Skip to main content

Full text of "Sitzungsberichte"

See other formats


ZJ.- 


I 


/VcS- 


SITZUNGSBERICHTE 


DEK  KAISERLICHEN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


PIIIL080PHISCII-HI8T0RISCHE  CLASSE. 


SECHSUNDSIEBZIGSTER    BAND. 


WIKN,    1874. 
IN    COMMISSION    MKI    KARL   GEROLD'S    SOHN 

BtCHHANDLKK  DKH  KAlb.  AKADEMti;    DKK  WISSENSCHAFTEN. 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN  CLASSE 


DER  KÄISEKLICHEN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


,,oy 


4, 


SECHSUNOSIEBZIGSTER    BAND. 


JAHRGANG    18  74.    —    HEFT  I— m. 


WIEN,  1874. 


IN    COMMISSION    BEI    KARL    GEROLD'S    SOHN 

BUCHHÄNDLER  DEK  KAIS.   AKADEMIE   DEK  WISSENSCHAFTEN. 


As 

M.76 


I»ruck  von  Adolf  Holzhniisen  in  AVien 

k.  k.  l'lnVL'r^itJil^-Ruclld^llckl-l*ci. 


INHALT. 


Seite 

I.  Sitzuug  vom  7.  Jauuar   1874 3 

C  0  n  z  e :  Erster  Bericht  über  die  vorbereitenden  Schritte  zur  Ge- 

sammtausgabe  der  griechischen  Grabreliefs 5 

II.  Sitzuiig^  vom  14.  Jauuar  1874 •_'7 

III.  Sitznuff  vom  til.  Januar  1874 .  28 

IV.  Sitzuuff  vom  4.  Februar  1874.    .  ...  .81 

y.  Sitzuugr  vom   11.  Februar  1874    ...                 82 

Sacken:    Ueber  ein  neues  Militärdiplom  von  Kaiser  Elagab.tlus  85 

VI.  Sitzung  vom  25.  Februar  1874 47 

Haupt:  Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker  .51 

Pfizmaier:  Die  Geschichte  der  Mongolenangrifl'e  auf  Japan       .  105 
Mussafia:    Ueber   die   provenzalischen    Liederhandschi-iften    des 

Giovanni  Maria  Barbieri                                  ...  201 
Rockinger;  Berichte  über  die  Untersuchung   von  Handschriften 

des  sogenannten  Schwabenspiegels.   IV 2fi7 

Horawitz:    Beiträge    zu    den   Sammlungen   von   Brieten   Philipp 

Melanchthons 299 

VII.  Sitzung'  vom   11.  März   1874 327 

Hartel:  Homerische  Studien.  H 329 

VIII.  Sitzung  vom  18.  März  1874 377 

Mussafia:     Cinque    Sonetti   antichi    tratti    da    un    codice    della 

Palatiua  di  Vieuna 879 

IX.  Sitzung  vom  20.  März  1874 389 

"Wolf:    William    Roye's    Dialogue    between    a    Christian    Father 

and  bis  stubborn  Son 391 

Rieger:  Ueber  eine  Urkunde  Ludwig  des  Deutschen  für  das 
Kloster  Rheinau.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Kanzlei- 
wesens im  Mittelalter 477 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KAISKRLICHEN   AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  CLASSE. 


LXXVI.  BAND.  I.  HEFT. 


JAHRGANG  1874.  —  JANNER. 


Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Ol.  LXXVI.  Bd.  I.  Hft. 


I.  SITZUNG  VOM  7.  JANUAR. 


Der  Secretär  verliest  ein  Schreiben  des  Secretärs  der 
historischen  Classe  der  königl.  bayrischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  München  betrefl'end  die  Fortführung-  der  Monumenta 
Gennaniae  historica. 


Das  w.  M.  Herr  Professor  Miklosich  legt  den  zweiten 
Theil  seiner  Abhandlung  ,über  die  slavischen  Ortsnamen  aus 
Appellativen'  vor. 


Das  w.  M.  Herr  Professor  Conze  erstattet  Bericht  über 
die  Vorarbeiten  zur  Herausgabe  einer  Sammlung  der  griechischen 
Grabreliefs. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Äccademia      Pontificia     de'    nuovi   Liiicei:  Atti.  Auno    XXVI.  Sessione  6*. 

Koma,  1873;  4». 
Akademie   der  Wissenscliaften,  Königl.    Preuss.,   zu  Berlin:  Monatsbericht. 

September  und  October  1873.  Berlin;  8". 
American  Journal  of  Science  and  Arts:  IIP    Series.  Vol.  V.    Nrs.   25 — 30; 

Vol.  VI.  Nrs.  31—34.  New  Haven,  1873;  8". 
Breslau,    Universität:    Akademische    Gelegenheitsschriften    aus    dem    Jahre 

1872/73.  40  u.  80. 
Central-Commission,  k.  k.    .statistische:  Ausweise  über  den  auswärtigen 

Handel  der  österr.-ung.  Monarchie  im  Sonnenjahre  1871.  XXXII.    Jahrg. 

Wien,  1873;  4". 
Cosmos  di  Guido  Cora.  V.  Torino,   1873;  4". 
Gesellschaft,  k.  k.    geographische,    in   Wien:     Mittheilungen.    Band  XVI. 

(neuer  Folge  VI.),  Nr.  11.  Wien,  1873;  8". 
Helsingfors,    Universität:    Akademische     Gelegenheitssehriften    aus     dem 

Jahre  1872/73.  4"  und  8«. 

1* 


Mittlieilungen  aus  J.  Perthes'  geographischer  Anstalt.  19.  Band,  1873. 
Xn.  Heft.  Gotha;  4". 

Revista  de  Portugal  e  Brazil.     Nr.  5.  Deuembro  de  1873.  Lisboa;  4". 

,Revue  politique  et  litteraire'  et  , Revue  scientifique  de  la  France  et  de 
l'etranger'.     III*^^    Annee,  '2"   Serie,  Nrs.  25—27.     Paris,   1873  &  1874;  4". 

Schneiderwirth,  J.  Herrn.,  Die  Parther  oder  das  neupersische  Reich 
unter  den  Arsaciden.  Heiligenstadt,  1874;  S".  —  Geschichte  der  Insel 
Rhodus.  Heiligenstadt,   1868;  8". 

Society,  The  Asiatic,  of  Bengal:  Journal.  Part.  I.,  Nr.  1.  1873;  Part.  IL, 
Nrs.  1—2.  1873.  Calcutta;  8".  —  Proceedings.  Nrs.  ü.— IV.  February— 
March,  1873.  Calcutta;  8".  —  Bibliolheca  Jndica.  New  Series.  Nrs.  271, 
274—276,  278.     Calcutta,  1873;  4"  &  8». 

Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen:  Mittheilungen.  IX.  Jahr- 
gang, Nr.  7—8;  X.  Jahrgang,  Nr.  1—6;  XI.  Jahrgang,  Nr.  1  —  6; 
xn.  Jahrgang,  Nr.  1—2.  Prag,  1871/73;  gr.  8«.  —  Beiträge  zur  Ge- 
schichte Böhmens.  Abtheilung  III.  Geschichte  der  Stadt  Leitmeritz. 
Von  Jul.  L  ippert.  Prag,  1871;  8".  -  IX.  und  X.  Jahresbericht.  1870—1872. 
Prag,  1871  und  1872;  8".  —  Festschrift  zur  Erinnerung  an  die  Feier  des 
10.  Gründungstages  im  Jahre  1871.  Prag,  1871;  gr.  8".  —  Das  Sprach- 
gebiet der  Lausitzer  Wenden  vom  16.  Jahrhundert  bis  zur  Gegenwart. 
Von  Richard  Andre  e.  Prag,  1873;  8".  —  Beiträge  zur  Geschichte  von 
Aruau.  Von  Carl  Leeder.  Prag,  1872;  8".  —  Aus  der  Vergangenheit 
Joachimsthals  von  Gust.  C.  Laube.  Prag,  1873;  8".  —  Mitglieder- Ver- 
zeichniss.  1873;  8". 


Conze.  Ueber  die  Gesaniratansgabe  der  griechischen  Grabreliefs. 


Erster  Bericht  über  die  vorbereitencleu  Schritte  zur 
Gesammtaus2:abe  der  griechischen  Grabrehefs. 

Von 

A.   Conze. 

Wir  dürfen  mit  Jacob  Grimm  ^  den  seine  Auseinander- 
setzung über  das  Wesen  der  Akademie  hierauf  führt,  von 
jedem  wahrhaft  wissenschaftlich  Arbeitenden  ein  untrügliches 
Gefühl  fordern  für  die  Unterscheidung  dessen,  was  abgethan 
und  erledigt  sei ,  von  dem ,  was  sich  vorbereitet  habe  und  in 
raschen  Angriff  genommen  werden  müsse,  erwarten  also  auch, 
dass  er  erkenne,  hier  und  nicht  dort  sei  die  Kraft  einzusetzen. 

Ueber  gewisse  Aufgaben,  welche  auf  dem  Gebiete  der 
klassischen  Archäologie  vorbereitet  liegen  und  in  Angriff  ge- 
nommen werden  müssen,  hat  heute  nicht  erst  der  Einzelne 
sich  die  Einsicht  zu  ei'arbeiten.  Wegweisende  Anfange  sind 
bereits  in  der  Archäologie  selbst  gemacht,  vorbildlich  oder 
doch  sehr  bestimmt  anregend  sind  grossartige  Unternehmungen 
in  nahe  benachbarten  Disciplinen  schon  weit  geführt,  und  es 
ist  so  zur  gemeinsamen  Ueberzeugung  der  heutigen  Archäo- 
logen geworden,  dass  es,  um  grössere  Fortschritte  zu  machen, 
unter  Anderem  der  möglichst  vollständigen  Sammlung  und  der 
mit  aller  Sorgfalt  im  Einzelnen  verbundenen,  zusammenfassen- 
den Behandlung  einzelner  Klassen  von  Arbeiten  des  antiken 
Kunsthandwerks  —  und  das  ist  zumal  für  uns  gleich  der  an- 
tiken Kunst  —  bedarf. 

Ganz  besonders  gilt  es  solchen  Klassen,  welche  sich  nicht 
nur  nach  dem  Merkmale  gemeinsamer ,  an  gleichem  Materiale 
geübter  Technik  zusammenfinden,  sondern  welchen    durch   alle 


C  0  n  z  e. 


Variationen  der  einzelnen  Exemplare  hindurch  gewisse  weit- 
verbreitete gleiche  Absichten  und  Gedanken  zu  Grunde  liegen, 
so  dass  nicht  hinter  jedem  einzelnen,  sondern  erst  hinter  einer 
ganzen  Reihe  verwandter  Werke  der  ursprüngliche  Gedanke 
sich  verbiro-t.  Dessen  können  wir  im  Verständnisse  erst  dann 
Herr  werden,  wenn  wir  seine  Ausdrucksformen  möglichst  voll- 
ständig überblicken  und  richtig  zu  gruppiren  wissen.  Wohl 
dient  es  zur  Mehrung  unseres  Wissens,  wenn  fort  und  fort 
Monumenti  inediti  in  bunter  Fülle  ans  Licht  gefördert  und  im 
Einzelnen  mit  so  viel  Flülfsmitteln,  wie  der  Herausgeber  jedes- 
mal herbeischaffen  kann,  erläutert  werden,  aber  je  mehr  in 
dieser  Riclitung  seit  langer  Zeit  geschah,  je  mehr  hinzukommt 
und  hinzukommen  soll,  desto  erschwerter  fast  erscheint  es  über 
alle  Melirung  des  Wissens  zu  dessen  Klärung  zu  gelangen. 

Was  dazu  Noth  thut,  sah  schon  Eduard  Gerhard,  der 
mit  dem  Sammelwerke  mannigfaltigsten  Inhalts,  seineu  , an- 
tiken Bildwerken',  begonnen  hatte,  zu  grossen  Serien  wenig- 
stens gleichartiger  Arbeiten,  Avie  die  Vasengemälde,  mit  seinen 
Publicationen  fortgeschritten  war,  und  endlich  den  Plan  zur 
vollständigen  Herausgabe  der  etruskischen  Sarkophagreliefs  und 
dann  der  etruskischen  Spiegel  fasste,  letzteren  auch  wirklich 
mit  Hülfe  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin 
durchführte.  Er  bewies  damit  vollgültig  die  Berechtigung  sei- 
nes paradoxen  Ausspruchs,  der  sich  ihm  schon  Angesichts  der 
epochemachenden  Vasenfunde  von  Vulci  aufgedrängt  hatte  und 
den  er  einmal  in  meiner  Gegenwart  einem  Autographensammler 
ins  Album  schrieb :  ,Monumentum  artis  qui  unum  vidit,  nul- 
lum  vidit;  qui  millia  vidit,  unum  vidit.' 

Solche  Unternehmungen,  wie  Gerhards  leider  durch  vie- 
lerlei absonderliche  Irrungen  in  der  Behandlungsweise  getrübte, 
dennoch  im  Grundgedanken  vorbildlich  bleibende  Publication 
der  etruskischen  Spiegel ,  konnte  nach  vielfach  vorbereitenden 
Arbeiten  älterer  Antiquare  erst  unsere  Zeit,  namentlich  auch 
mit  Hülfe  ihrer  erleichterten  Weltverbindunj;,  ins  Werk  setzen. 
Erst  heute  ist  es  möglich  geworden,  die  Vorräthe  der  grossen 
Museen  Europas ,  wie  den  Inhalt  der  Fächerwerke  eines  ge- 
waltigem Sclirankes,  einigermassen  bis  in  alle  Einzelheiten  zu 
überblicken  und  so  ziendich  überall  mit  eigenen  Augen  zu  sehen ; 
denn  aucli   liier  inuss,    bei    noch  so  vielen  vorhandenen   Publi- 


Ueber  die  Gesaramtausgalie  der  griechischen  Grahreliefs.  7 

cationen ,  zur  Coiitrole  derselben  auf  die  Originale  zurück- 
S'-egangen  werden ,  damit  wir  hinter  den  Fortschritten,  welche 
uns  die  Epigraphik  gezeigt  liat,  nicht  zurückbleiben.  Günstig 
ist  es  wiederum ,  dass  man  heute  kaum  schon  genöthigt  ist, 
was  bei  der  Wanderung  der  antiken  Kunstüberreste  nicht  aus- 
bleiben wird,  auch  auf  transatlantischen  Besitz  allzubedeutende 
Rücksicht  zu  nehmen. 

Was  nun  aber  auch  Gerhard  nicht  ulme  die  Hülfe  der 
Akademie,  der  er  angehörte,  durchführen  konnte,  das  wird  in 
der  Regel  einzelnen  Arbeitern  unausführbar  sein.  Es  sind  nicht 
nur  die  Geldmittel,  es  sind  auch  die  zahlreichen  und  mannig- 
fachen Hülfsleistungen,  ohne  die  solche  Sammelwerke  nicht  zu 
Stande  kommen  können ,  welche  leichter  einer  zur  selbstthäti- 
gen  Pflege  und  Förderung  der  Wissenschaft  fest  gegründeten 
Corporation,  als  einem  Einzelnen  zur  Verfügung  stehen.  Dem 
entsprechend  hat  namentlich  das  deutsche  Institut  für  archäo- 
logische Correspondenz  in  Rom  weitere  Schritte  auf  der  von 
Gerhard  eröffneten  Bahn  möglich  gemacht,  indem  es  Heinrich 
Brunn  zur  Herausgabe  der  Reliefs  etruskischer  Aschenkisten, 
deren  erster  Band  bereits  vorliegt,  in  den  Stand  setzte  und 
indem  es  jetzt  auch  die  Arbeiten  für  ein  Corpus  der  römischen 
Sarkophagreliefs  .  in  die  Hände  von  Friedrich  Matz  gelegt  hat. 

In  die  Reihe  dieser  wissenschaftlich  noth wendigen,  die 
Kräfte  Einzelner  aber,  so  lange  uns  die  Humboldte  in  der 
Archäologie  fehlen,  übersteigenden  Unternehmungen  gehört 
die  Herstellung  einer,  so  weit  irgend  möglich  sein  wird,  voll- 
ständigen Sammlung  der  griechischen  Grabreliefs.  In  ihr  soll 
mit  einer  nach  Darstellungen,  Zeiten  und  Orten  übersichtlich 
durchgeführten  Ordnung  an  gewählten ,  bildlich  zu  reproduci- 
renden  Beispielen  und  an  möglichst  vollständigen  Verzeich- 
nissen gezeigt  werden ,  zu  welchen  Bildformen  die  Griechen 
griffen,  indem  auch  sie  durch  die  Vergänglichkeit  des  Men- 
schen zum  Bestreben  angeregt  wurden,  ihm  im  Andenken 
eine  bleibende  Dauer  zu  sichern,  bald  auch  sich  schöner  Hoff- 
nungen eines  wirklichen  Fortlebens  nach  dem  Tode  verge- 
wissert zu  halten.  Die  aus  diesem  Streben  hervorgegangenen 
Bildwerke  der  Denksteine  auf  den  Gräbern  zeigen  eine  stete 
Wiederkehr  gewisser  Hauptvorstellungen  und  -Formen,  die 
aber    doch    einem    allmäligen  Wechsel  unterworfen   und  immer 


g  Conze. 

in  iinerscliöpflicher  Freiheit  behandelt,  etwa  einem  immer  gleich 
und  immer  neu  von  Mund  zu  Mund  getragenen  Volksliede 
vergleichbar  sind. 

In  den  einfachen  Darstellungen,  welche,  fast  nur  wie 
eine  lebendigere  Form  der  Namensaufschrift  auf  das  Grabmal, 
zur  Erinnerung  an  den  Lebenden  dienen,  eröffnet  sich  eine 
reiche  Anschauung  griechis«.-hen  Lebens,  sie  sind  merkwürdig 
unmittelbare  Quellen  für  die  sogenannten  Privatalterthümer. 
Li  den  im  Ganzen  einer  späteren  Zeit  angehörigen,  nicht  nur 
auf  das  abgelaufene  Leben  zurück-,  sondern  auch  hoffnungs- 
voll zuversichtlich  in  ein  Jenseits  hinüberweisenden  Bildwer- 
ken bietet  sich  der  Zugang  zu  einem  welthistorisch  wichtigen 
Kapitel  des  religiösen  Lebens  im  griechischen  Alterthume.  In 
ihrer  formellen  Fassung  sind  alle  diese  Vorstellungen,  die  man 
namentlich  auch  mit  Hülfe  der  beigegebenen  Inschriften  der 
Zeit  nach  über  Jahrhunderte  vertheilen  kann^  von  erheblichem 
kunstgeschichtlichen  Werthe,  wenn  wir  auch  in  der  Regel  nur 
die  Arbeiten  von  geringeren  Künstlerhänden  vor  uns  haben, 
Producte  des  niederen  Gewerkes,  aber  des  griechischen,  mit 
welchem  einen  Worte  viel  von  dem  kürzest  gesagt  ist,  wonach 
dieser  Klasse  von  Bildwerken  ein  künstlerisch  höherer  Werth 
beigemessen  werden  kann,  als  den  bisher  zur  Sammlung  in 
Angriff  genommenen  etruskischen  und  römischen  Arbeiten,  die 
auch  nicht  über  eine  so  lange  Zeit  hin  sich  vertheilen  und 
daher  in  geringerem  Maasse  eine  geschichtliche  Wandelung 
aufweisen,  Uebrigens  kann  selbst  erwartet  werden,  dass,  als 
etwas  Unverächtliches  neben  dem  allerdings  an  erster  Stelle 
gesuchten  wissenschaftlichen  Gewinne,  aus  den  griechischen 
Grabreliefs,  wenn  sie  in  ihrer  Gesammtheit  zugänglich  gemacht 
werden,  eine  veredelnde  Wirkung  hervorgehen  möge  auf  das 
Kunstschaffen  der  Gegenwart  und  Zukunft,  so  weit  demselben 
mehr  oder  weniger  verwandte  Aufgaben  gestellt  sind.  Endlich 
darf  num  wohl  von  einer  im  Sinne  des  Alterthums  selbst  recht 
eigentlich  pietätvollen  Seite  unseres  Unternehmens  sprechen, 
wenn  wir,  dem  Ruine  entgegenarbeitend,  die  griechischen 
Todti-nmale  nicht  mehr  um  der  meist  gleichgültig  gewordenen 
Einzelnen,  denen  sie  galten,  sondern  um  des  ganzen,  solcher 
Ehre  werthen  Volkes  willen,  das  sie  in  tausendfacher  Wieder- 


TJeber  die  Gesammtansgabe  der  griechischen  Grahreliefs.  9 

liolung-    sich    errichtete,     durch    unsere    Arbeit    erneuen    und 
festig-en. 

Der  jetzige  Beginn  der  Herausgabe  sämmtlicher  griechi- 
scher Grabreliefs  steht  im  Zusammenhange  mit  einem  Plane, 
den  schon  im  Jahre  18G0  Adolf  Michaelis  beim  Studium  der 
zahlreichen,  inzwischen  allerdings  vielleicht  bereits  verdoppel- 
ten Grabreliefs  in  Athen  fasste,  als  wir  zusammen  und  in  voll- 
ster Arbeitsgemeinschaft  dort  verweilten.  Die  ersten  damals  in 
Athen  zur  genaueren  Beobachtung  und  Sammlung  gemachten 
Schritte,  bei  denen  Karl  Timler  als  Zeichner  hülfreich  war, 
setzte  Michaelis  nachher  noch  in  andern  Sammlungen,  nament- 
lich in  Paris  und  London,  fort,  bald  aber  stellten  sich  die  dem 
Einzelnen  unübersteiglichen  Schwierigkeiten  seinen  Bemühungen, 
denen  inzwischen  sich  auch  andere  Ziele  boten,  in  den  Weg 
und  die  Sache  galt  als  aufgegeben.  Dieser  vor  meinen  Augen 
begonnene,  in  täglichem  Verkehre  besprochene,  auch  einiger- 
massen  geförderte  Versuch  hat  aber  mir  persönlich  die  Zweck- 
mässigkeit der  Veranstaltung  eines  Corpus  der  griechischen 
Grabreliefs  besonders  nahe  gelegt,  hat  meiner  eigenen  Auf- 
merksamkeit für  alles  in  dieses  Thema  Einschlagende  ver- 
stärkten Antrieb  gegeben  und  somit  schliesslich  auch  meinen 
am  3.  März  1873  an  die  kaiserliche  Akademie  gerichteten 
Antrag  zur  Folge  gehabt,  nach  dessen  Annahme  das  Unter- 
nehmen nunmehr  als  fest  gegründet  gelten  darf.  Der  vollen 
Zustimmung  und  ausgiebiger  Mitwirkung  von  Michaelis  Seite 
war  ich  dabei  von  Anfang  an  versichert.  Es  kommen  dem 
Werke  auf  diese  Weise  von  vorn  herein  mancherlei  ältere 
Vorarbeiten  zu  Gute,  welche  Michaelis  ohne  Weiteres  ganz 
und  gar  zur  Verfügung  stellte.  Ueber  die  seitdem  bereits  wei- 
ter von  Michaelis  gewährte  thatkräftige  Unterstützung  werde 
ich  weiter  unten  seinen  eigenen  Bericht  einschalten,  indem  ich 
zugleich  aller  andern  Förderung  gedenke,  die  in  reichlichem 
Maasse  an  verschiedeneu  Orten  dem  jungen  Unternehmen  be- 
reits zu  Theil  wurde.  Nur  durch  so  vielseitiges  Zusammen- 
wirken war  der  Erfolg,  welcher  schon  kaum  in  Jahresfrist 
aufgewiesen  werden  kann,  möglicli,  und  nur  wenn  gleiche,  ja 
noch  erheblich  gesteigerte  Gunst  und  Mitarbeiterschaft  in  Zu- 
kunft gewährt  bleibt ,  kann ,  worauf  es  zu  allererst  ankommt, 
die    Beschafi'ung    des    weit    verstreuten    und    sehr    zahlreichen 


10  Conze. 

Materials    in    woniffstens    annäliernder    Vollständicjlteit    erreicht 
werden. 

Am  Schwierigsten  wird  es  sein,  derjenigen  Grabreliefs 
in  einer  zur  Benutzung-  genügenden  Form  habhaft  zu  werden, 
die  über  die  Ruinenplätze  des  hellenischen  Wohngebietes  selbst 
noch  verstreut  sind,  dort  aller  möglichen  ^^'illkür  unterliegen, 
in  der  primitivsten  Form  der  Antikensammlung,  bei  Neubau- 
ten, etwa  zum  Schmucke  über  der  Hausthür,  gern  verwandt, 
namentlich  aber  an  der  Aussenseite  von  Kirchengebäuden  mit 
andern  antiken  Fragmenten  und  allenfalls  auch  einigen  bunt 
bemalten  Porzellantellern  vermischt,  eingemauert  zu  finden 
sind.  Zwar  ist  Vieles  davon  litterarisch  verzeichnet,  Manches 
auch  in  Abbildungen  publicirt,  dennoch  muss  immer  noch  die 
Bitte  an  alle  in  solchen  Gegenden  Lebende  oder  Reisende  er- 
gehen. Alles,  was  ihnen  von  Grabreliefs  dort  zu  Gesichte 
kommt,  der  kaiserlichen  Akademie  in  genauen  Beschreibungen 
und  Messungen,  wo  es  sein  kann,  ausserdem  in  Zeichnungen 
oder  Photographien  oder  bei  sehr  flachen  Reliefs  in  Papier- 
abdrücken, mitzutheilen,  damit  es,  im  Einzelnen  meistens 
werthlos,  im  Ganzen  seinen  Platz  ausfülle  und  vielleicht  doch 
durch  eine  dann  erst  hervortretende  Wiederholung  auch  sonst 
vorkommender  Züge  oder  durch  eine  besondere  Abweichung 
vom  sonst  Gewöhnlichen  bedeutsam  werde. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  sind  die  auf  altgriechischem 
Boden  selbst  sich  bildenden  eigentlichen  Sammlungen  antiker 
Ueberreste,  welche,  entsprechend  der  gi-ossen  Rolle  der 
Sepulkralmonumente  im  ganzen  Kunstschaffen  des  Alterthums, 
auch  an  Grabreliefs  einen  verhältnissmässig  sehr  starken  Be- 
stand aufzuweisen  haben. 

Obenan  stehen  hier  die  Sammlungen  in  Athen,  deren 
Vorrath  an  Grabreliefs  allein  überreichlich  an  Zahl  und  Werth 
Alles  aufwiegen  dürfte,  was  sonst  von  diesen  Werken  noch 
existirt.  Neben  den  athenischen  ist  —  ausser  der  nahe  dazu- 
zurechnenden  im  Piraeeus  —  im  heutigen  Königreiche  Grie- 
chenland namentlich  die  Sammlung  in  der  Schule  zu  Syra 
durch  eine  Reihe  von  Grabreliefs  wichtig. 

Im  ottomanischen  Reiche  weiss  ich  bis  jetzt  nur  das 
nuihr  Mars  als  den  Musen  gehörende  Museum  beim  Zeughause 
in  der  ehemaligen  Irtnienkirche  in  Stambul  zu  nennen,  ferner 


Ueber  die  Gesammtausgabe  der  griechischen  Grabrelip.fs.  11 

eine  anständiger  aufgestellte  Sammlung  in  der  griechischen 
Schule  zu  Mytilini,  allenfalls  endlich  noch  die  Privatsammlung 
des  Herrn  Calvert  in  Tschanak-kale  (Dardanellen). 

Bei  dem  schon  erwähnten  starken  Vorherrschen  der 
Sepulkralmonumente  unter  den  uns  gebliebenen'  Resten  antiker 
Kunst,  von  dem  man  sich  am  besten  auf  und  nächst  den 
Ruinonplätzen  altgriechischer  Städte  selbst  überzeugen  kann, 
fehlen  Grabreliefs  kaum  irgendwo,  wo  die  Antikensammlungen 
echt  griechische  Bestandtheile  besitzen.  Begreiflicherweise  sind 
unter  den  grossen  Museen  an  ihnen  am  ärmsten  die  römischen. 
Doch  fehlen  sie  auch  da  nicht  ganz ,  sind  sogar  in  einigen 
höchst  merkwürdigen  Stücken,  wie  z.  B.  dem  lange  verkann- 
ten sogenannten  Leukothearelief  in  der  Villa  Albani,  vertreten. 
Solche  Stücke  in  Rom  und  Umgegend  lassen  zum  Theil  auf 
eine  gelegentliche  Beachtung  und  Fortführung  von  griechischen 
Grabreliefs  nach  Rom  hin  schon  in  der  römischen  Kaiserzeit 
schliessen,  was  vermuthlich  nicht  ohne  Einwirkung  auf  das 
Nachleben  der  griechischen  Kunst  in  Rom  geblieben  ist. 

Unter  den  übrigen  italienischen  Sammlungen  gehören  die 
sizilischen  und  unteritalischen  mit  ihrem  nicht  sehr  er- 
heblichen, aber  wiederum  um  einzelner  Stücke  Avillen  wichtigen 
Bestände  an  griechischen  Grabreliefs  in  den  Kreis  der  auf  alt- 
griechischem Boden  gebildeten  Sammlungen.  Im  Norden  Ita- 
liens hat  in  moderner  Zeit  das  früheste  Sammeln  von  o-nechi- 
sehen  Grabreliefs  in  grosser  Zahl  begonnen.  In  Folge  der 
Schifffahrtsverbindungen  der  italienischen  Seestädte  mit  dem 
Orient  und  des  in  Italien  früh  belebten  antiquarischen  In- 
teresses sind  eine  Menge  von  Grabreliefs,  die  man  auf  den 
griechischen  Inseln  und  andern  Küsten  besonders  leicht  fand 
und  transportiren  konnte,  herübergebracht  worden.  In  Pisa 
fehlt  es  nicht  ganz  an  solcher  Spur,  in  Genua,  das  seinen  in- 
zwischen wieder  aufgegebenen  Antheil  von  den  Reliefs  des 
Mausoleums  zu  lialikarnass  genommen  hatte,  ist  jetzt  nichts 
mehr  nachzuweisen.  Am  stärksten  war  der  Import  gi'iechischer 
Sculptur-  und  Inschriftsteine,  darunter  Grabreliefs,  offenbar 
nach  Venedig,  von  wo  aus  eine  weitere  Verbreitung  über 
das  oberitalienische  Hinterland  stattgefunden  hat.  Die  verein- 
zelten Grabreliefs,  welche  sich  in  verschiedenen  oberitalieui- 
schen  Städten  daher  noch    heute    finden,    sind    hier    nicht    alle 


"12  C  0  n  z  e. 

aiifzuzillilcn ;  nirgends  sind  so  viele,  wie  in  der  Maffeisclien 
Sammlung  im  Museo  lapidario  zu  Verona.  In  Venedig  ist, 
namentlich  seitdem  das  Museo  Nani  verkauft  wurde,  wenig 
zurückgeblieben;  das  Museum  der  Marciana  ist  arm  an  Grab- 
reliefs. Dagegen  ist  eine  auch  in  Bezug  auf  seine  Grabreliefs 
bedeutendere  venctianische  Privatsammlung,  die  der  Familie 
Obizzi,  auf  Schloss  Catajo  an  den  eugancischen  Bergen  erst 
durch  die  neuesten  Schicksale  der  jetzigen  Besitzer,  der  frü- 
heren Herzoge  von  Modcna,  in  seinem  Bestände  berührt.  Auch 
Triest  verdankt  eine  kleine  Sammlung  namentlich  von  Grab- 
reliefs seinen  Schifffahrtsverbindungen  und  der  Liebhaberei,  die 
in  Italien  sogar  Fälschungen  hervorrief,  von  denen,  ebenso 
wie  von  störenden  Restaurationen,  die  Grabreliefs  sonst  freier 
geblieben  sind.  Allgemeiner  unterlagen  sie  einer  falschen  Inter- 
pretation, welche  ihnen  theils  berühmte  historische,  theils 
mythische  Benennungen  anhängte. 

Dem  Ursprünge  nach  sind  mit  den  oberitalienischen 
Sammlungen  mit  griechischen  Grabreliefs  einzelne  gleiche  in 
Südfrankreich  zusammenzustellen,  dessen  Hauptvorrath  von 
solchen  Reliefs  im  Museum  zu  Avignon  allerdings  erst  aus 
Ankäufen  vom  venetiauischen  Museo  Nani  gebildet  wurde. 
Unter  seinem  ansehnlichen  Besitze  gi'iechischer  Sculpturen  weist 
der  Louvre  zu  Paris  auch  von  Grabreliefs  Bedeutendes  auf. 

Noch  mehr  ist  in  England,  seit  es  als  die  Königin  der 
Meere  die  Ausbeutung  der  griechischen  Fundstellen  zu  so 
grossem  Gewinne  der  Alterthumswissenschaft  sich  angelegen 
sein  Hess,  zusammengekommen.  Der  bedeutendste  ältere  Besitz 
dieser  Art  auf  englischem  Boden  dürfte  sich  in  Oxford  be- 
finden, über  die  Grabreliefs  in  einer  ganzen  Anzahl  von  Privat- 
sammlungen englischer  Gutsbesitzer  M'ird  weiter  unten  in 
j\Iichaelis  Berichte  des  Weiteren  die  Rede  sein,  auch  von  den 
alles  dieses  übertreflfenden  Schätzen  griechischer  Grabreliefs 
im  britischen  Museum  zu  London,  die  sich  in  beständigem 
Zuwachse  vermehren. 

Auch  das  erwähnt  der  Bericht  von  Michaelis,  was  den 
llullilndurn  ihre  maritimen  Verbindungen  und  ihr  durch  die 
Blüthczeit  holländischer  Philologie  gewecktes  Interesse  zumal 
in  der  Leydener  Sammlung  in  sehr  nach  Zahl  und  Werth 
hervorragenden   Exemplaren  zu  vereinigen  möglich  gemacht  hat. 


Ueber  die  Gesammtausgabe  der  griecbigchen  Grabreliefs.  13 

Nicht  unbedeutend  ist  ferner  trotz  minder  begünstigter 
Lage,  aber  bei  um  so  höher  gesteigertem  Interesse  am  griechi- 
schen Alterthume  der  Besitz  an  griechischen  Grabreliefs  in 
den  k.  Museen  zu  Berlin,  während  andere  deutsche  Samm- 
lungen und  so  auch  das  kaiserliche  Cabinet  in  Wien  nur  ver- 
einzelte Exemplare  aufzuweisen  haben. 

Unter  den  drei  nordischen  Hauptstädten  ist  allein  Pe- 
tersburg durch  seine  Bezugsquellen  aus  den  südlichen  Pro- 
vinzen am  schwarzen  Meere  zum  Erwerbe  einer  grösseren 
Sammlung  von  Grabreliefs  in  der  kais.  Eremitage  gelangt. 
Vieles  ist  aber  in  Kertsch  zurückgeblieben,  Anderes  soll  sich 
in  Odessa  befinden.  Diese  Plätze  selbst  reihen  sich  bereits 
wieder  den  ottomanischen  Grenzländern  an,  in  welchen  z.  B. 
auch  Bukarest  nach  Benndorfs  Mittheilungen  Einiges  bietet. 

Nach  einzelnen  als  Vorläufern  hinübergewanderten  Grab- 
reliefs wird  vielleicht  auch  jetzt  bereits  in  amerikanischen 
Sammlungen  Nachfrage  zu  halten  sein. 

Wenn  nun  gleich  von  diesem  ganzen  Vorrathe  griechi- 
scher Grabreliefs,  dessen  Vertheilung  hiermit  in  den  Haupt- 
zügen angegeben  ist,  sehr  Vieles  bereits  publicirt,  ja  wieder- 
holt abgebildet  und  besprochen  ist,  so  kann  es  doch  nirgends 
von  vornherein  für  überflüssig  erklärt  werden,  auf  die  Origi- 
nale selbst  zurückzugehen.  Selbst  die  bestbeglaubigten  Publi- 
cationen  werden  an  ihnen  noch  einmal  geprüft  werden  müssen. 
Um  eine  erste  Grundlage  hierfür  zu  gewinnen,  wurde  die 
Hülfe  der  Photographie  in  Anspruch  genommen. 

Im  Sommer  1873  bot  eine  im  Auftrage  des  Ministeriums 
für  Cultus  und  Unterricht  gemeinsam  mit  Alois  Hauser  und 
Georgre  Niemann  von  mir  unternommene  Reise  nach  Samo- 
thrake,  auf  der  namentlich  Konstantinopel  und  Athen  berührt 
wurden,  und  im  Herbste  desselben  Jahres  eine  Studienreise, 
welche  Michaelis  nach  England  machte,  die  günstige  Gelegen- 
heit zur  Einleitung  der  nothwendigen  Arbeiten  an  so  wichtigen 
Orten. 

Die  Verabredungen  in  Athen  haben  zu  den  überraschend 
schnellsten  Resultaten  geführt,  da  der  nicht  nur  als  Numis- 
matiker durch  Thätigkeit  und  höchste  Akribie  ausgezeichnete 
Alterthumsforscher  Achilleus  Postolakkas  sich  bereit  fin- 
den Hess,    die    Leitung    der  Arbeiten  in  Athen  und  Umgegend 


14  Couze. 

ZU  übernehmen.  Seinen  Bemühiint^en  kam  mit  höchst  bereit- 
willigen Genehmigungen  das  k.  griechische  Unterrichts- 
ministerium, so  wie  der  zu  allem  Nützlichen  seine  Zustim- 
mung nicht  versagende  Vorsteher  der  Alterthümer  Eustra- 
tiadis  entgegen.  Auf  das  Förderlichste  betheiligten  sich  Otto 
Lüders  und  Emanuel  Galanis,  ganz  besonders  endlich 
durch  aufopfernde  Uebernahme  der  geschäftlichen  Seite  des 
Unternehmens  mein  Freund  Karl  Wilberg.  Die  photographi- 
schen Aufnahmen  führte  Herr  Konstantin  aus,  Herr  Marti- 
uelli  war  hülfreich  zur  Hand.  Andern  fehlte  nur  die  Gelegen- 
heit ihre  Gunst  thätig  zu  beweisen. 

Die  athenischen  Grabreliefs,  deren  Photographien  seither 
bereits  in  den  Besitz   der    Akademie    gelangt   sind,    vertheilen 
sich    auf    die    einzelnen    Sammlungen    und  Aufbewahrungsorte 
wie  folgt: 
Sammlung    der    archäologischen    Gesellschaft    im 

Barbakeion 99  Stücke 

Neues  Museum 93        „ 

,Thurm  der  Winde' 44       „ 

Im  Garten  des  k.  Schlosses 13       „ 

Bei  der  Agia  Trias 68        „ 

Museum  im  Piraeeus 41        „ 

Auf  dem  königlichen  Gute   bei    Tatoi    (Dekeleia)     12        „ 

Im  Ganzen  370  Stücke. 
Ausserdem  sind  bereits  in  Angriff  genommen  und  grossen- 
theils  schon  in  den  Aufnahmen  beendet : 

Auf  der  Akropolis     .     .     .  etwa  200  Stücke 
In  der  ,Hadriansstoa'   .     .       „      245        „ 

Im  ,Theseion' „280        „ 

Im  Barbakeion  weitere       ...     60        „ 

In  Eleusis 2        „ 

Im  Ganzen  etwa  787  Stücke. 
Einzelne  Reliefs,  namentlich  solche  in  Privatbesitz,  wer- 
den noch  hinzukommon.  Der  grösste  Theil  der  Arbeit  zur 
Beschaffung  des  wichtigen  athenischen  Materials  in  photo- 
graphischen Aufnahmen  ist  aber  bereits  als  gethan  anzusehen. 
Der  Werth  gerade  dieser  attischen  Reliefs ,  denen  ver- 
hilltnissmässig  wenige  aus  andern  Gegenden  Griechenlands 
hergebrachte  beigemischt  sind,    liegt    in   ihrer  grossen  Anzahl, 


üeber  die  Gesammtausgabe  der  griechibcheu  GraVireliefs.  15 

der  keine  andere  Gegend  Gleiches  geg;enüberzustellen  hat,  fer- 
ner in  der  Vertheihmg-  der  einzehien  Exemphxre  auf  einen 
sehr  langen  Zeitraum,  weiter  in  der  Mannigfaltigkeit,  mit  wel- 
cher unter  ihnen  die  überhaupt  vorkommenden,  Reliefs  tra- 
genden Typen  der  Grabmäler  vertreten  sind:  die  Stelen  mit 
einfachem  Giebel  oder  mit  reich  ornamentirtem  Akroterion, 
welche  ausser  der  Inschrift  bald  nur  gemalt,  bald  in  Relief 
die  Bilder  der  Verstorbenen  tragen,  Männer,  darunter  Krieger 
und  Seeleute,  Frauen,  Kinder,  bald  einzeln,  bald  mit  ihren 
Dienern  oder  in  reichster  Gestalt  zu  einfach  rührenden  Fami- 
liengruppen, später  beim  sogenannten  Todtenmahle  vereint. 
Statt  der  Stelen  erscheint,  als  eine  vorzugsweise,  wenn,  auch 
nicht  ausschliesslich  attische  Form ,  sehr  oft  auch  die  Grab- 
vase als  Reliefträgerin,  während  die  bildlichen  Beigaben  zu 
der  Namensinschrift  auf  der  in  der  späteren  Zeit  gewöhnlich- 
sten Form  der  runden,  gewöhnlich  kurz  sogenannten  Cippi 
sehr  zusammenschmelzen.  Der  Zeit  der  politischen  Macht  und 
des  höchsten  Geisteslebens  Athens  entsprechen  als  gleichzeitige 
Schöpfungen  vielleicht  die  edelsten  Grabzeichen,  die  je  Ver- 
storbenen errichtet  wurden. 

Eine  Anzahl  dieser  attischen  Reliefs  erfreut  sich  bereits 
länger  einer  verdienten  Berühmtheit,  ohne  dass  sie  alle  vollständig 
ihrem  Werthe  entsprechend  publicirt  wären,  namentlich  eine 
Anzahl  von  erst  neuerlich  aufgefundenen,  wie  die  bei  der  Agia 
Trias,  sind  zwar  rasch  bekannt  geworden,  in  einzelnen  Abgüssen 
verbreitet,  aber  so  gut  wie  ganz  ohne  vollgenügende  Veröffent- 
lichung geblieben.  Weder  was  Zeitschriften  in  lithographirten 
Facsimiles  der  Photographien  und  ähnlicher  Art  gebracht  haben, 
noch  selbst  die  verdienstliche  Aufnahme  von  Salinas  und  Se- 
veso,  genügt  ganz  und  gar.  Es  wird  eine  Aufgabe  bei  der 
endlichen  Publication  der  Sammlung  sein,  solchen  ausgewähl- 
ten Werken  ihr  volles  Recht  in  der  Art  der  bildlichen  Wie- 
dergabe zu  schaffen,  während  für  die  grosse  Menge  gewöhn- 
lichster Arbeiten  eine  summarischere  Behandlungsweise  wird 
genügen  müssen.  Das  Ganze  und  das  Einzelne  kann  dann  erst 
im  richtigen  Lichte  erscheinen.  Hier  Avill  ich  nur  so  viel  einst- 
weilen nicht  ganz  unterlassen,  den  Zuwachs  kurz  hervorzu- 
heben, Avelcher  zu  dem  Bestände  bereits  mehr  oder  weniger 
auch    ausserhalb    Athens    bekannter    Stücke    durch    die    unter 


If)  Cuuze. 

Püstolakkas  Leitung  ausgeführten  Arbeiten  hinzugethan  sind. 
Ii'li  Ijezeichnc  nach  den  Nummern  des  der  kais.  Akademie 
gehörenden,  einstweilen  meinen  Händen  anvertrauten  Apparats. 

Den  neuesten  Gewinn  bieten  die  erst  im  Juni  1873  bei 
Tatüi,  dem  alten  Dekeleia,  ausgegrabenen  Grabsteine,  über 
welche  gleich  in  der  ersten  Zeit  nach  Beginn  der  Funde  Otto 
Lüders  in  der  archcäologischen  Zeitung  (XXXI,  S.  55  ff.) 
bericlitete.  Ganz  neu  hinzugekommen  ist  seitdem  (App.  Tatoi  1) 
der  (rrabstein  eines  Aiaac  Tc^cärr^c,  der  Name  vollständig  und 
sein-  deutlich  geschrieben;  das  Keliefbild  stellt  ihn  als  einen 
Leichtbewaffneten  in  der  Exomis,  mit  dem  Pilos  auf  dem 
Kopfe  und  dem  Schilde  am  Arme  vorwärts  eilend  dar.  Jetzt, 
wie  es  nach  unsern  Photographien  scheint,  in  Tatoi  befindlich, 
aber  vielmehr  unweit  bei  Spata  gefunden  ist  (App.  Tatoi'  4) 
das  wiederum  mit  vollständiger  und  sehr  deutlicher  Inschrift, 
'Pjsli;  XP^^"^  'Ap})^e!r:paTr,c  Onyar^p,  versehene,  nur  zur  obern 
Hälfte  erhaltene  Reliefbild  eines  Mädchens.  Aus  Dekeleia 
selbst  ist  dagegen  wieder  der  (App.  Tatoi  12)  auch  nur  zum 
kleineren  oberen  Theile  erhaltene  Grabstein  mit  dem  Relief- 
bilde einer  Mvr;c'.cTpxTY;.  Ein  Grabaufsatz  in  Gestalt  einer  Marmor- 
vase mit  Schlangenhenkeln  (App.  Tato'i  2.  3)  ist  unter  diesen 
Funden  von  Dekeleia,  wie  schon  Lüders  betonte,  an  feiner 
Pracht  und  straffer  Lebendigkeit  der  Ornamentik,  namentlich 
in  dem  Akanthos  am  Halse  des  Gefässes,  nicht  leicht  über- 
troffen. 

Das  Museum  im  Piraeeus  ist  erst  im  Laufe  der  letz- 
ten Jahre  neu  entstanden.  Gaedechens  hat  es  dem  Vernehmen 
nach  handschriftlich  katalogisirt  und  verspricht  in  seinem  neu 
begonnenen  Werke  ,Unedirte  antike  Bildwerke^  (Jena,  1873) 
Einiges  aus  demselben  zu  veröffentlichen.  Wir  entnahmen  der 
Sammlung  im  Ganzen  41  Grabreliefs,  wozu  der  jetzt  nach 
Athen  versetzte  Director  des  Gymnasiums  und  des  Museu.ms 
im  Piraeeus,  Emanuel  Galanis,  früherer  Zeiten  an  der  Uni- 
versität Halle  freundlich  gedenkend,  auf  das  Liebenswürdigste 
uns  behülflich  war.  Auf  der  Stele  eines  'ApiaTOisXY;?,  ApicrTO[j.evoj; 
Ilepi'acYjOEv  (App.  Mus.  Pir.  1.  Kumanudis  AxTr/.vj«;  eTr'.ypaq/at 
iztrj|xß'.c'.  n.  lOlö)  erscheint  wiederum  eine  besonders  reiche 
Vase ,  an  welcher  die  Ausfüllung  des  Raumes  zwischen  dem 
Vasenhalse    und    dun    Henkeln    durch   eine    Jünglingsfigur  sich 


Ueber  die  GesammtauKgabe  der  griechischen  Grabreliefs.  17 

eben  so  zeigt,  wie  auf  dem  von  Lüders  (a.  a.  O.  S.  56, 
Anm.  1)  erwähnten  Schmidt'sehen  Grabsteine  in  Athen  nnd 
wie  abermals  auf  einem  Exemplare  des  Neuen  Museums  in 
Athen  (App.  Neues  Mus.  Athen  *  02).  Ein  Relief  dieser  Piraei- 
schen  Sammlung  (App.  Mus.  Pir.  o),  eine  sitzende  Frau,  vor 
der  eine  Dienerin  mit  dem  Schmuckkästchen  steht^  gehört  zu 
den  besten ,  im  Zustande  glücklicher  Erlialtung  geretteten 
Werken  etwa  des  ersten  Anfangs  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
Eigen thümlich  ist  in  der  Reihe  der  mit  Gefässen  in  Relief 
geschmückten  Stelen  eine  (App.  Mus.  Pir.  24),  auf  welcher 
drei  Gefässe  dargestellt  sind,  deren  mittleres  auf  einer 
auch  sonst  aus  attischen  Monumenten  bekannten  in  einen  Kopf 
zusammenlaufenden  Doppelsphinx  ruht.  Das  Relief  des  Kna- 
ben mit  dem  Häschen  auf  der  Hand  (App.  Mus.  Pir.  33) 
stimmt  der  Darstellung  nach  mit  Reliefs  aus  Rhodos  und  Ka- 
sos  (Conze ,  Beiträge  zur  Gesch.  der  griech.  Plastik  ^  S.  32, 
Anm.  4)  überein.  Auch  sonst  bieten  die  Grabreliefs  dieser 
Piraeischen  Sammlung  manches  besonders  Beachtenswerthe 
und  Neue. 

Fast  eben  so  wenig,  wie  die  im  piraeischen  Museum  siiid 
auch  die  im  neuen  Museum  zu  Athen  untergebrachten  Grab- 
reliefs bis  jetzt  ausser  Athen  bekannt.  Ein  Relief  (App.  Neues 
Mus.  Athen  *27)  von  ganz  besonderer  Lebendigkeit  und 
Innigkeit  veröffentlichte  erst  kürzlich  Lüders  in  der  archäo- 
logischen Zeitung  (1873,  Taf.  8),  einigermassen  verwandt, 
wenn  auch  von  geringerer  Ausführung,  ist  ein  anderes  (App. 
Neues  Mus.  Athen.  *38.  Kumanudis  *3145),  auf  dem  ein  ält- 
licher, namenloser  Mann  sitzt,  während  die  junge  KyXMG-o\)Ayri 
der  herankommenden  Miy.a  entgegeneilt  und  sie  umfasst.  Das 
Grabrelief  (App.  Neues  Mus.  Athen  40.  Kumanudis  304(3)  der 
beiden  Knaben  Kspv.wv  und  Fläix^tAo;,  von  denen  der  erste  einen 
Vogel  in  der  linken  Hand  hält,  mit  der  Rechten  ein  Wägel- 
chen nach  sich  zieht,  während  der  andere  jüngere  vor  ihm  am 
Boden  hockt  und  die  Hand  nach  dem  Vogel  ausstreckt,  ist 
völlig  gleichartig  den  gerade  in  Attika  viel  fabricirten  und 
gefundenen  kleinen  Vasen  mit  spielenden  Kindern.  Da  das 
Grabrelief  nach  der  Schriftform  dem  Jahre  400  v.  Chr.  nahe 
gesetzt  werden  muss,  bietet  sich  damit  auch  ein  weiterer  An- 
halt für  die  Zeitbestimmung  der  genannten  Vasen  (Heydemann 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  I.  Hft.  2 


I 


ib  Conze. , 

griech.  Vaseubildur  zu  Taf.  XII,  Fig.  lOj.  Ziemlich  reichhaltig 
ist  das  neue  Museum  aii  solchen  Grabsteinen,  auf  denen  der 
neben  einander  bestehende  Gebrauch  der  Bemalung  und  der 
Ausführung  von  Keliefdarstellungen,  und  unter  denen  mannig- 
fache Beispiele  der  verschiedenen  Uebergangsformen  von 
reiner  Malerei  bis  zum  Hochrelief  recht  augenfällig  sind. 
Besonders  häuhg  sind  die  nur  bemalten  oder,  wie  man  trotz 
ganz  verschwundener  Farbenspuren  deutlich  sieht,  bemalt  ge- 
wesenen Akroterien  der  Grabstelen.  Der  sonstige  aufgemalte 
Zierrath,  bis  zu  figürlichen  Darstellungen,  ist  vielfach  auch 
nach  dem  völligen  Verschwinden  der  Farben  aus  der  jetzt 
leer  gewordenen  Stelle  noch  sicher  zu  erkennen  (so  App.  Neues 
Mus.  Athen  18.  *97.  *110.  *123.  *124),  mehrfach  sind  aber 
auch  Farbenspuren  noch  vorhanden  (App.  Neues  Mus.  Athen  *  94. 
*  103.  *  145.  *  147.  *  151) ;  das  äUeste  dieser  Beispiele  ist  *  147, 
der  Grabstein  eines  Antiphanes  ('Av-icpavcu<;).  Besonders  deutlich 
ist  auf  einem  Steine  (App.  Neues  Mus.  Athen  *  146)  noch 
die  Malerei  sichtbar,  ein  schwärzlich  skizzirter  Reiter  auf  leb- 
haft rothem  Grunde.  Diesen  nur  bemalten  Grabsteinen  stehen 
zunächst  die,  auf  welchen  die  figürlichen  Darstellungen  nur 
mit  vertieften  Linien  aufgezeichnet  sind,  wozu  ursprünglich 
wahrscheinlich  Farbe  hinzugegeben  wurde  (App.  Neues  Mus. 
Athen  *77.  *  78.  *  148) ;  darauf  folgen  diejenigen  Steine,  auf 
welchen  um  solche  in  Umrissen  auf  die  Fläche  eingezeichneten 
Figuren  eine  Schicht  des  Grundes  bis  zu  einer  viereckigen, 
das  ganze  Bild  umfassenden  Linie  herausgenommen  ist 
(App.  Neues  Mus.  Athen  Iß.  *42.  *60.  *66).  Die  so  noch 
flach  bleibenden  Figuren  wurden  dann  aber  auch  in  verschie- 
denen Graden  rundlich  erhoben  modellirt,  wovon  ein  leiser 
Anfang  auf  einem  Steine  des  neuen  Museums  (App.  *65)  sich 
zeigt.  Darüber  hinaus  gehen  die  eigentlichen  Hochreliefs.  Zu 
solchen  mit  dem  technischen  Verfahren  die  stilistischen  Eie-en- 
thümlichkeiten  erklärenden  Beobachtungen,  wie  sie  R.  Schöne 
(griechische  Reliefs  S.  21)  noch  kürzlich  anstellte,  werden  die 
Grabreliefs  ein  überreiches  Material  bieten.  Auch  halbfertig 
gebliebene  Grabsteine  sind  hierfür  lehrreich.  Einen  solchen, 
noch  dazu  einen  lapidaren  Palimpsest,  da  er  aus  einem 
älteren  Inschriftsteine,  dessen  Zeilen  noch  theilweisc  sicht- 
bar    sind,     gemacht    wurde,     finden     wir     gleich     unter     den 


lieber  die  Gesamnitausgiibe  der  griechieclieu  Gialireliefs.  Ij) 

Grabreliefs  ausserhalb  des  alten  Dipylon  bei  der  lieutig-en 
Kapelle  der  Ag-fa  Trias  (App.  Ag.  Trias.  Athen  7.  Kiima- 
nudis  *305).  Die  Grabsteine  bei  der  Agia  Trias  haben  sich 
gleich  nach  ihrer  Entdeckung  durch  den  alten  Zusammen- 
hang mit  der  Oertlichkeit,  der  so  selten  in  dieser  Weise 
bewahrt  blieb,  durch  die  grossentheils  vortreffliche  Erhal- 
tung ,  durch  die  Schönheit  der  Arbeit  bei  vielen ,  durch  das 
Interesse  einer  bestimmten  au  einen  der  Grabsteine  geknüpften 
historischen  Thatsache,  so  sehr  der  allgemeinen  Aufmerksam- 
keit empfohlen  (s.  C.  Curtius  in  der  archäologischen  Zeitung 
1872,  S.  12  ff.,  wo  auch  die  übrige  Litteratur  nachgewiesen  ist), 
dass  hier  ein  Hinweis  auf  besondere  Einzelheiten  nicht  am 
Platze  scheint. 

Im  Horologium  des  Andronicus  Cyrrhestes,  dem  gewöhn- 
lich sogenannten  Thurme  der  Winde,  bleibt  das  wichtigste 
Stück  unter  den  dort  verwahrten  Grabreliefs  dasjenige  Frag- 
ment (App.  Windethurm  37.  R.  Schoene  griech.  Reliefs  122), 
welches  sich  seiner  Art  nach  zu  allernächst  mit  dem  Grab- 
relief in  der  Villa  Albani  zu  Rom,  dem  sogenannten  Relief 
der  Leukothea,  verbindet.  Auch  das  dem  Fundorte  nach 
seltene  Grabreliefstück  aus  Abdera  (App.  Windeth.  *30. 
R.  Schoene  griech.  Reliefs  123)  befindet  sich  jetzt  im  Thurme 
der  Winde.  Sonst  ist  eine  reichst  ornamentirte  Grabvase  dort 
besonders  bemerkenswerth  (App.   Windeth.  25'^'"^). 

Besonders  ausgezeichnet  ist  endlich  noch  die  Reihe  der 
Grabreliefs  in  der  Sammlung  der  archäologischen  Ge- 
sellschaft im  Barbakeion.  Man  erkennt  unschwer,  wie  für 
diese  Sammlung  unter  besonders  intelligenter  Leitung  man- 
ches ausgewählte  Stück  eigens  gesucht  und  erworben  wurde. 
An  erster  Stelle  nenne  ich  das  Stück  einer  Grabstele  (App. 
Barbak.  1),  welches  in  der  Kunstgeschichte  fortan  viel  genannt 
werden  wird,  nachdem  es  erst  vor  Kurzem  aus  der  alten  Stadt- 
mauer im  Nordwesten  Athens  hervorgezogen,  für  das  Berliner 
Museum  geformt  und  nach  dem  Ausgusse  von  E.  Curtius 
(Abhandl.  der  k.  Ak.  der  Wiss.  zu  Berlin  1873,  S.  153  ff.) 
publicirt  wurde.  Der  Verstorbene  war  auf  der  schmalen  Stele 
aufrecht  stehend  in  l'rotilansicht,  wie  Aristokles,  dargestellt; 
er  hält  in  dei-  link(Mi   Hand   geschultert   einen   Diskus.     Es  ist 

fast  nur  der  Ko[»f  und  hinter  demselben  der  gehobene  Diskus 

2* 


20  Conze. 

erhalten.  Von  bester  Erhaltung,  bis  auf  die  nicht  wie  am 
Grabbilde  des  Aristokles  gebliebene  Bemahmg,  ist  das  Gesicht. 
Dessen  besonders  alterthümliche  Bildung  in  den  Augen,  im 
Ohrlappen,  im  Munde,  dazu  die  alterthümliche  Haartracht, 
verbindet  sich  mit  einer  merkwürdigen  Natürlichkeit  und  Le- 
bendigkeit des  Umrisses  und  der  Modelliruug.  Noch  zwei  an- 
dere Fragmente,  das  eine  das  JVIittelstück,  das  andere  die 
Beine  einer  männlichen  Figur  in  Relief  noch  zeigend,  gehören 
unter  die  Incunabeln  der  attischen  Plastik  (App.  Barbak.  3.  4). 
Ein  Reliefbild  auf  der  Grabvase  zweier  Frauen  Mvr.caYipa  und 
tpaiosrrpar/;  (App.  Barbak.  14.  Kumanudis  40)  erinnert  sehr  an 
die  Gruppe  der  Phaidra  zwischen  ihren  Frauen,  wie  sie  römi- 
sche Sarkophage  offenbar  als  Ueberlieferung  einer  berühmten 
Compositiou  uns  erhalten  haben.  Aus  bester  Zeit,  etwas  nach 
400  V.  Chr.,  und  bis  auf  die  verschwundene  Bemalung  von 
ausserordentlicher  Frische  der  Erhaltung  ist  das  Relief  am 
Grabsteine  des  Ar,tj.o/.Xe{SY)<;  ;  A-r;ij.r,TpioL» ,  der  auf  einem  Schüfe, 
Helm  und  Schild  abgelegt  neben  sich,  traurig  dasitzt.  Im  mo- 
dellirten  Relief  sind  nur  die  Figur  und  die  Waffen  ausgeführt, 
von  allem  Uebrigen  ist  nur  der  Umriss  markirt,  innerhalb 
dessen  die  glatte  Fläche  durch  Malerei  ausgefüllt  gewesen  sein 
muss;  es  ist  ein  sehr  deutliches  Beispiel  der  völligen  Ungetreunt- 
heit  malerischer  und  plastischer  Darstellung.  Als  eine  seltenere 
Darstellung  ist  das  Relief,  welches  die  Niederlegung  der  Leiche 
auf  eine  Kline  zur  Prothesis  zeigt,  zu  erwähnen  (App.  Bar- 
bak. 92.  Dumont  Revue  archeol.  N.  S.  XXIV,  1872,  S.  339. 
R.  Schöne  griechische  Reliefs  n.  120). 

Während  in  Athen  mit  bereitwilligster  Förderung  unseres 
Unternehmens  alle  Sammlungen  zur  freiesten  Benutzung  gestellt 
wurden,  stiess  unser  Wunsch,  die  Grabreliefs  im  Museum 
der  Irenenkirche  photographiren  zu  lassen,  in  Koustanti- 
nopel  auf  einige  Schwierigkeiten,  dergleichen  bisher  noch  ein 
Jeder,  der  diese  deshalb  auch  noch  sehi-  wenig  ihrer  Bestim- 
mung gemäss  wissenschaftlich  verwerthete  Sammlung  zu  be- 
nutzen wünschte,  zu  erfahren  hatte  (Dumont  Revue  archeol. 
N.  S.  XVIII,  1868,  S.  237  ff.).  Es  gelang  indessen  den  Be- 
mühungen dos  Herrn  von  Kosjek,  Legationsrathes  bei  der 
k.  und  k.  Botschaft  in  Konstantinopel,  in  Uebereinstimmung 
mit  dem  Director  des  Museums,  Herrn   Dethier,   die  Hinder- 


Ueber  die  Gesammtausgabe  der  griechischen  Gralireliefs  21 

nisse  zu  überwinden.  Was  Dank  diesen  Beinühung-en  in  den 
von  den  Gebrüdern  Abdullah  vortrefflich  ausg-eführten  Auf- 
nahmen der  47  Grabreliefs  der  Irenenkirche  in  unsere  Hände 
gekommen  ist,  zeichnet  sich  zwar  der  Mehrzahl  nach  nicht 
durch  hohen  Kunstwerth  aus,  ist  aber  von  eigenthümlicher 
Wichtig-heit,  indem  es  die  vorzugsweise  thrakische  Provinzial- 
weise  aus  später  Zeit  repräsentirt.  Ganz  vereinzelt  bedeutend 
steht  aber  eines  der  ausgezeichnetsten  Grabreliefs,  die  wir 
überhaupt  kennen,  unter  den  übrigen  da.  Es  ist  aus  Thessa- 
lonike  gekommen,  der  eigentliche  Fundort  scheint  leider  nicht 
feststellbar  zu  sein.  Auf  der  Stele  erscheint  in  wohlerhaltenem' 
Flachrelief  die  ganze  Figur  eines  jungen  Kriegers,  mit  Pilos, 
Chlamys,  Schwert,  Schild  und  Speer  leicht  bewegt  dastehend. 
Das  stilistische  Interesse  dieses  Werkes  ist  zu  gross,  als  dass 
wir  die  gebotene  Gelegenheit  zur  Anfertigung  einer  Form 
hätten  unbenutzt  lassen  können.  Die  Formerei  der  k.  k.  Aka- 
demie der  bildenden  Künste  hat  die  Kosten  getragen  und  es 
sind  bereits  verschiedene  Museen  mit  Ausgüssen  versehen 
worden.  Die  einzige  bisher  vorhandene,  nicht  einmal  sehr  ge- 
nügende Abbildung  dieses  Grabreliefs  findet  sich  in  einem 
wenig  zugänglichen  Buche,  dem  Catalogue  explicatif,  histori- 
que  et  scientifique  d'un  certain  nombre  d'objcts  contenus  dans 
le  musee  imperial  de  Constantinople  (Constantinople  1S71) 
n.  125.  Im  Texte  von  E.  Goold  S.  4G  ff.  wird  es  für  ein 
Bild  des  Askanios,  des  Sohnes  des  Aeneas,  und  für  eine  Ar- 
beit aus  Augusteischer  Zeit  erklärt,  noch  weiter  gehäufter 
gröblicher  Irrthttmer  ganz  zu  geschweigen. 

Ueber  den  Beistand,  welchen  Michaelis  unserem  Unter- 
nehmen auf  einer  Bereisung  Hollands  und  Englands  ge- 
leistet hat,  berichtet  er  selbst,  wie  folgt. 

„Von  den  in  England  befindlichen  griechischen  Grabreliefs 
hatte  ich  im  Jahre  1861  diejenigen,  welche  damals  im  briti- 
schen Museum  vorhanden  waren,  genau  beschrieben  und  ver- 
messen, diesen  aber  nur  sehr  wenige  aus  anderen  Sammlungen 
hinzufügen  können.  Diesmal  betrachtete  ich  es  als  meine  Auf- 
gabe, theils  die  fi'üheren  Aufzeichnungen  zu  revidiren  und 
durch  den  neuen  Zuwachs  jenes  Museums  zu  ergänzen,  theils 
die  übrigen  englischen  Sammlungen  so  weit  wie  möglich 
auf    Grabreliefs    hin    zu    untersuchen.     Dies    ist   keine    leichte 


'2^  Coiize. 


J 


\ufgabc,  weil  die  Summlung-en  weit  über  das  Land  zerstreut, 
theilweise  recht  abgelegen  und  auch  nicht  alle  ohne  Schwie- 
rigkeit zugänglich  sind ;  in  London  war  es  überdies  unmöglich, 
über  die  meisten  derselben  einigerniassen  genaue  Angaben  zu 
erhalten.  Als  werthvoUe  Wegweiser  sind  namentlich  die  Reise- 
berichte von  Conze  und  Matz  in  der  archäologischen  Zeitung 
(Bd.  XXII  und  XXXI)  hervorzuheben ;  manchen  weiteren 
Wink  verdanke  ich  der  Güte  der  Herren  Franks,  Murray, 
Newton  und  Scharf  in  London. 

Eine  zweite  Schwierigkeit  bestand  darin,  von  den  so 
weit  zerstreuten  Reliefs  zuverlässige  Abbildungen  zu  erhalten. 
Einige  hervorragende  Stücke  hatte  Fr.  Matz,  welcher  um 
Ostern  d.  J.  das  Land  in  verwan4ter  Absicht  durchreist  und 
darauf  einen  Zeichner  in  einige  der  Hauptlocali täten  geschickt 
hatte,  durch  diesen  zeichnen  lassen  und  stellte  die  Zeich- 
nungen gütigst  zur  Verfügung.  Meistens  aber  galt  es  in  den 
Städten  oder  in  der  Nähe  der  Landsitze,  wo  die  Monumente 
sich  befinden,  einen  Photographen  ausfindig  zu  machen,  dem 
die  Arbeit  aufgetragen  werden  konnte.  Dies  ist  auch  fast  durch- 
weg gelungen  ;  wo  es  bisher  noch  nicht  möglich  gewesen  ist, 
haben  sich  wenigstens  gute  Aussichten  eröffnet.  Mit  besonderem 
Danke  ist  die  Liberalität  hervorzuheben,  mit  welcher  sowohl  die 
Vorstände  der  öffentlichen  Museen,  wie  die  Besitzer  der  Privat- 
samndungen  meinen  Bitten  um  Erlaubnis  zum  Photographiren 
willfuhrt  haben.  Manche  der  Herren  haben  sich  überdies  be- 
reit erklärt  und  diese  Bereitschaft  zum  Theil  schon  bewährt, 
die  Arbeit  des  Photographen  zu  überwachen ;  ich  nenne  be- 
sonders die  Herren  A.  S.  IMurray  in  London,  Fisher  und 
Prof.  Max  Müller  in  Oxford,  Prof.  Sidney  Colvin  in 
Cambridge,  Mawson  in  Lowther  Castle,  C.  T.  Gatty  in 
Liverpool. 

Die  Zahl  der  von  mir  aufgefundenen  griechischen  Grab- 
relicfs  und  ihre  Vertheilung  auf  die  einzelnen  Sammlungen 
ergibt  sich  aus  folgender  Uebersicht: 

Oeffentliche  Museen. 

London:  britiseiics  Museum 142 

„        Soutli-Kensington-Museuni 4 

Camh'f'tlge:  Fitzwilliain-]\lnseum        12 


Ueljer  die  Gesammtansgabe  der  griechisehen  Grabreliefs.  2o 

OefFeütliclie  Museen. 

Cambridge:  Trinity-CoUeg-e 5 

Oxford:  Schools 16 

„        Ashmolean  Museum 5 

„        University-Galleries 7 

Liverpool:  Public  Museum 2 

Privatsammlungen. 

Brockleshy  Park,  Earl  of  Yarboroug-h 12 

Ince-Blundell-Hall,   Mr.  Weld-Blundell 2 

London:  Lansdownehouse.  Marquis  of  Lansdowne       .     .  3 

Loiüther  Castle,  Earl  ofLonsdale 8 

Marhury  Hall,  Mr.  Smith  Barry 2 

Richmond,  Mr.  Francis  Cook,  Visconde  de  Montserrat       .  4 

Rokehy  Hall,  Mr.  Morritt 5 

Wiltonhoicse,  Earl  of  Pembroke .  5 

Woburn  Abhey,  Duke  of  Bedford ■     .     •  1 

Summe  285 

Von  diesen  Reliefs  sind  bisher  nur  ein  kleiner  Theil  der 
im  britischen  Museum  befindlichen  und  diejenigen  in  Brockles- 
byhouse  gut  oder  einigermassen  genügend  bekannt  (aus  den 
Ancient  Marbles  in  the  British  Museum  und  dem  Mu- 
seum Worsleianum);  alle  übrigen  sind  entweder  ganz 
schlecht  publicirt  (so  dfe  meisten  Stücke  der  Oxforder  Samm- 
lung in  Chandler's  Marmora  Oxoniensia)  oder  noch  ganz 
unbekannt;  zum  Theil  wusste  man  nicht  einmal  von  ihrer 
Existenz. 

Weitaus  der  grösste  Theil  gehört  der  späteren  Zeit  an, 
und  nicht  wenige  Stücke  dürfen  nur  als  neue  Beispiele  einer 
auch  anderswo  reiclilicli  vertretenen  Kunstart  oder  Darstellung 
betrachtet  werden.  Doch  bringt  selbst  bei  diesen  vereinzelt 
fast  werthlosen  Stücken  die  Zusammenstellung  vielfach  neue 
Aufschlüsse;  wie  in  einer  lexikographischen  oder  grammati- 
schen Untersuchung  erst  die  Menge  und  Art  der  Belegstellen 
über  Fragen  des  Gebrauches  und  der  genaueren  Bedeutung 
einzelner  Worte  und  Redeweisen  eine  sichere  Entscheidung 
estattet.    Ein  ganz  besonderes  Interesse  haben  die  englischen 


Sammlungen    sogar    vor    den    künstlerisch   so  viel  hervorragen- 


24  Conze. 

dei-en  Samnilungeu  in  Griechenland  selbst  voraus :  die  Mannig- 
faltigkeit der  Fundorte.  Attische  Grabsteine  in  grösserer  An- 
zahl sind  namentlich  im  britischen  Museum,  in  Brocklesbyhouse 
und  in  Cambridge  vorhanden,  dazu  einzelne  Stücke  in  Oxford, 
Lansdownehouse,  Lowther  Castle  und  Marbury  Hall.  Viel 
zahlreicher  sind  solche  Grabsteine,  wie  sie  hauptsächlich  in 
Dolos,  aber  auch  auf  anderen  Inseln  des  ägäischen  Meeres 
sicli  finden;  sie  bilden  den  Hauptstock  der  englischen  Reliefs, 
zum  Theil  in  ausgezeichneten  oder  höchst  interessanten  Exem- 
plaren, z.  B.  in  Oxford,  luce-Blundell-Hall,  Lowther  Castle, 
Kokeby  Hall.  Ein  aus  Faros  stammendes  Relief  in  Brocklesby 
Park  überstrahlt  diese  ganze  Masse  weit  durch  seinen  eigen- 
thümlichen  Kunstwerth.  Dazu  kommen  im  britischen  Musemn 
Stücke  von  seltenen  Fundorten,  wie  Ejjhesos  Mytilene  Hali- 
karnass  Rhodos  Kyrene,  und  eine  geschlossene  Gruppe  eigen- 
artiger provinzieller  Reliefs,  welche  aus  Pantikapäon  stammen 
und  während  des  orientalischen  Krieges  von  Kertsch  nach  Lon- 
don gebracht  worden  sind.  Wie  uns  diese  in  Gegenständen  und 
Technik  eine  an  die  griechischen  Muster  nur  noch  schwach 
erinnernde  späte  Kunstart  vorführen,  so  erkennt  man  in  den 
ephesischen  Reliefs  den  Einfluss  attischer  Kunst  als  so  mass- 
gebend, dass  nur  die  Qualität  des  Marmors  und  eine  minder 
fein  empfundene  Durchführung  den  Unterschied  zeigen.  l>,etz- 
teres  gilt  auch  von  einem  kyprischen  Relief  in  Liverpool; 
einige  smyrnäische  im  South-Kensington-Museum  nähern  sich 
mehr  dem  auf  den  Inseln  üblichen  Stil,  welcher  überdies  eine 
Anzahl  neuer,  eben  um  ihres  Fundortes  willen  höchst  beach- 
tenswerther  Vertreter  aus  Sicilien  und  Unteritalien  in  der 
Samndung  Cook  zu  Richniond  erhält.  Endlich  scheint  ein 
Stein  in  Liverpool  durch  sein  Material  nach  Megara  zu 
weisen. 

Noch  verdienen  einige  Stücke  aus  der  ganzen  Masse  als 
besonders  ausgezeichnet  hervorgehoben  zu  werden.  Vor  allen 
das  Mädchen  mit  den  Tauben  auf  dem  parischeu  Grabstein 
der  Worsley'schen  Sammlung  in  Brocklesby  Park,  mit  Recht 
seit  lange  als  ein  .Juwel  der  ganzen  Kunstart  betrachtet,  ob- 
gleich die  vorhandenen  Abbildungen  den  Reiz  des  Originals 
nur  schwach  ahnen  lassen.  Hieran  schliesst  sich  ein  feines 
kleines  Flachrelief  in  Woburu  Abbey,  unbekannten  Fundortes: 


Ueber  die  Gesammtausgabe  der  griechischen  Grabreliefs.  2ö 

ein  ganz  in  sein  Gewand  g-eliülltes  Mädchen  von  reizender 
Züchtigkeit;  als  schwächeres  Seitenstück  kann  das  Fragment 
einer  Jünglingsgestalt  in  Richmond  gelten.  Von  der  entwickel- 
ten attischen  Knnst  schönsten  Stils  ist  ein  grandioses  über- 
lebensgrosses  Beispiel  in  Lowther  Castle  vorhanden,  ein  zwei- 
tes, leider  nur  noch  ein  Frauenkopf,  aber  ein  prachtvoller,  in 
Lansdownehouse ;  beide  Fragmente  können  es  mit  den  besten 
in  Griechenland  vorhandenen  Exemplaren  aufnehmen  und 
übertreffen  die  meisten.  Auch  das  britische  Museum  besitzt 
ein  paar  ausgezeichnete  Stücke,  wie  den  sitzenden  Xanthippos, 
einen  schönen  überlebensgrossen  Epheben ,  welchem  ein  ähn- 
liches Stück  aus  späterer  Zeit  (Tryphon)  zu  interessantem 
Vergleiche  dient;  ferner  eine  recht  bedeutende  Anzahl  mar- 
morner Reliefvasen,  deren  sich  auch  in  Cambridge,  Brocklesby 
Park  und  Marbury  Hall  finden.  Als  interessant  lässt  sich  das 
sogenannte  Homerrelief  in  Lansdownehouse  hervorheben,  mehr 
um  des  Gegenstandes  als  um  des  Stiles  willen.  Endlich  sind 
unter  den  Grabreliefs  gewöhnlicherer  Art  doch  einige  sowohl 
durch  ihre  vortreffliche  Erhaltung,  wie  durch  ihren  verhältniss- 
mässig  guten  Stil  bemerkenswerth;  so  zwei  Reliefs  in  Oxford, 
zwei  in  Richmond,  eines  in  Ince-Blundell-Hall,  eines  in  Low- 
ther Castle;  der  Gegenstand  verleiht  auch  einigen  der  Reliefs 
in  Rokeby  Hall  ein  besonderes  Interesse. 

Weit  einfacher  als  in  England  gestaltete  sich  die  Auf- 
gabe in  Holland.  Abgesehen  von  einem  einzigen  Stück  in 
Utrecht,  welches  ich  nicht  selbst  gesehen  habe,  von  dem  mir 
aber  eine  Photographie  in  Aussicht  gestellt  worden  ist,  kommt 
nur  Leiden  in  Betracht,  wo  das  Museum  van  Oudheden 
eine  verhältnissmässig  reiche  Sammlung  einschlägiger  Denk- 
mäler besitzt.  Diese  stammen  meistens  aus  der  in  Griechenland 
und  Kleinasien  gebildeten  Sammlung  des  Obersten  Rottiers; 
die  bedeutendsten  sind  in  Janssens  ,grieksche  en  rom ein- 
sehe Grafreliefs'  (Leyden,  1851)  gegenständlich  getreu,  aber 
stilistisch  überaus  traurig  abgebildet.  Dass  sämmtliche  Stücke 
von  Neuem  photographirt  werden  durften,  wird  der  liberalen 
Erlaubniss  des  Vorstandes,  Herrn  Leemans  verdankt,  wo- 
neben ich  auch  dem  Conservator  Herrn  Pleyte  für  freund- 
lichen Rath  zum  Danke  verpflichtet  bin.  Unter  den  38  Stücken 
sind  zwei  von  hervorragendem  Werth,  die  grosse  wohlerhaltene 


26  Conze.   Ueber  die  Gesammtausgabe  der  griechiBcben  Grabreliefs. 

Giebelstole  der  Archestrate  inid  ein  künstlerisch  nocli  höher 
stehendes  Relief,  welches  einen  Epheben  mit  einem  Vögelcheu 
in  der  Hand  darstellt,  ein  Werk  von  überaus  feiner  Relief- 
behandlung und  zarter  Empfindung,  das  daher  auch  als  Muster 
dieser  Gattung  in  den  , Denkmälern  der  alten  Kunst'  (I,  29, 
127)  Aufnahme  gefunden  hat.  Aber  auch  sonst  besitzt  das 
Museum  mehrere  bald  stilistisch,  bald  wegen  des  Gegenstandes, 
bald  wegen  der  Erhaltung  bemerkenswerthe  Stücke,  z.  B.  drei 
attische  Marmorvasen  mit  Flachreliefs,  zwei  ansprechende 
Kindergrabsteine,  von  denen  einer  überdies  wegen  eines  Herm- 
herakles im  Felde  Beachtung  verdient,  zwei  sogenannte  Todten- 
mahle,  deren  eines  oberhalb  der  Hauptscene  fünf  flacher  ge- 
haltene Nebenvorstellungen  in  fensterartigen  Quadraten  auf- 
weist, das  andere  durch  seine  Inschrift  [Z-/]v]62o-:oc  'AvriaXx.Bou 
Trp'jTaveutov  to  Seutepov  y.al  o'.  Tuapa-pjiavsi?  Tr/taoY]  Interesse  erregt. 
Den  Grabreliefs  nahe  verwandt  ist  endlich  eine  Grabplatte, 
auf  welcher  in  leidlich  erhaltenen  Farben  eine  Abschiedscene 
gemalt  ist,  ganz  in  der  Weise  der  entsprechenden  Reliefs, 
jedoch  mit  einigen  bemerkenswerthen  Variationen ,  die  eine 
ziemlich  starke  sachliche  Aehnlichkeit  mit  dem  sogenannten 
,Leukothea'-  relief  der  Villa  Albani  bewirken. 

Die  39  Reliefs  in  Holland  ergeben  zusammen  mit  den 
235  in  England  eine  Gesammtzahl  von  274  Stück." 

So  weit  Michaelis. 

Schneller  als  man  anfangs  für  ausführbar  halten  durfte, 
haben  wir  einen  grossen  Theil  des  ganzen  vorhandenen  Vor- 
rjiths  von  griechischen  Grabreliefs  in  besonders  verlässlicher 
Gestalt  bereits  in  unsern  Ililnden.  Möge  es  auch  für  das 
Uebrige  an  willigen  Helfern  nicht  fehlen ,  damit  namentlich 
von  den  so  vielfach  vereinzelt  zerstreuten  Exemplaren  uns 
nicht  allzuviel  und  möglichst  Nichts  sehr  Wichtiges  entgehe. 
Alle,  die  mit  Hand  anlegen,  Nachrichten,  Beschreibungen, 
Zeichnungen,  Photographien  oder  Papierabklatsche  dei-  Aka- 
demie einsenden  wollen,  werden  nicht  nur  unsern  Dank,  son- 
dern das  Verdienst  und  die  Freude  sich  erwerben,  zu  einer 
Arbeit  beigesteuert  zu  haben,  die  eine  bisher  noch  nicht  in 
recht  vollem  Strome  ttiessende  Quelle  der  Kenntniss  griechi- 
scher Art  und   Kunst  ganz  eröffnen  soll. 


IL  SITZUNG  VOM  14.  JANUAR. 


Die  Classe  beschäftigt    sich  mit  den  Angelegenheiteu  der 
Grillparzerpreisstiftung. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Academie  Royale    de  Copenhague:  Memoires,  Classe  des  Lettres.    Vol.  IV. 

Nrs.  8— 9.  Copenhague,  1872  &  1873;  40.;   Classe  des  Sciences.    Vol.  IX. 

Nrs.  8— 9;  Vol.  X.,  Nrs.  1— 2.  Copenliague,   1872  &  1873;  4«.  —   Oversigt. 

1872,   Nr.  2.   Kjebenhavn;    8^.    —    Snorre    Sturlassöns    Historieskrivning, 

en  kritisk  undersögelse,  af  Gustav  Storni.  Kjebenhavn,   1873;  8". 
Alpen-Verein,  österr. :  Jahrbuch.  6.  Band.  "Wien,  1870;  8". 
Institute,    The   Anthropological,    of   Great    Britain    and    Ireland:    Journal, 

Vol.  III.,  Nr.  1.     London,  1873;  80. 
Jahrbuch,  Militär-statistisclies,  für  das  Jahr  1871.  I.  Theil.  Wien,  1873;  40. 
Lese- Verein,    akademischer,    an    der     k.    k.    Universität     und     steierm. 

landsch.  technischen  Hochschule  in  Graz:  VI.  Jahresbericht.  Graz,  1873  ;  8^'. 
Oesterreicher,    T.    Ritter   von,    Die    österreichische    Küstenaufnahme    im 

Adriatischen  Meere.  Triest,   1873;  80. 
Paus  tenograp  hikon.  Zeitschrift  für  Kunde  der  stenograj)hischen  Systeme 

aller  Nationen.  I.  Band,  3.  u.  4.  Liferung.  Nebst  Beilage:  Notae  liemensen. 

Dresden,  1874;  80  und  Folio. 
R/ijendraläla   Mitra,    Notices    of   Sanskrit   Mss.   Nr.  VI.  Vol.  II.,  Part.   3. 

Calcutta,   1873;  80. 
,Revne   politique    et   litteraire'    et   , Revue    scientifique    de    la    France    et    de 

Fetranger'.  III«  Annee,  2"'«  Serie.  Nr.  28.  Paris,  1874;  4". 
Verein    der  fünf  Orte   Lucern,    Uri,    Schwyz,    Unterwaiden    und    Zug:    Der 

Geschichtsfreund.   XXVIII.  Band.     Einsiedein,  New-York  und  Cincinnati, 

1873;  80. 
Würzburg,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften  aus  den  .lalircu 

1870—1873.  40  und  8«. 


28 


111.  SITZUNG  VOM  21.  JANUAR. 


Der  Vorstand  der  kais,  Hofbibliothek  Herr  Hofrath 
Dr.  Birk  leg-t  das  druckfertige  Manuscript  des  VH.  Bandes 
der  Tabulae  codicuni  manuscriptorum,  welcher  die  Beschreibung 
der  Handschriften  Nr.  11501 — 14000  umfasst,  vor  und  ersucht 
um  die  Bewilligung  der  Drucklegung. 


Dem  w.  M.  Herrn  Professor  Miklosich  wird  eine  Sub- 
vention bewilligt  zur  Herausgabe  des  IV.  Bandes  seiner  ,Ver- 
gleichenden  (jrammatik  der  slavischen  Sprachen'. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Accademia    Poiitificia    de'    Nuovi    Lincei:    Atti.     Anno    XXVI,    Sess.    7». 

Roma,   1873;  4«. 
G ei! ellschaft,    k.    k.    greographische,   in   Wien:    Mittheiliuigen.    Band    XVI. 

(neuer  Folge  VI.),  Nr.   12.  Wien,  1873;  80. 
Giessen,   Universität:    Akademische    Gelegenheitsscliriften   ans    dem    .Jahre 

1873.  4"  und  8". 
Kasan,    Universität:  Bulletin    et  Memoires.   1872;  1873,    Nrs.    2—3.  Kasan, 

1873;  80. 
Kiel,  Universität:  Schriften  vom  Jahre  1872.  Band  XIX.  Kiel,   1873;  4». 
Mittheilungen    aus   J.   Perthes'    geographischer  An.stalt.    20.   Band,   1874, 

I.  Heft.  Gotha;  4». 
Programm,    XXIV.,  des    k.    k.    Staats- Gymnasiums    zu   Innsbruck.     1873. 

Innsbruck;  4*^. 
Revista  de  Portugal  e  Brazil.  Nr.  6.  Lisboa,  1873;  4«. 
,Revue    politique   et   litteraire'    et    ,Revue   scientifique    de   la   France   et  de 

l'etranger'.  III«  Annee,  2«  Serie,  Nr.  29.  Paris,  1874;  40. 
Society,  The  Royal,  of  Victoria:  Progress  Reports  and  Final  Report  of  the 

Exploration  Cominittcc.  Melbourne,   1863;  4''. 
Turkestanof  f,  Nicolas,  Abgekürzter  Kalender  auf  tausend  Jahre.  900  —  1900. 

St.  Petersburg,   1868;  4«. 
Verein,  siebenbürgischer,    für  romanische  Literatur  und  Cultur  des  romani- 
schen Volkes.    Anulu  VI,   Nr.  23—24;  Anulu  VII,  Nr.   1—2.     Kronstadt, 

1873/74;  V\ 
Weis,    Odoardo,    Meute    e   cuure.     Organo  per  Tincremento  dell'  i.struzione 

poiK)lare.     Anno  I.,  Nr.   1.  Trieste,  1874;  80. 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KAISERLICHEN  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN 


PHILOSOPHISCH-HLSTOKISCHE  CLASSE. 


LXXVI.  BAND.  II.  HEFT. 


JAHRGANG  1874.  —  FEBRUAR. 


IV.  SITZUNG  VOM  4.  FEBRUAR. 


Die  Universität  von  Madrid  sendet  einige  Bände  der 
Revista  de  la  Universidad  de  Madrid  und  ersucht  um  Schriften- 
tausch nnt  der  k.  Akademie. 


Herr  Regierungsrath  p.  von  Wurzbach  legt  den  im 
Druck  vollendeten  XX VI.  Band  des  von  ihm  mit  Unter- 
stützung der  k.  Akademie  herausgegebenen  ^biographischen 
Lexikons  des  Kaiserthums  Oesterreich'  vor. 


Der  Referent  der  historischen  Commission,  Herr  kais. 
Rath  Fiedler,  legt  eine  von  dem  \v.  Mitgl.  Herrn  Professor 
Jaeger  in  Innsbruck  eingesendete  Abhandlung  vor  unter  dem 
Titel :  jDer  Uebergang  Tirols  von  dem  Erzherzog  Sigmund  an 
den  römischen  König  Maximilian  (1478 — 1490)'. 


32 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Akademie  der  Wissenschaften,   Königl.  Preuss.,  zu  Berlin:    Monatsbericht. 

November  1873.  Berlin;  8«. 
—  Königl.    Bayer.,     zu    München:    Abhandlungen    der    historischen    Classe. 

XII.  Bandes    1.  Abtlieilung;    Abhandlungen    der    philos.-philolog.  Classe. 

XIII.  Bandes  1.  Abtheilung;  Abhandlungen  der  mathem.-physikal.  Classe. 
XI.  Bandes  2.  Abtheilung,  (Nebst  den  betreffenden  Separatabdrücken.) 
München,   1873;  4». 

Ateneo  Veneto:  Atti,  Serie  II.  Vol.  XI,  Punt.  1.  Venezia,  1873;  8». 
Catalogus  codicum  manu  scriptorum  Bihliolhecae  Eegiae  Monacensis.   Tomi  /•"* 

Pars   W"    et   IIl""     {1866);    Tomi    IJI'",    Pars  /'««,  IF"    et  III'^"  {1868, 

1871  &  1873);  Tomi  IV'  Pars  7"    {1874J ;   Tomus   V.  (1866);  Tomus    VI. 

(1866);  Tomus   VII.  (1858).  Monachii;  S". 
Gesellschaft    der    Wissenschaften,  k.   böhm.,  zu    Prag:    Sitzungsberichte. 

Nr.  7.  1873.  Prag;  8". 
Institut  National  Genevois:  Bulletin.  Tome  XVIII.  Geneve,  1873;  8". 
Istituto,  R.,  Veneto  di  Scienze,  Lettere  edArti:  Atti.  Tomo  11°,  Serie  IV», 

disp.  9*— 10»;  Tomo  111°,  Serie  IV%  disp.  1».  Venezia,  1872/73  &  1873/74  ;  8". 
Jahresbericht  des  k.  k.  Ministeriums  für  Cultus  und  Unterricht  für  1873. 

Wien,  1874;  40. 
Madrid,  Universität:  Kevista.  2»  Epoca.     Tomo  I.  Nr.    1—4,   6;   Tomo  II., 

Nr.  1—2.  Madrid,  1873;  gr.  80. 
Revista  de  Portugal  e  Brazil.  Nr.  8    Janero  de  1874.  Lisboa;  4". 
,Revue    politique    et    litteraire'    et    ,Revue   scientitique    de    la  France    et  de 

l'etranger'.  IIP  Annee,  2"«  Serie,  Nrs.  30—31.  Paris,  1874;  4". 
Society,    The    Royal    Geographical:     Proceedings.     Vol.     XVIII.     Nr.     1. 

London,  1874;  8». 


V.  SITZUNG  VOM  11.  FEBEUAK. 


Der  Vicepräsident  gedenkt  des  Ablebens  des  ausw.  corr. 
Mitrrliedes  der  kais.  Akademie,  Professor  Moriz  Haupt  in 
Berlin,  welcher  am  5.  Februar  d.  J.  starb. 

Die  Mitglieder  erheben  sich  zum  Zeichen  des  Beileids 
von   ihren  Sitzen. 


33 

Der  tSecretär  leg't  den  von  dem  corr.  Mitgl.  Freilierni 
von  Czoernig-,  k.  k.  wirklichem  Geheimenratlie,  eingesendeten 
2.  Band  seines  Werkes  übei-  Görz  und  Aquileia  vor,  und  ver- 
liest das  Begleitschreiben  des  Verfassers. 


Das  w.  Mitglied  Freih.  v.  Sacken  legt  eine  Abhandlung 
vor:  über  ein  neues  Militärdiplom  von  Kaiser  Elagabalus. 


Herr  Dr.  A d.  H o  r  a  w  i  tz  ersucht  um  Abdruck  einer  kleinen 
Sammlung  ungedruckter  Briefe  und  anderer  Inedita  Melanchthons 


in  den  Sitzungsbei'ichten. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Czoernip^,    Carl    Freilierr    von,    Die    Stadt    Görz  zimäclist    als    klimatischer 

Curort.  Wien,   1874;  8«. 
Gen  oot. schaj),  Bataviaasch,  van   Knnsten  en  Wetenscliappen:    Tijdsclirift. 

Deel  XX.  (Zevende  Serie.  Deel  I.)  Aflev.  4—6.  Hatavia,  's  Hage,   1872  en 

187.3;  8".  —  Notnlen.  Deel  X.  1872,  Nr.  4;  Deel  XI.  1873,  Nr.  1.  Batavia, 

1873;  80.    —    Alj)liabetisclie  lijst  van  lanrl-,  zee-,   rivier-,  wind-,  storm-  en 

andere  kaarten.  Batavia,  's  Hage,  1873;  8". 
Geschichte  der  Wissenschaften    in    Deutschland.     Neuere    Zeit.    X.    Band. 

2.  II.  3.  Abthlg.  Entwickelung  der  Chemie  von  Hermann  Kopp.  2.  u.  3. 

Ahthlg.  München,  1873;  8". 
Gesellschaft,    Schlesische,    für   vaterländi.sche    Ciiltur:  Abhandlungen    der 

]ihilos.-liistor.  Abtheilung.  1872/73;  Abhandhuigen  für  Naturwissenschaften 

und  Medicin.  1872/73.  Breslau,  1873;  8".  —  L.  Jahres-Bericht.    Breslau, 

1873;  8«. 
—  Deutsche    Morgenländische:    Zeitschrift.    XXVII,    Band,   4.  Heft.  Leipzig, 

1873;  80. 
Institiuit,  koningl.,  voor  de  taal-,  land-  en  volkenkunde  van  Nederlaiulsch- 

Indie:    Bijdragen.     III.    Volgreeks.    VIII.    Deel.    2.    Stuk.    'S   (Jraveuhage, 

1873;  80. 

Sitzuagsber.  d.  phil.-List.  Cl.  LXXVF.   l'.d.  II.  litt.  3 


34 

, Revue  politique  et  litteraire'  et  ,Revue  acientifique  de  la  France  et  de 
l'etran^er'.  III«  Ann6e,  2«  Serie,  Nr.  32.  Paris,  1874;  40. 

Verein,  histor.,  für  Niedersachsen:  Zeitschrift.  Jahrgang  1872.  Hannover, 
1873;  80. 


Sackeu.    Ueber  eiu  neues  Militärdiplom  vou  Kaiser  Elagabalus.  OD 


t 


lieber  ein  neues  Militärdiplom  von  Kaiser  Elagabalus. 

(Mit  '2  Zinkog-raphieu.) 
Von 

Dr.  E.  Freih.  von  Sacken, 

wirkl.  Mitgliede   der  k.  Akademie  der  Wissenschaften. 


Der  Wiener  Arzt  Herr  Dr.  M.  E.  Weiser  benützte  seineu 
läng-eren  Aufenthalt  in  Thracien  zu  einer  genauen  Untersuchung 
der  zahlreich  dort  vorfindigen  Tumuli,  die  sich  als  Gräber  mit 
Skeletten  erwiesen  und  eine  erhebliche  Anzahl,  theils  spät 
römischer  Gegenstände  (darunter  Münzen  aus  dem  IV.  Jahr- 
hundert), theils  einheimischer,  barbarischer  Erzeugnisse  (dar- 
unter sehr  roh  gearbeitete  Thonfiguren  und  Gefässe  eigen- 
thümlicher  Form)  ergaben.'  Nebstbei  sammelte  Dr.  Weiser 
auch  andere  Alterthümer,  die  ausserhalb  der  Tumuli  ausgegra- 
ben wurden.  Unter  den  letzteren  befand  sich  die  eine  Hälfte 
eines  römischen  Militärdiplomes,  —  glücklicherweise  die  Avich- 
tigere  mit  dem  vollständigen  Texte,  —  dessen  Fundort  genau 
bekannt  ist,  nämlich  ein  in  seineu  Trümmern  noch  ganz  wohl 
erkennbares  römisches  Castell,  an  den  ntirdlichen  Ausläufern 
des  Khodope-Gebirgszuges,  zwischen  den  Dörfern  Karatsch  und 
Sarnitsch,  drei  Stunden  südöstlich  von  Chaskioj  gelegen,  acht 
deutsche  Meilen  östlich  von  Philippopel.  Die  Anlage  des  Ga- 
stelles  an  dieser  Stelle  erklärt  sich  aus  dem  Schutze,  den  es 
dem  Thale  des  Hebrus,  das  sich  hier  verengt,  gewähren  konnte. 
Die  Bronzetafel  soll  in  den  Maueranwurf  fest  eingelassen  ge- 
wesen sein  und  war  vereinzelt    ohne    sonstige    Gegenstände    in 


1  Ein   Theil   der   Fundobjccte    befindet  sicli    als   Gcsclienk   des   Finders  im 
k.  k.  Antikencabiuete. 

3* 


36 


Sacken. 


nächster  IJmg-ebung.    Ihre  Höhe  beträgt   14  Cent,  bei   11   Cent. 
Breite;    die    linke    Ecke,    welche  den    Namen  des  Kaisers  ent- 

Fig.  1. 


\ 


tm?os  \ 

iXTUlEfCÜuKdSiil-P-P. 

PRlMJS¥XDRIBV5frEriMSiP£ßE6Rmi 
O  O 

IVHXE  RIHT^P.ÖI  KfDtllßÄ0S«TOLL/\HT 
AC  S  f  IKDVD^  vSn  Yf  ß  VBBßMhmS^^HkM 

C'    YETTlO^G  RfiTO^  FT^     ^ 

COH-lIII^PtANTONlNIANA-PV. 
f^££PTliAIO#F!LVLP'Miim(0 


^ 


liielt,  wurde  sichtlich  sclion  in  alter  Zeit  mit  einem  scharfen 
Instrumente  wogg-eschlagen ,  man  erkennt  deutlich  die,  wahr- 
scheinlich mit  einer  Axt,  wiederholt  und  nicht  sicher  geführten 


lieber  ein  neues  Militärdiplom  von  Kaiser  Elagabalua. 


37 


Hiebe ,  <lie  Brucilflilclien  sind  mit  Patiuji  überzogen.  Der 
Sprung  aber,  welcher  vua  der  ausgeschlagenen  Ecke  ausgehend, 
den  oberen  Tlieii  der  Tafel  abtrennt,  entstand  erst  in  neuerer 
Zeit  in  t'ulge  von  Gussi'ehlern  und  luiganzen  Stellen  in  der 
äletalltafel.     Beide  Seiten  sind  beschrieben  und  zwar,    wie  go- 


i; 


ri»  ^ 


{\4\/ 


wohnlich,  die  eine  der  Breite  der  Tafel  nach  mit  soi'i^faltig 
gravirtcn  Buchstal)en,  die  andere  nach  ihrer  Läng-e  in  tiüchtig 
eingehauener  Schritt.  Erstere  erscheint  sonach  als  die  Aussen- 
seite  der  ersten  Tafel  des  ganzen  Diplomes,  letztere  als  deren 
Innenseite.  Unter  Fig.  1  und  2  werden  beide  in  Facsimilc 
gegeben. 


3g  Sacken. 

Das  fehlende  Stück  dei-  Inschrift  auf  der  Aiissenseite  ist 
mit  Zuhülfenahnie  der  Innenseite  und  nach  verwandten  Denk- 
mälern, die  hier  unbedenklich  als  Parallelen  beizuziehen  sind, 
zu  ergänzen,  wie  Fig.  o  zeigt,  wobei  die  feinen  Buchstaben 
sich  aus  der  flüchtig  geschriebenen  Innenseite  ergeben ,  die 
punktirten  auf  Combination  beruhen. 

Fig.  3. 
IM?  CAES  .  DIVX  ANTONINI .  MAONI .  PII  AVG  .  FIL         i 
DIVX  .  HE  V  ERI .  ?  1 1 .  NEPOS  2 

M  .  AVRELIVS  .  Al-ITONINVS  .  PIVS  .  FELIX  .  AVG'  3 

S A C  E  R  D  0  S  .  AM  FIJSS1MV8  .  DEI .  IN VICTI .  SOLIS  4 

ELAGABALl.PONT.MAX.TRIB.POT.IIII.COS.III.P.P    0 
N  0  M I N A  .  M 1 L I T  VM  .  Q VI  MEITAVERVNT  .  IN  CO  e 

RORTIB  V  S  PRÄETOEIS  .  ANTONINIANLS  .  DECEM  7 

I .  II .  III .  IUI .  V .  VI .  VII .  VIII  .Villi .  X .  PIIS .  VINDICIBUS  « 

etc. 

Somit  ist  der  vollständige  Inhalt  des  Diplomes  folgender: 

Imperator  Caesar  Divi  Antonini  magni  pii  Augusti  filius  j| 
Di  vi  Severi  pii  nepos  |j  Marcus  Aurelius  Antoninus  pius  felix 
Augustus  II  sacerdos  amplissimus  Dei  invicti  Solls  ||  Elagabali 
pontifex  maximus  tribunicia  potestate  IV,  Consul  III  pater 
patriae  |i  nomina  militum  qui  militaverunt  in  cohortibus  prae- 
toriis  antoninianis  decem  jj  I.  IL  III.  IV.  V.  VE.  VII.  VIII. 
IX.  X.  piis  vindicibus  H  qui  pie  et  fortiter  militia  functi  sunt 
jus  i|  tribui  connubii  dumtaxat  cum  singulis  et  |  primis  uxoribus 
ut  etiam  si  peregrini  juris  feminas  in  matrimonio  suo  jun- 
xerint  proinde  liberos  tollant  |  ac  si  ex  duobus  civibus  romanis 
natos  I  ante  diem  septimum  idus  januarias  ||  Cajo  Vettio  Orato 
et  II  Marco  Vitellio  Seleuco  consulibus  [|  Cohors  quarta  praetoria 
Antoniniana  pia  vindex  ||  Marco  Septimio  Marci  filio  Ulpia 
Maetico      Triraontio. 

Descriptum  et  recognitum  ex  tabula  aerea  quae  fixa  est  [| 
Romae  in  muro    post    templum    divi  Augusti   ad    Miner  ||  vam. 

Der  Text  der  Innenseite  zeigt  von  dem  der  äusseren 
Hauptseite  einige  kleine  Abweichungen ;  der  mit  dem  Ein- 
schlagen desselben  Betraute  ging  sehr  flüchtig  zu  Werke  und 
man  sieht,  dass  ihm  während  der  Arbeit  immer  mehr  die  Ge- 
duld ausging.  Nobst  einigen  Schreibfehlern  (Antonianis  statt 
Antonini;niis.  pis  statt  piis,  juxerint  statt  junxerintj  und  Aus- 


Ueber  ein  ueues  Militärdiplora  von  Kaiser  Elagabalus.  Öü 

lassungen  (et  fortiter,  nach  dumtaxat  das  Wort  cum)  passii-te 
es  ilim,  dass  er  statt  qni  —  militia  functi  sunt  oder  wie  er  beab- 
sichtig-te  quibus  —  militia  fuuctis  zu  schreiben,  statt  des  ersten 
Wortes  noch  einmal  das  früher  vorkommende  militaverunt 
wiederholte  und  functis  beifüg-te,  was  natürlich  keinen  Sinn 
hat.  Nach  conub,  worauf  in  allen  prätorianischen  Diplomen, 
wie  auch  hier  auf  der  Aussenseite,  dumtaxat  folgt,  steht  ein 
längeres  Wort,  dessen  Bedeutung  zu  entziffern  mir  nicht  gelang ; 
es  ist  im  Facsimile  Fig.  2  ganz  genau  dem  Originale  nach- 
gebildet. 

Dass  das  Diplom  von  Elagabal  ausgestellt  sei,  geht  aus 
der  nach  der  Innenseite  ergänzten  vierten  und  fünften  Zeile 
hervor,  in  welcher  sich  der  Kaiser  Oberpriester  des  Sonnen- 
gottes Elagabalus  nennt.  Der  berüchtigte  Vetter  Caracallas, 
Sohn  von  dessen  Nichte  Soaemias,  Varius  Avitus  Bassianus, 
diente  schon  als  Knabe  in  der  syrischen,  am  Orontes  gelegenen 
Stadt  Emesa  dem  syrisch-phönizischen  Sonnen-  (der  Etymologie 
nach  Berg-)  Gotte  Elagabal  als  Priester.  ^  Der  Cult  dieses 
Gottes,  welcher  auch  als  Schutzgott  von  Gabala,  mit  welchem 
Namen  die  Stadt  Byblus  im  alten  Testamente  bezeichnet  wird, 
verehrt  wurde,  -^  war  mit  Musik,  Tänzen  und  Orgien  verbunden, 
wobei  auch  Opfer  von  Menschen,  besonders  von  Knaben,  ge- 
bracht wurden.  ■'  Der  Tempel  war  auf  einem  Berge  gelegen.  * 
Bassianus  wurde  als  Oberpriester  wegen  seiner  Schönheit  und 
der  Pracht  des  Aufzuges  von  den  Soldaten  abgöttisch  verehrt 
und  nachdem  er  von  ihnen  zum  Kaiser  ausgerufen  worden  war 
(218  n.  Chr.),  führte  er  den  Cult  seines  Gottes  im  ganzen 
römischen  Reiche  ein.  Er  brachte  dessen  Bild  nach  Rom,  wo 
es  in  einem  auf  dem  Palatin  erbauten  Tempel  mit  der  gröss- 
ten  Pracht  verehrt  wurde  imd  den  Mittelpunkt  des  gesammten 
religiösen  Cultes  bilden  sollte.  ^  Alljährlich  zur  Sonnenwende- 
zeit führte  er  es  in  feierlichem  Festzuge  in  einen  zweiten  dem 
Gotte  in  Rom  erbauten  Tempel,  was  auf  einer  Goldmünze  des 

'  Herodianns,  V,  3. 

2  Scaliger.  Animadv.  iu  chronolog.  Euseb.  p.  231. 

3  Lampridius,  Anton.  Heliogab.  S.    Dio  Caasius,  LXXIX,   11. 

^  Salma.s.    zu    Vopiscus,    Aurelianus,    25   citirt   die   betreffenden   Verse 

des  Avienns. 
^  Lamprid.  3. 


40  Sacken. 

Jahres  221  dargestellt  erscheint  mit  der  Umschrift:  SANGT 
DEO  SOLI  RLAGABAL.  Das  Bild  des  Gottes  bestand  aber 
nach  Herodian's  Beschreibung-  in  einem  grossen,  schwarzen, 
angeblich  vom  Himmel  (befallenen  Steine  von  konischer  Form ; 
der  Pomp  des  Festzuges  überbot  alles  Ahnliche,  Den  von  Gold 
und  Edelsteinen  strotzenden  Wagen,  auf  welchem  der  Meteorit 
lag,  zogen  sechs  reich  geschmückte,  makellos  weisse  Pferde; 
der  Kaiser  schritt  voran ,  aber  nach  rückwärts ,  das  Gesicht 
unverwandt  dem  Gotte  zugekehrt;  damit  er  nicht  falle,  war 
der  Weg  mit  goldigem  Saude  bestreut.  Bei  den  Opfern  flössen 
das  Blut  der  Stierhekatomben  und  zahllosen  Schafe  und  der 
ausgegossene  Wein  in  Strömen.  ' 

Nach  diesem  seinen  Lieblingsgotte,  dessen  Dienst  er  sein 
ganzes  Leben  widmete,  benannte  sich  der  Kaiser;  auf  Münzen 
nennt  er  sich  Invictus  oder  summus  sacerdos  Dei  Solis  Ela- 
gabali.  Amplissimus  Sacerdos  kommt  auf  dem  Bruchstücke 
eines  von  ihm  mit  seinem  xVdoptivsohne  Severus  Alexander  im 
Jahre  222  ausgestellten  Militärdiplomes  vor.  -  Kein  anderer 
Kaiser  legte  sich  diesen  Titel  bei  und  der  von  ihm  mit  sol- 
chem Eifer  eingeführte  Cult  des  Elagabal  kam  unter  seinen 
Nachfolgern    in  Verfall,    bis    ihn  Aurelianus   wieder   aufnahm,  ^ 

In  der  ersten  Zeile  unseres  Diplomes  nennt  sich  Elaga- 
balus  Sohn  des  grossen  Antoninus,  nämlich  des  Caracalla.  Der 
Name  Antoninus  hatte  noch  von  den  glänzenden  Zeiten  des 
ersten  Kaisers  dieses  Namens  und  von  dem  siegreichen  Marc 
Aurel  her  einen  überaus  guten  Klang,  namentlich  bei  den  Sol- 
daten;  auch  Caracalla,  der  sich  denselben  beigelegt  hatte,  trug 
durch  seine  Popularität  bei  den  Letzteren  zum  Ausehen  dieses 
Namens  bei.  Man  glaubte  an  ihn  den  Bestand  des  Reiches  ge- 
knüpft und  als  Macrinus  nach  der  Ermordung  Caracallas  mit 
seinem  Sohne  Diadumenus  zum  Kaiser  ausgerufen  wurde,  sah 
er  sich  genöthigt,  seinem  Sohne  eiligst  diesen  Namen  beizu- 
legen und  ihn  also  dem  Heere  vorzustellen.  „lutelligo,  deside- 
rium    ingens  Antonini    nominis    apud   vos    mauere"'   sagte  er  in 


'  Herodian.,  V,  c.  6. 

2  liaucli  flr  Vesmc  in  dtii  Atti  dcll'  accacl.  delle  scienze  di  Torino   18f59, 

Vnt.  IV,  6-JO.    Corpus  iiiscr.  lat.   III,  2,  p.  81)2. 
'  Fl.   VnpiacuH,  Aurelianus  25,  35,  .S9. 


Ueber  ein  neue^  Militärdiplum  von  Kaiser  Kliigabahi».  41 

seiner  Anrede  und  die  ganze  Versaninilung-  jubelte  seinem  Soline 
zu:  j.Antoninum  habemus,  omnia  liabcmus;  Antoniuuni  nobis 
dii  (Icderunt  patrem;  Antouinus  dig-nus   imperio".  ' 

Aber  bei  Elagabal  war  der  Name  nicht  wie  beim  Sohne 
des  Septimius  Scverus  oder  bei  Diadumenus,  bloss  ein  talsch- 
lich arrogirter,  2  sondern  insoferue  gerechtfertigter,  als  er  ein 
Blutsverwandter  des  Antoninus  benannten  Bassianus  Caracalla 
war.  -^  Seine  Grossnuitter,  Julia  Maesa,  war  die  Schwester  der 
Julia  Domna,  Mutter  des  Letztgenannten,  er  selbst  ein  Sohn 
der  iVIuhme  (Jaracallas  Soaemias  mit  dem  aus  Apamea  gebür- 
tigen Varius  Marcellus.  ■•  Allein  Maesa,  die  von  Macrinus  nach 
ihrer  Heimath  Emesa  verbannt  war,  aber  das  Leben  am  römi- 
schen Hofe  nicht  vergessen  konnte,  und  auf  jede  Art  wieder 
zu  Macht  und  Ansehen  zu  gelangen  strebte,  wusste  das  Gerücht 
zu  verbreiten,  ihr  Enkel  sei  die  Frucht  eines  Liebesverhält- 
nisses Caracallas  mit  dessen  Mtdime  Soaemias,  ihrer  Tochter. 
Durch  Bestechung  brachte  sie  die  ohnehin  durch  des  jugend- 
lichen Elagabal  glänzende  Erscheinung  gewonnenen  Soldaten 
dahin,  dass  er  mit  ihr  in  das  Lager  aufgenommen  und  zum 
Kaiser  ausgerufen  wurde;  „sie  begrüssten  ihn/'  sagt  Herodi- 
anus,  •'  „als  Antoninus  uud  bekleideten  ihn  mit  dem  Purpur". 
Sofort  nahm  der  Knabe  den  Namen  an  und  nachdem  Macrinus 
durch  den  Verrath  seiner  eigenen  Soldaten  uud  durch  Feig- 
heit umgekommen  war,  nannte  er  sich  in  seinem  Siegesberichte 
an  den  Senat  ohne  Scheu:  Imperator,  Caesar,  Antonini  filius, 
Severi  nepos,  pius  felix  Augustus,  Proconsul,  tribunus  plcbis.  '■ 

Der  Titel  pius  felix  Augustus  erscheint  unter  den  Militär- 
diplomen zuei'st  auf  dem  Caracallas  vom  Jahre  216,  ^  von  da 
ab  auf  den  späteren  constant. 


'  Laraprid.   Antoii.  Dijuluiuenu.s,   1. 

-  Die  Selbstadoptionen,  durch  genehm  klingende  Titel  ausgedrückt,  gingen 
oft  etwas  weit;  so  nannte  sicli  der  Afrikaner  Septimius  Scverus:  Divi 
Marci  pii  filius,  Divi  Commodi  frater,  Divi  Antonini  pii  nepos,  Divi  lia- 
driani  pronepos  etc.    Gruter  CL.  5.    Eckhcl,  D.  N.  VII,  173. 

^  Lamprid.,  Heliogab.,  '6. 

^  Dio  Cass.  LXXVIII,  30. 

5  L.  V,  c.  4. 

'5  Dio  LXXVIII,  :iO,  LXXIX,  -2.  Ilerod.  V,  3.  Vgl.  die  Act<i  fratrum 
Arvalium,  Marini,  Atti  I,  p.  C'LXIII;    Orclli,  22GS. 

'•  Mommsen  im  Corp.  inscript.  lat.  HI,  2,  p.  891   (XLIX). 


42  Sacken. 

Der  Beiname  Magnus  für  Caracalla  kommt  auf  Münzen 
und  Inschriften  vor.  '  So  nennen  sich  Elag-abahis  und  Alexan- 
der Severus  Söhne  Antonin's  des  Grossen  auf  den  beiden  Meilen- 
steinen von  Steinbach  -  und  in  ähnlicher  Weise  heisst  Letzterer 
auf  dem  Neapolitaner  Militärdiplome  vom  Jahre  230  Divi  An- 
tonini magni  filius.  ^ 

Gerade  nur  der  Name  des  Kaisers  erscheint  bei  unserem 
Diplome  mit  Absicht  gewaltsam  weggeschlagen,  nicht  aber  der 
ganze  Obertheil  der  Tafel,  so  dass  die  Titulaturen  stehen  blie- 
ben. Es  miiss  diess  seinen  Grund  gehabt  haben  und  dieser  ist 
ohne  Zweifel  darin  zu  suchen,  dass  nach  der  grässlichen  Er- 
mordung des  verhassten  Elagabal,  dessen  Name  durch  Senats- 
beschluss  ausgetilgt  wurde,  ■*  was  das  Vernichten  des  Namens 
auf  den  öffentlichen  Monumenten  zur  Folge  hatte.  So  schlug 
auch  der  Besitzer  des  Militärdiplomes  den  Namen  des  verach- 
teten Kaisers  mit  scharfem  Werkzeuge  weg.  Ein  wahrschein- 
lich in  ähnlicher  Absicht  abgebrochenes  Stück  ist  das  Frag- 
ment in  Monza  vom  Jahre  222,  welches  so  wie  das  von  unserem 
fehlende  nur  den  Namen  Elagabal's  und  zum  Theil  auch  den 
seines  Adoptivsohnes  Severus  Alexander  enthält.  ^  Die  innere 
Hauptseite   lautet : 

IMP  CAES  DIV  (i  Antonini  magni) 
FIL  .  DIVI .  SEV  feri  nepos) 
M .  AVRELIVS  AN  (toninus  p.  f.  Aug.  Sacer) 
DOS.AMPLISSI  (mus  Dei  invicti  Solis  Elagaba) 
LI .  PONTIF  .  MAX  (tr.  pot.  V.  Cos  IV  p.  p.  et) 
IMP  .  CAES  .  M.  AV  (relii  Antonini  f.  Divi  Antonini) 
MAGNI .  NEP  (os  Divi  Severi  pronepos,  M.  Au) 
relius  ALEX  (ander)  ...  —  —  — 

Auch  in  der  Grösse  stimmt  dieses  Bruchstück  mit  dem 
herausgeschlagenen    Stücke  unseres  Diplomes  fast  genau  über- 


'  Eckhel,  D.  N.  VII,  219.    Orelli,  948,  949. 
2  Hist.  de  l'acad.  des  inscript.  XXI,  70,  71. 
'  Avellino,    Opuscoli  diversi,  III,   178. 
*  Lampridiiis,  Helio«;.  17,   18. 

'•>  Baiidi    de  Vesme    in   den  Atti  dell'  accaderaia  delle  scienze    di  Torino 
1869,   IV,  620.    M..mnison,  p.   892,  L. 


4ty 

ein.  In  den  Inschriften  von  Palermo  '  und  Walwick  Chester  - 
scheint  auch  der  Name  absichtlich  ausgetilgt  zu  sein ;  dasselbe 
ist  der  Fall  in  der  Mörtelinschrift  der  siebenten  Wächtercohorte 
zu  Rom.  3 

Die  vierte  tribunicische  Gewalt  Elagabals,  welche  unser 
Diplom  anzeigt,  fällt  in  das  Jahr  d.  St,  974  =  221  n.  Chr. 
Denn  er  nimmt  gleich  nach  dem  Siege  über  Macrinus  am 
8.  Juni  218  die  tribunicia  potestas  an  und  da  diese  Würde 
seit  Trajan,  oder  doch  sicher  seit  Antoniuus  pius  immer  am 
1.  Januar  erneuert,  das  erste  Regierungsjahr  aber  als  voll  ge- 
rechnet wurde,  ^  so  beginnt  die  vierte  tribunicia  potestas  Ela- 
gabals  mit  dem  Jahre  221.  Es  stimmt  diess  auch  mit  der 
Angabe  der  Consuln  Gratus  und  Seleucus  überein,  welche  in 
dem  genannten  Jahre  die  Consulwürde  bekleideten.  Der  Tag 
der  Ausstellung  des  Diplomes  ist  also  der  7.  Januar  221.  Das 
oben  erwähnte  Fragment  von  Monza  gehörte  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  zu  einem  Prätorianerdiplome,  das,  weil  schon  der 
Adoptivsohn  Elagabals  und  zwar  mit  dem  Titel  Imperator  mit 
aufgeführt  erscheint,  gerade  ein  Jahr  später,  fast  genau  zwei 
Monate  vor  der  Ermordung  Elagabals  (4.  oder  5.  März  222) 
auso-estellt  worden  sein  muss. 

Nach  dem  Kopfe  der  Urkunde,  welcher  die  ganze  Titu- 
latur des  Kaisers  enthält,  folgt  der  Text,  in  der  für  Diplome, 
welche  Prätorianern  oder  Soldaten  der  städtischen  Gehörten 
verliehen  wurden,  charakteristischen  Stylisirung.  Für  solche 
musste  schon  aus  dem  Grunde  eine  andere  Fassung  eintreten, 
als  für  die  Diplome  der  Legionäre  und  Auxiliarsoldaten,  weil 
die  Prätorianer  römische  Bürger  waren,  daher  die  bei  ersteren 
übliche  Verleihung  des  Jus  civitatis  entfällt.  Ferner  wird  diesen 
keine  honesta  missio  ertheilt,  denn  es  waren  eben  Veteranen, 
denen  das  Connubium  ertheilt  wurde;  es  wird  sonach  nur  ihres 
braven  und  tapferen  Dienens  gedacht,  ohne  Angabe  der  voll- 
endeten Dienstjahre.  Eine  weitere  Eigenthümlichkeit  der  Prä- 
torianer-Diplome  besteht  darin ,  dass  die  Anerkennung  der 
gesetzlichen    Ehe    ausdrücklich    auf  die    erste    Frau    (nämlich 


>  Orelli,  948. 

2  Bull,  deir  inst.   1851,  75. 

3  Ib.   1867,   14. 

^  Mommsen,  Rom.  Staatsrecht  II,  501.    Eckhel,  D    N.  VIII.  414. 


44  Saukuu. 

nach  dem  Abschiede)  und  das  Bürgerrecht  nur  auf  deren  Kin- 
der beschränkt  wird,  aber  auch  in  dem  besonders  hervorgeho- 
benen Falle,  dass  diese  Frau  pereg-rini  juris  war;  die  Kinder 
sollten  auch  dann  so  angesehen  werden,  als  wenn  beide  Eltern 
römische  Bürger  wäi-en.  Die  Auxiliarsoldaten  erhielten  das 
Bürgerrecht  für  die  Kinder  der  Frau,  mit  der  sie  eben  in  ma- 
trimonium  oder,  wie  es  später  heisst,  in  „concessa  consuetudine" 
lebten,  '  wenn  diese  eine  römische  Bürgerin  war,  ja  die  Ledigen 
sogar  für  die  einer  zukünftigen  Frau.  Erst  durch  das  jus  con- 
nubii  wurden  die  Kinder  der  bürgerlichen  Stellung  und  staats- 
rechtlichen Anerkennung  theilhaftig,  justi  liberi  et  heredes, 
während  die  in  inatrimonio  erzeugten  der  Mutter  folgten. 

Was  die  eigentliche  Stylisirung  anbelangt,  so  unterschei- 
den sich  die  Prätorianer-  und  Stadtcohorten-Diplome  von  den 
übrigen  dadurch,  dass  in  jenen  der  Kaiser  nach  Art  der  Edicte 
in  der  ersten  Person  spricht,  in  diesen  w'ie  bei  den  Leges  in 
der  dritten   Person. 

Selbstverständlich  sind  bei  der  geringen  Anzahl  der  Garde- 
soldaten die  solchen  ertheilten  Heiratsbewilligungen  weit  sel- 
tener. Unter  den  58  bisher  bekannten  Militärdiplomen  sind  nur 
acht  an  Prätorianer  verliehene,  darunter  zwei  kleine  Fragmente, 
von  denen  das  eine,  d,  als  Prätorianer-Diplom  nicht  ganz 
sicher  ist.  Das  unserige  ist  sonach  das  neunte.  Sie  sind  von 
folgenden   Kaisern : 

a)  Vespasianus  v.  J.  76  (Kenner  in  den  Mittli.  d. 
k.  k.  Central-Commission  z.  Erforsch,  u.  Erhalt,  d.  Baudenk- 
male, XIV,  125.  Mommsen,  p.  853,  X.).  Gefunden  in  Ku- 
stendje,  jetzt  im   kais.  Antikencabinete  zu  Wien. 

b)  Marcus  Aurelius  und  Lucius  Verus  (Cardinali, 
Dipl.  mil.  p.  231.  Mommsen,  p.  889,  XLVIL).  Gef.  zu  Chieti. 
Fragment. 

c)  Septimius  Severus  und  Caracalla,  v.  J.  208  (Car- 
dinali, p.  250.  Mommsen,  p.  800,  XLVIIL).  Gef.  zu  Mantua 
und   noch  daselbst. 

d)  Elagabahis  und  Severus  Alexander  v.  .1.  222 
^Baudi  de  Vesme,  a.  a.  O.  Mommsen,  p.  892,  L.).   Zu  Monza. 


l>i|tlorii<'   VMii    riiilipims   iiinl    Dcoiiis,   Moniinsen.   p.   SOG,   898. 


Üeber  ein  neues  Militärdiplom  von  Kaiser  Elagabalns.  45 

e)  Gordianus  v.  J.  243.  (Cardinali,  p.  271-  Momm- 
sen,  p.  894,  LIL).  Gef.  zu  Lyon. 

f)  Philippus  Vater  und  Sohn,  v.  J.  248  (Thiersch, 
1.  Jaliresber.  d.  baier.  Akad.  d.  Wiss.  1827,  S.  24.  Mommsen, 
p.  897,  LIV.).  Gef.  zu  Mautua,  jetzt  in    München. 

g-)  Diocletian  und  Mitregenten,  v.  J.  298  (Monimsen, 
p.  900,  LVII.).  Gef.  zu  Torre  d'Agnazzo,  jetzt  in  Neapel. 
Fragment. 

h)  Dieselben  v.  301—305  (Mommsen,  p.  900,  I.VIII.) 
Gef.  zu  Avellino.    Kleines  Bruchstück. 

Wegen  der  verwandten  Stjlisirung  ist  noch  das  einem 
Soldaten  der  10.  städtischen  Cohorte  verliehene  Diplom  an- 
zuführen :  1 

i)  Caracalla  v.  J.  216  (Mommsen,  p.  891,  XLIX.).  Gef. 
zu  Faenza,  jetzt  in  Rom. 

Damit  der  Text  einen  richtigen  Sinn  gebe,  sollte  nach 
Nomina  militum  folgen  :  Subjeci,  wie  in  a)  und  i) ;  indess  fehlt 
dieses  Wort  auch  in  c),  e)  und  f);  b)  hat  subjecimus. 

Prätorianer-Cohorten  waren  anfangs  neun,  ^  Vitellius  ver- 
mehrte sie  auf  sechszehn,  welche  Einrichtung  jedoch  nur  kurze 
Zeit  bestand,  denn  Tinter  Vespasian  finden  wir,  wie  das  Diplom 
a  bezeugt,  neun  Cohorten.  Die  Errichtung  der  zehnten  fällt 
wahrscheinlich  in  die  Zeit  Trajans;  sie  bestand  schon  im  Jahre 
112.  Unter  den  Diplomen  kommt  diese  Zahl  zuerst  auf  dem 
Marc  Aureis  und  L.  Verus  von  161  (b)  und  von  da  an  con- 
stant  vor  (c,  e,  f).  Die  überflüssige  Aufzählung  der  Nummern 
I  — X  ist  den  jüngeren  Diplomen  eigen thiimlich.  Sie  heissen 
nach  dem  Kaiser  Antoninianae,  wie  auf  unserer  Tafel  (so  auch 
die  IV  cohortes  urbanae  auf  i),  Gordianae  (e), -Philippianae  (f), 
Maximianae  (g)  und  immer  piae  vindices.  Statt:  qui-militia  functi 
sunt  heisst  es  im  Diplom  Vespasians  (a)  quibus  militia  functis, 
in  dem  für  die  Stadtcohorten  von  Caracalla  (i)  in  militia 
functi    sunt. 

Der  7.  Januar  scheint  in  der  späteren  Zeit  der  Tag  für 
die  Publication  der  Prätorianer-Diplome  gewesen  zu  sein ;  os 
haben  ihn  auch  die  des  Gordianus,  Philippus  und  Diocletian 
(e,  f,  g),   sowie  das   städtische  Cohorten-Diplom  Caracallas  (i), 

'  Tacitus,  Ann.  IV.  ö. 


46  Sarkfin      tTober  ein  neues  Militiiidiplom  von  Kaisor  Klagabalus. 

dag-eg-en  ist  der  Ausstellungstag  des  Diplomes  von  Vespasian  (a) 
der  2.  December,  der  des  Diplomes  von  M.  Aurel  und  L.  Ve- 
rus  (b)  der  G.  Mai. 

Die  Namen  der  beiden  Consuln  des  Jahres  221  lernen 
wir  aus  unserer  Tafel  bestimmter  kennen.  Inschriften,  Cassiodor, 
die  Fasti  Idatiani  und  das  Chronicon  Paschale  haben  nur  Gratus 
und  Seleucus.  '  Dio  Cassius  fp.  991)  nennt  sie  Gratus  Sabinia- 
nus  und  Claudius  Seleucus,  auch  in  den  kleinen  Florentiner 
Fasten  hat  Gratus  den  Beinamen  Sabinianus. 

Der  Name  des  Soldaten  der  vierten  Prätorianer-Cohorte, 
welcher  das  Diplom  erhielt,  ist  Marcus  Septimius  Maeticus. 
Ein  zu  Philippopel  gefundenes,  jetzt  in  Paris  befindliches  Militär- 
diplom Trajans  v.  J,  99  -  wurde  einem  Soldaten  der  Ala  prima 
Asturum,  Namens  Meticus,  ertheilt;  es  scheint  also  ein  in  Thra- 
cien  üblich  gewesener  Name  zu  sein. 

Unser  Prätorianer  gehörte  zur  Tribus  Ulpia,  einer  der 
sechs  imaginären  Militärtribus,  '^  Sein  Geburtsort  war  die  acht 
Meilen  vom  Fundorte  des  Diplomes  entfernte  Stadt  Philippopel. 
Diese,  in  alter  Zeit  Eumolpias  oder  auch  Paneropolis  genannte 
Stadt,  erscheint  zwar  bei  den  meisten  Schriftstellern  unter  dem 
Namen  Philippopolis,  den  sie  von  ihrem  Gründer,  Philipp  IL 
von  Macedonien,  erhielt,  indess  wurde  sie  in  späterer  Zeit  auch 
von  ihrer  Lage  auf  einem  dreigipfeligen  Berge  Trimontium 
genannt.  ^  Eben  wegen  des  benachbarten  Fundortes,  weil  es  doch 
wahrscheinlich  ist,  dass  sich  der  ausgediente  Prätorianer  in 
seiner  Heimath  niederliess,  werden  wir  hier  diese  thracische 
Stadt,    nicht  die  gleichnamige  Britanniens,    anzunehmen  haben. 

Als  Auf bewahrungsort .  der  Originalurkunde,  von  welcher 
unsere  Tafel  eine  beglaubig-te  Abschrift  ist,  erscheint  der  nach 
der  Mitte  der  Regierungszeit  Domitians  (seit  93)  gewöhnliche, 
nämlich  die  Wand  hinter  dem  Tempel  des  Augustus  ad  Miner- 
vam  zu  Rom. 


»  Bullet.   1849,  p.   133;  1851,  p.  76;    1867,  p.   14.  OrcUi- H  enzen,  5514, 

6058. 
2  Mommsen,  ]>.  863,  XX. 
^  Vgl.  Grutcr,  DXXXII,  9,  CMXL,  0.   Fabretti,  340,  513.  Orclli,  II. 

p.   18,   54. 
*  IM  in.    IV,    11.    l'tnUMii. 


I 


VI.  SITZUNG  VOM  25.  FEBRUAR. 


Der  Vicepräsident  gedenkt  des  Ablebens  des  corr.  Mitgl 
der  kais.  Akademie  Herrn  Prof.  Dr.  Franz  Lott. 


Der  Secretär  legt  das  von  C.  Wiener  eingesendete 
Werk  , Essai  sur  les  institutions  politiques  de  l'empire  des  Incas' 
vor  und  verliest  das  Begleitschreiben  des  Verfassers. 


Ferner   wird   ein    Schreiben    von   Prof.   Bergan  in  Nürn- 
berg, auf  ein  griechisches  Grabrelief  bezüglich,  mitgetheilt. 


Das  w.  M.  Herr  Prof.  Conze  überreicht  eine  ihm  von 
Prof.  Conestabile  in  Perugia  übersendete  Schrift  desselben 
zur  Geschichte  der  ältesten  italischen  Kunst. 


Das  w.  M.  Herr  Hofr.  v.  Arndts  legt  die  ihm  von  der 
Akademie  zu  Madrid  übersendeten  litliugraphischen  Abdrücke 
der  die  Stadtrechte  von  Malaca  und  Salpensa  enthaltenden 
Tafeln  vor. 


48 

Herr  David  Kaufmann  in  Breslau  sendet  eine  ALliand- 
lun«-  .Die  Tlieuloaie  des  Bacliya  il)n  Pakuda'  und  ersucht  um 
deren  Aufnalime  in  die  Sitzungsberichte. 


Herr  Dr.  H.  Weyda  ersucht,  sein  von  ihm  eingereichtes 
Manuscript  ,Kegister  und  Ui-kunden  der  Karthausen  Gaming, 
Mauerhach  und  Aggsbach'  in  die  Schriften  der  historischen 
Commission  aufzunehmen. 


Das  corr.  Mitgl.  Herr  Scriptor  Haupt  sendet  füi-  die 
Sitzungsberichte  eine  Abhandlung  ,Büiträge  zur  Literatur  der 
deutschen  Mystiker.  I.  Neue  Handschriften  zum  Hermann 
von  Fritzlar^ 


Das  w.  M.  Herr  Dr.  Pfizmaier  legt  eine  für  die  Sitzungs- 
bei-ichte  bestimmte  Abhandlung,  betitelt:  ,Die  Geschichte  der 
Mongolenangriffe  auf  Japan',  vor. 


Das  w.  M.  Hci-r  Prof.  Mussafia  legt  eine  Untersuchung 
,über  die  provenzalischen  Liederhandschrifteu  des  Giovanni 
Maria   Barbieri'  vor. 


Das  w.  M.  Herr  Prof.  Siegel  legt  die  Fortsetzung  der 
Berichte  über  Handschriften  des  sctgen.  Sclnvabcnspiegels  von 
Herrn   Dr.  Ludw.  Rockingcr  in  München  vor. 


Die  Aufnahme  der  von  Herrn  Dr.  Atlalb.  Htirawitz  einge- 
sendeten Abhandlung  , Ungedruckte  Briefe  Melanchthons'  u.  s.  w. 
in  die  Sitzungsberichte  wird  genehmigt. 


49 


An  Druckschriften  vtrurden  vorgelegt: 

Accademia  Pontificia  de'  Nuovi  Liiicei:  Atti.  Tomo  III.  Anno  III.  (1849 — 50) 

Roma,   1873;  4". 
Akademie,    Siidslavi,sche,    der    Wissen.schafteii    und    Künste:     Rad.    Knjiga 

XXV.  U  Zagrebu,   1873;  8". 
American  Association  for  the  Advancement  of  Science:  Proceedings.  XXP* 

Meeting,  held  at  Dubnque,  Iowa.  August,    1872.  Cambridge,  1873;   8". 
Aiinuario  marittimo  per  Tanno   1874.  Trieste;  8". 
Bulletin  of  the  United  States  Geological  and  Geographica!    Survey  of  the 

Territories.  Nr.  1.  Washington,  1874;  8". 
Clarke,   Hyde,  Memoir  on  the   Comparative  Grammar  of  Egyptian,  Coptic, 

and  Ude.  London,  1873;  80. 
Commissione  Archeologica  Municipale  :  Bnllettino.  Settembre-Ottobre  1873. 

Roma,  1874;  gr.  8«. 
Cosmos  di  Guido  Cora.  VI.  Torino,   1874;  4». 
Conestabile,    Giancarlo,    Sovra    due     dischi     in    Bronzo    antico-italici    nel 

Museo    di   Perugia    e    sovra    Tarte    ornamentale    primitiva   in    Italia    e    in 

altre  parti  di  Europa.  Torino,  1874;   4". 
Ge.sellschaft,    k.    k.    mähr.-schles.,    zur   Beförderung   des    Ackerbaues,  der 

Natur-    und    Landeskunde:    Schriften    der   hist.-stat.    Section.    XX.    Band. 

Brunn,  1870;  8». 

—  k.  k.  geographische,  in  Wien :  Mittheilungen.  Band  XVII.  (neuer  Folge 
VII),  Nr.   1.  Wien,  1874;   8". 

—  Deutsche,  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens:  Mittheilungen.  3.  Heft. 
September  1873.  Yokohama;  4". 

Institut  Egyptien:  Bulletin.  Annee  1872-1873.  Nr.  12.  Alexandrie,  1873;  8«. 

Kurschat,  Friedrich,  Wörterbuch  der  Littauischen  Sprache.  I.  Theil, 
II.  Band,   1.  und  2.  Lieferung.  Halle,  1873;  8». 

M  ittheilungen  der  k.  k.  Central -Commission  zur  Erforschung  und  Er- 
haltung der  Baudenkmale,  XVIII.  Jahrgang.  November-Deccmber  1873, 
nebst  Supplementband,  Heft  1.  Wien,  1873  und   1874;  4". 

—  aus  J.  Perthe's  geographischer  Anstalt.  20.  Band,  1S74.  Heft  II.  Nebst 
Ergänzungsheft  Nr.  35.  Gotha;  4^. 

Museum- Verein,    Siebenbürgischer:     Erdelenyi    Muzeum,     1874.     1.     Sz. 

Klausenburg;  8". 
Revista  de  Portugal,  e  Brazil.  Nr.  9.  Lisboa,   1874;  4". 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist    Cl.  LXXVI.  Bd.  II.  Hft.  4 


50 

jRevue  politique  et  litteraire'  et  ,Revue  scientifiqae  de  la  France  et  de 
r^tranger'.  III«  Annee,  2«  Serie,  Nrs.  33—34.  Paris,   1874;  40, 

Sinithsoniau  Institution:  Anuual  Report.  For  the  Year  1871.  Washington, 
1873;  8".  —  Smithsonian  Miscellaneous  CoUections.  Vol.  X.  Washington, 
1873;  80. 

Verein,  Siebenbürgischer,  für  romanische  Literatur  und  Cultur  des  roma- 
nischen Volkes:  Transilvani'a.  Anulu  VII,  Nr.  2  —  4.  Kronstadt,  1&74;  40. 

Wiener,  Charles,  Essai  sur  les  institutions  politique,  religieuses,  econo- 
miques  et  sociales  de  l'empire  des  Incas.   Paris,  1874;  4". 


Haupt     Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  Ol 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker 


Yon 


I 


Josef   Haupt. 


Unter  dieser  al%emeinen  Bezeichnung  sollen  verschie- 
dene Hss.  der  k.  k.  Hofbibliothek  einer  eingehenden  Betrach- 
tung gewürdigt  werden,  die  bisher  zur  Seite  geschoben  von 
niemanden  eines  prüfenden  Blickes  für  werth  geachtet  worden 
sind.  Es  finden  sich  darunter  solche,  die  u.ns  bisher  schwer 
vermisste  Quellen  und  Zeugnisse  für  schon  bekannte  Werke 
bieten;  auch  bisher  unbekannte,  höchst  werthvolle  Schriften 
der  deutschen  Mystiker  werden  wir  kenneu  lernen  und  für 
verloren  gehaltene  werden  aus  den  Winkeln,  in  denen  sie  ver- 
borgen waren,  hervortauchen. 

I. 
Neue  Handschriften  zum  Hermann  von  Fritzlar. ' 

1. 

Die  k.  k.  Hofbibliothek  verwahrt  unter  der  Nummer  2845 
eine  Hs.,  die  aus  257  oder,  wenn  man  das  letzte  noch  Text 
enthaltende,  jedoch  dem  hinteren  Deckel  aufgeklebte  Blatt  mit- 
zählt, aus  258  Blättern  besteht.  Diese  Blätter  sind,  mit  Aus- 
nahme der  zweiten  Seite  des  Blattes  258,  mit  je  vier  Spalten 
(oder  mit  je  zwei  auf  der  Seite)  von  39  bis  40  Zeilen  beschrie- 
ben in  der  zweiten  Hälfte  oder  gegen  das  Ende  des  XIV.  Jahr- 
hunderts, und  zwar  von  vier  deutlich  und  scharf  unterschiede- 


1  Fr.  Pfeiffer  hat  dieses  Buch  im  ersten  Hunde  der  deutschen  Mystiker 
(Leipzicr,  1845.  8",  S.  1  —  258)  abdrucken  lassen  aus  der  Heidelberger 
Hs.  li;5  und  114  in  zwei  Bänden.  Was  der  Herausgeber  über  das  Werk 
S.  XUI— XXn  sagt,    hat   bis   heute   als  unantastbarer  Canon  gegolten. 

4* 


52  Haupt. 

nen    Hcänden.     Die    vier    Schreiber    haben    sich    in    die    Arbeit 
folgender  massen  getheilt: 

1.  Von   l''  bis  einschliesslich  14^  schrieb  der  erste. 

2.  Von  14«  bis  einschliesslich  24"^  schrieb  der  zweite,  der 
jedoch  seine  Arbeit  nicht  vollständig-  durchgeführt  hat;  er  bricht 
mit  der  Spalte  d  ab  und  für  den  Rest  des  Textes  blieb  25"''  leer. 

3.  Von  25'=  bis  einschliesslich  96*^  erscheint  wieder  die 
erste  Hand. 

4.  Von    97*  bis    einschliesslich    156'^  schreibt    wieder    der 

zweite. 

5.  Von  157*  bis  einschliesslich  204"^  wird  eine  dritte  Hand 
sichtbar. 

6.  Von  205*  bis  einschliesslich  258  schreibt  ein  vierter, 
dessen  Schrift  aber  jener  des  ersten  Schreibers  sehr  nahe  kommt. 

Die  Hs.  ist  aus  Papier  und  Pergament  gemischt,  wie  so 
viele  Hss.  des  XIV.  Jahrhunderts,  jedoch  findet  sich  in  dieser 
gemischten  Hs.  die  merkwürdige  Thatsache,  dass  nur  die 
früheren  Lagen,  nämlich  I — VHI,  gemischt  sind,  die  folgenden 
aber  oder  IX — XXVI  nur  aus  Pergament  bestehen. 

Die  Schreiber  haben  nach  Lagen  gearbeitet,  und  zwar 
sind  die  Lagen : 

I — VHI  (Bl.  1 — 96)  von  dem  ersten  und  zweiten, 
IX— XIII  (Bl.  97—156)  von  dem  zweiten, 
XIV— XVII  (Bl.  157—204)  von  dem  dritten, 
XVIII— XXVI  (Bl.  205—258)  von  dem  vierten  geschrieben. 
Die  Lagen  I— XVII  bestehen  aus  je  zAvölf  Blättern  oder 
sechs  Doppelblättern,  die  Lagen   XVIII — XXVI  aber  jede  aus 
sechs  Blättern  oder  drei  Doppelblättern. 

Wie  man  sieht,  haben  die  vier  Schreiber  nach  einer  Vor- 
lage und  darum  auch  nach  Lagen  gearbeitet  mit  der  ganz 
geringen  Ausnahme  von  14*= — 24'',  wo  der  erste  Schreiber  nicht 
nur  die  erste  Lage,  sondern  auch  von  der  zweiten  das  erste 
Blatt  ganz  und  die  erste  Hälfte  des  zweiten  Blattes  schrieb, 
und  mit  dem  ersten  Blatte  der  dritten  Lage  seine  Arbeit  wie- 
der aufnahm  und  mit  dem  letzten  Blatte  der  achten  Lage  ab- 
schloss.  Die  zwei  ersten  Schreiber  haben  zwei  Lücken  zu  ver- 
antworten, die  erste  schon  erwähnte  auf  25*''  und  die  zweite 
zwischen  156  und  157,  da  157*  eine  neue  Messe  beginnt,  wäh- 
rend doch  das    Ende  der  ölosa  über  die  zwei    Söhne  aussteht. 


I 


Beiträge  zur    Literatur  der  ilentBcheu  Mystiker.  Oö 

Die  dritte  und  vierte  Hand  lial)en  sich  eines  andern  Feh- 
lers schiddig  gemacht ;  die  dritte  g-riff  näniHch  in  die  Arbeit 
der  vierten  hinüber  und  so  kommt  es,  dass  der  grösste  Tlieil 
des  Textes  auf  204"'  von   der  vierten  auf"  205^''  wiederholt  ist. 

Der  Inhalt  der  Hs.  ist  ebenso  aus  verschiedenen  Werken 
zusammengesetzt.  1* — 4''  vertheidigt  sich  ein  Laie  gegen  die 
,hochgelerten  Pfaöen',  und  rühmt  sich,  die  Evangelien  in's 
Deutsche  übersetzt  zu  haben  und  dass  er  zu  Trotz  den  Pfaffen 
mit  einer  neuen  Arbeit  hervortrete.  Worin  diese  neue  Arbeit 
bestanden  habe,  wird  nicht  gesagt.  Diese  Vertheidignng  steht 
auch  zu  lesen  in  der  ?Is.  3063  der  k.  k.  Ilofbibliothek.  In 
beiden  Hss.  folgt  dann  eine  deutsche  Uebersetzung  des  Plena- 
riums,  die  in  beiden  wesentlich  dieselbe  ist,  sie  weichen  aber 
vollständig  ab  in  der  Glosa  oder  den  Erklärungen  und  Pre- 
digten über  die  Evangelien  und  Episteln. 

Diese  höchst  merkwürdige  und  kühne  Vertheidigung  werde 
ich  in  einem  der  folgenden  Beiträge  mittheilen,  in  welchem  ich 
nachweisen  werde,  dass  die  handschriftlichen  deutschen  Plenarien, 
deren  eine  so  grosse  Zahl  vorhanden  ist,  eine  und  dieselbe 
Uebersetzung  enthalten ,  die  identisch  ist  mit  der  in  den  ge- 
druckten, von  denen  Auflage  um  Auflage  im  XV.  und  XVI. 
Jahrhunderte  erschienen  ist  bis  zur  Reformation.  Diese  That- 
sache  ist  um  so  bedeutsamer,  als  die  Glosa  auch  nicht  in  zwei 
Hss.  dieselbe  ist,  nicht  einmal  in  den  zwei  Hss.  der  k.  k.  Hof- 
bibliothek ,  in  denen  die  Vertheidigung  des  wahrscheinlichen 
Uebersetzers  uns  aufbehalten  ist. 

Hinter  dieser  Vertheidigung  folgt  dann  die  rothe  Ueber- 
schrift : 

4*^  Hie  hebet  (!)  sich  an  die  anevenge  der  messe 
coUecten  epist^n  (!)  vnd  di  ewang^lio  dorch  daz  iar. 

Dieser  Inhalt  des  Buches  ist  vertheilt  und  eingetheilt  auf 
zwei  ganz  verschiedene  Weisen : 

a)  4'^— 24*^  die  deutschen  Texte  der  Messen  vom  ersten 
Sonntag  im  Advent  bis  zu  Mittwoch  nach  dem  sechsten  Sonn- 
tag ,als  man  daz  alleluia  legete  Der  Schluss  fehlt,  da  der 
Schreiber  25^^  leer  Hess,  wie  schon  bemerkt  worden  ist. 

b)  25<=— 98^  die  deutschen  Erklärungen  der  bisher  über- 
setzten Evangelien,  Episteln  und  Lectionen. 


Ft^  '  Hau  1)  t. 

c)  98*» — 258'^''  die  deutschen  Texte  der  Messen  vom  Sonn- 
tag- vor  der  Fastnacht  bis  einschliesslich  Charsamstag.  In  dieser 
Abtheilung-  stehen  die  Erklärungen  stets  unmittelbar  hinter  der 
Messe,  zu  deren  Evang:elium  oder  Epistel  sie  gehören. 

2. 

Der  für  uns  wichtigste  Theil  der  Hs.  ist  enthalten  auf 
25c — 97b.  Sämmtliche  hier  versammelte  Predigten  behandeln 
das  einzige  Thema  aller  Mystiker,  nämlich  die  Geburt  Christi 
in  der  menschlichen  Seele.  Sie  stehen  auch  nicht  zufällig  hier 
in  einer  Reihe  hintereinander.  Sie  waren  schon  vor  1340  zu- 
sammengestellt. In  unserer  Hs.  ist  die  ursprüngliche  Sammlung 
nicht  vollständig  aufgenommen.  In  Hermanns  von  Fritzlar 
Blumenlese  sind  einzelne  unserer  Predigten  enthalten,  während 
andere  wichtige  fehlen.  Hermanns  Blumenlese  wurde  im  März 
1343  begonnen  und  1349  beendigt.  Alle  diese  Predigten  ge- 
hören nothwendig  nach  Styl,  allgemeiner  und  besonderer  An- 
sicht einer  und  derselben  Zeit  an. 

Ich  schreite  jetzt  daran,  Hermanns  Blumenlese  und  unsere 
Sammlung  zu  vergleichen.  In  dieser  Blumenlese  finden  sich 
Predigten,  die  zu  keinem  Heiligenleben  gehören,  wie  die 
weihnächtlichen.  Ich  werde  ausführlicher  sein,  als  vielleicht 
manchem  nothwendig  scheint,  aber  ich  hoflfe  auch  zu  erreichen, 
dass  mir  solche  zustimmen  werden,  wenn  sie  ersehen  werden, 
welch  einen  namhaften  Reichthum  von  Besserungen  Hermanns 
Text  aus  unserer  Hs.  erhält,  zu  welchem  bisher  keine  zweite 
oder  dritte  Hs.  bekannt  war. 

Hermann  ed.  Pfeiffer.  S.  27.  H.  2845.  ' 

Di  prophezie  zu  der  ersten  messen. 
Den     kristäbent     merket    di    leccien. 

Zum  ersten,  wan  ich  werde  langte  sa-  (44<=)  Isaias  spricht:  ,vmme  Siün  wil  ich 

gende,    sprichit    Ysaias:    ,)ime    Syon  niclit   sweigen   vnd   vmme    Jerusalem 

enwil    ich    nit   swigen   noch   ume  Je-  wil  ich  nicht  ruen.'    Nu  spricht  Syön 

rusälem   enwil    ich  nit  ruwen.'     Sjon  also    vil    also    eyn    spigel    ader    eine 


'  Alles,  was  aus  dieser  Hs.  hier  abgedruckt  wird,  folgt  genau  der  Vorlage, 
nur  die  Abkürzungen  bis  auf  notwendige  Ausnamen  wurden  aufgelöst,  die 
Längen  bezeichnet  und  die  nothwendigste  luterpunction  augebracht  Nach 
ihrer  Sprache  ist  die  Hs.  im  nordrjstlichen  Deutschland  geschrieben  worden, 
Denis  glaubt  den  Schreiber  einen  ,Moravum  aut  Bohemum-,  Vol.  II.. 
c.  20Ü8,  wahrsclieinlich  aber  sind  sie  in  Preussen  oder  den  Nachbarlanden 
zu  suchen. 


Beiträge  zur  Iiiteratnr  der  ileutsehen  Mystiker. 


55 


sprichit  alse  vil  alse  ein  spigelunge, 
und  meinet  hiterkeit  des  Icbeus.  Je- 
rusalem diitet  alse  vil  alse  ein  scho- 
wuncre  und  meinet  daz  ewige  leben. 
Dise  zwei  wil  di  sele  durch  brechen 
vnd  wil  in  alleine  haben  den  si  lip 
hat.  .  . 


beschaiivnge  vnd  meynt  louterkeit  des 
lebens  vnd  Jerusalem  meint  also  vil 
also  eyne  stat  ader  eyn  gesiebte  des 
frides  vnd  meint  daz  ewege  leben, 
vnd  dise  zwey  wil  di  sele  beide  dorch 
brechen  vnd  wil  uuer  den  alleyne 
haben  den  dö  lip  bot  .  .  . 


S.   2«. 

Nil  neme  ich  daz  ewangelium  hüte: 
,dö  MariÄ,  Jesu  muter,  was  gemälet 
Josepe.'  Maria  sprichit  alse  vil  alse 
ein  vrowe,  und  meinet  die  sele  di 
ires  selbes  gewaldig  ist.  Joseph  spri- 
chit alse  vil  alse  einre  der  da  wehset 
und  zu  nimet  und  meinet  ein  gemute 
daz  da  wehset  und  zu  nimet  und 
bluwet  und  grünet  in  gotlicher  ubunge 
und  an  heiligen  werken .  .  . 


(das  ewangelio  mathevs  in  dem  ersten 
teile)  roth. 

(45'=  )Dö  Maria  Jhesu  muter  was  getrewet 
Joseph.  Nu  spricht  Maria  also  vil  also 
eyn  (...)  vnd  meint  (vnd  meinet)  di 
sele  di  ir  selber  gewaldik  ist.  Nv 
spricht  Joseph  also  vil  also  ejmer  der 
dö  wechset  vnd  zu  nympt  vnd  hy  bei 
mak  man  uemen  eynes  fromen  men- 
schen gemute  daz  dö  wachsende  ist 
und  bleibende  vnd  grünende  ist  in 
gotlicher  ubunge  vnd  an  beilegen 
werken  .  .  . 


S.  29. 
Di  andere  messe. 

Di  andere  messe  an  dem  kristage  di 
sal  man  singen  halp  bi  tage  und  halp 
bi  nacht.  Di  nacht  meinet  di  gotheit 
di  nimant  durchgrunden  noch  durch- 
sehen mag.  Der  tag  meinet  dimenscheit 
di  offinbar  wart  allen  löten.  Also  spri- 
chit Paulus:  ,di  gnade  unses  heilandes 
ist  erschinen  allen  lüten.'  Daz  ewan- 
gelium saget  daz  di  engele  quämen 
zu  den  hirten  und  sprächen:  ,wir  kun- 
digen üch  groze  vroude.'  Vroude  ist 
ein  zubereitunge  des  herzen  vnd  ein 
berurunge  lustlicher  dinge  und  beger- 
licher,  und  danne  ist  si  gröz  wan  si 
innerlich  ist  und  deme  geiste  aller 
nehest  geborn  wirt  und  si  kein  be- 
trupnisse  verloschen  mag.  Dar  umme 
hat  si  zwo  swestere  di  alle  zit  mit  ir 


(hie  hebet  sieh  an  di  ander  mese  di 
glosa  dor  umme  saget  man  hie  Lucas) 
roth. 

(49*)  Nu  sult  ir  merken  also  ich  vor 
habe  gesprachen '  (!)  so  synget  man 
di  ander  messe  halp  bei  der  nacht 
und  halp  bei  dem  tage.  Nil  ist  hi  bei 
der  nacht  bedoutet  di  verborgene  got- 
heit di  so  vinster  ist  vor  aller  kunst 
daz  di  nymant  dorch  gründen  noch 
dorch  synnen  mak.  Aber  der  tak  meint 
di  menscheit  vnsers  herren  di  dö  often- 
bär  ist  allen  fromen  cristenmenschen. 
Also  .spricht  .sant  Paulus:  ,Di  genäde 
unsers  heilandes  ist  erschynen  allen 
menschen.'  Nu  saget  das  ewangelio 
daz  di  engel  quömen  zu  den  hirten 
\ind  sprechen :  ,wir  künden  euch  grosse 
freude.'  Nu  merket  freude  ist  eyne 
bereitunge  des  herzen  vnd  eyn  (49'') 
begerunge  lustlieher  dinge  vnd  begir- 


'  Er  hat   nämlich    über  die   Bedeutung  der  drei  weihnächtlichen  Messen  in 
der  Einleitung  zur  Predigt  über  das  erste  Evangelium  46''  —46=  gehandelt. 


56 


Haupt. 


sint  daz  ist  vride  und  Sicherheit.  Gaude 
daz  sprichit  vroude  .  .  . 


S.  31. 
Di  dritte  messe. 

Di  dritte  messe  di  singet  man  am  tage, 
und  meinet  di  offenbärunge  unses 
herren  Jesu  Kristi  menscheit,  di  da 
offinbar  wart  alle  der  werlde.  Iz  spri- 
chit Johannes :  ,in  dem  beginne  was 
daz  wort.'  S.  Augustinus  sprichit  daz 
dise  wort  swer  sint  zu  vernemene,  wan 
hete  Johannes  icht  höher  gedütiret, 
alle  di  werlt  enkuude  in  nit  verstan- 
den hän.  ,In  deme  beginne  äne  begin 
in  dem  vatere.'  Alleine  der  vater  si 
ein  Ursprung  des  sunes,  her  enist  doch 
nit  edler  noch  junger  dan  der  sun,  si 
sint  gliche.  ,Ewig  was  daz  wort.'  Daz 
meinet  daz  iz  in  dem  vatere  ewiclichen 
ist  gewest  an  weselicher  einikeit  ,  .  . 


S.  34. 

Sente  StephAnus  tag  des  heili- 
gen merterers. 

Der  erste  tag  nach  dem  kristage 
ist  sente  Stejjhäns  tag.  Den  beget  man 
als  her  gemartert  wart,  alleinc  her 
doch    nu    nit    gemartert   si    sunder   in 


Heber,  wen  si  ist  so  gross  wenne  si 
ynner  ist  vnd  dem  geiste  aller  nesten 
wirt,  das  si  kein  betruppenysse  nicht 
vorseren  mak.  vnd  der  vmme  so  hot 
si  zwu  swestern  di  alle  zeit  mit  ir 
sein.  Di  erste  das  ist  freude,  di  ander 
heistsicherlieit,  wenne  Gaudium  spricht 
freude  .  .  . 

(hie  hebet  sich  an  di  drite  messe  di 
glosa  vber  das  ewangelio  Johannis  im 
ersten  teile)  roth. 

(50*)  Di  dritte  messe  di  synget  man  an 
schönem  tage  Das  meint  di  offenbärunge 
der  menscheit  vnsers  herreu  Jhesu 
Christi  Dy  dö  oflenbärt  wart  aller 
werlde.  Nu  sult  ir  merken  das  ewan- 
gelio also  is  be  (50''  )  schreibet  sant 
Johannes  in  dem  ersten  gesetze  vnd 
spricht  also:  ,In  dem  begynne  was 
eyn  wort.'  hir  über  redet  sant  Augu- 
stius  (!)  vnd  spricht  also :  Dise  wort 
sint  swer  zu  vornemen'  vfi  spricht  vnd 
bette  Johannes  icht  höcher  gedonert 
alle  di  werlt  bette  in  nicht  gemocht 
vornemen  noch  vorsteen.  Nu  sult  ir 
merken  wi  her  spricht:  In  deme  be- 
gynne. Alleyne  in  deme  almechtigen 
vater  ist  eyn  orsprunk  des  sones,  so 
ist  dach  der  son  uichtes  nicht  junger 
wen  der  vater,  euch  ist  her  nicht  ei- 
der wen  (der  sun)  sunder  sint  gleiche 
alt  vn  gleiche  ewik  vnd  dor  vmme 
spricht:  in  deme  begynne  waz  das 
wort  das  ist  sein  son,  der  ist  ewik- 
lich  in  dem  vater  gewesen  noch  der 
wesenlichkeit  der  eynekeit  .  .  . 

(di  predig  an  sente  SteflFans  tag  also 
her  gemartert  wart  vor  Jerusalem,  die 
epistel  in  den  werken  der  zwelfpoten 
das  evangelio  Johannes  in  XXIII)  roth. 

(52"=)  Man  begeet  houte  sant  steffanes 
tak  also  er  gemartert  wart,  alleine  her 
nü  also  an  disem  tage  nicht  gemar- 
tert sei  svnder  is  ist  gesehen  in  dem 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker. 


57 


dem  oweste;  aber  umme  eteliche  sache 
so  sint  dise  tasre  geleget  bi  dem  kristag. 
Wanne  Kristus  ein  lioubit  ist  aller 
mertere,  so  hat  man  allerleige  mer- 
terere  bi  in  gesatzit.  Sente  Stephan 
der  was  ein  merterer  mit  willen  und 
mit  werken.  Aber  sente  Johannes  was 
ein  merterer  mit  willen  und  nit  mit 
werken.  Aber  di  kindeline  wären  mer- 
terer an  den  werken  imd  nit  mit  wil- 
len, WaR  si  noch  keinen  willen  gehaben 
mochten  .  .  . 


herbeste,  aber  vmme  etliche  sachen  so 
sint  dise  tage  geleget  bei  den  crist- 
tag.  wenne  Christus  ist  eyn  lioujjt 
aller  marter,  so  hot  man  dreierleie 
merterer  bei  in  gesalzt,  wenne  sant 
steftan  was  ein  merterer  mit  dem 
willen  vn  mit  den  werken,  aber  sante 
Johannes  was  ouch  eyn  merterer  mit 
dem  willen  vnd  nicht  mit  den  wer- 
ken, aber  di  liben  kynderlein  di  wö- 
ren  merterer  mit  den  werken  vn  nicht 
mit  dem  willen,  wenne  sy  noch  nicht 
keinen   wyllen   mochten  gehaben  .  .  . 


S.  35. 

Nu  kere  ich  mich  zu  deme  ewangelio, 
daz  Jesus  sprach  zu  den  scharen  vnd 
zu  den  fursten  der  pristere :  ,we  üch 
wan  ir  gesteinet  habet  di  j)ropheten 
und  getotit  habet  di  boten  gotis!  des 
muz  über  üch  kommen  alle  di  räche 
des  blutis  daz  ie  gegozzen  wart  üfle 
di  erden  von  Abel  dem  gerechten  wan 
üfte  Zachariam.'  Hi  sint  zwei  zu  mer- 
kenne.  Daz  eine  ist:  den  gruwelichen 
vluch  den  Kristus  gap  den  Juden,  di 
dö  schuldig  wären  an  dem  valschen 
gerichte  daz  über  di  merterere  gesez- 
zen  ist.  Daz  andere  ist  daz  grüwe- 
liche  urteil,  daz  vber  di  irgen  sal  di 
noch  unschuldig  blut  gizen  und  di  do 
steinen  di  propheten  .  .  . 


(das  ewangelio  Johannes  in  XXIII)  roth. 

(03*")  Jhesus  sprach  zu  den  scliarn 
der  Juden  vnd  zu  den  fursten  der 
jirister:  ,we  euch  wenne  ir  gesteynet 
habet  di  propheten  vnd  getottet  habet 
di  boten  Christi!  Des  mus  vber  euch 
komen  alle  di  räche  des  blutes  das  y 
auf  di  erde  gegossen  wart  von  Abel 
dem  gerechten  bis  auf  das  blut  Za- 
charian.-  Hir  sint  zwei  zu  merken, 
das  erste  ist  den  groulichen  fluch  den 
got  dö  gap  den  Juden,  di  dö  scholdik 
wören  an  dem  valschen  gerichte  daz 
vber  di  merterer  geton  ist.  Das  ander 
das  grouliche  orteil,  das  vber  di  er- 
geen  sal  di  dö  noch  vnscholdik  Ijlut 
{öH'^)  vorgissen  vnd  di  dö  steinen  di 
propheten  .  .  . 


S.  36. 
Sente  Johannes  tag  ewangelisten. 

Man  heget  hüte  sente  Johannes  tag  des 
ewangelisten.  Den  nennet  daz  ewan- 
gelium  den  junger  den  Jesus  lip  hate. 
Dise  libc  wisete  ime  Jesus  an  drin 
dingen.  Daz  erste :  her  offenbarte  ime 
heimeliche  ding.  Ein  zeichen  rechter 
libe  ist:  waz  ich  waiz  daz  daz  nun 
frunt  ouch  wizze  .  .  . 


(an  sente  Johannes  tag  des  ewangelisten 
vn  zwelf  poten  in  ende)  roth. 

(ö-i*)  Es  ist  honte  sant  Johannes  tak 
des,  ewangelisten,  vnd  das  ewangelio 
nennet  in  den  jvngern  den  Jhesu  lip 
hatte,  vnde  dise  libe  di  beweiste  vnser 
herre  Christus  kegen  j'm  an  dreien 
dingen.  Das  erste  in  deme,  wenne  lier 
ym  vil  heymelicher  dink  offenbarte, 
wenne  das  ist  eyn  rechtes  zeichen 
eyner  wörhaften  (54'')  libe,  was  icli 
weis  das  das  ouch  meyu  frünt  weis  .  .  • 


58 


H  a  u  p  t. 


S.    Sit. 
Der  kiiidoliii  t»g. 

Man  begt't  hüte  den  tiie  du/,  di  sä- 
genden kint  durch  unses  herren  schulde 
irslagen  wurden  von  dem  kunige  He- 
rode. Daz  ge.«<chach  nit  alse  hüte,  vvan 
iz  durcli  daz  gesat/.it  ist  alse  hüte  zu 
begene :  wan  des  nit  lanc  enwas  sider 
unser  herre  geborn  wart  daz  si  ge- 
slagen  wurden  und  doch  eines  tages 
nicht  geslagen  wurden,  so  ist  iz  allez 
an  disen  tac  geleit,  daz  man  iz  bege 
in  siner  geburte,  wan  si  durch  sine 
geburt  irslagen  wurden.  Mine  vil  liben, 
der  kunic  Herodes  was  ein  beiden, 
her  inwas  der  Juden  kunig  nit.  Sin 
vater  hiz  Antipater  und  was  ein  sche- 
chere  .  .  . 

S.  45. 
Der  achte  tag  des  kristages. 

Man  beget  hüte  den  achten  tag  des 
kristages  also  unser  herre  besniten 
wart  und  zum  aller  ersten  sin  blut 
göz.  Diz  wer  gnuc  gewest  vur  alle 
der  werlde  sunde  ob  her  iz  dar  zu 
geordent  wolde  haben,  und  iz  was  ein 
gröze  demutikeit  daz  her  sich  wolde 
läzen  besniden  als  ein  sunder  und  nie 
sunde  getet.  Ime  wart  ouch  der  name 
gegeben  als  daz  cwangelium  saget 
hiite :  ,dö  di  achte  tage  umme  komen 
do  wart  daz  kint  besniten  und  hiz 
Jesus'  .  .  . 


(an  der  lievligen  kyndelyn  tag  di  He- 
rodes  lis  toten  do  her  vnsern  herren 
lis  svchen  do  vlöch  Joseph  vu  Maria 
vor  ader  zoch  lienwek  niatheus  in  ij") 
roth. 

(5G'')Man  beget  houte  der  kyndelyn  tak 
also  di  sougenden  kyderlyn  (!)  ir  blut 
vorgossen  haben  dorch  der  eren  wil- 
len vnsers  herren  Christo  Jhesu  vn 
worden  erslagen  von  dem  konyge 
Herodes  vnd  das  ist  nicht  g«scheen 
also  houte  an  disem  tage,  wenne  is 
ist  doi'ch  des  willen  gesatzt  also  houte 
zu  begeene,  wenne  das  lant  was  vn- 
sers herren  gebort  nicht,  do  sie  er.sla- 
gen  worden.  Nu  was  der  konik  He- 
rödes eyn  beide,  wenne  her  was  nicht 
der  Juden  konik  vnd  sein  vater  his 
Antipater  vnd  was  eyn  schecher  .  .  . 

(ander  besneydunge  vnsers  herren)  roth. 

(öG**)  Man  beget  houte  den  beilegen 
obersten  tak  an  dem  vnser herre  Christus 
besnytteu  wart  vnd  ist  der  achte  tak 
noch  dem  Cristes  tage,  wen  vnser  herre 
bot  an  disem  tage  zu  dem  ersten  möle 
sein  blut  vorgozzen  dorch  der  men- 
schen willen  vn  were  genvk  gewesen 
zu  erlosunge  vor  aller  werlde  svnde, 
ap  her  is  dor  zu  geordent  weide  hän, 
^Tid  sicherlich  is  was  eyne  gröse  de- 
mutek  (!)  das  her  sich  wolde  lassen 
besneyden  gleiche  eynem  sundigen 
menschen  der  in  sunden  enphangen, 
getragen  vnd  geboren  wirt,  wen  her 
dach  {])  ny  keine  sunde  getet  vnd  do 
wart  ym  ouch  der  name  gegeben  also 
das  ewangelio  saget,  wen  der  ewan- 
gelista  spricht:  ,dö  der  achte  tak  al 
vmrae  quam  do  wart  das  kint  besnyt- 
ten    vnd  wart    geheissen  Jhesus'  .  .  . 


iS.  47. 
Der  zwelfte  äbent. 

Der  zweU'te  Abint.  In  anderen  landen 
)ii'i/,i't  i/  der  oberste  tag  ume  di  grözen 


(an  dem  tag  also  di  dri  konyg  zv  vu- 
serm  herren  quomen)  roth. 
(63i>)    Ir   sult    wisse,    das    man    houte 
begeet   den    tak    also   di   drei  konyge 


Beiträgp  zur  Literatur  dor  deutschen  Mystiker. 


59 


diiii;-  (li  liüte  g-eschehen  .sin  an  den 
drin  kiinigen:  di  suchten  daz  kint  und 
funden  iz  also  Imte.  Daz  bedütit,  d;iz 
di  drie  krefte  der  sele  stillen  daz  kint 
suchen.  Vernunft  sal  in  suchen  ahsö 
alse  her  ein  M'ärheit  ist,  und  wille  sal 
in  suchen  alse  her  ein  gute  ist,  ge- 
hugnisse  sal  in  suchen  als  her  ein 
ewic   lel)en  ist  .  .  . 

S.  49. 
Der  zwelfte  tag. 

Der  zwelfte  tag.  Dar  nach  sprichit 
daz  ewangelium :  ,d6  Jesus  geborn  was 
in  Bethleem  Judä,  äd  quamen  di  drie 
kunige  zu  Jerusalem.'  Daz  ist:  wan 
daz  ewige  wort  geborn  wirt  in  dem 
wesene  der  sele,  so  keren  alle  di  uzern 
krefte  von  ii'dinschin  dingen  und  en- 
haben  keine  behegelichkeit  an  in,  und 
di  obersten  lu'efte  keren  alle  in  güt- 
liche beschowunge.  ,Under  Herödes.' 
Daz  dute  ich  nu  als  eine  geistliche 
gewalt.  Textus.  ,si  vrägen,  wo  ist  der 
geborn  ist  kunic  der  Juden?'  Daz 
meinet  di  geburt  gotis  in  der  sele  .  .  . 


S.  52. 
Der  achtzcnde  tag. 

Man  beget  hüte  den  achtzenden  tag, 
und  ist  der  achte  tag  des  obersten 
tages,  wan  di  liöchzit  ist  sA  riche  daz 
man  alle  dise  achte  tage  do  vone 
geiialden  hat.  Dar  umme  saget  di  lec- 
cie  hüte :  ,herre,  ich  sal  eren  und  loben 
dinen  nanien,  wan  du  wirkest  wun- 
derliche ding.'  Daz  meinet,  daz  wir 
got  loben  suUen  uninie  di  grözen  liücli- 
zit  di  gesatzit  sint  in  dem  järe,  di  in 
uns  sullen  wirken  gröze  innekeit,  und 
in  den  wir  uns  sullen  vernüwen  und 
unser  sunde  lidig  werden  alse  man 
liilte  beget  daz  miser  herre  getouft 
wart  ... 


svchten  das  kj'Ht  vml  funden  is  also 
honte.  Das  meinet  dj  drei  crefte  der 
sölc,  di  sullen  ouch  das  kynt  suchen. 
Zvm  ersten  s6  sal  in  vornunft  suchen 
in  rechter  wörlieit.  Zvm  andern  mole 
so  sal  in  wille  suchen  also  also  her 
eyn  oberstes  gut  ist.  Zvm  dritten  mole 
so  sal  in  ge  (6o")  declitenysse  suchen 
also  her  eyn  cweges  leben  ist  .  .  . 

(also  di  dri  konyg  quomen  di  glosa 
das  ewangelio  matheus  in  ij  teile)  roth. 

((54"=)  Das  ewangelio  spricht:  ,d6  das  kyn- 
delyn  Jhesus  wart  geborn  in  der  Juden 
lande  in  der  stat  zu  Bethlehem,  Do 
quomen  di  [(Si^)  drei  konyge  zu  Je- 
rusalem.' Das  meint:  wen  das  cwege 
wort  geborn  wirt  in  deme  we.sen  der 
sele  so  keren  alle  di  oussern  krefte 
des  raensclien  von  oussern  dyngen  vnd 
von  den  irdischen  dingen  vnd  haben 
vorbas  me  keine  behegelichkeit  dor 
an  vnd  di  obersten  crefte  di  keren 
aller  sament  in  gotliche  beschauvnge. 
Nu  bedntitet  Herodas  (I)  also  vil  also 
eyn  geistlicher  gewalt.  Text.  Nu  vro- 
geten  dise  drei  konige  vnd  sprechen : 
,w6  ist  der  der  do  geborn  ist  der  Jvden 
konik?'  Nil  vornempt  wen  das  meynet, 
das  di   gebort   gotes   in  der  seien  .  .  . 

(also  vnser  herre  getoufet  wart  das 
beget  man  hvte  aber  es  ist  eyne  ader  (!) 
zit  gescheen)  roth. 

(69"*)  Nu  sult  ir  merken  das  di  lecze 
sprich  (!) :  , Herre,  ich  sal  loben  vnd 
öron  dynen  namen,  wenne  du  wir- 
kest wunderliche  werk.'  Di  glosa  di 
spricht  das  dis  meync,  das  wir  alle 
got  loben  sullen  vnd  sunderlichen 
vmme  di  wunderlichen  h6chzeit(;n  di 
do  gesatzt  sint  yn  dem  iär  vnd  di  in 
vns  wirken  grosse  ynnekeit  vnd  gnade 
vnd  in  den  wir  uns  sullen  vornewen 
vnd  vnser  sunden  ledik  werden,  wonno 
man  also  houte  begeet  das  amacht  (i) 
also  vnser  herre  getouft  wart  .  .  . 


ßO  Haupt. 

Der  Zusammenhang  Hermanns  von  Fritzlar  mit  un- 
serer Sammlung  ist  zweifellos.  Nun  könnte  aber  Jemand  den 
Einwand  erheben,  dass  die  Schreiber  des  Plenariums  aus  Her- 
mann unmittelbar  geschupft  haben,  oder  dieselben  Quellen  wie 
dieser  in  ihr  Werk  geleitet  haben.  Dass  diess  aber  nicht  der 
Fall  ist,  sondern  dass  Hermann  und  die  Schreiber  unserer  Hs. 
aus  einer  grossen  Sammlung  Stücke  ausgehoben  haben,  lässt 
sich  streng  erweisen.  Ich  muss  dazu  weiter  ausholen  und  theile 
den  Anfang  der  Erläutei-ungen  mit. 
f.  20'= 

der  erste  svntagf  in  dem  adevent  ader  in  der  zvkvft  (!)  vnsers  herren  Jhesv 
Cristi,  wen  ir  sult  wysseii  das  alleweg  vyr  svntag  synt  vor  dem  cristtag  di 
bezeichen  (roth). 

DO  Jhesus    nekente  Jerusalem  vrid   quam   zu  Betpbai  etc.     E  wen  ich 
von  den  werten  rede,  sn  nem  ich  daz  wort,  daz  Sacliarias  spricht:  ,saget  der 
tochter  Syon,  sich !  dein  konik  kompt  gar  senftniutik  sitzende  auf  der  eselynne 
vnd  auf  ireni  iungen.*  Nii  merkt.  Di  tochter  Syon,    do  meinte  der   herre  mite 
Jerusalem    vnd    di    ganze    Judischeit,    wenne   Jerusalem    was    eyn   houpt    der 
Judischheit  vnd   di  Juden   his   xpc  seyn  volk,    vjid  der  vmme  sprach  er  ,dein 
konik'.     Aber   das    wort   das    er    spricht    ,er  kompt'   do   meint  er  mite  sam  er 
Sprech:  heis  si  sich  bereiten  mit  togvntlichen  werken  vn  mit  aller  demutikeit 
kegen  irem  konyge  vnde  obersten  herren.   Aber  das  er  spricht  ,der  demutige' 
das   meint    sam    er    spreche:    Er   kompt   nicht    mit   hochfart    noch  mit  grosser 
menyge,  mit  vliermute  nodi  mit  zorne  also  di  werltlichen  konyge  komen,  wen 
di  zien  vor  di  stet  mit  vnfride  vil  mit  (25'')    zorne,    vnd    wen  si  di  stat  gewi- 
nen vnd  das  volk  vberwynden,    so    j)einegen  si  di  leute  vn   nemen   in  was  si 
haben,     vnd  also  kompt  nicht  xpc,  der  wöre  konik,  sunder  senftmutikllch  vfi 
demvticlich,  nicht  zorn  noch  vnfride  zu  machen  sunder  den  wören  fride.  Daz 
beweiste  wol  der  engel,  do  der  edele  konik  geborn  wart,  dö  er  sprach  zu  den 
hirten:    ,Lop  sei  gote  in  der  höe  vnd  fride  den  menschen  auf  der  erden.'    Er 
quam  ouch  nicht   dor  vmme,    das    er   si    peynegen   ader    in  icht  nemen  weide, 
sunder  dor  vmme,   das  er  si  von   der  jämerigen  pein  erlosen  wolde  vn  geben 
wolde  das  ewege  leben.   Text.  ,auf  der  eselynne.'  Das  meint  also  ap  er  spre- 
che :  er  kompt  nicht  auf  grossen  rossen  noch  moulern  hochferticliclien  also  di 
ander   konyge   sunder   gar   demuticlich   auf  eyner   eselynne  ouch  (1.  euch)  zu 
eyncm   bilde,    daz   ir  mir  noch  volget   in    rechter  demutekeit.    Text.    ,vnd   auf 
irem  jungen.'     Das  meint  sam  der  herre  spreche:    ich   kome  nicht  alleyne  zu 
erlosen  di  Jvden  snuder  ouch  di  beiden,  vn  di  wil  ich  l)eide  brengen  in  eynen 
cristenen   gelouben.     vn    du    mite    bezeichente    er   das,    das    er   von    (26»)    der 
alden  eselynne  sas  auf  den  jvnden  (I.  jungen)  rechte  sam  er  spreche:  Ich  wil 
sein    sam  eyn  eckestein,    der    dö    zwu  wende    zusamene    slousset,    also  wil  ich 
di  zwyne  glouben  in  eynen  slissen  vn  veste  machen,    vii  also  der  verworfene 
stein    den    temi)el    ganz  und  volkomen    machte.    Also    machte   xpc   den    tempe' 
der  heilegen  cristeniicit  vnd    sb)a  in  zu  saraene   mit  eyne  vesten  glovl)en.    Nu 
merkt,  di  aide  eselynne  hatte  eynen  satel  vnd  meint  di  Judischeit.   Di  iiatteu 


Beiträge  znr  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  61 

eyne  E  auf  di  sy  mochten  bowen,  das  meint  di  gesetze  vnde  di  zeen  gebot, 
di  in  got  gegeben  hatte,  dor  oflfo  sie  gewisslichen  vii  veste  sitzen  mochten, 
wen  si  dö  mite  äne  zweifei  des  ewegen  lebens  sich  erworen,  ap  si  di  gotes 
gebot  vnd  E  bilden,  vn  des  satteles  hatte  der  iunge  esel  nicht,  der  dö  meint 
di  heidenschaft,  wen  di  hatten  weder  di  E  noch  der  gebot  gotes  nicht.  Ouch 
hatte  di  aide  eselynne  eynen  zanm.  Das  ment,  di  Juden  hatten  den  zauin 
der  lere  van  den  propheten,  di  sie  lärten  vii  weisten  si  auf  alle  rechte  wege, 
was  si  tvn  vR  lassen  solde.  vii  des  hatte  ouch  der  iunge  esel  nicht,  Das  ist 
di  lieiden.  di  beiden  hatte  des  nicht  vii  dor  vmme  was  des  not,  das  (26*') 
der  herre  ouch  auf  den  iungen  esel  sas  vii  satel  vii  zäum  dor  auf  legete. 
Das  meint  das  her  eyne  E  vii  di  gebot  gebe  vii  lerer,  di  sie  weisten  di  rech- 
ten wege.  Nu  spricht  sant  Jerönymus,  Das  got  ist  komen  in  vierle  (!)  weise. 
Zvm  ei'sten  ist  her  komen  wunderlich,  wenne  das  were  eyn  gros  wunder,  das 
eyn  grösser  mechtiger  konynk  sich  vorzige  seiner  grossen  gewalt,  richtum 
vn  hireschaft,  ere,  wollest  vii  gemach  vii  seines  guten  gewandes,  vii  worde 
eyn  armer  dyner,  vii  muste  grossen  armut  vii  gebrechen  leiden  vn  smöcheit, 
vii  muste  vii  herter  arbeit  tun.  Noch  vii  me  ist  das  wunderlieli ,  das  der 
almechtige  konyk  vii  schepjjer  hymels  vii  der  erden  vii  aller  dinge  Ous 
seyner  almechtigen  hirschaft  vii  gewalt  so  gar  mit  eygynem  guten  willen 
zoch,  vii  gap  sich  also  gar  in  manechveldik  leiden  also  armut,  vorsmenysse, 
vorspottunge ,  arbeit,  iämerkeit  vii  manecherlei  gebrechliclikeit,  vfi  lis  seyne 
schone  clärheit  sich  vorbergen  in  de  groben  sake  der  menscheit.  Zum  andern 
mole  so  quam  her  begirlich ,  Wenne  nymant  mak  sprachen,  das  y  keynes 
dynges  mit  grosserre  begerunge  (26"=)  begert  vii  geheischen  wart  wen  di  der 
Zukunft  xpi,  vii  des  komen  ouch  nvczer  vii  nötdorftiger  were,  wen  seiner 
liplichen  zukunft  allem  menlichen  gesiechte,  vfi  sunderlichen  hatten  di  pro- 
pheten vii  weissagen,  di  dö  wören  in  dem  vorborge  der  lielle,  gros  schreien 
vfi  erlangen  noch  ym,  vnd  ouch  was  her  sein  sein  (!)  selben  begirik  zu  vns  zu 
komen.  Zu  dem  dritten  möle  quam  her  gutiklich,  Wen  nymant  mak  ge- 
spreclien,  das  ymant  gutiger  gewesen  sei  wen  xpc  vnser  herre,  wen  her  bot 
gutiklichen  geliden  armut,  vorsmenysse,  vorspotten,  lestern,  hicze,  huuger  vn 
manecherlei  gebrechen  vn  eynen  schemelichen  bittern  tot,  vn  vor  uns  schalk- 
haftige seine  widersachen,  di  dö  also  oftete  widersten  seynen  wiUen,  vn 
sunderlichen  bot  her  in  rechter  gutekeit  gebetten  vor  di,  dy  in  so  bitter- 
lichen peinegeten  vii  marterten.  So  wo  ist  y  dervarn  an  keynem  menschen 
so  grosse  vii  manechveldege  gutekeit,  also  der  herre  beweiset  bot  an  vii 
cranker  vn  gebrechen  menschen?  So  wer  höt  y  dervarn  so  grosse  deunite- 
keit  loch  von  eyne  armen  menschen,  also  sich  der  herre  aller  herren,  konk 
aller  konyge,  demutikliclien  beweiset  höt  in  alle  seynen  werken?  Nu  spricht 
sant  Augusius,  daz  wir  ym  dor  ynne  volgen  sullen  vn  sullen  bereiten  zu 
(26'')  enphoen  in  dreierlei  weise  unser  herze  vn  gemute  rechte,  also  ein 
borger  tut,  so  eyn  grosser  hörre  wil  komen  in  sein  hous,  so  lest  her  sein 
lious  gar  reine  kcren  mit  besemen,  das  dö  kein  vntlöt  ynne  bleibet;  Ouch 
lest  her  is  wol  vfi  schöne  zircn  mit  vmmehengen  vn  mit  schöne  gefcsse; 
Ouch  Schaft  lier  ym  di  beste  speise  vnd  trank,  dy  Iier  gehaben  mak.  Also 
sal  nu  der  mensche  tuen,  der  dö  wil  das  discr  erwirdige  herre  xjjc  in  seine 
hous   kome.      Der  sal  is  zum  ersten  reine  keren  mit  seynen  besemen ,    vn    di 


62  Haupt. 

beseme  sullen  dreierlei  rutten  haben.  Di  ersten  sint:  eyne  wore  rewe  vn 
bitterkeit  vinnie  di  sunde,  Di  andern:  loutere  beichte,  Di  dritten:  volkomene 
busse  vn  willen  hän  der  svnden  nyinme  zu  tvne.  Zum  andern  mole  so  sal 
her  sein  hous  schone  ziren  mit  manechveldigen  togvndeu  vii  guten  werken : 
Also  mit  schöner  demutikeit,  gedolt  vn  reinekeit  etc.  Zum  dritten  mole  sal 
her  dem  herren  bereiten  eyne  lostliche  speise,  Das  ist  eyne  süsse  andochte 
vn  eyn  ynueges  gebete  vii  lypliche  hymelische  betrachtunge,  dis  sint  alles 
gerichte,  di  gote  gar  lostlich  sint.  Also  sulle  wir  vn.ser  houser  kegen  ym 
bereiten,  vn  in  bitten  vn  di  konygyune  Maria  vmme  geuäde  zu  reden  un  zu 
hören  etc. 

Am  ersten  svntag  im  adefent  (roth). 
Man  begeet  houte  den  ersten  svntak  in  dem  (27*)  adefent.  wen  ir  sult  wissen 
das  alle  wege  vir  suntage  sint  vor  dem  cristes  tage,  vH  di  bezeichen  vier 
zukunt'te  unsers  herren.  Der  erste  suntak  bezeichent  di  erste  zukunft,  das 
vnser  herre  quam  vn  geborn  wart  mensche  in  dise  werlt  von  der  konigynne, 
vn  dor  vmme  tröget  man,  wor  vmme  der  herre  nicht  wolde  geborn  werden  in 
deme  svmmer.  Das  ist  dor  vmme,  das  her  vns  eyn  bilde  gegeben  höt,  das 
her  in  leiden  kernen  sei  in  dise  werlt,  vn  meint  ouch,  das  man  den  armen 
menschen  denne  gutlichen  tuen  sulle,  wen  sie  gemenlichen  nymmer  in  dem 
iäre  so  nötik  sint  also  vmme  di  zeit.  Sante  Bernhart  spricht,  das  man  das 
kint  sulle  heissen  also:  hercze  libes  kint,  vn  sol  is  heissen  das  libe  kint  das 
gotes  son  ist.  Der  ander  suntak  ist  bezeichent  dö  bei,  das  got  geistlich 
kompt  in  di  ynnege  seien.  Also  spricht  sant  Bernhart:  ,liber  herre,  wi  lostik 
ist  denne  (1.  deine;  zukunft  der  sele  vn  wi  fridelich  ist  deyne  vmmeföunge, 
vii  wi  peynlichen  vfi  iämerlichen  ist  dein  abescheiden!'  vnd  dor  vmme  list 
man  in  der  veter  buche,  das  eyn  altvater  sas  auf  seinem  bette  in  dem  slöf- 
house,  vfi  begerte  von  ganzem  herzen,  das  her  dis  libe  kyndelyn  seen 
mochte,  das  dö  also  nü  zukunftik  ist.  Dö  quam  vnser  libe  frawe  vnd  bröchte 
ir  libes  kynt  an  irem  arme  vnd  sprach  zu  ym:  ,Nü  nym  das  kynt,  wenne 
du  sein  geuzliclien  begert  hüst,  aber  ich  wil  is  dir  nicht  lange  lassen.'  Dö 
nam  der  (27*^;  bruder  das  libe  kyndelein  an  seine  arme  vnd  halste  is  vnd 
koste  is  vn  drukte  is  an  sein  herze  vnd  spracli :  ,du  herzen  libes  kint,  das 
doreh  meinen  willen  geborn  ist  worden  in  dise  werlt!'  vnd  dor  noch  nicht 
lank,  dö  hisch  vnse  frawe  ir  kint  wider,  vnd  der  monech  wolde  is  ir  nicht 
gerne  wider  geben,  vnd  vnse  frawe  begreif  ir  kynt  vnd  zöch  is  zu  ir,  vii 
der  monech  zöch  is  ouch  wider  zu  ym,  vnd  rif  mit  louter  stymme  seinen 
brudcrn  vii  sprach:  , helft  mir!  helft  mir!  andres  si  nympt  mir  das  kint.'  Daz 
füren  di  bruder  auf  vnd  warten,  was  ym  were,  vnd  wöneten  her  were  rösende 
worden.  \nd  dö  funden  si  den  moncchc  sere  betrübet  vmme  das  her  sein 
killt  hatte  vorliinn,  Vnd  dö  .sagete  her  in,  wi  her  is  au  seinem  arme  gehabt 
hette.  Der  dritte    suntiik    bezeichent,    das   xuiser   herre    selber    komen 

wolde  zu  dem  letzten  ende  unser  Üben  frawen,  also  sie  von  hynnen  scheiden 
scheiden  (I)  solde,  vnd  noch  kvmjit  zu  maneches  fromen  menschen  ende, 
also  flaut  Augustius  spricht  von  vnser  frawen,  das  vnser  herre  mit  seynen 
engel  dö  were,  vnd  spricht  di  schrift,  das  vnser  herre  were  bei  dem  ende 
seyner  liben  wirtynne  Marthan,  dö  di  sterben  solde,  mit  seinen  liben  apostelen 
vnd  sprach  zu  ir:  ,Mine  libe  wirtynne!  kum    nü  !  wen  du  höst  mich  gar  oÖ'te 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  DO 

geherberget  in  deinem  house ,  vnd  dor  vninie  so  (21'^}  kom!  ich  wil  dich  nv 
wider  herbergen  in  der  ewegen  vi!  unforgenkliclien  selikeit'.  Der  vierde 

suntak  bezeichent,  wi  got  zu  dem  iungesten  tage  komen  wil  und  orteilen  sal  alle 
menschen,  wen  hy  von  schreibet  man  in  der  veter  buche ,  das  eyn  alt  vater 
was,  der  truk  seine  rechte  hant  enpor  virzik  iar.  dö  vrögeten  in  seine 
bruder,  was  her  dö  mitte  meynte,  das  her  seine  hant  so  stete  enpor  trvge, 
her  esse  ader  tninke  ader  was  her  tet.  Do  sprach  der  bnider:  ,d6  vorchte 
ich  alles  den  zorn  gotes  vnd  beite  des  iungesten  tages'.  Sante  Jeronymus 
spricht:  ,Ich  esse  ader  trynke,  Ich  slOfe  ader  wache,  so  ist  stete  di  stymme 
in  meinen  oren:  stet  auf  ir  toten  vn  kompt  vor  gotes  gerichte'.  vnd  wen  nü 
nicht  bewegen  di  ersten  drei  zukunfte,  di  do  gar  lostlich  sint,  den  sal  di 
letzte,  di  gar  grousam  ist.  vnd  hir  vmme  so  liabe  ich  eyn  wort  genomen, 
das  stet  in  dem  ewangelio  daz  man  heute  list,  vfi  spricht :  ,geet  ous  ir  tochter 
von  Syön  !  sich,  deyn  konik  kompt'.  Ysaias  spricht:  ,Seet,  her  brenget  sein 
Ion  mit  ym'.  Ouch  spricht  sant  Augustius :  ,Herre ,  du  kumpst  vii  brengest 
alle  deinen  koufmanschaft.  herre,  Avas  host  du  dach?'  (sie)  vnd  her  antwort 
in  der  persöne  vnsern  herren  vnd  spricht:  ,ich  habe  reichtum  das  vberflossik 
ist'.  , Herre,  wi  gibest  du  den?'  Der  herre  spricht:  ,ich  gebe  yn  vmme 
armut,  vnd  ap  des  nymant  wil,  so  habe  ich  (27'*)  noch  vil  grosser  freuden'. 
, herre,  wi  gibest  du  den?'  spricht  Augustius.  der  herre  antwort:  ,ich  gebe 
si  vmme  beti'uppenysse?'  Augustius  spricht:  ,herre,  des  wil  nymant  koufen'. 
,s6  habe  ich  noch  vil  eweger  eren  vii  di  gebe  ich  vmme  vorsmenysse'.  her 
sprach:  , herre,  is  wil  itzunt  nymant  kovfen  wider  dich'.  Do  sprach  vnser 
herre :  ,Ich  habe  noch  eynen  koufmanschaft,  des  alle  creätüren  begern  in  hymel 
vnd  in  erden,  das  ist  leben'.  Augustius  spricht:  , herre,  wi  gibest  du  das?' 
,Ich  gebe  is  vmme  eyn  sterben'.  Saut  Paulus  spriciit:  ,alle  tage  werde  wir 
getötet  dorch  xpiii  wille'.  Sant  Bernhardus  spricht:  ,Wer  dö  fulen  sal  des 
eynsprechenes  des  ewegen  wertes,  der  mus  gestorben  sein  der  nätüren'.  Her 
spricht:  ,Sage  der  tochter  von  Syön'  Dö  mite  meint  her  die  sele,  di  dö  nv 
vornemen  sullen  di  bögen  wort  von  den  bescliaulichen  dyngen,  wen  di  engele 
di  sullen  kundegen  den  menschen  das  ewege  wort  zukunftik,  das  dö  also  nü 
komen  ist,  vnd  dor  vmme  stet  geschriben  in  dem  buche  der  libe:  ,Gcct  ous 
ir  tochter  von  Jerusalem  vnd  seet  den  konik  mit  der  cröne,  dö  mite  in  seine 
muter  gecrönet  höt'.  Vnd  ouch  stet  in  dem  selben  buciie  dö  di  mynnende 
sele  spricht:  ,Ich  begere,  das  her  ous  gee  vnd  mych  kvsse  mit  dem  kosse 
des  mvndes  vii  das  her  ous  gee  vnd  souge  di  broste  seiner  mvter'.  vii  ouch 
spricht  die  sele:  ,her  kumpt  spryngende  also  eyn  recalp  auf  den  bögen  bergen'. 
Das  sint  di  bögen  ("28";  geiste,  Aber  di  cleynen  mocken  das  sint  di  menschen, 
di  sich  bekümmern  mit  werltlichen  dingen  vnd  dö  mite  befangen  scint.  Vii 
dor  vmme  spricht  her:  ,sage  der  tochter  von  Syön  der  bögen  worte  der  be- 
scbaunge,  das  ir  konynk  kommet'.  Das  ist:  Got  begert  nicht  mir  (1.  mer) 
von  vns,  wen  das  wir  dy  ougeu  auf  tuen  vnsers  gemerkes,  vnd  dor  umrae 
sjjricht  Ysaias:  , Herre,  weidest  du  den  hymel  reissen  vnkomen  (!)  her  nyder'. 
Ouch  spricht  her:  ,das  ertreiche  tu  sich  auf  vnd  rawe  den  gerechten'.  Eyn 
ander  pröphete  spricht:  , Herre,  kom  vnd  .säume  nicht!  wi  lange  wilt  du 
säumen  uii  was  tauk  unser  leben  äne  dich?'  Eyn  ander  pröphete  spricht: 
,Herre,    is   fuget   dir   das    du    kumest,    wen   du   is   höst  gespracheu  (l)  und  is 


Q^  Haupt. 

unser  munt  von  dir  gekündet  hot,  vnd  dor  vmme  fuget  sich  das  du  is  haldest'. 
Wen  Isaias  spricht:  , Sehet  den  namen  vnsers  herren  von  verrens  in  elarheit, 
her  feilet  alles  ortrich  rait  der  kunft  vnsers  herren'.  Ouch  spricht  saut  Bern- 
hardus:  ,Dis  muge  wir  uns  wol  Schemen,  das  si  s6  hitzik  wören  vnd  wir 
sol  (1.  so)  kalt  sint,  wenne  der  herre  enkunipt  nyrne  hyn,  wen  do  man  sein 
hitziclichen  begert  vii  wonet  ouch  nyndert  wen  in  reinen  herczen.'  vnd  dor 
vmme  spricht  her:  ,eyn  konyk'  wen  got  ist  eyn  eygein  (!j  konik  der  sele,  vn 
di  scle  eyne  konygynne  gotes,  vnd  dor  vmme  spricht  her  ,der  konik'  wen 
alle  Winkel  (28'')  der  seien  suUen  erfüllet  werden,  vnd  dor  vmme  spricht 
man  in  dem  buche  der  übe:  ,Di  libe  hut  vil  heymelicher  wege  in  irem 
garten'.  Zum  ersten  senftmvtiUlich  alle  gebrechen  zu  vorgeben,  demvtic- 
lychen  Di  togvnden  alle  zu  üben.  ,vnd  reitende  auf  der  eselynne'.  Das  be- 
zeiclient  das  wir  den  esel  vnsers  leichnames  messiclichen  halden  sullen.  sant 
Bernhart  spricht :  ,wer  seynem  leichnam  gutlichen  tut  der  sterket  seinen  vint'. 
Nu  ist  eine  froge,  Wi  sich  eyn  mensche  halden  sulle  in  diser  werlde,  das 
is  enphenklichen  werden  möge  des  ewegen  Wortes.  Sant  Pavlus  spricht  in 
eyner  epystelen:  , Bruder  ir  sult  auf  steen  von  dem  slöfe'.  Do  meint  her 
myte  dy  buse  gewonheit,  di  sal  aller  hyn  geleget  werden.  Das  ander  spricht 
her :  ,wert  nicht  geschawet',  Das  meint,  das  der  mensche  vil  alleine  des  nachtes 
sal  sein,  wen  alle  creäturen  sweigen  vii  ruwen.  vnd  dor  vmme  spricht  sant 
Bernliardus:  ,0  meyn  herre,  Ich  frewe  mich  der  langen  nachte,  das  ich  mich 
mit  dir  bekümmern  .sal  vn  wol  mit  j'm  erlosten'.  Zum  dritten  mole  so  spricht: 
, nicht  in  legerbetten',  Daz  meint,  daz  man  nicht  trege  sal  sein.  ,nicht  in 
trunkenheit',  Daz  meint,  daz  man  sol  mesik  (28'=)  sein  an  der  speise,  an 
tränke  vii  allen  dyngen  vn  sunderlich  mit  den  werten,  wen  der  mensche 
hyndert  ofte  gotes  insprocht.  also  sal  man  ouch  nicht  foul  sein  in  allen 
dingen,  di  dö  gehören  zu  den  eren  gotes  vnd  zu  der  sele  heil  un  sunderlich 
zu  geistlicher  vbunge,  zu  ynnekeit  in  dem  gebete  vii  zu  andächtigem  be- 
trachten, wen  dis  ist  eyne  phorte  dorch  di  got  geet  in  di  sele.  Daz  fünfte 
spriciit  her  ,nicht  in  schänden',  Daz  meynet,  das  dein  (I.  dhein)  mensche  sein  herze 
vmme  nicht  ströfe  zwischen  ym  vnd  gote,  vii  das  sein  leben  vnstrüf  lieh  sei  vor  den 
leuten.  Das  sechste  spricht  her  ,vn  nicht  in  crige',  Daz  meint,  das  der 
mensclie  mit  nymande  sal  crigen  weder  vor  gerichte  noch  heymelichen,  sun- 
der her  sal  steen  an  eyner  ganzen  vi!  volkomen  libe  mit  allen  menschen. 
Zum  sibenden  möIe  spricht  her  ,nicht  yn  hasse',  Das  meint  her  sal  sein  in 
eyner  guten  getrounge  zu  allen  menschen ,  vnd  sal  sich  wenen  den  aller 
snödesteu  vnder  allen  menschen,  vS  sal  sprechen:  ,H6rre  ihesu  xpi.  Ich  vn- 
wirdiger  armer  sunder.  Ich  bitte  dich,  waz  deinen  aller  libesten  fründen  vber 
bleibet,  das  du  mir  das  gebest,  vnd  bitte  mit  Lasaro  der  brosemen,  di  do 
Valien  von  der  reichen  menschen  tische'.  Das  sint  die  edesten  (?)  menschen, 
di  di  zeit  geleisten  mak ,  vnd  di  dö  gote  enphöen  gar  rieh  (28'*)  liehen. 
Kü  ist  eyne  fröge,  wi  der  lichnani  sicli  dor  zu  halde  wen  di  sele  das  ewege 
wort  en]>heet.  Dis  höt  man  eye  figvrc  in  der  alden  ee.  also  di  schrift 
8j)richt  an  dem  dö  vnser  herre  sprach  zu  Heliäs:  ,Trit  in  di  steinlncke,  wen 
ich  wil  zu  dir  konien.'  dö  trat  her  in  den  stein  vnd  sach,  wi  eyn  grosses 
fewer  quam  vii  vorbrante  alles  daz  dö  was,  vii  der  noch  wart  eyne  ertby- 
dcmuuge,  vii  dor  noch  quam  eyn  rouschendes  wasscr  vnd  fürte  das  alles  hyn- 


Beiträge  znr  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  65 

wek.  in  disem  allem  was  got  nicht.  Das  erste  was,  das  her  in  den  stein 
trat,  das  meint  eynen  ewegen  vnd  vesten  willen  njnumer  mir  (1.  mer)  zu 
Sunden.  Di  ertbidemvnge  die  meint  eyne  stete  vnd  veste  gotlich  vorchte, 
di  do  geziret  sei  mit  eyner  getrounge  zu  gote.  Daz  fewer  meint  eyn  gotrewe 
Übe  zu  gote  vnd  di  dem  leibe  keine  rüge  lösse.  Daz  rouschende  wasser 
meint  di  ynnegen  zere,  di  der  mensche  weinet  vmme  seine  sunde..  vnd  in  disen 
allen  was  got  nicht,  Das  meinet  di  weile  di  sele  mit  disen  toguuden  vmme 
geet,  so  mak  di  sele  nicht  komen  zu  eyner  stillen  rue  in  ir  selber.  Aber 
dor  noch  d6  quam  got  in  eynem  wispelen,  Das  meynet  in  eyner  vnsprech- 
lichen  frevde  des  geistes  vnd  des  leibes,  wenne  der  mensche  mus  eyn  gelassen 
sein  ynnewenyk  vn  oussewendik  in  seine  edelste  (29'*)  craft,  vnd  in  di  eyn- 
formekeit  des  wesens.  Also  spricht  der  prophete:  ,dö  alle  creätüren  hatten 
eyn  sweigen,  dö  sprach  got  eyn  stilles  wort  zu  myner  sele'. 

Das  est  di  erste  metwach  in  dem  adevent  di  epystel  schribet  Jacobus 
im  Y  teile  vnd  spricht  (roth). 

Sante  Jacobus  der  leret  vns,  das  wir  gedoldik  suUen  sein  zu  diser 
lobelichen  vnd  seligen  zukunft  vnsers  herren  xpi,  vnd  meint  das  di  zornygen 
vii  di  hessigen  menschen  di  sint  nicht  enphelichen  des  ewegen  lebens,  vnd 
dor  vmme  so  saget  her  vns,  wi  der  ackerman  gedoldiclichen  vnd  frölicheu 
beitet.  Das  meint,  das  wir  vns  sullen  frewen  zu  diser  erberlichen  hoch  zeit, 
wenne  wer  der  were,  der  hir  vor  neme  silber  ader  golt,  der  were  nicht  eyn 
rechter  cristener  mensche.  Nu  spricht  her:  ,reyneget  ouch  (1.  üchj'  Das 
meint,  das  sich  di  fromeu  sich  nii  sullen  reinegeu  uon  allen  sunden  vnd  ge- 
brechen mit  der  beichte  uö  busse  vn  mit  worer  rewe  vn  mit  guten  vorsatze, 
di  svnde  me  zu  meyden  so  her  meiste  möge,  wenne  vor,  do  di  cristenheit 
dennoch  nev  was,  do  enphyngen  di  menschen ;  di  dor  eyn  quämen,  alle  tage 
gotes  leichnam;  Aber  do  di  menschen  begunden  zu  kalden  do  nomen  si  in 
alle  suntage.  also  tun  noch  sumeliche  frome  leute,  di  eyn  seliges  vii  heileges 
leben  füren  vnd  gote  lip  haben,  vnd  dor  noch  dö  wart  (29*')  di  cristenheit 
aber  kalden  me  wen  vor,  do  gebot  man  in  zu  enphoene  drei  stuut  in  dem 
iäre:  zu  Ostern,  zu  phyngesten  vnde  zu  weynachten.  Aber  an  dem  suntage 
so  gesegente  man  eyn  bröt  vnd  gap  is  dem  volke  zu  essen  zu  eynem  ge- 
dechtenysse  der  dynge,  di  dö  vor  gescheen  wören.  Aber  hi  in  disen  landen 
wyet  man  das  salt  (?)  vnd  gibet  daz  dem  volke  in  dem  selben  gedechtenysse. 
Aber  wenne  man  in  der  messe  gotes  leichnam  aufhebet,  so  sol  man  gedenken 
das  vnser  herre  xpc  auf  gehangen  wart  au  das  beilege  croutze,  vnd  wen  man 
das  salcz  umme  gibet,  so  sal  man  bedenken  die  bittern  smerzen  vnd  peyne 
vnsers  herren  Jhesv  xpi ,  vnd  ouch ,  also  ich  vor  gesprachen  habe ,  sal  man 
bedenken,  daz  di  menschen  zu  allen  messen  nömen  gotes  leichnam,  vnd  dor 
noch,  so  man  paczam  (1.  pacem)  vmme  gibet,  vü  das  meint,  das  die  leute 
sullen  haben  eynen  sulichen  fride  vnder  enander.  , Sehet  den  richter  an' 
Das  meint,  das  sich  di  leute  nicht  under  den  ander  sullen  hassen  in  dem 
fride  in  diser  zeit.  Wer  ken  dem  ander  icht  hasses  bot  der  sal  daz  leuter- 
lich  dorch  got  vorgeben,  wenne  der  mensche  liöt  zweiorleie  richter:  Der  eyne 
ist  seyn  eygyne  gewissen,  di  in  alle  wege  (29*^)  in  umme  gibet,  wenn  her 
icht  böses  getut;  Das  ander  ist  getrevve  gvte  ,  das  her  alle  dink  sal  orteileu 
an  dem  iungesten  tage.  ,das  bilde  der  arbeit'  Das  meint,  das  uymmer  kein 
Sitiuugbber.  d    pUil.-liist.  Ul.   LXXVl.  Bd.  II.  Hfl.  5 


66  Haupt. 

guter  mensche  sal  bogorii  innssik  zu  sein,  snnder  man  sal  sich  stete  vben  in 
vornunftigen  werken  vnd  in  heileger  vbnnge  vnd  in  betrachtunge.  Aber 
leider,  das  ist  alles  war,  das  kalder  vnd  grober  menschen  iczunt  mer  ist  wen 
ir  y  wart,  vn  des  enwil  ich  dach  (!)  nicht  anseen,  suuder  ich  wil  dach  (!) 
eyne  coUacio  haben  in  dise  adevent  von  acht '  vrogen :  (1)  Wy  man  sich  nv 
bereiten  sal,  das  man  wirdiclJclien  enphöe  di  gebort  des  ewegen  Wortes,  das 
der  vater  nv  in  nns  sprechen  wil  in  der  wirdigen  sele.  (2)  Di  ander  fröge 
ist,  was  gotes  gespreche  sei  in  der  sele.  (3)  Dy  dritte  vröge  ist,  ap  eyne 
sele  sich  so  lonterliclien  bereiten  möge,  daz  got  sein  eweges  wort  in  sei 
gesprechen  möge.  (4)  Di  virde  vröge  ist,  in  wel icher  stat  is  in  der  sele 
ader  in  welicher  craft  is  sei,  do  das  ewege  wort  aller  eygentlichst  geborn 
werde.  (5)  Di  fünfte  froge  ist,  wi  sich  der  geist  dor  zu  halden  möge. 
(6)  Die  sechste  fröge  ist,  wi  sich  der  leichnam  dor  zu  halden  suUe ,  wen 
das  ewege  wort  nv  gesprachen  (!)  wirt  in  den  geist.  (7)  Di  sybende  fröge 
ist,  ap  key  (29'')  ne  craft  des  leichnames  ader  der  sele  möge  besteen  in 
eren  werken,  wen  das  ewege  wort  gesprachen  wirt  in  di  sele.  (8)  Di  achte 
vröge  ist,  weliches  di  göben  sint  ader  di  froiden,  di  denne  der  mensche  enpheet. 
(9)  Di  nvende  fröge  ist,  wo  bei  man  di  menschen  erkennen  sal,  di  dö  steen 
in  dem  gotlichen  eynsprechen,  vn  in  den  das  ewege  wort  gesprachen  wirt. 
Wenne  alles  das  das  man  gesprechen  mak  zu  diser  höchzeit,  Das  ist  alles 
begriffen  in  disen  nven  frögen  vil  dor  vmme  so  habe  ich  si  willen  ous  zu  legen 
noch  der  beilegen  glösen  vn  noch  der  lerer  ouslegunge. 

