (1)
273 ^(r,\).xiJ.v/T, u) 'j'.j- c c' (2)
TU 438 (7(0 jUt (3)
)^ 386 iroXjwTTor oT c£ t£ (4)
0 149 XP'^'^-':^ ^''' S^~*' (1) Var.
B 262 xlzC) xij.c'.y.x'kjtz'v. (4)
0 14<) Ze'jc csw £ic "Io-r;v (1)
P 734 -pccco) a'!;a; (1)
co:
Y 344 ä'[X5to '.£c:Or,v (1)
r, 25 TW oj T'.va (4)
7 176 "^ipw aOxvaTCts'. (1)
S'j:
A 39 ilX'.V0£J, £l' -0T£ (1) n 191 £0 £Tp£90V (3)
B 253 f, £J f,£ -AT/Mq (1) Q 269 C[J.9aX6£V, s'j C?7^X£7G'.V (3)
£ 162 £J ivTÜvaaav £ aÜTV^v (3) - 194 £u £;£{v'.7aa (4) = (o 271
O'J
B 145 zcvTSu 'I-/.ap{;'.2 (1)
198 CY^[j.oj ävopa (2)
332 xj-oO, £'.; : y.£v (1)
E 666 irr;pou £^£py7a' (1)
0 120 Gr.ßa-oj, 'Hv'.s-^a (4)
1 405 4>jißoj A-6XX(ovo: (1)
1 5(50
K 505 p'j;j.O'j £^£pjO'. r, (1)
0 23 ß-^Xsu, C9p' (4)
522 ilr/Oov j'iv (2)
n
p
w
o
226 ajTOu al'Oo-a (4)
9 riavOoj u'ic (2) = 23, 59
431 oiTAOj oJpa (2)
441 cpy.oj olaY] (4)
122 oO u'io? (3)
578 cicpou £l(jav (2)
123 y.S'vou £y.Yovoq (1)
140 Tou £t7£y,a (3)
718 oüBoCi Tue (2)
164 j'^oj, tö; T£ (1)
348
Hüitel.
Y) 70
0 425
p 115
auToO 'AAx'.vioio (4)
-oX'jyaAy.oj £'J70[j-ai (4)
'^woü ouod (1)
254 a'jToO rfz-a (4)
272 i^o)Cu- auxäp (1)
E 899 avü)Y£t(v) iT^aacrOa-. (4) Ü
Z 46 CwYpsi, 'Atpsoc (1) = A 131
A 554 T£ Tp£i' £acü[j-£VO!; (4) = P 663 0
M 46 Tapߣ' o'jci (1) = <t> 575 <;.
H 240 T£6^£i aT/.-r,aaq (1) ^
0 16 et auT£ (2) t^
<1>362 Cs^ £vSov (2) • T
Ol:
A 505 Ti'ixYjaöv (Aot u'.ov (2)
E 270 TO)v Ol 'il
484
A 35
W578
A/aiol -J^ x£v (4)
)v£'JX0{, £V 0£ (1)
tTTTCOl, aUTSC (1)
oll:
E 685 xeTffOai, aXX' (1)
N 316 V.OU £1 [j-aXa (3)
0 641 xat atöOTCa (4)
ß 230 vtal v^Tuio? (4) = £ 8
232 Y.oa aiauXa (4) = £ 10
X 110 y.al oictv avauaoi (4)
52 £AX£f CU [J-Y^V (1)
61 nriXeT, 0? 7j£p': (1)?
468 ai£'. T,\l^T7. (1)
75 £po)£T, ouSs (4)
67 £1 auToO' (4)
195 Ul^v., o^pa (1)?
546 öapjci, '[-/.apiou (1)
360 aTäp Ol aoTi; (2)?
337 coi r^Kiov (4)
252 £Yw Tot £i.ai (2)
166 'Axaioi £i(7opöa)ffiv (4)
41 "^[Aai, a)vAoiaiv (1)
91 ixvac6ai cuB£ (1)
174 xat £vv(^y.ovTa (3)
109 äVAai £uoov (2)
326 [J.V{OVTai, 0U0£ (1)
T 201 £ia TaTac70ai (1)
383 w Ypr)u, o'jTto (1)
Z 199 oafJLvä aOavocTOJ? (1)
<t> 459 7:£ipa, &q X£ (1)
<p 400 vo)iJ.a £v8a (1)
Es scheint gerathen, von den angeführten Fällen bei
Bestimmung der Festigkeit der einzelnen Ausgänge ganz ab-
zusehen. Einmal ist die Zahl derselben gegenüber den Längen
unter den Hebungen des Verses zu gering, um nicht durch
zufällige Einilüsse aller Art beeinflusst zu sein, dann hat es
mit den Partikeln f, r,, welche wie bekannt selbst bei Dichtern,
von denen der Hiatus ängstlich gemieden wird, eine privi-
legirte Stellung sich bewahrt, sein eigenes Bewandtniss und
Homerische Studien.
349
wäre von ihnen aus, die in der Senkung des dritten Fusses
26 mal Hiatus bilden, wo diess allen anderen Wörtern zu-
sammen nur einige Mal gestattet war, ein Schluss auf die
Qualität oder die Festigkeit des r, überhaupt sehr bedenklich.
Endlich sind, wenn man von r, r, absieht, die übrigen Fälle
so fest an zwei Stellen im Verse gebunden, nämlich die Thesis
des ersten und vierten Fusses, dass nothwendig zunächst in
der Natur dieser, nicht aber in der Natur der Ausgänge der
Grund für Erhaltung der Länge gesucht werden muss. Also
nur von jenen zahlreichen Längen in der Hebung des Verses
kann die Untersuchung ausgehen , wenn sie die wirklichen
Bedingungen dieser Erscheinungen erfahren will.
Dass in der That die Arsis oder etwas an der Arsis Haften-
des die wesentlichste Bedingung für Erhaltung der Länge sei,
ergibt die grosse Anzahl solcher Fälle (2000) gegenüber den
wenigen eben angeführten Versen, wo diese Ausgänge in der
Senkung ihre Quantität behaupten (1(>7, nach Abrechnung der
Wiederholungen 142). Aber ob dabei die einzelnen Hebungen
eine gleiche oder verschiedene Kraft entwickeln, ist streitig. Eine
Prüfung der gesammten Fälle wird die Frage kaum unentschie-
den lassen. Wir finden als Länge vor vocalischem Anlaut in der
1. Ärsia
2. Arsis
3. Arsis
4. Arsis
5. Arsis
(3. Arsis
r< «
mal
69 mal
139 mal
69 mal
73 mal
r, 108
J7
98 „
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487 mal
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322 mal
290 mal
6 mal
Wenn hinter den einzelnen Hebungen gleich häufig Ein-
schnitte getroffen würden, wäre man nach diesen Zahlen vielleicht
350 Hurtel.
bercchti«-t zu sagen, dass die 4. Arsis die doppelte, die 2. Arsis
die dreifache, die o. Arsis die vierfache Kraft der ersten zur Anf-
rech terhaltung- der Quantität jener Endungen besitze. Aber die
Häufigkeit der Einschnitte nach den einzelnen Arsen ist eine
ungleiche, steht aber bis auf eine Ausnahme in ziemlich ent-
sprechendem Verhältniss zu der Zahl der Längen, die sich in
ihnen als solche behaupten. Denn wir linden in ß auf 434 Verse
168 mal Einschnitt nach der ersten Arsis, in y auf 497 Verse
196 mal, in e auf 493 Verse 195 mal, also auf Je 100 Verse
40 mal; in A auf 611 Verse Einschnitt nach der zweiten Arsis
374 mal, in N auf 837 Verse 498 mal, in y auf 497 Verse
257 mal, in s auf 493 Verse 298 mal, also auf j e 100 Verse
64 mal; in A auf 544 Verse Einschnitt nach der vierten
Arsis 305 mal, in N ß y £ auf 837, 434, 497, 493 Verse
443 mal, 198 mal, 220 mal, 213 mal, also auf je 100 Verse
49 mal; in n ß y auf 867, 434, 479 Verse Einschnitt nach
der fünften Arsis 216 mal, 137 mal, 156 mal, also auf je
100 Verse 22 mal. Aber wir zählen Einschnitt nach der
dritten Arsis in A B T A E ß v £ auf 611, 877, 461, 544,
909, 434, 497,, 493 Verse 298 mal, 450 mal, 231 mal, 262 mal,
454 mal, 184 mal, 199 mal, 232 mal, also auf 100 Verse nur
48 mal, das ist nicht häufiger als die Hephthemimeres, und
doch finden sich unter ihr noch einmal so viel Erhaltungen
(705) als unter der vierten Hebung (322).
Nur eine Arsis scheint ganz unvermögend die Länge des
vocalischen Ausganges zu erhalten, nämlich die sechste. Wir
fanden nur 6 Verse: A 471 Auy.c. w; = A 721, U 156, N 292
vr^TTj-ric. WC := T 244, N 178 \j.e/J.r, wc; und diese zählen so
wenig wie M 320 v.'A ic, A 668 iiJ.r, V; und \x 175 \).z-(£kr, ";; denn
das nachgestellte w; lässt in diesen formelhaften Verbindungen
seinen ursprünglichen consonantischen Anlaut eben so sicher
erkennen, wie in den besprochenen ßoe? wc, Osbv &q u. s. w.
(llom. Stud. I- 113). Aber daraus auf eine besondere Schwäche
dieser Arsis zu schliessen, wäre doch bedenklich; denn es
bleibt zu erwägen, dass der Hexameter nur selten mit einem
einsilbigen Worte abschliesst, z. B. in den 6667 Versen der
Bücher A W \' A K Z L> x ß v (,> nur 138 mal, d. i. durch-
schnittlich in 100 Versen 2 mal, dass die Hälfte dieser ein-
silbigen Wörter (67) consoriantisch anlautende Enklitica wie
Homerisclie Studien.
351
T£ (cAiYov Tc (p{Xov -z) ys. Tzep [j-O'. sind, die andere Hälfte aber zum
grossen Theil einsilbige Substantiva, von denen überhaupt nur
einige wenige vocalisch anlauten, wie Zsüc A 147, ß 197. o24.
741, A 30, E 265. 888, a (J2. 63, ß 146, y ^^^, ^ 477. 544;
■/.r,p a 310. 341, y 420, B 852, A 272. 326; 2w a 167. 392,
ß 262; 7:5p E 4, 0 598. 731, S 225, <I> 13. 341, W 52, u 123,
« 181. Das also, was die Länge eines Vocales oder Diphthonges
im Verse erhält, liegt in den Hebungen und wie es scheint Jiur.
in der dritten Arsis in etwas höherem Grade als in den anderen.
Allein bei näherer Betrachtung kann die dritte Arsis selbst
diesen kleinen Vorzug kaum behaupten. Die grössere Anzahl
von Erhaltungen in derselben ist etwas Zufälliges, etwas durch
eine secundäre die Längung begleitende und unterstützende
Erscheinung Bedingtes. In den 1987 Fällen nämlich, wo die
Ausgänge y; -q m co £j ou ci c<. xi vor folgendem Vocale sich lang
erhalten, tritt nicht weniger als 584 mal Interpunction da-
zwischen, und zwar nach der
2.
Arsis
3. Arsis
4. Arsis
5. Arsis
Zusammeu
bei
(•)
56 mal
77 mal
12 mal
145 mal
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1 .
—
6 „
178 mal
344 mal
61 mal
1 mal
584 mal
Wenn man in der Interpunction ein die P^rhaltung der
Länge unterstützendes Moment erblickt, so muss die überaus
grosse Zahl v<»n Sinnespausen nach der Penthemimeres eher
warnen, ihr eine besonders erhaltende Kraft zuzusprechen, da
sie ja mehr als alle anderen Hebungen dieser Unterstützung
352 HarteL
bedarf. Dass nun aber in dem bei der Sinnespause eintretenden
Absetzen der Stimme, welches die quantitative Entfaltung- der
Laute eben so sehr begünstigt, wie sie das Zusammensprechen
oder Verschmelzen des Aus- und Anlautes an anderen Stellen
hemmt, ein solch unterstützender Einfluss Hege, wird Nie-
mand verkennen, der sich den physiologischen Hergang der
Sache klar macht. Interpunction stellt sich aber gewiss nicht
.desshalb in solchen Fällen so häufig nach der dritten Arsis
ein, weil diese ohne Interpunction den vocalischen Ausgang
nicht in ihrer Quantität zu erhalten vermöchte, sondern weil
hier, wie wir früher (Hom. Stud. 1- S. 97 ff.) nachgewiesen,
der gewohnte Sitz der Interpunction ist. Indem so der Hiatus
die Interpunction sucht, welche etwa jede dritte Längung
unterstützt, der Sinnesabschnitt sich aber am liebsten mit dem
Versabschnitt im dritten Fusse verbindet, kann die Häutig-
keit des Hiatus an dieser Stelle nicht auf eine geheime Kraft
dieser Hebung zurückgeführt werden.
Wenn nun in der Interpunction ein wenn auch nicht
wesentliches, so doch unterstützendes Moment der Längen-
erhaltung mit Recht erblickt wird, so müssen die einzelnen
Endungen nach dem verschiedenen Grade ihrer Festigkeit von
dieser Hilfe Gebrauch machen, die leichtere mehr als die
schwere, und es muss sich nach den gewonnenen Zahlen eine
mit der früher aufgestellten Festigkeitsscala übereinstimmende
ergeben, wenn anders jene aus richtig angestellten Beobach-
tungen hervorgegangen ist. Das ist in der That der Fall und
zwar in einer Weise, wie man bei dem Umstände, dass die
einzelnen Endungen doch nicht gleich häufig am Schlüsse
von Sätzen oder Satztheilen sich finden, nicht erwarten möchte.
Das in der Hebung lang gemessene
a-. hat unter 100 Fällen 54 mal Interpunction,
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1(3
Homerische Studien. o53
Die Stellung der Endung su in dieser Scala findet eine
einleuchtende Erklärung an den Wörtern, welchen sie zumeist
angehört, wie den Genitiven der Pronomina und dem Adverbium
cu, welche eine Interpunction hinter sich nicht vertragen. Der
gleiche Umstand fallt bei der Endvmg oj in's Gewicht. Bezeich-
nend bleibt die übrige Bangfolge und jeden Zufall schliesst
der Umstand aus, dass jene Endungen, welche am häufigsten
in der Hebung des Verses als Längen sich behaupten und da-
durch ihre Festigkeit manifestiren (•/) •/; w (o), am seltensten
der unterstützenden Hilfe der Interpunction bedürfen und so
ai fast 3 mal, o» st fast 2 mal so häufig als y] und v; davon
Gebrauch machen.
Indem wir somit der Interpunction einen Ideinen, wenn
auch neben der Kraft der Vershebung nicht wesentlichen Ein-
fluss einräumen, müssen wir im Widerspruch mit Hoffmann
in Abrede stellen, dass es auch auf die grammatische Function
der einzelnen Endungen ankomme, dass diese Function ihre
Widerstandskraft gegen Verkürzung bestimme. Der von ihm
aufgestellte Satz: interest utrum idtima syllaba sit nominum an
particularum an verborum (S. 54), nach welchem er die ein-
zelnen Längungeu sondert und ihre Bedeutung abmisst, lässt
sich aus der Zahl und Art der Fälle nicht begründen. Wie
aus den mitgetheilten Stellen ersichtlich, gehört die Mehrzahl
der langen Ausgänge auf ai dem Verbum, der Ausgänge auf
0'. dem Nomen, weil eben die Verbalendungen auf a-. und die
Nominalendungen auf c. um so viel häufiger sind als die andern.
Eine nähere Untersuchung erheischt die Verlängerung der Par-
tikeln ol TO'. TW Tcu eizei -/.ai, quae (productio), wie Hoffmanu
sagt S. 70, aut certa quidem egeat excusatione aut videatur
esse mala et longius recedere a consuetudine Homerica, quam
qua non moveatur suspicio, schon um der Folgerungen willen,
welche Hoffmann und Andere daraus ziehen: quae cum ita sint,
patet ex productione harum vocum : 21, tc, -w, tsj, kr.ti^ -/.v. de
digamma posse concludi (S. 76).
Was zunächst das Pronomen o-. betrifft, so scheidet Hoff-
manu zwei Fälle aus I 30G
0'. 'i\).viy.\ Xx/yMyf^ o'j; ivOäoe v^c.; ävaty.av
354 Hartel.
und n 47
o\ auTW Oavaxöv ie y.ay.bv x,al •/.•^pa XiTscjOai,
an welchen ot schon weg-en seiner Stelhmg- im Versanfang als
nicht enklitisch sich erweise. ,Ig'itur firmius est hoc loco
pronpmen et pertinet haec productio ad productionem diph-
thongi c, quam quavis arsi produci posse, demonstravinius
§. 50, 4'. Allein ich finde keinen erheblichen Unterschied der
Bedeutung und gleichen Nachdruck in drei anderen Fällen:
1 103 = V 343
oü yäp 010)
}vi(^a£tv evvoai'Yaiov, o toi xötov svOexo 6'jjj.w,
/a)6[j,£vo;;, '6x'. o \ uVov cOvOV l^aAawaa;
und ^ 460
TOT<; O' 'Oo'JdSU? (ASTiitZ£ G'jßwTiü) TiS'.pr^TlLWV
r, Tiw; 0 t r/wob? yXotX'ixv •äopo'.
von denen Hoffmann v 343 für unecht hält, indem er auf X 103
vergisst und in ; 400 die Wortstellung nicht eben gefällig
ändert: rj iz^q oi -/AaTvav sy.ou;. Es finden sich mithin fünf gleich-
artige Belege für die Verlängerung des oi, gleichartig auch in
der nachdrücklichen Hervorhebung des Pronomens. Viel auf-
fälliger, sollte es erscheinen, dass der so häufige Artikel ot nur
einmal lang erscheint •/ 252
aXX' ä'YcO' o\ £^ Tcpöixov axovxiaax'
und diess eine Mal vor 'i% welches vielleicht damals noch mit
consonantischem Anlaut gehört wurde, nur zweimal das rela-
tive oi:
r 278 Ol u-evspOs /.afjLOvxa; und
8 177 vY^-'.o'., oi äpa Sv; xaBs.
Die Verlängerung von xot anerkennt Hoffmann nur in
einem Beispiel [j. 57 oTC-oxepr) ov^ -ot ooi; (3), wo er zudem in
der ausgesprochen pronominalen Bedeutung eine Entschul-
digung sucht. Allein X 12 di ot, xot v.q i'axj, welches er mit
Spitzner in o' r,-.o'. ändert, ist ein weiterer Beleg und nach
meiner Meinung gehören hieher:
B 813 r/iv ■}, -Ol ävope; (2)
\ 237 xwv -^ xoi aüxwv (2)
Homerische Studien. öÖD
0 529 a/X ri TOt k-l vux-i (2)
M 141 o'i 3' r, TOI stw? (2)
Y 12G i'vO' r, TO'. stojc (2)
^ 171 aAA' '^ TO'. :p7,ov [xso (2)
p 157 ioq Tt -Ol 'Oouas'j; (2).
Wenn die Seltenheit der Fälle für die kSchwüche dieser
Endung- an diesen Wörtern zeug-t, dann scheint mir noch be-
zeichnender, dass zoi nur einmal A 44o -atoa t£ 70i or(i[).B'f (2),
I^oi nur 4 mal K 291 w; vDv \).oi eöiXojsa (2), tt> 360 t( [xoi sp'.co;
y.al apwY^j? (4), Q 716 sl'^ate [j.o-. oüpsOcji (2), o 435 ei [i.o<. iOeXotis
(4) lang- erscheinen, die doch wegen des ihnen zukommenden
Satzaccentes so oft in die Hebung des Verses zu stehen kommen.
Ebensowenig kann ich beistimmen, wenn man die zwei Fälle
mit gelängtem iizd:
£ 364 v*/5;o[;,', ItzzI gu [j-sv ti (2)
6 585 eaOAÖc; etts'. ou [;iv xi (2),
oder die sieben Fälle mit gelängtem /,«(:
0 290 ipucaxo y.at scawssv (5) = / 372
Ü 60 Opi'^a TS v,xl aTir^Aa (2)
ö 570 "/.at iy.£T-/;v 7:£p iövTa (1)
X 113 vr,i T£ y.al kapot; (2) = 161, [x 140,
wozu vielleicht noch zu rechnen ist:
12 47 'Tavsipa T£ y.al '\d'/xazx (5), nicht aber
M 320 aXX' ä'pa y.al X: (6),
in willkürlicher Weise abzuändern bestrebt ist.
Diese Partikeltheorie Hoffmann's und seiner Anhänger
stützt sich nur auf die Seltenheit der Längungen derselben
und wäre dann berechtigt, wenn durch diese Seltenheit die be-
treffenden Würtchen allein sich auszeichneten und dieselbe auf
einem anderen Wege nicht aufgeklärt wijrdeu könnte. Aber
eben so selten wie die betreffenden Partikeln sind einsilbig-e
Wörtchen üb(jrhaupt in der Arsis lang erhalten und diese
Längung findet sich zumeist oder ausschliesslich an snlchen
Versstellen, welche jenen Partikeln nicht leicht zugänglich sind.
356
Ilartel.
Wir
zähl
en L
änguno- einsilbii
j-er Wörter auf
V
•/)
(1)
T)
eu
O'J
£1
Ol
ai
Summa
1. Arsis
23
8
16
10
9
3
9
2
1
81
2. „
35
21
3
4
2
4
3
14
4
90
3. „
2
3
1
5
—
3
14
4. „
6
—
1?
2
8
5. „
6. .
20
"
1
6
1
6
3
37
Summa
80
38
20
16
22
8
18
21
1
9
Also mehr als ein Drittel der Stellen ist an die erste
Arsis gebunden, in welche die betreffenden Wörter gestellt .zu
werden pflegen, unter den fraglichen Partikeln aber nur y.ai
und in exceptioneller Weise ol (1 306, II 47) gestellt werden
können. Andere Längungen sind in bestimmten Formeln an
festen Stellen des Verses heimisch, wie in r^ijax'. xw überall bis
auf P 401 mit folgendem ct£, welches sich 22 mal (B 351. 743,
r 189, e 475, I 253. 439, A 766, N 335, S 250, 0 76, P 401,
Z 85, T 60. 89. 98, <I> 77, X 359. 471, W 87, e 309, u 19,
d> 252) mit xw in der zweiten Hebung, nur einmal Z 345
w; \}' Cf£A' -/^jj-axi xw, cx£ p-s •irpaixov x£/.£ p.-/^xr,p
mit xw in der dritten findet, oder in der häufigen Clause! w
h\ oVxo) (Z 500, H 127, 6 284, 3 4, o 100, ? 27, x 117, <]/ 57.
153, w 365). Und man begreift, dass diese Häufigkeit neue Bil-
dungen wie etwa -J^fJ^axi xw £XiixY)v, oxc (E 210), w bn (S 220, 3 503,
;; 15), 0) £-'. (A 162, 6 '403), aö) £vl oaio (-. 478, x 115, x IG^).
xö) £vt (S 350, £ 57, i; 46), ^ vn (W 210, o 385), fi £-i (H 67)
und somit Längungen in steigender Zahl hervorrufen konnte.
x(ö ou (ouy., o-Jx£) beginnt den Vers (B 250, E 126, II 631, V 97,
^ 510, c 265, X 134, X 325), daneben an derselben Stelle ver-
einzelt 0 741 xw £v yj.^<j\ 9Öw; und x 115 xw i\).i v5v.
Bezeichnend ist es, dass xw, wo es sonst vor Vocalen
seine Länge behauptet, nie in der abgeschwächten Bedeutung
des Artikels, sondern in seiner ursprünglichen demonstrativen
TToraerische Studien. 357
Bedeutung als stark betontes Wort erscheint. So heisst es B 110,
nachdem der Dichter erwähnt hatte 100 ava os xpsiotv \\-^(a\)Ä\j/fi»y/ i
hvr, a7.T~po^/ e'^^wv und in den folgenden Versen Urspining und
Vererbung des königlichen Scepters angegeben worden war,
To) 0 y' £pctcä[;-£voi; £7:e' 'Apvcioic. [j.£-r/Joa
und die gleiche Bedeutung hat tw: A 531 (1), 0 3G5 (1), 0 496 (1),
0 525 (2), n 701 (2), P 231 (2), T 346 (2), <J> 193 (1), X 127
(1), ß 114 (1), S 162 (1), C 309 (1), -0 326 (2), e 107 (3),
X 127 (1), ^ 298 (1), T 367 (2). Davon macht A 614 Maxacvi
zav-a Eoaev [ -rw 'Ac7.Xr,-iäSY] eine wirkliche, K 277 /aTpe ok tw
cpviO' 'OBuaeuc eine scheinbare Ausnahme ; denn die Worte be-
deuten, wie der Zusammenhang zeigt, 'er freute sich über
dieses Zeichen'.
Diese Observation bestätigen aufs schönste die Fälle mit
T-^: I 565 (1), N 408 (1), 0 46 (1), o 365 (1), ^ 239 (2) bis
auf die Verbindung t^ stipv] : 1 272 (2), * 71 (2), / 183 (1),
mit Tou: I 106, Y 393 (1)^ § 189 (1), w 425 (1) bis auf xou
hipou (o'.o) I 219 {2), Q 598 (2), ü/ 90 (2) ; denn auch hier überall
hat -o'j und tt] seine ursprüngliche demonstrative Bedeutung.
Man wird es nun begreifen, dass es neben der Festig-
keit des Vocales die Betonungsfähigkeit in erster Linie gewesen
ist, welche den einsilbigen Wörtchen c-/^ und \j:fj [ir, : A 189,
Z 306, K 235 = 242. 536, A 171, N 633, a 74, !; 110, •/] 18,
■/. 275, iJ. 378, ^ 287, c 257, u 169, -/ 45, w 328, mit Ausnahme
von X 348 (3), v 383 (3) immer in der zweiten Hebung, wo
es ansässig ist — .r/, : I 698 (1), K 39 (2), M 216 (1), N 319 (4),
i 248 (4), n 30 (1). 545 (1), P 6S6 (4), :S 19 (4), X 481 (4),
o 53 (1). 584 (1), A 548 (2), ix 326 (4), k 398 (2), x 251 (2),
(.) 462 (1)] so überaus häufig zu so bevorzugter Stellung ver-
helfen hat, und vielleicht zugeben, dass, wenn auch nicht
überall bei allen einsilbigen Wörtchen, die bis jetzt unerwähnt
blieben, so wenigstens in den bei der folgenden Aufzählung
durchschossen gesetzten Versen die bessere Betonung, die ihnen
im Satze zukam, gefühlt wird. Bei o) finden wir noch Längung
in w: E 172 (2j, 1 .55 (5), T 291* (2), 0 40 (1), v 349 (1 ),
A 279 (1), l m (5) = 0 372 (5), - 197 (1) und sw: T 1 74 (2),
11 708 (1), P 489 (1) .-= 6 251, Li 112 (5). Bei w in dem
vocativischen w: A 74, E 464, A 430, M' 543, a 363. 478 (nicht
Sitzuii-sber. d. pliiL-liist. Cl. LXXTI. Bd. III. Hft. 24
358 Hartftl.
p 375) immer in der ersten Hebung-, in vw: o 475 (1), csw: A 574 (2)
und -0): H 433 (3), W 7 (2), a 52 (2); bei y; in T.fi': Z 37 7 (1),
e 229 (1), zy. 0 1 27 (1), x 429 (2), ^©9^: A 90 (2), ^: o 93 (2);
bei y; in ■/p'/, : [j. 154 (3) ; bei ou in ou : W 748 (5) ; bei eu in
der Formel
•/.r/./.'jTS cy; vüv [j.s'j 'IOay.r,c'.ot, otti y.Ev sl'zo)
ß 25. 161. 229, 0) 443. 454, in ceii: T 206 (1), Z 409 (1), 411 (1),
454 (2), 2 7 7 (1), X 432 (1), Q 371 (1), in eu: H 43 8 (5),
K 438 (5), W 743 (5), e 236 (5), - 460 (1), y. 128 (5),
? 42 (5) und ZeÜ: T 351 (1), U 233 (1). Und so glaube ich
auch, dass das in der Formel v. s-ssv y^ stark betonte £'. an
consonantischen Anlaut des stscv zu denken verbietet; £'. in £•.
£t£Öv findet sich 6 mal in fünfter: E 104, 0 423, M 217, N 153,
E 125, Y 122, 8 mal in erster: N 375, i 529, - 300. 320, - 216,
d/ 36, (D 259. 352, 1 mal in zweiter Hebung: v 328; singulär ist
d ou-w: E 717 (1).
Stark betonte einsilbige Wörtchen also sind es, die wegen
ihres Nachdrucks, den sie im Satz bereits geniessen, oder
genauer um der Verstärkung dieses Nachdrucks willen, gerne
so in die Hebung des Verses gesetzt werden, dass sie vor
vocalischera Anlaut den Kampf um ihren quantitativen Besitz
zu führen haben. Es ist eine Folge des physiologischen Her-
ganges bei dieser Begegnung zweier Vocale, die sonst das
Organ zu verschleifen gewohnt ist, von denen aber nun der
erste seine volle Zeit tönen und durch ein Absetzen der Stimme
gegen den zweiten scharf abgegränzt werden muss, dass der
Schlussvocal des vorausgehenden Wortes und damit das Wort
selbst mit einem Nachdruck sich geltend macht, der an dem-
selben in seiner gewöhnlichen Stellung in der Senkung nie,
in der Hebung aber vor consonantischem Anlaut nicht in dem
Masse gefühlt wird.
Eine stärkere Hervorhebung wird aber nicht etwa bloss
den einsilbigen Worten auf diesem Wege zu Theil, sondern
auch mehrsilbigen, und die Dichter haben diese früher vielleicht
noch ausgedehntere Eigenthümlichkeit des epischen Verses,
welche später verwöhnteren , aber darum nicht gesünderen
Ohren als eine durch die Versnoth abgerungene Licenz er-
scheinen solltf, vielfach in sinnvoller Weise ausgenützt, um dem
Homerisclie Studien. 359
schwersten Worte des Satzes ein Gewichtchen beizuleo-en und
lautlich abzugränren, was dem Gedanken nach im Geg-ensatz
zu einander steht. Eine ausnahmslose Ausnutzung in diesem
Sinne wird man nicht erwarten, da nicht angenommen werden
kann, dass dieser Vocal-Zusammenstoss von jeher solchem
Zwecke diente, oder dass das feine Gefühl dafür bei allen
Dichtern und immer lebendig sein musste. Allein man wird
es nicht in Abrede stellen wollen, dass die Häufigkeit dieser
Erscheinung bei disjunctivem v] darin begründet ist, dass die
scharfe Scheidung der durch das Oder getrennten Begriffe in
der durch eine wenn auch noch so kleine Pause bewirkten
Abgränzung der Töne ihren passendsten sinnlichen Ausdruck
empfängt. Hiebei zeigt sich aber nicht bloss Hervorhebung des
■q und des damit eingeleiteten Satztheiles, indem es sich vor
folgenden Vocal lang erhält, sondern zugleich Hervorhebung
eines der disjunctiven Begriffe, also des am meisten betonten,
in der Regel mehrsilbigen Wortes. Wir sehen diess in folgenden
Fällen, die das gemeinsam haben, dass der erste Theil der
Disjunction gegen den zweiten durch Hiatus ebenso abgegränzt,
wie die den zweiten Theil einleitende Partikel r, durch Hiatus
hervorgehoben wird ; zugleich ist es das betonteste Wort des
Satzes, dessen letzte Silbe vor r, in der Arsis lang bleibt:
A 1 50 •?( CGOv £ A 0 £ [j. £ V a '. r, ä v c p ä s >. v b'. p,ä/£70a'.
0 514 ßAr,;j.£vo^ r^ uo r^ iy/,^' ^^'^3£vti
K o05 pjiJ.cij £C£p6c'. r^ iv.oipo'. O'J/is' av.py::
X 135 ff Tvjpbc a{0o[X£VO'j Y^ -qe'/J.zj aviovTOC
\ 152 -q y^\ö'n 'Vj/^p-^, 'q i^ 'joa-oc /.puctaAAw
x 1()2 7.s'![j.£v' £7:' •^■;:£i'pcu, v; £'.v iW 7.j;j.a 7.'ja(vC£'.
y. 2i)<) ^^ A 120 y,T£'!v7]c r,k oÖAo) v; xy.oot.oiT ouoi -.'. gz ypr,
c 2-'^3 V- ici.'/J)i[i.z.w(x<. ■?! i'vooOiV ai'V i>7:xY..o\jzM
/. 41;)}; '(i[J.(<) •?, ipy. v «o f, £ lA a t: ( v r, T£Oa Auir;
A 451) y; zyj iv 'C)p/_s;j, £V(o, ■?) £v IfuAw •qiJ.xfiivni
i 3-S4 7.x\ oxz i'utii'ztz^XK -J^ £c Oips; v) ic OTCwp'/iv
T 11)2 T(.) V'rfj-q osy-atr, f^ £vc£-/.aT-/; -£"a£v -«^ok
■j 340 ';; -vj -f,'/.^ 'IO:</.r,; r, 'io()\-.x'. f, xi.i't.q-.y.'..
In folgenden !> Fälloii (indet sich nur das l)otonto Wort
im 1 1 iaiiis vor r, :
24*
360 Hartel.
T 378 [Av^ xo)? <j' TTJe ßa/vY) -^e (syioo^t äopi t'jcIy)
Q 438 £vojx£ü); ev vr;! Ooy] y) izz'Qoq c[j.apTewv
0 714 xa-pb? iou 7^ vsctov, y^ ovriva 7:ct[j.ov e^scäsv
£ 484 07G0V t' Tfi QUO) */^ £ Tp£Tc ävOp£? cp'JsOat
6 20Ü 7^ Tub^ r^s -jcAy] -J^j /.al xo7{v, ouv. tj.£Yatp(o
• 274 5; ]j.t O£0'jc y.eX£at y^ B£'.o'![A£v v^ aXsacjÖai
p 37 'ApT£[Jl/St txiXY] IQS xp'J^^Tfl 'Afpoot'-Y] =: t 54
a 316 Yj[j.£va'. £v [j. SY^'p<!> ^h ^'■'p^'^ x£a£T£ /epui'v.
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle (93 in Ilias
und Odyssee) wird nur das eine oder andere der disjunetiven
Glieder durch in Hiatus g-estelltes -/^ schärfer markirt, hie und
da beide, wie :
A 138 Y( Tcbv Y5 Al'avTOc 'iov Y£pai; y^ 'Ocuc^o;;
r 24 £i)p(i)V y) iXacov xspabv y] «ypiov a'.ya
4Uy £1? 0 X£ C Y) (XkO'/O^) TiO'.TjCSTa'., "/^ 0 VE 00'JAY]V
H 71 £1«; 0 X£v y) u[).z'.q Tpo{-/;v cü-'jpvov £A-/;t£,
Y] aijTol Tcapa VY;uat oa[i.£{cTc zovTO-öpotij'.v
H 179 Z£u TcaxEp, y^ Aiav-ra Aa-/£Tv, y^ Tuodoc; uiov
T, aÜTOV ßaa'.A'^a 7:oAU}(puco'.o Muxy^v/jc
0 271 Ol o' u)c t' y^ sAai/iv y^epay^ f, avptov alya (vergl. F 24)
Q 221 ^ Ol [xavTt£<; £?7'. Ouocxco'. ri t£p"^£;;
3 821 Y^ C Y^ "<^V £vl §Y^[X(0, l'v' Ol')rSTa'., Y] £Vt XOVTW
6 491 co; T£ TCOu y) aüxbi; xapswv y^ ä).Xou ax.o6c7ac
X 331 £'jo£iv, Y^ £-1 v^a Oor,v iXOivr' £<; Ixatpou?
Y] aUTOD" -0[JI.-Y] 0£ OiOtc 6[J.tV T£ [J,£XY^a£l
p. 27 y) aXbi; y) etcI y^? ak^(r,GZ':^ izf^iix -aöovTSC
6 136 Y^ av' oBbv (jT£''/t>)v, y^ oi -cptva'.cTaoujt,
weit häufiger aber das zweite (nämlich 47 mal) wie:
I 230 £v OQ'.fi 0£ ca(i)crc[X£v y; a-oXdaÖai
(und A 40. 62. 515, Z 341. 347. 457, H 180, l 230, K 486,
i\ 389. 426. 589,' 0 373. 605, n 352. 482. 590, P 632, V 139.
173, 0 IAA. 7()4, l 103. 132, 0 203. 509, X 415, v 275, ^ 384,
t: 384, p 158. 279. 478. 531, a 268, x 84. 267, u 340, o) 291),
wozu wir die 21 Fälle mit comparativem •};, wie:
A 117 ßcuXo;/' £YCü Xabv awv £{ji,[j,£vai y^ axoXäfföai
(und r 42, K 288, (-) 190, K 404, A 162, 0 502. 510, P 78,
\ 109. 2m. 374, y 445, a 165, y 234, l 183, 0 148. 185,
u. 110. 209, T 168) stellen, als das erste (in 24 Versen) wie:
M 30.5 aXX 5 y" ^?' ^t ■»5pxa;£ \i.iTi\\).zvzz, -/^l y.at 'aüxbc
Homerische Studien. 361
(und A 145, ß 253, r 239, 0 514, A 220, O 511, P 227, <P 111.
113, Q 732, S 283, o 441, x ^7).
Der Umstand, dass in den 93 Fällen nur 24 mal das
erste -q, 69 mal aber das zweite g-elängt wird, könnte leicht
als Zufall erscheinen. Allein wir finden, dass auch das iu der
Thesis lang erhaltene v^, welches in dieser Stellung-, wenn ich
recht beobachtet habe, niemals comparativisch ist, 31 mal das
ri des zweiten Gliedes, nur 5 mal (X 310, ^ 230 = t 300, ^ 384,
j 340) das des ersten Gliedes ist. Vollends wird durch folgende
Beobachtung der Zufall beschränkt oder aufgehoben : beim ri — r,
der Doppelfrage ist es wieder das rj des zweiten Gliedes,
welches (34 mal) noch einmal so oft als das des ersten Gliedes
(17 mal) in der Hebung des Verses Hiatus bildet. Es finden
sich beide Partikeln v] — r, zugleich nur selten im Hiatus, wie:
K 503 ocutap ö [j.£p[j/«^piu£ pivojv jTi 7,'jvTaTOv 'ipoc.
9i ö Y £ ot'opov £Acov, oOi -sixiAa izüyj.'' IxstTO,
(und ähnHch n 648 — 651, t: 74-76, to 403. 404), wie auch
sogar einmal drei aufeinander folgende Partikeln:
N 307 A£U7.x/.io"^, zy; t' ä'p |j.cjj(.ova? xaiaSüvai 5[jliXov}
r^ irA ozzkzov) Tuavxoc cJTpatoO, r^ iva jj-ictrou;;,
Ti £::' apiTTcpi^tv;
Man scheint aber bei grosser Nähe der beiden Glieder der
Frage diess fast gemieden zu haben, wie z. B. zeigt
A 820 -q p' £Ti -O'j T/Y^fjouat TusXwp'.ov "ExTop' Axaioi,
•^ Y^Sr^ a;0{ffov-a'. üz' aüioü Ssupl oa[J.£VT£?,
während sonst -J; £ti, r^ 'iv. und disjunctives r, £Tt nicht irgend
wie gemiedene Verbindungen sind (ü 408, X 175. 495 — FI 651,
k 463, B 229, 0 105 — 0 203, a 268) und pa nur ganz aus-
nahmsweise zur Tilgung des Hiatus verwendet wird, z. B. A 1,5
■J^ p' au-i;. Ausser den genannten Versen findet sich y] in der
Hebung lang vor Vocal : A 190, B 253. 300, 4) 62, 0 408,
A 175. 493. 495, n 91, / 334, -> 86, co 403; -^ : B 368,
E 673, Z 368. 379, I 67.5, K 310. 397. 425. 506. 534, A 821,
11 12. 438, Q 383, a 409, B 29. 314. 790. 834, C 143, x 52,
A 179, 0 350, - 463, p 309, t 528, u 12, f 197. 284, •/ 159,
362 Hartel.
10 264. Und in vollei- Uebereinstimmung- damit ist wieder das
in der Thesis lang bleibende q immer das fi des zweiten Gliedes :
X 172, 2 306, j 130, 0) 405. Herodian und mit ihm andere
Grammatiker haben die -^ der Doppeltrage mit verschiedenen
Accenten ausg-ezeichnet y) ('f^s) - -^ (f,i.), ohne diese ihnen oflfen-
bar bekannte und überlieferte Betonung- zu begründen. Lehrs,
welcher in den Quaestiones epicae die Zeugnisse für diese Be-
tonung gesammelt, macht dabei eine Beobachtung, die vielleicht
die Verschiedenheit der Accente nicht ausi'eichend erklären
mag (vergl. Bäumlein Gr. Part. S. 131), die aber au sich un-
anfechtbar sein dürfte und die eben entwickelten Thatsaehen
trefflich unterstützt: Scilicet in eiusmodi enuntiationibus ad
alteram particulam quodammodo languescere sen-
tinius priorem; unde factum fortasse ut in priore membro
deesse possit: in altero quasi maiore quadam vi incidit,
tanquam priore omnis dubitatio nondum satis expressa et de-
clarata sit (p. 52). Es stimmt merkwürdig dazu, dass das q
der einfachen Frage, wo es im Hiatus steht, in der Regel ent-
sprechend dem lateinischen an eine Frage einleitet, die im
Zusammenhange eigentlich das zweite Glied einer Doppelfrage
darstellt, zu welcher das erste Glied sich leicht ergänzt, wie:
A 131 \).ri 0-1] ouTO)?, ayxOoq -sp äwv, Oeos'ixsX' 'Ay^iWt^,
ri söeXsi«;, c^p' ccj-zoc £/•/)? yipaq.
A 202 tittt' aux' oi.b('.ii-/^cio \{bq ii.7,cq dX-qkojf)aq-^
y\ tva ußpiv I'Sy) 'A--{0(.\i.iiMOvoQ AxpEioao,
und 21 mal (B 229, H 26, 6 140, 0 105. i:{2. 506, 1' 445,
Z 287, Ü 241, Y 251, B 343. 643. 710, v 418, o 511, t: 424, p 378,
a 333 = 393, T 72, <? 191, Ü 109). Das Gleiche gilt von dem
ri in der Thesis: T 339, w 300. Zu \ 131 erklärt Nägclsbacli
das -^ richtig durch an hoc agis at, in welcher l'artikol die
Grammatiker ein verwandtes Ethos, welches durch die Ver-
einigung der adversativen und disjunctiven Bedeutung ,oder
aber' bewirkt wird, nicht verkannt haben (vergl. Kühner A.
G. G.2 §. 587, 20 und Hand Turs. I. 143 ff.). Die einfache
Frage beginnt r, in der Verbindung r, y.p/x 3 mal : N 44(5, ii 429,
to 193, ebenso häufig, wenn es in die Thesis zu stehen kommt
in der Verbindung r, xp Tt: T 56 Aipeior,, r, ä'p tu a 357, j 166.
Homerische Studien. ODO
Das betheuernde r, steht im Hiatus nur in der Hebung des
Verses: E 801, ^ 37 in der Verbindung r, oAi'yov und jedesmal
zu Anfang einer Rede. Endlich K 432, Y 251, 4> 106 die Ver-
bindung dcAAa t{ -q.
Um unsere frühere Tabelle (S. 356) zu ergänzen, mögen
hier noch die Hebungen verzeichnet werden, in welchen r^ und
r, vor folgendem Vocal ihre Quantität behaupten.
1., 2., 5. Arsis
•^ der einfachen Frage steht in: 23 mal 2 mal 1 mal
r, im ersten Gliede der Doppelfrage: 16 „ 1 „ —
r, im zweiten Gliede der Doppelfrage: 27 ,, 4 „ 3 „
y; disjunctiv im ersten Gliede : 10 „ 10 „ 4 .,
•/; disjunctiv im zweiten Gliede: 15 „ 13 „ 20 „
■f] comparativisch : 9 „ 5 „ 5 „
T, betheuernd: ^ ?i ^75
102 mal 37 mal 33 mal
Die dritte und sechste Hebung ist gänzlich ausgeschlossen,
die vierte steht 3 mal im Hiatus: E 288, \ 266 Tuptv v' -q und
<[> 106 äAAoc Ti r,. Der Ausschluss der sechsten ist früher erklärt
worden. Die vierte vermag r^ nicht aufzunehmen wegen des nach
dem dritten Fuss verpönten Einschnittes, welcher zusammen-
fallend mit einem Gedankenabschnitt nur um so unleidlicher
hätte werden müssen; wir sehen diesen Uebelstand in den
zwei sicheren Fällen durch das enklitische -(z gemildert, t( r,
wird besser zusammengeschrieben. Was die dritte Hebung
betrifft, so haben wir schon früher bemerkt, dass einsilbige
Wörter nur 14 mal unter ihr Hiatus zeigen; davon gehören
zwei der Ilias Z 345 (vergl. über diesen Vers S. 356) und H 433,
die andern der Odyssee: ß 25 = 161 = 229 = w 443. 454,
0 107, A 103 = V 343, A 348, [x 57. 154, v 383. Denn es ist
Regel, dass auf den Einschnitt nach dem zweiten Fuss eine
trochäische, oder wenn die Hauptcäsur in den vierten Fuss fällt,
eine molossische oder choriambische Wortform folge. Die starke
Vertretung der ersten Hebung erklärt sich theils dadurch, dass
Vers- und Satzbeginn in der Regel zusammenfallen, und, indem
wir uns der anderen einsilbigen, meist hoch betonten Wörtchen
erinnern, von denen, wie wir sahen (8. 356), ein Drittel diesen
Platz behauptet, dass Vers- und Satzaccent sich gegenseitig
364 Hartel.
anzuziehen pflegen. Die betontesten Wörter occupiren die erste
Hebung des Verses.