Neun  Frag-en  stellt  also  der  Verfasser  auf,  um  sie  in  den 
Reden  über  den  biblischen  Text  in  den  vier  Wochen  des  Ad- 
ventes zu  beantworten.  Am  Schlüsse  der  Predig-t  zum  ersten 
Adventsonntage  gibt  er  auf  die  zweite  der  neun  Fragen  die 
Erklärung-,  was  die  Geburt  Gottes  in  der  Seele  sei,  also: 
(30'')  Nu  neme  ich  eyne  fröge  von  gotes  gebort  in  der  sele.  nv  ist  nicht  me 
wen  eyn  sunderlJch  bemiren  dö  mite  got  di  sele  beruret  in  eyner  heymelich- 
keit  vnd  in  eyner  sunderlichen  weise,  wenne  got  spiücht  sein  wort  in  allen 
creätiiren.  aber  keyne  creatiire  mak  sein  gewar  werden  wenne  alleine  vor- 
nunftige  creatüren,  vnd  dor  vmme  so  sal  man  des  war  nemen  in  dem  vater  also 
eyn  wort,  vnd  bei  deme  vater  (?  sun)  also  eyne  wesenliche  persöne,  vnd  in  dem 
beilegen  geisre  also  eyn  siezende  zil  irre  ewegen  selikeit,  vn  ist  in  der  sele 
also  ein  widerblik  ires  vornunftigen  bildes  (31»)  vii  in  allen  crefitüren  also 
eyn  enthalden  ires  wesens.  Der  sele  gebot  zu  gote  ist  das  si  sich  neiget 
auf  got,  vnd  sjjorct  dem  ewegen  worte  noch  ilon-li  alle  creatüren  in  das 
väterliche  herze,  so  entdecket  viul  entplöset  got  seine  gebort  dt>r  sele,  vnd 
BÖ  denne  veilet  di  sele  mit  übe  vnd  in  bckentenysse  auf  di  gebort,  di  ir 
geej'noget  ist.  also  treit  der  vater  sein  wort  in  di  sele  vnd  treit  di  sele  das 
wort  wider  in  den  vator,  vnd  das  wir  des  Wortes  in  viiser  sele  gewar  werden, 
des  helfe  vna  das  ewege  wort. 


'  Hier   hat   der   Schreiber   geirrt;    es    nuiss    lieissen  ,vi)n  ninn  vragen',  wie 
man   .'ins  ilcni   Ti'Xto   i-rsieht. 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  Ol 

Am  Schlüsse  der  Predigt  über  die  Epistel  des  Mittwochs 
nach    dem    zweiten    Adventsonntage    beantwortet   er    die    erste 

Frag-e  also: 

(34-'')  Nii  nenie  ich  imsei'  vrogen  eyne,  Dy  du  von  spriclit,  wi  sicli  der  mensche 
bereiten  suUe  zu  dem  eweg-en  worte.  Zum  ersten  möle,  s6  sal  her  alle 
creäturen  in  ym  gesweiget  haben ,  also  das  keine  creäture  ym  zuspreche ,  uü 
das  her  oncli  ir  mite  nichte  zuspreche,  wenne  in  (34'^)  weliclier  sele  di 
creäturen  sprechen,  Do  enniak  der  vater  seyn  woi't  mit  nichte  in  gesprechen 
auf  das  lovterste.  Ich  wil  sprechen  eyn  grosses  wort ,  das  sullen  wenynk 
leute  vorsteen:  Di  weile  di  sele  spreche  er  (1.  ir)  eygin  woi-t,  Di  weile  s6 
inmak  der  vater  in  ir  nicht  geberen  auf  das  hogeste.  Di  ander  bereitunge, 
di  di  sele  nius  haben.  Das  ist,  das  si  sich  selber  lasse  alzv  mole,  di  llas 
ewege  wort  enphoen  sal,  daz  muz  io  sein.  Dis  is*  beweiset  von  sant  Paulus 
uil  an  unser  frawen,  in  den  das  ewege  wort  gesprachen  wart,  wen  also 
Paulus  spricht:  ,herre,  was  wilt  du  das  ich  tue?'  vnd  unser  frawe  sprach: 
,mir  geschee  noch  dynen  worten'  rechte  also  mus  der  mensche  seynes  selbes 
ous  geen  vnd  ir  selbes  vorlouken  vnd  gotes  eigen  werden.  Di  dritte  bereit- 
schaft  ist,  das  der  mensche  sal  syne  vornunft  auf  heben  vii  sal  seen.  Also 
spricht  das  ewangeliö:  ,Saget  der  tochter  von  Syon,  das  si  sei  das  lustliche 
werk,  das  dise  geleisten  mak'.  Sich,  wi  begirlich  lier  kompt,  wen  her  spricht: 
,Dis  ist  meine  freude,  das  ich  wone  mit  den  kyndern  der  leute'.  Sich,  wi 
snellichen  her  kompt,  wen  her  kompt  spryngende  vber  di  berge  also  eyn  rech- 
calp.  sich,  wi  gewaldielich  her  kompt,  vn  (34'=)  wen  her  kompt,  so  spricht  her: 
,Icli  habe  geloufen  also  eyn  rise  mynen  wek'.  Das  vierde,  das  man  diser 
gebort  groslich  begern  sal ,  wenne  eyne  gute  begerunge  ist  eyne  vs'ortzele 
aller  togunde.  Di  vnd  ander  togunde  gebe  vns  der  almcchtige  got.  Amen. 

Die  dritte  Frage  beantwortet  er  am  Seh  bisse  der  Predigt 
über  das  Evangelium  desselben  Mittwochs  also: 
(35*)  Nv  neme  ich  aber  unser  frogen  eyne  vü  di  ist  also:  Ap  der  mensche 
sich  also  bereiten  möge,  das  got  sein  eweges  wort  in  di  sele  gesprechen  möge. 
Ir  sult  wissen,  das  dö  zwei  (35'')  erlei  not  in  gote.  Di  eyne  ist:  dö  sich  got 
mite  Übe  vn  mit  pflichten  vorstricket  vnd  vorlobet  bot  zu  den  creäturen,  des 
enlesset  got  nymmor  mir  (1.  mer),  wen  di  sele  bereit  ist,  her  müsse  sich  ir 
geben  von  not  vn  dor  vmme  spricht  xpc  zu  Zachario:  ,Ich  mus  bleiben  in 
deinem  house.'  Es  ist  eyn  ander  not:  Also  ein  itzlich  gut  dink  gemeynot 
alle  dem,  das  seiu  enplienklich  ist,  vnd  dor  vmme  were  is  wider  gotes  gute, 
das  her  sich  vns  vorbilde,  wen  wir  sein  enplienklich  weren.  Di  dritte  not 
ist,  hat  nü  eyn  andere  gewalt  vnd  eyner  not  sache  un  das  enmak  yn  gote 
nicht  gevallen.  Dy  meister  spi-echen ,  das  alle  dyc'  werk ,  di  di  sele  wirket 
mit  gote  vn  in  der  gnädeu,  daä  her  den  Ionen  möge,  aber  nicht  also  lier 
wil,  wen  das  werk  der  creäturen  ist  gemeyne  vn  in  zeit  vnd  dor  unnnc  sint 
si  zu  cleyne  vnd  zu  snöde,  das  in  got  von  rechte  Ionen  dorfe.  aber  di  werk, 
di  got  in  vns  wirket  äne  unser  zutun  vnser  craft,  vnd  do  di  .sele  ous  geet 
irre  eigynen  werke,  vn  got  mit  seynem  werke  uberhant  nyMiet  dö  geet  di 
sele  ous  mit  louterm  leiden  vnd  got  nympt  loutere  werk,  vnd  alle  di  werk 
di  got  also  wirkeit  (!)  in  der  sele,  den  ist  her  scholdik  zu  Ionen  von  rechter 


68  Haupt. 

phlichtekeit.  Wenne  di  werke  sint  (35«)  so  gotlich  vnd  so  ewik  vn  so 
vmmessyk  vnd  so  nuen  in  gotlicher  ere,  das  in  got  nicht  anders  gelonen 
mak  wen  mit  ym  selben,  wen  dise  sint  di  edelsten  menschen,  di  dise  zeit  ge- 
leisten mak.  Johanes  sijricht:  ,Selik  sein  dise  töten  di  in  dem  herren  sterben'. 
Di  wcrlt  ist  in  freuden  tot  vn  sie  sint  in  ein  (1.  in)  selben  tot.  wen  also 
weuynk  also  eyu  töter  mensche  gestreiten  mak  weder  eynen  lebendyngeuj 
also  wynynk  mak  der  ousser  mensche  gestreiten  wider  den  ynneren.  Dis 
haben  si  dorchgangen  mit  grosser  iibunge  vn  mit  vil  gebetes.  wenne  man 
vyndet  vnder  disen  uewen  beilegen,'  di  dö  itzunt  leben,  das  sie  vngerne 
icht  hetten  vnd  das  sie  keines  gebrechens  nicht  enachten  vnd  di  geselle- 
schaft  der  menschen  nicht  flien,  vnd  vor  disen  selben  huttet  euch  ap  ir  selik 
weit  werden. 

Am    Schluss    der    Kede    über    die    Lection  des  Mittwochs 

in  der  Quatember   nach  dem  dritten  Adventsonntag-e  wird  die 

vierte,  fünfte  und  sechste  Frage  also  beantwortet: 

(38")  Nu  ist  eyne  vröge,  in  welicher  stat  der  sele  wirt  das  ewege  wort  aller 
eigentlichest  geborn.  Di  ersten  sprechen  in  der  vornunft,  wen  si  gote  aller 
gleichste  ist.  Di  andern  sprechen:  Is  werde  geborn  in  dem  willen,  wen  her 
eyne  freie  craft  ist  der  sele.  Di  dritten  sprechen :  Is  wei-de  geboren  in  dem 
teile  das  dö  hcisset  eyn  funke  der  sele,  wenne  her  gote  aller  nesten  ist. 
Di  fierden  spreclien:  Is  werde  geborn  in  vor  (38*^)  borgenkeit  des  gemuttes, 
wenne  also  ofte  also  eyn  mensche  enphet  eynen  guten  gedanken  von  der 
menscheit  vnsers  herreu  Jhesu  xpi  ader  von  dem  ewegen  worte  ader  enphj'ndet 
einer  newen  lost  ader  vorsteet  eyner  newen  wörheit,  Also  ofte  also  diser 
stucke  keynes  geschit  in  dorn  menschen ,  also  ofte  wirt  das  ewege  wort  in 
der  sele  geborn.  Di  fünften  sprechen  vn  mit  den  halde  ich  is  allermeist:  is 
werde  geborn  in  dem  aller  ynnersten  des  wesenes,  vnd  des  werden  gewar 
alle  crefte  der  sele.  Nu  ist  eyne  fröge:  wi  heldet  sich  di  sele  dor  zu?  Nv 
merket,  si  trit  in  eyn  louter  leiden  vii  lesset  gote  wirken  noch  alle  seinem 
willen.  Wi  heldet  denne  der  leichnam  dor  zu?  Der  ist  in  eyner  stillen  rue, 
also  daz  her  keine  bewegvnge  nicht  mak  gehaben  seiner  gelider,  wen  di 
oberisten  crefte  iiaben  denne  dy  nydersten  eyn  geholt  vii  steen  alles  in  eyner 
stillen  rue,  vnd  in  den  wirt  das  owego  wort  geboren  gleich  in  dem  geiste 
vnd  in  der  libe.  vnd  dor  vmme  sulle  wir  gote  mit  tleisse  bitten  das  her  uns 
gebe ,  daz  wir  dis  ewegen  Wortes  euch  gesmecken  vnd  enphynden  müssen, 
hy  in  eynem  vorsmacke  vnd  dor  noch  dorte  in  dem  ewegen  leben  sein  ewic- 
lich  gebrouchen  mvssen.  Amen. 

Was  ist  es  nun  mit  den  andern  Fragen?  Auf  die  achte 
und  neunte  Frage  steht  die  Antwort  bei  Hermann  und  in 
der  Hs,  und  zwar  beidemale  am  Schluss  der  Predigt  am  acht- 
zehnten Tag  nacli  Weihnachten. 


'  Wen  versteht  der  Auetor  unter   den    neuen    Heiligen?     Wie   an    anderen 
Steilen  die  ,Pfaflon'? 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker. 


69 


Hermann  S.  55. 

Nu  neme  icli  di  achte  vräge: 
welicli  di  gj'ibe  oder  di  fruchte  sin 
di  dem  mensche  gegeben  werden  in 
deme  daz  Owige  wort  gesprochen  wirt. 
Daz  erste  ist:  der  mensclie  wirt  ver- 
einet mit  gote.  Daz  ander:  her  wirt 
gotis  sün  von  gntlden.  Daz  dritte: 
her  wirt  gotes  erbe.  Daz  virde:  alle 
kncchtliclikeit  vellet  ime  abe.  Diz 
sprichit  sente  Paulus  und  benimet 
dise  voUekumenheit  alle  vire,  da  her 
sprichit:  ,in  Ki'isto  enist  weder  Jude 
noch  Kriche,  noch  wip  noch  man, 
noch  knecht  noch  vrie:  si  süit  alle 
ein  in  Kristo  und  sint  gotis  sune; 
und  sint  si  sune  so  sint  si  erben  von 
gote'.  Unde  dise  vorgenanten  stucke 
di  zweite  und  dise  vii-e  de  bewisen 
daz  hoste  leben  daz  dise  zit  geleisten 
mac.  Welich  mensche  der  stucke  au 
irae  nicht  enliät  und  dar  ane  ver- 
sümit  ist  daz  her  ir  nicht  wil  irkrigen, 
dise  gebrechen  nennit  sente  Augusti- 
nus geistliche  sunde.  Der  ir  aber  nit 
enhat  und  di  vorgenanten  stucke  ir 
volgit  hat,  zu  deme  mag  der  hime- 
lische  vater  sprechen :  ,diz  ist  min 
Über  sun  in  deme  ich  mir  wolgevalle'. 


Nu  neme  ich  di  nunden  vrage,  wo 
bi  man  disen  menschen  irkennen  sulle 
in  deme  daz  ewige  wort  gespi'ochen 
were.  Daz  erste  ist:  dise  lüte  sint 
gestorben  blute  uiid  vleische  und  alle 
irre  begervnge.  Also  sprach  sente 
Paulus:  ,srder  daz  daz  ewige  wort  in 
mir  enteckit  wart  daz  iz  geborn  wart, 
so  engelebite  ich  nunimer  mer  blute 
noch  vleische'.  Daz  andere  stucke 
ist :  daz  lipliche  vroude  und  alle  zirde 
dirre  werkle  ist  alse  ein  sur  wint  in 
irre  sele.  Dar  umme  spriciiit  sanctus 
Gregorins :  ,werltliche  vi-oude  und 
werltliche   ere   enist   nicht   mö   danne 


Hs.  2845. 

(71<i)  Nu  neme  ich  die  achte  vrogc  di 
icii  nu  lis,  Di  dö  saget  von  den  dyngen 
welich  es  di  goben  in  der  frögen  sint 
ader  di  frochte  di  dem  menschen 
gegeben  werden  in  deme  das  ewege 
wort  gesprach en  wirt.  Das  erste  ist 
das  der  mensche  mit  gote  voreynet 
wirt.  Das  ander  das  her  gotes  son 
wirt  von  guädeu.  Das  dritte  das  her 
gotes  erbe  wirt.  Das  virde  das  ym 
deuae  alle  knechtlich keit  abe  vellet. 
Dis  spricht  sant  Paulus  und  nennent  (!) 
dise  volkomenheit  alle  vire:  ,  ju  christo 
ist  wede  Jude  noch  criche,  noch  weip 
noch  man,  noch  knecht  nocli  frei, 
wen  sy  sint  alle  gotes  sone  vii  seint  si 
sone  so  seint  si  onch  erben  von  gote'. 
vnd  dise  vorgenanten  stucke  di  zwelfe 
vud  dise  vire  di  beweisen  daz  högeste 
leben  das  dise  zeit  geleisten  mak, 
vud  Avelicher  mensche  diser  dynge 
nicht  enhot  vnd  dor  an  vorsaumet 
ist,  also  das  her  ir  nicht  ercrigen 
wil ,  vnd  disen  gebrechen  nennet 
sante  Augustius  geistliche  sunde.  Der 
ir  aber  nicht  enhette  vnd  dach  di 
vorgenanten  stucke  derworbenh6t(7-J^) 
von  den  mak  der  vater  von  hymel- 
reiche  wol  sprechen:  ,Dis  ist  mein 
Über  son  in  deme  ich  mir  wol  gevalle'. 
Nii  neme  ich  di  nfiende  froge,  di 
ich  ouslegete  in  der  ersten  mytte- 
wachen  wi  do  ousgeleget  wart,  wo 
bei  man  eynen  suliclien  menschen 
erkennen  sal  in  deme  das  ewege  wort 
geboren  wirt. Das  erste  dasder  mensche 
gestorben  sei  blute  vnd  fleische  vn 
alle  irre  begerunge.  Also  sprach  sant 
Paulus:  ,Syut  das  ewege  wort  in  mir 
enttecket  wart  so  lebete  ich  nymmer 
deme  blutte  noch  deme  fleische'.  Das 
ander  ist  di  leipliche  freude ,  dy  ist 
also  eyn  swert  in  der  sele  vnd  iäch 
also  eyn  totlicher  vynt,  vn  dor  vmme 
spricht    sante    Gregorins:    ,werltliche 


I 


70 


H  au  p  t. 


uugerochene  bosheit'.  Daz  andere  ist : 
dise  lute  siiit  näwe  horchore  in  sich 
selber,  waz  got  in  si  S])reche,  als  der 
prophete  DÜA'id  sprieliit:  ,ich  wil 
hören  waz  got  in  mir  spreche'.  Daz 
dritte:  dise  lüte  sint  unentsetzeliche, 
und  nimant  mac  si  erzornen  noch 
betrüben.  Also  sprach  Kristiis:  ,in 
üwerre  gedult  sult  ir  besitzen  üvvere 
sele'.  Daz  virde  ist:  dise  lüte  keren 
alle  dinc  zu  dem  besten.  Dar  umme 
mugen  si  nicht  geergert  werden  von 
der  bosheit  alle  dirre  werlde,  also 
sente  Paulus  sprichit:  ,wir  wizzen, 
daz  den  got  minnenden  alle  dinc  zu 
ffute  komen'.  Daz  fünfte  ist :  si  en- 
begeren  über  nimanden  zu  sine,  sun- 
der si  leben  in  dirre  werlde  alse  ob 
nimant  ensi  danne  si  vnd  got  alleine. 
Dar  um  so  gebirt  der  hinielsche  vater 
in  in  sinen  sun  fine  underlaz,  vnd 
dise  geburt  ist  gemeine  allen  men- 
schen di  sich  dar  zu  wollen  keren. 
Dar  umme  nennet  si  got  eine  hlumen 
des  veldes,  wan  di  veltblume  mac 
brechen  wer  da  wil,  wen  si  ist  ge- 
meine, und  si  wesset  gerne  an  dürren 
steten  und  hat  einen  harten  stengel 
und  hat  fünf  bletere  uffe  irme  stamme. 
Diz  läze  ich  allez  legen.  Bitet  got 
daz  wir  dirre  warheit  also  gelebeu, 
daz  wir  mit  ime  sin  ewiclichen.  amen. 


frende  vnde  werltliche  ere  di  (en)  en 
ist  nicht  me  wen  eyne  vngerurekeit 
der  bosheit.  Das  dritte  ist  das  diser 
mensche  alle  zeit  höret  in  ym  selben 
was  got  in  ym  spriclit.  also  siiracli 
lier  David:  ,Ich  wil  hören  was  got 
in  mir  spricht'.  Das  virde  ist  das 
diser  mensche  ist  unentsetzlichcn 
wene  uymant  mak  si  erzornen  nocli 
betrüben,  vn  dor  umme  sprach  Chri- 
stus zu  sey  (72'')  neu  lungern;  ,in 
ewere  gedolt  wert  ir  besitzen  ewer 
sele'.  Das  fünfte  ist  Das  dise  men- 
schen alle  dink  di  koren  si  io  zu 
dem  besten  vnd  dor  vmme  so  en- 
mogen  sie  mit  nichte  geergert  werden. 
Also  spricht  sant  Paulus ;  ,wir  wissen 
das  wol  das  den  fromen  menschen 
alle  dink  komen  zu  gute'.  Daz  sechste 
das  ist  das  si  nymandes  begern  zu 
Seen,  svnder  sie  leben  in  diser  werlde 
rechte  sam  nymant  sei  wen  nvr  sie 
vnd  got  alleine,  vn  dor  vmme  so  ge- 
biret  der  hymelische  vater  von  hymel- 
reich  in  en  (1.  in)  synen  son  äne 
vnderlös,  vnd  dise  gebort  ist  gemeyne 
allen  menschen  di  sich  dnr  zu  keren 
wellen,  vii  dor  vmme  so  nennet  sich 
vnscr  herre  Christus  eyn  veltblume, 
wenne  rechte  sam  di  veltblumcn  di 
mak  aller  lei  menschen  w(d  nemen, 
wen  sy  sint  gemeyne  vnd  frei,  vnd  si 
wechset  ouch  nyrn  wen  auf  dorrem 
ertriche  vii  si  bot  ouch  eyneu  lierten 
Stengel  vnd  höt  nver  fvnf  blettere.  vnd 
was  hy  bei  bedeutet  ist,  das  wer  zu 
lank  nv  ouz  zu  richten  sunder  wir 
suUen  bitten  gote  vnsern  üben  vater 
daz  her  vns  gebere  zu  dem  [l'i") 
ewegen  leben  vnd  des  helfe  vns  got 
allen,     amen. 


Hennaiiii  hat  also  iiutli wendig-  aus  einer  Saiiiniluiig-  ge- 
schöpft, die  mit  dei-  uiisern  nahe  verwandt  war.  Die  Ant- 
worten auf  die  Fraji;en  1—7  kann  er  gar  nicht  enthalten,  da 
er  die  Predigten   über  die  Episteln  und  Evang^elien  der  Advent- 


Beiträge  zur  Literatur  dor  deutschen  M3'stiker.  l  1 

zeit    in    seine  Auswahl    nicht  hinüber  geuoninieu  hat  oder  hin- 
über nehmen  liess. 

Diese  neun  Fragen  sammt  den  Antworten  finden  sieh  als 
achter  Tractat  des  Meisters  Eckhart  bei  Pfeiffer  abgedruckt 
H.  478  fF.  Ich  sehe  von  der  grösseren  Ausführlichkeit,  die 
besonders  den  Antworten  auf  die  Fragen  3—5  zu  Theil  geworden 
ist,  ab.  Wichtig  aber  ist,  dass  die  Antworten  auf  Frage  2 — 9 
mit  den  Worten  schliessen:  ,des  helf  uns  got,  die  (daz)  geb 
uns  got,  zuo  der  wärheit  helf  uns  got',  d.  h.  mit  den  Worten, 
mit  denen  die  Schlussreden  der  Predigten  meist  eingeleitet 
werden  und  auch  in  unserer  Hs.  damit  schliessen,  wie  wir 
gesehen  haben.  Ferner  kommt  in  Betracht,  dass  bei  Pler- 
manu  die  Stelle  des  Evangeliums  ,diz  ist  min  über  sun,  in 
deme  ich  mir  wol  gevalle'  erläutert  wird,  nämlich  welche  zwölf 
Stücke  der  Mensch  besitzen  müsse,  um  Gott  wohl  zu  gefallen, 
dann  wird  erst  die  achte  Frage'  beantwortet,  oder  von  den  vier 
Gaben  und  Früchten  geredet,  die  ein  Mensch  geniesst,  in  dem 
Gott  wieder  geboren  wurde. 

Das  Evangelium ,  die  Erklärung ,  die  achte  Frage  und 
Antwort  alles  fugt  vortrefflich  bei  Hermann  nicht  so  bei 
Eckhart.  Er  kommt  erst  nach  der  achten  Frage  auf  diese 
Dinge  zu  reden  und  hebt  an:  ,Nu  iiime  ich  daz  wort:  daz  ist  min 
lieber  suu  in  deme  ich  mir  wol  gevalle'  etc.  Damit  ist  aber  der  ein- 
leitende Grundgedanke,  der  bei  Hermann  S.  54,  Zeile  o — 14 
der  Erklärung  voraufgeht,  vollständig  übersprungen,  und  die 
ganze  Folge  der  Gedanken  in  Unordnung  gebracht. 

Offenbar  ist  dieser  Tractat  aus  den  Werken  Eckharts 
zu  beseitigen ;  er  ist  eben  entstanden,  indem  ein  Liebhaber  sich 
die  neun  Fragen  und  die  neun  Antworten  aus  dem  grossen 
Sammelwerke  heraus  las  und  zusammen  schrieb. ' 

Bei  Hermann  von  Fritzlar  findet  sich  noch  eine  andere 
merkwürdige  Thatsache.  Er  hat  nän)lich  noch  eine  oder 
mehrere  Theorien  vitn  der  Geburt  Gottes  in  der  menschlichen 
Seele  an  den  Schlüssen  seiner  Legenden  verarbeitet,  aber  nicht 


'  Aus  dem  Quellenverzeiehnisse,  das  Fr.  Pfeiffer  S.  VIII — X  seinem 
Eck  hart  vorantjestellt  hat,  ist  genau  zu  ersehen,  woher  er  diesen 
sogenannten  Tractat  genommen  hat;  diese  Hs.  aber  wäre  gerade  sehr 
wichtig  zu  kennen  und  /.war  im  einzelnen,  es  ist  der  S tu ttgar ter  cod. 
theol.  ö".  Nr.    IS. 


.72  Hdupt. 

an  den  Schlüssen  aller,  sondern  nur  derjenig-en,  die  in  die  Ad- 
vents- und  Weihnachtszeit  fallen .  und  zwar  finden  sich  die 
Stücke  11.  Barbara  4.  Dec.  Nicolaus  <).  Dec.  Lucia 
13.  Dec.  Thomas  apost.  21.  Dec.  Silvester  31.  Dec. 
endlich  am  Tage  Pauli  P]remitae  10.  Jänner  resp.  15.  Jänner 
,Wi  man  diz  kint  ctzen  suUe  vncle  sougen  .  .  .  wi  man  dax  kind  wigen 
suUe  viid  singen.'  Diese  Stücke  kommen  in  der  Hs.  2845  nicht 
vor,  da  die  Schreiber  alle  Heiligen  grundsätzlich  ausgeschlossen 
haben.  In  eben  dieser  Handschi'ift  handeln  aber  alle  Erklä- 
rungen vom  ersten  Sonntage  im  Advent  bis  zum  Sonntag  ,also 
man  das  alleluia  leget'  nur  von  der  ewigen  Geburt. 

Ist  dies  ein  Zufall?  Gewiss  nicht!  Her  mann  und  die  Wien  er 
Hs.  haben,  wo  nicht  unmittelbar,  so  mittelbar,  aus  einer  Vor- 
lage geschöpft,  in  welcher  die  Evangelien  und  Episteln  auf  die  Tage 
der  Heiligen  sammtden  Erklärungen  nicht  von  den  sonn-  und  werk- 
täglichen geschieden  waren.  Sie  gehören  alle  zusammen,  wenn 
diese  Erklärungen  auch  von  verschiedenen  Verfassern  herrühren. 

3. 

Von  verschiedenen  Verfassern  w^erden  dieselben  ohne  Zweifel 
herrühren,  wie  schon  aus  der  Art  und  Weise,  die  Episteln  und 
Evangelien  zu  erklären ,  kann  gezeigt  werden ,  auch  der  ver- 
schiedene Stvl  gibt  dafür  Zeugnisse.  Auszuscheiden  sind  vor 
anderen  die  Predigton  über  die  neun  Fragen  mit  ihren  Ant- 
worten, die  bestimmt  nur  einem  in  der  Mystik  vertieften  Manne 
angehören.  Die  anderen  gehen  weit  auseinander,  besonders 
diejenigen,  die  nach  den  Weihnachtstagen  fallen.  Aber  der- 
jenige ,  der  zuerst  diese  Predigten  in  ein  Buch  versammelte, 
muss  sie  stark  überarbeitet  haben,  wenn  auch  nicht  alle  in 
gleichem  Masse. 

Zwei  Eigenheiten  des  H ermann ischen  Legeudenschrei- 
bers  linden  sich  nämlich  auch  in  diesen  Predigten  der  Wiener 
Hs.  Fr.  Pfeiffer  sagt  von  der  einen  S.  XIX:  , anziehend 
sind  die  da  und  dort  eingestreuten  Schilderungen  von  Sitten, 
Gebräuchen  und  (^ewohnheiten  in  Italien  und  Spanien,  die, 
wenn  auch  nicht  so  häufig  angebracht  als  zu  wünschen  wäre, 
doch  nicht  wenig  dazu  beitragen,  der  ganzen  Darstellung  Leben 
wnd  Farbe  zu  geben*. 

Die  zweite  der  Eigenheiten,  die  aber  Fr.  Pfeiffer,  wer 
weiss    aus    welchen    Oniudon,    unterlassen    hat    hervorzuheben, 


Beiträge  zur   Literatur  lier  dcntschen  Mystiker.  73 

besteht  in  den  zahlreichen  Ausfällen  gegen  die.  Pfaffen;  ja  der 
Sammler  lehnt  sich  geradezu  wider  dieselben  auf,  und  es  gehört 
gewiss  ein  ganz  eigener  Geist  dazu,  die  Feinde  Christi  mit  der 
geistlichen  Gewalt  und  mit  den  Pfaffen  nicht  nur  zu  vergleichen, 
sondern  beide  als  eins  darzustellen.  Aus  dem  gedruckten 
Texte  bei  Hermann  werde  ich  unten  eine  kleine  Blumenlese 
der  Aussprüche  des  Verfassers  in  dieser  Beziehung  zusammen- 
stellen, denen  sich  dann  einige  aus  der  Hs.  anschliessen  sollen. 
Für  die  erste  Eigenheit,  fremde  Sitten  und  Gebräuche 
zu  schildern,  wähle  ich  ein  grösseres  Stück  statt  aller  übrigen 
aus,  nämlich  die  Beschreibung  des  römischen  Carnevals  mit 
der  geistlichen  Bedeutung.  Der  Verfasser  gibt  dieses  Stück 
als  Glosa  zu  der  Epistel  Pauli  ad  Corinth,  IX  vom  Sonn- 
tage ,also  man  das  alleluia  leget'.  Die  Stelle,  auf  die  er  sich 
zunächst  bezieht,  lautet  in  der  Uebersetzung  f.  24^:  ,Brvder, 
euwist  ir  nicht,  das  dy  in  den  wetelovfen  des  siges  alle  lovfen,  aber  eyner 
nymjjt  das  lön.    lovffet  also  das  ir  begreitfet  das  liemelreiche'  u.  s.  w. 

Beschreibung  des  römischen  Carnevals. 

(SO*')  Ejne  glösae  spricht  das  alle  togvnde  loufen,  aber  mynue  di  begreitfet 
alleine  das  zil.  ouch  spricht  eyne  andere  glosa  das  alle  crefte  der  sele  louf- 
feu,  aber  vornunft  begreiftet  alleyne  das  zeil.  Nu  spricht  Dyonysius,  das  der 
louf  der  sele  sei  anders  nicht  weue  eyn  abescheiden  von  allen  vorgenklichen 
dyngen  vfi  eyn  zufügen  zu  dem  ewegen  leben,  wen  ir  sult  wissen  zu  vor 
ous,  wer  ummc  sant  Paulus  dise  epistele  schreibet,  wenne  das  meynet  das 
di  Komer  haben  vier  spil  vor  der  vasnacht  vor  dem  gemeynen  volke. 

Das  erste  sjnl  das  liaben  si  zu  Capitollien  vor  deme  richtehouse,  vnd 
do  henget  man  an  eynen  bogen  von  eynem  hirzeu  vnd  zweierlei  wiltbrete 
von  andern  tiren  vnd  alle  di  besten  louÖ'er,  dy  do  zu  Kome  geseyn  mögen 
vnd  in  allem  romyschem  lande  vnd  di  steen  verre  ous  vnd  man  geboutet  in 
eyn  zil  vnd  dor  zu  müssen  si  loufifen,  vnd  welicher  denne  der  erste  ist  zu 
dem  zile  vnd  das  vleischc  anruret,  dem  gibet  man  is  vnd  funfzik  goldyne 
dor  zu,  vnd  dennoch  so  bot  her  do  von  grosse  ere  vnd  alle  seyne  frunde. 

Das  ander  spyl  Das  (Üd")  ist  auf  sant  Angenytttu  platze,  dö  ire  kirche 
steet  vnd  do  sy  in  das  böse  hous  gefurt  wart.  D6  hanget  man  eyn  goldyn 
vyngerlein  an  eynen  vadem  vnd  das  wiget  wol  virzik  goldyne,  vnd  wer  denne 
dor  dorch  reitet  mit  seynem  sper  vnd  füret  is  ous  dcmc  zile  des  ist  das 
vyngerleyn.  vnd  dise  renner  di  siut  di  aller  besten  renner  dy  du  in  allem 
romeschen  lande  sint  viid  di  reuneu  also  blös  vnd  das  volk  daz  wirft  si 
mit  steynen  wer  dö  wil  also,  das  Senatores  di  do  ofte'  flien  von  dem  platze. 
Aber  weme  das  vyngerleyn  wirt,  den  heisset  man  eynen  tewern  helt  des 
leibes  vnd  der  eren  dl  ym  dö  von  erboten  wirt. 

Das  dritte  spil  das  ist  auf  sante  Vabyanen  berge,  dor  auf  so  .stecket 
man   eynen    newen    Schaft  auf  ej'ne    mermelsteynyne  saule,   di  stet  auf  deme 


74  U  a  u  p  t. 

berfje,  vnd  au  dfii  schaft  heiifjet  man  eynen  neweii  l)aldekoyn  vnd  den  halde- 
kt'iii  don  stpekot  man  auf  sein  lious  vnd  [di]  aller  besten  pliert,  di  du  aller 
besten  loutl'en,  dy  dö  in  aller  Römer  lande  sint  vn  di  siut  alle  aldo  gesament, 
vnd  alle  di  di  dö  auf  den  pferden  sitzen  sulleu,  dis  siut  di  besteu  Römer, 
di  dö  in  dem  lande  mögen  sein,  vnd  dy  (t^'''')  haben  ire  Imupt  zusamene  ge- 
bvndeii  mit  tvcheren  vü  haben  nicht  mir  (1.  mer)  au  wenne  blosse  hemede 
vnd  di  sint  korz,  vnd  dise  halde  verre  von  deuie  zele  vnd  haldeu  gleiche  vnd 
macheu  eyu  zeichen  al  vnime  zu  ryuge,  vnd  wer  denne  den  schaft  zu  dem 
ersten  ruret  ader  daz  baldekeiu  vnd  dem  wirt  is  vnd  dor  zu  funfzik  goldyne. 
vml  di  spylluute  di  do  sint  dy  machen  ym  grosse  freude  vnd  erliche  spil 
erden keu  sy  ym  vnd  beleiteu  in  in  sein  hous.  vnde  do  von  so  höt  her  grosse 
ere  vnd  alle  seine  früude.  vnd  hir  auf  schreibet  sant  Paulus  di  epistele  vnd 
spricht:  ,loutfet  alle  bis  das  ir  begriffet  das  zil'.  vnd  ouch  beweiset  sant 
Paulus  das  wir  alle  leiplichc  diuk  suUen  keren  in  eynen  geistlichen  syn. 
Eyn  itzlieher  mensche  der  dö  louti'en  sal  der  entheldet  sich  von  allen  dyngeu 
dy  in  hyndern  uuigeu,  vnd  das  meynet  das  wir  von  vus  wcrffeu  sullen  aller  (!) 
vnd  von  uns  legen  sullen  alles  das  uns  gehyndern  mak  an  dem  wege ,  der 
dö  weiset  vnd  geet  zu  gote.  wen  wir  suleu  dise  anseen,  sint  si  dis  tven 
vmme  eyue  vorgenckliche  cröne,  mychels  mir  (1.  mer)  sulle  wir  dis  tuen 
vmme  eyne  ewege  vu  (5)0")  vorgenkliche  cröne.  Das  meinet  sam  her  spreche: 
siut  dise  menschen  so  grosse  arbeit  haben  vmme  leiplichc  ere  vnd  vuim  gut, 
das  dach  gar  korze  weile  wert  vnd  vorgenklichen  ist,  ymd  haben  dur  vmme 
grossen  crik:  Noch  mir  (1.  mer)  sulde  wir  crigen  noch  dem  ewegen  gute. 

Das  vierde  spil  das  ist  an  dem  suntage  vor  der  vasnacht.  so  nemen  di 
Römer  sechs  karren,  di  dö  also  swer  sint  also  eyu  wagen  in  diseni  lande, 
vnd  dor  vor  spennet  man  zwelf  ioeh  ochsen,  vnd  auf  disen  karreu  leget  mau 
zwei  wilde  sweync  vnd  eynen  woIf,  vud  füret  si  auf  den  berk ,  dö  man  ous 
geet  zu  der  phorten  sant  Paulus,  vnd  dö  höt  sich  denue  das  lautfolk  alles 
ous  der  stat  gesamcut  vndene  au  deme  berge,  vnd  etliche  halden  auf  pherden 
vud  dise  siut  wol  gewöpant  (!)  vud  haben  spisse  vn  swerte,  eysen  vud  liellem- 
barten.  vud  di  zal  dis  volkes  achtet  man  gros  wol  auf  hundert  tousuut  man, 
wenne  etliche  komen  nuert  dor  vmme  dar  das  si  das  spil  wellen  beschaweu 
vnd  steen  gar  verre.  etliche  andern  di  wellen  ouch  haben  von  dem  wilt- 
brete  von  den  ochsen  vnd  von  den  ^'.10'')  sweynen.  Aber  di  zeuatoris,  das 
heissen  di  eldesten  von  Röme  vnd  komen  mit  grossen  ereu  mit  den  Röme- 
ren  vud  haldeu  verre  von  dem  vidke  vn  seen  zu,  so  lesset  man  denne  di 
karreu  Inuffou  von  dem  berge  vnd  so  ist  der  karie  gar  swer  vnd  vellet  vber 
di  ochsen  von  der  böge  des  berges,  vil  di  ochsen  sint  stark  vnd  zubrechen 
denne  ilen  karen  vn  di  seile  eyn  zwei  (l.  enzwei),  vnd  louffen  vnd  der  wolf 
louffet,  vnd  (ii  sweyu  vud  das  v(dk  loutlet  vnd  reittet  vud  sticht  vnd  sleet  si 
iiyn  wider,  vnd  weme  denne  des  fleisches  iciit  werden  mak  den  heisset  man 
eynen  kunneu  helt  des  leibes  vnd  höt  dö  von  grosse  ere  von  den  leuten. 
ader  driuo  des  vlcisches  icht  wirt  der  ist  zu  möle  eyn  kouik  vud  eyu  kempe. 
vnd  ">ueii  sint  di  oeiisen  also  stark  vnd  stösseu  gar  sere  mit  den  hörnen  das 
das  geme^-ne  volk  flöget,  alter  di  dö  schissen  vml  rynnen  mit  den  glefeueien 
vnd  velieu  di  tier.  aber  is  kompt  ofte,  wenn  si  is  gevellen,  so  komet  das 
gemeync     vulk    \iid    wlrffot   so  srn-   mit  sti'vnen   fW'^)  vnd  treiben    di    andern 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  75 

lior  alle,  viid  wer  dor  vuder  ieht  dnr  zu  Ironien  innk,  das  her  der  tierc  ichtcs 
abe  gpsnciden  niak  ader  gehawcu,  ader  eyii  hör  dor  ous  gezien  niak  ileiu 
wolfo  ader  ous  der  andern  ticre  e.yues  (!),  der  nyiupt  daz  ouf  sein  houpt  und 
kompt  erberlichen  kein  Rome.  vnd  wenue  dcnne  di  tiere  aller  gevellet  sein 
vud  geteilet  sein,  so  lesset  man  den  anderen  karren  lontlen,  vnd  also  lesset 
man  io  eynen  karren  nöcli  dem  andern  louffen.  vnd  wen  denne  di  tierc  gar 
gevellet  werden  vud  dise  dink  aller  gescheen  sint  vnd  das  dise  habe  aller 
vorrucket  vnd  geteilet  wirt,  so  sint  denne  vll  iungelynge,  di  sich  geteilet 
iiaben  vnd  gecleidet  und  oueh  ere  (1.  ire)  pherde,  di  do  zu  disem  spyle  reiten, 
vnd  di  alle  zien  von  in  ire  cleider  vnd  werfen  sie  von  in  vnder  das  gemeine 
volk,  so  si  aller  verrest  mögen,  vnd  di  bufen  di  reisscn  dy  cleider  vnd  di 
decken  von  den  rossen,  vnd  weme  der  cleider  eyn  pflacke,  werden  mak,  der 
hüt  du  von  grosse  ere.  vnd  uucli  füren  sy  seydyne  banyr  in  iren  liendeu, 
di  werfFen  si  ouch  vnder  daz  volk.  vud  wen  dis  zu  mole  (90"^)  also  gesehen 
ist,  so  begyunen  di  alden  Römer  zu  reiten  in  di  stat,  vnd  das  gemeine  volk 
beginnet  sich  zu  werÜen  vuder  enander  mit  steyneii.  Aber  die  pilgeryni  vnd 
di  frawen,  den  tut  man  nicht,  aber  wer  den  andern  worfFe  dorch  neides 
willen  ader  von  hasse  ader  in  sloge  der  hette  leip  vnd  gut  vorlorn,  vnd  den 
sulde  man  sleiffeu  zu  Röme  dorch  alle  gassen. 

Die  zweite  Eig-eulieit  des  Verfassers  ist  sein  Widerwille 
gegen  die  Pfaffen.  Einige  Stellen  dafür  finden  sich  auch  in 
der  Auswahl  Hermanns: 

1.  In  der  Rede  über  die  h.  Barbara  S.  14,  Z.   1: 

,al86  tun  alle  di  di  werltliche  wise  vnd  werltliche  bilde  vnd  werltliche 
wort  und  sorge  der  werlde  füren  in  ein  geistlich  leben,  und  dise  sint  zumäle 
böse.  Aber  di  da  geistlichen  schin  tragen  und  ein  geistlich  herze,  daz  ist 
reht  geistlich  leben.' 

2.  In  der  Rede  über  die  dritte  weihnachtliche  Messe 
S.  o3,  Z.  37  redet  er  von  ,ungelerten  Pfaffen'.  In  derselben 
Rede  S.  34,  Z.  4  heisst  es : 

,iz  sint  eteliche  mutwillige  lüte  under  pfaffen  und  under  leigen ,  di 
al  zu  sere  buwen  üf  iren  eigenen  sin." 

3.  S.  49,  Z.  11  erklärt  er  das  Evangelium  zum  zwölften 
Tag  und  da  schreibt  er:  „Under  Herödes'.  Daz  dute  ich  nu  als  eine 
geistliche  gewalt'.  Wie  er  nun  den  König  Herodes  oder  die  .geist- 
liche gewalt'  genonmien  wissen  will,  sagt  er  in  derselben  Rede 
k>.  OÜ,  Li.  '2o:  ,daz  Herödes  dez  kindes  vient  were  gewest  .  .  .•  Z.  2<  : 
,Herödes  bete  sorge  das  sich  das  kint  verborgen  hetc  .  .  .•  Z.  L.):  , Herödes 
was  ein  höchvertig  man   .   .   .* 

Diese  Stelleu  befinden  sich  mit  Ausnahme  der  ersten  alle 
auch  an  den  treffenden  Orten  in  der  Hs.  Das  Evangelium  der 
ersten  weihnäclitlichen  Messe  bei  Hermann  ist:  ,Dö  Maria,  Jesu 
muter  was  geniälet  Jösepe'.  Matth.  I.  l>>.  In  der  Hs.  284Ö  ist  es 
aber:  ,Eyn  keyserlich  gebot  gynk  ous  von  dem  keiser  Octauiano-  Eucas  11. 1. 


76  iitiupt. 

Was  Hermann  i^ibt,    ist    liier    in    der  Hs.  das  Evangelium  in 
der  Messe  am  Christabend. 

In  der  Predigt  über  das  erste  weihnäclitliclio  Evangelium 
findet  sicli  in  der  Ils.  Folgendes: 

t.  4(S''.  Eyn  meister  spricht:  vndcr  diser  decke  wirt  manecher  valscher 
son  peboni.  zum  crersten  siut  si  schone  (1.  soiie)  von  dem  blutte,  wenne  si 
di  heüe<re  schrift  alzu  nöen  welhni  reden  vnd  zu  sero  wellen  twyngen  zv 
vorstcene  ...  Di  andern  sint  sclione  (1.  sone)  von  dem  fleische  wen  si  di 
beilege  schrift  zieu  vnd  helfen  irre  nätüren  vii  suchen  di  lere,  di  in  dis 
beweren  vn  das  predigen,  vnd  flien  alle  di  dink  di  dö  swer  siut  vnd  di  irre 
nlitüre  wider  sint.  .  . 

Wie  man  sieht  ist  diese  Stelle  aueli  dem  Ausdrucke  nach 
verwandt  mit  der  in  der  Predigt  über  das  dritte  Evangelium 
bei  Hermann  S.  33,  Z.  33  fF.  in  der  Hs.  52g— 52\  Auf  der 
letzten  Spalte  hat  einer,  der  Anstoss  genommen  hat,  sogar  zwei 
Zeilen  ausgekratzt. 

Eine  der  stärksten  Stellen  oder  vielmehr  eine  vollständige 
Rede  gegen  die  Priester  ist  die  folgende: 

f.  80*.  Ir  Salt  wissen,  das  di  getrewe  lere  vnd  di  gesunde  itzunt 
wynvnk  ist,  weinie  di  lerer  sint  sich  das  meiste  teil.  Nu  sult  ir  merken, 
das  di  natürlichen  meister  sprechen ,  das  g-rösser  sichtum  kome  von  vber- 
flossikeit  der  speise  vnde  des  trankes,  vnd  hir  mite  ist  gemeinet,  das  alle 
di  lerer,  di  do  alle  iren  fleis  vnd  alle  ire  arbeit  dor  vmme  tuen,  vmme  das  sie  erkrigen 
gut  vnd  werltliclie  ere,  vnd  di  sint  tme  zweifei  alle  geistlichen  vngesunt,  vnd 
ire  lere  di  ist  gar  an  manechem  gar  vngesunt.  Nv  kompt  etliche  svche  do 
von,  (80'')  daz  in  dem  menschen  di  leber  vnd  di  lunge  begynnet  in  zv  fulen, 
vnd  meynet  dise  lerer,  di  also  gar  vorgrobet  sein  in  iren  ynnern  creften  also  an 
dem  willen  vnd  vornunft  vn  erkentenysse,  di  si  svlden  üben  in  der  wörheit.  Aber 
leider  di  lerer  di  sint  nv  alle  gekfirt  zu  Icipliclien  dyngen,  vnd  dor  vmme  so 
hassen  si  ander  menschen,  di  dö  von  der  wörheit  reden  ader  der  wörheit 
leben.  Ouch  kompt  etliche  suche  von  uberiger  hitze,  vnd  meinet  di  menschen, 
di  do  leibes  gemach  mit  al  zu  grossem  fleisse  suchen  .  .  .  vnd  dor  vmme  so 
ist  itzunt  gar  selzen  zu  sprechen  vnd  zu  leren  gesvnde  vnd  worftege  (!)  lere, 
wen  di  wörheit  ist  itzunt  gar  sere  gefelschet  vnd  di  wöi'liaftigen  lerer  di 
torren  itzunt  nicht  sprechen  di  wörhaftige  lere  .  .   . 

In  dieser  Weise  fährt  der  Verfasser  fort  über  die  Unter- 
drückung der  wahrhaftigen  Lehre  bis  f.  81'^  Ich  übergehe  die 
Stellen  gegen  die  Reichen  und  Gewaltigen  dieser  Welt '  f.  83^'^ 
und  führe  ])loss  noch  eine  entscheidende  an: 

'  Mit  den  weltlichen  Herren  verfährt  der  Verfasser  oder  Sammler  nicht 
säuborlidier  als  mit  den  geistlichen.  Die  Stellen  dafür  Hessen  sich 
hänfen.  Alan  vergleiche  das  Bild,  das  er  von  den  weltliehen  Königen 
entwirft,  oben  in  der  ersten  Predigt. 


Beiträge  7ur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  77 

f.  oO*^.  das  di  reichen  leutc  di  armen  st-re  drocken  vnd  das  eyn 
armer  mensche  itznnt  nj'nder  keyn  recht  hot  weder  vor  geistlichem  gerichte 
noeli  vor  -werltlichem  gerichte  ...  I.  85'^.  Ich  weide  in  halden  vor  eynen 
guten  prister,  der  do  über  beichte  horte  eynes  armen  menschen  wenne  eynes 
grossen  vnd  reichen  menschen,  vnd  dem  armen  menschen  ouch  Über  gotes 
iichnam  gebe  vn  über  vber  in  armen  menschen  gynge  der  dö  sich  were  denne 
vber  eynen  reichen.  Ach  vnd  öwe !  wi  wenynk  sulicher  geistlicher  prister 
sint,  icli  wil  der  werltlichen  gesweigen. 

Alle  diese  Ausfälle  finden  sich  aber  nur  in  dem  Theile 
unserer  Hs.,  welcher  die  Predig-ten  für  die  Zeit  vom  ersten 
Sonntag-e  im  Advent  bis  zu  dem  Sonntage  enthält,  ,also  man 
das  alleluia  leget'.  Sie  erweisen  sich  auch  dadurch  als  zu- 
sammen g-ehörend  und  überarbeitet.  Die  ursprüngliche  Samm- 
lung- ist  aber  wie  bei  Hermann,  so  auch  in  unserer  Hs.  nur 
in  ausgewählten  Stücken  erhalten. 


Bei  so  be wandten  I'mständen  erhebt  sich  die. Frage,  ob 
nicht  noch  eine  dritte  Hs.  irgendwo  vorhanden  ist,  die  uns 
über  verschiedene  dunkle  Punkte  das  sehnlichst  gewünschte 
Licht  aufstecken  möchte. 

Allerdings  liegt  noch  eine  derartige  Hs.  in  der  k.  und 
Universitätsbibliothek  zu  Königsberg.  In  Bd.  XHI.  der  Zeit- 
schrift f.  d.  Alterth.  S.  bol  beschreibt  Steffenhagen  dieselbe 
also: 

XXI.  no.  896,  früher  LH.  14,  pap.,  XV.  Jahrb.,  155  Bl. 
kl.  Folio  (11  Vs"  hoch  und  8V2"  breit). 

Bl.  1*  .  .  .  155*^:  Predigten  zu  Anfang  und  am  Ende  un- 
vollständig von  der  Adventszeit  bis  zu  dem  24.  Sonntage  nach 
Pfingsten,  nach  der  Ordnimg  des  Kirchenjahres,  demnächst  noch 
für  verschiedene  Tage. 

wirt  in  dem  geyste.    Dy  sebinde  vrage  ist,  ab  keyne  kraft  des  lichamis 
adir  der  sele  möge  besten  in  eren  werken  u.  s.  w. 

Der   erste   vrytak   in   dem   advent  schribet  sanctus  Jo.  ewange- 
lista  von  Johanne  baptista,  das  lier  was  predigen  in  der  wustenunge 
u.  s.  w. 
So  Steffenhagen. 

Diese  Königsberger  Hs.  beginnt  'also  mit  dem  Lude 
der  Predigt  über  die  Epistel  Jacobi  am  ersten  Miltwoch  im 
Advent,    wo  am  Schlüsse  die  neun  Fragen  aufgestellt  wurden. 


78  Haupt. 

Diese  neun  Fragen  sind  in  der  Wiener  Hs.  aiif  29"*^  zu  lesen 
und  g-enau  schliesst  sich  aucli  hieran  auf  29''  zuerst  die  rothe 
Ueberschrift: 

Das  ewangelio  mathevs  in  dem  III  teile  vnde  spricht 
(hinn  beginnt  die  Predigt: 

Sant  Johannes  ewano-elista  schrei})et  von  Johannes  baptista  wi  der 
dynsthaftik  waz  in  der  wvstcnvnge  u.  s.  w. 

Es  ist  also  gewiss,  dass  in  der  Ivö n ig sb erger  Hs.  eine 
andere  Abschrift  unserer  Predip-tcn  vorhanden  ist.  Diese  Hs. 
umfasst  das  ganze  Kirchenjahr,  während  die  Wiener  Hs.  nur 
bis  zum  Charsamstag  reicht. 

Hermanns  von  Fritzlar  Vorlage  scheint  ebenfalls  das 
ganze  Kirchenjahr  umfasst  zu  haben,  bestimmt  war  dieselbe 
ein  sogenannter  Wintertheil. 

S.  117  ,8ancte  Georjen  Tac'  schreibt  derselbe  oder  viel- 
mehr lässt  er  schreiben ,  wie  Christus  als  ein  getreuer  Lese- 
meister uns  sieben  Lectionen  an  dem  Kreuze  gehalten  habe, 
um  uns  zu  lehren,  wie  wir  die  sieben  Hauptsünden  überwinden 

sollen.  Hierauf  fährt  er  fort  S.  118,  Z.  9  ff. :  ,wiltu  andene  lec- 
cien  sibene,  di  vnser  lierre  las  an  deme  krüze,  so  suche  iiö'e  den  guten  fritac 
di  siben  wort  di  unser  herre  sprach  an  deme  kruze'. 

Wir  haben  hier  einen  neuen  Beweis,  wie  Hermanns 
Bluraenlese  aus  einem  grossen  Werke  genommen  ist.  Der 
Verweis  auf  den  guten  Freitag,  nämlich  den  Charfreitag,  hat 
nur  Sinn  gehabt  in  dem  Buche,  wo  derselbe  auch  enthalten 
war,  bei  Hermann  kommt  derselbe  aber  gar  nicht  vor!  Man 
könnte  nun  allerdings  meinen,  dass  es  sich  nur  um  die  sieben 
Worte  handle,  die  Christus  am  Kreuze  gesprochen  hat,  aber 
Hermann  fährt  nach  der  Stelle  unmittelbar  fort:  ,Diz  buch  der 
marter  vnscs  lierrcn  sal  der  mensclie  vlizeclichen  ane  sehen  wan  her  zu  gotis 
licham  wil  gen,  wan  das  liden  nnses  herren  ist  ein  schulde  aller  tuginde'. 

Der  Leser  wird  mit  den  letzten  Worten  auf  ein  .buch 
der  marter  unses  herren'  gewiesen,  das  er  fleissig  ansehen  soll, 
wenn  er  zum  Tische  des  Herrn  (zu  gotis  licham)  gehen  will. 
Nun  kr»nnte  man  alh^i'dings  nur  die  Leidensgeschichte  darunter 
verstehen,  aber  in  welchem  Evangelium  linden  sich  alle  sieben 
Worte  am  Kreuze  beisammen?  In  keinem.  Wir  stehen  damit 
schon  dem  , buche  dei"  marter'  näher,  das  der  Verfasser  meint. 
Nothwendig  muss  es  nach  seinen  Ausdrücken  eine  Leidens- 
geschichte   enthalten   und  die  sieben  Worte  Christi  am   Kreuze 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  i  9 

erläutern.     Ein    solches  Buch  ist  nun  auch  in  der  Wiener  Hs. 
243*^ — 253*^  zu  lesen.     Die  rothe  Ueberschrift  lautet: 

nv  merket  vlisiklichen  von  dem  heiligen  sweren  grosen  pytern 

leiden  vnsers  herren. 
Das  Buch  selbst  beginnt : 

Nv  welle  wir  sprechen  von  deme  leidou  vnsers  lierren  Jhesu  Christi, 
vnde  weliches  die  lente  seyn,  di  sich  dor  ynne  vbcn  vri  di  sullet  ir 
merken  ... 

Die  Leidensgeschichte  ist  auf  die  sieben  Gezeiten  ver- 
theilt  d.  h.  in  Einleitung  und  sieben  ,ColIacien'  und  sind  in 
der  Hs.  zu  lesen : 

Die  Mette  244^-247»^ 
Die  Prime  247^-248'= 
Die  Terzie  248^—249'= 
Die  Sexte  249''— 250<= 
Die  None  250=— 252^ 
Die  Vesper  252^—253'^. 

Nach  abgethaner  Vesper  schreibt  der  Verfasser: 
wiltü  vorbas  lesen  von  diser  conplete,  so  suche  do  vor  in  diseni  buche, 
do  sich  di  passio  anhebet.  Hie  sint  vnderselieiden  di  siben  gezelt  (1.  gezeit) 
vii  waz  eyn  gut  mensche  sal  betrachten  auf  eyne  iczliche  zeit,  vnd  alle  weo;e 
gewisse  glose  habe  ich  avs  geleit,  ati  auch  die  meynvnge  der  wort  von  der 
passio  di  habe  ich  aus  geleget  doi*ch  der  kurtze,  vnd  onliabe  ich  audi  nicynes 
synnes  nicht  dor  vmme  gebrochen  snnder  nier  di  beilegen  vnd  di  lerer  gotes. 
bitet  got  vor  mich,  dez  beger  ich  von  alle  den,  di  dis  buch  lesen  vnd  sjire- 
clif^u.    amen. 

Wir  haben  also  hier  das  ,buch  der  marter'  und  die  Er- 
klärung der  sieben  Worte  in  der  None,  die  ich  hersetzen 
will,  da  dieses  Buch  dem  ursprünglichen  Sammler  zugehört. 

200*^.  Hie  gehet  avs  die  sexte.  vfi  dise  collacic  sal  man  halden  von 
der  .sexte  zeit. 

Nv  merket  ir  kynder  gotes :  hy  hebet  sich  an  dy  none  vnd  merkt  dy 
stucke  di  man  dor  zu  betracliten  sal  vnd  die  sint  gar  ynnyk,  weniie  ich  wil 
si  sprechen  noch  essen,  wenne  si  synt  gar  von  geistlichen  dingen  di  do  ge- 
schögen. 

Dö  Jhesus  an  dem  cri'ize  hynk,  Czvm  ersten  merket  di  siben  wurt  di 
Jhesus  an  dem  crüze  sprach,  etliche  meister  nemen  siben  slos  ader  silien 
slossel.  Dy  andern  nemen  siben  bucher  di  nymant  volleren  kau.  Die  dritten 
nemen  siben  volko  Ci-^O'')  monheit,  (!;  wer  di  hehlet  rechte  der  veret  äne  mittel 
in  das  ewige  leben. 

(1)  Das  erste  wort  daz  Jhesus  an  dem  crüze  sprach  das  ist:  ,vater, 
Vfir(;-ip  in,  si  enwissen  nicht  waz  si  tvn'.  Das  nicynet  eyne  grosse  vid- 
komenheit  das  der  mensche  seyue  vynde  lip  höt  vnd  mer  vor  si  bitet  wenne 


80  Haupt. 

vor  spyne  vrünt  vnd  entscholdiget  sy  alzo  verre  also  her  mit  der  worheit  mak. 
Die    meister   sprechen  von  disem  gebete,  daz  Christus  tet,  worden  fvnf  hvn- 
dert    mensche    bekärt.     Di    zvpyne    schecher   dy   bey  ym   hyngen,    der   eyne 
spotte   seyn  vil  mpr.ach :  ,bi3tu  es  Christus  gotes  son,  so  erlose  dich  vnd  auch 
vns.'    Do  sprach  der  ander  zu  der  rechten  Seiten  vude  stroftc  disen:  ,du  bist 
in    demselben   tode   dö   her   ynne    ist,   vorchtes   du  got  nicht?-  vnd  sprach  zu 
Jhfsn:  ,lierre,  gedenke  an  mich,  weune  du  kommest  in  deyn  reiche.'  (2)    Do 
sprach  Jhesus  daz  ander  wort,  Marcus:  ,vor  wfire  sage  ich  dir,  du  salt  hevte 
mit    mir    seyn   in   deme    paradiso'.     Daz    ist   eyn   wort    hoger    barmherzikeit, 
das  got  so  leichticlichen  vnde  so  snellichen  disem  bösen  menschen  vorgap  alle  seyne 
sunde,    wenne  di  schrift  spricht,   daz  her    nykeyn    gut  werk  hatte  getan  alle 
seyne  tage,     her   strofte   in   nicht  vmme   seyne   svnde,  her  vorgap  ym  zuhant 
alle   seyne   missetfit.     vnd   noch  waz  her  der  erste  der  y  gestarp  noch  Cristo 
vn    selik   wart.     Dis   ist   eyn  grösser  tröst  allen  svndern,    di    dö    wider   keren 
wellen  von   allen   svndeu    zu   gote.     Judas   wart   eyn   son    vnrechtes  zweifeis, 
aber  der  schecher  wart  eyn  son  wörer  hoffenunge.     (3)  Daz  dritte  wort  das 
Christus  sprach  an  dem  cruze  daz  waz    (251»)   waz   eyn    (1.  in)   wörer   trewe, 
dö  her  sprach  zu  seyner  Üben  muter:    ,weip,    sieh    deynen   son'.     Eyne  glöse 
spricht,  her  meynte:  ,weip,    sich  wi  ich  hange  vnd  wi  ich  leide  smerzen  vor 
den   sunderen'.    Das   du    nicht    alzu  torsticlichen  vn  zu  brebellichen  in  weidest 
behalten,     auch    meynte    mante    her   si  des  Zeichens   des  si  begerten  in  der 
briitlvft,    alz  ap  her  weide  sprechen:   daz  ich  hie   leide  daz  habe  ich  von  dir 
aber    daz    ich    wasser   zu   weyne   machte   in   der   brütlvft,   daz    habe   ich  von 
meynem    vater.     Man   vröget  wor   vmme   his    Christus   seyne  Übe   muter  eyn 
wei])  vnd  si  dach  (!)  eyne  reyne  jvnkfrawe  waz?    Czvm  ersten,  man  spricht; 
es  enwere  keyne  erlicher  name,  waz  vorsmeet  vn  vorbannen  in  der  zeit.     Di 
andern  sprechen :  es  weren  vil  fremder  Juden  vmme  daz  erüze  gewest,  betten 
sy    vnse   vrowe    erkannt,    si    hetten  ir  leyt    getöu,    dor    vmme   wolde    her   si 
nicht  muter  nennen,  daz  si  si  icht  erkenten.     Di  dritten  sprechen:   hette  her 
si  muter  geheisen,  so  hette  her  ir  ire  peyn  genieret.     Johannes  spricht:  ,sich 
deyne    muter   meyn  jvnger.'     Der   bischof  sante    Olbrecht*  der  spricht:    alzö 
Christus  sprach  an  dem  öbuntessen  zu  deme  bröte  daz  ist  meyn  leichnam  vnd 
es    geschach,    alzö    wart    Johannes    eyn   natürlicher   son  vnser  frawen.     Eyn 
ander  meister  spricht  (den  halde  ich  baz)  .Johannes  vii  Lucas  di  in  der  gotes 
gnaden  bliben  mit  disen  worten  zu  gewunscheit  1,1.  gewunschen)  vnd  gegeben 
sone    vnser   liber    fraven    wart.     Do    hilt    si    der  junger  vor  .«eyne  muter,  daz 
ist,    also    frvntlichen   vil   gutlicHen    alz   y   keyn    mensche    bewart  vnd   phlak 
seyner  muter,  alzö  (251'')  phlak  Johannes  vnser  frawen  bis  an  Iren   den   tot. 
(4)    Daz   vir  de  wort  daz  vnser  hcrre  an  deme  cruze  sprach,  daz  ist  zu  vor- 
nenien    daz   botruppenysse    vnd    di   bytterkeit   des    leidenes    Christi.     Matheus 
saget,  daz  Jhesus  auf  di  nvnde  stvnde  ryf  mit  eyner  grossen  stymme:  ,Meyn 
got  Meyn  got,  wi  höstu  mich  vorlassen!'  sant  Augustinus  spricht,  daz  di  beilege 


'  Unter  diesem  ,bis<'hof  sante  Olbrecht'  ist  zweifellos  der  von  den  Mystikern 
so  hocli  verehrte  und  vielfach  angeführte  Bischof  Albertus  Magnus  zu 
verstehen. 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  81 

(Iroifoldikeit  beweisto  daz  Christns  wore  nionsclieit  an  sieli  p^enomen  hatte 
vii  wart  eyn  schutzoLretli  gef<tösen  zwisclieu  di  ohorsten  crefto  vnd  di  iiyder- 
steii ,  daz  die  g'otliche  kegenwortikeit  den  gotlichen  trost,  der  in  den  ober- 
sten ci'cfton  waz,  enmochte  nicht  körnen  in  die  nydersten,  wenne  wer  der 
gotliche  trost  dor  yu  Icomen,  so  were  Cliristus  vnleidenliclien  worden,  vnd 
aucli  alle  di  marterer  di  dorcli  Christo  y  marter  geliden  den  gap  her  allen 
gotlichen  trost,  etlichen  also  vil  daz  si  der  marter  wynyk  gefnlten  vnd  dis 
wart  (Christo  enzogen  noch  den  nyder.sten  creften.  Abellens  (!)  vii  Arrons  (!) 
di  zwyne  keczer  di  sprechen ,  daz  man  Christum  sege  leiden  vnd  lide  in  der 
worlieit  nicht,  vnd  beweren  daz  Iiie  mite,  daz  etliche  merteror  also  vil  frewde 
hatten,  daz  sy  der  peyn  wynynk  achten,  vnd  diz  waz  vil  billecher  Christo 
zu  geben  vii  zu  haben,  daz  dise  zwyne  gelästert  vnd  ir  rede  valseh  waz  vii 
auch  ander  leute,  Dor  vmnie  sj^'ach  Christus:  ,vatpr,  wi  hast  du  mich  vor- 
lössen',  alz  ap  her  suhle  sjn-eclien:  es  geleit  ny  mensche  also  gar  äne  tröst 
noch  so  smelichen  vnd  auch  so  bitterlichen  alz  icli  geliden  vnd  enwurt  der 
mensche  alzo  touwer  vnd  also  eyn  gros  (251'')  dink,  du  enlissest  mich  nymmer 
alzö  bitterlichen  leiden.  (5)  Daz  fünfte  wort  daz  Christus  spradi  an  deme 
crfize  daz  ist  eyn  wort  rechter  volkomenheit.  Lucas  spricht:  ,Es  ist  volbröcht.' 
Das  wort  nam  Arrens  (!)  der  ketzer  vnd  wolde  beweisen,  daz  Christus  nicht 
erstanden  were  von  deme  tode.  were  her  aber  nicht  erstanden ,  so  were  daz 
Wort  wor  gewest,  daz  hevte  Augustinus  .spricht,  daz  diser  groslichen  vnrecht 
saget,  wenne  Christus  sprach  dis  wort  noch  volkomenheit  seyner  werk,  wenne 
her  gctet  nykeyn  werk  so  cleyne  es  were  gröz  gcnvk  gewest  aller  menschen 
gesiechte  zu  selikeit,  weide  her  is  dor  zu  geordent  haben,  aucli  wisset,  alle 
di  werk  di  got  tvn  wil  in  diser  zeit,  di  sint  in  gote  itzvnt  gesehen,  wenne 
nv  got  waz  vii  sterben  wolde  vii  ersten  wolde  vnd  her  is  wol  mochte  tvn  an 
alle  hyndernysse,  dor  um  .sprach  her:  ,es  ist  alles  volbröcht  daz  niyr  nieyn 
vater  gebot',  Daz  ist,  ez  waz  in  willen  gesehen  vii  waz  in  seyner  vornvnft 
bekant.  vnd  dor  um  schriben  di  propheten  uon  der  marter  vnsers  lierren  alz 
ap  is  itznnt  gesehen  were,  vnd  es  sohle  dacli  (!)  noch  gesehen.  Isaias  sprach : 
.man  hot  in  geslagen  vninie  vnser  svnden  vil  her  truk  vnser  vngerechtekeit 
auf  seyuem  halse',  (tij  Daz  sechste  wort  daz  vnser  herre  an  deme  crüze 
sprach  daz  meynt  eyne  rechte  libe,  di  her  zu  vns  hatte,  do  her  sin-ach :  ,mich 
dorstet'.  Eyne  glosa  spricht  daz  Jhesuni  leiplichcn  dorste,  wenne  daz  blut 
waz  ym  entgangen  vnd  lier  liyiik  in  der  svnnen.  (2r>l''i  Die  andern  sprechen, 
in  dorste  gei.stlichen  noch  allen  .seien  di  her  erlösen  .sulde.  Lucas  spricht, 
si  göben  ym  essik  vn  gallo  gemyschet,  dö  lier  daz  vorsuchte  dö  enwolde  her 
is  nicht  trynken.  Die  meister  sprechen,  daz  her  den  essik  vnd  di  galle  trank 
Mir  di  scliolt  daz  Adam  vii  Eva  den  apel  brach  vii  ässen  in  in  dem  paradiso. 
Di  dritten  sprechen,  her  trvnke  si  vor  di  svnde  di  der  mensche  tvt.  Die 
virden  sj)rechen,  daz  Christus  vorwunt  waz  an  alle  seynen  geliden,  nvr  di 
zvnge  zunge  waz  noch  ganz,  dor  um  trank  her  den  trank  daz  di  zvnge  auch 
vorseret  worde.  Man  vroget,  wer  broditc  den  essik  «lav  vnd  di  galle?  Dis 
beweiset,  is  waz  eyne  gemeyne  gewonheit,  wen  man  di  leute  uorterbete,  so 
gap  man  in  den  essik,  daz  si  dester  e  storlieii.  (7|  Daz  sibeude  wort  daz 
Christus  vnser  herre  sprach  an  deme  crüze  daz  ist  eyn  wort  rechter  Sicherheit 
vnd  Zuversicht  zu  gote.  Mateus  spricht:  ,vatcr  in  deyne  hende  bcfele  icli 
Sitzuugsber.  d.  phiL-liist.  Cl.  LXXVI.  Bd.   II.   litt.  0 


82  Haupt. 

mcynen  geist  vn  neyk  daz  liovpt  vnd  gap  auf  seynen  geist'.  etliche  meister 
sjirochen  :  licr  rif  avs  iiuturlicher  craft  di  her  noch  belialden  hatte  in  seynoni 
Icichnam.  Di  andern  siircclion :  licr  rif  aus  geistlicher  craft  die  seyne  selige 
sele  gap  deme  leichname.  Di  dritten  sprechen:  her  rif  aus  gotlicher  craft 
vnd  beful  alle  die  seien  in  di  gewalt  gotes  di  in  cristeme  (!i  glouben  sterben 
sulden.  auch  beweiste  her  vns  weliclies  di  besten  wort  weren ,  wenne  wir 
sterben  suUen,  so  suUe  wir  si  sprechen,  .her  neygete  seyn  hovpt',  Daz  nieynt 
das  wir  bekennen  sullen  daz  her  is  dorch  vnseren  willen  getäti  hot  vn  ge- 
liden  hot.  (252*)  wiltu  mer  lesen  von  der  marter  vnsers  Iicrren,  so  suche  in 
der  predige  an  dem  palnieutage.  Nii  merket  di  zeichen  di  dö  gesehen  sint 
dö  Christus  hynk  an  denie  cruze.  u.  s.  w. 

Sieben  Vollkommenheiten  hat  uns  also  Christus  durch 
die  sieben  Worte  am  Kreuze  g-elehrt  und  darum  wird  auch 
von  Hermann  auf  dieses  Buch  der  Marter  verwiesen,  denn 
unmittelbar  hinter  dieser  Verweisung  werden  dann  ,fimf  stucke 
der  volkommen^  aufg-ezählt,  so  dass  man  recht  deutlich  sieht, 
warum  auf  dieses  Buch  der  Marter  verwiesen  ward. 

Es  ist  deshalb  nicht  im  geringsten  zweifelhaft,  dass  unser 
Buch  der  Marter  in  der  Vorlage  des  Hermannischen  Schrei- 
bers   enthalten    war. 

An    zwei    Stellen    wird    in    diesem  Buche  der  Marter  auf 

andere  Predigten  hingewiesen.    Die  erste  findet  sich  (244^)    am 

Schlüsse  des  Einganges  zum  Buche  der  Marter  und  lautet: 

,alz6  vnser  herre  seyn  öbvntessen  hatte  mit  seynen  jvngern  vnd  in  irc 
fusse  twuk  vnd  in  seynen  leichnam  gap  vnd  her  si  di  süsse  lere  lärte  di  her 
ykeyn  mensche  gehlrte  .  .  .  das  suche  auf  den  grvnen  donnerstak  dö  vj-ndestn 
is  in  disem  buche.' 

Auf  235"= — 238<=  ist  nun  allerdings  eine  Predigt  zu  lesen 
zu  dem  Evangelium  vom  grünen  Donnerstage,  ob  dieselbe  aber 
die  vom  Verfasser  gemeinte  sei,  steht  dahin. 

Die  zweite  Berufung  steht  am  Ende  der  Erläuterung  über 
die  sieben  Worte  oben  abgedruckt,  es  soll  die  Predigt  auf  den 
Palmentag  mehr  gute  Lehren  über  die  Marter  unseres  Herren 
enthalten.  Diese  Predigt  auf  224'' — 228*^  enthält  in  ihrem  ersten 
Theile  die  Erläuterung  der  , herlichen  processio',  nämlich  des 
Umganges  und  der  Weihe  der  Palmen,  im  zweiten  Theile  dann 
wird  allei-dings  das  Leiden  unseres  Herrn  betrachtet.  Dieser 
Theil   beginnt: 

Nv  merket  von  der  ieidnnge  vnsers  herren  ^22(5^)  daz  seyne  marter 
gar  scre  besweret  höt  vn  do  von  santo  (1.  saite)  er  vns  in  der  hevtigen 
predige. 


Beiträge  znr  Literatur  der  deatschen  Mystiker.  83 

Fünfzehn  ,beswernngen'  werden  dargestellt  nach  einer 
Predigt  des  h.  Bernhard  von  Clairvaux  und  endlich  im  dritten 
Theile  der  geistliche  ISinn  geoffenbart.  Diese  Predigt  dürfte 
ein   Stück  der  ursprünglichen  Sammlung  sein. 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  anführen,  dass  auch  in  dem 
Buche  der  Marter  sich  eine  Stelle  findet,  die  auf  die  genaue 
Kunde  Wälschlands  hinweist,  welche  dem  Sammler  des  ur- 
sprünglichen Werkes  in  so  reichem  Mass  inne  gewohnt  hat. 
Bei  dem  Begräbniss  Christi,  als  er  des  neuen  Grabes  gedacht 
hat,  bemerkt  er  für  seine  deutschen  Leser: 

(253'^)  Es  waz  eyne  gewonheit  vnder  den  Juden,  alzo  noch  ist  in  weli- 
pchem  lande,  daz  eyn  reicher  man  der  lis  seyn  grap  berichten  bey  seyine 
lebenden  leibe  u.  s.  w. 

5. 

Als  Ergebnisse  stellen  sich  somit  heraus  die  folgenden 
Sätze : 

1.  Um  das  Jahr  1340  war  eine  grosse,  das  ganze  Kirchen- 
jahr umfassende  Sammlung  von  Erklärungen  der  Evangelien 
und  Episteln  veranstaltet  worden  von  einem  Laien,  wie  es 
scheint,  der  Süd-Europa,  besonders  aber  Italien  genau  ge- 
kannt hat. 

2.  Diese  Erklärungen  waren  wesentlich  aus  den  Werken 
der  deutschen  Mystiker  genommen  und  zu  einem,  obzwar  ver- 
liüllten,  dennoch  deutlich  erkennbaren  Ziele  überarbeitet.  Dieses 
Ziel  bestand  in  nichts  Geringerem,  als  einen  vollständigen 
Kampf  gegen  ,die  Pfaffen^  einzuleiten  und  durchzuführen.  Die 
praktischen  und  äusserst  schneidigen  Spitzen  gegen  die  Geist- 
lichen und  die  Kii'che  sind  wohl  alle  erst  vom  Sammler  in  die 
theoretischen  Sätze  der  Mystiker  verwebt  worden. 

3.  Von  dieser  Sammlung  war  bis  jetzt  nur  die  Auswahl 
bekannt,  die  Hermann  von  Fritzlar  von  1343  an  zusammen- 
schreiben Hess,  und  die  bis  jetzt  als  ein  Hauptpfeiler  für  die 
Geschichte  der  deutschen  Mystik  gegolten  und  darum  aucli 
einen  breiten  Raum  in  allen  Literaturgeschichten  eingenommen 
hat.  Sie  sinkt  auf  eine  ziemlich  zahme  und  magrere  Chresto- 
mathie  zusammen. 

4.  Die  Hs.  2845  der  k.  k.  Hofbibliothek  ist  auch  nur 
eine  Auswahl  und  nur  aus  dem  Wintertheile,  sie  enthält  aber 
nach    dem    Zeugniss    der    Hermannischen    Hs.    eine    ganze 

6* 


84  Hanpt. 

Reihe    derjonig-en    Stücke,    d\v.    in    seiner   Vorlage    vorliamlen 
waren,   er  aber  nicht  aufgenommen  hat. 

5.  Solche  echte  Stücke  sind  auch  in  der  Königsberger 
ITs.  80()  enthalten,  und  es  ist  sogar  mr»glich,  dass  diese  Hs.  das 
ursprüngliche  Werk  vollständig,'  nämlich  das  ganze  Kirchen- 
jahr darbietet. 

An  die  Forscher  treten  somit  zwei  Aufgaben  heran,  wenn 
man  endlich  dem  vielfach  ganz  grundlosen  Gerede  über  die 
deutschen  Mystiker  ein  Ende  machen  will.  Die  eine  Aufgabe 
bestellt  darin,  die  ursprüngliche  Sammlung  in  ihrer  Ganzheit 
aufzufinden,  wie  dieselbe  von  dem  mystischen  Feinde  der 
, Pfaffen^  war  zu  Stande  gebracht  worden,  und  die  zweite 
schwierigere  oder  leichtere,  je  nachdem  man  es  nimmt,  ist 
dahin  zu  bestimmen,  dass  die  einzelnen  Stücke  und  Predigten 
in  ihrer  ursprünglichen  Gestalt  neben  die  überarbeiteten  des 
Sammlers  müssen  gestellt  werden. 

Man  darf  nicht  glauben,  dass  damit  eine  unmögliche 
Arbeit  gefordert  wird.  Unsere  Sammlung  war  weit  verbreitet, 
nicht  nur  am  Rhein,  wohin  Hermanns  Hs.  weist,  oder  im  nord- 
östlichen Deutschland,  wohin  die  Königsberger  und  auch  die 
Wiener  Hs.  gehören,  sondern  auch  im  südöstlichen  Deutschland. 

Die  k.  k.  Hof  l)ibliothek  verwahrt  unter  3057  eine  Pp.  Hs. 
aus  dem  XV.  Jahrhundert,  die  wieder  das  deutsche  Plenarium 
enthält  mit  Predigten  über  die  Evangelien  und  einige  Episteln. 
Diese  Handschrift  umfasst  das  ganze  Kirchenjahr  und  fällt 
für  die  Literatur  der  deutscheu  Mystiker  schwer  in  die  Schale. 
Sie  enthält  das  bisher  verlorene  Werk  des  weissen  Bruders 
Friedrich  über  den  Eingang  des  Evangeliums  Johannis  und 
eine  Reihe  von  Predigten,  die  in  der  Hs,  2840  erscheinen. 
Diesem  Plenarium  und  dem  Bruder  Friedrich  soll  der  nächste 
dieser  Beiträge  gewidmet  sein.  Vorläufig  bemerke  ich  nur, 
dass  diese  Hs.  in  der  bairisch  -  österreichischen  Mundart  ge- 
schrieben ist  und  somit  zu  den  so  wenig  zahlreichen  Beweisen 
gehört,  dass  di(!  d(!utsche  Mystik  auch  hier  zu  Lande  nicht 
unbekannt  war. 

'  lluflfontlicli  winl  (lirs(>  Um.  luiM  .lomand  untorsnchon.  Eiitliiilt  dioselbe 
(lin  Tirsj)riiiislicli('  Siinimliiug,  so  i.st  für  die  Ooscliiclitc  der  dnuts(!lioii 
Mystik  dds  wiclitipfsto  Work  !Uif<^fi"niidou,  in  dorn  sio  dii-  Wciidiiiig 
otogen  dio  gcistliclion  und  weltlichen  Gewillten  erhalten  hat. 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutsclien  Mystiker.  öö 

Ich  gebe  nun  die  Anftini;(!  der  sümmtliclien  in  der  Hs. 
2845  enthaltenen  Stücke  und  füge  gleich  bei,  welche  sich  in 
Hs.  3057  befindeil.  Mit  diesen  Anfängen  werden  sich  nicht 
nur  einzelne  Stücke,  sondern  vielleicht  ganze  Hss.  auftiudeu 
lassen.  Ich  empfehle  den  Forschern  besonders  die  deutsclieu 
hss.  Plenarien  in  den  xVugen  zu  behalten. 


Anfänge  der  Predigten  in  Hs.  2845.' 

1.  DOM.  I.  ADV.     Et   cum    appropinquasset   Jerosolymis  .   . 

Matth.  XXI.  1. 

Do  Jhesus  nekente  ze  Jerusalem  vud  quam  zu  Betphai  etc. 
E  wenn  ich  von  den  worten  rede,  so  uem  ich  das  wort  das 
Sacharias  spricht  .  .   . 

Ist  oben  S.  GO  ff.  vollständig  abgedruckt. 

2.  DOM.  I.  ADV. 

Man  beget  houte  den  ersten  suntak  iu  dem  (27")  ade- 
feut,  wen  ir  sult  wissen,  dass  alle  wege  vir  suntage  sint  uor 
dem  cristes  tage,  vud  di  bezeicheü  .  .  . 

Ist  oben  S.  62  ff.   vollständig  abgedruckt. 

o.  FElüA.  IV.  Patientesigiturestotefratresusqueadadveutum  ... 

Jac.  V.  7. 

Sente,  Jacobus  der  leret  vns,  das  wir  gedoldik  sullen  sein 
zu  diser  lobelichen  vud  seligen  zukunft  vnsers  herreu  Christi, 
vnd  meint  das  di  zornygen  .  .  . 

2U'— 29". 

Ist  oben  S.  05  fl'.   vollständig  abgedruckt. 

'  leli  luibo  in  diesem  Verzeichniss  die  kireli liehen  Tage,  auf  welche  die 
einzelnen  Predigteu  fallen,  latc^inisch  angegeben,  erstens  weil  sie  ge- 
läiitiger  sind  nnd  zweitens  weil  in  der  Hs.  die  rotlien  Uebersehriften  tlieils 
unrichtig  sind,  theils,  und  das  ist  meist  der  Fall,  ganz  fehlen.  Nach 
welchem  Missale  sich  der  Sammler  gerichtet  hat.  möchte  man  gerne 
wissen.  80  wie  die  Predigteu  in  dieser  Hs.  vorliegen,  lässt  sich  gar  nichts 
bestimmen,  da  olfenliar  zu  den  alten  iu  der  Vorlage  enthaltenen  IJezeich- 
nungcn  neue  fremde  gekiunmen  siiul,  wie  aus  den  verwirrten  und  wider- 
sprechenden  Angaben  der  Hs.   einleuchtet. 


86  Hanpt. 

4.  FEKIA    VI.     Fuit   horao  niissus    a    Deo,    cui    nomen    erat 

Joannes  .  .  .  Joh.  I.  ß, 

Sant  Johannes  evangelista  schreibet  von  Johannes  bap- 
tista,  wi  der  dynsthaftik  waz  in  der  wvstenvnge  den  Juden 
vn  sprach  zu  den  schain :  ,ir  natern  g-eslechte !  vorchtet  euch 
in  dem  propheten  uor  dem  engestlichen  richter'.  Das  meint, 
di  do  worheit  lernen  sulleu,  di  sullen  nymandes  schönen,  wenne 
so  si  den  menschen  mit  süssen  Worten  nicht  gewynnen  .  .  . 

29'*-31\     Der  Schluss  ist  oben  S.  66  gedruckt. 

5.  DOM.  II.  ADV.     Erunt  signa  in  sole  et  luna  .  .  . 

Luc.  XX.  25. 
Den  andern  suntak  in  dem  adefent  begeet  man  houte, 
vnd  dor  vmme  so  schreibet  sant  Lucas  in  dem  heutigen  ewan- 
gelio,  das  vnser  herre  Christus  sprach  zu  seinen  jungern  von 
dem  iungesten  tage,  wy  das  zeichen  sulden  gescheen  an  der 
sunnen  und  an  dem  monden.  Hy  von  spricht  di  gelose  (!),  das 
bei  der  sunnen  bedout  sei  pristerliche  wirdekeit  vn  gewalt  .  .  . 

6.  FERIA  IV.     Ecce!  ego  mitto  angelum  meum  .  .  . 

Malach.  III.  1. 
Di  lecze  spricht  ,Sich,  ich  sende  raeynen  engel ,  der  sal 
den  wek  bereiten  vor  dir'  (SS**).  Dis  wort  mochte  wol  sprechen 
di  beilege  dreifaldekeit,  di  den  engel  zu  unser  frawen  sante. 
Ouch  spricht  eyne  ander  glosa,  Das  wcre  sant  Johannes  bap- 
tista.  Di  dritten  sprechen  in  welicher  sele  got  geborn  sulle  wer- 
den, dö  sende  io  got  vor  seynen  engel  hyn  .  .  . 

33"— 34".     Der  Schluss  ist  oben  S.  67  gedruckt. 

7.  FEIUA.  IV.    Amen  dico  vobis:  Non  surrexit  inter  natos  .  .  . 

Matth.  XL  11. 
Johannes  schreibet,  das  Christus  sprach  zu  seinen  lungern 
vnd  zu  den  scharn  der  Jvden :  ,Vuder  den  geborden  der  weibe 
so  enist  nicht  grosserre  auf  gestanden  wen  Johannes  baptista'. 
Daz  sal  man  also  vornemen.  Ane  unser  herre  Christus  vnd 
Maria  di  mvter  gotes  so  enwart  sust  ny  heileger  mensche 
goborn,  wenne  sant  Johannes  der  taufer  unsers  herren  .  .  . 

34' — 35".     Der  Schluss  ist  oben  8.  ()7  ff.  gedruckt. 


Beiträge  zur  Literatur  iler  deutschen  Mystikir.  87 

8.  DOM.  ITT.  ADV.     Tu  es  qui  venturus  est  an  alium  expec- 

tamus?  .  .  .  Matth.  XI.  3. 

^Johannes  lauk  (1.  lak)  in  den  banden  Herodes  vnd  sante 
zwyne  seiner  jungern  zu  Christo'.  Nu  merkt  di  gelosa.  Johannes 
spricht  also  vil  also  eyn  mensche  in  deme  di  gnade  ist.  Diser 
mensche  hot  sechsleie  bant,  weune  her  sich  erheben  wil  zu 
anschawendem  leben  vnd  di  sal  her  entpynden ,  ap  her  zu 
desem  anschawendem  leben  komen  wil.  (ias  erste  bant  das  ist 
ungebitikeit  .  .  . 

35"— 37\ 

9.  FERIA.  IV.  Et  erit  in  novissimis  diebus  praeparatus  mens  .  .  . 

Isaias  II.  2. 

Isaias  spricht  in  der  lecce  ,In  den  lezten  tagen  so  sal 
bekärt  werden  der  berk  ader  das  hous  des  herren  vnd  sal 
enthoget  werden  über  den  hymmeP.  Dis  ist  gesprachen  (!)  von 
der  menscheit  vnsers  herren  Jhesu  Christi,  di  das  ewege  wort 
an  sich  genomen  hot  vnd  hot  si  gesazt  über  alle  köre  der 
hymmele.  Aber  das  her  spricht  ,di  lezte  zeit'  do  mit  meynet 
her  .  .  . 

37*— 38^     Der  Schluss  ist  oben  S.  HS  gedruckt. 

10.  FP^RIA.  VI.     Gaudete  et  (38*^)  laudate  simul  deserta  Jeru- 

salem .  .  .  Isaias  LH.  9. 

Isaias  spricht  houte  in  diser  leccen:  ,Di  wustenunge  sal 
sich  frewen'.  hie  mite  meinet  her  menschliches  gesiechte,  wenue 
menschliche  natüre  di  was  so  gar  verwüstet  vnd  1er  worden 
der  gotlichen  gnaden ,  das  der  wtl  fünf  tousent  iär  gar  cleyne 
in  ir  was,  wenne  si  was  zu  mole  ous  den  holden  gotes  komen. 
Der  wüste  wek  meint  die  begerunge  der  alden  veter  .  .  . 

38b_39^ 

11.  FEUIA.  VI.     Exsurgens    autem    Maria  in  diebus  Ulis  .  .  . 

Lucas  I.  39. 

,In  den  tagen  stunt  Maria  auf  vn  gink  hynwek  in  das 
gebirgc  mit  cilunge  in  di  stat  Juda.'  Das  meinet,  do  Maria 
das  ewege  wort  enphynk  vnd  ir  der  engel  sagete,  das  Elisabeth 
ire  nyftele  trüge  eynen  son,  do  gink  si  dar,  das  si  ir  helfen 
wolde'.     ,als6  eilende'    das  meint,    das  si  nicht  gerne  lauge  an 


88  Hai.pt. 

der   Strosse   was.     Ouch  meint  is  das  mau    saelle    sal    sein    zu 
guten  werken   .   .   . 
39" -39". 

12.  DOM.  IV.  ADV.     Et  hoc  est  testimonium  Joaunis  quando 

miserunt  .  .  .     Joh.  I.  19. 

Johannes  spricht  in  dem  ersten  gesetze ,  das  die  Juden 
santen  boten  von  Jerusalem  zu  Johannes  prister  vnd  Lefiten, 
vmrae  das  si  in  frögeteu,  ap  her  Christus  were,  vnd  das  geschach 
dor  vmme,  wen  her  von  eynen  edelern  stamme  noch  werltlichen 
dyngen  waz,  wen  Christus,  wen  her  was  von  pristcrlichem 
gesleclite,  aber  Johannes  wokle  sich  ous  den  eren  zien,  wen 
her  woste  wol  .   .  . 

39'»- 41^ 

13.  DOM.  IV.  ADV.   Gaudete  in  Domino  semper,  iterum  dico 

gaudete  .  .  .     Paul,  ad  Philip.  IV.  4. 

Sante  Paulus  spricht  ,f'rewet  euch  in  dem  herren  alle  zeit 
vnd  ensorget  (41")  nicht  mir  (1.  mer),  wen  der  herre  ist  noen, 
vnd  alle  ewer  gedanken  di  sint  ym  bekant  si  sein  geistlich 
ader  fleischlich'.  Nu  merkt  her  spricht  ,frewet  euch^  Nu 
spricht  sant  Jeronimus,  daz  nymant  mak  von  gote  freude  noch 
kunst  genemen,  her  sei  denne  eyn  fromer  mensche,  wenne  wer 
nicht  gewandelt  hot  .  .  . 

41  •=-42". 

14.  DOM.  IV.  ADV.  Gaudete  in  Domino  semper  etc.  ut  supra. 

Sante  Paulus  spricht  ,frevt  euch  alle  wege  in  gote  vnserm 
herren !  aber  spreche  ich,  d^s  ir  euch  frewet,  wen .  got  ist  euch 
noen'.  Nu  mochte  man  trogen,  was  ist  dach  frewen  in  gote? 
Di  antwort  spricht:  vrevde  in  gote  das  ist  eyn  werk  des  bei- 
legen geistes.  iSant  Dyonysius  spricht  hi  seche«  stucke,  dö  mite 
di  sele  kumpt  auf  ire  aller  högestos  .  .   . 

42''-44^ 

15.  IN  VIGILIA  NATIVITATIS.   Propter  Sion  non  tacebo  et 

propter  Jerusalem  .  .  .  Isaias  LXII.   1. 

Isaias    spricht    ,vmme  Sion    wil    ich    nicht    sweigen    vnd 

vmme  Jerusalem    wil    ich    nicht    ruen'.     Nu    spricht    Syon  also 

vil  also  eyn  spigel  ader  eyne  beschauvnge,   vnd  raeynt  lovter- 

keit   des   lebens    vnd    Jerusalem    meint  also  vil  also  eyne  stat 


I 


Beiträge  ziu'  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  o9 

ader  eyn  gesichte  des  frides,  vnd  meint  das  ewege  leben,  vnd 
dise  zwey  wil  di  sele  beide  dorch  brechen  .  .  . 

« 

44"  — 45".     Herrn.    8.    '21.     Di    pruph<jzie    zu    der    ersten 
Messe. 

16.  IN  VIGILIA  NATIVITATIS.  Cum  esset  despontata  mater 

eins  Maria  .  .  .  Älatth.  I.  18. 
,Dö  Maria  Jhesu  mvter  was  getrewet  Joseph.'  Nv  spricht 
Maria  also  vil  also  eyn  (?),  vnd  meint  (vnd  meinet)  di  sele, 
ili  ir  selber  gewaldik  ist.  Nu  spricht  Joseph  also  vil  also  eyner, 
der  du  wechset  vnd  zv  uympt,  vnd  hi  bei  mak  man  ncmeu 
eynes  fromen  menschen  gemute,  das  do  wachsende  ist  vnd 
bleibende  vnd  grünende  ist  .  .  . 

45" — 46''.     Herrn.   S.  28.     Nu   neme  ich  das  ewangelium 
hüte. 

17.  FEST.  NATIVITATIS.  Cum  esset  desponsata  etc.  ut  supra. 

Nu  sult  ir  merken  dise  lobeliche  hochzeit,  wenn  man  be- 
geet  houte  den  beilegen  xpc  tac,  vnd  ist  gar  eyae  reiche  vnd 
lobeliche  hochzeit,  vnd  dor  vmme  so  mak  eyn  itzlicher  prister 
wol  drei  messe  lessen  ader  syngen ,  vnd  ilaz  ist  dur  vmme, 
daz  kein  dorf  noch  keine  kyrche  sal  hvte  nicht  äne  messe 
bleiben  .  .  . 

46"— 46". 

18.  FEST.  NATIVITATIS.  Factum  est  autem  in  diebus  illis  .  .  . 

Luc.  IL  1. 

Nu  merket  das  ewangelio  zu  der  ersten  messe.  Eyn 
keiserlich  gebot  gynk  ous  von  (46'*)  dem  keiser  Augusto,  das 
her  bis  beschreiben  alles  das  volk  das  in  der  werlde  were, 
wenne  her  wolde  wissen ,  wy  manech  mensche  in  der  werlde 
were  vnd  dor  zu  gebot  her  das  itzlicher  mensche  einen  plien- 
nynk  ... 

46"-49\ 

19.  FEST.  NATIVITATIS.     Liber   generationis   Jesu    Christi 

tilii   David  .   .  .  Matth.  I.   1. 

Nu  sult  ii  merken,  also  ich  vor  habe  gesprachen,  so  synget 
iiuin  di  ander  messe  halp  bei  der  nacht  vnd  halp  Ixi  di'iu  ta^^e. 
Nu    ist  hi  bei  der  nacht  bedeutet  di  verborgene   gotheit    di   so 


90  Haupt. 

vinster  ist  vor  allci-  kvnst,  daz  di  nymant  dorch  gründen  noch 
dorch  synnen  niak.     Aber  der  tak  meint  di  mensclieit  .  .  . 
49a_50\     Herrn  S.  29. 

20.  FEST.    NATI  VIT  ATIS.     In  prineipio  erat  verbum  .  .  . 

Job.  I.  1. 

Di  dritte  messe  di  synget  man  an  schönem  tage,  Das 
meint  di  offenbarunge  der  menscheit  vnsers  herren  Jhesu 
Christi  dy  do  offenbart  wart  aller  werlde.  Nu  sult  ir  merken 
das  ^wangelio,  also  is  beschreibet  sant  Johannes  in  dem  ersten 
gesetze,  vnd  spricht  also  ,In  dem  begynne  was  eyn  wort  .  .  / 

50a_52'=.     Herrn.  S.  31. 

21.  FEST.   S.   STEPIIANI.     Gloria   et   honore    coronasti   .  .  . 

Ps.  vin.  (). 

Man  begeet  honte  sant  Steffans  tak  also  er  gemartert 
wart,  alleine  her  nü  also  an  disem  tage  nicht  gemartert  sei, 
sunder  is  ist  gesehen  in  dem  herbeste,  aber  vmme  etliche 
Sachen  so  sint  dise  tage  geleget  bei  den  cristtak,  wenne  xpc 
ist  eyn  houpt  aller  marter.  so  bot  man  dreierleie  merterer  .  .  . 

52'— 53'\     Herm.  S.  34. 

22.  FEST.  S.  STEPHANI.     Ideo  ecce,   ego  mitto  ad  vos  pro- 

phetas  .  .  .  Matth.  XXIII. 
Jhesus  sprach  zu  den  scharn  der  Juden  vnd  zu  den  fursten 
der  prister  ,we  euch ,  wenne  ir  gesteynet  habet  di  propheten, 
vnd  getottet  habet  di  boten  xpi  !  Des  mus  über  euch  komen 
alle  die  räche  des  blutes,  das  y  out"  di  erde  gegossen  wart 
von  Abel  dem  gerechten  bis  ouf  das  blut  Zacharian^  .  .  . 

.03»— 54^     Herm.  S.  35. 

23.  FEST.  S.  JOIIANNIS  EVANGELISTAE.  Conversus  Petrus 

vidit  illum  discipulum  .  .  .  Job.  XXI.  20. 

Es  ist  houte  sant  Johanes  tak  des  ewangelisten,  vnd  das 
cwangelio  nennet  in  den  jungern  den  Jhesu  lip  hatte ,  vndc 
dise  Übe  di  beweiste  vnser  herre  xpc  kegen  ym  an  dreien  dingen. 
Das  erste  an  deme,  wenne  her  ym  vil  heymelicher  dink  offen- 
barte, wenne  das  ist  eyn  rechtes  zeichen  eyner  worhatten  (54'') 
libo   .  .   . 

54"— 50*.     Herm.  S.  30. 


Beiträge  zur  Literatur  (1er  deutschen  Mystiker.  91 

24.  FEST.  INNOCENTIVM.  Qui  oiun  recessissent  ecce!  ungelus 

domini  .  .  .  Matth.  II.   13. 

Man  beget  hovte  der  kyndelyn  tak  ,  also  dy  sougenden 
kynderlyn  ir  blut  vergossen  haben  dorch  der  eren  willen  vnsers 
Herren  xpo  Jhesu,  vii  worden  erslagen  von  dem  konyge 
Herodes,  vnd  das  ist  nicht  gescheen  also  honte  an  disem  tage, 
wenne  is  ist  dorch  des  willen  gesatzt  also  honte  zu  be- 
geene  .  .  . 

ÖCa—öT".     Herjn.  S.  39. 

25.  FEST.  CIRCVMCISIONIS.    Et  postquam  consummati  sunt 

dies  octo  .  .  .  Luc.  II.  21. 
Nu  spricht  das  ewangelio  das  Maria  vnd  Joseph  dy  wun- 
derten sieh  von  dem  kyndc,  wen  her  Symyun  (1.  Simeon)  hette 
is  gebenadit.  Nu  sult  ir  merken.  Maria  das  spricht  also  vil  also 
eyne  di  do  erlouchtet  ist^  vnd  ouch  spricht  is  also  vil  also  eyn  (58*) 
merstern,  vnd  ouch  spiicht  is  also  vil  also  eyn  bitter  mer  .  .  . 
■  br-b9\ 

'26.  FEST.  CIRCVMCISIONIS.    Et  postquam  consummati  etc. 

ut  supra. 

Man  beget  honte  den  beilegen  obersten  tak,  an  dem  uuser 
herre  xpc  besnytten  ward ,  vnd  ist  der  achte  tak  noch  dem 
cristes  tage,  wen  unser  herre  hot  an  disem  tage  zu  dem  ersten 
mole  sein  blut  vergossen  dorch  der  menschen  willen,  vnd  were 
genuk  gewesen  zu  e;"losunge  voi*  aller  werlde  sunde  .  .  . 

5ge_60^     Herm.  S.  45. 

27.  DOM.  POST  CIRCVMCISIONEM.   Defuncto  autem  Herode, 
ecce  angelus  Domini  .  .  .  Matth.  II.   19. 

,D6  erschein  der  engel  Josephe  in  Egipto  vnd  bis  in  zien 
wider  heym  in  sein  laut.'  Das  ewangelium  list  man  an  dem 
zwölften  obunde.  Nu  sult  ir  merke,  das  bei  Joseph  ist  vns 
auf  genomen  eyn  mensche,  der  gerne  heilik  were,  vnd  den 
lieisset  der  engel  das  kynt  ilochenen  in  Egiptum,  wenne  eyn 
itzliches  volkomen   werk  ist  eyn  son  des  menschen  .  .  . 

61''-63^ 
2H.  FEST.  EFIPHANIAE.     Cum    ergo    natus    esset    Jesus    in 
Betiilehem  .  .  .  Matth.  IL   1. 

Ir  sult  wisse,  das  man  honte  begeet  den  tak,  also  dy 
drei   konyge   suchten  das  kynt  vnd  fvnden  is  also  houte.     das 


92  H  ■' » p  t- 

niciuet  dy  drei  crefte  der  sele,  di  sullen  ouch  das  kynt  suchen 
Zum  ersten  so  sal  in  vornvnft  suchen  in  rechter  worhcit.  Zum 
andern  niöle  so  sal  in  wille  suchen  also  also  her  eyn  oberstes 
gut  ist  .  .  . 

63^— 64^     Herrn.  S.  47. 

29.  FEST.   EPIPHANIAS.     Cum    erg-o   natus    esset  Jesus   in 

Bethlehem  .  .  .  Matth.  II.  1. 

Das  evvangelio  spricht,  do  das  kyndelyn  Jhesus  wart  ge- 
l)urn  in  der  Juden  lande  in  der  stat  zu  Betldehem,  do  quämen 
di  drei  konyge  zu  Jerusalem.  Das  meint,  wen  das  ewige  wort 
geborn  wirt  in  deme  wesen  der  sele ,  so  keren  alle  di  oussern 
crefte  des  menschen  von  oussern  dyngen  vnd  haben  vorbas 
nie  keine  behegelichkeit  .  .  . 

64*=— 67\     Herrn.  S.  49. 

30.  DOM.  I.  EPIPHANIAS.    Cum  factus  esset  Jesus   annorum 

duodecim  .   .   .  Luc.  II.  42. 

Nu  sult  ir  merken ,  daz  ewangelio  saget ,  wi  das  Maria 
vnd  Joseph  gyngen  kegen  Jerusalem ,  und  das  sult  ir  geist- 
lichen also  vorsteen,  das  eyn  itzlicher  fromer  mensche  sal  geen 
in  dy  ober  stat,  das  ist  in  das  hymelische  Jerusalem  mit  leib 
vn  mit  sele,  das  heisset  di  stat  des  ewegen  frides,  di  dö  ist 
bei  gote  .  .  . 

67"— 69^ 

31.  FERIA.  VI.  Confitebor  tibi  domine  qiioniam   iratus  es  .  .  . 

Isaias  XII.  1. 

Nu  sult  ir  merken  das  di  lecze  sprich  (!)  ,heire,  ich  sal 
loben  vnd  eren  dynen  namen,  wenne  du  wirkest  wunderliche 
werk.'  Di  glosa  di  spricht,  das  dis  meyne,  das  wir  alle  got 
loben  sullen  vnd  sunderlichen  vnime  di  wunderlichen  hochzeiteu, 
di  do  gesatzt  sint  yn  dem  hir  vhd  di  in  vns  wirken  grosse 
ynnekeit  .  .  . 

ß9d_72e.  Herrn.  S.  52. 

32.  DOM.   11.   KririlANlAE.     Nuptiae    factae    sunt  in  Chana 

(lalileae   .   .   .  Job.   11.    1. 
,Ks  was  eync  liAchzeit  zu  Cana  (jralilee.'  hy  von  sprechen 
etliche    lörer    das,    .Maria    Magdalena    di    sei  di  brout  gewesen 
vnd  sant  Johannes  der  brovtegam,  vnd  dis  bewcreu  si  hi  mite. 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutscken  Mystiker.  93 

das  vnsei-  frawe  do  was  vnd  das  sant  Johannes  was  irre  swester 
son,  wen  sie  were  sust  nicht  zu  der  hochzeit  komen.  Aber 
ander  lerer  sprechen  .  .   . 

72-=— 74^ 

oo.  FERIA.  VI.  Ecce !  nomen  domini  venit  de  longinquo  .  .  . 

Isaias  XXX.  27. 

jSich,  der  name  vnsers  herren  der  kiimpt  von  verren  vnd 
seyne  kegenwortikeit  di  ist  eyne  freude.'  Dise  wort  sint  ge- 
Sprachen von  eynem  rechten  vreien  gemiite^  das  dö  beitetende  (!) 
ist  eynes  grossen  gutes ,  das  ist  des  ewegen  wertes.  Nu  sult 
ii-  merken  das  vier  dink  sint,  dy  do  machen  eyn  frei  gemvtte  .  . . 

74'>_77a. 

.'54.  DOM.  III.  EPIPHANIAE.  Cum  autem  descendisset  Jesus 
de  monte  .  .  .  Math.  VIII.  1. 
,Do  Jhesus  nyder  gink  von  dem  berge.'  Nu.  sult  ir  merken, 
das  der  berk  meint  das  ewege  leben,  wene  auf  denie  berge 
entspryngen  di  süssen  worzen,  das  meinet  di  üben  beilegen 
vnd  auf  dem  berge  ist  auch  di  sunne,  das  meint  das  gotliche 
antlitze.  also  spricht  sant  Johannes  :  üi  stat  di  endarf  keines 
lichtes  nicht  ... 

77"— 78*. 

35.    ? 

Nu  sullet  ir  mit  ernste  vnd' mit  fleisse  merken  drei  vrogen 
von  der  ewegen  gebort.  Di  erste  vroge  ist,  ap  kein  mensche 
sych  so  ordenlich eu  bereiten  möge,  das  der  vater  seyn  eweges 
wort  yn  ym  geberen  möge.  Nu  merket,  ir  sullet  wissen,  das 
man  twyngende  not  nicht  in  gote  mak  gesetzen,  wenne  so  wir 
alles  das  getuen  .  .  . 

78<i_3Qa^ 

3G.  DOM.  III.  EPIPHANIAE.     Non    alta  sapientes  sed  humi- 
libus  .  .  .   Paul,  ad  Rom.  XII.   ]•). 

Ir  sult  wissen,  das  di  getrewe  lere  vnd  di  gesunde  itzunt 
wynynk  ist,  wenne  di  lerer  sint  sich  das  meiste  teil.  Nu  sult 
ir  merken,  das  di  natürlichen  meister  sprechen,  das  grosser 
sichtum    kome   von    vberflossikeit   der   speise    vnd  des  trankes, 


94  Hanpt. 

vnd  hir  mite  ist  gemeinet,    das    alle  di  lerer,  di  dö  allen  iren 
fleis  vnd  alle  Ire  arbeit  ,   .  . 

80"— 81". 

37.  DO]\I.  IV.  EPIPH.     Et  ascendente  eo  (Jesu)  in  naviculam 

secuti  sunt  .  .  .  Matth.  VIII.  23. 

Das  ^wang-elio  von  dem  liütigen  tage  das  saget  vns  ,  das 
vnser  herre  Jhesus  xpc  der  steik  in  eyn  scliifFelyn,  das  meynet 
eyne  kleyne  achtunge  seynes  selber.  Das  schiff  ist  vorne  spitz 
vnd  meynet  eyne  scharfe  und  vorsichtige  vornunft,  vnd  ouch  ist  is 
hyndene  spitz  vnd  das  meynet  betrubetes  vnd  bitters  leiden  .  .  . 

SV—83\     Hs.  3057,  109"- 109''. 

38.  DOM.  V.  EPIPH.  In  illo  tempore  respondens  Jesus  dixit . . . 

Matth.  XI.  25. 

Der  ewangelista  saget,  wye  unser  hei're  sprach  ,Ich  danke 
dir  herrc  vn  Vater  des  hymeles  vnd  der  erdenk  Das  danken 
sal  man  also  vornemen ,  das  vnser  herre  xpc  der  lis  uns  dein 
(!)  obersten  creften  des  aller  obersten  gutes  vnd  des  gütlichen 
gutes  das  dor  ynno  was,  dö  von  wart  eyne  freude  in  der 
natüren.     aber  sant  Lucas  spricht  .  .  . 

83''— 84^     Hs.  3057,  110"— IIP. 

39.  ? 

Nil  sult  ir  merken,  aller  reichtum  der  were  eyn  grosser 
vnd  gerichter  wek  zu  gote,  wenne  man  sein  rechte  gebrouchte. 
aber  leider  ist  vil  der  menschen,  di  in  machen  zu  eynem 
grossen  hyndernysse,  vnd  dis  kumpt  alles  zu  von  disen  saclien, 
di  hir  noch  volgen.  Di  erste  sache  ist,  das  si  ire  herzen  zu 
sere  dö  mite  bekümmern  .  .   . 

84-^—86". 

40.  DOM.  VI.  EPIPHANIAE.   Ecce,  exiit,  qui  seminat,  Semi- 

nare .  .  .  Matth.  XIII.  3. 

Das  ewangeliö  spricht,  das  das  hymelreiclie  ist  gleiche 
eynem  manne,  der  weise  seete  in  seynen  acker.  Di  togvnt  [?) 
spricht,  das  diser  man  bedovtet  vnsern  herren  got,  der  dö  alle 
dink  geschuf  und  gut  gemacht  höt,  vnd  dö  her  si  geschuf^  dö 
sach  her  si  au  vnd  sprach,  das  sie  gut  weren.  Eyne  ander 
glöse  spricht  .  .  . 

86»— 87'. 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  95 

41.  DOM.  VI.  P]PIPITANIAE.  Exivi  a  ratre  et  veni  in  muii- 

clum  .  .  .  Joh.  XVI.  28. 

Nu  sult  ir  mit  fleisse  merken ,  Wenne  her  spriclit  Jcli 
bin  g-egangen  ous  dem  munde  des  aller  obersten^  Dise  wort 
di  bot  gesprochen  das  ewege  wort,  das  do  ous  gegangen  ist 
aus  dem  veterlichen  herzen^  vnd  bot  an  sich  genomen  di 
menscldiche  nätüre  in  dem  reyneu  leibe  Marien  vuser  frawen 
vnd  von  diser  liplichen  gebort  .  .  . 

87"^— 89\ 

42.  DOM.  VI.  EPIPIIANIAE.  Sic  currite  ut  comprehendatis  .  . . 

Paul.  I.  ad  Cor.  IX.  24. 

Eyne  glosse  spricht,  das  alle  togvnde  loufen,  aber  mynne 
di  begreiffet  alleine  das  zil.  ouch  spricht  eyne  andere  glösa, 
das  alle  crefte  der  sele  louffen,  aber  vornunft  begreiffet  alleyne 
das  Zeil  (!).  Nu  spricht  Dyonysius,  das  der  louf  der  sele  sei 
anders  nicht  wene  eyn  abescheiden  von  allen  vorgenklichen 
dyngen  .  .   . 

89"— 90'\     Ein  Stück  daraus  ist  oben  S.  73  ff.  gedruckt. 

43.  SEPTVAGESIMA.  Simile  est  regnura  coelorum  homini  .  .  . 

Matth.  XX.  1. 

Nu  sullet  ir  merken  daz ,  das  dis  houtige  ewangelio 
spricht,  das  das  hymelreiche  sei  gleiche  eynem  manne,  der  do 
fru  ous  geet  ader  gink  und  mitte  werkleute  in  seynen  Wein- 
garten. Das  meynet  das  vnser  herre  got  von  grösser  macht 
so  machte  her  Adame  vnd  P]fan,  vnd  macht  si  in  grösser  libe 
vn  machte  si  enphenklichen  .  .   . 

90i_94\     Hs.  3057,  111«=— 113^ 

44.  SEXAGESIMA.     Libenter  enim    suffertis    insipientes    .  .  , 

Paul.  E.  II.  ad  Cor.  XL  19. 

,Bruder  ir  leidet  gerne  di  tören.'  Di- glösa  spricht  ,Man 
sal  eynem  tören  gerne  vil  vorsweigen'.  hir  von  spricht  her 
Sälomön  ,Der  wart  ny  volkomen,  der  cynen  vnvolkomen  nicht 
geleidon  mak'.  Zu  dem  andern  möle  spricht  her  ,ir  leidet 
ouch  gerne,  ap  man  euch  nicht  nympt,  Daz  meynet  das  eyn 
volkomen  mensche  sich  nicht  betrüben  sal  .  .   . 

94"— 96".     Hs.  3057,  114"— 115=. 


96  Haupt. 

45.  SEXAGPjSIMA.     Exiit  qui  seminat  Seminare  .  .  . 

Lucas  VIII.  5. 

Das  ewangelio,  daz  man  honte  list,  daz  schreibet  sant 
Lucas  vnd  saget  vns,  daz  wir  sullcn  merken,  wi  vnser  herre 
sprach  von  ym  selber  ,Her  ist  ous  gegangen'.  Das  meynet  den 
ousgank  des  sones  von  dem  vater  vornunfticlichen,  also  eyn 
wort  vnd  nätürliclien  also  eyn  son.  Text.  ,der  du  geseet  hot 
seynen  somen'  Das  meynet  .  .  . 

9G"_98^ 

4G.  QVINQVAGESIMA.     8i  Unguis  hominum  loquar  et  ange- 
loruni.  .  .  I.  Paul,  ad  Cor.  XIII.   1. 

.Bruder ,  ap  ich  spreclx;  mit  den  zungen  der  menschen 
und  der  engele  ^  hab  ich  der  libe  nicht,  so  byn  ich  worden 
also  eyn  loutendes  erz  vnd  also  eyn  loutende  glocke  .  / 
Sent  Panel  straffet  hi  etliche  leute,  di  mit  grösen  werten  vmme 
gen  vnd  mit  grosen  kunsten  vnd  nicht  togvntliche  werk  üben 
wellen,  das  meynt  .  .  . 

98^—99'=. 

47.  QVINQVAGESIMA.  Assumpsit  Jesus  duodecim  discipulos . . . 

Lucas  XVIII.  31. 

Also  heute  list  man  in  dem  ewangelio ,  das  unsir  herre 
saite  seynen  lungern  uon  seyner  marter.  Nvi  mochte  man 
frögen :  iiv  sint  dach  nv  tage ,  das  mau  sich  frewen  sal  vnd 
wor  vmme  list  man  denne  nv  von  der  martir  vnsirs  herren? 
Nu  merket.  Daz  ist  dor  vmme.  Es  sint  nv  dy  tage  des 
schaden  .  .  . 

99"— lOf)".     IIs.  3057,  120'^— 123-'. 

48.  DIES  CINERVM.     Cum    autem    jejunatis  nolite  fieri  .  .   . 

Matth.  VI.  IG. 

Wor  vmme  man  asche  out"  das  houpt  nympt,  di  sache  leit 
ous  sant  Bernhart  in  eyner  predige  vnd  spiicht  ,lyben  bruder, 
is  ist  nv  mogelichen  an  disem  tage  das  wir  nemen  di  asche 
Mui'  unsir  houpt,  wen  is  ist  nv  di  zeit,  das  nuxn  sal  treten  zu 
der  busse  vnd   /.u  reve  (!)   vii  dor  zu  gehöret  .   .  . 

1U(V-1U9". 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  97 

49.  FERIA.  V.     In  diebus  illis  aegrotavit  Ezechias  .  .  . 

Isaias.  XXXVIII,  1. 

Man  sal  heute  sag-en  von  dem  gebete,  dor  vmme  saget 
di  lecze  do  von.  ml  merket.  Ezechias  sprach  zu  unsir  herren 
^lierre,  gedenk  dor  an,  wi  ich  gewandert  habe  in  deynen  wegen^ 
Nv  ist  eyne  froge,  sint  dem  mole,  das  Ezechias  stete  gewest 
ist  in  dem  wege  gotes,  wor  vmme  was  denne  got  .  .  . 

110^— llO^ 

50.  FERIA.  V.   Cum  autem  introisset  Caphernaum  accedit  ad  eum 

Centurio  . .  .  Matth.  VIII.  5. 

Das  ewangelio  schreibet  Matheus  vn  spricht  also  ,D6  Jhesus 
gynk  von  dem  berge  vn  quam  zu  Capharnavm,  dö  gynk  zu 
ym  eyn  ritter,  der  was  hundirt  ritter  herre'.  das  legen  di  lerer 
also  ous.  der  keiser  hatte  in  dem  lande  in  gesatzt  zu  eynem 
houptmanne  vber  di  hundirt  ritter  .   .  . 

110<=— 112\ 

.01.  FERIA.  VI.    Audistis,  quia  dictum  est:    Diliges  proximum 

tuum  .  .  .  Matth.  V.  43. 

Also  wir  heute  an  der  mettewachen  lesen,  wy  man  vasten 
sal,  vn  (an)  dem  donnerstage  lesen ,  wy  man  beten  sal ,  heute 
lese  wir  von  dem  almvsen,  morne  lese  wir  uon  der  busse,  an 
dem  sontage  von  der  bekorvnge,  an  deme  montage  von  dem 
lone,  das  vnsir  herre  sal  sprechen,  kompt  ir  gebenedeyten  .  .  . 

113"— 114«=. 

52.  DOM.  I.  QUADRAG.  Tunc  Jesus  ductus  est  in  desertum  . . . 

Matth.  IV.  1. 

, Jhesus  ist  gefurt  in  di  wustenvnge  von  dem  geiste.'  In 
dem  ewangelio  synt  vns  drey  dynk  zu  merken.  Zvm  ersten 
das  der  herre  wart  gefurt  in  di  wustenvnge  von  dem  geiste, 
vom  dem  hi  wirt  gesprochen  ,Jesus  ist  gefurt'.  Zvm  andirn 
mole  das  yn  der  teufel  bekorto  in  dreyen  dingen  vnd  her  ant- 
worte ym  stetiklich  .  .  . 

116"-117^ 

53.  DOM.  I.  QVADRAG.     Adjuvantes   autem    exhortamur   ne 

in  vacuum  .  .  .  Paul,  ad  Cor.  II.  c.  VI.   1. 
Sant  Paulus    spi-icht    in    der    epistel    ,bruder,    wir  manen 
euch,    das    ir   gotes  genäden  icht  eitelichen  enphäet,    wen  her 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Ol.  LXXVI.  Bd.  H.  Hit.  7 


96  Haupt. 

sprach :  zu  der  genemen  zeit  habe  ich  dich  erhört',  wenne  aber 
dy  geneme  zeit  sey ,  dö  mm  redet  der  lerer  vn  der  heilige 
böbist  Leo  vnd  spricht  , wenne  mak  seyn  eyne  bequemer  vnd 
heilsamer  zeit  .  .  . 

117d_ii8'.     Hs.  3057,  124'  -125*. 

54.  DOM.  I.  QUADRAG.  Tunc  Jesus  ductus  est  in  desertum  .  . . 

Matth.  IV.  1. 
Vnde  spricht  Jhesus  wart  gefurt  in  dy  wustenvnge  adir 
Lucas  spricht  ,her  wart  gesant  in  dy  wüste',  dor  vf  reden  di 
lerer  mancherley,  wen  sy  sprechen  ,wer  dö  gesaut  wirt,  das 
ist  alnöen  also  ap  is  eyn  gebot  sey  vn  dor  ous  zien  di  lerer, 
das  der  almechtige  got  vater  gesant  habe  seyuen  eyngebornen 

son  .  .  . 

118'^— 123^     Hs.  3057,  125''— 128\ 

55.  FERIA.  IV.     Et    accesserunt  ad   eum  Pharisaei   et  Saddu- 

caei  .  .  .  Matth.  XVI.  1. 

Man  list  heute  eyne  grosse  disputatio,  dy  unsir  herre 
hatte  mit  den  Juden,  wen  dy  Schreiber  vn  dy  gleissenere 
gyngen  zu  ym  vn  sprechen  ,meister,  wir  wellen  eyn  zeichen 
haben  von  deme  hymele'.  das  bedeudet  (!)  di  grosse  frebel- 
keit  di  sy  hatten.  , wellen'  das  bedeudet  dy  grossen  eygen- 
willikeit.    ,Ein  zeichen'  das  bedeut  .  .  . 

126'=— 128". 

5G.  FERIA.    VI.  Et  post  dies   sex  assumit  Jesus  Petrum  .  .  . 

Matth.  XVIL  1. 

Man  list  in  dem  ewangelio,  das  unsir  herre  Jhesus  xpc 
auf  den  berk  gynk  vnd  vorwandelte  sich  vnd  weiste  seyne  ere 
vnd  seyne  Schönheit,  her  gynk  auch  her  nyder ,  das  meynt 
alle  dy  werk,  dy  vnsir  herre  Jhesus  xpc  geworcht  hot,  dy  synt 
vns  eyne  lere,  das  her  auf  den  berk  gynk,  do  mite  hot  er  vns 
beweist  .  .  . 

132"— 137^ 

57.  DO.AI.  11.  QVADKAG.  [REMINISCERE].    Egressus  Jesus 

secessit  in  partes  .  .  .  Matth.  XV. 

, Jhesus  gynk  ous  in  di  gegenot  Tyre  und   kSydonys'.      In 

disem  kegenwortigen  ewangelio  synt  uns  drei  dynk  zu  merken. 

Zv  dem  ersten  mole,  das  der  herre  gynk  ous  in  di  gegenot  tire  etc. 


Pieiträgf  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  99 

von  deme  liy  wirt  g^esprachen  , Jesus  gynk  ous  etc.  Zum  andirn 
iiiole ,  das  eyn  heydenysch  weip  bat  vmme  dy  gesvntheit  irre 
tochter  .  .  . 

ISS''— 145^     Hs.  3057,  128'— 129". 

58.  FERIA.  IV.     Et    ascendens    Jesus  Jerosolymam    assumpsit 

duodecim  .  .  .  Matth.  XX.  17. 

Vnsir  herre  nam  seyn  lungern  heymelichen  vnd  sprach  zu 
yn  ,Seet,  wir  geen  auf  ken  Jerusalem,  das  alles  das  volbrocht 
werde ,  das  von  des  menschen  sone  geschriben  ist  etc.^  Dor 
vmme  sagete  her  in  das  heymelich  vnd  nicht  der  menege,  das 
seyn  tot  nicht  gehyndert  worde.  das  ander  ist,  vnde  hette  her 
is  der  menege  gesaget  .  .  . 

147'*— 149^ 

59.  FERIA.  IV.     Simile    est    regnum    coelorum    homini    patri 

familias  ,  .  .  Matth.  XXI.   1. 

Man  lyst  hovte,  das  vnsir  herre  hatte  eyne  rede  mit 
seynen  iungern  vnd  mit  den  Juden  vnd  sagete  in  eyn  gleich- 
nysse  vnd  sprach  ,Es  was  eyn  houswirt  vnd  eyn  vater  des  ( — ? — ) 
der  pflentzte  eynen  weyngarten'  das  meynt  den  ewegen  got, 
der  do  gemacht  höt  alle  dyse  werlt.  Eyn  andir  glosa  spricht 
der  weyngarte  were  dy  Judischeit  .  .  . 

15^—153". 

00.  FERIA.  VI.     Homo  quidam  habuit  duos  iilios  .  .  . 

Luc.  XV.  11. 

E  wen  ich  von  den  woi'ten  rede  so  nem  ich  eyn  wort 
ous  dem  ewangeliö  also  der  son  sprach  , vater,  ich  habe  ge- 
svndet  in  dem  hymel  vnd  vor  dir',  vber  das  wort  spricht  eyn 
lerer  Wernyrus  ,0  dv  selige  und  heilige  togent  dy  do  heiset 
demutekeit,  wen  du  bist  eyne  wedirbrengerynne  alle  der  ge- 
brechen, dy  do  versäumet  worden  in  andirn  togenden  ,  .  .' 

155''— 150^     Mitte  und  Ende  fehlt  in  2845. 

01.  DOM.    IIL    QV ADRAG.    [OCVLI].     Et   erat   eiciens  de- 

monium  et  illud  .  .  .  Luc.  XI,   14. 

E  wen  ich  kome  zu  den  Worten  dez  ewangelii,  so  merket 

also  ir  vor  gehört  habit,  wy  vns  der  tufel  stricke  legit  vnd  vus 

ane    lichtet   gar    in    manchir   ley    wyse,    vnd    wy    wir   vns  mit 

gotes    hultfc    wider  in  setzen  sulleu  vnd  wy   wir  in  wol   in  der 


100  Haupt. 

craft  gotlicher   hulffe    widersten    mog-en.  vnd  ouch  habit  ir  ge- 
hört .  .  . 

157c_iG4".     Hs.  3057.,  134"— 140^ 

G2.  FERIA.   IV.     Tunc    accesserunt    ad    eum    ab    Jerosolyniis 
scribae  .   .  .  Matth.  XV.   1. 

Dy  glizsener  vnd  dy  schriber  daz  sint  dy  gelärten  pfaffen 
vnd  kundegen,  dy  andir  leute  lernen  solden.  abir  dy  glizsener 
dy  woren  dy  do  sundirlichen  scheyn  trugen  vnd  wolden  bezsir 
seyn,  wenne  andir  leute.  dy  dritten  woren  dy  Saducey,  dy 
hatten  etwas  vno-elouben  an  vn.  Dise  suchten  vnsirn  herren 
vmme  daz  sy  in  begriffen  .  .  . 

166''— 167^ 

63.  FERIA.  VI,    Venit  ergo  in  civitatem  Samariae,  quae  dicitur 

Sichar  .  .   .  Johannes  IV.  5. 

Jhesus  gink  in  Samariam  vor  dy  stat,  dy  do  heiset  Sieztor, 
do  lak  eyn  vorewerk  Jacobiz.  do  stunt  ein  burnne,  den  her 
hatte  gegeben  seynen  sone  Joseph  vli  Jhesus  saz  auf  dem  brunne. 
Nv  ist  eyne  froge,  wenne  Johannes  sagte  houte,  daz  Jhesus 
waz  mvde  von  dem  wege  vnd  iz  waz  dy  sechste  stunde  dez 
tagiz  ... 

169"-  172\ 

64.  FERIA.  VI.  Jesus  autem  perrexit  in  niontem  Oliveti  .  .  . 

Joh.  VIII.  1. 

Jhesus  gink  an  den  oleberg.  Nv  merket  wor  vmmc  Jhesus 
gink  an  den  olenberk,  wenne  her  hatte  vor  gepredeget  vnd 
dy  Juden  vnd  dy  fursten  der  prister  santen  zu  ym  ire  dyner,  daz 
sy  in  vingen  vnd  in  gefangen  brechte  vor  sy,  vnd  dö  dy 
dynern  horten  seyne  lipliche  wort,  do  mochten  sy  in  nicht  be- 
trupen  vnd  der  herre  ... 

173e_i7gb_ 

65.  DOM.    IV.    QVADRAü.    [LAETAUE].     Post    haec    abiit 

Jesus  trans  mare  Galileae  .  .  .  Juh.  VI.  1. 

E  wen  ich  kome  zu  den  werten,  so  merket:  also  wir  do 

hci-  haben  vornomen  vnd  gehört  gar  ströfliche  rede,  nv  ist  ouch 

not    daz  wir  hdren  etwaz  trostlicher  wort,   der  wir  vns  mögen 

trösten    vnd    dor  vmme  singet  man  hüte  in  allem  gesange  gar 


Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker.  101 

froliche  gesenge    vnd    sundirliche   in  dem  anefange  der  messe, 
den  Ysaias  schribet  .  .   . 

179-_185\     Hs.  3057,  140=-14ß^ 

Gß,  FERIA.  IV.    Et  praeteriens  Jesus  vidit  hominem  caecum  .  .  . 

Joh.  IX.   1. 

Nu  merket.  Jhesus  gink  vor,  daz  meynet  Cristus  hatte 
eynen  grozsen  erik  myt  den  Juden  wenne  sy  wolden  in  gesteynet 
haben,  also  man  an  dem  nesten  svntage  lesen  wirt,  vnd  Jhesus 
entwich  in  ous  dem  tempel  vnd  gynk  vor  seynen  iungirn. 
Text,  vnd  sach  eyn  blyntgeborn  menschen.  Der  Guldynne 
mvnt  spricht  ,her  sach  in  an  myt  den  ougen  seyner  barm- 
herczkeit  .  .  . 

188"— 192<=. 

67.  FERIA.  VI.  Erat  autem  quidam  languens  Lazarus  a  Bethania . . . 

Joh.  XI.  1. 

Augustinus  sprichet  ,0  herre,  gip  daz  wir  heutte  daz 
volk  dirwecken,  also  daz  wir  myt  in  dirsteen  von  dem  tode 
vnd  also  grosse  furchte  gewynnen  vor  dem  geistlichen  tode 
mer  denne  vor  dem  leiplichen,  vnd  euch  serer  vnd  mer  sten 
vud  begern  dez  ewigen  lebens,  wenne  hy  dis  vorgenklichen 
lebens'.     vnd  daz  ist  leyder  in  weynynk  menschen  .  .  . 

GS.  DOM.  V.  QVADRAG.  [JVDICA].  Quis  ex  vobis  arguet 
nie  de  peccato  ,  .   .  Joh.  VIII.  46. 

E  wen  ich  kome  zu  den  worten  des  evangelis,  so  sult  ir 
wissen  das  man  hevte  anhebit  zu  begen  dez  (!)  gedechtnusse 
der  marter  vnsirs  herren,  vnd  wy  wol  daz  mogelich  ist,  daz 
eyn  itzl icher  fromer  cristenlicher  mensche  daz  leyden  vnsirs 
herren  stete  in  seynem  gedechtnusse  haben  sal^  doch  so  ist 
das  billich,  daz  man  daz  nv  ,  .  . 

20P— 206*.     Hs.  3057,  147»— 15P. 

69.  FERIA.  IV.    Facta  sunt  autem  encaenia  in  Jerosolymis  .  .  . 

Joh.  X.  22. 

E  wenne  ich  komme  zu   den    worten   des    ewangeliis,    so 

neme  ich  eyn  wort,  daz  spricht  sante  Augustinus,  vnd  das  laut 

alzo    ,wir    sullen    die    wort    des  erwirdigen  sante  Johannes  des 

ewangelisten  nicht  alleyne  nemen  also  dy  myllich  zu  der  jvch^ 


102  Haupt. 

alzo   das  herte  strenge  brot  vnd  ander  grobe  speise',    her  wirt 
alzo  sprechen  .   .  . 
207^—210". 

70.  FERIA.  IV.     Collegcrunt  ergo   pontifices  et  pharisaei  .  .  . 

Job.  XI.  47. 

Johannes  beschreibet,  das  di  Juden  hatten  ejuen  rot 
wider  Jhesum  vnd  sprochen .  was  tv  wir?  diser  mensche  tvt 
vil  zeichen,  dis  waz  dor  vmme.  do  vnser  herre  Lazarum 
hatte  lassen  ersteen  von  dem  tode,  vnd  den  blynt  gebornen 
hatte  geseende  gemacht,  do  volgete  das  volk  vnserni  hcrren 
sere  noch.     Dis  hasten  dy  prister  .  .  . 

211''— 213'\ 

71.  IN  VIGILIA  PALM  AR  VM.     Haec  locutus  est  Jesus  .  .  . 

Job.  XVII.  1. 

Jhesus  hup  auf  seyne  avgen  etc.  Nv  merket  von  wannen 
dise  wort  komen.  Der  herre  hatte  den  jvngern  vor  gesaget, 
wi  er  vil  smocheit  vn  marter  sulde  leiden  vnd  sulde  in  be- 
nomen  werden,  vn  wi  er  von  in  scheiden  worde  vnd  man  sie 
auch  sere  echten  vn  peynegen  Avorde,  vnd  sagete  in  sulicher 
Sachen  vil,  dy  sy  noch  ervolgen  worden  .  .  . 

214''— 220^ 

72.  DOM.    TALMARVM.      Et    cum    appropinquasset    Jeroso- 

lymis  .  .  .  Matth.  XXI.  1. 

El  wenne  ich  komo  zu  den  werten  des  cwangeliis,  so 
nemo  ich  eyn  wort,  das  spricht  sante  Bernhart  ,Es  ist  nicht 
äne  Sache,  das  di  selyge  braut  des  herren  also  hevtc  bot  zu- 
samene  gefuget  dy  herliche  processio,  dy  man  hevte  begeet  in 
der  beilegen  cristenheit,  wenne  in  der  man  bezeichent  di  vn- 
messige  grosse  ere  ... 

224"— 228*.     Hs.  3057,  151^— 15H'. 

73.  FERIA.  IV.  Appropinquabat  autem  dies  festus  Azymorum  .  .  . 

Luc.  xxn.  1. 

Dor  noch  alzo  vnser  herre  dy  Juden  gelart  vn  gestraft 
hatte  vmme  ire  bosheit,  vnd  dor  vmme  gyngen  sy  in  eynen 
rot  dy  vorsten  der  prister  vn  dy  edelsten  der  stat,  vn  der 
woren    noch    der  lerer  rede  drey  vn  zweynczik,    vnd  bereyten 


Beiträge  zur  Literat\ir  der  deutschen  Mystiker.  1 03 

sich;    wy    sy  Jliesiim   g-efyngen  vil  getoten  vn  Judas  der  gynk 
zu  in  vn  vorkoufte  .   .   . 
235"^— 238^ 

74.  FEKIA.  V.     Ante   dieni  festum  Paschae  sciens  Jesus  quia 

veuit  .   .  .  Juli.  XIII.   1. 

Der  do  g-etwagen  ist,  der  darf  nicht  anders,  wenne  nver 
das  seyne  fusse  getwagen  werden.  Do  von  spricht  Johannes 
in  dem  XIII.  teile.  Di  fusse  sint  dy  begerunge  der  sele,  dy 
do  sullen  gereyneget  werden  von  dem  staube  der  tegelichen 
sunden.  Dor  vmme  so  werden  denne  di  fusse  getwagen,  wenne 
die  begerunge  .  .  . 

239*=— 241''. 

75.  BVCH  DER  MARTER  VNSERS  HERREN. 

Nv  welle  wir  sprechen  von  deme  leiden  vnsers  herren 
Jhesu  Christi  vnd  Aveliches  di  lente  seyn ,  di  sich  dor  ynne 
vben  vii  di  snllet  ir  merken.  Di  ersten  leute  vben  sich  in 
leiden  vnsers  herren  Jhesu  Christi,  wenne  si  nu  vasten  vii 
geen  zu  der  kircheu  vn  beichten  vn  betrachten  das  leiden 
vnsers  herren  .  .  . 

243'^— 253^ 

Es  sind  also  in  diesem  Wintertheile  (pars  hiemalis) 
74  Predigten  imd  das  ,Buch  der  Marter  unsers  Herren^  ent- 
halten. Von  diesen  74  Predigten  hat  Hermann  von  Fritzlar 
nur  12,  nämlich  die  15.,  IG.,  19.— 24.,  2ii.,  28.,  29.  und  31.  in 
seine  Auswahl  hinüber  genommen.  Andere  12  Predigten,  näm- 
lich die  37.,  38.,  43.,  44.,  47.,  53.,  54.,  57.,  Gl.,  G5.,  6S. 
und  72.  linden  sich  auch  in  der  Handschrift  3057.  Als  cha- 
rakteristisch verdient  schon  jetzt  hervorgehoben  zu  werden, 
dass  dieselben  mit  ,e  wen  ich  zu  dem  ewangelio  chome^  oder 
,e  wen  ich  zu  den  werten  des  ewangelii  chome'  beginnen. 
Diese  Hs.  enthält  nur  Erklärungen  über  die  sonntäglichen 
Evangelien,  ausgenommen  die  wenigen  zu  den  P'esttagen  in  der 
Weihnachtszeit.  Die  ursprüngliche  Sammlung  muss  aber  auch 
Predigten  über  die  Evangelien  der  Wochentage  enthalten  haben, 
wie  man  aus  der  GO.  und  G9.  ersieht,  die  durchaus  mit  ,e  wen' 
anheben  und  ganz  den  übrigen  dieses  Anfangs  gleichen.  Auch 
die    erste    als    Einleitung    zu   den  Adventspredigten    hat   dieses 


t- 


JQ4  Haupt.     Beiträge  zur  Literatur  der  deutschen  Mystiker. 

,e  wen'.  Uebrig:ens  gehören  sie  alle  der  mystischen  Schule 
an,  wie  ich  im  zweiten  dieser  Beiträg-e  des  ausführlichen  zeigen 
werde,  der  dieser  Hs.  und  ihrem  sich  über  das  ganze  Kirchen- 
jahr erstreckenden  Inhalte  gewidmet  sein  wird,  wie  ich  schon 
oben  bemerkt  habe. 


Pfizmaier.     Die  Geschiebte  der  MongolenungrifTe  auf  Japau.  105 


Die  Gescliiclite  der  Mongolenau griffe  auf  Japan. 

Von 

Dr.  Aug.   Pfizmaier, 

wirkl.  Mitglied  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften. 


Ijei  der  Bearbeitung  der  Geschichte  der  Angriffe  der 
Mongolen  auf  Japan  wurde  von  dem  Verfasser  dasselbe  Werk, 
welches  er  für  die  Geschichte  des  Zeitraumes  Bun-jei  als 
Quelle  benutzte,  nämlich  das  in  Japan  erschienene  Mözokki 
zu  Grunde  gelegt. 

Die  Abhandlung  enthält  voi'erst  ausführliche  Nachrichten 
von  der  Landung  und  dem  Siege  der  Mongolen  auf  den  Inseln 
Tsusi-ma  und  Iki,  dann  von  der  Niederlage  und  der  Flucht 
ihrer  Streitkräfte  in  Ima-dzu^    einem  Districte    von  Tsiku-zen. 

Das  Nächstfolgende  erzählt,  neben  einigen  Ereignissen 
im  Inneren,  den  im  vierten  Jahre  des  Zeitraumes  K6-an  (1281 
n.  Chr.)  im  grössten  Massstabe  unternommenen  allgemeinen 
Angriff  und  den  Untergang  des  mongolischen  Heeres. 

Die  nach  dem  obenerwähnten  Werke  gelieferte  Geschichte 
der  ]Mongolenangriffe  weicht  von  den  in  chinesischen  Geschichts- 
schreibern vorkommenden  Nachrichten  sehr  bedeutend  und  in 
wesentlichen  Dingen  ab.  Der  japanische  Verfasser,  auf  das 
Unrichtige  in  den  bereits  bekannten  gewöhnlichen  Erzählungen 
hindeutend,  hebt  die  Richtigkeit  seiner  Darstellung  ausdrück- 
lich hervor. 

Besonders  werthvoll  sind  "ferner  die  vielen  in  dem  Werke 
gebrachten  Einzelnheiten,  die  sich  namentlicii  auch  auf  han- 
delnde Personen,  auf  Charakter  und  Cultur  beider  Völker,  so- 
wohl des  japanischen  als  des  mongolischen,  beziehen. 


106  Pfiz  maier. 

Die  Rüstuugeii  der  Mongolen. 

Bxm-jei   ziü-itsi-nen    san-guatsü-ni  fö-siü    J^^    @^    'ßH 

kei-riakn-si  ^  ^  kin-fo  ko-rai  ^  ^  g  im -min  ^^  ^^ 
sö-kaii  kö-sa-kiü  rih-nin-ni  mei-zite  iicakii  nippon-kokn-tco-Je  si- 
sia-wo  tsiikawasi  oi-oi  mbsi-satosi-tare-domo  fen-kan-wo-mo 
sasagezü'site  fanafada  keo-go  fu-son-mte  hu~rei-no  furnmai 
sukuna-karazu.  Wnga  tsioku-si-tco  YS  ^3  bu-bessi-te  tori- 
atsiikh  koto  ff  ^^  sin-boku-no  gotosi.  Kono  uje-iva  süte-oki- 
gatasi.  Koto-gotoku  seme-forobosi  waga  !^  ^  zoku-koku-to 
nasi-fatete  mi-dzükara  maneki-si  fa-vietsii-no  tsumi-wo  ten-ni 
kawatte  sirasimen.  Madzv  o-oki-ki  tsi-isaki-no  gun-kan  kiL- 
fiakxL-jo-so  gun-bib  itsi-man  go-sen-nin-wo  tsünori  sitsi-guatsü-ni- 
wa  kono  omote-wo  siütsü-dzin-itasü-besi.  Sono  mune  toku-to  ai- 
kokoro-je  kokoro-ico  motsi-i-te  tsutome-jo-to-zo  mosi-keru.  Kin-to 
kö-sa-kiü-wa  ^^  •^  fai-fuku-dte  ^  0  sei-si-no  omoimiki 
kasikomari-tate-matsüri-nu.  Nippon-no  bu-rai  ron-züru-ni  amarl 
go-iki-dowori  go-motto-mo-ni  sorai-nu.  Ziü-bun-ni  gun-ba-no  Jö- 
i-siteß  arazü-site  siütsü-dzin-si  tatsi-dokoro-ni  kano  kuni-wo  seme- 
jabun  kuo-tei-no  bu-toku-wo  simesi-soroioan-to-zo  kotaje-keru. 

Im  dritten  Monate  des  eilften  Jahres  des  Zeitraumes 
Biin-jei  (1274  n.  Chr.)  erging  an  den  auf  den  Wegen  streifen- 
den Abgesandten  Hin-tu  und  an  den  dem  Kriegsvolke  von 
K6-rai  vorgesetzten  Hung-tscha-khieu  der  folgende  Befehl: 
Obgleich  ich  an  den  König  des  Reiches  Nippon  einen  Ge- 
sandten geschickt  und  zu  verschiedenen  Malen  belehrt  habe, 
hat  er  das  Antwortschreiben  nicht  überreicht.  Dieses  ist  sehr 
stolz,  hochmüthig,  unnachgiebig,  und  das  unhöfliche  Benehmen 
ist  kein  geringes.  Man  beleidigte  meinen  Gesandten  und  be- 
handelte ihn  wie  einen  Diener  und  Knecht.  Länger  kann  man 
es  unmöglich  so  lassen.  Ich  werde  Alles  im  Angriffe  vernich- 
ten und  es  endlich  zu  meinem  abhängigen  Reiche  machen.  Ich 
werde  das  Verbrechen,  das  mit  Vernichtung,  der  von  ihnen 
selbst  herbeige winkten,  bestraft  wird,  an  der  Stelle  des  Him- 
mels zur  Kenntniss  bringen.  Mali  versammle  gi'osse  und  kleine 
Kriegsschiffe  über  neunhundert,  Krieger  des  Heeres  fünfzehu- 
taiiseud  und  rücke  im  siebenten  Monate  an  dieser  Seite  aus 
dem  Lager.  Beachtet  diese  Willensäusserung  wohl  und  lasset 
CS  euch  von  Grund  der  Seele    angelegen    sein.  —  Hin-tu    und 


Die  Geschichte   der  Mongolenangriffe   auf  Japan.  107 

Hung--tsclia-kl)ieii  verbeug-ten  sich  und  antworteten:  Wir  leisten 
ehrfurchtsvoll  Gehorsam  dem  höchstweisen  Willen.  Wenn  wir 
die  Unhöflichkeit  Nippon's  bedenken,  so  hat  der  Kaiser  Recht, 
dass  er  überaus  entrüstet  ist.  Wir  \Aerden  in  hinreichender 
Weise  die  Bereitschaft  der  Kriegspferde  bewerkstelligen,  früher 
als  in  einem  Tage  aus  dem  Lager  rücken,  auf  der  Stelle  jenes 
Reich  im  Ang-riffe  zerstören  und  die  Kriegstugend  des  Kaisers 
bekanntgeben. 

Safe  viafa  Jcb-rai-ni  si-sia-wo  tatefe  mosi-tsükaicasi-te  hoahn 
"^  ^in  ki-kei-mo  kanefe  tsikara-ioo  motsi-i  jokii  l^r  jtt 
keudb-serariire-do  nippon-koku-ivo  ^  j(|^  ko-roku-ni  site 
sara-ni  ki-kua-snru  kokoro-naku  kafsii  ivo-ici-ioo  fabakarazü 
^a  ^B  betsü-zio-süru  koto  ki-kuai  nari.  Ima  nan-süre-zo  sasi- 
okan  jotte  fei-si  itsi-man  go-sen-nin-wo  fassi  sei-hassi-te  sono 
tsümi-ico  tadasan-to  sü.  Ki-kei-mo  ka-sei-ioo  itasü-besi-to-zo 
mosi-keru.  Ko-rai-wo  kotajete  iioaku  loo-mei  sara-ni  karo-karazü. 
Tsüssinde  uke-tamawari-sorai-nu.  Isof/i  fen-fei-iao  kudasaru-hesi. 
Waga  kuni-mo  jö-i-ivo  itasn-hesi-tote  ^  '^  'ßB  fo-toku-si 
-^    ~lj     J^    kin-fo-kei-ioo     m     W    fsm-gun-no     tai-sib-to     si 

tiM  ^u  1^  sü-mitsii-ivin  fukn-si  -^  '0jq  kin-sen-wo  sa-gun- 
si-to  si  zib-sib-gun  ■^>-  aT  )h^  kin-bun-ß-ivo  ü-gun-si-to  si 
sono  sei  fassen-jo-ki-ico  mi-te-ni  wakatsi-fe  ^£  ^a  san-jokn-no 
dzin-wo  mbkete  ka-sei-sü-beku-zo  sonaje-taru. 

Hierauf  schickte  er  auch  einen  Gesandten  nach  Ko-rai 
und  Hess  daselbst  sagen:  Obgleich  der  theure  Reichsminister 
früher  seine  Kraft  angestrengt  und  nach  Möglichkeit  den  Weg 
gezeigt  hat,  bleibt  der  König  des  Reiches  Nippon  sich  gleich 
und  hat  durchaus  nicht  die  Absieht,  den  Verwandlungen  sich 
zuzuwenden.  Zudem  ist  es  sonderbar,  dass  er  die  ]\[acht  des 
Königs  nicht  scheut  und  sie  für  nichts  achtet.  Warum  sollte 
ich  es  jetzt  dabei  bewenden  lassen?  Ich  bin  daher  im  Begriffe, 
fünfzehntausend  Krieger  auszusenden,  Eroberung  und  Strafe 
zu  verhängen  und  über  sein  Verbrechen  Gericht  zu  halten. 
Der  theure  Reichsminister  soll  mir  eine  Hilfsmacht  stellen. 
—  Der  König  von  Ko-rai  antwortete:  Der  Befehl  des  Königs 
ist  mir  durchaus  nicht  gleichgiltig.  Ich  habe  ihn  ehrerbietig 
in  Empfang  genommen.  Er  möge  schleunigst  die  Krieger  des 
Himmels  herabsteigen  lassen.  Mein  Reich  wird  sich  ebenfalls 
in  Bereitschaft  setzen. 


108  Pfimnaier. 

Er  ernannte  Kin-fang-khing,  den  Abg-esandten  des  Beauf- 
sichtigers der  Hauptstadt^  zum  grossen  Autuhrer  des  mittleren 
Heeres,  Kin-sien,  den  zugetheilten  Gesandten  des  Palastes 
Tschü-nii,  zum  Abgesandten  des  Kriegsheeres  zur  Linken,  den 
obei'en  Heerführer  Kiu-wen-pi  zum  zVl)gesandten  des  Kriegs- 
heeres zur  Rechten.  Er  thcilte  seine  Kriegsmacht,  achttausend 
Reiter,  in  drei  Theile,  schlug  ein  Lager  der  drei  Flügel  auf 
und  traf  die  Vorbereitungen,  dass  sie  als  Hilfsmacht  dienen 
könne. 

Sare-do  kono  ko-rai-wo  tsioku-ioa  kuo-kokit-ni  teki-tai-site 
sen-so-sü-beki  kokoro-nakn  jamii  koto-wo  jezü  an-nai-site  sio-kan- 
wo-mo  okuri-si-ga  nawo-mo  .&  j^  fei-ba-ioo  motsi-i-gataki 
koto-ioo  sirasimen-tote  fii-hen-ri-naru  kai-ro-wo  tsnre-aruki  nami- 
kaze  araki  »^  se-wo  toatari-te  fi-kazü-ioo  o-oku  sügusi-kei-u-wo 
mo-ko-no  I^  ^  koku-sin  nippon  tsü-zi  ^  -^  44-  so-kai- 
siö-to  iü  mono  kono  koto-wo  ibukari-te  mo-ko-ico-ni  mhsi-te  iwaku 
ko-rai-jori-no  an-nai-wa  kokorojenu  koto  ito-o-oku  sorb.  Kano 
sio-fen-fo-jori  siüppan-itasi  kaze-no  tsii-gb  jorosi-ki  setsü-iva 
fito-fi-wo  sügnsazü-site  nippon-je  wataru-besi.  Sikarii-ni  itsü-nite- 
mo  sü-zitsü-ico  okiiri  kai-ro-ni  tsi-tai-itasu  koto  nippon-ni  ka-tan- 
site  fei-ba-wo  motsi-i-gataki  mune  sirasfoni  tame-ni  sbrb-ka.  Mosi 
go-nitsi  tai-gun-ioo  okosi  utte-wo  kudasi-tamb  toki-ica  kano 
kb-rai-je  an-nai-ioa  itasase-gatasi.  Seo-sin  kore-ga  sen-db-ico 
fsükamatsüran-to-zo  mbai-keru-ivo  kb-rai-ivb  notsi-ni  kiki-tsüfajete 
o-oi-ni  odoroki  ima  isasaka-nite-mo  mo-ko-wb-no  kokoro-ni  fururu 
koto  ara-ba  kano  sakan-naru  ikiwoi-ni  makasete  me-zasii  tokoro-no 
vippon-wo  msi-oki  madzii  loaga  kuni-ni  utte-ico  muken.  Tatoi 
nippon-ni    ^    Q    gb-zoku-su-to-mo    kai-guai-no    koto    nare-ba 


1=1 

en-fei-wa  tanomi-gatasi.     Sio-sen  koku-ka-no  an-ki-tco  fakaru-ni 

tsikaki  mo-ko-ni  sitagai-fe  toivoki  nippon-ico  utsu-ni  sikazu-to 
kokoro-ßto-tsü-ni  omoi- sadamete  ka-sei-no  sonaje-wo  mbke-si- 
tari-kevi. 

Indessen  hatte  dieser  TschT,  König  von  Kö-rai,  indem  er 
sich  dem  erhabenen  Reiche  entgegenstellte,  nicht  die  Absicht 
zu  kämpfen.  Dass  er  unaufhörlich  den  Führer  machte  und 
Briefe  schickte,  geschah  um  darzuthun,  dass  es  noch  immer 
unmöglich  sei,  Krieger  und  Pferde  zu  verwenden.  Man  fuhr 
mit  den  Gesandten  auf  unbequemen  Seewegen,  übersetzte 
Strömungen,  wo  Wind  und  Wellen  tobten,  und  Hess  viele  Tage 


Die  Geschichte  der  MongolenangrifFe   auf  Japan.  109 

verstreichen.  Ein  Mann,  Namens  Tsao-kiai-sching,  Diener  des 
Mongolenreiches  und  Dohnetscher  für  Nippon,  wunderte  sich 
liierüber  und  sagte  zu  dem  Mongolenkönige:  In  der  Führung  von 
Seite  Kö-rai's  sind  sehr  viele  unbegi-eifliche  Dinge.  Wenn  man 
von  der  Bucht  von  Sung-pien  absegelt,  kann  man  bei  ganz 
günstigem  Winde  in  weniger  als  einem  Tage  nach  Nippon 
übersetzen.  Dass  man  dessenungeachtet  immer  einige  Tage 
verbrachte,  auf  dem  Seewege  sich  verspätete  und  langsam 
fuhr,  ist  vielleicht,  weil  man  zu  Nippon  hält  und  zeigen  will, 
dass  die  Verwendung  von  Kriegern  und  Pferden  unmöglich 
ist.  Wenn  man  in  späteren  Tagen  ein  grosses  Kriegsheer  aus- 
rüstet und  eine  Macht  zum  Angriffe  herabsendet,  ist  es  unmög- 
lich, jenem  Kö-rai  das  Geschäft  des  Führers  zu  übertragen. 
Ich,  der  kleine  Diener,  werde  ihren  Führer  machen.  —  Der 
König  von  Kö-rai,  der  dieses  später  erfuhr,  war  sehr  er- 
schrocken. Wenn  er  jetzt  nur  im  Geringsten  gegen  den  Willen 
des  ]\Iongolenkönigs  verstiesse,  so  würde  dieser,  auf  jene  voll- 
kommene Macht  sich  verlassend,  Nippon,  auf  das  er  sein  Auge 
richtete,  bei  Seite  lassen  und  früher  gegen  sein  (des  koreani- 
schen Königs)  Reich  den  Angriff  richten.  Wenn  er  (der  König 
von  Kö-rai)  sich  auch  mit  Nippon  verbünden  wollte,  er  könnte 
sich,  da  dieses  ausserhalb  des  Meeres  gelegen,  unmöglich  auf 
eine  Hilfsmacht  verlassen.  Indem  er  schliesslich  Sicherheit  uiul 
Gefahr  des  Reiches  und  Hauses  bedachte,  war  es  das  Beste, 
den  nahen  Mongolen  zu  gehorchen  und  gegen  das  ferne  Nippon 
loszuschlagen.  So  beschloss  man  einmüthig  und  betrieb  die 
Ausrüstung  der  Hilfsmacht. 

Onazi-go-guatsü  vi6-ko-koku-no  so-tai-sib  ^K  to-gen-süi 
^,  ^^  ^^^^(^^^  u-fuku  gen-süi  kö-sa-kiü  sa-fuku  gen-süi 
^J  'iM  ^  riü-fuku-ko-ra  sü-man-no  sei-ico  in-sossi-ie  ko- 
rai-koku-ni  siuttsio-site  sio-fb-no  sei-ico  matsi-sorojete  tomo- 
dzüna-ioo  toki  osi-watari  tada  fito-momi-ni  momi  otosan-to 
svsnmi-tassüru  ari-sama-ioa  isamasi-ku  koso  mije-ni-kere. 

In  dem  fünften  Monate  desselben  Jahres  stellten  sich 
Hoe-tün,  allgemeiner  grosser  Feldherr  des  Mongolenreiches 
und  ursprünglicher  Anführer  der  Hauptstadt,  Hung-tscha-khieu, 
zugetheilter  ursprünglicher  Anführer  zur  Linken,  und  Licu-fö- 
hiang.  zugetheilter  urspi'ünglicher  Anführer  zur  Rechten,  an 
die    Spitze    einer  Macht    von   mehreren  Zchntauseuden,    zogen 


110  l'fizmaier. 

lUK'li  dem  Reiche  Ko-rai,  erwarteten  und  ordneten  die  Kriegs- 
macht sämmtlicher  Gegenden,  lösten  das  Seil  des  Hintertheiles 
der  Schiffe  und  schifften  über.  Dem  Anscheine  nach  vorwärts 
dringend,  als  ob  sie  mit  einem  einzigen  Handgriffe  zum  Falle 
bringen  würden,  mochten  sie  nur  ein  muthiges  Aussehen  ge- 
habt haben. 

Der  Kampf  in  dem  Reiche  Tsusi-ma. 

Ko-tosi  hivn-jei  ziü-itsi-nen  sib-guatsü  kaiiie-jama-ten-wo 
mi-kurai-wo  knh-tai-si-ni  judzürase-famo.  Onazi  san-guatsü  jo- 
ßto-sin-tob  ama-tsu  ß-tsügi-wo  tsugase-tamai-keri.  Köre  sunaivatsi 
go-u-da-no  ten-wo-to  mosi-keru  sei-siü-ni  nan  masi-masi-keru. 
Akuru  tosi  kai-gen  ari-te  ken-dzi  guan-nen~to  aratameraru.  Säte 
hun-jei  ziü-itsi-nen-no  faru-no  koro-jori  fü-bun-site  mö-ko  ko-rai 
sono  foka-no  kuni-guni-jori  ka-sei-site  sü-fiaku-man-no  gun-hio-wo 
totonoje  tsika-tsika-ni  waga  kuni-ni  osi-josü-besi-fo  tare  iü-to 
naku  sa-ta-si-nu7'e-ha  to-fi  toino-ni  odajaka-narazü  kin-tei-jori-wa 
sio-sia  sio-zi-je  tsioku-si-wo  kudasarete  W.  ^  i-zokti  j^  'j^ 
ko-hiiku-no  go-  TfTfr  )|jS  hi-to  are-ha  sen-to-jori-mo  win-sen-wo 
kudasare  tai-sia-tai-sia-ica  mosü-ni  ojobazü  sio-zi  ^K  MJ  ^*o- 
san-no  ki-so  kb-so  ^A^  i^  fi-fb-wo  Yj^  siu-si  go-nia-ivo  taki 
kb-hnku'SÜ-heku-zo  go-sa-ta  ari-kerxi.  Kakare-ba  ]|jft  'W^  sin- 
bufsu-no  S.  Bs  mib-kan-mo  ika-de  orosoka-naru-beki-to 
tanomosi-kii  koso  oboje-kere. 

In  diesem  Jahre,  im  ersten  Monate  des  eilften  Jahres 
des  Zeitraumes  Bun-jei  (1274  n.  Chr.),  trat  Kaiser  Kame-jama 
seine  Würde  an  seinen  kaiserlichen  Sohn  ab.  Im  dritten 
Monate  desselben  Jahres  setzte  der  Kaisersohn  Jo-iito  die 
Sonnennachfolge  des  Himmels  fort.  Derselbe  wird  Kaiser 
Go-u-da  genannt  und  war  ein  höchstweiser  Gebieter.  Im  fol- 
genden Jahre  fand  die  Veränderung  des  Namens  des  Zeit- 
raumes statt,  und  man  nannte  das  Jahr  das  erste  des  Zeit- 
raumes Ken-dzi  (1275  n,  Chr.).  Indess  verlautete  seit  dem 
Frühlinge  des  eilften  Jahres  des  Zeitraumes  Bun-jei,  dass  die 
Mongolen,  nachdem  sie  aus  Ko-rai  und  anderen  Reichen  Ver- 
stärkungen erhalten,  ein  Heer  von  mehreren  hunderttausend 
Kriegern  in  Bereitschaft  gesetzt  und  in  nächster  Zeit  gegen 
unser  Reich    andringen    werden.     Als    dieses    Gerücht  —  man 


Die  Geschichte   der  Mongolenangriffe   auf  Japan.  111 

wusste  nicht  durch  wen  —  sich  verbreitete,  geriethen  die 
Hauptstadt  und  die  kleineren  Städte  in  Unruhe,  aus  dem  ver- 
schlossenen Vorhofe  wurden  an  die  Altäre  und  Tempel  kaiser- 
liche Gesandte  herabgeschickt,  und  als  die  Gebete  um  Nieder- 
werfung der  fremden  Räuber  stattfanden,  wurden  auch  aus  der 
Tiefe  der  Unsterblichen  (dem  Palaste  des  zurückgetretenen 
Kaisers)  Verkündungen  des  Palastes  herabgeschickt.  Die 
grossen  Altäre  übten  die  geheime  Weise  der  theuren  Bonzen 
und  der  hohen  Bonzen  der  Tempel  und  Berge,  die  sich  nicht 
nennen  lassen.  Man  brannte  Feueropfer  und  erhielt  die  Nach- 
richt, dass  man  die  Niederwerfung  bewerkstelligen  kcinne.  In- 
dessen glaubte  man,  dass  der  dunkle  Spiegel  der  Götter  und 
Fö's  keineswegs  träge  sein  könne,  und  man  mochte  nur  voll 
Zuversicht  sein. 

Sate-mo    mo-ko-no    gim-zei-wa    itsi-man    go-sen-nin     so-no 

^^    -^    scm-to  itsi-man-nin  ko-rai-no  gun-zei  fassen-nin  tsu-go 

sono    sei   san-man   san-sen-nin    kadzi-tori   ka-ko   roku-sen    sifsi- 

ßaku-nin  awasi-te  san-man  ku-sen  sitsi-fiaku-nin  sen-kan  ku-fiakn 

jo-sh-ni  ton-nori  ziü-guatsn-ioo  matte  tomo-dzüna-ivo  toki  siüppan- 

loo-zo     itasi-keru.      Kaku-te    ziü-guatsü    itsü-ka-no    aka-tsüki-ni 

tsüsi-ma-sima-jori    mi-watase-ba     oki-no     ko-zima-to    mije-nu-ioa 

kogi-narabe-tarti  fime  nari-keri.     Aioa-to  odoroku  fodo-mo  naku 

'^    Tj      sa-sü-nra  tsikaku  jose-nure-ha  suwa-ja.  koto  koso  de-ki- 

ni-kere-tote    ^    ^^    si-min    itsi-zi-ni   sawagi-tatte   iije-ico    sita- 

je-tn  ßsimeki-keri.     Dzi-to    -=^    so   u-ma-no   zio    ^^     [^    svke- 

kuni  kanete    SH    go-si-taru    koto   nare-ha   nani-ka-ioa   sükosi-mo 

sawagu-beki  sümijakn-ni  g%m-zei-ioo  osi-idasi-te  kai-gan-ni  sonaje- 

v:o     täte    fassen -Jo-ki-no    gun-zei-no    titsi    A^   ja-tsugi-baja-no 

i-te-no  sei-fei-wo  jerami-odasi  ma-saki-ni  tafsi-narabasime    ken- 

go-no    sonaje-ioo    moke-tsutsü.     Si-sen-wo     motte    ^    -j^    teki- 

sen-je     sono     si-sai-too    ^     Bfl     kiü-mon-suru-ni     fen-tb-ni-mo 

ojobazü-site  mii-ni  mu-zan-ni  nori-jose-kere-ba  mi-kata-wa  nani-ka 

jü-jo-sü-beki  ja-ziri-wo    sorojete  ßki-tsüme    sasi-tsüme  san-zan-ni 

i-sükume-kere-ha  sono  ja-ni  atatte  si-süru  mono  ikura-to  iü  kazü- 

100  sirazü.  Sare-domo  teki-wa  ta-sei-nife  ato-jori  masü-masü  kogi- 

josete  faja  ippo-iva  zih-riku-sü  mi-kata-ioa    teki-too  age-tate-zi-to 

Y^    "^       san-zan-ni  tafakh-tari.     Teki-no  ja-gara-ioa  mizikh  site 

^     ^^   jun-zei-mo    tsüjo-karane-do  ja-no    ne-ni   doku-wo  nnri- 

tari-keve-ba  sükosi-nite-mo  kizü  tsüke-ba  sono  doku  jagate  ^M  ^ 


112  Pfizmaier. 

so-sin-ni  megiiri  kusari-tadarete   inotsi-wo    nsino  ito  niknmu-heki 
si-icaza  nari-keri. 

Ein  Heer  von  fttnfzchntaiisend  Mongolen,  zehntausend 
übrigg-ebliebene  Krieger  von  Sung,  ein  Heer  von  achttausend 
Menschen  von  K6-rai,  zusammen  ein  Heer  von  drei  und 
dreissigtausend  Menschen,  sechstausend  siebenhundert  Ruderer 
und  Schiffsleute,  im  Ganzen  neun  und  dreissigtausend  sieben- 
hundert IMenschen,  stiegen  in  mehr  als  neunhundert  Kriegs- 
schiffe_,  lösten,  nachdem  sie  auf  den  zehnten  Monat  des  Jahres 
gewartet,  die  Seile  der  Hintertheile  der  Schiffe  und  segelten 
ab.  Am  fünften  Tage  des  zehnten  Monats,  als  man  bei  Tages- 
anbruch von  der  Insel  Tsusi-ma  hiuüberblickte,  waren  das, 
was  als  die  kleinen  Inseln  der  Bucht  erschienen  war,  rudernde 
und  in  Reihen  gestellte  Schiffe.  Man  erschrak  heftig,  und  als 
mau  sich  sofort  nahe  an  die  Bucht  von  Sa-su  drängte,  mochte 
nur  etwas  Ueberraschendes  geschehen  sein.  Die  Kriegsmänner 
und  das  Volk  geriethen  daher  zu  gleicher  Zeit  in  Aufregung 
und  lärmten  auf  eine  Weise,  dass  sie  das  Obere  zum  Unteren 
machten.  Das  Haupt  des  Bodens,  der  Gehilfe  des  Vorstehers 
der  Pferde  zur  Rechten  des  Stammhauses,  Suke-kuni,  mochte, 
da  man  die  Zeit  vorausgesagt  hatte,  ein  wenig  bestürzt  gewe- 
sen sein.  Er  liess  schleunigst  das  Heer  ausrücken  und  stellte 
an  der  Küste  Vorposten  auf.  Unter  dem  Heere  von  acht- 
tausend Reitern  wählte  er  auserlesene  Krieger,  welche  beson- 
dei-s  flinke  Bogenschützen  waren,  stellte  sie  in  Reihen  und 
schickte  sich  zur  Vertheidigung  an.  Man  schickte  ein  Ge- 
sandtenschiff" zu  den  feindlichen  Schiffen  und  fragte  um  die 
Ursache.  Es  kam  zu  keiner  Antwort,  und  als  sie  durchein- 
ander heranschifften,  durfte  man  auf  unserer  Seite  gar  nicht 
unschlüssig  sein.  Man  richtete  die  Pfeilspitzen,  und  als  man 
losdrückte  und  den  Feind  mit  Pfeilen  überschüttete,  kannte 
man  nicht  die  Zahl  derjenigen,  die,  von  den  Pfeilen  getroffen, 
todt  blieben.  Indess  ruderte  der  Feind  mit  grosser  Macht 
immer  mehr  nach,  und  schon  stieg  ein  Flügel  desselben  an's 
Land.  Die  Unsrigeu,  indem  sie  dem  Feinde  nicht  ermöglich- 
ten, sich  auszubreiten  und  aufzustellen,  kämpften  in  zerstreuten 
Haufen.  Die  Pfeilschafte  der  Feinde  waren  kurz  und  die  Kraft 
seiner  Bogen  nicht  stark.  Da  sie  aber  die  Spitze  der  Pfeile 
mit  Gift  bestrichen  hatten,  so  zog,  wenn  sie  auch  eine  kleine 


Die  GescMchte  der  Mongoleuangriffe  auf  Japan.  113 

Verwundung-  beibrachten,  das  Gift  in  dem  ganzen  Körper  um- 
her, dieser  ging  in  Verderbniss  und  man  verlor  das  Leben, 
was  eine  sehr  abscheuliche  Sache  war. 

Koto-ni  mi-narenu  ^.  SS  gun-ki  ari.  Tetsü-no  tama-ni 
fi-wo  ajadzüri-te  nage-kake-kere-ha  mi-kata-wa  kore-ni  utsi-zini 
o-oku  fike-iro-ni-zo  mije-tari-keru.  Süke-kuni-uo  musü-ko  s6-u- 
ma-no  zi-rb  kore-wo  mite  dai-on  agete  ge-dzi~süraku  fiku-na 
mono -domo  siri-zoku-na  koko-wo  fiki-te  idzüku-ni  nogaren 
tsüdzüku  dzi-kata-no  aranu  mono-wo  tatakai-ica  kaku  koso  nasü 
mono  nare-to  ni-ziaku-ni  amaru  o-o-naginata-ico  furi-tate  nagi- 
tafe  teki-gun-je  kake-iri-te  ja-niwa-ni  teki  si-ki-ico  kitte  otosü. 
Kore-wo  mite  u-ma-no  zi-ro-no  jo-si  onazi  fatsi-rb  kih-hu-no 
rb-do  sahurb  fib-e-dzi-rb  j^  sib-da-rb  bi-go-no  fudzi-ioi-no  i^ 
to-sahurb-ra-wo  fazime-to  site  ku-kib-no  jü-si-ra  fissi-ni  nari-te 
tatakai-tari.  Sasvga-ni  fa-ser-no  zoku-to-ra-mo  firaki-nahiki-te 
umi-bata-je  osi-idasare  umi-no  naka-je  otsi-iri-te  si-süru  mono 
mata  kazü-wo  sirazü.  Sare-dorao  ta-sei-no  J^  ^B  rio-gun 
nare-ha  ara-te-ico  ire-kaje-gaje  seme-jose-tari.  Koto-ni  sen-nen 
o-tai-no  toki  dzi-to-no  kotoba-no  niku-kari-si-ivo  kokoro-ni  tsüi-ni 
wasürene-ba  sono  iki-doicori-wo  »^  san-zen-to  kisoi-kakatte  serne- 
tafakaje-ba  mi-kata-wa  kaivaru  sei-naku  site  ke-sa-joH-ni  tatakai-ni 
fodo-fodo  tmkarete  zb-fib-ra  iro-meki-tafte  mife-ni-keri. 

Besonders  war  es  ein  Kriegsgeräthe,  das  man  zu  sehen 
nicht  gewohnt  war.  Sie  setzten  an  eisernen  Kugeln  Feuer  in 
Bewegung.  Wenn  sie  dieses  warfen,  wurden  die  Unsrigen  zu 
Tode  getroffen,  und  es  hatte  oft  das  Aussehen,  als  ob  sie 
weichen  wollten.  Als  der  Sohn  Suke-kuni's,  Zi-ro  von  dem 
stammhaltenden  Vorsteher  der  Pferde  zur  Rechten,  dieses  sah, 
erhob  er  die  Stimme  und  befahl:  Weichet  nicht!  Krieger,  geht 
nicht  zurück!  Wenn  ihr  von  hier  weichet,  ist  nirgends  weiter 
eine  Stelle,  wo  ihr  entkommen  könntet.  Im  Kampfe  nur  könnet 
ihr  etwas  ausrichten.  —  Er  schwang  eine  über  zwei  Schuh 
messende  grosse  Sense,  sprengte  gegen  das  feindliche  IJeei- 
und  hieb  in  einem  Augenblicke  vier  feindliche  Reiter  nieder. 
Als  man  dieses  sah,  kämpften  die  vorzüglich  tapferen  Kriegs- 
männer, vor  allen  der  Pflegesohn  Zi-ro's  von  dem  Vorsteher 
der  Pferde  zur  Rechten,  der  an  gleicher  Stelle  dienende 
P^atsi-ro,  die  Leibwächter  der  Abtheilung  der  Strafe  Zi-rö  und 
Sio-da-rö  von  der  Leibwache  der  Krieger,  und  To-saburo  von 

Sitzungf.l)er.  .1.  phil.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  II.  Hft.  8 


J^]^4r  Pfizmaier. 

Fudzi-wi  in  dem  Reiche  Bigo,  mit  Todesmutli.  Endlich  öflfneten 
sich  die  gewaltigen  Scharen  der  Räuber,  gaben  nach  und 
wurden  an  das  Meerufer  hinausgedrängt.  Sie  fielen  in  das 
Meer,  und  die  Zahl  der  Todten  ist  ebenfalls  nicht  bekannt. 
Da  es  aber  ein  gewaltiges  Mongolenheer  w^ar,  stellte  es  frische 
Streitkräfte  und  schritt  fortwährend  zu  neuen  Angriffen.  Be- 
sonders da  mau  im  Herzen  nicht  sofort  vergass,  wie  unange- 
nehm im  vorigen  Jahre,  zur  Zeit  der  Zusammenkunft,  die 
Worte  der  Häupter  des  Landes  gewesen,  griff  man,  um  den 
Zorn  auslassen  zu  können,  wetteifernd  an  und  kämpfte.  Die 
Unsrigen,  ohne  Streitkräfte,  die  sie  wechseln  konnten,  seit 
dem  Morgen  im  Kampfe  begriffen,  waren  in  hohem  Grade  er- 
schöpft und  die  gemischten  Streitkräfte  standen  auf  dem 
Punkte,  geschlagen  zu  werden. 

Süke-kuni  sikiri-ni  isami-tatte  je-mo  siranu  zoku-to-ra-ni 
usiro-wo  misete  ika-ni  sen  te-awase-no  tatakai-ni  utsi-makete-ioa 
waga  nippon-no  tsi-zioku  nari-to  ma-saki-ni  kake-idete  atari-wo 
saiicai  kiri-tatsüre-ha  sl-gai-ioa  tsünde  rui-rui-to  si  sa-nagara 
fito-südzi-no  J^  td-no  kaiva-wo-zo  nasi-tari-keru.  Zoku-to-ioa 
kore-ni  feki-jeki-site  utsi-mono  totte-iva  kano-mazi  midare-ja-ni 
i-te  tore-to  ame-no  gotoku-ni  i-kake-tare-ha  sasüga-ni  takeki  jü- 
sib-mo  muna-ita-wo  ^  i-tsükerare  uma-jon  do-to  otsi-kere-ha 
are  utsi-tore-do  kake-Joru  zoku-ra-ivo  u-ma-no  dzi-rb  faruka-ni 
mite  o-oi-ni  ikari-te  massikura-ni  kake-kitari  zoku-ra-wo  si-fo-ni 
ke-tate-tsütsu.  Tsitsi-ga  si-gai-wo  tate-ni  kakasete  go-gun-je 
okurase  nawo-mo  süsunde  tatako-tari.  Sari-kere-domo  mi-kata- 
ni-wa  tai-sio-wo  usinai-te  jh-jaku  okure-no  kokoro-wo  idake-domo 
kokoro-zasi  aru  mono-domo-toa  ßto-asi-mo  fiki-shizokazü.  Me- 
zamasi-ki  tatakai-site  oi-oi-ni  utsi-zini-sure-ha  u-ma-no  dzi-rh-mo 
go-dzüme-no  mi-kata-no  tanomi-naki  kono  ^  W^  zettb-wo 
tamotan-ja  sine-ja-sine-ja-to  nonosiri-te  omoi-no  mama-ni  kake- 
jahuri  fase-totvori-te  tsüi-ni  utsi-zini-nasi-keri.  Rore-wo  mite 
na-aru  rb-db  ziü-san-nin  hakan  onazi-makura-ni  utsi-zini-seri. 
Zoku-gim  kore-ni  isami-tatsi  zb-ßb-wü  oi-tatete  atari-no  zin-ka-ni 
fi-wo  kake-kere-ha  sono  ß  tatsi-matsi  'j^Ä  0^  seo-bd-site  -j^  Tj 
sa-sii-ura-iva  toki-no  ma-ni  jj^  t^  Jai-zin-to-zo  nari-ni-keru. 
Sate-mo  zokn-to-ica  te-awase-no  tatakai-ni  tai-sib-ico  utsi-tori-te 
utsi-katsi-tavH  kotn  iiare-ba  isami-isande  jei-ki-tvo  jasinai  onazi 
ziü-gn-nrtsi  i-ki-)i(>   Iciinl-ni  ofti-joKe-tari. 


Die  Geschichte   der  Mongolenangriflfe    anf  Japan.  115 

Suke-kuni  erhob  sich  fortwährend  voll  Muth,  unfähig, 
den  unbekannten  Räuberscharen  den  Rücken  zu  zeigen.  In 
dem  Gedanken,  dass  es  für  unser  Nippon  eine  Schande  wäre, 
wenn  er  in  dem  Kampfe  des  Zusammentreffens  besiegt  würde, 
sprengte  er  gerade  vorwärts,  und  als  er  das,  was  ihm  gegen- 
überstand, zum  Glück  niederhieb^  lagen  die  Leichen  in  Haufen 
und  das  Blut  der  Menschenadern  bildete  eben  einen  Fluss. 
Die  Räuberscharen  prallten  vor  ihm  zurück,  und  indem  es 
ihnen  nicht  gelang,  ihn  mit  Hiebwaffen  zu  tödten,  gedachten 
sie,  ihn  durch  wirres  Pfeilschiessen  zu  tödten.  Sie  entsendeten 
Pfeile  gleich  einem  Regen,  und  der  kühne  und  muthige  Anführer 
ward  endlich  von  einem  Pfeile  in  den  Brusttheil  des  Panzers  ge- 
troffen und  stürzte  von  dem  Pferde.  Obgleich  sie  ihn  getödtet 
hatten,  sprengten  die  Räuber  heran.  Als  der  zu  dem  Vorsteher  der 
Pferde  zur  Rechten  gehörende  Dzi-rö  dieses  von  w^eitem  sah, 
gerieth  er  in  grossen  Zorn,  sprengte  wäithend  heran  und  w^arf 
die  Räuber  nach  allen  vier  Gegenden.  Er  liess  den  Leichnam 
seines  Vaters  auf  einen  Schild  heben,  schickte  ihn  zu  der 
Nachhut  und  drang  noch  immer  vorwärts  und  kämpfte.  Auf 
unserer  Seite  trug  man  sich,  nachdem  man  den  Heerführer 
verloren  hatte,  zwar  mit  dem  Gedanken  des  Rückzuges,  allein 
die  Entschlossenen  wichen  nicht  um  einen  Fussbreit  zurück. 
Als  sie,  einen  füi'chterlichen  Kampf  beginnend,  nach  und  nach 
tielen,  rief  der  zu  dem  Vorsteher  der  Pferde  zur  Rechten  ge- 
hörende Dzi-rö  scheltend:  Werden  die  Unsrigen  als  Nachhut 
diese  hilflose  abgeschnittene  Insel  schützen?  Werden  sie  ster- 
ben? —  Indem  er,  wie  es  ihm  gut  dünkte,  in  schnellem  Jagen 
die  Reihen  der  Feinde  bald  sprengte,  bald  durchdrang,  fiel  er 
endlich  in  dem  Kampfe.  Dreizehn  berühmte  Leibwächter,  welche 
dieses  sahen,  fielen,  ihn  vertheidigend,  an  derselben  Stelle. 
Das  Räuberheer,  hierdurch  ermuthigt,  trieb  die  vermischten 
Streitkräfte  zurück  und  legte  an  die  in  der  Nähe  befindlichen 
Häuser  der  Menschoi  Feuer.  Das  Feuer  -wirkte  zerstörend  und 
in  einer  Stunde  war  der  Wohnplatz  der  Bucht  von  Sa-su  in 
Asche  gelegt.  Da  die  Räuberscharen  bei  dem  Zusammenstosse 
den  Heerführer  getödtet  und  den  Sieg  erfochten  hatten,  wurden 
sie  kühn,  thaten  sich  auf  ihren  Ruhm  zu  Gute  und  richteten 
an  dem  fünfzehnten  Tage  desselben  Monats  den  Angriff  gegen 
das  Reich  Iki. 


116  Pfizmaier. 

Der  Kampf  in  dem  Reiche  Iki. 

Safe-mo  i-ki-no  kuni-no  siil-go-dai  2ßl  pq  fei-nai  sa-je- 
mon-zid  ^^  ^  tsüne-taka-xoa  saru  itsü-ka  mo-ko-no  gun-sen 
tsüsi-via-no  kuni-je  osi-josete  dzi-tu  so-u-ma-no  zio-wo  fazime-to 
si  na-aru  hu-si  amata  utsi-totte  — •  l^jS  itto-wo  ran-bo-süru 
ari-sama-ico  ici-sai-ni  kiki-jete  sassoku  tsiku-zen-no  kuni-no  siü-go 
seo-ni  saburb  sa-je-mon-zio  -M*  "^  kagc-aüke-no  kata-je  si-sen- 
ico  motte  tsüge-sirase  zoku-to  sükoburu  tai-gun-nite  koto-ni  te- 
awase-no  tatakai-ni  utsi-katsi  ^^  "YS  fo>-tsiku-no  ikiv)oi-ni  ai- 
kikoje-tari.  Go-dzüme-no  en-fei  aran  koto  koi-negh  tokoro  nari- 
to-zo  mosi-okuri-keru.  Kaku-te  Kh  ^^  ho-gio-no  W  ^  gun- 
saku-wo  megurasi-süru-ni  jo-i-site  ima-ja  ososi-to  matsi-kake-tari. 
Sikaru-ni  ajasi-no  ama-funa-wosa-ra  tsüsi-ma-no  ari-sama-wo 
kiki-tsutaje  siu-go-no  gun-hih  utsi-make-na-ba  zoku-to-no  wo-giaku 
ran-bb-ni  zai-fo-wo  atsüme-torare  gen-zoku-ra  made  uki-me-ja 
mimu  josi.  Sara-ba  mi-kata-no  go-sei-ni  fase-kuwawan-te  tatsi- 
motsü  loaza-wa  sirazare-ba  tsübute-ico  tobasi  ufsi-tsükete  zoku- 
to-ioo  zib-7'iku-sase-mazi-to  omoi-omoi-ni  mhsi-aicasete  ije-ije-ni 
tasinami-oki-taru  sabi-gatana  nado-ico  tori-idasi  tai-si-tsutsü. 
ISB  pb  dzin-tsiu-je  ma-iri-kere-ba  siit-go-dai  kore-ico  kiki-te 
o-oi-nl  jorokobi  kassen-no  sio-fai-ioa  J^  f(j^  ^j^  zin-sin-kua 
3K     ^   fu-kva-no    aida-ni    ari.      Kakaru    ^    ^    sen-min 

i^  j^  (/io-.si'o-?-«  made  ittsi-se-si  koso  tire-si-kere.  Soi-si  ken- 
zokv-ivo  ^^  li|  zio-tsiü-ni  kome-oki-te  kokoro-jasnku  sessen- 
se-jo.  Kanete  kiü-siü-je  go-dzume-no  ^k  gi-ioo  mhsi-tsukmcasi- 
oki-kere-ba  kono  sima-ni  zoku-sen-no  jose-kitari  tntakai-fazimarn-to 
kiki-nara-ba  fi  arazü-sife  en-fei-no  gun-sen-no  kitaran  koto-wa 
fitdzib-taH.  Nandzi-ra-ga  tsikara-ni  jotte  kono  ittb-ioo  Joku 
tamotsi  xoku-gun-wo  oi-farawa-ba  waga  jorokobi-ioa  lü-mo  sara- 
nari  kama-kura  sib-gun-ke-je-no  fsiil-setsü  nari.  Sono  kun-kö-wo 
tatsüru  mono-wa  baku-tai-nn  on-sib-wo  afe-okcnawan.  Tsvtnme- 
jo-ja-to-zo  mbfii-keru. 

Der  stellvertretende  Schirmherr  des  Reiches  Iki,  der  das 
Innere  beruhigende  Zugesellte  des  Thores  der  Leibwache  zur 
Linken,  Tsune-taka,  hatte  genaue  Kunde  erhalten,  dass  an  dem 
vergangenen  fünften  Tage  die  Kriegsschiffe  der  Mongolen  das 
Keich  Tsusi-ma  angegriffen,  viele  namhafte  Krieger,  vor  allen 
das  Haupt  des  Bodens,    den  Zugesellten    des    zu   dem  Stamm- 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan.  117 

hause  gehörenden  Vorstehers  der  Pferde  zur  Rechten  getödtet 
und  die  g-anze  Insel  in  Aufruhr  gebracht.  Er  setzte  unverzüg- 
lich den  Schirmherrn  des  Reiches  Tsiku-zen,  den  kleinen  als 
Zweiter  Zugesellten,  dritten  Leibwächter  und  Zugesellten  des 
Thores  der  I^eibwache  zur  Linken,  Kage-suke,  durch  ein  Ge- 
sandteuschiff in  Kenntniss,  und  es  verlautete,  dass  die  Räuber, 
ein  ziemlich  grosses  Kriegsheer  bildend,  besonders  in  einem 
Zusammenstosse  gesiegt  hätten  und  eine  verderbende  Macht 
geworden  seien.  Man  stellte  in  der  Meldung  die  Bitte,  dass 
eine  als  Rückhalt  dienende  Hilfsmacht  vorhanden  sein  möge. 
Somit  traf  man  Anstalten,  die  Kriegstafeln  für  die  Vertheidi- 
gung  herumgehen  zu  lassen  und  wartete  mit  Ungeduld,  weil 
es  jetzt  spät  war.  Als  jedoch  die  verwunderten  Fischer  und 
die  Führer  der  Schiffe  von  den  Ereignissen  in  Tsusi-ma  hör- 
ten, überlegten  sie,  dass  im  Falle  einer  Niederlage  der  Streit- 
kräfte des  Schirmherrn  durch  die  Wildheit  und  Unordeutlich- 
keit  der  Räuberscharen  die  Güter  und  Kostbarkeiten  zusam- 
mengeraö't  und  geraubt,  die  Familien  selbst  in  Gefahr  gerathen 
würden.  Sie  würden  somit  der  Macht  der  Unsrigen  in  Eile 
sich  anschliessen ,  da  ihnen  die  Kunst  der  Handhabung  der 
Schwerter  unbekannt  ist,  Steine  werfen  und  die  Räuberscharen 
nicht  landen  lassen.  So  sagten  sie  in  Gemeinschaft.  Sie  nahmen 
die  in  den  Häusern  zur  Vorsicht  niedergelegten  verrosteten 
Schwerter  und  andere  Gegenstände  hervor  und  umgürteten 
sich  damit. 

Als  sie  in  dem  Lager  ankamen  und  der  stellvertretende 
Schirmherr  dieses  hörte,  war  er  überaus  erfreut  und  sagte: 
Sieg  oder  Niederlage  in  dem  Kampfe  liegt  in  dem,  ob  die 
Herzen  der  Menschen  einmüthig  oder  nicht  einmüthig  sind. 
Solche  niedrige  Menschen  des  Volkes,  selbst  Fischer  und  Kauf- 
leute, haben  das  Aeusserste  gethan  und  sind  voll  Freude. 
Schliesset  Weib  und  Kind,  eure  Familien  in  die  Feste  und 
ziehet  mit  ruhigem  Herzen  in  den  Kampf.  Da  ich  vorher  nach 
Kiü-siü  die  Sache  des  Rückhalts  durch  einen  Boten  gemeldet 
habe,  so  ist  es  gewiss,  dass,  sobald  verlautet,  dass  die  Räuber- 
schiffe bei  dieser  Insel  angelangt  sind  und  der  Kampf  begon- 
nen hat,  ehe  ein  Tag  vergeht,  die  Kriegsschiffe  mit  der  Hilfs- 
macht ankommen  werden.  Wenn  ich,  auf  eure  Kraft  gestützt, 
diese  ganze  Insel  geschickt  bewahre  und  das  Räuberheer  ver- 


113  Pfizniaier. 

jag^e,  so  ist  es  unnöthig,  euch  meine  Frende  zu  sagen.  Den- 
jenigen, die  dieses  glänzende  Verdienst  sich  erwerben,  werde 
ich  eine  Menge  Gnaden  und  Belohnungen  verwilligen.  Lasset 
es  euch  angelegen  sein! 

Mi-kata-no  gun-zei  kore-ni  ^^  ki-xco  jete  bu-si  naranu 
funa-hito  ama-ni  itaru  made  mosi  saki-ico  kakerare-na-ha  iki-te 
men-hoku  aran-ja-wa  fajaku-mo  zoku-to-no  jose-jo-kasi  me- 
zamasi-ki  fataraki-site  on-sio-ni  adzükaran-to  isavii-süsünde 
matsi-kake-tan.  Kaku-te  onazi-tsüki  ziü-si-nitsi  mo-ko-no  zokkan 
ziün-fü-ni  fo-ioo  agete  i-ki-no  sima-wo  sasi  fase-kitari  ;k{^  yji^ 
ita-gi-no  ura-wa-ni  kogi-josete  ;^^  Bffl  sen-dzin-wo  siki-tari- 
ken.  Matsi-moke-taru  mi-kata-no  gun-fio  kai-gan-ni  sonaje-wo 
tutete  me-ni  amaru  zoku-sen-ioo  mono-to-mo  sezü  tsika-jora-ba 
ik^  i-te  toran-to  ja-ziH-wo  sorojete  matsi-kake-tari.  Zoku-to-mo 
sen-tai-no  fune-tco  süsümete  ja-ikusa-vjo  koso  fazime-kere.  Tagai-ni 
^^  'i^  sassio-ari-keri-domo  kaku-te-wa  fatezi-to  zoku-gun-ioa 
si-dai-si-dai-ni  kogi-josete  kano  tetsü-no  tama-tvo  utsi-kakete 
ippb-ica  zio-ziku-seri.  Tsüsi-ma-no  kuni-wo  seme-tori-te  fa-tsiku- 
no  ikiicoi  nari-kere-ha  kire-domo  ute-domo  mono-to-mo  sezü  oi- 
oi-ni  zih-riku-sü.  Mi-kata-wa  kore-ni  fun-geki-site  koko-wo 
-SR  ^g  sen-do-to  tatako-tari.  /j>  ^i  Seo-zei  nare-domo  sib- 
sotsü  ittsi-ni  siha-i-ico  funde  massiki-jori  J^  fi  idzüru  made 
sessen-süre-ba  sio-fai  sara-ni  mijezari-keri. 

Die  Kriegsmacht  der  Unsrigen  erlangte  hierdurch  einen 
Antrieb,  und  man  sagte:  Selbst  die  unkriegerischen  Schiffs- 
leute und  Fischer  werden  wohl,  wenn  das  Vordertreffen  ver- 
wendet werden  sollte,  im  Leben  Ruhm  davontragen.  Möchten 
die  Räuberscharen  nur  schnell  angreifen!  Wir  werden  furcht- 
bare Thaten  verrichten  und  Gnade  und  Belohuuno-en  in  Em- 
pfang  nehmen.  Mit  diesen  Gedanken  schritten  sie  kühn  vor- 
wärts und  warteten  mit  Ungeduld. 

An  dem  vierzehnten  Tage  desselben  Monats  spannten  die 
Räuberschiffe  der  Mongolen  bei  günstigem  Winde  die  Segel 
auf  und  gelangten  in  schneller  Fahrt  zu  der  Insel  Iki.  Indem 
sie  zu  der  Krümmung  der  Bucht  von  Ita-gi  anruderten,  stell- 
ten sie  sich  in  Schlachtordnung.  Unser  Heer,  welches  sie  er- 
wartet hatte  und  vorbereitet  war,  stellte  an  dem  Ufer  des 
Meeres  Vorposten  auf  und  achtete  die  unübersehbaren  Räuber- 
schiffe für  nichts.    Um  bei  der  Annäherung  der  Feinde  durch 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan.  119 

Schiessen  aufzuräumen^  richtete  man  die  Pfeilspitzen  und  war- 
tete. Auch  die  Räuberscharen  sandten  die  SchiflFe  des  Vorder- 
treffens  vorwärts,  und  es  beg-ann  nur  ein  Kampf  mit  Pfeilen. 
Da  es  jedoch,  obgleich  es  auf  beiden  Seiten  Tödtungen  und 
Verwundungen  gab,  auf  diese  Weise  zu  keinem  Ende  kam, 
ruderte  das  Räuberheer  allmälig  heran,  warf  jene  eisernen 
Kugeln  und  stieg  auf  einer  Seite  an's  Land.  Da  es  das  Reich 
Tsusi-ma  durch  Ueberfall  erobert  und  eine  verderbliche  Kraft 
erlang-t  hatte,  achtete  es  Hiebe  und  Stiche  für  nichts  und  lan- 
dete nach  und  nach  vollständig.  Die  ünsrigeu  griffen  heftig 
an  und  kämpften,  als  ob  dieses  ihr  Alles  wäre.  Obgleich. sie 
eine  kleine  Kriegsmacht  waren,  betraten  die  Anführer  mit 
äusserster  Anstrengung  den  Schauplatz,  und  als  sie  fochten, 
bis  aus  den  Schwertspitzen  Feuer  hervorkam ,  war  Sieg  oder 
Niederlage  durchaus  nicht  ersichtlich. 

Fi-vio  jü-Jcata-ni  nari-kere-ba  zokn-to-iva  an-ni  so-xoi-site 
omoi-anadori-si-ni  kono  ko-zei-to  mono-ioakare-site  sono  fi-ioa 
ikusa-wo  jame-tart-keri.  Fei-nai  sa-je-mon  zio  tsüne-taka-toa  sio- 
gun-ico  fome-tataje  säte  ge-dzi-site  mosi-keru-wa  kon-nitsi-no 
tatakai-ni  fun-kotsü  ^ß  M^  sai-sin-nasi-si-ka-ha  tai-gun-no 
zokn-ra-ni  kake-jaburarezü  siba-wi-tvo  fnmajete  koraje-tari.  Utsi- 
toru  zoku-to-mo  o-o-kere-domo  mi-kata-no  utsi-zim-mo  sükuna- 
karazü.  Kmvaru  ara-te-no  fei-sotsü  na-kere-ba  ßra-ba-no  kassen 
nan-gi  nari  sio-sen  zio-tsiü-ni  tate-komori  fusegu-ni  zi-zitsü-ivo 
utsiisu-besi-to  i-i-kere-ba  sio-si  motto-mo-to  kasikomari  kukkib-no 
jü-si-wo  jerami  dngari-to  nasi-te  tsüki-no  akaki-ico  saiioai-ni 
1^  ^ffi.  tai-go-wo  totonoje  sidzü-sidzü-to  ziö-tsiit-ni-zo  ßki-iri- 
kerii.  Äkure-ba  ziu-guatsü  ziu-go-nitsi-no  akatsuki-ni  mo-ko-no 
zokn-gun  toki-no  ko-e-tvo  agete  seme-kakaru  sono  oto  ten-tsi-ni 
sin-dö-si  kiki-mo  narawanu  ko-e  nare-ba  si-sotsü-ra  tamasi-i-ico 
tisinai-si-ga  koko-ioo  jaburete-ica  kanaicazi-to  tai-sib-no  ge-dzi-ni 
fageviasare  A^  ^  si-seki-wo  tobasi~te  Kh  a^  bo-sen-su. 
Fei-ghoa-ni  tori-tsüki-taru-wa  naginata-nite  kitte  otosi  ys^  ^^ 
fai-boku  -^  ^  tai-seki-ioo  nage-idasi  ja-goro-wo  fakari-te 
i-te-no  sei-fei  san-zan-ni  i-tate-tare-ba  zoku-to-no  si-sih  kazü 
sirezü.  Sare-domo  ara-te-too  ire-kaje-gaje  sara-ni  si-sio-wo 
kajeri-mizü  mi-kata-no  si-gai-wo  fumi-koje-goje  nori-jaburan-to 
mondari-keri.  Zio-fei  joicaki-ni-wa  arane-domo  kino-no  tatakai-ni 
tsükare-si  uje-ni  ke-sa  tsütomete-jori-no  tatakai-ni  sioku-svru  ßma- 


\  20  P  ('  i  z  m  a  i  e  r. 

mo  naki  fodo-ni  seme-tsükerare-taru  Icoto  nare-ha  fotondo  tsükare- 
fate-tsütsü-mo    fi-ica    jbjakri    nisi-ni    katahuki-te     )\     '\^      y 

fase-tio-ura-va-no     sira-nami-ni    ^    jM.  jo-ki    -^,  ^       kon- 
kon-to  tadajö  woii-kara  wosi-ku  ßto-tsü-no  ki-do-wo  jahurare-tari. 

Als  es  Abend  g^eworden  war,  hielten  die  Räuberscharen, 
in  ihrer  Erwartung;  getäuscht  und  in  ihren  Gedanken  voll  Ver- 
achtung, indem  sie  für  diese  kleine  Heeresmacht  eine  Theilung 
bewerkstelligten,  für  diesen  Tag  Waffenruhe.  Tsune-taka,  der 
das  Innere  beruhigende  Zugesellte  des  Thores  der  Leibwache 
zur  Linken,  belobte  die  Krieger  des  Heeres.  Er  erliess  einen 
Befehl,  indem  er  sagte:  In  dem  Kampfe  des  heutigen  Tages, 
als  ihr  die  Knochen  zu  Pulver  machtet,  den  Leib  zermalmtet, 
wurdet  ihr  durch  die  Räuber,  die  ein  grosses  Heer  sind,  nicht 
zersprengt.  Ihr  betratet  den  Schauplatz  und  hieltet  aus.  Die 
Räuber,  die  ihr  erlegtet,  sind  zwar  viele,  doch  die  Unsrigen, 
die  fielen,  sind  auch  nicht  wenige.  Da  wir  neue  Streitkräfte 
zum  Wechseln  nicht  haben,  ist  der  Kampf  im  freien  Felde 
unmöglich.  Wir  müssen  uns  endlich  in  die  Feste  einschliessen 
und  mit  der  Vertheidigung  Stunden  und  Tage  verbringen.  — 
Sämmtliche  Kriegsmänner  gaben  ihm  Recht  und  leisteten  Ge- 
horsam. Er  wählte  die  Stärksten  unter  den  tapferen  Kriegern 
und  bildete  aus  ihnen  die  Nachhut.  Man  ordnete  die  Abthei- 
lungen glücklich  bei  dem  Lichte  des  Mondes  und  zog  in  aller 
Stille  in  die  Feste. 

Am  folgenden  Tage,  beim  Anbruche  des  fünfzehnten 
Tages  des  zehnten  Monats,  erhob  das  Räuberheer  der  Mon- 
golen ein  Feldgeschrei  und  schritt  zum  Angriffe.  Dieser  Ton 
erschütterte  Himmel  und  Erde,  und  da  es  ein  dem  Ohre  un- 
gewohntes Geschrei  war,  verloren  die  Kriegsmänner  die  Fas- 
sung. Unfähig,  sich  hier  schlagen  zu  lassen,  machten  sie, 
durch  den  Befehl  des  Heerführers  angetrieben,  Pfeile  und 
Steine  fliegen  und  führten  einen  Vertheidigungskampf.  Was 
sich  an  der  Gränze  der  Mauern  festgehalten  hatte,  hieben  sie 
mit  den  langen  Messern  zu  Boden.  Sie  warfen  grosse  Bäume 
und  grosse  Steine  heraus,  die  auserlesenen  Bogenschützen,  die 
Schussweite  ermessend,  schössen  sehr  oft  und  schnell,  und  die 
Zahl  der  getödteten  und  verwundeten  Räuber  ward  nicht  be- 
kannt. Indessen  brachten  die  Räuber  immer  neue  Streitkräfte 
und   machten,    ohne    im  Geringsten    auf  die  Todten    und  Yer- 


i 


Die  Geschichte  der  Mongoleuangriffe  auf  Japan.  121 

wundeten  zu  achten  und  indem  sie  fortwährend  über  unsere 
Todten  setzten,  grosse  Anstrengungen,  uns  auseinander  zu 
sprengen.  Die  Krieger  in  der  Feste  waren  zwar  nicht  schwach, 
allein  sie  waren  von  dem  Kampfe  des  gestrigen  Tages  ermüdet 
und  hatten  überdiess  in  dem  seit  dem  Morgen  währenden 
Kampfe  nicht  Zeit,  Speise  zu  sich  zu  nehmen.  Da  man  ihnen 
hierbei  mit  Angriffen  nahte,  waren  sie  beinahe  erschöpft,  und 
um  die  Zeit,  wo  die  Sonne  allmälig  sich  nach  Westen  neigte 
und  auf  den  weissen  Wellen  der  Fahrstrasse  .der  Bucht  von 
Fase-no  der  noch  übrige  Lichtglanz  im  Abendschatten  uraher- 
trieb,    wurde  bedauerlicher  Weise  ein  Stadtthor  eingebrochen, 

Zoku-to  o-oi-ni  isami-tatsl  usnco-no  waku-ga  gotoku  komi- 
iri  nure-ba  fei-nai  sa-je-mon  zib  o-oi-ni  ikari  i-i-gai-naki  jatsü- 
hara  kana  mo-faja  ikusa-mo  woicaran-to  süru-ni  ima  koko-wo 
jabiirarete  ikade-ka  asü-made  koro-heki  ide  oi-tsirasi-te  kiiren- 
zü-to  o-o-datsi  makko-ni  sasi-kazasi  kake-idzüre-ba  süwa  tai-sib-to 
mije-faru-zo  xoare  utsi-toran-to  kisoi-kakaru  fissi-ico  kiwame-si 
tai-sib-ni  tsüdzuku  zib-fei  okuru-heki-ja-ica  massikura-ni  kake- 
tatsüre-ha  zoku-to-ica  ^  ^[>  zib-guai-je  oi-idasare-nu.  Tsüne- 
taka  sükasazu  kake-tate-tate  te-no  mono-ivo  kajeri-miru-m  tai- 
fan-wa  xdare-tare-ha  isogi  si-sotsü-ioo  jodome-tsütsü  fehajakn 
ki-do-ico  sasi-katame-tari.  Kaku  ari-si  fodo-ni  ika-ga-wa  si-ken. 
Figasi-naru  ja-gura-no  moto-jori  kuro-kehuri  fito-mura  tatsi- 
nohoru-to  niije-tsüru-ga  tatsi-matsi  *J^  -^  ka-kub  ten-ivo  tsüki 
y^  2-  jen-jen-to  moje-agare-ha  zio-fei  aioate  odoroki-te  fi-wo 
süktwan-fo  süru  fodo-ni  zoku-gnn  kore-ni  tsikara-ico  jefe  süica 
^^  3JI  sio-un-wa  araicare-tari-to  o-o-te-no  ki-do-wo  titsi-jahutte 
ran-niii-sen. 

Die  Räuberscharen  erhoben  sich  mit  grosser  Kühnheit 
und  drangen  gleich  der  überwallenden  Meerfluth  ein.  Der  das 
Innere  beruhigende  Zugesellte  des  Thores  der  Leibwache  zur 
Linken  ward  sehr  zornig  und  rief:  Nichtswürdige  Sclaven!  Jetzt, 
da  der  Krieg  schon  zu  Ende  gehen  will,  werdet  ihr  hier  geschla- 
gen! Wie  werdet  ihr  bis  morgen  aushalten  können?  Wohlan!  Ich 
werde  sie  vei-jagen  und  zerstreuen.  —  Als  er  ein  grosses  Schwert 
entgegenhielt  und  heraussprengte,  rief  man  wetteifernd:  Seht, 
es  hat  sich  gezeigt,  dass  er  der  Heerführer  ist!  Wir  werden 
die  Feinde  erlegen  I  —  Die  Krieger  der  Feste,  dem  Heerführer, 
der  den  äussersten  Todesmuth  bekundete,  folgend,  mussten  ihn 


122  Pfizmaier. 

wohl  begleiten.  Als  sie  in  wildem  Laufe  heransprengten,  wur- 
den die  Räuberscharen  aus  der  Feste  getrieben.  Tsunetaka 
sprengte  immer  fort,  ohne  durchzudringen.  Als  er  auf  die 
Leute  der  Abtlieilung  zurückblickte,  war  die  grosse  Hälfte 
getödtet.  Er  Hess  die  Krieger  eiligst  innehalten  und  befestigte 
mit  schneller  lland  das  Stadtthor.  Während  es  so  geschah, 
mochte  er  im  Zweifel  gewesen  sein.  Man  sah,  dass  von  dem 
Fusse  des  im  Osten  gelegenen  Thurmes  ein  schwarzer  Rauch 
aufstieg.  PlÖti^lich  stiess  an  den  Himmel  Feuerschein  und 
helle  Flammen  erhoben  sich.  Die  Kriee-ei"  der  Feste  er- 
schraken  heftig,  und  während  sie  das  Feuer  zu  löschen  such- 
ten, ermannte  sich  hierbei  das '  Räuberheer.  Mit  dem  Rufe: 
Siehe,  das  Siegesloos  hat  sich  gezeigt!  erbrachen  sie  das  Stadt- 
thor der  Vorderseite  des  Walles  und  drangen  ungestüm  herein. 
Tsüne-taka  kokoro-iva  fajare-domo  süde-ni  ßto-tsu  füta- 
tsü-no  ki-do-mo  jaburare-tsü  zoku-to-no  fanatsi-kake-tari-si  fi-wa 
oi-oi-ni  ^£  'jfÄ  jen-seö-sü.  Ima-ioa  kb-jo-to  kokoro-sidzüka-ni 
yk-    ^^    rh-to-ioo  johi-atsüme  sai-go-no  sake-ioo  norai-kawasi  ide 

J^  ^C  '^o^^u-Uki-ico  fitori-mo  o-oku  ntsi-tori-te  siü-ra-no  tsi- 
mata-no  saki-ioo  owasen-to  fi-zo-no  ^^  ^k  mei-ha-ni  utsi-notte 
smcagi-tatsüru  feki-no  ntsi-je  kake-ire-ha  on-ko-no  ro-to  ni-ziü-go 
i^  Ä'i  kutsüioa-ioo  narabe  kake-iri-te  ataru-too  sanoai  kiri- 
tatsüre-ha  zoku-to-wa  öjT  s  san-zan-ni  kake-jaburare  si-gai- 
wa  ^&  san-wo  midasi-tsütsn  sa-u-je  batto  firaki-tari.  Kono 
fima-ni  tsilne-taka-ica  fon-maru-je  sirizoki-te  mono-no  gu  nugi- 
süte  ^M  fara  itsi-mo-zi-ni  kaki-kire-ba  loaka-to  kore-ico  kai- 
siaku-site  sasi-tsigaje-tsigoje  fitori-mo  nokorazn  onazi-mäkura-ni 
fusi-tari-keri.  Zokxi-gun  o-oi-ni  jorokobi-te  siro-no  nai-guai-ni  mS 
dzin-wo  tori-te  ke-sa-jori-no  tatakai-no  tsükare-ioo-zo  jasüme-keru. 
Moto-jori  i-teki-wa  ^&  ^  zan-nin-ni  site  ai-zib-no  kokoro  usü- 
kere-ba  wotoko-wo  torajete-wa  nedzi-korosi  wonna-ioo  karamete- 
wa  te-no  fira-ni  ana-too  ake  fimo-ioo  towosi-te  — ■  ^^  issio-ni 
kukuri  funa-bata-ni  mtisübi-tsüke  rb-niaku-no  sia-betsü-mo  naku 
ari-h  mono-ica  fitori-mo  nokosazn  ^  jpa  satsü-riaku-se-si  ari- 
sama-wa    ^^    ^    bo-giaku  mu-zan-no  koto-domo  nari. 