Ein Hauptargument, welches Hoffmann für seine Auf-
fassung der Unzulässigkeit des Hiatus bei den genannten
Partikeln vorbringt, ist die Seltenheit der Fälle, in welchen diese
Wörtchen (ol -oi £Tt£( xaQ vor dem Vocal des folgenden Wortes
ihre Quantität behaupten. Diese Seltenheit erkläi't sich nur
zum Theil aus der Leichtigkeit der Vocale £-. ot ai, die aber an
ihnen nicht etwa leichter sind als an anderen Wörtern verbaler
oder nominaler Natur. Verbal- und Nominalformen auf oi ai si
werden in demselben Verhältniss sparsamer im Hiatus beobachtet
gegenüber den Formen auf w f) w •/], wie oi xoi i-Kei '/.olI gegenüber
To) w X7^ av) ^ 07^ [i^-q u. dgl. Am allerwenigsten darf aber die Selten-
heit der Längung bei y.ai auffallen, worauf Hoffmann ein grosses
Gewicht zu legen scheint (S. 73) ; denn an Stelle eines so zu
verwendenden /,ai stand dem Dichter in der Regel t,o' zu Gebote
und so finden wir laupwv rjO^ a'-YwVj Tpaoev i^S' eyevovTO, i^o' ht. owasi,
nicht xat aiYwv, y.xl syevovTO, /.at ext 5 ja wir finden sogar dxo'' i^c'
"rA-/;v, e1.xöv 75S' AI'yiov (B 500. 504. 539. 574. 634) und nicht xal
"Dv-fjV, xal Alytov, wodurch der Dichter also der immerhin unge-
wöhnlichen Länge des ov vor dem Hiatus den Vorzug gab. Wo
trotzdem /.ai im Hiatus steht, ist leicht einzusehen, dass y}o'
eine Verwendung nicht finden konnte, oder empfindlichere
Unannehmlichkeit als der Hiatus mit xai bewirkt hätte. So
0 290 = X '^^2 ep'JGOLTO y.at ecritocrev, ^ 47 'lavsipa te /.xl 'lävaaca,
Q 60 Ope4'a "^^ '^-y-- axixr)Aa, woraus zu entnehmen, dass xai im
Hiatus der Hebung noch lieber ertragen wurde als selbst Hiatus
nach der zweiten Kürze des vierten (sp'jaaxo -qo' ejxwssv, xs -qo'
'lavacaa) und des ersten (xe -qt' axixv^Aa) Fusses. In der Thesis
Hess man sich hie und da v.ai auch dann gefallen, wenn die
Einsetzung von T,oi mit keiner Schwierigkeit verbunden war,
wie: Ü 641 /.at cIto'j r^a'jiii.-q'i /.ai al'SoTra, wo xai — r^os nicht un-
gewöhnlicher als das überlieferte xai — x.ai wäre; ß 232 eir;
y.al ai'auXa, während zwei Verse früher avavb; xai y;-ioc in ayavb;
tqB' -ä^^iio; umwandeln eine prosodische Seltenheit mit einer
andern vertauschen hiesse, ferner x 110 ßaaiXe'j; xat oiffiv und
X 174 OLTzv-piaio'. Y.7.'. svvY;xovTa. Nur N 316 "Exxopa np[a[j.(oY;v, xai
t' |j.äXa xapxspöi; eoxiv in einem in den besten Quellen fehlen-
Homerische Studien. 365
den Verse ist y]S' st so unmög-Iich, wie Hoffmann's st xat (vei'gl.
•^ai öi: V 292, - 98. IIH).
Immerhin aber werden g-egenüber der Hcäutigkeit eines
Wortes wie xat diese paar Beispiele Manchem wie ausznmer
zende »Singularitäten erscheinen. Allein nicht auf die Häufig-
keit des xai und der anderen in Frage stehenden Partikeln an
sich kommt es an, sondern auf die Häufigkeit derselben in der
Hebung des Verses, Die xai in der Hebung des Verses sind
ein kleiner Bruchtheil von den xat in der Senkung, Leider fehlt
es uns darüber an einer eingehenden Untersuchung; dass eine
solche nicht resultatlos wäre, versprechen einige gemachte oder
leicht zu machende Bemerkungen, Dass stv nur in der Arsis
steht, ist längst beobachtet (Hermann Orph. p, 7o4), w; in der
Verbindung xat üq, oho' w;, in welcher es öii^q gleichkommt
uud nach der Theorie der Alten den Circumflex trägt (Lehrs
QE, 60, Ariöt,'- 086), notirte ich 35 mal in der Arsis (A 116,
r 159, A 322 = A 720, E 482, H 263 = A 255, e 56, I 351,
386. 391, 587, A 841, n 80, 363, <P 133. 555, X 352, a 6,
ß 23, 3 484, £ 219, 324, 379, 6 184, t 2.58, x 291, X 88, 104,
p 364, a 76, 155, 324, - 224?, x i^S), nui- 2 mal in der Thesis
0 24 , . , £[-».£ 0' ouo' üc 6u[j.cv avtet uud © 246 . , , aX/vOc ;j,tv cüo'
w? I evTavjjat ojvaTo, Von w; := outw; bestätigt die gleiche Er-
scheinung Schnorr von Carolsfeld (S, 50 seiner Dissert, Ver-
borum collocatio Hom. Berlin 1864) : fere in arsi coUocari solet,
ut enim in enuntiati prima sede posita thesin teneat, in duobus
tantummodo eiusdem libri locis accidit % 28. 64. Nur wo stOs
voran tritt, hat dieses den stärkeren Ton : H 157, A 670, ^' 629,
; 468. Wie 9 247 steht &c am Ende des Verses: 0 538, 0 156,
To) y' OK ßouXeuffavTs oiiziJ.oLyv^ findet sich A 531, v 439, Ebenso
wie WC treten die Partikeln or, [jx, v^? weit häufiger unter die
Hebung als in die Senkung des Verses,
Also nicht der verschiedene Lautwerth der grammatisch
verschieden fungirenden Endungen unterstützt nach unserer
Meinung die vocalisch auslautenden Silben in der Erhaltung
ihi*er Quantität, indem dieser nur insofern in Betracht kommt,
als den einzelnen Diphthongen grössere oder geringere Festig-
keit zukommt, die wir früher abzumessen bemüht waren, son-
dern die Fülle der Betonung, welche die Wörter vermöge ihrer
Bedeutung stets besitzen, oder im Zusammenhang der Rede
366 Kartei.
vorübergehend erhalten, hestimmt die Menge der Fälle, wo die
Länge des Auslautes sich vor vocalischera Anlaut behauptet.
Die Kraft der Arsis vermag jeden vocalisch langen Auslaut,
ob dieser der Auslaut eines Nomens, Verbums oder einer Par-
tikel ist, in seiner Quantität zu erhalten, indem sie das
Zusanimensprechen mit dem nächsten Vocal — die Bedingung
der in der Thesis stattfindenden Verkürzung — hemmt.
Das Wesen der Arsis ist Tonverstärkung, bewirkt durch
Verstärkung des Ausathmungsdruckes. Der verstärkte Ton
wirkt durch die für das Aussprechen einer Länge erforderliche
Zeit. Folgt ein Consonant auf diese vocalische Länge, so be-
gränzt dieser die aufgewandte Kraft, indem das Maximum des
Ausathmungsdruckes während der zu seiner Articulation erfoi'-
derlichen Bildung der Enge oder des Verschlusses eintritt.
Folgt kein Consonant, so liegt der Höhepunkt der Arsis im
Verlaufe des langen Vocales, der gegen den folgenden voca-
lischen Anlaut durch Verschlussbildung abgegränzt wird, indem
,wir vor jedem anlautenden Vocale den Kehlkopf verschliessen,
so dass unter der grösseren Spannung der Ausathmungsluft,
welche hiedurch bedingt wird, die Stimmbänder prompt an-
lauten^ (Brücke, Physiol. Grundl. der nhd. Verskunst S. 54).
Das ist Hiatus in bester Form; aber kein Hiatus, den das
griechische Ohr der epischen Sänger bei dem langsamen, ab-
gemessenen Gang des griechischen Hexameters irgend unan-
genehm empfand. Jedem Diphthong und jedem Vocal selbst,
der auf dem Wege der Verwitterung seiner Quantität noch
nicht zum Normalmass der Kürze herabgesunken, ist der Zu-
tritt zu solchen Hebungen gestattet. Die schwächsten Längen,
z. B. dativisches •. und die leichtesten Diphthonge, wie o- at,
fallen, durch die hinzutretende Tonverstärkung der Arsis unter-
stützt, vollgewichtig ins Ohr. Zumeist aber sind es die
schwersten Diphthonge, wie w und r,, die kräftigsten Vocale, wie
0) und r,, welche, nicht gedrückt durch das Gewicht nachfol-
gender Consonanten, hier zur vollsten Entfaltung ihi'es Ton-
gehaltes gelangen.
Die Arsis verweigert also keinem der langen Vocale und
Diphthonge ihren Schutz, allein sie nimmt nicht alle Träger
derselben, alle Wörter gleich gerne auf. Natürlich. Der Satz-
accent ist Tonverstärkung wie der Versictus. Die Besitzer des
Homerische Studien. 367
ersteren müssen nach Möglichkeit Besitzer des letzteren zu
werden suchen, wenn der Accent der Rede nicht den Accent
des Verses, der Accent des Verses nicht den der Rede ver-
nichten soll. Der Wortaccent, in Tonerhöluing- bestehend, läuft
daneben einher. Hierin liegt der Grund, dass einzelne Wörter
überaus hcäutig- unter der Hebung- in Hiatus stehen, manche nur
durch eine individuellere Wendung und Fügung des Gedankens
ausnahmsweise solche Begünstigung erfahren.
Und insofern vermag allerdings regelmässig oder häutig
eintretende Längung solcher Partikeln vor demselben Stamme
oder demselben Worte den gegründeten Verdacht erregen, dass
dasselbe in Homerischer Zeit mit consonantischem Anlaut gehört
wurde. Wenn so -/.a-' in der ersten Hebung 25 mal vor :-. steht,
so lassen sich daraus, abgesehen von allen anderen damit zu-
sammenstimmenden prosodischen und etymologischen That-
sachen, sichere Schlüsse ziehen. Aber zu denselben Schlüssen
wären wir berechtigt, wenn nicht xai, sondern tw, xj-m oder
epeM vor si den langen Auslaut so überaus häufig erhielte wie /.xi.
Die Häufigkeit des Hiatus vor demselben Anlaut, das Formelhafte
ist das Auffällige, das Bedeutsame. Solche Häutigkeit wird vor
Wörtern, deren vocalischer Anlaut unbezweifelt ist, selten be-
merkt. Xun freilicli wird mau für die Unbestimmtheit dieser
Folgerungen nicht gerne jene beruhigende Sicherheit der Hoff-
mann'schen Theorie hingeben wollen und fragen, wie häufig solcher
Hiatus eintreten muss, um etwas zu beweisen. Die Frage ist
unpraktisch, Hesse sich indessen leicht durch eine Zusammen-
stellung der Fälle, welche bei anderer Gelegenheit gegeben
werden soll, erledigen. Bei Wörtern, welche nur in seltenen
Fällen Erscheinungen der Art zeigen, darf aus diesen für
ihren ursprünglichen Anlaut nichts gefolgert werden. Für den
Augenblick kann uns diess negative Resultat genügen.
Der Aufwand an Argumenten wäre kaum gerechtfertigt,
wenn durch sie nur die Hoffmann'sche Theorie, deren praktische
Consequenzen Manchem als unbedeutend erscheinen mögen,
luitte erschüttert werden sollen. Ich meine indess, dass die
eingehende Betrachtung der einsilbigen Wörter uns eine
Einsicht erschlossen, welche die gesammten Erscheinungen des
Hiatus nicht zu ihrem Nachtheil in etwas anderem Lichte zeigen
dürfte. Bei den einsilbigen Wörtern, welche wir im Vorigen
368 Haitel
betrachteten, war die Durcht'ührung des Satzes, dass der Nach-
druck, die Stärke der Intonation, welche ihnen zukommt, die
Verbindung- mit dem gleichartigen Versictus suche und in
dieser Stellung das volle Austönen der vocalischen Länge den
Nachdruck fördere, leicht zu ei-weisen. Die Einsilbigkeit lässt
keinen Zweifel über den Sitz der Intonation. Bei zwei- und
inehrsilbigen Wörtern aber, für welche unsere Behauptung nicht
minder wie für die einsilbigen gelten muss, wenn sie richtig
sein will, ist die Sache weit schwieriger; denn welche Silbe ist
dann Trägerin der grösseren Tonstärke? Dass es diejenige oft-
mals nicht ist, welche w ir damit, gemäss dem Charakter unserer
Sprache, auszuzeichnen pflegen, nämlich die Besitzerin des
höheren Tones, die accentnirte, geht schon aus der Beweglich-
keit dieses musikalischen Elementes hervor, welches bald auf
der Stammsilbe, bald vor, bald hinter derselben sich zeigt (auw,
£A'jov, £A'j6[j//;v) , indem wir für die stärkste Intonation einen
bestimmten Platz bei einem und demselben Worte annehmen
und nur vielleicht Nebenicten, die mit der veränderten Form
des Wortes sich leicht einstellen oder verschwinden, einen
fi'eieren Spielraum zugestehen müssen. Nur an sich hat es alle
Wahrscheinlichkeit, dass die stärkeren Icten mit den längeren
Vocalen oder Silben, die schwächeren mit den kürzeren sich
verbanden. Diess angenommen erschiene es nicht als ein Zufall,
dass jene vollgewichtigen Diphthonge v; y; m to um so viel
häufiger als die leichteren oi ai si unter die Hebung des
Verses vor vocalischen Anlaut treten, indem auch hier die
ihnen zukommende grösste oder mittlere Tonstärke die Ver-
einigung mit dem Versictus anstrebt. Die griechische Sprache
hätte in der Setzung der Icten eine Aehnlichkeit mit der fran-
zösischen und das eigenthümliche Betonungsgesetz derselben,
nach welchem der höhere Ton nie über die vorletzte Silbe zu-
rücktreten darf, wenn die letzte lang ist, würde sich durch
den Einfluss dieser an der Länge haftenden kräftigeren In-
tonation am einfachsten erklären lassen.
Indessen wie es auch mit dem Sitze der stärkeren Töne im
mehrsilbigen Worte bestellt gewesen sein mag, und wie Wenige
das vielleicht werden zugeben wollen , dass der Grieche beim
gewöhnlichen Sprechen längere und kürzere, höhere und tiefere,
stärker und schwächer intonirte Silben, also Quantität, Accent
Homerische Studien. 369
und Ictus in demselben Wortkörper neben einander zum Aus-
druck gebracht habe, was uns nur theilweise nachzuahmen
nicht ohne die grösste Anstreng-ung gelingen mag, es wird
keinem Widerspruch begegnen, wenn wir behaupten, dass das
stärker betonte mehr- wie einsilbige Wort im Satze vernehm-
bar abgetrennt von seiner Umgebung gesprochen wurde, während
dasselbe unbetont mit dem nächst folgenden fast in eins zu-
sammenschoss. Im Griechischen muss, worauf viele Erschei-
nungen führen, das Zusammensprechen ein noch weit engeres
gewesen sein wie in unserer Sprache, vergleichbar dem Ver-
schleifen französischer Wörter, nur noch in viel grösserem
Umfang als in dieser Sprache, und nicht bloss im Vers, sondern,
wie die übliche scriptura continua und der Einfluss der Arti-
culationsstelle anlautender Consonanten auf auslautende Nasale
klärlich zeigen, auch in der gewöhnlichen Rede. Eine auch nur
kleine Abtrennung ward desto kräftiger empfunden, ja so
kräftig, dass, wie wir in unserer früheren Untersuchung sahen,
kleinere Interpunctionspausen auf die Quantitätsverhältuisse
nicht ohne entscheidendmi Einfluss blieben. Und in der That,
die überwiegende Mehrzahl jener zwei- oder mehrsilbigen
Wörter, deren vocalischer Auslaut seine Länge vor folgendem
vocalischen Anlaut behauptet, hat berechtigten Anspruch auf
eine bessere Betonung als die nächste Umgebung. Da es nicht
wohl angeht, diess an allen einzelnen Fällen, die früher auf-
gezählt wurden und leicht darauf hin besehen werden können,
nachzuweisen, seien nur die Beispiele aus dem ersten Buche
der Odyssee mit einigen Bemerkungen angeführt, indem hiebei
die einsilbigen Wörter (74, 165, 4U4) und die Fälle mit hinzu-
tretender Interpunction (45, 81, 50, 167, 191, 331, 383, 4()4,
442) übergangen werden. Ueber erstere haben wir ausführlich
gehandelt, die Interpunction trennt dem Auge deutlich die
Worte ab, hat also denselben Effect wie der Satzaccent.
Wir finden also V. 21 :
avT'. Oew \)oj<7y;'. izipo: y;v 'fxXx'/ vss^Oa'.
und ähnliche Verbindungen:
386 [J:r, zi 'f iv ä;j,9'. aXw 'lOzy.y; ßaG'A?;^ Kpoviwv
zoi'/jCö'.sv (vergl. 395, 4()1)
432 lux oi ;j.'v 7. sovy; aXd/o) -iv/ iv [j.i-^ipo'.z'y.
370 Hartel.
Das Ej)itheton hat, wie sehr es auch von seiner ursprünja^lichen
Frische verloren haben mag, einen besseren Ton ahs das Siibstan-
tivum nncl g-ewiss einen besseren, wenn es von diesem, durch
andere Worte getrennt, vor oder nach gesetzt wird, wie:
426 Jtj/Y; Xbc oi.oi).r,-o Tuspia/, sztw sv; "/(opo)
137 yip\!^3. ap-st'-sAoc r^^oyöiid irÄyt-jt ^Epoucra
•/.aA^ y^p'jffSiY] ÜTrep ap^upscc Xsßr^Toc.
Der Hiatus beim Epitheton lindet sich auch meistens bei solcher
Stellung desselben, womit zu vergleichen w bn oVy.w und andere
ähnliche Verbindungen, die wir früher (S. 356) besprochen. So,
um nur die Fälle aus den ersten 12 Büchern der Odyssee zu
nennen, ß 366. 414, o 53. 342. 354, s 132, l 75. 79. 204. 215,
r, 123. 173. 250, -/. 117. 127. 211. 253. 315. 367. 369. 489,
A 614, \j. 40'S. Fühlbarer wird der Nachdruck im Gegensatz:
24 o'i \).b) 0 'j G s [;. £ V 0 'j 'VTrspisvsc, z'i g' äv'.ivto;.
296 /.TSiv-fj? r^i BcAw Y^ ajxoaoov.
Ein Ictus wird auch in Fällen bemerkt werden, wie:
69 K'jy.Atozo; -/.s/sAWTa'., 'dv o2;0a'A[xoij ä/.äcocsv
82 V. \).V) GY] VJV TCUTO (flAGV |J.2-/.äp£5(j'. OsoTct,
vccT^aai 'OSur^a "JucAÜiBpova cvgs og;j,gvo£
176 ^£Tvo;, £-£l -gaagI hx) a^/ipt:; r,iJ.ixzpo'/ ow
186 £V A[;j.£Vl 'PctOpO) U-b N-/;{(;) 'JAY^£VT'.
253 w 7:d-G', -^ cy; ttoAAov a-Gr/_oi^.£VO'j 'ÜG'Jcr^G;
G£6r„ c ■/.£ ij.v/;(7T^p!jtv avaiG£7i X^^P*? ^?^''''i
411 O'j |j.£v väp T'. -/.ay. 0) £•; loza icoy.E'.
und dass selbst V. 137: r.poyöu) erAyz'jz sipouca das Wort -pG/5(.)
einen auszeichnenden Ton hatte, deuten die Epitheta des
nächsten Verses y.aX^ /p'-^^-'-Tl sattsam an. Ausnahmen davon
werden nicht in Abrede gestellt. Die Hebung genügte, den
Auslaut eines nicht oder wenig betonten Wortes lang zu er-
halten, indem sie durch kraftvollere Intonation die unter sie
gestellte Silbe von ihrer Umgebung abhob. Aber der Dichter
war beflissen, jene Worte in solche Lage zu bringen, deren
nachdrucksvolle Hervorhebung im Interesse des Gedankens lag.
Hinaeo-en hat auch bei zwei- und mehrsilbigen Wörtern
O CT '^
die grammatische Function der Endung keinen erkennbaren
Einfluss auf die Erhaltung der Länge, was wir vorauszusetzen
Homerische Studien. 371
sehr geneigt wären. Denn wenn wir die lebendigen Laute der
griechischen Sprache vernehmen und ihren quantitativen Werth
messen könnten, Avürden wir hier nicht minder, wie ja sogar
in modernen Sprachen, quantitative Unterschiede zwischen den
als Längen geltenden Vocalen finden, wir würden erfahren,
dass nicht alle co und y;, w und T) die gleiche Dauer besitzen,
dass zwischen einem optativischen o-. und x: und den Nominal-
endungen c. und 7.: Längenunterschiede bestehen. Die zu beob-
achtenden prosodischen Erscheinungen geben entweder keinen,
oder einen unsere Voraussetzungen Aviderlegenden Aufschluss,
wie ein Blick auf die (S. 340 if.) mitgetheilten Fälle zeigt. Wir
kthmen diese Unterschiede ruhig ununtersucht lassen, wenn
diejenigen c. und a<. z. B., welche uns nach anderweitigen Indi-
cien mit Recht als die leichtesten und flüchtigsten gelten, sich
als genug gehaltreich erweisen, um in so zahlreichen Fällen
als volle Längen vor anlautendem Vocal zu erscheinen.
Der Versictus ist also nach unserer Untersuchung der
wichtigste Factor bei der Erhaltung langer Ausgänge vor voca-
lischem Anlaut und übt seinen Einfluss aus theils durch die
ihm eigene Tonstärke, indem dabei der gemessene Vortrag des
griechischen Hexameter nach jeder Hebung ein Absetzen der
Stimme gestattete. Daneben kommt es allerdings noch auf die
Qualität der Ausgänge an und die Festigkeit derselben wird
theils durch die bessere Q.uantität, z. B. des •/; r, w oj gegenüber
ZI y.: 0'., theils durch die mit dieser besseren Quantität meist
verbundene bessere Tonstärke bewirkt. Sobald die langen Vo-
cale und Diphthonge, in die Senkung des Verses gestellt, der
mächtigen Stütze des Ictus entbehren, schrumpfen sie zu Kürzen
zusammen, offenbar in Folge des schnellen Zusammensprecheus
mit dem nächsten vocalischen Anlaut. Die durch das Ver-
schmelzen des Aus- und Anlautes bewirkte ens;e Verbindung
verlangt der kunstvoll verschlungene Bau des Verses, der in
seine eintönigen Glieder zerfiele, wenn die Stimme ebenso häufig
nach der Senkung wie nach ili r Hebung anhielte. Dass in dei-
That eine so enge und rasche Verbindung der Worte die
Kürzung bewirkt, ersieht man daraus, dass, sobald dieselbe auf
irgend eine Art gelockert und der Flu.s.s des Verses unter-
brochen wird, sei es durch eine (Jäsurpause, sei es indem ein
einzelnes Wort dnrcli einen kräftit^en Ictus von seiner Um-
372 nartel.
üjebung abg-ehoben wird, die ursprüng-liche Länge des Auslautes
g-ewahrt bleibt. Man ersieht es ferner daraus, dass in Versen,
deren Rhythmus die rasche Verbindung zweier die aufgelöste
Arsis bildender Silben fordert, dieselbe Verkürzung des voca-
lischen Auslautes eintritt, wie in der Thesis des Hexameters,
z. B. Pindar Ol. 3, 14 — uu "laipou a-6. Andere Beispiele hat
J. H. Heinrich Schmidt, G. M. S. 129, gesammelt, um daraus
den Schluss zu ziehen, dass der Ictus keinerlei Einfluss auf
Erhaltung der Länge übe. ,Nach allem was früher und so noch
in neuester Zeit über die 'Kraft des Ictus' philosophirt worden
ist, sollte man denken, dass dieser durchaus die Länge vor der
Verkürzung bewahren raüsste. Doch diess ist nicht im ge-
ringsten der FalF. Wir entnehmen aus diesen, übrigens noch
sehr einer näheren Untersuchung bedürftigen Stellen, dass in
manchen, nicht sehr zahh-eichen Fällen die Kraft des Ictus
einem stärkeren Zwange gegenüber, der das absatzlose Zu-
sammensprechen zweier Silben erheischt, nichts vermochte,
und halten, gestützt auf die überwältigende Zahl von Fällen
und ihre nun wohl deutlicher gewordene Beschaffenheit, den
Glauben für unanfechtbar, dass im Hexameter die Kraft des
Ictus es ist, welche die Länge erhält, weil dieser Ictus das
zu ihrer Entfaltung erforderliche Absetzen der Stimme ver-
langt und erleichtert, das in der Senkung des Verses nicht
überall und überhaupt nur ausnahmsweise gestattet ist.
Wir haben früher 166 Fälle verzeichnet, wo der lange
Vocal seine Quantität in der Senkung behauptet. Wenn man
dieselbe roh nach den einzelneu Thesen ordnet, erscheinen
schon die erste und die vierte als besondere Sitze dieser Er-
scheinung; denn auf die des ersten Fusses entfallen 64, auf
die des zweiten 24, auf die des dritten 35, auf die des vierten
43 Fälle. Das springt vollends in die Augen, wenn wir die
bereits in dieser ihrer Eigenthümlichkeit erkannten Partikeln
Yj und r, aussondern. Dann fallen auf die erste Thesis 62, auf
die zweite 19, auf die dritte 9, auf die vierte 32 Fälle. Nach
der ersten und vierten Thesis also liebt der Vers ein Absetzen
der Stimme, wie bekannt, und diess lässt die ursprüngliche
Quantität in ihre Rechte treten. Dabei darf nicht auffallen,
dass diess nur halb so oft in der vierten als in der ersten der
Fall ist, denn doi-t ist der Daktylus gesucht und bevorzugt.
Homerischp Stmlieii OiO
Jjie Interpunction, diu überhaupt selten zwischen die Vei'sfüsse
tritt (Hom. Stud. I'^ 84^ 94 ff,), spielt dabei eine immerhin be-
merkenswerthe Rolle. AVir verweisen hier vorläufio; nur auf
jene Verse — wir observirten 38, das formelhafte v.oupr, ('/.oipr,)
'fy.apio'.o einmal gezählt — in denen eine spondeische Wortfoi-m
in der ersten Senktmg- Hiatus bildet. Wenn diese Thesis an
sich genügt, die auslautende Länge zu erhalten, so scheint es
doch recht bezeichnend, dass in zwei Dritteln der Fälle Inter-
punction hinzutritt, und bezeichnender noch und zugleich die
früher über die Tonstärke mehrsilbiger Wörter aufgestellte
Ansicht bestätigend, dass man mit ausgesprochener Neigung
(24 mal in den 38 Fällen) kraftvoll einen Satz abschliessende,
stark betonte Wörter in so hervorhebende Stellung brachte
wie z. B.
di o' aYopr,voe
B 210 'qxfi', w? 0T£ vjj[j.a xoXuipXoiaßoto OaXaac/)? .
atyiaXw [Xf^d/M ßpsjj.£-at, üixüLpayv. oi xt xivro?
(und B ,332, E 685, A 35, P 444, <1> 459, W 578, 0 52. 61, e 164,
^ 41, T 272), ferner Imperative und Vocative (t 546, Z 46, A 131 —
A 39, 0 209, T 383) oder durch ouos dirimirte Begriffe (X 188,
9 326, M 46, * 575, ^ 91, p 115). Wir begnügen uns auf
diese ganz augenscheinlich für die aufgestellte Behauptung
sprechenden Fälle zu verweisen und können es unterlassen die
in den übrigen 15 der Interpunction entbehi-enden Versen ver-
einzelt wenigstens wohl fühlbare bessere Betonung des längern
darzuthun.
Wo die für das Hörbarwerden der Länge erforderliche
Bedingung nicht durch die Gliederung des Verses geboten
wird, wird sie um so mehr in der Natur des Wortes, seiner
eigenen gegen den Druck der Thesis ankämpfenden Intona-
tionskraft gesuclit werden. Diess ist augenscheinlich bei •};
und ri der Fall, welche Partikel in der ersten Senkung 2 mal,
in der zweiten 5 mal, in der vierten 11 mal, in der dritten hin-
gegen, welche sich so überaus empfindlich gegen einen nach
ihr fallenden Einschnitt zeigt, 26 mal als iJinge misst. Es ist
bereits früher bemerkt worden , dass dann hilufig (in den
26 Versen 13 mal) auch das vorausgehende; Woit vocaliscii
schliesst, wie: oo'/m ■?! aj^axosv, löj -i^ ^T/J-^ a'!Oc;;j.£vo'j -J^ r,i/J.oj ävivro;
Sitzuiifjsl.or. .1 pliil.-liist. (1. T,XXVI. B.l III. Illt 25
374 Hartel.
u. s, w., als ob dadurch das r^ nach beiden Seiten hin o-leich
stark abg-etrennt und hervorgehoben und so die Halbirung- des
Verses minder fühlbar gemacht werden sollte. Mit -J^ in andern
Thesen verbindet sich ein zweiter Hiatus in demselben Fusse
nicht bis auf eine Ausnahme: B 231 aY^Y*^ ''/ ^jaao? 'A^aiäiv (4).
Ausser •/; behaupten folgende Wörter ihre ursprüngliche Quan-
tität in der dritten Thesis: cw X 286, x 438, ou in oO \i'.ioq Q 122,
■zyj in Toj zb)vm y 140, £u £ 162, H 191, Q 269 und y,y.i N 316,
~ 174, deren stärkere Betonung nicht zweifelhaft ist und bereits
(S. 356) erkannt wurde, freilich von y.ai' abgesehen, das aber
doch in dem übrigens unechten Verse: N 316 y.al t\ [xäXa xap-
Tcpoq ecTtv eine bessere Bedeutung hat. Was die Thesis des
zweiten Fusses betrifft, so sind es höchstens 3 Fälle, wo
Wörtchen mit besserem Ictus begegnen: \J:r^ <I> 536, w A 484,
A 273. In 8 Fällen finden wir Genitive. Ja wir finden selbst
die schwächsten Diphthonge: zl auts 0 16, c,v. s'vBov «l» 362, [^.oi
•j'.cv A 505, Ol t 160, Tci A 252 und aXXai sucov j 109, doch
immer als vereinzelte Erscheinungen und, wie ich meine, zum
Theil als Uebertragungen aus anderen Stellen des Verses, wie
wir Aehnliches bereits (Hom.Stud. 12 88) zu beobachten Gelegen-
heit hatten. Die Freiheit, welclie der Dichter in massvoller
Weise für den zweiten Fuss in Anspruch nimmt, ist gänzlich
ausgeschlossen von dem fünften Fuss. Die rasch dahinfliessende
Hexameterhälfte nach der Hauptcäsur verträgt ein Innehalten,
sowie manches Andere nicht, was in der ersten Hälfte anstand-
los tolerii-t wird.
Hier gilt es nun die näheren Bedingungen zu untersuchen,
unter welchen die Vei-küi'zung laugen Auslautes in der Senkung
vor sich geht, unter welchen Verhältnissen und wie wir uns
jenes vocalverkürzende Zusammensprechen zu denken haben.
Wir haben früher bereits (S. 331) die Resultate unserer Unter-
suchung, welche sich auf die ersten vier Bücher der Ilias und
Odyssee bezog, kurz mitgetheilt und gesehen, dass die Aus-
gänge ai z'. £'. cj ungemein häufig, die Ausgänge y] t, (o m sj höchst
sparsam Kürzung erfahren. Die Thesis und ob die Kürzung
die erste oder zweite Thcsissilbo betrifft, erscheint fast gleich-
giltig, wenn man erfährt, dass in den durchsuchten Büchern die
Kürzungen sich auf die einzelnen Stellen nach folgender Ta-
belle vertheilen:
Homerische Studien.
375
—
^— ._
^_
^^
v^
■^
_^
s
„_,
^
A
26 1 21
5
16
26
29
3
47
14
28
1'.
28 25
1
8
10
32
51
4
53
17
30
r
17 17
3
4
35
14
2
21
10
13
A
11 24
9
7
31
21
1
25
11
13
a
20 22
6
5
11
28
1
40
10
27
ß
12 25
5
10
25
18
3
45
12
24
T
11 16
7
4
16
28
3
26
18
16
0
28 35
11
6
39
43
4
69
10
32
153 185
[
54
52
?15
232
21
320
]
02
183
Nur der Umstand, dass die zweite Kürze der Thesis an
einzelnen Stellen um so viel häufiger durch einen lang-en Aus-
laut gebildet wird, zeugt für das Streben, die letzte Kürze der
Senkung mit der nächsten Länge, also die Versfüsse in engsten
Contact zu bringen. Aber in Wahrheit ist die Stelle des Verses
den einzelnen Ausgängen nicht ganz gleichgiltig. Diejenigen
Endungen nämlich, welche wir als die schwersten und festesten
erkannt haben und die so überaus selten Kürzung dulden, r, r,
w (!) SU, erleiden diese Einbusse an Quantität zumeist im ersten
Fuss. und zwar in diesem 92 mal, im dritten 29 mal, im vierten
25 mal, im zweiten 13 mal, im fünften 10 mal und es ist
zumeist der erste Tacttheil der Thesis, unter welchen der lange
Vocal zu stehen kommt, im ersten Fusse 6(5 mal, im zweiten
7 mal, im dritten 19 mal, im vierten niemals, im fünften 2 mal,
während sonst doch die zweite Kürze der Thesis nach unserer
Zusammenstellung eine solche Behandlung des langen Auslautes
begünstigt. Diese Zahlen stimmen zu anderen, im l^aufe dieser
Untersuchungen beobachteten Erscheinungen und unseren Er-
kläi-ungsversuchen derselben. Die freiere Gestalt des ersten
Fusses, dessen Senkung so oft vocalische Länge vor vocalischem
Anlaut bewahrt und sich nicht selten an mittelzeitiger Lilnge
genügen und am häutigsten einen kurzen Vocal vor leichten
Consonantengruppen zur Länge werden lässt (Hom. Stud. 1-
S5 ff.), und dessen beide Kürzen doch vor denselben Kürzen
bleiben (lloni. Stud. I- Sl)^ der nach der Länge und jeder der
370 Ilartel. Homerische Studien.
beiden Kürzen Interpunctionspansen vci"tr;ig;t, berulit auf jener
Luxheit des Sprechens, der g-emäss jene Theile bald in raschem
Flusse zusammenwachsen, bald sich wieder vernehmbar abge-
setzt trennen, eine Spielweite, die der zweiten Hälfte des Hexa-
meters, vor allem dem fünften Fusse fremd ist. Es ist in diesem
dieselbe Eigenthümlichkeit des Rhythmus, welche so überaus
häufig Vernachlässigung der Positionswirkung leichter Conso-
nantengruppen bewirkt (278 mal), in Fällen wie -Tspisv-a -pC(;Y;uSa,
und so selten Verkürzung festeren vocalischen Auslautes vor
vocalischem Anlaut gestattet, nämlich die kleine Pause nach
der ersten Thesis dieses Fusses, wo fast ebenso häufig als nach
der ersten Thesis des dritten Fusses, d. i. in jedem zweiten
Vers, ein Einschnitt bemerkt wird (Hom. Stud. I^ 83), und
das Streben hier den Tact des Verses durch das sprachliche
Material zum reinsten Ausdruck zu bringen, indem man ent-
schiedene Kürzen verwendet und dieselben vor Consouanten-
gruppen durch Hinüberziehen dieser zur nächsten Silbe intact
erhält. Wenn dennoch die leichteren Ausgänge o'. at si oj an
dieser empfindlichsten Stelle des Verses so häufig (102 mal)
Aufnahme finden und Kürzung erleiden, kann man nicht umhin,
nach einer diesen Process erleichternden Eigenthümlichkeit in
ihnen selbst zu suchen. Dazu berechtigen die Ziffern der (S. 331,
345) mitgetheilten Tabelle, die unverhältnissmässige Häufigkeit
ihrer Verkürzungen neben der Seltenheit der anderen. Ich zweifle
nicht, dass das die Kürzung Unterstützende der zweite Bestand-
theil dieser Diphthonge, das t und u war, welche im Flusse
der Rede sich unwillkürlich jenen labialen und palatalen Rei-
bungsgeräuschen näherten oder in sie umsetzten, welche die
homerischen Gedichte uns noch in grossem Umfang als leben-
dige und dem Munde der Sänger geläufige Töne zeigen. Den
Beweis dafür wird die weitere Untersuchung zu geben trachten.
Till. SITZUNG VOM 18. MÄRZ.
Das wirkl. Mitgl. Herr Hofrath Dr. Bi rk legt den im Druck
vollendeten zweiten Band der Monumenta conciliorum vor.
Das w. M. Herr Prof. Mussafia spricht über fünf neue
in einer Handschrift der Wiener Hofbibliothek aufgefundene
altitalieuische Sonette.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
IJibliotlieque de l'Ecole dos Chartes. XXXIV. Anuee 1073, 5*= & 6^^ Livriüsoria.
Paris; 8".
Erlangen, Universität: Akademische Gelegenheitsschriftcn aus dem Jalire
1878; 4« lind 8».
Gesellschaft, k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XVII.
(neuer Folge VIT.), Nr. 2. Wien, 1874; 8".
Maschek, Luigi, Manuale del Regno di Dalmazia, per l'anno 1874. Anno
IV. Zara, 1S74; 8«.
North Church and Society: The first Centenary of tlie — in Salem, Mas-
sachusetts. Salem, 187.H; 8".
Rovue politique et litteraire' et ,Revue scientifique de la France et de
1 etranger'. JIP Ann^e, 2"= Serie, Nr. ;-}7. Paris, is74; 4".
378
Societe litteraire, scientifique et artistique cVApt: Mi'moires. N. S. faisant
suite aux Annales. Tome !•='■ Nr. 1. Apt, 1874; 8".
Verein, für niecklenbnrgisclie (reschichte und Altertliumskuiide: Jalirhüclier
und Jahresbericht. XXXVIII. Jahrgang. Schwerin, 1873; 8".
MusBafia. Ciiique Sonetti iintichi. Oiu
Cinque 8onetti ajitielii
tratti da uu codice della Palatiua di Vieuna
da
Adolfo Mussafia,
membro eifettivo dell" Irap. Accademia delle scienze.
vJr ha alcuni anni la Biblioteca Palatina di Vienna
acquisto un codice membranaceo del XIV.° secolo — ora
segnato cul numero 14389 — contenente la Margarita Decre-
talium di Fra Martino delF Ordine dei Predicatori. Nella mem-
brana appiccicata alla parte interna dell' assicella anteriore,
che serve di coperta, ' leg'g-onsi sei sonetti italiani, che in vero
sono cinque soltanto, giacche il primo ricorre due volte. Queste
due copie del medesimo componimento sono della stessa mano,
la quäle spetta del pari al XIV.° secolo. Contemporanea quasi
e sebbene meno accurata, pure forse - della stessa mano che
i primi due sonetti, e la scrittura deg-li altri quattro; e questa
e sbiadita tanto, che per leggerla fu uopo ricorrere ad un
reagente chimico.
Sono inediti questi componimenti? Credo di poterlo affer-
mare, giacche a lunghe indagini fatte da me e da altri non
riusci di trovarli in nessuna delle molte publicazioni concernenti
r antica lirica italiana. Ed altrettanto vane riuscirono hn ora
le ricei-che fatte per iscoprire se si contenessero in alcun altro
i Suir assicella posteriore e ultra membrana, ove sono iscritti molti nomi
(li studenti di diritto, e v' e indicato quando vennero a studio, quando se
ne andarono, e quäl somma pagarono. Molti i nomi d' Italiani; ma ce
n" t- anche di stranieri.
2 Dico .forse', perche la possibilita che due sieno stati o^li scrivani non e
assolutamente esclusa.
380 Mussafia.
manoscritto. Ora, poiche questi sonetti non sono privi d' un
certo merito poetico ed hanno alcuna importanza per la sioria
letteraria, stimo opportuno il publicarli.
I.
Nella prima copia del primo sonetto erano stati ominessi
il sesto ed il settimo verso; il copista aggiimse poi iu cima
alla pagina il sesto. E probabilmente per desiderio d' avere
un testo completo egli si diede a scrivere ancor una volta il
sonetto intero. E singulare che fra le due eopie sieno leggiere
varianti.
Rispetto alla forma metrica noteremo che, dal primo e
quinto (cioe primo della prima quartina e primo della seconda i
e nono i^cioe primo verso delle terzine) in fuori, tutti gli altri
rimano al mezzo col verso antecedente. ' In questa struttura
puo forse vedersi una prova della congettura da me altra volta
espressa, ^ che il sonetto altro non sia in vero se non una strofa
tripartita: le due quartine sono i due Piedi; le due terzine
sono strettamente collegate fra loro e formano un tutto: la
Sirima.
Nella rimalmezzo troviamo ia che rima con ea ; a volerle
ridurre ad una forma sola, preferiremmo ia, che conviene a
tutte le voci.
^ La formola e quindi la seguente:
A, aB, bA. aE I A, a B, bA, aB j] C, c D, d E, e C, c D, d E.
Si puö notare anche un altro studio di simmetria. Nella ])rima quartina,
dei tre versi rimanti al mezzo, il primo ed il terzo lianno la rima alla
4.* e 5.* sillaba; il secondo la ha alla 6.» e 7.». E nelle terzine i due
primi e i diio ultimi alla 4.» c 5 ", quelle che sta di mezzo alle due
coppie alla 6." e 7.". Puö essere un caso fortuito; raa non lo credo.
Altri csempii di sonetti colla rimalmezzo, ma di struttura alquanto diversi
dal uostro vedi nella raccolta del Truechi I 129. 16H. 182.
2 Borghini, giornale di filologia e di lettere italiane, compilato da Pietro
Fanfani. Firenze 1863—1865. 8". Vol. II, pag. 211.
Cinque Sonetti antichi. 381
Ed tante peine un langor me tenea
Ch' e' non credea in niun niodo campire,
Quand' eo vidi venire ad me una dea
4 Che 'n cortesia preise inver me dire :
,Come ti sentit dolce anima mea
Che m' a' 'n bailia sempre al tiio disire?'
E basciomi [ire] .... una vea
8 Co maiestria tanta fuor fallire,
Che mante donne ch' erano presente
Lealemente nessuna s' accorse,
11 Quando mi porse el dardo de 1' amore,
Che mi passö lo core imniantenente;
A la plagente non avea sen forse
14 Quando mi morse parlatondolcore.
Note.
1. Nella prima copia (che per brevita indicherö con A)
non e chiaro se debba leg-gersi im od e; la seconda (B) ha un.
4. A cortesia; cosi anche B, poi corretto dalla medesima
mano cortesea.
6. A bailia; B prima cosi, poi corretto -ea. Badisi che 11
codice ha chemabailia. lo intendo : che m hai in h.
7. Fra basciomi ed una v' ha in B un buco nella mem-
brana; in A^ come fu detto, raanca il verso. Poiche la rimal-
mezzo porta sulla sesta e settima sillaba, non puo dinanzi a
una vea mancare che una voce (o un nesso come a me nel
terzo verso) che comincia e finisce con vocale o tutt' al piii
(colla sillaba sovrabbondante che la rimalmezzo consente) un
monosillabo cominciante da consonante, forse sol.
8. A fanto für, che non diremo senza piü errori del
copista, il quäle poi, trascrivendo di nuovo, si sia corretto. Tanto
potrebbe considerarsi come Variante sintattica^, 1' avverbio di
quantita in luogo dell' aggettivo; für puo essere Variante fone-
tica di fuor. Non avendo argomenti validi per giudicare quäle
sia la lezione primitiva, misi nel testo quella di B, come piü
chiara.
lo. B avcr.
382 MussLitiii.
14. Stampo in corsivu il nesso tale qiuil e in ambedue
le copie. Che signitica? Peusai a yer lato del core; ma core
e giä nella riaialmezzo clel verso 12."; a pur la toa dolzore;
ina a clii si rifcrisce toa':! Propongo, non seuza esitazione per
tanto dolzore {V originale avra forse avuto ptätod.).
I primi dodici versi sono cliiarissirai. I due ultimi forse
signiticano : ,Ahi! la donna cortese era per avventura fuori di
senno, non sapeva ehe si facesse, quando mi rese schiavo
d' amore.^
Noteremo le due voci campire ,campare' e vea ö via
jVolta'. II dittongo ei di peine, preise ricorre anche negli altri
sonetti.
II.
Ad una fiata in imo giardino entrai,
Ked era fatto per gran maiestria,
Ke flori e rose et arboscelli assai
4 Cum dolgi pomi tuttor vi floria.
Et una dea terrena vi trovai,
Ke del giardino tenea la signoria;
Inkinando enver ella sahitai,
8 Saluto a me rendeo en cortesia.
E puoi me disse: ,Vien fra lo giardino,
D' ongn' altra gioja prende al tu' plascere,
11 Scetto ke la kirlanda di 1' amore.'
Et eo ne preisi a tutto '1 mio diminio,
Ma non me valse pur mer9e kereire
14 K' eo di quella impiesse lo mio core.
Note.