Tsune-taka  war  zwar  entschlossenen  Sinnes,  allein  es  war 
bereits  ein  Stadtthor,  dann  ein  zweites  gebrochen,  und  das 
Feuer,  welches  die  Räuberscharen  angezündet  hatten,  nahm 
immer    mehi-    überhand.     In    Erwartung    der  Todesstunde    rief 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriffs  auf  Japan.  123 

er  ruhigen  Herzens  die  alten  Gefährten  zusammen  und  trank 
den  letzten  Wein  mit  ihnen.  Wohlan !  ich  werde  räuberische 
Feinde  allein  in  Menge  erlegen,  damit  sie  die  vorderste  der 
Strassen  der  Hölle  Siu-ra  verfolgen!  Mit  diesen  Worten  be- 
stieg er  das  sorgfältig  verwahrte  edle  Pferd  und  sprengte 
unter  die  in  Unordnung  sich  erhellenden  Feinde.  Die  seiner 
Gnade  gedenkenden  alten  Gefährten,  fünf  und  zwanzig  Reiter, 
richteten  die  Pferdegebisse  und  sprengten  in  die  Reihen.  Als 
sie  das,  was  ihnen  im  Wege  stand,  glücklich  niederhieben, 
wurden  die  Räuberscharen  gebrochen  und  öffneten  sich,  indess 
die  Zahl  der  Todten  in  der  Berechnung  irre  machte,  nach 
rechts  und  links.  Währenddessen  zog  sich  Tsune-taka  in  das 
erste  Rund  der  Feste  zurück,  zog  die  Rüstung  aus,  warf  sie  bei 
Seite  und  schnitt  sich,  um  mit  Einem  Worte  es  zu  sagen,  den 
Bauch  auf.  Die  jungen  Gefährten  waren  ihm  dabei  behilflich 
und  lagen  dann  auf  verschiedene  Weise,  ohne  dass  ein  Einziger 
übrig  geblieben  wäre,  ftpdt)  auf  dem  nämlichen  Kissen. 

Das  Räuberheer  hatte  grosse  Freude.  Es  schlug  in  der 
Feste  und  ausserhalb  derselben  ein  Lager  auf  und  gönnte  sich 
bei  der  Ermüdung  von  dem  seit  dem  Morgen  währenden 
Kampfe  Ruhe.  Da  die  Barbaren  ursprünglich  grausam  sind 
und  das  Gefühl  des  Mitleids  bei  ihnen  gering  ist,  so  drehten 
sie  die  gefangenen  Männer  zu  Tode.  Den  gefesselten  Weibern 
durchbohrten  sie  die  Handflächen,  zogen  ein  Band  hindurch 
und  knüpften  es,  alle  zusammbindend,  an  die  Schiffsseiten. 
Ohne  zwischen  Alt  und  Jung  einen  Unterschied  zu  machen 
und  ohne  eine  Einzige  von  denen,  die  eben  da  waren,  übrig 
zu  lassen,  tödteten  sie  die  Geraubten.  Dieses  sind  in  der  That 
grausame  und  unmenschliche  Dinge. 

Der  Kampf  in  der  Biiclit  von  Ima-dzu. 

Sate-mo  kiü-siu-ni-ioa  tsüsi-ma  i-ki-no  tsiü-sin-wo  kiki-te 
en-fei-no  sa-ta-ni  ojohu  tokoro  zoku-to-ga  foko-saki  fanafada 
sürudoku  fito-fi-no  titsi-ni  tsüsi-ma-too  nuki  süsünde  i-ki-ico  seme- 
otosi  tai-sio-wo  utsi-totte  mh-wi-wo  furu  josi  nare-ha  ima-sara-ni 
en-fei-ni  ojohazü  kono  miine  kib  kama-kura-je  tsiü-sin-site  idzüku- 
no  ura-ni  jose-kitaru-to-mo  sima-zima-no  kassen-to  tsigai  fei-kaku 
fib-rh-ni  fu-soku  nasi  koto-gotoku  ntsi-toran-to    ^^    'j^   jen-kai- 


1-4  Pf  i  7  m  aiPr. 

no  siii-go  dzi-to-iva  kata-dzü-tvo  nonde  mafsi-kake-tari.  Saru- 
fodo-ni  ziü-guatsü  ziü-ku-nitsi-no  fi-mo  tatsä  nami-ni  mije- 
kakure-süru  wori-kara-ni  fagesi-ki  kaze-wo  ziü-hun-ni  maki-age- 
tani  fo-ni  faramasete  fe-saki-wo  soroje  nami-ivo  wari  umi-mo 
fodoro-ni  fase-kitari.  Tsiku-zen-no  kuni  ima-dzü-no  ura-no  oki- 
ai-ni  fiine-wo  kake-tari-keri. 

Als  man  in  Kiü-siü  die  Berichte  von  Tsusi-ma  und  Iki 
vernahm,  gelangte  es  zur  Kenntniss  der  Hilfsmacht,  dass  die 
Lanzenspitzen  der  Räuberscharen  überaus  scharf  seien,  dass 
sie  in  einem  Tage  Tsusi-ma  entrissen,  im  Vorschreiten  Iki  an- 
gegriffen und  zu  Fall  gebracht,  den  Heerführer  im  Kampfe 
erlegt  und  eine  furchtbare  Macht  entfaltet  hatten.  Es  sollte 
jetzt  nicht  wieder  gegen  die  Hilfsmacht  verlauten.  Als  man 
über  diese  Absicht  nach  der  Hauptstadt  Kama-kura  berichtete, 
erhielt  man  die  Weisung:  Gegen  welche  Bucht  immer  der 
Feind  andringe,  es  möge,  im  Gegensätze  von  den  Kämpfen 
der  Inseln,  an  Waffen  und  Muudvorräthen  kein  Mangel  sein 
Man  möge  alle  Feinde  erlegen.  Die  Schirmherren  und  die 
Häupter  des  Bodens  aus  den  Gegenden  des  Meeres  waren 
ängstlich  und  warteten. 

Indessen,  als  die  Sonne  des  neunzehnten  Tages  des  zehn- 
ten Monats  auf  den  steigenden  W^ellen  -bald  sich  zeigte,  bald 
sich  verbarg,  Hessen  die  Feinde  den  heftigen  Wind  die 
voll  aufgerollten  Segel  schwellen ,  stellten  neben  einander 
die  Büge  der  Schiffe,  theilten  die  Wellen  und  kamen  bei 
dem  Rollen  des  Meeres  in  schnellem  Laufe  heran.  Sie  legten 
die  Schiffe  in  dem  Reiche  Tsiku-zen,  in  der  Bucht  von  Ima-dzu, 
an  der  Stelle,  wo  die  offene  See  sich  verbindet,    an. 

Kore-ioo  mira-jori  seo-ni  kage-süke  faja-unia-no  si-sia-ivo 
motte  rin-goku-no  siil-go  dzi-to-je  tsüge-sirase-tare-ba  ^  ^ 
aki-dzüki  j^  ^  fara-da  j^  y^  matstira  M  fb  usü-ki 
to-nami  ki-i-no  üsi-zokti-ra-ioo  fazime-to  si  atan-no  go-ke-nin- 
ra-wa  iü-ni  ojohazü  zin-sia  hutsü-zi-no  sin-sioku  sijü-to  ßaku-sih 
sih-ka-no  mono-made-mo  nippon-tstil-no  kassen  narazü  mosi-mo 
mi-kata-ni  okure-wo  tori-na-ba  si-kai-je  tsi-zioku-wo  arawasü  nari 
tote  ivare-mo-ware-mo-to  oi-oi-ni  fase-atsiimari  umi-hata-ni  sonaje- 
wo  tatete  ije-ije-no  mon-dokoro  uttaru  kai-date  te-date  süki-ma- 
mo  naku  tsüki-narahe  knkkib-no  i-te-wo  sen-tai-to  site  zoku-gun- 
100  mato-ni  ml-kudasi  koto-gotoku  i-te  toran~to  ja-iaba-wo  toi-te 


Die  Geschichte  der  MougoleuaugrilTe  auf  Japan.  125 

isami-süsümi  tokoro-dokoro-ni  kagari-wo  taki-tsürane  akuru-wo 
ososi-to  mafsi-kake-tari.  Aknre-ha  fatsü-ko-no  asa-borake  ß-wa 
imada  kuro-saki  atari-no  jama-no  fa-ni  nohori-mo  ajenu-ni  mö- 
ko-no  zoku-sen  sen-dzin-wo  siki-tsüranete  itto-ni  ßsi-hisi-to  kogi- 
jose  ai-dzü-no  tai-ko-wo  utsi-idase-ha  sen-fo-no  zoku-sen  ippo-too 
tsüki-kakete  akaki  fata-wo  sad-age  rajypa-ico  fuki-tate  ^jf  sib- 
100  narasi  do-ra  tai-ko-wo  utsi-tatsüre-ha  zoku-no  so-gun  kore-ni 
o-zite  tUsi-tate-taru.  Sono  oto-ioa  iisiwo-ni  ßbiki-watari-te  kon- 
dziku-mo  kudzüruru-ga  gotoku  sin-dö-süre-ha  kiki-mo  naraivanu 
mi-kata-no  iima-domo  fane-agari  odori-kurui-te  ki-ha-no  bu-si- 
domo  atsükai-kane  dzin-retsü  san-zan-ni  midare-tari.  Zoku-to-no 
sen-fo   kore-ni    ^^    ki-wo  je-ken  süki-ma-mo   naku   zih-riku-sü. 

Sobald  der  kleine  als  Zweiter  Zugesellte,  Kag-e-suke, 
dieses  sah,  setzte  er  durch  gutberittene  Abgesandte  die  Schirm- 
herren und  Häupter  des  Bodens  in  den  benachbarten  Reichen 
in  Kenntniss.  Die  Gefährten  von  Aki-dzuki,  Fara-da  und 
Matsura,  die  Hausgenossen  in  der  Nähe,  von  den  Seiten- 
geschlechtern von  Usu-ki,  To-nami  und  Ki-i  angefangen,  eine 
unsägliche  Menge  von  Genossen  der  göttlichen  Aemter  der 
göttlichen  Altäre  und  der  Tempel  Buddhas,  selbst  die  Kauf- 
leute der  hundert  Geschlechter  meinten,  es  hiesse,  den  vier 
Meeren  gegenüber  seine  Schande  veröffentlichen,  wenn  sie,  wo 
es  sich  nicht  um  einen  Kampf  in  Nippon  handelt,  von  der 
Seite  der  Unsrigeu  weichen  würden.  Mit  dem  Rufe:  Ich  auch! 
ich  auch!  versammelten  sie  sich  nach  und  nach  in  schnellem 
Laufe.  Sie  stellten  an  dem  Ufer  des  Meeres  Vorposten  aus, 
ordneten  die  mit  den  Abzeichen  der  Häuser  versehenen  Mauer- 
schilde und  Handschilde,  ohne  einen  Zwischenraum  zu  lassen, 
reihenweise,  und  indem  sie  gewaltige  Schützen  zu  Vorder- 
männern machten,  blickten  sie  auf  das  Räuberheer  wie  auf  ein 
Ziel  herab.  Um  Alle  mit  Pfeilen  zu  erlegen,  lösten  sie  die 
Pfeilbündel  und  schritten  kühn  vorwärts.  Sie  zündeten  hier 
und  dort  Leuchtfeuer  reihen \veise  an  und  warteten  auf  den 
nach  ihrer  Meinung  späten  l^agesanbruch. 

Am  nächsten  Morgen,  in  der  Morgendämmerung  des 
zwanzigsten  Tages,  als  die  Sonne  sich  noch  nicht  getraute,  die 
Berggränze  zur  Seite  der  schwarzen  Vorgebirge  zu  ersteigen, 
dehnten  die  Räuberschiffe  der  Mongolen  ihi-e  Schlachtordnung 
aus,    ruderten    auf   einmal    ungestüm    heran    und    schlugen    die 


l^O  Pfizmaier. 

zeichengebenden  Trommeln.  Die  vordersten  Räuberschiffe  rückten 
nach  einer  Seite  und  hissten  rothe  Fahnen.  Als  sie  die  Trompeten 
bliesen,  die  Cymbeln  ertönen  Hessen,  die  kupfernen  Becken 
und  die  Trommeln  schlugen ,  gehorchte  das  gesammte  Heer 
der  Räuber  und  stellte  sich  auf.  Als  dieser  Ton  wiederhallend 
über  die  Meerfluth  zog  und  erzitterte,  als  ob  die  Achsen  der 
Erde  zusammenbrächen,  bäumten  sich  die  hieran  nicht  ge- 
wöhnten Pferde  der  Unsrigen  und  sprangen  wüthend  umher. 
Die  Krieger  zu  Pferde  konnten  nicht  mit  ihnen  umgehen,  und 
die  Schlachtreihen  geriethen  in  Unordnung.  Die  vordersten 
Spitzen  der  Räuberscharen  mochten  sich  diesen  Umstand  zu 
Nutzen  gemacht  haben  und  stiegen  unverweilt  an's  Land. 

8aru-lcara-ni  isami-tattaru  mi-kata-no  gun-zei  o-oi-ni  ikan- 
iki-doicori  nani-ka-wa  jü-jo-wo  itasü-heki  i-te-no  sen-dzin-mo 
ara-ba  koso  fajari-wo-no  waka-mu-sia-domo  tai-go  sorowanu 
Nonaje-nagara  arui-wa  fito-te  arui-wa  futa-te  omoi-omoi-ni  tsüi-te 
kakare-ha  zoku-to-wa  dzin-wo  '^^  ^  kaku-joku-ni  sonaje  rib- 
tan-wo  mawasi-te  ßto-te-fito-te-tvo  fiki-tsütsümi  morasazi-to  koso 
tatakai-kere  sihasi  ma-wo  fedatsüru  toki-wa  süki-ma-ivo  naku 
doku-ja-wo  i-kake  katsü  tetsä-guan-ni  fi-tvo  ajadzüri  sora-tvo 
tobasi-te  utsi-kakuru  sono  oto  sora-ni  mei-do-site  ikadzütsi-no  gotokti 
fibiki-watari  kore-ni  fure-taru  tsüwa-mono-ioa  ika-ni  jü-mo-no 
mono  nari-to-mo  sono  ba-ni  inotsi-ioo  otosi-keri.  Waga  kuni-ni- 
wa  mi-mo  siranu  gun-ki-nite  kakaru  ki-ziütsü-no  aru-besi-to-wa 
omoi-mo  ajenu  koto  nare-ba  si-sotsü  kimo-ivo  fijasi-tari.  Kakari-d 
fodo-ni  mi-kata-ni-ioa  te-oi  utsi-zini  ito-o-oku  so-ga  naka-ni-mo 
aico-ja  nanigasi-ioa  san-si-  ^  ki  bakari-nite  sonaje-tari-si-ga 
awo-ja-ga  uma-no  kutsi-koicaku  site  kurui-fasirn-ico  sei-si-kane 
kokoro-narazü-mo  uma-ni  ßkarete  teki-dzin-je  iri-kere-ba  sono 
te-no  ije-no  ko  rh-tö-wa  wäre  otorazi-to  kake-iri-te  san-zan-ni 
tafakai-si-ga  ta-sei-no  feki-ni  tori-komerarete  nokori-zükuna-ni 
utsi-nasaru  atco-ja-ga  ß-zo-no  nma  bakari  J^  t^l-ni  somi-te 
mi-kata-no  dzin-ni  kajeri-kere-ba  nusi-ioa  fajaku  ntare-ni-keri-to 
si.rare-tnri. 

Als  dieses  geschah,  (itiipfandon  die  rauthigen  Kriegsleute 
der  Unsrigen  grossen  Zorn  und  Unwillen.  In  wie  fern  sollten 
sie  unschlüssig  sein  ?  War  es  auch  das  Vordertreffen  der  Boe-en- 
schützen,  es  bi-aciien  die  schnellen  und  kühnen  jungen  Krieger 
als    Vorposten     mit    unvollständigen    Abtheilungen,    bald    ein 


Die  Geschichte   der  Mongolenaagriffe  auf  Japan.  127 

Körper,  bald  zwei  Körper,  wie  es  ihnen  gut  dünkte,  hervor. 
Die  Räuberscharen  bildeten  eine  Schlachtordnung  in  der  Ge- 
stalt von  Storchflügeln,  drehten  beide  Enden  um  und  mochten 
kämpfen ,  indem  sie  einen  Körper  um  den  '  anderen  ein- 
hüllten und  nicht  herauskommen  Hessen.  Nach  einer  Weile, 
als  sie  durch  einen  Zwischenraum  getrennt  waren ,  schössen 
sie  ohne  Unterlass  giftige  Pfeile.  Zugleich  setzten  sie  an 
eisernen  Kugeln  Feuer  in  Bewegung  und  warfen  es,  indem 
sie  es  in  die  Luft  fliegen  Hessen,  herüber.  Der  Ton  desselben 
rasselte  in  der  Luft  und  wiedei'hallte  gleich  dem  Donner.  Die 
Krieger,  die  davon  getroö'en  wurden,  wie  kühn  und  muthig 
sie  auch  waren,  verloren  auf  der  Stelle  das  Leben.  Es  war 
ein  Kriegsgeräthe,  das  man  in  unserem  Reiche  nicht  gesehen 
hatte  und  auch  nicht  kannte,  und  da  man  es  nicht  einmal  zu 
denken  gewagt  hatte,  dass  es  eine  so  wunderbare  Kunst  geben 
könne,  machte  es  die  Herzen  der  Kriegsmänner  erstarren. 
Somit  waren  auf  Seite  der  Unsrigen  Verwundete  und  Todte 
sehr  viele.  Unter  diesen  befand  sich  ein  gewisser  Awo-ja,  der 
mit  drei  bis  vier  Reitern  versehen  war.  Das  Pferd  Awo-ja's 
war  hartmäulig,  es  lief  rasend  und  er  konnte  es  nicht  zügeln. 
Er  wurde  wider  seinen  Willen  von  dem  Pferde  zwischen  die 
feindlichen  Schlachtreihen  getragen.  Die  Leibwächter  seiner 
Abtheilung,  welche  Söhne  des  Hauses  waren,  wollten  ihm  nicht 
nachstehen.  Sie  sprengten  hinein  und  kämpften  zerstreut.  Sie 
wurden  von  den  übermächtigen  Feinden  eingeschlossen  und 
bis  auf  Wenige  erschlagen.  Das  sorgfältig  gehaltene  Pferd 
Awo-ja's  allein  kehrte,  mit  Blut  befleckt,  zu  dem  Lager  der 
Unsrigen  zurück.  Man  wusste  jetzt,  dass  sein  Herr  bereits 
erschlagen  worden. 

Zoku-sib-ica  ko-dahahl  tokoro-nt  ayari-ioi-te  fata-wo  motte 
si~sotsü-wo  ijjg  j^^  si-ki-sü.  Si-sotsü-iüa  te-karoki  kattsiü-wo 
tsiaku-si  tsi-isaki  jurtd-ivo  tadzüsaje-motsi  ha-zih  tassia-ni  nori- 
maioari  sin-tai  kake-ßki  tai-ko-wo  utte  sa-nagara  te-asi-wo  tsükb- 
ga  gotoku  joka  ren-zinku-too  nasi-tarl-keri.  Katsü  loaga  kuni-no 
ikusa-no  gotoku  na-ioo  wosi-mi  ^fe  gi-wo  omohzi  ai~tagai-ni  na- 
nori-ai-te  sio-hu-too  kessüru  koto-wa  naku  tada  iitsi-toru-wo  sen- 
itsi-to  site  kisoi-kakatte  ^*  -^-^  fun-bnsser/'.  Sarn-ju-e-iii  nii- 
kata-no  gun-zei  fazime-ni  jei-ki-wo  kudakarete  tai-go  soroi-si 
keM-dzIu-ni    knke-vnjamnmre    iro-meki-tatte   mije-keru- 


128  Pfiimaier. 

WO  seö-ni  niü-dh  «^  JB  kahn-e  o-oi-ni  ikari  tsüta-naki  mi- 
kafa-no  ari-sama  kana  sükosi-bakari-no  ki-ziütsü-ni  osorete  ßke- 
iro-ni  naru  koto-ja  aru  tosi-oi-tare-domo  niü-db-ga  ikusa-sen 
jo-wo  joku  mi-jo-ja-to  dai-on-ni  nonosiri-te  utsi-mono  utsi-furi 
omote-mo  furazü  teki-tsiü-je  kake-iri-te  nagi-tate-tate  sessen-sü. 
Sasüga-ni  na-wo  je-si  y^  4||f.  rh-sib-7io  si-si-hun-zin-no  ikiwoi- 
wa  fi-rui-naki  furumai  nare-ba  ikan-zo  zoku-to-wa  teki-si-jen 
san-san-ni  utsi-jahurare  nadare-kakatte  fai-so-si  tada  toico-ja- 
wo-zo  i-tari-keru. 

Die  Anführer  der  Räuber  waren  auf  einen  erhöhten  Ort 
g-estiegen  und  winkten  den  Kriegern  mit  Fahnen.  Die  Krieger 
waren  in  leichte  Panzer  gekleidet,  führten  kleine  Bogen  und 
ritten  geschickt  auf  den  Pferden  umher.  Beim  Vorrücken  und 
beim  Rückzuge  rührten  sie  die  Trommel  und  zeigten  augen- 
scheinlich eine  solche  Uebung,  als  ob  sie  Hände  und  Füsse 
gebrauchten.  Zudem  waren  sie  gleich  dem  Kriegsheere  unseres 
Reiches  um  den  Namen  besorgt  und  schätzten  das  Recht.  Sie 
nannten  einander  den  Namen  und  ohne  etwas  über  Sieg  oder 
Niederlage  zu  entscheiden,  befassten  sie  sich  ausschliess- 
lich mit  dem  Erlegen  der  Feinde  und  griffen  im  Wetteifer 
ungestüm  an.  Unter  solchen  Umständen  wurde  der  Ruhm  un- 
serer Kriegsmacht  anfänglich  zerstört,  sie  wurde  von  festen 
Schlachtordnungen,  deren  Körper  vollständig  waren,  geängstigt, 
und  es  hatte  das  Aussehen,  als  ob  sie  geschlagen  wäre.  Der 
kleine  als  Zweiter  Zugesellte,  der  ein  Mönch  gewordene  Kaku-e, 
ward  sehr  zornig  und  rief  mit  lauter  Stimme:  Welch'  eine 
ungeschickte  Haltung  der  Unsrigen!  Vor  einem  Bischen  wunder- 
barer Kunst  fürchtet  ihr  euch  und  bekommt  das  Aussehen,  als 
()]>  ihr  euch  zurückziehen  wolltet.  Ich  bin  zwar  alt  von  Jahren, 
doch  sehet,  wie  ich,  der  ich  ein  Mönch  geworden  bin,  den 
Krieg  führen  kann  !  —  Nachdem  er  sie  so  gescholten,  schwang 
er  die  Hiebwaffe,  sprengte  mit  ruhigem  Angesichte  gegen  den 
Feind  und  mengte  sich,  immerfort  niedermähend,  in  den  Kampf. 
Da  in  der  That  das  furchtbare,  löwenartige  Auftreten  des  be- 
rühmten alten  Anführers  unvergleichlich  war,  wie  hätten  die 
Räuberscharen  sich  ihm  entgegen  stellen  können?  Sie  wurden 
gebrochen,  Hohen  mit  Ueber.stürzung  und  schössen  nur  noch 
Pfeile  ans  der  Ferne. 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan.  129 

Sono  ma-go  san-ziü-zai  nari-heru-ga  ja-awase-no  ko-habura- 
lüo  i-Jcake-Jcere-ha  zoku-to  o-oi-ni  ivarai-kere-domo  ziaku-nen-no 
sono  fataraki  mi-kata-ioa  kozotte  kan-zi-ajeri  sate-mo  mi-kata- 
wa  doku-ja  ki-ziütsü-wo  kajeri-mizü  aki-dzüki  to-nami  matsura 
fara-da-no  go-ke-nm  dzi-to  idzüre-mo  jei-ki-ico  ^*  ^  fun- 
fassi  fito-momi-ni  movii-tsübiisan-to  te-itaku  koso-wa  tatakai-kere 
naka-ni-mo  matsüra-tb  o-oku  utare  fara-da-no  itsi-zoku-wa 
'^  BB  fuka-ta-je  otsi-iri  fu-kaku-tvo-zo  tori-ni-kerii.  Fi-go-no 
kuni-no  go-ke-nin  kiku-tsi-zi-ro  ^  -S  take-fusa-ioa  murasaki 
^  saka-omo-daka-no  joroi-ico  tsiaku-si  asi-ge-no  muma-no 
ftitoku  fakumasi-ki-ni  utsi-nori  kurenai-no  foro  kakete  aka-saka- 
no  ko-matm-ga  fara-ni  dzin-ioo  tori-te  sasaje-tart-si-ga  i-zoku 
tsika-dzüki-nu-to  mi-mania-ni  fiakki-hakari-ioo  futa-te-ni  wakete 
teki-dzin  sasi-te  kake-iri-tari.  Zoku-to  tmtsünde  %itan-to  süre-ha 
mi-kata-ica  kitte  jaburan-to  sü.  Sare-domo  teki-wa  o-o-zei  nare- 
ba  ro-do  waka-to  o-oku  utasete  ima-ica  ko-jo-to  mije-keru  tokoro-ni 
take-fusa-wa  sükosi-mo  ßrumazü  i-zokii-no  dzin-ioo  tate-joko-ni 
kake-jaburi-jabure-ba  sono  ikiwoi-ni  feki-jeki-site  fito-südzi-no 
tsi-mitsi-wo  firaki-tari.  Je-tari-ja  6-to  take-fusa-wa  sei-sin  masü- 
masü  fun-geki-si  zoku-to-no  kubi-wo  te-dzükara  futa-tsu  ton-je- 
tari.  Tatsi-to  naginata-no  saki-ni  tsüranuki-te  takaku  sasage  sijü- 
sia-ni  motase  sidzü-sidzu-to  ßki-kajeseri. 

Sein  Enkel,  der  dreizehn  Jahre  alt  g-eworden,  schoss  einen 
an  einen  (gewöhnlichen)  Pfeil  gelegten  tönenden  Pfeil  ab.  Die 
Räuberscharen  lachten  gewaltig,  allein  die  Unsrigen  insgesamnit 
bewunderten  diese  That  des  Jünglings.  Indem  endlich  die  Unsri- 
gen auf  die  giftigen  Pfeile  und  die  wunderbare  Kunst  nicht 
achteten,  zeigten  die  Hausgenossen  von  Aki-dzuki,  To-nami, 
Matsura  und  Fara-da,  sümmtliche  Häupter  des  Bodens,  ihren 
glänzenden  Muth.  Um  mit  einer  einzigen  Anstrengung  zum 
Sturze  zu  bringen,  mochten  sie  kämpfen,  dass  die  Hände  ihnen 
schmerzten.  Unter  ihnen  verloren  die  Gefährten  von  Matsura 
viele  Todte.  Die  Seitengeschlechter  von  Fara-da  fielen  in  tiefe 
Aecker  und  erlitten  eine  Schlappe. 

Take-fusa,  nächster  Leibwächter  von  Kiku-tsi,  der  Haus- 
genosse des  Reiches  Figo,  war  in  eine  Rüstung  von  purpurner 
verkehrter  Schlangen  wurzel  gekleidet,  er  ritt  ein  grün  weisses, 
dickes  und  gewaltiges  Pferd  und  war  mit  einem  saffrangelben 
Baumwollpanzer  behängt.  Er  hatte  auf  der  Ebene  der  kleinen 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  II.  Hft.  9 


X30  Pfizmaier. 

Fichten  der  rotheu  Berg-treppe  seine  Aufstellung-  genommen 
und  versperrte  den  Weg.  Indem  er  sah,  dass  die  fremden 
Räuber  sich  genähert  hatten,  theilte  er  hundert  Reiter  in  zwei 
Körper  und  sprengte  gegen  die  feindliclie  Schlachtordnung.  Als 
die  Räuberscharen  ihn  einschliessen  und  niederhauen  wollten, 
waren  die  Unsrigen  im  Begriffe,  einzuhauen  und  sie  zu  brechen. 
Da  jedoch  der  Feind  überlegen  war,  bewirkte  man,  dass  viele 
Leibwächter  und  junge  Gefährten  erschlagen  wurden,  und  es 
schien  die  Stunde  des  Todes  gekommen.  In  diesem  Augenblicke 
sprengte  Take-fusa,  ohne  im  Geringsten  zu  zagen,  nach  der 
Länge  und  Breite  gegen  die  Reihen  der  fremden  Räuber  und 
durchbrach  sie.  Diese  zerstoben  vor  seiner  Gewalt  und  öffneten 
ihm  einen  blutigen  Weg.  Indem  er  verfolgte  oder  erreichte, 
stieg  der  Muth  Take-fusa's  immer  höher.  Er  erbeutete  von  den 
Räuberscharen  mit  eigener  Hand  zwei  Köpfe.  Er  steckte  diese 
auf  die  Spitzen  eines  Schwertes  und  eines  langen  Messers,  hob 
sie  hoch  empor  und  Hess  seine  Begleiter  sie  in  Empfang  nehmen. 
Hierauf  führte  er  ganz  ruhig  seineLeute  zurück. 

Jama-da  soregasi-ga  waka-mono-domo  go-nin-hakari  tatakai- 
tsükarete  i-zoku-ni  oi-taterare  aka-saka-wo  simo-je  nige-nohi-keru- 
ga  teki  san-nin  oi-semari-taru  tokoro-wo  itsi-asi  idasi-te  nige-sari- 
tsütsü.  — •  Kj*  Itteo  amari-mo  fedatari-nure-ha  oi-tsüme-si 
i-zoku-ra  tsikara  ojohazi-to  omoi-ken  siri-ico  kaki-age  konata-je 
nmkatte  dotto  waratte  odori-keri.  Jama-da-ga  waka-mono  kore- 
wo  mite  sate-mo  kutsi-wosi-ki  si-dai  kana  zoku~ra-ni  kaku-made 
tö-ro-seraruru-ioa  ioare~ra-ga  ^f*  3JS  hn-un-no  tsüki-fate-taru- 
ka  omoi-sirasete  kuren-zü-to  sono  utsi-naru  sei-fei-no  jumi-ja  te- 
hasami  ja-goro-ico  fakaru-ni  ito-to-oku  fedatari-nure-ha  i-afsü~ 
hesi-to-wa  omowarezü  sono  toki  issin-ni  ki-sei-site  na-mu-ja  fatsi- 
man  dai-bo-satsü  negaivaku-wa  kono  ja  kataki-ni  ate-sasete  bu- 
dh-no  tsi-zioku-wo  sükuwase-taviaje-to  nen-zi-tsütsü  kuri-jari-ni 
jari-kere-ba  sono  ja  ajamatazü  '^  to-no  teki-ni  fassi-to  i-tsükete 
tatsi-viatsi-ni  sinde  geri.  Mi-kata-no  sei-wa  kore-wo  mite  ara- 
kokotsi-josi  ki-mi-josi-totc  itsi-do-ni  dotto  icarai-kere-ba  i-zoku- 
wa  jo-ni-mo  akire-kan  si-gai-wo  tate-ni  kaki  gu-site  fö-bö-ni  nige- 
sari-ni(. 

Fünf  Jünglinge  von  Jania-da  waren  vom  Kampfe  erschöpft 
imd  wurden  von  den  fremden  Räubern  fortwährend  verfolgt 
Indem  sie  gegen  Aka-saka  abwärts  längere  Zeit   geflohen    und 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriffe    auf  Japan.  131 

von  drei  Feinden  hart  verfolgt  worden,  entflohen  sie  schnellen 
Fusses.  Nachdem  sie  um  die  Entfernung  einer  Strassenlänge  ge- 
trennt waren,  mochten  die  ihnen  nachsetzenden  fremden  Räuber 
glauben,  nicht  Kraft  genug  zu  besitzen.  Sie  erhoben  den  Hinter-- 
theil,  kehrten  sich  nach  diesseits  und  sprangen  unter  lautem  Gre- 
lächter  empor.  Die  Jünglinge  von  Jama-da  sahen  dieses  und 
sprachen:  Eine  bedauernswerthe  Lage!  Indem  wir  bis  zu  einem 
solchen  Grade  von  den  Räubern  verspottet  werden,  sollte  da 
unser  Kriegsglück  zu  Ende  gegangen  sein?  Man  wird  dieses  zu 
verstehen  geben.  —  Hiermit  erfassten  sie  die  bei  ihnen  befind- 
lichen Bogen  und  Pfeile  der  auserlesenen  Streitkräfte  und 
massen  die  Schussweite  des  Pfeiles.  Da  sie  sehr  weit  getrennt 
waren  und  es  nicht  denkbar  war,  dass  sie  treffen  würden, 
beteten  sie  einmüthig:  O  Namu !  Fatsi-man,  grosser  Bosats! 
Mögest  du  uns  mit  diesen  Pfeilen  den  Feind  treffen  lassen 
und  uns  von  der  bösen  Schande  erretten!  —  Als  sie  so  bete- 
ten und  losdrückten,  verfehlten  die  Pfeile  nicht  das  Ziel.  Sie 
hatten  sich  an  die  gegenüber  stehenden  Feinde  schwirrend 
geheftet  und  diese  waren  plötzlich  todt.  Als  die  Unsrigen 
dieses  sahen,  war  bei  ihnen  neues  Gefühl,  neues  Leben,  und 
sie  lachten  mit  einem  Male  laut.  Die  fremden  Räuber  mochten 
jedenfalls  betroffen  sein.  Sie  nahmen  die  Todten  auf  ihren 
Schilden  mit  sich  und  flohen  nach  allen  Seiten. 

Seo-ni  saburo  sa-je-mon  zio  kage-süke  narahi-ni  ^M  gen- 
si-ro  nm-db  ^  -^  te-hika  ta-ro  sa-je-mon-ra-ioo  fazime-to 
Site  toare-mo-ware-mo-to  fun-kotsü-ioo  tsükusi  tatakai-si-ka-domo 
zoku-to-ioa  sasuga-ni  tai-go  totonoi  ßta-zeme-ni  seme-iri-te  ima- 
dzü  sa-wara  momo-mitsi  aka-saka  fen-made  ran-niü-sü.  Fazime 
i-koku-no  zoku-sen~domo  josi-ja  oi-jose-kitaru-to-mo  nani-fodo-no 
koto-ka  aran-to  aku-made  anadori  ju-dan-site  sai-si  ken-zoku 
nani-kure-to  sono  mama-ni  site  fiaku-sio-hara-made  loare-mo-ware- 
mo-to  mi-kata-no  dzin-sio-je  fase-atsuman-si-ni  omoi-no  foka 
zoku-gun  itaku  te-goivakit  site  tokoro-dokoro-ni  zib-riku-si  ije- 
ije-ni  okasi-iri-te  sai-si  zai-fo-wo  \ihai-tori  rb-zeki-ni  hb-ran-si 
so-ga  naka-ni  fi-wo  fanatsi  jaki-tatsüru-mo  ari-keru-wa  wb-giaku 
fti-db-no  f^irumai-nite  me-mo  aterarenu  si-dai  nari-keri. 

Der  kleine  als  Zweiter  zugesellte  dritte  Leibwächter,  der 
Gehilfe  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  Kage-suke,  mit 
ilira    vor   allen    die   Menschen    des  Thores    der  Leibwache    zur 

9* 


132  Pfizmaier. 

Linken,  der  vierte  Leibwächter  von  dem  Gesclilechte  Gen  und 
der  ein  Möncli  gewordene  grosse  Leibwächter  von  Te-bika, 
kämpften,  indem  sie,  im  Wetteifer  sich  vordrängend,  ihr  Aeusser- 
stes  thaten,  jedoch  die  Räuberscharen  ordneten  ihre  Abthei- 
luügen,  machten  geraden  Weges  einen  Einfall  und  drangen  un- 
gestüm bis  Sa-wara,  Momo-mitsi  und  die  Seite  von  Aka-saka 
in  Ima-dzu.  Anfänglich  sagte  man :  Wenn  die  Räuberschiffe  des 
fremden  Reiches  auch  andringen  sollten,  was  wird  dieses  zu  be- 
deuten haben?  —  Indem  man  bis  zum  Ueberdrusse  Verachtung 
und  Sorglosigkeit  zeigte,  Gattinnen  und  Kinder  in  jeder  Hin- 
sicht so  blieben  wie  früher,  liefen  selbst  die  Geschlechter  des 
gemeinen  Volkes  wetteifernd  zu  dem  Lagerplatze  der  Unsrigen 
und  sammelten  sich  daselbst  an.  Wider  Vermuthen  stieg  das 
sehr  gewaltige  Räuberheer  an  verschiedenen  Orten  an's  Land, 
drang  in  die  Häuser^  raubte  Gattinnen  und  Kinder,  Kostbar- 
keiten; und  hauste  auf  furchtbare  Weise.  Währenddessen  legte 
es  Feuer  und  verursachte  Brände.  Dieses  war  eine  ausschrei- 
tende ruchlose  Aufführung  und  ein  Zustand,  den  man  nicht  in's 
Auge  fassen  konnte. 

Der  kleine  als  Zweiter  Zugesellte  Kage-suke  erscliiesst 

Lieu-fö-hiaug. 

■^  '^  Take-zaki  go-rh-be-e  ^&  -^  sü-e-naga  yj^  ^Q 
je-da  mata  ta-ro  ^&  ^^  fide-ije-iva  seo-ni  kage-suke-no  mei- 
wo  kbfutte  siätsü-dzin-si  tagai-ni  aja-uki-wo  tasüke  mi-tsügu- 
beki  josi  jaku-soku-wo  si-tari-kem.  I-zoku  süde-ni  aka-saka-ni 
vtsi-iri-taric  josi  kikoje-tari-si-ni  kage-süke-no  moto-jori  ^^  ^^ 
no-da-saburb  zi-rb-wo  si-sia-to  site  mbsi-okosi-keru-wa  fito-tokoro- 
nite  kassen-sü-bekii  jakii-soku-ioa  mbsi-si-ka-domo  kano  aka-saka-to 
mbsü-ioa  tsi-n  jorosi-karazü  uma-no  asi-datsi  asi-karu-besi.  Kono 
tokoro-ni  sonaje-wo  tatete  soroje-ba  kono  tsi-ni  jose-kitaramu-iüo 
matsi-tsükete  oi-kndzusa-baja-to  omö  nari-to  je-da  ßde-ije-no 
mofo-je  tsuke-kitare-ba  kasikomari-soroi-nu  tote  si-sia-ioo  kajesi- 
tsükawasi-nu.  Säte  take-zaki  sü-e-naga  i-i-keru-ica  ima-no  mei- 
rei  sono  ^|j  ri-naki-ni  si-mo  arazare-domo  tai-sib-wo  matsi-te 
kassen-se-ba  toki  okurete  kb-mib-si-gatasi.  Iza  icare  ßtori-wa  ß- 
go-no  kuni-no  saki-gake-sen  tote  sumi-josi-no  tori-ioi-no  maje-tco 
utsi-sugi-te  aka-saka-no  kata-ni  fase-mukaje-ba  zoku-gun-wa  iro- 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan.  133 

ivo-no  fata  sasi-mono-ico  tate-narahe  keine -tai-ko- wo  ^1  ^ 
ran-zio-ni  iitsi-tatete  siisümi-kitaru  sü-e-naga  nani-ka-ioa  iü-jo- 
nasn-beki  tori-kai-gata-no  siivo-ja-no  matsü-no  moto-ni  tmi-te 
iran-to  kake-rmiko  zoku-to-tca  kano  doku-ja-wo  ame-no  gotoku-ni 
i-kake-tari. 

Su-e-uag-a,  t'üufter  Leibwächter  und  bewaffnete  Schutz- 
wache  von  Take-zaki,  und  der  nochmals  grosse  Leibwächter 
Je-da  von  Fide-ije  empfing-en  einen  Befehl  des  kleinen  als 
Zweiter  Zugesellten  Kage-suke  und  traten  aus  dem  Lager. 
Sie  gaben  sich  das  Versprechen,  dass  sie  einander  in  der  Ge- 
fahr zu  Hilfe  kommen  und  sich  unterstützen  würden.  Als  man 
hörte,  dass  die  fremden  Räuber  in  Aka-saka  gedrungen,  wur- 
den von  Seite  Kage-suke's  der  zweite  und  dritte  Leibwächter 
von  No-da  zu  Abgesandten  ernannt  und  die  folgende  Botschaft 
geschickt:  Ich  bin  zwar  übereingekommen,  dass  man  an  einem 
Orte  kämpfen  müsse.  Allein  jenes  Aka-saka  ist  kein  günstiger 
Boden,  es  mag  für  die  Aufstellung  der  Pferde  schlecht  sein. 
Als  ich  an  diesem  Orte  Vorposten  aufstellte,  war  es  in  der 
Meinung,  man  werde  den  Angriff  auf  diese  Gegend  erwarten 
und,  wenn  man  den  Feind  findet,  ihn  verfolgen  und  nieder- 
werfen. — ■  Als  die  Abgesandten  zu  dem  Aufenthaltsorte  Je-da 
Fide-ije's  gelangten,  erklärte  dieser,  dass  er  gehorche  und 
schickte  die  Abgesandten  zurück.  Indessen  sagte  Taka-zaki 
Su-e-naga:  Der  gegenwärtige  Befehl  ist  zwar  nicht  unnütz, 
allein  wenn  wir  auf  den  obersten  Heerführer  warten  und  dann 
kämpfen^,  so  bleiben  wir  in  der  Zeit  zurück  und  es  ist  schwer, 
etwas  Grosses  zu  verrichten.  Wohlan!  Ich  werde  allein  der 
Vorkämpfer  des  Reiches  Figo  sein.  —  Er  zog  somit  an  der 
Vorderseite  der  Tempelumfassung  von  Sumi-josi  vorüber  und 
kehrte  sich  in  schnellem  Laufe  nach  der  Seite  von  Aka-saka. 
Das  Räuberheer  stellte  jetzt  allerlei  Fahnen  und  Flaggen  in 
Reihen  auf,  Hess  die  ehernen  Trommeln  immerfort  wirr  ertönen 
und  rückte  heran.  Wie  konnte  Su-e-naga  unschlüssig  sein  ? 
Er  sprengte  nach  vorwärts,  um  nach  Siwo-ja-no  matsu  in 
Tori-kai-gata  zu  dringen.  Die  Räuberscharen  begannen,  ihn 
mit  einem  Regen  jener  giftigen  Pfeile  zu  überschütten. 

Itsi-han-ni  süsündaru  fata-sasi-no  nori-taru  iima-wo 
i-tatvosarete  fane-otosaru  sare-domo  kore-ni  ßrumu  koto-naku 
itsi-mon-zi-ni  kake-iri-te  san-zan-ni  tatakai-tari.  Sasüga-ni  takeku 


]  34  P  f  1  z  ra  a  i  e  r. 

isame-domo  /J>  ^^  ko-zei-no  koto  nare-ba  sii-e-naga-wo  fazime-to 
Site  tanomi-kiftaru  ro-dö  san-ki  ita-te-ioo  otte  teki-tsiü-ni  tori- 
komerare  uma-ico  saje  irare-tare-ha  imn-tca  aja-uku  mije-taru 
tokoro-ni  ß-zen-no  kuni-no  go-ke-nin  sira-hi-no  roku-rb  mitsi- 
jasü  ta-sei-wo  fiki  gu-si  ntte  kakaru  zoku-gun  ara-te-ni  kake- 
jaburare  zo-fio  amata  utase-tsütsü  süso-wara  sasi-te  fai-soku-sü. 
Sü-e-naga-wa  sira-isi  mitsi-jasü-ni  omoi-gake-naku  tasükerare 
[^  ^f.  ban-si-ioo  idefe  — ■  ^^  issio-ivo  tamotsi-nagara  naico- 
mo  firumoztl  ikiwoi-takeku  kataki-no  vma-ivo  bundori-site  utsi- 
nori-tsütsu  oi-sitai-te  kui-tome-tari.  Tsik%i-go-no  kuni-no  dziü-nin 
mitsü-tomo-no  mafa  zi-ro  nagare-ja-ni  atatte  i-otosam  okure- 
base-ni  kake-kitari-si  bu-zen  bun-go-no  sin-go  o-o-tomo  fib-go-no 
kamt  ^&  -^  jasü-naga-iüo  fazime-to  site  mi-tsü  wi-no  saburo 
süke-naga  i-jo-no  kuni-no  dziü-nin  j^pT  ®p  ko-no-no  rokn-ro 
mitsi-ari  onazi  tsiaku-si  fatsi-rb  mitsi-tada-ra  icare-mo-icare-mo- 
to  tatakai-te  fun-geki  tossen  fima-mo  naku  makoto-ni  fagesi-ki 
kassen  nari-keri. 

Das  zuerst  vorwärts  rennende  Fahnenpferd ,  welches 
er  ritt,  bäumte  sich,  durch  einen  Pfeilschuss  umgestürzt,  und 
er  ward  zu  Boden  geworfen.  Ohne  desswegen  verzagt  zu  sein, 
sprengte  er  geradezu  unter  die  Feinde  und  kämpfte  hier  und 
dort.  Da  es  eine  in  der  That  zwar  kühne  und  muthige,  aber 
kleine  Kriegsmacht  war,  erhielten  zuerst  Su-e-naga,  dann  drei 
reitende  Leibwächter,  auf  die  er  sich  durchaus  verlassen  hatte, 
Wunden  und  wurden  mitten  in  die  Feinde  eingeschlossen.  Als 
selbst  sein  Pferd  erschossen  war  und  es  jetzt  gefährlich  aus- 
sah, zog  Mitsi-jasu,  Hausgenosse  des  Reiches  Fi-zen  und 
sechster  Leibwächter  von  Sira-isi,  viele  Streitkräfte  herbei. 
Dieselben  wurden  von  den  neuen  Streitkräften  des  mordend 
andringenden  Räuberheeres  gesprengt.  Er  verlor  viele  ver- 
mischte Krieger  und  floh  geschlagen  in  der  Richtung  von 
Suso-wara.  Su-e-naga,  der  von  Sira-isi  Mitsu-jasu  unverhofft 
Beistand  erhalten  und  in  einer  Lage,  wo  er  in  zehntausend- 
fachen Tod  ging  und  ein  einziges  Leben  festhielt,  verzagte 
noch  immer  nicht.  Kühn  in  seiner  Stärke  erbeutete  er  ein 
feindliches  Pferd,  bestieg  es  und  that  mit  Mühe  seiner  Be- 
gierde zu  verfolgen  Einhalt.  Ein  Bewohner  des  Reiches 
Tsiku-go,  der  fernere  zweite  Leibwächter  von  Mitsu-tomo, 
ward   von    einem  Pfeile    getroffen    und    niedergeschossen.     Die 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan.  135 

nachher  schnell  herbeigespreng-ten  Männer,  zuerst  die  Schirm- 
herren von  Bu-zen  und  Bun-go,  Jasu-naga,  Bewahrer  der  Rüst- 
kammer von  0-o-tomo,  dann  Suke-naga,  dritter  Leibwächter 
von  Mi-tsu  wi,  der  Bewohner  des  Reiches  I-jo,  Mitsi-ari, 
sechster  Leibwächter  von  Kö-no,  sein  Sohn  in  gerader  Linie, 
der  achte  Leibwächter  Mitsi-tada  von  dem  nämlichen  Ge- 
schlechte kämpften  wetteifernd,  sie  brachen  kämpfend  hervor 
ohne  Unterlass,  es  war  in  der  That  ein  heftiger  Kampf. 

Keo  sd-tan-jom  ja-aivase-site  sassio  tagai-ni  o-o-kere-domo 
sio-hu-ioa  wosa-toosa  toakatane-ba  mi-kata-no  si-sotsü  ki-iuo  kitssi 
fi-mo  iri-kata-ni  nari-kere-ha  sasajaki-te  i-i-keru-ioa  tai-go 
sorowanu  jori-ai-zei  oi-oi  ara-te-wa  kaware-domo  en-ro-wo  fase- 
kitari-si  fsükare-ari.  Omoi-omoi-no  tatakai-site-ica  tofe-mo  katsu 
koto  atb-mazi.  Madzu  ittan  ßki-sirizoki  midzu-ki-no  siro-ni  tate- 
komori  fusegn-besi-to-zo  i-i-ajern.  So-mo-so-mo  kono  midzü-ki-no 
siro-to  iü-ioa  maje-wa  ftika-ta-ni  site  jose-gataku  tada  ßto-südzi- 
no  mttsi  nomi-nite  jtiki-kajo  koto  nan-gi  nari.  Usiro-ica  no-bara- 
ni  tsndzüki-tare-ba  midzü-no  te-ioa  zi-iu-ni  site  mafa  tsiku-boku- 
ni  tomosi-karazü.  Sa-u-wa  jama-ai  san-ziü-jo  matsi-wo  toivosi-te 
iaknku  kibisi-ku  isi-gaki-wo  tsüki-age-tari.  Ki-do-gutsi-wa  ban- 
ziaku-mon-ico  tatete  geni-mo  Ju-ju-si-ki  zio-kuaku  nari.  Kakaru 
koto-wo  i-i-idasi-kere-ba  tatakai-tsukare-si  gun-bio-ra  icare  saki- 
ni-to  ßki-sirizoki  siba-wi-wo  funde  tafakawan-to  iu  moiw  na- 
kari-keri. 

Obgleich  man  heute  seit  dem  frühen  Morgen  Pfeile  an- 
gelegt hatte  und  gegenseitig  viele  Tödtungen  und  Verwundun- 
gen vorkamen,  blieb  der  Sieg  ziemlich  unentschieden.  Der 
Muth  unserer  Streiter  war  gebrochen,  und  gegen  Sonnenunter- 
gang sagten  sie  zu  einander  flüsternd:  Obgleich  die  gesammelte 
Streitmacht,  deren  Abtheilungen  unvollständig  sind,  durch  neue 
Körper  abgewechselt  wird,  kommen  diese  auf  weiten  Wegen 
im  Laufe  daher  und  sind  erschöpft.  Wenn  man  den  in  Gfedanken 
gefassten  Kampf  führt,  wird  der  Sieg  durchaus  unmöglich  sein. 
Man  muss  vorerst  eines  Morgens  sich  zurückziehen,  in  der  Feste 
von  Midzu-ki  sich  einschliessen  und  diese  vertheidigen.  —  Diese 
Feste  von  Midzu-ki  hatte  an  der  Vorderseite  tiefe  Aecker  und 
war  unangreifbar.  Der  Verkehr  mit  ihr,  der  auf  einem  einzigen 
Wege  stattfand,  war  beschwerlich.  Da  die  Rückseite  unmittelbar 
an  das  freie  Feld  stiess,  war  der  Wasserzufluss  frei  und  auch  an 


136  Pfizmaier. 

Bambus  und  Holz  war  kein  Mangel.  Die  beiden  Seiten  befan- 
den sieh  auf  einer  Strecke  von  dreissig  Strassenlängen  zwischen 
Bergen,  und  waren  daselbst  hohe  und  feste  Steinmauern  auf- 
geführt. An  den  Ausgängen  waren  Felsenthore  errichtet  und 
es  war  in  der  That  eine  stattliche  Feste.  Nachdem  sie  solche 
Worte  gesprochen  hatten,  zogen  sich  die  vom  Kampfe  er- 
schöpften Kriegsleute  im  Wetteifer  zurück  und  Keiner  sagte, 
dass  man  den  Schauplatz  betreten  und  kämpfen  werde. 

Seo-ni  saburh  sa-je-mon  ziö  kage-süke-wa  nii-ren-no  furumai 
nari-to  ikan-tsutsü  fitari  fumi-todomari-te  ijeno  ko  ro-do-ivo 
isame-tate  o-o-zei-no  teki-wo  ßki-ukete  ß-bana-ivo  tsirasi-te  koko- 
wo  sen-do-to  tatakai-tari.  Sare-domo  tsüdzüku  mi-kata  na-kere-ba 
si-sotsü  o-oku  utsi-zini-site  tsüi-ni  zoku-to-ni  jahurare-tsü.  Kage- 
süke  ha-zio-ni  fase-mawari-te  fodo-joku  nin-zü-wo  fiki-madomete 
singari-wo  nasi  fiki-sirizoku-wo  sitsi-siaku  hakari-no  o-o-otoko-no 
ßge-wa  fozo-no  atari-made  oi-sagari-taru-ga  aivoki  joroi-no  sode- 
kaki-awase  asi-ge-naru  uma-ni  madagari  ziü-si-go-ki  nori-tsurete 
fo-fei  fatsi-ziü-nin-bakari-ioo  in-sossi  sikiri-ni  kage-süke-ivo  oi- 
kake-tari.  Kage-süke-ioa  kukkio-no  uma-nori  kikojiiru  2^  3 
go-kiü-no  zio-zü  nare-ha  nikuM  zokii-to-no  furumcd  kana  zokii- 
sib-to  koso  mije-ni-kere  joki  teki  gozan-nare-to  itsü~mono-no  mei- 
ba-ni  fito-mutsi  atete  fase-kajeri  kitto  mite  kano  tai-sio-to  mije- 
tari-keru  itsi-ban-m  süsümi-kitaru  o-o-otoko-ioo  nevai-sümasi 
joppi-i-te  fanatsü  ja-ni  muna-ita-no  ma-naka  i-towosi-te  ma-saka- 
sama-ni-zo  otosi-keru.  Zoku-to  o-oki-ni  odoroki-sawagi  si-gai-wo 
idaki-te  ßsimeku  magire-ni  kage-süke-ica  sidzü-sidzü-to  zio-tsiü-je 
koso  iri-ni-kere.  Sono  toki  ko-gane-dzukuri-no  kura-oki-taru  asi- 
ge-no  uma-no  kutsi  fanarete  fase-kitaru-wo  kake-todomete  ike- 
dori-no  zoku-to-ni  tadzünure-ba  ippb-no  tai-sio  riü-fuku-kb-ga 
uma  nari-to  ije-ba  seo-ni- dono-no  irare-si-ioa  sono  tai-sib-nite-zo 
ari-ni-keru-to  ßtosi-ku  fome-nonosiri-keri,  Mata  ike-dori-no  i-i- 
keru-ni-wa  nippon-no  gnn-bib-no  fata-no  vje-ni  fato-no  kakette 
kuru-to  mije-si-ga  tatsi-matsi  sib-gun-ni  ja-no  atan-si-ioa  ajasi- 
kari-si-to  kataii-keri.  So-iva  mi-kata-no  mono-domo-mo  tadasi-ku 
mi-te-si  koto-ni  site  ja-fata-no  o-o-gami-no  go-  -^  [w]  jei-gb- 
nite  sin-wi-no  tsikara-wo  kuwaje-tamb-to  mina  tanomosi-ku 
koso  oboje-kere. 

Der    kleine    als    Zweiter   Zugesellte,    dritter    Leibwächter 
und  Gehilfe  des  Thores  der  Leibwache  zur   Linken,  Kage-suke 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriife  auf  Japan.  Idi 

zürnte,  weil  dieses  ein  zuchtloses  Benehmen  war.  Er  hemmte 
allein  seine  Schritte  und  ermuthigte  die  Söhne  des  Hauses  und 
die  Leibwächter.  Den  gewaltigen  Feiud  auf  sich  nehmend, 
kämpfte  er,  dass  er  Funken  umherstreute  und  als  ob  es  hier 
Alles  gälte.  Da  aber  Keiner  von  den  Unsrigen  sich  ihflfc  an- 
schlösse fielen  seine  Streiter  in  Menge  und  er  wurde  zuletzt 
geschlagen.  Kage-suke  sprengte  zu  Pferde  umher,  sammelte, 
so  gut  es  ging,  seine  Leute  um  sich  und  bildete  eine  Nach- 
hut.. Auf  dem  Rückzuge  verfolgte  ein  grosser,  sieben  Fuss 
hoher  Mann,  dessen  Bart  bis  zu  der  Nabelgegend  herabreichte 
und  der,  die  Aermel  eines  grünen  Panzers  zusammenlegend, 
auf  einem  grünweissen  Pferde  ritt,  von  vierzehn  bis  fünfzehn 
Reitern  begleitet  war  und  etwa  achtzig  Fussgänger  führte, 
Kage-suke  mit  Heftigkeit.  Da  Kage-suke  ein  gewaltiger  Reiter 
und  berühmt  durch  seine  Geschicklichkeit  in  der  Handhabung 
des  starken  Bogens  war,  rief  er :  Ein  abscheuliches  Benehmen 
der  Räuberscharen !  Es  will  scheinen,  dass  es  ein  Anführer  der 
Räuber  ist.  Es  mag  ein  vortrefflicher  Gegner  sein!  —  Ergab 
seinem  schnellen  Thiere,  dem  berühmten  Pferde,  die  Sporen 
und  sprengte  zurück.  Er  blickte  genau  und  zielte  sicher  nach 
jenem  grossen  Manne,  der  ihm  der  oberste  Heerführer  ge- 
schienen hatte  und  auf  einmal  herankam.  Indem  er  weit  aus- 
spannte, durchbohrte  er  ihm  mit  dem  losgedrückten  Pfeile  das 
Brustbret  und  machte  ihn  kopfüber  zu  Boden  fallen.  Die 
Räuberscharen  geriethen  in  grossen  Schrecken  und  Verwir- 
rung. Während  sie  den  Leichnam  in  die  Arme  nahmen  und 
lärmend  unter  einander  gemengt  waren,  mochte  Kage-suke 
ruhig  in  die  Feste  ziehen. 

Um  die  Zeit  riss  ein  grünweisses  Pferd,  das  einen  aus 
Gold  verfertigten  Sattel  trug,  sich  los  und  lief  herbei.  Man 
sprengte  hin  und  hielt  es  an.  Als  man  die  gefangenen 
Räuber  fragte,  sagten  diese,  es  sei  das  Pferd  Lieu-fö-hiang's, 
obersten  Heerführers  der  einen  Seite.  Man  rühmte  es  jetzt 
und  schmähte  zugleich  darüber,  dass  derjenige,  der  von  dem 
Gebieter,  dem  kleinen  Zugesellten,  erschossen  worden,  dieser 
oberste  Heerführer  gewesen. 

Nach  der  weiteren  Aussage  der  Gefangenen  hatte  es  das 
Aussehen,  als  ob  über  den  Fahnen  der  Kriegsleute  von  Nippon 
Tauben  flatterten  und  herbeikämen.  Dass  den  Heerführer  plötz- 


138  Pfi/.maier. 

lieh  ein  Pfeil  g-etroften  habe,  sei  wunderbar  gewesen.  Dieses 
ist  etwas,  das  auch  unsere  Leute  gerade  gesehen  haben.  Alle 
mochten  mit  Zuversicht  glauben,  dass  der  grosse  Gott  der  acht 
Fahnen,  mit  seinem  Schatten  zugewendet,  die  Kraft  seiner 
göttlichen  Herrlichkeit  mittheile. 

Die  Niederlage  und  Flucht  des  Mongolenlieeres. 

Sate-mo  zoku-to-iva  :j[[^  ^  foJcu-fen-no  i-rui-ni  site 
A  ^  nin-men  ^  1^  ziü-sin-no  mono-domo  nare-ba  sono 
fnrumai  sara-ni  fito-to-wa  omoivarezü  te-itakii  tatakai-te  isagi- 
joku  utsi-zini-sürn  mono  are-ba  arasoi-jori-te  sono  si-gai-wo  vhai- 
tori  fara-wo  fatsi-saki  fara-ioota-tvo  idasi-te  sono  kimo-wo  knrai- 
keri.  Kakaru  si-ioaza-no  mono  nare-ba  iioan-ja  giü-ba-ni  itatte- 
wa  kaku-betsü-no  siokn-motsü  nari-ken.  Kasüme-tori  utsi-koros-i-te 
sono  tsi-wo  süsüri  sono  niku-ivo  sioku-si  sio-mi-suru  ari-sama- 
iva  kegaraioasi  nado  iü-mo  sara-nari.  Ki-zin-mo  kaku-ja-to 
omoware-keri. 

Da  die  Räuberscharen,  als  ein  fremdes  Geschlecht  der 
nördlichen  Gegenden,  das  Angesicht  von  Menschen,  die  Herzen 
wilder  Thiere  haben,  so  lässt  sich  ihr  Benehmen  durchaus  nicht 
als  dasjenige  von  Menschen  denken.  Wenn  ein  Mann  so  lange, 
bis  die  Arme  ihn  schmerzten,  gekämpft,  tadellos  in  dem 
Kampfe  gefallen  war,  drängten  sie  sich,  unter  einander  strei- 
tend, hinzu  und  raubten  den  Leichnam.  Sie  rissen  ihm  den 
Bauch  auf,  nahmen  die  Eingeweide  heraus  und  assen  die 
Leber.  Da  sie  solche  Thaten  verübten,  wie  hätten  Rinder  und 
Pferde  eine  ausgeschlossene  Speise  sein  sollen?  Sie  nahmen 
sie  weg,  erschlugen  sie,  schlürften  ihr  Blut  und  assen  ihr 
Fleisch.  Dass  die  Art,  wie  sie  mit  Speisen  beschenkten, 
schmutzig  ist,  braucht  nicht  gesagt  zu  werden.  Auch  die 
Götter  und  Geister  waren  dieser  Meinung. 

Zohi-gun  pfa  jM  tsiü-tai-no  tai-sib  kin-fh-kei  -^  j^ 
kin-kin  ^  ^  ^  ri-kuh-ko  ^  ^  ^  kin-fen-jen  ^  2^ 
sin-jeki-ra  S/  -^  ,sin-mei-tco  toosimazii  S  b|d  jn-sen-si- 
kere-ba,  sasi-te  fu-kaku-wa  forazari-keri.  Sikare-domo  so-tai-sio 
kottnn-vin  mi-kafn-nn  jot'-ki-nf  feki-jeki-site  kore-made  sio-koku-no 
tatakni-n>   kaknnt     l'i     ^ij     mn-retm-narn.  knto-wo    sirazü  waga 


i»i 


Die  Geschichte   der  Mongolenangriffe   auf  Japan  109 


kiini-no  mono-domo-wa  joku  igfe  J^  sen-zio-ni  nare-nure-ba 
uisi-mono  totte-no  fataraki-wa  ika-de-ka  kore-ni  ojobu-heki  kanete 
-^r  ^  hu-kokii-to-toa  kiki-si-ka-do  ka-fodo-made-ni-wa 
omoxoazari-si-to  fukaku    "^    Sr    kio-tan-si-tan-keri. 

Da  Kin-fang-khing,  Kin-hin,  Iji-kuang-kung,  Kin-thien- 
yuen  und  Schin-yi,  die  Heerführer  der  mittleren  Reihen  des 
Räuberheeres,  tapfer  kämpften,  erlitten  sie  keine  beträchtlichen 
Verluste.  Jedoch  der  allgemeine  Heerführer  Hoe-tün  wich  vor 
dem  glänzenden  Muthe  der  Unsrigen  zurück.  Er  hatte  bis 
jetzt  in  den  Kämpfen  der  Reiche  eine  so  wilde  Kühnheit  nicht 
gesehen.  Da  die  Menschen  unseres  Reiches  vollkommen  an  das 
Schlachtfeld  gewöhnt  waren,  wie  hätte  die  Arbeit  det  Träger 
von  Hiebwaffen  es  erreichen  können?  Er  hatte  zwar  gehört, 
dass  es  ein  kriegerisches  Reich  sei,  da  er  aber  nicht  gedacht 
hatte,  dass  es  dieses  in  einem  solchen  Masse  sei,  gerieth  er  in 
grossen  Schrecken  und  Verwunderung. 

Sono  fi-ioa  ^^  Q  siu-zitsü  tatakai-kurasi-te  süde-ni 
tasogare-ni  ojohi-nure-hn  mppon-zei-to  mono-wakare-site  ono-ono 
dzin-sio-je  fiki-totte  ^^  Ai  zijü-sotsu-wa  tsükare-wo  jasüme 
tai-sib-ra-wa  fon-dzm-ni  jon-atsümari  ikusa  ßb-dzio  matsi-matsi 
nan.  Kin-fh-kei  süsümi-idefe  s6-tai-sib  kotton  sa-kixi-ni  tai-site 
Ute  iwaku  ivaga  gun-zei-iva  ^i  -&  kaku-fei-nite  nori-kumi- 
watari-si  nin-zü  nomi  sasi-te  ta-zei-ni  arazü-to  ije-domo  itsü-mo- 
itsu-mo  sio-ri-ico  je-si  koto-ioa  ßto-hito  ^jr  |gfe  si-sen-ioo  itasü-ga 
ju-e-nari.  Iioajuru  ^^  B^  mö-mei-ga  fune-u'o  jaki  kuai-in-ga 
midzil-ni     somuki-te     dzin-ico    fari-si-mo     ^     "^    dö-saku-ntte 

^  :^  si-tsi-ni  otsi-iri-si  ju-e-ni  kajette  y^  ^*  kuatsü- 
db-ico  je-tari-keri.  Kono  jei-ki-no  jnrumamt  utsi-ni  osi-tsümete 
sio-fai-ioo  kessi  teki-gun-xvo  utsi-tsirasi  süsimde  km-siü-ico  nori- 
totte  asi-damari-to  nasü  toki-wa  ikkio-ni  kono  knni-ioo  kiri-toran 
koto  jam-karu-hesi.  Mosi  kono  go-wo  usinb  toki-wa  futa-tabi 
utsü  koto  kata-karu-besi.  Ikkoku-mo  lü-jo-sii-beki  zi-setsü  narnzü-to. 

An  diesem  Tage  kämpften  sie  den  ganzen  Tag  bis  zum 
Abend.  Als  es  bereits  gegen  die  Dämmerung  war,  trennten 
sie  sich  von  der  Streitmacht  Nippon's,  zogen  sich  einzeln  in 
die  Lagerplätze  zurück  und  Hessen  ihre  ermatteten  Krieger 
ruhen.  Die  Anführer  der  Abtheilungen  versammelten  sich  in 
dem  Hauptlager,  und  Berathungen  und  Beschlüsse  waren  mannig- 


1 40  P  f  i  z  in  a  i  e  r. 

fach.  Kin-fang-khiiig  trat  hervor  und  äusserte  sich  geg-en  den 
allgemeinen  Heerführer  Hoe-tün  und  gegen  Tscha-khieu  wie 
folgt:  Unsere  Kriegsmacht  sind  nur  gastende  Krieger,  Leute, 
die  mit  uns  herübergeschifft  sind.  Obgleich  sie  keine  beson- 
ders grosse  Macht  sind,  haben  sie  immerfort  den  Sieg  erlangt. 
Es  ist,  ^\eil  sie  einen  Kampf  bis  auf  den  Tod  geführt  haben. 
Weil  sie  die  Schiffe  von  Meng-ming  verbrannten,  den  Wassern 
von  Hoai-yin  den  Rücken  kehrten,  das  Lager  ausdehnten,  mit 
gemeinsamer  Berathung  in  das  Land  des  Todes  versanken, 
haben  sie  im  Gegentheil  den  Weg  des  Lebens  erlangt.  Wenn 
wir,  so  lange  dieser  glänzende  Mutli  nicht  erschlafft,  angreifen, 
den  Sieg-  entscheiden,  das  feindliche  Heer  zerstreuen  und,  vor- 
wärts schreitend,  Kiü-siü  im  Ueberschiffen  nehmen  und  es  zu 
einem  Stützpunkt  machen,  so  wird  es  leicht  sein,  dieses  Reich 
mit  einer  einzigen  Kraftanstrengung  zu  zerstückeln  und  zu 
nehmen.  Wenn  man  diese  Zeit  versäumt,  wird  es  schwer  sein, 
zum  zweiten  Male  loszuschlagen.  Es  ist  nicht  die  Zeit,  in  der 
man  auch  nur  eine  Viertelstunde  unschlüssig  sein  darf. 

Iki-mai-te  mbsi-kere-ba  kotton  kotajete  iwaku  mbsaru  tokoro 
sono  vi  ari.  Sikare-donio  ko-go-ni  nvazü-ja  /Jn  j^  seo-teki-no 
kataki-wa  sünaivatsi  tai-teki-no  tori-ko  nari-to.  Ima  kono  mjyj^on- 
no  gun-zei-wo  fakari-miru-ni  se6-tek{-to-tva  i-i-nagara  sono  ken- 
go-naru  koto  ß-rui-nasi.  ^&  ^3  Gi-ki  itsi-dzü-ni  site  ^ 
si-ioo  kajeri-mizü  sono  foko-saki  ataru-he-karazü  kono  tokoro-ni 
naga-ici-se-ha  oi-oi  ara-te-no  go-dzume-mo  kuioawari-tatakai  nan- 
gi-ni  ojoban-ka.  Koto-sara  ja-dane-mo  nokon-sükunakii  tatakb- 
heki  te-date-mo  usüsi.  Fiku-beki  toki-wa  sumijaka-ni  fiku-wo 
koso  rib-sib-no  ^  '^  zen-saku-to  iü  mono  nare.  Ima-no 
flap  t^  zi-ki-wo  kangbru-ni  madzü  kore-made-no  siö-ri-wo  ~^ 
kö-to  si  ittan  kono  tsi-ioo  ßki-farb-hesi-to  omo-nari-to. 

Nachdem  er  dieses  athemlos  gesprochen,  antwortete  Hoe- 
tün:  Was  gesagt  worden,  hat  seine  Berechtigung.  Aber  heisst 
es  nicht  in  einem  alten  Spruche?  Ist  der  kleine  Gegner  fest, 
80  ist  er  von  dem  grossen  Gegner  gefangen.  Betrachtet  man 
jetzt  die  Kriegsmacht  dieses  Nippon,  so  heisst  sie  zwar  ein 
kleiner  Gegner,  doch  ihre  Festigkeit  ist  ohne  Gleichen.  Ihre 
Rechtlichkeit  ist  ein  einziger  Weg,  sie  achtet  nicht  auf  den 
Tod,  ihre  Lanzenspitzen  können  nicht  erreicht  werden.  Wenn 
wir  lange  Zeit  an  diesem  Orte  verweilen,  wird  nach  und  nach 


Die  Geschichte  der  Mongolenaugriffe  anf  Japan.  141 

auch  der  neue  Rückhalt  hinzugefügt  werden ,  kämpfen  und 
vielleicht  Unglück  haben.  Besonders  sind  Pfeile  nur  wenige 
übrig,  und  die  Mittel  für  den  Kampf  sind  gering.  Wenn  man 
sich  zurückziehen  muss,  möge  ein  schleuniger  Rückzug  nur 
der  gute  Entwurf  eines  vortrefflichen  Anführers  heissen.  In- 
dem ich  die  Umstände  der  Zeit  erwäge,  denke  ich,  man 
müsse  sich  früher  den  bisherigen  Sieg  zum  Verdienste  an- 
rechnen und  dann  eines  Morgens  dieses  Land  wegfegen. 

Mosi-kere-ha  tatakai-tsükare-si  zoku-sib-ra  fai-sib  kaku-no 
gotokii  nare-ba  idzüre-mo  kono  gi  sikaru-hesi-to  ßo-gi  — >  jdx 
ikketsü-se-si-kara-ni  fidari-zonaje-no  tai-sio  riü-fukko-wa  seo-ni 
kage-süke-no  ja-ni  atafte  fuka-te-wo  kofuH-tote-rtio  iku-heku 
viijezare-ba  zijü-sotsü-ra  ita-ni  kaki-nosete  ,^B  siju-ni  saki-datsi 
toaga  fune-ni  nige-nori-kere-ha  kore-tvo  miru-jori  zoku-gxm-ra 
wäre  okurezi-to  toki-no  ma-ni  onore-onore-ga  fune-ni  nori-itte 
kuga-dzi-ni  nokoru  mono-wa  nasi.  Me-sasü-mo  siranu  jami-no 
jo-no  jaja  sirami-juku  sira-ki-no  jama-no  jama-no  fa-ni  ide- 
nuric  tsüki-no  kage-wo  tsikara-ni  mo-ko-no  zoku-sen  tomo-dzüna- 
lüo  toki  fe-kadzi-wo  totoiioje  sibaraku  kisi-wo  fanaruru  woi^-si- 
mo  — ■  ^  itten  niwaka-ni  kaki-kumori  bb-fü  fagesi-ku  fuki- 
okori  ja-ioo  tsüku  gotoki  am,e  saje  soi-te  kai-men  are-ni  are- 
kere-ba  ko-ioa  tada-naranu  ^p  |^  fen-sai  kana  kimo-ico 
kesi-fmtsü  thro-taje-fate  kadzi-jo  fo-basira-jo-to  i-i-mo  jarazu 
fen-botsü  S^  ^m  ten-fuku  sadamarazu  gan-seki-ni  tsüki-atatte- 
iva  mi-dzin-ni  ktidakete  tsiru-mo  ari.  Fune-to  fune-to-no  süri- 
ai-ni  funa-bata  tomo  fe-no  sia-betsu-naku  utsi-jabnre  utsi- 
kudakete  midzü-bune  naric-mo  ari-te  sono  sb-dö  iü-mo  sara-nari. 
Kakaru  zin-ben-no  aran-to-wa  omoi-mo  joranu  koto  nare-ba 
^^  ^A  sib-sotsii-no  ivakatsi-mo  ara-ba  koso  tai-sib  saje-mo 
iro-wo  usinai  aioate  futameku  sono  magire-ni  kb-rai-no  -^  f^ 
kin-sen-ica  fidari-zonaje-no  B^  'ßn  gun-si-tari-si-ga  umi-ni  ofsi- 
iri  sinde-keri.  Sono  foka  oborefe  si-süru  mono-ioa  iku  sen-nin- 
to-mo  sirarezari-keri. 

Nachdem  er  dieses  gesagt,  beschlossen  die  vom  Kampfe  ermü- 
deten Räuberanführer  und  die  Anführer  der  Abtheilungen  unter 
solchen  Umständen  insgesammt  im  Rathe,  dass  diese  Sache  so  sein 
könne.  Als  es  daher  sich  zeigte,  dass  der  Heerführer  der  linken  Auf- 
stellung, Lieu-fö-hiang,  der,  von  dem  Pfeile  des  kleinen  als  Zweiter 
Zugesellten,  Kage-suke  getroffen,  eine  tiefe  Wunde  erhalten  hatte, 


^42  Pfizmaier. 

nicht  leben  könne,  luden  ihn  die  beg-leitenden  Krieger  auf  ein 
Brett  und  stiegen  fliehend  Allen  voran  in  ihre  Schiffe.  Sobald 
die  Räuberheere  dieses  sahen,  stiegen  sie,  um  sich  nicht  zu 
verspäten,  binnen  einer  Stunde  in  ihre  Schiffe,  und  Niemand 
blieb  auf  dem  Lande  zurück. 

Während  in  einer  Nacht  voll  undurchdringlicher  Finster- 
niss  der  Tag  etwas  zu  grauen  begann,  lösten  die  Räuberschiffe 
der  Mongolen,  das  Licht  des  an  der  Berggränze  der  Berge  von 
Sira-ki  aufgegangenen  Mondes  sich  zu  Nutzen  machend,  das 
Tau  des  Hintertheiles  der  Schiffe,  richteten  Vordertheil  und  Ruder 
und  trennten  sich  nach  einer  Weile  von  dem  Ufer.  In  diesem  Augen- 
blicke umwölkte  sich  plötzlich  der  ganze  Himmel,  ein  Sturm- 
wind erhob  sich  mit  Heftigkeit,  ein  Regen  gleich  anprallenden 
Pfeilen  kam  'eben  hinzu  und  die  Meeresfläche  gerieth  in  Auf- 
ruhr. Dieses  waren  ungewöhnliche  Veränderungen  und  Unheil ! 
Sie  erschütterten  den  Muth.  In  gänzlicher  Verwirrung  konnte 
man  die  Worte:  Steuerruder!  Mäste!  nicht  hervorbringen.  Nach 
rechts  und  links  sich  werfend,  überstürzend,  ohne  Bestimmung 
schlugen  die  Schiffe  an  Klippen  und  wurden  zu  Staub  zer- 
malmt und  verstreut.  Während  Schiff  an  Schiff  sich  rieb,  ohne 
einen  Unterschied  zwischen  Schiffsseite,  Hintertheil  und  Vorder- 
theil, wurden  sie  zerbrochen,  zertrümmert,  es  war,  als  ob  sie 
Wasscreimer  würden,  und  den  Lärm  zu  beschreiben  ist  über- 
flüssig. Da  man  sich  nicht  vorgestellt  hatte,  dass  solch'  ein 
göttliches  Wunder  sich  ereignen  werde  ,  so  verloren,  wenn  es 
einen  Unterschied  zwischen  Anführern  und  gemeinen  Streitern 
gab,  die  Heerführer  eben  auch  die  Fassung  und  waren  voll 
Entsetzen  und  Aufregung. 

Bei  dieser  Verwirrung  fiel  Kin-sieu  aus  Kö-rai,  der  ein 
Gesandter  des  Kriegsheeres  der  linken  Aufstellung  gewesen, 
in  das  Meer  und  fand  den  Tod.  Wie  viele  Tausende  es  waren, 
die  ausser  ihm  ertranken,  wuirde  nicht  bekannt. 

Die  Entiinuptiing  der  zurückgebliebenen  Mongolen. 

Saru-fodo-ni  mi-kata-no  gun-zei-tva  omol-mo  joranu  ame- 
kaze~ni  jori  nawo-sara  jo-utsi-no  jö-zin  kibisi-ku  itodo  jei-ki-ico 
jasinai-tsütsü.  Akvre-ha  tsütomete  i-zoku^ra~wo  oi-farawan~zü-to 
tt-gusüne  ß-i~te  ^    ]^  tsiku-fun-si  fono-hono-to  ake-mo  fanarenu 


Die  Geschichte  der  Mougolenaugrifie  auf  Japan.  143 

nl-ziä-itsi  nitsi-no  aka-tsüM-ni  osl-idasi-te  oki-no  hata-wo  mi- 
loatase-ha  jo-he  made-wa  awo-una-hara-nl  kagin-mo  sirezü 
kogi-narahe-taru  i-zoku-no  fune  isso-rno  nokori-naku  juku-je-mo 
sirazü  naku  naH-ni-keri.  Ko-wa  nam-goto-ni  ari-tsüran  i-zoku- 
no  ikiwoi  sakan-ni  site  ono-ono  ^^  ^^  gun-rio-ni  omoi-ioo 
korasi  jasüki  kokoro-mo  na-kari-si-ni  an-ni  tagai-te  ßto-jo-no 
utsi-yii  Wi  ^^  fo-kage-mo  mijezü  nari-ni-si-wa  jo-he  fakarazaru 
bb-fu-  j^  u-7ii  teki-sen  nokorazü  -rr  y¥  tai-jo-ni  tadajoi- 
nagare-juki-ni-ken  omowazari-ni-si  jo-fa-no  anie  akasi  o-o-kaze- 
wa  kasikoku-mo  fako-zaki  ka-si-i-no  o-o-mi-kami-no  kan-ioaza-ni 
ari-ni-si-to-wa  sate-mo  totoki  sin-mei-no  kuo-koku  ^jrM  ^p  jo- 
go-no  go-wi-rioku-iva  mosü-mo  kajette  oroka  nari-to  sio-gun 
fitosi-ku  J^  ^  kan-tai-seri.  Ima-wa  utsü-beki  teki  naku  site 
isami-tattaru  mono-no  fu-no  men-men  ran-niii-se-si  i-zoku-wo-ha 
fitori-mo  nokosazü  fafuri-tsükusi-te  sono  ifrT  tsi-ni  kine-ico 
tadajoivasan  mono-ioo-to  omoi-mhke-si  koto  tagai-te  midan-ni 
kujamu  hakaH  nari.  Iza  sara-ba  bb-fü-u-wo  nogare-si  i-zoku-wo 
fan-saku-sen-to  naioo  kai-fen-wo  tadzüne-meguru-ni  zoku-sen  isso 
si-ga-no  sima-ni  kakari-ioi-te  nige-nokoreru-ioo  mi-tsüke-tari. 

Die  Unsrig-en  waren  vor  einem  nächtlichen  Angriffe,  der 
in  Folge  des  unvermutheten  Sturmes  und  Reg-ens  noch  leichter 
stattlinden  konnte,  sehr  auf  ihrer  Hut  und  hielten  ihren  glän- 
zenden Muth  aufrecht.  Am  nächsten  Morgen  führten  sie,  da 
sie  die  fremden  Räuber  mit  Kraft  vertreiben  wollten^  Fichten- 
harz mit  sich  und  nährten  ihre  Erbitterung.  Als  sie  beim  An- 
bruch des  einundzwanzig'sten  Tages  des  Monats,  um  die  Zeit, 
wo  die  trübe  Dämmerung  nicht  zertheilt  war,  hinausdrängten 
und  die  Gegend  des  Hafens  überblickten,  war  von  den  frem- 
den Räuberschiffen,  die  bis  zur  Nacht  auf  der  grünen  Meeres- 
fläche in  unbekannter  Ausdehnung  in  Reihen  gestanden  waren, 
kein  einziges  mehr  übrig.  Ohue  dass  man  gewusst  hätte,  wohin 
sie  gegangen,  waren  sie  verschwunden.  In  Ungewissheit,  was 
hier  geschehen  sein  mochte  und  in  Betracht,  dass  die  Gewalt 
der  fremden  Räuber  eine  vollkommene  war,  richteten  sich  die 
Gedanken  Aller  einzig  auf  eine  Kriegslist,  und  man  war  im 
Herzen  nicht  beruhigt.  Indem  wider  Vermuthen  in  einer  Nacht 
selbst  der  Schatten  eines  Segels  unsichtbar  geworden,  kam  es 
ihnen  nicht  in  den  Sinn,  dass  bei  dem  am  Abend  nicht  in 
Berechnung  gezogenen  Sturmwind  und  Regen    die    feindlichen 


J44  Pfizraaier. 

Schiffe  ohne  Ausnahme  auf  der  hohen  See  umhertreiben  und 
fortschwimmen  mögen.  Indess  der  mitternächtliche  Regen  bis 
zum  Morgen  fiel,  der  Sturmwind  fürchterlich  war,  fand  der 
Gottesdienst  für  den  grossen  erhabenen  Gott  von  Ka-si-i  in 
Fako-zaki  statt.  Dass  dieses  desshalb  die  das  erhabene  Reich 
des  geehrten  göttlichen  Lichtes  beschützende  Stärke  gewesen, 
dieses  auszusprechen  ist  man  zu  unverständig,  und  sämmtliche 
Heere  bewunderten  es  gleichmässig.  Jetzt,  da  kein  Feind 
war,  den  man  schlagen  konnte,  verwandelte  sich  das,  womit 
sich  die  muthigeu  Krieger  in  Gedanken  trugen,  dass  sie  doch 
die  fremden  Räuber,  die  von  allen  Seiten  ungestüm  eingedrun- 
gen, ohne  einen  einzigen  übrig  zu  lassen,  vollständig  nieder- 
machen, in  ihrem  Blute  Schlägel  umhertreiben  lassen  möchten, 
in  übermässigen  Verdruss.  Indem  sie  also,  um  die  dem  Sturm- 
wind und  Regen  entronnenen  fremden  Räuber  aufzufinden,  an 
dem  Ufer  des  Meeres  suchend  umherwandelten,  entdeckten  sie 
ein  Räuberschiff,  das,  vor  der  Insel  Si-ga  liegend,  auf  der 
Flucht  zurückgeblieben  war." 

Iza  osi-josete  utsi-toramu-to  kokoro-wa  ja-take-ni  fajare- 
domo  umi-wo  fedate-si  sima  nare-ha  kare-kore  iü-jo-suru  fodo-ni 
zoku-to-wa  tamari-kane-ni-ken  ftma-bata-ni  süsümi-ide  te-ico  osi- 
süri  mi-kata-ni  tai-site  fai-süru  sama  nari.  Sotio  koto-zama-no 
ajasi-kere-do  ijo-ijo  mi-kata-ioa  süsümi-jezü  nawo  sono  sen  jo-wo 
mi-ioi-taru-ni  ^oku-to-ioa  '^^  ^^  ziükkei  fsüki-fatete  kaku-made 
Hft  -^  zio-mei-wo  kö-to  ije-domo  kiki-iremi-wo  ika-ni  sen  mi- 
siranu  teki-ni  ike-dorare  tsi-zioku-wo  i-kio-ni  sarasam.u-jori  tote- 
mo  nogarenu  inotsi  nare-ha  zi-messen-ni-wa  sikazi-to-ja  omoi- 
sadame-ken  tai-sio-to  ohosi-ki  zoku-no  midzükara  umi-ni  tobi- 
iri-te  soko-ni.  mo-kudzii-to  nari-keri.  Tanomi-tattaru  tai-sio-no 
faka-naku  zi-metsü-wo  sunt  nje-wa  nokoreru  zoku-to-ra  tsikara- 
100  usinai  jumi-wo  süte  kahnto-wo  nugi-te  konata-ni  mukai-te 
fai-fitku-si  gh-san-wo  ko  sama-no  ima-wa  idago-heku-mo  arazare- 
ha  ware-mo-ware-mo-to  nori-jotte  taka-de  ko-de-ni  imasimefe 
midzü-ki-no  siro-ni  gai-dzin-si  ike-dori-no  sib-sotsü  so-zite  fiaku- 
ni-ziü-jo-nin  koto-gotokii  ktibi-wo  fane  itto-ni  kai-ka-wo  age-taru-ioa 
ge-ni  isamaai-ku  jorokohasi  kore-wo  kiki-tsüke  waga  ikusa  utsi- 
katsi-tari-to  iü-ja  fitosi-ku  kakure-sinobi-si  fu-dzio  rh-niaku  si- 
fb-jori  jori-kitari  ono-ga  siukii-sio-Je  iran-to  snre-ba  kore-wa 
ika-ni  sen  sumi-nare-si  ije-ioa  so-ko-to-mo  siranu  ß-no  fi-ni  jake- 


Die  Geschichte  der  MongoIenangriiTe  auf  Japan.  14i3 

fatete  tsüku-si-fo-wa  Jcokoro-dzükusi-no  na  nari-to-mo  sirade 
sümi-ni-si  kanasisa-jo.  Zoku-to-no  jose-kitari-si  sono  xoori-wa 
inotsi-ni-wa  kbni  mono  nasi-tote  ko-gane  takara-mo  mi-süte-tsüisü 
nige-ide-si-ga  inotsi  nomi  nagaraje-wi-te-mo  ije  saje-mo  nakii- 
naku  otsw-ji  sira-tama-no  namida-mo  ima-ioa  kurenai-no  tsi-siwo- 
110  iro-ni  furi-idete    -g*    ne-ni  tate-nakanu  mono-zo  naki. 

In  der  Absicht,  anzugreifen  und  zu  tödten ,  enteilten  sie 
kühn ,  da  es  aber  eine  durch  das  Meer  getrennte  Insel  war, 
gingen  sie  hier  und  dort  unschlüssig  umher.  Indessen  traten 
die  Räuber,  die  nicht  im  Stande  sein  mochten^  sich  zu  halten, 
an  den  Schiffsrand,  rieben  die  Hände  und  verbeugten  sich 
gegen  die  Unsrigen,  Obgleich  dieses  Benehmen  seltsam  war, 
konnten  die  Unsrigen  nicht  weiter  vorwärts  gehen.  Indess  sie 
noch  immer  beobachteten,  was  Jene  thun  würden,  erschöpften 
die  Räuber  ihre  Kunst  und  baten  auf  diese  Weise  um  ihr 
Leben,  aber  man  erhörte  sie  nicht.  Mit  Bestimmtheit  wohl 
denkend,  dass  es  besser  sei,  sich  zu  tödten,  da  es  ein  Leben 
wäre,  in  welchem  man,  von  unbekannten  Feinden  gefangen, 
die  Schande  an  einer  fremden  Gränze  aufzudecken  in  keinem 
Falle  umhinkann,  stürzte  sich  ein  Räuber,  den  man  für  einen 
Anführer  hielt,  flugs  in  das  Meer  und  wurde  zu  Abfällen  des 
Hornblatts.  Nachdem  der  Anführer,  auf  den  sie  sich  verlassen, 
sich  getödtet  hatte,  verloren  die  übrig  gebliebenen  Räuber  ihre 
Stärke.  Sie  warfen  die  Bogen  weg,  legten  die  Helme  ab  und 
verbeugten  sich  gegen  die  Unsrigen.  Da  man  jetzt  nicht  zweifeln 
konnte,  dass  sie  sich  zu  ergeben  wünschten,  schifften  die  Unsrigen 
im  Wetteifer  hinzu,  banden  ihnen  die  Hände  auf  den  Rücken,  führ- 
ten sie  im  Triumph  zu  der  Feste  von  Midzu-ki,  schlugen  allen  gefan- 
genen Anführern  und  gemeinen  Streitern,  im  Ganzen  einhundert 
zwanzig  Menschen,  das  Haupt  ab  und  waren,  mit  einander  einen 
Siegesgesang  anstimmend,  in  der  That  voll  Muth  und  Freude. 

Die  Weiber  und  Mädchen,  Alten  vind  Schwachen,  welche 
sich  insgesammt  versteckt  hatten,  kamen,  als  sie  dieses  hörten, 
mit  dem  Rufe:  Unser  Heer  hat  gesiegt!  von  allen  Seiten  her- 
bei. Als  sie  ihre  Wohnplätze  betreten  wollten,  wie  mochten 
diese  sein?  Die  Häuser,  an  welche  sie  sich  gewöhnt  hatten, 
waren  von  Feuern,  von  welchen  sie  nicht  wussten,  dass  sie 
dort  ausgebrochen  seien,  verbrannt.  Welch'  eine  Traurigkeit, 
in  Unwissenheit  darüber,  dass  Tsuku-si  ein  Name  ist,  der  ,das 

Sitzuugsbor.  d.  phil.-hibt.  Cl.   L.\XVi.  Bd.  11.   Htt.  10 


146  Pfizmuier. 

ganze  Herz  daran  häng-en'  bedeutet, '  daselbst  gewohnt  zu 
haben!  Zur  Zeit,  als  die  Räuber  einfielen,  glaubten  sie  nichts 
zu  haben,  das  sie  gegen  das  Leben  vertauschen  könnten.  In- 
dem sie  Gold  und  Kostbarkeiten  unbeachtet  liegen  Hessen, 
entflohen  sie  und  retteten  bloss  ihr  Leben,  Selbst  die  Hänser 
waren  nicht  vorhanden ,  und  während  die  weissen  Edelsteine 
ihrer  fallenden  Thränen  jetzt  mit  der  Farbe  des  saffraugelben 
Blutes  zitterten,  war  Niemand,  der  nicht  laut  weinte, 

Sate-mo  kono  katsi-ikusa-no  ari-sama-wo  faja-uma-ivo  tatete 
otsi-mo  naku  kama-kiira  narahi-ni  rohu-fa-ra-je  tsiü-sin-wo-zo 
nasi-te-keru.  Baku-fu-ni-ioa  kore-ioo  kikosi-mesare  )|j^  "^  zin- 
hutsü-no     ka-go     miinasi-karazaru-too    ^^    ^^    kei-zio-si-tamai 

mata  kiü-siu-no  siü-go  dzi-to  go-ke-nin-ra-no  ^  ^  sin-mei- 
wo  wosimazü-site  fun-kotsü-wo  tsükusi-si  j^  ^  tsiü-jü-ico 
kan-zi  sore-sore  "ih  ko-uo  seM-zin-ni  jotte  on-sio-no  ^  ^ 
ta-kua-wo-zo  sa-ta-serare-keru.  Kano  zoku-to-ra-no  ran-ho-se-si 
umi-he-no  zin-min-no  tatsi-jori-nn-beki  ije-mo  naku  tanomi-si 
sin-seki  itsi-zoku-ioa  mina  tsiri-tsiri-ni  nari-fate-si  fodo-fodo-wo 
kanasimi-tamai-te  sono  tokoro-dokoro-no  siü-go  dzi-tö-ni  sa-ta 
ari-te  teo-moku  nado-ioo  kudasi-tamai  mina-mina  moto-no  süma- 
i-wo  nasi-si-ka-ha  naki-sakehi-ni-si  ko-e-)u  ßki-kaje  kakaru 
megumi-no  sigeki  tsüju  mi-ni  amari-nu-to  jorokohu  ko-e-wa  yjp  '^ 
jh-jh-io  Site  nigkoai-keri. 

Ueber  diesen  Sieg  berichtete  man,  indem  man  schnelle 
Pferde  aufstellte,  ohne  etwas  zu  verschweigen,  nach  Kama-kura 
und  zugleich  nach  Roku-fa-ra.  In  dem  Sammelhause  der  Zelte 
hörte  man  dieses  und  erkannte  ehrfurchtsvoll,  flass  der  Schutz 
des  göttlichen  Buddha  keine  leere  Sache  sei.  Ferner  bewun- 
derte man  die  Redlichkeit  und  den  Muth,  womit  die  Schirm- 
herren, Häupter  des  Bodens  und  Hausgenossen  von  Kiü-siü, 
ihr  Leben  nicht  schonend,  das  Aeusserste  thaten,  und  liess 
ihnen  je  nach  der  Grösse  des  Verdienstes  viele  oder  wenigere 
Belohnungen  zukommen.  Man  bedauerte,  dass  dort,  wo  jene 
Räuberscharen  gehaust,  an  dem  Ufer  des  Meeres  die  Häuser, 
auf  welche  die  Menschen  des  Volkes  sich  verlassen  haben  soll- 
ten, nicht  vorhanden,    die  Verwandten  und  Seitengeschlechter, 

'   Txühi-iii,  (lor  Niiiiic  der  Provinz,  wird  KieY  iwii  Icokoro-rhüloisi  ,das  ganze 
Mit/,  all  etw.-is  liäiig'en'  bezogen. 


Die  Geschichte    der  Mongolenaugriffe   auf  Japan.  147 

auf  welche  sie  hofften,  zerstreut  und  zu  Grunde  gegangen 
waren.  Nachdem  in  jenen  Gegenden  bei  den  Schirmherren  und 
Häuptern  des  Bodens  die  Verständigung  stattgefunden,  Hess  man 
Geld  herabgelangen.  Als  sämmtliche  Menschen  ihre  Wohnplätze 
eingenommen  hatten,  erschollen  und  lärmten  als  Austausch  des 
Tones,  mit  welchem  sie  geweint  und  geschrieen,  Töne  der 
Freude  darüber,  dass  der  reiche  Thau  der  Gnade  ihnen  im 
Ueberflusse  zu  Theil  geworden. 

Die  Enthauptung  der  ausspähenden  Gesandten. 

Sate-vio  mö-ko-no  so-dai-sib  kotton-ica  araki  fü-fa-no  nan- 
wo  nogare  %itsi-morasare-si  nin-zü-ioo  in-sossi-te  akuru  tsuki-no 
zm-itsi-guatsü-no  fazime-ni  gappo-ni  tsüki-te  koko-nite  iki-ioo-zo 
tsügi-ni-keru.  So-mo  kono  tabi-no  tatakai-iva  ziü-ni  sitsi-fatsi 
katsi-nnre-domo  tai-sib  hun-no  utsi-zini  o-oku  hoan-ja  si-sotsu- 
wa  iu-ni  ojobazu  sio-sassüru  mono  ^¥  do-ni  sügi-tari.  Sika 
nomi  narazü  zin-ben-nite  deki-si-se-si  mono  o-o-kan-kere-ha 
make-nu-to  iü-mo  arazari-kere-do  mata  katsi-nu-to-mo  i-i-gatasi. 
»^  ^  Sen-si  -^  ^  smoi-si-tvo  ^w  ^^  ken-jessuru-ni 
sühete  itsi-man  san-sen  go-fiaku-jo-nin  sono  naka-ni-mo  tanomi- 
kittaru  mo-sio  jü-si  su-fiaku-nin-ni-zo  ojohi-keru.  Toivoku  i-kib- 
no  kuni-ni  loakatfe  mi-ioo  ^^  ^i^  fo-teki-no  aida-ni  rb-si 
ffl,  ||fe  tsiü-sen-wo  fagemu-to  ije-domo  ani  gun-ko-to  süru-ni 
taranm-ja.  Kon-do  sima-zima-nite  ike-dori-je-taru  do-nan  do-nio 
ai-gassi-te  ni-fiaku-jo-nin  kore-ioo  semefe-no  kun-ko-ni  site  loaga 
fon-goku-ni-zo  kajeri-keru.  Jagate  ike-dori-ioo  fiki-gu-site  lob-no 
maje-ni  ide-kere-ba  tob  kore-ico  ^g  ^i^  i-rb-site  ikusa-no  si-dai 
ika-ni-to  are-ba  kotton  tsutsüsindt  kotajete  iicaku  i-ki  tsüsi-ma-ni 
osi-josete  te-awase-no  ikusa-ni  sio-ri-tco  je  siii-go  dzi-to-to  mbsü- 
narii  tai-sib-wo  fazime  si-sotsü-ioo  utsi-tori  ike-dori-si  mono  sü- 
fiaku-nin  sore-jori  tsükn-si-no  tHi-ni  osi-watari  ^P  si-wo  kessi-te 
^m  H^  fun-sen-si  ken-zib-wo  ^^  ^  sio-fa-site  ß-wo  fanatte 
jaki-farb.  Sio-fai-too  ron-züru  toki-wa  o-oki-ni  sio-ri-ioo  u-to 
ije-domo  kano  nippon-ioa  jü-retsü-no  kuni-ni  site  utsi-zini-süru 
koto-tco  itoicazü  ta-zei-no  naka-ni  kiri-itta  sükosi-mo  firumii  iro- 
nasi.     ^a     ^^     Nan-siu     Jl\^     j^  foku-teki     sio-fb-no     kassen 

tabi-tabi  »fe  J^  sen-zib-ivo  fumi-snroje-domo  ka-fodo-no  ^ 

ki-ken-naru-wa     oboje-sorowazü     kiki-si-ui     masari-te     ^g 

10* 


^48  rfizmaier. 

gi-ju  tsüjoku  ju-e-ni  si-sotsü-no  vtsi-zini  sükuna-karazü  naha-ni- 
mo  tanomi-si  riü-ftikkb-iva  nagare-ja-ni  atatfe  fiika-te-wo  oi 
katsü-ioa  ja-dane-mo  fsüki-fatete  tatakai-tsükare  ßki-siHzokan-fo 
se-si  fodo-ni  fatsü-ka-no  ^  jo  o-o-kaze-ni  ai  vmi  ore  fnne 
sakete  obore-si-süru  mono  sükuna-karazü.  Sikare-ba  ittan  ki- 
koku-itasi  kono  josi-wo  s6-mon-si  futa-tabi  ^  |^  gvn-ki-tvo 
fakarai-te  utsi-tairagen-to  omoi-sadame  ßto-madzü  jj^  |p^ 
tai-dzin-itasi-niL-fo  kotoba-wo  kazatte  mosi-tsütsü  ni-fiaku-jo-nin- 
710  ike-dori-wo  ko-ro-gaioo-ni  ßki-sü-e-tari. 

Der  mong-olische  allgemeine  Heerführer  Hoe-tüü,  der 
Gefahr  des  wilden  Sturmes  entkommen,  stellte  sich  an  die 
Spitze  der  durchgeschlüpften  Menschen  und  gelangte  im  An- 
fange des  nächsten  Monates,  des  eilften  des  Jahres,  nach  Hö- 
pu.  Er  schöpfte  daselbst  Athem.  Obgleich  er  in  dem  diess- 
maligen  Kampfe  von  zehn  Theilen  sieben  bis  acht  Theile  Sieg 
davongetragen  hatte,  waren  viele  Anführer  der  Abtheilungen  ge- 
fallen. Um  so  mehr  waren  es  Kriegsmänner  und  gemeine  Strei- 
ter. Dieses  war  unaussprechlich,  und  die  Zahl  der  Getödteten 
und  Verwundeten  überstieg  das  Mass.  Es  war  dieses  nicht  allein. 
Da  die  durch  das  göttliche  Wunder  Ertrunkenen  viele  waren, 
ist  es  zwar  nicht  der  Fall,  dass  er  besiegt  woi'den,  aber  es  ist 
auch  unmöglich  zu  sagen,  dass  er  gesiegt  habe.  Wenn  man 
die  Zahl  der  im  Kampfe  Gefallenen,  der  im  Wasser  Ertrun- 
kenen berechnet,  so  sind  es  zusammen  über  dreizehntausend 
fünfhundert  Menschen.  Unter  diesen  belief  sich  die  Zahl  der 
kühnen  Anführer  und  muthigen  Männer,  auf  die  man  zuver- 
sichtlich gebaut,  auf  mehrere  hundert.  Weit  in  einem  Reiche 
der  fremden  Gränzen  getrennt,  wenn  man  auch  zwischen  den 
Spitzen  der  Lanzen  und  Pfeile  sich  abmühte,  in  dem  Kampfe 
der  Redlichkeit  sich  anstrengte,  Avie  würde  dieses  hinreichen, 
um  Tliaten  des  Krieges  zu  verrichten? 

Er  brachte  die  Knaben  und  Mädchen,  die  er  diessnial 
auf  den  verschiedenen  Inseln  gefangen  nehmen  konnte,  zusam- 
men. Es  waren  deren  über  zweihundert.  Indem  er  wenigstens 
dieses  sich  zu  einem  vorzüglichen  Verdienste  rechnete,  kehrte 
er  in  sein  Heimatland  zurück.  Sogleich  nahm  er  die  Gefange- 
nen mit  sich  und  erschien  vor  dem  Könige.  Der  König  tröstete 
und  bewillkonmincte  ihn.  Auf  die  Frage:  wie  es  um  das 
Kriugsheer  stehe,  antwortete  Hoe-tün  ehrerbietig:  Wir  drangen 


Die  Geschichte  der  MongolenangrifFe  auf  Japan.  149 

gegen  Iki  imd  Tsusi-ma  und  trugen  in  dem  Kampfe,  der  sich 
entspann,  den  Sieg  davon.  Die  Leute,  die  wir  tödteten  oder 
gefangen  nahmen,  vor  Allem  Heerführer,  die  man  Schirm- 
herren und  Häupter  des  Bodens  nennt,  dann  Kriegsmänner 
und  gemeine  Streiter  waren  mehrere  hundert.  Hierauf  setzten 
wir  zu  dem  Lande  Tsuku-si  über.  Entschlossen  zu  sterben, 
kämpften  wir  begeistert;  wir  erstürmten  die  starke  Feste,  legten 
Feuer  an  und  vei'brannten  sie.  Erörtert  man  Sieg  und  Niederlage, 
so  trugen  wir  zwar  einen  grossen  Sieg  davon,  doch  jenes  Nippon  ist 
ein  Reich  tapferer  Männer.  Unbekümmert  um  den  Tod  in  der 
Schlacht,  drangen  sie  in  grosse  Heeresmengen  und  machten  nicht 
im  Geringsten  Miene,  zu  weichen.  Obgleich  ich  in  Kämpfen  gegen 
südliche  Feinde,  gegen  nördliche  Gegner,  in  den  Kämpfen  aller 
Länder  oftmals  den  Kampfplatz  betreten  habe,  erinnere  ich  mich 
nicht,  dass  eine  solche  Festigkeit  des  Geistes  gewesen.  Weil  ihr 
Math  gewaltiger  war,  als  es  verlautet  hatte,  sind  die  Kriegsmänner, 
die  in  dem  Kampfe  fielen,  nicht  wenige.  Unter  diesen  wurde  Lieu- 
fö-hiang,  auf  den  wir  unsere  Hoffnung  gesetzt  hatten,  von  einem 
Pfeile  getroffen  und  erhielt  eine  tiefe  W^inde.  Ueberdiess  gingen 
uns  die  Pfeile  aus.  Als  wir,  von  dem  Kampfe  erschöpft,  uns 
zurückziehen  wollten,  erlebten  wir  in  der  Nacht  des  zwanzig- 
sten Tages  einen  grossen  Sturm.  Das  Meer  tobte,  die  Schiffe 
barsten,  und  die  Menschen,  welche  ertranken,  waren  nicht 
wenige.  Somit  entschloss  ich  mich  eines  Morgens,  in  das 
Reich  zurückzukehren,  die  Sache  au  dem  Hofe  zu  melden, 
nach  nochmaliger  Entwerfung  eines  Kriegsplanes  die  Eroberung 
zu  vollbringen,  und  zog  vor  allen  Dingen  das  Heer  zurück. 
—  Nachdem  er  dieses  mit  verschönernden  Worten  gesagt, 
brachte  er  die  zweihundert  Gefangenen  und  stellte  sie  mit 
wichtiger  Miene  hin. 

Kaku  mo-ko-ioo  sio-sin-ivo  johi-idasi  hasanete-no  gun-gi-wo 
nasi-tari-keri.  Mei-wei  si-rio-wo  megurasi-tsütüü  fib-ron  foki-ioo 
utsüsi-si-ni  u-zio-sio  ^  ^j  ^  a-si-kan  süsümi-idete  i-i-keru- 
wa  sio-kio-no  ron-dan  sono  ri  ari-to  ije-domo  kono  tabi-no  issen- 
nite  waga  kuan-gun-no  jü-retsü-naru-wo  siri-fate-na-ba  ika-ni 
hu-jü-no  sürudo-narv  nippon-to  iü-tote-mo  nado-ka  kio-ku-no 
omoi-na-knran.  Kare  doku-riü-no  ten-si  nan-tote  ^  ^  sei- 
a-no  S  ken-nife  koku-nai-no  tatakai-ni  nomi  nare-wi-taru 
silkosi-hakari-no  ba-ju-ico  tanomi-te  sü-ka-do-no    tsioku-si-wo    oi- 


I^Q  Pfizraaier. 

kajesi  amassaja  tsioku-to-mo  sezaru  kofo  keö-man  fu-son  iü-mo 
sara-nari.  Sari-nagara  seo-teki-to  mite,  anadorazaru-wa  mei-sio-no 
si-wazn  nari-keri.  Ima  aratarnete  hun-bu  ken-hi-no  mono-wo 
Jerahi-te  on-tsioku-si-wo  tsükawasare  ^^  ki-ni  h-zi  ^^  fen-ni 
sitagai  fodo-joku  kare-wo  mitsi-hiki-te  ^j^i  ^  fuku-zijü-se-si- 
muru  mono  nara-ba  kanarazü  wo-kua-ni  sitago-besi.  Fei-kaku-wo 
tsnnori-motome  zin-mei-ivo  ajo-ü-si  gun-kan  y^  -^  si-fo-wo 
^  ^  sei-zb-site  kuni-no  wadzürai-ico  nasü-jori-tva  sen-so-ni 
ojabazü-site  tsükai-ioo  motte  fuku-zijü-sesimuru  koto-ioa  sai-zio-no 
fakari-goto  naramu-to  mbsi-nobe-tari-kere-ba  mö-ko-ioo  kore-wo 
p|*  ka-to  Site  fp  ^  tsiü-sü  tai-fu  rei-bu  zi-ro  ^i  tft  ;§» 
to-sei-tsiü-ioo  mesi-idasi  nippon-no  tsükai-ioo  mei-zi-tari.  Jl:  =||| 
Fü-kwi  tai-fu  fio-bu  zi-ro  ^  ^  ^  ka-bun-tsio  ^  ^ 
kei-gi    i^    ^    san-to    1^     ~f    ro-tn-ioo    fuku-si-to    sadamete 

kb-rai-no  wosa  ^  ^  rio-db  |^  ^  zio-san  tll  jC  Jt  i 
seo-ko-zib-sa-ra-wo  sen-db-to  site  akuru  tosi  ken-dzi  guan-nen  ni- 
guatsil-ni  kuni-moto-wo  kado-de-site  onazi  si-guatsii  ziü-go-nitsi-ni 
naga-to-no  kuni  miiro-dzü-no  ura-ni  tsüki-ni-keri. 

Der  Mongolenkönig  rief  jetzt  seine  Diener  herbei  und 
hielt  einen  nochmaligen  Ivriegsrath.  Nachdem  Jeder  für  sich 
seine  Meinung  mitgetheilt  hatte  und  unter  Berathungen  die 
Zeit  vergangen  war,  trat  0-thse-han,  der  Reichsgehilfe  zur 
Rechten,  hervor  und  sprach :  Die  Erörterungen  sämmtlicher 
Reichsminister  haben  zwar  eine  Berechtigung,  doch  wenn  man 
in  dcmi  diessmaligen  Kampfe  den  kühnen  Muth  unseres  obrig- 
keitlichen Heeres  gänzlich  erkannt  hat,  wie  sollte  da  nicht  selbst 
das  von  Kriegsmuth  scharfe  Nippon  Gedanken  der  Bangigkeit 
hegen?  Dass  jener  durch  sich  allein  eingesetzte  Himmelssohn, 
mit  der  Sehweite  des  Frosches  in  einem  Brunnen,  auf  den 
geringen  Kriegsmuth,  der  an  Kämpfe  innerhalb  des  Reiches 
nur  gewöhnt  ist,  sich  verlassend,  die  mehrmals  angekommenen 
kaiserlichen  Gesandten  zurückgejagt,  überdiess  auf  die  kaiser- 
lichen Schreiben  keine  Antwort  gegeben,  eine  solche  An- 
massung  und  Halsstarrigkeit  zu  nennen,  ist  überflüssig.  In- 
dessen :  sehen ,  dass  es  ein  kleiner  Gegner  ist  und  ihn 
nicht  verachten,  war  die  Handlungsweise  berühmter  Heer- 
führer. Wenn  man  jetzt  von  Neuem  Männer,  die  in  der 
Schritt     und     der    Kriegskunst    gleich     bewandert    sind,     aus- 


Die  Geschichte  der  MongolenangriflFe  auf  Japan.  151 

wählend,  Gesandte  mit  der  kaiserlichen  Verkündung-  schickt, 
den  Umständen  entsprechend,  nach  den  Veränderungen  sich 
richtend,  ihn  nach  Kräften  des  Weges  führt  und  zur  Unter- 
werfung bewegt,  so  wird  er  gewiss  in  die  königlichen  Ver- 
wandlungen sich  fügen.  Ehe  man  Angriffswaffen  und  Leder- 
panzer zusammensucht,  das  Leben  der  Menschen  gefährdet, 
Kriegsschiffe,  Pfeile  und  Wurfgeschosse  anfertigt  und  die 
Leiden  des  Reiches  zu  Wege  bringt,  wird,  ohne  dass  es  zum 
Kämpfen  kommt,  durch  eine  Gesandtschaft  zur  Unterwerfung 
bewegen,  die  höchste  Berathung  sein. 

Als  er  dieses  mit  Woi'ten  dargelegt  hatte,  hielt  es  der 
Monij-olenkönig  für  thunlich.  Er  rief  den  Grossen  des  Noth- 
wendigen  der  Mitte,  den  aufwartenden  Leibwächter  von  der 
Abtheilung  der  Gebräuche:  Tu-schi-tschung,  herbei  und  er- 
nannte ihn  zum  Gesandten  für  Nippon.  Man  bestimmte  den 
die  Belehrung  bietenden  Grossen,  den  aufwartenden  Leib- 
\\'ächter  von  der  Abtheilung  der  Waffen,  Ho-wen-tschü,  und 
den  Angestellten  der  Berathungeu:  Lu-ting  von  San-tu,  zu 
hinzugesellten  Gesandten.  Den  Dolmetscher  von  Kö-rai:  Liang- 
tsiang-siü-tsan  und  den  Rudermeister  Shang-tso  machte  man 
zu  Wegweisern.  Dieselben  traten  im  folgenden  Jahre,  im 
zweiten  Monate  des  ersten  Jahres  des  Zeitraumes  Ken-dzi 
(1275  n.  Chr.)  von  ihrem  Heimatlande  aus  die  Reise  an  und 
gelangten  am  fünfzehnten  Tage  des  vierten  Monates  desselben 
Jahres  zu  der  Bucht  von  Mura-dzu  in  dem  Reiche  Naga-to. 

hogi  kama-kura-je  tsiü-sin-si-kere-ba  sono  tokoro-nite  kiü- 
mon-si  ßki-icatase-to-no  koto  nare-ba  ^  f|1  sen-tsiü-ni  am 
mono-domo  koto-gotoku  aratamuru-ni  fei-kakn  Im-ki-ivo  nosezare- 
ha  gün-kan-nite-ioa  na-kari-keri.  Sare-domo  ^  ^^  ki-kai-no 
sina~sina-wo  moku-roku-ni  kaki-sirnsi  to-rai-no  omomuki-wo 
tadzünure-ha  kio-nen  ziü-guatsü  fih-sen-wo  sasi-vmkete  kan-gua- 
wo  ugokasi-tamai-si-wa  moto-jori  wagci  kuö-tei-no  fon-i  narazü 
saru-kara-ni  kore-made-no  ^^  ß-ioo  aratamete  j]^  sei-ni  ^ 
ki-si  moro-tomo-ni  sin-boku-site  ^  ^  kb-fai-sen-to  ^  ^ 
ka-sin-no  tarne  soregasi-ra-ico  Uioku-si-to  sife  sasi-kosare-tar!. 
Kama-kura-ni  mesi-idasare  wi-sai-wo  gon-zib-itasi-taku-to-zo  mbsi- 
keru.  ßiü-go-dai  sono  kokoro-wo  jete  kamu-kura-no  gen-mei  nare- 
ba  ^  ^  zijü-sia-wa  sitagh  koio-ico  jurnsazü  dai-zai-fn-ni 
todome-oki-te    sei-si   fuku-si    go-nin-no     mono-wo    J^    ^^    gen- 


Jq2  Pfizmaier. 

dziü-ni  utsi-kcikomi-te  mesi-udo-no  gotoku-ni  site  kama-kuva 
sasi-fe  dn-fasseri.  Kore-viade  iahi-tahi  si-sia-to  na-nori-te  tsi-n 
fii-to-wo  xagurnsivie  an-nai-xvo  joku  slri-te  sika-u-site  kio-nen-no 
/"J"  ^  3l^  sm-rai-se-si  koto  nare-ba  kono  tabi-xca  sono 
kokoro-site  kib-to-ni-ica  irarezü  jama-zaki-jori  woka-ja  dai-go-wo 
fete  kuan-to-je  omomukasimu  tö-tsiü  sara-ni  ju-dan-naku  waza-to 
mitsi-sügara-ni  fi-wo  kasanete  onazi-ku  fatsl-guatsü  kavia-kura-no 
Im^  fu-ni  tsüki-ni-keri. 

Nachdem  man  in  Eile  nach  Kama-kura  berichtet  hatte, 
stellte  mau  an  dem  Orte  Nachforschungen  an  und  befahl,  die 
Sachen  abzuliefern.  Da  die  in  dem  Schiffe  befindlichen  Men- 
schen;, wie  sich  bei  allseitiger  Durchsuchung  herausstellte^ 
keine  Angriffswaffen ,  Panzer  und  Kriegsgeräthe  an  Bord 
hatten,  war  es  kein  Kriegsschiff.  Als  man  indessen  ein  Ver- 
zeichniss  der  verschiedenen  Geräthe  aufnahm  und  um  die  Ur- 
sache ihrer  Herreise  fragte,  sagten  sie:  Dass  mau  im  zehnten 
Monate  des  vorigen  Jahres  Kriegsschiffe  entsandte  und  Schilde 
und  Lanzen  in  Bewegung  setzte,  war  eigentlich  nicht  der 
Wille  unseres  Kaisers.  Weil  dieses  so  geschehen,  wurden  wii- 
um  der  Annäherung  willen,  damit  man  das  bisherige  Unrecht 
wieder  gut  mache,  zu  dem  Rechte  zurückkehre  und  gegen- 
seitig Freundschaft  schliesse,  zu  kaiserlichen  Gesandten  er- 
nannt und  herüber  geschickt.'  Wir  wollen  in  Kama-kura,  wenn 
wir  dorthin  beschieden  werden,  das  Nähere  mündlich  vortragen. 

Der  stellvertretende  Schirmherr  verstand  dieses,  und  da 
ein  strenger  Befehl  aus  Kama-kura  vorhanden  war,  erlaubte 
er  ihren  Begleitern  nicht,  ihnen  zu  folgen.  Er  behielt  sie  in 
dem  Sammelhause  des  grossen  Vorgesetzten  zurück,  liess  die 
fünf  Gesandten,  den  richtigen  und  die  zugetheilten ,  fest  ein- 
schliessen  und  schickte  sie  gleich  Gefangenen  in  der  Richtung 
von  Kama-kura  fort.  Da  der  Feind  bisher  öfters  unter  dem 
Vorgeben,  dass  er  Gesandte  schicke,  das  Land  und  den  Boden 
ausforschen  liess,  und  als  er  die  Wege  gut  kannte,  im  Winter 
des  vorigen  Jahres  zum  Augriffe  schritt,  so  war  man  diessmal 
darauf  bedacht  und  liess  sie,  ohne  dass  sie  die  Hauptstadt 
betreten  hätten,  über  vorragende  Berghöhen,  an  Woka-ja  und 
Dai-go  vorüberziehen  und  nach  dem  Kuan-to  sich  begeben. 
Auf  der  Reise  war  man  durchaus  nicht  fahrlässig;  man  ver- 
brachte    absichtlich     auf    den     Wegen     Tage    um    Tage    und 


Die  Geschichte   der  Mongoleuangriffe   auf  Japan.  lOO 

gelangte  im  achten  Monate  desselben  Jahres  zu  dem  Sammel- 
hause von  Kama-kura. 

Sippei  sagami-no  kamt  toki-mune  saiisuku-)ii  mesi-idasi  si- 
sai-ioo  tadzüne-foioarnru-ni  mo-ko-koku  hun-hu-krian-no  amata-no 
nakct'jori    hassüi-se-si    sei-si    nare-ha    sasüga-ni    bakii-fn-no    J^ 

tvi-ni-mo    ^^^   okic-sezü    kiramekn    ten-no    fosi-no  yofokri  ^6     ^ 

sai-sei-to  ivi-narandaru  sio-si-uo  maje-ivo-mo  fabakarazn  fS^  fi3^ 
wi-fü  db-db-to  atari-ico  farai  mo-ko-uo  kib-tai  kohu-  ich -nn 
^     ^    si-zin    -j-^    ^   fciku-m    ^^    ^    zin-zio-no     ^     ^t 

do-rib-ico  nobete  mzuro-ni  ßto-ivo  i^  ^i^  sin-süi-sase  koku- 
ici-wo  sara-ni  usinaicazü  mafa  icaya  kub-koku-ivo  :Me  ;^  fai- 
ßn-sezü  joku  kore-ivo  ^r  j^  tan-jb-site  kokka-no  an-ki  zon- 
hb-no  ri-gai-ico  nobuvu  ben-zefsü-no  J^  wi  atte  koto-ni  take- 
karazü.      Ari-b    ^3     ^     iü-si    bu-gib-ra-wa    ono-ono    Z^    ^^[ 

je-mon-wo  ßki-tsükuroi  aware  S"  -^  kun-mei-wo  ^k  fo-zi- 
tsütsü  on-tsukai-wo  sen  mono-wa  kaku-mo  ari-tasi-to  bakari-ni 
kasira-wo  katabuke  itto-ni  kan-tan-si-taru  kokoro-no  utsi-iva 
omote-ni  sore-to  araware-tari.  Sikken  sono  kokoro-ivo  ^'  4^ 
sattsi-site  omo  tokoro-ja  ari-ken  naka-naka-ni  so-ga  kotaje-iva 
naku     Site    Hfl     j?^    jWr    mon-tsiu-zio-ico    kudarase-tsütsü    sono 

fi-no    Jl^    tsio-wa  fate-ni-keri. 

Der  Inhaber  der  Macht,  Toki-mune,  Statthalter  von 
Sagami,  rief  sie  unverzüglich  hervor  und  fragte  um  ihr  An- 
liegen. Da  es  ein  unter  den  Obrigkeiten  des  Mongolonreiches, 
denen  der  Schrift  und  des  Krieges,  ausgewählter  richtiger  Ge- 
sandter war,  ward  dieser  in  der  That  von  der  Macht  des 
Sammelhauses  der  Zelte  nicht  eingeschüchtert  und  zeigte  auch 
vor  den  gleich  den  funkelnden  Sternen  des  Himmels  in  Reihen 
stehenden  vorzüglichen  Männern  keine  Verlegenlieit.  Er  drängte 
mit  grosser  Würde  die  Menschen  zu  beiden  Seiten  weg,  legte 
das  Mass  der  äussersten  Menschlichkeit,  ausgebreiteter  Liebe, 
Leutseligkeit  und  Güte  des  Königs  des  mächtigen  ]\Iongolen- 
reiches  dar  und  machte  unwillkürlich  die  Herzen  der  Menschen 
trunken.  Die  Würde  des  eigenen  Reiches  durchaus  nicht  ausser 
Acht  lassend,  setzte  er  auch  unser  erhabenes  Reich  nicht  bei 
Seite.  Er  beseufzte  und  verherrlichte  dieses  auf  geschickte 
Weise  und  war  bei  der  Macht  der  Beredtsamkeit,  mit  der  er 
Nutzen  und  Schaden  für  die  Sicherheit  und  Gefahr,  den  Fort- 


154  Pfiz  inaier. 

bestand  und  den  Untergang  der  Reiche  und  Häuser  ausein- 
andersetzte, nicht  besonders  kühn.  Die  anwesenden  Inhaber 
der  Vorsteherämter  und  die  Befehlshaber  zupften  ein  Jeder  an 
den  Kleidern  und  dachten  sich:  O  derjenige,  der  den  Befehl 
des  Gebieters  empfangen  hat  und  die  Botschaft  ausrichten  will, 
möchte  ebenfalls  so  sein!  Sie  neigten  dabei  die  Häupter  seit- 
wärts und  bekundeten  äusserlich,  was  in  ihren  Gedanken,  in 
denen  sie  insgesammt  ihn  bewundert  hatten,  vorging.  Der  In- 
haber der  Macht,  die  Bedeutung  dessen  erkennend,  mochte 
wohl  darüber  nachzudenken  haben.  Er  hatte  keine  Antwort 
darauf,  und  indem  er  von  dem  Orte  der  Fragestellung  und  Er- 
klärung herabstieg,  war  die  Verhandlung  dieses  Tages  zu  Ende. 

Säte  mata-no  fi  ^  ^  sio-si-no  men-men  jori-atsümari 
fib-gi-ni  koso-wa  ojohare-kere.  Sikken  fö-cleo  scujami-no  kamt 
toki-mune  J^  seki-wo  utte  mbsare-keru-wa  X^  "^  kb-zi-wo 
kazatte  toku-to  ije-domo  "^  ^  gen-kb  sb-ivi-no  i-zoku  nare-ha 
sara-ni  kio-jo-wo  nasu-be-karazü.  Sügi-si  bun-jei  ziü-nen-ni  fed- 
rib-ßtsu-to-ka  iü  mono-wo  tsnkai-to  gb-site  kitarasime-si  toki 
kuhi-wo  fanu-heki  jatsü  nare-domo  teö-tei-no  kan-zin-  (kuan-ztn-) 
ni  jori  koku-icb-ni  tsuge-sasen-tote  inotsi-wo  tasükete  kajesi-si 
nari.  Sono  toki  mbsi-ioatase-si-ni-ica  kono  notsi  si-sia-wo  okosi- 
na-ba  ßtori-mo  ikete-wa  kajesü-mazi-to  kanete  sa-ta-ni  ojobi- 
oki-si-ni  ima-sara  toaga  knni-tio  mei-wo  motsl-i-zü  si-sia-to  na- 
nori-te  kitareru-ioa  kiraren-tote-no  kokoro  naru-besi.  Sümijaka-ni 
kiibi-too  fanete  loaga  kub-koku-no  mei-rei-no  tagawazaru-wo 
sirasimemu-to. 

An  einem  anderen  Tage  versammelten  sich  sämmtliche 
Vorsteher  und  mochten  sich  nur  auf  die  Berathung  beschrän- 
ken. Der  Inhaber  der  Macht,  Toki-mune  von  dem  Geschlechte 
F6-de6,  Statthalter  von  Sagaini,  schlug  den  Teppich  und 
sprach:  Sie  schmücken  ihre  Rede  zwar  kunstvoll  aus  und  er- 
klären die  Sache;  doch  da  es  fremde  Räuber  sind,  deren 
Worte  und  Handlungen  einander  widersprechen,  darf  man 
durchaus  keine  Zugeständnisse  machen.  Als  man  im  zehnten 
Jahre  des  vergangenen  Zeitraumes  Bun-jei  einen  gewissen 
Tschao-liang-pe  für  einen  Gesandten  ausgab  und  hier  ankom- 
men Hess,  schenkte  man  ihm,  obgleich  es  ein  Sclave  war,  dessen 
Haupt  man  hätte  abschlagen  sollen,  in  Folge  der  Grossmuth 
und    Menschlichkeit    der    Vorhalle    des    Hofes,    um    ihn    dem 


l 


Die  üoBchichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan.  155 

Könige  seines  Reiches  die  Meldung  bringen  zu  lassen,  das 
Leben  und  schickte  ihn  zurück.  Um  die  Zeit  gab  man  be- 
kannt: Wenn  man  von  nun  an  Gesandte  schickt,  wird  man 
keinen  einzigen  lebend  zurückkehren  lassen.  Sie  waren  früher 
davon  verstcändigt.  Da  jedoch  jetzt  wieder,  ohne  der  Befehle 
unseres  Reiches  zu  achten,  vorgebliche  Gesandte  kommen,  so 
werden  sie  Lust  haben,  sich  enthaupten  zu  lassen.  Man  wird 
ihnen  schnell  das  Haupt  abschlagen  und  zu  wissen  thun,  dass 
man  den  Befehlen  unseres  erhabenen  Reiches  nicht  zuwider 
handelt. 

Mosare-kere-ha  ka-fan  rtmsasi-no  kamt  josi-masa-ioo  fazime- 

to    Site    hu-gio    to-nin  fio-dzio-siü    tare-ka-wa   i-gi-ni   ojobu-beki 

ri-no  to-zen-wa  iü  made-mo  arane-ba  kono  mune-wo  sib-gun-ke-je 

fi-rö-site     gen-dzi    guan-nen    kiü-guatsü    nami-ka    tsiü-sü    tai-fu 

rei-bu     zi-ro    fo-sei-tsiü    fo-kun   ßb-bu    zi-rb    ka-bim-tsio    kei-gi 

|EJ  ^    ui-id  san-to   ro-tei   sio-zib-kuan    J^    Ä    kun-ici-koku-no 

fito    -S&    kua  kb-rai  toosa  7-ib-sib   zio-san-ra-no  go-nin-ico    tatsü- 

110  kutsi-ni  ßki-idasi-te  zan-zai-si  ju-ioi-ga  fama-ni  kake  tsüranete 

sü-zitsü-no    aida    sarasare-si-ioa    Uagijo-kari-si    koto-domo   nari. 

Sate-mo  da-zai-fn-ni  fodome-okare-taru  mö-ko-no  si-setsü-no  zijü- 

sotsü-wa  sono  tokoro-ni  oi-te  zan-zai-sü-beku    kama-hira-jori  ge- 

dzi  ari-kere-ba  otsi-mo  naku  mesi-tori-te  nokarazu  kitte  süte-farl- 

keri.  So-ga  naka-ni  ika-ga  site  kaknre-wi-tari-ken  kb-rai-no  seo-ko 

zib-sa-wo  fazime-to  site  si-nin  nomi  fodo-fete  fon-goku-je   nige- 

kajeri-si-wa  inotsi-mib-ga-no  jatsü-bara  nari-keri. 

Nachdem  er  dieses  gesagt,  gaben,  von  dem  das  Siegel 
aufdrückenden  Josi-masa,  Statthalter  von  Musasi,  angefangen, 
die  Befehlshaber  und  Häupter,  die  berathenden  und  entschei- 
denden Älänner,  da  Niemand  etwas  Gegründetes  zu  Gunsten 
einer  verschiedenen  Meinung  aussprach,  diesen  Beschluss  dem 
Feldherrnhause  bekannt.  Am  siebenten  Tage  des  neunten 
Monates  des  ersten  Jahres  des  Zeitraumes  Ken-dzi  (1275 
n.  Chr.)  führte  man  fünf  Menschen:  den  Grossen  des  Nothweu- 
digen  der  Mitte,  den  aufwartenden  Leibwächter  von  der  Abthei- 
lung der  Gebräuche,  Tu-schi-tschung;  den  die  Belehrung  bietenden 
aufwartenden  Leibwärter  von  der  Abtheihmgder  Waffen,  Ho-wen- 
tschü;  den  Angestellten  der  Berathungen,  Lu-tiug  von  Hoei- 
hoei-san-tu;  den  Angestellten  für  die  Briefe,  Ko,  der  ein  Mensch 
<les   Reiches    lliün-wei,    und  Liang-tsiang-siü-tsan,  Dolmetscher 


\l){]  Pfizmaier. 

von  K6-rai,  zu  dem  Munde  des  Drachen  hinaus  und  enthaup- 
tete sie.  Man  hängte  an  dem  Ufer  Ju-wi  Ihre  Häupter  reihen- 
weise an  Bäume  und  stellte  sie  durch  mehrere  Tage  zur  vSchau. 
Dieses  sind  Dinge,  die  völlig  klar  geworden. 

Die  in  dem  Sammelhause  des  grossen  Vorgesetzten 
zurückbehaltenen  Begleiter  der  mongolischen  Gesandtschaft 
wurden  an  diesem  Orte,  da  man  aus  Kama-kura  die  Weisung 
hatte,  sie  zu  enthaupten,  unverzüglich  ergriffen  und  ohne  Aus- 
nahme hingerichtet.  Unter  diesen  retteten  blos  vier  Menschen, 
voran  der  Rudermeister  8iao-kung-schaug-tso  aus  K6-rai,  die, 
auf  irgend  welche  Weise  versteckt  geblieben,  nach  einiger 
Zeit  in  ihr  Heimatland  zurückflohen,  durch  dunkle  Hilfe  ihr 
Leben. 

Es  werdeu  uoclimals  Gesandte  enthauptet. 

Sate-mo     mo-ko-nite-ioa     to-sei-tsiu-ra-no     toaga     kuni-nite 
kirare-si  koto-ivo  tsüju  sirazü  sono  oto-dzüre-no  naki  koto-wo  ito 
ajasi-mi-tsütsn.      Tsiiki-fi-ivo    oknri  sei-zb    ojoso  roku-nen-wo  fete 
ko-an  nt-nen-ni  nan-kere-ha  sio-gun   ^    ^   ka-ki   >^g^    ^    j^ 
fan-hun-ko-ra    ^    ^    kuai-gi-site    iioaka    saki-no    tosi    to-sei- 
tsiü-wo  tsükai-to  site  nippon-je  jukasimt-si-ni  süde-nl  roku-nen-no 
sei-zo-wo  fe-tari  ika-nare-ba  sono  oto-dzüre-no  naki  jaran  koto-ni 
ajasi-ku  omo  narl.     Mala    seo-koku    tote   anadoru-he-karazü  tai- 
koku  tote  tnnonm-be-karazü    ikusa-no   sto-fai-ioa  gb-oku   kua-fu- 
kua-no  aida-ni  ari-te  kuni-no   dai-seo-ni-wa  joru-he-karazn.   hna 
nifjpon-ico  beö-san-süru-ni  tai-koku-ni-wa  arane-domo  sono  j^   ^ 
sei-sitsü  gb-jü-ni  site  sika-mo  J^   i^  nin-sin  — •  5pD  ikkua-seri. 
J^    ;g,    so-kotHÜ-ni    ^    Ig    sb-to-ni  ojohi-na-ha   ^    ^    tai- 
fai-wo  maneku-hesi.     Ima  itsi-do  tsükai-ioo  tatete   sono  jb-sü-xoo 
vkagmcasime  to-sei-tsin-no  an-pi-wo  siri  katsü  fodo-joku  ^  ^ 
ki-kua-sesimemu-ni-wa  sikazii-to  ßb-gi-site    j^    jpg    siü-fuku 
^^     1^    "3fc    ran-tsin-kuh-to    ijeru    ni-nin-no    mono-wo    si-sia-to 
site   heisü-ni    ^    ^    rei-kua-to  iü    ^    sö-wo  sasi-sojete  mata- 
rnaia  teo-zib-wo  motase-fmtsü  fon-goku-ico  sin-bassert. 

Bei  den  Mongolen  wusste  man  nicht  das  Geringste,  dass 
Tu-schi-tschung  und  die  Anderen  in  unserem  Reiche  enthauptet 
wurden,  und  man  wunderte  sich  sehr,  dass  man  von  ihnen 
nichts   hörte.    Mau    gab    das  Geleite  Monaten  und  Tagen,  und 


Die  Geschichte  der  Mongolenangritfe  auf  Japan.  15/ 

als  man  im  Ganzen  sechs  Jahre  Zeit  verbracht  hatte  und  es 
das  zweite  Jahr  des  Zeitraumes  K6-an  (1279  n.  Chr.)  gewor- 
den war,  kamen  die  Heerführer  Hia-kuei  und  Fan-wen-hu  zu 
einer  Berathung  zusammen  und  sprachen:  In  einem  früheren 
Jahre  ernannte  man  Tu-schi-tschung'  zum  Gesandten  und  Hess 
ihn  nach  Nippon  gehen.  Seitdem  hat  man  bereits  sechs  Jahre 
Zeit  verbracht.  Dass  man  keine  Nachricht  hat^  wie  es  um  ihn 
steht,  muss  man  für  sehr  sonderbar  halten.  Auch  darf  man 
ein  kleines  Reich  nicht  verachten,  auf  ein  grosses  Reich  darf 
man  sich  nicht  verlassen.  Sieg  oder  Niederlage  eines  Heeres 
liegt  zwischen  Kraft  oder  Feigheit,  Einmüthigkeit  oder  Nicht- 
einmüthigkeit,  auf  die  Grösse  oder  Kleinheit  des  Reiches 
kommt  es  nicht  an.  Wenn  man  jetzt  Nippon  in  den  Kriegs- 
sachen zählt ^  so  ist  es  zwar  kein  grosses  Reich,  doch  sein 
Sinn  ist  stark  und  muthig,  und  es  hat  auch  die  Herzen  der 
Menschen  einmüthig  gemacht.  Wenn  man  auf  rohe  Weise  sich 
in  Kampf  und  Streit  einlässt,  kann  man  eine  grosse  Niederlage 
herbeiführen.  Das  Beste  ist,  dass  man  jetzt  einmal  einen  Ge- 
sandten bestellt,  die  Verhältnisse  beobachten  lässt,  über  das 
Befinden  Tu-schi-tschung's  sich  Gewissheit  verschafft  und  einst- 
weilen so  gut  als  möglich  bewirkt,  dass  jenes  Land  sich  den 
Verwandlungen  zuwende.  —  Auf  diesen  Rath  ernannte  man 
zwei  Männer,  Namens  Tscheu-fö  und  Luan-tschin-kuaug,  zu 
Gesandten  und  gesellte  zu  ihnen  einen  Bonzen  Namens  Ling-ko. 
Man  gab  ihnen  wiederholt  Briefe  mit  und  liess  sie  von  ihrem 
Heimatlande  aufbrechen. 

Säte  kama-kura-ni-ioa  mo-ko-no  si-sia  to-sei-tsiü-ra  go- 
nin-no  mona-wo  zan-zai-site  ten-ka-ni  mei-rei-ico  kudasarete 
iivaku  si-sia-to  gb-si  idzuku-no  ura  minn-to-ni  to-rai-sü-to-mo 
sHmijaka-ni  ike-dori-te  sono  tokoro-ni  tatte  zan-zai  keo-siü-sü- 
heki  mune  koto-sara-ni  ^^  ^  jen-kai-no  siü-go  dzi-to-je  nen- 
tüo  iri-te  sa-ta-si  okare-si  koto  nare-ba  kano  si-sia-no  funefakn- 
ta-no  tsil-ni  tsükii-to  ßtosi-ku  sono  ^  -^  zi-ken-no  ze-ß-ico 
toivazü  1^  nan-naku  kore-tco  ike-dori  nokorazü  zan-zai-si-tari- 
keri.  Köre  sünaivatsi  ko-an  ni-nen  roku-guatsü  ni-ziü-go-nitsi-no 
koto  nari-keri.  Ini-si-tosi-no  ran-bh-jori  nikumi-nikumi-si  kiini- 
hito-ra  kiki-tsutaje-tstitaje  en-kin-ioo  iwazü  tsüdoi-k Hatte  kore-ico 
miru  mono  ^  to-no  gotoku  ana-kokotsi-joki  koto  nari-to 
aikken-HO  ge)i-mei-uo  siö-bi-senu  mono  koso  na-kari-kere. 


158  Pfizmaier. 

Nachdem  man  in  Kama-kura  fünf  mongolische  Gesandte, 
unter  ihnen  Tu-schi-tschung-,  enthauptet  hatte,  Hess  man  in 
dem  ganzen  Keiche  den  Befehl  herabgelangen:  Wenn  Menschen 
sich  für  Gesandte  ausgeben  und  in  welcher  Bucht  oder  in 
welchem  Hafen  immer  ankommen,  möge  uian  sie  schnell  ge- 
fangen nehmen,  an  Ort  und  Stelle  sogleich  enthaupten  und 
ihre  Häupter  auf  Bäume  hängen.  Da  dieser  Beschluss  vor- 
nehmlich den  Schirmherren  und  Häuptern  des  Bodens  an  den 
Wasserstrassen  des  Meeres  in  Erinnerung  gebracht  und  zur 
Kenntniss  zurückgelassen  wurde,  nahm  man,  sobald  das  Schiff 
jener  Gesandten  in  dem  Fahrwasser  von  Faka-ta  ankam,  ohne 
zu  fragen,  ob  die  Sache  recht  oder  unrecht,  unbedenklich  diese 
Menschen  gefangen  und  enthauptete  sie  ohne  Ausnahme.  Dieses 
geschah  am  fünfundzwanzigsten  Tage  des  sechsten  Monates 
des  zweiten  Jahres  des  Zeitraumes  K6-an  (1279  n.  Chr.).  Die 
Menschen  des  Reiches,  wegen  des  Unwesens  der  früheren 
Jahre  stark  erbittert,  kamen,  als  dieses  weiter  verlautete,  von 
nahe  und  fern  in  Scharen  herbei  und  die  Zuschauer  waren 
gleich  Ringmauern.  Sie  waren  sehr  darüber  erfreut,  hiessen  es 
gut,  und  Niemand  mochte  sein,  der  nicht  den  strengen  Befehl 
des  Inhabers  der  Gewalt  gepriesen  hätte. 

Kaku-te  akure-ha  ko-an  san-nen  mo-ko-nite-ica  to-sei-tsiü~ 
ivo  fazime-to  Site  rih-do-no  si-sia  zijn-sofsü  seo-ko  nokorl-naku 
zan-zai-serare-si  koto-no  josi~ico  fazlmete  sore-to  kiki-tsütajete 
kin-lo  su-kiü-no  rih-nin  ^l  ^  botsü-zen-to  site  ikatte  hvaku 
sen-nen  nippon-ivo  seme-utsi-si  foki  i-ki  tsmi-ona-wo  fazime-to  si 
sio-fb-no  ikusa-ni  taiakai-makete  odzi-osore-taru  koto-ivo  ivasürete 
fosi-i-mama-ni  icagci  kuni-no  tsioku-si-ioo  kiri-si  J<i-kuai-sa-jo. 
Bh-fu-u-no  ivazcnoai-ni  ai  tctsi-nokosi-si  koso  ^  '|^  xoi-kan 
nare  fnta-tahi  ictte-ivo  kbmura-ba  kono  kuni-ico  sei-hassi  sono 
keö-gb-tco  omoi-sirase  knh-tei-no  i&  t^S  sen-sio-ico  j^  fai-si 
kono  ikari-wo  scm-sü-hesi-to  Ijjj^  ^  '^  sei-tö-si-ico-zo  koi-ni- 
keiii.  Mo-ko-xch  kore-ico  kiki-te  o-oki-ni  ikari  ide  sara-ha  kono 
nje-tva  nipjyon-tsm-rco  utsi-sitagaje  icaga  zoku-koku-ni  nasi-ten-to 
kokoro-ira  fajarl-tattare-domo  kio-nen  si-gen  ziü-roku-nen  si- 
Jioku-jo-siii-uo  ^  Mt^  to-gio-site  itsi-ziü-fatsi-dai  san-ßaku-ni- 
ziü-jo-nen-no  fisaki-ivo  tamotsi-taru  so-tei  fei-no  ikusa-wo  gai- 
san-ni  ntsl-jahutte  tei-too  umi-ni  oborasime  so-no  sia-sioku-wo 
sara-ni  tatai  itto-no  ko-wo  nasi-si-ka-ba  kun-sin  ßaku-sei  kuan- 


^  Die  Geschichte   der  Mongolenangriffe   auf  Japan.  lo9 

ki-site  fazimete  an-dono  omoi-ni  ^^  isiu-si  ije-ije-ni  gjb  ^^ 
ko-hu-süru  ivori-ni  ma-mo  naku  fei-kaku-wo  okosi-te  kai-kuai-no 
kuni-wo  sei-bassen  koto  ika-ga  aramu-to  tamerai-te  ß  Juki  fsüki 
kitari. 

Im  nächsten  Jahre,  dem  dritten  des  Zeitraumes  K6-an 
(1280  n.  Chr.)  verlautete  bei  den  Mong-olen  zum  ersten 
Male  mit  Gewissheit,  dass  beide  Male  die  Gesandten,  voran 
Tu-schi-tschung;,  ohne  dass  man  die  Begleiter  und  den  Ruder- 
meister verschont  hätte,  enthauptet  wurden.  Hin-tu  und  Tscha- 
khieu  geriethen  in  Wuth  uud  riefen:  O  der  Abscheulichkeit! 
Man  hat  vergessen,  dass  in  früheren  Jahren,  zur  Zeit,  als  Avir 
Nippon  angriffen,  man  mit  den  Heeren  sämmtlicher  Gegenden, 
Iki  und  Tsusi-ma  voran,  in  dem  Kampfe  besiegt,  von  banger 
Furcht  befallen  wurde  und  hat  willküi-lich  die  kaiserlichen 
Gesandten  unseres  Reiches  enthauptet!  Es  sei  nur  der  hinter- 
lassene  Groll,  dass  wir,  von  dem  Unheil  des  Sturmwindes  und 
Regens  betroffen,  sie  bei  dem  Tödten  übrig  gelassen  haben! 
Wenn  wir  ein  zweites  Mal  den  Auftrag  für  die  Bezwing-uno; 
erhalten,  werden  wir  jenes  Reich  erobern,  seinen  Hochmuth 
zur  Kenntniss  nehmen,  den  angemassten  Kaisertitel  abschaffen 
und  diesen  Zorn  ausschütten.  —  Er  bat  um  die  Stelle  eines 
Abgesandten  für  die  Eroberungen  im  Osten. 

Als  der  Mongolenkönig  dieses  hörte,  gerieth  er  in  hefti- 
gen Zorn  und  rief:  Wohlan!  wenn  es  so  ist,  werde  ich  über- 
diess  Nippon  bis  in  sein  Inneres  unterwerfen  und  es  zu  meinem 
abhängigen  Reiche  machen !  —  Sein  Sinn  brauste  zwar  auf, 
allein  im  vergangenen  Jahre,  dem  sechzehnten  des  Zeitraumes 
Tschi-yuen,  hatte  er  mehr  als  vierhundert  Landstriche  unter 
seiner  Herrschaft,  er  hatte  das  Heer  Ping's,  Kaisers  des  durch 
achtzehn  Geschlechtsalter  und  dreihundert  zwanzig  Jahre  be- 
standenen Sung,  an  dem  Berge  Yai  geschlagen,  den  Kaiser  in 
dem  Meere  ertrinken  lassen,  die  Landesgötter  von  Sung  gänz- 
lich vernichtet  und  vollständige  Verdienste  zu  Wege  gebracht. 
Es  waren  dann  Gebieter  und  Diener,  die  hundert  Geschlechter 
voll  Freude,  sie  weilten  zum  ersten  Male  bei  dem  Gedanken 
dei-  Ruhe,  in  den  Häusern  trommelte  man  und  tanzte.  Wie 
hätte  um  diese  Zeit  allsogleich  das  Erheben  von  Angriffswaffen 
und  Lederpanzern,    die  Eroberung   eines    Reiches  jenseits    der 


1  nO  Pfiz  maier, 

Meere  bevorstehen  sollen?  Bei  Unschlüssigkeit  vergingen  Tage, 
kamen  Monde. 


Go-guatsü-ni-mo  nari-kere-ba  y&  ja  fsi-jn-no  gim-sin-tco 
mesi-tsiidoje  ßo-gi-wo-zo  itasi-kern.  Kann  ^^  ^B  fi-rui-narn 
so-no  gotoku  ^^  ^^  ziü-ziaku-naru  nij)pon-ni  arane-ba  kono 
tabi-no  ikxhsa-ni-ion  joku-joku  fakari-goto-wo  megurasi-te  ijA  ^s 
fissib-iüo  Jen  koto-ico  koko-ni  gi-süru  koso  jokan-mere  tote  toki- 
toki-ni  kiiai-gi-site  sono  tosi-mo  faja  m  ^^  tsid-sm-no  fatsi- 
guatsü  nari-kere-ba  mo-ko-ub  kofßtsü-retsü  sikiri-ni  fara-datsi 
ini-si  faru  ni-guatsü-ni  ko-rai-wo  siün-ga  longa  ^  mijako-je 
nobori-kite  so-mon-se-si  koto-mo  aru-ni  tsi-tsi-se-ba  vM  oku- 
seri-to  warawaren  nippon-ioa  ko-zima  nari  fatoi  bu-jü-no  kuni 
nari-to-mo  nani-fodo-no  koto-ga  aru-beki-to  u-zio-sib  a-si-kan-tvo 
gen-süwi-to  si  u-zio  fan-bun-ko-wo  kore-ni  soje  kin-to  ko-sa-kiü- 
lüo  fuku-sib-to  si  sen-fo-tvo-zo  mei-zi-keru.  Si-nin-tva  mei-wo 
iikete  tsütsüsinde  kasikomarl  ^^  |ij-  fai-sia-site  maje-wo  tatst 
madzu  i^  j|^  sen-kan  ^  ^^  sei-zb-ico  isogasi-tate  jrmii-ja 
ken-geki-KO  jö-i-si  gim-sotsü-wo  fsünori-motomete  jo-i-ni  itoma- 
na-kari-keri. 

Als  es  im  fünften  Monate  des  Jahres  war,  versammelte 
er  die  verständigen  und  muthigen  Diener  und  hielt  eine  Be- 
rathung.  Da  es  nicht  das  gleich  jenem  schwindsüchtigen  Sung 
gebrechliche  und  schwache  Nippon  war,  Hess  man  für  den 
diessmaligen  Feldzug  sorgfältig  die  Entwürfe  umhergehen,  und 
um  hier  gute  Anordnungen  für  die  Erlangung  eines  gewissen 
Sieges  zu  ti-effen,  versammelte  man  sich  von  Zeit  zu  Zeit  zur 
liJerathung.  Als  es  bereits  der  achte  Monat  des  Jahres  um  die 
Mitte  des  Herbstes  geworden  war,  war  der  Mongolenkönig 
Koffitsrets  fortwährend  ärgerlich  und  sprach:  Als  in  einem 
vergangenen  Frühlinge,  im  zweiten  Monate  des  Jahres,  Schün, 
König  von  Ivo-rai,  in  meine  Hauptstadt  kam  und  etwas  an  dem 
Hofe  zu  melden  hatte,  wäre  es,  wenn  ich  zögerte,  lächerlich 
gewesen  zu  sagen,  dass  ich  mich  fürchte.  Nippon  ist  eine 
kleine  Insel.  Gesetzt,  es  ist  ein  kriegerisches  Koich,  von  wel- 
chem Belange  kann  dieses  sein? 

Er  (irnaiinto  den  Reichsgehilfen  zur  Hechten,  ()-thsi-han, 
zum  ersten  Anführer  und  gesellte  den  Gehilfen  zur  Rechten, 
Fau-wen-hu,   ihm  bei.     Hin-tu    und   Ilung-tscha-khicu   ernannte 


Die  GeBchichte  der  MongolenangrifFa  auf  Japan.  161 

er  zu  zugetlieilten  Anführern  und  befahl  ihnen  die  Bildung 
der  vordersten  Spitzen.  Die  vier  Männer  empfingen  den  Befehl, 
gehorchten  ehrerbietig  und  bedankten  sich.  Sie  traten  vor,  be- 
trieben zuerst  in  Eile  den  Bau  der  Kriegsschiffe  und  setzten 
Bogen  und  Pfeile,  Schwerter  und  Lanzen  in  Stand.  Sie  sam- 
melten die  Krieger  des  Heeres  und  Hessen  sich  bei  den  Vor- 
bereitungen nicht  Zeit. 

Die  Mongolen  rüsten  ein  grosses  Kriegsheer  aus. 

Kore-jori  sahi  him-jei  ziü-itsi-nen-ni  kbrai-wb  tsioku  sokkio- 
seri.  Sono  ko-ivo  'pi^  zin-to  iü  kurai-wo  ai-tsüi-de  koku-wo-ni-zo 
nari-keru.  Zin  notsi-ni  Q^  siün-to  na-ico  aratame-keri.  Sate- 
mo  bun-jei  san-nen-ni  mo-ko-koku-no  si-setsü  fazimete  ko-rai-ni 
kitari-si-jori  kore-made  mitsü-mitsü-ni  ^^  ]^  tsü-sib-site 
r  "T\  zib-ge-no  tajori-no  jo-kari-si-mo  sono  zi-ken-no  mö-ko- 
wb-ni  more-nan  koto-wo  indzi-ku  osorete  kihisi-ku  sei-kin-sesime- 
tari.  Kakuri-si  fodo-ni  sono  notsi-wa  nani-to  naku  sono  nakarai- 
no  uto-utosi-ku  nari-kere-ha  sai-koku-gata-no  »-F  B^  kan-min-ra 
tcori-wo  je-tari-to  mbsi-awasete  kb-rai-no  ^Mt  j^  fen-kai-ni  osi- 
watari  min-oku-wo  jaki  -^  -^  si-zio-ico  kasüme  sai-fo-wo 
ubai  nado-sü  sono  koto  tahi-tahi-ni  ojohi-keri.  Saru  ju-e-ni  kb- 
rai-ivb  siün  fukaku  kore-wo  nikumi-ikari  mo-ko-no  tsikara-ioo 
kari-motsi-i  sono  gai-ico  nogaren-to-ja  omoi-ken  ko-an  san-nen 
ni-guatsü  mö-ko-ni-zo  itari-keru.  Koffitsü-retsü-ni  mijete  iwaku 
tai-koku-no  tsioku-si-wo-ba  S.  jf^  sai-o-made  korosi-si-wa  keo- 
man  fi-gi  iü-mo  sara-nari  nikumu-beki  koto-ni  sbrb.  Kon-do  tai- 
gun-wo  okosi  kore-wo  sei-bassi-tamawa-ba  kanete  sono  j^  tsi-wo 
^ii  -^  ziüku-tsi-naru  kin-to  sa-kiü-no  rib-sib-wo  site  gap'po- 
jori  siüppan-nasasime  u-zio  fan-bun-kowo  dai-gen-süi-to  nasi- 
tamai-te  kb-nan-jori  sin-bassi  ai-tomo-ni  i-ki-no  sima-ni  kaai-gb- 
site  sügu-ni  süsiinde  ptj  ^  tsiü-to-ni  seme-ira-ba  kanarazü 
siö-ri-iüo  u-beki  näri  kaku  fakarai-tamaje-kasi'to  S[  "^  gu7i- 
saku-wo  nobe-kere-ba  mö-ko-icb  sio-daku-site  sono  kokoro-zasi-wo 
o-oki-ni  jorokobi  sono  fakari-goto-ni  sitagb-besi-tote  sore-sore-ni 
^P    iS    kib-ö-site  kajesi-keri. 

Vor  diesem,  im  eilften  Jahre  des  Zeitraumes  Bun-jei 
(1274  n.  Chr.),  starb  Tschi,  König  von  Kö-rai.  Sein  Sohn  Schin 
setzte  die  Rangstufe   fort    und    wurde    der  König    des  Reiches. 

Sitzuugsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  XXVI.  Bd.  II.  Hft.  11 


162  ,  Pfizmaier. 

Nach  Schin  erneuerte  Schün  den  Namen.  Seit  in  dem  dritten 
Jahre  des  Zeitraumes  Bun-jei  (1266  n.  Chr.)  zum  ersten  Male 
eine  Gesandtschaft  des  Mongolenreiches  nach  K6-rai  g-ekommen, 
war  der  Verkehr  (mit  Japan)  durch  Kaufleute,  der  bisher  ge- 
heim gewesen,  ein  grosser  Nutzen  für  Höhere  und  Niedere. 
Da  man  sehr  befürchtete,  dass  diese  Sache  dem  Mongolen- 
könige verrathen  werden  könne,  Hess  man  ihn  streng  ver- 
bieten. Während  dieses  so  war,  trat  später  ohne  Ursache  an 
die  Stelle  dieser  freundschaftlichen  Beziehungen  Entfremdung. 
Einige  ruchlose  Menschen  der  westlichen  Reiche  sagten  unter 
einander,  dass  sie  die  rechte  Zeit  getroffen  hätten.  Sie  schiff- 
ten zu  den  Küsten  von  K6-rai  hinüber,  verbrannten  die  Häuser 
des  Volkes,  führten  Söhne  und  Töchter  weg  und  raubten  Kost- 
bai'keiten.  Dieses  geschah  mehrere  Male.  Schün.  König  von 
K6-rai,  entbrannte  desshalb  in  tiefem  Hass  und  Zorn  und 
mochte  glauben,  dass  er  durch  die  Hilfe  der  Mongolen  diesem 
Nachtheil  entkommen  werde.  Im  zweiten  Monate  des  dritten 
Jahres  des  Zeitraumes  K6-an  (1280  n.  Chr.)  kam  er  bei  den 
Mongolen  an.  Er  erschien  vor  Koffitsrets  und  sprach:  Dass 
man  zweimal  die  kaiserlichen  Gresandten  des  grossen  Reiches 
getödtet  hat,  diesen  Uebermuth  und  diese  Ungerechtigkeit  aus- 
zusprechen ist  überflüssig.  Es  ist  eine  verabscheuungswürdige 
Sache.  Wenn  der  Kaiser  diessmal  ein  gi'osses  Heer  ausrüstet 
und  dieses  Reich  erobert,  möge  er  früher  die  beiden  Anführer 
Hin-tu  und  Tscha-khieu,  welche  das  Land  genau  kennen,  von 
Hö-pu  absegeln  lassen.  Möge  er  den  Zugetheilten  zur  Rechten, 
Fan-wen-hu,  zum  grossen  ersten  Anführer  ernennen  und  ihn 
von  Kiang-nan  hervorbrechen  lassen.  Wenn  Alle  zugleich  sich 
bei  der  Insel  Iki  vereinigen,  geraden  Weges  vorrücken  und 
angreifend  in  die  mittlere  Hauptstadt  dringen,  werden  sie 
gewiss  den  Sieg  erlangen.  Möchte  der  Kaiser  es  so  einrichten! 

Mit  diesen  Worten  reichte  er  den  Kriegsplan  hin.  Der 
Mongolenkönig  willigte  ein  und  freute  sich  sehr  über  dieses 
Vorhaben.  Er  sagte,  dass  er  diesen  Plan  befolgen  werde.  Er 
bewirthete  die  Gäste  einzeln  und  Hess  sie  zurückkehren. 

Mata  tsiiki-tüo  fete  kh-rai-jori  sio-kan-ivo  motte  mö-ko-ni 
tsüge-okuri-si-wa  seö-koku  sude-ni  fih-sen-wo  sonaje  ku-fiakxt-sd- 
wa  zio-ziit-si-nu.  Gun-zei  itsi-man-nin  seo-ko  ka-ko  itsi-man  go- 
sen-nin  jö-i  siüttai-si-naru    uje-wa    isogi    sen-fo-no  fuku-sib-tatsi 


Die  Geschichte   der  Mongoleuangriffe   auf  Japan.  163 

fajaku  siutsü-dzin  arare-nan  rei-nen  go-guafsü  rokit-giiatsü  koro- 
ni-wa  naga-ame  fnri-tsüdzüki-fe  sike  o-okii  sükosi  nisi-kaze  fuki- 
nure-ha  umi-dzi  kiri  kurb-süe  watari-gatasi.  Sono  i-zen-ni 
;|p[  J^  kb-kai-sezü-wa  asi-karu-hesi.  Mata  siütsü-dzin-wo  mei- 
ze-si  uje-nite  siütsü-dzin  tsi-tai-ni  ojohi-te-ica  ßb-rb-to-mo  tari- 
gatasi.  Idzüre-no  mitsi-ni-mo  ^  j^  tsi-knan-naku  isogi  sono 
kuni-ivo  sin-hassi-tamawan  koto  ri-un  aru-heku  soroican-to-zo 
mbsi-keru.  Sare-do  sono  tosi-mo  kure-fatete  akure-ha  si-nen  sei- 
guatsü-ni  u-zio-sib  a-si-kan  u-zio  fan-bun-ko  ojohi  kin-to  sa-kiü- 
ra-ni  sen-kan-to-no  jo-i  siMfai-si-na-ba  fajaku  siütsü-dzin-sü-hesi- 
to-zo  mei-zi-keru. 

Es  verging-  noch  ein  Monat,  als  man  aus  Kö-rai  ein 
Schreiben  an  die  Mongolen  schickte  und  Folgendes  meldete : 
Das  kleine  Reich  hat  bereits  die  Kriegsschiffe  in  Stand  gesetzt 
und  deren  neunhundert  zusammengebracht.  Die  Ausrüstung 
von  zehntausend  Kriegsleuten,  zehntausend  fünfhundert  Ruder- 
meistern und  Schiffleuten  ist  vollendet,  überdiess  werden  die 
zugetheilten  Anführer  der  vordersten  Spitzen  in  Eile  bald  aus 
dem  Lager  rücken.  In  gewöhnlichen  Jahren  fällt  um  die  Zeit 
des  fünften  und  sechsten  Monats  fortwährend  lano-wierio-er 
Regen.  Wenn  bei  vielem  Erdregen  ein  wenig  Westwind  ge- 
weht hat,  ist  der  Seeweg  von  Kebeln  verfinstert  und  die  Ueber- 
fahrt  ist  unmöglich.  Wenn  man  nicht  früher,  als  dieses  geschieht, 
das  Meer  beschifft,  wird  es  schlecht  ausfallen.  Wenn  man 
ferner  die  Ausrückung  aus  dem  Lager  befohlen  hat  und  die 
Ausrückung  aus  dem  Lager  eine  Verzögerung  erleidet,  so 
können  die  Mundvorräthe  nicht  genügen.  Es  wird  von  Nutzen 
sein,  dass  der  Kaiser,  auf  welchem  Wege  immer,  ohne  Zögern 
in  Eile  gegen  dieses  Reich  vordringt. 

Indessen  ging  auch  dieses  Jahr  seinem  Ende  zu.  In  dem 
folgenden,  im  ersten  Monate  des  vierten  Jahres  desselben 
Zeitraumes  (1281  n.  Chr.),  wurde  dem  Reichsgehilfen  zur 
Rechten,  0-thse-han,  dem  Zugetheilten  zur  Rechten,  Fan- 
wen-hu,  sowie  Hin-tu  und  Tscha-khieu  befohlen,  wenn  die 
Ausrüstung  der  Schiffe  vollendet  sein  würde,  schnell  aus  dem 
Lager  zu  rücken. 

Kakari-si  fodo-ni  isogasi-fatete  jö-i-ico  nasi  ni-guatsü-no 
naka-gnro-ni  ijo-ijo  siutsü-dzm-sü-bes-i  tote  itoma-goi-no  tnme-to 
site    ^    ^    san-den-site  wb~ni  ^  ^  fai-jessüre-ha  kofßtsü- 

11* 


1  n4  Pfizmaier. 

retsü  aratamete  mei-zite  iwaku  fazime  ivaga  sio-ziö-ico  niotasime 
si-setsü-wo  tsulcmoasü-to  ije-domo  sara-ni  itsi-gon-no  i^  ^£ 
fh-sio-ioo  ^  tei-sezü  amassaje  waga  isulcai-wo  kano  tsi-ni 
todomete  kojesi-vio  jarazü  korosi-si  koto-domo  nikumi-te-mo  nawo 
nikumi-tsü-hesi.  Ju-e-ni  ima  nandzira-ni  g-^  takii-site  sono 
^jK  .^  fu-tei-ico  /C\f  sei-süru  nari.  Tsütsüsinde  ö^  ^^  giin- 
jaku-ico  tsütome-jo.  Ko-zin-no  ^'  go-ni  iicaku  fito-no  kokka- 
wo  wm  koto-wa  fo-tsi  zin-min-ico  tomo-ni  je-tsü-besi.  Mosi  zin- 
min-iüo  korosi-tsukusa-ha  itadzüra-ni  to-tsi-ioo  u-to-mo  köre  fu- 
j6-no  -^  Mn  tsib-butto  ijeri  nandzi-ra  kono  go-ioo  wasürnru 
koto  na-kare  sono  kuni-ivo  seme-tori-te  sono  koku-siü-ico  jakko- 
to  nasü  tote-mo  sono  fito-dane-wo  tsükusi-te-tva  sünawatsi  fu- 
jö-no  mono  nare-ha  to-tsi-to  fito-to-wo  tomo-ni  jete  tcaga  zoku- 
koku-to  sen  koto-wo  kokoro-ni  kakete  tsütomu-besi.  Mala  koko-ni 
itsi-dai-zi  ari  fukaku  ivaga  ure-uru-iva  nandzi-ra  jen-kai-no 
ikusa-ni  utsi-katte  sono  ikiwoi  fa-tsiku-no  gotokn  süsünde  wo-no 
mijako-ni  seme-iran-ni  kare-jori  iva-boku-ico  ko  koto  ara-ba 
kanarazü  kuai-gi-ni  ojobu-besi.  Sono  toki  ~n\  ko-wo  arasoicazü 
kokoro-gokoro-ni  narazii-site  fitori-no  kokoro-ni  idzüru-ga  gotoku 
kano  kuni-bito-ni  j]||  ^^  6-tai-su-besi.  Sono  setsü  nandzi-ra-ga 
gi-süm  tokoro  matsi-matsi-taran-ioa  j^  ^^  koku-zioku-no  dai- 
itsi-to  i-i-tsü-besi.  Kono  rib-deo-wo  jume  wasüru-be-karazü  gun- 
gi-ni  itatte-wa  sih-gun-ni  makasü  tsütome-jo-ja-to  mei-zi-kere-ba 
a-si-kan-ra-wo  fazime-to  site  itto-ni  tsütsüsinde  W]  a^  tsioku-ju 
joku-joku  -^  ^k  rib-zib-tsükamatsüri-sbrai-nu  ikan-zo  bb- 
sissü-be-ken-ja.  Jume-jame  ^5  mi^  sei-rio-ioo  rb-süru  koto  naku 
gai-dzin-no  toki-wo  matsi-tamaje-to  kotaje-tsütsü  wb-no  maje- 
wo-zo  ide-ni-keru. 

Unter  solchen  Umständen  richteten  sie  in  Eile  her  und 
trafen  die  Vorbereitungen.  Um  die  Mitte  des  zweiten  Monats 
sagten  sie,  dass  sie  aus  dem  Lager  rücken  könnten.  Sie  be- 
gaben sich,  um  Abschied  zu  nehmen,  in  die  Vorhalle  und 
verbeugten  sich  vor  dem  Könige.  Koffitsrets  ertheilte  ihnen 
von  Neuem  den  Befehl,  indem  er  sprach:  Dass,  obgleich  ich 
ein  Schreiben  mitgegeben  und  eine  Gesandtschaft  geschickt 
habe,  man  nicht  einmal  ein  Antwortschreiben  von  einem  ein- 
zigen Worte  zum  Vorschein  brachte,  überdiess  meine  Ge- 
sandten in  jenem  Lande  zurückbehielt  und,  ohne  sie  zurück- 
zuschicken,   sie    tödtete,    diese  Dinge    muss   ich    vei'abscheuen 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriflfe  auf  Japan.  1()Ö 

und  abermals  verabscheuen.  Desswegen  vertraue  ich  es  euch 
jetzt  an  und  strafe  diese  Ung-ereclitig-keit  durch  Eroberung. 
Achtet  darauf  und  lasset  euch  den  Kriegsdienst  angelegen 
sein!  In  den  Worten  der  Menschen  des  Alterthums  heisst  es: 
Um  Reich  und  Haus  der  Menschen  zu  erlangen,  inuss  man 
Land  und  Boden  und  die  Menschen  des  V^olkes  zugleich  er- 
langen. Wenn  man  die  Menschen  des  Volkes  insgesumnit 
tödtet,  mag  man  eitler  Weise  Land  und  Boden  erlangen,  es 
sind  diess  unbrauchbare  immerwährende  Dinge.  Vergesset 
diese  Worte  nicht.  Ihr  möget  immerhin  dieses  Reich  erobern, 
den  Gebieter  des  Reiches  zum  Sclaven  machen,  da  es,  wenn 
ihr  die  Menschen  gänzlich  aufreibet,  unbrauchbare  Dinge  sind, 
so  müsset  ihr  euer  Herz  daran  hängen,  dass  ihr  Land  und 
Boden  und  die  Menschen  zugleich  erlanget,  sie  zu  meinem  ab- 
hängigen Reiche  machet,  und  es  euch  angelegen  sein  lassen. 
Ferner  gibt  es  hier  etwas  Wichtiges.  Um  was  ich  tief  be- 
kümmert bin,  ist  dieses:  Wenn  ihr  mit  dem  auf  dem  See- 
wege schiffenden  Kriegsheere  sieget,  wenn  diese  Macht,  als  ob 
sie  Bambusse  zersplitterte,  vorschreitet  und  angreifend  in  die 
Hauptstadt  des  Königs  dringt,  dann  von  Seite  des  Königs  um 
Frieden  gebeten  wird,  muss  gewiss  eine  Zusammenkunft  und 
Berathung  stattfinden.  Um  die  Zeit  müsset  ihr,  ohne  um  die 
Verdienste  zu  streiten,  nicht  vielerlei  Sinnes,  sondern,  als  ob 
ihr  von  einem  einzigen  Gedanken  ausginget,  den  Menschen 
jenes  Reiches  begegnen.  Wo  eure  Meinungen  auseinander  gehen 
werd^,  muss  die  Ehre  des  Reiches  das  erste  genannt  werden. 
Diese  zwei  Dinge  dürfet  ihr  bei  Leibe  nicht  vergessen.  Was 
den  Feldzugsplan  betrifft,  so  überlasse  ich  ihn  den  Heer- 
führern. Lasset  es  euch  angelegen  sein  ! 

Von  0-thsi-han  angefangen,  antworteten  Alle  ehrerbietig: 
Wir  sind  dem  kaiserlichen  Befehle  sorgfältig  nachgekommen, 
wie  sollten  wir  ihn  vergessen  können?  Ohne  im  Geringsten 
die  höchstweisen  Gedanken  abzumühen,  möge  der  Kaiser  auf 
die  Zeit  des  Triumphes  warten.  —  Mit  diesen  Wortei'i  ver- 
liessen  sie  den  König. 

Süde-ni  sin-hassen-to  süru-ni   nozonde  san-gi    ^e     ^     ^^ 

ß-koku-sa-to  iü  mono  sö-site  iwakii  saki-no  fodo  gun-gi-ioo  tate-si 

toki  kin-to  m-kiü-wa  kh-rai-no  kin-siü-ni  itari  u-ziö  fan-bun-ko- 

ra-ica  kh-nan-jori   siütsu-dzin-si   i-ki-no    sima-ni    '^    ^    kuai- 


!()(>  Pfizmaier. 

sm-si  sore-jori  sügu-ni  kano  kuni-no  ^  :^  icb-to-ni  seme- 
iru-beku  qun-gi-toa  snde-ni  dzi-dzio-sbrai-si-ga  kono  san-guatsü 
HH  M<  nan-fü-ni  ai  tvaga  kuni-ni  \S  ^  feo-tsiaku-se-si 
nlppon-zin-no  ari-kere-ba  nori-kumi-si  ka-ko-no  mono-ni  fon- 
goku-no  |^  dzü-wo  kakasimete  sono  tsi-ri-ioo  fakari-miru-ni 
dai-zai-fu-no  nisi-ni  atatte  fira-do-sima-to  iu  sima  ari-keri.  Si-fo 
sübete  ttmi-ni  site  koto-ni  kisi-giwa  fukaku  site  gun-kan-ico 
josuru-ni  ^^  *^  hen-gi  nari.  Kono  sima-nite  ^b  sei-ivo  soroje 
osi-josen  kata  sikaru-hesi-to-zo  mosi-tari-keru.  Mö-ko-wo  kore-ioo 
kiki-te  ge-dzi-site  iwakit  rnppon  sei-to-no  -^^  so-gun-zei  sin-tai 
kuan-kiü-no  furumai-ni  olte-ioa  ima  kono  tokoro-nite  fakaru- 
heki-ni  arazü  a-si-kan-m  makase-tare-ba  kare-ni  ^£  gi-se-jo-to 
i-i-tari-keri. 

Als  man  im  Begriffe  war  vorzurücken,  machte  der  be- 
rathende  Grosse  Fei-kuö-tso  an  dem  Hofe  eine  Meldung  und 
sagte:  Als  man  in  früherer  Zeit  den  Kriegsplan  entwarf, 
wurde  beschlossen,  dass  Hin-tu  und  Tscha-khieu  nach  Kin-tscheu 
in  K6-rai  gelangen,  der  Zugetheilte  zur  Rechten,  Fan-wen-hu 
und  die  Uebrigen  von  Kiang-nan  aus  das  Lager  verlassen,  bei 
der  Insel  Iki  sich  sammeln  und  von  dort  geraden  Weges  in 
die  Königsstadt  jenes  Reiches  im  Angriffe  dringen  sollen.  Da  es 
in  diesem  dritten  Monate  des  Jahres  Menschen  von  Nippon* 
gab,  welche  von  einem  Sturme  überfallen  und  in  unser 
Reich  verschlagen  wurden,,  so  Hess  man  durch  die  mitfahren- 
den Schiff leute  einen  Grundriss  ihres  Reiches  zeichnen.  Als 
man  die  Länder  überblickte,  befand  sich  westlich  von  dem 
Sanimelhause  des  grossen  Vorgesetzten  eine  Insel  Namens 
Fira-do.  Da  von  allen  Seiten  das  Meer  und  besonders  an 
den  Uferbänken  Tiefwasser  ist,  eignet  sie  sich  zum  Anker- 
platze der  Kriegsschiffe.  Diese  Insel  sollte  die  Stelle  sein,  wo 
man  die  Kriegsmacht  aufstellt  und  hinschiebt.  —  Als  der 
Mongolenkönig  dieses  hörte,  gab  er  die  folgende  Weisung: 
Was  das  Vorwärtsschreiten  und  Zurückgehen,  die  langsame 
oder  schnelle  Bewegung  der  Kriegsmacht  für  die  Eroberung 
Nippon's  betrifft,  so  kann  es  jetzt  an  diesem  Orte  nicht  erwo- 
gen werden.  Da  ich  es  0-thse-han  überlassen  habe,  so  wende 
man  sich  mit  dem  Rath  au  diesen. 


Die  Geschichte   der   Mongolenangriffe   auf  Japan.  167 

Die  Wache  an  dem  Meerufer  von  Tsin-zei. 

Md-ko-lioku  fei-sotsü-wo  tsünori-motomete  süde-ni  ziü-man-ni 
ojohi  ko-rai  [^  ^  ui-ui-to-no  sio-gun-wo  kuwajete  sono  sei  iku 
ziü-man-to-mo  fakari-gatasi.  Sü-man-no  sen-kan-ico  ukahete  jose- 
kitaru  josi  sono  uwasa  jamazari-keri.  Osoru-beki-wo  osore  osoru- 
mazi-ki-wo  osorezaru  mono-wa  sükunaku  site  sawagu-mazi-ki 
koto-ni-mo  saioagi-tatsü-ioa  seo-nin-no  narai-naru-wo  masi-te 
kono  mo-ko-no  koto-ica  saki-no  tosi-no  kassen-ni^  kiki-odzi-site 
sono  sa-ta  nomi  fun-fim  nari.  Mata  aru-mazi-ki  '^^  Jq^  zia- 
soku-wo  Wj:  '^  fii-kucd-si  kano  kuni-ni-ioa  ki-ziütsü  ^"J  ^ 
gen-fb  ari-te  kaze-ni  ^  sio-zi  nami-ni  süml  zin-dzu  fu-si-gi-no 
fataraki  are-ha  jo-no  fsüne-no  kassen-nite-wa  utsi-katsü  koto-wa 
kano-he-karazü.  Mata  o-oki-naru  tetsü-tama-no  naka-ni  fi-wo 
tsütsümi-irete  ^  P^  kü-tsiü-ni  tohasefe  faziki-kakure-ha  sono 
tama   mei-do-site    ^      -^    ran-raku-sü   sükosi-nite-mo   ataru-wa 

südzi  föne  kudakete  PD  ^  soku-si-süru  koto  ataka-mo 
ikadzütsi-ni  utaru-ga  gotosi.  Tatst  naganata-no  tsikara-wo 
tsükusi  kiri-musübu-to-mo  kari-faro-to-mo  ki-ziütsü-ni  teki-tai-sü- 
he-karane-ha  juku  sü-e  ika-ga  nari-jukan-to  i-i-odosü  mono  are-ba 
kiki-odzi-süru  mono  fata  sükuna-karazü  tanomi-gataki-ica  simo- 
simo-no  mono  wakimajenu  kokoro  nari.  Bu-si-no  ije-ni  aru 
mono-wa  nani-ka-wa  motte  osoru-beki  sai-koku-no  ran-bb-wo 
nikuki  si-icaza-to  iki-doioori  aioare  to-goku-je-mo  jose-jo  kasi 
futa-tahi  josüru  koto  ara-ba  te-itaku  atatte  korasimen-to  te- 
gusüne  fi-i-te  mafsi-wi-tari. 

Die  Krieger,  die  das  Mongolenreich  zusammengezogen 
hatte,  waren  bereits  hunderttausend.  Man  gesellte  hierzu  die 
Heere  von  Kö-rai  und  Hoei-hoei,  und  es  lässt  sich  nicht  er- 
messen, aus  wie  vielen  Hunderttausenden  diese  Kriegsmacht 
bestand.  Das  Gerücht,  dass  mehrere  zehntausend  Kriegsschiffe 
angeschwommen  kämen,  verstummte  nicht.  Da  wenige  Men- 
schen sind,  welche  das,  was  zu  furchten  ist,  fürchten,  was 
nicht  zu  fürchten  ist,  nicht  fürchten,  ist  es  auch  die  Gewohn- 
heit kleiner  Menschen,  über  Dinge,  derentwegen  man  sich 
nicht  zu  beunruhigen  braucht,  sich  zu  beunruhigen.  Noch  mehr 
war  dieses  der  Fall  in  Hinsicht  auf  die  Mongolen.  Man  hatte 
von  den  Kämpfen  der  früheren  Jahre  mit  Zittern  gehört,    und 


Ißg  Pf  iz  maier. 

die  Ncachrichten  davon  waren  nur  verwirrte.  Ferner  fügte  man 
unmögliche  Selilangenfüsse  hinzu  und  sagte,  in  jenem  Reiche 
irebe  es  wunderbare  Künste  und  Zauberei.  Jlan  reite  auf  dem 
Winde,  wohne  auf  den  Wellen,  und  da  Verkehr  mit  Geistern  und 
unbegreifliche  Verrichtungen  stattfinden,  könne  mau  es  nicht 
dahinbringen,  in  einem  Kampfe,  wie  er  in  der  Welt  gewöhn- 
lich ist,  zu  siegen.  Ferner  wickeln  sie  in  grosse  eiserne  Kugeln 
Feuer  und  lassen  es  in  die  Luft  fliegen.  Wenn  sie  abschnellen, 
klängen  diese  Kugeln  mit  lautem  Tone  und  fielen  wirr  her- 
nieder. Wer  nur  ein  wenig  getroffen  werde,  dessen  Adern  und 
Knochen  würden  zermalmt  und  er  sterbe  auf  der  Stelle,  gerade 
als  ob  er  vom  Donner  gerührt  würde.  Wollte  man  auch  die 
Kraft  der  Schwerter  und  langen  Messer  erschöpfen,  zusammen- 
stechen und  weghauen,  da  man  der  wunderbaren  Kunst  nicht 
entgegentreten  kann,  wie  werde  es  in  der  Zukunft  werden? 
Da  es  Leute  gab,  welche  mit  solchen  Worten  schreckten, 
waren  nicht  Wenige,  welche  dieses  mit  Zittern  hörten.  Wo 
man  nicht  vertrauen  kann,  haben  die  gemeinsten  Dinge  einen 
unverständlichen  Sinn.  Die  in  den  Häusern  der  Krieger  sich 
befanden,  hatten  nichts  zu  fürchten.  Sie  zürnten  über  den 
Aufruhr  der  westlichen  Reiche  als  ein  verabscheuungswürdiges 
Treiben  und  meinten:  Möchten  sie  nur  gegen  die  östlichen 
Reiche  andringen!  Wenn  zum  zweiten  Male  ein  Angriff  statt- 
findet, werden  wir  bis  zum  Schmerzen  der  Hand  sie  züchtigen. 
Sie  zogen  Fichtenharz  und  warteten. 

Sate-mo  kama-kura-ni-wa  ken-dzi  san-nen  go-guatsü  fo-deo 
miisasi-no  kamt  josi-masa  sikken-no  ren-sio-wo  ^  ^  si-siokti- 
site  sin-siü  siwo-da-no  go-ni  kan-kio-seraru  kakare-ha  sagami-no 
kami  toki-mune  — •  ^ij  ippan-nite  dai-seö-no  koto-wo  sa-ta- 
serare-keri.  Ini-si  ken-dzi  guan-nen  mo-ko-no  tsükai-wo  ju-wi-ga 
fama-ni  zan-zai-site  kua-sin-no  jen-wo  dan-zessi  koto  nara-ha 
waga  kuni-jori  kb-kai-site  sei-tb-wo-mo  nasü-hesi-to  bu-rei-ico  iki- 
dowori  nikumare-kere-ha  kano  kuni-wo  ikarase  fara-tatarasete 
fiE  ^  nui-ho-no  ikusa-wo  si-kake-sase  matsi-tsütsü  utte  toran-to 
ncvL  Sare-ba  bun-jei-no  kassen-wa  fase-atsümari-si  jori-ai-zei- 
nite  gun-riaku  -^  ^fl  gb-kna-sezari-si-ga  fatsüka  itsi-nitsi-no 
tatakai-ni  sib-sotsü-ra  tai-kiissi  koto-ni  mi-narenii  ikusa-ki-nite 
omoi-no  foka-no  jei-ki-wo  kuzikare  tatakai-fodo-fodo  nan-gi-ni 
ojobi    te-oi    iifsi-zini    o-o-kari-si    koso    i-i-ka-i-na-kere   tote   sono 


Die  Geschichte   der  MongoleuangritTe   auf  Japan.  169 

tahi-wa  itsi-zoku-naru  fo-deo  kadzusa-no  süke  ^m  ^t  sane- 
niasa-ni  mei-zi  fsin-zei-je  ge-ko-sesime  sai-koku-no  go-ke-nm-ra 
kib-to-no  o-o-han-ni  sitago  mono-domo-ico  mina-niina  sane-masa-nl 
sitagawasete  tsüku-si-ni  kudarasime  to-goku-no  go-ke-nin-tvo 
nobosete  kib-to-no  ato-wo  oginawaru.  Sane-masa  tsin-zei-ni  ge-kb- 
site  gcd-kan-ioo  ziün-ken-si  tsl-ri-wo  fakari-te  sono  tsi-tsi-tsi-no 
siu-go  dzi-to-ni  j^  ^S  sib-gi-site.  faka-ta  fako-zaki-to-no  umi- 
hata-ni  |gj^  ^^  sü-ri-ga  aida  tsüi-dzi-ioo  tsüki  isi-gaki-ico  kumi- 
age-tai'i.  Itsi-zib  amari-no  kiri-kisi-ni  site  bib-bu-ico  tate-taru 
gotoku  nare-ba  ika-naru  ^^  S^  ka-riu-ni  mutsi-utsü-to-mo 
nori-kojemi-beki  jb-zo  naki  konata  omote-ioa  fei-kin-ni  situ 
uma-ni  nori-tsütsü  kake-ßki-ico  zi-jü-ni  naru-beku  kamaje-tari. 
Da  in  Kama-kura,  im  tauften  Monate  des  dritten  Jahres 
des  Zeitraumes  Ken-dzi  (1277  n.  Chr.),  Josi-masa  von  dem 
Geschlechte  F6-deö ,  Statthalter  von  Musasi ,  das  Amt  der 
Führung-  der  fortgesetzten  Schriften  des  Inhabers  der  Gewalt 
niedergelegt  hatte  und  in  dem  Districte  Siwo-da  in  Sin-siü  von 
den  Geschäften  zurückgezogen  lebte,  erstattete  Toki-mune, 
Statthalter  von  Sagami ,  unter  einem  einzigen  Siegel  über 
grosse  und  kleine  Angelegenheiten  Bericht.  Wenn  man  im 
ersten  Jahre  des  vergangenen  Zeitraumes  Ken-dzi  (1275  u.  Chr.) 
die  Gesandten  der  Mongolen  an  dem  Ufer  von  Ju-\vi  enthaup- 
tete und  die  Beziehungen  der  Freundschaft  abbrach,  so  war 
es,  um  für  den  Fall,  dass  man,  über  die  Verletzung  der  Ge- 
bräuche erbittert,  sich  zum  Absegeln  von  dem  eigenen  Reiche 
und  Verhängung  von  Strafe  durch  Eroberung  entschliessen 
sollte,  jenes  Reich  zum  Zorne  zu  reizen,  es  einen  unüberlegten 
Feldzug  in's  Werk  setzen  zu  lassen  und  im  Warten  einen 
Schlag  zu  führen.  Weil  man  jedoch  in  dem  Kampfe  des  Zeit- 
raumes Bun-jei  für  die  schnell  zusammengezogene  Kriegsmacht 
keinen  einheitlichen  Plan  entworfen  hatte,  in  dem  Kampfe  von 
kaum  einem  Tage  Anführer  und  Streiter  ermatteten,  besonders 
durch  die  ungewohnten  Kriegs  Werkzeuge  der  unerwartete  Muth 
gebrochen  wurde,  zur  Zeit  der  Kämpfe  Gefahr  eintrat,  zahl- 
reiche Verwundungen  und  Tödtuugen  vorkamen  und  dieses  zu 
sagen  unnütz  sein  mochte,  gab  man  diessmal  dem  zu  einem 
Seitengeschlechte  gehörenden  Sane-masa,  Gehilfen  von  Kadzusa, 
den  Befehl,  nach  Tsin-zei  herabzusteigen,  Hess  alle  Haus- 
genossen der  westlichen   Reiche    und    alle    der    grossen  Wache 


170  l'f  iz  iiiaier. 

der  Hauptstadt  sich  anschliessenden  Leute  sich  an  Sane-masa 
schliessen  und  nach  Tsuku-si  herabsteigen.  Man  liess  die 
Hausgenossen  der  östlichen  Eeiche  heraufkommen,  wodurch 
die  Abgänge  in  der  Hauptstadt  ersetzt  wurden.  Als  Sane-masa 
nach  Tsin-zei  herabkam,  umwandelte  und  besichtigte  er  das 
Meerufer,  erwog  die  Vortheile  des  Bodens,  und  nachdem  er 
sich  mit  den  Schirmherren  und  Häuptern  des  Bodens  dieser 
Gegenden  berathen,  erbaute  er  an  der  Seeküste  von  Faka-ta 
und  Fako-zaki  auf  einer  Strecke  von  mehreren  Weglängen 
einen  Erdwall  und  führte  eine  steinerne  Mauer  auf.  Da  es 
Uferbänke  von  mehr  als  einer  Klafter  Höhe  und  gleich  auf- 
gestellten Windschirmen  waren,  konnte  ein  Reiter,  welches 
edle  Pferd  er  auch  peitschte,  sie  auf  keine  Weise  übersetzen. 
Diesseits  war  die  Oberfläche  eben  und  so  hergestellt,  dass 
man  zu  Pferde  nach  Willen  vorwärts  und  zurücksprengen 
konnte. 

Jumi-ja  fib-rb  ma-kusa  mnde  nani-kure-to  jo-i-site  kai-gan- 
ni-wa  sü-so-no  gun-sen-ico  tsünagi-tsütsü  ima-ni-mo  koko-ni  jose- 
ki-na-ha  kub-wi-wo  i-zoku-ni  simeaü-hesi.  Kono  tabi-no  tatakai- 
ni-wa  ikade-ka  zokit-ra-ni  usiro-wo  misen  aranu  gim-ki-ni  kokoro- 
madoi  omoi-no  foka-ni  te-itaku-mo  atarazan-si  koto-no  kiijasi- 
sa-jo.  Ima-wa  ^^  t^  gun-ki-wo  mi-sükasi-tari.  Nani  fetsü- 
guan-no  fi-wo  osoren  osi-jose-küaru  fo-kage-wo  mi-ha  sümijaka-ni 
gun-sen-wo  nori-idasi  zoku-to-ga  fune-ni  nori-iri-te  hun-don  kb- 
mib-sen  mono-to  süsümi-süsünde  matsi-kake-tari.  Ban-goku-ni 
ß-rui-naku  tsiü-jü-wo  saki-to  site  gi-wo  siri  fadzi-wo  ivasurezaru 
onodzükara-naru  hu-koku-no  ^  /?<  koso  ajjpare  me-de-taki 
koto-ni-wa  ari-kere.  Sare-ha  kono  nen-getsü-ioa  nani-to  naku 
sawagasi-kari-si-ni  kono  fi-ni  itari  sono  i^  setsü  uso-narazü 
kikoje-kere-ha  kin-tei-jori-mo  on-tsükai-ioo  taterare  sio-sia  sio- 
zi-no  sin-hutsü-ni  go-ki-guan-wo  taterarete  gb-bukii-sü-heku-zo 
inorase-tamb. 

Man  hielt  alles,  Bogen  imd  Pfeile,  Mundvorräthe,  selbst 
Pferdefutter  in  Bereitschaft,  und  indem  man  an  das  Meerufer 
einige  Kriegsschiffe  band,  konnte  man  den  fremden  Räubern, 
wenn  sie  jetzt  hier  ankämen,  die  erhabene  Macht  kund  thun. 
Wie  hätte  man  in  dem  diessmaligen  Kampfe  den  Räubern  den 
Rücken  zeigen  können?  Welch  ein  Leid,  dass  man  durch  die 
Kriegswei'kzeuge,     welche    man    nicht    besass,     im    Herzen    in 


Die  Geschichte  der  Mougolenaugriffe  auf  Japan.  171 

Verwirrung  gebracht  wurde  und  wider  Vermuthen  nicht  bis  zum 
Schmerzen  der  Hand  ihnen  Stand  gehalten  hatte !  Jetzt  hatte 
man  die  Triebwerke  des  Krieges  durchblickt.  Wozu  brauchte 
man  das  Feuer  der  eisernen  Kugeln  zu  fürchten?  Wenn 
man  den  Schatten  eines  herannahenden  Segels  sehen  würde, 
würde  man  sogleich  die  Kriegsschiffe  auslaufen  lassen,  auf  die 
Schiffe  derRäuberscharen  eindringen,  sie  erbeuten  und  sich  hohen 
Ruhjn  erwerben.  Mit  diesen  Gedanken  schritten  Alle  vorwärts 
und  warteten  mit  Ungeduld.  Ohne  in  den  zehntausend  Reichen 
ihres  Gleichen  zu  haben,  Redlichkeit  und  Muth  zur  Hauptsache 
machend,  indem  sie  die  Gerechtigkeit  erkannten,  die  Schande 
nicht  vergassen,  welch'  eine  erfreuliche  Sache  mochte  die  von 
selbst  entstandene  Sitte  des  kriegerischen  Reiches  sein !  In- 
dessen waren  die  Monate  dieses  Jahres  ohne  irgend  welchen 
Grund  bis  zu  dem  gegenwärtigen  Tage  unruhig  gewesen.  Als 
man  vernahm ,  dass  diese  Reden  keine  eitlen  seien ,  wurden 
auch  von  Seite  des  kaiserlichen  Hofes  Abgesandte  ernannt. 
Man  richtete  an  den  Altären  und  in  den  Tempeln  zu  den 
Göttern  und  zu  Buddha  Gebete  und  Hess  erflehen,  dass  man 
die  Feinde  bewältigen  möge. 

Die  Ankuuft  des  gesammten  mongolischen  Heeres. 

Ko-an  si-nen  go-guatsü  ni-ziU-itsi-nitsi  mö-ko-no  sen-tai 
sei-to  gen-süwi  kin-to  kd-sa-kiü-ra-no  zoku-sen  m-sen-s6  i-ki 
tsusi-raa-wo  sast-te  osi-jose-tari.  Ma-saki-ni  ko-rai-no  ßb-sen  go- 
fiaku-sö  fe-saki-wo  narahe  fito-te-wa  i-ki-ni  tsiaku-gan-si  fito-te- 
iva  tsüsi-ma-ni  zio-riku-sü.  0-o-zei  kuga-dzi-ni  agaru-ja  ßtosi-ku 
sima-bito-ra-ico  utsi-korosi  sasi-korosi  y^  i^  ro-jed-no  kirai- 
nakn  ide-o  mono-v)0  S||  ^^  zan-geli-site  sono  i^  ^;  ub-bo 
ataru-he-karazü.  Kai-gan  tsikaki  ^E  ^^  kio-min-ra-ioa  nogare- 
idzü-heki  ßma-naku  site  tai-fan  i-zoku-ni  utare-keri.  Itoke-naki 
^  ko-wo  ßki-tsürefe  jama-no  ko-kage  fani-no  soko-ni  kakure- 
ßsonde  nogarure-domo  awafe-si  oja-ni  ßki-faterarefe  ko-domo-ioa 
itsi-zi-ni  naki-sakebu  sono  ko-e-wo  kiki-tsükefe  tadzüne-motomete 
korosi-keri.  Sibasi-no  inofsi  wosi-kere-ba  tote  kaioajuki  waga 
-^  ko-ioo  icaga  te-ni  kakete  sasi-korosi-tsütsü  kakure-keri.  -^ 
Ko-ico  usinni-te  oja  bakari  itsü-made  ikin  inotsi-nite  kakaru 
aki-me-wo  miru  jaran-to  nageki-kanasimu-zo  aware-naru.  Favaka- 


172  Pfizmaier. 

narii  oki-ai-ni-wa  iku-sen-  jffl  so-to-mo  kazü  sirarezü  ^^  ^ 
sin-sin-to  site  tsiiranareru  fib-sen  tsnsi-ma-no  kata-ni  josuru-ka-fo 
vii-si-ga  tsüsi-ma-ni-mo  josezü-site  muna-knta-no  nmi-dzi-ni  kakari 
fnko-zaki-no  nisi-ni  atareru  y  ZI  noko-no  sima  si-ga-no  sivia- 
ni-zo  tsüki-ni-keru.  Kono  futa-tsü-no  sima-wo  asi-damari-ni  site 
koko-nite  so-zei-tco  matsi-aicasefe  ßto-te-ni  nari-te  osi-josen-to-no 
tarne  naru-besi.  Bti-ki  ßb-ro-ica  iü-ni  ojohazu  süki  kuwa  kama- 
wo  fazime-to  site  no-geö-no  do-gn-made  su-sö-no  fune-ni  tsümi- 
konii-tari.  Fitsü-dzio  ikusä-ni  titsi-katte  sümi-tsukn-heku-ja  omoi- 
ken  issai-no  zo-gu  made  nani  fu-sok%i-naku  takuioaje-keri. 

Am  einundzwanzigsten  Tage  des  fünften  Monates  des 
vierten  Jahres  des  Zeitraumes  K6-an  (1281  n.  Chr.)  kamen 
mehrere  tausend  Räuberschiffe  Hin-tu's  und  Hung-tscha-khieu's, 
der  ersten  Anführer  der  den  Osten  erobernden  vordersten 
Reihen  der  Mongolen,  in  der  Richtung  der  Insehi  Iki  und 
Tsusi-ma  zum  Angriffe  heran.  Ganz  voran  stellten  fünfhundert 
Kriegsschiffe  von  K6-rai  in  Reihen  ihre  Büge.  Der  eine  Flügel 
gelangte  in  Iki  an  das  Ufer,  der  andere  stieg-  in  Tsusi-ma  an 
das  Land.  Die  grosse  Streitmacht,  auf  den  Landwegen  empor- 
steigend, erschlug  und  erstach  gleichmässig  die  Inselbewohner. 
Ohne  Abscheu  vor  Jung  oder  Alt  machte  sie  nieder,  was  ihr 
begegnete,  eine  Grausamkeit,  die  keinen  Erfolg  haben  konnte. 
Die  nahe  an  dem  Meerufer  wohnenden  Menschen  des  Volkes, 
denen  zum  Entkommen  keine  Zeit  blieb,  wurden  zur  grösseren 
Hälfte  von  den  fremden  Räubern  getödtet.  Einige,  ihre  zarten 
Kinder  mit  sich  nehmend,  verbargen  sich  in  den  Schatten  der 
Waldbäume,  in  der  Tiefe  der  Thäler  und  entkamen.  Jedoch 
wenn  sie  hörten,  dass  die  Kinder,  von  den  erschrockenen 
Aeltern  hingesetzt,  einmal  weinten  und  schrien,  suchten  sie 
sie  auf  und  tödteten  sie.  Des  kurzen  Lebens  willen  legten  sie 
an  ihre  armen  Kinder  die  Hand,  tödteten  sie  und  verbargen 
sich.  Nachdem  sie  ihre  Kinder  verloren,  wie  lange  sollten  die 
Aeltern  leben?  Lebendigen  Leibes  die  bevorstehenden  Leiden 
sehend,  klagten  sie  und  waren  voll  Trauer. 

Man  sah,  dass  an  der  fernen  Grenze  der  hohen  See 
Kriegsschiffe  —  man  kannte  nicht  deren  Zahl  —  in  dichten 
Reihen  ungefiihr  der  Seite  von  Tsusi-ma  sich  näherten.  Sie 
legten  sich  nicht  an  Tsusi-ma,  sondern  verfolgten  den  Seeweg 
von  Muna-kata   und    gelaugten  zu  den  westlich  von  Fako-zaki 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan.  17 


o 


liegenden  Inseln  Noko  und  Siga.  Es  mochte  zu  dem  Zwecke 
sein,  diese  zwei  Inseln  zum  Stützpunkte  zu  machen,  daselbst 
auf  die  gesammte  Kriegsmacht  zu  warten  und^  nachdem  man 
sich  zu  einer  einzigen  Masse  vereinigt,  heranzudringen.  8ie 
luden  das,  was  zu  Kriegswerkzeugen  und  Mundvorrath  nicht 
taugte,  von  Spaten,  Hauen  und  Sicheln  angefangen  bis  zu  den 
Geräthen  des  Ackerbaues,  auf  mehrere  Schiffe.  Wohl  in  dem 
Gedanken,  dass  sie  in  dem  Feldzuge  gewiss  siegen  würden 
und  um  sich  ansässig  machen  zu  können,  häuften  sie  selbst 
alle  vermischten  Geräthschaften,  ohne  etwas  mangeln  zu  lassen, 
zusammen. 

Sate-mo  tsuku-si-no  kat-gan-ni-wa  narasi-narasi-si  adzüsa- 
jnmi  moto-jori  SH  go-si-taru  koto  nare-ha  faruka-ni  josüru 
zoku-sen-wo  loi-nagara  tnatan-ioa  i-i-ga-i-nasi.  Utte  iden-to 
ßsimeki'fe  isami-süsümeru  ari-sama  nare-ha  me-ni  amaru  tai- 
gun-ni  fajari-te  kake-make-taran-ni-iva  ko-jo-naki  dai-zi-to 
kadzüsa-no  suke  sane-masa  mei-rei-ivo  kudasi-tsütsü  jose-kitari- 
na-ba  ja-ziri  sagari-ni  ite  otosi  utte  tore-tote  ^.  fei-no  utsi- 
ni-iva  te-dare-no  sei-fei-wo  jerami-isütsü  ki-do  sasi-katamete  jeo- 
gai  kihisi-ku  matsi-kake-tari.  Zoku-wa  sasuga-ni  ken-go-naru 
waga  sonaje-ni-ja  m-jo-si-ken  si-ga  noko-no  rib-tb-ni  funa-gakari- 
site  jose-mo  kitarazü.  Kure  fate-nure-ha  fei-no  uje-ni  kagari-hi 
amata  taki-tsüdzuke  faku-tsiü-no  gotoku  kagajakasi  jo-zin  ken- 
go-ni  siu-ei-sen. 

Da  aber  für  die  Bogen  von  Hartriegel,  die  man  an  dem 
Meerufer  von  Tsuku-si  immerfort  ertönen  Hess,  eine  Zeit  be- 
stimmt worden,  so  ist  es  unnütz  zu  sagen,  dass  man,  bei  den 
in  der  Ferne  herankommenden  Räuberschiffen  verweilend,  ge- 
wartet haben  wird.  Da  man  thatsächlich  in  der  Absicht  hervorzu- 
brechen, lärmte  und  kühn  vorwärts  drängte,  Hess  Sane-masa,  der 
Gehilfe  von  Kadzusa,  in  Betracht,  dass  es  die  ernsteste  Sache 
wäre,  Avenn  man  von  dem  unübersehbaren  grossen  Heere  schnell 
angefallen  und  besiegt  würde,  die  Befehle  ergehen.  Damit  man 
den  Feind,  wenn  er  herankommen  sollte,  mit  gesenkter  Pfeilspitze 
herunterschiessen  und  erlegen  könne,  wählte  man  innerhalb  der 
Mauer  vorzügliche,  im  Pfoilschiessen  geübte  Krieger  aus.  Man 
verstärkte  die  Thore,  verschanzte  sich  fest  und  wartete.  Die 
Räuber  mochten  in  der  That,  wohl  unserer  strengen  Vorkeh- 
rungen wegen,  unschlüssig  sein.  Sie  ankerten  mit  ihren  Schiffen 


1^74  Pfiz  maier. 

vor  den  beiden  Inseln  Siga  und  Noko  und  kamen  nicht  heran. 
Als  es  vollständig  Nacht  geworden  war^  zündete  man  auf  der 
Mauer  in  Menge  neben  einander  Leuchtfeuer  an  und  machte 
Alles  wie  am  hellen  Tage  erglänzen.  Man  hielt  sorgfältig  und 
streng  Wache. 

Kakari-si  fodo-ni  ^   ^  kaja-no  y'^   ^|5  dzi-ro  ^[g   -^ 

tsüne-naga-wa  kono  fi  jose-kitari-si  zoku-sen-ico  loi-nagara  koko-ni 

matsüra-gata  tsüki-mo  katahukn  sin-ja-no  jami  jo-utsi  koso  kukkio 

nare   fito    sirezü  ,sen-tö-si    ?:oku-sib-no    kuhi   kitte    tsi-matsuri-ni 

sonajete  kuren-to  te-zei-ioo   sügutte  fune-ni   tori-nori   me-zasü-mo 

siranu  oki-naka-wo  si-ga-no  ura-ni   kakari-taru    teki-sen-no  fi-wo 

me-ate-to    si    an-nai    siri-taru    umi-dzi   nare-ba   momi-ni    mpnde 

kogi-tate-tari.     Ai-sonaje-no    mi-kata-no   gun-sotsü   sono  jb-sü-ico 

ukagai-sin-te    nani-ka-wa    sükosi-mo    iü-jo-sü-heki    ika-de    kaja- 

no-ni  otorazi-to  onazi-ku  fune-wo  osi-tatete  ato-ico  otte-zo  kogase- 

keru.     Kaku-te   dzi-ro  tsune-naga-iva  fodo-joku  teki-sen-ni  kogi- 

josete    toki-no    ko-e-wo   fassi    nori-utsüri-ataru-wo    sai-tvai    kitte 

megure-ha  zoku-to-ra-wa  tai-gun-ico  tanomi-nite  jo-utsi-no  jo-zin 

sara-ni  naku  okotari-fate-si    wori-7iare-ha   motte-no  foka-ni  gio- 

ten-si  aicate-sawagi-te  fusegi-tatako    ^    ^t    gi-sei-naku  firaki- 

nahiki-te    nige-meguru.     Kokoro-kiki-taru    mono     atte    te-hajaku 

jaki-kiisa-ico  funatsi-kake-tari.  Mi-kata-no  gun-sen  oi-oi-ni  nori- 

jofse-ki-nure-ba   ^     ^    an-ja-no  koto-nite  zoku-sen-jon-ica  sei-no 

ta-seo-no  fakararene-ba    ono-ga  fune-bune-wo   jö-zin-site    sawa- 

sawasi-kii-mo    utte    kakarazü.      Saru-kara-ni    dzi-rh    tsune-naga 

omoi-no  mama-ni   utsi-kafte   naioo-mo    tajumazü    kitte   meguru-ni 

ja-gnra-ni  fanatsi-si   fi-no    te    maioari-te    j^  s:  jen-jen-to    site 

moje-agari  ma-tataku  fima-ni  ^^   j|^  man-sen  fi-to  nari-nure-ba 

te-zei-wo  madomete   icaga  fune-ni   ton-nottari.     Kono    sawagi-ni 

fomo-fune-wa  ono-ga  fune-ni  fi-no  utsüran-wo  osore-tsütsü  kogi- 

firakan-to    süru   fima-ni    kogi-tate-kogi-tate    mi-kata-no    dzin-je 

kajeri-keri.     Kiri-süte-tari-si-ica   kazü  sirezü  utsi-toru  kubi  kazü 

ni-ziü-itsi  tai-sib-no  zikken-ni  ire-tari-si-ioa   me-zamasi-kari-kertt 

si-dai  nam. 

Während  unter  solchen  Umständen  der  ordnende  Leib- 
wächter Tsune-naga  von  Kaja-no  bei  den  an  diesem  Tage 
herangekommenen  Räuberschilfen  verweilte,  mochte  hier  in 
der  Finsterniss  tiefer  Nacht,  in  welcher  an  dem  Strande  von 
Matsura  auch  der  Mond  sich  neigte,    ein  nächtlicher  Ueberfall 


Die  Geschichte   der  Mongolenangriffe   auf  Japan.  17o 

eine  ungebeugte  Kraft  bekunden.  In  der  Absicht,  unbemerkt 
der  Erste  den  Boi-d  zu  ersteigen,  Häupter  der  Anführer  der 
Räuber  abzuschlagen  und  zum  Blutopfer  darzureichen,  wählte 
er  eine  Handvoll  Leute  und  nahm  sie  in  ein  Schiff.  Er  setzte 
sich  die  Feuer  der  feindlichen  Schiffe,  die,  nicht  wissend, 
worauf  sie  achten  sollten,  in  der  Bucht  der  mitten  in  der 
hohen  See  liegenden  Insel  Siga  angelegt  hatten,  als  Ziel  vor 
Augen,  und  da  es  ein  ihm  wohlbekannter  Seeweg  war,  ruderte 
er  mit  beständiger  Anstrengung  weiter.  Die  Krieger  unseres 
in  Bereitschaft  stehenden  Heeres,  welche  dieses  Beginnen  er- 
spähten, konnten  auf  keine  Weise  nur  im  Geringsten  un- 
schlüssig sein.  In  der  Meinung,  nicht  schlechter  als  Kaja-no 
zu  sein,  stellten  sie  zu  gleicher  Zeit  die  Schiffe  und  ruderten 
ihm  nach.  Nachdem  der  ordnende  Leibwächter  Tsune-naga, 
so  gut  er  konnte,  zu  den  feindlichen  Schiflfen  herangerudert, 
erhob  er  ein  Feldgeschrei  und  fuhr,  diejenigen,  die  von  einem 
Schiffe  in  das  andere  stiegen,  glücklich  niederhauend,  umher. 
Da  es  um  die  Zeit  war,  wo  die  Räuberscharen,  im  Vertrauen 
auf  ihr  grosses  Heer,  vor  einem  nächtlichen  Ueberfall  gar 
nicht  auf  ihrer  Hut  und  gänzlich  sorglos  waren,  staunten  diese 
ausserordentlich  und,  in  Schrecken  und  Verwirrung  zur  Ver- 
theidigung  machtlos,  öffneten  sie  sich,  gaben  nach  und  schiff- 
ten fliehend  umher.  Ein  geschickter  Mann  unter  ihnen  warf 
rasch  einen  Zündstoff  zu.  Da  unsere  Schiffe  sich  immer  mehr 
hinzudrängten,  wurde  bei  finsterer  Nacht  von  Seite  der  Räuber- 
schiffe die  Zahl  der  Streitkräfte  nicht  erwogen.  Sie  waren  auf 
ihre  Schiffe  bedacht  und  in  ihrer  Verwirrung  zum  Tödten 
nicht  bereit.  Weil  es  sich  so  verhielt,  schlug  der  ordnende 
Leibwächter  Tsune-naga  nach  seinem  Wunsche  zu,  siegte  und 
fuhr,  noch  weniger  lass,  niederhauend  umher.  Da  unterdessen 
die  Flammen  des  in  einen  Schiffsthurm  geworfenen  Feuers 
rings  umher  aufloderten  und  in  einem  Augenblicke  ein  ganzes 
Schiff  in  Flammen  stand,  Hess  er  die  Besatzung  zusammen- 
treten und  nahm  sie  in  das  eigene  Schiff  auf.  Befürchtend, 
dass  bei  dieser  Verwirrung  das  Feuer  der  begleitenden  Schiffe 
sich  seinem  Schiffe  mitth-^ilen  könne,  ruderte  er,  während  jene 
auseinander  rudern  wollten,  immerfort  weiter  und  kehrte  nach 
dem  Lager  der  Unsi-igen  zurück.  Was  diejenigen  betrifft,  die 
er  niederhieb,  so  ist  deren  Zahl  unbekannt.   Dass  einundzwanzig 


17G  Pfizraaior. 

mitg-enommene  Köpfe  zum  Behufe  der  Erkennung  bei  dem 
Heerführer  eingebracht  wurden,  steht  im  Verhältniss  zu  seiner 
glorreichen  That. 

Die  Grossthat  Mitsi-ari's. 

I-jo-no  kuni-no  dziü-nin  jp^  ^  ko-no  roku-rb  ^  7^ 
mitsi-ari-ioa  kono  fatsi-ka-nen  i-zen-jori  udzi-gami-no  jasiro-ni 
ki-guan-site  Iwaku  mosi  kono  ziü-nen-no  utsi-ni  i-zoku  kitara-ha 
rf^  H^  tsiü-sen-site  utsi-toru-hesi.  Mosi  kitarazü-ha  i-koku-je 
osi-watari  gassen-site  utsi-sitagajen  kono  rib-deo-ioo  mamorase- 
tcnnaje  kokoro-gaioari-wa  itasu-mazi-to-zo  sü  ziü-mai  sei-si-too 
sitatame  mi-sima-no  jasiro-no  sin-zen-nite  fi-ni  jai-te  fai-to  nasi 
sono  fai-wo  nonde  tsikai-keri.  Sikaru-ni  ima  mo-ko-no  tai-gun 
tsüku-si-no  oki-ni  josüru-to  kiki-te  tsikai-si  kami-no  megumi  nari 
tote  odori-agatte  isami-tatsi  fon-goku-wo  sin-hassi-te  tsiku-zen  faka- 
ta-ni  tsiakit-dzin-seri.  Sono  ura-ni  itari-te  mire-ba  umi-giioa-ni 
tsüi-dzi-wo  tsüki  ran-gui-wo  utsi  saka-mo-gi-wo  u-ete  jeo-gai 
kihisi-ku  kamaje-tari.  Mitsi-ari-wa  kono  tei-wo  mite  kaku  gen- 
go-ni  katame-wi-na-ba  teki-ioa  osorete  tsika-jorit-mazi  ziH-bun-ni 
teki-wo  ßki-uke7ie-ba  ko-mih-wa  nasi-gatasi.  Ware-ioa  ta-jasüku 
teki-wo  fiki-ire  kokoro-joku  sessen-site  sio-bii-ivo  itsi-zi-ni  kessü- 
besi.  Jed-gai-ivo  tanomu  toki-ioa  si-sotsü-no  kokoro  ittsi-sezü-site 
ßssi-no  tsi-ni-wa  itarazi-tote  tsüi-dzi-ni  somuki  dzin-wo  tori  isi- 
gnki-wo  usiro-ni  atete  umi-no  omote-ni-wa  ije-no  mon  tsüki-tanc 
^^  maku  fito-je  uttaru  bakari  nari.  Kore-ioo  fito-bito  sib-bi-site 
kb-no-ga  usiro  tsüi-dzi-tote  notsi-no  jo-inade-mo  sio-si  keri. 

Mitsi-ari,  sechster  Leibwächter  von  Ko-no,  ein  Bewohner 
des  Reiches  Ijo,  hatte  acht  Jahre  früher  vor  dem  Altare  des 
Ilausgottes  gebetet,  und  gesagt:  Wenn  während  dieser  zehn 
Jahre  die  fremden  Räuber  kommen ,  so  werde  ich  redlich 
kämpfen  und  sie  erlegen.  Wenn  sie  nicht  kommen,  werde  ich 
zu  dem  fremden  Reiche  hinübersetzen,  mit  ihm  kämpfen  und 
es  unterwerfen.  Bewahre  diese  zwei  Sachen,  ich  werde  meinen 
Sinn  nicht  ändern.  —  Er  beschrieb  mehrere  zehn  Stück  Eid- 
papier, verbrannte  sie  vor  dem  Gotte  des  Altars  der  drei  Inseln 
im  Feuer  zu  Asche,  verschluckte  die  Asche  und  schwor  den 
Eid.  Als  er  jetzt  hörte,  dass  das  grosse  Mongolenheer  auf  der 
hohen  See  von  Tsuku-si  herankomme,  glaubte  er,  dieses  sei 
die  Gnade  des  Gottes,  dem  er  geschworen.    Er  sprang  muthig 


Die  Geschichte   der  Mongolenangrift'e   auf  Japan.  177 

auf,  verHess  sein  Heimathlaud  und  erreichte  zu  Faka-ta  in 
Tsiku-zeu  das  Lager.  Als  er  zu  der  Bucht  gelangte  und  hin- 
blickte, hatte  man  an  dem  Rande  des  Meeres  einen  Erdwall 
erbaut,  Pfahlwerk  eingeschlagen,  Gestrüppe  gepflanzt  und  einen 
starken  festen  Platz  hergestellt.  Als  Mitsi-ari  dieses  sah,  sagte 
er:  Wenn  man  sich  so  stark  befestigt,  wird  der  Feind  sich 
fürchten  und  nicht  nahe  kommen.  Wenn  man  den  Feind  nicht 
völlig  auf  sich  nimmt,  lässt  sich  unmöglich  Ruhm  erwerben. 
Ich  werde  leicht  den  Feind  hereinlocken ,  freudigen  Muthes 
mit  ihm  kämpfen  und  zur  selben  Zeit  über  Sieg  oder  Nieder- 
lage entscheiden.  Wenn  man  sich  auf  Befestigungen  verlässt, 
ist  der  Sinn  der  Krieger  nicht  einmüthig,  und  sie  gelangen 
nicht  dazu,  den  Tod  zu  verachten.  —  Von  dem  Erdwall  ab- 
gewendet, bezog  er  das  Lager.  An  die  Steinmauer  mit  der 
Rückseite  stossend^  das  Meer  an  der  Vorderseite,  war  ein  mit 
den  Abzeichen  des  Hauses  versehenes  Zelt  einfach  aufgeschlagen. 
Dieses  rühmten  die  Menschen  und  sagten  bis  zu  den  späteren 
Geschlechtsaltern:  Der  Erdwall  hinter  K6-no. 

Säte  zoku-sen-no  osi-kitaru-ioo  ima-ja  ososi-to  matsi-wi-tare- 
domo  sa-u-naku-mo  josezare-ba  saka-jose-ni-sen-to  fajare-domo 
sü-man-no  teki-sen  ßsi-fisi-to  kogi-tsürane  tetsü-no  kusari-wo  motte 
tsünagi-awase  ajumi-no  ita-wo  siki-narabe  sa-nagara  kuga-dzi-no 
gofoku  Site  sono  iije-ni-wa  isi-jumi-ico  o-oku  sonajete  ito-mo  ken- 
go-ni  mije-nure-ha  fatsüka-no  te-zei  hakari-nite  tai-sib-no  fata- 
moto  made  kitte  tri  loatari-awan-wa  ohotsüka-nasi.  Ika-ga-ioa 
sen-to  omoi-wadzürai  jjj||j  ~^  dn-rioku  narade-wa  kanai-gatasi- 
to  issm-ni  nen-zi-keru-wa  nippon  koku-tsiü  dai-seö-no  zin-gi  hessi- 
te-wa  udzi-gami  mi-sima  ja-fata-no  o-o-mi-kami  siö-ri-wo  je- 
sa$e-famaware-to  kan-tan-wo  kudaki-te  inoru  wori-si-mo  oki-no 
kata-jori  sagt  itsifa  tohi-kitatte  ja-gura-ni  oki-taru  ja-no  naka- 
nite  karasü-fa-nite  fagi-tai'u  so-ja  fUo-südzi  kuioajete  sora-ni  mai- 
agari-si-ga  jagate  mata  teki-sen  sasi-te  kakeri-juki  o-oku-no 
fune-ivo  sügi-juki-te  fito-tsü-no  o-o-bxne-no  uje-ni  otosi-keri.  Tai- 
sib-no  nottaru  fune-to  mijete  J^  'jj^  sei-ki  tb.  ^  fen-fen- 
to  kaze-ni  nahikasi  kin-gin-wo  süri-migaki  kazari-tate  taka-ja- 
gura  ^^  ^  isio-tsio-to  site  kamaje-taru-wa  jo-no  tsüne-no  fnne-ni- 
ica  arazari-keri. 

Er  erwartete  die  Ankunft  der  Räuberschiffe  mit  dem  Ge- 
danken, dass  es  jetzt  spät  sei.    Da  sich  aber  nichts  ereignete  und 

Sitzungbber.  d.  phil.-lii^t.   (1.   lAXVI.   IM     II.   Illt.  1-2 


178  Pfizmaier. 

sie  nicht  angriffen,  war  es  Sitte,  einen  Gegenangriff  zu  machen. 
Mehrere  zehntausend  feindliche  Schiffe  setzten  sich  indessen  in 
Ordnung.  Man  band  sie  mit  eisernen  Ketten  zusammen,  legte 
Reihen  von  Gehbrettern  und  stellte  über  diesen  wie  auf  trocke- 
nem Boden  zahlreiche  Steinschleudern  auf.  Da  dieses  den  An- 
blick grosser  Festigkeit  bot,  war  mit  einer  so  winzigen  ihm 
angehörenden  Streitmacht  bis  zu  den  Kriegern  unter  der  Fahne 
des  Heerführers  dringen,  übersetzen  und  handgemein  werden, 
etwas  Ungewisses.  Er  quälte  sich  mit  dem  Gedanken,  was 
er  thun  solle.  Ueberzeugt,  dass,  wenn  ihm  nicht  göttliche  Hilfe 
wird,  er  es  unmöglich  ausführen  könne,  betete  er,  in  sich  ge- 
kehrt, dass  die  grossen  und  kleinen  Götter  in  dem  Reiche 
Nippon,  insbesondere  der  Gott  des  Hauses  und  der  grosse  Gott 
der  acht  Fahnen  der  drei  Inseln  ihn  den  Sieg  erlangen  lassen 
möge.  Während  er  mit  Inbrunst  betete,  flog  von  der  Seite  der 
hohen  See  ein  weisser  Reiher  herbei,  nahm  von  den  auf 
dem  Thurme  niedergelegten  Pfeilen  einen  aus  Rabenfedern 
verfertigten  erobernden  Pfeil  in  den  Schnabel  und  erhob  sich 
in  die  Luft.  Sogleich  nahm  er  auch  den  Flug  gegen  die  feind- 
lichen Schiffe,  zog  an  vielen  Schiffen  vorüber  und  Hess  den 
Pfeil  in  ein  grosses  Schiff  herabfallen.  Dasselbe  schien  ein 
Schiff  zu  sein,  in  welchem  ein  Heerführer  fuhr.  Da  Fahnen 
und  Wimpeln  im  Winde  umherflatterten,  Zierathen  von  ge- 
glättetem Gold  und  Silber  und  hohe  vielfache  Thürme  ange- 
bracht waren,  so  war  es  kein  gewöhnliches  Schiff. 

Mi-kata-no  gun-bib  kore-wo  mite  sono  ari-sama-no  ibukasi- 
kere-ba  kata-dzü-ioo  nonde  wi-tari-si-ga  mitsi-ari  kitto  omoi-keru- 
wa  köre  sünawatsi  mt-sima  ja-fata-no  o-o-gami-no  ka-go-ni  site 
teki-no  tai-siö-no  nottaru  fune-wo  ware-ni  wosije-tamh  nari.  Kono 
uje-wa  nan-zo  tsi-tsi-sü-beki  isogi  kogi-jose  utsi-toran-tote  wo-dzi 
fh-ki-no  kamt  |^  Qi  mitsi-toki-to  moro-tomo-ni  ni-sö-no  fune- 
wo  kogi-tsürete  teki-sen  sasi-te  susündari.  Mi-kata-no  ßto-bito 
kore-wo  mite  idzüre-mo  odoroki  ajasimi-kem.  Kaku  me-ni  amaru 
tai-gun-ni  fatsüka  ni-so-no  fune-nomi-nite  fu-teki-ni-mo  siisümi-si 
koto  kann  ika-ni  kokoro-wa  takeku-to-mo  utaruru  koto-wa  fitsü- 
dzio-nite  ika-de  bxi-ko-no  faterarn-beki  mosi-wa  kokoro-no  kurui- 
si-kn  arui-wa  m.ono-no  tsüki-si-ka-to  sikiri-ni  kore-wo  ■^|J  sei- 
süre-domo  sora-uso-fuki-site  kiki-mo  irezü  momi-ni  monde  kogi- 
tate-tari.    Teki-sen-ni-iva  kore-wo  mite  sü-man-uo  dai-sen-wo  mono- 


Die  Geschichte  di-r  MongolenängrifFe  auf  Japan.  179 

to-mo  sezü  kogi-jose-Jcüaru-wa  ko-san-no  tsükai-ni-mo-ja-to  omoi- 
kemu  ja-no  fito-südzi-wo-mo  i-kakezü-site  sono  sen  jo-wo  mi-wi- 
taru  savia  nari  je-tari  kasikosi  süsümu-hesi-to  o-oku-no  fune-wo 
nori-nukete  kano  ^  J^  gen-dziü-naru  zoku-sen  tsikaku  nori- 
jose-tari.  Sono  sama  kb-san-no  Uükai-ni-mo  arazare-ha  zoku-to-ica 
fazimete  gio-ten-si-ken  isi-jumi  doku-ja-wo  fanatsi-kake  jose-zi-to 
koso-iüa  fusegi-kere. 

Da  den  Kriegern  unseres  Heeres,  welche  dieses  sahen, 
die  Umstände  unbekannt  waren,  warteten  sie  gespannt.  Mitsi- 
ari  dachte  sich  mit  Zuversicht:  Dieses  ist  der  Schutz  des 
grossen  Gottes  der  acht  Fahnen  der  drei  Inseln.  Er  zeigt  mir, 
wo  das  Schiff,  welches  der  feindliche  Heerführer  bestiegen  hat, 
sich  befindet.  Warum  sollte  ich  noch  zögern  ?  Ich  werde  schnell 
heranrudern  und  ihn  erlegen.  —  Er  ruderte  gemeinschaftlich 
mit  seinem  Oheim  Mitsi-toki ,  Statthalter  von  Fö-ki,  zwei 
Schiffe  und  drang  in  der  Richtung  der  feindlichen  Schiffe  vor. 
Als  unsere  Leute  dieses  sahen,  erschraken  sie  insgesammt 
und  verwunderten  sich.  Sie  sagten:  Wie  man  gegen  ein  un- 
übersehbares grosses  Kriegsheer  mit  kaum  zwei  Schiffen  toll- 
kühn vorgedrungen  ist!  Wie  tapferen  Sinnes  man  auch  sei, 
der  Tod  ist  gewiss,  und  wie  kann  da  kriegerisches  Verdienst 
erworben  werden?  Vielleicht  ist  er  im  Geiste  wahnsinnio-  o-e- 
worden,  oder  es  ist  ein  Dämon  in  ihn  gefahren.  —  Sie  hielten 
ihn  fortwährend  zurück.  Er  aber  pfiff  in  die  Lüfte  und  ruderte, 
auf  sie  nicht  hörend ,  mit  grosser  Anstrengung  weiter.  Als 
man  diesfes  auf  den  feindlichen  Schiffen  sah,  wird  man  gedacht 
haben,  dass  derjenige,  der,  mehrere  zehntausend  grosse  Schiffe 
für  nichts  achtend,  herangerudert  kam,  wohl  ein  die  Unterwer- 
fung antragender  Gesandter  sei.  Ohne  auch  nur  einen  einziger 
Pfeil  gegen  ihn  abzuschiessen,  sahen  sie  augenscheinlich  seinei^ 
Beginnen  zu.  Denkend,  er  habe  es  erreicht,  es  sei  verständig 
und  er  könne  vorwärts  dringen,  schiffte  er  zwischen  vielen 
Schiffen  hindurch  und  nahe  zu  jenem  stark  befestigten  Käuber- 
schiffe  heran.  Da  dieses  nicht  die  Weise  eines  die  Unter- 
werfung antragenden  Gesandten  war,  schössen  die  Räuber- 
scharen ,  die  anfänglich  erstaunt  gewesen  sein  werden ,  aus 
Steinschleudern  giftige  Pfeile  gegen  ihn  und  mochten  ihm  das 
Herankommen  wehren. 


1/* 


180  Pfizraaier. 

Mitsi-ari  nani-ka-ioa  tamerb-heki  ma-saki-ni  süsünde  ja-wo 
fanate-ba  zoku-to-mo  si-fo-jori  i-sükume-kere-ha  ku-kib-no  ro-to 
si-go-nin  i-fnserare  tanomu  tokoro-no  wodzi  mitsi-toki-mo  nsü-de 
oi  loaga  mi-mo  isi-jumi-ni  kata-ioo  utare  jumi-fiku  koto-no  nari- 
gata-kere-do  sara-ni  jei-ki-wo  iisinawnzü  masü-masü  süsünde  fo- 
hasira-wo  teki-sen-ni  utsi-kakete  masira-no  ko-zü-e-ico  tsüto-ga 
gotoku  itsi-han-ni  nori-ntsüri  soiw  mama  o-o-datsi  nuki-kazasi 
sono  tokoro-ni  tattarn  sono  te-no  [^  *^  tai-sio-to  ohosi-ki-ico 
tada  fito-tatsi-ni  kiri-fuse-tari.  Fiaku-jo-iiin-no  yp-  m^  ro-dh 
waka-to  siü-zin-wo  utasü-na-utasü-na-to  süJcasazü  fune-ni  nori- 
itte  omote-mo  furazü  kiri-tate-tari.  Fb-ki-no  kami  mitsi-toki-ica 
kikojurn  tai-kb-no  tsüioa-ynono  nare-ha  o-o-naginata-wo  midzü- 
k\iruina-ni  mawasi  ma-saki-ni  süsünde  nagi-tatsüru.  Si-si-fun-zin- 
no  ikiwoi-ni  feki-jeki-site  tsikadzuki-jezü  san-zan-ni  nige-mado. 
Mitsi-ari-wa  tsikai-si  gotoku  tai-sib-ioo  utsi-toran-to  fita-  giri-ni 
kiru  tatsi-saki-ni  mnkb  zoku-to-ioa  san-wo  midasi-te  kiri-fuse-tsü- 
to  mire-ha  saivajaka-ni  ufsi-joroi  tama-no  kanfuri-ioo  kbmuri- 
tsütsü  appare-ni  tai-sib-to  mije-taru  otoko-no  haku-ja-no  tsürugi 
täsi-futte  mitsi-ari-wo  me-gake  ivatari-b  mitsi-ari  je-tan  negb- 
tokoro-to  sü-ziü-gb  tatakai-si-ga  sei-sin  masü-masü  !m  ^m  jei- 
fassi  teki-no  tsürugi-wo  utsi-otosi  narahe-tsü-to  kumi-fuse  nan-naku 
kore-wo  ike-dottari. 

Mitsi-ari  konnte  nicht  unschlüssig  sein.  Er  drang-  g-anz 
vorwärts  und  entsandte  den  Pfeil.  Die  Räuberscharen  bedeckten 
ihn  von  allen  Seiten  mit  Pfeilen  und  vier  bis  fünf  muthig-e  Ge- 
nossen wurden  durch  Pfeilschüsse  zu  Boden  gestreckt.  Der  Oheim 
Mitsi-toki,  auf  den  er  sich  verliess,  erhielt  eine  leichte  Wunde. 
Er  selbst  wurde  durch  eine  Steinschleuder  in  der  Schulter  ver- 
wundet. Obgleich  es  ihm  unmöglich  wurde,  den  Bog'en  zu 
spannen,  verlor  er  durchaus  nicht  den  Muth.  Inimer  weiter 
dringend,  steckte  er  den  Mast  an  das  feindliche  Schill"  und 
stieg  gleich  einem  AflFen,  der  an  den  Spitzen  der  Bäume  hinau- 
klimmt,  der  Erste  hinüber.  Er  zog  unterdessen  und  hielt  vor 
die  Augen  das  grosse  Schwert  und  hieb  den  an  dem  Oi"te 
Stehenden,  den  er  für  einen  Aniuhrer  der  Abtheilung  hielt, 
mit  einem  einzigen  Streiche  nieder.  Hundert  alte  uiui  junge 
Gefährten  stiegen  mit  dem  Rufe :  Lasset  den  Gebieter  nicht  die 
Schläge  führen!  alsogleich  in  das  Schiff  und  hieben  mit  un- 
bewegter Mii'i)'-  wi-itcr  y'\r\.     Da  Mitsi-toki,  Stiitthalter  von  E6-ki, 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriife  auf  Japan.  181 

ein  berühmter  starker  Krieger  war,  drehte  er  ein  grosses  langes 
Messer  gleich  einer  Mühle,  drang  als  der  Erste  vorwärts  und 
begann,  niederzuhauen.  Die  Feinde,  vor  der  furchtbaren  Macht 
seines  LöwenangrifFes  zurückprallend,  konnten  ihm  nicht  nahen 
und  flohen  in  Verwirrung.  Mitsi-ari  wollte  seinem  Schwüre 
gemäss  den  Heerführer  erlegen.  Während  er  die  seiner  scharf 
einschneidenden  Schwertspitze  gegenüberstehenden  Räuber  in 
verwirrender  Anzahl  zu  Boden  streckte,  kam,  als  er  hinüber- 
blickte, ein  prächtig  gepanzerter,  auf  dem  Haupte  eine  Edel- 
steinmütze tragender  Mann,  der  ein  Heerführer  zu  sein  schien, 
das  Schwert  Mö-ye  schwingend  und  Mitsi-ari  aussuchend,  herbei 
und  wurde  handgemein.  Mitsi-ari  hatte  es  erlangt,  es  war,  was 
er  wünschte.  Nach  etlichen  zehn  Gängen  trat  sein  Äluth  immer 
glänzender  zu  Tage.  Er  schlug  das  Schwert  des  Gegners  zu 
Boden,  warf  ihn,  mit  ihm  gleichgestellt,  im  Ringen  nieder  und 
nahm  ihn  ohne  Mühe  gefangen. 


Zokn-fo-no    ||^    ^^    rni-sen  kore-ioo  mite  ivare-mo-ioare-mo- 

to  nori-utsüri  sükui-toran-to  süru  loori-si-mo  kanete  fanatsi-si  jaki- 

kifsa-no  fonotüo  jen-je7i-to  moje-ngari  kuro-kebim  ten-wo  oicoi-nure- 

ba    ono-ga  fnne-wo   jakasezi-to     ono-ono     si-fb-je    kogi-firaki-nu. 

Mifsi-ari  ge-dzi-site  fe-zei-wo  rnadome    ivaga    fune-ni   nori-utsüri 

katsi-doki   agefe   kogi-kajeru-wo   sono   hu-\vi-ni-ja   osore-ken    isi- 

jumi  dani-mofanntsi-Jezü  ajete  6  mono  na-kari-d-ka-ha  ito-sidzüku- 

sidzüku-to    mi-kata-no    dzin-sio-je   nori-jose-tari.      Fb-ki-no    kami 

mitsi-toki-wa  koto-ni  f(igesi-ku  tatakai-te  dai-zi-ni  fnka-de  amata 

oi-tare-ha      kajeru    j|^     lil     sen-tsiu-ni    si-si-tarn-xoa     osimu-ni 

amaru  kofo  nari-keri.    Mitsi-ari  sü-ka-sio-no  te-kizü-wo  sinobi-te 

tcaga   ike-dori-si   zoku-io-uo  foka-ni   san-nin-no    ike-dori-to    vtsi- 

toru  kubi-iüo  tai-sib-no    kubi    zikken-ni  irc-kere-ba   sono  bii-jü-ioo 

fukaku    ^    sib-si    ike-dori-no    mono-no    kiü-mon-süru-ni    viitsi- 

ari-no  ike-dori-si    ^^    ^^    gioku-ktian-wo    ki-tari-si-wa    zoku-to- 

no    tai-sib    san-nin-no    atsi    narti    sono     itsi-nin-to-zo     mbsi-keru. 

Safe    kore-iva    kuhi-wo    fanete    -^    "fc"   fisa-kata    nf^^   ja-ta-rb 

BJy*     4^    nari-fosi-to    iü    ije-no    ko-ni    motasete    toicoku    klb-to-je 

nobose-keru-g<i  notsi-ni  ko-jo-vaki  go-kan-sib-ivo  kbfiiri-tari.    Geni 

isagijoki  bu-si-ni  men-boku  urnjamasi-ki-iva  kono  koto-ni  koso. 

Als  man  auf  den  andern  Räuberschiffen  dieses  sah,  schifften 
diese  wetteifernd  herüber  und  wollten  zu  flilfe  kommen.  Um 
die  Zeit  stiegen  die  Flanmien  eines  vorher  geschleuderten  Brenn- 


\^2  Ptizraaier. 

Stoffes  lodernd  empor  und  schwarzer  Rauch  bedeckte  dea 
Himmel.  Um  nicht  die  eigenen  Schiffe  in  Brand  gerathen  zu 
lassen,  ruderten  sie,  jedes  einzeln,  nach  allen  vier  Gegenden 
und  breiteten  sich  aus.  Mitsi-ari  gab  der  Mannschaft  (des  bren- 
nenden Scliiffes)  die  Weisung,  sich  zu  sammeln  und  auf  sein 
Schiff  hinüberzusteigen.  Er  erhob  ein  Siegesgeschrei  und  ru- 
derte zurück.  Da  man,  wohl  vor  seiner  kriegerischen  Gewalt 
in  Furcht,  nicht  einmal  dazu  kam,  Steinschleudern  abzudrücken 
und  Niemand  war,  der  ihn  zu  verfolgen  wagte,  gelangte  er, 
in  grosser  Ruhe  schiffend,  zu  dem  Lagerplatze  der  Unsrigen. 
Mitsi-toki,  Statthalter  von  Fö-ki^,  der  besonders  kühn  gekämpft 
und  viele  sehr  schwere  Wunden  davon  getragen  hatte,  starb 
auf  dem  zurückkehrenden  Schiffe,  eine  Sache,  die  überaus  be- 
dauerlich war. 

Als  Mitsi-ari,  die  an  mehreren  Stellen  erhaltenen  leichten 
Wunden  verbergend,  ausser  den  von  ihm  gefangenen  Räubern 
die  Gefangenen  dreier  Leute,  die  Häupter  der  im  Kampfe 
getödteten  Feinde  und  das  Haupt  des  Heerführers  zum  Behufe 
der  Erkennung  hereinbrachte,  belohnte  man  reichlich  seinen 
kriegerischen  Muth.  Als  man  die  Gefangenen  befragte,  sagten 
sie,  der  mit  einer  Edelsteinmütze  bekleidete  Mann,  den  Mitsi- 
ari  gefangen  genommen,  sei  einer  der  drei  Heerführer  der 
Räuberscharen  gewesen.  Nachdem  man  diesem  das  Haupt 
abgeschlagen,  hiess  er  einen  Sohn  des  Hauses,  Namens  Ja-taro 
Nari-tosi  von  Fisa-kata  es  nehmen  und  in  die  ferne  Haupt- 
stadt reisen.  Später  ward  ihm  die  höchste  Bewunderung  und 
Belohnung  zu  Theil.  Wirklich  ist  an  dem  reinen  Kriegsmann 
die  Kühnheit  in  dieser  Sache  zu  beneiden. 

Die  vorderen  Züge  Ton  Kö-rai  warten   auf  den  Nachzug 

der  Schiffe. 

Sate-mo  kamn-kura-jori  nki-ta-zio  dzi-rb  mune-kage-wo 
fazime-fo  site  kawa-ta  go-ro  i^  ^^  fowo-tosi  an-to  sa-je-mon 
zi-rh  ®^  ^^  sige-tsüna-ra  gun-kan-to  site  ge-ko-serare-si  koto 
nare-ha  satsü-ma-nn  kiini-no  siü-go  simo-tsüke-no  kami  y^  ^^ 
fisa-fsika  onazi    ^    -^    fisa-naga  hu-zen   bun-go-no    siü-go  o-o- 

tomo  ßb-go-no  kami    ^&.    -^   jasü-naga  tsiku-zen-no  siü-go  seo- 
ni   saburh   sa-je-moa    zio   kage-suke-wo  fazime-to  site   kiü-siü-no 


Die  Geschichte  der  Mongoleuangriffe  auf  Japan,  183 


siü-go  dzi-to  go-ke-nin-ra  idzüre-mo  tsiü-jü-ivo  saki-to  si  ^^ 
gt-sen-ico  fagemi-tsütsü  tetsu-guan-no  fi-wo  mono-to-mo  sezü  doku- 
ja-no  ja-ziri-mo  ima-wa  osorezü  fusegi-tatako  mono  ju-e-ni  hun- 
jei-no  tatakai-to-iva  koto-kawari  tsüi-dzi  ßto-je-mo  jahuri-jezü  sü- 
sen-no  fune-ico    ^M    3^    ren-kuan-si  tai-dzin-iro  site  loi-tciH-keri. 

Da  aus  Kama-kura  zuerst  Mune-kag-e,  nächstfolgender 
Leibwächter  der  Feste  von  Aki-ta,  dann  Towo-tosi,  fünfter 
Leibwächter  von  Kawa-ta,  und  Sige-tsuna,  zweiter  Leibwächter 
•des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken  aus  An-to,  zu  Beauf- 
sichtigern des  Kriegsheeres  ernannt,  herabgekomraen  waren, 
iStellten,  von  Fisa-tsika,  Schirmherrn  des  Reiches  Satsu-ma  und 
Statthalter  von  Simo-tsuke ,  dem  zu  demselben  Geschlechte 
gehörenden  Fisa-naga  von  0-o-tomo ,  Jasu-naga,  Schirmherrn 
von  Bu-zen  und  Bun-go,  Haupte  der  Rüstkammer  der  Streit- 
kräfte, und  dem  Schirmherrn  von  Tsiku-zen,  dem  kleinen  als 
Zweiter  Zugestellten  Kage-suke,  dritten  Leibwächter  und  Zuge- 
theilten  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  angefangen^ 
die  Schirmherren,  Häupter  des  Bodens  und  Hausgenossen  von 
Kiü-siü  insgesammt  den  Muth  der  Redlichkeit  voran  und 
waren  eifrig  in  dem  gerechten  Kampfe.  Weil  es  Leute  waren, 
die,  das  Feuer  der  eisernen  Kugeln  für  nichts  achtend  und 
die  Widerhaken  der  giftigen  Pfeile  jetzt  nicht  fürchtend,  den 
Vertheidigungskampf  führten,  war  es  anders  als  in  den  Kämpfen 
des  Zeitraumes  Bun-jei.  Der  Feind  konnte  nicht  einmal  den  ein- 
fachen Erdwall  durchbrechen,  er  zog  einen  Ring  um  mehrere 
tausend  Schiffe  und  schlug  gegenüber  das  «Lager  auf. 

Kanete  fü-hun-se-si  gotoku  ^^  W  go-gim-no  itarn-ico 
matsi-tsükete  ßto-te-ni  nari-te  semen-to-no  koto  naran  sono  zoku- 
gun-no  sorowanu  ma-ni  tote  o-o-tomo  fib-go-no  kami-no  tsiaku-si 
to-ne-no  kura-udo  te-zei  sügutte  san-ziu-jo-ki-wo  sü-snki-dzütai-ni 
osi-josete  te-itaku  sessen-si  ~^  ^^  siü-kiü-wo  amata  foftari-keri. 
Simo-matsüra  kami-matsura-xo  mono-domo  itadzüra-ni  teki-wo 
matsü-to-mo  faka-bakasi-ku  jose-kone-ba  iza-ja  kore-joH  osi-josete 
me-zamasi-ki  issen-wo  toge  utsi-zini-se-baja-to  i-i-tatte  sono  sei 
ojoso  sen-nin  bakari  an-nai  sittaru  koto-ura-jori  kogi-idasi-te  jo- 
utsi-ni  koso-wa  si-kake-kere.  Zoku-sen-wa  fu-i-ico  utarete  odoroki- 
awatete  ro-bai-süru  koto  o-o-kata  narazü  mi-kata-wa  masü-masü 
jii-ki-wo  masi-te  ^|^  iff  zijü-icb  mu-zin-ni  kiri-fusete  kano  ren- 
kuan-no    kuga-dzi-wo-ba    omo-mama-ni    oi-makuri-makuri    itodo 


184  Pf'i/. inaie  r. 

fagesi-ku  tatakai-te  itsi-nin-goto-ni  zoku-to-wo-ha  si-go-nin-dzütsii 
utsi-totte  kühi  kazü  san-sen-jo-ioo  kiri-je-tari.  Amari-ni  süsünde 
fttka-iri-si  tatakai-ni-wa  utsi-kattare-domo  utsi-zini-suru  mono 
mala  o-okxi  nori-knjeru  mono  tote-wa  fatsvka-ni  su-ziü-nin-ni-wa 
suglzari-keri. 

W(jil,  wie  man  als  Gerücht  gehört  hatte,  das  Räuberheer 
auf  die  Ankunft  des  Nachzug-es  warten,  dann,  zu  einer  einzigen 
Masse  vereinigt,  angreifen  wollte  und  unterdessen  nicht  voll- 
zählig war,  wählte  ein  zu  der  sechsten  Rangstufe  gehörender 
Mensch  der  Kammer,  Sohn  des  Hauptes  der  Rüstkammer  von 
0-o-tomo  in  erster  Linie,  eine  Abtheilung  Leute,  griff  dreissig 
Reiter  längs  der  Flussinseln  und  des  Vorgebirges  an,  kämpfte 
bis  zum  Schmerzen  der  Hand    und  erbeutete  viele  Köpfe. 

Die  Leute  des  oberen  und  unteren  Matsura  warteten  ver- 
geblich auf  den  Feind.  Da  dieser  nicht  zu  ihrem  Vortheil 
herankam,  sagten  sie :  Wohlan  !  Von  nun  an  werden  wir  vor- 
dringen ,  einen  fürchterlichen  Kampf  zu  Wege  bringen  und 
fallen.  —  Ihre  Streitmacht  zählte  im  Ganzen  tausend  Menschen. 
Sie  ruderten  aus  einer  anderen  Bucht,  wo  ihnen  der  Weg  be- 
kannt war,  heraus  und  mochten  einen  nächtlichen  Ueberfall 
ins  Werk  setzen.  Auf  den  Räuberschiffen  war  der  Schrecken 
über  diesen  unvennutheten  Angriff  kein  geringer.  Die  TInsrigen, 
deren  Muth  fortwährend  wuchs,  hieben  nach  allen  Richtungen 
unaufhörlich  nieder  und  rollten  jenen  umringenden  Landweg 
nach  Willkür  immer  weiter  zurück.  Indem  sie  äusserst  heftig 
kämpften,  erlegte  jeder  Einzelne  von  ihnen  vier  bis  fünf  Räuber 
und  es  gelang  ihnen,  über  dreitausend  Häupter  abzuschlagen. 
Zu  weit  sich  vorwärts  wagend,  wurden  sie  in  dem  Kampfe, 
bei  welchem  sie  tief  eindrangen,  zwar  besiegt,  weil  aber  viele 
auch  zurückschifften ,  betrug  die  Zahl  der  Gefallenen  kaum 
mehr  als   einige  Zehende. 

Kiü-siü  si-koku-no  tsuwa-mono-domo  omoi-omoi-ni  nnke-goke- 
si  kitn-ko-too  tate-kere-ba  itsü-made  koko-ni  matsü  tote-mo  faka- 
hakasi-ki  te-gara-wa  nasi.  Ide  kuan-to  hu-si-no  te-nami-no  fodo- 
wo  misen-zü-to  aki-ta-zib  dzi-rh-no  te-no  mono-ni  fnjari-ioo-no 
loakci-mu-sui-domo  4^  ^  ^fr  sin-sa-kon  ziü-ro  ima-wi  fiko- 
dzi-rb  ^  -^  sai-he-kiü-rh-ra  teki-sen-je  osi-josefe  ^  "^ 
si-sio-wo    sara-ni    kajeri-mizü    fann-hannsi-ki  jü-sen-site    zokn-to 


Die   Geschichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan.  18ö 

amata  utsi-torare-domo  moto-jori  tsüdzüku  fei  na-kere-ba  ntsi- 
zini-nio  mata  snkuna-karazü. 

Als  die  Kriegsleute  von  Kiü-siü  und  Si-koku  die  nach 
der  Meinung'  Mehrerer  gewaltsam  angeeigneten  hohen  Verdienste 
begründet  hatten,  mochte  man  noch  so  lange  hier  warten,  es 
gab  keine  kühne  That.  Um  die  Geschicklichkeit  der  Krieger 
von  Kuan-to  zu  zeigen,  drangen  unter  den  Leuten  der  Abtheilung 
des  nächstfolgenden  Leibwächters  der  Feste  von  Aki-ta  diehelden- 
müthigen  jungen  Krieger:  der  zehnte  Leibwächter  Sin-sa-kon, 
der  nächstfolgende  Leibwächter  Ima-wi-fiko  und  der  neunte 
Leibwächter  Sai-be  gegen  die  feindlichen  Schiffe  und  kämpften, 
ohne  auf  Tod  und  Wunden  irgend  Rücksicht  zu  nehmen,  ruhmvoll 
und  kühn.  Obgleich  viele  Räuber  erlegt  wurden,  waren,  weil 
es  keine  sich  mit  ihnen  in  Verbindung  setzende  Streitkräfte 
gab,  die  Gefallenen  auch  nicht  wenige. 

Mö-ko-no  fuku-sio  kin-to  kö-sa-kiu  kb-rai-no  tai-sib  kin-fb- 
kei  siü-tei  hoku-km-ra  tsü-gb  roku-man  go-sen-nin  ni-sen  amari- 
no  gun-kan-nite  jö-zin  kihisi-ku  sonnje-wi-nagara  tahi-tahi-no 
ikusa-ni  utsi-makete  sono  uje  jo-utsi  asa-gake-no  fito-te-giri-no 
fataraki-m  saje  tai-sin-ioo  ufsi-torare  fai-seri-tco  jahi-taterare  si- 
sofsu-no  utsi-zini  ohitadasi-ku  sika-nomi  narazü  ^^  ^ff  jeki-hib 
j^  ^Pf  'i'i'f-kb-site  mausen  kozotte  jami-tsüki-te  si-süru  mono 
mata  o-osi.  Kore-iüo  urei-te  zoku-sib-ra-ioa  moto-bune-ni  utsi- 
tsüdoi  sib-gi-site  iwaku  kb-nan-no  gun-hib-to  i-ki-no  sima-ni  ai- 
kuai-site  itsi-zl-ni  lob-to-je  seme-iran-to  fakari-si  sono  SB  go-ivo 
fagaje-tsutsü  icare-ware  nonii  sü-ka-do-no  "^  we  tai-sen-si  sono 
icori-wori-ni  %\i  vi  arazu-site  itadzüra-ni  fi-ivo  fetare-ha  fib-rb 
fotondo  fsuki-nan-to  stt  sikaru  iije-ni  jeki-hib  riti-kn-sl  jamai-ni 
okasaruru    mono     sükuna-karane-ha   tatakb    ^g    ^^    gi-sei-wa 

tsüki-fate-mi.  Tada  kono  uje-iva  ikusa-tüo  wosamete  ^  |J^  /.t- 
dzin-sen-jori  fokn  nasi-to  gun-gi  ikkessen-to  se-si-ni  kin-fb-kei 
kasira-wo  utsi-furi  kio-daku-sezü-site  iwaktL  sio-sib-ra  kub-tei- 
no  mei-ioo  iikete  fariika-ni  i-fb-no  sei-batsü-ni  sifagai  fito-sima- 
wo  dani  jaburi-jezü  munasi-kiL  ki-dzin  seraru-beki-ja  kono  gi 
fanafada  sikaru-he-karazü-to  araraka-ni  tatsi-kere-ba  sono  fi-no 
fib-gi-wa  Jani i-  )i  i-ke ri. 

Die  zugetheilten  Heerführer  der  .Mongolen :  Hiii-tu  und 
Ilung-tscha-khieu,  ferner  die  Heerführer  von  Kö-rai :  Kin-fang- 
king,  Tscheu-ting  und  Po-kliieu  hatten,  im  Ganzen  über  sechzig- 


186  Pfizmaier. 

tausend  Menschen  und  mehr  als  zweitausend  Kriegschiffe  ge- 
bietend, mit  grosser  Sorgfalt  Vorbereitungen  getroffen.  Jedoch 
bei  mehrmaligen  Unternehmungen  besiegt ,  wurde  überdiess 
bei  den  Anstrengungen  zur  Abwehr  nächtlicher  Ueberfälle  und 
morgendlicher  Angriffe  ein  Heerführer  getödtet,  grosse  Schiffe 
wurden  verbrannt  und  viele  Krieger  waren  in  dem  Kampfe 
gefallen.  Dieses  war  nicht  alles.  Eine  pestartige  Krankheit 
zog  umher,  ganze  Schiflfe  wurden  völlig  angesteckt  und  die 
Verstorbenen  waren  auch  viele.  Darüber  bekümmert,  versam- 
melten sich  die  Räuberanführer  auf  einem  ihrer  Schiffe,  hielten 
Rath  und  sagten:  Für  den  Entwurf,  dass  die  Heeresmenge 
von  Kiang-nan  sich  bei  der  Insel  Iki  sammeln  und  zu  gleicher 
Zeit  in  die  Hauptstadt  des  Königs  dringen  solle,  haben  wir 
die  rechte  Zeit  versäumt.  Wir  haben  bloss  mehrere  Male 
grosse  Kämpfe  bestanden  und  es  war  für  uns  bei  all'  diesen 
Grelegenheiten  nicht  von  Vortheil.  Da  wir  unnütz  die  Tage 
verbrachten,  werden  die  Mundvorräthe  bald  zu  Ende  gegangen 
sein.  Da  zudem  eine  pestartige  Krankheit  umherzieht  und  die 
von  der  Krankheit  Befallenen  nicht  wenige  sind,  ist  die  käm- 
pfende gerechte  Kriegsmacht  erschöpft.  Es  bleibt  uns  nicht» 
übrig,  als  das  Heer  ordnen  und  den  Rückzug  antreten.  —  Als 
man  im  Kriegsrathe  diesen  Beschluss  fassen  wollte,  schüttelte 
Kin-fang-khing,  hiermit  nicht  einverstanden,  das  Haupt  und 
sagte:  Sämmtliche  Anführer  haben  den  Befehl  des  Kaisers  in 
Empfang  genommen  und  haben  ihm,  um  in  der  Ferne  ein 
fremdes  Reich  zu  erobern,  gehorcht.  Doch  sie  können  nicht 
einmal  eine  Insel  bezwingen.  Kann  man  da  unverrichteter 
Dinge  den  Rückzug  antreten?  Dieser  Rath  ist  äusserst  unan- 
gemessen. —  Hiermit  erhob  er  sich  unwirsch,  und  die  Be- 
rathung  dieses  Tages  war  zu  Ende. 

Mala  ziü-jo-zitsü-mo  sügi-nure-ba  futa-tabi  kuai-gi-ioo 
mojowosi'nuru-ni  fb-kei  süsände  i-i-keru-wa  saki-ni-mo  iü  gotoku 
BP  ^  sei-si-ni  tagcd-te  sirizoku  toki-wa  ika-ni  site  kimi-ni 
mamijen.  Koto-ni  mi-tsüki-no  kate-wo  motarasi-tare-ha  ima  fito- 
tsüki  amari-wa  sasaje-nu-hesi.  Nan-gun  SB  go-ni-wa  okuru-to- 
mo  konoß  akum  fi-no  fodo-ni-ioa  itaru-hesi.  Ai-kuai-site  tatakaioa- 
haitsi-zi-ni  Jfjj^  ll{^  ko-th-no  seö-i-wo  ntsi-tair eigen  koto  ^g  ^ 
nb-so-wo  toru-jori-mo  jasü-karubesi-to  ^eki-wo  täte  ri-gai-too  toki- 
kere-ba    zoku-sib-ra    kore-ni    ^|    ki-wo  jete    ikusa-wo  kajesü  gi- 


Die  Geschichte   der  Mongolenangriife   anf  Japan.  187 

loa  jami-tare-do  ima  hono  sei-nite  tatakawa-ha  mata  kore-made- 
ni  kaioaru  koto-naku  utsi-zini-süru  mono  o-oki  nomi-nite  iitsi- 
knfsi-nu-beki  koto  arazi  go-gun-no  itaru-wo  matsi-uru  made-wa 
tatakaicanu  koso  jo-ka-mere-fo  faruka-no  oki-ni  sirizoki-te  taka- 
no  sivia-ni  kakari-tsüfsü  jo-idsi  asa-gake-no  jö-zin-wo  kibisi-ku- 
zo  sonaje-taru.  Mi-kata-no  sio-gun  kore-wo  mite  nmoo-mo  taka- 
no  simu-ni  osi-josete  siö-bn-ivo  itsi-zi-ni  kessen-to  kokoro-ioa  ja- 
take-ni  fajare-domo  sasüga-ni  gun-sen  owo-karane-ha  mii-nen-no 
fa-gami  kctmi-si-taki  m,unasi-ku  fi-kazü-wo  okuri-keri. 

Als  man  nach  Verlauf  von  zehn  Tagen  zum  zweiten  Male 
eine  Zusammenkunft  veranstaltete,  trat  Fang-khing  vor  und 
sprach :  Wie  ich  früher  gesagt  habe :  Wenn  wir  dem  höchst- 
weisen Willen  zuwider  handeln  und  uns  zurückziehen,  wie 
könnten  wir  dann  vor  dem  Gebieter  erscheinen?  Da  be- 
sonders für  drei  Monate  Lebensmittel  verabreicht  wurden;,  kann 
man  sie  jetzt  länger  als  einen  Monat  versperrt  haben.  Das  Südheer 
mag  immerhin  über  die  bestimmte  Zeit  ausbleiben,  heute  oder* 
um  den  morgigen  Tag  muss  es  ankommen.  Wenn  wir  uns  mit 
ihm  vereinigen  und  kämpfen,  wird  den  kleinen  Barbarenstamm 
einer  einsamen  Insel  zu  gleicher  Zeit  unterwerfen,  leichter  sein 
als  die  in  dem  Sacke  belindliche  Ratte  fangen.  —  Als  er  somit, 
auf  den  Teppich  schlagend  Nutzen  und  Schaden  auseinander- 
setzte, erlangten  die  Räuberanführer  hierdurch  bequeme  Zeit  und 
das  Vorhaben,  das  Heer  zuiückzuführen,  wurde  aufgegeben. 
Jedoch  wenn  sie  jetzt  mit  dieser  Streitmacht  gekämpft  hätten, 
wäre  es  auch  nicht  anders  als  bisher  gewesen.  Es  wären  nur 
viele  Leute  in  dem  Kampfe  gefallen,  und  die  Möglichkeit  des 
Sieges  war  nicht  vorhanden.  Indem  es  ihnen  gut  dünkte,  bis 
zur  Ankunft  des  erwarteten  Nachzuges  nicht  zu  kämpfen,  zogen 
sie  sich  in  die  ferne  hohe  See  zurück  und  legten  sich  an  die 
Falkeninsel.  Daselbst  trafen  sie  sorgfältig  Vorkehrungen  gegen 
nächtliche  Ueberfälle  und  morgendliche  Angriffe. 

Unsere  Kriegsleute,  welche  dieses  sahen,  drangen  noch 
mehr  gegen  die  Falkeninsel,  und  in  der  Absicht,  Sieg  und 
Niederlage  mit  Einem  Male  zur  Entscheidung  zu  bringen,  gingen 
sie  mit  grosser  Kühnheit  und  Schnelligkeit  zu  Werke.  Da  aber 
in  Wahrheit  die  Kriegsschiffe  nicht  viele  an  der  Zahl  waren, 
verbrachten  sie  mit  dem  Zähneknirschen  g-etäuschter  Hoffnung 
vergeblich  die   Tage. 


188  Pfi  7.111  aipr 

Saru-fodo-ni  mo-ko-no  so-tni-sio  a-si-kan  fan-bun-ko-wa 
kh-nan-jori  sin-hassi-te  tai-jb-wo  osi-watari  zen-tai-no  gun-zei-to 
i-ki-no  sima-ni  kuai-gh-si  fito-fe-ni  nari-te  lob-zib-je  seme-iri- 
nan-to  isigiri-faru  koto  nare-ha  ima-ja  siiitsit-dzin-sen-to  süru-ni 
nozonde  a-si-kan  nitoaka-ni  jamai-wo  fassi-te  i-reo  fodo-fodo 
te-wo  tsUkiise-do  isasaka  knai-ki-no   tei-mo  mijezü.     Sintsü-dzin- 


sürn  koto  kanawazare-ha  aratamefe  j)p)  ^  ^^  a-tb-kai-ni 
mei-zi  sei-fo  sib-gim-to  site  s6-tai-sib-ni  kaioarasime-tari.  A-tb- 
kai-wa  niwaka-m  wb-mei-wo  kbfuri-taru  koto  nare-ha  ikusa-no 
si-taku-wo  mbken-to  zi-koku-wo  utsüsazü  totonoje-si-ka-domo  to-ja 
kaku-to  go~ni  okurete  jb-jb  roku-guatsü-no  sü-e-tsü  kata  kb-nan-ni 
tomo-dzüna-wo  toki  fo-wo  agete  fasirase-tsütsü  sitsi-giiatsü-no  sü- 
e-no  koro  fira-do-zima-ni  tsüki-ni-keri.  Matsü-ni  mattaru  sen- 
tai-no  gun-zei-ra  fariika-ni  kore-wo  mi-idasi-te  jorokohu  koto 
kagiri-nasi.  Go-gun-no  zoku-sen-mo  fira-do-zima-ni-ioa  kakarazu- 
site  kaze-tüo  tsüki  nami-ico  sai-te  taka-no  sima  sasi-te  osi- 
'watari-nu.  Sono  ban-gun  ojoso  zm-man-jo-nin  fib-sen  san-sen-go- 
ßaku-jo-sb  umi-mo  todoro-ni  kogi-kitaru-iva  geni  süsamazi-ku 
koso  mije-m-kere. 

Es  war  verabredet  worden ,  dass  die  allgemeinen  Heer- 
führer der  Mongolen :  0-thse-han  und  Fan-wen-hn  aus  Kiang- 
nan  hervorrücken ,  über  das  grosse  Meer  setzen,  mit  der 
Kriegsmacht  der  vorderen  Abtheilungen  bei  der  Insel  Iki 
zusammentreffen  und^  nachdem  sie  sich  zu  einer  einzigen 
Masse  vereinigt,  angreifen  und  in  die  Königsstadt  dringen 
sollten.  Als  man  jetzt  im  Begriffe  war,  aus  dem  Lager  zu 
rücken,  ward  0-thse-han  plötzlich  von  einer  Krankheit  be- 
fallen. Obgleich  man  alle  möglichen  Heilmittel  anwandte, 
zeigte  sich  diychaus  keine  Besserung.  Da  es  nicht  thunlich 
war,  aus  dem  Lager  zu  rücken,  ward  0-tä-hai  durch  einen 
erneuerten  höchsten  Befehl  zu  dein  im  Osten  erobernden  fleer- 
führer  ernannt  und  an  die  «Stelle  des  allgemeinen  Heerführers 
gesetzt.  Als  0-tä-hai  plötzlich  den  Befehl  des  Königs  erhielt, 
machte  er,  ohne  länger  die  Zeit  zu  verlieren,  Anstalten  für 
den  Feldzng.  Jedoch  er  verspätete  sich  jedenfalls  und  erst 
gegen  das  Ende  des  sechsten  Monates  des  Jahres  segelte  er 
von  Kiang-nan  ab  und  gelangte  am  Ende  des  siebenten  Mo- 
nates des  Jahres  zu  der  Insel  Fira-d<>.  Als  die  ihn  mit  Un- 
geduld   erwartenden    Kriegsleute    der    vorderen    Abtheilungen 


Die  Geschichte  der   Mongolenangriffe    auf  .Tiipan.  189 

ihn  in  der  Ferne  entdeckten,  hatte  die  Freude  keine  Gränze. 
Auch  die  Räuberschiffe  des  Naclizug-es  setzten,  ohne  sich  an 
die  Insel  Fira-do  zu  legen,  dem  Winde  folgend  und  die 
Wellen  zertheilend,  in  der  Richtung-  der  Falkeninsel  hinüber. 
Das  Heer  der  südlichen  Barbaren  zählte  über  hunderttausend 
Menschen.  Dreitausend  fünfhundert  Kriegsschiffe  ruderten  bei 
dem  rollenden  Tone  des  Meeres  heran,  was  in  der  Tliat  ein 
furchtbarer  Anblick  gewesen  sein  mag-. 

Der  Untergang  des  gesammteu  mongolischen  Heeres. 

Sate-mo  kama-kura-ni-ioa  tsuku-si-no  faja-utsi  oi-oi-ni  th- 
rai-sitfi  katsi-ikusa-no  omomuki-wo  tassi-nnre-domo  go-gun-no 
zoku-sen  imada  itarazü  sono  sei  ojoso  ni-ziü-man-nin  go-sen- 
amari-no  sen-kan-ni  tori-notte  osi-josüru  fu-hun-no  tasika-ni 
sore-to  kikoje-nure-ha  u-tsu-no  mija  sa-je-mon  zio  ^  ^ 
sada-tsüna-ni  san-man-jo-nin-no  tsiü-goku  zei-wo  in-sossesime 
^  jj^  sane-masa-no  en-fei-fo  site  sai-koku-je  ge-kb-sesimerare 
mosi  kono  tije  dai-zi-ni  ojohu  foki-wa  2fc  I^  fon-icin  (go- 
fuka-kusa-ten-wb)  0|-  1^  sin-win-  (kmtie-jama-ten-wo)  loa  to- 
gokii-je  mi-Jidci-nasi-fate-matsüri  kama-kura-nite  go-siit-go-ivo 
itasu-hesi.  Kon-zib  (go-u-da-no  ten-icb)  to-gü-  (fusi-mi-ten-iob) 
loa  baku-fu-jori  gun-hib-ivo  sasi-nohose  go-siü-ei-wo  tsükamatsüri 
rib  roku-fa-ra-no  gun-zei-wo  sai-koku-je  ge-kb-sesvme-ha  nani- 
fodo-no  koto  ai'u-heki-to  sono  Q^,  föf  f<^i-dan-ivo  sadamerare- 
tari.  Sate-mo  kin-tei  fazime  sen-to-jori-m.o  tokoro-dokoro-no 
go-ki-tb  o-ose-idasaru  i-se  iwa-si-midzü  ka-mo  kasü-ga  fira-no 
niatsü-no  wo  atsü-ta-ico  fazime  ni-ziü-itsi  nfj^  sia-no  on-gami-ioa 
mbsü-ni  ojobazü  ijjfp  i^  [jj^  sin-mib-tsib-ni  nosüru  tokoro-no 
san-sen  sitsi-ßaku  go-ziüjo-sia-je  ^^  ^J^  ./"^-/'ß''  ki-guan-ico 
korasare-tsütsü  sio-koku-no  jama-jama  tera-dera-no  ki-s6  kb-so-ni 
o-osete  tai-fb  ß-fb-ivo    jj^    siü-serare-keri. 

In  Kania-kura  wai-en  wiederholt  Eilboten  aus  Tsuku-si  mit 
Siegesnaclirichten  ang-ekommen.  Doch  als  man  mit  Bestimmtheit 
hörte,  dass  die  Räuberschiffe  des  Nachzuges  noch  nicht  ein- 
getroffen seien,  dass  eint;  Streitmacht  von  zweihunderttausend 
Menschen  sich  auf  mehr  als  fünftausend  Krieocsschiffen  ein- 
geschifft  habe  und  herainialie,  liess  man  durch  Sada-tsuna,  den 
Gehilfen  des  Thures  der  linken   Leibwache  des  Palastes  U-tsu, 


190  Pfizmaier. 

die  aus  dreissig-tausend  Menschen  der  mittleren  Reiche  be- 
stehende Krieg-smacht  befehligen,  machte  daraus  die  Hilfsmacht 
Sane-masa's  und  liess  sie  nach  den  westlichen  Reichen  hinab- 
ziehen. Für  den  Fall,  dass  es  überdiess  zu  einem  grossen 
Ereig-nisse  kommen  sollte,  wollte  man  die  Abreise  des  ursprüng- 
lichen und  des  neuen  Kaisers  '  nach  den  östlichen  Reichen 
veranlassen  und  sie  in  Kama-kura  bewachen.  Für  den  gegen- 
wärtigen Kaiser  und  dessen  zur  Nachfolge  bestimmten  Sohn  2 
schickte  man  aus  dem  Sammelhause  der  Zelte  Kriegsleute 
herauf  und  bildete  die  Leibwache.  Wenn  man  die  Streitmacht 
der  beiden  Roku-fa-ra  zu  den  westlichen  Reichen  herabschickte, 
so  war,  was  auch  immer  sich  ereignen  mochte,  eine  getheilte 
Entscheidung  beschlossen.  Endlich  wurden,  von  der  ver- 
schlossenen Vorhalle  angefangen ,  von  Seite  der  Grotte  der 
Unsterblichen  (dem  Palaste  des  abgetretenen  Kaisers)  und 
anderer  Orte  Gebete  angeordnet.  Von  Ise,  Iwa-si-midzu,  Kamo, 
Kasu-ga,  Fira-no,  Matsu-no  wo,  Atsu-ta  angefangen,  waren  es 
Götter  von  einundzwanzig  Altären,  man  reichte  vor  dreitausend 
siebenhundert  fünfzig  Altären  in  berühmte  göttliche  Vorhänge 
gelegte  Handopfer  und  verlegte  sich  ganz  auf  das  Beten.  In- 
dem man  für  die  vornehmen  Bonzen,  die  hohen  Bonzen  der 
Berge  und  Tempel  sämmtlicher  Reiche  Anordnungen  erliess, 
wurde  die  grosse  Vorschrift,  die  geheime  Vorschrift  geübt. 

Kaku  S^  'ja  jei-sin-wo  katabukerarete  natoo-mo  se-zio-no 
odajaka-naran  koto-wo  fossi-tamai  sin-win-wa  ja-fata-je  mi-juki 
nari-te  mi-midzükara  fd-fei-site  go-ki-guan-ico  asobasare  mata 
kon-zib-ica  sitsi-guatsü  tsüi-tatsi  zin-cji-  g  kuan-ni  mi-juki- 
masi-masi  i-se-no  0-0-miJa-ni  naka-no  mi-kado  dai-na-gon 
/^M  'Ü  tsüne-th-kio-wo  tsioku-si-to  site  ^^  ^0  fakken-dtsobasare 
t>on.o  toki-no  go-ki-guan-ni-wa  waga  mi-  4^  jo-ni  site  kakaru 
rnidare  okori-tsütsu  viakoto-ni  kono  nippon-no  sokonawaru-beku- 
wa  on-inotsi-wo  mesaru-besi-to  on-te-dzükara  kakase-taniai-tari- 
kei-i.  0-o-mija-no  win  {-^  \^  s^}  kore-wo  kikosi-mesi-te  ito 
aru-mazi-ki  on-koto  nari-to  isome-kikoje-sase-tamh-zo  kotowciH-ni 
aware-naru  negi-ga    tsüdzümi-no   oto    titkaku  fuje-dake-no    ne-ni 


•  Die  Kaiser  Go-fuka-kusa  und  Kanie-jaina.  Beide  hatten  um  die  Zeit  ab- 
gedankt. 
2  Der  spätere  Kaiser  Fusi-mi. 


Die  Geschichte  der  Mongolenangriffe  auf  Japan  191 

fihiki-ai  utb  otome-ga  mai-no  sode  koto-naki  mi-jo-ni  kajesü-ran 
kakaru  tokoro-ni  sü-ioa-no  midzu-umi-no  uje-jori  go-siki-no  kumo 
nisi-ni  tanabiki-te  y^  ^'^  dai-zia-no  katatsi-ni  araware  kasira 
wo-ica  sadaka-narane-do  nisi-ni  mukai-fe  tobu-to  mije  ja-fata- 
no  go-fo-den-no  to-hira  _  ono-dzükara  firakete  fase-tsigb  uma-no 
kutsuwa-no  oto  ko-ku-ni  mitsi  fi-josi-no  jasiro-no  mi-kagami  mei- 
dö-si  ko-mori-katsü-de-no  jasiro-no  kuro-gane-no  täte  ono-dzükara 
tatte  teki-no  kata-ni  kaki-narandari. 

So  wurde  der  höchst  erleuchtete  Grlaube  seitAvärts  geneigt 
und  wünschte  noch  mehr  die  Sicherheit  in  der  Welt.  Der  neue 
Kaiser  reiste  zu  den  acht  Fahnen^  reichte  eigenhändig  das 
kostbare  Handopfer  und  betete.  Der  gegenwärtige  Kaiser 
begab  sich  am  ersten  Tage  des  siebenten  Monates  zu  den 
Obrigkeiten  der  Götter.  In  dem  grossen  Palaste  von  Ise  er- 
nannte er  den  Reichsminister  Tsune-tö,  grossen  Rath  des 
kaiserlichen  Thores  der  Mitte,  zum  kaiserlichen  Abgesandten 
und  schickte  ihn  ab.  Bei  dem  Gebete,  das  um  diese  Zeit  ver- 
richtet wurde,  schrieb  er  eigenhändig  nieder,  dass  in  seinem 
Zeitalter  solche  Wirren  entstanden  seien.  Wenn  dieses  Nippou 
wirklich  Schaden  leiden  sollte,  könne  man  sein  Leben  fordern. 
Der  Kaiser  des  grossen  Palastes,  der  dieses  hörte,  hielt  es  für 
etwas  sehr  Unstatthaftes  und  brachte  eine  Vorstellung  dagegen 
zu  Ohren.  Im  Grunde  sollte  der  laute  Ton  der  Ti'omraelu  der 
traurigen  Priester,  die  Aermel  des  Tanzes  der  bei  den  wieder- 
hallenden Klängen  des  Flötenbambus  singenden  jungen  Mäd- 
chen die  Rückkehr  zu  dem  friedlichen  Zeitalter  bewirken. 
Während  dieses  geschah,  neigte  sich  über  dem  See  von  Su-wa 
eine  fünffarbige  Wolke  nach  Westen  und  zeigte  sich  in  der 
Gestalt  einer  grossen  Schlange.  Kopf  und  Schw  eif  waren  zwar 
nicht  deutlich,  doch  man  sah,  wie  sie  gegen  Westen  flog.  Die 
Thürflügel  der  kostbaren  Vorhalle  der  acht  Fahnen  öffneten 
sich  von  selbst,  und  die  Luft  w^ard  erfüllt  von  dem  Ton  der 
Gebisse  irre  laufender  Pferde.  Der  Spiegel  des  Altares  von 
Fi-josi  erdröhnte.  Die  eisernen  Schilde  des  Altares  von  Ko- 
mori-katsu-de  stellten  sich  von  selbst  auf  und  waren  reihen- 
weise nach  der  Seite  des  Feindes  gehoben. 

Kaku  rei-gen-no  arata-nare-ha  tanomosi-ku  koso  mije-ni- 
kere.  Kaku-te  tsüku-si-ni-wa  mo-ko-no  sö-gun-zei  taka-no  sima-ni 
kakari-nure-ba    matsüra-no    oki-wo    ume-tateta    kuga-dzi-to    nasi 


192  Pfizmaier. 

sei-ki-no  jama-wo  isuki-tavu  gotokn  koto-ni  ara-te-no  ziu-man- jo- 
nin ^^  *^^  han-giin  nare-ba  satsü-hatsü  mu-zan-no  kid-zoku-ni 
Site  ^Sf.  ßp^  si-sib  sirazü-no  ij^  ^  kan-jü  tsüjoku  tatakai- 
tsükare-si  sen-tai-wo  fagemasi-kere-ha  gun-hio  o-oki-ni  jei-ki-wo 
fassi  kono  ß-goro-no  fai-hoku-no  fen-fo-ico  site  kuren-zü-to  gun- 
ki-ioo  totonoje  si-taku-site  ko-odori-tvo  site  jorokondari.  Zoku- 
sih-ioa  moto-bune-ni  jori-tsüdoi  gun-gi-wo  korasi  ^  7(^  si-ki- 
wo  sadame  akure-ha  m-ü  sitsi-guatsu  tsüitatsi  asa-madaki-ni 
fune-v)o  osi-idasi  sore-sore  si-jose-no  kai-gan-je  ntsi-rnukai  •fito-te 
kagiri-no  sih-hu-wo  motte  itsi-zi-ni  ^  i^  süwi-zio-wo  fumi- 
jaburi  ITA"  ^  bo-gio-no  }^  A^  ziu-sotsü-wo  ke-isirasi-te 
sügu-ni  süsünde  wh-zih-ni  seme-iran-to-zo  gi-si-tari-keru.  Kakare-ba 
sio-gun-je  si-sen-wo  motte  migi-no  omomuki  tsü-dassüre-ba  itsi- 
do-ni  isami-tatsi  akure-ba  toku-toku  osi-Josen-to  isi-junii  doku-ja 
kai-date  te-date-no  gun-ki  ßb-rb  sore-sore-ni  si-taku-site  akuru-wo 
ososi-to  matsi-tvi-tari. 

Dil  somit  die  geisterartige  Bestätigung  wundervoll  war, 
mochte  dieses  nur  hoffnungsvoll  erschienen  sein.  Als  jetzt  in 
Tsuku-si  die  gesammte  Heeresmacht  der  Mongolen  sieh  an  die 
Falkeninsel  gelegt  hatte,  war  es,  als  ob  man  die  hohe  See 
von  Matsura  ausgefüllt  und  zu  trockenem  Boden  gemacht, 
Berge  von  Fahnen  und  Wimpeln  aufgebaut  hätte.  Als  nament- 
lich die  Verstärkung  ein  Heer  von  mehr  als  hunderttausend 
südlichen  Barbaren  war  und  die  bei  Tödten  und  Angriff  er- 
barmungslosen unglückbringenden  Räuber  die  von  dem  todes- 
muthig  geführten  heftigen  Kampfe  ermüdeten  vorderen  Reihen 
anti-ieben,  zeigten  die  Krieger  unseres  Heeres  grosse  Kühn- 
heit. Um  für  die  Niederlagen  früherer  Zeiten  Vergeltung  zu 
üben,  stellten  sie  Kriegsgeräthe  in  Ordnung,  hüpften  und 
freuten  sich. 

Die  Räuberanführer  versammelten  sich  auf  einem  ihrer 
Schiff(^,  lüelten  mit  Bedacht  Kriegsrath  und  bestimmten,  welche 
Verfügungen  zu  1  reffen  seien.  Ks  wurde  besclilossen,  am  näch- 
sten Morgen,  am  er.sten  Tage  des  eingeschalteten  siebenten 
Monates,  noch  vor  Tagesanbruch  die  Schiffe  auslaufen  zu 
lassen,  iu  Gesanuntheit  sich  gegen  das  Meerufer,  dem  man 
nahte,  zu  kehren,  mit  einem  einzigen  entscheidenden  Schlage 
zu  gleicher  Zeit  die  Wasserfeste  zu  zerstören,  die  Besatzung 
zu  zertreten  und,  gerade  vorschreitend,    in  die  Köuigsfeste  zu 


Die  Geschichte   der  MongoleuaiigrifFe   auf  Japan.  193 

dringen.  Nachdem  man  also  sämmtlichen  Kriegsteeren  durch 
Gesandtenschiffe  den  obigen  Beschluss  mitgetheih,  erhob  man 
sich  in  Gemeinschaft  kühn  und  hielt,  um  am  nächsten  Morgen 
schnell  angreifen  zu  können,  die  Kriegsgeräthe  der  Stein- 
schleudern, giftigen  Pfeile,  Mauerschilde  und  Handschilde  dazu 
Mundvorräthe  in  Bereitschaft.  In  dem  Gedanken,  dass  es  am 
morgenden  Tage  spät  sei,  wartete  man  mit  Ungeduld. 

So7io  fi-wa  sitsi-guatsü  tsugomori-nite  Uten  koto-ni  fare- 
watari  oM-tsu  sira-nami  jami-nagara  fosi-no  fikari-ni  kagajaki- 
ai-te  sasü-ja  siwo-dzi-no  sü-e  mijete  odajaka  nari-si  sora-no  ke- 
siki  nhoaka-ni  ajasi-ku  kaki-kurete  ßto-mura-no  kuro-kumo 
tatsi-otüö-to  mije-si-ga  kumo-no  naka-jori  mei-do-site  fibiki- 
watareru  ko-e  ari-te  i-wh-no  niwoi  sora-ni  mitsüre-ha  nani-goto 
jaran-to  odorokii  ma-mo  naku  hb-fu  fagesi-ku  fuki-otsi-te  ikadzutsi 
narl-fatameki  den-kub    ?w    %^    geki-fassi  saka-nami  tatsi-matsi 

ten-ni  mmagiri  ^^  ^j^  fatto  ^1  \@  ran-tb-site  ^^  |^ 
hb-zeo-süre-ba  kon-dziku-mo  kudzüre-fate  ten-tsiü-mo  tsi-ni  otsi- 
nu-hesi.  Sono  ohitadasi-sa  iwan  kotoha-mo  na-kari-keri.  Bun- 
jei-no  do-ni  kori-si  i-zoku-ra-no  ima  mata  sore-ni  ßaku-hai-site 
kakaru  zin-ben-ni  ide-ai-nure-ba  zjB  kon-wo  -y^  sissi  Ö^ 
faku-wo  ubaware  0S  ^  mei-gen  ten-db-site  rb-bai-suru-jori 
foka-zo  naki  sü-man-so-no  gun-kan  ßb-sen  fo-hasira  icorete-wa 
kadzi  kudake  funa-bata  sakete-wa  fe  kudzüre  mi-dzin-ni  jaburete 
fan-fuku-süre-ba  sükui-b-beki  te-date-mo  naku  moto-jori  nogaruru 
mitsi  na-kereba  ziü-si-go-man-no  zoku-gun-ra  koto-gotoku  fa- 
tb-ni  obore-ukabi-sidzümi-te  kurusimi-si-ni-nu.  Sa-bakari  ßroki 
una-bara-wo  si-gai-wo  siki-te  ume-tare-ba  si-nin-no  tije-wo  fumi- 
narasi  fune-ja  ikada-wo  motsi-i-zü-site  katsi  fadasi-nite  i-koku- 
je-mo  loatarare-nu-beku  mije-ni-keri. 

An  demselben  Tage,  dem  letzten  des  siebenten  Monates,' 
war  der  ganze  Himmel  besonders  heiter.  Die  weissen  Wellen 
der  hohen  See  glänzten  noch  in  der  Dunkelheit  zugleich  mit  dem 
Lichte  der  Sterne.  Indess  das  Ende  des  Weges  der  hervor- 
brechenden Salzfluth  sich  zeigte,  verdüsterte  sich  der  ruhig 
gewordene  Himmel    plötzlich    auf  seltsame  Weise,    eine    Schar 

1  Der  letzte  Tag  des  gemeinen  siebenten  Monates.  Unmittelbar  auf  diesen 
Tag  folgte  der  oben  genannte    erste  Tag    des    eingeschalteten    siebenten 
Monates. 
Sitzungsber.  d.  phU.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  IL  lift.  13 


194  Pfizniaier. 

schwarzer  Wulken  schien  ilin  auf  der  Stelle  zu  bedecken.  Aus 
den  Wolken  dröhnte  es,  herüberschalleude  Töne  erklangen 
und  Schwefelg-eruch  erfüllte  die  Luft.  Ehe  man  noch  Zeit 
hatte,  erschrocken  zu  fragen,  was  es  gäbe,  fuhr  ein  Sturm- 
wind heftig  wehend  herab,  der  Donner  wiederhallte  und  Blitze 
schössen  zuckend  hervor.  Entgegengesetzte  Wellen  stiegen 
plötzlich  zum  Himmel.  Indem  sie  kochend  aufwallten,  tobten 
und  verwirrten,  musste  die  Erdachse  zusammenbrechen,  die 
Himmelspfeiler  zur  Erde  herabfallen.  Diesen  Ungestüm  auszu- 
drücken, gab  es  keine  Worte.  Die  in  dem  Zeiträume  Buu-jei 
gezüchtigten  Cl'emden  Räuber,  da  sie  jetzt  in  hundertfach 
grösserem  Masse  als  damals  solche  göttliche  Veränderungen 
trafen,  verloren  die  lichte  Seele,  wurden  der  dunklen  Seele 
beraubt.  Schwindelnd,  kopfüber  stürzend,  blieb  ihnen  nichts 
als  Schrecken.  Mehrere  zehntausend  Kriegsschiffe  mit  ge- 
brochenen Masten,  die  Ruder  zertrümmert,  mit  geborstenen 
Schiffsseiten,  die  Vordertheile  einstürzend,  wurden  zu  Staub 
zermalmt  und  über  einander  geworfen.  Da  keine  Kiinst  ihnen 
zu  Hilfe  kommen  konnte  und  ursprünglich  kein  Weg  war,  auf 
dem  man  entrinnen  konnte,  fanden  die  Räuberheere,  einhun- 
dert vierzig-  bis  einhundert  fünfzigtausend  Menschen,  in  den 
wogenden  Fluthen  ertrinkend,  schwimmend  und  untersinkend, 
insgesammt  einen  elenden  Tod.  Auf  einer  so  breiten  Meeres- 
fläche schien  es,  dass  man,  wenn  man  die  Leichname  aus- 
gebreitet und  begraben  hätte,  auf  die  Todten  tretend  und  sie 
gleichmachend,  ohne  von  Schiffen  oder  Flössen  Gebrauch  zu 
machen,  zu  Fusse  und  barfuss  zu  dem  fremden  Reiche  hätte 
übersetzen  können. 

Makoto-ja  Jcono  tosi-goro  nippon-koku-tsiü-wo  ßfo-ume-ni 
sen-to  fakari-si-ni  aranu  sb-kai-ioo  time-taric  sin-hatsü-no  fodo 
omoi-sirii-hesi.  Bun-jei-no  do-no  jjjft  ^  sin-fü-mo  i-zoku  ittan 
nrizokan-tote  kuga-wo  fiki-farai  motsi-fune-ni  tori-noru-ja  ina-ja 
umi  are-idasi  fune-wo  kudaki-nu.  Koto-ni  mata  kono  tahi-wa 
mo-ko  ^^  "j^  han-kan  kb-rai-no  zoku-gun  so-tai-sih-mo  tb- 
tsiaku-si  litte  idzü-heki  jö-i-site  soroi-ui  soj'oi-si  sono  fi-wo  matte 
kaku  nokori-naku  ten-fuku-sestvie-tamai-ni-si  ama-tsü  kamt  kuni- 
tsii  kami-no  on-wi-tokn  waga  kuni-  ^jrM  ^^  jo-go-no  $in-wi-riki 
ara-tbtosi-ja  arata-nari  ja  kono  sin-riki-no  kasikosa-iva  ima-sara 
iü-mo  oroka  nari-keri. 


Die  Geschichte    der  Mongolenaugriife    auf  Japan.  19ö 

In  Wahrheit  ging  man  in  diesen  Jahren  nicht  zu  Rathe, 
wie  man  das  Innere  des  Reiches  Nippon  zur  Grabstätte  der 
Menschen  machen  werde.  Es  lässt  sich  das  Mass  der  göttlichen 
Strafe,  in  dem  grasgrünen  Meere  begraben  zu  sein,  in  Gedanken 
erkennen.  Auch  der  göttliche  Sturm  in  dem  Zeiträume  Bun-jei 
fegte,  damit  die  fremden  Räuber  eines  Morgens  sich  zurück- 
ziehen, das  feste  Land  rein,  liess,  sie  mochten  die  eigenen 
Schiffe  besteigen  oder  nicht,  das  Meer  wild  hervorbrechen  und 
zertrümmerte  die  Schiffe.  Besonders  auch  dieses  Mal!  Die 
Räuberschiffe  der  Mongolen,  von  dem  Han  der  südlichen  Bar- 
baren und  von  K6-rai  sammt  dem  allgemeinen  Heerführer 
waren  angekommen,  alle  Vorbereitungen,  um  angreifend  aus- 
rücken zu  können,  waren  getroffen.  Die  erhabene  Macht  der 
Götter  des  Himmels,  der  Götter  der  Erde,  die,  auf  den  Tag, 
wo  dieses  geschehen  sollte,  wartend,  so  vollständig  den  Um- 
sturz herbeifühi'ten ,  die  unser  Reich  beschützende  göttliche 
Kraft,  wie  äusserst  edel,  wie  wunderthätig  ist  sie!  Das  Ehr- 
würdige dieser  göttlichen  Stärke  weiss  man  jetzt  nicht  mehr 
auszudrücken. 


Die  Erlaubuiss,   den  Altar  des  Windes  einen  Palast 

nennen  zu  dürfen. 

Kaku-te  i-tehi-no  fune-domo-wa  nokori-naku  utsi-kudakare- 
si-wo  naka-ni-wa  ke-u-ni  site  sima-zima-ni  ntsi-agerare  saiwai-ni 
Site  inotsi-tasükari  kudzüre-nokori-si  fune-wo  motomete  san-man- 
nin  bakari  non-kumi-te  madzü  taka-no  sima-ni  ai-atsümari 
so-ko-nite  fune-wo  slü-fuku-site  nige-kajeran-to  fakari-keri.  Tai- 
sib  fan-hun-ko-ra  midzükara  ^  ^T  ken~kh-no  fune-wo  jerande 
kore-ni  utsi-nori  si-sotsü-wo  sütete  nogare-ide-si-ga  sono  piku-je- 
wa  sirezari-keri.  Sate-mo  mi-kata-wa  taka-no  sima-ni  i-zoku- 
ra-ga  jori-atsümari-si-to  kiku-to  fitosi-ku  seo-ni  saburo  sa-je-mon 
ziö  kage-süke-wo  tai-sib-to  site  tsin-zei-no  gun-bih-domo  sü-fiakn-sb 
osi-jose-tari.  Zoku-to-wa  ß^  JEa  ß  tsio-man-ko-to  iü  jü-sib- 
wo  tai-sib-to  nasi  fissi-wo  kiwamete  tatakai-keri.  Fune  ara-ba 
koso  kuni-je  kajerame  ima-wa  katsü-to-mo  iki-nobi-gatasi-to 
i-zo]cu-ra-mo  fissi-wo  kiwame  inotsi-wo  kagiri-ni  tatakai-nnre-ba 
mi-kata-mo  ftükosi-wa  utare-nure-do  ika-ni   site    teki-si  Jen   san- 

13* 


196  Pfizmaier. 

zan-ni  titsi-nasare  sen-nin  hakari-ni  nari-ni-keri.  Sasuga-ni 
inotsi-no  wosi-kere-ba-ni-ja  ßta-süra-ni  kh-san-wo  koi-nure-ba 
koto-gotoku  ike-dori-te-zo  ki-dzin-si-tari-keru.  Nawo  sima-zima-wo 
tan-saku-site  kakure-fisomi-si  zoku-to-ra-wo  fitori-mo  nokorazü 
utsi-tori-nu.  Säte  ike-dori-no  zoku-to-7'a-wa  tasuke-oku-to-mo  mu- 
jeki  nari-tote  naka-gawa-hata-nite  zan-zai-si  aico-take  jui-watasi 
sarasi-si-ga  kuhi-kazü-no  o-o-kere-ba  jama-no  gotoku-ni  ntsi- 
tsümi-te  sono  mama-ni  süte-oki-tari.  8ikaru-ni  kb-rai-no  gun-bib- 
wa  ika-ni  site  nogare-ken  ^  ^  ki-koku-se-si  mono-mo  ari-te 
utsi-zini  ojoso  sitsi-sen-jo-nin-ni  ojobi-si-to-zo  mo-ko-no  zoku-gun 
ziü-man  amari-wa  mina-gorosi-ni-zo  ai-ni-keru.  Fon-goku  mo- 
ko-je  kajeri-si  mono-wa  -f-"  ö  kan-sio  ^S  pg  baku-sei 
J^    ~Tj     ^^    go-man-go-to  iü  mono  san-nin  nomi  naH-keri. 

Somit  wurden  die  Schiffe  der  fremden  Feinde  vollständig 
zertrümmert.  Unter  ihnen  wm-den  einige  wie  durch  ein  Wunder 
an  die  Inseln  emporgehoben,  und  die  Leute  in  ihnen  retteten 
glücklich  ihr  Leben.  Dieselben  suchten  die  der  Zerstörung 
entgangenen  Schiffe.  Dreissigtausend  Menschen  schifften  ver- 
eint und  sammelten  sich  zuerst  auf  der  Falkeninsel.  Daselbst 
beriethen  sie,  wie  sie  die  Schiffe  ausbessern  und  nach  der 
Heimat  entfliehen  könnten,  Fan-wen-hu  und  die  anderen  Heer- 
führer wählten  für  sich  ein  festes  und  gutes  Schiff,  bestiegen 
dieses  und  entkamen,  ihre  Kriegsleute  im  Stiche  lassend,  auf 
die  hohe  See.  Wohin  sie  sich  begeben  hatten,  wurde  nicht 
bekannt. 

Weil  die  Unsrigen  hörten,  dass  auf  der  Falkeninsel 
fremde  Räuber  versammelt  seien,  machten  sie  einmüthig  den 
kleinen  als  Zweiter  Zugesellten,  Kage-suke,  dritten  Leibwächter 
und  Gehilfen  des  Thores  der  Leibwache  zur  Linken,  zum 
Heerführer,  und  kamen  die  Krieger  des  den  Westen  nieder- 
haltenden Kriegsheeres  auf  mehreren  hundert  Schiften  heran. 
Die  Räuberscharen  machten  einen  muthigeii  Anführer,  Namens 
Tschang-wan-hu,  zum  Heerführer  und  kämpften  mit  äusserster 
Verzweiflung.  Wenn  sie  Schiffe  gehabt  hätten,  wären  sie  in 
ihr  Reich  zurückgekehrt.  Jetzt  mochten  sie  selbst  siegen,  die 
Fristung  des  Lebens  war  unmöglich.  Als  somit  die  fremden 
Räuber  mit  äusserster  Verzweiflung  und  bis  zur  Gränze  des 
Lebens  kämpften,  erlitten  die  Unsrigen  zwar  auch  einige  Ver- 


Die  Geschichte   der  Mougolenangritfe   auf  Japan.  Lvi 

luste,  allein  wie  hätten  Jene  widerstehen  können?  Sie  wurden 
gänzlich  geschlagen  und  schmolzen  zu  etwa  tausend  Menschen 
zusammen.  Als  ihnen  in  der  That  das  Leben  kostbar  ward 
und  sie  ernstlich  die  Unterwerfung  antrugen ,  nahm  man  sie 
säramtlich  gefiingen  und  kehrte  in  das  Lager  zurück.  Man 
durchsuchte  noch  die  Inseln  und  brachte  die  Räuber,  die  sich 
dort  versteckt  hatten,  ohne  einen  Einzigen  übrig  zu  lassen, 
um's  Leben.  Die  gefangenen  Räuber  behielt  man  zwar  am 
Leben,  doch  es  war  ihnen  von  keinem  Nutzen.  Man  enthaup- 
tete sie  an  dem  Flussufer  des  Naka-gawa,  brachte  zusammen- 
gebundenen Bambus  herüber  und  stellte  ihre  Häupter  zur 
Schau.  Da  die  Häupter  viele  an  der  Zahl  waren,  häufte  man 
sie  zu  Bergen  und  liess  sie  liegen,  wie  sie  waren. 

Wie  hätten  unter  solchen  Umständen  die  Kriegsleute  von 
Kö-rai  entkommen  können?  Während  es  deren  auch  gab,  die 
in  das  Reich  zurückkehrten,  betrug  die  Zahl  der  Gefallenen 
über  siebentausend.  Hierzu  wurden  über  hunderttausend  Men- 
schen des  mongolischen  Räuberheeres  niedergemetzelt.  Die  in 
ihr  Heimatland  zu  den  Mongolen  zui'ückkehrten,  waren  bloss 
drei  Menschen,  Namens  Kan-tschang,  Mö-tsing  und  U-wan-ngu. 

Makoto-ja  sio-sia-no  rei-Jcen  arataka-ni  site  idzüre-wo 
idzüre-to-mo  naki  naka-ni-mo  sina-no-no  kuni  sü-wa-no  rai- 
jasiro-wa  moto-jori  ]^  |j|fi  hu-zin-ni  niasi-masi-kere-ha  on- 
inori-mo  fuka-kari-si-ni  nanu-ka-ni  Vj^  man-züru  sono  jo-ni 
atatte  rio-no  katatsi-wo  gen-zi-tamai-si-wo  i-zoku-domo  loogami- 
tate-matsüri  kio-fu  katsü-gb-site  ki-koku-no  notsi  sono  koto-wo 
katari-tsütaje-ken  zib-siü  ß-sei-ken-to  iü  tokoro-ni  nippon  sü-wa 
dai-mih-zin-no  jasiro-tote  kan-dzih-si  ima-ni  itaru-made  ken- 
dziü-ni  sai-rei-wo  itasu-to-ka-ja.  Sate-mo  u-tsü-no  mija  sa-je-mop, 
zio  sada-tsuna-ioa  sane-masa-no  en-fei-to  site  tsiü-goku-zei  san- 
man-jo-nin-wo  in-sossi  momi-ni  monde  osi-juki-si-ni  hin-go-no 
kuni-ni  itari-tsuki  tsüku-si-no  faja-uma-ni  jiiki-ai-te  koto-no 
jh-sü-wo  toware-kere-ba  zoku-gun  koto-gotoku  utare-nure-ha  kih 
kama-kura-ni  tsiü-sin-no  tame-no  tsukai  nari-to-zo  kotaje-keru. 
Sare-do  osi-fe  tsuku-si-ni  ge-kb-site  sane-masa-ni  men-kuai-si 
sio-sib-si-no  gun-rb-wo  negirai  nawo  kai-gan-no  kei-ei-wo  ken~ 
go-ni  nasü-beku  sa-ta  ojohare  sika-site  aki-ta-zib  dzi-rb-ra-to 
onazi-ku  kama-kura-je  kajerare-keri. 


l9S  Pfizmaier. 

Wirklich  war  die  geisterhafte  Bestätigung-  der  Altäre 
ofifenbar,  sie  war  es  bei  allen  ohne  Ausnahme.  Unter  ihnen 
befand  sich  der  Altar  von  Su-wa  in  dem  Reiche  Sina-no.  Da 
sein  Gott  ursprünglich  der  kriegerische  Gott  war,  war  das 
Gebet  zu  ihm  auch  inständig.  Gerade  in  der  Nacht,  in  welcher 
sieben  Tage  voll  wurden ,  zeigte  sich  der  Gott  in  der  Gestalt 
eines  Drachen.  Die  fremden  Räuber  beteten  ihn  an,  sie  blick- 
ten zu  ihm  voll  Fui'cht  und  Verlangen  empor  und  werden 
dieses  nach  der  Rückkehr  in  ihr  Reich  '  weiter  erzählt  haben. 
An  einem  Orte,  welcher  der  District  Fi-sei  von  Fi-tatsi  ge- 
nannt wird,  rechnete  man  sich  zu  den  Altären  des  grossen 
glänzenden  Gottes  von  Su-wa  in  Nippon.  Bis  zu  dem  heutigen 
Tage  wird  man  daselbst  wohl  streng  die  Gebräuche  des  Gottes- 
dienstes beobachten. 

Sada-tsuna,  Gehilfe  des  Thores  der  linken  Leibwache  des 
Palastes  U-tsu,  wurde  Sane-masa  zu  Hilfe  geschickt  und  stellte 
sich  an  die  Spitze  von  dreissigtausend  Kriegern  der  mittleren 
Reiche.  Als  er  eifrig  fortzog  und  in  das  Reich  Bingo  gelangte, 
begegnete  er  schnellen  Pferden  aus  Tsuku-si.  Er  fragte,  was 
es  gebe,  und  man  antwortete  ihm:  Da  das  Räuberheer  voll- 
ständig aufgerieben  worden,  schicke  man  einen  Abgesandten, 
damit  er  die  Botschaft  nach  der  Hauptstadt  Kama-kura  bringe. 
Er  zog  indessen  mit  Hast  nach  Täuku-si  hinab,  traf  mit  Sane- 
masa  von  Angesicht  zusammen  und  bewirthete  die  Anführer 
und  Krieger.  Er  gab  Befehl,  das  Meerufer  noch  immer  streng 
zu  bewachen,  und  kehrte  dann  mit  dem  nächstfolgenden  Leib- 
wächter der  Feste  von  Aki-ta  und  den  Anderen  nach  Kama- 
kura  zurück. 

Safe  sümera-o-o-mi-kami-ioo  mija-no  ne-gi  ara-Jci-da  fisa- 
masi  tojuke  o-o-mi-kami-no  mija  ne-gi  watarai  sada-ßsa-ra  .ziü- 
ni-nin  ki-sih-mon-tco  ren-sio-sife  kin-tei-ni  so-mon-si-keru-wa 
P^  ^  ?'iö-^»t-wo  massia  kaze-no  jasiro-no  fo-den  mei-do-süru 
koto  jaja-ßsnsi  mata  sin-dfin-joi-i  akaki  kumo  ßto-mnra  tatsi- 
idete  jjj  j\\  san-sen-wo  terasu  sono  ßkari-no  nakn-jori  ajasi-ki 
sügata-no    mono    araware-si-wa    köre    tada-goto-ni    arazarn-hesi. 


Wie    oben    angegeben    worden ,    kehrten    nur    Koreaner    in    ihre    Heimat 
zurück. 


Die  Geschichte  der  Mongnleiiangriffe    auf  Japan.  199 

Go-ki-nen  sara-ni  munasi-karazü  |^  'j^  kd-huJiii-no  sin-ioi-wo 
gen-zi-tamaiva-bn  to-n-goro  koi-mbsti  tokoro-no  ^  ^^  kiü-go-ioo 
sen-ge-serare-tamaioan-to-zo  so-mon-si-keru.  Geni-mo  kono  mi- 
jasiro-no  kami-no  mi-i-tsü  arafaka-ni  site  su-ziü-man-no  i-ruwi- 
domo-ico  toki-no  ma-ni  umi-no  mo-kudzü-to  nasi-fate-tamai-nuru 
koto-wo  agame-tamai-te  negai-no  mani-niani  kiü-go  tsiokkio-no 
sen-zi-wo  tamaioari-keri.  Fisa-kata-no  ama-tm  mi-kami-no  sirosi- 
mesü  sümera-mi-kuni-wo  kitnna-keki  kono  jakko-gn  o-o-ke-nakii 
omoi-okosi-te  iku-so-tahi  loatari-kitari-nu-to-mo  itsü-mo-itsü-mo 
kakn-zo  aru-heki  sika-ica  are-do  kano  ^ß  ^  siko-guni-no 
sire-mono-no  sire-waza  nare-ha  mafa-mo  josen  koto-no  aran-wo 
jose-ki-na-ha  fakaru  koto-gofo  on-okite-ico  kaku  si  mamora-ba 
ama-tsu  mi-kami  kuni-tsü  mi-kami-mo  mata  kaku  mamori- 
tamo-hesi. 

Ara-ki-da  Fisa-masi,  Priester  des  Palastes  des  allgebieten- 
den grossen  Gottes,  Watarai  Sada-fisa,  Priester  des  Palastes 
des  grossen  Gottes  von  Tojuke  und  Andere,  im  Ganzen  zwölf 
Menschen,  unterschrieben  einen  Vertrag  und  meldeten  dem 
verschlossenen  Vorhofe :  Dass  der  letzte  Altar  der  beiden 
Palcäste,  die  kostbare  Vorhalle  des  Altars  des  Windes  dröhnt, 
ist  ziemlich  lange.  Ferner  kommt  aus  der  neuen  Vorhalle  eine 
Schar  rother  Wolken  hervor  und  erleuchtet  Berge  und  Flüsse. 
Dass  aus  diesem  Lichte  Gegenstände  von  wunderbarer  Gestalt 
zum  Vorschein  kommen,  kann  keine  gewöhnliche  Sache  sein. 
Das  hohe  Gebet  ist  keineswegs  vergeblich.  Wenn  die  zur 
Unterwerfung  bringende  göttliche  Macht  in  die  Erscheinung 
tritt,  wird  die  Benennung  Palast,  um  die  wir  durch  Jahre 
bitten,  nach  unten  verkündet  werden.  —  Indem  der  Kaiser 
es  in  Ehrfurcht  anerkannte,  dass  in  der  That  die  erhabene 
Macht  des  Gottes  dieses  Altares  offenkundig  gewesen,  dass  sie 
mehrere  Hunderttausende  fremder  Geschlechter  binnen  einer 
Stunde  gänzlich  zu  Abfällen  des  Hornblattes  des  Meeres  ge- 
macht, erfolgte  die  Verkündung  des  Beschlusses,  dass,  der 
Bitte  gemäss,  zu  der  Benennung  Palast  die  kaiserliche  Zu- 
stimmung ertheilt  worden. 

Das  von  den  Göttern  des  lange  währenden  festen  Him- 
mels gelenkte  kaiserliche  erhabene  Reich  haben  diese  schmutzi- 
gen Sclaven  sich  unmöglicher  Weise  in  die  Gedanken  gebracht. 


200  Pfizmaier.    Die  Geschichte  Jer  Mongolenangriffe  auf  Japan. 

Ob  sie  auch  etliche  zehn  Male  herüber  gekommen  waren,  es 
sollte  immer  und  immer  so  bleiben.  So  ist  es  zwar,  doch  da 
es  Thorheiten  der  thörichten  Menschen  jenes  hässlichen  Reiches 
sind,  wird  es  geschehen,  dass  sie  ferner  auch  zudringlich  sind. 
Wenn  sie  herankommen  sollten  und  man  so  das  erhabene 
Gesetz  bewahrt,  werden  die  Götter  des  Himmels,  die  Götter 
des  Reiches  es  ferner  eben  so  bewahren. 


Verbesserung. 

S.  123  Z.   14  statt:  um  mit  Einem    Worte  es  zu  sagen,  zu  lesen:   nach 
der  Länge  (d.  i.  in  Gestalt  des  Wortes  ,Eins',  welches  ein  Strich  ist). 


Bemerkung. 

Der  Verfasser  dieser  Abhandlung  behält  sich  vor,  die  in  dem  Nippon- 
Archiv  abgedruckte  Arbeit  seines  geehrten  Freundes  Prof.  Dr.  J.  J.  Hoffmann 
in  Leiden :  ,  Japan's  Bezüge  mit  der  coreischen  Halbinsel  und  mit  China. 
Nach  japanischen  Quellen  bearbeitet'.,  in  welcher  über  den  im  Jahre  1281 
unternommenen  Mongolenangriff  auf  Japan  berichtet  wird,  in  einer  im  Ent- 
stehen begriffenen  Abhandlung  über  Geographie  und  andere  Gegenstände 
Corea's  eingehend  zu  besprechen. 


MuBsafia.  lieber  die  prorenzalischen  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.       JiM 


lieber  die  provenzalischen  Liederhandseliriften 
des  Giovanni  Maria  Barbieri. 

Eine  Untersuchung 


Prof.  Dr.  Adolf  Mussafia, 

wirklichem  Mitgliede  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften. 


-Ln  meiner  Abhandlung  ,del  codice  Estense  di  rime  pro- 
venzali' '  hatte  ich  Gelegenheit  des  Giovanni  Maria  Barbieri 
zu  gedenken.  Dessen  Sohn  Lodovico  schilderte  sein  Leben; 
die  Schrift  blieb  unedirt,  -  bildete  aber  die  Grundlage  der 
Biographie  Barbieiü's,  welche  Tiraboschi  in  seiner  Biblioteca 
modenese  I  158  veröffeutlichte.  Giovanni  Maria  wurde  im 
Jahre  1519  geboren;  seine  Eltern  waren  Bartolomeo,  ein  Ad- 
vocat  im  Dienste  des  Hauses  Rangoni,  und  Lodovica  Ballerini,^ 
welche,  jedenfalls  italienischer  Abstammung,  als  Wiener  Bür- 
gerin bezeichnet  wird.  Er  genoss  eine  sorgfältige  Erziehung, 
und  brachte  mehre  Jahre  seiner  Jugend  halb  als  Studien- 
genosse halb  als  Correpetitor  bei  Mitgliedern  der  verschwägerten 


1  Sitzungsberichte  der  philosophisch-historischen  Classe  der  kais.  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Wien,  LV  339  ff. 

2  Eine  nicht  sehr  correcte  Abschrift  des  XVIII.  Jahrh.  findet  sich  auf 
fol.  81 — 87  der  Hs.  ßtSO  der  Wiener  Hof-Bibliothek,  welche,  ebenso  wie 
6381,  einst  der  Familie  Rangoni  gehörig,  eine  grosse  Anzahl  Modenensia 
enthält.     Vgl.  Tabulae  codicum  IV  268  ff. 

3  In  der  Wiener  Hs. :  ,Lodovica llizini',  und  am  Rande  ,forse  Bellin- 

zini';  dieser  Name  ist  dann  gestrichen  und  die  weitere  Conjectur  ,Rizini' 
hinzugefügt  worden. 


202  Muswafia 

Häuser  Rangoni  und  Pico  della  Mirandola  zu.  Später  in  den 
Dienst  des  Grafen  Ludwig-  Pico  getreten,  begleitete  er  diesen 
nach  Frankreich,  wo  Beide  bei  Hofe  volle  acht  Jahre  '  ver- 
weilten. Heimgekehrt,  erhielt  Barbieri  das  Amt  eines  Ge- 
meinde-Secretärs  zu  Modena;  er  brachte  in  dieser  Eigenschaft 
das  Gemeinde -Archiv  in  schönste  Ordnung  und  wurde  mit 
administrativen  und  literarischen  Aufträgen  vielfältig  betraut. 
Am  9.  März  1574  starb  er.  Aussei-  lateinischen  und  italieni- 
schen Gedichten,  einer  Chronik  von  Modena  sammt  einer 
Sammlung  von  alten  in  Modena  vorhandenen  Inschriften,  ' 
dann  einer  Vertheidigung  Castelvetro's  gegen  Caro  (^die  meisten 
dieser  Schriften  sind  unedirt)  verfasste  Barbieri  unter  dem 
Titel  ,La  guerra  d'Attila'^  einen  Auszug  aus  dem  altfranzösi- 
schen Gedichte  des  Nicolo  da  Casola.  Sein  wichtigstes  Werk, 
zu  welchem  er  sich  in  reiferem  Alter  und  nach  weit  ausholender 
Vorbereitung  anschickte,  blieb  leider  unvollendet.  Die  letzten 
Worte  lauten :  ,imporro  fine  al  duodecimo  capitolo,  il  quäle 
chiudera  il  primo  libro  dell'  Arte  del  Rimare  di  me  Giovanni 
Maria  de'  Barbieri^  Das  Fragment  blieb  lange  unedirt.  Lodo- 
vico  dachte  schon  im  Jahre  1575  an  eine  Ausgabe;  Giammaria 
Castelvetro  (ein  Bruder  des  berühmten  Lodovico)  billigte  den 
Plan,  meinte  jedoch,  die  überaus  zahlreichen  provenzalischen 
Stellen  müssten  in's  Italienische  übersetzt  werden,  perche  o 
pochissimi  o  forse  niuno  in  Italia  si  truovi,  ancorche  studioso 
della  volgar  eloquenza,  che  sappia  che  cosa  sia  lingua  proven- 
zale,  non  che  la  'ntenda.  Mit  einem  Briefe  vom  18.  Juli  1581 
schickte  Lodovico  an  Corbinelli  in  Paris  eine  Abschrift  aller 
provenzalischen  Citate  und  berichtete  zugleich  über  alles  pro- 
venzalische  Material,  welches  sein  Vater  hinterlassen  hatte. 
Dann  verlautet  von  der  Ausgabe  nichts  mehr,  und  erst  im 
Jahre  1790  entschloss  sich  Tiraboschi,  das  Werk  seines  ge- 
lehrten   Landsmannes    von    der   unverdienten  Vergessenheit   zu 


1  Dif  Wiener  Hs.  spricht  von  der  p:anz  nnsjlanblichen  Zahl  von  •2-2  Jahren. 

-  Tiraboschi  sajjt:  ,Qualche  raccolta  ms.  delle  anflehe  iscrizioni,  che  si  con- 
servano  in  Modena,  sussiste  tuttora.  Ma  non  e  certo  che  sia  quella  dal 
Barhieri  formata.'  Die  Wiener  Hs.  enthält,  ebenfalls  auf  fol.  58 — 64  eine 
solche  t^ammlunn;,  mit  der  Bemerkung:  ,attribnita  a  G.  M.  Barbieri'. 

3  Erscbien  zu  Ferrara  1568;  eine  zweite  Ausgabe  zu  Parma,  mit  Vorreden 
von  Pederzini  und  Galvani,  führt  D'Ancona  in  seinem  Attila  (Pisa  1864)  an. 


Ueber  die  provenzalischeii  Lieili  rliandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  203 

retten.  Er  benützte  zwei  einander  ergänzende  Hss.,  worin  er 
Barbieri's  Hand  zu  erkennen  glaubte.  Auch  er  sah  die  Noth- 
wendigkeit  ein,  die  Stellen  aus  den  Troubadourliedern  mit  einer 
Uebersetzung  zu  versehen,  und  nahm  zu  dem  Zwecke  die  Hilfe 
des  Ab.  Gioachimo  Pia  ,il  piü  dotto  e  il  piii  profondo  poHglotto 
per  avventura  che  sia  ora  in  Italia^  in  Anspruch.  Tiraboschi 
gab  der  Schrift  den  Titel:  ,Deir  origine  della  poesia  riniata'; 
einen  Titel,  welcher  für  das  erhaltene  Fragment,  das  leicht  als 
ein  selbstständiges  Ganzes  angesehen  werden  kann,  nicht  un- 
passend ist.  Im  ersten  Buche  wird  in  der  That  ein  Bild  des 
Ursprunges  und  der  Entwickelung  der  Poesie  —  und  zwar 
fast  ausschliesslich  der  Lyrik  —  bei  den  romanischen  Völkern 
—  hier  wieder  mit  Beschränkung  auf  Provenzalen  und  Italiener, 
da  der  Abschnitt  über  die  französischen  Dichter  von  sehr  ge- 
ringem Belange  ist  —  entworfen.  Dass  aber  das  erste  Buch 
nach  Barbieri's  Plane  nur  eine  breit  angelegte  Einleitung  war, ' 
während  das  eigentliche  Werk  eine  Poetik  hätte  werden  sollen, 
erhellt  aus  dem  ersten  Capitel,  welches  Vorwort  und  Widmung 


'  Ich  hebe  aus  Lodovico's  Schrift  folgende  unedirte  Stelle  heraus.  Er 
erzählt  wie  sein  Vater,  von  einer  schmerzensvollen  Krankheit  gepeinigt 
und  sovvol  mit  häuslichen  als  mit  amtlichen  Arbeiten  überhäuft,  ,vide 
come  il  Castelvetro  nel  suo  commento  stampato  sopra  le  rime  del  Petrarca 
lä  nel  Trionfo  d'  Amore,  dove  si  fa  mentione  di  Arnaldo  Danielli,  par- 
lando  de'  poeti  provenzali  e  del  loro  valore  ne  i  coraponimenti  in  rima,  dice 
che  ciö  farä  apparire  Gio.  Maria  Barbieri.  Per  la  quäl  cosa  egli,  pen- 
sando  piü  a  1'  onore  proprio  ed  al  giovar  altrui  che  all'  aggravio  del  male, 
si  diede  a  componere  un'  opera,  la  quäle  chiama  Rimat-io,  per  esscre  il 
soggetto  d'  essa  la  rima.  E  la  intenzion  sua  era  di  partirla  in  due  libri, 
e  di  trattare  nel  primo  libru  che  cosa  sia  rima,  e  la  derivazione  di  tal 
nome,  d'  ende  al  parer  suo  avesse  principio  tale  trovato,  e  poi  come 
passasse  1'  uso  d'  esse  a  varie  nazioni,  e  chi  di  ciascuna  nazione  fosse  in 
essa  piü  famoso,  e  quali  fiirono  le  cagioni  d'  innalzarla,  e  perche  i  Pro- 
venzali piü  de  gl'  altri  in  questa  s'  avanzassero,  e  ne  introducessero  varie 
forme.  Di  qui  il  Barbieri  prende  occasione  di  raccontare  le  vite  di  molti 
poeti  e  trovatori  di  questa  nazione,  e  le  loro  composizioni,  ponendo  solo 
perö  i  principi  d'  esse;  nel  quäle  racconto  e  capi  di  canzoni  consnma 
quasi  un  terzo  del  primo  libro.  E  finitolo  nel  racconto  de'  poeti  italiani, 
li  quali  sebbene  da'  Provenzali  la  ricevettero,  nuUadimeno  piü  perfetta- 
mente  di  niun  altro  la  hanno  usata  et  aggradita,  diede  principio  al 
secondo  libro;  ma  aggravato  dal  male  .  .  .  mori  .  .  .  e  lasci^  questa 
opera  nella  parte  sua  essenziale  manchevole,  e  nell'  accidentale  seuza 
revisione;    onde   se  ne  sta  come  abbozzo  e  come  frammento  irreparabile.' 


204  MuKRjifia. 

an  den  Herzog  Alphons  IL  enthält.  Es  beginnt:  Se  Dante 
Alighieri  avesse  cosi  laseiato  intiero  come  ci  lasciö  difettivo  il 
suo  libro  della  Volgare  Eloquenza,  certamente  egli  averebbe 
cosi  ben  chiarita  la  cosa  delle  rime,  che  nessimo  dopo  lui  non 
averebbe  avuta  giusta  cagione  d'impiegarsi  a  scrivere  libri  in 
materia  dell'  arte  del  rimare  ....  S'  egli  ci  avesse  lasciati  i 
quattro  libri  ch' egli  intendeva  di  fare  .  .  .,  questa  scienza  del 
rimare  sarebbe  stata  a'  nostri  tempi  piü  nota.  Er  erinnert  dann 
an  den  Tractaten  des  Antonio  da  Tempo  *  und  Ghidino  da 
Sommacampagna,  2  lontani  molto  1'  uno  e  1'  altro  dal  giudicio 
e  dalle  facolta  di  Dante,  i  quali  si  occuparono  in  trattare  cose 
di  poco  rilievo,  tacendosi  del  tiitto,  0  parlando  come  per  in- 
cidente  di  quelle,  che  sarebbono  state  di  utilita  a  sapere,  e  che 
allora  si  sapevano  comunemente  per  tutti  i  rimatori.  Unter 
den  Provenzalen  habe  Raimon  Vidal  Las  rasos  de  trobar  ^  ver- 
fasst,  nel  quäle  altro  poi  finalmente  non  insegna  che  il  diritto 
uso  della  parlatura  di  Limosino,  ch'  era  a  quei  tempi  in  pregio 
non  meno  che  al  presente  appo  noi  la  favella  toscana.  Es 
gebe  wol  ein  sehr  altes  französisches  Werkchen  De  speciebus 
seu  coloribus  rhetoricae  Gallicanae.^  Dieses  könne  jedoch  den 
Italienern  wenig  nützen,  da  es  von  Rotondelli,  Cappelletti, 
Bergerette,  Fratras,  Refrains,  Lai  und  Virlai  handle,  nomi 
poco  ricevuti  da  gli  sci'ittori  Italiani  fralle  sue  rime.  Unter 
den  Neueren  habe  Bembo  sehr  schöne  aber  bei  weitem  nicht 
genügende  Bemerkungen  zusammen  gestellt;  ein  Vincenzo  Cal- 
meta  habe  neun  Bücher  della  volgar  Poesia  geschrieben;  der 
Auszug  davon,  den  er,  Barbieri,  gesehen  habe,  lasse  jedoch 
das  Werk  als  unbedeutend  erkennen.  Von  noch  geringerem 
Werthe  sei  Mario  Equicola's  Introdottorio  al  comporre  in  rima 
in  lingua  volgare,  ein  armseliger  Auszug  aus  Antonio  da  Tempo. 
Die  Schriften  Trissino's,  Minturno's,  Danielli's  seien  voll  classi- 
scher  Gelehrsamkeit;  was  aber  die  Kunst  in  italienischer  Sprache 
zu  dichten  betrifft,   haben  sie  wenig  Neues  beigesteuert.     Dies 

'  Herausgegeben    von    G.    Grion    als    26.  Band    der    Collezione    di    opere 

inedite  etc.   Bologna  1869. 
2   Herausgegeben  von  G.  B.  Giuliarl  als   lOö.    Pnblication    der    Scclta  di 

curiositi  letterarie    Bologna  1870. 
^    Vgl.  unten  lib.  Mich.  fol.  52. 
*   Kennt  man  das  Werk?    Sehr  alt  war  es  jedenfalls  nicht.     Und  war  e.s, 

trotz  des  lateinischen  Titels,  In  französischer  Sprache  abgefasst? 


Ueber  die  provenzalischen  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  205 

Alles,  meint  Barbieri,  sat;-e  ich,  nicht  um  das  Verdienst  aus- 
gezeichneter Männer  zu  schmälern,  sondern  um  zu  beweisen, 
che  non  essende  ün  qui  stato  detto  abbastanza  ne  compita- 
mente  dell'  arte  del  rimare,  io  non  senza  giusta  cagione  mi  sia 
raesso  a  volerne  esporre  quelle  cli'  io  n'  ho  trovato  e  raccolto 
non  solamente  dagli  uomini  Italiani,  ma  da  gli  stz-aniein  ancora 
di  quelle  nazioni,  ch'  ebbero  fama  di  esserne  stati  i  prirai  tro- 
vatori.  Wir  haben  Grund  zu  bedauern  ,  dass  Barbieri  durch 
den  vorzeitigen  Tod  verhindert  worden  ist,  sein  Werk  zu 
vollenden.  Dass  wir  daraus  gewiss  Manches  gelernt  hätten,  dafür 
bürgt  uns  das  erhaltene  Fragment.  Wir  werden  da  durch  die 
Gründlichkeit  der  Methode,  durch  die  Besonnenheit  der  Unter- 
suchung, die  sich  stets  auf  gute  Kenntniss  der  betreiFenden 
Denkmäler  stützt,  durch  das  fortwährende  Hinweisen  auf  reiches 
handschriftliches  Material  in  sehr  angenehmer  AVeise  überrascht. 
Ja  selbst  in  Aeusserlichkeiten  zeigt  sich  die  Genauigkeit  des 
Verfassers.  Bei  den  meisten  Citaten  werden  die  Quellen  an- 
gegeben, und  zwar  sowol  die  Handschrift  als  die  Foliozahl. 
Die  Art  des  Mannes,  welcher  vor  dreihundert  Jahren  gerade 
so  arbeitete,  wie  wir  es  nun  gewohnt  sind,  heimelt  uns  an; 
wir  fühlen  uns  zu  ihm,  wie  zu  einem  Studiengenossen,  hin- 
gezogen. Am  meisten  interessiren  uns  jene  Abschnitte  des 
Werkes,  welche  von  der  Troubadourpoesie  handeln.  Denn 
Barbieri  hatte  die  provenzalische  Sprache  und  Literatur  zum 
Gegenstande  seiner  eifrigsten  Beschäftigung  gemacht.  Nach 
den  Berichten  seines  Sohnes  benützte  er  den  langjährigen  Auf- 
enthalt in  Frankreich  um  unter  der  Leitung  eines  Secretärs 
der  Königin,  welcher  Provenzalisch  ausgezeichnet  verstand, 
diese  Sprache  zu  erlernen.  Ferner  gibt  Lodovico  in  dem  oben 
erwähnten  Briefe  an  Corbinelli  an,  in  den  nachgelasseneu 
Schriften  seines  Vaters  hätten  sich  vorgefunden:  1.  sechs  eigen- 
händig geschriebene  Bände  provenzalischer  Gedichte ;  2.  eine 
italienische  Uebersetzung  zahlreicher  Lieder;  o.  eine  italienische 
Uebersetzung  der  Biographien.  Endlich  habe  er  in  Erfahrung 
gebracht,  Mons.  Carnasccca  besitze  eine  provenzalische  Gram- 
matik und  ein  Wörterbuch,  die  ebenfalls  von  seinem  Vater 
herrührten.  In  Bezug  auf  die  erste  der  letzteren  Schriften 
sagt  er  dann  in  der  Lebensbeschreibung,  er  habe  in  Padua, 
bei  Herrn  Giovanni   V^incenzo  Pinelli    eine   Uebersetzung   einer 


206  Mu8safia. 

provenzaliscbeu  Grammatik  eing-eseheu  und  sogleich  die  Schrift 
seines  Vaters  erkannt.  '  Barbieri  selbst  citirt  nun  in  seinem 
Werke  beständig  vier  Handschriften,  die  er  Libro  di  Michele, 
Libro  in  Assicelle,  ^  Libro  slegato  und  Libro  Siciliano  nennt. 
So  lange  wir  zu  einer  anderen  Annahme  nicht  gezwungen  sind, 
lassen  sich  darin  am  Leichtesten  vier  von  den  oben  erwähnten 
sechs  Handschriften  erblicken.  Diese  Handschriften  genauer 
kennen  zu  lernen,  sie  durch  Zusammenstellung  der  Citate,  so 
weit  es  möglich  ist,  zu  reconstruiren  und  deren  Verhältniss  zu 
den  anderen  bekannten  Handschriften  zu  ergründen,  schien 
mir  eine  die  Mühe  lohnende  Aufgabe.  Ich  theile  in  folgenden 
Blättern  das  ganze  Material  und  die  Ergebnisse,  die  sich  mir 
darboten,  mit;  ersteres  deshalb,  weil  jene  Fachgenossen,  welche 
über  reiche  handschriftliche  Sammlungen  verfügen,  durch  Ver- 
gleichung  der  Varianten  leicht  zu  weiteren  Resultaten  gelangen 
könnten,  welche  die  von  mir  gewonnenen  bestätigen  oder  mo- 
dificiren.  Ich  beginne  mit  einer  summarischen  Darlegung  des 
Inhaltes  aller  jener  Abschnitte,  in  denen  Provenzalisches  zur 
Sprache  kommt. 

Im  IL  Capitel  ,che  cosa  sia  Rima*  wird  bemerkt,  dass 
Provenzalen  und  Italiener  die  Formel  suono  e  inotto  für  rima 
gebraucht  haben,  und  aus  Ersteren  die  erste  Strophe  von  Peire 
d'  Alvernha's  Cid  hon  vers  agrad' auzlr  (o.  A.)  ^  und  die  erste  von 
Arnaut  Daniel's  Autet  e  has  entrels  prims  fneills  (o,  A.)  angeführt. 

Das  V,  CapiteH  handelt  ,della  propagazion  della  poesia 
per    mezzo    degli    amori    de'  poeti',    und    es    werden    da   zwölf 


^  Die  Hs.  Pinelli  ist  nunmehr  die  Am])rosiauische  D  465  inf.  Dort  stellen 
zwei  Uebersetzung-en  des  Donatus  provincialis.  Man  wäre  geneig't  in 
einer  derselben  Barbieri's  Arbeit  zu  lerblicken,  wenn  aucli  bei  dem  Um- 
stände, dass  Dieser  Las  rasos  de  trobar  kannte  und  wahrscheinlich  be- 
sass,  man  bei  einer  von  ihm  verfertigten  Uebersctzung  einer  provenzali- 
schen  Grammatik  eher  an  Vidars  Werk  denken  würde. 

2  Die  Abkürzung  ist  stets  lih.  Asc;  Tiraboschi  nennt  die  Hs.  Lihro  dalJe 
Assie;  Lihro  dalle  Aste  in  meiner  Abhandlung  ist  ein  Druckfehler.  Ich 
erkläre  die  Sigla  als  asuicelle  =  Deckbrettchen. 

^   D.  h.  ohne  Angabc  der  Hs.,  welcher  das  Citat  entnommen  worden  ist. 

^  Da  die  Rubriken  fast  aller  Capitel  angegeben  sind,  mögen  hier  noch  die  des 
III.  und  IV.  stehen :  Dell'  origine  c  dcll'  antichitä  dellc  rime  —  Propa- 
gazion della  rima  degli  Arabi  agli  Spagnuoli  e  a'  Provenzali.  Letzterer 
Abschnitt  ist  wohl   der  sclnvächste  des  Werkes. 


Ueber  die  provenzalisclien  Liederluiiidsi-hriften  des  (i.  M.  Barbieri.  207 

jDovelle'  von  Troubadouren  erzählt,  deren  Lieder  durch  Liebes- 
abenteuer veranlasst  wurden.  Es  sind  theils  wörtliche  Ueber- 
setzungen  der  Biogi'aphien,  theils  Auszüge  aus  denselben.  Die  zur 
Sprache  kommenden  Dichter  sind:  Arnaldo  Daniello/  Rambaldo 
di  Vaqueiras  (o.  A.),  Pietro  Vidale  (o.  A,),  Arnaldo  de  Marveill 
(o.  A.),  Gauselm  Faidit  (o.  A.),  Folchetto  di  Marsiglia,  Guglielmo 
di  Saint-Leidier  o  Saint-Didier,  Guglielmo  da  Capestaing, 
Ramondo  di  Miraval,  Pens  de  Capdueill,  Guglielmo  di  Balaon, 
Jaufre  Rudel  di  Blaia.  Ueberall  werden  einzelne  Strophen 
oder  Verse  aus  den  Liedern  der  betreffenden  Dichter  anoeführt. 

Im  VI.  Capitel  ,deir  avanzamento  delle  rime  per  gli  amori 
de  i  nostri  poeti  d'  Italia'  ist  die  Rede  von  Selvaggia,  die  ge- 
wöhnlich (wegen  Petrarca,  Trionfi  d'Amore  IV  31)  als  Geliebte 
Cino's  da  Pistoja  bezeichnet  wird.  Barbieri  wagt  nicht  zu 
widersprechen,  erlaubt  sich  jedoch  einen  Zweifel  auszusprechen, 
da  er  eine  berühmte  Selvaggia  auch  bei  den  Troubadouren  findet. 
Er  führt  zwei  Stellen  aus  Amerigo  di  Belenuei  und  je  eine  von 
Ugo  di  Sansir  und  I^anfranco  Cicala  an. 

Im  VII.  Capitel  ,per  opera  e  favore  di  quali  uomini 
grandi  montassero  le  rime  in  pregio'  werden  die  Estenser  ge- 
rühmt und  die  bekannte  Selbstbiographie  von  Maistre  Ferari 
mitgetheilt. 

Im  VIII.  Capitel  ,de  i  volgari  che  si  hanno  da  avere  in 
considerazione  nel  preseute  trattato  per  conto  delle  rime'  werden 
die  provenzalischen  Verse  Dante's  (Purg.  XXVI  ff. ;  Anfang  und 
Schluss  der  dreisprachigen  Canzone)  angeführt,  dann  der  Vers, 
welcher  in  Petrarca's  2  Lied  Lasso  me  u.  s.  w.  Aufnahme  fand. 

Im  IX.  Capitel  ,de  gli  scrittori  o  rimatori  fi'anceschi'  wird 
jDerros'  der  Verfasser  des  Roman  de  Renart  angeführt;  del 
quäl  libro  non  averei  io  qui  fatta  menzione,  se  in  leggendo  gli 
scrittori  provenzali  non  vi  avessi  trovati  cotali  nomi  e  novelle, 
chenti  pone  e  racconta  il  prenominato  autore,  come  in  un  ser- 
ventese  di  Peire  Cardenal :  Las  aviairitz  u.  s.  w. 


In  dieser  luluiltsübersiclit  gebe  icli  die  von  Barbieri  an  den  betreöeudcn 
Stellen  gebotenen  Formen;  in  der  Beschreibung  des  Iniialtes  der  Hss. 
gebrauche  icli  dagegen  für  die  Namen  der  Dichter  die  von  Bartsch  an- 
gewandten Wortforraen.  Auch  folge  ich  diesem  Gelehrten  bei  der  Wahl 
der  Siglen  zur  Bezeichnung  der  einzelnen  Hss. 

Wenn  Bartsch  im  Jahrb.  XI  38  das  Lied  als  Dante  gehörig  bezeichnet,  so 
ist  dies  ein  Lapsus  calami,    welchen   er   selbst  Jahrb.  XIII  2«    berichtigt. 


208  Mussafia. 

Das  X.  Capitel  fS.  95 — 138)  handelt  ,de  i  trovatori  pro- 
venzali'.  Nach  einigen  Bemerkungen  über  die  Sprache,  beginnt 
er  mit  der  Aufzählung  der  Dichter.  Zuerst  spricht  er,  der  be- 
kannten Stelle  Petrarca's  folgend,  vom  Aeltesten:  Peire  d'  AI- 
vernhe,  dann  *  Giraud  de  Borneill, '  und  da  Dante  Diesem  Arnaut 
Daniel  vorzog,  wird  hier  auch  Dieser  besprochen,  und  dessen 
Freundschaft  init  Bertran  de  Born  erwähnt.  Ein  eigener  Ab- 
schnitt ist  dann  Letzterem  gewidmet.  Wahrscheinlich  durch  die 
Erwähnung  von  Bertran  in  den  Cento  novelle  antiche  kommt 
Barbieri  nun  auf  Rigaut  de  Berbezill  zu  sprechen,  dessen  Lied 
Atressi  com  l'olifans  (o.  A.)  vollständig  mitgetheilt  wird.  An 
Petrarca  wieder  anknüpfend  wird  Folquet  de  Marseilla  erwähnt 
und  das  ganze  Lied  Tan  m'ahelis  (o.  A.)  gedruckt.  Es  folgen 
*  Peire  Vidal,  Gauselmo  Faidit.  Als  Petrarca  von  dem  men  famoso 
Arnaldo  sprach,  mag  er  *Arnaut  de  Marveill  gemeint  haben; 
da  aber  unter  den  Provenzalen  andere  Dichter  dieses  Namens 
vorkommen ,  so  mögen  sie  erwähnt  werden :  Arnaut  Plages, 
Arnaut  Catalans,  Arnaut  Tintinhac.  Als  Petrarca  sagte :  l'uno 
et  l'altro  Paimbaldo,  so  verstand  er  unter  dem  Einen  gewiss 
Raimbaut  de  Vaqueiras;  unter  dem  Anderen  kann  man  Raim- 
baut  d'  Aurenga  oder  Raimbaut  Deira  verstehen.  Drei  Ame- 
righi  findet  der  Verfasser:  Aimeric  de  Belenuei,  Aimeric  de 
Peguillan,  Americ  de  Sarlat.  Unter  den  Ughi  gab  es  Uc  de 
Samsir,  Uc  da  Pena,  *Uc  Lo-brus,  Uc  de  Bersie.  Bei  Letz- 
terem wird  Folquet  de  Romans  erwähnt,  und  bei  dieser  Ge- 
legenheit auch  über  Diesen  berichtet.  Zu  den  Ughi  wiederkeh- 
rend, wird  noch  Uget  de  Mataplana  angeführt,  und  einige  Verse 
seines  Liedes  D\m  serventes  mitgetheilt.  Bei  dieser  Gelegenheit 
wird  auch  der  Streich  berichtet,  welcher  Raimon  de  Miraval 
gespielt  wurde  und  zu  Uc's  Serventes  Veranlassung  gab.  Der 
Guglielmi  gibt  es  Viele:  *Guilem  de  Capestanh,  *G.  de  Saint 
Leidier,  *G.  de  Balaon,  welche,  da  sie  früher  zur  Sprache 
kamen,  den  Verfasser  nicht  mehr  aufhalten  dürfen.  Dann 
G.  de  Berguedam,  G.  de  Salanhac,  G.  Magret,  *G.  de  Biais  o 
de  Biarn,  *G.  de  Dur  Fort,  G.  Montanago,  G.  de  Saint  Grigori, 
G.  de  la  Tor,  *G.  Figera,  über  welchen  Amerigo  di  Peguillan 
und  Sordello  je  eine  Cobla  dichteten.  Doch  genug  der  Guglielmi 

'   Ich  bezeichne  mit  einem  Sternchen  die  Namen  jener  Dichter,  von  denen 
an  der  bitrellenden  Stolle  keine  Verse  citirt  werden. 


Ueber  die  provenzalinchen  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  209 

e  passiamo  ad  altri  d'  altri  nomi  diversi  1'  uno  dall'  altro,  secondo 
che  mi  si  presenteranno  dinanzi :  Maistre  Miquel  de  la  Tor; 
Bertrams  ancora  della  Torre,  a  cui  mando  il  Delfino  la  seguente 
stanza:  Mauret  u.  s.w.;  Daude  de  Pradas;  Bernard  de  Pradas 
(o.  A.);  *Gui,  *Netbles  e  *Peire  Elias  (o.  A.)  tutti  cognominati 
D'Uisel;  *  Bernart  de  Ventadorn;  *Pons  de  Capduill;  Lafranc 
Cigala;  Raimon  Vidal;  *Perol  d'Alvernia;  Elias  Cairel;  Elias 
Fonsalada;  Elias  de  Bariol;  Peire  Cardenal;  *Marcabrus;  Luquet 
Cataluze  ;  Girot  lo  Ros;  Girant  d'Esphanha;  Cadenet;  Gui  de 
Cavaillon  und  Bertram  Folcou,  welche  mit  einander  coblas 
wechselten;  Pistoleta;  Peire  Raimon  und  Albertet  de  Sestaro, 
welche  beide  das  Haus  Malaspina  hochpriesen;  Alegret;  *Ber- 
tran  de  I^amanö;  le  Monges  de  Ponsibot  o  de  Poi  Cibot;  le 
Monge  de  Montaudou.  Es  folgt  endlich  eine  Reihe  von  Dichtern, 
von  denen  nur  der  Name  angegeben  wird.  Wir  theilen  später 
das  Verzeichniss  mit,  —  Es  folgen  die  Frauen:  Maria  de  Ven- 
tadorn; Coutessa  de  Dia;  Lombarda;  Alamanda;  *Guiscarda, 
über  die  Beltram  del  Bornio  eine  Strophe  dichtete;  Na  Tibors; 
Niseus  de  Cassion  und  Nalmucs  da  Castelnovo,  welche  mit 
einander  coblas  wechselten. 

Im  XII.  Capitel  ,de'  nostri  rimatori  d'  Italia'  '  werden  die 
einzelnen  bei  Dante's  de  vulgari  eloquio  erwähnten  Dichter 
besprochen,  darunter  Sordello, 


Schon  aus  diesem  Auszuge  lässt  sich  eine  kleine  That- 
sache  erkennen;  dass  nämlich  die  sechs  ersten  Blätter  von  b 
(Barb.  XLVI.  29),  welche  im  vorigen  Jahrhunderte  geschrieben 
wurden,  nichts  Anderes  als  eine  Sammlung  der  von  Barbieri 
angeführten  Stellen  sind.  Nur  sind  die  Blätter  verstellt  und 
müssen  nach  folgender  Concordanz  in  Ordnung  gebracht  werden: 
Das  jetzige  5.  soll  das  1.  werden; 


6. 

2. 

1. 



3. 

2. 

4. 

3. 

5. 

4. 

6. 

'    Das  XI.  Capitel  handelt  ,clei  tsiciliani'. 
Sitzuugsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  IL  Uft.  14 


210  I  Mussafia. 

Die  Sammlung  reicht  nur  bis  zum  Citate  aus  Uc  de  Saint 
Circ  Lonjamen  ai  atenduda  (S.  114  des  Druckes).  Die  bei- 
gegebene Uebersetzung-  wird  gewiss  die  nämliche  sein,  welche 
im  Drucke  erscheint,  und  so  mag  Pia,  wenn  nicht  der  Sclireiber, 
so  wenigstens  derjenige  gewesen  sein,  welcher  die  Sammlung 
von  Barbieri's  Citaten,  etwa  als  Vorarbeiten  zum  Drucke,  veran- 
lasste. Einen  kleinen  Unterschied  zwischen  b  und  dem  Drucke 
finden  Mär  darin,  dass  während  Letzterer  für  den  Gebrauch  der 
Verbindung  von  so  und  moi  nur  zwei  Beispiele  anführt,  b  noch 
drei  Belegstellen  anführt.  Es  könnte  allerdings  möglich  sein, 
dass  dieser  Zusatz  von  dem  Sammler  der  Citate  Barbieri's 
herrühre:  weit  natürlicher  aber  scheint  mir  die  Annahme,  Bar- 
bieri  habe  in  sein  Werk  fünf  Stellen  aufgenommen,  die  Pia 
alle  übersetzte;  und  der  Herausgeber,  Tiraboschi,  habe  dann 
deren  zwei  für  genügend  erachtet  und  die  drei  letzten  unter- 
drückt. 

Die  Verse,  welche  Bartsch  Jahrb.  XI  33 — 35  aus  dem 
ersten  Theile  von  b  mittheilt.  stimmen  fast  immer  genau  mit 
dem  Drucke  überein.  Nur  hie  und  da  kleine  Abweichungen. 
So  hat  der  Druck  in  Petrarca's  Liede  die  verderbte  Lesart: 
Dreitz  e  raison  es  qu'ieu  ciant  d'amors,^  b  dagegen  die  rich- 
tige em  demori.  Vgl.  auch  beim  Citate  aus  Gaucelm  Faidit, 
wo  der  Druck  Chansos,  vai  tost  e  corren;  bei  Bartsch  vai 
ten  tost. 

Aus  dem  Gesagten  erhellt,  dass  dieser  erste  Theil  von  b 
nicht  eine  Handschrift  darstellt^  da  sich  hier  Fragmente  aus 
allen  von  Barbieri  benützten  Handschriften  vereinigt  finden. 
Daher  dürften  auch  in  Bartsch's  Verzeichnisse  alle  Hinweise, 
welche  auf  diesen  Theil  von  b  sich  beziehen,  am  besten  weg- 
bleiben. 


'  Ueber  diese  so  weit  verbreitete  Variante  vgl.  Crescimbeni  II  26.  Man 
kann  kaum  l)egrcifcn,  wie  sich  dieselbe  gegenüber  der  den  älteren  Com- 
nientatoren  wol  bekannten  demori  behaupten  konnte,  da  doch  der  Reim 
ßori  das  Richtige  zeigte.  Einige  Ausgaben  haben  d'  amoin-i,  d'amori; 
dem  Reime  zu  Liebe  scheute  man  nicht  den  Hybridismus  der  Sprache. 
Harbieri  entlehnte  wol  den  Ver-s  den  Ausgaben  Petrarca's;  er  scheint 
nicht  das  Lied  in  seinen  Hss.  gehabt  zu  haben. 


üeber  die  pi'oveDzaliscben  LiederliandBuliriften  des  G.  M.  Barbieri.  2l.i. 

Es  folgen  nun  Barbieri's  Citate,  nach  den  Handschriften 
geordnet,  denen  sie  entnommen  sind. 

A.   Libro  di  Michele. 

Fol.  1.  MIQUEL  DE  LA  TOR,  che  raccolse  al  suo 
tempo  in  un  libro  molte  rime  d'  altri  trovatori,  come  eg-li  dice 
nel  principio  di  esso  libro,  con  queste  sue  parole: 

Maistre    Miquel    de    la  Tor    de    Clarmon    del   Vernhesi 
escrius  aquest  libre  estant  eu  Monpeslier  etc. 

Sieh  fol.  68. 

Fol.  2. 

Fol.  3.  MARCABRUS,  che  tu  scrittore  di  serventesi,  ma 
con  minor  leggiadria  e  dignita  (d.  h.  als  Peire  Cardinal,  der 
unmittelbar  vorher  genannt  wurde)  e  fu  quasi  come  un  Bur- 
chiello  tra'  Provenzali. 

Fol.  4.  GUII.EM  DE  DURFORT  da  Caors,  di  cui  si 
leggono  due  serventesi.  In  der  That  schreibt  C  diesem  Dichter 
zwei  Lieder  zu;  von  denen  eines  —  Quai-  say  petit  ni  met  en 
razon  larga  —  sich  nur  in  dieser  Hs.  findet,  das  andere  —  En 
Raimon  heus  tenc  a  grat  —  nur  von  dieser  Hs,  dem  Guillem 
de  Durfort  zugewiesen  wird;  R  nennt  den  Dichter  Raimon 
de  Durfort;    nach    anderen  Hss.  gehört    das   Lied  Türe  Malec. 

Auf  demselben  Blatte  fand  sich  noch: 

Fol.  4.  FEIROL  D'ALVERNHA.  Barbieri  gibt  nur  die 
Biographie,  die  er  ein  wenig  abkürzt.  Der  Mann  von  Dona 
Saill  heisst  Bernard,  statt  Beraut. 

Fol.  5.  6. 

Fol.  7.     SORDEL.    Di    sue    rime    in  lingua-di  si  non  ho 
io  fin  qui  veduta  cosa  alcuna;  ben  n' ho  vedute  molte  nel  vol 
gare  di  lingua  d'  oc,    e  fralle   altre   una  cauzone  che  comiucia : 

Aitan  ses  plus  viu  hom  quan  viu  jauzens 
C'autre  viure  uos  deu  vid'appellar, 
Per  so  m'esfors  de  viur'  e  de  renhar 
Ab  joi  per  leis  plus  coratjozamens 


212  Mussal'ia. 

Servil-,  qu'ieu  am ;  quar  hom  que  viu  smarritz 
Non  pot  de  cor  far  bos  faitz  ni  grazitz; 
Doncs  es  merce  sim  fai  la  plus  grazida 
Viure  jauzen,  pos  als  nom  ten  a  vida. 

Das  Lied  ist  in  CFIKMRde  enthalten,  die  erste 
Strophe  in  D^ 

Fol.  9.  GUILLEM  DE  SALANHAC  che  cantö  per  la 
contessa  di  Burlatz  ligliuola  del  conte  Raimondo  di  Tolosa,  di 
cui  dice  nella  chiusa  di  una  sua  canzone: 

Pros  comtessa,  sobrenom  avetz  ver 
Car  gen  burlatz  '  e  metetz  vostr'aver 
E  faitz  tezaur  de  fin  pretz  benestan, 
C'autra  dompna  del  mon  non  val  aitan. 

Es  muss  das  Lied  A  vos  cui  tenc  per  domn'e  per  seignor 
gemeint  sein,  welches  in  Ce  unserem  Dichter  (C  Salinhac,  e 
-ank-),  in  R  aber  Gui  d'üisel  zugeschrieben  wird.  J  hat  nur 
die  erste  Strophe,  und  zwar  anonym.  Das  Lied  wurde  von 
Raynouard  HI  394  ^  abgedruckt.  Den  oben  angeführten  Versen 
entsprechen  bei  ihm  folgende: 

Bella  dompna,  de  vos  puesc  dir  en  ver 
Que  de  fin  pretz,  d'amicx  e  de  poder 
Crejssetz  totz  jorns  eus  anatz  melhuran, 
Qu'autra  dompna  del  mon  ges  no  val  tan. 


Bedeutet  wol  ,verschwenden'  oder  mehr  optimistisch  ,freigebig  vertheilen'. 
Es  ist  das  perchh  burli?  von  Inf.  VII  30.  Sind  andere  provenzalische 
Beispiele  bekannt? 

Rayn.  nennt  den  Dichter  Girant  de  S.;  wol  aus  Versehen,  da  keine  Hs. 
diese  An}>-abe  bietet.  —  Es  mög-e  bei  dieser  Gelegenheit  hier  eine  Be- 
merkung Platz  finden.  Ce  enthalten  ein  anderes  Lied  Guillem's  de  S.: 
Per  aolatz  e  per  deport.  Bartsch  verzeichnet  es  unter  Guiraut  de  S.  und 
zwar  nach  R.  Aber  sowol  Meyer  in  seiner  Beschreibung  von  R  als  Bartsch 
selbst  in  der  Chrest.  geben  an,  in  R  finde  sich  nur  der  Anfangsbuchstabe 
O.  und  dann  de.  Solonhan.  Wenn  wir  letzteren  Namen  nach  C  e  richtig 
stellen,  so  müssen  wir  umsomehr  diesen  Hss.  bei  der  Erklärung  der  Ini- 
tialis  folgen.  —  Nach  Bartsch  findet  sich  dieses  Lied  in  C  wiederholt? 
und  zwar  dieses  Mal  dem  Aimeric  de  Belenuei  zugeschrieben.  Aus  dem 
Catal.  des  mss.  etc.  ersehen  wir  aber,  dass  es  unter  Raimon  Jorda  sich 
findet;  da  Aimeric  unmittelbar  vorangolit,  so  erklärt  sich  leicht  das  kleine 


üeber  die  provenzalisclien  Liodorhandschrifteu  des  G.  M.  Barbieri.  'ZiO 

Raynouard  dürfte  seinen  Text  eher  C  als  R  entnommen 
haben.  Wie  liest  letztere  Hs.?  In  e  lautet  die  Strophe  wie 
bei  Rayn.,  nur  mit  folg-enden  Varianten :  1  Bell'amia  et  v. 
4    Cnr  kom  non  pot  far  meills  son  henestan.  ' 

In  diesen  Versionen  fehlt  demnach  die  Anspielung  auf 
den  Namen  der  Gräfin.  Von  dieser  Dame  wussten  wir  bisher 
nur,  dass  sie  von  Arnaut  de  Maroill  besungen  worden;  da  wir 
von  Guillem's  de  Salinhac  Leben  sonst  keine  nähere  Kunde 
haben,  so  fehlt  uns  das  Mittel  Barbieri's  Angabe,  welche  viel- 
leicht nur  den  angeführten  Versen  entnommen  ist,  zu  con- 
troliren.  Wie  verhält  es  sich  mit  diesen  Versen?  Ist  die 
Raynouard'sche  Version  die  ächte,  und  die  Anspielung  später 
hineingetragen  worden?  Oder  wurde  die  ursprüngliche  Ver- 
sion, welche  LMich.  bietet,  durch  Beseitigung  der  Anspielung 
modificirt?  I^etzteres  erscheint  glaubwürdiger.  Es  verlohnte 
sich  der  Mühe,  der  Sache  nachzugehen. 

Auf  demselben  Blatte  auch: 

Fol.  9.  GUILLEM  DE  BIARN  di  cui  abbiamo  una  can- 
zone,  che  corre  artificiosamente  per  tutte  le  stanze  con  le  otto 
ultimo  parole  dei  versi  prese  nella  prima  stanza.  Dies  passt 
genau  zum  Liede  Si  col  maistre  vai  prendre  C  D  R  e.  —  Am 
Rande  dieser  Notiz  findet  sich  ,lib.  Mich.  car.  9.  87.^  Da  wir 
nun  bloss  dieses  Lied  Guillem's  kennen,  so  nimmt  uns  die 
Angabe  von  zwei   Stellen  Wunder.     Sollte    das   Lied    im   Lib. 


Versehen  von  Bartsch.  In  der  That  findet  sich  in  B.'s  Verzeichnisse 
unter  Aimeric  kein  Hinweis  auf  dieses  Lied,  und  unter  Eaimon  Jorda 
wird,  als  in  C  enthalten,  ein  Lied  Per  solatz  e  per  dcporl  verzeichnet. 
Das  Bruchstück  bei  Raynouard  zeigt  überdies,  dass  dieses  Lied  von  dem 
Guillem's  de  Salinhac  ganz  verschieden  ist.  Es  folgt  daraus,  dass  C  nicht 
etwa  das  Lied  Guillem's  zwei  Mal,  sondern  zwei  Lieder  mit  gleichem  An- 
fange enthält.  Die  Worte  ,Aimeric  de  Belenoi  C-'  sind  in  Bartsch's  Ver- 
zeichnisse 240,4  zu  streichen.  —  Endlich  sei  bemerkt,  dass  die  beständige 
Verwechslung  zwischen  Guillem  und  Guiraut  de  S.  sich  auch  beim  Lied 
Tot  en  aital  esperansa  wiederholt;  nach  Bartsch  schreiben  es  sowol  IJ  als 
M  dem  Guiraut  zu;  was  M  betrifft,  kann  man  daran  zweifeln,  denn  die 
Abschrift  g  nennt  den  Dichter  Guillem  de  Salenic  (eine  Variante  von 
Salinhac). 
1  Ich  verdanke  die  Mittheilung  der  Lesart  von  e  der  Güte  meines  Freundes 
E.  Monaci  in  Kom. 


214r  Mussafia. 

Mich,  zwei  Mal  vorgekommen  sein?  Oder  enthielt  diese  Hs. 
noch  ein  Lied,  das  von  Guillera  herrührte,  oder  ihm  wenigstens 
zugeschrieben  wurde?  Oder  beruht  endlich  die  Zahlangabe  auf 
einem  Versehen? 

Fol.  10.    aUILLEM  MAGRET  che  fece  la  canzone  che 

comincia: 

Aiga  pueia  contramon 

Ab  fum,  ab  netbia  et  ab  ven. 

Es  sind  die  zwei  ersten  Verse  eines  Liedes,  das  in  D  E 
IKTe  unserem  Dichter  zugewiesen  wird;  CR  Guillem  Ade- 
mar,  W  anonym. 

Fol.  11. 

Fol.  12.  GUILLEM  DE  MONTAIGNAGOUT,  poeta 
morale  nelle  sue  canzoni,  delle  quali  l'una  comincia: 

Nuills  hom  no  val  ni  deu  esser  prezatz 
S'aitan  can  pot  en  valor  non  enten. 

Das  Lied  findet  sich  in  A  C  E  F  I  K  M  R  T  d  e  f . 

Auf  demselben  Blatte : 

Fol.  12.  GÜIRAUDOT  LO  ROS  del  tempo  del  Delfino 
d'  Alvernia,  che  fu  quegli  che  disse : 

Veus  la  dereira  chanso 
Que  Jamals  auziretz  de  me. 

Es  sind  die  ersten  Verse  eines  in  C  D  E  R  e  enthaltenen 
Liedes.  In  C  D  lautet  das  erste  Wort  aujatz  (auzatz),  in  R 
Vec  vos,  in  E  Deus,  das  auf  Veus  zurückführt,  in  e  wie  bei 
Barbieri. 

Fol.  13.  AIMERIC  DE  BELENOI;  eine  kurze  Bio- 
graphie,  die  bis  auf  kleine  Weglassungen  mit  der  bei  Ray- 
nouard  übereinstimmt. 

Vgl.  noch  Lib.  in  Asc.  fol.  105. 

Fol.  14.  JAÜFRE  RUDEL.  Die  Biographie  bei  Ray- 
nouard  niif  geringfügigen  Abweichungen.  Bei  den  Citaten 
macht  hier  Barbieri  eine  Ausnahme  und  gibt  auch  die  Zahl 
des  betreffenden  Liedes  an. 


üeber  die  provenzalischen  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  ^15 

Ganz.  3,  Str.  2. 

Amol"  de  terra  londana, 
Per  vos  totz  lo  cors  mi  dol, 
E  non  puex  trobar  mecina 
Tro  veng-al  vostre  reclam. 

Es  sind  die  vier  ersten  yerse  der  zweiten  Strophe  von 
Quan  lo  i'ius  de  la  fontana  ABCDEIKMRSUe.  Aus 
Stimming-'s  Ausgabe  ersieht  man,  dass  die  Lesung-  des  4.  Verses 
M  e  eigenthümlich  ist ,  während  die  anderen  Hss.  si  non  vau, 
s'ieu  non  vau,  si  non  al^  si  nom  val,  seu  non  a  val  bieten. 

Ganz.  3.  ^ 

Entre  g-rec  e  tramontana 

Volgra  esser  ins  el  mar. 
Die    ersten    zwei   Verse    einer    unächten    Strophe,    welche 
nur  in  e  vorkommt.     Nach  Stimming  liest  e  dins. 

Ganz.  4,  Str.  2. 

Quel  cor  joi  d'autr'amor  non  a 
Mai  d'aisella  que  anc  no  vi. 

Sie  gehören  zu  No  sap  chantar  quil  so  no  di,  G  E  M  R  e  e^. 
Im  2.  Verse  bieten  GM  und  e^  starke  Varianten^,  ERe  lesen 
wie  Barbieri.    Im  1.  weicht  auch  R  ab;  nur  Ee  wie  Barb. 

Ganz.  6,  Str.  2. 

Ai!  car  mi  fos  lai  pelegris, 

Si  que  mos  futz  e  mos  tapis 

Fos  pels  sieus  bels  hueills  remiratz, 

Die  drei  letzteu  Verse  einer  Strophe  von  Lanquan  li  jorn 
son  lonc  en  mai  ABGDEIKMRSe,  dem  Gaucelm  Faidit 
in  W  zugeschrieben.  Die  Strophen  folgen  einander  nicht  überall 
in  gleicher  Ordnung;  unsere  Strophe  ist  die  zweite  nur  in 
C  W  e.  —  Das  ,libro  di  Michele'  enthielt  demnach  alle  sechs  ^ 
Lieder  Jaufre's,  auch  ßels  m'es  l'estius  und  Pro  ai  del  chant, 
die  nur  in  G  e  enthalten  sind. 


1  Hier  fehlt  die  Angabe  der  Strophe. 

2  Ce  haben  ein  siebentes  Lanquan  lo  temps  renoveUa,  von  Bartsch  nach  der 
letzten  Strophe  Grimoartz  zugeschrieben.  Möglich  dass  das  libro  di 
Michele  auch  dieses  Lied,  uud  zwar  als  Jaufre  gehörig,    enhalten  hat. 


iilD  MuBsafia. 

Fol.  15.  LANFRANC  CIGALA  fu  de'  nostri  d'  Italia  e 
Genovese,  ina  compose  canzoni  in  Provenzale,  come  quella  in 
lode  della  Vergine,  che  comiücia: 

En  cliantan  d'aquest  setgle  fals 
Ai  raaint'obra  perduda, 
Don  cre  aver  pena  (1.  -as)  mortals 
Si  merses  no  m'aiuda; 
Perque  mos  chans  si  muda 
E  vueil  l'ofrir 
Lai  don  venir 
Mi  pot  complida  aiuda, 
Sol  no  sia  irascuda 
La  Maire  Den  cui  rnos  chantar  saluda. 

Nur  in  C  I  K  d  e. 

Auf  demselben  Blatte: 

Fol.  15.  LUQUET  CATALUZE,  che  fece  un  serventese 
della  piigna  del  re  Manfredi,  di  Carlo  d'Angiö  e  di  Corradino 
per  lo  reame  di  Cicilia^  il  quäle  comincia: 

Cora  qu'ieu  fos  marritz  e  consiros 

Es  folgen  noch  drei  Verse.  Das  Lied  findet  sich  nur  in 
e,  welche  Hs.  auch  die  gleiche  Form  des  Namens  des  Dichters 
bietet.  Aus  e  wurde  das  Lied  durch  Bartsch  bei  Schirrmacher, 
Die  letzten  Hohenstaufen  (Göttingen  1871)  abgedruckt;  die 
vier  ersten  Verse  stimmen  buchstäblich  mit  Barbieri's  Text 
überein.  —  Am  Rande  dieser  Notiz  über  Luquet  findet  sich 
,lib.  Mich.  car.  15  e  51';  diese  Hs.  enthielt  demnach  wenigstens 
zwei  Lieder  dieses  Dichters.  Das  andere  mag  die  Tenzone  mit 
Bonifacio  Calvo  gewesen  sein,  die  in  a  enthalten  war. 

Fol.  16. 

Fol.  17.  AIMERIC  DE  PEGUILHAN  citato  da  Dante 
in   una  canzone  che  dice: 

Si  com  l'albre  que  per  sobrecargar 
Franh  si  mezeus  e  pert  son  fruit  e  se, 
Ai  ieu  perdut  ma  bella  done  (-n')  e  me 
E  mos  engenhs  s'es  fraitz  per  sobramar. 

In  den  meisten  liss.  enthalten. 


üeber  die  proveuzalischen   Liederhiiiidscliriften  des  G.  M.  Barbieri.  217 

Fol.  17.  18.  GAUCELM  FAIDIT.  Im  V.  Cap.  wird  als 
fünfte  jNovelW  die  Geschichte  der  Liebe  des  Dichters  zu 
Maria  de  Ventadorn  erzählt,  aber,  wie  schon  oben  bemerkt, 
0.  A.  der  Quelle.  Im  X.  Cap.  ist  wieder  die  Rede  vom  Dichter, 
und  der  erste  Theil  der  Biographie  (=  Mahn  VII)  wird  mit- 
getheilt.  Als  Beispiel  der  häutigen  Erwähnung  des  Marquis 
von  Monferrato  in  Gaucelm's  Liedern  werden  angeführt : 

Chansos,  vai  [ten]  tost  e  corren 
AI  pros  Marques,  de  cui  es  Monferratz; 
Dill  que  greu  m'  es,  car  lai  non  soi  tornatz. 

Aus  dem  Geleite  von  S'om  pogues  partir  son  voler,  einem 
Liede,  das  in  den  meisten  Hss.  Vorkommt. 

Fol.  19—24. 

Fol.  25.  BERN  ART  DE  VENTADORN;  nur  die  Bio- 
graphie, welche  der  bei  Raynouard  abgedruckten  entspricht. 

Fol.  26.  27. 

Fol.  28—32.  ARNAUT  DE  MARUEIL.  Nur  wenige 
biographische  Angaben:  er  war  aus  dem  Bisthume  Peiregors, 
schön,  von  armer  Abkunft,  dichtete  gute  Lieder^  sang  gut  und 
las  gut  Romane  vor.  Am  Rande  ,lib.  Mich.  28  e  32',  was  wol 
besagt,  dass  dessen  Lieder  auch   die    mittleren  Blätter    füllten. 

Auf  diesen  Dichter  folgte  jedenfalls  unmittelbar: 

Fol.  32.  ARNAUT  DANIEL.  Unter  den  Novellen  des 
V.  Capitels  betrifft  die  erste  diesen  Dichter.  Es  ist  eigentlich 
nur  eine  kurze,  der  Biographie  entnommene  Notiz:  gran  maestro 
d'amore,  il  quäle  amö  un' alta  donna  di  Guascogna  d'Aguis- 
monte  moglie  di  Guglielmo  di  Bouville,  dalla  quäle  nondimeno 
,con  tutto  il  suo  cantare  tanto  esaltato  dal  Petrarca  e  da  Dante' 
non  fu  creduto  che  mai  ottenesse  piacere  alcuno  per  conto 
d'  amore.  Daran  schliessen  sich  die  drei  Verse  leu  soi  Ar- 
nautz  u.  s.  w.  in  gleicher  Lesung  wie  in  der  Biographie  an ; 
während  aber  letztere  nicht  angibt,  welchem  Liede  sie  ange- 
hören, mag  Barbieri  sich  die  Mühe  genommen  haben,  es  hei-aus- 
zufinden;  er  bemerkt,  sie  seien  aus  dem  Schlüsse  von  En  cest 
sonet  coind'e  leri.  Dann  fährt  Barbieri,  von  der  Biographie 
unabhängig,  fort:    Ma   pel  contrario  disse  in  un'altra  canzone 


218  Mnssafia. 

Ans  quel  sim  reston  dels  brancas 
See  ni  despoillat  de  fueilla 
Farai,  e'amors  m'o  comanda, 
Breu  chanso  de  razo  lonja, 
Que  g-en  m'a  duoit  de  las  artz  de  sa  escola; 
Tant  sai  quel  cors  fauc  restar  de  Suberna 
E  mos  bou  es  plus  correns  que  lebres. 

In  zahlreichen  Hss.  enthalten. 

Fol.  33.  Aus  diesem  Blatte  werden  dann  im  X.  Capitel 
Arnaut's  Verse  angeführt: 

Arnautz  tramet  son  chantar  d'ongla  e  d'onche 

(1.  oncle) 
Ab  grat  de  leis  que  de  sa  verja  l'arma 
An  Dezi  rat,  c'ab  pretz  dim  (1.  dins)  cambra  intra. 

Die  unrichtige  Stellung  im  ersten  Verse  statt  d'oncle  e 
d'ongla  auch  in  C.  Die  Sestine  wird  von  Barbieri  auch  ander- 
wärts citirt.  Bei  Erwähnung  von  Guilem's  de  S.  Gregori  Sestine 
Ben  gy^ans  avoleza  intra  wird  bemerkt,  dass  sie  eine  Nach- 
ahmung von  Arnaut's  Lo  ferm  voler  quel  cor  misiira  (sie!)  sei; 
am  Rande  ,Mich.  Car.  ';  den  für  die  Ziffer  leer  gebliebenen 
Raum  können  wir  nun  mit  33  ausfüllen.  Sonderbar  ist  der 
Fehler  misura  statt  m'intra,  da  er  gerade  das  in  Frage  stehende 
Verhältniss  der  zwei  Lieder  verwischt. 

Fol.  34. 

Fol.  35.  FOLQUET  DE  MARSELHA.  Aus  der  aus- 
führlicheren Biographie  wird  jene  Stelle  mitgetheilt,  in  welcher 
die  Liebe  des  Dichters  zu  Azalais  de  Roca  Martina  erzählt 
wird;  von  der  Gemalin  Wilhelms  von  Montpellier  ermahnt  nicht 
zu  verzweifeln,  dichtete  er  folgendes  Lied: 

Tant  niou  de  cortesa  razo 
Mos  chantars  che  noi  dei  faillir, 
Enans  hi  dei  meills  avenir 
C'anc  non  fis;  e  diraus  so 
Que  l'amperairitz  men  somo, 
E  plegram  fort  que  men  gequis 
S'ill  m'o  sufris, 
Mas  car  ill'  es  sim'e  rais 


Ueber  die  proveazalischen  Liederhaudschriften  des  G.  31.  Barbieri.  219 

D'ensenhamen, 

Nos  cove  c'al  sieu  mandamen 
Sia  mos  sabers  flacx  ni  lens, 
Ans  tanh  que  doble  mos  engens. 
Fol.  36. 

Fol.  37.  GülRAUT  D'ESPANHA  che  fece  canzoni  in 
provenzale  come  quella  che  comincia: 

S'ieu  an  pastor  non  chantava 
e: 

Qui  en  pastor  non  chanta  non  par  gais. 

Beide  Lieder  sind  nur  in  C  E  enthalten.  Pastor-  ist  selbstver- 
ständlich ein  Versehen  für  pascor.  Rührt  es  von  dem  libro  di 
Michele  her?    Oder  hat  sich  Barbieri,  oder  Pia  verlesen? 

Fol.  38. 

Fol.  39.  ELIAS  CAIREL  mostra  che  egli  fosse  innamo- 
rato  in  Grecia  per  gli  sottoscritti  versi: 

Vers,  tost  e  corren  ten  passa 
Tot  dreg'  lai  en  terra  grega; 
Madona,  sill  platz,  t'enteuda 
C'autra  res  nom   pot  rebre. 
Eines  der  Geleite   von  Ära  no  vei  poi  ni  comba  A  C  D  E 
G  H  I  K  N  R.     Vgl.  über  den  Dichter  Lib.  Sicil.  fol.  7. 

Fol.  40—42.    RAIMBAUT  DE  VAQUEIRAS.    Eine  Er- 
zählung  über   ihn    unter    den    Novellen  des  V.  Capitels;    siehe 
unten,  E  III.  Im  X.  Capitel  einige  Daten  aus  dem  Anfange  der 
Biographie;   fu   messe  in  credito  per  Guglielmo  del  Baus  prin- 
cipe d'Aurenga.    Als  Beispiel  des  Namens  ,bel  cavalier',  womit 
Raimbaut  Beatrice  bezeichnete,  wird  aus  fol.  41   angeführt: 
Bei  cavalier,  en  vos  ai  m'esperansa, 
[E]  car  vos  es  del  mon  la  plus  prezans, 
E  la  plus  pros,  non  mi  deu  esser  dans, 
Car  vos  rai  des  conseill  e  fort  fermansa. 

Erstes  Geleit  von  Erara  requier  sa  costnm'e  son  us.  A  C 
DD^EMPRTU,  anonym  in  O. 

Als  Zeugniss,  welches  der  Dichter  über  die  vum  Mark- 
grafen Bonifaz  erhaltenen  Wohlthaten  ablegt,  wird  aus  fol.  42 
angeführt: 


220  Mussafia. 

Valeu  marquos  senhor  de  Monferrat, 
A  Dieu  grazisc,  car  vos  a  tant  onrat 
Que  mais  aves  raes  e  conques  e  dat 
C  om  ses  Corona  de  la  Crestianadat, 
5  E  laus  en  Dieu,  che  tant  m'a  enansat 
Que  bon  senhor  ai  molt  en   vos  trobat, 
Que  m'aves  g-en  noirit  et  adobat 
E  fait  gran  be  e  de  bas  aut  poiat 
E  de  nien  fait  cavalier  prezat, 
10  Grazit  en  cort  e  per  donas  lauzat. 

Der  Beginn  des  ersten  unter  den  drei  Briefen  des  Dichters 
an  den  Markgraf.  Findet  sich  in  C  E  J  R.  Zuletzt  von  Stengel 
(Piiv.  di  fil.  rora.  I  32)  abgedruckt;  sein  Text  entspricht  genau 
dem  oben  stehenden.  Es  möge  daran  erinnert  werden,  dass 
die  Verse  8.  9  avoI  bei  R  (und  Raynouard),  nicht  aber  in  C  E 
verstellt  sind. 

Fol.  43. 

Fal.  44.  CADENET,  che  si  ben  seppe  celarsi  in  amore 
che  si  diceva  ch'  egli  s'intendeva  in  un  loco  et  amava  in  un 
altro,  onde  dice : 

Lauzengiers,  grazidaus  sia 
L'onor  quem  faitz  ab  mentir, 
Ca  totz  faitz  cuidar  e  dir 
Qu'ieu  am  tal  per  drudaria, 
On  anc  Jörn  non  aic  mon  voler 
Et  ab  mentir  cobretz  lo  ver. 

Letzte  Strophe  von  Acom  dona  ric  coratge.  A  B  C  D  D'  E 
FGIKNOPRSTUf. 

Fol.  45. 

Fol.  46.  DAUDE  DA  PRADAS,  che  fece  canzoni  amo- 
rose ed  un  libretto  intitolato  Romans  dels  aiizels  cassadors.  Am 
Rande  ,Mich.  46  e  98-;  was  wol  so  zu  deuten  ist,  dass  auf 
fol.  46  die  Eieder.  auf  98  das  didactische  Gedicht  Daude's 
begannen. 

Fol.  47. 

Fol.  48.  PISTOLETA,  il  qualc  appare  che  fosse  signore 
di  castello  per  gli  seguenti  versi : 


Ueber  die  proveuzalischen  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  2^21. 

Dompna,  raon  cor  e  mon  castel  vos  re[n] 
E  tot  cant  ai,  car  es  bella  e  pros. 

Aus  Ai'  agues  eu  mil  mars  de  ßn  argen,  diesem  Dichter 
in  C  D  I K  T  zugeschrieben, 

Fol.  49. 

Fol.  50.  PEIRE  RAIMON  che  molto  si  ritrasse  alle  ma- 
niere  di  Arnaldo  Daniello  e  fu  celebratore  di  casa  Malaspina, 
come  quando  disse: 

Chanso,  vai  mi  tost  retrar  [e  comtar] 
Az  Aura  Mala  e  dim  al  bon  marques 
Messer  Colrat  qu'en  lui  a  tans  de  bes, 
Perc'om  lo  deu  Sobretotz  apelar. 

Das  Greleite  von  Si  com  celui  qua  servit  son  seignor 
C  D*"  G  I  K  a  d ;  auch  in  P  e,  wo  das  Lied  dem  Blacasset  zu- 
geschrieben wird. 

Fol.  51.    LUQUET  CATALUZE.    Siehe  fol.  15. 

Fol.  52.  RAIMON  VI  DAL  de  Bezaudu  non  solo  fu  tro- 
vatore,  ma  compose  ancora  il  libro  las  rasos  de  trohar.  E  sue 
canzoni  furono : 

Entrel  Taur  el  doble  signe 
e: 

Bei  m'es  can  l'erba  reverdis. 

Das  erste  Lied  ist  nur  in  C  vorhanden;  das  zweite  wird 
nur  von  C  dem  Raimon  zugeschrieben;  in  einer  anderen  Hs., 
E,  wird  Arnaut  de  Tintignac  als  der  Verfasser  bezeichnet. 
Der  Genauigkeit  zn  liebe  wollen  wir  bemerken,  dass  die  An- 
gabe ,Mich.  Gär.  52'  sich  eigentlich  am  Rande  der  ersten 
Zeilen  findet,  wo  von  dem  grammatischen  Werke  die  Rede  ist; 
es  unterliegt  dennoch  keinem  Zweifel,  dass  die  Angabe  sich 
auf  die  Lieder  bezieht.  Schwerlich  hat  Barbieri  Vidal's  Gram- 
matik ebenfalls  in  LMich.  gehabt. 

Fol.  53  -56. 

Fol.  57.  ARNAUT  PLAGUES,  del  quäle  fu  una  can- 
zone  che  comiucia: 

Ben  es  razos  qu'ieu  retraia 
Una  chansoneta  gaia. 


222  Mnssafia. 

Nur  in  E  diesem  Dichter  zugeschrieben;  CR  nennen  Arnaut 
Catalan,  A  Ü'  I  K  Peire  Bremon  Ricas  Novas  als  den  Verfasser. 

Fol.  58.  BERTRAN  D'ALAMANO  molto  buon  poeta 
cosi  per  canzoni  come  per  serventesi. 

Fol.  59.  60.  PEIRE  CARDINAL.  Im  IX.  Capitel  bei 
Gelegenheit  des  Roman  de  Kenart  werden  aus  fol.  59  angeführt : 

Las  amairitz  qui  [e]ncolpar  las  vol 
Respondon  be  a  la  lei  d'Isengri. 

Die  zwei  ersten  Verse  eines  Liedes,  welches  in  ACD*"! 
K  M  P  R  T  V  enthalten  ist.    C  I  M  R  weichen    im  2.  Verse  ab. 

Im  X.  Capitel  wird  er  unter  den  Troubadours  aufge- 
zählt: lä  dai  tempi  del  secondo  Federico,  fu  scrittore  di  ser- 
ventesi, ne'  quali  a  modo  di  serraoni  si  biasima  il  male  e  loda 
il  bene,  come  si  fa  in  quello  che  incomincia: 

De  sirventes  faire  nom  meill,   (1.  tueillj 
E  dirai  vos  razo  perque; 
Car  azir  tort  aisi  com  sueill 
Et  am  dreit  si  com  iis  ancse; 
E  qui  c'aia  autre  trezor, 
leu  ai  leialtat  en  mon  cor, 
Tant  que  nemic  men  son  li  desleial, 
E  si   per  so  m'aziron,  no  men  cal. 

Erste  Strophe  eines  Serveutes  in  C  D'' IJ  K  M  R  T  d. 

Fol.  61.  62. 

Fol.  63.    GÜILLEM   DE  SAINT-LEIDIER.    Unter  den 

Novellen    wird    der   letzte  Theil  der  grösseren  Biographie   mit- 

getheilt,    d.  h.   die   List,    welche    der  Dichter   anwandte,    damit 

der   eigene  Mann    der    von    ihm  geliebten  Frau  um  Gnade  für 

ihn  bitte.    Della  bene  avventurata  canzone   la  prima  stanza  fu 

questa : 

Dompna,  ie[u]  vos  sui  mesatgiers, 

Et  el  vers  entendetz  de  cui, 

E  salut  vos  de  part  selui, 

Cui  vostre  joi  alegr'e  pais, 

E  die  vos  be  deves  lui  mais 

Vostre  mesatges  vertadiers 

Serai  del  vers,  qui  quel  vos  chan. 


Ueber  die  provenzalischeii  Liederhaurt^chriften  des  G.  M.  Barbieri.  223 

Die  Angabe  über  die  Hs.  steht  am  Rande  im  Beginne 
der  Erzählung-.  Die  Biographie  selbst  wird  wol  nur  den  An- 
fang der  Strophe  geboten  haben;  das  ganze  Lied  könnte  Bar- 
bieri auch  aus  anderen  Hss.  gekannt  haben:  wahrscheinlicher 
ist  es,  dass  er  es  im  libro  di  Michele  gehabt  habe.  Es  ist  ent- 
halten in  A  B  C  D  ai  K  M  Q  R  V,  anonym  in  O  Rl 

Im  X.  Capitel  noch  eine  kurze  Notiz  aus  dem  Beginne 
der  Biographie:  G.  de  S.-L.,  un  ricco  castellano  di  Vellaic' 
del  vescovado  del  Puei  Sancta  Maria,  uomo  onorato  per  arme, 
per  larghezza  e  per  poesia. 

Fol.  64.  65. 

Fol.  66.  UC  DE  SAINT  CIRC  ai  tempi  del  conte 
Ramondo  di  Tolosa,  che  fece  piü  cauzoni  e  fra  le  altre  questa 
seguente : 

Lonjamen  ai  atenduda 

Una  razon  avinen, 

Don  fezes  chanso  plazen, 

Mas  encor  no  m'es  venguda, 

Doncx  si  vueil  de  la  razon 

Que  [ai]  ^  far  vera  chanso, 

Ella  sera  megpartida, 

Chanso  joios'e  marida, 

Lauzan  del  ben  c'ai  agut 

E  planhen  car  Tai  perdut. 

In  A  B  C  D  F I  K  R  T. 

Fol.  67.  UC  DE  PENA  d' un  castello  cF  e  nel  Geno- 
vese  et  essendo  giocolare  cantava  le  altrui  canzoni  e  ne  fece 
ancora  delle  sue  come  quella: 

Totz  aitals  mi  soi  com  sueill 
Francx  e  fis  e  amoros. 


2 


Bei   Rayii.   us    rics    castellas    de    Noaillar,   In    B    (nach  Malin)   de    Veilfac, 
in  A  (nach  Bartsch)    Vellaic   wie  bei  Barb.     I K    scheinen  nach  Bartsch's 
Darstellung'  (Jahrb.  XIII  20)  wie  Rayn.  zu  lesen.     Was  haben  E  R? 
Die    Auslassung   scheint   ein   Druckfehler   zu   sein,    da   die    Uebersetzung 
lautet:  ,della  ragione  che  ho,  far  vera  canzone'. 


224  "  Mussafia. 

Die  Notiz  entspricht  der  kurzen  Biographie  bei  Ray- 
nouard  (aus  A I K);  nur  heisst  es  hier,  Uc  wäre  ,d'Agenes^ 
gewesen,  was  Barbieri  ^  missverstanden  hat, 

Fol.  68.  MIQUEL  DE  LA  TOR;  serisse  delle  sue 
[rimej  in  soggetto  del  suo  amore,  di   cui  dice  in  una  canzone: 

En  Narbone  era  plantatz 
L'albre  quem  fara  murir, 
Et  en  Montpeslier  es  cazatz 
En  molt  bon  luec  senes  mentir. 

Am  Rande  ,Mich.  Car.  1  e  68';  nun  ist  es  mehr  als 
wahrscheinlich,  dass  Miquel,  der  Compilator  der  Sammlung, 
nicht  schon  im  Beginne  ein  eigenes  Lied  wird  aufgenommen 
haben.  Die  erste  Ziffer  bezieht  sich  demnach  wol  auf  die 
kleine  (oben  unter  fol.  1)  angeführte  Einleitung;  die  zweite 
auf  Miquel's  sonst  ganz  unbekanntes  Lied,  von  dem  Barbieri 
uns  ein  Bruchstück  gerettet  hat. 

Auf  demselben  Blatte: 

Fol.  68.    BEATRIZ    DE    DIA   con   una  sua  canzone  in 

dolersi   del   suo   vago,  non  men  bella   che  la  pistola  di  Saffo  a 

Faone : 

A  chantar  m'es  d'aco  qu'ieu  non  volria, 

Tan  mi  rancur  de  lui,  cui  soi  amia, 

Car  ieu  l'am  mais  de  nuilla  ren  qua  sia; 

Ves  lui  nom  val  merses  ni  cortezia 

Ni  ma  beutatz  ui  mos   pretz  ni  mos  sens, 

C'autresi  sui  euganad'e  traia 

Com  degr'esser,  si  fos  desavinens. 

ABCDlKLRab,    anonym   in    G  N  W,  una  donna    de 
Tolosa  M.    Vgl.  Lib.  in  Ass.  Fol.  136. 
Fol.  69. 

Fol.  70.  RAIMBAUT  D' AUREN GA,  che  fu  buon  tro- 
vatore  ed  amo  per  amore  la  contessa  di  Urgel  ligliuola  del 
marchese  di  Busca,  per  rispetto  della  quäle  disse  nella  fine 
d'una  sua  canzone : 


'    So    auch    andere    Italiener;   vgl.    Crescimbeni   II    102,    welcher   den   auch 
von  ihm  früher  begangenen   Irrtlnun  berichtigt. 


üeber  die  proveiizalischen  LiederhandscLril'ten  des  G.  M.  Barbieri.  225 

Er  vueill  preiar 

Vers  ab  ditz  dar 

Que  lai  en  Urg-el  s'apresenta. 
Name  und  Abstammung'  dieser  von  Raimbaut  geliebten 
Dame  finden  sich  in  der  Biog-raphie  des  Dichters,  welche  Vellu- 
tello  in  seinem  Commentare  zu  Petrarca's  Trionfi  mittheilt.  ' 
Hat  Barbieri  den  Commentar  (die  erste  Ausgabe  erschien  im 
Jahre  1525)  benützt,  oder  fand  er  selbststäudig  in  irgend  einer 
Quelle  die  Notiz?  Ersteres  ist  wahrscheinlicher.  Woher  Vellu- 
tello  diese  uns  in  keiner  Handschrift  bewahrte  Biographie 
Raimbaut's  haben  mag?  Seine  anderen  Biographien  folgen 
treu  den  provenzalischen  Berichten  ;2  es  ist  also,  wie  Bartsch 
richtig  bemerkt,  kaum  anzunehmen,  dass  er  diese  einzelne 
erfunden  habe.  '  \A' elchem  Liede  Raimbaut's  die  drei  oben  an- 
geführten Verse  gehören,  gelang  mir  nicht  zu  entdecken. 

Foh  71.    ARNAUT    TINTINHAC,    che  disse: 
Lo  joi  comen[s]  en  un  bei  mes 
En  la  meillor  sazo  de  l'an. 


Er  war  der  Erste,  so  viel  ich  weiss,  der  es  unternahm,  die  Stelle  Pe- 
trarca's über  provenzalische  Dichter  zu  erklären.  In  dem  sehr  weit- 
läufigen Commentar  des  Bernardo  lllicino,  welcher  vor  Vellutello  für  die 
Trionfi  fast  ausschliesslich  das  Feld  behauptete,  findet  sich  nur  folgende 
Stelle :  Nachdem  der  Vf.  über  Dante,  Cino  etc.  berichtet,  nennt  er  noch 
Sennuccio  und  merkwürdiger  Weise  auch  Piero  d'Alvernia,  de'  quali  estauno 
opere  venute  a  noatra  cognizione;  degli  altri  confessaremo  non  avere  piü 
expedita  notizia,  volendo  piü  presto  a  inscizia  che  a  temeritä  essere  ascritti. 
Vellutcllo's  Nachfolger  (Gesualdo,  Daniello  etc.)  schrieben  ihn  ab,  gewöhn- 
lich abkürzend. 
■  Aus  welcher  Hs.  stammen  Vellutello's  Biographien?  Da  er  auch  die  von 
Uc  de  Peua  mittheilt,  so  kommen  nur  AIK  in  Betracht;  K  gehörte 
Bembo  an,  von  dem  man  weiss,  dass  er  die  Lebensbeschreibungen  der 
Troubadours  übersetzte.  Vielleicht  versah  er  Vellutello  mit  den  betreflen- 
den  Nachrichten. 

Dazu  kommt,  dass  Mario  Equicola's  Libro  di  natura  d'  amore  dasselbe 
berichtet:  fii  signore  di  Aruegna,  amö  lungamente  Mad.  Maria  di  Vertfoil, 
poi  s'  innamorö  della  buona  contessa  di  Urguel  lombarda.  A  costei  mandö 
sue  canzoni  per  uu  joglars,  detto  Roscingiol.  Die  erste  Ausgabe  von 
Equicola's  Werk  erschien  1525  (mir  liegt  erst  die  von  1554  vor);  eine 
gegenseitige  Benützung  zwischen  Equicola's  und  Vellutello's  Werken  ist 
demnach  unmöglich.  Auch  weichen  die  anderen  Berichte  Equicola's 
mehrfach  von  denen  Vellutello's  ab.  Um  so  wichtiger  ist  die  Ueberein- 
stimmung  bezüglich  ßaimbaut. 
SitzungBber.  d.  phil.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  JI.  Uft.  15 


226  Mussafia. 

Die  zwei  ersten  Verse  eines  Liedes,  das  in  C  E  R  c  un- 
serem Dichter,  in  D  I  K  aber  Peire  de  Valeira  zug-eschriebeu 
wird.     E  D  c  Zo  ( c  La)  joi,  C  Lo  vers,  I  Mon  joi. 

Fol.  72. 

Fol.  73—75.  RAIMON  DE  MIRAVAL.  Unter  den  No- 
vellen des  V,  Capitels  findet  sich  ein  grosser  Abschnitt  aus 
der  grösseren  Biographie,  vom  Beginne  bis  zur  Anführung  des 
Liedes  SHeu  u.  s.  w.  Im  Laufe  der  Erzählung  werden  zwei 
der  darin  aufgenommenen  Citate  ebenfalls  mitgetheilt;  und 
zwar  die  zwei  Verse  Peire  Vidal's  und  folgende  vier  von 
Raimon: 

Bona  douna  nos  deu  d'amar  gequir, 

E  pos  tant  fai  c'az  amor  s'abandona 

No  sen  cug  trop  ni  massa  non  o  lir  (1.  tir), 

Que  meins  en  val  totz  faitz  quil   dessanzona  (1.  -azona); 

beide  Male  jedoch  unterbleibt  die  in  der  Biographie  enthaltene 
Angabe  des  Liedes,  dem  die  citirten  Verse  angehören.  Der 
kleine  Abschnitt  der  Biographie:  que  non  a  mais  dos  ans  bis 
desobre  me  fehlt  bei  Barbieri,  und  somit  sind  auch  die  zwei 
Verse  Passat  so  u.  s.  w.  ausgefallen.  Während  dann  am  Schlüsse 
die  Biographie,  wenigstens  nach  Raynouard's  Texte,  nur  die 
vier  ersten  Verse  von  S'ieu  u.  s.  w.  anführt,  druckt  Barbieri 
die  ganze  Strophe  ab: 

S'ieu  en  chantar  soven 
No  m'atur  ni  m'aten, 
Non  cuidetz  que  sabers 
Men  failla  ni  razos 
Ni  talans  amoros, 
Quel  plus  de  mos  volers 
Es  en  joi  et  en  chan, 
E  de  razon  ai  tan 
Que  chantar  en  poiri'  assatz, 
Mas  tot  can  sai  no  vueill  sapchatz, 

Li  A  B  C  D  E I  K  N  R  b.  Barbieri  wird  das  Lied  gewiss 
im   LMich.  gehabt  haben. 

Die  Frau,  welche  Raimon  der  Loba  vorzog,  wird  von 
der  bei  Raynuuard  und  Rochegude  gedruckten  Biographie  bloss 


üeber  die  provenzalischen  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  227 

marqueza  de  Meuerba  genannt,  bei  Barbieri  heisst  sie  Gent 
Esquieu  de  Menerba.  So  nur  F,  welche  Handschrift  jedoch, 
allei-  Wahrscheinlichkeit  nach,  von  Barbieri  nicht  benutzt 
wurde. 

Im  X.  Capitel  dann  erzählt  Barbieri  mit  wenig-  Worten 
und  ohne  Namen  zu  nennen,  wie  Raimon  sich  von  der  dich- 
tenden Genialin  trennte,  um  eine  andere  zu  heiratlien,  welche 
ihn  aber  im  Stiche  Hess;  e  cosi  Miraval  si  rimase  senza  mofflie 
e  senza  amica,  della  quäl  follia  Ughetto  lo  ne  castiga  nel  pre- 
detto  sirventese  (es  ist  das  Sirventes  im  Libro  slegato  Gar.  67 
gemeint).  Gegenüber  dieser  Notiz  steht  ,Mich.  Gar.  75^  Die 
Biographie  erstreckte  sich  also  von  fol.  73  bis  wenigstens  75''; 
die  Lieder  des  Dichters  werden  gewiss  auch 

Fol.  76.  77.  eigenommen  haben. 

Fol.  78.'  PEIRE  D'ALVERNHA  vogliono  che  fosse  il 
primo  buon  trovatore;  il  quäle  fu  del  vescovado  di  Clermon, 
avvenente  uomo  della  persona,  savio  e  letterato,  e  molto  acca- 
rezzato  dai  signori  e  dalle  donne  di  quei  tempi.  Ein  kurzer 
Auszug  aus  der  Biographie  mit  dem  in  derselben  enthaltenen 
Citate : 

Peire  d'Alvernhe  a  tal  votz 

Que  chanta  de  sobr'e  de  sotz, 

E  sei  so  son  dous  e  plazen 

E  pueis  es  maistre  de  totz, 

Ab  c'un  pauc  esclarzis  los  motz, 

C'apenas  nuill  hom  los  enten. 

Dies  die  Lesung  der  Biographie,  während  die  Hand- 
schriften starke  Abweichungen  bieten;  siehe  Bartsch's  Chrest. 
78,  9-14. 

Barbieri  fährt  dann  weiter  fort:  nel  fine  della  vita  si  diede 
a  fare  penitenza  (Biographie :  donet  se  en  orde),  nel  quäl  tempo 
fece  una  bella  canzone  della  Vergine,  che  comincia: 


'  Auf  Bl.  78  müssen  auch  Lieder  von  Guiraut  de  Borneill  gestanden  sein, 
denn  bei  einer  gcleo-entlichen  Erwälinung  dieses  Dichters  findet  man 
die  Angabe  ,Mich.  Car.  7S  .  .  .'.  Was  die  Punkte  bedeuten  ist  nicht 
deutlich. 

15* 


228  Mussafia. 

Fol.  80.' 

Dompna  dels  ang-els  reina, 

Esperansa  dels  crezens, 

Segon  que  man  dal  sens 

Chan  de  vos  lenga  romana; 

Car  nuill  hom  just  ui  peccaire 

De  vos  lauzar  nos  deu  taire, 

Car  SOS  sens  meills  l'appareilla, 

Romans  o  lenga  latina. 

Dieses  Lied  nun  wird  in  allen  fünf  Hss.,  die  es  ent- 
halten —  C  D  1  K  R  —  dem  Peire  de  Corbiac  zugeschrieben. 
Bartsch  (Grundriss  338,  1  und  Jahrb.  XIII)  war  aller- 
dings berechtigt  zu  sagen,  b  nenne  Peire  d'Alvernha  als  Ver- 
fasser; indessen  jetzt  wissen  wir,  dass  der  in  Rede  stehende 
Theil  von  b  nur  eine  Abschrift  von  Barbieri's  Citaten  ist. 

Fol.  81—8  . .  PONS  DE  CAPDUEILL.  Im  X.  Capitel 
wird  der  erste  Theil  der  bei  Raynouard  gedruckten  grösseren 
Biographie  (bis  e  lai  moric)  mitgetheilt.  Im  V.  Capitel,  unter 
den  Novellen,  kommt  die  Geschichte  seiner  Liebe  zu  Alazais 
de  Mercuer  vor,  und  zwar  bis  auf  einige  Abkürzungen  wie  im 
zweiten  Theil  der  Biographie.  Von  den  zwei  Liedern,  deren 
Anfänge  die  Biographie  angibt,  findet  sich  bei  Barbieri  die 
ganze  erste  Strophe: 

Aissi  com  sei  c'a  prou  de  valedors 
Eill  faillon  suit  (1.  tuit),  ja  tant  non  er  amatz 
En  la  sazon  qu'es  desaventuratz, 
Me  faill  ma  dompna,  car  conois  c'amors 
Me  fai  per  lieis  murir  a  greu  türmen, 
E  s'  ill  pogues  faire  meill  (1.  nuill)  faillimen, 
Ves  mil  feira,  mas  meins  en  val,  so  cre, 
Bars  que  dec  lai  (1.  dechai)  selui  que  vencut  ve. 

lu  den  meisten  Hss.  enthalten,  und  fast  überall  lautet  der 
erste  Vers  Si  com  celui  u.  s.  w.,  während  die  Biographie  bei 
Rayn.  allerdings  Barbieri's  Lesung  bietet.  Letztere  kommt  auch 
in  b  vor,  und  zwar  nicht  bloss  im  ersten  Theile,  was  sich  von 
selbst  versteht,    sondern  auch   im  zweiten.    Ferner    (so  viel  mir 


t    Fol.  79  wird  demnach  ebenfalls  Lieder  Peire's  d'Alvernha  enthalten  haben. 


Ueter  die  provbnzalischen  Liederhandschrifteii  des  G.  M.  Barbieri.  2j?9 

bekannt    ist)    in    MQ^    welche    Hss.   jedoch    das    Lied   anderen 
Dichtern  zuweisen. 

Qui  per  nessi  cuidar 

Fai  trop  gran  faillimen^ 

A  dan  li  deu  turnar; 

E  s'a  mi  mal  en  pren, 

Ni  ma  donam  dec  lai  (1.  dechai), 

Bes  tanh,  que  tal  folia 

Ai  fait,  perqu'eu  devria 

Morir  d'ir'e  d'esmai. 

In  A  C  D  I  K  R  a  b  enthalten. 

Fol.  83—86. 

Fol.  87.    GUILLEM   DE   BIARN.    Siehe  oben  Fol.  9. 

Fol.  88—90. 

Fol.  91.    GUILLEM   DE   LA  TOR,    che  propose  a  Sor- 
dello  una  questione  tale  per  maniera  di  tenzone: 

Uns  amicx  et  un'amia, 
Sordel,  aun  si  [un]  voler 
Ca  lur  semblan  non  poiria 
L'uns  ses  l'autre  joi  aver, 
E  si  l'amiga  moris 
Aisi  que  Tamicx  o  vis, 
Que  no  la  pot  oblidar, 
Cals  seria  meills  a  far 
Gres  (1.  ApresJ  lieis  vivre  o  murir? 
Digatz  d'aiso  vostr'albir. 
In  A  D  D-^  E  G  I  K  N  Q  enthalten. 

Fol.  92-97. 

Fol.  98.    DAUDE    DE    PRADAS;    siehe     oben  .fol.    46. 

Fece    un   libretto    intitolato  Romans   dels    auzels   cassadors  che 

incomincia: 

Dode  de  Pradas  non  s'oblida, 

Pueisqu'e  sens  e  razos  l'en  covida, 

Que  non  fassa  un  bon  solatz 

Per  si  e  per  sels  a  cui  platz. 

Dieses  Gedicht  ist  nunmehr  bloss  in  b  enthalten. 


230  Mussafia. 

Fragen  wir  nun,  in  welcliom  Verhältnisse  das  Libro  di 
Michele  zu  bekannten  Hss.  steht,  so  ziehen  vor  Allem  zwei 
der  jüngeren  Hss.  unsere  Aufmerksamkeit  auf  sich.  Einmal 
der  zweite  Theil  von  b,  der  im  XVI.  Jahrhunderte  geschrieben, 
einst  dem  Bischöfe  G.  B.  Scannarola  angehörte,  jetzt  in  der 
Barberina  XLVI,  29  (olim  2777)  '  aufbewahrt  wird.  Diese  Hs. 
ist  verbunden,  und  dürfte  nur  ein  Fragment  einer  grösseren 
Hs.  sein.  Sie  besteht,  wie  es  mir  scheinen  will.  1.  aus  einer 
Lage  zu  je  acht  Blättern,  2  mit  der  Biographie  Pons  de  Cap- 
dueill  und  zehn  Liedern  dieses  Dichters;  2.  aus  einer  anderen 
Lage  zu  acht  Blättern  (21 — 28)  mit  Liedern  von  Raimon  de 
Miraval;  da  das  erste  Lied  aber  in  der  Mitte  beginnt,  so  muss 
die  vorhergehende  Lage,  welche  die  Biographie  Raimon's  und 
wenigstens  den  Beginn  des  auf  fol.  21  fortgesetzten  Liedes 
enthielt,  verloren  gegangen  sein;  3.  aus  vier  Blättern,  die  theils 
je  ein  liied  von  Granet  und  der  Gräfin  de  Dia  enthalten,  theils 
leer  sind;  4.  aus  mehreren  Lagen  mit  Daude's  didactischem 
Gedichte  über  die  Jagdvögel.  Um  nun  Letzteres  vor  Allem  zu 
erwähnen,  so  macht  es  die  Uebereinstimmung  der  vier  ersten 
Verse  sehr  wahrscheinlich,  dass  es  sich  hier  nicht  um  zwei 
unabhängige  Abschriften  desselben  Gedichtes  handelt,  sondern 
dass  ein  Zusammenhang  zwischen  LMich.  und  b  besteht.  Auch 
der  übrige  Inhalt  von  b  spricht  für  einen  solchen  Zusammen- 
hang. Denn  LMich.  enthielt  ebenfalls  die  ausführlichere  Bio- 
graphie des  Pons  de  Capdueill  und  den  Liedern  dieses  Dichters 
ist  es  uns  gestattet  einen  Raum,  der  von  fol.  81  bis  86  sich 
erstreckt,  zuzuweisen.  Die  Uebereinstimmung  in  der  Lesung 
.Mssi  com  sei  ist  ebenfalls  einigermassen  bezeichnend.  Auch  der 
Lieder  Raimon  de  Miraval  mussten  in  LMich.  nicht  wenige 
gewesen  sein;  wir  dürfen  annehmen,  dass  fol.  72  bis  77  diesem 
Dichter  gewidmet  waren.  Das  Lied  S'ieu  en  chnntar  soven, 
das  aus  »LMich.  angeführt  wird,  mag  in  der  fehlenden  Lage 
von  b  enthalten  gewesen  sein.     Das  nämliche  Lied  der  Gräfin 


•   Es  sei  mir  gestattet  bei  dieser  Gelegenheit  den  Druckfehler  im  Jahrb.  XII  30 

,Ric..  2777'  zu  ,Barb.  2777'  zu  corrigiren. 
2   Die  Lage  ist  folgender  Weise  zusammengestellt: 

9.   15.   16.   17.   18.  19.  20.   10. 


Ueher  die  provenzaliscUen  Liederhandschrifteu  des  G.  M.  Barbieri.  liol 

vou  Dia  iliidet  sicli  in  Leiden  Hss.  Von  Granet  liat  b  ein 
Lied,  das  zutallig  von  Barb.  nicht  aug-eführt  Avird.  Indessen 
wurde  dieser  Dichter  in  das  Namensverzeichuiss  aufg-enommen; 
und  wenn  gleich  Barb.  ihn  auch  in  seinen  anderen  Hss.  ge- 
funden haben  mochte,  so  lässt  sich  mit  eben  so  grosser  Wahr- 
scheinlichkeit annehmen,  LMich.  habe  ihn  mit  diesem  Dichter 
bekannt  gemacht.- —  Innigster  Zusammenhang  zwischen  b  und 
LMich.  ist  demnach  unzweifelhaft.  ' 

Nicht  minder  sicher  ist  die  Abhängigkeit  eines  Theiles 
der  Hs.  e  von  LMich.  Diese  Hs.  —  Barb.  XLV,  59  —  ist  am 
Ende  des  XVIII.  oder  Anfang  des  XIX.  Jahrh.  von  G.  Pia 
compilirt  worden,  Avelcher  als  seine  Quellen  ausser  vier  vati- 
canischen,  dann  Laurenzianischen  und  der  Estensischen  Hss. 
noch  ,zwei  der  ihm  gehörigen  vorlängst  erworbenen'  anführt. 
Eine  von  diesen  muss  nun  mit  LMich.  nahe  verwandt  gewesen 
sein.  Die  Form  Salanhac,  die  Lesung  des  ersten  Wortes  beim 
Liede  Guiraudot's,  die  vielfachen  Uebereinstimmungen  hinsicht- 
lich Jaufre  Rudel's  (Zusatzstrophe  im  dritten  Liede,  Stellung 
der  Strophen  im  vierten,  Anzahl  der  Lieder  dieses  Dichters); 
das  Vorkommen  des  Sirventes  von  Luquet  Cataluze  und  die 
Form  dieses  Namens;  dies  Alles  zeigt  deutlich  genug,  dass  Pia 
vor  sich  entweder  das  LMich.  selbst  oder  Bruchstücke  des- 
selben gehabt  hat.  ^     Nur   das  Auseinandergehen   in  Bezug  auf 


1  Sollte  etwa  1)  Barbieri  gehört  haben?  Unwillkürlich  denkt  man  bei  der 
,sehr  zierlichen  Hand  des  XVI.  Jahrhundertes'  (wie  Bartsch  die  Schrift 
charakterisirt)  an  den  sympathischen  Gelehrten,  der  so  viele  Bände  pro- 
venzalischer  Gedichte  mit  eigener  Hand  schrieb.  Nur  müsste  man  dann 
zugleich  annehmen,  >)  sei  ein  Bruchstück  des  LMich.  selbst  gewesen ; 
denn  Barbieri's  LMich.  ist  wohl  nicht  die  Originalhandschrift  (wir  haben 
wenigstens  keine  Kunde,  dass  er  solche  besessen  habe),  sondern  die  von 
ihm  in  Frankreich  genommene  Copie;  dass  er  aber  aus  dem  vollständigen 
LMich.  ein  Bruchstück  wieder  abgeschrieben  habe,  ist  nicht  leicht  glaub- 
lich. Andererseits  aber  wollen  die  Verhältnisse  in  Bezug  auf  Blätter  und 
Lagen  in  b  und  LMich.  nicht  gut  zusammenstimmen. 

^  Wenn  die  in  der  vorangehenden  Anmerkung  ausgesprochene  Vermuthung 
begründet  wäre,  so  könnte  eine  der  zwei  Hss.  Plä's  jener  Theil  von 
LMich.  sein,  welcher  nach  Ausscheidung  von  b  übrig  geblieben  wäre.  — 
Dass  diese  zwei  Hss.  Plä's  gänzlich  verloren  gegangen  seien,  ist  kaum  zu 
glauben,  und  fleissigem  Nachsuchen  wird  es  wohl  gelingen  sie  heraus- 
zufinden. Vielleicht  gibt  uns  Stengel  im  Verlaufe  seiner  Mittheilungen 
über  unbekannte  provenzalische  Hss.  in  Italien  Auskunft  darüber. 


232  Mussafia 

die  Lesung  bei  den  vier  Versen  von  Guillem  de  Salinhac 
(fol.  9)  könnte  uns  schwankend  machen:  indessen  lässt  sich 
noch  immer  annehmen,  dass  Pia  dieses  Lied  seiner  zweiten  uns 
unbekannten  Hs.  entnommen  habe. 

Mit  welcher  unter  den  älteren  Hss.  mag  LMich.  verwandt 
gewesen  sein?  Die  Uebereinstiramung  der  Angaben  über  Lieder 
von  Guillem  de  Durfort,  Jaufre  Rudel  und  Raimon  Vidal,  dann 
über  die  Autorschaft  von  A  vos  cui  tenc  deuten  an,  dass  LMich. 
und  C  derselben  Familie  angehören,  Dass  dies  nicht  Ab- 
weichungen in  den  Lesarten  (z.  B.  bei  Guiraudot)  oder  in  dem 
Zuweisen  einzelner  Lieder  dem  einen  oder  dem  anderen  Dichter 
(siehe  z.  B.  unter  Gnillem  Magret)  ansschliesst,  braucht  kaum 
gesagt  zu  werden. 

Die  zwei  Lieder  des  Guiraut  d'Espanha  und  die  Stellung 
der  Verse  8.  9.  im  Briefe  von  Raimbaut  de  Vaqueiras  hatte 
LMich.  mit  C  E  gemein,  welche  zwei  Hss.  nach  Bartsch  u.  A. 
,in  vieler  Beziehung  unter  sich  verwandt  sind^ 

Mit  E  speciell  hat  LMich.  die  Schreibung  ill  für  mouillirtes 
l,  und  wenigstens  ein  Mal  im  Drucke  (siehe  oben  Sordel)  die 
Formel  aun  statt  an  gemein.  ' 

Einen  anderen  Berührungspunkt  des  LMich.  mit  E  bilden 
die  ausführlicheren  Biographien.  -  Nur  mit  dem  Unterschiede, 
dass  dieselben  in  E  einen  eigenen  Abschnitt  der  Hs.  bilden, 
während  sie  in  LMich.  vor  den  Liedern  der  betreffenden  Dichter 
stehen.  Letztere  Einrichtung  ist  nach  Bartsch  ein  Merkmal 
der  älteren  Hss. 

Das  bisher  Gesagte  trifft  mit  einigen  der  Bemerkungen 
Bartsch's  über  b-  und  e  zusammen.  Auch  er  findet  es  wahr^ 
scheinlich,  dass  diese  beiden  Hss.  theilweise  Copien   einer  und 


'  Bartsch  hat  für  das  Verhältniss  der  ganzen  Hs.  b  zu  E  den  Umstand 
hervorgehoben,  dass  beide  Can  si  cargol  ram  demselben  Dichter  zu- 
schreiben; es  handelt  sich  aber  um  den  ersten  Theil  von  b,  der  viele 
Hss.  darstellt;  das  in  Rede  stehende  Citat  betrifft  nicht  LMich.,  sondern 
LAss. 

2  Ausführlichere  Biographien  kommen  auch  in  P  vor:  doch  i.st  Benüt;5ung 
dieser  Hs.  von  Seite  Barbieri's  kaum  anzunehmen.  Denn  erstens  fehlen 
in  P  manche  der  in  LMich.  enthaltenen  Biographien  (z.  B.  A.  Daniel, 
Folquet  de  Marseilla);  dann  weicht  die  Lesung  der  innerhalb  der  Bio- 
graphien in  P  vollständig  mitgetheilten  Strophen  vielfach  von  den  Texten 
Barbieri's   ab. 


Ueber  die  provenzaliecheu  Liederhandschrifteri  des  G    M.  Barbieri.  233 

derselben  Hs.  seien,  welche  die  Quelle  (oder,  wollen  wir 
hinzufügen,  ein  Ausfluss  aus  der  Quelle)  von  E  war,  und 
wiederum  sagt  er  in  Beziehung*  auf  e,  eine  der  zwei  Hss.  von 
Pia  müsse  mit  C  E  nahe  verwandt  gewesen  sein. 

Das  LlMich.  stellt  uns  demnach  wenigstens  einen  Theil 
einer  Hs.  dar,  welche  von  Miquel  de  la  Tor  zusammengestellt, 
als  ein  älteres  Glied  jener  Familie  sich  erkennen  lässt,  zu 
welcher  C  E  gezählt  werden  dürfen.  Der  Vei'lust  dieser  Hs. 
ist  um  so  mehr  zu  beklagen,  als  auch  Barbieri's  Abschrift  uns 
nicht  mehr  vorliegt. 

Für  einen  Zusammenhans^  zwischen  LMich.  und  Nostra- 
damus'  Quellen  sprechen  einigermassen  die  Angaben  über  die 
Autorschaft  des  Marienliedes.  Ferner  zwischen  a,  einem  Aus- 
flusse von  einer  Quelle  Nostradamus',  und  LMich.  findet  man 
darin  eine  Beziehung,  dass  beide  zwei  Gedichte  von  Luquet 
Gatelus  kennen.  Sowol  b^  (aller  Wahrscheinlichkeit  nach  eine 
Abschrift  oder  ein  Bruchstück  von  LMich.)  als  a  schreiben 
Si  ai  perdut  mon  saher  dem  Pons  de  Capdueill  zu.  Weitere  Be- 
ziehungen von  a,  wenn  auch  nicht  bestimmt  zu  LMich.,  so  doch 
zu  Barbieri'schem  Material,  finden  wir  darin,  dass  nur  a  den 
von  Barb.  angeführten  Titel  des  grammatischen  Werkes  von 
Raimon  Vidal  kennt.  Im  Namensverzeichnisse  führt  Barbieri 
Jordan  Borneil  de  Cofolenc  an,  worin  Jordan  Bonel  und  Jordan 
de  Cofolen  sich  vereinigt  finden  und  a  kennt  einen  Jordan  Bonel 
de  Cofemet. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  noch  ein  Umstand  erwähnt. 
Von  Alegret  wird  aus  LAss.  fol.  86  das  Sirventes  Ära  pareisson, 
dann  aber  auch  ein  Brief  angeführt,    dessen   zwei  erste  Verse: 

Dompna  c'avetz  la  senhoria 
De  joven  e  de  cortesia 

lauten.  Es  fehlt  die  Angabe  der  Hs.,  und  dass  es  in  LAss. 
kaum  enthalten  war,  werden  wir  später  sehen.  Barbieri  muss 
es  in  irgend  einer  anderen  seiner  Hss.  gehabt  haben.  Nun 
kommt    dieser  Brief  anonym    nur    noch    in  N   vor, '  einer  Hs., 


'  Und  zwar  sinrl  beide  Verse  in  N  mit  den  hei  Barbieri  gleichlautend. 
Ich  weiss  dies  aus  einer  Mittheilung  von  Dr.  Hermann  Suchier,  welcher 
zugleich  die  Güte  hatte,  mir  sein  Verzeichniss  von  N  zur  F'.insicht  zuzu- 
senden. 


234  Mnssafiii. 

welche  bei  manchen  bekannten  Stücken  den  Namen  des  Ver- 
fassers verschweigt.  Eine  Barbieri'sche  Hs.  war  demnach  mit 
N  verwandt;  dass  aber  N  mit  einej-  der  Quellen  von  a  in 
innigem  Zusammenhange  steht,  wird  sich  aus  Suchicr's  Publi- 
cation,  der  ich  nicht  vorgreifen  darf,  ergeben. 


iJ.   Libro   in    Assicelle. 

Fol.  1—35. 

Fol.  36.  ELIAS  DE  BARJOLS  fu  molto  miglior  poeta 
(als  der  vorhergeuannte  Elias  de  Fonsalada),  come  appare  dalle 
sue  canzoni,  delle  quali  1'  una  coraincia : 

Ben  deu  hom  son  bon  seinhor 
Amar  e  servir 
Et  onrar  et  obezir 
A  tota  s'onor. 

In  D  E  H  M  P  R  S  f,  Peire  Bremen  C. 

Fol.  37—66. 

Fol.  67.1  GAUCELM  FAIDIT.  Als  zweites  Beispiel 
(siehe  oben  Libro  di  Michele  fol.  17.  18)  der  Art,  wie  der 
Dichter  des  Markgrafen  von  Monferrato  in  seinen  Liedern  ge- 
denkt, wird  angeführt : 

Chansos,  vai  ten  dreit  per  Mon  Elian 
En  Monferrat,  e  dim  al  pro  marques 
Qu'en  breu  verai  lui  el  conte  de  Bles, 
Car  tut  lor  fach  son  de  bella  semblansa 
5  E  digatz  llen  leialmen  ses  duplansa 
Que  mos  conortz  mi  reten  sai  tan  gen 
Per  qu'ieu  essauc  (1.  est.)  qu'ieu  nols  vei  plus  soven. 

Geleite  von  Anc  nom  parti  de  solatz  ni  de  chan  A  C  D  E 
M  R  a.  —  M  stimmt  genau  überein;  nur  5  digas  lim,  dann 
duptansa. 

Fol.  68—72. 

Fol.  73.  AlMERIC  DE  PEGUILHAN  sopra  tutti  lodö 
ed    esaltö    Donna  Beatrice    d'  Este,  quella    che    fu   ligliuola  del 

'    Das  Citat  lautet  liior  ,lih.   in  Asc.   Carin.   6'7". 


Ueber  die  provenzalischen  Liedoiluindschriften  des  G.  M.  Barbieri.  2öö 

niarcliese    AldoLranclino    e    maritata   in    Andrea    re  d'  Ungheria 
r  anno  1235,   della  quäle  dice  in  un  loco : 

Na  Biatritz  d'Est,  anc  uo  vi  plus  bei  flor 
Ni  de  vostre  tenips  non  trobei   lueillor, 
Tant  es  bona  com   plus  lauzar   vos  vueill, 
Ades  i  trob  plus  de  ben  que  non  sueill. 

Eines  der  Geleite  von  Lonjamen  m'a  trehaillat  e  malmes 
A  C  D  I  K  M  N  R  f,  Blacasset  P.  In  M  (bei  Malm  991)  lautet 
der  erste  Vers:  Na  B.  d'E.  anc  plus  ßor;  sonst  lesen  die  mir 
bekannten  Texte  (A  D  N  P) :  Na  B.  cVEst  (P  Valenz  B.)  anc 
plus  bella  flor  De  (A  Del)  v.  f.  n.  ir.  nl  m.  mit  dem  gewöhn- 
lichen Genus  von  flor.  Dazu  in  M  an  orthographischen 
Varianten:  mouill.   /  durch   ////,  an  phonetischen:  trneh. 

Fol.  74—85. 

Fol.  'f^Q.    ALEGRET,  che  fece  quell' aspro  serventese: 

Ära  pai-aisson  llaubre  sec 
E  brunisson  li  alemen. 

Kommt  nur  in  C  M  vor;  da  aber  in  C  die  erste  Strophe 
fehlt,  so  finden  sich  nunmehr  die  zwei  angeführten  Verse  nur 
in  M.  M  (bei  Rochegude)  und  die  Abschrift  g:  pareisson; 
dann  M  elemen. 

Barbieri  fährt  fort:  E  della  sua  donna  piü  versi  di  rime 
accoppiate  a  due  a  due  come : 

Dompna  c'avetz  la  senhoria 
De  joven  e  de  cortesia. 

Die  Hs.  ist  nicht  angegeben.  IMan  wäre  geneigt  zu  ver- 
muthen,  auch  dieses  Gedicht  sei  in  LAsc.  enthalten  gewesen; 
dies  ist  aber,  da  LAsc,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  mit  ]\I 
innigst  zusammenhängt,  kaum  möglich.  Vgl.  das  oben  Gesagte. 

Fol.  87-89. 

Fol.  90.  ALBERTET  DE  SESTARO  celebratore  della 
casa  Malaspina,  dicendo: 

S'om   per  onratz  faitz  ufaniers 
Ni  per  esser  bos  cavalliers 
Deu  estar  entrels  pros  cabals, 
Guilems  Malaspina  es  aitals. 


^36  Mussafia 

Letzte  Strophe  von  Ah  joi  comensi  ma  chanso  A  A"  C  E  F 
GIKMOR.  Auch  in  D,  wu  aber  diese  Strophe  fehlt.  —Der 
Text  von  M  ist  inii-  nicht  bekannt. 

Fol.  91—102. 

Fol.  103.  MONGE  DE  lAIONTAUDON  il  quäle  ebbe 
ardimento  di  censurare  i  trovatori  del  suo  tempo  con  un  ser- 
ventese  che  comincia: 

Pos  Peire  d'Alvernh'  a  chantat 
Del[s]  trobadors  que  son  passat, 
Chantcrai  eu  mon  escien 
D'aquels  que  pueis  si  son  levat, 
E  non  m'aion  ges  cor  irat 
Si  en  (S'ieu)  lor  cors  (1.  crois)  mestier  lor  repren. 

Das  Serventes  kommt  in  A  C  D  I  K  L  M  R  d  vor,  —  Die 
Lesung  von  M  ist  mir  unbekannt. 

Fol.  104. 

Fol.  105.  AIMERIC  DE  BELENUEI  citato  da  Dante 
in  una  canzone  che  comincia: 

Nuls  hom  non  pot  complir  adreitamen 
So  c'a  en  cor. 

In  den  meisten  Hss.  vorhanden.  —  g  weicht  in  der  Ortho- 
graphie ab :  Nulls  h.  nom  p.  c.  adreichamen. 

Fol.  106-111. 