1. Leggi ?//?. E nota la consuetudine degli antichi copisti
di scrivere intere le voci, che per ragioni metriche sottostanno
all' apocope. Cosi al verso 6 leggi giitrdin.
Cinque Sonetti anticlii. 383
2. Le due lettere c e t essendo nel codici similissime di
forma, potrebbe leggersi anche facto.
o. In luogu di et il codice ha qui, (iiiul uiiico cseiupio,
(ft. Probabilmeute avra comiuciato a surivere arb., poi avve-
dutosi deir errore, corresse a in e. Per il motivo addotto uella
nota che precede, potrebbe leggersi anche arhosteUi.
12. Giova alla rima leggere dimino.
14. Era prima nel codice qnella men impiesse; poi men fu
cancellato.
m.
Dollioso mi partio e foi racordato
D' Adamo ke fue posto en paradiso,
Ke preise quello ke vi fo vietato
4 liaonde perdeo lo ben la V era misoj
E 'nfin a tanto ke fue amendato
In foco et in tormento fue asiso.
Mad CO ke certo non v' 6 trapassato
8 Nullo comandamento, cio m' c viso,
Patisco peine a torto c a gran travallia
Puoi ke madonna non mi .... isdire
11 8ua voluntii nc suo comandamento.
Merye kero ad ella ke m' a e ballia
Ke la kirlanda me deia largire,
14 Ke d' ainor tene tutto complimento.
Note.
1. II cod. jpHo. Potevo leggere pari' io; [)rcferii conser-
vare il passato riraoto.
3. Forse e da emendare li fo v.
4. Laonde va qui prouunciato corae voce bissillaba.
7. II cod. ha Madeo. II cod. nuo, e a non c cosi chiaro
che non possa leggersi anche nno; in quest' ultimo caso avremmo
nonn ö, c la dizione correrebbe piü spedita.
ö84: Mussafia.
9. H secondo a e scritto sopra la linea fra ^ (= e) e gran.
Essendo della stessa mano che il limanente, dovetti accoglierlo
nel testo; ma ad omiiietterlo, la lezione si vantaggerebbe.
10. Le lettere prima di isdire non si possono leggere
con certezza; sembrano utd, che sarebbe non mi vidi sdire e
potrebbe interpretarsi : ,poiche noii vedo che madonna si decida
a revocare il divieto/
11. O hallia e verbo, ed e congiimzione; o hallia e sostan-
tivO; ed e equivale a en.
13. Ei'a prima degia; ma g fii cancellato mediante un
pimto sottoscritto.
IV.
Rosa novella ke 1' amare falsate,
Inkerove da pai-te de 1' Amore,
Voi de qui al terzo die innanzi lui siate
4 Ad intendere un vostro servidore.
Ked a preposto ke voi li donate
Peine e tormenti e dollie a ttutte 1' ore;
Sed e veiro questo, da me sacciate
8 K' i' non vorrei essar vostro avogadore.
Et dice ke 1' attreri a uno giardino
Vi trovo Stare con altre donne assai,
HE kavaleri e doncelli v' avea.
Dicesteli : ,0i misero taupino,
Perke non te ne vai?
14 E non venire giammai la du' eo sea.'
Note.
1. Leggi amar, e cosi 10 star, 14 venii'.
7. Mancano al verso gli accenti voluti dal mctro.
8. Vorrei essar non formano che tre sillabe.
13. Anche qui c' c un buco nella membrana e i margini
sono rosi dalla ruggiiie. Pare che dopo ke vi sia co e innanzi
non un e.
Cinqne Sonetti anticlii. o8o
V.
Oi dolce amore, gran cosa mo pare
Ke niesso me mandaste de presente. —
— Voi intendeite e dirü vo' 1' afare :
4 Perciö ke seite donna scaunoscente.
Questo homo ke v' ama nol degnate araare
Et argollio nienateli soente;
Non vo' fallio ned ebbe in cor di fare;
8 Dunque perke de' essare perdente?
Eo do per lode e per deritta sententia,
Kel deiate restituire de le speise
HE poi Stare per sua diritta aman9a.
S' a voi non piace fare esta obedenca,
Eo vo' dispongo d' ogn' omo corteise
14 K' aver non doviate maio loro usan^a.
Note.
3. E difficile assai il decidere se il codice abbia dirovo
0 ditovo. Ho preferito la priraa lezione, perche il senso esige
imperiosamente il fiituro: ,state ad udire, e vi diro il motivo :
perche ecc/. La forma vo' = vi ricorre altre due volte in
questo sonetto; v. 7 e 13.
5. Leggi hom. Dinanzi }iol vedesi un pallido tratto di
penna simile all' asta orizzoutale di ^ ; e possibile che V autore
abbia detto ke v' ama e nol degnate amare, che sarebbe esciupio
del frequente passaggio della costruzione col pronome relativo
a quella col pronome dimostrativo. In questo caso il punto e
virgola alla fine del G." verso dovrebbesi mutare in virgola
semplice.
6. Prima era menali; la sillaba te venne aggiunta sopra
la linea.
9. Leggi dritta.
10. II mezzo piu ovvio d' avere 1' accento almeno sul-
r ottava sillaba parrebbc leggere restitidr d'le spe.ie, ma la con-
trazionc d'/e yniu ispiraro gravi dubbii. A leggere d.iuate di
38() Mnssafia.
due sillabe, abbiamo del pari una toniia aflattu iiisollta, od il
verso non ha verun acconto nella sede dovuta.
12. Era prima de fare; poi de venne cancellato mediante
due pnuti sottoscritti.
14. Anche questo verso zoppica, ed anehe qui c' e dovuite.
II correg-gere Ke non doviate aver mai loro tisanza sarebbe pro-
cedimento commodo assai; nia appunto per cio niolto sospetto.
Accetteremo K' aver non diatef E la forma maio = otiagis ]a
tollereremo o supporremo mai la lorof
I sonetti II— V sono fra loro strettamente colleg-ati e for-
mano una narrazione seg-uita. E un Giudizio d' Amore, da
confrontarsi colle altre allegorie di questo g-enere in cui Amore
pronuncia sentenza a favore de' suoi seguaci, di cui abbiamo
esempio in tutte le letterature medievali. Nei primi due sonetti
parla 1' amante; narra il divieto fattog'li; si duole che, non
ostante la sua obbedienza, la donna gli nieghi pieta. Nel terzo
sonetto un messo viene alla donna e le intima di presentarsi
fra tre giorni al tribunale d' Amore, esponendole il motivo, per
il quäle viene citata a giudizio. Nei primi due versi del quarto
sonetto la donna si presenta ad Amore, e mostra alcun risenti-
mento di tale citazione. Si chiude il breve dramraa col dis-
corso del quarto interlocutore, d' Amore. II quäle rinfaccia
alla ritrosa la sua crudelta, e sentenzia ch' ella debba aderire
ai voti deir amante. Ne maneano le altre forme legali: la con-
danna nelle spese del processo, e la coniminatoria nel caso di
rifiutata obbedienza. Forse m' inganna la solita indulgenza degli
editori per le cose da loro publicate; ma a me pare che il
pensiero, non nuovo al tutto, sia esposto con una certa criginalita
e leggiadria. Non a tutte e non a molte delle poesie liriche
antiche puc) darsi lode eguale di perspicuita.
Una particolarita fonetica ricorre in tutti e cinque i so-
netti : r uso di fit per o Inngo e 1' equivalente dittongo latino
ne: corteJsa V 13 (suftisso -ensis "^esis), preist Uli? preise I 4, III 3
C^prehensi * preesi) , spnse V 10 (ex-pensae '^pesae); veiro IV 7,
kereiro 11 1.3 in rinia citn plascere , che potrebb' essere pla-
Cinque Soiietti antidü, 3ft7
sceire (* qtiaerere in luog-o di quaerere) ; desinenzu verbale -l^tis
in intendeUe V ?>, satte V 4; ph'ne I 1, III 9, IV G. II dittong-o
franco-ladino ei per e e proprio di piu dialetti gallo-italici; oltre
che nel pieniontese e genovese, negli emiliaui. Altri procedi-
menti fonetici, ma di minor importanza, sarebbero i seguenti.
In scannoscenza troviamo o ätono mutato in au, ^espausione che
in esempii diversi ci e offerta . . . dall' antica poesia italiana';
Ascoli, Studii ladini 505. Taupino e del pari frequente nei
lirici antichi. Essare ricorda il sanese. Sc per c fra vocali, in
plascere II 10, e toscano; per xc = cc in scetto II 11 (excep-
tus) ; ascietto nei Bandi lucchesi , la forma coli' aferesi nei
sanesi. La c iniziale per g in cliirlanda non e rara affatto :
covernatore nei Ricordi pratesi, cahella in documenti sanesi.
OmmissJone di l innanzi a ^, o (se si voglia) assimilazione in
attreri IV 9 = altr ieri; del che numerose parlate ofFrono
esempii.
Quäle adunque la patria dei sonetti? Ci costa fatica
il supporla altrove che in Toscana, e la notazione ei per e
vorremmo attribuirla al copista emiliano, che sara forse stato
uno studente (e perche no un professore?) dell' imiversita di
Bologna. ' Giova poi notare im fatto interessante. Fra Salim-
bene Parmigiano nella sua Cronaca (Monunicnta historica ad
provinciam Parmensem et Placentinam pertinentia III, 1, 12o),
toccando del peccato della superbia, aggiugne : Item qui-
dam dixit :
O lasso me ! ke fu' temptato
Com fo Adam nel paradliiso,
Ki volse plu ke no i fo dato;
Perde lo ben o' cra miso;
ed alti'i tro ver.si, che non giova riporlaro. Si cdniVüntino ora
i versi citati colla prima quartina del terzo sonctto, e si tro-
vera singohire corrispondenza. Pu»') esserc iiu ruiiiciite fortuita,
' Si noti clif sntt() i sonotti v' ('■ nii fi-.'iniiiicntn di u])ora gfinridicii : r clio
1.1 iiH'tnln-.ina ;itt,;ici'at;i, all' .issici'lla ili cniiorta sarä stata fuj^lio di ciistudia
dt'l iiiaiiuscritto prima cli' oi vciiissp Icifatii.
öHS Mussafia. Cinque Sonetti antichi.
derivata dall" idcntita dell' argomento; iiia pure la coiucidenza,
specialraente delF ultimo verso m ciascuna delle due quartine,
e si grande da perniettere il dubbio che fra il componiniento
noto al cronista Parniigiano e quello che il giurisperita Bolo-
gnese conservo suUa coperta d' uno dei suoi libri di studio
ei sia pure qualche attinenza. Ora, se iraitazione v' ha, quäl e
r originale? La poesia mezzo letteraria mezzo popolare, dalla
lingua che vacilla fra il toscano ed il dialetto, o il sonetto che
forma parte d' un piccolo ciclo, con forma prettamente lette-
raria ^ artistica? Tutto cio che sappiamo delle evoluzioni della
Urica italiana ci condurrebbe ad attribuire il primato di tempo
al sonetto; il che avrebbe per conseguenza che le poesie che
qui publichiamo per la prima volta risalgono piii alto che non
parrebbe a prima vista, e vogliono ascriversi al decimo terzo
secolo. Noi non ci arrischiamo ad affermarlo ; proponiamo
perö il dubbio alle ulteriori ricerche dei diligenti investigatori
deir antica lirica italiana.
389
IX. SITZUNG VOM 2(5. MÄßZ.
Der Vicepräsident beg-rüsst das neu eingetretene Mit-
glied Herrn Prof. Adam Wolf aus Graz.
Sodann hält Herr Eduard Wert he im er aus Wien einen
Vortrag" über eine Sammlung von Depeschen der Botsehafter
Venedigs über Oesterreich und Deutschland 1541 — 1571, um
deren Aufnahme in die Fontes rerum Austriacarum derselbe
ersucht.
Ferner legt der Secretär vor:
eine von Herrn Adolf Wolf in Wien eingesendete
Sammlung von , Briefen von Hoff mann von Fallersleben
und Moriz Haupt an Ferdinand Wolf^, um deren Auf-
nahme in die Sitzungsberichte der Herr Einsender ersucht;
und die von dem Herrn Pfarrer Russ egg er in Neu-
markt bei Salzburg eingesendeten beiden letzten Bände der
von dem verstorbenen Prof. A. Huber bearbeiteten Chri-
stianisirungsgeschichte von Südostdeutschland.
Der Abdruck der von Herrn Adolf Wolf eingesendeten
Schrift , William Roye's Dialogue between a Christian Father
and his stubborn Son^ in den Sitzungsberichten wird genehmigt.
Ebenso wird die Aufnahme der Abhandlung von Herrn
Dr. (.'arl Rieger ,über eine Urkunde Ludwig des Deutschen
für das Kloster Rheinau' in die Sitzungsberichte beschlossen.
SitiUMgsber. d. phil.-bist. Cl. LXXVI. Bd. Hl. Hit. 26
390
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academie Imperiale des Scieuces de St.-P^tersbourg: Meuioires in 8". Tome
XXII., S"'« Livraison. St.-Petersbours;, 1873. (Eussiscli.)
Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss., zu Berlin: Abhandlungen
aus dem Jahre 1872. Berlin, 1873; 4". — Monatsbericht. Januar 1874.
Berlin; 8". — Corpus inscriptionum latinavHm. Vol. VII. Berolini, 1873;
in folio.
Commission Imperiale Archcologique de St.-Petersbourg: Recueil d"Anti-
quitds de la Scythie. Livraison II. Avec un Atlas. St.-Petersbourg, 1873;
40 & folio.
Gesellschaft der Wissenschaften, Kgl., zu Göttingen: Abhandlungen.
XVIII. Band. Vom Jahre 1873. Göttingen; 4«. — Gelehrte Anzeigen. 1873.
Band' I. u. 11. Göttingen; 8^. — Nachrichten aus dem Jahre 1873. Göt-
tingen ; 8'^. — Das Buch der Jubiläen oder die kleine Genesis etc. Heraus-
gegeben von Hermann Kons eh. Leipzig, 1874; 8^*.
Greifswald, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre
1873/74. 40 u. 80.
Mittheilungen aus J. Perthes' geograpliischer Anstalt. 20. Band, 1874.
III. Heft. Gotha; 4«.
,Revue politique et litteraire' et ,Revue scientifique de la France et de
l'etranger. III« Annee. 2"« Serie. Nr. 38. Paris, 1874; 40.
Schuler-Libloy, Friedrich, Abriss der Europäischen Staats- und Recht.s-
geschichte. Berlin, 1874; 8«.
Societas, Reijia, Scientiarum UpsaJienfiis .- Nova acta. Seriei tertiae Vol. VIII.
Fase. II. Upsaliae, 187.9; 4^. — Bulletin meteorologique mensuel de
l'Observatoire de TUniversite d'Upsal. Vol. IV., Nrs. 1 — 12; Vol. V.
Nrs. 1—6. Upsal, 1872 & 1873; 4".
Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskuude : Mecklenbur-
gisches Urkundenbuch. VIII. Band. Schwerin, 1873; 4^.
Wolf. W. Roye's Dialogue between a Christian Father and his stnbborn Son. 391
William Eoye's Dialogue between a Christian
Father and his stubborn Son.
Nach dem einzigen auf der Wienei- k. k. Hofbibliothek befindlichen
Exemplare herausgegeben
von
Adolf Wolf.
Einleitung.
William Roy ist in der englischen Literatur als Ver-
fasser einer heftig-en Satyre gegen Cardinal Wolsey und als
Mitarbeiter des protestantischen Märtyrers, W. Tyndale, bei
seiner englischen Uebersetzung des Neuen Testamentes be-
kannt. Dass er auch der Verfasser, oder vielmehr Bearbeiter
einer in Form eines Gespräches zwischen einem Vater und
seinem Sohne gehaltenen protestantischen »Streitschi-ift war, wusste
man bisher nur aus den Verzeichnissen der von der katholischen
Kii'che verbotenen Bücher und aus den Anfülirungen von
W. Tyndale in der Vorrede zu The Parable of the Wycked
Mammon (Works, ed. by Walter for the Parker Society. Cam-
bridge, 1848—50, Vol. I.) und von Sir Thomas More in der
Supplycacyon of Soulys; man hielt diese Schrift bis jetzt aber
flu- verloren, da selbst in den grössten und reichsten Biblio-
theken England's kein Exemplar derselben gefunden wurde.
Ein glücklicher Zufall hat ein Exemplar dieses Werkes in
dei- Wiener k. k. llofbibliothek erhalten, wo es im Mai 1872
von dem Amanuensis derselben, Herrn Gröldlin von Tiefenau,
in einem Sammelbande, der ausserdem noch die ebenfalls
äusserst seltene erste Ausgabe der oben erwähnten Satyre
•26*
392 Wolf.
Roy 's gegen Wolsey: ,Rede me and be nott wrothe | For I saye
no tliinge but trothe/' (wiederabgedruckt von Edw. Arber.
London, 1871) enthielt/ aufgefunden wurde. Die Bedeutung
dieser bisher für verschollen gehaltenen Schrift für die Ge-
schichte der protestantischen Bewegung in England geht schon
aus dem Umstände hervor, dass sie in den von dem Erz-
bischofe von Canterbury erlassenen Verboten ketzerischer
Bücher stets unter den ersten genannt wird^ und dass der
^ Ausser diesen beiden englischen Werken befand sich in diesem Sammel-
bande noch Nicohuis Herborn, Enchiridiou locorum communium ad-
versus hnjus temporis haereses. Coloniae, 1528. 8". Dass Ruy's Dialoge
schon im 16. Jahrhundert in der k. k. Hofbibliothek war, beweist der
handschriftliche Catalog von Biotins, der in den letzten Decennien des
16. Jahrhunderts Bibliothekar der Wiener Hofbibliothek war, und diesen
Sammelband unter der Nummer 5187 verzeichnet hat. (Indicum biblio-
thecae Caesareae tomus I.) ,Anglicus quidam liber functo Enchiridio
locorum communium adversus hujus temporis haereses: au«tore Nicoiao
Herbron (sie) Ao. 1528 in 8«.'
2 Mandatum Wilhelmi arch. Cantuariensis ad inquirendum de libris Novi
Te.st. in lingua vulgari editis. Datum in Manerio nostro de Lamehith
.3. die mensis Novembris Anno Domini 1526 . . . Nomina librorum hoc
tempore prohibitorum una cum Novo Testameuto. The supplicacion of
beggars. Tlie N. T. of Tiudall. A Dialocjne hetwixf the father and the.
son etc. (Abgedruckt bei Wilkins, Concilia Magnae Britanniae et
Hiberniae. Londini, 1737. Fol. 4 Vol. Vol. HI. p. 706, 707.) Auffallend
ist, dass dieser erzbischöfliche Erlass vom November 1526, dessen Echt-
heit freilich nicht über allen ZAveifel erhaben ist, bereits die Schrift von
Roy verbietet, da Roy's Vorrede zu diesem von dem Verbote Ijetroffenen
Dialogue vom 31. August 1527 datirt ist. Dieser scheinbare Widerspruch
erklärt sich vielleicht durch die Annahme, dass Rü3's Arbeit schon vor
Beendigung des Druckes in Abschriften nach England gelangt war.
Die Stalula et ordinationes praelatorum in concilio provinciali
Cantuarien.si edita ex Ms. Cott. Cleop. F. 11. (Wilkins, 1. c. III. 717 ff.)
von 152it führen an: De haereticis et haereticorum libris. An fünfter
Stelle wird genannt: ,Item alius Liber qui Dialogus inter patrem et
filiuni vucatiir. Item ulius infamis liber, qui De sepultura Missae rliytli-
mico sermono vernaculo couipositus est.' Das Liber de scpultura Missae
ist die oben bereits erwähnte, von Ai'ber wiederabgedruckte Satyre Roy's
gegen Wolsey, die auch unter dem Namen ,Tlio burying of the Masse in
Rliyme' bekannt ist. In der Proclaniation against erroneous books des
Ery.bischofs von Canterbury vom Jahre 1530 wird ebenfalls unter den
häretischen Werken angeführt: ,A Disputucion between the father and
the son (Wilkins, 1. c. III. 737— 739); in dem von dem Bischöfe von
Loiiiluii l.'i.SI veröffentlichten Memorandum gegen ketzerische Bücher
William Koye's Dialogue botween a Christian Father aiul liis stiiliborn Sou. 39o
Cardinal Wolsey dieselbe durch seine Agenten in Deutschland
mit solchem Erfolge aufkaufen Hess, dass sie bis auf ein ein-
ziges, durch einen glücklichen Zufall gerettetes Exemplar so
spurlos verschwunden ist, dass selbst ihr Titel verschieden an-
gegeben wird, und dass Sir Thomas More in seiner im
Sommer 1529 erschienenen Supplycacyon of Soulys von der-
selben sagt: ,. . . Theu cam sone after out in prynt the dya-
loge of frere Roye and frere Hyerome | betwene ye father and
ye sonne agaynst ye sacrament of ye aulter' etc. ^ Diese An-
führung ist so unsicher, dass es fast zweifelhaft scheinen
kcinnte, ob More wirklich die von uns wiederabgedruckte
Schrift meint; er spricht von einem Dyaloge of frere Ivoye
and frere Hyerome zwischen einem Vater und seinem Sohne
gegen das Altarssacrament ; Roy's Dialogue ist jedoch sicher
von ihm allein bearbeitet^ während frere Hyerome ohne
Zweifel William Barlow ist, der mit Roy Verfasser des
vornehmlich gegen AVolsey gerichteten satyrischen Gedichtes
war und 1568 oder 1509 als Bischof von Chichester starb, ^
heisst es: ,The fu'st boke.is this, 1. The disi)iit;icioii betwbcte the fathyr
and the sou.' (S. Furiiivall, Fr. J. Politieal, Relisious, and Love Poems.
Froni the Archb. of Canterl)nry's Lanibeth Ms. No. 30(') etc. London,
186G (im 15. Bande der Earhj Englixh Text Society). S. 34: ,Memoran-
diini, the first sonday of Advent in the yere of our lorde Ml fyue him-
dreth & xxxitli these ßokes folovvyng- were opyuly at poules crosse by
the authorite of my Lorde of London vnder his Autcntycal sealc by the
doctor that that day jjrechide, prohibite and straitely commaunded of no
inaner of man to be red, vnder payne of suspeucion, and a greter payne,
as more large api)eryd in for sayde antoryte.)
Noch in den von dem Bischöfe von London, Bonner, geg-ebenen
Injunctions von 1542 kommt ein Catalogue of prohibited books vor,
darin Nummer 1 wieder The Disputation betweeu the father and the
son ist.
1 Ich fülirc die Stelle Moro's nacli dein Citate von Arl)er in dem Wieder-
abdrucke von Rede me and be nott wrothe etc., S. 12, au, da mir die
eno-lisch geschriebenen Werke des Sir Tli. More leider nicht zugänglich
sind.
2 S. über ihn Tanner, Bild, liritannico-hib. p. 75 f. Dass er an der
Satyre gegen Wolsey mitgearbeitet hat, geht aus der von Tanner mitge-
theilten Stelle des von ihm an König Heinrich VlIL gerichteten Schrei-
bens hervor, in dem er die Irrthümer seiner Jugend widerruft und ge-
steht: ,1 liave made certayn bokes and have sotired tiieym to bc em-
printed: As tlie tretise of Tke bitri/all of the Mause' etc. Der Umstand,
394 Wolf.
auch ist die Behauptung More's, dass Roy's Dialog-e g-egen
das Sacrament of ye aidter gerichtet sei, nur th eil weise richtig
und bezieht sich vielleicht eher auf die ebenfalls dem Roy
zugeschriebene Schrift: ,Liber compilatus per fratrem Williel-
mum Roy contra Septem sacramenta ecclesiae', deren Existenz
blos aus Anführungen bekannt ist. Wichtig für unser Buch
ist die Stelle von Tann er (Bibliotheca britannico-hibernica,
Londini, 1748. fol. p. 645) über Roy: . . . Argentinum abiit,
ubi scripsit Int er i^rAtrem Christimmm et ßlium contumacem dia-
logum christianam , Üb. 1. Jgnotum vobis non est charissimi/
da sie den Anfang der Widmung Roy's richtig wiedergibt:
,It is not vnknowne to you all mylordes' (fol. P), es muss
also Tanner's Gewährsmann Roy's Dialoge in der Hand
gehabt haben, oder von einem Vorgvänger eine auf Autopsie
beruhende Kunde erhalten haben 5 leider ist die Quelle, welche
Tanner am Schlüsse seiner kurzen Notiz über Roy anführt,
überaus dürftig. Tanner's Notiz lautet folgendermassen: ,Roye
(Gulielmus). In Praefatione Gulielmi Tindali in Paraholnm
impiae Mammonis, hie Gulielmus videtur fuisse monachus
Grenovicensis, qui cum Tindalo commoratus per aliquot tera-
pus ejus studiis promovendis austero animo et moribus auxi-
lium tulit et deinde Argentinum abiit, ubi scripsit Inter
jpatrem Christiami,m et ßlium contumacem dialogum christianam,
lib. 1. ,Ignotum vobis non est charissimi.^ Adversiis cardinalem
Wolseyum, lib. 1. ,Progredere parve libelle,' Idem forte hie
fuit frater Roy, quem D. Thomas Morus meminit scripsisse
An exposition on the VII. chapter of tlie epist. to the Corin-
thians. More Opp. Anglic. p. 342. Claruit A. D. 1530. Et
juxta Morum in PortugalÜa llammis consumptus est. Bai. par.
post. p. 102. In dem am Schlüsse der Stelle Tanner's citirten
Balaens, Scriptorum illustrium maioris Brittanniae posterior
pars (Basileae, 1559. fol. p. 102) lautet die betreffende Stelle:
jGuilhelmus Roye, aetate sua vir non ineruditus, in patria
lingua scripsit, inter patrem Christianum et lilium contumacem,
Dialogum christianum, Lib. 1. Ignotum vobis non est, chariss.
dass er luikl Hioronj'mus, hald Gulielmus genannt wird, ist vielleiclit
d<adnrfh /,ii erklären, dass Hieronynuis sein Klostername war, den er,
naclidem er dasselbe verlassen hatte, wieder ablegte.
William Roye's Dialogue tetween a Christian Fatlipr am! his stubborn Son. 39ö
Aduersiis Cardinaleni Vuolsium, Lib. 1. Progredere parve
libelle, nee. Et alia quaedam. Claruit anno Domini 1530.^ In
der altern Ausg-abe (Ipswich, ir)4H. 4" fol. 254*") noch kürzer:
,Giiilheluius Roy, olim (ut fortur) Minorita scripsit^; sein
Gespräch ,Inter patrem^ etc. wird gar nicht erwähnt, sondern
blos die Satyre gegen Wolsey.
Von den Lebensumständen Roy 's ist wenig mehr be-
kannt, als was Bale und nach ihm Tanner berichten; Alles,
was über dieselben und über Roy's Antheil an der Tyndale-
schen Uebersetzung des Neuen Testamentes in gleichzeitigen
Werken und Documenten erwähnt worden ist, hat Edward
Arber, der sich durch seine gcAvissenhaften und sorgfältig
erläuterten Wiederabdrücke selten gewordener Werke der
englischen Schriftsteller des 16. bis 18. Jahrhunderts um die
englische Literatur grosse Verdienste erworben hat, in der oben
bereits angeführten Herausgabe der Satyre gegen Wolsey (English
Reprints. Rede me and be nott wroth etc. Carefully edited by
Edw. Arber. London, 1871. p. 4 — 14) und in dem Wieder-
abdrucke des ersten Druckes der Tyndale'schen englischen
Bibelübersetzung (Facsimile Texts. The iirst printed English
New Testament. Translated by William Tyndale. Photo-litho-
graphed from the unique fragment, now in the Grenville Col-
lection, British Museum. Edited by Edward Arber. l^ondon,
1871. 4". p. 27 — 36.) zusammengestellt, und wir müssen uns
darauf beschränken, diese biographischen Angaben hier in
Kürze zu wiederholen und können dieselben nur mit wenigen
Zügen, die wir der Vorrede Roy's zu dem hier wiederabge-
druckten Werke und den Calendars of State Papers entneh-
men, vermehren.
Von den Familienverhältnissen Roy's wissen wir nun
aus einer Aeusserung desselben in der Vorrede zu seinem
Dialoge, dass seinem Vater eine jüdische Abstammung fälsch-
lich vorgeworfen wurde. ,Ye and where as they hade no
thynge wheron to grounde theym selves agaynst vs, they were
nott aschamed faulcely to diffame theym, Avhich longe before
that tyme were dead and rotten, as my faiher. Thynkynge
that defamynge of hym, they shulde qwenche and dercken the
cleare and evident light of god. whiche they hate worsse then
other toade or addre, as a thynge agaynst their bellies moste
396 Wolf.
noyous and contraiy, sayinge, his father ivolde eate noo porke,
what frute cau suche a tre bryngo fortlie. But knowynge that
the innocency, bothe of my father and also of me, is not vn-
knowne (in that behaulfc) vnto all the nobles of the realnie,
I lytell regarde tlieyr heddy vndiscrecion' etc. (A little trca-
tous or dialoge etc. fol. 2".) So viel wir wissen, ist bis jetzt
dieser Vorwurf der jüdischen Abstammung gegen Roy noch in
keiner gleichzeitigen polemischen Schrift aufgefunden worden;
seine Abwehr galt vielleicht nur mündlich herumgetragenen
Klatschereien. Roy widmete sein Büchlein ,To the Right
noble Estates and to all wother of the toune of Cales^ und
gewiss ist, dass sein Name, wenn er sich auch selbst Roye
schreibt, einen mehr französischen als englischen Anstrich hat.
In dem Calendar of State Papers. Letters, foreign and domestic
of the Reign of Henry VIII. Arranged by J. S. Brewer.
Vol. I. (London, 1862. 4^) findet sich unter der Nummer 5712
vom 22. December 1514 eine ,Copy of the pleadings in a Court
of pie-powder held at Calais 22. Decembre 6. Henry VIII.;
before Humphrey Baunaster . . . aldermen, in an action brought
by Thos. Thucker, of the staple at Calais, against Peter Roy,
Peter Le Negro and Barth. Costopolegrino for cheating at
Cards and dice. The defendants deny the charge, and state
that they have played with many noblemen in England.' Un-
möglich wäre es nicht, dass Roy's Familie aus Calais stammte.
Unerwähnt darf auch nicht bleiben, dass in demselben Bande
des Cal. of St. Pap. unter Nummer 3014 vom 2^'). Februar
1512 ein William Roy, native of Bi-abant, vorkommt, dessen
Denization unter diesem Datum angeführt wird.
William Roy's Geburtsjahr und Geburtsort sind nicht
bekannt; er studirte in Cambridge und war Mönch in dem
Franciscanerkloster von Greenwich, das sich der besonderen
Gunst der Königin Katharina, der ersten Gemahlin Hein-
rich's VIII., erfi-eute. '
Der reiche I^ondoner Kaufmann, Humphrey Monmouth,
der ein heimlicher Protestant war, versah Roy mit Geld, um
' Dass die Erwähnung Roy's mit dem Beisätze Apoatata und Tyndale's in
der Bulle Leo's X. vom 17. Juni 1520, in der die Excommunication über
Luther und .seine Anliänger ausgesprochen wird, die Dabney in seinem
Memoir über Tvndaie i^The New Test, of J. C. By Will. Tyndale. An-
William Roye'8 Dialogue between a christiau Father auil bis stnbborii Sou. 307
nach Duutschland reisen und in Wittenberg- unter Luther
Studiren zu können. Dies g-eht aus den in dem Calendar of
State Papersj für. and doni. of the Keign of Henry VIII. Arr.
by J. S. Brewer. Vol. IV. part. 2. (London, 1872. 4«.) Seite
1877 unter dem Datum des 14. Mai 1528 nach Strype's Ec-
clesiastical Memorials (Oxford, 1822. Vol. I. p. 588) abge-
druckten Anklage-Artikeln g-egen Humphrey Monmouth wegen
Ketzerei hervor: ... 3. That he has helped to persons occu-
pied in translating- the Bible . . . as . . . friar Roye, an apo-
state Observant. 4. That he helped Tyndalle, priest and friar
Roye to go to Almayne to study Luthers sect. etc. William
Tyndale verliess London im Mai 1524 und segelte nach
Hamburg, ein Jahr später, im Frühjahre 1525, muss Roy nach
Deutschland g-ekommen sein, denn im Juli oder August dieses
Jahres kam er mit Tyndale zusammen in Köln an und unter-
stützte ihn bei der Drucklegung seiner englischen Ueber-
setzung des Neuen Testamentes, die bei Peter Quentel, dem
berühmten Kölner Buchdrucker, mit aller Heimlichkeit veran-
staltet wurde. Im September 1525 erfuhr Johannes Coch-
laeus, der bekannte Gegner Luther's, von diesem Drucke
und es gelang ihm mit Hilfe des Kölner Patriciers und Agen-
ten Heinrich's VIII., Hermann Rinck, einen Befehl des
Rathes der Stadt Köln an den Buchdrucker, diesen Druck
einzustellen, zu erwirken. Tyndale und Roy, deren Namen
Cochlaeus nicht erfuhr, und von denen er nur schrieb : , Verum
Duo Angli Apostatae, qui aliquandiu fuerunt Vuittenbergae'' (?),
erhielten frühe genug Wind von dem Sturme, der gegen sie
losbrach, und flohen mit den fertig gedruckten Bogen nach
Worms. 1 Hier vollendeten sie den Druck der Quarto-Ausgabe
dover, 1837. p. .51) anführt, erst lange nach dem Erscheinen dieser Bulle
gegen 1530 in das Exemplar des Bischofs von London hineincorrigirt
wurde, unterliegt keinem Zweifel. Siehe Anderson, The Aimals of tlie
English Bible (London, 1845. 2 Vols.), Vol. I. p. -203. Anm. 2(5.
^ S. Cochlaeus, Jo. Comraentarii de Actis et Scriptis Mart. Lutheri.
Moguntiae, 1549. Fol. S. 132—137. Wiederabgedruckt ist dieser Bericht
des Cochlaeus von der englischen Bibel-lTebersetzung von Anderson
(Ann. uf the Engl. Bible. Vol. L 8. 5Ü— 59) und nach diesem theilt
auch Arlter in seiner Ausgabe des Fragmentes des Wormser Druckes
der Tvadale'schen Uebersetzung (Facs. Texts. The first pr. Engl. New
Test. etc. pag. 20 ff.) denselben mit.
398 Wolf.
der Uebersetzung des Neuen Testamentes (Jänner oder Februar
1526) und veranstalteten die eben daselbst gedruckte Octavo-
Ausgabe des Neuen Testamentes. In Worms trennte sich im
Frühjahre 1520 Roy von Tyndale • und begab sich nach
Strassburg. Hier hat er den jetzt wieder aufgefundenen Little
Treatous aus dem Lateinischen in's Englische übersetzt und
drucken lassen und sich über ein Jahr daselbst aufgehalten,
was schon daraus hervorgeht, dass die Widmungsschrift des
Little Treatous, wie bereits oben erwähnt (S. 2 Anm.), aus
Strassburg, 3L August 1527 datirt ist, was durch das
Zeugniss Tyndale's überdies bestätigt wird. - Im Sommer 1527
kam auch der schon oben genannte Jerome Barlowe, der
ebenfalls Mönch in Greenwich gewesen war, nach Strassburg,
mit dem dann Roy die Satyre gegen Wolsey verfasste, die,
wie Arber (Rede me etc. S. 6) nachweist, wahrscheinlich im
Frühjahre 1528 niedergeschrieben und in demselben Jahre in
Strassburg von Joh. Schott gedruckt wurde, der auch den
Little Treatous gedruckt hat. Ein Vergleich der beiden, in der
Wiener Hofbibliothek in einem Bande vereinigt gewesenen
Schriften stellt es ausser allen Zweifel, dass beide von dem
nämlichen Drucker mit denselben Lettern gedruckt wurden.
Bestätigt wird diese Behauptung durch das höchst interessante
Schreiben des uns schon bekannten Herrn. Rinck an den
Cardinal Wolsey vom 4. October 1528, welches sich mi British
Museum befindet und das Arber (Facs. Texts, The first
printed Bible etc. p. 32 — 36) mit einer englischen Ueber-
setzung seinem vollen Inhalte nach mittheilt, ^ und, wenn auch
nicht so ausdrücklich, durch das etwas ältere Schreiben des
Franciscanermcinches und Agenten Wolsey's John West vom
' lieber die Berechtigung dieser Zeitbestimmung vgl. Arber, Facs. Texts
etc. p. -26 f.
2 S. Arber, 1. c. p. 26.
3 Im Auszuge auch im Cal of State Pap. Lett. for. and dom. of Henry VTII.
Vol. IV. part. "2. 4. Oct. 1528, wo auch ein ähnlicher oder gleichlauten-
der Brief Rinck'.«« an Heinrich VIII. vom nämlichen Datum ohne weiteren
Auszug des Inhalts erwähnt wird, der sich im Record Office befindet.
Das Verdienst, zuerst auf Kinck's Schreiben aufmerksam gemacht zu
haben, gebührt aber Anderson, der dasselbe in seinen Annais of the
Engl. Bible (Vol. I. p. 201 ff.) in englischer Uebersetzung mittheilt.
William Roye"s Dialogue hntween a chri«tiaii Fatlier and his stubborn Soq. 899
2. September 1528 an John Hackett, den eni,''lischen Gesandten
in den Niederlanden. Wir lassen diesen Brief West's, den
Arber nicht erwähnt, nach dem im Cdlendar of State Pap.
Lett. tbr. and dom. of Henry VIII. Vol. IV. part. 2 mitf2;e-
theilten Auszuge hier nachfolgen: „ . . . I have spoken to Francis
Brykman, bookbinder of this town, and he teils nie that
Petygnele, Roy and Jerome Barlowe, friars of onr religion,
and Hucthyns, otherwise Tyndall, made the last book (burying
of the Mass?) that was made against the King and iny lord
Cardinal, and that John Scott, a printer of Straysbourg,
printed them. There is a whole pipe of them at Frankfort;
and he desired me to write him a letter, whether he should
buy them or not. If so he intends to send Roye with the
other two to Cologne, to receive the money for the books,
where I and Herman Ryng, of Colog-ne, shall take them.
Our convent at Antwerp, 2. Sept. 1528." (Hol. p. 1. Add.
Record Office.) Räthselhaft ist, wer unter dem sonst ganz un-
bekannten Petygnele gemeint ist, und West verfällt in den-
selben Irrthum wie Rinck, Tyndale für mitbetheiligt an der
Abfassung der Satyre gegen Wolsey zu halten. Roy scheint
Strassburg im Frühjahre 1528 bald nach dem Drucke der
Satyre verlassen zu haben, denn gegen Ostern desselben Jahres
befand er sich in Frankfurt a. M., wie aus folgender Stelle in
dem oben (S. 8) angeführten Schreiben Rinck's hervorgeht.
jLiterae gratiae vestrae ad me datae per dominum Johannem
West, sacerdotem ordinis divi Francis[ci] de Observantia,
scriptae quinto Augusti, le apud (sie) Hampton Körte, in
vestrae gratiae pallat[ioJ mihi a Colonia ad Fraucofordiam in
biduo celeri nuncio sunt missae et perlatae, 21. Septembris,
de comraercandis undique libris Anglica lingua excussis, et de
capiendis Roy et Huckynck. ' At illi et eorum complices a
paschate"^ et proximis quadragesimae nundinis Francofordiae
non sunt visi, neque scitur quo abierunt, superstites ne sint an
' Gemeint ist Tyndale, dessen Bcinamo Hitcliyns von Rinck voistünniiclt
geschrieben wird.
- Arber bemerkt /.w dieser Stelle: ,Easter Day in 1Ö-2S teil im 12. April.
Therefore Tj-ndale, or Roy, or both nf tliom wcre at Frankfort fair .•ilxnit
April 15-.'8.'
400
Wolf
vita functi. Neque Johainnjs Sehott, civis Argeutinensis et
eorum chaleogniplms se seire clixit quo evanuissent/ Weiter
erzählt Kinck, er habe Wolsey's lirief, der wahrscheinlieh den
Auftrai>- enthielt, diese ketzerischen Bücher anzukaufen, vor
drei Wochen, also in der ersten Hälfte Septembers erhalten,
und fährt dann fort: ,. . . audivi et percepi illos ipsos libros
Judeis Francofordiae certo aere vel nunimo oppigneratos esse,
et tum quam primum pro ipsis consequendis ex me ipso ela-
borabam, et sollicitus eram. Chalcographus autem Johannes
Schott praeter faenus Judaeis dandum et sui laboris mercedem
et papiri sumptum exig-ebat, et illi se eos venditurum aiebat
qui plus pecuniae offerret/ Rinck kaufte von den Frankfurter
Juden mit Unterstützung des von ihm bestochenen Bürger-
meisters und Rathes der Stadt Frankfurt alle Exemplare zu-
sammen, so dass er hoffen konnte, es werden nur wenige oder
gar keine nach England gelangen können, überdies erwirkte
er von dem Rathe der Stadt Frankfurt den Befehl an Schott,
den Druck dieser Bücher einzustellen und das (3riginal-Manu-
script abzuliefern. Dann fährt Rinck in seinem Schreiben fort:
,Insuper et summa opei'a curabo in praedictis Roy et Huckyug-
caeterisque regiae gratiae et vestrae aemulis et rebellionibus,
tum capiendis, tum ubi locorum agant, percipiendo, ut dominus
Johannes West et filius meus Hermannus Rynck, et Johannes
Geilkyrche, meus minister ore et praesentes testabuutur^ etc.
Es gelang jedoch Roy und Barlowe, diesen Nachstellungen zu
entwischen, und Roy war sogar bald im Stande, seine damals
ohne Zweifel misslichen Geldverhältnisse zu verbessern und
Geld zu einer heimlichen Reise nach England aufzutreiben,
wo er sich vor dem December 1528 durch einige Zeit bei
seiner Mutter aufhielt. Dies geht aus einem Briefe hervor,
den der uns schon bekannte John West am 17. December
1528 schrieb, der aljer Wahrscheinlichkeit nach an Bryau
Tuke gerichtet ist. ,Syr, The cause of my Avriting uuto your
Mastership at this time is this. Our father minister, who is
Father \\'illiam Robbynson, Warder of Greenwicli, was yester-
day or this day, at my Lord's Grace to complain upon me
and that my Lord should take away the commission from me.
And all because they will not let me come to London and to
William Roye's Dialoguc botween a cliristian Fathor and liis stubboni Son. 401
seek for them that my Lord knoweth of, cand to enquire where
Roy was, when he loas in England with Ms mothei-' etc. '
Von nun an ist Roy plötzlich wie verschollen, wir wissen
weder, wie lang er sich in England aufgehalten, noch wohin
er sich dann gewendet hat.
1 Dieser Brief ist abgedruckt bei Arber, Rede me etc. S. 13 f. und im
Auszug-e im Cahndar of State Pap. Letters, for. and dorn, of Henry VIII.
Vol. IV. p. 2. Es dürfte vielleicht Manchem nicht ganz unwillkommen
sein, wenn wir hier aus dem mehrerwcähnten Bande dieser voluminösen
und nicht leicht zugänglichen Sammlung die Acteu.'^tücke , die sich auf
die Verfolgung Tyndale's und Eoy's in den Niederlanden und Deutsch-
land während der Jahre 1526 — 1528 und auf den im Auftrage Wolsey's er-
folgten Aufkauf ihrer in Deutschland gedruckten "Werke beziehen, zu-
sammenstellen.
Nr. 2607. Lambeth. 3. Nov. 1526. (Brit. Mus.) Befehl des Erz-
hischofs von Canterbury an John Voyley, Bischof von Exeter,
nach englischen Uebersetzungen des Neuen Testamentes Nachforschun-
gen anzustellen, da sie ketzerische Abscheulichkeiten enthalten. Dabei
befindet sich eine Liste verbotener Bücher, in der unter Anderem vor-
kommt: A Bialogue befinxt the Father and the Son. Abgedruckt ist
dieses erzbischöfliche Mandat, das mit dem des Bischofs von London,
Tuiistal, (abgedr. bei Foxe und Strype) ganz ähnlich i.st, nach Wil-
kins, Concilia, IIL 706. (S. oben S. 2 Anm.)
Nr. 2652. 24. Nov. (ßecord Office.) Brief von John Hackett an
Wolsey aus Antwerpen. Er habe seit seiner Ankunft Nachforschungen
nach den neu gedruckten Bänden der englischen lieber Setzung
(<1. i. nacli Tyndale's in Wonns gedrucktem Neuen Testamente) ange-
stellt, habe erfahren, dass zwei Männer in dieser Stadt (Antwerpen) die-
selben drucken (?) und verkaufen. Er liat deshalb dem Lord of Palermo
geschrieben, der von Mylady (der Statthalterin) einen Befehl an den
Margrave dieser Stadt erwirkt hat, sich die grösste Mühe zu geben, um
diese Bücher aufzutrei})en und den Druck einzustellen. Er schliesst zwei
der neu übersetzten Bände dem Briefe bei und hotft binnen 1-1 Tao-en
viele derselben dem Feuer übergeben zu können. Eine Proclamation
wird demnächst gegen das Drucken, Verkaufen oder Kaufen solcher
Bücher erlassen werden.