Fol.  112.  SORDEL.  Am  Rande  der  Strophe  Aitan  ses 
plus  u.  s.  w.  wird  angegeben  ,Lib.  Mich.  Gart.  7.  Lib.  in  Ap.^ 
car.  122'.  In  beiden  Hss.  fand  also  Barbieri  das  Lied,  welches 
(wir  wiederholen  es)  in  C  F  I  K  M  R  d  e  enthalten  ist. 

Fol.  113-126. 

Fol.  127.  ARNAIJT  CATALAN  che  disse  per  la  prima 
stanza  d'  una  sua  canzone : 


So  wdl  als  Druckfehler  für  Asc. 


Üeber  die  proveiizalischeii  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  2ol 

L'an  can  '   vinc  en  Lombardia 
Una  bella  dona  pros 
Me  dis  per  sa  cortesia 
Mainz  bells  plazers  amoros, 
Et  aissi  rizeii  jogan 
Dels  bells  semblanz  quem  fazia, 
leu  com  fols  traissim  enan 
Alques  plus  que  nom  tanliia. 

Nur   in    M    bei   Mahn  986    abg-edruckt.^ 

Fol.  128-131. 

Fol.  132,    AIMERIC  DE  SARLAT,   di   cui  sono  le  can- 

zoni  che  cominciano : 

Fins  e  lejals,  donna,  ses  tot  enjan 

e: 

Can  si  cargal  (1.  -g-ol)  ram  de  vert  fueill 

e: 

Eissamen  mas  chansos 

Com  la  lauzeta  fai. 

Die  Angabe  der  Hs.,  welche  am  Rande  der  ersten  Zeile 
steht,  gilt  wol  für  alle  drei  Lieder.  Das  erste  in  vielen  Hss. 
A  B  D  E  F  I  K  M  R  T,  Aimeric  de  Belenoi  L  S  U  c,  Peirol  N. 
Fast  überall  lautet  der  erste  Vers  F.  e  l.  e  senes  tot  enjan; 
in  g,  und  daher  gewiss  auch  in  M,  wie  oben.  Das  zweite 
bloss  in  E  M.  Desgleichen  das  dritte;  sie  lesen  Äissi  mueu 
(M  moii)  mas  eh. 

Fol.  133—135. 

Fol.  136.  BEATRTTZ  DE  DIA.  Am  Rande  von  A  chan- 
tar  m'es  ,Mich.  Car.  68  e  Lib.  in  Asc.  Car.  136^;  also  das  Lied 
war  in  beiden  Hss.  Wie  oben  gesagt,  in  A  B  C  D  I  K  L  R  a, 
una  donna  de  Tolosa  M,  anonym  G  N  W. 

'    Bartsch    im   Verzeichnisse   des  Grundrisses    druckt  Lancan.     Vgl.   jedoch 

in    den    übrigen    Strophen:    An    tan   qan  van  lei  venia;    Gran    dan   ai  ;je?' 

ma  follia  u.  s.  w. 
2   Im   zweiten   Verse    Ma   Le/Ia,   wol   kaum   in    der   Hs.;    Metrum    und  Sinn 

fordern    Una   h.     Sonst   stimmen    die    zwei   Texte,    bis  auf  kleine   ortho- 

graphiache  Varianten,  überein. 


238  Mnssafia. 

Fol.  137—154. 

Fol.  155.  BERTRAN  DE  BORN  canto  le  arnii  coii  alto 
Stile  SU  questa  maniera: 

No  puesc  mudar  c'un  chantar  non  esparja, 
Pueis  oc  e  non  ha  raes  fuec  e  trach  sanc. 

In  ACDFIKMRTUV.  —  g  mit  Formvarianten:  pvosc 
qun     nom. 

Fol.  15ß.  Enthielt  wol  Lieder  desselben,  da  vorher  sich 
diese  Stelle  findet: 

Fol.  157.  Ebbe  ardimento  di  vantarsi  eh'  egli  avea  piü 
senno  che  niuno  altro  .  ,  .  come  appare  per  lo  principio  d'  una 
canzone,  dove  dice : 

Ar  es  ben  dretz  que  vailla  mos  chantars 
E  mos  bos  sons  e  mos  sotilz  trobars. 

Es  ist  mir  nicht  gelungen  das  Lied  zu  finden,  dem  diese 
zwei  Verse  entnommen  sind. 


Die  Bestimmung  der  Zugehörigkeit  dieser  Hs.  ist  überaus 
leicht.  Der  Umstand,  dass  alle  citirten  Lieder  in  M  enthalten 
sind,  dass  zwei  nur  noch  in  E,  und  eines  ausschliesslich  in  M 
vorkommt,  macht  es  schon  von  vornherein  überaus  wahrschein- 
lich, dass  das  LAsc.  mit  M  innig  zusammenhängt.  Das  Lieder- 
verzeichniss  von  M  ist  nicht  gedruckt  worden,  wol  aber  jenes 
von  g,  das  nach  den  Angaben  von  Raynouard,  Bartsch,  Meyer 
eine  Abschrift  von  M  ist.  Grützmacher,  welcher  g  beschrieb,  ^ 
meint,  die  Hs.  gehöre  ,wohl  dem  Anfange  des  XVIL,  vielleicht 
noch  dem  XVL  Jahrh.'  an,  also  jedenfalls  eher  der  zweiten  als 
der  ersten  Hälfte  des  letzteren.  Dies  würde  allerdings  eine 
Beziehung  zwischen  g  und  Barbieri  (f  1571)  nicht  unbedingt 
ausschliessen,  sie  dennoch  etwas  unwahrscheinlich  machen.  In- 
dessen mag  Grützmacher,  welcher  bei  der  Altersbestimmung 
der   Hss.  nicht  immer    genau  verfahren    zu    sein  scheint,  -  sich 

'    Archiv  .3ü,  85  f.  (im  Gnmilnss  S.  Mi,  Aiiin.  S'J,   durch  VcrschcMi  .•.!«  f.'). 
2   Vgl.  z.  B.  Bartsch  im  .liilirb.  XI  -JvJ. 


üeber  die  provenzalischen  Liederhandscliriften  des  G.  M.  Barbieri.  2o9 

geirrt  haben.  Nicht  bloss  ist  die  Reihenfolge  der  Lieder  in 
LAsc.  und  g  genau  dieselbe,  sondern  auch  die  Blätterzahlen 
decken  sich,  wie  nachstehende  Concordanz  zeigt,  ziemlich  genau. 


LAsc. 

g 

36 

=  24 

67 

=    54 

73 

=  60 

86 

-  74 

90 

=  78 

103 

=  91 

105 

—  93 

LAsc. 

g 

112  =z 

101 

127  — 

116 

132  — 

132 

136  — 

137 

155  — 

160 

157  — 

? 

In  den  ersten  neun  Stellen  findet  fast  genaue  Ueber- 
einstimmung  statt,  nur  dass  LAsc.  um  zwölf  Blattei-  voraus  ist. 
Dies  könnte  auf  den  Gedanken  führen,  dass  LAsc.  im  Beginne 
reichhaltiger  als  g  war;  das  Zusammentreffen  bei  132  zeigt 
aber,  dass  entweder  in  der  einen  oder  in  der  anderen  Hs.  eine 
Verstellung  stattfand;  die  Abweichung  in  Bezug  auf  155  =  160 
könnte  auf  gleiche  Art  erklärt  werden.  Sollten  vielleicht  LAsc. 
und  g  identisch  sein,  so  dass  Letzteres  verbunden  wäre  ?  Grütz- 
macher spricht  von  ,der  Sorgfalt  der  Ausführung'  von  g,  was 
einigerraassen  an  die  , zierliche  Schrift^  von  b  erinnern  könnte. ' 
Dennoch  will  mir  diese  Muthmassung  wegen  der  Zahlen  67=54, 
73  =  60,  127  =:  116,  die  nicht  genau  den  Abstand  von  12  auf- 
weisen, nicht  vollständig  zusagen.  Wie  dem  auch  sei,  zweifellos 
bleibt  es,  dass  M,  LAsc.  und  g  (mögen  darunter  drei  oder 
bloss  zwei  Hs.  zu  verstehen  sein)  im  Grunde  nur  eine  Hs.  dar- 
stellen. 2  —  Eine  Schwierigkeit  bleibt  mir  noch.  Keines  der  in 
g,  und  folglich  in  M  enthaltenen  Lieder  des  Bertrand  de  Born 


1  Freilich  sagt  Grützraacher:  ,i.st  trotz  der  Sorgfalt  ilirer  Ausführung,  wie 
alle  Schrift  jener  Zeit,  schwer  zu  cntziflern';  indessen  mag  letztere  Aus- 
sage etwas  subjectiv  sein. 

-  Es  gibt  bekanntlich  noch  eine  verbundene  und  defecte,  einst  aber  viel- 
leicht vollständige  Absclirift  von  M  in  der  Universitätsbibliothek  zu  Bo- 
logna, über  deren  Alter  die  Angaben  zwischen  dem  XV.  und  XVIII.  .Talirh. 
schwanken.  Griitzmacher  sagt  ein  Mal  XV.,  das  andere  Mal  XVI. ;  Car- 
ducci  XVI.-,  l'.artsch  XVII.  wenn  nicht  XVIII.;  P.  Lacroix  XVIII.  Unter 
diesen  Verliältnissen  ist  selbst  eine  Muthmassung,  ob  die  Hs.  in  irgend 
einer  Beziehung  zu  Barbieri  stehe,  unmöglich. 


"o"- 


240  Mussafia. 

bietet  die  von  Barbieri  unter  fol.  157  angeführte  Stelle.  —  End- 
lich möchte  man  die.  Frag-e  aufwerfen:  Wo  mag  Barbieri  M 
gesehen  haben?  Bevor  diese  Hs.  in  die  Pariser  grosse  Biblio- 
thek gelangte,  war  sie  in  der  Vaticana;  zu  welcher  Zeit  kam 
sie  aber  dorthin?  ^ 


C    Libro    slegato. 


Fol.  1—4. 


Fol.  5.  FERRARI.  Die  Autobiographie ^  una  prosa  di 
lingua  provenzale  posta  dinanzi  ad  uu  libretto  di  stanze  scelte 
ch'  essi  chiamano  Coblas  triadas.  Bekanntlich  nur  in  D*";  der 
Text  stimmt,  bis  auf  kleine  Varianten,  mit  dem  von  Cavedoni 
und  Anderen  herausgegebenen. 

Fol.  6—15. 

Fol.  16.  GAUSBERT  DE  POICIBOT,  molto  leggiadro 
rimatore  in  far  canzoni  di  versi  corti,  come  la  seguente  stanza: 

Merces  es  e  chausimens 
D'umil  sorzer  et  ausar 
E  l'orgoill  sobrier  baissar. 
Dont  faill,  amor,  vostre  sens; 
5  Car  me  cui  trobatz  vencut 
Umil  e  de  bona  fe 
Decazets  ancse, 
E  leis,  que  vira  l'escut 
Vas  vos  e  vas  me 
10  E  nous  vol  nius  blan, 
No  voletz  destrenher  tan 
Que  l'orgoill  baisses 
E  vas  vos  s'umilies. 

In  ACDEGHIKRTU,  die  erste  Strophe  auch  in  V, 
Folquet    de  Marseilla  P,    Peirol    Q. 

Fol.  17—29. 


Ueber  die  piüvpiizalischen  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  241 

Fol.  30-32.  ELIAS  FONSALADA.  Die  kurze  Bio- 
graphie bei  Raynouard  u.  A.,  welche  in  A  I K  enthalten  ist. 
Barbieri  liest  Bariarac  statt  Bargairac.  Assai  loda  il  re  d'  Ara- 
gon, come  quando  dice : 

Del  rei  d'Arag-om  ve  talans, 

Qii'el  veza  que  sos  pretz  es  graas. 

Die  zwei  letzten  Verse  von  De  hon  loc  movon  mas  chansos 
CDHIKR,  anonym  W.  Ich  kenne  D  H,  welche  bis  auf 
orthographische  Varianten  mit  Barbieri  übereinstimmen. 

Fol.  32.  RICHART  DE  BERBEZILL,  bei  Barbieri  Ri- 
(jatif;  vgl.  in  Hss.  Ricaut,  Rigalt.  Es  wird  an  die  Erzählung- 
im  Novellino  erinnert;  um  die  Gewohnheit  des  Dichters  zu  be- 
legen, seine  Geliebte  meills  de  donijma  und  sich  selbst  mais 
d'amic  zu  nennen,  wii-d  auf  ,lib.  sieg.  32'  verwiesen.  Es  folgt 
das  ganze  Lied  Äutressi  com  l'orifans  del  modo  appunto  che 
r  ho  trovata  scritta  fra  le  altre  sue  canzoni.  Barbieri  gibt  die 
Hs.  nicht  an,  der  er  seinen  Text  entnimmt;  es  könnte  aller- 
dings obige  Angabe  gelten,  da  der  Dichter  in  diesem  Liede 
sich  des  Ausdruckes  meills  de  dompna  bediente;  es  ist  aber 
durchaus  nicht  nöthig  dies  anzunehmen;  Barbieri  wird  das  in 
die  meisten  Sammlungen  aufgenommene  Lied  in  mehr  als  einer 
der  ihm  zu  Gebote  stehenden  Hss.  gefunden  haben.  Dieser 
Unsicherheit  über  die  Quelle  und  der  Länge  des  Gedichtes 
wegen  halte  ich  es  für  überflüssig  es  abzudrucken  und  be- 
gnüge mich  die  Variante  bei  Str.  IV,  4  le  Magus  statt  De- 
d.alus  hervorzuheben.     Die  Geleite  fehlen. 

Fol.  33—37. 

Fol.  38.  BEMTRAN  DE  BORN.  Unter  den  Frauen, 
welche  bei  den  Provenzalen  Berühmtheit  erlangten,  wird  Gui- 
scarda  erwähnt:  fu  di  Borgogna,  sorella  di  Guiscard  de  Beljoc, 
il  quäle  la  marito  in  Lemosino  nel  visconte  di  Combron  (sie), 
e  perciö  ch'  ella  era  donna  di  gran  pregio  e  di  gran  beltä, 
molto  se  ne  rallegrarono  tutti  i  valoiti  nomini  del  paese,  e  fra 
gli  altri  B.  del  B.  ne  fece  la  seguente  stanza: 

Sitiiuugsher.  d.  phil.-hist  Ol.    LXXVl.  Hd.  )l.  Hft.  IG 


242  Mussafia. 

Ai  Lemozins  franca  terra  cortesa, 
Mout  mi  saup  bo,  car  tals  honors  ve  creis 
Enseiguamens,  cortesia  e  larguesa, 
Valors  e  pretz,  solatz,  dons  e  dompneis 
E  qui  pros  es  e  de  proesas  feis 
Mal  essara  (1.  est.)  si  ara  non  pareis, 
Pueis  Na  Guiscarda  uos  est  sai  tramesa. 

Die  zwei  Strophen  bei  Rajuouard  V  78  finden  sich  hier 
in  eine  zusammengezogen.  Das  kleine  Gedicht  ist  nach  Bartsch 
nur  in  FIK  enthalten;  Raynouard  wird  jedenfalls  eine  der 
zwei  (innigst  verwandten)  Pariser  Hss.  benutzt  haben;  und 
mit  ihnen  stimmt  bis  auf  einzelne  Formvarianten  F. ' 

Fol.  39—41. 

Fol.  42.  43.  AIMERIC  DE  BELENOI.  Bei  Erwähnung 
von  Selvaggia,  welche  als  Geliebte  Cino's  da  Pistoja  gilt,  wer- 
den folgende  zwei  Verse  augeführt: 

Si  Salvaia  es  tan  pros  d'Aura  Mala 
dann: 

No  son  fillas  d'en  Corrat  lo  seignor. 

Es  sind  die  V.  1  und  (5  der  fünften  Strophe  von  Tant  es 
d'amor  howatz  sos  seignoratges  ABCDHIKd. 

Fol.  44. 

Fol.  45.  GÜIRAUT  DE  BORNEILL.  In  dem  Abschnitte 
über  die  Frauen  liest  man :  Alamanda  fu  tale  che  G.  de  B.  non 
sdegno  di  chiederle  consiglio  in  certo  suo  caso  d'  amore  con 
una  sua  stanza,  che  comineia: 

S'ieus  quier  conseill,  bell'  amig'  Alamanda, 
Per  Dieu  loni   datz,   c'om  coitatz  lous  demanda 

ABCDGHIKNQR  Va.  Im  ersten  Verse  nur  IK 
ConseUl  vos  qnier;  im  zweiten  A  C  V  Nol  'mi  vedatz  (-etz), 
D  No  lom  V.,  H  wie  Barbieri,  nur  mit  kleinen  orthographi- 
schen Varianten. 

Fol.  40—50. 
'    Laut  gütiger  Mittheilung  Monaci's. 


Ueber  die  provenzalischen  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  !24ö 

Fol.  51.  GUILLEÄI  DE  S.  GRIGORI  che  fece  una 
sestina  ad  imitazione  di  quella  d'  Arnaldo  Daiiiello  .  ,  .  ser- 
vendosi  della  sorte  dei  versi  e  delle  medesirae  parole  finali, 
come  : 

Ben  grant  avolesa  intra. 

Nur  in  D  H.  D  grans  -eza.  Der  Beginn  ist  in  H  ab- 
g-erissen. 

Fol.  52.  Gegen  das  Ende,  wo  nur  Dicbternanien  ver- 
zeichnet werden,  heisst  es:  D' uomini  di  chiesa  si  trovano 
stanze  e  canzoni,  come  del  Prebost  de  Valenza,  del  Prebost  de 
Koaillac,  del  Vescovo  de  Clermon.  Am  Rande:  ,lib.  sieg. 
Gar.  52.  61.  81',  wo  man  vermuthen  sollte,  die  erste  Ziflfer  be- 
ziehe sich  auf  den  Ersten,  die  zweite  auf  den  Zweiten  u.  s.  w. 
Da  indessen  dies  nicht  sicher  ist  (so  würde,  wie  wir  später 
sehen  werden,  dem  Bischof  von  Clermont  eher  die  erste  Stelle 
zuzuweisen  sein),  so  ziehe  ich  es  vor,  die  drei  Genannten  zu- 
sammen zu  halten. 

PREBOST  DE  VALENSA.  Man  kennt  von  ihm  nur 
eine  Tenzone  mit  Savaric  in  A  C  D  G I K  N  0  R  T.  Das  Register 
zu  C  legt  ihm  noch  drei  Lieder  bei,  welche  aber  im  Text 
anderen  Dichtern  zugewiesen  werden. 

PREBOST  DE  NOAILLAC;  ist  mir  ganz  unbekannt. 

BISCHOF  VON  CLERMONT,  che  fece  una  canzone  cor- 
rente  tutta  sotto  una  rima  e  di  sei  stanze,  was  nur  auf  Peire 
de  MaensaCj  ges  lo  reis  no  seria  passt;  in  D  H. 

Fol.  53-54. 

Fol.  55.  SORDEL.  Fu  Sordello  .  .  .  dei  Visconti  di 
Goito,  il  che  si  conferma  dai  libi-i  Provenzali,  nei  quali  si 
cognomina  Sordello  di  Goi.  In  H  begegnen  wir  in  der  Tliat 
dieser  Form  auf  Bl.  43",  während  bei  den  anderen  Liedern 
bloss  Sordeh,  Sordel  vorkommt.  Raynouard  Hess  sich  mit  Un- 
recht bestimmen,  zwei  Dichter,  Sordel  und  Sordel  de  Goi,  an- 
zunehmen. 

Fol.  56. 

16* 


544  Mus>afia 

Fol.  57.  BERNART  ARNAUT  D'ARMAGNAC  und 
LOMBARDA.  Die  kleine  Biographie  der  Dichterin,  welche 
bloss  in  H  enthalten  ist,  ist  bei  Barbieri  etwas  verschieden. 
Donna  Lombarda  fu  di  Tolosa,  gentile  e  bella  e  di  buone 
maniere;  la  quäle  seppe  trovare  di  belle  stanze  ainorose.  Del 
cui  valore  avendo  udito  rag-ionare  Bernard  n'Arnautz  fratello 
del  conte  d'Armignac,  venne  a  Tolosa  per  vederla,  e  vedutala, 
senza  dirle  altro,  montö  a  cavallo  per  tornarsene  in  suo  paese, 
lasciando  che  date  le  fossero  alcune  sue  stanze,  delle  quali  il 
principio  si  e: 

Lombard  volgr'eu  esser  per  Na  Lombarda 
Qu'Alamanda  nom  platz  tan  ni  Guiscarda. 

Alle  quali  stanze  ella  rispose  dicendo: 

Non  volgr'aver  per  Bernard  na  Bernarda 
E  per  nArnautz  nArnauda  appellada; 
E  gran  merses,  seignor,  car  vos  agrada 
C'ab  tal[s]  doas  domnas  m'avetz  nominada. 

Die  Biographie  der  Lombarda  ist  nur  in  H  vorhanden, 
bei  Rayn.  V  249  abgedruckt.  Nach  den  Worten:  e  ven  s'en  a 
Tolosa  per  la  veser,  liest  man:  el  estet  con  ella  de  grant  de- 
mestegessa  et  enqueret  la  d'amor  e  fo  molt  son  amic  e  fetz 
aquestas  coblas  d'ela  et  mandet  las  ades  al  seu  alberg,  e  pois 
moutet  a  caval  ses  la  veser  e  si  s'en  anet  en  sua  terra;  eine 
wenig  deutliche,  sich  selbst  widersprechende  Erzählung.  Ob 
Barbieri  einen  anderen  Text  gehabt,  oder  die  Erzählung  zu 
ihrem  Vortheile  modificirt  habe,  ist  schwer  zusagen;  ich  neige 
mich  zur  zweiten  Ansicht.  Es  ist  indessen  noch  etwas  zu  be- 
merken. Raynouard  theilt  an  der  angegebenen  Stelle  Bernard's 
Coblas  nicht  mit;  eben  so  wenig  führt  er  in  seinem  Verzeich- 
nisse den  Dichter  Bernart  Arnaut  auf.  Dagegen  findet  sich 
V  239  unter  Jordan  nur  eine  Cobla:  Lombards  u.  s.  w.,  deren 
zwei  erste  Verse  mit  den  oben  angeführten  übereinstimmen. 
Nicht  anders  bei  Mahn,  welcher  unter  648  dieselbe  Strophe 
mittheilt,  Joi-dan  als  den  Verfasser  nennt  und  H  als  Quelle 
angibt.  '     Bartsch    hat  beide  Namen,    ohne   von   dem  einen  auf 


'    Grützmachcr  (Archiv  .34,  389)  verweist  auf  Malin's  Gedichte  II,  S.  '232,  17.5. 
Die  tr.ste  Zahl  stimmt  zu  Nr.  648,  die  zweite  ist  irrig. 


üeber  die  jiroven/.iiiischeii  Liederhauilscliriüeu  lies  ü.  M.  Barbieri.  ^4ö 

den  anderen  zu  verweisen;  sowol  unter  Bernart  Arnaut  als 
unter  Jorda  verzeichnet  er  Lomhartz  u.  s.  w.  und  verweist  beim 
Ersten  auf  Rayn.  Y  231)  und  Ged.  648,  *  beim  Zweiten  bloss  auf 
Raynouard.  Woher  dieser  Name  Jordan  hervorgetreten  sein 
mag?  Eine  genauere  Prüfung  von  H  thäte  da  Noth.  Möglich 
dass  sowol  Raynouard  als  Mahn  nur  die  Pariser  Abschi-it't  von 
H  benutzt  haben,  und  dass  in  diese  irgend  eine  Verwirrung 
sich  eingeschlichen  habe. 

Fol.  58—59. 

Fol.  60.  ISEUT  DE  CASSIO  und  ALMUC  DE  CA- 
8TELN0U.  Avendo  un  Gigo  di  Tornenquera'^  fatto  gran  fallo 
contra  Madonna  uAlmucs  da  Castelnovo,  di  cui  era  stato  cava- 
liere  ed  amico  lungamente,  e  non  osando  di  andargliene  a 
dimandare  perdono,  niseus  de  Cassion  la  pregö  per  lui  con  la 
seguente  stanza,  dicendo: 

Dompna  nAlmucs,  si  ous  plagues, 
Beus  volgra  prejar  d'aitan 
Que  l'ira  el  mal  talan 
Vos  fezes  fenir  merces 
De  lui  que  sospir  e  planh, 
E  muor  lang-uen  es  complanh 
E  quier  perdon  humilmen, 
Queus  fatz  per  lui  sagrameu 
Si  tot  li  voletz  fenir, 
Qu'el  si  gart  meills  de  faillir. 

E  donna  nAlmucs,  che  voleva  bene  a  Gigo,  et  a  cui  rin- 

cresceva  ch'egli  venisse  a  dimandarle  perdono,  rispose  cosi  per 

le  rime : 

Dompna  niseus,  s'ieu  sabes 

Qu'el  se  pentis  de  l'engan 

Qu'el  a  fait  ves  mi  tan  gran, 

Ben  fora  dreitz  qu'ieu  n'  agues 


'  Bartsch  hat  nocli  ein  anderes  Versehen.  Für  na  Lombarda  .Vow  v.ohp-'over 
verweist  er  wieder  auf  Gedichte  648,  das  nur  Lomhnrds-  etc.  bietet. 

2  Ein  kleines  Verseilen  von  ßarbieri;  der  provenzalische  Text  liest  Giijo 
de   Torntn  qu'era  sos  cavaliers. 


24ß  Mussafia. 

Merces;  mas  a  mi  nos  tanh, 
Pos  que  del  tort  no  s'afranh 
Nis  pentis  del  faillimen, 
Que  n'aia  mais  chausimen; 
Mas  si  vos  faitz  lui  pentir, 
Leu  podetz  mi  convertir. 

Nur  bei  H  und  daraus  (oder  vielmehr  aus  der  Pariser 
Abschrift  von  H)  bei  Raynouard  V  18. 

Fol.  61.    Vg-1.  oben  fol.  52. 

Auf  demselben  Blatte  stand  auch: 

Fol.  61.  UC  DE  BERSIE,  che  in  certe  sue  stanze 
mostra  di  essersi  crucciato  (d.  h.  crociato)  per  andare  oltra 
mare  con  lo  imperadore  Federico,  al  quäl  passag-g-io  invita  il 
marchese  di  Monferrato  e  Folquet  de  Romans.  Es  wird  kein 
Vers  angeführt;  aber  es  handelt  sich  ohne  Zweifel  um  das 
französische,  nur  in  den  Formen  provenzalisirte  I^ied,  Bernart  di 
moi  Fauquet   qem  tint  por  sage,   das  nur  in  D  H  enthalten  ist. 

Fol.  62. 

Fol.  63.     DALFI   D'ALVERNHA    und   BERTRAM   DE 

LA  TOR.    B.  della  Torre  suddito  del  delhno  d'Alvernia,  a  cui 

mandö    il  Delfino  la  seguente  stanza  per  un  suo  giullare  detto 

Mauret : 

Mauret,  Bertran  a  laissada 

Manens  e  ricx  es  asatz 

Valor,  don  fo  mout  onratz, 

E  l'anar  d'autr'encontrada 

E  sojorna  a  la  Tor 

E  tien  faucou  e  austor 

E  cre  far  pasqua  o  nadal, 

Quant  son  vint  dins  son  ostal. 

E  Beltramo  gli  rispose  cosi  per  Ic  rime: 

Mauret,  ab  (sie)  Daufin  agrada 
Quem  digatz  qu'eu  son  malvatz, 
El  reprovier  es  vertatz  : 
Be  cal   seig-nor,  tal  maisnada; 


Ueber  die  tn'ovenzalisclieu  LiedorhaudBclirit'ten  des  G.  51.  Barbieri  i&4:7 

Qu'eu  flu  bons  tant  quant  aic  bon  seig-nor 
E  que  a  liii  plac  ni  so  tenc  ad  onor; 
Aras^  Mauret,  pos  el  uo  val 
S'ieu  era  bons,  tenria  so  a  mal. 

Nur  iu  H,  gedruckt  bei  Rayuouard  V  104,  aber  mit 
manchen  Variauten. 

Fol.  64—66. 

Fol.  67.  UC  DE  MATAPLANA,  valente  barone  di  Ca- 
talogna  e  parimente  buon  trovatore,  di  cui  abbiamo  un  serven- 
tese  a  Ramondo  de  Miraval,  che  comincia: 

D'un  serventes  m'es  pres  talens, 
Que  razos  m'o  mostra  e  m'o  di, 
E  cant  er  faitz  teural  cami 
Dot  (1.  Tot)  dreit  a  Miraval  correns. 

In  ADH,  Peire  Durau  R.  Der  Abdruck  bei  Mila  322, 
welcher  nach  H  sein  soll,  zeigt  manche  Formvai-ianten.  Viel- 
leicht hat  Milk  Einiges  modificirt. 

Fol.  GS.  GUI  DE  CAVAILLON.  Die  kleine  Biographie 
in  H,  abgedruckt  Archiv  XXXIV  406.  Barbieri  macht  folgenden 
Zusatz,  den  er  wol  den  augefülirten  Coblas  entnahm.  Trovan- 
dosi  assediato  in  Castelnovo  a  servizio  del  conte  Ramondo  di 
Tolosa  guerreggiato  dalla  Chiesa  come  fautore  degli  cretici 
Albigesi,  scrisse  fuora  due  stanze  dicendo : 

Doas  cotblas  farai  en  aquest  son 
Qu'eu  trametrai  aX  Bertram  d'Avignon. 

A  cui  Beltramo  detto  Bertram  Folcon  risposc  per  le  rime 
cominciando  cosi : 

la  non  creirai  d'en   Gui  de  Cavaillon 
Qu'entrels  Franceis  empogna  son  leon. 

Nur  in  H,  vollständig  abgedruckt  zuerst  bei  Rayuouard 
IV  207.  209,  dann  im  Arch.  a.  a.  O.  Kleine  Varianten:  cohlas 
aqesf    qeii     no  er.     en  penga. 

Fol.  6<».   70. 

Fol.   71.     Vgl.  unten  fol.  «0. 

Fol.  72-75. 


248  Mussafia. 

Fol.  76.  UC  DE  SAINT  CIRG.  Im  VI.  Capitel,  wo  von 
Cino's  Selvaggia  die  Rede  ist,  wird  angeführt: 

Na  Salvaja,  d'aitan  siatz  certaina, 
Que  l'onramens  de  vos  nie  fai  plazer 
Lombardia  e  la  Marcha  e  Toscaina. 

Die  drei  letzten  Verse  von  Si  ma  domna  nAlais  de  Vidal- 
Inna,  das  nur  in  H  enthalten  ist.  Abgedruckt  im  Arch.  XXXIV 
411.  Formvarianten:  Salvaga  Qe.  Grützmacher  druckt  lonia- 
menz;  i  ist  wol  Lese-  oder  Druckfehler  für  r. 

Fol.  77-79. 

Fol.  80.  Bei  Erwähnung  von  Guillem  Figera  wird  von 
ihm  kein  Gedicht  angeführt;  es  heisst  da  nur:  fu  dottore, 
scrittore  di  serventesi  e  maldicente,  onde  ne  rilevö  sul  viso  un 
fregio  come  gli  rimproverano 

AIMERIC  DE  PEGUILHAN  con  questa  stanza: 

Anc  tan  bella  espazada 
No  cuit  c'  om  vis 
Com  det  nAuzers  sus  el  vis 
A-n  Guillem  gautasegnada, 
5  Qu'el  vis  lo  feri  tan  fort 
C'un  petit  n'a  Tun  oill  tort 
El  cill  que  sol  aver  negret  a  blanc. 
El  cais  plus  ros  de  scarlat'e  de  sanc. 
Nur  bei  H,  abgedruckt   im  Arch.  XXXIV  408.   Varianten : 
2  qe  hom     5  Qel      6  oü      7  oill  qe      negrer   (beide  sind  wahr- 
scheinlich Lesefehler  von   Grützmacher)  8  scerlatrce  d.  s. 

6  SORDEL  con  quest'  altra : 

Si  tot  m'essail  de  serventes  Figera 
Ab  sa  lengua  falsa  e  mensongiera, 
SoflFrir  lom  tanh;  tal  paor  ai  nom  feira 
Ab  l'espada  ab  quel  feri  nAuziers, 
5  Car  no  Hin  valc  capiros  ni  viseira 
Que  de  la  galta  no  llen  fazes  cartiers, 
E  pois  n'ac  patz  ferma  d'aital  maueira 
C'anc  noill  costet  metzinar  dos  deniers. 

Nur  in  H,  abgedruckt  im  Arch.   XXXIV  413.   Varianten: 
ma  saill  21  lenya  menssongieira  3  taing   6  Qu    fezes  8  mezinar. 


Ueber  die  proveuzaliscluii  LieiU-ihiinilscliriftHu  de«  G.  AI.  Barbieri.  249 

Fol.  81.    Vgl.  oben  fol.  51. 

Fol.  82.  83. 

Fol.  84.  LANFRANC  CIGALA  (compose  una  canzone) 
in  lode  di  Madonna  nAlais  de  Vidallana,  che  dice: 

Tan  franc  cor  de  donipna  ai  trobat 
A  Villa  Franca  e  tan  plazen, 
Que  m'acuilli  tan  francamen 
Que  de  franc  m'a  sos  sers  tornat. 

Der  Beginn  eines  Liedes,  das  nur  in  F  H  vorkommt; 
ein  Bruchstück  in  D".  Aus  H  abgedruckt  Arch.  XXXIV 
416;  im  ersten  Verse  cors. 

Fol.  85. 

Fol.  86.  DERSELBE.  Bei  Erwähnung  von  Cino's  Sel- 
vaggia  werden  angeführt: 

Que  vos  es  tant  enamoratz 
De  na  Salvaja  la  valen. 

Dritter  und  vierter  Vers  der  ersten  Strophe  von  nEnric 
no  m'agrada  nim  platz;  nur  in  H,  gedruckt  Arch.  XXXIV 
416;  wie  gewöhnlich  qe,  dann  tan. 

Fol.  87—90. 

Fol.  91.  GUILLEM  DE  BERGUEDA.  Es  wird  die 
Erzählung  aus  dem  Novellino  angeführt;  worauf:  ne  fu  guari 
piü  modesto  in  vantarsi  in  canzoni,  come  quando  disse : 

Gen  li  pauzei  los  cornz  el  capiron, 

Erster  Vers  der  vierten  Strophe  von  Trop  ai  estat  sotz 
coa  de  mouton,  in  A  D  H  I  K. 


Bei  Ferrari 's  Biographie  denkt  man  allsogleich  an  D. 
So  auch  Tiraboschi,  welcher  nur  Anstoss  an  dem  Worte  Uhretto 
nahm,  da  der  Cod.  Est.  so  umfangreich  sei.  Doch,  meint  er, 
da  Barbieri  eine  ,porzione  staccata'  von  dieser  Hs.  kannte, 
welche    altfranz,  Lieder  enthielt,    so    mochte    er    auch  Ferrari's 


250  ^' "  -  •■' " ' '  '■■ 

Bluiuenlese    als    yelbstständiges,    noch    nicht    mit   dem    älteren 
Theil    des  Estensis   vereinig-tes    Büchlein    benutzt    haben.     Die 
Parallele  ist  nicht  richtig;  wo  Barbieri  von  dem  altfranzösischen 
Liederbuche  spricht,    sagt    er:    Mi    ricorda  di  avere  gia  veduto 
in    un    g-ran    libro    provenzale    cinquanta    canzoni    con    questo 
titolo    sopra:    iitce    aimf    cantiones   francigencn   n.   L.    La    Molne 
d'Arras;  il  quäl  libro  di  presente  si  trova  nella  libreria  ducale 
di  Ferrara.     Barbieri   kannte   also   das  altfranz.  Heft  als  einen 
Bestandtheil  von  D.     Aber  auch,    dass   er  jenes  Exemplar  der 
Ferrari'schen    Blumenlese,    welches    sich    nur    in    D    findet,    als 
eigenes  selbststcändiges  Heft  benützt  habe  ist  kaum  zu  glauben. 
Ferrari's  Biographie  fängt  auf  der  Versoseite  eines  Blattes  an, 
dessen  Rectoseite  von  dem  Ende  einer  durch  eilf  Blätter  gehen- 
den Sammlung   von  Sirventesen   Peire  Cardenal's    in  Anspruch 
genommen    wird.     Und  gegen   die  Vermuthung,    dass  vielleicht 
Cardinal's  Gedichte  und  Ferrari's  Anthologie  ein  selbstständiges 
Büchlein,    Barbieri's   libro  slegato,    gebildet  haben,    spricht    die 
Angabe  des  Blattes    für  Ferrari's  Biographie;    nicht  auf  fol.  5, 
sondern    auf  fol.  12    hätte    sie   gestanden.     Kurz,    es    ist    kein 
Grund  vorhanden  daran  zu  zweifeln,    dass   längst   vor  Barbieri 
der  jüngere  Pergamenttheil  von  D  mit  dem  älteren  schon  ver- 
einigt war,  und  entschieden   muss   man  die  übrigens  von  Tira- 
boschi    selbst    nur    mit    Päickhalt   ausgesprochene    Vermuthvmg 
über  die  Identität  zwischen  D'  und  Lsleg.  zurückweisen.    Das 
Lsleg.  repräsentirt  nicht   eine  verlorene  (wie  LMich.)  oder  be- 
kannte Hs.  (wie  LAsc),  sondern  ist  eher  eine  von  Barbieri  zu 
eigenem  Gebrauche  gemachte  Sammlung.    Er  hatte   in  Ferrara 
D    gesehen    und    wenigstens    D''   benutzt.     Manche    der   Lieder 
des  Lsleg.  sind    auch    in  D  enthalten,    einige    davon   nur  noch 
in  H;  keines  aber    gehört   ausschliesslich  D   an.    Dass  D"''  be- 
nützt worden  sei,  wird  durch  die  nicht  seltenen  Textvai'ianten 
unwahrscheinlich.     Die    eigentliche    Quelle    für    Lsleg.    ist    H. 
I^is   auf   einen    Dichternamen    (Prebost   de   Noaiilac)   und    eine 
kurze    Biographie    (E.  Fonsalada)    findet  sich    Alles,   was,  Bar- 
bieri   aus    Lsleg.     anführt,    wieder   in    H;     einige    Lieder    nur 
noch  in  einer  oder  zwei  Hss.;  nicht  weniger  als  eilf  Gedichte, 
meist     einzelne     Strophen ,     sind     nur    in     H     enthalten.      Die 
Texte  entsprechen    sich    vollständig;     die     Formvarianten    sind 
unbedeutend     und     leicht    auf    Rechnung    von    Barbieri     oder 


Ueber  die  provenzalisclion  Lipflerhamlscliiiften  des  Ct.  M.  Bartieri. 


251 


Pia    zu    setzen.      Selbst    die    Reihenfolge    der    Lieder    ist    fast 
immer  gleich: 


Lsleg.           H 
15       ^  IG" 

Lsleg. 
61 

H 

^  46" 

30-32  =  29"" 

63 

—  46" 

32       =  30" 

67 

=  20"! 

42—43  =  35" 

68 

=  51" 

45      =  37" 

76 

=  54" 

51       —  42" 

80 

-  52" 

52(?)  =  40" 
55      —  43" 

? 

84    86 

-  54" 

—  57"" 

57       =  43" 

91 

—  60" 

GO      -  45" 

Lsleg.  ist  also  zunächst  ein  Auszug  von  H.  —  Was  Bei'- 
tran  de  Born's  Strophe  AI  Lemozis  (fol.  38)  betrifft,  so  wäre  ich 
geneigt,  ebenfalls  anzunehmen,  dass  sie  zu  Barbieri's  Zeit  in  H 
enthalten  war.  "^  In  dieser  Hs.  sind  an  mehreren  Stellen  Blätter 
ausgefallen,-^  und  dass  gerade  zwischen  30" — 35"  =  32  —  43 
etwas  verloren  gegangen  sei,  kann  man  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit annehmen.  Denn  wenn  auch  Lsleg.  entweder  des  kleineren 
Formates  oder  der  grösseren  Schrift  halber  mehr  Raum  in 
Anspruch  nahm  als  H,  so  ist  das  Steigen  des  Missverhältnisses 
ein  allmäliges  und  nirgends  braucht  Lsleg.  zehn  Blätter  um 
den  Inhalt  von  fünf  Blättern  von  H  wiederzugeben. 


*  Der  einzige  Fall  von  grossem  Auseinandergehen  der  zwei  Hss.  in  der 
Reihenfolge  der  Gedichte.  Sollte  nicht  in  Barbieri's  Angabe  des  Folio 
ein  Versehen  unterlaufen  sein? 

2  Die  Hs.  gehörte  Fulvio  Orsini  an,  der  T600  starb.  Wol  erst  nach  seinem 
Tode  wird  diese  so  wie  viele  andere  Hss.  seiner  reiclien  Bibliothek  (viel- 
leicht die  ganze?)  in  den  Vatican  gelangt  sein.  Wo  mag  Barbieri  die 
Hs.  benutzt  haben? 

^  Dies  sagt  schon  Grützmacher  ausdrücklich ;  er  verdiente  demnach  nicht 
den  Vorwurf  Bartsch's  Jahrb.  XI  23 — 24. 


^2Ö2  ''^'  "  s  8  ii  r  i  a. 


D.    Libro    Hiciliauo. 

Fol.  1.  GUILLEM  DE  CABEÖTANH.  Biographie  in 
jener  der  zwei  Versionen,  welche  Hüffer  mit  b  bezeichnet  und 
welche  sich  in  H  findet.  Barbieri  druckt  innerhalb  der  Biographie 
die  ganze  erste  Strophe  von   Li  dous  cossire  ab: 

Li  dous  cossire 

Quem  don'amor  soven, 

Donam  fan  dire 

De  vos  maintz  vers  plazen ; 
5  Pensan  remire 

Vostre  cors  car  e  gen, 

Cui  ieu  dezire 

Mais  que  non  fauc  parven; 

E  si  tost  mi  deslei 
10  Per  vos,  ges  nous  abnei 

C'ades  ves  uvs  (1.  vus  o.  vos)  soplei 

Ab  francha  benvolensa, 

Dompna,  en  cui  beutaz  g-ensa 

Maintas  vetz  oblit  mei 
15  Que  lau  vos  e  mersei.  ' 

In  fast  allen  Hss.  enthalten.  H  theilt  innerhalb  der  Bio- 
graphie nur  zwei  Verse  mit;  die  ganze  Strophe  wird  Barbieri 
selbst  ergänzt  haben.  Nach  welcher  Hs.?  Keine  der  von  Hüffer 
benützten  Hss.  —  BDHRU  —  zu  denen  die  von  Bartsch 
(Chr.  69)  verglichenen  —  C  E  I  —  hinzukommen,  stimmt  genau 
mit  unserem  Texte  überein. 

Fol.  1.  GUILLEM  DE  BAL  AON.  Die  XL  Novelle  des 
V.  Capitels  theilt  die  Biographie  des  Dichters  mit,  welche  bei 
Rayn.  V  180  abgedruckt  ist.  Bei  Barbieri  weicht  die  Erzählung 
in  einem  nicht  unwichtigen  Punkte  ab.  Der  provenzalische 
Text  erzählt,  dass,  nachdem  Guillem  den  Boten  seiner  Dame 
abgewiesen  hatte,  diese  tiefe  Verachtung  für  ihn  fasste  (elal 
mes  en  soau  del  tot).  Nach  einer  Weile  fängt  Guillem  an  nach- 

'    Pia  bemerkt  dazu:  Nel  niio  ms.  vi  e    qualche  Variante.  Es  ist    wol  c  ge- 
meint, tul.  124. 


Ueber  dip  provenzalischen  LiederhandfchriftPn  iles  6.  M.  Barbieri.  253 

zudenken,  wie  er  durch  den  tollen  Vorsatz,  seine  Geliebte 
auf  die  Probe  zu  stellen,  sich  grosser  Freude  beraubt  und 
geht  nach  Javiac,  indem  er,  wol  um  seinen  Zweck  zu  ver- 
bergen, das  Gerücht  verbreiten  lässt,  er  sei  auf  einer  Pilg-er- 
fahrt  begriffen.  Die  Frau  nun  besucht  ihn,  kniet  nieder,  Avird 
aber  wieder  schmählich  abgewiesen.  Dies  ist  nun  psychologisch 
ganz  richtig-.  Die  erzürnte  Frau  vermag  nicht,  als  sie  den 
Geliebten  in  ihrer  Nähe  weiss,  dem  Drange  zu  widerstehen, 
noch  einen  Versuch  zu  machen;  der  trotzige  Mann,  welcher 
selbst  eine  Versöhnung  herbeiwünscht,  lässt  sich,  im  Aue-en- 
blicke  als  er  die  Flehende  zu  seinen  Füssen  sieht,  von  seinem 
Uebermuthe  berücken  und  stösst  sie  fort;  der  Rückschlag  der 
Gefühle  folgt  aber  auch  unmittelbar:  la  domna  sen  anet .  .  .ab 
cor  que  mais  nol  vis  nil  parles  .  .  et  el  romas  iratz  car  avia 
fach  tal  folor.  Die  Rollen  sind  nunmehr  gCAvechselt.  —  Bei  Bar- 
bieri ist  der  Verlauf  der  Geschichte  dadurch  einfacher,  wenn 
auch  vielleicht  etwas  matter,  dass  die  Sätze  über  den  ersten 
Aerger  der  Frau  und  die  erste  Reue  Guillem's  fehlen.  Die 
Frau  schickt  früher  Briefe,  dann  einen  Boten,  dann  besucht 
sie  den  wiedergekehrten  Guillem;  als  alle  drei  Versuche  fehl- 
schlagen, wendet  sie  sich  von  ihm  gänzlich  ab.  Guillem  aber 
bereut  die  ihr  zugefügte  Unbill  und  begibt  sich  zu  ihr,  um 
Verzeihung  zu  erflehen.  Von  hier  an  gehen  wieder  beide  Er- 
zählungen zusammen.  Die  Biographie  ist  in  H  R  enthalten. 
Ob  Raynouard  bloss  R  folgte,  ob  die  Abweichung  bei  Bar- 
bieri sich  auch  in  H  findet,  kann  ich  nicht  angeben;  sehr 
wahrscheinlich  ist  es,  dass  Barbieri,  der  gerne  abkürzt,  es  auch 
hier  gethan  hat,  in  diesem  speciellen  Falle  zugleich  mit 
der  Absicht,  die  Erzählung  weniger  künstlich  zu  gestalten. 
Er  führt  seiner  Gewohnheit  nach  die  ganze  erste  Strophe  des 
Liedes,  mit  welchem  Guillem  um  Verzeihung  bittet,  an: 

Lo  vers  mou  merseian  ves  vos, 
Dona,  no  per  tal  qu'ieu  entenda 
Que  de  mi  merse  vos  prenda, 
Taat  es  lo  forfaitz  cabalos. 


'    Im    X.  Capitel   noch   die   kurze  Notiz:    G.  de  B.   gentil  uomo   nella  con- 
trada  di  Mompellier,  uomo  costumato  e  buon  trovatore. 


254  Mussafia. 

5  Car  ges  perdos  no  si  atanh; 
Mas  pos  rai  mezeis  ai  perdut 
E  vos,  quem  faitz  plus  esperdut, 
Sim  pert  mas  paraulas,  nom  tanh. 

Gedruckt  bei  Mahn  689  nach  CI(K)R,  leider  ohne  An- 
gabe der  Hss.,  denen  die  einzelnen  Varianten  entnommen  sind. 
Dann  nach  H  im  Arch.  XXXIV  393.  Im  ersten  Verse  lesen 
einzelne  Hss.  Mon.  2  D  H  und  bei  Mahn  No  i^er  so,  domna, 
gu'  entenda;  sonst  stimmen  D  H  mit  Barbieri  überein.  Bei  Mahn 
dagegen:  3  wie  Barbieri  und  als  Variante  Qxie  ja  merce  de 
mens  prenda.  Ohne  Varianten  bei  Mahn,  also  in  allen  von  ihm 
benutzten  Hss.:  4  Per  qii  ieu  si  bem  destrui  nom  planh; 
8  bes  tanh.  Der  Text  Barbieri's  weicht  demnach  von  allen 
bekannten  älteren  Hss.  ab. 

Fol.  2.  MARIA  DE  VENTADOR.  Die  Biographie  bei 
Rayu.  V  257  mit  einigen  Abkürzungen.  Sie  ist  nur  in  H  ent- 
halten.    Die  erste  Strophe  ihrer  Tenzone  lautet  bei  Barbieri : 

Gui  d'Uisel,  bem  pesa  de  vos, 
Car  vos  es  laisatz  de  chantar, 
Ancar  vos  gi  volgra  tornar, 
E  car  sabetz  d'aitals  razos, 
5  Ieu  vos  deman,  si  den  far  engalmen 
Dona  per  drut,  can  loi  quer  franchamen, 
Com  el  per  lieis  tot  can  tanh  az  amor, 
Segon  lo  droit  qu'entendon  amador. 

In  ACDEHRT;  in  P  die  erste  Strophe.  Im  dritten 
Verse  D  und  Rayn.  E  car  (quar),  P  lässt  die  zwei  ersten 
Sylben  weg;  Rocheg.  E  volgraus  i  enquer  t.  —  P]ine  andere 
wichtige  Variante  ist  5  DP  Rayn.  Voill  quem  digatz.  —  8  DP 
Rayn.  Roch.  qti>e  tenon. 

Wir  bemerken  noch,  dass  Uc  le  Brun,  der  Geliebte 
Marias,  von  Barbieri  conte  della  Mancoa  statt  de  la  Marcha 
genannt  wird,  und  dass  derselbe  Name  mit  einer  kleinen  Variante, 
ebenfalls  mit  Hinweis  auf  ,lib.  Sic.  Car.  2'  unter  den  Dichtern 
Numcns    W'    vorkommt:    Uc  Lo-brus    cunti;    della  Manoha    i^he 


Ueber  die  provenzalisclien  Liederlumdscliriften  des  G.  M.  Barbieri.  .  255 

tu  cavaliere  di  Madonna  Maria  da  Ventadorno,  di  cui  si  leg- 
g-ono  alquante  cauzoni  nei  libri  provenzali.  Der  Ausdruck  di 
cvi  ist  zweideutig,  da  es  sich  eben  so  gut  auf  Uc  als  auf  Maria 
beziehen  kann.  Auch  ist  der  Pkiral  alquante  canzoni  zu  be- 
merken. Wir  kennen  kein  Gedicht  von  Uc, '  und  von  Marie 
nur  die  Tenzone  mit  Gui  d'üisel.  Dass  Barbieri  über  Material 
verfügte,  das  uns  nicht  bewahrt  wurde^  ist  nicht  unmöglich; 
indessen  können  w^ir  auch  sagen :  di  cui  bezieht  sich  auf  Marie, 
und  der  Ausdruck  über  deren  dichterische  Production  ist  etwas 
vage  gehalten. 

Fol.  3—6. 

Fol.  7.  ELIAS  CAIREL.  Die  belobende  Biographie  bei 
Rayn.  V  141,  und  die  aus  A  stammen  dürfte,  da  die  tadelnde 
(Mahn  42)  in  I  und  folglich  auch  in  K  sich  findet.  Zu  be- 
merken ist,  dass  während  die  erste  über  Elias'  Heimath  nichts 
sagt,  Barbieri  doch  bemerkt:  E.  C.  fu  de  Peiragors;  vgl.  in  I: 
si  fo  de  Sarlat  d'un  bore  de  Peirea-orc. 

Fol.  8-37. 

Fol.  38.  BERTRAN  DE  BORN.  Ein  Auszug  aus  der 
kurzen  Biogi-aphie  bei  Mahn  34,  welche  dem  Anfange  der 
grossen  Biographie  bei  Rayn.  V  76  entspricht.'-^  Daran 
schliessen  sich  die  bei  LAsc.  fol.  157  angeführten  Worte. 

Fol.  38.  RAIMBAUT  D'EIRA,  clie  s'intese  in  donna 
Sancha  d'Aragon,  la  quäle  essende  per  andarsene  in  Catalogna 
con  Mad.  nAudiarz,  che  ritornava  a  casa  depo  la  morte  del 
signor  di  jMarsiglia  suo  uiarito,  Raimbaldo  prego  nella  sotto- 
scritta  stanza  il  conte  di  Provenza,  che  la  riteuese  in  sua 
Corte,  cosi: 


'    Sollte  Barbieri  Uc  Brunet  für  Maria's  Vereliror  gehalten  haben? 

-  Es  hcisst  da:  senipre  ebbe  gnerra  coi  suoi  vicini,  ne  mai  lasciö  stare  in 
pacc  il  re  di  Frajicia  col  re  d' Inghilterra,  nö  il  conte  de  Poitou  con  il 
conte  di  Lemoges,  ne  il  conte  di  Peire<;-or.s.  Ein  kleines  Missvcrständ- 
niss.  Man  wird  es  eher  Barbieri  als  einem  provcnzalischeu  Texte  zu- 
schreiben. 


256  Mu8safia. 

Coms  Proensal,  si  sen  vai  dopna  Sancha, 
Nous  teurem  mais  per  g'aillart  ni  per  pro 
Tan  com  farem,  si  sai  ab  nos  s'estancha 
Nil  faitz  laissar  per  Proensa  Arago 
5  Queill  dompna  es  bella  e  cortesa  e  francha 
E  gensera  tota  nostra  maiso 
Ben  aia  l'albres,  don  nais  tan  bella  brancha 
C'aital  com  tanli  ad  avinen  saiso 
Es  de  beutat  briina  vermeilla  e  blancha. 

Ist  uur  in  H,  aber  wie  Bartsch  bei  Besprechung  des 
ersten  Theiles  von  b  (d.  h.  der  Barbieri' sehen  Citate)  schon 
bemerkt,  stimmen  die  zwei  Texte  nicht  mit  einander.  So  liest 
H,  von  kleineren  Varianten  abgesehen:  2  No  vos  tenrem  tan 
valen  ni  tan  pro  3  Com.  fariam.  4  Ellz  5  coinda  plaisenz  e 
fr.     6  re^o     8  faiso. 


Die  Bestimmung  der  Verhältnisse  dieser  Hs.  ist  einiger- 
massen  schwierig.  Dass  H  in  Betracht  kommt,  ist  wegen  der 
Biographien  von  Guillem  de  Balaon  und  Maria  de  Ventadorn 
sehr  wahrscheinlich.  Benützung  von  A  dürfte  aus  der  Bio- 
graphie von  Elias  Cairel  erschlossen  werden;  nur  bliebe  es 
auffallend,  dass  Barbiei'i,  wenn  er  diese  reichhaltige  Hs.  ge- 
kannt hätte,  sie  nicht  öfters  benützt  haben  sollte.  Die  Fassung 
der  Strophe  Raimbaut's  d'Eira  weist  endlich  auf  eine  bisher 
unbekannte  Hs.  hin.  ' 


'  Wir  wollen  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  auch  im  XI.  Capitel,  wo  von 
sicilianischen  Dichtern  die  Re4e  ist,  ein  Libro  Siciliano  und  zwar  fol.  2, 
4,  10,  -22  erwähnt  wird.  Es  ist  wol  nicht  anzunelimen,  dass  Barbieri 
provenzalische  und  sicilianische  Gedichte  untermischt  haben  wird;  eher 
lässt  sieh  verrauthen,  er  habe  zwei  Heften  die  gleiche  Bezeichnung 
gegeben,  wenn  es  auch  sciiwer  zu  erklären  ist,  wie  eine  provenzalische 
Sammlung  zum  Schlagworte  ,Lib.  Sicil.'  kam. 


Ueber  die  provenzalischen  Liederhandscliriften  des  G.  M.  Barbieri.  257 


E,    Ohne    Allgabe    der    Hjiiidsehrift. 


I.    PEIRE  D'ALVERNHA.    Als  Beleg  für  son   und  mot: 

Cui  bon  vers  ag-rad'auzir 
De  mi  conseill  be  qu'  el  escout 
Aquest  qu'era  comens'  a  dir, 
Que  pos  li  er  sos  cors  asis 
Den  (De?  Eo?)  ben  entendrel  son  eis  mots, 
Ja  non   dira  qu'el  aia  avizis 
Meiliors  mots  trobats  luenh  ni  prop. 

In  C  E  R  T  V  a.     Gedruckt  aus  C  und  V  mit  zahlreichen 
Variauten. 


IL    ARNAUT   DANIEL.    Zu  «leichem  Zwecke  wird  an- 


&* 


g-eführt: 


Autet  e  bas  entrels  prims  fueills 
Sun  neu  de  flors  eis  rams  li  renc, 
E  noi  te  mut  bec  ni  gola 
Nuills  auzels,  ans  brai  e  cauta 
5  Cadaus  en  son  us 

Per  joi  c'ai  d'els  e  del  tems, 
Chan  mas  amors  mi  acausa  (1.  asauta) 
E  vils  (I.  quels)  mots  ab  lo  son  acorda. 

ACDEHIKN.  —  CDE  bieten  nur  ganz  unwesent- 
liche Varianten. 

III.  RAMBAUT  DE  VAQUEIRAS.  Unter  den  No- 
vellen des  V.  Capitels  wird  die  Art  erzählt,  wie  er  der  Beatritz 
seine  Liebe  gestand.  Es  wird  die  erste  Strophe  des  in  der 
Biographie  erwähnten  Liedes  mitgetheilt. 

Eram  requer  sa  costum  e  son  us 
Amor,  per  cui  plane  e  sospir  e  veill, 
Ca  la  gensor  del  mon  ai  quist  conseill 
Em  ditz  qu'ieu  am  tan  aut  com  puesqu'en  sus 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  II.  Hft.  17 


258  Mnssafia. 

La  meillor  dompna  em  met  en  sa  fizansa, 
C'onor  e  pi-etK  m'er  e  pros  e  non  dans ; 
E  car  ill  es  del  mon  la  plus  prezans 
Ai  mes  en  leis  mon  cor  e  m'esperansa. 

Wir  sahen  oben  das  Geleit  dieses  Liedes  aus  LMieh. 
fol.  40—42  und  werden  desshalb  annehmen,  dass  Barbieri 
auch  diese  Strophe  derselben  Hs.  entnahm. 

IV.  PEIRE  VIDAL.  Zweimal  ist  von  ihm  die  Rede: 
im  V.  und  im  X.  Capitel.  An  letzterer  Stelle  werden  drei 
närrische  Handlungen  von  ihm  angeführt:  der  Wahn,  Kaiser 
zu  sein;  die  Trauer  um  den  Grafen  Raimon;  die  Verkleidung 
als  Wolf.  '  Letztere  Episode  ist  nur  in  E  P  R  enthalten.  Im 
V.  Capitel  steht  die  Erzählung  von  dem  geraubten  Kusse.  Die 
Lösung  wird  folgendermassen  erzählt:  Imberral  (=  En  Barrals), 
che  tanto  1'  amava  e  tanto  si  dilettava  di  lui  che  non  ne 
poteva  Star  senza,  fece  e  disse  tanto  con  la  moglie  che 
gl'  impetrö  pace  e  perdono  e  gli  fece  mandar  grazia  di  tornare 
in  Provenza.  Pietro  Vidale,  avuta  la  grazia,  se  ne  tornö  con 
grande  allegrezza,  e  giunto  al  cospetto  di  mad.  nAlazais  le  si 
inginocchio  diuanzi  e  la  prego  a  volergli  concedere  in  dono 
il  bascio,  ch'  egli  le  aveva  imbolato,  soggiugnendo  che  quando 
nol  volesse  fare,  egli  era  tutto  pi-esto  di  renderglielo.  Per 
lo  quäl  detto  essendo  ogni  cosa  rivolta  in  festa  ed  in  solazzo, 
la  donna  gli  fece  dono  del  bascio,  ch'  egli  si  aveva  preso  di 
furto.  Im  proveuzalischen  Texte  bittet  Barral  die  Frau  so, 
qu'ela  li  perdonet  lo  fait  del  baizar  e  loi  autreget  en  do.  Erst 
dann  schickt  Barral  zu  Peire;  dieser  kehrt  wieder  und  wird 
von  Barral  und  Azalais  mit  grosser  Freude  empfangen  (nur  E 
fügt  noch  hinzu:  et  autreget  li  lo  baisar  en  do  qu'el  li  avia 
emblatj.  Ist  die  dramatischere,  mit  einer  witzigen  Pointe  aus- 
gestattete Darstellung  nur  eine  Amplification  von  Barbieri 
oder  entnahm  er  sie  einem  provenzalischen  Texte?  Wir  wissen, 
dass  e  die  ausführliche  Biographie  Vidal's  enthält;  Bartsch 
aber  lehrt  uns,  dass  dieser  Text  , ziemlich  genau'  mit  E  über- 
einstimmt; wir  werden  also  wol  annehmen  müssen,  dass  Bar- 
bieri   gegen    sein    sonstiges    Verfahren    sich    hier    eine    kleine 


'    Statt  la  Loba  de  Pueinaulier  liest  Barb.  P.  Nausier. 


Ueber  die  provenzalischen  Liederhandschriften  des  G  M.  Barbieri.  259 

Ausschmückung  erlaubt  hat.  Welcher  seiner  Hss.  hat  Barbieri 
die  Biographie  entnommen?  Die  Beziehung  zu  e  lässt  uns  an 
LMich.  denken;  nur  stossen  wir  hier  auf  eine  äussere  Schwie- 
rigkeit. Denn  wenn  es  auch  unzweifelhaft  ist,  dass  Pia  seine 
Vidal  -  Sammlung  aus  mehreren  Hss.  zusammengestellt  hat 
(Bartsch  wies  nach,  dass  der  grösste  Theil  der  Lieder  aus  g 
sein  muss,  welche  Hs.  doch  keine  Biographien  enthält),  so 
findet  sich  dennoch  in  LMich.  zum  Unterbringen  der  umfang- 
reichen  Biographie  und  wenigstens  einiger  Lieder  kein  ge- 
nügender Raum.    Der  Text  der  angeführten  Strophe  lautet: 

Pueis  tornatz  sui  en  Proensa 
Et  a  ma  dona  sap  bo, 
Ben  dei  far  bona  chanso 
Sivals  per  reconoisenza, 
5  C'ap  servir  et  ab  onrar 
Conquer  hom  de  bon  senhor 
Don  e  benfait  et  honor, 
Qui  bei  sap  tener  en  car 
Per  qu'ieu  men  vueill  esforzar. 

In  fast  allen  Hss.  Zu  unserem  Zwecke  bemerken  wir, 
dass  die  Lesart  3  bona  (sonst  gaja)  auch  in  C,  die  Lesart 
9  vueill  (sonst  dei)  auch  in  E  vorkommt. 

V.  ARNAUT  DE  MAROILL.  Im  V.  Capitel  wird 
über  dessen  Liebe  zur  Gräfin  von  Burlatz  berichtet;  König 
Alfons  bewirkt,  dass  sie  ihm  den  Abschied  gibt^  worauf  der 
verzweifelte  Dichter  folgendes  Lied  dichtet: 

Molt  eron  dous  mei  consir 
E  ses  tot  marrimen, 
Can  la  bella  ab  lo  cors  gen, 
Humil  franqu'e  debonaire 
Me  dis  de  s'amor  estraire, 
Don  ieu  nom  puesc  partir, 
E  car  ill  nom  rete 
Ni  laus  clamar  merse, 
Pos  de  lieis  jois  mi  sofranh, 
Tug  solas  mi  son  estranh. 

In  ABCDEFGIKMNRSc,  Raimont  Q. 

17* 


260  Mussafia. 

VI.  GAUCELM  FAIDIT.  Wird  im  V.  und  X.  Ca- 
pitel  erwähnt.  An  erster  Stelle  der  Beginn  der  grösseren  Bio- 
graphie, welche  der  kürzeren  entspricht.  An  zweiter  Stelle 
die  Fortsetzung  der  Biographie,  welche  über  die  Liebe  des 
Dichters  zu  Maria  von  Ventadorn  und  die  List  der  Dame 
Audiartz  berichtet.  Die  erste  Strophe  beider  angeführten  Lieder 
wird  mitgetheilt. 

Wol  ohne  Zweifel  aus  LMich. 

VJL  FOLQUET  DE  MARSELHA.  Der  Beginn  und 
der  Schluss  der  grösseren  Biographie,  der  kleinen  entsprechend. 
Perche  Monsignor  Bembo  parla  di  lui  nelle  sue  prose  come  di 
dolcissimo  poeta,  non  sarä  se  non  bene  gustare  la  sottoscritta 
sua  canzone  per  un  saggio  della  dolcezza  delle  sue  rime.  Es 
wird  das  Lied  Tau  m'abelis  etc.  vollständig  mitgetheilt.  Wir 
wollen  es  auch,  den  Vergleich  mit  anderen  Hss.  zu  erleichtern 
(das  Lied  findet  sich  fast  in  allen),  hieher  setzen. 

Tan  m'abelis  l'amoros  pensamens, 
Que  s'es  vengutz  en  mon  tin  cor  asire, 
Que  no  i  pot  nuills  autre  pens  caber 
Ni  mais  negus  no  m'es  dous  ni  plazens; 
C'adoucx  viu  sas  can  m'ausizal  sospire 
E  fin'amors  m'aleuja  mon  martire 
Quem  promet  joi,  mas  trop  lom  dona  len 
C'ap  bei  semblan  m'a  trainat  lonjamen. 

Ben  sai  que  tot  can  fauc  es  dreit  niens, 
leu  qu'en  puesc  als  s'amor  me  vol  ausire? 
C'az  essien  m'a  donat  tal  voler 
Que  ja  non  er  vencutz  ni  el  no  vens. 
Vencutz  si  er,  qu'aucir  m'an  le  consire 
Tot  soavet,  car  de  leis  cui  dezire 
Non  ai  secors,  ni  d'autra  no  Taten, 
Ni  d'autr'amor  no  puesc  aver  talen. 

Per  so,  dona,  nous  am  saviamens, 
Car  V08  soi  fis  et  a  mon  ops  traire, 
E  vos  tem  perdre  e  mi  non  puesc  aver, 
Eus  eng  nozer  e  soi  a  mi  nozens. 


üeber  die  provenzalischen  Liederhandschriften  des  G.  U.  Barbieri.  261 

Per  so  mon  mal  nous  aus  mostrar  ni  dire. 


'; 


Mas  a  V  esg-art  podetz  mon  cor  devire ; 
Quieiis  cug  dir,  mas  eras  men  repeu 
E  port  eis  hueills  vergonha  et  ardimeu. 

Bona  dona,  sius  platz,  siatz  sufrens 
Del  be  qu'ieus  viieill,  qu'ieu  soi  del  mal  sufrire; 
E  pueis  lo  mals  nom  poira  dan  tener, 
Ans  er  semblan  quel  partem  engalmens; 
E  s'a  vos  platz  qu'en  antra  part  me  vire, 
Partes  de  vos  la  beautat  el  dous  rire 
El  dous  parlar  que  m'enfolis  mon  sen; 
Pueis  partir  m'ai  de  vos  mon  essien. 

Ca  totz  Jörns  m'es  plus  bell'e  plus  plazens, 
Per  son  vueill  mal  als  hueills  ab  queus  remire, 
Car  no  volgra  jaus  poguesson  vezer, 
Ca  mon  dan  vezon  trop  sotilmens; 
Mas  dans  non  m'er,  car  sivals  nom  u'azire, 
Ans  es  mos  pros,  dona,  perqu'ieu  m'albire, 
Si  m'ausizets,  que  nous  essara  (1.  est.)  gen 
Car  lo  mieu  dan  vostre  er  eissamen. 

Trop  vos  am  mais,  dona,  qu'ieu  non  sai  dire 
E  si  anc  jorn  aic  d'autr'amor  dezire 
No  m'en  penat;  car  aus  am  per  un  sen, 
Car  ai  proat  autrui  captenemen. 

Ves  Nemze  vai,  chansos,  qui  qes  n'azire, 
Que  gaug  n'auran  per  lo  mieu  essien 
Las  tres  donas,  a  cui  ieu  te  prezen. 

VIII.  AIMERIC  DE  PEGUILHAN;  tu  di  Tolosa,  onde 
partito  per  tema  di  nemicizie  particolari  et  andatosene  in  Cata- 
logna  si  introdusse  in  corte  del  re  d'  Aragon  col  favorc  di 
Guglielmo  di  Berguedan.  Ultimamente  se  ne  venne  in  Lom- 
bardia  ricettato  da  Guglielmo  Malaspina  marchese,  di  cui  disse 
in  una  canzone : 

Lo  pros  Guillem  Malaspina  soste 
Joi  e  domnei  cortezia  e  me. 


262  Mussafia. 

Alts  Per  solatz  d'autriii  chan  soven.  Von  den  mir  be- 
kannten Texten  haben  B  C  D  Don  e  d.,  M  aber  Joi. 

Daran  schliesst  Barbieri  die  bei  LAsc.  fol.  73  ange- 
führte Stelle  an. 

IX.  BERNART  DE  PRADAS,  che  cominciö  iina  sua 
canzone: 

Sitot  m'ai  pres  un  pauc  de  dan, 
Per  tan  no  serai  recrezens 
Qu'ieu  no  m'alegra  e  no  chan 
Malgrat  des  janglos  maldizeiis. 

Nur  in  C,  wo  es  aber  Daude  de  Pradas  zugeschrieben 
wird;  nur  das  Register  nennt  den  Dichter  Bernart.  Das  Lied 
ist  meines  Wissens  ungedi'uckt.  Der  erste  Vers,  wie  ihn  der 
Catalogue  und  Bartsch  angeben,  lautet  in  C:  mais  pretz.  Wird 
gewiss  im  LMich.  gestanden  sein,  dessen  Verwandtschaft  mit 
C  wir  constatirt  haben. 

X.  GUI,  EBLE  e  PEIRE,  ELIAS  loro  cugino  tutti 
cognominati  D'ÜISEIj  da  un  loro  castello ,  che  avevano 
in  Lemosino,  tutti  e  quattro  trovatori,  che  Guido  faceva  le 
buone  canzoni  u.  s.  w.  nach  der  Biographie  bei  Rayn.  V  175, 
welche  in  ABEIKPRa  enthalten  ist.  Barbieri  mag  sie 
im  LMich.  gehabt  haben. 

Daran  schliesst  sich  die  Notiz  über  Elias,  der  seine  Gäste 
mit  Gedichten  bewirthet,  worüber  GAUCELM  FAIDIT  die 
Cobla  dichtete : 

Ben  auria  obs  pans  e  vis 
A  Casluz,  tant  es  ses  umor, 
Merce  del  paubre  trobador 
Qu'es  manens  de  gabs  e  de  ris, 
Que  sei  solatz  son  gran  copas  d'argen, 
Eill  sirventes  segalas  e  formen, 
E  sas  cansons  es  vestir  vert  ab  var 
A  lui  sen  an  qui  vol  ben  sojornar. 

Nur  in  D  H.  '  Ungedruckt.-  D  bietet  mehrere  Varianten. 


>   Nach  Bartseh;  denn  in  Grützmacher's  Verzeichnisse  steht  es  nicht. 
2    Hartsch  pibt  in  seinem  Verzeichnisse  ,R.  5,  143'  an;  bei  Raynouard  findet 
sich   aber   nur   der   erste  Vers.     Dagegen   wird  Elias'  Antwort  als  unge- 


Ueber  die  provenzalischen  Liederhandschriften  des  6.  M.  Barbieri.  zbo 

XI.  NA  TIBORS  fu  una  donna  di  Provenza  d'  un  castello 
detto  Sarenom  ^  che  seppe  dire  in  rima,  e  fece  la  seguente 
stanza  che  mando  al  suo  amante : 

Bels  dous  amics,  ben  vos  puex  en  ver  dir 
Que  anc  non  fo,  qu'ieu  esses  ses  desir, 
Pos  vos  conuc  nius  pris  per  fin  amaire, 
Ni  anc  no  fui,  qu'ieu  non  agues  talan, 
Bels  dous  amics,  qu'ieu  soven  nous  vezes, 
Ni  anc  no  fo  sasos  que  men  pentis, 
Ni  anc  no  fo,  si  vos  n'anes  iratz, 
Qu'ieu  agues  joi  tro  que  fosetz  tornatz. 

Nur  in  H;  daraus,  oder  vielmehr  aus  der  Pariser  Ab- 
schrift, bei  Rayn.  V  447  und  Mahn  647.  Der  Text  bei  Bar- 
bieri ist  derselbe,  aber  correcter.  Im  dritten  Vers  haben  Rayn. 
und  Mahn :  Pos  vos  conven  e  .  .  .  per  fin  aman.  Da  die  Hälfte 
des  Blattes  abgeschnitten  ist,  hält  Rayn.  die  Strophe  für  das 
Fragment  eines  Liedes.  Barbieri  dagegen  ist  der  Meinung,  es 
handle  sich  nur  um  eine  Cobla.  Wir  haben  dem  Gedichtchen 
eine  Stelle  im  Lsleg.,  und  zwar  zwischen  fol.  80  und  84, 
zugewiesen. 

F.  DichteriiJiineu. 

Trovansi  molti  trovatori  nobilisti,  per  cosi  dire,  come 

Re  Riccart  d'  Inghilterra  ADIKNPSRf. 
Jaufre  Rudel  conte  di  Blaia;  vgl.  oben  LMich. 
Visconte  di  Saint  Antonin ;  siehe  unten  Raimon  Jordan. 
Albert  Marques  A  D  I  K  M  N  R. 
Dalfin  d'Alvernhe;  vgl.  oben  Lsleg. 
Conte  de  Rodes  A  D  H. 


druckt  bezeichnet,  während  diese  an  der  angegebenen  Stelle  R.  ö,  143 
gedruckt  ist.  —  Bei  dieser  Gelegenheit  berichtige  ich  meine  Darstellung 
in  der  Abhandlung  über  den  Cod.  Est.,  wo  ich  diese  Cobla  als  erste 
Strophe  eines  Streitliedes  bezeichnete.  Auch  meinte  ich  dort,  Barbieri 
müsse  das  Gedicht  im  LMich.  gefunden  haben;  eine  Vermuthung,  die 
sich  jetzt  als  irrig  erweist. 
1  Der  Herausgeber,  Tiraboschi  oder  Pia,  setzt  zwischen  Klammern  ,/.  Seranon^ 
hinzu. 


2(34  Mussafia. 

Conte  de  Blandra.  So  in  H,  nach  Bartsch  Graf  von 
Flandern. 

Conte  de  Provensa  C  D  H  I  K  N  O  T  d. 

Conte  de  Tolosa  C  D  G  H. 

En  Blacatz  un  gran  Signore  de  Provenza.    In  vielen  Hss. 

De'  quali  tutti  si  leggono  versi  in  rima,  che  si  tralasciano 
per  brevita,  siccome  ancora  per  la  medesima  cagione  porremo 
nudamente  questi  altri  senza  ricordamento  d'  altra  cosa  che  dei 
loro  nomi  o  cognomi : 

Ramberti  de  Bovalel  A  C  D,  je  ein  Lied  auch  in  O  S. 

Girant  del  Luc  A  D  I  K. 

Augier  de  Vianes.  Die  Angabe  der  Heimath  des  Dichters 
findet  sich  in  der  Biographie,  welche  nur  in  I  K  enthalten  ist. 
Vor  den  Liedern  scheint  nach  Bartsch  nur  in  F  ein  Mal  Ugiers 
de  Viena  vorzukommen. 

Bernart  Marti,  nur  in   CE;  also  wol  in  LMich. 

Raimon  Jordan  ist  Eins  mit  dem  oben  angeführten  Vis- 
conte  di  Saint  Antonin,  dessen  Lieder  am  häufigsten  in  A  B  C 
DIK  vorkommen. 

Rostanh  Damergues  C  H. 

Granet  C  F  M  H  P  R. 

Jordan  de  Borneil  de  Cofolenc.  Es  gibt  einen  Jordan  de 
Bonel  oder  de  Borneil  Creg.  D  E  I  K  U  einen  Jordan  de  Co- 
folen  CE.'  Dass  eine  Verbindiuig  dieser  zwei  Namen  (be- 
zeichnen sie  wirklich  zwei  Dichter?)  auch  in  a  vorkommt,  ist 
schon  oben  bemerkt  worden. 

Peire  de  Casals  (Guillem).  Fast  ausschliesslich  in  C,  doch 
eine  Tenzone  mit  dem  unmittelbar  folgenden 

Bernart  de  la  Barta  in  C  D  E  H  M. 

Perdigo.  In  sehr  zahlreichen  Hss. 

Peire  Guillem.  Es  gibt  einen  von  Luzerna  DFHIK 
und  einen  von  Tolosa  E  M  N  O. 

Rainaut  de  Ron.  wol  R.  de  Pons,  von  dem  eine  Tenzone 
in  A  D  G  I  K  L  M  Q. 


'  Bartsch  führt  einen  dritten  Dichter  Jordan  de  Born  an,  mit  Hinweis  auf 
428,  1,  Unter  dieser  Nummer  aber  heisst  es,  ein  Lied  Rostanh's  de  Mergas 
werde  vom  Register  von  C  dem  .Jordan  Bonel  zugeschrieben. 


Ueber  die  provenzalischen  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri.  ^OÖ 

nAzemar  de  Peiteus.  Bartsch  führt  ihn  an  unter  A.  lo  P. 
und  setzt  hinzu:  ,wol  de  Peiteus'.  Eis  gibt  von  ihm  eine  Ten- 
zone  mit  Raimbaut  de  Vaqueiras  CDEGIKMQR.  D  nennt 
ihn  de  P. 

Faidit  de  Belostar  (1.  -estar)  HT  und  Register  von  C. 

Turcs  Valeis,  wol  T.  Malec  A  D  H  I  K. 

Peire  Pelissier  G  H. 

Joannetz  d'  Albuisson  U  H.  Die  Deminutivform  in  H. 

Carn  et  Ongla.  Eine  Tenzone  zwischen  dem  Graten  von 
Provence  und  seinem  Pferde  in  H. 

Marques  Lanza  D  H. 

Nicolet  de  Torrin  H. 

Savaris  de  Mauleo.  Zwei  Tenzonen  von  ihm  in  vielen 
Hss. ;  Ein  Lied  in  H  (ein  zweites  wird  ihm  in  R  zugesprochen). 

Berengiers  de  Palajol  A  C  D  E  I  K  R ;  ein  Lied  auch  in  H. 

Berengiers  de  Pois  Ronges.  Bloss  in  H,  welches  jedoch 
Peizrenger  schreibt. 

Berengiers  de  Puivent.  Bloss  in  H,  welches  Poiuuent 
schreibt. 

Aulivier  de  la  Mar  H, 

Bonifaci  de  Castellana  C  M. 

Duran  sartre  de  Paernas  M. 

En  Ozils  de  Cadais  CD  MR. 

Fabres  d"  Uxel  =  Pons  Fahre  d'  Uzes.  In  gleicher  Form 
wie  bei  Barbieri  in  M. 

Gui  Figera.  Ist  der  schon  oben  erwähnte  Guillem  Figuera. 
Die  hier  vorliegende  Form  in  M. 

Lantelmet  de  Aguillon  M. 

Montans  Sartre  M. 

Peire  Bremot  Ricas  novas.    In  vielen  Hss.,    worunter  M. 

Peire  Milo  I  K  M  N  a  d. 

Peire  de  Blai  M. 

Peire  Roger.    In  vielen  Hss.,  worunter  M. 

Raimon  de  Tors  de  Marseilla  M. 

Le  Trobaire  de  Villa  Arnaut  M. 

Auch  in  diesem  Verzeichnisse  der  nicht  adeligen  Dichter 
lassen  sich  wenigstens  zwei  der  benützten  Hss.,  H  und  M, 
deutlieh  erkennen.    Von  Faidit   de  Belestar   bis   Aulivier  de  la 


266     Mussafia   üeber  die  provenzalischeii  Liederhandschriften  des  G.  M.  Barbieri. 

Mar  entnahm  Barbieri  seine  Namen  der  Hs.  H,  und  zwar  ver- 
zeichnete er  sie  genau  in  der  Ordnung,  in  welcher  sie  in  seiner 
Vorlage  (abgesehen  natürlich  von  den  dazwischen  liegenden 
bekannteren  und  von  ihm  schon  besprochenen  Dichtern)  vor- 
fand. Von  Bonifaci  de  Castellana  an  fängt  eine  Reihe  von 
Namen  an,  für  die  M  die  Quelle  war;  die  aus  dieser  Hs.  ge- 
sammelten Namen  verzeichnete  dieses  Mal  Barbieri  in  alpha- 
betischer Ordnung. 


Zu  D,  Fol.  7.  Nach  freundlicher  Mittheilung  Bartsch's 
stimmt  A  in  der  Biographie  von  Elias  Cairel  mit  IK  überein. 
Meine  Vermuthung  über  die  Quelle  der  lobenden  Biographie, 
die  sich  auf  die  Angabe  des  Grundrisses  stützte;,  dass  eine 
Lebensbeschreibung  von  Elias  nur  in  AIK  sich  finde,  war 
demnach  irrig.  Welcher  Hs.  hat  nun  Rayn.  die  lobenden, 
auch  bei  Barbieri  vorkommenden  Angaben  entnommen? 


Bockinge  r.  Berichte  über  Handschriften  des  sog.  Schwabenspiegels.  267 


Berichte  über  die  Untersuchung  von  Handschriften 
des  sogenannten  Schwabenspiegels. 

Von 

Dr.  Ludwig  Roekinger. 
IV. 


Aus  der  verhältnissmässig  nur  geringen  Zahl  von  Hand- 
schriften des  sogenannten  Schwabenspiegels,  welche  entschieden 
nachweisbar  in  diesem  und  jenem  bestimmten  Bezirke  oder  in 
diesem  und  jenem  bestimmten  Orte  in  wirklichem  Gebrauche 
bei  Gericht  gestanden,  beziehungsweise  welche  für  einen  ganz 
bestimmten  Bezirk  oder  für  einen  ganz  bestimmten  Ort  abge- 
fasst  sind,  habe  ich  seinerzeit '  von  einer  aus  dem  Rheingaue 
Kunde  gegeben.  Weitere  Bedeutung  beansprucht  nach  der  be- 
merkten Seite  hin  in  ganz  besonderem  Grade  der  ,Land- 
richter^  von  Witzenhausen,  das  heisst  die  dortselbst  in 
amtlicher  Geltung  gestandene  Handschrift  des  berührten  Rechts- 
buches. Ich  darf  ihr  daher  wohl  nachstehende  Besprechung 
widmen. 

Die  erste  Nachricht  über  sie  verdanken  wir  Karl  Philipp 
Kopp.  Er  gedenkt  ihrer  im  ersten  Theile  seiner  verdienstvollen 
, ausführlichen  Nachricht  von  der  altern  und  neuem  Verfassung 
der  geistlichen  und  Civil-Gerichte  in  den  Fürstlich-Hessen- 
Casselischen  Landen'  vom  Jahre  1769  bei  Gelegenheit  der 
Erörterung  über  den  fränkischen  Theil  -  von  Hessen,  den  Pagus 


1  In  der  Zeitschrift    für    Geschichte    des    Oberrheins,    Band  XXIV,  S.  224 
bis  249. 

2  A.  a.  O.  1.  §.  7-30,  S.   16-59. 


2ßo  R  o  c  k  i  n  g  e  r. 

Hassiae  franconicus,  in  welchem  fränkisches  Recht '  galt,  und 
von  den  Rechtsbüchern  des  Mittelalters  namentlich  der  soge- 
nannte Sclnvabenspiegel  wie  das  kleine  Kaiserrecht  Anwen- 
dung bei  Gericht  gefunden  haben.  Was  den  ersteren  anlangt, 
weist  er  dieses  —  abgesehen  nach  §.  25  und  §.  2H  von 
Kassel  —  in  den  §§.  27,  28,  30  für  Frankenberg,  Alsfeld  und 
Eschwege  nach,  in  §.  29  für  Witzenhausen.  Hier  spricht  er 
denn  auch  ^  in  Kürze  von  der  Handschrift,  welche  in  Frage 
steht,  die  nach  seiner  Beschreibung  auswendig  auf  dem  Ein- 
bände die  Aufschrift:  ,Landt-Richter,  Bürger-  und  Stadt-Buch'' 
führt,  und  welche  er  in  das  Ende  des  15.  Jahrhunderts  setzt. 
Am  Schlüsse  seiner  Mittheilung  erklärt  er  noch  ausdrücklich, 
dass  er  sich  vorbehalte,  umständliche  Nachricht  über  ihren  ge- 
sammteu  Inhalt  zu  einer  anderen  Zeit  zu  geben.  Ob  und  wann 
und  wo  dieses  geschehen  sein  mag,  ist  mir  nicht  bekannt. 

Insoferne  mir  übrigens  die  Handschrift  selbst  zum  Behufe 
eingehenderer  Untersuchung  in  zuvorkommendster  Weise  über- 
mittelt worden  ist,  bin  ich  in  der  Lage,  mich  folgendermassen 
über  sie  zu  äussern. 

I. 

Was  zunächst  ihre  äussere  Erscheinung  wie  ihren 
Gesammtinhalt  betrifft,  mögen  nachstehende  Bemerkungen 
hier  eine  Stelle  linden. 

Sie  ist  auf  Papier  in  gewöhnlichem  Folioformate 
gefertigt,  in  Holzdeckel  gebunden,  welche  mit  gepresstem,  ur- 
sprünglich wohl  rothem  oder  bräunlichem,  jetzt  durch  ihren 
vielfachen  Gebrauch  etwas  stark  abgenütztem  Leder  überzogen 
sind,  und  es  gehören  ihre  älteren  Bestandtheile  der  ersten 
Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  an,  vielleicht  genauer  dem 
zweiten  Viertel  desselben,  während  die    späteren  der  Haupt- 

•  Nach  einem  Ausspiiu-he  v.  Koth's  \md  v.  Meibom's  in  ihrem  knihessi- 
schen Privatrechte  I  S.  32  —  xg\.  die  Note  2  dortselbst  noch  hiezu  — 
kann  die  Grenze  zwischen  dem  fränkischen  und  sächsischen  Hessengaue 
für  die  spätere  Zeit  durch  eine  von  Battenfeld  (bei  Battenberg  im  Gross- 
herzogthnme  Hessen)  zwischen  Frankenberg  und  Sachsenberg  über 
Zusehen  (im  Fürstenthume  Waldeck)  und  Balhorn  (im  kurhessischen 
Amte  Naumburg)  bis  Wolt'sangcr  (bei  Kassel)  gezogene  Linie  ungefähr 
bezeichnet  werden. 


Berichte  über  Handschriften  des  sog.  Schwaben  spiegele.  269 

masse  nach  in  die  zweite  Hälfte  des  IG.  Jahrhunderts 
fallen,  und  über  dieses  hinaus  noch  bis  in  die  Mitte  des 
ersten  Viertels  des  17.  reichen. 

Auf  dem  Vorderdeckel  steht,  wovon  bereits  vorhin  aus 
Kopp's  Nachricht  die  Rede  g-ewesen,  noch  ziemlich  lesbar  die 
technische  Bezeichnung-  des  Buches:  ,Landt  Richter'  mit 
nachgesetztem  Punkte  schwarz,  und  darunter  sodann  roth:  und 
Stadt-Buch. 

Die  ganze  Handschrift  besteht,  wenn  man  so  will,  aus 
zwei  Theilen,  dem  Landrechte  des  sogenannten  Schwaben- 
spiegels mit  vorangehendem  alphabetischen  Inhaltsverzeichnisse, 
und  dann  dem  eigeutliclien  Stadt-  und  Bürgerbuche. 

Was  den  ersten  Theil  anlangt,  geht  dem  Landrechte  des 
sogenannten  Schwabenspiegels  selbst  ein  Quintern  voraus,  auf 
dessen  erstem  Bhitte  sich,  abgesehen  von  Anderem,  was  hier- 
her nicht  einschlägt,  die  auf  den  Schluss  der  Vorrede  unseres 
Rechtsbuches  '  sich  beziehende  Bemerkung  findet:  Der  Landt- 
richter  wirdt  disz  buch  genantt,  während  von  dem  zweiten 
Blatte  an  bis  zum  siebenten  einschliesslich  ein,  wie  bereits  an- 
gegeben, alphabetisch  eingerichtetes  Inhaltsverzeich- 
niss  mit  jedesmaliger  Anführung  der  betreffenden  Folien  des 
Textes  folgt,  die  übrigen  Blätter  leer  sind.  Das  Land  recht 
des  sogenannten  Schwabenspiegels  selbst  sodann  um- 
fasst  90  von  der  ursprünglichen  Hand  oben  je  in  der  Mitte 
der  ersten  Seite  eines  Blattes  schwarz  bezeichnete  Folien  in 
Lagen  von  abwechselnd  5  und  G  Bogen. 

Hieran  schliesst  sich  auf  einer  neuen  Lage  von  Papier 
mit  demselben  fast  das  ganze  Buch  bis  an  das  Ende  durch- 
laufenden Wasserzeichen  das  eigentliche  Stadt-  und  Bür- 
gerbuch,  von  verschiedenen  Händen  mit  Einträgen  bis  zum 
Jahre  1G12,  abgesehen  von  solchen  über  die-MünzAverthe  zu 
Witzenhausen,  wie  hier  und  dort  eingestreuten  geschichtlichen 
Aufzeichnungen,  meist  die  Rechts-  und  Gemeindeverhältnisse 
dortselbst  betreffend.  Als  der  erste  begegnet  uns  hievon  ,ge- 
mayner    bruch    zuhegeu    vnd    zuhalden    das    halsgerichte  nach 


'  V}^1.  hierüber  unten  III. 


270  Rockinger. 

dusser  Stadt  gewonheit  vnd  alt  herkomen'  von  derselben  Hand, 
welche  das  Landrecht  des  sogenannten  Schwabenspiegels  ge- 
fertigt, auf  vier  Blättern  und  der  ersten  Hälfte  der  folgenden 
Seite  des  fünften.  Wieder  von  dieser  Hand,  aber  theilweise 
mit  späteren  Bemerkungen  versehen,  folgt  auf  dem  sechsten 
Blatte  und  der  ersten  Seite  des  siebenten  eine  Zusammenstel- 
lung ,was  do  sein  nach  altem  herkomeu  die  broche  szo  me 
nach  dusser  statt  gewonheit  bisz  her  erkant  hatt'.  Auf  der 
zweiten  Seite  dieses  Blattes  und  dem  ganzen  folgenden  findet 
sich  von  anderer  Hand  die  Feuerordnung  vom  15.  November 
1590.  Nach  drei  leeren  Blättern  stossen  wir  abermals  von  der 
ursprünglichen  Hand  auf  ^gemeiner  stadt  ordenunge'  mit  ver- 
schiedenen darauf  bezüglichen  Satzungen,  insbesondere  wieder 
mit  Rücksicht  auf  Feuersgefahr,  auf  sechs  Blättern  und  der 
ersten  Seite  des  folgenden.  Von  dem  übrigen  Inhalte  sei  hier 
nur  in  Kürze  berührt,  dass  den  grössteii  Theil  ein  Verbriefungs- 
protokoU  über  Käufe  und  Verkäufe  von  Liegenschaften  bildet, 
wie  insbesondere  in  nicht  weniger  als  685  Nummern '  vom 
6.  Jänner  1573  bis  1.  November  1597,  woran  sich  noch  eine 
Reihe  von  ungezählten  bis  in  das  Jahr  1603  anschliesst,  wie 
Verzeichnungen  über   die  Bürgeraufnahmen    von   1572  —  1612. 


n. 

Wende  ich  mich  nunmehr  zu  dem  eigentlichen  Gegen- 
stande der  Besprechung,  zu  dem  Landrechte  des  soge- 
nannten Schwabenspiegels,  so  dürfte  die  nachfolgende 
Zusammenstellung  seiner  Artikel  gegenüber  der  Ausgabe  des 
Freiherrn  v.  Lassberg  das  gegenseitige  Verhältniss  in  der  wün- 
schenswerthen  Uebersichtlichkeit  vor  Augen  führen. 


'  Sie  begiimeu  unter  der  Hauptüberschrift:  Anno  dominj   1Ö73  seind  diesse 
nachbeneuteu  gewehret  worden  wie  volget. 

Am  Schlüsse  der  einzelnen  heisst  es  gewöhnlich,  dass  der  Ver- 
käufer dem  Käufer  hierüber  nach  dem  Stadtrechte  ,sein  bekenniger  herr 
vnd  wher  —  oder  where  —  vor  aller  anspräche  sein'  wolle. 


Berichte  über  Handschrifteu  des  sog.  Schwabenspiegels. 


271 


L 

w 

L 

W 

L 

W 

Vorw.  a 

2 

S* 

9 

11 

b 

3 

45 

10 

12 

—  c 

—  d 

Vorw,  ' 

4 
5a 

5 

6« 

11 
12 

13 
14 

—   e 

ob 

7 

13 

151« 

f 

5c 

8" 

14 

16" 

h 

V 

6 

7 

j   9« 

15 

16 

1712 

18 

1 

23 

8 

KP 

17 

19 

'  Von  der  eigenthümlichen  Fassung  gegenüber  L  Vorw.  c  bis  f  handle  ich 
nachher  in  III. 

2  Dieses  Capitel  theile  ich  unten  in  IV  vollständig  mit. 

3  Den  Theil,  welcher  L   1  b    entspricht,    theile    ich    ebendaselbst  ganz  mit. 

^  Der  Schluss  dieses  Artikels  lautet  hier  gegenüber  L  2:  edder  nicht,  den 
sebinden  herschilt  hat  ein  iglich  mhan  der  nicht  eygen  ist  vnd  ein  ehe- 
kint  ist.  lenrecht  gibbet  men  deme  nicht  der  frey  vor  deme  sehende  her- 
schilde  ist.  wan  es  aber  die  herre  eyme  geleyet,  der  hait  alzo  gudt  recht 
dor  anne  alze  der  in  deme  sesten  herschilde  ferth.  doch  zweyet  sieh  sein 
lenrecht  szo  diesz  buch  hernach  saget. 

^  Dieses  Capitel  findet  unten  in  IV  seinem  ganzen  Wortlaute  nach 
eine  Stelle. 

•^  Gegenüber  L  5  a  S.  8,  Sp.  2 :  Haben  die  kinder  eynen  broder  der  ein 
patie  ist,  vnd  hat  he  phorre  edder  probende  do  von  he  sich  behelffen 
magk,  u.  s.  w. 

"  Dieser  Artikel  beginnt :  Toppelspel,  raubgudt,  vnd  wuchergudt,  des  i.st 
niemant  u.  s.  w. 

^  Der  Schluss  lautet  hier  gegenüber  L  7  S.  9,  Sp.  2:  gelden  des  borge  he 
gewest  ist,  he  habe  den  das  vor  vsz  gesprochen  mit  vnderscheyde  alzo : 
ich  werde  kegen  vch  borge,  doch  —  ab  ich  sterbe  —  das  myne  erbin 
des  ledig  sein,  vnd  nicht  gelden. 

9  Dieser  Artikel  schliesst :  des  ersten  mannes  schult,  dan  alzo  ville  alze  en 
godt  beyden  in  obre  vornunfft  vnd  wictze  gibbet. 

'"  Dieses  Capitel  theile  ich  unten  in  IV  vollständig  mit. 

•'  Dieser  Artikel  fügt  nach  dem  Schlüsse  von  L  14  noch  an:  vnd  dor  von 
den  luden  gelden.  das  ist  dar  von  das  es  die  bruder  erbet  hatt.  jst  wer 
broder  noch  swester  dar,  szo  nemen  jo  die  negesten  erben,  ein  iglich 
mensche  ist  sines  mages  gudes  erbe  bisz  es  gereichen  mag  au  die  seb- 
benden  gesippe,  alze  duesz  buch  hie  vor  clerlich  vszgedrucht  hatt. 

'2  Dieses  Capitel  theile  ich  unten  in  IV  vollständig  mit. 


272 


L 

W 

18 

20' 

19 
20 

}  212 

21 

22 

22 

233 

23 

24 

24 

25 

25 

26 

Kockinger. 

L 

W 

26 

27^ 

27 

28'^ 

28 

29 

29 

30 

30 

31 

31 

32 

32 

336 

33 

34' 

L  W 

34  — 

35  35 

36  36 

37  378 

38  38*^ 

39  39 

40  40'" 

41  41 '1 


'  Gegenüber  L  18  8.  1:2,  Sp.  2:  sze  sal  es  abir  den  erbin  anbeden  ze- 
lossende  nach  fromer  lüde  erkentnisse.  was  sze  die  heissen  geben,  das 
sal  sze  nhenien.  vnd  hatt  die  mbau  nicht  erbin  den  alleyne  deme  das 
ertrii-lie  horret,  an  denie  thue  he  das  selbige,  so  gibbet  der  frey- 
lierre  u.  s.  w. 

-  Dieser  Artikel  unter  der  ITeberschrift  ,Vün  libgedinge'  beginnt:  Eigen, 
des  gibbet  ein  mhan  wol  sineiu  eygen  wibe  zu  morgengabe  mit  siner 
erben  willen,  ob  u.  s.  w. 

3  Dieses  Capitel  findet  unten  in  IV  seine  Stelle. 

*  Gegenüber  L  '26:  Nach  der  totdt  libe  sal  die  frauwe  nhemen  die  mor- 
gengabe vnd  alles  zu  deme  varende  gnde  gehorret.  das  sein  schaffe 
ziegen  swyne  rinder  kobe  gensze  honner,  kästen  die  nicht  angenegelt 
sin,  vnd  garn,  bette  ilie  sze  brachte,  alle  lilachen  becken  luchtere,  vnd 
alle  wibliche  cleydere,  vingerlin,  arnigolt,  schaffei,  salter  vnd  alle  bucher 
die  zu  goddes  dinste  gehorren,  szedeln  vnd  laden,  teppechen  vnd  rucke- 
laken,  vmmehenge  vnd  alles  das  z>i  frauwen  farende  gude  gehorret. 
vnd  noch  ist  mancher  hande  dinck  das  die  frauwen  angehorret,  virsni- 
dende  lachen  zu  deiden.  ist  dar  selbige  golt  silber  vugeworcht,  das 
horret  u.  s.  w. 

^  Gegenüber  L  27  S.  17,  Sp.  2,  Z.  8:  szo  salnien  die  knaben  mit  dussin 
dingen  obbir  zeugen,  nie  sal  jme  griffen  obin  an  die  mundt  vnder  der 
nassen,  vindet  mhen  dor  deine  hSr.  nie  sal  jme  auch  griffen  obin  an 
das  gemechte.  vindet  mhan  dor  auch  deine  bar,  das  ist  das  ander  ge- 
zeuge.  me  sal  jme  andi  griffen  oben  an  das  vsszen.  vindet  men  dor 
deine  här,  das  ist  das  drette  gezeug.  do  medt  ist  he  behalden  das  die 
knabe  xiiij  jor  alt  ist  edder  eider.  die  junfrauwen  u.  s.  w. 

•^  Dieses  Capitd  findet  luiten  in  IV  seine  Stelle. 

'  Desgleichen. 

*  Der  Schluss  dieses  Artikels  lautet:  szo  keren    sze  yme    keynen    schadin. 
'  Dieser  Artikel  schliesst:  wan  den  i>rister  der    es    begraben  hatt.    wer  es 

auch  zu    der    kerchen    todt    hatt    sehen  tragen,    der  ist  auch  or  ein  wor 

gezeuge. 
•"  Dieses  Capitel  theile  ich  unten  in  IV  vollständig  mit. 
*i  Desgleichen. 


L 

W 

42 

43 

1  42. 

44 

43 

45 

442 

46 

46 

47 

47 

48 

45^ 

49 

48 

50 
51 

J4. 

L 

W 

52 

50' 

53 

51 

54 

52 

55 

53 

56 

54 

57 

55 

58 

56 

59 

60 

j  57^ 

Berichte  ü>ier  Handschriften  des  sog.  Schwabenspiegels.  273 


L  W 

61  I 

62  l  58 

63  I 

64  59" 

65  60 

66  61 

67  62 
68a  63 
68b  j 

68c  I  ^4^ 


'  Gegenüber  L  42  S.  24,  Sp.  1:  An  pilgerin  die  do  stab  vnd  seckke  von 
orem  pherncr  han  genhomen,  edder  in  die  kerchen  gben! 

-  Die  lateinische  Stelle  am  Schlüsse  endigt  hier  schon  mit:  pro  lege  tenen- 
dnni  esset  etc. 

^  Dieser  Artikel,  welcher  die  Ueberschrift  ,Heissze  isszen  wer  vnd  wor- 
vmbe  me  das  tregt'  hat,  lantet  gegen  den  Schlnss :  me  sal  en  die  drey  koer 
vorteillen  alze  hie  vorgesprochen  ist,  das  heissze  issen,  eder  das  wasser 
ortel,  edder  in  eynen  szedenden  kessel  zu  griffen,  edder  sich  mit  eyme 
kamfte  zu  werren.  ich  meyne  den  rechten  Strossen  raub. 

*  Dieses  Capitel  findet  unten  in  IV  seine  Stelle. 

^  Der  Anfang  dieses  Artikels  mit  der  Ueberschrift  ,Wer  Vormunde  mag 
sein'  ist  folgendermassen  gekürzt : 

Es  mag  nymant  Vormunde  gesein,  he  sy  dan  funff  vnd  zwentzig 
jor  alt.  der  kinder  vormunt  den  nentme  etzwo  pleger,  etzwo  fogede 
edder  behelde.  die  alle  sollen  getruwe  lüde  sin.  es  mag  niemant  pleger 
gesin  dan  he  sy  xxv  jar  alt.  vnd  ist  eyner  nicht  wictzig,  vnd  hat  nicht 
gude  sinne,  wie  alt  die  ist,  szo  mag  he  der  keins  gesin,  wedder  voget 
noch  vormunt,  wie  mhan  sie  nennet,  vnde  me  sal  jme  gebin  eynen  an- 
deren vonnunden.  vnd  das  salme  thun  vor  derae  lantrichter,  ab  es 
vff  u.  s.  w. 

G  Gegenüber  L  64  8.  .30,  Sp.  2:  was  die  thun  mit  oren  plegeren,  das  sal 
nicht  stede  sin,  dan  die  kinder  sin  noch  nicht  so  wictzig  das  sze  sich 
bewarren  können,  dor  vmbe  mosz  es  an  der  pleger  truwe  sthen.  jn  was 
gewalt  u.  s.  w. 

Der  Schluss  lautet  hier:  mit  allen  luden  die  or  recht  nicht  verlorn 
habin.  vnd  di'r  worschafft  ubbirzeuget  me  sze  wol   mit  allen  luden. 

"  Gegenüber  L  GS  c :  Niemant  mag  eygen  lüde  gehaben  wan  goddeshussere 
forsten  vnd  freygen.  alle  dinstman  u.  s.  w. 
Sitzungtiber.  d.  phiL-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  11.  Uft.  18 


274 


L      W 


69 


\ 


65' 


70a   j 

70b     662 


71 


l 


673 


72    j 
73a     68 
73b     69 


74 


1 


75    i 


70^ 


Rock 

uger. 

L 

w 

77 

725 

78 

73 

79 

74 

80 

75 

81 

76 

82 

77 

83 

78 

84 

79 

85 

806 

L 

W 

86 

81^ 

87 

82 

88 

83 

89 

84 

90 

85 

91 

86 

92 

878 

93 
94 

}  889 

76     71 


'  Die  Fassung  des  Theiles,  welcher  L  70a  entspricht,  ist  hier  folgende: 
Die  forsten  ampte  sin  forsten  vnd  mit  anderen  dingen  gestifftet.  vnd 
gibbet  ein  frie  herre  sinen  eygen  luden  an  ein  forsten  anipt,  die  sin  frie. 

2  Der  Anfang  ist  hier  gekürzt:  Es  ist  niemant  frie  seinjjer  den  der  des 
vatter  vnd  mutter  semper  frie  woren. 

3  Der  Schluss  lautet  hier  gegenüber  L  7'2  S.  ;^4,  Sp.  1  :  Tliun  sze  es  aber 
vor  dussin  joren,  Junkern  edder  junfrauwen,  se  mögen  wol  szo  sze  zu 
jren  tagen  kommen  sint  edder  zu  dussim  jore  ore  lüde  wedderforderen, 
vnd  sze  sin  or  eygen  mett  rechte:  dan  die  kinder  die  nicht  vornunfft 
hain  die  mögen  es  dor  nacli  nicht  gethun  one  ore  plegere. 

*  Der  Scliluss  hat  hier  folgende  Fassung:  die  Vormunde  sal  auch  gewer 
vor  sze  loben,  vnd  sine  vormundeschafft  wert  nicht  lenger  dan  das  jr 
mhau  wedder  heim  kommet,  sze  nimmet  auch  wol  vff  ein  iglich  gerichte 
einen  Vormunden,  vnd  lesset  den  anderen  farren. 

•''  Diesen  Artikel  theile  ich  unten  in  IV  vollständig  mit. 

^  Der  Anfang  dieses  Artikels  lautet:  Ein  jglich  man  mag  wol  phenden 
vmme  sine  zunsze  die  mlian  yme  von  sime  gude  gibbet,  pliemiige  edder 
ander  gulde,  ohne  des  richters  orloff.  werthme  yme  aber  das  phant,  u.  s.  w. 

^  Dieses  Ca[)itel  mit  der  Ueberschrift  ,Wie  ein  herre  synen  luden  eynen 
richter  sectzen  sal  ])eginnt:  Kein  lierre  sal  den  luden  eynen  richter 
geben  wan  den  sze  nicht  enwoUen.  an  deme  sal  dusser  dinge  kein 
sin  u.  s,  w. 

®  Dieses  Capitel  mit  der  Ueberschrift  ,Wie  me  richter  nemhen  .sal'  be- 
ginnt: Worme  richter  nhemen  sah  do  salme  nhemen  nach  der  lüde  koer. 
wer  des  bannes  u.  s.  w. 

^  Der  Scliluss  dieses  Artikels  =  L  94  lautet: 

Vnd  gibbet  ein  richter  eynen  stammenden  vorsprechen,  das  ist 
wedder  reclit.  vnd  vorspricht  he  sich,  des  nymraet  he  keinen  schaden  des 
wort  he  spricht. 

Ein  iglich  nihiin  sol  vnd  mag  vorspreche  sin  in  dudischem  lande 
vor  allen  gerichten  den  mhan  an  sinem  rechten  nicht  scheiden  kan  vt 
dictum  est. 


Bericlite  über  Handschriften  des  sog.  Schwabenspiegels.  275 


L 

W 

L 

W 

L 

W 

95 

89' 

102 

976 

109 

105 

96 

902 

103a 

98 

110 

106 

97 

91 

103b 

99 

111 

107 

98a 

92 

104 

100 

112 

1089 

98b 

933 

105 

lor 

113 

109'" 

99 

94^ 

106 

102 

114 

llO't 

100 

95 

107 

1038 

115 

111 

101 

965 

108 

104 

116 

112 

1  Die.sen  Artikel  tlieile  ich  unten  in  IV  vollständig  mit. 

2  Desgleichen. 

3  Dieser  Artikel  mit  der  Ueberschrift  ,Von  ansproche  wunden'  beginnt: 
Vnd  spi-icht  ein  mhan  den  anderen  an  vmb  wunden  die  he  von  yme 
habe,  vnd  wert  jenner  des  vnschuldig,  dusse  ist  deme  richter  dor  vmme 
nicht  schuldig,  he  enhabe  en  u.  s.  w. 

Der  Schluss  lautet:  Wir  sprechen:  worme  wedder  duesz  buch  rich- 
tet, das  me  wedder  gott  thut  vnd  wedder  das  recht. 

••  Der  Schluss  lautet  hier:  das  selbige  magme  thun  vmme  eyn  gemein  eidt. 

5  Dieses  Capitel  mit  der  Ueberschrift  ,Eynen  zur  achte  thun'  beginnt:  Ab 
ein  mhan  den  anderen  vorachten  wil  der  vor  gerichte  beclagt  wert,  jst 
he  dor  nicht,  me  sal  en  vorheischen  zum  ersten  anderen  vnd  dretten. 
das  ist  der  leygen  recht,  vnd  kommet  he  nicht  voer,  me  vorvnrechtet  en 
nicht,  vmme  keine  clage  salme  den  man  vorachten  den  vmme  die  yme 
an  den  lip  ghett  edder  an  die  hant.  das  me  niemandes  edder  obbir  nie- 
niande  ortel  gebin  sal,  jme  werde  dan  vorgebodin,  das  salme  be- 
wereu  u.  s.  w. 

Der  Schluss  tritt  schon  mit  L  101  S.  52,  Sp.  2,  bei  den  Worten 
des  Nicodemus  ein:  wir  haben  in  der  ehe,  das  niemant  sal  den  anderen 
vorachten  edder  vorthomen,  me  habe  den  ohn  zuuor  gehört  vnd  vorge- 
bodden  etc. 

"  Der  Schluss  dieses  Artikels  lautet:  me  sal  es  jennem  weddergebeu  des 
das  phant  ist  gewest.  aber  gebriclit  dor  anne,  nie  sal  en  forth  penden,  es 
sy  dan  das  en  ehehafftige  nott  belectze. 

■^  Diesen  Artikel  tlieile  ich  unten  in   IV  vollständig  mit. 

>*  Der  Scliluss  dieses  Artikels  lautet:  das  he  do  nicht  enwere,  da.s  sal  he 
en  selb  drette  obberzeugen  die  en  dor  gesehen  haben. 

8  Dieser  Artikel  findet  unten  in  IV  seine  Stelle. 

'"  Der  Schluss  lautot  hier:  ab  der  kneclitt  edder  bodde  tott  ist,  edder  siner 
änderst  nicht  gehabin  mag,  des  sal  die  herre  swerreu  das  den  knecht 
elicharttige  nott  errette  do  he  komen  solde.  vnd  ist  das  he  siner  nicht 
lialien  mag,   me   sal   es  handeln  alze   hie  vor  gesprochen  ist. 

"   Diesen   Artikel   thcilc   ich   unten  in  IV  vollständig  mit. 

18* 


276 


6 

Rock 

i  iige  r. 

L 

W 

L 

w 

L 

W 

117 

113' 

130a 

■ 

137b 

134 

118 

114 

130b 

126' 

137c 

135 

119 

115 

130c 

138 

136" 

120 

1162 

130d 

1 

139 

121 

117 

131 

i 

127-^ 

140 

122 

118^5 

132 

128 

141 

— 

123 

119 

133 

129 

142 

124 

120 

134 

130 

143a 

137 

125 
126 

121 
122 

135a 
135b 

1 
i 

131 

143b 
144a 

1388 
139 

127 

123 

135c 

132« 

144b 

140 

128 
129 

124 
125 

136 
137a 

i 

133 

145 
146 

141" 
142 

'  Dieser  Artikel  unter  der  Ueberschrift  ,Von  wislieit  der  Sassen  vnd 
Swobin'  beginnt:  Nacli  oreu  seden  vorwerffet  der  Swobe  des  Sassen  vr- 
teil,  vnd  der  Sasse  des  Swobins.  alzo  thiie  ein  iglich  mhan  deine  anderen. 

-  Der  Schluss  dieses  Artikels  lautet :  do  wolde  Julius  nicht  nilier  das 
konnige  weren  obbir  alle  romesche  riclie  wan  he  alleyne. 

3  Dieser  Artikel  unter  der  Ueberschrift  ,Wie  die  konnigk  deme  riche 
swert'  beginnt  sogleich:  Der  konnigk  moesz  vehir  dinge  nhemen:  eins 
das  he  das  recht  u.  s.  w. 

*  Die  vierte  weltliche  Kurstimme  führt  hier:  der  hertzoge  von  Beygeren, 
des  riches  schenke,  vnd  sal  deme  konnige  den  ersten  becher  tragen. 

Der  Anfang  von  L  130b  hat  liier  folgende  Fassung:  Die  forsten  sollen 
zu  der  kor  sweren,  die  zuthune  wedder  durch  gifft  noch  durch  leidt, 
besnnderen  nach  jrem  besten  vorstände  zu  kissen.  vnd  wer  do  wedder 
thudt,  der  bricht  den  eydt,  vnd  vorlusset  die  koer.  duesz  sal  gesehen  do 
der  konnig  hob  heldet.  dor  salme  u.  s.  w. 

^  In  diesem  Artikel  findet  sich  die  auch  sonst  erscheinende  gegenüber  L  KU 
erweiterte  Fassung. 

*•  Dieser  Artilvel  schliesst  schon  mit:  kommet  aber  der  richtcr  nicht,  szo 
wert  niemant  boiszhafftigk. 

■^  Diesen  gegenüber  L  i;^8  ausserordentlich  gekürzten  Artikel  theile  ich 
unten  in  IV  vollständig  mit. 

*  Dieser  Artikel  findet  unten  in  IV  vuUatäudig  seine   Stelle. 

^  Gegenüber  L  14ö:  der  richter  vnd  die  scheppen  die  sollen  keine  hüben 
noch  hoede  noch  kogelu  vtie  hain,  noch  hensche  noch  kappen  anne  hain, 
die  meutel  sollen  sze  vflf  den  schulderen  hain.  ohne  wopen  u.  s.  w. 


Berichte  über  Handschriften  des  sog.  Schwabenspiegels. 


277 


L 

W 

L 

W 

L 

147  1 

148  1 

143 

154 
155a 

162 

163 

149 

1441 

155b 

149^ 

164 

150 

145 

156 

165 

151a 

146 

157 

150^ 

166 

151b 

158 

151 

167 

151c 

147 

159 

152^ 

168a 

152 

160 

153-^ 

168b 

153 

148 

161 

154 

w 


,    155'' 


•  Dieses  Capitel  fügt  nach  dem  Schlüsse  von  L  149  noch  an:  Wan  sich 
eyn  iglicher  zins  ergangen  habe,  das  seit  duesz  buch  wol. 

-  Gegenüber  L  155h:  edder  sines  goddeshuesz  des  lie  ist.  vnd  ist  he  frey, 
so  ist  sze  des  fronebodden.  vnd  hadt  he  ander  gudt,  u.  s.  w. 

3  Dieser  Artikel  scliliesst:  vnd  ist  es  vmme  gudt  gewest,  he  sal  sein  recht 
allenthalben  verloren  hain. 

''  Gegenüber  L  159:  der  conuente,  der  pi'elateu,  vnd  capittel  ingesegel  sint 
ancli  recht,  vnd  wo  die  ingesegel  obbir  ander  Sache  alze  jre  eygen  ge- 
geben, szo  liabe  sze  die  selben  crafft  alze  zu  jrer  eygen  sache.  der 
herren  ingesegel  u.  s.  w.  —  wedder  orer  lierren  willen,  szo  haben  sze 
keine  cratft  dan  \nnme  ore  eygen  gescheffte.  ander  u.  s.  w. 

^  Den  Schluss  dieses  Capitels  =  L  160  S.  76,  Sp.  1  und  2  theile  ich 
unten  in  IV  vollständig  mit. 

6  Dieses  Capitel  mit  der  Ueberschrift  , Alles  von  erbteyle'  hat  durch  kleine 
Zwischenräume  im  Texte  gewissermassen  Abschnitte  angedeutet,  welclie 
den  Capiteln  L  in  folgender  Weise  entsprechen:  161,  162,  163  und  164, 
165,  166  bis   16Sa. 

Gegenüber  L  162:  es  sy  dan  szoferne  das  der  kinder  ein  eider 
were  alze  das  ander:  deme  mag  he  mher  gebin  das  do  junger  ist.  vnd 
der  zele  oren  teil.  —  szo  gibbet  he  wol  met  reclite  demc  eynen  mhee, 
dem  andern  weniger,  alze  he  mag  eyme  Zwillinge  alzo  vele  gebin  alze 
deme  anderen,  vnd  dor  obbir  nicht.  —  vnd  hat  he  kein  kint  vszgegebin, 
deme  gibbet  he  sines  farendes  edder  ligendes.  die  kor  stett  an  yme. 

Gegenüber  L  164:  was  he  farendes  gudes  hat,  das  mag  he  sinem 
wibe  alle  geben,  ab  he  wil.  das  thut  he  mit  rechte,  vnd  der  zele  oren 
teil,  sze  sein  dan  mit  vorredin  vormotschartt  vnd  zu  hausse  gekomen: 
die  vormotschar  sol  stede  sin,  es  en  sy  dan  n.  s.   w. 

Der  Theil,  welcher  L  166  entspricht,  schliesst  hier  schon  mit:  vnd 
he  sal  der  solc  das  verde  teil  gebin. 

Der  Schluss  von  L  168a  endlich  lautet:  Alle  hartiisz  vnd  fedder- 
gewant  vnd  geschuctze  das  wullen  die  lüde  lüuli  gewonheit  auch  crbe- 
gudt  sie. 


[ 


278 

K  0  c  k  i  n  g  e  r. 

L 

W 

L 

W 

L 

W 

189 

156' 

181 

166- 

193 

174"' 

170 

1  .--1 

182 

167 

194 

175 

171 

j  1572 

183 

168 

195 

176 

172 

1583 

184 

196 

177»' 

173 

159 

185 

197 

174 

160 

186 

169 

198 

178'2 

175 

187 

1708 

199 

179 

176 

161 

188 

200 

180'^' 

177 

162' 

189 

201a 

) 

178 

163-^ 

190 

171 

bis 

i  181 

179 

164 

191 

172 

201  u 

1 

180 

165'- 

192 

173^ 

201 V 

1  Dieses  gegenüber  L  169  bedeutend  gekürzte  Capitel  tlieilc    ich  unten  in 
IV  vollständig  mit. 

2  Gegenüber  L  170:    Wir    fynden    auch    in    der  heymelichen  vffinborunge, 
das  sanctus  Johannes  sach  eynen  engel  swerren. 

Die  Fassung,  welche  L  170b,   170c,   171  entsimclit,  theile  ich  unten 
in  IV  ihrem  ganzen  Wortlaute  nach  mit. 

3  Dieses  Capitel  findet  unten  in  IV  seine  Stelle. 

*  Gegenüber  L   177:    vnd    hat    he    yme  nicht  gudt  vszgegeben,  der  vatter 

sal  von  synem  eygen  gude  boisszeu. 
^  Der  Schlusssatz  von  L   lT8b  fehlt  hier. 
'5  Dieses  Capitel  schliesst:  vnd  gebudetme  dar    eynem  herre    mit  zen  ritte- 

ren,  vnd  komen  nicht,  die  entgeltnisse  sal  der  herre  dar  alleyne  gclden. 

■J  Dieses  Capitel  beginnt  sogleich:  AVer  borne  edder  groben  grebet  u.  s.  w. 

Gegenüber  L  181:  vnd  sal  sze  nicht  forbas  in  die  stroszen  sectzen. 

ein  iglich  wagen  strossze  u.  s.  w. 

8  Der  Schluss  dieses  Artikels  lautet:  der  mhan  habe  es  sinem  wibe  zu 
morgengabe  gegeben  adder  nicht. 

9  Gegenüber  L  192:  es  ghet  yme  an  die  haut,  he  hole  dan  sinen  wer- 
mhan.  vnd  dennoch  moisz  he  u.  s.  w.  —  es  ghet  yme  an  die  haut,  he 
habe  dan  sinen  wermhan.  felschet  ein  muntzer  u.  s.  w. 

'»  Gegenüber  L  193c:  vnd  alle  or  gesinde  vnd  or  gudt,  die  suUen  zol  freyg 

sein,  wo  die  mhan  nicht  bedarff  brücken  noch  schefe.  wer  ymant  u.  s.  w. 
"  Dieser  Artikel  schliesst:  fischet  he  me  wen  drey  stunde  dor  jnne,  edder 

hauwet  fruchtbarre    beume    abe,    edder    grebet    he  malsteine  vsz  die  ge- 

sast  sein. 
12  Gegenüber  L   198:    hat    he    des    clagers   gudt  jnne,  jst  es  dor  vorfarren, 

me  sal  es  yme  u.  s.  w. 
'3  Gegenüber  L  aoo:    vmbe    eins    andern    mhans    gudt,    vnd  iiat  den    noch 

nicht    bezalt,    vnd    das    gudt    ist    dor    noch    vnd    vnui>rwandelt,    me    sal 

yme   u.   «.    w. 


Berichte  über  Handschriften  des  sog.  Schwabetispiegels.  279 

w 


L 

W 

L 

W. 

L 

202 

182' 

216 

231 

203 

183 

217 

192 

232 

204 

1842 

218 

— 

233 

205 

185 

219 

234 

206 

220 

235 

207a 

1863 

221 

1937 

236 

207b 

222 

1948 

237 

208 

187 

223 

— 

238 

209 

188 

224 

195 

239 

210 

— 

225 

— 

240 

211 

189^ 

226 

241 

212 

1905 

227 

242 

213 

191'' 

228 

243 

214 

229 

— 

244 

215 

-— 

230 

245 

196« 


'  Diesen  gegenüber  L  202  bedentend  gekürzten  Artikel  theile  ich  unten 
in  IV  vollstäiulig  mit. 

-  Dieser  Artikel  beginnt:  Vrsus  lieisset  ein  berre.  deme  salme  jerlichen 
die  zene  abe  sniden  edder  sagin.  wer  das  nicht  tuddet,  sal  gel  den  was 
he  zu  schaden  tudt.  wes  hunt  berre  edder  liercz  edder  ander  wilt  das 
me  u.  s.  w. 

Der  Schluss  lautet:  alze  ab  he  eine  wunden  selben  geslagen  hette. 
tudt  das  vilie  den  todsclag,  he  moiss  bossen  alzc  ab  he  das  seihest  ge- 
tliau  hette,  alzc  plege  zugeben  deme  cleger  vnd  richter. 

^  Dieses  Capitel  findet  unten  in  IV  seine  Stelle. 

■*  Gegenüber  L  2 1 1 :  Wer  das  lant  buwet  vnd  seget  er  den  das  he  zur 
clage  kommet,  der  vorlusset  sein  gudt  vnd  sine  erbeit.  vnd  salme  dor 
zins  von  geben  edder  gulde,  das  sal  he  auch  geben  wenie  das  angehört. 

■''  Dieser  Artikel  schliesst:  beredden  selb  drette  edder  luit  siner  eygenhant. 

6  Dieser  Artikel  ist  unter  der  Uebcrschrift  ,Wie  me  fihe  recht  plegen 
gal'  am  Anfange  gegen  L  213  folgendermassen  gekürzt:  Das  vihe  sabne 
vor  den  hertte  triben,  vnd  sal  lie  wcdder  antwortten.  schuldigetme  en 
dorunnne,  he  habe  das  nicht  wedder  bracht,  mag  he  u.  s.  w.  -  -  Gegen- 
über L  2i;5  S.  101,  Sp.  I:  edder  he  gibbct  jennem  eyn  ander  do  vor, 
vnd  yme  blibet  doch  das  ors. 

^  Dieser  Artikel  mit  der  Uebcrschrift  ,Wie  witt  des  koninges  strosse  sein 
sal'  beginnt  sogleich:  Die  lantstrosse  sal  alzo  breitt  sein  das  ein 
wage  u.  s.  w. 

''  Diesen  Artikel  theile   ich   initen   in   IV  vollständig  mit. 

^  Der  Wortlaut  dieses  Artikels  findet  unten  in  IV  seine  Stelle. 


>80 

Ro  ck  in 

g  <•  r. 

L 

W 

L 

w 

L 

W 

246 

— 

269 

— 

290 

247 

197 

270 

— 

291 

— 

248 

— 

271 

292 

249 

198 

272 

— 

293 

250 

273 

— 

294 

251 

274 

295 

252 

— 

275 

200-' 

296 

253 

276a 

2()0-^ 

297 

254 

199' 

276b 

— 

298 

255 

— 

276c 

299 

256 

277 

— 

300 

257 

278 

301 

202 

258 

279 

2002 

302 

203^ 

259 

280 

20P 

303 

204» 

260 

281 

304 

261 

282 

305 

— 

262 

283 

306 

263 

284 

307 

264 

285 

308 

265 

286 

309 

266 

287 

310 

267 

288 

311 

268 

— 

289 

— 

312 

205 

•  Gegenüber  L  254  S.  115,  Sp.  1:  me  sal  alles  das  todten  das  in  denie 
husse  was,  vehie,  catzen,  hunde,  vnd  alles  das  drinne  ist  gewest.  vnd 
ist  sze  ein  magt  gewest,  das  me  selp  drette  ertzeugen  kan,  szo  salme 
den  die  das  getlion  hatt  lebendig  graben,  vnd  das  liuesz  sahne  abbrechen, 
vnd  bckonrune  eu,  me  sal  en  ohne  richter  fahcn.  Hier  schliesst  der 
Artikel. 

2  Der  dem  Artikel  L  276a  entsprechende  Theil  lautet  hier: 

Der  richter  sal  niemande  vsz  siner  gewere  wissen,  sze  werde  yme 
dan  mit  rechte  genhomen.  me  clage  vflf  den  die  das  gut  jnne  hatt.  vnd 
me  sal  yme  vorgebeden  alze  recht  ist. 

^  Dieser  Artikel  schliesst  bereits  mit  den  Worten:  szo  moisz  ho    in  besse- 
ren, vnd  auch  deme  richter 

*  Zu  L  302b:  Was  der  mliaii  in  rechter  gewer  jnr  vnd  tag  nicht  enhatt 
dor  sal  ho   vmme   n.   s.   w. 

'•'  Dieser  Artikel  findet  unten  in   IV  seine  Stelle. 


Berichte  über  Hanilschrifteii  iles  sug.   Schwabenspiegels.  281 

w 


L 

W 

L 

313 

335 

314 

336 

315 

337 

316 

338 

317 

339 

318 

340 

319 

341 

320 

342 

321 

343 

322 

344 

323 

345 

324 

206' 

346 

325 

207 

347 

326 

— 

348 

327 

349 

328 

350 

329 

351 

330 

— 

352 

331 

— 

353 

332 

354 

333 

355 

334 

356 

L 

W 

357 

358 

359 

209 

360 

208'^ 

361 

362 

363 

364 

365 

366 

— 

367 

368 

— 

369 

370 

371 

372 

373 

374 

375 

376 

377 

III. 

Schon  hieraus  wird  eine  Gestalt  unseres  ,Landrich- 
ters'  ersichtlich,  welche  von  der  gewöhnlichen  des  sog-enanuten 
Sciiwabenspiegels  mehr  oder  minder  bedeutend  abweicht,  ins- 
besondere gleich  was  den  Umfang-  des  Land  rechtes  des- 
selben anlangt,  wie  weiter  was  den  Mangel  des  Lehen- 
rechtes betriflft,  das  für  die  städtischen  Bedürfnisse  von  Witzeu- 
hausen  nicht  erforderlich  war. 


1  Dieser  Artikel  schliesst:  szo  erbet  das  die  vatter  was  es  von  der  muttcr 

geerbet  hatt. 
-  Dieser  Artikel   beiriimt :   Alzü  gebaut  keisser  Jvjirnhis :   wer  einen  «jozcuj^cn 

lideii  wil,  szo   sal   en  der    ricliter    vnd    besitzer  sundcren  ucnien,   vnd   sal 

en  fragen  alleiue.  alzo  sal  lic  u.  s.  w. 


2K2  K  0  c  k  i  II  g  e  r. 

Auch  in  den  einzelnen  Artikeln  selbst  treten  hier  und 
dort,  ganz  abgesehen  von  der  Gesammtfassung  ihres  Tex- 
tes, Ausdrücke  besonderer  Art  entgegen,  welche  den 
regelmässigen  Gestalten  unseres  Reclitsbuches  fremd  sind.  Ich 
erinnere  hier  beispielsweise  nur  gegenüber  L  1(54  aus  Artikel  155 
an  verraotscharen,  oder  gegenüber  L  192  S.  8i)  8p.  2  Zeile  19 
und  der  Schlusszeile  40  anstatt  Schub  an  Wermann. 

Aus  L  164:  Aus  Art.  155: 

si  sin  danne  mit  gedinge  ze-  sze   sein   dan    mit    vorredin 

samene    kvmen:    daz    gedinge      vormotschartt '  vnd   zu  hausse 
sol  stete  siU;,  es  si  danne  u.  s.w.      gekomen:  die   vormotschar  sal 

stede  sin,  es  en  sy  dan  u.  s.  w. 

Aus  L  192:  Aus  Art.  173: 

ez  gat    im    an    die    haut,    er  es  ghet  yme  an  die  hant,  he 

habe  ir  danne  sinen  schvp.  hole  dan  sinen  wermhan.'- 

ez    gat   im    an    die  hant,  er  es  ghet  yme  an  die  hant,  he 

muge  ir  danne  schvp  han.  habe  dan  sinen  wermhan. 

'  Im  kleineu  Kaiserrechte  ist  dieser  Ausdruck  nicht  ungewöhnlich.  So  hei- 
spiolsweise  bei  Lehen  in  III  11.  V2.  24.  Ich  theile  die  betreffenden 
Stellen  hier  aus  der  ältesten  Handschrift  von  1341)  auf  der  akademischen 
Pauliner-Bibliothek  zu  Münster  mit: 

Art.  181.  Van  leen  gaide  to  deilen.  War  erneu  sint  dey  leeu  heb- 
bent  mit  eyn  ander,  wil  id  dey  eyne  deylen  vnd  mutsciiaron,  vnd  dey 
ander  nicht,  so  sal  dey  id  gerne  niutscharte  dey  sal  id  orwynuen  mit 
des  keisers  gebode,  dat  is  inwendicli  voirtej'udage,  dat  hey  mutscharen 
moit.  deit  ho.y  is  nicht,  dey  keiser  sal  eme  den  nuit  antwoi'den  bit  an 
dey  tyt  dat  hey  vil  gerne  mutscharet,  verseget  u.  s.  w. 

Art.  182.  Van  leen  guet  to  verwarene.  Eyn  itlich  man  dey  sal  weten 
dey  gemeyne  leen  heuet  mit  anderen  luden  eder  mit  synen  gebornen 
maghen:  mutschart  hey  sey  mit  dos  keisers  gebode,  wo  danne  id  u.  s.  w. 
Art.  H>4.  Van  leu  gudc  to  geuene.  Eyn  itlich  man  sal  weten,  dat 
hey  syn  gemutgescharte  leen  mach  geuen  mit  rechte  syme  gaueruen  aeu 
des  keisers  hant.  seit  in  des  rykes  u.  s.  w. 
2  Vgl.  oben  S.  270  die  Note  1  zu  dem  dort  berührten  Verbriefuugs- 
protokolle. 

Der  SchUiss  eines  Eintrages  daselbst  vom  IS.  Mai  lö75  lautet:  Zu 
vrkundt  ist  diso  vorgleichuug  vff  beyderseits  begeren  in  das  Stadt  wehr 
buch  intitulirt  worden. 

Am  Schlüsse  eines  Verkanfseintrages  vom  ll.Decomber  läiH)  heisst 
es:  will  jhn  derowegcn  liiomit  nach  disziii  ibligem  Stadt  brauch  gowohret 
haben,  vnd  sein  bekenuiger  lierr  vndt  weiirsman  drüber  sein. 


Berichte  üher  Haiiiisehrilten  des  sog.  Schwabenspiegels.  2b3 

Ganz  auffallend  indessen  tritt  das  Bestreben  der  Verar- 
beitung- für  einen  besonderen  Behuf  g-leich  in  der  Ein- 
leitung- unseres  Werkes  hervor,  namentlich  an  deren 
Schluss.  Es  lautet  nämlich  dieselbe  e-eo-enüber  der  Vorrede 
L  c  bis  f  einschliesslich,  oder  wenn  man  will  g-egenüber  der 
Vorrede  L  c  bis  g-,  welch'  letzter  Absatz  hier  gar  nicht  berück- 
sichtigt ist,  folg-endermassen. 

Godt  schutf  zum  ersten  hemmel  vnd  erden,  vnd  dornach 
den  menschen,  den  saste  hee  in  das  paradisz.  dor  jnne  brach 
he  denn  gehorsam  vns  allen  zum  schaden,  darummb  gingen 
wir  erre  alze  die  hertlossen  schaffe  das  wir  in  das  himelriche 
nicht  kommenn  künden  bisz  das  vns  godt  den  wegk  wissede 
mit  siner  martel.  vnd  dor  vmmb  sollen  wir  nhu  danken  loben 
prissen  ehern  vnd  beleben  von  gantz  vnserm  hertzen  vnd  zele, 
das  er  vns  den  wegk  alzo  zum  riebe  goddes  ausz  lautter  gna- 
den bereidt  hatt. 

Vnd  wer  nhu  nicht  alzo  jn  deme  wege  goddes  wandert 
vnd  lebet,  jn  den  gebodden  goddes  nicht  hergeht  vnd  sich  nach 
deme  eusserlichem  regemente  heldet,  deme  selbigen  sint  nach 
ordenunge  goddes  zur  straffe  zwey  swerde  gegeben,  das  eyne 
sanct  Petter  an  goddes  statt,  das  ist  wer  nicht  nach  deme 
wortte  goddes  vnd  deme  heiigen  euangelio  sin  leben  richten 
vnd  bessert,  da  jst  die  axs  deme  bawme  an  die  wortzeln  ge- 
legt, die  wortzeln  do  mit  abzuhauwen  vnd  den  bawm  jus  fuher 
zu  werffen.  das  ist  alle  vngleubige  dar  durch  in  die  ewige 
verdampnis  vorvrteilt  werden,  etc.  das  ander  swert  heisset  das 
werltliche  swert,  das  zur  stroffe  vnd  röche  der  bossen  vnd  zu 
erhaltunge  der  guthen,  auch  besserunge  eusserliches  [regemen- 
tes]  '  keysser  konigen  forsten  liern  grauen  etc.  dor  mit  zu 
straffen  vnd  die  fromen  zuuorthedingen  beuoUen,  wie  dan  auch 
gescreben  sthett:  die  gewalt  tregt  das  swert  nicht  vorgeb- 
lich etc. 

Dor  vmme  sint  -  auch  dusse  nachfolgende  artikcl  zu  nutzen 
vnd  besten  vsz  alle  gemeynen  rechten  —  do  mit  sze  dan  con- 
cordiren  —  allen  gemeynen  richtern  zu  gude  zu  sammen 
bracht. 


'  Wii.s  ich  in  Klaminorii  .setze  felilt  in  dor   Iluiidschritt. 
-  In  der  llandsclirifl   .steht:   nicht. 


284  Rockiuger. 

Viid  wiit  der  lialben  duesz  biichlin  genant  ,der  lant- 
richter'  der  orsache  '  das  es  ausz  allen  rechten  gezogen  vnd 
in  allen  landen  gebrancht  wol  niagk  werden. 

Vnd  sint  die  artikel  wie  volget.  vnd  sint  durch  sanct 
Silnester  habest  vnd  konigk  Constautinum,  sanct  Helenen  soen, 
alzo  vorordenet  etc. 

IV. 

Ich  halte  es  nunmehr  nicht  für  ungerechtfertigt,  zur  ge- 
naueren Würdigung  des  Ganzen  eine  Reihe  von  mehr  oder 
weniger  gegenüber  dem  gewöhnlichen  Texte  unseres 
Rechtsbuches  abweichenden  Artikeln  ^  entweder  ihrem 
vollständigen  Wortlaute  nach  oder  wenigstens  in  grösseren 
Stücken,  als  das  oben  unter  II  in  den  Noten  geschehen  ist, 
mitzutheilen. 

1.  Von  den  frygen  luden,  der  erste  artikel. 

Hie  sahne  horren  von  frygen  luden  was  recht  die  haben. 

Es  heissen  etliche  semper  frygen.  das  sint  die  frieu  her- 
ren  vnd  forsten. 

Die  anderen  mittelfreygen.  das  sint  die  der  hoichen  frey- 
gen  mhan  sint. 

Die  dretten  sint  gebuere  dy  da  frey  sint.  das  heissen 
freyge  lantsassen. 

Der  haben  etzliche  or  sundere  recht,  alze  wir  her  nach 
wollen  sagen. 

Aus  2  :=  L  Ib. 

Sint  godt  den  menschen  in  szo  hoicher  wirdigkeit  geschaf- 
fen hait,  alze  hie  vor  gescrebin  ist,  szo  hadt  he  auch  deme 
menschen  gcgebenn  do  medt  he  zu  deme  hemmelriche  kommen 
sal,  zu  der  ewigen  wirdigkeit,  den  eyuigen  Cristum,  zur  ewigen 
erhaltunge  etc.  da  zu  dan  auch  ville  gebodde,  wy  mhan  lesset 
in  deme  Moysze,  do  medt  die  sinen  zu  schaflfen  hetten  vnd  in 

'   Zuerst  war  peseh rieben:  der  lialben. 

-  Irh  behalte  die  Schreibweise  des  Codex  mit  der  cinzip^en  Ausnahme  bei, 
dass  anstatt  des  äusserst  häufig  erscheinenden  zc  immer  nur  z  gesetzt 
ist,  alsi)  boisiiielsweise  pfleich  in  Art.  t  zal  anstatt  zcal,  bezeichen  an- 
statt bozceiciiL'u,  zweyunge  anstatt  zcwoyunge,  zwcnc  und  zwo  anstatt 
zcwene  und  zcwo,  zwischen  anstatt  zcwischen  u.  s.  w. 


Berichte  über  Handschriften  des  sog.  Schwahenspiegels.  280 

synen  gesetten  wandelten  alze  vff  denie  berge  Synaj.  vnd  ville 
g-ebodde  mer,  weiche  g-ebodde  woren  nicht  änderst  dan  das 
Moyses  dor  vsz  nheme  wy  hee  eyne  igliche  sacho  richten  solde. 

Vnd  nach  den  selbig-en  g-ebodden  haben  sich  alle  kuning-e 
vnd  richter  gehalden  die  nach  godde  richten  wolden  bis  in  die 
nuwen  ehe.  do  sasten  aber  der  pauwest  vnd  koninge  or  ge- 
richte  nach  den  selben  gebodden. 

So  stett  auch  in  dussim  buche  keinerley  lantrecht  oder 
lenrecht,  auch  keinerley  vrteil,  wan  alze  es  mit  rechte  von 
romischer  paffheit  vnd  von  Karolus  rechte  herkommen  ist,  vnd 
alze  die  pauweste  vnd  keissere  in  consilien  gesatzt  zuhalten 
haben,  vnd  der  geistlichen  recht  nymmet  mhan  vsz  jrem  decret 
vnd  decretal. 

Aber  duesz  buch  saget  von  wertlichem  rechte  vnd  ge- 
richte.  dor  vmbe  heisset  es  das  lantrechtbuch.  wan  alle  rechte 
die  hir  jnne  gescreben  sten  die  sint  obbir  alle  lantrecht,  vnd 
gewogen  nacb  bescrebin  rechtin,  ohne  an  etlichen  enden  nach 
gewonheit:  wan  die  forsten  vnd  stede  die  haben  mancherley 
gewonheit  besunderen  von  keisseren  vnnd  konningen  erworbin. 

Hir  nach  saget  duesz  buch  von  guder  gewonheit,  szo  du 
vornemen  wirdest. 

4.  Von  der  gesibthen  ader  fruntschafft  zall. 

Nu  merke  von  der  fruntschafft  zal  wo  sich  die  anhebet 
vnd  wu  sze  ein  ende  nymmet. 

Jn  deme  heubte  ist  bescheyden  mhan  vnd  wip  die  recht 
vnd  redelich  zu  der  ehe  kommen  sint.  do  ist  nicht  zweyunge 
anne :  wan  das  ist  ein  lip.  die  wile  das  heubt  das  obbirste 
stucke  ist  an  deme  liebe,  das  ist  ein  mhan  vnd  ein  ehefrauwe 
bezheichen  an  deme  heubte. 

Vnd  die  kindcr  die  von  orer  beyde  libe  kommen  sint 
auch  bezeichent  an  deme  nechsten  gelede  by  deme  heubte, 
das  ist  do  die  arme  stossen  an  die  schulderen,  vnd  die  selbi- 
gen gelede  heissen  die  axsseln,  ab  die  kinder  ohne  zwey- 
unge sint. 

Jst  aber  zweyunge,  vnd  nicht  von  eynem  vatter  vnd  von 
eyner  mutter  geboren  sint,  vnder  den  kinderen,  szo  mögen 
sze  nicht  an  eynem  gelede  besthen,  vn<.l  stossen  an  eyn  an- 
der gelctt. 


28G  Rockinger. 

Nemen  auch  zwene  gebruder  zwo  geswister,  vnd  nymmet 
ein  anders  fromedes  wieb,  ore  kinder  sint  gliche  nhae  besibbet 
vndernander,  vnd  nhemen  auch  gliche  nhae  erbe,  ab  sze  jme 
ebeubortigk  ist.  vnd  so  haben  geswisterde  vnd  gebrodere  die 
ersten  sibbe  zal  die  men  möge  rechen,  das  wider  ville  lüde 
ist.  vnd  moisz  doch  wer  vor  den  rechten  meisteren. 

So  habin  geswister  kinde  die  anderen  sibbe,  vnd  sten  an 
deme  anderen  lede  von  deme  heubede  hier  ab  her  gezalt:  das 
geledt  heisset  die  elleboge. 

So  haben  geswester  hindere  kinde  die  dretteu  sibbe.  das 
ist  auch  an  deme  dretten  gelede.  das  ist  das  geledt  dar  die 
haut  an  den  arm  stosset. 

Vnnd  dor  nach  der  kinder  kint  haben  die  verden  sibbe. 
vnd  die  sthen  auch  an  deme  Verden  lede,  das  ist  das  geledt 
dor  die  mitteliin2:er  an  die  haut  stosset. 

Die  funft'ten  kinde  sthen  an  deme  fuuffteu  lede.  das  ist 
das  ander  geledt  des  mittein  hngers. 

Die  sechsten  kinder  stein  an  deme  sesten  gelede.  das  ist 
das  drette  geledt  des  mitteliingers. 

Die  sobenden  kinder  die  sthen  ferne  an  deme  nagele  des 
mitteln  üngers,  vnd  heissen  nagel  magen. 

Vnd  welche  kinde  zwischen  deme  heubethe  vnd  deme 
nagel  sich  glichen,  die  mögen  auch  szo  an  glicher  statt  szo 
erbe  nehemen. 

Vnd  so  die  mhan  jo  necher  ist  an  der  sibden  zal  szo  he 
auch  basz  erbet. 

Ein  iglich  man  'die  au  die  sobenden  sibbe  ist  kommen 
die  mögen  sich  zu  der  ehe  nehemen.  doch  hat  de  pobest  er- 
leubet  wib  zunhemen  in  der  funtften  sibbe,  so  mag  doch  der 
pobest  kein  recht  sectzen  dar  mede  hee  duesz  lantrecht  erge- 
ren  möge. 

Von  gezeugen  die  man  vorlegen  mag  edder  nicht,    xv  artikel. 

Wir  sullen  auch  wissen  wer  nicht  gezeuge  mag  sein,  die 
kinder  die  nicht  vertzen  jor  alt  sein,  vnd  ein  frauwe,  alleyne 
vmme  eheliche  sache,  szo  wir  her  nacli  nennen,  vnd  boeben, 
vnd  die  szo  gethau  sein  das  en  ore  frunde  ore  eygen  gudt  vor 
gerichte  ane  winnen  die  ore  Vormunden  sein,  vnd  es  mit  orer 
tlunnheit  dor  zu  bieugen,  vnd  auch  die  vnsinnich  sint.  blinden 


Berichte  ü1)pr  Handschriften  des  sog.  Schwabenspiegels.  28  i 

vnd  thorren,  tauben  vnd  stummen,  vnd  die  dor  jn  dorne  banne 
sint,  kectzer,  vnd  die  vneclite  sint,  vnd  meynnedige  lüde,  vnd 
sze  des  vor  gericlite  obbir  zeuget  sin.  die  alle  mögen  keine 
gezeugen  sein. 

17.  Wie  ein  kint  vatter  vnd  mutter  g-udt  vorwerket. 

Ein  kint  mag  sein  vetterliche  erbe  voi'vverken  mit  vertzen 
dingen. 

Das  erste  [ist,  abe]  ein  soen  by  sines  vatter  wibe  frunt- 
lichen  mit  wissende  lidt,  die  des  soens  stiffmutter  ist,  die  sin 
vatter  lediglichen  edder  eliglichen  gehat  hat  edder  noch  hette. 
dor  mit  hat  he  vorwerket  alle  das  erbe  das  he  von  sinem 
vatter  wartende  were.  das  bezeugen  wir  mit  Dauid  in  der  kon- 
ningebuche:  do  die  schone  Absolon  by  sines  vatters  frundinne 
iagk  fruntlich  mit  wissende,  dor  mit  vorwerkede  hee  sines 
vatters  erbe  vnd  hulde,  dar  vmme  hee  sines  vatter  libes  dicke 
wortede  wie  hee  en  ersloge.  do  halff  jme    godt    doch  dor  von. 

Das  ander  ist,  abe  ein  [soen]  sinen  vatter  fenget  vnd  ohn 
in  scloscze  sectzit  wedder  reqht.  vnd  sterbet  hee  in  deme  ge- 
fengnisse,  der  son  hat  auch  sin  erbe  vorlorren. 

Das  drette  ist,  ob  ein  soen  sinen  vatter  anspricht  vmme 
szo  gethan  dingk  vnd  von  deme  vatter  roget  die  jme  an  den 
lip  ghen,  es  sy  dan  ein  sache  dor  von  ein  laut  mochte  vor- 
terbet  werden  dor  sze  beyde  jnne  wonen,  edder  dor  die  mochte 
von  vorterbet  werden  des  das  lant  were. 

Mit  dussen  dren  dingen  vorwerket  der  vatter  sich  auch 
kegen  sinen  soen,  das  he  sich  von  sinem  gude  scheyden  moess, 
vnd  werket  den  soen  an  sines  vatters  statt,  vnd  he  sal  deme 
vatter  sine  nottorfft  gebin,  vnd  sal  die  yme  medt  eheren  gebiu 
vnd  nachdeme  he  gelobet  hatt. 

Das  verde  ist  aber,  das  ein  soen  sinen  vatter  geslagen 
hatt.  wan  godt  selber  spricht  in  den  zehen  gebodden :  ehere 
vatter  vnd  mutter,  szo  lengestu  din  leben  vfF  erden,  sint  das  nhu 
ein  kint  sein  lange  lebin  dor  mede  vorwerket,'  ab  es  den  vatter 
vneret,  szo  hat  he  dor  mede  sin  erbe  vorwerket. 

[Das  fuiifFte  ist],  wer  vatter  vnd  mutter  schilt  edder 
schlett. 

Das  seste  ist,  ob  ein  soen  vff  sinen  vatter  claget,  he  habe 
szo  gethan  ding    gethan    die    deme    vatter  grossen  schaden  ge- 


288  Rockinger. 

thim  mochten  an  eheren  g-ude  eddor  libe,  vnd  hee  en  des  nicht 
obbirzeugen  magk. 

Das  sobende  jst,  ob  der  soen  ein  dip  wert,  edder  ein 
ander  bossewiclit  mit  szo  gethan  lebende  dor  mit  eyn  iglich 
mhan  sin  recht  vorlusset,  edder  das  he  wissentlich  mit  den 
wonet  die  das  lebin  hain. 

Das  achtede  ist,  ab  ein  soen  sinen  vatter  an  sinera  ge- 
scheffede  behindert  hatt.  alze  ein  vatter  an  sinem  tode  lidt 
vnd  gerne  siner  sele  ding  schofFe,  edder  ab  he  sust  kranck 
lege  vnd  des  forttet  das  he  sterbe,  vnd  sclusset  der  soen  die 
thor  zu,  vnd  lesset  die  pi-ister  noch  die  broder  noch  änderst 
niemant  zu  yme  ghen  dor  he  siner  zele  dingk  mit  schaffen 
solde  dorch.  siner  zele  heil,  der  hatt  dor  mede  sin  erbe  vor- 
werket, das  gebudet  der  keisser  Justinianus  etc. 

Das  neunde  ist,  ab  eyn  son  zu  eynem  spelman  wert 
\v edder  des  vatters  willen,  das  he  gudt  vor  ehere  nymmet,  vnd 
ab  der  vatter  ein  eheren  man  gewest  ist  das  hee  kein  gudt 
vor    ebere    genhomen    hatt    edder  noch  huede  nicht  ennimmet. 

Das  zende  ist,  ab  ein  soen  sines  vatter  borge  nicht  wer- 
den wil,  vnd  vsz  gefengnisse  nicht  losszen. 

Das  zwelffte  ist,  ab  ein  [vatter]  vnsinnig  wert  von  sich- 
tumb  edder  von  welliclien  dingen  das  kommet,  vnd  das  en  der 
soen  der  vnsinnicheit  nicht  vorwart. 

Das  dreytzende  ist,  ab  ein  sone  sinem  vatter  sin  gut  mher 
wen  halp  vorthut  mit  vnfure. 

Das  vertzende  ist,  ab  ein  tochter  vnerlich  wert,  das  sze 
man  lesset  zu  sich  ghen  ohne  ores  vatter  willen  die  wyle  sze 
vuder  funff  vnd  zwentzig  joren  ist.  aber  kommet  sze  dor  en- 
poben  die  xxv  jor,  szo  vorlusset  sze  obre  ehere  wol,  aber  ohr 
gudt  mag  sze  nicht  vorlessen. 

Wo    ein    mhan    sinen  frunden  gudt    gibbet    vnd  schaffet,     der 

xxiij  artikel. 

Vnd  ist  es  das  ein  mhan  sinen  frunden  gudt  thun  wil 
nach  sinem  tode,  wel  he  en  das  gewisz  machen,  szo  sal  he  en 
breue  dor  obbirgebin  nach  sinem  toyde,  eyn  hantveste,  vnd 
dor  au  eynes    bischoffes   jugesegel,    edder  eynes  leben  forsten, 


Berichte  über  Handschriften  des  sog.  Schwabenepiegels.  289 

edder  eynes  closterS;  edder  eyner  stadt  jngesegel,  edder  des 
lantriehters. ' 

Edder  he  sal  vor  sine  bereu  varreii,  edder  den  richter, 
vnd   sal  en  zu  gezeng-en  zilieu,  vud  ander  die  dor  bey  sein. 

Wil  be  ynie  das  gar  stede  macben,  so  sectze  he  yme 
eynen  zins  dor  vfF.  dor  mit  hat  he  die  were  dor  anne,  vnd 
mag  des  mit  rechte  nit  vorlesszen. 

Hat  he  abir  erben,  die  wedder  spreben  es,  ab  sze  wullen. 
aber  sze  mögen  sieb  vorsumen. 

Vnd  ist  das  den  mban  ebebafftige  nott  angbett  der  dusse 
gäbe  batt  getban,  der  sal  sein  glitt  angriffen,  vnd  sal  sine  ebe- 
bafftige nott  dor  mede  schaffen,  vnd  wil  jme  eyner  werren, 
szo  sal  he  faren  vor  sinen  herren  edder  vor  den  richter,  vnd 
sal  sine  ehebafi'tige  nott  beredden.  das  ist  hunger,  koinmer, 
frost,  vnd  dorst,  gefengnisse  ohne  sine  schulde,  ab  he  das  ge- 
tudt,  szo  sal  die  richter  jennem  gebeden  das  he  en  dor  anne 
nicbt  en  erre.  szo  wert  he  sines  gudes  mit  rechte  wol  mecb- 
tigk.  vnd  wer  es  dor  nach  gewinnet,  der  batt  es  mit  rechte, 
vnd  batt  recht  dor  zu. 

Es  mag  auch  die  mban  deme  die  gäbe  gegeben  wirt  Vor- 
werken wedder  den  die  sze  yme  gegeben  batt  das  sze  yme 
slechtes  ledig  wert,  alze  duess  buch  hie  vor  saget:  wy  ein 
soen  sin  erbe  vorwerket,  szo  vorwerket  jenner  auch  sine  gäbe. 

Die  gäbe  beisset  stede  die  vor  deme  richter  geschutt. 
die  beisset  auch  stede  die  mit  der  scrifft  geschutt.  die  beisset 
abir  allerstedest  die  mit  der  gewerre  geschutt. 

Wer    sich    an    synem    rechten    nicht    vorsumen    mag.     der 

xxxiij  artikel. 
Das  liehe   vnd  die  Swobe  die  mögen  sich  nicht  vorsumen 
an  orem  erbe  die  wyle  sze  ertzugen  mögen. 

Duesz  recht  gab  en  konnig  Kai-bis  do  der  hertzoge  Ber- 
tolt mit  deme  Karolo  ju  Koine  vill  vnd  das  erobertt  etc. 

Wo  ein  eyn  recht  anfeidt,    do  sal  be  auch  recht  nbemen. 

der  xxxiiij  artikel. 
Ein  iglicb  mban  der  vsz  einem  lande  ist  vnd  kommet  in 
das  ander,  vnd  wel  be  do  gerichte  recht  nbemen  vmb  ein  gudt 

'  Am  li.inde    ist    liier    von  der  ursprünglichen    Hand  die   Bemerkung:  Von 

obbirgalie  sue  den  gantzeu  artikel. 
Sitiuugsber.  d.  phil.-hi8t.  Cl.  LXXVl.  Bd.  II.  Uft.  19 


290  Rockinger. 

das  in  derac  lande  ist  vnd  lidt,  he  moss  nemen  recht  nach  des 
landes  rechte  vnd  gewonheit. 

Von  vnzidigen    kinderen    ab    die    in    der    ehe  geboren  werden. 

xl  artikel. 

Wan  ein  mhan  ersten  ein  wip  nymmet,  gewinnet  sze  ein 
kint  vor  erer  rechten  zeit,  me  mag  das  kint  bescheiden  an 
sinem  rechten,  gewinnet  ein  wip  kinder  nach  yres  mannes 
tode,  me  mag  es  auch  bescheidin  an  sinem  rechten,  wen  es  zu 
spede  ist  kommen. 

Die  zweyger  schlachte  kinder,  die  sze  rechtfertigen  wil,  sint 
sze  gedegen  kinder,  szo  salme  ore  zal  rechen  ein  vnd  vertzig 
Wochen,  die  eyne  woche  ist  zu  gnaden  dor  zu  gesactzt.  der 
meyde  kinder  ohne  eyne  wochiu  vertzigk.  ditz  gerichte  sol 
vor  der  phaffheit  geschein. 

Vnd  magnien  die  kinder  obbii-  kommen  das  sze  zu  spede 
edder  zu  froe  kommen  sint,  sze  enerben  oi'es  vatter  gudt  nicht, 
sze  enerben  auch  or  mutter  gudt  nicht,  den  es  erben  je  die 
nächsten  erben. 

Von  rechtelosszen  luden,  xlj  artikel. 

Wer  eines  mannes  ehewip  behorret,  edder  maget  edder 
wip  notzoget,  nymmet  he  sze  dor  nach  zu  der  ehe,  ehekinde 
gewinnen  sze  uummer  met  eynander.  vnd  das  sagen  wir  vch 
hernacher  basz  von  der  ehe. 

Kempen  vnd  oi'e  kinder,'  vnd  alle  die  jennen  die  vn- 
ehelich  geboren  sint,  edder  die  dipheit  edder  die  rechten  Stros- 
sen raub  zu  gelden  bezwungen  sint,  edder  hudt  edder  hoer 
gelediget  hain  vor  gerichte,  die  sint  alle  rechtloesz. 

Die  vnelich  geboren  sint  die  gewinnen  ore  [recht]  wed- 
der,  ob  sze  elichen  heuratt  thun.  sze  erben  aber  kein  gudt  von 
jren  frunden.  aber  ore  kinder  erben  wol  von  oren  frunden  ore 
erbgudt. 

Wie  lange  eyn  mhan  hueszere  haben  magk.  der  1  artikel. 

Kin  mhan  mag  hueszere  hain  szo  lange  alze  he  magk 
sich  mit  eyme  swerde  gortten  vflF  die  siden,  vnd  mit  eyme 
Schilde  vnd  sper  vff  eime  phert  sictzen  mag,  vnd  ma  sectzet 
yme  eynen  steg  zu  deme    rosse    der   oyner  eilen  hoch  ist,  vnd 

'    In   iliT   I  (.-iiKlsi-lirilY  stellt:  rpclitein  vnd   oroii   kinden. 


Berichte  über  Handschriften  des  sog.  Schwabenspiegels.  *     291 

me  sal  yme  den  steg"k  reifFen  halden,  vnd  ab  he  eyiie  inile 
geriden  magk.  he  mag  thun  vud  lasszen  die  wile  mit  syme 
gude  alze  ab  he  vertzig  jor  alt  were. 

Den  ndie  keine  Vormunden  geben  sal.  der  Ixxij  artikel. 

Alle  die  zu  der  ehe  nicht  gegreffen  habin  vnd  vnehelich 
geboren  sint,  vnd  die  sich  eheloisz  vnd  rechtloys  gemacht  hain 
mit  vnthaden  orer  rechte,  den  salme  keine  Vormunden  geben, 
wan  dennoch  gebricht  en  noch  manniches  rechten  das  die  hain 
die  ehelich  geboren  sint. 

Do  ein  recht  annymmet  sal  he  auch  wortten.'  Ixxxix. 

Wir  sprechen:  wor  ein  mhan  recht  fordert,  dor  sal  he 
auch  recht  nhemen. 

Ohne  geistliche  lüde:  die  clagen  wol  an  wertlichem  ge- 
richte,  vud  me  mosz  sze  beclagen  an  geistlichem  gerichte,  wan 
vmme  eyne  sache.  vnd  ist  es  das  eiii  geistlich  mhan  eynen 
wertlichenn  beclaget  vmme  gelde,  die  richter  sal  yme  zu  haut 
richten,  vnd  wil  he  jme  sine  phenninge  zu  haut  geben,  edder 
gude  phande,  die  sal  he  nhemen.  v^nd  die  geistliche  man  claget 
wol  obir  den  wertlichen  szo. 

Vnd  die  leyge  die  claget  wol  obbir  den  geistlichen  vor 
geistlichem  gerichte.  vnd  der  richtei-  sal  yme  richten  obbir  den 
geistlichen,  vnd  nicht  dan  vmme  gulde. 

Von  vorstandt  vnd  burgeschafft  zum  rechten.-  der  Ixxxx  artikel. 

Wer  vor  gerichte  geschuldiget  wert,  edder  die  do  die 
clage  tudt,  vnd  wilme  es  haben,  sze  mosszen  borge  vmme  die 
clage  sectzen,  ab  sze  nicht  gudt  jmme  gei-ichte  habin. 

Wer  nicht  borgen  hat,  den  sal  die    fronebodde    belialdin. 

When  der  mhan  zu  vorsprechen  nymmet,  der  sal  sin  vor- 
spreche sin. 

Von  antwortten  des  he  angelanget  mochte  werden,  der  ci  artikel. 

Vmme  alle  sache  darme  eynen  mhan  vmme  belanget  vnd 
flar  ist  zuentkcgen,  dor  sal  he  vmme  antwortten. 


'  Am  Rande  steht    von    der    nr.spriniglichen    Hjind :    Wo  ein  reelit  fordert, 

aal  he  auch  recht  nemen. 
-  Am     Rinde    i.st     von     der    nr.sprüno^liclien   Hand     bemerkt:     Borgen     zum 

recliten. 

19* 


292  -  Bockinger. 

Ane  sin  ejgen:  dar  sal  ]ie  nicht  vmme  antwortten  alze 
diss  buch  hie  vor  spricht,  vnd  vnime  lehin:  dor  sal  ein  mban 
vmme  antwortten  vor  sinem  herren. 

Das  i'echt  saste  Constantinus  vnd  sanct  Siluester. 

Borgen  sectzen    sine    clage    zu    forren    vnd  der '  ander  dor  vff 
zu  antwortten.-  der  cviij  artikel. 

Jst  es  das  zwene  mhan  vor  gerichte  ghen  vnd  clagen 
vmme  gulde  —  das  ist  schult  —  or  eyner  den  andern  an, 
edder  vmme  ander  vngei'ichte,  die  sollen  borgen  sectzen:  der 
eyne  das  he  sine  clage  tollen  f"on-e,  der  ander  das  he  zu  der 
clage  antwortte  alze  recht  ist. 

Haben  aber  sze  gudt  in  deme  gerichte  das  der  clage  wert 
ist,  szo  endorfFen  sze  keine   borgen  sectzen. 

Von  vrteil  zu  scheiden,  der  ex  artikel, 

Jst  es  das  ein  mhan  ein  vrteil  wedderruffet,  das  salme 
zchehen  an  den  richter  hoicher  herren,  vnd  zu  lesten  au  den 
konnigk. 

Dor  sal  die  richter  sinen  bodden  zu  geben,  vnd  geschutt 
duesz  in  eyner  graueschafft  edder  marcke,  do  sollen  die  bodden 
[sin]  frie  lantsassen.  gesehnt  es  aber  in  eyner  statt,  so  sollen 
die  bodden  sin  welcher  hande  lüde  me  wel,  die  an  oren  [rechten] 
volkomen  sein. 

Die  sal  die  richter  beköstigen.^  me  sal  jo  zwen  gebin 
zwene  becher  vol  wins  vnd  brott.  der  herren  sollen  zcwene 
sein,  vnd  sechs  knechte,  me  sal  den  herren  veliir  gerichte 
geben,  vnd  den  knechten  zcwey.  vnd  iglichem  pherde  vehir 
moisz  haberen  zu  tage  vnd  nacht,  vnd  hauwes  genugk.  me 
sal  die  pherde  vorne  besclan,  vnd  binden  nicht,  der  ])lierde 
sollen  achte  sein,  vnd  der  manne  achte. 

Vnd  ist  das  vrteil  wedder  worflfen  vfF  schwebischer  erden, 
szo  der  konnigk  dor  kommet  zu  Schwabin,  dor  sollen  die 
bodden  henkommen.  vnd  sollen  der  vrteil  zu  ende  kommen 
von  deme  tage  obbir  sessz  wochen. 


'  In  der  Handschrift  steht  anstatt  vnd  der:  vndor. 

2  Am  Rande  finden    sich    liier    die  zwei  Benierknnj^en :  Bor^^en  zn  sectzen 

sine  clage  vsz  zn  forren.      Borgen   zu   .sectzen  znr  clage  zn  antwnrtten. 
^  In  «kr  Handschrift  .steht:  bekrerttigen. 


Berichte  über  Haudschrift^D  des  sog.  Schwabeuspiegels.  293 

Vnd  alze  das  vrteil  deine  richter  wedder  geg'obcii  wert 
vor  deine  es  wedder  raffen  wert,  der  die  vrteil  wedder  warffen, 
liat  he  sze  nicht  tbllenfiirth  vor  deme  kunnige,  he  sal  denie 
richter  gelden  sine  kost  die  he  g-cthau  hatt  mit  sinen  bod- 
den  etc. 

Von  welcher  hoichen  hant  das  gerichte  ist,  dor  magme 
wol  ein  vrteil  anzchchen. 

Die  erste  hant  des  gerichtes  das  ist  der  konniugk.  die 
ander  hant  ist  deme  es  de  konnigk  liget.  die  drette  hant  mag 
nunimer  vorbas  gerichte  vorligen  dor  es  den  luden  an  oren 
lip  ghet  edder  or  l)lut  zuuergissen.  wer  es  aber  do  obbir  thut, 
der  tudt  wedder  godt,  vnd  wert  schuldig  an  alle  den  luden  do 
die  verde  hant  obbir  richtet. 

136,  Wie  der  konnig  hob  gebeden  sal. 

Wan  der  konuig  hob  wel  gebedin,  ober  sechs  woclien, 
szo  sal  he  den  forsten  vnd  anderen  herreu  solchs  vorkundigen 
mit  vorsegelten  briffen. 

Die  sollen  olin  suchen  in  dudischen  landen,  wider 
nicht  etc. 

138.  Veste  zubuwende. 

Ohne  des  lantrichters  orlob  magmau  wol  grabin  in  die 
erden  alzo  tiff  alze  eyn  mhan  mit  eyner  scluipjjcn  vszgeschissen 
mag  ohne  schemel. 

Me  mag  wul  biiwen  dryer  fadem  hoich  mit  holtze  edder 
steinen  obbir  der  erden,  ohne  zinnen  vnd  ohne  erkener,  vnd 
ohne  alle  gewer. 

Me  mag  auch  eynen  hob  an  ebener  erden  vmmefangen 
ohne  syneu  orlob  mit  eyner  murren  die  szo  hoich  ist,  wan  eyn 
mlian  sictzet  vff  eynem  pherde,  das  he  mit  eyner  hant  obin 
dor  vff  gereichen  magk,  ohne  zinnen,  vnd  uluic  brustwere,  vnd 
oline  allerl(!y  werre  vnd  vestenunge. 

Aus  153  =-  L   KJOb  von  der  Mitte  weg.' 

Wo  abir  in  evncr  stat  vftinberliciie  Wucherer  sein,  vnd 
cristen  sein  wollen,  dor  vmme  hat  ohne  der  here   des    die  stat 


'  Am  Kaiide  steht    vuii    der    ursprünglkheu     Hand:    Von    wuclier   straffe. 
Hiczu  liat  eine  andere  bemerkt:  so  sehr  hartt,  aber  recht  i.st. 


2U4  Eockinger. 

ist  edder  sein  richter  zu  straffen,  des  glichen  den  auch  der  den 
Wucherer  vorthedinget. 

Vnd  me  sal  den  Wucherer  mhannen,  das  he  nicht  mher 
wucheret,  vnd  das  he  den  wedder  gebe,  dor  zu  salme  jn  drey 
stunde  vormhaneu.  vnd  ist  he  dor  nach  nicht  gehorsam,  szo 
sollen  sze  die  geistlichen  richter  dor  zu  swingen  mit  dem 
banne,  vnd  hilftet  das  nicht,  szo  sollen  die  wertliche  richter 
sze  werften  vssz  der  stat. 

Vnd  die  richter  sollen  or  gudt  nhemen,  vnd  sollen  do 
von  den  wuchcr  wedder  geben,  vnd  ist  do  icht  obberig,  das 
sal  die  richter  nhemen. 

Der  geistliche  richter  sal  yne  sine  hai-  yme  lassen  abe 
scherren.  vnd  sal  yme  hudt  vnd  har  abe  schradin.  das  ist  der 
Wucherer  boisse  die  cristen  sein. 

Me  sal  den  Wucherer  obbirzeugen  mit  den  die  den  wucher 
gegeben  habin  edder  mit  anderen  luden  die  dor  vmme  wissen 
mit  dren  gezeugen. 

15G.  Von  der  statmurreu. 

Wer  obbir  die  stat  murren  stigt,  vnd  nicht  zu  deme 
thore  enninhen  ghet,  der  hadt  das  heubt  vorlorren,  wy  Remulo 
geschach. 

Doch  sal  dusse  busse  niemant  liden,  sze  werde  ohme  den 
von  den  forsten  vögelegt. 

Aus  157  =  L  170b  und  c. 

Me  sal  alle  eyde  swerren  by  godde  vnd  den  heiigen. 

Wert  ein  man  gefangen,  vnd  kau  nicht  loesz  werden^ 
he  engebe  den  hundert  phunt  edder  mher,  edder  swerre  etwas 
änderst  zu  geben,  sagen  etliche  he  sy  den  eidt  nicht  zu  halden 
schuldig,  es  meynen  auch  etliche,  he  solle  den  eidt  halden,  vnd 
das  gudt  geben,  vnd  dor  nach  das  deme  richter  clagen :  vnd 
der  sal  dor  obbir  richten  alze  ab  he  kegenwertig  clagte,  vnd 
jme  sin  gudt  wedder  forderen. 

Wer  aber  eynen  meineidt  swert,  edder  wer  eynen  den  zu 
tliune  zwinget,  die  sin  bcyde  sehukügk.  vnd  me  sal  sze  beyde 
glich  busszen.  vnd  wer  des  selp  obir  wiszet  wert,  das  [he|  eynen 
meineidt  gethan,  den  mag  der  geistliche  richter  vorbannen, 
vnd    der  werltliche  richter    sal  jme  xl  adder    mhe  siege  sclan. 


Berichte  fiber   Handschriften  des  sog.  Schwabenspiegels.  295 

wert  he  aber  drey  stunde  obir  recht  der    schulde,    me  sal  jme 
die  hant  abe  schxn. 

158.  Von  den  zwelff  scheppen. 

Es  ist  g-ewonheit,  das  me  zwelff  scheppen  nyminet  die 
deme  [richter]  sollen  helffen  richten,  vnd  heisszen  scheppen. 

Die  sollen  wiesze  lüde  sin,  vnd  vor  g-erichte  vmb  eyne 
igliche  Sache  vrteil  fynden.  so  sal  das  minste  deme  meisten 
folgen. 

Sze  zchehe  auch  wol  or  vrteil  an  den  hoen  richter,  das 
sollen  sze  thim  alze  hie  vor  gesprochen  ist. 

Vmnie  ein  vorworffen  vrteil  das  tbrder  dor  sal  die  rich- 
ter nicht  niher  vmnie  fregen.  deme  das  vrteil  gefunden 
wirt  etc. 

182.  Wer  körn  stelt  des  uachtes, 

der  ist  des  galgen  schuldig. 

Es-  sal  niemauts  des  nachtes  futteren,  wer  aber  das  tudt, 
vnd  ist  es  eynes  penninges  wert,  es  ghet  yme  an  die  hant.  jst 
[es]  eines  schilliuges  wert,  es  ghet  jm  an  den  lip,  das  me 
sal  en  henken. 

Vnd  ist  es  das  ymant  in  der  kerchen  stelt_,  me  zudt 
en  mit  rechte  heruss,  tudt  he  es  des  nachtes.  tudt  he  es  des 
tages,  sz(j  galt  das  penuig  wert  den  rehtern  dunien,  vnd  das 
;>cliillig  wert  edder  mher  die  rechten  hant.  tudt  he  die  tott 
zum  andern  mal,  me  sclett  yme  den  andern  dumen  abe.  tudt 
he  es  zum  drettenmal,  me  sclett  yme  die  hant  abe  etc. 

18ß. 

So  zwene  zu  gliche  vff  ein  gudt  clageu,  vnd  sprechen  es 
liabe  en  ein  herrc  edder  ein  ander  man  zu  eygeu  gegeben, 
edder  zu  leheu  geleygen,  edder  vorsactzt,  vnd  kommen  beyde 
vor  gerichte,  vnd  der  eyne  zudt  an  eyne  g-ewerre,  des  glichen 
der  ander,  vnd  sprechen  beyde  sze  haben  den  besictz,  vnd  ist 
es  eygen  phandunge  eddir  farende  gudt  vnd  lidt  im  gerichte 
dor  es  beclagt  ist,  en  sal  der  richter  einen  tag-  geben,  das  sze 
beyde  oren  besictz  erwissen. 

Der  sinen  bewissz  vnd  besictz  bybrenget,  der  hadt  be- 
halden.  der  sinen  nicht  brongt,  der  hatt  vorlorren.  brengea  sze 
bevde,  szo  behelt  der  beste  bewisz  etc. 


296  Kockinger. 

194.  So  eyner  deine  anderen  sein  phert  lii??;et. 

Liget  [eyner  deme  anderen]  ein  phert  an  eyne  '  stat,  vnd 
benent  ynie  die  stat,  vnd  liget  es  yme  vmb  sust,  vnd  gesehnt 
yme  an  die  stat  icht,  he  bosset  yme  der  vmme  nicht,  ab  he 
es  ridet  rechte  reisse  vnd  vor  die  stat  die  he  yme  nante. 

Gesehnt  yme  dor  obbir  icht,  he  moiss  es  yme  gelden. 

Nymmet  es  aber  die  gemeyne  todt  hen,  he   en  gilt  nicht. 

Wirt  es  vorstollen,  he  moisz  es  gelden. 

196.  Von  tuben  vnd  pagen. 
Hat  ein  mhan  tuben  edder  pogen  die  heimelich  edder 
gewont  sein,  vnd  sze  liegen  von  dannen  vnd  her  wedder,  die 
wile  sze  das  thiin  seint  sze  sein,  vnd  wo  sze  hen  flogen  vnd 
nicht  her  wedder  in  vehir  tagen,  wer  sze  dor  nach  fehet,  des 
seint  sze.  wo  he  sze  aber  in  den  tagen  fehet,  szo  ist  es  dip- 
heit.  vnd  kompt  es  vor  den  richter,  he  sal  sze   wedder  geben. 

204.  So  ein  frauwe  swanger  ghet  nach  ores  mannes  tod.e. 
Tregt  ein  frauwe  ein  kint,  vnd  ur  mhan  sterbet,  das  wip 
sahne  nicht  wissen  vs  ores  mannes  gude,  sze  sie  dan  genesszen 
des  kindes. 

V. 

Ans  diesen  Proben  ergibt  sich  mehrfach,  dass  der  Text 
des  , Landrichters'  von  Witzenhauseu  an  Verstössen  leidet, 
welche  zum  Theile  ihren  Grund  ganz  ersichtlich  darin  Hnden, 
dass  der  Schreiber  desselben  dieses  und  jenes  in  seiner  Vor- 
lage nicht  lesen  konnte  oder  nicht  verstand. 

Welches  diese  Vorlage  gewesen,  ist  zur  Zeit  unbekannt. 
Möglich  aljcr  bleibt  es  immerhin,  dass  sie  gleichfalls  einem 
früheren  Stadtbuche,  und  zwar  wohl  von  Witzenhausen  selbst, 
einverleibt  gewesen.  Von  einem  solchen  ist  auch  sogar  aus- 
drücklich im  ,Landi'ichter*  selbst  die  Rede.  Ganz  am  Ende,  auf 
dem  Schlussblatte  desselben,  ist  nämlich  von  junger  Hand  be- 
merkt, dass  ihm  noch  ein  Stadtbuch  voranging,  welches  nach 
dem  grossen  Brande  bis  zu  diMu  jetzt  in    Kode  stehenden   .ge- 


schrieben und  geführet  worden'  ist. 


'  In  der  Handschrift  steht:  syne. 


Berichte  über  Handschriften  des  sog.  Schwabenspiegels.  297 

Unter  diesem  grossen  Brande  ist  wohl  jener  zu  verstehen, 
welcher  am  4.  October  1479  ausbrach,  und  welcher  der  Stadt 
\Vitzenhausen  ,alle  ore  statbucher  registra  priuilegia  segel  vnd 
breue  vnd  wesz  so  npp  orem  raithuse  by  dem  rade  gewesen 
ist'  vernichtete.  Wie  man  genauer  weiss,  bewog  dieser  Verlust 
alsbald  den  Bürgermeister  und  Rath,  einmal  sich  um  eine  Ei- 
neuerung  der  Stadtfreiheiten  zu  bekümmern,  welche  sie  auch 
von  dem  Landgrafen  Heinrich  als  Vormund  der  jungen  Fürsten 
^Villu•lm  I.  und  AVilhelm  II.  unterm  oO.  Jänner  1480  erlang- 
ten: insbesondere  aber  haben  sie  sich  —  wie  Kopp  a.  a.  O.  I 
§.  11,  S.  19,  bemerkt  —  einige  Zeit  hernach,  da  die  Sache 
gleichwohl  noch  im  frischen  Andenken  war,  nämlich  den  4.  Fe- 
bruar 1482  zusammengesetzt,  und  vor  einem  Notario  und  Zeugen 
den  Inhalt  ihrer  Privilegien  und  Statuten,  so  wie  ihnen  derselbe 
aus  deren  öftcrn  und  vielfältigen  Verlesung  noch  gar  wohl 
erinnerlich  war,  auf  ihren  geleisteten  Eid  und  Pflichten  aus- 
gesagt und  niederschreiben  lassen.  Kopp  theilt  auch  die  hier- 
über gefertigte  Urkunde  unter  den  Beilagen  zum  ersten  Bande 
seines  bekannten  Werkes  Nr.  3,  S.  5—12,  vollständig  nach  dem 
Originale  im  Rathhause  von  Witzeuhausen  mit. 

Wie  sich  aus  ihr  ergibt,  ist  bei  dem  erwähnten  Brande 
die  gesammte  Stadtregistratur,  beziehungsweise  das  gesammte 
Stadtarchiv  ein  Raub  der  Flammen  geworden,  also  auch,  abge- 
sehen von  einer  etwa  besonders  daselbst  vorhanden  "ewesenen 
Handschrift  des  sogenannten  Schwabenspiegels,  die  dort  be- 
findlich gewesenen  Stadtbücher.  Es  erübrio:te  demnach,  was 
namentlich  die  letzteren  angeht,  nichts  anderes,  als  dass  man 
ein  neues  anlegte.  Das  dürfte  nun  Avohl  jenes  gewesen  sein, 
worauf  die  vorhin  angeführte  Nachricht  aus  unserem  ,Land- 
richter'  geht. 

Erwägt  man  hiebei,  was  ich  bereits  oben  S.  2(j8  berührt 
habe,  dass  Kopp  bei  der  Beschreibung  des  Stadtbuches  von 
Witzenhausen,  von  welchem  er  a.  a.  O.  I  §  2!»  handelt,  aus- 
drücklich bemerkt,  es  sei  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts, 
so  möchte  man  einen  Augenblick  versucht  sein,  auf  den  Ge- 
danken zu  gcrathen,  er  habe  vielleicht  dieses  nach  dem  er- 
wähnten grossen  Brande  vom  Jahre  1479  augelegte  und  bis  zu 
unserem  .Landrichter'  fortgeführte  Stadtbuch  vor  Augen  oder 
im  Sinne  gehabt.  Die  ganze  Beschreibung  indessen,   welche  er 


^9b  Kockinger.  Berichte  über  Haiuischrit'teii  des  sog.  Schwabenspiegels. 

gibt,  passt  so  genau  '  auf  unseren  , Landrichter*  selbst,  dass 
man  zu  der  anderen  Annahme  nur  unter  dem  Schlüsse  berech- 
tiget wäre,  dass  dieser  auch  äusserlich  —  wenigstens  so  weit 
es  sich  um  den  sogenannten  Schwabonspieg^l  handelt  —  nur 
eine  ganz  und  gar  ängstlicli  treue  Copie  des  vermeintlichen 
früheren  Stadtbuches  sei.  Wahrscheinlicher  bleibt  unter  solchen 
Umständen  am  Ende  doch  wohl,  dass  Kopp  nur  bei  der  Alters- 
bestimmung, welche  er  für  unseren  , Landrichter*  angegeben, 
etwas  zu  weit  rückwärts  gegriffen. 

Beruhige  ich  mich  vor  der  Hand  hiebci,  so  weiss  ich 
allerdings  bezüglich  des  Stadtbuches  von  Witzenhausen,  welches 
nach  dem  grossen  Brande  vom  Jahre  1479  begonnen  und  bis 
zu  dem  jetzt  noch  vorliegenden  fortgeführt  wurde,  nicht,  ob 
es  gegenwärtig  noch  vorhanden  sein  mag  oder  nicht.  Ob  es 
an  seiner  Spitze  auch  das  Landrecht  des  sogenannten  Schwa- 
beuspiegels  gehabt  (xler  nicht,  ob  weiter  im  erstoren  Falle 
selbes  die  Vorlage  für  unseren  , Landrichter*  geworden  oder 
nicht,  ist  mir  ebensowenig  bekannt. 

Gleichviel  indessen,  ob  sich  die  Sache  so  oder  so  ver- 
hält, gerade  er  bleibt  fort  und  fort  ein  eben  so  interessanter 
als  wichtiger  Beleg  dafür,  wie  —  zweifelsohne  schon  früher, 
entschieden  nachweisbar  aber  noch  —  im'  1(5.  und  17.  Jahr- 
hunderte das  Landrecht  des  sogenannten  Schwaben- 
spiegels in  besonderer  Gestalt,  wie  sie  nunmehr  Jeder- 
mann ersichtlich  ist,  mit  dem  im  tagtäglichen  Gebrauche 
befindlich  gewesenen  amtlichen  Stadt-  und  Bürger- 
buche von  Witzeuhausen  in  der  engsten  Verbindung 
gestanden. 


t5 


'  Wciiu  Kopp  .als  Aufschrift  ;iuf  dem  Vurderdeckol  des  Eiubaudes  ,Laudt- 
Kichtcr,  J>iirgci'-  und  Stadt-Buch'  bemerkt,  und  nach  meiner  Darstellunn' 
oben  S.  "iO'J  nur  die  tecliuisclio  liozeichnung'  ,Landt-Kichtor'  scliwaiz  und 
weiter  niclits  mein-  als  in  zwei  Zoiiin  ,und  Stadt-Buch'  zu  entdecken 
ist,  SU  ändert  das  wuhl  an  der  Saelie  sidb(>r  nichts,  indem  eben  seither 
im  Laufe  von  mehr  als  einem  Jahrliunderte  das  walirscheiidieh  auch 
roth  ii'eseiirieben  <>"ewesene  , Bürger'  als  erste  Zeile  der  ganzen  drei 
Zeilen  umfassenden  Bezeichnung  , Bürger-  und  Stadt-Bueh'  sich  von  dem 
theilweise  ganz  und  gar  abgeriebenen  Lederüberzuge  äusserst  leicht  weg- 
gewetzt iiaben   kann. 


Horawitz.     Beiträge  zu  deu  Sammlungen  von  Biiel'eu  I'h.  Melanchthons.  200 


Beiträge  zu  den  Sammln ugeu  von  Briefen 
Philipp  Melanclitlions. 


Von 

Adalbert  Horawitz. 


Ijei   meinen  Vorarbeiten    zur   Herausgabe   der   ungemein 
reichhaltigen  und  für  die  literarischen  Veihältnisse  des  Reibrma- 
tionszeitaltcrs  sehr  instructiven  Correspondenz  des  Kaspar  von 
Niedbruck    Avurdc    ich    auf    mehrere    Briefe    Melanchthons 
g-eführt,    die    in    den    Codicibus    9737    i.    und    k.    der    Wiener 
k.  k.  Hofbibliuthek  (Caps.  Koll.  II,  III,   XIII  und  XVII)  ent- 
halten  sind.     Ausserdem  fand  ich  noch  einige  andere  P]i)isteln 
und  Schriftstücke  Melanchthons  in  dem  Codex  0737  h.  (Caps. 
Koll.   II — IV)    derselben    Bibliothek.     Von    der    Ueberzeugung 
ausgehend,    dass  auch  keine  Zeile  des  trefFlicheu  „Praeceptor 
Germaniae"    geringgeschätzt    und  der  Vergessenheit  überlassen 
werden    dürfe,    übergebe    ich  im  Folgenden  diese  selbst  Bret- 
schneider  (Corpus  Reformatorum)  unbekannten  Documcnte  der 
Oeffentlichkcit.     Ich  thue   dies   trotzdem,    dass    vier   derselben 
in  dem  soeben  erschienenen  werthvollen  Supplemente  zum  Corpus 
Reformatorum  (Philipi)i  Melanchthonis  Kpistohie,  ludicia,  Con- 
silia    Testimonia     Aliorumque    Ad     Eum     Epistolae    Quac     In 
Corpore  Reformatorum  Desiderantur   disposuit  Henricus   Erne- 
stus  Bind  seil  etc.  llallis  Saxonum  G.  Schwetschke  1>^74)  edirt 
wurden.     Denn  diese  Edition  ward   nach   Chmels  schätzbarem 
Verzeichnisse  der  Wiener  k.  k.  Hofbibliothek  II.  Bd.  S.  235  f. 
veranstaltet,  an  welchem  Orte  —  an  flem  man  allerdings  der- 
gleichen    nicht    suchen  wird  —  jene  Briefe,  nicht  nach  den 
Originalen,  sondern  nach    einer   späteren   Abschrift   (in  Cod. 


oOO  Hoiinvitz. 

10«'J()4)  niitgethijilt  wurden.  Diess  ergab  über  luehrfaclie  Varianten ; 
bei  nr.  V  und  VI  meiner  Sannnlung-  konnte  ausserdem  noch 
die  bei  (Jhmel  a.  u.  O.  fehlende  Datii'ung  beigebracht  werden. 
An  sie  sciiliesse  ich  drei  in  Codex  5J737  i.  k.  befindliche  un- 
edirte  Briefe  des  Joachinius  I.  Camerarius  an.  Wenn  die 
letztere  Mittheilung  auch  gegen  die  herrlichen  Schätze  der 
Camei'ariussammlung  in  München  gehalten '  unbedeutend  er- 
scheinen mag,  so  richten  sich  diese  Briefe  des  geistesverwand- 
ten Strebegeuossen  —  die  ich  aus  von  Niedbrucks  Correspon- 
denz  heraushob  —  wohl  am  besten  an  die  des  grossen  Freundes 
an.  Ihnen  folgt  ein  für  die  Charakteristik  Niedbrucks  wichtiges 
Schreiben  desselben  an  Flacius  Illyricus.  Bevor  ich  den  Text 
der  Briefe  —  mit  möglichster  Schonung  der  Orthographie  — 
mittheile,  soll  vor  Allem  über  die  Person  des  Adressaten  Einiges 
beigebracht  werden,  das  allerdings  bei  der  Veröffentlichung  der 
Correspondenz  von  Niedbrucks  noch  manche  Erweiterung  und 
Vervollständigung  erfahren  dürfte. 

Kaspar  von  Niedbruck,  wie  es  scheint  in  Metz  geboren,^ 
gehörte  einer  angesehenen  lothringischen  Familie  an.-'  Schon 
um  das  Jahr  1429  wird  ein  Grosse  Hannes  de  Nidebrucken 
erwähnt,  welcher  der  Stadt  Metz  abgesagt  und  mit  ihr  in  Fehde 
gerieth.  Durch  die  zwei  Söhne  eines  N.  von  Nidbruch ,  über 
den  ich  weiter  nichts  weiss,  theilt  sich  das  Geschlecht  in  zwei 
Linien;  die  eine  mit  dem  Doctor  der  Medicin  Johann  Bruno 
beginnend,  ward  1541  in  den  Adelstand  des  römisch- deutschen 
Reichs  erhoben,  die  andere  begründete  Hans  Marschall  von  N., 
aus  dessen  Ehe  mit  Marie  de  Sulon  Kaspar  und  Nicolaus 
(lebte  noch  um  1563,  nicht  mehr  um   1574)  entstammten.^ 

'  Ihre  Kenntniss  luit  uns  lv;ul  Halms  nie  rastende  Thätigkcit  in  jüngster 
Zeit  erschlossen.  Vgl.  Halm,  Ueber  die  handschriftliche  Sammlnng  der 
Camcrarii  und  ihre  Scliicksalo.  Münclien  ,  ak.-idcmischc  Biiclidnickerei 
1873,  luid  Vcrzeifhniss  der  handsi-lirit'tliclion  Sammlung  der  ('amerarii  in 
der  Staatsbibliothek  zu  München,  verfasst  von  K.  Halm.  München  1874. 

-  Dicss  lässt  sich  aus  der  Aiifschrift  eines  bisher  noch  iniedirten  Briefes 
Martin  Bucers  an  Nidbrmk  scliliessen,  der  ihn  um  1546  .Mettensis' 
nennt.  Vgl.  auch  den  Brief  des  Kasp.  Brusch  an  Niedbruck  in  Hora- 
witz  Kasp.  Bruschius  1874.  S.  225. 

3  Darauf  deutet  schon  der  Name  hin ;  ,Tu  nobilitatem  clarissimis  jiarentibus 
adeptus'  schreibt  Gessncr  in  der  Dedication. 

*  Cf.  J.  Siebmachor,  Wap]ionbuch.  Nürnberg  1870.  p.  51.  Dort  auch 
t.  33.  das  Wappen  der  Niedbrucks. 


Beiträge  zu  ilon  Samnilunpren  von  Briefen  Pli.  MelanclithonE.  301 

Kaspar  envuclis  in  Inunanistischen  und  juridischen  Studien, 
pflegte  dieselben  1547  in  Italien,  '  aber  auch  in  Wittenberg, 
wo  er  bei  Flacius  lllyricus  Vor]esung(in  über  Aristoteles' 
Politik  luirte.^  Sowohl  mit  lllyricus,  als  auch  mit  dem  Witten- 
berger Kreise,  vornehmlich  mit  Melanchthon,  Camerarius, 
Paul  El)er,  Kaspai-  Pcucer,  Hubert  Languetus  u.  A.  blieb 
er  fortan  in  Verbindimg.  Was  von  seiner  Anstellung  als 
Director  der  TTol'bibliothek  gefabelt  wird,  entbelirt  aller  Be- 
gründung;-' nachweislich  ist  nur,  dass  er  im  Januar  1553  Hofrath 
bei  König  Ferdinand  geworden ,  dass  er  für  Erzherzog  Maxi- 
milian, zu  dessen  Partei  ihn  seine  evangelische  Ueberzeugung 
führte ,  literarische  Aufträge  besorgt ,  dass  er  u.  A.  für  die 
Verbindung  zwischen  Maximilian  und  Melanchthou  thätig  war.  ^ 
Am  Hofe  vertritt  er  die  freiere  Richtung,  er  ist  es  ii.  A.,  der 
für  die  böhmischen  Brüder  intervenirte/"'  Am  26.  September  1557 
starb  er  zu  Brüssel"  wahrscheinlich  auf  einer  Gesandtschafts- 
reise, deren  er  im  Auftrage  des  Königs  Ariele  zu  unternehmen 
hatte.  V.  Niedbrucks  Ansehen  in  den  gelehrten  Kreisen  war  gross, 
seine  ungemeine  Gefälligkeit  in  der  Unterstützung  wissenschaft- 
licher Strebungen  erwarb  ihm  überall  Freunde  und  Lobredner, ^ 


'  Brief  von  Niedl)nicks  an  Sigismund  Gelens,  2.  März  1533  (Ms.):  Cum 
anno  47  Patauii  studiurum  causa  csspui ,  memini  me  tum  ibi  te 
videre,  veriim  quia  non  diu  ibi  mansi,  Bfiminiaui  concedens  non  potui 
tecum  familiariter  contrahere  studiurnni  coinmunicationem.  Nach  Gessner 
soll  er  auch   geläufiof  italieniscli   und   spaniscli  5>;es]iruchen  hahcu. 

^  Cf.  Flacii   Illyrici  Refutatio  Invectivae  Bruni. 

•'  Was  Lambecius  (Comment  von  I.  38)  Mosel  und  ihnen  nach  Alle  er/.älilen, 
dass  V.  Niedbruck  der  Nachfolg^er  Cuspinians  o;ewe.sen  sei ,  ist  schon 
dannn  ein  nonsense,  weil  Cuspinian  1520  starb,  v.  Niedbruck  noch  um 
1546  jnuenis  (von  Bvicer)  g-enannt  wird,  1547  a])er  iu  Italien  studii't. 
Uebrigens   ist  ja   erst   Hugo  Hlotius   der   erste  wirkliclie  Hot'bibliothekar. 

''  Sein  Gehalt  betrug  —  ausser  dem,  was  er  aus  dem  Hofstaate  des  Kiiuigs 
von  Böhmen  bezog  —  monatlich  10  Gulden.  Siehe  Fi  ruh  aber,  Hof- 
staat Ferdinands  I.  (Archiv  XXVI.  S.  14).  —  Am  Ki.Juli  1555  bestätigte 
ihm  Herzog  Karl  von  Lothringen  seinen  Adel. 

s  Cf.  A.Gindel.y,  Gesehielitederbiibmisehen  Brüder.  Prag  1857.1.  S.  428.  429. 

6  Seinen  Tod  beklagt  Melandi  tlnui  (Opera  IX.  360),  auch  Blahoslav  hört 
davon  (cf.  Gindely  I.  430). 

"  Beweise  dafür  gibt  seine  Correspondenz  in  reicher  Fülle,  u.  A.  aber  auch 
die  Zonarasausgabe  von  Hieronyums  Wolf  um   1556. 


302  Horawitz. 

u.  A.  widnuite  ilim  K.  Gessner  in  den  schmeichelhaftesten 
Ausdrücken  den  Anhang  seiner  Bibliotheca  universalis  (1555). 
Niedbrucks  lebendiges  Interesse  gehörte  der  Kircheugeschichte 
an,  und  zwar  ist  es  die  genetische  Entwickelung  des  christ- 
lichen Lehrbegriftes  und  die  Kritik  an  den  durch  , Menschen 
geschaffenen^  Einrichtungen,  was  ihn  besonders  anmuthet.  Diese 
Studien  begründeten  sein  klares  Verständniss  und  den  brennen- 
den Eifer  für  die  Sache  der  Kirchenverbesserung,  wie  die  un- 
ermüdete  Hingabe  an  die  Arbeiten  des  Flacius  Illyricus  und 
seiner  Genossen.  Hier  ist  er  nicht  bloss  Vermittler,  sondern 
auch  Ratligeber  geworden;  so  hat  er  zum  ,Catalogus  testium 
veritatis'  angeregt,  fortwährend  für  das  grosse  Werk  der  ,Cen- 
turiatoren*^  Winke  und  Material  geboten ,  nicht  minder  aber 
Vermittelung  und  thatkräftige  Unterstützung. ^  In  seiner  Biblio- 
thek sammelte  Marcus  Wagner  d.  J.  ein  halbes  Jahr  für 
die  Kirchengeschichte  der  Centuriatoren.  Niedbruck  ver- 
schaffte demselben  auch  Empfehlungsbriefe  an  hohe  Gönner, 
sorgte  für  seinen  Unterhalt  und  gewährte  ihm  die  Reisekosten. 
Und  weiters  war  es  Niedbruck,  der  mit  allem  Eifer  daran  ar- 
beitete, Melanchthon  und  Flacius  zu  versöhnen,  ^  wie  er  denn 
überhaupt  eine  milde  und  irenische  Natur  gewesen  zu  sein 
scheint.  —  80  bedeutend  er  aber  unter  den  Gelehrten  seiner 
Tage  dastand,  dennoch  wurde  —  so  viel  ich  wenigstens  weiss 
—  keines  seiner  Werke  zum  Drucke  befördert;  Gessner  gibt 
a.   a.   ().   als    Werke    Niedbrucks  an : 

1.  Catalogus  singularuin  lectionum  quotidianarum   IG  ms. 

2.  Quaestiones  in  I  et  II  partitionem  dialecticarum. 
'->.  Quaestiones  dialectices  in   1(). 

4.  Expositiones  variarum  dictionum  graecarum  et  latinarum. 
Die    k.  k.  Hofbibliotlick    zu   Wien    aber    verwahrt   unter 
ihren  Manuscripten  folgende  Schriften  Niedbrucks: 

1.  Leges    ordine    Alpha   et   Beta   collectae  cum  indicatione 
praecipuorum  authorum,  qui  in  eas  scripserunt  nr.  lO.'UJG. 

2.  Adversaria  iuridica  nr.   1().'}54. 

o.   Dictata    ab    eo    in    Academia    Aurelianensi     excerpta     et 
scripta  nr.   lOoTl. 


'  Vgl.  ilaiüber  W.  P reg- er,  M.  PMacius  Illyricus  und  seine  Zeit.  Erlangen 

IS;'.;»  uiul   1H(>1.   II.  41S  (V. 
2  Preger  a.  a.  II.   LS  tV.  e.  -Jo.  n. 


Beiträge  zu  den  Sammlungen  von  Briefen  Ph.  Melanchtbons.  303 

4.  Commentan'olns  ex  lectione  TTomori,  Demosthenis,  Cice- 
ronis  nr.  1)703. 

5.  Collectio  sententiarum  g^raecarum  nr,  1)005, 

0.  Sylloge  varianim  vocum  et  sententiarum  i2:raecarum  cuni 
interpretatione  latiua  nr.  970(J.    Aus  dem  Jahre   154 1. 

7,  Adversaria  ex  variis  auctoribus  nr.  1J701, 
Am  besten  wird  man  Niedbrucks  Sinnesart,  Wissen  und 
Beg-abung  aber  wohl  aus  der  aus  Hunderten  von  Briefen  be- 
stehenden Correspondenz  ersehen  können ;  sie  zeigt  ihn  im 
Verkehr  mit  Greorg-  Aigmaier,  Arnold  Arlenius,  Caspar  Brusch, 
Martin  Bucer,  Johannes  Calvin,  Joachim  I.  (Jamerarius,  Georg 
Cassander,  Matthäus  Collinus,  Elias  Corvinus,  Jacob  Debilleu, 
M,  Flacius  lilyricus,  Nicolaus  Gallus ,  Johannes  und  Konrad 
Gessner,  Justinus  Gobier,  Cornelius  Gualther,  Sebastian  Gross, 
Thaddäus  Hagek,  Job.  Bapt,  Heintzel,  Sigismund  von  Hei'ber- 
stein ,  Johannes  Herold,  Johannes  Hoppius,  Daniel  Hornung, 
Michael  Hospitalis,  Conrad  Hubert,  Andreas  Hjperius,  Erh. 
von  Kunheim,  Hubert  Languetus,  Peter  Lottichius,  Johannes 
Mathesius,  Daniel  Mauch,  Ph,  Melanchthon,  Thomas  Mitis, 
Franciscus  Moschenius,  Martinus  Mylius,  Johannes  Oporinus, 
Valentinus  Pacaeus,  Hieronymus  Pesolt  (Besold),  Heinrich  Petri, 
Casp.  Peucer,  Val.  Poullain,  Petrus  a  Rotis,  Sim,  Sartius,  Johann 
Segger,  Johannes  Sturm,  Georgius  Tanner,  P,  Vergerius,  Caspar 
Vogel,  Johannes  Wigand,  Wolfgang  Wissenburgius,  Hieronymus 
Wolf  und  Andere,  Es  soll  meine  nächste  Sorge  sein ,  diesen 
Briefwechsel  in  rascher  Folge  der  allgemeinen  Benützung  zu- 
gänglich zu  machen. 

Was  nun  hier  gegeben  wird,  bietet  —  so  gering  es  auch 
sein  mag  —  Beiträge  zur  Chai'akteristik  nicht  bloss  Niedbrucks, 
sondern  selbst  Ph.  Melanchtbons.  Denn  auch  in  diesen  kleinen 
Briefen  und  Fragmenten  spiegeln  sich  die  rastlose  Bewegung, 
die  tiefe  Ergriffenheit,  das  felsenfeste  Gottvertrauen  des  wunder- 
samen Mannes  wieder.  Man  fühlt  doch  die  gewaltige  Erregung 
der  Zeiten,  den  schwer  lastenden  Druck  der  Verhältnisse  mit, 
unter  deren  Einflüsse  Melanchthon  schreibt.  Auch  hiei-  bilden 
die  liebevolle  Besorgniss  des  treuen  Hirten  um  seine  Heerde, 
die  Angst  vor  den  Schicksalen,  welche  der  Kirche  bevorstehen, 
die  Kränkung  lilxir  den  Abfall  der  alten  FreuncU;,  der  Kummer 
über    d'iv.    Verwirrungen,    welche   Fl.icianer    iiiid   andere  Secten 


304  Horawitü. 

der  Einheit  der  Kirche  bereiten ,  sowie  die  Fnrclit  über  die 
Verfolgunj>'en ,  denen  die  Protestanten  in  allen  Ländern  aus- 
gesetzt sind, '  den  Hauptinhalt  der  niitgetheilten  Briefe.  Dazu 
kamen  noch  die  Türkennoth  und  die  schlimmen  Prophezeiungen 
der  Astrologie,  der  ja  Melanchthon  —  wie  bekannt  zu  Luthers 
Aergei-niss  —  sehr  ergeben  war,  um  in  der  Seele  des  grossen 
Theologen  Weltüberdruss  und  Sehnsucht  nach  dem  Tode  zu 
erwecken.  Merkwürdig,  dass  nun  auch  er  zu  Luthers  Ansicht 
bekehrt  ward  und  das  Weltende,  wie  den  jüngsten  Tag  er- 
wartete. 2 

In  eine  heiterere  und  frohere  Stimmung  des  grossen 
Reformators  führt  uns  dagegen  nr.  XIL  der  Sammlung  ein. 
Der  Brief  an  Silberborn  ist  offenbar  auf  dem  Reichstage  zu 
Augsburg  um  L530  geschrieben  und  ist  ein  Seitenstück  zu  der 
freundlichen  Auffassung,  welche  Karl  dem  V.  im  Geiste  der 
Reformation  zu  Theil  ward.  •' 

Der  Brief  Niedbrucks  (ur.  XXII)  an  Flacius  lUyricus, 
dessen  Form  den  Einfluss  der  Melanciithouischen  Phraseologie 
zeigt,  ist  seines  Inhaltes  wegen  wichtig,  er  zeigt  den  regen 
Eifer,  die  Sachkenntniss  und  Umsicht  Niedbrucks,  und  gewährt 
einen  Einblick  in  die  Vorarbeiten  zum  Centuriatorenwerke. 


s.  1.  I.  23.  September  1553. 

Melanchthon  an  Kaspar  von  Niedbruok.  ^) 

S.  D.  Clarissime  vir  et  amice  carissime. 
Etiam  de  tua  integritate  cogito,  recordans  versum  dulcissi- 
mum,  quem  ex  Sophocle  citat  Clemens  Alexandrinus,  ^ 
'Aiuav  xb  ypT,c~y/  t/;v  Tc/jv   iyzi  o^üaiv 


'  Cf.  .xncli  Corp.  Ref.  VIII.   740  f.,  747,  753. 

^  Diese   Ansicht    wurd  übrigens    ziemlich  allgemein;  vgl.  darüber  meinen 

Caspar    IJruschiua,    Wien    und    Prag    1874.    In  Commission  bei  F.  A. 

Brockliaus  in  Leipzig. 
3  Eine    lateinische    Fassung    dieser  Epistel  findet    sich  allerdings  bei  Bret- 

schneider  Corj).  Ref.  II.  430.  Dennoch  glaubte  ich,  die  treuherzige  deutsche 

Form  derselben  ni(tlit  vorenthalten  zu  sollen.  S.  übrigens  Bindheil  b.  c.  Cl. 
*  Cod.  Pal.  Vieun.   9737  i. 
'•>  Str.im.  6.  j).  741  aus  Alcad.  108.  2.  Cf.  Opera  Melanthonis  VIII.  185  und 

IX.  43ß. 


Beitrag«  zu  den  Sammlungen  von  Briefen  Ph.  Melaiichthous.  305 

scio  te  uirum  Optimum  '  cum  in  omni  officio,  tum  vero  in 
amicitia  tueri  constantiam.  Quod  autcm  ad  te  non  scripsi, 
partim  tribues  occupationibus,  partim  2  dubitationi  meae,  quia^ 
quo  literas  mittam,  ignoro.  '  Pontanus  misit  mihi  tuam  Episto- 
]am  ante  octiduum.  Nunc  proliciscenti  ad  uos  Regis  Danici 
leg-ato,  doctori  Bernhardo  Frisio  viro  praestanti  ingenio  et 
virtute  dedi  hanc  cpistolam  subito,  quem  de  pace  harum 
regionum  ageutem  quaeso,  ut  amanter  excipias  et  adiuues.-^ 
Scio  tibi  magnae  voluptati  fore  eins  congressum,  propter 
ingenii  excellentiam ,  eruditionem  et  prudentiam  ipsius.  Oro 
autem  filium  dei  Dominum  nostrum  Jesum  Christum,  ut 
restituat  Germaniae  pacem,  Bene  et  feliciter  vale. 
Die  aequinoctii  autumualis.  1553. 

Philipp  US. 

Clarissimo  viro,  nobilitate  generis,  eruditione  et  virtute 
praestanti  D.  Casparo  a  Nidbruk  Consiliario  Regio,  Amico  suo 
carissimo. 

R(ecepi)  14.  Octob.  1553. 


s.  1.  II.  23.  December  1553. 

Melanehthon  an  Kaspar  von  Niedbruck. '' 

S.  D.  Clarissime  vir  et  amice  carissime. 

Vtrumque  praedixit  vox  diuina  in  hac  delira  mundi 
senecta"  et  futuras  esse  maiores  confusiones  generis  humani, 
quam  fuerunt  antea,  et  tarnen  filium  dei  etiam  inter  imperiorum 
ruinam  collecturum  esse  aeternam  Ecclesiam  voce  Euangelii. 
Hac  nos  vera  consolatione  sustentemus  et  speremus  aliqua 
futura  esse  Ecclesise  hospitia.  Doleo,  Germanicos  principes 
patriam    dilacerare    et   non    coniungere    vires    ad   reprimendum 

'  in  ist  gestrichen 

^  scheint  ein  et  gestrichen  zu  sein. 

^  ubi  gestrichen. 

■•  Nunc  cum  in  aulam  [?]  gestrichen. 

*  Ueber  die  dänische  Gesandtschaft   1.  c.    VIII.   149,   150,   15.S,  die  Succes- 

sionsangelegenheit  F.   B.   Buciiholz,  Geschichte  Ferdinand    des  Ersten, 

Wien  1836  VII.  555  S. 
6  Cod.  Pal.  Vienn.  9737  i. 
T  Cf.  Opera  Melauthouis  VUI.   185,  790. 
Sitzungbber.  d.  pliil.-lüb».  Cl.  LXXVI.  Bd.  II.  Hit.  2U 


306  Horawitz. 

communem  hostem  Turcicura  tyrannum.  Sed  hoc  qiioque  fatale 
est,  causas  accersere  fati.  Jubet  autem  Filius  dei  petere  miti- 
gationem  calamitatum  vera  inuocatione  dei.  Id  facio  nee  erunt 
irrita  piorura  vota.  Scriberem  tibi  de  sig-nificationibus  astrorum, 
quae  huic  anno  minitantur  atrociter  ,  nisi  Viennae  scirem  esse 
doctos  artifices.  Sed  profectae  dirae  significationes  sunt  et 
nondum  finis  est  germanicorum  bellorum.  Mitto  tibi  pagellas, 
quarum  lectionem  tibi  non  insuauem  fore  arbitror.    Bene  vale. 