Nr. 2721. 22. Dec. 1520. (Brit. Mus.j Brief von John Hackett
an Wolsey aus Mecheln. Er habe vom Stadtrathe von Antwerpen das
Verbrennen der ketzerischen Bücher verlangt, dieser wolle diesem Be-
gehren jedoch nur unter der Bedingung uachkonnnen, dass nian ihm
eine Uebersctzung d<'rsolben in's Holländische oder Lateinische vorlege.
Nr. 27'.l7. 12. Jäimor 1.-,27. (Brit. Mus.) Brief Hackett's an
Wolsey. Der Margrave und der Rath von Antweri)en haben die engli-
schen Bücher zum Feuer verurtheilt, don nrni-krr Clir. Kmlboven ver-
bannt und den 3. Theil seines Vermögens confiscirt.
402 Wolf.
Nur eine, aber keineswegs sicher verbürgte Nachricht ist
noch über sein fnihzeitig-es, gewaltsames Ende auf uns ge-
kommen. Sir Thomas More, bekanntlich ein eifriger Katholik
und heftiger Gegner der protestantischen Bewegung in Eng-
land, bekämpft in der Preface zu seiner Confutacyon of Tyn-
Nr. 3132. 23. Mai 1527. (Brit. Mus.) Brief Hackett's an Wolsey
aus Barow. Einige Antwerpener Drucker haben auf den Markt verschie-
dene englische Bücher gebracht, die den Titel: ,Ny[we] Testament'
führten. Er habe gehört, dass auf den letzten Markt in Frankfurt a. M.
mehr als 2000 ketzerische englische Bücher gebracht wurden und dass
einige englische Schüler Luther's die Bibel in's Englische zu über-
setzen beginnen. Der König oder Wolsey wurden gut thun, deswegen an
die Statthalterin der Niederlande zu schreiben.
Nr. 3960. 24. Febr. 1528. (Brit. Mus.) Robert Ridley, Priester,
an Henry Gold. Er tadelt strenge ,this common and vulgär translation
of the Nev/ Testament into English, done by Mr. William Hitchyns,
otherwise called Mr. W. Tyndale and Friar William Roy' und klagt
diese Uebersetzer als Ketzer und Apostaten an, wie dies ihr vertraiiter
Umgang mit Luther und seinen Anhängern und ihre Commentare zu
Marcus und Matthäus beweisen. Es ist seltsam, dass von Seite der Gegner
Tyndale und Roy wiederholt der vertraute Umgang mit Luther vorge-
worfen wird, während bis jetzt noch kein sicheres Zeugniss dafür vor-
liegt, dass Tyndale und Luther sich persönlich gekannt haben ; von Roy
ist es auch nicht erwiesen, dass er in Wittenberg studirte. Auch das
Zeugniss von Buschius (s. Spalatin's Diarium bei Sehelhorn , Amoeni-
tates. Vol. IV. p. 431 f.) beweist nicht die persönliche Bekanntschaft
Luther's und Tyndale's.
Nr. 4260. 14. Mai 1528. (Strype, Mem. L 488.) Die Anklage-
Artikel wegen Ketzerei gegen Humfrey Munmouthe. (S. oben S. 397).
Nr. 4693. 2. Sept. 1528. (Brit. Mus.) Brief von John West an
John Hackett. (S. oben S. 399).
Nr. 4S10. 4. Oct. 1528. (Brit. Mus.) Brief von Herm. Rinck an
Wolsey. Leider scheinen die Auszüge, die in dem Üal. of State Pap. von
den einzelnen Urkunden mitgetheilt werden, nicht immer ganz zuver-
lässig zu sein; so heisst es in dem Auszuge, der ans dem mehrerwähn-
ten wichtigen Schreiben Rinck's mitgetheilt wird: ,Will use all his
power to get possession of lieretical books. Went to tiie fair at Frank-
fürt, armed with mandates fnmi tlie Pope and the Emperor and coiu-
pelled John Sckott to confesse that he had prinled in Etnjlbih, German,
French and otlier langnages 1000 books of six quires' etc., während diese
Stelle bei Arl)er (Facs. Texts, p. 35), der den Brief in extenso mittlieilt,
folgendermass(!n lautet: ,Hoc itaque modo, regiae gratiac et vestrae
omnibusijue tum religiosis tum saecularibus subditis Anglici regni in
salutem et connuodum ((uantum potui divino opitulamine et iuxta vestrae
gratiac mandatuui, liaereticorum librns inquisivi neque laburi neque
William Roye'ti Dialogue between a Christian Fatlier aml liis stu1>l)oiii Son. 403
dalle's Answere etc.^ die 1532 erschienen ist, Tyndale's Ex-
jiosifion of 1. Corintlüan. VII. c. , die er irriger Weise Roy
zuschreibt und äussert sich bei dieser Gelegenheit folg-ender-
massen: '
pecuniae parcens, sed Francofordiam ad luuidinas abii, tum pai)ali tum
Caesareo mandato cum ipsis egi, praesertim usus sum iisdem privilegiis
vel mandatis quae a divo Maximiliane Caesare, et nunc moderno impera-
tore Carolo consecutus sum olim, calcographum ipsum Johannem Scliott
coram consulibus iudicibus et senatoribus Francofordieusibus iureiurando
compuli, ut fateretur qnot Libros tales excusserit in Ihigua Aiiglicn, Ger-
manica, Gallica aut aJio ideomate, func ad nacramentum dictum fatehatiir
quod soluvi niille sex quaternioimm et adhuc mille libi-os vovem quatcrnio-
nuvi Angfico servione excussisset, et hoc iussu Koy et Huckyngk, qui
aere charentes, libros excussos solvere non poterant, multo minus eos in
caetei-is Unguis excudi facere.' Es wäre auch, von diesem positiven Zeug-
nisse abgesehen, höchst verwunderlich gewesen, wenn Roy den Dialogus,
der, wie wir weiter unten sehen werden, nach seiner eigenen Ang-abe
die englische Bearbeitung einer lateinischen Uebei'setzung aus dem
Deutschen war, auch deutsch hätte drucken lassen.
Nr. 4811. 4. Oct. 15-^8. (Rec. Off.) Brief Rinck's an König Hein-
rich vin.
Nr. 4826. 7. Oct. 1528. (Rec. Oö'.) John Hackett an Wolsey.
Er hat ihn durch die Briefe vom 20. August, 12. und 13. September
und 5. October von dem Vorgefallenen in Keuntniss gesetzt, wie der
Ueberbiinger derselben, John West, ihm zeigen wird. Um seine Zwecke
zu erreichen, muss West die Erlaubniss erhalten, seine graue Kutte ab-
zulegen.
Nr. 4827. 7. Oct. 1528. (Rec. Off.) Hackett an Wolsey. Diesen
Morgen übergab er einen Brief an West. Herr de Chevanne, der Bruder
des Lords von Palermo, gab ihm einen Brief an Wolsey. Der Ueber-
bringer dieser Briefe ist Herm. Rinck, der Sohn, der Briefe von seinem
Vater, der ein treuer Ritter des Königs ist, bei sich hat.
Nr. 5018. London, 9. Dec. 1528. (Brit. Mus.) Brief von Brian
Tuke an Gardincr. Er habe auch an Hackett geschrieben, dass WoLsey
We.st mit den nothwendigen Instructionen betreffs der Ketzer an ilin
senden werde. Schickt die Briefe Hackett's an West, der Wolsey am
Freitage sah. West weiss nichts vini ilinen, su dass Wolsey mit ilmen
thun kann, wie ihm beliebt.
Nr. 504.3. 17. Dec. 1528. (Brit. Mus.) Brief J..hn West's an
[Brian Tuke]. (S oben S. 400.)
' Wir theilen diese Stelle nach Arber, Rede me etc. 8. 4(i4 mit, da uns,
wie schon erwähnt, More's in englischer Sprache erschieneneu Werke
leider nicht zu Gebote stehen.
404 w ,. I f.
jThnt work hatli no naino <>f tlic maker, but some wene
yt was tVore Roy, wliyoli whon ho was talliMi in heresy, thoii
t'oundo yt vnlawt'iill to lyue in cliastyto. aiul ranno out of hys
(n'diM-, and liath svniu's soui>ht mnnv a t'also vnlvetull wav to
lyuo by, whorein bo mado so many oliauiiii-es, tliat as BayfeKl
ji uotbor berotyqiu' aiul bito bunied in smytbt'old toUlo vuto
raö, bc niado a mote ondt' at biste, and was burued iu
PortuiiaU'.'
Riebard Bayt'iold, der tViiber Kämmerer des Benedik-
tinerklosters l^urv St. Kdniond gewesen war, hatte sieh in
Deutsebbind an Tyndale und Frytb ani»eseldosseu und war im
Sonnner l5o(^ mit einer bedeutenden Anzald eno^liscber uml
hiteiniseher protestantiselier Büeber naeh Kuiiland zurüek-
i>'ekehrt; er wiederliolte dieses Wai>niss noeli zweimal, wurde
im November 1581 verhaftet und starb am 27. desselben Mo-
nates den Tod auf dem Seiieiterhaufen. Die Naehrieht, die er
vor seiner Verbrennuni»- dem I^onlkanzler Sir Th. More mit-
theilte, dass Rov in Portugal verbramit worden sei, klimrt
nicht sehr wahrseheinlieh und war vielleicht eine absieiitliehe
IrreführuniT dieses allzu eifriiren Ketzerverfolirers. In dem
Kaleniler. der den Acts and Monuments von Jojm Foxe vor-
aui^eht [Y\\v Actes and ^lonuments. A new edition. A\'ith a
\n\'\. dissertation by G. Townsend, edited by St. R. Cattley.
London, 1841— IS4S». 8 Vols. Vol. l.\ wird unter .lern C Mai
aiiiiefllhrt: Frver Kov mar. l"),')!. Der Todestair wird nicht
aniiCi;eben ; vielleicht soll es der t>. ]\[ai sein. Woher aber der
durch Zuverlässig'keit nicht eben sich auszeiclinende protestan-
tische Älartyroloi»" die Nachricht über das Todesjahr Roy 's er-
halten habe, wird nicht mit<j;etheilt. An einer andern Stelle
seines A\'erkes (vol. 4. S. tUUi) sagt Foxe: ,In this year (löol)
" as WC tlo nnderstand hi/ türers nott\s of old reifisfers (^was sind
dies iur tyifisttrs und wo möi»-en sie sieh jetzt betindenV"! and
otherwise, friar l\oy was burned in Bortui^al; but what his
exaniination, or artieles, or cause of his death was. wc can
have no understandinj»-; but what his doetrine was. it m.-iv be
easilv iudired , from the testimonies, whicb je left Iutc in
Enjjchind.'
lieber Roy's (^harakter äussert sich nicht nur sein katho-
lischer Gci^'ner, Sir Th. Moiv, sondern auch sein Glaubens-
William Boyes DialogTie between a Christian Father and Ms Etnbborn Son. 405
genösse William Tyndale. der sich seiner bei der Herstellung-
und Drucklegung der ersten Ausgabe seiner englischen Ueber-
setzung des Xeuen Testamentes bedient hatte, ungünstig. In
der Address to the Reader, welche ,The Parable of the Wycked
Mammon' etc. (gedruckt 1528 in ]\Iarburg in Hessen) voran-
geht, spricht sich Tyndale folgendermassen über Roy und
seinen Antheil an der englischen Uebersetzung aus: ,Whyle I
abode a faythtul companyon ' which now hath taken an other
vyage vpon him, to preach christ where (I suppose) he was
never yet preached (God which put in his herte thyther to goo
sende his sprite with him, comforte him and bringe his pur-
pose to good effecte) one William Roye a man somewhat
craftye when he cometh %Tito new acquayntaunce and before
he be thorow knowen and namely when all is spent, came
vnto me and offered his helpe. As longe as he had no money,
somwhat I could ruele him: but as sone as he had goten him
money, he became lyke hym seife agayne. Xeuerthelesse I
suffered all thinges tyll yat was ended whych I coulde not
doo alone wythout one both to wryte and :<• helpe me to com-
pare ye textes together. When that was ended I toke my leue
and bode him farewel for oure two lyues, and as man saye a
daye longer. After we were departed he went, and gate him
new frendes which thinge to doo he passeth all that ever I
yet knewe. And there when he had stored hym of money he
gote him to Argentine where he professeth wonderfull faculties
and maketh bost of no small thinges. A yere after that and
now. xii. monethes before the pryntinge of this worke- came
one Jerom-^ a brother of Grenewhich also, thorow wormes to
' Arber, der sowohl in den Facs. Texts, The first printed etc. als in Rede
me etc. diese Stelle Tyndale's mittheilt, kann sich nicht mit Sicherheit
darüber aussprechen , wen Tyndale unter diesem erwarteten faythful
companyon gemeint habe, hält es jedoch fiir nicht unwahrscheinlich,
dass es Thomas Hutton gewesen sein dürfte, der am 24. Februar 1529
den Märtyrertod starb. Wir sind bei Wiedergabe dieser Stelle Arber ge-
folgt, da die Ausgabe der Parker Society, die wir oben angeführt haben,
durch die Modemisirung der Orthographie leider sehr an Brauchbarkeit
verloren hat.
- Der Druck der Parable of the Wycked Mammon wurde am 8. Mai 1528
vollendet.
3 Barlow, s. oben S. 393.
Siteniigtber. d. phil.-hist. Ol. L>lXV1. Bd. lU. Hft. 27
406 Wolf.
Argentine, sayenge tluit lie enteridod to be Christes disciple
an other whyle and to kepe (as nye as God wolde gyue hini
grace) the profession of his baptem, and to gett bis lyuinge
with bis bandes^ and to lyue no longer ydely and of the
swete and laboure of those captyues whiche tbey had taugbt,
not to byleue in Cbryst: but in cuttsbowes and russet coetes.
Wbicb Jeroni witb all diligence I warned of Royes boldnesse
and exborted bym to bewarre of bym and to walke quyetl}^
and witb all pacienee and longe soiferinge acordinge as we
bave Cbryste and bis apostles for an ensample, wbicb tbinge
be also promysed me. Neuertbelesse when be was comen to
Argentine William Roye (wbos tonge is able not only to make
foles Sterke madde, but also to disceyue tbe wisest tbat is at
tbe fyrst sygbt and acquayntaunce) gate bim to bym and set
bim a werke to make rymes, whyle he hym seife translated a
dialocje out of laten in to Englysh, in ivhose prologe he pro-
myseth moare a greate deal than I fere me he will euer paye . . .'
ßeacbtung verdient aueb nocb folgende Stelle dieser
Schrift Tyndale's, die wir nach Walter's Ausgabe der Werke
Tyndale's für die Parker Society (I. 41 f.) mittbeilen müssen:
,It becomes not then the Lord's servant, to nse railing rhymes,
but God's Word . . . Tbe word of God is tbat day wbereof
Paul speaketb, [I. Coi\ 111.] wbicb sball declare all things,
and tbat fire wbicb sball try every man's work, and consume
false doctrine: witb tbat sword ougbt men sbarply to figbt and
not to rail with foolish rhymes. Let it not offend thee, tbat
some walk inordinately; let not the wickedness of Judas cause
the to despise the doctrine of his feU.ows. No man ougbt to
tbink tbat Stepben was a false preacher, becaiise fhat Nicholas,
which ivas chosen felloio ivith him to minister unfo the tvidoivs,
feil after into great heresies, as histories make mention. Good
and evil go always togetber, one cannot be known witbout tbe
other/
Die hier angeführten Stellen aus dieser Schrift Tyndale's
sind für unsere Kenntniss von Roye und seinem jetzt wieder-
aufgefundenen Werke in mehr als einer Beziehung wichtig,
namentlich sind die Worte Tyndale's: ^he hym seife translated
a dialoge out of laten into Englysh, in whose prologe he pro-
layseth moare a greate deal' etc. für die Identität des Lyttle
William Roye's Dialogne between a Christian Fatlier aml his stuliborn Son. 407
treatotis mit dem Dialoiius iuter patrem cliristianum et filium
contumacem von entscheidender Bedeutung, wie sich weiter
unten ergeben wird. 80 wenig bekannt uns die näheren
Lebensumstände Roy's sind, ebenso verworren und unklar sind
die gleichzeitigen Nachrichten über seine Schriften. A r b e r
macht zu der mehrerwähnten Stelle Tyndale's: ,tchyle he hym
seife iranslated a dialoge otit of lafen into Englysh' folgende
Anmerkung (Facs. Texts, S. 28), die hauptsächlich wegen des
Citates aus Sir Th. More's Supplicacyon of Soulis für Roy's
literarische Thätigkeit von grosser Wichtigkeit ist: ,This
translation is now apparently lost. The author of the original
Latin work (which I have also been unable to see) is un-
known. Its title is given by Park (Harl. Mise. IX. 3) as Jnter
•patrem Christiannm et filium contumacem dialogum Cliristiannm.
That this work is also the same as Roy's book against the
seven sacraments is proved by the following passage in his
(nämlich Sir Th. More's) Supplicacyon of Soidys (in ans wer
to Simon Fyshe's Supplication for the Beggars) published be-
fore More had become Lord Chancellor (25. Oct. 1529). The
refereuce is important as fixing the order in which the several
works became known in England. The dates will be seen lo
coniirm Tyndale's Statement; that Roy's two works were
printed at Strasburg in 1527. (Dies steht jetzt, wie sich aiis
dem Schlüsse der Widmung Roy's ergibt, für den Lyttle
treatous unzweifelhaft fest.) „They parceyuyng thys, haue ther-
fore furste assayd the fürst way all redy, sendyng forth Tyn-
dals translacyon of the new testament in such wyse handled
as yt shuld haue bene the fouutayn and well spryng of all
theyr hole heresies. For he had corrupted and purposely
changed in many placys the text, with such wordys as he
myght make yt seme to the vnlerned people, that the scrypture
affyrmed theyr heresyes it seife. Then cam sone after out in
prynt the dyaloge of frere Roye and frere Hyerome, betwene
ye father and ye sonne agaynst ye sacrament of ye aulter;
and the blasphemouse boke entytled the beryeng of the masse
(i. e. Rede me, etc.). Then cam forth after Tyndals wykkyd
boke of Mammona (dated 8 May 1528) and after that his
more wykkyd büke of obydyence." (dated 2 October 1528)
fol. xix. b.' Die k. k. Ilofbibliothek besitzt leider den oben
27*
408 Wolf.
in dieser Anmerkung- Arber's angeführten neunten Band der
Harleyan miscellany niclit; wir verdanken Herrn Richard
Henry Wood aus Manchester die gütig-e Mittheilung der be-
züglichen Stelle. ,Roy appears to have been an Ecclesiastic,
he resided some time with Tindal whoni he assisted in his
studies. He was one of the Translators of the New Testament
printed at Hamburg or Antwerp in 1526. He afterwards went
to Strasburg- where he wrote ,Inter patreni Christianum et
filium Contumacem dialogum christianum' and suffered the
stake in Portugal for heresy/ Diese Notiz ist, wie man sieht,
noch dürftiger als die von Bale und Tanner. Man wird die
Armuth der Nachrichten über Roy und seine Werke begreif-
licher finden, wenn man bedenkt, dass selbst Zeitgenossen, wie
Sir Thomas More, über ihn und dieselben schlecht unteri'ichtet
sind. Wie die oben angeführte Stelle der Supplicacyon of
Soulis zeigt, schreibt Sir Thomas die Verfasserschaft des Dya-
loge, den Roy, wie dies nicht nur durch seine Widmung, son-
dern auch durch Tyndale's Zeugniss bewiesen wird, allein
bearbeitet hat, der vereinten Thätigkeit des Frere Roy and
frere Hyerome zu; ebenso unrichtig ist die Behauptung- More's,
dass der Dyaloge gegen das Sacrament des Altares gerichtet
sei (s. oben S. 393), da, wie wir sehen werden, Roy's Schrift
eine populäre Unterweisung im christlichen Glauben ist, in
der, wie natürlich, die Lehre vom Altarssacramente nicht nur
nicht umgangen werden kann, sondern eine Hauptrolle spielt.
Es ist dagegen nicht unmöglich, dass Roy der Verfasser einer
bis jetzt noch nicht wieder aufgefundenen Schrift gegen die
sieben Sacramente ist, denn die oben (S. 392 Anm.) citirten
Statuta et ordinationes Praelatorum in concilio prov. Cantua-
riensi von 1529 führen unter den haereticorum libris auch an:
,Alius liber compilatus per fratrem Wilhelmnm Roy contra
Septem saciamenta' , während der Dialogus inter patrem et
filium schon früher aufgezählt worden ist; ebenso wird in dem
Memorandum des Bischofs von London von 1531 verboten :
A Boke made by freer Roye ayenst the sevyn sacrameutis',
als Nummer 1 der verbotenen Bücher kommt aber die
jdisputacion betwixte the fathyr and the son^ vor. Sir Th.
More's schon früher' erwähnte Behauptung (s. oben S. 394),
dass Roy der Verfasser der Exposicion on the VH. chapter
William Roye'a Dialogne between a Christian Father and his stubborn Son. 409
of the ep. to the Corinthians gewesen sei , dürfte auf einer
Verwechlung mit Tyudale beruhen, der diese Exposition ver-
fasst hat. Unzweifelhaft richtig ist die Bemerkung More's
über das rasch auf einander folgende Erscheinen des Dyaloge
und der Satyre gegen Wolsey. In dem schon mehrfach er-
wähnten Briefe Herrn. Rinck's an Wolsey kommt die
für uns hier wichtige Stelle vor: ,. . . calcographum ipsum
Johannem Schott coram consulibus . . . iureiurando compuli,
ut fateretur quot libros tales excusserit in lingua Anglica,
Germanica, aut alio ideomate, tunc ad sacramentum dictum
fatebatur quod solum mille sex quaterniomcm et adhuc mille
libros novem quaferniomim Anglico sermone excussisset^ etc.
(S. oben S. 402 Anm.) Der Dyaloge besteht aber aus fünf
ganzen Quaternionen und je einer halben Quaternio am An-
fange und Ende, so dass die Gesammtzahl sechs sich ergibt,
und Roys Rede me etc. hat neun Quaternionen.
Die etwas hämische Bemerkung Tyndale's in seiner
Parable of the Wycked Mammon über Roy: ,in whose prologe
he promyseth moare a greate deal than I fere me he will euer
paye' bezieht sich offenbar auf folgende Stelle in Roy 's, dem
Dyaloge vorangehender Widmung: , Whose cruell tyranny
foxye cavillacion, and resistence, have moare inflammed ray
hert, and couraged my mynde, to go aboute the translacion of
holy scripture. Insomoche that I have allredy j^artly tfanslated
certayne hohes of the cid testament, the whiche, with the healpe
of God, yerr longe shalbe brought to lyght.' (Fol. 2**.) Und
am Schlüsse der Widmung kommt Roy auf diese Uebersetzung
des alten Testamentes abermals zurück: ,But seynge that we
can do nothynge of oure selves, I beseche you all, der
bretheren, to praye vnto the lorde for me, that I maye hav^e
both mynde and strengthe wother soche bokes to translate,
and the whole aide testament, wherby ye of englonde, maye
also knowe and heare the voyce of youre true shepherde' etc.
(Fol. 4*". I Wie weit diese Uebersetzung des Alten Testamentes
bereits gediehen, ob sie nach dem Hebräischen oder nach der
Vulgata verfasst gewesen sei, lässt sich nicht bestimmen, da
bis jetzt keine Spur von derselben aufgefunden worden ist
und man bis auf diesen Augenblick von dieser Uebersetzung
Roy's gar nichts wusste.
410 Wolf.
In der Widmungsschrift äussert sich Roy über den Dya-
loge selbst folg-endermassen : ,. . . I happened on a smale
worcke, whiche after my iudg-ement is a treatous very ex-
cellent, late turned oute of donche into latten.' (Fol. 2''.) Das
Gespräch zwischen Vater und Sohn war also nicht, wie mau
bisher geglaubt hat, ursprünglich lateinisch abgefasst, sondern
aus dem Deutschen in's Lateinische übersetzt, und diese letz-
tere üebersetzung war es, welche Roy englisch bearbeitete.
Dass dutch, oder wie Roy dies Wort schreibt, donche im An-
lange des XVI. Jahrhunderts und noch viel später ganz all-
gemein für deutsch, und nicht blos, wie heutzutage, für hollän-
disch gebraucht wurde,' lässt sich durch eine lange Reihe von
Zeugnissen nachweisen, aus denen wir einige in der Anmer-
kung' zusammenstellen, Roy selbst setzt die Bedeutung, in
' In einer Depesche von John Hackett an Cardinal Wolsey d. d. Mechlin,
(20.) Febr. 1527, die in dem Cal. of State Pap. Lett. for. and dorn, of
Henry VIII. Tom. IV. part. 2. S. 1296 abgedruckt ist, heisst es: ,He
says also, that he hears from Dutchlmid , that Wallop has been seen at
Venice . . . Hears that Mr. George (Fronsberg) the captain of the Dutch-
men in Italy, is as great a Lutheran, as may be' etc. William Tyndale
gebraucht Dutchland ebenfalls füi" Deutschland, wie folgende Stelle seiner
Answer to Sir Thomas More Dialogue (Works, vol. III. S. 40) beweist:
The pope consenteth not that God's law is good. For he hath ft>rbidden
lawful wedlock vnto all his, over whom he reigueth a.s a temporal tyrant
with laws of his own making, and not a hrother exhorting them to keep
Christ's; and he hath granted unlawful whoredom unto as many as
bring money; as through Dtifchland every priest, paying a gildren unto
the archdeacon, shall freely and quietly have his whore, and put her
away at his pleasure; and take another at his own lust; as they do in
Wales, in Ireland, Scotland, France and Spain.' Der Herausgeber macht
folgende Anmerkung zu dieser Stelle: ,By Dutchland, Tyndale means
Germany; and that licensiug of sin, to which he alludes had formed the
ninety first article in the list of a hundred grievances transmitted to pope
Adrian IV. from the diet of Nuremberg, not more than eight years before
Tyndale's composing this answer. These ,Centum gravamina nationis
Germanicae' were published in 4" at Nuremberg 1523; and may be seen
in Brown's Fascicnlus verum expetend. Lond. 1690. Fol.; where the
words of Gravam. xci are : Item in locis plerisque episcopi et eorum
officiales non solum tolerant concubinatum dummodo certa persolvatur
pocunia^ sed et sacerdotes continentes, et qui absque concubinis degunt,
concubinatus censnm persolvere cogunt' etc.
De maus theilt in seiner jüngst erschienenen Biographie Tyndale's
(William Tyndale. London. S. a. S. 440 f.) ein Schreiben des Agenten
William Eoye's Dialogue between m. Christian Father and bis stubborn Son 411
der hier dii^ses Wort, gebruucht ist, ausser Zweifel, wenn er
in der Widmung fortfährt: ,Whiche in the redynge of it,
greatly delited me, and that nott only because of the due and
naturall ordre of it, but rather because I se fhere as I am
(lohere this hoke is coraenly in vse) bothe yong-e and olde,
practyse in lyvynge all those thinges whyche the book teach-
eth by wrytynge/ (Fol 2". 3\)
Das deutsche Originalwerk war also in Strassburg (there
as I am) allgemein im Gebrauche (comenly in vse); wer war
aber der Verfasser dieses Werkes und welchen Titel führte es,
wo und wann sind das deutsche Original und die lateinische
Uebersetzung erschienen? Auf alle diese Fragen müssen wir
die Antwoi't schuldig bleiben; wir haben umsonst die Werke
eines Zwingli, Oecolampadius. Bucer, Capito, Matthcäus Zell,
Lord Cromwell's in Antwerpen, des Kaufmannes Robert Flegge, vom
Jahre 1535 mit, in dem es heisst: ,. . . Then I was informed, that the
marquis of Barough (i. e. Rergen-op-Zoom) was departed two days before,
towards Dutchland as governor and ruler of the Princess of Denmark, to
conduet her to lier husband the Palsgrave' etc. (Audi Anderson druckt
in seinen Annais of tlie Engl. Bible, I. 429 diesen lirief ab.)
Westcott veröifentlicht in seinem Werke: ,A general view of
the History of the English Bible (-2. ed. London, 1872. S. 59) das Titel-
blatt der Bibelübersetzung von Miles Cover dale vom Jahre 1535, in
dem es heisst, dass dieselbe ,is faithfuUy and truly translated out of
Dutch and Latin into English'. In der Vorrede dieser Uebersetzung
äussert sich Coverdale: ,. . . And to lielp me herein I have had sundry
translations not only in Latin but also of the Dutch interpreters , whora
because of their singiilar gifts and special diligence in tlie Bible I have
been the more glad to follow' etc. Ebenso sagt Coverdale in der Vor-
rede zu seiner 1538 erschienenen Uebersetzung: ,. . . as through the
Holy Ghost were not the Author of his Scripture as well in the Hebrew.
Greek, French, Dutch and in English as in Latin.'
Und noch Miles Smith sagt in der Vorrede zu der auf König
Jacob I. Befehl veranstalteten Bibelübersetzung von 1611: ,. . . Neither
did we think much to consult the translators or comentators, Chaldee,
Hebrew, Syrian, Greek or Latin, no nor the Spanish. French, Italian or
Dutch' etc., wo die Zusammenstellung ebenfalls keinen Zweifel aufkom-
men lässt, dass unter Dutch Deutsch gemeint ist. Bekanntlich nennt der
Nordamerikaner den Deutschen noch jetzt Dutchman. Vgl. überdies auch
die Wörterbücher von Worcester, .\ Dictionary of the English Language
(London, s. a. 4") und von Hoppe, Englisch-Deutsches Supplement-
Lexicon (Berlin, 1871), s. v. dutch.
412 Wolf..
Myconius, Bullinger und Anderer durchforscht, ohne das
deutsche Original entdecken zu können, und auch die biblio-
graphischen Werke von Panzer, Weller u. s. w. haben uns
keinen Auf'schluss gegeben. Wir haben namentlich die Werke
der frühesten Anhänger Zwingli's und der ältesten Strassburger
Protestanten durchgesehen, da die Wahrscheinlichkeit nahelag,
als Verfasser des Originals unseres Dialogue einen Schweizer
oder Strassburger zu vermuthen; wir suchten dann auch unter
den Werken Luther's und seiner bedeutendsten Anhänger, waren
aber nicht so glücklich, diese Schrift auflinden zu können, die
nach Roy's Zeugniss um 1527 in Strassburg allgemein verbreitet
war und, ein seltener Fall, der sich nur durch die Rücksicht
auf die nicht deutschen Glaubensgenossen in den Nachbarländern
erklären lässt, aus dem Deutschen in's Lateinische übersetzt
worden war. Wir müssen es daher einem Theologen vom
Fache überlassen, den Verfasser des Dialogue zu entdecken.
Das von Roy bearbeitete Werkeheu war, wie ein kurzer
Ueberblick seines Inhaltes zeigen wird, recht eigentlich ein
Vaderaecum des protestantisch-christlichen Glaubens und durch
seinen volksmässigen, allgemein verständlichen Ton ganz ge-
eignet, die Lehren der Reformatoren in weiteren Kreisen zu
verbreiten.
Die Vorrede oder eigentlich Widmung Roy's ,To the
Right noble Estates, and to all wother of the toune of Cales'
umfasst vier Blätter. In derselben erw'ähnt er zuerst, wie dass
es allen seinen Herren und Meistern, und allen seinen guten
Freunden und Brüdern in Christo nicht unbekannt sei, dass in
dem vorigen Jahre (mithin 1526) das Neue Testament unseres
Erlösers ihnen durch das treue und fleissige Studium von
Einem ihrer Nation, einem Auserwählten Gottes, Namens
William Hitchyns, zugänglich gemacht w'orden sei, dem er als
Gehilfe und Theilnehmer der Arbeit Beistand geleistet habe.
Diese Arbeit sei allen denen insbesondere, die sich selbst
allein für apostolische Männer und ,spretuall doctours' halten,
sehr verhasst : ,Insomoche that withoute delaye in greate hat-
ered and vennemous barkynge, openly at paulis Crosse, did
that was in theym, to disanull, forbidde and blaspheme, the
most« holyest werde of God' etc., eine Anspielung auf das
Verbrennen der Tyndale'schen Bibelübersetzung durch Bischof
William Roye's Dialogue between a Christian Father anrt his stobborn Son. 413
Tonstall im October 1520 bei St. Pauls Gross in London.
Dann folg-t die von uns schon oben (S. 395 f.) angeführte Stelle,
in der sich Roy gegen die fälschliche Anschuldigung, dass
sein Vater kein Schweinefleisch essen wollte, vertheidigt. Es
betrübe aber sein Herz sehr, fährt er fort, zu sehen, dass der
Preis des kostbaren Blutes Christi so verächtlich von unreinen
Schweinen unter die Füsse getreten, und seine heilsame Lehre
durch das Heulen und Bellen solcher grausamer und schänd-
licher Hunde verboten werde. Ihre grausame Tyrannei habe
sein Herz entzündet und seinem Geiste Muth eingeflösst, sich
an die Uebersetzung der heiligen Schrift zu machen. So habe
er einige Bücher des Alten Testamentes schon zum Theile
tibersetzt, die mit Gottes Hilfe binnen Kurzem an das Licht
gebracht werden sollen. Dann folgt die Stelle, in der Roy be-
richtet, wie ihm, da er darüber nachgesonnen habe, eine kleine
Abhandlung für den gemeinen Mann zu schreiben, die ihn
fähiger machen sollte, die tiefen Geheimnisse und grossen ür-
theile Gottes, die in dem Alten Testamente und in den Pro-
pheten enthalten sind, zu verstehen, dieses kleine Werk in die
Hände gefallen sei. (S. nun die oben S. 410 f. mitgetheilten
Worte Roy's.) Dieses Buch erkläre, was der Glaube an Gott
und die Liebe gegen die Nächsten sei, und das so deutlich
ohne alle papistische Sophistik und Täuschung, dass selbst
Kinder von sieben Jahren Dinge einsehen, die noch vor einiger
Zeit bejahrte Männer nicht zu begreifen im Stande waren, als
da sind die Macht, Güte und Gnade Gottes, und den Gang
seiner Werke u. s. w. So habe er sich denn entschlossen,
zuerst den Männern von Calais und dann allen seinen andern
Landsleuten diesen kostbaren Schatz darzureichen , und er
bitte und ermahne Alle (,I also require and exhorte the com-
men people'), dass sie dieses Buch nicht lesen mögen, wie sie
dies mit ,vayne storys or fables' zu thun gewohnt sind. Die
Früchte bürden grösser sein, als der Beginn zu versprechen
scheine, denn das Wort Gottes dringe, wenn es aufmerksam
und reiflich überdacht werde, durch seine Inspiration in das
Herz ein. Es würde daher ohne Zweifel den Lesern grosse
Frucht und grossen Nutzen bringen, wenn sie an gewissen
dazu festgesetzten Stunden mit ihrer Familie und namentlich
mit ihren Kindern den Inhalt dieses Buches besprechen und
414 Wolf.
mit Gebet das bereits Gelesene wiederholen \\ürdeu. Denn
gute Dinge gefallen nach zehnmaligem Lesen sowohl dem
Leser als dem Zuhörer. Durcii solche Mittel würden die Be-
herrscher finden, dass das Volk auch der weltlichen Gewalt
viel gehorsamer sich erweisen werde. Diese Abhandlung, fährt
er dann fort, sei in der Form eines Gespräches zwischen
Zweien, einem Vater und seinem Sohne, abgefasst, den er in
der Kenntniss Christi unterrichte. Roy schliesst seine Widmung
mit dei- Bitte, für ihn zu beten, dass Gott ihm die Kraft ver-
leihen möge, andere solche Bücher und das ganze Alte Testa-
ment zu übersetzen, so dass auch die Engländer in den Stand
gesetzt werden, die Stimme ihres treuen Schöpfers zu erkennen
und zu hören u. s. w. Datirt ist die Widmung, wie schon er-
wähnt, aus der Stadt Strassburg am letzten Tage des August
im Jahre unseres Herrn 1527.
Auf Blatt 5" fängt das Werk selbst an, das die Ueber-
schrift führt: ,A Brefe Dialoge, bitwene a Christen Father
and bis stobborne Sonne, whome he wolde fayne brynge to
the right vnderstondynge of a Christen maus lyvynge.' Dieser
zweite Titel entspricht, wie man sieht, ganz dem lateinischen
Titel, unter dem Roy's Werk citirt wird: ,Inter patrem Chri-
stianum et filium contumacem dialogus christianus.'
Das Gespräch beginnt nach einigen einleitenden Worten
damit, dass der Sohn den Vater fi'agt, worin das Leben eines
Christen bestehe? Der Vater antwortet: In einem standhaften
Glauben an Gott und inniger Liebe gegen den Nächsten. Der
Sohn fragt nun: Was nennst du den Glauben? Der Vater er-
wiedert: Der Glaube ist die feste Ueberzeugung, dass die Ver-
sprechungen Gottes uns durch Christum erfüllt werden, wie
dies deutlich in unserem Glaubensbekenntnisse erklärt ist.
Der Vater spricht dem Sohne das Glaubensbekenntniss vor
und es folgt nun eine Besprechung der einzelnen Artikel des-
selben, die bis Blatt 48'' reicht. Zuerst also: Was ist Gott?
lieber die Eigenschaften Gottes. Ueber Christus und die
Rechtfertigung durch den Glauben an ihn. Nutzlosigkeit der
sogenannten guten Werke, als der Beichten , Wallfahrten, des
Fastens, Messe-Lesens und Hörens, der Eheverbote u. s, w.
Ebenso unnütz und schädlich sind die Gelübde der Ehelosig-
keit, der freiwilligen Armuth, und das Mönchwesen. Auf
William Eoye's Dialoguo between a Christian Fatlier aml Jus stabborn Son. 415
Blatt 21" kommt Roy auf das Abendmahls -Sacrament zu
sprechen; dasselbe ist blos ein Erinnerungszeichen ,this shulde
be but a remembraunce howe that Christ tVely ^eve Ins boddy
and bloudde for the redempcion of as many as god bis tather
from the begynnynge of the worlde had predestinate to be-
come partakers of bis sonnes bloudde' und etwas weiter unten
bekämpft er entschieden die Behauptung, dass Christus seinen
wirklichen Leib und sein Blut seinen Anhängern zum Genüsse
gegeben oder dieselben unter den Gestalten des Brotes und
Weines verborgen habe. ,Son. He gave not then at bis last
sopper bis materiall boddy and bloudde vnto theym to be
eaten corporally, not yet hid it vnder breade nor vnder wyne.
Father. In no wyse' etc. (Blatt 2V.)
Wie man sieht, tritt Roy oder vielmehr der Verfasser
des Werkes sowohl gegen die katholische Lehre von der
Wandlung als gegen die lutherische Ansicht von der Con-
substantiation auf. ,And after the wordes were spoken the bred
which he toke and blist, remayned breade, and wyne, wyne,
as the lorde hym silfe testilieth in the gospell' etc. (Fol 21*').
(Dazu wird angeführt die Bibelstelle Luc. xxij.) Wir haben
absichtlich bei diesem Punkte etwas länger verweilt, da
gerade die Lehre vom Abendmahle die Anhänger Zwingli's
von denen Luther's trennte und sich der unbekannte Verfasser
des Lyttle Treatous hier als einen Anhänger des ersteren zu
erkennen gibt. Die polemische Besprechung der Lehre vom
Abendmahle dauert bis Blatt 25^ Die Anrufung der Heiligen
ist nicht nothwendig. (Blatt 28*.) Christus ist das einzige
Haupt der Kirche. Auf Blatt 32* kommen die Sacramente an
die Reihe. , Christen men vse theym as they are indede, for to-
kens of spretuall thynges, and that to forther dedes of love
and charite between theym selves and vnto all men.' Die
Taufe der Neugeborenen wird vertheidigt. lieber den Gebrauch
der Sacramente, namentlich des Altarssacramentes. (Blatt 36'' ff.)
Auf Blatt 43'' folgt eine Lehre, wie der Christ sein Leben an-
ordnen solle und 44'' beginnt die Erklärung des Vaterunsers,
an die sich 45'' eine Anweisung über die richtige Art und
Weise des Gebetes anschliesst. Blatt 47' über die Eintheilung
des täglichen Lebens eines christlichen Jünglings. Anempfeh-
416 woit.
lung des Lesens des Neuen Testamentes in eng'Hscher Sprache.
Nützlichkeit des Lesens guter Bücher, wie z. B. des Livius,
und der Kenntniss der alten Sprachen und des Hebräischen.
Eine Zusammenstellung kurzer Moralregcln beschliesst das
Werkchen.
Ob und welche Zusätze Roy aus Eigenem zu dem von
ihm übersetzten Originale machte, darüber zu urtheilen wird
man erst dann im Stande sein, wenn der deutsche Urtext
oder die lateinische Uebersetzung, welche Roy vorlag, ent-
deckt worden sein werden; gegenwärtig lassen sich mit Be-
stimmtheit als Aenderungen, oder sagen wir lieber Localisi-
rungen, welche Roy mit Rücksicht auf sein englisches Publi-
cum vornahm, nur auf Blatt 15" die Namen der englischen
Heiligen S. Toncombre und Sir Jhon Shorne und auf Blatt 47*
die Erwähnung des Neuen Testamentes in englischer Sprache
bezeichnen.
Die polemische Schrift, welche Roy bearbeitet hat, ist,
wie aus der vorstehenden Inhaltsübersicht hervorgeht, auch
für die Geschichte des deutschen Protestantismus von grosser
Bedeutung, da sie eine der ältesten nicht lutherischen Be-
kenntnissschriften noch aus der Zeit vor dem Augsburger
Glaubensbekenntnisse enthält; es ist zu hoffen, dass die Ent-
deckung des deutschen Originales nicht lange auf sich warten
lassen werde.
Das Format des Little Treatous ist ein kleines S^ oder
vielmehr 16«; die Höhe des Büchleins beträgt 13 Centimeter
8 Millimeter, die Breite 9 Centimeter 4 Millimeter. Die An-
zahl der Blätter beläuft sich auf 48 mit den Signaturen a — g
(aij-aiiij; b — bv [eigentlich qv, ein umgekehrtes b], c— cv;
d— dv; e — ev; f — fv; g — güj), von denen a und g Duernionen,
die übrigen dagegen Quaternionen sind, so dass also die An-
gabe Rinck's von den sechs Quaternionen bestätigt wird, da
zwei Duernionen einer Quaternio gleich sind. Das Buch ist
mit gothischen Typen oder black letters gedruckt, es hat
weder Custoden, noch Seiten- oder Blattzahlen, auf die volle
Seite kommen 28 Zeilen. Grosse, in Holz geschnittene Initialen
kommen vor J auf Blatt P und A auf Blatt 5\ Das Titelblatt
William Eoye's Dialogue between a Christian Father and his stubborii Son. 417
ist mit einer in Holz geschnittenen Randverzierung- versehen.
Das Wasserzeichen des Papieres ist ein Ochsenkopf. An Ab-
kürzungen kommen vor: der Strich ober den Vocalen und
ober m und n, ein Zeichen für er am Ende eines Wortes und
ein ähnliches für auslautendes es, ein eigenes Zeichen für etc.
Eigenthümlich ist oo zusammengestellt. Die Abkürzungen
stimmen mit einziger Ausnahme des Zeichens für er vollkom-
men mit den Abkürzungen überein, welche in dem einzig er-
haltenen Fragmente der Cöln-Wormser Quarto-Ausgabe der
Tyndale'schen Uebersetzung des Neuen Testamentes vorkom-
men, ebenso zeigen beide Drucke die charakteristische Zu-
sammenstellung des 00. (Siehe die mehrfach citirte Ausgabe
von Arber: ,Facsimile Texts. The first printed English New
Testament.^ London, 1871. 4".) In den Abkürzungen, den
Lettern, der Zeilenanzahl, dem Wasserzeichen des Papieres
zeigt sich die vollste Uebereinstimmung dieses Druckes mit
dem der ersten Ausgabe von Rede me and he nott lorothe, so
dass es, wie wir schon oben hervorgehoben haben, gar
keinem Zweifel unterliegen kann, dass beide Drucke der-
selben Officin entstammen und ungefähr gleichzeitig gedruckt
wurden.
Es erübrigt uns noch, das Verfahren, das wir bei der
Herausgabe befolgt haben, anzugeben. Wir haben die Ortho-
graphie und Interpunction des Originales strenge beibehalten und
auch die zahlreichen Druckfehler stehen gelassen; die bedeuten-
deren haben wir in den Anmerkungen verzeichnet und ausge-
bessert. Die Uncorrectheit und die vielen oft sinnstörenden Druck-
fehler, wie z. B., um nur einige wenige anzuführen, palynly (Fol. 3")
für plainly, tho (Fol. 6'') statt do, ehe (Fol. 7") statt the, pf
(Fol. 33'') statt of, pleasunat (Fol. 47") statt pleasaunt u. s. w.
dürfen bei einem Drucke des 16. Jahrhunderts in einer den
Setzern unbekannten Sprache, und bei der Heimlichkeit und
Eile, mit welcher, um sich gegen Verfolgungen zu schützen,
auch in Strassburg der Druck beendigt werden musste, nicht
Wunder nehmen. Die Abkürzungszeichen, die, wie wir oben
bemerkt haben, nicht zahlreich sind und sich ohne Schwierigkeit
auflösen liesen, haben wir nicht geglaubt, durch eigene Typen
wiedergeben zu sollen. Nach dem Vorgange Arber's und der
418 Wolf.
meisten neueren Herausgeber altenglischer Werke haben wir
ausgefallene Buchstaben zwischen Klammern im Texte ein-
geschaltet.
Wien, Weihnachten 1873.
Adolf Wolf.
Nachschrift. Nachdem der Druck der Einleitung
bereits begonnen hatte, erhielt ich von dem mehrerwähnten
Herrn Edw. Arber, dessen aufopfernde Güte mir gegenüber
ich nicht genug anerkennen kann, in einem Briefe vom
17. April 1874 eine Notiz über einen Londoner Druck Walter
Lynne's vom Jahre 1551, der einen, wie es scheint, ziemlich
getreuen Wiederabdruck des , Dialoge^, jedoch mit Hinweg-
lassung der Widmungsschrift Roy's und ohne Anführung des-
selben als Uebersetzers enthält. Der Titel dieses Werkes
lautet :
The true be- | liefe in Christ and bis sacra- | mentes,
set forth in a Dialoge betwene a j Christen father and his
sonne, verye ne- | cessary to be learned of all men of what |
estate soever they be. |
Q My sonnes, heare the enstruccions of | youre father, and
geue hede that ye maye | haue knowledge: for I haue geuen
you a I good doctrine, se that ye forsake | not my lawe.
Prouer- | biorum. iiij. |
Imprinted at London for | Gwalter Lynne, dwellinge on
Somers | kaye, by Byllinges gate. | Anno Domini M. D. L. \
Cum Priuilegio ad Imprimendiim solum. j !
Das Werk besteht, wie Roy's Dialoge, aus 96 Seiten,
von welchen auf Titel und Vorrede 8 entfallen; so weit Arber
nach den ihm von mir mitgetheilten Stellen aus Roy urtheilen
konnte, ist die Uebereinstimmuug beider Werke eine genaue,
Lynne hat selbst die Orthographie Roy's beibehalten. Lynne
hat seinen Druck der Herzogin Anna von Somerset, Gemalin
des im Jahre 1552 hingerichteten Protectors Edward Seymour,
Herzogs von Somerset, gewidmet, seine Widmung ist datirt:
' Die hier mit Cursivsclirift gedruckten Worte sind im Originale mit eben
solcher Schrift, die übrigen mit black letters gedruckt.
William Roye's T>ialogue Vetwepn a Christian Fathor and liis stubborn Son. 419
jGeuen at Loudon in the yeare of our Lord. M. D. and L.
The XX. daye of Januarye' (das ist 20. Jänner 1551, da be-
kanntlich damals das neue Jahr erst mit dem März beg-ann).
Interessant sind folgende Stellen der Widmung-: ... I thoug-ht
it conueniente that I (chaunseinge vpou this litle boke, and
entendinge to set it forth to be reade of all men, . . .) should
dedicate the same to your grace . . .
. . . The autlior of the boke / know not. Only this I
finde (vielleicht aus Roy's Widmungsschrift, die er dann
unterdrückt hätte) that it was fyrste loritten in the dttche tong,
and theu translated into latine. But whoso he were that first
wrote it, or that translated it into latine: certain I am that it
is ryght Godly, . . .
I would wyshe therfore, that al men, women, and
chyldren woult read it. Not as they haue bene here tofore
accustomed to read the famed storyes of Robinhode Clem of
the cloughe, wyth suche lyke to passe the tyme wythal . . .
Das Exemplar des British Museum, welches Arber in
seinem Briefe an mich beschrieben hat, wurde im Jahre 1849
von dieser Bibliothek angekauft und ist in dem Cataloge
des Brit. Mus. unter dem Schlagworte ,Jesus Christ^ ein-
getragen.
Durch die Entdeckung dieses Druckes von Lvnne ist es
nun fast unzweifelhaft, dass ein Exemplar des Dialoge von
Roy nach England gekommen ist und der Vernichtung ent-
ging; man möchte zu der Annahme geneigt sein, dass bei
demselben die Widmungsschrift Roy's gefehlt habe , wenn
nicht die oben angeführte Stelle, in welcher Lynne sich über
die Herkunft des Buches äussert, auf seine Bekanntschaft
mit Roy's Widmung hinzuweisen schiene. Ein religiöser oder
politischer Grund zur Unterdrückung dieser Widmung und
zur Verschweigung des Namens Roy's konnte unter der prote-
stantischen Regierung Eduard VI. nicht wohl vorhanden sein.
Jedenfalls geht aber aus dem Umstände, dass Lynne nach
nur wenig mehr als 20 Jahren seit dem Erscheinen von Roye's
Dialoge es wagen konnte, denselben ohne Nennung des engli-
schen Uebersetzers entweder ganz oder theilweise wieder ab-
zudrucken, hervor, dass Roy's Ueberscitzung zu jener Zeit in
England selbst unter den eifrigen Protestanten schon ganz
420 Wolf.
verschollen sein musste. Ob übrigens Lynne wirklich einen
vollständigen Wiederabdruck des , Dialoge' veranstaltet habe,
kann erst durch eine sorgfältige Vergleichung der beiden
Drucke entschieden werden, die hoffentlich, nachdem nunmehr
Roy's Uebersetzung durch unsern Abdruck wieder allgemein
zugänglich wird, in England in Bälde unternommen werden
wird. Walter Lynne's , Beliefe in Christ' ist mir in Wien
nicht zugänglich und dürfte schwerlich ausser England auf-
gefunden werden.
Wien, im April 1874.
William Roye's Dialogne between a Christian Father and lii« stnbhorn Son. 421
[Fol. 1".] '
A LYTLE TREATOUS OR DIALO-
GE VERY NECESSARY EOR
ALL CHRISTEN MEN
TO LEARNE
AND
TO
KNOWE.
SitzungBber. d. phil.-hiRt Cl. LXXVI. Bd. 111. Kit. 28
422 Wolf.
[Fol. 1".J
To the Right noble Estates, and to all wother of
the toune of Cales, Wiliam Roye de-
syretli grace and peace,
from God the
fatlier
and
from the lorde Jesus
Christ.
IT is not vnknowne to you all my loi'des, and masters,
and all wother my singuler gode frendes and bretheren in
Christ, howe that tliis last yere, the newe testament of oure
saveour, was delyvered vnto you, through the faythfuU and
diligent stodye of one of oure nacion, a man no doute, ther
vnto electe and chosen of God, named William Hitchyns, vnto
whome I was (after the grace geven rae of the lorde) as
healpe felowe, and parte taker of his laboures, that every
cristen man, myght therby heare and vnderstonde, at home,
and in his owne housse, the sprete of God speakynge therin,
and thorowe his holy apostels. Whiche oure labour and stodye
specialy vnto theym that presume and thyncke thyem ' selves
alonly to be apostolicall men, and spretuall doctours, was most
odeous. [Fol. 2".] Insomoche that withoute delaye, in greate
hatered and vennemous barkynge, openly at paulis crosse, did
that was in theym, to disanull, forbidde, and blaspheme, the
moste holyest werde of God, fode of many a povre soule,
longe famniysshed with the sower dowe, of their importable
and dissaytfull traditions. Ye and where as they hade no
' theyrti.
William Roye's Dialoffue between a Christian Father and Ins stnbliorn Son. 423
thyiige wheron to oroiinde tbeyru selves agayust vs, they were
nott ascbamed faulcely to diffame theym, whiche long-e befbre
tbat tyme were deed and rotten, as my father, Thynkiug-e that
defamynge of hym, they shulde qwenche and dereken the cleare
and evident ligbt of g-od. whyche they hate worsse then other
toade or addre, as a tbyng-e agaynst their beilies moste noyous
and contrary, saynge, his father wolde eate noo porke, what
frute can socbe a tre brynge fortbe. But knowynge that the
innocency, bothe of my father, and also of me, is not vuknowne
(in that bebaulfe) vnto all the nobles of the realrae, I lytell
regarde their heddy vndiscrecion. Yet it is vnto my berte a
coresaye ^ amonge all wotber moste greveous, to se the pryce
of the precious bloudde of Christ so despitfully to be troden
vnder fote, by socbe vncleane swyne. and the moste hol
[fol. 2^] som doctrine therof, to be forbidden, thorowe the
howlynge and barkynge of socbe cruell, and infame dogges.
Whose cruell tyranny foxye cavillacion, and resistence, have
moare inflammed my bert, and couraged my mynde, to go
aboute the translacion of holy scripture. Insomoche tbat I have
allredy partly translated, certayne bokes of the olde testament,
the wbicbe, with the healpe of God, jerr longo sbalbe brought
to lygbt. Notwithstondynge in the meane season 1 castynge
in my myude the meane peoples capacite, and the greate
supersticion, whiche so longe hatbe rayned and hadde vpper-
bonde, thought it very necessary to make some smale treatous,
wberby somwhat they mygbt be the better prepared, and taugbt
bowe to demeane theym seines, in the profunde misteries and
greate iudgementes of God, conteyned in the old testament,
and propbetes. And whyles I tbus ymagened, I happened on
a smale worcke, whiche after my iudgement, is a treatous very
excellent, late turned oute of douche into latten. Whiche in
the redynge of it, greatly delited me, and that nott only
because of the due and naturall ordre of it, but rather
because I se there as I am (wliere this boke is comenly in
vse) [fol. 3"] bothe yonge and olde, practise in lyvynge, all
tbose tbinges whyche the boke teacheth by wrytynge. Ye
1 = corsey. Vgl. Nares, Glussary, ed. Halliwell & Wriglit. London, 1859.
Vol. I. p. 193.
28*
424 Wolf
truely soche thyng-es, as greate vniuersites, and notable Rabys
knowe nott. Ye never shall knowe, to the intent tbat God
uever knowe theym also. It declareth what is faythe in God,
and charite towardes mannes neghboure. and that so evidently
(all papisticall sophistry and delusion set asyde) that even
babes of seven yeare olde palynly ' perceave thinges that a
while agone men of greate age coulde nott apprehende as are
the power, goodnes, and mercy of god, and the course vf ^ his
workes. What the anchre of fayth is, which is eternall pre-
destinacion and aspercion of Christis bloudde, wherwith alonly
we are clensed from synne. The vnderstondynge whereof,
Paul calleth the wysdom hydde vnder the mistery of christis
Crosse, vnknowne to the wyse of the worldde. For oute of it
proceadeth, myldnes of the mynde, gentle behaveour, soffraunce
of evyls, softnes, temperancy, and all chastnes of lyfe, whiche
all are the frutes of the sprete, Avheare oute, as oute of an
originall sprynge or fountaine, floweth towardes God, and
amonge men, peace, and charite, which in the realnie of Christ,
is a iewell [fol. 3''.] most precious. Nowe therfore, all wother
thinges set asyde, I have determened first to präsent vnto
you vand'^ so forth vnto all wother of my countre and nacion
this so singuler a treasure, Nothing doutinge but that it shalbe
bothe plesaunt and acceptable to the elect and chosen of god,
litle regardinge the vngodly, which hate nothyng but that that
is good, and that thynge whyche allwayes and every whear is
proffitable. I also require and exhorte the commen people
that they rede not this boke as they are wont to rede vayne
Storys or fahles, hastly renny[n]ge there over. For when they
shall end it, more frute shall apere, then the begynning semeth
to pretende. For the Avorde of God hearde, and well pondered,
entreth (thorowe his inspyracion) into the herte only. Doutles
therfore it shulde be vnto the reders greate frute and proffyt,
yf at certayne howres there vnto apoynted, they diligently
did discusse somwhat by ordre therof, and that among theii-
owne housholde, and singlerly wheare as yueth is. and let it
not be tedious vnto theym once or twise, with prayei-, to repete
that they have alredy redde. For goode thynges ten tymes
' Für j)lahüy. ^ l/" ' an(i.
William Roye's Dialogue between a Christian Father and his stubborn Son. 4:25
redde ag-ajne please bothe the reder, and the hearer also, By
the meanes wherof [fol. 4".] the lordes and ruelers of the
reahne, shall perceave and fynde, those to be bothe meke and
mylde, and to the temporall power obe dient, whoni before as
fearce lyons they feared. God no doute hathe his electe
among-e oure people also. For the worde of God can not be
ydle, whose frute is greate, and a sure perswasion of the
kyndnes of God towardes hit, havynge in it sylfe aboundant
charite, wherewith above all wother thynges, the commen well
is knytt togedder. For asnioche therefore as of all soche
thynges the right enformacion commeth by commeninge, this
treatous is made in maner of a dyaloge bitween twayne,
whiche speake together. That is to saye a good Christen man
and his sonne, whom he goeth aboute to enforme in the^
knowdedge ' of Christ. Werfore he that entendeth to socke
here out eni swetnes , lirst must conceave in hymsilfe the
flammes of a Christen herte, whiche of their owne natura
lighten aud inflam there - neghbour. That when by redynge he
is made ryche, he shall also be gladde and able to healpe and
sucker wother. Howe can a man warme a nother, when he him
silfe is frosen for colde? Ye knowe I suppose that one blynde
shuld not leade the wother, least they faule bothe into the pytt,
[fol. 4''.] But seynge that we can do nothynge of oure selves I
beseche you all;, der bretheren, to praye vnto the lorde for rae,
that I maye have both mynde and strenghte wother soche
bokes to translate, and the whole olde testament, wherby ye
of englonde, maye also knowe and heare the voyce of youre
true shepherde, walke in his waye, folowe the thrueth ', and
fynally obteyne everlastynge lyfe. Amen.
Written in the cite of Argentyn the last daye of
August the yere of oure lorde a thou-
sande fyve honderd,
and «even and
twen-
ty.
') the. knowUdge. 2) their. 3) truth.
426 Wolf
[fol. 5\]
A ßrefe Dialoge, bitwene a Christen Father and
his Stobborne Sonne, whom he=wolde ^ fayne
brynge to the right vnderstondynge of a Christen
mans lyvynge.
ABove all pleasure and worldely delyte (dere Sonne) to
here or too rede the pure worde ofF God, semeth to me a
thynge moste swete, plesaunt and ainiable with oute compareson
to the comforte and dyreccion of a Christen man. The sonne.
Thvnkest thou thv sylfe then a Christen man? The Father.
God forbid eis. So. Where by knowest thou that? The Fa. Be-
cause thoi'owe the commaundmentes of God I knowledge my
sylfe a synner. And agayne through his godly promesses, and
that by the merites of Christ, I doute nott but that I am one
of goddis chosen children. For christ hath cleansed me from
svnne with his death. So. Thou sayst well, but wherin consisteth
the lyfe of a Christen man, teil me. Fa. In a stedfast faythe
towardes God, and pure love withouten siraulacion toawades^ a
mannis neghbour. So. What callest thou fayth? Fa. It is a
lyvely and stedfast perswasion of the mynde, wherby [fol. 5''.]
we dou[t] not but that the promeses of God are geven vnto
vs by Christ, as it is evidently declared in oure crede. So. I
praye the rehearce this crede, vnto me. Fat. I beleve in God
the father almyghty, maker of heven and of erth, and in Jesus
Christ his only begotten sonne, oure lorde. whiche is conceved
by the holy gost, borne of Mary the virgyn, whiche soffered
vnder Pons Pilate, was crucified. deade, and buried, descended
doune to hell, the thyrde day rose agayne from deeth, ascended
vp into heven, and sitteth on the ryght hond of God the father
almyghthy. From whence he shall coiüme to iudge bothe quycke
and deade. I beleve in the holy gost, an holy Christen churche,
the Company of sayuctes, and remission of synnes, the rysinge
agayne of the flesshe, and the lyfe everlastynge. Amen.
' he wolde. - towardes.
William Roye"6 Dialogne between a Christian Father anrt his stubborn Son. 42 t
Son. Thou hast sayde very well, hutt lett it nott bc tedious vnto
the to declare, after what mauer thou vnderstondest these
thynijes. And fyrst teil me, what is God? Fa. He is almyg^hty,
maker of heven, and erth, Father vnto me, and of asniany as
beleve. So. ^^^hy eallest thou God thy father? Fa. Because
1 am sure of his goodnes and grace. And perfectly knowe in
my hert, that whatsoever go- [Fol. 6*.] de thynge is in me, it is
of his gyfte, and that he never g-eveth but that whyche is goode.
And that for my wealthe. Son. Why eallest thou hym almyghty,
and maker of heven and erth? Fa. Surely not withoute a greate
cause, seynge that he is almyghty and doeth all thynges alone,
partly by his creatures, and partly withoute their administracion.
So that none evill maye happen vnto me, but rather, al
troubles, adversites, and temptacions shuld happen for my
wealth, for asmoche as he my deare father before hath so
promesed vnto me. So. Thou hast withouten fayle discretty
answered. Fa. Then yf thy father, master, or eiiy wother
reprehend, chasten, or warne the for the best, remembre that
God doeth it. They are the ministers and servauntes of God,
thus christenly to teache and informe the. Wherfure it shall
become the bothe to heare, and also to obey to their sainyges. '
Se that thou nowe therto do thy diligence. So. What wother
thynge vnderstondest thou by these wordes? Fa. Truely I also
perceave by them, that God is every wheare. and that he
dayly seeth my herte, and knoweth my thoughtes. Wherby
remayneth in me soche a feare and dreade that I am whole
abashed and [Fol. 6".] ashamed, other to thynke or to do eny
thynge, that shulde nott become a Christen man. Ye morover
1 have therby a greate and a fervent desyre^ and luste
to thynke and to do that thynge whiche is goode and plesaunt
in the syght of God my father almyghty Beynge asured that
he continually beholdeth and marketh all that 1 do. And that
it is greate pleasure vnto hym, when he seith me do my
duety. Se thou therfore deare sonne, thatt the shamfastnes of
evill doynge, and love of all honesty and well doinge continewe
thy gydes. And so refrayne the frora synne, and continually
stere the too- well doynge. Ye and yf we alwayes, and in
1
sayinges. - to.
428 Wolf.
erery' place, be it never so secret, thinke that God beholdeth
vs, moche the better shall we ordre and determyn oure lyfe,
and not be geven to tho^ thynges whyche are not agreable to
a Christen man. So. wherby knowest thou the almyghtynes of
God? Fa. I ymagen it to be present in my herte, and perceave
by dayly experience all thynges to be vayne and transitory,
and that many thynges happen dayly, the causes where of are
vnknowne vnto vs, scriptiire bearynge witnes therunto. As in
the fyrst chapter of Genesis Moses sayde, In the begynnynge
God shupe heven and erth. And (Fol. 7=^.) in the fyrst chapter
of ehe 3 gospell of Saynct Ihon, In the begynnyng was that
werde, and that werde was with God. and God was that werde,
the same was in the begynnynge with God. all thynges were
made by it. etc. So. Why speakest thou of thy sylfe onli,
when thou sayest, I beleve? as though thou diddest nothynge
regarde the fayth of wother men. and yet we shulde beleve,
that they also beleve. Fa. Doutles because I nether beleve in
wother creature, nor yett sett my hope in wother man, beynge
wele asuered that the rightous man liveth by faythe. And when
I remember this, I cannot but saye with all my herte, I beleve.
So. Go to then, yf the rightous live by fayth, and therby is
made rightous, thou arte then saved and hast no nede of Christ,
nor of his merites? For be thy sayinge, it is sufficient to beleve
in God the father almyghty, maker of heven and of erth.
Fa. He is to me very necessary. For yf I lacke hym, no remedy,
I must also lacke God. even as it is written of the hethen in
the seconde chapter vnto the ephesians. No man can beleve in
God, savynge thorowe one Jesus Christ. S. Shewe me by what
reason. Fa. Because God can not be knowne with oute Christ,
as a ten- (Fol. 7^.) der and mercyfull father, but rather for a
cruell and strayght iudge, and as one that litell regardeth and
setteth nothynge by thynges mortall. So. Declare I praye the
these thynges somwhat playnlyer to me. For as yet I perceave
not thy meanynge. Fa. I knowe well that God is to be loved
above all thynges, and my neghbour even as my sylfe. as
apereth in the xxij. c. of mathew. for love that procedeth oute
ij. Ti. j. of a pure herte, a gode conscience, and a stedfast belefe.
1
wery. ' dn. ^ the.
William Koye's Dialogue between a Christian Father and liis stuMiorn Son. 429
is the ende of tlie lawe. So. Thou settest nothynge tlien by
the other commundenmtes of God. Fa. Yes, and that greatly.
For Christ cam nether te ^ destroye, nor yet to disanull the
lawe. but rather so renued it, that nowe it is called a newe
lawe, greatly differynge from that it was before. For whear as
it was wrapped , and entangled with inanyfolde outwarde
ceremonies, and sore burthens, it is nowe renued and made
sprituall, and losed from all soche bondage and is in the herte
of man, and not in the dementes oft the worlde. Wherfor as
farforth as the commaunmentes forther and healpe love and
belefe, they are not only written commaundmentes, but the
sprete whyche is in vs, byndeth vs also there vnto and are
fastned bothe to gedder in this say- [Fol. 8^.] inge, Love thy
neghbour as thi silfe. For he that loveth his neghbour, mat.xxij
hath fulfilled the lawe. To declare therfore howe that I nede
Christ, and howe it is vnpossible with oute hym to beleve in
God. thou shalt vnderstond that I wolde gladly bothe love
God, and my neghbour, with the same love, and acordyngy as
the lawe commaundeth. yet is it a thinge vnpossible for me to
do. Wherfore I confesse my sylfe a transgressor and breaker
of the lawe, whych damneth me therfore. For he is acorsed
that fulfilleth not all whatsoever the lawe commaundeth. Yet
when I remember that Christ hath satistied for me, I feale
and perceave in my herte, all thynges to be safe and forgeven.
For in hym and by him, we are set atone with God. And
where as before he was vnto vs a cruell iudge (through the
fulnes of grace and mercy that we have receaved by Christis
bloudde) he is becom oure tender und mercyfull father. Here
mayst thou perceave, howe that withoute Christ, I can nether
beleve nor yet love God as my father, but rather hate hym
and grudge at hym, as at a cruel iudge. For there is no man
but he knowethe that the lawe worketh anger and causeth
hatred. Butt lo Christ maketh intercession for vs. Which ro. ü.,.
[Fol. 8^.] for my sake becam corsed, that therby I myght
obtayne of God both blyssynge, and all wother goode thynges.
O a gracious chaunge, and a thynge to be of vs all affectuusly
desyred. And nowe wheare as this tender mercy, and incomparable
« io.
430
W 0 1 f.
goodnes of God is knowne, greace, hoape, and stedfast trust in
God dayly nioare and moare floweth into mannes conscience.
ye I am sure, and have no doute, bat tliat Chiüst is my
redempcion and also satisfaccion. Wherfore I saye moreover,
and in Jesus Christ liis only begotten sonne. These wordes
hange and are knytt (by this lytell worde, and) vnto the fore
rehearsed sentence, even as many members in one boddy, and
therfore ought they nott to be devyded one from another. but
in one fayth we shulde beleve theym togedder. So. Well sayde.
Belefe then iustifyeth a man, and thou belevest in Christ, nowe
art thou ryghtous, and nedest to do no moo goode woi'kes.
Fa. Howe and after what maner 1 nede the commanndmentes of
God, is before rehearsed, and it semeth me playne ynough, that
he vnto whom the gyfte of belefe is geven, receaveth also ther-
Avith, a very prompte sprete, whyche contynually furthereth the
honoure and glory of good ' tawar [Fol. 9'"^.] dis every mam. '^
Whyche glory, then encreaseth, and is furthered, when I am
to my neghbour as God is to me. That is, kynde, mylde, and
mercifull. whyche thynges are the very ymage of God in vs.
And for this cause I ought to do my neghbour goode. Yett
have I no nede of hym, as of one, by whome I shulde or
myght obtayne mercy. For I hadde it or ever I coulde with
my herte do hym eny goode. And that thorowe Christ only.
So. Why, are not syngynge and redynge in the churche goode
workes? Fa. No trueiy, for all soche thynges are done withoute
fayth. Morover God with bis holy worde never ordened soche
maner of redynge nor synginge. Ye he hateth it. Forwhere
as all outwarde workes shulde be to the conforte of oure
neghboure, this healpeth no man, but rather hurteth and
hyndreth all men. For God wylbe honored and worshipped in
the sprete only. So. Me semeth (yf I well vnderstonde the)
that thou wylt saye, that goode workes serve but for a mannis
neghbour only. Fa. 1 saye forthermore that oute of this grounde,
confessions, pardons, pilgremage, makynge of difFerence bi-
twene dayes and meates, Hearynge and redynge of masse, ye
shortly to conclude, all [Fol. 9^.] thynges that the outwarde
churche hitherto hath brought vp, and kepte, are vayne and of
' God. - mati.
William Roye's Dialogae between a Christian Kather ;iii(l Ins stnbborn Snn 4ol
none effecte. For even as they are fayned and commaunded
withouten the worde of God. even so oute of theyni cometh
nether goodnes nor yett proffitl to mannis neghbour. But
contrary wyse cause grete cost and expenses, wlierwith many
a povre person greatly myglit have bene relyved and conforted.
So. Doutles it is even so. No man can denye it. Go t'orthe and
shortly declare the resydue. Fa. It is not withoute a cause
that Jesus is called a redemer. For he saveth his people Mat i.
froin their synnes. Christ is asmoche to saye as Anoy|n]ted.
He is of his father anoynted and sanctified above all wother.
And in hym dwelleth the fulnes of the godhed coi. i.j.
corporally. Wherfor I never thynke of the manhod of Christ,
seperatynge it from the diuinite which sent hym. And therfore
I adde sayinge, Oure lorde. For he is also eure lorde as
concernynge his humanyte. For God hath geven hym mat. ui.
power over all that is in heven and on erth. So. What avayleth
it me that Christ is oure lorde. Fat. Hawe, marvellus moche
no doute, once that we here maye lyve the surlyer, and also
perfectlyer knowe and vnderstonde what chri- [Fol. 10".] sten
liberte is. For seynge that Christ is oure lorde, it foloweth that
we are lordes over all thynges, and that nothynge can hurte vs.
So. I wolde faine heare huwe therby thou can st declare jo. iv.
that. Fa. Surly it is nothynge diffuse. Christ dwelleth in eo. xij.
vs and we in hym as sayth saynet' Ihon. Where i.cor. xij.
vnto agreeth the seconde chapter of the epistle to the ephesians
sayinge that we are all members of one body wherof the heed'^
is Christ. The whych is lorde over all thynges. and maketh
vs also with him lordes over all, forasmoche as we are with
hym oure heed^ of one nature. And nowe wheare as is no
soche liberte, nether is Christ theare. And wheare as he is
absent we cannot but be in bondage vnto the lawe. wherfore
Paul warneth that we becom no more the servauntes of men-
and that we soffre not oure selves to be deceved through the
dementes of the worlde. So. Maye eny lawe, or temporall
constitucion bynde a Christen man? Fa. No soch as ij. corint.
make difference betwene dayes, forbid meates, and vüj. u. x.
defende wedlocke etc. For soche are divlysshe doctryus. ko. xüIj.
' sainf. - head.
432 Wolf.
Bnt ' a gode Christen man sliuld nothynge be g-reved to obey
vnto soche ordinacions, and lawes, as their heddes and ruelars
institute, and make for the commen well. Ye rath- [fol. 10''.]
ther ho shulde soffre bo[t]he bodi and g-oodes to perysshe, then
R... xiij. onee to withstonde theym, remembrynge in hym sylfe
Tit. iij. that he whyche is rebelleous vnto the temporall power,
resistith agaynst the ordinacion of Grod. So. Howe yf a man
make a vowe, never to eate of this or of that meate, or never
to mary, is he bounde evermore to kepe it? Fa. A Christen
mannes worde shulde be ye ye, naye naye. and loke what he
promeseth, yf it be to his neg'hborus^ fordeil. -^ that ought he
to kepe and fulfill. But yf it be agaynst the commaundmentes
of God, in vowynge it, he synneth, and when he goeth aboute
to fulfill it, then synneth he doble. So. What sayest thou?
Fa. What soever he be that byndeth hym sylfe to eny exteriall
bondage, wherby his soule is captive, he evidently doeth
agaynst Paulis learnynge. For he sayeth in the first chaprer^
vnto the galathians. Stond fast in the liberte wherwith Christ
hath made vs fre, and wrappe not youre selves agayne in the
yoke of bondage. In soche case a Christen man hath nether
power, over body nor soule, but is altogether by baptem
Ro. vj. offered vp into God, that he myght become lyke vnto the
viij. Image of his sonne. And a man lyveth not for hym sylfe,
bout^ to the lorde, as [fol. 11".] scripture sayeth, wheare as it
declareth that we only are made free. And though all thinges
are vnder vs, and we their lordes. yet charite constrayneth vs
to be servauntes vnto all men. So that it is nott lawfull in no
wyse, for a Christen man to withdrawe hym sylfe from the
due Service that he oweth to his neghboure, and to submytt
hym sylfe to I wote neare '^ what maner of supersticious in-
vencions of the enemy. Wer he nott worsse then madde,
whyche wolde beleve that he ought to robbe and steale, that
he myght have wherwith to do almes dedes? No more is it
laufuU for a man to withdrawe hym sylfe from the workes of
' hut. - neigbhonrs ^ = advantage. Siehe Halliwell, ,T. O. A
Dict. of Archaic and Prov. Words. Lond. 1S47. VI. I. p. 370. und St ratmann,
F. H. A Dict. of the old Engl, language compiled from writings of the XIII.,
XIV. and XV. cent. Krefeld. 1867. p. 211. ' chapter. * hut. ^ never.
William Roye's Dialogue between a cliiistian Father and Ins stubborn Sou. 40'i
niercy aud love, and after liis owne folysshe fantasy to cloase
hym sylf'e in a corner, wheare as he can hiit seke hym sylfe,
and unfriitfully, serve a feawe slowe bellyes^ for the love that
he hath vnto ydelnes, and that with a vowe of commen dissi-
mulacion. Son. May nott a man vowe powerte? Fa. It is not
in oure power, other tobe ryche or povre, but it fortuneth
vnto every man after the will and blessynge of God almyghty.
But it is commaunded vnto all men to laboure with their hon-
des, that they might therbi have wherwithall to releve Kphe. v.
them that lacke, yett oure [fol. 11.'.] beliy bestes nowe ij. tess. üj.
adayes (whom men call, Monkes, frires, Chanons, Nonnes etc.)
promes that they never wyll have thynge in proper, and yet
in the meane whyle they devowre vp the bloud, and swett of
the wother povre people, manifestly ag-aynst thys commaundment
of Paul, from the whiche no man can be exempt, ij. tes. üj.
sainge, He that laboreth not, shall not eate. So. lawdest thou
these mennes vowes? and soche as take apon^ theim to lyve
chast, and never to mary. Fa. God forbidde that ij. tim. üij.
ever I shulde prayse that thynge whiche is founde and brought
vp by the devyll. So. why virginite no doute is an excellent
thinge, ye insomoche that Christ and also his glorious mother
saynct Mary kepte it vndefiled. Fa. It is with oute fayle a
thinge angelicall to live chaste, and after soche a maner to leade
a mannis lyfe, whearby he may more commodiusly withouten
lett geve attendaunce vnto the honour of God. As Paule for a
season did, no dout. But yf thou refrayne thy silfe from
wedlocke, as though thus doynge, thou shuldst suppose to
deserve somwhat therfore, as of duety, truely thou arte farre
out of the waye. ye thou temptest God, as though he hade not
taught US goode workes ynowe. For through oute the whole
bibill we fynde no [fol. 12*.] commaundment of virginite that
ever God gave. Contrary wyse as sone as he hadd made the
worlde, he ordened matrimony sayinge, It is nott goode that
man shulde be alone. Agayne let nott the woman be Genn.ij.
seperated from her husband etc. So. Aman lyveth moche more
(piyetly out of matrimony, then he cando there in. Fa. ye but
no man ought to seke his particular well und proffyt, but that
* upon.
434 Wolf.
that is for the commen well and his neglibours conforte.
Wherfore every man in bis tyrae oug-ht to have bis owne wyfe,
and to lyve in wedlocke, excepte God singulerly call hym
there frome, accordyrge ' to the generali commaunndment of
God. So. Howe shalt thou knowe whether thou arte called to
live chast, or in wedlocke? Father. In the mean whyle we are
bounde to the commaundment of God tyll charite and obedience
constrayne vs too^ do wother wyse. As, yf the lorde call a
man to an office pertaynynge to the g'lory off hys name, and
welthe of bis neghboure (wherin if wedlocke shulde be hin-
draunce) he ought then to remayne S3'ngle as Paul did. He
that called hym will aboundantly geve him wherwithall to
acomplysshe his vocacion. And so brydle hys flesshe, that he
shall be able too^ live chaste, and purly to fulfyll that [fol. 12''.]
he hath taken in honde. So. I heare well then, that thou
woldest that as many as are nott called to some especiall office
by God, shulde mary, Fa. No doute, but that with their eiders
consent. So. Why, may nott yonge men mary withouten their
fathers mynde and will ? Fa. In no wyse. ye and they so mary,
it ought to stonde to noue effect, because they are as yett
vnder thier^ fathers power, vnto whom syngulerly they ought
to obey, and to do no thynge (specially yf it be of eny greate
wayght) vnknowynge vnto theyr eiders. So. what and theyr
fathers and mothers (as often happeneth) be therin negligent.
Fa. Lett them be, yett becommeth it not the, after thyne owne
brayne to do what pleaseth the. But then shuldest thou take
counsell with thy frendes, kynsfolke, and wother honest men,
vnto whom thou shuldest open thyne herte, and desyre theym
to commen wyth thyne eiders therof, and to helpe the, whose
counsell as farrforthe as it is godly, thou shalt obey, and
folowe. So. I parceave by thy saynges, that thou in all
outwarde thynges wilt have a Christen man to be free, and his
conscience not te^* be bounde by eny worldly constitucion or
ceremony. and that he frely shulde con- [fol. 13".] tynewe in
the liberte obtayned by Christ. Yf it be so, then maye he do
what he will. Fa. Nott so. He shulde rather have evermore a
regarde vnto the strayght iudgement of god almyghty. W'hiche
' according. ^ to. ' theyr. * to.
William Roye's Dialogne between a Christian Father and his stubborn Son. 435
though he be to hym a fatlier most füll oflF mercy, yett is he
a iudg-e also strayght and rightous. and therefore all wayes
behave hym sylfe, as a membre, or instrument, wherin god
only maye be knowen to work vnto his glory, and Christen
mens edificacion, and nott vnto their hinderaunee or detriment,
accordynge to the doctryne of Paul every where. and specially
where as he declareth vnto the Gallathians what the Gai. v.
liberte of a Christen manne is saynge. Brethren ye were called
into liberte, only lett nott youre liberte be an occasion vnto the
flesshe but in love serve one another. This shiilde a Christen mane
often remembor, and therby as neare as he canne^ stody to kepe
hym silfe from all evill occasion gevynge. So. Declare this vnto
me somwhat playnlyer. Fa. Ytt is lefuU, indifferently for a Christen
manne withouten scruple of conscience, to eate, and to j. tim. lüj.
dryncke of all that God hath created and ordened Mat. iv.
vnto mannes fode, so that therby he misedify not his eo. xüij.
neghbom-e. Foryf his brother be greved by the reason, of his
meate, [fol. 13''.] then walketh he nott acordynge to ro. xüij.
charite. Lykwyse there is none ydole in the worlde, nor yett
thynge ther vnto offered of eny valewe. Nothwithstondynge, yf
one whieh as yett is weake in his conscience, for lacke of
knowledge of the trueth, eate of eny soche offeryuge, doutles
he is defoyled. Yf he also whiche perceaveth the trueth, eate
therof withoute respecte of the feblenes of his brothers belefe,
and therby provoke hym to eate of the same, triily he abuseth
his liberte also and destroyeth for apece of meate, his j. co. vüj.
brother bought with the most precious treasiire of christis
blowdde. Furthermore, ydols are nothynge in the worlde as
Faul evidently sheweth in the pistles to the Corinthians, j. co. vüj.
and that there is but one god, and one lorde Jesus Christ,
and therfore shulde we llye all manner worshippynge of theym.
nott inwardly in the herte alone, but also in every exteriall
thynge. Wherfore he that hath power to avoyde soche falce
ydols out of the waye, and to clense churches, ordened only
for the administracion of goddis werde, from all abomiuacions,
as are domme stones, blynde stakes, and deffe postes, with all
soche paynted mammettes ' on bordes, or pillers, and negligently
' Siehe Nares, Glos arv s. v.
436 woit
oniitteth it vndone (where as in his [fol. 14".] conscience he
knoweth soche vayne and vnprofitable thyng-es to serve for
no goode porpose, but puffed vp in his owne witt soffereth
theym to remayne, as a stomblynge blocke, and occasion of evill,
vnto the weake) abuseth g;retly his fredom. and maye with
oute fayle wayte for the sharpe scourge, and cruell iudgement
of god. Son. To whom is this power or authorite committed?
Eo. xiij. Fa. To oiire temporall lordes, ruelers, and superiours,
with their debities and assigneis. For they by goodis ^ worde
and ordenaunce have receved the swearde temporall, therwith
to chasten, put downe, and disanull, all that agaynst god and
his wholy worde is. And to have no regarde vnto the iniquite
and vngodlines, of the mayntayners of soche abhominable
seduccions above rehearced, with their sacrifices, masses, dedde
mennes songes. etcet. (for beynge Baals prestes, thei have no
Phil. iij. god savynge their belly only) but fervently to confounde
and disanull, whatsoever maye be occasion to the weake
conscience of a Christen manne, to swarve from the hope,
truste, and confidence, of the precious bloudde of his swete
saveoure Jesus Christ. As did goode Josias the kynge. Whiche
i. re. xxiij. tokc outc of the wayc (though as [fol 14''.] yett the
people were nott fully converted to the lorde) al ydols, and
abhominacious made, and brought vp withoute the worde of
god. which only was of power to clense mennes hertes from
ydolatry, and to endcM^e theym with the perfett knowledge
and true love of his godly maieste. and so doynge fullfelled ^
the due office belongynge, vnto a true prynce or rueler. Or eis
shulde Hosea the last kynge of Israhel have bene fautlesse.
which before god was accounted and iudged for an evill doar,
because he destroyed not the golden caulves, and did nott heawe
downe the hye places, wherin men worshipped theym, notwith-
stondynge that he gave liberte and soffered the people to go
vp vnto Jerusalem, and there to accomplisshe their homage
and sacrifice, due to the lorde, after the lawe and prophettes.
Insomoche that he was overcome by the kynge of the Assirians,
and at the last miserabely punnisshed by the lorde, which toke
a vengraunce •' «»f the grett negligence committed agaynst hym.
' Qod'fi. ^ fiilßlfd. ' veriffeance.
William Roye's Dialogiie between a Christian Fatlier and liis stubborn Son. 437
Wherfore deare chylde, this power belongeth to uo manne,
savynge only to oure temporal lordes and rulers. Never tlie
lesse take thou goode hede, that these faulce goddes have no
place in thyne herte, whiche is the [fol. 15*.] temple j. co. üj.
and dwellynge place of god allmyghty, therin to be j. Co. vj.
honoured and worshipped. But in outwarde meknes ij. co. vj.
and myldnes of herte and Avorke laboure one to go ko. xij.
before another in all dedes of charite and due seruyce (with
honoure and obedience ther vnto required) toward ko. xüj,
youre heddes and lordes temporall, fathers, uiothers, j. tim. vj.
and all youre eiders. Before Stockes and stakes, stones Mat. xv.
and pillars se that ye once putt no honde to youre cappe, nor
yet bowe ye youre kne, butt morne in youre hert, for mar. vij.
the blyndnes of theym which thus abuse the honoure j. Pet. ij.
due vnto god. and with fervent prayer for theym , conimitt
all power and vengeaunce vnto god and to the ministers Ecd.» xxvj.
of liis power, whose duety is every where to promoute ro. vüj.
his honoure, to defende the confessours of his name, and to
eschewe all occasions of evill amonge their even Christen. For
wo vnto theym which are called vnto this power, and yett be
of so weake a courage, and fehle an herte, that rather they
wolde forsake god and denye his wholy commaundement, then
once to sofFre a filippe or to heare an evill worde for his sake.
Ye alas for the more parte are hayle felowes with his enemies,
and flatter theym dayly, and geve, theym soche auda- [fol. 15''.]
cite, that every where his glorius name is evill spoken Rom. ij.
of, and continually blasphemed. Where as they openly Mat. x.
shulde confesse Christ. And at all seasons be redy rather to
soffre death, then willyngly to withstond hym in one iote.
Oure duty therfore is fervently in all oure oracions (which
through the sacrilice of a pure hert we offer vnto the lorde)
to desyre for theym soche a sprete, and godly mynde as
becommeth theym to have for the accomplisshment of tho '^
thynges which to his godly will and honoure are most plesaunt
and agreable. So. Howe thynkest thou, maye I not pray to
wholy S. Toncombre, ■' Sir Jhon shorne, ' or to wother soche
1 EzechieJ, 26. 2 ^/jg, 3 Siehe Auui. am Eude. * Siehe Anm.
am Ende.
SiUuugBber. d. i.Uil.-bibt. Cl. LXXVl. l;d. III. Hft. 29
438 Wolf.
wholy saynctes to make intercession for me? Fa. No surely,
yf thüu be a Christen man for a Christen man, as nere as he
canne endevereth hym silfe to folowe thc rule left vnto hym
Ko. xüij. for an instruction by Christ, that is wholy scripture.
which every where sayeth, that whatsoever is done with outen
j. Tim. ij. fayth is synne. sendynge vs vnto one Jesus Christ,
which alone is mediatoure bitwixte god and vs. Which with
outen ceasynge prayeth for my synnes, stablisseth my fayth,
and assuereth me of lyfe everlastynge. So. Why then prayest
thou eny more? Fat. Be cause the [fol. KV'.] lorde hath geven
ma. xxvj. me commaundement so for to do. Because also I cary
Luc.xj.xvüj. aboute with me the olde Adam, and feie in my silfe
the members of the lawe, which withstonde the lawe of my
Ro. vij. mynde. Insomoche that in me, (that is to saye in my
flesshe) I canne perceave no goodnes. Wherfore I praye that the
name of god maye be sanctifyed. and that with oute delaye
his kicgdom maye aproache. So. I se well a Christen manne
j. Jo. iij. maye synne. Fa. Mann synneth two maner awayes. The
vngodly to death, throughe their obstinate mynde, and grett
maliciousues, wherby they persever in the workes of dercknes.
and that because they are vessels of wrathe, and knowe nothynge
howe to liope in god, nor yett to trust vnto his godly promeses.
Contrary wyse the godly by fragilite only of their flesshe and
that füll sore agaynst their will, havynge all wayes in theym
the seed [of] ' faythe whiche assuereth theym of the mercy of
god their father wherfore they cannot synne vnto death, nor
yet remayne in workes of dercknes. but causetii theym to beleve
that Christ is their brother end ^ thorowe his bloudde to be
Ro, viij. clensed from synne. So. Seynge a Christen manne maye
joan. vj. synne. howe shall I vnderstande Christis sayinge, he
that beleveth in me hath life [fol. IG''.) everlastynge. Where as
manifestly, he that synneth is ded? Fat. Through belefe we
have that lyfe, but not fully. and that by the reason of the
imperfection of oure belefe. Wherfore so farforthe synne we,
Joan. vj. and are ded as we lacke of oure belefe.. For god hath
included all thynge in vnbelefe, that he myght have mercy ou
' Der leere Raum zwischen seed und faythe zeigt deutlich, dass ein Wort,
wahrscheinlich of, von dem Drucker ausgelassen worden ist. 2 artd.