Die  23.  Decembr.  1553.  Philip pus. 

Adresse :  Clarissimo  viro  nobilitate  generis  et  virtute 
praestanti  Casparo  a  Nidbruck,  Consiliario  Regio,  fratri  suo 
carissimo. 


s.  1.  III.  25.  Januar   1556. 

Melaiich,th.on  an  Kaspar  von  Niedbruck.  ^ 

S.  D.  Clarissinie  et  integerrime  vir. 

Et  debeo  et  habeo  -  tibi  gi-atiam,  quod  et  beneuolentiam 
erga  me  tuam  non  sinis  extingui  et  saepe  eam  literis  declaras. 
Ego  quia  tabellarios  ad-'  te  certos  non  saepe  habeo  scribo  rarius. 
Sed  memoriam  virtutis  tuae  et  amorem  erga  te  meum  nulla  tera- 
poruin  diuturnitas  aut  fortunae  ^  mutatio  extinguet.  Semper  eniiu 
virtus  diligitur.  Mitto  tibi  exiguum  libellum,  qui  et  studia  nostra 
et  voluntateni  erga  Ecclesiam  ostendit.  Ac  dei  beneficio  mediocris 
est  ecclesiarum  in  his  vicinis  regionibus  tranquillitas  et  studia 
doctrinarum  in  his  ^  vicinis  Academiis  mediocria  sunt,  quae  ut 
filius  dei  kz'(z:  aeterni  '•  patris  gubernet  et  adversus  turcicani ' 
tyraiiidem  et  contra  aliorum  barbarorum  furores  protegat,  toto 
pectore    eum    oro.     Quia  profecto    Ecclesia    dei    non    seruatur 


'  Cod.  Pal.  Vienn.  0737  i.  Dieser  Brief  ist  bei  Cliinel  II.  2.35  nach  Cod. 
Pal.  V.  1()8()-1:  lind  danach  in  Hindseil  1.  c.  p.  382  abgedruckt,  jedoch 
nicht  nach  dem  Originalbriefe.  —   Cf.  Opera  Melanthonis  VIII.  (»(jt)  f. 

2  q  gestrichen. 

'  V  gestrichen. 

*  iniuria  gestrichen. 

s  Bei  Bind.ieil  fehlt  ,his'. 

•"'  Chmel  liest :  aeternua. 

■^  Chmel  liest:  Turciam. 


Beiträge  zu  den  Sammlungen  von  Briefen  Pli.  Melanchtlions.  307 

humanis  praesidiis,  etsi  deus  praecipit  imperiis,  ut  eam  tegant,  * 
sicut  scriptum  est:  Reges  erunt  nutritores  tui.  ^ 

Bene  vale,  vir  optime. 

Die  conuersionis  (Petri  gestrichen)  Pauli  1556. 

P  h  i  1  i  p  p  u  s. 

Adresse:  Clarissimo  viro  generis  nobilitate,  eruditione  et 
virtute  praestanti  domino  Casparo  a  Nidbruck,  Doctori  juris 
Inclyti  Regis  Romanorum,  Hungariae  et  Bohemiae  Consiliario, 
patrono  suo  colendo. 


IV.  22.  März  1556. 

s.  1. 

Melanchttion  an  Erzherzog  Maximilian.  3 

S.  D.  Incljte  Rex  et  Domine  clementissirae. 

Ut  Daniel  inter  leones  sedet  et  tres  viri  Israelitae  sunt 
in  mediis  flammis  in  Clialdaea,  sie  in  maximis  periculis  est 
Regia  Maiestas  vestra,  quae  non  humanis  consiliis  regi  possunt. 
Sed  cum  certissiraum  sit,  homines  non  solum  ad  huius  vitae  mortalis 
aerumuas  et  ad  exitium  conditos  esse,  Sed  Filium  dei  Dominum 
nostrum  Jhesum  Christum  crucifixum  pro  nobis  et  resuscitatum 
colligere  aeternam  Ecclesiam  voce  Euangelii  et  non  aliter,  et 
velle  suam  doctrinam  andiri  et  custodem  esse  sui  coetus,  sicut 
cernitur  adesse  in  ipsis  flammis  apud  tres  vires  et  ipse  inquit 
omnes  capilli  capitis  vestri  numerati  sunt^,  oro  eum  toto  pectore, 
ut  seruet,  Gubernet  et  protegat  Regiam  Maiestatem  vestram  et 
faciat  eam  vas  misericordiae  et  Organum  salutare  suae  animae 
et  Ecclesiae  et  multis  populis.  Idem  ut  multi  alii  quoque 
precentur,  hortator  ero.  Reuerenter  etiam  commendo  Regiae 
Maiestati  vestrae  hunc  nunciuin  Doctorem  Johannem  Richter 
virum  integrum  et  referentem  cousilia  ad  ornandam  gloriam  dei 
et  ad  Germaniae  tranquillitatem,  ac  spero  industriam  et  fideli- 
tatem  eins  Regiae  Maiestati  vestrae  usui  et  gratam  fore.  Domi- 


'  Bindseil:  regant.  Ausserdem  sind  liiir  und  bei  den  andern  Briefen  will- 
kürlich viele  grosse  Anfangsl)Uclistaben  fresetzt  und  die  Adressen,  sowie 
die  Bemerkungen  auf  der  Ausseuseite  (z.B.  über  das  Datum  des  Empfanges), 
weggelassen. 

2  Corpus  Ref.  ^TII.  750,  77:^. 

3  Cod.  Pal.  Vind.  97:^7  h. 
*  Mattli.  10—30. 

20* 


o08  Horawitz. 

nus  Jhesus  Christus  seruet  incolumes  Regiam  Maiestatem  vestram 
et  inclytam  Reginam  ac  Filios  et  Filias.  Amen.  Datae  Anno 
1556  Die  22  Martii,  qui  fuit  dies  natalis  Max.  Aemyliani  Impe- 
ratoris  sapientis  et  iusti  proaui  Regiae  Maiestatis  vestrae. 

Regiae  Majestatis  vestrae 

seruus  Philippus  Melanthon. 

Adresse :  Tnclyto  Regi  ac  Domino  Domino  Max.  Aemyliano 
Regi  Bohemiae  Archiduci  Austriae  et  Domino  suo  clemen- 
tissimo. 

praesentatae  10  May  anno  56. 

s.  1.  V.  22.  März  1556. 

Melanchthon'  an  Kaspar  von  Niedbruck.  2 

8.  D.  Etsi  in  his  regionibus  domestica  bella  metuimus, 
tamen  profecto  magis  augor  animo,  intueus  vestros  conuentus, 
certamina,  pericula  publica  et  priuata,  et  scandala  et  confusio- 
nes  imperiorum,  quam  cogitans  de  me  et  de  mea  familia.  Ac 
filium  dei  dominum  nostrum  Jhesum  Cliristum,  custodem  Ec- 
clesiae  suae,  oro  toto  pectore,  ut  a'os  gubernet  et  protegat.  O 
Fili  dei  Jhesu  Christe,  qui  vere  missus  es,  ut  colligas  aeternam 
Ecclesiam ,  qui  pro  nobis  in  cruce  victima  factus  es  et  resur- 
rexisti  et  caput  es  ecclesiae  verae,  te  oro,  ut  ostendas  praesen- 
tiam  tuam  inter  nos,  qui  nunc  in  summis  periculis  te  inuoca- 
mus;  propter  tuam  gloriam  prohibe  scandala.  Tanto  in  dolore 
eram,  ut  nee  alia  nee  plura  scribere  possem.     Bene  uale. 

Die   natali  Max.  Aemyliani  imperatoris  sapientis  et  iusti. 

Adresse:  Clarissimo  viro  nobilitate  generis  prudentia  et 
virtute  praestanti  Casparo  a  Nidbruk ,  patrono  suo  carissimo 
In  inclyta  Vienna. 

R.  9.  Älaii  1556. 


'  Untersclirift  fehlt  zwar,  aber  aus  Schrift  und  Stil  ist  Melanchthon  leicht 

zu  erkennen. 
2  Zuerst    bei    Chmel  1.  c.  II.  234.    abf»'edruckt ,    doch     fehlt   die    Datiruug. 

Bindseil  nahm  wohl  desahalb  den  IJrief  nicht  in  seine  Sammlung  auf,  ich 

gebe  ihn  nach  Cod.  9737  i. 


Beiträge  zu  den  Sammhingen  von  Briefen  Pli.  Melanchtlions.  309 

s.  1.  VI.  1().  April  1556. 

Melanchthon  an  Kaspar  von  Niedbruck. ' 

S.  D.  Clarissime  vir  et  patrone  colende. 

Etsi  recens  scripsi,  tarnen  huic  nuncio-  ciui  nostro,  dedi 
hanc  epistolam ,  ut  a  te  literas  ^  peteret.  In  Saxonia  nunc  qui- 
dem  nihil  noui  audimiis,  nisi  fontis  historiam ,  qui  non  procul 
abest  a  Brunswig-a,  qui  mirandam  vini  habet  in  sanandis  mem- 
bris  lang-uefactis  paralysi  et  in  ^  sanandis  veteribus  ulceribus. 
Scaturig'o  est  in  terra  metallica,  in  qua  multum  est  w/.p^?,  cuius 
et  in  emplastris  usus  est.  Si  ad  vos  fama  peruenit,  credo 
niulta  adfing'i.  Sed  haee  quae  scribo,  vera  sunt.  Magna  vis 
est  haec^  etiamsi  sola  esset,  sanare  membra  lang'uefacta  TrapaAujc'..  ■'' 
]\Iultorum  fontium  iniracula  leguntur,  sed  hie  fons  antecellit. '^ 
Bene  et  feliciter  vale  et  rescribe.  ^ 

Die  16.  Aprilis,  quo  adhuc  ante  tres  horas  vidi  flagrantem 
cometam,  qui  *  altero  mense  ardet.  Deus  seruet  Ecclesiam 
suani  et  nos  in  ea. 

P  h  i  1  i  p  p  u  s. 

Adresse:  Clarissimo  viro,  nobilitate  generis,  prudentia 
eruditione  et  virtute  praestanti  Casparo  a  Nidbruck  Doctori 
juris,  patrono  suo  colendo. 

R.  6.  Maii  1556. 

Leipzig.  VII.  14.  Juni  1556. 

Melanchthon  an  Kaspar  von  Niedbruck.  ^ 

S.  D.  Clarissime  et  integerrime  vir. 

Pluriraum  omnino  refert  habere  consiliorum  rectorem, 
ut    scis    illud  7jv   -£    o'jc    ip/syivo).  '"     pjtsi    igitur    non    seiebam 

'  Zuerst,  jedoch  ohne  Datirung  bei  Chmel  1.  c.  II.  234.  Fehlt  bei  Bindseil. 
Ich  theile  den  Brief  nach  Cod.  9737  i.  mit. 

2  dedi  gestrichen. 

3  filii   [?]   gestrichen. 

*  curandi  gestrichen. 

*  Chmel:  -apa/.ja'.. 

6  Cf.  Melamhthons  Opera  VIII  731,  732,   7.35,  761,  763,  944. 
■  Ibid.   VIII.   695,   731,   743. 

*  Chmel :  iam. 

9  Bindseil  392,  nach  Chmel  1.  c.   II.  233. 
'0  Bindseil:  ipyo^ivwv.    Ilias  X.  224. 


310  Horawitz. 

an  '  esses  Belgici  itineris  conies,  tarnen  hanc  ^  breuissimam 
epistolam  subito  dedi  viro  illustri,  excellenti  noLilitate  et  virtute, 
Andreae  '  Ungnaden,  ut  si  ad  te  veniret,  te  alloqueretur.  Hor- 
tatus  sum,  ut  tuam  araicitiam  expetat  et  tecum  familiariter  luqua- 
tur.  GU[;,ßouAYj  '.spbv,  ^  Ideo  te  orp,  ut  eum  conipleetaris  et  consiliis, 
ubi  poteris  iuues.  Oro  autem  filium  dei  dominum  nostrum 
Jhesum  Christum  }.6yov  xal  eixova^  aioi'cu  Tcatpb?,  c  magni  consilii 
angelum,  ut  te  et  omnes  inuocantes  ipsum  regat  et  protegat. 
Bene  vale;  die  14.  Junii  56.  Lipsiae  subito. 

Adresse:  Clarissimo  viro  nobilitate  generis  et  virtute 
praestanti  D.  Casparo  a  Nidbruck  Consiliario  inclyti  regis 
Max.  Aemiliani  etc.  amico  suo  carissimo. 

R.  22.  Juli  1556. 


s_  [.  VIII.  30.  Juni  1556. 

Melanehth.on  an  Kaspar  Peucer. ' 

S.  D.  Carissime  fili.  Si  Caspar  a  Nidbruk  '^  ad  vos  iutra 
triduum  venerit,  dicas,  ut  recta  ad  nos  Lipsiam  accedat, 
meque  in  aedibus  Camerarii  quserat,  ubi  etiam,  si  interero 
examini,  tamen  indicari  ei  poterit,  ubi  quserendus  sim.  Si 
veniet  die  Jouis,  istic  me  expectet.  Nam  hoc  biduo/-*  deo 
iuuante,  has  operas  absoluemus.  Mitto  vobis  nuces  Myristicas, 
ut  iussistis.  Dens  vos  et  nos  protegat.  Dominus  Wolfgangus  astabat 
haec  scribenti  et  flagitat  tuum  promissum  r^epl  a-fy^iz^q  Idem 
flagitabat    filius  Joachimus.     Nam    patcr    Cygneam  '»   prolectus 


1  Bindseil:  scribam  cum. 

2  bren  gestrichen. 

3  Biudseil:   A.ndiae.  (hier  ist  ein  Buchstabe  durchstrichen.) 
*    Bindseil:  aupßouX^  'hpou. 

5  ein  kleines  unleserliches  Wort  durchstrichen. 

6  Melaiithonis  Opera  \'III.   779.   788. 

1  Bei  Bindseil  1.  c.  304  nach  Chmcl  1.  c.  II.  233. 

8  Bindseil:  Nydbruck. 

9  Bindseil:  triduo. 
'0  Zwickau. 


Beiträge  zu  den  Sammlungen  von  Briefen  Ph.  Melanchthons.  ol  1 

est.     Eius    reditus    hodie    expectatur.     Bene  vale.     Pridie  Cal. 
Julii  Zinstag-  50. 

Philipp  US. 
Adresse:    Clarissimo    viro    cruditione  et  virtute  praestanti 
D.   Casparo  Peucero  g-enero  suo  carissimo. 

s.  1.  IX.  5.  Juli  1556. 

Melanchthon  an  Erzherzog  Maximilian. ' 

S.  D.  Inelyte  et  serenissime  Rex. 

Domine  clementissime. 

Mirabiliter  et  colligit  et  seruat  Filius  dei  Dominus  uoster 
Jhesus  Christus  Ecclesiam  seternam  inter  Imperia  horribiliter 
tumultuantia  in  hac  vita.  Et  interdum  addit  Ecclesiae  salutares 
Reges  et  principes ,  ut  (melius)  ^  propagatio  doctrinae  magis 
fieri  possit.  Tales  t'uerunt  Dauid,  Salomon,  Josaphat,  Ezechias, 
Josias,  Cyrus, 3  Constantinus,  Theodosius  et  alii  quidam.  Huie 
coetui ,  qui  et  deo  carus  est  in  tota  aeternitate ,  et  salutaris 
fuit  Ecclesiae,  ut  et  Regiam  Maiestatera  vestram  adiungat 
filius  dei,  toto  eum  pectore  oro.  Sic  in  psalmo  concionatur  deus 
Regibus.  ,Et  nunc  Reges  intelligite.  Aperite  portas  principes 
vestras.'  •  Omnino  iam  opus  est  Europae  Domino,  qui  in  tantis 
tenebris  pontilicum  de  ecclesiae  salute  cogitet,  Et  multorum 
mentes  intueatur. ''  Oro  autem  ipsum  filium  dei  dominum 
nostrum  Jhesum  Christum  crucilixum  pro  nobis  et  resuscitatum 
custodem  Ecclesiae  suae,  ut  Maiestatem  vestram  semper  gubernet 
et  protegat,  et  faciat,  ut  Regia  *>  Maiestas  vestra  sit  oi'ganum  dei '' 
salutare  universae  Ecclesiae  ad  posteritatem.  Idem  veris  gemi- 
tibus  et  precibus  petere  multos  pios  homines  nou  dubito.  Bene 
et  feliciter  valeat  Celsitudo  vestra.  Die  quinto  ^  Julii  1556. 
Regiae  Maiestati  vestrae 

addictus 

Phillippus  Melanthon. 

'  Nach  Chmel  II.  '.235,  bei  Biud.seil  ;U)4. 

-  Ge.striclieii. 

3  Melanthonis  Opoia  VIII.  726. 

*  Psalm.  2—10,  117  —  19. 
^  Hitidseil  hat :  intiicntur. 
6  Fehlt  bei  Biud.seil. 

"^  Dei  fehlt  bei  Biudseil. 

*  Bindseil:  4. 


312  Horavvitz. 

Adresse:  Inclyto  et  Serenissimo  principi  ac  domino  domino 
Maximo  Aemyliano  Reg-i  Boiemiae,  archiduci  Austriae^  etc.  domino 
suo  clementissimo. 

De  dato  5  Julii  anno  56.  <T>.  M. 


ß.  1.  X.  1.  Januar  1557. 

Melanclithon  an  Sebastian  Gros. ' 

S.  D.  pax  optima  rerum, 

Quas  homini  nouisse  datum  est,  pax  una  triiimphis  innume- 
ris  potior,  inquit  ille.  Ac  scio  honestissimum  senatum  vestrum 
maxime  uoluisse  et  velle,  ut  et  pax  esset  in  Germania  et  flo- 
rerent  Respublicae  iustitia  et  disciplina,  et  Deum  quotidie  oro, 
ut  urbem  uestram  protegat.  Cum  autem  et  initio  necessariae 
defensionis  causa  iusta  arma  sumseritis,  scimus  nos  et  post 
bellum  non  uelle  populum  ex  iustis  possessionibus  excuti',  sed 
uelle  finem  belli  esse  pacem,  et  supplicum  conseruationem  ut 
vetus  oraculum  praecipit:  Non  violentur  (?)  supplices.  Debetur 
autem  annua  pensio,  ut  scitis,  iusta  emptione  constituta,  uiro 
clarissimo  Vito  Ortel  ^  Wiussemensi  Doctori  artis  medicae, 
quae  numeranda  erat  in  praefectura,  quamtenuit  Marchio  Albertus. 
Haec  pensio  iam  annos  quinque  propter  bellum  non  uumera 
est.  Orat  igitur  doctor  Vitus,  ut  amplissimi  senatus  auctoritate 
uestri  adiuuetur,  ut  rursus  sibi  debita  pensio  numeretur. 
Ea  in  re  ego  quoque  uos  ualde  oro^  ut  ei  opem  feratis. 
Alit  viduam  matreni  et  utiliter  seruit  studiis  doctrinarum. 
Tales  in  causis  iustis  tueri,  pietas  est  Deo  grata.  Oro  autem 
et  ego  Deum  aeternum  patrem  domini  nostri  Jhesu  Christi,  ut 
vos  et  vestros  seruet  incolumes.     Bene  et  feliciter  valete.  Cal. 


»  Cod.  Pal.  Viiul.  0737  h.  Schlecht  leserliche  Copic.  S.  Gross,  Rathsherr 
von  Nürnberg,  ein  so  frommer  Mann,  dass  er  äusserte,  lieber  die  ganze 
Welt  beleidigen  zu  wollen,  als  einen  guten  Priester,  starb  als  Pfleger  der 
Reichsveste  am  14.  Mai  1558.  Cf.  Noppitsch  Suj)plcment  zu  WiU's 
Nürnberger  Gelehrten-Le.xicon  I.  S.  424.  Mit  .seinem  Sohne  Seba.stian, 
der  in  der  Donau  ertrank  (Will,  Münzbelustigungen  II,  348,  352)  stirbt 
das  alte  Geschlecht  aus. 

2  Ueber  Mtnn  Oertol,  Professor  der  griechischen  Sprache  in  Wittenberg 
cf.  Melanthonis  Opera,  cf.  auch  seine  Oratio  in  fuuere  Melanth.  ibid. 
X.   187. 


Beiträge  zu  den  Sammlungen  von  Briefen  Ph.   llelanchthons.  olo 

Januarii  Aimi  1557,  qiii  ut  sit  faustus  et  felix  ecclesiis  et 
earum  hospitiis  et  nobis  et  nubis  faciat  filiiis  Dei  dominus 
noster  Jliesus  Christus  crucifixus  pro  nobis  et  resuscitatus  Eccle- 
siae  suae  custos.  Amen. 

Philippus  Melantlion. 

Clarissimo  viro  sapientia  et  virtute  praestanti  domino 
Sebastiane  Gros  Seuatori  inclytae  urbis  Norinbergae ,  patrono 
suo  coleudo. 


s.  1.  XI.  8.  April  s.  a. 

Melanchthon  an  Wolfgang  Tallinger.  ' 

S.  D.  Clarissime  vir  et  amice  colende.  S^epe  recito  uersum 
in  quo  numeri  sunt  graeci  poetae  Theocriti,  sententia  uero 
multo  ante  diuinitus  tradita  est.  E'jcrsßecov  Tuaiosaai  ~b.  XwVa,  cucaa- 
ßscov  o'  0U.2  Idem  n.  vox  diuina  in  psalmo  inquit:  Generi  rec- 
torum  benedicetur.  ^  Cum  igitur  deo  pie  et  utiliter  seruias  in  eru 
dienda  iuuentute,  spero  et  tuam  sobolem  deo  curae  esse.  Et  ut 
te  et  tuos  gubernet  ac  seruet  incolumes ,  eum  oro.  In  filio 
tuo  Casparo  indoles  idonea  est  ad  virtutem,  et  doctrinae  capax. 
Nam  ipse  eum  audiui  et  Nicolai  fidem  in  eo  regendo  probe, 
qui  et  erudito  viro  eum  commendauit  exercendum  cum  aliis 
auditoribus,  quorum  consuetudo  filio  tuo  prodesse  potest.  et 
filii  studia  inspiciam.  In  tantis  imperiorum  tumultibus  oro 
filium  dei,  ut  suara  cymbam,  ecclesiam  videlicet  et  in  ea  doctrinae 
lucem  et  disciplinam  conseruet,  quarum  optimarum  rerum  cura 
utinam  principes  sie  adficerentur,  ut  salutaria  remedia,  non 
uiolenta  vulneribus  Ecclesiae  qusererent  et  imitari  mallent  Samari- 
tanum  illum,  qui  viatori  saucio  medetur  longo  aliter,  quam  qui 
ferro  aut  igni  membra  corporis  integra  corrumpunt,  sed  spere- 
mus  et  expectemus  auxilium  a  filio  Dei.  Bene  vale,  die 
8.  Aprilis. 

Philippus  Me lauthon. 


1  Cod.  Pal.  Viiid.  9737  h.     Nicht  von  Molanthons  Hand. 

2  Cf.  Melanthons  Opera  X.  487.  Theocnt  26,  32. 

3  Psalm.   111  —  2. 


314  Horawitz. 


XII. 

Philippus  Melanchthon  Sagtt  Dem  Johann  Silberborn   seinen 

grus. ' 

Deynen  brieff  dariun  du  mier  der  Franczosenn  Studiern 
lobest  hab  ich  mit  g-rossem  last  gelesenn.  ünnd  freuet  mich 
laicht  weniger  mit  den  künsten  selbst,  dann  mit  den  Frantzosen, 
das  In  diesem  Elenden  Unfriedt  Welisch  vnnd  deutsch  Landes 
die  Künste  Irgendt  ein  fridlich  ortt  und  gleich  eynn  gewysse 
Wonung  vberkomenn  habenn.  Das  du  aber  von  mier  begerst, 
dier  etwas  von  dem  Augspurgischenn  Reichstage  zu  schreiben, 
Wiewol  mier  dieselbigenn  sachen  gedechnus  gar  nicht  lustig 
ist ,  Jedoch  damit  ich  nicht  die  fromsten  man  vndienstbar 
gesehenn  werde,  wil  ich  Deinen  Willen  wiltarenn  vnd  wie  der 
poet  spricht:  der  anfangk  soll  seinn  vom  Jupiter,  also  wollenn 
wier  anfangen  vom  Kayser,  dan  in  dieser  Versamlung  habe 
ich  nichts  loblichers  erkendt,  dan  die  Historia  des  Keisers. 
Es  hatt  ohn  Zweifel  bey  euch  gros  Verwunderung  sein  stete 
glückselikeit,  dis  ist  aber  noch  weidt  wunderlicher  vnd  eher- 
licher  (?),  das  ehr  In  so  grossen  glück  vnd  Wolfartt,  so  Ihm 
alle  dingk  nach  seinem  Willen  vergehen,  solche  messikeitt  des 
gemütlis  behaltett,  das  man  an  Ihm  nicht  spüren  magk  in  eiiii- 
chen  Wort  oder  werck,  das  ehr  ein  wenig  stoltzer  wehre.  Wel- 
chenn  Kaiser  oder  Kunnig  kanstu  aus  den  Historien  antzeigen, 
den  glückliche  dingk  nicht  verwandelt  habenn?  In  diesem 
einigen  hatt  des  glucks  gunst  nicht  mögen  das  gemuth  vonn 
seiner  StandhafFtikeit  abwerfenn,  kein  begier,  kein  zeichen  der 
hoffart,  oder  der  grausamkeitt  mag  an  Ihm  gemergkt  Werdenn. 
Den  Das  Ich  andere  Dingk  sehauenn  lass  Ihn  dieser  sach  des 
glaubens ,  darin  er  widder  uns  von  den  Widdersachern  mit 
wunderlichen  listen  Wirdt  angetzundt  Iladt  ehr  bisher  die 
vnsernn  freuntlich  gehört.  Aber  sein  Innerlich  (?)  leben  ist 
vol  aller  «"rlichsten  Exempeln,  der  Keusclieit,  messekeidt  vnnd 
Sparsamkeit.  Die  Haustzucht,  welche  vortzeiten  bey  deudschen 
Fürsten  Gantz  ernstlich  Wass,  wirt  itzt  allein  vnther  des  Kay- 
sers    liofl'gesindt    gehalten,    darumb    kau    kein    Vnfromer    sich 


3  Cod.  Tal.  Vind.  9737  h. 


Beiträge  zn  den  Samminngen  von  Briefen  Ph.  Melanchthons.  315 

einineng-en  Inn  seinen  dienst,  zu  Freunden  g-ebrauclit  ehr  alleinn 
fürtrefFlicher  männer,  Welche  ehr  selbst  vmb  der  tugent  Willen 
mit  erkentnuss  erwehlet  vnnd  wie  man  sagt,  das  Kaiser  Ale- 
xander sonderliche  gefallen  gehabt  hab  am  beywonen  Vlpiani, 
Des  Juristen  also  hör  ich,  das  vnserem  Kaiser  der  aller  ge- 
haimste  gewest  der  fromste  vnd  weiseste  man  vnd  gantz  ein 
ander  Ulpianus,  '  daraus  magstu  nhu  abnehmen  vom  wyllen 
vnd  sitten  des  Kaisers.  Dan  es  ist  ein  Her  dermassen  ge- 
sittet, wie  die  Jenigen,  mit  denen  ehr  vmbgehet.  Darumb  als 
ich  den  Kaiser  habe  angesehenn,  gedaucht  mich,  Ich  sehe  einen 
aus  den  lobligsten  Heldenn  vnnd  Halbgotternn,  die  Vortzeitten 
vnter  den  menschen,  als  wier  glauben  gewont  habenn,  vnd  habe 
geachtet,  das  viel  wahrhafftiger  Im  Gebüere,  das  Oracius  vom 
Kaiser  Augusto  geschrieben  hatt,  Dan  demselbigen,  Wie  fast 
ehr  ist  ein  from  vnnd  löblich  fürst  gewesen,  Nemlich  also 
,das  gestirn  vnd  die  fromen  gottern  haben  dem  erdtreich  nichts 
grosser  noch  bessers  gegebenn ,  dann  diesenn.  2  Vnd  Werdens 
auch  nicht  gebenn,  obgleich  die  alten  güldenen  zeitten  widder 
kemcn'.  Diese  dingk  habe  ich  vom  Kaiser  zu  schreibenn  ge- 
habt, die  mir  zu  gedencken  lustig  wahren.  Vnnd  achtet,  sie 
wurdenn  dier  auch  lustig  Averden.  Den  wehr  solt  nicht  lust 
habenn  an  diesem  zusamstymmen  vnd  Vereinigung  der  aller- 
schonsten  thugenden,  Zuvoraus  in  einem  so  grossen  fürsten. 
Die  ander  Historia  des  reichstags  Hatt  ein  lange  Tragoedia.  '^  .  .  . 


Pragmenta  epistolarum  Ph.  Melanchthonis.  ' 

XIII. 

S.  D.  Locutus  sum  cum  Pontano  de  illu  uegocio,  de  quo 
consuluisti    cum.     Js   respondit    se    nihil  dubitare  quin  Cancel- 

'  Es  ist  der  Kanzler  Mercurinus  gemeint. 

2  Der  lateinische  Text  Inutet: 

Hoc  nihil  maius  meliusve  terris 
Fata  donanere,  bonique  Divi 
Nee  dabiint,  quamvis  redeant  in  auruni 
Tempora  priscum. 

3  Die    Fortsetzung   des    hier   abbrechenden    Briefes   bei   Bretsciineider   1.    c. 
II.  481  in  lateinischer  Sprache. 

■•  Alle  Fragmeuta  sind  dem  Cod.  Pal.  Vind.   9737  h.  ontnoninicn. 


316  Hoiiiwitz. 

lai'ius  Christannns    eaflem    de    re    rescriberet,   quare  nihil  opus 
esset,  ipsum  .... 

XIV. 

S.  D.  Vestram  historiam  vidi  et  non  solum  placuit  mihi 
diligencia  vestra,  sed  eciam  opus  ipsum,  quod  meo  iudicio  hoc 
nomine  gratum  erit  lectoribus  doctis  et  indoctis,  quia  ordinem 
temporum  et  res  maxiraas  tanta  breuitate  complectetur.  8i  .  .  .  . 
excudetur,  si  mihi  permiseritis,  interdum  quiedam. 

XV. 

S.  D.  Ut  in  Republica  multa  sunt  inextricabilia  negocia, 
quae  ut  sanet  deus  aeternus ;  pater  domini  nostri  Jesu  Christi, 
oremus,  ita  priuatorum  hominum  furores  sibi  ipsis  sepe  negocia. 

XVI. 

S,  D.  Etiamsi  non  semper  colloqui  licet,  tarnen  honesto- 
rum  et  doctorura  virorum ,  praisertim  eorum,  cum  quibus  et 
amicitia  et  societate  sanctissimi  muneris  docendi  coniunctus 
suni,  memoriam  ex  animo  effluere  non  sino.  de  eo  uero  sepe 
cogito ,  quia  Ingenium  tuum  et  grauitatem  constantiamque  in 
onmi  officio  semper  amaui.  Et  gaudeo,  reliquos  esse  doctrinae 
et  virtutis  cultores,  etiamsi  nos  .... 

XVII. 

S.  D.  Cariss.  Christophore.  Nuper  cum  in  oppido  nostro 
essem,  literas  ad  te  daturus  eram,  si  ad  me  terapestive  nuntius 
venisset,  sed  ita  eram  occupatus,  ut  postea  .... 

XVIII. ' 

S.  D.  Gratias  ago  vobiscum  deo  aeterno,  Patri  domini 
nostri  Jesu  Christi,  conditori  Ecclesiae  suae  una  cum  tilio  suo 
domino  nostro  Jesu  Christo  et  cum  spiritu  sancto  suo ,  quod 
repressit  hactenus  diaboli  furores  grassantes  adversus  Ecclesias, 
in  quibus  vocem  Euangelii  sonamus,  et  incitantes  impios  reges 
et  principes  contra  nos;  quodque  nunc  armauit  dextram  Elec- 
toris  Saxonici  Johannis  Friderici  et  clementer  adiuuit  ac  victo- 
ria    ornauit.     Nuper    mihi    quidam    scripsit,    unum    ex  ducibus 


'  Nach  Luthers  Tode  geschrieben. 


Beiträge  zu  Jen  Sanimlungen  von  Piiefeii  Pli.  l[eIaiifbthons.  ol7 

Cuppadocis  dixisse  effossuros  se  esse  Lutheri  corpus  et  obiecturos 
canibus;  nominatiin  etiaui  de  d.  Pastore  et  me  trucidandis 
dixerunt.  (Haec  et  videt  et et  curat  dominus.)  ' 

XIX. 

Gedicht  Melanchthons.'-' 

Pauperibus  praeg-uans  ego  sum  niedicina  sakisque 
Diuitibus  splendor,  Pontifi(;umque  decus. 

Encomion  Musicae. 

Musica,  tu  placidis  mulces  concentibus  aurem 
Moestaque  mirando  mimere  corda  leuas. 
Unica  tristiciam  vario  blandissima  cantu 
Vincis  et  excellis  voce  sonante  Deum ; 
Sanctaque  diuinis  stimulat  qui  pectora  flammis 
Spiritus  hac  iungit  saucia  corda  sibi. 
nie  dedit  moestae  iucundaque  cantica  meuti, 
Jussit  et  hie  auimos  iubila  ferre  pios. 
Cantica  non  igitur  cessato  pangere,  nam  sie 
Conuinces  summum  Candida  Musa  Deum. 
Atque  Deo  grates  ardenti  pectore  canta 
Accendens  variis  anxia  corda  modis. 


Anhang. 

s.  1.  XX.  30.  Sept.  1.55G. 

Joachim  Camerarius  an  K.  v.  Niedbruck.  ^ 

S.  D.  Cog-noui  uos  a  Belgico  in  Austriam  esse  reuersos, 
miseram  autem  literas  filii  niei  Johannis,  scriptas  ad  tuam 
praestantiam  (quemadmodum  conuenerat),  in  illa  loca,  in  quibus 


'  Ausgewisclit. 

2  Cod.  Pal.  Vind.  9737  h.     Der  Zettel,    auf  dem  es  geschrieben,    ist   stark 

verbunden. 
••»  Cod.  Pal.  Vind.  9737  k. 


318  Horawitz. 

te  posse  reperiri  arbitrabar.  Sed  de  tempore  eamfacio  coniecturam, 

ut  literas  illas  ad  te  non  peruenisse  existimem.  Ne  igitur  nobis 

ipse    uideremus    defuisse,   alteras  ad  tuam  Praestantiam  literas 

exarare  iussi  filium  meum,  eas  his  inclusi  et  misi  ad  Cl.  V.  D. 

franciscum  Crameruin  (?)  summum  nostruni,  cuius    opera   facile 

ad  te   peruenturas  esse  scirem.    Quod  restat,  cum  uoluntas  tua 

mihi  perspecta  sit,  oecasio  scilicet  est  expectanda,  quo  Studium 

declaretur.       De  quo  oro  filium  Dei  id  eueniat,    quod  primum 

ad  ipsius  honorem  pertineat,    deinde    pro  aliis  et  nobis  prosit. 

Tuam  praestantiam  quam  felicissime  uiuere  opto.    Vale.  pridie 

cal.  Vllbr  56. 

Joachimus  C. 

Adresse :  Amplissimo  domino  genere  virtute  et  sapientia 
praestanti  Caspari  a  Nidbruck,  Serenissimae  Regiae  Rom.  Maie- 
statis Consiliario  ....  domino  suo  obseruando. 

R.  12.  Octob.  56. 

s.  1.  XXI.  7.  Mcärz  sine  anno. 

Joachim  Camerarius  an  K.  v.  Niedbruck.  ' 

S.  D.  Mens  filius  nuper  ascripsit  mihi  salutera  a  prae- 
stantia  tua  et  mirari  illam  significauit,  quod  ad  literas  ipsius 
nihil  respondissem :  Ego  vero  a  T.  Pr.  unas  nuper  accepi  cum 
indice  quorundam  librorum,  de  quibus  statim  meos  percontari 
iussi.  Atque  expectaui  hactenus,  ut  ostenderes,  quid  dein- 
ceps  tieri  uelles.  Sum  autem  paratus  pro  mea  virili  inseruire 
praestantiae  Tuae,  quam  bene  ualere  et  beneuolentiam  erga 
me  suam  retinere  cupio.  Tuaeque  praestantiae  me  et  meos  com- 
mendo.  Vale.  Non.  Martii 

T.  pr.  deditissimus 

Joachim.  Camerarius. 

Adresse:  Amplissimo  domino  nobilitatc  virtute  et  digni- 
tate  praestanti  Caspari  a  Nidbruck  et  Viro  praestantissimo  D. 
S.  obseruando. 


•  Cod.  Pal.  Vind.  9737  k. 


Beiträge  zn  den  Sammlnngen  von  Bripfeii  Pli,  Melanohtlions.  ol9 

1.  September   (1550?) 
s.  1.  XXII. 

Joachim  Camerarius  an  K.  v.  Niedbruck.  ' 

S.  D.  Queniadmodum  cum  nuper  adesses  inter  nos  con- 
uenit,  ita  curatum  est,  ut  mens  filius  aliquid  literarum  ad  te 
exararet.  poterit  igitur  huraanitas  tua  cog-noscere  in  utraque 
ling-ua  scripturam  manus  ipsius.  Caetera  Deo  et  benignitatis 
tuae  studio  committo.  Vale.  cal.  Septembr. 

Tuae  dignitati  addictissimus 

Joach.  Camerarius. 

Wien?  XXIIL  1.  März  1553. 

Kaspar  von  Wiedbruck  an  Flacius  Illyricus.- 

P.  S.  Quas  nona  Novembris  anno  superiori  ad  me  dederas^ 
vir  in  domino  charissime,  heri  primum  accepi,  inclusam  quoque 
schedulam,  quae  instituti  tui  rationem  continebat.  Deo  maximas 
gratias  ago  et  nobis  congratulor,  quod  pios  Doctores  adeo 
benigne  nobis  largiatur  et  conseruet  hisce  ultimis  et  periculo- 
sissimis  sane  temporibus.  Non  dubito,  quin  hoc  opus  et  quod 
instituistis,  Ecclesiae  ac  piis  sit  magno  usui  futurum  et  praeci- 
pue  eam  ob  causam,  quam  ipse  refers  ad  refellendos  errores, 
quos  isti  vetustate  temporis  palliare  conantur.  Agnosco,  me 
hoc  debere  et  Deo  et  Ecclesiae,  ut  ad  rerum  verarum  pro- 
pagationem  pro  talento  conferam  nieos  labores  et  Deum  precor 
in  dies,  ut  faciat  me  vas  misericordiae  et  salutare  mihi  et  aliis 
piis.  Poterit,  quod  coepit,  perficere  pro  sua  voluntate.  Ego 
nullam  occasionem  praetermittam  faciendi  officium,  Deus  det 
succursum.  Hactcnus  a  biennio  maximopere  delectatus  sum 
visitatione  et  perlustratione  bibliothecarum.  Inveni  quaedam, 
quae  tuo  instituto  forte  deseruirent  ea  collegi  et  mecum  habeo, 
non  denego  vobis,  scribite  saltem,  cui  et  qua  ratione  tute  trans- 


'  Cod.  Pal.  Vienu.  9737  k. 

2  Cod.  Pal.  Vind.  9737  i.  Allerdings  fehlt  dem  Briete  die  Aufsclirift,  jedoch 

der    Inhalt,    sowie    der   beiliegende  Zettel  an  Gallus    beweisen,   da.ss   der 

Brief  au  M.  Flacius  lllyricus  gerichtet  ist. 


320  Horiiwitz. 

mittantur,  qui  etiam  manixs  sint  admoturi^  cum  scribas,  te 
tantuin  materiain  colligere,  alteri  scriptionem  mandaturus ;  non 
unius  erit  labor  meo  iudicio  et  forte  necesse,  ut  multi  sint, 
qui  ventilatis  paleis  g-rana  colligant.  Habuerunt  enim  et  illi 
viri  boni,  qui  scripserunt,  humanae  ofFuscationis  quaedam  '  neque 
tarn  serena  illuxerat  superiori  aetate  veritas,  attamen  lignum 
fumigans  minime  sufFocandmn  et  apium  more  non  venenum, 
quod  aranea,  sed  rorem  exsugere  oportebit.  Qua  in  re  opus 
erit  iudicio  et  delectu,  ut  liberaliter  institutus  in  doctrina  rel- 
ligionis  et  ueras  sententias  teneat  ad  resecandum  ea,  quae 
parum  veritati  consentanea  videbuntur  aut  quae  infirmos  pos- 
sent  remorari.  Idoneus  autem  esset,  quantum  ego  existimo, 
Dominus  Magister  Nicolaus  Gallus;^  placent  enim  mihi  scripta 
ipsius  etiam  hoc  nomine,  quod  multa  paucis  methodice  complec- 
tatur.  Ordinem,  quem  ^  sequitur,  ego  quoque  in  Cathalogo  tuo, 
saluo  uestro  et  meliori  iudicio,  probarem.  Quod  vero  ad  maius 
illud  opus  attinet,  crediderim  secundum  materias  distinguendum, 
ut  primum  secundum  capita . . .  ^  errores  circa  doctrinam  ab  anti- 
quis  taxati  recenseantur,  deinde  circa  ceremonias  et  ritus,  tertio 
aduersus  statum  ac  mores  Praelatorum  atque  Ecclesiasticorum 
a  capite  ad  calcem.  nihilominus  adiici  poterit,  quo  tempore, 
per  quem  et  ubi  scriptum  quodque  sit.^  Campus  erit  latissimus 
et  miris  coloribus  depingi  pro  merito  ppterunt.  Nam  huc  refe- 
renda,  quae  in  conciliis  a  viris  piis  in  medium  producta ;  articuli 
etiam  saniores  inserendi,  diuersi  ritus  ecclesiae  Grsecorum 
Orientalium  atque  Occidentalium,  quomodo  cumulati,  quid  quis- 
que  addiderit  de  suo,  id  ex  historiis  addi  possent,  et  nounulli 
nostra  aetate  quaedam  ediderunt,  ut  D.  Georgius  Maior  circa 
Missam  et  alii  alia,  quae  tamen  utpote  ex  historiis  antiquis 
desumpta  ut  antiqua  inter   vetermu    scripta   numeranda  essent. 

1  Früher  stand:  eo  quod,  wurde  aber  ausgestrichen. 

2  Ueber  ihn  u.  A.  P reger,  M.  Flacius  Illyricus  (passim)  und  Melanthonis 
Opera  VH.  972,  VIU.  102,  915.  IX.  519.  Gallus,  geboren  zu  Cöthen 
a.   1516,  stiub  als  Pfarrer  zu  Kegensburg  1570. 

2  Hierauf   stand    ,in  cathologo'    was  N.  später  strich,    darüber    schi'ieb    er 

dagegen:  sec.  tempotum  seriem. 
*  Von   hier   an   sind    die   letzten   Silben    der    Zeilen   nicht    mehr   oder  nur 

sehr  schwer  zu  lesen,  da  die  Blätter  arg  verbunden  sind. 
•■*  Oberhalb  des   Textes  steht  von  Tengnagels  Hand  geschrieben:  Methodus 

Historiae  Ecclesiae. 


Beiträge  zu  den  Sammlungen  von  Briefen  Ph.  Melanchthons.  321 

Habet  ille  quoque,  quem  noui ;  scripta  Chronica  varia,  ubi  de 
Pontificum  vitis  et  institutione  ceremoniarum  hinc  inde  aliquid, 
Item  missam  diui  Chrysostomi '  verum  Venetiis  excusa  est  typis 
g-raece  et  latine  cum  versione  Pelargi,  de  hoc  tarnen  libro  vobis 
relinquo  iudicium.  Tertia  pars  traetatus  cresceret  in  immensum, 
quia  mores  dissohitissimos,  auaritiam  inexplicabilem  et  nullum 
non  pene  genus  flagitii-  superior  quoque  aetas  detestata  est, 
quod  uaria  scripta  non  tam  theolog-icorum,  quam  et  poetai'um 
aliorumque  omnium  uationum  grauamina,  querelae,  protestatio- 
nes  legatorum  in  conciliis  et  talia  scripta  manifestum  faciunt. 
Item,  quae  diversi  ordines  contra  se  invicem  scriptitarunt,  quae 
multi  adversus  Beghardos,  Templarios  et  eius  farinae  homines. 
Hie  ortus,  origo^  tempora  fundationis,  progressus,  exitus,  plaga 
diuina  in  exterminatis  iucundum  argumentum  praeberet,  qualis 
nempe  nonnullorum  fuisset  vitae  innocentia  et  quam  mortui 
mundae  doctrinae  ac  vita  immundi  fuerint,  ex  cujusque  ordinis 
regulis,  quas  tenaciter  multi  sacris  literis  praeponunt,  recenseri 
quaedam  possent,  cum  breui  oppositione  ex  patrum  atque  con- 
ciliorum  pronunciatis.  In  hoc  opere  tripartito  (quod  ad  minimum 
tribus  viris  doctis  sat  negotii  praeberet)  quantum  ad  primum 
locum  attin^t,  qui  basis  esset  et  fundamentum,  possent  articuli 
controuersi  et  a  quibusdam  Magistris  nostris  condemnati,  post 
unam  atque  alteram  ex  sacris  literis  corroborationem,  deinceps 
ex  patribus  Augustino  et  aliis  piis  viris,  qui  se  mendaciis 
opposuerunt,  prolixe  et  sufticienter  comprobari,  ut  videant, 
quid  Catholica  obseruarit  Ecclesia  et  num  recenter  (?)  sint 
omnia  ambitiöse  excogitat? .  ^  Aliquot  doctis'  et  piis  adulescen- 
tibus  vel  potius  illis,  qui  in  disputationibiis  versati  essent,  tales 
doctores  perlegendi  committautur ,  cuique  saus  autor.  In  quo 
perlegendo  quicquid  ad  praenotatos  per  vos  articulos  contro- 
versos  spectare  existimaret,  excerptum  vobis  disponendum 
traderet.  Tentarunt  id  nonnulli  aetate  etiam  nostra  et  recenter, 
sed^   minus    pleno,    nam    saniores    Doctores    Ecclesiae^  legendi 

'  Tengnagel  schrieb  ad  marginem :    , Chrysostomi  Missa',  habet  ille  f|iioqixe 

ist  gestrichen. 
-  Oberhalb    des  Textes   stehen   die   Worte :    quo  in  quali   (?)  semper  otiosi 

illi  saginati.     Wahrscheinlich:  sues. 
^  Die   Worte:    .possot    Ililiicanus    Pellicanus    iitpote   versatissimus    a    multis 

annis  in  patribus'  sind  ausgestrichen. 
^  Hier  stand  früher  , multi'. 
Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  II.  Hft.  21 


322  Horawitz. 

essent,  hoc  per  literas  quoque  hinc  inde  apud  minus  occupatos 
ministros  confici  posset.  Pellicanus  '  forte  non  detractaret  ad 
certos  articulos  ab  aliquo  illi  perscriptos  et  de  quibus  con- 
venit  inter  vos .  prolixam  ex  patribus  annotationem.  Audio 
enim  iu  patribus  esse  versatissimum.  Omnium  opera  ad  opus 
tarn  varium  esset  utendum.  Quae  ille-  vir  colleg^it,  de  quo 
uuper  scripsi,  pauca  ■■  sunt ,  nee  potest  *  hoc  tempore  ut  vellet 
prouidere,  nam  aliis  diuexatus  negotiis  et  temporum  perturba- 
tione  praepeditus,  mauult  etiam  scriptionem  idoneis  et  exerci- 
tatis  iu  ea  professione  commendare.  Nihil  tarnen  remittit  de 
officio  boni  ac  pii  viri  etiam  apud  alios  cum  fructu  neg-otiandi, 
iu  quo  precatur  quotidie(se)  confirmari,  id  quod  et  uos  per 
Chinstum  a  Domino  rogabitis.  -^  Posteaquam  autem  miseris 
cathahogimi  tuum ,  non  desistet  per  omnes  christiani  nominis 
regiones  tales  autores  per  amicos  suos  perquirere  et  collectos*' 
vobis  transmittere ,  si  modo  certior  reddatm*,  quod  tali  operi 
manus  serio  admovere  cupiatis  et  inceperitis.  Habet  ille ' 
quoque  multa  et  colligit  quotidie,  quod  potest,  in  negotio  rel- 
ligiouis,  quocunque  idiomate  scriptum  a  tempore  repurgatae  "^ 
doctrinae  et  utriusque  partis  varia,  ea  tarnen  seruat  in  aliura 
fiuem,  Maximo  etiam  desyderio  tenetur  (?)  omnemque  occa- 
sionem  aucupabitur  vobiscum  ea  de  re  aliquando  conferendi. 
Mittit  tibi  hie  responsi  loco,  quae  ipse  habet,  ea  non  detrectat, 
si  opportune  mittere  possit,  prius  tarnen  per  literas  vestras 
certioratus,  cui  tuto,  quomodo  tradat,  quid,  qua  ratione  trac- 
tandum  constitueritis.  Quae  nondum  habet,  item  quae  in  Catha- 
logo  tuo  conscripta   vobis  deerunt  et  quae  in  Scheda  scripsisti 


'  Tengnagel  schrieb  ad  marginem:  Pellicanus. 

-  .boiius  Paceus'  ist  ausgestrichen. 

3  Früher  stand:  perexigua. 

^  ,ut  vellet  et'  ward  später  gestrichen. 

•'  Marginalnote :  ut  posset,  quod  proposituni  habet,  perfcere  in  domino,  con- 
firmetur  vera  agnitio  in  cordibus  nostris,  bisce  postremis  temporibus ,  iu 
quibus  etiam  electi,  si  possibile  esset,  a  pseuduprophetis  decipiantur.  — 
,Et  ut  deus  perticiat  in  uobis  quod  coepit'  ist  ausgestrichen.  Ich  bemerke, 
dass  hier  überhaupt  durch  das  viele  Ausstreichen  und  Darüberschreiben 
die  Schrift  schwer  leserlich  wurde. 

**  Früher  stand:  ,tibi-. 

'  Kein  Zweifel,  da.ss  Niedbnick   unter  diesem  ille  sich  selbst  versteht. 

^  Früher  stand:  restauratae. 


Beiträge  zu  den  Sammlaiigen  von  Briefen  Fh.  Melauchthons.  323 

te  desyderai-e,  non  desistet  omni  studio  perquirere,  nullis  sump- 
tibus,  quantum  pro  exig"uis  suis  facultatibus  suppeditare  poterit, 
in  hoc  tarn  pio  negotio  parceus. 

Vidit  etiam  indicem  librorum,  quos  Lazius  ^  habere  dicitur 
et  inter  omnes  forte  hoc  usui  -  vobis  fore  coniicit :  Albuini, 
Caroli  Magni  praeeeptoris,  commentarii  in  Genesim  et  de 
luysterio  sacrilicii  Missae  aliorumque  Ecclesiae  rituum  expli- 
cationes  ad  Carohiin  Imperatoreni  Maguum,  Ceeilii  Cypriani 
Carthaginensis  Episcopi  de  abusiuis  Ecclesiae,  Historia 
8aDctorum  Joannis  Baptiste,  Marci,  Lucae,  Clementis  Irenaei, 
Polycarpi,  ApoUouicas ,  Hippoliti ,  et  Cecili  Cypriani  Cartha- 
ginensis ex  archivis  Notariorum  primae  Ecclesiae,  Chro- 
nicon  universale  Pontificum  Romanorum  et  Caesarum,  Martini 
Presbyteri  ad  Innocentium  papam,  quae  desinit  in  Ottonibus, 
Epistolae  Historiales  Summorum  Pontificum  ad  Reges  Germa- 
norum,  Epistolae  et  fundationes  variorum  Germaniae  cum  epi- 
scopatuum  tum  coenobiorum.  Codex  (ut  in  iudice  erat)  anti- 
quus  et  utilissimus.  -^  De  sacrosancta  cruce  et  contra  Idolatriam 
incertus  autor  bono  elegiaco.  Sperat  ille  successu  temporis 
tales  libros,  quauis  arte,  bona  tamen  et  honesta^  se  habiturum 
esse.  Quicquid  taudeni  de  suo  talento  conferre  poterit,  faciet 
ut  debet  lubens.  Q.uod  ad  ipsum  voles '"  tradas  Domino 
M.  Nicoiao  Gallo  atque  ita  ex  ordine  ad  ipsum  etiam  sine  ulla 
inscriptione  perterreutur  commode.  Dens  aeternus  pater  Domini 
nostri  Jesu  Christi  gubernet  omnia  consilia  et  conventus  nostros 
provocatione  cujusque  ad  nominis  sui  gloriam  et  rerum  vestra- 
rum  propagationem  et  custodiat  reliquias  per  Jesum  Christum 
filium  suum  unigenitum,  tcv  |j.£7(r/;v  xat  tx£Tr,v  nostrum.  Amen. 
Valete  in  Domino.  Raptim  ex  Musaeo  nostro.    1^-  Martii  1553. 

Tuus  ex  animo  N.  quondam  etiam  in  illa  urbe,  ubi  nunc 
es,  probe  tibi  notus,  nunc  vero  ävövu|j,o;,  tui  autem  omnium  piorum 
non  minus  Studiosus. 


'  Tengnagel  schrieb  an  den  Kand:  Lazii  libri  alii. 
-  ,Apti'  gestrichen. 

3  Hier  mai-hte  Niedbruck  ein  *  als  Zeichen  des  besonderen  Werthes. 
^  Früher  schrieb  er:  ,recta'. 

^  Die  Worte:    ,Mittas    Domino    Mathesio,  hie  deinde  ad  euiu,  a  quo  hasce 
literas  accipiet'  sind  gestrichen. 

21» 


o2-4  Horawitz.  Beiträge  zu  den  Sammlungen  von  Briefen  Ph.  llelanchthons. 

XXIV. 

Kaspar  von  Niedbx'uck  an  Nicolaus  Gallus.  ' 

(Beiblatt  zum  vorigen  Briefe.) 

Domino  Magistro  Nicoiao  Gallo. 

Doctissime  vir  et  in  Domino  charissime.  Rogo,  ut  hasce 
ad  manus  Illyrici  -  ipse  redclas  et  quod  respondere  volet  tum 
inuolue  et  obsignatum  mittas  per  certum  tabellarium  Witten- 
bergam  ad  dominum  M.  Paulum  Eberum  facta  super  literis 
vestris  hac  inscriptione :  Domino  Leopoldo  Schwibermair  red- 
dantur.  Satis  erit,  si  ita  inscribas ,  hie  postea  tuto  curabit 
perferri. 


1  Cod.  Pal.  Vind.  9737.  i. 

-  Tenguagel  schreibt  dazu:  Flacius. 


SITZUNGSBERICHTE 


DER 


KAISERLICHEN   AKADEMIE  ÜEK  WISSENSCHAFTEN 


PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE  CLASSE. 


LXXVI.  BAND.  III.  HEFT. 


JAHRGANG  1874    -  MÄRZ. 


SitzuHgsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  III.  litt.  "22 

r 


VII.  SITZUNG  VOM  11.  MÄßZ. 


Der  Secretär  legt  das  von  dem  Herrn  Ministerialrath  und 
Vorstande  des  k.  statistischen  Bureaus  Mayr  in  München  an 
die  k.  Akademie  g-esendete  Exemplar  seiner  Statistik  des 
bayerischen  Unterrichtswesens  vor  und  verliest  das  Begleit- 
schreiben des  Verfassers. 


Sodann  legt    der  Secretär    eingesendete   Manuscripte  vor: 

von  Herrn  Dr.  Carl  Rieger  ,über  eine  Urkunde  Ludwig 
des  Deutschen  für  das  Kloster  Rheinau.  Ein  Beitrag  zur 
Geschichte  des  Kanzleiwesens  im  IMittelalter', 

von  Herrn  Adolf  Wolf,  Custos  an  der  k.  k.  Hofbibliothek, 
.William  Roye's  Dialogue  between  a  Christian  Father  and  bis 
Stubborn  Son', 

um  deren  Aufnahme  in  die  Sitzungsberichte  die  Ein- 
sender ersuchen. 


Vorgelegt   wird   ferner   von  dem  corr.  Mitgl.  Herrn  Prof. 
Hartel  die  Fortsetzung  seiner  ^homerischen  Studien^ 


An  Druckscliriften  wurden  vorgelegt: 

Accademia  Poutiticia  de'  nuovi  Lincei:    Atti.  Anuo  XXVII,  Sess.  1".  Roma. 

1874;  40. 
Akademie    der    Wissenschafteu,    Kgl.    Pieuss.,    zu    Berlin:    Monatsbericht. 

December  187.3.  Berlin,   1874;  80. 
Ameriian  Academy  of  Art«  and  Sciences:   Memoir.s.  N.  S.  Vol.  IX.,  Part  2. 

Cambridge,   1873:  4».  —  Proceedint,'s.  Vol.  VIII.  Sign.  52— (i.S.  8». 

California  .\cademy  of  Sciences:  Proceedings.  Vol.  V.  Part.  1.   1873.     San 

Francisco;  8". 

90* 


328 

Central-Commission,  k.  k.  statistische:  Mittheilnng-eu.  XX.  Jahrp^ang, 
II.  und  III.  Heft.  Wien,  1873  und  1874;  kl.  4".  —  Statistisches  Jahr- 
buch für  das  Jahr  1872.  I.  und  IX.  Heft.  Wien,  1874;  kl.  4«. 

Es  sex  Institute:  Bulletin.  Vol.  IV.,  Nrs.   1  —  12.  Salem,  1872;  S». 

Geschichts-  und  Alterthums  -  Verein  zu  Leisuig:  Mittheilungen,  III.  Heft. 
Leisnig,   1874;  8». 

Gesellschaft  der  Wissenschaften,  kgh  böhm.,  in  Prag:  Sitzungsberichte. 
Jahrgang   187.S.  Nr.  8.  Prag;  8«. 

—  k.  k.  mähr.-schles.,  zur  Beförderung  des  Ackerbaues,  der  Natur-  und 
Landeskunde  in  Brunn:  Mittheilungen.   187.S.  LIII.  Jahrgang.    Briinn;   4". 

Halle,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften  aus  dem  Jahre 
1873.    4»  und  8». 

Mayr,  Georg,  Statistik  des  Unterrichts  im  Königreiche  Bayern,  für  die  Jahre 
1860/70,  1870/71  und  1871/72  etc.  I.  Theil.  München,   1873;  folio. 

Nachrichten  über  Industrie,  Handel  und  Verkehr  aus  dem  statistischen 
Departement  im  k.  k.  Handels-Ministerium.  IV.  Band,  1.  Heft.  Wien, 
1874;  4". 

,Revue  politique  et  litteraire'  et  ,Revue  seien tifique  de  la  France  et  de 
l'etranger.  HP  Annee.   2'»«  Serie,   Nrs.  35  —  36.  Paris,  1874;  4". 

Wisconsin  Academy  of  Sciences,  Arts,  and  Letters:  Trausactions.  1870 — 2. 
Madison,  Wis.   1872;  8". 


Hartel.   Hoinoriscbe  Studien.  329 


Homerische    Studien. 

II. 

Von 

Professor  Dr.  W.  Hartel, 

conesp.  Mitglied  der  k.  Akiideinie  der  Wissenschaften. 


hjs  scheint  ebenso  umständlich  wie  unergiebig-  zu  sein, 
nach  den  von  C.  A.  J.  Hoffmann  in  den  Quaestiones  Homericae 
mit  so  grosser  Gewissenhaftigkeit  angestellten  und  jüngst  von 
Knös '  mit  so  viel  Fleiss  wiederholten  und  zum  Theil  erweiter- 
ten Untersuchungen  neuei'dings  die  Erscheinungen  des  Hiatus 
und  Verwandtes  nach  den  Bedingungen  ihres  Vorkommens  zu 
prüfen.  Aber  es  ist  nach  meinem  Dafürhalten  unerlässlich, 
wenn  man  diese  Erscheinungen  neben  den  im  ersten  Heft  der 
Studien  besprochenen  mit  beruhigender  Sicherheit  zur  Recon- 
struction  eines  älteren  Sprachzustandes,  als  die  Ueberlieferung 
uns  erhalten  hat,  verwerthen  will.  Auch  werden  wir  der  Ein- 
sicht in  die  lautlichen  Vorgänge  und  damit  einer  lebendigeren 
Erkenntniss  der  Form  dieser  ältesten  Dichtungen  des  grie- 
chischen Volkes  näher  rücken,  wenn  es  gelingt,  manche  falsche 
oder  verwirrende  Vorstellung  zu  erschüttern  oder  aus  dem 
Wege  zu  räumen. 

Bei  den  weit  auseinanderliegenden  Definitionen  des  Hiatus, 
welchen  die  Einen  als  das  Zusammentreffen  vocalischen  Aus- 
lautes mit  vocalischem  Anlaut  (Hoffmann  S.  53),  Andere  als 
das  Zusammentreffen  auslautender  kuizer  und  nicht  elisions- 
fähiger Vocale  mit  vocalischem  Anlaut  (Knös  S.  35)  erklären. 


'  De   flijjammo  Homerico  Quaestiones.   scripsit    0 1  a  n  s    V  i  1  o  1  m  n  .<»   Knös. 
Upsiila  universitets  Arsskrift   187'2.  Ilpsaliap   1872 — 187;-!, 


330  Hartel 

wollen  wir  nicht  erst  verweilen.  Sie  sind  rein  äusserlieh  und 
streifen  das  Wesen  der  Sache  kaum.  Die  Beg-egnung  zweier 
Vocale  in  den  Versen  i^^opa  [j.oi  evvs-e  oder  ■K'kdyyjyq  z~e<.  ist  nicht 
mit  Verschlussbildung  des  Organs  verbunden,  es  ist  nicht  eine 
Trennung,  sondern  eine  Verschmelzung  zwischen  oi  und  £,  vj 
und  £  wahrnehmbar.  Hingegen  wurde  der  Zusammenstoss  des 
elisionsfähiffen  e  mit  z  in  dem  Verse 


"ö" 


auiap   eywv  'TOaxr^vos   £A£uao[j.ai,   ö^pa  oi  ui6v 

an  dieser  Stelle  wohl  ertragen  und  zählt  zu  den  allergewöhn- 
lichsten  Erscheinungen.  Man  sieht,  die  Beantwortung  der  Frage, 
der  Zusammenstoss  welcher  Vocale  und  an  welcher  Versstelle 
mit  Rücksicht  auf  die  Homerischen  Gedichte  als  ein  unleid- 
licher zu  betrachten  sei,  ist  von  mannigfachen  Vorfragen  ab- 
hängig und  wird  nach  dem  Ausfall  dieser  verschieden  lauten. 
Indem  wir  uns  mit  diesen  Vorfragen  beschäftigen,  sei  zunächst 
bemerkt,  dass  wir  aus  methodischen  Erwägungen  hier  jene  Fälle 
zum  Theil  vorläufig  ausscheiden,  wo  vocalischer  Auslaut  mit  voca- 
lischem  Anlaut  solcher  Wörter  zusammentrifft,  die  nachweisbar 
oder  wahrscheinlich  einen  Consonanten  eingebüsst  haben.  Dass 
ich  in  dieser  Hinsicht  mit  den  verbreiteten  Ansichten  nicht 
durchaus  übereinstimme,  soll  hier  gleich  erwähnt  sein  und  wird 
im  Laufe  dieser  Untersuchungen  seine  Rechtfertigung  finden. 
Der  mit  vocalischem  Anlaut  zusammentreffende  Auslaut 
kann  eine  prosodische  Länge  oder  Kürze  darstellen  und 
als  Länge  in  die  Thesis  (Senkung)  oder  in  die  Arsis 
(Hebung)  zu  stehen  kommen.  Der  erste  Fall,  dass  ein  langer  Vocal 
oder  Diphthong  in  der  Thesis  vor  vocalischem  Anlaut  erscheint, 
ist  ein  so  ungemein  häufiger,  dass  eine  sorgfältige  Beobachtung 
dieser  Erscheinung  durch  die  vier  ersten  Bücher  der  Ilias  und 
Odyssee^  wie  sie  von  mir  angestellt  wurde,  über  die  Bedin- 
gungen derselben  hinreichenden  Aufschluss  zu  bieten  schien. 
Wo  es  zweckdienlich  war,  sind  ausser  den  bezeichneten  acht 
Büchern  die  anderen  nicht  unberücksichtigt  geblieben.  In  der 
überwiegenden  Anzahl  der  Fälle  schrumpft  die  prosodische 
Länge  unter  dem  Einfluss  des  vocalischen  Anlautes  zur  Kürze 
zusammen  (ä'vcpa  ij.oi  £ wctts -  ttz-ocy/O"/)  £X£t),  nur  in  einigen  wenigen 
Fällen,  die  an  anderer  Stelle  verzeichnet  und  untersucht  werden 
müssen,  erhält  sich  die  Länge.  An  diesen  Verkürzungen  parti- 


llomerische  Studien.  331 

cipiren  die  Ausgänge  y)  y;  w  w  et  £u  oi  ou  ai,  die  wegen  ihrer 
Häufigkeit  allein  in  Rechnung  kommen  können,  nicht  in  gleicher 
Weise,  sondern  es  bestehen  gewaltige  Unterschiede  zwischen 
denselben.    In  den  genannten  Büchern   findet  sich 

ai  vor  vocalischem  Anlaut  kurz  705  mal 


Ol 

■>■> 

J1 

361 

11 

ou 

n 

V 

J1 

93 

11 

£1 

?7 

V 

11 

81 

11 

V 

V 

r 

11 

65 

n 

fl 

',J 

)? 

11 

41 

n 

ü) 

V 

11 

11 

11 

30 

11 

n 

V 

„ 

11 

11 

19 

11 

c'J 

^1 

•1 

11 

.-, 

10 

n 

Die  Verkürzungen  dieser  Ausgänge  stehen  auch  nicht 
durchweg  im  Elinklang  mit  ihrer  Häufigkeit.  Darnach  geordnet 
tritt  allerdings  obenan  der  Ausgang 

at  in  runder  Zahl  auf  100  Verse  42  mal, 
dann  o: 


^'     n 

11 

11 

11 

11 

11 

27 

11 

•^      ,1 

11 

11 

11 

11 

11 

27 

11 

""     ,1 

11 

11 

11 

11 

11 

15 

n 

£t    ., 

11 

11 

11 

11 

n 

14 

11 

°'^    11 

11 

11 

11 

11 

11 

10 

11 

n   11 

n 

11 

11 

J1 

11 

9 

11 

<P     :i 

n 

n 

11 

11 

11 

8 

11 

-■^  ., 

11 

11 

ji 

11 

'1 

2 

«1 

Von  den  fast  gleich  oft  vorkommenden  Endungen  oi  und 
r„  O'J  und  r„  m  und  zi  findet  sich  ii  8  mal  so  häufig  als  r,,  cu 
5  mal  so  häufig  als  y),  £•.  fast  3  mal  so  häufig  als  to  vor  dem 
Anlaut  des  folgenden  Wortes  als  Kürze  verwendet. 

Man  sieht  also  schon  daraus,  dass  allerdings  die  Häufig- 
keit der  Ausgänge  bei  der  Ziffer  ihrer  Verkürzungen  mit  in 
Anschhig  zu  bringen  ist,  dass  es  daneben  aber  wesentlich  auf 
die  Qualität  des  Diphthonges  oder  Vocales  ankommt;  a-.  c. 
£1  O'J  haben  weit  weniger  Festigkeit  als  y;  r,  (o  to.  Dieser  Unter- 
schied tritt  noch  bedeutsamer  hervor,  wenn  wir  auf  die  diesen 
Kürzungen  entgegengesetzte  Erscheinung,  die  Behauptung  der 
prosodischen  Länge  vor  vocalischem  Anlaut  und  zwar  in  der 
Arsis,  also  auf  Fälle  wie  ävTiOsw  OSuij^'.,  t.o'k'/S:  "cav  einen  Blick 


332 


Hartel. 


werfen.  Aus  der  folgenden  Tabelle  ist  ersichtlich,  wie  oft  die 
verschiedenen  Ausgänge  in  den  Hebungen  des  Verses  vor  fol- 
gendem Vocal  sich  als  Längen  behaupten. 


(l) 

^ 

?] 

ou 

0) 

ai 

Ol 

i 

£1 

cU 

A 

10 

11 

10 

3 

4 

3 

4 

1 

1 

B 

16 

13 

15 

10 

7 

5 

3 

r 

13 

9 

4 

2 

3 

3 

2 

2 

A 

9 

2 

5 

4 

3 

7 

1 

E 

20 

7 

10 

4 

6 

4 

1 

3 

— 

Z 

9 

16 

9 

4 

1 

1 

1 

3 

H 

6 

8 

7 

1 

1 

2 

1 

0 

9 

7 

4 

4 

7 

4 

3 

1 

I 

10 

6 

18 

4 

14 

4 

4 

4 

1 

K 

7 

14 

4 

2 

1 

3 

2 

1 

A 

15 

9 

12 

2 

8 

4 

6 

1 

M 

9 

3 

4 

5 

4 

1 

2 

1 

N 

21 

13 

18 

2 

3 

6 

2 

2 

H- 

13 

6 

8 

1 

3 

2 

2 

— 

0 

9 

14 

16 

3 

o 
O 

2 

2 

1 

1 

11 

23 

13 

12 

5 

3 

2 

5 

1 

p 

16 

11 

10 

5 

4 

4 

1 

2 

V 

13 

10 

3 

4 

4 

4 

3 

1 

T 

10 

2 

6 

— 

3 

2 

1 

2 

r 

5 

5 

10 

5 

3 

4 

2 

1 

l 

'i> 

10 

7 

9 

5 

2 

4 

4 

1 

1 

X 

6 

14 

7 

6 

2 

7 

2 

1 

3 

1 

w 

19 

8 

6 

8 

8 

2 

4 

3 

2 

ü 

14 

13 

13 

7 

4 

6 

1   4 

6 

2 

292 

221 

220 

96 

100 

72 

68 

38 

21 

Homerische  Studien. 


333 


(p 

^ 

n 

Oü 

ü) 

a-. 

0-. 

et 

cU 

a 

10 

8 

4 

4 

1 

1 

1 

ß 

9 

5 

2 

1 

*> 

o 

T 

3 

4 

6 

5 

2 

1 

4 

1 

0 

17 

18 

8 

6 

8 

6 

1 

£ 

8 

3 

4 

5 

2 

1 

2 

o 
O 

1 

!; 

11 

7 

4 

2 

1 

2 

— 

2 

•0 

8 

2 

4 

3 

1 

5 

1 

1 

6 

11 

(3 

6 

2 

4 

5 

1 

1 

1 

r 

4 

1 

5 

5 

4 

2 

6 

2 

1 

X 

9 

5 

7 

3 

3 

5 

3 

1 

A 

10 

11 

9 

4 

5 

5 

3 

1 

V' 

12 

12 

12 

4 

4 

5 

7 

1 

-- 

V 

9 

7 

8 

1 

3 

4 

2 

4 

1 

■^ 

13 

9 

5 

2 

2 

6 

3 

1 

^ 

15 

5 

10 

3 

2 

1 

1 

1 

1 

Tw 

11 

6 

4 

— 

2 

4 

3 

2 

P 

10 

12 

5 

5 

3 

3 

2 

2 

2 

!J 

3 

6 

3 

3 

3 

3 

3 

3 

1 

- 

9 

13 

6 

4 

10 

() 

4 

2 

1 

■J 

6 

4 

2 

2 

2 

1 

2) 

1 

4 

4 

3 

7 

2 

3 

— 

z 

9 

6 

6 

3 

o 

3 

1 

3 

1 

6 

9 

7 

3 

2 

2 

1 

2 

(I) 

9 

20 

11 

fi 

1 

1 

— 

2 

o 

-^ 

219 

181 

139 

82 

69 

74 

49 

35 

lii 

s. 

511 

i 

402 

359 

178 

169 

146 

• 

117 

73 

37 

Wir  g-laiiben  aber  nicht  bloss  das  dürre  Resultat  unserer 
Sammlungen,  sondern  die  g^esamraten  Stellen  anführen  und  was 
die  Ausgänge   a-   o-.  i'.  betrifft,    die    Stellen    selbst    ausschreiben 


334  Hartel. 

ZU  sollen,  einmal  weil  bei  wiederholter  Durchsieht  und  Berich- 
tigung- derselben  die  möglichste  Genauigkeit  und  V^oilständig- 
keit  angestrebt  wurde,  und  weil  es,  wie  die  folgenden  Unter- 
suchungen zeigen  werden ,  darauf  ankommt ,  das  gesammte 
Material  zu  kennen,  um  die  aufgestellten  Behauptungen  an 
demselben,  insoweit  es  nicht  hier  geschieht,  prüfen  zu  können. 
Die  eingeklammerte  Zahl  bezeichnet  die  Nummer  der  Hebung, 
unter  welcher  der  Ausgang  sich  befindet. 

(p:  \  30  (2),  132  (2),  162  (1),  310  (2),  345  (4),  363  (4), 
441  (2),  447  (4),  578  (2),  593  (3);  B  109  (1),  199  (2),  202  (3), 
245  (4),  323  (2),  351  (2),  473  (2),  515  (3),  549  (4),  661  (5), 
723  (4),  743  (2),  782  (2),  793  (3),  812  (2),  861  (2) ;  r  28  (4), 
122  (3),  125  (3),  133  (2),  174  (2),  189  (2),  201  (3),  233  (3), 
344  (5),  382  (3),  387  (2),  419  (4),  429  (3);  A  87  (2),  87  (5), 
145  (4),  161  (5),  175  (5),  258  (3),  258  (5),  413  (3),  531  (1); 
£  5  (3),  64  (2),  88  (2),  172  (2),  198  (2),  210  (2)?,  325  (3),  386 
(5),  400  (3),  448  (2),  448  (3),  462  (4),  479  (4),  582  (2),  598  (4), 
650  (4),  829  =  841  (4),  856  (3),  861  (3);  Z  15  (4),  40  (4), 
102  (5),  159  (5),  336  (3),  345  (3),  372  (5),  500  (5),  524  (3); 
H  66  (2),  127  (5),  142  (4),  143  (2),  143  (3),  473  (3);  0  199  (3), 
215  (4),  284  (5),  365  (1),  475  (2),  490  (4),  491  (2),  496  (1), 
514  (3);  I  30  (2),  53  (4),  144  =  286  (5),  204  (4),  205  (4), 
253  (2),  439  (2),  620  (3),  695  (2);  K  61  (3),  98  =  471  (3)?, 
199  (2),  277  (2),  312  =  399  (4)?;  A  47  (4),  140  (5),  273  (5), 
371  (5),  399  (5),  433  (2),  480  (3),  614  (1),  616  (4),  639  (3), 
749  (4),  766  (2),  774  (3),  830  =  846  (3);  M  15  (5),  84  (4), 
13S  (5),  168  (4),  212  (3),  250  (2),  279  (3),  422  (5),  423  (2); 
N  109  (2),  162  (2),  176  (3),  193  (4),  295  (4),  328  (4),  335  (2), 
376  (3),  382  (2),  460  (4),  465  (3),  496  (3),  526  (3),  528  (4), 
577  (3),  582  (4),  611  (3),  618  (3),  (544  (4),  797  (3),  823  (3); 
H  55  (5),  111  (4),  141  (2),  149  (3),  219  (4),  220  (2),  223  (4), 
250  (2),  350  (1),  393  (5),  483  (2),  499  (3),  504  (2);  0  10  (3), 
76  (2),  142  (4),  238  (2),  525  (2),  551  (3),  567  (3),  698  (3), 
741  (1);  n  19  (4),  109  (3),  115  (3),  150  (3),  150(4),  176(2), 
203  (4),  2()1  (4),  295  (3),  320  (2),  385  (3),  402  (5),  451  (5), 
516  (3),  572  (3),  701  (2),  708  (1),  725  =  732  (3),  749  (3), 
784  (4),  848  (4),  861  (2) ;  P  54  (3),  72  (4),  137  (4),  141  (4), 
196  (2),  231  (2),  322  (4),  380  (3),  400  (4),  401  (2),  466  (5), 
471   (5),  489  (1),  53(i  (4),  699  (2),  706  (4);    :i:  53  (4),  85  (2), 


Homerische  Studien.  335 

92  (2),  99  (2),  106  (2),  136  (5),  149  (2),  171  (2).  263  (3), 
504  (5),  521  (2),  591  (5),  592  (5) ;  T  58  (2),  60  =^  98  (2), 
81  (3),  89  (2),  99  (5),  107  (5),  250  {4),  291  (2),  324  (5);  V 
128  (2),  128  (4),  173  (5),  346  (2),  459  (4);  <^  5  (3),  77  (2), 
193  (1),  256  (5),  281  (4)  282  (4),  389  (3),  445  (3),  599  (4),  610  (3) ; 
X  127  (1),  351  (4)?,  359  (2),  394  (4),  471  (2),  483  (4);  W  61  (2), 
87  (2),  151  (2),  187  (2),  265  (2),  267  (3),  335  (5),  416  (2), 
425  (5),  435  (4),  461  (3),  507  (2),  556  (3),  559  (2),  563  (4), 
567  (2),  609  (3),  747  (2),  894  (3);  Ö  39  (2),  40  (1),  112  (5), 
210  (2),  210  (3),  271  (5),  279  (3),  291  (2),  347  (3),  487  (4), 
491  (3),  530  (3),  594  (2),  615  (2).  —  a  21  (2),  136  (4),  186  (3), 
191  (3),  296  (3),  386  =  395  =  401  (3),  411  (4),  426  (5); 
ß  5  (4),  17  (5),  114  (1),  133  (2),  175  (5),  240  (2),  293  (3), 
366  (5),  414  (5) ;  y  300  (2),  349  (1),  391  (5) ;  S  4  (5),  52  (4), 

106  (2),  136  (3),  162  (1),  166  (3),  272  (3),  310  (4),  335  (3), 
354  (5),  497  (2),  603  (2),  627  (3),  664  (2),  671  {2),  691  (2), 
761  (4);  £  51  (4),  57  (5),  127  (3),  132  (4),  153  (3),  270  (3), 
309  (2),  312  (4);  C  2  (3),  4  (5),  15  (5),  46  (1),  67  (2),  75  (5); 
187  (3),  204  (5),  210  (3),  309  (1),  331  (2);  v;  123  (5),  124  (3), 
144  {2),   172  (4),  198  (4),  230  (3),  250  (4),  326  (2);  0  78  (2), 

107  (3),  124  (3),  210  (3),  262  (2),  397  (2),  403  (5),  453  = 
467  (4),  483  (3),  530  (3) ;  -.  191  (3),  333  (3),  383  (2),  478  (5) ; 
7.  71  (2),  127  (1),  211  =  253  (5),  235  (3),  359  (4),  368  (4), 
489  (4),  553  (3);  a  120  (3),  136  (3),  256  (5),  279  (1),  289  (1), 
415  (2),  459  (3),  490  (3),  537  (3),  577  (3);  [j.  15  (4),  80  (3), 
133  =  346  =  374  (3),  161  (3),  251  (3),  281  (3)?,  305  (4), 
388  (4),  429  (5),  452  (4);  v  80  (4),  97  (2),  114  (2),  119  (3), 
126  (5),  222  (4),  223  (2),  342  ,(3),  429  (4) ;  l  5  (3),  6  (5), 
66  (5),  100  (3),  201  (3),  253  =  299  (4),  275  (3),  298  (1), 
345  (5),  358  (4),  414  (5),  445  (3);  o  29  (2),  70  (3),  93  (3), 
135  (4),  149  (3),  181  (4),  200  (5),  22(\  (4),  30()  (3),  359  (3), 
372  (5),  444  (3),  466  (3),  520  (3),  534  (2);  -  18  (5),  111  (5), 
138  (3),  172  (4),  197  (1),  197  (3),  209  (3),  273  (3),  347  (2), 
419  (2),  442  (2);  p  91  (4),  126  (3),  161  (5),  169  (3),  202  = 
337  (3),  236  (4),  297  (3),  327  (5),  506  (3);  g  156  (2),  193  (2), 
316  (3);  T  1  =  51  (3),  14  (4),  115  (5),  172  (4),  188  (3),  277  (5), 
341  (5),  367  (2);  j  1  (3),  19  (2),  130  (3),  171  (3),  205  (2), 
227  (3);  ?  27  (5),  54  (3),  252  (2),  ^07  (2):  /  8  (3),  108  (4), 
117  (5),  126  (5),  169  (5),  200  (5),  291  (2),  393  (4),  462  (4); 


336 


Hurtel. 


tl  57  (5),  153  (5),  185  (3),  219  (3),  223  (4),  252  (2),  259  (1), 
283  (3),    3ß2  (5);  o)  34  (4),  86  (2),  148  (3),  157  (3),  263  (3), 
5),  386  (3),  395  (3),  463  (5). 

r^:  A  40  (1),  62  (5),  117  (5),  133  (1),  138  (2),  138  (5)/ 
(1),  190  (1),  203  (1),  515  (1),  561  (2);  ß  95  (3), 
3),  204  (4),  229  (1),  253  (1),  300  (1),  313  =  327  (4), 
1),  514  (3),  728  (3),  860  =  874  (2);  T  24  (2),  42  (1), 
2),  120  (3),  141  (5),  143  (2),  239  (1),  409  (2),  409  (5); 
(2),  441  (5);  E  288  (4),  333  (3),  392  (2),  415  (2),  673  (1), 
3),  800  (1);  Z  149  (3),  175  (3),  293  (3),  305  (3),  306  (2), 
3),  341  (1),  347  (2),  368  (1),  379  (1),  388  (5),  390  (3), 
3),  457  (5),  460  (3),  509  (4);  H  26  (1),  71  (2),  72  (1), 
2),  180  (1),  340  =  439  (5),  469  (3);  0  31  (4),  139  (2), 
1),  164  (3),  190  (1),  459  (3),  514  (2);  12  (2),  230  (5), 
2),  534  (2),  675  (1),  698  (1);  K  39  (2),  235  =  242(2), 
=  397  (1),  374  (3),  404  (2),  425  (2),  432  (2),  486  (2), 
1),  506  (1),  534  (2),  536  (2);  A  162  (5),  171  (2),  220  (2), 
3)?,  467  (2),  690  (4),  821  (1);  M  35  (4),  216(1),  305  (2); 
8  (6),  308  (1),  308  (5),  309  (1),  319  (4),  389  (5),  426  (1), 
2),  543  (4),  589  (5),  633  (2),  754  (3),  815  (3) ;  S  78  (2), 
2),  175  (5),  248  (4),  249  (4),  498  (4);  0  25  (3),  105  (1), 
1),  266  (4),  271  (2),  373  (2),  502  (5),  506  (1),  510  (1), 
2),  543  (3),  605  (5),  614  (3),  626  (3);  n  12  (5),  30  (1), 
3),  341  (4),  43S  (1),  438  (2),  482  (5),  545  (1),  590  (5), 
3),  648  (1),  651  (1),  856  (4);  P  5  (3),  24  (3),  78  (2), 
4),  227  (5),  445  (1),  528  (3),  543  (5),  591  (4),  632  (2), 
4);  1  19  (4),  22  (4),  47  (3),  54  (3),  180  (2),  219  (4), 
;2),  287  (1),  405  (4),  429  (2);  T  56  (2),  91  (4);  T  139  (1), 
2),  251  (2),  474  =  480  (3);  ^  62  (1),  81  (3),  106  (4), 
2),  113  (1),  137  (3),  156  (3);  X  80  (3),  109(2),  164  (3), 
3),  234  (3),  244  (3),  2m  (4),  276  (3),  301  (2),  362  (4), 
2),  405  (4),  430  (3),  481  (4);  W  79  (3),  83  (1),  136  (4), 
3),  445  (1),  542  (4),  591  (4),  598  (2);  ö  53  (1),  139  (2), 
1),  221  (5),  241  (1),  383  (1),  408  (1),  584  (1),  602  (4), 
5),  747  (3),  761  (4),  785  (3).  —  a  45  =  81  (4),  74  (2), 
1),  167  (2),  331  (2),  383(4),  409(1)?;  ß  26(3),  268  = 
401  (3),  273  =  318  (3) ;  y  82  (3),  234  (1),  251  (1),  293  (3) ;  S  29  (1), 
31  (5),  184  (3)?,  283  (1),  314  (2),  338  (2),  444  (2),  643  (5)?, 
641  =  660  (4),  710  (1),  713  (3),  744  (1),  764  (2),  790  (1), 


145 

144 

368 

102 

A189 

740 

311 

412 

179 

140 

409 

310 

504 

298 

N  17 

446 

107 

132 

511 

339 

612 

112 

686 

268 

173 

111 

224 

374 

228 

221 

732 

165 


Homerische  Studien.  oSi 

821  (1),  821  (5),  834  (1);  s  279  (4),  334  (2),  392  (3);  Z  103  (5), 
107  (4),  110  (2),  132  (5),  141  (3),  143  (1),  183  (1);  v)  18  (2), 
2G8  (4);  6  148  (1),  188  (1),  203  (5),  491  (2),  509  (1),  571  (3); 
i  274  (5);  y.  29  (3),  52  (1),  137  (3),  228  (3),  275  (2);  X  51  (3), 

175  (1),  179  (1),  332  (1),  348  (3),  387  (3),  415  (2),  493  (1), 
495  (1),  540  (2),  548  (2);  [x  18  (3),  27  (1),  27  (2),  91  (3),  110  (5), 
118  (3),  154  (3),  17C)  (3),  209  (5),  235  (3),  326  (4),  378  (2); 
V  235  (3),  243.(3),  247  (2),  275  (1),  383  (3),  418  (1);  ^  37  (2), 
59  (3),  70  (3),  215  (4),  223  (3),  255  (3),  287  (2),  384  (5), 
398  (2);  0  106  (3)?,  350  (1),  441  (5),  511  (1),  547  (4);  t.  74  (1), 
76  (1),  76  (2),  148  (3),  363  (4),  384  (1),  424  (1),  463  (2), 
p  37  (3),  129  (2),  157  (4),  158  (2),  237  (4),  279  (2),  309  (1), 
313  (3),  378  (1),  477  (4),  478  (5),  531  (1);  g  42  (4),  91  (1),, 
207  (2),  257  (2),  269  (2),  284  (4),  333  =  393  (1);  x  46  (3), 
54  (3),  72  (1),  84  (1),  168  (2),  192  (3),  267  (1),  270  (2),  522  (3), 
528  (1),  528  (2),  601  (2);  'j  12  (1),  169  (2),  270  (4),  340  (5); 
?  53  (3),  140  =  256  (4),  194  (1),  197  (5),  284  (1);  /  45  (2), 
97  (5),   159  (1),   206  (3),  246  (2),  251  (2),  334  (1);    'b  86  (2), 

101  =  169  (3),  136  (1),  186  (5),  218  (3)?,  220  (2);  to  20  (3),  49  (2), 

102  (3),  109  (1),  193  (1),  245  =  249  (4),  246  (3),  264  (1), 
291  (5),  299  (4),  315  (4),  328  (2),  389  (3),  404  (1),  462  (1), 
473  (4),  503  =  548  (3),  545  (3). 

Xi :  A  24  =  378  (3),  155  (3),  203  (3),  351  (3),  418  (3), 
430  (2),  460  (5),  572  (2),  585  (2);  B  4  (2),  6  =  254  (3), 
111  (4),  162  =:  173  (2),  395  (3),  423  (5),  471  (3),  658  (4), 
700  (5),  708  (3),  722  (3),  765  (4),  787  (5);  V  192  (3),  244  (4), 
349  (3),  445  (3);  A  64  (5),  175  (3),  400  (4),  462  (5),  483  (3); 
E  97  (3),  207  (4),  209  (2),  209  (3),  240  (4),  446  (3),  543  (5), 
686  (3),  712  (5),  781  (4);  Z  13  (5),  87  (3),  124  (4),  210  (2), 
210  (5),  225  (3),  315  (3),  377  (1),  516  (4);  H  18  (5),  113  (4), 

176  (3),  198  (3),  221  (4),  335  (2),  383  (3);  6  229  (1),  237  (2), 
355  (3),  448  (4);  I  18  (4),  143  =  285  (5),  148  =  290  (4), 
172  (3),  187  (3),  226  (3),  319  (3),  332  (2),  389  (3),  472  (4), 
491  (5),  555  (3),  556  (3),  565  (1),  (113  (2),  618  (3);  K  367  (2), 
374  (2),  568  (3),  570  (3);  A  90  (2),  158  (3),  174  (3),  222  (3), 
297  (3),  370  (2),  409  (4),  468  (5),  574  (2),  614  (3),  640  (3), 
672  (3);  M  252  (3),  438  (2),  452  (3),  463  (2);  N  40  =  80  (3), 
121  (3),  242  (3),  314  (2),  314  (5),  408  (1),  433  (5),  442  (5), 
449  (2),  450  (5),  4^3  (4),  522  (5),  684  (4).  713  (:{),  728  (3), 


338 


Hiirtel. 


812  (4),  834  (3);  S  67  (1),  105  (2),  261  (4),  272  (2),  273  (2), 
290  (3),  365  (2),  387  (3);  0  18  (2),  26  (3),  32  (2),  46  (1), 
106  (3),  111  (4),  186  (4),  283  (3),  295  (5),  317  (2),  392  (3), 
597  (2),  624  (4),  631  (3),  640  (4),  695  (3);  n  147  (4),  264  (2), 
413  (3),  451  (5),  461  (3),  567  (5),  579  (3),  643  (3),  648  (5), 
650  (3),  751  (4),  788  (5);  P  45  (3),  105  (2),  266  (4),  267  (4), 
324  (3),  394  (5),  430  (4),  583  (3),  641  (2),  701  (2);  S  117  (3), 
330  (3),  497  (3);  T  50  (3),  50  (4),  52  (5),  180  (2),  249  (3), 
282  (5);  T  162  (4),  168  (2),  188  (2),  245  (3),  312  =  322  (2), 
378  (3),  391  (2),  395  (3),  496  (5);  O  71  (2),  72  (2),  77  (5), 
207  (5),  390  (2),  392  (5),  396  (2),  557  (2);  X  58  (2),  152  (3), 
176  (2),  247  (4),  404  (4),  470  (5),  477  (4);  W  165  (2),  210  (5), 
289  (5),  542  (4),  857  (4),  893  (4);  0  21  (2),  76  (4),  86  (3), 

116  (4),  125  (5),  272  (3),  280  (5),  300  (5),  391  (4),  438  (4), 
699  (5),  774  (5),  787  (2).  —  a  50  (3),  137  (3),  432  (3),  442  (2); 
ß  37  (2),  99  (2);  y  106  (4),  156  =  164  (3),  291  (5),  399  (5), 
457  (5);  0  53  (3),  130  (3),  251  (5),  342  (5),  343  (4),  605  (2), 
646  (2),  844  (4)5  e  32  (3),  337  (4),  485  (3),  488  (4);  ^  70  (5), 
76  (3),  79  =  215  (3);  •/]  173  (3),  216  (3),  277  (2),  345  (5); 
6  80  (3),  156  (3),  206  (3),  337  =  342  (5),  420  (3);  i  83  (5), 
505  =  531  (4),  509  (5),  552  (4);  x  24  {2),   24  (5),  79  (3), 

117  (4),  369  (3),  408  (4),  465  (3);  X  43  (3),  159  (4),  410  (3), 
417  (5),  460  (5),  499  (5),  583  (3),  614  (4),  633  (3);  [j.  26  (5), 
51  (3),  162  =  179  (3),  189  (5),  211  (3),  288  (4),  349  (2), 
360  (5),  411  (5),  452  (3);  v  10  (5),  25  (4),  134  (4),  135  (3), 
256  =  260  (5),  408  (3),  408  (5);  ^  253  =  299  (3),  329  (3), 
497  (3),  533  (3);  0  93  (2),  127  (1),  136  (3),  157  (5)?,  206  (3), 
231  (2),  301  (3),  321  (2),  365  (1),  385  (1),  443  (3),  482  (2); 
r.  1  (3),  50  (4),  138  (3),  229  (4);  p  37  (5),  92  (3),  133  (5), 
134  (4),  443  (3);  a  53  =  81  (3),  367  (3);  x  54  (5),  84  (3), 
92  (5),  144  (2),  184  (3),  259  (2);  u  176  ==  189  (5);  ?  552  (3), 
366  (5),  390  (3);  x  73  (3),  183  (1),  244  (4),  301  (3),  429  (2), 
469  (5);  d>  186  (4),  186  (5),  239  (2);  co  104  (4),  115  (2),  134  (2), 
193  (3),  193  (4),  226  (5),  231  (4),  266  (4),  286  (2),  286  (3), 
314  (3). 

00 :  A  114  (3),  381  (2),  496  (2);  B  134  (5),  229  (3),  268  (3), 
621  (3),  659  (4),  ()90  (3),  706  (2),  803  (5),  839  (4),  877  (4); 
r  100  (5),  428  (3);  A  376  (4),  382  (5),  421  (2),  423  (4); 
E  178  (5),  322  (3),  545  [2),   612  (4);  /  8  (3),  160  (3),  355  (5), 


Homerische  Studien.  339 

480  (2);  H  210  (2);  0  368  (5),  473  (3),  538  (2),  549  (3); 
I  64  (2),  106  (2),  107  (2),  219  (2);  K  138  (2),  519  (5);  A  323  (5), 
752  (2);  M  97  (4),  129  (3),  182  (3),  335  (5),  392  (5);  N  284  (2), 
419  (4);  S  246  (2);  0  383  (2),  531  (4),  705  (3);  n  581  (5), 
605  (2),  699  (2),  700  (5),  724  (4);  P  21  (3),  228  (5),  372  (2), 
596  (4),  627  (4);  Z   210  (3),  316  (4),  390  (3),  499  (3); 

Y  181  (3),  207  (5),  279  (5),  300  (5),  327  (4);  $  69  (5),  476  (2), 
526  (5),  553  (5),  598  (4);  X  91  (3),  135  (3),  135  (5),  430  (4), 
500  (4),  505  (4) ;  W  17  (4),  379  (3),  391  (3),  424  (2),  472  (3), 

481  (2),  748  (5),  796  (5);  Q  4  (2),  28  (5),  214  {2),  322  (4), 
416  (4),  598  (2),  747  (4).  —  a  24  (3),  69  (5),  162  (3),  253  (5) ; 
ß  53  (2);  Y  393  (1),  420  (4),  431  (2),  432  (2),  485  (4);  o  45  (3), 
160  (4),  189  (1),  537  (3),  714  (2),  839  (5);  s  320  (4),  326  (5), 
350  (3),  393  (4),  399  (5);  'C  20  (2),  326  (2);  y]  21  (3),  23  (2), 
84  (3);  6  404  (5),  565  (2);  i  275  (5),  312  (3),  411  (5),  503  (2), 
516  (2)5  y,  81  (4),  315  (3),  367  (3);  X  109  (2),  238  (2),  289  (2), 
414  (3);  [x  220  (3),  261  (4),  323  (2),  358  (5);  v  173  (2); 
?  202  (3),  359  (3);  o  55  (3),  193  (4),  496  (2);  xO;  p  160  (5), 
339  (3),  339  (4),  371  (3),  602  (5);  a  156  (2),  191  (3),  196  (5); 
T  179  (5),  243  (5),  489  (2),  564  (5);  u  295  (3),  369  (5); 
9  108  (2),  211  (2),  216  (2),  244  (5),  254  (2),  262  (5),  313  (S), 
375  (2);  X  140  {2),  236  (4),  335  (2);  <]/'90  (2),  90  (3);  w  42  (3), 
97  (2),  195  (3),  408  (5),  425  (1),  531  (3). 

(o:  A  1  =  322  (5),  74  (1),  119  (4),  574  (2);  B  34  (2), 
185  (3),  231  (4),  250  (1),  382  (4),  679  (3),  822  (4);  r  177  (3), 
218  (3),  415  (3);  A  41  (2),  305  (3),  307  (3);  E  60  (2),  153  (3), 
244  (3),  464  (1),  534  (2),  554  (4);  H  433  (3);  6  13  (3), 
16  (3),  286  (3),  290  (3),  332  (4),  429  (4),  483  (3);  I  103  (3), 
105  (3),  120  (2),  149  =  291  (3),  158  (2),  160  (3),  166  (4), 
192  (3),  199  (4),  314  (3),  345  (3),  388  (3),  391  (3);  K  55  (3)5 
A  180  (2),  231  (3),  389  (2),  430  (1),  461  (3),  618  (5),  651  (2), 
796  (3)5  M  73  (3),  99  (4),  205  (3),  215  (3)5  N  201  (4),  421  (4), 
735  (3)5  E  126  (1),  377  (3),  395  (5)5  0  31  (3),  64  (2),  519  (2)5 
n  269  (5),  631  (1),  653  (5);  I'  17  (2),  108  (3),  195  (2),  228  (3)5 
1  93  (5),  163  (4),  387  (3),  388  (4)5  T  49  (3),  138  (2),  187  (3)5 
r  85  (2),  97  (1),  122  (2)5  <I>  125  (4),  399  (3)5  X  91  (3), 
467  (3)5  «J-  7  (2),  405  (2),  434  (2),  490  (3),  543  (1),  667  (2), 
692  (4),  727  (3)5  Q  406  (5),  431  =  448  (5),  509  (3).  — 

Y  137  (3),  ISl  (2)5  a  36  (4),  61  (3),  186  (5),  376  (3), 


340 


n  a  r  t  e  1. 


410  (3),  536  (3),  555  (3);  t  91  (3),  484  (3);  E;  286  (3)-, 
■n  243  (3);  0  75  (5),  229  (3),  375  (3),  542  (3);  t  263  (3), 
505  =  531  (3),  430  (2);  y.  289  (3),  387  (4),  512  (3);  X  52  (2), 
363  (1),  467  (5),  478  (1),  596  (2);  |..  17  (2),  25  (4),  26  (2), 
378  (5);  V  304  (3),  344  (3),  372  (3);  ^  510  (1),  533  (5);  o 
402  (3.),  475  (1);  r.  104  (5),  236  (2);  p  23  (4),  152  (5),  390  (2); 
G  24  (5),  95  (3),  265  (1);  t  115  (1),  134  (1),  165  =  262  = 
336  =  582  (5),  167  (3),  171  (3),  224  (3),  336  (5),  376  (3); 
?  262  (5),  319  (3);  -/  167  (3),  168  (3),  185  (2),  325  (1),  339  (5); 
<]/  91  (2),  130  (3);  0)  15  (5). 


at 


A  151 
230 

239 


B  13b 
451 
554 
590 
809 

r   40 

119 
120 

E  54 
483 
486 
833 

Z  510 

e  40 
58 
229 
261 
64 
341 
402 
487 

A  415 
525 


-A.       i..rr 


I 


£A6£.a£va'.  -I^   (3)  598 

a':;oatp£'ÜaOai,  öq  (3)  758 

sipuaiai-  0  Se  toi  (3)  N  319 

£y.Ti£pca'.    £U    (3)  356 

t£va'.-   ev  Ik  cOivoc   (3)  369 

xoqxv^ca'.  T-ttoj;  (2)  464 

-icxzdx:  'EXirqq   (2)?  559 

■miXai,  h.  S'  i'aouTO  (4)  585 

£[x£vai  aYajjLO?  (4)  0  267 

livai,  -/jo'  (4)  290 

oia£[j.£var  o  r  ap'  (2)  U  328 

£/.f(ß3X(ai,  ^aiv  (3)  359 

[j,ay-^3acr9a'.-   a-ap  (3)  P     28 

a[A!JV£!i,£V3t'.    üptGC.    (5)?  112 

p.a/v5C£76a'.,  aiip  (3)  433 

aicciv-«'.-  0  o'  (3)  657 

|ji.u0£oij.ai-  iOdXto  (3)  S     47 

Z'jXai,    £X    S'  £(JTJTO    (4)  53 

£UXO)Xat,    CT£    (3)  116 

ATp£Toai,  Ayaijiixvwv  (3)  465 

£pa-ai  £-•$•/; [xi'sj  (3)  T  129 

ATp£Toai;  £-£(  (2)  183 

exT^cOai,  t\)  (3)  V  171 

i£va'.  cy-'  (3)  222 

c£ja)VTai-   0  o'   (2)  225 

cpivcvTa'.  £t:i[jl{;  (3)  253 


Bpöiffat,  ^Y°''  (2) 
y.£xX-riTa'.,  cÖ£v  (2) 

£Vf;:pv;7a'.,  3t£  (3) 

äX£^£JJ.£Vat    aX££tV£    (5) 

3a)7£jj.£vai-  ö  §£  (2) 
a[XJV£;ji,£va'.,   £l'  7r£p  (3) 
ay,ovp!(jGa'.,  T,i  (3) 
axovTi'tjaat,  S  B'  (3) 
ai(j(jOv-a'.-  0  0    (d) 
xat  eaawaev  (5) 
ay.ovTt(jTat  Afi-iawoapcj   (3) 
ay.ov-((j(ja'.-  ö  Si  (3) 
zhfpfjvai  cikoyz^t  (2) 
xa)^vouTat,  aixwv  (2) 
levai  ou-    (3) 
i£vat  w?  -'.;  (2) 
xal  'lävaaaa  (5) 
axo'joycai,  oa'  (3) 
xeXisai  r^''  (3) 
a-oxp'j'|a'.,  5t£  (3) 
£X£'Jc:£crOai  Atyjv  (3) 
äzapicaaffBai,   ot£  (3) 
;xacTi£Tat,   ££  o   auTOv  (2)  r 
aYaXXö[JL£vai  ataXyjci  (5) 
\i~o-A!j(ji\}.vtoL\.  i'ey.o-'t  (3) 
XoXa)(ja(ji.£vat  £pioo^  (3) 


Homerische  Studien 


341 


335   T/xy(j)pr,ay.'..   c-z  (3) 
<I>  397  2'j-ä[xcva'.,  od)-r,  (2) 

411   £[j,£va'.,  o-i  (3) 

442  [xs[ji,vY;a'.,  c(7a  (2) 

501    S'JxscOat  £|j.£  (2) 
X  114  i)T.cc'^(ii[i.X'.  'EA£vy;v   (3)? 

118  a-oBaaccCÖat,  c^a  (3) 

127   :api!^£|j.£vai,   a-£  (3) 

184  i):Moij.ol:-  EÖiAo)  (3) 

200  O'jvaTa'.  'j-ooe'jya.iv  (3) 

206   t£.a£va'.  £7:1  (3) 

366  T£A£aa'.  y^o'  (3) 
q-520  oüpaTa-.-  c  oi  (2) 

720  CGV-Aa-.  cüssi  (4) 
Q     60  y.ai  aT-r/iXa  (2) 

167  [j.'.|j-vr;cy.c;j.£va'.,  ot  $•/]   (3) 
199  Uva-.  £X':  (2) 

369  aza;j,uvaaöa'.,  ote  (3) 

570  "/.at  air^v  (1) 

646  £v6£[j.£va'.  o'jAac  (3). 
a      83  voTT^sai  X)o'JG-^a  (2) 
Y  283  y.u,3£pv^sa'.,  b-ö-.e  (3) 
c      38  7Z£58a'.  koi  TJ-C,)  (5)? 

283  £;£AO£p,£vat  •/)  (3) 

299  £vO£p.£va'  ouAac  (3)  =  r,  338 

608  7.£y.A':aTai-  IMv.r,  (3) 

636  0"<^A£'a'.,  jzi  (3) 

779  'ivai  £7:(  (2) 

£     277    -CVT07:0p£'J£(J.£Va'.    £-'    (3) 
i,         OO    £V-UV£a'.,     £-£'.    (2) 

168  Y'Jvat,  aYa[^.a'.  (2) 
r,     36  a)/.£Tat  w;  £-.  (3) 

126  ä5'.£Tf7X'.,  £-:£pa'.  (3) 

129  y.p-^va-.,  •/;   [jisv   (3) 

164  £z'./,p'^7a'.,  Vva  (3) 

6      12  Uvai,  cc^pa  (3) 

139  cj^f/rjai,  £t  (3) 

180  !j.jO£Ta'.,    xü:  (3) 

263  -pwÖYjßai  isTavTO  (2) 


525  xa; wp£7a'.v (7£/.££S7'  Var.)(2) 
i    110  vcpi0al  V]3'  (3) 

274  x£X£at  r,  (3) 
y.     22  -a'j£[ji,£vai  i^o'  (3) 

192  avv£i;-ai-  äXX'  (3) 

208  i£vai,  äixa  (2) 

295  E'irai^a'.  w;  te  (3) 

407   ?£vai  ird  (2) 
A   113  y.at  £Tapc'.c  (2) 

114  veTai,  oAEaai;  (3) 

161   xat  £-ap=i;   (2) 

432    £X£65£s6a'-    T,    o'    (3) 

456  y.aT'.(;y£[A£vai-  £t:£i  (3)  • 

542  axvj[;.£vai,  d'povTO  (3) 

[X     63  XiW/;ai  £Tapo'Jc  (3) 

140  xal  Ixapoic  (2) 

163  Xi'ijffioy.ai   'jixiocq  (3) 

349  oXIaai,  £-•;  (3) 

367  i£vat  e-Ki  (2) 

V       65    Y)Y£'tcOai    £7cl    (2) 

112   isip/ovtai,   aAA'   (3) 

129    £aO[J.it,    CT£    (3) 

327  aYop£'j£[j.£va'.,  i'v'  (3) 
z    117  oOi-Oa'.  'AYa[;.£[j.v:voc  (3) 
152  v£T-at  'Oojj£'j;  (2) 
195  oaivjcOai  a-iovx'   (2) 
384  £A£67£rOa'.  -J^  £?  (3) 
397  ?£vai,  c6'.  (3) 
424  vs7TY;7a'   "Goüs^a  (2) 
522  £vvu70a'.,  c~£  (2) 

0    463    U7:i7/0[J.£Va'.-    O    C£    (3) 

T     24  ctj'£70a'.  ECiajji,r,v  (2) 

72  d7:a[j/jvac0ai,  ö'i  (3) 

287  TcapoajOa-.,  ctt  (2) 

290  y.a-rj/.'.cTai,  cggov   (3) 

p     42  56£c0ai  £5aiJ/r;v  (2) 

227  £7:jix£c0a'.,  aAAä  (3) 

378  övosat,  cTi  (2) 

c      39  \j.xyriijoi.cf)xi-  aAAa  (3) 


SitzuDgpber.  d.  phil.-hist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  lll.  Htt. 


342 


Hartel. 


94  sAacai,   c'va  (2) 

272  saxai,  ÖT£  (2) 

363  sTtO'i/ecöai,  ^aa'  (3) 

6  zapo-acOai,  ct£  (2) 

9  /.aTTjy.iaTa'.,  cgcov  (3) 

81  Y'jva-.,   «7:6  (4) 

168  v/c\).!xv  f,  väp  (3) 

302  0(.7:eaGEi~c(.i-   'dixT^r^q  (3) 

562  7:uÄat  a[j,£vr(Vwv  (3) 

123  äYp6[j.£vai  av£[jLaiov  (2) 


239  voaTYJcai  'Ooua^a  (2) 

f      23  6y;A£ia'.,  uttö  (3) 

133  a-ai^üvacOai,  c~£  (3) 

204  voGTr^GX'.  'Oouc-?)a  (2) 

■/   116  a(i,'jv£sÖai  £!jav   (5) 

289  £7:i-p£'}ai,  i-Kzi  (3) 

372  xai  £o-awtJ£v  (5) 

425  Tioucai  out'   (3) 

M     58  xoijpat  «Atoto  (4) 


Ot 


A  42 

64 

443 

563 

B  492 

542 

776 
r  278 

299 
A  63 

67 

242 

471 

E  37 

Z  421 

0  18 
177 
270 

1  245 


405 
501 

K  291 
420 
505 

A  72 


Aavaol  i\i.(i  (3) 

75 

s'lTöOl,    OTl    (2) 

91 

cot  aY£[J.£v  (2) 

395 

£[j.ol  £a£at   (2) 

699 

0301  u-o  (4) 

801 

OOOI,    2X'.0£V    (4) 

M  138 

£p£-T6[i.£V0t  £A£Ö6p£T:T0V   (3) 

141 

Ol    U7:£V£pO£V    (4) 

N292 

TUpÖTcpO'.    UTiäp    (3) 

710 

£[J.Ol-    £-{    (3) 

H291 

TrpÖTspot  'JTzip  (3) 

479 

72.  235.  271 

0  277 

ApY£Tot  löfj.wpoi  (2) 

710 

)sU/.oi  w?  (6) 

n  35 

Aavaot-  £A£  (4)? 

43 

y.acrf/yjToi  £cav  (4) 

47 

6£o(,  hx  (1) 

156 

Ol  apa  (2) 

382 

ߣßAVAOl,    ö    IX£V    (2) 

P  276 

ÖEOi,  r,aTv  (3) 

2  201 

oT  £,a£vai  (1) 

276 

riuOoT  EVI  (4) 

567 

AlSCO[J.£VOt,    0T£    (2) 

T    57 

IJ.y.  iOiXouca  (2) 

r    74 

•KOA'jy.Ar/Toi  ETCaoupo'.  (5) 

244 

S^Ep'JOl  ■/]    (3) 

a>204 

Ajy.o'.  lo;  (6) 

360 

(zXAOI    OU    (79 IV    (2) 
X£y,X0[JI.£V0l   £Tapoi3tv    (2) 
cpc-avr/.o'.-  o  0£  (o) 
äÖAo^cpot  T--01  (3) 
TEip6[j,£voi"  oai'yy;  (2) 
ava7XÖ[ji.£voi  EXiov  (3) 
•q  10'.  £1(1)?  (2) 

VYjXUXtOl    WC    (6) 

ETapoi,  Ol  Ol  (3) 
ÖEOi,  ä'vcpE;  (4) 
'ApY^ioi  i6[Atopoi  (2) 
Aavaoi,   £io)?  (2) 
icrra[X£voi,  iva  (4) 

T^AlßaTOl,    ÖTl    (3) 

T£ipi[/.£voi*  oXiyr^  (2) 
oi  auTW   (1) 
X'jxoi  £>;  (6) 

l£[J.£VOl'    £t:i    (3) 

'J7:£p0'j[j.oi  £Aov  (3)  ? 

-£ipÖ[X£VOl"    oki'rq    (2) 
£'j:;e7T01  £;,£UYIJ|--''^-   K,-^) 
rßiOK  x-xkx  (4) 

£[J.Ol,    Ot£    (o) 
Oeoi,    äv$p£C    (4) 
VT(-U-lOt    O)?    (6) 

ipeTTTÖfXEvoi  i-ivEspi'oiov  (3) 
Ti  |j.oi  £pico;  (4) 


Homerische  Studien. 


343 


459 

•j-£pot'aXo'.  azöXwv-ai  (5) 

486 

519 

}(w6(J,£V0l,    O'l    0£    (3) 

X 

103 

X 

12 

ot  Z-fi  -Ol  de  (2) 

227 

154 

Xaivsot,  cOi  (3) 

339 

^ 

•     6 

e[;,ol  ept'rjpe;  (4) 

V- 

24 

13G 

~v.pb\j.vtov  o-iÖEv  (2) 

57 

276 

£;/3!.  apsT^   (3) 

73 

641 

oio'j[Aoi,  3  [xiv   (3) 

199 

Q 

328 

h\ofjpö\}.vn<.  w;  (3) 

257 

590 

etapo».  -/js'.pav  (2) 

402 

654 

s^siTiOi  'AYa[j.£[ji.vovi  (3) 

V 

101 

716 

[J.01  0'jp£uat  (2). 

343 

OL 

176 

■jToXXot  Iffav  (3) 

s 

^ 

171 

T 

126 

•^  -rot  £twc  (2) 

249 

325 

£[XOl,    oT  TOI    (3) 

460 

471 

£Cö,y.£vor  ETCi  (3) 

0 

435 

475 

£[xot,  d'Ys  (2) 

475 

0 

520  Osoi  oSpov  (2) 

Tl 

248 

£ 

72 

p.aXaxot  l'ou   (4)  ? 

366 

80 

aöävaTOt,   ouo'  (2) 

390 

f] 

89 

apY'Jpsoi  £v  (3) 

P 

157 

0 

410  Oeol  dTAoxsv  (2) 

(J 

252 

l 

77 

Q-r^Qi\).v)0'.  avä  (3) 

303 

172 

£|j,ol  £pv/3p£?   (4) 

372 

261 

i£[;.£vo'.,  aXXrjv  (3) 

T 

125 

374 

avopo|j-£or  o  o    (o) 

317 

534 

£AÖO'.,  cA£aac  (3) 

460 

545 

o3ups(ji.£vo'.,  r,[i.£ac   (3) 

464 

7. 

425 

i\i.o\  «[xa  (4) 

U 

65 

436 

•^[J.ST£pOt    £TapO'.    (2) 

X 

252 

oSup6[J,£VOlj    0T£    (3) 

ol  \i\o'i  ^iXov  (3) 
a)v05(ot  l'cav  (4) 

£7C£'.YÖ[J--V0l    a7:0-£|A-£T£   (3) 

Trav^jj.£p'.o'.-   7.[/a  (3) 
TO'.  bböq  (3) 

Q^ÖTzikO'.^    0    [;.£V    (3) 

397  i\).o'.  £p{-rip£?  (4) 
£[;.ot  opiYOVTi;;  (2) 
cr^ca[j.£vot  ava  (3) 
£uaa£X(ji,0'.,   ot'   (3) 

Ol    UIOV    (3) 

Tl    TOt    OpXOV    (2) 

i\}.o\  epir,ptq  (4) 
Ol  e/,o6;  (2) 

£1    [XOt    £0£XOIT£    (4) 

avaßr(7a[7.£voi"   £7r{  (3) 

/,£-/,p'.[X£VO'.,    £^    (3) 

£TCa<J5UT£pof   äp.a  (3) 
a-'(zip6[).e'>o<.,  äXX'  (3) 

^    TO'.    '()0J7£j;    (2) 

aöavaxoi,  ot£  (3) 
aii^iizoko'.  £'(»£pov  (3) 
[j,£Y2'"^0'7   ä'[;-sio   (3) 
aOavatoi,  ot£  (3) 
a[7-<p(TCoXo'.  azov{(|iaT£   (3) 
'.y;c:7.[j,£vo'.   -^o    (o) 
TraOo'.-   0  o'  ä'pa  (3) 
ßäXo'.  ätj^oppöo'j  (3) 
Ol  rq   (2) 


et 


A  44(;  xiO£i,  0  o£  (4) 

iiti    £iycp£t    £p'J[J.a    (,>) 
E    104    £1    £T£ÖV    Y£    (5) 

=  H  423,    M  217,    N  153, 
375,  S  125 

499  <pop££i  i£pä;  (4) 

717     £1    OÜKO     (1) 


Z  126  0ap(j£i,  C-'  (2) 
H  282,  293  t£X£6£i  ^YaOsv  (3) 
I      56  ipizv   y.--j.p  (3) 
62  a-:i|xv^C£t,  0'jO£   (3) 
237  acTpa-Tc'.*  "Ky.Kop  (2) 
386  -£t'(j£i  'AYaiji|j.vtov  (5) 
K  105  £XT£X££i,  aacf.  (2) 

23* 


344 


Hartel. 


529 
A702 
1  412 
0  ()35 
P  133 

752 

V  102 
tp263 

112 

431 

X  36 

142 
299 

W565. 
850 

Q  154 
156. 
289 
296 

a  404 

Y  122 
£  112 

364 
398 


A541 

r  206 
351 

Z  409 
411 
454 

H  438 

I  426 
K  438 
ü  213 

II  233 


Ti'ösi,   iT.z?,r,zz-o  (4) 
a(pi£'.  ay,a5(/j[j.£vov  (4) 
ßiß/vv'jy.si  uTC£p  (3) 
c[ioz~'.yßZ'.,   0  C£   (3) 

£!;tY]/,£t    (O;    TIC    (2) 

a?£l  Aiav-£   (2) 

V'.y.V^(7£'.,    ouo'    (2) 

ai£t  'Ax'A-^a  (2) 

'Apk'.  £/,  O'jjxsv  ('Apr^  Var.) 

(4) 

'Ap£i  izi'xo'jpoi;  ("ApYj  Var.) 

(2) 

£7-'lQy.£'.,    a[J.OTCV    (2) 

£';:aia-a£i,   £X££'.v  (3)  ? 

T£r/£'.,    £[J.£    (3) 

624.   797  t{0£'.-  ö  3£  (4) 
TiOci  lir^Ta  (4)? 

183    ä;£'.,    £!;0K    (2) 
185    X-£V££'.    OITZO    (3) 
OTpUV£l    CTl    (2) 

owsci  iov  (3)? 
a-opaisE'.,  'lör/.r^c  (3) 
et  £-:£6v  Y^  (5) 
rjV(0Y£'.  a'::o'::£[j.7:£iJL£v   (3) 

£-£l    S-J    (2) 

''Oo'j(;£T  xs-aoTÖv  (2) 


i;    64 

77 

y;     52 

ö  585 

4 

529 


/.  326 

X  176 

|x  242 

V     35 

164 

219 

328 

^   164 

0   130 

p   111 

359 

G   135 

344 

353 

-     95 

356 

X  258, 

460 


xh\  iOEAOJij'.v  (2) 

T':0£'.,    £V    (4) 
-£X£0£t,    V.    (3) 

i-izel  cu  [/,£V  T'.  (2) 
vai'öi  aTravEuOi  (4) 

£'.    £T£6v    Y*    (1) 

t:   300,    320,    -   216.    ', 

36,  w  259.  352 
£X£t,  «;  (2) 

£X£l,    £p,£    (3) 
ߣßp6X£'.,   67:£V£pe£   (3) 
'Oouo-eT  acTraTTOv  (2) 
y.aTa':tpr,v£T  iXoLGOiq  (3) 
zöesf  3  o'  (3) 
£•  exeov  (2) 
aTiy.xi^£i  a).o/ov   (3) 

T':e£i,  ö  o'  (4) 

£^IA£'.,    üq   (3) 
B£5£i7:v/',y.£'.,  3  o'  (3) 
osps'.  a£y.XL6ij.£vo;;   (2) 
£!:Tr,y.£i  £C  (2) 
aOsEt  o§'   (2) 
■i:3c7£'.  £rp£G6a'.  (2) 
vidici  oXiY'')''^-^^20vTa  (3) 
.  275  ߣßX-/^x£i,  dTAAoc;  (2) 
GTSlVet,   c6£v   (3) 


£ü 


£[jL£\j  azö  (4) 

C£U    £V£y.'    (1) 

Zeu  äva  (1) 

c£u  Icojj.a'.  (1) 

G£u  «oaixap-ojSY;   ( 1 ) 

C7£Ü,    Ö-£    (2) 

£j  apapjTat  (5) 

£;x£!j  ä7:o[j.r,v((7av:G;  (4) 

cO  Yj'7y.r,'X'.  (5) 

av£j   £i;.£e£v   (2) 

Z£j  äva  (1) 


Z       77  C7£U    £7C[0£'J0(Jl,£V0'J;    (1) 

T     (j2  £[jl£j  ä-0[ji.r(ViGavTOc  (4) 

273  £ij.£iJ  äixov-o;  (2) 

V  349  ii>.e^  ET'.  (4) 

a>  398  £(^.£j  (i)ca;  (2) 

\  432  G£ü  a-OTEÖvr^Öj-o;  (1) 

W14'd  £u  y-crAr;cav  (5) 

789  £(X£D  cXiYOJ  (2) 

Ü  37  1  Cr£U    ä-OAE^Y^GX'.jJ.'.    ( 1 ) 

503  'AxiXeij,  aÜTcv  (4) 
ß    25.  161.  229  iJ.£j  'lea/.Y-c'.oi  (3) 


Homerische  Studien.  345 

£   236  £j  hxpT,poz  (5)  43  i[).zx>  iev.T,x'.  (2) 

e  462  £!i.cü,  5t'.  (2)  a  269  i[isx,  iziviccp'.v  (4) 

'.    517   'Oojcr£0,   -va   (3)  t   460  £u   ir/ffX[j,£VO'.  (1) 

V        4  'Oouacü,   £-£•;  (2)  X   128  ei»   ipapuTat  (5)   =   '}  42 

c      19  c£ii  i£%Y3Ti  (2)  CO  443  (jLcj  'I6ay.7;s'.='.  (3)  =  454 

p     22  £pxeu,  £i.i  (2) 

Gegenüber  diesen  diphthongischen  Lcängen  ist  verschwin- 
dend klein  die  Zahl  der  Fälle,  wo  a  ä  und  mittelzeitiges  t  in  der  He- 
bung des  Verses  vor  vocalischem  Anlaut  lang  gemessen  erscheinen. 
Cf. :  A   187  bpä  'Avaixip/yova  (3)  v  391  T^sxva  ösä,  ct£  (3) 

L  276  Naucixäa  inctai  (3)  /.  235  npa[j.v£i(;)  £y,'jza-  av£[j.'.- 

7.:  A  401   ösä,  jTUEAJaao  (4)  (7'{s  (4) 

K  290  oTa  öea,  ctc  (3)  x  263  v-'wvsa  a'jr/^v  (3) 

W  770  xXü6'  eeä,  aYaÖ-/^  (2)  'l  386  cpa  £T'.  (3) 

t  366  svc|j,a-  OijTiv  (3)  und  •/,  322  er^-qizoi.,  wcte,  sowie  die  13  Fälle 
mit  dativischeni  i  sind  in  den  früheren  Untersuchungen  ange- 
führt und  besprochen  (Hom.  Stud.  I,  2.  Aufl.  Berlin  1873.  56  ff.). 

Vergleicht  man  die  Ziffer,  welche  bei  den  einzelnen  Aus- 
gängen die  Erhaltung  ihrer  prosodischen  Länge  in  den  Hebun- 
gen des  Verses  bezeichnet,  mit  jener  Ziffer,  welche  ihre  Ver- 
kürzung  in    den  Senkungen    darstellt,  '    so    lindet   man    dass  yj 

'  Auf  je  100  Verse  findet  sich 
ai  in  der  Senkung  kurz  16-96,  in  der  Hebung  vor  vocal.  Anlaut  lang  0-536 

0'.  -                  n        7-68, 

ci  ,.                  „        1-72, 

ou  „                  „        1-98, 

£u  „                  .        0-21, 

tu  „                 „       0-64, 

0)  „                  „       1.38, 

T)  „                 ,,       0-87, 

n  .  r,     0-40, 

Mit  diesen  Ergebnissen  stimmen  Hoffmann's  Sammlungen,  so  weit  ich 
sehe,  genau.  Hoffmann  zählt  S.  58  zwar  in  der  ganzen  Ilias,  also  in 
15.693  Versen  nur  38  Verkürzungen  des  r,,  das  gäbe  auf  100  0-24:-2,  aKso 
die  Hälfte  unserer  Ziffer.  Aber  er  hat  an  dieser  Stelle  bloss  die  Nomi- 
nalendung 7j  im  Auge.  S.  69  finden  sich  zum  Theil  die  übrigen  Stellen. 
Für  u)  zählt  Hoffmann  in  den  ersten  12  Büchern  der  Ilias,  also  in  7619 
Versen,  luö  Verkürzungen;  das  gibt  auf  100  138  in  genauer  Uoberein- 
stimmung  mit  un.serer  Tabelle.  Diese  Ergebnisse  werden  nit-ht  alterii-t 
durch  Ausdehnung  der  Beobachtung  über  die  gesammte  Ilias  und  Odys- 
see. In  ihren  '27.803  Versen  werden  fo  328  mal,  r)  236  mal,  to  165  mal, 
7)   158  mal  verkürzt. 


ü 

n 

„ 

0-438 

•7 

n 

*i 

0-255 

n 

,, 

n 

0-604 

^ 

•n 

0-133 

n 

n 

n 

0-608 

r 

1^ 

„ 

1-8-24 

I) 

V 

n 

1-475 

n 

n 

« 

1-651 

346  Hartel. 

viermal,  ■^^  nahezu  zweimal  so  oft  lang'  als  kurz  erscheinen, 
hingegen  a-.  31  mal,  oi  17  mal,  v.  7  mal,  oj  8  mal  so  oft  in 
den  »Senkungen  des  Verses  Kürzung  erleiden,  als  in  den 
Hebungen  ihre  prosodischen  Werthe  zu  erhalten  vermögen,  w 
und  (0  haben  die  gleiche  Neigung  wie  yj  und  r,,  und  zwar,  wie 
aus  dieser  Vergleichung  zunächst  nicht  hervorgeht,  aber  später 
sich  zeigen  wird,  in  gleich  hohem  Grade.  Nach  ihrer  Festig- 
keit stufen  sich,  soweit  diese  Indicien  einen  Massstab  abgeben, 
unsere  Ausgänge  in  folgender  Reihe  ab:  r,  r^  (o  w  vj  yj  z<.  c  a-.. 
Diese  Reihe  würde  sich  wesentlich  alteriren,  wenn  wir 
nach  Hoffmann's  Vorgang  die  Zahl  der  Fälle  mit  in  Rechnung 
zögen,  wo  diese  Ausgänge  in  den  Senkungen  des  Verses  sich 
als  Längen  erhalten.  Es  mögen  dieselben,  deren  genauere 
Sichtung  einer  späteren  Stelle  vorbehalten  bleibt,  noch  mit  etwas 
Spreu  gemengt,  hier  vorgeführt  werden: 

Ti- 

B  209  rr/r,,   o)c   '6~E   (1)  U  734  sy.a-.^   £7/0;  (1) 

A  410  6[j.oiY)  svOso  (4)  p    562  xoüpr)    l/.ap'S'.o    (1)    ==   er 

412  c-.<.)-^  ~r,Go  (2)  159,"  188,  0  2,  w  195 

A     21  ri  uc-spov  (3)  536  [xr,  ouKoq  (2) 

145  r,  'loqxcvcü;  (2)  X  135  aiOcijivcj  f;  -^eXiou  aviövtoc 

151  -5^  ävopaa-.v  (3)  (3) 

B  231    aviYW  y)   aXXoc  (4)  152  <h'jy^^%  y)  e^  (3) 

397  -0  £v6a  (4)  M"  382  f,  ai^Gv-p-cr-ov  (3) 

r     24  -q  y-p'.o;  (4)  X  162  -^-öipoy,  yJ  s-.v  (3) 

378  r,  s-va-ipwv  (3)?  =  Ü  769  207   et  o-);  s;  ajtoTc  (1) 

(:)  209  "Hp-o  a--0£T:£c  (1)  282  r)  öjaav  (4) 

514  'M  ■?,  hr/v.  (3)  296  25Xo)  -^^  iij.^aciv  (3)  z=^  X 

T    399  r,  ol>x  (2)  120 

K  505  p;j.oj  £;£pjo'.  v)  ixcepo-  (.'))  329  -/.ojpT/Iy.apio'.o  (1)  =  3  840, 

0    82  -Ji  £vOa  (2)  X  446,  -435,  a  245,  285, 

161  =  177  75  £'!?  äXa  (4)  t  375,  u  388,  <?  321 

271   •?,  avptov  (4)  ß     29  v;  o';  ::poY£V£CT£po'.  (3) 

::  193  V.  [xr;   Wav-oc  (1)  21(5  v)  casav  (4) 

511    v^   hlv/x  (3)  317   v;   xjt;j  (3) 

T    5(J  ATp£ior„  ^  ip  T'.  (2)  S  283  ij  i^EXOqxr/a-  yj  evooO£v  (3) 

<l>  111    c £•:/./,    J;  [X£C75v  (4)  T,   122  aXo)-/;  sppi'CoKat  (4) 


Homerische  Studien. 


347 


0  491   7-  iVAoj  (4) 

•/.  0/4  '.ooiTO  y;  £vO    r,  v/f)x  (4) 

X    172    v;j7CCj    -^    "\pT£IA'.C    (4) 

415  ipTfu)  fi  elXaTcivY]  (.']) 
459  "Opxcixevo),  >^  ev  (3) 

H   330  1^  a.[j.<faoö'f  (3)   ::^  -  299 
384  iXsucrecea-.  v^  iq  Oipoc  y)  s;  (3) 

0   306  (r:aO|X(T),  -^  oTpOvets   (3) 

-  35(5  •;■  sl'j'.oov  (4) 


E  215  ^as'.vw   £v  r.jpi  (4) 

A  484  aiGctov  (0  £Y7,--  (-) 

I'     40  DavOo)   iv  /EipsTS'.  (1) 

444  6vr,Tw,  uixsT^;  (1) 

X  199  ovsipo)  o'j  cjvaTa'.  (2) 

286  or,   !;.'.v   C7(T)   £v  /poi  (3) 


0  357  ^£Tv\  -^  äp  y;  iOeAc;  (1) 
T    192  ov/.y.-rr,  f,  £V0£/,äTYj   (3) 
j    130  GiTO),  ■^  auTO)c  (3) 

166    qsTv',    ^    ä'p    t{  (7£  (1) 

340  ■»]  £50'.Ta'.  r,  x/Skt^-x'.  (3) 
5      51   ßr/  £vea  (4) 

'i^   136  r^  o'i  Tzzpv/ocie-do-jav/  (3) 
CO  300  r,   'i[j-opoq  (3) 
405  ^  ävvsAcv  (3) 


0) 
t 


a    134    OEITT^W    aOY]7£'.£V    (1) 

X  188  öcYpw,  o'jO£  (1) 

273  ^(r,\).xiJ.v/T,  u)  'j'.j-  c  c'  (2) 

TU  438  (7(0  jUt  (3) 

)^  386  iroXjwTTor  oT  c£  t£  (4) 

0  149  XP'^'^-':^  ^'''  S^~*'   (1)  Var. 


B  262  xlzC)  xij.c'.y.x'kjtz'v.  (4) 
0  14<)  Ze'jc  csw  £ic   "Io-r;v   (1) 
P  734  -pccco)  a'!;a;  (1) 


co: 


Y  344  ä'[X5to   '.£c:Or,v   (1) 
r,     25  TW  oj  T'.va   (4) 
7    176  "^ipw  aOxvaTCts'.  (1) 


S'j: 


A      39    ilX'.V0£J,    £l'   -0T£    (1)  n   191    £0    £Tp£90V    (3) 

B   253    f,    £J    f,£    -AT/Mq    (1)  Q  269    C[J.9aX6£V,     s'j    C?7^X£7G'.V     (3) 

£  162   £J   ivTÜvaaav  £  aÜTV^v  (3)         -    194  £u  £;£{v'.7aa  (4)  =  (o  271 


O'J 


B  145  zcvTSu  'I-/.ap{;'.2   (1) 

198  CY^[j.oj  ävopa  (2) 

332  xj-oO,   £'.;  :  y.£v  (1) 

E  666  irr;pou  £^£py7a'   (1) 

0  120  Gr.ßa-oj,   'Hv'.s-^a  (4) 

1  405  4>jißoj  A-6XX(ovo:  (1) 

1  5(50 

K  505  p'j;j.O'j  £^£pjO'.  r,  (1) 

0    23  ß-^Xsu,  C9p'  (4) 

522  ilr/Oov  j'iv  (2) 


n 
p 
w 

o 


226  ajTOu  al'Oo-a  (4) 

9  riavOoj  u'ic  (2)  =  23,  59 
431  oiTAOj  oJpa  (2) 
441  cpy.oj  olaY]  (4) 

122  oO  u'io?  (3) 
578  cicpou  £l(jav  (2) 

123  y.S'vou  £y.Yovoq  (1) 
140  Tou  £t7£y,a  (3) 
718   oüBoCi  Tue   (2) 
164  j'^oj,  tö;  T£  (1) 


348 


Hüitel. 


Y)  70 
0  425 
p  115 


auToO  'AAx'.vioio  (4) 
-oX'jyaAy.oj  £'J70[j-ai  (4) 
'^woü  ouod  (1) 


254  a'jToO  rfz-a  (4) 
272  i^o)Cu-   auxäp  (1) 


E  899  avü)Y£t(v)  iT^aacrOa-.  (4)  Ü 
Z    46  CwYpsi,  'Atpsoc  (1)  =  A  131 

A  554  T£  Tp£i'  £acü[j-£VO!;  (4)  =  P  663  0 

M    46  Tapߣ'  o'jci  (1)  =  <t>  575  <;. 

H  240  T£6^£i  aT/.-r,aaq  (1)  ^ 

0     16  et  auT£  (2)  t^ 

<1>362  Cs^  £vSov  (2)  •  T 


Ol: 


A  505  Ti'ixYjaöv  (Aot  u'.ov  (2) 
E  270  TO)v  Ol  'il 

484 
A  35 
W578 


A/aiol  -J^  x£v  (4) 

)v£'JX0{,    £V    0£    (1) 
tTTTCOl,    aUTSC    (1) 


oll: 


E  685  xeTffOai,  aXX'   (1) 

N  316  V.OU  £1  [j-aXa  (3) 

0  641  xat  atöOTCa  (4) 

ß   230  vtal  v^Tuio?  (4)  =  £  8 

232  Y.oa  aiauXa  (4)   =   £   10 

X   110  y.al  oictv  avauaoi  (4) 


52    £AX£f    CU    [J-Y^V    (1) 

61   nriXeT,  0?  7j£p':  (1)? 

468    ai£'.    T,\l^T7.    (1) 

75  £po)£T,  ouSs  (4) 

67   £1  auToO'   (4) 
195  Ul^v.,  o^pa  (1)? 
546  öapjci,  '[-/.apiou  (1) 

360  aTäp  Ol  aoTi;  (2)? 
337  coi  r^Kiov  (4) 
252  £Yw  Tot  £i.ai  (2) 
166  'Axaioi  £i(7opöa)ffiv  (4) 


41  "^[Aai,  a)vAoiaiv  (1) 

91  ixvac6ai  cuB£  (1) 

174  xat   £vv(^y.ovTa  (3) 

109  äVAai  £uoov  (2) 

326  [J.V{OVTai,    0U0£    (1) 


T   201   £ia  TaTac70ai  (1) 
383  w  Ypr)u,  o'jTto  (1) 


Z  199  oafJLvä  aOavocTOJ?  (1) 
<t>  459  7:£ipa,  &q  X£  (1) 
<p    400  vo)iJ.a   £v8a  (1) 

Es  scheint  gerathen,  von  den  angeführten  Fällen  bei 
Bestimmung  der  Festigkeit  der  einzelnen  Ausgänge  ganz  ab- 
zusehen. Einmal  ist  die  Zahl  derselben  gegenüber  den  Längen 
unter  den  Hebungen  des  Verses  zu  gering,  um  nicht  durch 
zufällige  Einilüsse  aller  Art  beeinflusst  zu  sein,  dann  hat  es 
mit  den  Partikeln  f,  r,,  welche  wie  bekannt  selbst  bei  Dichtern, 
von  denen  der  Hiatus  ängstlich  gemieden  wird,  eine  privi- 
legirte    Stellung   sich    bewahrt,    sein   eigenes   Bewandtniss    und 


Homerische  Studien. 


349 


wäre  von  ihnen  aus,  die  in  der  Senkung  des  dritten  Fusses 
26  mal  Hiatus  bilden,  wo  diess  allen  anderen  Wörtern  zu- 
sammen nur  einige  Mal  gestattet  war,  ein  Schluss  auf  die 
Qualität  oder  die  Festigkeit  des  r,  überhaupt  sehr  bedenklich. 
Endlich  sind,  wenn  man  von  r,  r,  absieht,  die  übrigen  Fälle 
so  fest  an  zwei  Stellen  im  Verse  gebunden,  nämlich  die  Thesis 
des  ersten  und  vierten  Fusses,  dass  nothwendig  zunächst  in 
der  Natur  dieser,  nicht  aber  in  der  Natur  der  Ausgänge  der 
Grund  für  Erhaltung  der  Länge  gesucht  werden  muss.  Also 
nur  von  jenen  zahlreichen  Längen  in  der  Hebung  des  Verses 
kann  die  Untersuchung  ausgehen ,  wenn  sie  die  wirklichen 
Bedingungen  dieser  Erscheinungen  erfahren  will. 

Dass  in  der  That  die  Arsis  oder  etwas  an  der  Arsis  Haften- 
des die  wesentlichste  Bedingung  für  Erhaltung  der  Länge  sei, 
ergibt  die  grosse  Anzahl  solcher  Fälle  (2000)  gegenüber  den 
wenigen  eben  angeführten  Versen,  wo  diese  Ausgänge  in  der 
Senkung  ihre  Quantität  behaupten  (1(>7,  nach  Abrechnung  der 
Wiederholungen  142).  Aber  ob  dabei  die  einzelnen  Hebungen 
eine  gleiche  oder  verschiedene  Kraft  entwickeln,  ist  streitig.  Eine 
Prüfung  der  gesammten  Fälle  wird  die  Frage  kaum  unentschie- 
den lassen.  Wir  finden  als  Länge  vor  vocalischem  Anlaut  in  der 


1.  Ärsia 

2.  Arsis 

3.  Arsis 

4.  Arsis 

5.  Arsis 

(3.  Arsis 

r<     « 

mal 

69  mal 

139  mal 

69  mal 

73  mal 

r,    108 

J7 

98    „ 

103    „ 

49    „ 

42    „ 

1  mal 

(,)    25 

n 

126    „ 

166    „ 

106    „ 

85    „ 

0)     15 

» 

33    „ 

76    „ 

21    „ 

24    „ 

£J        9 

n 

10    „ 

6    . 

6    „ 

6    „ 



O'J      3 

Tl 

52    „ 

48    „ 

33    „ 

42    „ 

V.      8 

" 

23    „ 

22    „ 

12    „ 

«      n 

— 

c.      2 

11 

31     „ 

56    „ 

19    „ 

2    „ 

5  mal 

ai       1 

•• 

45 

«9    ,. 

7     .. 

8    ,1 

— 

170 

mal 

487  mal 

705  mal 

322  mal 

290  mal 

6  mal 

Wenn  hinter  den  einzelnen  Hebungen  gleich  häufig  Ein- 
schnitte getroffen  würden,  wäre  man  nach  diesen  Zahlen  vielleicht 


350  Hurtel. 

bercchti«-t  zu  sagen,  dass  die  4.  Arsis  die  doppelte,  die  2.  Arsis 
die  dreifache,  die  o.  Arsis  die  vierfache  Kraft  der  ersten  zur  Anf- 
rech terhaltung-  der  Quantität  jener  Endungen  besitze.  Aber  die 
Häufigkeit  der  Einschnitte  nach  den  einzelnen  Arsen  ist  eine 
ungleiche,  steht  aber  bis  auf  eine  Ausnahme  in  ziemlich  ent- 
sprechendem Verhältniss  zu  der  Zahl  der  Längen,  die  sich  in 
ihnen  als  solche  behaupten.  Denn  wir  linden  in  ß  auf  434  Verse 
168  mal  Einschnitt  nach  der  ersten  Arsis,  in  y  auf  497  Verse 
196  mal,  in  e  auf  493  Verse  195  mal,  also  auf  Je  100  Verse 
40  mal;  in  A  auf  611  Verse  Einschnitt  nach  der  zweiten  Arsis 
374  mal,  in  N  auf  837  Verse  498  mal,  in  y  auf  497  Verse 
257  mal,  in  s  auf  493  Verse  298  mal,  also  auf  j  e  100  Verse 
64  mal;  in  A  auf  544  Verse  Einschnitt  nach  der  vierten 
Arsis  305  mal,  in  N  ß  y  £  auf  837,  434,  497,  493  Verse 
443  mal,  198  mal,  220  mal,  213  mal,  also  auf  je  100  Verse 
49  mal;  in  n  ß  y  auf  867,  434,  479  Verse  Einschnitt  nach 
der  fünften  Arsis  216  mal,  137  mal,  156  mal,  also  auf  je 
100  Verse  22  mal.  Aber  wir  zählen  Einschnitt  nach  der 
dritten  Arsis  in  A  B  T  A  E  ß  v  £  auf  611,  877,  461,  544, 
909,  434,  497,,  493  Verse  298  mal,  450  mal,  231  mal,  262  mal, 
454  mal,  184  mal,  199  mal,  232  mal,  also  auf  100  Verse  nur 
48  mal,  das  ist  nicht  häufiger  als  die  Hephthemimeres,  und 
doch  finden  sich  unter  ihr  noch  einmal  so  viel  Erhaltungen 
(705)  als  unter  der  vierten  Hebung  (322). 

Nur  eine  Arsis  scheint  ganz  unvermögend  die  Länge  des 
vocalischen  Ausganges  zu  erhalten,  nämlich  die  sechste.  Wir 
fanden  nur  6  Verse:  A  471  Auy.c.  w;  =  A  721,  U  156,  N  292 
vr^TTj-ric.  WC  :=  T  244,  N  178  \j.e/J.r,  wc;  und  diese  zählen  so 
wenig  wie  M  320  v.'A  ic,  A  668  iiJ.r,  V;  und  \x  175  \).z-(£kr,  ";;  denn 
das  nachgestellte  w;  lässt  in  diesen  formelhaften  Verbindungen 
seinen  ursprünglichen  consonantischen  Anlaut  eben  so  sicher 
erkennen,  wie  in  den  besprochenen  ßoe?  wc,  Osbv  &q  u.  s.  w. 
(llom.  Stud.  I-  113).  Aber  daraus  auf  eine  besondere  Schwäche 
dieser  Arsis  zu  schliessen,  wäre  doch  bedenklich;  denn  es 
bleibt  zu  erwägen,  dass  der  Hexameter  nur  selten  mit  einem 
einsilbigen  Worte  abschliesst,  z.  B.  in  den  6667  Versen  der 
Bücher  A  W  \'  A  K  Z  L>  x  ß  v  (,>  nur  138  mal,  d.  i.  durch- 
schnittlich in  100  Versen  2  mal,  dass  die  Hälfte  dieser  ein- 
silbigen   Wörter    (67)   consoriantisch    anlautende    Enklitica    wie 


Homerisclie  Studien. 


351 


T£  (cAiYov  Tc  (p{Xov  -z)  ys.  Tzep  [j-O'.  sind,  die  andere  Hälfte  aber  zum 
grossen  Theil  einsilbige  Substantiva,  von  denen  überhaupt  nur 
einige  wenige  vocalisch  anlauten,  wie  Zsüc  A  147,  ß  197.  o24. 
741,  A  30,  E  265.  888,  a  (J2.  63,  ß  146,  y  ^^^,  ^  477.  544; 
■/.r,p  a  310.  341,  y  420,  B  852,  A  272.  326;  2w  a  167.  392, 
ß  262;  7:5p  E  4,  0  598.  731,  S  225,  <I>  13.  341,  W  52,  u  123, 
«  181.  Das  also,  was  die  Länge  eines  Vocales  oder  Diphthonges 
im  Verse  erhält,  liegt  in  den  Hebungen  und  wie  es  scheint  Jiur. 
in  der  dritten  Arsis  in  etwas  höherem  Grade  als  in  den  anderen. 
Allein  bei  näherer  Betrachtung  kann  die  dritte  Arsis  selbst 
diesen  kleinen  Vorzug  kaum  behaupten.  Die  grössere  Anzahl 
von  Erhaltungen  in  derselben  ist  etwas  Zufälliges,  etwas  durch 
eine  secundäre  die  Längung  begleitende  und  unterstützende 
Erscheinung  Bedingtes.  In  den  1987  Fällen  nämlich,  wo  die 
Ausgänge  y;  -q  m  co  £j  ou  ci  c<.  xi  vor  folgendem  Vocale  sich  lang 
erhalten,  tritt  nicht  weniger  als  584  mal  Interpunction  da- 
zwischen, und  zwar  nach  der 


2. 

Arsis 

3.  Arsis 

4.  Arsis 

5.  Arsis 

Zusammeu 

bei 

(•) 

56  mal 

77  mal 

12  mal 

145  mal 

>7 

Ti 

24    „ 

55    „ 

7    „ 

^6    . 

V 

•1 

24   „ 

46    „ 

21    „ 

1  mal 

92    „ 

n 

to 

13   „ 

42    „ 

^    „ 

58    „ 

V 

0-J 

21    „ 

26    „ 

1    „ 

48    „ 

^^ 

y.'. 

1'^    „ 

Di      „ 

3     :, 

7H    „ 

n 

y. 

10   „ 

27    „ 

6    . 

43    „ 

'• 

-■ 

«    „ 

13    „ 

7    „ 

28    „ 

n 

£'J 

4    „ 

1    . 

1    . 

— 

6    „ 

178  mal 

344  mal 

61  mal 

1   mal 

584  mal 

Wenn  man  in  der  Interpunction  ein  die  P^rhaltung  der 
Länge  unterstützendes  Moment  erblickt,  so  muss  die  überaus 
grosse  Zahl  v<»n  Sinnespausen  nach  der  Penthemimeres  eher 
warnen,  ihr  eine  besonders  erhaltende  Kraft  zuzusprechen,  da 
sie  ja    mehr   als    alle    anderen  Hebungen  dieser  Unterstützung 


352  HarteL 

bedarf.  Dass  nun  aber  in  dem  bei  der  Sinnespause  eintretenden 
Absetzen  der  Stimme,  welches  die  quantitative  Entfaltung-  der 
Laute  eben  so  sehr  begünstigt,  wie  sie  das  Zusammensprechen 
oder  Verschmelzen  des  Aus-  und  Anlautes  an  anderen  Stellen 
hemmt,  ein  solch  unterstützender  Einfluss  Hege,  wird  Nie- 
mand verkennen,  der  sich  den  physiologischen  Hergang  der 
Sache  klar  macht.  Interpunction  stellt  sich  aber  gewiss  nicht 
.desshalb  in  solchen  Fällen  so  häufig  nach  der  dritten  Arsis 
ein,  weil  diese  ohne  Interpunction  den  vocalischen  Ausgang 
nicht  in  ihrer  Quantität  zu  erhalten  vermöchte,  sondern  weil 
hier,  wie  wir  früher  (Hom.  Stud.  1-  S.  97  ff.)  nachgewiesen, 
der  gewohnte  Sitz  der  Interpunction  ist.  Indem  so  der  Hiatus 
die  Interpunction  sucht,  welche  etwa  jede  dritte  Längung 
unterstützt,  der  Sinnesabschnitt  sich  aber  am  liebsten  mit  dem 
Versabschnitt  im  dritten  Fusse  verbindet,  kann  die  Häutig- 
keit des  Hiatus  an  dieser  Stelle  nicht  auf  eine  geheime  Kraft 
dieser  Hebung  zurückgeführt  werden. 

Wenn  nun  in  der  Interpunction  ein  wenn  auch  nicht 
wesentliches,  so  doch  unterstützendes  Moment  der  Längen- 
erhaltung mit  Recht  erblickt  wird,  so  müssen  die  einzelnen 
Endungen  nach  dem  verschiedenen  Grade  ihrer  Festigkeit  von 
dieser  Hilfe  Gebrauch  machen,  die  leichtere  mehr  als  die 
schwere,  und  es  muss  sich  nach  den  gewonnenen  Zahlen  eine 
mit  der  früher  aufgestellten  Festigkeitsscala  übereinstimmende 
ergeben,  wenn  anders  jene  aus  richtig  angestellten  Beobach- 
tungen hervorgegangen  ist.  Das  ist  in  der  That  der  Fall  und 
zwar  in  einer  Weise,  wie  man  bei  dem  Umstände,  dass  die 
einzelnen  Endungen  doch  nicht  gleich  häufig  am  Schlüsse 
von  Sätzen  oder  Satztheilen  sich  finden,  nicht  erwarten  möchte. 
Das  in  der  Hebung  lang  gemessene 

a-.  hat  unter  100  Fällen  54  mal  Interpunction, 
Ol     „       „         „         „        38     „  „ 

^'       V         jt  r  »  ^"       >i  " 

W      ri         r  n  ii  *^'*      ''  " 

V      r         n  r  n  ^^      v  v 

o'j'  '>7 

OJ      ,,  „  ..  ..  - 1       „  ,, 

■r  24 

f,  ..  •«  M  ..  ^*..'  *%  «« 


zJ 


1(3 


Homerische  Studien.  o53 

Die  Stellung  der  Endung  su  in  dieser  Scala  findet  eine 
einleuchtende  Erklärung  an  den  Wörtern,  welchen  sie  zumeist 
angehört,  wie  den  Genitiven  der  Pronomina  und  dem  Adverbium 
cu,  welche  eine  Interpunction  hinter  sich  nicht  vertragen.  Der 
gleiche  Umstand  fallt  bei  der  Endvmg  oj  in's  Gewicht.  Bezeich- 
nend bleibt  die  übrige  Bangfolge  und  jeden  Zufall  schliesst 
der  Umstand  aus,  dass  jene  Endungen,  welche  am  häufigsten 
in  der  Hebung  des  Verses  als  Längen  sich  behaupten  und  da- 
durch ihre  Festigkeit  manifestiren  (•/)  •/;  w  (o),  am  seltensten 
der  unterstützenden  Hilfe  der  Interpunction  bedürfen  und  so 
ai  fast  3  mal,  o»  st  fast  2  mal  so  häufig  als  y]  und  v;  davon 
Gebrauch  machen. 

Indem  wir  somit  der  Interpunction  einen  Ideinen,  wenn 
auch  neben  der  Kraft  der  Vershebung  nicht  wesentlichen  Ein- 
fluss  einräumen,  müssen  wir  im  Widerspruch  mit  Hoffmann 
in  Abrede  stellen,  dass  es  auch  auf  die  grammatische  Function 
der  einzelnen  Endungen  ankomme,  dass  diese  Function  ihre 
Widerstandskraft  gegen  Verkürzung  bestimme.  Der  von  ihm 
aufgestellte  Satz:  interest  utrum  idtima  syllaba  sit  nominum  an 
particularum  an  verborum  (S.  54),  nach  welchem  er  die  ein- 
zelnen Längungeu  sondert  und  ihre  Bedeutung  abmisst,  lässt 
sich  aus  der  Zahl  und  Art  der  Fälle  nicht  begründen.  Wie 
aus  den  mitgetheilten  Stellen  ersichtlich,  gehört  die  Mehrzahl 
der  langen  Ausgänge  auf  ai  dem  Verbum,  der  Ausgänge  auf 
0'.  dem  Nomen,  weil  eben  die  Verbalendungen  auf  a-.  und  die 
Nominalendungen  auf  c.  um  so  viel  häufiger  sind  als  die  andern. 
Eine  nähere  Untersuchung  erheischt  die  Verlängerung  der  Par- 
tikeln ol  TO'.  TW  Tcu  eizei  -/.ai,  quae  (productio),  wie  Hoffmanu 
sagt  S.  70,  aut  certa  quidem  egeat  excusatione  aut  videatur 
esse  mala  et  longius  recedere  a  consuetudine  Homerica,  quam 
qua  non  moveatur  suspicio,  schon  um  der  Folgerungen  willen, 
welche  Hoffmann  und  Andere  daraus  ziehen:  quae  cum  ita  sint, 
patet  ex  productione  harum  vocum :  21,  tc,  -w,  tsj,  kr.ti^  -/.v.  de 
digamma  posse  concludi  (S.  76). 

Was  zunächst  das  Pronomen  o-.  betrifft,  so  scheidet  Hoff- 
manu zwei  Fälle  aus  I  30G 

0'.   'i\).viy.\  Xx/yMyf^  o'j;   ivOäoe  v^c.;   ävaty.av 


354  Hartel. 

und  n  47 

o\  auTW  Oavaxöv  ie  y.ay.bv  x,al  •/.•^pa  XiTscjOai, 
an  welchen  ot  schon  weg-en  seiner  Stelhmg-  im  Versanfang  als 
nicht  enklitisch  sich  erweise.  ,Ig'itur  firmius  est  hoc  loco 
pronpmen  et  pertinet  haec  productio  ad  productionem  diph- 
thongi  c,  quam  quavis  arsi  produci  posse,  demonstravinius 
§.  50,  4'.  Allein  ich  finde  keinen  erheblichen  Unterschied  der 
Bedeutung  und  gleichen  Nachdruck   in  drei  anderen  Fällen: 

1  103  =  V  343 

oü  yäp  010) 

}vi(^a£tv  evvoai'Yaiov,  o  toi  xötov  svOexo  6'jjj.w, 
/a)6[j,£vo;;,   '6x'.  o  \  uVov  cOvOV  l^aAawaa; 
und  ^  460 

TOT<;    O'     'Oo'JdSU?    (ASTiitZ£    G'jßwTiü)    TiS'.pr^TlLWV 

r,  Tiw;  0  t  r/wob?  yXotX'ixv  •äopo'. 

von  denen  Hoffmann  v  343  für  unecht  hält,  indem  er  auf  X  103 
vergisst  und  in  ;  400  die  Wortstellung  nicht  eben  gefällig 
ändert:  rj  iz^q  oi  -/AaTvav  sy.ou;.  Es  finden  sich  mithin  fünf  gleich- 
artige Belege  für  die  Verlängerung  des  oi,  gleichartig  auch  in 
der  nachdrücklichen  Hervorhebung  des  Pronomens.  Viel  auf- 
fälliger, sollte  es  erscheinen,  dass  der  so  häufige  Artikel  ot  nur 
einmal  lang  erscheint   •/  252 

aXX'  ä'YcO'  o\  £^  Tcpöixov  axovxiaax' 

und  diess  eine  Mal  vor  'i%  welches  vielleicht  damals  noch  mit 
consonantischem  Anlaut  gehört  wurde,  nur  zweimal  das  rela- 
tive oi: 

r   278  Ol  u-evspOs  /.afjLOvxa;  und 

8   177  vY^-'.o'.,   oi  äpa  Sv;  xaBs. 

Die  Verlängerung  von  xot  anerkennt  Hoffmann  nur  in 
einem  Beispiel  [j.  57  oTC-oxepr)  ov^  -ot  ooi;  (3),  wo  er  zudem  in 
der  ausgesprochen  pronominalen  Bedeutung  eine  Entschul- 
digung sucht.  Allein  X  12  di  ot,  xot  v.q  i'axj,  welches  er  mit 
Spitzner  in  o'  r,-.o'.  ändert,  ist  ein  weiterer  Beleg  und  nach 
meiner  Meinung  gehören  hieher: 

B    813  r/iv  ■},  -Ol  ävope;  (2) 
\    237  xwv  -^  xoi  aüxwv  (2) 


Homerische  Studien.  öÖD 

0  529  a/X  ri  TOt  k-l  vux-i  (2) 

M  141  o'i  3'  r,  TOI  stw?  (2) 

Y  12G  i'vO'  r,  TO'.  stojc  (2) 

^  171  aAA'  '^  TO'.  :p7,ov  [xso  (2) 

p  157  ioq  Tt  -Ol  'Oouas'j;   (2). 

Wenn  die  Seltenheit  der  Fälle  für  die  kSchwüche  dieser 
Endung-  an  diesen  Wörtern  zeug-t,  dann  scheint  mir  noch  be- 
zeichnender, dass  zoi  nur  einmal  A  44o  -atoa  t£  70i  or(i[).B'f  (2), 
I^oi  nur  4  mal  K  291  w;  vDv  \).oi  eöiXojsa  (2),  tt>  360  t(  [xoi  sp'.co; 
y.al  apwY^j?  (4),  Q  716  sl'^ate  [j.o-.  oüpsOcji  (2),  o  435  ei  [i.o<.  iOeXotis 
(4)  lang-  erscheinen,  die  doch  wegen  des  ihnen  zukommenden 
Satzaccentes  so  oft  in  die  Hebung  des  Verses  zu  stehen  kommen. 
Ebensowenig  kann  ich  beistimmen,  wenn  man  die  zwei  Fälle 
mit  gelängtem  iizd: 

£  364  v*/5;o[;,',   ItzzI  gu  [j-sv  ti  (2) 
6  585  eaOAÖc;  etts'.  ou  [;iv  xi  (2), 

oder  die  sieben  Fälle  mit  gelängtem  /,«(: 

0  290  ipucaxo  y.at  scawssv  (5)  =  /  372 

Ü     60  Opi'^a  TS  v,xl  aTir^Aa  (2) 

ö  570  "/.at  iy.£T-/;v  7:£p   iövTa  (1) 

X  113  vr,i  T£  y.al  kapot;  (2)  =  161,  [x  140, 

wozu  vielleicht  noch  zu  rechnen  ist: 

12      47  'Tavsipa  T£  y.al  '\d'/xazx  (5),  nicht  aber 
M  320  aXX'  ä'pa  y.al  X:  (6), 

in   willkürlicher  Weise  abzuändern  bestrebt  ist. 

Diese  Partikeltheorie  Hoffmann's  und  seiner  Anhänger 
stützt  sich  nur  auf  die  Seltenheit  der  Längungen  derselben 
und  wäre  dann  berechtigt,  wenn  durch  diese  Seltenheit  die  be- 
treffenden Würtchen  allein  sich  auszeichneten  und  dieselbe  auf 
einem  anderen  Wege  nicht  aufgeklärt  wijrdeu  könnte.  Aber 
eben  so  selten  wie  die  betreffenden  Partikeln  sind  einsilbig-e 
Wörtchen  üb(jrhaupt  in  der  Arsis  lang  erhalten  und  diese 
Längung  findet  sich  zumeist  oder  ausschliesslich  an  snlchen 
Versstellen,  welche  jenen  Partikeln  nicht  leicht  zugänglich  sind. 


356 


Ilartel. 


Wir 

zähl 

en  L 

änguno-  einsilbii 

j-er  Wörter  auf 

V 

•/) 

(1) 

T) 

eu 

O'J 

£1 

Ol 

ai 

Summa 

1.  Arsis 

23 

8 

16 

10 

9 

3 

9 

2 

1 

81 

2.       „ 

35 

21 

3 

4 

2 

4 

3 

14 

4 

90 

3.       „ 

2 

3 

1 

5 

— 

3 

14 

4.       „ 

6 

— 

1? 

2 

8 

5.  „ 

6.  . 

20 

" 

1 

6 

1 

6 

3 

37 

Summa 

80 

38 

20 

16 

22 

8 

18 

21 

1 

9 

Also  mehr  als  ein  Drittel  der  Stellen  ist  an  die  erste 
Arsis  gebunden,  in  welche  die  betreffenden  Wörter  gestellt  .zu 
werden  pflegen,  unter  den  fraglichen  Partikeln  aber  nur  y.ai 
und  in  exceptioneller  Weise  ol  (1  306,  II  47)  gestellt  werden 
können.  Andere  Längungen  sind  in  bestimmten  Formeln  an 
festen  Stellen  des  Verses  heimisch,  wie  in  r^ijax'.  xw  überall  bis 
auf  P  401  mit  folgendem  ct£,  welches  sich  22  mal  (B  351.  743, 
r  189,  e  475,  I  253.  439,  A  766,  N  335,  S  250,  0  76,  P  401, 
Z  85,  T  60.  89.  98,  <I>  77,  X  359.  471,  W  87,  e  309,  u  19, 
d>  252)  mit  xw  in  der  zweiten  Hebung,  nur  einmal  Z  345 
w;  \}'   Cf£A'  -/^jj-axi  xw,  cx£  p-s  •irpaixov  x£/.£  p.-/^xr,p 

mit  xw  in  der  dritten  findet,  oder  in  der  häufigen  Clause!  w 
h\  oVxo)  (Z  500,  H  127,  6  284,  3  4,  o  100,  ?  27,  x  117,  <]/  57. 
153,  w  365).  Und  man  begreift,  dass  diese  Häufigkeit  neue  Bil- 
dungen wie  etwa  -J^fJ^axi  xw  £XiixY)v,  oxc  (E  210),  w  bn  (S  220,  3  503, 
;;  15),  0)  £-'.  (A  162,  6 '403),  aö)  £vl  oaio  (-.  478,  x  115,  x  IG^). 
xö)  £vt  (S  350,  £  57,  i;  46),  ^  vn  (W  210,  o  385),  fi  £-i  (H  67) 
und  somit  Längungen  in  steigender  Zahl  hervorrufen  konnte. 
x(ö  ou  (ouy.,  o-Jx£)  beginnt  den  Vers  (B  250,  E  126,  II  631,  V  97, 
^  510,  c  265,  X  134,  X  325),  daneben  an  derselben  Stelle  ver- 
einzelt 0  741  xw  £v  yj.^<j\  9Öw;  und  x  115  xw  i\).i  v5v. 

Bezeichnend  ist  es,  dass  xw,  wo  es  sonst  vor  Vocalen 
seine  Länge  behauptet,  nie  in  der  abgeschwächten  Bedeutung 
des  Artikels,  sondern  in  seiner  ursprünglichen    demonstrativen 


TToraerische  Studien.  357 

Bedeutung  als  stark  betontes  Wort  erscheint.  So  heisst  es  B  110, 
nachdem  der  Dichter  erwähnt  hatte  100  ava  os  xpsiotv  \\-^(a\)Ä\j/fi»y/  i 
hvr,  a7.T~po^/  e'^^wv  und  in  den  folgenden  Versen  Urspining  und 
Vererbung  des  königlichen  Scepters  angegeben  worden  war, 

To)  0  y'    £pctcä[;-£voi;  £7:e'   'Apvcioic.  [j.£-r/Joa 

und  die  gleiche  Bedeutung  hat  tw:  A  531  (1),  0  3G5  (1),  0  496  (1), 
0  525  (2),  n  701  (2),  P  231  (2),  T  346  (2),  <J>  193  (1),  X  127 
(1),  ß  114  (1),  S  162  (1),  C  309  (1),  -0  326  (2),  e  107  (3), 
X  127  (1),  ^  298  (1),  T  367  (2).  Davon  macht  A  614  Maxacvi 
zav-a  Eoaev  [  -rw  'Ac7.Xr,-iäSY]  eine  wirkliche,  K  277  /aTpe  ok  tw 
cpviO'  'OBuaeuc  eine  scheinbare  Ausnahme ;  denn  die  Worte  be- 
deuten, wie  der  Zusammenhang  zeigt,  'er  freute  sich  über 
dieses   Zeichen'. 

Diese  Observation  bestätigen  aufs  schönste  die  Fälle  mit 
T-^:  I  565  (1),  N  408  (1),  0  46  (1),  o  365  (1),  ^  239  (2)  bis 
auf  die  Verbindung  t^  stipv] :  1  272  (2),  *  71  (2),  /  183  (1), 
mit  Tou:  I  106,  Y  393  (1)^  §  189  (1),  w  425  (1)  bis  auf  xou 
hipou  (o'.o)  I  219  {2),  Q  598  (2),  ü/  90  (2) ;  denn  auch  hier  überall 
hat   -o'j  und  tt]    seine    ursprüngliche    demonstrative  Bedeutung. 

Man  wird  es  nun  begreifen,  dass  es  neben  der  Festig- 
keit des  Vocales  die  Betonungsfähigkeit  in  erster  Linie  gewesen 
ist,  welche  den  einsilbigen  Wörtchen  c-/^  und  \j:fj  [ir, :  A  189, 
Z  306,  K  235  =  242.  536,  A  171,  N  633,  a  74,  !;  110,  •/]  18, 
■/.  275,  iJ.  378,  ^  287,  c  257,  u  169,  -/  45,  w  328,  mit  Ausnahme 
von  X  348  (3),  v  383  (3)  immer  in  der  zweiten  Hebung,  wo 
es  ansässig  ist  —  .r/, :  I  698  (1),  K  39  (2),  M  216  (1),  N  319  (4), 
i  248  (4),  n  30  (1).  545  (1),  P  6S6  (4),  :S  19  (4),  X  481  (4), 
o  53  (1).  584  (1),  A  548  (2),  ix  326  (4),  k  398  (2),  x  251  (2), 
(.)  462  (1)]  so  überaus  häufig  zu  so  bevorzugter  Stellung  ver- 
helfen hat,  und  vielleicht  zugeben,  dass,  wenn  auch  nicht 
überall  bei  allen  einsilbigen  Wörtchen,  die  bis  jetzt  unerwähnt 
blieben,  so  wenigstens  in  den  bei  der  folgenden  Aufzählung 
durchschossen  gesetzten  Versen  die  bessere  Betonung,  die  ihnen 
im  Satze  zukam,  gefühlt  wird.  Bei  o)  finden  wir  noch  Längung 
in  w:  E  172  (2j,  1  .55  (5),  T  291*  (2),  0  40  (1),  v  349  (1 ), 
A  279  (1),  l  m  (5)  =  0  372  (5),  -  197  (1)  und  sw:  T  1  74  (2), 
11  708  (1),  P  489  (1)  .-=  6  251,  Li  112  (5).  Bei  w  in  dem 
vocativischen  w:  A  74,  E  464,  A  430,  M'  543,  a  363.  478  (nicht 

Sitzuii-sber.  d.  pliiL-liist.  Cl.  LXXTI.  Bd.  III.  Hft.  24 


358  Hartftl. 

p  375)  immer  in  der  ersten  Hebung-,  in  vw:  o  475  (1),  csw:  A  574  (2) 
und  -0):  H  433  (3),  W  7  (2),  a  52  (2);  bei  y;  in  T.fi':  Z  37  7  (1), 
e  229  (1),  zy.  0  1  27  (1),  x  429  (2),  ^©9^:  A  90  (2),  ^:  o  93  (2); 
bei  y;  in  ■/p'/, :  [j.  154  (3) ;  bei  ou  in  ou :  W  748  (5) ;  bei  eu  in 
der  Formel 

•/.r/./.'jTS  cy;  vüv   [j.s'j  'IOay.r,c'.ot,   otti  y.Ev   sl'zo) 

ß  25.  161.  229,  0)  443.  454,  in  ceii:  T  206  (1),  Z  409  (1),  411  (1), 
454  (2),  2  7  7  (1),  X  432  (1),  Q  371  (1),  in  eu:  H  43  8  (5), 
K  438  (5),  W  743  (5),  e  236  (5),  -  460  (1),  y.  128  (5), 
?  42  (5)  und  ZeÜ:  T  351  (1),  U  233  (1).  Und  so  glaube  ich 
auch,  dass  das  in  der  Formel  v.  s-ssv  y^  stark  betonte  £'.  an 
consonantischen  Anlaut  des  stscv  zu  denken  verbietet;  £'.  in  £•. 
£t£Öv  findet  sich  6  mal  in  fünfter:  E  104,  0  423,  M  217,  N  153, 
E  125,  Y  122,  8  mal  in  erster:  N  375,  i  529,  -  300.  320,  -  216, 
d/  36,  (D  259.  352,  1  mal  in  zweiter  Hebung:  v  328;  singulär  ist 
d  ou-w:  E  717  (1). 

Stark  betonte  einsilbige  Wörtchen  also  sind  es,  die  wegen 
ihres  Nachdrucks,  den  sie  im  Satz  bereits  geniessen,  oder 
genauer  um  der  Verstärkung  dieses  Nachdrucks  willen,  gerne 
so  in  die  Hebung  des  Verses  gesetzt  werden,  dass  sie  vor 
vocalischera  Anlaut  den  Kampf  um  ihren  quantitativen  Besitz 
zu  führen  haben.  Es  ist  eine  Folge  des  physiologischen  Her- 
ganges bei  dieser  Begegnung  zweier  Vocale,  die  sonst  das 
Organ  zu  verschleifen  gewohnt  ist,  von  denen  aber  nun  der 
erste  seine  volle  Zeit  tönen  und  durch  ein  Absetzen  der  Stimme 
gegen  den  zweiten  scharf  abgegränzt  werden  muss,  dass  der 
Schlussvocal  des  vorausgehenden  Wortes  und  damit  das  Wort 
selbst  mit  einem  Nachdruck  sich  geltend  macht,  der  an  dem- 
selben in  seiner  gewöhnlichen  Stellung  in  der  Senkung  nie, 
in  der  Hebung  aber  vor  consonantischem  Anlaut  nicht  in  dem 
Masse  gefühlt  wird. 

Eine  stärkere  Hervorhebung  wird  aber  nicht  etwa  bloss 
den  einsilbigen  Worten  auf  diesem  Wege  zu  Theil,  sondern 
auch  mehrsilbigen,  und  die  Dichter  haben  diese  früher  vielleicht 
noch  ausgedehntere  Eigenthümlichkeit  des  epischen  Verses, 
welche  später  verwöhnteren ,  aber  darum  nicht  gesünderen 
Ohren  als  eine  durch  die  Versnoth  abgerungene  Licenz  er- 
scheinen solltf,  vielfach  in  sinnvoller  Weise  ausgenützt,  um  dem 


Homerisclie  Studien.  359 

schwersten  Worte  des  Satzes  ein  Gewichtchen  beizuleo-en  und 
lautlich  abzugränren,  was  dem  Gedanken  nach  im  Geg-ensatz 
zu  einander  steht.  Eine  ausnahmslose  Ausnutzung  in  diesem 
Sinne  wird  man  nicht  erwarten,  da  nicht  angenommen  werden 
kann,  dass  dieser  Vocal-Zusammenstoss  von  jeher  solchem 
Zwecke  diente,  oder  dass  das  feine  Gefühl  dafür  bei  allen 
Dichtern  und  immer  lebendig  sein  musste.  Allein  man  wird 
es  nicht  in  Abrede  stellen  wollen,  dass  die  Häufigkeit  dieser 
Erscheinung  bei  disjunctivem  v]  darin  begründet  ist,  dass  die 
scharfe  Scheidung  der  durch  das  Oder  getrennten  Begriffe  in 
der  durch  eine  wenn  auch  noch  so  kleine  Pause  bewirkten 
Abgränzung  der  Töne  ihren  passendsten  sinnlichen  Ausdruck 
empfängt.  Hiebei  zeigt  sich  aber  nicht  bloss  Hervorhebung  des 
■q  und  des  damit  eingeleiteten  Satztheiles,  indem  es  sich  vor 
folgenden  Vocal  lang  erhält,  sondern  zugleich  Hervorhebung 
eines  der  disjunctiven  Begriffe,  also  des  am  meisten  betonten, 
in  der  Regel  mehrsilbigen  Wortes.  Wir  sehen  diess  in  folgenden 
Fällen,  die  das  gemeinsam  haben,  dass  der  erste  Theil  der 
Disjunction  gegen  den  zweiten  durch  Hiatus  ebenso  abgegränzt, 
wie  die  den  zweiten  Theil  einleitende  Partikel  r,  durch  Hiatus 
hervorgehoben  wird ;  zugleich  ist  es  das  betonteste  Wort  des 
Satzes,  dessen  letzte  Silbe  vor  r,   in   der  Arsis  lang  bleibt: 

A    1 50  •?(  CGOv   £  A 0  £  [j.  £  V  a '.  r,  ä v  c  p  ä  s  >. v   b'.  p,ä/£70a'. 

0  514  ßAr,;j.£vo^  r^   uo  r^   iy/,^'  ^^'^3£vti 

K  o05  pjiJ.cij  £C£p6c'.  r^   iv.oipo'.  O'J/is'   av.py:: 

X  135  ff  Tvjpbc  a{0o[X£VO'j  Y^  -qe'/J.zj  aviovTOC 

\  152  -q  y^\ö'n  'Vj/^p-^,  'q  i^  'joa-oc  /.puctaAAw 

x  1()2  7.s'![j.£v'   £7:'   •^■;:£i'pcu,   v;   £'.v   iW  7.j;j.a  7.'ja(vC£'. 

y.  2i)<)   ^^    A   120  y,T£'!v7]c  r,k  oÖAo)  v;   xy.oot.oiT  ouoi  -.'.  gz  ypr, 

c  2-'^3  V-   ici.'/J)i[i.z.w(x<.  ■?!   i'vooOiV  ai'V   i>7:xY..o\jzM 

/.  41;)};  '(i[J.(<)  •?,   ipy. v «o  f,   £ lA a t: ( v r,  T£Oa Auir; 

A  451)  y;   zyj   iv   'C)p/_s;j,  £V(o,  ■?)   £v  IfuAw  •qiJ.xfiivni 

i  3-S4  7.x\  oxz    i'utii'ztz^XK  -J^   £c  Oips;  v)   ic  OTCwp'/iv 

T  11)2  T(.)   V'rfj-q   osy-atr,   f^   £vc£-/.aT-/;   -£"a£v  -«^ok 

■j  340  ';;  -vj  -f,'/.^   'IO:</.r,;  r,   'io()\-.x'.  f,   xi.i't.q-.y.'.. 

In   folgenden    !>   Fälloii    (indet   sich   nur  das  l)otonto   Wort 
im    1 1  iaiiis   vor  r, : 

24* 


360  Hartel. 

T   378   [Av^  xo)?  <j'   TTJe  ßa/vY)  -^e  (syioo^t  äopi  t'jcIy) 
Q  438  £vojx£ü);  ev  vr;!  Ooy]  y)  izz'Qoq  c[j.apTewv 

0    714  xa-pb?  iou  7^  vsctov,  y^   ovriva  7:ct[j.ov  e^scäsv 

£      484    07G0V    t'    Tfi    QUO)    */^  £    Tp£Tc    ävOp£?    cp'JsOat 

6    20Ü  7^  Tub^  r^s  -jcAy]  -J^j  /.al  xo7{v,  ouv.  tj.£Yatp(o 
•     274  5;  ]j.t  O£0'jc  y.eX£at  y^  B£'.o'![A£v  v^  aXsacjÖai 
p       37    'ApT£[Jl/St   txiXY]   IQS  xp'J^^Tfl   'Afpoot'-Y]    =:   t  54 
a    316  Yj[j.£va'.  £v  [j.  SY^'p<!>  ^h  ^'■'p^'^  x£a£T£  /epui'v. 
In    der    überwiegenden    Mehrzahl    der   Fälle    (93    in  Ilias 
und  Odyssee)  wird  nur  das  eine  oder  andere  der  disjunetiven 
Glieder  durch  in  Hiatus  g-estelltes  -/^  schärfer  markirt,  hie  und 
da  beide,  wie : 

A   138  Y(  Tcbv  Y5  Al'avTOc  'iov  Y£pai;  y^  'Ocuc^o;; 
r      24  £i)p(i)V  y)   iXacov  xspabv  y]  «ypiov  a'.ya 

4Uy    £1?    0    X£    C     Y)    (XkO'/O^)    TiO'.TjCSTa'.,    "/^    0    VE    00'JAY]V 

H     71   £1«;  0  X£v  y)  u[).z'.q  Tpo{-/;v  cü-'jpvov  £A-/;t£, 
Y]  aijTol  Tcapa  VY;uat  oa[i.£{cTc  zovTO-öpotij'.v 

H  179  Z£u  TcaxEp,  y^  Aiav-ra  Aa-/£Tv,  y^  Tuodoc;  uiov 
T,  aÜTOV  ßaa'.A'^a  7:oAU}(puco'.o  Muxy^v/jc 

0  271   Ol  o'  u)c  t'  y^  sAai/iv  y^epay^  f,  avptov  alya  (vergl.  F  24) 

Q  221  ^  Ol  [xavTt£<;  £?7'.  Ouocxco'.  ri  t£p"^£;; 

3     821     Y^    C    Y^    "<^V    £vl    §Y^[X(0,     l'v'     Ol')rSTa'.,    Y]    £Vt    XOVTW 

6    491   co;  T£  TCOu  y)  aüxbi;  xapswv  y^  ä).Xou  ax.o6c7ac 
X  331   £'jo£iv,  Y^  £-1  v^a  Oor,v  iXOivr'   £<;  Ixatpou? 

Y]    aUTOD"    -0[JI.-Y]    0£    OiOtc    6[J.tV    T£    [J,£XY^a£l 

p.      27   y)  aXbi;  y)  etcI  y^?  ak^(r,GZ':^  izf^iix  -aöovTSC 

6   136  Y^  av'  oBbv  (jT£''/t>)v,  y^  oi  -cptva'.cTaoujt, 
weit  häufiger  aber  das  zweite  (nämlich  47  mal)  wie: 

I  230  £v  OQ'.fi  0£  ca(i)crc[X£v  y;  a-oXdaÖai 
(und  A  40.  62.  515,  Z  341.  347.  457,  H  180,  l  230,  K  486, 
i\  389.  426.  589,'  0  373.  605,  n  352.  482.  590,  P  632,  V  139. 
173,  0  IAA.  7()4,  l  103.  132,  0  203.  509,  X  415,  v  275,  ^  384, 
t:  384,  p  158.  279.  478.  531,  a  268,  x  84.  267,  u  340,  o)  291), 
wozu  wir  die  21   Fälle  mit  comparativem  •};,  wie: 

A   117   ßcuXo;/'   £YCü  Xabv  awv  £{ji,[j,£vai  y^   axoXäfföai 
(und  r  42,    K  288,    (-)  190,   K  404,    A  162,    0  502.  510,  P  78, 
\   109.   2m.   374,    y  445,    a   165,   y   234,    l  183,    0  148.    185, 
u.  110.  209,    T  168)  stellen,    als    das  erste  (in  24  Versen)  wie: 

M   30.5   aXX  5  y"   ^?'  ^t  ■»5pxa;£  \i.iTi\\).zvzz,  -/^l  y.at  'aüxbc 


Homerische  Studien.  361 

(und  A  145,  ß  253,  r  239,  0  514,  A  220,  O  511,  P  227,  <P  111. 
113,  Q  732,  S  283,  o  441,  x  ^7). 

Der  Umstand,  dass  in  den  93  Fällen  nur  24  mal  das 
erste  -q,  69  mal  aber  das  zweite  g-elängt  wird,  könnte  leicht 
als  Zufall  erscheinen.  Allein  wir  finden,  dass  auch  das  iu  der 
Thesis  lang  erhaltene  v^,  welches  in  dieser  Stellung-,  wenn  ich 
recht  beobachtet  habe,  niemals  comparativisch  ist,  31  mal  das 
ri  des  zweiten  Gliedes,  nur  5  mal  (X  310,  ^  230  =  t  300,  ^  384, 
j  340)  das  des  ersten  Gliedes  ist.  Vollends  wird  durch  folgende 
Beobachtung  der  Zufall  beschränkt  oder  aufgehoben :  beim  ri  —  r, 
der  Doppelfrage  ist  es  wieder  das  rj  des  zweiten  Gliedes, 
welches  (34  mal)  noch  einmal  so  oft  als  das  des  ersten  Gliedes 
(17  mal)  in  der  Hebung  des  Verses  Hiatus  bildet.  Es  finden 
sich  beide  Partikeln  v]  —  r,  zugleich  nur  selten  im  Hiatus,  wie: 

K  503  ocutap  ö  [j.£p[j/«^piu£  pivojv   jTi  7,'jvTaTOv   'ipoc. 

9i  ö  Y  £  ot'opov  £Acov,   oOi  -sixiAa  izüyj.''   IxstTO, 

(und  ähnHch  n  648  —  651,  t:  74-76,  to  403.  404),  wie  auch 
sogar  einmal  drei  aufeinander  folgende  Partikeln: 

N  307   A£U7.x/.io"^,   zy;  t'   ä'p  |j.cjj(.ova?  xaiaSüvai  5[jliXov} 

r^   irA  ozzkzov)  Tuavxoc  cJTpatoO,  r^   iva  jj-ictrou;;, 
Ti  £::'   apiTTcpi^tv; 

Man  scheint  aber  bei  grosser  Nähe  der  beiden  Glieder  der 
Frage  diess  fast  gemieden  zu  haben,  wie  z.  B.  zeigt 

A  820  -q  p'  £Ti  -O'j  T/Y^fjouat  TusXwp'.ov  "ExTop'  Axaioi, 
•^  Y^Sr^  a;0{ffov-a'.  üz'   aüioü  Ssupl  oa[J.£VT£?, 

während  sonst  -J;  £ti,  r^  'iv.  und  disjunctives  r,  £Tt  nicht  irgend 
wie  gemiedene  Verbindungen  sind  (ü  408,  X  175.  495  —  FI  651, 
k  463,  B  229,  0  105  —  0  203,  a  268)  und  pa  nur  ganz  aus- 
nahmsweise zur  Tilgung  des  Hiatus  verwendet  wird,  z.  B.  A  1,5 
■J^  p'  au-i;.  Ausser  den  genannten  Versen  findet  sich  y]  in  der 
Hebung  lang  vor  Vocal :  A  190,  B  253.  300,  4)  62,  0  408, 
A  175.  493.  495,  n  91,  /  334,  ->  86,  co  403;  -^ :  B  368, 
E  673,  Z  368.  379,  I  67.5,  K  310.  397.  425.  506.  534,  A  821, 
11  12.  438,  Q  383,  a  409,  B  29.  314.  790.  834,  C  143,  x  52, 
A  179,   0  350,   -  463,    p  309,   t  528,   u  12,  f  197.  284,  •/  159, 


362  Hartel. 

10  264.  Und  in  vollei-  Uebereinstimmung-  damit  ist  wieder  das 
in  der  Thesis  lang  bleibende  q  immer  das  fi  des  zweiten  Gliedes : 
X  172,  2  306,  j  130,  0)  405.  Herodian  und  mit  ihm  andere 
Grammatiker  haben  die  -^  der  Doppeltrage  mit  verschiedenen 
Accenten  ausg-ezeichnet  y)  ('f^s)  -  -^  (f,i.),  ohne  diese  ihnen  oflfen- 
bar  bekannte  und  überlieferte  Betonung-  zu  begründen.  Lehrs, 
welcher  in  den  Quaestiones  epicae  die  Zeugnisse  für  diese  Be- 
tonung gesammelt,  macht  dabei  eine  Beobachtung,  die  vielleicht 
die  Verschiedenheit  der  Accente  nicht  ausi'eichend  erklären 
mag  (vergl.  Bäumlein  Gr.  Part.  S.  131),  die  aber  au  sich  un- 
anfechtbar sein  dürfte  und  die  eben  entwickelten  Thatsaehen 
trefflich  unterstützt:  Scilicet  in  eiusmodi  enuntiationibus  ad 
alteram  particulam  quodammodo  languescere  sen- 
tinius  priorem;  unde  factum  fortasse  ut  in  priore  membro 
deesse  possit:  in  altero  quasi  maiore  quadam  vi  incidit, 
tanquam  priore  omnis  dubitatio  nondum  satis  expressa  et  de- 
clarata  sit  (p.  52).  Es  stimmt  merkwürdig  dazu,  dass  das  q 
der  einfachen  Frage,  wo  es  im  Hiatus  steht,  in  der  Regel  ent- 
sprechend dem  lateinischen  an  eine  Frage  einleitet,  die  im 
Zusammenhange  eigentlich  das  zweite  Glied  einer  Doppelfrage 
darstellt,   zu  welcher  das  erste  Glied  sich  leicht  ergänzt,    wie: 

A  131   \).ri  0-1]  ouTO)?,  ayxOoq  -sp  äwv,  Oeos'ixsX'  'Ay^iWt^, 

ri  söeXsi«;,  c^p'  ccj-zoc  £/•/)?  yipaq. 
A  202  tittt'   aux'   oi.b('.ii-/^cio  \{bq  ii.7,cq  dX-qkojf)aq-^ 
y\   tva  ußpiv  I'Sy)  'A--{0(.\i.iiMOvoQ  AxpEioao, 

und  21  mal  (B  229,  H  26,  6  140,  0  105.  i:{2.  506,  1'  445, 
Z  287,  Ü  241,  Y  251,  B  343.  643.  710,  v  418,  o  511,  t:  424,  p  378, 
a  333  =  393,  T  72,  <?  191,  Ü  109).  Das  Gleiche  gilt  von  dem 
ri  in  der  Thesis:  T  339,  w  300.  Zu  \  131  erklärt  Nägclsbacli 
das  -^  richtig  durch  an  hoc  agis  at,  in  welcher  l'artikol  die 
Grammatiker  ein  verwandtes  Ethos,  welches  durch  die  Ver- 
einigung der  adversativen  und  disjunctiven  Bedeutung  ,oder 
aber'  bewirkt  wird,  nicht  verkannt  haben  (vergl.  Kühner  A. 
G.  G.2  §.  587,  20  und  Hand  Turs.  I.  143  ff.).  Die  einfache 
Frage  beginnt  r,  in  der  Verbindung  r,  y.p/x  3  mal :  N  44(5,  ii  429, 
to  193,  ebenso  häufig,  wenn  es  in  die  Thesis  zu  stehen  kommt 
in  der  Verbindung  r,  xp  Tt:  T  56  Aipeior,,  r,  ä'p  tu  a  357,  j  166. 


Homerische  Studien.  ODO 

Das  betheuernde  r,  steht  im  Hiatus  nur  in  der  Hebung  des 
Verses:  E  801,  ^  37  in  der  Verbindung  r,  oAi'yov  und  jedesmal 
zu  Anfang  einer  Rede.  Endlich  K  432,  Y  251,  4>  106  die  Ver- 
bindung dcAAa  t{  -q. 

Um  unsere  frühere  Tabelle  (S.  356)  zu  ergänzen,  mögen 
hier  noch  die  Hebungen  verzeichnet  werden,  in  welchen  r^  und 
r,  vor  folgendem  Vocal  ihre  Quantität  behaupten. 

1.,  2.,  5.  Arsis 

•^  der  einfachen  Frage  steht  in:  23  mal  2  mal        1  mal 

r,  im  ersten  Gliede  der  Doppelfrage:  16     „  1     „            — 

r,  im  zweiten  Gliede  der  Doppelfrage:  27     ,,  4     „         3     „ 

y;  disjunctiv  im  ersten  Gliede :  10     „  10     „          4     ., 

•/;  disjunctiv  im  zweiten  Gliede:  15     „  13     „  20     „ 

■f]  comparativisch :  9     „  5     „         5     „ 

T,  betheuernd:  ^     ?i  ^75 


102  mal     37  mal     33  mal 


Die  dritte  und  sechste  Hebung  ist  gänzlich  ausgeschlossen, 
die  vierte  steht  3  mal  im  Hiatus:  E  288,  \  266  Tuptv  v'  -q  und 
<[>  106  äAAoc  Ti  r,.  Der  Ausschluss  der  sechsten  ist  früher  erklärt 
worden.  Die  vierte  vermag  r^  nicht  aufzunehmen  wegen  des  nach 
dem  dritten  Fuss  verpönten  Einschnittes,  welcher  zusammen- 
fallend mit  einem  Gedankenabschnitt  nur  um  so  unleidlicher 
hätte  werden  müssen;  wir  sehen  diesen  Uebelstand  in  den 
zwei  sicheren  Fällen  durch  das  enklitische  -(z  gemildert,  t(  r, 
wird  besser  zusammengeschrieben.  Was  die  dritte  Hebung 
betrifft,  so  haben  wir  schon  früher  bemerkt,  dass  einsilbige 
Wörter  nur  14  mal  unter  ihr  Hiatus  zeigen;  davon  gehören 
zwei  der  Ilias  Z  345  (vergl.  über  diesen  Vers  S.  356)  und  H  433, 
die  andern  der  Odyssee:  ß  25  =  161  =  229  =  w  443.  454, 
0  107,  A  103  =  V  343,  A  348,  [x  57.  154,  v  383.  Denn  es  ist 
Regel,  dass  auf  den  Einschnitt  nach  dem  zweiten  Fuss  eine 
trochäische,  oder  wenn  die  Hauptcäsur  in  den  vierten  Fuss  fällt, 
eine  molossische  oder  choriambische  Wortform  folge.  Die  starke 
Vertretung  der  ersten  Hebung  erklärt  sich  theils  dadurch,  dass 
Vers-  und  Satzbeginn  in  der  Regel  zusammenfallen,  und,  indem 
wir  uns  der  anderen  einsilbigen,  meist  hoch  betonten  Wörtchen 
erinnern,  von  denen,  wie  wir  sahen  (8.  356),  ein  Drittel  diesen 
Platz    behauptet,    dass  Vers-    und    Satzaccent    sich   gegenseitig 


364  Hartel. 

anzuziehen  pflegen.  Die  betontesten  Wörter  occupiren  die  erste 
Hebung  des  Verses. 

Ein  Hauptargument,  welches  Hoffmann  für  seine  Auf- 
fassung der  Unzulässigkeit  des  Hiatus  bei  den  genannten 
Partikeln  vorbringt,  ist  die  Seltenheit  der  Fälle,  in  welchen  diese 
Wörtchen  (ol  -oi  £Tt£(  xaQ  vor  dem  Vocal  des  folgenden  Wortes 
ihre  Quantität  behaupten.  Diese  Seltenheit  erkläi't  sich  nur 
zum  Theil  aus  der  Leichtigkeit  der  Vocale  £-.  ot  ai,  die  aber  an 
ihnen  nicht  etwa  leichter  sind  als  an  anderen  Wörtern  verbaler 
oder  nominaler  Natur.  Verbal-  und  Nominalformen  auf  oi  ai  si 
werden  in  demselben  Verhältniss  sparsamer  im  Hiatus  beobachtet 
gegenüber  den  Formen  auf  w  f)  w  •/],  wie  oi  xoi  i-Kei  '/.olI  gegenüber 
To)  w  X7^  av)  ^  07^  [i^-q  u.  dgl.  Am  allerwenigsten  darf  aber  die  Selten- 
heit der  Längung  bei  y.ai  auffallen,  worauf  Hoffmann  ein  grosses 
Gewicht  zu  legen  scheint  (S.  73) ;  denn  an  Stelle  eines  so  zu 
verwendenden  /,ai  stand  dem  Dichter  in  der  Regel  t,o'  zu  Gebote 
und  so  finden  wir  laupwv  rjO^  a'-YwVj  Tpaoev  i^S'  eyevovTO,  i^o'  ht.  owasi, 
nicht  xat  aiYwv,  y.xl  syevovTO,  /.at  ext 5  ja  wir  finden  sogar  dxo''  i^c' 
"rA-/;v,  e1.xöv  75S'  AI'yiov  (B  500.  504.  539.  574.  634)  und  nicht  xal 
"Dv-fjV,  xal  Alytov,  wodurch  der  Dichter  also  der  immerhin  unge- 
wöhnlichen Länge  des  ov  vor  dem  Hiatus  den  Vorzug  gab.  Wo 
trotzdem  /.ai  im  Hiatus  steht,  ist  leicht  einzusehen,  dass  y}o' 
eine  Verwendung  nicht  finden  konnte,  oder  empfindlichere 
Unannehmlichkeit  als  der  Hiatus  mit  xai  bewirkt  hätte.  So 
0  290  =  X  '^^2  ep'JGOLTO  y.at  ecritocrev,  ^  47  'lavsipa  te  /.xl  'lävaaca, 
Q  60  Ope4'a  "^^  '^-y--  axixr)Aa,  woraus  zu  entnehmen,  dass  xai  im 
Hiatus  der  Hebung  noch  lieber  ertragen  wurde  als  selbst  Hiatus 
nach  der  zweiten  Kürze  des  vierten  (sp'jaaxo  -qo'  ejxwssv,  xs  -qo' 
'lavacaa)  und  des  ersten  (xe  -qt'  axixv^Aa)  Fusses.  In  der  Thesis 
Hess  man  sich  hie  und  da  v.ai  auch  dann  gefallen,  wenn  die 
Einsetzung  von  T,oi  mit  keiner  Schwierigkeit  verbunden  war, 
wie:  Ü  641  /.at  cIto'j  r^a'jiii.-q'i  /.ai  al'SoTra,  wo  xai  —  r^os  nicht  un- 
gewöhnlicher als  das  überlieferte  xai  —  x.ai  wäre;  ß  232  eir; 
y.al  ai'auXa,  während  zwei  Verse  früher  avavb;  xai  y;-ioc  in  ayavb; 
tqB'  -ä^^iio;  umwandeln  eine  prosodische  Seltenheit  mit  einer 
andern  vertauschen  hiesse,  ferner  x  110  ßaaiXe'j;  xat  oiffiv  und 
X  174  OLTzv-piaio'.  Y.7.'.  svvY;xovTa.  Nur  N  316  "Exxopa  np[a[j.(oY;v,  xai 
t'  |j.äXa  xapxspöi;   eoxiv    in    einem    in    den    besten  Quellen    fehlen- 


Homerische  Studien.  365 

den  Verse  ist  y]S'  st  so  unmög-Iich,  wie  Hoffmann's  st  xat  (vei'gl. 
•^ai  öi:  V  292,  -  98.   IIH). 

Immerhin  aber  werden  g-egenüber  der  Hcäutigkeit  eines 
Wortes  wie  xat  diese  paar  Beispiele  Manchem  wie  ausznmer 
zende  »Singularitäten  erscheinen.  Allein  nicht  auf  die  Häufig- 
keit des  xai  und  der  anderen  in  Frage  stehenden  Partikeln  an 
sich  kommt  es  an,  sondern  auf  die  Häufigkeit  derselben  in  der 
Hebung  des  Verses,  Die  xai  in  der  Hebung  des  Verses  sind 
ein  kleiner  Bruchtheil  von  den  xat  in  der  Senkung,  Leider  fehlt 
es  uns  darüber  an  einer  eingehenden  Untersuchung;  dass  eine 
solche  nicht  resultatlos  wäre,  versprechen  einige  gemachte  oder 
leicht  zu  machende  Bemerkungen,  Dass  stv  nur  in  der  Arsis 
steht,  ist  längst  beobachtet  (Hermann  Orph.  p,  7o4),  w;  in  der 
Verbindung  xat  üq,  oho'  w;,  in  welcher  es  öii^q  gleichkommt 
uud  nach  der  Theorie  der  Alten  den  Circumflex  trägt  (Lehrs 
QE,  60,  Ariöt,'-  086),  notirte  ich  35  mal  in  der  Arsis  (A  116, 
r  159,  A  322  =  A  720,  E  482,  H  263  =  A  255,  e  56,  I  351, 
386.  391,  587,  A  841,  n  80,  363,  <P  133.  555,  X  352,  a  6, 
ß  23,  3  484,  £  219,  324,  379,  6  184,  t  2.58,  x  291,  X  88,  104, 
p  364,  a  76,  155,  324,  -  224?,  x  i^S),  nui-  2  mal  in  der  Thesis 
0  24  ,  .  ,  £[-».£  0'  ouo'  üc  6u[j.cv  avtet  uud  ©  246  .  ,  ,  aX/vOc  ;j,tv  cüo' 
w?  I  evTavjjat  ojvaTo,  Von  w;  :=  outw;  bestätigt  die  gleiche  Er- 
scheinung Schnorr  von  Carolsfeld  (S,  50  seiner  Dissert,  Ver- 
borum  collocatio  Hom.  Berlin  1864) :  fere  in  arsi  coUocari  solet, 
ut  enim  in  enuntiati  prima  sede  posita  thesin  teneat,  in  duobus 
tantummodo  eiusdem  libri  locis  accidit  %  28.  64.  Nur  wo  stOs 
voran  tritt,  hat  dieses  den  stärkeren  Ton :  H  157,  A  670,  ^'  629, 
;  468.  Wie  9  247  steht  &c  am  Ende  des  Verses:  0  538,  0  156, 
To)  y'  OK  ßouXeuffavTs  oiiziJ.oLyv^  findet  sich  A  531,  v  439,  Ebenso 
wie  WC  treten  die  Partikeln  or,  [jx,  v^?  weit  häufiger  unter  die 
Hebung  als  in  die  Senkung  des  Verses, 

Also  nicht  der  verschiedene  Lautwerth  der  grammatisch 
verschieden  fungirenden  Endungen  unterstützt  nach  unserer 
Meinung  die  vocalisch  auslautenden  Silben  in  der  Erhaltung 
ihi*er  Quantität,  indem  dieser  nur  insofern  in  Betracht  kommt, 
als  den  einzelnen  Diphthongen  grössere  oder  geringere  Festig- 
keit zukommt,  die  wir  früher  abzumessen  bemüht  waren,  son- 
dern die  Fülle  der  Betonung,  welche  die  Wörter  vermöge  ihrer 
Bedeutung    stets   besitzen,    oder   im  Zusammenhang    der    Rede 


366  Kartei. 

vorübergehend  erhalten,  hestimmt  die  Menge  der  Fälle,  wo  die 
Länge  des  Auslautes  sich  vor  vocalischera  Anlaut  behauptet. 
Die  Kraft  der  Arsis  vermag  jeden  vocalisch  langen  Auslaut, 
ob  dieser  der  Auslaut  eines  Nomens,  Verbums  oder  einer  Par- 
tikel ist,  in  seiner  Quantität  zu  erhalten,  indem  sie  das 
Zusanimensprechen  mit  dem  nächsten  Vocal  —  die  Bedingung 
der  in  der  Thesis  stattfindenden  Verkürzung  —  hemmt. 

Das  Wesen  der  Arsis  ist  Tonverstärkung,  bewirkt  durch 
Verstärkung  des  Ausathmungsdruckes.  Der  verstärkte  Ton 
wirkt  durch  die  für  das  Aussprechen  einer  Länge  erforderliche 
Zeit.  Folgt  ein  Consonant  auf  diese  vocalische  Länge,  so  be- 
gränzt  dieser  die  aufgewandte  Kraft,  indem  das  Maximum  des 
Ausathmungsdruckes  während  der  zu  seiner  Articulation  erfoi'- 
derlichen  Bildung  der  Enge  oder  des  Verschlusses  eintritt. 
Folgt  kein  Consonant,  so  liegt  der  Höhepunkt  der  Arsis  im 
Verlaufe  des  langen  Vocales,  der  gegen  den  folgenden  voca- 
lischen  Anlaut  durch  Verschlussbildung  abgegränzt  wird,  indem 
,wir  vor  jedem  anlautenden  Vocale  den  Kehlkopf  verschliessen, 
so  dass  unter  der  grösseren  Spannung  der  Ausathmungsluft, 
welche  hiedurch  bedingt  wird,  die  Stimmbänder  prompt  an- 
lauten^ (Brücke,  Physiol.  Grundl.  der  nhd.  Verskunst  S.  54). 
Das  ist  Hiatus  in  bester  Form;  aber  kein  Hiatus,  den  das 
griechische  Ohr  der  epischen  Sänger  bei  dem  langsamen,  ab- 
gemessenen Gang  des  griechischen  Hexameters  irgend  unan- 
genehm empfand.  Jedem  Diphthong  und  jedem  Vocal  selbst, 
der  auf  dem  Wege  der  Verwitterung  seiner  Quantität  noch 
nicht  zum  Normalmass  der  Kürze  herabgesunken,  ist  der  Zu- 
tritt zu  solchen  Hebungen  gestattet.  Die  schwächsten  Längen, 
z.  B.  dativisches  •.  und  die  leichtesten  Diphthonge,  wie  o-  at, 
fallen,  durch  die  hinzutretende  Tonverstärkung  der  Arsis  unter- 
stützt, vollgewichtig  ins  Ohr.  Zumeist  aber  sind  es  die 
schwersten  Diphthonge,  wie  w  und  r,,  die  kräftigsten  Vocale,  wie 
0)  und  r,,  welche,  nicht  gedrückt  durch  das  Gewicht  nachfol- 
gender Consonanten,  hier  zur  vollsten  Entfaltung  ihi'es  Ton- 
gehaltes  gelangen. 

Die  Arsis  verweigert  also  keinem  der  langen  Vocale  und 
Diphthonge  ihren  Schutz,  allein  sie  nimmt  nicht  alle  Träger 
derselben,  alle  Wörter  gleich  gerne  auf.  Natürlich.  Der  Satz- 
accent  ist  Tonverstärkung  wie  der  Versictus.    Die  Besitzer  des 


Homerische  Studien.  367 

ersteren  müssen  nach  Möglichkeit  Besitzer  des  letzteren  zu 
werden  suchen,  wenn  der  Accent  der  Rede  nicht  den  Accent 
des  Verses,  der  Accent  des  Verses  nicht  den  der  Rede  ver- 
nichten soll.  Der  Wortaccent,  in  Tonerhöluing-  bestehend,  läuft 
daneben  einher.  Hierin  liegt  der  Grund,  dass  einzelne  Wörter 
überaus  hcäutig-  unter  der  Hebung-  in  Hiatus  stehen,  manche  nur 
durch  eine  individuellere  Wendung  und  Fügung  des  Gedankens 
ausnahmsweise  solche  Begünstigung  erfahren. 

Und  insofern  vermag  allerdings  regelmässig  oder  häutig 
eintretende  Längung  solcher  Partikeln  vor  demselben  Stamme 
oder  demselben  Worte  den  gegründeten  Verdacht  erregen,  dass 
dasselbe  in  Homerischer  Zeit  mit  consonantischem  Anlaut  gehört 
wurde.  Wenn  so  -/.a-'  in  der  ersten  Hebung  25  mal  vor  :-.  steht, 
so  lassen  sich  daraus,  abgesehen  von  allen  anderen  damit  zu- 
sammenstimmenden prosodischen  und  etymologischen  That- 
sachen,  sichere  Schlüsse  ziehen.  Aber  zu  denselben  Schlüssen 
wären  wir  berechtigt,  wenn  nicht  xai,  sondern  tw,  xj-m  oder 
epeM  vor  si  den  langen  Auslaut  so  überaus  häufig  erhielte  wie  /.xi. 
Die  Häufigkeit  des  Hiatus  vor  demselben  Anlaut,  das  Formelhafte 
ist  das  Auffällige,  das  Bedeutsame.  Solche  Häutigkeit  wird  vor 
Wörtern,  deren  vocalischer  Anlaut  unbezweifelt  ist,  selten  be- 
merkt. Xun  freilicli  wird  mau  für  die  Unbestimmtheit  dieser 
Folgerungen  nicht  gerne  jene  beruhigende  Sicherheit  der  Hoff- 
mann'schen  Theorie  hingeben  wollen  und  fragen,  wie  häufig  solcher 
Hiatus  eintreten  muss,  um  etwas  zu  beweisen.  Die  Frage  ist 
unpraktisch,  Hesse  sich  indessen  leicht  durch  eine  Zusammen- 
stellung der  Fälle,  welche  bei  anderer  Gelegenheit  gegeben 
werden  soll,  erledigen.  Bei  Wörtern,  welche  nur  in  seltenen 
Fällen  Erscheinungen  der  Art  zeigen,  darf  aus  diesen  für 
ihren  ursprünglichen  Anlaut  nichts  gefolgert  werden.  Für  den 
Augenblick  kann  uns   diess  negative  Resultat  genügen. 

Der  Aufwand  an  Argumenten  wäre  kaum  gerechtfertigt, 
wenn  durch  sie  nur  die  Hoffmann'sche  Theorie,  deren  praktische 
Consequenzen  Manchem  als  unbedeutend  erscheinen  mögen, 
luitte  erschüttert  werden  sollen.  Ich  meine  indess,  dass  die 
eingehende  Betrachtung  der  einsilbigen  Wörter  uns  eine 
Einsicht  erschlossen,  welche  die  gesammten  Erscheinungen  des 
Hiatus  nicht  zu  ihrem  Nachtheil  in  etwas  anderem  Lichte  zeigen 
dürfte.    Bei  den  einsilbigen  Wörtern,    welche    wir    im    Vorigen 


368  Haitel 

betrachteten,  war  die  Durcht'ührung  des  Satzes,  dass  der  Nach- 
druck, die  Stärke  der  Intonation,  welche  ihnen  zukommt,  die 
Verbindung-  mit  dem  gleichartigen  Versictus  suche  und  in 
dieser  Stellung  das  volle  Austönen  der  vocalischen  Länge  den 
Nachdruck  fördere,  leicht  zu  ei-weisen.  Die  Einsilbigkeit  lässt 
keinen  Zweifel  über  den  Sitz  der  Intonation.  Bei  zwei-  und 
inehrsilbigen  Wörtern  aber,  für  welche  unsere  Behauptung  nicht 
minder  wie  für  die  einsilbigen  gelten  muss,  wenn  sie  richtig 
sein  will,  ist  die  Sache  weit  schwieriger;  denn  welche  Silbe  ist 
dann  Trägerin  der  grösseren  Tonstärke?  Dass  es  diejenige  oft- 
mals nicht  ist,  welche  w  ir  damit,  gemäss  dem  Charakter  unserer 
Sprache,  auszuzeichnen  pflegen,  nämlich  die  Besitzerin  des 
höheren  Tones,  die  accentnirte,  geht  schon  aus  der  Beweglich- 
keit dieses  musikalischen  Elementes  hervor,  welches  bald  auf 
der  Stammsilbe,  bald  vor,  bald  hinter  derselben  sich  zeigt  (auw, 
£A'jov,  £A'j6[j//;v)  ,  indem  wir  für  die  stärkste  Intonation  einen 
bestimmten  Platz  bei  einem  und  demselben  Worte  annehmen 
und  nur  vielleicht  Nebenicten,  die  mit  der  veränderten  Form 
des  Wortes  sich  leicht  einstellen  oder  verschwinden,  einen 
fi'eieren  Spielraum  zugestehen  müssen.  Nur  an  sich  hat  es  alle 
Wahrscheinlichkeit,  dass  die  stärkeren  Icten  mit  den  längeren 
Vocalen  oder  Silben,  die  schwächeren  mit  den  kürzeren  sich 
verbanden.  Diess  angenommen  erschiene  es  nicht  als  ein  Zufall, 
dass  jene  vollgewichtigen  Diphthonge  v;  y;  m  to  um  so  viel 
häufiger  als  die  leichteren  oi  ai  si  unter  die  Hebung  des 
Verses  vor  vocalischen  Anlaut  treten,  indem  auch  hier  die 
ihnen  zukommende  grösste  oder  mittlere  Tonstärke  die  Ver- 
einigung mit  dem  Versictus  anstrebt.  Die  griechische  Sprache 
hätte  in  der  Setzung  der  Icten  eine  Aehnlichkeit  mit  der  fran- 
zösischen und  das  eigenthümliche  Betonungsgesetz  derselben, 
nach  welchem  der  höhere  Ton  nie  über  die  vorletzte  Silbe  zu- 
rücktreten darf,  wenn  die  letzte  lang  ist,  würde  sich  durch 
den  Einfluss  dieser  an  der  Länge  haftenden  kräftigeren  In- 
tonation am  einfachsten  erklären  lassen. 