Williarn Roye's Dialogue between a Christian Father aml Ins Btubliorn Son. 439
all. which thynge causeth vs to meke oure selves, and ro. vij.
sendeth vs to god, thorowe Christ. And that specially because
that in oure flesshe is uothynge to be fnunde savynge only
vnstablenes of herte, and desperacion of niynde. But contrary
wyse in the promeses of god, throwe the merettes of Christ,
is all surenes of mvnde, and stedfastnes of herte. And he that
diligently remenibreth this, dieth gladly from all that he is of
hym seife, putynge his only trust and confidence in god his
most mercifull father. Sonne. By what meanes myght I be
assuered here of? Fa. This suerteshyppe is so wrapped in
fayth, that the ferventer thy fayth is, the suerer thou mayst
be there of. For yf thou sett abacke all worldely hope and
trust, and ernestly indever thy silfe, to folowe Christ, and in
hym to settle thyne herte, and to have thy solace only, thou
sone shalt perceave by thyne owen frute, what maner mat. vij.
a tre [fol. 17*.] thou arte. For this purpose sayth the lorde
by Ezechiel the prophet. Halowe ye my saboth daye, Ezoe. xx.
that it maye be a token bitwene you and me, wherby ye maye
knowe that I am youre lorde god. Wherfore yf thou feie thy
silfe prompte and redy to do the workes of mercy vnto thy
neghbours, and to soflfre all maner of aduersities paciently.
thou mayst surely knowe that god is with the. and that through
his mercy he hath ehaunged thyne herte. and thus by the
workes be assuered of thy fayth e. Son. Forthe on declare the
wother poyntes of thy belefe. Fat. Which is conceaved by
the wholy gooste borne of Mary the virgen, which also soffered
under Pens Pilate. was crucified, ded, and buried. Son. What
betoken these sayinges? Fat. Seynge (as apereth by the
gospell of S. Luke) that he is conceaved by the opera- Luce. j.
cion of the wholy gooste, I suerly afferme, that he is with out
spot of synne. and nott as we are conceaved and borne psai. i.
by oure mothers in sinfall iniquite. And that of the virgyn
mary. to fulfill that whiche longe before was profecyed by the
prophet Esaias, sayinge. A virgyn shall conceave and brynge
forthe a sonne etc. And because his whole life was Esa. vij.
but a continuall sufferinge of grett paynes, [t"i»l. 17''.] laboures,
and thrauldoms for owre synnes only. I saye whiche jo. x. vj.
soffered vnder Pons Pilate. etc. For he cam into the worlde
to fulfill his fathers will, and so to delyver hyme silfe to death
29*
440 Wolf.
for oure redempcion. We deserved punnysshement and death,
j. Pe. iij. and he wliicli never committed offence sofFered it. the
rightous^ for the vnrightous. and that ou the Crosse vnder Pons
Pilate, at that tyme beyng-e the Emperours debite of Rome
in Jerusalem. For the power and authorite of Jury ' was taken
genn. xiii. awayo, accordyngc to Jacobs prophecy. Insomoche that
Psai. ij. they had no more power to iudge eny man to death. Wher-
fore to accomplesshe the prophecy, the hethen holpe to condempne
Coi. ij. hym, and that to the moste shamfullest death possible,
tliat is of the Crosse. W herby he losed vs from shame and also death,
,j. Pet. ij. leavynge vs and 2 ensample to folowe his fote steppes. That
is to saye that we shulde crucify oure olde Adam, with his carnall
desyres. And therfore dyed he through his fathers obedience,
offerynge hym silfe throwe the eternall sprete, with outen spott
vnto god allmyghty, with his bloudde to pourge oure consciences
from ded workes. Wherfore in lyke maner he became the
Ebr. viij. mediatoure of the newe testament. That [fol. 18".] as
Ebr. ix. sone as his death was füll ended for oure transgressions
of the fyrst testament. they which wer called myght receve
the promes of eternall inheritaunce. For asmoche as god the
ij. Co. iij. father hathe made hym to be synne (for vs) which
knewe no synne that we by hym shulde be that rightousnes
whiche before god is alowed. For doutlesse he dyed after
tlie same maner that we deye, and was buried. wherfore it
becommeth vs to deye and to be buryed with hym also. And
that can we not do, excepte we forsake all flesshely workes,
and sofFre god only to worke in vs. For this is the halowynge
of the Saboth daye which fyrst after this lyfe shalbe fulfild. He
descended downe to hell (as clerly apereth by the scripture,
Tsai.' xvi. that all his therbv shuld be delivered both from death
Act. ij. also hell. So. How cannst thou be fre from death, seynge
thou arte a manne, and scripture aflirmeth that all men must
once dye? Fa. Though Christen menne shlepe in the lorde. yett
ueb. ix. dye they not, for the soule departynge out of this
wretched boddy entroth immediatly into grett ioye and rest, so
wat.* xxij. remaynynge vntill that oure lorde shall awake it agayne.
Christ is oure lyfe in whom yf we dwell , withouten dout
1 Jeu-ry. - an. ^ Psal. ■* Maf,
VVUliam Koye's Dialogue bttween a cliiistian Faiher and his stubborn Son. 441
through ruercy obteyued yn hyme, we shall perpetually j. Co. xv.
[tbl. IS*".] live, and with hym aryse agayne. seynge he uo. nij.
was delivered for oure synnes, and rose agayne the thryde
daye to iustyfy vs. And as s. peter sayth, once soffered j. Pet. üj.
for synnSj the iust for the vniust, so to bringe vs to god. and
was killed as pertaynynge the flesshe, and yett was quickened
in the sprete. Wherfore my dere sonne, yf we be risen agayne
with Chi'ist, lett vs seke those thynges whieh are above wheare
as he sitteth ou the right honde of god his father. So. coi. üj.
What comforte fyndest thou here in? Fat. Marvelous grett with
outen fayle. For loke as 1 surly knowe that he soffered j. ret. üj.
death for my synnes, and that it was vnpossible that he ro, vj.
shulde remayne therin. even as sure am I, that by his death
satisfaction sufticient is made, wherby both hell and death are
overcome. And therfore shulde we no lenger continewe Coi. ij.
in death. but in renewynge of oure lyfe, fei-vently laboure for
immortalite. which is, wheare as he ascended vp into heven,
and sitteth on the ryght honde of god the father allmygthy.
This artikle have we in the fyrst chapter of the Actes. In
hevenly thynges, and on the right honde of god, are as moche
to saye, as he is constitute in the raost excellent power of god
above all hevens, and angels. that he [fol. 19*.] mygt fulfill
all thynges. which are here beneth. That is to saye, Eph. üij.
that with his sprete and gostly gyftes, he ordre, rule, and
governe vs. wherby remayneth vnto me, in tyme of aduersite,
and temptacion a grett staye and conforte. For as moche as
I consider that Christ so entierly ' hath loved me, that ko. üij.
he hath sreveu his owne silfe for mv sake, what canne nowe
be lackynge vnto me? or what evill maye fortunc vnto me.
seynge that he \\hich so affecteously hath lovcd me , is
kvno-e and lorde over all that is on erthe here beiieathe,
or in heven above wheare as he nowe is. and from Ma. xwüj.
whence (as I faytlifully beleve) he shall comc to iudge bothe
quicke and ded. He cam once to brynge vs through hym
vnto the father. That is to saye, he sett vs (which were
his fathers enenemies, - and bondmen vnto the devill ) attone
agayne with hyme. makynge of a crewel iudge a mercifull
father, by the meanes that he made satisfaction for oure synnes,
1 entirely. '^ emiemiea.
442 ^*"if.
with his death and passion. Insomoche tbat we once knowynge
liyni a meicifull father, shiild not (after the maner of evill
doars) dreade hym as a tyrannt^ but hence forthe feare hym,
as a rigthous lorde, and so love hym with a chyldly love, that
both niynde and worke al wa- [fol. 19''.] yes and every where
manifestly declare in oure Hvynge that we are of his electe
and chosen, clensed from the olde Adam, and renewed with
the newe man which is acceptable vnto god by the nierittes
of Christis blonde. For his seconde commynge suerly shalbe
to iudge bothe quicke and ded, That is manifestly to geve
iudgement accordynge as every manne hath by his worke
declared the imperfection of the rote of his belefe. Which
j. Cor. iij. after the goodnes or badnes of it silfe bringeth forth
other goode or bad frute. wherby the whole tre (that is to
saye the whole manne) is tirst knowne of men in this Ivfe,
and at the commynge of the sonne of manne in the last daye,
openly shalbe iudged. Where as we are all from the begyn-
nynge reserved, by his eternall preordinacion and godly wisdom,
other to death everlastynge , or eis predestinate vnto life
eternall. Which godly secret shall fyrst be declared in the
mat. XXV. last dayc af ' iudgement ordened alonly forte reprove
openly the vessels of iniquite, vtterly apointed vnto the per-
petuall fyre of hell (beynge even deade, thougth ^ they seme to
leve). And also for to approve the lively, and quicke vessels
of mercy, Avhich live in Christ Jesu, manifestly admittynge
theym vnto joye. Which man [fol. 20\j was never able, nether
j. Cor. ij. to se, to heare, nor yet to ymmagion. So. Seynge thou
sayst that he shall descende openly as he ascended, to geve
this iudgement, thou belevest not that he is here with vs
continualli? and yett he hym silfe sayeth. wheare two or thre
ma. xviij. uit. are gaddered together in niy name, theare am I
in the middes of theym. Fa. Through his sprete he is with
vs vnto the ende of the worlde. but for as moche as it is
spretually, man yett beynge wrapped in this mortall flesshe,
entangled with so manyfolde myseries, and saverynge all wayes
erthely, can never corae to the knowledge therof, vntill the
tyme that he thorowe a stedfast belefe in god, and sure hope
' of. - though.
William Roye's Diaingue between a Christian Father and liis stabborn Son. 44P>
in his proineses, perceave howe that by Christ we have obteyned
g-race for grace. Wliich knowledge dryveth hym so joan. j.
ferventlj vnto liis mercy, that in all his doynges he seketh
only the e^loiy ol' god and his neghbours welthe, and so
aproacheth to the trewe love of god and also of his neghboure.
And thus knowynge god tor his father, he cannot bnt nedes
miist have Christ his singnler redemer continually betöre his
owne eyes. and that spretually. And so consydre the grett
benefytes obtained by his deth and passion. and also, the
ensamples of brotherly [fol. 20\J love and charite which he
lefte vnto hym? 80. Whye, is he then never present with vs
boddely, as he honge on the Crosse? and as they whome men
call gostly fathers , Doctoiirs , and preachers , do aferme,
sayinge, that as often as one of theyni, or of their anoynted
secte saye over a pece of bred, this is my boddy, through
the vertue of these wordes, he beynge theare corporally,
converteth that bred into his boddy? Fa. They beynge Mat. xv.
blynde wolde fayne leade wother blynde with theym into the
pitt of erroure. For suerly so to afferme playnly repungneth
agaynst these articles of oiire belefe and wholy scripture. He
ascended vp into heven, and sitteth on the right honde of God
the father alhnyghthy. From whence he shall come to iudge
bothe quicke and dedde. He sayde also vnto his Jo. xvij.
disciples. It is expedient that I departe from you. and many
soche places mo. Wherby it evidently apereth that Christ
never gave theym eny soche authorite, or commaundement. For (as
Paul sayth) what soever thynge is written, it is written ro. xv.
for oure wealthe and comforte, therby to be made the better,
and to receave more spirituall comforte and instruction. So.
Howe then are these wordes to be vnderstond- [fol. 21".] de?
Fa. Even as the lorde tought Paul his faythfull disciple to
vnderstonde theym. which declarynge theym vnto the Corrinthians,
saveth. As often as ve eate of this breade, and dryncke j. co. xj.
of this cuppe, ye shewe the lordes deathe tili he come. as he
shulde saye, as often as ye thus receave bred and dryncke
together, call to youre remembraunce , and declare one to
another the lordis death, tili the tyme come, that he shall
come agayne in the lykenes and silfe same body wherin he
apered before vnto his apostles. This same was the lordis
444 Wolf.
meanynge when he spake theym hym silfe. whiche did, and
spake all thynges for oure welth. He g-ave bis body and blonde
spretually vnto bis disciples to be eaten and drouken. Tbat
is, tbat they shnlde beleve, tbat be wolde offer vp bis boddy
and bloud on tbe Crosse to god bis fatber for tbe redempcion
of many. Tbat tberby tbe newe and everlastynge testament
(wbicb is bitwixte god and vs, tbe knot of commenaunt ' tbat
be sbuld be oure god, and we bis cbosen cbildren) mygbt be
amonge godes electe pupplissbed. So. Tbe affecte of tby
sayinges after myne vnderstondynge is only, tbat tbis sbulde
be but a remembraunce bowe tbat Cbrist frely gave bis boddj^
and bloudde for [fol. 21'*.] tbe redempcion of as many as god
bis fatber from tbe begynnynge of tbe worlde bad predestinate
to become partakers of bis sonnes bloudde. by tbe reason
wberof eacbe one of Cbristes flocke, stedfastlv mave beleve
bym silfe to be clensed from sinne, and delivered from bondage
Rom. ix. of deatb and bell, by tbis acceptable sacrifice made
and done, bitwixte Cbrist oure saveoure, and god bis fatber.
Luc. xxij. Fa. I canne none wotberwyse immagion. For be sayde
bym silfe, wbicb sbalbe broken and geven for you etc. So. He
gave not tben at bis last sopper bis materiall boddy and
bloudde vnto tbeym to be eaten corporally, nor yet bid it
vnder breade nor vnder wyne? Fa. In no wyse, for he remayned
bodily sittynge before their eyes. And after tbe wordes were
spoken tbe bred wbicb be toke and blist, remayned breade,
and wyne, wyne. as tbe lorde bym silfe testifieth in tbe
Luc. xxij. gospell. Wbeare as in all goddis workes, after he
once bad spoken tbe worde, all tbynges are and continewe
witb outen ficcion trewe. and so apere in dede in their owne
nature, wbether they be spretuall, or eis naturally corporall.
Joan. ij. After be once bad made wyne of water, it bad nether
coloure nor taste of water eny more, but was wyne in dede.
Joan. ix. He [fol. 22*.] made hym also wbicb was borne blinde,
naturally to se. Insomocbo tbat tbe pharises beinge never so
frowarde coulde not denye it. Lykwyse he reased Lazarus
Joan. xj. from deatb to lyfe agayne, tbat every man mygbt se
1 comnant = covenant. Vgl. Halliwell, A Dictiouary of Archaic words.
Londou, 1847. Vol. I. p. 26G.
William Koj-es Diulogu- between a Christian Father and his stubborn Son. 445
that he lived indede. And after this maner he geveth vnto
vs his boddy and blonde, that is to saye spretually, wherwith
the soule once feade through belefe, immediatly feleth all
spretuall ioye and conforte. that is to saye, faythe towardes
god his mercifull father, hope in the promeses of Christ, and
love and charite towardes his even Christen. For he sayde,
he that eateth my flesshe aud drynketh my bloudde, is joan. vj.
in me and I in hym. This is spretually done, wherby the
children of belefe, are strengthed in their fayth, and folowe
the fote steppes of their master Christ. Serve their brethren,
and hate the worlde. Wherby as through thynges most cer-
tayne, the inuisible presence of god is apprehended. yet in
the meane tyme, there is no bodely presence of Christ nether
in breade, nor yett in wyne. Sonne. Canst thou prove by
scripture that he gave not hyme silfe vnto his disciples, and
vnto those whiche säte aboute hyme, in forme of breade for
to be eaten, nor yet in wyne to be dr- [fol. 22'*.] roncken?
Fa. Ye, for he hym silfe sayeth in the .vj. chapter of Ö, Jlion,
that the flesshely eatynge and drynkynge of his boddy and
bloudde stondeth to none effecte. sayiuge, the wordes whiche
I speake vnto you, are sprete and lyfe. that is. they speake
of a spretuall maner of eatynge and drynkynge, and of that
thynge which bryngeth to lyfe, and that inwardly throwe belefe.
And therfore can there nether carnall thynge, nor creature
belongynge vnte the vngodly, be other sprete or lyfe. So. Are
then the wordes rehearced in the .vj. chapter of Jhon^ of one
meanynge with Christis sayinge of bred and wyne ? Fa. There
is no difference, savynge only that at his last supper the lord
gave there vnto the signe or token. but yet is the meanynge
one. For in the forsayde place the lorde sayde, the breade
that I will geve is my flesshe which 1 will geve for tlie life
of the worlde, whiche silfe same thynge he also dcclaicd at
his last supper, sayinge. take, and cate, this is ma. xwj.
mv boddy which for you shalbe geven. whiche bothe are but
one maner of speakinge, and therfore ought after one Marti, xüij.
maner tu be vnderstoude, and that (as apereth in the Luc xxij.
.vj. chapter of S. Jhon. aud in the teuthe eleventh and twelth '
twelfth.
446 Wolf.
chapters of. S. Paul in tlie [fol. 23*. J fyrst pystle vnto
the Corrinthtans' spretually and not corporally for as mosche^
as Christ is gostly fode in the herte which cannot be gnawen
with teth lyke wother materiall meate. So. Ye^ but these
wordes are mervelouse playne, this is my body, and ag-ayne
this is my bloudde. Fa. The lordes wordes are üght, and
lighten the vnderstondyng-e of the simple, directinge theym
all wayes to belefe and love. wher vnto all prophecy shulde
ij. Pet.j. agre and be proporcionable, that is to saye all
interpretacion of scripture. For yf we only shulde leane vnto
ma. xxiij. the bare wordes therof , it were nether lawfull for
Lnce X. me to Call my father , father, nor yet to grete eny
mat. X. manne in the waye , not to weare shewes on my fete
and soche wother many moo. We must therfore leane vnto
ij. cor. iij. the livynge sprete, and not vnto the ded letter, and
marke wele in oure mynde that what soever the lorde other
spake or did, was all for our spretuall comforte, which thynge
only dependeth of hym. This well pondered, we canne never
gretly swarve from the trueth. as longe as we declare these so
playne wordes, with soche wother lyke maner of sentences,
pertayninge to one meanynge of the sprete. Wherfore lett vs
evermore with an evident and playne sen- [fol. 23''.] tence,
expowne and declare another which is dercker and herder.
as longe as they pretende but one thynge or meanynge. and
so vnderstonde all thynges after the mynde and meaninge of
the Speaker of theym. So. What frute then receavest thou by
these wordes? Fa. It bryngeth to my remembraunce the
mercifullnes of god my father, graunted and geven vnto me,
through the sacrifyce made of Christis boddy and bloudde on
the Crosse, for oure redempcion once for ever. which thynge
the oftener that I call to remembraunce the more fervently it
is by these wordes, renewed, quickened, and strengthed, in my
herte, Insomoche that I suerly beleve and knowe that Christ
with all that he canne do, is myne. Not that he therfore shulde
be breade, or eis hidden other vnter brede or wyne. but
because I doute not, that he once hath soffered death for
me. whose maner was ever wonnt to declar spretuall thynges by
' Corinthiann. 2 much.
William Roye's Dialogue between a Christian Father aml liis stubborn Son. 447
corporall tockens ordi-ynge hym silfe all ways after soche a
kinde and playne wyse, that oure dull and rüde capacite the
better therby niyg-ht feie and perceve bis niynde and joan. xx.
purpose. as aperetb where as he had blowen on bis disciples,
he sayde^ receave ye the wholy gost. tbis blowinge was not
the wh- [24^.] oly gost. Foi- he was nether therin, nor yet
tbervnder. but yet the disciples thorowe their beleve receaved
hym inuisibly into their hertes even as we do christes body
vnder the signe or token of bred and wyne, though he nether
be in nor yet vnder theyni. Tbis bred entreth into the body,
but the bodd}- of Christ thorowe the operacion of the wholy
gost, commeth by the worde of god into the herte. For the
ontwarde worde is only a sounde or a voyce, betokenynge that
inwarde worde wherby god through bis sprete speketh in the
hertes of bis belevynge children. were ' as they represent vnto
the children of vnbelefe but a voyd thynge or a vayne voyce.
These sacrementes and signes tberfor betoken the body of
Christ spretually there to be present, whom they which are
grafte in belefe only receave and after tbis nianer .loan. vj.
spretually eatinge hym, they live evermore. Son. Ye but Paul
saveth, whosoever shall eate of this bred, and drinke tbis
cuppe vnworthly, shalbe giltly- of the body and j. Cor. xj.
bloudde of the lorde. and howe canne he be gilty of that thynge
which after thy savinge is not theare present? Fa. Take never
one pece of scripture here, and a nother gobbet there. but
marke well what precedeth, and what foloweth, and thou shalt
perceve that [fol. 24''.] Paul calleth theim vnworthy eaters, which
raisvsed this supper, eatynge and drynkynge dronken, where as
wother hongered and thirsted. by reason Avhere of, the charite,
of wother which were called brethren, was broken, there as it
shulde have bene vndefiled. because that the lordes breade
which they thus ought to have broken in fervent love and
charite wone with another, for a remembraunce of j. cor. xij.
the incompai-able love of Christis death and passion, wherewith
they were vnyed and knet together , was after this wyse
institute and vsed to be devided and receaved, but for a witnes
or testiraoniall, as they did eate of one breade, even so to be
' where. 2 guihy.
448 w.if.
all members of one boddy. But paule evidently enformed of
tbe contrarj amonge the Corrinthians (whome he calleth slowe
j. Co. xj. beilies, and sekers alonly of theym selves in all
Phiii. üj. ydelnes and superfluite, after the maner of oure newe
g'oddes nowe a daies, which with their faulee interpretacion of
these forsayde Christis wordes, so blynde mennes soules, and
derken their vnderstondynge, that therby they have so g-otten
their heddes vnder their girdles, that they suppose theym
selves nether to have eyes to se, eares to heare, nor tonges to
speke. But even as they saye so miist they do. [fol. 25".] as
they Orden, that must they afferme to be goode. and that they
do, that are they constrayned to alowe. Insomoche that the
silly soules are nowe brought into soche a belefe, that they
suppose the prestes to have thorowe these wordes power to
make their lorde of a pece of breade. And that it is sufficient
for the clensynge of their consciences, yf a mortall man, be he
never so vngodly wicked or vnrightous, once a daye eate this
faulee ydole and fayned god, ymagened of breade. Wherby
they are brought into all thrauldom, aduersite, and captivite,
Insomoche that yf a pover manne, or womanne, have for theym
and their children but one loafe of brede, or one chese, soche
a pilled marchaunt, which at home liveth in all aboundaunce
and ydleness, must have it at his pleasure and commaundement
agaynst all charite, and concorde of love) for their breakynge
of this godly Institution of love nameth theym vnthworthy '
eathers and drynkers of the lordis supper, and gilty of the
boddy and bloudde of Christ. So. Ys not the breade then
which we breake part takynge of Christis boddy? Fa. Yes.
So. Howe canne that bc exceptc we eate eache one of it?
j. Cor. ix. Fath. Marke welo what paul sayeth in another [fol. 25''.]
j. Cor. X place also. Are not they whiche eate of tho sacrifice
parte takei-s of the auiter? Yet is there none of theym, that
corporally do eate in the sacryfice eny gobbet of the auiter.
But they are parte takers of the auter whiche belonge vnto
the exteriall offeryngr"^ or sacrifice there of. Even so are they
part takers of the boddy of Christ which eate of one breade
together in the unite and love lefte vnto theym by Christ, and
mat. xiij. ars counted, and iudged to be of one Company and
' unworthy. - oß'en/ng6.
William Roye's Dialogue between a Christian Fa'tlier and his stutborn Son. 449
churche, whether they be goode or ev[i]le vntill the tyme of
harvest come. After the same manner they are parte takers of
devils which eate of thyng-es ofFered vnto ydols, and j. cor. i.
yett eate they no devils. Therfore dere sonne se thou strengthe
thy faythe with a continuall remembraunce of Christis passion.
And stryve with no manne dispiitynge of eny soche matters.
For the congregacion of Chi-isten men are not wont j. co. xj.
to vse soche vayne disputacions. But vnto theym, whome thou
seest diligently enquyre for the knoweledge, of the trueth, geve
a swete and lovely answer of thy belefe. And loke j. Pet. üj.
that thou diligently evermore laboure to seke Christ, wheare
as he sitteth on the ryght honde of godde his father. ma. xxvj.
That is in a spretuall, and in an incomprehensi- Luc. ixij.
[fol. 20".] ble beynge and power of god the father. Which
through his sprete continually is in vs, workinge in oure hert
hate agaynst evill, and desyre and love towardes goodenes.
Sonne. Gode geve me grace so forto do. and accordynge to
thy doctryne , I will vse bothe sacrementes and also their
sacrementall tokens. For nowe am I well assuered, that there
is non exteriall thynge of eny effeete where as the sprete
inwardly worketh nott in the hert. I require the furthermore,
what thynkest thou, when thou remembrest that Christ shall
come to geve iudgement? Fath. Truly that at that daye angels,
mcn and devles, muste apere before the trone of the maieste
of the sonne of God JE8VS Christ, vnto whom is reserved
all power and iudgement wherwith in that howre he shall (in
the twjTicklynge of an eye) condempne bothe bodyes Mat. xxvüj.
and also soulles of theym whiche here in this lyfe Luc. xxj.
have not had a trewe belefe, and frutes there vnto agreable,
to fyre everlastynge, and contrary wyse admitt the joan. v.
children of belefe to ioye eternall. Wherfor in the meane whyle
I ought to praye withoute ceasynge vnto my lorde Christ,
that it maye please his bounteous goodnes to admitt mat. xxv.
me vnto the nombre of his chosen, [fol. 26''.] and to present me
vnto his father, perfect and withouten spott, praye for me,
and to renewe me in tlie sprete accordynge to the Ephe. üj.
newe manne which after a godly wyse is shapen, in riglitousnes
and trewe holines. For with oute his ayde, I lose Ma. ixv.
bothe oyle and laboure. and for this cause I crye vnto god
450 Wolf.
almig'hty for grace and marcy' in liis sonnes name. So. What
lüloweth in thy belefe? Fa. I beleve also in tlie holy goost.
So. What is tliat to saye? Fa. That it is vnpossible for me
tliorowe rayne owne workes to obtayne other Christ or his
promeses. For the naturall manne perceaveth not the thynges
j. Co. ij. of the sprete of god. Wherfore the father pulleth
and calleth me vnto hyme thorowe his sprete. which in Christ
Joa. xvj. quickeneth, and maketh me bothe holy and spretuall, and
teaeheth me all thynges. Insomoche that of my silfe, I wote neare
howe nor what I shulde praye. He prayeth for me, reneweth me,
leadeth and compelleth me wother wyse to do, then my flesshely
mynde or desyre inclyneth me vnto. He assuereth me of mercy,
and sealeth me vnto the daye of deliveraunce. This article putteth
backe all falce hope and trust in my silfe, and of myne owne
workes. Which are evermore evill, and withouten sprete. [fol. 27*.]
And therfore beleve I in the holy goost, and not in myne
owne myght aund possibilite. So. What distinction makest
thou in the godhed? that is, bitwene the fathei", sonne, and
holy goost? Fa. God, his worde, and his sprete, are but one.
Deu. vj. and thus to beleve is sufficient, withouten eny further
enquyrannce. for the searcher of the raaieste of god, shalbe
overthrowne from glory. It is sufficient for me that I knowe
that my lorde god is one god. and that he through his eternall
worde, which was with hym in the begynnynge made all
Jüan. j. thynges. and with his sprete continueth in all creatures,
ordereth and preserveth theym in their beinge. And that his
sprete power, and gyfte is in vs, which stereth the belevers,
awaketh, dryveth, and leadeth theym agaynst all flesshely lustes
and desyres. Wherfore he that nether feleth nor beleveth this
sprete in his herte, surely hath but a ded belefe, which alonly
clyncketh on the tippe of his tonge, beynge not roted in his
herte. For he verely beleveth in the holy goost which knoweth
that fayth, hoape, and charite, are the gyftes of god, and that
above the natui-e and capacite of manne. I furthermore beleve
in an wholy chiisten churche. So. What inaner a chui'che is
this? [fol. 27''.] Fath. It is a Company gaddered or assembled
together of true and faythfuU Christen people. which as
lercr/.
William Roye's Dialogue between a christiau Father and his stubborii Son. 451
members of one body (by the operacion of the wlioly gost)
are fastened in one hed Christ Jesus tlieir lorde. of wliom
they receave the moysteoure of belefe and goode workes which
causeth theym exterially to vse the werde of god, bis baptem,
and his last supper, as tokens materiall of thynges most godly
and spretualh Which churche generally taken, comprchendcth
nott ouly those w^hiche nowe lyve and beleve, with them which
here after shall beleve. but also as many as are departed oute
of this lyfe, and rest in the fayth of Abraham, of the which
whole nombre Christ is hed. That is to saye, of the Coio. j.
whole body of his churche made, bilt, and edyfied, of belevers.
whome Paul diligently exhorteth to kepe the unite of the
sprete in the bonde of peace. and to be one body, Eph. üij.
and one sprete, even as they are called in one hoape of their
vocation sayinge moreover vnto theym, let there be but one
lorde, one faythe, one baptein, one god and father of all.
which is above all, thorowe all, and in vs all. To whome be
glory for ever moare amen. Son. Thou saydst before that no
manne shulde praye to sainctes. and [fol. 28\] here thou
sayest that they are of the Company of this Christen churche.
Wherfore doutlesse they praye for vs, and healpe vs weake
members, with their continuall intercession to god. Fa. With
outen fayle, they nowe livynge in god, affectoussly ' desyre the
welth and saluacion of all goddis choserv yet have I no
commaundment of god eny soche intercession to desyre. But
he sheweth to me through his godly werde everywhere, iiat. xj.
that my heulth and conforte stondeth in the praier and
intercession of oure onlv mediatour (Jhrist Jesus. So. Wherfore
desyred Paul then the prayers of theim which wer alive? Fa.
That through many, the glory of god myght be forthered. the
ded, we shulde committ to god, in whom they rest. So. Go
to then. Yf Christ be the hed of this (Uiurche, his churche
must be inuisible, as he is in a celestiall and spretuall beynge,
vnpossible to be aprehended or sene with eny corporall eyes.
Fa. Even so is it and therfore belefe I the wholy Christen
churche. So. Forwhat cause callest thou (Jhrist an k... xij.
hed? Fa. Because that as by the reason of the hedd j. cor. xij.
afffxtiioutily.
452 ' Wolf.
Epii. iiij. all goodnes commeth vnto the boddy, even so by hym,
bis members receave of god almyg-bty mercy, and also the holy
gost tu governe and to worcke in theyra all that go- [fol. 28\]
ode is. So. Wheare is this churche ? here at Rome^ or at Con-
stantinoble? Fa. There as are Christen belevers. though that
the daye of manne no where canne shewe it for a certainte,
yet must we beleve this churche to be in dede. for as niany
as beleve, and hertely desyre godlines, are members there
of. And therfore can she not be subdewed to no power
temporall. But god the father hath ordened eure lorde Jesus
Christ only to be her hed, ruler, and Kynge. So. Are synners
also of this churche? Fa. Ye some of theym. namely that are
called with an holy callinge. not after their dedes. But for
ij. Tim. j. the purpose and grace of hym that called theym. which
grace was geven vnto theym thorowe Christ Jesus before the
worlde Was. ' Soche pertayne vnto the body of Christis churche.
Noman can pull theym from. hym for his hevenly father which
hath geven theym vnto hym is above all. and hath predestinate
Joa. xvj. theym to be his heyres, accordinge to his owne purpose,
whiche worketh all thynges after his owne will, tbat they shulde
Ephe. j. be vnto the prayse of his glory, which before hoaped in
Apo. vij. xij. xxij. Christ, wherby they were clensed in the bloude
of the lambe. But as many as are not chosen before, and called
thervnto, shy- [fol. 29^] ne they never so fayre outwardly,
and be they never so grett in reputacion of menne, yet are
they in no Avyse of the Christen Company, but remayne of
theym, of whome sainct Jhon speaketh saynge, there are many
^ j. Joau ij. antichristes (that is to saye falce Christen men) which
are departed from vs but they were not of vs. For yf they
had bene of vS;, they wolde no doute have continewed w^ith
vs. But Faul beynge assuered to be one of this boddy and
Ro. viij. churche, sayde with grett ioye. There is nether tribulacion
nor angw^sshe, persecution nor hongre, nakednes, ieopardy nor
yet swcarde, - that shalbe able to parte vs from goddis love.
ye I am sure that nether death nor lifo, angell, rule nor power,
nether eny wother creature shalbe able to departe vs from
goddis love which is in Christ Jesu oure lorde. So. This can
William Roye's Dialogue betweeii a Christian Fatlier and liis stubborn Son. 453
I well perceave. for Christ and his body is one tliynge \Yherin
yf one once be grafted, in tyme requyred he bringeth forthe
the frute there of. wheare none hypocrysy, nor ontwarde
dissiraulacion can healpe. So. What is the power and ma. xxüj.
authorite of this churche? Fa. Paul declareth saynge. The
lorde hath geven me power to edyfy, and not to ij. co. xüj.
destroye. which thynge perteyneth to eache one of the mem-
[fol. 29''.] bers of this boddy, seynge that all thynges ought to
be done for the edificacion of the congr[eg]acion, and not to
the destruccion. vnto the which entent all spretuall gyftes
lykwyse shulde be vsed and ministred amonge theym. j. co. xij.
Son. Have they whom menne call lordes of the spretualte non
wother power? Fa. Judge in thyne herte whether they be
members of this body or not. Yf they were, they shulde also
be ministers of the congregacion, and fulfill the office of a
trewe shephearde. and nether soifre theym selves to be called
lordes or masters. nor yet their shepe to be devowered of
wolveSj but rather after Christis example put their owne j. cor. üj.
bodies in ieoperdy for theym. Son. They make men sore astnnnyed
with theyr coursse and excommunicacion. Fa. The excom-
municacion of Christis congregacion, is an acte of gret charite,
and brotherly love. Wherby wother shulde refrayne joau. x.
theym silves from the life and learnynge of hym which is
acoursed or excommunicate. ordened to the entent that therby
the wicked myght the better come to the knowledge of hym
sylfe. and at the last confounded and asharaed of his owne
ofFence and misdede before his brethren, confesse hym silfe
to be as an infecte and rotten mem- [t'ol. ,'30'.] bre, worthy to
be reiecte from the whole bodv. and so with amendment desire
helpe and foryeveues of Christ and his lioly Company. So. Is
thio excommunicacion nedfull vnto the churche of Christ?
Fa. Ye surely, that Christen men cannot be without it. For
herby prove they all thynges, and kepe that gode is, and
beleve not every sprete, but prove theym whether they are off
god or nott. And herby syngulerly beware of faulce j. cor. v.
learnynges. and so exchewe all faulce and disceatfuU delusions
of the wicked. So. The right coursse or excommunicacion as
they saye cannot be, except it be declared in the polpet.
Fa. Loke howe moche the more a manne perceaveth j. t^sa. v.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl I.XXVl. Bd. UT. Hft 30
454 Wolf.
j. Jo. inj. another to synne, or to do a^aynst fayth and charite,
mat. vj. so moche the more he must consyder that he is
Titum. iij. acoursed of god , and the diligentlyer ought he to
j. Cor. V. exchewe and flye his Company. Excepte that for the
Ephe. vj. amendment of hym which hath offended, his Company
j. Tes. iij. were nedfull, and no manne therby ofFended. But be
ij. Ti. iij. cause every man of the cong-reg'acion hath not the gyft
to iudge spretes, I holde hym for an hethen, and acoursed,
which hereth not the admonicion of the churche. and that
withdraweth not hyme silfe from all soche, lest he geve vnto
Tit. iij. his owne frailnes an occasion [fol. SO*".] to faule. For of
god are acoursed and excommunicate, all covetous people,
j. Co. V. whormongers, dronkardes, and all soche as name theym
selves Christen, and by the reason of their mischevous livynge
cause the name of god, and his glorious gospell evill to be
spoken of. and for tliis cause ought I to seperate n)y silfe
from theym. lett wother in the meane whyle iudge theym
acordynge to merci. flye , or soffre theym. For he withouten
j. Jo. iij. fayle which denyeth that Christ is come in the flessh,
or eis he (what ever he be) that through the workes of derckenes
is a stomblynge blocke to the whole Company, openly (of whose
amendment yf their ' be no hoape) before theym all ought to
be excommunicate, that is to saye expulsed out of the con-
gregacion. wherin we ought to take goode hede, that we do it
of pure love withouten malice and that we pubblisshe not oure
brothers vnknowne defaultes to his defamacion vndiscretly.
lest we begynne a newe tyranny, pharisaicall hipocrysy, or
discorde vnder the coloure of excommunicacion. for then shulde
it prepare a redy waye to destroye bothe the gospell and also
all Christen liberte. Wherfore Paul almost every wheare teacho^th
Rom xvj. vs to flye falce doctrynes, and bryngers vp of newe
j. Ti. iiij. sectcs folo- [fol. 31".] winge Christ his master, which
in the xviij. c. of. S. Mathew, enformeth the members of his
churche after what maner they shulde behave theym selves
Avith soch<\ concludynge, that yf there be amonge theym eny
that will not heare the rigiit admonicion of the congregacion,
he which knoweth it, ought to take hym as au hethen, and as
1 tlipre..
William Roye's Dialoijue betwoon a cliriBtian Fatlipr aiul Ins stubborn Son. 4i)0
a pulilican. and thertore Clirist sayth, let hym be vnto ma. xvüj
the as an open synner. He sayth not, vnto tlie hole chiirche.
Flye thou hym with compassion, and lett the eongregacion do
tliat thynge whiche accordynge to love and charite, is con-
formable vnto tlie doctrjn of their hed. Son. Byndeth this
coursse the soule also ? Fa. Yt is not ordened to destroy, but
rather to edify the cong-regacion with all. iSo. Wherefore then
sayth the lorde, what soever ye bynde on erthe, it shalbe bounde in
heven? Fa. The power of byndynge, in christis churche ma. xvüj.
or congregacion, is alonly with the word of god, declared in the
lawe and pophettes ' (which is the kayes of the kyngdom of
god, to shitt and to open with all) maiiyfestly to pupblisshe
and shewe a synner, yf he repent and beleve the promeses of
god through Christ and his gospell, to be delivered from the
coursse of the lawe, and consequent- [fol. 31"'.] ly to be losed
out of the bondes of death and captiuite of hell. Contrary
wyse, yf he go aboute to iustify hym silfe, and to repute euy
creature nedfull, or of more value, for his sahiacion, then is
tlie bloudde of Christ, with this goddis worde strayghtly, to
condempne and declare hym to be the chylde of dampnacion, and
presoner of hell. F'or by this meanes is a manne, knowne other
to 1)0 of Christis menbers, and parte taker of his kyngdom or
not. Son. I perceave nowe that for this intent Paul j. Cor. v.
openl}^ did exeommunicate hym which amonge the Corrinthians
kepte his mother elawe-. Fa. He which openly synneth, openly
ought to be corrected. Ye and yf he will not mekly soffre their
correccion beforo all men to be declared as an infect schepe
and rotten member, with this coursse worthy to be cutt from
the boddy of Christen luen. after that (as longe as he con-
tinueth in his maliciousnes) never to eate of the lordes bred,
nor yet to drinke of his cuppe with the congregacion. Notwith
stondinge where as he schulde nede ayde or socoure, in eny
thinge concerninge neghbourhode, we are bonnde by the com-
maundemcnt of charite to do oure best for liyiii. and by all
meanes possible to seke howe to wynne hym agayne. So. Christen
men [fol. o"i".| then of duty are bownde to warne and admo-
nisshe one another, and to flye theym whiche are sclaunderous
prophetes. - mnt.her en Inwe = .stepniother, Stiefmutter.
30*
450 Wolf
vnto the name of Christ, as farre fortli as they know it, and
thinke it for the amendment of hym which is faulen. But nowe
I wolde thou declai'edst to me, what profite these outwarde
signes, which menn call sacramentall, bringe to the congrega-
cion, seinge that it only consisteth in Christ, and is fre from all
outwarde dementes of this worlde. Fa. Christen men vse j.heym
as they are in dede, for tokens of spretuall thynges, and that
to forther dedes of love and charite bitwene theym selves, and
vnto all men. And be cause they knowe that they live only by
faytlie, they fyrst vse the signe or tokeu thereof, that is to
saye baptem, for the augmentacion and eucreace ther of. As
thus. Loke even as one which of a gret manne is receaved
vnto his Service, as yet is not knowne uor declared vnto wother
of that mans housholde to be one of their Company or felis-
shippe tili that he have on his badge or liverey. Even so
though that a man be of the sed of abraam, and honsse of
Israel, borne of Christen father an[d] mother, yet is he not
mauifestly declared to be of Christis housse and congregacion
tili that he openly be clothed with the garment of baptem,
which is nothynge but [fol. 32^.] a signe or token declarynge
hym to be of christis flocke and nombre, makynge hym before
god, nether better nor worsse. but betokeneth the baptem of
Christ, which in the sprete and fire purifieth mans conscience
from synne, and geveth trewe rightousnes to as many as tho-
rowe this baptem exteriall have put on the lorde Jesus Christ
spretually. For it is the maner of wholy scripture commenly
to take signes and figures for thynges by theym represented.
Titum. iij. as the baptem of water , for Christis baptem. And
therefore Paul nameth it a bathe of the newe byrth, and a
puttynge on of Christ. Son. What are they which shulde be
baptised? Fa. All they whome by the rule of charite (which
beleveth and hopeth all thynges vntill that the contrary many-
festly apere) we maye suppose to partayne vnto the promeses
of the lorde. For whomsoever god accordynge to the porpose
of his eleccion witteth save to ascrybe vnto the flocke of his
electe, hym ought we with this signe of baptem to knowledge
for eure brother, and felowe of one vocacion. So. But howe
Mat. vij. canne manne knowe whether he be elect of god or no?
Fa. Surely by the frutes of his herte and specially yf they be
William Eoye's Dialogue betweeu a Christian Father and his etiibborn Son. 457
grownded in brorherly i love and charite, as Chr- [fol. 33'.] ist
sayth hym silfe in the xiij. c. of. S. Jhon. Sonne. What hoape
hast thou then of litell babes, which nether are able to confesse
their belet'e, nor yett to brynge forthe the tViites of love? are
they belong-ynge to this churche, and pertaynynge to the pro-
mes of mercy, or notV Fa. Loke as Abraams childien were
not excluded froin the comnaiint - made bitwene hym and the
sed of Israhel, no more are oui-e children, beynge in Gen. xvij.
dedde the true posterite of Abraham (havynge also vnto thejTn
specially the promeses of mercy promesed) excluded Rom. ix.
froni it. wherfore we beleue theym to be members of Christis
body, vntil that they come to age and shewe the con- Joan j.
trary in their livynge. and declare by the workes of derckues
theym selfes to flye, aud to hate the lyght. For this cause
Christ wolde and commaunded children to be brought vnto h-ym,
blyssed theym, and sayde, vnto soche belongeth the kyngdom
of heven. Oure baptem is no better then Christis blissynge.
For as moche then as Christ declared theim (thus dojTige) to
be parte takers of his fathers promes, we also ought ta •' hoape
that the kyngdom of heven belongeth vnto theym. Wherefore
we receave theym unto the congregacion of Christis churche
with this out- [fol. 33''.] warde token of baptem. Lyke exo. süj.
as oure forfathers did their children with their circumcision in
the lawe. So. I wolde gladly heare one precepte or commaund-
ment geven in scripture, that we shulde baptyse theym, as the
lawe compelleth to circumcyse mens children the eyght Ex. xxij.
daye of their birthe. Fa. We have nowe obtayned the daye
sprynge, delivered by christ oute pf ^ the cloud (wherein they
wandred blyn[d]folded with the vayle of the lawe j. Cor. i.
and ceremoniesj and walk in the cleare lyght of the newe
lawe, that is to saye the bonde of love, which is in the herte,
and consisteth in none outwarde ceremony. wherefore we have
no nother commaundement geven vnto vs, savynge alonly this
which directeth every member of Christis boddy in this con-
gregacion to do all thynges to the honoure of god for the well
and proffet of oure neghboure, and that wyth a good mynde,
and a fervent love, where as oure fore fathers did all thynges
1 hrother-ly, - comnant. Siehe Anm. zu Bl. -'1». S. 444. 3 fo. * of.
458 Wulf.
by constraynte and y[r]eveous compulsiun vuder a shaddowe.
j. Cor. X. For the cuinmauudment uf love sett a syde, all thynges
are fre for vs, and we bowndu vutu nothyuge. Soune. Why,
doth iiöt the lorde Cüinniaunde bapteni, wlien he sayth Go and
mat. ui. teaclie all nacions batpisynge ' the^mi in the na-
[t"ol. 34'.] me of the father, and the sonne, and the holy gooste?
Father. Yf thou well vnderstonde what betöre is rehearsed,
thou shalt evidently se by this texte, at'ter what manner he
taught his diseiples to bringe theym which laye in darckenes
into the light uf trueth and after tliey ouee hadde knoweledge
thej-e of, by this baptem to adniitt theym vnto the Company
of Christis housholde, and so openly declare theym to be losed
from the bondes of derckenes, and to be grafted in the light
Kom. ix. of the gospell of god. Wherefore they after this
maner toke the gentyles for Israel as wele as the Jewes. There-
fore he nether here with forbod, nor yet commaunded baptem.
but with foawe wordes declared, howe they shulde begynne to
prcaehe the worde of god amonge the hethen. Son. I se well
then that this is the maner whiche Christ wolde that his dis-
eiples, and all wother shulde have where as they declare the
glad tydynges of Christis bloudde. For no manne wolde sofFre
hym silfe and his children to be baptised in Christis name,
excepte he fyrst wist what Christ were. Wherfore preachynge
necessarily muste precede. But what sayst thou vnto eure bap-
tem^ which of so longe a season [tjhus hathe bene kepte after
one fassiou, and [fol. 34'.] maner? Fa. Many thynges in the
begynnynge of Christis churchc were vsed and observed, which
we are nothynge bownde to kepe, as pertaynynge to outwarde
thynges, which we ought to committ vnto the arbitrement of
charite, which iudgeth and commaundeth not only thynges neces-
sary to be done, but also ordeneth a tyme wherin all thynges
j. Cor. X. to eure neghbours comforte shulde be other observed
or eis ministred. which wother wyse cannot bynde vs. So. What
provayleth baptem vnto babes? Fa. It bryngeth to oure re-
membraunce the promeses of the grett goodnes and mercy of
god. wherby he declareth him silfe to be oure mercifull father.
And for this cause are the children committed vnto their eiders,
' Ijaplist/nye,
William Royo's Dialoguü betweeu a christuu F.itUer aml his stubboru Soii. 459
jind ohurclie. wliicbe uro buwuudo tu uorisslie aud brynge theyia
vp, as iiienibres consecrate only vntu the gloiy of gud. wherby
die childicn shall have grett occasion to live honcstlj aud iu
the feare of god, and eiders obcdieuce. For once perceav^-nge
theym selves tlirough the tender luercy of Christ to be pukle out
of the wilde olyve tre, and to be grast ' in the natural Kom xj.
olyve tre, they schall agret deale the feruenter eudever theyni
selves every where to brynge forthe frute acceptable to [fol, oo".]
god, and pleasauut to manne, aud mekliar heare their eiders
admonisshment, and correcciou, when they saye, dere chylde
thou arte christened, and oftered vp vnto the lorde, renieiuber
tlierefore that thou arte accouipted of the nombre of goddis
e'hoseu. wherefore se that thou leadc a godly lyfe. Thus and
thus oughtest thou to do. And this or this to flye. But yf he
offende, and after soche warnynge and adnionisshment there
folowe uone amendmeut. then ought he to be separate ma. xviij.
and excluded, by the lordis last sopper from the boddy of
christis churche. So. Divers there are which saye that the
baptem of yonge babes is very noyous, and an occasion to
niany, evill to live. Fa. Do what thou canst, yet shalt thou
never be able to satisfye soche people. Though we deferre the
baptem of a childe vntill he come to age of discresion (as they
will have) yet is he never the bettcr. For he beynge then
never so roted in vnbelefe, maye for a season dissemble a
fayned belefe, and vnder soche a pretence, he beynge an in-
fecte wedder, cople himsilfe among the pure flocke of Christis
shepe, to their gret hyndraunce aud trouble. F'or it shulde be
laufull for no manne to denye baptem to eny persone, howe
wicked so ev- [fol. 35\] er he were, yf he once with tonge
name hyme silfe a Christen manne. So. Is not this to take
the name of god iu vayne, when the baptiscr sayeth, I bap-
tyse the in the name etc.? Fath. No. But he taketh the name
of god in vayne which wyttiugly doth baptyse one, home he
knoweth shall so wikedly live, that by the meanes of bis mis-
chevous lyfe, the name of god cannot but be evill spoken of.
But when it is vnknowne vnto vs whether he be a shepe or a
goate^ whome by baptem we receave into the congregacion,
graft.
460 Wolf.
accordynge to charite, we ever ought to hope of the better.
Act. vüj. As Peter did, when he baptised Simon the sorcerer,
by whome afterwarde the name of god was gretly blamed. We
lykewyse offende not in admittynge soche vnto vs vuknowyngly
and thorowe love, whyls they are yet yonge, for we knowe not
what goddes will and pleasure is to do with theym. but accord-
ynge to the ensanple of Christ must hoape well of theym, and
iudge theym heyres of the proraesed kyngdom. Which thynge
we witnes with oure outwarde baptem. Neverthelesse when
they com to discrecion, and shewe the contrary in their dedes,
we ought nothynge to ponder this exteriall baptem, but to ex-
j. Cor. V. clude theym oute of oure com- [fol. 36".] pany accord-
ynge to Christis doctryne. Though the churche of god shall
never vnto the daye of the lorde be withouten faulce dissem-
blers and hipocrites, yett shall abhominable and manifest synners
be expulsed there oute, which thynge cannot be, excepte before
they were admitted there vnto for rightous. Sonne. Compen-
diously of this mater I praye the teil me the effect. Fa. 1
knowe well that a manne ought to iudge and to hoape the
j. Co. xiij. best of every manne, tili the contrary playnly apere,
and therfore ought we to beleve that Christen mens children
Gen. xvij. arc bclongyngc vnto the bonde of mercy. Even as
were Abraams children. Nowe then seynge that baptem is no-
thynge but a begynnynge, or renewinge into the Company of
Christen men (which is fre, from all outwarde ceremonies) we
ought to deale with theym this token of oure fellisshippe. for as
moche as our lorde called theym vnto hym, layde his hondes
on theym, blest, and sayde to theym, the kyngdom of heaven
belongeth vnto soche. So. Herby then will 1 abyde, that mann<
consecrateth faythfull mens children vnto god, be they never
so yonge by baptem. Whereby the Company of chi'istis con-
gregacion is augmented, receavyng continually newe mern-
[fol. 36''.] bers in one body, whereof Christ is hed. Fa. Ye but
marke the chefe poynt. whiche is that spretuall birthe, and
death of the flesshe remayne in the. which are signified in
this baptem. Remember that thou arte the chyldc of god, and
that thy angell beholdeth the face of god continually, that
thou never schuldest offende thy neghboure, but as farre as
thou canst and mayst to further and healpe theym, puttynge
William Koye's Dialog^ie betweeii a Christian Father and his stubborn Son. 4:0 1
theym also in remembraunce of their spretuall baptem , beto-
kened by this outwarde signe. Tu g-eve the lykwyse t'orther
informacion , Christen men vse the lordis last supper, t'or the
renewynge of their belefe. and to testif}' theyr g-oode j. co, xij.
niynde and meke herte through love towai'des their neghbours.
For the eatynge of" the lordis bred, and drynkynge of his cuppe,
refressheth their belefe in Christ, and declareth a fervent love
which we shulde have vnto theym of the houssc of god, wher-
with we are knet as members of one body together. For we
thyncke, beleve, and saye, Swete lorde, we thanke the that
thou hast offered vppe on the Crosse thy boddy, and bloudde,
for oure redempcion, which thynge, gode lorde, as thou com-
raaundedst, we here with bred and wyne aflferme and testify
to be done indede for [fol. 37".] the reinission of oure synnes.
And thus spretually eat we thy boddy, and dryncke thy bloudde.
Which conifortable and very necessary remembraunce, renewed
with the worde of god, by bred and wyne, is the foode of our'
soules vnto lyfe everlastynge, wherby we are strengthed, and
made apte vnto all goodness. So. Why, strengthe then the
sacramentes the consciences of menne? Fa. Not of theym
selves but the remembraunce whiche commeth by theym, through
the holy gost refressheth, strengtheth , and stablissheth in vs
belefe and also love. For in breakynge of bred together j. co. x.
we knowledge oure selves to be members of Christ with as
niany as love hyme, and ofFer oure selves all ways in one hope
to the healpe and comforte of oure brethren, as one bred and
one body. And because the Corrinthians vsed this thynge after
an vnright maner, Paul did reprehende theym. For when they
shulde have renewed the bonde made with Christ and j. Co. xj.
their brethren, they had theyr seuerall bankettes overcloyinge
theym selves with meate an[dj drincke, where as their poore
brethren for nede soffered grett honger and penury. So. After
what mauner shulde a manne then worthely ordre hym there
vnto? Fa. Paul did ' [fol. oT*".] biddeth hyme examen hym silfe,
searchynge and gropynge in his owne conscience, and herte,
whethei- he doute, or stedfastly beleve, that the lorde also for
1 = bid; dies zeigt die Wiederholung^ der Silbe bid in biddeth am Anfange
von Rl. 37''.
462 Wolf.
him hatli offered vppe his boily iind bloiidde. and that thereby
he is become with all Christen nien, a member of his body,
theyni to serve and obey. and to despyse nur hate no manne.
And where as he feleth tliis belefe or love to be fehle or
l'aiute, stedfastly to call vnto god for ayde, streng'the and so-
coure, throughe his hed Christ. So. Is he then worthy of the
lordis bred? Fat. Ye, for he desyreth to be knet vuto Ohrist
and his members with all love and service. He knoweth surely,
and thanketh the lorde for the offerynge vppe of his body and
bloudde on the crosse to god his father ahnyghty for his sake.
j. Cor. xj. For he that indiflferently eateth and drynketh at this
niealc as he doth at wotlier, with outen eny thanckfull remem-
braunce of Christis death and passion, for a very triieth he
eateth, and receaveth his owne dampnacion, be cause he con-
sidereth nott wherfore that iiieale was Institute and ordeued.
Nor yet maketh difference bitwene the members of the lordis
boddy (there gaddered together in the vnite of love and thancke
gevynge) and wother matteriall meate and dryn- [fol. 38".] cke.
Manne here ouglit to have a respecte to the body of Christ,
and to consider howe dere a thinge it is to be by the manes
of his body and bloud incorporate with hym. And lykwyse
with a stedfast belefe shewe the silfe same thinge to his
brethren, which there with one assent (for as moche as they
are lyke membres) geve thankes to god their father for the
tender mercy and kindnes receved throwe christ their lord.
So. I se well then, that all that do not this, are but hipocrites.
and dessemble that thinge in outward fode, which is not in their
herte roted by faythe and love. and so cannot but bothe despyse
their brethren, and sett the pryce of Christis precious bloudde
at nought. Fa. It foloweth also dere sonne ^ that to remember
Christis passion, declare his deathe, and to examen his owne
conscience, whether he (as is before sayde) worthely eate and
drincke at this meale, with due difference makinge of christes
body or not, is a spretuall memory howe that in Christ we all
are one body. And that only by the redempcion, satisfaccion,
and sanctifyiuge, geven to vs through the aspercion of his
Rom. iij. most prccious bloudde we are iustifyed and not by
Gai. ij. eure goode dedes, merittes, or deservinges. For this
cause was this last mele ordened by the lord, as apereth in the
William Koye's Üialogue hetween a chiisti;iu Father aiul liis ütubbora Son. 4bo
gospell of. S. Jlion, und [fol. rjS''. | iu Paulis pistle j. Cor. x, xi. xij.
tu the Corinthians. wliicli trom tlie beyyiuiynge to the ende
sownde nothyni>'e but fayth aud thankes gevyng'e to the lorde, and
love to oure brethreu. Aud thertore ought we nonc wother wyse
to vnderstonde theyui. Wliertoro with thcym tliat despyse tliib
Christis remembrauuce, and perscver in the worckes of darck-
ues (as are, dronckardes, Avhoremougers, aud soche wother,
ileserybed in the tyft chapter of the fyrst pistle to the Cor-
riuthians, and in the fyft of tlie Ephesians) loke thowe in
no wyse kepe eonipauy. and that thou breake not the lordis
bred with theyui. But at all times se thou fervently in Christis
name desyre of god thy father to grownde the iu the trewe
love and perfett belefe. and to graunt the, the trewe vnder-
stondyuge of bis godly worde and will. For the kyugdoni of
god stoudeth uether in outwarde thynges, nor in ti'ansitory
wordes but only in the power of god. Though thou never so
gretly beleve, excepte it live iu thy hert, it is before god of
none effeete. Further to procede in our fyrst purpose, An holy
eompauy of sayutes. Son. What is that to saye. Fa. Here
with I kuowledge as mauy as are parte takers with vs of this
exteriall baptem, aud Christis super (yf they with pu- [fol. 39".]
re faythe and charite deelare theyni selves as niembers of
Christis bodyj to be saintes, and amonge tlieyui selves to have
all thynges eommeu. Son. What are they which are not of
this commenalte ? Fa. As niany as come not theriuto Joan x.
throwe Christ, as are all Jewes, hethen, heretykes, and open
synners, which ymagen auother luauer of belefe and livinge
after their owne fautasy. Wliom Ave diligently ought to flye as
authours, and bryngers vppe of sectes, and inventours of newe
learnynges, aud gevers more occasion vnto stryfe, then to mayu-
tayne peace aud vnite. Wherfore we ought more to enibrace
thynges grownded iu scripture, aud aproved by the Company
of sainctes, then presouiteously to geve credence, or to approve
eny strawnge, or newe fangled learnyug. And for this purpose
shulde none of Christis cougregacion be agreved to bestowe the
geftes geven vnto theyni für the welth aud pi-ofit ol iheir even
Christen. For loke as one meinber of the body is j c« xij.
ayde and healpe vnto the whoale, even so ought eache one of
vs to bo vnto eure brethreu. It shulde also be no more
464 w ü 1 f.
discomfort, nor tedious vnto vs to se oure weake members (that
is to say vnstable brethren) then the excelleut, endewed with
[fol. 39".] the nobeler i?yftes, Ibr the welthe of the hole body. but
Rom. ij. with compassiou rather soffer with theym, and liealpe
to beare their burthena. and not (lift vp in oure owne mynde)
preferre oure selves, und iudge wother. but remember that we all
Rom. xij. are one in Christ Jesu. And that we live not for oure
j. Co. xij. selves, but for the welth and comforte of oure brethren,
Eph. iiij. by that meanes to wynne many vnto Christ. Marcke this
poynt well deare chylde. For henee spryngeth^ that all prayer,
and goode worcke, of hole christendom, commeth to the ayde,
socoure^ and comforte of eache one of Christis members. And
therfore do they ag-aynst the hole Company of saynctes, which
seil their goode workes, make fraternites, and founde channtreis
or perpetuiteis, for theym selves, or their frendes. Sonne. Why
sayest thowe I beleve the remission of synnes? Fa. These
wordes declare that we whiche are pertaynynge vnto this holy
Company, through belefe obtayne remission of those synnes
which we dayly committ through fraylnes of oure flesshe.
So. Wherfore serveth then tlie Popes perdons? Fa. For
payne procured and deserved for synne. Which god requyreth
of vs after he hath forgeven oure synnes. So. Why, doth god
reserve eny soche pay- [fol. 40'.] ne vnto hym? Fa. Oure newe
Heb. xij. goddes saye so. Butyet it is contraiy. God chastenneth
ma. xriij.i his with many tribulacions, and divers manners of
affliccions, to make theym knowe theym selves. and so to
exercyse theym selves in meknes. Which thynges nether lye
in mannes will nor power, other to admit, or eis to eschewe.
Wherfore the Popes pardons and remissions, stonde to non
effecte savynge only to brynge menne into a waverynge belefe,
and vaine hope. and so to clense mens purses, and to dryncke
up their sower swett and labours. Son. What is then master
parsons momblynge, when he waggeth his honde over oure
heddes, makinge vs beleve to be clensed from oure synnes,
through his murmuracion, which he calleth absolucion? Fa. No-
thinge but a crafte to picke mens purses with all. For as longe
as the Pops foundlinges, grownde theim selves, and cause
• Mut. xoiij. (?)
William Roye's Dialogue between a Christian Father and bis stubborn Son. 405
wother to hang-e on mens invencions and tradicions, Howe canne
they vnto wother open the kyngdom of godde, vvlien they theym
selves are not able to entre therin? Yf they were Christen
men, they wolde confesse the werde, and frute of Christis
Crosse only. Wherl)y (godde worckynge inwardly with belefe)
the povre soiiles which are bownde [fol. 40'']. with tlic bondes
of death, and hell, niyght be losed, and made fre vnto the
kyngdom of heven. For as longe as god cleuseth theym not
with the belefe of the lambes bloudde shod for theym, synne
rcmayneth, and they co[n]tinewe in bondage. As many ther-
fore as preache foryevenes of synnes thorowe the vertue of
the wordes, are but deceavers. for it commoth by the power of
the holy goost, which powreth belefe into oure hertes. Joan. x.
8on. I se well then, thoii sottest nothynge by confcssion?
Fa. Not by the confession nowe a dayes vsed. For simple
people therby are so blynded that-they suppose a feawe babb-
lynge wordes to have vertue forte pourge their synnes. and that
by confession and workes there vnto pertaynynge, they ob-
tayne, mercy, grace and foryevenes. Which thinges consist in no
transitory worke, but in the tender mercy of god graunted thorowe
Christis bloudde only. »Son. I durst not affirme this sayinge,
seynge that wholy scripture so offen maketh mencion of it.
Fath. It maketh no mencion of eny eare tale, which men call
confession. but of wother maner confessions both necessary and
also proftitable. 8on. What are they? Fa. Fyrst we confesse
oure selves with god almyghty, knowledgynge [fol. 41".] oure
offence, misdede, and synne, sayinge from the bottom of oure
hert with the prophet Dauid, I will confesse ray trans- iv. xxxij.
gressions to the lorde. Ye and thou hast forgeven me the ini-
quite of my synne. Secondaryly we confesse vs, when we re-
concile oure selves vnto oure brethren "when they have eny
thynge agaynst vs. as apereth by our saveours sayinge in the.
V. chap. of.S. Mathewe. When thou ofFerest thy gyft at the
aulter etc. He thridlv maketh a proftitable confession, which
mekely heareth hym that charitably reprehendeth his de-
fault, and therafter enforseth hym silfe to amend- ma, xvüj.
ment. for yf he did not perceave hym silfe to iiave erred,
he wolde in no wyse abyde the reprehencion of his brother.
Fourthly, every Christen manne ought to knowledge hym silfe
4G6 Wolf.
ix synner before all wother, and so desjre their prayer, as
apereth in the v. cliap. of.S. James pistle. The sprete of god
driveth eveiy trewe belever to this confession. Even as tlie
sprete of erroure dryveth nowe a dayes blynde people vnto
this papisticall eare tale. Whicli is not only agaynst Christ, but
also ag-aynst all godly scripture, the ordinacion of oure redemp-
cion, fredom of godis electe, and chosen. Which all depend
singulerly in belefe, and not in [fol. 41'',] workes, as shall
apere at the day of iudgment. So. Why shall all menne aryse
then agayne in the flesshe. Fa, They which departe hence in
the lorde, reste in belefe (called Abraams läppe) with all wother
creatures abydynge that daye, wherin their bodyes shall be
Ko. viij. losed, For then shall the glory of godde, so longo wayted
forre, manyfestly be declared in vs, and all creatures delyvered
from the bondage of corrupcion, and apere afresshe as they
j. Cor. XV. were before. Also whatsoever in vs at that tyme re-
raaynetli vnporged, shall by deathe be swallowed vppe, and we
restored immediatly other to payne, or eis to Joye eternall.
Wherfore I also beleve everlasting lyfe. So. What a lyfe is
this? Fa. Surly Joye withouten end ordened vnto the children
of belefe. and deadly torment withouten releace ordened for
the vessels of wrath, and children of vnbelefe. For loke as
they of the housse of Abell, in this lyfe have thorowe belefe
(though the worlde despyse theym) obteyned the fyrste frutes
spretually of all inwarde Joye and celestiall comfort. Even so
have they off the stocke of Cayin here deserved with the
workes of vnbelefe, to be fettered with the fetters of eternall
fyre, whervnto at that daye they shalbe iudged. For the rig-
Abac. j. jfol. 42\] htous liveth by his fayth. And lyke wyse
the vnrightous dieth thorowe his vnbelef. Wheroute procede
both lyfe and deathe withouten ende. He whiche beleveth, as
yet is not perfet, for as moche as he yet is in thrauldom and
bondage, by the reason of the flesshe, vnto synne, and vnto
deathe, where as then he shall be delivered from theym bothe,
and in god live for evermoare. As Christ sayeth in the gospell
.To=i,. vj. of. S. Jhon. He that liveth, and beleveth in me, shall
.loan iij never deye. Agayne. He that beleveth on hyme shall
not be lost, but have overlastynge lyfe. The vnbelever lyke
wyse at that tyme shall receave füll deathe with outen ende
William Royp's Pialogup l'etween a chvistiaii Fatlier ;inil liis etubborn Son. 407
as there also apereth Sonne. A Christen man is ordcnod then,
whether he wake or slepe, eatc or dryncke, continually to la-
boure for eternall thynges. Wherfore though they soffer never
so gret persecueion, or affliccion. Ye even deatlie, yet they
in dede are assuered they canuot deye. But hoAve maye Joau. v.j
tliat be? For the rightous maye dye, and or he dye faule into
incredulite. Fath. Douiles ' lyfe everlastynge consistetli in
the sprete, and mortifieacion of the flesshe. whervnto boddily
calamities, adversites, and death temporall healpe not a litell.
But yet will god neverl '^ [fol. 42^] soffre them so to erre in
thynges of wayght that therby they shulde hence departe in
daunger of dampnacion. For he is true and knoweth his, whome
he so clenseth here, by death temporall, that they ij- Ti. ij.
herafter wayte with outen spot (clothed in whyte vesteurs ■' for
hym that shall geve an answer for theym, and admit theym to
their eternall inheritaunce. So. Where is purgatory then?
Fa. Truly in the graunges, cellers, and porses of oure anoynted
and shorne Company, heaped vp and fullilled vnder a coloure
of this purgatory. Which thynge in no wyse canne stonde
with fayth. Wherfore he that beleveth that there is an ever-
lastynge life, admitteth no purgatory. For he whiche hence
departeth, withouten delaye entreth into lyfe, or eis Joan vj.
into death endles. So. Ye but oure Doctours, preachers, and
teachers, saye that purgatory is the waye to everlastynge lyfe.
Fa. Menne maye lye. Therfore geve thou credence to Hom. in.
hym that deceaveth no manne. Which sayeth. I am .'o. xüij.
the waye, the trueth, and lyfe. So. Yet must we fyrst make
satisfaccion for oure synncs or we canne come to hym.
Fa. Christ is for vs satisfaccion and redempcion sufti- j. <"". j.
cient. Whiche for the synnc of all the worlde, gave and
offered hym silfe, doin- [fol. 4o\] ge that all the worlde was
not able to do. for he only had power to open the Apoc. v.
boke claspes. So. They saye that Paul affermeth purgatory.
where as he sayeth, somc bilde on Christ, wodde, haye, stoble
etc. But every maus worcke shalbe made manifest in j. <:orr. üj.
the daye of the lorde. and that through fyre he shall soffre
losse. but he hym silfe shall be saved, even as through fyre.
' doutles. 2 never. ' vesluren.
4G8 Wolf.
On this texte grownde tliey their purgatory. Fa. Paul speaketh
here nothynge of eny state of the wother worlde. but of the
doctryne of lyfe, which is fownded on the trewe founda-
cion Christ. Which yf with outen the worde of g-od, by the
counsell or decre of manne be bi t vp, doutlesse in the tyme
of aduersite and death, through the fyre of temptacion, shall
soffre losse, vet the bihler hvme silfe shalbe saved, because
his g-rounde and fowndacion is Christ. Wherfore clensed by
this fyre, he shalbe repayred ag-aync on his stedfast founda-
cion Christ. Which thynge belongotli to no purgatory. Wherby
thou niayst se howe vndiscretly they pervert this saynge of
Paul. And not only this. but lykwyse uiany wother siuiilitudes
Mat. V. and parables. as is that of the last farthynge. and
soche lyke. which ought none wother wyse to be interpreted,
then after [fol. 43''.] the lordis intent, and speakyngc. So. Whye
ioynest thou att the last ende, this word, Amen? Fat. Because
it is a coniirmacion of all that before is rehearced. With the
which I hartely and in a stedfast belefe, desyre vnto all Christis
chosen lyfe with outen ende. Amen. Son. This withouten fayle
is a perfett waye and belefe, which thou hast shewed vnto me.
Wherfore dere father, the better to come here vnto, I gladly
somwhat wolde by the have informacion howe and after what
maner I shulde begynne to institute and ordre my life. seynge
I am as yet yonge, and nowe through thy frutfull instruccion
brought out of grett dercknes, into a clere light of my cen-
science.^ Fa. It is vnpossible for eny mortall manne to de-
scrybe that thynge so well to the, as the sprete of god (of whom
yf thou once taste) inwardly shall inspyre and teache the. But
after what wyse, I in my youthe behaved my silfe ;, and yet
continewe, geve ear, and I shall shewe the. At myne vprysynge
in the mornynge, I consyder before what I ought to do, and
to eschewe. Wherof I have a speciail learninge by the con-
tinuall meditacion of goddis tenne commaimdementes. wherin
(as in a myroure most pure and clene) I behold what a christenne
mans [fol. 44".] livynge shulde be and agaynst which of theym
I have most offended. For the diligentlier I thus do, agret
deale for the more evidently perceave 1 myne vnabilite, other
con-icience.
William Roye's Dialogne between a cliristiati Fathpr and liis stubborn Son. 409
to accomplisshe tho ' thynges which the Lord liath commaimded
vnto me, or eise to flv those thvnires which he hatli forbodden
me. seyinge clerli that the nature of my flesshe is clene con-
trary to god and his will. So. This knowledg^e of thy silfe
doutlesse is very necessary. but teil nie, is thy conscience
herby satisfied, and at rest? Fa. Kather broug-ht into gret
vnquietnes, and sorowe. Ye alinost dryven into desperation. And
therfore I seke all the wayes possible, howe I myght roid. üj.
do tho ' thynges which fayth (wherof hidderto we have spoken)
requyreth of me, yf I will come to quyetnes of conscience.
Which favthe throus-h Christ sendeth me to e-od mv mercifull
father. Wheare as these thynges only are to be fownde
abowndantly. Son. Informe me after what maner sekest thou
theyni? Fatli. Trewely with fervent prayer and supplicacion,
often renewed. So. Let me heare this prayer also and after
what maner thou therin behavest thy silfe. Fa. In thought and
desyre, as one which deply lyeth wrapped in payne and an-
gnisshe ,"- I only set hoape [fol. 44''.] and comforte in one god,
and to hyme crye and call, as vnto my tender father. besech-
ynge hyme to encreace his glory in me. and to make me
soche a one as he wolde I shulde be. and to foryeve my synnes
hidder to comraitted, and preserve me frome theym to come.
I praye agaynst non aduersities nor tribulacions. So. Hath not
the lorde tought vs a special prayer, sayinge, thus Mat. vj.
shall ye praye. Oiire father which arte in heven etc.? Fath. The
lorde doth not constrayne vs to saye these wordes. But by
thevm he declareth vnto vs, of what mynde and herte we
ought to be when we praye. And not that we shulde thyncke
that the excellency or vertue of prayer shulde consist in the
whisperynge of a feawe wordes. But whenne I here or saye
theym, I remember. and am warned, what the vowes and de-
syres of my herte shulde be wherby once come to my silfe,
I lett the wordes alone. Ye often tymes wIkmi 1 have sayde
the fyrst, or seconde wovde. Für when I once begynne to
faide into meditacion, I by and by forgett all vocall wordes.
Son. What is then thvne hertes desvre .iiid atfeccion in these
wordes? Fa. When 1 saye. Oure father which arte in heven.
' th''. - anguisshf!.
Sitzungsber. d. pbil.-hiet. Gl. LXXVf. Bd. III. Htt 31
470 Wolf.
I conceave by a certayne imaginacion and hoape [fol. 45\] füll
of all conforte and consolacion, that he is oure mercifull lorde
and father. and that he will have vs for bis childreo, and in-
heretours of hevenly thyng-es. wheare as he is, havynge power,
and myght above all boddyly and carnall fathers with outen
compareson. Wherfore I saye also, halowed be thy name. and
that above all creatours, which are in heven, on erth, and
vnder erthe. as of god, most füll of myght. By whose wisdom
all that made is, was created, through whose mercy the lost were
repayred, and with whose love, their beynge, livynge, and con-
tinewynge, is and persever. Whom after this maner I every
where, and at all tymes, honowre and knowledge, for a gra-
cious lorde, and a mercifull father, not to me alone. But to as-
many as with me crye and call to bim with me sayinge. Thy
kyngdom come to vs. that he through bis sprete, and the me
rites of bis sonne Christ, overcome in oure hertes (which is
bis temple) the tyranny of the devill, expell antichrist bis de-
bite, with all bis lawes and tradicions, and through bis gospell
therin be only witsafe to rule and governe, that we evermore
with mynde, thought, and berty ioye, maye saye, Thy will be
fulfilled, as it is in heven, even so on erth. Which is as moche to
saye, that bis godly will [fol. 45^] with outen lett or impediment,
have bis course and worcke, in vs, as it bathe in hevenly creatures.
And so to brydle oure flesshe, that it knowledge hym lorde, go-
verner, and ruler of it above all creatours. So. All that thou bid-
derto hast prayde, after my capacite, are but one thinge. Fat. Truetb
it is. For with these forsayde thre poyntes, we only praye that
the glory and kyngdome of god, maye so in vs be declared,
that therby hys name specially maye be lauded, praysed, and
glorifyed. and then mekly I lyfte vp my herte and saye, Oure
dayly bred geve vs this daye. desiringe but that which only is
necessary for the sustentacion of my body. confessynge also
here by, that temporall goodes are gyftes of bis mercy, and
necessary for vs. Then saye I both with herte and mynde. For-
geve vs oure trespases, even as we forgeve theym which tres-
pas vs. Because we are v nable to make recompence for oure
dayly transgression, I desyre also of god through bis only
mercy foryevenes. Which maye no manne obtayne excepte be
before, with all meknes and rayldhes of herte forgeve every
William Roye's Dialogue between ;i cliiistian Father aml liis stubhorn Son. 4 t 1
manne tlieir offences done against hjm. and with the same
herte desyre god allrayg-lity, as lie forgeveth wotlier to for yeve
hyni bis trespases. For so done forthwith [fol. 4t)".] I desyre hym,
that he leade vs not into temptaciou, but deliver us from evill
Anieu. for as moche as we are with out ceasynge vexed,
troubled, aud tempted of Satlian, and his membres here in
this lyfe, we praye the lorde to deliver vs from the devill.
That he with his crafty and manyfokle delusions, withdrawe vs
not frome god, and make vs by inpacience rebelleous to his
will and coramaundment. So. Thinnkest thou on all these
thinges as often as thou prayest. Fa. Naye, but in generali,
for I desyre of hyme, to live accordinge to his purpose and
will, and that he impute not my synne to me, but healpe, pre-
serve, and defende me, as a kynde and a tender father doeth
his chylde. And when I have thus prayd (accordinge to the
will and ininde of theym vnder whome I am) I prepare
me with all diligence other to my studdy or to laboure.
So. What arte thou acustumed to do or ever thou go to meate.
Fa. Well assuered that we frely maye eate of all meates with-
outen scruple or offence (as above is sayde) I thancke god
almygty after the maner that here foloweth sayinge. Lorde god
most mercifull, and father füll of all pete, whose goodnes, and
ryches continewe withouten ende, which norisshest, and fedest
all that life in it hath, we thancke the [fol. 46''.] for this meate,
halowed by thy godly worde which abundantly thou gevest
vnto vs. Wherfore we beseche the, that thou also wilt witsafe
with the livinge bred of thy hevenly worde (which doth pro-
cede out of thy godly mouthe) above all thynges to fede oui-e
soules, that we hence forth maye continewe withouten ende in
the life of thy grace Amen, Which thinge done, I eate and
dryucke as though 1 were before the lordis sight (which seith
every where) soberly. And when I have takeu my refressynge '
necessary, 1 thancke hyme sayinge. For us muche goode lorde
and father, as thou hast shapen vs, and dayly fedest vs, to
the intent that thy glory throughe vs shulde be increaced and
forthered, grauut vs this daye and ever-more so to live, that
eure lyfe maye be conformable to thy will, and for the con-
refrenshiiiy,
31'
472 ' Wolf.
tinewall lawde and prayse of thy name. and a liglit for the
wealth and edificacion of my neg-hbours. And so with outen
flackynge to amende oure lives that with a meker sprete and
milder mode hence forth whe ' maye have oure conuersacion
amonge all men. And so by pacience to be made stronge in
all aduersite, only trustynge in the oure lorde, and mereifuU
father through Christis merittes Amen, So. Wherin passest
thou the residue of thy tyrae? Fa. When [fol. 47*.] I was of
thyne age I Avent to scole, and with all diligence studied.
So. wherin? Fa. Yt is gretly to be pondered what a manne
begynneth in his youeth to learne, and that beeause he cannot
lyghtly forgett it when he commeth to age, Whe[r]fore I spe-
cially rede the newe testament in englisshe. And at sorae voyd
tyme the storys written by Titus Liuius, And when I rede
theym, I remember that I am a Christiane offered vppe to
god, and therfore rede I theym with feare. seynge that, that
matter shulde be to me most pleasunat-, and comfortable,
which clearly sheweth me the waye to god, Yet at some tyme
labouringe I maye rede, or heare soche wother treatises, as
teache me to knowe the waies of the wicked, and vngodly
deceytes of the worlde, craftynes, and delusions of the devill
and his servauntes. Soche workes also, as shewe and teache
howe a manne ought to behave hyme silfe in the lawes and
institutes of his temporall lordes and heddes. Wherby he
myght (yf nede requyre) be made the apter, to the administra-
cion, and service of the .commen well. For doutles there is
no Christen manne, but he shall (havynge his wit and vnder-
stondynge qiiickened by the redinge of theym) sone perceave
that fayth and charite, are both goode and proffitable. and all
wo- [fol. 47''.] ther thynges but vayne and transitory, end ^
füll of pareles ^. And wheare as the knowledge off a perfett
belefe, and a moderate redynge oflf these worldely storyes are
to gether, doutlesse there is the reders minde more aud moi'e
withdrawne from the worlde. Yet ought a Christiane diligently
exercyse hyme silfe in redinge of scripture. whervnto tonges,
as hebrewe, greke, and laten healpe not aliteil, specially for
the vnderstondyuge of the profounde misteries of god. So, Howe
we. ^ pJeasanttt. ^ and. ^ perilea.
William Roye's Dialogue betweeii ;i Christian Father and bis stubborn Soa. 4<ö
were it possible for mc to learne so many tonges? Latten
shalbe sufiiceut for me. For as I suppose thou w ilt not anoynt
me prest? Fa. Thou mayst innianer with one laboure learne
as njoche g-reke and hebrewe with thy laten, as shall sufFyse.
For one tonge healpeth, and garnessheth another. Insonioche
that by theym a manne sone maye come to the trewe mean-
vnge and intent ofF the aiithoure, and obtayne a profownde
iudgement in all thynges. And though rhou ' learne godly
tonges, yet mayst thou remayne and be a temporall manne,
and continewe wholy ofFered vppe vnto god and therfore
wottest thou not what the lorde will make of the. Yf he call
the to preache his werde, or to serve the commenalte, or to
eny wother office or occupacion, that shalt thou the beter
do with all me- [fol. 48".] knes and love. So. With goddes
healpe deare father I will endever my silfe to folowe thyne
iuformacion and counsell. for nowe I well perceave that I
shulde in all thinges ordre and purpose my lyfe, vnto the
honoure and lawde of god, and welth of my neghboure. Fat. Go
to then for a conclusion. Remember that thou art bownde to
obeye thyne eiders as god hym silfe. And therfore breake
thyne owne will, stonde not in thyne owne consayte. repute
all menne better, and wyser then thou art. Prayse not thy
silfe. Yf wother comraende the laude thou god, that in the he
hath wrought some tliinge worthy of prayse. Be frendly, and
serviable towardes all menne. Have feawe wordes. Or thou
speake, consyder whether it be trewe, and proffytable or not.
Leave the worst; and saye the best. Reioyce wheare as thou
seist eny thynge done with goodenes and honest. Where thou
perceavest the cont[r]ary be ashamed. Be peasable and make
peace wheare thou canst. Desyre no wreke, but committ all
vengeauncG to god. Folowe thyne eiders counsell. and as many
as are lovers of honeste. Here godes worde gladly and with
diligence. And vtterly committ thy silfe to Christ, which
for thy sake soffered deathe on the crosse. For yf
thou.
474 ^voif.
thou do not , thou shalt withoute do ' [fol. 48\] donte,
with an harde iudgement be eondempned.
Specially flye evill Company, and
geve none eare to soche as
commen fylthely, vn-
honestly , or
super-
sticiosly. And all wother thynges necessary
for thy wealth, doutlesse thou shalt learne
of god thy father allmyghty,
Which hath chosen the
to lyfe everlast-
ynge A-
men.
1 Dieses ,<io' wird am Anfange des Blattes 48". wiederholt.
William Koye's Dialogue betweeu ii Christian Father and his stubboiu Son 475
A u m e r k u u g.
Blatt 15". ,Howe tliynkest thou, inaye I not pray tu wholy 5. Ton-
comhre, Sir Jhon slioine^ etc.
S. Tonrom/ire. Siehe Nares, Glossary, ed. Halliwell and Wrij^ht.
London. 18511. Vol. I., p. SW: ,Toncomher, Saint. Mentioned witli a
Saint Tronion, in tlie uld Mystery uf the 1 Ps, bat neither saint has been
further traeed.
At saynt Toncovibei-, and saynt Tronion,
At saynt Bothulph, and saynt Anne of Buckston.
O. P. ], 55.'
Hazlitt liest aber in seiner neuen Ausgabe dieses Stückes (A select
Collection of old English plays. 4th Edit. London. 1874. 8". Vol. L S. SM):
At St. Uucumber and St. Trunnion
und macht dazu folgende Anmerkung:
Respectiug St. Uncumber, see ,PopuIar Antiquitics of Great Bri-
tain'. n. 1.S6.
Die Stelle bei Brand, Observations on populär antiquities. Arranged,
revised &c. by Sir Henry Ellis. (London. 1841. 8".) Vol. L, S. 201,
auf welches Werk sich obiges Citat ohne Zweifel bezieht, lautet: ,Iu
Micliael Wodde's Dialogue (cited under Palm Sunday) A. D. 1554,
Signat. c. ii. b. we read : ,If we were sycke of the pestylence we ran to
Sainte Rooke ; if of the ague, to Saint Pernel, or Master John Shome (siehe
die nächste Aum.); if men were in prison, thei praicd to St. Leonarde: if the
Welclinian wolde have a pursse, he praicd to Darvel Gathcrne; if a wife
were weary of her husband, she offred otes at Poules, at London, to
67. Uncumher. Thus have we been deluded with their images'.
Sir Jhon Shorne. Siehe Na res, 1. c. Vol. II. p. 790: ,Shorue,
Mr. Jolin. Whoever he was, niust have been held an eminent saint. In the
Four Ps, the palmer boasts that he has been at all famons shrines; among
the rest,
' At mayster Johan Shorne in Canterbury.
O. P. 1. 61.'
,He Said, he wäre not the same [coat] since he came last from
sir John Shorne.^
Legh's Accedence of Armorie.
Preface.
i7b Wolf. W. Roye's Dialogue betweeii a Christian Father and his stubborn son.
Latimer says,
,Ye shall not thinke tliat I will speake of the popish pilgrimage, which
we were wont to use in times past, in ninning hitlier and tliither; to
Mr. John Shorne, or to our lady of Walsinghani. No, no, I will not speake
of such fooleries.'
Latimer, p. 186. b.
,0f liis history, or his shrine , I have not been fortimate enough to
learn anything more, bnt from his being called Sir, we may conjectiire that
he had been a priest of Sho7iie, in Kent.'
Rieger. Ueher eine Urkunde Ludwig des Ueut&oheu für das KlosU'r Klieiuau. 4< t
Ueber eine Urkunde Ludwig des Deutschen für
das Kloster ßheinau.
Ein Beitrag- zui" Gescliiclite des K;ui/Jeiwescns im Mittelalter.
Von
Karl Rieger.
Im Staatsarchive zu Zürch in der Abtlieilung Kloster-
archiv Rheinau befindet sich die nachstehende, meines Wissens
noch unedirte Urkunde Ludwig des Deutschen:
Ch. In nomine sanctae et individuae trinitatis. Ilhidowicus
divina favente g[ratia rex]. Oportet ig-itur nos, qui divino su-
mus muuere quodammodo prae c[eteris mort]alibus sublimati,
eins in omnibus || parere praeceptis, cuius dementia praelati
sumus atque cuius praecell[imu]s munere, loca utique sibi
servata nostro relevari iuvamine atque regali tu[eri] munimine,
quoniam id uobis et ad mortalem vitam transigenduni et ad
aeternam feliciter obtinendum profuturum liquide credimus.
Qua propter comperiat omnium fidelium nostrorum praesentium
scilicet et futurorum sollercia : qualiter nos ob nostrae mer-
cedis augmentum et pro remedio auimae domni avi ac geni-
toris nostri nee non pro salute dilectae coniugis nostrae ac
carissima prole concessimus quasdam res proprietatis nostrae
ad monasterium , quod vocatur Rinhowa, id est illam proprie-
tatem , quam Odilleoz habuit , ut perpetiialiter permaneant ad
monasterium praescriptum Rinhova, ubi nunc Wolvini abbas
esse dinoscitur, quod etiam volumus, ut sit securiter diebus
vitae per hoc nostrae auctoritatis praeceptum, post obitum vero
suum licentiam habeant, inter se eligendi abbatem , quamdiu
ibi talem iuvenire potuerint, qui secundum deum et seculum
veluti decet dignus existat. Et ut haec auctoritas largitionis
478 Kii'ger.
nostrae finnior habeatur, et per futiira lempora a fidelibus
nostris verius credatur, et diligentius observetur, nianii propria
nostra subter eam firmavimus et aunuli uostri inpressione
assiti^nare iussimus.
tSignum (M) Hludoviei Serenissimi reg-is
Hobarhardus cancellarius ad vicem Grimoldi recognovit et
[Sig-nuni subscr.J (L. S.).
data XII [I kl aprilis] anno XXXVII reg-ni Hludoviei serenissi
m[i regis in orientali franjeia regnante, indictione 111. Actum
Francono fürt i[n dei nomine felieijter Amen.'
Diese Urkunde ist bisher nur im Regest von Meyer von
Knonau im Archiv für Schweizerische Geschichtsforschung
Bd. 1. p. 7(3 Nr. 8 mitgetheilt, und daselbst als echtes Diplom
Ludwig des Deutschen angeführt/^ ohne weitere Angabe über
ihre Originalität. Diese jedoch ist unzweifelhaft; alle äusseren
Merkmale, vor allem aber der Schriftcharakter des Documentes
sprechen hiefür. Ein Vergleich mit den anderen Urkunden
Ludwig des Deutschen aus dieser Zeit ergibt, dass unser
Diplom von dem Recognoscenten, dem Canzler Hebarhardus
selbst geschrieben. Es ist dieselbe Hand, welche unter anderen
Böhmer: 797 (Original in Wien), 815 (Mabillon de diploma-
tica Facs.), 836 (Original in St. Gallen) schreibt.
Wenn ich den Abdruck dieser Original-Urkunde mit
einer längeren Auseinandersetzung begleite, so rechtfertigt sie
sich durch den Stoff, der ihr zu Grunde liegt. Wohl ist der
Fall nicht selten, dass, wie hier, ein Original über Copien und
Ueberarbeitungen in Vergessenheit geräth; aber selten sind
wir bei engbegrenztem Gebiete in gleich günstiger Lage, klar
zu sehen. Denn nicht nur ist hier Original und Ueberarbei-
tung erhalten, sondern Dank der Ueberlieferung ist uns zu-
gleich der Ueberblick über ein ziemlich vollständiges, dieselben
Rechtsverhältnisse betreffendes Urkunden-Material ermöglicht.
' Das Original ist au einigen Stellen, ,clio sich jedoch leicht ergänzen
lassen, schadhaft. Die Lücken iu der Datirungszeile sind ans einer an-
deren Fassung dieser Urkunde, von der noch weiter unten gesprochen
wird, ergänzt. Das wohlerhaltene und echte Siegel ist neben dem Signum
suhscriptionis durchgedrückt.
■^ Ibid p. (59. Wir haben nur diejenigen Kaiser- niul Kiinigsiirkiiudeu be-
arbeitet, deren Echtheit uns erwiesen schien.
Ueber eiue Drkuude Ludwig des Deutsclicii für diis Klubter Rheiuau 47'.'
Unter gleichem Datum und in der Hauptsache g-leichen
Inhalts sind bisher bekannt: Eine Urkunde in Zapf Monum.
anecdota p. 436 ex autographo. Dieses angebliche Original ist
ebenfalls im Staatsarchive zu Zürch (Klosterarchiv Rheinau).
Die Urkunde ist in demselben erweitert. Dem Schriftcharakter
gemcäss gehört dasselbe in das X. Jahrhundert. An diese
Fassung; haben sich die meisten Forscher g-ehalten.'
Ferner eine Urkunde Ludwig- des Deutschen im Auszug-
bei Neugart Cod. Alemanniae I. p. 374. ex chartulario Rhcnau-
giensi n. XIV. Der Schriftcharakter dieses Rheinauer Chartu-
lars entspricht der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts. Das
ganze Chartular ist von einer Hand geschrieben und reicht in
seinen Aufzeichnungen nicht über das Jahr 1126. Vermuthlich
ist dieses Jahr auch das Jahr der Entstehung desselben.
Die Urkunde ist also in drei Fassungen erhalten : in der
oben mitgetheilten Originalform (A) , in einer erweiterten
Fassung (B) und endlich im Rheinauer Chartular (C), welches
die Urkunde in Form ß aufgenommen hat.
In der Originalfassung hatte auch Zapf die Urkunde ge-
kannt, sie wird aber von ihm nur beiläufig erwähnt, so p. 436
n. x: in altero demum duplicato diplomate, p. 437 nach n. d. :
sub eodem dato exstat alterum diploma pariter autographum
eundem sensum iisdem verbis .exprimens, non nihil tamen
abbreviatum , p. 288 cuius duplicatum exemplar, ut in gra-
vioribus [Ludovicus] solebat, expediri curavit. Er hält also A
für ein Duplicat von B und begründet diese Annahme durch
den Hinweis auf Mabillon und das Chron. Gottwicense. —
Diese Annahme ist aber durchaus unhaltbar; die Differenzen
zwischen A und B sind zu wesentlich, um B etwa für eine
spätere Abschrift eines Duplicates von A zu halten. Vielmehr
ist B durch Interpolation aus A entstanden. Freilich muss
man die Umarbeitung der Vorlage als sehr geschickt aner-
' So BöLuiL-r Reg. Carol. 8*26; Sickcl Beiträg-e zur Dii)l()iii;itik 11. S.
n. lüfi. Hidber Schweizerisches llrkiiiidenregister tiTH uiul Meyer von
Knonau Im Archiv für bchweizerisehe Geschichtstorschiing p. 75 Nr. 7.
Auch der letztere hält die Fassung H, i)i)scli<iii ihm das Original, wie
aus Regest Nr. 8 liervoigeht, bekannt war, für echt, nadi den» vi>n ihm
au.sgesprochenen und von mir oben augeführten Grundsatze, das.s er nur
die erwiesen ecliten Urkunden bearbeite.
480
Rieger.
kennen ; die Formeln des Textes B entsprechen im Ganzen
dem Kanzleigebrauclie der Karolinger; mit Recht hat daher
Sickel, der die Urkunde nur in der Form B kennt, diese auf
Grund der kauzleigemässen »Sprache unter die echten Urkun-
den aufnehmen können. Die Thatsache der Interpolation, so-
wie der Grad der Geschicklichkeit bei der Umarbeitung der
Vorlage ergibt sich aus dem Vergleiche von A mit B. Durch
Hinzuziehen des übrigen hiehergehörenden Urkundenmaterials
erhalten wir zugleich den zur Erläuterung des Falles noth-
wendigen Einblick in die innere Geschichte des Klosters
Rheinau.