Indessen  wie  es  auch  mit  dem  Sitze  der  stärkeren  Töne  im 
mehrsilbigen  Worte  bestellt  gewesen  sein  mag,  und  wie  Wenige 
das  vielleicht  werden  zugeben  wollen ,  dass  der  Grieche  beim 
gewöhnlichen  Sprechen  längere  und  kürzere,  höhere  und  tiefere, 
stärker  und  schwächer  intonirte  Silben,   also  Quantität,  Accent 


Homerische  Studien.  369 

und  Ictus  in  demselben  Wortkörper  neben  einander  zum  Aus- 
druck   gebracht    habe,    was    uns    nur    theilweise    nachzuahmen 
nicht    ohne    die    grösste    Anstreng-ung    gelingen    mag,    es    wird 
keinem  Widerspruch  begegnen,   wenn  wir  behaupten,  dass  das 
stärker  betonte    mehr-   wie  einsilbige  Wort  im  Satze  vernehm- 
bar abgetrennt  von  seiner  Umgebung  gesprochen  wurde,  während 
dasselbe    unbetont    mit    dem    nächst   folgenden    fast  in  eins  zu- 
sammenschoss.     Im    Griechischen    muss,    worauf  viele  Erschei- 
nungen führen,    das  Zusammensprechen  ein  noch  weit  engeres 
gewesen  sein  wie   in   unserer  Sprache,    vergleichbar    dem  Ver- 
schleifen    französischer    Wörter,    nur    noch    in    viel    grösserem 
Umfang  als  in  dieser  Sprache,  und  nicht  bloss  im  Vers,  sondern, 
wie  die  übliche    scriptura   continua  und  der  Einfluss  der  Arti- 
culationsstelle  anlautender  Consonanten  auf  auslautende  Nasale 
klärlich  zeigen,  auch  in  der  gewöhnlichen  Rede.  Eine  auch  nur 
kleine    Abtrennung    ward    desto    kräftiger    empfunden,    ja    so 
kräftig,  dass,  wie  wir  in  unserer  früheren  Untersuchung  sahen, 
kleinere    Interpunctionspausen    auf    die    Quantitätsverhältuisse 
nicht  ohne  entscheidendmi  Einfluss  blieben.    Und  in  der  That, 
die    überwiegende    Mehrzahl    jener    zwei-    oder     mehrsilbigen 
Wörter,  deren  vocalischer  Auslaut   seine  Länge  vor  folgendem 
vocalischen  Anlaut    behauptet,    hat    berechtigten  Anspruch    auf 
eine  bessere  Betonung  als  die  nächste  Umgebung.    Da  es  nicht 
wohl  angeht,    diess    an   allen  einzelnen  Fällen,    die  früher  auf- 
gezählt wurden  und  leicht  darauf  hin  besehen  werden  können, 
nachzuweisen,    seien    nur    die  Beispiele  aus  dem    ersten  Buche 
der  Odyssee  mit  einigen  Bemerkungen  angeführt,  indem  hiebei 
die  einsilbigen  Wörter  (74,  165,  4U4)  und  die  Fälle  mit  hinzu- 
tretender  Interpunction    (45,    81,   50,   167,  191,  331,  383,  4()4, 
442)  übergangen  werden.    Ueber  erstere  haben  wir  ausführlich 
gehandelt,    die    Interpunction    trennt    dem    Auge    deutlich    die 
Worte  ab,  hat  also  denselben  Effect  wie  der  Satzaccent. 
Wir    finden  also    V.  21 : 

avT'. Oew  \)oj<7y;'.  izipo:  y;v  'fxXx'/  vss^Oa'. 
und  ähnliche  Verbindungen: 

386   [J:r,   zi  'f  iv   ä;j,9'.  aXw  'lOzy.y;   ßaG'A?;^  Kpoviwv 

zoi'/jCö'.sv  (vergl.  395,  4()1) 
432   lux  oi  ;j.'v  7.  sovy;   aXd/o)   -iv/  iv  [j.i-^ipo'.z'y. 


370  Hartel. 

Das  Ej)itheton  hat,  wie  sehr  es  auch  von  seiner  ursprünja^lichen 
Frische  verloren  haben  mag,  einen  besseren  Ton  ahs  das  Siibstan- 
tivum  nncl  g-ewiss  einen  besseren,  wenn  es  von  diesem,  durch 
andere  Worte  getrennt,  vor  oder  nach  gesetzt  wird,  wie: 

426  Jtj/Y; Xbc  oi.oi).r,-o  Tuspia/, sztw  sv;  "/(opo) 
137  yip\!^3.  ap-st'-sAoc  r^^oyöiid  irÄyt-jt  ^Epoucra 
•/.aA^  y^p'jffSiY]  ÜTrep   ap^upscc  Xsßr^Toc. 

Der  Hiatus  beim  Epitheton  lindet  sich  auch  meistens  bei  solcher 
Stellung  desselben,  womit  zu  vergleichen  w  bn  oVy.w  und  andere 
ähnliche  Verbindungen,  die  wir  früher  (S.  356)  besprochen.  So, 
um  nur  die  Fälle  aus  den  ersten  12  Büchern  der  Odyssee  zu 
nennen,  ß  366.  414,  o  53.  342.  354,  s  132,  l  75.  79.  204.  215, 
r,  123.  173.  250,  -/.  117.  127.  211.  253.  315.  367.  369.  489, 
A  614,    \j.  40'S.     Fühlbarer   wird  der  Nachdruck  im  Gegensatz: 

24  o'i  \).b)  0  'j  G  s  [;.  £  V  0  'j  'VTrspisvsc,  z'i  g'   äv'.ivto;. 
296  /.TSiv-fj?  r^i  BcAw  Y^  ajxoaoov. 

Ein  Ictus  wird  auch  in  Fällen  bemerkt  werden,  wie: 

69  K'jy.Atozo;  -/.s/sAWTa'.,  'dv  o2;0a'A[xoij  ä/.äcocsv 

82    V.    \).V)    GY]    VJV    TCUTO    (flAGV    |J.2-/.äp£5(j'.    OsoTct, 

vccT^aai  'OSur^a  "JucAÜiBpova  cvgs  og;j,gvo£ 
176  ^£Tvo;,   £-£l  -gaagI  hx)  a^/ipt:;  r,iJ.ixzpo'/  ow 

186    £V    A[;j.£Vl    'PctOpO)    U-b    N-/;{(;)    'JAY^£VT'. 

253  w  7:d-G',  -^   cy;  ttoAAov   a-Gr/_oi^.£VO'j   'ÜG'Jcr^G; 

G£6r„  c  ■/.£  ij.v/;(7T^p!jtv  avaiG£7i  X^^P*?   ^?^''''i 
411   O'j  |j.£v  väp  T'.  -/.ay.  0)   £•;  loza  icoy.E'. 

und  dass  selbst  V.  137:  r.poyöu)  erAyz'jz  sipouca  das  Wort -pG/5(.) 
einen  auszeichnenden  Ton  hatte,  deuten  die  Epitheta  des 
nächsten  Verses  y.aX^  /p'-^^-'-Tl  sattsam  an.  Ausnahmen  davon 
werden  nicht  in  Abrede  gestellt.  Die  Hebung  genügte,  den 
Auslaut  eines  nicht  oder  wenig  betonten  Wortes  lang  zu  er- 
halten, indem  sie  durch  kraftvollere  Intonation  die  unter  sie 
gestellte  Silbe  von  ihrer  Umgebung  abhob.  Aber  der  Dichter 
war  beflissen,  jene  Worte  in  solche  Lage  zu  bringen,  deren 
nachdrucksvolle  Hervorhebung  im  Interesse  des  Gedankens  lag. 
Hinaeo-en  hat  auch    bei    zwei-   und  mehrsilbigen   Wörtern 

O       CT  '^ 

die    grammatische    Function    der    Endung   keinen    erkennbaren 
Einfluss  auf  die  Erhaltung  der  Länge,  was  wir  vorauszusetzen 


Homerische  Studien.  371 

sehr  geneigt  wären.  Denn  wenn  wir  die  lebendigen  Laute  der 
griechischen  Sprache  vernehmen  und  ihren  quantitativen  Werth 
messen  könnten,  Avürden  wir  hier  nicht  minder,  wie  ja  sogar 
in  modernen  Sprachen,  quantitative  Unterschiede  zwischen  den 
als  Längen  geltenden  Vocalen  finden,  wir  würden  erfahren, 
dass  nicht  alle  co  und  y;,  w  und  T)  die  gleiche  Dauer  besitzen, 
dass  zwischen  einem  optativischen  o-.  und  x:  und  den  Nominal- 
endungen c.  und  7.:  Längenunterschiede  bestehen.  Die  zu  beob- 
achtenden prosodischen  Erscheinungen  geben  entweder  keinen, 
oder  einen  unsere  Voraussetzungen  Aviderlegenden  Aufschluss, 
wie  ein  Blick  auf  die  (S.  340  if.)  mitgetheilten  Fälle  zeigt.  Wir 
kthmen  diese  Unterschiede  ruhig  ununtersucht  lassen,  wenn 
diejenigen  c.  und  a<.  z.  B.,  welche  uns  nach  anderweitigen  Indi- 
cien  mit  Recht  als  die  leichtesten  und  flüchtigsten  gelten,  sich 
als  genug  gehaltreich  erweisen,  um  in  so  zahlreichen  Fällen 
als  volle  Längen  vor  anlautendem  Vocal  zu  erscheinen. 

Der  Versictus  ist  also  nach  unserer  Untersuchung  der 
wichtigste  Factor  bei  der  Erhaltung  langer  Ausgänge  vor  voca- 
lischem  Anlaut  und  übt  seinen  Einfluss  aus  theils  durch  die 
ihm  eigene  Tonstärke,  indem  dabei  der  gemessene  Vortrag  des 
griechischen  Hexameter  nach  jeder  Hebung  ein  Absetzen  der 
Stimme  gestattete.  Daneben  kommt  es  allerdings  noch  auf  die 
Qualität  der  Ausgänge  an  und  die  Festigkeit  derselben  wird 
theils  durch  die  bessere  Q.uantität,  z.  B.  des  •/;  r,  w  oj  gegenüber 
ZI  y.:  0'.,  theils  durch  die  mit  dieser  besseren  Quantität  meist 
verbundene  bessere  Tonstärke  bewirkt.  Sobald  die  langen  Vo- 
cale  und  Diphthonge,  in  die  Senkung  des  Verses  gestellt,  der 
mächtigen  Stütze  des  Ictus  entbehren,  schrumpfen  sie  zu  Kürzen 
zusammen,  offenbar  in  Folge  des  schnellen  Zusammensprecheus 
mit  dem  nächsten  vocalischen  Anlaut.  Die  durch  das  Ver- 
schmelzen des  Aus-  und  Anlautes  bewirkte  ens;e  Verbindung 
verlangt  der  kunstvoll  verschlungene  Bau  des  Verses,  der  in 
seine  eintönigen  Glieder  zerfiele,  wenn  die  Stimme  ebenso  häufig 
nach  der  Senkung  wie  nach  ili  r  Hebung  anhielte.  Dass  in  dei- 
That  eine  so  enge  und  rasche  Verbindung  der  Worte  die 
Kürzung  bewirkt,  ersieht  man  daraus,  dass,  sobald  dieselbe  auf 
irgend  eine  Art  gelockert  und  der  Flu.s.s  des  Verses  unter- 
brochen wird,  sei  es  durch  eine  (Jäsurpause,  sei  es  indem  ein 
einzelnes  Wort    dnrcli    einen    kräftit^en    Ictus    von    seiner   Um- 


372  nartel. 

üjebung  abg-ehoben  wird,  die  ursprüng-liche  Länge  des  Auslautes 
g-ewahrt  bleibt.  Man  ersieht  es  ferner  daraus,  dass  in  Versen, 
deren  Rhythmus  die  rasche  Verbindung  zweier  die  aufgelöste 
Arsis  bildender  Silben  fordert,  dieselbe  Verkürzung  des  voca- 
lischen  Auslautes  eintritt,  wie  in  der  Thesis  des  Hexameters, 
z.  B.  Pindar  Ol.  3,  14  —  uu  "laipou  a-6.  Andere  Beispiele  hat 
J.  H.  Heinrich  Schmidt,  G.  M.  S.  129,  gesammelt,  um  daraus 
den  Schluss  zu  ziehen,  dass  der  Ictus  keinerlei  Einfluss  auf 
Erhaltung  der  Länge  übe.  ,Nach  allem  was  früher  und  so  noch 
in  neuester  Zeit  über  die  'Kraft  des  Ictus'  philosophirt  worden 
ist,  sollte  man  denken,  dass  dieser  durchaus  die  Länge  vor  der 
Verkürzung  bewahren  raüsste.  Doch  diess  ist  nicht  im  ge- 
ringsten der  FalF.  Wir  entnehmen  aus  diesen,  übrigens  noch 
sehr  einer  näheren  Untersuchung  bedürftigen  Stellen,  dass  in 
manchen,  nicht  sehr  zahh-eichen  Fällen  die  Kraft  des  Ictus 
einem  stärkeren  Zwange  gegenüber,  der  das  absatzlose  Zu- 
sammensprechen zweier  Silben  erheischt,  nichts  vermochte, 
und  halten,  gestützt  auf  die  überwältigende  Zahl  von  Fällen 
und  ihre  nun  wohl  deutlicher  gewordene  Beschaffenheit,  den 
Glauben  für  unanfechtbar,  dass  im  Hexameter  die  Kraft  des 
Ictus  es  ist,  welche  die  Länge  erhält,  weil  dieser  Ictus  das 
zu  ihrer  Entfaltung  erforderliche  Absetzen  der  Stimme  ver- 
langt und  erleichtert,  das  in  der  Senkung  des  Verses  nicht 
überall  und  überhaupt  nur  ausnahmsweise  gestattet  ist. 

Wir  haben  früher  166  Fälle  verzeichnet,  wo  der  lange 
Vocal  seine  Quantität  in  der  Senkung  behauptet.  Wenn  man 
dieselbe  roh  nach  den  einzelneu  Thesen  ordnet,  erscheinen 
schon  die  erste  und  die  vierte  als  besondere  Sitze  dieser  Er- 
scheinung; denn  auf  die  des  ersten  Fusses  entfallen  64,  auf 
die  des  zweiten  24,  auf  die  des  dritten  35,  auf  die  des  vierten 
43  Fälle.  Das  springt  vollends  in  die  Augen,  wenn  wir  die 
bereits  in  dieser  ihrer  Eigenthümlichkeit  erkannten  Partikeln 
Yj  und  r,  aussondern.  Dann  fallen  auf  die  erste  Thesis  62,  auf 
die  zweite  19,  auf  die  dritte  9,  auf  die  vierte  32  Fälle.  Nach 
der  ersten  und  vierten  Thesis  also  liebt  der  Vers  ein  Absetzen 
der  Stimme,  wie  bekannt,  und  diess  lässt  die  ursprüngliche 
Quantität  in  ihre  Rechte  treten.  Dabei  darf  nicht  auffallen, 
dass  diess  nur  halb  so  oft  in  der  vierten  als  in  der  ersten  der 
Fall  ist,  denn    doi-t    ist    der  Daktylus    gesucht    und    bevorzugt. 


Homerischp  Stmlieii  OiO 

Jjie  Interpunction,  diu  überhaupt  selten  zwischen  die  Vei'sfüsse 
tritt  (Hom.  Stud.  I'^  84^  94  ff,),  spielt  dabei  eine  immerhin  be- 
merkenswerthe  Rolle.  AVir  verweisen  hier  vorläufio;  nur  auf 
jene  Verse  —  wir  observirten  38,  das  formelhafte  v.oupr,  ('/.oipr,) 
'fy.apio'.o  einmal  gezählt  —  in  denen  eine  spondeische  Wortfoi-m 
in  der  ersten  Senktmg-  Hiatus  bildet.  Wenn  diese  Thesis  an 
sich  genügt,  die  auslautende  Länge  zu  erhalten,  so  scheint  es 
doch  recht  bezeichnend,  dass  in  zwei  Dritteln  der  Fälle  Inter- 
punction hinzutritt,  und  bezeichnender  noch  und  zugleich  die 
früher  über  die  Tonstärke  mehrsilbiger  Wörter  aufgestellte 
Ansicht  bestätigend,  dass  man  mit  ausgesprochener  Neigung 
(24  mal  in  den  38  Fällen)  kraftvoll  einen  Satz  abschliessende, 
stark  betonte  Wörter  in  so  hervorhebende  Stellung  brachte 
wie  z.  B. 

di  o'   aYopr,voe 

B  210  'qxfi',  w?  0T£  vjj[j.a  xoXuipXoiaßoto  OaXaac/)?  . 

atyiaXw  [Xf^d/M  ßpsjj.£-at,    üixüLpayv.   oi  xt  xivro? 

(und  B  ,332,  E  685,  A  35,  P  444,  <1>  459,  W  578,  0  52.  61,  e  164, 
^  41,  T  272),  ferner  Imperative  und  Vocative  (t  546,  Z  46,  A  131  — 
A  39,  0  209,  T  383)  oder  durch  ouos  dirimirte  Begriffe  (X  188, 
9  326,  M  46,  *  575,  ^  91,  p  115).  Wir  begnügen  uns  auf 
diese  ganz  augenscheinlich  für  die  aufgestellte  Behauptung 
sprechenden  Fälle  zu  verweisen  und  können  es  unterlassen  die 
in  den  übrigen  15  der  Interpunction  entbehi-enden  Versen  ver- 
einzelt wenigstens  wohl  fühlbare  bessere  Betonung  des  längern 
darzuthun. 

Wo  die  für  das  Hörbarwerden  der  Länge  erforderliche 
Bedingung  nicht  durch  die  Gliederung  des  Verses  geboten 
wird,  wird  sie  um  so  mehr  in  der  Natur  des  Wortes,  seiner 
eigenen  gegen  den  Druck  der  Thesis  ankämpfenden  Intona- 
tionskraft gesuclit  werden.  Diess  ist  augenscheinlich  bei  •}; 
und  ri  der  Fall,  welche  Partikel  in  der  ersten  Senkung  2  mal, 
in  der  zweiten  5  mal,  in  der  vierten  11  mal,  in  der  dritten  hin- 
gegen, welche  sich  so  überaus  empfindlich  gegen  einen  nach 
ihr  fallenden  Einschnitt  zeigt,  26  mal  als  iJinge  misst.  Es  ist 
bereits  früher  bemerkt  worden ,  dass  dann  hilufig  (in  den 
26  Versen  13  mal)  auch  das  vorausgehende;  Woit  vocaliscii 
schliesst,  wie:  oo'/m  ■?!  aj^axosv,  löj  -i^  ^T/J-^  a'!Oc;;j.£vo'j  -J^  r,i/J.oj  ävivro; 

Sitzuiifjsl.or.  .1    pliil.-liist.   (1.  T,XXVI.   B.l     III.   Illt  25 


374  Hartel. 

u.  s,  w.,  als  ob  dadurch  das  r^  nach  beiden  Seiten  hin  o-leich 
stark  abg-etrennt  und  hervorgehoben  und  so  die  Halbirung-  des 
Verses  minder  fühlbar  gemacht  werden  sollte.  Mit  -J^  in  andern 
Thesen  verbindet  sich  ein  zweiter  Hiatus  in  demselben  Fusse 
nicht  bis  auf  eine  Ausnahme:  B  231  aY^Y*^  ''/  ^jaao?  'A^aiäiv  (4). 
Ausser  •/;  behaupten  folgende  Wörter  ihre  ursprüngliche  Quan- 
tität in  der  dritten  Thesis:  cw  X  286,  x  438,  ou  in  oO  \i'.ioq  Q  122, 
■zyj  in  Toj  zb)vm  y  140,  £u  £  162,  H  191,  Q  269  und  y,y.i  N  316, 
~  174,  deren  stärkere  Betonung  nicht  zweifelhaft  ist  und  bereits 
(S.  356)  erkannt  wurde,  freilich  von  y.ai'  abgesehen,  das  aber 
doch  in  dem  übrigens  unechten  Verse:  N  316  y.al  t\  [xäXa  xap- 
Tcpoq  ecTtv  eine  bessere  Bedeutung  hat.  Was  die  Thesis  des 
zweiten  Fusses  betrifft,  so  sind  es  höchstens  3  Fälle,  wo 
Wörtchen  mit  besserem  Ictus  begegnen:  \J:r^  <I>  536,  w  A  484, 
A  273.  In  8  Fällen  finden  wir  Genitive.  Ja  wir  finden  selbst 
die  schwächsten  Diphthonge:  zl  auts  0  16,  c,v.  s'vBov  «l»  362,  [^.oi 
•j'.cv  A  505,  Ol  t  160,  Tci  A  252  und  aXXai  sucov  j  109,  doch 
immer  als  vereinzelte  Erscheinungen  und,  wie  ich  meine,  zum 
Theil  als  Uebertragungen  aus  anderen  Stellen  des  Verses,  wie 
wir  Aehnliches  bereits  (Hom.Stud.  12  88)  zu  beobachten  Gelegen- 
heit hatten.  Die  Freiheit,  welclie  der  Dichter  in  massvoller 
Weise  für  den  zweiten  Fuss  in  Anspruch  nimmt,  ist  gänzlich 
ausgeschlossen  von  dem  fünften  Fuss.  Die  rasch  dahinfliessende 
Hexameterhälfte  nach  der  Hauptcäsur  verträgt  ein  Innehalten, 
sowie  manches  Andere  nicht,  was  in  der  ersten  Hälfte  anstand- 
los tolerii-t  wird. 

Hier  gilt  es  nun  die  näheren  Bedingungen  zu  untersuchen, 
unter  welchen  die  Vei-küi'zung  laugen  Auslautes  in  der  Senkung 
vor  sich  geht,  unter  welchen  Verhältnissen  und  wie  wir  uns 
jenes  vocalverkürzende  Zusammensprechen  zu  denken  haben. 
Wir  haben  früher  bereits  (S.  331)  die  Resultate  unserer  Unter- 
suchung, welche  sich  auf  die  ersten  vier  Bücher  der  Ilias  und 
Odyssee  bezog,  kurz  mitgetheilt  und  gesehen,  dass  die  Aus- 
gänge ai  z'.  £'.  cj  ungemein  häufig,  die  Ausgänge  y]  t,  (o  m  sj  höchst 
sparsam  Kürzung  erfahren.  Die  Thesis  und  ob  die  Kürzung 
die  erste  oder  zweite  Thcsissilbo  betrifft,  erscheint  fast  gleich- 
giltig,  wenn  man  erfährt,  dass  in  den  durchsuchten  Büchern  die 
Kürzungen  sich  auf  die  einzelnen  Stellen  nach  folgender  Ta- 
belle vertheilen: 


Homerische  Studien. 


375 


— 

^—  ._ 

^_ 

^^ 

v^ 

■^ 

_^ 

s 

„_, 

^ 

A 

26  1  21 

5 

16 

26 

29 

3 

47 

14 

28 

1'. 

28  25 

1 

8 

10 

32 

51 

4 

53 

17 

30 

r 

17  17 

3 

4 

35 

14 

2 

21 

10 

13 

A 

11  24 

9 

7 

31 

21 

1 

25 

11 

13 

a 

20  22 

6 

5 

11 

28 

1 

40 

10 

27 

ß 

12  25 

5 

10 

25 

18 

3 

45 

12 

24 

T 

11  16 

7 

4 

16 

28 

3 

26 

18 

16 

0 

28  35 

11 

6 

39 

43 

4 

69 

10 

32 

153  185 

[ 

54 

52 

?15 

232 

21 

320 

] 

02 

183 

Nur  der  Umstand,  dass  die  zweite  Kürze  der  Thesis  an 
einzelnen  Stellen  um  so  viel  häufiger  durch  einen  lang-en  Aus- 
laut gebildet  wird,  zeugt  für  das  Streben,  die  letzte  Kürze  der 
Senkung  mit  der  nächsten  Länge,  also  die  Versfüsse  in  engsten 
Contact  zu  bringen.  Aber  in  Wahrheit  ist  die  Stelle  des  Verses 
den  einzelnen  Ausgängen  nicht  ganz  gleichgiltig.  Diejenigen 
Endungen  nämlich,  welche  wir  als  die  schwersten  und  festesten 
erkannt  haben  und  die  so  überaus  selten  Kürzung  dulden,  r,  r, 
w  (!)  SU,  erleiden  diese  Einbusse  an  Quantität  zumeist  im  ersten 
Fuss.  und  zwar  in  diesem  92  mal,  im  dritten  29  mal,  im  vierten 
25  mal,  im  zweiten  13  mal,  im  fünften  10  mal  und  es  ist 
zumeist  der  erste  Tacttheil  der  Thesis,  unter  welchen  der  lange 
Vocal  zu  stehen  kommt,  im  ersten  Fusse  6(5  mal,  im  zweiten 
7  mal,  im  dritten  19  mal,  im  vierten  niemals,  im  fünften  2  mal, 
während  sonst  doch  die  zweite  Kürze  der  Thesis  nach  unserer 
Zusammenstellung  eine  solche  Behandlung  des  langen  Auslautes 
begünstigt.  Diese  Zahlen  stimmen  zu  anderen,  im  l^aufe  dieser 
Untersuchungen  beobachteten  Erscheinungen  und  unseren  Er- 
kläi-ungsversuchen  derselben.  Die  freiere  Gestalt  des  ersten 
Fusses,  dessen  Senkung  so  oft  vocalische  Länge  vor  vocalischem 
Anlaut  bewahrt  und  sich  nicht  selten  an  mittelzeitiger  Lilnge 
genügen  und  am  häutigsten  einen  kurzen  Vocal  vor  leichten 
Consonantengruppen  zur  Länge  werden  lässt  (Hom.  Stud.  1- 
S5  ff.),  und  dessen  beide  Kürzen  doch  vor  denselben  Kürzen 
bleiben  (lloni.  Stud.  I-  Sl)^  der  nach  der  Länge  und  jeder  der 


370  Ilartel.    Homerische  Studien. 

beiden  Kürzen  Interpunctionspansen  vci"tr;ig;t,  berulit  auf  jener 
Luxheit  des  Sprechens,  der  g-emäss  jene  Theile  bald  in  raschem 
Flusse  zusammenwachsen,  bald  sich  wieder  vernehmbar  abge- 
setzt trennen,  eine  Spielweite,  die  der  zweiten  Hälfte  des  Hexa- 
meters, vor  allem  dem  fünften  Fusse  fremd  ist.  Es  ist  in  diesem 
dieselbe  Eigenthümlichkeit  des  Rhythmus,  welche  so  überaus 
häufig  Vernachlässigung  der  Positionswirkung  leichter  Conso- 
nantengruppen  bewirkt  (278  mal),  in  Fällen  wie  -Tspisv-a  -pC(;Y;uSa, 
und  so  selten  Verkürzung  festeren  vocalischen  Auslautes  vor 
vocalischem  Anlaut  gestattet,  nämlich  die  kleine  Pause  nach 
der  ersten  Thesis  dieses  Fusses,  wo  fast  ebenso  häufig  als  nach 
der  ersten  Thesis  des  dritten  Fusses,  d.  i.  in  jedem  zweiten 
Vers,  ein  Einschnitt  bemerkt  wird  (Hom.  Stud.  I^  83),  und 
das  Streben  hier  den  Tact  des  Verses  durch  das  sprachliche 
Material  zum  reinsten  Ausdruck  zu  bringen,  indem  man  ent- 
schiedene Kürzen  verwendet  und  dieselben  vor  Consouanten- 
gruppen  durch  Hinüberziehen  dieser  zur  nächsten  Silbe  intact 
erhält.  Wenn  dennoch  die  leichteren  Ausgänge  o'.  at  si  oj  an 
dieser  empfindlichsten  Stelle  des  Verses  so  häufig  (102  mal) 
Aufnahme  finden  und  Kürzung  erleiden,  kann  man  nicht  umhin, 
nach  einer  diesen  Process  erleichternden  Eigenthümlichkeit  in 
ihnen  selbst  zu  suchen.  Dazu  berechtigen  die  Ziffern  der  (S.  331, 
345)  mitgetheilten  Tabelle,  die  unverhältnissmässige  Häufigkeit 
ihrer  Verkürzungen  neben  der  Seltenheit  der  anderen.  Ich  zweifle 
nicht,  dass  das  die  Kürzung  Unterstützende  der  zweite  Bestand- 
theil  dieser  Diphthonge,  das  t  und  u  war,  welche  im  Flusse 
der  Rede  sich  unwillkürlich  jenen  labialen  und  palatalen  Rei- 
bungsgeräuschen näherten  oder  in  sie  umsetzten,  welche  die 
homerischen  Gedichte  uns  noch  in  grossem  Umfang  als  leben- 
dige und  dem  Munde  der  Sänger  geläufige  Töne  zeigen.  Den 
Beweis  dafür  wird  die  weitere  Untersuchung  zu  geben  trachten. 


Till.  SITZUNG  VOM   18.  MÄRZ. 


Das  wirkl.  Mitgl.  Herr  Hofrath  Dr.  Bi  rk  legt  den  im  Druck 
vollendeten  zweiten  Band  der  Monumenta  conciliorum  vor. 


Das  w.  M.  Herr  Prof.  Mussafia  spricht  über  fünf  neue 
in  einer  Handschrift  der  Wiener  Hofbibliothek  aufgefundene 
altitalieuische  Sonette. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

IJibliotlieque  de  l'Ecole  dos  Chartes.  XXXIV.  Anuee  1073,  5*=  &  6^^  Livriüsoria. 
Paris;  8". 

Erlangen,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriftcn  aus  dem  Jalire 
1878;    4«  lind  8». 

Gesellschaft,  k.  k.  geographische,  in  Wien:  Mittheilungen.  Band  XVII. 
(neuer  Folge  VIT.),  Nr.  2.  Wien,   1874;  8". 

Maschek,  Luigi,  Manuale  del  Regno  di  Dalmazia,  per  l'anno  1874.  Anno 
IV.  Zara,   1S74;  8«. 

North  Church  and  Society:  The  first  Centenary  of  tlie  —  in  Salem,  Mas- 
sachusetts.  Salem,   187.H;  8". 

Rovue  politique  et  litteraire'  et  ,Revue  scientifique  de  la  France  et  de 
1  etranger'.  JIP  Ann^e,  2"=  Serie,  Nr.  ;-}7.  Paris,   is74;  4". 


378 

Societe   litteraire,    scientifique    et    artistique    cVApt:   Mi'moires.    N.  S.  faisant 

suite  aux  Annales.  Tome  !•='■    Nr.   1.  Apt,   1874;  8". 
Verein,  für  niecklenbnrgisclie  (reschichte  und  Altertliumskuiide:    Jalirhüclier 

und  Jahresbericht.  XXXVIII.  Jahrgang.  Schwerin,   1873;  8". 


MusBafia.  Ciiique  Sonetti  iintichi.  Oiu 


Cinque   8onetti   ajitielii 

tratti   da  uu  codice  della  Palatiua  di  Vieuna 

da 

Adolfo  Mussafia, 

membro  eifettivo  dell"  Irap.  Accademia  delle  scienze. 


vJr  ha  alcuni  anni  la  Biblioteca  Palatina  di  Vienna 
acquisto  un  codice  membranaceo  del  XIV.°  secolo  —  ora 
segnato  cul  numero  14389  —  contenente  la  Margarita  Decre- 
talium  di  Fra  Martino  delF  Ordine  dei  Predicatori.  Nella  mem- 
brana  appiccicata  alla  parte  interna  dell'  assicella  anteriore, 
che  serve  di  coperta, '  leg'g-onsi  sei  sonetti  italiani,  che  in  vero 
sono  cinque  soltanto,  giacche  il  primo  ricorre  due  volte.  Queste 
due  copie  del  medesimo  componimento  sono  della  stessa  mano, 
la  quäle  spetta  del  pari  al  XIV.°  secolo.  Contemporanea  quasi 
e  sebbene  meno  accurata,  pure  forse  -  della  stessa  mano  che 
i  primi  due  sonetti,  e  la  scrittura  deg-li  altri  quattro;  e  questa 
e  sbiadita  tanto,  che  per  leggerla  fu  uopo  ricorrere  ad  un 
reagente  chimico. 

Sono  inediti  questi  componimenti?  Credo  di  poterlo  affer- 
mare,  giacche  a  lunghe  indagini  fatte  da  me  e  da  altri  non 
riusci  di  trovarli  in  nessuna  delle  molte  publicazioni  concernenti 
r  antica  lirica  italiana.  Ed  altrettanto  vane  riuscirono  hn  ora 
le  ricei-che  fatte  per  iscoprire  se  si  contenessero  in  alcun  altro 

i  Suir  assicella  posteriore  e  ultra  membrana,  ove  sono  iscritti  molti  nomi 
(li  studenti  di  diritto,  e  v'  e  indicato  quando  vennero  a  studio,  quando  se 
ne  andarono,  e  quäl  somma  pagarono.  Molti  i  nomi  d'  Italiani;  ma  ce 
n"  t-  anche  di  stranieri. 

2  Dico  .forse',  perche  la  possibilita  che  due  sieno  stati  o^li  scrivani  non  e 
assolutamente  esclusa. 


380  Mussafia. 

manoscritto.  Ora,  poiche  questi  sonetti  non  sono  privi  d'  un 
certo  merito  poetico  ed  hanno  alcuna  importanza  per  la  sioria 
letteraria,  stimo  opportuno  il  publicarli. 

I. 

Nella  prima  copia  del  primo  sonetto  erano  stati  ominessi 
il  sesto  ed  il  settimo  verso;  il  copista  aggiimse  poi  iu  cima 
alla  pagina  il  sesto.  E  probabilmente  per  desiderio  d'  avere 
un  testo  completo  egli  si  diede  a  scrivere  ancor  una  volta  il 
sonetto  intero.  E  singulare  che  fra  le  due  eopie  sieno  leggiere 
varianti. 

Rispetto  alla  forma  metrica  noteremo  che,  dal  primo  e 
quinto  (cioe  primo  della  prima  quartina  e  primo  della  seconda  i 
e  nono  i^cioe  primo  verso  delle  terzine)  in  fuori,  tutti  gli  altri 
rimano  al  mezzo  col  verso  antecedente.  '  In  questa  struttura 
puo  forse  vedersi  una  prova  della  congettura  da  me  altra  volta 
espressa,  ^  che  il  sonetto  altro  non  sia  in  vero  se  non  una  strofa 
tripartita:  le  due  quartine  sono  i  due  Piedi;  le  due  terzine 
sono  strettamente  collegate  fra  loro  e  formano  un  tutto:  la 
Sirima. 

Nella  rimalmezzo  troviamo  ia  che  rima  con  ea ;  a  volerle 
ridurre  ad  una  forma  sola,  preferiremmo  ia,  che  conviene  a 
tutte  le  voci. 


^   La  formola  e  quindi  la  seguente: 

A,  aB,  bA.  aE  I  A,  a  B,  bA,  aB  j]  C,  c  D,  d  E,  e  C,  c  D,  d  E. 

Si  puö  notare  anche  un  altro  studio  di  simmetria.  Nella  ])rima  quartina, 
dei  tre  versi  rimanti  al  mezzo,  il  primo  ed  il  terzo  lianno  la  rima  alla 
4.*  e  5.*  sillaba;  il  secondo  la  ha  alla  6.»  e  7.».  E  nelle  terzine  i  due 
primi  e  i  diio  ultimi  alla  4.»  c  5 ",  quelle  che  sta  di  mezzo  alle  due 
coppie  alla  6."  e  7.".  Puö  essere  un  caso  fortuito;  raa  non  lo  credo. 
Altri  csempii  di  sonetti  colla  rimalmezzo,  ma  di  struttura  alquanto  diversi 
dal  uostro  vedi  nella  raccolta  del  Truechi  I  129.  16H.  182. 
2  Borghini,  giornale  di  filologia  e  di  lettere  italiane,  compilato  da  Pietro 
Fanfani.  Firenze  1863—1865.  8".  Vol.  II,  pag.  211. 


Cinque  Sonetti  antichi.  381 

Ed  tante  peine  un  langor  me  tenea 
Ch'  e'  non  credea         in  niun  niodo  campire, 
Quand'  eo  vidi  venire         ad  me  una  dea 
4  Che  'n  cortesia         preise  inver  me  dire : 

,Come  ti  sentit  dolce  anima  mea 
Che  m'  a'  'n  bailia         sempre  al  tiio  disire?' 

E  basciomi [ire]         ....  una  vea 

8  Co  maiestria  tanta  fuor  fallire, 

Che  mante  donne  ch'  erano  presente 
Lealemente         nessuna  s'  accorse, 
11   Quando  mi  porse         el  dardo  de  1'  amore, 

Che  mi  passö  lo  core         imniantenente; 
A  la  plagente         non  avea  sen  forse 
14  Quando  mi  morse         parlatondolcore. 

Note. 

1.  Nella  prima  copia  (che  per  brevita  indicherö  con  A) 
non  e  chiaro  se  debba  leg-gersi  im  od  e;  la  seconda  (B)  ha  un. 

4.  A  cortesia;  cosi  anche  B,  poi  corretto  dalla  medesima 
mano  cortesea. 

6.  A  bailia;  B  prima  cosi,  poi  corretto  -ea.  Badisi  che  11 
codice  ha  chemabailia.    lo  intendo  :  che  m  hai  in  h. 

7.  Fra  basciomi  ed  una  v'  ha  in  B  un  buco  nella  mem- 
brana;  in  A^  come  fu  detto,  raanca  il  verso.  Poiche  la  rimal- 
mezzo  porta  sulla  sesta  e  settima  sillaba,  non  puo  dinanzi  a 
una  vea  mancare  che  una  voce  (o  un  nesso  come  a  me  nel 
terzo  verso)  che  comincia  e  finisce  con  vocale  o  tutt'  al  piii 
(colla  sillaba  sovrabbondante  che  la  rimalmezzo  consente)  un 
monosillabo  cominciante  da  consonante,   forse  sol. 

8.  A  fanto  für,  che  non  diremo  senza  piü  errori  del 
copista,  il  quäle  poi,  trascrivendo  di  nuovo,  si  sia  corretto.  Tanto 
potrebbe  considerarsi  come  Variante  sintattica^,  1'  avverbio  di 
quantita  in  luogo  dell'  aggettivo;  für  puo  essere  Variante  fone- 
tica  di  fuor.  Non  avendo  argomenti  validi  per  giudicare  quäle 
sia  la  lezione  primitiva,  misi  nel  testo  quella  di  B,  come  piü 
chiara. 

lo.  B  avcr. 


382  MussLitiii. 

14.  Stampo  in  corsivu  il  nesso  tale  qiuil  e  in  ambedue 
le  copie.  Che  signitica?  Peusai  a  yer  lato  del  core;  ma  core 
e  giä  nella  riaialmezzo  clel  verso  12.";  a  pur  la  toa  dolzore; 
ina  a  clii  si  rifcrisce  toa':!  Propongo,  non  seuza  esitazione  per 
tanto  dolzore  {V  originale  avra  forse  avuto  ptätod.). 

I  primi  dodici  versi  sono  cliiarissirai.  I  due  ultimi  forse 
signiticano  :  ,Ahi!  la  donna  cortese  era  per  avventura  fuori  di 
senno,  non  sapeva  ehe  si  facesse,  quando  mi  rese  schiavo 
d'  amore.^ 

Noteremo  le  due  voci  campire  ,campare'  e  vea  ö  via 
jVolta'.  II  dittongo  ei  di  peine,  preise  ricorre  anche  negli  altri 
sonetti. 


II. 


Ad  una  fiata  in  imo  giardino  entrai, 
Ked  era  fatto  per  gran  maiestria, 
Ke  flori  e  rose  et  arboscelli  assai 
4  Cum  dolgi  pomi  tuttor  vi  floria. 

Et  una  dea  terrena  vi  trovai, 
Ke  del  giardino  tenea  la  signoria; 
Inkinando  enver  ella  sahitai, 
8  Saluto  a  me  rendeo  en  cortesia. 

E  puoi  me  disse:  ,Vien  fra  lo  giardino, 
D'  ongn'  altra  gioja  prende  al  tu'  plascere, 
11  Scetto  ke  la  kirlanda  di  1'  amore.' 

Et  eo  ne  preisi  a  tutto  '1  mio  diminio, 
Ma  non  me  valse  pur  mer9e  kereire 
14  K'  eo  di  quella  impiesse  lo  mio  core. 


Note. 

1.  Leggi  ?//?.  E  nota  la  consuetudine  degli  antichi  copisti 
di  scrivere  intere  le  voci,  che  per  ragioni  metriche  sottostanno 
all'  apocope.     Cosi  al  verso  6  leggi  giitrdin. 


Cinque  Sonetti  anticlii.  383 

2.  Le  due  lettere  c  e  t  essendo  nel  codici  similissime  di 
forma,  potrebbe  leggersi  anche  facto. 

o.  In  luogu  di  et  il  codice  ha  qui,  (iiiul  uiiico  cseiupio, 
(ft.  Probabilmeute  avra  comiuciato  a  surivere  arb.,  poi  avve- 
dutosi  deir  errore,  corresse  a  in  e.  Per  il  motivo  addotto  uella 
nota  che  precede,  potrebbe  leggersi  anche  arhosteUi. 

12.  Giova  alla  rima  leggere  dimino. 

14.  Era  prima  nel  codice  qnella  men  impiesse;  poi  men  fu 
cancellato. 


m. 

Dollioso  mi  partio  e  foi  racordato 
D'  Adamo  ke  fue  posto  en  paradiso, 
Ke  preise  quello  ke  vi  fo  vietato 
4  liaonde  perdeo  lo  ben  la  V  era  misoj 

E  'nfin  a  tanto  ke  fue  amendato 
In  foco  et  in  tormento  fue  asiso. 
Mad  CO  ke  certo  non  v'  6  trapassato 
8  Nullo  comandamento,  cio  m'  c  viso, 

Patisco  peine  a  torto  c  a  gran  travallia 
Puoi  ke  madonna  non  mi  ....  isdire 
11   8ua  voluntii  nc  suo  comandamento. 

Merye  kero  ad  ella  ke  m'  a  e  ballia 
Ke  la  kirlanda  me  deia  largire, 
14  Ke  d'  ainor  tene  tutto  complimento. 

Note. 

1.  II  cod.  jpHo.  Potevo  leggere  pari'  io;  [)rcferii  conser- 
vare  il  passato  riraoto. 

3.  Forse  e  da  emendare  li  fo  v. 

4.  Laonde  va  qui  prouunciato  corae  voce  bissillaba. 

7.  II  cod.  ha  Madeo.  II  cod.  nuo,  e  a  non  c  cosi  chiaro 
che  non  possa  leggersi  anche  nno;  in  quest'  ultimo  caso  avremmo 
nonn  ö,  c  la  dizione  correrebbe  piü  spedita. 


ö84:  Mussafia. 

9.  H  secondo  a  e  scritto  sopra  la  linea  fra  ^  (=  e)  e  gran. 
Essendo  della  stessa  mano  che  il  limanente,  dovetti  accoglierlo 
nel  testo;  ma  ad  omiiietterlo,  la  lezione  si  vantaggerebbe. 

10.  Le  lettere  prima  di  isdire  non  si  possono  leggere 
con  certezza;  sembrano  utd,  che  sarebbe  non  mi  vidi  sdire  e 
potrebbe  interpretarsi :  ,poiche  noii  vedo  che  madonna  si  decida 
a  revocare  il  divieto/ 

11.  O  hallia  e  verbo,  ed  e  congiimzione;  o  hallia  e  sostan- 
tivO;  ed  e  equivale  a  en. 

13.  Ei'a  prima  degia;  ma  g  fii  cancellato  mediante  un 
pimto  sottoscritto. 


IV. 

Rosa  novella  ke  1'  amare  falsate, 
Inkerove  da  pai-te  de  1'  Amore, 
Voi  de  qui  al  terzo  die  innanzi  lui  siate 
4  Ad  intendere  un  vostro  servidore. 

Ked  a  preposto  ke  voi  li  donate 
Peine  e  tormenti  e  dollie  a  ttutte  1'  ore; 
Sed  e  veiro  questo,  da  me  sacciate 
8  K'  i'  non  vorrei  essar  vostro  avogadore. 

Et  dice  ke  1'  attreri  a  uno  giardino 
Vi  trovo  Stare  con  altre  donne  assai, 
HE  kavaleri  e  doncelli  v'  avea. 

Dicesteli :  ,0i  misero  taupino, 

Perke non  te  ne  vai? 

14  E  non  venire  giammai  la  du'  eo  sea.' 

Note. 

1.  Leggi  amar,  e  cosi  10  star,   14  venii'. 

7.  Mancano  al  verso  gli  accenti  voluti  dal  mctro. 

8.  Vorrei  essar  non  formano  che  tre  sillabe. 

13.  Anche  qui  c'  c  un  buco  nella  membrana  e  i  margini 
sono  rosi  dalla  ruggiiie.  Pare  che  dopo  ke  vi  sia  co  e  innanzi 
non  un  e. 


Cinqne  Sonetti  anticlii.  o8o 

V. 

Oi  dolce  amore,  gran  cosa  mo  pare 
Ke  niesso  me  mandaste  de  presente.  — 
—  Voi  intendeite  e  dirü  vo'  1'  afare : 
4  Perciö  ke  seite  donna  scaunoscente. 

Questo  homo  ke  v'  ama  nol  degnate  araare 
Et  argollio  nienateli  soente; 
Non  vo'  fallio  ned  ebbe  in  cor  di  fare; 
8  Dunque  perke  de'  essare  perdente? 

Eo  do  per  lode  e  per  deritta  sententia, 
Kel  deiate  restituire  de  le  speise 
HE  poi  Stare  per  sua  diritta  aman9a. 

S'  a  voi  non  piace  fare  esta  obedenca, 
Eo  vo'  dispongo  d'  ogn'  omo  corteise 
14  K'  aver  non  doviate  maio  loro  usan^a. 

Note. 

3.  E  difficile  assai  il  decidere  se  il  codice  abbia  dirovo 
0  ditovo.  Ho  preferito  la  priraa  lezione,  perche  il  senso  esige 
imperiosamente  il  fiituro:  ,state  ad  udire,  e  vi  diro  il  motivo : 
perche  ecc/.  La  forma  vo'  =  vi  ricorre  altre  due  volte  in 
questo  sonetto;  v.  7  e  13. 

5.  Leggi  hom.  Dinanzi  }iol  vedesi  un  pallido  tratto  di 
penna  simile  all'  asta  orizzoutale  di  ^ ;  e  possibile  che  V  autore 
abbia  detto  ke  v'  ama  e  nol  degnate  amare,  che  sarebbe  esciupio 
del  frequente  passaggio  della  costruzione  col  pronome  relativo 
a  quella  col  pronome  dimostrativo.  In  questo  caso  il  punto  e 
virgola  alla  fine  del  G."  verso  dovrebbesi  mutare  in  virgola 
semplice. 

6.  Prima  era  menali;  la  sillaba  te  venne  aggiunta  sopra 
la  linea. 

9.  Leggi  dritta. 

10.  II  mezzo  piu  ovvio  d'  avere  1'  accento  almeno  sul- 
r  ottava  sillaba  parrebbc  leggere  restitidr  d'le  spe.ie,  ma  la  con- 
trazionc    d'/e    yniu    ispiraro    gravi    dubbii.     A    leggere    d.iuate    di 


38()  Mnssafia. 

due  sillabe,  abbiamo  del  pari  una  toniia  aflattu  iiisollta,  od  il 
verso  non  ha  verun  acconto  nella  sede  dovuta. 

12.  Era  prima  de  fare;  poi  de  venne  cancellato  mediante 
due  pnuti  sottoscritti. 

14.  Anche  questo  verso  zoppica,  ed  anehe  qui  c'  e  dovuite. 
II  correg-gere  Ke  non  doviate  aver  mai  loro  tisanza  sarebbe  pro- 
cedimento  commodo  assai;  nia  appunto  per  cio  niolto  sospetto. 
Accetteremo  K'  aver  non  diatef  E  la  forma  maio  =  otiagis  ]a 
tollereremo  o  supporremo  mai  la  lorof 


I  sonetti  II— V  sono  fra  loro  strettamente  colleg-ati  e  for- 
mano  una  narrazione  seg-uita.  E  un  Giudizio  d'  Amore,  da 
confrontarsi  colle  altre  allegorie  di  questo  g-enere  in  cui  Amore 
pronuncia  sentenza  a  favore  de'  suoi  seguaci,  di  cui  abbiamo 
esempio  in  tutte  le  letterature  medievali.  Nei  primi  due  sonetti 
parla  1'  amante;  narra  il  divieto  fattog'li;  si  duole  che,  non 
ostante  la  sua  obbedienza,  la  donna  gli  nieghi  pieta.  Nel  terzo 
sonetto  un  messo  viene  alla  donna  e  le  intima  di  presentarsi 
fra  tre  giorni  al  tribunale  d' Amore,  esponendole  il  motivo,  per 
il  quäle  viene  citata  a  giudizio.  Nei  primi  due  versi  del  quarto 
sonetto  la  donna  si  presenta  ad  Amore,  e  mostra  alcun  risenti- 
mento  di  tale  citazione.  Si  chiude  il  breve  dramraa  col  dis- 
corso  del  quarto  interlocutore,  d'  Amore.  II  quäle  rinfaccia 
alla  ritrosa  la  sua  crudelta,  e  sentenzia  ch'  ella  debba  aderire 
ai  voti  deir  amante.  Ne  maneano  le  altre  forme  legali:  la  con- 
danna  nelle  spese  del  processo,  e  la  coniminatoria  nel  caso  di 
rifiutata  obbedienza.  Forse  m'  inganna  la  solita  indulgenza  degli 
editori  per  le  cose  da  loro  publicate;  ma  a  me  pare  che  il 
pensiero,  non  nuovo  al  tutto,  sia  esposto  con  una  certa  criginalita 
e  leggiadria.  Non  a  tutte  e  non  a  molte  delle  poesie  liriche 
antiche  puc)  darsi  lode  eguale  di  perspicuita. 

Una  particolarita  fonetica  ricorre  in  tutti  e  cinque  i  so- 
netti :  r  uso  di  fit  per  o  Inngo  e  1'  equivalente  dittongo  latino 
ne:  corteJsa  V  13  (suftisso  -ensis  "^esis),  preist  Uli?  preise  I  4,  III  3 
C^prehensi  *  preesi) ,  spnse  V  10  (ex-pensae  '^pesae);  veiro  IV  7, 
kereiro  11    1.3    in    rinia    citn  plascere ,    che    potrebb'  essere    pla- 


Cinque  Soiietti  antidü,  3ft7 

sceire  (*  qtiaerere  in  luog-o  di  quaerere) ;  desinenzu  verbale  -l^tis 
in  intendeUe  V  ?>,  satte  V  4;  ph'ne  I  1,  III  9,  IV  G.  II  dittong-o 
franco-ladino  ei  per  e  e  proprio  di  piu  dialetti  gallo-italici;  oltre 
che  nel  pieniontese  e  genovese,  negli  emiliaui.  Altri  procedi- 
menti  fonetici,  ma  di  minor  importanza,  sarebbero  i  seguenti. 
In  scannoscenza  troviamo  o  ätono  mutato  in  au,  ^espausione  che 
in  esempii  diversi  ci  e  offerta  .  .  .  dall'  antica  poesia  italiana'; 
Ascoli,  Studii  ladini  505.  Taupino  e  del  pari  frequente  nei 
lirici  antichi.  Essare  ricorda  il  sanese.  Sc  per  c  fra  vocali,  in 
plascere  II  10,  e  toscano;  per  xc  =  cc  in  scetto  II  11  (excep- 
tus) ;  ascietto  nei  Bandi  lucchesi ,  la  forma  coli'  aferesi  nei 
sanesi.  La  c  iniziale  per  g  in  cliirlanda  non  e  rara  affatto : 
covernatore  nei  Ricordi  pratesi,  cahella  in  documenti  sanesi. 
OmmissJone  di  l  innanzi  a  ^,  o  (se  si  voglia)  assimilazione  in 
attreri  IV  9  =  altr  ieri;  del  che  numerose  parlate  ofFrono 
esempii. 

Quäle  adunque  la  patria  dei  sonetti?  Ci  costa  fatica 
il  supporla  altrove  che  in  Toscana,  e  la  notazione  ei  per  e 
vorremmo  attribuirla  al  copista  emiliano,  che  sara  forse  stato 
uno  studente  (e  perche  no  un  professore?)  dell'  imiversita  di 
Bologna. '  Giova  poi  notare  im  fatto  interessante.  Fra  Salim- 
bene  Parmigiano  nella  sua  Cronaca  (Monunicnta  historica  ad 
provinciam  Parmensem  et  Placentinam  pertinentia  III,  1,  12o), 
toccando  del  peccato  della  superbia,  aggiugne :  Item  qui- 
dam  dixit  : 

O  lasso  me !  ke  fu'  temptato 
Com  fo  Adam  nel  paradliiso, 
Ki  volse  plu  ke  no  i  fo  dato; 
Perde  lo  ben  o'  cra  miso; 

ed  alti'i  tro  ver.si,  che  non  giova  riporlaro.  Si  cdniVüntino  ora 
i  versi  citati  colla  prima  quartina  del  terzo  sonctto,  e  si  tro- 
vera  singohire  corrispondenza.     Pu»')  esserc  iiu  ruiiiciite  fortuita, 


'  Si  noti  clif  sntt()  i  sonotti  v'  ('■  nii  fi-.'iniiiicntn  di  u])ora  gfinridicii :  r  clio 
1.1  iiH'tnln-.ina  ;itt,;ici'at;i,  all'  .issici'lla  ili  cniiorta  sarä  stata  fuj^lio  di  ciistudia 
dt'l    iiiaiiuscritto   prima    cli'  oi   vciiissp   Icifatii. 


öHS  Mussafia.  Cinque  Sonetti  antichi. 

derivata  dall"  idcntita  dell'  argomento;  iiia  pure  la  coiucidenza, 
specialraente  delF  ultimo  verso  m  ciascuna  delle  due  quartine, 
e  si  grande  da  perniettere  il  dubbio  che  fra  il  componiniento 
noto  al  cronista  Parniigiano  e  quello  che  il  giurisperita  Bolo- 
gnese  conservo  suUa  coperta  d'  uno  dei  suoi  libri  di  studio 
ei  sia  pure  qualche  attinenza.  Ora,  se  iraitazione  v'  ha,  quäl  e 
r  originale?  La  poesia  mezzo  letteraria  mezzo  popolare,  dalla 
lingua  che  vacilla  fra  il  toscano  ed  il  dialetto,  o  il  sonetto  che 
forma  parte  d'  un  piccolo  ciclo,  con  forma  prettamente  lette- 
raria ^  artistica?  Tutto  cio  che  sappiamo  delle  evoluzioni  della 
Urica  italiana  ci  condurrebbe  ad  attribuire  il  primato  di  tempo 
al  sonetto;  il  che  avrebbe  per  conseguenza  che  le  poesie  che 
qui  publichiamo  per  la  prima  volta  risalgono  piii  alto  che  non 
parrebbe  a  prima  vista,  e  vogliono  ascriversi  al  decimo  terzo 
secolo.  Noi  non  ci  arrischiamo  ad  affermarlo ;  proponiamo 
perö  il  dubbio  alle  ulteriori  ricerche  dei  diligenti  investigatori 
deir  antica  lirica  italiana. 


389 


IX.  SITZUNG  VOM  2(5.  MÄßZ. 


Der    Vicepräsident    beg-rüsst    das    neu    eingetretene    Mit- 
glied Herrn  Prof.  Adam  Wolf  aus  Graz. 


Sodann  hält  Herr  Eduard  Wert  he  im  er  aus  Wien  einen 
Vortrag"  über  eine  Sammlung  von  Depeschen  der  Botsehafter 
Venedigs  über  Oesterreich  und  Deutschland  1541 — 1571,  um 
deren  Aufnahme  in  die  Fontes  rerum  Austriacarum  derselbe 
ersucht. 

Ferner  legt  der  Secretär  vor: 

eine  von  Herrn  Adolf  Wolf  in  Wien  eingesendete 
Sammlung  von  ,  Briefen  von  Hoff  mann  von  Fallersleben 
und  Moriz  Haupt  an  Ferdinand  Wolf^,  um  deren  Auf- 
nahme in  die  Sitzungsberichte  der  Herr  Einsender  ersucht; 

und  die  von  dem  Herrn  Pfarrer  Russ  egg  er  in  Neu- 
markt bei  Salzburg  eingesendeten  beiden  letzten  Bände  der 
von  dem  verstorbenen  Prof.  A.  Huber  bearbeiteten  Chri- 
stianisirungsgeschichte  von  Südostdeutschland. 


Der  Abdruck  der  von  Herrn  Adolf  Wolf  eingesendeten 
Schrift  , William  Roye's  Dialogue  between  a  Christian  Father 
and  his  stubborn  Son^  in  den  Sitzungsberichten  wird  genehmigt. 

Ebenso  wird  die  Aufnahme  der  Abhandlung  von  Herrn 
Dr.  (.'arl  Rieger  ,über  eine  Urkunde  Ludwig  des  Deutschen 
für   das  Kloster  Rheinau'   in   die  Sitzungsberichte    beschlossen. 


SitiUMgsber.  d.  phil.-bist.  Cl.  LXXVI.  Bd.  Hl.  Hit.  26 


390 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 


Academie  Imperiale  des  Scieuces  de  St.-P^tersbourg:  Meuioires  in  8".  Tome 
XXII.,  S"'«  Livraison.  St.-Petersbours;,   1873.  (Eussiscli.) 

Akademie  der  Wissenschaften,  Königl.  Preuss.,  zu  Berlin:  Abhandlungen 
aus  dem  Jahre  1872.  Berlin,  1873;  4".  —  Monatsbericht.  Januar  1874. 
Berlin;  8".  —  Corpus  inscriptionum  latinavHm.  Vol.  VII.  Berolini,  1873; 
in  folio. 

Commission  Imperiale  Archcologique  de  St.-Petersbourg:  Recueil  d"Anti- 
quitds  de  la  Scythie.  Livraison  II.  Avec  un  Atlas.  St.-Petersbourg,  1873; 
40  &  folio. 

Gesellschaft  der  Wissenschaften,  Kgl.,  zu  Göttingen:  Abhandlungen. 
XVIII.  Band.  Vom  Jahre  1873.  Göttingen;  4«.  —  Gelehrte  Anzeigen.  1873. 
Band'  I.  u.  11.  Göttingen;  8^.  —  Nachrichten  aus  dem  Jahre  1873.  Göt- 
tingen ;  8'^.  —  Das  Buch  der  Jubiläen  oder  die  kleine  Genesis  etc.  Heraus- 
gegeben von  Hermann  Kons  eh.  Leipzig,  1874;  8^*. 

Greifswald,  Universität:  Akademische  Gelegenheitsschriften  aus  dem  Jahre 
1873/74.  40  u.  80. 

Mittheilungen  aus  J.  Perthes'  geograpliischer  Anstalt.  20.  Band,  1874. 
III.  Heft.  Gotha;  4«. 

,Revue  politique  et  litteraire'  et  ,Revue  scientifique  de  la  France  et  de 
l'etranger.  III«  Annee.  2"«  Serie.  Nr.  38.  Paris,   1874;  40. 

Schuler-Libloy,  Friedrich,  Abriss  der  Europäischen  Staats-  und  Recht.s- 
geschichte.  Berlin,  1874;  8«. 

Societas,  Reijia,  Scientiarum  UpsaJienfiis .-  Nova  acta.  Seriei  tertiae  Vol.  VIII. 
Fase.  II.  Upsaliae,  187.9;  4^.  —  Bulletin  meteorologique  mensuel  de 
l'Observatoire  de  TUniversite  d'Upsal.  Vol.  IV.,  Nrs.  1  —  12;  Vol.  V. 
Nrs.  1—6.  Upsal,   1872  &  1873;  4". 

Verein  für  mecklenburgische  Geschichte  und  Alterthumskuude :  Mecklenbur- 
gisches Urkundenbuch.  VIII.  Band.  Schwerin,  1873;  4^. 


Wolf.  W.  Roye's  Dialogue  between  a  Christian  Father  and  his  stnbborn  Son.       391 


William  Eoye's  Dialogue  between  a  Christian 
Father  and  his  stubborn  Son. 


Nach   dem  einzigen  auf  der  Wienei-  k.  k.  Hofbibliothek  befindlichen 

Exemplare  herausgegeben 

von 

Adolf  Wolf. 


Einleitung. 

William  Roy  ist  in  der  englischen  Literatur  als  Ver- 
fasser einer  heftig-en  Satyre  gegen  Cardinal  Wolsey  und  als 
Mitarbeiter  des  protestantischen  Märtyrers,  W.  Tyndale,  bei 
seiner  englischen  Uebersetzung  des  Neuen  Testamentes  be- 
kannt. Dass  er  auch  der  Verfasser,  oder  vielmehr  Bearbeiter 
einer  in  Form  eines  Gespräches  zwischen  einem  Vater  und 
seinem  Sohne  gehaltenen  protestantischen  »Streitschi-ift  war,  wusste 
man  bisher  nur  aus  den  Verzeichnissen  der  von  der  katholischen 
Kii'che  verbotenen  Bücher  und  aus  den  Anfülirungen  von 
W.  Tyndale  in  der  Vorrede  zu  The  Parable  of  the  Wycked 
Mammon  (Works,  ed.  by  Walter  for  the  Parker  Society.  Cam- 
bridge, 1848—50,  Vol.  I.)  und  von  Sir  Thomas  More  in  der 
Supplycacyon  of  Soulys;  man  hielt  diese  Schrift  bis  jetzt  aber 
flu-  verloren,  da  selbst  in  den  grössten  und  reichsten  Biblio- 
theken England's  kein  Exemplar  derselben  gefunden  wurde. 
Ein  glücklicher  Zufall  hat  ein  Exemplar  dieses  Werkes  in 
dei-  Wiener  k.  k.  llofbibliothek  erhalten,  wo  es  im  Mai  1872 
von  dem  Amanuensis  derselben,  Herrn  Gröldlin  von  Tiefenau, 
in  einem  Sammelbande,  der  ausserdem  noch  die  ebenfalls 
äusserst    seltene    erste    Ausgabe    der    oben     erwähnten    Satyre 

•26* 


392  Wolf. 

Roy 's  gegen  Wolsey:  ,Rede  me  and  be  nott  wrothe  |  For  I  saye 
no  tliinge  but  trothe/'  (wiederabgedruckt  von  Edw.  Arber. 
London,  1871)  enthielt/  aufgefunden  wurde.  Die  Bedeutung 
dieser  bisher  für  verschollen  gehaltenen  Schrift  für  die  Ge- 
schichte der  protestantischen  Bewegung  in  England  geht  schon 
aus  dem  Umstände  hervor,  dass  sie  in  den  von  dem  Erz- 
bischofe  von  Canterbury  erlassenen  Verboten  ketzerischer 
Bücher    stets    unter    den    ersten   genannt    wird^  und   dass    der 


^  Ausser  diesen  beiden  englischen  Werken  befand  sich  in  diesem  Sammel- 
bande  noch  Nicohuis  Herborn,  Enchiridiou  locorum  communium  ad- 
versus  hnjus  temporis  haereses.  Coloniae,  1528.  8".  Dass  Ruy's  Dialoge 
schon  im  16.  Jahrhundert  in  der  k.  k.  Hofbibliothek  war,  beweist  der 
handschriftliche  Catalog  von  Biotins,  der  in  den  letzten  Decennien  des 
16.  Jahrhunderts  Bibliothekar  der  Wiener  Hofbibliothek  war,  und  diesen 
Sammelband  unter  der  Nummer  5187  verzeichnet  hat.  (Indicum  biblio- 
thecae  Caesareae  tomus  I.)  ,Anglicus  quidam  liber  functo  Enchiridio 
locorum  communium  adversus  hujus  temporis  haereses:  au«tore  Nicoiao 
Herbron  (sie)  Ao.   1528  in  8«.' 

2  Mandatum  Wilhelmi  arch.  Cantuariensis  ad  inquirendum  de  libris  Novi 
Te.st.  in  lingua  vulgari  editis.  Datum  in  Manerio  nostro  de  Lamehith 
.3.  die  mensis  Novembris  Anno  Domini  1526  .  .  .  Nomina  librorum  hoc 
tempore  prohibitorum  una  cum  Novo  Testameuto.  The  supplicacion  of 
beggars.  Tlie  N.  T.  of  Tiudall.  A  Dialocjne  hetwixf  the  father  and  the. 
son  etc.  (Abgedruckt  bei  Wilkins,  Concilia  Magnae  Britanniae  et 
Hiberniae.  Londini,  1737.  Fol.  4  Vol.  Vol.  HI.  p.  706,  707.)  Auffallend 
ist,  dass  dieser  erzbischöfliche  Erlass  vom  November  1526,  dessen  Echt- 
heit freilich  nicht  über  allen  ZAveifel  erhaben  ist,  bereits  die  Schrift  von 
Roy  verbietet,  da  Roy's  Vorrede  zu  diesem  von  dem  Verbote  Ijetroffenen 
Dialogue  vom  31.  August  1527  datirt  ist.  Dieser  scheinbare  Widerspruch 
erklärt  sich  vielleicht  durch  die  Annahme,  dass  Rü3's  Arbeit  schon  vor 
Beendigung  des  Druckes  in  Abschriften  nach  England  gelangt  war. 

Die  Stalula  et  ordinationes  praelatorum  in  concilio  provinciali 
Cantuarien.si  edita  ex  Ms.  Cott.  Cleop.  F.  11.  (Wilkins,  1.  c.  III.  717  ff.) 
von  152it  führen  an:  De  haereticis  et  haereticorum  libris.  An  fünfter 
Stelle  wird  genannt:  ,Item  alius  Liber  qui  Dialogus  inter  patrem  et 
filiuni  vucatiir.  Item  ulius  infamis  liber,  qui  De  sepultura  Missae  rliytli- 
mico  sermono  vernaculo  couipositus  est.'  Das  Liber  de  scpultura  Missae 
ist  die  oben  bereits  erwähnte,  von  Ai'ber  wiederabgedruckte  Satyre  Roy's 
gegen  Wolsey,  die  auch  unter  dem  Namen  ,Tlio  burying  of  the  Masse  in 
Rliyme'  bekannt  ist.  In  der  Proclaniation  against  erroneous  books  des 
Ery.bischofs  von  Canterbury  vom  Jahre  1530  wird  ebenfalls  unter  den 
häretischen  Werken  angeführt:  ,A  Disputucion  between  the  father  and 
the  son  (Wilkins,  1.  c.  III.  737— 739);  in  dem  von  dem  Bischöfe  von 
Loiiiluii     l.'i.SI     veröffentlichten    Memorandum    gegen    ketzerische    Bücher 


William  Koye's  Dialogue  botween  a  Christian  Father   aiul  liis  stiiliborn  Sou.         39o 

Cardinal  Wolsey  dieselbe  durch  seine  Agenten  in  Deutschland 
mit  solchem  Erfolge  aufkaufen  Hess,  dass  sie  bis  auf  ein  ein- 
ziges, durch  einen  glücklichen  Zufall  gerettetes  Exemplar  so 
spurlos  verschwunden  ist,  dass  selbst  ihr  Titel  verschieden  an- 
gegeben wird,  und  dass  Sir  Thomas  More  in  seiner  im 
Sommer  1529  erschienenen  Supplycacyon  of  Soulys  von  der- 
selben sagt:  ,.  .  .  Theu  cam  sone  after  out  in  prynt  the  dya- 
loge  of  frere  Roye  and  frere  Hyerome  |  betwene  ye  father  and 
ye  sonne  agaynst  ye  sacrament  of  ye  aulter'  etc.  ^  Diese  An- 
führung ist  so  unsicher,  dass  es  fast  zweifelhaft  scheinen 
kcinnte,  ob  More  wirklich  die  von  uns  wiederabgedruckte 
Schrift  meint;  er  spricht  von  einem  Dyaloge  of  frere  Ivoye 
and  frere  Hyerome  zwischen  einem  Vater  und  seinem  Sohne 
gegen  das  Altarssacrament ;  Roy's  Dialogue  ist  jedoch  sicher 
von  ihm  allein  bearbeitet^  während  frere  Hyerome  ohne 
Zweifel  William  Barlow  ist,  der  mit  Roy  Verfasser  des 
vornehmlich  gegen  AVolsey  gerichteten  satyrischen  Gedichtes 
war    und  1568    oder  1509    als  Bischof  von  Chichester    starb, ^ 


heisst  es:  ,The  fu'st  boke.is  this,  1.  The  disi)iit;icioii  betwbcte  the  fathyr 
and  the  sou.'  (S.  Furiiivall,  Fr.  J.  Politieal,  Relisious,  and  Love  Poems. 
Froni  the  Archb.  of  Canterl)nry's  Lanibeth  Ms.  No.  30(')  etc.  London, 
186G  (im  15.  Bande  der  Earhj  Englixh  Text  Society).  S.  34:  ,Memoran- 
diini,  the  first  sonday  of  Advent  in  the  yere  of  our  lorde  Ml  fyue  him- 
dreth  &  xxxitli  these  ßokes  folovvyng-  were  opyuly  at  poules  crosse  by 
the  authorite  of  my  Lorde  of  London  vnder  his  Autcntycal  sealc  by  the 
doctor  that  that  day  jjrechide,  prohibite  and  straitely  commaunded  of  no 
inaner  of  man  to  be  red,  vnder  payne  of  suspeucion,  and  a  greter  payne, 
as  more  large  api)eryd  in  for  sayde  antoryte.) 

Noch  in  den  von  dem  Bischöfe  von  London,  Bonner,  geg-ebenen 
Injunctions  von  1542  kommt  ein  Catalogue  of  prohibited  books  vor, 
darin  Nummer  1  wieder  The  Disputation  betweeu  the  father  and  the 
son  ist. 

1  Ich  fülirc  die  Stelle  Moro's  nacli  dein  Citate  von  Arl)er  in  dem  Wieder- 
abdrucke von  Rede  me  and  be  nott  wrothe  etc.,  S.  12,  au,  da  mir  die 
eno-lisch  geschriebenen  Werke  des  Sir  Tli.  More  leider  nicht  zugänglich 
sind. 

2  S.  über  ihn  Tanner,  Bild,  liritannico-hib.  p.  75  f.  Dass  er  an  der 
Satyre  gegen  Wolsey  mitgearbeitet  hat,  geht  aus  der  von  Tanner  mitge- 
theilten  Stelle  des  von  ihm  an  König  Heinrich  VlIL  gerichteten  Schrei- 
bens hervor,  in  dem  er  die  Irrthümer  seiner  Jugend  widerruft  und  ge- 
steht: ,1  liave  made  certayn  bokes  and  have  sotired  tiieym  to  bc  em- 
printed:  As  tlie  tretise  of  Tke  bitri/all  of  the  Mause'  etc.      Der  Umstand, 


394  Wolf. 

auch  ist  die  Behauptung  More's,  dass  Roy's  Dialog-e  g-egen 
das  Sacrament  of  ye  aidter  gerichtet  sei,  nur  th  eil  weise  richtig 
und  bezieht  sich  vielleicht  eher  auf  die  ebenfalls  dem  Roy 
zugeschriebene  Schrift:  ,Liber  compilatus  per  fratrem  Williel- 
mum  Roy  contra  Septem  sacramenta  ecclesiae',  deren  Existenz 
blos  aus  Anführungen  bekannt  ist.  Wichtig  für  unser  Buch 
ist  die  Stelle  von  Tann  er  (Bibliotheca  britannico-hibernica, 
Londini,  1748.  fol.  p.  645)  über  Roy:  .  .  .  Argentinum  abiit, 
ubi  scripsit  Int  er  i^rAtrem  Christimmm  et  ßlium  contumacem  dia- 
logum  christianam ,  Üb.  1.  Jgnotum  vobis  non  est  charissimi/ 
da  sie  den  Anfang  der  Widmung  Roy's  richtig  wiedergibt: 
,It  is  not  vnknowne  to  you  all  mylordes'  (fol.  P),  es  muss 
also  Tanner's  Gewährsmann  Roy's  Dialoge  in  der  Hand 
gehabt  haben,  oder  von  einem  Vorgvänger  eine  auf  Autopsie 
beruhende  Kunde  erhalten  haben  5  leider  ist  die  Quelle,  welche 
Tanner  am  Schlüsse  seiner  kurzen  Notiz  über  Roy  anführt, 
überaus  dürftig.  Tanner's  Notiz  lautet  folgendermassen:  ,Roye 
(Gulielmus).  In  Praefatione  Gulielmi  Tindali  in  Paraholnm 
impiae  Mammonis,  hie  Gulielmus  videtur  fuisse  monachus 
Grenovicensis,  qui  cum  Tindalo  commoratus  per  aliquot  tera- 
pus  ejus  studiis  promovendis  austero  animo  et  moribus  auxi- 
lium  tulit  et  deinde  Argentinum  abiit,  ubi  scripsit  Inter 
jpatrem  Christiami,m  et  ßlium  contumacem  dialogum  christianam, 
lib.  1.  ,Ignotum  vobis  non  est  charissimi.^  Adversiis  cardinalem 
Wolseyum,  lib.  1.  ,Progredere  parve  libelle,'  Idem  forte  hie 
fuit  frater  Roy,  quem  D.  Thomas  Morus  meminit  scripsisse 
An  exposition  on  the  VII.  chapter  of  tlie  epist.  to  the  Corin- 
thians.  More  Opp.  Anglic.  p.  342.  Claruit  A.  D.  1530.  Et 
juxta  Morum  in  PortugalÜa  llammis  consumptus  est.  Bai.  par. 
post.  p.  102.  In  dem  am  Schlüsse  der  Stelle  Tanner's  citirten 
Balaens,  Scriptorum  illustrium  maioris  Brittanniae  posterior 
pars  (Basileae,  1559.  fol.  p.  102)  lautet  die  betreffende  Stelle: 
jGuilhelmus  Roye,  aetate  sua  vir  non  ineruditus,  in  patria 
lingua  scripsit,  inter  patrem  Christianum  et  lilium  contumacem, 
Dialogum  christianum,  Lib.   1.  Ignotum  vobis  non  est,  chariss. 


dass  er  luikl  Hioronj'mus,  hald  Gulielmus  genannt  wird,  ist  vielleiclit 
d<adnrfh  /,ii  erklären,  dass  Hieronynuis  sein  Klostername  war,  den  er, 
naclidem  er  dasselbe  verlassen  hatte,  wieder  ablegte. 


William  Roye's  Dialogue  tetween  a  Christian  Fatlipr  am!  his  stubborn  Son.         39ö 

Aduersiis  Cardinaleni  Vuolsium,  Lib.  1.  Progredere  parve 
libelle,  nee.  Et  alia  quaedam.  Claruit  anno  Domini  1530.^  In 
der  altern  Ausg-abe  (Ipswich,  ir)4H.  4"  fol.  254*")  noch  kürzer: 
,Giiilheluius  Roy,  olim  (ut  fortur)  Minorita  scripsit^;  sein 
Gespräch  ,Inter  patrem^  etc.  wird  gar  nicht  erwähnt,  sondern 
blos  die  Satyre  gegen  Wolsey. 

Von  den  Lebensumständen  Roy 's  ist  wenig  mehr  be- 
kannt, als  was  Bale  und  nach  ihm  Tanner  berichten;  Alles, 
was  über  dieselben  und  über  Roy's  Antheil  an  der  Tyndale- 
schen  Uebersetzung  des  Neuen  Testamentes  in  gleichzeitigen 
Werken  und  Documenten  erwähnt  worden  ist,  hat  Edward 
Arber,  der  sich  durch  seine  gcAvissenhaften  und  sorgfältig 
erläuterten  Wiederabdrücke  selten  gewordener  Werke  der 
englischen  Schriftsteller  des  16.  bis  18.  Jahrhunderts  um  die 
englische  Literatur  grosse  Verdienste  erworben  hat,  in  der  oben 
bereits  angeführten  Herausgabe  der  Satyre  gegen  Wolsey  (English 
Reprints.  Rede  me  and  be  nott  wroth  etc.  Carefully  edited  by 
Edw.  Arber.  London,  1871.  p.  4 — 14)  und  in  dem  Wieder- 
abdrucke des  ersten  Druckes  der  Tyndale'schen  englischen 
Bibelübersetzung  (Facsimile  Texts.  The  iirst  printed  English 
New  Testament.  Translated  by  William  Tyndale.  Photo-litho- 
graphed  from  the  unique  fragment,  now  in  the  Grenville  Col- 
lection,  British  Museum.  Edited  by  Edward  Arber.  l^ondon, 
1871.  4".  p.  27 — 36.)  zusammengestellt,  und  wir  müssen  uns 
darauf  beschränken,  diese  biographischen  Angaben  hier  in 
Kürze  zu  wiederholen  und  können  dieselben  nur  mit  wenigen 
Zügen,  die  wir  der  Vorrede  Roy's  zu  dem  hier  wiederabge- 
druckten Werke  und  den  Calendars  of  State  Papers  entneh- 
men, vermehren. 

Von  den  Familienverhältnissen  Roy's  wissen  wir  nun 
aus  einer  Aeusserung  desselben  in  der  Vorrede  zu  seinem 
Dialoge,  dass  seinem  Vater  eine  jüdische  Abstammung  fälsch- 
lich vorgeworfen  wurde.  ,Ye  and  where  as  they  hade  no 
thynge  wheron  to  grounde  theym  selves  agaynst  vs,  they  were 
nott  aschamed  faulcely  to  diffame  theym,  Avhich  longe  before 
that  tyme  were  dead  and  rotten,  as  my  faiher.  Thynkynge 
that  defamynge  of  hym,  they  shulde  qwenche  and  dercken  the 
cleare  and  evident  light  of  god.  whiche  they  hate  worsse  then 
other  toade  or  addre,   as  a  thynge  agaynst  their  bellies  moste 


396  Wolf. 

noyous  and  contraiy,  sayinge,  his  father  ivolde  eate  noo  porke, 
what  frute  cau  suche  a  tre  bryngo  fortlie.  But  knowynge  that 
the  innocency,  bothe  of  my  father  and  also  of  me,  is  not  vn- 
knowne  (in  that  behaulfc)  vnto  all  the  nobles  of  the  realnie, 
I  lytell  regarde  tlieyr  heddy  vndiscrecion'  etc.  (A  little  trca- 
tous  or  dialoge  etc.  fol.  2".)  So  viel  wir  wissen,  ist  bis  jetzt 
dieser  Vorwurf  der  jüdischen  Abstammung  gegen  Roy  noch  in 
keiner  gleichzeitigen  polemischen  Schrift  aufgefunden  worden; 
seine  Abwehr  galt  vielleicht  nur  mündlich  herumgetragenen 
Klatschereien.  Roy  widmete  sein  Büchlein  ,To  the  Right 
noble  Estates  and  to  all  wother  of  the  toune  of  Cales^  und 
gewiss  ist,  dass  sein  Name,  wenn  er  sich  auch  selbst  Roye 
schreibt,  einen  mehr  französischen  als  englischen  Anstrich  hat. 
In  dem  Calendar  of  State  Papers.  Letters,  foreign  and  domestic 
of  the  Reign  of  Henry  VIII.  Arranged  by  J.  S.  Brewer. 
Vol.  I.  (London,  1862.  4^)  findet  sich  unter  der  Nummer  5712 
vom  22.  December  1514  eine  ,Copy  of  the  pleadings  in  a  Court 
of  pie-powder  held  at  Calais  22.  Decembre  6.  Henry  VIII.; 
before  Humphrey  Baunaster  .  .  .  aldermen,  in  an  action  brought 
by  Thos.  Thucker,  of  the  staple  at  Calais,  against  Peter  Roy, 
Peter  Le  Negro  and  Barth.  Costopolegrino  for  cheating  at 
Cards  and  dice.  The  defendants  deny  the  charge,  and  state 
that  they  have  played  with  many  noblemen  in  England.'  Un- 
möglich wäre  es  nicht,  dass  Roy's  Familie  aus  Calais  stammte. 
Unerwähnt  darf  auch  nicht  bleiben,  dass  in  demselben  Bande 
des  Cal.  of  St.  Pap.  unter  Nummer  3014  vom  2^').  Februar 
1512  ein  William  Roy,  native  of  Bi-abant,  vorkommt,  dessen 
Denization  unter  diesem  Datum  angeführt  wird. 

William  Roy's  Geburtsjahr  und  Geburtsort  sind  nicht 
bekannt;  er  studirte  in  Cambridge  und  war  Mönch  in  dem 
Franciscanerkloster  von  Greenwich,  das  sich  der  besonderen 
Gunst  der  Königin  Katharina,  der  ersten  Gemahlin  Hein- 
rich's  VIII.,  erfi-eute. ' 

Der  reiche  I^ondoner  Kaufmann,  Humphrey  Monmouth, 
der  ein  heimlicher  Protestant  war,    versah  Roy   mit  Geld,    um 


'  Dass  die  Erwähnung  Roy's  mit  dem  Beisätze  Apoatata  und  Tyndale's  in 
der  Bulle  Leo's  X.  vom  17.  Juni  1520,  in  der  die  Excommunication  über 
Luther  und  .seine  Anliänger  ausgesprochen  wird,  die  Dabney  in  seinem 
Memoir  über  Tvndaie  i^The  New  Test,  of  J.  C.    By  Will.  Tyndale.    An- 


William  Roye'8  Dialogue  between  a  christiau  Father   auil  bis  stnbborii  Sou.         307 

nach  Duutschland  reisen  und  in  Wittenberg-  unter  Luther 
Studiren  zu  können.  Dies  g-eht  aus  den  in  dem  Calendar  of 
State  Papersj  für.  and  doni.  of  the  Keign  of  Henry  VIII.  Arr. 
by  J.  S.  Brewer.  Vol.  IV.  part.  2.  (London,  1872.  4«.)  Seite 
1877  unter  dem  Datum  des  14.  Mai  1528  nach  Strype's  Ec- 
clesiastical  Memorials  (Oxford,  1822.  Vol.  I.  p.  588)  abge- 
druckten Anklage-Artikeln  g-egen  Humphrey  Monmouth  wegen 
Ketzerei  hervor:  ...  3.  That  he  has  helped  to  persons  occu- 
pied  in  translating-  the  Bible  .  .  .  as  .  .  .  friar  Roye,  an  apo- 
state  Observant.  4.  That  he  helped  Tyndalle,  priest  and  friar 
Roye  to  go  to  Almayne  to  study  Luthers  sect.  etc.  William 
Tyndale  verliess  London  im  Mai  1524  und  segelte  nach 
Hamburg,  ein  Jahr  später,  im  Frühjahre  1525,  muss  Roy  nach 
Deutschland  g-ekommen  sein,  denn  im  Juli  oder  August  dieses 
Jahres  kam  er  mit  Tyndale  zusammen  in  Köln  an  und  unter- 
stützte ihn  bei  der  Drucklegung  seiner  englischen  Ueber- 
setzung  des  Neuen  Testamentes,  die  bei  Peter  Quentel,  dem 
berühmten  Kölner  Buchdrucker,  mit  aller  Heimlichkeit  veran- 
staltet wurde.  Im  September  1525  erfuhr  Johannes  Coch- 
laeus,  der  bekannte  Gegner  Luther's,  von  diesem  Drucke 
und  es  gelang  ihm  mit  Hilfe  des  Kölner  Patriciers  und  Agen- 
ten Heinrich's  VIII.,  Hermann  Rinck,  einen  Befehl  des 
Rathes  der  Stadt  Köln  an  den  Buchdrucker,  diesen  Druck 
einzustellen,  zu  erwirken.  Tyndale  und  Roy,  deren  Namen 
Cochlaeus  nicht  erfuhr,  und  von  denen  er  nur  schrieb :  , Verum 
Duo  Angli  Apostatae,  qui  aliquandiu  fuerunt  Vuittenbergae''  (?), 
erhielten  frühe  genug  Wind  von  dem  Sturme,  der  gegen  sie 
losbrach,  und  flohen  mit  den  fertig  gedruckten  Bogen  nach 
Worms.  1  Hier  vollendeten  sie  den  Druck  der  Quarto-Ausgabe 

dover,  1837.  p.  .51)  anführt,  erst  lange  nach  dem  Erscheinen  dieser  Bulle 
gegen  1530  in  das  Exemplar  des  Bischofs  von  London  hineincorrigirt 
wurde,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Siehe  Anderson,  The  Aimals  of  tlie 
English  Bible  (London,  1845.  2  Vols.),  Vol.  I.  p.  -203.  Anm.  2(5. 
^  S.  Cochlaeus,  Jo.  Comraentarii  de  Actis  et  Scriptis  Mart.  Lutheri. 
Moguntiae,  1549.  Fol.  S.  132—137.  Wiederabgedruckt  ist  dieser  Bericht 
des  Cochlaeus  von  der  englischen  Bibel-lTebersetzung  von  Anderson 
(Ann.  uf  the  Engl.  Bible.  Vol.  L  8.  5Ü— 59)  und  nach  diesem  theilt 
auch  Arlter  in  seiner  Ausgabe  des  Fragmentes  des  Wormser  Druckes 
der  Tvadale'schen  Uebersetzung  (Facs.  Texts.  The  first  pr.  Engl.  New 
Test.  etc.  pag.  20  ff.)  denselben  mit. 


398  Wolf. 

der  Uebersetzung  des  Neuen  Testamentes  (Jänner  oder  Februar 
1526)  und  veranstalteten  die  eben  daselbst  gedruckte  Octavo- 
Ausgabe  des  Neuen  Testamentes.  In  Worms  trennte  sich  im 
Frühjahre  1520  Roy  von  Tyndale  •  und  begab  sich  nach 
Strassburg.  Hier  hat  er  den  jetzt  wieder  aufgefundenen  Little 
Treatous  aus  dem  Lateinischen  in's  Englische  übersetzt  und 
drucken  lassen  und  sich  über  ein  Jahr  daselbst  aufgehalten, 
was  schon  daraus  hervorgeht,  dass  die  Widmungsschrift  des 
Little  Treatous,  wie  bereits  oben  erwähnt  (S.  2  Anm.),  aus 
Strassburg,  3L  August  1527  datirt  ist,  was  durch  das 
Zeugniss  Tyndale's  überdies  bestätigt  wird.  -  Im  Sommer  1527 
kam  auch  der  schon  oben  genannte  Jerome  Barlowe,  der 
ebenfalls  Mönch  in  Greenwich  gewesen  war,  nach  Strassburg, 
mit  dem  dann  Roy  die  Satyre  gegen  Wolsey  verfasste,  die, 
wie  Arber  (Rede  me  etc.  S.  6)  nachweist,  wahrscheinlich  im 
Frühjahre  1528  niedergeschrieben  und  in  demselben  Jahre  in 
Strassburg  von  Joh.  Schott  gedruckt  wurde,  der  auch  den 
Little  Treatous  gedruckt  hat.  Ein  Vergleich  der  beiden,  in  der 
Wiener  Hofbibliothek  in  einem  Bande  vereinigt  gewesenen 
Schriften  stellt  es  ausser  allen  Zweifel,  dass  beide  von  dem 
nämlichen  Drucker  mit  denselben  Lettern  gedruckt  wurden. 
Bestätigt  wird  diese  Behauptung  durch  das  höchst  interessante 
Schreiben  des  uns  schon  bekannten  Herrn.  Rinck  an  den 
Cardinal  Wolsey  vom  4.  October  1528,  welches  sich  mi  British 
Museum  befindet  und  das  Arber  (Facs.  Texts,  The  first 
printed  Bible  etc.  p.  32 — 36)  mit  einer  englischen  Ueber- 
setzung seinem  vollen  Inhalte  nach  mittheilt, ^  und,  wenn  auch 
nicht  so  ausdrücklich,  durch  das  etwas  ältere  Schreiben  des 
Franciscanermcinches    und  Agenten   Wolsey's  John  West    vom 

'  lieber  die  Berechtigung  dieser  Zeitbestimmung  vgl.  Arber,  Facs.  Texts 
etc.  p.  -26  f. 

2  S.  Arber,  1.  c.  p.  26. 

3  Im  Auszuge  auch  im  Cal  of  State  Pap.  Lett.  for.  and  dom.  of  Henry  VTII. 
Vol.  IV.  part.  "2.  4.  Oct.  1528,  wo  auch  ein  ähnlicher  oder  gleichlauten- 
der Brief  Rinck'.««  an  Heinrich  VIII.  vom  nämlichen  Datum  ohne  weiteren 
Auszug  des  Inhalts  erwähnt  wird,  der  sich  im  Record  Office  befindet. 
Das  Verdienst,  zuerst  auf  Kinck's  Schreiben  aufmerksam  gemacht  zu 
haben,  gebührt  aber  Anderson,  der  dasselbe  in  seinen  Annais  of  the 
Engl.  Bible  (Vol.  I.  p.  201   ff.)   in  englischer  Uebersetzung  mittheilt. 


William  Roye"s  Dialogue  hntween  a  chri«tiaii  Fatlier  and  his  stubborn  Soq.         899 

2.  September  1528  an  John  Hackett,  den  eni,''lischen  Gesandten 
in  den  Niederlanden.  Wir  lassen  diesen  Brief  West's,  den 
Arber  nicht  erwähnt,  nach  dem  im  Cdlendar  of  State  Pap. 
Lett.  tbr.  and  dom.  of  Henry  VIII.  Vol.  IV.  part.  2  mitf2;e- 
theilten  Auszuge  hier  nachfolgen:  „  .  .  .  I  have  spoken  to  Francis 
Brykman,  bookbinder  of  this  town,  and  he  teils  nie  that 
Petygnele,  Roy  and  Jerome  Barlowe,  friars  of  onr  religion, 
and  Hucthyns,  otherwise  Tyndall,  made  the  last  book  (burying 
of  the  Mass?)  that  was  made  against  the  King  and  iny  lord 
Cardinal,  and  that  John  Scott,  a  printer  of  Straysbourg, 
printed  them.  There  is  a  whole  pipe  of  them  at  Frankfort; 
and  he  desired  me  to  write  him  a  letter,  whether  he  should 
buy  them  or  not.  If  so  he  intends  to  send  Roye  with  the 
other  two  to  Cologne,  to  receive  the  money  for  the  books, 
where  I  and  Herman  Ryng,  of  Colog-ne,  shall  take  them. 
Our  convent  at  Antwerp,  2.  Sept.  1528."  (Hol.  p.  1.  Add. 
Record  Office.)  Räthselhaft  ist,  wer  unter  dem  sonst  ganz  un- 
bekannten Petygnele  gemeint  ist,  und  West  verfällt  in  den- 
selben Irrthum  wie  Rinck,  Tyndale  für  mitbetheiligt  an  der 
Abfassung  der  Satyre  gegen  Wolsey  zu  halten.  Roy  scheint 
Strassburg  im  Frühjahre  1528  bald  nach  dem  Drucke  der 
Satyre  verlassen  zu  haben,  denn  gegen  Ostern  desselben  Jahres 
befand  er  sich  in  Frankfurt  a.  M.,  wie  aus  folgender  Stelle  in 
dem  oben  (S.  8)  angeführten  Schreiben  Rinck's  hervorgeht. 
jLiterae  gratiae  vestrae  ad  me  datae  per  dominum  Johannem 
West,  sacerdotem  ordinis  divi  Francis[ci]  de  Observantia, 
scriptae  quinto  Augusti,  le  apud  (sie)  Hampton  Körte,  in 
vestrae  gratiae  pallat[ioJ  mihi  a  Colonia  ad  Fraucofordiam  in 
biduo  celeri  nuncio  sunt  missae  et  perlatae,  21.  Septembris, 
de  comraercandis  undique  libris  Anglica  lingua  excussis,  et  de 
capiendis  Roy  et  Huckynck. '  At  illi  et  eorum  complices  a 
paschate"^  et  proximis  quadragesimae  nundinis  Francofordiae 
non  sunt  visi,  neque  scitur  quo  abierunt,  superstites  ne  sint  an 


'  Gemeint  ist  Tyndale,  dessen  Bcinamo  Hitcliyns  von  Rinck  voistünniiclt 

geschrieben  wird. 
-  Arber  bemerkt  /.w  dieser  Stelle:    ,Easter  Day  in   1Ö-2S  teil  im   12.  April. 

Therefore  Tj-ndale,  or  Roy,  or  both  nf  tliom  wcre  at  Frankfort  fair  .•ilxnit 

April    15-.'8.' 


400 


Wolf 


vita  functi.  Neque  Johainnjs  Sehott,  civis  Argeutinensis  et 
eorum  chaleogniplms  se  seire  clixit  quo  evanuissent/  Weiter 
erzählt  Kinck,  er  habe  Wolsey's  lirief,  der  wahrscheinlieh  den 
Auftrai>-  enthielt,  diese  ketzerischen  Bücher  anzukaufen,  vor 
drei  Wochen,  also  in  der  ersten  Hälfte  Septembers  erhalten, 
und  fährt  dann  fort:  ,.  .  .  audivi  et  percepi  illos  ipsos  libros 
Judeis  Francofordiae  certo  aere  vel  nunimo  oppigneratos  esse, 
et  tum  quam  primum  pro  ipsis  consequendis  ex  me  ipso  ela- 
borabam,  et  sollicitus  eram.  Chalcographus  autem  Johannes 
Schott  praeter  faenus  Judaeis  dandum  et  sui  laboris  mercedem 
et  papiri  sumptum  exig-ebat,  et  illi  se  eos  venditurum  aiebat 
qui  plus  pecuniae  offerret/  Rinck  kaufte  von  den  Frankfurter 
Juden  mit  Unterstützung  des  von  ihm  bestochenen  Bürger- 
meisters und  Rathes  der  Stadt  Frankfurt  alle  Exemplare  zu- 
sammen, so  dass  er  hoffen  konnte,  es  werden  nur  wenige  oder 
gar  keine  nach  England  gelangen  können,  überdies  erwirkte 
er  von  dem  Rathe  der  Stadt  Frankfurt  den  Befehl  an  Schott, 
den  Druck  dieser  Bücher  einzustellen  und  das  (3riginal-Manu- 
script  abzuliefern.  Dann  fährt  Rinck  in  seinem  Schreiben  fort: 
,Insuper  et  summa  opei'a  curabo  in  praedictis  Roy  et  Huckyug- 
caeterisque  regiae  gratiae  et  vestrae  aemulis  et  rebellionibus, 
tum  capiendis,  tum  ubi  locorum  agant,  percipiendo,  ut  dominus 
Johannes  West  et  filius  meus  Hermannus  Rynck,  et  Johannes 
Geilkyrche,  meus  minister  ore  et  praesentes  testabuutur^  etc. 
Es  gelang  jedoch  Roy  und  Barlowe,  diesen  Nachstellungen  zu 
entwischen,  und  Roy  war  sogar  bald  im  Stande,  seine  damals 
ohne  Zweifel  misslichen  Geldverhältnisse  zu  verbessern  und 
Geld  zu  einer  heimlichen  Reise  nach  England  aufzutreiben, 
wo  er  sich  vor  dem  December  1528  durch  einige  Zeit  bei 
seiner  Mutter  aufhielt.  Dies  geht  aus  einem  Briefe  hervor, 
den  der  uns  schon  bekannte  John  West  am  17.  December 
1528  schrieb,  der  aljer  Wahrscheinlichkeit  nach  an  Bryau 
Tuke  gerichtet  ist.  ,Syr,  The  cause  of  my  Avriting  uuto  your 
Mastership  at  this  time  is  this.  Our  father  minister,  who  is 
Father  \\'illiam  Robbynson,  Warder  of  Greenwicli,  was  yester- 
day  or  this  day,  at  my  Lord's  Grace  to  complain  upon  me 
and  that  my  Lord  should  take  away  the  commission  from  me. 
And  all  because  they  will  not  let  me  come    to  London  and  to 


William  Roye's  Dialoguc  botween  a  cliristian  Fathor  and  liis  stubboni  Son.         401 

seek  for  them  that  my  Lord  knoweth  of,  cand  to  enquire  where 
Roy  was,  when  he  loas  in  England  with  Ms  mothei-'  etc.  ' 

Von  nun  an  ist  Roy  plötzlich  wie  verschollen,  wir  wissen 
weder,  wie  lang  er  sich  in  England  aufgehalten,  noch  wohin 
er  sich  dann  gewendet  hat. 

1  Dieser  Brief  ist  abgedruckt  bei  Arber,  Rede  me  etc.  S.  13  f.  und  im 
Auszug-e  im  Cahndar  of  State  Pap.  Letters,  for.  and  dorn,  of  Henry  VIII. 
Vol.  IV.  p.  2.  Es  dürfte  vielleicht  Manchem  nicht  ganz  unwillkommen 
sein,  wenn  wir  hier  aus  dem  mehrerwcähnten  Bande  dieser  voluminösen 
und  nicht  leicht  zugänglichen  Sammlung  die  Acteu.'^tücke ,  die  sich  auf 
die  Verfolgung  Tyndale's  und  Eoy's  in  den  Niederlanden  und  Deutsch- 
land während  der  Jahre  1526  —  1528  und  auf  den  im  Auftrage  Wolsey's  er- 
folgten Aufkauf  ihrer  in  Deutschland  gedruckten  "Werke  beziehen,  zu- 
sammenstellen. 

Nr.  2607.  Lambeth.  3.  Nov.  1526.  (Brit.  Mus.)  Befehl  des  Erz- 
hischofs  von  Canterbury  an  John  Voyley,  Bischof  von  Exeter, 
nach  englischen  Uebersetzungen  des  Neuen  Testamentes  Nachforschun- 
gen anzustellen,  da  sie  ketzerische  Abscheulichkeiten  enthalten.  Dabei 
befindet  sich  eine  Liste  verbotener  Bücher,  in  der  unter  Anderem  vor- 
kommt: A  Bialogue  befinxt  the  Father  and  the  Son.  Abgedruckt  ist 
dieses  erzbischöfliche  Mandat,  das  mit  dem  des  Bischofs  von  London, 
Tuiistal,  (abgedr.  bei  Foxe  und  Strype)  ganz  ähnlich  i.st,  nach  Wil- 
kins,  Concilia,  IIL  706.  (S.  oben  S.  2  Anm.) 

Nr.  2652.  24.  Nov.  (ßecord  Office.)  Brief  von  John  Hackett  an 
Wolsey  aus  Antwerpen.  Er  habe  seit  seiner  Ankunft  Nachforschungen 
nach  den  neu  gedruckten  Bänden  der  englischen  lieber  Setzung 
(<1.  i.  nacli  Tyndale's  in  Wonns  gedrucktem  Neuen  Testamente)  ange- 
stellt, habe  erfahren,  dass  zwei  Männer  in  dieser  Stadt  (Antwerpen)  die- 
selben drucken  (?)  und  verkaufen.  Er  liat  deshalb  dem  Lord  of  Palermo 
geschrieben,  der  von  Mylady  (der  Statthalterin)  einen  Befehl  an  den 
Margrave  dieser  Stadt  erwirkt  hat,  sich  die  grösste  Mühe  zu  geben,  um 
diese  Bücher  aufzutrei})en  und  den  Druck  einzustellen.  Er  schliesst  zwei 
der  neu  übersetzten  Bände  dem  Briefe  bei  und  hotft  binnen  1-1  Tao-en 
viele  derselben  dem  Feuer  übergeben  zu  können.  Eine  Proclamation 
wird  demnächst  gegen  das  Drucken,  Verkaufen  oder  Kaufen  solcher 
Bücher  erlassen  werden. 

Nr.  2721.  22.  Dec.  1520.  (Brit.  Mus.j  Brief  von  John  Hackett 
an  Wolsey  aus  Mecheln.  Er  habe  vom  Stadtrathe  von  Antwerpen  das 
Verbrennen  der  ketzerischen  Bücher  verlangt,  dieser  wolle  diesem  Be- 
gehren jedoch  nur  unter  der  Bedingung  uachkonnnen,  dass  nian  ihm 
eine  Uebersctzung  d<'rsolben  in's  Holländische  oder  Lateinische  vorlege. 
Nr.  27'.l7.  12.  Jäimor  1.-,27.  (Brit.  Mus.)  Brief  Hackett's  an 
Wolsey.  Der  Margrave  und  der  Rath  von  Antweri)en  haben  die  engli- 
schen Bücher  zum  Feuer  verurtheilt,  don  nrni-krr  Clir.  Kmlboven  ver- 
bannt und  den  3.  Theil   seines  Vermögens  confiscirt. 


402  Wolf. 

Nur  eine,  aber  keineswegs  sicher  verbürgte  Nachricht  ist 
noch  über  sein  fnihzeitig-es,  gewaltsames  Ende  auf  uns  ge- 
kommen. Sir  Thomas  More,  bekanntlich  ein  eifriger  Katholik 
und  heftiger  Gegner  der  protestantischen  Bewegung  in  Eng- 
land,   bekämpft  in  der  Preface  zu  seiner  Confutacyon  of  Tyn- 

Nr.  3132.  23.  Mai  1527.  (Brit.  Mus.)  Brief  Hackett's  an  Wolsey 
aus  Barow.  Einige  Antwerpener  Drucker  haben  auf  den  Markt  verschie- 
dene englische  Bücher  gebracht,  die  den  Titel:  ,Ny[we]  Testament' 
führten.  Er  habe  gehört,  dass  auf  den  letzten  Markt  in  Frankfurt  a.  M. 
mehr  als  2000  ketzerische  englische  Bücher  gebracht  wurden  und  dass 
einige  englische  Schüler  Luther's  die  Bibel  in's  Englische  zu  über- 
setzen beginnen.  Der  König  oder  Wolsey  wurden  gut  thun,  deswegen  an 
die  Statthalterin  der  Niederlande  zu  schreiben. 

Nr.  3960.  24.  Febr.  1528.  (Brit.  Mus.)  Robert  Ridley,  Priester, 
an  Henry  Gold.  Er  tadelt  strenge  ,this  common  and  vulgär  translation 
of  the  Nev/  Testament  into  English,  done  by  Mr.  William  Hitchyns, 
otherwise  called  Mr.  W.  Tyndale  and  Friar  William  Roy'  und  klagt 
diese  Uebersetzer  als  Ketzer  und  Apostaten  an,  wie  dies  ihr  vertraiiter 
Umgang  mit  Luther  und  seinen  Anhängern  und  ihre  Commentare  zu 
Marcus  und  Matthäus  beweisen.  Es  ist  seltsam,  dass  von  Seite  der  Gegner 
Tyndale  und  Roy  wiederholt  der  vertraute  Umgang  mit  Luther  vorge- 
worfen wird,  während  bis  jetzt  noch  kein  sicheres  Zeugniss  dafür  vor- 
liegt, dass  Tyndale  und  Luther  sich  persönlich  gekannt  haben ;  von  Roy 
ist  es  auch  nicht  erwiesen,  dass  er  in  Wittenberg  studirte.  Auch  das 
Zeugniss  von  Buschius  (s.  Spalatin's  Diarium  bei  Sehelhorn ,  Amoeni- 
tates.  Vol.  IV.  p.  431  f.)  beweist  nicht  die  persönliche  Bekanntschaft 
Luther's  und  Tyndale's. 

Nr.  4260.  14.  Mai  1528.  (Strype,  Mem.  L  488.)  Die  Anklage- 
Artikel  wegen  Ketzerei  gegen  Humfrey  Munmouthe.  (S.  oben  S.  397). 

Nr.  4693.  2.  Sept.  1528.  (Brit.  Mus.)  Brief  von  John  West  an 
John  Hackett.  (S.  oben  S.  399). 

Nr.  4S10.  4.  Oct.  1528.  (Brit.  Mus.)  Brief  von  Herm.  Rinck  an 
Wolsey.  Leider  scheinen  die  Auszüge,  die  in  dem  Üal.  of  State  Pap.  von 
den  einzelnen  Urkunden  mitgetheilt  werden,  nicht  immer  ganz  zuver- 
lässig zu  sein;  so  heisst  es  in  dem  Auszuge,  der  ans  dem  mehrerwähn- 
ten wichtigen  Schreiben  Rinck's  mitgetheilt  wird:  ,Will  use  all  his 
power  to  get  possession  of  lieretical  books.  Went  to  tiie  fair  at  Frank- 
fürt, armed  with  mandates  fnmi  tlie  Pope  and  the  Emperor  and  coiu- 
pelled  John  Sckott  to  confesse  that  he  had  prinled  in  Etnjlbih,  German, 
French  and  otlier  langnages  1000  books  of  six  quires'  etc.,  während  diese 
Stelle  bei  Arl)er  (Facs.  Texts,  p.  35),  der  den  Brief  in  extenso  mittlieilt, 
folgendermass(!n  lautet:  ,Hoc  itaque  modo,  regiae  gratiac  et  vestrae 
omnibusijue  tum  religiosis  tum  saecularibus  subditis  Anglici  regni  in 
salutem  et  connuodum  ((uantum  potui  divino  opitulamine  et  iuxta  vestrae 
gratiac    mandatuui,    liaereticorum     librns     inquisivi     neque    laburi    neque 


William  Roye'ti  Dialogue  between  a  Christian  Fatlier  aml  liis  stu1>l)oiii  Son.        403 

dalle's  Answere  etc.^  die  1532  erschienen  ist,  Tyndale's  Ex- 
jiosifion  of  1.  Corintlüan.  VII.  c. ,  die  er  irriger  Weise  Roy 
zuschreibt  und  äussert  sich  bei  dieser  Gelegenheit  folg-ender- 
massen: ' 


pecuniae  parcens,  sed  Francofordiam  ad  luuidinas  abii,  tum  pai)ali  tum 
Caesareo  mandato  cum  ipsis  egi,  praesertim  usus  sum  iisdem  privilegiis 
vel  mandatis  quae  a  divo  Maximiliane  Caesare,  et  nunc  moderno  impera- 
tore  Carolo  consecutus  sum  olim,  calcographum  ipsum  Johannem  Scliott 
coram  consulibus  iudicibus  et  senatoribus  Francofordieusibus  iureiurando 
compuli,  ut  fateretur  qnot  Libros  tales  excusserit  in  Ihigua  Aiiglicn,  Ger- 
manica, Gallica  aut  aJio  ideomate,  func  ad  nacramentum  dictum  fatehatiir 
quod  soluvi  niille  sex  quaternioimm  et  adhuc  mille  libi-os  vovem  quatcrnio- 
nuvi  Angfico  servione  excussisset,  et  hoc  iussu  Koy  et  Huckyngk,  qui 
aere  charentes,  libros  excussos  solvere  non  poterant,  multo  minus  eos  in 
caetei-is  Unguis  excudi  facere.'  Es  wäre  auch,  von  diesem  positiven  Zeug- 
nisse abgesehen,  höchst  verwunderlich  gewesen,  wenn  Roy  den  Dialogus, 
der,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden,  nach  seiner  eigenen  Ang-abe 
die  englische  Bearbeitung  einer  lateinischen  Uebei'setzung  aus  dem 
Deutschen  war,  auch  deutsch  hätte  drucken  lassen. 

Nr.  4811.  4.  Oct.  15-^8.  (Rec.  Off.)  Brief  Rinck's  an  König  Hein- 
rich vin. 

Nr.  4826.  7.  Oct.  1528.  (Rec.  Oö'.)  John  Hackett  an  Wolsey. 
Er  hat  ihn  durch  die  Briefe  vom  20.  August,  12.  und  13.  September 
und  5.  October  von  dem  Vorgefallenen  in  Keuntniss  gesetzt,  wie  der 
Ueberbiinger  derselben,  John  West,  ihm  zeigen  wird.  Um  seine  Zwecke 
zu  erreichen,  muss  West  die  Erlaubniss  erhalten,  seine  graue  Kutte  ab- 
zulegen. 

Nr.  4827.  7.  Oct.  1528.  (Rec.  Off.)  Hackett  an  Wolsey.  Diesen 
Morgen  übergab  er  einen  Brief  an  West.  Herr  de  Chevanne,  der  Bruder 
des  Lords  von  Palermo,  gab  ihm  einen  Brief  an  Wolsey.  Der  Ueber- 
bringer  dieser  Briefe  ist  Herm.  Rinck,  der  Sohn,  der  Briefe  von  seinem 
Vater,  der  ein  treuer  Ritter  des  Königs  ist,  bei  sich  hat. 

Nr.  5018.  London,  9.  Dec.  1528.  (Brit.  Mus.)  Brief  von  Brian 
Tuke  an  Gardincr.  Er  habe  auch  an  Hackett  geschrieben,  dass  WoLsey 
We.st  mit  den  nothwendigen  Instructionen  betreffs  der  Ketzer  an  ilin 
senden  werde.  Schickt  die  Briefe  Hackett's  an  West,  der  Wolsey  am 
Freitage  sah.  West  weiss  nichts  vini  ilinen,  su  dass  Wolsey  mit  ilmen 
thun  kann,  wie  ihm  beliebt. 

Nr.  504.3.  17.  Dec.  1528.  (Brit.  Mus.)  Brief  J..hn  West's  an 
[Brian  Tuke].  (S    oben  S.  400.) 

'  Wir  theilen  diese  Stelle  nach  Arber,  Rede  me  etc.  8.  4(i4  mit,  da  uns, 
wie  schon  erwähnt,  More's  in  englischer  Sprache  erschieneneu  Werke 
leider  nicht  zu  Gebote  stehen. 


404  w ,.  I  f. 

jThnt  work  hatli  no  naino  <>f  tlic  maker,  but  some  wene 
yt  was  tVore  Roy,  wliyoli  whon  ho  was  talliMi  in  heresy,  thoii 
t'oundo  yt  vnlawt'iill  to  lyue  in  cliastyto.  aiul  ranno  out  of  hys 
(n'diM-,  and  liath  svniu's  soui>ht  mnnv  a  t'also  vnlvetull  wav  to 
lyuo  by,  whorein  bo  mado  so  many  oliauiiii-es,  tliat  as  BayfeKl 
ji  uotbor  berotyqiu'  aiul  bito  bunied  in  smytbt'old  toUlo  vuto 
raö,  bc  niado  a  mote  ondt'  at  biste,  and  was  burued  iu 
PortuiiaU'.' 

Riebard  Bayt'iold,  der  tViiber  Kämmerer  des  Benedik- 
tinerklosters l^urv  St.  Kdniond  gewesen  war,  hatte  sieh  in 
Deutsebbind  an  Tyndale  und  Frytb  ani»eseldosseu  und  war  im 
Sonnner  l5o(^  mit  einer  bedeutenden  Anzald  eno^liscber  uml 
hiteiniseher  protestantiselier  Büeber  naeh  Kuiiland  zurüek- 
i>'ekehrt;  er  wiederliolte  dieses  Wai>niss  noeli  zweimal,  wurde 
im  November  1581  verhaftet  und  starb  am  27.  desselben  Mo- 
nates den  Tod  auf  dem  Seiieiterhaufen.  Die  Naehrieht,  die  er 
vor  seiner  Verbrennuni»-  dem  I^onlkanzler  Sir  Th.  More  mit- 
theilte, dass  Rov  in  Portugal  verbramit  worden  sei,  klimrt 
nicht  sehr  wahrseheinlieh  und  war  vielleicht  eine  absieiitliehe 
IrreführuniT  dieses  allzu  eifriiren  Ketzerverfolirers.  In  dem 
Kaleniler.  der  den  Acts  and  Monuments  von  Jojm  Foxe  vor- 
aui^eht  [Y\\v  Actes  and  ^lonuments.  A  new  edition.  A\'ith  a 
\n\'\.  dissertation  by  G.  Townsend,  edited  by  St.  R.  Cattley. 
London,  1841—  IS4S».  8  Vols.  Vol.  l.\  wird  unter  .lern  C  Mai 
aiiiiefllhrt:  Frver  Kov  mar.  l"),')!.  Der  Todestair  wird  nicht 
aniiCi;eben ;  vielleicht  soll  es  der  t>.  ]\[ai  sein.  Woher  aber  der 
durch  Zuverlässig'keit  nicht  eben  sich  auszeiclinende  protestan- 
tische Älartyroloi»"  die  Nachricht  über  das  Todesjahr  Roy 's  er- 
halten habe,  wird  nicht  mit<j;etheilt.  An  einer  andern  Stelle 
seines  A\'erkes  (vol.  4.  S.  tUUi)  sagt  Foxe:  ,In  this  year  (löol) 
"  as  WC  tlo  nnderstand  hi/  türers  nott\s  of  old  reifisfers  (^was  sind 
dies  iur  tyifisttrs  und  wo  möi»-en  sie  sieh  jetzt  betindenV"!  and 
otherwise,  friar  l\oy  was  burned  in  Bortui^al;  but  what  his 
exaniination,  or  artieles,  or  cause  of  his  death  was.  wc  can 
have  no  understandinj»-;  but  what  his  doetrine  was.  it  m.-iv  be 
easilv  iudired ,  from  the  testimonies,  whicb  je  left  Iutc  in 
Enjjchind.' 

lieber  Roy's  (^harakter  äussert  sich  nicht  nur  sein  katho- 
lischer Gci^'ner,    Sir  Th.   Moiv,    sondern    auch    sein    Glaubens- 


William  Boyes  DialogTie  between  a  Christian  Father  and  Ms  Etnbborn  Son.        405 

genösse  William  Tyndale.  der  sich  seiner  bei  der  Herstellung- 
und  Drucklegung  der  ersten  Ausgabe  seiner  englischen  Ueber- 
setzung  des  Xeuen  Testamentes  bedient  hatte,  ungünstig.  In 
der  Address  to  the  Reader,  welche  ,The  Parable  of  the  Wycked 
Mammon'  etc.  (gedruckt  1528  in  ]\Iarburg  in  Hessen)  voran- 
geht, spricht  sich  Tyndale  folgendermassen  über  Roy  und 
seinen  Antheil  an  der  englischen  Uebersetzung  aus:  ,Whyle  I 
abode  a  faythtul  companyon  '  which  now  hath  taken  an  other 
vyage  vpon  him,  to  preach  christ  where  (I  suppose)  he  was 
never  yet  preached  (God  which  put  in  his  herte  thyther  to  goo 
sende  his  sprite  with  him,  comforte  him  and  bringe  his  pur- 
pose  to  good  effecte)  one  William  Roye  a  man  somewhat 
craftye  when  he  cometh  %Tito  new  acquayntaunce  and  before 
he  be  thorow  knowen  and  namely  when  all  is  spent,  came 
vnto  me  and  offered  his  helpe.  As  longe  as  he  had  no  money, 
somwhat  I  could  ruele  him:  but  as  sone  as  he  had  goten  him 
money,  he  became  lyke  hym  seife  agayne.  Xeuerthelesse  I 
suffered  all  thinges  tyll  yat  was  ended  whych  I  coulde  not 
doo  alone  wythout  one  both  to  wryte  and  :<•  helpe  me  to  com- 
pare  ye  textes  together.  When  that  was  ended  I  toke  my  leue 
and  bode  him  farewel  for  oure  two  lyues,  and  as  man  saye  a 
daye  longer.  After  we  were  departed  he  went,  and  gate  him 
new  frendes  which  thinge  to  doo  he  passeth  all  that  ever  I 
yet  knewe.  And  there  when  he  had  stored  hym  of  money  he 
gote  him  to  Argentine  where  he  professeth  wonderfull  faculties 
and  maketh  bost  of  no  small  thinges.  A  yere  after  that  and 
now.  xii.  monethes  before  the  pryntinge  of  this  worke-  came 
one  Jerom-^  a  brother  of  Grenewhich  also,    thorow  wormes  to 


'  Arber,  der  sowohl  in  den  Facs.  Texts,  The  first  printed  etc.  als  in  Rede 
me  etc.  diese  Stelle  Tyndale's  mittheilt,  kann  sich  nicht  mit  Sicherheit 
darüber  aussprechen ,  wen  Tyndale  unter  diesem  erwarteten  faythful 
companyon  gemeint  habe,  hält  es  jedoch  fiir  nicht  unwahrscheinlich, 
dass  es  Thomas  Hutton  gewesen  sein  dürfte,  der  am  24.  Februar  1529 
den  Märtyrertod  starb.  Wir  sind  bei  Wiedergabe  dieser  Stelle  Arber  ge- 
folgt, da  die  Ausgabe  der  Parker  Society,  die  wir  oben  angeführt  haben, 
durch  die  Modemisirung  der  Orthographie  leider  sehr  an  Brauchbarkeit 
verloren  hat. 

-  Der  Druck  der  Parable  of  the  Wycked  Mammon  wurde  am  8.  Mai  1528 
vollendet. 

3  Barlow,  s.  oben  S.  393. 

Siteniigtber.  d.  phil.-hist.  Ol.  L>lXV1.  Bd.  lU.  Hft.  27 


406  Wolf. 

Argentine,  sayenge  tluit  lie  enteridod  to  be  Christes  disciple 
an  other  whyle  and  to  kepe  (as  nye  as  God  wolde  gyue  hini 
grace)  the  profession  of  his  baptem,  and  to  gett  bis  lyuinge 
with  bis  bandes^  and  to  lyue  no  longer  ydely  and  of  the 
swete  and  laboure  of  those  captyues  whiche  tbey  had  taugbt, 
not  to  byleue  in  Cbryst:  but  in  cuttsbowes  and  russet  coetes. 
Wbicb  Jeroni  witb  all  diligence  I  warned  of  Royes  boldnesse 
and  exborted  bym  to  bewarre  of  bym  and  to  walke  quyetl}^ 
and  witb  all  pacienee  and  longe  soiferinge  acordinge  as  we 
bave  Cbryste  and  bis  apostles  for  an  ensample,  wbicb  tbinge 
be  also  promysed  me.  Neuertbelesse  when  be  was  comen  to 
Argentine  William  Roye  (wbos  tonge  is  able  not  only  to  make 
foles  Sterke  madde,  but  also  to  disceyue  tbe  wisest  tbat  is  at 
tbe  fyrst  sygbt  and  acquayntaunce)  gate  bim  to  bym  and  set 
bim  a  werke  to  make  rymes,  whyle  he  hym  seife  translated  a 
dialocje  out  of  laten  in  to  Englysh,  in  ivhose  prologe  he  pro- 
myseth  moare  a  greate  deal  than  I  fere  me  he  will  euer  paye  .  . .' 

ßeacbtung  verdient  aueb  nocb  folgende  Stelle  dieser 
Schrift  Tyndale's,  die  wir  nach  Walter's  Ausgabe  der  Werke 
Tyndale's  für  die  Parker  Society  (I.  41  f.)  mittbeilen  müssen: 
,It  becomes  not  then  the  Lord's  servant,  to  nse  railing  rhymes, 
but  God's  Word  .  .  .  Tbe  word  of  God  is  tbat  day  wbereof 
Paul  speaketb,  [I.  Coi\  111.]  wbicb  sball  declare  all  things, 
and  tbat  fire  wbicb  sball  try  every  man's  work,  and  consume 
false  doctrine:  witb  tbat  sword  ougbt  men  sbarply  to  figbt  and 
not  to  rail  with  foolish  rhymes.  Let  it  not  offend  thee,  tbat 
some  walk  inordinately;  let  not  the  wickedness  of  Judas  cause 
the  to  despise  the  doctrine  of  his  feU.ows.  No  man  ougbt  to 
tbink  tbat  Stepben  was  a  false  preacher,  becaiise  fhat  Nicholas, 
which  ivas  chosen  felloio  ivith  him  to  minister  unfo  the  tvidoivs, 
feil  after  into  great  heresies,  as  histories  make  mention.  Good 
and  evil  go  always  togetber,  one  cannot  be  known  witbout  tbe 
other/ 

Die  hier  angeführten  Stellen  aus  dieser  Schrift  Tyndale's 
sind  für  unsere  Kenntniss  von  Roye  und  seinem  jetzt  wieder- 
aufgefundenen Werke  in  mehr  als  einer  Beziehung  wichtig, 
namentlich  sind  die  Worte  Tyndale's:  ^he  hym  seife  translated 
a  dialoge  out  of  laten  into  Englysh,  in  whose  prologe  he  pro- 
layseth  moare  a  greate  deal'  etc.    für    die    Identität    des    Lyttle 


William  Roye's  Dialogne  between  a  Christian  Fatlier  aml  his  stuliborn  Son.        407 

treatotis  mit  dem  Dialoiius  iuter  patrem  cliristianum  et  filium 
contumacem  von  entscheidender  Bedeutung,  wie  sich  weiter 
unten  ergeben  wird.  80  wenig  bekannt  uns  die  näheren 
Lebensumstände  Roy's  sind,  ebenso  verworren  und  unklar  sind 
die  gleichzeitigen  Nachrichten  über  seine  Schriften.  A  r  b  e  r 
macht  zu  der  mehrerwähnten  Stelle  Tyndale's:  ,tchyle  he  hym 
seife  iranslated  a  dialoge  otit  of  lafen  into  Englysh'  folgende 
Anmerkung  (Facs.  Texts,  S.  28),  die  hauptsächlich  wegen  des 
Citates  aus  Sir  Th.  More's  Supplicacyon  of  Soulis  für  Roy's 
literarische  Thätigkeit  von  grosser  Wichtigkeit  ist:  ,This 
translation  is  now  apparently  lost.  The  author  of  the  original 
Latin  work  (which  I  have  also  been  unable  to  see)  is  un- 
known.  Its  title  is  given  by  Park  (Harl.  Mise.  IX.  3)  as  Jnter 
•patrem  Christiannm  et  filium  contumacem  dialogum  Cliristiannm. 
That  this  work  is  also  the  same  as  Roy's  book  against  the 
seven  sacraments  is  proved  by  the  following  passage  in  his 
(nämlich  Sir  Th.  More's)  Supplicacyon  of  Soidys  (in  ans  wer 
to  Simon  Fyshe's  Supplication  for  the  Beggars)  published  be- 
fore  More  had  become  Lord  Chancellor  (25.  Oct.  1529).  The 
refereuce  is  important  as  fixing  the  order  in  which  the  several 
works  became  known  in  England.  The  dates  will  be  seen  lo 
coniirm  Tyndale's  Statement;  that  Roy's  two  works  were 
printed  at  Strasburg  in  1527.  (Dies  steht  jetzt,  wie  sich  aiis 
dem  Schlüsse  der  Widmung  Roy's  ergibt,  für  den  Lyttle 
treatous  unzweifelhaft  fest.)  „They  parceyuyng  thys,  haue  ther- 
fore  furste  assayd  the  fürst  way  all  redy,  sendyng  forth  Tyn- 
dals  translacyon  of  the  new  testament  in  such  wyse  handled 
as  yt  shuld  haue  bene  the  fouutayn  and  well  spryng  of  all 
theyr  hole  heresies.  For  he  had  corrupted  and  purposely 
changed  in  many  placys  the  text,  with  such  wordys  as  he 
myght  make  yt  seme  to  the  vnlerned  people,  that  the  scrypture 
affyrmed  theyr  heresyes  it  seife.  Then  cam  sone  after  out  in 
prynt  the  dyaloge  of  frere  Roye  and  frere  Hyerome,  betwene 
ye  father  and  ye  sonne  agaynst  ye  sacrament  of  ye  aulter; 
and  the  blasphemouse  boke  entytled  the  beryeng  of  the  masse 
(i.  e.  Rede  me,  etc.).  Then  cam  forth  after  Tyndals  wykkyd 
boke  of  Mammona  (dated  8  May  1528)  and  after  that  his 
more  wykkyd  büke  of  obydyence."  (dated  2  October  1528) 
fol.  xix.  b.'     Die  k.  k.   Ilofbibliothek    besitzt    leider  den  oben 

27* 


408  Wolf. 

in  dieser  Anmerkung-  Arber's  angeführten  neunten  Band  der 
Harleyan  miscellany  niclit;  wir  verdanken  Herrn  Richard 
Henry  Wood  aus  Manchester  die  gütig-e  Mittheilung  der  be- 
züglichen Stelle.  ,Roy  appears  to  have  been  an  Ecclesiastic, 
he  resided  some  time  with  Tindal  whoni  he  assisted  in  his 
studies.  He  was  one  of  the  Translators  of  the  New  Testament 
printed  at  Hamburg  or  Antwerp  in  1526.  He  afterwards  went 
to  Strasburg-  where  he  wrote  ,Inter  patreni  Christianum  et 
filium  Contumacem  dialogum  christianum'  and  suffered  the 
stake  in  Portugal  for  heresy/  Diese  Notiz  ist,  wie  man  sieht, 
noch  dürftiger  als  die  von  Bale  und  Tanner.  Man  wird  die 
Armuth  der  Nachrichten  über  Roy  und  seine  Werke  begreif- 
licher finden,  wenn  man  bedenkt,  dass  selbst  Zeitgenossen,  wie 
Sir  Thomas  More,  über  ihn  und  dieselben  schlecht  unteri'ichtet 
sind.  Wie  die  oben  angeführte  Stelle  der  Supplicacyon  of 
Soulis  zeigt,  schreibt  Sir  Thomas  die  Verfasserschaft  des  Dya- 
loge,  den  Roy,  wie  dies  nicht  nur  durch  seine  Widmung,  son- 
dern auch  durch  Tyndale's  Zeugniss  bewiesen  wird,  allein 
bearbeitet  hat,  der  vereinten  Thätigkeit  des  Frere  Roy  and 
frere  Hyerome  zu;  ebenso  unrichtig  ist  die  Behauptung-  More's, 
dass  der  Dyaloge  gegen  das  Sacrament  des  Altares  gerichtet 
sei  (s.  oben  S.  393),  da,  wie  wir  sehen  werden,  Roy's  Schrift 
eine  populäre  Unterweisung  im  christlichen  Glauben  ist,  in 
der,  wie  natürlich,  die  Lehre  vom  Altarssacramente  nicht  nur 
nicht  umgangen  werden  kann,  sondern  eine  Hauptrolle  spielt. 
Es  ist  dagegen  nicht  unmöglich,  dass  Roy  der  Verfasser  einer 
bis  jetzt  noch  nicht  wieder  aufgefundenen  Schrift  gegen  die 
sieben  Sacramente  ist,  denn  die  oben  (S.  392  Anm.)  citirten 
Statuta  et  ordinationes  Praelatorum  in  concilio  prov.  Cantua- 
riensi  von  1529  führen  unter  den  haereticorum  libris  auch  an: 
,Alius  liber  compilatus  per  fratrem  Wilhelmnm  Roy  contra 
Septem  saciamenta' ,  während  der  Dialogus  inter  patrem  et 
filium  schon  früher  aufgezählt  worden  ist;  ebenso  wird  in  dem 
Memorandum  des  Bischofs  von  London  von  1531  verboten : 
A  Boke  made  by  freer  Roye  ayenst  the  sevyn  sacrameutis', 
als  Nummer  1  der  verbotenen  Bücher  kommt  aber  die 
jdisputacion  betwixte  the  fathyr  and  the  son^  vor.  Sir  Th. 
More's  schon  früher'  erwähnte  Behauptung  (s.  oben  S.  394), 
dass    Roy    der  Verfasser    der    Exposicion  on  the  VH.  chapter 


William  Roye'a  Dialogne  between  a  Christian  Father  and  his  stubborn  Son.         409 

of  the  ep.  to  the  Corinthians  gewesen  sei ,  dürfte  auf  einer 
Verwechlung  mit  Tyudale  beruhen,  der  diese  Exposition  ver- 
fasst  hat.  Unzweifelhaft  richtig  ist  die  Bemerkung  More's 
über  das  rasch  auf  einander  folgende  Erscheinen  des  Dyaloge 
und  der  Satyre  gegen  Wolsey.  In  dem  schon  mehrfach  er- 
wähnten Briefe  Herrn.  Rinck's  an  Wolsey  kommt  die 
für  uns  hier  wichtige  Stelle  vor:  ,.  .  .  calcographum  ipsum 
Johannem  Schott  coram  consulibus  .  .  .  iureiurando  compuli, 
ut  fateretur  quot  libros  tales  excusserit  in  lingua  Anglica, 
Germanica,  aut  alio  ideomate,  tunc  ad  sacramentum  dictum 
fatebatur  quod  solum  mille  sex  quaterniomcm  et  adhuc  mille 
libros  novem  quaferniomim  Anglico  sermone  excussisset^  etc. 
(S.  oben  S.  402  Anm.)  Der  Dyaloge  besteht  aber  aus  fünf 
ganzen  Quaternionen  und  je  einer  halben  Quaternio  am  An- 
fange und  Ende,  so  dass  die  Gesammtzahl  sechs  sich  ergibt, 
und  Roys  Rede  me  etc.  hat  neun  Quaternionen. 

Die  etwas  hämische  Bemerkung  Tyndale's  in  seiner 
Parable  of  the  Wycked  Mammon  über  Roy:  ,in  whose  prologe 
he  promyseth  moare  a  greate  deal  than  I  fere  me  he  will  euer 
paye'  bezieht  sich  offenbar  auf  folgende  Stelle  in  Roy 's,  dem 
Dyaloge  vorangehender  Widmung:  , Whose  cruell  tyranny 
foxye  cavillacion,  and  resistence,  have  moare  inflammed  ray 
hert,  and  couraged  my  mynde,  to  go  aboute  the  translacion  of 
holy  scripture.  Insomoche  that  I  have  allredy  j^artly  tfanslated 
certayne  hohes  of  the  cid  testament,  the  whiche,  with  the  healpe 
of  God,  yerr  longe  shalbe  brought  to  lyght.'  (Fol.  2**.)  Und 
am  Schlüsse  der  Widmung  kommt  Roy  auf  diese  Uebersetzung 
des  alten  Testamentes  abermals  zurück:  ,But  seynge  that  we 
can  do  nothynge  of  oure  selves,  I  beseche  you  all,  der 
bretheren,  to  praye  vnto  the  lorde  for  me,  that  I  maye  hav^e 
both  mynde  and  strengthe  wother  soche  bokes  to  translate, 
and  the  whole  aide  testament,  wherby  ye  of  englonde,  maye 
also  knowe  and  heare  the  voyce  of  youre  true  shepherde'  etc. 
(Fol.  4*".  I  Wie  weit  diese  Uebersetzung  des  Alten  Testamentes 
bereits  gediehen,  ob  sie  nach  dem  Hebräischen  oder  nach  der 
Vulgata  verfasst  gewesen  sei,  lässt  sich  nicht  bestimmen,  da 
bis  jetzt  keine  Spur  von  derselben  aufgefunden  worden  ist 
und  man  bis  auf  diesen  Augenblick  von  dieser  Uebersetzung 
Roy's  gar  nichts  wusste. 


410  Wolf. 

In  der  Widmungsschrift  äussert  sich  Roy  über  den  Dya- 
loge  selbst  folg-endermassen :  ,.  .  .  I  happened  on  a  smale 
worcke,  whiche  after  my  iudg-ement  is  a  treatous  very  ex- 
cellent,  late  turned  oute  of  donche  into  latten.'  (Fol.  2''.)  Das 
Gespräch  zwischen  Vater  und  Sohn  war  also  nicht,  wie  mau 
bisher  geglaubt  hat,  ursprünglich  lateinisch  abgefasst,  sondern 
aus  dem  Deutschen  in's  Lateinische  übersetzt,  und  diese  letz- 
tere üebersetzung  war  es,  welche  Roy  englisch  bearbeitete. 
Dass  dutch,  oder  wie  Roy  dies  Wort  schreibt,  donche  im  An- 
lange des  XVI.  Jahrhunderts  und  noch  viel  später  ganz  all- 
gemein für  deutsch,  und  nicht  blos,  wie  heutzutage,  für  hollän- 
disch gebraucht  wurde,'  lässt  sich  durch  eine  lange  Reihe  von 
Zeugnissen  nachweisen,  aus  denen  wir  einige  in  der  Anmer- 
kung' zusammenstellen,     Roy  selbst    setzt    die  Bedeutung,    in 


'  In  einer  Depesche  von  John  Hackett  an  Cardinal  Wolsey  d.  d.  Mechlin, 
(20.)  Febr.  1527,  die  in  dem  Cal.  of  State  Pap.  Lett.  for.  and  dorn,  of 
Henry  VIII.  Tom.  IV.  part.  2.  S.  1296  abgedruckt  ist,  heisst  es:  ,He 
says  also,  that  he  hears  from  Dutchlmid ,  that  Wallop  has  been  seen  at 
Venice  .  .  .  Hears  that  Mr.  George  (Fronsberg)  the  captain  of  the  Dutch- 
men  in  Italy,  is  as  great  a  Lutheran,  as  may  be'  etc.  William  Tyndale 
gebraucht  Dutchland  ebenfalls  füi"  Deutschland,  wie  folgende  Stelle  seiner 
Answer  to  Sir  Thomas  More  Dialogue  (Works,  vol.  III.  S.  40)  beweist: 
The  pope  consenteth  not  that  God's  law  is  good.  For  he  hath  ft>rbidden 
lawful  wedlock  vnto  all  his,  over  whom  he  reigueth  a.s  a  temporal  tyrant 
with  laws  of  his  own  making,  and  not  a  hrother  exhorting  them  to  keep 
Christ's;  and  he  hath  granted  unlawful  whoredom  unto  as  many  as 
bring  money;  as  through  Dtifchland  every  priest,  paying  a  gildren  unto 
the  archdeacon,  shall  freely  and  quietly  have  his  whore,  and  put  her 
away  at  his  pleasure;  and  take  another  at  his  own  lust;  as  they  do  in 
Wales,  in  Ireland,  Scotland,  France  and  Spain.'  Der  Herausgeber  macht 
folgende  Anmerkung  zu  dieser  Stelle:  ,By  Dutchland,  Tyndale  means 
Germany;  and  that  licensiug  of  sin,  to  which  he  alludes  had  formed  the 
ninety  first  article  in  the  list  of  a  hundred  grievances  transmitted  to  pope 
Adrian  IV.  from  the  diet  of  Nuremberg,  not  more  than  eight  years  before 
Tyndale's  composing  this  answer.  These  ,Centum  gravamina  nationis 
Germanicae'  were  published  in  4"  at  Nuremberg  1523;  and  may  be  seen 
in  Brown's  Fascicnlus  verum  expetend.  Lond.  1690.  Fol.;  where  the 
words  of  Gravam.  xci  are :  Item  in  locis  plerisque  episcopi  et  eorum 
officiales  non  solum  tolerant  concubinatum  dummodo  certa  persolvatur 
pocunia^  sed  et  sacerdotes  continentes,  et  qui  absque  concubinis  degunt, 
concubinatus  censnm  persolvere  cogunt'  etc. 

De  maus  theilt  in  seiner  jüngst  erschienenen  Biographie  Tyndale's 
(William  Tyndale.    London.    S.  a.   S.  440  f.)    ein  Schreiben  des  Agenten 


William  Eoye's  Dialogue  between  m.  Christian  Father  and  bis  stubborn  Son  411 

der  hier  dii^ses  Wort,  gebruucht  ist,  ausser  Zweifel,  wenn  er 
in  der  Widmung  fortfährt:  ,Whiche  in  the  redynge  of  it, 
greatly  delited  me,  and  that  nott  only  because  of  the  due  and 
naturall  ordre  of  it,  but  rather  because  I  se  fhere  as  I  am 
(lohere  this  hoke  is  coraenly  in  vse)  bothe  yong-e  and  olde, 
practyse  in  lyvynge  all  those  thinges  whyche  the  book  teach- 
eth  by  wrytynge/  (Fol  2".  3\) 

Das  deutsche  Originalwerk  war  also  in  Strassburg  (there 
as  I  am)  allgemein  im  Gebrauche  (comenly  in  vse);  wer  war 
aber  der  Verfasser  dieses  Werkes  und  welchen  Titel  führte  es, 
wo  und  wann  sind  das  deutsche  Original  und  die  lateinische 
Uebersetzung  erschienen?  Auf  alle  diese  Fragen  müssen  wir 
die  Antwoi't  schuldig  bleiben;  wir  haben  umsonst  die  Werke 
eines  Zwingli,    Oecolampadius.  Bucer,  Capito,    Matthcäus  Zell, 

Lord  Cromwell's  in  Antwerpen,  des  Kaufmannes  Robert  Flegge,  vom 
Jahre  1535  mit,  in  dem  es  heisst:  ,.  .  .  Then  I  was  informed,  that  the 
marquis  of  Barough  (i.  e.  Rergen-op-Zoom)  was  departed  two  days  before, 
towards  Dutchland  as  governor  and  ruler  of  the  Princess  of  Denmark,  to 
conduet  her  to  lier  husband  the  Palsgrave'  etc.  (Audi  Anderson  druckt 
in  seinen  Annais  of  tlie  Engl.  Bible,  I.  429  diesen  lirief  ab.) 

Westcott  veröifentlicht  in  seinem  Werke:  ,A  general  view  of 
the  History  of  the  English  Bible  (-2.  ed.  London,  1872.  S.  59)  das  Titel- 
blatt der  Bibelübersetzung  von  Miles  Cover dale  vom  Jahre  1535,  in 
dem  es  heisst,  dass  dieselbe  ,is  faithfuUy  and  truly  translated  out  of 
Dutch  and  Latin  into  English'.  In  der  Vorrede  dieser  Uebersetzung 
äussert  sich  Coverdale:  ,.  .  .  And  to  lielp  me  herein  I  have  had  sundry 
translations  not  only  in  Latin  but  also  of  the  Dutch  interpreters ,  whora 
because  of  their  singiilar  gifts  and  special  diligence  in  tlie  Bible  I  have 
been  the  more  glad  to  follow'  etc.  Ebenso  sagt  Coverdale  in  der  Vor- 
rede zu  seiner  1538  erschienenen  Uebersetzung:  ,.  .  .  as  through  the 
Holy  Ghost  were  not  the  Author  of  his  Scripture  as  well  in  the  Hebrew. 
Greek,  French,  Dutch  and  in  English  as  in  Latin.' 

Und  noch  Miles  Smith  sagt  in  der  Vorrede  zu  der  auf  König 
Jacob  I.  Befehl  veranstalteten  Bibelübersetzung  von  1611:  ,.  .  .  Neither 
did  we  think  much  to  consult  the  translators  or  comentators,  Chaldee, 
Hebrew,  Syrian,  Greek  or  Latin,  no  nor  the  Spanish.  French,  Italian  or 
Dutch'  etc.,  wo  die  Zusammenstellung  ebenfalls  keinen  Zweifel  aufkom- 
men lässt,  dass  unter  Dutch  Deutsch  gemeint  ist.  Bekanntlich  nennt  der 
Nordamerikaner  den  Deutschen  noch  jetzt  Dutchman.  Vgl.  überdies  auch 
die  Wörterbücher  von  Worcester,  .\  Dictionary  of  the  English  Language 
(London,  s.  a.  4")  und  von  Hoppe,  Englisch-Deutsches  Supplement- 
Lexicon  (Berlin,   1871),  s.  v.  dutch. 


412  Wolf.. 

Myconius,  Bullinger  und  Anderer  durchforscht,  ohne  das 
deutsche  Original  entdecken  zu  können,  und  auch  die  biblio- 
graphischen Werke  von  Panzer,  Weller  u.  s.  w.  haben  uns 
keinen  Auf'schluss  gegeben.  Wir  haben  namentlich  die  Werke 
der  frühesten  Anhänger  Zwingli's  und  der  ältesten  Strassburger 
Protestanten  durchgesehen,  da  die  Wahrscheinlichkeit  nahelag, 
als  Verfasser  des  Originals  unseres  Dialogue  einen  Schweizer 
oder  Strassburger  zu  vermuthen;  wir  suchten  dann  auch  unter 
den  Werken  Luther's  und  seiner  bedeutendsten  Anhänger,  waren 
aber  nicht  so  glücklich,  diese  Schrift  auflinden  zu  können,  die 
nach  Roy's  Zeugniss  um  1527  in  Strassburg  allgemein  verbreitet 
war  und,  ein  seltener  Fall,  der  sich  nur  durch  die  Rücksicht 
auf  die  nicht  deutschen  Glaubensgenossen  in  den  Nachbarländern 
erklären  lässt,  aus  dem  Deutschen  in's  Lateinische  übersetzt 
worden  war.  Wir  müssen  es  daher  einem  Theologen  vom 
Fache  überlassen,  den  Verfasser  des  Dialogue  zu  entdecken. 
Das  von  Roy  bearbeitete  Werkeheu  war,  wie  ein  kurzer 
Ueberblick  seines  Inhaltes  zeigen  wird,  recht  eigentlich  ein 
Vaderaecum  des  protestantisch-christlichen  Glaubens  und  durch 
seinen  volksmässigen,  allgemein  verständlichen  Ton  ganz  ge- 
eignet, die  Lehren  der  Reformatoren  in  weiteren  Kreisen  zu 
verbreiten. 

Die  Vorrede  oder  eigentlich  Widmung  Roy's  ,To  the 
Right  noble  Estates,  and  to  all  wother  of  the  toune  of  Cales' 
umfasst  vier  Blätter.  In  derselben  erw'ähnt  er  zuerst,  wie  dass 
es  allen  seinen  Herren  und  Meistern,  und  allen  seinen  guten 
Freunden  und  Brüdern  in  Christo  nicht  unbekannt  sei,  dass  in 
dem  vorigen  Jahre  (mithin  1526)  das  Neue  Testament  unseres 
Erlösers  ihnen  durch  das  treue  und  fleissige  Studium  von 
Einem  ihrer  Nation,  einem  Auserwählten  Gottes,  Namens 
William  Hitchyns,  zugänglich  gemacht  w'orden  sei,  dem  er  als 
Gehilfe  und  Theilnehmer  der  Arbeit  Beistand  geleistet  habe. 
Diese  Arbeit  sei  allen  denen  insbesondere,  die  sich  selbst 
allein  für  apostolische  Männer  und  ,spretuall  doctours'  halten, 
sehr  verhasst :  ,Insomoche  that  withoute  delaye  in  greate  hat- 
ered  and  vennemous  barkynge,  openly  at  paulis  Crosse,  did 
that  was  in  theym,  to  disanull,  forbidde  and  blaspheme,  the 
most«  holyest  werde  of  God'  etc.,  eine  Anspielung  auf  das 
Verbrennen  der  Tyndale'schen  Bibelübersetzung  durch  Bischof 


William  Roye's  Dialogue  between  a  Christian  Father  anrt  his  stobborn  Son.        413 

Tonstall  im  October  1520  bei  St.  Pauls  Gross  in  London. 
Dann  folg-t  die  von  uns  schon  oben  (S.  395  f.)  angeführte  Stelle, 
in  der  sich  Roy  gegen  die  fälschliche  Anschuldigung,  dass 
sein  Vater  kein  Schweinefleisch  essen  wollte,  vertheidigt.  Es 
betrübe  aber  sein  Herz  sehr,  fährt  er  fort,  zu  sehen,  dass  der 
Preis  des  kostbaren  Blutes  Christi  so  verächtlich  von  unreinen 
Schweinen  unter  die  Füsse  getreten,  und  seine  heilsame  Lehre 
durch  das  Heulen  und  Bellen  solcher  grausamer  und  schänd- 
licher Hunde  verboten  werde.  Ihre  grausame  Tyrannei  habe 
sein  Herz  entzündet  und  seinem  Geiste  Muth  eingeflösst,  sich 
an  die  Uebersetzung  der  heiligen  Schrift  zu  machen.  So  habe 
er  einige  Bücher  des  Alten  Testamentes  schon  zum  Theile 
tibersetzt,  die  mit  Gottes  Hilfe  binnen  Kurzem  an  das  Licht 
gebracht  werden  sollen.  Dann  folgt  die  Stelle,  in  der  Roy  be- 
richtet, wie  ihm,  da  er  darüber  nachgesonnen  habe,  eine  kleine 
Abhandlung  für  den  gemeinen  Mann  zu  schreiben,  die  ihn 
fähiger  machen  sollte,  die  tiefen  Geheimnisse  und  grossen  ür- 
theile  Gottes,  die  in  dem  Alten  Testamente  und  in  den  Pro- 
pheten enthalten  sind,  zu  verstehen,  dieses  kleine  Werk  in  die 
Hände  gefallen  sei.  (S.  nun  die  oben  S.  410  f.  mitgetheilten 
Worte  Roy's.)  Dieses  Buch  erkläre,  was  der  Glaube  an  Gott 
und  die  Liebe  gegen  die  Nächsten  sei,  und  das  so  deutlich 
ohne  alle  papistische  Sophistik  und  Täuschung,  dass  selbst 
Kinder  von  sieben  Jahren  Dinge  einsehen,  die  noch  vor  einiger 
Zeit  bejahrte  Männer  nicht  zu  begreifen  im  Stande  waren,  als 
da  sind  die  Macht,  Güte  und  Gnade  Gottes,  und  den  Gang 
seiner  Werke  u.  s.  w.  So  habe  er  sich  denn  entschlossen, 
zuerst  den  Männern  von  Calais  und  dann  allen  seinen  andern 
Landsleuten  diesen  kostbaren  Schatz  darzureichen ,  und  er 
bitte  und  ermahne  Alle  (,I  also  require  and  exhorte  the  com- 
men  people'),  dass  sie  dieses  Buch  nicht  lesen  mögen,  wie  sie 
dies  mit  ,vayne  storys  or  fables'  zu  thun  gewohnt  sind.  Die 
Früchte  bürden  grösser  sein,  als  der  Beginn  zu  versprechen 
scheine,  denn  das  Wort  Gottes  dringe,  wenn  es  aufmerksam 
und  reiflich  überdacht  werde,  durch  seine  Inspiration  in  das 
Herz  ein.  Es  würde  daher  ohne  Zweifel  den  Lesern  grosse 
Frucht  und  grossen  Nutzen  bringen,  wenn  sie  an  gewissen 
dazu  festgesetzten  Stunden  mit  ihrer  Familie  und  namentlich 
mit  ihren  Kindern    den   Inhalt    dieses  Buches    besprechen    und 


414  Wolf. 

mit  Gebet  das  bereits  Gelesene  wiederholen  \\ürdeu.  Denn 
gute  Dinge  gefallen  nach  zehnmaligem  Lesen  sowohl  dem 
Leser  als  dem  Zuhörer.  Durcii  solche  Mittel  würden  die  Be- 
herrscher finden,  dass  das  Volk  auch  der  weltlichen  Gewalt 
viel  gehorsamer  sich  erweisen  werde.  Diese  Abhandlung,  fährt 
er  dann  fort,  sei  in  der  Form  eines  Gespräches  zwischen 
Zweien,  einem  Vater  und  seinem  Sohne,  abgefasst,  den  er  in 
der  Kenntniss  Christi  unterrichte.  Roy  schliesst  seine  Widmung 
mit  dei-  Bitte,  für  ihn  zu  beten,  dass  Gott  ihm  die  Kraft  ver- 
leihen möge,  andere  solche  Bücher  und  das  ganze  Alte  Testa- 
ment zu  übersetzen,  so  dass  auch  die  Engländer  in  den  Stand 
gesetzt  werden,  die  Stimme  ihres  treuen  Schöpfers  zu  erkennen 
und  zu  hören  u.  s.  w.  Datirt  ist  die  Widmung,  wie  schon  er- 
wähnt, aus  der  Stadt  Strassburg  am  letzten  Tage  des  August 
im  Jahre  unseres  Herrn  1527. 

Auf  Blatt  5"  fängt  das  Werk  selbst  an,  das  die  Ueber- 
schrift  führt:  ,A  Brefe  Dialoge,  bitwene  a  Christen  Father 
and  bis  stobborne  Sonne,  whome  he  wolde  fayne  brynge  to 
the  right  vnderstondynge  of  a  Christen  maus  lyvynge.'  Dieser 
zweite  Titel  entspricht,  wie  man  sieht,  ganz  dem  lateinischen 
Titel,  unter  dem  Roy's  Werk  citirt  wird:  ,Inter  patrem  Chri- 
stianum  et  filium  contumacem  dialogus  christianus.' 

Das  Gespräch  beginnt  nach  einigen  einleitenden  Worten 
damit,  dass  der  Sohn  den  Vater  fi'agt,  worin  das  Leben  eines 
Christen  bestehe?  Der  Vater  antwortet:  In  einem  standhaften 
Glauben  an  Gott  und  inniger  Liebe  gegen  den  Nächsten.  Der 
Sohn  fragt  nun:  Was  nennst  du  den  Glauben?  Der  Vater  er- 
wiedert:  Der  Glaube  ist  die  feste  Ueberzeugung,  dass  die  Ver- 
sprechungen Gottes  uns  durch  Christum  erfüllt  werden,  wie 
dies  deutlich  in  unserem  Glaubensbekenntnisse  erklärt  ist. 
Der  Vater  spricht  dem  Sohne  das  Glaubensbekenntniss  vor 
und  es  folgt  nun  eine  Besprechung  der  einzelnen  Artikel  des- 
selben, die  bis  Blatt  48''  reicht.  Zuerst  also:  Was  ist  Gott? 
lieber  die  Eigenschaften  Gottes.  Ueber  Christus  und  die 
Rechtfertigung  durch  den  Glauben  an  ihn.  Nutzlosigkeit  der 
sogenannten  guten  Werke,  als  der  Beichten ,  Wallfahrten,  des 
Fastens,  Messe-Lesens  und  Hörens,  der  Eheverbote  u.  s,  w. 
Ebenso  unnütz  und  schädlich  sind  die  Gelübde  der  Ehelosig- 
keit,   der    freiwilligen    Armuth,     und    das    Mönchwesen.     Auf 


William  Eoye's  Dialoguo  between  a  Christian  Fatlier   aml    Jus  stabborn  Son.        415 

Blatt  21"  kommt  Roy  auf  das  Abendmahls -Sacrament  zu 
sprechen;  dasselbe  ist  blos  ein  Erinnerungszeichen  ,this  shulde 
be  but  a  remembraunce  howe  that  Christ  tVely  ^eve  Ins  boddy 
and  bloudde  for  the  redempcion  of  as  many  as  god  bis  tather 
from  the  begynnynge  of  the  worlde  had  predestinate  to  be- 
come  partakers  of  bis  sonnes  bloudde'  und  etwas  weiter  unten 
bekämpft  er  entschieden  die  Behauptung,  dass  Christus  seinen 
wirklichen  Leib  und  sein  Blut  seinen  Anhängern  zum  Genüsse 
gegeben  oder  dieselben  unter  den  Gestalten  des  Brotes  und 
Weines  verborgen  habe.  ,Son.  He  gave  not  then  at  bis  last 
sopper  bis  materiall  boddy  and  bloudde  vnto  theym  to  be 
eaten  corporally,  not  yet  hid  it  vnder  breade  nor  vnder  wyne. 
Father.  In  no  wyse'  etc.  (Blatt  2V.) 

Wie  man  sieht,  tritt  Roy  oder  vielmehr  der  Verfasser 
des  Werkes  sowohl  gegen  die  katholische  Lehre  von  der 
Wandlung  als  gegen  die  lutherische  Ansicht  von  der  Con- 
substantiation  auf.  ,And  after  the  wordes  were  spoken  the  bred 
which  he  toke  and  blist,  remayned  breade,  and  wyne,  wyne, 
as  the  lorde  hym  silfe  testilieth  in  the  gospell'  etc.  (Fol  21*'). 
(Dazu  wird  angeführt  die  Bibelstelle  Luc.  xxij.)  Wir  haben 
absichtlich  bei  diesem  Punkte  etwas  länger  verweilt,  da 
gerade  die  Lehre  vom  Abendmahle  die  Anhänger  Zwingli's 
von  denen  Luther's  trennte  und  sich  der  unbekannte  Verfasser 
des  Lyttle  Treatous  hier  als  einen  Anhänger  des  ersteren  zu 
erkennen  gibt.  Die  polemische  Besprechung  der  Lehre  vom 
Abendmahle  dauert  bis  Blatt  25^  Die  Anrufung  der  Heiligen 
ist  nicht  nothwendig.  (Blatt  28*.)  Christus  ist  das  einzige 
Haupt  der  Kirche.  Auf  Blatt  32*  kommen  die  Sacramente  an 
die  Reihe.  , Christen  men  vse  theym  as  they  are  indede,  for  to- 
kens  of  spretuall  thynges,  and  that  to  forther  dedes  of  love 
and  charite  between  theym  selves  and  vnto  all  men.'  Die 
Taufe  der  Neugeborenen  wird  vertheidigt.  lieber  den  Gebrauch 
der  Sacramente,  namentlich  des  Altarssacramentes.  (Blatt  36''  ff.) 
Auf  Blatt  43''  folgt  eine  Lehre,  wie  der  Christ  sein  Leben  an- 
ordnen solle  und  44''  beginnt  die  Erklärung  des  Vaterunsers, 
an  die  sich  45''  eine  Anweisung  über  die  richtige  Art  und 
Weise  des  Gebetes  anschliesst.  Blatt  47'  über  die  Eintheilung 
des  täglichen  Lebens  eines  christlichen  Jünglings.     Anempfeh- 


416  woit. 

lung  des  Lesens  des  Neuen  Testamentes  in  eng'Hscher  Sprache. 
Nützlichkeit  des  Lesens  guter  Bücher,  wie  z.  B.  des  Livius, 
und  der  Kenntniss  der  alten  Sprachen  und  des  Hebräischen. 
Eine  Zusammenstellung  kurzer  Moralregcln  beschliesst  das 
Werkchen. 

Ob  und  welche  Zusätze  Roy  aus  Eigenem  zu  dem  von 
ihm  übersetzten  Originale  machte,  darüber  zu  urtheilen  wird 
man  erst  dann  im  Stande  sein,  wenn  der  deutsche  Urtext 
oder  die  lateinische  Uebersetzung,  welche  Roy  vorlag,  ent- 
deckt worden  sein  werden;  gegenwärtig  lassen  sich  mit  Be- 
stimmtheit als  Aenderungen,  oder  sagen  wir  lieber  Localisi- 
rungen,  welche  Roy  mit  Rücksicht  auf  sein  englisches  Publi- 
cum vornahm,  nur  auf  Blatt  15"  die  Namen  der  englischen 
Heiligen  S.  Toncombre  und  Sir  Jhon  Shorne  und  auf  Blatt  47* 
die  Erwähnung  des  Neuen  Testamentes  in  englischer  Sprache 
bezeichnen. 

Die  polemische  Schrift,  welche  Roy  bearbeitet  hat,  ist, 
wie  aus  der  vorstehenden  Inhaltsübersicht  hervorgeht,  auch 
für  die  Geschichte  des  deutschen  Protestantismus  von  grosser 
Bedeutung,  da  sie  eine  der  ältesten  nicht  lutherischen  Be- 
kenntnissschriften noch  aus  der  Zeit  vor  dem  Augsburger 
Glaubensbekenntnisse  enthält;  es  ist  zu  hoffen,  dass  die  Ent- 
deckung des  deutschen  Originales  nicht  lange  auf  sich  warten 
lassen  werde. 

Das  Format  des  Little  Treatous  ist  ein  kleines  S^  oder 
vielmehr  16«;  die  Höhe  des  Büchleins  beträgt  13  Centimeter 
8  Millimeter,  die  Breite  9  Centimeter  4  Millimeter.  Die  An- 
zahl der  Blätter  beläuft  sich  auf  48  mit  den  Signaturen  a — g 
(aij-aiiij;  b — bv  [eigentlich  qv,  ein  umgekehrtes  b],  c— cv; 
d— dv;  e — ev;  f — fv;  g — güj),  von  denen  a  und  g  Duernionen, 
die  übrigen  dagegen  Quaternionen  sind,  so  dass  also  die  An- 
gabe Rinck's  von  den  sechs  Quaternionen  bestätigt  wird,  da 
zwei  Duernionen  einer  Quaternio  gleich  sind.  Das  Buch  ist 
mit  gothischen  Typen  oder  black  letters  gedruckt,  es  hat 
weder  Custoden,  noch  Seiten-  oder  Blattzahlen,  auf  die  volle 
Seite  kommen  28  Zeilen.  Grosse,  in  Holz  geschnittene  Initialen 
kommen  vor  J  auf  Blatt  P  und  A  auf  Blatt  5\  Das  Titelblatt 


William  Eoye's  Dialogue  between  a  Christian  Father  and  his  stubborii  Son.        417 

ist  mit  einer  in  Holz  geschnittenen  Randverzierung-  versehen. 
Das  Wasserzeichen  des  Papieres  ist  ein  Ochsenkopf.  An  Ab- 
kürzungen kommen  vor:  der  Strich  ober  den  Vocalen  und 
ober  m  und  n,  ein  Zeichen  für  er  am  Ende  eines  Wortes  und 
ein  ähnliches  für  auslautendes  es,  ein  eigenes  Zeichen  für  etc. 
Eigenthümlich  ist  oo  zusammengestellt.  Die  Abkürzungen 
stimmen  mit  einziger  Ausnahme  des  Zeichens  für  er  vollkom- 
men mit  den  Abkürzungen  überein,  welche  in  dem  einzig  er- 
haltenen Fragmente  der  Cöln-Wormser  Quarto-Ausgabe  der 
Tyndale'schen  Uebersetzung  des  Neuen  Testamentes  vorkom- 
men, ebenso  zeigen  beide  Drucke  die  charakteristische  Zu- 
sammenstellung des  00.  (Siehe  die  mehrfach  citirte  Ausgabe 
von  Arber:  ,Facsimile  Texts.  The  first  printed  English  New 
Testament.^  London,  1871.  4".)  In  den  Abkürzungen,  den 
Lettern,  der  Zeilenanzahl,  dem  Wasserzeichen  des  Papieres 
zeigt  sich  die  vollste  Uebereinstimmung  dieses  Druckes  mit 
dem  der  ersten  Ausgabe  von  Rede  me  and  he  nott  lorothe,  so 
dass  es,  wie  wir  schon  oben  hervorgehoben  haben,  gar 
keinem  Zweifel  unterliegen  kann,  dass  beide  Drucke  der- 
selben Officin  entstammen  und  ungefähr  gleichzeitig  gedruckt 
wurden. 

Es  erübrigt  uns  noch,  das  Verfahren,  das  wir  bei  der 
Herausgabe  befolgt  haben,  anzugeben.  Wir  haben  die  Ortho- 
graphie und  Interpunction  des  Originales  strenge  beibehalten  und 
auch  die  zahlreichen  Druckfehler  stehen  gelassen;  die  bedeuten- 
deren haben  wir  in  den  Anmerkungen  verzeichnet  und  ausge- 
bessert. Die  Uncorrectheit  und  die  vielen  oft  sinnstörenden  Druck- 
fehler, wie  z.  B.,  um  nur  einige  wenige  anzuführen,  palynly  (Fol. 3") 
für  plainly,  tho  (Fol.  6'')  statt  do,  ehe  (Fol.  7")  statt  the,  pf 
(Fol.  33'')  statt  of,  pleasunat  (Fol.  47")  statt  pleasaunt  u.  s.  w. 
dürfen  bei  einem  Drucke  des  16.  Jahrhunderts  in  einer  den 
Setzern  unbekannten  Sprache,  und  bei  der  Heimlichkeit  und 
Eile,  mit  welcher,  um  sich  gegen  Verfolgungen  zu  schützen, 
auch  in  Strassburg  der  Druck  beendigt  werden  musste,  nicht 
Wunder  nehmen.  Die  Abkürzungszeichen,  die,  wie  wir  oben 
bemerkt  haben,  nicht  zahlreich  sind  und  sich  ohne  Schwierigkeit 
auflösen  liesen,  haben  wir  nicht  geglaubt,  durch  eigene  Typen 
wiedergeben  zu  sollen.    Nach  dem  Vorgange  Arber's   und  der 


418  Wolf. 

meisten  neueren  Herausgeber  altenglischer  Werke  haben  wir 
ausgefallene  Buchstaben  zwischen  Klammern  im  Texte  ein- 
geschaltet. 

Wien,  Weihnachten  1873. 

Adolf  Wolf. 

Nachschrift.  Nachdem  der  Druck  der  Einleitung 
bereits  begonnen  hatte,  erhielt  ich  von  dem  mehrerwähnten 
Herrn  Edw.  Arber,  dessen  aufopfernde  Güte  mir  gegenüber 
ich  nicht  genug  anerkennen  kann,  in  einem  Briefe  vom 
17.  April  1874  eine  Notiz  über  einen  Londoner  Druck  Walter 
Lynne's  vom  Jahre  1551,  der  einen,  wie  es  scheint,  ziemlich 
getreuen  Wiederabdruck  des  , Dialoge^,  jedoch  mit  Hinweg- 
lassung  der  Widmungsschrift  Roy's  und  ohne  Anführung  des- 
selben als  Uebersetzers  enthält.  Der  Titel  dieses  Werkes 
lautet : 

The  true  be-  |  liefe  in  Christ  and  bis  sacra-  |  mentes, 
set  forth  in  a  Dialoge  betwene  a  j  Christen  father  and  his 
sonne,  verye  ne-  |  cessary  to  be  learned  of  all  men  of  what  | 
estate  soever  they  be.  | 

Q  My  sonnes,  heare  the  enstruccions  of  |  youre  father,  and 
geue  hede  that  ye  maye  |  haue  knowledge:  for  I  haue  geuen 
you  a  I  good  doctrine,  se  that  ye  forsake  |  not  my  lawe. 
Prouer-  |  biorum.  iiij.  | 

Imprinted  at  London  for  |  Gwalter  Lynne,  dwellinge  on 
Somers  |  kaye,  by  Byllinges  gate.  |  Anno  Domini  M.  D.  L.  \ 
Cum  Priuilegio  ad  Imprimendiim  solum.  j  ! 

Das  Werk  besteht,  wie  Roy's  Dialoge,  aus  96  Seiten, 
von  welchen  auf  Titel  und  Vorrede  8  entfallen;  so  weit  Arber 
nach  den  ihm  von  mir  mitgetheilten  Stellen  aus  Roy  urtheilen 
konnte,  ist  die  Uebereinstimmuug  beider  Werke  eine  genaue, 
Lynne  hat  selbst  die  Orthographie  Roy's  beibehalten.  Lynne 
hat  seinen  Druck  der  Herzogin  Anna  von  Somerset,  Gemalin 
des  im  Jahre  1552  hingerichteten  Protectors  Edward  Seymour, 
Herzogs  von  Somerset,    gewidmet,    seine  Widmung   ist   datirt: 

'  Die  hier  mit  Cursivsclirift  gedruckten  Worte  sind  im  Originale  mit  eben 
solcher  Schrift,  die  übrigen  mit  black  letters  gedruckt. 


William  Roye's  T>ialogue  Vetwepn  a  Christian  Fathor  and  liis  stubborn  Son.         419 

jGeuen  at  Loudon  in  the  yeare  of  our  Lord.  M.  D.  and  L. 
The  XX.  daye  of  Januarye'  (das  ist  20.  Jänner  1551,  da  be- 
kanntlich damals  das  neue  Jahr  erst  mit  dem  März  beg-ann). 
Interessant  sind  folgende  Stellen  der  Widmung-:  ...  I  thoug-ht 
it  conueniente  that  I  (chaunseinge  vpou  this  litle  boke,  and 
entendinge  to  set  it  forth  to  be  reade  of  all  men,  .  .  .)  should 
dedicate  the  same  to  your  grace  .  .  . 

.  .  .  The  autlior  of  the  boke  /  know  not.  Only  this  I 
finde  (vielleicht  aus  Roy's  Widmungsschrift,  die  er  dann 
unterdrückt  hätte)  that  it  was  fyrste  loritten  in  the  dttche  tong, 
and  theu  translated  into  latine.  But  whoso  he  were  that  first 
wrote  it,  or  that  translated  it  into  latine:  certain  I  am  that  it 
is  ryght  Godly,   .  .  . 

I  would  wyshe  therfore,  that  al  men,  women,  and 
chyldren  woult  read  it.  Not  as  they  haue  bene  here  tofore 
accustomed  to  read  the  famed  storyes  of  Robinhode  Clem  of 
the  cloughe,  wyth  suche  lyke  to  passe  the  tyme  wythal  .  .  . 

Das  Exemplar  des  British  Museum,  welches  Arber  in 
seinem  Briefe  an  mich  beschrieben  hat,  wurde  im  Jahre  1849 
von  dieser  Bibliothek  angekauft  und  ist  in  dem  Cataloge 
des  Brit.  Mus.  unter  dem  Schlagworte  ,Jesus  Christ^  ein- 
getragen. 

Durch  die  Entdeckung  dieses  Druckes  von  Lvnne  ist  es 
nun  fast  unzweifelhaft,  dass  ein  Exemplar  des  Dialoge  von 
Roy  nach  England  gekommen  ist  und  der  Vernichtung  ent- 
ging; man  möchte  zu  der  Annahme  geneigt  sein,  dass  bei 
demselben  die  Widmungsschrift  Roy's  gefehlt  habe ,  wenn 
nicht  die  oben  angeführte  Stelle,  in  welcher  Lynne  sich  über 
die  Herkunft  des  Buches  äussert,  auf  seine  Bekanntschaft 
mit  Roy's  Widmung  hinzuweisen  schiene.  Ein  religiöser  oder 
politischer  Grund  zur  Unterdrückung  dieser  Widmung  und 
zur  Verschweigung  des  Namens  Roy's  konnte  unter  der  prote- 
stantischen Regierung  Eduard  VI.  nicht  wohl  vorhanden  sein. 
Jedenfalls  geht  aber  aus  dem  Umstände,  dass  Lynne  nach 
nur  wenig  mehr  als  20  Jahren  seit  dem  Erscheinen  von  Roye's 
Dialoge  es  wagen  konnte,  denselben  ohne  Nennung  des  engli- 
schen Uebersetzers  entweder  ganz  oder  theilweise  wieder  ab- 
zudrucken, hervor,  dass  Roy's  Ueberscitzung  zu  jener  Zeit  in 
England    selbst    unter    den    eifrigen    Protestanten    schon    ganz 


420  Wolf. 

verschollen  sein  musste.  Ob  übrigens  Lynne  wirklich  einen 
vollständigen  Wiederabdruck  des  , Dialoge'  veranstaltet  habe, 
kann  erst  durch  eine  sorgfältige  Vergleichung  der  beiden 
Drucke  entschieden  werden,  die  hoffentlich,  nachdem  nunmehr 
Roy's  Uebersetzung  durch  unsern  Abdruck  wieder  allgemein 
zugänglich  wird,  in  England  in  Bälde  unternommen  werden 
wird.  Walter  Lynne's  , Beliefe  in  Christ'  ist  mir  in  Wien 
nicht  zugänglich  und  dürfte  schwerlich  ausser  England  auf- 
gefunden werden. 

Wien,  im  April  1874. 


William  Roye's  Dialogne  between  a  Christian  Father   and  lii«  stnbhorn  Son.         421 

[Fol.  1".]  ' 


A  LYTLE  TREATOUS  OR  DIALO- 
GE VERY  NECESSARY  EOR 
ALL  CHRISTEN  MEN 
TO  LEARNE 
AND 
TO 
KNOWE. 


SitzungBber.  d.  phil.-hiRt    Cl.  LXXVI.  Bd.  111.   Kit.  28 


422  Wolf. 

[Fol.  1".J 


To  the  Right  noble  Estates,  and  to  all  wother  of 

the  toune  of  Cales,  Wiliam  Roye  de- 

syretli  grace  and  peace, 

from  God  the 

fatlier 

and 

from  the  lorde  Jesus 

Christ. 


IT  is  not  vnknowne  to  you  all  my  loi'des,  and  masters, 
and  all  wother  my  singuler  gode  frendes  and  bretheren  in 
Christ,  howe  that  tliis  last  yere,  the  newe  testament  of  oure 
saveour,  was  delyvered  vnto  you,  through  the  faythfuU  and 
diligent  stodye  of  one  of  oure  nacion,  a  man  no  doute,  ther 
vnto  electe  and  chosen  of  God,  named  William  Hitchyns,  vnto 
whome  I  was  (after  the  grace  geven  rae  of  the  lorde)  as 
healpe  felowe,  and  parte  taker  of  his  laboures,  that  every 
cristen  man,  myght  therby  heare  and  vnderstonde,  at  home, 
and  in  his  owne  housse,  the  sprete  of  God  speakynge  therin, 
and  thorowe  his  holy  apostels.  Whiche  oure  labour  and  stodye 
specialy  vnto  theym  that  presume  and  thyncke  thyem  '  selves 
alonly  to  be  apostolicall  men,  and  spretuall  doctours,  was  most 
odeous.  [Fol.  2".]  Insomoche  that  withoute  delaye,  in  greate 
hatered  and  vennemous  barkynge,  openly  at  paulis  crosse,  did 
that  was  in  theym,  to  disanull,  forbidde,  and  blaspheme,  the 
moste  holyest  werde  of  God,  fode  of  many  a  povre  soule, 
longe  famniysshed  with  the  sower  dowe,  of  their  importable 
and   dissaytfull    traditions.      Ye    and    where   as    they    hade    no 

'  theyrti. 


William  Roye's  Dialoffue  between  a  Christian  Father  and  Ins  stnbliorn  Son.  423 

thyiige  wheron  to  oroiinde  tbeyru  selves  agayust  vs,  they  were 
nott  ascbamed  faulcely  to  diffame  theym,  whiche  long-e  befbre 
tbat  tyme  were  deed  and  rotten,  as  my  father,  Thynkiug-e  that 
defamynge  of  hym,  they  shulde  qwenche  and  dereken  the  cleare 
and  evident  ligbt  of  g-od.  whyche  they  hate  worsse  then  other 
toade  or  addre,  as  a  tbyng-e  agaynst  their  beilies  moste  noyous 
and  contrary,  saynge,  his  father  wolde  eate  noo  porke,  what 
frute  can  socbe  a  tre  brynge  fortbe.  But  knowynge  that  the 
innocency,  bothe  of  my  father,  and  also  of  me,  is  not  vuknowne 
(in  that  bebaulfe)  vnto  all  the  nobles  of  the  realrae,  I  lytell 
regarde  their  heddy  vndiscrecion.  Yet  it  is  vnto  my  berte  a 
coresaye  ^  amonge  all  wotber  moste  greveous,  to  se  the  pryce 
of  the  precious  bloudde  of  Christ  so  despitfully  to  be  troden 
vnder  fote,  by  socbe  vncleane  swyne.  and  the  moste  hol 
[fol.  2^]  som  doctrine  therof,  to  be  forbidden,  thorowe  the 
howlynge  and  barkynge  of  socbe  cruell,  and  infame  dogges. 
Whose  cruell  tyranny  foxye  cavillacion,  and  resistence,  have 
moare  inflammed  my  bert,  and  couraged  my  mynde,  to  go 
aboute  the  translacion  of  holy  scripture.  Insomoche  tbat  I  have 
allredy  partly  translated,  certayne  bokes  of  the  olde  testament, 
the  wbicbe,  with  the  healpe  of  God,  jerr  longo  sbalbe  brought 
to  lygbt.  Notwithstondynge  in  the  meane  season  1  castynge 
in  my  myude  the  meane  peoples  capacite,  and  the  greate 
supersticion,  whiche  so  longe  hatbe  rayned  and  hadde  vpper- 
bonde,  thought  it  very  necessary  to  make  some  smale  treatous, 
wberby  somwhat  they  mygbt  be  the  better  prepared,  and  taugbt 
bowe  to  demeane  theym  seines,  in  the  profunde  misteries  and 
greate  iudgementes  of  God,  conteyned  in  the  old  testament, 
and  propbetes.  And  whyles  I  tbus  ymagened,  I  happened  on 
a  smale  worcke,  whiche  after  my  iudgement,  is  a  treatous  very 
excellent,  late  turned  oute  of  douche  into  latten.  Whiche  in 
the  redynge  of  it,  greatly  delited  me,  and  that  nott  only 
because  of  the  due  and  naturall  ordre  of  it,  but  rather 
because  I  se  there  as  I  am  (wliere  this  boke  is  comenly  in 
vse)  [fol.  3"]  bothe  yonge  and  olde,  practise  in  lyvynge,  all 
tbose    tbinges  whyche    the    boke     teacheth    by    wrytynge.     Ye 


1  =  corsey.  Vgl.  Nares,  Glussary,  ed.  Halliwell  &  Wriglit.  London,  1859. 
Vol.  I.  p.  193. 

28* 


424  Wolf 

truely  soche  thyng-es,  as  greate  vniuersites,  and  notable  Rabys 

knowe  nott.     Ye   never    shall   knowe,    to    the   intent  tbat    God 

uever  knowe  theym    also.    It  declareth  what  is  faythe  in  God, 

and  charite  towardes  mannes  neghboure.  and  that  so  evidently 

(all    papisticall    sophistry   and    delusion    set    asyde)    that    even 

babes    of  seven   yeare    olde    palynly '   perceave  thinges  that  a 

while  agone  men  of  greate  age  coulde  nott  apprehende  as  are 

the  power,  goodnes,  and  mercy  of  god,  and  the  course  vf  ^  his 

workes.    What   the    anchre    of  fayth    is,  which  is  eternall  pre- 

destinacion  and  aspercion  of  Christis  bloudde,  wherwith  alonly 

we    are    clensed    from    synne.     The    vnderstondynge    whereof, 

Paul  calleth  the    wysdom   hydde    vnder  the  mistery  of  christis 

Crosse,  vnknowne  to  the  wyse  of  the  worldde.    For  oute  of  it 

proceadeth,  myldnes  of  the  mynde,  gentle  behaveour,  soffraunce 

of  evyls,  softnes,  temperancy,  and  all  chastnes  of  lyfe,  whiche 

all  are    the    frutes    of  the    sprete,    Avheare   oute,  as  oute  of  an 

originall    sprynge    or    fountaine,    floweth   towardes    God,    and 

amonge  men,  peace,  and  charite,  which  in  the  realnie  of  Christ, 

is  a  iewell  [fol.  3''.]    most  precious.  Nowe  therfore,   all  wother 

thinges    set   asyde,    I   have    determened   first   to    präsent    vnto 

you  vand'^  so  forth  vnto  all  wother  of  my  countre  and  nacion 

this  so  singuler  a  treasure,  Nothing  doutinge  but  that  it  shalbe 

bothe  plesaunt  and  acceptable  to  the  elect  and  chosen  of  god, 

litle  regardinge  the  vngodly,  which  hate  nothyng  but  that  that 

is  good,  and  that  thynge  whyche  allwayes  and  every  whear  is 

proffitable.     I    also    require    and    exhorte    the    commen    people 

that  they  rede  not  this  boke  as  they  are   wont  to  rede    vayne 

Storys  or  fahles,  hastly  renny[n]ge  there  over.     For  when  they 

shall  end  it,  more  frute  shall  apere,  then  the  begynning  semeth 

to  pretende.     For  the  Avorde  of  God  hearde,  and  well  pondered, 

entreth  (thorowe  his  inspyracion)  into  the  herte  only.    Doutles 

therfore  it  shulde  be  vnto  the  reders  greate  frute  and  proffyt, 

yf  at    certayne    howres    there    vnto    apoynted,    they    diligently 

did  discusse  somwhat    by    ordre    therof,    and  that  among  theii- 

owne  housholde,  and  singlerly  wheare  as  yueth  is.     and  let  it 

not  be  tedious  vnto  theym  once  or  twise,  with  prayei-,  to  repete 

that   they    have    alredy    redde.     For   goode  thynges  ten  tymes 


'   Für  j)lahüy.  ^  l/"  '  an(i. 


William  Roye's  Dialogue  between  a  Christian  Father  and  his  stubborn  Son.  4:25 

redde  ag-ajne  please  bothe  the  reder,  and  the  hearer  also,  By 
the  meanes  wherof  [fol.  4".]  the  lordes  and  ruelers  of  the 
reahne,  shall  perceave  and  fynde,  those  to  be  bothe  meke  and 
mylde,  and  to  the  temporall  power  obe dient,  whoni  before  as 
fearce  lyons  they  feared.  God  no  doute  hathe  his  electe 
among-e  oure  people  also.  For  the  worde  of  God  can  not  be 
ydle,  whose  frute  is  greate,  and  a  sure  perswasion  of  the 
kyndnes  of  God  towardes  hit,  havynge  in  it  sylfe  aboundant 
charite,  wherewith  above  all  wother  thynges,  the  commen  well 
is  knytt  togedder.  For  asnioche  therefore  as  of  all  soche 
thynges  the  right  enformacion  commeth  by  commeninge,  this 
treatous  is  made  in  maner  of  a  dyaloge  bitween  twayne, 
whiche  speake  together.  That  is  to  saye  a  good  Christen  man 
and  his  sonne,  whom  he  goeth  aboute  to  enforme  in  the^ 
knowdedge '  of  Christ.  Werfore  he  that  entendeth  to  socke 
here  out  eni  swetnes ,  lirst  must  conceave  in  hymsilfe  the 
flammes  of  a  Christen  herte,  whiche  of  their  owne  natura 
lighten  aud  inflam  there  -  neghbour.  That  when  by  redynge  he 
is  made  ryche,  he  shall  also  be  gladde  and  able  to  healpe  and 
sucker  wother.  Howe  can  a  man  warme  a  nother,  when  he  him 
silfe  is  frosen  for  colde?  Ye  knowe  I  suppose  that  one  blynde 
shuld  not  leade  the  wother,  least  they  faule  bothe  into  the  pytt, 
[fol.  4''.]  But  seynge  that  we  can  do  nothynge  of  oure  selves  I 
beseche  you  all;,  der  bretheren,  to  praye  vnto  the  lorde  for  rae, 
that  I  maye  have  both  mynde  and  strenghte  wother  soche 
bokes  to  translate,  and  the  whole  olde  testament,  wherby  ye 
of  englonde,  maye  also  knowe  and  heare  the  voyce  of  youre 
true  shepherde,  walke  in  his  waye,  folowe  the  thrueth  ',  and 
fynally  obteyne  everlastynge  lyfe.    Amen. 

Written  in  the  cite  of  Argentyn  the  last  daye  of 

August  the  yere  of  oure  lorde  a  thou- 

sande  fyve  honderd, 

and  «even  and 

twen- 

ty. 


')  the.  knowUdge.         2)  their.  3)  truth. 


426  Wolf 


[fol.  5\] 

A  ßrefe  Dialoge,  bitwene  a  Christen  Father  and 

his  Stobborne  Sonne,  whom  he=wolde  ^  fayne 
brynge  to  the  right  vnderstondynge  of  a  Christen 

mans  lyvynge. 

ABove  all  pleasure  and  worldely  delyte  (dere  Sonne)  to 
here  or  too  rede  the  pure  worde  ofF  God,  semeth  to  me  a 
thynge  moste  swete,  plesaunt  and  ainiable  with  oute  compareson 
to  the  comforte  and  dyreccion  of  a  Christen  man.  The  sonne. 
Thvnkest  thou  thv  sylfe  then  a  Christen  man?  The  Father. 
God  forbid  eis.  So.  Where  by  knowest  thou  that?  The  Fa.  Be- 
cause  thoi'owe  the  commaundmentes  of  God  I  knowledge  my 
sylfe  a  synner.  And  agayne  through  his  godly  promesses,  and 
that  by  the  merites  of  Christ,  I  doute  nott  but  that  I  am  one 
of  goddis  chosen  children.  For  christ  hath  cleansed  me  from 
svnne  with  his  death.  So.  Thou  sayst  well,  but  wherin  consisteth 
the  lyfe  of  a  Christen  man,  teil  me.  Fa.  In  a  stedfast  faythe 
towardes  God,  and  pure  love  withouten  siraulacion  toawades^  a 
mannis  neghbour.  So.  What  callest  thou  fayth?  Fa.  It  is  a 
lyvely  and  stedfast  perswasion  of  the  mynde,  wherby  [fol.  5''.] 
we  dou[t]  not  but  that  the  promeses  of  God  are  geven  vnto 
vs  by  Christ,  as  it  is  evidently  declared  in  oure  crede.  So.  I 
praye  the  rehearce  this  crede,  vnto  me.  Fat.  I  beleve  in  God 
the  father  almyghty,  maker  of  heven  and  of  erth,  and  in  Jesus 
Christ  his  only  begotten  sonne,  oure  lorde.  whiche  is  conceved 
by  the  holy  gost,  borne  of  Mary  the  virgyn,  whiche  soffered 
vnder  Pons  Pilate,  was  crucified.  deade,  and  buried,  descended 
doune  to  hell,  the  thyrde  day  rose  agayne  from  deeth,  ascended 
vp  into  heven,  and  sitteth  on  the  ryght  hond  of  God  the  father 
almyghthy.  From  whence  he  shall  coiüme  to  iudge  bothe  quycke 
and  deade.  I  beleve  in  the  holy  gost,  an  holy  Christen  churche, 
the  Company  of  sayuctes,  and  remission  of  synnes,  the  rysinge 
agayne    of    the    flesshe,    and    the    lyfe    everlastynge.     Amen. 


'  he  wolde.   -  towardes. 


William  Roye"6  Dialogne  between  a  Christian  Father  anrt  his  stubborn  Son.         42  t 

Son.  Thou  hast  sayde  very  well,  hutt  lett  it  nott  bc  tedious  vnto 

the    to    declare,    after    what    mauer    thou    vnderstondest    these 

thynijes.  And  fyrst  teil  me,   what  is  God?    Fa.  He  is  almyg^hty, 

maker  of  heven,  and  erth,  Father  vnto  me,   and  of  asniany  as 

beleve.      So.   ^^^hy  eallest  thou    God  thy  father?      Fa.  Because 

1  am  sure  of  his  goodnes  and  grace.    And  perfectly  knowe   in 

my  hert,  that  whatsoever  go-  [Fol.  6*.]  de  thynge  is  in  me,  it  is 

of  his  gyfte,  and  that  he  never  g-eveth  but  that  whyche  is  goode. 

And  that  for  my  wealthe.     Son.  Why  eallest  thou  hym  almyghty, 

and  maker  of  heven  and  erth?    Fa.  Surely  not  withoute  a  greate 

cause,  seynge  that  he  is  almyghty  and  doeth  all  thynges  alone, 

partly  by  his  creatures,  and  partly  withoute  their  administracion. 

So    that    none    evill    maye    happen    vnto    me,    but    rather,    al 

troubles,    adversites,    and    temptacions    shuld    happen    for    my 

wealth,    for    asmoche    as    he    my    deare   father    before    hath    so 

promesed   vnto  me.     So.  Thou   hast    withouten    fayle    discretty 

answered.      Fa.    Then    yf  thy    father,     master,    or    eiiy    wother 

reprehend,  chasten,  or  warne  the  for  the  best,    remembre    that 

God  doeth  it.     They  are  the  ministers  and  servauntes   of  God, 

thus    christenly    to    teache  and   informe  the.     Wherfure  it  shall 

become  the  bothe  to  heare,  and  also  to  obey  to  their  sainyges. ' 

Se  that  thou  nowe  therto  do  thy  diligence.      So.  What  wother 

thynge  vnderstondest  thou  by  these  wordes?    Fa.  Truely  I  also 

perceave    by   them,    that    God    is   every    wheare.    and    that    he 

dayly  seeth  my  herte,    and    knoweth    my    thoughtes.     Wherby 

remayneth   in    me    soche    a    feare    and  dreade  that  I  am  whole 

abashed  and  [Fol.  6".]  ashamed,    other  to  thynke  or  to  do  eny 

thynge,  that  shulde  nott  become  a  Christen  man.     Ye   morover 

1    have    therby    a    greate    and    a    fervent    desyre^    and    luste 

to  thynke  and  to  do  that  thynge  whiche  is  goode  and  plesaunt 

in  the  syght  of  God  my  father  almyghty      Beynge  asured  that 

he  continually  beholdeth  and  marketh  all  that  1  do.    And  that 

it    is    greate    pleasure    vnto    hym,    when    he    seith    me    do    my 

duety.     Se  thou  therfore  deare  sonne,  thatt  the  shamfastnes  of 

evill  doynge,  and  love  of  all  honesty  and  well  doinge  continewe 

thy  gydes.     And    so    refrayne   the  frora  synne,  and  continually 

stere    the    too-    well    doynge.      Ye    and   yf   we  alwayes,  and  in 


1 


sayinges.         -  to. 


428  Wolf. 


erery'  place,  be  it  never  so  secret,  thinke  that  God  beholdeth 
vs,  moche  the  better  shall  we  ordre  and  determyn  oure  lyfe, 
and  not  be  geven  to  tho^  thynges  whyche  are  not  agreable  to 
a  Christen  man.  So.  wherby  knowest  thou  the  almyghtynes  of 
God?  Fa.  I  ymagen  it  to  be  present  in  my  herte,  and  perceave 
by  dayly  experience  all  thynges  to  be  vayne  and  transitory, 
and  that  many  thynges  happen  dayly,  the  causes  where  of  are 
vnknowne  vnto  vs,  scriptiire  bearynge  witnes  therunto.  As  in 
the  fyrst  chapter  of  Genesis  Moses  sayde,  In  the  begynnynge 
God  shupe  heven  and  erth.  And  (Fol.  7=^.)  in  the  fyrst  chapter 
of  ehe  3  gospell  of  Saynct  Ihon,  In  the  begynnyng  was  that 
werde,  and  that  werde  was  with  God.  and  God  was  that  werde, 
the  same  was  in  the  begynnynge  with  God.  all  thynges  were 
made  by  it.  etc.  So.  Why  speakest  thou  of  thy  sylfe  onli, 
when  thou  sayest,  I  beleve?  as  though  thou  diddest  nothynge 
regarde  the  fayth  of  wother  men.  and  yet  we  shulde  beleve, 
that  they  also  beleve.  Fa.  Doutles  because  I  nether  beleve  in 
wother  creature,  nor  yett  sett  my  hope  in  wother  man,  beynge 
wele  asuered  that  the  rightous  man  liveth  by  faythe.  And  when 
I  remember  this,  I  cannot  but  saye  with  all  my  herte,  I  beleve. 
So.  Go  to  then,  yf  the  rightous  live  by  fayth,  and  therby  is 
made  rightous,  thou  arte  then  saved  and  hast  no  nede  of  Christ, 
nor  of  his  merites?  For  be  thy  sayinge,  it  is  sufficient  to  beleve 
in  God  the  father  almyghty,  maker  of  heven  and  of  erth. 
Fa.  He  is  to  me  very  necessary.  For  yf  I  lacke  hym,  no  remedy, 
I  must  also  lacke  God.  even  as  it  is  written  of  the  hethen  in 
the  seconde  chapter  vnto  the  ephesians.  No  man  can  beleve  in 
God,  savynge  thorowe  one  Jesus  Christ.  S.  Shewe  me  by  what 
reason.  Fa.  Because  God  can  not  be  knowne  with  oute  Christ, 
as  a  ten-  (Fol.  7^.)  der  and  mercyfull  father,  but  rather  for  a 
cruell  and  strayght  iudge,  and  as  one  that  litell  regardeth  and 
setteth  nothynge  by  thynges  mortall.  So.  Declare  I  praye  the 
these  thynges  somwhat  playnlyer  to  me.  For  as  yet  I  perceave 
not  thy  meanynge.  Fa.  I  knowe  well  that  God  is  to  be  loved 
above  all  thynges,  and  my  neghbour  even  as  my  sylfe.  as 
apereth  in  the  xxij.  c.  of  mathew.  for  love  that  procedeth  oute 
ij.  Ti.  j.     of  a  pure  herte,  a  gode  conscience,  and  a  stedfast  belefe. 


1 


wery.  '  dn.  ^  the. 


William  Koye's  Dialogue  between  a  Christian  Father  and  liis  stuMiorn  Son.         429 

is  the  ende  of  tlie  lawe.  So.  Thou  settest  nothynge  tlien  by 
the  other  commundenmtes  of  God.  Fa.  Yes,  and  that  greatly. 
For  Christ  cam  nether  te  ^  destroye,  nor  yet  to  disanull  the 
lawe.  but  rather  so  renued  it,  that  nowe  it  is  called  a  newe 
lawe,  greatly  differynge  from  that  it  was  before.  For  whear  as 
it  was  wrapped ,  and  entangled  with  inanyfolde  outwarde 
ceremonies,  and  sore  burthens,  it  is  nowe  renued  and  made 
sprituall,  and  losed  from  all  soche  bondage  and  is  in  the  herte 
of  man,  and  not  in  the  dementes  oft  the  worlde.  Wherfor  as 
farforth  as  the  commaunmentes  forther  and  healpe  love  and 
belefe,  they  are  not  only  written  commaundmentes,  but  the 
sprete  whyche  is  in  vs,  byndeth  vs  also  there  vnto  and  are 
fastned  bothe  to  gedder  in  this  say-  [Fol.  8^.]  inge,  Love  thy 
neghbour  as  thi  silfe.  For  he  that  loveth  his  neghbour,  mat.xxij 
hath  fulfilled  the  lawe.  To  declare  therfore  howe  that  I  nede 
Christ,  and  howe  it  is  vnpossible  with  oute  hym  to  beleve  in 
God.  thou  shalt  vnderstond  that  I  wolde  gladly  bothe  love 
God,  and  my  neghbour,  with  the  same  love,  and  acordyngy  as 
the  lawe  commaundeth.  yet  is  it  a  thinge  vnpossible  for  me  to 
do.  Wherfore  I  confesse  my  sylfe  a  transgressor  and  breaker 
of  the  lawe,  whych  damneth  me  therfore.  For  he  is  acorsed 
that  fulfilleth  not  all  whatsoever  the  lawe  commaundeth.  Yet 
when  I  remember  that  Christ  hath  satistied  for  me,  I  feale 
and  perceave  in  my  herte,  all  thynges  to  be  safe  and  forgeven. 
For  in  hym  and  by  him,  we  are  set  atone  with  God.  And 
where  as  before  he  was  vnto  vs  a  cruell  iudge  (through  the 
fulnes  of  grace  and  mercy  that  we  have  receaved  by  Christis 
bloudde)  he  is  becom  oure  tender  und  mercyfull  father.  Here 
mayst  thou  perceave,  howe  that  withoute  Christ,  I  can  nether 
beleve  nor  yet  love  God  as  my  father,  but  rather  hate  hym 
and  grudge  at  hym,  as  at  a  cruel  iudge.  For  there  is  no  man 
but  he  knowethe  that  the  lawe  worketh  anger  and  causeth 
hatred.  Butt  lo  Christ  maketh  intercession  for  vs.  Which  ro.  ü.,. 
[Fol.  8^.]  for  my  sake  becam  corsed,  that  therby  I  myght 
obtayne  of  God  both  blyssynge,  and  all  wother  goode  thynges. 
O  a  gracious  chaunge,  and  a  thynge  to  be  of  vs  all  affectuusly 
desyred.  And  nowe  wheare  as  this  tender  mercy,  and  incomparable 


«  io. 


430 


W  0  1  f. 


goodnes  of  God  is  knowne,  greace,  hoape,  and  stedfast  trust  in 
God  dayly  nioare  and  moare  floweth  into  mannes  conscience. 
ye  I  am  sure,  and  have  no  doute,  bat  tliat  Chiüst  is  my 
redempcion  and  also  satisfaccion.  Wherfore  I  saye  moreover, 
and  in  Jesus  Christ  liis  only  begotten  sonne.  These  wordes 
hange  and  are  knytt  (by  this  lytell  worde,  and)  vnto  the  fore 
rehearsed  sentence,  even  as  many  members  in  one  boddy,  and 
therfore  ought  they  nott  to  be  devyded  one  from  another.  but 
in  one  fayth  we  shulde  beleve  theym  togedder.  So.  Well  sayde. 
Belefe  then  iustifyeth  a  man,  and  thou  belevest  in  Christ,  nowe 
art  thou  ryghtous,  and  nedest  to  do  no  moo  goode  woi'kes. 
Fa.  Howe  and  after  what  maner  1  nede  the  commanndmentes  of 
God,  is  before  rehearsed,  and  it  semeth  me  playne  ynough,  that 
he  vnto  whom  the  gyfte  of  belefe  is  geven,  receaveth  also  ther- 
Avith,  a  very  prompte  sprete,  whyche  contynually  furthereth  the 
honoure  and  glory  of  good  '  tawar  [Fol.  9'"^.]  dis  every  mam.  '^ 
Whyche  glory,  then  encreaseth,  and  is  furthered,  when  I  am 
to  my  neghbour  as  God  is  to  me.  That  is,  kynde,  mylde,  and 
mercifull.  whyche  thynges  are  the  very  ymage  of  God  in  vs. 
And  for  this  cause  I  ought  to  do  my  neghbour  goode.  Yett 
have  I  no  nede  of  hym,  as  of  one,  by  whome  I  shulde  or 
myght  obtayne  mercy.  For  I  hadde  it  or  ever  I  coulde  with 
my  herte  do  hym  eny  goode.  And  that  thorowe  Christ  only. 
So.  Why,  are  not  syngynge  and  redynge  in  the  churche  goode 
workes?  Fa.  No  trueiy,  for  all  soche  thynges  are  done  withoute 
fayth.  Morover  God  with  bis  holy  worde  never  ordened  soche 
maner  of  redynge  nor  synginge.  Ye  he  hateth  it.  Forwhere 
as  all  outwarde  workes  shulde  be  to  the  conforte  of  oure 
neghboure,  this  healpeth  no  man,  but  rather  hurteth  and 
hyndreth  all  men.  For  God  wylbe  honored  and  worshipped  in 
the  sprete  only.  So.  Me  semeth  (yf  I  well  vnderstonde  the) 
that  thou  wylt  saye,  that  goode  workes  serve  but  for  a  mannis 
neghbour  only.  Fa.  1  saye  forthermore  that  oute  of  this  grounde, 
confessions,  pardons,  pilgremage,  makynge  of  difFerence  bi- 
twene  dayes  and  meates,  Hearynge  and  redynge  of  masse,  ye 
shortly  to  conclude,  all  [Fol.  9^.]  thynges  that  the  outwarde 
churche  hitherto  hath  brought  vp,  and  kepte,  are  vayne  and  of 

'    God.         -  mati. 


William  Roye's  Dialogae  between  a  Christian  Kather  ;iii(l  Ins  stnbborn  Snn  4ol 

none  effecte.  For  even  as  they  are  fayned  and  commaunded 
withouten  the  worde  of  God.  even  so  oute  of  theyni  cometh 
nether  goodnes  nor  yett  proffitl  to  mannis  neghbour.  But 
contrary  wyse  cause  grete  cost  and  expenses,  wlierwith  many 
a  povre  person  greatly  myglit  have  bene  relyved  and  conforted. 
So.  Doutles  it  is  even  so.  No  man  can  denye  it.  Go  t'orthe  and 
shortly  declare  the  resydue.  Fa.  It  is  not  withoute  a  cause 
that  Jesus  is  called  a  redemer.  For  he  saveth  his  people  Mat  i. 
froin  their  synnes.  Christ  is  asmoche  to  saye  as  Anoy|n]ted. 
He  is  of  his  father  anoynted  and  sanctified  above  all  wother. 
And  in  hym  dwelleth  the  fulnes  of  the  godhed  coi.  i.j. 
corporally.  Wherfor  I  never  thynke  of  the  manhod  of  Christ, 
seperatynge  it  from  the  diuinite  which  sent  hym.  And  therfore 
I  adde  sayinge,  Oure  lorde.  For  he  is  also  eure  lorde  as 
concernynge  his  humanyte.  For  God  hath  geven  hym  mat.  ui. 
power  over  all  that  is  in  heven  and  on  erth.  So.  What  avayleth 
it  me  that  Christ  is  oure  lorde.  Fat.  Hawe,  marvellus  moche 
no  doute,  once  that  we  here  maye  lyve  the  surlyer,  and  also 
perfectlyer  knowe  and  vnderstonde  what  chri-  [Fol.  10".]  sten 
liberte  is.  For  seynge  that  Christ  is  oure  lorde,  it  foloweth  that 
we  are  lordes  over  all  thynges,  and  that  nothynge  can  hurte  vs. 
So.  I  wolde  faine  heare  huwe  therby  thou  can  st  declare  jo.  iv. 
that.  Fa.  Surly  it  is  nothynge  diffuse.  Christ  dwelleth  in  eo.  xij. 
vs  and  we  in  hym  as  sayth  saynet'  Ihon.  Where  i.cor.  xij. 
vnto  agreeth  the  seconde  chapter  of  the  epistle  to  the  ephesians 
sayinge  that  we  are  all  members  of  one  body  wherof  the  heed'^ 
is  Christ.  The  whych  is  lorde  over  all  thynges.  and  maketh 
vs  also  with  him  lordes  over  all,  forasmoche  as  we  are  with 
hym  oure  heed^  of  one  nature.  And  nowe  wheare  as  is  no 
soche  liberte,  nether  is  Christ  theare.  And  wheare  as  he  is 
absent  we  cannot  but  be  in  bondage  vnto  the  lawe.  wherfore 
Paul  warneth  that  we  becom  no  more  the  servauntes  of  men- 
and  that  we  soffre  not  oure  selves  to  be  deceved  through  the 
dementes  of  the  worlde.  So.  Maye  eny  lawe,  or  temporall 
constitucion  bynde  a  Christen  man?  Fa.  No  soch  as  ij.  corint. 
make  difference  betwene  dayes,  forbid  meates,  and  vüj.  u.  x. 
defende  wedlocke  etc.  For  soche  are  divlysshe  doctryus.       ko.  xüIj. 

'  sainf.         -  head. 


432  Wolf. 

Bnt '  a  gode  Christen  man  sliuld  nothynge  be  g-reved  to  obey 
vnto  soche  ordinacions,  and  lawes,  as  their  heddes  and  ruelars 
institute,  and  make  for  the  commen  well.  Ye  rath-  [fol.  10''.] 
ther  ho  shulde  soffre  bo[t]he  bodi  and  g-oodes  to  perysshe,  then 
R...  xiij.  onee  to  withstonde  theym,  remembrynge  in  hym  sylfe 
Tit.  iij.  that  he  whyche  is  rebelleous  vnto  the  temporall  power, 
resistith  agaynst  the  ordinacion  of  Grod.  So.  Howe  yf  a  man 
make  a  vowe,  never  to  eate  of  this  or  of  that  meate,  or  never 
to  mary,  is  he  bounde  evermore  to  kepe  it?  Fa.  A  Christen 
mannes  worde  shulde  be  ye  ye,  naye  naye.  and  loke  what  he 
promeseth,  yf  it  be  to  his  neg'hborus^  fordeil. -^  that  ought  he 
to  kepe  and  fulfill.  But  yf  it  be  agaynst  the  commaundmentes 
of  God,  in  vowynge  it,  he  synneth,  and  when  he  goeth  aboute 
to  fulfill  it,  then  synneth  he  doble.  So.  What  sayest  thou? 
Fa.  What  soever  he  be  that  byndeth  hym  sylfe  to  eny  exteriall 
bondage,  wherby  his  soule  is  captive,  he  evidently  doeth 
agaynst  Paulis  learnynge.  For  he  sayeth  in  the  first  chaprer^ 
vnto  the  galathians.  Stond  fast  in  the  liberte  wherwith  Christ 
hath  made  vs  fre,  and  wrappe  not  youre  selves  agayne  in  the 
yoke  of  bondage.  In  soche  case  a  Christen  man  hath  nether 
power,  over  body  nor  soule,  but  is  altogether  by  baptem 
Ro.  vj.  offered  vp  into  God,  that  he  myght  become  lyke  vnto  the 
viij.  Image  of  his  sonne.  And  a  man  lyveth  not  for  hym  sylfe, 
bout^  to  the  lorde,  as  [fol.  11".]  scripture  sayeth,  wheare  as  it 
declareth  that  we  only  are  made  free.  And  though  all  thinges 
are  vnder  vs,  and  we  their  lordes.  yet  charite  constrayneth  vs 
to  be  servauntes  vnto  all  men.  So  that  it  is  nott  lawfull  in  no 
wyse,  for  a  Christen  man  to  withdrawe  hym  sylfe  from  the 
due  Service  that  he  oweth  to  his  neghboure,  and  to  submytt 
hym  sylfe  to  I  wote  neare  '^  what  maner  of  supersticious  in- 
vencions  of  the  enemy.  Wer  he  nott  worsse  then  madde, 
whyche  wolde  beleve  that  he  ought  to  robbe  and  steale,  that 
he  myght  have  wherwith  to  do  almes  dedes?  No  more  is  it 
laufuU  for  a  man  to  withdrawe  hym  sylfe  from  the  workes  of 


'   hut.  -  neigbhonrs  ^  =   advantage.   Siehe  Halliwell,  ,T.  O.  A 

Dict.  of  Archaic  and  Prov.  Words.  Lond.  1S47.  VI.  I.  p.  370.  und  St  ratmann, 
F.  H.  A  Dict.  of  the  old  Engl,  language  compiled  from  writings  of  the  XIII., 
XIV.  and  XV.  cent.  Krefeld.   1867.  p.  211.         '  chapter.         *  hut.        ^  never. 


William  Roye's  Dialogue  between  a  cliiistian   Father  and  Ins  stubborn  Sou.         40'i 

niercy  aud  love,  and  after  liis  owne  folysshe  fantasy  to  cloase 
hym  sylf'e  in  a  corner,  wheare  as  he  can  hiit  seke  hym  sylfe, 
and  unfriitfully,  serve  a  feawe  slowe  bellyes^  for  the  love  that 
he  hath  vnto  ydelnes,  and  that  with  a  vowe  of  commen  dissi- 
mulacion.  Son.  May  nott  a  man  vowe  powerte?  Fa.  It  is  not 
in  oure  power,  other  tobe  ryche  or  povre,  but  it  fortuneth 
vnto  every  man  after  the  will  and  blessynge  of  God  almyghty. 
But  it  is  commaunded  vnto  all  men  to  laboure  with  their  hon- 
des,  that  they  might  therbi  have  wherwithall  to  releve  Kphe.  v. 
them  that  lacke,  yett  oure  [fol.  11.'.]  beliy  bestes  nowe  ij.  tess.  üj. 
adayes  (whom  men  call,  Monkes,  frires,  Chanons,  Nonnes  etc.) 
promes  that  they  never  wyll  have  thynge  in  proper,  and  yet 
in  the  meane  whyle  they  devowre  vp  the  bloud,  and  swett  of 
the  wother  povre  people,  manifestly  ag-aynst  thys  commaundment 
of  Paul,  from  the  whiche  no  man  can  be  exempt,  ij.  tes.  üj. 
sainge,  He  that  laboreth  not,  shall  not  eate.  So.  lawdest  thou 
these  mennes  vowes?  and  soche  as  take  apon^  theim  to  lyve 
chast,  and  never  to  mary.  Fa.  God  forbidde  that  ij.  tim.  üij. 
ever  I  shulde  prayse  that  thynge  whiche  is  founde  and  brought 
vp  by  the  devyll.  So.  why  virginite  no  doute  is  an  excellent 
thinge,  ye  insomoche  that  Christ  and  also  his  glorious  mother 
saynct  Mary  kepte  it  vndefiled.  Fa.  It  is  with  oute  fayle  a 
thinge  angelicall  to  live  chaste,  and  after  soche  a  maner  to  leade 
a  mannis  lyfe,  whearby  he  may  more  commodiusly  withouten 
lett  geve  attendaunce  vnto  the  honour  of  God.  As  Paule  for  a 
season  did,  no  dout.  But  yf  thou  refrayne  thy  silfe  from 
wedlocke,  as  though  thus  doynge,  thou  shuldst  suppose  to 
deserve  somwhat  therfore,  as  of  duety,  truely  thou  arte  farre 
out  of  the  waye.  ye  thou  temptest  God,  as  though  he  hade  not 
taught  US  goode  workes  ynowe.  For  through  oute  the  whole 
bibill  we  fynde  no  [fol.  12*.]  commaundment  of  virginite  that 
ever  God  gave.  Contrary  wyse  as  sone  as  he  hadd  made  the 
worlde,  he  ordened  matrimony  sayinge,  It  is  nott  goode  that 
man  shulde  be  alone.  Agayne  let  nott  the  woman  be  Genn.ij. 
seperated  from  her  husband  etc.  So.  Aman  lyveth  moche  more 
(piyetly  out  of  matrimony,  then  he  cando  there  in.  Fa.  ye  but 
no  man  ought  to  seke  his  particular  well  und  proffyt,  but  that 


*  upon. 