Das Verhältniss zwischen A und B — denn C kommt
nicht in Betracht, da nur unbedeutende stilistische Differenzen
mit B zu nennen wären — ist nicht nur als Vei'hältniss zwi-
schen einem Original und einer späteren Interpolation, welche
beide, wie schon gesagt, erhalten sind, interessant, sondern
durch den Zusammenhang mit anderen Urkunden, welche die
hier berührten Fragen behandeln, wird die Erläuterung dieser
beiden Fassungen gleichbedeutend für die Geschichte der
Ueberlieferung, wie für die Entwicklung der Institutionen und
des Kanzleiwesens im Mittelalter.
Was zunächst das Verhältniss von A zu B betrifft, so
wird eine Vergleichung der differirenden Stellen, wie ich sie
hier folgen lasse , über die Bedeutung der Differenzen , sowie
über den Formelcharakter der interpolirten Stelle Aufschluss
geben.
Rein formaler Natur ist der Unterschied der Corrobora-
tionsformel in den beiden Ueberlieferungen.
A.
Et ut haec auctoritas lar-
gitionis nostrae firmier ha-
beatur et per futura tem-
pora a fidelibus nostris ve-
rius credatur et diligentius
observetur, manu propria
nostra subter eam firma-
vinuis et annuli nostri in-
pressione assignare iussimus.
B.
Et ut haec nostrae largifionis auc-
toritas in succedentibus annis ab
Omnibus dei ßdelibus nostris fir-
mius haheatur et dilirjentius obser-
vetur nostrae confirmationis prae-
ceptum conscribi iussimus , pro-
/.»rirtque manu nostra illud ßrma-
vimns et annuli nostri impressione
sigillari praecepimus.
Ue1)er eine Urknnde Liidwig des Deutschen fiir ilas KlostPr Rlipinan. 4ol
Sachlich dagegen sind die Differenzen in den übrigen
Stellen. Gleich in der Narratio gehen die beiden Ueberliefe-
rungen in folgender Weise auseinander:
A. B.
id est illani proprie- id est illam, pro2>riefatem quam Uoillioz
tatem quam Odil- habuit in locis subuotatis : Gatholinga,
leoz habuit ut perpe- Sibelinga, Hovestadt, Hiedestatt, Altun-
tualiter per maneant bürg, Palba, Suabowa, Raffa, Wolfenes-
ad riut, Wichelinga, Haselaha, Arzinga,
WizAvila, Loucheringa cum ecclesiis cunc-
tisque ecciesiasticis rebus et mancipiis
utriusque sexus, curtilibus aedificiis terris
cultis et inciütis pratis pascuis silvis
aquis aquarumque decursibus molendinis
piscationibus viis et inviis exitibus et
reditibus quaesitis et inquirendis omnibus-
que ad eadem loca iure legitimo perti-
nentibus, ut perpetualiter permaneant nd
Ferner heisst es in B nach den Worten ,praeceptum
auctoritatis', bis wohin von ut perpetualiter permaneant ad
beide Texte vollkommen übereinstimmen :
Insuper etiam de loco liOufal nomine
quoque tempore tertia post biduum die
uel nocte usque Suabaha, ab eodem
autem omni tempore in utraque Reni
parte usque locum, quo Tuia influit, sine
ullius contradictioue piscandi potestatem
concedimus
Hierauf folgt der Passus über die freie Abtwnhl. welcher
lautet:
A. B.
Post obitum vero su- Post ohitnm vero predicti abbatis
um licentiam habeant, eiusdem niunasterii fratres licentiam
inter se eligendi ab- habeant secunduin rcguhim sancti Be-
batem , quamdiu ibi nedicti abbatem elü/endi, qnavidm inter
talem invciiiri potii- se inveniri, at si non posse contingat.
erint qui secundum invicem reperiri, <jiii)d ab.sit a qua-
482 Riejrer.
Deuiii ot secundum cumqiie monachicae professionis con-
seculuni veliiti decet greo-atione sibi placeat salva electione
dignus existat sna sibi rectorem eligant, donec rur-
sus eoi'imi aliquem div'ina elementia
inibi votivum disponent fieri dispen-
satorem.
So weit die Vergleichung der difFerirenden Stellen in
den beiden Fassungen. Zu ihrer Würdigung glaube ich mit
Rücksicht auf den oben angedeuteten Zusammenhang mit den
anderen hiehergehörenden Urkunden vor allem einige Worte
über die ausser jenem von 870 uns erhaltenen Diplome Lud-
wig des Deutschen für dieses Kloster vorausschicken zu müssen.
Es sind dies die Urkunden vom Jahre 852 (Böhmer Reg.
Carol. 764) und jene vom 12. April 858 (Böhmer Reg. Ca-
rol. 788). Letztere ist im Original vorhanden; erstere aber
eine Fälschung, der Schrift nach aus dem Anfange des
X. Jahrhunderts, von ungeschickter Hand, welche sich bemüht,
die carolingische Schrift nachzuahmen. Die Recognition des
Hadebertus in dieser Urkunde beweist, dass er eine echte spä-
tere Urkunde, wohl Böhmer 788, zur Vorlage hatte. Ueber
diese Urkunde spricht sich schon Sickel in den Beiti-ägen zur
Diploinatik I. ]). (JO dahin aus, dass sie ujibedingt zu verwer-
fen sei.
So ungeschickt die Fälschung auch ist, so unkanzlei-
gemäss die Formeln in dieser Urkvmde sind, so gibt sie den-
noch Aufschluss über die in dem Kloster Rheinau zu Anfang
des X. Jahrhunderts herrschende Tendenz. Gerade desshalb
muss sie zur Beurtheiluug unserer Urkunde mit herbeicrezosren
werden. Die Urkunde ferner vom 12. April 858, welche die
Restauration des Klosters Rheinau durch Wolvin und die
Sicherung durch die königliche Lnmunität nebst freier Abts-
wahl betrifft, ist besonders wichtig wegen des in dieser Ur-
kunde aufgezäiilten Besitzes des Klosters.
Fassen \\ ir zunächst das Besitzverhältniss des Rheinauer
Klosters ins Auge; denn die Betrachtung der ersten differiren-
den Stelle ergibt , dass in dein Texte B zwischen die Worte
habiiif und iif perpefuaiiter eine genaue Aufzälilung der Be-
sitzungen des Odilleoz eingeschoben sei. Dass genaue Aufzählun-
gen von Gütern in Urkuudenabschriften häufig eingeschoben
Ueber eine Urkunde Ludwig de» Deutschen für das Kloster Rheinan. 483
wurden, um für gewisse Orte, welche man sieh entweder bereits
annectirt hatte, oder die man zur Arrondirung- der vorhandenen
Güter gern an sich bringen wollte, einen scheinbaren Besitz-
titel zu erhalten, ist hinlänglich bekannt, und wir können da-
her auch hier, wo sich der Text B von dem Originaltexte A
durch eine derartige ausführliche Aufzählung der Besitzungen
des Odilleoz unterscheidet, eine ähnliche Absicht voraussetzen.
Der nachweisbare Besitzstand von Kheinau bis zum
Jahre 870, in dem unsere Urkunde ausgestellt ist, ist nun fol-
gender: Rheinau hatte Besitzungen im Thurgau in den Orten
Bassadingen, Bahnholz, Benken, Ellikon, Ilolzheim, Martellen,
Mettingen, Mörswil, Nussbaumen, Rheinau, Rudoltingen, Schlatt,
Stamheim, Trüllingen, Truttigen, Wildenbusch; im Alpengau:
die Cella Alba, Alpfen, Waldkirchen und den kirchlichen Be-
sitz in Weitzen, im Klettgau in Altenburg und Lauchrin-
gen, ferner in Italien im Veroneser- und Tortonesergau. '
Dazu kommt dann noch der Besitz des Odilleoz, wel-
cher in der Originalurkunde nicht näher bezeichnet ist. Der
weitere Zuwachs an Klostergut stellt sich folgendermasseu dar :
873 erhält das Kloster Besitz zu Gurtweil im Alpgau, 87;') zu
Bassadingen im Thurgau. 87() ein Gut in Trüllikon im Zürch-
gau, dann neuen Besitz zu Geroldswil im Zürchgau, sowie zu
Trüllikon und Schlatt im Thurgau, ferner Wiswill und Er-
zingen im Klettg-au; 878 ertauscht Wolvin von dem Grafen
Gozbert für den Klosterbesitz in der March Lauffen zu l^ung-
wiesen, Flurlingen, Morien und Dachsen, im Klettgau zu Lott-
stetten und Rafz mit Ausnahme des Ackerlandes, das zu
Bahn gehörte, den Besitz des Grafen im Klettgau zu Krziu-
gen, zu Transniundigen und Rechberg, den Besitz in Swa-
bowa, den Zehnten zu Jestetten und llofstetten, einige
Hüben zu Bahn; im Jahre 888 Besitzungen in K])))elhausen
und Ezweilen im Thurgau, 892 einen Hof zu Mundichingen
im Klettgau, dann von dc-ni Abt Gozbert (dem (»ben crwähntcüi
Grafen und Nachfolger Wolvins) dessen Besitzungen im Thur-
gau zu Laufen, Äbirlcn, Flui-lingen, zu Kglisau und im Hegau
zu Bietino;en und Rheinheim , S'JS einen Acker in der March
'»^
J Cfr. Hidber. Schw. ürkkregr- Nr. 468, 525, 547. .'if.l, 565, 569, 575, 590,
6(10, eso.
4^4 Riosrer.
Wiechsa, 912 durch Tausch Besitz zu Haslach im Klettgau
geg-en den Klosterbesitz zu Ost('i'fing(;n.'
Schon diese Zusammenstellung legt uns die Annahme
nahe, dass die Besitzungen des Odilleoz nicht die Ausdehnung
gehabt haben können , welche ihnen in der interpolirten Ur-
kunde gegeben wird. Wahrscheinlich wäre doch ein Güter-
complex, welcher sich auf alle bedeutenden Orte der ehemali-
gen Grafschaft Klettgau vertheilte, in der Urkunde von 870
ebensogut näher bezeichnet worden , wie das in der Urkunde
Ludwig des Deutschen vom 12. April 858 betreffs der damali-
gen Klostergüter geschehen war. Nun kommt hinzu, dass eine
schnelle Mehrung des Klosterbesitzes , insbesondere im Klett-
gau, nach der obigen Darstellung erst in der Zeit nach Lud-
wig dem Deutschen stattgefunden hat. Von den Orten, welche
in der interpolirten Urkunde aufgezählt werden, finden sich
nur Altunburg und Loucheringen unter den Orten, in Avelchen
vor dem Jahre 870 Besitzungen des Klosters lagen. Dagegen
finden sich in dem Besitzstande des Klosters im X. Jahrhun-
derte, wie er sich aus den vorhandenen Urkunden nachweisen
lässt, mit Ausnahme von Gathelingen, Sibelingen, Wolfenesreut
und Wichelingen, alle die Orte wieder, welche in der inter-
polirten Urkunde aufgezählt werden. Demnach ist es erklärlich,
dass ein Interpolator dieser Zeit darauf kommen konnte, ge-
rade jene Orte aufzunehmen.
Vollends ist die Vermuthung von Zapf, dass hier nur der
Besitz des Odilleoz aufgezählt worden sei, kaum haltbar.^ Ein
so angesehener Mann , wie es nach der Annahme von Zapf
' Cfr. Hidber: 692, 708, 711, 715, 718, 710, 720, 739, 822, 854, 857,
899, 970.
•^ Zapf erklärt die .Saclie in einer Nute zn (l(>r Hrkunde Monuni. anecd.
\). 4M\ X, wie folg't : . . . Odilleoz (|ui i)rinuis inter Clegg<Jviae Dynastas
occurit, et dnjn Rlienaugiae Monasticem amplexiis est, procul dubio Eegi
Ludovico Anctur fnit. iit pussessiimes , (pias in bcncfieinni ubtinnorat,
alias ad pruprietatem rep;-is reditnras, Monasterin donaret; und ibidem
p. 287. Snbiiide (Liidowicus) pront alia alodia. in Heneficium dabat
ad dies vitae Nnbili (-nipiani aut bene niiTihi vini; qnalis erat Odilleoz,
(|neni hl/er priniox CI<'</i/oviup ItyiiasUii iiiniHrare fas est. Hoc vero Mo-
nasticem in Miinasleriii Rlienaug'ensi jiroi'esso, (piaecumqne a Rege iu
beneficium adeptus fuerat ad proprium Regis ut ipse in Diploniate ex-
primit, rediere. Die Vermutiiung. dass Odilleoz in das Kloster Rheinau
Ueber eine Urkunde Ludwig des Deutschen für das Kloster Rlieinau. 485
Odilleoz g^ewesen wäre, würde wohl kaum von dem Urkunden-
sclireiber ohne alh; Titulatur und ohne alles Prädicat an-
o;efuhrt worden sein. Ueberhaupt besag-t die Originalurkunde
doch nur diess : Königliche Güter, welche zuvor Odilleoz un-
ter irgend einem Rechtstitel inne hatte, die jetzt aber an den
König zurückgefallen sind, werden von diesem jetzt dem
Kloster geschenkt. Diese Thatsache ist es, die der Interpolator
benutzt, um irgend welche sp.ätere Ansprüche des Klosters
geltend zu machen, imd gerade der Umstand, dass 870 die
betreffenden Besitzungen nicht näher bezeichnet worden sind,
bietet ihm die Handhabe, hier seine Einschaltung einzufügen.
Der Interpolator bleibt dabei nicht stehen , sondern ver-
sucht zugleich eine Erweiterung der Rechte und Freiheiten
des Klosters. So durch die Einschaltung der Worte Insuper
de loco Loufal — concedimus. Mit diesen Fischereigerecht-
samen steht es im Allgemeinen so : Im VIII. und IX. Jahr-
hundert werden sie, soweit es sich um kleinere Gewässer
handelt, mitunter auch mit dem Gute selbst verliehen. Doch
ist die Fischerei gewöhnlich ein Gegenstand königlicher Ver-
fügung. Es ist daher nicht zu verwundern, dass weder in den
Formeln sich piscationes unter den Gerechtsamen finden, noch
in den Urkunden , gleich dem Gebrauche der späteren Zeit,
die piscationes als stehender Begriff neben Uferbesitzungen
genannt sind. In den grösseren Flüssen, insbesondere im Rhein
und in der Mosel, war das Fisehereirecht unter den Karolin-
gern so sehr dem Fiscus vorbehalten, dass es gleich dem Jagd-
rechte durch einen besondern Bann geschützt wurde ; wie denn
auch unter Forestum geradezu das Recht auf Fischerei , wie
das Recht am Walde und Wildstande verstanden wird. In
einer Urkunde Ludwig des Frommen wird ausdrücklich gesagt :
Si quidem cuiuscumque potestatis sint litora, nostra tamen est
regalis aqua. Erst mit der Zeit geht auch dieses ursprünglich
fiscalische Recht, sei es durch besondere Verleihung, oder nur
eingetreten ist, wird dadurch gestützt, dass in dem St. Gallener Kataloge
der Rheinaiier Mönelie Zapf Monuni. anecd. p. 446 vom .Jalire 885 ein
Adileoz diaconus vcrzeiclinet wird. Dass Odilleoz den ,Dynastes' im
Klettgan angcliörte, wird vun Zapf duroli niclits begründet. Wohl ist von
ihm der bedeutende Besitz, der in der Urkunde enthalten ist, der zwin-
gende Grund 7.U dieser Annahme.
Sitzungsber. d. pUl.-hist. Cl. LXXVI. hd. III. Hft. 32
486
li iejjer.
thatsächlich , an die Besitzer der IJf'ergrimde über. Da mag-
aucli Rlieinau, das schon durch seine Lage auf solchen Erwerbs-
zweig ang-ewiesen war, zu Zeiten, da die Beamten des Fiscus
minder eifersüclitig- und aufmerksam auf die Wahrung der
iiscalischen Rechte waren, sich ein solches Recht angemasst
haben. Erst bei solcher Sachlag-e konnte der Interpolator auf
den G-edanken kommen, einen Rechtstitel für Fischereigerecht-
same schaffen zu wollen. Offenbar befleissig-t er sich dabei
Idug-er Mässigung und der Berücksichtigung- der Rechte oder
Rechtsansprüche Dritter; für die Strecke von Laufen bis
Schwaben nimmt er das Fischereirecht nur jeden dritten Tag
für das Kloster in Anspruch.
Gleichen Voraussetzungen begegnen wir bei der Erweite-
i-ung der Stelle über die Abtswahl in B. Daselbst ist erstlich
verglichen mit A die Stelle secundum regulam S. Benedicti
eingeschoben.
Dieselbe Wendung findet sich in gleichem Zusammen-
hange auch schon in den Urkunden der Karolinger; ' ist jedoch
in der Zeit der sächsischen Kaiser weit häufiger in Gebrauch.
Ferner enthält B einen Zusatz, welcher das Recht der freien
Abtswahl für den Fall dem Kloster zugesteht, als eine e-eei«-
nete Person innerhalb desselben nicht gefunden werden kann.
Dieser Zusatz ist viel wichtiger und muss desshalb mit Rück-
sicht auf die Kritik der Urkunde eingehender behandelt
werden. Mit dem Rechte der freien Abtswahl im Kloster
Rheinau beschäftigen sich ausser A und B noch die Urkunden
vom 12. April 858, Böhmer 788 und das Actum spurium von
852, Böhmer 764. In der ersten Urkunde lautet die betreffende
Stelle: ,Post eins (Wolvini) de hac luce dicessum liceat mo-
nachis in eodem coenobio consistentibus intei- se abbatem eli-
gendi per nostram nostrorumque successorum iussionem et
concessionem.
Diese ganz allgemein gehaltene Bestimmung hatte den
Fall, dass aus dem Klostor selbst kein geeigneter Abt hervor-
gehen könnte, nicht bei-ührt. Die Frage, ob auch dann noch
dem Kloster das Recht der freien Wald zustand, blieb unbe-
antwurtet. Sie scheint von dem Kloster selbst in Anregung
' So in .l(.r ITrk. K;irl d. Or. für Hcrsfold. Sidul Act;i II. K. :U.
Heber eine Urkunde Luilwig des Deutschen für das Kloster Rheinau. 4'S7
gebracht worden zu sein, so dass die Wiederholung der Ver-
leilumg- der freien Abtswahl in der Urkunde von 870 als Ent-
scheidung- angesehen werden kann. Denn in A wird den Mön-
chen ausdrücklich das Recht der freien Abtswahl zugestanden,
quanidiu ibi taleni inveniri potuerint qui secundurn Deum et
secundum seculuni veluti decet dignus existat. In dieser Aus-
dehnung wurde ihnen das Recht von den Nachfolgern wohl
belassen , wie aus den Urkunden Otto's I. und II. hervorgeht.
Die gleiche Auffassung mit A theilt auch das Actum
spurium Ludwig des Deutschen von 852, nur formulirt hier
der Verfertiger desselben das Rechtsverhältniss derart, dass er
den Fall angibt, in welchem ein Abt eingesetzt werden darf;
die betreffende Stelle lautet: Postquam vero aliquis eorum sie'
depositus fuerit, vel de hac luce , quod magis cupimus, migra-
verit, non aliunde abbas ibi constituatur, nisi, quod absit,
inter eos nullus idoueus inveniatur. Gerade im Gegensatz zu
dieser Interpretation der Fassung A ist die Interpolation in B.
Dieser Ueberlieferung zufolg-e hätte das Kloster in jedem Falle
das Recht der freien Abtswahl ausüben dürfen und für den be-
sprochenen Fall wird ihnen zugestanden: a quacumque mona-
chicae professionis congregatione sibi placeat, salva electione
sua sibi rectorem eligant.
Diese weitgehende Concession wäre jedenfalls Böhmer
764 zu Grunde gelegt worden, wenn die Urkunde in Form B
damals schon existirt hätte. Man kann daher mit Recht an-
nehmen, dass vielmehr Böhmer 764 durch seine beschränkte
Auffassung des in A angedeuteten Rechtsfalles den Interpola-
tor von B vei-anlasst hat, die im Kloster herrschende Tendenz,
sich von jedem fremden Einflüsse zu befreien, nun auch in
der urkundlichen Formulirung der rechtlichen Verhältnisse
zum vollständigen Ausdruck zu bringen. Wenn nun diese An-
nahme richtig und B wirklich im Gegensatz zu Böhmer 764
entstanden ist , so ergibt sich zugleich ein Zeitpunkt für die
' In derselben Urknndo weiter oben : Ific talis, Jitfiue sui successores a
nuUo eiiciantur, nisi tali, quos absit, facinori involvantur, quod ecclesia-
stici viri ecis inter se rton i)atiantnr. Tinic prirnci in generali coneilii)
Constantiensi aut Mofjuntieusi iiistu cunregulariuni iiuliciu depouantur.
Nenjrart Cod. All. I. 280.
35}*
488 Rieger.
Entstehung- dieser Auffassung' in B. lieber Böhmer 7(34 ist das
Urtheil gefällt; der Schriftcharakter der Urkunde spricht für
das X. Jahrhundert. B muss also wohl auch im X. Jahrhun-
dert entstanden sein. Aber nicht nur diese Annahme führt uns
ins X. Jahrhundert, sondern auch die allgemeine Entwicklung
des Wahlrechtes. Indem ich mir eine eingehendere Darstelluns:
dieser rechtlichen Verhältnisse für eine besondere Abhandlung
vorbehalte, va^III ich wenigstens an einer Urkundengruppe diese
Verhältnisse verfolgen. Ich wähle dazu die Gruppe der Hers-
felder Urkunden, diese gerade desshalb, weil dieses Kloster
unter den Karolingern sich besonderer Vorrechte erfreute, und
weil wir in der günstigen Lage sind, ein ziemlich vollständiges
Material zu beherrschen.
In der Zeit Karl des Grossen genossen nur wenige
Klöster das Recht der freien Wahl der Aebte. So oft auch
dieses Recht ausgesprochen wurde, von praktischer Wichtig-
keit war es nur in höchst seltenen Fällen ; ' unter diesen ist
das Kloster Hersfeld gewesen. Demselben verlieh Karl der
Grosse am 5. Januar 775 das freie Wahlrecht in folgender
Fassung: ,et quandoquidem abbas de ipso cenubio de hac luce
migraverit tunc ex nostra auctoritate licentiam habeant secun-
dum canonicam et regule sancti benedicti sibi abbatem insti-
tuere de ipsa congregatione, et si ibidem miuime repertus
fuerit qui in ipso loco condignus ascendere non possit tunc
sibi ipsa congregatio de quacunque casa dei abbatem regu-
lärem spirit(u)aliter elegere voluerint licentiam habeant'.-
Während Ilersfeld ein so weitgehendes; Recht erhält,
setzt in anderen Klöstern Karl selbst Aebte ein, oder behält
sich doch die Bestätigung vor. 3 Erst unter Ludwig dem From-
men wurde eine Regelung dieser Verhältnisse zugleich mit der '
Reform der Klöster versucht. Vor allem forderte dieser alle
Klöster in seine Hand zurück, um sie vor den Beunruhigungen
' Cfr. Wjiitz Veifa.s.suiifrsfreschiclito III. .365.
2 Kopp Tab. II. — Ich fitire, .so weit es möglicli ist, die nachfolgenden
Stellen nach den Tabellen der Kopp'schen Facsimile.s-Sammlung' de.s Insti-
tutes für Oesterreichische Geschichtsforschung, welche Professor Sickel
mir gütigst zur Verfügung stellte. Wenk. III^ n. 4.
•* Waita V. G. III. 36ü.
üeber eine Urkuude Ludwig des Deutscheu für das Kloster Rheinaa. 4o9
der Grafen und Bischöfe zu schützen.' In diesem Sinne än-
derte Ludwig- der Fromme in dei- Bestätigung der oben an-
geführten Urkunde Karl des Grossen vom 8. Mai 820 die
Stelle über die Abtswahl folgendermassen ab : ,Et quando qui-
dem abbas de ipso monasterio de ac luce migraverit volumus
ut ex nostra auctoritate licentiam habeant, secundum saci'os
cano'nes et regulam sancti Benedict! sibi abbatem eligere de
ipsa congregatione et si ibi minime reperire potuerint, tunc
sibi ipsa congregatio de quocumqne monasterio infta ipso jmiv-
tochia abbatem regulärem eligere voluerint per nostram aucto-
ritatem licentiam habeant eligendi. Et quando [deo] volente
electns fnerit ad nostram. i^erdiicant presentiam ut ihi ex [aminj
etiir si dignus sit fall ordinari officio.'^
Diese in den letzten Zeilen enthaltene Einschränkung
stimmt vollständig in den Reformversucheu Ludwig des From-
men mit dem Grundsatze überein, welchen er dabei verfolgt.
Von Ludwig dem Deutschen wurde nun im Jahre 843 dem
Kloster Hersfeld eine wörtlich übereinstimmende Urkunde ■'
ausgestellt. Ein Beleg dafür, dass Ludwig der Deutsche, wel-
cher in den kirchlichen Rechtsfragen die Politik seines Vaters
eingeschlagen hat, auch das Recht der freien Abtswahl in der
gleichen Beschränkung durchführte. In diese Zeit passt nun
die Fassung B nicht, denn anzunehmen, dass dem Kloster
Rheinau mehr concedirt worden wäre, als einem so hervor-
ragenden und begünstigten Kloster wie Hersfeld, ist wider-
sinnig. Ebensowenig kann die Interpolation in B schon in die
nächtsfolgende Zeit fallen. Denn in dieser Zeit der allgemeinen
Auflr)sung der rechtlichen Anschauungen mochte man wohl in
den verschiedenen Fällen Versuche gemacht haben, den Ein-
griffen der weltlichen und episcopalen Gewalt gegenüber sich
womöglich zu sichern und von Fall zu Fall deren Anmassun-
gen abzuwehren. Dagegen ein Mittel, wie die Erweiterung
1 Sinisoii LudwifT der Fromme I. p. 87. n. 1 citirt nus M. 6. SS. IV. 11) :
et abbatias (iiniie.s in .«iia.s manu.s revocavit. ut nemo comitum vel epLseu-
porum ea.s inquietare potuisset.
-' Kopp Fac*. Tab. XIV. Ledderliose kl. Schriften 4. --'71 m. 1. Sickel
Acta L. 157.
3 DiÖ'erenzen in der Urkunde .sind nur stilistischer Natur Cfr. Sickel Uei-
träge zur Dipl. I. S. 73.
490 Rieger.
cinsser Kraft getretener Rechte, wäre damals ganz und gar
t'riichtlos gewesen. Den Zeitvei'hältnissen g-emäss sucht Ludwig
der Jüngere <S8l dem Kloster Hersfekl durch ein Privileg den
bislierigen Besitz vor jeglicher, auch königlicher Gewalt zu
schützen ' und zu sichern. Aber dieses nützt ihm nichts. Ja unter
den Nachfolgern dieses Königs linden die ersten Vergabungen
der Abteien im Ostreiche an weltliche Grosse statt, so das^ das
Recht einer freien Abtswahl gänzlich illusorisch wird. Unter die-
sen Vergabungen findet sich auch das Kloster Hersfeld^ das dem
Herzog Otto von Sachsen als einem Leihenabt zufällt. Erst nach
und nach besserten sich die kirchlichen Verhältnisse mit der
Consolidirung des Reiches unter Heinrich L, und unter ihm und
seinen Nachfolgern, welche eine den Klöstern günstigere Po-
litik im Allg-emeinen einschlugen, findet sich das Recht der
freien Abtswahl wieder in seiner vollen Geltung. Verfolgen
wir nun an dem Kloster Hersfeld diese Entwicklung. Lu Jahre
908 verleiht König Ludwig das Kind auf Fürbitten des Leiheii-
abtes Otto dem Kloster das Recht, nach dem Tode des Herzogs
wieder den Abt frei zu wählen. - Dieser Fall wird praktisch im
Jahre 913, und Konrad bestätigt auch dem Kloster in demselben
Jahre das Recht der freien Abtswahl. Mit den Worten post
obitum praefati ducis abbatem inter se eligendi — potestatem
habeant wird ihnen das Recht restituirt; auch Heinrich L, in
seinen beiden Bestätigungen vom 30. Mai 925 und 1. Decem-
ber 930, hält sich an diese Fassung. Erst Otto I. in seiner
Bestätigung der Privilegien von Kaiser Karl dem Grossen vom
4. November 936 nimmt auch das Recht der freien Abtswahl
in der von Karl erlassenen Ausdehnung wieder auf: Et quan-
docunque Abbas eorum de hac luce migraverit, licentiain ha-
beant inter se eligendi abbatem. Quod si inter eos dignus in-
veniri non postest potestatem habeant undecunque velint ab-
batem sibi conducere.
' Wenk ni^ 23, Kopj) Facsim. Tab. XXXVI : Et ut imllu.s successorum
iiDstrornin ipsas res . . . aiit in hciieficia facere aut alio iniuste vertere
praesumat.
2 Wenk IIb ig. p. 23 Kopp Faes. Tab. XXXVII.
'■> Köhnier Acta Cmradi Nr. 14, K..pp Faes. Tab. XIX.
' Weuk III'' n. -JG u. 27.
Ueber eine Urkimile Ludwig des Deutschen für das Kloster Rlieinan. 491
Diese Auffassung des Rechtsverhültnisses zeigt abei- B.
Wenn nun Hersfeld im Jahre üoi) die Wiedererstattung des
ihnen schon früher zugestandenen Rechtes erhalten hat, so
konnte wohl Rheinau kaum früher an eine solche Forniulirung-
seiner rechtlichen Ansprüche gehen. Der Stellung der Regie-
rung vor Otto I. zu den Klöstern entspricht die abwehrende
Haltung, wie sie in der Auffassung des Rechtsverhältnisses in
Böhmer 764 entgegentritt, der Politik Otto's I. aber die For-
niulirung in B.
Also auch die Entwicklung der rechtlichen Verhältnisse
führt in das X. Jahrhundert. Dieses Resultat stimmt aber
vollständig überein mit dem Resultate der Untersuchung über
das Besitzverhältniss des Klosters. Was wir von der Geschichte
des Klosters wissen, widerspricht durchaus nicht diesen An-
nahmen. Das Kloster, den Ungarneinüillen ausgesetzt, hatte
natürlich auch ungeheueren Schaden durch dieselben erlitten.
Als nun Konrad, Bischof von Constanz von 934 — 975, die
Administration über die Stiftung seines Geschlechtes übernahm,
so musste dieser einerseits trachten, dem Kloster seinen grossen
Verlust zu restituiren, ^ anderseits bestrebt sein, dem Kloster
Freiheiten und Rechte zuzuwenden, um sie dadurch vor jeg-
licher Willkür zu sichern, besonders aber das Recht der unbedingt
freien Abtswahl ihnen zu vindiciren.- Diese Bestrebungen und
die Tendenz, welche B zu Grunde liegt, scheinen sich wohl
zu decken, und die Annahme, dass Bischof Konrad der Erwei-
terung der Urkunde nicht ferne steht, dürfte insofern richtig
sein, als wir in ihm den intellectuellen Urheber wohl vermu-
then können.
Was die äusseren Merkmale der Urkunde betrifft, so
luibe ich gleich Anfangs hei-vorgehoben , dass der Schrift-
charakter dem X. Jahrhundert entspricht; ich glaube diese
Angabe aber noch dahin bestimmter fassen zu können , dass
die Schrift in B mit der Urkundenschrift der Zeit Otto's I.
zusammenfällt. Es ist nun zunächst festzuhalten , was auch
mehrnuils im Laufe der Untersuchung besonders hervorge-
' Cfr. Zapf Monum. anoed. :U(>.
2 War ja doch Koiirad, elie or J'.i.scluif von Consta»/, wiinlo, Mimrli di-s
Klosters «St. Gallen. Seine Stellunj^ konnte deinnacli leiclit zn willkiir-
liilien Schritten den erwünschten Präcedcnzfall lietern.
492 Rieger.
hoben worden ist, class der Interpolator ungeachtet der Anleh-
nung- an die Vorlage, eine kanzleigerechte Umarbeitung und
Erweiterung derselben unternimmt; vergleichen wir die freie
Dispositions- und Corroboratiousformel und das Eschatokollon
in B mit den gleichen Theilen der Urkunde von 852, Böhmer
7()4, so ergibt sich der Schluss, dass der Interpolator von B
nicht nur mit dem Kanzleigebrauche seiner Zeit vertraut war,
sondern auch das Kanzleiwesen der früheren Zeit genau kannte.
Er setzt das Monogramm an die rechte Stelle, vermeidet den
Gebrauch des Incarnationsjahres und bewahrt dennoch, wo er
es nothwendig hat, die nöthige Freiheit.
Ks dürfte wohl nicht Zufall sein, wenn Avir derselben
Schrift ' freilich in beschränkter Weise, in der Kanzlei Otto's I.
begegnen und insbesondere ist die auffallende Uebereinstim-
mung mit einem in Chur befindlichen Originaldiplome Otto's I.^
berücksichtigenswerth. Die Annahme, dass der Schreiber von
Stumpf n. 64 und der obigen Interpolation derselbe wäre, ist
demnach nicht ungerechtfertigt. Die Entstehungszeit der Inter-
polation fiele mit dem Anfange der Regierung Otto's I. zu-
sammen. Freilich bleibt noch die Frage offen, ob der Schrei-
ber der Urkunde während der Zeit seiner Thätigkeit in der
königlichen Kanzlei, oder vor oder nach derselben das in
Frage stehende Diplom interpolirt hat.
Diese Frage ist doch nur mehr von geringer Bedeutung.
Denn wenn sie auch nicht gelöst werden kann, so hindert sie
uns nicht im mindesten, die annähernde Zeitbestimmung der
Jahre 930 — 940 als Entstehungszeit anzunehmen. Diese Be-
stimmung steht im vollen Einklang mit allen Angaben, die
bisher gewonnen werden konnten. Vor allem die Ausfertigung
des Privileg für Hersfeld im Jahre 936, der Antritt der Admini-
stration Rheinaus durch Bischof Konrad im Jahre 934 fallen in
die angegebene Zeit.
Die Annahme, dass durch einen königlichen Kanzlei-
beamten die Interpolation geschehen sei, ist immerhin inter-
essant. Dieselbe darf wohl nach den obigen Auseinander-
' Ausser in Stumpf, n. ß4 glaube ich den Schreiber noch in Stumpf, u. »59
nacliweisen zu können, welches mir aber in einem schlechten Facsimile
vorliegt.
- Stumpf Reg n. 64.
Ueber eine Urkumle Ludwig de« Deiittichen fiir das KlostiM- Klieinau. -ii'O
setzung-en kaum mehr bezweifelt werden, Dass aber auch in
der königlichen Kanzlei Fälschungen vor sich g-cgangen sind,'
lässt sich schon aus dem innigen Zusammenhang zwischen
Parteien und Kanzlei erschliessen, einen schlagenden Beleg*
dafür hat man aus der Zeit König Sigmunds.'- Mit dem
1 Auch aus der Zeit Kaiser Heinrichs II. könnte ich Fälle anführen, welche
nur einen gleichen Schluss ei'lauben.
2 Das interessante Stück Sigismunds , in welchem er die Fälschung, die
in seiner Kanzlei vor sich gegangen ist, berichtet, liegt zu Wien im k. Iv.
Staatsarchiv, Reichs-Rogistratur-lJücher König Sigismunds Bd. H. f. 1"J7.
Von meinem Freunde Dr. Bayer wurde ich hierauf aufmerksam gemacht.
Der Sachverhalt ist folgender : AI.« einer der Reichsfürsten mit Saclisen
belelmt werden sollte, trat Herzog Erich von Lauenburg mit einem Lelin-
briefe liervoi-, in welchem diesem nebst Sachsen nocli andere Ländereien
schon bei Gelegenheit seiner Belehnung mit Lauenburg zugesprochen
worden seien. Indem nun Sigismund diese Behauptung als unrichtig
zurückweist und sich hiebei auf Zeugen bei dorn Acte der Belchnung
beruft, fährt er fort: ,also das wir des alles wol indenk sin vnd das
wir von demselben lehenbrief nicht anders wissen dann was wir Im
den nicht haben heissen geben vnd als der von passaw seliger vnser
Canczler gewest ist, das derselb herczog Erik durch furdrung vnd volwort
des Edlen Conrats von winsperg denselben brief nechst zu Nuremberg
hinder uns erkriegt hat , do wir den letzten tag mit den kurfursten vnd
andern fursten , Greuen Herren und steten geleist haben, do er Im die
data bey acht Jaren hat lassen hiufur seczen als wir docli dem von
winsperg wol ein besseres czugctraut betten als wir ouch das von vnsern
prothonotarien nemlich den Ersamen Franczen Cnstos zw iieiligeu Crewtz
zu Bi-eslaw den wir bey dem eyde gefragt haben, der do lautter spritlit,
do wir letzt zu Nuremberg waren, das der von jiassaw Canczler vnd der
Edel Conrat herr zu Winsperg mütten an In, vnd hiessen das er dem
lierczogen von lawemburg sinen lelienbricf machen und sclireiben solt,
vnd die data liinfur legen wol acht Jar oder mer du verantwort er das
also vnd sjirach er wer nicht dieselbe czeit vnser diener vnd schrrilu-r
gewesen, also das Im das nicht fügte zu tun, ober das wart der brief do
zu Nurenberg geschrieben vnd versiegelt vnd den Ersamen Miclielu
probst zu Boleslaw ]ial)en wir auch bey dem eyd gefragt, der spriclit das
es an Im zu Nuremberg von dem von passaw seligen gebracht ist. vcm
desselben leben briefs wegen, sint dermal er die wil in der Canczley
gewest, do lierczog Erik sine lehen zu franUfurt empfieng das er sich
solt in demselben brief vndorscliriben vnd das redt der von pas.saw zu
Nuremberg mit Im vnd hiess In da er sirli snlt vnderschriben dorczu
liaben wir von licint/.cn fijc vnsern Registrator, der dcn.selben brief zu
Nuremberg geregi.stricrt iiat, bey sinem eyd erfaren, das er denselben
brief zu Ninemburg neclist, do wir da waren geregistriet liat, vnd das
4i)4 Rieger.
Heranziehen dieses Falles beabsichtiw-e ich nur der Vorstelluuo;
entgegenzutreten, als wäre die Vermutliung_, dass im Mittel-
alter die Kanzlei derartiger Schliclie sich hätte schuldig
machen können , unstatthaft. Unsere Urkunde wurde ebenso
ohne Vorwissen des Königs erweitert, wie jener Belehnungs-
brief ohne Vorwissen Sigmunds ausgestellt wurde.
Eine weitere Frage ist die, welchen Gebrauch die Rhein-
auer Mönche von der Urkunde gemacht haben. Von Otto I.
und II. J welche zwei congruent lautende Privilegien dem-
selben ausgestellt haben, worin die früheren Rechte und Frei-
heiten : ,sicut cartarum textus eidem loco conscriptarum enun-
tiat' bestätigt werden, wird auf diese Urkunde noch nicht
Bezug genommen. Das Recht der freien Abtswahl, das ihnen
zugestanden wird, lautet in diesen beiden Urkunden : Ut vide-
licet monachi secundum regulam saucti Benedicti ab-
batem inter se eligendi habeant licentiam. Beide Urkunden
wurden dem Kloster Rheinau durch Bischof Konrad von Con-
stanz erwirkt. Dies erklärt wohl auch den Umstand, dass die
Urkunde, deren Entstehung wir unter Konrads Administration
des Klosters ansetzten, Otto I. und IL nicht vorgelegt wurde.
Erst unter Heinrich III. wird in einer Urkunde vom
11. Juli 1049- unserer Urkunde zugleich mit dem Original-
diplome vom 12. April 858 Rechnung getragen. Wie aber
diese beiden Urkimdeu in dem Diplome Heinrichs III. auf-
genommen sind , spricht dafür, dass nebst der Vorlage dieser
beiden Urkunden noch irgend ein mündlicher oder schriftlicher
Einfluss von Seiten Rheinau's auf den Kanzleibeamten aus-
geübt wurde. Für das erstere spricht die Arenga in unserem
Diplome, welche ich der Arenga der Urkunde von 870 (in
beiden Fassungen congruent) gegenüberstelle.
fJcr vorjjenannte lehenbrief on viiser wissen vnd willen j^fcgclicn, viul
vsgericlit ist, das s])rcclion wir bey vnsern kunisl. trewcn vnd mit ni-
knnd diss bricf vpr.sigrlt etc. Gelten /.n Ofen nach Cr. etc. XXVI An
vnscrer lieben frawen abend Assnnij»tinnis vnser R. etc.
' Stnm])f, Rt'ix. ;">1 l und ölC^. Zapf ibid. 1;">7 und 4ri<t; beide im Orijrin.il im
Stajitsarchive zu Ziiricli.
■■i n.Tu'-utt (;eii. H;ibsl). II. 1 •_'(•. Oriirin.il iu Ziiliih.
Üeber eine Urkumle Ludwig ilos Deutschen für ilas Klüster Klieiiiau.
495
A. B.
Oportet igitur nos qiii divi-
ao sumus munere quodammodo
prae caetei'is mortalibus subli-
mati, eius in omnibus parere
praeceptis cuius dementia
praelati sumus atque cuius
praecellimus munere, loca uti-
que sibi servata nostro rele-
vari iuvamine atque regali
tueri munimine quoniam id
nobis et admortalem vitain
transigendam et ad aeternam
feliciter obtinendam profuturum
liquido credimus.
Urkunde Heinrichs III.
Oportet igitur nos qni divino
svrmis munere quodammodo
prae caeteris honiinibus suhli-
mati eius in omnihus proposse
nostro j)arere voluntati et cvius
praelati snmns dementia , at-
que reg-namus providentia loca
vero sihi consecrata nostro
consolari iuvamine atque Im-
pei-iali tueri mtmimine quoniam
id nobis ad praesentis vitae
sahitem, et ad percipiendum
aeternae beatitudinis retribu-
tionem ürmiter prodesse C7'e-
dimus.
Dagegen ist auffallend, dass in der Urkunde Heinrichs III.
die Orte, in welchen nach den beiden Urkunden Ludwig des
Deutschen Besitzungen des Klosters lagen, als loca proprie-
tatis Wolveni angesehen werden, und die Besitzungen im Ve-
roneser und Tortoneser Gau namentlich aufgezählt sind.
Könnte man die erstere Differenz als Auffassung des Urkunden-
schreibers ansehen, so bliebe doch die namentliche Aufzählung
der Güter in den genannten Gauen unerklärt, wenn wir nicht
noch eine weitere Quelle, die dem Schreiber der Urkunde
Heinrichs III. vorlag, annehmen.
Wird die Urkunde Heinrichs III. weiter verfolgt, so fin-
det sich von den Fischereigerechtsamen des Klosters Rheinau,
wie sie in B angegeben sind, mit Ausnahme der piscationes
in der Pertinenzformel keine Erwähnung; entweder waren
dieselben in der Zeit Heinrichs III. schon selbstverständlich,
oder die Beschränkung, die hier noch gilt, hat schon aufgehört,
und die Aufnahme dieser Bestimmung wäre dem Kloster un-
günstig gewesen. Die übrigen Rechte uiul Freiheiten dos Klo
stei-s werden nur im Allgemeinen angefülirt. \\ olvin habe alle
Besitzungen und das Kloster cum leg'itiiiia übertäte Ludwiii'
dem Deutschen übertragen .<';i videlicet ratioue ut sub illorum
49G Uieger. Ueber eine Urkunde Ludwig des Deutschon für das Kloster Rheinau.
(Ludowici reii,is et omnium post hinc succedeiitium regiim vel
imperatorum) defensione et immunitatis tuicioue cum omni jure
et integritate consistant'. In diesem Umfange bestätigt Hein-
rich III. die Freiheiten des Klosters; von der ausgedehnten
Freiheit der Abtswahl, wie in B, ist jedoch auch hier nicht
die Rede.
Wenn die Rheinauer Mönche überhaupt von dem sich
vindicirten ausgedehnten Rechte der freien Abtswahl Gebrauch
gemacht haben, so dürfte nach diesen letzteren Thatsachen
wohl zu schliessen sein, dass sie es wahrscheinlich, gegen die
episcopale Gewalt, aber kaum gegen den königlichen Einfluss
gerichtet haben. Dafür spricht auch der Umstand, dass das
Kloster Rheinau zahlreiche Angriffe des Bisthums Constanz,
welches der Administration Rheinau's durch Bischof Konrad
wohl eingedenk war, abzuwehren hatte, w^ozu es gerade des
königlichen Schutzes bedurfte.'
Was immerhin von diesen Erörterungen Zutreffendes sein
sollte, eines geht doch daraus wieder von neuem hervor, wie
Interpolationen, so geschickt sie auch gemacht sein mögen, den
Stempel einer gewissen Zeit und der Bestrebungen einer be-
stimmten Partei an sich haben. Freilich kömmt hier das Vor-
handensein des Originaldiplomes und der Interpolation in
der Urschrift der Frage, wie Interpolationen entstehen, zu
Gute, da dieser Fall zugleich das paläographische und
diplomatische Verhältniss des Originales zur Ueberarbeitung
darstellt.
- 1 Cfr. (Vk- Krk. Otto's III. Stumpi". 104S.
Im Dpcemborlioffc iles .Jnlirjrnnjros 1S7.3 ist .-mf S. ."70, Zcilo 10 von oben
A nt ipiMl (• 11 statt Antöken zu losen.
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142
A53
Bd. 76
Akademie der Wissenschaften,
Vienna. Philosophisch-Histo-
rische Klasse
Sitzungsberichte Q*^
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