434  Wolf. 

that  is  for  the  commen  well  and  his  neglibours  conforte. 
Wherfore  every  man  in  bis  tyrae  oug-ht  to  have  bis  owne  wyfe, 
and  to  lyve  in  wedlocke,  excepte  God  singulerly  call  hym 
there  frome,  accordyrge '  to  the  generali  commaunndment  of 
God.  So.  Howe  shalt  thou  knowe  whether  thou  arte  called  to 
live  chast,  or  in  wedlocke?  Father.  In  the  mean  whyle  we  are 
bounde  to  the  commaundment  of  God  tyll  charite  and  obedience 
constrayne  vs  too^  do  wother  wyse.  As,  yf  the  lorde  call  a 
man  to  an  office  pertaynynge  to  the  g'lory  off  hys  name,  and 
welthe  of  bis  neghboure  (wherin  if  wedlocke  shulde  be  hin- 
draunce)  he  ought  then  to  remayne  S3'ngle  as  Paul  did.  He 
that  called  hym  will  aboundantly  geve  him  wherwithall  to 
acomplysshe  his  vocacion.  And  so  brydle  hys  flesshe,  that  he 
shall  be  able  too^  live  chaste,  and  purly  to  fulfyll  that  [fol.  12''.] 
he  hath  taken  in  honde.  So.  I  heare  well  then,  that  thou 
woldest  that  as  many  as  are  nott  called  to  some  especiall  office 
by  God,  shulde  mary,  Fa.  No  doute,  but  that  with  their  eiders 
consent.  So.  Why,  may  nott  yonge  men  mary  withouten  their 
fathers  mynde  and  will  ?  Fa.  In  no  wyse.  ye  and  they  so  mary, 
it  ought  to  stonde  to  noue  effect,  because  they  are  as  yett 
vnder  thier^  fathers  power,  vnto  whom  syngulerly  they  ought 
to  obey,  and  to  do  no  thynge  (specially  yf  it  be  of  eny  greate 
wayght)  vnknowynge  vnto  theyr  eiders.  So.  what  and  theyr 
fathers  and  mothers  (as  often  happeneth)  be  therin  negligent. 
Fa.  Lett  them  be,  yett  becommeth  it  not  the,  after  thyne  owne 
brayne  to  do  what  pleaseth  the.  But  then  shuldest  thou  take 
counsell  with  thy  frendes,  kynsfolke,  and  wother  honest  men, 
vnto  whom  thou  shuldest  open  thyne  herte,  and  desyre  theym 
to  commen  wyth  thyne  eiders  therof,  and  to  helpe  the,  whose 
counsell  as  farrforthe  as  it  is  godly,  thou  shalt  obey,  and 
folowe.  So.  I  parceave  by  thy  saynges,  that  thou  in  all 
outwarde  thynges  wilt  have  a  Christen  man  to  be  free,  and  his 
conscience  not  te^*  be  bounde  by  eny  worldly  constitucion  or 
ceremony.  and  that  he  frely  shulde  con-  [fol.  13".]  tynewe  in 
the  liberte  obtayned  by  Christ.  Yf  it  be  so,  then  maye  he  do 
what  he  will.  Fa.  Nott  so.  He  shulde  rather  have  evermore  a 
regarde  vnto  the  strayght  iudgement  of  god  almyghty.  W'hiche 

'  according.         ^  to.         '  theyr.         *  to. 


William  Roye's  Dialogne  between  a  Christian  Father  and  his  stubborn  Son.  435 

though  he  be  to  hym  a  fatlier  most  füll  oflF  mercy,  yett  is  he 
a  iudg-e  also  strayght  and  rightous.  and  therefore  all  wayes 
behave  hym  sylfe,  as  a  membre,  or  instrument,  wherin  god 
only  maye  be  knowen  to  work  vnto  his  glory,  and  Christen 
mens  edificacion,  and  nott  vnto  their  hinderaunee  or  detriment, 
accordynge  to  the  doctryne  of  Paul  every  where.  and  specially 
where  as  he  declareth  vnto  the  Gallathians  what  the  Gai.  v. 
liberte  of  a  Christen  manne  is  saynge.  Brethren  ye  were  called 
into  liberte,  only  lett  nott  youre  liberte  be  an  occasion  vnto  the 
flesshe  but  in  love  serve  one  another.  This  shiilde  a  Christen  mane 
often  remembor,  and  therby  as  neare  as  he  canne^  stody  to  kepe 
hym  silfe  from  all  evill  occasion  gevynge.  So.  Declare  this  vnto 
me  somwhat  playnlyer.  Fa.  Ytt  is  lefuU,  indifferently  for  a  Christen 
manne  withouten  scruple  of  conscience,  to  eate,  and  to  j.  tim.  lüj. 
dryncke  of  all  that  God  hath  created  and  ordened  Mat.  iv. 
vnto  mannes  fode,  so  that  therby  he  misedify  not  his  eo.  xüij. 
neghbom-e.  Foryf  his  brother  be  greved  by  the  reason,  of  his 
meate,  [fol.  13''.]  then  walketh  he  nott  acordynge  to  ro.  xüij. 
charite.  Lykwyse  there  is  none  ydole  in  the  worlde,  nor  yett 
thynge  ther  vnto  offered  of  eny  valewe.  Nothwithstondynge,  yf 
one  whieh  as  yett  is  weake  in  his  conscience,  for  lacke  of 
knowledge  of  the  trueth,  eate  of  eny  soche  offeryuge,  doutles 
he  is  defoyled.  Yf  he  also  whiche  perceaveth  the  trueth,  eate 
therof  withoute  respecte  of  the  feblenes  of  his  brothers  belefe, 
and  therby  provoke  hym  to  eate  of  the  same,  triily  he  abuseth 
his  liberte  also  and  destroyeth  for  apece  of  meate,  his  j.  co.  vüj. 
brother  bought  with  the  most  precious  treasiire  of  christis 
blowdde.  Furthermore,  ydols  are  nothynge  in  the  worlde  as 
Faul  evidently  sheweth  in  the  pistles  to  the  Corinthians,  j.  co.  vüj. 
and  that  there  is  but  one  god,  and  one  lorde  Jesus  Christ, 
and  therfore  shulde  we  llye  all  manner  worshippynge  of  theym. 
nott  inwardly  in  the  herte  alone,  but  also  in  every  exteriall 
thynge.  Wherfore  he  that  hath  power  to  avoyde  soche  falce 
ydols  out  of  the  waye,  and  to  clense  churches,  ordened  only 
for  the  administracion  of  goddis  werde,  from  all  abomiuacions, 
as  are  domme  stones,  blynde  stakes,  and  deffe  postes,  with  all 
soche  paynted  mammettes  '  on  bordes,  or  pillers,  and  negligently 


'  Siehe  Nares,  Glos  arv   s.  v. 


436  woit 

oniitteth  it  vndone  (where  as  in  his  [fol.  14".]  conscience  he 
knoweth  soche  vayne  and  vnprofitable  thyng-es  to  serve  for 
no  goode  porpose,  but  puffed  vp  in  his  owne  witt  soffereth 
theym  to  remayne,  as  a  stomblynge  blocke,  and  occasion  of  evill, 
vnto  the  weake)  abuseth  g;retly  his  fredom.  and  maye  with 
oute  fayle  wayte  for  the  sharpe  scourge,  and  cruell  iudgement 
of  god.  Son.  To  whom  is  this  power  or  authorite  committed? 
Eo.  xiij.  Fa.  To  oiire  temporall  lordes,  ruelers,  and  superiours, 
with  their  debities  and  assigneis.  For  they  by  goodis  ^  worde 
and  ordenaunce  have  receved  the  swearde  temporall,  therwith 
to  chasten,  put  downe,  and  disanull,  all  that  agaynst  god  and 
his  wholy  worde  is.  And  to  have  no  regarde  vnto  the  iniquite 
and  vngodlines,  of  the  mayntayners  of  soche  abhominable 
seduccions  above  rehearced,  with  their  sacrifices,  masses,  dedde 
mennes  songes.  etcet.  (for  beynge  Baals  prestes,  thei  have  no 
Phil.  iij.  god  savynge  their  belly  only)  but  fervently  to  confounde 
and  disanull,  whatsoever  maye  be  occasion  to  the  weake 
conscience  of  a  Christen  manne,  to  swarve  from  the  hope, 
truste,  and  confidence,  of  the  precious  bloudde  of  his  swete 
saveoure  Jesus  Christ.  As  did  goode  Josias  the  kynge.  Whiche 
i.  re.  xxiij.  tokc  outc  of  the  wayc  (though  as  [fol  14''.]  yett  the 
people  were  nott  fully  converted  to  the  lorde)  al  ydols,  and 
abhominacious  made,  and  brought  vp  withoute  the  worde  of 
god.  which  only  was  of  power  to  clense  mennes  hertes  from 
ydolatry,  and  to  endcM^e  theym  with  the  perfett  knowledge 
and  true  love  of  his  godly  maieste.  and  so  doynge  fullfelled  ^ 
the  due  office  belongynge,  vnto  a  true  prynce  or  rueler.  Or  eis 
shulde  Hosea  the  last  kynge  of  Israhel  have  bene  fautlesse. 
which  before  god  was  accounted  and  iudged  for  an  evill  doar, 
because  he  destroyed  not  the  golden  caulves,  and  did  nott  heawe 
downe  the  hye  places,  wherin  men  worshipped  theym,  notwith- 
stondynge  that  he  gave  liberte  and  soffered  the  people  to  go 
vp  vnto  Jerusalem,  and  there  to  accomplisshe  their  homage 
and  sacrifice,  due  to  the  lorde,  after  the  lawe  and  prophettes. 
Insomoche  that  he  was  overcome  by  the  kynge  of  the  Assirians, 
and  at  the  last  miserabely  punnisshed  by  the  lorde,  which  toke 
a  vengraunce  •'  «»f  the  grett  negligence  committed  agaynst  hym. 


'    Qod'fi.  ^  fiilßlfd.  '  veriffeance. 


William  Roye's  Dialogiie  between  a  Christian  Fatlier  and  liis  stubborn  Son.  437 

Wherfore  deare  chylde,  this  power  belongeth  to  uo  manne, 
savynge  only  to  oure  temporal  lordes  and  rulers.  Never  tlie 
lesse  take  thou  goode  hede,  that  these  faulce  goddes  have  no 
place  in  thyne  herte,  whiche  is  the  [fol.  15*.]  temple  j.  co.  üj. 
and  dwellynge  place  of  god  allmyghty,  therin  to  be  j.  Co.  vj. 
honoured  and  worshipped.  But  in  outwarde  meknes  ij.  co.  vj. 
and  myldnes  of  herte  and  Avorke  laboure  one  to  go  ko.  xij. 
before  another  in  all  dedes  of  charite  and  due  seruyce  (with 
honoure  and  obedience  ther  vnto  required)  toward  ko.  xüj, 
youre  heddes  and  lordes  temporall,  fathers,  uiothers,  j.  tim.  vj. 
and  all  youre  eiders.  Before  Stockes  and  stakes,  stones  Mat.  xv. 
and  pillars  se  that  ye  once  putt  no  honde  to  youre  cappe,  nor 
yet  bowe  ye  youre  kne,  butt  morne  in  youre  hert,  for  mar.  vij. 
the  blyndnes  of  theym  which  thus  abuse  the  honoure  j.  Pet.  ij. 
due  vnto  god.  and  with  fervent  prayer  for  theym ,  conimitt 
all  power  and  vengeaunce  vnto  god  and  to  the  ministers  Ecd.»  xxvj. 
of  liis  power,  whose  duety  is  every  where  to  promoute  ro.  vüj. 
his  honoure,  to  defende  the  confessours  of  his  name,  and  to 
eschewe  all  occasions  of  evill  amonge  their  even  Christen.  For 
wo  vnto  theym  which  are  called  vnto  this  power,  and  yett  be 
of  so  weake  a  courage,  and  fehle  an  herte,  that  rather  they 
wolde  forsake  god  and  denye  his  wholy  commaundement,  then 
once  to  sofFre  a  filippe  or  to  heare  an  evill  worde  for  his  sake. 
Ye  alas  for  the  more  parte  are  hayle  felowes  with  his  enemies, 
and  flatter  theym  dayly,  and  geve,  theym  soche  auda-  [fol.  15''.] 
cite,  that  every  where  his  glorius  name  is  evill  spoken  Rom.  ij. 
of,  and  continually  blasphemed.  Where  as  they  openly  Mat.  x. 
shulde  confesse  Christ.  And  at  all  seasons  be  redy  rather  to 
soffre  death,  then  willyngly  to  withstond  hym  in  one  iote. 
Oure  duty  therfore  is  fervently  in  all  oure  oracions  (which 
through  the  sacrilice  of  a  pure  hert  we  offer  vnto  the  lorde) 
to  desyre  for  theym  soche  a  sprete,  and  godly  mynde  as 
becommeth  theym  to  have  for  the  accomplisshment  of  tho  '^ 
thynges  which  to  his  godly  will  and  honoure  are  most  plesaunt 
and  agreable.  So.  Howe  thynkest  thou,  maye  I  not  pray  to 
wholy    S.    Toncombre,  ■'   Sir    Jhon    shorne, '  or  to  wother  soche 


1  EzechieJ,    26.  2  ^/jg,  3  Siehe  Auui.  am  Eude.  *  Siehe  Anm. 

am  Ende. 

SiUuugBber.  d.  i.Uil.-bibt.  Cl.  LXXVl.  l;d.   III.   Hft.  29 


438  Wolf. 

wholy  saynctes  to  make  intercession  for  me?  Fa.  No  surely, 
yf  thüu  be  a  Christen  man  for  a  Christen  man,  as  nere  as  he 
canne  endevereth  hym  silfe  to  folowe  thc  rule  left  vnto  hym 
Ko.  xüij.  for  an  instruction  by  Christ,  that  is  wholy  scripture. 
which  every  where  sayeth,  that  whatsoever  is  done  with  outen 
j.  Tim.  ij.  fayth  is  synne.  sendynge  vs  vnto  one  Jesus  Christ, 
which  alone  is  mediatoure  bitwixte  god  and  vs.  Which  with 
outen  ceasynge  prayeth  for  my  synnes,  stablisseth  my  fayth, 
and  assuereth  me  of  lyfe  everlastynge.  So.  Why  then  prayest 
thou  eny  more?  Fat.  Be  cause  the  [fol.  KV'.]  lorde  hath  geven 
ma.  xxvj.  me  commaundement  so  for  to  do.  Because  also  I  cary 
Luc.xj.xvüj.  aboute  with  me  the  olde  Adam,  and  feie  in  my  silfe 
the  members  of  the  lawe,  which  withstonde  the  lawe  of  my 
Ro.  vij.  mynde.  Insomoche  that  in  me,  (that  is  to  saye  in  my 
flesshe)  I  canne  perceave  no  goodnes.  Wherfore  I  praye  that  the 
name  of  god  maye  be  sanctifyed.  and  that  with  oute  delaye 
his  kicgdom  maye  aproache.  So.  I  se  well  a  Christen  manne 
j.  Jo.  iij.  maye  synne.  Fa.  Mann  synneth  two  maner  awayes.  The 
vngodly  to  death,  throughe  their  obstinate  mynde,  and  grett 
maliciousues,  wherby  they  persever  in  the  workes  of  dercknes. 
and  that  because  they  are  vessels  of  wrathe,  and  knowe  nothynge 
howe  to  liope  in  god,  nor  yett  to  trust  vnto  his  godly  promeses. 
Contrary  wyse  the  godly  by  fragilite  only  of  their  flesshe  and 
that  füll  sore  agaynst  their  will,  havynge  all  wayes  in  theym 
the  seed  [of]  '  faythe  whiche  assuereth  theym  of  the  mercy  of 
god  their  father  wherfore  they  cannot  synne  vnto  death,  nor 
yet  remayne  in  workes  of  dercknes.  but  causetii  theym  to  beleve 
that  Christ  is  their  brother  end  ^  thorowe  his  bloudde  to  be 
Ro,  viij.  clensed  from  synne.  So.  Seynge  a  Christen  manne  maye 
joan.  vj.  synne.  howe  shall  I  vnderstande  Christis  sayinge,  he 
that  beleveth  in  me  hath  life  [fol.  IG''.)  everlastynge.  Where  as 
manifestly,  he  that  synneth  is  ded?  Fat.  Through  belefe  we 
have  that  lyfe,  but  not  fully.  and  that  by  the  reason  of  the 
imperfection  of  oure  belefe.  Wherfore  so  farforthe  synne  we, 
Joan.  vj.  and  are  ded  as  we  lacke  of  oure  belefe..  For  god  hath 
included  all  thynge  in   vnbelefe,  that  he  myght  have  mercy  ou 


'  Der  leere  Raum  zwischen  seed  und  faythe  zeigt  deutlich,  dass  ein  Wort, 
wahrscheinlich    of,   von    dem    Drucker    ausgelassen  worden  ist.         2  artd. 


Williarn  Roye's  Dialogue  between  a  Christian  Father  aml  Ins  Btubliorn  Son.         439 

all.  which  thynge  causeth  vs  to  meke  oure  selves,  and  ro.  vij. 
sendeth  vs  to  god,  thorowe  Christ.  And  that  specially  because 
that  in  oure  flesshe  is  uothynge  to  be  fnunde  savynge  only 
vnstablenes  of  herte,  and  desperacion  of  niynde.  But  contrary 
wyse  in  the  promeses  of  god,  throwe  the  merettes  of  Christ, 
is  all  surenes  of  mvnde,  and  stedfastnes  of  herte.  And  he  that 
diligently  remenibreth  this,  dieth  gladly  from  all  that  he  is  of 
hym  seife,  putynge  his  only  trust  and  confidence  in  god  his 
most  mercifull  father.  Sonne.  By  what  meanes  myght  I  be 
assuered  here  of?  Fa.  This  suerteshyppe  is  so  wrapped  in 
fayth,  that  the  ferventer  thy  fayth  is,  the  suerer  thou  mayst 
be  there  of.  For  yf  thou  sett  abacke  all  worldely  hope  and 
trust,  and  ernestly  indever  thy  silfe,  to  folowe  Christ,  and  in 
hym  to  settle  thyne  herte,  and  to  have  thy  solace  only,  thou 
sone  shalt  perceave  by  thyne  owen  frute,  what  maner  mat.  vij. 
a  tre  [fol.  17*.]  thou  arte.  For  this  purpose  sayth  the  lorde 
by  Ezechiel  the  prophet.  Halowe  ye  my  saboth  daye,  Ezoe.  xx. 
that  it  maye  be  a  token  bitwene  you  and  me,  wherby  ye  maye 
knowe  that  I  am  youre  lorde  god.  Wherfore  yf  thou  feie  thy 
silfe  prompte  and  redy  to  do  the  workes  of  mercy  vnto  thy 
neghbours,  and  to  soflfre  all  maner  of  aduersities  paciently. 
thou  mayst  surely  knowe  that  god  is  with  the.  and  that  through 
his  mercy  he  hath  ehaunged  thyne  herte.  and  thus  by  the 
workes  be  assuered  of  thy  fayth e.  Son.  Forthe  on  declare  the 
wother  poyntes  of  thy  belefe.  Fat.  Which  is  conceaved  by 
the  wholy  gooste  borne  of  Mary  the  virgen,  which  also  soffered 
under  Pens  Pilate.  was  crucified,  ded,  and  buried.  Son.  What 
betoken  these  sayinges?  Fat.  Seynge  (as  apereth  by  the 
gospell  of  S.  Luke)  that  he  is  conceaved  by  the  opera-  Luce.  j. 
cion  of  the  wholy  gooste,  I  suerly  afferme,  that  he  is  with  out 
spot  of  synne.  and  nott  as  we  are  conceaved  and  borne  psai.  i. 
by  oure  mothers  in  sinfall  iniquite.  And  that  of  the  virgyn 
mary.  to  fulfill  that  whiche  longe  before  was  profecyed  by  the 
prophet  Esaias,  sayinge.  A  virgyn  shall  conceave  and  brynge 
forthe  a  sonne  etc.  And  because  his  whole  life  was  Esa.  vij. 
but  a  continuall  sufferinge  of  grett  paynes,  [t"i»l.  17''.]  laboures, 
and  thrauldoms  for  owre  synnes  only.  I  saye  whiche  jo.  x.  vj. 
soffered  vnder  Pons  Pilate.  etc.  For  he  cam  into  the  worlde 
to  fulfill  his  fathers  will,  and  so  to  delyver  hyme  silfe  to  death 

29* 


440  Wolf. 

for  oure  redempcion.  We  deserved  punnysshement  and  death, 
j.  Pe.  iij.  and  he  wliicli  never  committed  offence  sofFered  it.  the 
rightous^  for  the  vnrightous.  and  that  ou  the  Crosse  vnder  Pons 
Pilate,  at  that  tyme  beyng-e  the  Emperours  debite  of  Rome 
in  Jerusalem.  For  the  power  and  authorite  of  Jury  '  was  taken 
genn.  xiii.  awayo,  accordyngc  to  Jacobs  prophecy.  Insomoche  that 
Psai.  ij.  they  had  no  more  power  to  iudge  eny  man  to  death.  Wher- 
fore  to  accomplesshe  the  prophecy,  the  hethen  holpe  to  condempne 
Coi.  ij.  hym,  and  that  to  the  moste  shamfullest  death  possible, 
tliat  is  of  the  Crosse.  W  herby  he  losed  vs  from  shame  and  also  death, 
,j.  Pet.  ij.  leavynge  vs  and  2  ensample  to  folowe  his  fote  steppes.  That 
is  to  saye  that  we  shulde  crucify  oure  olde  Adam,  with  his  carnall 
desyres.  And  therfore  dyed  he  through  his  fathers  obedience, 
offerynge  hym  silfe  throwe  the  eternall  sprete,  with  outen  spott 
vnto  god  allmyghty,  with  his  bloudde  to  pourge  oure  consciences 
from  ded  workes.  Wherfore  in  lyke  maner  he  became  the 
Ebr.  viij.  mediatoure  of  the  newe  testament.  That  [fol.  18".]  as 
Ebr.  ix.  sone  as  his  death  was  füll  ended  for  oure  transgressions 
of  the  fyrst  testament.  they  which  wer  called  myght  receve 
the  promes  of  eternall  inheritaunce.  For  asmoche  as  god  the 
ij.  Co.  iij.  father  hathe  made  hym  to  be  synne  (for  vs)  which 
knewe  no  synne  that  we  by  hym  shulde  be  that  rightousnes 
whiche  before  god  is  alowed.  For  doutlesse  he  dyed  after 
tlie  same  maner  that  we  deye,  and  was  buried.  wherfore  it 
becommeth  vs  to  deye  and  to  be  buryed  with  hym  also.  And 
that  can  we  not  do,  excepte  we  forsake  all  flesshely  workes, 
and  sofFre  god  only  to  worke  in  vs.  For  this  is  the  halowynge 
of  the  Saboth  daye  which  fyrst  after  this  lyfe  shalbe  fulfild.  He 
descended  downe  to  hell  (as  clerly  apereth  by  the  scripture, 
Tsai.'  xvi.  that  all  his  therbv  shuld  be  delivered  both  from  death 
Act.  ij.  also  hell.  So.  How  cannst  thou  be  fre  from  death,  seynge 
thou  arte  a  manne,  and  scripture  aflirmeth  that  all  men  must 
once  dye?  Fa.  Though  Christen  menne  shlepe  in  the  lorde.  yett 
ueb.  ix.  dye  they  not,  for  the  soule  departynge  out  of  this 
wretched  boddy  entroth  immediatly  into  grett  ioye  and  rest,  so 
wat.*  xxij.  remaynynge  vntill  that  oure  lorde  shall  awake  it  agayne. 
Christ    is    oure    lyfe    in    whom    yf   we    dwell ,    withouten     dout 

1  Jeu-ry.         -  an.         ^  Psal.         ■*  Maf, 


VVUliam  Koye's  Dialogue  bttween  a  cliiistian  Faiher  and  his  stubborn  Son.         441 

through  ruercy  obteyued  yn  hyme,  we  shall  perpetually  j.  Co.  xv. 
[tbl.  IS*".]  live,  and  with  hym  aryse  agayne.  seynge  he  uo.  nij. 
was  delivered  for  oure  synnes,  and  rose  agayne  the  thryde 
daye  to  iustyfy  vs.  And  as  s.  peter  sayth,  once  soffered  j.  Pet.  üj. 
for  synnSj  the  iust  for  the  vniust,  so  to  bringe  vs  to  god.  and 
was  killed  as  pertaynynge  the  flesshe,  and  yett  was  quickened 
in  the  sprete.  Wherfore  my  dere  sonne,  yf  we  be  risen  agayne 
with  Chi'ist,  lett  vs  seke  those  thynges  whieh  are  above  wheare 
as  he  sitteth  ou  the  right  honde  of  god  his  father.  So.  coi.  üj. 
What  comforte  fyndest  thou  here  in?  Fat.  Marvelous  grett  with 
outen  fayle.  For  loke  as  1  surly  knowe  that  he  soffered  j.  ret.  üj. 
death  for  my  synnes,  and  that  it  was  vnpossible  that  he  ro,  vj. 
shulde  remayne  therin.  even  as  sure  am  I,  that  by  his  death 
satisfaction  sufticient  is  made,  wherby  both  hell  and  death  are 
overcome.  And  therfore  shulde  we  no  lenger  continewe  Coi.  ij. 
in  death.  but  in  renewynge  of  oure  lyfe,  fei-vently  laboure  for 
immortalite.  which  is,  wheare  as  he  ascended  vp  into  heven, 
and  sitteth  on  the  ryght  honde  of  god  the  father  allmygthy. 
This  artikle  have  we  in  the  fyrst  chapter  of  the  Actes.  In 
hevenly  thynges,  and  on  the  right  honde  of  god,  are  as  moche 
to  saye,  as  he  is  constitute  in  the  raost  excellent  power  of  god 
above  all  hevens,  and  angels.  that  he  [fol.  19*.]  mygt  fulfill 
all  thynges.  which  are  here  beneth.  That  is  to  saye,  Eph.  üij. 
that  with  his  sprete  and  gostly  gyftes,  he  ordre,  rule,  and 
governe  vs.  wherby  remayneth  vnto  me,  in  tyme  of  aduersite, 
and  temptacion  a  grett  staye  and  conforte.  For  as  moche  as 
I  consider  that  Christ  so  entierly  '  hath  loved  me,  that  ko.  üij. 
he  hath  sreveu  his  owne  silfe  for  mv  sake,  what  canne  nowe 
be  lackynge  vnto  me?  or  what  evill  maye  fortunc  vnto  me. 
seynge  that  he  \\hich  so  affecteously  hath  lovcd  me ,  is 
kvno-e  and  lorde  over  all  that  is  on  erthe  here  beiieathe, 
or  in  heven  above  wheare  as  he  nowe  is.  and  from  Ma.  xwüj. 
whence  (as  I  faytlifully  beleve)  he  shall  comc  to  iudge  bothe 
quicke  and  ded.  He  cam  once  to  brynge  vs  through  hym 
vnto  the  father.  That  is  to  saye,  he  sett  vs  (which  were 
his  fathers  enenemies,  -  and  bondmen  vnto  the  devill )  attone 
agayne  with  hyme.  makynge  of  a  crewel  iudge  a  mercifull 
father,  by  the  meanes  that  he  made  satisfaction  for  oure  synnes, 

1  entirely.         '^  emiemiea. 


442  ^*"if. 

with  his  death  and  passion.  Insomoche  tbat  we  once  knowynge 
liyni  a  meicifull  father,  shiild  not  (after  the  maner  of  evill 
doars)  dreade  hym  as  a  tyrannt^  but  hence  forthe  feare  hym, 
as  a  rigthous  lorde,  and  so  love  hym  with  a  chyldly  love,  that 
both  niynde  and  worke  al  wa-  [fol.  19''.]  yes  and  every  where 
manifestly  declare  in  oure  Hvynge  that  we  are  of  his  electe 
and  chosen,  clensed  from  the  olde  Adam,  and  renewed  with 
the  newe  man  which  is  acceptable  vnto  god  by  the  nierittes 
of  Christis  blonde.  For  his  seconde  commynge  suerly  shalbe 
to  iudge  bothe  quicke  and  ded,  That  is  manifestly  to  geve 
iudgement  accordynge  as  every  manne  hath  by  his  worke 
declared  the  imperfection  of  the  rote  of  his  belefe.  Which 
j.  Cor.  iij.  after  the  goodnes  or  badnes  of  it  silfe  bringeth  forth 
other  goode  or  bad  frute.  wherby  the  whole  tre  (that  is  to 
saye  the  whole  manne)  is  tirst  knowne  of  men  in  this  Ivfe, 
and  at  the  commynge  of  the  sonne  of  manne  in  the  last  daye, 
openly  shalbe  iudged.  Where  as  we  are  all  from  the  begyn- 
nynge  reserved,  by  his  eternall  preordinacion  and  godly  wisdom, 
other  to  death  everlastynge ,  or  eis  predestinate  vnto  life 
eternall.  Which  godly  secret  shall  fyrst  be  declared  in  the 
mat.  XXV.  last  dayc  af  '  iudgement  ordened  alonly  forte  reprove 
openly  the  vessels  of  iniquite,  vtterly  apointed  vnto  the  per- 
petuall  fyre  of  hell  (beynge  even  deade,  thougth  ^  they  seme  to 
leve).  And  also  for  to  approve  the  lively,  and  quicke  vessels 
of  mercy,  Avhich  live  in  Christ  Jesu,  manifestly  admittynge 
theym  vnto  joye.  Which  man  [fol.  20\j  was  never  able,  nether 
j.  Cor.  ij.  to  se,  to  heare,  nor  yet  to  ymmagion.  So.  Seynge  thou 
sayst  that  he  shall  descende  openly  as  he  ascended,  to  geve 
this  iudgement,  thou  belevest  not  that  he  is  here  with  vs 
continualli?  and  yett  he  hym  silfe  sayeth.  wheare  two  or  thre 
ma.  xviij.  uit.  are  gaddered  together  in  niy  name,  theare  am  I 
in  the  middes  of  theym.  Fa.  Through  his  sprete  he  is  with 
vs  vnto  the  ende  of  the  worlde.  but  for  as  moche  as  it  is 
spretually,  man  yett  beynge  wrapped  in  this  mortall  flesshe, 
entangled  with  so  manyfolde  myseries,  and  saverynge  all  wayes 
erthely,  can  never  corae  to  the  knowledge  therof,  vntill  the 
tyme  that  he  thorowe  a  stedfast  belefe  in  god,  and    sure  hope 


'  of.      -  though. 


William  Roye's  Diaingue  between  a  Christian   Father  and  liis  stabborn  Son.         44P> 

in  his  proineses,  perceave  howe  that  by  Christ  we  have  obteyned 
g-race  for  grace.     Wliich    knowledge    dryveth    hym  so        joan.  j. 
ferventlj   vnto    liis    mercy,    that   in    all    his  doynges  he  seketh 
only    the    e^loiy    ol'   god    and    his    neghbours     welthe,    and    so 
aproacheth  to  the  trewe  love  of  god  and  also  of  his  neghboure. 
And  thus  knowynge    god    tor    his    father,  he  cannot  bnt  nedes 
miist  have  Christ  his  singnler   redemer    continually    betöre  his 
owne  eyes.     and    that    spretually.     And    so    consydre  the  grett 
benefytes    obtained    by    his    deth    and    passion.     and    also,    the 
ensamples    of   brotherly    [fol.    20\J    love    and    charite  which  he 
lefte  vnto  hym?     80.  Whye,  is  he  then  never  present  with  vs 
boddely,  as  he  honge  on  the  Crosse?  and  as  they  whome  men 
call    gostly    fathers ,     Doctoiirs ,     and     preachers ,     do    aferme, 
sayinge,  that    as    often    as    one  of  theyni,   or  of  their  anoynted 
secte  saye  over  a    pece    of   bred,    this    is  my  boddy,    through 
the    vertue    of    these    wordes,    he    beynge    theare    corporally, 
converteth  that  bred  into  his  boddy?  Fa.  They  beynge      Mat.  xv. 
blynde  wolde  fayne  leade  wother  blynde  with  theym    into    the 
pitt  of  erroure.   For   suerly    so   to  afferme    playnly    repungneth 
agaynst   these    articles  of  oiire  belefe  and  wholy  scripture.    He 
ascended  vp  into  heven,  and  sitteth  on  the  right  honde  of  God 
the    father  alhnyghthy.    From  whence  he  shall    come   to    iudge 
bothe    quicke    and    dedde.     He    sayde    also    vnto    his      Jo.  xvij. 
disciples.     It  is  expedient  that  I  departe  from  you.    and  many 
soche    places   mo.     Wherby    it    evidently    apereth    that    Christ 
never  gave  theym  eny  soche  authorite,  or  commaundement.  For  (as 
Paul  sayth)  what  soever  thynge  is  written,  it  is  written       ro.  xv. 
for  oure  wealthe  and  comforte,    therby  to  be  made  the  better, 
and    to  receave    more  spirituall    comforte    and    instruction.   So. 
Howe  then  are  these  wordes  to  be  vnderstond-    [fol.  21".]   de? 
Fa.    Even    as    the   lorde    tought    Paul  his    faythfull    disciple    to 
vnderstonde  theym.  which  declarynge  theym  vnto  the  Corrinthians, 
saveth.  As  often  as  ve  eate  of  this  breade,  and  dryncke     j.  co.  xj. 
of  this  cuppe,  ye  shewe  the  lordes  deathe  tili  he  come.   as  he 
shulde    saye,    as  often    as  ye    thus  receave    bred    and    dryncke 
together,    call    to    youre    remembraunce ,    and    declare    one    to 
another    the  lordis    death,    tili    the    tyme    come,    that  he    shall 
come    agayne  in    the  lykenes    and  silfe    same    body    wherin  he 
apered    before    vnto    his    apostles.    This    same    was    the    lordis 


444  Wolf. 

meanynge  when  he  spake  theym  hym  silfe.  whiche  did,  and 
spake  all  thynges  for  oure  welth.  He  g-ave  bis  body  and  blonde 
spretually  vnto  bis  disciples  to  be  eaten  and  drouken.  Tbat 
is,  tbat  they  shnlde  beleve,  tbat  be  wolde  offer  vp  bis  boddy 
and  bloud  on  tbe  Crosse  to  god  bis  fatber  for  tbe  redempcion 
of  many.  Tbat  tberby  tbe  newe  and  everlastynge  testament 
(wbicb  is  bitwixte  god  and  vs,  tbe  knot  of  commenaunt '  tbat 
be  sbuld  be  oure  god,  and  we  bis  cbosen  cbildren)  mygbt  be 
amonge  godes  electe  pupplissbed.  So.  Tbe  affecte  of  tby 
sayinges  after  myne  vnderstondynge  is  only,  tbat  tbis  sbulde 
be  but  a  remembraunce  bowe  tbat  Cbrist  frely  gave  bis  boddj^ 
and  bloudde  for  [fol.  21'*.]  tbe  redempcion  of  as  many  as  god 
bis  fatber  from  tbe  begynnynge  of  tbe  worlde  bad  predestinate 
to  become  partakers  of  bis  sonnes  bloudde.  by  tbe  reason 
wberof  eacbe  one  of  Cbristes  flocke,  stedfastlv  mave  beleve 
bym  silfe  to  be  clensed  from  sinne,  and  delivered  from  bondage 
Rom.  ix.  of  deatb  and  bell,  by  tbis  acceptable  sacrifice  made 
and  done,  bitwixte  Cbrist  oure  saveoure,  and  god  bis  fatber. 
Luc.  xxij.  Fa.  I  canne  none  wotberwyse  immagion.  For  be  sayde 
bym  silfe,  wbicb  sbalbe  broken  and  geven  for  you  etc.  So.  He 
gave  not  tben  at  bis  last  sopper  bis  materiall  boddy  and 
bloudde  vnto  tbeym  to  be  eaten  corporally,  nor  yet  bid  it 
vnder  breade  nor  vnder  wyne?  Fa.  In  no  wyse,  for  he  remayned 
bodily  sittynge  before  their  eyes.  And  after  tbe  wordes  were 
spoken  tbe  bred  wbicb  be  toke  and  blist,  remayned  breade, 
and  wyne,  wyne.  as  tbe  lorde  bym  silfe  testifieth  in  tbe 
Luc.  xxij.  gospell.  Wbeare  as  in  all  goddis  workes,  after  he 
once  bad  spoken  tbe  worde,  all  tbynges  are  and  continewe 
witb  outen  ficcion  trewe.  and  so  apere  in  dede  in  their  owne 
nature,  wbether  they  be  spretuall,  or  eis  naturally  corporall. 
Joan.  ij.  After  be  once  bad  made  wyne  of  water,  it  bad  nether 
coloure  nor  taste  of  water  eny  more,  but  was  wyne  in  dede. 
Joan.  ix.  He  [fol.  22*.]  made  hym  also  wbicb  was  borne  blinde, 
naturally  to  se.  Insomocbo  tbat  tbe  pharises  beinge  never  so 
frowarde  coulde  not  denye  it.  Lykwyse  he  reased  Lazarus 
Joan.  xj.      from  deatb  to  lyfe    agayne,    tbat  every  man  mygbt  se 

1  comnant  =  covenant.    Vgl.  Halliwell,  A  Dictiouary  of  Archaic   words. 
Londou,   1847.  Vol.  I.   p.   26G. 


William  Koj-es  Diulogu-  between  a  Christian  Father  and  his  stubborn  Son.         445 

that  he  lived  indede.  And  after  this  maner  he  geveth  vnto 
vs  his  boddy  and  blonde,  that  is  to  saye  spretually,  wherwith 
the  soule  once  feade  through  belefe,  immediatly  feleth  all 
spretuall  ioye  and  conforte.  that  is  to  saye,  faythe  towardes 
god  his  mercifull  father,  hope  in  the  promeses  of  Christ,  and 
love  and  charite  towardes  his  even  Christen.  For  he  sayde, 
he  that  eateth  my  flesshe  aud  drynketh  my  bloudde,  is  joan.  vj. 
in  me  and  I  in  hym.  This  is  spretually  done,  wherby  the 
children  of  belefe,  are  strengthed  in  their  fayth,  and  folowe 
the  fote  steppes  of  their  master  Christ.  Serve  their  brethren, 
and  hate  the  worlde.  Wherby  as  through  thynges  most  cer- 
tayne,  the  inuisible  presence  of  god  is  apprehended.  yet  in 
the  meane  tyme,  there  is  no  bodely  presence  of  Christ  nether 
in  breade,  nor  yett  in  wyne.  Sonne.  Canst  thou  prove  by 
scripture  that  he  gave  not  hyme  silfe  vnto  his  disciples,  and 
vnto  those  whiche  säte  aboute  hyme,  in  forme  of  breade  for 
to  be  eaten,  nor  yet  in  wyne  to  be  dr-  [fol.  22'*.]  roncken? 
Fa.  Ye,  for  he  hym  silfe  sayeth  in  the  .vj.  chapter  of  Ö,  Jlion, 
that  the  flesshely  eatynge  and  drynkynge  of  his  boddy  and 
bloudde  stondeth  to  none  effecte.  sayiuge,  the  wordes  whiche 
I  speake  vnto  you,  are  sprete  and  lyfe.  that  is.  they  speake 
of  a  spretuall  maner  of  eatynge  and  drynkynge,  and  of  that 
thynge  which  bryngeth  to  lyfe,  and  that  inwardly  throwe  belefe. 
And  therfore  can  there  nether  carnall  thynge,  nor  creature 
belongynge  vnte  the  vngodly,  be  other  sprete  or  lyfe.  So.  Are 
then  the  wordes  rehearced  in  the  .vj.  chapter  of  Jhon^  of  one 
meanynge  with  Christis  sayinge  of  bred  and  wyne  ?  Fa.  There 
is  no  difference,  savynge  only  that  at  his  last  supper  the  lord 
gave  there  vnto  the  signe  or  token.  but  yet  is  the  meanynge 
one.  For  in  the  forsayde  place  the  lorde  sayde,  the  breade 
that  I  will  geve  is  my  flesshe  which  1  will  geve  for  tlie  life 
of  the  worlde,  whiche  silfe  same  thynge  he  also  dcclaicd  at 
his  last  supper,  sayinge.  take,  and  cate,  this  is  ma.  xwj. 
mv  boddy  which  for  you  shalbe  geven.  whiche  bothe  are  but 
one  maner  of  speakinge,  and  therfore  ought  after  one  Marti,  xüij. 
maner  tu  be  vnderstoude,  and  that  (as  apereth  in  the  Luc  xxij. 
.vj.  chapter  of  S.  Jhon.  aud  in  the  teuthe  eleventh  and  twelth ' 


twelfth. 


446  Wolf. 

chapters  of.  S.  Paul  in  tlie  [fol.  23*. J  fyrst  pystle  vnto 
the  Corrinthtans'  spretually  and  not  corporally  for  as  mosche^ 
as  Christ  is  gostly  fode  in  the  herte  which  cannot  be  gnawen 
with  teth  lyke  wother  materiall  meate.  So.  Ye^  but  these 
wordes  are  mervelouse  playne,  this  is  my  body,  and  ag-ayne 
this  is  my  bloudde.  Fa.  The  lordes  wordes  are  üght,  and 
lighten  the  vnderstondyng-e  of  the  simple,  directinge  theym 
all  wayes  to  belefe  and  love.  wher  vnto  all  prophecy  shulde 
ij.  Pet.j.  agre  and  be  proporcionable,  that  is  to  saye  all 
interpretacion  of  scripture.  For  yf  we  only  shulde  leane  vnto 
ma.  xxiij.  the  bare  wordes  therof ,  it  were  nether  lawfull  for 
Lnce  X.  me  to  Call  my  father ,  father,  nor  yet  to  grete  eny 
mat.  X.  manne  in  the  waye ,  not  to  weare  shewes  on  my  fete 
and  soche  wother  many  moo.  We  must  therfore  leane  vnto 
ij.  cor.  iij.  the  livynge  sprete,  and  not  vnto  the  ded  letter,  and 
marke  wele  in  oure  mynde  that  what  soever  the  lorde  other 
spake  or  did,  was  all  for  our  spretuall  comforte,  which  thynge 
only  dependeth  of  hym.  This  well  pondered,  we  canne  never 
gretly  swarve  from  the  trueth.  as  longe  as  we  declare  these  so 
playne  wordes,  with  soche  wother  lyke  maner  of  sentences, 
pertayninge  to  one  meanynge  of  the  sprete.  Wherfore  lett  vs 
evermore  with  an  evident  and  playne  sen-  [fol.  23''.]  tence, 
expowne  and  declare  another  which  is  dercker  and  herder. 
as  longe  as  they  pretende  but  one  thynge  or  meanynge.  and 
so  vnderstonde  all  thynges  after  the  mynde  and  meaninge  of 
the  Speaker  of  theym.  So.  What  frute  then  receavest  thou  by 
these  wordes?  Fa.  It  bryngeth  to  my  remembraunce  the 
mercifullnes  of  god  my  father,  graunted  and  geven  vnto  me, 
through  the  sacrifyce  made  of  Christis  boddy  and  bloudde  on 
the  Crosse,  for  oure  redempcion  once  for  ever.  which  thynge 
the  oftener  that  I  call  to  remembraunce  the  more  fervently  it 
is  by  these  wordes,  renewed,  quickened,  and  strengthed,  in  my 
herte,  Insomoche  that  I  suerly  beleve  and  knowe  that  Christ 
with  all  that  he  canne  do,  is  myne.  Not  that  he  therfore  shulde 
be  breade,  or  eis  hidden  other  vnter  brede  or  wyne.  but 
because  I  doute  not,  that  he  once  hath  soffered  death  for 
me.  whose  maner  was  ever  wonnt  to  declar  spretuall  thynges  by 

'   Corinthiann.         2  much. 


William  Roye's  Dialogue  between  a  Christian  Father  aml  liis  stubborn  Son.         447 

corporall  tockens  ordi-ynge  hym  silfe  all  ways  after  soche  a 
kinde  and  playne  wyse,  that  oure  dull  and  rüde  capacite  the 
better  therby  niyg-ht  feie  and  perceve  bis  niynde  and  joan.  xx. 
purpose.  as  aperetb  where  as  he  had  blowen  on  bis  disciples, 
he  sayde^  receave  ye  the  wholy  gost.  tbis  blowinge  was  not 
the  wh-  [24^.]  oly  gost.  Foi-  he  was  nether  therin,  nor  yet 
tbervnder.  but  yet  the  disciples  thorowe  their  beleve  receaved 
hym  inuisibly  into  their  hertes  even  as  we  do  christes  body 
vnder  the  signe  or  token  of  bred  and  wyne,  though  he  nether 
be  in  nor  yet  vnder  theyni.  Tbis  bred  entreth  into  the  body, 
but  the  bodd}-  of  Christ  thorowe  the  operacion  of  the  wholy 
gost,  commeth  by  the  worde  of  god  into  the  herte.  For  the 
ontwarde  worde  is  only  a  sounde  or  a  voyce,  betokenynge  that 
inwarde  worde  wherby  god  through  bis  sprete  speketh  in  the 
hertes  of  bis  belevynge  children.  were '  as  they  represent  vnto 
the  children  of  vnbelefe  but  a  voyd  thynge  or  a  vayne  voyce. 
These  sacrementes  and  signes  tberfor  betoken  the  body  of 
Christ  spretually  there  to  be  present,  whom  they  which  are 
grafte  in  belefe  only  receave  and  after  tbis  nianer  .loan.  vj. 
spretually  eatinge  hym,  they  live  evermore.  Son.  Ye  but  Paul 
saveth,  whosoever  shall  eate  of  this  bred,  and  drinke  tbis 
cuppe  vnworthly,  shalbe  giltly-  of  the  body  and  j.  Cor.  xj. 
bloudde  of  the  lorde.  and  howe  canne  he  be  gilty  of  that  thynge 
which  after  thy  savinge  is  not  theare  present?  Fa.  Take  never 
one  pece  of  scripture  here,  and  a  nother  gobbet  there.  but 
marke  well  what  precedeth,  and  what  foloweth,  and  thou  shalt 
perceve  that  [fol.  24''.]  Paul  calleth  theim  vnworthy  eaters,  which 
raisvsed  this  supper,  eatynge  and  drynkynge  dronken,  where  as 
wother  hongered  and  thirsted.  by  reason  Avhere  of,  the  charite, 
of  wother  which  were  called  brethren,  was  broken,  there  as  it 
shulde  have  bene  vndefiled.  because  that  the  lordes  breade 
which  they  thus  ought  to  have  broken  in  fervent  love  and 
charite  wone  with  another,  for  a  remembraunce  of  j.  cor.  xij. 
the  incompai-able  love  of  Christis  death  and  passion,  wherewith 
they  were  vnyed  and  knet  together ,  was  after  this  wyse 
institute  and  vsed  to  be  devided  and  receaved,  but  for  a  witnes 
or  testiraoniall,  as  they  did  eate  of  one  breade,    even  so  to  be 

'  where.         2  guihy. 


448  w.if. 

all  members  of  one  boddy.  But  paule  evidently  enformed  of 
tbe  contrarj  amonge  the  Corrinthians  (whome  he  calleth  slowe 
j.  Co.  xj.  beilies,  and  sekers  alonly  of  theym  selves  in  all 
Phiii.  üj.  ydelnes  and  superfluite,  after  the  maner  of  oure  newe 
g'oddes  nowe  a  daies,  which  with  their  faulee  interpretacion  of 
these  forsayde  Christis  wordes,  so  blynde  mennes  soules,  and 
derken  their  vnderstondynge,  that  therby  they  have  so  g-otten 
their  heddes  vnder  their  girdles,  that  they  suppose  theym 
selves  nether  to  have  eyes  to  se,  eares  to  heare,  nor  tonges  to 
speke.  But  even  as  they  saye  so  miist  they  do.  [fol.  25".]  as 
they  Orden,  that  must  they  afferme  to  be  goode.  and  that  they 
do,  that  are  they  constrayned  to  alowe.  Insomoche  that  the 
silly  soules  are  nowe  brought  into  soche  a  belefe,  that  they 
suppose  the  prestes  to  have  thorowe  these  wordes  power  to 
make  their  lorde  of  a  pece  of  breade.  And  that  it  is  sufficient 
for  the  clensynge  of  their  consciences,  yf  a  mortall  man,  be  he 
never  so  vngodly  wicked  or  vnrightous,  once  a  daye  eate  this 
faulee  ydole  and  fayned  god,  ymagened  of  breade.  Wherby 
they  are  brought  into  all  thrauldom,  aduersite,  and  captivite, 
Insomoche  that  yf  a  pover  manne,  or  womanne,  have  for  theym 
and  their  children  but  one  loafe  of  brede,  or  one  chese,  soche 
a  pilled  marchaunt,  which  at  home  liveth  in  all  aboundaunce 
and  ydleness,  must  have  it  at  his  pleasure  and  commaundement 
agaynst  all  charite,  and  concorde  of  love)  for  their  breakynge 
of  this  godly  Institution  of  love  nameth  theym  vnthworthy ' 
eathers  and  drynkers  of  the  lordis  supper,  and  gilty  of  the 
boddy  and  bloudde  of  Christ.  So.  Ys  not  the  breade  then 
which  we  breake  part  takynge  of  Christis  boddy?  Fa.  Yes. 
So.  Howe  canne  that  bc  exceptc  we  eate  eache  one  of  it? 
j.  Cor.  ix.  Fath.  Marke  welo  what  paul  sayeth  in  another  [fol.  25''.] 
j.  Cor.  X  place  also.  Are  not  they  whiche  eate  of  tho  sacrifice 
parte  takei-s  of  the  auiter?  Yet  is  there  none  of  theym,  that 
corporally  do  eate  in  the  sacryfice  eny  gobbet  of  the  auiter. 
But  they  are  parte  takers  of  the  auter  whiche  belonge  vnto 
the  exteriall  offeryngr"^  or  sacrifice  there  of.  Even  so  are  they 
part  takers  of  the  boddy  of  Christ  which  eate  of  one  breade 
together  in  the  unite  and  love  lefte  vnto  theym  by  Christ,  and 
mat.  xiij.      ars  counted,  and  iudged   to    be    of  one    Company  and 

'   unworthy.  -  oß'en/ng6. 


William  Roye's  Dialogue  between  a  Christian  Fa'tlier  and  his  stutborn  Son.         449 

churche,  whether  they  be  goode  or  ev[i]le  vntill  the  tyme  of 
harvest  come.  After  the  same  manner  they  are  parte  takers  of 
devils  which  eate  of  thyng-es  ofFered  vnto  ydols,  and  j.  cor.  i. 
yett  eate  they  no  devils.  Therfore  dere  sonne  se  thou  strengthe 
thy  faythe  with  a  continuall  remembraunce  of  Christis  passion. 
And  stryve  with  no  manne  dispiitynge  of  eny  soche  matters. 
For  the  congregacion  of  Chi-isten  men  are  not  wont  j.  co.  xj. 
to  vse  soche  vayne  disputacions.  But  vnto  theym,  whome  thou 
seest  diligently  enquyre  for  the  knoweledge,  of  the  trueth,  geve 
a  swete  and  lovely  answer  of  thy  belefe.  And  loke  j.  Pet.  üj. 
that  thou  diligently  evermore  laboure  to  seke  Christ,  wheare 
as  he  sitteth  on  the  ryght  honde  of  godde  his  father.  ma.  xxvj. 
That  is  in  a  spretuall,  and  in  an  incomprehensi-  Luc.  ixij. 
[fol.  20".]  ble  beynge  and  power  of  god  the  father.  Which 
through  his  sprete  continually  is  in  vs,  workinge  in  oure  hert 
hate  agaynst  evill,  and  desyre  and  love  towardes  goodenes. 
Sonne.  Gode  geve  me  grace  so  forto  do.  and  accordynge  to 
thy  doctryne ,  I  will  vse  bothe  sacrementes  and  also  their 
sacrementall  tokens.  For  nowe  am  I  well  assuered,  that  there 
is  non  exteriall  thynge  of  eny  effeete  where  as  the  sprete 
inwardly  worketh  nott  in  the  hert.  I  require  the  furthermore, 
what  thynkest  thou,  when  thou  remembrest  that  Christ  shall 
come  to  geve  iudgement?  Fath.  Truly  that  at  that  daye  angels, 
mcn  and  devles,  muste  apere  before  the  trone  of  the  maieste 
of  the  sonne  of  God  JE8VS  Christ,  vnto  whom  is  reserved 
all  power  and  iudgement  wherwith  in  that  howre  he  shall  (in 
the  twjTicklynge  of  an  eye)  condempne  bothe  bodyes  Mat.  xxvüj. 
and  also  soulles  of  theym  whiche  here  in  this  lyfe  Luc.  xxj. 
have  not  had  a  trewe  belefe,  and  frutes  there  vnto  agreable, 
to  fyre  everlastynge,  and  contrary  wyse  admitt  the  joan.  v. 
children  of  belefe  to  ioye  eternall.  Wherfor  in  the  meane  whyle 
I  ought  to  praye  withoute  ceasynge  vnto  my  lorde  Christ, 
that  it  maye  please  his  bounteous  goodnes  to  admitt  mat.  xxv. 

me  vnto  the  nombre  of  his  chosen,  [fol.  26''.]  and  to  present  me 
vnto  his  father,  perfect  and  withouten  spott,  praye  for  me, 
and  to  renewe  me  in  tlie  sprete  accordynge  to  the  Ephe.  üj. 
newe  manne  which  after  a  godly  wyse  is  shapen,  in  riglitousnes 
and  trewe  holines.  For  with  oute  his  ayde,  I  lose  Ma.  ixv. 
bothe    oyle    and    laboure.     and  for   this   cause  I  crye  vnto  god 


450  Wolf. 

almig'hty  for  grace  and  marcy'  in  liis  sonnes  name.  So.  What 
lüloweth  in  thy  belefe?  Fa.  I  beleve  also  in  tlie  holy  goost. 
So.  What  is  tliat  to  saye?  Fa.  That  it  is  vnpossible  for  me 
tliorowe  rayne  owne  workes  to  obtayne  other  Christ  or  his 
promeses.  For  the  naturall  manne  perceaveth  not  the  thynges 
j.  Co.  ij.  of  the  sprete  of  god.  Wherfore  the  father  pulleth 
and  calleth  me  vnto  hyme  thorowe  his  sprete.  which  in  Christ 
Joa.  xvj.  quickeneth,  and  maketh  me  bothe  holy  and  spretuall,  and 
teaeheth  me  all  thynges.  Insomoche  that  of  my  silfe,  I  wote  neare 
howe  nor  what  I  shulde  praye.  He  prayeth  for  me,  reneweth  me, 
leadeth  and  compelleth  me  wother  wyse  to  do,  then  my  flesshely 
mynde  or  desyre  inclyneth  me  vnto.  He  assuereth  me  of  mercy, 
and  sealeth  me  vnto  the  daye  of  deliveraunce.  This  article  putteth 
backe  all  falce  hope  and  trust  in  my  silfe,  and  of  myne  owne 
workes.  Which  are  evermore  evill,  and  withouten  sprete.  [fol.  27*.] 
And  therfore  beleve  I  in  the  holy  goost,  and  not  in  myne 
owne  myght  aund  possibilite.  So.  What  distinction  makest 
thou  in  the  godhed?  that  is,  bitwene  the  fathei",  sonne,  and 
holy  goost?  Fa.  God,  his  worde,  and  his  sprete,  are  but  one. 
Deu.  vj.  and  thus  to  beleve  is  sufficient,  withouten  eny  further 
enquyrannce.  for  the  searcher  of  the  raaieste  of  god,  shalbe 
overthrowne  from  glory.  It  is  sufficient  for  me  that  I  knowe 
that  my  lorde  god  is  one  god.  and  that  he  through  his  eternall 
worde,  which  was  with  hym  in  the  begynnynge  made  all 
Jüan.  j.  thynges.  and  with  his  sprete  continueth  in  all  creatures, 
ordereth  and  preserveth  theym  in  their  beinge.  And  that  his 
sprete  power,  and  gyfte  is  in  vs,  which  stereth  the  belevers, 
awaketh,  dryveth,  and  leadeth  theym  agaynst  all  flesshely  lustes 
and  desyres.  Wherfore  he  that  nether  feleth  nor  beleveth  this 
sprete  in  his  herte,  surely  hath  but  a  ded  belefe,  which  alonly 
clyncketh  on  the  tippe  of  his  tonge,  beynge  not  roted  in  his 
herte.  For  he  verely  beleveth  in  the  holy  goost  which  knoweth 
that  fayth,  hoape,  and  charite,  are  the  gyftes  of  god,  and  that 
above  the  natui-e  and  capacite  of  manne.  I  furthermore  beleve 
in  an  wholy  chiisten  churche.  So.  What  inaner  a  chui'che  is 
this?  [fol.  27''.]  Fath.  It  is  a  Company  gaddered  or  assembled 
together    of    true    and    faythfuU     Christen     people.     which    as 


lercr/. 


William  Roye's  Dialogue  between  a  christiau  Father  and  his  stubborii  Son.         451 

members  of  one  body  (by  the  operacion  of  the  wlioly  gost) 
are  fastened  in  one  hed  Christ  Jesus  tlieir  lorde.  of  wliom 
they  receave  the  moysteoure  of  belefe  and  goode  workes  which 
causeth  theym  exterially  to  vse  the  werde  of  god,  bis  baptem, 
and  his  last  supper,  as  tokens  materiall  of  thynges  most  godly 
and  spretualh  Which  churche  generally  taken,  comprchendcth 
nott  ouly  those  w^hiche  nowe  lyve  and  beleve,  with  them  which 
here  after  shall  beleve.  but  also  as  many  as  are  departed  oute 
of  this  lyfe,  and  rest  in  the  fayth  of  Abraham,  of  the  which 
whole  nombre  Christ  is  hed.  That  is  to  saye,  of  the  Coio.  j. 
whole  body  of  his  churche  made,  bilt,  and  edyfied,  of  belevers. 
whome  Paul  diligently  exhorteth  to  kepe  the  unite  of  the 
sprete  in  the  bonde  of  peace.  and  to  be  one  body,  Eph.  üij. 
and  one  sprete,  even  as  they  are  called  in  one  hoape  of  their 
vocation  sayinge  moreover  vnto  theym,  let  there  be  but  one 
lorde,  one  faythe,  one  baptein,  one  god  and  father  of  all. 
which  is  above  all,  thorowe  all,  and  in  vs  all.  To  whome  be 
glory  for  ever  moare  amen.  Son.  Thou  saydst  before  that  no 
manne  shulde  praye  to  sainctes.  and  [fol.  28\]  here  thou 
sayest  that  they  are  of  the  Company  of  this  Christen  churche. 
Wherfore  doutlesse  they  praye  for  vs,  and  healpe  vs  weake 
members,  with  their  continuall  intercession  to  god.  Fa.  With 
outen  fayle,  they  nowe  livynge  in  god,  affectoussly '  desyre  the 
welth  and  saluacion  of  all  goddis  choserv  yet  have  I  no 
commaundment  of  god  eny  soche  intercession  to  desyre.  But 
he  sheweth  to  me  through  his  godly  werde  everywhere,  iiat.  xj. 
that  my  heulth  and  conforte  stondeth  in  the  praier  and 
intercession  of  oure  onlv  mediatour  (Jhrist  Jesus.  So.  Wherfore 
desyred  Paul  then  the  prayers  of  theim  which  wer  alive?  Fa. 
That  through  many,  the  glory  of  god  myght  be  forthered.  the 
ded,  we  shulde  committ  to  god,  in  whom  they  rest.  So.  Go 
to  then.  Yf  Christ  be  the  hed  of  this  (Uiurche,  his  churche 
must  be  inuisible,  as  he  is  in  a  celestiall  and  spretuall  beynge, 
vnpossible  to  be  aprehended  or  sene  with  eny  corporall  eyes. 
Fa.  Even  so  is  it  and  therfore  belefe  I  the  wholy  Christen 
churche.     So.    Forwhat    cause    callest    thou  (Jhrist  an  k...  xij. 

hed?     Fa.  Because  that  as  by  the  reason  of  the  hedd     j.  cor.  xij. 


afffxtiioutily. 


452  '  Wolf. 

Epii.  iiij.  all  goodnes  commeth  vnto  the  boddy,  even  so  by  hym, 
bis  members  receave  of  god  almyg-bty  mercy,  and  also  the  holy 
gost  tu  governe  and  to  worcke  in  theyra  all  that  go-  [fol.  28\] 
ode  is.  So.  Wheare  is  this  churche  ?  here  at  Rome^  or  at  Con- 
stantinoble?  Fa.  There  as  are  Christen  belevers.  though  that 
the  daye  of  manne  no  where  canne  shewe  it  for  a  certainte, 
yet  must  we  beleve  this  churche  to  be  in  dede.  for  as  niany 
as  beleve,  and  hertely  desyre  godlines,  are  members  there 
of.  And  therfore  can  she  not  be  subdewed  to  no  power 
temporall.  But  god  the  father  hath  ordened  eure  lorde  Jesus 
Christ  only  to  be  her  hed,  ruler,  and  Kynge.  So.  Are  synners 
also  of  this  churche?  Fa.  Ye  some  of  theym.  namely  that  are 
called  with  an  holy  callinge.  not  after  their  dedes.  But  for 
ij.  Tim.  j.  the  purpose  and  grace  of  hym  that  called  theym.  which 
grace  was  geven  vnto  theym  thorowe  Christ  Jesus  before  the 
worlde  Was. '  Soche  pertayne  vnto  the  body  of  Christis  churche. 
Noman  can  pull  theym  from.  hym  for  his  hevenly  father  which 
hath  geven  theym  vnto  hym  is  above  all.  and  hath  predestinate 
Joa.  xvj.  theym  to  be  his  heyres,  accordinge  to  his  owne  purpose, 
whiche  worketh  all  thynges  after  his  owne  will,  tbat  they  shulde 
Ephe.  j.  be  vnto  the  prayse  of  his  glory,  which  before  hoaped  in 
Apo.  vij.  xij.  xxij.  Christ,  wherby  they  were  clensed  in  the  bloude 
of  the  lambe.  But  as  many  as  are  not  chosen  before,  and  called 
thervnto,  shy-  [fol.  29^]  ne  they  never  so  fayre  outwardly, 
and  be  they  never  so  grett  in  reputacion  of  menne,  yet  are 
they  in  no  Avyse  of  the  Christen  Company,  but  remayne  of 
theym,  of  whome  sainct  Jhon  speaketh  saynge,  there  are  many 
^  j.  Joau  ij.  antichristes  (that  is  to  saye  falce  Christen  men)  which 
are  departed  from  vs  but  they  were  not  of  vs.  For  yf  they 
had  bene  of  vS;,  they  wolde  no  doute  have  continewed  w^ith 
vs.  But  Faul  beynge  assuered  to  be  one  of  this  boddy  and 
Ro.  viij.  churche,  sayde  with  grett  ioye.  There  is  nether  tribulacion 
nor  angw^sshe,  persecution  nor  hongre,  nakednes,  ieopardy  nor 
yet  swcarde,  -  that  shalbe  able  to  parte  vs  from  goddis  love. 
ye  I  am  sure  that  nether  death  nor  lifo,  angell,  rule  nor  power, 
nether  eny  wother  creature  shalbe  able  to  departe  vs  from 
goddis  love  which  is  in  Christ  Jesu  oure  lorde.    So.  This   can 


William  Roye's   Dialogue  betweeii  a  Christian  Fatlier  and  liis  stubborn  Son.        453 

I  well  perceave.  for  Christ  and  his  body  is  one  tliynge  \Yherin 
yf  one  once  be  grafted,  in  tyme  requyred  he  bringeth  forthe 
the  frute  there  of.  wheare  none  hypocrysy,  nor  ontwarde 
dissiraulacion  can  healpe.  So.  What  is  the  power  and  ma.  xxüj. 
authorite  of  this  churche?  Fa.  Paul  declareth  saynge.  The 
lorde  hath  geven  me  power  to  edyfy,  and  not  to  ij.  co.  xüj. 
destroye.  which  thynge  perteyneth  to  eache  one  of  the  mem- 
[fol.  29''.]  bers  of  this  boddy,  seynge  that  all  thynges  ought  to 
be  done  for  the  edificacion  of  the  congr[eg]acion,  and  not  to 
the  destruccion.  vnto  the  which  entent  all  spretuall  gyftes 
lykwyse  shulde  be  vsed  and  ministred  amonge  theym.  j.  co.  xij. 
Son.  Have  they  whom  menne  call  lordes  of  the  spretualte  non 
wother  power?  Fa.  Judge  in  thyne  herte  whether  they  be 
members  of  this  body  or  not.  Yf  they  were,  they  shulde  also 
be  ministers  of  the  congregacion,  and  fulfill  the  office  of  a 
trewe  shephearde.  and  nether  soifre  theym  selves  to  be  called 
lordes  or  masters.  nor  yet  their  shepe  to  be  devowered  of 
wolveSj  but  rather  after  Christis  example  put  their  owne  j.  cor.  üj. 
bodies  in  ieoperdy  for  theym.  Son.  They  make  men  sore  astnnnyed 
with  theyr  coursse  and  excommunicacion.  Fa.  The  excom- 
municacion  of  Christis  congregacion,  is  an  acte  of  gret  charite, 
and  brotherly  love.  Wherby  wother  shulde  refrayne  joau.  x. 
theym  silves  from  the  life  and  learnynge  of  hym  which  is 
acoursed  or  excommunicate.  ordened  to  the  entent  that  therby 
the  wicked  myght  the  better  come  to  the  knowledge  of  hym 
sylfe.  and  at  the  last  confounded  and  asharaed  of  his  owne 
ofFence  and  misdede  before  his  brethren,  confesse  hym  silfe 
to  be  as  an  infecte  and  rotten  mem-  [t'ol.  ,'30'.]  bre,  worthy  to 
be  reiecte  from  the  whole  bodv.  and  so  with  amendment  desire 
helpe  and  foryeveues  of  Christ  and  his  lioly  Company.  So.  Is 
thio  excommunicacion  nedfull  vnto  the  churche  of  Christ? 
Fa.  Ye  surely,  that  Christen  men  cannot  be  without  it.  For 
herby  prove  they  all  thynges,  and  kepe  that  gode  is,  and 
beleve  not  every  sprete,  but  prove  theym  whether  they  are  off 
god  or  nott.  And  herby  syngulerly  beware  of  faulce  j.  cor.  v. 
learnynges.  and  so  exchewe  all  faulce  and  disceatfuU  delusions 
of  the  wicked.  So.  The  right  coursse  or  excommunicacion  as 
they  saye  cannot  be,  except  it  be  declared  in  the  polpet. 
Fa.  Loke  howe  moche  the  more  a  manne  perceaveth     j.  t^sa.  v. 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.    Cl    I.XXVl.  Bd.  UT.  Hft  30 


454  Wolf. 

j.  Jo.  inj.  another  to  synne,  or  to  do  a^aynst  fayth  and  charite, 
mat.  vj.  so  moche  the  more  he  must  consyder  that  he  is 
Titum.  iij.  acoursed  of  god ,  and  the  diligentlyer  ought  he  to 
j.  Cor.  V.  exchewe  and  flye  his  Company.  Excepte  that  for  the 
Ephe.  vj.  amendment  of  hym  which  hath  offended,  his  Company 
j.  Tes.  iij.  were  nedfull,  and  no  manne  therby  ofFended.  But  be 
ij.  Ti.  iij.  cause  every  man  of  the  cong-reg'acion  hath  not  the  gyft 
to  iudge  spretes,  I  holde  hym  for  an  hethen,  and  acoursed, 
which  hereth  not  the  admonicion  of  the  churche.  and  that 
withdraweth  not  hyme  silfe  from  all  soche,  lest  he  geve  vnto 
Tit.  iij.  his  owne  frailnes  an  occasion  [fol.  SO*".]  to  faule.  For  of 
god  are  acoursed  and  excommunicate,  all  covetous  people, 
j.  Co.  V.  whormongers,  dronkardes,  and  all  soche  as  name  theym 
selves  Christen,  and  by  the  reason  of  their  mischevous  livynge 
cause  the  name  of  god,  and  his  glorious  gospell  evill  to  be 
spoken  of.  and  for  tliis  cause  ought  I  to  seperate  n)y  silfe 
from  theym.  lett  wother  in  the  meane  whyle  iudge  theym 
acordynge  to  merci.  flye ,  or  soffre  theym.  For  he  withouten 
j.  Jo.  iij.  fayle  which  denyeth  that  Christ  is  come  in  the  flessh, 
or  eis  he  (what  ever  he  be)  that  through  the  workes  of  derckenes 
is  a  stomblynge  blocke  to  the  whole  Company,  openly  (of  whose 
amendment  yf  their  '  be  no  hoape)  before  theym  all  ought  to 
be  excommunicate,  that  is  to  saye  expulsed  out  of  the  con- 
gregacion.  wherin  we  ought  to  take  goode  hede,  that  we  do  it 
of  pure  love  withouten  malice  and  that  we  pubblisshe  not  oure 
brothers  vnknowne  defaultes  to  his  defamacion  vndiscretly. 
lest  we  begynne  a  newe  tyranny,  pharisaicall  hipocrysy,  or 
discorde  vnder  the  coloure  of  excommunicacion.  for  then  shulde 
it  prepare  a  redy  waye  to  destroye  bothe  the  gospell  and  also 
all  Christen  liberte.  Wherfore  Paul  almost  every  wheare  teacho^th 
Rom  xvj.  vs  to  flye  falce  doctrynes,  and  bryngers  vp  of  newe 
j.  Ti.  iiij.  sectcs  folo-  [fol.  31".]  winge  Christ  his  master,  which 
in  the  xviij.  c.  of.  S.  Mathew,  enformeth  the  members  of  his 
churche  after  what  maner  they  shulde  behave  theym  selves 
Avith  soch<\  concludynge,  that  yf  there  be  amonge  theym  eny 
that  will  not  heare  the  rigiit  admonicion  of  the  congregacion, 
he  which  knoweth  it,  ought  to  take  hym  as  au  hethen,  and  as 


1   tlipre.. 


William  Roye's  Dialoijue  betwoon  a  cliriBtian  Fatlipr  aiul  Ins  stubborn  Son.  4i)0 

a  pulilican.  and  thertore  Clirist  sayth,  let  hym  be  vnto  ma.  xvüj 
the  as  an  open  synner.  He  sayth  not,  vnto  tlie  hole  chiirche. 
Flye  thou  hym  with  compassion,  and  lett  the  eongregacion  do 
tliat  thynge  whiche  accordynge  to  love  and  charite,  is  con- 
formable  vnto  tlie  doctrjn  of  their  hed.  Son.  Byndeth  this 
coursse  the  soule  also  ?  Fa.  Yt  is  not  ordened  to  destroy,  but 
rather  to  edify  the  cong-regacion  with  all.  iSo.  Wherefore  then 
sayth  the  lorde,  what  soever  ye  bynde  on  erthe,  it  shalbe  bounde  in 
heven?  Fa.  The  power  of  byndynge,  in  christis  churche  ma.  xvüj. 
or  congregacion,  is  alonly  with  the  word  of  god,  declared  in  the 
lawe  and  pophettes  '  (which  is  the  kayes  of  the  kyngdom  of 
god,  to  shitt  and  to  open  with  all)  maiiyfestly  to  pupblisshe 
and  shewe  a  synner,  yf  he  repent  and  beleve  the  promeses  of 
god  through  Christ  and  his  gospell,  to  be  delivered  from  the 
coursse  of  the  lawe,  and  consequent-  [fol.  31"'.]  ly  to  be  losed 
out  of  the  bondes  of  death  and  captiuite  of  hell.  Contrary 
wyse,  yf  he  go  aboute  to  iustify  hym  silfe,  and  to  repute  euy 
creature  nedfull,  or  of  more  value,  for  his  sahiacion,  then  is 
tlie  bloudde  of  Christ,  with  this  goddis  worde  strayghtly,  to 
condempne  and  declare  hym  to  be  the  chylde  of  dampnacion,  and 
presoner  of  hell.  F'or  by  this  meanes  is  a  manne,  knowne  other 
to  1)0  of  Christis  menbers,  and  parte  taker  of  his  kyngdom  or 
not.  Son.  I  perceave  nowe  that  for  this  intent  Paul  j.  Cor.  v. 
openl}^  did  exeommunicate  hym  which  amonge  the  Corrinthians 
kepte  his  mother  elawe-.  Fa.  He  which  openly  synneth,  openly 
ought  to  be  corrected.  Ye  and  yf  he  will  not  mekly  soffre  their 
correccion  beforo  all  men  to  be  declared  as  an  infect  schepe 
and  rotten  member,  with  this  coursse  worthy  to  be  cutt  from 
the  boddy  of  Christen  luen.  after  that  (as  longe  as  he  con- 
tinueth  in  his  maliciousnes)  never  to  eate  of  the  lordes  bred, 
nor  yet  to  drinke  of  his  cuppe  with  the  congregacion.  Notwith 
stondinge  where  as  he  schulde  nede  ayde  or  socoure,  in  eny 
thinge  concerninge  neghbourhode,  we  are  bonnde  by  the  com- 
maundemcnt  of  charite  to  do  oure  best  for  liyiii.  and  by  all 
meanes  possible  to  seke  howe  to  wynne  hym  agayne.  So.  Christen 
men  [fol.  o"i".|  then  of  duty  are  bownde  to  warne  and  admo- 
nisshe  one  another,   and  to  flye  theym  whiche  are  sclaunderous 


prophetes.  -  mnt.her  en  Inwe  =  .stepniother,  Stiefmutter. 

30* 


450  Wolf 

vnto  the  name  of  Christ,  as  farre  fortli  as  they  know  it,  and 
thinke  it  for  the  amendment  of  hym  which  is  faulen.  But  nowe 
I  wolde  thou  declai'edst  to  me,  what  profite  these  outwarde 
signes,  which  menn  call  sacramentall,  bringe  to  the  congrega- 
cion,  seinge  that  it  only  consisteth  in  Christ,  and  is  fre  from  all 
outwarde  dementes  of  this  worlde.  Fa.  Christen  men  vse  j.heym 
as  they  are  in  dede,  for  tokens  of  spretuall  thynges,  and  that 
to  forther  dedes  of  love  and  charite  bitwene  theym  selves,  and 
vnto  all  men.  And  be  cause  they  knowe  that  they  live  only  by 
faytlie,  they  fyrst  vse  the  signe  or  tokeu  thereof,  that  is  to 
saye  baptem,  for  the  augmentacion  and  eucreace  ther  of.  As 
thus.  Loke  even  as  one  which  of  a  gret  manne  is  receaved 
vnto  his  Service,  as  yet  is  not  knowne  uor  declared  vnto  wother 
of  that  mans  housholde  to  be  one  of  their  Company  or  felis- 
shippe  tili  that  he  have  on  his  badge  or  liverey.  Even  so 
though  that  a  man  be  of  the  sed  of  abraam,  and  honsse  of 
Israel,  borne  of  Christen  father  an[d]  mother,  yet  is  he  not 
mauifestly  declared  to  be  of  Christis  housse  and  congregacion 
tili  that  he  openly  be  clothed  with  the  garment  of  baptem, 
which  is  nothynge  but  [fol.  32^.]  a  signe  or  token  declarynge 
hym  to  be  of  christis  flocke  and  nombre,  makynge  hym  before 
god,  nether  better  nor  worsse.  but  betokeneth  the  baptem  of 
Christ,  which  in  the  sprete  and  fire  purifieth  mans  conscience 
from  synne,  and  geveth  trewe  rightousnes  to  as  many  as  tho- 
rowe  this  baptem  exteriall  have  put  on  the  lorde  Jesus  Christ 
spretually.  For  it  is  the  maner  of  wholy  scripture  commenly 
to  take  signes  and  figures  for  thynges  by  theym  represented. 
Titum.  iij.  as  the  baptem  of  water ,  for  Christis  baptem.  And 
therefore  Paul  nameth  it  a  bathe  of  the  newe  byrth,  and  a 
puttynge  on  of  Christ.  Son.  What  are  they  which  shulde  be 
baptised?  Fa.  All  they  whome  by  the  rule  of  charite  (which 
beleveth  and  hopeth  all  thynges  vntill  that  the  contrary  many- 
festly  apere)  we  maye  suppose  to  partayne  vnto  the  promeses 
of  the  lorde.  For  whomsoever  god  accordynge  to  the  porpose 
of  his  eleccion  witteth  save  to  ascrybe  vnto  the  flocke  of  his 
electe,  hym  ought  we  with  this  signe  of  baptem  to  knowledge 
for  eure  brother,  and  felowe  of  one  vocacion.  So.  But  howe 
Mat.  vij.  canne  manne  knowe  whether  he  be  elect  of  god  or  no? 
Fa.  Surely  by  the  frutes  of  his  herte  and  specially  yf  they  be 


William  Eoye's  Dialogue  betweeu  a  Christian  Father  and  his  etiibborn  Son.  457 

grownded  in  brorherly  i  love  and  charite,  as  Chr-  [fol.  33'.]  ist 
sayth  hym  silfe  in  the  xiij.  c.  of.  S.  Jhon.  Sonne.  What  hoape 
hast  thou  then  of  litell  babes,  which  nether  are  able  to  confesse 
their  belet'e,  nor  yett  to  brynge  forthe  the  tViites  of  love?  are 
they  belong-ynge  to  this  churche,  and  pertaynynge  to  the  pro- 
mes  of  mercy,  or  notV  Fa.  Loke  as  Abraams  childien  were 
not  excluded  froin  the  comnaiint  -  made  bitwene  hym  and  the 
sed  of  Israhel,  no  more  are  oui-e  children,  beynge  in  Gen.  xvij. 
dedde  the  true  posterite  of  Abraham  (havynge  also  vnto  thejTn 
specially  the  promeses  of  mercy  promesed)  excluded  Rom.  ix. 
froni  it.  wherfore  we  beleue  theym  to  be  members  of  Christis 
body,  vntil  that  they  come  to  age  and  shewe  the  con-  Joan  j. 
trary  in  their  livynge.  and  declare  by  the  workes  of  derckues 
theym  selfes  to  flye,  aud  to  hate  the  lyght.  For  this  cause 
Christ  wolde  and  commaunded  children  to  be  brought  vnto  h-ym, 
blyssed  theym,  and  sayde,  vnto  soche  belongeth  the  kyngdom 
of  heven.  Oure  baptem  is  no  better  then  Christis  blissynge. 
For  as  moche  then  as  Christ  declared  theim  (thus  dojTige)  to 
be  parte  takers  of  his  fathers  promes,  we  also  ought  ta  •'  hoape 
that  the  kyngdom  of  heven  belongeth  vnto  theym.  Wherefore 
we  receave  theym  unto  the  congregacion  of  Christis  churche 
with  this  out-  [fol.  33''.]  warde  token  of  baptem.  Lyke  exo.  süj. 
as  oure  forfathers  did  their  children  with  their  circumcision  in 
the  lawe.  So.  I  wolde  gladly  heare  one  precepte  or  commaund- 
ment  geven  in  scripture,  that  we  shulde  baptyse  theym,  as  the 
lawe  compelleth  to  circumcyse  mens  children  the  eyght  Ex.  xxij. 
daye  of  their  birthe.  Fa.  We  have  nowe  obtayned  the  daye 
sprynge,  delivered  by  christ  oute  pf  ^  the  cloud  (wherein  they 
wandred  blyn[d]folded  with  the  vayle  of  the  lawe  j.  Cor.  i. 
and  ceremoniesj  and  walk  in  the  cleare  lyght  of  the  newe 
lawe,  that  is  to  saye  the  bonde  of  love,  which  is  in  the  herte, 
and  consisteth  in  none  outwarde  ceremony.  wherefore  we  have 
no  nother  commaundement  geven  vnto  vs,  savynge  alonly  this 
which  directeth  every  member  of  Christis  boddy  in  this  con- 
gregacion to  do  all  thynges  to  the  honoure  of  god  for  the  well 
and  proffet  of  oure  neghboure,  and  that  wyth  a  good  mynde, 
and  a  fervent  love,  where  as  oure  fore  fathers  did  all  thynges 

1  hrother-ly,         -  comnant.    Siehe  Anm.    zu  Bl.  -'1».  S.  444.         3  fo.  *  of. 


458  Wulf. 

by  constraynte  and  y[r]eveous  compulsiun  vuder  a  shaddowe. 
j.  Cor.  X.  For  the  cuinmauudment  uf  love  sett  a  syde,  all  thynges 
are  fre  for  vs,  and  we  bowndu  vutu  nothyuge.  Soune.  Why, 
doth  iiöt  the  lorde  Cüinniaunde  bapteni,  wlien  he  sayth  Go  and 
mat.  ui.  teaclie  all  nacions  batpisynge  '  the^mi  in  the  na- 
[t"ol.  34'.]  me  of  the  father,  and  the  sonne,  and  the  holy  gooste? 
Father.  Yf  thou  well  vnderstonde  what  betöre  is  rehearsed, 
thou  shalt  evidently  se  by  this  texte,  at'ter  what  manner  he 
taught  his  diseiples  to  bringe  theym  which  laye  in  darckenes 
into  the  light  uf  trueth  and  after  tliey  ouee  hadde  knoweledge 
thej-e  of,  by  this  baptem  to  adniitt  theym  vnto  the  Company 
of  Christis  housholde,  and  so  openly  declare  theym  to  be  losed 
from  the  bondes  of  derckenes,  and  to  be  grafted  in  the  light 
Kom.  ix.  of  the  gospell  of  god.  Wherefore  they  after  this 
maner  toke  the  gentyles  for  Israel  as  wele  as  the  Jewes.  There- 
fore  he  nether  here  with  forbod,  nor  yet  commaunded  baptem. 
but  with  foawe  wordes  declared,  howe  they  shulde  begynne  to 
prcaehe  the  worde  of  god  amonge  the  hethen.  Son.  I  se  well 
then  that  this  is  the  maner  whiche  Christ  wolde  that  his  dis- 
eiples, and  all  wother  shulde  have  where  as  they  declare  the 
glad  tydynges  of  Christis  bloudde.  For  no  manne  wolde  sofFre 
hym  silfe  and  his  children  to  be  baptised  in  Christis  name, 
excepte  he  fyrst  wist  what  Christ  were.  Wherfore  preachynge 
necessarily  muste  precede.  But  what  sayst  thou  vnto  eure  bap- 
tem^ which  of  so  longe  a  season  [tjhus  hathe  bene  kepte  after 
one  fassiou,  and  [fol.  34'.]  maner?  Fa.  Many  thynges  in  the 
begynnynge  of  Christis  churchc  were  vsed  and  observed,  which 
we  are  nothynge  bownde  to  kepe,  as  pertaynynge  to  outwarde 
thynges,  which  we  ought  to  committ  vnto  the  arbitrement  of 
charite,  which  iudgeth  and  commaundeth  not  only  thynges  neces- 
sary  to  be  done,  but  also  ordeneth  a  tyme  wherin  all  thynges 
j.  Cor.  X.  to  eure  neghbours  comforte  shulde  be  other  observed 
or  eis  ministred.  which  wother  wyse  cannot  bynde  vs.  So.  What 
provayleth  baptem  vnto  babes?  Fa.  It  bryngeth  to  oure  re- 
membraunce  the  promeses  of  the  grett  goodnes  and  mercy  of 
god.  wherby  he  declareth  him  silfe  to  be  oure  mercifull  father. 
And  for  this  cause  are  the  children  committed  vnto  their  eiders, 

'  Ijaplist/nye, 


William  Royo's  Dialoguü  betweeu  a  christuu  F.itUer  aml  his  stubboru  Soii.  459 

jind  ohurclie.  wliicbe  uro  buwuudo  tu  uorisslie  aud  brynge  theyia 
vp,  as  iiienibres  consecrate  only  vntu  the  gloiy  of  gud.  wherby 
die  childicn  shall  have  grett  occasion  to  live  honcstlj  aud  iu 
the  feare  of  god,  and  eiders  obcdieuce.  For  once  perceav^-nge 
theym  selves  tlirough  the  tender  luercy  of  Christ  to  be  pukle  out 
of  the  wilde  olyve  tre,  and  to  be  grast '  in  the  natural  Kom  xj. 
olyve  tre,  they  schall  agret  deale  the  feruenter  eudever  theyni 
selves  every  where  to  brynge  forthe  frute  acceptable  to  [fol,  oo".] 
god,  and  pleasauut  to  manne,  aud  mekliar  heare  their  eiders 
admonisshment,  and  correcciou,  when  they  saye,  dere  chylde 
thou  arte  christened,  and  oftered  vp  vnto  the  lorde,  renieiuber 
tlierefore  that  thou  arte  accouipted  of  the  nombre  of  goddis 
e'hoseu.  wherefore  se  that  thou  leadc  a  godly  lyfe.  Thus  and 
thus  oughtest  thou  to  do.  And  this  or  this  to  flye.  But  yf  he 
offende,  and  after  soche  warnynge  and  adnionisshment  there 
folowe  uone  amendmeut.  then  ought  he  to  be  separate  ma.  xviij. 
and  excluded,  by  the  lordis  last  sopper  from  the  boddy  of 
christis  churche.  So.  Divers  there  are  which  saye  that  the 
baptem  of  yonge  babes  is  very  noyous,  and  an  occasion  to 
niany,  evill  to  live.  Fa.  Do  what  thou  canst,  yet  shalt  thou 
never  be  able  to  satisfye  soche  people.  Though  we  deferre  the 
baptem  of  a  childe  vntill  he  come  to  age  of  discresion  (as  they 
will  have)  yet  is  he  never  the  bettcr.  For  he  beynge  then 
never  so  roted  in  vnbelefe,  maye  for  a  season  dissemble  a 
fayned  belefe,  and  vnder  soche  a  pretence,  he  beynge  an  in- 
fecte  wedder,  cople  himsilfe  among  the  pure  flocke  of  Christis 
shepe,  to  their  gret  hyndraunce  aud  trouble.  F'or  it  shulde  be 
laufull  for  no  manne  to  denye  baptem  to  eny  persone,  howe 
wicked  so  ev-  [fol.  35\]  er  he  were,  yf  he  once  with  tonge 
name  hyme  silfe  a  Christen  manne.  So.  Is  not  this  to  take 
the  name  of  god  iu  vayne,  when  the  baptiscr  sayeth,  I  bap- 
tyse  the  in  the  name  etc.?  Fath.  No.  But  he  taketh  the  name 
of  god  in  vayne  which  wyttiugly  doth  baptyse  one,  home  he 
knoweth  shall  so  wikedly  live,  that  by  the  meanes  of  bis  mis- 
chevous  lyfe,  the  name  of  god  cannot  but  be  evill  spoken  of. 
But  when  it  is  vnknowne  vnto  vs  whether  he  be  a  shepe  or  a 
goate^    whome    by    baptem    we    receave    into  the  congregacion, 


graft. 


460  Wolf. 

accordynge  to  charite,  we  ever  ought  to  hope  of  the  better. 
Act.  vüj.  As  Peter  did,  when  he  baptised  Simon  the  sorcerer, 
by  whome  afterwarde  the  name  of  god  was  gretly  blamed.  We 
lykewyse  offende  not  in  admittynge  soche  vnto  vs  vuknowyngly 
and  thorowe  love,  whyls  they  are  yet  yonge,  for  we  knowe  not 
what  goddes  will  and  pleasure  is  to  do  with  theym.  but  accord- 
ynge to  the  ensanple  of  Christ  must  hoape  well  of  theym,  and 
iudge  theym  heyres  of  the  proraesed  kyngdom.  Which  thynge 
we  witnes  with  oure  outwarde  baptem.  Neverthelesse  when 
they  com  to  discrecion,  and  shewe  the  contrary  in  their  dedes, 
we  ought  nothynge  to  ponder  this  exteriall  baptem,  but  to  ex- 
j.  Cor.  V.  clude  theym  oute  of  oure  com-  [fol.  36".]  pany  accord- 
ynge to  Christis  doctryne.  Though  the  churche  of  god  shall 
never  vnto  the  daye  of  the  lorde  be  withouten  faulce  dissem- 
blers  and  hipocrites,  yett  shall  abhominable  and  manifest  synners 
be  expulsed  there  oute,  which  thynge  cannot  be,  excepte  before 
they  were  admitted  there  vnto  for  rightous.  Sonne.  Compen- 
diously  of  this  mater  I  praye  the  teil  me  the  effect.  Fa.  1 
knowe  well  that  a  manne  ought  to  iudge  and  to  hoape  the 
j.  Co.  xiij.  best  of  every  manne,  tili  the  contrary  playnly  apere, 
and  therfore  ought  we  to  beleve  that  Christen  mens  children 
Gen.  xvij.  arc  bclongyngc  vnto  the  bonde  of  mercy.  Even  as 
were  Abraams  children.  Nowe  then  seynge  that  baptem  is  no- 
thynge but  a  begynnynge,  or  renewinge  into  the  Company  of 
Christen  men  (which  is  fre,  from  all  outwarde  ceremonies)  we 
ought  to  deale  with  theym  this  token  of  oure  fellisshippe.  for  as 
moche  as  our  lorde  called  theym  vnto  hym,  layde  his  hondes 
on  theym,  blest,  and  sayde  to  theym,  the  kyngdom  of  heaven 
belongeth  vnto  soche.  So.  Herby  then  will  1  abyde,  that  mann< 
consecrateth  faythfull  mens  children  vnto  god,  be  they  never 
so  yonge  by  baptem.  Whereby  the  Company  of  chi'istis  con- 
gregacion  is  augmented,  receavyng  continually  newe  mern- 
[fol.  36''.]  bers  in  one  body,  whereof  Christ  is  hed.  Fa.  Ye  but 
marke  the  chefe  poynt.  whiche  is  that  spretuall  birthe,  and 
death  of  the  flesshe  remayne  in  the.  which  are  signified  in 
this  baptem.  Remember  that  thou  arte  the  chyldc  of  god,  and 
that  thy  angell  beholdeth  the  face  of  god  continually,  that 
thou  never  schuldest  offende  thy  neghboure,  but  as  farre  as 
thou    canst  and    mayst  to  further  and  healpe  theym,    puttynge 


William  Koye's  Dialog^ie  betweeii  a  Christian  Father  and  his  stubborn  Son.  4:0 1 

theym  also  in  remembraunce  of  their  spretuall  baptem ,  beto- 
kened  by  this  outwarde  signe.  Tu  g-eve  the  lykwyse  t'orther 
informacion ,  Christen  men  vse  the  lordis  last  supper,  t'or  the 
renewynge  of  their  belefe.  and  to  testif}'  theyr  g-oode  j.  co,  xij. 
niynde  and  meke  herte  through  love  towai'des  their  neghbours. 
For  the  eatynge  of"  the  lordis  bred,  and  drynkynge  of  his  cuppe, 
refressheth  their  belefe  in  Christ,  and  declareth  a  fervent  love 
which  we  shulde  have  vnto  theym  of  the  houssc  of  god,  wher- 
with  we  are  knet  as  members  of  one  body  together.  For  we 
thyncke,  beleve,  and  saye,  Swete  lorde,  we  thanke  the  that 
thou  hast  offered  vppe  on  the  Crosse  thy  boddy,  and  bloudde, 
for  oure  redempcion,  which  thynge,  gode  lorde,  as  thou  com- 
raaundedst,  we  here  with  bred  and  wyne  aflferme  and  testify 
to  be  done  indede  for  [fol.  37".]  the  reinission  of  oure  synnes. 
And  thus  spretually  eat  we  thy  boddy,  and  dryncke  thy  bloudde. 
Which  conifortable  and  very  necessary  remembraunce,  renewed 
with  the  worde  of  god,  by  bred  and  wyne,  is  the  foode  of  our' 
soules  vnto  lyfe  everlastynge,  wherby  we  are  strengthed,  and 
made  apte  vnto  all  goodness.  So.  Why,  strengthe  then  the 
sacramentes  the  consciences  of  menne?  Fa.  Not  of  theym 
selves  but  the  remembraunce  whiche  commeth  by  theym,  through 
the  holy  gost  refressheth,  strengtheth ,  and  stablissheth  in  vs 
belefe  and  also  love.  For  in  breakynge  of  bred  together  j.  co.  x. 
we  knowledge  oure  selves  to  be  members  of  Christ  with  as 
niany  as  love  hyme,  and  ofFer  oure  selves  all  ways  in  one  hope 
to  the  healpe  and  comforte  of  oure  brethren,  as  one  bred  and 
one  body.  And  because  the  Corrinthians  vsed  this  thynge  after 
an  vnright  maner,  Paul  did  reprehende  theym.  For  when  they 
shulde  have  renewed  the  bonde  made  with  Christ  and  j.  Co.  xj. 
their  brethren,  they  had  theyr  seuerall  bankettes  overcloyinge 
theym  selves  with  meate  an[dj  drincke,  where  as  their  poore 
brethren  for  nede  soffered  grett  honger  and  penury.  So.  After 
what  mauner  shulde  a  manne  then  worthely  ordre  hym  there 
vnto?  Fa.  Paul  did  '  [fol.  oT*".]  biddeth  hyme  examen  hym  silfe, 
searchynge  and  gropynge  in  his  owne  conscience,  and  herte, 
whethei-  he  doute,  or  stedfastly  beleve,  that  the  lorde  also  for 


1  =  bid;   dies  zeigt  die  Wiederholung^  der  Silbe  bid  in  biddeth  am  Anfange 
von  Rl.  37''. 


462  Wolf. 

him  hatli  offered  vppe  his  boily  iind  bloiidde.  and  that  thereby 
he  is  become  with  all  Christen  nien,  a  member  of  his  body, 
theyni  to  serve  and  obey.  and  to  despyse  nur  hate  no  manne. 
And  where  as  he  feleth  tliis  belefe  or  love  to  be  fehle  or 
l'aiute,  stedfastly  to  call  vnto  god  for  ayde,  streng'the  and  so- 
coure,  throughe  his  hed  Christ.  So.  Is  he  then  worthy  of  the 
lordis  bred?  Fat.  Ye,  for  he  desyreth  to  be  knet  vuto  Ohrist 
and  his  members  with  all  love  and  service.  He  knoweth  surely, 
and  thanketh  the  lorde  for  the  offerynge  vppe  of  his  body  and 
bloudde  on  the  crosse  to  god  his  father  ahnyghty  for  his  sake. 
j.  Cor.  xj.  For  he  that  indiflferently  eateth  and  drynketh  at  this 
niealc  as  he  doth  at  wotlier,  with  outen  eny  thanckfull  remem- 
braunce  of  Christis  death  and  passion,  for  a  very  triieth  he 
eateth,  and  receaveth  his  owne  dampnacion,  be  cause  he  con- 
sidereth  nott  wherfore  that  iiieale  was  Institute  and  ordeued. 
Nor  yet  maketh  difference  bitwene  the  members  of  the  lordis 
boddy  (there  gaddered  together  in  the  vnite  of  love  and  thancke 
gevynge)  and  wother  matteriall  meate  and  dryn-  [fol.  38".]  cke. 
Manne  here  ouglit  to  have  a  respecte  to  the  body  of  Christ, 
and  to  consider  howe  dere  a  thinge  it  is  to  be  by  the  manes 
of  his  body  and  bloud  incorporate  with  hym.  And  lykwyse 
with  a  stedfast  belefe  shewe  the  silfe  same  thinge  to  his 
brethren,  which  there  with  one  assent  (for  as  moche  as  they 
are  lyke  membres)  geve  thankes  to  god  their  father  for  the 
tender  mercy  and  kindnes  receved  throwe  christ  their  lord. 
So.  I  se  well  then,  that  all  that  do  not  this,  are  but  hipocrites. 
and  dessemble  that  thinge  in  outward  fode,  which  is  not  in  their 
herte  roted  by  faythe  and  love.  and  so  cannot  but  bothe  despyse 
their  brethren,  and  sett  the  pryce  of  Christis  precious  bloudde 
at  nought.  Fa.  It  foloweth  also  dere  sonne  ^  that  to  remember 
Christis  passion,  declare  his  deathe,  and  to  examen  his  owne 
conscience,  whether  he  (as  is  before  sayde)  worthely  eate  and 
drincke  at  this  meale,  with  due  difference  makinge  of  christes 
body  or  not,  is  a  spretuall  memory  howe  that  in  Christ  we  all 
are  one  body.  And  that  only  by  the  redempcion,  satisfaccion, 
and  sanctifyiuge,  geven  to  vs  through  the  aspercion  of  his 
Rom.  iij.  most  prccious  bloudde  we  are  iustifyed  and  not  by 
Gai.  ij.  eure  goode  dedes,  merittes,  or  deservinges.  For  this 
cause  was  this  last  mele  ordened  by  the  lord,  as  apereth  in  the 


William  Koye's  Üialogue  hetween  a  chiisti;iu  Father  aiul  liis  ütubbora  Son.  4bo 

gospell  of.  S.  Jlion,  und  [fol.  rjS''.  |  iu    Paulis   pistle  j.  Cor.  x,  xi.  xij. 
tu    the    Corinthians.    wliicli    trom  tlie    beyyiuiynge  to  the   ende 
sownde  nothyni>'e  but  fayth  aud  thankes  gevyng'e  to  the  lorde,  and 
love  to  oure  brethreu.    Aud  thertore  ought  we  nonc  wother  wyse 
to  vnderstonde  theyui.     Wliertoro  with  thcym    tliat  despyse  tliib 
Christis  remembrauuce,  and  perscver  in  the  worckes  of  darck- 
ues    (as  are,    dronckardes,    Avhoremougers,    aud    soche    wother, 
ileserybed    in  the  tyft    chapter    of  the   fyrst   pistle  to  the  Cor- 
riuthians,    and    in    the  fyft   of   tlie  Ephesians)    loke    thowe    in 
no  wyse  kepe  eonipauy.  and    that    thou  breake  not   the    lordis 
bred  with  theyui.  But  at  all  times  se  thou  fervently  in  Christis 
name   desyre    of  god  thy  father  to  grownde  the  iu    the    trewe 
love    and    perfett  belefe.  and  to  graunt  the,    the  trewe    vnder- 
stondyuge    of   bis  godly  worde  and  will.    For  the  kyugdoni  of 
god    stoudeth  uether    in    outwarde    thynges,    nor    in    ti'ansitory 
wordes  but  only  in  the  power  of  god.    Though    thou    never  so 
gretly  beleve,  excepte  it  live  iu  thy    hert,    it  is  before  god  of 
none  effeete.  Further  to  procede  in  our  fyrst  purpose,  An  holy 
eompauy    of   sayutes.     Son.    What   is   that  to  saye.     Fa.  Here 
with  I  kuowledge  as  mauy  as  are  parte  takers  with  vs  of  this 
exteriall  baptem,  aud  Christis  super  (yf  they  with  pu-  [fol.  39".] 
re  faythe    and  charite    deelare    theyni    selves    as    niembers    of 
Christis  bodyj  to  be  saintes,  and  amonge  tlieyui  selves  to  have 
all    thynges    eommeu.     Son.  What    are    they    which  are  not  of 
this  commenalte  ?     Fa.  As  niany  as  come  not  theriuto         Joan  x. 
throwe  Christ,  as  are  all  Jewes,  hethen,  heretykes,    and  open 
synners,    which  ymagen  auother  luauer    of   belefe    and    livinge 
after  their  owne  fautasy.  Wliom  Ave  diligently  ought  to  flye  as 
authours,  and  bryngers  vppe  of  sectes,  and  inventours  of  newe 
learnynges,  aud  gevers  more  occasion  vnto  stryfe,  then  to  mayu- 
tayne  peace  aud  vnite.     Wherfore  we  ought  more    to    enibrace 
thynges  grownded  iu  scripture,    aud  aproved    by  the  Company 
of  sainctes,  then  presouiteously  to  geve  credence,  or  to  approve 
eny  strawnge,  or  newe  fangled  learnyug.    And  for  this  purpose 
shulde  none  of  Christis  cougregacion   be  agreved  to  bestowe  the 
geftes  geven  vnto  theyni  für  the  welth  aud  pi-ofit  ol    iheir  even 
Christen.     For    loke    as    one    meinber    of   the  body    is      j  c«  xij. 
ayde  and  healpe  vnto  the  whoale,  even  so  ought  eache  one  of 
vs    to    bo    vnto    eure    brethreu.     It     shulde    also    be    no    more 


464  w  ü  1  f. 

discomfort,  nor  tedious  vnto  vs  to  se  oure  weake  members  (that 
is  to  say  vnstable  brethren)  then  the  excelleut,  endewed  with 
[fol.  39".]  the  nobeler  i?yftes,  Ibr  the  welthe  of  the  hole  body.  but 
Rom.  ij.  with  compassiou  rather  soffer  with  theym,  and  liealpe 
to  beare  their  burthena.  and  not  (lift  vp  in  oure  owne  mynde) 
preferre  oure  selves,  und  iudge  wother.  but  remember  that  we  all 
Rom.  xij.  are  one  in  Christ  Jesu.  And  that  we  live  not  for  oure 
j.  Co.  xij.  selves,  but  for  the  welth  and  comforte  of  oure  brethren, 
Eph.  iiij.  by  that  meanes  to  wynne  many  vnto  Christ.  Marcke  this 
poynt  well  deare  chylde.  For  henee  spryngeth^  that  all  prayer, 
and  goode  worcke,  of  hole  christendom,  commeth  to  the  ayde, 
socoure^  and  comforte  of  eache  one  of  Christis  members.  And 
therfore  do  they  ag-aynst  the  hole  Company  of  saynctes,  which 
seil  their  goode  workes,  make  fraternites,  and  founde  channtreis 
or  perpetuiteis,  for  theym  selves,  or  their  frendes.  Sonne.  Why 
sayest  thowe  I  beleve  the  remission  of  synnes?  Fa.  These 
wordes  declare  that  we  whiche  are  pertaynynge  vnto  this  holy 
Company,  through  belefe  obtayne  remission  of  those  synnes 
which  we  dayly  committ  through  fraylnes  of  oure  flesshe. 
So.  Wherfore  serveth  then  tlie  Popes  perdons?  Fa.  For 
payne  procured  and  deserved  for  synne.  Which  god  requyreth 
of  vs  after  he  hath  forgeven  oure  synnes.  So.  Why,  doth  god 
reserve  eny  soche  pay-  [fol.  40'.]  ne  vnto  hym?  Fa.  Oure  newe 
Heb.  xij.  goddes  saye  so.  Butyet  it  is  contraiy.  God  chastenneth 
ma.  xriij.i  his  with  many  tribulacions,  and  divers  manners  of 
affliccions,  to  make  theym  knowe  theym  selves.  and  so  to 
exercyse  theym  selves  in  meknes.  Which  thynges  nether  lye 
in  mannes  will  nor  power,  other  to  admit,  or  eis  to  eschewe. 
Wherfore  the  Popes  pardons  and  remissions,  stonde  to  non 
effecte  savynge  only  to  brynge  menne  into  a  waverynge  belefe, 
and  vaine  hope.  and  so  to  clense  mens  purses,  and  to  dryncke 
up  their  sower  swett  and  labours.  Son.  What  is  then  master 
parsons  momblynge,  when  he  waggeth  his  honde  over  oure 
heddes,  makinge  vs  beleve  to  be  clensed  from  oure  synnes, 
through  his  murmuracion,  which  he  calleth  absolucion?  Fa.  No- 
thinge but  a  crafte  to  picke  mens  purses  with  all.  For  as  longe 
as    the   Pops    foundlinges,    grownde    theim    selves,    and    cause 


•  Mut.  xoiij.   (?) 


William  Roye's  Dialogue  between  a  Christian  Father  and  bis  stubborn  Son.  405 

wother  to  hang-e  on  mens  invencions  and  tradicions,  Howe  canne 
they  vnto  wother  open  the  kyngdom  of  godde,  vvlien  they  theym 
selves  are  not  able  to  entre  therin?  Yf  they  were  Christen 
men,  they  wolde  confesse  the  werde,  and  frute  of  Christis 
Crosse  only.  Wherl)y  (godde  worckynge  inwardly  with  belefe) 
the  povre  soiiles  which  are  bownde  [fol.  40''].  with  tlic  bondes 
of  death,  and  hell,  niyght  be  losed,  and  made  fre  vnto  the 
kyngdom  of  heven.  For  as  longe  as  god  cleuseth  theym  not 
with  the  belefe  of  the  lambes  bloudde  shod  for  theym,  synne 
rcmayneth,  and  they  co[n]tinewe  in  bondage.  As  many  ther- 
fore  as  preache  foryevenes  of  synnes  thorowe  the  vertue  of 
the  wordes,  are  but  deceavers.  for  it  commoth  by  the  power  of 
the  holy  goost,  which  powreth  belefe  into  oure  hertes.  Joan.  x. 
8on.  I  se  well  then,  thoii  sottest  nothynge  by  confcssion? 
Fa.  Not  by  the  confession  nowe  a  dayes  vsed.  For  simple 
people  therby  are  so  blynded  that-they  suppose  a  feawe  babb- 
lynge  wordes  to  have  vertue  forte  pourge  their  synnes.  and  that 
by  confession  and  workes  there  vnto  pertaynynge,  they  ob- 
tayne,  mercy,  grace  and  foryevenes.  Which  thinges  consist  in  no 
transitory  worke,  but  in  the  tender  mercy  of  god  graunted  thorowe 
Christis  bloudde  only.  »Son.  I  durst  not  affirme  this  sayinge, 
seynge  that  wholy  scripture  so  offen  maketh  mencion  of  it. 
Fath.  It  maketh  no  mencion  of  eny  eare  tale,  which  men  call 
confession.  but  of  wother  maner  confessions  both  necessary  and 
also  proftitable.  8on.  What  are  they?  Fa.  Fyrst  we  confesse 
oure  selves  with  god  almyghty,  knowledgynge  [fol.  41".]  oure 
offence,  misdede,  and  synne,  sayinge  from  the  bottom  of  oure 
hert  with  the  prophet  Dauid,  I  will  confesse  ray  trans-  iv.  xxxij. 
gressions  to  the  lorde.  Ye  and  thou  hast  forgeven  me  the  ini- 
quite  of  my  synne.  Secondaryly  we  confesse  vs,  when  we  re- 
concile  oure  selves  vnto  oure  brethren  "when  they  have  eny 
thynge  agaynst  vs.  as  apereth  by  our  saveours  sayinge  in  the. 
V.  chap.  of.S.  Mathewe.  When  thou  ofFerest  thy  gyft  at  the 
aulter  etc.  He  thridlv  maketh  a  proftitable  confession,  which 
mekely  heareth  hym  that  charitably  reprehendeth  his  de- 
fault, and  therafter  enforseth  hym  silfe  to  amend-  ma,  xvüj. 
ment.  for  yf  he  did  not  perceave  hym  silfe  to  iiave  erred, 
he  wolde  in  no  wyse  abyde  the  reprehencion  of  his  brother. 
Fourthly,   every  Christen   manne  ought  to  knowledge  hym   silfe 


4G6  Wolf. 

ix    synner   before    all    wother,    and    so    desjre  their  prayer,    as 
apereth    in  the  v.   cliap.  of.S.  James   pistle.   The  sprete  of  god 
driveth  eveiy  trewe    belever  to  this    confession.     Even    as    tlie 
sprete  of  erroure    dryveth    nowe  a  dayes    blynde    people    vnto 
this  papisticall  eare  tale.  Whicli  is  not  only  agaynst  Christ,  but 
also  ag-aynst  all  godly  scripture,  the  ordinacion  of  oure  redemp- 
cion,    fredom  of  godis  electe,  and  chosen.    Which  all    depend 
singulerly    in    belefe,    and   not    in    [fol.    41'',]    workes,   as    shall 
apere  at  the  day  of  iudgment.     So.  Why  shall  all  menne  aryse 
then  agayne  in  the  flesshe.     Fa,  They  which  departe  hence  in 
the  lorde,  reste  in  belefe  (called  Abraams  läppe)  with  all  wother 
creatures  abydynge    that    daye,    wherin    their    bodyes  shall  be 
Ko.  viij.         losed,  For  then  shall  the  glory  of  godde,  so  longo  wayted 
forre,  manyfestly  be  declared  in  vs,  and  all  creatures  delyvered 
from    the    bondage  of   corrupcion,    and  apere  afresshe  as   they 
j.  Cor.  XV.      were  before.    Also  whatsoever  in  vs  at  that  tyme  re- 
raaynetli  vnporged,  shall  by  deathe  be  swallowed  vppe,  and  we 
restored  immediatly    other  to    payne,  or    eis    to  Joye    eternall. 
Wherfore  I  also  beleve  everlasting    lyfe.     So.  What  a    lyfe   is 
this?     Fa.  Surly  Joye  withouten  end  ordened  vnto  the  children 
of  belefe.  and  deadly    torment    withouten    releace    ordened   for 
the  vessels  of  wrath,  and    children   of   vnbelefe.    For    loke   as 
they  of  the  housse  of  Abell,    in  this  lyfe  have  thorowe  belefe 
(though  the  worlde  despyse  theym)  obteyned  the  fyrste  frutes 
spretually  of  all  inwarde  Joye  and  celestiall  comfort.  Even  so 
have    they    off    the    stocke    of   Cayin    here    deserved   with    the 
workes  of  vnbelefe,  to  be  fettered  with  the  fetters  of   eternall 
fyre,  whervnto  at  that  daye  they  shalbe  iudged.    For  the  rig- 
Abac.  j.         jfol.  42\]  htous    liveth    by  his  fayth.    And  lyke  wyse 
the  vnrightous  dieth  thorowe   his  vnbelef.     Wheroute    procede 
both  lyfe  and  deathe  withouten  ende.    He  whiche  beleveth,  as 
yet  is  not  perfet,  for  as  moche  as  he  yet  is  in  thrauldom  and 
bondage,    by  the  reason    of  the  flesshe,    vnto  synne,  and  vnto 
deathe,  where  as  then  he  shall   be  delivered  from  theym  bothe, 
and  in  god  live  for  evermoare.  As  Christ  sayeth  in  the  gospell 
.To=i,.  vj.        of.  S.  Jhon.    He  that  liveth,  and  beleveth  in  me,  shall 
.loan  iij         never  deye.  Agayne.  He  that  beleveth   on  hyme  shall 
not  be  lost,    but   have  overlastynge    lyfe.    The  vnbelever   lyke 
wyse  at  that  tyme  shall    receave    füll    deathe  with  outen    ende 


William  Royp's  Pialogup  l'etween  a  chvistiaii  Fatlier  ;inil  liis  etubborn  Son.         407 

as  there  also  apereth  Sonne.  A  Christen  man  is  ordcnod  then, 
whether  he  wake  or  slepe,  eatc  or  dryncke,  continually  to  la- 
boure  for  eternall  thynges.  Wherfore  though  they  soffer  never 
so  gret  persecueion,  or  affliccion.  Ye  even  deatlie,  yet  they 
in  dede  are  assuered  they  canuot  deye.  But  hoAve  maye  Joau.  v.j 
tliat  be?  For  the  rightous  maye  dye,  and  or  he  dye  faule  into 
incredulite.  Fath.  Douiles  '  lyfe  everlastynge  consistetli  in 
the  sprete,  and  mortifieacion  of  the  flesshe.  whervnto  boddily 
calamities,  adversites,  and  death  temporall  healpe  not  a  litell. 
But  yet  will  god  neverl  '^  [fol.  42^]  soffre  them  so  to  erre  in 
thynges  of  wayght  that  therby  they  shulde  hence  departe  in 
daunger  of  dampnacion.  For  he  is  true  and  knoweth  his,  whome 
he  so  clenseth  here,  by  death  temporall,  that  they  ij- Ti.  ij. 
herafter  wayte  with  outen  spot  (clothed  in  whyte  vesteurs  ■'  for 
hym  that  shall  geve  an  answer  for  theym,  and  admit  theym  to 
their  eternall  inheritaunce.  So.  Where  is  purgatory  then? 
Fa.  Truly  in  the  graunges,  cellers,  and  porses  of  oure  anoynted 
and  shorne  Company,  heaped  vp  and  fullilled  vnder  a  coloure 
of  this  purgatory.  Which  thynge  in  no  wyse  canne  stonde 
with  fayth.  Wherfore  he  that  beleveth  that  there  is  an  ever- 
lastynge life,  admitteth  no  purgatory.  For  he  whiche  hence 
departeth,  withouten  delaye  entreth  into  lyfe,  or  eis  Joan  vj. 
into  death  endles.  So.  Ye  but  oure  Doctours,  preachers,  and 
teachers,  saye  that  purgatory  is  the  waye  to  everlastynge  lyfe. 
Fa.  Menne  maye  lye.  Therfore  geve  thou  credence  to  Hom.  in. 
hym  that  deceaveth  no  manne.  Which  sayeth.  I  am  .'o.  xüij. 
the  waye,  the  trueth,  and  lyfe.  So.  Yet  must  we  fyrst  make 
satisfaccion  for  oure  synncs  or  we  canne  come  to  hym. 
Fa.  Christ  is  for  vs  satisfaccion  and  redempcion  sufti-  j.  <"".  j. 
cient.  Whiche  for  the  synnc  of  all  the  worlde,  gave  and 
offered  hym  silfe,  doin-  [fol.  4o\]  ge  that  all  the  worlde  was 
not  able  to  do.  for  he  only  had  power  to  open  the  Apoc.  v. 
boke  claspes.  So.  They  saye  that  Paul  affermeth  purgatory. 
where  as  he  sayeth,  somc  bilde  on  Christ,  wodde,  haye,  stoble 
etc.  But  every  maus  worcke  shalbe  made  manifest  in  j.  <:orr.  üj. 
the  daye  of  the  lorde.  and  that  through  fyre  he  shall  soffre 
losse.    but  he  hym    silfe  shall  be  saved,  even  as  through  fyre. 


'  doutles.  2  never.  '  vesluren. 


4G8  Wolf. 

On  this  texte  grownde  tliey  their  purgatory.  Fa.  Paul  speaketh 
here  nothynge  of  eny  state  of  the  wother  worlde.  but  of  the 
doctryne  of  lyfe,  which  is  fownded  on  the  trewe  founda- 
cion  Christ.  Which  yf  with  outen  the  worde  of  g-od,  by  the 
counsell  or  decre  of  manne  be  bi  t  vp,  doutlesse  in  the  tyme 
of  aduersite  and  death,  through  the  fyre  of  temptacion,  shall 
soffre  losse,  vet  the  bihler  hvme  silfe  shalbe  saved,  because 
his  g-rounde  and  fowndacion  is  Christ.  Wherfore  clensed  by 
this  fyre,  he  shalbe  repayred  ag-aync  on  his  stedfast  founda- 
cion  Christ.  Which  thynge  belongotli  to  no  purgatory.  Wherby 
thou  niayst  se  howe  vndiscretly  they  pervert  this  saynge  of 
Paul.  And  not  only  this.  but  lykwyse  uiany  wother  siuiilitudes 
Mat.  V.  and    parables.    as    is    that    of  the  last    farthynge.  and 

soche  lyke.  which  ought  none  wother  wyse  to  be  interpreted, 
then  after  [fol.  43''.]  the  lordis  intent,  and  speakyngc.  So.  Whye 
ioynest  thou  att  the  last  ende,  this  word,  Amen?  Fat.  Because 
it  is  a  coniirmacion  of  all  that  before  is  rehearced.  With  the 
which  I  hartely  and  in  a  stedfast  belefe,  desyre  vnto  all  Christis 
chosen  lyfe  with  outen  ende.  Amen.  Son.  This  withouten  fayle 
is  a  perfett  waye  and  belefe,  which  thou  hast  shewed  vnto  me. 
Wherfore  dere  father,  the  better  to  come  here  vnto,  I  gladly 
somwhat  wolde  by  the  have  informacion  howe  and  after  what 
maner  I  shulde  begynne  to  institute  and  ordre  my  life.  seynge 
I  am  as  yet  yonge,  and  nowe  through  thy  frutfull  instruccion 
brought  out  of  grett  dercknes,  into  a  clere  light  of  my  cen- 
science.^  Fa.  It  is  vnpossible  for  eny  mortall  manne  to  de- 
scrybe  that  thynge  so  well  to  the,  as  the  sprete  of  god  (of  whom 
yf  thou  once  taste)  inwardly  shall  inspyre  and  teache  the.  But 
after  what  wyse,  I  in  my  youthe  behaved  my  silfe ;,  and  yet 
continewe,  geve  ear,  and  I  shall  shewe  the.  At  myne  vprysynge 
in  the  mornynge,  I  consyder  before  what  I  ought  to  do,  and 
to  eschewe.  Wherof  I  have  a  speciail  learninge  by  the  con- 
tinuall  meditacion  of  goddis  tenne  commaimdementes.  wherin 
(as  in  a  myroure  most  pure  and  clene)  I  behold  what  a  christenne 
mans  [fol.  44".]  livynge  shulde  be  and  agaynst  which  of  theym 
I  have  most  offended.  For  the  diligentlier  I  thus  do,  agret 
deale  for  the  more  evidently  perceave  1  myne  vnabilite,  other 


con-icience. 


William  Roye's  Dialogne  between  a  cliristiati  Fathpr  and  liis  stubborn  Son.         409 

to  accomplisshe  tho  '  thynges  which  the  Lord  liath  commaimded 
vnto  me,  or  eise  to  flv  those  thvnires  which  he  hatli  forbodden 
me.  seyinge  clerli  that  the  nature  of  my  flesshe  is  clene  con- 
trary  to  god  and  his  will.  So.  This  knowledg^e  of  thy  silfe 
doutlesse  is  very  necessary.  but  teil  nie,  is  thy  conscience 
herby  satisfied,  and  at  rest?  Fa.  Kather  broug-ht  into  gret 
vnquietnes,  and  sorowe.  Ye  alinost  dryven  into  desperation.  And 
therfore  I  seke  all  the  wayes  possible,  howe  I  myght  roid.  üj. 
do  tho  '  thynges  which  fayth  (wherof  hidderto  we  have  spoken) 
requyreth  of  me,  yf  I  will  come  to  quyetnes  of  conscience. 
Which  favthe  throus-h  Christ  sendeth  me  to  e-od  mv  mercifull 
father.  Wheare  as  these  thynges  only  are  to  be  fownde 
abowndantly.  Son.  Informe  me  after  what  maner  sekest  thou 
theyni?  Fatli.  Trewely  with  fervent  prayer  and  supplicacion, 
often  renewed.  So.  Let  me  heare  this  prayer  also  and  after 
what  maner  thou  therin  behavest  thy  silfe.  Fa.  In  thought  and 
desyre,  as  one  which  deply  lyeth  wrapped  in  payne  and  an- 
gnisshe ,"-  I  only  set  hoape  [fol.  44''.]  and  comforte  in  one  god, 
and  to  hyme  crye  and  call,  as  vnto  my  tender  father.  besech- 
ynge  hyme  to  encreace  his  glory  in  me.  and  to  make  me 
soche  a  one  as  he  wolde  I  shulde  be.  and  to  foryeve  my  synnes 
hidder  to  comraitted,  and  preserve  me  frome  theym  to  come. 
I  praye  agaynst  non  aduersities  nor  tribulacions.  So.  Hath  not 
the  lorde  tought  vs  a  special  prayer,  sayinge,  thus  Mat.  vj. 
shall  ye  praye.  Oiire  father  which  arte  in  heven  etc.?  Fath.  The 
lorde  doth  not  constrayne  vs  to  saye  these  wordes.  But  by 
thevm  he  declareth  vnto  vs,  of  what  mynde  and  herte  we 
ought  to  be  when  we  praye.  And  not  that  we  shulde  thyncke 
that  the  excellency  or  vertue  of  prayer  shulde  consist  in  the 
whisperynge  of  a  feawe  wordes.  But  whenne  I  here  or  saye 
theym,  I  remember.  and  am  warned,  what  the  vowes  and  de- 
syres  of  my  herte  shulde  be  wherby  once  come  to  my  silfe, 
I  lett  the  wordes  alone.  Ye  often  tymes  wIkmi  1  have  sayde 
the  fyrst,  or  seconde  wovde.  Für  when  I  once  begynne  to 
faide  into  meditacion,  I  by  and  by  forgett  all  vocall  wordes. 
Son.  What  is  then  thvne  hertes  desvre  .iiid  atfeccion  in  these 
wordes?     Fa.   When   1   saye.  Oure  father  which  arte  in  heven. 


'   th''.  -  anguisshf!. 

Sitzungsber.  d.  pbil.-hiet.  Gl.  LXXVf.  Bd.  III.  Htt  31 


470  Wolf. 

I  conceave  by  a  certayne  imaginacion  and  hoape  [fol.  45\]  füll 
of  all  conforte  and  consolacion,  that  he  is  oure  mercifull  lorde 
and  father.  and  that  he  will  have  vs  for  bis  childreo,  and  in- 
heretours  of  hevenly  thyng-es.  wheare  as  he  is,  havynge  power, 
and  myght  above  all  boddyly  and  carnall  fathers  with outen 
compareson.  Wherfore  I  saye  also,  halowed  be  thy  name.  and 
that  above  all  creatours,  which  are  in  heven,  on  erth,  and 
vnder  erthe.  as  of  god,  most  füll  of  myght.  By  whose  wisdom 
all  that  made  is,  was  created,  through  whose  mercy  the  lost  were 
repayred,  and  with  whose  love,  their  beynge,  livynge,  and  con- 
tinewynge,  is  and  persever.  Whom  after  this  maner  I  every 
where,  and  at  all  tymes,  honowre  and  knowledge,  for  a  gra- 
cious  lorde,  and  a  mercifull  father,  not  to  me  alone.  But  to  as- 
many  as  with  me  crye  and  call  to  bim  with  me  sayinge.  Thy 
kyngdom  come  to  vs.  that  he  through  bis  sprete,  and  the  me 
rites  of  bis  sonne  Christ,  overcome  in  oure  hertes  (which  is 
bis  temple)  the  tyranny  of  the  devill,  expell  antichrist  bis  de- 
bite,  with  all  bis  lawes  and  tradicions,  and  through  bis  gospell 
therin  be  only  witsafe  to  rule  and  governe,  that  we  evermore 
with  mynde,  thought,  and  berty  ioye,  maye  saye,  Thy  will  be 
fulfilled,  as  it  is  in  heven,  even  so  on  erth.  Which  is  as  moche  to 
saye,  that  bis  godly  will  [fol.  45^]  with  outen  lett  or  impediment, 
have  bis  course  and  worcke,  in  vs,  as  it  bathe  in  hevenly  creatures. 
And  so  to  brydle  oure  flesshe,  that  it  knowledge  hym  lorde,  go- 
verner,  and  ruler  of  it  above  all  creatours.  So.  All  that  thou  bid- 
derto  hast  prayde,  after  my  capacite,  are  but  one  thinge.  Fat.  Truetb 
it  is.  For  with  these  forsayde  thre  poyntes,  we  only  praye  that 
the  glory  and  kyngdome  of  god,  maye  so  in  vs  be  declared, 
that  therby  hys  name  specially  maye  be  lauded,  praysed,  and 
glorifyed.  and  then  mekly  I  lyfte  vp  my  herte  and  saye,  Oure 
dayly  bred  geve  vs  this  daye.  desiringe  but  that  which  only  is 
necessary  for  the  sustentacion  of  my  body.  confessynge  also 
here  by,  that  temporall  goodes  are  gyftes  of  bis  mercy,  and 
necessary  for  vs.  Then  saye  I  both  with  herte  and  mynde.  For- 
geve  vs  oure  trespases,  even  as  we  forgeve  theym  which  tres- 
pas  vs.  Because  we  are  v nable  to  make  recompence  for  oure 
dayly  transgression,  I  desyre  also  of  god  through  bis  only 
mercy  foryevenes.  Which  maye  no  manne  obtayne  excepte  be 
before,    with  all    meknes  and  rayldhes  of   herte    forgeve  every 


William  Roye's  Dialogue  between  ;i  cliiistian  Father  aml  liis  stubhorn  Son.  4  t  1 

manne   tlieir    offences    done   against    hjm.    and    with  the  same 
herte  desyre  god  allrayg-lity,  as  lie  forgeveth  wotlier  to  for  yeve 
hyni  bis  trespases.  For  so  done  forthwith  [fol.  4t)".]  I  desyre  hym, 
that  he  leade  vs  not  into  temptaciou,  but  deliver  us  from  evill 
Anieu.    for    as    moche    as    we    are    with    out   ceasynge    vexed, 
troubled,    aud   tempted   of   Satlian,    and    his  membres    here  in 
this  lyfe,    we    praye    the    lorde    to  deliver  vs    from   the  devill. 
That  he  with  his  crafty  and  manyfokle  delusions,  withdrawe  vs 
not  frome  god,    and   make   vs  by  inpacience    rebelleous  to  his 
will    and    coramaundment.      So.    Thinnkest    thou  on    all    these 
thinges  as  often  as    thou    prayest.     Fa.  Naye,  but  in   generali, 
for  I  desyre  of  hyme,    to    live   accordinge  to  his  purpose  and 
will,  and  that  he  impute  not  my  synne  to  me,  but  healpe,  pre- 
serve,  and  defende  me,    as  a  kynde  and  a  tender  father  doeth 
his   chylde.    And    when    I  have   thus  prayd  (accordinge  to  the 
will    and    ininde    of   theym    vnder    whome     I    am)    I     prepare 
me    with    all    diligence    other    to    my    studdy    or    to     laboure. 
So.  What  arte  thou  acustumed  to  do  or  ever  thou  go  to  meate. 
Fa.  Well  assuered  that  we  frely  maye  eate  of  all  meates  with- 
outen    scruple    or  offence    (as    above    is    sayde)   I  thancke  god 
almygty  after  the  maner  that  here  foloweth  sayinge.  Lorde  god 
most  mercifull,  and  father  füll  of  all  pete,  whose  goodnes,  and 
ryches  continewe  withouten  ende,  which  norisshest,  and  fedest 
all  that  life  in   it  hath,   we  thancke  the  [fol.  46''.]  for  this  meate, 
halowed    by    thy    godly    worde    which    abundantly  thou   gevest 
vnto  vs.    Wherfore  we  beseche  the,  that  thou  also  wilt  witsafe 
with  the  livinge  bred  of   thy  hevenly  worde   (which  doth  pro- 
cede  out  of  thy  godly  mouthe)  above  all  thynges  to  fede  oui-e 
soules,  that  we  hence  forth  maye  continewe  withouten  ende  in 
the  life  of  thy  grace    Amen,    Which    thinge  done,    I  eate  and 
dryucke  as  though  1  were  before  the  lordis  sight  (which  seith 
every  where)  soberly.   And  when  I  have  takeu  my  refressynge  ' 
necessary,  1  thancke  hyme  sayinge.    For  us  muche  goode  lorde 
and   father,    as  thou  hast  shapen   vs,    and  dayly    fedest  vs,    to 
the  intent  that  thy   glory  throughe  vs  shulde  be  increaced  and 
forthered,    grauut    vs    this  daye  and  ever-more  so  to  live,  that 
eure  lyfe    maye  be    conformable  to    thy   will,  and   for  the  con- 


refrenshiiiy, 

31' 


472  '  Wolf. 

tinewall  lawde  and  prayse  of  thy  name.  and  a  liglit  for  the 
wealth  and  edificacion  of  my  neg-hbours.  And  so  with  outen 
flackynge  to  amende  oure  lives  that  with  a  meker  sprete  and 
milder  mode  hence  forth  whe  '  maye  have  oure  conuersacion 
amonge  all  men.  And  so  by  pacience  to  be  made  stronge  in 
all  aduersite,  only  trustynge  in  the  oure  lorde,  and  mereifuU 
father  through  Christis  merittes  Amen,  So.  Wherin  passest 
thou  the  residue  of  thy  tyrae?  Fa.  When  [fol.  47*.]  I  was  of 
thyne  age  I  Avent  to  scole,  and  with  all  diligence  studied. 
So.  wherin?  Fa.  Yt  is  gretly  to  be  pondered  what  a  manne 
begynneth  in  his  youeth  to  learne,  and  that  beeause  he  cannot 
lyghtly  forgett  it  when  he  commeth  to  age,  Whe[r]fore  I  spe- 
cially  rede  the  newe  testament  in  englisshe.  And  at  sorae  voyd 
tyme  the  storys  written  by  Titus  Liuius,  And  when  I  rede 
theym,  I  remember  that  I  am  a  Christiane  offered  vppe  to 
god,  and  therfore  rede  I  theym  with  feare.  seynge  that,  that 
matter  shulde  be  to  me  most  pleasunat-,  and  comfortable, 
which  clearly  sheweth  me  the  waye  to  god,  Yet  at  some  tyme 
labouringe  I  maye  rede,  or  heare  soche  wother  treatises,  as 
teache  me  to  knowe  the  waies  of  the  wicked,  and  vngodly 
deceytes  of  the  worlde,  craftynes,  and  delusions  of  the  devill 
and  his  servauntes.  Soche  workes  also,  as  shewe  and  teache 
howe  a  manne  ought  to  behave  hyme  silfe  in  the  lawes  and 
institutes  of  his  temporall  lordes  and  heddes.  Wherby  he 
myght  (yf  nede  requyre)  be  made  the  apter,  to  the  administra- 
cion,  and  service  of  the  .commen  well.  For  doutles  there  is 
no  Christen  manne,  but  he  shall  (havynge  his  wit  and  vnder- 
stondynge  qiiickened  by  the  redinge  of  theym)  sone  perceave 
that  fayth  and  charite,  are  both  goode  and  proffitable.  and  all 
wo-  [fol.  47''.]  ther  thynges  but  vayne  and  transitory,  end  ^ 
füll  of  pareles  ^.  And  wheare  as  the  knowledge  off  a  perfett 
belefe,  and  a  moderate  redynge  oflf  these  worldely  storyes  are 
to  gether,  doutlesse  there  is  the  reders  minde  more  aud  moi'e 
withdrawne  from  the  worlde.  Yet  ought  a  Christiane  diligently 
exercyse  hyme  silfe  in  redinge  of  scripture.  whervnto  tonges, 
as  hebrewe,  greke,  and  laten  healpe  not  aliteil,  specially  for 
the  vnderstondyuge  of  the  profounde  misteries  of  god.    So,  Howe 


we.  ^  pJeasanttt.  ^  and.  ^  perilea. 


William  Roye's  Dialogue  betweeii  ;i  Christian  Father  and  bis  stubborn  Soa.  4<ö 

were  it  possible  for  mc  to  learne  so  many  tonges?  Latten 
shalbe  sufiiceut  for  me.  For  as  I  suppose  thou  w  ilt  not  anoynt 
me  prest?  Fa.  Thou  mayst  innianer  with  one  laboure  learne 
as  njoche  g-reke  and  hebrewe  with  thy  laten,  as  shall  sufFyse. 
For  one  tonge  healpeth,  and  garnessheth  another.  Insonioche 
that  by  theym  a  manne  sone  maye  come  to  the  trewe  mean- 
vnge  and  intent  ofF  the  aiithoure,  and  obtayne  a  profownde 
iudgement  in  all  thynges.  And  though  rhou  '  learne  godly 
tonges,  yet  mayst  thou  remayne  and  be  a  temporall  manne, 
and  continewe  wholy  ofFered  vppe  vnto  god  and  therfore 
wottest  thou  not  what  the  lorde  will  make  of  the.  Yf  he  call 
the  to  preache  his  werde,  or  to  serve  the  commenalte,  or  to 
eny  wother  office  or  occupacion,  that  shalt  thou  the  beter 
do  with  all  me-  [fol.  48".]  knes  and  love.  So.  With  goddes 
healpe  deare  father  I  will  endever  my  silfe  to  folowe  thyne 
iuformacion  and  counsell.  for  nowe  I  well  perceave  that  I 
shulde  in  all  thinges  ordre  and  purpose  my  lyfe,  vnto  the 
honoure  and  lawde  of  god,  and  welth  of  my  neghboure.  Fat.  Go 
to  then  for  a  conclusion.  Remember  that  thou  art  bownde  to 
obeye  thyne  eiders  as  god  hym  silfe.  And  therfore  breake 
thyne  owne  will,  stonde  not  in  thyne  owne  consayte.  repute 
all  menne  better,  and  wyser  then  thou  art.  Prayse  not  thy 
silfe.  Yf  wother  comraende  the  laude  thou  god,  that  in  the  he 
hath  wrought  some  tliinge  worthy  of  prayse.  Be  frendly,  and 
serviable  towardes  all  menne.  Have  feawe  wordes.  Or  thou 
speake,  consyder  whether  it  be  trewe,  and  proffytable  or  not. 
Leave  the  worst;  and  saye  the  best.  Reioyce  wheare  as  thou 
seist  eny  thynge  done  with  goodenes  and  honest.  Where  thou 
perceavest  the  cont[r]ary  be  ashamed.  Be  peasable  and  make 
peace  wheare  thou  canst.  Desyre  no  wreke,  but  committ  all 
vengeauncG  to  god.  Folowe  thyne  eiders  counsell.  and  as  many 
as  are  lovers  of  honeste.  Here  godes  worde  gladly  and  with 
diligence.  And  vtterly  committ  thy  silfe  to  Christ,  which 
for     thy     sake      soffered     deathe      on     the     crosse.      For     yf 


thou. 


474  ^voif. 

thou    do    not ,     thou    shalt    withoute    do  '     [fol.    48\]     donte, 

with  an  harde  iudgement  be  eondempned. 

Specially  flye  evill    Company,  and 

geve  none  eare  to  soche  as 

commen  fylthely,  vn- 

honestly ,    or 

super- 

sticiosly.     And     all    wother    thynges    necessary 

for  thy  wealth,  doutlesse  thou  shalt  learne 

of    god     thy     father     allmyghty, 

Which    hath    chosen    the 

to    lyfe    everlast- 

ynge    A- 

men. 


1  Dieses  ,<io'  wird  am  Anfange  des  Blattes  48".  wiederholt. 


William  Koye's  Dialogue  betweeu  ii  Christian  Father  and  his  stubboiu  Son  475 


A  u  m  e  r  k  u  u  g. 

Blatt  15".  ,Howe  tliynkest  thou,  inaye  I  not  pray  tu  wholy  5.  Ton- 
comhre,  Sir  Jhon  slioine^     etc. 

S.  Tonrom/ire.  Siehe  Nares,  Glossary,  ed.  Halliwell  and  Wrij^ht. 
London.  18511.  Vol.  I.,  p.  SW:  ,Toncomher,  Saint.  Mentioned  witli  a 
Saint  Tronion,  in  tlie  uld  Mystery  uf  the  1  Ps,  bat  neither  saint  has  been 
further  traeed. 

At  saynt   Toncovibei-,  and  saynt  Tronion, 
At  saynt  Bothulph,  and  saynt  Anne  of  Buckston. 

O.  P.   ],  55.' 

Hazlitt  liest  aber  in  seiner  neuen  Ausgabe  dieses  Stückes  (A  select 
Collection  of  old  English   plays.    4th  Edit.  London.   1874.  8".  Vol.  L    S.    SM): 

At  St.  Uucumber  and  St.  Trunnion 

und  macht  dazu  folgende  Anmerkung: 

Respectiug  St.  Uncumber,  see  ,PopuIar  Antiquitics  of  Great  Bri- 
tain'.  n.    1.S6. 

Die  Stelle  bei  Brand,  Observations  on  populär  antiquities.  Arranged, 
revised  &c.  by  Sir  Henry  Ellis.  (London.  1841.  8".)  Vol.  L,  S.  201, 
auf  welches  Werk  sich  obiges  Citat  ohne  Zweifel  bezieht,  lautet:  ,Iu 
Micliael  Wodde's  Dialogue  (cited  under  Palm  Sunday)  A.  D.  1554, 
Signat.  c.  ii.  b.  we  read :  ,If  we  were  sycke  of  the  pestylence  we  ran  to 
Sainte  Rooke ;  if  of  the  ague,  to  Saint  Pernel,  or  Master  John  Shome  (siehe 
die  nächste  Aum.);  if  men  were  in  prison,  thei  praicd  to  St.  Leonarde:  if  the 
Welclinian  wolde  have  a  pursse,  he  praicd  to  Darvel  Gathcrne;  if  a  wife 
were  weary  of  her  husband,  she  offred  otes  at  Poules,  at  London,  to 
67.   Uncumher.  Thus  have  we  been  deluded  with  their  images'. 

Sir  Jhon  Shorne.  Siehe  Na  res,  1.  c.  Vol.  II.  p.  790:  ,Shorue, 
Mr.  Jolin.  Whoever  he  was,  niust  have  been  held  an  eminent  saint.  In  the 
Four  Ps,  the  palmer  boasts  that  he  has  been  at  all  famons  shrines;  among 
the    rest, 

'  At  mayster   Johan   Shorne  in    Canterbury. 

O.  P.   1.  61.' 

,He  Said,  he  wäre  not  the  same  [coat]  since  he  came  last  from 
sir  John  Shorne.^ 

Legh's  Accedence  of  Armorie. 
Preface. 


i7b        Wolf.  W.  Roye's  Dialogue  betweeii  a  Christian  Father  and  his  stubborn  son. 

Latimer  says, 

,Ye  shall  not  thinke  tliat  I  will  speake  of  the  popish  pilgrimage,  which 

we    were    wont    to    use    in    times    past,    in    ninning    hitlier    and    tliither;    to 

Mr.  John  Shorne,   or    to  our  lady  of  Walsinghani.    No,  no,  I  will  not  speake 

of  such  fooleries.' 

Latimer,  p.  186.  b. 

,0f  liis  history,  or  his  shrine ,  I  have  not  been  fortimate  enough  to 
learn  anything  more,  bnt  from  his  being  called  Sir,  we  may  conjectiire  that 
he  had  been  a  priest  of  Sho7iie,  in  Kent.' 


Rieger.  Ueher  eine  Urkunde  Ludwig  des  Ueut&oheu  für  das  KlosU'r  Klieiuau.       4<  t 


Ueber   eine   Urkunde  Ludwig  des   Deutschen   für 

das  Kloster  ßheinau. 

Ein  Beitrag-  zui"  Gescliiclite  des  K;ui/Jeiwescns  im  Mittelalter. 

Von 

Karl  Rieger. 

Im  Staatsarchive  zu  Zürch  in  der  Abtlieilung  Kloster- 
archiv Rheinau  befindet  sich  die  nachstehende,  meines  Wissens 
noch  unedirte  Urkunde  Ludwig  des  Deutschen: 

Ch.  In  nomine  sanctae  et  individuae  trinitatis.  Ilhidowicus 
divina  favente  g[ratia  rex].  Oportet  ig-itur  nos,  qui  divino  su- 
mus  muuere  quodammodo  prae  c[eteris  mort]alibus  sublimati, 
eins  in  omnibus  ||  parere  praeceptis,  cuius  dementia  praelati 
sumus  atque  cuius  praecell[imu]s  munere,  loca  utique  sibi 
servata  nostro  relevari  iuvamine  atque  regali  tu[eri]  munimine, 
quoniam  id  uobis  et  ad  mortalem  vitam  transigenduni  et  ad 
aeternam  feliciter  obtinendum  profuturum  liquide  credimus. 
Qua  propter  comperiat  omnium  fidelium  nostrorum  praesentium 
scilicet  et  futurorum  sollercia :  qualiter  nos  ob  nostrae  mer- 
cedis  augmentum  et  pro  remedio  auimae  domni  avi  ac  geni- 
toris  nostri  nee  non  pro  salute  dilectae  coniugis  nostrae  ac 
carissima  prole  concessimus  quasdam  res  proprietatis  nostrae 
ad  monasterium  ,  quod  vocatur  Rinhowa,  id  est  illam  proprie- 
tatem ,  quam  Odilleoz  habuit ,  ut  perpetiialiter  permaneant  ad 
monasterium  praescriptum  Rinhova,  ubi  nunc  Wolvini  abbas 
esse  dinoscitur,  quod  etiam  volumus,  ut  sit  securiter  diebus 
vitae  per  hoc  nostrae  auctoritatis  praeceptum,  post  obitum  vero 
suum  licentiam  habeant,  inter  se  eligendi  abbatem  ,  quamdiu 
ibi  talem  iuvenire  potuerint,  qui  secundum  deum  et  seculum 
veluti  decet  dignus  existat.     Et    ut  haec    auctoritas    largitionis 


478  Kii'ger. 

nostrae    finnior    habeatur,  et    per    futiira    lempora    a    fidelibus 

nostris  verius  credatur,  et  diligentius  observetur,  nianii  propria 

nostra    subter    eam    firmavimus    et    aunuli    uostri    inpressione 

assiti^nare  iussimus. 

tSignum  (M)  Hludoviei  Serenissimi  reg-is 

Hobarhardus    cancellarius    ad    vicem    Grimoldi    recognovit    et 

[Sig-nuni  subscr.J  (L.  S.). 

data  XII    [I  kl  aprilis]  anno  XXXVII  reg-ni  Hludoviei  serenissi 

m[i  regis  in  orientali    franjeia    regnante,    indictione  111.  Actum 

Francono  fürt  i[n  dei  nomine  felieijter  Amen.' 

Diese  Urkunde  ist  bisher  nur  im  Regest  von  Meyer  von 
Knonau  im  Archiv  für  Schweizerische  Geschichtsforschung 
Bd.  1.  p.  7(3  Nr.  8  mitgetheilt,  und  daselbst  als  echtes  Diplom 
Ludwig  des  Deutschen  angeführt/^  ohne  weitere  Angabe  über 
ihre  Originalität.  Diese  jedoch  ist  unzweifelhaft;  alle  äusseren 
Merkmale,  vor  allem  aber  der  Schriftcharakter  des  Documentes 
sprechen  hiefür.  Ein  Vergleich  mit  den  anderen  Urkunden 
Ludwig  des  Deutschen  aus  dieser  Zeit  ergibt,  dass  unser 
Diplom  von  dem  Recognoscenten,  dem  Canzler  Hebarhardus 
selbst  geschrieben.  Es  ist  dieselbe  Hand,  welche  unter  anderen 
Böhmer:  797  (Original  in  Wien),  815  (Mabillon  de  diploma- 
tica  Facs.),  836  (Original  in  St.  Gallen)  schreibt. 

Wenn  ich  den  Abdruck  dieser  Original-Urkunde  mit 
einer  längeren  Auseinandersetzung  begleite,  so  rechtfertigt  sie 
sich  durch  den  Stoff,  der  ihr  zu  Grunde  liegt.  Wohl  ist  der 
Fall  nicht  selten,  dass,  wie  hier,  ein  Original  über  Copien  und 
Ueberarbeitungen  in  Vergessenheit  geräth;  aber  selten  sind 
wir  bei  engbegrenztem  Gebiete  in  gleich  günstiger  Lage,  klar 
zu  sehen.  Denn  nicht  nur  ist  hier  Original  und  Ueberarbei- 
tung  erhalten,  sondern  Dank  der  Ueberlieferung  ist  uns  zu- 
gleich der  Ueberblick  über  ein  ziemlich  vollständiges,  dieselben 
Rechtsverhältnisse    betreffendes    Urkunden-Material  ermöglicht. 


'  Das  Original  ist  au  einigen  Stellen,  ,clio  sich  jedoch  leicht  ergänzen 
lassen,  schadhaft.  Die  Lücken  iu  der  Datirungszeile  sind  ans  einer  an- 
deren Fassung  dieser  Urkunde,  von  der  noch  weiter  unten  gesprochen 
wird,  ergänzt.  Das  wohlerhaltene  und  echte  Siegel  ist  neben  dem  Signum 
suhscriptionis  durchgedrückt. 

■^  Ibid  p.  (59.  Wir  haben  nur  diejenigen  Kaiser-  niul  Kiinigsiirkiiudeu  be- 
arbeitet, deren  Echtheit  uns  erwiesen  schien. 


Ueber  eiue  Drkuude  Ludwig  des  Deutsclicii  für  diis  Klubter  Rheiuau  47'.' 

Unter  gleichem  Datum  und  in  der  Hauptsache  g-leichen 
Inhalts  sind  bisher  bekannt:  Eine  Urkunde  in  Zapf  Monum. 
anecdota  p.  436  ex  autographo.  Dieses  angebliche  Original  ist 
ebenfalls  im  Staatsarchive  zu  Zürch  (Klosterarchiv  Rheinau). 
Die  Urkunde  ist  in  demselben  erweitert.  Dem  Schriftcharakter 
gemcäss  gehört  dasselbe  in  das  X.  Jahrhundert.  An  diese 
Fassung;  haben  sich  die  meisten  Forscher  g-ehalten.' 

Ferner  eine  Urkunde  Ludwig-  des  Deutschen  im  Auszug- 
bei  Neugart  Cod.  Alemanniae  I.  p.  374.  ex  chartulario  Rhcnau- 
giensi  n.  XIV.  Der  Schriftcharakter  dieses  Rheinauer  Chartu- 
lars  entspricht  der  ersten  Hälfte  des  XII.  Jahrhunderts.  Das 
ganze  Chartular  ist  von  einer  Hand  geschrieben  und  reicht  in 
seinen  Aufzeichnungen  nicht  über  das  Jahr  1126.  Vermuthlich 
ist  dieses  Jahr  auch  das  Jahr  der  Entstehung  desselben. 

Die  Urkunde  ist  also  in  drei  Fassungen  erhalten :  in  der 
oben  mitgetheilten  Originalform  (A) ,  in  einer  erweiterten 
Fassung  (B)  und  endlich  im  Rheinauer  Chartular  (C),  welches 
die  Urkunde  in  Form  ß  aufgenommen  hat. 

In  der  Originalfassung  hatte  auch  Zapf  die  Urkunde  ge- 
kannt, sie  wird  aber  von  ihm  nur  beiläufig  erwähnt,  so  p.  436 
n.  x:  in  altero  demum  duplicato  diplomate,  p.  437  nach  n.  d. : 
sub  eodem  dato  exstat  alterum  diploma  pariter  autographum 
eundem  sensum  iisdem  verbis  .exprimens,  non  nihil  tamen 
abbreviatum ,  p.  288  cuius  duplicatum  exemplar,  ut  in  gra- 
vioribus  [Ludovicus]  solebat,  expediri  curavit.  Er  hält  also  A 
für  ein  Duplicat  von  B  und  begründet  diese  Annahme  durch 
den  Hinweis  auf  Mabillon  und  das  Chron.  Gottwicense.  — 
Diese  Annahme  ist  aber  durchaus  unhaltbar;  die  Differenzen 
zwischen  A  und  B  sind  zu  wesentlich,  um  B  etwa  für  eine 
spätere  Abschrift  eines  Duplicates  von  A  zu  halten.  Vielmehr 
ist  B  durch  Interpolation  aus  A  entstanden.  Freilich  muss 
man    die   Umarbeitung    der    Vorlage   als    sehr   geschickt    aner- 

'  So  BöLuiL-r  Reg.  Carol.  8*26;  Sickcl  Beiträg-e  zur  Dii)l()iii;itik  11.  S. 
n.  lüfi.  Hidber  Schweizerisches  llrkiiiidenregister  tiTH  uiul  Meyer  von 
Knonau  Im  Archiv  für  bchweizerisehe  Geschichtstorschiing  p.  75  Nr.  7. 
Auch  der  letztere  hält  die  Fassung  H,  i)i)scli<iii  ihm  das  Original,  wie 
aus  Regest  Nr.  8  liervoigeht,  bekannt  war,  für  echt,  nadi  den»  vi>n  ihm 
au.sgesprochenen  und  von  mir  oben  augeführten  Grundsatze,  das.s  er  nur 
die  erwiesen  ecliten  Urkunden  bearbeite. 


480 


Rieger. 


kennen ;  die  Formeln  des  Textes  B  entsprechen  im  Ganzen 
dem  Kanzleigebrauclie  der  Karolinger;  mit  Recht  hat  daher 
Sickel,  der  die  Urkunde  nur  in  der  Form  B  kennt,  diese  auf 
Grund  der  kauzleigemässen  »Sprache  unter  die  echten  Urkun- 
den aufnehmen  können.  Die  Thatsache  der  Interpolation,  so- 
wie der  Grad  der  Geschicklichkeit  bei  der  Umarbeitung  der 
Vorlage  ergibt  sich  aus  dem  Vergleiche  von  A  mit  B.  Durch 
Hinzuziehen  des  übrigen  hiehergehörenden  Urkundenmaterials 
erhalten  wir  zugleich  den  zur  Erläuterung  des  Falles  noth- 
wendigen  Einblick  in  die  innere  Geschichte  des  Klosters 
Rheinau. 

Das  Verhältniss  zwischen  A  und  B  —  denn  C  kommt 
nicht  in  Betracht,  da  nur  unbedeutende  stilistische  Differenzen 
mit  B  zu  nennen  wären  —  ist  nicht  nur  als  Vei'hältniss  zwi- 
schen einem  Original  und  einer  späteren  Interpolation,  welche 
beide,  wie  schon  gesagt,  erhalten  sind,  interessant,  sondern 
durch  den  Zusammenhang  mit  anderen  Urkunden,  welche  die 
hier  berührten  Fragen  behandeln,  wird  die  Erläuterung  dieser 
beiden  Fassungen  gleichbedeutend  für  die  Geschichte  der 
Ueberlieferung,  wie  für  die  Entwicklung  der  Institutionen  und 
des  Kanzleiwesens  im  Mittelalter. 

Was  zunächst  das  Verhältniss  von  A  zu  B  betrifft,  so 
wird  eine  Vergleichung  der  differirenden  Stellen,  wie  ich  sie 
hier  folgen  lasse ,  über  die  Bedeutung  der  Differenzen ,  sowie 
über  den  Formelcharakter  der  interpolirten  Stelle  Aufschluss 
geben. 

Rein  formaler  Natur  ist  der  Unterschied  der  Corrobora- 
tionsformel  in  den  beiden  Ueberlieferungen. 


A. 

Et  ut  haec  auctoritas  lar- 
gitionis  nostrae  firmier  ha- 
beatur  et  per  futura  tem- 
pora  a  fidelibus  nostris  ve- 
rius  credatur  et  diligentius 
observetur,  manu  propria 
nostra  subter  eam  firma- 
vinuis  et  annuli  nostri  in- 
pressione  assignare  iussimus. 


B. 

Et  ut  haec  nostrae  largifionis  auc- 
toritas in  succedentibus  annis  ab 
Omnibus  dei  ßdelibus  nostris  fir- 
mius  haheatur  et  dilirjentius  obser- 
vetur nostrae  confirmationis  prae- 
ceptum  conscribi  iussimus ,  pro- 
/.»rirtque  manu  nostra  illud  ßrma- 
vimns  et  annuli  nostri  impressione 
sigillari  praecepimus. 


Ue1)er  eine  Urknnde  Liidwig  des  Deutschen  fiir  ilas  KlostPr  Rlipinan.  4ol 

Sachlich  dagegen  sind  die  Differenzen  in  den  übrigen 
Stellen.  Gleich  in  der  Narratio  gehen  die  beiden  Ueberliefe- 
rungen  in  folgender  Weise  auseinander: 

A.  B. 

id  est  illani  proprie-  id  est  illam,  pro2>riefatem  quam  Uoillioz 
tatem  quam  Odil-  habuit  in  locis  subuotatis :  Gatholinga, 
leoz  habuit  ut  perpe-  Sibelinga,  Hovestadt,  Hiedestatt,  Altun- 
tualiter  per  maneant  bürg,  Palba,  Suabowa,  Raffa,  Wolfenes- 
ad  riut,     Wichelinga,     Haselaha,     Arzinga, 

WizAvila,  Loucheringa  cum  ecclesiis  cunc- 

tisque    ecciesiasticis    rebus    et    mancipiis 

utriusque  sexus,  curtilibus  aedificiis  terris 

cultis     et    inciütis    pratis     pascuis     silvis 

aquis  aquarumque    decursibus  molendinis 

piscationibus    viis    et    inviis     exitibus    et 

reditibus  quaesitis  et  inquirendis  omnibus- 

que    ad    eadem   loca   iure    legitimo  perti- 

nentibus,    ut  perpetualiter  permaneant  nd 

Ferner    heisst    es    in    B    nach    den    Worten    ,praeceptum 

auctoritatis',    bis  wohin    von    ut    perpetualiter    permaneant    ad 

beide  Texte  vollkommen  übereinstimmen  : 

Insuper  etiam  de  loco  liOufal  nomine 
quoque  tempore  tertia  post  biduum  die 
uel  nocte  usque  Suabaha,  ab  eodem 
autem  omni  tempore  in  utraque  Reni 
parte  usque  locum,  quo  Tuia  influit,  sine 
ullius  contradictioue  piscandi  potestatem 
concedimus 
Hierauf  folgt  der  Passus  über  die  freie  Abtwnhl.  welcher 
lautet: 

A.  B. 

Post  obitum  vero  su-  Post  ohitnm  vero  predicti  abbatis 
um  licentiam  habeant,  eiusdem  niunasterii  fratres  licentiam 
inter  se  eligendi  ab-  habeant  secunduin  rcguhim  sancti  Be- 
batem ,  quamdiu  ibi  nedicti  abbatem  elü/endi,  qnavidm  inter 
talem  invciiiri  potii-  se  inveniri,  at  si  non  posse  contingat. 
erint      qui      secundum  invicem     reperiri,    <jiii)d    ab.sit    a    qua- 


482  Riejrer. 

Deuiii  ot  secundum  cumqiie  monachicae  professionis  con- 
seculuni  veliiti  decet  greo-atione  sibi  placeat  salva  electione 
dignus  existat  sna  sibi  rectorem  eligant,    donec    rur- 

sus  eoi'imi  aliquem  div'ina  elementia 
inibi  votivum  disponent  fieri  dispen- 
satorem. 
So  weit  die  Vergleichung  der  difFerirenden  Stellen  in 
den  beiden  Fassungen.  Zu  ihrer  Würdigung  glaube  ich  mit 
Rücksicht  auf  den  oben  angedeuteten  Zusammenhang  mit  den 
anderen  hiehergehörenden  Urkunden  vor  allem  einige  Worte 
über  die  ausser  jenem  von  870  uns  erhaltenen  Diplome  Lud- 
wig des  Deutschen  für  dieses  Kloster  vorausschicken  zu  müssen. 
Es  sind  dies  die  Urkunden  vom  Jahre  852  (Böhmer  Reg. 
Carol.  764)  und  jene  vom  12.  April  858  (Böhmer  Reg.  Ca- 
rol.  788).  Letztere  ist  im  Original  vorhanden;  erstere  aber 
eine  Fälschung,  der  Schrift  nach  aus  dem  Anfange  des 
X.  Jahrhunderts,  von  ungeschickter  Hand,  welche  sich  bemüht, 
die  carolingische  Schrift  nachzuahmen.  Die  Recognition  des 
Hadebertus  in  dieser  Urkunde  beweist,  dass  er  eine  echte  spä- 
tere Urkunde,  wohl  Böhmer  788,  zur  Vorlage  hatte.  Ueber 
diese  Urkunde  spricht  sich  schon  Sickel  in  den  Beiti-ägen  zur 
Diploinatik  I.  ]).  (JO  dahin  aus,  dass  sie  ujibedingt  zu  verwer- 
fen sei. 

So  ungeschickt  die  Fälschung  auch  ist,  so  unkanzlei- 
gemäss  die  Formeln  in  dieser  Urkvmde  sind,  so  gibt  sie  den- 
noch Aufschluss  über  die  in  dem  Kloster  Rheinau  zu  Anfang 
des  X.  Jahrhunderts  herrschende  Tendenz.  Gerade  desshalb 
muss  sie  zur  Beurtheiluug  unserer  Urkunde  mit  herbeicrezosren 
werden.  Die  Urkunde  ferner  vom  12.  April  858,  welche  die 
Restauration  des  Klosters  Rheinau  durch  Wolvin  und  die 
Sicherung  durch  die  königliche  Lnmunität  nebst  freier  Abts- 
wahl betrifft,  ist  besonders  wichtig  wegen  des  in  dieser  Ur- 
kunde aufgezäiilten  Besitzes  des  Klosters. 

Fassen  \\  ir  zunächst  das  Besitzverhältniss  des  Rheinauer 
Klosters  ins  Auge;  denn  die  Betrachtung  der  ersten  differiren- 
den  Stelle  ergibt  ,  dass  in  dein  Texte  B  zwischen  die  Worte 
habiiif  und  iif  perpefuaiiter  eine  genaue  Aufzälilung  der  Be- 
sitzungen des  Odilleoz  eingeschoben  sei.  Dass  genaue  Aufzählun- 
gen   von    Gütern    in    Urkuudenabschriften  häufig  eingeschoben 


Ueber  eine  Urkunde  Ludwig  de»  Deutschen  für  das  Kloster  Rheinan.  483 

wurden,  um  für  gewisse  Orte,  welche  man  sieh  entweder  bereits 
annectirt  hatte,  oder  die  man  zur  Arrondirung-  der  vorhandenen 
Güter  gern  an  sich  bringen  wollte,  einen  scheinbaren  Besitz- 
titel zu  erhalten,  ist  hinlänglich  bekannt,  und  wir  können  da- 
her auch  hier,  wo  sich  der  Text  B  von  dem  Originaltexte  A 
durch  eine  derartige  ausführliche  Aufzählung  der  Besitzungen 
des  Odilleoz  unterscheidet,  eine  ähnliche  Absicht  voraussetzen. 

Der  nachweisbare  Besitzstand  von  Kheinau  bis  zum 
Jahre  870,  in  dem  unsere  Urkunde  ausgestellt  ist,  ist  nun  fol- 
gender: Rheinau  hatte  Besitzungen  im  Thurgau  in  den  Orten 
Bassadingen,  Bahnholz,  Benken,  Ellikon,  Ilolzheim,  Martellen, 
Mettingen,  Mörswil,  Nussbaumen,  Rheinau,  Rudoltingen,  Schlatt, 
Stamheim,  Trüllingen,  Truttigen,  Wildenbusch;  im  Alpengau: 
die  Cella  Alba,  Alpfen,  Waldkirchen  und  den  kirchlichen  Be- 
sitz in  Weitzen,  im  Klettgau  in  Altenburg  und  Lauchrin- 
gen, ferner  in  Italien  im  Veroneser-  und  Tortonesergau. ' 

Dazu  kommt  dann  noch  der  Besitz  des  Odilleoz,  wel- 
cher in  der  Originalurkunde  nicht  näher  bezeichnet  ist.  Der 
weitere  Zuwachs  an  Klostergut  stellt  sich  folgendermasseu  dar : 
873  erhält  das  Kloster  Besitz  zu  Gurtweil  im  Alpgau,  87;')  zu 
Bassadingen  im  Thurgau.  87()  ein  Gut  in  Trüllikon  im  Zürch- 
gau,  dann  neuen  Besitz  zu  Geroldswil  im  Zürchgau,  sowie  zu 
Trüllikon  und  Schlatt  im  Thurgau,  ferner  Wiswill  und  Er- 
zingen im  Klettg-au;  878  ertauscht  Wolvin  von  dem  Grafen 
Gozbert  für  den  Klosterbesitz  in  der  March  Lauffen  zu  l^ung- 
wiesen,  Flurlingen,  Morien  und  Dachsen,  im  Klettgau  zu  Lott- 
stetten  und  Rafz  mit  Ausnahme  des  Ackerlandes,  das  zu 
Bahn  gehörte,  den  Besitz  des  Grafen  im  Klettgau  zu  Krziu- 
gen,  zu  Transniundigen  und  Rechberg,  den  Besitz  in  Swa- 
bowa,  den  Zehnten  zu  Jestetten  und  llofstetten,  einige 
Hüben  zu  Bahn;  im  Jahre  888  Besitzungen  in  K])))elhausen 
und  Ezweilen  im  Thurgau,  892  einen  Hof  zu  Mundichingen 
im  Klettgau,  dann  von  dc-ni  Abt  Gozbert  (dem  (»ben  crwähntcüi 
Grafen  und  Nachfolger  Wolvins)  dessen  Besitzungen  im  Thur- 
gau zu  Laufen,  Äbirlcn,  Flui-lingen,  zu  Kglisau  und  im  Hegau 
zu  Bietino;en  und  Rheinheim  ,    S'JS    einen   Acker  in  der  March 


'»^ 


J  Cfr.  Hidber.  Schw.  ürkkregr-  Nr.  468,  525,  547.  .'if.l,  565,  569,  575,  590, 

6(10,  eso. 


4^4  Riosrer. 

Wiechsa,  912  durch  Tausch  Besitz  zu  Haslach  im  Klettgau 
geg-en  den  Klosterbesitz  zu   Ost('i'fing(;n.' 

Schon  diese  Zusammenstellung  legt  uns  die  Annahme 
nahe,  dass  die  Besitzungen  des  Odilleoz  nicht  die  Ausdehnung 
gehabt  haben  können ,  welche  ihnen  in  der  interpolirten  Ur- 
kunde gegeben  wird.  Wahrscheinlich  wäre  doch  ein  Güter- 
complex,  welcher  sich  auf  alle  bedeutenden  Orte  der  ehemali- 
gen Grafschaft  Klettgau  vertheilte,  in  der  Urkunde  von  870 
ebensogut  näher  bezeichnet  worden ,  wie  das  in  der  Urkunde 
Ludwig  des  Deutschen  vom  12.  April  858  betreffs  der  damali- 
gen Klostergüter  geschehen  war.  Nun  kommt  hinzu,  dass  eine 
schnelle  Mehrung  des  Klosterbesitzes ,  insbesondere  im  Klett- 
gau, nach  der  obigen  Darstellung  erst  in  der  Zeit  nach  Lud- 
wig dem  Deutschen  stattgefunden  hat.  Von  den  Orten,  welche 
in  der  interpolirten  Urkunde  aufgezählt  werden,  finden  sich 
nur  Altunburg  und  Loucheringen  unter  den  Orten,  in  Avelchen 
vor  dem  Jahre  870  Besitzungen  des  Klosters  lagen.  Dagegen 
finden  sich  in  dem  Besitzstande  des  Klosters  im  X.  Jahrhun- 
derte, wie  er  sich  aus  den  vorhandenen  Urkunden  nachweisen 
lässt,  mit  Ausnahme  von  Gathelingen,  Sibelingen,  Wolfenesreut 
und  Wichelingen,  alle  die  Orte  wieder,  welche  in  der  inter- 
polirten Urkunde  aufgezählt  werden.  Demnach  ist  es  erklärlich, 
dass  ein  Interpolator  dieser  Zeit  darauf  kommen  konnte,  ge- 
rade jene  Orte  aufzunehmen. 

Vollends  ist  die  Vermuthung  von  Zapf,  dass  hier  nur  der 
Besitz  des  Odilleoz  aufgezählt  worden  sei,  kaum  haltbar.^  Ein 
so    angesehener    Mann ,    wie    es    nach    der  Annahme  von  Zapf 

'  Cfr.  Hidber:  692,  708,  711,  715,  718,  710,  720,  739,  822,  854,  857, 
899,   970. 

•^  Zapf  erklärt  die  .Saclie  in  einer  Nute  zn  (l(>r  Hrkunde  Monuni.  anecd. 
\).  4M\  X,  wie  folg't  :  .  .  .  Odilleoz  (|ui  i)rinuis  inter  Clegg<Jviae  Dynastas 
occurit,  et  dnjn  Rlienaugiae  Monasticem  amplexiis  est,  procul  dubio  Eegi 
Ludovico  Anctur  fnit.  iit  pussessiimes ,  (pias  in  bcncfieinni  ubtinnorat, 
alias  ad  pruprietatem  rep;-is  reditnras,  Monasterin  donaret;  und  ibidem 
p.  287.  Snbiiide  (Liidowicus)  pront  alia  alodia.  in  Heneficium  dabat 
ad  dies  vitae  Nnbili  (-nipiani  aut  bene  niiTihi  vini;  qnalis  erat  Odilleoz, 
(|neni  hl/er  priniox  CI<'</i/oviup  ItyiiasUii  iiiniHrare  fas  est.  Hoc  vero  Mo- 
nasticem in  Miinasleriii  Rlienaug'ensi  jiroi'esso,  (piaecumqne  a  Rege  iu 
beneficium  adeptus  fuerat  ad  proprium  Regis  ut  ipse  in  Diploniate  ex- 
primit,  rediere.     Die  Vermutiiung.    dass  Odilleoz  in  das  Kloster  Rheinau 


Ueber  eine  Urkunde  Ludwig  des  Deutschen  für  das  Kloster  Rlieinau.  485 

Odilleoz  g^ewesen  wäre,  würde  wohl  kaum  von  dem  Urkunden- 
sclireiber  ohne  alh;  Titulatur  und  ohne  alles  Prädicat  an- 
o;efuhrt  worden  sein.  Ueberhaupt  besag-t  die  Originalurkunde 
doch  nur  diess :  Königliche  Güter,  welche  zuvor  Odilleoz  un- 
ter irgend  einem  Rechtstitel  inne  hatte,  die  jetzt  aber  an  den 
König  zurückgefallen  sind,  werden  von  diesem  jetzt  dem 
Kloster  geschenkt.  Diese  Thatsache  ist  es,  die  der  Interpolator 
benutzt,  um  irgend  welche  sp.ätere  Ansprüche  des  Klosters 
geltend  zu  machen,  imd  gerade  der  Umstand,  dass  870  die 
betreffenden  Besitzungen  nicht  näher  bezeichnet  worden  sind, 
bietet  ihm  die  Handhabe,  hier  seine  Einschaltung  einzufügen. 
Der  Interpolator  bleibt  dabei  nicht  stehen ,  sondern  ver- 
sucht zugleich  eine  Erweiterung  der  Rechte  und  Freiheiten 
des  Klosters.  So  durch  die  Einschaltung  der  Worte  Insuper 
de  loco  Loufal  —  concedimus.  Mit  diesen  Fischereigerecht- 
samen steht  es  im  Allgemeinen  so :  Im  VIII.  und  IX.  Jahr- 
hundert werden  sie,  soweit  es  sich  um  kleinere  Gewässer 
handelt,  mitunter  auch  mit  dem  Gute  selbst  verliehen.  Doch 
ist  die  Fischerei  gewöhnlich  ein  Gegenstand  königlicher  Ver- 
fügung. Es  ist  daher  nicht  zu  verwundern,  dass  weder  in  den 
Formeln  sich  piscationes  unter  den  Gerechtsamen  finden,  noch 
in  den  Urkunden ,  gleich  dem  Gebrauche  der  späteren  Zeit, 
die  piscationes  als  stehender  Begriff  neben  Uferbesitzungen 
genannt  sind.  In  den  grösseren  Flüssen,  insbesondere  im  Rhein 
und  in  der  Mosel,  war  das  Fisehereirecht  unter  den  Karolin- 
gern so  sehr  dem  Fiscus  vorbehalten,  dass  es  gleich  dem  Jagd- 
rechte durch  einen  besondern  Bann  geschützt  wurde ;  wie  denn 
auch  unter  Forestum  geradezu  das  Recht  auf  Fischerei ,  wie 
das  Recht  am  Walde  und  Wildstande  verstanden  wird.  In 
einer  Urkunde  Ludwig  des  Frommen  wird  ausdrücklich  gesagt : 
Si  quidem  cuiuscumque  potestatis  sint  litora,  nostra  tamen  est 
regalis  aqua.  Erst  mit  der  Zeit  geht  auch  dieses  ursprünglich 
fiscalische  Recht,  sei  es  durch  besondere  Verleihung,  oder  nur 

eingetreten  ist,  wird  dadurch  gestützt,  dass  in  dem  St.  Gallener  Kataloge 
der  Rheinaiier  Mönelie  Zapf  Monuni.  anecd.  p.  446  vom  .Jalire  885  ein 
Adileoz  diaconus  vcrzeiclinet  wird.  Dass  Odilleoz  den  ,Dynastes'  im 
Klettgan  angcliörte,  wird  vun  Zapf  duroli  niclits  begründet.  Wohl  ist  von 
ihm  der  bedeutende  Besitz,  der  in  der  Urkunde  enthalten  ist,  der  zwin- 
gende Grund  7.U  dieser  Annahme. 
Sitzungsber.  d.  pUl.-hist.  Cl.  LXXVI.  hd.  III.  Hft.  32 


486 


li  iejjer. 


thatsächlich ,  an  die  Besitzer  der  IJf'ergrimde  über.  Da  mag- 
aucli  Rlieinau,  das  schon  durch  seine  Lage  auf  solchen  Erwerbs- 
zweig ang-ewiesen  war,  zu  Zeiten,  da  die  Beamten  des  Fiscus 
minder  eifersüclitig-  und  aufmerksam  auf  die  Wahrung  der 
iiscalischen  Rechte  waren,  sich  ein  solches  Recht  angemasst 
haben.  Erst  bei  solcher  Sachlag-e  konnte  der  Interpolator  auf 
den  G-edanken  kommen,  einen  Rechtstitel  für  Fischereigerecht- 
same schaffen  zu  wollen.  Offenbar  befleissig-t  er  sich  dabei 
Idug-er  Mässigung  und  der  Berücksichtigung-  der  Rechte  oder 
Rechtsansprüche  Dritter;  für  die  Strecke  von  Laufen  bis 
Schwaben  nimmt  er  das  Fischereirecht  nur  jeden  dritten  Tag 
für  das  Kloster  in  Anspruch. 

Gleichen  Voraussetzungen  begegnen  wir  bei  der  Erweite- 
i-ung  der  Stelle  über  die  Abtswahl  in  B.  Daselbst  ist  erstlich 
verglichen  mit  A  die  Stelle  secundum  regulam  S.  Benedicti 
eingeschoben. 

Dieselbe  Wendung  findet  sich  in  gleichem  Zusammen- 
hange auch  schon  in  den  Urkunden  der  Karolinger;  '  ist  jedoch 
in  der  Zeit  der  sächsischen  Kaiser  weit  häufiger  in  Gebrauch. 
Ferner  enthält  B  einen  Zusatz,  welcher  das  Recht  der  freien 
Abtswahl  für  den  Fall  dem  Kloster  zugesteht,  als  eine  e-eei«- 
nete  Person  innerhalb  desselben  nicht  gefunden  werden  kann. 
Dieser  Zusatz  ist  viel  wichtiger  und  muss  desshalb  mit  Rück- 
sicht auf  die  Kritik  der  Urkunde  eingehender  behandelt 
werden.  Mit  dem  Rechte  der  freien  Abtswahl  im  Kloster 
Rheinau  beschäftigen  sich  ausser  A  und  B  noch  die  Urkunden 
vom  12.  April  858,  Böhmer  788  und  das  Actum  spurium  von 
852,  Böhmer  764.  In  der  ersten  Urkunde  lautet  die  betreffende 
Stelle:  ,Post  eins  (Wolvini)  de  hac  luce  dicessum  liceat  mo- 
nachis  in  eodem  coenobio  consistentibus  intei-  se  abbatem  eli- 
gendi  per  nostram  nostrorumque  successorum  iussionem  et 
concessionem. 

Diese  ganz  allgemein  gehaltene  Bestimmung  hatte  den 
Fall,  dass  aus  dem  Klostor  selbst  kein  geeigneter  Abt  hervor- 
gehen könnte,  nicht  bei-ührt.  Die  Frage,  ob  auch  dann  noch 
dem  Kloster  das  Recht  der  freien  Wald  zustand,  blieb  unbe- 
antwurtet.     Sie    scheint    von    dem    Kloster    selbst    in   Anregung 


'   So  in  .l(.r  ITrk.   K;irl   d.   Or.   für  Hcrsfold.  Sidul   Act;i   II.  K.   :U. 


Heber  eine  Urkunde  Luilwig  des  Deutschen  für  das  Kloster  Rheinau.  4'S7 

gebracht  worden  zu  sein,  so  dass  die  Wiederholung  der  Ver- 
leilumg-  der  freien  Abtswahl  in  der  Urkunde  von  870  als  Ent- 
scheidung- angesehen  werden  kann.  Denn  in  A  wird  den  Mön- 
chen ausdrücklich  das  Recht  der  freien  Abtswahl  zugestanden, 
quanidiu  ibi  taleni  inveniri  potuerint  qui  secundurn  Deum  et 
secundum  seculuni  veluti  decet  dignus  existat.  In  dieser  Aus- 
dehnung wurde  ihnen  das  Recht  von  den  Nachfolgern  wohl 
belassen ,  wie  aus  den  Urkunden   Otto's  I.  und  II.  hervorgeht. 

Die  gleiche  Auffassung  mit  A  theilt  auch  das  Actum 
spurium  Ludwig  des  Deutschen  von  852,  nur  formulirt  hier 
der  Verfertiger  desselben  das  Rechtsverhältniss  derart,  dass  er 
den  Fall  angibt,  in  welchem  ein  Abt  eingesetzt  werden  darf; 
die  betreffende  Stelle  lautet:  Postquam  vero  aliquis  eorum  sie' 
depositus  fuerit,  vel  de  hac  luce ,  quod  magis  cupimus,  migra- 
verit,  non  aliunde  abbas  ibi  constituatur,  nisi,  quod  absit, 
inter  eos  nullus  idoueus  inveniatur.  Gerade  im  Gegensatz  zu 
dieser  Interpretation  der  Fassung  A  ist  die  Interpolation  in  B. 
Dieser  Ueberlieferung  zufolg-e  hätte  das  Kloster  in  jedem  Falle 
das  Recht  der  freien  Abtswahl  ausüben  dürfen  und  für  den  be- 
sprochenen Fall  wird  ihnen  zugestanden:  a  quacumque  mona- 
chicae  professionis  congregatione  sibi  placeat,  salva  electione 
sua  sibi  rectorem  eligant. 

Diese  weitgehende  Concession  wäre  jedenfalls  Böhmer 
764  zu  Grunde  gelegt  worden,  wenn  die  Urkunde  in  Form  B 
damals  schon  existirt  hätte.  Man  kann  daher  mit  Recht  an- 
nehmen, dass  vielmehr  Böhmer  764  durch  seine  beschränkte 
Auffassung  des  in  A  angedeuteten  Rechtsfalles  den  Interpola- 
tor  von  B  vei-anlasst  hat,  die  im  Kloster  herrschende  Tendenz, 
sich  von  jedem  fremden  Einflüsse  zu  befreien,  nun  auch  in 
der  urkundlichen  Formulirung  der  rechtlichen  Verhältnisse 
zum  vollständigen  Ausdruck  zu  bringen.  Wenn  nun  diese  An- 
nahme richtig  und  B  wirklich  im  Gegensatz  zu  Böhmer  764 
entstanden  ist ,    so    ergibt   sich   zugleich  ein  Zeitpunkt  für  die 


'  In  derselben  Urknndo  weiter  oben  :  Ific  talis,  Jitfiue  sui  successores  a 
nuUo  eiiciantur,  nisi  tali,  quos  absit,  facinori  involvantur,  quod  ecclesia- 
stici  viri  ecis  inter  se  rton  i)atiantnr.  Tinic  prirnci  in  generali  coneilii) 
Constantiensi  aut  Mofjuntieusi  iiistu  cunregulariuni  iiuliciu  depouantur. 
Nenjrart  Cod.  All.  I.  280. 

35}* 


488  Rieger. 

Entstehung-  dieser  Auffassung'  in  B.  lieber  Böhmer  7(34  ist  das 
Urtheil  gefällt;  der  Schriftcharakter  der  Urkunde  spricht  für 
das  X.  Jahrhundert.  B  muss  also  wohl  auch  im  X.  Jahrhun- 
dert entstanden  sein.  Aber  nicht  nur  diese  Annahme  führt  uns 
ins  X.  Jahrhundert,  sondern  auch  die  allgemeine  Entwicklung 
des  Wahlrechtes.  Indem  ich  mir  eine  eingehendere  Darstelluns: 
dieser  rechtlichen  Verhältnisse  für  eine  besondere  Abhandlung 
vorbehalte,  va^III  ich  wenigstens  an  einer  Urkundengruppe  diese 
Verhältnisse  verfolgen.  Ich  wähle  dazu  die  Gruppe  der  Hers- 
felder Urkunden,  diese  gerade  desshalb,  weil  dieses  Kloster 
unter  den  Karolingern  sich  besonderer  Vorrechte  erfreute,  und 
weil  wir  in  der  günstigen  Lage  sind,  ein  ziemlich  vollständiges 
Material  zu  beherrschen. 

In  der  Zeit  Karl  des  Grossen  genossen  nur  wenige 
Klöster  das  Recht  der  freien  Wahl  der  Aebte.  So  oft  auch 
dieses  Recht  ausgesprochen  wurde,  von  praktischer  Wichtig- 
keit war  es  nur  in  höchst  seltenen  Fällen ;  '  unter  diesen  ist 
das  Kloster  Hersfeld  gewesen.  Demselben  verlieh  Karl  der 
Grosse  am  5.  Januar  775  das  freie  Wahlrecht  in  folgender 
Fassung:  ,et  quandoquidem  abbas  de  ipso  cenubio  de  hac  luce 
migraverit  tunc  ex  nostra  auctoritate  licentiam  habeant  secun- 
dum  canonicam  et  regule  sancti  benedicti  sibi  abbatem  insti- 
tuere  de  ipsa  congregatione,  et  si  ibidem  miuime  repertus 
fuerit  qui  in  ipso  loco  condignus  ascendere  non  possit  tunc 
sibi  ipsa  congregatio  de  quacunque  casa  dei  abbatem  regu- 
lärem spirit(u)aliter  elegere  voluerint  licentiam  habeant'.- 

Während  Ilersfeld  ein  so  weitgehendes;  Recht  erhält, 
setzt  in  anderen  Klöstern  Karl  selbst  Aebte  ein,  oder  behält 
sich  doch  die  Bestätigung  vor.  3  Erst  unter  Ludwig  dem  From- 
men wurde  eine  Regelung  dieser  Verhältnisse  zugleich  mit  der  ' 
Reform  der  Klöster  versucht.  Vor  allem  forderte  dieser  alle 
Klöster  in  seine  Hand  zurück,   um  sie  vor  den  Beunruhigungen 

'  Cfr.  Wjiitz  Veifa.s.suiifrsfreschiclito  III.  .365. 

2  Kopp  Tab.  II.  —  Ich  fitire,  .so  weit  es  möglicli  ist,  die  nachfolgenden 
Stellen  nach  den  Tabellen  der  Kopp'schen  Facsimile.s-Sammlung'  de.s  Insti- 
tutes für  Oesterreichische  Geschichtsforschung,  welche  Professor  Sickel 
mir  gütigst  zur  Verfügung  stellte.         Wenk.   III^  n.  4. 

•*  Waita  V.   G.  III.  36ü. 


üeber  eine  Urkuude  Ludwig  des  Deutscheu  für  das  Kloster  Rheinaa.  4o9 

der  Grafen  und  Bischöfe  zu  schützen.'  In  diesem  Sinne  än- 
derte Ludwig-  der  Fromme  in  dei-  Bestätigung  der  oben  an- 
geführten Urkunde  Karl  des  Grossen  vom  8.  Mai  820  die 
Stelle  über  die  Abtswahl  folgendermassen  ab  :  ,Et  quando  qui- 
dem  abbas  de  ipso  monasterio  de  ac  luce  migraverit  volumus 
ut  ex  nostra  auctoritate  licentiam  habeant,  secundum  saci'os 
cano'nes  et  regulam  sancti  Benedict!  sibi  abbatem  eligere  de 
ipsa  congregatione  et  si  ibi  minime  reperire  potuerint,  tunc 
sibi  ipsa  congregatio  de  quocumqne  monasterio  infta  ipso  jmiv- 
tochia  abbatem  regulärem  eligere  voluerint  per  nostram  aucto- 
ritatem  licentiam  habeant  eligendi.  Et  quando  [deo]  volente 
electns  fnerit  ad  nostram.  i^erdiicant  presentiam  ut  ihi  ex  [aminj 
etiir  si  dignus  sit  fall  ordinari  officio.'^ 

Diese  in  den  letzten  Zeilen  enthaltene  Einschränkung 
stimmt  vollständig  in  den  Reformversucheu  Ludwig  des  From- 
men mit  dem  Grundsatze  überein,  welchen  er  dabei  verfolgt. 
Von  Ludwig  dem  Deutschen  wurde  nun  im  Jahre  843  dem 
Kloster  Hersfeld  eine  wörtlich  übereinstimmende  Urkunde  ■' 
ausgestellt.  Ein  Beleg  dafür,  dass  Ludwig  der  Deutsche,  wel- 
cher in  den  kirchlichen  Rechtsfragen  die  Politik  seines  Vaters 
eingeschlagen  hat,  auch  das  Recht  der  freien  Abtswahl  in  der 
gleichen  Beschränkung  durchführte.  In  diese  Zeit  passt  nun 
die  Fassung  B  nicht,  denn  anzunehmen,  dass  dem  Kloster 
Rheinau  mehr  concedirt  worden  wäre,  als  einem  so  hervor- 
ragenden und  begünstigten  Kloster  wie  Hersfeld,  ist  wider- 
sinnig. Ebensowenig  kann  die  Interpolation  in  B  schon  in  die 
nächtsfolgende  Zeit  fallen.  Denn  in  dieser  Zeit  der  allgemeinen 
Auflr)sung  der  rechtlichen  Anschauungen  mochte  man  wohl  in 
den  verschiedenen  Fällen  Versuche  gemacht  haben,  den  Ein- 
griffen der  weltlichen  und  episcopalen  Gewalt  gegenüber  sich 
womöglich  zu  sichern  und  von  Fall  zu  Fall  deren  Anmassun- 
gen  abzuwehren.     Dagegen    ein    Mittel,    wie    die    Erweiterung 

1  Sinisoii  LudwifT  der  Fromme  I.  p.  87.  n.   1   citirt  nus  M.  6.   SS.   IV.  11)  : 

et  abbatias  (iiniie.s  in  .«iia.s  manu.s  revocavit.  ut  nemo  comitum  vel  epLseu- 

porum  ea.s  inquietare  potuisset. 
-'  Kopp    Fac*.    Tab.    XIV.    Ledderliose    kl.    Schriften    4.    --'71     m.   1.    Sickel 

Acta  L.   157. 
3  DiÖ'erenzen  in  der  Urkunde  .sind  nur  stilistischer  Natur    Cfr.  Sickel   Uei- 

träge  zur  Dipl.  I.  S.  73. 


490  Rieger. 

cinsser  Kraft  getretener  Rechte,  wäre  damals  ganz  und  gar 
t'riichtlos  gewesen.  Den  Zeitvei'hältnissen  g-emäss  sucht  Ludwig 
der  Jüngere  <S8l  dem  Kloster  Hersfekl  durch  ein  Privileg  den 
bislierigen  Besitz  vor  jeglicher,  auch  königlicher  Gewalt  zu 
schützen  '  und  zu  sichern.  Aber  dieses  nützt  ihm  nichts.  Ja  unter 
den  Nachfolgern  dieses  Königs  linden  die  ersten  Vergabungen 
der  Abteien  im  Ostreiche  an  weltliche  Grosse  statt,  so  das^  das 
Recht  einer  freien  Abtswahl  gänzlich  illusorisch  wird.  Unter  die- 
sen Vergabungen  findet  sich  auch  das  Kloster  Hersfeld^  das  dem 
Herzog  Otto  von  Sachsen  als  einem  Leihenabt  zufällt.  Erst  nach 
und  nach  besserten  sich  die  kirchlichen  Verhältnisse  mit  der 
Consolidirung  des  Reiches  unter  Heinrich  L,  und  unter  ihm  und 
seinen  Nachfolgern,  welche  eine  den  Klöstern  günstigere  Po- 
litik im  Allg-emeinen  einschlugen,  findet  sich  das  Recht  der 
freien  Abtswahl  wieder  in  seiner  vollen  Geltung.  Verfolgen 
wir  nun  an  dem  Kloster  Hersfeld  diese  Entwicklung.  Lu  Jahre 
908  verleiht  König  Ludwig  das  Kind  auf  Fürbitten  des  Leiheii- 
abtes  Otto  dem  Kloster  das  Recht,  nach  dem  Tode  des  Herzogs 
wieder  den  Abt  frei  zu  wählen.  -  Dieser  Fall  wird  praktisch  im 
Jahre  913,  und  Konrad  bestätigt  auch  dem  Kloster  in  demselben 
Jahre  das  Recht  der  freien  Abtswahl.  Mit  den  Worten  post 
obitum  praefati  ducis  abbatem  inter  se  eligendi  —  potestatem 
habeant  wird  ihnen  das  Recht  restituirt;  auch  Heinrich  L,  in 
seinen  beiden  Bestätigungen  vom  30.  Mai  925  und  1.  Decem- 
ber  930,  hält  sich  an  diese  Fassung.  Erst  Otto  I.  in  seiner 
Bestätigung  der  Privilegien  von  Kaiser  Karl  dem  Grossen  vom 
4.  November  936  nimmt  auch  das  Recht  der  freien  Abtswahl 
in  der  von  Karl  erlassenen  Ausdehnung  wieder  auf:  Et  quan- 
docunque  Abbas  eorum  de  hac  luce  migraverit,  licentiain  ha- 
beant inter  se  eligendi  abbatem.  Quod  si  inter  eos  dignus  in- 
veniri  non  postest  potestatem  habeant  undecunque  velint  ab- 
batem sibi  conducere. 


'  Wenk  ni^  23,  Kopj)  Facsim.  Tab.  XXXVI :  Et  ut  imllu.s  successorum 
iiDstrornin  ipsas  res  .  .  .  aiit  in  hciieficia  facere  aut  alio  iniuste  vertere 
praesumat. 

2  Wenk  IIb  ig.  p.  23    Kopp  Faes.  Tab.  XXXVII. 

'■>  Köhnier  Acta  Cmradi  Nr.   14,  K..pp  Faes.  Tab.  XIX. 

'  Weuk  III''  n.  -JG  u.   27. 


Ueber  eine  Urkimile  Ludwig  des  Deutschen  für  das  Kloster  Rlieinan.  491 

Diese  Auffassung  des  Rechtsverhültnisses  zeigt  abei-  B. 
Wenn  nun  Hersfeld  im  Jahre  üoi)  die  Wiedererstattung  des 
ihnen  schon  früher  zugestandenen  Rechtes  erhalten  hat,  so 
konnte  wohl  Rheinau  kaum  früher  an  eine  solche  Forniulirung- 
seiner  rechtlichen  Ansprüche  gehen.  Der  Stellung  der  Regie- 
rung vor  Otto  I.  zu  den  Klöstern  entspricht  die  abwehrende 
Haltung,  wie  sie  in  der  Auffassung  des  Rechtsverhältnisses  in 
Böhmer  764  entgegentritt,  der  Politik  Otto's  I.  aber  die  For- 
niulirung in  B. 

Also  auch  die  Entwicklung  der  rechtlichen  Verhältnisse 
führt  in  das  X.  Jahrhundert.  Dieses  Resultat  stimmt  aber 
vollständig  überein  mit  dem  Resultate  der  Untersuchung  über 
das  Besitzverhältniss  des  Klosters.  Was  wir  von  der  Geschichte 
des  Klosters  wissen,  widerspricht  durchaus  nicht  diesen  An- 
nahmen. Das  Kloster,  den  Ungarneinüillen  ausgesetzt,  hatte 
natürlich  auch  ungeheueren  Schaden  durch  dieselben  erlitten. 
Als  nun  Konrad,  Bischof  von  Constanz  von  934 — 975,  die 
Administration  über  die  Stiftung  seines  Geschlechtes  übernahm, 
so  musste  dieser  einerseits  trachten,  dem  Kloster  seinen  grossen 
Verlust  zu  restituiren, ^  anderseits  bestrebt  sein,  dem  Kloster 
Freiheiten  und  Rechte  zuzuwenden,  um  sie  dadurch  vor  jeg- 
licher Willkür  zu  sichern,  besonders  aber  das  Recht  der  unbedingt 
freien  Abtswahl  ihnen  zu  vindiciren.-  Diese  Bestrebungen  und 
die  Tendenz,  welche  B  zu  Grunde  liegt,  scheinen  sich  wohl 
zu  decken,  und  die  Annahme,  dass  Bischof  Konrad  der  Erwei- 
terung der  Urkunde  nicht  ferne  steht,  dürfte  insofern  richtig 
sein,  als  wir  in  ihm  den  intellectuellen  Urheber  wohl  vermu- 
then  können. 

Was  die  äusseren  Merkmale  der  Urkunde  betrifft,  so 
luibe  ich  gleich  Anfangs  hei-vorgehoben ,  dass  der  Schrift- 
charakter dem  X.  Jahrhundert  entspricht;  ich  glaube  diese 
Angabe  aber  noch  dahin  bestimmter  fassen  zu  können ,  dass 
die  Schrift  in  B  mit  der  Urkundenschrift  der  Zeit  Otto's  I. 
zusammenfällt.  Es  ist  nun  zunächst  festzuhalten ,  was  auch 
mehrnuils    im     Laufe     der    Untersuchung    besonders    hervorge- 

'  Cfr.  Zapf  Monum.  anoed.  :U(>. 

2  War  ja  doch  Koiirad,  elie  or  J'.i.scluif  von  Consta»/,  wiinlo,  Mimrli  di-s 
Klosters  «St.  Gallen.  Seine  Stellunj^  konnte  deinnacli  leiclit  zn  willkiir- 
liilien  Schritten  den  erwünschten  Präcedcnzfall  lietern. 


492  Rieger. 

hoben  worden  ist,  class  der  Interpolator  ungeachtet  der  Anleh- 
nung- an  die  Vorlage,  eine  kanzleigerechte  Umarbeitung  und 
Erweiterung  derselben  unternimmt;  vergleichen  wir  die  freie 
Dispositions-  und  Corroboratiousformel  und  das  Eschatokollon 
in  B  mit  den  gleichen  Theilen  der  Urkunde  von  852,  Böhmer 
7()4,  so  ergibt  sich  der  Schluss,  dass  der  Interpolator  von  B 
nicht  nur  mit  dem  Kanzleigebrauche  seiner  Zeit  vertraut  war, 
sondern  auch  das  Kanzleiwesen  der  früheren  Zeit  genau  kannte. 
Er  setzt  das  Monogramm  an  die  rechte  Stelle,  vermeidet  den 
Gebrauch  des  Incarnationsjahres  und  bewahrt  dennoch,  wo  er 
es  nothwendig  hat,  die  nöthige  Freiheit. 

Ks  dürfte  wohl  nicht  Zufall  sein,  wenn  Avir  derselben 
Schrift  '  freilich  in  beschränkter  Weise,  in  der  Kanzlei  Otto's  I. 
begegnen  und  insbesondere  ist  die  auffallende  Uebereinstim- 
mung  mit  einem  in  Chur  befindlichen  Originaldiplome  Otto's  I.^ 
berücksichtigenswerth.  Die  Annahme,  dass  der  Schreiber  von 
Stumpf  n.  64  und  der  obigen  Interpolation  derselbe  wäre,  ist 
demnach  nicht  ungerechtfertigt.  Die  Entstehungszeit  der  Inter- 
polation fiele  mit  dem  Anfange  der  Regierung  Otto's  I.  zu- 
sammen. Freilich  bleibt  noch  die  Frage  offen,  ob  der  Schrei- 
ber der  Urkunde  während  der  Zeit  seiner  Thätigkeit  in  der 
königlichen  Kanzlei,  oder  vor  oder  nach  derselben  das  in 
Frage  stehende  Diplom  interpolirt  hat. 

Diese  Frage  ist  doch  nur  mehr  von  geringer  Bedeutung. 
Denn  wenn  sie  auch  nicht  gelöst  werden  kann,  so  hindert  sie 
uns  nicht  im  mindesten,  die  annähernde  Zeitbestimmung  der 
Jahre  930 — 940  als  Entstehungszeit  anzunehmen.  Diese  Be- 
stimmung steht  im  vollen  Einklang  mit  allen  Angaben,  die 
bisher  gewonnen  werden  konnten.  Vor  allem  die  Ausfertigung 
des  Privileg  für  Hersfeld  im  Jahre  936,  der  Antritt  der  Admini- 
stration Rheinaus  durch  Bischof  Konrad  im  Jahre  934  fallen  in 
die  angegebene  Zeit. 

Die  Annahme,  dass  durch  einen  königlichen  Kanzlei- 
beamten die  Interpolation  geschehen  sei,  ist  immerhin  inter- 
essant.    Dieselbe    darf    wohl    nach    den    obigen     Auseinander- 

'  Ausser  in  Stumpf,  n.  ß4  glaube  ich  den  Schreiber  noch  in  Stumpf,  u.  »59 
nacliweisen  zu  können,  welches  mir  aber  in  einem  schlechten  Facsimile 
vorliegt. 

-  Stumpf  Reg    n.  64. 


Ueber  eine  Urkumle  Ludwig  de«  Deiittichen  fiir  das  KlostiM-  Klieinau.  -ii'O 

setzung-en  kaum  mehr  bezweifelt  werden,  Dass  aber  auch  in 
der  königlichen  Kanzlei  Fälschungen  vor  sich  g-cgangen  sind,' 
lässt  sich  schon  aus  dem  innigen  Zusammenhang  zwischen 
Parteien  und  Kanzlei  erschliessen,  einen  schlagenden  Beleg* 
dafür    hat    man     aus    der    Zeit    König    Sigmunds.'-     Mit   dem 


1  Auch  aus  der  Zeit  Kaiser  Heinrichs  II.  könnte  ich  Fälle  anführen,  welche 
nur  einen  gleichen  Schluss  ei'lauben. 

2  Das  interessante  Stück  Sigismunds ,  in  welchem  er  die  Fälschung,  die 
in  seiner  Kanzlei  vor  sich  gegangen  ist,  berichtet,  liegt  zu  Wien  im  k.  Iv. 
Staatsarchiv,  Reichs-Rogistratur-lJücher  König  Sigismunds  Bd.  H.  f.  1"J7. 
Von  meinem  Freunde  Dr.  Bayer  wurde  ich  hierauf  aufmerksam  gemacht. 
Der  Sachverhalt  ist  folgender  :  AI.«  einer  der  Reichsfürsten  mit  Saclisen 
belelmt  werden  sollte,  trat  Herzog  Erich  von  Lauenburg  mit  einem  Lelin- 
briefe  liervoi-,  in  welchem  diesem  nebst  Sachsen  nocli  andere  Ländereien 
schon  bei  Gelegenheit  seiner  Belehnung  mit  Lauenburg  zugesprochen 
worden  seien.  Indem  nun  Sigismund  diese  Behauptung  als  unrichtig 
zurückweist  und  sich  hiebei  auf  Zeugen  bei  dorn  Acte  der  Belchnung 
beruft,  fährt  er  fort:  ,also  das  wir  des  alles  wol  indenk  sin  vnd  das 
wir  von  demselben  lehenbrief  nicht  anders  wissen  dann  was  wir  Im 
den  nicht  haben  heissen  geben  vnd  als  der  von  passaw  seliger  vnser 
Canczler  gewest  ist,  das  derselb  herczog  Erik  durch  furdrung  vnd  volwort 
des  Edlen  Conrats  von  winsperg  denselben  brief  nechst  zu  Nuremberg 
hinder  uns  erkriegt  hat ,  do  wir  den  letzten  tag  mit  den  kurfursten  vnd 
andern  fursten  ,  Greuen  Herren  und  steten  geleist  haben,  do  er  Im  die 
data  bey  acht  Jaren  hat  lassen  hiufur  seczen  als  wir  docli  dem  von 
winsperg  wol  ein  besseres  czugctraut  betten  als  wir  ouch  das  von  vnsern 
prothonotarien  nemlich  den  Ersamen  Franczen  Cnstos  zw  iieiligeu  Crewtz 
zu  Bi-eslaw  den  wir  bey  dem  eyde  gefragt  haben,  der  do  lautter  spritlit, 
do  wir  letzt  zu  Nuremberg  waren,  das  der  von  jiassaw  Canczler  vnd  der 
Edel  Conrat  herr  zu  Winsperg  mütten  an  In,  vnd  hiessen  das  er  dem 
lierczogen  von  lawemburg  sinen  lelienbricf  machen  und  sclireiben  solt, 
vnd  die  data  liinfur  legen  wol  acht  Jar  oder  mer  du  verantwort  er  das 
also  vnd  sjirach  er  wer  nicht  dieselbe  czeit  vnser  diener  vnd  schrrilu-r 
gewesen,  also  das  Im  das  nicht  fügte  zu  tun,  ober  das  wart  der  brief  do 
zu  Nurenberg  geschrieben  vnd  versiegelt  vnd  den  Ersamen  Miclielu 
probst  zu  Boleslaw  ]ial)en  wir  auch  bey  dem  eyd  gefragt,  der  spriclit  das 
es  an  Im  zu  Nuremberg  von  dem  von  passaw  seligen  gebracht  ist.  vcm 
desselben  leben  briefs  wegen,  sint  dermal  er  die  wil  in  der  Canczley 
gewest,  do  lierczog  Erik  sine  lehen  zu  franUfurt  empfieng  das  er  sich 
solt  in  demselben  brief  vndorscliriben  vnd  das  redt  der  von  pas.saw  zu 
Nuremberg  mit  Im  vnd  hiess  In  da  er  sirli  snlt  vnderschriben  dorczu 
liaben  wir  von  licint/.cn  fijc  vnsern  Registrator,  der  dcn.selben  brief  zu 
Nuremberg  geregi.stricrt  iiat,  bey  sinem  eyd  erfaren,  das  er  denselben 
brief  zu   Ninemburg  neclist,  do  wir   da  waren    geregistriet  liat,     vnd    das 


4i)4  Rieger. 

Heranziehen  dieses  Falles  beabsichtiw-e  ich  nur  der  Vorstelluuo; 
entgegenzutreten,  als  wäre  die  Vermutliung_,  dass  im  Mittel- 
alter die  Kanzlei  derartiger  Schliclie  sich  hätte  schuldig 
machen  können ,  unstatthaft.  Unsere  Urkunde  wurde  ebenso 
ohne  Vorwissen  des  Königs  erweitert,  wie  jener  Belehnungs- 
brief ohne  Vorwissen  Sigmunds  ausgestellt  wurde. 

Eine  weitere  Frage  ist  die,  welchen  Gebrauch  die  Rhein- 
auer  Mönche  von  der  Urkunde  gemacht  haben.  Von  Otto  I. 
und  II.  J  welche  zwei  congruent  lautende  Privilegien  dem- 
selben ausgestellt  haben,  worin  die  früheren  Rechte  und  Frei- 
heiten :  ,sicut  cartarum  textus  eidem  loco  conscriptarum  enun- 
tiat'  bestätigt  werden,  wird  auf  diese  Urkunde  noch  nicht 
Bezug  genommen.  Das  Recht  der  freien  Abtswahl,  das  ihnen 
zugestanden  wird,  lautet  in  diesen  beiden  Urkunden :  Ut  vide- 

licet  monachi secundum   regulam    saucti  Benedicti  ab- 

batem  inter  se  eligendi  habeant  licentiam.  Beide  Urkunden 
wurden  dem  Kloster  Rheinau  durch  Bischof  Konrad  von  Con- 
stanz  erwirkt.  Dies  erklärt  wohl  auch  den  Umstand,  dass  die 
Urkunde,  deren  Entstehung  wir  unter  Konrads  Administration 
des  Klosters  ansetzten,  Otto  I.  und  IL  nicht  vorgelegt  wurde. 

Erst  unter  Heinrich  III.  wird  in  einer  Urkunde  vom 
11.  Juli  1049-  unserer  Urkunde  zugleich  mit  dem  Original- 
diplome vom  12.  April  858  Rechnung  getragen.  Wie  aber 
diese  beiden  Urkimdeu  in  dem  Diplome  Heinrichs  III.  auf- 
genommen sind ,  spricht  dafür,  dass  nebst  der  Vorlage  dieser 
beiden  Urkunden  noch  irgend  ein  mündlicher  oder  schriftlicher 
Einfluss  von  Seiten  Rheinau's  auf  den  Kanzleibeamten  aus- 
geübt wurde.  Für  das  erstere  spricht  die  Arenga  in  unserem 
Diplome,  welche  ich  der  Arenga  der  Urkunde  von  870  (in 
beiden  Fassungen  congruent)  gegenüberstelle. 


fJcr  vorjjenannte  lehenbrief  on  viiser  wissen  vnd  willen  j^fcgclicn,  viul 
vsgericlit  ist,  das  s])rcclion  wir  bey  vnsern  kunisl.  trewcn  vnd  mit  ni- 
knnd  diss  bricf  vpr.sigrlt  etc.  Gelten  /.n  Ofen  nach  Cr.  etc.  XXVI  An 
vnscrer  lieben  frawen  abend   Assnnij»tinnis  vnser  R.  etc. 

'  Stnm])f,  Rt'ix.  ;">1  l  und  ölC^.  Zapf  ibid.  1;">7  und  4ri<t;  beide  im  Orijrin.il  im 
Stajitsarchive  zu  Ziiricli. 

■■i   n.Tu'-utt    (;eii.    H;ibsl).    II.    1  •_'(•.    Oriirin.il    iu    Ziiliih. 


Üeber  eine  Urkumle  Ludwig  ilos  Deutschen  für  ilas  Klüster  Klieiiiau. 


495 


A.  B. 

Oportet  igitur  nos  qiii  divi- 
ao  sumus  munere  quodammodo 
prae  caetei'is  mortalibus  subli- 
mati,  eius  in    omnibus    parere 
praeceptis      cuius      dementia 
praelati     sumus     atque     cuius 
praecellimus  munere,  loca  uti- 
que    sibi    servata    nostro    rele- 
vari     iuvamine     atque     regali 
tueri    munimine     quoniam     id 
nobis     et     admortalem     vitain 
transigendam    et    ad   aeternam 
feliciter  obtinendam  profuturum 
liquido  credimus. 


Urkunde  Heinrichs  III. 

Oportet  igitur  nos  qni  divino 
svrmis  munere  quodammodo 
prae  caeteris  honiinibus  suhli- 
mati  eius  in  omnihus  proposse 
nostro  j)arere  voluntati  et  cvius 
praelati  snmns  dementia ,  at- 
que reg-namus  providentia  loca 
vero  sihi  consecrata  nostro 
consolari  iuvamine  atque  Im- 
pei-iali  tueri  mtmimine  quoniam 
id  nobis  ad  praesentis  vitae 
sahitem,  et  ad  percipiendum 
aeternae  beatitudinis  retribu- 
tionem  ürmiter  prodesse  C7'e- 
dimus. 


Dagegen  ist  auffallend,  dass  in  der  Urkunde  Heinrichs  III. 
die  Orte,  in  welchen  nach  den  beiden  Urkunden  Ludwig  des 
Deutschen  Besitzungen  des  Klosters  lagen,  als  loca  proprie- 
tatis  Wolveni  angesehen  werden,  und  die  Besitzungen  im  Ve- 
roneser  und  Tortoneser  Gau  namentlich  aufgezählt  sind. 
Könnte  man  die  erstere  Differenz  als  Auffassung  des  Urkunden- 
schreibers ansehen,  so  bliebe  doch  die  namentliche  Aufzählung 
der  Güter  in  den  genannten  Gauen  unerklärt,  wenn  wir  nicht 
noch  eine  weitere  Quelle,  die  dem  Schreiber  der  Urkunde 
Heinrichs  III.  vorlag,  annehmen. 

Wird  die  Urkunde  Heinrichs  III.  weiter  verfolgt,  so  fin- 
det sich  von  den  Fischereigerechtsamen  des  Klosters  Rheinau, 
wie  sie  in  B  angegeben  sind,  mit  Ausnahme  der  piscationes 
in  der  Pertinenzformel  keine  Erwähnung;  entweder  waren 
dieselben  in  der  Zeit  Heinrichs  III.  schon  selbstverständlich, 
oder  die  Beschränkung,  die  hier  noch  gilt,  hat  schon  aufgehört, 
und  die  Aufnahme  dieser  Bestimmung  wäre  dem  Kloster  un- 
günstig gewesen.  Die  übrigen  Rechte  uiul  Freiheiten  dos  Klo 
stei-s  werden  nur  im  Allgemeinen  angefülirt.  \\  olvin  habe  alle 
Besitzungen  und  das  Kloster  cum  leg'itiiiia  übertäte  Ludwiii' 
dem  Deutschen  übertragen   .<';i   videlicet  ratioue  ut  sub  illorum 


49G      Uieger.  Ueber  eine  Urkunde  Ludwig  des  Deutschon  für  das  Kloster  Rheinau. 

(Ludowici  reii,is  et  omnium  post  hinc  succedeiitium  regiim  vel 
imperatorum)  defensione  et  immunitatis  tuicioue  cum  omni  jure 
et  integritate  consistant'.  In  diesem  Umfange  bestätigt  Hein- 
rich III.  die  Freiheiten  des  Klosters;  von  der  ausgedehnten 
Freiheit  der  Abtswahl,  wie  in  B,  ist  jedoch  auch  hier  nicht 
die  Rede. 

Wenn  die  Rheinauer  Mönche  überhaupt  von  dem  sich 
vindicirten  ausgedehnten  Rechte  der  freien  Abtswahl  Gebrauch 
gemacht  haben,  so  dürfte  nach  diesen  letzteren  Thatsachen 
wohl  zu  schliessen  sein,  dass  sie  es  wahrscheinlich,  gegen  die 
episcopale  Gewalt,  aber  kaum  gegen  den  königlichen  Einfluss 
gerichtet  haben.  Dafür  spricht  auch  der  Umstand,  dass  das 
Kloster  Rheinau  zahlreiche  Angriffe  des  Bisthums  Constanz, 
welches  der  Administration  Rheinau's  durch  Bischof  Konrad 
wohl  eingedenk  war,  abzuwehren  hatte,  w^ozu  es  gerade  des 
königlichen  Schutzes  bedurfte.' 

Was  immerhin  von  diesen  Erörterungen  Zutreffendes  sein 
sollte,  eines  geht  doch  daraus  wieder  von  neuem  hervor,  wie 
Interpolationen,  so  geschickt  sie  auch  gemacht  sein  mögen,  den 
Stempel  einer  gewissen  Zeit  und  der  Bestrebungen  einer  be- 
stimmten Partei  an  sich  haben.  Freilich  kömmt  hier  das  Vor- 
handensein des  Originaldiplomes  und  der  Interpolation  in 
der  Urschrift  der  Frage,  wie  Interpolationen  entstehen,  zu 
Gute,  da  dieser  Fall  zugleich  das  paläographische  und 
diplomatische  Verhältniss  des  Originales  zur  Ueberarbeitung 
darstellt. 

-       1   Cfr.   (Vk-   Krk.   Otto's  III.   Stumpi".    104S. 


Im  Dpcemborlioffc  iles  .Jnlirjrnnjros  1S7.3  ist  .-mf  S.  ."70,    Zcilo   10  von  oben 
A  nt  ipiMl  (•  11    statt  Antöken  zu  losen. 


^INDING  SECT.     rEB2  1  t9B0 


AS 

142 

A53 
Bd. 76 


Akademie  der  Wissenschaften, 

Vienna.     Philosophisch-Histo- 
rische Klasse 

Sitzungsberichte    Q*^ 


PLEASE  DO  NOT  REMOVE 
CARDS  OR  SLIPS  FROM  THIS  POCKET 

UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY