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Full text of "Sämmtliche Werke"

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(5riüpar3ers 


SämmÜid^a  IDerfe. 


Vievte  }(tt»gat)e  in  fedfie^n  «Änbc«. 


Alfter  Banb. 


^r4-T?ri5<:f?; 


Stntt$avt. 
VctlQQ  ber  3.  (5.  (Lotta')dien  öudpbanblunj. 

1887. 


t"  n   -• 


3n\)ait 


Seite 

2)roinattf  d^c  g^^^igmcntc  unb^Iänc  auS bcn  ^al^rcn 
1819—1829. 

2)te  Icfetcn   möttiix  (1819) 3 

2)ic  fRagaräer  (1819) 17 

Brutus  (1819) 19 

^cm^ania^   (1820) 24 

mavino  gaUcrt  (1821) 27 

griebrid^   bcr  (Streitbare  (1821) 31 

«aifer  Sltbrcd^t  (1822) 42 

ÄröfuS   (1822) 46 

2)ic  ©lürfltd^cn  (1822) 50 

2)ic  legten  Könige  öon  JJuba 55 

©amfon  (1829) 70 

3u  Bd)vet)t30QtU  2u|lfptel  „®onna  3)tana"  (1817)       .    .  74 

3u  5BaucrnfcIbS  Sufifptct  „2)ie  SBefenntniffe"  (1833)      .    .  76 

©toffc  unb    (Sl^araftere  (1817—1860) 81 

Satiren.      (Srjlc  Stbtl^etlung. 

Le  po^te  siffl6 125 

S)er  3Jiagier 139 

S)oS  ^rtuiS  ober  btc  SSefel^rung  (1821) 141 

^xofxuflc«  (1824) 153 

3)cr  Sauberflöte  gwetter  Stl^eil  (1826) 156 

2)lc  SBogetfd^eud^e  (1835) 166 


IV  3nHt. 

©atircn.    3*^^^*^  Stbt^ctlung. 

Sobtcngcfpräd^  (1806—1807) 175 

SCücrtiffemeut  (1817) 177 

3)cr  «linbc  unb  bcr  ©cl^cnbc  (1817) 179 

Äorrcfponbcnjnod^rid^tcn  auS  bcm  ?anbc  bcr  3rof  cf  en  (1820)  180 

Slüertiffcmcnt  (1822) 182 

^ntmoxt  auf  bic  SSricfc  bcS  alten  2:^catcrfrcunbcS  (1822)  185 

Ärittfd^c  ©riefe  (1825) 188 

©d^reiben  beg  jungen  Xowii  2)i!fon  an  feinen  «oter  in 

$^ilabe(|)]^ia  (1826) 192 

«üd^ertitel  (1830) 194 

%u^üQt  au§  bem  näd^fljläl^rigen  SD^^eßfatalog  (1837)  .    .  194 
©d^retben  (^otteS  an  ben  ©ürgermeißer  ^irgel  in  3^ 

(1839) 195 

griebrtd^  ber  @roge  unb  Sefftng.    &xi  ®t\pxad^  im  (Sb^ 

fluni  (1841) 197 

Slöerrtffement  (1842)    . 203 

©d^retben  bei»  i^ad^tmäd^teriS  O^emtanünS  Soll^  (1842)  204 
©d^reiben  tit&  ^ünigi^  üon  ©aiem  an  ben  ©c^onfpiel» 

bireftor  ®arl  (1844) 207 

Siteraturgefpräd^  (1853) 207 

3n)ei  «riefe  (1853  unb  1854)  •    .    . 208 

^unflgefpräd^ 211 

«Brud^PdC  auS  einem  Süeraturblatt  üom  3a^e  1900     .  211 
@rjä^>Iungen. 

S)ag  Älofter  bei  ©enbomir  («glaio  1828) 217 

2)er  arme  ©^nelmann  (3riÄ  1848) 251 


Ä-omotifidr  /rogmoitr  und  Jia„e 

öJ«  ien  Salfren  1819—1829. 


i«i::at-i:r^ßcft  xi 


pic  festen  "dornet. 


(1819  ) 

3d^  trage  mi(j^  immer  mit  bcm  ©cbanfcu,  ein  großes  bra* 
matifc^eS  ©ebid^t  gu  fd^rcibcn,  bcftcl^enb  au§  5—6  Sragöbien. 
(5§  ^icge:  S)ie  legten  Spörne r.  S)ic  eingetnen  X^tiit  wären: 
1.  SWariuö  unb  (St)Äa.  2.  ßraffuS  unb  ber  ged)terfrieg.  3.  $om* 
peius  unb  Säfar.  4.  ©ruhi§.  5.  2)ic  2^riumoirn.  ©nbücif)  6. 
ein  9ta(f^i>iel:  Dftatoianug  SluguftuS.  2)aS  1.,  ba§  2.  unb  baS 
5.  tDürbe  ic^  guerfl  auSfül^ren.  S)aS  2.  gel^ört  jireng  genommen 
nic^t  in  bie  Sfieil^e,  \ä)  fönntc  mir  aber  nid^t  tjerfagen,  ben  l^err* 
lid^en  ^paxtatu^  barguPellcn,  befonberS  ba  baS  2^rauerfpiel,  beffen 
$clb  er  ifi,  fd^on  feit  langer  Qtit  in  meinem  Äopfe  fertig  unb 
öieleS  batoon  bereits  niebergefcfirieben  ifl.  S)er  $Ian  mügte  frei* 
lid^  na(^  ber  gegenmärtigen  Slnfid^t  ganj  umgejdjimotjen  werben, 
aber  bie  ^auptfad^e  bliebe  boc^. 


(1819.) 

Sä)  weiß  nid^t,  l^abe  x6)  eS  irgenbwo  gefefen,  ober  ifl  e§  mein 
eigener  ®eban!e  —  unjttjeifel^ft  fd^eint  eS  mir  beinal^e  —  bag 
ber  flcrbenbe  ®(abiator  auf  bem  ^a<)itoI,  ber  auf  ben  Sob  üer- 
touiibcte  @parta!n§  fein  muffe. 


(1819.) 

3)ie  Oueßc  toon  bem  aßen  war  fein  unbengfamer  (El^arafter, 
fein  ®totj  unb  @igcnbiin!el,  ber  fd^on  für  fid^  allein  bem  gc* 
meinen  SDlanne  t3ert;a§t  ifl,  unb  wenn  wod)  (Sl^rgeij  fid&  baju  ge« 
feilet,  üüüenbS  auSfd^weifenb  unb  unauSflel^lid^  wirb.   S)ergleidf>en 


4  ^ramatifc^e  t^ragmente  unb  $Ifine. 

Seilte  fd^meid^cln  bcm  SBoIfc  niäit,  totxi  fie  tl^un,  al&  totnn  tl^ncn 
an  @^reuftetten  nid^tS  gelegen  wäre;  crl^alten  fie  aber  biefe  nid^t, 
fo  geratl^en  jic  gleid^  in  Unsitten  ....  SBcr  bcm  SSoIfc  am  wenig* 
flen  fd^meid^elt ,  barf  aud^  am  »cnigflen  gegen  baiJ  S3oIf  nad^= 
ftd^tig  fein;  bcnn  bcr  Unwille  über  bie  SSerfagnng  einer  ©l^ren* 
flette  fe^t  immer  eine  heftige  SBegicrbc  nad^  berfelben  üorauS  .... 
SDem  aJ^ariujJ  erlaubte  fein  ^od^mut^  nid^t,  fid^  um  bic  ®unfl 
berer,  bie  il^n  erl^eben  unb  gu  @^ren  bringen  fonnten,  gu  be* 
werben ;  aber  fein  (S^rgeij  oerleitetc  il^n  jum  3orn  unb  Unmutig, 
wenn  er  übergangen  würbe. 

$(utard^  in  ber  ^ergteid^ung  SorioIaniS  mit  tll^ibiabe^. 


(1819.) 

3um  SÄariug  unb  ^t^tla. 

SWariuS  legte  alle  feine  $(äne  toon  weitem  unb  forgfäfttg  an, 
Kai  ydo  iv  rotg  r^o/n^-  ©ijtta  gefiel  fid^  bavin  ein  <Bo^n  beS 
^laöiv  yiypaipsvj  ort  rav  öJIüdteg  ju  l^eigen,  fo  bag  er  ftd^ 
yiaXiag  avrp  /SaßoiXevö-  in  feinen  3)en!würbigfeiten  felbft 
d-ai  SoaoWtov  ai  pij  Aard  rü!;mt,  baß  baS  auf  gut  ®Iüdf  Unter-- 
yrwi/jyr,  cf AAfl  irpofe' jfflt/oov  uommeue  immer  bcffer  auSgefatten 
vLaoToknausvat  nou^eiq  fei,  atS  ba8  am  läugfteu  unb  reif» 
iyTtcTTov  eig  aßsivov.  ^  lid^fien  Ueberb.ad^tc. 

©eibc  ftreng,  beinaf^e  fürd(>terUc^  auSfe^enb,  aber  20'^ariuS 
unfäf|ig,  auS  feiner  9Wenfd^cn=  unb  ®ötter=anfeiiibeiiben  ©trenge 
I^erauSjugcficn ,  unb  als  er  fid^  in  ber  golge  ben  ©enüffen  beS 
Su^nS  l^ingibt,  bariu  mit  Äör^jcr  unb  ®ei|l  untergel^enb.  ©^tta 
immer  bereit,  au§  bem  fin|!crflen  @rnfl  unmittelbar  in  ben  2^aumcl 
bcr  biffoluteften  Suftigfeit  überkugelten,  aber  im  ^öd^jlcn  S^iaufd^ 
ber  ©innc  feine  ^(ane  unb  bic  Äraft  gu  il^rcr  SluiJfü^rung  be* 
wal^renb. 

<Bt)Ua  im  Umgang  leidet  unb  gefd^mcibig,  SWariuS  raul^  unb 
l^avt;  baljcr  Ic^terer  and?  nur  im  Sager  gilt,  in  ber  ^olfSöer* 
faminlnng  unb  in  bürgevlirf|cn  (Sefd^äften  aber  ol^nc  9Bir!fam!eit 
bleibt,  fo  bag  er  gur  grcd^^eit,  um  pd^  bemerft,  unb  jur  5ld^fcl= 
tvägerci  unb  betteinben  8d}meid)e(ei  feine  S^P^^^)^  nel^men  mug, 
um  fi^  beliebt  jn  mad()en. 

1  Plutarch,  Sulla  VI. 


3)ie  legten  »ömet.  5 

rJ'S  (iiv  yap  otffsog  iSiov  elvat   (rp  luXXgt)    ro  cifpt  rrv 

Selber  (SlauBc  an  ^orlbcbcutungen  unb  SJorjcid^cn,  oBcr  ©^ffa 
mit  ©clbfhjcrtrauen  unb  Heb  ermutig ,  SWariuS  mtgtrautfd^  unb 
furc^tfam. 

2)er  ©d^lüffcl  gu  ben  (Sl^araftcrcn  bcS  SJiariuS  unb  ©t^Ka 
]dftint  gu  [ein:  i^eibe  boUfomntene  @goiflen,  t}on  benen  ber  erfte 
bie  ^elt  i^agte,  ber  anbere  fte  Deradfitete;  bal^er  bte  ^ärte  bei^ 
erflen  nid^t  ol^nc  gurd^t;^  bic  bcS  gleiten  öott  Uebcrmutl^. 

Tov  Sa  dXXov  Tpoaov  dvtouaXog  rtg  ioi-M  yayovivai  (o 
SviXac)  xal  Stdpopog  srpog  iavrov,  d^eXiöd'ai  froXXd,  ^aol- 
tfaö&cu  iiXeiovay  riurjöai  ftapakoyogy  stapaXoyog  ipvßolöaii 
d-Bpaneveiv  ov  Sioiroj  d-pwtrtöd-ai  cigog  rovg  Seouivovg,  aöra 
dyin>etÖ&ai,  storapov  v:Tepo:zTijg  «pviSec  nSXXov  ij  ytoXaS  yiyovs. 
Tijv  iisv  ydp  iv  rätg  riuoplaig  dvauaXiav,  i§  mv  Srv^ev 
airiov  dftoTvitctavlQovrog  avrov  mal  adXiv  rd  ßiiytöra  tov 
dSixi^itdrov  sipaaz  ^ipovrog  nai  StaXXarronivnv  ukv  inl  rolg 
dvtp^JöTOig  iura  evnoXiagf  rd  Si  utyipd  -aoI  ^avXa  apoÖT^povö" 
itara  öpayatg  :^al  Stjubvöböiv  ovÖiov  ^btiovtoc,  ovrog  dv  Ttg 
dicuTi^ÖBtBVf  og  y>vd6i  iiBv  opy^v  ^aXanov  ovra  xa/  TiiiapTj" 
TiTnov,  vpiifiBvov  Sa  rljg  ampiag  Xoyiöuo  frpog  rd  öviKpipov.'^ 

®xßa  l^eiratl^ct  bic  SodEitcr  \iz^  ^ontifcjc  iWcteüuS,  mcnigc 
j^age  barauf,  at§  er  feine  öorigc  Gattin  Sölia  unter  bem  3Sor* 
lüanbe  ber  Ünfrud^tbarfcit  üerflogen  l^atte.  ^rül^er  l^atte  er  nad^ 
cinanber  gwei  (SJattinnen,  3(ia,  bie  il^m  eine  Sod^ter  get>ar,  unb 
«elta. 

3tt§  gucrp  bie  S^^ictrad^t  gwifd^en  üWariuS  unb  ©t^üa  auS* 
brac^,  ereigneten  jtd^  t)erfdf>ieberie  SBunberjeid^en,  t)on  benen  man 
gtaubte,  baß  fie  ba§  ^erannal^en  eineiS  neuen  SBeltalterS  (eine§ 
neuen  SSSeltenjal^rS)  öerfünbigten,  in  beren  jebem  fid^  bie  2lrt  ber 
SKeiifd^en  unb  ber  »eltlid^en  2)inge  gänjlid^  änberten.  3n  fold^en 
(Sporen  ber  SÖelttjeränberung  fomme  audf;  bie  SBal^r  Jag  er  fünft, 
beren  SCuSf^jrüd^e  fonfl  nur  eine  annä^ernbe  SSerläßlid^fcit  Ratten, 
3u  größerer  ©emigl^eit,  ba  bie  beöorfie^enben  Söegcbenl^eiten  burd^ 
fidlere  SJorgcid^en  angefünbigt  mürben. 

tltö  @^tta  öor  iHom  jiel^t,   tt?irb  er  t3on  Qorn  jo  burd^auS 

«  Plutarch,  Sulla  VI. 


6  S^ramatifd^e  gfrogmenie  unb  $lSne. 

übermannt,  bag  er  geucr  angufcgen  bcfiel^It  unb  fclbfl  nttt  eigener 
$anb  btc  erfle  gacfcl  fdf>Ieubert. 

'Ev  TovTO  J«  o  2'i;AAag  aap^v  rfy  v.al  ÖvvtSav  to  yivo- 
U8V0V  ißoa  rag  oixiag  vytactreiv  yiai  kaßov  SaSa  naio^iivTjv 
i^dpsi nporo^  avroq  yial rovg  ro^orag  ixilsva /p^öd-ai  rolg nvpo~ 
fioXoig  av(o  rav  Öreyaöuarov  ipieusvovgy  aar  ovSiva  koyi^uov, 
dXX*  iufta&ijg  tav  Tiai  to  d-v^m  ctapaSeSayuog  rijv  twv  figaööo- 
nivov  ijysfioyiavi  og  ya  rovg  i^d-povg  /Ltdvov  ioga,  ^iXovg  rVa 
yial  Övyyavetg  xae  olmeiovg  aig  ovSiva  ^yov  'd'ittevog  ovS  oUrov 
yiar^jei  Sta  rtvpog,  o  tZv  alrlov  'Aal  ^£ij  Sidyvoöig  ovy.  i^v.  ^ 

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ohiav  Sovg  iavrov  aÖqxtX&g  d^eid'Tj»  KalToi  MapLtp  rore  fiij 
SiivTc  JvXXav-i  aAA*  dsto&aveiv  vfto  JSovXatiäov  stpoejuivp  ftdvrov 
yiparelv  varip^ev,  dXX  o^iog  i^eiöaro-'^ 

SÖie  cg  mit  ber  ©ufcbie  beS  ©nlla  ftanb,  geigte  am  beftcn 
fein  SBenel^men  bei  ber  Belagerung  ton  Sltl^en,  »o  er,  olS  ®elb* 
manget  einriß,  auS  aÄen  griedfjifd^eu  S^empetn  bie  Sßei]^gefdf>en!e 
unb  fetbft  bie  ©ötterbilber,  roenn  fie  öon  ebtem  SJ^etalt  waren, 
ttjegnel^men  lieg.  3ll§  ber  öon  il^m  gu  biefem  @nbe  nad^  ©elpl^i 
^^bgefenbete  il^m  warnenb  melbete,  baß  bie  Se^er  beS  ©otteS  au§ 
bem  Merl^eiltglten  laut  ertönen  gel^ört  werben  fei,  fd^rieb  er  il^m 
jurüdP,  fid^  ja  in  Soüfül^rung  feineS  SCuftrageS  nid^t  |tören  ju 
laffen,  benn  er  wiffe  ia  wol^l  felbft,  baß  Sautenfpielen  einen 
f5rö]^Iid()cn  unb  nid^t  einen  S^rauernben  angeige. 

©^Äa  wirb  aU  ber  erfte  angegeben,  ber  bie  ÄriegSjud^t  burc^ 
aUgugroge  ^aä)[xä)t  unb  f^reigebigfeit  gefd^wäd^t  l^abe,  wa§  bei 
il^m  ni^t  ©utmütl^igfeit  war,  fonbern  ber  Sunfd^,  [idj  feine 
©olbaten  ju  allem,  aud^  bem  Slergften,  ergeben  gu  mad^en,  unb 
gugleid^  bie  ber  Slnbern  gu  öerfül^ren  unb  an  ftd^  ju  jie^>en. 

SWS  ©tjÄa  ben  Slrd^elaoS,  einen  ber  gelbl^errn  be§  iD'litl^ri» 
bateS,  gefd^Iagen  ^atte,  unb  babei,  inbeß  beinal^e  ba§  gange  uner- 
meßlid^e  $eer  ber  ^einbe  aufgerieben  würbe,  nur  14  SD^ann 
toerlor,  lieg  er  auf  fein  ©iegeSgeid^en  nebft  bem  SWar§  unb  ber 
SSiltoria  aud^  bie  SiebeSgöttin  obbilben,  anjujeigen,  baß  nic^t 
weniger  unfreiwillige  ®lüdC§gun|t  als  2:a|)ferfeit  unb  fjclbl^errn« 
gäbe  ben  ©ieg  öerfd^afft  'i^dbi. 

i  Plutarch,  Sulla  IX. 
2  ebenda  X. 


viov  y.ai  Nopflavov  rov  vstatov  fteydXag  Svvdueig  ifravayovrav 
6  JvlXag  ovrs  rd^iv  dfioSoig  ovre  Xo^iöag  ro  oi/.slov  Örpd- 
reviia,  po/ttr^  Sa  npod-vfiia'^  'Aotv^g  yai  fpopa  ToXurjg  dftoypijdu" 
utvog  irpi^aro  tovq  fioXfuiovg  -/.  t.  Jl.  ^ 


(1819.) 

^Ors  val  Kdpßovd  <paÖiv  einslv,  og  dXa^B-Ät  xal  Xiov-rc  ftoXe- 
tiiov,  SV  ry  2vXXa  ipvp^^  xaroixovdev  vcrd  r^g  dXdas'Aog  dvioro 
ttaXXov,  2 

@^tta  ritt  in  ©d^Iad^tcn  (tüentgftcnS  in  bcr  üor  SRom)  ein 
»cißcS  ^fcrb. 

Mdpiog  fiäv  ow  da  dp^qg  ^aXesrog  ov  inireivevy  ov 
uerißeiX»  cj  i^otHfia  tjJv  ^vöiv'  2vXXag  Sa  tierpiag  rd  croara 
xai  ftoXiriTiog  o^iXr>6ag  Th  Tv^ri  -Aal  Su^av  doiÖTonoanyiov 
nal  SrjiioyiBXovg  ^yauovog  aapaa^tjv^  in  Sä  -Aal  piXoyeXog  in 
viov  yevouavog,  -Aai  ffpog  olxrov  vypog-i  ogre  paSiog  astt- 
S anp'VsiVy  (?)  etKüTog  {tpoÖeTpitpaTo  rdtg  peydXaig  i^ovöiaig 
Sia/SoX^v,  tog  rd  t^&rj  uivsiv  ova  eodaig  a-sri  rav  i^  crp^^s 
rponov,  dXX*  iuTtXrjT/iTa  -Aal  ^avra  Aal  dcrdvO^nona  etotovöaig» 
TOiTO  ßiev  ow  atra  yiivr^öig  iöri  y.ai  uaraßoX^  (pvöaag  vao  TV^rjg^ 
eire  fiaXXov  vftO'Aei ^i^vrjg  dcroy.dXv^tg  iv  e^ovöia 
xaxiag,   irioa  riQ  dv  Siooitfeta  iTpayftareia.^ 

gfd^  xvxU  bcn  9Wariu§  fdbilbcrn,  mic  er  ein  unaustilgbares 
f^aubcrl^afteS  ©ranen  l^at  toor  ber  ihm  öon  aUtn  allein  nnbe* 
grciflid^cn,  unl^eimlid^cn  9^atnr  be§  ^XjUa.  5lnfang§  üerad^tet  er 
i^n  mit  feiner  2uftig!eit,  bie  aber  eigentlich  nichts  ifl  als  eine 
Scrad^tnng  affe§  beffcn,  tt>a§  ben  anbeten  2)?enfd^en  ©ruft  bünft; 
mit  feiner  8ieberlid)feit,  mit  feiner  fd^einbaren  ^lanlofigfeit.  iBalb 
aber  fängt  er  an  ia^  S5erborgene  gn  al^nen,  ol^ne  eS  aber  je  be* 
greifen  ju  fönnen,  ba  er  bei  feiner  eigenen  ^erfd^iebenl^eit  fid^ 
nie  in  btc  ©efinnung  beS  ©Jjtta  l^ineinbenfen  fann,  unb  fo  wirb 
biefcr  il^nt  ein  grauenl;afte§  Söefen.  (Sin  «Sc^auber  ol^ne  eigent» 
lid^c  t5"^*^^'  ^^^  [^^""^  comparaison]  gewiffe  3Wenf(f;en  öor 
Salden  \)ahm.) 

I  Plutarch,  Sulla  XXVII. 
a  Qrben'ba  XXVIII. 
3  ebenba  XXX. 


8  ^ramatif(!^e  Fragmente  uiiD  $(Sne 

.  .  .  TfSrj  Sh  Övvtjoijuivov  aadvrov  (j'oy  treol  xt-piaii ßov) 
dnokoyiö^iov  iv  ixy.XijÖia  töv  srpd^eav  noiovuaiog  ovx  Ikdööovi 
öaovSfj  rag  evrv^iag  ^  rag  diSpayad-lag  yiaTtjoid-itetrOj  */«/  frioag 
i'/.iXevÖev  iavTov  itrl  rovroig  Evrv^fj  crpoöayopevsöd'ai'  rovro  yap 
o  01jXi^ ^idXiöra  fiovXsratSrjXovv'  avrog  Si  Toig'EXXtjöi  yod^ov 
'Aal  xpijiuaTi^oVy  iavrov  'EnatpQoSirov  dvtjydpeve*  yal  nap  i^uii/ 
^v  Toig  Tpoaaiotg  ovrog  dvayiypaarai '  Aswiog  Kopi'rjXtog 
JSvXXag  ^Esta^ooSirog'  in  Sä  rrjg  MeriXXrjg  traiSia  reyiovdijg 
SlSvjLta  To  ukv  dppev  0av(frovt  t6  Si  d^Xv  0awfrav  6v6/ua<f€'  * 

SWariuS  l^aßt  bcn  ©^lla  fd^on  barum,  »eil  btcfcm  bei  einer 
fd^etnbaren  ^lanloftgfeit  bod^  atit&  gelingt,  inbeß  er  felbft  bei  ber 
ängftlid^ften  ©cnauigfett  im  einlegen  unb  Slu^fül^rcn  feiner  ^lane 
fid)  bod^  l&äufig  um  bcn  (Srfolg  betrogen  fielet.  2)aS  mad^t  il^m 
aud^  bie  übrigen  SWenid^en  unb  il^ren  Seid^tfmn  öerl^agt.  @r  allein 
meint;  er  ptte  ein  SRed^t  auf  bai^  ®IM,  »eil  er  fid^'d  fo  fauer 
werben  lägt,  ber  S3ejtfe  jebeg  Slnbern  fd^eint  il^m  gegen  35erbienfl. 

Sßcnn  9}iariu§  nad^  ber  l^öd^ften  ©ernalt  ai&  einem  3^^^^^ 
fhebt  unb  im  unbeftrittenen  33efife  berfelben  »ol^I  au$  einen  ge» 
»iffen  ®rab  öon  &IM  gefunben  l^ätte  (»o  er  jebod^  gemig  in 
©d^temmcrei  unb  flumpfe,  nur  maud^mat  burd^  ©raufamfeit  auf- 
geregte ©enußUebe  üerfattcn  n?äre),  fo  l^at  l^ingegcn  ©^tta  gar 
lein  ^kt,  ober  üielmel^r  bloß  momentane.  S3ei  feinem  SWangel 
an  attcm  (Scmütt)  gibt  eS  für  i^n  fein  lefeteiJ  SQBünfd^cnSnjertl^eg, 
unb  nur  im  ©treben  felbft,  in  bem  ftäten  S3ett}u§ttt)erben  unb 
SluSüben  feiner  Äraft  liegt  für  il^n  ein  fd^einbare^,  aber  fogleid^ 
nad^  bem  SSoIIbringen  »ieber  cntfd^winbenbeiJ  ®IüdE.  ©etbfl  bie 
^errfd^aft  reijt  il&n  nur,  fotange  man  fie  i^m  flreitig  mad^t,  unb 
er  üerad^tet  bie  3J2enfd^en  me(  gu  fel^r,  afö  bag  ber  l^öd^fte  $(a^ 
unter  il^nen  aud^  nur  feiner  (Sitelfeit  gefd^meid^elt  l^ätte.  ©ein 
gangeS  Seben  ifi  nur  ein  immermäl^renbeS  frud()tIofejJ  Slu^fütten 
ber  Seerc  in  jenem  S^l^eile  ber  S3ruft,  »o  anbere  SKenfd^en  baS 
^erj  tragen ;  alle  feine  Xijattn  entfpringen  nur  anS  bicfer  Ouette 
unb  fobalb  er  au8  SWangel  an  %t\n)3tn  bie  Söaffen  nieberlegen 
mug,  fo  njie  früher,  el^  er  fie  nod^  ergriff,  muß  bie  biffolutefic 
^ieberlid^feit  an  it^rer  @tatt  bie  ©tette  bejJ  ©efd^widljtigenS  ein« 
nel^meu.  SWariuS  in  feiner  milbefien  (Spod^e  erfcnnt  nod^  immer 
ein  .^öl^ere«,  ein  Oberem  an,  ttjcnn  awd}  nid^t  burd^  ?ld^tung,  bod^ 
burd^  ^urd^M  ^^^cl^  ^leid^giltigfeit  gegen  ^ut  unb  ©d^ümm 

1  PiuUrch,  Sulla  XXXIV. 


2)ie  legten  SUdmer.  9 

ifl  baS  (gntfcfelid^ile,  »aS  bic  SBeftgcfd^id^tc  in  il^ren  Sl^araftcrcn 
geigt  ®egcn  baS  ®nbc  fcinc0  ficbcnS  »ärc  er  bcinal^c  xtä)i\\6) 
gemorben,  meil  bie  ©d^Ied^tigfeit  angefangen  l^atte,  il^ren  Steig  auf 
i^n  gu  loerlieren. 

^ein  ©lauBc  an  SBorbcbcutungen,  Sal^rfagcn  u.  f.  n?.  ge* 
^ört  in  eine  Älaffe  mit  bem  öagcn,  an  feiner  Slcil^c  öon  lieber- 
gengttng  l^ängenben  Q^Iauben  ber  Spieler  an  2>\i\ti'&l\id  unb 
Unglüd 


(1820.) 

S)ie  ©egenfätje  in  „ben  leisten  Slömern":  SWariuS  unb  @J)tta, 
beibe  {e(b|lfü(i^tigr  unb  ol^ne  l^ö^ern  Sertl^.  SD^ariui^  baiS  ®t]&i\d 
toxt  einen  ^einb  betrac^tenb,  ben  er  befänt^fen  mug,  @^1Ia  mt 
einen  greunb,  bem  man  fid^  l^ingtbt  ^om^eju«  fircnger,  nod^ 
ein  Sbeal  in  fid^  tragcnb,  wie  eS  fein  fottte,  aber  enger;  Säfar 
t)a\t,  bod^  ol^ne  Strenge  in  ben  ^runbfä^cn.  OctauiuS  fein,  auS= 
bauernb,  ha&  (Sntferntefie  öcrinüpfenb;  Antonius  im  ®utcn  unb 
^äfiimmtn  nur  auf  baS  9täd^fle  gerid^tet. 


3d^  Pctte  mir  ben  SWariuS  toor,  »ie  er  fämpft  unb  fid^  ab* 
mü^t,  atteg  ju  feinen  ®un|ten  gu  wcnben,  für  attcS  öovgu(el}eu, 
nichts  nnbercd^net  gu  laffcn  unb  julefet  feigen  mug,  bag  ber  3u= 
fatt  bem  6^I[a  bie  grud^t  in  bic  $änbe  fpielt,  bem  @^IIa,  ben 
er  »erachtet  als  einen  Seid^tftnnigcn  unb  bod^  fürd^tet  alS  ©cgner. 
3)a  i^m  nun  nid^t  gelingt,  »aS  er  am  53cfien  angelegt  l^at,  fo 
fommt  er  auf  bie  JJ^ee  eines  feinbfeligen  ©efd^irfS  unb  »cnbet 
Jid^  an  S^ic^cnbeutcr  unb  ©ternfel^cr,  um  eS  jn  übcrliftcn.  Un« 
ermüblid^  in  feinem  ©treben  unb  STengflen  l^agt  er  ben  BtjUa 
töbtlid^,  unb  mit  i^m  offe  Sßenfd^en,  bie  er  für  infonfcquent  l^ält, 
unb  öon  bcnen  eS  il^n  ärgert,  ba§  |te  bei  il^rcr  (Sebanfenlofigfeit 
genießen  unb  fröl^Ud^  fmb,  inbeß  il^m  bod^  feine  gute  ©tunbe  gn 
jt^eil  »ivb,  ber  er  eS  bod()  allein  öcrbiente,  buvd^  feine  Äonfequeiig 
unb  Unermttblid^feit.  2)en  @^IIa  fielet  er  gulefet  al§  SBcrfjcug 
feines  feinbfeligen  6d^idEfalS  an,  unb  biefc  3bee  njirb  burd^  bie 
ewige  innere  SRarter  fijc  bis  gum  Söal^urmn. 


IQ  l&ramatifc^e  gfrogmente  uiib  fßldne. 

(1820.) 

Sunt  SWitl^ribatciJ.    ^tutard^  in  ^om^jcio. 

SWtt^ribateS  fclbjl  fd^Iug  jld^  glttd^  SCnfangS  mit  800  SRcitcrii 
burd^  bte  ?Römcr  glürfUc^  burd^,  aber  in  furger  Qtxt  öerlicfen  jtc 
jtd^  atlc  unb  eS  blieben  nid^t  mel^r  aU  brei  bei  il^m.  Unter  biefen 
befanb  fid^  feine  SBeifd^Iäferin  $^pfifratia,  bie  bei  allen  belegen* 
fjtxttn  einen  männlid^en  unb  verwegenen  SDlni^  blidPen  lieg.  SDal^er 
nannte  ftc  ber  Äönig  nur  ^^pfifrateS,  bamatö  war  fte  wie  ein 
^erfer  geüeibet  unb  (ag  gu  $ferbe,  ol^nc  burd^  bie  Sänge  ber 
^tud^t  entfräftet  ober  ber  Söartung  be^  Königs  unb  feine»  ?5ferbeg 
überbrüfftg  gu  werben, 

9^ur  bie  ©tratonife,  bie  beim  Könige  am  meiften 

gatt,  unb  eine»  ber  reid(>f!en  ©d^Iöffcr  p  bcwad^en  l^attc,  war, 
bcm  Stngeben  nad^,  bie  Sod^ter  eine»  alten,  thm  nid^t  »ol^I* 
^abcnben  $arfenf|)ieter».  2)iefe  nal^m  ben  TOtl^ribate»,  al»  fte 
einfl  bei  ber  Safet  bie  $arfe  fpicite,  fo  fel^r  ein,  bag  er  atöbaH) 
mit  i^r  gu  SBette  ging  unb  ben  Sllten  fortfd^idfte,  ber  fe^r  mig= 
vergnügt  war,  weil  man  il^n  nid^t  erfl  l^öflid^  barum  angef^}rod^en 
l^atte.  Slllein  am  folgenben  SWorgen  fal^  er  beim  (Srwad^en  in 
feinem  Sinii"^'^  S^ifd^e  mit  fxlbernen  unb  golbenen  ©efägen  befe^t, 
unb  einen  Raufen  von  SBcbienten,  SJerfd^nittencn  unb  Knaben, 
bie  il^m  bie  föfilid^fien  Äleiber  überreid^ten.  SCÖeS  biefe»  l^ielt  er 
SlnfangS  nur  für  (Sd^erj  unb  $offenfpiel  unb  wollte  jum  ^aufc 
l)inan8laufen  .... 

(ifla6)  ^^Ippian  übergab  ©tratonife  ba»  il^r  anüertraute  ©d^log 
nur  barum  bem  ^ompcju»,  bamit  er  bafür  il^re»  ©ol^ne»  3Eip^are» 
fd^onen  fottte.  SWitl^ribate»  aber,  al§  er  \}a&  erfuhr,  lieg  biefen 
umbringen  . . . .) 

^ier  !am  bie  9f?ad^rid^t,  äFJitl^ribate»  wäre  tobt,  unb  er  l^ättc 
fid^,  weil  fein  @o]^n  ^^avnafc»  fid^  gegen  il^n  empört,  felbft  um» 
itijtn  gebrad^t. 


3«  bett  legten  9I9mertt. 

Sicero  fagt  üon  ^ompeju»  (im  JJal^re  695  unter  bem  erften 
^onfulatbe»  ^äfar)  l  itaque  illeamicus  noster,  insolens  infamiae, 
semper  in  laude  versatus^  circamflaens  gloria,  deformatns 

i  Ad  Atticum  11,  21,  3  f. 


ti. 


^\t  legten  9l5mer.  11 

corpore,  fractus  animo,  quo  se  conferat  nesclt:  progressum 
pmecipitem,  inconstantem  reditam  videt:  bonos  inimicos 
habet,  improbos  ipsos  non  amicos.  Ac  vide  mollitiem  animl. 
Non  tenni  lacriraas,  quum  illnm  a.  d.  VIII.  Kai.  Sext.  vidi 
de  edictis  Bibnii  contionantein.  Qui  antea  solitas  esset  iactare 
se  magnificentissime  illo  in  loco,  summo  cum  amore  populi, 
cnnctis  faventibus,  at  ille  tum  hamilis,  ut  demissns  erat, 
nt  ipse  etiam  sibi,  non  iis  solam,  qni  aderant^  displicebat! 
O  spectacülum  ani  Crasso  iactindum,  caeteris  non  item! 
Kam,  qnia  deciderat  ex  astris,  Japsiis  quam  progressus  potius 
▼idebatur  et,  ut  Apelles  si  Venerem  aut  si  Protogenes  laly- 
sum  illum  suum  coeno  oblitum  videret,  magnum,  credo, 
acciperet  dolorem,  sie  ego  hunc  omnibus  a  me  pictum  et 
politum  artis  coloribus  subito  deformatum,  non  sine  magno 
dolore  vidi:  (Süic  fd^öne  ©teile,  l^crrlid^  ben  bamaltgeii  3"P^"^ 
beS  ^ompciuS,  ber  fd^on  angefangen  l^attc,  ben  SRimbuS  bc§ 
@ötterfol^ne§  mit  ben  @c^(eid(;roegcn  beg  (Staatsmannes  ju  öer* 
toufd^en  nnb  bcm  l^öl^ern  ©cflirn  SäfarS  bienfibar  gu  werben, 
unb  gugleid^  bie  im  ©runbe  bodb  fd^önc  ©emütl^Iid^teit  ©iccroö 
malenb,  ber  baS  cr^cbenbe  SBilb  mcnfd^Ud^er  ®rö§e  fo  ungern 
in  ben  ©taub  gejogen  erblidCt. 

3n  ber  gotge  öon  bemfelbcn:  tarn  insuetam  contumeliae. 
2)oS  ijl  ber  ©d^litffel  gu  ^ompejuS'  gangem  53cne]^men,  üon  bem 
3[ugenbltdfc  an,  als  ©äfar  gegen  il^n  aufflanb,  befonbcrS  aber 
wäl^renb  unb  nad^  ber  ©d^Iad^t  bei  ^^5^arfaIuS.  ^ompejuS  lebte 
in  ber  SKeinung  ber  SBelt,  bie  ©ittigung  feiner  SWitbürgcr  mar 
i^m  ©cmol^nl^cit  unb  ©ebürfnig.  21IS  er  in  ber  ^ä)ladit  öon 
!p^arfaIuS  bie  9?eiter,  auf  bie  er  fein  Vertrauen  gefeilt  l^atte,  ge» 
fdEitagen  fal^,  öerlor  er  ben  ^opU  Qu  ben  ÄrciS  feiner  S3erccf|* 
nungen  toax  bie  iKöglid^feit  eines  UnfaßeS  nie  gcbrungen.  2)a 
ba§  Unglüd  !am,  fanb  eS  il^n  ol^ne  ©d^u^. 


53ctm  Sy^ibbleton  fommt  ßiatiftna  perfl  üor,  nad^  tootlenbetem 
^rätorSamte  auS  Slfrtfa  gurüdtfel^rcnb.  (Sr  mill  ftd^  um  baS 
Äonfulat  bewerben.  (£r  mug  aber  abftc^en,  ba  er  ber  ©rpreffung 
angeflagt  wirb.    I.  130. 

'(^  tjcrfd^wort  fid^  mit  bcm  ®n.  ^ifo  unb  anbern,  im  Senate 


12  ^rQmatif((e  gfragmente  unb  !ßISiie. 

einige  ber  SJornel^mftcu  ju  tobten  unb  fid^  bic  erften  ©teilen  gu« 
gueignen.  Wl,  ^raffud  foßte  SDiftator  werben  unb  ^ä^ax  fein 
Magister  equitum.  2fm  ©ifeungi^tage  entfättt  bem  ©raffuS  ber 
iD^ut^,  unb  er  bleibt  au&,  \o  bag  (läfar  fiä)  m6)t  getraut,  ba§ 
berabrebete  Seid^en  gum  SÄorb  burd^  ^eroblaffen  ber  2:oga  i^u 
geben.  2)er  @enat,  um  $ifo  gu  entfernen,  gibt  i^m  bie  @tatt« 
l^olterfd^aft  in  ©panien.  2)ort  n)irb  er,  »ie  einige  glauben,  auf 
$ompeiu8'  SCnfHften,  emtorbet.    I.  131. 

©icero  war  anfangt  felbp  »itteniJ,  ben  ©ottlina  in  jener  Kn* 
!Iage  n?egen  ^rprefjung  ju  öertreten,  entweber  »eil  er  fid^  ben 
^el  unb  Dornämlid^  ^raffud  unb  Säfar  gu  ^reunben  ntad)en 
»ottte,  ober  »eil  er  il^n  für  beffcr  ^iclt,  als  er  »ar.  @r  ftanb 
iebod^  in  ber  $o(ge  babon  ab,  obgleid^  beiS  ^atilina  ©unß  bei 
ben  ^ornel^men  fo  grog  war,  bag  t)ie(e  )}on  i^nen,  ia  ber  @onfu( 
Storqueud  felbft,  il^n  )}or  ©erid^t  begleiteten  unb  3eugenfd^aft  für 
i^n  ablegten.    I.  188. 

@ein  SCnfläger  war  ©lobiu«,  ein  Süberlid^er  unb  SJerid^wenber 
gleid^  i^m  felbft,  ber  für  eine  ©umme  ©elbeS  gern  bie  ^lage 
gurüdfnd^m. 


SJ^eteSud  SWaceboniuS  war  ber  erfte,  ber  in  Siom  einen  mar» 
mornen  Stempel  aup^rte.  3^n  nennt  ^eHeiuS  ^aterculud  ben 
glücftid^flen  ber  SJ^enfc^en,  weil  er  nad^  ^errlic^en  Sriump^en 
(über  bie  äJ^acebonier)  ^ol^e  (S^renfiellen,  taugen  l^ebenSlanf,  Don 
Dier  Söhnen  überlebt  unb  gu  ^rabe  getragen  würbe,  beren  einer 
Sonfular  unb  Senforiui^,  ber  anbere  (Sonfular,  ber  britte  (SonfuI, 
ber  bierte  Consul  designatns  war.    I.  11. 

$.  ©cipio  9(emilianud,  ein  @o^n  beS  2.  ^auHui»  (be§ 
Seftegerd  beiS  ferfeui^)  Dom  ©ol^ne  beS  ©cipio  ^fricanuj»  aboptirt, 
ifl  bem  Sedejud  ein  SD'^ann  „qoi  nihil  in  vita  nisi  laadandam 
aat  fecit,  aat  dixit^  ac  seDsit".  I.  12.  9[fö  er  bie  Debilität 
fu(^te,  machte  man  i^n  )um  Sonful. 

(Scl(!^  eine  abfurbe  gbee,  bog  SettejuS  ^atercuIuS  feine  ©e« 
f^i^te  gleic^fam  wie  in  Briefform  bem  (SoufuI  ^.  ^niciud  ^\u 
fc^reibt.) 

3n  bemfelbeu  So^^t  ^  ^^"^  Scipio  Äart^ago,  jerftörtc 
SRnmmind  ßorintl^.  S)er  erfle  be!am  ben  Seinamen  IfricanuS, 
ber  iicette  %ä^kn^.    Nee  qnisqaam  ex  novis  hominibas 


S)ie  le^eti  SRömcr.  13 

prior  Mnmmio  cognomen  virtute  partum  vindicavit.  $er« 
gletd^  bf§  l^od^gebitbeten  @dpto  unb  bei$  rollen  äJ^utntntitS. 
(iRariuö  fott  tl^n  öfter  im  SWunbe  fül^rcn,  aber  mit  jener  ©e- 
merhing  bcS  S5ctteiuJJ:  baß  ben  Äorintl^em  eine  rau^e  S^apfcrfeit 
gletd^  ber  bed  ä^himmtui^  nüt^Ud^er  gemefen  märe  atö  i^re  gar  gu 
weit  getriebene  SJerfeincrung.)    L  13. 


(Satilina  unb  feine  lüberlid^en  ^^enoffen  ((Satilina,  ^!t  I; 
totäen  ben  (Eicero  aud  bem  ©d^Iafe  unb  rufen  il^n  an&  ^enfler, 
bamit  er  jte,  gur  ^robe  feiner  Äunfl,  überrebe,  öor  S^ageS  Sin* 
bntd^  na6)  ^aufe  unb  ju  ^ett  gu  gelten. 


S)a8  SJlariuS  bie  ^ortl^ei  beS  SJoIfe«  l^iett,  @^ffa  jene  ber 
3lriflofratie:  §auptpunft  in  ber  ©cgenübcrjlcttung  bciber. 


Qnis  enim  abunde  mirari  potest,  quod  eminentissima 
cuiasqae  professionis  ingenia,  in  eandem  formam  et  in  Idem 
artati  temporis  congregarunt  se  spatium ;  et,  quemadmodum 
clausa  capso  aliove  septo  diversi  generis  animalla,  iiihilo 
minus  ^  separata  alienis,  in  unum  quaeqne  corpus  congre- 
gantnr,  ita  cuinsque  clari  operis  ciipacia  ingenia  in  simili- 
tadine  et  temporum  et  profectnum  semet  ipsa  ab  aliis 
separaveruDt.  SJettcjuS  ^atercuIuS  1. 16.  @in  treffüd^er  Eingang 
ju  ber  ^criobe  öon  ben  ©racd^en  inctufiöe  bi§  jum  Octaüian 
augufluS  e|cluftüe,  ein  3citraum,  bcffcn  ©Icid^en  bie  Söeltgcjd^id^tc 
ni(]^t  l^ot.    (gin  gute«  2Jlotto  ju  „ben  legten  9lömcrn". 


S)ie  sweite  fatilinarifdjc  9?cbc  (EiceroiJ  ifl  gegen  bie  erfle, 
befonberS  bie  erfte  $ä(fte  berfctbcn  ge!;a(ten,  üeiiiol^c  fd^mod^  ju 
nennen,  gugletd^  entbcl^rt  jie  beS  rl^etovifd^cn  ^d^murfeS  in  einem 
bei  (Eicero  ungemöl^nlid^cn  (§vabe.  2)ie  ®vünbe,  bie  er  anführt, 
um  bie  ?lufrü]^rer  ber  üerfd^iebenen  klaffen  öon  il^vem  SSorl^aben 
obgu^alten,  entbel^ren  oKeS  ©d^Iagenbcu.  Wlan  muß  anuel^men, 
bag  bie  ©tobt  über  bie  Slbreife  beS  ßatilina,  aU  ba§  3^^^^" 
jum  ©ürgerhiege,  fel^r  erfd^redt  »ar,  unb  bag  bie  öorliegenbe 


14  ^romatifc^e  gfragmente  unb  $Iäne. 

SRcbc,  am  folgcnbcn  SWorgcn  na^  jenem  ©reiguiffe  gel^alten,  gcrabe 
bcftimmt  war,  bcn  gefpannten  S^Panb  beS  SJoIfeS  l^erabäuftimmcn, 
ta^  jtc  feine  ©egeiperung  erregen  fotttc,  fonbern  bie  ©emtttl^er 
in  boÄ  gcroöl^nlid^e  ©eleifc  prüdbringen.  2)ie§  erllärt  bie,  x^ 
möd^te  fagen:  ^projaijd^e  Haltung  berfelben.  Sfüd^tSbefloweniger 
fd^eint  fie  mir  aud^  aud  biefem  (^eftd^tiSpunfte  nid^t  unter  bie 
beflen  p  gel^ören. 

eine  gute  5Jigur  and^  ?entuluS,  ber  öon  fid^  fclbp  fagte  nnb 
glaubte,  er  fei  ber  britte  Sornelier,  bem  bie  Stabt  ju  bel^enfc^cn 
bcfHmmt  fei.  Sinna,  @uKa  unb  er.  Sie  ©atilina  feiner  ©itel» 
feit  fd^meid^elt,  fie  bi«  gum  l^albcn  SBal^njtnn  näl^rt  unb  il^n  l^eim* 
lid^  t)erlad^t. 

^a&  bamali^  laufenbe  Sfa^r  l^ält  SentuIuS  für  ominö<$,  qui 
esset  decimus  annus  post  virginum  absolutionetu^  post  capi- 
tolii  aiitem  incensionem  vicesimas  .  oratio  III.  cap.  IV,  10 
(»aS  ifl  boiJ  für  eine  absolutio  virginum?). 


3n  beit  legten  Stdment. 

T.  Gracchus.  Tib.  Gracchus,  quum  ad  res  no- 
vas  pararetur,  auspicia  domi  prima  luce  petiit:  quae 
illi  perquam  tristia  responderuut.  Nam  janua  egressus,  ita 
pedem  ofifendit,  ut  digitus  ei  decuteretur:  tres  deinde  corvi^ 
in  eum  adversnm  occinentes,  partem  tegulae  decussam  ante 
ipsum  propulerunt.  Quibus  omnibus  contemptis,  a  Scipione 
Nasica  pontifice  maximo  decussus  Capitolio,  fragmento  sub- 
sellii  ictus  occubuit.    Valerius  Maximusi  1,  4.  2. 

J'ai  souvent  6cout^  avec  ravissement  Lady  Hamilton 
d^crivant  les  beaut^  des  rivages  de  Naples,  et  la  position, 
oü  eile  se  trouvait  quand  eile  6tait  assise  pendant  le  calme, 
d*une  belle  nnit  ^lair^e  par  la  lune,  k  la  droite  du  heros 
du  Nil,  sur  le  vaisseau  amiral,  chantant  snr  les  vagues  de 
la  Mediteran^e  Thymne  national  de  Rule  Britannia,  repele 
en  choeiir  par  tout  T^quipage.     Morgan,  Italic. 2 

1  Fiictorum  et  ilictoruni  memorabilium  libri  novem. 
'  1821  er|4)ienen. 


^ie  legten  Stömer.  15 

—  Antonius  unb  ineo))atra.   (Sine  gute  SiograpMe  iRelfond 
pi  lefen,  totQtn  biefei^  $er]^ä(tniffed. 


(1822.) 

©cn  Sonfon  ffat  einen  ©atilina  gefdjricbcn. 


(1824.) 

Rome  sauv^e.  @S  ifl  merfroürbig,  bag  S5oItaire,  laut 
ber  Sorrebe,  glaubt,  in  biefcm  ©tü(fc  ein  treue<J  S3ilb  ber  ba- 
naligen 3^^^  aufgehellt  gu  ^aben.  SatiünaiS  ganzes  (Gepräge  ifl 
renvif^t  2)a  x\t  nid^tS  üon  feiner  §eud^elei,  feiner  SSerfatilität, 
feiner  @abe  ju  toerfiHren,  feiner  oerpl^nenben  ©(i^meid^elei  Sein 
Ser^äünig  gum  SentuIuS,  -—  ben  er  eigentlid^  gum  S^iarren  l;atte 
nnb  beffeii  läc^erli^en  ß^rgeij  er  bi§  jum  falben  SBa^nfinn 
fteigertc  —  wie  fal^I,  inS  2lttgemeine  unb  Unbcjeid^ncnbe  l^erab* 
gelegen.  (5.atilina  felbfl  ein  Äomöbie=©öfen7id}t.  3n  ©icero  fal^ 
Voltaire  fid^  felbfl  unb  er  ifl  bal^er  l^ier  unb  ba  quedrilberncr 
auSgefaüeu  al§  bittig.  3n  ben  Slnttjeifungen  für  ben  6d^au= 
fpieler  lägt  er  ©icero  ttjeber  gelten,  nod^  fprcdjen:  il  court, 
entre  avec  pi^cipitatioD,  il  s'ecrie  u.  f.  W.  ^m  übrigen  frcilid^ 
pompfyi^  genug.  Unbegreiflid)  bleibt,  wie  Voltaire  ba§  bvama* 
tifc^c  beS  SWomentS  nid^t  fül^lte,  ba  ©icero  ben  ©atilina  mit  ber 
crfien  feiner  »ier  Stieben  im  Senate  anbonncrte,  bie  Senatoren  üon 
i^ren  ^i^en  oufflel^en,  unb  bie  gange  @eite  ber  S3änfe,  n?o  jener 
faS,  leer  bleibt,  in  il^m  felbft  bie  Slngfi  be§  böfen  ©cwiffcuS  unb 
bie  Untoerfc^ämtl^eit  wed^feln,  bi§  bie  lefetere,  njcnigflcn^  für  2(ugcn= 
blicfe,  ben  ©ieg  erl^ält,  unb  er  mit  feinem  incendium  meum 
raica  vestra  exstinquar  (ober  ungcfäl^r  fo)  ben  <£enat  verläßt. 
Sie  bramatifd^,  n?ie  lebl^aft! 

6ato  ifl  am  übelften  »eggefommen.  @r  applaubirt  unauf= 
borttc^  Dem  (£icero  unb  fd^iebt  feine  ^l^rafen  ein,  »o  er  einen 
Äaum  pnbet.  ©äfar  liest  (Soßegien  über  fid^  felbfl,  unb  b'2(lcm= 
bert  ^atte  nid^t  Unred^t,  wenn  er  ben  SSer§ :  Permettez  que  C^sar 
ne  parle  point  de  lui  für  ben  f(f)lcd(>teften  beS  €tüdEe§  l>ielt. 
!Dramatif(^e§  gntereffe  l^at  eigentlich  nur  ber  Dicrte  31ft,  ober 
vielmehr  biefer  3lft  ifl  ba»  gange  ©tüdf.    Sflxdjt  ali?  ob  id^  bicfcn 


10  ^ramatifdie  Qfragmentc  uiib  pfine, 

9[tt  (oben  xotlflttf  feilt  (Sattitna,  ober  am  ^be  bix!^  ein  2)rama. 
S)ie  biet  erfhtt  tifte  bef^^eit  and  bem  ütloitjtfeficn  ^in«  unb  $er« 
vebeity  KKtd  ntait  ftd^  beitfett  fann  S)te  Auftritte  fUtb  o^ne  Ox» 
^attti^ud  nebett  etnanber  ^tngefieSt,  uitb  feCbß  ber  froitjöftf^n 
§ie^el:  de  ne  Jamals  laisser  la  sc^oe  Tide  loerben  bte  edatan« 
teftett  ^feit  ^ebrel^t  S)te  et^n  biet  9fte  (offen  ft^  unter  fetner 
^rottiSfe^un$  ted^tferttgem  S)er  merte  nnb  ffbtfte  nnr  bann 
ntd^t»  trenn  mon  einen  SottUno  ^ittboi  kPcSte;  nnb  nod^  boju 
einen  (Uttltno,  ber,  tme  bie  t^ortd*  be^jt«  ein  ^onolbe  feiner 
3elt  unb  ber  bann  onftTttcnbea  ^eifcnen  geben  folte. 


pic  "glojarder. 

(1819.) 

(Sin  2^raucrfptel:  2)icSRajaräcr.  ©l^rifiuS,  3"^^*^  SWaria 
tagbalcna,  Äaipl^aS.  S^tia^  bic  (Sl^rfud^t,  bcr  9'^ctb.  ©d^on 
»n  Einfang  fud(>t  er  c§  Sl^rijluS  glcid^jutl^un.  2)a  cS  il^m  nici^t 
Uiigt,  »irb  er  fein  bitterpcr  5J«nb. 


(1822.) 

®clcfen.  SSeUermanu  über  (gffäcr  unb  2^1)cra- 
euteii. 

Söciin  ©l^rtfluS  au§  biefer  @c!tc  getcefen,  märe  »ol^l  nidE^tS 
[arcr,  al§  ttjarum  gerabe  bie  ^l^arifäer  feine  erbittertfleii  getiibe 
>aren.  iKerfroürbig  bie  SBertoed^Slung  beS  ©ufebiuS,  lüo  er  eine 
:tetle  im  $^ito,  bie  öon  ber  SebenSart  biefer  @ffäer  l^anbcU,  al§ 
on  jener  bcr  erften  ß^l^riften  gefagt,  anfielt;  fo  äl^nlid^  waren 
ie  fic^  beibc. 

(1838.) 

Josephe  (ber  üon  SI|riftni5  nichts  weiß)  au  chapitre  XII  de 
on  histoire,  parle  d*une  secte  de  Juifs  rigoristes,  nou- 
ellement  stabil  par  un  nomm6  Juda  galligen.  IIs  m^pri- 
ent,  dit-il,  les  maiix  de  la  terre.  Voltaire,  dict.  philos. 
^hristianisme,  p.  419. 


©tillporjcr,  aöcrfc.    XI. 


18  ^ramotifc^e  (Fragmente  iinb  $fäne. 


(1859.) 


^onbcrbar  ift  c§,  ba6  Sofcp^uS  in  feinen  jfibifd^en  S)cnf« 
tüürbigteiten  Xion  ^^rifhiS  gar  feine  9>{otig  nimmt,  nixi^  fonber« 
barer  mirb  ed  aber  babun]^,  bag  na^  bem  3cud>ti6  ^^  ^acituS 
unb  ^uetoniuiS  f^on  unter  ^ero  S^riftenüerfolgungen  maren, 
fo  bag  alfo  ^riftuS  nici^t  gn  ignoriren  mar.  Slm  aSerfonber* 
bavfteu  aber,  bag  fc^on  gnr  3^t  9}en}*§  fo  mele  (Sl^riflen  in  9{om 
waren,  um  eine  fcl^t  Verfolgung  möglich  unb  röt^üd^  gu  madftn, 
wo^n  ncd)  fommt,  bag  bied  grogtent^eild  9{i(^t^3ii^^  gemefen 
feiu  mügten,  ba  fie  ben  grie^bifd^en  9{amen  Xotörog  gur  ^f 
^eic^nung  ibver  ^dtt  nal^men. 


->Oj«C-c- 


'gärutttö. 


(1819.) 

Gin  2raucrf^)icl:  Srutu§.  SrutuS  uub  (Scj:tu§  2^avqutiüii3 

beffcu  gelben.  33eibc  an  ^ut^  unb  S^apfevfcit  glcic^,  aber  ibvutiiö 

für  ba§  9ied^t,  X^arquin  für  feinen  SBiöen,  Seibc  fid^  gu  Sufregien 

^inncigcnb,  ber  erftc  als  ju  bem  einzigen  (^egenftanbe,  ber  in 

feiner  sunt  ©d^ein  angenommenen  ©tum^jfl^eit  pd^  feiner  annimmt, 

unb  fein  ©efül^I  mel^r  äugernb  burd^  ben  grimmigen  ^aß  gegen 

i^rcn  S5erberber,  aU  früher  burd^  ©d^ritte  nad^  il^rem  S3efi^; 

Sarquin   bloß  üon  ©innenlufi  getrieben,  oon  beteiligtem  ©tolg 

über  i^rc  ®eringfd(>ä^nng,  öon  3ngrimm   über  il^re  il^m  gum 

fliöfd^tocigenben  ^ormnrf   gereid^enbe  ©ittenreinl^eit,    »03U    f\d) 

bann  bod^  l;alb  unbetougt  eine  getoiffe  S5erel;iung  il^rer  l^ol^en 

Xugenb  gefeilt,  »eld^e  SSerel^rnng  er,  fo  oft  fie  i^m  beutlid^  toirb, 

burd^  <Spott  unb  ^ol^n  niebergufämpfen  fud^t.    SufrejienS  Später 

unbcbentenb,  fein  ^etüidEjt  al§  fold^er  auf  il^ren  Ol^eim  S3alering 

übergetragen,   ben  5Bol!§freunb  unb  offenbaren  (Gegner  ber  2:ar* 

quinier.    2^arquin  ber  Spater,  geiftreid^,  !öniglirf)--^räd;tig,  fdjiau 

unb   \io(i)    getoaltfam,     ol^ne    (Semüti;    unb    moralifd^cn    ©iiin. 

Sottatin,  fb'rperlid^  fd^ön,  liebenSnjürbig ,  gntmütl^ig  bi§  jn  einer 

gen?iffen  rül^renben  9iaiöetät,  babei  brao  unb  rerf^tUrf;,  aber  ol;ne 

eigentUd^e  ©l^arafterftärfe. 


SBenn  man  in  bie(er  Sufregia  »eige  Unfd^nlb  mit  römifd^cr 
(S^arafterfertigfeit  ju  Oerbinben  njügte,  Sefeterc§  be[onber§  in  i^vcm 
Setragen  gegen  (^ejrtuS  SarquiniuS. 


(1880.) 

aWerfnjüvbig  bie  11.  D^oöelle  bc§  2.  33ud^e§  im  SBanbeHo,  bie 
®t\d)iA)tt  ber  ^ufre^ia  entl^altenb.     S)ie  (gr§ä(;lung  felbft   nidjt 


20  3>ramatif4c  ^rogmcnk  unb  fttie. 

bcbcutcnb;  bic  lange  9id)c  bcS  (Sollatin,  mit  ber  et  feine  ©attiii 
langer  leben  ju  tt?ctten,  aufforbert,  eine  »äfferige,  ja  lächerliche 
€c^nlfibung;  bafür  aber  bie  SCntmort  ber  Sufregia  ein  ä^eifler« 
ftüc!,  wie  man  e§  bei  ©^riftfieDem  üon  erften  Shmg  fomn  finbct. 
(Sm  SimnS  noci^nfe^en,  inwiefern  bie  fieime  ber  Don  9anbelIo 
enttuicfelten  9){otit>e  ftc^  etma  fc^on  bort  oorfinben)    SBer  »irb 
mir  glanben,  fagt  fie,  baß  nic^t  bie  ^urc^t  üor  bem  ^be,  fonberit 
bie  XxoffvmQ  Xaxquin^,  einen  tobten  ^!Iat>en  )u  mir  ind  9ett 
gn  legen,  meine  (SinmiUigung  jn  jener  Sc^bt^at  erpregt,  toenit 
xd)  nun,    ba   bie  ^te^ning   gefd^e^en,   bie  ©d^be  fiberlebe. 
fBie  fönnteß  bn,  mein  ®atte,  ^ater  bu,   unb  i^r  meine  ^tx^ 
toanbten  mit  einer  (Snte^rten  Derfe^ren.    füHe  fonnte  vif  tfinftig 
noc^  ben  9nbücf  meiner  IKnber  ertragen.    Ma  che  sarebbe  di  me 
(furchtbar!)  se  di  qnello  scelleratissimo  tiranno  lo  sparso  seme, 
in  me  gittate  le  radici,  k  far'  11  fratto  venisse?  —  ^d)t 
meine  (^c^ön^eit  geniegen,  meine  ^eufc^^eit  gerflören  tooSte  jener 
Scrruc^te.  —  2ötc  fönnte  meine  unbcflccfte  €eele  mit  biefem  be« 
flcdten  Stöxptv  je  ©emeinfci^  Pflegen?    (5ä  t^ut  bal^cr  not^, 
bag  bad  eine  oon  bem  anbem  getrennt  merbe.    Ma,  per  dire 
11  vero,    credete   vol,   che   ancora    che  Tanimo    mio   fosse 
stimato  ai  piaceri  se  Tadulterio  rltroso,   e  che  la  ragione 
non  Yolesse  a  Tadalterie  consentire,  che  11  senso  e  Tappetito 
coDcapisdblle  non  si  sia  in  qnalche  partlcella  dilettato,  ed 
abbio  tanto  o  qaanta  al  piacer  consentito?    D  mio  peccato 
non  deve  In  modo  alcuno  restar  sensa  punlzione.    (jDiefer 
©cbanfe  wirb  nneberl^olt  unb  ju  weit  auSgefponnen.)  3)enn  wigt 
il^r  wol^I,  ni^tg  ift  fd^wäd^er  als  eüi  SBeib.  SBcr  flc^t  bafür,  bag, 
wenn  xä)  gögere,  ben  erflen  %tt)\  ju  fhrafcn,  bie  unc^rbarcn  S)ingc 
uid^t  anfangen  mir  wol^Igugcfallcn  unb  ic^  eine  anbere  werbe, 
als  bic  ic^  mid^  bis  jc^t  gcfül^U?    2)ic  barauf  folgcnbcu  @pi(5« 
finbigteiten,  bag  wenn  fic  i^rcr,  ber  ^ebrec^crin  fc^onc,  fic  baburci^ 
bcu   (S^cbrud^  entfc^ulbigc   unb  fomit  bem  S^cbrcd^er  oergci^e, 
fönute  beinahe  auf  bie  $ermutl^ung  füt^ren,  a(S  ob  S^arquin  fd^ou 
frül^er  in  il^r  ein,  wenn  a\\6)  nur  flild^tigeS  SBo^Igefallcn  erregt 
fjah^.    $)icrauf  forbcrt  fic  bic  3^vcn  jiir  SRad^c  auf  unb  tobtet 
fid^.    (3)ie  Icfetcru  ©cbauteu  bürftcu  Veffnig  bei  bem  fttiiftcu  aiftc 
feiner  @milia  ©alotti  öorgcfd^webt  ^abcn.) 


SrutuS.  21 

Stttrejta  tion  ^onfatb. 

<1843.) 

Sd)  deficite,  bag  i6)  oon  btefem  (Btücfe,  nad^  bem,  toa^  un^ 
barüber  in  3ournaIarttfcIn,  an6)  bcn  (obcnbcn,  t^cilS  toon  öornc» 
^crcin,  tl^ctlS  nad^  bcr  Slufflll^rung  funb  geworben  wor,  nur  eine 
fe^r  geringe  ÜJletnung  liegte.  3^  ^a6e  t&  gelefen  unb  fann  ntd^t 
anberd  atS  mit  tt7a]^rer  lld^tung  ba)}on  fpred^en, 

92i^t  afö  ob  ej^  ein  eigenttid^  guted  @tü(f  »äre.  ^aiS  ©e^* 
^ftmnig  berlei  gu  ma(]^en,  fd^eint  in  gang  @uro:pa  verloren  ge-- 
gangen  gu  fein«^  ^ber  nur  wer  bie  ©d^toierigtetten  einer  @ac^e 
nid^t  fennt,  pfitQt  überjheng  ju  fein;  wer  fid^  fclbji  üerjud^t  f^at, 
tvetg  aud^  bad  ^nnäl^ernb^gute  gu  fd^ä^en. 

S3or  Willem  ifl  l^ier  bie  aJieinung  gu  berid^tigen,  al§  ob  ber 

35erf affer    ber  Sufrejia  hmä)   biefeiJ  ©tüdf,   im  ©egenfat^e  bcr 

Tomantifc^en  Gattung,  fid^  bem  fogenannten  ^(afftjiSmuiS  gugemeu:' 

bet  ^aU,    atterbingg  ifi  3eitalter,  toftüme,  2(ugbrudfS»eife,  ®e= 

fuinung  —  beiJ  SSerfaffer0  nämlid^,  nid^t  ber  ^erfonen  —  bem 

£Iaf ftji§mu0  entlel^nt  ober  nol^e  fle^enb ;  bagegen  finb  bie  SKotitte, 

SttnWeubegebenl^eiten ,  Haltung  bcr  gigurcn,   SlttcS,  wag  bcn 

pat^etifd^cn  ^cil  ber  §anblung  auSmad^t,  fo  tiööig  romantifd^, 

bag  biefe  Sufrcjia  fid^  an  bie  erften  SSerfc  SSütor  ^ugo'^:  ^crnani 

5.  35.  üoßfommen  anfd^Hcßt,  el^e  nömlid^  ber  (eljtgcndnnte,  reid^* 

begabte  2)id^ter  burd^  SBibcrfprud^Sgcifl  unb  bie  ©itcifcit,  immer 

baS  Unerhörte  gu  fagen  unb  baS  9^iebagewcfcne  gu  bringen,  gu 

jenen  SScrirrungen  l^ingeriffcn  würbe,  bie  fein  glängeubcS,  obwol^I 

nie  öorgugSweife  bramatifd^cS  S^alent  ööHig  in  ©d^attcn  gu  ftetten 

bro^cn.     ©ei  ^onfarbS  33ilbe    ifl  Seinwanb    unb  ©runbirung 

Hafpfd^,   baS  ©emälbe   aber   romantifd^.     3Jian  bebenfc  fclbft: 

biejer  ^rutuS,  ober  oielmel^r  Brüte  (^ie^.    @d^on  ber  Sf^ame 

ifl  ein  romantifd^eS  SBagefiüd)  —  Sllfo  biefer  ©rutuS,  ber  nid^t 

nur  ein  SSerrüdEter,  fonbcrn  aud^  bcr  Sufiigmad^cr  beS  ©tüdES  ijl; 

überbieß  $a^nrei,  unb  gule^t  eine  unmöglid^c  ^erfon,  weil  ein 

9Wonn  öon  @^re  unb  ©cjinnung  fid^  fo  toiel  ©c^mad^  bod^  nid^t 

gefallen  laffen  fann;  feine  QJattin  S^utlia,  bie  frf^amlofe  üJlaitrcffe 

be§  ^ringen;  ber  ^^^ng  fclbfl,  bcr  an  bie  genialen  iaugcnid^tfc 

?orb  ©^ronS  unb  bie  Sibylla  cumana,  bie  an  bie  §c^e  Söaltcr 

Scotts  erinnert,  gar  nid^t  beS  (Srfd^cincng  bcr  2uf regia  post  factum 

im  5,  ?[ufguge  gu  gcbcnfcn ;  bai?  ftnb  bcnn  bod^  bei  ® ott  romau- 


22  ^ramatifc^e  fjfroginente  unb  ^fSne. 

tifd^c  (Stcmcutc!  9(18  53cn?cüS  a  contrario  löniitc  man  anfüllten, 
bag  baö  ^ublüum  Sdactnc'ö  unb  ©orncille'S  bicfc  ?ufrcjta  gar 
nid^t  ju  (gnbc  l^attc  fpiclcn  laffcn. 

S)icfc§  %Utifntn  bc5  .^tafngt§mu§  fott  übrigens  ttjcbcr  afö 
?o6  nodb  at§  Säbel  gemeint  fein.  3J?it  affer  35ere]^ning  ber  auS* 
gegeid^netcn  S'id^ter  be§  Si^e  de  Louis  qnatorze  ift  bod^  baS 
Si^le  de  Lonis  Philippe,  ba§  ga^rl^unbert  ber  fpanifd^cn  pro- 
nunciamentos,  ber  3uU=Äct?oIution  unb  !5)aniel  Ö'SoneffS  öon 
jenem  cvflcrn  fo  ^immcln?eit  t>erfd^ieben ,  baß  an  ein  ööfftgeiJ 
ÜJürffcbvcn  ber  Smpünbung  ju  jenen  et»a§  d^ineftfd^en  ^formen 
gar  ni(^t  ju  bcnfen  fein  bürfte.  ¥p«^atb  ^at  in  biefer  ©ejiel^ung 
einen  glücflidben  2RitteIn?cg  eingcfAIagen  unb  entWeber  er  felBfl, 
»cnn  er  sur  Doffen  UmfiAt  gelangt  fein  »irb,  ober  feine  jflaä^ 
folger  auf  bcmfetben  Scge  fonnen  in  ^ranfreid^  baS  eigentlid^e 
$raucrf^?icl  n?icbcr  inS  ?cben  rufen. 

Um  t)on  ber  gcrm  jur  ^aÄe  ju  fommen,  fo  ifl  befonberS 
ber  ^intergruub  bc3  €tü(f^5  at§  bcAft  glürffwö  be^anbelt  p  Bc* 
jeid^ncn.  t^cnfarb  bat  ganj  richtig  eingcfeben,  bag  ber  eigentltd^e 
3nba(t  feine«  Xrauerfpicie«  bie  ^.Vertreibung  ber  Äönige  fein  muffe, 
unb  in  bicfcm  ^innc  fpielt  burdb  bie  leibcnfdbaftlid^ficn  @genen 
bic  politifd^e  ^ejicbung  unaufbö'rlicib  burt^,  ja  felbft  ber  olte 
S^arquiniu* ,  cbfcbcn  ni(6t  unter  bcn  banbeinben  ^rfoncn,  rci^t 
fi(^  boc^  burd^  bcn  ^ricf  an  feinen  ^o^n  beinahe  for^erlid^ 
unter  fie  ein.  S5e»unbem«jrürbig  ift  ber  Siah,  mit  bcm  er  bic 
ftaat§rc(^tHd^c  gragc  bcbaubcit. 

S'ie  Gegner  ber  Wenige,  cbgicid»  n?ie  naturlid^  republifanifd^ 
geftnnt,  mifÄcn  biefer  ibrer  (J^cfinnung  bo<^  fcldbe  demente  Bei, 
bag  fic  bcm  ict^t  in  granfrcic^  bcrrfdbcnbcn  (Softem  faum  ein 
Sfcrgcrniß  geben  fcnncn  unb  babnrdb  ba*  Äufrcijcnbe  Verlieren, 
ba«  man  ie^t  in  'rcutfd)lanb  fc  icbr  liebt,  bcm  aber  jeber  od^te 
S^id^tcr  gern  au§  bcm  35cge  gebt 

^cn  bcn  Sbaraftcrcn  ijl  tcrbcr  etn?aS  abidbMg  gefpro<i^cn 
»erben,  aber  nur  in  bem  <^innc.  al§  cb  fic  flaffifdb  aufgefaßt 
irärcn.  ©n  tocnig  rcmantif*c  ^bcranj  gugcgcbcn,  ift  gegen 
bic  Einlage  unb  ^i'^^Itung  berfclbcn  wenig  einjurccnbcn.  ^elbft 
bic  Jribcrli^e  iJuÜia  ift  an  fidb  bctiacbtct  ganj  gut,  unb  im 
^tüde  nur  barum  t>ciiwrflidb ,  »eil  fic  auf  ibrcn  bctrcgencu 
(Satten  einen  gar  jn  crnicbri^lcll^c^  ^dSattcn  irii-ft;  t?or  Sfffcm 
aber,  »eil  fic  bramaiifd^  ganj  übcrj^üffig  ift.    &ür  bic  €^ib^öa 


SBrutuS.  23 

bagcgcn  ijl  feine  ®nabe.  @bcn  fo  übcrPfjtg  alS  2:uttta  unb 
no<^  baju  ol^ne  Söirfuncj,  öcninjlaftct  fie  bcii  britten  2lft,  bor 
huxä)  baS  toortrcffUd^e  ®cf^räd^  gtüifd^cn  S3rutu8  unb  S^dcrtuS  fo 
gut  eingeleitet  mar. 

^pxaä^t  unb  S5crfififatton  fd^cint,  fo  tocit  e§  einem  3(u§* 
(anber  barüber  ju  urtl^eilen  ertaubt  ift,  öortrcff(i(i&»  SBcnn  l^ifiorifd^* 
antiquarifc^e  Sfiotijen  ftd^  mitunter  ju  breit  mad^en,  fo  muß  man 
bad  ber  Unftd^erl^eit  be0  beginnenben  2)id^ter8  gu  ®ute  l^altea 

3)aS  Sfi^etorifd^e  in  ber  HuSbrucfStoeife  ift,  wenn  aud^  nid^t 
bcr  ^ocfle,  bod^  im  Sittgemeinen  bcm  S5ebürfnig  beg  %i^tattx& 
toottfommen  angemeffen.  Xxoi^  biefcr  Sfil^etori!  aber  gel^t  ein  fold^er 
gaben  tjon  (Smpfinbung  burd^  ben  gangen  2)iaIog,  e0  ipt  ein  fo 
fiäfttts,  öertl^eilenber  unb  toorbereitenber  SSerftanb  in  ber  gül^rung 
biefw  keben,  baß  man,  befonberS  bei  einem  erflen  ©tüdCe,  gur 
^^eionnbening  ^ingcriffen  »irb. 

8on  etnjelnen  ©genen  ifl  bie  gmifd^en  Sulrejia  unb  S5rutuS 
im  erflen  Slfte  ööttig  ttjittfürüd^  unb  bal^er  unbramatifd^  l^erbei« 
geführt.  S)a§  2uf regia,  bie  fid^  erft  am  ©pinnrodfen  alg  gute 
^auSfrau  gegeigt  f)at,  nun,  ba  i^r  ®atte  mit  unerttjarteten  ©äftcn 
anlommt,  nichts  2)ringenbercS  gu  tl^un  bat,  als  fid^  mit  53rutu§ 
über  bieg  unb  ba§  gu  befprcd^en,  leud^tet  nid^t  ein.  SKan  fann 
Urfad^en  anbeuten  ober  fuipplircn,  aber  ber  S^erfaffer  l^ätte  ftc 
prägnant  l^inftctten  fotten.  Gegenwärtig  ifl  bie  ©genc  bramatifd^ 
müßig.  (56en  fo  tt?enig  Einfluß  auf  ben  @ang  bcr  ^anbhing 
ober  auf  bie  ©efinnung  unb  ©tettung  ber  ^erfonen  l^at  bie  @in- 
mengung  ber  ©ibptte.  2)em  ©tüdfe  einen  boppelten  ©rf>tuß  nad^ 
SBittfür  ber  S)ireftion  gu  geben,  ifl  unguläffig.  3)aS  2)rama 
fennt  feine  SBittfür.  S^'üt^  ©tüdE  l^at  mögtid^ermeifc  nur  @tneu 
©c^Iuß.  2öa§  notl^wenbig  gu  fagcn  ifl,  muß  übcraff  gejagt 
»erben,  unb  n?a§  nid^t  notl^toenbig,  muß  überall  wegbleiben. 

2)aß  §err  $onfarb  ein  auSgegeid^neteS  Sialent  ift,  l^at  er 
gegeigt.  Ob  er  ein  eigentUd^er  bramatifd^er  S)td^ter  ift,  muß  bie 
golge  leieren.  @r  ^at  fnü)  öor  Httem  oor  bem  ^arteigeifl  unb  ben 
Slnlocfungen  ber  fogenanuteu  flafjtfd^en  Partei  gu  ^ten,  toor  bem 
SiomantigiSmuS  irirb  i^n  fd^on  bie  3(nfeinbung  ber  S^omantifer 
felbfl  bewal^ren. 


'^oiifamas. 


(1820.) 

Unter  anbern  er^ä^It  man  au6if,  bag  $aufaniad  gu  ^^ganttum 
eine  Jungfrau  ton  torne^mer  gamilte,  S'^amcnS  Älconife,  in 
fd^änblid^er  %hfiä)t  f)af>t  gu  ftd^  rufen  laffen,  toeld^e  i^m  enblid^ 
Don  i^ren  (Sttern  au8  %\\xd)t  unb  S^'^^^^Ö  9xt\&  gegeben  werben 
mußte.  S)ie  3ungfran  bat  biejenigen,  »eld^e  üor  bem  @d^Iaf* 
gimmer  flanben,  ba8  Sid^t  tt)eggnnel;men,  ging  bann  im  f$in|iern 
flitte  naä)  bem  S3ette  gu,  ba  $aufanta§  fd^on  cingefd^fafen  war, 
fHcß  aber  auS  SSerfel^en  an  unb  warf  ben  Seud^ter  um.  ©et 
biefem  (SJeräufd^e  ful^r  ^ßonfaniaS  erfd^rocfen  auf,  gticftc,  weil  er 
fid^  toon  einem  %tinit  überfallen  glaubte,  ben  neben  t^m  tiegenben 
3)old^  unb  fHeg  bic  Jungfrau  nieber,  weld^e  an  ber  empfangenen 
S03unbe  fiarb.  ^a6if  i^rem  2^obe  lieg  jtc  bem  ^aufaniaS  feine 
SRn^e  mel^r,  fonbern  crfd^icn  il^m  beS  3laä)t^  im  ©d^lafe  atö 
®ctpen|l  unb  fagte  mit  brol^enber  ©eberbe  biefcn  SSerS  l^er: 
„Äomm  öor  ©crid^t!  SBottuft  bringt  9J?änncrn  S^erbcrben  unb  Un* 
glücf."  2)urd^  biefen  3SorfaI(  würben  nun  bie  S3unbe«genoffen 
t)olIenbjS  fo  fel^r  aufgebrad^t,  bag  jte  i^n  unter  ^mond  ^nfü^rung 
förmlid^  belagerten.  (Sr  mad^te  fid^  alfo  au§  SS^gantium  fort, 
unb  weil  er  öon  bem  (SJefpenji  nod^  immer  beunruhigt  würbe, 
na^m  er  feine  3"^"^*  i^  ^^^  2:obtcnorafel  in  ^crafleia,  lieg 
bie  @eele  ber  Äleonife  l^eröormfcn  unb  fud^te  il^ren  Qorn  gu 
befänftigen.  Sie  erfd^ien  i^m  enblid^  unb  fogtc:  er  werbe  balb 
nad^  feiner  Slnfunft  in  @^)arta  t)on  bicfcr  ?5lage  befreit  werben, 
woburd^  jie  öcrmutl^lid^  fein  beöorfle^enbeS  @nbe  anbeuten  wollte. 
$lutard)  im  Äimon.  (2)iefelbe  (Srgäl^lung  fommt  aud^  in 
^lutard^S  moral.  ©d^riften,  in  ber  Slbl^anbl.  über  ben  35ergug  ber 
göttlid^en  etrofen  %f).  5  üor.  2lud^  im  $aufania§  ©.  3,  t.  17.) 


?poufonlo8*  25 

(18Ä2.) 

Regelt  beS  $aufanta§  üt^  ben  S^l^uct^bibed  nad^.  Cornelius 
Si^epoS  fagt,  er  ^abc  eine  Sod^ter  bc§  Äömg0  ton  $crjtcn  gur 
@attin  begehrt 


(1826.) 

2)er   $ur^umtantel:   S)te   ©efd^id^te  j[ene§   lafebämonifd^en 

^aufantod,  geäiibert    $aufantad  lotntnt  toon  feinem  ©tege  über 

bte  ^crfer  in  ©m^rna  (?)  an,     ©n  SBürger   ber  @tabt  unb 

^reunb  ber  Werfer  beut  bem  tont  @iege  £mn!encn,  aber  fonft 

no<^  ganj  fflt^tüä)tn  ©efd^enfe,  um  il^n  ^u  einem  gel^eimen  ^ünb« 

nig  mit  jenem  ^aterlanbi^feinbe  gu  üerlocfen.    6toIg  fc^Iägt  $au« 

faniad  Sllied  an»,  nur  l^atb  f^ottenb,  nimmt  er,  um  feinen  ^riurn^^« 

einjug  ju  gieren,  flatt  feineiS  im  f^elbguge  gerriffenen,  einen  !oft« 

baren  ^nr^urmantel,  reid^  unb  auffaHenb  tergiert,  in  bem  er  aud) 

feinen  (Singug  l^ält,  gum  grogen  ^ergernig  feineiS  $eere^,  bad  bie 

frembe  barbarifd^e  $rad^t  terabf^eut  unb  mol^t  gar  anfängt  ben 

Serteumbern  be0  ^oufaniaS  Glauben  gu  fd^enfen,  bie  öon  gel^eimcm 

Berftänbniffe  mit   ben  geinben   fpred^en.     S)aranf   aufmerifam 

gemad^t,  »irft  ^ßaufaniog  am  ©d^Iuffe  beg  1.  2lfte§  ben  SWantcI 

Don  ftd^  unb  betrad^tet  bie  @ad^e  aliS  abgetl^an. 

S5om  @^maufe,  ber  jenes  fjeji  bcfc^Iog,  jurüdEfcbrenb,  nur 

toon  einem  ^aben  mit  ber  gadel  begleitet,  bie  ein  Sinbflog  auS* 

gelöfd^t  l^at,  pnbet  ^aufaiüai^  einen  9Kann,  in  bcnfelben  3Rantcl 

ge^üttt,  ber  an  bem  S^l^orc  eines  $aufe§  wartenb  fte^t.   3n  i^m 

ben  8erfud^er  erfennenb,  ber  ben  Tlanttl  gab  unb  n?icbcr  gurütf- 

erhielt,  fd^kid^t  $aufaniaS  näl^er  unb  belaufest  ein  l^alb  abge» 

riffeneS  @eI6figefpräd^.     ®er   ^adfelträger   üerfud£)t,   auf  feinc§ 

^errn  ©el^eig,  ben  (^c^eimnigtootten  gu  fangen,  biefer  entfJicl^t 

unb  ber  SWantel  bleibt  in  be§  Änabcn  Rauben.    @in  ©eräufd^ 

im  ^aufe  lägt  ben  ^aufaniaS  »ermutigen,  baß  eben  jje^t  bem 

(Erwarteten  geöffnet  werben  fotle;  er  ^üttt  fid^  in  ben  SKantel 

bc§  ©ntroid^enen,  l^offenb,  auf  fold^e  Slrt  §err  beS  öerbäd^tigen 

(Se^mniffeS  gu  werben.    2)ie  S^l^ilre  ge^t  auf  unb  bie  SSertobte 

jene«  SWanneS   fHirgt  l^erauS  unb  in  $aufaniaS'  5lrme.     ^^x 

55oter  folgt,  unb  fd^on  nad^  ben  erften  S3egrü6ungcn  l^ört  ^aufaiiia^, 

ben  man  für  ben  erwarteten  Sieb^ber  pit,  SBorte,  bie  wiiHid^ 

auf  gefä^rlid^e  $Iäne  l^inbeutcn.    S)er  Später  wirb  öerl^aftet,  bie 


^^cct:cr  Htttt  Ttr  löa  laij  r-rn  Scöniuä'  ^erj,  bo(ö  auf  eine 

$tt  ^tr  $cl^  I^riagI  «oiwcna*  immer  me^r  in  ba8  SWäbci^eii. 
^x"^  ^'*'*^^"^*^  qfetMriAt,  brütest  tiete,  in  ber  Äleibung  be« 
iNiifciitU'i  ^Btr*  ^K  SÄ^at  pt  Prägen  nnb  je  entfliegen,  ©ie 
tat  nd^  im  ru:tfcüi  m  ^ea  :&rradl  te*  gelbbemt  gefc^Iid^en, 
Kit  mit  ^tm  ^c?t  iKgenbot  l^ffmmiLmtel  ter^nSt,  ben  ^elm 
^c^Jd^en  aufS^  j^Mitpt  jefe^t.  ol*  :Jirm  tm&dtv  Sie  (ginwo^ner, 
^urtife  ^ic  ^«Mlttbit  aanjetrasfct.  baten  9nfntbr  erregt,  ba8 
>>ivta«i>\tc  ^wr.  nttaen  $4br«n  mtstranrab,  folgt  bem  gegebenen 
^»flv^^  utt^  man  amrin^t  ba^  V'XS!»-  '^ßonfoniad,  im  ^ad^U 
v^mvjttb*  jtür^t  att4  fetacm  ^tofjtmmer,  bo*  erfle,  XßoS  er  trifft, 
ift  bo^  V<tn«bett  iVäbv^m:  im  3^1^tfeln  einem  cntgegenflrebenben 
•^UH^rtt  bc^e^ttenb»  Äc^t  «t  jie  ntcber. 

Öttt^tr^n  folgt  bei  fetbÄUang.  rcr  &ter  »irb  loSgegeben, 
ba^  ewpi>rte  ^r  na*  »ieber  eingetretener  8cfcnniing  mit  ^ärtc 
be^abmt,    J^er  brtttt  An  f<bliest. 

^ev  bierte  Ätt  i>ielt  in  ^^rarto.  ^osfaniaft,  an  Gebieten 
{\e)vi^bHt»  fott  flcb  uun  in  bie  bürgerlicbe  Crbnnng  ffigen,  ben 
V^Vbove«,  bev  ^i>lWKvfammlung  feine  ^at&r  nnterorbnen.  3)er 
peviiicbe  ^Niefanbte  be*  erflen  ^Äfte^  finbet  ibn  in?ar  ni(^t  bereit- 
UMUiii,  aber  geveijt  unb  felbfl  )>cttenb  über  feine  fcnigü^  O^n* 
wacbt.  3»  ^f^  bavauf  folgenben  ^olNt^mammlnng,  in  ber  man 
über  beu  (^rieben  mit  ben  Verfem  beratbjcblagen  fcQ,  fte^t  bem 
«s^tuble  be«  jfifnig«  ber  ^näutigam  be»  erfc^lagenen  äRäbc^enS 
fltgeurtber,  in  benjelben  SNantel  gebüUt,  in  bem  jene  ben  $:ob 
cmvfieug,  ben  {>elm  auf  bem  {raupte,  (^tfe^n  bed  £dnig§. 
$iicvauf  befle<|U  er  bem  ^ertt?egenen,  bie  i^erfammlung  gn  toer»» 
laffeu.  CJd  finbet  flci^,  bag  iener  ber  'Äbgcerbnetc  t)on  ©mljma 
ifl,  mit  bem  ba9  ^^oU  geucic^t  ifl  ein  ^ünbnig  gegen  bie  $erfer 
einjugeljen.  2)er  itönig  ^eißt  i^n  ge^en,  baö  J^ol!  befiehlt  gn 
bleiben,  unb  $au|auia9  tvirb  ^ingewiefen  auf  bie  (^rengen  feiner 
iD^ad^t.  9hin  giebt  ^|^aufania0  bem  geheimen  ^orfcbfag  be§ 
^4Jer(erö  Ö^e^ör,  er  will  bem  großen  Äönige  förberlit^  fein,  biefcr 
aber  foll  il^m  t}clfen  jur  (Srlangung  Don  unumjd^räuftcr  3Rad)t 
in  jciner  !SBatevftabt. 


'^aarino  ^^afieri. 


(J821) 

3Wan  müßte  bcn  SDZarino  goKerl  fo  fd^ilbern,  "aa^  er  ttjciügcr 
auf  bie  SWad^t  bcr  mit  i^m  SSerfd)trornen  gäl^It,  af$  öiclmel^r 
glaubt,  ba§  toon  ben  @blcn  gebrütftc  93oIf  »erbe  mit  ^rcuben 
bcn  erftcn  Shifruf  6e«üfeen,  feine  f(i^impfftd^en  gcffelu  abguiüerfen. 
?[IS  nun  bie  SBcrfd^mörung  au§brid^t,  ber  Aufruf  n?irfUc^  gef^iel^t 
unb  baS  SSolf  unt^ätig  bleibt,  erfennt  ber  3)oge,  baß  er  fiä)  ge- 
irrt, ba6  ^d^  3Soß  fd^on  üiel  gu  tief  ^erabgeirürbigt  Jei,  um  einer 
Se^ciung  fä^ig  gu  fein,  unb  er  gel^t  gefagt  gum  S^obe. 


(1821.) 

SBenn  id^  je  ben  9}iarino  ^Jalieri  bearbeiten  iroßte  —  ein 
SSor^aben,  ba§  fid^  fd^on  unter  meinen  frü^eften  planen  bcfinbet  -— 
fo  woßte  id^  il^n  jttjar  ol^ne  eigentlid^e  (Siferfu(^t  unb  üott  ^cr» 
traueng  in  t^ie  S^ugenb  feiner  grau  l^alten,  aber  bod^,  inbem  er 
für  bie  (Sl^re  feiner  grau  gu  eifern  glaubt,  unbetüußt  blog  feine 
eigene  räd^enb  barftetten.  @ine  anbere  55erleumbung  ©teno'S 
^tte  er  toielleic^t  öerad^tenb  überfeinen,  aber  ber  ®ebanfe,  bag  bei 
aller  galfd^l^eit  ber  nun  gugefügten,  bod^  SJiand^er  an  bie 
Sal^rl^ctt  berfelben  glauben  fönne;  bie  gurdfet,  wenn  aud^ 
nur  in  ber  3R einung,  aU  ber  betrogene  3l(te,  ber  l^intergangcne 
(Satte  einer  weit  Jüngern  baflel^en  gu  muffen,  fefet  i^u  außer  fid^. 
3ulefet  wirb  anä)  fein  $ag  gegen  @teno  nod^  baburdE)  auf§  öugerjlc 
getrieben,  baß  er,  obfdfeon  beS  ^ergenS  feiner  Gattin  ftc^er,  bod^ 
mit  geheim  nagenber  (Siferfud^l  bcforgt,  baß  tt?euigfltcn§  il^re 
klugen  ben  SJorgug  be§  Jüngern  üor  bem  Slettern   bemerTen 


30  ^ramoliff^e  gfragmente  unb  $(Sne. 

SRarhtSpIa^  belegen,  bte  tcrne^mflen  ber  @blen  ermorben  nnb 
galicri  jum  2cnT)crau  ausrufen,  ber  15.  Äpril  toirb  bagu  fcfl« 
seicht 

53cltranb  (ober  53eiitial),  ein  ^ds^änbler  auS  ?ifa,  l^atte 
einen  greunb  unter  bem  9iat^  ber  3e^ne,  Seoni.  S3et  iSinbrud^ 
ber  3)ämmcmng  f(blei(^t  er  jtc^  gu  bemfelben,  um  i^n  ju  tt?arnen, 
biefc  9iad?t  nid/t  feine  SSobnung  ju  üerlaffen,  unb  entbccft,  ge- 
brängt, berebet,  bad  ©ebeimnig.  ^cgleic^  eilt  Seoni  gu  einigen 
Senatoren  2Wan  ruft  ben  9?at^  ber  3^^««  «n  ^taft  ©t.  @al- 
uatore,  ncbfl  ber  (Suarantie  unb  ber  ©eftiera.  9Ran  ruft  bie 
Slvfenaloten,  Sitteiter  im  Strfenol  ^crbei,  um  bie  ^erfd^momen  ju 
t}er^aften.  Wian  befe^t  ben  @t  äßarfuiSt^unn,  nm  bad  ©türm« 
(äuten  )u  Derpten. 

3^er  größte  S^eil  ber  Seri(^n?orenen  ergreift  bie  fjlud^t 
Tl:m  fe^t  einen  $rei§  auf  i^ren  ^opf  unb  verbannt  jte  auf  ewig. 
®ie  (befangenen  werben  getobtet  bii$  auf  ben  berühmten  SUb^auer 
^falanbito  unb  feinen  ^c^n.  3)er  3>oge  »irb  Dorgeforbert.  SWan 
fünbigt  i^m  fein  Urt^eil  an.  2)ie  fürftft^e  SRü^e  toirb  i^m  ah» 
genommen.  SJlan  erlaubt  i^m,  fein  Stefiament  in  machen,  bod^ 
nur  über  5n?citaufenb  S^ufaten  foll  e«  fid^  erftrcden.  3)ann  fü^rt 
man  i^n  auf  bie  9Iiefentrep)?e,  n?o  ber  iebd^malige  !S)oge  gefrönt 
wirb,    ^ier  enbet  ba*  €(fiwert  fein  Scben.    (5r  unrb  enthauptet. 

2)er  2ci(^nam  wirb  in  fein  örbbegräbniS  gebracht  ^aäfytt 
begibt  fidf  ein  Cbcrl^aupt  be«  Siatbe«  auf  bie  2:ritüne  üor  bem 
Sfiatbbaufe,  jeigt  bem  $^olfc  ba§  blutige  ^c^wert  unb  ruft:  „*$)cx 
i^erratber  bc«  :^atetIanbeiJ  ift  gericbtet". 

3n  bem  Tcgenfaale  fte^t  an  ber  >0tefle,  wo  fein  8ilb  l^in- 
gebört,  ein  fd)war5er  . . .  mit  ber  3»W"f^-  »I-ocns  Marini 
Falieri  decapitati". 


— -^'»5<k;.-<w 


r 


Stricbricd  bcr  ^frcitßarc, 


(^ortcnau.) 

€4(oggarfm    mit   einer  Saube.    %aQnanhtuä).    Qtvinho  3franf)i)iaiti 

liegt  {(^Uimmernb  in  bet  fiaube,  bag  ^au)}t  auf  eine  9la|enbanf  oclrgt. 

fdtvntiath  ^veifl  tcitt  auf. 

2)er  SJ^orgcn  fd^intmcrt  fd^on  öon  jenen  Sergen, 

2)ie  eonne  fieigt  empor.    3ft'§  bod^,  al§  ob  il^r  etral;l, 

3nbcm  er  bic  Umgebungen  erleu(^tet, 

3uglci(i^  bcS  iWenfd^en  QnnereS  erl^eÜte. 

Sad  un0  bei  iWad^t  auf  fd^lummerlojem  Sager 

3n  marternber  SBerroirrung  ängfttgte, 

«0  fc^Ud^tet  f\d)  beim  erften  «lief  be§  Stage«, 

Unb  Älar^eit  feiert  unb  Sflu^  gur  ©rujl  gurüdf.  — 

©0  fd^ön  beginnt  ber  2^ag,  ber,  ac^,  t3ietteid^t 
^0  traurig  enben  tt?irb.    S)e§  Qö^iPf^  55unfe, 
3)er  lange  in  ber  gürficn  Sujen  gtimmte, 
Sie  fürd^t'  id^,  bag  ber  rafd^en  SRebc  $aud^, 
2)er  i^n  ücrlöfd^en  foll,  gu  l^eflen  glammcn, 
3u  un^eilöotter  ©runfl  il^n  Wirb  erttjeden. 
3)od^  ifi  ber  83ruc^  benu  unvermetblid^ !    SBol^I, 
©0  fei'«.     2)ie  gegenwärtige  ©efa^r 
3ft  lange  nod^  ber  geinbe  fd^limmper  nie^t; 


32  2)ramaHf(^e  gfroumeitte  unb  $(fine. 

^n  ebelmütl^  ger  (Gegner,  tritt  fte  auf 
Unb  mirft  ben  f$e]^be^anbf(^u]^  offen  ^in. 
1S>a  mag  ber  ^tn\6i  ftd^  rüflen  unb  ertDägen, 
^Q&  er  gu  t^un.    fiUdn  ber  3^cif^^  ^^i^ 
Sn  l^unbert  Orten  brol^t  unb  ntrgenbiS  W^^U 
5Bii5  er  ben  unbewcl^rten  $unft  erfpä^t: 
3)aS  ip  ber  fürd^tcrlid^fie  SBtberfad^er, 
Tili  bent  migt  ftc^  nid^t  gern  ein  red^ter  Tiaiin, 

2>od^  wer  ru^t  bort  in  jener  2anf)t  3)un!el, 
2Öenn  8?u^e  ja  gu  nennen  ifl  ber  ©dblaf, 
2)er  biefe  tt?ilbge!ranipften  ©lieber  feffelt 
Sie,  g^angipani?  — 

(@r  ft^fittelt  il^n.) 
^e,  3erinbo,  auf! 
£tanqipani 

(auftoumelnb,  ft^Iaftrunten). 

aWir  ^ergog!   3«ir! 

9rfiM. 
SBaS  führet  (Snci^  ^ier^cr? 
Söißt  3^r  nid^t,  baß  ber  gonge  $of  ft*  räpet, 
2)e«  ÄaiferS  $o^eit  tt?ürbig  gu  cmpfa^'n? 
Sa«  treibt  (gudj^  cn,  fern  üon  ber  «urg  ®emä(^eni, 
$ier  fcitfam  eine  SJul^ePatt  gu  fucften, 
21u5  ber  ©cfä^rten  ^rei«  «uc^  ouSguf erließen? 

Stanqipanl 
SDlid)  augguf daließen?  ^df,  ber  «u^gefc^Ioffcnel 

prttIL 
©cbl  au^cfdbloffcn,  ober  burd^  (5udb  felbfl! 
2)aö  ifl  ein  fcitfam  unbciltjclle«  ^^trebcn, 
^^a*  alfe  fiicb'n  (5u4  beißt  ber  Äcnictcn  S5bc 
C?in  'J:bcv  nur  gibt  fut  einem  ^Ub«;  bin: 
'^i\t>  uyK  bcm*i\V:;<vtcn.  bixin%««  n^^e.  ber 
;^n  fci:j<^  ÄVn^to:;  vjJo;*tsi^\ts*,<^:;«Ä  ^::'ca 


3friebri((  ber  Streitbare.  33 

IDolfgang.    :^a&  9efie  mar,  bag  ^1)x  gleich  fd^mlegt,   t& 
ffäiV  ein  Uiiglücf  entflel^en  fönnen. 

^rangipani.    (Sd^tveig,  Ungeheuer. 

SBoIfgattg.    ftnttigttitbe. 

ülolfgang.    ^te  fa^  er  bid^  on? 

finnignnbc.  Sie?  @r  (en!te  ben  ^o))f,  unb  feine  Slugen 
blitzten. 

IVolfgang.  ©entte  ben  £o:|7f  unb  blidte  fc^arf  über  bie 
Augenwimpern  weg? 

^nigunbe  fpric^t  Don  anbern  S)tngen,  t)on  il^ren  Altern; 
3ugcnbja^ren  u.  f.  n?.  SBoI^gang,  flatt  ju  antworten,  fragt 
immev  no^  ben  Symptomen  ber  ^ieiguug  bc2  $erjog8. 


^cene,  woSQ5otfgang3ertnbo'n  burd^  öorfo^lic^e«  SWif »erflehen 
gegen  ben  ^erjog  aufbringt 


3Bie  wenig  bod^  begreifet  ^l^r  unb  Wt, 

2)ic  um  ben  $erjog  fmb,  fein  wal^rcg  ©efen! 

2)a  fle^t  i^r  um  i^n  l^er  mit  !(ugcm  SädCieln, 

Sie  ^inber  um  ein  tiefgebac^ted  8ud^, 

Unb  glaubt,  i^r  l^ättet  feinen  @inn  berfianben, 

Seil  eud^  bie  Ülettern  bo(^  geläufig  finb. 

3^r  Sporen!   Sa»  il^r  auf  ber  Oberfläche  fel^t, 

3ft  nur  fein  31bbilb  auf  beg  SafferS  «Spiegel: 

(gr  felbfl  liegt  tiefer,  a\&  i^r  gi[d^Iein  grünbet! 

Seil  er  fo  igt  unb  trinft  unb  gel^t  unb  fc^Iäft 

Unb  wo^(  aud^  mand^mal  nad^  ben  S)irnen  blidtt, 

Sie  t^r,  glaubt  il^r,  er  fei  aud^  euresgleichen; 

Senn  i^r  bann  fel^t,  baß.  wag  er  tl^ut,  gelingt, 

Xai  i^m  fi(^  |lelS  bie  ung«'l)eure  Äluft, 

2)ie  jwifd^en  i^nn  unb  Sotten  fonfl  pc^  bel^nt, 

Sajl  feenhaft  mit  ©rllcfen  überbaut: 

2)a  fe^ct  i^r  unb  ftaunt  unb  fc^reit:   Setc^  (Slücf, 

a)aiJ  alte  öflerreic^Md^e  mUl  —  JJ^r  2:^oren! 

Qin  fc^Iic^ter,  g'raber  ©inn,  ein  rec^tejj  Sotten, 

dritt|)arier   SBerfe.    XI,  3 


^tsnmonte  ^caBSKBBE.  m^ 


3rrtBlf. 

Seüft  lycfee  Hjtrrr^  inrä«  4?mi  ccfüt:. 

Sie  vit  ^'dhit  ^ttass.  oocfr»  kcsci  jdt  ^IssSiti  fbdl  gc^OB  - 

9fcilL 
^nu  ^tdite^.  <^:Ä£t<§.     I'iz^  Prüfte  %fr  Kctl  UiilM 

SRoa  toss  goa;  ^tenftie^  r^xct  ssi^  ^oft  «■  Iberer  fein. 


Ter  rrfie  9h  T>trtt  in  YcittttoB,  ktHb  fUb  £atfer  gritM^ 
begab,  um  »'eiKe  3^*^^$^^"  ^"^  ^*™  ^^^^5^  *■  Ceftreic^  an«* 
jngleic^en,  ta  bie»cr,  ja  Jrclge  bcr  wum  ^\m»e  jn^c^nten 
^rimlegicn  fidj  tceigerte,  anf  rinrat  ^E»c^ag  onBer  feinen  ^anben 
5U  erf (feinen.  ^Tcm  Xaticr  lag  anBerttbemiicb  ttd  baron,  ben^qog 
5U  getcinnen,  ba  eben  bamali^  idne  ^ici^tgletten  mit  ben  Scm*^arben 
nnb  bem  ^objte  @regcT  IX.  ben  b^^^  $unft  crreici^t  trotten  unb 
le^tcrer  bereite  mehrere  ^^rfud^  gtmacbt  If^ttt,  benmäcbtigen^eTgog, 
ber  buT(^  bte  feiner  ^c^ireßer  iKargaretbe  unb  e<^trager  ^einric^ 
zugefügte  Unbilb  gcreijt  war,  auf  feine  €eite  gn  bringen.  ?luf 
bcm  23cgc  na^  ^crtcnau  traf  ber  Äaijcr  ^gnc*  ton  äKeron,  bie 
53raut  be§  ^erjogS,  bie  btcfcm  eben  ^ugefü^rt  n?erben  feilte,  unb, 
um  einen  befio  angcncl^mrren  (Sinbmc!  auf  ben  ^erjog  gu  machen 
unb  il^n  fic^  gu  öcrpfüd^ten ,  geleitet  er  fte  fflbft  nad/  ^ortenau, 
verbietet  aber  gugleid^,  bem  $crgcg  i^re  Snfunft  üor^er  gu  melben, 
um  bicfen  in  einem  güufHgcn  Slugenblicfe  gu  überra^d/en.  —  ^ier 
beginnt  baS  ©tticf. 

1.  Stuftritt.  ©ern^arb  ^Jrcugl.  3crinbo  ^rangi« 
pani,  ©.  ?5rcu6I  ift  ber  ättePc  unb  tcrtrautefle  greunb  beS^ergogS. 
@in  offener,  gcrabcr  2Kann,  ^eüblicfcnb,  obj^ou  ol^ne  »iffen- 
tcl)aftlic^c  SBilbung,  flrcng  gegen  fic^  fclbfl  unb  gegen  Slnbere,  unb 
metleic^t  gu  fe^r  gegen  grangipani,  beffcu  fd^limme  @eitc  er  burd^* 
fd^aut,   ol^ne  bie  ni(]^t  fo  fd;limmcn  Urfac^en  baoon  aufguf äffen. 


3friebri(^  bcr  Streitbare.  35 

grangtpant,  3üngftng  öon  19  gal^rcn,  öon  Hoffnung  unb 
Anlagen,  bic  aber  burc^  üernac^Iäfftgtc  (Srgiel^ung  unb  eine  mel^r 
naci^  innen  gcl^cnbe,  id^  möchte  fogen  befd;aulic^c,  bem  tt)at!räftigen 
3eitalter  »iberfpred^enbc  Siit^tnng  ju  eben  fo  öielen  gel^Iern 
»erben. 

3u  ben  Sßaffen  burd^  ©taub  unb  felbfl  burc^  iWcigung  be» 
ftimmt,  pnbet  ^ier  feine  (Sl^rbegier  nur  eine  befd^ränfte  SBal^n, 
ba  eS  i^m  Stiele  an  Äö'rj)erfraft  unb  felbfl  an  ©cfd^idlid^feit  gu« 
üort^un.  S)e5  gcifligen  ©trcbenS  in  fit^  ifl  er  |td^  nur  bunfcl 
bewußt,  nur  fo  t)iel,  um  feine  gepriefenen  Wä\)xttn  unter  fid^  ju 
erblicfen  unb  feine  S^i'^Wfefeung  bitter  gu  fiil^len.  S)er  ritterlid^e 
^ergog  ifl  il^m  SWufter  unb  33orbitb.  @r  fie!;t  ntd^t  ein,  bag  fo 
berft^iebene  9Wenf(j(|en,  n?te  fie  bcibe,  oud^  toerfd^icbcne  SBege  ein* 
f{^Iagen  fottten,  unb  ba  er  auf  bem  einmal  betretenen  immer 
gurücfbleibt,  jtd^  aber  bod^  feine§  SÖertl^eS  unb  ©trcbcnS  bemußt 
ifl,  fängt  er  an,  bie  ©d^ulb  auf  ein  feinbfcIigeS  ©d^irffal,  auf 
feinbfelige  iWenfd^en  gu  fd^ieben  unb  öerliert  fic^  in  3Wi§trauen 
unb  örüten  über  ftd^  felbp.  ©old^e  mit  fid^  felbfl  gcrfollene,  an 
fid^  felbfl  terjttjeifeinbe  SWenfc^cn  öermag  fanm  ttvoa^  2lnbere§ 
üufturid^ten  alS  ber  entfd^ieben  auSgefprod^enc  S3eifaII  eines  iWanneS, 
beffen  ©timme  gilt  unb  entfd^eibet,  ober  eine  2:^at,  bie  i^ncn  über 
ben  eigenen  SBertl^  feinen  S^'cif«'^  ^^^^9  '^^ßt.  @§  fud^t  bal^cr,  ol^ne 
befHmmt  gu  wiffen  ttjarum,  grangipani  Gelegenheit,  fid^  auSju- 
jeid^nen,  unb  brängt  fid^  a\h  ben  ^ergog ,  um  beffen  S3eifall  i^m 
abgunöt^igen.  Slber  gerabe  biefcS  fidj^tbare  ©treben  entfernt  jenen 
nur  immer  mel^r  öon  il^m.  3)er  gerabe.  gmar  fonfl  fd^arffel^cnbc, 
aber  burd^auS  praftifd^e  iWann  l^ält  für  Sctbftfud^it  ^Jrangipani'S 
(Selbflbetoußtfein,  für  iReib  beffen  ^ubröngen,  für  ®d^meid)elei 
feine  innige  2[n^änglid^!eit,  für  ©trebcn,  Slnbere  gu  ücvbrängcn, 
wa§  nur  Semül^en,  ftd^  felbft  bcmcrft  ju  mad^cn,  ifl.  ^bcr  aud^ 
grangi|)ani  täufd^t  fid^  über  feine  ©efiil^Ie  gegen  ben  ^ergog.  Qu 
feine  ^Id^tung  für  ben  cgelben  f4Ieid)t  ftd^  ba§  Gefühl  erlittenen 
Unred^tjS  i^m  felbfl  uiibemugt  ein.  Se  eifriger  fein  ©trcben  it|m 
|u  gefallen  ifi,  befJo  tiefer  fü^It  er  fid>  jurücf geflogen.  (5ö  liegt 
eine  bittere  ©ntppnbnng  im  gnnern  feiner  ©eele,  bie  er  fx6)  nic^t 
gu  geftel^en  »agt,  unb  bie  auSbrid^t,  fobalb  ein  getoattfamer  ©to6 
i^n  aus  feinem  »ibernatürli^en  S^ponbe  reißt.  2)ic(er  ©toß  ge= 
fd^iel^t  burd^  ^gnefenS  (Srfd^einen. 

^reußt  finbet  grangipani  auf  einer  S^afenban!  fc^(afenb.   C^v 


28  ^romatifc^e  gfrogmente  iinb  $(fine. 

fömtten.    2)od^  baiS  %az&  mug  il^m  felbft  gar  lüd^t  6en}ugt  »erben 
unb  fel6p  ber  S"!^'^^^  ""^  al^nen. 


S3^ron*iJ  galicro  tjt  gu  fd^wanfcnb,  ju  wenig  fc|l.  ©old^e 
ßl^araftere  pnb  fetneSmcgS  für  bte  Sragobte  unoermenbbar,  im 
©egeiitl^eil  toon  ber  l^Öc^flen  Sirfung,  aber  bann  inug  auger  i^nen 
in  ber  S^ragöbic  etroaS  ^eppel^cnbe«  fein,  waS  ben  ^ern  beS 
fangen  auSma(^t  unb  il^m  Haltung  gibt  3n  ©Jjron'Ä  2^rauer* 
fpicie  i|l  nid^tg  bergleid^en.  @r  l^at  üerföumt,  ben  @taat  üon 
35cnebig  unb  fein  ©erfaffungSfpflem  atS  einen  fold^en  SWittelpunft 
l^ingufleCfen,  »ag  bod^  fo  fe^r  im  SBegc  lag,  unb  nun  fe^U  bcm 
ÖJanjcn  bie  bramatifd^* begrünbete  Haltung,  baSjeuige,  toa«  bic 
eigeutlid^e  arifitotelifc^e  @iti^ett  ber  $anblung  audmad^t. 


^xt  ^eleibignng  beS  @teno  mug  burd^aui^  entmeber  tor  ben 
3(ugen  beS  3iiW^^*  torge^n  ober  burd^  einen  befonbern  ?(ft, 
3.  33.  bic  fcierlid^e  HnHagc  beg  2)ogcn  toor  ber  ©ignoria,  bra- 
niatifd^  anfc^auUd^  gemad^t  n^erben. 


JJm  betrogen  be«  @teno  unb  feine«  fjreunbej?  SBorbaro 
(ber  bcm  3SraeI  ©crtuccio  ben  Sadenpreid^  gibt)  mug  ber  lieber* 
mntl)  ber  öencjiauif(^cn  3(ripofratic  in  einem  .  .  ♦ 


SDtanno  ^altert. 

2)anboIo  flirbt,  bie  SBcnctiancr  crtt?ä^Icn  ben  SWarino  gatieri, 
©efanbtcn  in  9iom,  gum  2)ogcn.  95ei  feiner  3"i^üdf fünft  über- 
fättt  i^n  im  $afcn  ein  @turm,  unb  in  bcm  (^cbränge  gebt  er 
burd^  bie  gwei  ©äulcn,  gwifd^cu  meieren  bie  2Wiffet^ätcr  bin- 
gerid^tet  tucrben.  2)ic|  nimmt  ba§  S5o(f  als  eine  üble  35orbebeu- 
tung  auf.  Sirflid^  oerwüpen  unter  i^m  Äricg,  junger,  ©cud^en 
unb  C^rbbeben  ben  @taat. 

iWid^acI  ©teno,  ein  SWitglicb  ber  QJuarantie,  ein  ^anSfrcnnb 
be«  2)ogen,   ücbte  bie  grau  beffcibcn  (bie  S)ogareffo>.    jjalicri 


9Jlarino  fJfaUeri.  29 

btmcrtt  cö.  Slm  crflcn  S)onncrStag  in  bcr  gafJnad^t  ijl  bcr  5)cgc 
mit  (SJcfotgc  auf  einem  ©crüfle,  um  ben  Zeremonien  sugufe^cn, 
mit  benen  il^n  bad  ^ott  bcel^rt.  @teno  ftnbet  fxä)  auc^  ein  unb 
(at  bic  S)ogareffa  bejiänbig  in  ben  Slugen.  gdicri  6efiet|lt,  man 
fott  ben  ©teno  tom  ®crü|l  l^inaömerfen.  2)iefer  eilt  nad^  $au«, 
maSürt  Jid^  unb  l^eftct  unbemerft  ein  Qtittld)tn  mit  ben  Sorten 
an  ben  ©ife  beS  2)ogen:  ,,galieri  beji^t  eine  fd^b'ne  (Scma^Un, 
oaS  ^ilft  e«  il^m  aber?  Sr  unterl^ält  fie,  ein  2(nberer  liebt  fie." 
attc  9iaci^forfd^ungen  nad^  bem  Sl^äter  finb  öergebenS.  ©teno 
gibt  pd^  felbft  afö  biefen  bei  bem  @enat  an.  ©iefer  übergibt  bic 
(gntfc^ei^ung  ber  ©uarantie,  bie  i^r  SWitglieb  gu  monatlanger 
Äcrferllrafe  üernrtl^eiU.  2)er  3)oge  breitet  nun  [einen  $ag  toon 
©teno  anf  ben  gangen  Slbet  au«  unb  fud&t  (SJelegenl^eit,  fid^  gu 
rad^en. 

3)a8  ftnbet  fid^  balb.  ^ol^anneS  S)auboIo,  Stuffel^er  über 
bie  3«i^üpung  ber  glotte,  l&atte  fid^  mit  bem  Slbmirat  ©ertuccio 
3§rael  entgioeit  unb  fd^Iug  il^n  inS  (Serid^t.  ©ertuccio  (ammelt 
eine  Sanbe  unb  fhebt  S)anboIo^n  öffentlid^  nad^  bem  Seben. 
2)onboIo  nimmt  feine  S^^Pii^*  h^^  Sogen  unb  ber  ©ignoria. 

2)er  2[bmiral  tt?irb  torgerufen  unb  JJalieri  mad£)t  il)m  im 
©enat  bie  bitterften  SJortoürfe;  bod^  bafb  bepcllt  il^n  ber  S)oge 
in  fic^  unb  eröffnet  il^m  feine  toa^ren  ©efiunungen.  ©ertuccio, 
fro^,  (eine  <Ba6)t  gu  ber  ^a6)t  bc§  2)ogen  gemotzt  gu  feigen, 
»ittigt  ein. 

Certuccio  war  ber  Slbgott  beS  $öbcl§.  dx  fammclt  gwani;ig 
3Watrofen  unb  ©(^iffSleute  unb  fiettt  fte  bem  2)cgcn  öor.  3cber 
Don  i^nen  mug  pd^  üerpflid^ten,  fed^jig  anbere  gu  nrerben,  eine 
leiste  ©ad^e,  ba  eS  bcfannt  n?ar,  baß  bcr  ©taat  eine  glottc 
gegen  bie  ^enuefer  bemanne. 

9'hin  fnd^t  man  baS  ^ol!  gegen  ben  Slbel  gu  empören.  S3ci 
^Rad^t  fd^Icid^en  bie  S3erfd^»ornen  in  bcr  ©tabt  uml^cr,  Hopfen  an 
Käufer  ber  S3ürger,  tjcrlangcn  gu  i^rcn  SBeibern  unb  2:öd^tern 
gelaffen  gu  werben,  inbem  fie  fid^  guglcid^  untercinaubcr  mit 
tliamcn  bcr  @r|ten  üom  Slbct  leife  nennen. 

(iRüoIaug  ©ugolo,  ein  Kaufmann,  ip  bcS  Sogen  öertrauter 
grcunb.) 

9'iun  ifl  Wt^  reif.  Sin  einem  S^age  foKen  fic  um  elf  rufen:  „Sie 
genueftf(^e  glotte  nal^t  ben  Sagunen!"  Sic  (Slocfc  auf  bem  SJ^arfug- 
Tpiaii  fott  frttrmcn,   wä^renb  bem   fetten  bic  iBerfdbworcncn  ben 


sU  r--."nir  =C6  pspssKs  oxa  Stir 


jtTifT*^  jmr  irmnzizi    *.*-^  "jüi.    ä:  Li>  Ssd  anc^  Ktpt  ffjt* 

^ttzrn     ii:iT  ^^:  §tnrr::.Tni:   310   >=:  «tcri.    Äja  iitft  bic 

3cr:c^j=L.    Art  ict^  iet  fe  aLciDSäimi^  xk  te§  Stnxin« 
:>rrrr  ji  3grrr?T 

rtj  ^^«Trr'ÄTrt  rcr^er  ^cstei:  iii  or  ^et  ^kj^jhi«  Mb^cmcr 

ETin  i^2  Alf  ^JT  *:iScir:tr:x  sc  >rr  rÄdstili^«  Xcgc  gehont 
nir^.    ^wr  e=>K  ^ii  ^J^=^r:t  >ki  :E^br2L    er  ito  cirfbanptet 

^c^tt-r  n4  ein  C^rtar^:  ^«*  Äi:^J4  iar  ^it'Xii^cae  »er  bcm 

5?crrä:ber  te*  :^a:ftlan^^  ;^  ^enirer*. 

3«  ^«^  Xc^en'aale  ibTt:  an  ^r  ^rtüe.  src  ^cin  ^Ib  bhi- 
gfbeit,  ein  icfcxarjer  —  mii  ^r  ^r.*^':;'::  ^Locns  Marini 
Falieri  decapitati*^. 


«x>J«fc;>ew- 


^triebridj  bcr  ^frettßarc, 

^zxioQ  ttt  ©eptmrij. 


erper  «ft. 

(^ortenau.) 

64(o§garini    mit  einer  fiaube.     XageSanbrud^.    ^erinbo  Or^^mgi^aitt 

liegt  {(^htmmemb  in  ber  fiaube,  baS  ^au^t  auf  eine  Stajenbanf  qcUqI 

fdttntiath  ^reigl  tritt  auf. 

2)cr  SWorgcn  fd^ttttmcrt  fc^on  öon  jenen  S3ergen, 

Sic  @onnc  ftetgt  empor.    3P'§  ^od^,  al§  ob  il^r  €lral;I, 

3nbem  er  bte  Umgebungen  erleud^tet, 

3nglcid&  beS  SKcnfd^en  gnnereS  erl^eKte. 

SBoS  unö  bei  9?ad^t  auf  fd^Iummerlofem  Sager 

3n  martember  SBerroirrung  ängftigte, 

dS  fd^Iid^tet  fid)  beim  erften  53U(f  be§  StageS, 

Unb  Älarl^eit  fe^rt  unb  m\ii)'  gur  «rufl  gurüd.  — 

©0  f(^ön  beginnt  ber  XaQ,  ber,  ad^,  öietteid^t 
©0  traurig  enben  »irb.    2)eS  3^^P^^  fjunfc, 
3)er  lange  in  ber  gürflen  Sujen  gtimmtc, 
Sie  fürd^f  xä),  bag  ber  rajd^cn  9lebe  §aud^, 
2)er  i^n  üerlöfd^en  fott,  gu  l^eflen  gtammcn, 
3u  un^eiltoottcr  ©runjl  il^n  ttirb  erttjcden. 
2)0(^  ifi  bcr  Srud^  benn  unV;ermeibnd^ !    SEBol^I, 
©0  fei'«.    2)ie  gegenwärtige  ©efal^r 
3jl  longc  nod^  ber  geinbe  fc^Iimmjier  nid^t; 


28  ^ramatifc^e  gfragmente  imb  $(äne. 

Föimtcn.    S)od^  baS  2lIIc§  muß  i^m  fclbft  gar  lüd^t  bciDußt  lüevbcn 
unb  fcl6p  bcr  3iiW^^  "^^  a^ncn. 


S3^ron*S  galtcro  t|l  ju  fd^toanfcnb,  ju  »cntg  fc|l.  ©otd^c 
(£]^ara!tcrc  |inb  fcincSircgS  für  bic  Sragöbic  unocrrocnbbar,  im 
öJcgeutl^cil  öon  bcr  l^öd^jicn  SBirfung,  aber  bann  mng  auger  i^nen 
in  ber  2:ragöbtc  tttoa»  gcpftel^cnbc«  fein,  toaS  ben  Äcrn  beS 
öJanjcn  auSma^t  unb  i^m  Haltung  gibt  JJn  ©^ron'g  Trauer* 
fpielc  ijl  nid^tS  bergtcid^en.  (5r  l^at  öcrjäumt,  ben  ®taat  öon 
SBencbig  unb  fein  SBerfaffungSftjflcm  afö  einen  fold^cn  SKittelpnnft 
l^injuilelTen,  waS  bod^  fo  fe^r  im  Sege  lag,  unb  nun  fel^tt  bem 
ÜJangcn  bie  bramatifd^* begrünbete  Gattung,  baSjenige,  loaS  bic 
eigentliti^e  ariflotelifd^e  ©inl^eit  bcr  ^anblung  audmad^t. 


S)te  S5eleibignng  beS  ©teno  muß  burd^aug  entweber  öor  ben 
klugen  beS  Qn\ti)tx&  »orgeln  ober  burd^  einen  befonbern  5lft, 
j.  ©.  bic  feierlid^c  Slnflage  beS  2)ogcn  üor  bcr  ©ignoria,  bra« 
niatifd^  anfc^auU^  gemad^t  n^erben. 


3m  betragen  beS  @tcno  unb  feine«  greunbel  55arbaro 
(ber  bem  QSrael  SBcrtuccio  ben  ©adEcnflreid^  gibt)  muß  ber  lieber* 
mut^  ber  üencjianifd^en  3(rlftotratic  in  einem  .  .  • 


2)anboIo  flirbt,  bic  SBcnetiancr  erwarten  ben  SD^arino  golieri, 
(SJefanbten  in  9lom,  gum  S)ogcn.  33ei  feiner  3"i^iirffunft  über* 
fättt  i^n  im  $afen  ein  ©türm,  nub  in  bem  (§Jebrängc  gel^t  er 
burd(>  bic  gwci  ©äulen,  jmifd;en  )ivcl6)tii  bie  SD^iffet^ätcr  Ijin* 
gerid^tet  werben,  ©icg  nimmt  ba§  SSolf  a(§  eine  üble  35orbebeu* 
tung  auf.  SBirfUd^  öcrwüpen  unter  i^m  Ärieg,  junger,  ©eud^en 
unb  (Srbbeben  ben  ©taat. 

SWid^ael  ©teno,  ein  iWitglieb  ber  ©narantie,  ein  §au§frcnnb 
be§  Dogen,   Uebte  bie  grau  beffelben  (bie  3)ogareffa>.    galievi 


3Jlax\no  ^altert.  29 

tonerft  ed.  Km  erflen  IS^onnerStag  in  ber  ^apnad^t  ifi  ber  ^cge 
mit  befolge  auf  einem  berufte,  um  ben  (Zeremonien  gu^ufe^en, 
mit  benen  il^n  bad  Soll  bcel^rt.  <Steno  ftnbet  fic^  aud^  ein  unb 
^t  bie  2)09areffa  beflänbig  in  ben  Sugen.  gdieri  befiet|lt,  man 
foll  ben  0teno  Dom  ®erüft  ^inabwerfen.  tiefer  eilt  nac^  ^and, 
maSfirt  ftd^  unb  l^eftet  unbemerft  ein  3^^telcl^en  mit  ben  Sorten 
an  ben  ^i^  beiS  2)ogen:  „S^Iieri  beflißt  eine  fd^öne  ©cmo^ün, 
nxiS  ^ilft  eS  il^m  aber?  (Sr  unterl^ält  fte,  ein  Slnberer  liebt  fte." 
9tte  9k(!^forfd^ungen  nac^  bem  £^äter  ftnb  üergebeniS.  @teno 
gibt  ^ä)  felbfl  at§  bicfen  bei  bem  @enat  an.  S)icfer  übergibt  bie 
(Sntfc^eitung  ber  ©uarantie,  bie  i^r  iD^itglieb  p  monatlanger 
^erferflrafe  Dernrt^eilt.  ^er  S)oge  breitet  nun  feinen  $ag  toon 
©teno  auf  ben  gangen  Slbel  au§  unb  fucbt  (S^etegenl^eit,  fic^  gu 
rächen. 

^8  ftnbet  fiä)  balb.  ^ol^anneS  2)anboIo,  Kuffe^er  über 
bie  Sw'^öPi^^Ö  ^^^  %^ottt,  ßötte  fiä)  mit  bem  Sbmiral  ©ertuccio 
3§rael  cntgloeit  unb  f(^Iug  i^n  inS  ©efid^t.  Scrtuccio  fammelt 
eine  i3anbe  unb  ftrtht  S)anboIo^n  öffentlid^  nac^  bem  Seben. 
2)anboIo  nimmt  feine  ^vi\luä)t  gum  2)ogen  unb  ber  ©ignoria. 

2)er  Slbmiral  tt?irb  üorgerufen  unb  fjalieri  mad^t  i^m  im 
©enat  bie  bittcrflcn  ^ortoürfe;  bot^  bafb  beflcttt  i^n  ber  2)ogc 
ju  f\d)  unb  eröffnet  i^m  feine  »a^ren  ©efximungen.  ©erluccio, 
fro^,  feine  ^a6)t  gu  ber  «Sac^e  beS  !^ogen  gemad^t  gu  feigen, 
toilligt  ein. 

©ertucrio  tt?or  ber  Hbgott  be§  $öbcl§.  (5r  fammctt  sroanijig 
SWatrofen  unb  ©d^ifföleute  unb  flellt  fie  bem  2)cgen  t)or.  3cber 
oon  i^nen  mug  ftd^  k^erpflid^ten,  fed^S^d  anbere  su  nrerben,  eine 
leiste  ©ac^e,  ba  e§  befannt  n?ar,  bag  ber  <Staat  eine  gtotte 
gegen  bie  (^enuefer  bemanne. 

^vm  fu^t  man  baS  ^ol!  gegen  titn  Slbel  gu  em^jören.  ©ei 
Si^ad^t  fd^Icid^en  bie  SJcrfd^wornen  in  ber  ©tabt  uml^er,  flopfcn  an 
Käufer  ber  ©ürger,  terlangen  gu  il^ren  Seibern  unb  2:ö^tern 
gclaffen  gu  werben,  inbem  fie  fxä)  guglcid^  untercinanber  mit 
'Jiamcn  ber  (Srften  tom  Slbel  leife  nennen. 

OJZüoIauS  (Sugolo,  ein  Kaufmann,  ifi  bei?  3)ogen  vertrauter 
greunb.) 

SiJun  ifl  tllleS  reif.  %n  einem  2:age  foücn  fic  um  elf  rufen:  „S)ie 
genuefifd^e  glotte  nal^t  ben  Saguuen!"  S)ic  (^locfc  auf  bem  SWarfug- 
j)Iat}  fott  fltixmen,  wä^renb  bem   fetten  bie  5,^crfdbworencn  ben 


30  ^ramatlWe  fjrogmente  unb  ^pföne. 

TtaxivL^plai}  bcfcfecit,  bic  üornel^mfien  bcr  ©blcn  crmorbcn  mib 
^aUcri  jutn  <2oiiüerän  ausrufen,  bcr  15.  Slpril  wirb  baju  feft- 
gelebt 

55ettranb  (ober  SBeiitial),  ein  ^eljl^äubter  auS  ^4^ifa,  l^attc 
einen  greunb  unter  bem  fHailf  ber  gel^nc,  Seoni.  5Bci  ^inbrud^ 
bcr  ÜDäntmcrung  Jd^tcid^t  er  fidj  gu  bemfelben,  um  il^n  ju  warnen, 
biefc  9^ad}t  nic^t  feine  Sol^nung  ju  ücriaffen,  unb  entbecft,  ge^ 
brängt,  berebet,  ta»  ©el^eimnig.  ©ogleid^  eilt  ?eoni  gu  einigen 
©enatorcn.  9J?an  ruft  ben  '3iai\)  ber  3^^^"^  ^^  $alafl  @t.  @al* 
öatore,  nebft  ber  QJuarantie  unb  ber  ©cftiera.  Tlan  ruft  bie 
Slrfcnaloten,  5lrfcciter  im  5lrfenal  l^erbei,  um  bic  ^erfd^iDorucn  5U 
ücrl^aftcn.  SWan  befcfet  ben  @t.  ÜKarfuStl^urm,  um  baS  (Sturm* 
läuten  ju  öcrl^üten. 

2)er  größte  S^l^cit  bcr  SScrid^roorenen  ergreift  bie  gtud^t* 
Wlan  fc^t  einen  $rci§  auf  il^rcn  Äopf  unb  öerbannt  [it  auf  eroig. 
S)ic  befangenen  lucrbcn  getöbtet  bis  auf  ben  bcröl^mten  ©ilbl^aucr 
©fataubilo  unb  feinen  ©ol^n.  3)er  S)ogc  »irb  öorgeforbert.  SWan 
Üinbigt  i^im  fein  Urtljcit  an.  2)ic  fürfttid^e  3Kütjc  toirb  i^m  ab= 
genommen.  9D?au  ertaubt  il^m,  fein  STepanicnt  gu  uiad^cn,  bod^ 
nur  über  jnjcitaufenb  2)ufaten  fott  eS  M  erftredfen.  2)ann  fü^rt 
man  i^n  auf  bie  9'iiefentreppc,  Wo  ber  icbcSmalige  2)Dge  gefrönt 
wirb.    $ier  cnbet  baS  ©d^wert  fein  Seben.    @r  wirb  entljauptct. 

3)cr  Seid^nam  wirb  in  fein  (Srbbegräbniß  gebrad^t.  ^a6fytx 
begibt  fid^  ein  Obcrl^aupt  beS  SRatl^eS  auf  bie  Tribüne  üor  bem 
^at^l^aufe,  geigt  bem  SSoIfe  ba§  blutige  ©d^wert  unb  rnft:  „2)er 
S5errät]^er  be«  S5aterlanbe§  ift  gcrid^tet". 

3n  bem  2)ogcnfaaIe  ftel;t  an  ber  @teKe,  wo  fein  SSilb  f)in- 
gel^ört,  ein  fd^warger  .  . ,  mit  ber  3nfd}rift:  „Locus  Marini 
Falieri  decapitati". 


— ooXfc'oo- 


^triebridj  bcr  ^frcifßarc, 

SiztiOQ  ttt  ©jellmrij» 


(^ortcnau.) 

64(o§0aii(n    mit  einer  Saube.    %aQtianhxuäi.    ^eirittbo  (jrtanfii^aui 

liegt  fc^üimmernb  in  ber  fiau6e,  bag  ^au^t  auf  eine  9lajenbanl  Qclcgt. 

aertt^arb  ^reifl  tritt  auf. 

2)cr  SWorgcn  fd^itnmcrt  fd^on  öon  jenen  S3ergen, 

2)ic  ©onne  ftcigt  cm^)or,    gfi'S  bod^,  als  ob  il^r  €tral;I, 

Snbent  er  bic  Umgebungen  erleud^tet, 

3uglci(i^  bcS  SWenfd^en  inneres  erl^efite. 

^a§  iinS  bei  9?ad^t  auf  fd^Iummedofem  Sag  er 

3n  martember  SBerroirrung  ängjKgte, 

dS  fd^Iid^tet  fxö)  beim  erften  miä  be§  2:ageS, 

Unb  Älar^eit  feiert  unb  ^u'if  gur  S3ru|l  gurücf.  — 

©0  fc^ön  beginnt  ber  2^ag,  ber,  ad^,  öietteid^t 
©0  traurig  enben  tpirb.    25e§  3*^^P^^  S^nfe, 
2)cr  lange  in  ber  gürflen  SBujen  glimmte, 
Sic  fürd^f  id^,  bag  ber  rafd^en  Sfiebe  ^aud^, 
2)er  i^n  ücrlöfd^en  foH,  gu  l^eüen  glommen, 
3u  unl^eittootter  ©runji  il^n  wirb  erttjedfen. 
3)od^  ifi  ber  ©rud^  benn  unl;ermeibUd^ !    Söol^t, 
©0  fei'«.    ®ie  gegenwärtige  ®efal^r 
3fl  lange  nod^  ber  geinbe  fc^limmper  uid^t; 


32  ©vamfttift^e  gfrajjmeuic  unb  «piäiic, 

©in  cbctmütl^'gcr  ©cgncr,  tritt  fic  auf 
Unb  wirft  bcn  fjel^bc^anbfd^u]^  offen  l^in. 
S)a  mag  bcr  Sßenfdö  fid^  rüflcii  unb  ertragen, 
Sag  er  ju  tl>un.    ?lffein  ber  S^^^^^h  i>cr 
2(n  l^unbert  Orten  brol^t  unb  ntrgenbS  fd^Iägt, 
SBiS  er  ben  unbetrcl^rten  $un!t  erfpäl^t: 
S)aS  tfl  bcr  fürdöterlid^flc  SBiberfad^er, 
9Wit  bem  mißt  fid)  nirf>t  gern  ein  red^ter  SWann. 

2)od^  »er  ru^t  bort  in  jener  Saubc  S)un!et, 
SCßenn  ^nljt  ja  gu  nennen  ift  ber  @dblaf, 
3)er  biefe  »ilbgeframpften  ©lieber  feffelt 
Sie,  fjrongipani?  — 

(er  fd^üttelt  il&tt.) 

$e,  3erinbo,  auf! 
frattgipani 

(auftaumelnb,  fc^IaftrunCen). 

aWir  $ergog!   3Rir! 

SQBaS  filieret  (Snd^  l^ierl^er? 
SBißt  31^r  ni(^t,  baß  ber  ganje  ^of  fxäi  rüflct, 
2)eiJ  taiferS  ^ol^eit  ȟrbig  gu  empf at>'n? 
SBa«  treibt  (gud^  cn,  fern  öon  ber  ©urg  ©emäd^ern, 
^ier  feltfam  eine  ^Rnl^eflatt  gu  fud&en, 
SluS  ber  (^efät}rten  Ärei«  (Snä)  auSgufd^Ucßen? 

£tattq\panl 
SWid^  auSguf daliegen?  3d^,  ber  2lu3gcfc^Ioffeue! 

©ol^I  auggefd^Ioffen,  aber  burd&  (knö)  felbfll 
SDaS  ifl  ein  feltfam  unl^eiboIIeS  ©treben, 
S)a8  atfo  fliel^'n  ©u*  l^eigt  bcr  aWenf^en  i)^ät;c* 
(Sin  2:^or  nur  gibt  fid^  einem  3eben  l^iu; 
2)od^  wel^*  bem  SWenfc^en,  breimal  wel^e,  ber 
3n  feine«  SWenfd^en  gteid^gefd^affuem  SBujen 
3)ie  ©timme  finbet,  bie  i^m  Slntmort  gäbe 
^uf  feinet  eignen  ^ergenS  Son. 


gfriebrid^  ber  Strett^are.  33 

©olfaang.  2)ag  ©epc  war,  bag  ^\)x  gleid^  ici^wicgt,  cg 
(ätf  ein  Uiigtücf  eutfiel^en  fönnen. 

frattgipani.    ^(f^totxQ,  Ungel^euer. 

9BoIf0attg.    ^ttttiguttbe* 

IPolfgang.    ^ie  fa^  er  bid^  on? 

jStinignttU.  Sie?  @r  feiifte  ben  ^o)}f,  unb  feine  Slugen 
büßten. 

90lf§aii9.  ©enlte  ben  ^opf  unb  Micfte  {c^arf  über  bie 
31ugenttnnH)ern  »eg? 

^nigunbe  f^^ric^t  ))on  anbern  2)ingen,  non  il^ren  @(tem, 
Sugenbja^ren  u.  f.  h7.  SBot^gang,  flatt  3U  antworten,  fragt 
tmmev  nad^  ben  ©^mptomen  ber  9^eigung  bcS  ^erjogiS. 


(Scene,  wo53?oTfgang3erinbo*n  burd^  öorfä^li(^e«9Wi6t)erflel^en 
gegen  ben  ^ergog  aufbringt 


SBie  »enig  bod^  begreifet  ^l^r  unb  Wit, 

2)ie  um  ben  ^erjog  finb,  fein  tt?af;rci5  SBefen! 

2)a  fie^t  i^r  um  il^n  l^er  mit  flugcm  Säd^eln, 

Sie  ^inber  um  ein  tiefgebad^teS  8ud^, 

Unb  gtaubt,  i^r  pttet  feinen  @inn  öerflanben, 

Seil  eud^  bie  Settern  bod^  geläufig  ftnb. 

3^r  Sporen!   2öaS  il^r  auf  ber  Oberfläche  fcl^t, 

3P  nur  fein  Slbbilb  ouf  beS  SöafferS  Spiegel: 

er  felbfl  liegt  tiefer,  als  i^r  gifd&tein  grünbet! 

SBcit  er  fo  igt  unb  trinft  unb  gel^t  unb  fc^Iäft 

Unb  toüfjl  au(^  mand^mat  nad^  ben  2)trnen  blidtt, 

2Bie  i^r,  gtaubt  il^r,  er  fei  oud^  euresgleichen; 

Senn  i^r  bann  fel^t,  baß,  »aS  er  tl^ut,  gelingt, 

Xa^  i^m  fid^  fletS  bie  ung.']^eure  Äluft, 

2)ie  swifd^en  St^nn  unb  Sollen  fonfl  fic^  bel^nt, 

Saft  feenhaft  mit  ©rüden  überbout: 

2)a  fe^et  it|r  unb  fiaunt  unb  fcftreit:   ®ct(^  ®(iidf, 

!DaS  alit  öflerreic^^jd^e  m\d\  —  gi^v  St^oren! 

Gin  fc^tid^ter,  g*raber  <Sinn,  ein  rechtes  Sofien, 

&x\{lpaxitx   Söcrfe.    XI,  3 


34  ^amatifi^e  ^xa%maAc  anb  tpiäne. 

Xa^  fettet  ben  (Srfotg  feft  an  bte  ZSfot, 
Unt)  baS  \ft%  tt>a§  ber  ^ö6el  (Slüd  benennt, 
2)a§  ijt  ba§  alte  öjterreid^lt^e  müd. 

3txinlü. 
®Iau6t  3^r  benn,  baß  tci^  feinen  SBert^  t>txttnnt? 
D,  »üßtct  3^r,  tt?el(]^  innige  Sewunbrung, 
Sel(i^  ^o^e  Sld^tung  meine  ©ruft  erfüllt, 
SBie  ic^  fclbft  bann  no<^,  menn  id^  ©leid^eS  einft  get^an 

Ißttl^i. 
$m,  ©Icid^eS,  ®Iei(^e§.    3)a§  fprit^t  fid^  »o^I  leicht 
Unb  ift  fo  fc^ttjer  and^  nid^t.    3)od^,  lieber  g^ennb, 
3)^an  fann  ganj  @^Ieid^e§  tl^un  unb  boc^  ein  Snbrer  fein. 


f^rtebrtfi^  bcr  Streitbare. 

5)cr  erjle  2ßt  fpielt  in  ^ortenau,  iro^in  ftd^  Äaifer  griebricft 
begab,  um  feine  Qroipigfeiten  mit  bem  ^ergcg  öon  Oefheid^  auS» 
jugleid^cn,  ba  biefcr,  ju  ^Ige  ber  feinem  $aufe  guflc^enljen 
^riüitcgien  fic^  tt?cigerte,  auf  einem  $oftag  außer  feinen  Sanben 
ju  erfd^einen.  25em  5laifer  lag  außerorbentlid^  öicl  baran,  ben^ergog 
gu  gewinnen,  ba  eben  bamalg  feine  groifligfcitcn  mit  ben  2om*^arben 
unb  bem  ^abfte  ®regor  IX.  ben  l^öd^flen  ¥unft  crreid^t  Ratten  unb 
Ic^tcrer  bereits  me]^rcreS3erfud^e  gemacht  l^atte,  benmöd^tigen^erjog, 
bcr  burc^  bie  feiner  ^d^roefler  iWargaret^e  unb  (gd^ttjager  ^einrit^ 
jjugcfügte  Unbilb  gereift  mar,  auf  feine  ©eite  gu  bringen.  Stuf 
bem  SBcgc  nad^  ?5ortenau  traf  bcr  ^aifcr  ?Ignc§  öon  SWeran,  bic 
Söraut  bc§  ^crjogS,  bic  bicfcm  eben  gugcfül^rt  njcrbcn  fcKte,  unb, 
um  einen  bcfio  angcncl^meren  @inbrucf  auf  ben  ^erjog  gu  machen 
unb  il^n  fic^  gu  verpflichten,  geleitet  er  fic  felbft  nad^  ^ortenau, 
verbietet  aber  gugleic^,  bem  $ergog  il^re  SCnfunft  öorl^cr  gu  melben, 
um  biefen  in  einem  günfligcn  Slugcnblidfe  gu  überra^d^en.  —  ^ier 
beginnt  baS  <Btüd. 

1.  Sluftritt.  ©crnl^arb  ^reußt.  JJerinbo  ^rangi* 
paui.  SB.  ^reußl  ift  ber  ättePe  unb  toertrautefte  greunb  beS^ergogS. 
©in  offener,  gcraber  SWann,  I;eübUcfcnb ,  obfd^on  ol^ne  miffen» 
fd}aftlid^c  SBitbung,  flrcng  gegen  fic^  felbft  unb  gegen  Slnbcrc,  unb 
Dietteic^t  gu  fet>r  gegen  grangipani,  beffen  fd^Iimme  ©cite  er  burd^- 
fd^out,   oljne  bie  nid^t  fo  fc^Iimmen  Urfac^en  babon  aufgufaffen. 


3rriebri(iö  ber  Streitbare.  35 

grangipani,  Süngltng  ton  19  gal^rcn,  üott  Hoffnung  unb 
Inlageit,  bie  aber  buvd^  üernac^Iäfftgtc  (Srgiel^ung  unb  eine  mel^r 
md)  innen  gcl^cnbe,  \6)  möchte  fagen  befd;aulic^c,  bem  tbatfräftigen 
3eitalter  »ibcrfpred^cnbc  iRid^tung  ju  eben  fo  tictcn  gel^Ietn 
»erben. 

3«  ben  Saffen  burd^  ©tanb  unb  felbfi  burd^  iRctgung  bc» 
fHmmt,  finbet  l^ier  feine  ©l^rbcgicr  nur  eine  bc|d^ränltc  SBal^n, 
ba  e§  i^m  Stiele  an  Äörperfraft  unb  felbfl  an  ©efd^idlid^feit  gu« 
üort^un.  3)cS  geifligen  ©trebenS  in  fid^  ifl  er  fld^  nur  bunfcl 
bewuSt,  nur  fo  tiel,  um  feine  gepriefcnen  ®efäl|rten  unter  fic^  ju 
erbtiefen  unb  feine  3iii^tttlfe^ung  bitter  p  füllen.  S)er  ritterlid^e 
^erjog  ifi  il^m  SWufler  unb  SBorbitb.  (Sr  fie^t  nid^t  ein,  bag  fo 
üerf(^iebene  SWenfc^en,  lüie  fie  bcibe,  oud§  toerfd^iebcne  Segc  ein«  ^ 
fc^Iagcn  fottten,  unb  ba  er  auf  bem  einmal  betretenen  immer 
gurtidbleibt,  ftd^  aber  bod^  feines  Sßertl^eS  unb  ©trcbcnS  berougt 
ifl,  fängt  er  an,  bie  (Sd^ulb  auf  ein  feinbfcligeS  ^d^idffat,  auf 
feinbfelige  SWenfd^en  gu  fdftieben  unb  »erliert  fid^  in  aJiigtrauen 
unb  Stritten  über  fid^  felbp.  €oTd^e  mit  fid^  fclb^  gcrfafiene,  an 
ftd^  felbfl  rergttjeifeinbe  iWenfd^en  üermag  faum  ttXüa^  SlnbereS 
aufjurid^ten  al§  ber  entfc^teben  auSgcfprod^ene  SBeifatt  eines  SWanneS, 
beffen  ©timme  gilt  unb  entfd^eibet,  ober  eine  2^^ot,  bie  i^nen  über 
ben  eigenen  SBertl^  feinen  S^Jetfel  übrig  lägt.  @§  fud^t  bat^cr,  ol^ne 
bcftimmt  gu  »iffen  ttjarum,  g^angipani  ©clcgeul^eit,  fid^  anSgu» 
jeid^nen,  unb  brängt  jtd^  aik  ben  $ergog,  um  beffcn  SBeifatt  il^m 
abgunöt^igen.  Slber  gcrabe  bicfcS  ftd^tbare  (Streben  entfernt  jenen 
nur  immer  mel^r  ton  il^m.  2)er  gerabe.  itoax  fonft  fd^arffel^enbe, 
aber  bur^auS  praftifd^c  9Wann  l^ält  für  6elb|lfud^t  grangipani'S 
iSelbftbetougtfein,  für  5Reib  beffcn  gubrängen,  für  ©d^meid^clei 
feine  innige  Slnl^änglid^fcit,  für  «Streben,  Slnberc  gu  terbrängcn, 
roaS  nur  ©emül^en,  ftd^  felbft  bemerft  gu  madjen,  ift.  Slber  aud^ 
grangipani  täufd^t  fid^  über  feine  ©efiil^Ie  gegen  ben  Oer^og.  Qu 
feine  2ld^tung  für  ben  Reiben  fd^Ieid^t  ftd^  baS  ®efü^(  erlittenen 
Unred^tS  i^m  felbfl  uiibcttjugt  ein.  Se  eifriger  fein  ©trcbcn  il)m 
ju  gefatten  ifl,  befto  tiefer  füljlt  er  fid^  jurücfgeftogcn.  @S  liegt 
eine  bittere  ©mppnbnng  im  3"ncrn  feiner  <SceIe,  bie  er  ftd^  ni^t 
gu  geftc^en  »agt,  unb  bie  auSbrid^t,  fobalb  ein  geltaltfamer  Stoß 
i^n  aus  feinem  itibernotürlid^en  3upanbc  reißt.  2)ie{er  ^tog  ge= 
l^iel^t  bur^  2(gnefenS  (Srfd)einen. 

$reugt  finbet  grangipani  auf  einer  iRafenbanf  fd}(afeiib.   (Bx 


36  ^ramattf(^e  g^ragmente  unb  ^löiie. 

xotdt  il^n  unb  flcttt  il^n  gut  SRebc  über  feine  Slbfonbemng  toon 
ben  übrigen  (Sbelfncd^ten.  2)icfer  äußert  in  feinen  Slntworten  ganj 
bcn  aRißmut)^,  ba«  büflcrc  ©rütcn,  baiS  fein  ^nnereS  ücrjel^rt 
?5rcu6I  ^|ält  ba§  gang  für  ©elbptfudjt  unb  ^t\\i,  obfd^on  er  einige« 
baöon  giemlid^  fcftarf  burd^p^^t.  ^a(i)  einigen  ^erfud^en,  gerinbo'n 
über  fid^  felbji  aufjullären,  fud^t  er  in  bemfelben  cnblid^  bic  lieber* 
jeugung  öon  feiner  SBerfcl^rtl^eit  gu  ertt>e(fen,  trag  benn  natürlid^ 
mißlingt,  unb  ^erinbo  wirft  jic^)  enblid^  fd^mergtjoll  öor  il^m  niebcr, 
auSrufenb :  „Unb  ttiaruni  floßt  gi^r  mir  nid^t  ba«  ©d^mert  burd^ 
bie  S3ruft,  »enn  ^l^r  mid^  für  ein  foId^eS  Unge^>euer  l^altet". 
Unb  $reußl  gel^t,  inbem  er  fagt:  „SD^ein  SWitleib  l^at  @ud^  fc^on 
gu  ©oben  gebrüdft,  »a«  »ürbe  erfl  meine  Serad^tung". 

3erinbo  bleibt  in  feiner  fnieenben  ©teöung,  bie  (gttbogcn 
auf§  Änie  geftütjt  unb  baS  ©efid^t  in  bie  ffad^en  $änbc  gelegt.  — 
^JJaufe. 

2)  Slgncö  tritt  auf  mit  $eter  Don  SBeingarten  unb  befolge. 
Wlan  f)at  fic  burd^  eine  ^inter|)fortc  cingefül^rt,  um  il^rc  Stnwcfcn- 
l^eit  ju  verbergen  unb  bcn  ©erjog  ju  übenrafd^en.  @ic  tritt  auf, 
einige  Sorte  an  il^r  befolge  rid^tenb,  unb  inbem  fie  über  bic 
©ül^ne  gcl^t,  ftößt  ftc  auf  granglpani,  ber  nod^  immer  mit  bem 
Q^efid^te  auf  bcn  Rauben  liegt,  öei  il^rem  Einzutreten  l^ebt  er 
bag  ^aupt  unb  ftarrt  ftc  unbcttjcglidj  an.  (Srfd^rodten  unb  S3er» 
eitlung  ber  Ueberrafd^uug  befürc^tenb,  gel^t  jtc  mit  il^rcm  befolge 
fc^nett  ah, 

3)  3crinbo:  2BaS  irar  ba§? 

4)  ^rcußl  Uf)xt  gurüdf,  grangipani,  ber  in  ©cfal^r  fic^t,  bei 
bem  empfang  be«  Äaiferg  gu  fcl^Ien,  abjul^olen.  2)iefer  ergäl^lt 
il^m,  toa&  er  gefeiten,  obne  ju  »iffen,  »er  bic  ®cf eigene  »ar.  Sluf 
jcbc  (Srmal^nung  ^rcußrs,  gu  eilen,  befd^reibt  er  bic  S^icige  ber 
grau,  bic  x^m  erfc^ienen,  tt)a§  er  gcfü]()lt  u.  f.  ». 

5)  2)c8  ^atfcr§  Q^emad^.  S)cr  Äaifer.  ®roße.  $an§ 
enncnfel.  ?5cter  üon  SBeingarten.  $eter  crgäl^lt,  baß  bic  §cr* 
gogiu  angefommcn.  ©er  Äaifcr  l^offt,  baß  bieß  i^>m  bei  ber  att» 
gemein  bc!anntcn  Seiberliebe  be§  $crgog§  fcl^r  förberlid^  fein 
werbe;  (Snnenfel,  öom  Äaifer  al§  ©päl^cr  an  bcS  ^ergogS  $of  bc* 
fiettt,  ergä^lt,  waS  in  ben  legten  3"tcn  gcfd^cl^cn,  ©efd()rcibung 
üon  Oeftreid^,  SRcgicrunggantritt  bc«  ^crgogiJ,  gelobe  mit  bem 
Äuenringcr.  Sic  ber  $ergog  ben  Sflittcrfd^iag  cmpHng«  ©eine 
erfte  (Sl^c  mit  öJcrtrubcn. 


gfriebrid»  ber  streitbare.  37 

6)  ^crjog,  befolge.  S5ortgc.  (SS  freut  tl^n,  bcn  Äatfcr 
^icr  ju  fe^cn. 

Äaifcr.  @r  ntüffc  trol^l  x^n  bcfud^en,  ba  bcr  ^crjog  ci5 
t>ettDetgert  ^riöUcgium  bcr  öflrctti^tfd^cn  $crjoge,  auf  feinem 
j£age  auger  tl^rent  Sanbe  p  erfd(|etnen.  f^orberung  bed  ^aiferi^, 
ben  Qrautfd^a^  feiner  ©^rocfler  iWargaretl^a  gu  jal^Ien,  triebe 
mit  bcn  SRac^barn  gu  l^alten,  getinbc  ju  regieren  unb  bie  SfJed^te 
bed  I[bel3  ntd^t  gu  fd^ntälern,  bie  ^erbinbung  mit  bem  $ab{i  unb 
ben  9)>{atlänbem  ab^ubreci^en. 

^crjog  anttDortct  (öon  ^abflunb  3ÄaiIänbern):  Söie,  mein 
^err  unb  Äaifcr,  3^r  glaubt  mtd^  im  (Sinüerjlänbnig  mit  @nern 
unb  be«  9ici(3^S  geinben?  —  2)tefe  3bee  rül^rt  i^n,  ie  mel^r  er 
i^r  nad^gcl^t.  (gr  wirb  nachgiebiger  (iä)  glaube,  ba§  malt  ben 
(S^araftcr  l^tntängUd^).  S)o(^  je  mel^r  er  nad^gibt,  je  l^öl^er  fpannt 
ber  Äaifer  feine  gorberung.  ©ublid^,  empört,  bag  man  auS  feiner 
Sftü^rung  SSortl^eil  jiel^en  Witt,  brid^t  ber  ^erjog  furj  af)  unb  fleflt 
nun  au(i^  feine  Sforberung.  2)er  ^aifer  möge  feine  ©d^wcfler  frei* 
laffen,  ntdjt  feine  9'iad^bant  unb  eigenen  Untertl^anen  gegen  il^n 
auf^e^en.  33eibe  werben  l^eftiger.  ©iibUd^  befinnt  ftd^  ber  Äaifer 
unb:   ©0  möge  benn  biefe  ftatt  meiner  fpredfjcn! 

7)  ^gneiJ,  SJorige.  SlgneS  eilt  bem  ^erjog  entgegen. 
3)iefer  fle^t  in  ber  gangen  <?ad^e  nur  SJcrabrebung,  unb  roa^  nur 
2ifl  be§  ÄaiferS  ijl,  l^ält  er  für  Sifl  üon  beibcn  leiten.  Sic 
grcunbfd^aft  öon  SlgnefenS  Später  mit  bem  Äaifer  fättt  il^m  ein. 
(5r  glaubt  in  3[gne8  eine  ^pöiftxxn  in  bc§  ^aiferS  JJutcrcffe  ju 
finben.  Äatt  empfängt  er  fie  unb  entlägt  auf  ber  Stettc  ben 
Hauptmann,  ber  fie  l^ergcleiten  fottte,  be§  2)ienfte§,  weil  er  fic 
gegen  ben  ©efel&I  ben  Seuten  be§  ÄaijerS  übergeben.  5(gne§ 
fc^merjUd^  gerül^rt.  3)er  ^aifer  aufgebracht.  2)er  Äaifer  wieber^» 
bolt  feine  gorberungen,  bie  fjriebric^  falt  verwirft.  Wlan  trennt 
jid^  gefpannt  grangipani'§  (5r(d^re(fen  bei  5lgucfen'§  Sßiebcrfel^en 
nnb  bo  er  crfäl^rt,  wer  fie  ifl. 


n. 

1)  ©org^madft.    Sörunl^ilbc  Don  ^ottenborf.     3^^^ 
^offräulein.    ®efpräd^  über  fünftige  (Sattenwa^l.    SBrun^ilbe 


38  Sramatifi^e  gfragmente  iinb  $(&ne. 

txtidxt,  x\)x  (Statte  muffe  bem  ^erjog  gleichen,  fie  befd^reibt  t^n 
mit  lebhaften  garbcn. 

2)  2)cr  $crgog  tritt  unbcmcrft  l^crcin  unb  ^ört  fein  2ob. 
(gr  tritt  ju  ber  crfc^rocfenen  ©run^ilbe  unb  fpric^t  mit  i^r,  wie 
man  mit  einem  naiücn  Äinbe  fprid^t.  Stngji  unb  SSerlegen^eit. 
2Öie  fie  l^eige?  —  *|3ottenborf.  —  ®aS  n?ar  mir  üou  je  ein  gc» 
fäl^riic^ed  &t\6)U6)t  ^&  \oU  mxd}  freuen,  Qndi  ben  ^d^aben  gu 
DergUten,  ben  ic^  (Suci^  burd^  Verbannung  @ure§  ^ruberiS  unmitt* 
türlid^  getrau.  —  2Ib  inS  3"""^^^  ^^^  ^ci^ogin. 

3)  2)ic  gräulein  entfernen  ftd^.  ©run^ilbe  altcin.  S93ie 
gtücfUc^  bie  ^ergogin  fei,  ben  iO^ann  gu  befi^en,  unb  boc^  fc^eine 
fie  ftd)  nic^t  genug  beg  ju  freuen.  2)er  ^erjogin  gurücfgegogeneS 
betragen,  i^re  j^äfte  gegen  ben  ^er^og. 

4)  2)ie  beiben  JJ^äuIein  fül|ren  ben  öerfleibeten  SBoIfgang 
öon  ^ottenborf  ein,  ber  mit  ©runl^ilben  ju  fpre(^en  begehrte.  — 
93Ber  er  fei?  —  (Sr  fjaf)t  allein  mit  i^r  ju  fpret^en.  @ie  gel^t 
mit  i^m  in  ben  Quarten. 

5)  ^ergog  unb  ©crjogin,  auS  ber  le^tern  (Semäd^ern  ^erauS* 
tretenb. 

@ie.  Söetd^e  benn  öon  il^rcn  Wienerinnen  bie  fei,  »etcbc 
bem  ©erjog  fo  gefallen?  (5S  befänben  fid^  gar  toiclc  l^olbe  2)irnen 
in  i^rem  (befolge,  aber  eine  toon  fo  mäd^tigcr  Slngiel^ung^fraft 
fei  i^r  nic^t  befannt. 

(£r.  (£d  fei  begreifUd^,  baß  bie  ^ergogin  [\t  überfeinen.  Sflidit 
^o^e  ^ilbung  unb  öorgüglid^c  ©ciftegeigenfd^aften  l^ätte  er  an 
biefer  bemertt,  aber  eine  ^olbc  -Watürlid^fcit  unb  Einfalt.  SBie 
fie  feiner  erflen  (SJattin,  (SJertrub  tjon  ©raunfc^meig,  gleiche,  ©r* 
gä^ilung,  tt?ie  er  unb  ©ertrub  Dermäl^It  würben,  ba  fte  not^  bei- 
nahe Äinber  waren.  2öic  ©crtrube  gern  finbifd^  war  unb  il;n 
aud^  gern  in  iljr  finbifd^e«  S^reiben  l^ineingog.  Sie  fie  auf  feinem 
©d^oße  faß,  il^m  luftige  ©treidle  fpicite,  fürchtete,  üon  feinem 
®ater  gef(^mät;It  ju  werben.  Q^r  Sob.  ®ie  SCnwefenl^eit  ber 
^ergogin  üergeffenb,  fe^t  er  l^inju:  er  werbe  nie  wieber  finben, 
rt)a&  er  in  il^r  öerlor.  2)ie  ^erjogin  nimmt  fd^nett  3lbf(^ieb,  um 
i^re  ^räntung  gu  verbergen,    ©erjog  af), 

6)  ©arten.  SBoIfgang.  ©rnn^ilbe.  2Bcr  er  fei? — 
Söoifgang  gibt  fid^  a(5  i^r  üBruber  gu  evtcnnen.  Sie  er  ^abmar 
t3on  ^mn  ... 


g?riebri(^i  ber  Streitbare.  39 

(1881.) 

S3ct  gricbrtd^  bcm  Streitbaren  toax  bie  3bce,   bcn  ^erjog 

borjutteöcn  als  ctngcjd^loffen  in  ber  Sf^cuflabt,   toon  ber  SReici^S* 

armec  unter  bem  ©rafen  (Sberjlein  belagert.    Sie  feine  ©attin, 

eine  35crtüanbte  be«  (Sberftein,  in  il^ren  ©emal^l  bringt,  nad^3u== 

geben,  bte  angebotenen  Söebingungen  ongunel^men.    @r  ober  »eigert 

^d)  unb  verbietet  il^r,  wogu  fte  il^m  Sufl  gn  l^aben  fd^eint,  für  ftd? 

felbfl  chten  Sd^ritt  gur  gütlid^en  Hu^gleic^ung  gegen  ben  faifer^« 

üdftn  ©tattl^atter  gu  t^un.    traurig  gel^ortbt  fie.    S)od^  cnblid}, 

unterrichtet  t)on  ber  ®cfa^r,  in  ber  bie  belagerte  Stabt  fd^webt, 

faßt  fic  einen  rafdfjen  Sntfd^Iug  unb  gcl^t,   nur  üon  einem  i^rer 

SRabd^en  unb  ibrem  ©taümeifier  begleitet,  l^eimlid^,  ^aäji^,  in§ 

feinbU(!^e  Sager.    (5in  2)icner  Sberfiein«,  ber  fte  ertcnnt,  lägt  fic 

in  feinet  $erm  ^ÜU    (Sintrctenb,  l^ört  fie,  »ie  Qcmanb,  ber  mit 

©berflein  bei  einer  büftem  2ampt  allein  fid^  unterrebet,  bie  Sorte' 

fagt:    „&tf)t  mir  ba§  SBerf^red^en  unb  id^  liefere  bcn  ^erjog  in 

(Sure  ^aub".    3^r  (gntfefeen  oerrätl^  fie.    2)er  grembe,  nad^  einem 

flüchtigen  Umblirf,  greift  f(^nett  nad^  feinem  i^m  gur  (Seite  licgenbcn 

großen  rotten  SKantet  unb  fd^Iägt  it|n  um  ftd^,   fo  tia^  (Scflalt 

unb  @eftd^t  baöon  öerl^üttt  tt?erben.    (Sbcrflcin  gcl^t  i^r  entgegen. 

Ob  fie  ben  SWann  erlannt  l^abe?    ©ie  fonnte  e§  bei  feiner  (Sile 

nidbt.    S)cr  grembe  entfernt  pd^.    dberpein  ücrtangt  einen  @ib, 

ba§  wenn  fte  and^  nur  eine  9?ermnt]()nng  l^ättc,   wer  ber  Seg* 

gegangene  gettjefen,  fie  ba§  ©cl&cimniß  bettJa^ren  wolle.    @ie  ter* 

f priest  ejJ.    ^vin  befrf>n?ört  fie  i^ren  Dl^eim,  nid^tS  ©ewalttl^ätigeS 

gegen  i^ren  ©atten  torjunel^men.   Sie  üerfid^ert  i^n,  ber  l^aupt* 

fod^lid^  bem  $er§og  wegen   feines  ©ene^menS   gegen  feine  ®e* 

ma^Iin,  bie  eigene  9'itd^te,   -jürnt,   bag  alle  ©erüd^te  t)on  i^rcr 

fd^fimmen  e^e  erbidfjtct  feien,  fie  füllte  [xd)  gliidflid^.    3)er  ®raf 

ifl  befänftigt,  erweid^t.   ©d^on  crftärt  erfid^  bereit  gum  Ü^ad^geben; 

ba  ertönt  Oefd^ret  im  Säger.    2)er  $erjog  l^at  einen  STuSfatt  gc* 

mad^t,  bie  Sad^en  im  Sdjiaf  überfallen,  ba§  Sager  erobert,  unb 

als  eberftein   mit  feiner  9Ji(^te  baS  3^(t  üerlaffcn   will,   tritt 

5^riebri(^  an  ber  ©pifje  feiner  $anptleute  I^erein.    §ier  folgt  bie 

Trennung  ber  hatten. 

Dbfd^on  bie  §ergogin  ben  ^zxxäiiftx  in  ©berfteinS  3elt  nid^t 
erfannt  l^at,  fo  ^ä^xotht  x\)x  bod^  bunfel  toor,  it)n  öfter  im  (5Jefolge 
beS  ^ergogS  gefe^en  ju  Ijahm.  5)ie  3bee,  an  ber  ©eite  il^reS 
©alten  @inen  ju  wiffen,  ber  i§n  toerratl^en  will,   lägt  il^r  feine 


40 

IHuift  wah  qnSk  %t  X^  m^  ^adn.  &ai  als  te  ^eqog  in 
bif  &liUiäft  OB  ^cr  2taba  ^u^an  vifl,  ttaipiBM  fie  {ic^  nnb 
g^  JM  fem  ^ogtr,  um  i^  |k  i^avcB  cer  gdnbeii  in  fetnem 
eignoi  ^cec  Xcr  ^«iog  rmpfiaq^  jie  ^ilt  onb  nnfl  auf  i^re 
Sfforgntife  Bare  l^cirdk,  Barnim  unb  Xbas^adtai  ober  &titi* 
fc^iDcigai.  &tn  al§  jie  jiib  bnn^  i^rtB  &b  irab  bim!^  äKonget 
an  no^cm  fioin^dc^  bf§  ec^nlbtgen  tergetoid  ahnaitrrt,  tittt 
^ottenberf  rtn,  benfdbfn  rot^n  äRanftel  nm  fl(6  gcH^Io^en,  ben 
er  bomalS  in  (^er^nS  3^  ^^^'    ^^  erfennt  ibn  nnb  f^rett  onf. 


1245.  ^nnocen}  tl^nt  ben  ^aifer  Don  9{eneni  in  ben 
Sann.  itir(^nt>crfanini(nnj  in  ^en.  ^er  £aifer  fc^ctt  ©efonbte 
^n.  2)er  $abfl  ^  fdbft  eine  $rebi gt,  vomn  er  ben  fiaifer  bcd 
ßin^ronb^,  ber  £e^trei  nnb  beS  äReindbS  antlagt  Unter  ben 
Sejc^ulbigungen  waren,  bag  ber  fiaifer  ben  äRo^amebonem  (in 
9ltaptl?)  eine  eigene  ^tabt  gebant  nnb  mo^amdNinif^c  Sei^ 
f(^(äferinnen  gehabt  ^obe,  bag  er  mit  bent  Snlton  Don  ^eg^pten 
ein  Sünbnil  gefc^Ioffen  ^obe,  bag  er  ein  &t^x  fei.  S^^abbauS 
oon  @ueffa  fpriti^t  für  ben  ^aifer.  UeberoH  mirb  ba§  ©erüc^t, 
ber  Saifer  fei  im  Sann,  au^eflreut  ((Sine  ^rinjeffin  oon  £)eft* 
reic^  foff  auf  bicfc  iRad^rit^t  i^r  bereits  gegebene^  SSBort  prücf* 
genommen  ^aben.)  ^er  ^^obft  fpric^t  im  Seifein  beS  ^onjinumS 
bei  brennenben  ^erjen  ben  Sann[(uc^  über  ben  ^aifer  aud,  ben 
er  au(^  auf  jene  audbe^nt,  bie  bem  Verbannten  betße^en  merben. 
dh  entbinbet  bie  Sölfer  i^reiS  @ibe§,  berechtigt  bie  beutfc^en  ^ürflen, 
gu  einer  neuen  ^aifeüoa^t  gu  fci^reiten  unb  behält  ftd^  felbft  oor, 
einen  neuen  £önig  oon  (Sizilien  gu  ernennen. 

^gelin  näl^ert  ^df  bem  $abfl.  ^tx  ^aifer  l^ätt  ein  foge« 
nannteS  Parlament  in  Serona,  »o  ftd^  nebfl  feinen  freuen  au§ 
ber  ?ombarbei  fein  @o^n,  Äönig  Äoiirab,  bie  ^erjoge  Don  Äärnt^en 
unb  Ocflreid^  unb  ber  aWarfgraf  Don  SWä^reu  cinfaubcn.  (gjelin 
»eifl  bem  Äaifer  unb  allen  übrigen  2)eutfd^en  Ouartiere  auger 
ber  @tabt  an,  ben  einzigen  $erjog  Don  Ccpreid^  nal^m  er  in 
Serona  auf.  2)od^  aud^  biefcr  entfernt  [id)  im  erften  Unmutig 
toegen  cineS  €treiteiJ,  ber  gtt)if(^en  feinen  Scuten  unb  ben  Sürgern 
aui^gebrod^en  mar. 

31(8  ber  Äaifer  feineu  Saun  erfährt,  red^tfertigt  er  fid^  fo* 


gfrfcbri^  ber  Streitbare.  41 

qlnäf  in  einem  @d^ret6en  an  aUt  <Bmtotx'di\t  (SuropaS,  er  erl^ebt 
in  feinem  ©taatc  ein  25rittct  bcr  (Sinfünfte  aßer  Qiieiftlid^cn  unb 
mitertoirft  btefe  allen  abgaben,  bie  fonfl  nur  ben  lüaien  oblagen. 
2)ie  (Sr)bi{(i^öfe  ^onrab  oon  ^ö(n  unb  ©tegfneb  oon  iS^ainj 
arbeiten  ^eimtt(^  gegen  ben  Äaijcr.  S)cr  $abfi  forbert  $einrid^ 
9lafpe,  2anbgraf  toon  S^l^üringen,  auf,  iiad^  bcr  bcutfd^cn  Ärone 
jtt  fhrebcn.  3)ie  SWailänbcr  bieten  il^m  bie  ber  Sombarbci  an. 
2)er  Äaifer  f(i^Iägt  baiJ  §ccr  ber  3)?ailäubcr  unter  bcm  Legaten» 
Äönig  Subwig  oon  granfreid^  fu(^t  ücrgeblid^  ben  $abp  auf  einer 
Unterrebung  gu  (Stugn^  gur  SluSfö^nung  mit  bcm  ^aifer  ju  be* 
tcegcn. 

8erfd^»örung  gegen  ben  Äaifer.  JJafob  unb  ®ott« 
frieb  t)on  9Rorra,  bie  ^äufcr  beßa  gafanctta  OPanbuIf)  unb  @t.  @e» 
üerino  (Sl^omaS,  2:^cobalb,  Si(^clm)  bcfc^licgcn  il^n  ju  tobten. 
3)er  ^raf  toon  ©aferto  entberft  ben  '$\an  au§  SReuc  unb  gur^t, 
(Smpöning  in  iWeapcL  (SJcbämpft.  '2)cr  Äaifer  erobert  il^rcn  Icfetcn 
3ufluc^tSort  Sopoccio,  lüo  er  bie  53uttc  bc§  ^abpc§,  woburd^  er 
fie  gut  (gmpörung  aufmunterte,  pnbct. 

Sittgemeine«  aÄigoergnügcn  gegen  ben  ^abjt.  3)er  SBerfud^ 
beS  ÄönigS  2ubtt)ig  jur  Slugfo^nung  fci^eitert  an  bem  ©tarrpun 
beS  ^abfteil.  §einrid&  SRafpe  oon  S^^ttringen  tt)irb  in  ^od^l^eim 
bei  granffurt  am  §immclfa]^rt§tage  jum  Äönig  oon  S)eutf(^ianb 
burd^  bie  (Srjbifd^öfe  öon  Wlain^,  Syrier  unb  Äöln  gewäl^It  unb 
halb  barouf  ju  Stadien  gefrönt ;  fein  meltlid^er  ^Jürjl  naf|m  baran 
X^eiL  ^einric^  »arb  mit  bem  Spottnamen  „^faffenfönig"  belegt. 
§einri(^  wirbt  mit  bem  ®elbe  be§  ^abfteS  Gruppen.  SBei  ^Jranf* 
fürt  trifft  er  mit  bcm  römifc^cn  Äönig  Äonrab  gufammen.  ©leid) 
bei  Anfang  be«  S^reffcnS  gelten  gttjci  oon  ÄonrabS  Jcl^cnSmänncrn 
ju  ^einrid^  über.  2)ie  granffurter  fallen  au«  ben  S^^oren.  S3cr» 
nnrrung,  glud^t.  $eter  bc  S5inci§,  ber  fd^on  an  bcr  SBerld^ttJÖmng 
ber  ®ra{en  ©t.  ©eücrino  Xfjdi  genommen,  bejKd^t,  oom  $abfte 
gewonnen,  ben  Seibargt  bc§  Äaifcr§,  il^n  ju  öcrgiftcn  (?).  (S§ 
wirb  entbedft.    ^cter  bc  SSinciS  gel^enft. 

(©otite  ni(^t  iJ.  b.  @t.  3cmanb  oor  feinem  (Snbc 
biefe  UnglürfSfäUc  bc8  f  aiferS  erjagten?) 

griebrid^  üon  Oeftreid^  ftirbt.i 

i  ^u3  einem  umfangreid^eu  d^ionologijdden  ©d^ema,  bag  fid^  ©riU^arjer 
für  biefen  $Ian  enttoaif. 


<^ttirer  %(ke(Sft 


(1822.) 

^atfer  Stbred^t^  ber  Habsburger,  unb  bte  Peinigen  fiegen  itc^ 
aHcvbuigS,  o^ne  tiel  ^in^ufügung  Doit  Srbic^tungen,  )u  einem 
bramatifd^en  (S^ebi^te  benü^en.  .^atfer  ^nbreii^t,  xoxt  er  mar: 
geioalttl^ättg,  iebo(i^  mit  fiugeret  9{ube;  3itte  unb  ^tä)t  nur  im 
(Bregen  nid^t  ad^tenb,  im  steinen  ald  bie  not^ioenbigen  @tü(^en 
beS  $rtt)atDer!ebrd  forgfältig  ^ütenb ;  feine  9u$brü(^e  be^errfd^enb, 
gc^cimnißtjott  mit  ber  SBürbc  ber  Üeberlegen^eit.  —  ©eine  jrau 
als  eben  ber  ^elfenbe,  fd^ü^enbe,  auSgleic^enbe  @ngeT,  ald  ben  bie 
®ef(^i(^te  fie  malt.  —  2)er  fanfte  griebriti^  in  {einer  3ugenb* 
fd^öne  ber  @toIj  unb  bie  Hoffnung  ber  Seinen.  --  Seopolb,  in 
i^m  ben  ©efegneten  ber  (^ott^eit  anerfennenb,  je^t  f(^on  fein 
ganjeS  3)afein  i^m  unterorbnenb.  —  3)er  SWittcIpunft  beS  ©anjen 
bie  Königin  9[gneS  t}on  Ungarn.  Sie  foH  eigentlich  in  einem 
!6rennpunfte  t}ereinigen,  maS  tl^eilkDcife  gugteic^  bie  ^aupttrirb« 
feber  jebeS  ffiinjelnen  unb  bie  3ltmofp]()äre  beS  ganjen  ©tücfeS 
fein  foH:  ^ad  Q^efü^I  beS  neuen  $aufe§,  baS  ftc^  mit  einemmal 
auf  einen  ^o^en  Gipfel  gebrängt  ftel^t,  unb  baS  feinen  ^uufd^ 
fennt,  als  fic^  gu  galten,  ju  lieben  —  altius. 

2)icfeS  ÖJcfiHl  »ottte  it^  in  Sitten  fo  l^errft^en  laffen,  bag 
g-ricbric^  feinen  Slngcnblid  anfielet,  fici^  jebe  ®ema^|lin  gefallen 
ju  laffen,  »clci^e  bie  ÄuSpt^tcn  feincS  ^anfeS  nötl^ig  mad^en,  unb 
^copolb,  brennenb  für  SÖaffenrul^m,  ftdf),  tt?enn  eS  gcforbert  mürbe, 
felbfl  jum  gcifllid^en  Staube  bereit  fiuben  liege.  Sllbrcd^t  felbft 
ifl  biefeS  —  (^emcingeifteS  nid^t  fällig,  bei  i]()m  fprid^t  ftd^  jener 
SSergrögerungStricb  nur  alS  perfönlid^c  ^abfud^t  unb  ^öd^ftcnS 
als  Sorge  für  feine  Äinber  auS;  biefe  ^inbcr  fclbfl  aber  fmb 
batoon,  l;alb  unbcmugt,   entflammt.    SltteS  begleiten  fie  auf  il^r 


Aaifei  9l(6rf(^t.  43 

^VL^,  aUcS  auf  Ocfhcld^;  fic  fclbfi  fd^etncn  ftd^  ntd^tS.  @o  liebt 
SeopoH)  in  g^cbrici^cn  nid^t  fottjol^l  bcn  55rubcr,  als  bcn  fünftigen 
Stammhalter,  bcn  SScgabtcn,  ber  bic  Äaiferfrone  bei  Ocfhcidj;  er* 
galten  nnrb. 

bitten    leuchtet   icbod^   in  ber  ^cftigfeit  il^reS   SBefenS  bie 

Königin  ^gneS  toor.    3ln   einen  ©atten  öermäl^It,  ber  ftc  nic^t 

liebte;  Ort  einem  ^ofc,  ben  31^ren  l^alb  feinbfelig,  öereinjamt  unb 

bloß  auf  bie  ©efeßfc^aft  il^rer  ^ebanfen  befd^ränft,  l^at  fie  fanftere 

^mpfinbungen  nie  gefannt,  loenbet  fie  alle  beffem  ©efü^le  il^rem 

f>aufe,  ben  Sbrigen  ju.  siatürUd^  muß  jie  ba^er  ^crjog  JJo^ann 

mit  Unmillen  erfüllen,   ber  wie  ein  ^rembcr  unter  biefe  ^ah^^ 

burger  eintritt.    S)ie  ©runbibce  feiner  SBernjonbtcn  i(l  il^m  ju 

eng,  unb  aU  einem  SWcnfci^en  ol^ne  innere  Kontinuität,  öon  glci^» 

fam  füegenbem  Scfen,   aud^  gu  l^od^.    Unter  bem  ©trcben 

feiner  ^erwanbten  leibenb ;  ftd^  gebrücft,  wol;!  aud^  afö  @n!el  bc§ 

als  erPe«  Oipfer  gefd^lad()teten  ÄönigS  Ottofar  fü^Ienb,  benft  er 

aüein  nid^t  Öfheid^ifd^.    3d^  beute  mir  i^n,  burd^  bie  ©rjicl^ung 

bei  feinen  jlarren  ^erwanbten  fd^üd^tern  gemad^t,  tt?ie  er  anfängt, 

fi(^  ju  fügten  unb  aU  erflen  ©d^ritt  gu  einer  fünftigen  äugern 

(Smonjipation ,  eine  geiuiffe  innere  barin  finbet,  bag  er  fxä)  mit 

feinen  ^^eunben  einer  Innigen,  ungcbunbenen  SebeniSart  Eingibt. 

3n  biefcm  Saume!  fud^t  er  l^alb  SSetöubuug,  f)db  Wlnti)  gegen 

feinen  Ol^eim.    Qugtcicfi  beute  id^  mir  il^u,  bag  er  {eine  Slugcn 

auf  eine  grau,  öermutl^Iid^  feineS  @tanbe§,  genjorfeu  l^at,  bie  er 

^cirat^cn   will,  unb  ju  biefem  erfteu  ^d^ritt  ber  ©elbftäubigfeit 

üerlangt   er  feineS^  SBaterS  @rbe.     (2)iefe  ^rau   erfd^eint   nid^t, 

tüirb   nie  mit  iRamen  genannt,    unb   eine  Seibenfc^aft  ju  i^r 

geprt  bur(^au§  nid^t  unter  bie  SRotiöe  ber  §anblung.)     §ier 

fängt  nun  ber  ®ang  ber  SSegebenl^eit  an.    2(gneS  ifl  bic  $aupt* 

triebfcber  ber  Weigerungen  be§  ÄaiferS,  objd^ou  ticneid^t  gcrabe 

fic  ber  umgetriebene  ^ol^ann,  ol^ue  bag  jte  fid^  beffen  bewußt  ifl, 

am  mciflen  intcreffirt.     2)er  @d^Iug  be§  ©angcn    Wäre,   bag 

3lgne§,  ba  ber  SKörber  il^rcS  SJaterS  in   il^rc  (SJewalt  gerat^en 

ifl,  nad^  langem  Kam:|)f  i^m  ©efcgenl^eit  äiir  ghid^t  gibt. 


44  2)ramatif(^f  grragmenie  unb  affine. 

(1888,) 

SSon  btcfcr  Königin  öon  Ungarn  l^ctgt  eS  in  bcr  ©l^rontf 
bc§  ® crl^arb  öon  S^ioo  unter  SInbcrem :  „3)tcfel6tgc  Königin  tc6ct 
bamalg  in  großer  ^eiligfcit  im  tlofler  ÄönigSfelben ,  tt?eit  öon 
bcn  ?cutl^en  unb  bem  ^ofrocfen,  @ie  \ali,  nod^  bei  Scben  il^rc§ 
©(jgcmalS  be«  tönig«,  bie  große' Unrul^  in  Ungarn,  unb  baß 
fid)  auf  ber  Sanbl^errn  S^rcu  nid^t  ju  toerlaffen.  @ie  jal^e  aud^ 
ttjcnig  jjfal^r  barnad^,  baß  il^r  SSater  ber  Äaifer  fd^anbtlic^  ttjar 
emtörbt  ttjorben,  unb  ift  berttjegen  ju  glauben,  baß  fte  barumb  ab 
ber  Söelt  ein  Sßerbruß  genommen,  unb  bie  übrige  3^^*  il^reS 
SebenS  fid)  ®ott  ergeben  l^abe.  2(f§  fte  il^ren  ®emal  öertor,  xoax 
fic  nod^  jung,  aber  ^untl^eimiuS  melbet,  ©ie  fe^  bi«  auf  80  Saf)x 
gefommen."  (Q^ben  bamalö  »ar  fte  öon  ben  Sürd^ern  als  ©d^iebs- 
rid^terin  gttjifd^en  il^nen  unb  il^rem  eigenen  S3ruber  2(lbred^t  beut 
Sal^men  getoäl^It.) 


(1822.) 

SBon  ber  S^oc^ter  Äaifer  5lt6red^t8,  ^Tgue«  öon  Ungarn,  bc^ 
l^auptet  ein  S^ronifl,  fte  l^abe  öon  ber  förperlid^en  ^Bereinigung 
gweier  (Satten,  als  worin  fte  etmaS  (el)r  ungeiftigeS  öerfpüret,  eine 
?lbfd^eu  empfuiiben  unb  jie  fei  al8  Jungfrau  gefiorben. 


(1822.) 

3um  3ot;annei^  ^arridba:  @atana§  untcrfud^t  fein  ^erj: 

Ob  er  barin  nid}t  funb 
^e^emifd^er  Sürfl^, 
2)ie  in  nad^  SSngelüdE^ 
SSon  feiner  2J?utter  erbten  an 
SSnb  öon  bem  öngetreroen  SSflan 
©einem  @nn  Äunig  Ottafern, 
2)en  man  rasen  önb  njadfern 
^n  allen  SJntrenjen  gaUt. 

Ottofar  ö,  §orne!. 


jlmfer  mittuet  45 


(Um  1822.) 

Sott  i^m  ntd^t  an  $erjog  ^anfcn  iWangcl  an  fürjWid^cm 
^mn,  an  ^inn  für  j£^at  unb  SluiJfül^rung  fo  fcl^r  mißfattcn? 
gr  fcttfi  ip  geredet  unb  bitttg,  felbfi  großmütl^ig;  nur  baß  in 
6taatö[ac^en,  befonberS  bei  grogen  ^nläffen,  eine  allein  toer 
fd^Itngenbe  ^obfud^t  feiner  §err  »irb.  S)a  »irb  er  begeiftcrt,  bcr 
fonjl  falt  ip.  SRad^t  unb  Q^etoinn  als  Sflegent,  barin  liegt  feine 
cinjigc  Scibcnfd^aft 


•a 


(1822  ) 

S3crUcr*  lüd^t  auS  bem  2(ugc  jenen  ^l^rijgicr  SCbraflog  beim 
^crobot,  ber  al§  unfreiwilliger  SWörber  feine«  SBruberS  beim 
Äröfu»  anfommt,  üon  ibm  gereinigt  wirb,  auf  ber  (Sberjagb  aber, 
inbem  er  nad^  bem  ©c^weine  ben  ©pieß  fci^leubert,  ben  Sol^n  beS 
tröfuS  trifft,  bem  er  öon  beffen  25ater  beigegeben  war,  um  i^it 
toor  ber  XobeSgefal^r  gu  fd^üfeen,  bic  il^m,  jufolge  eine«  weiSfogen» 
ben  j^raume«,  burd^  eine  eiferne  @pi^e  brol^te.  SBie  ^röfn«  bem 
SJiörber  öergeil^t,  er  aber  ftc^  felbfl  auf  bem  ^rabe  beS  ©ctöbtcteu 
burd^lftid^t. 

(1822.) 

S^ragöbte  ^röfu«. 

33ci  einem  künftigen  „ÄröfuS":  ber  reid^e,  auf  fein  ÖJIücf 
übermütl^ige  Äröfu«  unb  ber  unglüctlid^c  SlbraftoS;  ber  eine 
ÄönigSfol^n,  üott  Hoffnung  unb  ber  @toIj  feine«  Später«,  jämmer* 
lic^  ju  ©runbc  gel^enb  burd^  ^reunbeS  ^anb;  auf  ber  anbem 
@eitc  ber  ©tumme,  t)on  feinem  SSater  öieüeid^t  al«  ba«  einjige 
^inberniß  feine«  öoßen  ©lüdfe«  betrad^tet,  ber  julefet  aber  gerabe 
feinen  einzigen  Sieid^tl^um  au«mad^t.  @oIon,  ber  ba«  Sitte«  toor» 
auspellt  unb  warnt.  S^ru«  ftolj  wie  Äröfu«,  l^art,  granfam; 
burd^  ba«:  O  ©olon!  be«  gefallenen  Äönig«  gewarnt  unb  über 
bie  ^infättigfeit  ber  menfd^lid(>en  (äröße  belehrt,  ber  nun  jenen 
gu  ®naben  aufnimmt,  i^n  felb|l  al«  ©tattl^alter  in  Spbien  ein* 
fefeen  Witt;  ^röfu«  aber  fd^lägt  attc«  au«,  er  l^at  bic  ®efa^r  ber 
©röße,  bie  ®Itt(ffeligfeit  be«  Privatleben«  erfannt. 


Äröfus.  47 

(1822  ) 

2)ic  3bce  beim  ÄröfuS  loar,  ba6  er  fid)  über  bie  Unbcflätt' 
bigfeit  be«  (5^Iü(fe§  er!;aben  glaubt  unb  i!;m  trotten  gu  fönncn 
»ä^nt.  e§  ift  gelueiSfagt,  baß  fein  ältefter  ©ol^n  burd^  eine 
^ptt^t  fein  Scbeit  berliereii  werbe,  el^e  er  no6)  fein  gluangigfteS 
3a^r  toottcnbct.  ÄröfuS  ijl  aber  öoKfornmen  rul^ig,  burd^  bie 
2Korfi(^t§nia§regeln ,  bie  er  feinetttjegen  getroffen.  @r  l^at  il^n 
iidmlid^  ins  ^J^^ouengemad^  eingefperrt  unb  lägt  feinen  SSewaff* 
neten  über  bie  @d;njette  feines  ^alafieS  treten.  21m  legten  2;age 
ber  bcftimmten  ^Jrilt  gcl^t  er  auf  bie  3^9^  «"^  bcrliert  ba  fein 
geben.  Slbrafl,  öom  Unglüd  »erfolgt,  ein  unfd^ulbiger  SWörber 
feines  eigenen  ©ruberS,  fommt  an  ^röfuS'  $of.  (?o  weit  gel^t 
beS  Se^tcren  SuDerftc^t,  baß  er  fid^  gegen  @oIon  bermigt, 
Qud^  biefeS  Unglütfüerfolgtcn  Unflern  burd^  bie  Uebcrfraft  feines 
OlfidcS  gu  überwiegen.  ÄröfuS  bringt  bem  Slblel^nenben  feine 
®nabcn  auf,  unb  auS  jeber  entfpringt  ein  Unl^eil  für  beibe.  21IS 
abrafi  auf  ber  3agb  auföttig  ^öfuS*  ©ol^n  getöbtet  l^at,  Witt 
biefcr  felbfi  im  6d^merg  fi6)  mä)t  on  i^m  bergreifen,  er  bebcntct 
i^m  ober,  fid^  fort  gu  begeben  unb  mit  ©efd^enfen  begabt,  fein 
Unglürf  anbcrS  wo^in  ju  tragen.  2)a  giel^t  2lbraft  baS  ^6)Xotxt 
aus  ber  @d()eibe  unb  Witt  fxä)  atS  ©ül^nopfer  tobten  auf  beS  gc= 
fattenen  SünglingS  (Srabe;  Profus  aber  fpringt  ^in,  entreißt  il^m 
baS  ^d^wert  unb  ruft:  Sebe!  S)u  l^aft  ben  ÄröfuS  nid^t  mu 
glücflid^  gemacht!  $ier  ift  nod^  ein  @o!^n,  ein  @rbe!  inbem  er 
bie  $anb  auf  baS  ^aupt  feines  ftummen  gweiten  @o^neS  legt, 
ber  bemüt^ig  als  ber  btSf;er  S5erad^tete  bor  il^m  nteberfniet.  ÄröfuS 
^ebt  il^n  auf:  Äniee  nic^t  mel^r!  ^errfd^cr  fottft  bu  fein,  §ervfdjer 
nac^  bcincm  Spater!  Dbgleid^  ftumm  für  jene,  bie  bic^  umgeben, 
wirft  bu  gel^ört  werben  bis  an  bie  ©renjen  ber  @rbe.  2)ein 
Sitte  wirb  bein  SQBort  fein,  unb  bein  2(rm  beine  ©prad^e.  2llS 
ober  baS  befolge  fic^  entfernt  l^at,  brüdft  er  ben  fid&  an  il^n 
©d^miegenben  jurüdE  unb  fagt:  Sautlofer  Unglüdiid^er,  lag  mid^; 
ba  liegt  meine  Hoffnung,    ((gnbc  beS  britten  SlufsugeS.) 

SlbrafloS*  Unflern  wirft  fort,  dx  ift  jener  2Jianu,  bon  bem 
§erobot  erjä^It,  bag  er,  um  einen  l^erabgerotttcn  §elm  ju  Idolen, 
auf  bem  fleilen  gelfen  ber  SBurg  üon  ©arbtS  l^erabfletterte,  unb 
fo,  unwiff entUd^ ,  ben  fjeinben  einen  3ßcg  geigte,  bie  S3urg  gu 
überrumpeln.  Quiekt  fättt  er,  inbem  er  ben  ÄröfuS  üert^cibigt. 
^ier  ifl  eS,  wo  auc^  ÄröfuS'  ftumm  er  ©o^n,  ba  bie  gcinbc  biefen, 


48  5Dramatif(!^e  t^ragmente  unb  ^Ifine. 

o:^ne  tl^n  gu  fcnucn,  tobten  tooUtn,  gu  §Ufc  eilt,  öon  2(nbcni 
abgel^altcn  loirb,  bte  il^n  fortfd^Ie^pen  ttJoUcn.  SBic  er  jtd^  ab* 
arbeitet,  um  Io§  unb  feinem  33ater  ju  $ilfe  gu  fommen,  flögt  er 
ttjäl^renb  ber  gewaltfamen  SBettjeguugen  l^eraug :  211^  —  l^alt  — -  t& 
ift  ber  Äönig!  unb  fin!t  nieber.  äRein  ©ol^n,  bu  fpti^fi?  ruft 
^röfug,  ttjtrb  aber  im  Seiteren  \ivixä)  S^ruS  unterbrod^en ,  ber 
eben  fommt.  S^rn«  mac^t  bem  befangenen  53ortt)ürfe  über 
mel^rere  (^ewatttl^aten,  bie  tl^eilS  er,  tl^eilS  fein  $eer  öerübt. 


2luc^  jene  ©efd^id^te,  »o  ©ctjtl^cn  bie  ^öl^ne  beS  ©^ajfareS 
getöbtet  unb  bem  SBater  al«  ©ipeife  toorgefefet  Ratten,  öon  Sijbtcnd 
Äönig  aber  gefci^üfet  »urben ,  »irb  ]^eröorgebva(]^t.  ÄröfuS  ant» 
»ortete  fiolg.  2lIiJ  nun  enblici^  (EtjruS  eine  förmtid^e  Stbtretung 
gJjbienS  t)on  ÄröfuS  forbert,  unb  biefer  c2  feft  öermeigert,  beftel^It 
jener,  il^n  gum  SKob  gu  filieren  (oieKeid^t  mit  Pfeilen  ju  erfdf^iegcn), 
ba  ruft  ÄröfuS  ba§  befannte;  O  @o(on!  @o(on!  @oIon! 

©ijruS  fragt,  waS  baS  bebeute? 

^öfuiJ  üerfci^mä^t  ju  antworten. 

S^ru«.  2)u  »arft  a\^  ein  SBegünfUgter  beiS  ©(üdS  befannt, 
als  ein  mit  l^ö^ern  SWäd^ten  SSertrauter;  ttJaS  »otttefl  bu  mit 
jenen  gel^eimnig tollen  Sorten  fagen?  —  ^röfuS.  9^un  ttjol^l,  fo 
l^öre !  i«id(;t  bir,  benn  allen  fag'  i6)'^,  atter  Seit,  baß  fic'g  mtffe 
unb  fid^  wal^re.  Unb  nun  ergä^It  er  ben  2lu§f:pruc^  (SoIonS  unb 
ben  ^ang  feineS  (gd^idfafö,  furg,  mit  »enigen,  aber  ftarfen 
Sorten.  Hm  ©übe  ruft  er:  ^mi  fc^iegtl  ^m  trefft!  —  ©^ru§. 
$alt!  (am  (gnbe  feiner  SRebe  über  bie  Unbeftänbigfcit  be§  ©lüdeS 
})at  Profus  aud^  auf  S^ruS  angefpielt.)  ^röfuS  wirb  loggebunben. 
S^ruS  fragt  i^n,  ob  er  tergcffen  fönne.  @r  bietet  i^m  jule^t  ein 
fleineS  Sanb  al§  zinsbarem  Äönig  an.  —  Äröfu§.  SBel^alt,  tuaS 
bir  bie  ©ötter  gaben,  unb  »iüft  bu  mid^  glüdtlid^  mad^en,  fo 
beantworte  eine  einzige  3rage:  Tlix  war,  atiS  l^ört*  id^  meinen 
ftummen  Sol^n  fprec^en!  So  ift  er?  —  2)a  liegt  fd^on  ber 
glüdflid^e  <Bol)n  ju  feinen  güfjen,  er  fprid^t,  er  ift  glürfüd^.  ^ier 
ifl  mein  Äönigreid^,  ruft  nun  ÄröfuS,  unb  l^ier,  bie  junge  (Sattin 
feines  gefattenen  ©ol^neS  mit  bem  anbcrn  %xm  umfc^Ueßenb; 
biefe  beiben  gib  mir,  unb  l^ier  bie  Seid^e  beffen,  ber  für  mid^  ge* 
fallen  (Slbraft)  unb  laß  mid^  giel^en.  SWein  ^nb,  ben  greunb, 
mein  SReid^  ^abe  id^  jum  Opfer  gebrad^t,   mctleid^t  ift  mir  nun 


r 


IhrSfuS.  49 

crloubt,   glüdttd^  gu  tcin.    @r  nimmt  Slbfd^ieb  t)on  feinen  Unter* 
tränen  unb  {daliegt  ba§  @tü(!  mit  ben  Sorten: 

©ebenfet  beß  unb  ^röfuS*,  ber  einfl  ^önig; 
9{ennt  aber  deinen  glücflid^;  hx&  er  tobtl 


%\&  ^xö\vi&  bem  ^^ruiS  fein  ©d^tdfat  ergäl^It  l^at;  !ann  er 
in  bcr  3lntt)enbung  auf  ben  (£^mS  il^m  jene  Seigren  geben,  bie 
^crobot  i^m  in  ben  SKunb  legt:  wie  bic  ^erfer,  toorl^er  arm, 
burd^  bic  ©d^ä^e,  bie  er  fte  eben  wegtragen  fielet;  reid^  unb  über« 
müt^ig,  gule^t  wo^I  gar  il^rem  eigenen  Könige  gefäl^rlid^  werben 
»ürben,  unb  cnblid^  in  SBol^ncbcn  erfd^Iafft,  wie  je^t  bie  üi^ber, 
bie  53cute  flärferer  ^Jeinbc  werben  müßten.  SijruS,  üon  ber 
So^r^eit  beffen  ergriffen,  fagt :  SBcißt  bu  baS  SHIe«,  unb  f onntcft 
beincngftÜ  nic^t  öermeiben?  2öaS  l^at  bid^  fo  weife  gcmad^t? — 
2)aS  Unglüdf»  $err!  SWögefl  bu  nie  einer  fo  fhengen  Scl^rcrin 
bebürfen.  2)a  mad^te  il^m  S^ruS  ben  Antrag,  bei  i^m  ju  bleiben, 
ald  ^önig,  atö  Stattl^alter  unter  i^m.  ^öfui^  Weigerung  wie  oben. 


-oO'ft^Oo- 


®il(lpatiet,  SQetle.    XI. 


(1822.) 

StmafiS  fotttc  bic  $aupt^crfon  einer  ^'ragöbte:  bic  ®Iü(f- 
li^en  fein.  SlprieS,  SlmafiS,  $oI^!rateÄ.  2)cr  crfte  bumm, 
iibcnnütl|ig ,  bcr  brittc  mißtvamfd^ ,  feines  ©lücfeS  ouS  JJuvd^t 
faiim  genießenb.  StmafiS,  »ie  il^n  ^crobot  jeid^net,  fanguinifd^, 
Ieid)t  unb  frol^;  aber  aud^  )}erf!änbig;  too  t&  gilt,  auf  fein  ^(ücf 
üertraucnb.  5)ie  ®efd^id}te  beS  9fitnge0  beS  ^ol^frate«  gel^t  in 
iWempl^iS  üor,  unb  e§  ift  ber  Sliing  beS  SttnafiS/  baS  ©iegel  beS 
9f?eid^S,  unfc](>äfebar,  unb  Don  5lmafiS  beut  g^eunbe  jum  SBefel^en 
gegeben,  ben  95oI^frate§  iniS  9JJeer  »irft,  unb  ber  fxä)  an  ber 
Ringel  Don  SlmafiS*  ©ol^nc  fängt,  ber  eben  am  Speere  mit  feinen 
©eld^miftern  pfc^t. 


(1822.) 

^IS  feine  ^Jreunbe  bem  2(mafi§  SJorttJürfe  machten,  baß  er, 
ttjenn  er  toon  9iegierung§gc(ci^äften  au§rnl;te,  fic^  gemeinen  @r» 
gö^Iid^feiten  unb  groben  ©paffen  Eingäbe,  antmortete  er:  (Sin 
tluger  ©ci^iHje  fpannt  feinen  SBogen  nid}t  immer.  Ueberl^aupt  lieS 
über  biefen  merfttjürbigeu  SKann  unb  fein  ereignißootteS  Seben 

ettoaiS  uac^  bei  §erobOt:l  rd  ro^a  ol  yLS-ATr^uivoiy  icradv  uhy 
Siovrai  ^puöO^ai,  ivravvovöt'  i.jedv  Se  ^p^öavraif  inXvovöi' 
ei  ydp  Sij  rov  etdvra  ^povov  fprera/iiiva  atij,  ivipayelq  dv'  t^Öre 
ig  To  Siov  ovA  dv  i^otev  aviötöi  ^gadO^ai.  vvro  Sr  Y.ai  di- 
d'Qcaciov  -/.aTOÖraötq»  ei  id^iXot^  /.areÖftovSdöd^ai  uiei,  firjSi 
ig  ftatyvii^v  rd   tieoog  iot*-rCv   dviivai,    Xddoi    dv   rjoi   uavug^ 

t  II.  178. 


r 


^U  ®(ü(!(i(tc«.  5 1 

y   0  ye    daofrXr^n-Tog    yevo/ievoq.      Ta    iyio    i^iörujtn'og   (lipog 
hariop  v4uo. 

©trabon  unb  SIcItan  Icfcn  ircgcn  SlmaftS. 


2)te  ®cf(§td^tc  bcr  SRl^obopc  mit  i^rcm  <Bä)ixf)   unb  i^rcr 
"f^ramibc  gcl^ört  auä)  jum  SlmaftS. 


@tn  2[mafi§  fott  auc^  bic  äWcnfd^cnopfcr  in  ©g^jptcn  abgc* 
f^afft  ^aben. 

®ro§c  lld^tung  bcr  fjraucn  in  (Sg^ptcn,  boc^  @ingcfd(>Ioffen* 
^cit  bcr  S5orne^mern. 

SBcin  in  ©g^pten  bloß  bcn  Königen  unb  $rtcflcrn  ertaubt, 
aber  mit  ©cfd^ränfung  bc§  SJ^agcS. 


©amier  (^ol^fratcg)  foKcn  bic  Oasis  magna  bcttjo^nt  l^abcn. 


3ttm  SImafte. 

(1828.) 

^ijt^agorag,  gwifd^cn  584—588  to.  ®^,  ju  (SamoS  geboren, 
tpar  ein  3^t9C"offc  be<5  StmafiS,  an  ben  er  mit  @mpfel^tung§' 
ft^reiben  öon  bcffen  55vcunbc  $oItj!rate§  nad^  ©gig^Jten  gejenbet  marb. 


35om  «nfäog,  Äönig  toon  @amog  (SSorfat^r  be§  ^olpfrateS) 
wirb  jene  ©cfc^id^te  cr^jäl^tt,  ba  ein  (SHatoe,  ben  er  eifrig  gur 
Arbeit  im  3Bcinbcrgc  antrieb,  i^m  erzürnt  öoraugfagt,  er  werbe 
ton  bcn  ^xüd)ttn  jener  SRcben  nid^t  gcniegcn.  SBic  2ln!äo§  nadf 
bcr  ?cfc   jid^  einen  SBed^er  9JJoft  bringen  tagt  unb  ben  ©flauen 

an    fein  SBort  erinnert.     Unkka  fnra^r  criXei  y.vXi/MQ  y,ai  /ei- 

Xfog  axpov  üerfc^t  jener;  unb  njirHic^:  c^  bcr  Äönig  getrunfen, 
tommt  bic  9'?od^rid^t  öom  (Sber,  bcr  ben  ©einberg  Derwüftet.   2)er 


52  ^Tomatifi^e  gfrogmente  unb  $(dnr. 

Äönig  gcl^t  l^in,  il^n  gu  erlegen,  unb  erliegt  felbp,  el^  er  öom 
neuen  Seine  nod)  getrunfen. 

©omier  l^anbelub,  reic^.  SlmaftS  gibt  il^ncn  bie  @tabt  9^au- 
fratiiS  in  (gg^pten,  unb  bie  greil^cit,  bafelbfl  uad^  eigenen  ©efefeen 
unb  ©ebräud^en  p  leben. 

vasa  Samia  beriil^mt. 

5llte8  SBünbnig  ber  ©amier  mit  ben  ©^renäern.  ®ie  ©amier 
legen  eine  ©tabt  auf  ber  Oasis  magna  an.  SDen  Ort  nonntcu 
fte  Mamdpov  vTjÖot. 


2(eace8  f)at  bret  ©öl^nc,  ?5o(^frateS,  $antagnoto8  unb  ©tjlofon. 
2)iefe  reißen  bie  ©ewalt  baburd^  an  ftd^,  baß,  afö  bie  ©amier  an 
einem  gefte  ber  3uuo  bie  Söaffen  ablegen  unb  in  ben  Stempel 
gelten,  bie  brei  ©rüber,  benen  man  bie  SBaffenwad^e  anüertvaut 
ffatttf  na6)  unb  nad^  bie  (Singeinen,  »ie  fte  auä  bem  Ximptt 
fommen,  ermorben.  ^oIij!ratcS  fd^afft  jtd^  aud^  balb  bie  beiben 
53rüber  toom  $alfe,  mit  benen  er  anfangs  bie  ©tabt  getl^eitt. 

$oIt?frateS'  SWad^t  unb  unouSgefefeteS  mud.  @r  fd^liegt 
©afifreunbfc^aft  mit  Slmaft«. 

^ad)  einigen  {ott  ^Imafi»  il^m  bie  ©aflfreunbfd^aft  wegen  feiner 
(Sraufamfeit  gegen  bie  ^Bürger  aufgefünbet  baben.  Gemeine 
SKeinung :  wegen  beS  $oIljfrate§  außerorbentUd^en  ®lüd  unb  auS 
gurd^t,  in  baiJ  jtd^er  barauf  fotgenbe  Unglüdf  mit  l^ineingejogen 
3U  werben.    GJefd^id^te  mit  bem  SRing. 

©eine  $rad^t.  tÄnafreon  war  fein  5$reunb.  3^^^^  ^«^t« 
lange  Qtit  bei  i^m. 

ÄambtjfeS  begel^rt  in  feinen  Kriegen  SBeiftanb  öon  il^m.  ?oI^* 
frateS  fenbet  il^m  mit  einer  gf^otte  alle  jene  ©amier,  bereu  ^rei* 
l^eitSUebc  il^m  toerbäd^tig  ifl,  mit  ber  gel|eimen  SBittc,  fte  nic^t 
mel^r  jurüdffel^ren  gu  laffen.  2)iefe  aber  merfen  ben  ?Infd^tag  unb 
eilen  nad^  ^aufc.  ©ie  greifen  mit  gewaffneter  $anb  ben  $oItj* 
frateS  an,  werben  aber  befiegt  unb  fliel^en  nad^  ©parta.  2)ie 
Sacebämonier  gewähren  il^nen  ©eiflanb,  giel^en  nac^  ©amod  unb 
belagern  bie  ^au|)tfiabt.  2)er  tapfere  SBiberftanb,  ben  fie  finben, 
gum  2:i^eil  aud^  SBefled^ung,  mad^en,  baß  jtc  batb  wieber  abjiel^cn, 
unb  $o(^frate8  i|l  befreit. 

@nblid^  pnbet  aud^  er  fein  Snbe.  OroeteS,  ©atrap  öon 
^^bien,  entWeber  auS  93erbruß,  bag  ©amol$  aüein  ben  perftfd^en 


,i 


2)ie  ®(fi(!Ii(6en.  53 

Saffen  wibcrflc^e,  ober  locil  ^ol^fratc«  I^bifd^c  Untcrtl^ancn,  bic 
öor  bc§  ©atro^jen  2:^rannci  flol^cn,  bcfd(>üfet  l^attc;  Oroetc«  läßt 
i^n  aufforbcrn,  ft(^.  mit  pcrjtfd^cr  $tlfe  gang  ©ricd^cnlanbS  gu 
bemächtigen,  t}orgebenb,  bag  er  felbfi  in  Ungnabe  bei^  ^amb^feS 
gefallen  fei.  2)fm  ©ci^veiber  beS  ^ol^fratcS,  SWaianbrioS,  öon 
biefem  naä)  SDlagnefia  gefd^icft,  toerben  a6)t  Giften  üott  Steine,  oben 
gum  ^d^eut  mit  (S^olb  bebecft,  atS  ber  Sd^a^  gegeigt,  ber  benimmt 
fei,  jene  (groberungen  gu  «ntcrftüfecn.  ^ol^frateS,  obfd^on  oon 
Sal^rfagem  gen}arnt,  obgleich  feine  Sod^ter  t}ora^nenb  il^n  im 
2:raum  t)om  3^"^  gemafd^en  unb  00m  $e(ioS  gefalbt  gefeiten 
^tte,  lägt  ftd^  bod^  t}erleiten,  nad^  ST^agnefta  gu  gelten,  wo  er 
t)om  Satrapen  gefangen  unb  an§  ^reug  gefd^Iagen  loirb. 


ßum  Sdnafti». 

(1828.) 


find)  jener  tönig  öon  (E^pern,  59attu§,  gegen  ben  STprieS 
fo  nnglürflid^  fod^t  (ttjaS  in  ber  %o\^t  eine  §aupturfad^e  be§  2lb» 
fattö  ber  ©g^pter  ttjar),  fül^rte  ben  S3einamen  be§  ©lürflid^en. 


(1834.) 

Vauiiuoq  Sa  Ij  Irea  SfuSiXsvÖavroc,  AlyvaroV'^  /.ai  .... 
riJiBvrtföavroq,  i^crii^aTo  *Afi^lijg  p  Tuniiio^t  6g  uerd  'Paiiui- 
riyrov  rov  iovroZ  fffpoctaTopa  iyivero  evSainovSöraroQ 
Tov   iTooTepov   ßatftXicjVy    in:'   irea  er i vre  Y.ai  sinoiSi  OQ^nC'  ^ 

?Iprie§  l^atte  bie  Monier  unb  tarier  auf  feiner  «Seite,  3lmafi§ 
bie  ©gl^pter. 

©(^lad^t  bei  3Jlomcm^3]^ig.    ?l|)rieS  gcfd^Iagen  unb  gefangen. 

*AiTpiao  Si  Xiysrai.  elvai  ^Sa  ij  Stovoiaj  urjS^  av  deov  fiiv 
it^Siva  Svvaöd'ai  navöai  frjq  jSaÖtXijiijg '  ovro  dö^aXico^  eovrqi 
iSpvöd-ai  iSonee.^ 

(SBenn  nun  3(prie§  ]^oc^mütl(>ig  unb  guüerfid^tiidt)  märe,  $oItj« 
hate«  migtrauifd^.    SlmaftS  fanguinifd^.) 

1  Herodot  II.  I61. 
'  (Sbtriba  11.  169. 


54  2)ramattfc^e  gfragmente  unb  $tSne. 

@§  fönnte  auä)  \o  l^eißen:  deinem  tfi  Bejiänbtg  bad  &iM. 
^m  mentgflen  bem  Uebermütl^tgen,  aud^  ntd^t  bent  ängfiUd^  ^e* 
müßten,  eS  gu  erl^alten.  S)te  @itttäuf(^ungen  betber  ftnb  bitter. 
?lm  gcUiibcftcn  nimmt  cS  nod^  Ibfc^icb  öon  S)cm,  ber  fid^  in  bcn 
Sauf  ber  2)ingc  fügt  unb  ol^nc  Unred^t  genießt. 

ßaöikavöag^  o  ^Atiaöig  ziööaoa  nal  reötfepanovra  irea, 
dsrid-ave,  iv  toXöi  ovSiv  oi  juiya  dvagöiov  ti^^yßa  Övv^vei^d'rj.  ^ 


■oOjOCoo- 


t  (Sbenba  lli,  lo. 


Pie  festen  ^^onific  von  ^uba. 

Xxantx\)pitl  in  fünf  Slufjügcn. 


JJerfönem 

^erobegf  il5nig  toon  3ubaa. 

!Dlartamne,  feine  ®ema^Un. 

6aIome,  @i^ioefler  beB  ffSntgS. 

3of  ept)u§,  bet  ^fmonöer,  8aIomeg  &aiic. 

Botmi,  SRunbfii^enf  beS  JtonigS. 

6utamit]^,  Wariamneng  Wienerin. 

SatuS,  aSefe^Il^abcT  be§  0!tabianu8  aöfar. 


2)a§  ©tüd  begönne  eigentU(i^  mit  einem  &t\pxää)t  beS  3o* 
fep^uS  irnb  ©oemi,  beren  erfterer  einen  !j;]^ct(  ber  9^ad^t,  üermögc 
feinet  SJmteS,  in  bem  S5orgema(i^c  ber  Königin  gugebrad^t  l^at. 
3u  i^m  fommt  ©oemi,  beS  Äönig§  SÜiunbfd^enf,  ge^eimnigoott, 
nnru^ig,  wie  bic  gange  Äönig§6nvg  e§  ij!,  wegen  ber  am  »er* 
ffoffencn  Slbenbe  eingelangten  S^ac^rid^ten  au§  (Sg^^Jten.  SlntoninS, 
ber  ^i^eunb  unb  ©ci^ü^er  beS  ^erobeg,  ifl  gefd^Iagen,  t)on  aßen 
oerlaffen,  tobt;  OctaoiannS  ©äfar  §crr  ber  3BeIt.  Sngleid;  mit 
biefcr  3lad)xiä)t  langte  ein  S3ote  an,  ber  ben  $erobe§  üor  ben 
aiii^terflu^I  be§  neuen  3i"<J«i^fttor§  labet,  Sied^enfci^aft  gu  geben 
über  feine  frül^ere  SSerbinbung  mit  (£äfar§  iWörbern,  feine  fpätere 
mit  Antonius.  @oemi  äugert  eine  tuilbe  greube  über  ben  beüor* 
Pe^enben  ^aU  be«  eingebrängten  ®ctt?a(t]^aber§;  Qofepl^ug  bleibt 


54  2)ramattfc^e  gfragntente  unb  fßtfine. 

@d  fönnte  aud^  fo  I}etgen:  deinem  tfl  beflänbtg  baS  ©lücf. 
^m  menigflen  bem  Uebermütl^igen,  aud^  nid^t  bem  ängfllid^  ®e» 
mül^teu,  eS  gu  erl^alten.  S)te  (Snttäufc^ungen  betber  ftnb  bitter, 
^m  gcliubeftcn  nimmt  cS  nod^  ?lbfc^icb  üoii  S)cm,  bcr  jtd^  in  bcu 
Sauf  bcr  SDingc  fügt  unb  ol^nc  Unrcd^t  gcnicgt. 

ßaöikavöagi  o  "Atiaöig  liöösoa  yial  Teöde^dnovra  itea, 
daid-ave,  iv  roltSi  ovSiv  oi  luiya  dvdpötov  af^yina  övvrjvei^d'ij.  ^ 


>>oioo—~- 


t  QUnta  U\,  lo. 


pic  feiten  Jlomge  von  ^uha. 

Xxautx\pitl  in  fünf  Slufjügcn. 


Jlerfonen. 

^etobeS,  üönig  toon  SubSa. 

^atiainnc,  feine  ®ema^Iin. 

Balomt,  @(!^toeflet  beS  iTSnigS. 

3of  ep^uS,  bet  9lf monaer,  @a{ome3  @aite. 

@oemi,  ÜRunbfd^en!  beS  Stönigg. 

@utamit^,  WariamnenS  Xienetin. 

aSarue,  iBefe^t§l^a6cr  be§  CttabianuS  Säfar. 


erper  »ft. 

2)a§  (Stüd  begönne  eigentUd^  mit  einem  ©efpräd^e  be§  JJo* 

fepl^ud  unb  ©oemi,  beren  erftcrcr  einen  Xtfdl  ber  ^aä^t,  üermögc 

{eines  3Imtc§,  in  bcm  S^orgemac^e  ber  Königin  gugebrac^t  Ijat. 

3u  il^m  fommt  ©oemi,  beiJ  Äönig§  9Jiunb[c^en!,  ge^eimnifüott, 

unni^tg,  wie  bie  gange  ÄönigSünvg  e§  ift,  »egen  ber  am  t3er» 

floffencn  Hbenbe  eingelangten  S^ad^rid^ten  au§  (Sg^pten.  2(ntonin§, 

ber  g'^eunb  unb  ©c^ü^er  be§  ^erobeg,  ijl  geft^Iagen,  t)on  aUtn 

ücriaffcn,  tobt;  OctamanuS  (Säfar  $err  ber  $ßclt.    3"9^ci^?  ^^^ 

biefcr  iRad^rid^t  langte  ein  8ote  an,  ber  ben  $erobc§  üor  ben 

^did^terflul^I  be3  neuen  Qm^JcratorS  labet,  SJed^enfd^aft  gu  geben 

über  feine  frül^ere  SSerbinbung  mit  SäfarS  SWörbern,  feine  fpätere 

mit  2lntoniuS.    @oemi  äußert  eine  »Übe  greube  über  ben  betjor^ 

jtel^enbcn  gatt  be§  eingebräugten  ©eroattl^aberS;  Qofepl^uS  bleibt 


56  2)ramtttif(6f  gfragmente  unb  f^Ifine. 

bell  (^ruiibfä^en  ber  ^ule  treu,  ber  er  angehört,  ben  (SfF&ent 
nämtic^,  btc  Untertoerfung  lehren  gegen  bie  Beflel^enbe  ©emalt. 
(£r  Petit  einige  ber  guten  ^genfd^aften  bd»  ^önigiS  xn&  Si^t; 
feine  2:af>ferteit;  mie  er  t&  mar,  ber  boS  Sanb  bon  Siäubern, 
t)on  böfen  ^lad^barn  befreiet;  feine  übenoiegenbe  $erfönU(i^!eit 
^abc  ben  ^^uböern  @(]^onung  unb  Sld^tung  bon  allen  ben  fo 
fdftnett  weti^fetnben  ^erren  ber  römifd^en  Seit  juwege  gebrod^t 
@oemi  berührt  beS  Königs  9[b!unft.  $on  l^eibnifc^en  ^[bum&etn 
abflammenb ,  ^at  fxö)  fc^on  $erobe§'  SSater  unter  bie  lönigtid^cn 
asmonäer  eingefd^fid^en,  3*^^ct^ö<^^  ""^^^  ^^"  ©rübern  $^rfan 
unb  Striflobul  gelüftet;  ben  Untergong  be«  (enteren,  feine  fd^mäl^* 
lic^c  ©efangenfd^aft,  feinen  2^ob  in  fremben  JJeffetn  ^erbeigefül^rt, 
beffen  traurigem  @d^idf{a(  balb  baiS  ä^nftd^e  feiner  jroei  ^ö^ne 
Stlejcanber  unb  SCntigonoS  gefolgt  fei.  2)er  bor  urgent  er|l  ge* 
florbene  ©ol^n  böJ  Seftteren,  2[rijlobu(,  ber  jugcnblid^c  ^o^e* 
priefler,  foff  gtoar  gufättig  beim  ©oben  in  3ci^<^oS  2^eid^en  er* 
trunfcn  fein;  ©ntunterrid^tete  wollen  aber  ttjiffen,  baß  biefer  für 
$crobc8  fo  gelegene  3"ffl^  ^^^  f"'  Q^^i  reiner  S^\ati  getoefcn 
fei.  §t)rfan'8  Sob.  9Wan  l^abe  i^m  jwar  ©inöerftänbnig  mit  ben 
^art^ern  @d^ulb  gegeben,  aber  bie  S^^atfac^e  fei  ntd^tS  weniger 
als  erwiefcn,  unb  bann,  auc^  bei  ben  boHllänbigflen  SBemeifen, 
bätte  $erobc8  benjenigen  fd^onen  fottcn,  ber  tl^n  fetbjl  gefd^ont 
battc,  als  er,  ber  SScrrätl^crei  angcüagt,  mit  gewaffneter  $anb 
jid^  bcm  ©anl^ebrin  gu  wibcrfetjcn  gewagt  l^atte. 

2)  3«  ^^"^"  ©atomc;  öott  abgöttcrnben  3utrauen8  in  il^rcS 
SBrubcrS  ®eifl  unb  SWad^t  ifl  fte  ber  SWcinung,  ba§  er,  in  SJer* 
binbung  mit  ben  3lrabern,  fid^  bcm  neuen  SBcItgebieter  wiber* 
fc^eu  foff.  S^iod^  gibt'8  üicie  ^om^)eianer,  STn^nger  ber  alten 
SRcpublif,  bie  bemjenigcn  guf äffen  werben,  ber  il^re  @ad^c  gegen 
ben  neuen  3Rad^tf;aber  tocrfid^t.  2)ic  ^tx^t  ber  SlSmonäer  (i^ren 
(Statten  unb  SRariamncn  meinenb)  fei  nod^  nid^t  gefommen.  3fd^ 
wiff  nämlid^  ben  ^ofepl^uS,  gegen  bie  (Sefd^id^tc,  bie  il^n  einen 
O^eim  beS  $erobc8  nennt,  gu  einem  STSmonäer  mad^cn,  im 
weiteilen  ®robe  mit  ber  Königin  üerwanbt.  Segen  biefer  STb* 
jlammung  l^at  i^n  aud^  ^erobeS  mit  feiner  ^d^wcfler  Dermäl^lt, 
wie  er  ftd^  felbjl  mit  SWariamnen,  um  feinen  jungen  Stammbaum 
mit  bem  eines  ©efd^Iec^teg  gu  öerbinben,  baS  burd^  feine  S5or* 
fal^ren,  bie  SWaffabäcr,  unb  burd^  eine  Sfteil^e  öon  mcl^rercn  Königen 
unb  ^ol^enprieflcm,  bie  e«  bem  ^olfc  gab,  ein  (SJegenflanb  üon 


^te  leisten  Pdnige  bon  3uba.  57 

bcffen  abgöttifc^er  ^ere^rung  getoorbeu  mar.  (jDurd^  btefe  (Sr« 
ftiibnng  mttt  td^  bai^  ©c^tcffal  ÜJ^ariamneni»  unb  beiS  :3[ofe|)]^uS 
in  bte  näd^jhnöglic^c  SScrbinbung  bringen  unb,  gur  fejicn  ©inl^cit 
ber  ^anblung  bettragenb,  gugtetd^  ben  $ag  @a(omed  gegen  tl^ren 
(hatten  mottmren  unb  t^m  bad  (S^emetn-SBtbertvärtige  benehmen, 
ba  ein  tmci^tiger  ^olitifc^er  ^runb  bon  ©tammeS'^bnetgung  il^m 
jur  Unterlage  bient) 


^erobeS  eiferfüd^tig  au8  SWcnfd^en^ag  (»Ueberbruß?).  (£r 
^ot  fo  Diel  ©d^Ie^tigfeit,  fo  t)itl  Unban!  erfal^ren,  bag  er  an 
(eine  ädfit  Sugenb  mel^r  gtaubt.  (Sr  ^ält  äl^ariamuen  für  bte 
Seße,  aber  boti^  für  fd^wad^  unb  leicht  fe^(enb. 


@r  ijl  auf  jenen  ^unft  gelommen,  bag  il^m  felbfl  bie  greube 
fein  @ut  fd^eint;  bag  fte  erfauft  tverben  mug,  tia^  t»  feine  ganj 
ungemifd^te  gibt,  bag  fte  nid^t  emig  ifl,  bag  fte  bergel^t,  bag  man 
»enigflend  fürd^ten  mug,  bag  fte  toergel^cn  locrbc,  baS  atte§  ift 
i^m  flörenb  unb  unteibUd^.  ©d^mcrjlofigfeit  ba«  l^öd^fle  ®ut. 


aWariamne  l^at  feit  längerer  3ctt  fd^on  alle  ©cmcinfd^aft  mit 
i^m  abgebrod^en.  2)aS  SSerlangen  fommt  gur  Siebe  nod^  bogu 
unb  fo  feine  ^aferet. 


3)er  @a(ome  fott  SWariamnc  ein  immerträl^renbcr  gcl^cimcr 
35orwurf  wegen  il^rer  S^leinl^eit  fein.  @ie  fud^t  nad^  gef;Iern. 
©ie  ift  gett?ig,  meldte  ju  pnbeii,  fte  ftnb  aber  nur  fo  tjcrftedt. 


ülariamttc. 
SSeir  bcin  SBeib  gu  ^Vit)l 

3orcpl)ii0. 
©ie  ifl  be«  Königs  ©d^tocfier,  meigt  bu  ja, 
Unb  ic^  bin  nur  bcr  (Snfel  jener  gürpcii, 
^ot  ben  ber  l^cut'gen  dürften  5Sätcr  fid^  geneigt. 


58  ^ramatif(^e  gfragmente  unb  ^ffine. 

S(i)  6in  ein  guter  ^Jürfl,  maS  flogt  tl^r  bcitn? 
3[ft  meine  @id(>cr]^eit  nic^t  bie  beS  ©taatS? 
Unb  »er  mid;  angreift,  flört  er  nid^t  awä)  ben? 


©äfar  fam  fetbft  inS  Sanb  beg  §erobeS,  nad^  ^totemai» 
nämtid^,  fo  baß  man  Scfeteren  «Ifo  red^t  fügUd^  loäl^renb  cineS  SlfteS 
unb  jttjeicr  S^^ifd^cnafte  jum  ©äfar  ^ingel^en  unb  ttjiebcr  gurütf« 
feieren  (äffen  fann;  befonberS  wenn  man  bie  §anblung  nac^ 
©amaria  ober  nod^  weiter  l^inauf  üertcgt.  SWan  t^ut  jwar  atter^« 
bingd  gut,  ben  fogenannten  (Sinl^eiten  ber  g^it  unb  bei^  Orted 
feine  wefentlid^en  ©d^önl^eitcn  auf?iuopfern;  n?o  man  i^nen  aber 
treu  bleiben  fann,  fott  man  eS  ja  nic^t  üerfäumen,  eS  gibt  ber 
^anbtung  eine  loorjüglic^e  ©tätigfeit  unb  beförbert  baS  eigentlich 
bramatifd^e  ber  SGßirfung  ungemein.  2)ie  ^fjantajie  fann  wol^I 
unfd^n?er  Sw^if^cni^äui"^  '^^^  3^^*  ""^  ^^^  OrteS  überfpringen, 
mau  fott  fie  aber  überl^aupt  nid^t  fpringen  laffen  ol^ne  ^oti). 
iBefonber«  förberlid^  ifl  bie  iBeobad^tung  biefer  (Sinl^eiten  bei 
bramatifd^en  ^anblungen,  bie,  obgleid^  in  ^öfjern  SBereic^en,  bod^ 
mel^r  im  3""^^"  ^«^  ^aufeiS  »orgelten,  al^  in  einer  politift^en 
^ilugcnwelt.  2)a8  Wäre  aber  eben  ber  ^att  bei:  ben  legten  Königen 
öon  3uba. 

2)iefer  §erobeiJ  l|at  öon  Statur  (Sbelmutl^  unb  @inn  für 
ba§  SRed^te.  S)urd^  feinen  (Sl^rgeij  aber  jum  ©treben  nad^  ^ol^em 
getrieben  unb  auf  bem  SBege  bagu,  au3  iWangel  an  SKad^t  mit 
8ift  unb  Unred^t  üertraut  geworben,  fül^It  er  wol^I  ba§  Unwtirbige 
feines  iBenel^men«,  ftagt  aber  bie  Seit  unb  bie  SJ^enfc^en  an, 
als  öon  il^nen  gcnötl^igt.  Sirflid^  nötl^igen  auc^  biefe  jum 
gweiteu  unb  ben  folgenben  ©d^ritten,  unb  man  üergißt  nur  ju 
(eid;t,  baß  man  ben  erflen  ©c^ritt  freiwittig  getl^an. 

SD^it  l^^^jod^onbrifc^em  Ueb erbruß  t)erwünfd;t  er  ba§  SD^enfd^en* 
gcfd^Ied^t,  baß  blefelbcn,  bie  erjl  nod^  bem  SlntoniuS  gel^ulbigt, 
fi^  icfet  ju  ben  Süßen  Oftat3ian8  l^inwcrfen,  gel^t  aber  bod^  ^in 
unb  t^ut  ba§fe(be,  „weil  er  in  feiner  Sage  nid&t  anberS  fann". 
21I§  er  üon  Dftatoian  neu  beftätigt  jurücffc^rt,  i|l  er  onfgeblafen 
unb  flolj,  unb  üergißt  gauj,  welcher  (Srnieberignng  er  feine  (Sr» 
^öf>ung  ju  toerbanfen  l^at. 

Iber  gerabc  wegen  biefeS  2)?angcl§  an  würbcDottcr  JJeftig* 


2)ie  legten  Äöniße  Don  3ubo.  59 

tcit  ücrad^tct  tl^n  SWariamnc  gar  fo  fcl^r,  unb  fliel^t  il^n  mcl^r, 
als  pc  X)\tUti6)t  einen  fc^limmcrn  S^^ranncn  öon  grögcrer  Äon» 
fcqucnj  geflogen  l^aben  ttJürbc.  SRein,  uornel^m,  flolj,  ebc(,  abclid^, 
wirft  fie  i^m  ben  SWangcI  aller  biefcr  (gigenfd^aftcn  mit  $o^n 
öor  unb  »erlebt  i^n  um  fo  tiefer,  je  me^r  i^re  Vorwürfe  mit 
^en  f)a\b  unbenjugten  feinet  3nnern  gufammentreffen.  SWariamnc 
ifl  ni^t  bemüt^ig  genug,  um  eigentlid^  gut  gu  feigen,  aber  fie 
ift  rein.  @ie  ^at  bie  Siebe  nie  gefaunt,  ja  burd^  il^re  lajlerl^afte 
Umgebung  immer  gur  53ett)a]^rung  il^reS  3nnern  aufgefordert, 
^at  fte  felbfi  feine  beutlic^e  ^orflettung,  »ad  t&  mit  bem:  „in 
einem  anbem  SBefen  Uhm'%  ba«  atö  eigentliche«  SKertmal  ber 
Siebe  gilt,  für  eine  SSettjanbtniß  l^abe. 

^erobeS  ad^tet  äl^ariamnen  \jö6^üd)  unb  )}erfi(^t  il^ren  Sertl^ 
mit  SSegtt?erfung  gegen  ©olome,  bie  gar  ju  gern  gtecfen  in  ber 
kleinen  fe^en  unb  jid^  baburc^  bie  ?afi  ber  J^Serel^rung  erleichtern 
möchte.  €aIome,  fd^Ied^ter  unb  bal^er  fejier  (gegenüber  öon  fid^ 
felbfi)  atö  il^r  ©ruber,  l^aßt  iWariamnen,  felbfl  fci^on  aU  ben  letzten 
eproffen  beö  öcrbrängten  Äö'nigSflammeS  (ber  Slämonäcr),  oon  bcm 
and^  ii)x  eigener  (Satte,  ^ofep^u«,  ifl. 

SBenn  ic^  einen  genügenben  StuSgang  finben  lönnte,  würbe 
i6)  »ieKeid^t  biefen  ^erobeS  fd^reiben. 

SWariamne  fel^r  fd^ön,  $erobeS  fel^r  in  fie  öerliebt;  fie  il^m 
jebe  2[nnä^crung  öerweigernb,  waS  feine  ©mpfinbung  bt§  gum 
l^alben  SBal^nftnn  jicigert.  Äein  eigentUd^  (Sifexfüd^tiger, 
Ötl^eHo  l^at  bad  auf  ewige  3^^^^"  untl^unlid^  gemad^t. 


(1821.) 

^erobcS,  iWariamne,  2lri|lobul,  ©atomon,  3[ofep]^.  (gie 
fd^reibt  an  2lntoniuS,  ber  bamalS  eben  in  @gt)^)ten  bei  ber  Äleo» 
patra  ifi.  3ofcp]^  entbcdt  il^r  ben  SSefel^I  be§  §erobe2,  fie  gu 
tobten,  atö  einen  SBewciS  öon  be§  ÄönigS  großer  Siebe  ju  il^r. 
^erobe«  glaubt,  S^]ipi)  f)aU  fie  burd^  bie  ©ntbedfung  öon  il^m 
abwenbig  unb  fid^  geneigt  mad;en  wollen,  unb  läßt  beibe  l^iu* 
richten. 


58  ^ramatif(^e  gragmente  unb  affine. 

Sä)  Bin  ein  guter  gürfl,  maS  flogt  tl^r  benn? 
3|l  meine  ©id^erl^eit  ni^t  bie  be«  @taat«? 
Unb  wer  mxä)  angreift,  flört  er  nid^t  and^  bcn? 


Säfar  tarn  felbft  ini^  Sanb  bed  ^erobed,  naäf 
nämlid^,  fo  bag  man  Se^teren  alfo  rec^t  füglic^  tväl^renb  elnci 
unb  gtoeier  S^Ji^enafte  jum  Säfar  l^ingc^en  unb  »ieberi 
fc^ren  laffen  fann;  befonberiS  wenn  man  bie  ^anblnnt 
@amaria  ober  nod^  weiter  l^inauf  üericgt.  iDi^an  tl^ut  stoot: 
bingiS  gut,  ben  fogenannten  ^inl^eiten  ber  Qtxt  unb  bdb 
feine  wefentlid^en  (Sc^önl^eiten  auf^iuopfern;  wo  man  i^ni^ 
treu  bleiben  fann,  foll  man  t^  ja  nic^t  berfäumen,  e9  (jg 
^anblung  eine  borjügtid^e  ©tätigfeit  unb  beförbert  baS  dg 
bramatifd^e  ber  SBirfung  ungemein.  2)ie  ^^antafte  fan» 
unf(^wer  3^i[<^^>träume  ber  3^^^  ""^  ^^^  Oxiti  übttffi 
man  fott  ftc  aber  überl^aupt  nid^t  fpringen  laffen  ol^tte! 
©ejonber«  förberlid^  ifl  bie  S3eobad^tung  biefer  (Sinl^etti 
bramattfd^en  $anb(ungen,  bie,  obgleid^  in  p^ern  ^eretd^ 
mel^r  im  Sfi^nern  beS  $au[eiS  üorgel^en,  al^  in  einer  poÜ 
^ugenwelt.  ^a&  wäre  aber  eben  ber  %aU  bei:  ben  letzten  JM 
t)on  3uba. 

2)iefer  $erobed  l^at  üon  92atur  @belmutf|  unb  &n 
bad  9{ed^te.  ^nxd)  feinen  (Sl^rgeig  aber  ^um  Streben  nad^  \ 
getrieben  tmb  auf  bem  SSSege  baju,  aui$  SD^angel  an  SD^ad 
Sift  unb  Unred^t  Dertraut  geworben,  fü^tt  er  wol^I  baS  Un» 
feines  SBenel^meni^ ,  ftagt  aber  bie  Seit  unb  bie  SO^enfd^e 
ai&  t3on  i^nen  genötl^igt.  Sirflid^  nött|igen  aud^  biefc 
gweiten  unb  ben  folgenben  ©d^ritten,  unb  man  Dergtgt  v 
leidet,  ba6  man  ben  erflen  ©d^ritt  freiwillig  getl^an. 

9Kit  ]^tjpo(^onbrifd;em  Ueberbrug  \)erwünfd;t  er  ba«  SWcr 
gefd^Iec^t,  bag  biefelben,  bie  erfl  noc^  bem  ^ntontud  g^i 
fid^  icfet  gu  bcn  güßcn  OftaöianS  l^inwerfen,  gel^t  ober  bo 
unb  t^ut  boSfelbe,  „weil  er  in  feiner  ?age  nidjt  onberi^  \ 
2118  er  üon  Oftaüion  neu  betätigt  jurüdfcl^rt,  ifl  er  aufge 
unb  jlolj,  unb  öergigt  gonj,  weld^er  ©rnieberigung  er  fei« 
t^ö^ung  ju  öerbanfcn  l^ot. 

Slber  gerobe  wegen  bie|eS  2)?angel«  an  würbeboKer  \ 


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c  r:>  idj  ^oDurcij  ^le  ir:  ^cv  t^c*.::-. •.:::.!  oiU^l'n 

i:fc:cr.  iiiBT  3iarianin«u,  \*:t"l  \^o:i  .-.l.»  ^l•Il  la«..  ■ 

GhCct  Satte,  ^C'epbn*,  ifl. 

=  iö  einen  genü^exi^exi  läu^^cjaitii  fint^iMi  toiuiii-,   iiMiur 

ii:rie3  ^«rc^ed  tci^reibeii. 

Äe'chr  ic^ön,   ^crcbcS  i'cbr  in  fio  i^-ilid'f;    |ii-  «iin 

^cing  tenDctgcrnb,   tuaö  feine  v.^•mvil^^nll.l  Im-.i    ^um 

^nr.n    itcigcrt.      Äciii    cigcnilid)    im  1 1- 1 )  11  «ii  1 1  ..1  •  ' . 

-i:l2iif  ciri3c  3»-*^^^"  untl}iinliil;  t|uiMil;i 


(1821.) 

--  Z^zz:.zt,    3(rtftcbul,     H  :'.-■;■  ■',  ',■    ' '.■ 

■  -==^^15   Ziz  fcaniaU  et-:;:  i.:  ■:     ,    .1  !.  ■  ;  .  m  .. 
"~    ni:^:   ifcr   be::  :^.  ••"  ■..,■■. 


60  ^ramotift^e  Qfraflmcnte  unb  ^Ifinc. 

(1821.) 

SßaS  bcr  (SJcfangenncl^mung  ber  ^atome  öorauögel^t,  fann 
nur  at§  (gjcpofition  bctrad^tct  locrben.  2)aburd^  wirb  bcr  Änotcn 
ntd}t  gcfd^ürgt  unb  nid^tS  gur  Söfung  beigetragen;  nur  bie  Sage 
nnb  bic  ©ejtnnungcn  ber  $auptpcrfonen  werben  anfd^auUc^ 
gemacht.  @8  reid^t  a(fo  bie  ©jrpofition  bis  jum  4.  Slft,  »ol^er 
eS  lommt,  bag  bic  gabel  feine  SluSbel^nung  {neys&oc  beS  2lri« 
jloteIcS)  f)at  @8  fann  nämlid^  @aIomc*8  unb  il^rer  @öl^nc  ^lud^t 
nad^  bcr  ^öl^Ic  für  feinen  ©c^ritt  jur  3«f^önbebringung  bcr 
$anblung  angcfel^en  »erben,  ba  c§  für  baS  ®anjc  gleichgültig 
ift,  ob  @a(ome  in  bcr  ^ö^te  ober  in  bcr  §Ütte  gefangen  wirb. 
@elbj!  bic  (gntpttung  ber  S5cr6inbung,  in  bcr  3[ubaS  mit  bcn 
ücrrät^crild^cn  Großen  bcS  Hntiod^uS  fielet,  trägt  jum  ®ang  bcr 
^anblung  nid&tS  SÖcfcntlid^cS  bei,  ba  Jte  in  @a(omc  feinen  (Snt- 
fci^tng  unb  feine  S^l^at  bewirft.  $icr  ift  bcr  ?Junft,  wo  bcr  ^c^ter 
bcS  fangen  liegt.  SBcnn  @a(omc,  um  bcr  @ad^e  bcr  3[]^rcii  boS 
bop^cltc  ©d^redtnig  ju  erfparen,  baß  cntwcber  bcr  fjclbl^crr  feinen 
@d^wur  bred^e,  ober  2;^eil  ncl^men  muffe  an  bem  35crrat^c  öon 
Slntiod^uS*  Höflingen,  wenn  ©alome  ba  .  .  . 


(1822.) 

^önig  griebrid()  Sill^clm  öon  ^Jreußen  (beS  großen  grtebrid^S 
SBater)  fagte  unb  glaubte  öon  fid^  felbft,  er  fei  ein  üottfommcner 
9lcpubUfaner.  3)er(ei  S5erfrf)iebcn]^eiten  gwifrf^en  bem  S)cnfen  unb 
^anbeln  ftnb  bei  ^erjonen  öon  l^eftigcm  ©l^araftcr  nid^tS  ©eltcneS. 
@o  fott  $erobeS  fein. 


(1822.) 

3u  merfcn,  bicfcS  immcrwäl^rcnbc  gurüdffommen  9^apoIeon5 
auf  bcufelben  (SJcbanfen,  bcr  i^n  iplö^Iid^  ergriffen  l^atte,  auf  bie- 
fclbcn  Sorte.  2)aS  i|l  bic  Seife  l^eftigcr,  Teb^aft  cm|}finbcubcr 
IJcrfoncn.  —  ^crobcSl 


r 


5Die  (elten  ft5nige  bon  duba. 


61 


(ommUnge  ber 
SRoüabäeriDonlld« 

taOfiia  ®Togt)ateT 


$tjr!an  I.  mad^t 
bad  5oiib  Don  ft» 
riWcm  3o(!^c  frei. 

«riftobul. 

§)}tfan  l^atte 
gbum&a  bezwun- 
gen nnb  bte  @in* 
roo^ner  genöt^tgt, 
bem  ^etbcntl^um 
ju  entsagen.  JJbu- 
mäa,  ber  füblid^c 
S^eil  t>on  (£anaan, 
ber  Stämme  @i* 
mon  nnb  3«^*^ 
(grbt^e«,  fo  ge- 
nannt, weil  wä^- 
rcnb  ber  befangen* 
ft^oft  ibumöi|c^e 
Araber  eS  in  ©ept? 
genommen. 


@amarier  ben  3uben  fcinb|elig. 

©abbucäer  glauben  feine  26eIol^nung  ober 
28e[lrafung  nad^  bem  Sobe. 

2)ie  ^ol^enpriefler  2o\on  unb  9}{ene(aod 
gried^ifci^en  ©itten  geneigt  3afon  errid^tet 
ein  ^pmnafton,  eine  lltabemie.  SD^^enelaol^ 
f(^i(ft  Slbgeorbnete  nad^  2:tjru8  ju  ben  bortigcn 
SBett!äm|)fen,  mit  O^jfergefc^enfen  für  ben 
ttjrifc^en  $erfu(e2. 


Sde^anber  3<^nn^u^f  ^^^  jweite  t}on  ben 
^ol^enprießern,  bie  ben  fönigüd^en  Sitel 
führten,  ein  groger  geinb  ber  $^arifäer 
unb  ein  fel^r  graufamer  ^ürft,  hinterläßt 
bei  feinem  ©terben  bie  ^errjd^aft  auf  lebcnS« 
lang  feiner  ®emablin  SJIejranbra.  @ie  üer- 
fö^nt  jid^  mit  ben  $^arifäern.  3)ie  ©abbucäer 
werben  »erfolgt. 

2lfö  3llejanbra  erfranft,  reift  \f)x  jüngerer 
@ol^n  3lrijtobul  im  Sanbe  uml^er,  ficfi  bie 
©emütl^er  geneigt  ju  mad^en.  2(Ie;canbra  bar» 
über  ergürnt,  ernennt  ben  älteren  ^tjrfan 
gum  9'^ad^folgcr.  ©ie  ftirbt.  2(u8  Slbneigung 
gegen  ben  3)rud  ber  ^l^arijäer  erflären  fid^ 
bie  meiflen  für  StriPobuI,  unb  ^ijrfan  wirb 
in  ber  (Sbene  toon  S^i^^o  tjon  bem  größten 
j£]^eil  feine»  ^eere«  üerlaffen  unb  genötl)tgt, 
Ärone  unb  ^ol^cnprieflerwürbe  bem  SCrijtobut 
abzutreten. 

Sintipater,  ibumäi{(ber  Slbfunft  unb  ©tatt» 
l^alter  öon  3^wniäa  unter  2llcj:anbra,  bnrd^ 
feine  Slnl^änglid^feit  an  ben  mntl^majjUc^en 
Äronerben  $^rlan  bem  Slriftobul  »erfaßt, 
^efet  ben  ^^rfan  gum  SBibetftanbe  auf;  er- 
wirbt i^m  ben  ©ciftanb  beö  tönig«  tjon 
Slrabien,  2lreta§,  unb  f(tcl>t  juletjt  mit  §tjr!an 
in  biefem  le^teren. 

SlretaS  tommt  mit  einem  ^eer,  fd^lägt 


62  ^lomatifi^e  Dfiaflinriite  unt  $I&iic. 


bcn  Slriflobul,  bringt  in  3cru(alem  ein  unb 
belagert  i^n  im  2:einpeL  Slriflobul  geioinnt 
be8  ^ompeiuS  gelbl^crrn  ©cauniS,  ber  eben 
@^ricn  erobert  \)at  2)iefer  öerjogt  bcn 
SlretoS.  ©eint  S^^ad^fefeen  wirb  «ntipaterS 
©ruber  Sepl^attion  (^^allion)  öon  ariflobul« 
i!euten  getöbtet.  ©eibe  ©ruber  appeüiren 
an  ^ompeiu«.  (2lrif!obuI  fd;cnft  einen  gol« 
bencn  Seinftod.)  ^ompejuiJ  bef(]^eibet  fie 
nad^  2)ama§ai8  t)or  ftd^  unb  ba  Slrijlobul 
Jo  unöorfid^tig  ijt,  ben  (^cauruiJ  wegen  ©e* 
fted^Iid^leit  anjuflagen,  entfd^eibet  ftc^  $om« 
pejus  für  bcn  $^r!an. 

Sriftobul  entfernt  fxä)  ol^ne  ^bfd^ieb  ton 
^ompejuS  unb  regt  ba«  ?anb  auf.  ^om* 
pejus  nad^  ©eftegung  bed  SretaS  fäQt  in 
3nbäa  ein.  Äripobul  wirft  fidt  reuüott  bem 
^ontpejuS  ju  güßen  unb  unterjeid^net  gutetjt 
einen  ©efel^I,  baß  alle  fcftcn  ißlälje  ibm  über- 
geben werben  foüen.  ^erufalem  weigert 
(SJcl^orfam,  ba  läßt  ^ompejnS  ben  Slriftobul 
gefangen  fefeen  unb  jiel^t  in  S^ufatem  ein, 
bcffen  Xl^ore  i^m  ^ijrfan*5  Partei  öffnet. 
2)ie  2ln]^änger  beS  2lrifiobul  üertl^cibigen  |td& 
im  Sempel.  SRa6)  breimonatU^er  ©elagerung 
wirb  ber  Stempel  erobert  unb  über  12,000 
nieberge^auen,  wobei  bie  3uben  öon  ^^rfan'S 
Partei  mel^r  ©raufamleit  geigen,  als  felbft 
bie  S^lömer.  S)ie  <^tabt  warb  an  bcmfelben 
2:age  eingenommen,  ba  man  bie  ©innal^me 
bur(^  ^^ebufabnejar  feierte. 

^ompejuS  lägt  bie  eifrigftcn  ©egner 
l;tnr testen.  @r  entweiht  bcu  2:cmpe(,  inbem 
er  ins  Ätter^ciligfte  eintritt. 

2)ie  iWauer  oon  Scrufalem  wirb  gefc^teift; 
.5t)v!an  als  ^o^erpriefter  eingeje^t,  jeboc^  als 
©afaü  ber  9iömer  unb  mit  Sl>erbüt  bie  fönig* 
licl)en  2:itel  ober  baS  2)iaT)em  ju  führen. 
2)ie  ©täbte,  bie  (eine  SBorgänger  in  Sole- 


^e  legten  ftömge  bon  3iiba. 


63 


fürten  unb  $^ömctcn  erobert  l^abcii,  werben 
Sur  ^roüinj  €^rien  gefd^Iagen,  bie  @cauru8 
vermaltet,  ^ompejui»  reift  nad^  92om,  kool^in 
er  ben  2(ri|lobu(  mit  jtoei  Söd^tem  unb 
feinen  ©ö^nen  ?lle|canber  unb  intigonuS 
sur  3ierbe  feine«  2:riunH3^iJ  mit  fxä)  fü^rt. 
Sllejcanber  cntfommt  auf  ber  Steife. 

$t?r!an  fällt  in  Srägl^eit  jurttcf.    ?(nti. 
ipatcr  mad^t  fi6)  beim  ©cauruS  beliebt. 


3«   ben  If^tfit 

SBtttgett  beir 

Sfttben. 

(Um  1882) 

ißadnage  i 


*  Histoire  de  la 
religion  des  Juifs. 
Rotterdam  1707. 


3)ie  Slgmonäcr  bod^ten  me^r  barauf,  t^re 
S^rfu^t  gu  befriebigen,  atö  bie  S^leligion 
wieber  l^erjufletten.  ©ie  Ratten  bie  Ärone 
bem  ^aufe  SDaöibS  entzogen,  beffen  ^lad)» 
lommen  in  ber  grögten  Srmutl^  ft^mad^teten. 
@ie  waren  nid^t  üom  $o]^enprieftergef(^!e(^te 
unb  ufurpirten  biefc  Söürbc  gegen  baS  $auS 
^teagari»,  wie  bie  ^one  gegen  baiS  $aud 
2)at)ib§.  ©elbfl  bie  SSereinigung  beiber 
Sürben  war  unerlaubt. 

©cften,  bereu  eine  Unflerblic^feit  unb 
Sluferflcl^ung  leugnet;  bie  anbere  fid^  in 
^eibftpeinigung  abquälte ;  bie  britte  weniger 
auf  ©Ott  a(8  auf  irbifd()e  £ugenb  fal^. 


es  war  eine  ^ropl^c^eiung  3aIobS,  bag 
3uba  fein  €cepter  unb  feine  ©efe^gcber 
oerüeren  werbe,  wenn  ber  SWeffiai^  erfd^einen 
würbe. 

§erobeS  war  fein  rechtmäßiger  Äöuig, 
er  war  Weber  an^  bem  ©tamme  3"^^/  ^^^ 
bem  allein  Äönige  genommen  werben  fonnten, 
no(^  felbp  t)on  alter  ifraelitifd^cr  ^3lb!unft. 

©roge  ©ewalt  beiS  (gan^ebrinS  (an§ 
71  ^erfonen  befle^enb). 

^erobeS  ber  Sbnmäer,  ber  Äned^t  ber 
^i^monäer. 


64  ^ramattf(^e  Srogmente  unb  $(än6. 


^crobcS  liebte  Samaria  fcl^r. 

^ier  brad^tc  er  S3raut,  iWuttcr  unb 
^äfdi^t  in  ©ic^erl^ett,  al^  er  t}on  feineu 
geinbcn  gebrängt  war.  $ter  ^eirat^ete 
er  SO^ariamnen.  (Sr  l^atte  bieStabt  neu 
aufgebaut. 

2)ie  eper  eine  fe^r  ftreirge  @efte. 


SlntigonuiJ  ber  ©tifter  ber  ©abbucäer 
leierte:  @eib  nic^t  »ic  bie  ©flaöen,  bie  i^rem 
^errn  nur  bienen,  um  belel^rt  gu  »erben! 
^\)\\i  baiS  (^ute,  ol^ne  eine  f^ruc^t  babou  ju 
erttjarten.  2)ie  ^nxtbt  beS  $errn  fei  über 
eud^!  Sl^re  Seigre  »ar  m^fiifd^,  unb  als  fi(^ 
biefeS  Jüefetcre  uerlor,  fingen  il^re  Slnl^ängcr 
an  gu  glauben,  baß  eS  überhaupt  feine  55e« 
lol^nung  unb  ©träfe  gebe. 

©ie  verwarfen  alle  2^rabitionen  unb 
nal^men  Don  ben  l^eiUgen  Sudlern  nur  bie 
beS  iD^ofed  an. 

S)ie  ©abbucäer  leugneten  bie  fpccicttc 
SSorfel^ung,  bie  ©eifligfeit  ber  ©eelen,  bie 
STuferflel^ung  ber  S:obtcn. 

^erobeS  fott  bie  Seigre  beS  $Iaton  auf 
fte  gebraci^t  l^aben. 

gi^re  SWoral  war  flreng,  fte  l^ießen  bie 
QJe redeten,  ©ie  »urben  nie  mit  ibvem 
Sffiiaen  »iid^ter. 

$]^arifäer,  bie  S^rabition  aufredet  er- 
^altenb,  bie  fte  nod^  mit  fd^arfen  SSerboten 
öermel^rten  unb  in  fd^ein^eiliger  ©trenge  üor 
bcm  ^olfe  lebten. 

^anptunterfd^icb ,  bie  2el|re  üon  einer 
SBeto^nung  unb  iBeflrafung  im  fünftigen 
Seben. 

©ic  l^ielten  befonberS  auf  bie  X^rabition 
unb    glaubten    eine   unanSweid^Iid^e  9^otI)« 


^ie  legten  P5nige  Don  ^vCba. 


65 


3)ic  Urfad^c,  wa- 
rum 3(^a8ücru§  bic 
3Saft^it)crftic6,war, 
»eil  er  jic  bei  einem 
öffentlid^en  Wlaf^l 
Idolen  ließ,  um  il^re 
@<]^önl^eit  ben  SSer* 
fammelten  ju  gei« 
gen,  fte  ober  üertpei^ 
gerte  gu  fommen. 

Sietlei(^t  eben  fo 
SRariomne? 


ttjenbigfeit,  bic  ben  SBittcn  nur  im  fünfte 
ber  SRettgion,  ber  Jfurd^t  ®otteS  frei  loffe, 

(S^roger  Glauben  ber  3uben  im  ^tt^ 
gemeinen  an  beu  SinfCug  ber  (S^efiirne* 

2)aS  ©d^irffal  ber  $^arifäer  war  bic 
SBorfel^ung,  infofern  ftc  bie  (grcigniffe  im 
^orauiS  beftimmt. 

^l^arifäer  fotten  an  bie  ©eelcnwanberung 
geglaubt  l^aben* 

$erobe3  begünjUgt  bie  (Sper,  bereu  einer 
il^m  )}or]^ergefagt  l^atte,  bag  er  ^önig  werben 
würbe. 

(SPer  glauben  ein  ^ä)xä\ah  ^Bringen 
feine  Opfer.  (Sbten  bie  £onnc,  t)ielletd^t 
über^au|)t  bie  ©eftirnc.  (S^Iaubc  an  Unflerb= 
lid^Ieit.  ^elol^nung  unb  ©träfe,  ^eobat^ten 
(Sölibat. 

(Sin  @ffäer,  iS^anal^em,  l^atte  ben 
^erobeiJ,  ben  er  ate  Änaben  in  bic  ©t^ulc 
gelten  fal^,  at&  ^önig  ber  Suben  begrügt. 
©r  fagte  il^m,  er  würbe  30  3^^^^  regieren, 
©eib  gerecht  unb  regiert  eure  SSöÜer  rul^ig. 
3(^  weig  aber,.bag  il^r  t&  nid^t  tl^un  werbet, 
gl^r  werbet  göttliche  unb  mcufd^Iid^e  S^let^tc 
mit  gügen  treten,  aber  hoä)  QlMüä)  regieren 
unb  euer  5Ramc  wirb  ewig  bauern.  ?lber 
(SJotteiJ  SRad^c  werbet  il^r  ntd^t  entgelten. 

SWariamnc  aug  bem  föniglid^cn  ©cfd^Icc^t 
ber  SlSmonäer,  ^nfelin  bc8  ÄönigS  ^tjrfan, 
Xoö^ttx  ber  Sllcjcanbra,  ©d^rocfter  beS  Slriflo« 
bul,  bcS  ITjäl^rigen  ^ol^enprieftcrg ,  ben 
^erobeS  beim  SBaben  erfäufen  läßt.  ^crobeS, 
@o^n  be§  jd^Iauen  Sintipater,  feinen  Ur» 
fprung  t)on  einem  ©roßtoatcr  l^erleitcnb,  ber 
l^eibnifd^er  S^empelbiener  in  SlScalon  war, 
ein  gbumäer,  toon  einer  arabifd^en  SWutter 

geboren. 

2ltö  ^erobcs^  jum  2lntoniuS  reift,  93efe^I 
an  feinen  ©d^wagcr  Qojepl^ug,  SJJariamucu 


f»tilipatitx,  ffßttU.    XI. 


58  ^ramatif(^e  gfragmente  unb  !ßlfine. 

aerobes. 

^6)  bin  ein  guter  gür|l,  waS  flogt  il^r  benn? 
3[ft  meine  ©id^crl^cit  nic^t  bic  beS  ©taatg? 
Unb  wer  ntid;  angreift,  flört  er  nid^t  aud^  ben? 


Säfar  !am  felbft  ing  Sanb  beiS  ^erobeiS,  nad^  ißtoTematS 
nämlid;,  fo  baß  man  Sc^teren  alfo  red^t  ftigUc^  mäl^renb  eines  SlfteS 
unb  jtt)eier  3tt?ifrf;enaftc  jum  (Säjar  ^ingel^en  unb  »icber  gurüd» 
feieren  laffen  fann;  befonberS  loenn  man  bie  §anblung  nad) 
©amaria  ober  noä)  »eiter  l^inauf  öertegt.  SWan  tl^ut  jwar  attcr=» 
bingS  gut,  ben  fogcnannten  Sinl^eiten  ber  ßcit  unb  beS  OrtcS 
feine  loejentlici^en  ©d^önl^eitcn  auf?|uopfern;  loo  man  il^nen  ober 
treu  bleiben  fonn,  fott  mon  t&  ja  nit^t  üerföumen,  eS  gibt  ber 
$anblung  eine  öorjüglic^e  ©tätigfeit  unb  beförbert  bog  eigenttic^ 
bromotifc^e  ber  SBirfung  ungemein.  3)ie  ^tiantajte  fonn  wol^I 
unfti^wer  ^m\d)tnxäumt  ber  Qtit  unb  beiS  Orte»  überfpringen, 
man  fott  fte  ober  überl^oupt  nid^t  fpringen  loffcn  ol^ne  "iftoti). 
SBcfonberS  förberlid^  ift  bie  ©eobod^tung  biefer  (ginl^eiten  bei 
bromotift^en  ^onblungen,  bie,  obgleich  in  l^öfjern  ©ereld^en,  bod^ 
mel^r  im  3nnern  bc§  ^oufeS  öorgel^cn,  olg  in  einer  politifd^cn 
^ilugcnwett.  2)aS  wäre  ober  eben  ber  gott  bei:  ben  legten  Königen 
öon  3uba. 

2)iefer  §erobe§  l^ot  öon  Statur  (Sbelmutl^  unb  ©inn  für 
ba§  Sfled^te.  2)urd^  feinen  ©l^rgeij  ober  jum  (Streben  nod^  ^ol^em 
getrieben  unb  auf  bem  SBegc  ba§u,  ouS  SWongcI  an  aWod^t  mit 
Sift  unb  Unred^t  ijertrout  geworben,  fül^It  er  wol^I  ba§  Unmürbige 
feines  ©enel^menS,  flogt  ober  bie  SBelt  unb  bie  SD^enfc^en  an, 
als  üon  il^nen  genöt^igt.  SBirflid^  nötl^igen  ouc^  biefe  jum 
jweiten  unb  ben  fotgenben  ©d^ritten,  unb  man  öergigt  nur  ju 
id(i)\,  bog  man  ben  crften  ©d^ritt  freiwittig  getl^on. 

SWit  ^Jjpod^onbrifd^em  Ueberbrug  t)ern)ünfd()t  er  ^a^  9Kenfd^cn* 
gefd^Ierf)t,  boß  biefelben,  bie  erfl  nod^  bem  SlntoniuS  gel^ulbigt, 
fid^  icfet  ju  ben  güßcn  DftatjionS  l^inwcrfen,  gel|t  aber  bod^  Ij'm 
unb  t^ut  boSfelbe,  „weit  er  in  feiner  Soge  nid&t  onberS  fann". 
SIIS  er  öon  Oftotoion  neu  beftötigt  ^urüdfcl^rt,  ift  er  oufgeblofen 
unb  flofj,  unb  vergißt  gong,  roeld^er  ©rnieberignng  er  feine  ©r» 
^ö^ung  gu  üerbonfen  l^ot. 

Slber  gerobc  wegen  biefeS  9)?angc(S  an  würbctjoüer  gcftig- 


2)te  (e^ien  SthniQt  Don  3uba.  59 

feit  öerad)tct  i^n  iWariamne  gar  fo  fcl^^r,  unb  flicl^t  tl^n  mcl^r, 
als  pe  oicllcic^t  einen  fd^Itmmern  S^ranncn  öon  größerer  Äon» 
fcquenj  geflogen  l^aben  »ürbe.  Sfiein,  üornc^m,  flolj,  ebe(,  abelid;, 
ttirft  jie  t^m  ben  SKangel  aller  btejer  (Sigcnfc^aften  mit  ^ol^ii 
Dor  unb  öerle^t  il^n  um  fo  tiefer,  je  me^r  i^re  Vorwürfe  mit 
öen  f)atb  unbewußten  feine§  JJnnern  gufammentreffen.  SWariamne 
ijl  niti^t  bemüt^ig  genug,  um  eigentUd^  gut  gu  l^eigen,  aber  fic 
ift  rein.  @ic  ^at  bie  Siebe  nie  gefaunt,  ja  burc^  il^re  lafterl^afte 
Umgebung  immer  gur  ^enjal^rung  il^red  donnern  aufgeforbert, 
^at  fie  felbfl  feine  beutlid^e  ^SorfteÜung,  maS  eS  mit  bcm:  „in 
einem  anbern  SBefen  (eben",  ba3  atö  eigentlid^eS  Tltxlmai  ber 
?iÄe  gilt,  für  eine  ©enjanbtnig  l^abe. 

^erobeS  aci^tet  3J?oriamnen  i^ödjixd)  unb  Derfid^t  il^ren  SQSert^ 
mit  Seg»erfung  gegen  ©alome,  bie  gar  ju  gern  Rieden  in  ber 
Steinen  fc^en  unb  ftd^  baburc^  bie  ?aft  ber  SSerel^rung  erteic^teru 
mö^tc  €olome,  fc^Iec^ter  unb  bal^er  fcfter  (gegenüber  öon  ftd) 
felbfi)  atö  i^r  ©ruber,  l^aßt  iWariamnen,  felbfl  fd^on  aU  ben  lefetcu 
eproffen  beS  öerbrängten  ÄönigilflammeS  (ber  asmonäerj,  oon  bcm 
auc^  i^r  eigener  (Satte,  3ofep]^ujJ,  ijl. 

SBcnn  id^  einen  genügenben  SluSgang  finben  lönnte,  würbe 
id^  üietteid^t  biefen  $erobeS  fd^reiben. 

9Wariamne  fel^r  fd^ön,  ^erobeS  fel^r  in  fie  üerlicbt;  fie  il^m 
jebc  Slnnä^erung  öerweigernb,  waS  feine  @mpfinbung  bi§  jum 
falben  SBal^njlnn  fieigert.  Äein  eigentUdE)  (Siferfüd^tiger, 
Dt^etto  l^at  bad  auf  ewige  3^^^^»  untl^unlif^  gemad^t. 


(1821.) 

^erobeS,  SWariamne,  2lriflobul,  ©atomon,  ^ofepl^.  Sie 
fd^reibt  an  SlntoniuÖ,  ber  bamafö  eben  in  ©gljpten  bei  ber  ÄIco= 
patra  ift.  3ofcp^  entbcdft  il^r  ben  S3cfet|I  bc§  §erobe§.  fie  gu 
tobten,  aU  einen  SBewciS  öon  be§  Äönig»  groger  Siebe  ju  i^r. 
§erobeiJ  glaubt,  3o\tp^  ^a\)t  fie  burd^  bie  (Sntbecfuug  öon  il^in 
abwenbig  unb  ftd^  geneigt  ma(t)tii  wollen,  unb  läßt  beibe  l^iii* 
richten. 


68 


*Dramaitf<(e  gfragmente  unb  !p(fine. 


(S8n?arctnc<5c!te 
bcr  ^erobiancr,  bic 
ben^erobeSatöben 
'3!flt]fxa&  betrad^tete. 

^^rtfhii^  nannte 
bcn  ^crobcS  einen 
%nä)»  (@.  2). 


fiivov'    uii    mvi^d'ivTog  Si  inl    r$   ^(Jirp^ 

Tov  Xoyov   doyov   kaV   oxSiva   ydp  avr^ 

xlvSvvov     ytiQStv*     roiavra     ftooSiSd^ada 

'Aar    inaZvov  rov  naipov    BiösriusTBi  Si€iXe^ 

^ofiavov»    o     Si   nid-avog    dfia    nal   ^erd 

dftovS^g  Btöi^eit  Sopa  uiv  avrp  rr^v  Ma~ 

ptau^irjv  ftapeö^rjöd'ai  Xiyav^    dvariBid'Btv 

Si    ^iXrpov    avrß    SiSovai.     npog    Tovro 

StaAivtj&ivrogf    ro    ^iXrpov    SXeyev    alvcu 

^dpucoLov  vsi    imeiviig   StSonsvoVf    ou   r^v 

Svvajutv     avTog     ovn     eiS^vat'     Sic     mal 

fipoöayyttXaif    rovr    dö^aXiörepov   avr$ 

xal     T$    ßaötXel     SuiXripora*     •roiovrav 

dxovtfag   6  'HpoSijg  Xoyav,    xai    (iporepov 

yiaxSg  Siayislfitvogt  in  fiäXXov  dvt^pe&iöd-^f 

Tov  T   Bvvov^ov  og  Tiv  T^  Mapidftttij  aiÖ~ 

loraTog   ißaödvi^Bv  vftip  rov  ^ap^dnov, 

yi votfxov    cjg  ^opig  •iMivov  ov  Svvarov 

r)v  ovTs  fut^ov  ovT  iXarruv  ri  aeapa^d-ai. 

yevouei'og  S^iv  ratg  dvdy/.aig  o  dv&poaog 

ovSiv    niv  ov   ivextv   ij3atfavl^tTo    Xiyetv 

bI^b-,  to  uivToi   T^g  yvvatAog  ij[9og  Big 

avTov  ipij   yaviöO-ai  Sid  rovg  Xvyovg  ovg 

6    SoB^og    avry    fpodöetav.    ravra    S'irt 

XiyovTog  ftiya  jSoi^Öag  6  jSaöiXsvg  ovx  dv 

i^rj   26buov,  nidtoTatov   ovra  tov  dXXov 

ypovov  avr$  tb  nal   rj  ßadiXBigt,  nara- 

npoSovvcu  rag  ivroXag^  bI  ^irj  -Aal  fTBpatripo 

fipoBXijXvd'Bi    rfjg    npog    rrjv    Mapidfitifjv 

yioivavlag-    yiai     tov    ßtiv    Iobuov    Bvd-vg 

iyiiXevÖBv     dnonTBlvai    övXXafiovrag,    rij 

Si   ywaiv.1    yipltStv    dasSlSov,    övvayayov 

rovg  ohBiotdrovg  avr^  -Aal  t^v  xarrjyopiav 

iöaovSaÖpivrjv  aoiovuBvog  vsrip  tov  nard 

Tdg    StaßoXdg    ^iXTpov    mal    yap^dmov* 

rjv   Si   dTipaTijg   iv  to   Xoyp   xai  nplÖBog 

upytXwTspog*     mal    riXog     ovrog     i^ovTa 

yivcHfxovTBg   avrov   oi   aapovTeg   d-dvarov 

avrijg  y.aTB-^ri^iöa\To-  SiBve^&Biörig  Si  ryg 


5)ie  testen  Äönige  üon  3ubo.  69 

yvdßtiq  vneyiviTo  ^iv  ti  mal  toiovtov 
avtp  re  nal  rtöi  röv  napo vrov,  fiij  npo~ 
nsTÖg  ovTog  dvaipslvj  narad-iöd-ai  Sh 
elg  iv  Ti  rav  iv  ry  ßaÖtXsla  tppovpiov' 
iönovSaöd^  Sh  ralq  napl  rjjv  2aXduriv 
ixfgoSov  ftoiföaöd'ai  r^v  dv&pcmoVj  mal 
ßiäXXov  iaeiöav  rov  ßaÖiUa^  rdq  rapa^dq 
Tov  itX^&ovg,  el  ^otfa  Tv^otj  (pvXd^aöd^ai 
Öv^ßovXavovdai  • 

Siapid/iuij  ßUv  ovv  ovrag  ilyeto  tiJv 
ifil  d'avdrp'  övv^ecjpf^öaöa  Si  tov  ytmpov 
ri  *AXt^dvSpa  xal  dn  ^unpdg  iXtriSag 
S^ti  fii  xal  airrj  tSv  o^ioiov  i^  HptLSov 
ro^ot,  ivavTiog  ftpog  ro  stparov  d'pdöog 
nal  XLav  dttqaaog  ^erajSdXXeTo.  ßovXofiivt^ 
ydp  ifi^r^vai  rijv  dyvotav  wv  ixeivri  rag 
airiag  el^av,  i7iftr^Sr^<Sa(Sa\  aal  XoiSopovfiifTi 
fy  d^vyarpi  ndv-rav  dyiovovrcjv  ißoa  xaxijv 
TfLal  d^dptÖTov  ftpog  tov  dvSpa  yaviöd-ai, 
Hai  Si'Aaia  ftdö^siv  iftl  rotovTotg  roX- 
^r]ua6iv'  ov  ydp  dueiipaöd'ai  Seovrog  tov 
ndvTov  avTov  evepyirtjv*  ^ 

Hfamonäcr,  clgcntltd^  fo  toicl  aU 
SDlaffabäcr,  tjoii  2lfantonäug,  bcr  bcr 
SSatcr  bc«  SWotatl^iag,  bcS  ©tammüaterS  üon 
3uba§  9J?a!fabäu§  unb  feinen  trübem  tuar. 


t  Joseph.  Flavius.  Arch.  XV.  7,  4  f. 


-ooW^Coc- 


(1829.) 


Srfler  Sn^ttg. 

4^aSe  in  X^mmat^.  ^ie  rechte  6cite  ber  9u^ne  nimmt  eine  na^  hinten 
}u  laufenbe  lange,  fc^male  Zafel  ein,  an  ber  f(^n)anfenbe  O&fie  liegen. 
6ainf9it  fi^t  ber  Sorberfte  xt^ti,  Xiiia  liegt  i^m  sunAc^fi.  (2>alila  ali 
unber^eirat^et,  nic^t  in  ber  (BefeOfc^aft  ber  SRAnner.)  SHe  Itnle  Seite  beS 
Zifc^S  ifi  nur  biS  gur  aRitte  berfelben  befeft;  ber  nac^  bom  fie^enbe  X^eil 
berfelben  ifi  ffir  bie  9tufmartenben  freiflelaffen.  fitx  er^e  auf  biefer  Seite  liegt 
»iQa'i  Sater.  Sin  bem  ftuBerften  fc^malen  (Snbe  bed  Xifd^eS,  eine  ))rä(^tige 
9tft(t(e^ne  hinter  ^^,  ber  Ober)>riefler  unb  ein  ^u^^tling  ber  ^^ilifler 

9(uf  ber  Unten  Seite  ber  SBfi^ne  Sfinger  unb  Sängerinnen  mit  Warfen. 
9n  ben  3t9tf<^TSumen  beS  <8efangef  foirb  getaugt. 

(Krfang. 

2)ogon,  ber  gürfl  ber  ©d^redfen, 
Sielet  einiger  im  ÖJrimme, 
2)er  (grbfrcig  l^ord^et  feiner  ©tintntc 
Unb  gittert  weit  untrer. 

t  dm  Xagebud^  finben  fiä)  folgenbe  9lotiaen : 

(27.  gebruar  1829.) 
^benbt  im  Xl^eater.    Samfon  bon  ^SnbeL    ^ie  f^freube  iiber  baS  f)ttt» 
I{(9^e  aBert  l^at  ein  bebeutenbeS  ilopfn)«^  aurüdgelaffen  .  .  . 

(28.  2f«&r««tf-) 
.  .  .  SeB  SRorgenS,  luiäf  bie  geflrige  9luffübrung  beS  ^Snbel'fd^en  Cra> 
torlumB  ongeregt,  ben  Somfon   olS  tragifd^en  Stoff   ju  betrachten  berfujbt. 
iteinen  Orennbuntt  gen)onnen,  bie  C^änbel'fcl^en  C^^öre  tonnten  bem  S)inge  ein* 
genxbt  luerben. 


r 


Satnfon.  71 

2)agond,  2)agond,  2)agond  Wlad^t 
@ei  bad  feflU(i^e  Sieb  gebrad^t 

{%ani.) 

damf0tt 

(ben  bor  i^m  ^e^enben  SSec^er  toegfd^iebenb). 

Äonn  man  aud^  ungcjlört  bcn  S3cd^cr  leeren  V 

<8»  e  f  a  n  9. 
9fitd^t  nur  bloß  ber  @(i§recfen, 
S[ud^  ber  gürji  ber  Siebe, 
3w«fac^  fo  bejtcgenb 
38rael8  ®ott  unb  S5oIf. 

(I40r. 
!^agond,  5Dagon§,  Tagonis  "SRadfi  — 
iBanfon  (auffie^nb). 
$alt  ein!    Sagt  ab!   3fl  ba§  bei  eud^  l^ier  @itte, 
2)a6  man  bie  gremben,  argtoS,  unbefangen, 
3u  W  lÄ't  unb  als  ®äfie  bann  befd^impft? 

(3«  Sarbai.) 

$afl  bu  jum  @o^n,  gum  (Sibam  ntid^  erfel^n 
Unb  tpünft^eft  bu,  bag  iä)  gebulb'gen  3)^ut^S 
9n^öre  meinet  $oUS  unb  meinet  ©otteS  @(!^ma(^? 


©amfon,  förperlid^eiJ  ©ebürfnig  jum  Sßeibe. 

2)alila,  ©itelfeit.  @ie  ifl  bie  jüngere  ©c^wefler  jener  pt)Hi* 
fiäi{(]^en  ^raut  p  ^^intmat^,  mit  ber  ^en^erbung  um  totldft  bad 
@tti(f  beginnt.  @ie  öerrätl^,  im  3iinmer  öcrflerft,  baS  ©el^eimnig 
be«  Sflät^Jetö  öom  Sömen,  auS  bem  ©tigigfeit  ging,  ©amjon 
glaubt,  feine  ©raut  l^abe  eS  öerratl^en.  2)iefe,  in  it/rem  rul^igen, 
tiefen,  aufredeten  SBefen  wieberl^olt  nur  immer:  S^  Ijaht  e« 
nid^t  getrau. 

©amfon  öon  allen  leiten  jur  ^Befreiung  feineiJ  SSoIfeS  auf« 
geforbert,  ttnc  er  cS  immer  wieber  über  ber  SBeiberliebc  tjergigt. 

2)ie  brci  (SJelÜbbe  beS  35aterg:  ber  ©ol^n  fotte  feinen  Söein 
trinfen,  nid^t«  S5erbotenei8  (lein  ^eibenweib?)  berül^ren,  nie  bie 
^oate  fd^eeren. 

3)ie  ^^iüfler  übermütl^ig,  njeid^lic^,  bie  Israeliten  in  fo  l^arter 
8otmägig!eit  i;altenb,  bag  fie  il^nen  nid^t  einmal  ben  (^ebrauc^ 


72  ^ramatifdbe  gfrasmente  unb  ipiäne. 

bcr  Saffcn  erlauben  ((gfclfinnbaden).  2)a  pe  bcr  fhtm^fen  35er- 
PanbeSfräfte  ber  gubeit  flotten,  gibt  il^nen  ©amfon  jene«  »iätl^fel 
auf:  „SSom  greffcr  aud  ging  @<)eir  unb  ©üßigfeit  öont  ©tarlen." 
©omfon,  naiDe  2)erb^cit  3m  1.  ^fft  bi«  gur  SufKgfeit  gel^enb, 
gm  2.  SCft  |)atriard^alifd^  jimpeL  3m  3.  Sfft  im  ©efü^Ie,  bag 
er  in  feinem  ©eruf  fei,  unge^euerlid^,  begeijlerl.  3Jn  4.  StÜ  bo8 
©ewugtfein,  bof  er  öon  feinem  ©eruf  obgenn(i^en,  in  mürrifd^ejJ 
SBefen  öerHeibenb. 

3)alila  lägt  ibn  f^)innen.  @ie  binbet  il^n  anfangt  mit  einem 
gaben  bciS  ©efpinnJieiS,  bann  mit  @tri(fen,  enblid^  fd^neibet  fte 
i^m  bie  ^aarlodte  ab.  Sdd  er  enoad^t  unb  bie  $aare  abgefc^nitten 
ftnbet,  kuagt  er  nid^t,  fi^  ben  ^^inben  gu  miberfe^en,  im  $e« 
mugtfein,  ben  mit  ®ott  gemad^ten  ^unb  burd^  $erle^ung  feined 
(S^elttbbed  gebrod^en  ^u  l^aben.  (@eine  moralifd^e  ^aft  ifl  gebrod^en, 
nid^t  fo  fel^r  feine  p^l^flfd^e,  bix^  toeld^e  Don  beiben,  in  3^^if^^ 
gef/alten.) 

I.  »tö  bie  ^^ilifter  i^m  bie  ^uflöfung  bed  9{ät^fetö  fagen, 
entfernt  er  {tdft,   o^ne  ein  Sort  gu  fpred^en.    2)a  bringen  bie 
$^itifter   in  2:^ir}a*d  $ater:    9hin   gib   ^e    i^m    nid^t.     ^m 
l^alten  »ir  il^n,   er  i|t  in  unferer  ©d^ulb  um  ber  ge^n  Äleiber 
unb  ber  jel^n  @edtel  Silber  »illen,  bie  er  an  bie  Söfung  be« 
mt^fcl«  öcrwettet   —  S^irja.     6o  foü   id^   nur  bie  fjeffel 
fein,  bie  il^n  endft  pit?   SJBirb  er  nitbt  glauben,  bag  id^   bad 
(Se^eimnig  toerrat^en?  —  (Sin  2)iener  fommt  —  $err,  ©amfon 
ift  unter   bie  abreifenben  ©äfte  unb   i^r  ^folge  gefallen,   er 
»irft  jie  ju  ©oben,  bie  ©einen  berauben  fle.  —  2)er  ©raut* 
Dater  berat^fc^Iagt  mit  ben  Angehörigen,  mie  fle  bei^  Süt^en« 
ben  mäd^tig  merben  foHen.    3^^^^^  ^i^^  ^^"  ^nig,  bie  Sraut 
ben  9erfu(^  machen  p  laffen.    2)a  fommt  (Samfon  gurüdt,  gmei 
Xxtntx  folgen  mit  Kleibern  unb  ®oIb.  —  @amfon.    3^^  ^<^t 
mein  Slät^fel  erratl^en,   i(^  bin  euer  'Sd^ulbner.    $ier  ber  über» 
einge!ommene  ^rei«.  —  ^ater.    3)a«  ift  betrug,  bu  ^aft  bie 
Unfern   beraubt,   unb   gibft  un8   nun,   toa^  frü^r  fd^on  unfer 
war.  —  ©amfon.    9Wit  Xrug  f^aht  xf)x  mein  ©e^eimnig  er- 
langt, id^  ga^le  cud^  mit  gleicher  SDWlnge.    Ober  Dielme^r  nid^t 
eudfe,  fonbem  bid^  (ju  S^irja),  bie  bu  bi<^  bemüht  für  alle,  bie 
bu  ba«  ©e^eimnig  Derratben.  ba8  id^  bir  oertvaut.    Bo  ga^le  xöf 
bie«  unb  faufe  mi^  jugleicb  lo«  Don  bir. 
Xf^hia  f(^tt?eigt. 


r 


6amfon.  73 

©amfon,  nad^bcm  er  bcn  S3unb  gcrriffcn,  »cnbct  pd^  ^u 
fernem  O^etm.  Äomntt,  fagt  er,  unS  ruft  ein  anbereS  ©efd^äft 
S^i  bin  bereit  —  2)ie  ^l^ilifler  »ollen  il^n  l^inbern,  ba  tritt  er 
unter  fte  unb  fte  laffen  il^n  giel^en. 


2)ad  ©el^eimnig  f)at  eigentlid^  bie  jüngere  ©d^mefler  S)alila 
»erraUcn,  bie  im  3immer  oerfiecft  war,  a\&  ©amfon  ber  altern 
@c^»cfter  Jt^irja,  feiner  ©räut,  ba8  S^äfl^fel  unb  feine  Söfung 
entbedftc. 


S)em  £)ber))rief]ter  ifl  im  (^runbe  iebe  i02einung  gkic^giltig, 
feine  9{ebe  ^öl^nifd^,  f))agl^aft,  bornirt.  SKanc^mal  ^roingt  er  ftc^ 
3nr  Salbung.  2)er  Häuptling  ingrimmig,  überall  ba  So(f,  »o 
ber  «nbcre  ]^ö#en§  gud^«  ifl.  (^ofrat^  $erfa?)  ©ie  treten 
immer  mitfammen  auf,  unb  fobalb  bte  Slngelegen^eit  eine  mid^tige 
SBenbmig  nimmt,  ergreift  ber  Häuptling  baiS  ^ort.  @ie  bilben 
gemiffermagen  jufammen  @ine  ^erfon,  ben  ^o^n  unb  Uebermutl^ 
ber  (Bttoalt 

2)it(aiS  ©ater  gemein,  eigennützig,  ol^ne  fefie  ST^einung,  fd^neU 
t)on  einer  gu  ber  anbern  überfpringcnb.   ©twa  wie  ber  @d^aufpieler 

^Ua»  fpäterer  üKann,  wenn  er  ja  jum  ©pred^cn  fämc,  un* 
bebeutenb,  fd^ttjeigfelig,  ein  eigentlid^cr  'ß^i^ipter  im  neueren  ©inne. 
9?oc^  ein  SJerwanbter  2)itta'S,  3ubenbubc. 


2)ie  JJbee  »äre,  bag  ber  3^^*  t^incr  ©enbung,  bie  ^Befreiung 
feineiJ  3SoIfcg,  bie  tt?ä^rcnb  feineiJ  SebcnS  eine  immer  neu  ^croor- 
bred^enbe  ©innlic^feit  vereitelt,  er  nun  fterbenb  burd^  bcn  ©inftnrj 
beö  Stempel*  erfüllt,  ber  bie  9Wäd(>tigfien  ber  geinbc  unter  feinen 
2:rümmern  begräbt. 


-oO^Öitx^ 


^u  ^($repoflcfö  Jitüfpief  „ponna  piana". 

(1817.) 

1)  foücn  2).  üJuiö  unb  2).  ®aPon  int  britten  %tt  ntd^t  einen 
eigenen  $Ian  jur  8e2n}in9ung  2)ianend  burd^  @i{erfud^t  mad^en. 
2)iefer  $Ian  l^at  mit  mndfx^t  auf  ben  äl^nlid^en  bei»  2).  ^äfor 
etn^ad  (Sintönigei»  unb  üern}irTt  bie  $anblung  ju  einer  Qtxt,  mo 
fte  rafd^  ber  (Snüuicflung  pfd^reiten  foll,  »ai»  um  fo  gefäl^rtid^er  x% 
ba  ber  britte  33Cft  o^nel^in  fe^r  Diel  ^anblung  (innere  nämlid^)  l^at, 
fo  bag  t&  mirfüd^  beinal^e  an  ^aum  gur  hinlänglichen  (Entfaltung 
fel^It.  SBenn  bie  Reiben  ^Ritter,  blog  um  ben  i^nen  für  baiS  gcfl 
juget^eilten  2)amen  ben  $of  ju  mad^en,  ol^ne  anbere  ^ebenabftd^t, 
afö  l^öd^flenS  bie,  2)ianen  ein  Wenig  ju  ärgern,  il^re  @tänbd^en 
bringen,  in  weld^er  Slbftc^t  fte  »on  SD.  ©äfar  ober  ^erin,  bie  ba§ 
afö^cbel  in  il^rem  $(an  benü^en  wotten,  unterflttfet  werben,  fo 
getoänne  baS  ©ange  an  (Sinfad^l^eit,  an  S5er|länbUd^!eit  unb  bie 
^anblung  fonjentrirte  fid^  nod^  baju  me^r  auf  bie  ^auptperfonen, 
bie  im  ©efiö  ber  ^äben  ber  jjntrigue  blieben. 

'äuä)  ip  aller  ®runb  oor^anben,  bie  beiben  SRebenbul^Ier,  je 
näl^ev  eg  ang  (Snbe  gel^t,  immer  mel^r  in  ben  ^intcrgmnb  gu 
fd^ieben :  einmal,  weil  bai»  mit  allen  iRebenperfonen  in  ben  (e($ten 
^ften  über^au|)t  rätl^Iid^  ifl,  jweiteni»,  weil,  man  mag  t»  anfangen, 
wie  man  wtH,  2).  SuiiS  unb  2)na.  Saura  Don  2)na.  SDiana  unb 
2).  Säfar  unjart  bel^anbelt  werben,  waS  um  fo  fd^neibenber  ift, 
je  bemcr!barer  fie  geworben  jinb. 

2)  SluS  aßem  biefem  fliegt,  bag  SWüßnerg  S5erbefferung ,  fo 
wol^l  fte  einerfeitg  bem  SSerflanbe  tl^ut,  fel^r  nad^tl^eilig  auf  ba§ 
bramatifd^e  Seben  bed  (fangen  wirfen  mug,  wenn  auc^  feine  anbere 
Urfad&c  Wäre,  a\&  bag  fie  ben  ol^nel^in  fparfamen  ?Raum  pr  ^nU 
wictiung  ber  ^aupt^anbtung  unb  ber  ^auptperfonen  Oerengt. 


r 


^  Gi^re^ttogelS  Sujifpiel  .^^onna  ^iotia'  75 

3)  Steüeid^t  toäre  eine  gute  ^erditberung,  menn  2)na.  2)tana 
ftatt  2).  Suis  bcn  3).  ®aflon  al§  beii  SKann  il^rcr  SBol^I  neunte. 
2).  ©aflon  f)at  fiä)  im  Saufe  bcg  ©tücfcS  gecfcn^aft  genug  gezeigt, 
um  einen  fletnen  Slffront  öerjeil^lic^,  jo  »o](|l  gar  »ünJcJ^enSttjert]^ 
jn  flnben.  2)a6  c8  unttjal^rfd^einliti^  ift,  baß  S>iano  ben  citeln 
üaßon  m&^Ien  »erbe,  baran  liegt  niä^t^,  »eil  (Säfar  t&  ol^nel^in 
mä)t  ju  glauben  brandet  unb  toielleiij^t  fogar  tttoa^  barin  liegt, 
in  2)ianenS  gatte  gerabc  2)en  ju  nennen,  bcn  fte  in  SBal^r^eit 
am  tüenigflen  nel^nten  ntöd^te. 

4)  2)er  5SerIcgen]^eit,  wie  baiJ  S^f^'^^'^^^^ommen  ber  beiben 
anbent  $aare  gu  mottDiren,  vodxt  bieHeid^t  am  beflen  baburd^  p 
begegnen,  bag  {ie  am  (Snbe  nid^t  wirflid^  )}erbunben,  fonbern  nur 
angubeuten  ko&re,  bag  ftd^  xoofjt  fo  etmad  mad^en  fönne.  $ie« 
bmni^  tniigte  not^ivenbig  bie  (Sinl^eit  beiS  ^ntereffed  t}ie(  gewinnen, 
nnb  nix!^  baju  toürben  aUe  auf  biefe  ^eiratl^en  abgn}edfenben  $or« 
berettungSreben  unb  ^nnäberungen,  bie  bem  ol^ne^in  etn^ad  ge« 
brongten  britten  9!t  unmöglid^  toortl^eil^aft  fein  fönnen,  mit  einem« 
mal  überfiüfrtg. 

^ierbntd^  fiele  DieHeid^t  aud^  ÜJ^and^ei^  toon  ben  erläuternben 
@(^Iutteben  weg,  »ad  bem  C^eft  nid^t  fd^aben  !ann. 


-<>o»<o«- 


|u  'gßatterafcfbs  cSitfirpief  „pic  ^Seßcnnfniffc". 

(183S.) 

S)ie  ^d^Iugfcene  bed  erflen  9!t0  mfigte  bal^in  geänbert  »erben, 
bafi  SWarie  i^rem  hatten  beferint,  ber  %nhM  be«  früheren  ®e- 
liebten  (abe  ^ud^n^^nn^^i^itd^tt  emecft,  bte  fte  in  berfelben 
Stärfe  ntd^t  mel^r  t)or4anben  geglaubt  Sie  bittet  tl^n  bringenb, 
nad)  $aufe  gurüdjufebren.  —  aber  ber  Onfel  fei  nod^  ju  ge« 
»innen  —  baÄ  fßnne  fpäter  auf  irgenb  eine  Slrt  gefd^ebcn.  — 
Jil^enigften«  müffe  er  J^-rau  öon  Sinben  befud^en.  —  3)o«  möge  er. 
Sie  n?erbe  »enigf!en8  ben  toüen  55orfafe  nid^t  auiJfü^ren,  il^n  gu 
begleiten. 


dritter  mt. 

J^ei  (Jvan  toon  ?inben.  @ie  mit  5(boIf  unb  ©itter.  ©eibc 
nc(b  in  ber  Öiad^wirfung  beiJ  üor  Äurjem  erlebten.  2)te  Stuben 
ftnbet  fie  longtueilig.  $lboIf  ärgerlid^  über  S3itter,  jicl^t  biefen, 
ibm  bei  ber  iüinben  ju  fd^oben,  mit  jener  Sle^nlid^feit  auf.  53itter 
geflebt  gern,  baß  fte  angerorbentUd^  fei.  2)ie?inben  erinnert  jid^, 
gebort  ^u  baben,  bog  Slbolf  in  ©efettfd^aft  eine«  Lieutenants  ^err« 
mann  angelangt  «Sie  finbet  unartig,  bag  ber  iunge  3)?ann  nid^t 
mit  ixmx  ^efnd^e  geTommen . .  .  baS  fei  »obl  gar  ber  trüber 
jener  Sl^amfeU  ^errmann,  Don  ber  fte  einmal  ein  Porträt,  noc^ 
aU  botbe*  Äinb  —  ton  2)i(ettantenbanb  gemalt  (auf  SBittcr)  bei 
Sfcmonbem  gefunben  bcibe.  ^ie  motte  ben  jungen  BDf^ann  feigen, 
fle  ncbme  Äntbeil  an  feiner  ©^mefter.  (Sie  forbcrt  Slbolfen  auf, 
ibu  ju  bringen.  ^J?un  ift  bie8(ieibe,  »erlegen  gu  fein,  an  biefem. 
S)er  junge  ißlaiui  fei  f^ild^tern,  ein  Seiberfeinb.    ®r  merbe  nic^t 


3u  SouernfelbS  ßuM^nct  ,^ie  Sefenntniffe".  77 

iommen.  &t  flnbet  btefeil  ^bkl^neu  ^bolfi^  uugalant.  2)a  er^ 
bietet  pcft  3(boIf,  il^n  ju  ^oicn.  @r  »iffc  ober,  ber  junge  Tltn^äf 
iDerbe  ntd^t  gelten,  äßenn  er  bai^  getoig  tviffe,  fo  fofle  er  aitd^ 
ni^t  na(]^  t^m  ge^en.  bitter  totrb  beauftragt.  2)a  tütberfet^t  ftd^ 
9bo(f  fömtlid^.  i)a&  fei  nun  eigentlid^  impertinent,  meint  bie 
Sinben.  ^olf  gibt  enbUd^  nad^.  SIber  t&  fei  üergeblid^.  S)er 
junge  SD'^enfc^  ^abe  ft(!^  eingefd^Ioffen.  (Sr  n^erbe  i&itter  gar  nid^t 
\pn6)m,  am  toenigfüen  aber  fommen.  2)ann  »erbe  bie  Unl^öflid^« 
feit  auf  bem  jungen  Sl'^enfti^en  l^aften,  waS  ein  ©lud  für  bie 
beiben  $erren  fei.    Sitter  gel^t* 

@cene  gkoifd^en  ber  Sinben  unb  Slbolf,  in  ber  fle  i^n  fofett 
auf  bad  eigentliche  S^^ema  ju  bringen  fu(!^t,  ^bolf  aber  gerftrcut 
einmal  ^fixtlid^tx  mit  i^r  fprid^t,  al§  eigentlid^  feine  Slbftd^t  x\t, 
bann  aber  nneber  auf  baS  benft,  toa^  unterbeg  in  feiner  Sol^nung 
oorge^t  (gr  ^ört  Stimmen,  dritte  im  SBorjimmcr.  (5r  ttntt  geben, 
Sitterd  Semül^ungen  gu  unterftü^en.  S)er  junge  SD^enfd^  »erbe 
aber  getoig  nid^t  fommen.  ^a  ge^t  bie  ^üre  auf  unb  Sitter 
tritt  mit  bem  Sieutenant  ein.  Ibolfi^  Unmit(en,  ^^utieniS  entfd^ul« 
bigenbe  <S5eberben  unb  SIi(fe.  Sitter  erj&l^It.  SD^an  l^atte  ftd^ 
etngefd^loffen ,  »oQte  gar  nid^t  bie  ^üre  öffnen,  erfl  auf  bie 
3)ro^ung,  ni^t  t)on  ber  <BteHe  p  gelten,  ^rau  t)on  Sinben  felbfi 
^erbe^ubringen,  bie  nun  einmal  bie  Sefanutfd^aft  mad^en  tüoUt, 
fei  ein  ©eräufd^  t)on  ©d^ublaben,  bie  man  aufgemad^t,  ein  9{aufd^en 
oon  Kleibern,  bie  man  angezogen,  erfolgt.  2)er  junge  SJ^ann 
muffe  im  Sctte  gelegen  l^abcn.  Unb  ba  fei  er.  2)ie  Sinbcn, 
t^eiliS  aud  S8ol^IgefaHen  an  ttm  jungen  S(ut,  grögtentl^eilS  aber, 
fi(^  für  bie  Äälte  ber  beiben  $erren  3U  rächen,  mad^t  jtd^  tiiel  mit 
i^m  gu  fd^affen. 

2)er  alte  Saron  fommt,  ©a  ift  ber  SD^ild^bart  fd^on  wtcber. 
2)ie  2inben  lägt  ben  jungen  SWcnfd^en  ju  ftd^  aufS  ©op^a  fefecn, 
tänbelt,  fofettirt.  3)er  attc  Saron  ärgert  fidfe.  (ihm  fo  bie  beiben 
SKönner  auS  üerfd^iebenen  ©rünben.  2)ie  jinben  fragt  nad^  ber 
g^ttjeflcr,  bie  fte  fel^r  intereffiert,  bcfd^ltcgt,  am  SIrm  beS  jungen 
SKenfd^en  am  Srunnen  ju  erfd^eincn  unb  gcl^t,  Toilette  gu 
mad^en.  @ie  lägt  i^r  j£ud^  faden,  baiS  ber  junge  SJ^enfd^ 
nic^t  aufgebt  S)ic  beiben  $erren  eilen  l^crju.  —  $alt!  @ud^ 
ttar  es  nid^t  befümmt.  ©ie  |ebt  ba«  2:uc^  fetbfl  auf.  2)er  junge 
3Renfd^  ifl  nod^  nid^t  formirt.  3(^  bin  bie  Sleltere,  id^  tann  wobt 
^olb  SWutterfteöe  on  i^m  bcrtreten.  —  Setrad^ten  @ie  midh 


78  ^ramottfc^  gfragmeRte  unb  $(äne. 

eine  ^F^cunbtn  3^rcr  ©ci^ircflcr  unb  —  bringen  ©ic  t^r  baS, 
xoobti  fte  i^n  l^alb  anbeutenb  auf  bte  @time  fügt  unb  gel^t. 

bitter  mU  fiäf  bic  ^aaxt  au8  bcnt  Äopf  rcigen.  3)cr  alte 
SBavon  i^  empört  eic  ifl  eine  Äofette.  —  9IboIf.  Sf^äft  toa^r?  — 
33  a  r  on.  (gtc  inug  ftd^  änbern,  ober  aug  ber  ^etrall^  nnrb  nid^t«.  — 
«bolf.  SBirfltd^  ni^ts?  SWetn  O^etm,  i*  ^abe  ginnen  etwa« 
3U  cntbeden.  —  «aron.  ^pxxö)  nid^t  für  fle!  — '  Slbolf.  iRtd^t 
für  jte,  für  mid^.  (5t»a8,  »oDon  baS  ®Iü(f  meines  Scben»  ab- 
fängt. -  ©aron.  S^  Witt  nid^ts  l^ören,  id^  gel^e.  —  Slbolf. 
3d^  gel^c  mit  3^nen,  unb  menn  mein  Sort  nur  einige  Äraft  l^at, 
fo  feiere  id^  aU  ein  glüdflid^cr  SWenfd^  jurüdf.  —  3ulie  »ttt  mit, 
fte  i^ängt  ^d^  an,  n^ie  man  t)on  ben  Zubern  fagt.  (Sr  ^eigt  fit 
bleiben. 

3ulie,  53ittcr.  Si^Iie  offenbar  befangen  burd^  bte  ißäl^e 
beS  einmal  beliebten,  ©itter  »amt  ben  Lieutenant  t)or  ben 
©tridfen  ber  ®efattfüd^ttgen.  (5r  gebt  atte  il^rc  übeTn  (Stgcn- 
fd^aften  burd^.  3«^^^-  SBarum  benn  aber  er  i^re  ©efettfd^aft 
fud^e?  —  S3ttter.  S^aS  fei  nun  einmal  ein  (gd^tdtfal.  @r  fei 
üerliebt  —  2)a8  gtoeite  ©elenntniß.  —  gulie  erinnert 
il^n  an  bic  unfd^ulbigen  S3crbältniffe  einer  frül^eren  Siebe.  — 
©itter.  SDaS  l^atle  nun  burd^auiS  feine  S^erglcid^ung  aus.  2^a« 
fei  ^nberfpiet  im  SSergleid^  mit  ^immelSentgürfen.  ö^egenüber* 
flettung  ber  beiben  beliebten,  ganj  gum  9^ad^tbeit  ber  (Srfleren. 
3uUe  enttäufd^t,  erbittert.  @ie  ftögt  i^n  einmal  nadi  SÖeibcrart 
jurüdf.  ©itter  fäl^rt  auf.  @ie  l^äuft  ©eicibigung  auf  SBeteibigung, 
ttMtS  SBitter  aU  öon  SKann  gegen  9Kann  fel^r  übel  nimmt.  @ic 
mad^en  einen  großen  l*ärm. 

7. 

2lboIf,  ber  S3aron.  —  Söaron.  So  baS  fjraucnjimmcr 
fei,  ba«  er  gegen  feinen  S3cfe^I  —  SÖ^cnn  fte  i^m,  bem  Onfel, 
gefatte,  aber  nur,  tt?enn  fte  i^m  gcfattc.  Söo  fie  fei?  —  Slbolf. 
S3atb  merbe  er  fte  fe^^en. 

5)er  Särm  ber  SBeibcu  bauert  fort.  2(boIf  Tad^t  an«  üottem 
§alfe.  <gie  müßten  ftd^  fd^Iagcn.  (Sx  »erbe  ^iftolcn  beforgen. 
53itter  Icl^nt  ah,  offenbar  mit  einiger  Slbncigung  gegen  ein  ©nett. 
Sulie  aber  mirb  nur  erl^ifeter.  eie  münfd^tc  eine  ^Jiftole  in  i^re 
§anb,  um  att  baS  Unred^t  bc«  einen  ©cfd^Tcd^tS  gegen  ba« 
anbere  einmal  }u  räd^em   Unb  bod^,  e«  fei  nid^t  ber  aWtil^e  »ert^. 


r 


3u  SaitctnfelbS  2ufi\pid  «<Dte  8e!enntnt{ye^  79 

(Seringfc^^utig  ber  ^leinmutl^,  ber  ^etgl^eit,  ber  betrügenben 
^mtcrlift  SRuii  gcl^t  S3itter  in  btc  ^öl^c.  Slbolf  ruft  immerfort 
na(^  ^iftolcn.  2)cr  alte  Saron  ärgert  ftc^  bajtoifd^en,  ben  ?ieutc^ 
nant  übcratt  alS  ©törcnfricb  ju  finben. 

2)a  tritt  bie  Sinben  ein,  l^alb  gefletbet,  eine  Äammerjungfer 
mit  einer  ^pit^tni^auht  \)inttx  il^r.  SBitter  beftagt  ftd^  fd^wer. 
abolf  bringt  auf  3^^f<i^i^f«  —  Sin  ben.  $altl  3c^  öcrbiete  ein 
®ue0.  —  flbotf.  ©igentli^  iid^  aud^.  —  2Öa§  l^aben  @ie  ^ier  ju 
fagen?  —  3ä)  öerbieie  eS  einmal!  —  iWit  ujelci^em  9?ed^t?  2öa= 
nun?  —  SBorum?  SGBeil  fte  meine  grau  ift.  —  @r  l^at  ber  Kammer* 
Jungfer  bie  ^aubc  auS  ber  ^anb  genommen  unb  fe^t  fie  fc^nett 
feiner  grau  auf,  wobei  er  fte  bei  ber  $anb  ergreift  unb  mit  i^r 
boDon  läuft.  2)er  aUt  S3aron  läuft  l^inter  l^er:  «©eine  grau! 
^ör'  t)oäf  einmal  S^eufetejunge:   ^eine  grau! 

3)te  Sinben,  bitter.  2)ie  Sinben  ärgerlic^.  5)a  §abe 
fi<^  S3itter  einmal  »ieber  läd^erlid^  gemad^t  Sflun  bricht  S3itter  loS. 
Cr  tüirft  il^r  i^re  Äälte,  i^rc  ^erjlofigfeit,  il^re  Äotetteric  öor.  (£r 
toill  ft^  auf  immer  trennen,  ®r  gel^t  jur  5ü)ixxt,  —  Sinben. 
Sitter!  —  (5r  bleibt.  —  8inben.  $aben  <Sie  l^eute  meine  SBtumen 
begoffen?  —  ©itter.  3^^?  ^eute  nid^t,  morgen  nid^t,  in 
(Sn?igfeit  nid^t!  gd^  fd^eibe.  —  8 i üben.  S3egte§en  ©ie  bod^  crft 
meine  »lumen.  —  «itter.  SteufUfd^eg  ®efrf)Ted^t!  —  ©g  ift 
aud^  fein  Söaffer  ba.  —  Sinben.  2)ort  in  ber  (Sdfe  fielet  ber 
©prengfrug.  —  ©itter.  Sol§I,  id^  will  ben  Äetd^  bi§  auf  bie 
^efen  ouSleeren.  —  Sin  ben.  3)ie  9?anun!eln  ried^en  ju  pari. 
2)ie  9lofe  l^öngt  baS  Äöpfdben.  @i,  fie  befprengen  meinen  fd^öncn 
gugboben.  —  S3itter.  @S  ift  gejd^et)n.  —  ?inben.  @o,  unb 
nun  leben  @ie  tool^t  —  S3itter.  5(nna,  5(nnette,  9?ina!  tannft 
bu  mir  gut  fein!  ^annft  bu  nur  fo  tiicl  ©rbarmen  mit  mir  babcn 
als  mit  biefen  ©himen?  Äannjt  bu  mid^  lieben?  —  Sin  ben. 
iRärrifd^er  SWenfc^!  —  «itter  (auf  ben  Äniecn).  S^ärrifd^,  vafciib, 
treu  unb  ücriiebt.  Äannfl  bu  mid^  wicber  lieben?  —  Sinben. 
SBcr  »irb  benn  fo  mit  ber  2:!^üre  in§  §au§  faüen.  —  ©itter 
(na(^  i^rer  ^anb  l^ofd^enb,  bie  fte  iljm  entjog).  2)u  foUft. 
2)tt  mußt.  3^  Stoiitgc  bid^!  ($in  SBort,  ein  ©UdE.  —  Sinben 
(nun  oHenfattS  il^m  bie  $anb  überlaffenb,  bie  er  mit  Ätiffen 
bebecft). 

2)a  ge^t  bie  Sl^üre  auf,  ber  alte  ^aron  !ommt  l^aftig  l^eretn, 
loie  (Stner,  ber  tttoa^  }u  melben  l^at.   @r  fie^t  bie  Q^rup^e,  bleibt 


80  ^amottf(J^e  Sfrogtnente  unb  ißffine. 

ftcl^cn,  ruft  au8:  „©ratulicrc!"  unb  gc^t  eben  fo  fc^ncll  »icbcr 
gut  Zt)iixt  l^tnauiS.    2)er  ^orl^ang  fällt 


gitttmev  bei  %rau  bon  Sfttben. 

S)tc  Stnbcu  auf  bcm  Äauapcc  fifeenb.    2(bolf.    fBittcr. 
Stuben  (ju  Slbolf).    3d^  freue  mt(i^  \t^x,  ©ic  toieber  gu 
feigen. 

©ittcr.    @te  l^abeu  fid^  dfo  frül^er  \6)on  gefanut? 
Slbolf.    SBäl^renb  meine«  Slufentl^alte«  ju  «erlin.    Ober- 

Stuben,  ^a  tootji,  it^x  oUx^äfWä).  @te  l^oben  fid^  feitbem 
tu  ber  8BeIt  l^erumgetrteben? 

^bolf.  ^Qe  ^auptfläbte  t)on  @uro|)a  l^abe  ^  gefeiten. 
Qn  3taUen  ®emälbe  l^inter  m\^  gebrad^t  unb  in  ber  ^d^meij 
3erge.  ^ber  »a«  ber  äJ^enfd^  möchte,  ifi  fo  t^tel,  unb  »ai^  er 
brandet,  fo  »entg,  bag  man  Unred^t  f)at,  an&  einem  Heineu  Greife 
l^erauöjuge^en.    On  revient  toujours. 

Sinben.  „A  ses  premi^res  amours"  fagt  3o!onbe.  2)o(i^ 
fo  n^ar  ed  mo^I  nid^t  gemeint. 

^bolf.    3lud^,  aud^,  beiläufig. 


Stoffe  iinlr  CMraktm. 


(1817—1860,) 


9x\npatitt,  nttU.   XI. 


(1817.) 

3)er  föntgttd^c  ^rin^  ^Rcgncru«.  3luiJ  bcr  bäntfd^eu  ©cfd^id^tc 
entlehnt,  ©eine  Stiefmutter  öerfolgtc  i^n  fo,  ba§  er  Äul^l^irte 
»erben  inu|te;  eine  fci^webifd^c  ^^JrinjeJ|tn,  ber  ba§  Drafel  ge* 
neisfaget  l^atte,  baß  fte  il^ren  ©emal^l  im  Salbe  fuc^en  fottte, 
nimmt  f\ä)  feiner  an  unb  erl^ebt  il^n  auf  bcn  X^ron.  Seijtng, 
ÄoUeftaneen,  2.  «b.  @.  217. 


2)ic  erjle  SfioöeKe  in  ber  gttjeitcu  2)efabe  ber  §e!atom^t]^i  be§ 
(£ijnt^io  ©iralbi,  öon  ber  fpanifd^en  ©aritca  unb  bem  2J?örber 
i^reS  ®cUebten,  S)iego,  fönnte  mit  ben  nötl^igeu  ^enberungen, 
mobei  befonberS  bie  öugerft  Iä:p^)ijd(>e  @nttt)icflung  mit  einer  tragi* 
fc^cn  üertaufd^t  »erben  müßte,  öießeid^t  ©toff  gu  einem  inter* 
effanten  Krouerfipicle  geben.  3^  »ürbe  fie  »enigfien§ 
^ieju  üiel  lieber  »äl^Ien,  als  bie  erfle  ber  britten  ©cfabe,  bie  ber 
berühmte  ©afinftio  ^iccolomini  für  fo  geeignet  i;ur  tragifci^en  S3c* 
arbeitung  ^iclt,  »aS  fte  aber  in  ber  S^l^at  nid^t  ift. 


Ciuintin  iDietftjS  (in  ?lnt»er|)en\  ein  ^uffd^mieb,  »irb  Wlakx, 
um  bie  jCod^ter  cineS  SWaler«,  ber  il^re  ^anb  feinem  anbern,  al§ 
einem  SWanne  üon  feinem  ©tanbe  geben  »ottte,  gur  grau  ju  bc* 
fommen.    (?eben  bcr  ed^aufpielerin  SSefiam^,  2.  SBb.  @.  127.) 


Xragifd^e   ©ubjefte.     (SeffingS    Äoßeftanecn,    2.    ©b. 

e.  410.) 

„1)  In  Gothia  meridionali  spectantur  duo  tumuli,  ingen- 


84  Stoffe  unb  (S^Uratltxt, 

tibas  saxis,  cipporum  loco,  imposita  habentes  daoram  frat- 
ram  corpora,  qaibas  ab  auspice  in  prima  adolescentia  prae- 
dictum  faerat,  fore,  ut  mutais  vulneribas  conciderent.  Factum 
decÜDi^turi  peregrinationem  ad  remottissimas  contrarias  orbis 
partes  soscepere.  In  extrema  senecta  demum  in  patriam 
reversi,  com  quisqae  fratrem  jam  pridem  mortem  obiisse 
speraret,  non  procol  ab  oppido  Jonaco  sibi  invicem  occar- 
runt  ig^oti,  et  salnte  nitro  citroque  dicta  et  accepta  snb 
pinn  proxima  quieverunt  Mox  rixantibas  eorum  canibus, 
ipsi  quoque  ad  jurgia  primum^  inde  ad  vulnera  mutua 
prorapernnt,  animamque  trahentes  et  fratres  se  agnoscentes, 
in  mntnis  amplexibos  expirarunt.  Olans  de  Ritibns  sep- 
tembr.  c.  31. 

3)  S^ragtfd^e  @ubiette,  bte  id^  ^um  5^)^x1  entworfen,  junt 
^l^eil  fd^on  audguarbeiten  angefangen  ^obe,  ftnb:  %au^,  0eonnid, 
fUcibtabed,  iRero. 

4)  iD^atl^tß)ti$,  eine  ^d^ioefler  (Sbgard,  ^öntgd  k)on  @(i^ott(anb, 
l^atte  ftd^  bem  ^(oflerleben  getoibmet.  ^einrtd^  I.  Derlangt  fte  gut 
^^emal^ün.  @ie  metgert  ftd^.  (Snblid^  mtrb  fit  t)on  il^rem  iiBruber 
baju  gezwungen.  fU^  fte  fal^,  bag  {te  i^r  @e(ttbbe  ber  ^eufd^l^eit 
bred^en  mugte,  üertoünfd^te  fte  atte  tl^re  gu  geugenben  ^nber. 
Unb  bte  ©efd^id^te  fagt,  bag  biefer  Sunfd^  einge- 
troffen fei.    Zwing.  Theatrum  Vitae  p.  188. 

7)  ^ral^omira,  ©emal^Iin  bei^  ^önigi^  ^rattdlaud  Don  ^ö^men, 
tt}ürbe  eine  gute  tragifc^e  $elbin  fein,  ^^x  $ag  gegen  ha& 
C^^rifient^um  unb  gegen  il^ren  ältefien  <So]^n,  »eil  er  gu  guter 
(E^rijl  toar;  bie  (Srmorbung  biefed  Sol^neiS  t)on  feinem  Sruber 
%o(ed(aD,  bie  auf  il^r  llnfHften  gefd^ab;  bie  S^rabition,  bag  fte  in 
$rag  lebenbig  Don  ber  (Srbe  fei  Derfd^Iungen  worben,  finb  (auter 
Umfl&nbe,  bie  Cuetten  bei$  ©d^redend  ((^d^redfend?  «Sielte  $am« 
burgifd^e  2)ramaturgie  %i>6fiog  ht&  ^riftoteled)  unb  bed  iD^itleibd 
»erben  tonnten.    @ie  lebte  um  916. 

9)  Sinnabon,  ein  junger  ^paxtantx,  unb  bcffen  Scrfd^wö« 
rung  gegen  bie  (Sp\)oxtn,  auS  bloßem  ^brgeige,  feinen  über 
ftd^  gu  miffen.    Aristot.  Politica  L.  V.  c.  7.  Xenoph.  Hellen« 

L.  m.« 

eigene  trogifd^e  @toffe.  SHfreb,  Äatilina,  bie  ^asgi, 
2)ra]^omira,  g^iebrid^  ber  ©treitbare  üon  Ocjheid^,  ?lntigoue, 
^paxtafn»,  bie  Songobarben  (9lIboin  unb  Sflofamunbe). 


6toffe  unb  (S^araltere.  35 

?uflf|Jtete.    2)tc  SCmogonc;  bic  ÖJrogcn  unb  bic  Älciucn; 
§cinridj  IV,    SBo  2^^  flreitcn,  (ad^t  bcr  ©ritte. 


StUint  »ibliot^e!  ins  etricHöcbc^cn. 

Sie  f^milte  SKodcofo  Hon  SUtarilia. 

3)on  ?opc  3KoÄcofo,  ®raf  öon  Slltaritja,  ber  Ui^tt  bcr  öfteren 
2ime  feines  ^aufe«,  f)at  öon  feiner  &tma\jlm  ^ßelaja  gwei  Äinber, 
3Ranuel  unb  ©olora.  ?lrm  unb  bürftig  fe^t  er  feine  einjige 
^Öffnung  auf  feinen  SaterSbrnber  3)on  3ago,  ber  in  9lnterifa 
ein  große«  SJermögen  erworben  f)at  2)iefer  fHrbt  unb  niad^t 
fein  Vermögen  gum  ^ibeüommig  für  ben  iD'^annSftamm  feine« 
^aufeS,  fo  bag  ed  nad^  bem  ^bflerben  bed  äJ2anndf!ammd 
ber  öfteren  Sinie  an  ben  ber  jüngeren,  öon  ber  nur  ein  @^roffe, 
2)on  flntonto,  übrig  ift,  fallen  fott.  $a(b  nad^  bem  Sobe  bed 
O^etntd  »erben  Sope^S  beibe  ^inber  oon  $odten  befaQen  unb  ber 
@o^n  fHrbt  2)ie  (Sftem,  um  ha&  ^ibeifommig  %u  erl^aften,  geben 
üor,  bie  jl^od^ter  fei  geflorben,  unb  ergiel^en  Valoren  in  iD^anni^ 
üeibem  aliS  i^ren  @ol^n  ST^anueL  2)ad  gieng  um  fo  leidster,  afö 
©alora  immer  männlid^e  9'ieigungen  geigte,  unb  felbfl  in  il^rem 
Beugern  tixoa&  ^'dniHx(i)t&  geigte. 

SSon  bem  ©el^eimniffe  wußte  9^iemonb  ofö  eine  2)uciia,  ein 
Äammerbiener  unb  ber  ©rfiern  !£od^tcr.  ©alorcnS  @ftcm  ficvbcn. 
2)er  üertroute  Äammerbicner,  ber  n)ol(>l  mcrft,  wie  öict  ©atoren 
fe^ft,  um  in  ber  SBeft  al8  äJlann  ouftvctcn  gu  fönnen,  überrcbet 
fte,  einen  ©efellfd^after  gu  fld^  gu  nel^men,  t}on  bem  fte  bad 
ge^Ienbe  in  il^rem  ©enel^men  lernen  fönnc.  ^iegu  erbietet  fid^ 
ber  junge  Antonio  SWoiJcofo,  ber  burd^  ?luf(öfung  bc«  8flegimcntcS, 
in  bem  er  biente,  in  SJerlegenl^eit  gefegt  ifl.  Um  aber  feine» 
92amend  @]^re  gu  fd^onen,  gibt  er  ftd^  bei  feinem  Eintritt  in  bie 
S)ienfte  beö  öorgebftd^en  trafen,  bcr  il^n  nid^t  fennt,  ben  iRamen 
!S)on  aionfo  9lor)a, 

^Ctonfo  wirb  balb  ber  ©ünfiftng  bc«  (trafen.  JJl^m  gu  ©c^» 
foüen  begä^mt  biefer  öfter  feine  f!ürmifd^e  Ocmütl^Sart.  (Sr  gibt 
bie  309^  ^^^t  ^^^  «^  fonfl  Ieibenfd^aftlid()  liebte,  weil  fic  ?lIonfo'n 
mißfällt  3n  atten  @treitigleitcn  ifi  immer  ber  fiarrftnnigc 
®raf  berjenige,  ber  guerfl  nad^gibt  @r  lernt  fingen,  (^uitarre* 
fpieltn,  ja  fogar  tefen. 


86  @toffe  unb  (S^oraftere. 

3fm  ©d}(offc  befinbct  fid^  eine  ßoufine  ©atorenS,  Sfiofa. 
S5ov  ^Älonfo'S  2lnfunft  war  ber  @raf  immer  auffottcnb  freunbUd; 
mit  ^Rofen  getrefen,  Jo  bag  bicje  unb  jebermann  an  eine  iRcigung 
jwifd^en  il^nen  ba(^te.  9iofa,  »egen  Slrmutl^  gum  ^lofler  bepimmt, 
lieg  fid^  beiJ  QJrafcn  ^Innäl^erung  gefallen,  ba  ftc  bod^  lieber  feine 
(Sattin  a\&  S^ionne  geworben  tt)äre.  ^Ionfo*S  ^nfunft  öeränbert 
alles,  ©alora  unb  9?ofa  üerlieben  ftd^  in  i!|n.  SRofa  bemerlt 
mit  bem  Sluge  ber  ©ifcrfud^t  ba«  SBenel^men  bciJ  ®rofen  gegen 
Sllonfo'n.  ©eine  3^^^*^^'^^^  f^i"  ©d^mad^ten,  feine  (5iferfud()t 
auf  atte  anbern  2J?äbd^en,  bic  SlIonfo*n  nol^c  fommen,  ©enfger, 
J^l^ränen.  Äurj  |tc  crrätl^,  ber  ®raf  fei  ein  3)^äbd^cn.  3fl  Itonfo 
in  baS  ®el&etmnig  eingeweiht?  dagegen  ^pxxdjt  beffen  ©rflaunen 
über  beS  ©rafen  SärtUd^feit  (Sbenfo  betroffen  ifl  STIonfo.  (Ba- 
lora  toor  ©iferfud^t  tjerjel^rt.  SBatb  will  fte  S^iofen  in«  ^Iof!er 
fd^idfen,  balb  beibe  tobten.  3)ie  3)uena  rätl^  il^r,  baS  ganje  ®e- 
^eimnig  atonfo'n  ju  entbedfen.  ©alora  lägt  fid^)  toon  9f?ofcnS 
3Käbd^en  eine«  öon  bcn  Ätcibern  il^rcr  ©ebtetcrin  geben,  unb  gel^t 
fo  Sna6)t&  öor  llonfo'g  ©ett.  @te  entbedft  ftd^  il^m.  @ie  erfährt, 
bag  er  SWoScofo  ij!.  ^tonfo  in  Slofen  ocrliebt;  Witt  mit  Valoren, 
afö  ©d^wefier,  fein  JBermögen  tl^eiten,  bod^  fte  fd^Iägt  eS  auS  unb 
gel^t  ins  Älojter. 


(1818.) 

©iel^e  uad^  bie  ©efd^id^te  Don  ,gottanb.  55ou  §ergog  2(Ibred^t, 
ber  bie  fd^öne  bleibe  Don  ^ölgeeft  auS  ^aag  liebt  unb  barüber 
mit  feinem  ©ol^ne  jerfättt.  Sllcibe  wirb  öon  ben  ©täuben  gc- 
töbtet.  Slnno  1392.  3]d)oth  erwäl^nt  tl^rer  in  ber  ©aierifd^cn 
(Siefd^id^te  ©b.  2  ©.  257.  3)ann  bic  (SJcfc^id^te  feiner  Sod^ter 
^atohda. 


aJicrfe  bie  ©rgäl^Inng  im  erften  S3anb  ber  ^abliaujc,  l^erauS- 
gcgeben  üon  Segranb,  wo  SlriftoteleS ,  ber  StlejcanberS  Siebe  gu 
einem  SWäbd^cn  tabelte,  üon  biefer  (enteren  fo  fe^r  oerliebt  gemad()t 
wirb,  bag  er  ftd^  einen  3^"^  ^"^  Tlani  legen  unb  baS  3Jiäbc^en 
auf  ftd^  reiten  lägt. 


;j 


©toffc  unb  C^t)orü!tere.  87 

(gtn  Suflfpid:  2)ic  3ScrItcbtcn.  2)cr  blöbc  Siebl^abcr  (üoii 
ber  poetifc^en  @citc  bargcflcttt),  bcr  flürmcnbc,  ber  ^irofaifd^c 
2teb^aber. 

(gtn  anbete»  Sujifpicl:  2)te  ©d^riftfleHer. 


NB.    3ifd^fa    l^iclt    ftd^)    felbfl    für    einen   ©ottge- 
fanbten  jnr  ß^^^id^itd  ^^^  ^erbreci^en  ber  Seit. 


Qxoti  d^efä^rten  in  einem  lOuftfptele  au^uftellen,  ber  eine  üoS 
Sorft^t  unb  ^lugl^eit,  ber  gerabe  bnrd^)  all  gu  toiel  ©onbiren  unb 
Soimren  ewig  bad  3^^  t}erfe]^It,  ber  anbete  offen,  lufitg,  xdo\)1 
and)  unbefonnen  —  ein  ©lüdSÜnb.  Sie  ifl*§  benn  mit  gortu« 
natug'  Sünfd^l^ütlein?    iD^an  fottte  ba§  SDing  lefen. 


(Stnen  2)iS^)utier»  unb  @treitfü(i^tigen  in  einem  Suftfpiele,  ber 
j.  ^.,  nad^bem  er  feinen  ©ol^n,  ber  eine  il^m  angetragene  ^attl^ic 
anSfci^Iägt,  auSgefd^oIten  unb  i^m  bie  ^otgüge  bet  befHmmten 
Staut  aufgegäl^It,  nad^  bet  (Sntfetnung  bcS  ©ol^neS  eben  fo  etftig 
über  einen  ^^eunb  l^erfättt,  ber  ba§  S3cttagen  be§  jungen  SWen» 
fc^en  tl^öric^t  fc^ilt  unb  aud^  bie  Staut  l^etauSfttetd^en  miQ. 


3ttet  ^efd^teifiet,  Stubet  unb  6d^tt?c|tet,  18  unb  16  3al^te 
att.  Seibe  fel^t  fti^ön,  beibe  (Sin  ^etj  unb  @in  @inn.  Sa§  ©tneS 
fagt,  beftäftigt  baS  Slnbete;  »aS  @ine8  Witt,  Witt  auc^  ba3  STnbete. 
Seibe  unbelannt  mit  bet  Seit  unb  toott  treibet  Einfalt,  gn  ben 
^t)lipl)tn  gu  gebtauti^ien. 


(1819.) 


Sl'^an  er3äl^It  nom  Sotb  St^ton,  et  l^abe,  ald  et  einem  ^tauen- 
gimmer,  bai^  il^m  lange  mit  Siebe  gefolgt,  enblid^  entgegen  ge« 
fommen,  fie  angefaßt  unb  gerufen:  Sol^Ian!  3)u  bifl  mein! 
aber  beul,  baß  bu  bid^  mir  übergibfl,  wie  man  fid^  bem  Rotten* 


88  Stoffe  unb  S^araftere. 

feinb  übergibt,  deinen  ©ebanfen,  feine  ©m^ftnbung  fottft  bu 
^aben,  bie  nid^t  mein  wäre,  mein!  S^  Witt  bid^  bewad^cn  wie 
einen  ©d^afe  unb  quälen  wie  mid^  fclbjl.  —  Slel^nüd^c  Sl^araftere 
unb  Sagen  l^abe  id^  mir  oft  für  ein  Xraucrfpiel  gebadet. 


3fn  einem  8u|lf^ielc  einen  (Sl^orofter  aufjufictten,  gteid^  bcm 
ber  ijrongofen  ber  leisten  3«t  «ui>  ^^^  betragen  gegen  frcmbe 
SSötfer?  2)er  9Wenfd^  wäre  ^öflid^  unb  guöorfommenb  im  ge* 
wöl^nlid^en  Umgange,  weit  er  ftd^  fclbfl  ad^tet,  unb  gewalttl^ätig 
unb  l^art,  wenn  t&  gum  $anbeln  fommt,  weit  er  bie  anberen 
nid^t  ad^tet. 

Slbcld^ifa,  Gattin  ^icorbo  V.,  ^erjogS  öon  ©cneücnt,  lägt 
mel^rere  tjornel^me  grauen  nadft  gur  @d^au  [letten,  weil  fle  fclbfl 
jufättig  cntHcibct  öon  einem  ©cneüentoncr  übcrrafd^t  worben  war. 
Giannone. 

Senn  bu  trgenb  einmal  einen  ©ftaDen  p  fd^ilbern  l^afl,  fo 
l^altc  bir  ben  2)icner  beiS  inbianifd^en  3ongteur8  gegenwärtig, 
ber  iti^t  feine  ^unflflttdfe  l^ier  mad^t.  S)a8  gelbbraune  crftorbene 
^eft^t  mit  ben  grogen  fd()Wargen,  aber  glanglofen  Singen;  ba8 
grcublofe,  9Ketond^oUfd()e,  bcinal^  Stumpfe  in  jebem  3uge  unb  in 
jcber  Bewegung.  9^r  bei  ben  ^au^tfpägen  feineg  §errn  fd()Webte 
ein  fafi  faum  ju  merfenbeiS  Säd^eln  augenbtidtid^  um  feinen  äJ^unb, 
aber  er  läd^elte  mel^r  über  bad  Sad^en  ter  äRenge  ald  über  ben 
@pa6,  ben  er  l^cute  woW  8um  taufenbflcnmal  l^örte.  3d^  l^obc 
bie  befien  ^unftflüde  bei»  ^aufterd  überfeinen  über  ber  Setrad^mng 
feinet  2)ienerd. 

2Bie  fle  trofetg  war  ben  ganjen  Slbcnb  unb  p^nifd^  fafl  unb 
unl^öflid^,  beim  gfortgel^en  aber  baS  Sid^t  auf  ben  53obcn  fc^te 
unb  fprad^:  id^  mug  bid^  füffen,  unb  mid^  nun  umfteng  unb  an 
fld^  brüd(te  mit  att  ber  üerjel^renben  (^lutl^  ber  Seibenfd^aft  unb 
beS  l^erlangeniS.  6tubire  biefen  ^^arafter  genau.  2)em  i>xd)ta 
tommt  nid^t  leidet  ein  tntereffanterer  t)or. 


etoffe  unb  (S^aroftere.  89 

(Sd  müßten  fid^  bramattfc^e  Stoffe  bte  %Mt  finben,  xotnn 
man  bte  mmSdfiiä^m  Setbenf(j^aften  unb  ^l^Ier  ber  ^nfft  na6) 
bwrc^gtenge.  2)cr  9icib,  3uboS.  —  @cI6|h)ertraucn,  ®i?geg.  — 
$^po(^onbrif(i^c  ®(i)it\\u6)t,  ©auL  —  ©clbftquälenber  ©^rgctg, 
^an)  $0^1  —  Uebermutl^  unb  fein  ^aU,  ^önig  Ottofar. 


@<!^ön  tfl  bte  (Sntftel^ung  ber  greunbfd^aft  bei»  ^l^efeui»  unb 
^irit^ood,  kDte  {te  $Iutar(i^  in  Sl^efeo  erjäl^It.  ^iritl^ood  batte 
t>on  5£^efeu§'  Stul^m  gel^ört.  Um  ftd^  felbfi  t)on  ber  ^runbl^ältig« 
leit  beS  (^erttd^ted  gu  ü6ergeugen,  trieb  er  bei»  ji:]^e{eui»  ^inber 
üon  3]^arat]^on  totq,  unb  ba  ^^efeud  ben  9läuber  gemaffnet  üer» 
folgte,  !e^rte  er  um  unb  ftettte  ftd^  tl^m.  Sie  f\t  nun  einanber 
gegenüber  fianben,  war  jieber  über  bie  ©(i^ön^eit  unb  Uner« 
fd^roden^ett  beS  anbern  fo  erflaunt,  bag  feiner  ben  Stampf  be« 
gtnueu  mod^te.  $irit]^ooiS  reid^te  juerfl  bem  Xi)t\tu&  bie  $anb 
unb  erbot  ftd^  gu  jener  iSntfd^äbtgung,  bie  er,  ber  beraubte,  felbfl 
audfpred^en  würbe.  S^efeud  aber  entUeg  il^n  jieber  ©enugtl^uung, 
unb  |ie  f(^U)oren  ftd^  emige  Saffenbrüberfd^aft  unb  ^reunbfd^aft. 


^abiud  SD^a^tntuiS  würbe  in  ber  ^iubl^eit  wegen  feineiS  fanft« 
mfit^igen  unb  fd^werfäüigen  Sefend  gewö^nUd^  Otjtcula,  bad 
^(^äfd^en,  genannt.  2)enn  feine  @tit(e,  fein  beflänbigeS  Sd^wetgen, 
feine  ^d^üc^teml^eit  bei  ünbifd^en  Vergnügungen,  fein  Iangfame3, 
mele  Knfhengung  erforbernbeS  Semen,  fowie  feine  Siflfä^rtgfeit 
unb  ^Igfamfeit  gegen  ^reunbe,  galten  bei  benen,  bie  i](|n  ntd^t 
no^cr  fannten,  für  Slngcid^en  tton  ©löbjtnn  unb  (Sinfalt,  unb  eS 
waren  nur  wenige,  bie  bie  tief  verborgene  geftigfeit,  bie  ©eclen- 
gröge  unb  ben  Söwenmutl^  tu  feinem  ^l^arafter  entbedtten. 

$Iutard^  in  gabio  SWapmo. 


SBenn  bu  trgenb  einmal  einen  @eemann  (befonbcrS  ber  gc» 
meinen  Art)  ju  fd^ilbem  bajl,  fo  erinnere  bid^  beS  «Sd^iffSpatronS 
auf  ber  Ueberfa^rt  nad^  Venebig.  Slengcrfl  l^öflid^  toor  ber  ©in» 
f^tffung  unb  na^  ber  3luSfd()iffung,  war  er  brutat  wäbrenb  ber 
ganzen  Ueberfal^rt.    @o  wenig  gleid^güdig  il^m  bie  bnona  mano 


90  Stoffe  unb  (Sl^araltere. 

»ar,  um  Die  er  l^ernad^  fogar  fried^enb  bettelte,  fo  lonnte  tl^m 
bod^  felbft  btefe  ^udft(i^t  feine  ^üflid^fett  toäl^renb  ber  ^al^rt  ab« 
nöt^igen. 


<So  fd^ön  bte  Siogropl^teen  ^(utard^d  finb,  fo  leud^tet  bod^ 
^äuftg  eine  berbe  ^ebanterie  burd^.  9?ebfl  bem,  bag  er  in  ben 
^eift  ber  @agengefd()id^te  burd^aud  nid^t  eingugel^en  t^erntag, 
leud^tet  biefer  ^el^Ier  am  beutlid^flen  aud  ben  ben  Sebendbefd^rei« 
bungen  beigefügten  ^ergteid^ungen  l^erüor.  2)ad  (^ttoö\)nix6)t  lägt 
fid^  »ol^I  unb  leidet  üergleid^en,  aber  groge  Scanner  interefftren 
gerabe  burd^  i^re  (Sigent^ümlid^feit,  unb  man  tobtet  gar  ^u  leidet 
ben  (S^eifl  il^rer  $aub(ungen,  menn  man  bie  Seiber  berfelben  nad^ 
3on  unb  $ug  meffen  unb  gegen  einanber  abfd^ö^en  mitt.  3)ann, 
n}etd^e3uf<tntmenftettung!  2)amit  nur  immer  rid^tig  neben  iebem 
^ried^en  ein  fRömer  fte^e,  fe{jt  er  bem  @o(on  ben  $ubItco(a,  bem 
fertfleS  ben  ^abiud  (Sunctator,  bem  Simoleon  ben  SemiUud 
$auttud  entgegen;  bem  l^errlid^en  Simoleon,  bem  legten  ber 
^eroen,  ben  trodtenen,  förmlid^en,  fteifen  Slemiliu«  ^ßauttuS!  unb 
nod^  baju  gibt  er  offenbar  (ungead^tet  feiner  fonfHgen  Steigung 
bie  ÖJricc^en  gu  begünfligen)  bem  Slemiliu«  ben  S^orjug  oor  Zu 
moleon.  ^ier  liegt  eben  bie  ^ebanterie.  @8  ifl  bem  ^lutard^ 
eben  fo  nitl,  fafl  me^r,  um  bad  ^(eugerlid^e  ber  S^ugenb  gu  tl^un, 
als  um  bad  ^iin^i^^*  ^emiliui»  benal^m  fxä)  immer  fo,  toxt  t& 
bie  $^Uofop]^en  oon  bem  Sugenb^aften  forbern.  ©eine  @o]^ne 
flarben,  er  bleibt  gelaffen;  man  bietet  i^m  (^efd^enfe,  er  fc^Iägt  fxt 
avi&  unb  fä^rt  ald  ein  SBeifer  auf  bem  Srium^l^magen ,  l^inter 
bem  man  ben  beftegten  ^erfeuiS  mit  feinen  unglüdflid^en  ^nbern 
l^erfd^Iep^t.  S^imoteon  aber  nimmt  ein  Sanbgut  an,  bad  i^m  bie 
geretteten  @^rafufaner  anbieten,  bamit  er  unter  il^nen  »eile,  ber 
SSater  unter  feinen  Zubern,  ber  Sletter  unter  ben  Geretteten. 
SSorjügUd^  aber  tabelt  ^lutard^  an  il^m,  bag  er,  nad^bem  er  feinen 
©ruber,  ben  2^^rannen,  tobten  laffen,  öon  Sweifeln  über  biefe 
2:]^at  gepeinigt,  20  Sa\)xt  lang  ftd^  allen  Gefd^äften  entzogen  l^abe. 
(Sin  fotd^er  Stoeifel  fei  beS  Seifen  unttjürbig  gemefen.  @ei 
immerl^in  fein  Seifer  Simoleon,  oielletd^t  bift  bu  nur  um  befio 
gröger,  unb  bie  SiTlenfd^l^eit  mad^t  anbere  )&ergleid^ungen  ald 
^lutard^. 


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@toffe  unb  €^ara(terf.  91 

Steliet^t  f)at  SRtcntonb,  bcr  nid^t  eben  böfe  war,  bie  natür- 
liditn  (Sin))ftnbutigen  fo  fe^r  für  ntd^td  gead^let  aliS  ber  äUere 
€ato.  (gr  ücr!auftc  feine  ©ttaüen,  bie  il^m  il^r  Seben  lang  ge= 
bicnt  l^atten,  wenn  fte  alt  ttjurbeii  unb  anpengen,  Weniger  braud^* 
bar  5u  fein.  @r  rül^mte  ftd^  nod^,  bag  er  ein  $ferb,  beffen  er 
^df  aa^  feinen  gelbjügen  als  ©onfui  bebient,  in  Spanien  gurürf^ 
gelaffen  f^abt,  um  nid^t  bem  Staate  bad  ^rad^tgelb  bafür  anred^^ 
nen  ^n  muffen. 


(Sine  ber  befien  ^arfiefiungen  ^tutard^d  ifi  bad  Seben  bed 
oltcm  €ato.  9Kir  bünft,  id^  fcl^e  ben  SWann  mit  feinen  rötl^Iirficn 
^aren  unb  blauen,  fd^arfen,  aber  glanjlofen  Slugen.  S5on  i^m 
!onn  man  nid^t  fagen,  bag  er  baS  @ute  liebte,  fonbern  er  ad^tetc 
eö,  unb  jwar  nid^t  atö  ba«  ®utc,  fonbern  a\&  baiJ  ©eiterige,  baö 
3»ccfinä|igc.  3)ie  ©efe^gcbung  be«  S^lcd^tS  war  il^m  nur  fd()ä|j- 
bar  als  ©efe^gebung  bei»  ^erftanbei»  unb  aHt»,  wai»  il^m  bie 
golgered^tigfeit  unb  tlarl^eit  bicfe«  5Ser|ltanbci?  ju  becinträd^tigcu 
fd^ien,  fu(|te  er  rüdfpd^tStoS  öon  ftd^  p  entfernen.  S)al^cr  (ein 
(S^niSmuS,  mit  bem  er  jtd^  über  alle  (äefül^Ie  wegfegte,  bie  fonfl 
bem  SWenfd^en  el^rwürbig  ftnb,  i^m  aber  JJrrlid^ter  fd^ienen,  bie 
boS  Äuge  ^inbern,  baS  giel  fcfl  im  Singe  gu  bel^atten.  3)al^cr 
boS  ®efud^t>@onberbare  in  feinen  iWcinungen ,  bcffcn  ^lutard^ 
erwähnt,  unb  baS  gewig  nur  ou8  bem  ©treben  cntflanb,  Jein 
Urt^eil  öon  ben  ©orurtl^eiten  ber  SWcnge  freijumad^en.  3)ic(en 
35orurt^citen  f^pürte  er  bis  auf  bie  Sßurgetn  nad^,  unb,  ol^ne  gu 
bebenfcn,  bag  baS  ?JaIfd^c  jid^  bod^  notl^wenbig  jnicfet  auf  etwas 
grünben  muffe,  baS  nid^t  fatfc^,  fonbern  woüon  eS  nur  bie  fatfdje 
2(nwcnbung  ifl,  wollte  er  aud^  bie  SSurgcIn  beS  menfd^ttd^en 
3rrenS  auSreigen  unb  jerftörtc  baburc^  in  fid^  ben  .Äeim  ber 
ebelften  ©efül^Ie.  @eine  S^ugenb  war  bal^er  and)  ol^nc  (Srl^cbung 
unb  er  ertaubte  ftd^  ol^ne  Sliipanb  (Sraufamfeitcn  gegen  (eine 
^flaten,  ja  felbfl  SBud^ergcfd^äfte,  weil  baburd^  ber  Uebcrein« 
fHmmung  be«  SSerjlanbeS  mit  jid^  fetb(t,  bie  i^m  für  Sugenb  galt, 
nic^t  gefd^abet  gu  werben  fd^ien.  2)aS  üerfel^rte  S^reibcn  bcr 
3[nbern  war  il^m  t)eräd()tlid^ ;  aber  beflo  adE^tcnSwertl^er  fd^icn  il^m 
(ein  eigenes  ©treben,  unb  bieg  ©efül^I  äugertc  |td^  hd  feinem 
d^^niSmuS  als  0elbfltob  unb  ats  ^ertng(d^ä^ung  ber  heften 
feiner  geit,  bereu  Sugenben  il^m  (wie  ben  er(!en  ®^ri(ien  bie 


92  ©toffe  unb  S^araftcre. 

Sugcnbcn  bcr  Reiben)  nur  gtängenbc  8a|ler  fd^icncn,  »eil  jtc 
au8  einer  anbcrn  Ouette  Pofen,  atö  bte  er  für  bie  rid^ttge  er- 
fannte.  Äöflüd^  tjl  baS  &t\^Wd)tn,  wie  ber  (E^ntfer  ft^  ol« 
atter  SBittwcr  eine  junge  (SHooin  beilegt,  bie  er  aber,  auS  einem 
^{eftd^en  altl^ergebrad^ter  ^ä)tn,  bod^  nur  bed  Sflaä)t&  fiäf  l^eimU^ 
in  fein  SBett  (d^Ieid^en  läßt  unb  wie  er  nun,  ba  e8  bemerft  wirb, 
um  fld^,  ber  ©flatin,  feinem  ©ol^ne,  ber  gangen  ^cntrij  üon 
9{om  unb  ber  SD^einung  ber  gangen  ^elt  etwad  angutl^nn,  bie 
Sod^ter  eines  ©d^reiberS  l^eirotl^ct,  bie  er  öietteid^t  in  feinem 
Seben  nie  gefeiten  l^ot  —  2lttc  biefe  ©igcnl^eitcn  waren  aber 
ncbf!bem  nod^  burd^  feinen  ©ürgerftnn  aU  '3iömtx  mobipcirt,  fo 
baß  bie  (Srl^altung  unb  S5er]^errlid[)ung  'Storni  unbebingt  in  bie 
9?ei^e  ber  öernünftigen  S^Jedte  mit  aufgenommen,  ober  öielmcl^r 
ald  ^mnbfatj,  ber  ftd^  non  felbfl  ntx^t%  allem  feinem  $anbeln 
\)orauiJgcfefet  würbe. 


Slripert,  Äönig  bcr  Songobarben,  ftirbt  unb  tl^eilt  fein  9leid^ 
unter  feine  ^öl^ne  $artarit  unb  (S^unbibert.  (^unbibert  möd^te 
allein  l^errfd^en  unb  fenbet  ^aribalb,  $ergog  toon  Surin,  nad^ 
^enet}ent  gum  bortigen  $ergog  ©rimoalb  mit  ber  Sitte,  i^n  gegen 
bcn  ©ruber  ju  unterfiü|jen ;  bie  $anb  öon  bc§  ÄönigS  ©d^wefier 
wirb  al^  ber  ^xti&  ber  ^ilfe  befiimmt  ©rimoalb  wittigt  ein 
unb  giebt  mit  einem  ^eer  nad^  $at}ia.  (S^unbibert  fc^idtt  i^m  t)ou 
^iaccnga  aus  ben  öerrätl^erifd^en  ÖJaribalb  entgegen,  ber  ©rimoal* 
ben  öor  bem  ^önig  warnt.  2)ie  böfc  Slbftd^t  beS  gelteren  möge 
ber  ^ergog  barauS  erfennen,  bag  jener  bei  ber  näd^fl  betoorfteben« 
ben  3ufontmen!unft  unter  ben  fönigtid^en  Kleibern  gel^arnifd^t 
fein  werbe.  8luf  äbw'^i^^c  Seife  mad^t  er  ben  ^önig  gegen  @ri* 
moatb  migtrauifd^  unb  berebet  il^n  wirüid^  gur  Unterrebung  mit 
bem  ?5anger  unter  bem  bleibe  ju  erfd^einen.  6ie  fommen  ju- 
fammen.  Sil«  fie  jtd^  umarmen,  fül^It  ©rimoalb  ben  $anjer  beS 
Königs.  @id^  tittxaifittt  gtaubenb,  gie^t  er  baS  @d)Wert  unb 
burd^bobrt  ben  Ungtüdflid^en.  ^rimoaH)  wirb  ^önig,  l^eiratl^et 
in  ber  golge  aud^  ©unbibert«  ©d^wefter.  ^artarit  entflicht  gu 
ben  SlDaren. 


9ed^t  tragifd^  ifl  bie  (S^efd^id^te  beS  9legenten  Don  ^ortitgaT, 
S)on  $ebro  oon  4oimbra,  ©ruber  beS  flanbi^aften  ^ringen.    3)ie 


Stoffe  unb  S^arattere.  93 

Cx^en^eit,  mit  ber  er  feinen  Se^  fortwanbelt,  obmol^t  er  fielet, 
ba|  am  fCui^gang  ber  £ob  warte,  fein  gi^eunbfd^aftdoerl^äUnig  mit 
bcnt  gelben  ^Imaba,  ber  in  ben  Za%tn  ber  'Sloüf  bad  @aframent 
mit  i^m  barauf  nimmt,  bag  fte  mitfammen  leben  unb  fierben  tt)oIj(en. 
%M  2age  feiner  Softer,  bie,  ©ema^Iin  feinei»  92effen  unb  (Gegners, 
bcS  £5tiigd  SllfonS  V.,  unt^&tige  Statin  Don  ben  ©efal^ren  il^reS 
SoterS  fein  ntug,  felbfi  t)on  bem  unoerföl^nUd^en  t$etnbe  bedfelben, 
8arcdod,  e]^ebrec^erif(!^er  Siebe  bef(i^ulbigt.  ©nblid^  ber  Xot) 
ftinroS  in  ber  ^äfiaä^t  gegen  feine  ^einbe.  ^11  ha»  »ürbe  mtd^ 
in  einem  Srauerfpiele  begeifiem  —  befonberi^  menn  \6)  ein  ©panier 
ober  tnelm^r  ^ortugiefe  toäre. 


9Htter  Steimpred^t  ))on  ^Jrauenburg  in  ©teiermarl  lägt  feine 
Gattin  fiunigunbe  t)on  5S)irnfiein,  bie  er  geraubt  l^atte,  in  einem 
gaffe  über  ben  ©d^Iogberg  ^inab  in  bie  Wlnx  rotten,  weil  er 
i^ren  früheren  Verlobten,  ^il^elm  Don  @aurau,  afö  ä^innefänger 
t)erf(eibet  )n  il^ren  ^ttgen  Uegenb  antraf.  8urgoeflen  unb  SRitter« 
f^Ioffer  Oeflreid^d,  1.  SBb.  @.  85. 

2)er  ^ic^ter  Ulrid^  oon  Sid^tenflein  war  ein  SBrnber  jlenci^ 
^einri^  ^on  Sid^tenflein,  ber  ^önig  Dttofam  naä^  Oeftreic^  braci^te. 
Ch:  Derbanb  ftd^  mit  mebreren  trogen  Deflreid^d  gegen  Ottofarn 
nnb  wnrbe,  atö  bad  ^ünbnig  burd^  ^riebrid^  oon  ^ettow  Der« 
ratzen  toorb,  nad^  bem  @d^(og  ^ren  in  ^öl^men  gefangen  ge« 
6rad^t  nnb  baS  @d^(og  f$rauenberg  gerfiöret.  Oefireid^§  $urgo., 
1.  «b.  <S.  85. 

9(tö  Ulrid^  Don  Sid^tenfiein  bad  9lennen  mit  ^abemar  ton 
d^nring  anf  ben  folgenben  2)ag  Derfd^ob,  glaubte  mau,  baS 
Stehen  werbe  Verweigert,  weit  (Sl^unring  „bie  iD^ann  liebe". 


Sßenn  ®oad  ber  moabitifd^  ^eibntf(^cu  9tutb  bie  Seigren  ber 
iäbif(^en  9leIigion  beibringen  Witt  unb  i^r  fagt:  t&  ift  nur  ©tu 
®ott;  fo  fie^t  fte  fd^nett  oom  SBoben  empor,  blidft  il^n  an  nnb 
jagt:  nur  (Rner!  ga^re  fort!  3d^  ftt!>(e  ba§. 


94  Stoffe  unb  (S^aroftere. 

2it&  btc  2KcmoircS  bcr  3Äob.  bc  3)'?attcoinc ,  »cßcii  bei*  ®c- 
fd^ic^tc  bcr  2Wab.  53regi  unb  bcS  ©vafen  9ioquclauvc,  wcldjc  aKab. 
(^eiiUiS  in  tl^rer  Sil'labemotfette  l^afa^ette  anführt 


3u  einem  2^raucrf^icl  ^ermann  UeS  bie  Sufammenflcttung 
feiner  ©egcbenl^eiten  in  SSogtö  SRl^einifci^en  «Sagen,  1.  SBb. 


3[n  ber  <B6)ia6)t  bei  2)öfftngen  gegen  bie  9{eutlinger  toav 
(Sbert^arb  ber  (SJrciner  öon  SBürttemberg  fti^on  auf  bem  ^J?unft, 
gefd^Iagen  gu  werben,  aliS  unüermutl^et  Solff  üon  Sunnenberg 
ben  bürgern  im  fRücCen  erfc^icn  unb  bur^  feinen  plöt^Itci^en  ^n« 
fall  fie  jum  gliel^en  brad^te.  Söolff  war  fonft  ein  erbitterter  gcinb 
^berl^arbd,  er  f)a^it  aber  bie  Bürger  nod^  me^r  at&  i^n.  "üflad) 
bcr  ©d^Iad^t  lub  ©bcrl^arb  feinen  S^ietter  ju  fid^  an  fein  ^ofJagcr 
ein;  Solff  begleitete  i^n  aber  nur  eine  fur^e  (Strecfe,  bann  gab 
er  feinem  $ferbe  bie  @:poren  unb  fagte:  ®ute  S^iac^t,  §err  ÖJraf! 
SWorgcn  ttjollen  wir  cS  ttjieber  anfangen,  ttjo  wir  e«  gclaffen 
l^aben!  2)amit  ritt  er  fort  unb  iplünbcrte  gleid^  auf  bcm  .geim* 
»ege  ein  ttJürttembergifd^e«  2)orf.  (Sberl^avb,  a(§  er  bie  9?ad^ricl;t 
baoon  bcfam,  rief:  „S'iun,  baS  2Bölf(ein  l^at  SBovt  gcl;altcn;  cö 
l^at  fid^  »ieber  Äoc^ffeifd^  gcl^olt!" 


^uftfpiele:  2)ie  ©ünbflut^.    2)ic  Solfen. 


Erinnere  bid^  immer  be8  öerftorbenen  S^^iS:  biefeg  iriber* 
roärtige,  jurüdtfloßenbc  Sleugere;  biefe  SWenfd^cnfcinbUd^feit,  ent- 
fprungen  au8  übertriebener  ©eibftfd^äfeung  unb  sBemngtfein  ber 
S^iid^tanerfennung  öon  @eite  ber  Stnbern;  bicfc  mannigfaltigen 
2:atente  ol^ne  ©rennpunlt;  biefer  $o^n  gegen  S^bermann;  biefer 
@pott  ol^ne  SBife;  biefe  rein  teuflifc^e  fjreube  am  3crftören  frember 
greube.  2)aju  entfc^iebene  Jöorliebc  für  bie  franjöfifd^e  Literatur 
unb  (Sitetfeit  jeber  %xt  bei  forgfältigft  gel^altenem  ©tjui^muS. 


S)ie  l^übfd^e  ($•..,  ol^ne  überpffigen  QJeift,  aber  jung  unb 
blübenb  an  einen  bejal^rten,  fafi  wibei-Iid(|en  ^ann  i}erl}eiratl;ct, 


©toffe  unb  (S^araftere.  95 

ber  i^r   aber  an  SBtIbung  überlegen  ifl  unb  |te  burd^  ©efätttg« 

teiten  unb  Sufmerffamhiten  aller  ^rt  an  fi6)  ju  feffeln  ober  nkU 

me^r  ju  gewöl^ncn  weiß.  S)urci^  il^n  in  größere  QxxM  etngefül^rt, 

in  benen  fte  t^rer  Sangenmetle  loiS  n}irb,  unb  mit  ^equemlic^tctteu 

umgeben,   bie  i^ren  rein  löriperßd^en  ^nf^rüd^en  an  ba^  Se6en, 

menn  aud^  tiid^t  üöttig  genug  t^un,  bod^  tt)enigfleni$  jte  ht]ä)tüxä)* 

tigen,  fld^t  fte  il^ren  SERann  al&  ben  Bä)öp\^v  biefed  bel^aglid^en 

2)afettüS  an  unb  iß  il^m  barum  red^t  aufrid^tig  gut    ^ie  finbet 

offenbar  SSo^IgefaQen  an  mond^en  Männttn,  befonberd  an  fold^en 

oon  ^übfd^er  SCugenfeite,  aber  il^r  Sunfd^  n)irb  nie  gum  $er« 

langen,  unb  felbfl  ber  SBunfd^  gebt  nie  fo  meit,  bag  fte  badete: 

0  iD&re  bod^  ein  ^old^er  mein  ilJ^ann!  fonbern  l^öd^fteniS:  D  »äre 

bo<^  mein  ^ann  ein  ©otd^er!  @d^on  il^re  Siebe  gum  ®ttDofjnttn 

nnb  bequemen  l^ält  fte  bon  jeber  Untreue  gurüd(,  unb  bie  Unrube 

äner  Siebed^^ntrigue  !5nnte  il^r  nid^t  bur(^  atte  möglid^en  SReige 

berfelben  aufgen^ogen  werben. 


Sttottbelutottte  tu  ^loren^* 

S)ie  äl^utter  fott  ben  ^uonbelmonte  baburd^  aufbringen,  bag 
fie,  unb  bie  gange  @tabt  gu  glauben  oorgibt,  bag  er  üon  ben 
^ertoanbten  ber  Slmibci  mit  bcm  2)egen  in  ber  ganfl  gur  SSer- 
lobung  gegmungen  tt}orben  fei. 

als  fic  ibm  —  im  Qimmer,  »o  aud^  i^re  Zoä^ttx  ift  —  gucrft 
biefe  SSermut^ung  fagt,  nimmt  er  tro^ig  feinen  $ut  unb  fagt: 
„Si^enn  i^r  fo  bon  mir  benfen  tonnt,  fo  lebt  ttjol^t,"  unb  gebt.  (Sine 
turge  @gene  gmifd^en  äRutter  unb  ^od^ter  unb  8uonbetmonte 
fommt  gurüd.  Sc^on  an  ber  S^l^üre  fä^rt  er  fort:  „2Bie  fönnt 
ibr,  nne  fann  IJemanb  in  gloreng  glauben,  bag  ^uonbelmonte  ftd^ 
gwingen  lägt?'' 

3c^  wottte  i^n  als  ben  3lbgott  ber  @tabt  bolten;  cbel,  ftotg, 
oome^m;  burd^  attfeitigeS  Sntgegenfommen  oern^öl^nt,  baber  an 
feinen  anflog  benfenb  unb  bei  jebem  oorfommenben,  tote  über  eine 
faum  gebenfbare  @ad^e,  ftufeig.  Slufrid^ttg,  weit  er  nie  nötbig  ge« 
babt,  »erfledtt  gu  l^anbetn,  gutmütl^ig  auS  9?aturett  unb  um  ftd^ 
ni^t  aus  feinem  be^agli^en  ©leid^gen^id^t  gu  bringen,  n^ol^Itl^ätig, 
um  ft(^  unangenel^me  (gtnbrüdfe  gu  erfparen  unb  Dom  ^a(fe  gu 
fdjaffen.  Zap^ix,  bod^  nid^t  tt>agt|alftg  ol^ueSf^otl^;  gum  SBortl^atten 


96  Stoffe  unb  (Qarattere. 

bur4    fein    anbereil  (&t\\üfi   aU  burd^  baiS  ber    äugern   (S^ve 
getrieben. 


3n  5JIorenj  jtnb  bie  erflen  fjamiltcn  bie  Ubertt  unb  ©uonbel« 
monti,  nad^  i^nen  int  9{ange  !ommen  bie  2)onati  unb  ^ntibei. 
9^un  l^atte  eine  SittnTe  au§  ben  2)onati  ben  $(an  gemad^t,  il^re 
S^od^ter  mit  bem  iungen  Suonbelmonte  gu  üerl^eirat^en ,  ber  ber 
Hbgott  ber  @tabt  unb  ber  (Srfte  bei^  Sbetö  »ar.-  9htr  »ei(  jte 
auf  bie  Siebe  bed  $aarei$  red^nete,  ober  fte  nod^  für  ju  jung 
^altenb,  t}erfd^ob  fte  bie  Verlobung.  Snbeg  fäUt  bem  fröl^lid^en 
^uonbefoionte  eine  junge  Sfmibei  in  bie  3(ugen.  (tc  umfc^märmt 
fte  2)ag  unb  iRad^t,  belagert  i^r  $auiS,  gibt  i^r  9tod^tmuftfen^ 
fo  bag  baiS  ®erü(^t  ba)}on  gau)  ^loreng  burd^Iäuft.  Sertuccio 
Smibei,  einer  ber  ^erwanbten  bei^  üRäbd^eniS,  fprid^t  il^n  begl^alb 
an  unb  forbert  (SrÜärung  über  feine  Sbftd^ten.  $alb  Derliebt, 
^alb  t}on  @eite  ber  @^re  angegriffen,  gibt  er  emß^afte  t7or.  ^aVt) 
ift  ber  Sater  baüon  unterrid^tet,  feine  ^inn^itiigung  gegeben,  9[n« 
flalten  gur  ^od^jeit  »erben  gemad^t  2)ie  Sittwe  2)onati  ^ört 
bat)on  unb  befd^ließt  bie  $eirat^  gu  hintertreiben.  @ie  eripartet 
ben  Bräutigam  üor  i^rem  ^aufe  mit  i^rer  Siod^ter  unb  fprid^t 
il^n  an.  ©ie  njünfd^t  il^m  Diel  Qilüd  in  feiner  neuen  SSerbinbung, 
fte  l^abe  il^m  il^re  2:od^ter  benimmt  gel^abt,  il^r  tl^ue  leib,  baß 
i^re  liebflcn  ^lane  fo  traurig  jerfiört  feien,  ©uonbelmonte  fie^ft 
baS  aWäbd^cn,  i^re  ©d^önl^eit;  er  folgt  in»  $au«;  balb  ifl  er 
täglid^  bei  i^r.  Anfang«  tt)iberf!ebt  er  feiner  Seibenfd^aft.  (Sr 
fieHt  |id^  felbfl  üor,  loie  lange  er  bie  Siebe  gar  nid^t  getannt,  »ie 
er  il^re  äl'^ac^t  oerfpottet;  er  fagt  ftd^  aUt»,  xoa&  bie  @^re  in 
feinem  gfatte  befiel^tt  unb  t)erbictct;  umjonjl!  bie  fieibenfd^aft  tt)irb 
juletjt  fo  übermäd^tig  in  ibm,  bag  er  ol^ne  (gntfd^utbigung,  ol^ne 
Vorbereitung  bie  neue  ®cUebte  cl^Iid^t  unb  bie  afte  bem  ©ercbe 
ber  @tabt,  bem  ©efpötte  ber  iWcnge  $rcig  gibt,  ©ertucdo  3Imibei 
fd(/naubt  kad^t  gegen  ben  grcoler  an  ber  ©l^re  feiner  SRul^me 
unb  feine«  gangen  $aufe«.  (Sr  fammelt  mehrere  junge  Seute  au« 
ben  erflten  Käufern,  einen  Wlo§ca  Samberti,  einen  ©tratta  Uberti, 
einen  Uberigni  gifanti  unb  lauert  ©uonbclmonten  auf,  ber  täglid^ 
in  bie  ^rd^e  @t.  ©tepban  reitet.  3n  ber  Mlft  be«  ponte  vecchio 
an  einer  ©tatue  be«  aWar«  flürjen  fte  auf  i^n  lo«,  reißen  i^n 
Dom  $ferbe  unb  ermorben  il^n  mit  unjä^ligeu  ©tid^en  —  bie 


©toffe  unb  e^atttftere.  97 

ganjc  @tabt  tömntt  in  SBcwegung,  überläßt  afccr  balb  bcit  gamiücu 
ottcin  i^ren  3wtft  augjumad^en,  beffcn  (Snbc  ift,  baß  bic  35uoubcI« 
montid  an&  ^lotenj  t)ertneben  loerben. 


2>te  od^tjiglie  ®ef(3^d^tc  bc«  SBcßcforcfii  öon  bcr  norwcgifd^en 
Sanbgertl^e. 

gro,  Äöntg  öon  ©d^tocbcn,  fällt  tn  Sfiortocgen  ein,  tobtet  bcu 
Äönig  finb  feine  gamifte,  erobert  baS  2anb  unb  ertaubt  fxä)  alle 
&maltti)attn,  bcfonberg  gegen  SBeiber,  fo  baß  eine  große  2(iiga^( 
WH  biefen  fid^  in  eine  entfernte  @egenb  beS  ülanbe«  flürf^tet  unb 
©oten  an  bcn  Äönig  Siegner  »on  S)äneniarf  \ä^idt  ntit  bcr  3luf* 
forberung,  fie  nnb  baS  Sanb  gu  befreien. 

3)a  fte  aber  biiJ  gur  Slnfunft  biefeÄ  ©efreierS  nid^t  ftd^cr  finb, 
muntert  eine  unter  i^nen,  Sanbgertl^e,  jic  ju  perfön(id(>em  SBiber» 
flanbc  auf,  fammelt  Söeiber  allen  ©tanbeS  unb  ^Iteri^,  bewaffnet 
|ic*«nb  fül^rt  jie  gegen  einzelne  2;ru|)penabtl^eilungen  be§  2:^rannen 
an,  ber  Anfangs  i^rciJ  Untemel^menS  fpottet,  balb  aber  fid^  ju 
enipi^ftem  SSiberftanbe  aufgeforbert  fle^t. 

(&^t  er  ober  no6)  ttxoa^  2Öir!fante«  unternel^men  fann,  langt 
9{egner  ouÄ  2)änemarf  an.  Sanbgertl^e  weiß  fid^  fo  gefci^idt  ju 
benehmen,  baß  fte  i^r  ^ecr  ntit  bem  ber  3)änen  tjeretnigt,  ol;ne 
baß  ^ro  eS  l^inbcrn  fann.  @ine  «Sd^lad^t  erfolgt,  in  ber  Sanb* 
gcrt^c  fo  glänjenbe  Seweife  öon  SWutl^  unb  ®etfi  gibt,  baß  Sflegner, 
3ugtei(^  öon  if;rer  ^elbenfd^önl^eit  überwältigt,  Siebe  für  fte  ju 
füllen  beginnt.  2)ie  Sd^weben  »erben  beftegt,  i^r  Äönig  ^ro  fällt. 

Sfiegner«  ?eibenfc^aft  nimmt  burd^  bie  ©d^wicrigfeiten ,  bic 
flc  finbet,  an  ©tärfe  ju.  2anbgertt>e,  obfrf)on  auS  cblcm  ©tammc, 
fd^int  bod^  feine  gleid^e  SGßal^l  für  bcn  ^öuig  Don  2)äuemar!  unb 
S'iortoegen  ju  fein.  <Bxt  unred^tmäßig  gu  befifecn  ift  feine  $off= 
nung,  ba,  nebft  i^rer  befannten  2^ugenb,  fie  felbft  eine  Slbneigung 
gegen  jebe  S5erbinbung  mit  einem  Spanne  gu  l^abcn  fdjeiut,  ba  fte 
jebcrjeit  erflärt,  roieöicl  i^r  bie  greil^eit  ber  ungebunbencn  Qung* 
frau  üorjüglid^er  bünfe,  al8  bcr  beengte  Staub  ber  grauen.  5ln 
Gewalt  ift  nic^t  ju  benfen,  bei  il^rcm  §clbenmut](>,  bei  bcr  ^iebe 
be§  SolfcS  gu  il^r.  2)er  ^önig  wirb  traurig  unb  in  ftd^  gefeiert. 
Ms  er  enblid^  ber  ©ewalt  ber  Setbenfd^aft  nid^t  mel^r  wibcrftctjen 

>  Histoires  tragiques  extraitees  de  oeuvres  Itulienncs  de  Bändel, 
S.  9b.  1581. 

i&villpaxitv,  aOnrlf.    XI.  1 


98  Stoffe  unb  6;^ataltere. 

fann  unb  Sanbgcrtl^cn  feine  $anb,  feinen  S^l^ron  anbietet.  SBeife 
bittet  jie  il^n,  ben  ©d^ritt,  ben  er  im  53egriff  ifl  ju  tl^^un,  üorl^cr 
reif  ju  überlegen;  er  fennt  feinen  Stufentl^alt  unb  fte  tt)irb  fein 
Seib. 

53atb  ift  bie  erfle  ^lutl^  bcS  Äönig«  gcfättigt.  (Sr  fü^tt  ba8 
Unüberlegte  feiner  rafd^en  SÖal^I  unb  jtoar  um  fo  mel^r,  als 
gerabe  iti^t  bie  Umftänbc  feine«  9?eid^e§  ii^m  bie  ^©ortl^eile  bcr 
SSerbinbung  mit  einem  ^önigSl^aufe  red^t  beutUd^  üor  STugen 
bringen.  @in  9'iebenbul^ter  um  bie  Ärone  üon  2)änemarf  »irbt 
um  bie  $ilfe  be§  Äaifer«  Äart  be§  ©idCen,  ben  er  burd^  ba8  ^tx* 
fipred^en,  ba§  (Sl^riflentl^um  annel^men  ju  »oßen,  gu  gettjinnen 
toeig.  9iegner  gel^t  nad^  2)änemarf,  bie  ©ntfernung,  ber  9Kig» 
mutl^  feiner  Sage  tl^un  il^re  Sirfung.  @r  l^ört  üon  einer  fd^önen 
S^od^ter  beS  (gd^webenfönigS  @unno,  ber  il|m  eben  je^t  ai&  ^cinb 
am  gefäl^rlid^flen,  als  ©unbeSgenoffe  am  »ünfd^enSttjertl^efien  ifl. 
(Sr  begel^rt  unb  el^Iid^t  fie.  Sanbgertl^en  »irb  bie  ©d^eibung  an=' 
gefünbigt.  ?Rul)ig  antwortet  fte  il^m.  ©ie  erinnert  il^n,  ba^fic 
felbft  il^m  bie  SJerbinbung  mit  il^r  lüiberratl^en;  wie  er  i^re  ©rünbe 
bamals  wiberlegt;  »aS  er  il^r  öerfprod^en;  wie  wenig  er  nun  l^alte. 
aWöge  er  in  ber  neuen  SJerbinbung  all  baS  ®lüdC  pnben,  baS  fte 
felbft  il^m  ju  geben  nid^t  im  ©taube  gewefen.  @ie  werbe  bie 
©d^mad^  biefer  SBerflogung  überleben,  nid^t  um  fie  gu  räd^cn, 
fonbern  um  ju  geigen,  wie  wenig  tjerbient  fte  il^r  geworben. 

S3alb  brid^t  baS  Gewitter  üon  klugen  über  9?cgner  lo§. 
SBäl^renb  er,  unrul^ig  unb  unftät  wie  er  war,  eben  auf  einem 
3uge  nad^  jjüttlanb  abwefenb  ift,  faßt  bcr  Äronbewcrber  §aralb, 
ber  inbeß  bie  Saufe  genommen  l^at,  unb  toom  Äaifer  unterftü|jt 
wirb,  mit  bcutfd^en  £ru|)pen  in  2)äncmar!  ein.  Sanbgertl^e  er* 
fäl^rt  eS,  fammelt  Ärieger,  ruftet  ©d^iffe  auS  unb  eilt  bem  un* 
treuen  ®atten  ju  ^ilfe.  SDiefer  ifl  unterbeffen  aud^  jurüdfgefel^rt 
unb  liefert  eben  feinem  (Segner  eine  ©d^lad^t,  als  bie  ^ilfe  auS 
9f^orwegen  anfömmt  @d^on  ifl  ^Regner  gcfd^lagen,  ba  ftellt  2anb* 
gertl^e  bie  Sage  beS  ®efedf>teS  l^er  unb  treibt  ^aralben  unb  fein 
$eer  in  bie  glud^t,  ©pät  nun,  aber  innig  erfcnnt  S^iegner,  weld^en 
©d^a^  er  in  feinem  verflogenen  SÖeibe  aufgegeben.  SSon  neuem 
bietet  er  il^r  feine  $anb;  aber  Sanbgertl^e  weift  fte  gurürf.  3*^ 
gutmütl^ig,  ^Regners  neue  Gattin  in  eine  Sage  gu  ftürgen,  bereu 
^ärte  fie  auS  eigener  (Srfal^rung  nur  gu  gut  fennt;  gu  flolg, 
ftd^  nod^  einmal  ^^emanbem  l^ingugeben,  ber  gegeigt,  wie  wenig 


©toffe  unb  e^orofterc.  99 

er  i^rcn  SBcrtl^  gu  fd^ä^en  »ctg,  f^tägt  ftc  jebcn  STntrag  giir 
SiebcrDereinigwng  auS  unb  hlfxt  nac^  9'lorircgcn  jurücf,  ba«  ftc 
Ms  %vtx  ÜKünbigfeit  tl^rcS  unb  9tegncr§  @o]^nc§,  grieblalf,  bc= 
^errft^t 


(1820.) 


(Sx  war  t)on  S^iatur  Hetnmütl^tg  unb  »erjagt  JJm  ^icgc  »er* 
barg  er  feine  JJurd^tfantfett  nod^  burc^  fein  ®lücf,  weil  il^m  alle 
feine  Unternel^mungen  nad^  Sunfd^  gelangen,  ju  §aufe  aber  u.  f.  w. 
$Iutarc^  in  9'iicia.  Äann  ein  5Scrjagter  anl^altenbeS  ®Iücf 
im  ^egc  ^aben?  -  So8  ip  (^lücf? 


2)ie  (afebätnonifd^e  ^l^iloniS,  bie,  als  il^r  (Statte  tIeombrotuS 
i^ren  SSater  8eoniba§  öcrtricb,  ju  bicfem  in  ben  Stempel  flol^,  in 
bcn  er  fid^  gerettet  l^attc,  unb  bei  il^m  blieb,  bis  er,  üerbannt, 
fein  S5aterIonb  öerließ;  bie  aud^  bann  nur  mit  SBibermitten  in 
baS  ^avL^  il^reS  hatten  jurücf feierte,  unb  mä^renb  ber  ganzen 
äbwefenl^eit  il^reS  SJaterS  bie  2^rauer  nid^t  ablegte.  21IS  biefer 
aber,  üon  einer  ^artl^ei  gurüdfgerufen,  nad^  ©parta  feierte,  folgte 
fie  nun  aud^  ber  glud^t  il^veS  SWanneS.  ©efete  fid^  an  feine 
€eitc  in  bem  Ztmpti,  erbat  fein  ^thtn  öon  bcm  erjürnten  SBatcr 
unb  obgleid^  biefer  fte,  aU  i\)x  (Satte  toerbannt  mürbe,  jurüdCl^alten 
ttJoUte,  ging  jie  bod^  mit  hatten  unb  ^inbern  lieber  inS  ©Icub. 
(eie^  ben  SgiS  beS  $Iutard^.) 


2ieiJ  im  ^erobot  nad^  bie  ©efd^id^te  beS  ^erianber  öon  Äo= 
rintl^,  wie  er  in  einem  Slnfatt  öon  (Siferfud^t  feine  ^emal^Iin 
äJ^eliffa  tobtet,  unb  nun  in  &xam  unb  Srübftnn  t^rannifd^  gegen 
feine  Untert^anen  wirb,  ©ein  ältejier  ©ol^n  ift  blöbfinnig.  ©ein 
iüngPer,  fitjfop^ron,  l^ört  öon  feinem  (Srogtoater,  baß  fein  eigener 
35ater  ber  SKörber  feiner  SWutter  gettjefcn  fei.  SSon  bem  klugen* 
blicfe  an  faßt  er  einen  unöerföl^nltd^en  ^aß  gegen  biefen,  er  fliel^t 
feinen  SCnblic!,  unb  Sitten  unb  SSorfieÜungeu  fmb  frud^ttoS.  3)a 
Weift  i^n  enblid^  ber  erzürnte  SSater  auS  bem  $aufe  unb  »erbietet 
bei  ©elbfirafe  allen  bürgern,  il^n  aufjunel^men  ober  nur  mit  i^m 
Sn  reben.    a)er  güngling  fftic^tet  in  bie  offcntUd^en  Ratten  unb 


100  ©toffe  uttb  ©^araftere. 

bleibt  bort.  S5ortibcrgc](>cnb  jicl^t  tl^n  bort  bcr  SJatcr.  ©ein  Som 
weidet  bcr  Siebe;  er  gel^t  auf  tl|n  loS  unb  f^jrid^t  xi)n  freunbftdj 
an.  3)cr  ©ol§n  ober  l^ält  il^n  mit  bcr  §anb  ab  unb  ruft:  3>u 
l^aft  bein  (Sefcfe  übertreten  unb  bift  in  bic  ©clbfirafc  öcrfattcn. 
S)a  öcrbannt  er  il^n  na(i^  Äorc^ra,  ba§  il^m  gleid^fattS  unterfid^t 
©nbftd^  Qebeugt,  üom  klttx  enthaftet,  ruft  er  il^n  jurüd,  ber 
Qfüngüng  »eigcrt  fid^  gu  fommen.  @r  gcl^t  gu  ©d^tffc,  tl^n  p 
Idolen,  ba  l^aben  bic  Äorcijräcr  au^  gurd^t  t)or  bcm  35atcr  bcn 
@ol^n  ermorbct  @r  tüütl^ct  gegen  bic  äFlorbcr,  nimmt  il^ncn  il^re 
Äinber  »eg,  bic  aber  burd^  einen  3ufatt  ttjicbcr  in  tl^rc  ^eimatl^ 
jurücffommen.  ©nblid^  ftirbt  er  einjam  unb  öcriaffcn  in  einem 
Slltcr  öon  80  3a^ren. 

SicjS  bic  (S^efd^id^tc  ber  (Bhha  ^ral^c  unb  bei»  ^önigiS  ©ufiaD 
^bolpl^  (bei»  S^nd^^cn)  in  bcr  {d^tpcbifd^cn  ^efd^id^tc  nad^. 


SBcnn  bu  je  baS  Sujtfpiet:  „2)ic  grcmbcn  in  gtoKcn**  au^* 
fül^rcn  fotttejl,  fo  Dcrgig  nid^t,  bcn  nculid^  bei  ^tquot  gefd^cncn 
preugifdjjcn  Saron  anzubringen,  bcr  eben  üon  feiner  Steife  nadf^ 
bem  Orient  jurüdfam.  SBie  er  ftd^  in  cinemfort  einen  Slcifcnben, 
einen  SWann,  ber  auf  feinen  9f?eifen  pd^  an  ^üt^  gcmöl^nt  l^ättc, 
nannte,  unb  l^öd^ft  naiü  gefiaub,  ba§  S^icifen  felbfl  wäre  eben  fein 
SSerguügen,  aber  „»enn  man  jurüdfgefommen,  lönnc  man  mit 
Suft  baoon  rcben".  SSie  er  I^offtc,  baß  bic  Sf^aturalicn ,  bic  er 
bem  ^Berliner  Kabinett  jugefd^icft,  ^ntcreffe  crmcdtcn  unb  il;m 
eine  förmUd^e  SBelobung  %n  SJßegc  bringen  mürben.  S^^^^^  ^"^^ 
funbigte  er  ftd^  um  ben  beften  S^ud^Iabcn  in  Sien,  er  motte  fid^ 
ein  ejctrafeineS  Äteib  mad^en  laffen,  er  liebe  eS,  wenn  man  gu 
$aufc  fo  xool%  bemunbcrc  unb  (l^icrbei  jirid^  er  fclbfi  mit  bcr  $anb 
über  feinen  3lcrmeO  frage:  Don  wo  l^abcn  ©ic  bod^  baS  l^crrlid^c 
Sud^  mitgebrad^t? 

2)ie  ©efd^id^tc  toon  jenem  iKäbd^cn,  baS  il;rcn  (beliebten  im 
Söalbe  befud^t  unb  bort  öon  einer  alten  grau  empfangen  wirb, 
bie,  mit  beg  9Wäbd}en§  ^ugcnb  unb  ©d&önl&cit  SWitlcib  tragcnb, 
i^r  entbedt,  bag  il^r  ©elicbtcr  ein  S^iäubcr  fei,  unb  im  @inne 
l^abc,  ftc  umgubringeu.    ^aum  ^at  ftc  gcenbet,  fo  l^ört  man  bcn 


Stoffe  wnb  61)ara!tcre.  101 

«arm  bcr  ^chnfcl^rcnbcn  8iäuber.  S)ic  Slftc  »erflcdt  ba§  aj^äbd^cn 
in  bcn  fetter  l^ntcr  ein  gag.  3)ic  SRäiibcr  fommcn  mit  einer 
^an,  öornd^m  auSfcl^enb  unb  rcid^  geüetbet,  btc  fic  geraubt 
^cn  (ba«  ^&xd)m  nennt  jtc  beS  2)?äbd^cnS  ©rogmutter).  <Sic 
f(]^Icp|pcn  tftr  0^3fcr  in  bcn  Äettcr,  wo  jene  tocrfledt  lag;  tobten 
btc  3ammcmbc,  jiel^cn  i^r  bic  Sfiingc  ah  6i§  auf  einen,  ber  ju 
fe|t  fag.  Um  aud^  bicfcn  ju  befommcn,  Ivanen  fte  bcn  ginger 
tron  ber  ^anb  unb  oon  bcr  ©ematt  bciS  @trcid^c8  fpringt  ber 
ginget  weit  »eg,  bis  l^inter  ba§  gaß,  »o  ba8  3)^äbd^en  lag. 
^aä)  vergebenem  ©ud^en  legen  fx6)  bie  SRäuber  l^in  unb  fc^tafen. 
3DKt  ^ilfe  ber  guten  Eliten  friedet  baS  aWäbd^cn  auS  i^rem  ^er* 
ftct!  ^ert)or  unb  flicl^t  nad^  $aufe.  SBalb  fiettt  jtd^  ber  üerrätl^e» 
rif(^e  S3räutigom  ein.  (Sr  fragt,  warum  fte,  il^rem  5Serf^)red^en 
gemä|,  nid^t  gefonraicn?  @S  ^abc  fic  ein  flarfer  ©d}Iaf  über* 
fallen,  fagt  jic,  unb  fo  fei  bic  ©tunbc  öcrfäumt  worben.  2)er 
Sicb^aber  Witt  üble  ©d^Iüffc  auf  bic  ^cftigfeit  i^rer  üleibenfd^aft 
für  t^n  jiel^cn.  @ie  l^abc  ja  bodb  toon  i^m  geträumt,  fprid^t 
fic.  —  Unb  ®uteS?  —  i«id^t  eben'  fel^r.  5Run  ersä^It  fte  bic 
Segebenl^ett,  bercn  QtVL^t  fte  war;  fafi  ol^nc  SBefinnung  flottcrt 
bcr  SRäuber:  Unb  wo  fiel  ber  ginger  l^in,  ben  fie  fud^tcn?  — 
§tnter  baS  gaf ,  wo  i(^  lag,  unb  l^icr  ^ab'  id^  i^n  nod^! 
unb  wirft  ben  ginger  auf  ben  Sifd^.  3)em  SRäuber  gefd^iel^t 
fein  afled^t. 

3)cr  te(3te  3ug  müßte,  wenn  aud^  nid^t  gcrabe  mit  berfetben 
gäbet  ücrwebt,  üon  großer  bramatifd^er  Sirffamfeit  fein;  öerftel^t 
fi(^  flatt  beS  ginger«  j.  S.  ein  SRing. 


(1820—1821.) 

SluffallcnbcS  an@:pieletn:  ©d^einbarc,  tiefe  S^iul^ie  öon  äugen 
(ßnlft  aus  ©runbfätjcn  möd^te  id^  fic  nennen)  bei  ber  l^eftigftcn 
inncrn  S3ewcgung.  3)a§  fd^jarfc  Slnbtidfen  QebeS,  ber  ftc^  bem 
Xifd^c  iial^t.  SS^x  langfameS,  forfd^enbeS  ^lufncl^men  ber  harten 
(®ufHren),  inbeß  ungeübte  ©pieler  ungebulbig  unb  rafd^  ju« 
greifen.  —  (grinncrc  bid^  immer  beS  (£ronpier§  an  ber  ^^arao* 
banf  in  9'^eapell 


102  ©toffe  unb  (Sl^araftcre. 

(1821.) 

Sic  Wäre  e3,  bcn  Äatn^f  auf  bcr  SöartBurg  fo  barju» 
jlctten,  baß  ^cinrid^  toon  Oftcrbingcn  t)on  SRul^mfud^t  unb  Siebe 
gu  be«  Sanbgrafen  ^Jrau  l^alb  toal^nftnnig  gemacht,  jld^  in  eine 
§i)^lc  begibt,  ton  ber  bie  Sanbicute  fagen,  baf  ber  2^eufel  bann 
fein  ©piet  triebe.  @r  befd^wört  bort  ben  2^eufeL  @r  erfd^eint 
nid^t.  W)tx  l^erau^gelangt  anS  SJ^agcSUd^t,  glaubt  er  an  feiner 
inneren  Slngfl  bie  Slnwefenl^eit  beg  S3öfen  gu  fpüren.  3e^t  (iettt 
ftd^  il^m  ein  ^rember  bar,  ber  fid^  für  ben  als  ©d^iebiJrtd^ter 
l^erbeigerufenen  SWeifter  ÄUngSor  gibt.  Ofterbingen  ift  überzeugt, 
bag  CS  ber  2^eufcl  fei,  ÄlingSor  (benn  biefer  ift  ber  fjrembc  ttiir!- 
lid^)  bcfd^Iicgt  ben  Süngting  baburd^  ju  prüfen  unb  ju  retten, 
bag  er  i^n  in  feinem  fünbl^aften  ©treben  bis  gu  einem  $unft 
leitet,  tt)o  er  felbfl  gurüdCfd^aubern  muß.  ÄüngSor  tel^rt  il^n  gu 
bcm  Sicberfampf  ein  :präd^tig  tönenbeS  Sieb,  in  bem  ber  SBe* 
fd^ränften  ©infalt  in  (Slaubcn,  SBiffen  unb  ©itten  gef^jottet,  unb 
glül^enbcS  ©inncnlebcn  Ü^jpig  l^crauSgcl^oben  »irb.  Ofterbingen 
trägt  es  beim  Äam^ffpict  öor,  aber  bie  53Udfe  ber  Sanbgräpn 
öcrttjirrcn  il^n  unb  er  lann  nid^t  enben.  @r  fott  als  beftegt 
crüärt  werben.  ÄlingSor  mad^t,  baß  bie  ©ntfd^eibung  aufge* 
I)obcn  wirb.  3^^  ^^^  ®"^c  ^^^  P<^  Ofterbingen  lügenl^aft  für 
fronf  ausgeben.  @r  toericitet  il^n,  feinen  S^ebenbul^Ier  §u  über* 
fallen,  enbUd^  bie  Sanbgräfln  gewattfam  ju  entfül^ren. 


3um^ctrarfa.  (Sr  befd^reibt  in  einem  ©onctt  an  Sauren 
bie  blonben  §aare  feiner  beliebten,  unb  ift  eben  fo  ungel^altcn 
als  toerwunbcrt,  als  fein  fjreunb  il^n  aufmerifam  mad^t,  baß  fie 
fdE)war§c  §aare  l^abe,  weil  biefer  öeränberte  Umflanb  il^m  mit  bem 
Uebrigen  bcS  ©ebid^teS  nid^t  fo  gut  l^armoniren  will. 


Slbolf  toon  (Selbem,  anno  1470. 

2)ie  ®cfc^idE)te  SlbolfS  toon  (Selbem,  ber,  auS  Ungebulb  jur 
Stegierung  gu  fommen,  feinen  ^atcr  Slrnolb  überfällt,  gefangen 
nimmt,  unb  il^n,  mitten  im  Sinter,  barfuß  unb  bloß  nad)  einem 
feftcn  <gd^loffe  fül^ren  läßt,  wo  er  il^n  einfcrfert.  3)er  ©d^wager 
beS  alten  SSatcrS,  ber  §ergog  toon  ßletoe,  fud^t  i^n  mit  gewaff- 
neter  ^anb  gu  befreien.    Umfonjl.    (gnblid^,  auf  ^Serwenbung  beS 


r 


©toffc  unb  e^oraftere.  103 

^opPcS  ©ijrtuS,  gelingt  c0  bcm  Äatfcr  gricbrid^  unb  ^axl  bcm 
Äfi^ncn  t)on  Sotl^rtngcn,  »cld^cr  Sctjterc  frtil^cr  2(boIf8  ^artl^ci 
gehalten  l^attc,  btc  grcil^cit  beS  olten  Slrnotb  gu  crmirfcn.  S)a 
8boIf  n^t  anä)  \)a&  ^erjogtl^um  l^erau^geben  wiU,  ntad^t  ber 
SSatcr  bic  Ätagc  borüBcr  om  fatfcrlit^cn  §ofc  anl^ängig  unb  er- 
bietet ]xä)  ^ugleid^,  um  fein  Sanb  mit  bem  ©ol^ne  im 
offenen  S^^i^^JJ^Pf  i^  fcd^tcn.  211g  bic^fiic^ter  cnt((^eibcn, 
bag  ber  l^erjogftd^e  2;itcl  bcm  SJater  bleiben  unb  nebft  bem  @d^to§ 
Don  ®rat)c  ber  @ol^n  il^m  nod^  eine  9?cnte  üon  3000  f(.  geben 
foH,  lüeigert  jic^  bieferunb  fagt:  lieber  als  ,,2lrnoIben"  baS 
gugefiel^en  ju  muffen,  woHtc  er,  er  l^ätte  il^m  frül^er 
ben  Äopf  abgel^auen,  in  einen  Sörunen  i^n  geworfen 
nnb  ft(^  felbfl  nad^gefltirjt.  2)arübcr  empört,  fc^t  ber  $er* 
jog  öon  ©urgunb  baS  Ungel;eucr  gefangen,  unb  gibt  bem  alten 
9motb  baS  ^ergogtl^um.  Slrnolb,  alt  unb  bem  2^obe  nal^e,  ent* 
erbt  feinen  ©ol^n  unb  üermad^t  fein  §ergogt^um  Äarln  toon  S5ur« 
gunb.  Sll§  biefer  balb  barauf  in  bem  Ärieg  gegen  bie  ©d^weiger 
blieb,  jogen  bic  ©enter  Slbolfen  auS  feinem  C^efängnig  unb 
führten  i^n  bor  bie  iD'^auern  üon  ^ourna^,  mo  fte  i^n  töbteten. 


S3rantömei  87. 

©erarb  (Sarapo  ©an  ^ietro  ift  ber  9^effc  Gsjclin  be§  ©tamrn» 
IcrS,  ^errn  ber  2^rabifanifc3^en  2J?arf.  Q^erarb  mollte  fid;  mit 
einer  rcid^en  ^abuanerin,  ©äjilia  SBajonna,  öcrmät>(en  unb  tl^eilte 
ben  §ctrat]^Sfontra!t  feinem  Ol^eim  mit.  jE)icfer  fal^  bic  reid^e 
SWitgabe  unb  lieg  gewattfam  ©äjilicn  entfüt)rcn,  bie  er  mit  feinem 
@o^ne,  (Sjaclin  bem  9Könd^,  öcrmät^Itc.  ©erarb  badete  auf  ^aä)t. 
@r  erfäl^rt,  baß  ßägilia  in  bie  Söäber  öon  2(pona  gelten  motte. 
3m  ^tnterl^att  mit  feinen  ^rcunbcn  ücrflcrft,  überfättt  er  i^rc 
SSegleitung,  gerftreut  fie,  unb  —  nid^t  a\i§  ©innentuft  —  im 
©efül^I  ber  Slad^e  fd^änbct  er  ba§  Seib  auf  ber  offenen  Sanbs 
ftraße.  ©ggclin  nabm  batb  barauf,  ba  er  bic  ^cfdiänbcte  ocr= 
flogen  l^attc,  eine  gmeite  ©attin,  oon  ber  er  ben  bcrüd^tigten  (SggeUno 
ba  9lomano  befam,  ber  fein  Sebclaug  mcgcn  iener  S3cgcbenl)eit 
einen  $ag  gegen  $abua  trug. 


«  anemoites  in  &6}\ütva  SammUiuö,  2.  3lbll).  Job.  X  f. 


104  Stoffe  unb  (S^avattett. 

(1822.) 

(SS  Wäre  »ol^I  ber  SKül^c  wcrt^,  »citcr  nad^julefen  btc 
(SJcfd^id^tc  bcr  ^rinjcjftn  (Slifabctl^,  Sod^tcr  be«  Äötitg  SBenjct 
bciJ  2)rittcn  öon  SBö^men,  btc  i^r  ©d^wagcr  ^cinrid^  üon  Äärntl^ 
unb  Äönig  t)on  33ö]^mcn,  batntt  btc  ungufriebcnen  ©tänbc  ntd^t 
bic  Äronc  mit  tl^rcr  $anb  an  einen  frembcn  gürfien  Übertragen, 
gttJtngen  Witt,  einen  SKann  unter  i^rem  ©tanbc  ju  l^ciratl^en. 
SSic  jte  fid&  weigert,  l^eintlid^  an  einen  feflen  Ort  entfliel^t  unb 
3o]^ann  üon  Sujrembnrg,  Äaifer  ^eiurid^«  ©ol^n,  gu  il^rem  hatten 
crwäl^It,  ber  mit  einem  $eer  fommt,  fie  befreit  unb  atö  i^r  Q^e» 
mal^I  ^önig  üon  ^öl^men  wirb. 


©otltc  bic  Äomöbie  grifd^IinS,  bic  (Sonj  in  feinem  Seben 
beSfelben  anfül^rt,  mit  bem  S^itcl  9^ic.  fjrifd^lin  üon  ^raw  iSßcn* 
betgart,  ein  neuw  ^omöbia  ober  ©piel  auS  g(aubwürbigen 
^iftorien  gebogen,  Äaifer  §einrid^  I.  an&  ©ati^fcn  Sod^ter  unb 
il^rcm  (^tmatjl  SBtrid^  öon  SBud^l^orn,  üon  jener  S^od^ter  ^einrid^S 
l^anbeln,  bic  mit  i^rem  (Sntfül^rer  einfam  auf  ©d^Iog  fjrauenbnrg 
in  ©öl^men  lebte?  —  (Üf^ad^jufel^en,  ©ottfd^eb  in  feinem  3)eutfd^en 
S^l^eatcr  crwäl^nt  il^n.) 


^ann  cd  ttma^  ^immlifd^crei^  geben,  a\&  bic  (Sr^äl^Iung  üon 
mtohx»  unb  5Biton  im  §erobot?    I.  31. 


groto,  ^önig  üon  3)äncmarf,  gewinnt  in  SRuglanb  eine  @tabt 
beS  gilrflcn  3lbuanuS  burd^  8ifl,  inbem  er  fid^  in  SöcibSflei* 
bem  gu  ben  SSelagerten  begibt,  il^ncn  ^roüiant  gugufül^rcn  ücr* 
f^rid^t,  bafür  aber  'ifla6)t&  feine  Zxn\)pzn  einlägt.  (£r  ^ciratl^ct 
l^ierauf  bic  Xo6)itx  beS  Ueberwunbenen. 


Äönig  ^clgo,  ein  tapferer  Tlann,  itfut  auf  ber  ^nfel  2:^orc 
einer  Qfungfrau  Gewalt,  woüon  biefe  eine  Sod^tcr  empfängt,  bcr 
fie  ben  ißamcn :  SBärin  gibt,  ißad^  längerer  3cit,  als  biefe  fd^on 
mannbar  geworben  ift,  lanbet  $eIgo  bei  einem  ÄriegSjuge  wieber 
auf  ber  3ufel  Z^oxt,  wo  feine  ?eutc  rauben  unb  ücrl^ccrcn.   2)ie 


Stofft  imb  e^roltcre.  105 

Derlaffene  ®e(te6te  erftnnt  bte  gräuUd^fie  Städte.  @te  fül^rt  il^re 
blü^enbe  Xoä^ttc  bem  ^önig  nox  bte  ^ugen,  ber  meber  biefe, 
iu>4  bte  £o(]^ter  er!ennt,  unb  für  ba§  ÜJ^äbd^en  entbrennt.  (Sr 
etgeugte  mit  i^r  einen  ©ol^n  Slolfo.  21IS  ^clgo  baS  (SntfeljKd^e 
feiner  S^l^at  erfuhr,  entfagte  er  feiner  Sürbe  unb  fiarb,  »ie  (Einige 
fagen,  im  fernen  Orient,  naä)  Zubern  aber,  inbem  er  in  fein 
eigene«  @d^»ert  Prjte.i 


^e  (Sef(^i(^te  ieneS  Trabanten  SS^igo,  bem  als  einem  tufHgen 
(S>efettf(^aftcr  Äönig  SRoIf  einen  golbenen  Slrmring  fc^enft,  wetd^en 
9Hng  ^igo  cai  ben  redeten  ^rm  legt  itnb  nun  ben  Unten  be« 
(anbtg  hinter  bem  Sauden  l^ält  ^uf  befragen  antn^ortet  er:  ber 
linfe  %xm  ft^äme  ^äf  öor  bem  gezierten  redeten.  @o  erl^iett  er 
aud^  ben  ^loeiten  9{ing  unb  bie  befonbere  (S^unfi  beS  ^önigi^,  bem 
er  öerfprii^t,  g^itleben»  treu  %n  fein  unb  einfl  feinen  jtob  jn 
rad^en.  9tö  9loIf  t)om  Könige  oou  @(i^meben  getöbtet  mirb,  iDer» 
fud^t  biefer  ben  treuen  ä8igo  p  geminnen  unb  gibt  il^m  atö 
3eid^en  ber  $ulb  fein  eigene«  ©d^roert,  ba§  SBigo  !aum  empfangen 
^at,  ol0  er  eiJ  bem,  ber'g  il^m  gab,  in  ben  ?eib  fiögt,  unb  fo 
feinen  $erm  räd^t  2)ie  S)iener  bed  (Srfd^Iagenen  ger^auen  ben 
freuen  in  ©tüde.» 


5Der  fiarle  Uffo,  beS  bünben  ÄönigS  SBermunbuS  @ol^n,  ber 
lange  für  blöbfinnig  gebaltcn  loirb,  bi«  er  in  bem  ^tugeubticfc, 
als  fein  35ater  üon  bem  Könige  öon  ©ad^fen  gum  3^et!ampf  gc= 
forbert  »irb,  auSbrid^t,  bie  SluSforberung  annimmt  unb  ben  <Bül}n 
beS  ©ad^fen  felbg»ei  erfd^Iägt.3 


SBte  nad^  bem  S^obe  beS  groto,  be«  mitbcfien  ber  Könige 
Don  S)änemorf,  bie  ©tänbe,  ba  fie  beffen  ©ol^n  gribleif,  ben  fein 
Sater  alS  ©tatt^atter  ber  9ieupen  jjurüdEgcraffen,  für  tobt  l^telteu, 
ben  ^iarni,  einen  SKann  öon  niebviger  ®eburt  jum  Äönig  madicii, 


1  Saxo  Grnmmnticus  II.  26  f. 
3  Cbenba  II.  S8. 
3  &bei;ia  IV.  173. 


108  €toffe  ttnb  C^ttrtftfie. 

jhritct,  ird^t  fogar  in  einem  Streite  mit  ben  @d^eben  ira- 
ttriffentr«]^  feinen  eigenen  ©ruber  ^ilbiger  tobtet.  «18  er  gurficf- 
fommt,  ftnbet  er  ©urit^en  eben  im  begriff,  mit  einem  ©ad^fen 
^iwar  ^o^jeit  ju  maditn.  @r  erf(^Iagt  ben  ©räutigam  nnb  bie 
©einen  nnb  ^eirat^et  nun  ©unilben.^  —  3n  ber  bramatifd^en 
Bearbeitung  mügte  er  in  bem  legten  ®efe(]^te  eine  töbttic^c  SGBunbe 
erhalten,  bie  er  mit  bem  9]>{antel  bebecft,  unb  atö  ®uni(be,  befiegt, 
i^  für  fo  mel  ji:reue  bie  ^anb  reichen  toiti,  \pn6)t  er:  „dfi  i|i 
gu  fpät!"  2eigt  bie  SBunbe  unb  fürbt. 


(i&  iß  eine  eigene  8e^nli(^!eit  gmifc^en  bem  toSen  Senkel 
loon  ©ö^men  unb  bem  92ero.  '^wc  ha»  3^^^^^^^  ^^  Sofalit&t 
unb  bie  9f{eIigiondbegriffe  machen  ben  2)ef)7otiiSmui^  \>t&  Se^jteren 
blutiger;  übrigend  fe^It  t&  aber  aud^  i^m  nic^t  an  jener  balb 
fpag^aften  ©on^omie,  bie  man  an  Sßen^eln  bemerft.  ©eibe,  t)on 
SRatur  aud  blog  auf  ®enug  gefteHte  S'^enfd^en,  toaren,  frül^  t>on 
^mei(!^Iem  umgeben  nnb  burd^  nid^td  in  ber  !2)urd^fe^ung  il^reiS 
SiKend  aufgel^atten,  bal^in  gefommen,  bag  fie  felbft  in  bem  3)^6* 
braud^  i^rer  bemalt  nur  bereu  ©ebraudb  fallen  unb  i^re  &rgften 
Q)emaUt^aten  mol^I  metftent^eitö  bona  fide  Derübten« 


2xti  nac^  bie  Q^efd^id^te  jened  Ulrid^  oon  Sirtemberg,  ber 
ber  ^rau  be8  §anS  toon  $utten  nad^PeUte,  bei  i^r  aber  fcflen 
SBibcrftanb  fanb.  Sflnn  fiettt  ber  ^erjog  jid^  ciferfüd^tig  auf 
^utten  wegen  eine»  SÄingeiJ,  ben  biefer  üon  beS  ^erjogS  ©emal^lin 
erl^ielt,  um  i^n  feiner  grau  ju  geben  als  Sol^n  für  i'ftr  »acfereiJ 
©cne^mcn.  (Sr  bcfd^cibct  ^utten  in  ben  ©cblingcr  SÖBalb,  gebietet 
i^m,  fx6)  ju  öert^cibigen  unb  burd^fKd^t  il^n,  el^'  biefer  nod&  bie 
SBc^r  gebogen  ^at.  2)arauf  bangt  er  bie  Seiche  an  bem  ©ürtcl 
au  eine  @id^c  unb  mad^t  at«  Sreigraf  boju  bag  S^i(i)m  bcS  ^cim- 
lid^cn  (SJerid^teS. 

3n  ©ayo  (lib.  V  p.  91)  bie  ©cfd^id^tc  jener  bcibcn  ÄönigS« 
fö^nc  Don  $ebamar!cn  unb  SBigen,  2l§munb  unb  SlSüit,  bereu 
crficr,  infolge  cineS  »ed^felfettigen  ©clübbeS,  fid),  mit  Sipeife  öer- 
fel^cn,  in  ba§  ®rab  feine«  gebliebenen  greunbeS  einfd^ttcgen  lägt, 

1  ßbenba. 


Stoffe  unb  ®^ra!tere.  109 

a6er  Don  bieftm  afinäd^tlid^  angegriffen  unb  graufam  gerfleifc^t 
wrb.  S)cnii  t&  gifct  feine  grcunbfd(|aft  „itoi\d)tn  lobten  unb 
&6cnb«n.''  Äöntg  (£rif  üpn  ©d^webcu  fömmt  auf  bic  ©tättc, 
^rid^t,  ed^äftc  fuc^nb,  bog  ©rab  auf,  unb  SlSmunbS  breid^^ 
e^ttfenSgcfialt  |lcigt  l^crauf,  baS  ©cf^c^ene  erjä^renb. 


2>te  ©cfd^idjte  beS  ©efojhiS,  gegen  ben,  atö  er  auf  feinen 
gelbgfigcn  abn?efenb  »ar,  ft(i^  fein  ©ruöer  empörte.  2(I§  er  jurücf* 
toirant,  lagt  er  |i(^  batb  t>on  bem  SJerrätl^er  öerfö^nen.  2)ieier 
gfinbet  baS  S^ft  an,  in  bem  er  mit  feinem  ©ruber  baS  SSer» 
fö^nungSfefl  feiert.  S[uf  ben  ^aft)  feiner  (Gattin  legt  @e[oflri§ 
ivm  feiner  ^nber  über  bie  brennenben  ©aßen,  finbet  fo  ben  Slu§* 
»eg  unb  flraft  ben  treulofen  ©ruber.  2lft  geworben,  öerliert  er 
bod  Sugenlid^t  unb  tobtet  ^(5)  ple^t  felbfi  i 


2>ie  ®ef^t(i^e  jener  S^rina  beim  S)iobor,2  bie  i^r  ©olf,  bic 
@a!er,  Dorn  3od^  ber  benachbarten  ©arbaren  befreit  unb  nun 
ibre  l^nigin  »irb.  3n  Ärieg  mit  bem  SWeberfönig  ?(ftibarag 
(bem  Ä^a;:are§  beiS  ^erobot)  üerioidfeU,  beftegt  fie  beffen  gelbl^errn 
©tr^angäuS,  nad^bem  fie  felbfi  tapfer  in  ber  ^ä^ladji  gefod^ten. 
©tnjangänS,  ber  S^od^termann  be§  SUfübaraS,  begegnet  il^r  felbft 
in  einzelnem  ©efed^t.  .  3Rit  Tiüljt  nur  »irft  er  ben  unbefannten 
trieger  »om  ^erbe,  unb  er|i  atS  er  ibm  bic  SQ3affen  entreift,  il^n 
jn  tobten,  erfennt  er  in  il^m  ein  SD'iäbd&en.  ®tr^angäu8  lägt  fie 
entfltel^en.  @r  ücrmittelt  fjriebe.  §artnäcfig  tocrtDcigert  jid^  aber 
3arina  ben  SBcrbungen  beS  oon  2iebe  für  jte  (gntgünbcten ,  ber 
onö  ©er^tociflung  ben  2^ob  loä^It.  ©ein  lefeter  ©rief  an  S^^wa: 
„2)u  Icbft,  öon  mir  gerettet,  unb  id^  fierbe  burd^  bid;." 


2itd  na(f)  über  ©opl^onisbe. 


2)ic  ^cfd^id^tc  beg  el^rgeigigen,  citetn,  grogfprcd^erifdf^cn,  gn^ 
gleit^  aber  ^öd^ft  ttid^tigen  9Karfd^atI§  ©iron,  wie  er  ftd^  in  ©cr= 
fc^mömngcn  gegen  feinen  Sugenbfreunb  unb  Sßol^Upter^einrid^lV. 


1  Herodot  IL 
»IL  34. 


110  Stoffe  unb  (Sl^araltere. 

einläßt  Sötc  ber  Kpigc  2a  gin  t^n  ücrrätl^,  SCuücrgnc  burd^  feine 
©d^ttjcfler,  SWoitreffc  bc§  ÄönigS,  burd^fd^m^jft.  ©er  Äönig  i^m 
SSergei^ung  anbietet,  er  l)alh  gefielet,  barauf  aber  »ieber  (öief[ei(i^t 
burd^  8a  gin  bewarft)  in  feine  alten  SBerirrungen  jurücffättt;  »te 
er  enbtid^  gefangen  »irb^  SReue  unb  baiJ  Unerträgliche  beiJ  S3e- 
mugtfeinS  feiner  SSerbred^en  il^n  fogar  tt)eic!^]^erjig  unb  fleinmtttl^ig 
moci^t,  fo  ha^  fein  Tluti)  ftd^  nur  nod^  als  $eftigfeit  äugert,  unb 
er  enblid^  entl^auptet  flirbt  2)aS  wäre  atterbingS  einer  ©e^nb* 
lung  nid^t  unwertl^.  ©iel^e  ba§  @nbe  beS  3.  unb  Slnfang  be« 
4.  ©anbeS  ber  SKemoireS  beg  <BnU\). 


2ßaS  l^at  e8  mit  jener  c^urfäd^rifd^cn  ^rinjefpu  2[nna  für  ein 
©enjanbtnig,  bic  ben  raul^en  ^erjog  Qol^ann  Äaftmir  oon  Äoburg(?) 
^eiratl^ete,  bie  erfWid^  in  bic  (Scblingen  beS  ^tatienerS  ©coto  fiel, 
bann  jtc^  in  Utrid^S  toon  ?id^tenfiein  (beS  3)id^ter«?  be8  ©ängerS 
bcS  grauenbienfteg?)  Hrme  »arf,  barauf  als  befangene  auf  bem 
©d^toffe  gu  Coburg  flarb?  8ie§  etn?a8  nad^  barüber.  S)o(^  baS 
fd^eint  eine  toiel  f^}ätere  ©egebenl^eit  ju  fein. 


3fn  einem  Sujifpiele  einen  SBebienten  aufzuführen,  ber  einem 
UeberUdE)en  $erru  bicnt,  unb,  inbem  er  f\ä)  a(g  ^anblangcr  atter 
fd^Icd^ten  $anblungen  beSfelben  gcbraud^en  läßt,  fid^  gugleic^,  fo 
oft  er  attcin  ifi,  ]^i5|)oc^onbrifdE)c  Sßormürfe  über  biefe  feine  SBercit« 
»iCligfcit  mad^t.  3^/  ^^  ^^i^ft  f^^  biefelben  fd(;on  im  95orau8  tor, 
inbem  er  j.  SB.  fagt:  „9^un  »irb  ber  SSerrud^te  bieg  tl^un  unb  »irb 
babci  üon  mir  baS  »erlangen,  unb  id^  tt?erbe  nid^t  baS  ^erj  l^aben, 
eS  if>m  abjufd^Iagen.    ©d^Ied^ter  Äerf,  ber  id^  bin!"  u.  f.  tt). 


(Sincr,  ber,  inbem  er  etwas  unternimmt,  »aS  nad^  ber  gc^» 
meinen  SWeinung  eine  SJerbinbung  mit  bem  böfen  (Reifte  gur  golge 
l^at,  nunmel^r  überzeugt  ijl,  ba§  er  in  einer  fold^cn  S^erbinbung 
ftel^e,  unb  bem  fid(>,  fraft  biefer  fejlen  Uebcrjeugung,  nun  aucb 
StüeS  fo  formt  unb  barftettt,  als  ob  eine  fold^c  übernatürliche 
Äraft  mit  im  ©piele  wäre. 


Stoffe  unb  (S^araftere.  111 

^ctrarfa»  fämtntltti^c  SB  er  fc  auS  ber  f.  ©tMiot^cI  Icfcn; 
gnm  Sel^ttf  bdS  Suflfpteli». 


2)ie  ©ef^td^te  iened  ©etflüd^en  )>on  (Satamanfa  unb  bed 
©(^»QrgKlnfttcrg  olS  Sujll^icl.  —  Äöd^tn  ficd  nur  ein  »lebl^uBn 
an  ben  ©piegl 


Söie  ©^ubertl^  gu  glauben,  baß  §onicr  an  bem  $ofc  eines 
ber  9{a(^fötnmlinge  bei^  ^eneajS  gelebt,  unb  in  feinen  beiben 
(Spo^een  eigentlich  bie  S^roer  l^abe  oer^errlic^eu  moUen,  ifl  bod^ 
einmal  gar  gu  abfurb. 

S)iefer  ©d^ubert^  mit  feiner  breiten  Kftflugl^eit  wäre  fein  übler 
2nftfpieI(]^orafter. 


(Knen  ©eid^tbater  anjufül^ren,  ber  einem  bomel^men,  fd^wercn 
Ser^red^er  mit  groger  ©trenge  —  feine  Meinen  S'iebenbergel^en 
bor^ält 


%uäl  nid^t  bie  JJbee  gu  einem  2^rauerf^)ietc  Äaffanbra  ju  ber» 
geffen;  wenn  t^  nid^t  etwa  gar  gwei  gäbe,  beren  le^tereS  eigentUd; 
eine  Ältjtämneftra  wäre  unb,  nad^bcm  Slgamemnon  auger  ber 
©ü^ne  getöbtet  werben  ift,  mit  bem  SRorb  ber  Äaffanbra  unb 
i^ren  ungcglaubten  ^ro^)]^e3eiungcn  enbete. 


3n  einem  Suflf^iiel  einen  beutfd^en  S)id^ter  aufjufül^ren,  ber 
ftd^  bitter  über  bie  ©efJ^werlid^feit  in  feinem  §anbwerf  beflagt, 
immer  bem  ^efd^madt  ber  Scfer  gu  folgen,  ©ei  ^cjcamctern  unb 
^orajifd^en  ©erSmagen  aufgcgogen,  fofiete  cS  il^m  unenblid^e  SJiül^e, 
feine  ©orrätl^e  wieber  ju  fpanifd^en  Srod^äcn  abjuraf^jeln.  @l^e  er 
fic^  aber  nod^  in  dfV  ber  füblid^en  ©ügigTeit  red^t  fcflfefeen  !onntc, 
mugte  er,  wie  auS  einem  warmen  ©abe  in  ben  fattcn  fjtug,  fid^ 
in  ein  ]^od^norbIid^»nibeIungifd^*urbeutfd^e§,  minneftngerftd)  ^  alt» 
beutfd^e«  SBefen  über  $alS  unb  Äo^)f  l^ineinftürjen.  @r  fd^mig 
ben  SÄeifterfänger  Ooibiug  unb  ben  ^ergog  Säfar  ing  ^feuer  unb 


112  @toff<  uit^  ({^rafkre. 

meinte  nun  auf  immer  ^^Sanb''  gekDonnen  ^u  l^en,  bemt  baS 
2)eutfd}e  mügte  benn  bod^,  menn  ej^  ftd^  einmal  em|)orgear6ettct, 
in  3)cutfc3^lanb  SBeflanb  l^abenl  Sfiun  fielet  er  jic^  aber  auf  einmal 
»ieber  auS  bem  fidler  geglaubten  5Befi(ge  em^orgefd^retft.  2)ic 
Blumen  n^enben  fiä)  ber  neu  onfgel^enben  ®onne  aud  Cften  %u, 
unb  ber  arme  SJ^ann  ift  fd^on  gu  alt,  um  noc^  l^offen  3U  föunen, 
arabijd^  unb  perfifc^  ju  lernen. 


S)ie  ©efd^id^te  ber  »eatrip  SaSfart«,  ^rau  beS  ^l^ilipp  S«aria 
©isfonti,  bie  il^r  SWann,  SSerbad^t  an  il^rcr  Streue  öorgcbenb,  ^in- 
rid^ten  lägt,  um  jld^  toon  il;r  ju  befreien. 


S)rei  @tüdCe  einer  leidstem  Gattung  fotten  l^intereinanber  gc- 
mad^t  »erben.  2118  sfogo  ber  Übeln  Saune,  gur  Unterl^altung: 
2)ie  fd^öne  SReluftne;  2)ral^omira;  bed  SebeniS  ^d^attenbilb. 


2ieS  etwas  nad^  über  bie  SWaIatc|laS,  $errn  öon  SRimiui; 
außer  jener  granjeSfa  bcg  2)ante  fc^eincn  nod^  mel^rerc  iiitercffante 
©l^araftcre  unb  ©cgebenl^eiten  \)a  gu  finbcn  fein,  3.  33.  3[ener, 
bem  bie  Italiener  bie  örfinbung  ber  bomben  gufd^reibcn. 


(1828.) 


3fi  fd^on  irgenb  in  einem  BtM  ber  ßl^arafter  eines  SWenfd^cii 
öorgefommcn,  ber  f\ö)  bemül^t,  l^art  su  fein,  um  nid^t  immer  tooii 
feiner  Sßeit^l^eit  überrajd^t  p  werben? 


2)ie  ©rgä^Iung  öon  bem  gerriffcuen  Briefe  (ober  (Sebid^t)  au5 
bem  3^^^S  einmal  für  ein  Üuftfpicl  ju  bcnü^en. 


(Sine  $offe,  bereu  ^au^^tperfon  burd^  QanUxtxajt  bie  iWad^t 
befommt,  ^UeS  abguänbern,  wa&  i^r  in  ber  Seit  uid^t  gefällt. 


r 


@toffe  unb  (^aroftere.  113 

Serflel^t  ft(^,  eht  Un^ufrtebener ,  ber  bann  jute^t  frol^  ift,  ICtteS 
iDtcber  in  bie  i}onge  ^efialt  ^urücfbringen  ju  fönnen. 


(1824.) 

©c^r  lufHg  unb  ganj  für  eine  Suftfipielfccnc  geeignet  xft  jcneö 
Abenteuer  SBaffoni^)ierreS  (Memoires  1, 185),  tt)o  er  eineS  SlbenbS, 
ba  er  bei  beut  @ranb  ^cu^er  2t  ©ranb  gefpeifi  f^at,  p  feiner 
beliebten  ^'(SntragueS  fd^tetd^en  n}il)[,  unb,  ba  eiS  jel^r  regnet, 
einen  SD^antel  2t  ®xanH  übertt)irft,  ol^ne  baran  p  benfen,  bag 
bog  ^eu}  bed  ^.  ©eifiorbenj^  barauf  befefÜgt  ifl.  S)er  $ergog 
öon  (S^uife,  ciferfüd^tig  auf  fein  SSerpubniß,  lägt  burd^  gtoei 
ßommerbiener  bad  $auiS  ber  (Sntrague§  bemad^en,  bie  beiS  S}2orgend 
ju  i^rem  $errn  fontnten  unb  i^m  ergöl^Ien,  ein  junger  8flitter  beiS 
1^.  ©eifid^  l^abe  bie  9^ad^t  bei  jener  ^d^önen  gugebrad^t  @i$  mar 
bamatö  fein  junger  SRitter  biefeS  OrbeniJ  in  $arig,  aB  2t  ®ranb, 
lueg^alb  ber  ^ergog  in  biefem  einen  neuen  unb  gmar  ben 
begünftigten  ^tbtnhüijitx  erblidtt.  (Sr  gel^t  be^  llJ^orgeni^  gu 
2t  (^xant),  ipirb  aber  abgewiefen,  »eil,  »ie  t&  l^eigt,  ber  Oberftall» 
meifler  üor  gal^nwel^  bie  gange  iRad^t  nid^t  gefd^tafcn  l^abe,  unb 
nun  eben  fd^Iummere.  9^un  erfi  ift  er  feiner  SSermutl^ung  getüig, 
unb  er  gel^t  gu  ©affompierre,  beut  er  ba«  gcmeinfd^aftUd^e  Ungtüdf 
erjä^It.  ©affompierre  glaubt  anfangiJ,  er  fei  erfannt  »orben, 
bis  man  beS  Umflanb«  mit  bem  beflernten  iij?antel  gebenft,  ber 
nod^  üon  geflern  3lbcnb  l^er  über  einen  ©tul^I  gefaltet  l^ängt  unb 
burd^  fein  Icud^tenbeS  OrbenSjeid^en ,  baS  SBaffompicrre  je^t  erfi 
bemerft,  il^m  bie  gange  ^erttjed^Stung  flar  madöt.  S)er  ^crgog 
^at  in  feinem  @ifer  baS  öerrätl^erifd^e  ÄIcibungSfiüdf,  ba0  beinahe 
öor  feinen 'Slugen  liegt,  nod^  gar  nid^t  bemerft,  unb  f|öd()fl  fomifd^ 
ifl  nun,  tt)ie  S3affom|jierre  Sitte«  antuenbet,  baffelbe  ben  Slugen 
be§  ©etäufd^ten  ju  entjiel^en;  »ie  er  fid^  gnm  ©tul^l  l^inbrüdtt 
unb  fid^  auf  ba«  Orbengjeid^en  fefet,  bi«  er  feinem  2)iener  einen 
^eimlid^en  SÖinf  gegeben  unb  biefer  ben  SWantel  unbcmerft  entfcnit. 


S3ei  einem  ^Serbrcd^eu  ift  baS,  »a«  bie  Seit  ba«  35erbred^en 
nennt,  fetten  ba«,  ma«  bie  ©träfe  t)erbient,  fonbern  ba  liegt  e«, 
roo  unter  ber  langen  S^leil^e  bon  ^anblungen,  womit  e«  ftd^  gteid^fam 

etiapatter,  SBerfe.    XI.  ^ 


114  ©tojfc  unb  ©l^aralterc. 

al§  mit  SBurjctn  in  unjcr  ?c6cn  l^inctnerftrcdt,  bicjenigc  ijl,  bic  am 
meiftcn  öon  unfcrm  Sßittcn  aB!;ing,  imb  bte  »ir  am  ltx(i)itfttn 
md()t  l^öttcn  tt|mi  fönncn.  Sid^tcnberg  I,  192.  ^crrU^cr 
©toff  ju  einem  Xxautx\pitUl 


S)te  ^pinntxxn  am  Äreug.  S)ic  ©ejd^id^te  jencS  @ot* 
baten  beim  granciSci  (^öttifd^er  «Proteus,  LXI),  ber  fxä)  bcm  Seufcl 
für  l^unbcrt  Z^altx  toerfd^veibt,  burd^  beren  SQBieberbejal^Iung  er 
aber  beS  S^ertrageS  »ieber  lebig  werben  foß.  @r  öerfud^t  Sitten, 
bie  ©umme  jufammengubringen,  erlaubte  unb  unerlaubte  SWittel, 
oft  bringt  er  fte  aud^  beinal^e  gufammen,  aber  immer  fc^U  ein 
S^l^alcr  an  bem  üoKen  betrage.  3n  ber  l^öd^ften  iRotl^  bringt 
il^m  nun  feine  grau  biefen  letjten  %^aUx,  ben  fte  Pfennig  bei 
Pfennig  crj^jonnen,  unb  fo  loirb  er  gerettet.  2(n  bem  Orte, 
tt)o  ie(5t  bie  ©pinnerin  am  ^euje  ftel^t,  fianb  bamalS  ein  uralter 
Saum,  unter  bem  eben  ber  S3ö{e  fein  ©^iel  trieb,  ^ier  rief  ber 
ijrcoler  beffen  $ilfe  an,  l^ier  fanb  er  bag  GJetb,  l^icr  fott  eS  gurüd» 
gegal^It  »erben,  unb  unter  ben  3^ci9^ii  beffetben  ftljenb,  erfpann 
bie  ^rau  ben  rettcnben  S^l^ater,  nac^bem  bie  ^ütte  abgebrannt 
ip,  bie  ber  SWann  untoorfid^tig  fetbfl  in  33ranb  ftedfte,  als  er  mit 
ber  ?ampe  nad^  (Scgenftänben  jum  S3erfaufe  fud^te,  um  ben  teilten 
Sl^ater  feine«  Jci^gelbeS  toott  ju  mad^en.  %m  ©d^tuße  lägt  bie 
grau  öon  bem  ®elbe,  baS  ber  33öfe  nid^t  mel^r  jurücfnimmt,  an 
bie  ©tette  be§  33aume8  jene  ©ante  fefeen,  bie  nod&  je^t  ftel^t. 
2)er  lefete  2lft  foü  eine  S^ifion  bilben,  wo  beibe  (Satten,  toor  @r* 
mattung  eingefd^Iafen,  ben  l^eutigen  3^P<tt^^  ^^^  ©egenb  im 
2:raume  feigen. 

2)ie  Oefd^id^te  ber  SBrüber  ©inatuS  unb  ©inorijc,  jweier 
Könige  ber  ©alater,  bic  55atüafori  erjä^tt  IV,  36;  (pe  fott  audt; 
bei  £iöiuS  jle^en  liber  38?).*^  ©inatuS  ^t  eine  l^errlid^e  ;3nng* 
frau  9?amenS  ©amma  gec!)Ud^t.  ©ein  53ruber  ©inorij  öerliebt 
ftd^  in  fie  unb  tobtet  i^ren  hatten,  gamma,  unfäl^ig,  auf  eine 
anbere  2lrt  beffen  ffob  ju  räd^en,  fJettt  fid^,  al«  ob  fte  beS  ©inorij 

fd^reibung  Sre^aebrubcS  SBud^. 

3  „9li(^t  3U  ftnbett",  jRanbb^merruno  <S(tin^ar)er8. 


r 


Stoffe  unb  ©Oaraftere.  115 

Sctrcrbuugcn  aunäl^mc.  @g  fommt  bis  jur  SSermäl^Iung.  Samma 
fpciibet  bcn  &ötttxtt  unb  rcid^t  bic  ^d^aU,  iiad^bem  ftc  fcI6ft  gc- 
truiifcn,  bcm  öräuligam.  SDcr  Zxant  mar  öergiftet.  3lttc  55cr* 
fuc^e  gur  d^cttung  fin'i)  oergebltd^  unb  damma  flirbt  freubig,  ba 
fic  bcii  2)'?övbcr  if)xt&  ©ottcn  tobt  gu  il^rcn  gügcu  fielet 


N.  B.     3iSfa.    3i«fa*S  ed^ttjcjlcr  fott  üon  einem  SWöndje 
gc[(^äiibct  worben  fein,    geller,  ©cfd^id^te  öon  Ungarn,  IV,  46G. 


>JO€o«. 


Stoffe 


Hntomui^ 

unb 
^(eo:patra. 


2)tc  crficn  Habsburger  (Ämfcr  Sllbrcd^tS  2:ob). 

SBcl^  bem,  bcr  lügtl  (tücj^cnjungc  2eon). 

3tt)ci  gute  §ornbIäfcr  in  SBö^men  (bcr  blinbc  3^" 

romtr). 
Äröfu«. 

2)ic  Scigcn  unb  btc  ©d^wargen. 
$cro  unb  Seanbcr. 
gaufl  (gttjcitcr  X^txl), 
(Sin  treuer  2)icncr  feines  $errn  (ber  $atattn  53anc* 

banuS). 
2)te  3übtn  öon  Solebo. 
S)er  SRing  beS  ®^gcS  (^elbflöertrauen). 
ein  ©rubergttjijt  in  ^absburg  (SRubolf  II.) 
2)er  Sraum  ein  Seben. 

2)ie  9?ajaräer  (©l^riftuS,  3"^fl^f  SWagbatena). 
S)ic  letzten  Äönigc  öon  3?uba  (§erobeS,  SWariamne). 
SWarino  gaUeri. 
(Eatilina. 

SKariuS  unb  @^tta. 

2)ie  ^lürflid^en  (2(|)ric8,  SlmapSr  ^JoIpfratcS). 
2)ra]^omira. 
©|)artafuS. 

griebrid^  ber  (Streitbare. 
2)ic  Spinnerin  am  Äreuj. 
2)ie  brei  Ärebfe  t)on  @t.  ^elena. 


«  Offenbar  boS  ©erj« l(^nl§ ,  toelc^e«  ©riHtJarscr  in  bcr  6cI6|ibioörQj)l;ie 
ertoäl^nt,  bßl.  S^onb  XVI,  ©.  164. 


©toffe  unb  e^orofterc.  jj^ 

Sujlfpiclc. 
3)tc  SBoIfcn. 
S)tc  @^Ip]^cn. 
3)ag  *rtu8. 

2)cr  i^eöcnbu^rcr  feiner  felBfl. 

Le  po^te  siffl6. 

^rofnifleg. 

^ons  fommt  burd^  feine  2)umml^eit  fort. 

3ene«  ^aUxau  toon  2trifioteIe«. 


>>e{o«. 


(1828.) 

iWeuftabt  war  btc  SBül^nc  jcncS  «nglücffdigcn  ©picfS,  ba§  bcr 
toemorfcne  $au^?tmann  Songucüal,  ju  ^oU\)  unb  @arog  $ataf, 
bcr  alte  ©aPfreunb  beg  SRafocg^^d^cn  ^aufeS,  mit  bcm  in  bcr 
Sßcujiäbtcr  53urg  t)cr!;aftctcn  jungen  ^Rafocg^  al8  faux  fr^re  trieb, 
ein  @^iel,  ol^nc  bcffen  SReij  bie  l^od^ücrrätl^erifd^en  ©ebanten  »al^r' 
fd^einlid^  nie  in  feiner  ©rufl  gewurzelt  l^ätten,  o\)nt  ba§  nie  bie 
©efal^r,  bie  man  öcrmeiben  »ottte,  gerabe  im  gefäl^rlid^ften 
SlugenWide  beiJ  fpanifd^en  ©rbfoIgefriegeS  l^erbeigefü^/rt  wor* 
ben  tt)äre.  ^ormatjr,  Sofd^enbud^  (für  bie  i}atertänbifd^e  ®e» 
fd^id^te)  für  1828,  @.  94. 

Sag  ift  ba«  für  eine  ©efd^id^te?  —  iRac^fel^en! 


(1829.) 

iRad^juIeJen  tjon  jener  3utia  ^ongaga,  ©emal^Iin  35e§' 
pafiano  ©olonnaS,  einer  8c^lrefter  ber  Königin  ^ol^anna, 
einer  berül^mten  ©d^önl^eit,  um  berenttoillen  (£]j>airebbin  ©arbaroffa 
3u  gonbi  (onbet  unb  bie  ©tabt  i\'d6)Üx6)  überfällt  (anno  1534).  ©ie 
aber  entfommt,  inbem  fie  ftd&  im  §embe  auf  ein  $ferb  »irft,  toon 
einem  einzigen  SRitter  begleitet,  ben  fie  in  ber  golge  ermorben  ließ, 
öietteid^t,  weil  er  bie  fci^öne  (Selegenl^eit  gu  fe^r  benutzt.  Jammer, 
(Sefd^ic^te  ber  £)«manen,  III,  169. 


^o6)  bie  ©efc^id^te  jeneS  Äa^ianerS  nad^jutefen,  beg  gelb* 
^errn  gerbinanb  I.  in  Ungarn,  ber  mit  35errrat]^  enbete  unb  ju* 
letjt  tjon  3rin^,  ben  er  in  ^eimtüdfifc^er  Slbfid^t  gu  ©afte  gelaben, 
getöbtet  mürbe. 


et»ffe  unb  Söoroftcre.  119 

(1829.) 

SMc  ®cfd^i^tc  jener  Königin  Stomar  üoit  ©eorgtcn,  btc  itjx 
Qcfürpcter  (?)  ^taVtmtifttx  2)aötb  ©ogration  im  ^d^Iafc  über* 
xa!\d)t,  ]o  t)ag  pc  fd^ttjanger  imrb.  @r  fott  gemattfam  ftcrbcn. 
©tatt  bcffcu  Jcfet  jie  tl^n  aber  einer  SWenge  gewattfamcr  groben 
nnb  ©cfal^ren  au§,  bic  er  alle  überfielet,  worauf  fie  il^m  bie  ^anb 
rei^t  Jammer,  (^t\ä),  ber  Domänen,  IV,  65«.  66.  Qu  lefeu 
barüber  Natale  Conti,  istoria  dl  soi  tempi.  Knolles.   Minadoi. 


(1829.) 


3ene  ©teile  be«  2:ocitug  (Annal.  IV,  18):  „Nam  beneficia 
eo  asqae  laeta  sunt,  dum  videntar  ezsolvi  posse:  ubi  multum 
anteyenere,  pro  gratia  odium  redditnr'*  atö  ^egenftanb  eine^ 
SrauerfpicB. 

(1880.) 

3u  Derfud^en,  in  einem  ju  fd^reibenben  @tü(fe  bie  (El^araftere 
ber  ^Jerfonen  fid^  unter  bem  8ilbe  öon  öerfcj^iebenen  S^l^iereu 
gegenwärtig  gu  l^alten:  ?ön)c,  Siger,  %Vi6)§,  Sßolf.     . 


(1831.) 


©0  einen  ?onboner  gfof^ionable,  ungefähr  wie  i^n  bic  ©riefe 
eines  S3erf}orbenen  geic^nen,  oliJ  ^crfon  eineiJ  ?ufifpiel8  gu  brauchen, 
befonbcrS  folgenbe  SH^*  ungeflraft  fo  ungefd^Uffen  atö  möglich 
anzutreten,  ja  felbfl  feine  ^öflic^feiten  fo  einjurid^ten,  baß  fie  ber 
Seleibigung  nal^e  ftnb  . . .  fid^  jeber  g§ne  ber  ©d^idflid^feit  entlebigen 
gu  bürfen,  baS  SSer^ltnig  mit  ben  grauen  bal^in  umgufcbren,  baß 
biefe  als  ber  angreifenbc  unb  er  nur  als  ber  bulbeubc  S^eil  er= 
fc^eint.  —  3fl  es  il^m  gelungen,  irgenb  eine  S^l^örin  gu  öcrfül^ren, 
bie  albern  genug  war,  fic^  ber  SMobe  gu  opfern  unb  SD^ann  mxb 
Äinber  fcinetwegen  gu  toerlaffen,  fo  erhält  feine  Sfleputation  einen 
no(^  ^öl^ern  9Umbu§. 


IgQ  Stoffe  unb  Gl^araftere. 

(18S2.) 

Sie,  toenn  man  in  einem  Sufifptete  ein  eiferfitd^ttged  ^aax, 
(beliebter  unb  beliebte,  ober  ST^ann  unb  %xau  einführte,  beibe 
eiferfüd^tig  unb  üielleid^t  beibe  tved^fetmeife  uid^t  ganj  o^ne  ©ruub? 
SDaiS  gäbe  ganj  artige  (Scenen. 


(1832.) 


@toff  ju  eiitem  burleiSfen  ©tüd,  etwa  für  9{aimunb.  S)ag 
@iner  bie  @abe  er^It,  ftd^  in  bie  $erfon  iebed  i^m  beliebigen 
U)irllid^en  Wltn\ä)m  gu  bermanbeln  unb  biefen  Zubern  thtn  ba« 
bur(^  in  feine  eigene.  2)er  ®pa^  vo'dxt  nun,  baß  bei  jieber  ^er> 
»anblung  ber  @^auf^)ieler,  in  beffen  ^erfon  er  fid^  öerwanbelt, 
fo  )}iel  atö  möglid^  feine  ©igentl^ümlid^feit,  €]^arafter,  @)}rad^e 
annel^men  müßte,  inbeg  er  fetbfi  eben  fo  biefen  Zubern  nad^a^men 
müßte,  j.  ©.  er  öerttjanbelt  ftd^  in  ein  SWäbd^en.  S^iun  ift  biefe 
©^aufpieterin,  inbcm  fte  »ie  natürlid^  il^re  ©eflalt  bel^ätt,  in 
i^rem  3nnem  unb  beffen  SluSbrucf  Sflaimunb,  inbeg  in  8Jai» 
munbS  ^ör^er  ht&  mä\)ä)tn»  O^eifl  unb  Tillen  toaltet 


(1834.) 


SBertraba  oerlägt  il^ren  SJlaun  %o\to  öon  Slnjou  unb  l^eiratl^ct 
$]^iU^)^)  I.  üon  fjranfreid^.  @ie  war  fo  fcl^r  SJleificr  i^rer  bcibcn 
ajlänner,  baß  ^otfo  auc^  nad^  il^rer  S3ermä^Iung  mit  ^l^ili^^  i^r 
no^  immer  l^öc^fl  gugctl^an  blieb,  ©inmal,  ba  fte  mit  (e^terem 
^offo^n  auf  feinem  ©c^toffe  befud^te,  oerföl^nte  fie  beibe  SWänner 
mit  eiuanber  unb  bebiente  fie  felbfi  bei  2^afe(. 


(1836.) 


3[ener  gänfifd^e,  ja  ungered^te  ^ergog  @rnfl,  Scopotb  be§ 
©totjcn  SBruber  unb  Sllbred^t  V.  Ol^cim,  guglcid^  ber  romantifd^e 
5Jreier  um  (S^mburg  Don  SD^iafoüien, 


r 


©toffe  unb  G^acaftere.  121 

(1885.) 

Shibolf,  ^atriard^  öon  Slntioc^tcn,  bcrcbct  btc  gtirjHn  jener 
©tobt,  eitfe,  Sflaimunb  bon  Slnjon,  bcr  btc  SCugen  auf  tl^re 
Sod^ter  ^onfianje  getoorfen  l^atte^  motte  eigentUd^  fle,  bte  Butter, 
^ctrat^en.  @Iife,  in  biefer  SJorau^fe^ung  bem  (trafen  Sfiaimunb 
fein  ^inbeniig  in  ben  Seg  tegenb,  gen^a^rt  il^ren  ^rrtl^um  erft 
bann,  alS  fte,  fd^on  gur  SJemtäl^Iung  an  ben  2(ftar  tretenb,  mit 
(Sntfc^cn  pd^t,  bag  Sflaimunb  ^onftanjenÄ  $anb  ergreift,  nnb  ber 
$riejicr  fte  t)erbinbet.    SRaumer,  ^ol^enflaufen,  I,  505. 


(1887.) 

Le  monstre.    S)er  ©d^ttjarjfünjller  l^at  fein  SBerf  ol^ne  Siebe 
(Neigung)  i9ottenbet  unb  nun  berfolgt  ed  t^n. 


(1839.) 

^an§  lommt  bur(^  feine  3)umm]^eit  fort.  @r  fann 
etwas,  baS  ber  ?lnbere  nic^t  fann,  eine  Äleinigfeit,  aber  bie  man 
eben  braud^t.  (gr  ifl  gejd^meibig,  tt)o  ber  ?lnbere  befümmt  ijl, 
bereit  unb  f(^nett  eine  Ueber^eugung  aufzugeben,  bie  bcr  ?lnberc 
fcft^ält,  (Sx  merft  nid^tS,  ttjo  ber  53[nbere  merft.  2öo§  er  t^ut, 
gerate,  er  l^at  (SJIüd.  So  ber  Rubere  auS  ^crflanb  gwcifelt 
unb  sögert,  greift  er  tö^pifd^  aber  förberlid^  gu.  Tlan  brandet 
^äf  bor  i^m  nid^t  gu  geniren.  ®r  ift  immer  ber  9J?cinung  ber 
anbem  Seute;  bereit  anguftaunen  unb  gu  bewunbern.  SlüeS  ift 
i^m  rec^t.  SWan  fül^It  ftd^  in  feiner  ®egenttjart.  Wlan  traut 
i^m,  inbeß  man  ben  ?lnbern  für  üerfledt  I|ält.  (Sin  guter  @^e* 
mann,  mutl^magUd^  ein  bortrefflid^er  2)iener.  3"  gewiffcn  @e* 
f(i^äften  toitt  man  S'iiemanb,  ber  flüger  ift  a(g  gerabe  nötl^ig.  @r 
t^ut  nie  mel^r,  alg  man  toerlangte.  —  SWitleib  angcnel^mer  at§ 
Sewunberung. 

(9la(l^  1856.) 

ein  aWäbd^en,  baS  für  bumm  gilt,  weit  bie  M'ijt  einer  übcr^ 
gebifbeten  ©d^wefler  jte  auf  alle  3lrt  eingejd(>üd(|tert,  bie  aber,  ba 
ein  ibr  bcfUmmter  Bräutigam   fid^  il^rer  ©d^wefter  juwenbet, 


122 


6toffe  unb  (S^araltere. 


au§  t^rcr  S)umpf]^ctt  fjtxau^t^,  fiä)  pfcl^cnb»  cnttpidcft  unb 
eubüd^  burd^  natürlid^en  ^erfianb  unb  ©utmütl^igfeit  ben  <^ieg 
baDonträgt. 

(1860.) 

Senecae  epistola  LXXXI.  Si  gratum  esse  non  lice- 
bit,  nisi  ut  yidear  ingratus;  si  reddere  beneficium  non  aliter 
quam  per  speciem  injuriae  potero:  aequissimo  animo  ad 
honestum  consilium,  per  medlam  infamiam,  tendam.  Nemo 
mihi  videtur  pluris  aestimare  virtutem.,  nemo  illi  magis 
esse  devotus,  quam  qui  boni  viri  famam  perdldit,  ne  con- 
scientiam  perderet.    2)aS  Wäre  eine  ]6)'6nt  bramatitc^c  ^lufgabc. 


Satiren, 


Le  poete  sifl6. 

Sßatcr  toax  in  feinet  Sugenb  ein  großer  greunb  teg 
%\)taitt^»  ©entert  eS  nocj^,  aber  grö^tent^eilS  in  ber  @r« 
innerung. 

^o(!^ter  liebt  ba^  Sl^eater  ni(^t.  ^n  Suftf fielen  ntig^ 
f&Qt  il^r  bie  ißerfpottung.  ^n  Sraueifpielen  rettet  fte  ftd^ 
)}0T  ber  h)iberli(i^en  S9e&ngftigung  burd^  9li(i&t-®tauben.  @§ 
verlebt  pe,  ba^  Senianb  (ber  tragifd^c  ^id^ter)  feine  l&eiligtten 
©efüble  t}or  ben  ro^en  Raufen  )ur  @d^au  legt.  6d^aml(;aftigs 
feit  be§  ©entüt^S  gegenüber  ber  förperlid^en.  @te  ^at  ben 
®unf(!&,  einen  S)i(i6ter  fennen  ju  lernen,  a(g  SRarität. 

2) er  S)i4ter.  S)ie  ©efü^le  beg  SSerfaffer§  jur  3cit  ber 
auffül^rung  ber  Sll^nfrau. 

SGÖcltbamc  ungefäl^r  wie  bie  gebilbeten  3übinnen  ju 
SBien  unb  ^Berlin. 

3tt)citer  2llt.  ©inlabung  tjon  allen  Seiten,  bie  im 
üierten  2l!t  toiebcr  jurüdgenommen  »erben. 

©eneralfontrolor. 


SIbefe  fl^t  arbeiienb  an  einem  im  SSotbergrunbe  red^tS  ftel^enben  Xifc^e. 
S)er  SBirtQ  fommt  butc^  bie  aRitteltJ^üre. 

tDirtl).  Untcrt^änlgften  guten  ÜJlorgcn,  tt)er%efc6ä6tefte 
SWamfeH.    60  frü^  fd&on  glcidbfam  an^  ben  gcbcrn? 

Ä^ele.    SJBir  ftnb  bag  gewo^int  üom  fianbc  ^er. 

tDlrtlj.  SBci^,  ttjci^,  »ei^.  S)ie  2)amen  üon  bor%rcin 
ftgcn  Wön  in  ber  3)ämnierung  auf,  mit  ben  ^ül^nern  gfeicfcs 
Jam,  unb  frül^  toiebev  l&erauS,  frö^  »ieber  ^erauS.  a\)axi 
mant!    Grl^ält  rotl^e  S3äcl(ein   unb   mad^t   —   wie   foU  icfe 

fagen  —  (mit  ©eberbe). 

Mtit.  S(!^ßn,  ba6  6ie  mir  SRed^t  geben,  $err  SBons 
tem§.   (SBioob.) 

IDlrtl).  SlberM^ier,  in  bem  unruljiigcn  SBorfaale,  mo 
5l(Ieä  burdjgel^t  unb  läuft  unb  rennt  unb  fd&reit  unb  toettert. 

Mtit,  ^ä)  fel^e  gern  SUtenfd^cn,  wenn  \6)  in  ber  8tabt 
bin.    2luf  bem  Sanbe  fudfee  unb  finbe  idfe  bie  ßinfamfeit. 

©Irtl).  2Jlenf dfeen!  3a  bu  liebe  S^itl  3Jlenf(i6cn  l&icr 
auf  bem  SBorfaale?  Kenner  \)'6d)\kn^,    Unb  wie  2llle^  urnljcr^ 

liegt.     «Sin  auf  bem  @tul^(e  linfS  im  SSorgrunbe  liegenbed  Xuä}  bemerfenb.) 

^ier  ba§  ^bmifd^tud^.   (®r  legt  es  auf  ben  xift^.)   Unb  bie  $ar!etts 

bürfte.     «Er  fd^leubert  eine  im  Sorgrunb  am  S3oben  liegenbe  S9ärfte  mit 

bem  ^u^e  gegen  bie  si^üre  in.)  SBeun  xd)  uic^t  Überall  ^anb  an^ 
lege  —  SBerjeil^en  giltigft,  aber  6ie  lüollten*^  felbft:  ^aben 
ba  brin  fdfeöne  genfter,  bie  auf  ben  SDlarltpla^  gelten,  njo 
aJlenfd^en  niemals  mangeln,  wenn  man  i^rer  feigen  »iD,  unb 
begraben  fidfe  ^ier  glei(^fam. 

iL  beif.  fßon  bort  bin  ic^  )7ertrieben  morben.  6ie  ^aben 
fci^lc^^te  3la(i^barfc6aft,  $err  öontemS. 


(Srjle  «Ibt^cirung.  127 

iDicf^.     iBel^üte. 

2l)eic.  @m  junger  ^err  lorgnitte  mxö;)  au§  betn  ^aufe 
gegenüber  fo  lange  unb  fo  un))erfc^dmt,  ba^  x(b  i^m  enblidb 
baS  gelb  räumen  mugte. 

•  irti).  Siel^,  fit\^,  ftel^:  ba|,  ba^,  ba^!  ^atberaud^ 
fd^on  bie  SBitterung !  ©ratulire,  äRamfeU,  ju  ber  Eroberung; 
^err  9{obertot,  ber  erfte  Elegant  int  @tabtmertel,  ttjol^nen 
gegenüber;  jtoölf  3iwiww  in  ber  SReil(>e.  S)er  ^err  Sßater 
(aben  i^iel  @elb  getDonnen  mit  fiieferungen  an  bie  Slrmee. 
S)a§  ift  in  bie  $ö^e  gcfommen  üon  fo  Kein.    oMebergebücrt,  mit 

ber  ^anb  fiegen  ben  »oben  geftii^uKrenb.)    ^aben'S  aber  UUn.    ^aben'S, 

bübcn'g.  Äönnen  aüe  3^age  ein  SKarquifat  faufen.  S)er  $err 
6obn  pnb  mein  Äunbe,  nel^men  3^ten  (S^l^ampagner  bon  mir. 
(Sdfc  ^Mtt  h€t  ^anb  rebcnb.)  Aommen  au(^  bon  Qdt  )u  3cit 
^bet. 

Jllcle.    ^err  ^irt^. 

»irtt.    SBert^gef(^d|te  aRamfeUl 

Jllelr.  Sie  ^aben  bort  erft  Stud^  unb  ®erüt]()  beiseite 
ger&umt,  meil  Sie  glaubten,  ed  fei  mir  Idftig. 

Oictli.    3reilt(j^,  freiüdb! 

JL^ele.  Segen  Sie  nur  Meg  mieter  an  ben  borigen 
$Ia|  unb  ge^en  Sie  bafür  felbft.  derlei  9{ebe  ift  unerträglid^. 
Unmfcb&mt^eit  ift  Idftiger  aU  Me^. 

IDirft.  SBertbgefcbä^te  SRamfed,  berjeil^en  bulbrcicbft, 
»enn  etttja  —  S)ic  2)amen  ftnb  fonft  fel&r  jufriebcn  pon  ^errn 
dlobertot,  loben  ba^  angcneltinc  vis-ä.-vis.  (%üv  fid^.)  $oJ 
Sanbg&nScben  unb  fein  @nbe. 

Mtic  (borMj^n).  ^igentUdb  \)aht  id^  Unrecbt,  mein 
Sater  meint,  bad  fei  fo  bie  Slrt  ^(ler,  bie  bon  ber  Saune 
be3  Raufend  leben.  —  $err  33ontem3. 

»irtt«    aRamfea. 

Ji^tii.  Siir  »oQen  unfern  ^rieben  macben;  benn  iäi 
^abe  2up  ju  plaubern.  Slber  nichts  mebr  bon  S^veu  5Ra(i&« 
barf*aft  —  ®o§  feaben  Sie  für  ©äfte  im  ^aufe? 

»IrH.    WU?  ^a  ift  ber  ^erjog  — 


128  ©atiren. 

Abele.  S)ic  $er§ogc  unb  ©rafcn  ^aben  ©ic  imS  in  bcr 
crften  Sicrtclfhinbe  unfercr  2ln!unft  genannt.  2lbcr  fonft  in» 
tereffante  fieute.    ^ünftler,  ©ele^rte,  3)i(i^ter  titoa. 

mictl).    0  tt)eb^  befaff^  vxxä)  ni(i^t  mit  ber(ei. 

Abc  lt.    Unb  bod&  fagte  mir  Sifcttc  — 

Virtt.  ^ad^f  t^'S  bod^!  Seit  ber  ^ffaire  mit  bem 
8(]&auf))ielet  ift  ber  bie  Sd^loerenotb  im  Seibe  )}on  ben  fd^önen 
^nften! 

JDele.    Sie  meinte,  ein  ^id^ter  toürbe  l^eute  ertüartet. 

IDitft.  ^ag  lüftre  @iner  t)on  benen,  bie  bie  Serfe  auf 
ben  äßein  mad^en  unb  auf  bie  ^eibiSleute! 

Mtit.  9Benn  aud^  nid^t  gerabe  ein  fold^er.  6in  bra« 
matifd^er  ^id^ter  t)ielmebr. 

mtrtt.  pr*iS  3:^eater?  berftel^el  oerftel^e!  SantmerooII! 
3ammett)oI!! 

Ji^tlt.    So  menig  Sldbtung  für  ©elebrte,  $err  iBontemiS? 

IDirtt).  ©elebrte?  9Bie  Sie  bag  nur  t}erfteben,  Wlana 
fett!  Slüen  SRefpcft  »or  ©clebrten,  »or  benen  ndmlicb,  bie  bie 
langmeiligen  iBüd^er  fcbreiben.  ^d^  \)ahe  mir  ba^  erflftren 
laffen.  So  »aS  mirb  gclefen,  gefauft.  6iner  fdfeafft  baS 
S3u4  an,  weil  er  berfelbcn  SWeinung  mit  bem  SBerfaffer  ift; 
ber  Rubere,  toeil  er  ein  Stüd^  ®elb  burd^  bie  SBiberlegung 
oerlieren  miß;  ein  S)ritter,  »eil  er  üon  Slmtg  »egen  SlHeg 
lefen  mu^,  toaS  über  biefcn  unb  jenen  ©egenftanb  gcfd^rieben 
toirb;  ein  SSierter,  iveil  er  mitreben  to'xü,  loenn  babon  ge- 
fprodben  toirb;  ein  günfter,  »eil  er  nun  einmal  eine  öiblio« 
t^cl  bat,  glei(bfam  ber  ©arnitur  loegen;  ein  Sed^fter,  »eil  er 
felbft  ein  ©elel^rter  ift,  unb  bie  Ferren  eiS  »ie  bie  SBinger 
balten,  bie  nad^  ber  iJefe  ben  feIbftge»onnenen  SBein  felbft 
au§fd^en!en  unb  »ed^fel»eife  auf  Slbred^nung  bei  einanber 
berumtrinfen,  big  am  ^nbe  deiner  2Bein  unb  deiner  ®elb  ^at. 
^ann  »irb  bie  gange  ^üd^ergefd^id^te  im  Serborgenen  ge^ 
trieben.  Sie  lefen  ba§  Sud^  auf  bem  fianbe,  meine  Sod^ter 
lieft  e§  in  ber  Stabt.  3Sm  ©runbe  bat  e3  deiner  bon  beiben 
fonberlid^  gefallen,   aber  hx&  fie  ftdfe  einmal  treffen  unb  ficb 


drfle  «btJ^citung.  129 

fagm:  ^5)a8  S5ii*  ift  ffttcd^t!''  unb  ©ncg  but*  bic  3u^ 
jKmntung  bed  flnbern  äRttt^  be!ointnen  l^at,  terfauft  ftd^  baS 
Snd^  immer  fort  nnb  fort,  ber  ^ntor  ^at  baS  ®elb  in  bet 
tofci^e  tmb  f^tAgt  tin  @(!^mpp4en.  Sa,  baiS  Sammeln  ber 
6timmen  utib  bad  Sbj&i^len  felber  Stimmen  foOi  manchmal 
fo  toiel  3«it  Irraudilen,  baf  (Sner  al3  ©elef^rter  ftirbt,  unb  je^n 
^(^re  näd^  feinem  Sobe  fommt  erft  l^rau^,  ba^  er  eigentli(ib 
ein  S)iimmfio))f  toar.  S^agegim  ein  ^x(bttx,  einet  für*^  X^eater 
befonberS.  Sht  lieber  $immel!  ^a^  mirb  aufgeführt  im  Un^ 
jejtd^  ber  gäniren!9tenf(j^li<]^feit.  ^rfter  Slft:  ^a<S  ^ublifum 
Miäft  Siöeiter  Slft:  S)ie  Seute  fe^en  ftcb  einmal  htrioiS  in 
bie  UuQtn.  S)ri^(t  Slft:  $(er  Mtet  @iner,  bort  fc^naubt 
jid^  em  3^»^tter,  ein  SJ^arren,  ein  ®el^en,  ein  kommen,  bte 
Bogen  gchiten  fi*  ni*t  im  ©efprd*.  Vierter  2l!t:  Sebcr:: 
mann  ift  hn  Staren,  fünfter  Slft:  SMan  pfeift,  man  pod^t, 
man  sif^t.  S)er  Sor^ang  f&at,  bad  6tüd  f&at,  t7or  SRac^tS 
»eil  ed  bie  ganje  6tabt,  morgen  bie  ganse  SBelt,  unb  ber 
^aftmtrtf^,  ber,  in  Hoffnung  auf  ba^  Honorar,  bem  armen 
Xeufel  bon  $oeten,  ®ott  toei^  ttJte  lange,  bie  S^dit  geborgt, 
mag  ftd^  nur  bie  $aare  ausraufen,    ^ft  baS  nic^t  Käglid^? 

211  (ie  (}u  M).  Unb  bann  bie  albernen  Urt^eile  ^interl^er. 
gtbennann  glaubt  ba  mitfpreti^en  |U  fönnen. 

Mlttt  (Mdib).    aRan  mad^t  ft^  luftig  über  ben  ^utor. 

Jlltlit.    3)!e  bümmften  Seute. 

t^irtd.    $i,  1^,  H  H 

ikltit,    3(6  feH  ü)iv  t^erftel^en  uniS,  ^err  SBontemS. 

fyxt  aBtevUilf  e  lommi  aus  bet  %ffüxt  linlS,  eine  unangejttnbete  3:a6(rf8^feife 

in  ber  i^anb. 

Aeroille.    31^,  ftei;^'  ba,  Slbele!    Unb  in  eifrigem  ®e« 

fprAdb  ? 

JlJflr.    ei,  lommen  Sie  nur,  lieber  SBaterl   Sicfinben 

6ier  eine  furd&tbare  Mians.    $err  SontemS  ift  ein  geinb  be^ 

Xl^eaterd  mie  \6). 

Ärmiür.    3n  ber  SM? 

<BriU)»aT)er,  SBetfe.    XI.  % 


130  Satiren. 

tPtrtli.  3)cS  2;^eatcr§?  S3cUebcn  mi^  mißjuöerftcl&en, 
üerel^rte  aJlatnfeü.  ^cin  geinb  beg  Sl&caterg,  infofcm  haS 
eine  Slrt  ^Rot^taH  ift,  »o  bie  müßigen  8cute  brei  ©tunben 
be^  SlbenbS  jufammengepferd^t  merben  unb  fi(^  anft&nbig  üev« 
galten  muffen;  fte  mögen  moden  ober  nid^t  9Ba^  toürbe  bie 
liebe  Sugenb  beginnen,  wenn  ber  S^um  audfr  »egpele?  Unb 
bann  baS  3:agegge[pr&(i^ !  ©taat  unb  Stixä)^,  ^nftalten  unb 
^Regierung  müßten  ^tx^aitm,  mnn  nid^t  ber  fleine  3u|  ber 
äJlamfell  3£.  unb  bie  !lare  Stimme  ber  äRabame  ^gre!  ftdb 
ald  Slbleiter  berg&ben.  ^a§  \)Silt  t)or  non  Slbenb  bid  Slbenb 
unb  bag  gemeine  SBefen  gebt  unterbeffen  feinen  ®ang  fort^ 
iDie  eS  mag  unb  !ann,  ju  gef(btDeigen,  ba^  menn  bie  2eute 
fx(b  in  bem  engen  S^taum  gepreßt  unb  gelangioeilt  ffdbta,  ber 
junger  in  fte  bineinf(i^lägt  mit  3Ra(^t,  unb  fie  barauf  in  bie 
©d^üffeln  faEen,  ba^  bem  SBirtb  baiS  ^er^  im  Seibe  büpft 
Äein  geinb  be§  2;beaterg,  aJlamfeCi!  Scb  moüre  mxä)  nur 
über  bie  fieute,  bie  ben  6pa^  im  @mfte  für  toaS  9le(^teiS  f)alUn* 

MtxT^iiit.    ^err  Sßirtb. 

IPlrt*.    3u  S3efebl. 

Mttxiiiit  (auf  bie  ni^r  fe^enb).  @d  ift  jebu  Ubr;  tDoQen 
Sie  mir  einen  SBagen  big  3Jlittag  beforgen? 

IPirtl).  äReine  Sd^ulbigfeit.  @mpfeble  mi(b  ju  ©naben* 
©ratulire  jugleid^  jur  bod^gefcbäfeten  DJlamfeCi  2:ocbter.  ^aht 
fd^on  auggefoftet  gleicbfam.  SSortrefflid^e  öualitäten.  SGBoHte, 
bafe  meine  Sifette  nur  eineg  3^aufenbtbeilg  baöon  mftd&tig 
n)dre.  Slber,  bu  liebe  3eit,  lüo  bag  $ublitum  jufprid&t,  ift 
ba§  grauenjimmer  gleid&fam  in  immerm&b^cnbem  Äreujfeuer. 
aJluB  aber  jufrieben  fein.  Sii^wicJ^  beffer  arg  alg  ärger.  (Sm* 
pfeble  mid^  }u  \)o\)en  ©naben,  ber  id^  t^erbleibe.    (9t6  burd^  bie 

^ertiille.  SDie  magft  bu  bid^  nur  mit  bem  albernen 
3Menfdfeen  in  ein  ©efprftcb  einlaffen? 

Abele.  3enu,  SBater!  Seine SSerfebrtbeiten  beluftigen  micb. 

;^eroille.  Unb  euer  Sbcma  mar  bag  %\)eaUx.  ^a 
(Darb  benn  toada  gefd^impft  von  beiben  Seiten? 


(grfle  ?l6t{)elfunfl.  131 

JX)f  le.  3Btc  fönnen  6ie  glauben,  bafe  iäf  ein  fo  58ielen 
gemetnfcbaftli(j^e§  SBergnügen  fd^mdl^en  lüerbe,  baS  jugletc^ 
2)ad  meinet  iBaterS  ift? 

Jicroillf.  3d&  fcnnc  bid&  unb  fage  bir  nur  furj  ^erau^, 
bafe  t({^  mir  nidfet  langer  ein  alteg  StedEcn^)ferb  burcb  mein 
imgcrat^ene^  Ätnb  t)erleiben  laffen  tüill. 

JDclf.    S)urd^  micb? 

JltmilU.  S)ur4  bici&,  SBenn  nic^t  mit  Söorten,  bodfe 
mit  ^anblungen. 

Ultit.    SßaS  tl^ue  ic^  benn? 

Mttvliit.  gii*t8  t^uft  bu,  unb  bag  ifl  fo  redfet  bie 
Art  bcr  üerftodten  ©eelen.  S)a^  eine  lang  gel^egte  Suft  tag« 
Ii(b  in  mir  fifttoadber  unb  fd^tüäcj^er  wirb,  unb  id^  midfe  t)or 
meiner  eigenen  Sodfeter  fd&dme,  toenn  ba§  unterbrüdte  ^unft* 
feuer  je  unb  bann  übermäd&tig  wirb  unb  ftd^  öuft  madfet. 

ilikeU*  ^oQen  wir  nid^t  l^eute  ^benbS  ba^  neue  @tüdt 
befud^en? 

Jteroiiit.  @i  ja,  bag,  wenn  idb  bei  ben  fd^önften 
6tellcn  bcine  5!Iugen  fud&e,  xi)  fte  in  ben  Sogen  berumirrenb 
finbc,  ober  gar,  wie  einmal  —  o  ^fui,  pfui,  pfui,  Slbele  — 
SU  fdblafen,  mo  Slnbere  weinen. 

Äi>elt.  3a,  Spater!  Söenn  mir  ba8  Stüd  ju  nabe  tritt, 
muf;  tdb  too^^l  ©ewalt  mit  ©ewalt  tjertreiben. 

Ätrtinit.  3u  nabe  tritt!  man  bore  bod&!  ^ag  ift 
ja  eben   ba^S  @igentlid&e  ber  6ad&e.    S)a§  ift  bie  2öabrbeit. 

Abele.    SBabrbeit,  mein  SSater,  in  ber  Süge? 

Mtx9\iit.  3db  gebe  midb  gefangen.  S)ir  feblt  ber 
8inn  bafür,  §abe  idb  midb  geplagt  mit  bem  3Rdbd)en,  ibr 
Söabr^eit^Iiebe  geprebigt  t)on  Äinbbeit  auf,  unb  nun  fommt 
fie  mir  bamit  in  bie  Quere,  wo  e§  gar  nidfet  biugebört. 

Älele.  SBabr^eitSlicbe,  mein  SBater,  badete  idb,  wäre 
überall  an  ibrer  ©teile. 

JleroilU.  Unb  bodb  baben  wir  jufammen  eine  lieber^ 
fe|ung  beg  6opbol(eg  gelefen  unb  bu  warft  begeiftert. 

mittle,     ^ad  ift  aber   audb   ein  älnbereS!    ^ie  ^Iten 


132  .  Sattren. 

lügen  auä^  nid^t,  fte  bringen  un§  nid^t  afö  SBa^tl^eit  auf, 
xoa^  bloge  ^rftntung  ift.  2Ber  tonnte  bei  i^ren  ©öttergeftalten 
an  bie  eigene  Sflotb  unb  an  bie  SRotb  ber  Seinigen  benlen? 
Debip  bftt  mir  nie  ben  ©ebanfen  erregt,  ba^  mein  ffiater 
arm  unb  blinb  »erben  tonnte;  \}b^\tm^  Slntigone  benSßunfd^, 
i^m  l^ilfreid^  ju  fein,  eg  tomme,  »a«  t)a  wolle.  3)ie  Otiten 
jmingen  ung  ni(itt,  fie  rufen  unb  wir  folgen.  Slber  biefe 
SReuem;  bie  bie  t)erborgenften  2Binteln  ber  ndd^ftliegenben 
©d^led^tigteit  burd^ftöbern,  um  unS  ju  erfdbredfen  mit  unferem 
eigenen  S9ilbe,  bie  ba^  ©r&^lid^e  auf  ebenen  SSoben  neben 
un8  bitifteHeU;  bamit  ber  Sd^einpfeil  treffe  al^  ein  ioirtlid&et  — 
Sitte,  bitte,  SBater,  aber  Sie  jtoingen  midb. 

Jler Dille,  ^u  fpridbft  gegen  bie  ^oefte,  alfö  nur  balb 
gegen  baiS  t^eaUx. 

Mtit.  3<^  i>in  aud^  nod&  nid^t  fertig.  Unb  tömmt 
nun  t)o[IenbS  ju  fold^en  StüdCen  bie  S)arfteaung  basu,  bie 
rob  unb  berb  blog  auf  ^äufcbung  ausgebt  unb  m  fie  biefe 
S&ufdbung  nid^t  erreid^t,  erbärmlidb  toirb,  unb  too  fte  fte  er? 
reid^t,  abfdbeulidb;  baju  bie  Sd^aufpieler,  bie  burd^  ibre  banb> 
n}erbm&^ige  ^eugerlid^teit  auf  bem  3;b^ater  unb  burd^  ibr 
leidbtftnnige^  Setragen  au^er  bemfelben  jeben  SÄep  ber  6r« 
bebung  ^erftören,  bie  ettoa  }u  $ilfe  tommen  tonnte.  6in 
$ublttum,  baS  jur  ^dlfte  in^  Sbeater  gebt,  hJie  in  einer 
$artie  äBbift^  toie  su  einer  gemöbnlid^en  ^benbjerftreuung, 
Sur  ^Alfte  —  unb  ba^  ftnb  bie  eigentlid^en  Sb^aterlieb^ 
baber  — 

JteroilU.    0  toeb,  nun  gebt'd  über  und. 

Ä^flf.  3^  bin  nun  einmal  im3ug«.  ^i«  eigentlid&e 
Sbeaterltebbaberei  ift  gerabeju  ein  balb  lieberlid^ed  Vergnügen, 
bie  äBeiber,  bie  baran  leiben,  b^be  idft  faft  immer  mtberlid^ 
empfinbfam  gefunben  unb  beiwli^b  totett,  bie  SBänner  aber 
lieberlicb,  in  ©ebanten  menigftend.  3Rlt  ^uiSnabme  meinet 
lieben  Saterd,  ber  aber  bod^  aud^  ^ur  B^it;  ald  bie  Siebbaberei 
auf  bem  böd^ften  $untte  ftanb  (on  b«n  Ringer  seißenb),  fo  ein 
tlein  bidd^en  lieberli(b  toar,  in  @ebanten  nümlicb.    3d6  babe 


C^ße  ^bt^dlung.  133 

(§  kDo^I  bentevtt:  bag  ba^  Sweater  ftd^  über  bte  guten  unb 
^(fatiten  iBef(J^ran(ungen  be^  Sebend  l^inauSfe^t,  e2  mit  ben 
6üten  nic^t  fo  genau  nimmt  unb  ba^  bie  6(i^auf^ielerinnen 
fo  f9üb\^  gepu|t  ftnb^  mand^mal  gar  in  9RannStra(^t,  unb 
bobei  gmeibeutige  S)inge  fagen,  bad  maii^t  einen  ^aupttlj^eil 
biefed  Setgnügeni^  au^.  0  id^  lönnte  fte  malen  ^  biefe  ^e^ 
loo^nl^eitöbefu^^er  ber  S^eatexl  9Bie  fte  ftd^  in  i^rer  Sugenb 
felbft  mit  (öderen  S)ingen  befd^äftigten,  enblici^  ober  merften, 
ba^  eS  bamit  nid^t  ))orkDärtS  n)oO[e.  9Bie  fte  ftdft  immer 
ettoaiS  SefonbereiS  bünften,  unb  >bie  Slnbem  ed  it^nen  nid^t 
glauben  toodten.  9Bie  il^nen  barüber  bie  ©efd^dfte  berbrie^tid^ 
tDutben  unb  fte  surüdtblieben  l^inter  benen,  bie  fte  aU  Um 
begabte  geringfd^ä|tem  9Bie  fte  bann  berfd^loffen  n}urben 
tmb  surüdgesogen,  unb  meit  ed  il^nen  in  il^rer  Selbft^eit  un- 
mbQfxd)  mürbe,  ftd^  in  bte  toirüid^en  Sagen  unb  SRenf d^en 
}&  finben,  t^  borgogen,  fxä)  erträumten  (linjugeben,  bie  fte 
M  mobeln  tonnten  nadft  bem  Sebürfni^  i^rer  eigentoilligen 
9ruft.  9lein,  6ie  ftnb  lein  SJ^eaterlieb^aber,  nid^t  ma^r^  mein 
Soter? 

Mtx9ii{t.  S)u  malft  3^vtbitber.  Slber  fte  ftreifen, 
koenn  fte  oud^  nidftt  treffen. 

jilele.  Unb  nun  )}olIenbg  bie  ^id^tet^  bie  l^eutigen 
n&mlidb.  Saffen  fte  un^  toieber  auf  unfer  $fui  jurüdßommen! 
6^  gibt  ein  6d^amgefü(I  bed  ©emüt^g,  ba^  nod^  ^eiliger 
fein  fönte,  aU  bad  be^  fiürper^.  ^a^  ®ebet  gel^ört  in^ 
ftfimmerlein,  aber  aud^  bie  (Smpftnbung.  S)iefe  ^nfc^en 
aber,  menn  fte  nid^t  bloB  äu^erlid^  finb,  unb  alfo  r>et&6)tlxä)  an 
M,  ftören  in  ben  befonberften  ©e^eimniffcn  i^reä  Snnem 
unb  legen  ifrr  ©elbft  bem  $öbel  bar  —  für  ®elb.  Sdfe  fann 
mir  einen  Sold^en  benfen,  ber  ein  Siebe^berl^ältni^  anfnüpft, 
um  bie  9uiSbeute  §u  braud^en  für  fein  n&d^fte^  älrauerfpiel, 
bei  pfpd^ologifd^e  ^perimente  mad^t  mit  ben  3udfungen  eines 
burdb  i^n  jerfleifd^ten  ^erjenS.  ma  hn  §aufi  broi^enb.)  0,  ic& 
iDoQte  einen  @old(^en! 

üeniillr.    S)u  bift  ja  gan;  )}ermed^felt!   9teid^*  einmal 


134  ©Otiten. 

^cn  $ulg!    SDtein  froftigeS  SJldbd&cn   auf   einmal   in  fjeucr 
unb  g(ammen! 

l^^tlt.  @^  ift  audft  fc^on  toieber  )7orüber.  ^ber  bie 
Söd^ter  unfereS  ©utSnad^barn  mit  i^rem  ^unftgemäfc^  jagen 
midb  in  fold&c  ^i^e. 

Mttviiit.  S)u  l^aft  aud^  nid^t  gansUnre((t,  unb  bad 
ift  ba8  §ö(j&fte,  wag  man  r>on  eu(i^  SGBeibern  fagen  !ann^ 
xoenn  \\)X  ftreitet.  @g  gab  eine  3eit,  tt)o  beine  Sd^ilbcrung 
midfe  ein  »enig  traf,  unb  tüir!U(it  bradfete  bie  ^eiratl^  mit 
beiner  ÜJlutter  meiner  ^unftliebl^aberei  einen  gewaltigen  6to§ 
bei,  fo  toie  erft  i^r  3^ob  fte  toieber  erwecfte. 

ÄbeU.  So  erfreuen  ©ie  fic^  benn.  (Sg  ftel^t  S^nen 
l^eute  no$  ein  großer  ®enu6  beüor.  SRan  erwartet  ^ier  im 
^aufe  einen  bramatifd&en  S)i(3bter  aug  ber  ^rotjinj. 

Mexi>\iit.  2Birmd&?  —  Unb  bu?  —  SBie  ift  mir 
benn?  —  ©onberbar  bleibt*^  bo4  immer,  bafe  bu  eben  jejt 
bein  3iwmer  üerld^t  unb  beine  SBerfftdtte  l^ier  im  SSorfaalc 
auffd&lägft! 

Mtie  ()u  il^rem  9lä^tifd^  tretmb).     0  Web!    ^UU  fömmt  bie 

9^eibe  j|u  fd^dmen  an  micb! 

Mttviiit.  Sllfobod)?  $Run,  gute  ©Otter!  $Run  madfrt, 
ba&  er  fömmt  unb  fie  ficb  in  ibn  tjerliebt  big  über  bie  Obren. 

Allel  f.    2Rein  5ßater! 

iKecoiUe.    S3ig  über  beibe  beine  Obren! 

ÄiieU.    3^  ben  SSerfemann? 

itteruille.    S)u  fennft  biefe  Seute  nodb  nidfet! 

Abele.    3n  ben  ^btafenbreber? 

iUerölllc.  S)ie  geben  bir  bie  ©borben  ber  ©mpfinbung 
burd&,  wie  ein  9Jlufi!er  bie  Saiten  feiner  ©uitarre  ftimmt. 
S'ür  S^ben  einen  anberen  2:on  unb  immer  ben  redeten. 

Abele,  ^offterlidfe  bad&t*  \6)  mir'g  üielmebr,  ibn  ein^ 
treten  m  feben  mit  fo  langen  Sd&ritten. 

üleroiiie.    ^arte  bu  nur! 

Äüele.  S)ie  SRafe  parallel  mit  ben  aöolfen.  Unb  bann 
bie  9leben§arten !  —  Sod^ter  ber  S)ienftbarfeit,  bring'  mir  ben 


f 


drpe  «Cbt^eilung.  135 

fiüfjtgcn  ^)9Jlatt,  in  bem  i^r  Slntlift  babcn,  btc  bem  ®rabe 
))ed  SetteS  @ntftiegnen! 

JlrroilU.    @i  ja,  ei  ja! 

JDclr.  Änecifet  bc§  ^aufe§,  reinige  ben  jungsrinbers 
kantigen  BÖ9u\)  t)on  ber  UmKammerung  best  Staubet! 

JltroilU.  3^  l^offe,  gerfic^t  pi  merben.  S3Ieib'  bu  nur, 
\äi  ge^e. 

9 er  IDirtt  (ton  au^en).  ^ein^  fag'  id^,  nein  unb  mieber 
nein! 

(Cr  tritt  ouf.) 

Äfmillf.  2Ba§  giebfg  benn,  ^err  Söontemg?  Sie 
f(^etnen  gan)  er^i^t. 

IPirtt*  6iey  bod^,  bringt  mir  3etnanb  in§  $au§,  mit 
ber  fianbfutfd^c  angefommen,  ein  SWantelfad  fein  gange§  ©e^ 
päd.    Unb  beftel^t  barauf,  l^ier  ju  tuol^nen. 

Äemtllt.    S)ie  Söerülf^mt^eit  3M  ^otell. 

Üirt^.  @ben  barum.  S)erlei  ^affagier^  mögen  in 
Kneipen  i^re  Unterfunft  fud^en. 

6in  Stttiutt  lommt,  einen  fDtanUl\ad  tragenb. 

ftcllner.    @r  lÄfet  fid^  nid&t  abmeifen. 

!D!rtI|.  3*  *^iö  il^^  *üol^^  abtüeifen,  id&.  3ft  ba§  fein 
SRantelfad?  (gi&n  befüi^ienb.)  S)ünn!  bünn!  ^ummfopf,  ber 
bu  i^n  nal^mft.    $ier  leg*  il^n  nieber,  l)ux.    (5Der  ÄcDner  legt  ben 

SRantelfad  niebet.) 

Slairttille  tritt  ein. 

ttHrtJ  (i^m  entgegen).  Söer  ift  ber  §err?  2Bol()er  fommt 
man?   9Ba§  »iß  man?   Sßie  magt  man?  Sßeife  man? 

dUiroille.     34  bin  ^iel^er  gemiefen  »orben. 

ttlrt^  §ie^er?  3n  mein  §oteI?  3ur  Stabt  $ari§? 
3)a§  \)ahm  be§  Ferren  geinbe  getljan  ober  bie  meinigen. 
2öie  fommt  man  auf  bie  3^cß? 

Cioirnillc.    3<S  ^i"  ß^"  Sfleifenber! 

IDlrU.    S)a§  ift  ber  SieblingSaugbrudt,   wenn  fte  t)on 


138  ©atlren. 

QlMlxd)  fül^ltc,  ftatt  U)m  l^inter  bie  O^ren  ju  fdfetagen?  ©eine 
(Stnpfinbli^feit  augenblidtUd^  aufgab  unb  fi*  mit  aßgemeinen 
©d^^n  tröftete?  dg  ift  mein  S)i4ter;  unb  bct  bit  nicifet 
mi^flcL 

Abele.  ^Rid&t  mißfiel!  ©r  ^atte  fein  eigene^  ©egcnt^eil 
fein  muffen,  mir  ju  gefallen. 

Mtxviiit.    ^ag  ge^t  aud^  nid^t  fo  fd^neQ.    2)0^  SSer« 
lieben  !ommt  f(i&on  ^)interl^er. 
'  ÄUele.    3Jlein  8ater! 

JlertillU.  fiinb,  fü^le  bi*  ni*t  beicibigt,  fonft  mufe 
i(j&  glauben,  tt)a§  ic^  im  ©^erj  üorauSgefagt,  fei  auf  bem 
SBege,  im  ßrnft  »al&r  ju  »erben.  SBenigftenS  wirb  bit  bie 
eben  je^t  gemad&te  ßrfal^rung  gelehrt  ^aben,  ba^  bu  tjorber 
ju  fd&neö  geurtl^eilt  unb  bafe  bu  nidfet  frei  bift  üon  bem,  wa3 
aug  ber  ©efül^lgmelt  in  bie  SSerftanbeSwelt  übertragen,  eud^ 
SBeiber  im  Seben  fo  üiel  ©d^aben  tl&ut.  SBei^t  bu,  toaS 
bag  ift? 

lihtit.    6^  n)irb  »ol^I  nid^td  ©ute^  fein! 

Mnmu.    $Ri*t§  ®uteg,  Slbelel    (Sinfeitigfeit! 

((Sr  !(ot)ft  fie  auf  bie  ^adm  unb  gel^t) 


. . .  ©e^e  Gine§  ba§  unempfinblid&e  SDläbd&en! 

ÄJJcle.  3e  nu!  SmSuftfpiele  »erfpottet  man  bie  SRens 
fdfeen,  unb  ba§  !ann  midfe  nid^t  erfreuen;  im  Srauerfpiele  — 

Mttniiit.  «Ru,  tt)a§  ba?  3ft  aWitleib,  2Ritgefü^l  nid&t 
citoa^  ©d^öneS? 

Abele.  Söol^l  nod^  me^r,  mein  SSater:  eö  ift  ettt)a§ 
©ute§,  aWitleib  mit  »irflid&en  Seiben  nämlidfe. 

JleröUU.  Slber  aU  fd^einbar  bemeinen  »ir  fie  eben. 
S)a§  ift  bie  ©pije  be§  ®anjen  — 


>:«<o- 


f 


per  Magier. 

S)u  aUcr  SBefcn  ®runb,-bu  ddcr  2Belten  2l&n, 
©elicbt'S  bir,  folge  mir,  fo  ftö^eft  \)\d)  ni(i&t  an! 

2Bcnn  allcS  gut  ift  fonft,  ad  toa«  t4  l&ab*  erfci^affcn, 
S)ic  9la4t  bodfe  nc^m*  idfe  au8,  für  3^^^^  ^iß  ^i**  fd^Iafen. 
2Ran  ftö^t  fi*  linU  unb  rc*tg,  furjum  '§  ift  eitel  3^a*t, 
Unb  »cnn  W^  red&t  bebenf,  »oflt*,  l^ätt*  fte  nidfet  gemalt. 

!iütoafttt. 
S)u  eiD'geS  Sid&t. 

® ag  Si*t  I  S)er  Xitel  fci^mimmt  im  6ei*ten ; 
3*  mUr,  x6)  iDdr'  ein  2i*t,  fo  tonnt'  i*  je^t  unö  leuchten! 

3(ir0a|ltr. 
Urgrunb  bed  @runb§. 

3*  bitt'  bi4  io^r  ni*t  fo! 
§ajl  bu  »ergeffen  benn,  ba&  »ir  infognito? 

iotoafitt. 
6ofl  o^ne  2ob,  bein  2ob,  mir  ein  SUloment  üerftreid^en? 

3^r  ne^mt  un§,  merf  \d^  xdo\)1,  ju  fe^r  für  @uer§glei4en, 
3^r  rei(fct  jur  6^eif'  un§  bar,  ma§  i^r  gern  felber  fpeift, 
Unb  lobt  un§,  »eil  i^r  liebt,  ba&  man  euc^  felber  preift. 
iBon  einem  @ott  gleid^  mir,  lieg'  \6)  mid^  etma  loben, 


140  @Qtiren. 

^u*  Slnbrc  W  i*  lÄngft  bcr  eitcin  TtüV  enthoben, 
f^reunb^  toa^  man  nid^t  bebarf^  ntad^t  n)abrtt<^  tt)enig  6^a( ; 
S)rum  Heb*  x6)  grab'  unb  turj,  mein  @uter,  merf  bir  bad! 


3u  braudfeen  in  „bem  SWagicr".  ßreujer*  jititt  im 
©ecjenfa^  t^on  ber  Au^erlici^en ,  leibli^en  S)atfteO[ung$art 
^omerd  eine  ©tede  aud  bem  uralten  S)id&ter  ^am)plf)od,  ber 
r)on  3^»^  <iuf  folgenbe  toürbige  ^rt  fprid^t: 

Zbv  xvSiÖre  fiiytöre  xheov,  elXvfiiva  nonp^ 
Iftr^Xeli)  r«  nal  ittfteiy  mal  i^utovelrf.     II,  487. 

Semer  in  ©egenfa^  mit  bem  S9tlbe  bed  S^u^  ^n  $b^biai$, 
bie  alte  ©tatue  su  Olympia  mit  brei  Sugeiu 


-oo5«Cc 


e^mtoUC  unb  SX^t^oloflie  bet  alten  Sdllev,  S.  VuSgabe,  1820. 


f 


(Sin  rül^renbed  S)rama  für  )6eamte. 

(1821.) 


^erfottett* 

2)cr  ^räftbcnt. 

^angleibtreftor  ©auerbrunn. 

SSill^elm  (Sfel,  2)treIttondfe!retär. 

Stegißrotor  ^o. 

©eine  grou, 

i^atl^artna,  feine  ^Sod^ter. 

Sbam  f$i::Intü((ner,  ^anjleiprattilant 


Smtdiimmer  in  ber  SlegiflratttV/  ringsum  SCftengefieKe.    Jlanalei^raftifant 
^islrnftllttevaufbet  Setter  mit  einer  Slftengabel  in  berfd^iebenen  ^ttc^ern 

l^erumfud^enb. 
Sireftionifelretftr  fOHtttlm  l&Ui  öffnet  bieX^ttre  unb  ruft  imOinganfle 

{leiten  bUibenb. 

€fel.    $riud! 

/tflmfiUiier.    ©lei^l   @(eid^!   $err  S)ire!ttoniSfe!ret&r. 
€feU    Stummer  748,  322,  SBafferbaugegenftanb,  iReferent 
^oIsiDurm! 

fiflmfiUncr  (auf  ber  Seiter  ein  itom^ilimetit  berfuc^enb,  Angfilid^). 

3m  3ltt! 

€ff  1  (tote  oben).     De  dato  2.  Wßül  1642. 

iffinilUner  (immer  angfuid^er).    ©oglelcj^!  Saft  fönnte  xä) 
fagen^  ba(  idb  eiS  toirtliii^  je^t  f(i^on  Isabel 


142  ©atircn. 

dfcl.    ^aUn  6ie'l. 

fiflmfilUer.     @igentlid^  nod^  nid^t. 

dfel.    SRegiftroturSnummcr  432,  ßatneralc,  goSsifel  H* 

i^fjrlmfiUttcr  (fuc^cnb).    H,  H. 

«fcl.    2a69m  ©ic? 

fiflmnlUer  (i^aib  toeinenb).    ^d^  tteiu,  id^  fud^e  litera  n. 

—  (weiter  fuc^enb)  H.    —  H. 

(ffel  (in  bem  borigen  fCone).  ^rdfibialsSlpprobation  de  dato 
2.  Slpril  1643. 

((Sr  mac^t  bie  S^pre  )U  unb  gel^t.) 

firlmnllncr.  @Ieid^!  ®Ui6)\  —  ^am  xä^  bod^  ben 
Ouarl  —  —  (er  fielet  ^id^  um)  ct  ift  fd^oit  fort!  —  Äann  idfe 
bod^  ba§  $ofbe!rct  nid^t  finben.  —  3^  bu  mein  ®ott,  icb 
fudfee  \a  immer  in  Y!  (fud^enb)  3a,  H.  —  H.  —  S)a  l^ab' 
W^\  Si)}at!  Sßenn  er  nun  nur  nod^  ba  mdre.  (Cr^c^reit) 
$err  Äanjleibireftion^fefretdr  6fel!  6r  \)M  midfe  nidfct  me^r. 
3d&  toiü  eS  aufbemal^ren,  bij^  er  n)ieber!ömmt. 

((Sr  fteigt  bon  ber  Seiter  l^erab.) 

Slber  nur  nid^t  lüieber  »erlegen!  —  3^  ^^^  ^^  ©runfce  ein 
red^t  unglüdflid&er  SWenf^!  2Bag  idb  angreife,  mißlingt  mir; 
\oa^  xd)  irgenb  binlege,  !ann  id^  nid^t  mieber  ftnben ;  toa^  id^ 
jejt  fdfereibc,  mi^äClt  mir  in  ber  ndd^ften  ©tunbe  unb  bie 
anberen  Seute  tuollen  auc^  nic^t  rcd^t  flug  baraug  merben.  S)er 
$err  Olegiftrator  meint  jtüar  immer,  e^  »ürbe  bod&  nod& 
gelten;  aber  e8gebtnid&t!  3"  jcrftreut,  ju  jerftreut!  Slnbere 
©ebanfen  im  ^opfe!  3^/  ^^^^  ^^^  bie  S'legifter  in  Serfen 
fdbriebe,  ober  ^atbinfa  SÄegiftrator  toäre!  —  Äatbin!a!  — 
Slber  fort!  fort!  —  $abe  xä)  mir  nid^t  l^unbertmal  üors 
genommen,  in  ben  2lmt§ftunben  nidfct  an  fte  ju  benfen!  S)od^ 
ba  ift  fein  ©ruft,  feine  ©eioalt  über  fidb  felbft.  Sein  (Sifer! 
—  0  bu  mein  ®ott!  — 

(©eufjenb.)  S)a  vo'xü  id&  ba§  $riu§  bi^tegen.  2lber  »a^  ift 
ba§?  (Sin  einzelner  Söcgen  unb  blo^  wei^e^  Rapier!  2lcb  \a, 
auf  ber  anbern  Seite !  Mid^tig !  S^lefotution  über  ben  SDaffer^ 
fd^abcn  anno   1630.     SBoju  fie  bag   nur   im  3abr  1821 


Qxft  ^t^eilung.  143 

htauäfen  mögen?  Sie  werben*^  »ol^l  lüiffen!  —  ®a  lieg* 
mtb  bleib',  bi^  et  koieber  fotnmt.  («t  legt  ba«  ^rius  auf  ben  xif(^.) 
^ä)  fiatl^infa!  Sonft  ^pflegte  ic^  bid^  ade  Sage  mit  einem 
®ebi(i^te  gu  begrüben;  aber  nun  ift'g  nid^t  mel^r  möglid^! 
Mt  Slebenbefd^&ftigungen  ftnb  t}on  ^mtStuegen  neuerbingS 
»erboten  toorben,  unb  xi)  \)dbe  mir  feft  vorgenommen,  feine 
Serfe  mel^r  ju  machen.  3(^  toiU  ein  orbentUc^er  äRenfd^ 
»erben,  ein  orbentlid^eriBeamter;  fonftfannft  bu  \a  bod^  nie 
bie  iDleine  merben!  Ser  Sater  toäre  tool^I  nod^  pi  betoegen, 
aber  bie  SKutter!  o  »e^!  bie  ift  eine  j)rofaifd^e3flatur!  ^aV 
ic^  nid^t  neuli^  sufel^en  muffen,  n>ie  fle  meiner  fü^en  ^at^infa 
eine  Ohrfeige  gab,  toeit  fte  fte  über  einem  ßo^ebue'fd^en 
§amiliengem&lbe  überrafd^te;  eine  Ohrfeige  (mit  ^mp^a\t),  ba^ 
bie  fü^en  S^rftnen  über  erbid&tete  frembe  Seiben  fid^  »er* 
mifc&ten  mit  bittem   über  eigne,    »irflid&e,    untjerfd&ulbetc, 

Unieiblic&c!  —  0  SWorbio!   (SRit  ber  ^fauH  an  ber  ©time.) 

3d&  &atte  mir  bamate  einige  SSerfe  au^gebad^t,  ein  ®e« 
legen^eitS«,  ein  {^eftgebid^t;  toie  maren  f^e  bod^? 

„Site  bu  eigne  Seiben  — 
^\d)t  bod^! 

„Site  bu  frembe  Seiben  litteft, 
Midfctig,  frembe  Seiben,  ber  fio^ebue'fd^en  eblen  Seelen  ndmlid^, 

tOOJU  ftd^  bann  (mit  einer  »etoegung  unb  einem  @euf)er)  bie    eignen 

mifc^ten.  ^d)  küollte,  id^  ^ätte  ba^  ganje  ju  Rapier  gebrad^t. 
Slber  jefct  ift  feine  Seit.    3wr  Slrbeitl  §ur  Slrbeit! 

(fit  fängt  an  su  arbeiten.) 

9Zummcro  320,  ©emeinbe  üon  Stro^borf  —  ©anj  red&t 
frembe  Seiben!  S)er  jtoeite  S8er§  l&eifet  bann:  Sitteft  bu 
nidfet  eigne  Seiben?  —  ^immel,  ba  fd^reib'  idfe  nun  in  ben 
Slegiftraturgbogen  ben  jweiten  §8erg  meines  SroftgebicfeteS ! 
SSertoünfd^t!  ©inen  neuen  Sogen!  —  üflummero  320,  ®e^ 
meinbe  »)on  Seiben.  —  S)o  fte^t  nun  Seiben!  Statt  Strol^^ 
borf,  Seiben!  3)ic  SSerfe  fummen  mir  im  ^opf  l^erum,  \ä) 
mag  anfangen  »aS  iä)  »iU.  ®ie  mu^  idfc  mir  erft  vom 
$alfe  fd^affenl    Srft  baS  ©ebid^t  aufgefd^rieben,  bann  5ur 


144  Satiren. 

äTtbeit  @iS  foQ  aber  bei  ®ott  baiS  Uttmal  fein,  ba^  i$ 
SBerfe  tnad^e  in  bet  Äanjlel  —  2Bo  ^aV  l(%  benn  hiit  mein 

$apier   l^ingelegt.    iHt  gent  unmutl^g  bic  ^a^Uvt  auf  f^neiti  <Se$rei0« 

tif(^  aüseinanber.)  ^er  )}ern)ünfd^te  Slmt^bienerl  Med  nHrb  t)er« 
jctteltl  —  ®a  ift  nöd^  ein  unbefd^rfebener  ©Dgen.  Sc^eH 
an^  SBerl!  (Oh;  fc^rcibt.) 

Sroft  gegen  etterlid^e  Si^rannei. 

„m«  bu  frembe  Seiben  litteft, 

Sitteft  bu  nidfet  eigne  Seiben? 

60  !ann  ^bc^ntafte  untKeiben; 

9Benn  bu  i^ren  ^eiftanb  bitteft, 

Seibeft  bu  anäi  eigne  Seiben 

Sflur  ate  ob  bu  frembe  litteft." 
@ä)bn\  —  ®ans  fpanifdfe!   —  S)a3  leiben  unb  litten  unb 
litten  unb   leiben  l&^t  einen  nid^t  niel^r  an^.    ia^  miU  icb 
ibr  jufteden,  meiner  fü^en  ^atl^inla!  ^ber  \)oxd9,  x6)  glaube 
man  fömmtl  —  ©(bneU  l^inein  mit  bir. 

(fit  ftedt  t>ai  ^apitt  unter  ben  SlodE  unb  tn'dpft  f{(^  barfl6er  lu.    aRabame 
Sta  unb  i^re  Xoäfttr,  beibe  SRatftförbe  am  9txm,  treten  ein.) 

ütab.  Ha.    3ft  mein  SDlann  ba? 

fiflmnliner  (jeremoniSd).  Urlauben  €ie  loox  allem, 
aJlabdm  — 

Mab.  Ha.    Sßo  ift  er  benn  fonft? 

fiflmfilltter.    9Ber? 

ütati.  Ha.    SOtein  SOtann. 

fiflmnllner.    @r  ift  (fter. 

Jta).  fia.    äBarum  fageit  Sie  benn  ba^  nicbt  gleid^? 

^iflmfiilner.  3(b  tbollte  nur  ))orl^er  ben  beften  guten 
ajlorgen  — 

Mab,  ft  a.    $a))perlapat).  (Sie  ruft  ergen  bie  X^fire  ret^f«.)  Ra, 

lomm*  ^eraud! 

Itegillrator  (inioenbig).    ©leid^. 

Mab.  Ha.  Sein:  @leid^  !enn'  xä)  fd^on.  S)a  fi^t  nun 
ber  SDlann  öon  äRorgen^  bi3  Slbenbg  unb  fcbretbt  unb  fd^reibt. 
—  Dl&ne  i^n  gefd^ie^t  nitbt«,  er  ift  beS  $rapbenten  redete 


er|ic  ^Ibt^eirung.  145 

^anh,  aber  »aS  l&at  man  baüon?  SBon  Sd^onung  ober  toon 
Senne^rung  bcg  ©el^altl  \o\ü  bo4  3^iemanb  »aS  n)iffen. 
2Ran  m«^  fid^  bel&elfen,  inbc^  anbere  —  bu  mein  ©ott,  man 
»ei^  ja!  —  S)a  ift  auc^  fo  ein  gaullenjer  (fit^t  fx^  m^  %iiu 

müOner  um),   Rcitl)\) ! 

ftat^tina.    äJlama! 

Äai.  fta.  ^ierl^er  fomm!  —  ^ierl^er,  auf  meine  recjfete 
©eitc!  SWeinft  bu,  i*  fei  blinb?  SiReinft  bu,  id^  fä^e  ni*t 
eure  93Iidc  unb  2Bin!e?  Slber  »arte  nuv!  Unb  6ie,  §err! 
ffienn  6ie  ftd&  nodfe  einmal  beüommen  laffen  —  bie  23riefe 
unb  SBer^Iieber,  bie  6ie  meiner  S^od&ter  immer  sufleden,  \)dbe 
i4  ^cutc  t)erbrannt  —  SBenn  Sie  fidfe  aber  no^  einmal  »aä 
Ut})nlid}ed  beifommcn  laffen,  fo  —  beulen  Sie  an  mid^  — 
fo  f^ahen  ©ie  am  längften  tiier  in  biefen  SBänben  gefefjen. 
SJletn  aJlann  ift  beS  ^räjtbentcn  redete  $anb,  ein  SBort  öon 
ibm  unb  Sie  i)aUn  Ql^ren  Slbfdfeieb.  Sie  follen  mir  nocb  bie 
Äamerals  unb  Salinenregiftratorin  Äa  fennen  lernen!  ©le^ 
ment!  2Jlein  SMann  arbeitet  fidfe  ju  Sobe,  unb  ber  Patron 
ba,  ftatt  fein  Sbeil  mitzutragen,  i}erfelt  unb  fcribelt  unb 
liebelt.  —  Slber  ka,  teo  bleibft  bu  benn? 

Hegi^rotor  (aon  innen).    ® lei(6 !    @leid^ ! 

Äab.  fta.  6i  »ag,  gleid&,  gleid^!  3^  braudfee  %a69§' 
lidbter  in  ben  ^auS^alt  unb  ^a^Dier  ju  §aubenmuftern  unb 
Xinte  unb  gebcrn  jum  ^ü^enbud^  unb  93inbfaben  jum  SBraten^ 
menber.  SBofür  märe  man  eine  S3eamten§frau,  ttJenn  man  berlei 
S)inge  audj^  nod^  faufen  mü&te!    §örft  bu? 

Ilf0l(lrator.    Siegt  f(feon  SlDeS  bereit! 

Jla).  t  a.  3d^  mu&  nur  felbft  gebn  unb  jufeben.  Ueber 
bie  ©elel&rten!  —  2luf  jeben  guten  Beamten,  ben  ber  Surft 
befömmt,  Iriegt  ein  SBeib  einen  fd^ledfeten  d^emann.  —  (Sn 
i^rc«  sKonne«  simm«  gei&enb.)  2)u  bift  bodb  bcute  ttjieber  uuau^s 
fteblidfe,  Äa!  (Surödrufcnb.)  Äomm  herein,  ^at^^l  (sib.) 

tatiiarina.    ^a,  ^ama! 

/iflmfiiltter  (ber  hinter  feinem  Strbeitdtifc^ ,  am  entgegengefe^ten 

Silbe  iiei^t).    S)u  ge^t/  ^atbinfa ! 

«tillporaer,  ©etfe.    XI.  10 


146  Satiren. 

ftatdaritta.    SRu^  id^  mW 
ftflmnllner.    SDlugt  bu?  %(]&! 
Ilatl)arina.    3)aS  6(i^i(tfal  trennt  unS. 

f  Ulm U litt (t.     ^er  Sifd^!   (®r  n^tt  mit  bem  ^uße  baran.) 

ftatijarina.    ^d^! 

f iflmnllntr.     ^fo  MeS  ))erbrannt? 
latl^arlna.     MeS. 
fiflmSllner.    Briefe? 

ftrlmfiilncr.    Sieber? 

Hatt^arina.    ^Eed. 

;fifimfiUner.    @onnette? 

ftatf^arfna.    »aed!  Siaed! 

fiflmSilner.    Oben? 

Ila!i)atitta.    ^^rage  nticj^  niii^t! 

fiflmnllner.    Unb  bu  t^ergi^'ft  ntid^  nun? 

£ati)arina.    SBenn  aud)  bec  ^immel  nn^,  id^  nie  bid^! 

ftflmüilner.    S)arf  Wi  glauben? 

Hat  Marina.    S)ie  ©ötter  lennen  mein  ^erj! 

ftirlmSllner.    ^at^inla! 

(®r  f&at  neigen  feinem  Sd^reibtifc^e  auf  bie  Aniee.) 

Mahtia  iaui  ber  x^fire  i^eraustretenb).  3&a2  gibt  e^  benn  ba? 
—  2Ba3  treiben  6ie,  $err? 

/irlmüllntr  (ber  fid^,  ba  ed  su  fp&t  toar  unbemertt  auf^uflel^en» 
au^  ouf  bie  $Snbe  niebcrgelaffen  ^ai),     ^ä)  —  x6)  fucfee  etloa^. 

Uta).  &a.    Huf  aQen  Vieren? 

ftegiflrator  (ber  feiner  ^rau  nac^»mmt).   9BaS  gibt'^  benn? 

fi^lmfillner.    3c&  b^be  etroag  »erlorenl 

Ile9i|lrat0r.    ^a^  benn? 

f  irlmfiUner.    ©in  —  ein  6tüd  Selb. 

Uegilirator.    ^a^  mu^  ftd^  finben,  h)ir  finb  lauter  ebr- 

lid^e  Seute  \)m.  idv  hüdt  ftc^  unb  l^Uft  fud^en.) 

Ütali.  &a.    äRann! 

Hegillrator.    SBaS  benn? 

Üla).  fta.    @(bämft  bu  bidb  nid^t? 


erfic  ^Ibt^rilung.  147 

llc9i|lrator.  @i  roa^;  er  ift  ein  armer  Tltn\ä),  ber 
fein  ©elb  ni(3bt  fo  mir  nidfetS  bir  nid&t^  verlieren  fanni 

Mab,  fta.  9Rer!ft  bu  benn  nid^t^  bag  ba$  ©anje  eine 
ginte  ift? 

Äegiflrator.    dine  ginte,  fein  ®elb  ju  tjcrlieren? 

iHaü.  Ha.    (Sr  l^at  e^  aber  nid^t  )}erIoren. 

HtSißtator.    9Barum  fuc^t  er  eS  bann? 

Mab.  fta.    @r  fud^t  ganj  maS  ^nbere§. 

Ä^Sifrator.    ©leidfeüiel  loa^  immer,  id^  \)dy  il^m. 

ita).  fta.    ^eine  Sod^ter  fud^t  er. 

Htgiflrator.    Unterm  äiifd^e? 

Jta]^.  Ha.    UeberaQ. 

ftegillratot.    ^a  fte^t  fte  ja. 

iSaH.  fta.    Seiber. 

Htnilltator.    @oQte  fte  ntd^t? 

Mab.  £a.    0,  i^r  ©ele^rten,  toa^  feib  i^r  bumm! 


fattflciUfener*    $ier  fommen  6e.  ^^ceKenj. 

latliariita.    ®ott  fei  gelobt! 

Ilan^leiliiener.  Slber  l^ier  fprid&t  er  SRiemanb;  er  gelS)t 
nur  burd^. 

latliarina.    ^ä)  mu^. 

ftanjUiUener.  SEßagen  6ie'^  nid^t.  m<Si in  ^ofttur  fteuenb.) 
S)a  ift  er, 

^tSfi beut  fommt,  fd^ioar»  gelletbet/  aus  ber  @eitentl^ttre  unb  gei^t  quer 

burc^d  gimmer. 

äail^atina.    @n).  @;ce(Ienj! 

9tafibtnt  (im  ssorüöcrße^n).  Sluf  SJlorgen  bitt' id&,  SKorgen. 
fial^arina.    $eute  ober  nie!  (Giefäat  auf  bte  itntee.)  6n). 
ß^ceden)! 

(giclmiianer  fmet  in  einiger  Entfernung  nieber.) 

flräffjfttt.  SBaS  wonen  ©ie?  etet)en  ©ie  auf!  SBor 
®ott  fnict  man,  idfe  bin  nur  ein  9Jlenfd&.    3Jlid&  freut,  tüenii 


140  Satiren. 

@u(j^  ^nbre  W  idft  langft  ber  eiteln  SRü^  enthoben. 
Sreunb,  iva^  man  nid^t  bebarf,  ntad^t  ivabrlid^  tvenig  @pa( ; 
^rum  Heb*  16)  grab'  unb  !ur§,  mein  @utet,  merf  bir  bad! 


3u  braud^cn  in  ,,bcm  SWagier".  Sreujcr*  |itirt  im 
®ec)enfa^  t)on  bet  Au^erUd^en,  leibUd^en  ^atftedungiSart 
^omerd  eine  ©teile  au^  bem  uralten  Sidftter  ißampboiS,  ber 
tjon  3^u^  auf  folgenbe  mürbige  ^rt  fpri(^t: 

Z«v  xvSiifrt  fiiyiöre  d-eäv,  elXvßiiva  nonp^ 
Mr^Xahj  ra  nal  ittfCeiy  mal  ^uiovelrj,     II,  487« 

Semer  in  ©egenfa^  mit  bem  Silbe  beiS  S^^  ^n  $bibtai^, 
bie  alte  Statue  su  Olympia  mit  brei  ^ugeu. 


-«>o>©ic 


6Vnt(oIi>  unb  aK^t^oIofiie  bcr  altnt  SSlfer,  l.  Vulgabe,  1820. 


pa5  "^ms  okt  5ie  ^^cfic^rang. 

(Ein  rül^renbed  2)rama  für  Beamte. 

(1821.) 


2)er  ^rftfibent. 

ßan)Ietbire!tor  ©auerbrunn. 

SStl^elm  (Efel,  2)treIttoni»fefret&r. 

9legtflrator  Sta. 

©eine  groTu 

ßatl^arina,  feine  Sod^ter. 

f[bam  t$i|?ItnüHner,  ßan^Ieiprafttfant 


Xmtdiimmer  in  ber  fftt^^aiuv,  ringsum  SftengefleOe.    Xanalei^^raftifant 
gislrnftllneraufbet  Seiter  mit  einer  Xftengabel  in  berf(^iebenen  ^äc^ern 

^erumfut^enb. 
SireftionSfehretftr  f»itfftlm  ÜUl  öffnet  bieX^fire  unb  ruft  imOHngange 

flehen  bleibenb. 

efei.    $nud! 

/ifimfiilner.    ©lei^l   @(eld^!   $err  2)ire!ttonjSfe!cetar. 
«fei.    Slummer  748,  322,  SBaffcrbaugegenftanb,  Referent 
^olswumt! 

Üf  ImfiUner  (auf  ber  seiter  ein  i(om))limeiit  berfuc^enb,  fingfHid^)* 

«fei  (tote  oben).    De  dato  2.  Slpril  1642. 
iiflmfillner  (immer  angftiii^er).    BoqU\6)\  S^ft  (5nnte  xd) 
fagen,  ba(  id^  ed  n}irlli(i&  ie^t  fd^on  Isabel 


142  ©atircn. 

dfcl.    ^abcn  Stc*g. 

iiflmfiUner.     ^tgentlid^  nod^  nid^t. 

«fei.    SHegiftraturSnumtner  432,  Satncrale,  gagsifel  H. 

fiflmüllner  (fu(^enb).    K,  H. 

«fei.    ^aö^en  6ic? 

fUlmfilltter  (^aib  toeinenb).   ^d^  nein,  id^  fud^e  litera  H. 

—  (weiter  fud^enb)  H.    —  H. 

«fei  (in  bem  t)or{0en  Sone).  ^räfibials^lpprobation  de  dato 
2.  Slpril  1643. 

((St  ma^t  bie  X^ütt  §u  unb  sei^t.) 

f iflmfillner.  ©leid^I  ®(eid^!  —  Rann  169  bod^  ben 
iQuar!  —  —  (er  fielet  ii<3^  um)  et  ift  f(^on  fort!  —  Äann  idfe 
bod^  bag  $ofbe!rct  nid^t  pnbcn.  —  3a  bu  mein  ®ott,  icb 
fud^e  ja  immer  in  Y!  cfud&enb)  3^,  H.  —  H.  ~  S)a  l^ab* 
i4'^!  SiDat!  Sßenn  er  nun  nur  nod^  ba  ivdre.  (6r.f(9reit) 
^err  ^anjleibireftion^fefretär  @fel!  ^  b^rt  mid^  ni^t  me^r. 
3c^  »itt  e3  aufbeiüalS^ren,  bi«  er  »ieberfömmt. 

((Sr  fieigt  bon  ber  Seiter  l^erab.) 

Slber  nur  nidfet  lüieber  »erlegen!  —  3^  ^^^  ^^  ©runte  ein 
red^t  unglüdtlidter  SWenfdfe!  2Bag  16)  angreife,  mißlingt  mir; 
iva^  id)  irgenb  binlege,  !ann  \6)  ni(^t  mieber  finben ;  toa^  \6) 
je^t  fd^reibe,  mi^fäöt  mir  in  ber  n&dfeften  ©tunbe  unb  bie 
anberen  Seute  lüoUen  audfe  nicbt  recbt  f(ug  baraug  werben.  S)er 
$err  SHegiftrator  meint  jwar  immer,  e§  würbe  bocb  no(^ 
geben;  aber  egge^tnid^t!  Qu  gerftreut,  ju  jerftreut!  Slnbere 
©ebanfen  im  Äopfe!  3a,  h)enn  man  bie  iRegifter  in,  SSerfen 
fdbriebe,  ober  ^atbinla  SRegiftrator  lodrel  —  ^atbinfa!  — 
Slber  fort!  fort!  —  $abe  idfe  mir  nid^t  bii^bertmal  üor^ 
genommen,  in  ben  ^mtSftunben  nid^t  an  fte  gu  benfen!  3)od^ 
ba  ift  fein  @rnft,  !einc  ©emalt  über  fidb  felbft.    Äein  ^ifer! 

—  0  bu  mein  ®ott!  — 

(6euf8enb.)  S)a  will  idb  baS  $riug  binlegen.  Slber  »aS  ift 
baS?  @in  einzelner  Sogen  unb  blofe  toei^el  Rapier!  Sld^  \a, 
auf  ber  anbern  ©eite!  IRidfetig!  3Refo(ution  über  ben  SBaffer- 
fd^aben  anno   1630.     Söoju  fie  bag   nur   im  3abr  1821 


dt^t  «bt^eilung.  143 

braud&cn  mögen?  Sie  toerben'g  »ol^I  tuiffen!  —  ®a  lieg* 
unb  bleib',  biiS  er  toieber  fontntt.  (9x  legt  \>a&  ^rius  auf  ben  zi\(St,) 
^d)  ftat^inla!  Sonft  pflegte  x6)  bid^  ade  Sage  mit  einem 
®ebtd(|te  }u  begrüben;  aber  nun  ift'g  nid^t  me^r  möglid^! 
SlQe  3flebenbef4aftigungen  Ttnb  )7on  ^mt^ioegen  neuerbingiS 
»erboten  iDorben,  unb  id^  l^abe  mir  feft  t^orgenommen,  leine 
Serfe  mel^r  ^u  machen.  34  tviQ  ein  orbentUd^er  äOtenfd^ 
»erben,  ein  orbentlid^er  iBeamter;  fonft  (annft  bu  ja  bodft  nie 
bie  SReine  merben!  Ser  Sater  m&re  mol^l  nod)  ju  belegen, 
aber  bie  äßutter!  o  mel^!  bie  ift  eine  profaifd^e  9latur!  ^aV 
i(b  ni(!^t  neuli^  sufel^en  muffen,  n}ie  fie  meiner  fü^en  ^at^infa 
eine  Ohrfeige  gab,  weil  fte  fte  über  einem  Äogebue'fd^en 
Samiliengem&lbe  überrafd^te;  eine  OH^ige  (ndt  9n^^a\t>,  ba^ 
bie  fü^en  S^r&nen  über  erbi^tete  frembe  Seiben  fid^  mn 
mifc^ten  mit  bittem   über  eigne,    »irfUd^e,    unt^erfd^ulbcte, 

unleibli(ie!  —  0  9Rorbio!   OWt  bcr  sauft  an  b«  ©tirne.) 

3d&  ^atte  mir  bamate  einige  Sßerfe  au^gebad&t,  ein  ®e« 
legen^eit^s,  ein  ^eftgebid^t;  toie  n}aren  fte  bo^? 

„2lte  bu  eigne  Seiben  — 
9li(^t  bod^i 

„Site  bu  frembe  Seiben  litteft, 
Slid^tig,  frembe  Seiben,  ber  Äoftebue'fd&en  eblen  Seelen  nftmlic^, 

tDO§U  ftd^  bann  (mit  einer  »etoegung  unb  einem  @ettf)er)  bie    eignen 

mifd^ten.  34  tt^oHte,  id^  ^&tte  baS  ganje  ^u  Rapier  gebrad^t. 
»er  iefet  ift  feine  3eit.    3ur  Slrbeit!  gur  Slrbcit! 

«Ir  fftngt  an  su  arbeiten.) 

Stummero  320,  ®emeinbe  üon  Strol^borf  —  (San^  red^t 
frembe  Seiben!  S)er  §n)eite  9$erS  l^eigt  bann:  Sitteft  bu 
ni^t  eigne  Seiben?  —  ^immel,  ba  fc^reib'  icfe  nun  in  ben 
9legiftratur^bogen  ben  jmeiten  iBerS  meinet  Sroftgebi^te^ ! 
Setwünf^tl  einen  neuen  Sogen!  —  SRummero  320,  ®e* 
meinbc  üon  Seiben.  —  3)a  fte^t  nun  Seiben!  Statt  Stroms 
borf,  Seiben!  2)ic  Serfe  fummen  mir  im  Äopf  l^erum,  id& 
mag  anfangen  toaS  \6)  toi\L  S)ie  mu|  xäi  mir  erft  oom 
^olfe  f Raffen!    Srft  bad  ©ebid^t  aufgefd^rieben,  bann  jur 


144  Satiren. 

WAüt  @i^  foa  aber  M  ®ott  baiS  le^emal  fein,  bo^  i$ 
SSetfe  tnac^e  in  ber  ftan^Iel  ^  So  (at)'  id^  benn  nitt  nteht 

$apier   l^ingetegt    (Cr  tertt  unmutl^d  bic  ^Mltvt  auf  fdnMi  (Stifrcib« 

tifd^  auseinanbeo  ^er  t)ä:n}ünf(i^te  SmtiSbiener!  Med  nHtb  Der« 
zettelt!  —  S)a  ift  nod^  ein  unbef(^rfebener  SDgen.  Bd^nM 
and  SGBerl!  («rf^rei^t.) 

Sroft  gegen  elterlid^e  S^rannei. 

,,3lld  bu  frembe  fieiben  litteft, 

Sitteft  bu  nidftt  eigne  Seiben? 

€o  !ann  ^bantafte  umfleiben; 

äBenn  bu  ibren  ^eifianb  bitteft, 

Seibeft  bu  au(b  eigne  Seiben 

ghir  ate  ob  bu  frembe  litteft." 
S(bönl  —  ©ans  fpanif(b!   —  S)ad  leiben  unb  litten  unb 
litten  unb   leiben  l&^t  einen  ni(bt  mebr  aud.    ia^  miQ  icb 
ibr  sufteden,  meiner  ffl^en  ^atbinfa!  ^ber  bot^cb^  i(b  glaube 
man  fömmtl  —  ©(bneCi  binein  mit  bir. 

(Gr  ^tdt  baS  $a)}{er  unter  ben  Stod  unb  In5))ft  fi^  barüber  |u.    SRabame 
Sta  unb  i^re  Xoc^ter,  beibe  9Rarft(5r6e  am  S(rm,  treten  ein.) 

Mab.  Ha.    3[t  mein  SUlann  ba? 

iiflmnllner  Qerenionids).  (Urlauben  €ie  \>ox  allem, 
SBabam  — 

Ma^.  fla.    9Bo  ift  er  benn  fonft? 

fiflmfillner.    äßer? 

itta).  fta.    aRein  SRann. 

f iflmailner.    @r  ift  bier. 

Mah.  tu.    äßarum  fagen  Sie  bentt  bad  ni(bt  gleicb? 

iiflmfiiitier.  3(b  moüte  nur  tjorber  ben  beften  guten 
SKorgen  — 

Jlab.  ft  a.    ^apperlapap.  (Sie  ruft  eesen  bte  Xl^fire  red^td.)  ^a, 

!omm*  beraud! 

Ittgiftrator  (intoetibig).    ©lei^. 

Ääü.  f  a.  Sein:  ®Ieid&  fenn'  id&  f(bon.  Sa  fi^t  nun 
ber  ajlann  t)on  SOlorgend  big  Slbenbd  unb  fdfereibt  unb  fd&reibt. 
—  Dbne  ibn  gefcbtebt  nitbtd,  er  ift  bed  $r&jtbenten  re<bte 


erfle  ^Ibt^cKuttfl.  145 

^anb,  aber  iüo§  \)at  man  baüon?  S8on  ©d^onung  ober  ton 
SScrmc^rung  be^  ©cl&alt^  tuiCi  bod^  5Rietnanb  tt)a§  tolffen. 
3Ran  mu^  ft(i&  bcl^clfen,  inbe^  anbete  —  bu  mein  ©ott,  man 
»ei^  ja !  —  2)a  ift  aud^  fo  ein  gaullenjer  (fi€^t  ft(^  md)  giji* 

müaner  um),  Aat^^ ! 

fiatl^arina.    90'lama! 

-ÄttJ.  Ha.  Stetiger  fomm!  —  ^ier^er,  auf  meine  redete 
6eitc!  SWeinft  bu,  id&  fei  blinb?  SReinft  bu,  id&  fä^e  nidfet 
eure  SBfide  unb  SBinfe?  Slber  marte  nuv!  Unb  6ie,  §err! 
2Bcnn  Sie  fxä)  nod^  einmal  beifommen  laffen  —  bie  ^Briefe 
unb  SBeröIieber,  bie  6ie  meiner  2^od^ter  immer  jufleden,  bcibe 
109  b^wtc  Derbrannt  —  Söenn  6ie  fid&  aber  nod^  einmal  »aä 
Slel^nlid^ei^  beifommen  laffen,  fo  —  benfen  Sic  an  mid^  — 
fo  bttben  6ie  am  Idngften  \)kx  in  biefen  2öänben  gcfeffen. 
Tttxn  SKann  ift  be^  $räjxbenten  redete  ^anb,  ein  3öort  oon 
ibm  unb  Sie  l^aben  ^l^ren  2lbfdt>ieb.  Sie  follen  mir  noc^  bie 
Äamerals  unb  Salinenregiftratorin  Äa  fennen  lernen!  @les 
ment!  SWein  9Bann  arbeitet  fx(b  Su  2obe,  unb  ber  Patron 
ba,  ftatt  fein  Z^txl  mitzutragen,  üerfelt  unb  fcribelt  unb 
liebelt.  —  Slber  ^a,  too  bleibft  bu  benn? 

Htgißrator  (»on  innen).    ® leic^ !   @teid^ ! 

Mab.  f  a.  6i  loa^,  glcidfe,  gleid^!  Sc^  braud^e  SBacb^- 
lid^ter  in  ben  ^auS^alt  unb  Rapier  ju  ^aubenmuftern  unb 
2:inte  unb  gebem  jum  ^ü(^enbud&  unb  S3inbfaben  jum  SBraten« 
»enbcr.  SBofür  wäre  man  eine  S3eamten§frau,  wenn  man  berlei 
S)ingc  aud^  nod&  !aufen  mü&te!    §örft  bu? 

Ittgiflrator.    Siegt  fd^on  2lQe§  bereit! 

Mab,  H  a.  3d^  mu&  nur  felbft  gebn  unb  ^ufel^en.  Ueber 
bie  ©ele^rten!  —  2luf  jeben  guten  Söeamten,  ben  ber  gürft 
befömmt,  triegt  ein  2öeib  einen  fd^le(bten  Seemann.  —  (Qn 
i^re«  SRannes  gimmcr  ßfi^enb.)  ^u  bift  bod^  ^eute  wieber  unau^^ 
fte^lid&,  Äa!  (Surüdrufenb.)  ^omm  l^erein,  ^atW  im,) 

ftatdarina.     3a,  OJlama! 

/ifltnfillner  (ber  l^inter  feinem  SlrbeitStifc^  >  am  entgegengefe^ten 

«nbepe^t).    S)u  gebft,  Äatbinfa! 

©rilH)or|er,  aSJetfc.    XI.  10 


146  ©Otiten. 

ftatf^acino.    3Ru|  id^  ni(i^t? 
iiflmnllner.    SRugt  bu?  ^d^! 
tiatlintina.    ^a^  6(j^i(tfal  trennt  unS. 

üirlmfillntt.     ^er  Sifd^!  C(Sr  Pft  mit  bem  ^u^e  baran.) 

Hatliacitta.    S(d&! 

f  iirlmfiUnft.     Hlfo  ^Oeg  tjerbrannt? 
ftat^arina.     Slde^. 
iifimnllttet.    »riefe? 

£Uimfiiintx.    Sieber? 

tatdarina.    ^Eed. 

/ifimfillner.    Sonnette? 

tatl^arina.    SOe^!  MeiS! 

/fflmfilliter.    Oben? 

Hattjaritta.    e^rage  mic^  nid^t! 

iiflmöUtter.    Unb  bu  tjergi^'ft  ntid^  nun? 

llatf)arino.    3Benn  aud^  beri^immel  \m&,  iäi  nie  bic^! 

fiflmüllner.    ^arf  id^'d  glauben? 

£atl)arina.    S)ie  ©ötter  lennen  mein  $er}! 

fiflmfillner.    ^at^infa! 

((Sr  faat  neben  feinem  Sd^veibtifd^e  auf  bie  Aniee.) 

ittali.  fta  (aus  ber  x^ttre  i^eraustretenb).  SBa^  gibt  e^  benn  ba? 
—  Söag  treiben  Sie,  ^err? 

^{flntulltter  (ber  ftd^,  ba  ed  )u  fjpftt  toar  unbemerlt  auf^uftel^en, 
aud^  ouf  bie  ^ftnbe  niebergelaffen  ^ai).     3<^  —  ^^  f^^^  etn}aS. 

Üla).  £a.    ^uf  aQen  iBieren? 

licgiflrator  (bev  feiner  ^rau  nac^fömmt).   2Ba^  gibt'^  benn? 

fifltnnlltter.    3^  l^abe  etmad  t^erloren! 

IHt^ifitaiot.    2Ba^  benn? 

f iflmüllner.    ©in  —  ein  6tüd  ®elb. 

Uegillrator.   ^a^  mu^  ftd^  finben,  mir  fmb  lauter  el^r^ 

Itd^e  2eute  })kx.  («r  bütft  ftc^  unb  l^ilft  fud^en.) 

Ma^i,  fia.    aJtann! 
^tqifixatox,    2Bal  benn? 
iKa).  fta.    @(^äm[t  bu  bic^  nic^t? 


.a!ü 


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erpc  ^M^ctlung.  147 

^t^lfttatot,  61  »a^;  er  ift  ein  armer  3Jlenfdb,  ber 
fein  ®elb  nic&t  fo  mir  nicj^ts  btr  nid^t^  verlieren  fann! 

41a).  Ha.  3Rer!ft  bu  benn  nic^t,  ba|  ba§  ©anje  eine 
ginte  ift? 

I^rgißrator.    6ine  ginte,  fein  ®clb  ju  t)erlieren? 

Mob.  fta.    (Sr  l^at  e^  aber  nid^t  ))ertoren. 

Itcgißrat^r.    SBarunt  fud^t  er  eS  bann? 

Mab.  £a.    6r  fud^t  ganj  maS  ^nbereS. 

Äcgtfirtttor.    ©Icid&t)iel  tt)a§  immer,  iä)  \)tl\^  il^m. 

iHa).  fta.    ^eine  2od(^ter  fud^t  er. 

^t^ifitatüx.    Unterm  ^ifd^e? 

iHal^.  Ha.    UebevaQ. 

Iftegifltator.    ^a  fielet  fte  ja* 

Mab.  fia.    Selber. 

Htgiflrator.    ©oHte  fte  ntd^t? 

Mab.  £a.    0,  tl^r  @elel^tten,  toa^  feib  i^r  bumml 


lanjleibUner.    ^ier  fommen  6e.  ^iceQenj. 

Hoffiariita.    ®ott  fei  gelobt! 

üaniitlbitntt.  Slber  l^ier  fprid&t  er  SRiemanb;  er  gel^t 
nur  burd^« 

ftat^arina.    34  mu^. 

llan|UiHener.  SBagen  6ie*^  nid^t.  (@id^ in  ^pofttuv  fteUenb.) 
®a  ift  er. 

^viifibettt  tommt,  fd^toar}  gefleibet/  ani  ber  @eitentl^ttre  unb  gel^t  quer 

burc^8  Simmer, 

£at(iai^ina*    @n).  @^ce(Ienj! 

fxafibtnt  (im  JBorübcröe^n).  2tuf  ^ülorgen  bitt' ic^,  SWorgen. 
Ilat^arlna.    $eute  ober  nie!  (Giefaat  auf  bie  itniee.)  @n). 
S^ceüen)! 

(gijlmüttner  fmet  in  einiger  ©ntfernung  nieber.) 

>r5f!i>cttt.  9Ba§  trollen  Sie?  Stehen  6ie  auf!  S8or 
©Ott  !niet  man^  idfe  bin  nur  ein  3Jlenfd&.    3Jlid^  freut,  tüenn 


148  ©Ottren. 

id^  S^i^^t^  btenen  !ann*  (3um  stant,umtntx  ^aihiaut)  ^fel!  mad  Iä|t 
@r  mir  bic  Seute  l^erein?  (^u  Äatj&arina.)  Stel&cn  Sie  auf!  Sic 
aud^  bort!  ©cl^ören  6ic  jufatnmcn?  3)efto  bcjfcr,  fo  t^un 
lüir'^  in  (Sinem  ah,  2Bag  »ünfc^en  Sie?  ßigentUd^  fotttc 
man  üor  Sinnen  fnieen,  nur  bie  Sd&önen  l&aben  bie^  SJortcd^t 
SIRäb*en?   grau? 

Ilattiarina.    Seiber  nod^  nid^t  ^^rau,  @n).  (Sjrcellen). 

ftafWitnU    3d^  t^erfte^e.    $eirat^«Si}en5?    ©eiDä^rt! 

ftattiarina.    D  nein,  @n).  ^^ceQenj. 

ftafiltnt  (^em&M,  geiDä^it,  o^ne  ^nftanb.  ©e^e 
c8  S^nen  »ol&l,  mad^en  Sie  bag  ®lüd  gi^rcg  (Satten.   Slbieu. 

tiatl^ atina.  ^ä)  (^vo.  (^^ctüen^,  toenn  eiS  nur  baS  märe? 
3d&  bitte  nid^t  für  mid&,  für  jenen  bort  bitte  id&,  für  ben 
unglüdlid^ften  t)on  Gtt».  ©yceHenj  Beamten. 

Jlrofll^ftit.    3a  fo.    S)ienftangelegenbeit? 

Ilatiiatina.    3<i,  (In).  @;ce(Ien$. 

yrafil^enf.    Unb  ftnb  nidfet  feine  grau? 

ÄttHarftitt.    S)er5eit  nur  feine  greunbin,  6m.  (Syceüenj. 

|lrttflJ>ettt.  greunbin?  3db  verfiele,  idb  üerftebe.  2öic 
alt  fmb  Sie? 

£tttl|arino.    Gr  ift  30  Sa^re,  (Sm.  eyceaenj. 

^tafntnt  30?  —  3a  fo  —  @r.  —  3a  fo  —  (Sut. 
©ute§  Sllter  —  30  3a^re.  Unb  mie  ^ei^en  Sie? 

Äatliorino.     ßr  beifjt  Slbam  giylmüttner. 

JJrttfibenf.   Söieber  —  (Sr?    ©ana  red^t,  Slbam  gijlein. 

Ätttftttrltio.  giylmüllner,  ßro.  eyceHenj,  S^tegiftraturg? 
«Praftüant» 

Jürttfilient.  iRid^tig,  giylmüüner.  Sie  fagen  ganj  red&t. 
3d&  mei&,  2lnton  giylmüHner. 

&atl)atina.    ^ilba'm. 

praflDcnt.    2öie  meinen  Sie? 

ÄtttMrino.    Gr  I)ei6t  fo,  mein'  id&;  Slbam  giylmü[Iner. 

JUraflDenf.  3*  mei^.  2Jlan  l^at  mir  baijon  gefagt. 
Slbam  —  $err  —  ^bam  —  id&  —  id)  meif}  fd^on. 

tafljatitta.   Slbam  gijlmüdner.   Giii  aücrbingl  garftigcr 


(Sxftt  ^bt^dlunQ,  149 

ftame.  34  Pff^9^  ^^^  ^^^^^  ^^^  ^^^^^  ""^/  jumal  er  auc^ 
SHc^ter  x%  t)ctfcib6ncrnb  Slbolpl^  äHüQner  ju  nennen.  — 

yrSfUettt.  ^bolp^  a^üaner?  Sieaeic^t  ein  ^ermanbier 
jenes  in  iBBei^enfeld?  Sublimer  $oet!  |[ud^  ^td^ter?  ©d^ön, 
fd^ön,  freut  mi^. 

ftaft^atitta.  Serjeil^en  @n).  ^^ceHenj.  ^d^  nenne  il^n 
nur  jum  S^erj  fo. 

9tafntnt.  3a  fo,  ja  fo.  Slbolp^  aHüttner,  gleidfefam 
Sobriquet,  ©pilnome!  Seifet  er  etwa  aud^,  beifet  er?  ^a,  ^a, 
ia.  @ut  34  ^iw  wit  S^ii^w  sufrieben.  Unb  fo  leben  Sie 
tDo^li  auf  9Bieberfe^n! 

tiat^atinn.    @n).  ß^ceden^^  unfere  iBitte! 

ptafiltnt.  3lo6)  eine  S5itte!  Spred&en  Sie  frei,  fte  fei 
3^nen  gleid^faHS  gem&^rt. 

ftaf^arina.    34  fomme  er[t  eigentlid^  mit  meiner  Sitte. 

yrafi])ettt.    kommen  Sie  immer,  fommen  Sie. 

£aftaritta.  So  fprid^  bod&  bu,  Slbol)}^,  id^  !ann  ba§ 
ui4t  fo  erjäl^len. 

fxafiltnt  ©ut,  fprcd^en  Sie!  (gum  Äanjictbiencr.)  2öa§ 
ift  bie  U^r,  Ste^rer? 

g01t|Ui)ieiter    (feine   Ul^r    aus   ber  Za\äji  sie^enb).      S^^^^ 

t)orüber. 

Prafibent.    Seufel,  fo  tliel!   (©eine  U^r  aus  ber  2;afd^e  siel^enb.) 

^eine  U^r  fteH  (^  Wt  lie  ans  o^r.) 

f  frlmfillnet.  Gm.  (Syceßenj,  id&  bin  ber  ungtüdUd^fte 
aller  iDlenfd^en. 

Ptttfl^cnt.  Unglüdlid^,  tt)ie  fo?  —  Steprer,  ^at  ßr  feinen 
U^r|*lüffel  bei  ftdfe? 

ftan^UiMtner.    ^ier,  (Sm.  eyceöenj. 

yrafitenf.    Unglüd^Iid^  fagen  Sie?  ((Sr  §{e^t  Me  u^r  auf.) 

f  iflmfillner.  @in  tt)id^tigeS  $riud  ift  in  ber  S^egiftratur 
oerloren  gegangen. 

JroflUeiit.  (Sin  $riu§?  $ml  —  SBie  üiel  2Jlinuten 
über  sn}5lf? 

tait|lei]liener.    Sier,  Qto,  ^iceKen^. 


150  ©atireii. 

ftcifi^tnt  (bie  txi^r  dd^tenb).    (§in^,  stDei,  bret,  der. 

£U[müiintu     SDlir    gibt  man   ben   SScrluft    beffelben. 
64ulb. 

ytSfii^ettt.  $5d^ft  ungered^t  SBaren  @te  ))ieQeic^t  ehm 
tamaU  sufftflig  in  bcr  S^legiftratur  jugegcn? 

fiflrafillttfr.    3d&  bicnc  in  ber  Slcgifttatur. 

Vtafi^tnU  3a  fo,  baS  änbert  bic  Sa*c.  $ter  ifl  36r 
Ul^rfd^Iüffel  jurüd  —  ja  e^  ift  Sein  U^rfd&lüffel,  6te)?rcr  — 
nel^m'  Grl  ^ier!  —  3n  ber  SRegiftratur  bicnen  6ie?  9M(|>tig, 
tid^tig.    ©ie  fxnb  ja  bcr  iRegiftrant  Söel^rbrud? 

üalMtina.    @r  ift  ber  $ra!ti!ant  f^i^clrnüKner. 

JraflDetit.  3*  ^^^h  ^^  ^cife'  ©ein  6ic  rul&ig,  idb 
nel&nte  2löe3  auf  mid^.  ginbet  fidfe  ba3  Driginal^^nug  »iebcr, 
gut;  fiubet  ftdb'g  nidbt,  fo  foU  man  eine  ^opie  taioon  ncl^men, 
fte  tbut  biefelben  ^ienfte.  ®e^n  6ie  beruhigt,  id^  »erbe  fd^on 
mad^en.  2lbieu. 

fiflmnllner.  älber  eine^opie,  menn  ba^  Original  Der^ 
loren  ift  — 

yrafiient.  3d^  nebme  Me§  auf  mid^.  ®ebn  Sie 
berubigt. 

£at[)arina.  3"  jebem  %a!il  jäb^^n  mir  auf  @m.  dp 
cellens  Scbufe. 

JDräfibnit.    Sie  ftnb  beffen  fidler.    Slbieu. 

ßti^L    SBir  ban!en  geborfamft,  @m.  ßycellens. 


3db  bin  nun  überjeugt,  fpradfe  giylmüllner,  bafe  idb 
feine  Stniage  jum  S)icbter  babe:  Äeine  Originalit&t;  menn 
audfe  nid^t  geftoblne  2lu§brüdfe,  bodb  äufammengeftoppelte  (Sc? 
banfen.  2öenn  ©oetbe,  Sd^iöer  unb  Sbafefpeare  über  mid^ 
einen  ^on!ur§  eröffneten,  id&  müfete  affenfabl  bafteben.  $m! 
üerfe^te  ßopmeier.  Äannft  bu  nodb  jmeifeln?  fpradb  $ann8 
3acob  SRouf[eau  unb  fe|te  feine  ßonfefftoni  alfo  fort:  ^ö) 
babe  5U  früb  unb  ju  x>kl  gelefen.    3<^  b^be  mir  mit  föft^ 


(Irjie  «(btl^eilung.  151 

fidlen  ©pcifcn  ben  jungen  SMagcn  überlabcn  unb  mu^  jtc  nun 
m  Untätig  uertoanbelt  üon  mir  geben.  3ct  ioerft}üre  mand&s 
mal  ein  deficit  an  ^erftanb  unb  bennod^  bin  iäi  ^u  flug; 
tyerft&nbig  mag  unb  mu^  ber  ^id^ter  fein,  aber  umS  ^immeU 
miaen  nid^t  }U  fing.  3lux  Ainber  foQen  an  ben  Prüften  ber 
SRufen  fangen^  fieW  bu  einen  gemaci^ten  ^erl  bran  ^&ngen^ 
fo  benf  immer  in,  eS  fei  @iner,  ber  bie  poetifd^e  sili(d^!ur 
brauet  gegen  beS  Seben^  Sc^toinb«  unb  ^ürrfud^t.  Unb  mie 
inel[e  ftinber  giebf^?  3<^  ^^^^  f^d^  ^^<b,  t^er  nid^t  n)irb 
mie  biefe,  n)irb  nid^t  ins  ^immelreid^  ber  $oefte  eingel^en. 
aOHit  einem  SEBorte,  e^  ift  borbei,  idfe  bin  ®ott  fei  S)anf  nod& 
fcü^  genug  bon  bem  poetifd^en  «lieber,  baS  nod^  bagu  ein 
fatted  mar,  furirt  unb  rü^re  feine  Seber  mel^r  an.  SBer  nid^t 
^blerSgefieber  bat,  ftebe  bei  S^^^^^  a^;  <^uf  ©änfefebern  bat 
fidb  nodb  9liemanb  gur  Unfterbticb^eit  aufgefd^mungen!  $m, 
brummte  ^opmeier.  ^u  glaubft,  idb  fcberje;  aber  bei  mir  felber 
fd^tDor'  idb'^,  ber  id^  ein  ®ott  mar  mie  bu,  id^  mü  bie  SRenfdb« 
Ibeit  erlöfen;  bon  einem  ^id^ter  nftmlid^^  unb  itoax  bon  mir. 
3eig  mir  einen  originellen  ©ebanfen,  nur  einen  aus  aü 
meinen  ©cbriften.  SBielleid^t  wirft  bu  anführen  bie  6telle, 
bie  bir  einft  fo  gefiel: 

entblättert  ift  beg  2)afeing  fdböne  SBlume, 
@§  reift  beg  Sein^  erhabne  $immel§frud^t. 

g.  miß  ficb  felfjr  oft  erfcbiefeen,  bat  aber  nie  ben  3Wutb  baju. 
^opmaier   will  SBariationen   über*§  @inmalein§  l^erau^s 
geben. 

(1827.) 

3u  gijlmüllnerS  ©Hrafteriftif. 

Ungcf&b^  jtt)if(ien  Hamann  unb  Dlouffeau.  3^ar  berftebt 
ftcb:  tiefer  aU  beibe,  aber  in  gleicher  Entfernung  bon  beiben; 
mitten  inne  mar,  aU  SWenfd^,  fein  ^lafe. 


152  ©atirett. 

(1828.) 

(gtjImüUner.)  SSon  $Ratur  tt)ar  i^m  eine  gciriffe  mi^« 
mut^ige  JRebcfdfeeu  augeboren,  bie  er  aber  no(^  SöiCifür  ab« 
legen  unb  betnal^e  ba^  ©egentbetl  berfelben  btö  ju  einer 
üortautmafemeifen  SRebfeligfeit  fteigern  fonnte.  S)o4  mar 
ibm  lefeterer  Swft^wb  ein  anwerft  »iberlid^er,  unb  er  »arf  fid& 
i^nt  nur  bann  in  bie  Slrme,  wenn  er  in  ®efeD[fd{)aft  bei  2lu§* 
ftc^t  auf  ^öd^fte  2angett)cile  in  ®efa^r  war,  ganj  ju  üerftummen. 
S)ie  il^m  angeborne  Siebes  unb  2Renfd&enf4eu  warb  in  feiner 
3ugenb  aud^  nocb  baburcb  gebegt  unb  tjerftärft:  ßrfteng, 
ba6  er  einen  SBibeririöen  gegen  ben  Älang  feines  ^RamenS 
battc,  unb  in  bie  größte  SSerlegenl^eit  geratl&en  fonntc,  menn 
il^n  Semanb  bei  bemfelben  nannte,  ober  ttJolS;!  gar  nacb  feinem 
5Ramen  fragte,  (©ebrudt  bat  er  ibn  nod^  lange  nad&ber 
ni(bt  fe^en  unb  lefen  fönnen.)  3^^^*^^^^  '^ötte  er  t)on  feiner 
SDlutter  ben  il&rer  gamilie  eigenen  geinter  einer  lifpelnben 
2luSfpra(be  geerbt,  beffen  beutlid^eS  Sewu^tf ein  ibm  iebc§ 
®efprS(i&  jur  eigentlidfeften  SJlavter  ntadfete.  S)ur(b  bie  größte 
SInftrengung  aber  (wobei  il^m  befonberS  baS  nad^  S)emoftbeneg* 
S3eifpiel  üerfud&te  laute  6pred6en  mit  Keinen  Steinen  im 
aWunbe  ben  wefentlidfeften  SRu^en  gewährte)  gelang  eS  ibm 
in  ber  golge,  biefeS  gel^IerS,  beinal^e  bi§  auf  bie  le^te  Spur, 
$err  ju  werben. 


-oo>a<cK>- 


"^roßritlicö. 


S^xagtfotnöbtc  mit  bcm  ©l^or  in  brci  2(ufjügcn. 

(1824.) 


^rofruflcS,  Äönig  üon  Sfiomtolicn. 

S)ic  ^rinjcffin,  feine  2^od^ter. 

2Ä  u  J  d^  a  r  b ,  $rin jipetminiper. 

Sl^efcuS. 

^anStourP,  fein  ©icncr. 


@rfter  Sdtfsitd* 

^eie  (Segenb  am  Sleere.    ^m  Sorbergrunbe  eine  Duelle  mit  einem  SRafenft^ 

baneben. 

Sie  ^rittseffin  lommt,  toeif  geZleibet  mit  bem  ^V^ofur,  einem  6d^äfer« 

^abe   in  ber  ^anb,  ber  na^  %xt  eines  fBla^\lahti  ein9et^eilt  ifi.   @ie  treibt 

eine  ^eerbe  t)or  fid^  ^er,  bie  auS  fonberSar  berfürgten  unb  )>erlän6erten  Figuren 

befielt,  bie  auf  allen  Sieren  Iried^en  unb  mit  @(^af)}el)en  beüeibet  finb. 

(fingt  im  Stuftreten). 

äßeibe,  »eibe,  lüeibe, 
kleine  ^eerbe,  bu! 
$aft  jiüar  menig  grcubc, 
S)od^  bafür  au*  D^iub! 
(ll)0r. 


154  ©Otiten. 


yrtttfCffin  (fftl^rt  fort). 

2uft  unb  Äummcr  tnadbcn, 
SBcibe  Störung  nur; 
Sad^  brum,  roidft  bu  (a(^en, 
3laä)  bem  Spnofur! 


Slbgcriffcnc  S^ecn  baju: 

$ro!ruftcg,  fiönig  bc§  Slormallanbc^  (er  nennt  fxä)  felbft 
ben  91ormal!önig),  lafet  aUe  SSetoo^ner  feineg  Staat«,  aud^ 
bie  S)urd&reifenben,  naä)  feinem  eigenen  SWa^e,  fünf  Sd^ul^ 
itod  3oü,  suftu^en  ober  au^bel^nen.  @r  ift  übrigen«  ganj 
gutmütMö  unb  \)at  fein  Slrge«  bei  feinem  SJerfa^ren.  Sein 
SRäfonnement  babei  ift:  Sin  xä)  ein  gutgetoat^fener  SMann?  — 
Qa.  —  3ft  9^9^^  meine  ©röle,  fünf  Sd^u^  jmei  3ott,  etwa« 
cinjumenben?  —  SRein!  —  (S«  ift  olfo  audfe  nid&t«  bagegen 
einjutuenben,  trenn  id^  bie  ^nberen  Don  gleid^er  ®rö^e  §u 
t)aben  iDünfd&e.    Ergo  — 

3:^efeug  ift  ju  grofe:  er  foö  abgefd&nitten  toerben;  $an«s 
»urft,  fein  S)iener,  ju  Hein:  er  muj  gebel^nt  »erben.  Um^ 
fonft  wenbet  biefcr  ein:  ein  gebel&nter  ^an«ft)urft  fei  bie  er« 
b&rmlid^fte  Sadfee  oon  ber  2öelt.  S)er  Äönig  bleibt  bei  feinem 
Sinn.  SCßenn  i^n  Semanb  bon  feinem  SSerfal&ren  abbringen 
n}oUte,  mü^te  er  il^m  bemeifen  !önnen,  bag  e«  Unred^t  fei, 
fünf  Sd^ul^  jttjei  3ott  ju  ^aben ;  fo  lange  man  ba§  nid^t  !ann, 
glaubt  er  böllig  im  SHed&t  ju  fein. 

6r  gibt  bem  2:^efeu«  bie  beften  SBorte,  um  il^n  ju  be« 
wegen,  ftdfe  gutmiüig  ber  Operation  ju  unterhielten.  (Sr  üer« 
fidfeert,  fo  gefdfeidtte  2eute  in  feinem  SHeid&e  ju  l^abcn,  bafe  ba« 
2lbfdbneiben  gar  nid^t  fd^merje;  al«  biefer  aber  burd^au«  bei 
feinem  S^ied^te  bel^arrt,  fo  gro^  ju  fein,  al«  i^m  beliebe,  l^dlt 
er  if)n  für  ^artnädfig  unb  ftdfe  für  bered&tigt,  ben  grembling 
aud&  gegen  beffen  SBillen  ju  feinem  SBeften  ju  jtoingen. 


(Stpe  Wiifi(\lnn%.  155 


r 

I  ^e  $rtn§ef{tn  lautet  bie  ^eetbe,   bte  auS  befci^nittenen 

[     imb  gcftrcdten  knioxm  jebcr  Slrt  bcftcl&t    S^afefpearc,  (iah 

beron,  Sii^iller,  @oet]^e  t^eil^  oben,  t^eil^  unten,  tl^eil^  in 

ber  ^itte   grote^!   abgefürjt«      Slnbere   ftnb   tl^eil^   gebel^nt 

»orbcn:    ^olbcrg,  $afncr,  ^oftebue,  tl^ciU  ^abcn  fie  fid^  felbft 

geftrectt:    3^ied,  beibe  6(^Iegel,  äRüQner,  ^oumalb,  unb  fo 

QtJ)en  fxt  eineg  6d^ritted  mit  einanber;  nur  ba^  bie  gefürjten 

Don  i^ren  Züdm  unb  Sprüngen  nidbt  lajien  looQen,  iebeSmal 

aber  t^on  ber  ^ringefftn  jured^t  getoiefen  unb  mit  il^rem  nad^ 

Slrt  cine§  3Ka^ftabeS  einget^eilten  6(^äferftabe,  bem  ß^nofur, 

auf  bie  Äöpfe  geflopft  Werben.    S)iefc  $eerbc  bilbet  ben  ß^or. 

S)em  tüd&tigften  ©(S^afbodc  ber  beerbe,  ©l&afefpeare,  bem 

bie    abgefc^nittenen  3^l^eile  immer  naä^toaä^^en   moden,  ftnb 

smet  S&mmer  an  bie  Seite  gegeben,  bie  i^n  einengen  unb 

obwalten,   bie  ßrüdrer  Sied  unb  granj  $om.    (Sbenfo  dah 

beronen  bie  Uebcrfe^er  @rie§  unb  SMal^burg.    ®ne  S^aar 

9la(i&a^mer  t^un  ba^  Uebrige,  fte  unfc^äblic^  SU  maci^en. 


(18100 

Unfere  3^eaterbire!tion  gleidfet  bem  S^lduber,  ben  SC^efeuS 
erfd^lug  (\6)  »eife  ni(fet  mel^r,  wie  er  l^ie^).  S)iefer  legte 
n&mU(^  bie  [Reifenben  in  ein  eiferne^  SBette,  unb  menn  fte 
größer  aU  bie[e§  maren,  f^nitt  er  bie  ^erau^ragenben  3;^eile 
ab.  60  au*  bie  S)ire!tion.  3ft  ein  Stüd  für  bie  (Srbdrm:: 
lic^feit  gu  grog,  fo  fd^neiben  fie  i^m  getroft  ben  ^opf  ab. 


(1811—1812.) 

Unfere  S^^eatersdntrepreneurö  mad^en  e^  mit  ben  ©dfeau^ 
fpielen  toie  ber  befannte  Dlduber  $ro!rufteS  mit  ben  iHeifenben. 
Sie  ^aben  ein  enge§  93ette,  in  bie^  legen  fte  jebe^  Stüdt, 
unb  loaS  ^u  gro^  ift  unb  ni(i^t  l^ineinpa^t,  n)irb  ju  betben 
ßnben  abgef^nitten.  S)al^er  fe|)en  wir  S^afefpearc  fo  oft 
auf  unfern  Sweatern  lal^m  unb  ol&ne  ^opf. 


per  ^außerpfc  peifcr  "^i^cif. 

(1826.) 


Aleined,  armlid^  m&l&UrteS  gimmer. 

Sataftxo  aUtin  in  bürgerlid^er  Reibung,  er  legt  ^ibibuS  sufammen  unb 

fingt  ballet. 

3n  bicfcn  l^eirgen  Jadeit 
Sentit  man  bic  SRad^e  nid&t  — 

(©^red^cttb.) 

93ci  ade  bcm  aber,  mcnn  id&  bem  »erflucfetcn  2Bonoftato§ 
6in§  üerfctcn  fönnte,  fodte  eg  mir  bod^  nid&t  leib  tl&un. 
Hbcr  ber  ^erl  ift  t}erf(i^anjt  big  an  bic  O^rcn,  unb  bic  Königin 
ber  9fla*t  bef^üjt  i&n. 

(«Singt  toeitcr.) 

Unb  ift  ein  SJlenfd^  gefallen  — 

(@t)re(i^enb.) 

$Run,  wenn  irgenb  ein  a}lenf(i&  tief  gefallen  ift,  fo  bin  id)'§>. 
^alipb/  Sorfteber  ber  ßingelüeibten,  SBefi^et  beg  mä(3ttigen 
6onnen!reifeS  unb  nun  —  ^an§Ieife!retär  mit  breibunbert 
(Sulben  ©ebalt.  2)a6  bi(bl  ba^  bicb!  Sogar  ben  2:aba!  babc 
i(b  mir  abgemöbnen  muffen,  um  nur  baS  liebe  S3rob  fcfeaffen 
ju  fönnen.  3u  angenebmer  Erinnerung  ber  SSergangenbeit 
unb  aU  §8orratb  für  eine  beffere  3utunft  falte  xd)  gibibug 
unb  raucbe  baju  in  ber  ^Imagination. 


(&Tft  mtl^eUunfl.  157 

^amitta  fommt  mit  einem  Xop^e  unb  @emnie[. 

Siüiafito,    @uten  SRorgen,  tnetne  S^od^terl    3Ba^  bringft 
bu  mir  ba? 

yamitta.    2)a§  ^^ftüd,  lieber  Sater! 

iatafitO   (gierig  in  baS  (SefSf  bliäenb).     Kaffee? 

yamino«    Su))pe. 

3ara|lr0  (Weiniaut).  ©cj'  immer  ^in!  —  0  n\eine  Sod^tcr, 
»eld^e  Scrdnberung !  ßrinnerft  bu  bid^  nod^  ber  grül^ftüdte 
Don  e^mafö? 

{Pauli na.    Kaffee  mit  3RiId^! 

daraßro  (feuftenb).  ©eftopfte  pfeifen!  —  Unb  bann,  fo 
oft  c§  ©d&mauS  bei  ben  6ingen)eil^ten  %ah,  ber  Slb^ub  für 
bic  Samülie.  SRotl^  unb  fdfemar§e  §unbe  üon  eitel  ©efrornem, 
rot^  unb  f^n)arie  äl'lanbeln.  3)ie  l^errlici^en  Kapaunen  au^ 
6tciermar!,  bic  un§  gebraten  fo  »obl  fd^medten,  obgleid^  x6) 
fie  in  ber  golge  mieber  erfejen  mu^te,  in  »erKeinertem  SMafe? 
jtabe  nftmlic^.  Snblid^  bie  gefte  an  meinem  (Seburt^tage. 
SBci^t  bu?   aRorgen  ift  mein  ©eburt^tag. 

yamina  («»erlegen).    äRorgen?   mir!Ud^? 

Saraftro.  ^a§  liegt  baran,  n)enn  eS  aud^  )}ergeffen 
»trb.  S)ie  glänjenbfte  geier  würbe  bo(t  nur  ein  6d^atten 
gegen  bie  vergangnen  Sa^re  fein,  gamülientafel  ber  ©in« 
getteibten,  $unfd&  öom  ©pred^er,  Ouartett  ber  brei  Knaben. 
0  3fig  unb  DjlriS! 

yamina.  ©eib  rubig^  Sater!  ^aS  ^Qe^  !ann  mieber 
fommen! 

dara|lro.  äBieber  fommen?  $at  nid^t  ber  abfd^eulid^e 
3Ronoftatog  ben  Sempel  ber  SBeiSbeit,  ber  2)lä^ig!eit  unb 
Sugenb  aufgeboben?  SBefi^t  nid&t  bie  Königin  ber  Sfladbt  je^t 
ben  mäd^tigen  ©onnen!rei§,  ber  eigentlid^  nid^tö  ift  aU  ein 
fünftUdfeer  Apparat  jum  Slnjünben  ber  Sabaf^pfeifen.  S3in 
icb  nid^t  in  ein  SBureau  geftedt  unb  mufe  nic^t  3!amino  ab= 
f (treiben  im  Ä'anjeU?  3d^  babe  mid^  für  beute  fran!  gemelbet 
}ur  geier  meines  morgigen  @eburtStage§;   aber  \oa^  über- 


158  ©atiren. 

morgen  unb  überübcrmotgcn,  unb  alle  Sage  meines  fom« 
menben  Sebeng?   (ertoeint.) 

IDamina.  äBenn  \ä)  ben  garftigen  äRofiren  b&tte  erfroren 
ttJollen! 

Batafitü.    $o(  n)enn  unb  aber! 

m  Ungt.) 

^a,  gebt  bem  (Sbtenmann  fogleid^ 
SRur  fxebenunbfiebjig  Soblenftrei(^*. 

(6i)rcc^cnb.) 

3bn  erbören  unb  mir  nid&tg  batjon  fagen  »dre  beffcr  atö 
ungefd^eben  bat)on  fpred&en  unb  in  ber  3Jlifere  fteden. 

{lamina.    ^a  fommt  3)amino  auS  ber  ^anjlei. 

5iatafitü.  ^er  mirb  eben  aucb  nid^t  t)iel  ^lugeS  miffen. 
Seit  er  feine  3auberflöte  »erloren  bat,  tanjen  Slffen  unb  ö&ren 
auf  feiner  SRafe,  ftatt  nad)  feiner  pfeife. 

Samitto  lommt  mit  einem  ^ad  @d^riften,  ben  er  auf  ben  Zi\^  toirft 

Samitto.    ®uten  SRorgen! 

Baraßro.     (ihm  fo  t)iel! 

J[)amftia.    2öie  bcift  bu  gelebt?   ©inniger!  ©eliebter! 

Camino.  ®elebt?  SWorbio!  Sieber  jnjeimal  burdb  geuer 
unb  2Baffer  geben,  aU  einmal  in  bie  ^anjlei! 

Sttra|Jro.  S)ag  b^ben  n)ir  fibon  längft  gewußt;  Wenn 
bu  feine  größeren  SReuigfeiten  bcift,  fo  erfpare  bir  bie  2)flübe 
be^  ßrjäblenS. 

Jamitio.  Unfer  geinb  SMonoftatoS  ift  Oberauffebcr  unb 
S)irc!tor  aller  Siebt«  unb  geuer^Söfcbanftalten  gen)orben. 

3araßro.    3:eufel^!erl! 

(Tttmitto.  6r  ift  gcabelt  »orben  mit  bem  ^rdbifat:  (Sbler 
Don  6cbneen)ei&. 

Sarofro.    ®er  fierl  ift  ja  fcbtoarj  »ie  bie  SRad^t. 

«amttto.  Söenn  er  n)ei^  ttJäre,  brauchte  man  ben  Seuten 
nicbt  erft  ju  befeblen,  ibn  bafür  ju  balten.  (Sr  ift  ber  Sieb^ 
ling  ber  Äönigin  ber  $Rad&t. 

3«ra|lro.    (§r  lag  immer  mit  ibr  unter  @iner  ^edCe, 


etpc  «bt^eilung.  159 

lanina.    $futl   ©el^t,  koie  id^  rotl^  »erbe! 

Bataftü.  6oU  x(b  vnxd)  etma  and)  nod^  int  [Reben  ge^ 
nicren?  SHe  ©traf gelber  finb  aufgel^oben.  SBie  iäi  fagte: 
Sie  jledten  immer  beifammen. 

famina.    34  gel^e. 

Barafiro.  ^en  genfer  aud^!  3(]^  benfe  pn  feine  3tt)ei$ 
bcutigfett,  bein  übermenfd^lidfeeg  3«^tgefül^l  öerbrel^t  mir  bie 
SSBorte  im  SRunbe« 

Samiitü.  SBenn  nur  $apageno  nod^  unter  uni^  m&re. 
@r  war  ein  anfd^l&giger  ^opf,  er  mu^te  immer  Slu^mege. 

doraftr0.  @r  ift  ber  einzige  t)on  meinen  Söl^nen,  ber 
Don  mir  abgefallen  ift  im  Unglüd.  Tian  \)at  x\)n  beftod^en. 
^  ift,  tt)ie  XÖ9  l&öre,  ^of^SSögeUieferant  geworben» 

yaminii.  9lun  ift'^  genug.  3Reine0^ren  fönnen  fold^e 
©reuet  ntd^t  mit  anl^ören.  Samino,  {69  ermatte  bid^  am  be:: 
tou^ten  Orte,  »0  feine  }ud&tt)erge|ne  Sunge  unfere  l^olbe  Ser« 
traulic^feit  ftdren  foQ.    (@{e  gei^u 

Sara|lt0.  äJlorb^Saufenb^Sapperment!  @ine fold^e Sd^am^: 
taftigfeit  mad^t  fidfe  f eiber  bie  3otcn,  über  bie  fte  bann  er« 
rottet«  ®ib  ad^t  auf  fte,  mein  Sol^n,  fold^e  S^ugenbcn  ftel^en 
nicbt  immer  auf  ben  fefteften  Seinen.  $aft  bu  nid^tS  üon 
ben  »eiteren  Scbirffalen  ber  (Singeioei^ten  gel^ört? 

Camino.  äBenige^  unb  unbeftimmt.  S)ie  brei  Knaben 
finb  ju  einem  Sifd&lcr  in  bie  Seigre  gegeben  »orben.  6r  foH 
nü^lid^e  IBürger  auS  i^nen  bilben. 

S^atafitü.  3ln,  nu!  Slid^t  au§  jebem  ^lo^  mirb  ein 
3Rerfur,  aber  an^  jebcm  3Rerfur  fann  ein  Ä(o|  »erben! 

Samitio.    3)em  6pred&er  ift  ©d^meigen  auferlegt  »orben. 

Bara^ro.    Slber  benfen  barf  er  bod^,  »a^  er  »in? 

Samtno.  darüber  »ei^  man  nid^tS  SeftimmteS:  bod^ 
glaub*  x6),  ba^  »enn  er  »on  bem  ©ebad^ten  nid^t»  laut  »erben 

lafet  — 

Baraflro.    fUn,  alfo  ®ebanfenfrei()eit  »enigftenSl 
Camino,    ^a^  alte  äBeib  t)erfauft  an  ben  ©tragenedten 

^rojeffion^orbnungen  unb  girmunggsStirnbänber. 


160  ©Otiten. 

3ata|lro.     6d!    fo! 

Camino,    ^ie  SUaoen  auS  6araftro*§  ©efolge  I)at  man 
bei  i^ircm  bigl^crigcn  S^^pÄnbc  untjerönbert  belaffcn. 

Sorttfro.  S)o(j^  6in  tnenfdbenfrcunbliiJbcr Sug.  ftomtij, 
mein  ©o^n,  la^  ung  jc^t  ju  beiner  grau  binaufgel^en. 

(Camino.    Serjei^t!    ^ber  baS  fann  ni(]^t  fein. 

iSaraflco.    Sßarum  ntd^t?   3!^  mill  (hinauf. 

(tttmftio.  Sflun  benn!  6ie  ift  befd^äftigt.  $abt  3^r 
benn  auf  ben  morgigen  S^ag  »ergeffen? 

iS  ata  pro.    SRein  (^eburt^tag! 

(Camino.  @uer  ©eburtötag  —  unb  fte  ift  bef(i&&ftigt!  — 
SKerft  3^r  nun  enblid?? 

Bara^ro.  91^,  eine  Ueberrafd^ung«  9lun,  ici^  toxü  eure 
greube  nt(i&t  ftören!  ObgIei(b  bie  früheren  ©eburtgtage!  bie 
frül^eren  ©eburtitage.  —  £a^  ung  ing  greie,  »ir  moQen  öon 
ben  alten  3«iten  plaubem. 

(»eibe  af>.) 


©aal  im  ^aufe  bcr  Äönigin  bcr  Stod^t. 
9Ronoftatod.    2)ic  brei  tarnen* 

drfle  5omf.     @ö  ift  nid^t  möglid^,  fage  idfe  Seinen! 
^ottoflotos.     3(b  mu^  bie  Ä'önigin  fpredfeen. 
Jmeite  5ome.     6ie  fd&läft. 

ütono^atos.    ©agt   \\)x,   iä)   b^tte   n7id^tige  2)inge   ju 
melben. 

Dritte  Dome.    SRun,  auf  Ql^re  ©efa^r! 

(3)ic  brci  S)amcn  aB.) 
iltono|latO0  (^ot  ft(^  in  einen  Scffcl  getoorfen,  \t%t  f^jringt  er  ouf). 

6o  fei  e§!  ^einc  Olaft!  (Sntmeber  biefe  ^ingetrei^ten  muffen 
SU  S3oben,  ober  id^!  ©oH  3emanb  luftig  fein,  inbe§  i*  traurig 
bin?  Soflen  fte  bie  !Rä(bte  burd&f(bn)ärmen,  mäbrenb  xä)  an 
ben  $Rageln  faue?  Unb  ttjarum?  2öei(  \ä)  bie  garbe  eine§ 
f^trarsen  ©efpenfteg  trage?  ^ahe  icb  ni*t  bag  ^räbifat: 
ebler  Don  6cbneen)ei6  gefauft?  —  Unb  bann:  toa^  ift  benn 
tt)ei^?   SBei^!  2Bei^!   2Beifeeg  Rapier,  leereg  Rapier!  —  3cb 


ßrflc  ^bt^eilung.  161 

^abe  m\(b  oft  f(^on  tagelang  9en)afd^en,  unb  tann  biefe 
»crPuc^tc  garbc  ni(^t  üon  ben  SBaden  bringcnl  34  tüiH  eudfe 
eure  SGßci^c  »erfaljcn!  ■—  ^a\)\  fmb  jtc  benn  auä)  mctj?  S)cr 
6tne  unter  i^nen  ift  xt>t\)  wie  ein  gefottener  ^rebS,  unb  bo(b 
fie^^t  CT  ouf  niict  herunter  unb  fagt,  xd)  fei  fci^teorj.  §öir 
unb  Xeufel!  ^\)x  foHt  mid^  noä)  mei^  ftnben,  mie  gefallenen 
Sd^nee. 

SRu^e  foa  iäi  galten?  galtet  benn  i^r  SRu^e?  ^d^  \}ahe 
fie  überfallen,  aufgehoben,  mifel^anbelt,  unb  bodfe  fürd&ten  fte 
fujb  uid&t  i)or  mir,  üertoeigern  mir  fogar  bie  fd^ulbigc  ßl^rs 
erbietung.  SBenn  iä)  bem  2:amino  auf  ber  Strafe  begegne, 
fo  grü^t  er  entWeber  gar  nid^t  ober  mit  einem  leichten  B^cfen 

beS  ^UteS.    (Cr  fe|t  feinen  $ut  auf  unb  tritt  Dor  ben  epit^tl)    @0 !  — 

^xö^t  einmal!  —  60  öielmebr!  bafe  ber  $interfopf  !aum  jwei 
SoQ  ^0^  entblößt  wirb  unb  ber  $ut  an  bie  @time  ^erab:: 

ftn!t !  —  So !    («r  ma^t  Öeberben  gegen  ben  6t)ieg<l.) 

3Rein  ^embfragen  ift  nid^t  wei^  gewaf^en.  ^ie  ^al^s 
binbe  fiftt  fd^ief.  (Cr  pu%t  fi<^.)  3m  ©runbe  bin  idb  fo  fd^warj 
nicbt;  nur  etWaiS  brünett.  Unb  bod^  mögen  mid^  bie  SJläbd^en 
nid^t  leiben  unb  fdfeielen  nadfe  biefen  fiaffen,  biefen  (Singeweil^ten! 
^ol*  eud^  ber  S^eufel!  $ätt'  xä)  barum  mid^  gefügt  unb  ges 
fc^miegt,  mir  Sitten  gefallen  laffen,  ben  guten  greunbinnen 
entfagt,  ben  Sittenrichter  gef)}ielt,  um  nun  nid^t  einmal  mein 
^nfe^en,  meine  äJtad^t  genießen  ^u  !önnen?  3^^  ^'^^  uner^ 
bittlidb  fein!  34  trdumtc  neulid^,  2!amino  gäbe  mir  eine 
O^eige!  6r  foU  nid&t  leben!  ■—  34  ^itt  bic^  lehren,  nor 
aO'l&nnem  »on  ©influfe  ben  $ut  tiefer  ab^ie^en! 

(<Sr  fet|t  toieber  ben  $ut  auf  unb  mac^  Verbeugungen  in  ben  @piegeL) 

Sie  ftSttigin  bet  92afl^t  tritt  aud  i^rem  Bimmer  unb  ftel^t  i^m  eine 

SBeile  ju ;  bann: 

ftonigin.    9Bad  mad^en  Sie  ba,  2)ire!tor? 

Monofiaiüs.   3*  —  ^4  —  übe  mi4  in  ber  $öfli4!eit. 

ft  Ott  lg  in.  3fli4t  not^^toenbig.  ^ie  ©4ulbigfeit  getrau 
o^ne  Zeremonie.  S4lie^cn  Sie  bie  93al!en,  meine  Slugen 
I5nnen  ben  3^ag  ni4t  vertragen, 

0riUparaer,  aSerfe.    XI.  11 


162  ©Qttren. 

illonoflat0  0.    ©näbige  gürftin  — 

£0« Igt II.    SRun?  äBarum  f*Iic&cn  Sie  m*t? 

Mcnofiaioi.    ^ä)  badete,  mü  iä)  ^u  lefen  — 

ftonigitt  ()ovm0).    Sefen? 

illonoßtto0.    SßaS  id)  ^ier  pro  memoria  auf gef daneben. 

ft9ni$in.    Sd^reiben? 

Jt0no^at0  0.    ^erjet^t^  ed  jtnb  ^!ten! 

£8iif0itt.  2l!ten?  SRun,  bann  mag'g  l^ingel&en.  Uebcr^ 
l^aupt  gebt  bcn  Auftrag,  bafe  man  im  Sanbc  nur  fo  t)iel 
$apier  ücrfertige,  als  id&  für  meine  Äanjleien  bebarf. 

ftSttlgitt.  ^efd^&ftigt  meine  Beamten  mel^r,  benn  id^ 
^öre  —  ^abt  3^r  nid&t  Kölner  SBaffer?  —  idb  ^öre,  fie  lefen. 
©d^liefet  ben  93al!en  »enigften§  jur  ^dlfte. 

illono|lat00  (fd^Ue^ibeit  ^cnflerbaUen). 

fionigin.  3^  l^abe  mir  geftem  ju  9lad^t  mit  ©d^infen 
ben  SJlagen  Derborben.  SSerbietet  ^ebermann,  Sd&infen  ju 
effen;  mir  belommt  er  nidfet  mol^l. 

iltono|lat0  0.    ^irb  gefd^e^en. 

ftStilgfit.  5lud&  füllen  bie  Seute  auf  ben  ^romenaben 
nidfct  fo  fd^nell  gelten;  aber  auc^  nicfet  ju  langfam  —  fü^rt 
einen  gemiffen  Salt  für  ba§  Spazierengehen  ein.  ßinS,  jmei; 
eins,  jtDei!  ©o  bäd&te  id^,  »är*S  für  Sebermann  red^t.  6o 
pflegte  id&  ju  gelten,  fca  id^  nodfe  in  bie  freie  Suft  ging. 
SBerfucfct'S  einmal. 

MotiOfiüt03  (f^ajiert  int  3i>nn^C)^  l^erum). 

ft Olli 9 In  (^mi).  6inS,  jtüei!  —  etwaS  fd&neller!  —  l^alt, 
ju  rafc^!  —  (SinS,  jwei!  —  $Ridbt  fo  langfam!  —  @in0, 
jÄei!  —  6o,  gut!  —  3ft  bie^  nidfet  ber  bequemfte  6d^ritt? 

MonofiatOS.      S3ei    Söeitem.      (Cr  trodnct  llc^  ben  S(^h)ci|). 

fiSttigitt.  3d&  war  gcftern  im  2:^eater.  S)ie  93än!e  leer. 
3c&  l^öre  täglich  üon  Sreibiüeten,  la|t  SwangSbillete  auStl^eilen. 
2Ba§  »ollen  bie  Seute?  Söenn  id^  mid^  ennupire,  fönnen  fie'S 
au(^.  2lud^  follcn  bie  jungen  SKäbd^en  nur  mit  bebedttem 
^alfc  ausgeben.    €o  waS  erregt  S3egicrben. 


r 


<5rjic  «bttieirmiß.  163 

ftontgltt.  Söatum  feufätS^r?  ßurc  Seiten  fmb  vorüber, 
üRonoftatog.  Slbcr  3^^^  ^ient  mir  jcfet  mit  ber  gcbcr.  34 
bin  mit  (^nä)  aufrieben. 

Mo no fiaios,     Mein  iraS  ift  baS  gegen  fonft. 

tBnigiB.     Taisons.    2Ba§  l^abt  ^br  no(^? 

Monofiaioo,    ^ie  (SingelDeibten  — 

fionigin.  2Ba§,  ©ingetoeibte!  ©ibt*^.benn  nodb  (Sim 
getoeibtc?  SBiffen  ©ie  benn  nidbt,  bafe  icb  nicbt  tüiß,  bafe  fie 
eyipiren?  3*  ^'^^  8"  wi(b.  3*  ^^ffe  3^iemanb  binri(bten, 
faum  »itb  nodb  je  unb  bann  (Siner  eingefpertt  auf  (ebeng= 
lang.  3*  ^w^  ftrenger  »erben.  2Ba§  ift*^  mit  ben  (Singe* 
»eibten? 

Monofiaios,    Sie  t^erfammeln  ft^  mieber! 

ftonfgin.    Feste. 

Jlott0|tato9.    SSei  berf4Iof[enen  £büren. 

ftStttdin.  3<^  ^iU  ^eine  ^büren  in  meinem  l^anbe! 
@(adt^üren  l^öd^ftenS. 

Mouc^atos,  (Sin  3iw^er  im  jweiten  ©todte  üon  Bas 
raftro*§  SBo^inung  iüirb  feit  einiger  3eit  t)erf(bIoffen  geilten. 
Sliemanben  ift  ber  (Eintritt  erlaubt,  man  trägt  üerbäcbtigeS 
©erätbc  bitiauf.  3cb  böte  felbft  üon  einem  genfter  gegenüber 
jugefeben. 

ftonigltt.    (Gegenüber?   SBer  tüobnt  bort? 

Monofiaios,  (S§  ift  —  eg  i|t  eine  föeitlduftige  SSerlüanbte. 
6ine  geborene  ^anal-S^a^. 

fiontgin.  ^anaI'[Ra|?  Je  ne  connais  pas  cette 
famiUe. 

Monofiatos.  (Srft  fdbleppte  man  ein  93ünbel  <BtSiU 
binauf,  e§  fd^ienen  Pfeile. 

ftonfgin.    Seiten. 

Monofiaios.  $fei(e.  (Sc  mad^t  He  ^aniomlme  be§  »Oßen-' 
fpannend  unb  SoSfd^ie^enS.) 


164  Satiren. 

Moüofiatos.    9ßa(i^S(id&ter. 

fionigin.    $tn! 

Monüfiatos.  gerner  eine  fcibmarj  unb  rot^e  Stange  mit 
etwas  ©länjenbem  an  ber  6pi^e;  lanjenartig. 

finnig  in.    ^d)  fd^aubere. 

MonofiaioB.  3Rel^rere  $8eutel  mit  fc^m&rslici^en;  Keinen, 
nid&t  5U  unterfd&eibenben  Äörperci&en. 

tanigin.    ©ift? 

Monofiato9.  Ober  6(^ieBpuloer.  Uni}  ^eutx  unb  Sta^I. 
3ünbf(i^h)amm! 

fiBitigiit.    Ueber  bie  SRorbbrenner! 

Monofiaioi.    (Sine  Sampe. 

ftouigln.  Sampe?  SMir  fcbmerjcn  bie  Singen  t)om  3us 
feören.  SSerfammelt  6ure  2Rad?t.  ^ebt  fie  auf.  g^^^wirirt, 
jüftifijirt!    3^  üerlaffe  mid^  auf  öudfe.    Slbieu.    (Sic  ge^t.) 

MüllofiatOS.    ^VOatl    ((Sr  ma(^t  einen  9lunbf))run8.)    ^ber  man 

mu6  baS  ßifen  fcfemieben,  fo  lange  eg  »arm  ift.  herein  i^r 
untert^änigen  S)iener  meiner  (Einfälle.  31^r  Ueberl&ufer  üon 
55rofefrion!  31^r  ^adjU  unb  Stagoögel,  je  nadfebcm  man  euc& 
brandet  unb  ja^It!    herein!  unb  I^ört  unb  wirft  unb  eilet. 

Xit  Xfiitxt  aug  ber  3au6erpte  treten  ein,  ber  (Sltpf^ant  an  i^cer 

©^i^e. 

Monofiaios.  3Keine  Ferren !  SBicfetige  S)inge  ge^en  üor. 
S)ie  ßingeroei^ten  öerfammeln  fid^  mieber.  SGBir  bürfen  baS 
nicfet  bulben.  2Bir  bürfen  gar  nid^tS  bulben.  2öie  niel  fmb 
unfer? 

dfncr.     Sti;)n  Slffen. 

:^wtUti.     @ilf  »dren. 

Dritter.     Unb  ein  ßlep^ant. 

Monofiatos,  ®ut.  SRe^men  6ie  nod&  auS  $apageno'g 
5täfig  einige  ©algen^:  unb  fonftige  SSögel;  bie  feitl^er  »ieber 
geseilte  Schlange  nid^t  ju  üergeffen.  S)rei^ig  big  einunbs 
brei^ig  Ä'ombattanten  werben  ^inreid^en.  (^um  (giet)i^onten.) 
3t;nen,    mein  §err,   nertraue   id&  bie  Seitung  beS  ©anjen. 


r 


(Srjie  ^btl^eilung.  1 65 

36re  ®eTcnüg!cit  unb  S)elifateffc  ift  mir  bc!annt.  ©ie  \)abm 
SU  64ifonebcri^  Seiten  ©araftro'n  auf  bcm  SRücfcn  getragen, 
jinb  aber  feitbem  burc^  einen  SBagen,  tjon  (befangenen  ge^ 
pgcn,  öerbrängt  »orben.  S)a§  ©efü^l  ber  Surüdfe^ung  wirb 
3^ren  S)ienfteifer  öerboppeln.  Ueberfaüen  Sie  bie  ßingewei^ten, 
bur^fu(]^cn  6ie  ba8  $au§,  nebmen  Sie  Sllleg  mit,  tt)a§  nidfet 
niets  unb  nagelfeft  ift.  Saffen  6ie  fi(Jb  nicbt  üon  3bter  feinen 
ßmpfinbung  bintei^en,  mein  6(e^}bant,  fonbern  feien  6ie 
ftreng,  ja  grob.  3^  üerlaffe  midb  auf  6ie.  Sobn  unb  (§:\)xe 
erwartet  eudb!    (6rG«i^t.) 

ÜU Plant  ({ommanbtrt).     $alt!    S^id^t*    eudb!    ^o)}f  in, 
S^afdben  auf!  £in!§  um! 

@{e  morfd^iren  ah  unb  ftngen  babei  folgenben  Q>ffox: 

99rumm,  iBrumm! 

Ärumm,  S)umm! 

©dblcidbt  unb  fcbnüffelt  ringg  bctmn. 

Wod,  S3lo(f, 

^afelftod! 

kriegt  ein  S^^cr  *3  Äreuj  an  9lo(f. 

3m  S)un!eln  ift  gut  munfeln. 
3db  bin  müb*,  mein  ©ciba^. 
3ft  nirgenbS  ein  befjerer  ^(afe? 
grau  ©euatterin,  leib'  wiit  b'  S(beer\ 
200  ftebt'S  leer? 

Sie  fuhren  ein  ^aütt  auf,  ba8  Ätnbcrftjiel:  ,®ebatterin,  lei^'  mir  bie  Sd^cere", 
nac^al^menb,  too  (Siner  ben  ^la%  bed  Slnbern  ^u  er^afc^en  fuc^t. 

(2)er  SBor^ang  fättt.) 


3)ic  '^ogcffdlciidjc. 


ein  p]^antaftt{(i)c§  Supfpicl  in  fünf  Stufjügcn. 

(1835.) 


Jljerrjonem 

^oltjmafter,  ein  SWcd^anihiS. 
3Jtagiftcr  Ubiquc,  ©d^iitrcftor. 
$annd)en,  f^inc  £ocf)tev. 
SSalbrian,  2ltnt§jd^rcibcr. 
Scbcbrinna,  ein  ^opanj. 
SSerf(^iebcne  ^opanjc  unb  ^l^antomc. 


©tftcr  Stttf^ttQ. 

aingencl^tnc  ®cgenb,  im  ^intergrunbc  ^alb  hnvä)  einen  %eli  gefd&Ioffen,  neben 

bcm  man  auf  2Biefen  unb  ©aatfelbcr  bic  2lu8fi(^t  inS  gerne  f}at.    3m  §elä 

ein  l^o^cS  2r^or,  ju  einer  (Srotte  fül^renb. 

aUagiftet  tti&ique,  ^anni^en  unb  93a{briatt  fommen. 

Ilbfque.     3ö,  ja,  ber  6omtner  ^at  fein  Sd^öne§. 

^ttttitd)en.    ^ie  Sßicfen,  ba§  @rün,  bie  gelber! 

6albrlan.  S)ag  3^itf4ern,  glei(^fam  noi^  unartüuUrte 
Satten  ber  SBögel! 

Ilbtquf.  3a,  l^at  fidfe  laUen!  Ql^r  ben!t  nur  auf  ba§ 
dulce,  mo  bleibt  aber  ba§  barunter  ju  mi^jirenbe  utile? 

XCcXoX(XycC&OVy   fd^Öngute^  —    (in  fc^reicnbem  SDojiertone:)    ^^i 

yuQ  TiQovefxtvai  — 


r 


6t(ic  rntJ^etlung.  167 

i^oti  «41(11.    ^ie  meint  il^r,  Ißater? 

Häiqnc.  3^  fo.  ^öi)  meine,  ba^  ba§  ©esmitft^er  bet 
Sögcl  »oW  aßerbingg  angenehm  Hingt,  bafür  aber  bie  SRü^* 
liebfeit  biefer  2:^iere  (geflügelte  ^unbe  nennt  fxe  Slefd^^lug) 
eine  negative,  ein  fir^  6v;  bagegen  il(;re  ©d^äblid^feit  ein 
$ofttiioe§  ift. 

^annd^en.    S^ftblid^?  ^ie  artigen  steinen! 

Kbiqne.  SRicfet  für  ben  ©elel^rten,  ben  fie  in  frül^er 
2Rorgenftunbe,  toenn  fie  nidfet  gar  ju  heftig  f^reien,  ergoßen, 
ja  begeiftem,  (^annd^en  am  Ainn  faffenb)  unb  bu  föei^t,  mie  oft  i$ 
an  beiner  ©eite  bis  jum  lauten  $rei§  beg  S(i&öpferg  S)emiurgo§ 
bat)on  gerührt  »urbe;  aber  für  ben  Sanbbauer,  ben  Slder^s 
mann! 

4ann4)eii.    3u  benen  xovt  aber  nid^t  geboren. 

Kbiqne.  3^  't>txivx  mir  aber  aQerbingS  gel()ören!  ^u 
»ci^t  ndmlidj,  ba^,  natfebem  id^  bie  ©rjeugniffe  beS  S3oben§ 
fo  lange  nur  als  Äonfument,  als  öefer  glei(^fam  benujt,  mir 
bie  Suft  gcfommen,  eS  aud^  mit  ber  ^robuftion  ju  üerfudben* 
3(^  l^abe  bal^er  ein  fleineS  6tüd  2anb  mit  poetifd^en  ^ic^er« 
erbfen,  cicer  poeticus,  unb  laudanum  soporiferum  ober 
fdfelafmadbenbem  Sobl^ubel  befe|t.  SDie  ©aat  gab  aud^  fcfeon 
bie  beftc  Hoffnung;  ba  fmb  mir  aber  bie  6^ottoögel  unb 
Sac^tauben  l^inein  gefommen,  ol^ne  bafe  idb  hti  bem  3uftanbe 
meiner  q)vaig  ober  vielmehr  cfvarj^  (fvaam  \6n  blafe,  ©e^ 
bldfe,  im  6tanbe  märe,  fie  mieber  herauszubringen. 

4antt(^(n.  Sie  ^aben  ja  eine  meiner  31^a(^tlbauben  auf 
einer  6tange  als  ©^eucfee  ^ineingefteHt. 

Kbiquf.  ®ein  Sflac^tjeug  fc^eint  mir  me^r  anjiel^enbe 
als  oerficudfeenbe  Äraft  ju  ^aben.  Stud^  ift  fie  biefe  S'ladfet 
t)on  @pi|buben  geftol^len  morben. 

Ball^rian  (^eimlid^  bie  S^auU  aud  ber  £af(^e  aiel^enb  unb  lüffenb). 

@ngel! 

ICliiqne.  S)a  l^abe  id^  benn  befc^lofjen,  meine  ©dferitte 
^ier&er  ju  lenfen,  5U  biefer  §öl&le,  bie  feit  einiger  3eit  ein 
berühmter  ÜBec^anüuS  bemo^nt,  $ol^mafter  genannt.    DJlan 


168  ©Otiten. 

meife  nid^t,  »ol^er  er  gefotnmcn  ift.  ßinigc  l^altcn  il^n  für 
einen  grte(i^tf(i^en  3Beifen,  anbere  für  einen  6)^alb&er,  bad 
SRatürlid^ftc  bürfte  fein,  i^n  für  ein  übernatürliches  SBefen, 
einen  Sauberer  an^ufpred^en,  t)on  bem  rniQ  id^  mir  eine  ah* 
fd&redfcnbe  S8ogeIf(i^eu(^e,  ein  fiiagov  —  /iiiaivco  idfe  beflede  — 
berfertigen  laffen. 

^annd^en.    3ft  ber  äRann  fo  gefd^icft? 

Hbiqnt,  Ueber  allen  (Glauben.  ^öd^ftenS  toirft  man 
il^m  bor,  ba^  er  in  ber  ^uSfül^rung  mand^mal  bie  Aufgabe 
überfd^reite,  ^u  braftifd^  fei.  UU  er  neulich  jur  Stillung 
eines  SBranbeS  mit  feiner  med&anifd^en  geuerfprifte  l&erbeieilte, 
ftiHte  er  allerbingS  ben  S3ranb;  fefete  aber  bie  ©egenb  unter 
Söajfer,  unb  ben  etwaS  ftupiben  Sobn  beS  SKinifterS  machte 
er  fo  Überflug,  ba|  er  t)on  ber  anbern  Seite  n)ieber  in  bie 
^umml^eit  l^ineinfam.  ^n  meinem  gaQe  l^at  baS  aber  feine 
9lotl^.  SBenn  feine  6d^eud^e  bie  ^ögel,  ftatt  Tte  blo^  }u  )7er« 
lagen,  gftnjlid^  tobtet,  {o  fpetfen  mir  bie  Gebratenen  (mie 
ber  ©ried^e  fagt,  eigentlid^:  fpeifen  fie,  nad^bem  tt)ir  fie  ge« 
braten  l&aben)  unb  finb  um  fo  beffer  baran.  S)ort  ift  bie 
§öl^le,  in  ber  er  loo^nt.  3d&  »iH  i)ln  unb  ibn  bor  ber  Xl)iixe 
etmaS  loben.  ^ieUeid^t  fommt  er  ^erauS.  (ex  nähert  \i^  ber 
ü^^u,  am  »oben  ^erumbiidCenb.)    ^a  ift  meber  Sd^u^bürfte  nod) 

^ra^eifen.  (®r  fiSubt  bie  et^ul^e  mit  bem  @(i^nu))ftud^e  ab.) 

fiaUrian  (leife).    ^annc^en! 

i^ann^tn,    9lun? 

6albriatt.    @r  mirb  l^erauSfommen. 

4annd)en.    9Ber? 

ßoIHrian.    2)er  ^eyenmeifter. 

^  b  I  q  II  e  (on  bev  «Pforte).  ©ro^mÄc^tigfter,  Unübeminblld^fter, 

©ele^rtefter,  Selefenfter.    («Rad^bem  er  eine  ©eile  ßel^ord^t.)    @r  mu^ 

nid^t  ju  $aufe  fein. 

ig  tt  litt  dien.    9^ufen  6ie  nur  ein  wenig  lauter. 
fiaUrftttt.    S)amit  er  ja  geioi^  l^erauSfomme. 
igttttniftett.    3d&  glaube  gar,  bu  »irft  eiferfüd^tig? 
fittlUrlan.    ^um  9^afen. 


Qxfit  «btl^eifung.  169 

9««tt4eit.    2)u  btft  ein  9larr! 

BaDritn.    2ic^  f)aht  teine  ^ad^tl^aube.   (@ie  i^aib  ^nDor:« 

^onnitiett.    6pt$bube. 

6  all  li  an.    ^annd^en! 

ifann^tu.    9lun? 

6  a  Uli  an.    @in  Xröpflein  Zxo% 

iganncQen.    6ie^ft  bu  bcnn  ni(^t  — ? 

HaUrian«    $ann(i^en. 

^anniten.    9lun  benn!   («riü^tiie.) 

)lbiqnc  (jid^  umtoenbenb).  34  ^^^^  ©egtvitf d^et.  @inb  un§ 
etma  bie  üerbamtnten  äiögel  bi^  bi^rl^er  gefolgt. 

^ann^ftt.  9lttr  einer  unb  er  ift  fd^on  toieber  fort.  6ie 
poö^tn  \a  nid^t? 

billig nc.    34  fürd^te  i^n  ju  ft5ren. 

igannitett.  SBenn  er  aber  nid^t  geftört  loirb,  fommt  er 
nic^t  heraus. 

Kbiqne.  ^U  l^aft  red^t  (Sr  nähert  ftd^  (angfam  ber  Pforte. 
^IB^Bt^  ItSBt  er  aufS  l^eftigftetnit  ber  ^crfebagegen,  toobei  er  aufruft:)  Ac^^/ 

iQann4en.    ^aS  fäUt  S^nen  ein. 

Kbiqne  (toie  toütl^enb  ben  @toB  toieberl^olenb).    kcc^I 
iQanndiett  (bie  ^ngeeilt  ifl  unb  i^n  bei  ber  ^anb  ergriffen  l^at).   Um 

©ottedmiden,  6ie  merben  ben  3Rann  erzürnen! 

K  b  i  l|  n  C  (tton  ^annc^en  gegen  ben  SSorgrunb  geführt).    Xcc^  !    (äRit 

bem  %VL^  in  bie  Suft  fiofenb.)  @o  fagte  ber  ©tied^e.  ^ag  l^ei^t: 
mit  ber  gu^fo^le.  Aa|/  (J)iefeibe  »ewegung.)  2luf  biefe  ^rt 
pocbten  jie  im  3orn  an  bie  ^auSt^i^en  il^rcr  ©eliebten,  unb 
toenn  fie  i^ren  ®egner  ju  SBoben  gef^lagen  l^atten,  traten  fie 

i^n  mit  Sü^en.    Xa^t    (amt  bem  ^u^e  fto^enb.) 

igannfben.  (Sr  ift  )}on  Sinnen,  bie  flafftfc^e  ^egeifterung 
tommt  über  ibn. 

Kbfque.     3d^  \^W  ntid^  ermattet.    Ceet^t  fld^  bon  ^annd^en 

gefü^  auf  einen  steinbiod.)  0,  e^  mar  ein  b^rrli(^eS  9$ol!,  biefe 
©riedfeen!  SBei  i^ren  (Srgö^Iid^feiten  f dringen  fte  fidb  mit 
gäuften,  fielen  Dom  ^utfd&bodt  unter  bie  SBagenrdber,  mürben 


170  Satiren. 

üon  $f erben  gefd&lagen  —  la^I  («r  wiftgt  mit  bem  ^fufe  oegeii 

ben  (Stein.)    ^U  toel^ !    (^  greift  mit  ber  ^anb  nad^  bem  ^ufe.) 

iQanndifn.  ^a^  toirb  i^n  menigften^  ju  ficb  bringen* 
6ie  foüten  ficft  ^rl^olung  gönnen,  mein  SSater. 

Ubiqu(.  ^u  ^a[t red^t.  ^ir moQen  nad^  ^aufe.  («ufftei^enb.) 

igannc^fn.  Sie  i^ergeffen  aber,  me^^alb  ivir  b^rge« 
fommen  finb. 

Ilbiqnr.    9Be^b<tlb  ftnb  toir  benn  f)ex^ttommenl 

jjanntjcn.   SGßiffen  Sie  nid&t?  SGBegen  ber  SBogelfdf^eudfee. 

Kbtquf.  3<i  f>>-  0  elenbeg  3eitalter.  3)ie  ©riecben  [teilten 
unjücbtige  giguren  in  ibre  gelber.    S^^  Seifpiel. 

i9annd)em    3<b  bitte:  obne  iBeifpiel. 


§ier  ein  Sbeenbutterfa^  für  bramatifd&e  S)i(bter.  SWan 
giefet  bie  ÜKil(b  ber  Qbee  in  ganj  flüffiger  ©eftalt  \)XM\n 
unb  quirlt  fo  lang,  bi§  fie  i^onftftenj  gewinnt. 

ig  au nd)cit.    Unb  mirb  jeberjeit  S3utter  barau^? 

J5oli)mopcr.  9li(bt  immer,  aber  klumpen  giebf§  bocb 
meifteng.  (2iuf  eine  ainjai^i  ^ernrb^re  jeigenb.)  ^iev  bie  Kategorien, 
bie  id^  jum  Objeftiümadben  befommen. 

^biqnr.     ^a^  mu^  f(bn)er  fein. 

Ißoit^mafitv,  Seichter  al§  man  bcn!t.  6§  !ommt  nur 
barauf  an,  ob  burd^g  Ofular  ober  burd^§  Objeftit^glaS  gefeben 

iDirb.     (Ublque  burd^d  ^erf))eltlb  betra(^tenb  unb  babet  btefed  Immer  um« 

»enbenb.)  Subjeft,  Objeft;   Slbbitb,  Urbilb;   fd^led^te  Kopie, 
Original. 

^bi()Ue  (bie  ^anb  auf  bie  S9rufi  gelegt  unb  bie  Umfte^enben  an^ 
Micfenb).    Sdfc? 

})oli)mtt|lf  r.  5)ort  eine  Staat^fdfeulbens^ilgung^mafdjine. 
Oben  in  bief en  S^rid^ter  merben  bie  ®  l ä u  b i g  er  bineingefd^üttet, 
fo  fallen  unten  bie  Sd&ulben  getilgt  be^au^. 

Ubiqut.     ^ilb! 

yoli)ma|l(c.    ^m  ein  3)ampf?Kriti!er. 


ßrfle  mtftcilimfl.  171 

Uhi^nt  (leife  SU  ^annd^en).    3ft  f(i^on  bagetuefen. 

poii^mafitt  (grob).  3ft  nid&t  bagemefen.  S)iefer  fritifirt 
nur  in  ungefülltem  3uftanbe,  »cnn  man  i^m  einreist,  fd^ioeigt 
er  ftiflc. 

(1888.) 

99i^mafitt.  3d&  fange  mit  bem  (Sinfad^ftcn  an;  tt)a§ 
!ann  einfädlet  fein  al§  SRid^t^?  ^ä)  fage  alfo  ^xd)i^,  ber 
erfte,  einfa^fte,  ber  Urbegriff.  Unb  nun  geben  fte  2ld)t.  3öa§ 
ift  aiidbtg?  Sflebft  bem,  bai  e§  gar  nid^tg  ift,  ifte^inglei* 
bie  S5emcinung.  3d^  l^abe  alfo  fc^on  bie  SRegation  erobert 
unb  opcrire  bamit  fort.  3werft  alfo  negire  id^  ba§  SRid^tS: 
gUidbt  =  3lid)i2.  m^it  =  3fli*t§  ift  (SttoaS.  Selben  Sie 
ba§  Samcnfom,  au§  bem  bie  2öelt  Jj^eroorgefeen  mirb?  Slber 
©ebulb !  6§  foll  fdfcon  beffer  fommen.  Qdfe  negire  weiter  unb 
moltraitire  nun  ba§  @ttt)ag,  id&  negire  e§.  SRidfet  =  @tn)a§. 
SBärc  3Ri*t  =  ßttoa^  öielleid^t  3Rid^tg?  Äeine^megS!  3)ag 
@ttt)a§  te^t  fidfe  nid&t  »egbringen,  toenn  el  einmal  ba  ift. 
@ttt)a3  fann  nidbt  ju  9flid?t§  »erben.  Slber  tt)a§  ift  ßtwa^? 
ettoaä  ift  ein  nidfet  S3iele§,  ein  S3efd^rdn!teg.  SBenn  idfe  bat)ev 
ba§  befdbränfte  diroa^  negire,  unb  fann  bamit  ba§  6ttt)a§ 
nic^t  ttjegfdfeaffen,  n)a§  negire  iä)  benn?  S)ie  SBefcferänfung. 
3lxdit  =  etmaS  ift  ba§  unbefd^ränfte  etma§  —  ba^  2llle§. 
me^  ift  bie  Söelt.  3d^  ^abe  fomit  bie  Söelt  erfcfeaffen,  n)ie 
©Ott  aus  SRid&tS.  SRe^mt  fxe,  gel^t  barin  fpajieren,  erholt  euc^, 
crquidft  eud^.    3^r  ^abt  bie  SBelt,  id^  fd^enfe  fie  eud&. 


Satiren- 


Baettß  Äbtljjtlrtnci. 


(1806—1807.) 

^riebvii^  htt(3to^t,  fBoXtaivt,  ^rittaSottid  bott  $rett#ett, 
^Oitaitt  Ofat  ein  BeitungSMait  in  ber^anb).   Vive  Napoleon, 

vive  la  France! 

f  rteJrld)  (eilt  i^bei).  2BaS  gibt'g  SBoltaire,  toag  gibt'S? 

^oitaixt.  Slidc  l&er,  griebrid^,  unb  fro^lode!  ■—  Oeftreid^ 
ift  gebetnütl^igt,  ift  geftürjt! 

irltUrf4|.    SBift  bu  iral^nfinnig,  alter  ©atpr? 

Voltaire.  Sieb  biefcS  3eitung§b(att,  ba§  SBerfur  foeben 
tjon  ber  Obcrtoclt  l^ieber  gebrad^t  bat! 

£x\tUi^,    ©ieb! 

^üiiaitt,  $öre.  —  S)ic  tapferen  Oeftreid}er  baben  ficb 
bei  Ulm  unb  Slufterlit  fd&lagen  laffen! 

frftJrf4|.    SSon  meinen  ^reufeen? 

HultaUf.  Slidbt  bod^,  i^on  meinen  Sanb^leuten^  t}on 
granjofen! 

f  riebritl).  2Bcr  IS;at  toobl  bem  friebfertigen  Subloig  biefen 
©ebanlen  eingel^aud^t? 

1)0 Itaire.    Subn)ig  ift  tobt! 

frie)ri4).     Sobt? 

Doltoire*    6(bon  feit  14  Sabren! 

irieiri^.    Unb  nocb  baben  mx  babon  nid^ts  erfal^ren! 

HoUoire.    @r  mürbe  enthauptet! 


176  ©Ottren. 

fricbrt*.  ßntl^auptct?  —  2Ber  l^ättc  bo*  gebaut,  ba6 
bic  ßngianbei:  fidfe  fo  weit  »ergeben  toürben,  i^n  ju  tobten I 

Uolttttre.  S)u  irreft,  feine  eigenen  Untertl^anen  l&abcn 
x\)n  getöbtet! 

f  riebt id),    Unb  ^reu^cn  fd&tt)ieg  baju  ftiüe? 

iJoUttire.    ®ott  bewahre!  —  63  griff  ju  ben  SEBaffen! 

f  riebrld)«  S3raüo  griebrid^  fflil^elnt,  bu  jeigft  bid^  beineg 
S8ater§  tt)ürbig!  —  3ni  Strübcn  ift  gut  fifdjen. 

iJoltotre.  Slber  ba  ^reu^en  ]a\),  ba6  granfreici^  p^ 
bcnnodb  »ert^eibigte,  ftanb  eö  öom  Kriege  ab,  nad^bem  ciS  — 

friebrid).  3db  üerftel^e,  id^  t)erfte]&el  —  0  göttlidfee 
^olitü,  ^reu^en  ift  bein  erfter  Opferaltar,  unb  ^reu^enS 
i^önige  finb  beine  Oberpriefter! 

I^oltofre.  5Run  ftanb  Deftrcid^  üerlaffen  unb  allein  unb 
iRapolcon  ber  ©rofee,  ber  Eroberer  ber  l^alben  SBclt,  ber 
jnieite  ^lejianber  ber  ©to^e,  l^at  alle  Staaten  S)eutf(blanb3 
erobert. 

/rUbrftft.    SBiS  auf  $reu^en,  uidbt  »al^r? 

KJültttire.  (5i  ja  bo(^!  ^reufeen  fpielt  ja  mit  il^m  unter 
ber  S)ede. 

iFricD rieft.    3)a§  gefdClt  mir  nicfet! 

Üolloire.     2Ba3? 

f  rirbrlrft.  $flad^  beiner  (Srsä^lung  betrad^tet  man  je^t 
granfreic^  als  bominirenbe  SJlac^t  unb  $reu^en  aU  ein  — 
al§  —  mie  foß  id&  nur  fagen  — 

ÜJo Holte.    2ll§  eine  5^ua  meinft  bu! 

frlcbrfd).  ^arbon!  ^a§  meine  id^  nid^t!  Slber  fo  al§ 
SlUiirten  meine  id). 

iDoUaire.    SRun  \a,  aU  Miirten!     SBie  anberg? 

irtUlitld).  3)u  üerftebft  mid^  nid^t  rec^t,  SSoltaire.  0 
unfere  platte,  arme,  rau^e  beutfd^e  Sprad&e  If^at  bafür  lein 
5iöort!  —  en  bagatelle  moüf  id^  fagen! 

Doltalre.     ßi,  ma§  lümmert  ba§  midb! 

ftlcbtld).    2lber  mid^  befto  me^r! 

Holt  alte.    Safe  bie  ©riflen  fahren,  alter  S)eutfd^er! 


8tt)clte  ^rbrteitimg.  177 

^ritlri^i.  Fi  donc,  SBoltaire,  »er  tüitb  \o  unartig  fein. 

^oitalxt.    3Bte  fo? 

^rielridj.  3^  glaube,  bu  \)a\i  e§  \)tuie  barauf  angelegt, 
mir  bic  Seele  aug  bem  Scibe  ju  ärgern!  3d^  bin  fein  S)euts 
f(ber,  id(>  miCl  menigftcng  fein  S)eutf(j^er  fein. 

iPaltoirf.  SRun  benn,  fo  fei  ^eute  einmal  gan§  granfc! 
Scrbcrbcn  ben  Oeftreid^ern! 

frie^rid).  Slud^  aU  $reu|e  rufe  id^:  Serberben  ben 
Oejtreicbern!  9Bic  fid^  bod^  bie  6ieger  bon  ^ollin  je^t  be« 
tragen  n}erben! 

l)0ltaite.    ^a,  \)a,  \)a\  über  ben  neunjigtägigen  ßrieg! 

f tieirl^.    ^eun^ig  ^age  bauerte  nur  ber  ^rieg! 

Il0 Itaire.    ^ien  ift  erobert! 

friert  14.    Sd^  n>ill  bir  einen  ^Itar  bauen,  9^apoleon! 

^oliaitt,     Vive  Napoleon,  vive  la  Franc© I 

(^ne  Stenge  e^attm  {ommen  au?  bec  D&erb>elt  an.  SBüficS  ©efc^rei. 
Quo  le  diable  empörte  ce  Napoleon,  nous  sommes  le  sacrifice  de  sa 
ragel   Les  maudites  ep^es  des  Prusses.    Ma  tötcl    0  Jena,  Jenal    @el^t 

}utn  Teufel/  i^c  ^unbel) 

£xUUi^.    2Bag  ift  ba^? 

1)0 Itairr.  SSermutblid^  ift  eine  Sd&lad^t  jloifd^en  Oeft« 
rcicbem  unb  fjranjofen  borgefallen. 

ßti^t,     Vive  Napoleon,  vive  la  France! 

(^rins  £ouid,  ^ritt)  bon  SBvaunfc^toeig  treten  auf.) 


3lt>erti|fetnent 

(1817.) 


3n  ^iepger  Stabt  l^at  gegenroditig  ein  auggejeid^neteä 
©enie  feinen  SBo^nftJ  aufgefd^lagen.  Obf^on  ausioärtg  ge^: 
boren  unb  auf  ber  berühmten  bolzen  Scfeule  ju  ©öttingen 
gebilbet,  ^at  er  fid^  bod^,  t^eilg  au§  SSerbru^  über  bie  S3linb? 
beit  feinet  SSaterlanbeg,  tbeil^  au§  3)lenfdbenfreunbUcb!eit 
bier^er  gewenbet,  ba  er  nämlid^  fal^,  Wie  febr  baS  arme  Oeft? 

Qtiltttaxitx,  aBerte.    XI.  12 


178  ©attrcn. 

tetc^  feiner  erleud^tenben  Sorgfalt  nöt^ig  l^abe.  Seine  9e$ 
mü^ungen  ge^en  bal^in,  unS  tjor  ben  ©inftüffen  be«  falfd&cn 
©efd^ntade^,  ber  feit  Sd^iQer  unb  ©oetl^e  in  ber  beutf(^en 
Sitteratur  überl^anb  genommen  unb  erft  r)ox  ^urjem  aui^  Sßei^em 
fel§  ^er  einen  neuen  ^nfto^  erl^alten  ^at,  in  betoal^ren,  unb 
un^  ))ertoa]^rloften  Sd^nen  ber  9latur  eine  auf  gereinigten, 
üernunftgemäfeen  ^rinjipien  gegrünbete  ©efdfemadSbitbung  ju 
öerfc&affen.  S)a  fein  3tt)C(f  fo^in  ein  öffentüd^er  ift,  »a^lte 
er  jur  ^uSfü^rung  aud^  bie  öffentlid^en  Blätter,  unter  beren 
Sefern  unb  üorjüglid^  Seferinnen,  tt)ie  er  loerftd^ert,  ba  fte  frei 
pon  vorgefaßten  SReinungen  unb  ^artnädigen  Ueberjeugungen 
fmb,  allein  bie  dmpfanglid&feit  für  feine  Slyiomen  tjorau^j 
gufe^en  fei. 

@r  l^at  fid^  bi^l^er  ber  SBelt  bur(i^  eigentliche  Sd^riften  nidf^t 
belannt  gemad)t;  jebodfe  fammelt  er  forgf&ltig  aWaterialien, 
für  bebeutenbe  äBerfe  in  ben  meiften  g^^^nt  be^  menfdt^lid^en 
2Biffen§,  auf  bie  er  fidb  gelegentlid^  in  feinen  Sluff&fen  berufen 
tt)irb.  Sein  eigentlid^eg  gelb  fmb  bie  3ournale,  unb  er  tft 
l^ierin  ganj  ber  3Meinung  ber  erfaferenften  gelbl^erm  aller 
Seiten,  bie  il^re  Otelruten  fid^  erft  im  Keinen  Äriege  überlaffen, 
bi§  fte  in  ber  Sinie  fte  bem  geinbe  entgegen  fteHen.  S)a§ 
^ublifum  wirb  fidfe  bal&er  nid^t  »unbem,  menn  eS  il&n  gegen* 
njärtig  nur  au§  $iftolen  feuern  ftel&t,  bie  Äanonen  »erben 
feiner  Seit  fd&on  nac^fommen  unb  toenn  überbie&  ber  SSorjug 
ber  erftgenannten  §anbtt)affe  aud&  nid^t  gerabe  im  treffen 
befielet,  fo  getüöM  f«  bem  gett)anbten.$ian!ler  bodb  mand^e 
SSortl^eile,  bie  ber  fd^ioere  Slrtiüerift  ciriglicb  entbehrt. 

S)iefer  3Jlann  nun  —  fein  S^lame  ift  2öi(libalb  Streit^al^n 
—  ft|t  feit  geraumer  3eit  tJorjüglii^  ben  S)id&tern  auf  bem 
Fladen.  (Sr  tlj^at  5mar  fürjlidb  erft  aud&  einen  (Unfall  in  bag 
©ebiet  ber  SlJlalerei,  e^  »ar  aber  mel^r  ein  gouragierjug  ju 
§erbeifd6affung  ber  nötigen  Subfiftenjmittel,  unb  man  l^at 
alle  Urfacfee  ju  glauben,  bafe  er  ni^t  fo  balb  »ieberl^olt 
»erben  »irb. 

3d^  »ieber^ole:  $err  äßiUibalb  Streit^afen  bat  eg  ^aupt« 


Stoeite  mtfitilmq.  179 

f&^Iid)  mit  ben  S)id^tem,  unb  unter  biefen  borjüglici^  mit  beii 
bramatifciben  S)i(i6tern  gu  t^un.  S)a,  mie  iebermann  jugeftel^t, 
baS  Sweater  eigentU(i^  nid^td  aU  eine  SBUbungSanftalt  für 
bod  gemeine  Sol!  ift,  eine  Sorriiibtung  jum  Sefenlernen  bur(^ 
gebadene  iBu(!6ftaben^  ein  iBilber-^bc^^ud^,  eine  Verlängerung 
ber  9lonnalf<^uIe  für  gene,  bie  nid^t  ©elegenl^eit  galten,  bie 
bierte  filaffe  ober  bie  Mealfcfeule  5U  befudfeen  —  fo  greift  eg 
i^m  au(!^  in  bie  @eele,  ivenn  er  fe^en  ntu^  «  •  . 


Der  ißltnbe  mi  üer  Stf^ttibt 

©emiffen  ^ritifern  gen^ibmet 

(1817.) 

Hec  3ef|(ii)ie.    Sßeld^  l^errlid^er  ® arten! 

Her  Blinbr.  3|a,  ja,  ed  gel^t  nod^  an!  SBir  l^aben  un^ 
i^ei^  gegongen;  bie  Suft  m^t  erquidfenb.  —  Vipl).  —  SMeine 
3llafc  fetirt  fi*  mit  Süften. 

9ctdel)cn)r.  0!  ta^  @ie  bo(^  g an}  genießen  fönnten! 
—  ?ltmer  3Kann! 

9er  eHn^t.  ©an)?  ^6)  t^ue  eS.  —  ^iefe  ^(dtter,  tuie 
fammettoeidfe!  S)iefe  Sime  —  01^!  —  mie  fd^madt^aft,  ttjie 
faftig!  3)ie  S3irnen  jtnb  benn  bod^  eine^  ®artcn8  ^aupt^ierbe. 
SRan  mei^  bodi?,  toa^  man  ^at. 

ttt  2el)cn]ie.    Unb  biefe  Blumen!    SBelc^e  t$citben! 

Her  Blinl^e.    garben?    ^aS  toia  ba^  jagen? 

Her  Bei)etibc  (fUrfic^).    ^rmer  Unglüdlid^er! 

Her  Blinke,  «färben!  ^6)  \)aU  i^fter  fd^on  bon  Sarben 
reben  (^ören.    SRir  fd^eint  ba^  ganje  ^ort  Unfinn. 

Her  3ef|ettbe  (aWenicnb).    $or(^en  Sie  — 

Her  Blinde.  SRidfct  boc^!  Sei  ber  garbe  geblieben!  — 
ÜRerfen  Sie  baS  SBortfpiel?  —  ^on  ber  garbe  ju  rebcn. 
2)efiniren  Sie  mir  bie  garbe* 


180  ©Otiten. 

Der  Äcdcitlie.  ©o  »a«  beflniipt  jl*  au*!  S)ie  %axU 
felbft  üielleiit  juc  5Rot^,  aber  aud^  i^r  SRcij? 

5er  6linbe.  9li*t  toal&r?  äßag  ift  fjarbe?  Slntmort! 
$e,  l&e,  be,  Slntmort!  $ört  man  bie  garbc?  SRiedbt  manfie? 
©cbmcdt  man  fxc?    Slntmort! 

ttt  Äeftrnbe.    Unglüdli^cr,  man  fie^t  ftc! 


i^rreftionlienjnat^nditen  an0  km  fanit  Her  Srokefen* 

^nonbago,  am  i.  ^rtl  1820. 

Sicbcr  greunb! 

®u  tt)irft  lool^l  erftauncn,  toenn  bu  baS  S)atum  meines 
Sriefeg  Uefeft.  Slnf&ngU*  weifet  bu  tjielleidbt  !aum,  m-- 
\}xn  bu  ^nonbagO;  meinen  gegentoärtigen  ^ufentl^altöort; 
bin  tjerfe^en  fottft.  S)u  toirft  eine  ©rbbefdbreibung  jur  $anb 
nebmeU;  unb  [tatt  r>on  beinem  Staunen  jurüdjufommen,  nur 
nocb  mel^r  erftaunen,  mnn  bu  finbeft,  bafe  ^nonbago  im  Sanbe 
ber  3ro!efen,  im  fernen  SRorben  üon  Slmerifa,  nabe  bem  un« 
gel^euren  Ontario,  liegt,  3m  Sanbe  ber  3ro!efen?  toirft  bu 
rufen.  3^/  i«i  Sanbe  ber  3w!efen,  »o  idb  gerne  bin,  too  icb 
bleiben  miü,  fo  lang*  idb  lebe,  mo  i*  gefunbcn  l^abe,  wal 
idb  fo  lang*  »ergebend  fudbte,  unb  looüon  fi(b  in  S)cutf(blanb 
faum  nodb  bie  erften  ©puren  jeigen:  ddbt  nationeller  6inn, 
adbt  Dol!^tWtnlidbe  Silbung,  äcbt  t)aterlänbifdbeg  Seben. 

0  mein  greunb,  mie  glüdlidb  bin  icb!  SBenn  »ir  fo 
Slbenbg,  icb  unb  meine  eblen  SBirtl^e,  bei  einer  pfeife  Saba! 
unter  ben  uralten  (Sidbcn  fi|en  unb  93ier  trinfen  auS  ben 
§irnfd^dbeln  erfdblagener  ^ranjofen  unb  dngldnber  unb  bie 
SIrinfer  nacb  ber  SRei^e  altoäterlidbe  Sieber  fingen  ober  erjä^len, 
rcem  ber  Sdbäbel  gel^ört  l^abe,  au§  bem  er  je^t  trinft,  »ie  er 
gemonncn  loorben  im  ritterlidben  6treit,  unb  babei  feine  ©treitayt 
fcbtt)ingt  unb  fdbäumt  unb  l^eult;  »enn  bann  etioa  ein  ©e^ 
fangener  gebradbt  wirb,  bem  man  bie  §aut  abriebt,  ober  ein 
©(^aman  ^in^utritt,  ber  geuer  unb  SBajfer  befprid^t,  Äobolbe 


3ioette  flbtl^etluns.  181 

auftreibt,  aud  ber  ^anb  tva^rfagt  ober  üarbunfle  9R&tIein 
ers&^It,  iDunbcrlicb  unb  »unberbar  unb  lüunberfd^aurtg  — 
0  ^eunb!  SBaS  fmb  bagegen  eure  Älubg,  eure  ©efeüfc^aften, 
eure  3^^^^^  %^^^'  ^^  ^^^  aufhören,  fonft  regt  f\6)  meine 
©aOe. 

^ä)  \Dt\^,  toie  bieg  ^olf  in  Europa  t)erfdbrieen  ift.  3Slan 
nennt  fie  tob,  barbarifd^,  abfd^eu(i(b.  SCßarum?  SBeil  jie  ibre 
^Nationalität  betoabrt,  fidfe  üerfd?Ioffen  l^aben  benx  entnerbenben 
@influ6  frenxber  Äultur,  »eil  fie  nidfet  SGBeltbürger  unb  Tltm 
fcben  fein  »ollen,  fonbern  3ro!efen!  Unb,  um  ©ott!  t^^un 
jie  baran  ni(bt  re<bt?  0,  eS  l^at  nid^t  an  @inflüfterungen  unb 
6törungen  i[)on  au^en  gefel^lt  unb  no(b  bor  einiger  3eit  »ar 
biefe  ]^enli(be  Station  nal^e  baran,  bem  6(bmeicbelnben  ber 
^Itur  gu  unterliegen.  6ie  fiengen,  burd)  ßnglänber  unb 
Sh^onjofen  )}erleitet,  f(bon  an,  SBeiber  @pra(ben  ju  lernen,  fcbon 
fanb  baS  ß^riftentl^um  ben  2Beg  in  il^re  SBSlber,  fcbon 
trugen  fie  99ein!leiber!  9lod^  »enige  S^l^re,  unb  eS  »ar 
um  fie  gefd^el^en! 

9Rif{tonarien  f^atten  fxdi  eingef(bli(bcn,  bie  iReligion  ber 
S^riften  batte  fd^on  angefangen,  ibre  alten  ®5tter  ya  ber« 
brangcn,  aber  ba  ftanben  »adfere  aWdnner  auf.  ^m  ®eift 
i^rer  ISlltborberen  traten  fie  auf  mit  nadten  S9einen  unb  be- 
»ogen  au6)  i^re  SanbSleute,  bie  berberbli(ben  ^ofen  abjulegen; 
fie  erfiblugen  bie  aWifponare,  jerftörten  bie  ß^riftenaltftre  unb 
ftellten  bie  Stempel  ber  ^dter  »ieber  b^r.  Sd^on  baben  fte 
in  ibrer  SSoll^berfammlung  il&re  alten  ©ötter  bon  neuem  ans 
genommen  unb  mit  3Rädbftem  l^offen  fie  aud^  »ieber  baran  ju 
glauben.  S3i8  jum  »irlUd^en  Eintreten  biefeg  ©laubeng 
»ollen  fie  mit  einer  ge»ijfen  Sn«  unb  5)urdbeinanberrü]^rung 
aller  ®efüble  borlieb  nel^men,  bie  ben  fianbeSünbern  »enig^ 
fteng  ben  ©efcbmadt  an  bem  flaren,  gemein^fd^lid^ten  ©eift  beg 
^riftent^umg  berleiben  foQ. 

3i&rc  [Religion  felbft  ift  ^öd^ft  abgezogen  unb  rein  geiftig. 
Silber  bulben  fie,  aber  nur  ganj  f^mboUfdbe  ober  bielmebr 
^ierog(ijp^if(be.  (Einer  i^rcr  größten  SWaler  ^at  i^ren  oberften 


182  ©atlrcn. 

©Ott  S)fd^ingbfd^attg  gcbilbct  aU  ein  geflügelte^  2)rcie(I  mit 
7  gü^en,  5  Ralfen  unb  14  köpfen.  3n  i^rer  Äunft  ift  Sltteg 
f^mboUfd^,  bic  ©eftalt  !aum  SRebcnfad^e. 

^ie  Zieht  fteden  f\e  aU  ein  ^aradelepipebon  bar^  ben 
©Ott  beS  Krieges  unter  ber  ©eftalt  cineg  g^uerfteincg,  bie 
®öttin  ber  2Bei3l^eit  aU  Ouabratur  be§  3ir!elg.  (Sbenfo  ge^t 
ibre  ^oefie  Icbiglicb  auf  SBal^rbeit,  ni(Jbt  poetifcbe,  fonbcm 
tüirüid^e,  objcftiDe.  Sie  üeradbtcn  balf^er  audb  bie  S)i4ter  ber 
©bnften,  bie  ibrer  STOeinung  na(!b  not^menbig  fcbledbt  fein 
muffen,  »eil  ibre  ^Religion  falfdb  ift.  SBenn  fie  barin  toicfleicbt 
audb  ettoaS  ju  meit  ge^en,  f o  baben  fte  bodb  redbt ;  benn  man 
mu^  bie  ÜJlcnfcben  tjon  allen  Seiten  einbdmmen,  »enn  man 
fte  au§  ibrer  Unit)6rfaUt&t  lieber  in  ben  eigenttidben  SolfSs 
ftnn  bincinftiegen  will. 

SDenn  fte  üorber  eine  nacbabmungSfücbtige  Station  waren, 
fo  ftttb  fte  gegenwärtig  entf^loffen,  ba^  SSeifpiel  ber  Gngs 
länber  nacbjuabmen  unb  aße  5Ra(ba]^mting  ju  tjerbannen.  SBeit 
entfernt,  ben  gremben  einen  SBorjug  einsuräumen,  fdblagen 
fte  biefelben  t)ielmebr  tob,  wenn  fte  fte  inner  ibrer  ©renken  be^ 
treten,  unb  ba  fte  bie  erfte  Station  ber  SBelt  werben  wollen, 
fo  ftnb  fte  übereingefommen,  bi§  fxe  eg  wiiflidb  geworben  ftnb, 
t>orldufig  fcbon  je^t  ftcb  untereinanber  bafür  ju  l^alten. 

ÜJ^it  einem  SBort,  fte  ftnb  ba§  wir!li(b  unb  gang,  woju 
ibr  Slnbern  faum  nodb  bie  3bee  in  eud&  tragt,  nod&  faum  bie 
crften  Stritte  getban  l^abt.  3<i  f^Ö"^  bie  Stunbe  meinet 
Eintritts  in  ibren  ^reig.  2eb  wobl,  mit  SRäcbftem  mebr,  wenn 
meine  S3ef(breibung  bidb  nidfet  loielmebr  anlodt,  felbft  ju  fommen, 
bicb  äu  überjeugen,  mit  ju  genießen. 


^uertiffemettt 

(1822.) 

^er  Untcr^eicbnete  ^at  eine  (Erfinbung  gemacbt,  woburcb, 
wie  er  ftcb  fcbnteiibelt,  bie  3Mufi!,  üorjüglicb  aber  bie  SBofal- 


r 


8»ettc  «6tr)eitun8.  183 

miift!,  auf  eilten  ©ipfel  bcr  SSoUfommcn^cit  gebradbt  werben 
mvL^,  Don  bem  man  bis  jegt  faum  eine  SBorftcllung  ge]{)abt  l^at. 

S3e!anntli(i6  ift  bic  böd^ftc  ober  ijielme^r  einjige  Slufgabe 
be§  24)nfe|er§^  bic  OJleinung  be§  S)i(j^ter§  auf^  ©cnauefle  auS^ 
jubrüden,  fo  ba^  in  i^rer  l^öd&ften  SSoCienbung  eine  gute  Oper 
bai^  95ilb  »on  §tt)ei  Seuten  barbieten  ntüfete,  bic  ju  gleicher 
Seit  baS  3fJanilid)e  fagen,  roa^  auf  jebcn  gaU  einen  unenblicfeen 
Äunftgenufe  gewahren  toürbc.  @§  mdre  fonad^  bic  2Jluft!  ein 
üortrcffli(i6cr  S)olmctfd&er,  um  gremben,  bic  bcr  SanbeSfpra^c 
nic^t  hinbig  fmb,  ben  ^xif^alt  bc^  OperngcbidbteS  funb  5U 
ma^cn;  ja  bicfc  l^crtlid^e  Äunft  toürbe,  wenn  il^re  SBejeicb« 
nung^fäl^igfeit  tjoHfommen  auSgebilbet  wäre,  fogar  für  bic 
3)ipIomati!  bei  SBertanblungen  mit  ftemben  5BöI!ern  non 
WiflcOT  !Ru(en  fein  unb  bic  S)ienfte  einer  allgemeinen  Spracb« 
»oflfommen  Dcrfcl^cn. 

Scibcr  war  aber  biS]{)er  ju  biefem  ©rabe  ber  Slugbilbung 
no(^  faum  ber  crftc  6d&ritt  gefd^el^en.  ©ejtüungcne  2öortc 
burcb  llfforbc  su  geben,  blieb  für  ben  3:onfe^er  nod^  immer 
ein  »citeS  gelb  ber  SBiUfürlidfefeit  unb  ber  3tt3eibeutig!eit  für 
ben  Swl^örcr.  6dbirfancberg  Siebten:  „3) er  SSogclfdnger 
bin  icb  io,"  !onnte  blo^  nadfe  bcr  ÜJluri!  SKojart«  eben  fo 
too^l  l^cifecn:  „3* '^i^  ^^^^  ^Vogelfänger  ja/'  ober:  ,,3(b 
bin  bcr  SBogelfdngcr,  ic^,"  ober  »olfjl  gar:  „^d)  bin 
bcr  »ogclftcller,  ic^l"  SBel*e  2)lifet}erftanbniffc!  ©ute 
Sonfcjcr  fu(^ten  bcm  jtoar  nad^  2Jlöglicb!eit  baburdb  tiorjus 
beugen,  ba^  fic  nad)  bcm  3Jluftcr  genauer  Ueberfe^er  3öort 
für  3Bort  gaben,  j.  93.  „Sie^  ibn  fall'n''  —  ^nrn^l  ein 
SlKorb,  bcr  b'rein  fäQt!  —  Slbcr  »ar  bal  genug? 

3(!b  cnbüdb  bin  auf  ein  SRittel  verfallen,  fo  leidet,  fo  cinfad^, 
bafe  man  fidfe  wunbern  mu^,  toie  nodfe  $Riemanb  t)or  mir  barauf 
oerfaüen.  (Sin  SKittel,  iroburd^  bic  SKufi!  ju  einer  toirflidjen, 
nur  ctroaS  unbeholfeneren  2Bortfprad&c  crljobcn  wirb  unb  felbft 
oot  ber  ©rimaffenfprad^c  ber  3^aubftummcn  »efentlid&e  SSor^ 
tl^cile  t)orau§  ^at. 

3d^  n)icbcri)olc  e§  no*  einmal:  3Kcin  SDlittel  ift  fo  ein* 


184  ©attrcn. 

fadb/  bafe,  fobalb  x(b  c8  nur  genannt  \)aht,  jcbcr  Scfct  pc^ 
fcfcämen  toirb,  nicfet  felbft  barauf  tjerfaEen  §u  fein.  6in  toa^red 
@i  be$  Kolumbus. 

Oeffnc  jeneg  S3u*!  2Ba§  fiebft  bu?  —  SBortc.  —  SGBorauiS 
bcfte^cn  biefc  iEßorte?  —  2lu§  Silben.  —  Unb  biefc  Silben?  — 
2Iu§  »uiftaben.  —  3flenne  fie  mir!  — •  3),  21  —  ba.  —  ®utl 
3e^t  öffne  bieS  anbere  $eft!  2öa§  ftebft  bu?  —  (Sin  2Rufif* 
ftüd.  —  2öorau§  beftebt  cS?  —  2lug  2K!orben.  —  S)iefc 
Slüorbe?  —  2lu§  3Hoten.  —  SRenne  mir  bie  beiben  erflcn  3loten! 
—  2),  31  —  S),  21  —  ba.  —  3flocb  einmal  ba.  93u(bftab  für 
S3u(bftab!  S)u  baft  wiit  jtüei  SRoten  bagfelbe  gcfagt,  maä 
üorber  mit  jioei  S3ucbftaben!   ©rftaunft  bu?  Sd^&mft  bu  bi(^? 

hierauf  grünbe  icb  meine  S^beorie.  3eber  Sucbftab  beiJ 
Sieyteg  »erbe  burdb  eine  !orrefponbirenbe  SRote  ber  Begleitung 
gegeben,  unb  bie  ^ufxl  tt)irb  gu  einer  folgen  S)eutli(b(eit  ge« 
langen,  bafe  man  fidb  fünftig  mit  bem  fjinger  auf  bem  Älaüicr 
über  ba8  SCßetter  unb  bie  politifcben  $Reuig!eiten  mirb  unter* 
balten  fönnen.  S)ie  Sucbftaben  a,  b,  c,  d,  e,  f,  g,  h  baben 
ibre  glei(bnamigen  S3rüber  obnebin  fd&on  unter  ben  3;önen. 

S)ur(b  bie  ßrböbung  unb  93inbung  bur(b  jjf  unb  t^  fcbaffe 
i(b  ju  biefen  acbt  natüvlitben  Spracbj^eicben  nocb  13  roxü^ 
lürlid^e,  unb  bie  jur  üoUen  93u(bft ab enjabl  öon  24  nocb  feb^ 
lenben  brei  3ei4ß"  erfdjaffc  xä)  baburtb,  bafe  icb  üor  ber  $anb 
b  unb  p,  d  unb  t  mit  benfelben  SRoten  augbrütfe  unb  für 
ba§  r  ben  2^ritler  brau(be. 

9Bie  fcbwer  tt)dre  mir  na(b  unferer  bi^berigen  SMetl&obe 
ba§  2öort  SSater  ju  bejeicbnen.  S)er  jartUibfte  2l!!orb,  ben 
ic^  anttjenben  möcbte,  fönnte  eben  fo  leidet  Wintttt,  ©ruber, 
Scbtüefter  bejeicbnen.  2lber  na(b  meiner  ßrfinbung  fcbreibe 
icb  getroft :  as.  a.  d.  e.  2^riüer,  greife  e§  jufammen  aU  ©inen 
2l!!orb  unb  ber  93egriff  SBater  ftebt  ba  für  ^ebermann  »er« 
ftänblidfc.  3cb  geftebe  gern,  ba^  ber  angefübrte  2l!!orb  nicbt 
febr  lüoblüingenb  fein  wirb,  aber  ma§  tbut'g!  S)er  bö(bfte, 
benibar  gcuauefte  2lu§bru(f  beg  Söorteo  ift  erreicbt  unb  ttja^ 
ro'xü  man  mebr.   Unfer  3citalter  ift  aufge!l&rt  genug,  um  bem 


8»elte  mt^cilung.  185 

O^nKlel  cnbltd^  ju  entfagcn  unb  ber  SBa^rl^cit  in  Slllcni 
na^ufheben,  e0  lofte,  roa%  e§  moUe. 

§ldc&ften3  baS  SGBeitere,  befonber^  über   bic  burd^  meine 
drfinbung  gan§  ge&nberte  Z\)eom  ber  Sionfe^funft. 


Znfaourt  auf  Me  ißrtefe  ks  alten  SDljeaterfrcnndes* 

(1822.) 

Sieber  S3ruber! 

(Srf^tid  nid^t,  baj  \>ie  iBriefe,  bie  bu  an  beinen  6ol&n 
fiSricbft,  öon  mir  erbrod^en  tcorben  jinb,  unb  iä)  fie  beants 
»Dotte.  3)ein  6ot^n  ift  toeber  tob,  nod^  fran!,  fonbern  nur 
auf  einer  Weinen  Serienreife  begriffen,  unb  ba  beine  Briefe 
Slufträge  ober  fonft  Unberfcfeieblid^eg  entgolten  fonnten,  nal^m 
xäf  mit  bie  oft  genommene  grei^eit,  fte  ju  erbred&en,  unb  fü^le 
micb  nun  gebrungen,  beine  Äunftanftd^ten  ein  toenig  auf  bie 
ÄaptJe  S«  nehmen. 

^u  nennft  bid^  felbft  einen  alten  3:^eaterfreunb.  3a  mol^l 
2)^eaterfreunb!  5)a§  ift  ein  eigener  6d)(ag  SJlenfdfeen,  idfe 
iabc  cS  oft  bemerft.  S)a§  S^^eater  l^at  für  pe  ungemeinen 
SBert^,  fdfeon  in  fofem  e§  2;^eater  ift.  Unabhängig  oon  bem 
ffiert^  ober  Untoertl^e  ber  S)arfteUung  getod^rt  biefen  (S^ren^ 
mfinnem  ber  Slnblid  ber  6d&aubül&ne,  baö  ÄUngcln  be§ 
Souffleurs,  ba§  Slufjiel^en  be§  SSor^angeS,  baS  kommen  unb 
®e^en  ber  6d&aufpieler,  bie  ernftbaften  ober  luftigen  %ajcen 
unb  ©eftdbter,  bie  fie  babei  madfeen,  ein  unbefdbreibli(^e§  SBer^ 
gnügen.  SWit  offnem  3Runb  unb  Slugen  fielet  man  fxe  tdglid& 
im  Sweater,  bie  ^unbertmal  gefel^enen  örbärmlicfeteiten  mit 
immer  frifd^em  ©enuffe  in  ftd)  aufnehmen.  3c^  l^abe  biefe 
X^eaterfreunbe  bei  mir  immer  in  eine  Älaffe  mit  ben  §unbe? 
freunben  gefe|t,  bie  alle  Unarten  ber  oon  i^nen  geliebten 
SBeftien  ^ödfeft  lieben^mürbig  finben,  \a  ©dfemu^  unb  Unrats 
jtd^  gerne  gefallen  laffen,  menn  baburd^  bie  S^ld^e  ber  er!or^ 
neu  Siebtinge  erfauft  mirb. 


186  ©othctt. 

6oI4e  3^^caterfrcunbc  pflegen  gctüöl^inUd^  ba§  übrige  ^u« 
blifum  !alt  ju  [dielten  ^  unb  bu,  mte  x6)  au^  beinern  S3riefe 
erfel^e,  tl^uft  eg  au6).  W)ex  il^r  guten  Seute  l^abt  Unrec^bt 
^ei  benfelben  Slnldffen,  m  bu  bie  ^&Ue  beS  $ubli!uni^  be« 
!(agft,  babc  idb  mid^  über  feine  2ö&rme  tjemunbert 

2)er  ^aupttoertb  ber  6(bauf))ielfunft  nämlidb,  toie  ber 
aller  übrigen ,  nidfet  fdfeaffenben,  fonbern  blo^  auSfübrenben 
fünfte,  beftebt  für  ben  gefunb  organifirten  SWenfdben  barin, 
ba6  fie  aJlittel  »irb,  §um  ©enuffe  eines  anbem,  felbftftftnbigern 
^unftmer!e§  ju  gelangen.  S)ie  ^aganini'S  fmb  feiten,  bie 
burd&  bie  2lrt,  wie  fie  fpielen,  3)a§  üergeffen  mad&en,  maS  fie 
fpielen;  im  Slflgemeinen  »itb  ein  SBirtuojJ  auf  ber  SSioUne 
un§  entjüdEen,  menn  er  eine  gute  Äompofition  üortrefflicb  t)or^ 
trögt,  bagegen  aber-Iangtoeilen,  »enn  er  ein  elenbeS  SJlacb« 
iver!,  fei  ed  audb  mit  ^2lufmanb  von  (SefcbidfUdbfeit,  unS  l^ören 
Id^t.  9lidbt  als  ob  ton  barum  feinem  ä^alente  beiS  Vortrages 
unfern  S3eifall  »erfagten.  2öir  toerben  ibm  Seifall  geben, 
merben  un§  aber  nidbtSbeftomeniger  langweilen,  ©enau  in 
bcm  galle  be§  SBirtuofen  auf  ber  SBioline  ift  nun  ber  ©dbau^ 
fpieler,  ber  SSirtuofe  in  Diebe  unb  SRimü.  Söeldfeer  ®enu6 
gebt  über  ein  üortrefflid&e§,  üortrefflicb  bargefteHteg  bramatifdbeä 
2öerf?  ein  Iangtt)eilige§  ©tüd  toirb  un§  bie  Äunft  be<a 
6dbaufpieler8  bagegen  immer  nur  bö^ftenS  ertrdglidb  mad^en. 
S)enn,  wie  gefagt,  bie  ^aganini'S  fmb  feiten,  in  feber  Äunft. 

34  febe  bidb  in  ©ebanfen  üor  greube  auffpringen.  S)a 
ift  benn  bie  Ä&lte  beS  $ubli!um8  mit  einem  aWale  erflürt, 
unb  bie  ganje  Sdbulb  üon  beinen  Sieblingen,  ben  Scbau^ 
fpielern,  meg,  ben  3)id&tem  in  bie  Sdbul^e  gefdboben.  SRicfet 
fo  ganj,  njie  bie  golge  geigen  foQ. 

Slber  bu  befmnft  bicb.  2ludb  biefen  6r!ldrung3grunb  l&fet 
bu  nicbt  gelten,  ob  er  gleid^  beinen  6dbaufpielern  ju  Statten 
!ommt.  Sangttjeiligc  6tüdfe?  SRicbtS  befto  meniger!  S3ei  ben« 
felben  6tüdfen  bleibt  baS  $ubli!um  falt,  bie  eS  üor  Jtüanjig, 
ja  nor  jebn  Qabren  nodb  entjüdtten.  —  $alt,  greunb!  5©ir 
fmb  auf  ber  gä^rte!   —  2a^  un§  barauf  fortgeben,  ooreift 


StotWt  ?Ibt^cirting.  187 

aber  jutn  93c^iifc  unfcrcr  gragc  bie  an  ber  S^age^orbnung 
befmblic&cn  ©tücfc  in  brei  klaffen  eint^eilen.  3n  bic  üor^ 
trefflieben,  cigcntUcb  üafftfd&cn  2öer!e,  leiber  beinahe  bur4au§ 
ans  einer  frül^cren  3cit.  3n  bic  übrigen  altem,  weld&e,  obne 
gerabe  t)ortreffIicit  ju  fein,  bocb  fonft  bcm  $ubli!um  ein  grofec§ 
Vergnügen  gewdbrten,  S)ie  britte  klaffe  enblidfe  mögen  bie 
netteften  $robu!tionen  einnel^men;  gut  unb  fd^Ied^t,  mie  eS 
bmtmt,  nur  freilid^  mit  einem  ftarfen  Uebcrgen)i(^te  be§ 
le^teren. 

®aS  nun  bie  neucften  ^erüorbringungen  betrifft,  fo  ift 
baS  $ubli!um  in  ^e^ug  auf  fte  aderbingS  in  einer  üöglid^en 
treffe.  ©3  ^at  fid^  nämlicb  iu  unfcrer  Qdt  eine  fogenanntc 
©iffcnf(baft  ber  ^riti!  gebilbet,  unb  tjon  ber  $robu!tion  ge? 
trennt,  fa  ftcb  gcrabeju  über  fic  geftcflt.  S)en  erften  2lnla6 
}u  biefer  (Srfiibeinung  gab  ber  leicftt  er!iarli(fce,  etoige  Ärieg 
ber  mebt  ober  »eniger  ©eiftreidjen  gegen  bie  me^^r  ober  minber 
lalcntüollen.  63  wirb  ndmiicb  ben  ©rftern  gar  ju  fd&mer, 
in  ben  Septem  baS  halten  einer  ^immelSgabe  anerfcnnenb 
§u  t)ere^ren,  bie  i^nen  um  fo  jtoeifelbafter  fcfeeint,  je  weniger 
pe  burdb  3Rül^e  erworben,  fonbern  aU  reinem  ©efcfeen!  er^ 
galten  wirb.  6o  feinbcn  ungefähr  bic  ^albgcbilbctcn  unter 
ben  ba^i^^u  f^rauen^immern  bie  fcbönen  an,  al§  o^ne  ibr 
^erbienft  au^gcjeidbnet,  unb  nur  bic  ©anjgebilbcten  erfreuen 
jl(fc  an  i^ncn.  2BeiI  bie  üorl&anbcnen  2Ber!e  be3  6cbönen 
au(!b  aUenfaüg  unter  bie  2)en!gefc6c  gebracbt  unb  biefe  babci 
in  ber  ^Jorm  t)on  Segeln  au§gefpro(ibcn  werben  lönncn,  glauben 
fie,  t)on  ben  blofeen  S)en!gcfe6en  au8  liefen  ficb  aucb  siegeln 
über  ba?  erft  feerüorjubringenbe  Sd^öne  geben,  unb  weil  fie 
ibrc  Urtl^eile  über  ba«  SBot^anbcnc,  bie  i^nen  aU  SSeleg  i^rer 
Siegeln  bienen  muffen,  mit  einer  2lrt  S3egeifterung  au^fprcdicn, 
fo  fcbeint  i^nen  audb  biefeS  jweite  notl^Wenbige  3ii9i^c^i<^"^ 
ber  fd^önen  Äunft,  bag  er^iö^te  ©efübl  namli(i,  biefen  i^ren 
flnorbnungen  nidfet  ju  fehlen.  3)ic  gctaufdjtcn!  bie  nid&t 
begreifen,  ba^  biefe§  erboste  (Scfü&l  ber  Äritifer  bei  ibnen 
fein  urfprüngli(ibeg,  fonbern  ein  ücimitteltcö  ift,  bic  S3cgeiftc« 


188  Gatiten. 

rung,  bie  jeben,  and)  ben  tninber  begabten  Sefer  bei  beut 
(^enuffe  eineS  großen  ^unfttoerfeS  ergreift,  aber  au(^  nidbt 
toeiter  reid&t;  aU  biefeä  Äunftmerl  felbft,  unb  f^neCi  üetf^tom« 
fcet,  fobalb  bie  ©renjen  beS  3ttuber!reife§  übcrfcbritten  jinb, 
ber  fo  feltfame  Biegungen  ermedt.  bliebt  anberiS  Uuä)tet  ber 
glimtnenbe  Scbtoamtn,  ben  man  für  einen  ^ugenblid  in  ab« 
gefd^loffene  SebenSluft  gebracht,  mirb  aber  fcbned  toieber  )ur 
t)origen  glimmenben,  qualmenben  Tiafie,  fobalb  eine  anbere, 
n)enn  aud^  nod^  fo  gefunbe  Sltntofpbäre  ibn  umgibt. 


mtifä^t  «riefe* 

(1825.) 
I. 

Siebfter  ^annibal! 
SSerjeibe,  ba^  iif  geftern  mit  bem  berfprodbenen  dettes- 
4-dettes  nicfct  ju^alten  fonnte;  aber  i(b  mu^te  mit  meinem 
2Jlann  in§  2:^eater,  wo  man  baS  abfcbeulic^e  6tücf  gab,  üon 
bem  bie  Seute  ftcb  fo  lange  jcrfproc^en  b^ben.  3a  »obl  ein 
abf(beuli(beg  6tü(f!  unb  unmoralifcb!  6ine  grau,  bie  ibrem 
2Jlanne  in  ©egentoart  ber  Seute  unb  in  feiner  eigenen  untreu 
trirb!  3(b  bitte  bicife!  Unb  bann  »aS  für  ein  ORann?  3wng, 
fcfeön,  robuft,  mie  Tlilö:}  unb  S3(ut  3a,  roenn*g  no(b  ein 
knirpg  wie  ber  meinige  wäre!  ßin  bö<^ft  inbicenteö  6tü(f! 
S)a§  SBicJ^tigfte  julett.  SRein  aWann  ift  l^eut  Slbenbg  ni^t  ju 
§aufe.  SGßcnn  bu  nicbt^  S3efferg  weifet,  fo  eile  in  bie  Slrme  beincr 

in  Sebnfud^t  bcirrenben 

aWablain. 

n. 

^erjen^freunb! 
S)a§  war  bir  ein  3«?  geftern  2lbcnb§  im  S^fecatcr!    iKan 
gab  baS  neue  6tü(t:  ^öntg  Ottofrin  ober  ©lud  obne  (Snbe. 


Sioeite  «^tl^etlung.  189 

S)ad  ^ing  baitette  itoax  x>tx^ui)i  lang,  aber  xd)  l^abe  int(^ 
fernen  ^ugenblid  anuirt.  Um  ))ier  U^r  mar  fd^on  fein  $Ia^ 
mebr  im  Sbeater,  unb  bie  Seute  baben  bir  geftanben  bi§  nabe 
an  }tt>5lf  Ubr  unb  fonnten  ft(b  nid^t  regen  unb  rubren.  3<b 
botte  meinen  ^auptfpa^.  9Zi(bt  genug,  ba^  i(b  ben  neben 
mir  Stebenben  unaufb^tUcb  auf  bie  3^b^tt  trat,  fo  flatf(bte 
i^  aucb,  n)o  ft(b  nur  irgenb  ein  Unlal  geigte^  aber  blog  um 
meinen  3laä)batn  mit  ben  Ellenbogen  in  bie  iBiebponimie  }u 
geratben.  tCm  ÜJteiften  ©pa^  macbte  mir  ein  ältlicber  ^err, 
ber  )}or  mir  ftanb  unb  gar  ^u  gerne  auf  ba^  6tü(t  ad^t  gab, 
loenn  idb  ibtn  einen  ^2(ugenblid(  Stube  gelaffen  bätte.  %{^  eS 
jule^t  an  bai^  $ert)orrufen  be^  ^utorg  ging,  trampelte  i(b 
mit  ben  ^^m,  ba^  ber  Staub  aufging,  ^er  bumme  ^erl 
tarn  nt(bt,  ber  id^  bin 

ber  Peinige 

Sebaftian  SRollton. 

m. 

®eftem  im  Sbeater  gemefen?  3a?  Sangtoeilig,  langtoeilig, 
longipeilig!  3öag  intereffirt  midfe  fo  ein  Äönig  mit  feinem 
®lüdt  obne  ©nbe,  ober  @nbe  obne  ©lud.  (Sin  ©lud,  ba^  e§ 
}u  @nbc,  3(b  unb  grcunb  ©cbema  b^ben  feit  gcftern  SlbenbS 
nidbt«  aU  »ijige  einfalle  über  ba§  Stüdt.  3*  öö""«  bcm 
arroganten  iBurfd^cn,  bem  SBerfaffer,  biefe  S)emütbigung.  @r 
ift  jmar  mein  greunb,  man  mu^  aber  audfe  gegen  greunbe 
unparteiifd^  fein,  unb  bann  bat  micb  immer  geärgert,  bag  man 
auf  fein  Urtbeil  mebr  gab,  als  auf  ba§  meinige.  3^  S^i^iinft 
loiQ  \(b  ibn  berber  abtrumpfen. 

3b'^  greunb 

ipurra. 

IV. 

SBertbgefdfca^tcfter  $err  S^beatermafd^inift! 
3dt  babe  midt  geftern  5lbcnbS  fd^ioer  geärgert  im  Sb^^ter. 
S)ad  ift  ein  Stüdt  obne  ^atur  unb  SBabrfd^einlid^feit.   ^enn 


190  ©atiren. 

flohen  Sie  fe  gefeiert,  ba^  bte  Sor^&nge  eines  3^^^^^  ^on 
allen  Seiten  nieberfaUen,  fobalb  eine  einzige  S(i^nur  abge< 
flauen  wirb?  60  maS  ge^t  in  ^tojci  ni^t.  Slud^  ift  t^  bumm, 
bag  fl<i^  ber  ^aifer  nic^t  ntebr  erbost,  wenn  fein  fd^öneS  3^^^ 
in  krümmer  ge^t.  Segen  Sie  baS  Stüd  beifeite,  unb  menn 
Sie  um  bie  Urf ad^e  gefragt  merben^  fo  fagen  Sie,  x(b  ^&ttt 
eiS  gefagt;  ber  fid^  barauf  t)erftel^t, 

ber  3cltf^«ßi^w 

Änopf. 

V. 

Sßarunt  mußten  Sie  ))orgeftern  nadb  IBrünn  abreifen?  Sie 
(aben  einen  ®enu^  t)erf&nmt,  ber  einzig  n)ar,  unauiSfpre4U(i^. 
äJUan  gab  ben  ^önig  Ottofar  —  9lun  ja,  ft5nig  Ottofar! 
^enn  man  nid^t  mü|te;  »er  baruntec  gemeint  ift!  ^aS  gange 
Stüdt  ift  ))o[l  ^egiel^ungen  unb  9lnfpie(ungen«  ^ein  äBort, 
baS  nid^t  in  einem  ))erftedtten  Sinne  genommen  m&re.  3c^ 
l^abe  bie  SSorfteüung  angefe^en,  wie  man  ein  franjöfifdjcS 
$ampl^let  UeSt  ober  eine  englifc^e  $arIamentgoer^anb(ung, 
mo  [xäi  bie  Seute  ©robl^eiten  ader  älrt  fagen  unb  toeber  ^ob 
nod^  Teufel  in  Su^e  gelajfen  mirb.  Äöftli*!  üortrefflidb!  ber 
*  fommt  barin  üor  unb  bie  **,  bie  ***,  beu  ****  nebft  ***** 

ll*|S^    :|e3|c:jc++s|t   llttb   s|CJ|t3|53|C^+j|t      :|c:t(H^^^i|(>icii(       ♦♦s|c+s|c3|esjc;|ej|c       1^    ^fSftitV  hflCi 

**********  ift  nidbt  t}ergeffen.  Seit  2lboft)^  t)on  Sdfcabeni^ 
SWeifter  gucfeS  ift  mir  nidfetiS  fo  gntereffanteS  tjorgefommcn. 
Hber  freiltd^  ber  bumme  $öbe(  merfte  ))on  ^em  aUen  nid^tS 
unb  na^m  ba§  ^ing  n)örtlid),  mie  ed  gegeben  ift;  fd^ien  ba^ 
^er  auc^  nic^t  fe^r  erbaut. 

S)ec  3^9^ 

pfiffig. 

VI. 

SSictoria!  (Sin  üaterianbifdfeeg  Stüd  auf  ber  S3ü&ne!  Steüe 
bir  )7or!  ^JDlarcbegg  mirb  barin  erio&^nt,  ^om  unb  ifremS, 
mo  mir  fo  oft  )Bratn)ilrfte  mit  Senf  gegeffen  (^aben^   ja  ber 


Stoeitc  mtleirung.  191 

(e(te^  f^)ielt  fogar  in  ©ögenborf,  unfcrm  gemeinfcbaftlid&en 
Geburtsorte.  2Ber  gibt  mir  2Borte,  x6)  \)aU  nur  S^r&nen! 
Siele  tDoQen  be|iaupten^  baS  Stüd  binge  nicbt  gar  mobl  ju^ 
fanraien,  maS  frage  \6)  tamacb!  (^enug,  ber  fünfte  2l!t  fpielt 
in  @5tenborf. 

2eb  »obU    3*  brüdte  bir  bie  $anb,  greunbl  S3ruber!! 
2anbgmann ! ! !    (Sogenborf er ! ! ! ! 

^an^  ^ampf. 

vn. 

Um  beS  ^immelS  äBiUen,  tbeuerfteiS  f^rdulein !  SoUte  eS 
©abr  fein,  »a3  3^^  $^^  S3ruber  mir  acbfeljudcnb  melbete? 
3)a6  ^\)nm  baS  gcftrige  Stücf  gefallen  babe?  SRein,  i(b  fann*^ 
nidbt  glauben!  9Däre  baS  $oerte?  Unb  ift  benn  überhaupt 
^oepe,  »0  fein  ®emütb,  feine  3<ii^t^eit,  feine  Siebe? 

^aben  Sie  bie  ©emeinl^eiten ,  bie  6paffe,  bie  —  Unan^ 
ftanbigfeiten  )}emommen?  unb  jum  £b^il^  ini  SVtunbe  mür- 
biger,  ober  toürbig  fein  foüenber  $erfonen.  Unfere  ©panier 
f(brieben  anberS!  unb  menn  aud^  mein  ©bafefpeare  fid)  mancb- 
mal  etmaS  erlaubt,  fo  l^dlt  er  burcb  G^baraftere  fd^ablog,  bie 
biefem  ©tüde  gerabe  bur(bau§  feblen.  S)enn,  fagen  Sie  felbft! 
ift  in  bem  iDlad^merf  ein  einziger  (Ebaraftcr,  ber  [i6)  treu  bliebe 
bis  jum  6nbe?  6in  rauber,  barter  ßönig,  ber  aber  mieber 
fniet  unb  »eint  unb  betet.  S^tüifcb/  ber  eigentlicbe  (Sloion  ober 
iRüpel  t)eS  StüdeS  unb  aU  fol(ber  ganj  gut,  geberbet  ficb 
loieber  mancbmal  re(bt  emftl^aft.  Sogar  ber  oon  oombeiein 
iDürbig  aufgefaßte  ^aifer  befömmt  mitunter  ni(bt  übel  Suft, 
SpaJ  iVL  ma(ben.  (Snbli(b  ber  ®eift  ber  3eitl  2öäre  biefe 
baS  föftlid^e  3Wittelalter  mit  feinen  9Minneböfen  unb  S^rouba« 
bourS?  —  Äurj,  mein  grftulein,  tilgen  Sie  au§  ^l^xcm  ©e^ 
bdcbtniffe  bie  Spur  fo  t}ieler  Untoürbigfeiten  unb  balten  Sic 
pcb  bereit,  b^ut  SlbenbS  am  Älaoier  bur(b  ben  SSortrag  eine^5 
gemütbooQen  Siebet  ^l^xc  SBerinung  toieber  gut  ju  macben. 
3Riin  ^uge  febnt  fi(b  nacb  Sbr&nen! 

3br  Scbaal. 


192  ©Otiten. 

vm. 

6ic  fragen,  toU  mir  baS  geftrige  Stüd  gefallen  Ifeabe? 
3um  3:^eile  nid^t  fonberlicfe,  jum  Zi^eiU  aber  tarn  mir  t>i>x, 
aU  bÄtte  id)  e§  ni(it  ganj  üerflanben.  3(i  m\i  baber  mit 
meinem  Urt^eile  ))or  ber  $anb  nod^  ein  n)enig  märten. 

glorian  Äurg. 


<Sdjreiben  )(0  jungen  ^omts  Bikfon  an  feinen  ^attt 

x\\  |)l)ila2iel)it|t(i.  ^ 

SBon  ber  Sonau  im  3a^r  2826. 

Sieber  SBater! 

3cb  bin  auf  meiner  iReife  burdfe  boS  einft  fo  blül^enbe^ 
nunmehr  aber  beinahe  müftdiegenbe  unb  nur  no(i&  für  ben 
Slntiquar  merftüürbige  ©uropa,  im  S)onautbale  angefommen, 
bort,  lüo  ba§  fo  üiel  befpro(j&ene  2Bien  ftanb,  ba§,  toie  ©ie 
lüo^I  tt)iffen,  gerabe  üor  taufenb  Sauren,  in  ber  S^lad^t  jtoifcben 
bem  8.  unb  9.  Slpril  1826  um  1  Ubr  na*  2Jlitternad^t  »db- 
renb  beg  großen  3ubiläum§,  bur*  einen  üuüanifd^en  2lu§« 
brucb  be§  früher  unbea^teten,  jefet  aber  an  $öbe  bem  (S^im^ 
boraffo  ju  tjergleid&enben  ©pittelbergeg  üerfcbüttet  würbe. 

(Sg  ttjar  fcbon  SRad&t,  aU  \6^  antam,  icb  ging  aber  bod) 
binauS  in  bie  furd^tbar  fdfeöne  ©egenb,  t)on  ben  glammen 
be§  lobernben  SBul!an§  beleud&tet,  Aber  6d&lac!en  unb  3;rümmer, 
bie  Ueberbleibfel  üon  aWenfd&entüobnungen  unb  SWenfdbenglücf. 
§ier  ftanb  ber  fd&immernbe  S^leubau,  ber  pldtfd^ernbe  ^ungel^ 
bruun,  ba^  pbantaftifd&e  Dlaßenftabtel,  St.  aJlary,  be^  ajlarfu^^ 
löroen  S3ruber  unb  SRacbbilb  unb  fo  gelangte  icb  jur  buftenben 
SBien  unb  ber  baneben  ftebenben  Söärenmüble  am  SBiener^ 
berge,    ^ier  \)xdt  icb  an,  fd&euenb  ben  gefpenftigen  ^Hüller. 

*  ^fragment  cincS  fd^crai^aftcn  Sluffa^cS,  toelc^cr  beftimmt  ßctocfcn  ju  ]dn 
f^eint,  in  ber  ^ad^t  toom  8.  auf  ben  9.  ^prit  1826  in  ber  ^ublamS^ö^le  t)or« 
ßetragen  ju  toerbcn,  unb  geßcn  ben  SSerfoffer  ber  ,©ären"  ((Jaftelli)  unb  ben 
»rotl^en  ^o^rcn"  (ben  @4au|Vie(er  QÖftoaxi)  gerid^tet  ifi. 


StoiWt  ^bt^fUung.  193 

Sic  muffen  ndmlidb  wiffen,  ta^  bcr  Ic^te  Sctüol^ner  bicfer 
Wlü\)it,  ein  ungered^ter  30tann,  in  ber  ^lüt^e  feiner  ©unten 
Don  ben  Xrummern  ber  einftürjenben  ^tnbobona  erfd^lagen, 
fo  (äuge  als  @eift  jn  monbeln  t^erurt^eilt  ift  in  biefen  Tlamm, 
bis  iemanb  fic^  finbet,  ber  i^n  erföft,  inbent  er  fo  t^iele  gute 
©ebonfen  iat,  aU  jener  f(ble<^te.  6tne  ^ebingung,  bie  bi^^ 
^  noä)  aHiemonb  erfüllen  fonnte.  99ti$  ^u  feiner  6rl5fung 
nun  fpuft  ber  9lüQer  in  bent  t}erlaf[enen  igaufe  unb  necft 
bie  Sorübergel^enben^  inbent  er  i^nen  Sären  aufbinbet,  ader- 
(ei  $offen  fpieU  auS  beut  ^ranjdfifc^n,  i(^en  $afe(nüffe  nad^^ 
roxtft,  ))ierfü^ige  3[abe(t^iere  auf  fte  l^e^t,  ober  9Borte  in  einer 
twn  \\fm  arfunbenen  unb  nur  i^m  aWtxn  t^erft&nblidS^n  iBoIt^ 
\Vtaä)t  inm\t  ^iefe  6pra(^e  ift,  toie  gefügt,  gonj  )}er(oren 
gegangen,  nur  fo((  ein  beim  ä^ter  angefteQter  junger  ^ann, 
Ramend  äDbtIet)  ^affan  64^a|,  auS  einer  aiten  @(i&auf)}ie(er' 
fami(ie  entf^Nroffen,  bie  Don  feinen  SBorfa^ren  ererbte  ©efd^id^ 
(i(t^teit  be{t|en,  biefe  Bptaäie  §u  fpred^en  unb  befonberS  gut 
barin  Dor^ulefen. 

^ier  ma6)it  i^  $a(t  unb  ging  jurüd  in  ba^  ©aftl^auS 
|um  rotten  3Ro^ren,  mo  id^  bie  ^ad^t  burd^  red^t  gut  fd^Uef. 
9lur  fonnte  id)  ben  ©ebanfen  nid^t  (oS  merben  nadb  bem  Sor« 
bi(be  Don  $erfu(anum  unb  Pompeji  unter  ber  fiat)a  SBienS 
nad^  6))tuen  unb  Ueberb(eibfe(n  entfd^munbener  3^iten  ju 
forfd^en.  ^er  ^ieftge  $o(igeitommiff&r,  ein  l^umaner,  fein^ 
gebiU>eter  3Rann,  bem  id^  5  ®u(ben  fd^en!te^  gab  mir  jebe 
gemunfdftte  6r(aubni^;  idf^  bingte  93auem  unb  mit  ^arft  unb 
6paten  gingen  toir  an  bie  9(rbeit.  34  ^^^^  ^^^  ^^"  ^^^ 
bejei^nen,  tot>  ber  ^au))tp{a^  3Bien^,  Kraben  genannt,  (iegen 
mugte,  unb  bort  fd^(ugen  mir  ein. 

^aum  l^atten  mir  einige  ^(after  tief  gegraben,  aU  mir 
j4on  auf  eine  3nfd&rift  ftiefeen.  3d^  ei(te  tinju.  ©db(offer* 
gaffe  ftanb  mit  rotten  Sucfeftaben  (eferlid^  gefd^ricbeu  .  . . 


etill^araer,  WtxXt,    XI.  13 


194  €at{ten. 

(1880.) 

S)ie  fiongobavben  unb  ©epiben  )7on  einem  Sanbalen. 


S)ubelfa(t  unb  $iftoIe,  ein  ©egenftüd  ju  Seier  unb  Sd^mett 


IReim'  bid^  ober  id)  fri|  bi(^. 


WpoÜQ  ber  SBüd^fenf(^dfter  mit  ^inbßd  auf  ^mor  ben 
SBogenfd^ni^er. 

^er  6(i^arffd^ü(^  eine  poetifdbe  ^leinigfett. 


^ne^üge  am  Um  nüdilliäijngen  Jteßkatalog. 

(1887.) 

©oett)e^  SHomane,  ein  IRoman  t)on  3ni^ß^"iönn, 

finigge^  Umgang  mit  3Renfd^en,  in  ©ebid&te  Qtbxa6)t  \}on 
SRüdtctt  fammt  bcm  tjerfifijirten  @inmaleing  aU  Sln^ang. 

2)ie  neuere  ©efd&id^te,  ein  ©^Hug  t)on  1837  Sragöbien 
t)on  3flaupad&. 

5)ie  beutfii^e  Siteratur,  i)on  einem  ©^mnapalfc^üler. 

Ueber  bie  Gbtrofigfeit  ©oetbe§,  t)on  einem  Gbtiofen, 

2^l;eett)affer,  3flooeUen  bon  Siedf. 

Ueber  ben  ^unftfinn  ber  ®otbm  unb  SSanbalen. 

Ob  ber  ©eift  im  Hamlet  in  einem  geblümten  ober  geftreiften 
8cb(afrod  barjuftellen  fei?  S^r  benfenbe  S^aufpieler  bon  S^iedt. 

S)er  geftiefelte  Äater,  sföeiter  Stbeil,  mo  ftatt  3ff(anb§ 
SbciJefpeare  bie  2;itelroüe  fpielen,  unb  ben  55(a6  be^  §ofratb§ 
SBöttiger  im  ^a^terre  $err  ^ofratl;  Zkd  einnehmen  mirb. 


StotHt  ^bt^cilung.  195 

^koetS,  ba|  t)0t  G^^rifti  ©eburt  eine  ^oefie  unmöglich  mar. 
Heber  bic  entbebrUc^feit  beg  SWalcng  in  ber  9»alerei. 


S4irettien  (Sattes  an  kn  jßnrgermeifler  j^tr^el  in  3nr(t).i 

(1839.) 

SDlein  lieber  SBürgermeifter  $irjel! 
6^  mu^  in  9egenn)arti9en  rabifalen  Seiten  für  un^  legi^ 
time  ©eh^alten  boppelt  erfreulid^  fein,  n)enn  mir  3^i<b^it  ber 
Hnbänglidbteit  an  unfere  $erfon  ))on  Seiten  ber  erbalten,  )}on 
tDo  mir  e§  am  menigften  ))ennutbet  b&tten,  namentUcb  t^on 
greibenfem  unb  au3  greiftaatem  S)ie  allgemeine  S^itung 
bom  22.  Sebruar  bctt  mir  baber  unenbli(bed  Vergnügen  ge$ 
ma(bt.  @ie  fprecben  barin  Kar  unb  unummunben  ibre  ©ermnung 
gegen  micb  au§.  Sie  glauben  an  micb!  {^eunblicber  SRann ! 
Jlebmen  Sie  bafür  bie  ©egenberftcberung,  ba^  auä)  x6)  an  Sie 
glaube,  unb  jtoar  nicbt  blo^,  ba^  Sie  ber  ^ürgermeifter  ^ir^el 
finb,  »ie  Sie  gütig  annebmen,  ba&  ein  ®ott  fei,  fonbern  icb 
fcbreibe  3b««n  au^erbem  audb  ßigenfcbaften  unb  SBirlfam- 
leiten  ^u;  too  169  benn  ni(bt  mei^,  ob  3bt  fcböned  Sefenntnt^ 
rüdfi^tUdfe  meiner  ficb  tben  fo  meit  erftredt.  3cb  bin  üors 
ficblig  gemorben.  3^r  greunb  unb  fiebrer  ^egel  glaubt  audj 
an  micibf  la  er  betüeiSt  mi^,  ttjobei  er  mi(b  aber  jur  abfo^ 
(Uten  Mgemeinbeit  madfet.  SWein  $err  SBürgeimeifter  ^irjcl! 
3(b  bin  ni(bt  bie  abfolute  Slügemeinbeit,  fo  »enig  Sie  felbft 
etwa  bie  93ürgermeiftern)ürbc  in  Süxd),  fonbem  ber  mirllicbe 
Sürgermeifter  ftnb.  3<^  tt)ill  nicbt  blo^  fein,  fonbem  au(b  banbeln, 
fcbaffen,  regieren,  belobnen,  ftrafen  u.  bgl.  SiöoHen  Sie  mir  baber 
burcb  bie  allgemeine  Seitung  geffiHigft  5U  wiffen  macben,  ni^t 
blofe,  ba^  Sie  mi(b  glauben,  fonbem  aucb  alg  »a«  unb  toie. 

1  Secanta^t  burt^  einen  ^rtifel  ber  ^ugeb.  ^Oßem.  S^itütiQ,  26.  Sfebniar 
1839,  in  loeld^em  biefet  ©önner  bon  9.  S).  @trau^  feine  Vitäiiqläuhiqtni  su  df^tt 
|u  btingen  Derfui^te. 


196  ©Otiten. 

SRid^t  mx\)e^Un  fann  icb  3()nen  übrigcng  [(fton  jeft,  baj 
bic  33erufung  bcg  $rofeffor§  Strauß  auf  bic  Uitberfttdt  uad? 
Si\x6)  mit  meinen  SBünfd^en  !eincgtt3eg3  übereinftimmt.  Qx 
ift  mit  meinem  6ol^ne  faft  eben  fo  umgegangen,  toie  ^rofeffor 
$egel  mit  mir.  (§r  glaubt  jmar  ebenfalls  an  ibn,  \)txit  bad 
air  ingrosso  ober  en  bloc,  jerrt  unb  gupft  bann  aber  »ieber 
fo  lange  an  ibm,  ba^  man  jule^t  nt(i6t  mebr  rotxi,  xoa^  ha-- 
t}on  übrig  bleibt.  6r  nennt  ibn  jiDar  ben  tugenbbafteften 
unb  n)eifeften  aQer  (Geborenen,  menn  er  aber  erft  aH  feine 
SebenSumftänbe  unb  SBunber  ju  9R)^tben,  b.  b.  ^cl^  $ören$ 
fagen  auiSgebilbeten  unb  )}ergrö^erten  xna6)t,  fo  toei^  icb  nid^t, 
marum  jene  belobte  3öeigb«it  unb  S^ugenb  ni(bt  eben  fo  m^s 
tbifit  ausgeprägt  unb  überarbeitet  fein  foQte,  too  benn  bec 
9lame  (Ebriftud  baS  einzig  unsmeifelbafte  bliebe.  @ie  merben 
mir  isoax  einmenben,  meinet  @obne§  Sebre  ftebe  als  3^ugni^ 
feiner  für  immer  unantaftbar  ba;  aber  tbeilS  ift  biefe  Sebre 
f(bon  fo  mannigfa(b  angetaftet  morben,  tbeilS  b^i^^^  i^  genannten 
meinen  Sobn  nidfet  aU  Professor  Ordinarius  auf  bie  Uni« 
üerptät  Serufalem  gefdfeidt,  fonbern  in  bic  3Belt  aü  S3efreier 
unb  ßrlöfer  beS  ajlenfcbengefcblecbteS. 

2öaS  Sie  üon  ber  JRotbtoenbigfeit  fagen,  bie  gortfdbntte 
ber  3Biffenf(baft  nid^t  ju  bcmmen  ober  auf  geioiffe  g&d^er  ju 
befc^ränfen,  trifft  ganj  mit  meiner  eigenen  Slnfidbt  sufammem 
5Rur  gebe  id^  Sbnen  ju  bebenten,  ba^  loox  ber  ^anb  3bte 
©dbrneigeibauem  üon  ber  Meligion  nidfet  2luf!(ftrung,  fonbern 
Heiligung  unb  Sßerföbnung  erwarten.  OTad^en  Sie  befebö^b 
^errn  Strauß  jum  ^rofejfor  ber  $^iIofopbiC/  unb  gelingt  eS 
ibm  aU  fold^er  Sbte  SanbSleute  ju  überzeugen,  bafe  bie  (St-- 
beimniffe  unb  ©nabenmittel  ber  Religion  jum  feiigen  Zthtn 
überflüfpg  feien,  fo  !önnen  Sie  ben  ®ebalt  eineS  $rofef[orS 
ber  2;beoIcgie  fünftig  in  (Srfparung  bringen,  ja  bie  SluSlogen 
für  Äircben  unb  ^aftoren  im  allgemeinen,  voad  bem  S9ubget 
Sbrer  guten  Stabt  nid&t  irenig  erfprielUd^  fein  »irb.  iBiS 
babin  laffen  Sie  bie  Slectcr  üon  ben  5ldterSleuten  befteüen  unb 
nicbt  t)on  ben  3Raturforfd^ern. 


3»eite  «bt^cilung.  197 

60  weit  gc^t  tneinc   unmafegebUdfec  üKcinung,   bcr  id^ 
übrigen^  t}erbleibe  ^\)x 

»ol&laffcftionirtcr 

©Ott  m.  p. 

Slac^fdbtift:  ®iffcn  6ie  etwaS  SRdbcrcg  t)on  9iaufcbcn* 

pfatt  unb  SRa^jini?    Tlan  fagt  auä),  bie  ^annot^eraner  feien 

bei  i^rer  ^{egierung  um  bie  ^rfaubni^  eingefommen,  eine  S^te- 

Solution  tnad^en  }it  bürfen?    ScHten  bie  Scute  fo  fü^n  fein? 


Ixiibnäi  Her  (Stoße  mi  St^fxn^. 

((Sin  ^efprfii^  im  eiofium.) 

(1841.) 

Sfriebrid^.    fiefftng  fomm  berab! 

Seffing.    ©eib  ibr  eg,  6ire? 

griebtid^.    3*  ennu^ire  m\ä)  unb  babe  2uft,  ju  plaubern. 

2effing,  Unb  wenn  id&  meines  a:(;eilS  nun  feine  !^uft 
baju  bätte? 

f^rtebticb*  ^u  mu^t  bidb  eben  fügen,  ^en!,  idb  toat 
ein  A5nig. 

Zeffing.   Unb  xä)  ein  beutfcber  ©elebrter.    3db  füge  micb. 

gricbri*.  S)a8  wdbrt  lange!  —  %\)\  —  Söiüfommen! 
SBaS  Q\U%  bu  baft  gefcbrieben? 

Scffing.    ßrratben,  Site. 

griebricb.  Unb  »aS?  Slnmerfungen  ju  ben  SBolfen- 
büttlet  Fragmenten  etma? 

Seffing.    6S  !am  auf  fo  ettoaS  \)exan^, 

griebri(b.  ®epeb  nur,  ba&  wir  beute  nicbt  üiel  mebr 
t)on  berlei  S)ingen  toiflen,  aU  bamalS.  2Rit  ber  Unftcrblid)^ 
(eit  bat*S  feine  Wid&tigfeit.  2Jlan  fpricbt  aucb  üon  einem  |>im5 
mel  unb  einer  $öüe,  für  bie  gan3  ®uten  unb  ganj  ^öfcn 
nftmli(b.  SBir  Seute  üom  3JlittelfcbIag  aber  leben  fo  jicmlid) 
fort  wie  t)or^er,  unb  trenn  nicbt  bie  öefenfd)aft  unb  bie  M- 
türe  WÄre,  man  wü&te  bei  ©ott  ni(^t,  iraS  anfangen;  benn 


198  ©atlren. 

cmig  Sd^ladbtcn  liefern  audfe  l^ier  noä),  to'xt  ber  Heine  Jlapo^ 
leon  SBonaparte,  ift  benn  boc&  ju  l^anbmerl^mÄlig. 

Seffiitg.  Wlan  fe^t  eben  bieffeit^  fort,  »aS  man  jenfeitä 
geübt. 

griebridfe.  ©o  gans  benn  bod^  nicifet.  ®cnn  fcnnft  bu 
ben  ^auptgegenftanb  meiner  l^iepgen  Sufubrationen? 

Seffing.    ßrratl&en  ntöd(|t'  W^  beinabe. 

griebridfe.  SRun  ja  benn:  beutf^c  Siteratur,  unb  bie 
babe  i(b,  niort  de  ma  vie,  im  Seben  nidfet  fcbr  geübt. 

Seffing.    3Bir  baben*§  nod^  in  Erinnerung. 

f^riebridb.  3bt  ^eutfdben  mart  aber  audb  langweilige 
Äerlg  bamaB.  S)er  fr^ptogamifd&e  Älopftodt.  ©eUert  mar 
nod^  ber  befte.  ^u  felbft,  Sefftng,  btft  ein  auSge^eidbueter, 
aber  fein  großer  ©dtriftfteller. 

Seffing.    3db  mei^  eS,  Sire.  * 

griebricb.  3*  fftö^  ®ci3,  mie  idb  geftebe,  ein  fdbledbter 
^tdbter  gemefen  }u  fein.  S)u  baft  nidbt^  gefdbaffen  unb  ni(^t$ 
ermiefen.   ^a§  {ommt,  meil  e^  eud^  ^eutfd^en  an  f^lei^  feblt. 

Seffing.    S)er  Sormurf  ift  neu. 

griebrid^.  ©i^fleifdb  b^bt  ibr  unb  glei^  beim  Sam« 
mein,  aber  feinen  jum  SReifmerbenlaffen  unb  SluSarbeiten. 
^rum  fann  eure  fiiteratur  aud^  feine  SBerfe  aufmeifen,  niir 
iöüdber.  ©ein  Seben  an  brei  S3änbc  fe^en,  mie  2Jlonte3c|uicu, 
ober  tt)emgften§  an  ein  einjige^  Söerf,  tt)ie  ©ibbon,  ba§ 
fommt  bei  eud^  nidbt  t7or.  ^od^ften^  ^ant  bat  fo  getban; 
ber  toai  aber  aud^  ein  $bil»fopb/  unb  jebe  $bilofopbic  in- 
tioloirt  eine  fiye  3bee.  2l(fo  bafe  icb  auf  bicb  jurüdffomme: 
bu  baft  beine  Äräfie  5U  febr  jerftreut,  beine  (Segenftanbe  fxnb 
unbebeutenb,  aber  in  ber  2lrt,  mie  bu  fie  bebanbelt,  fommt 
bir  ^Riemanb  glei^.  Slber  flüdbtig,  flüdfetig,  immer  tt)a3  SRcueS. 
gür  einen  ©elebrten  warft  bu  ein  guter  ^idfeter,  aber  für  einen 
2)icbter  md  ju  febr  ©elebrter.  3n  beinem  3flatban  finb  üor^ 
trefjtidbe  (5()araftere,  aber  als  ©tüdt  taugt  e§  nid&tS. 

Seffing.    S)a§  ift  audb  meine  SUleinung. 

griebridfe.    S)ie  (Smilia  ©alotti  gefallt  mir  beffer. 


3weitc  «Ml^eifung.  199 

Scffing.    3»«  m*t. 

griebri(i&.  2)aS  SScrbienft  bei:  Tlinna  bon  Söarn^elm  liegt 
in  ben  9lebenfad^en,  bie  ^auptfad^e  voxü  iiid^t  biet  bebeutem 

Scffing.    S)ie  ^auptfadfee  ift  aucb  nid^t  bon  mir. 

griebrid^.    SBon  tüem  fonft? 

fieffing,    SJon  bir. 

griebtidfe.  Sä  fo^  »eil  bcr  3!eüHm  fein  (Selb  friegen 
lonnte?  SBar  notl^tüenbig  bamalg,  mar  not^menbig.  —  5lber 
laffen  toir  bie  Slnwefenben!  —  Sllfo  bie  beutfc^e  Siteratur  war 
Wtdit  lu  meiner  3^it 

Seffing,    Stbcr  fie  ift  fp&ter  gut  geworben. 

griebri*.    ®ut?  $m! 

Seffing.    Unb  wie  fd&neU! 

griebrid^.  ^ber  aud^  wie  furj!  Ober  ^ältft  bu  bie  l^eutige 
aud^  für  gut? 

Seffing.    Sic  wirb*S  wieber  werben. 

griebrid^.  äBirb!  3Birb!  2Bir  wollen  ni^t  bie  $rop^eten 
madj^cn,  fonbem  bie  Seurt^eiler.  —  @rften§  alfo  leugne  id& 
eure  beutfd^e  Siteratur;  in  bem  Sinne  nämlid^,  aU  e§  eine 
frangörif(^e,  italienifd&e,  englifc^e,  fpanifdfee  gibt;  bie  eure  ift 
nur  ein  Mefume  aller  übrigen.  2lu§  SRad&a^mung  entfprungen 
unb  ni^t  au§  9flaturbrang,  au§  SBüd^ern,  nid^t  au§  eigene 
t^mlidber  Sluffaffung,  l(>at  fte  fid&  fämmtlic^e  Siteraturen  an= 
geeignet^  fcfeon  au§  bem  natürlid^cn  ©runbe,  weil  fie  bie  le^te 
war  unb  fein  9)lenfdb  ba  erfinbet,  wo  er  nur  ju  benü^en 
braudfrt.  S)u  fanbeft  beine  Sanb^leute  über  ber  SRad&abmung 
ber  granjofen  unb  ^aft  fie  i^nen  berleitet.  S)u  t^ateft  recfet 
baran.  S)enn  bie  Siteratur  ber  guten  Qtxt  granfreidfeg  ift 
leer  o^ne  bie  Urbanität  unb  ben  ©efd^mad  berfelben  S^it/  wo 
ober  biefe  ^erne^men  im  bamaligen  S)eutf4lanb  ober  im 
jefigcn?  S)u  l^aft  fte  bafür  auf  bie  ©nglänber  berwiefen  unb 
t^atft  Unredbt;  benn  bie  englif(^e  2)erbbeit  wirb  nur  burdfe  bie 
englifcje  Süd^tigfeit  wieber  gut  gemad^t;  ber  S)eutfd^e  aber 
ift  in  nidbtg  tüd&tig,  al§  in  ber  ^^fli^terfüUung.  Einige  oon 
eud^  \)Qbtn  jwar  einen  eigentbümlid^en  ^on  angefd^lagen,  wie 


200  ©tttiren. 

ber  @oet^t,  ben  x^  übrigen^  nid^t  leiben  mag;  er  na^m  aber 
nur  S)ai^  aus  ber  ^latnx,  tvaS  bie  ^unft  gar  nic^t  braud^en 
lann,  fo  me  bad  ®ra§  in  ber  äBirfUd^leit  red^t  gut,  \a  fc^dn 
ift,  ber  iBIuntenntaler  e^  aber  bod^  nid^t  imcbbilben  mtrb, 
fonbem  eben  Blumen  nel^men  mu^.  ^ie  ^unft  berul^t  auf 
einer  Steigerung  beS  9Bir!tid^en  unb  unterfcbeibet  ftd^  eben 
baburd^  bon  9latur.  3lvLn  \)aben  aber  gerabe  jene  fCeinen, 
^auSbadtenen  (Sntpfinbungen,  beren  SBert^  in  ber  9BirfUdb!eit 
id^  nid^t  leugnen  tPiQ,  baS  iBefonbere,  ba^  fte  ju  nid^tS  »erben, 
roenn  man  il^nen  nur  baS  ©eringfte  nimmt  ober  ^ufe^t.  (Sd 
mu^  bal^er  aud^  bie  ^arftellung,  menn  fie  fxä)  an  fold^e  S^* 
ftänbe  mad^t,  auS  einer  !ünftlerif(ben  )u  einer  blog  natürlid^en 
loerben,  n)aS  bad  größte  Unglüd^  ift,  baS  ber  ^unft  irgenb 
^afftren  !ann.  €o  lange  S)ad  nun  nur  bie  auiSge^id^neten 
©eifter  treiben,  gel^t  e^  noäi  an,  benn  Seute  biefec  9lrt 
fajfen  bie  3flatur  mit  fd^arfen  Sinnen  auf,  unb  baö  SBirllidbe 
ift  immer  intercffant,  wenn  audfe  nidfet  immer  fdfeön;  bie  ^a6): 
treter  aber,  beren  bI5be  ^ugen  nur  allgemeine  Umriffe  ena 
pfangen  unb  nun  baS  ©d^attenbilb  treulid^ft  auf  Sdfc^papier 
abflatfdfcen,  liefern  ein  Unbing,  baS  enblid^  felbft  beutfcfeen  Oc^ 
fdfemadtSroerfjeugen  ju  matt  üorfommen  mu&. 

Seffing.    S)eutfdben  (SefcfemadC^trerfjeugen! 

griebridb.  ^a\  ^a\  3)a6  i^r  feinen  ©efcfemadt  feabt, 
nftmli*  feine  ^mpfinbung.  —  £ä*le  ni*t!  63  ift  fo.  ©efü^l 
l^abt  i^r,  bieUeid^t  mel^r  al3  Slnbre,  aber  (Smpfinbung?  ©cs 
fül^l  ift  nur  ber  unartifulirte  Sluffcferei  bei5  3n«cJ^n/  ^er  ftc^ 
ni(^t§  betrugt  ift,  alä  feines  3"fta»t)e8  im  ©anjen,  bie  ßms 
pfinbung  erfennt  aber  audfe  bie  einjelnen  ©eftanbt^eile  beS 
ßinbrudt^,  bal&er  fie  bor  Slflem  bem  Scferiftfteücr  nöt^ig  ift, 
ber  feinen  Suft^nb  Slnbern  begreiflich  madben,  auf  Slnbere 
übertragen  loiQ.  ^ud^  bie  3:i^iere  l^aben  ©efü^l,  aber  nur 
ber  SWenf^  l&ot  ßmpfinbung,  »eil  nur  er  SSerftanb  l&at.  S)ie 
Smpfinbung  ftefet  ber  ßrfenntnifefraft  eben  fo  na^,  als  ber 
©efü^lSgabe.  SSerjei^,  bafe  idfe  bie  S)aS  borbemonftrirc,  ber 
bu  eS  beffer  berfte[;ft,  als  ic^;  xd^  bin  aber  einmal  im  3uge. 


r 


Stodit  ^t^cttung.  201 

Seffing.  9Ban  lernt  immer,  »cnnmanmit  vernünftigen 
Seuten  fpric^t,  Unb  übert)ic|:  bcr  $^ilofopl^  öon  6an8fouci  — 

3fricbri(^.  gaffen  wir  S)ag!  2Hfo  eure  fd&öne  Literatur 
taugt  niii^t^. 

Seffing.   Unb  bod^  wirb  fte  gegenwärtig  r>on  gan^  @uro)}a 

'tifticbti^*  3BeiI  bie  ^nbern  eben  gar  nicibt^  ^aben. 
Snbem  ifi  eure  Siteratur  x>on  geftem  unb  befriebigt  bal^er  bie 
Sebürfniffe  t>on  ^eute.  ^ie  ©(an^epod^en  ber  übrigen  9lationen 
faden  in  eine  fo  frü^e  3^it,  ba^  i^re  $er))orbringungen  auf 
Diele  3uf^Anbe  ber  ©egentoart  feine  Slnwenbung  leiben.  6ie 
muffen  mit  tlbflraftion  genoffen  werben,  inbefe  bie  eure  baS 
©rob^eug  red^t  im  Aernfd^ui  trifft,  ^ud^  t}erl(;alten  Ttd^  bie 
anbem  Stationen  jur  beutf^en  fiiteratur,  wie  man  fonft  t)on 
ber  SBeiS^eit  ber  Sieg^ptier  fprad^.  Tlan  lobt,  voa9  man  nicbt 
fennt  Um  wieber  auf  ®oet^c  ju  fommen:  feine  frühem  SBerfe 
finb  SU  natürlid^  unb  feine  fpdtem  su  fünftli*.  2lm  Seften 
no4  gefaßt  mir  fein  ®i(be(m  SReifter.  (^^  ifl  ber  beutfdfee 
5)ün  Quipote  unb  fte^t  an  2öertJ>  bem  fpanifcfeen  nid^t^  nacfe. 

Seffing.    Aber  ber  Sdblufe! 

^riebtidb.  ®r  wollte  eben  aufhören.  —  Sd^iller  ift  gut. 
(h  ift  ber  beutfcbe  9tacine. 

Seffing.    S)a8  WÄre  mir  nidjt  eingefallen. 

griebridb.  SieiS  feine  Ueberfejung  ber^bö^J^fl,  unb  bu 
wirft  glauben,  Stacine  ^abe  ftdb  felbft  überfegt.  Sie  bedten 
ftdb.  3Benn  Sdbifler  weiter  ifi,  fo  ift  eS  bie  im  2Biffen  vor« 
gefcbrittene  3^it-  SSerfeJe  Sdbiüern  in  bie  3cit  SubwigS  XIV. 
unb  madbe  9tacine  jum  beutfd^en  ^rofeffor  im  19.  Sabrbunbcrt, 
unb  jjeber  Unterfd^ieb  ^at  oufge^ört.  S^alefpeare  bat  einen 
Übeln  6influ^  auf  beinen  Sanb^mann  ausgeübt,  inbem  er  feine 
gorm  erweiterte,  fflftre  ber  SBaöenftein  in  fünf  Slfte  jufammen:! 
gebrangt,  id^  wfi^te  \\)m  nidbt^  an  bie  Seite  ju  fegen. 

Seffing.  Unb  bodb,  olfine  Sl^atefpeare  al§  Sßorgdnger, 
was  wAre  Sdbtller? 

Stiebridb«  Da  magft  bu  recbt  baben.  iBoltaire  bat  Sbale^ 


204  ©atlren. 

8)  S)ie  S^oilette  auf  bcn  dinimn  üon  Äart^iago. 

9)  SRäubcrüberfatt  in  ber  SBüftc,  wobei  eine  Äatalvanc 
aüer  ibrcr  ^Sotnaben  beraubt  »irb. 

10)  SBirb  eine  fürftUd&c  SKumie  mit  gefärbten  paaren 
Sejeigt. 

11)  SBirb  ber  3Jlar!graf  Kübiger  üon  $5dblam  feinem 
Ul^Un  3flad^!ommen  in§  ©eRdfet  lad^en. 

12)  SBirb  $err  Semilaffo  mit  bem  $ferbel^&nbler  ©crm 
6dbamel  SBruberfcfeaft  trinfen. 

13)  ^onjert  auf  ber  9nunb](;armoni!a  ober  SOlaultrommel, 
üon  ^errn  ©emilaffo  gefpielt. 

14)  SBirb  berfelbc  ein  SBettrennen  mit  feinen  ©Idubigcni 
balten  unb  hierbei  aQe  ^orberungen  bed  $ubti!umiS,  Uxnt^i 
»egg  aber  bie  ber  ©laubiger  befriebigen. 


Jdiretbett  üee  )tad^tuiäd)ter6  (Sermanikne  iOrtlliaU. 

(1842.) 

S)er  Unter5eid^nete  fü^It  fxä)  gebrungen,  t)or  ben  bo^en 
Se^örben  unb  bem  gefammten  beutfcben  SSatcrlanbe  biemit 
ein  ®eftänbni&  ab5ulegen,  ba§,  wie  er  ^offt,  ibm  felbft  unb 
ben  armen  ©einigen  nicfet  jum  6d^aben  ober  wie  immer  ge- 
eigneten  SRad^tl^eil  gereid&en  foß.  (S§  fmb  nftmlid^  feit  einiger 
3eit  eine  SReil^e  ^}olitifd^er  ©ebidbte  unter  ben  SRamen  $erroegb, 
$ru^,  %aQ'  unb  ^lad^tiüäd^ter,  Sebenbiger,  SSerftorbener  ers 
fdfcienen,  tüeldbe  fo  glüdlicb  waren,  ficb  ben  93eifall  eineS  üer^ 
ebrten  $ubU!umS,  wenn  audb  nicbt  einer  gleid^mä^ig  t)erel^rten 
bo^en  Söel^örbc  ju  erwerben.  3)iefe  ©ebidbtc  nun,  woju  icb 
bie  3Ramen  unf^ulbiger  junger  Seute  borgte,  fmb  fämmtlidb 
t)on  mir,  bem  Unterjeid&neten,  in  Stunben  beg  3}li&mut^e§ 
unb  SlergerS  »erfaßt.  Sor  SlClem  mu^  i(b  mid^  nur  wunbcrn, 
bafj  man  auf  baS  ©ebeimni^  einer  einzigen  Slutorfcbaft  bei 
fanimtUcben  biefen  ©ebid^ten  nid^t  fcbon  früher  unb  t?on  felbft 


r 


Smette  ^btl^eilung.  205 

)9erfa(IeR  ift.  S)enn  nid^t  allein,  ba^  fte  aQe  baS  Slämlici^e 
fagen,  waiS  aud^  bei  berfd^iebenen  Tutoren  fon[t  lüo^t  )u  ge« 
id;e(en  pfiegt,  fo  fagen  T^^*^  ciu4  aQe  auf  bie  nätnlid^e  Hrt 
unb  SBeife,  loaS  boc^  bei  iBerfd^iebenen  nid^t  fo  leidet  bor« 
fcmntt.  €dbreibart,  3(uiSbrud,  poetifd^er  3Bert^  unb  Impetus 
ftnb  bei  9Qen  fo  gan$  biefelben  —  natütlid^,  loeil  ic^  ber 
alleinige  ^utor  bin  — ,  ba^  id^  einen  $rei§  barauf  fe^en 
möd^te,  o^ne  Unterfd^riff  be^  9lamen§,  eined  bon  bent  anbern 
)u  unterfc^eiben.  ®iefe  ©cbicfetc  nun,  »ie  id&  oben,  unb  Seber? 
mann  aud^  fonft  bemerft,  ftnb  fämnttlid^  @r5eugniffe  beS  3Jlt^« 
mut^^  unb  älergerS.  3)antit  ^at  e^  aber  folgenbe  ^eioanbtnig. 
SRan  \icX  mir  meine  ^ei^eit  genommen.  9)lit  biefem  Flamen 
bejeidt^net  man  n&mlid^  auf  unferm  ^orfe  ein  StücC  ^Beibe- 
(anb,  auf  n^el^eS  meine  SSorg&nger,  bie  frühem  ^ad^tmäd^ter, 
@rlaubnig  Ratten,  ein  ober  ^mei  @tüd(  Sie^  ^u  treiben  unb 
fo  i^rer  !ärgli(6en  @|ifiens  einige,  toenn  aud^  geringe  @rs 
(eidf^terung  5U  berfd^affen.  9Begen  meldten  UmftanbeS  gebad^te^ 
Stüdt  Sanb  audft  insgemein  bie  Srei^eit  genannt  tourbe. 
liefen  ^eibegrunb  nun  l^at  mir  ber  Sd^ulje  unb  bie  ^orf^^ 
gemeinbe  %\x  meinem  größten  9la(^tl&eil  unb  Schaben  loiber« 
tec^tUd&cr  SBeife  genommen.  3n  ber  erften  SSerjmeiflung 
tt)oQte  idb  mid^  tobten  unb  rannte  mit  bem  ^opfe  gegen  bie 
SBanb.  ^a  flimmerte  eS  mir  bor  ben  ^ugen  unb  flang  mir 
in  ben  D^ren.  ®er  Sto|  l^atte  aber  fo  »el&e  getl^an,  ba^ 
idb  befdblo^,  i^n  borber^anb  nid^t  ju  tt)ieber(;olen*  3d&  fegte 
midb  melme^r  l^in  unb  n)ollte  eine  S^ugfd^rift  aularbeiten. 
5lber  —  ©otteg  SBunber!  —  mir,  ber  id&  fonft  nie  einen 
$erd  gemad^t,  famen  \t%i  9ieime  unb  ä^ergleic^ungen  mt  ge- 
rufen, 68  entftanb  ein  ®ebid&t,  weld&e»  iebodfe  in  ben  %\\^- 
brüAen  biel  }u  ftarl  xoox,  al8  ba^  icb  e^,  abgered^net  baS 
Unf4idfme  ber  poetifcfeen  gorm,  bei  ber  ©emeinbe  l^ätte  ein« 
reid^en  fönnen.  S)a  fiel  id^  auf  ben  (^ebanfen,  eS  in  bie 
Stabt  }u  tragen,  um  bielleic^t  burd^  ^rudtlegung  beffelben  — 
man  fann  ja  ni(fet  .nur  eine  fiul^,  fonbern  audb  ein  3^a(ent 
meiCen  —  mir  einigen  ßrfaj  für  meine  tjcrloi^e  grei^^dt.  ju 


206  Satiren. 

t)etfd^affen.  ^6^  ex^elt  fteben  baare  ®rof<i^en  unb  lonnte 
meinen  atmen  kinUik  etioaS  SBurft  su  ibrem  trodnen  fBxoht 
nadb  $aufe  bringen.  ^(^  idb  aber  meine  5!onomif(ben  S)i(b» 
tungen  fortfe^en  tt}oUte,  fiel  mir  eben  nid^ts  n^eiter  ein.  3l4^ 
plagte  midi;  umfonft!  @nbUd^  plagte  mi(b  meine  ^^rau  um 
^rob,  unb  in  bem  barauS  entjtanbenen  Streite,  ber  mit  einer 
erbaltenen  Ohrfeige  enbete,  entjünbete  f\^  auf  einmal  mein 
iDgenium  aufS  9leue.  Facit  indignatio  versum,  fagt 
OüibiuiS  ober  Sßirgiliu^,  unb  fo  n}ar  e§  bei  mir.  SReine  t)on 
Geburt  falte  unb  trodene  SRatur  finbet  ftd^  nur  in  3orn  unb 
äerger  poetif^  angeregt.  3<^  arbeitete  nun  auf  mxö^  lo^. 
Ueber  äliled  war  icb  unjufrieben^  überall  fing  idf^  ^änbel  an; 
au§  ber  @d^&nfe  mürbe  id^  binau^geioorfen,  unb  ani  }ebem 
biefer  Streite  —  bie  l^ÄuSlidfeen  ungered&net  —  blühte  wie 
aug  einem  äßiftbeete  eine  neue  poetifc^e  99lume  empor.  SJleine 
©ebid^te,  §u  benen  169  auS  S3eforgni^,  meinen  2)ienft  5U  loer« 
lieren^  frembe  Slamen  erborgte,  madbten  äluffeben  unb  warfen 
mir  balb  mebr  ab,  al^  ber  SRiltibsttrag  r)on  jebn  ftüben. 
3ugleicb  aber  —  unb  f)in  fängt  meine  Sci^ulb  an  —  be« 
merlte  169,  ba^  bad  $ublitum  bie  ^lage  um  meine  oerlorne 
unb  wieber  ju  erlangenbe  grei^eit,  bie  ßubweibe  n&mlidb,  in 
einem  gan§  anbern,  in  einem  t^erbotenen,  mir  aU  ächten 
^eutfd^en  oi)Uig  fremben  politifc^en  Sinne  aufnabm.  3lid)ii' 
beftoweniger  —  SSerbred^er,  ber  iäi  bin!  —  fubr  idb  fort, 
baS  aJli^t)erftdnbni^  gu  meinem  SSortbei(e  augjubeuten;  ja,  märe 
barin  nocifc  ferner  vorgegangen,  wenn  nid&t  Siner  meiner 
Dkmen^träger  ftd^  bätte  beigeben  laffen,  ein  nadb  Staub  unb 
äßürben  gee(/rte^  ^o^^e^  ^aupt  burcb  briefli^e  Sebeiligungen 
in  geredeten  Qoxn  ju  tjerfefeen.  S)ie  iJurcbt,  bei  allfäüiger 
ßntbedfung  aU  ^lamen^träger  meinet  S)oppelgängerS  jur  SSer? 
antwovtung  ge5ogen  unb  mit  bem  £obe  ober  wobl  gar  mit 
SBeituft  meinet  ^ilmt^  beftraft  §u  werben,  jwingt  mir  ein 
freiwillige^  ©eftänbnife  ab,  3cb  babe  gefehlt.  Sn^Uläi  aber 
üerfpredbe  iä^  feierlidb,  ba^  Wenn  man  mir  meine  greibeit  — 
bie  Äubweibe  —  wiebcr  einräumt,  ober  eine  SSergütung  t)on 


r 


Stteite  ^bt^eUung.  207 

fi^eit  X^alet  ^reu^ifd^,  glei^  ^oiet^el^^n  ©ulben  rl^einifcf^,  i&^r^ 
64  aud  bet  ®emeinbefaffa  groBgünftig  anioeift,  \d)  mxö^  fortan 
ob  nü^iget  Staatsbürger  benennten  werbe,  ber  idft  in  $rofa 
kKir  unb  bin,  foHte  xäi  audf  in  ber  SBefeffenl^eit  ber  ^oefie 
«nb  in  ber  Sorge  für  9labrung  unb  ^leibung  nocib  fo  ))er« 
Mitn^ä)  auiSgeartet  ^aben. 

^Qer  SBelt  geborfamfter 

©emtanüuS  äBal^aU, 

Lüfter  unb  Sla^tioüd^ter  in  3)ombau 

bei  ^ain  am  9l^ein. 


SMfxtxbtn  it^  AMxp  non  ißatern  an  iieii 
^(t)an|>telMrektor  Carl. 


(1844.) 


Äoj)f  in  SBal^aHa  auffteCien  »oKenber,  SBolfe  jum  93ier 
6pa^  madfeenbeni;  felbft  ergoßt  tierbanfe 

»obigeneigt 
§lobott)i(i). 


fttettttiirgefiiräd). 

(1853.) 

h  S5Bo  \)mavi^,  ©cbwager? 
2.  3)a  burcb. 

1.  3n  ben  Sumpf? 

2.  e«  ift  eine  „Uebergangg^epocbe". 

1.  ÜRodb  SttJci  Sdtritte,  fo  bleibft  bu  ftedten. 

2.  ffia«  foa  i*  aber  fonft  tbun? 
1.  Umfebren. 


208  eatiren. 

3wei  Briefe. 

L 

(1863.) 

SMcin  §ert! 
^69  \)ahe  S^nen  einen  mid^tigen  gunb  mit^utMI^n*  3<& 
lebe  auf  bem  Sanbe^  bemirt^fd^afte  int  Sommer  mein  t(eined 
©ütd^eii,  gebe  im  ^erbfte  auf  bie  3agb  unb  befd^&ftige  micb 
im  3Binter  jur  S^ftreuung  mit  ben  SBijTenfd^aften,  ober  x>xtU 
mebr  audfd|)Iie^U4  mit  SpracbmifTenfcbaft;  meil  i<i^  gefunben 
}u  ^aben  glaube,  bag  man  in  berfelben  o^ne  üiel  ®eift  bie 
n)i<btigften  ^ntbedungen  machen  !ann.  S)a  icb  sugleicb  tein 
greunb  T7on  bielem  Semen  bin,  bef(br&nfe  icb  micb  auf  bie 
beutfd^e  Spraye.  34  i&abe  au(b  bereite  ein  Sbiotiton  bet 
©cgenb  bon  ^oQabrunn  loerfa^t,  fonnte  aber  bid  iegt  feinen 
SSerlecjer  finben.  SSorigen  ^erbft  toar  icb  c^uf  ber  3agb  in 
6a(^fengang^  belanntli(b  am  SOtard^felbe.  6e^r  gut  aufge? 
nommen,  berbracbte  id^  einige  frol^e  5£age.  %n  einem  biefer 
^age  trieb  mid^  ein  natürlt(beS  ©efd^Aft  an  einen  Ort,  ben 
bie  ^nftänbigfeit  su  nennen  verbietet.  $ier  ft^nb,  getoo^re 
x(b  bor  mir  auf  bem  SSoben  ein  boppelted  ^rgamentblatt, 
offenbar  bie  fiu^ere  $üUe  einer  $apietternion,  bereu  innere 
^(dtter,  mei^  ®ott  5U  meld^em  Qmde,  abl^nben  gefommen 
maien.  9Bie  id^  ha^  bergilbte  Pergament  näl^er  betrachte, 
faOen  mir  bicr  barauf  gefd&riebene  SSerfe  auf  in  fej^r  un^ 
bebilfüd^er;  bal^ec  n}abrfd^einlid^  alter  Scbtift.    Sie  lauteten: 

3)a  ob'n  aufm  aSergl* 
^a  ft^en  gtoei  ^afen, 
S)er  eine  tl^ut  3itbem  fpicrn, 
S)er  anbre  tbut  blafcn. 

m\o  ein  a^olf^lieb.  6in  SSoÜelieb,  baS  toie  aüe  Siolf^fieber 
SUemanb  gemacht  bat,  ba^  naturmüd^ftg,  h)ie  einige  bon  ber 
ffielt  behaupten,  bon  felbft  entftanben  i%  3(b  »ar  glüdtlidb. 
3toar  fd^ien  ba^  Sieb  fe^r  abgefd(^madt,   \>a^   fmb  aber  bie 


Sweitc  ^IMldeilung.  209 

tnciftcn  SSolfglicber,  big  ein  ©elel[)tter  bcn  tiefern  Sinn  unb 
bic  S3ebctttung  l^eraugarbcitet.  gür  jebcn  gall  war  beutfd&cr 
§umor  barin,  ^afen,  bie  3^*^^^^  fpielcn  unb  blafcn!  SSiel^ 
lei^t  ein  ^rud^ftüd  auS  einem  )}tel^if(ben  ober  3;()ier^6poS. 
9ber  e§  foQte  beffer  lommen. 

SBabtcnb  idfe  ftnnenb  in  meinem  3i'W'"cr  auf  unb  nieber 
gebe,  !ommt  ber  !(etne  Qo\)n  be§  Partners,  ein  ^nabe  tion 
\täi^  ober  fteben  Salären,  tritt  an  ben  Sifd^  unb  fängt  an, 
meinen  ^unb  ^u  tefen^  ober  t^ielmel^r  ju  bud^ftabiren* 

Sa  ob*n  auf*m  Sergl' 

S)a  p|en  imi  —  aonge  «pauf«)  —  ©ad&fen. 

34  fa^re  auf,  ftürje  l&in.  SaS  ^  l^at  tt)ir!li(b  eine  Slebn^ 
Kdbfeit  mit  einem  6.  3wgleidb  weife  id^,  bafe  bie  spirans 
febr  b&ufig  in  ben  ^el^Uaut  6b  übergel^t.  ^(b  beftnbe  mid^  in 
6adbfengang.  ÜJleine  §afen  fmb  6afen,  6abfen,  6ad&fen.  S)er 
3lamt  beiS  OrteS  ift  erlldrt  ^n  @a(bfengang  ftnb  Sad^fen 
gegangen.  5lber  »ann?  2luf  eine  neuere  Kolonie  fann  man 
nidbt  fdbliefecn.  S)ag  SBoIf  fprid^t  bort  ein  fo  greuUd^eS  S)eutfcb, 
bafe  auf  eine  neuere  Slbftammung  tjon  2)re§bnern  ober  2Reifenern 
nidbt  ju  beulen  ift.  Sllfo  in  ber  SSorjeit,  in  ber  Urjeit.  2)a 
bot  lldb  mir  foglei^  SGßitteünb  unb  ^arl  ber  ©rofee  bar. 
Riebet  ftnb  bie  glauben^mut^igen  ©ad^fen  gefloben.  ^ort 
auf  bem  SScrgl'  —  SRun  ift  in  ©acbfengang  fein  93erg,  aber 
in  einiger  6ntfernung  ju  (SrofesSRufebacb  unb  ßrnftbrunn  bc* 
finben  fidb  einige  $ügel.  Sllfo  bei  örnflbrunn  \)a\)tn  fid^  bie 
üon  ben  grauten  verfolgten  ©ad^fen  gewenbet  unb  baben  il}ren 
@rimm,  ibren  $obn  ben  SBerfoIgern  entgegengcfdbleubert. 

S)a  oVn  aufm  SBergF  (bei  (Scnftbrunn) 

S)a   jt^en  jtoei   (mehrere)    §afen,    (3a    »obl   §afen! 

Söloen!) 
3)er  eine  tbut  3itbern  fpiern, 
S)er  anbre  tl^ut  blafen.    (2)a§  ©d^lacbtborn.    5?ommt  an, 

toenn  ibr'ö  lüatjt.) 

©tlllpttracT,  TOcifc.    M.  14 


210  ©Ottren. 

2Ba§  bag  Sit^erfpielcn  betrifft,  fo  ift  bamit  bie  ^oeftc  ge« 
meint,  nebft  ber  Xapferfeit  eine  ber  ^aupteigenfd^aften  unferet 

^urcb  biefe  ^rflärung  fe^t  fxä^  bie  ^anbfd^rift  au|er  oQen 
3n3cifel  ing  neunte  3a]^rl^unbert  unb  bürfte  ba^er  ber  in* 
tereffantefte  gunb  fein,  ben  bie  beutfd&e  Slltert^üntgwiffenfd^aft 
bi$  auf  biefen  %a^  gemalt  bat.  6pra(bti$  au(b  intereffant, 
»eil  barauS  berüorgebt,  bafe  baS  Ur?Ur*Urs©ä(brif<i&e  unferer 
beutigen  ^olfSmunbart  äbnU(ber  mar,  al^  unfere  6pracbforf(ber 
geiüöbniicb  glauben. 

3<Jb  bitte,  biefe  ßntbedung,  üerftebt  fiib  unter  Slennung 
meines  JlamenS,  einer  gelebrten  (Sefellfii^aft  mitjutbeilen,  gu« 
glei(b  au(b,  bafe  icb  bereit  bin,  bie  Originals^anbfcbrift  gegen 
eine  ber  9Bi(btigleit  ber  Baie  entfpred^enb^  ®eib)}ergütung 
einem  SJlufeum  ober  einer  Sibliotbet  ju  überlaffen. 


2. 

(1864.) 


SKein  §err! 

3cb  bttbe  bie  Ouoertüre  jum  Jlannbäufer  gebort  unb  bin 
entjüdtt.  ^ei^t  bal:  gegeniüärtig,  benn  mäl^renb  be§  Sln^ 
börenS  tbaten  mir  bie  Ob^en  jiemlidb  »eb.  3<b  bemerfte  aber 
glei(b,  bafe  eS  ft(b  bicr  ni(bt  um  ein  Vergnügen  für  baS  Obr, 
fonbern  um  ben  6inn  unb  bie  tiefere  ®ebeutung  banbte. 
Ueber  biefe  Sebeutung  waren  übrigeng  id^  unb  einige  neben 
mir  fi^enbe  ^unftfreunbe,  bie  bamal§  gleid)  mir  nicbt  einmal 
ben  Slitel  beg  2Bet!g  fannten,  febr  im  S^^J^iW» 

2)er  ßine  meinte,  bie  SRup!  brücfe  ben  ruffifd^-türlifd^en 
Ärieg  auS,  tüo  bie  $ofaunen  unb  S^rompeten  beg  d^riftlicben 
ßboralS  ben  2:obe§mutb  ber  S'lufien,  unb  baS  Sit^^"^"  '^^^ 
SBiolinen  bie  gurcbt  ber  S^ürfen  üerFinnlicbt,  obmobt  in  SCBabr^ 
beit  bie  Spürten  fi(b  ni(fet  febr  ju  fürcbten  fcbienen. 

Sin  Qvoäi^x  meinte,  eS  ftelle  ben  (^iSflo^  bar. 


r 


3»ette  mt^eilung.  211 

3»ci  Hnbere  bauten,  ber  (Eine  auf  tote  ßrfd&affung,  bcr 
Sntere  auf  ben  Untergang  ber  SBelt. 

6nbli4^  gab  un§  ein  freunbUdfecr  äRann,  (eiber  erft  am 
S^btffe  ber  Oubertürc,  bag  Programm  beS  S5erfaffer§.  SRun 
erft  mareit  noir  im  klaren  unb  befd^loffen,  bie[e  \)tnl\6)e 
OüMrtüre  bei  feiner  fpdteren  5luffü^rung  §u  berfdumen. 

Sin  alter  ^err,  ber  l^inter  un§  fa&,  meinte  jtt)ar,  man 
foötc  lieber  nur  ba§  Programm  lefen  unb  bie  aRuM  gar 
ni(it  ^oren,  um  bie  2Jleinung  bc^  5tonbid?terS  gang  ya  f äffen; 
aber  U)er  toitt  auf  £eute  achten ,  bie  l^inter  ber  3^it  inxüd' 
^Mxcim  ftnb? 

@d  lebe  ber  Sortf(i^ritt! 


ßunftgefiiräd^. 


Sicb^aber,  SBel*  foIof?a(c  gigur!  2ßa§  für  ^etWi'- 
niffe!  S)er  SRunb  ungeheuer;  bie  ©rübd^en  in  bcn  Söangen, 
baft  man  aUenfattiS  bie  ^Jauft  If^ineinlegen  tonnte.  Säd^erUd^! 
2tbf4euli*I 

Äünftler.  ÜRir  bdud^t,  6ie  l^aben  nid^t  ben  redeten 
Stanbpunft  gett)äl(^lt.  SBelieben  6ie,  etiüa§  5urücf zutreten. 
2)erlei  tt)iO  nid&t  fo  au§  ber  3Räl^e  betraci)tet  »erben. 

Öieb^aber.  ^^  liebe  bie  ^Silber  t)on  (eid&t  überfel)= 
barem  Tlai. 

^ünftler.  34  gleicbfads.  3dfe  üerftebe  aber  audfe,  bie 
barüber  $inau3gcl(^enbcn  ju  betradjten. 


fitndiPfitk  ane  mm  £ttcratiirblalt  vom  3al)rc  1900. 

^er  )5orübergcl&enbe  mitleib^wertl^c  3"^^"^  ^^  beutfdfecn 
Siteratur  im  öerftojfenen  Qal^r^unbcrt  nimmt  feinen  Einfang 
r>on  beti  fogenanntcn  ©efreiung^friegen  gegen  granfreid).    6^ 


212  ©atircn. 

rourbe  burcfe  biefelbcn  betn  füll  brütenbcn  bcutfd^cn  ß^atafter 
ein  pra!ttfd^eS  Clement  betgemtfii^t,  ba§;  meil  e^  nad^  futset 
^ffert^e^Senj  an  jeber  ^üd^ttgfeit  gut  ©eltenbmad^ung  an 
äugerm  £eben  fel^lte,  ftcb  auf  bad  innere  unb  namentlid^ 
auf  bie  ^oeFie  warf,  »o  c§  um  fo  unge^inbertcr  fortmud&crn 
fonnte,  aU  e^  §u  nid^tS  führte,  unb  enblid^  auc^  im  ^li^tö, 
b.  1^.  im  ©cfü^t  bcr  tjöüigen  Secrc  aufhören  mu^tc. 

©taat,  iRecfetöüerWItniffc,  S)emagogie,  SRcUgion,  baä  ob« 
jeftio  5öal(^re  fegten  fid&  al§  ©egenftänbe  ber  ^oepe  an  bie 
©teile  ber  gemüt^li(^en  Sbeale,  bie  frül^er  bie  S)eutfdten  trdu» 
merifdfe  entjücft  l^atten,  unb  felbft  h)o  fi^  ba^  SbeeHe  erhielt, 
warb  eg  burd?  bie  Slnforberungen  einer  l^od^mütl^ig  überreizten 
3eit  fo  in  bie  6uperlatit)e  getrieben,  bie  Sorfäge  liefen  fo 
ber  ^uSfül^rung§fä^ig!eit  vorauf,  ba^  batb  ganj  ^eutf(^Ianb 
einer  3rrenanftalt  glicfe,  in  ber  bie  Sollen  im  S^oru^  fcjferieen, 
inbefe  bie  SBlöbftnnigen  jellenweife  bummeS  3cug  trieben. 

3ur  Ueberreijung  ber  ®emütl()er  l;atte  nid&t  wenig  bie 
gerabe  vorausgegangene  golbene  $eriobe  ber  Siteratur  bei* 
getragen.  3)ie  SDleifterwerfe  aller  Seiten  unb  SSölfer  waren 
biirc^  Ueberfegungen  allgemein  jugänglid^  unb  ber  Gegenwart 
unb  fidb  felbft  untereinanber  fo  nal^e  gebraut  worben,  bafe 
ba§  Sid^tmeer  »on  SBortrefflicfefeiten  SBlöbfid^tige  notl^wenbig 
blenben  mu^te.  3)a5U  bie  eigenen  auggejeid^neten  SdbriftfteHer, 
bie  in  !aum  mel^r  aU  einem  einzigen  3Jlenfd&enalter  gleich« 
jeitig  ober  in  unmittelbarer  golge  bie  beutfd&e  Siteratur  grün^ 
beten  unb  bem  ^ulminationSpunlte  zuführten.  S)ie  Station 
fdbwinbelte.  6ie  fül^lte  bie  $Rot^wenbig!eit,  f\ä)  ju  fteigern. 
3wei  früher  if olirt  bageftanbene  ©ebred&en :  ^ebantilmuS  unb 
^l^antafterei,  würben  in  ber  Erregung  ftc&  n&^er  gebradfet. 
6ie  vereinigten  fxö),  unb  S)eutf erlaub  gebar  ein  bisher  nodfe 
nie  gefel()ene§  3roitterwefen  auS  feinem  Sd^oog:  pebantifd&e 
$l)antafterei,  ein  ^lonftrum,  ba§  bie  (Srbe  bi§  ba^n  nodfe 
nid?t  erblidtt  ^atte. 

5)ie  ^ranll}eit  War  im  orbentlid^en  SBege  nicfet  ^u  l^eilen, 
ba,  Moa^   bie   eine  Seite  beg  Uebel^  befämpfen  fonnte,   bie 


r 


3a>eite  ^bt^eitung.  313 

anbete  Derme^ren  raupte,  unb  e^  blieb  ballet  nic^t^  übrig,  aU 
ber  Itontagion  rul^ig  ju^ufe^eit;  mie  einem  brennenben  $aufe, 
bog  ben  Sßfd^anftalten  feinen  3ugang  barbietet. 

$rofa  unb  ^oefte  mürben  ba)7on  gleid^m&^ig  angeftedt 
tmb  %roat,  voxe  natürlidb,  int  entgegengefe^ten  Sinne,  ^enn 
als  eine  9)Uf(^ung  aud  !a(t  unb  ^eig  er^i^te  eg  ben  ^l^eil, 
ber  ^ätte  falt  fein  f ollen:  bie  $rofa,  über  ©ebü^r,  unb  er« 
faltete  bafür  baS  feiner  S'latur  nad)  Söarme:  bie  ^oepe,  bi§ 
ins  SBlar!. 

S)aS  ©innige,  »ag  nod^  aüenfall^  jur  ©ermnung  ^ätte 
}urüdrufen  fönnen:  bie  bel^anlid&e  Sw^^w'eifung  beS  SBer* 
fe^rten  üon  ©eite  be3  allgemeinen  SWenfcfeenüerftanbeg,  ber 
fidi  in  ber  Stimme  beS  ^ublüumg  augfpridfet,  fehlte,  »eil  e§ 
fein  ^ublifum  gab,  ober  biefe§  üielmel^r  feine  Stimme  l^atte. 
S)ie  Utfad^e  biefeä  SlbgangS  flammt,  bie  SSereinjelti^eit  unb 
Uncntfdbiebenl^eit  ber  S)eutfd^en  ungered^net,  nod&  aug  ber  3cit 
ber  ^öc^ften  SBlütl^e  ber  beutfd^en  Siteratur.  $ublifum  n&mlid^ 
ift  bie  einem  ©inbrucf  fidfe  ^ingebenbe  2Jlaffe.  2öag  jeber 
dinjelne  barunter  benft  unb  fü()lt,  ift  ol^ne  SBertl^.  SBag  auf 
bie  SMaffe  übergebt,  infoferne  fie  ÜRaffe  ift,  ber  gleid&mäfeige 
SBarmegrab,  ber  au§  ber  unmittelbaren  SBerül&rung  ftcfe  ent« 
tDtdelnb,  bie  einjelnen  Sefdferänftl^eiten,  fomie  bie  SSor^üge 
aufgebt,  bie  Sw^crftd^t,  bie  au§  ber  toed^felfeitigen  3"ftimmung 
entfteH  ^a3  ©efü^l  ber  aJlenf*^eit  al§  ®anje§  mit  2lu§= 
f^lie^ung  oller  Snbiüibualität,  bag  ift  e§,  tt)aä  ber  Stimme 
be§  ^ublifumS  feinen  l^o^cn  2Bert^  gibt  unb  ewig  geben  mirb. 

3)aS  ^ublifum  in  biefem  Sinne  l^atten  bie  jwei  größten 
©eiftec  unferer  ^Ration  feit  lange  ftd^  ade  SJlü^c  gegeben,  üon 
®runb  au§  ju  »ernid^ten.  ©oet^e  unb  Schiller  nämlid^,  an 
einem  unbebeutenben  Orte  lebenb,  mo  fie  aufeer  ber  Sage 
»aren,  bie  (Sro^artigfeit  biefer  ßrfcfceinung  au§  eigener  6r= 
fa^rung  fennen  ju  lernen,  f^}rad&en  bie  duNrfte  ©eringfdfed^igs 
feit  für  baS  ^ublifum  aul.  Sie  appellirten  an  ben  SBeifall 
ber  ©ebilbeten.  S)a  nun  aber  bie  S3i(bung  baö  (Srgebnife  beg 
3eitgeifte8  ift,  unb  loenn  biefer  ing  Slbfurbe  gerate,  auc^  bie 


214  Satiren. 

SBilbung  mit  ftd^  ik\)t,  inbe|  bie  allgemeine  äRenfd^ennatuc 
f\Ö9  gleid^  bleibt  Don  ^rfd^affung  beic  SBelt  bid  ju  intern  Unters 
gange,  fo  ift  leidet  ju  erfe^en,  ba^  mit  biefet  Subftituirung 
bur(baud  ni(i^td  gemonnen,  t)ielmebr  ein  ^^fiteronproteron 
ftatuirt  mar,  fte  ap)7e(Iirten  nämlid^  an  biejenigen,  bie  mit 
ibnen  im  gfeid&en  Stanbpunfte  ftanbcn,  inbcjj  eS  bod^  t)or 
Slllem  galt,  bcn  6tanbpun!t  felbft  ju  beurtbeilen . . . . 


ixsdftfttttöen. 


9a0  $lofter  bei  ^enikomir. 


^ad)   einer   aU   xoa\)x  überlieferten  iBegeben^eit 


^ic  6traWcn  fecr  untcrgcl^enben  6onnc  t)crgoIbctcn  btc 
Hb^&nge  eines  ber  retjenbften  Zf)SiUx  ber  ffioitoobfd^aft  6en« 
bomit.  SBic  jutn  Sd&eibefu^  mieten  fie  auf  ben  9Äauem  bcS 
an  ber  Djlfeite  fcnPerreid^  unb  iDol^nlid^  prangenben  Älofterg, 
als  eben  ^met  fRexUx,  t)on  tüentgen  S)ienem  begleitet,  ben 
Saunt  ber  gegenüberliegenben  §ügelfette  erreid^ten  unb,  t)on 
ber  9$efpergli)(fe  gental^nt,  nad^  furjent,  betrad^tenbent  ä^ermeilen 
i^rc  $ferbe  in  fc^firfem  S^rott  fe|ten,  tl^aleinmartg,  bem  Älo« 
fter  )u. 

3He  Äleibung  ber  fpdten  ®&fte  bejeid&nete  bie  grentbcn. 
SSreitgebrüdfte,  befieberte  $üte,  ba3  @IennIoIler  öom  bunfeln 
95ruft^amif(it  gebrüdt,  bie  ftraffanliegenben  Unterlleiber  unb 
bo^cn  ©tulpftiefel  erlaubten  nidfet,  fie  für  eingebome  ?5olen 
ju  Italien.  Unb  fo  »ar  e§  and),  2ll§  95oten  be§  beutfd^en 
ÄaiferS  jogen  fie,  felbft  2)cutf(i&e,  an  ben  $of  be§  friegeri* 
f^en  So^Äun  6obie§!^,  unb  bom  Slbenb  überrafd^t,  fud^ten 
jte  9lad^tlager  in  bem  t)or  il^nen  liegenben  ^lofter. 

S)a§  bereits  abenblid^  »erfd^loffenc  3;^or  hjarb  ben  ßin« 
laj^eifd^enben  geöffnet,  unb  ber  Pförtner  l^ieS  fie  eintreten  in 
bie  ger&umige  ®aftftube,  m  ßrfrifd^ung  unb  SRadfetrul^e  il&rer 
»arte;  obgleidfe,  wie  er  entfd&ulbigenb  j^injufelte,  ber  Slbt 
unb  bie  Äonuentualen,  bereits  jur  SBefper  int  k^ox  »erfant» 
ntclt,  jtdfr  für  l^eute  bie  95ehJiH!ontmung  fo  n)ertl()er  ©äftc 
t)erfagen  müßten.  S)ie  Eingabe  beS  etttJoS  ntifetrauifc^  blidfen« 
ben  SRanneS  toarb  burdb  ben  eintönigen  3itf^in^cn!lang  E^alb 
fpred^enb,  ^alb  fingenb  erl^obener  6tintnten  befröftigt,  bie,  auS 
bftmpfenber  ^eme  burd^  bie  l^aUenben  ©emölbe  ftd^  bintoin« 


220  2)a8  Ittoflcr  U\  @enbomtr. 

benb,  bcn  (5]&orgcfang  einer  geiftlid&en  ©emctne  beutlid^  genug 
bejetd^neten. 

S)ie  beiben  gremben  traten  in  ba§  angemiefene  ©emad^, 
h)el(tc§,  obglei^  tt)ie  ba§  ganje  Älofter  offenbar  erft  fcJt 
Äurjem  erbaut,  bod6  altertl&ümlid&e  ©pi^formcn  mit  aifxifU 
Ixö^ex  ®enauig!eit  nad&a^mte.  2Benige§,  bod&  anftänbigc^ 
©erdtlS^e  ttjar  ring§  an  ben  SßSänben  üertl^eilt.  S)ie  l^ol^cn 
Söogenfenfter  gingen  in§  greie,  mo  ber  im  Often  auffleigenbc 
Sölonb,  mit  ber  legten  Slbenbl&eHe  f&mpfenb,  nur  fparfamc 
Sd^immer  auf  bie  ©rl^ölfiungen  be^  ^üglid&ten  93obenS  toarf, 
inbefe  in  ben  galten  ber  Später  unb  unter  ben  SSdumen  be§ 
gorfteg  fid^  aUgemad^  bie  SRad^t  mit  il&rem  bunfeln  ®efolgc 
lagerte,  unb  ftiCie  SRul^e,  l^olb  t)crmifc^enb,  il^ren  Sdfeleicr 
über  SelebteS  unb  Unbelebte^  ausbreitete. 

S)ie  eigenen  3)iener  ber  Witter  trugen  SBein  auf  unb 
Slbenbfoft.  ßin  berbgefügter  3:ifd^,  in  bie  Srüftung  be«  ge« 
öffneten  95ogenfenfter§  gerüdft,  empfing  bie  emtübeten  ®äftc, 
bie,  auf  l^ol^e  ^rmftül^le  gelagert,  ftd^  balb  an  bem  ^aube« 
rifc^en  6piele  be§  SJlonblid^teg  ergö^ten,  balb,  ju  SBein  unb 
6peife  gurüdflel^renb ,  ben  Körper  für  bie  S^leife  bcS  nSd^ften 
SageS  ftärften. 

6ine  Stunbe  mod^te  auf  biefe  2lrt  »ergangen  fein.  ®ie 
SRad^t  war  üoHenbl  eingebrod&en,  ©lodenflang  unb  ©Jorges 
fang  Idngft  üerftummt.  S)ie  jur  SRuljie  gefenbeten  5)iener  Ratten 
eine  büfterbrennenbe  Simpel,  in  ber  SKitte  be§  ®emad&e§  l^dngenb, 
angejünbet,  unb  nod&  immer  fa^en  bie  beiben  SRitter  am  genfter 
im  eifrigen  ®efprdd&;  üieHeic^t  üom  Smd  i^rer  Steife,  offen« 
bar  t)on  2Bid&tigem.  S)a  pod^te  eg  mit  frdftigem  ginger  an 
bie  3^^üre  be§  ®emad&e§,  unb  el^e  man  nod&,  ungern  bie  Webe 
unterbrec^enb,  mit  einem:  „herein!"  geantwortet,  öffnete  p^ 
biefe,  unb  eine  feltfame  ^enfd^engeftalt  trat  ein,  mit  ber 
grage:  ob  fie  geuer  bebürften? 

5)er  Eingetretene  mar  in  ein  abgetragene^ ,  an  mel^reren 
Stellen  geflidfteS  SDlöncfellleib  gefüllt,  bag  fonberbar  genug 
gegen  ben  bcrben,  gebrungenen  Körperbau  abftad^.    Obgleid^ 


2)a3  mofier  6et  ©enbomir.  221 

t)on  Sntcr  f^on  etttjoi  gebeugt  unb  me^r  unter  afö  über  ber 

SRittelgrö^e,  toar  bo4  ein  eigener  2(u§bru(f  ion  6ntf(i^Iofyens 

l^cit  unb  Äraft  über  fein  ganje^  Söefen  t)erbreitet,  fo  ba^,  bie 

Aleibung  abgerechnet,  ber  95efd&auer  ben  SWann  eber  für  küt§, 

did  für  einen  fdeblid^en  ©obn  bec  ^ird&e,  erfannt  b&tte.    ^aax 

unb    Sart,  ))onnaI§  augenf(beinlid^  rabenfcbtoarj,  nun  aber 

übertDtegenb  mit  ®rau  gemifd&t  unb,  troft  ibrer  Sänge,  ftar! 

gcfr&ttfelt,  brftngten  fi(b  in  bid^tec  güCie  um  ©tirne,  SWunb  unb 

Mnii.   ®a§  Sluge,  flöfterlidb  gefenft,  bob  fi(b  nur  feiten;  »enn 

cS  aber  aufging,  traf  e§  mie  ein  ffietterfd&Iag ,  fo  grauenbaft 

funlelten  bie  fcbioarjen  6terne  au^  ben  afd^fal^len  SBangen, 

unb  man  füblte  fid^  erleid&tert,  wenn  bie  breiten  Siber  T^e 

mteber  bebecften.    60  befd&affen  unb  fo  angetban,  trat  ber 

SRdndbf  ^in  Sünbel  $olj  unter  bem  ^rme,  üor  bie  gremben 

bin,  mit  ber  ^age:  ob  fic  geuer  bebürften? 

SHe  Seiben  faben  ftcb  an,  erftaunt  ob  ber  feltfamen 
6rf(beinung.  Ignbeffen  fniete  ber  Tlbnö)  am  Äamine  nieber 
unb  begann,  gcuer  anjumad&en,  lie^  fi(b  aud&  bur(b  bie  Se« 
merhing  nid^t  ftören,  ba&  man  gar  nicbt  friere,  unb  feine 
üRül^e  überflüffig  fei.  S)ie  Mi)te  »ürben  f d^on  raub  r  nieinte 
er  unb  fubr  in  feiner  Slrbeit  fort.  S^adfebem  er  fein  2Ber! 
uoßenbet,  unb  ba§  %tvLCx  luftig  brannte,  blieb  er  ein  paar 
Slugenblide  am  Äamine  fteben,  bie  ^änbe  hjftrmenb,  bann, 
obne  fxä)  f(beinbar  um  bie  gremben  ju  befümmem,  fd^ritt  er 
fd^meigenb  ber  Sbüre  ^u. 

6d&on  ftanb  er  an  biefer  unb  b^tte  bie  Älinle  in  ber 
$anb,  ba  fprad^  ßiner  ber  gremben:  „SRunSb^  einmal  f^m 
feib,  e]&rtt)ürbiger  SBater  — " 

„Sruber!"  fiel  ber  Tlbwä),  mie  unwillig,  ein,  unb  obne 
pdb  umgufeben,  blieb  er,  bie  6tim  gegen  bie  S^bürc  geneigt, 
am  Gingange  fteben. 

„9lun  benn  alfo,  ebrtüürbiger  Sruber!"  fubr  ber  grembe 
fort,  „ba  Sl&r  fd^on  einmal  bier  feib,  fo  gebt  un§  2(uffd&luf3 
über  Einiges,  ba3  »ir  ju  tt)iffen  ben  SSunfd^  b^gen." 
„tJragt!"  f^)rad&,  ft(b  umwenbenb,  ber  2Jlönd&. 


222  ^ö8  Äfojier  bei  ©enbomlr. 

„So  tt)i|t  benn,"  fagte  ber  grembc,  „bafe  unS  bic  l^crr« 
lid^e  Sage  unb  Bauart  @ureS  ^(ofter^  mit  Setounberung  ex* 
füQt  l^at,  tjor  ^üem  aber,  ba^  e§  fo  neu  ift  unb  t>ox  Aur^em 
erft  aufgeführt  ju  fein  fcbeint." 

^ie  bunfeln  ^ugen  be^  W6nd)e^  l^^oben  ftd^  bei  biefer 
S'lebe  unb  If^afteten  mit  einer  ^rt  grimmigen  HuSbruded  auf 
bem  Spred^cnben. 

„S)ie  3eiten  fmb  öorüber/'  ful^^r  S)iefer  fort,  „mo  bie  ©r« 
ridfetung  fold^er  ©er!e  ber  grömmigfeit  nichts  Seltenes  loar. 
2öie  lange  fte^t  ba§  Älofter?" 

,,äöi6t  3^r  eg  üießeicbt  fd^on?"  fragte,  5U  »oben  blidenb, 
ber  aftön*,  „ober  »i^t  36r  e§  nid&t?" 

„9öennba86rfterc,  mürbe  \Ö9  fragen?"  entgegnete  ber  grembc. 

,ß^  trifft  fidfe  jumeilen/'  murmelte  Qener.  „3)rei  3a^rc 
ftel&t  bie&  Softer.  S)reiMg  Sa^re!"  fügte  er  üerbeffernb  ^inju 
unb  \a\)  ni(i&t  auf  Dom  SBoben. 

„2öic  aber  \)\e^  ber  Stifter?"  fragte  ber  grembe  toeiter. 
„SBel4  gottgeliebter  SWann?"  —  S)a  bra*  ber  üWön(j^  in  ein 
f^metternbeS  ^o^ngeläcfcter  auS.  S)ie  ©tul^llel^nc,  auf  bie  er 
fid^  geftü^t  ^atte,  brac^  fradfeenb  unter  feinem  Xtnd  jufammen; 
eine  §öüe  fdfeien  in  bem  ©liefe  su  flammen,  ben  er  auf  bie 
gremben  ridfetete,  unb  plötjlid?  getoenbet,  ging  er  fcfeallenben 
airitte^  jur  S^^üre  l^inau^. 

3Rod?  I^atten  fidfe  bie  Söeiben  bon  il&rem  (Srftaunen  nid^t  er« 
l;olt,  ba  ging  bie  S^ilre  t)on  5Reuem  auf,  unb  berfelbe  Tlönd) 
trat  ein.  2llg  ob  nicfctS  üorgofallen  tt)äre,  fcfcritt  er  auf  ben 
Äamin  ju,  loderte  mit  bem  Störeifen  baS  geuer  auf,  legte 
§Dl3  ju,  blies  in  bie  flamme.  S)arauf  ftc^  ummenbenb,  fagte 
er:  „^69  bin  ber  SD^linbefte  üon  ben  S)iencrn  biefeS  »gaufeS. 
S:ie  niebrigften  S)ienfte  finb  mir  jugetüiefen.  (Segen  grembe 
mufe  ic^  gefällig  fein  unb  autrcorten,  toenn  fie  fragen.  3^r 
l;abt  ja  aud&  gefragt?   2BaS  Joar  eS  nur?" 

„2öir  tooUten  über  bie  ©rünbung  biefeS  ^lofterS  2lul!unft 
einholen,"  fprac^  ber  Sleltere  ber  beiben  S)cutf(^cn,  „aber  (5ure 
fonberbare  Steigerung"  — 


5tüS  ÄloPer  bei  ©enbomir.  223 

„3a,  ja!"  faßte  ber  2Rön*,  „3^r  feib  grcmbe  unb 
fennet  Ort  unb  Scutc  nod^  nidfrt.  3d&  w5(fetc  gar  ju  gerne 
Gute  t^ötic^te  9leugierbe  utibefriebtgt  laffen,  aber  bann  !(agt 
S^t'd  bem  Slbte,  unb  ber  fd^ilt  mxä^  mieber  mie  bantaU,  aU 
i(b  bem  $a(atin  bon  ^lojf  an  bie  ^e^Ie  griff,  meil  er  meiner 
S&tcr  «amen  fdfiimpfte.  ^ommt  3^r  uon  SGßarfcfeau?''  ful^r 
et  nad^  einer  flelnen  SBeile  fort 

„Wix  ge^en  baJ&in,"  anttoortete  6iner  ber  gremben. 

„^a^  ift  eine  arge  6tabt/'  fagte  ber  SMöndfe,  inbem  er 

ft^  fe^te.    „Sller  Itnfrieben  ge^t  bon  bort  au8.    äBenn  ber 

Stifter  biefed  ^lofterd  nid^t  nad^  iBarfd^au  !am,  fo  ftiftete 

et  überiftaupt  fein  ^lofter,  ed  gäbe  feine  ^önd^e  ^ier,  unb  \d) 

tDftre  att(j()  leiner.   S)a  i^r  ni(Jbt  bon  bort^er  fommt,  mögt  i^r 

te^tlidbe  Seute  fein,  unb,  Sded  betrad^tet,  h)iQ  id^  eud^  bie 

^d^id^te  eq&^len.    Hber  unterbiec^t  mid^  nidftt  unb  fragt  nid^t 

toeiter,  »enn  idb  aufhöre.  Um  @nbe  fpred^'  id^  felbft  gerne  mieber 

einmal  babon.  —  äBenn  nur  ni(fet  fo  biel  älebel  ba}mifd^en 

(ftge,  man  fie^t  faum  ba^  alte  €tammf(!^log  burd^fd^immern 

—  unb  ber  SRonb  ft^eint  audfe  fo  trübe."  —  S)ie  legten  SBorte 

t)erbren  ftd&  in  ein  unberftänblid^e^  Gemurmel  unb  mad^ten  enb$ 

ti$  einer  tiefen  6title  $(a6,  mä^renb  melc^er  ber  ÜRönd^,  bie 

^Änbe  in  bie  toeiten  Slermel  geftedtt,  bad  ^aupt  auf  bie  SBruft 

gefunten,  unbeweglich  ba  fa|.  6d^ou  glaubten  bie  SBeiben,  feine 

Sufage  il^abe  i(^n  gereut,  unb  moQten  fopffd^üttelnb  ftd^  entfernen, 

ba  tid^tete  er  f\<b  plo^Ud^  mit  einem  oerftörften  ^t^^enijuge 

empor;  bie  borgefunfene  ^apuje  fiel  surädt;  baS  Huge,  nic^t  me(^r 

»ilb,  ftra^Ite  in  f aft  me^müt^gem  Sid^te ;  ec  ftü^te  bad  ^alb  bem 

äJlonb  entgegengekoenbete  $aupt  in  bie  $anb  unb  begann: 

,,@tarfd)end{9  l^ie|  ber  9Rann,  ein  (^raf  feineiS  Stammet, 
bnn  gel^örte  bie  »eite  Umgegenb  unb  ber  $(a(,  n)o  bie^ 
^lofter  fteH  2)amatö  mar  aber  nod^  fein  ^lofter.  $ier  ging 
ber  $flug;  er  felber  ^au^te  bort  oben,  mo  fegt  geborftene 
SRauem  bai^  Sßonblid^t  gurüdfmeifen.  ^er  ©raf  mar  ntc^t 
fc^Iimm,  menn  aud^  gerabe  ni^t  gut.  3^  Kriege  ^ic^  man 
i^n  tapfer;  fonft  lebte  er  ftitt  unb  abge[c^ieben  im  6d^loffe 


224  ^^^  itloper  bei  6cnbomir. 

feiner  SBäter.  Ueber  6ine§  munberten  fid^  bie  Seute  am 
aWeiften :  ttie  l^atte  man  il&n  einem  »eiblid&en  SDefen  mit  ^eu 
gung  juget^an  gefeiten,  fid^tlid^  »ermieb  er  ben  Umgang  mit 
grauen,  ßr  galt  bol^er  für  einen  aSBeiberfeinb;  bod^  mar  er 
feiner.  @in  t)on  SRatur  fd^üd^terner  ©inn,  unb  —  la^t  fe^^n, 
ob  W^  treffe!"  fagte  beraJlönd^,  inbem  er  fid&  aufrichtete  — 
„ein  über  2iüe§  gel&enbeS  95el^agen  am  Serife  feiner  felbft  l^attc 
il^m  bi§  bal^in  feine  Slnn&berung  erlaubt.  Slbmefenl^eit  öon 
Unluft  war  il&m  Suft.  —  $abt  i^r  nod^  min  übrig?  ®ebt 
mir  einen  Sedier!    S)er  ®raf  mar  fo  fd^limm  nid&t." 

S)er  SWönd^  trän!,  bann  ful^r  er  fort:  „60  lebte  6tar$ 
fd&en§!^,  fo  gebadete  er,  ju  fterben;  bod&  mar  e§  il^m  anberS 
beftimmt.  @in  Sfleid&Stag  rief  il^n  nad^  2Barfd&au.  *  Unmillig 
über  bie  SSerfel^rtljjeit  ber3Jlenge,  beren  3eber  nur  fid^  moHte, 
mo  eS  ba^  ^ol^l  be§  ©anjen  galt,  ging  er  eine^  ^benbS 
burd^  bie  ©trafen  ber  ©tabt;  fd^marje  SRegenmolfen  l^ingen 
am  ^immel,  jeben  Slugenblidf  bereit,  fid&  ju  entlaben,  bid^teS 
2)un!el  ringsum.  S)a  l^ört  er  plö^lid^  ^^inter  fid^  eine  meib? 
lid&e  ©timme,  bie  jitternb  unb  fd^lu^jenb  il^n  anf^ridfet:  SCöenn 
^\)x  ein  SOfleufd^  feib,  fo  erbarmt  (iud&  eine§  Unglüdlid^en ! 
SHafd^  umgemenbet,  erblidft  ber  ®raf  ein  3Jlftbd&en,  ba§  bittenb 
ibm  bie  §änbe  entgegen  flredt.  S)ie  S)un!el^eit  ber  SRad&t  lieft 
nid^tS  ßinjelneg  unterfd^eiben.  3)ie  Äleibung  fd&ien  ärmlich, 
^aU  unb  Slrme  fdfeimmerten  meift  burd&  bie  3laä)t  S)er  ®raf 
folgt  ber  95ittenben.  8^))n  ©d^ritte  gegangen,  tritt  fie  in 
eine  $ütte,  ©tarfd^en^fp  folgt,  unb  balb  fte^t  er  mit  i^r 
allein  auf  bem  bunleln  glur.  6ine  marme,  meid^e  ^l&anb  er^ 
greift  bie  feinige.  —  ©eib  3^1^  Orben^ritter?"  unterbrad^ 
fic^  ber  2Jlönd^,  gu  bem  Jüngern  ber  gremben  gemenbet. 
„2Ba§  bebeutet  ba§  ^reuj  auf  ßurem  SWantel?"  —  „3d&  bin 
3Raltefer,"  entgegnete  S)iefer.  —  ,,3^^  aud^?"  menbete  ber 
Tlönöi)  fid^  jum  3tt>ßiten.  —  „^einelmegö,"  mar  bie  2lntmort.  — 
„§abt  3]^r  2Beib  unb  ^inber?"  —  „Seibeg  ^att*  id&  nie."  — . 
„2öie  alt  feib  3br?"  —  ,,günf  unb  merjig."  —  „©0!  fo!" 
murmelte  fopfnidfenb  ber  ÜJlönd^.    S)ann  fu^r  er  fort: 


5Cq8  Älofler  bei  ©ciibomir.  225 

„Qin  h\^  bal&in  ungctannteS  ©cfü&I  ergriff  bcn  ©rafeu  bei 

)>€t  Serüi^rung  ber  tuarmen  $anb.    Sie  er^&^leu  ein  morgen: 

I&nbif  d^ed  HR&rd^en  Don  (Einem,  bem  ptö^Iid^  bie  (^db^  ))erliel^en 

toarb,  bie  @prad^e  ber  ä^ögcl  unb  anbern  ÜRaturmefen  ^u  i^er^ 

liefen,  unb  ber  nun,  im  Bdjaiten  liegenb  am  iBad^eSranb,  mit 

freubigcm  (Srftauneii  ring§  um  f\(b  überaQ  ^ort  unb  6inn 

bema^m,  h)o  er  bor^er  nur  ©er&ufd^  gehört  unb  Saute.    @o 

eti^ing  ed  bem  ®rafen.    @ine  neue  Seit  ftanb  )}or  i^m  auf, 

unb  bebenb  folgte  er  feiner  Sul&rerin,  bie  eine  !(eine  Sil&üre 

öffnete  unb  mit  i^m  in  ein  niebereS,  fci^tt)a(!^erleu4tcteg  3^"^' 

mer  trat. 

„S^er  erfte  ©tral&l  beS  2i(^te«  fiel  auf  ba§  ajldb^en. 
Starfc^cn8!p'3  innerfte«  SBefen  jubelte  auf,  ba^  bie  Wxxh 
Uftfeit  ge^^alten,  maS  bie  Sl^nung  berfprac^.  2)a^  aJläbdben 
toar  fdb5n,  fc^ön  in  jebem  Setrad^t.  Sd^toarje  fiodten  ringelten 
ficb  um  Stirn  unb  3latfen  unb  erl^oben,  mit  ber  gleic^gefarbtcn 
Wimper,  bi^  jitm  Sonberbaren  ben  ^üi  bed  ^eQblau  ftra^len« 
ben  Hügel.  ®er  SWunb  mit  üppig  aufgetoorfenen,  beinahe 
ju  tod^rotl^en  Sippen,  marb  feinelwegS  burcfe  eine  Heine  5Rarbc 
entfteHt,  bie,  aU  fdfemale,  »ei^licife  gefärbte  Sinie  fd^räg  ah 
Ȋrti  laufenb,  pdfe  in  ben  Karmin  ber  Oberlippe  verlor, 
©rubren  in  Äinn  unb  iBangen;  Stirn  unb  9Iafe,  »ie  t)icl* 
leicht  gerabe  ber  Maler  fte  nid^t  beult,  mie  fie  aber  meinen 
SanbSmänninnen  mol)t  fielen,  üoßenbeten  ben  2lulbrudt  be§ 
reijenben  Äöpfd^enS  unb  ftanben  in  fd^önem  6in!(ange  mit 
ben  formen  eines  jugleidfe  fd^lan!  unb  tjoll  gebauten  ÄörpcrS, 
beffen  üppige  S(^ön^eit  bie  drmlid^e  ^ülle  mel^r  ert)ob  oll 
tjerbarg.  —  3lxd)t  toal^x,  batjon  »i^t  3&r  md)i^,  SRaltcfer? 
3^/  ici,  bei  bem  alten  ÜJlöndfe  rappelt'S  linmal  mieber!  Sa^t 
un«  nocb  @inS  trinfen!  —-  So,  unb  nun  gut. 

„^er  ®raf  ftanb  t)erloren  im  Slnfcfeaun  beS  aJläbctenS  unb 
bemerke  faum,  baj  in  einem  Söinfel  ber  §ütte,  auf  mobern« 
beS  Strol^  gebettet,  einen  jerriffenen  Sattel  ftatt  beS  .^iffenS 
unter  bem  Äopfe,  mit  Sumpen  bebedtt,  tic  ^ammergeftalt  eines  , 
alten  SßanneS   lag,   ber   jefet  bie  ^anb   auS   feinen   ärm^ 

evMlpaxitt,  mtxtt.   XI.  15 


226  5Do8  Äloflcr  bei  ©enbotnlr. 

Ii(f)en  t^üKen  ^eröorftredfte  unb  mit  crlofd&cncr  Stimme  fragte: 
93ift  bu*g,  ßtga?  SGßen  bringft  bu  mir  ba?  —  $ier  ber  Um 
glüdflid^c,  fprad^  ba§  SWabd^cn  ju  6tarfd&en§!^  geloenbet,  für 
bcn  x(i),  burd^  äufeerfte  iRot^;  getrieben,  @uer  SWitlcib  anfprad^. 
(fr  ift  mein  SSater,  ein  ©beimann  »on  altem  ©tamm  unb 
5lbcl,  burd^  SBerfoIgungen  big  \)\ex})ex  gebracht.  —  Samit 
ging  fie  l&in,  unb  am  Sager  be^  ®rcife§  niebergefauert,  fud^tc 
fie  burd^  3ured^trüdfen  unb  2lu§breiten  in  bie  Summen,  bie 
il&n  bebedften,  einen  ©d^ein  bon  Slnftänbigfeit  unb  Orbnung 
ju  bringen. 

„2)cr  ®raf  trat  näl^er.  ßr  erfubr  bie  ©efd&id^te.  2)er 
üor  il^m  lag,  mar  ber  ©taroft  tjon  Safd^e!.  @r  unb  feine 
jmei  ©ö^ne  l^atten  fid()  in  |3olitifdf)e  SBerbinbungen  cingelaffen, 
bie  ba§  SBaterlanb  mißbilligte.  3^^^  Slnfd&Iftge  mürben  ent« 
becft.  2)ie  bciben  ©öl)nc  fammt  einigen  Uni)orfid&tigen ,  bie 
mit  il^nen  gemeine  ©ad&c  gemad&t,  traf  SSerbannung;  ber 
SBater,  feiner  ®üter  beraubt,  mar  im  ßlenb. 

„3ni  erften  Slugenblidte ,  alg  ©tarfd^en§!p  ben  S^lamcn 
Safdfee!  l^örte,  mußte  er  aud^  fd&on,  baß  bie  Sage  be§  Un? 
glüdflid^en  nid^t  ganj  unüerfd^ulbet  mar.  3)enn,  menn  er  aud(^ 
einer  unmittelbaren  3;(^cilnaj)me  an  ben  Slnfd^lägen  feiner 
©öl()ne  nid^t  gerabeju  übermiefen  mcrben  fonnte,  fo  \)aiit  er 
boc^  burd^  ßeid^tftnn  in  ber  3ugenb  unb  üble  SBirt^dfeaft  im 
üorgerüdten  2llter  feinen  ©ö^nen  bie  redfetlid&en  2öegc  be§ 
ßmporfommeng  fd&mierig  unb  Söagniffe  millfommen  gemad^t. 
2111  bieß  mar  bem  ©rafen  nid^t  »erborgen.  5lber  cg  galt, 
einen  Unglüdflid&en  ju  retten,  unb  ßlga'8  SSater  IS^atte  bcn 
berebtcftcn  gürfprec^er  bei  bem  Entbrannten  für  feine  Slod^ter. 

,,Safd(}c!  marb  in  eine  anftänbige  2öol^nung  gebrad^t,  er 
unb  feine  SCodfeter  mit  bem  iRot](>menbigen  bcrfeljien.  ©tar« 
fd(?en§!b  üermenbctc  feinen  Einfluß,  feine  S^erbinbungen ,  er 
ließ  fid^  bi§  ju  ©elb  unb  ©efc^enfen  l&erab,  um  bie  Söiebcr« 
^erftedung  bc§  Entfetten,  bie  ^üdfberufung  ber  SBerbannten  ju 
ermirfen.  ©lüdflid^ermcife  maren  bie  äußern  SBerl^ältniffe  längft 
vorüber,   meld(?e  bie  Slnfc^lftge  jener  Unüorfic^tigen  gefö^rlid^ 


3)a8  iMopcr  bei  ©enbontlr.  227 

gemalt  Ratten,  SJcrjcil^ung  warb  bctüidigt;  bie  SBemicfenen 
Tüftctcn  ft^  jur  ^eimlcl^r.  SMe^^rere  bcr  Unglüdfggcnoffcn  l^attcn, 
t^rent  Scid&tfmnc  treu,  ^icnfte  in  frembcn  Sanben  genommen; 
nur  Safci^e]^  beibe  6öl^nc  unb  ein  entfernter  SBermanbter  be3 
^ufeS,  OginSfp  genannt,  mad&ten  ©ebraudfe  t)on  bcr  fd^mer 
erlangten  ©rlaubni^.    Sftglid^  erwartete  man  i^re  Hntunft. 

,,®ie  SBiebergabe  t)on  Saf(^ef3  eingebogenen  ©ütevn  jeigte 
fi^  inbe^  aU  menig  9lu^en  bringenb.  ^dglid^  erfd^ienen  neue 
®(&ubtger.  ^auptftodC  unb  rücfftdnbige  3ii^fcn  tjerfdfelangen 
weit  ben  SDertl^  beS  t)oi-l^anbenen  Unbetoeglid^en.  6tarfc6cn§!p 
trat  in§  SJlittel,  be^al^Ite,  Derfd^ulbetc  feine  eigenen  ®üter 
unb  tonnte  bennod^  faum  einen  geringen  Sleft  ber  Stamm« 
befi|ungcn  aU  Pfropfreis  für  bie  3ulu«ft  retten. 

^©(udKd^cr  fd^ien  er  mittlernjeile  in  feinen  Semerbungen 
um  eiga'g  ^erj.  2lfö  baS  aJläbd^en  fi(i  jum  erften  Wak 
toieber  in  anftftnbigen  Kleibern  erblidfte,  flog  fie  il&m  beim 
Eintritte  auffd^reienb  entgegen,  unb  ein  lange  nad^gefül^lter 
ÄuJ  t)on  i^ren  brennenben  Sippen  lol&nte  feine  SSorforge,  fein 
5Bcmft]&n.  3)iefer  erfte  ^ug  blieb  freilidfi  öor  ber  §anb  aud& 
ber  lefcte,  nid^tS  beftomeniger  burfte  fic^  aber  bod&  ©tarfd^enStp 
mit  bcr  Hoffnung  fd&meid^etn,  il^rem  ^erjen  nid^t  glcid&gültig 
ju  fein.  Sic  toar  gern  in  feiner  (Sef eüf d^af t ,  fie  bemerlte 
unb  empfanb  feine  Slbtoefenl&eit.  Oft  überrafd^te  er  i^r  2lugc, 
ba§  gebanfenüoH  unb  betrad^tenb  auf  if)n  gel^eftet  »av;  ja 
einige  ÜÄale  tonnte  er  nur  burd&  fd&nelleS  Su^üdCjiel^en  Der« 
l^inbcrn,  ba^  nid^t  ein  Äu^,  ben  er  gar  ju  gerne  feinen 
Sippen  gegönnt  ^ftttc,  auf  feine  ^anb  gebrüdft  tvurbe.  @r 
toar  t)on  bcr  fd&önften  Hoffnungen.  S)od^  mit  einem  Wlak 
änbcrte  fi^  bie  Scene.  ßlga  marb  büfter  unb  nad&benfenb. 
SBenn  fonft  i^xt  !Reigung  für  Sctftreuungen,  für  Äleibevjier 
unb  SebenSgenu^  fid^  aufS  Seftimmtefte  au^fprad^  unb  mand^s 
mal  l^art  an  bie  ®rftnjc  beS  3ubiel  ju  ftreifen  fd^ien,  )o 
micb  fie  bie  ®efellfd&aft;  ftreitenbe  ©ebanfen  jagten  \l)xc 
SBolfcn  über  bie  fd&öngeglättete  Stirne;  baS  getrübte  5Xuge 
fprac^  bon  X^r&nen,   unb  nid^t  feiten  brängte  pc^  ein  eim 


228  2)ad  jtloßet  bei  Senbomir. 

jelner  ber  ftörenben  ®afte  unter  ber  fd^neK  gefenlten  äBimpet 
i^eröor.  ©tarfd^en§!\?  bemerke,  loic  ber  SSatcr  jte  bann  cmft, 
beinal^e  brol^enb  anblidte  unb  eine  erfünftelte  $eiterfeit  bad 
Seftreben  beS  9R&b(i^en§  bejetd^nete,  einen  l^etntlic^en  ftummer 
in  unterbrüden.  @inntal,  raf$  burd^d  fßoxQemaä)  auf  bte 
3:^fire  beS  (Smpfangjintmerd  ^ufd^reitenb,  ^örte  @tarfd^endl9 
bie  6timme  bcS  ©taroftcn,  ber  auf«  $eftigfte  erjümt  fd&ien 
unb  ftd^  fogar  jiemlid^  gemeiner  ^uSbrüde  bebiente,  S)er  ®raf 
öffnete  bie  3^1^üre  unb  ^a\)  ftd^  ringS  um,  erblidte  aber  lein 
3)ritteiS,  nur  bie  Siod^ter,  bie  nid^t  meinenb  unb  l^dd^fl  ex9 
j^ijt,  üom  Sater  abgefeiert,  im  genfter  ftanb.  ^I^r  mußten 
jene  ©(^eltmorte  gegolten  l^aben.  3)a  marb  ed  fefter  Snt^ 
[(i^Iu^  in  ber  ©eele  be§  ®rafen,  burd&  eine  rafc^e  äBerbung 
um  @(ga*^  $anb  ber  marternben  Ungen)i(^eit  beS  SSerl^ält« 
niffe§  ein  @nbe  ^u  maci^en. 

„Söäl^renb  er  fid^  fui^e  3eit  jur  Slu^fül^rung  biefeiJ  SSor« 
fa^eS  nal^m  unb  @lga'S  t)orige  $eiterfeit  naä)  unb  nad^  gurflds 
tel^rte,  langten  bie  m^  ber  SSerbannung  l^eimberufenen  Sn« 
gel^örigcn  an.  ßlga  fd&ien  meniger  greube  über  ben  SBiebcr« 
befi^  ber  fo  lange  entbel^rten  SSrüber  gu  empfinben,  afö  ber 
®raf  üoraulgefe^t  l&atte.  2lm  Sluffadenbften  aber  »ar  il^re 
fc^roffe  Äälte,  um  e§  nid&t  ^ärte  ju  nennen,  gegen  ben  ®es 
fäl^rten  üon  i^rer  Srüber  ©d&ulb  unb  ©träfe,  ben  armen 
Setter  Oginllp,  ben  [\e  !aum  eineg  93lidEe§  »ürbigte.  ®ut 
gebaut  unb  ttjol^l  au^felj^enb,  tt)ie  er  ttjar,  fd^ien  er  eine  fold&e 
Slbneigung  burd^  nid^tS  ju  »erbienen;  tjielmel^r  mar  in  feinem, 
beinal^e  ju  unterwürfigen  Benehmen  baS  ©treben  fid&tbar,  ftd& 
um  bie  gute  SWeinung  Don  ^ebermann  ju  bemerben.  Äeine 
§ärte  tonnte  i^n  aufbringen;  nur  fd^ien  i^m  freilid^  jebe  ®es 
legen^eit  erttjünfd&t,  ftd^  ber  beinaljie  üerädetUc^en  Se^anblung 
6(ga*g  ju  entjiel&en.  3ule^t  öerfd&manb  er  ganj,  unb  Jliemanb 
mu^te,  tüo  er  If^ingefommen  mar. 

„^un  cnblicfe  trat  ber  ®raf  mit  feiner  Semerbung  ^eröor. 
S)er  alte  ©taroft  meinte  greubent^ränen,  ßlga  fan!  fd^am^ 
errötl)enb  unb  fprad^lo^  in  feine  Slrme,  unb  ber  Sunb  mar 


IDaS  Itlofier  bei  @enbomtr.  229 

gef^loffen.     Saute   gcftc  toerfünbctcn   ber  §auptftabt  6tar« 

f^^dt))*^  ®lü(f,  unb  »iebcrl^olte,  jal^lrcid^  bcfud^te  gc[te  üer^ 

Merten  i^n  ber  aflgemeinen  S^eilnal^me.   ^urd^  eine  (SJ^ren^ 

bciMenfhtng  am  $ofe  feftgel^alten,    lernte   er  balb   {td^  in 

iSkr&uf4  unb  ©(anj  fügen,  ja  voo^  %ai  baran  ißergnügen 

jinbeit^  »cnigfteng  infomeit  6(ga  e3  barin  fanb,  beren  ©efc^matf 

für  raufcibenbe  Suftbarfeiten  fx6)  immer  beftimmter  auSfprad^. 

9(ber  toor  fte  ni^t  junc^,  war  fte  nid&t  fc^ön?   §otte  nid^t, 

nadb  langen  Unfällen,  jebe  Suft  für  fie  ben  boppelten  [Reij, 

als  Suft  unb  als  neu?  ^er  ®raf  gewährte  unb  mar  glüdfUc^. 

9lttT  ^neS  fehlte,  um  i^n  gan^  felig  in  mad^en:   fd^on  mar 

ein  )>oQeS  ^af)x  feit  feiner  SSermä^lung  ))erftnd^en,  unb  @(ga 

gab  nod^  feine  Hoffnung,  äRutter  ju  merben. 

„^odi  ^loglid^  marb  ber  9lauf^  beS  (^lMl\6)m  auf  eine 
nodb  weit  empfinblid&ere  SBeifc  geftört.  6tarfc6en§l^'§  ^au^^ 
loertDalter,  ein  aU  reblic^  erprobter  STOann,  erfd&ien,  trübe 
SBolfen  ouf  ber  gefurd^ten  Stirn.  9Man  fd^lofe  fufe  ein,  man 
rec^ete,  man  oerglid^,  unb  eS  geigte  fid^  balb  nur  ju  beutlic^, 
ba^  burd&  ®a§,  »aS  für  6lga'§  SSermanbte  gef4e](>cn  mar, 
burdb  ben  fd^ranfenlofen  Slufmanb  ber  legten  3eit,  beS  ©rafen 
SJermögenSftanb  erfd^üttert  mar  unb  fdbleunige  SSorforge  er^ 
tcifd^te.  S)oS  ©(^limmfte  §u  biefer  Sermirrung  Ratten  ßlga*S 
beibe  fflrüber  get^an.  SBie  benn  überhaupt  baS  Unglüd  nur 
SBefierungSfä^ige  beffcrt,  fo  mar  bic  2lüeS  üerfd^lingenbe  ©e^^ 
nugliebe  beS  leid^tfertigen  $aareS  burd^  bie  lange  @ntbel^rung 
nur  nod^  gieriger  gemorben.  ^uf  bie  ^af|e  beS  ©rafen  mit 
i^em  Unterhalte  angemiefcn,  Ratten  fte  ben  überfdbm&nglid^ften 
®ebraud&  öon  biefer  3w9eft«&ung  gemad&t,  unb  nac^bem  ber 
in  ©eligfeit  fdbmimmenbe  ®raf  auf  bie  erften  2lnfragen  feiner 
beforgten  ©cfd^äftSleute  ungebulbig  bie  Slntmort  ertl&eilt  l^atte: 
man  foQe  ed  nid^t  ju  genau  nehmen  unb  feinen  ©d^mägern 
geben,  moS  jte  bebürften,  mar  balb  be§  gorbernS  unb  3lei)i 
mens  lein  6nbe. 

„3)er  ®raf  überfa^  mit  dinem  iBlidte  baS  Sebenflicte  feiner 
Sage,   unb  orbnungSliebenb  mie  er  mar,   Ijatte  für  i^n  ein 


230  2)a8  j^lofter  bei  @enbomir. 

rafd^e§  Untfel^ren  Don  bent  eingefd^Iagenen  Sautnelpfabe  nid^tS 
^eängfttgenbeS.  ^ur  ber  ©ebanfc  an  dl^a  ntad^tc  il^m  hanqt. 
S^irb  ba§  l^eitere,  in  unbefangenem  {^roJ^finn  fo  gern  ^im 
fd&mebenbe  Söefen  — ?  Slber  eS  mufetc  fein,  unb  bcr  ®raf 
tl^at,  maS  er  ntu^te.  9Jlit  flopfenbem  ^erjen  trat  er  in  (SIga'd 
©cntac^.  Hber  mie  angenel^m  marb  er  überrafd^t,  aU,  ba 
er  !aum  bie  3Serl^&ltnif[e  au^einanbergefegt  unb  bie  92otl^tt)en« 
bigfeit  gefc^ilbert  l^atte,  bie  6tabt  ju  )7erlaffen,  um  auf 
eigener  6c^olIe  ben  fieid^tfinn  ber  Ie^t))erflof[enen  3^it  mieber 
gut  ju  mad^cn,  al^,  bei  ber  erften  ^nbeutung  fd^on,  @Iga  an 
feine  Sruft  ftürjte  unb  fid^  bereitmiHig  unb  erfreut  erllÄrtc. 
S5Ba§  er  motte,  toa^  er  gebiete,  fie  »erbe  nur  gel^orfam  fein! 
^abei  ftur^ten  ä^l^vänen  au§  i^ren  ^ugen,  unb  [xt  märe  ^u 
feinen  gü&en  gefallen,  menn  er  eg  nid&t  üerl^inbert,  fic  nidbt 
emporgel^oben  ^ätte  ju  einer  langen,  B^it  unb  ^u^enmelt 
auf^ebenben  Umarmung. 

„^Qe  ^nftalten  jur  ^breife  tourben  gemad^t.  ©tarfd^eniSfp, 
ber,  »on  Sugenb  auf  an  ©infamfeit  gemol^nt,  alle  greubcn 
be§  $ofe§  unb  ber  6tabt  nur  in  ber  greube,  bie  feine  (Sattin 
baran  jeigte,  genoffen  l^atte,  fegnete  beinal^e  bie  Unfälle,  bie 
il)n  Strängen,  in  ben  6d^oo^  feiner  Idnblidfeen  ^eimat  jurüdt« 
jufel^ren.  ßlga  padfte  unb  forgte,  unb  in  ben  erften  Sflad^s 
mittagSftunben  eineS  loarmen  9Jlaitage§  koar  man  mit  Giften 
unb  $adfen  in  bem  altertlj^ümlidben  ©tammfc^loffe  angefommen, 
bal,  neu  eingerid&tet  unb  auf^  S3efte  in  8tanb  gefegt,  burd(> 
Sflad^tigallenfd&lag  unb  S3lütl^enbuft  »etteifernb  erfegte,  toaS 
ein  »erirö^nter  ©efd^madf,  ein  SJergleid^  mit  ben  $aläften  bcr 
Stäbte,  allenfalls  l&ätte  Dermiffen  fönncn. 

„S3alb  nad^  bcr  Slnfunft  fd&ien  fiä)  jum  S^^eile  aufäuflären, 
toaxnm  @lga*n  bie  ^enberung  ber  bisherigen  SebenSmeife  fo 
leicht  geworben  tt)ar.  6ie  ftanb  in  ben  erften  SMonaten  einer 
bis  jegt  ijerl^eimli^ten  ©^»angerfd^aft,  unb  Starfd^enSf^,  mit 
ber  (Erfüllung  aller  feiner  SBöufd^e  überfd^üttet,  fannte  feine 
©ränje  feines  (SlüdtS. 

„grühling  unb  6ommer  »erftric^en  unter  Idnblidfeen  (Sr* 


2)a8  Stio^tx  bei  €enbomtr.  231 

95t^U<i^!etten,  otbnenben  Stnrtd^tungen  unb  froren  ^rmartutt: 
gen.  SCId  bad  Saub  gefaQen  mar  unb  rau^e  Stürme,  bic 
crften  Soten  bc8  5Bintcr3,  an  ben  genftern  bei  6c^Ioffel 
rüttelten,  na^te  6Iga'n  bie  erfel^nte  unb  gefürd^tete  Stunbe: 
fie  gebar,  unb  ein  engelf(j^5neS,  Heiner  3Rab^cn  marb  in 
bie  Hrme  bed  @rafen  gelegt,  ber  bie  %od)Ux  mit  fegnen? 
ben  S^&nen  bene^te.  Seicht  überftanben,  lüie  bie  Geburt, 
ttmren  bie  %olQen,  unb  @lga  blühte  balb  miebcr  einer  9^ofe 

glei*. 

„€ot)iel  günfttge  ^orf&Qe  mürben  leiber  bur(^  unange^ 
ne^me  fflaäfxx^Un  aul  ber  .^auptftabt  unterbrochen,  ^er  alte 
Storofl,  @lga'l  Sater,  mar  geftorben  unb  l^atte  feine  Umft&nbe 
in  ber  größten  3«^ttung  ^interlaffen.  S)ie  beiben  Sö^>ne, 
In  i^rer  totten  Scrfd&menbung  nidjt  mel^r  t)on  i^rem  bebäc^t« 
lid^tt  gemorbenen  ©d^mager  unterftü^t,  l^&uften  Sd^ulben  auf 
Sd^ulben,  unb  it^re  @(dubiger,  bie  in  Hoffnung  auf  ben  3lad)i 
Ia|  bed  alten  SoterS  §ugemartet  Ratten, ifa^en  ftd^  gum  Steile 
in  il^rer  ^rmartung  baburd^  gctaufd^t,  ba^  in  bem  Seftamente 
be^  Storoften  eine  betrÄd^tlid^e  Summe,  in  golgc  einer  frül^cr 
gefd^^enen  förmlid^cn  Sd^enfung,  an  jenen  armen  Setter 
Ogindf^  überging,  tiefer  Setter  mar,  mie  befannt,  feit  länger 
rer  3«^*  t)crfd()munben.  6r  mu^te  aber  bod^  nod&  leben,  unb 
fein  Slufent^alt  nid&t  Scbermann  ein  ©e^eimni^  fein,  benn 
bie  i^m  befümntte  Summe  marb  geforbert,  übernommen,  unb 
bie  Sad^e  blieb  abgetl^an. 

,,3^  ben  Serfd^menbungen  ber  beiben  Safcfeef  gefeilten  fid^ 
überbie^  nod^  @erüdbte,  aU  ob  fte  ncuerbingS  i^erbotene  Uxit 
fd^lftge  Regten  unb  Parteigänger  für  lanbc^fd^äblic^e  ^cue? 
rungen  mürben.  Starfd^enSlp  fal^  ftd^  aufS  Ueberlaftigfte  von 
feinen  S(!^mAgem  unb  i^ren  ©laubigem  beftürmt,  er  mieS 
aber,  nad^bem  er  getban,  maS  in  feinen  Gräften  ftanb,  alle 
meitere  Xnforberung  ftanb^aft  t)on  ftd^  unb  (latte  bal  Ser$ 
gnügen,  @lga'n  in  i^ren  ©eftnnungen  mit  ben  feinigen  ganj 
übereinftimmen  §u  feigen.  3a,  all  bie  Srüber,  gleidfefam  sum 
legten  Serfud^,  fxdf  auf  bem  Sdbloffe  bei  ©rafen  einfaiiben. 


■] 


232  ^aS  Stlofitt  bei  @enbomir. 

fallen  fie  fid^  Don  ber  6d&tt)cftcr  mit  SSormürfcn  übcr^iftuft, 
unb  man  fcfeieb  bcinal^c  in  geinbfd^aft. 

„So  gingen  mel^r  aU  jmei  ^a^xe  vorüber,  unb  bcr  gricbc 
be§  ^aufeg  hlü\)te,  nad^  überftanbencn  ©turnten,  nur  um  fo 
fdfeöner  empor.  Ba\)  [lä)  glei(i&  ber  ©raf  in  feinen  Sßünf Aen 
naä)  einem  männlid^en  ©tamml^alter  fortmäl^renb  get&ufd&t,  fo 
»enbete  fiä)  bafür  eine  um  fo  größere,  eine  ungetl^eilte  Siebe 
auf  ba§  tl^eure,  einjige  Äinb. 

,,5?aum  fonnte  aber  aud^  etma§  JReijenbereS  gebadfet  merben, 
aU  ba§  Heine,  rafd^  pcfe  entioidEelnbe  SMäbd^en.  3«  aUen 
fd^on  angefünbigten  formen  ber  ÜRutter  2lbbilb,  fd^ien  fid^ 
bie  f(3&affenbe  SRatur  bei  bem  Ifjolben  Äöpfd^en  in  einem  feit« 
famen  ©piele  gefallen  ju  \)ahen,  9Benn  @Iga  bei  ber  ©d^märje 
il^rer  ^aare  unb  Srauen  burd&  ein  l^eöblaueä  Sluge  auf  eine 
eigene  Slrt  reijenb  anfpradfe ,  fo  war  bei  bem  Äinbe  biefe  Ser« 
fel^rung  be§  ©ettjöl^nlid^en  nad^geal&mt,  aber  mieber  berfe^rt; 
benn  golbene  Soden  ringelten  ftd^  um  baS  jierlid^e  $&uptd^en, 
unb  untet  ben  langen  blonben  SBimpern  barg  fidfc,  »ie  ein 
D^auber  t)or  ber  ©onne,  ba§  gro^e,  fd^marjroHenbe  ^uge.  S)er 
@raf  fd^erjte  oft  über  biefe,  mie  er  e§  nannte,  auf  ben  ^opf 
•geftellte  Sle^nlid^feit,  unb  Glga  brüdte  bann  ba§  Äinb  inniger 
an  fid^,  unb  il^re  Sippen  Ijjafteten  auf  ben  gleid&gefd^meHten, 
ftral^lenben  bon  gleid&em  SRotl^. 

„S)er  0raf  mibmete  alle  ©tunben ,  bie  er  nid&t  ben  \)än^i 
lid&en  greuben  fd^enfte,  einjig  ber  SBieberJ^erfteHung  feiner, 
burd^  bie  unüberlegte  greigebigfeit  an  (llga*§  SBermanbte  l&erab^ 
ge!ommenen  ißermögen^umftänbe  unb  ber  SSerbefferung  feiner 
©üter.  2;agelang  burd^ging  er  SKeierl^öfe  unb  grud^tfd^euem, 
©aatf eiber  unb  ^ol5f d^ldge ,  immer  tjon  feinem  §augöertt)altcr 
begleitet,  einem  alten,  reblid^en  3Jlanne,  ber,  toom  SBater  auf 
ben  ©ol^n  »ererbt,  beffen  ganje^  SSertrauen  befafe.  ©d^on  feit 
längerer  Seit  bemerfte  ©tarfd^en§!p  eine  auffallenbe  S)üfter^eit 
in  ben  3ügen  beg  Sllten.  Sßenn  er  unt)ermutl^et  fid&  nad^ 
i^m  ummenbete,  überrafdfete  er  bag  fonft  immer  l^eitere  Sluge 
beinal^cmel^müt^ig  auffid^  geheftet.  S)o(6  fd^ioieg  ber  2Jlann. 


S>a9  ftUfttt  6ei  ^enbomir.  233 

„®nfl,  afö  ®cibc  b!c  $i|c  cincä  brenncnben  SBormittage^ 

mit  bcn  Sd^nittern  getJ^eilt  l^atten  unb  ber  ©raf ,  im  6(j&attcn 

ehted  ^lenbufc^e^  gelagert,  mit  S3e]^agen  einen  ^run!  fcifd^en 

^affetd  ati§  ber  i^anb  feinc§  alten  S)iener3  empfing,  ba  rief 

biefer  loSbredfeenb  anS:    2Bie  \)txxl\^  Sottet  6egen  auf  ben 

Selbem  fielet!  3Bie  glü(!li(j&  fid&  ber  SSepler  t?on  bem  SlHen 

füllen  tttuJI  —  S)a§  tl^ut  er  aud^,  entgegnete,  lopfnicfenb 

unb  |u  »ieberl^oltem  3^rinfen  anfe^enb ,  ber  ®raf.  —  (Sg  bc* 

greift  fid&  aUenfaHS  nodfe,  ful^r  ber  2llte  fort,  mie  e8  in  ben 

St&bten  Unjufriebene  gibt,  bie  an  6taat  unb  Drbnung  rüt« 

teln  unb  benen  bie  ©eioalt  nid^t^  ^u  ^an!e  mad^en  fann, 

aber  auf  bem  Sanbe,  in  Söalb  unb  gelb,  fül^It  man*3  beuts 

li(!^,  ba^  bod^  am  (Snbe  ©ott  allein  SlHeS  regiert;  unb  ber 

^at*^  nod^  immer  gut  gemad^t  bi§  auf  biefen  Slugenblid.  ^ber 

bie  Slul^eftörcr  l^aben  feine  Sflaft,  bis  fie  SllleS  bermirrt  unb 

jcrrüttet,  SSater  unb  SSruber  in  il^r  3fle|  gejogen,  ©d^toefter 

unb  ©d^to&ger.    ©otteS  SSerberben  über  fiel  —  S)er  ®raf 

toar  aufgeftanben.    3^  ^^^^^^  tool^l,  fprac^  er,  ba^  bu  auf 

meiner  grauen  Srüber  jielft.    ^aft  bu  etma  neuerlidfe  bon 

i^nen  gel^ört?  —  3)a  fiel  ber  alte  2Rann  plofelidb  ju  ©tar« 

fd^enSf^'S  güfeen,  unb  in  l&ei^e  3^^rdnen  auSbred&enb,  rief  er: 

$err^  la^t  @ud^  nid^t  tjerlodfenl    S)enft  an  SBeib  unb  ^inb! 

2ln  fo  2»and^e§,  »aS  ^\)x  befi^t!    2ln  @urer  SBäter  rul^m^ 

teürbigen  Samen!  —  2Ba§  fommt  bir  an?  jürnte  ber  Oraf. 

—  $err,  rief  ber  2llte,  ßure  ©dfemäger  fmnen  Söfeg,  unb 

31&r  »ijt  um  i^r  SSorl^aben!  —  ©prid^t  ber  Söal^nfinn  au§ 

bir?  fd^ric  Starfd&enSfp.  —  3d&  »ei^,  toa§  id)  fage,  entgegs 

nete  ber  2(lte.    ©in  SSertrauter  (Surer  ©c^Äfiger  fommt  ju 

6udt  ^eimlid^  aufg   Sd^lo^.     §eimlid&   h)irb  er  eingelaffen. 

2lagelang  liegt  er  in  ber  l^albberfaHenen  SBarte  am  meftlid^en 

Snbe  ber  Xlf/iergartenmauer  berborgen.  —  2öer  fagt  ba§?  — 

3<^f  ber  id&  i^n  felbft  gefe^^en  Ij^abe.  —  ^eimlid^  aufS  6d^lo^ 

fommcnb?  —  ^eimli*  aufg  ©d^lofe!  —  Söann?  —  Oft!  — 

Sin  Sertrauter  meiner  6d&tt)&gcr?  —  3n  SGBarfd^au  fa^  id& 

i^n  an  i^rer  Seite.  —  SGBei^t  bu  feinen  SRamen?  —  ^uc^  ift 


234  5DaS  Aloftet  (ei  6enbomtr. 

lool^Ibefannt,  ba^  td^  nur  Einmal  in  ^arfd^au  mar,  unb  ba 
l^atte  ii)  SBid^tigered  in  @urem  2)ienfte  )u  fd^affen,  aU  midb 
um  bie  tarnen  t)on  (Eurer  Sd^iudger  ^o^lreid^en  3^d^d^^Qeii 
5u  befümmem.  Slber,  ba^  id^  il^n  mit  il^nen  ^af),  be^  bin 
i(^  gett)i^.  —  3u  »el^cn  ©tunbcn  fal^ft  bu  il^n  aufjJ  @(J^Io| 
lommen?  —  SRadfet^l  —  6tarf(Jen§!p  fd&aubcrte  unwiCttürlid^ 
jufammen  bei  biefer  legten  Slntmort,  obgleidb  eine  lurje  Se^ 
ftnnung  ibm  fo  Diele  mögliche  @r!C&rungSarten  biefer  rdtl^fet 
l^aften  Sefud&e  barbot,  ba^  er  bei  feiner  SRad^l^aufefunft  fd^on 
mieber  beinal^e  gang  rul^ig  mar.  9flur  fragte  er  mie  im  9}or< 
beigeben  (Stga*n:  ob  fie  fdfeon  lange  feine  SRadferid^t  Don  i^ren 
SBrübem  erl(>alten  })aht^  —  6eit  fie  juCeJt  felbft  l^ier  maren, 
{eine,  entgegnete  fie  gang  unbefangen,  ^er  ®raf  gebot  bem 
alten  J^au^Dermalter,  bem  er  feine  patriotifd^en  Seforgniffe 
leidet  auSgerebet  l^atte,  ba§  tieffte  ©tiSfd^meigen  über  bie 
gange  Sadbe,  befd^tojs  aber  bod^,  mo  möglid^  näl^er  auf  ben 
®runb  ju  feigen. 

;, Einige  3cit  Derftrid^,  ba  mar  er  eineS  9lad^mittag^  gu 
$ferbe  geftiegen,  um  eine  feiner  entferntem.  Sefijungen  'ju 
befud&en,  mo  er  me^^rere  3^age  jubringen  modte.  Sd^on  l^atte 
er  einen  guten  %^^\l  be§  2öcgeS  gemad^t,  unb  ber  Slbenb  fing 
an,  etngubred^en,  ba  l^örte  er  l()inter  fxd)  laut  unb  ftngftlidb 
feinen  5Ramen  rufen.  Umblidfenb,  erfannte  er  ben  alten  ^auS^ 
Dermalter,  ber  auf  einem  abgetriebenen  5Pferbe  feud^enb  unb 
at^emlog  i^n  einjul^olen  fid^  beftrebte  unb  mit  Stufen  unb 
§anbemin!en  anju^alten  unb  i^n  ju  ermarten  bat.  S)er  @raf 
jog  ben  309^'^  feitieS  CloffeS  an  unb  l^ielt.  Slngelangt,  br&ngte 
ber  Sllte  fic^  l^art  an  feinen  J^erm  unb  ftammclte  il^m  feud^enb 
feine  Äunbe  in§  Ol^r.  S)er  SBeranlaffer  feiner  Seforgniffe,  ber 
rfttbfel^afte  Unbefannte  mar  mieber  in  ber  3lä\)e  be§  Sd^loffe^ 
gefeben  morben.  S)er  ®raf  manbte  fein  dio^,  unb  (Sineg 
fiaufeS  fprengten  f^e  ben  9Beg  gurüdE,  ^eimmdrt^,  mit  3)lü^e 
Don  ben  Wienern  gefolgt,  ^ne  gute  Strecfe  Dom  6c^loffe 
ftiegen  ^eibe  ab  unb  gaben  bie  $ferbe  ben  Wienern,  bie  an^ 
gemiefen  mürben,  i^rer  an  einem  begeid&neten  ^lafee  ju  barren. 


^aS  Stlofitx  bei  Senbonür. 


235 


Shttö^  ®efhüt)p  unb  S)icti4t  gingen  fte  jener  SBatte  }u,  ido 

ber  f$rembe  \i(b  am  Oefteften  geigen  foQte.    @^  roax  inbe^ 

bunfel  ^etDorben,  unb  ber  SOtonb  jdgerte  nod^,  aufjuge^en, 

obf(!^on  beteitd  burd^  eine  b&ntmembe  ^eKe  am  @aunt  be^ 

$0Tt50nte8  angefftnbigt.    S)a  fiel  pl5|Ifd^  burd^  bie  bici^t  t)ers 

fd^luttgenen  3tt>^g^   ^i^  ^i^t  in  \\)xe  klugen,  in  berfelben 

9Kd^tung,  in  ber  jjene  äBorte  Hegen  ntu^te.  Sie  beeilten  fid^^ 

bell  Slanb  beiS  Sßalbed  ixi  erreid^en,  unb  n)aren  nun  am  e^u^e 

bed  \>on  S&umen  entblößten  ^ügels  ange!ontnten,  auf  bem 

bie  SBarte  ftanb.    Slber  fein  fiid^t  blidte  burd^  bie  auSge? 

brMdten  6(i^u(fd^rten;  feine  6pur  eine§  ntenfd^lid^en  SBefen^. 

StDor  moDte  ber  alte  Sem)alter  bei  bem  Sd^ein  bed  eben  auf« 

g^enben  9Ronbei$  frifd^e  ^ßtritte  am  iBoben  bemerfen,  aud^ 

tDor  ed  feineSneg^  in  ber  Orbnung,  bie  Sl^üre  untierfd^loffen 

}u  ftnben;  aber  baS  erfte  Slnjeid^en  fonnte  t&ufd^en,  bail  anbere 

Iie|  fid^  fo  leidet  aud  einer  9lad^l&f[igfeit  bed  Sd^lognKirtd  er« 

flftren. 

fySeid^ter  atl^menb,  ging  ber  @raf  mit  feinem  ^Begleiter 
ben  $ftgel  ^erab,  bem  Sd^loffe  ju.  2)er  SJlonb  loarf  fein 
Silber  über  bie  rul^ig  fd^lummembe  @egenb  unb  tiermanbelte 
bad  Dor  i^nen  liegenbe  6d^lo|  in  einen  fd^immernben  geen« 
^Kilo|t,  3n  ber  Seele  Starfd^en3fp*3  ging,  reigenbcr  als  je, 
bad  Silb  feiner  @attin  auf.  3e(t  erft  geftanb  er  fiö^'^,  ba^ 
ein  S^eil  bed  in  i^m  auffeimenben  9$erbad^ted  il^r  gegolten 
Mte,  unb  nun,  im  ®efül^le  feinet  Unred^tS,  il^r  iSilb,  mie 
fie  forglod  fd^lummemb  im  j|ungfräuli(ben  Sette  lag,  X)ov  ben 
Xugen  feiner  Seele,  entftanb  eine  Se^nfud^t  nad^  i^r  in  fei« 
nem  Snnem,  mie  er  fte  feit  ben  Sagen  beS  erften  ^egegnenS, 
ber  brftutlid^en  9etDerbung  faum  je  empfunben  l^atte. 

„So  trOumte  er,  fo  ging  er.  S)a  fül^lte  er  f\ä)  plö^lid^ 
angefto|en«  Sein  Segleiter  loar'S;  ber  geigte  mit  bem  Ringer 
Dor  fidft  (in  in  bad  b^Qerleud^tete  Selb.  Starfd^enSfp  folgte 
ber  Ktd^tung  unb  fal^  eine  9RannSgeftalt,  n)eld6e,  bie  bom 
SRonbe  unerleud^tete,  bunfle  Seite  i^nen  jugefel^rt,  überS  3^lb 
bem  Sd^loffe  jufd^lid^.  ^er  @raf  mar  fein  felbft  nid^t  mädfttig. 


236  ^0,9  Pio^tv  hü  @enbomir. 

2Rit  einem  lauten  2lu§ruf,  ben  gegüdten  6&bel  in  ber  gauft, 
ftürjte  er  auf  bie  ©eftalt  Io§.  S)er  ^rembe,  frülf^jeitig  gc« 
»amt,  flol^,  tjom  6d&loffe  ab,  ben  SBdumen  ju.  ©d^on  im 
begriffe,  il^n  ba^in  ju  tjerfolgen,  warb  ber  ®raf  burc^  eine 
jttjeite  ©rfd^einung  bat?on  abgehalten,  bie  bid^t  an  ber  SWaucr 
be§  ©(i)loffe§  fidfe  ^infc^ob.  S)iefe  jmeite  toar  balb  erreiii^t 
unb  gab  fi6)  jitternb  unb  bebenb  aU  S)ort!a,  ber  ©räfin 
Äamm<rmäb(^en,  hinb.  Sluf  bie  erfte  jjrage:  2Ba§  fie  ^ier 
gemad^t?  ftotterte  fie  unsufammen^^ängenbe  ©ntfd&ulbigungen; 
bie  gmeite:  wie  fte  Ijiierl^er  gefommen?  beantwortete  an  il^rer 
Statt  ba§  geöffnete  SlugfaKpförtc^en,  baS,  gett)ö^nlid^  ücrfperrt 
unb  t?erriegelt,  nur  auf  be§  ©rafen  SSefel^l  mit  einem  ©dfelüffel, 
ben  er  felbft  tjerwal^rte,  geöffnet  »erben  fonnte. 

„5ine  ^erfud^e,  tjon  bem  2Rdbd&en  ein  ©eftdnbnij  gu  ers 
^}ref[en,  maren  t)ergeblid^.  S)a  ergriff  fie  ber  ®raf  l^od^erjümt 
bei  ber  $anb  unb  fül^rte  fte  gen)altfam  burd^  bie  mannigfad^ 
üerfd&lungenen  ®dnge  bis  ju  ben  Si'nmern  feiner  ©emal^lin, 
bie  er  nod^  erleud^tet  unb  untjerfcfeloffen  fanb.  (Slga  felbft 
war  roaäf  unb  in  .Kleibern.  Ser  ®raf,  ftotternb  Dor  2But^, 
erjdl^lte  baS  ©efd^el^ene  unb  »erlangte,  ba^  baS  3Wäbcfeen  ent= 
meber  augenblidfli(^  befenne,  ober  auf  ber  Stelle  auS  S)ienft 
unb  §aufe  entfernt  »erbe.  S)ort!a  mar  auf  bie  Äniee  gefallen 
unb  gitterte  unb  »einte. 

„Starfd&engfp  l^atte  fid^  feine  ©attin  üerlegen,  ober  feinem 
geredeten  3onte  beiftimmenb  gebadet,  deines  »on  beiben  ge= 
fc^al^.  Aalt  unb  t]^eilnal(^mlo§  bat  fie  ilf^n  SlnfangS,  bie  S^lu^e 
beg  §aufe§  nid&t  burd&  fein  lautet  Sd&elten  ju  ftören,  unb  afö 
er  fortfuhr  unb  bie  Entfernung  be§  SJläbd^enS  begeiferte,  ba 
erlldrte  fie  mit  fteigenber  SBfirme:  ^\)x  gebül^re,  über  baS  SJers 
Italien  i^rer  Wienerinnen  ju  rid^ten ;  fie  felbft  »erbe  unterfudfeen 
unb  entfd^eiben.  S)er  ®raf,  au^er  fid^,  jog  baö  nJlabd&cn  tjom 
SBoben  auf,  fie  ge»altfam  auS  bem  3iii^wici^  i^  bringen,  aber 
ßlga,  l^ocfeglül^enb  üor  3om,  fprang  ^inju,  ergriff  be§  SWäbdbenS 
anbere  §anb,  ri^  fie  gu  fid^,  inbem  fie  aufrief:  9lun  benn,  fo 
fto6  aud^  mic^  au§  bem  $aufe,  benn  barauf  ift  eö  boc^  »o^l  ah^ 


^aS  ftfofler  U\  6enbomlr.  237 

^efe^en!  2)aM<^fnl^^i^^i4fodeIanntmtej[e^t!  UnglüdfU^e,  bte 

\äi  bin!  ful^r  fte  laut  toeinenb  fort;  gefr&nft,  mi^anbelt!  SOber 

f^lblofe  3)tener  follen  nt(i^t  um  ntetnettoiden  leiben  1    S)abei 

jetgte  fte  bem  SOtäbd^en  mit  bem  Ringer  auf  bte  ^l^üre  il^reS 

S^Iafgemad^eS ;  biefeS  )}erftanb  ben  ftummen  S9efe^l  unb  ging 

eilig  l^inein.    @Iga  folgte  unb  fd^Io^  bie  S^re  l^inter  f\ä)  ab. 

^StatfdftenSfp  ftanb  mie  bom  S)onner  getroffen.    @inmal 

raffte  er  fxä)  em^or  unb  ging  auf  ba§  3init»w  feiner  grau 

}u;  l^alben  SBeged  aber  blieb  er  ftel^en  unb  i^erfanl  neuere 

bing§  in  bumpfeS  Staunen.   S)er  alte  $au^bem)alter  trat  )u 

i^m  unb  fprad^  einige  SBorte;  ber  ®raf  aber  ging  ol^ne^nt« 

iDort  an  il^m  vorüber  §ur  S^üre  l^inauS,  über  bie  ©änge,  auf 

fein  (Scmadb,  baS  im  entgegengefe^ten  glügel  be^  Sd^loffeS 

lag.    an  ber  ©d&weöe  »enbete  er  fxäf  um,  burd^  eine  Sc« 

megung   ber  $anb   jebe  Begleitung  ^urüdhoeifenb,   unb   bie 

X^ftrc  ging  hinter  il^m  ju.    SGBie  er  bie  SRad^t  §ubrad&te  — 

toer  !ann  e2  miffen?  S)er  3)iener,  ber  beS  9Rorgen§  gu  i^m 

eintrat^  fanb  il^n  angeßeibet,  auf  einem  ©tul^Ie  ft^enb.    @r 

f^ien  gu  fci^Iafen,  bod^  näl^er  befel^en,  ftanben  bie  Eugen 

offen  unb  jlarrten  oor  ftd^  l^in.  S)er  S)iener  mu^te  einigemal 

fänen  Flamen  nennen,  bi§  er  fid^  bewegte.  3)ann  erft  melbctc 

jener  feine  Sotfd^aft,  inbem  er  i^n  im  Flamen  ber  ®räfin  bat, 

ba§  gnlMtüd  auf  i^rem  3iiw"i^^  einjunel^men.    Starfd&en^fp 

fal^  i^n  ftauncnb  an,  bann  aber  ftanb  er  auf  unb  folgte 

fc^toeigcnb,  »ol^in  jener  i^in,  bortretenb,  geleitete. 

„Reiter  unb  blül^enb,  als  ob  nid^t^  vorgefallen  njäre, 
!am  il^m  (Slga  entgegen;  fie  ermähnte  l^alb  fdfeerjenb  ber  dx'- 
eigniffe  ber  öerfloffenen  SRaci^t.  S)a§  ^ammerm&bd^en  warb 
eines  ^eimlid&en  SiebeSl^anbelS  angellagt,  S)ort!a  felbft  gerufen, 
bie  ein  unmal^rfd^einlid^eg  SKärd^en  unbeholfen  genug  erjäl^lte. 
3ule^t  bat  fte  um  Serjeil^ung,  »eld^e  bie  ©röfin,  mit  ClüdEs 
fw^t  auf  fonft  gezeigtes  guteiS  Betragen,  im  eigenen  unb  in 
i^reg  ®atten  ^Ramen  gro^mütl^ig  ert^eilte.  S)er  ®raf,  am 
6(iluffe  bocb  aud^  um  feine  3uftimmung  befragt,  ert^eilte 
tiefe  lopfnidtenb,  unb  ba3  SKäbdfeen  blieb  im  $aufe. 


238  5Dtt8  Alojler  bei  6enbomir. 

^Sci^ircigenb  nal^m  Stavfd^cnSft?  ba^  grül^ftüc!  ein,  ftiimm 
ging  er  auS  bent  Sd^loffe.  ^er  alte  ^au^etmalter,  ber  t(^m 
auf  feinem  SBege  entgegenfant,  n)agte,  neben  i^m  l^erge^enb, 
nid^t,  baS  StiOfd^meigen  ju  bredften,  unb  fud^te  nur  in  ben  get« 
ftörten  3ügen  feinet  ^errn  Slntmort  auf  feine  jurücfgel^altenen 
fjragen  unb  3roei\tL  60  gingen  fie,  fo  berri(Jbtetcn  fie  il^re  ®€« 
fd&Äfte,  tt)ie  fonft,  mie  immer.  S)er  ®raf  beftrebte  fid^  nic^t  Mo^, 
über  bie  SBorfäHe  be^  geftrigen  SageS  nidbtö  ju  benfen,  er 
badete  »irfUd^  nid^tö.  3)enn  menn  ber  t?erfolgte  ©trau^  fein 
^avopt  im  iBufc^  üerbirgt  unb  »ä^nt,  fein  jlit^tfe^en  ber  ©e« 
fa^r  fei  jugleidfe  ein  Slidfetbafein  berfetben,  fo  tl^ut  ber  äRenfd^ 
nid^t  anberS.  Unn)t[I!ürIid^  fd^liefst  er  fein  Sluge  x>ox  einem 
l^ereinbred^enben  Unt)ermeiblid^en,  unb  jjebed  $er)  ^at  feine 
©e^eimniffe,  bie  e«  abfid^tlidfe  verbirgt  öor  ftd^  felbft. 

,,@inige  ^age  barauf  n>oQte  Starfd^enSfi^  eintreten  bei 
feiner  ©emal^lin.  @3  \)\t^,  fie  fei  im  Sabe;  bod^  Wtte  er 
bie  Stimme  feinet  ^nbe^  im  ndc^ften  ®tmaä)e,  unb  er  ging 
l^inein.  ^a  fanb  er  bie  0eine  am  SSoben  ft(enb,  mitten  in 
einer  argen  SSemirrung,  bie  fie  angerichtet,  6lga*3  ©dfemud 
unb  Aleinobien  lagen  ring^  um  baiS  Ainb  jerftreut,  unb  t>aä 
offene  umgeftürjte  6d&mudE!dftd&en  nebft  bem  l^erabgejogenen 
%t)p)pxäi  bc§  baneben  fte^cnben  ^ufttifcfec^  jeigte  beutUdfe  bie 
Slrt,  wie  eä  fi4  bog  foftbare  6piclgeug  tjerfd^afft  ^jatte.  Star« 
fd^enSlp  trat  gutmütl^ig  fc^eltenb  ^inju,  ftritt  bem  Äinbe  6tüd 
für  6tüdf  feinen  SHaub  ab  unb  tjcrfud^te  nun,  bie  glänjenben 
Steine  h)ieber  an  i^re  Stelle  ju  legen.  3)er  S)edtel  beg  ©c^mudf^ 
l&ftd&eng,  augenfdbcinlidt  ein  boppelter,  war  burdfe  ben  Sturj 
t)om  3^if dfec  au§  ben  gugen  gemid^en,  unb  ba  ber  ®raf  »er« 
fud^te,  \\)n,  mit  bem  ginger  brüdtenb,  »ieber  jurüd  §u  preffen, 
fiel  ber  innere  2^^eil  ber  boppelten  SerHeibung  auf  ben  SBoben 
unb  jeigte  in  bem  rüdtgebliebenen  l^ol^len  Flaume  ein  Porträt, 
baS,  fd^mad^  eingefügt,  leicht  bon  ber  Stelle  rüid)  unb  baS 
nun  ber  ®raf  l^ielt  in  ber  gittemben  $anb. 

„6^  war  ba§  Silb  eine§  SRanneg  in  polnifc^er  S^lationals 
trac^t.    Sag  ®efü^l  einer  entfc^lid&en  3le^nlid&!eit  überfiel  ben 


2)aS  Snofttt  bei  ©enbomir.  239 

®tafen  tt)ic  ein  ©ctooppncter.    S)a  toax  ba§  oft  befpnxj^cnc 

9latutf))iel    mit  bcn  fd^ttjarjcn  Slugcn   unb  blonbctn  ^aaie, 

XDit  —  bei  feinem  Äinbe.  —  6r  fal^  ba§  SWäbd^en  an,  bann 

toiebcr  boS  S5Ub.  —  S)iefe  Söge  ^atte  er  fonft  fd^on  irgenb 

gefe^en;  aberwann?  »o?  —  Sd^aucr  überliefen  i^n.  —  6r 

büdtc  toieber  l^in.    S)a  f(j^aute  i^n  fein  Äinb  mit  fd^marjen 

Sd^langenaugen  an,   unb  bie  blonben  $aare  loberten  mie 

Stammen,  unb  bie  6rinnerung  an  jenen  öerf(i6mdl(>ten  SBetter 

in  SBarfcbau  ging  gräfeti*  in  i^m  auf.  —  Ogin§!p!  fcj^rie 

er  unb  f^ielt  fi4  am  Sifd^e,  unb  bie  3&^n«  feinet  aWunbeS 

fd^Iugen  flap^^emb  aneinanber. 

„Sin  ®eraufc^  im  SRebenjimmer  fd&retfte  il^n  em^)or.  @r 
befestigte  bcn  i)edd  an  feine  Stelle,  fd^lo^  baS  Ä&jtd^en, 
ba§  iöift)  l^atte  er  in  feinen  S3ufen  geftedt:  fo  flo^  er,  wie 
ein  aRörber. 

„®iefen  Sag  warb  er  im  Schlöffe  nid^t  mel^r  gefeiten. 
Sein  ?IaJ  blieb  leer  am  3Wtttag§tifd&e.  ®egen  Slbenb  fam 
er  ins  3i«*wer  ber  SBdrterin  unb  »erlangte  nadfe  bem  Äinbe. 
5)a§  nal^m  er  bei  ber  $anb  unb  fülfirte  e§  in  ben  ©arten, 
ber  einfam  gelegenen  3Moo§]^ütte  ju.  S)ort  fanb  il^n  nad^ 
einer  Stunbe  ber  fud^enbe  ^auSüermalter,  in  eine  Clu^eban! 
jurü(fgele^nt.  S)aS  Äinb  ftanb  jtoif d&en  feinen  Änieen,  er 
fclbft  ^ielt  ein  Silb  in  ber  ^anb,  abmcd&felnb  auf  biefe§, 
bonn  auf  bie  Äleine  blidfenb,  mie  (Einer,  ber  üerglcic^t,  — 
meinte  ber  alte  9Rann. 

„Slm  folgenben  2Jlorgen  mar  Starfd^enSfp  ücrreiiSt,  3flie« 
manb  mu^te,  »o^in.  dx  aber  mar  in  SGßarfd^au;  bort  forfdfete 
er,  §u  fpat!  nad^  (SIga*S  frül^cren  SSer^^ältniffen.  ör  erfuhr, 
ba^  fic  unb  OginSf^,  ber  in  be§  alten  Staroften  Jgaufe  crs 
jogen  mar,  fid^  fd^on  frü^jeitig  geliebt,  ba^,  au§  S5eforgni6 
üor  ber  madf^fenben  SSertraulid^feit,  ber  augfid^t^lofe  SBetter  ents 
femt  mürbe;  ba^,  auS  feiner  S^erbannung  jurüdfe^renb ,  furj 
oor  Starfd^enSf^'S  SBermdl^lung,  er  feine  5lnfprüd&c  erneuert 
^be  unb  Jene  bebeutenbe  Summe  (Selbes,  bie  in  be^  alten 
^c^e!  le^tem  Sßiden  il^m  jugebad^t  mar,  jum  5£l^eil  ber  $ret!g 


240  S)ad  jllofier  bei  6enbomit. 

feines  Mdixitt^^  toar;  ba^  @lga  fld^  nur  ferner  t)on  ibm 
getrennt  unb  feine  ärmut^  unb  StarfdfcenSfp'g  Steicfetl^inn,  »er« 
bunben  mit  bem  Slnbringen  il^rer  Sermanbten,  ber  $auptgrunb 
i^rer  GintoiDligung  jur  SSerbinbung  mit  bem  ©rafen  getoefcn 
mar.  W  biefe  @e^eimniffe  foU  einer  tfon  @Iga*d  SBnlbem, 
gegen  ben  er  fxä^  jur  redeten  3eit  freigebig  jeigte,  bem  ®rafen  für 
©elb  üerratl^en  unb  il^m  jugteid^  ben  Ort  angegeigt  l^aben,  too 
Dgin§!p,  einem  geleifteten  ©d^mur  jufolge,  fid^  »erborgen  l&ielt. 

„Sluf  bem  ©d^loffe  l^errfd^te  unterbeffen  Unrul^e  unb  SSe« 
forgni^.  @lga  felbft  toax  übrigen^  augenfd^etnlic^  bie  Stul^igfte 
t)on  allen.  Sie  fd&ien  ba§  befremblid^e  betragen  i^reiS  ®at« 
ten  nod^  auf  9led^nung  jener  n&d^tlid^en  Ueberrafc^ung  gu 
fc^ieben,  über  bie,  ba  burd^auS  Sliemanben  etmod  S3eftimmted 
gur  Saft  gelegt  n)erben  fonnte,  ber  @raf,  mie  fte  l^offte,  ftd& 
am  ßnbe  »ol^l  felbft  berul^igcn  »erbe,  ^mt^  Äammerm&bc^en 
mar  nod^  immer  in  il^ren  Sienften. 

„Unbermutlf^et  erfd^ien  nad^  einiger  3cit  ber  ®raf  auf  ber 
®ränjc  feiner  SBefi^ung,  in  feinem  ®efolge  ein  »erfc^Ioffener 
SBagen,  bon  beffen  ^ni)alt  SRiemanb  mufete.  ßine  berlj^üöte 
®eftalt,  biedeidfet  burd^  Knebel  am  ©pred&en  »erl^inbert,  marb 
](>erauSgelS^oben  unb  bem  burd^  S3riefe  im  SBorauS  an  bie  ®r&nje 
befd^iebenen  ^auStjermalter  übergeben.  S)ie  alte  SBarte  an  ber 
SBeftfeite  beS  SlS^iergartenS,  feitbem  forgfältig  berfd&loffen, 
na](>m  bie  fonberbare  (Srfd^einung  in  il^ren  ®ema]&rfam,  unb 
bunfle  ®crüd^te  »erbreiteten  fid^  unter  ben  SBemol^nem  ber 
Umgegenb. 

„S)er  ®raf  ging  auf  fein  ©dfelofe.  Saut  jubelnb  !am  i^m 
6lga  entgegen,  baS  ^inb  an  i^rer  $anb.  6r  l^örte,  mie  um 
ru^ig  man  über  feine  plö^lid^e  Slbreife  gemefen,  mie  fel^nlid^ 
man  x\)n  jurüdfermartet.  S)er  kleinen  gortfdferitte  mürben  ans 
gerül^mt,  einige  groben  ber  erlangten  ®efd&idEtidfcfeit  auf  ber 
©teile  abgelegt.  S)a  bie  3cit  be§  2lbenbef[en§  gelommen  mar, 
erfldrte  ©tarfc6en§l^  fidb  unpa^  unb  ermübet  üon  ber  Dleife. 
Sr  ging,  tro^  aller  ®egent)orftellungen,  allein  auf  fein  3itnmer, 
mo  er  fid^  einfd^lo^.    2)od^  mar  fein  iBebürfui^  nad^  fRu^c 


S>a8  Plofler  bei  Senbomir.  241 

nus  t)orgegeben,  benn  ^^ad^tö  t}erlie^  er  fein  (^emad)  unb  ging 
aQein  na«^  ber  SBaitt,  koo  er  bis  jum  grauenben.  SRorgen 
blieb. 

„Um  barauf  foCgcnben  Sage  »ar  @Iga  üerbriefelidö,  fd&mofc 

lenb.    ^eS  (Brafen  näd^tlidfeer  ®ang  mar  nid^t  unbemerft  ge« 

blieben.     @tga  fanb  fi(i)  loernad^lAffigt  unb  jeigte  i^re  Un« 

^ufiiebenbeit  barüber.    @tarf(ben§fp  untetbrad^  ibre  migntutbi' 

^eti  %eu|erungen,  inbem  er  bon  ibrer  beiberfeitigen  Sage  ^u 

f))re(ben  anfing,    @r  bemerfte,  bafe  bei  feinem  jejigen  Slufents 

balte  in  SBarfd^au,  bei  bem  erneuten  Slnblidf  ber  äwftteuungen 

{euer  genu^Uebenben  6tabt  eS  ibm  !(ar  ge\Dorben,  mie  ein 

fo  retgenbed  lebenSfrobeS  SQBefen,  aU  6(ga,  auf  bem  Sanbe 

gar  m(bt  an  ibrer  ©teile  fei.    (Sr  fragte  fie,  ob  fie  ben  Huf« 

entbalt  in  ber  ^auptftabt  borjieben  würbe?  —  8ln  feiner  Seite, 

ja!  entgegnete  fte.  —  dr  felbft,  berfid&erte  ber  ®raf,  »erbe 

bur(b  feine  ®ef(bäfte  auf  ben  ©ütern  feftgebalten;  feine  äJer^ 

mdgen^untftftnbe  feien  f(blimmer,  al^  man  geglaubt,  er  muffe 

bleiben.    S)ann  bleibe  audfe  [x^,  fagte  @lga.    Un  feiner  ©eite 

»olle  fie  leben  unb  fterben.  —  5Run  üermünfd^te  fie  bie  beis 

ben  ©ruber,  bie  burcb  ibt:e  unoerf^ämten  goiberungen  ben 

oll^u  guten  hatten  in  fo  mand^e  iBerlcgenbeit  geftürjt.    6ie 

berfid^erte,  nun  aber  aud^  jeben  9left  ton  Siebe  für  fie  ab^ 

gelegt  |ii  b^ben.    SBenn  ibre  93rüber  bettelnb  üor  ber  3:büre 

ftfinben,  fie  »ürbe  nidj^t  öffnen,  fagte  fie.     2)er  ®raf  über^ 

nobm  jum  Sbeil  bie  SSertbeibigung  feiner  Scbmäger.    ßr  bcibe 

fie  in  S^arfd&au  gefprod^en.    (S§  mar  einer  ibrer  SSerbannung^j 

gefübrtcn  bei  ibnen,  —  mic  bie^  er  bod^?  —  6lga  fann  gleicb^ 

falls  na(b.  —  OginSCbl  tief  ber  ®raf  unb  blidfte  fie  rafcb 

an.    6ie  »eränberte  nidfet  eine  TOiene  unb  fagte:  3)ie  ©e^ 

noffen  meiner  93rüber  fmb  alle  fd^ledfet,  biefer  aber  ift  ber 

fd^led^tefte !  —  SBeld&er?  —  3)en  bu  nannteft!  —  Söeld^er 

»arbaS?  —  5lun,  DginSft?!  antwortete  fie,  unb  ein  leid&teS 

Süden   in   ibren  SH^^   berrictb    eine   tjorübergebenbe   Söe- 

loegung. 

^S)er  (Sraf  mar  an§  genfter  getreten  unb  blidttc  binau?. 

<0tiU))araer,  mtxU,    XI.  16 


242  *Da8  Älopcr  bei  ©enbomir. 

6(ga  folgte  il^m,  fic  (clj^ntc  ben  Slrm  auf  feine  ©d^ulter.  S)er 
®caf  ftanb  unbemegltd^.  StarfdfteniSfp,  fagte  fte«  icf^  bemerte 
eine  ungeheure  Seränberung  in  beinern  SBefen.  ^u  tiebft 
mid^  nid^t,  tt)ie  fonft.  S)u  üerfd^toeigft  mir  3Wan4e2.  2)er 
©raf  iüenbete  ftd^  um  unb  fagte:  9lun  benn,  fo  lag  un^  rcben^ 
weit  bu  IHebe  lüiUft.  Ungel^ieure  Unglüdtöfätle  ^aben  midj 
getroffen.  S)u  lennft  bie  3crrüttung  meiner  SBermögenSum» 
ftänbe,  bu  fennft  beren  Urfacjfee.  2Bag  nod^  fonft  midfe  brüdt, 
mei&  nur  idfe.  SBenn  nun  biefe  (Sreigniffc  fc^toer  auf  mir 
liegen,  fo  martert  ntc^t  weniger  ber  ®eban!e,  bag  idb  bie 
Urfacbe  n)ol&l  gar  felbft  ^erbeigefül^rt  l^abe.  ©emig  koar  ber 
Seid^tfinn  tabeln^mertl^,  mit  bem  x6)  ba^  @rbe  meiner  ^&ter 
üermaltete;  üieüeid^t  mar  id&  aber  fogar  bamalg  ftrafbar,  aU 
x^,  ber  ©törrifcfce,  an  Slbgefcfeiebenl^eit  ©ewol^nte,  um  bie 
$anb  be§  lebensfrohen  3Bäbcfeen§  loarb,  unbefümmert  über  bie 
SRidbtung  i^rer  @efüt)le  unb  SReigungen,  unbefümmert,  ob  idj 
fie,  meine  grau  gemorben,  ju  einer  Seben^art  tjerbammte, 
beren  6införmig!eit  il^r  unerträglid^  »erben  mufete.  —  6tar« 
fd&en§!\?!  fagte  ©Iga  unb  ^a\)  x\)n  mit  fimeidfeelnbem  SBormurfe 
an.  —  Ttan  l^at  mir  frembe  S)ienfte  angeboten,  fufer  Star^ 
fd^en^fp  fort,  unb  genau  befe^en,  ift  e§  oieüeicfet  am  93eften, 
icb  meibe  für  einige,  \}iellei(^t  für  längere  3^^^  ^^^  S^nb 
meiner  Sßdter.  ©eftern  noc^  waren  meine  ©ntfd^lüffe  finftercr. 
Slber  bie  Ueberlegung  ber  ^jeutigen  SRacfet  seigte  mir  biefen 
ßntfcfclufe  al§  ben  beften.  $eute  SRad^t,  tjerfe^te  (Slga  mife^ 
trauifd^,  l^eute  9la(6t  ^aft  bu  überlegt?  Unb  wo?  5luf  jener 
Sßarte  etwa?  Unb  ba  ©tarfcfcen^fp  betroffen  5urü(ffu^r;  ^ab^ 
id)  bicfe?  —  fu^r  fie  fort.  SSon  bort^er  ^olft  bu  beine  93es 
forgniffe?  SSon  bort^er  beinen  Sßunfd),  ju  reifen?  Unb  bie 
3fteifegefä^rtin  wo^  aud^?  S)urd^  ba^  ©erücfet  mu&te  idb  er= 
fahren,  wie  eine  ijer^üUte  ©eftalt,  wal^rfd^einlic^  eine  glüdtlicftere 
(beliebte,  bort  abgefegt  warb,  ju  ber  bu  nun  allnüd^tlidfc  bie 
3ärtlicfe!eit  trägft,  bie  bu  an  bcm  SKtare  mir  5ugefcbworen?  3ft 
ba^  mein  2o^n?  .^omm!  wenbete  fie  fxd)  ju  bem  banebenfte^en« 
ben  Äinbe,  !omm!    SBir  fmb  i^m  sur  Saft!    6r  ^at  aubere 


r 


®tt8  i^toper  bei  6enbomir.  243 

grcubcn  fcnncn  gelernt,  al§  in  bem  Greife  ber  ©einen!    5)a« 

mit  »enbctc  fie  fi(j&  jum  ©el^en.    dxn  geHenbeS  ^ol^ngeläd^tei 

entful^r  \>em  ÜBunbe  beS  ©rafen,  über  ba§  er  felbft  jufammen« 

fdfera!,  me  über  ba§  eine§  Slnbem.    ßlga  menbete  fidfe  um. 

3^  tou^te  ttjol^l,  fagte  fie,  bag  eS  nur  ©(ifeerj  mar.    Slber  bie 

Snt^üKung   be§  ®e^eimniffe§   jener  2öarte   erfparft   bu  bir 

no4  niii^t.    3d&  mufe  felbft  fd^auen,  toa^  ße  verbirgt.    5Ber« 

fpricitft   bu  mir  ®a§?    ^er  ®raf  toax  auf  ein  SHu^ebett  ge« 

funfen  unb  t)cr]^üttte  ba§  ©efidfet  in  feine  beiben  ^änbe.    ^a 

^örte  er  eine  Sl^üre  gel(>en.    3)ur(fe  bie  Ringer  blidfenb,  fal^ 

er  baS  Äammermdbd^en  feiner  grau,  bie  eben  mit  i^rem  ^adfU 

leuge  eintreten  toottte,  unb  @Iga*n,  bie  mit  einem  liftigen  ©e« 

fid^tc  il&r  Entfernung  jutoinfte.    dlga  nal^te  l^ierauf  bem  SRul^es 

bette,  unb  fid^  neben  il^ren  ©atten  ^infe^enb,  f^jrad^  fie:  Äomm, 

6tarf^enS!p,  laj  un§  grieben  fd^Ue^en!  3öir  ^aben  un^  ja  bod^ 

f^on  ft)  lange  nid^t  ol^ne  Saugen  gefprod^en.    S)amit  neigte  fie 

i^re  SBange  an  bie  feinige  unb  50g  eine  feiner  ^änbe  an  i^r 

HopfenbcS  $er§.    6in  6d&auber  überfiel  ben  ©rafen.    ^öden« 

f^toai^  ftanb'g  t)or  \\)m,    @r  ftie^  fein  2öeib  jurüdt  unb  entfiel^, 

,,3Witternad^t   l^atte   gefd^lagen.     3llle§  im  6dt>loffe  »ar 

jütte,    @tga  fd^lief  in  i^rem  3iwmer.    S)a  fül(>lte  fie  fidfe  an« 

gefaxt,  unb  au8  bem  ©d^lafe  emporfa^renb,  \a^  fie  beim  Sd^ein 

bcr  iRad&tlam^}e  i^ren  ©atten,  ber,   eine  Slenblaterne  in  ber 

$anb,  fie  aufftel^en  unb  fid&  anlleiben  l^ie^.    2luf  il^regrage: 

tooju?  entgegnete  er:  6ie  Ifiabe  SSerlangen  ge5eigt,  bie  ©e^ 

^eimnijfe  jener  SBarte  !ennen  ju  lernen.    2lm  S^age  ginge  ba^ 

nid^t  an;  rotnn  fxe  aber  ginftemife  unb  5Rad&tluft  nid^t  fd^eue, 

fo  möge   iie   il&m  folgen.     Slber  l&aft   bu  nid&t§  2lrge3  im 

Sinne?  fagte  bie  ®räfin;  bu  marft  geftern  2lbenb§  fo  fonber^ 

bar!  —  2Benn  bu  nid^t  folgen  millft,  fo  bleibe!  fprad&  ©tar* 

fiftenSfij  unb  »ar  im  Segriffe,  fid^  ju  entfernen.     Jgalt!  rief 

eiga.    2öenn  fjurd^tfamfeit  ber  SBeiber  allgemeine^  ©rbt^eil 

ift,  fo  bin  id^  fein  SBeib.    2lud&  mu^  biefer  3wftanb  Don  Uns 

getoi^^eit  enben.     äJielleidbt  bift  bu  in  bid&  gegangen,  ^aft 

erfannt,  —  SBenn  bu  bid^  überzeugen  toillft  —  fpracfe  ©tar-- 


244  S)tt5  Äloftcr  bei  ©enbomlr. 

fdtcn§!p,  fo  flel^  auf  unb  folge  mir.  —  (5Iga  toat  auS  bem 
S3ettc  gefprungen  unb  ^attc  einen  ©d^lafpelg  übergc»orfeH. 
Sie  n)oate  ge^en.  Hber  inbe^  mar  ba^  Äinb  ernrnd^t,  bod 
in  bem  S3ctte  i^r  jur  6eite  fdfelief.  ß^  fing  an  ju  »einen. 
S)ein  Äinb  wirb  bie  S3ett)o^ner  be^  Sd&loffe^  »eden,  fagtc  ber 
©raf.  S)a,  o^ne  ein  SBort  ju  fpred&en,  nalj^m  ßlga  bie  Äleine 
empor,  toidelte  fxe  in  ein  marmüer^üQenbeS  Zvlö),  unb  bad 
Äinb  auf  bem  Slrme,  folgte  fie  bem  leitenben  ®atten. 

„^ie  SRadfet  war  fül^l  unb  bunfel.  S)ie  Sterne  jtoar  fd^im^ 
mcrten  taufenbfdltig  am  trauergefdrbten  ^immel,  aber  lein 
^onb  beleud^tete  ber  äßanbler  einfamen  $fab,  nur  be^  ®rafen 
Slenblaterne  toarf  !urje  Streiflidbte  auf  ben  93oben  unb  bie 
unterften  ^Blätter  ber  mittemö(i^tig  fd^lummernben  ©eftr&ud^e. 

,,So  l^atten  fie  ben,  bon  feiner  el^emaligen  93enü|ung  fo 
genannten  ^(^iergarten  burd^fd^ritten  unb  maren  nun  bei  jener 
2Barte  angelangt,  bem  eigentlid^en  3icle  ^W^  SBanberung. 
^a  menbete  ber  ©raf  fid^  um  §u  feiner  ®attin  unb  fpracfe: 
S)u  bift  nun  im  93egriffe,  baS  üerborgenfte  ®e|feimni6 
beineg  ©atten  5U  erforfc^en.  S)u  »iüft  i^n  überrafd^en  über 
bem  93rud^e  feiner  el^elid^en  2:reue,  i^n  befdfeämen  in  Seifein 
einer  üerniorfenen  ©eliebten.  G^  ift  billig,  ba6  ©efal^r  unb 
SSort^eil  auf  beiben  Seiten  gleid^  fei.  93eüor  bu  eintrittft, 
fdbtüöre  mir,  ba^  bu  f eiber  nie  eineS  gleichen  gel^lS  bicfc 
fd&ulbig  gemadfet,  bafe  bu  rein  feift  an  bem  SJerbred&en,  befs 
Jen  bu  jei^ft  beinen  Satten.  S)u  fud^ft  Slu^flü^te,  fprad^ 
(5lga.  2Beib!  fu^r  ber  ©raf  fort,  burd^ge^  in  ©ebanfen  bein 
üerfloffeneä  Sebeu,  unb  menn  bu  eine  SJlafel,  id^  noill  nid^t 
fagen,  ein  S3ranbmal,  barin  entbedfft,  fo  tritt  nid^t  ein  in  biefe^ 
©emöuer.  Glga  brdngte  fidfe,  am  ©rafen  oorbei,  bem  ©im 
gange  ju.  @r  ftellte  fid^  i^r  üon  D'^euem  in  ben  SBeg,  inbem 
er  aufrief:  S)u  gebft  nid^t  ein,  beüor  bu  mir*j§  eiblid^  »er« 
fid^ert.  fiege  bciue  $anb  auf  ba^  J^aupt  beineg  fiinbe^  unb 
fd)\üöre!  —  5)a  legte  ßlga  bie  ^ied^te  auf  ba§  ^aupt  ber 
fdblummernben  .kleinen  unb  fprad&:  So  übcrflüffig  mir  ein 
fold^er  Sc^iour  f4)eint,  fo  gut  bu  felbft  baijon  überzeugt  bift, 


^aS  Alofler  bei  6rnbomir.  245 

tDtc  fc^t  et  c8  fei,  fo  bcfrftftige  \d)  bo^!  —  §alt!  fdferie 
6taTf<]^iSf^,  e«  ift  genug.    3:ritt  ein  unb  fteb! 

,,^er  @raf  fc^lofe  auf.  Sic  ftiegert  eine  fcfcmale  SBcnbels 
tTepi>e  Hnan,  bie  ju  einer  gleic^fatli^  t7erfd^(of[enen  S^üre 
fftinrte.  ^er  ®raf  öffnete  auc^  biefe,  unb  nun  traten  [xe  in 
ein  ger&umigeS  ®ema4,  beffen  ^interfter  ZM\  burdb  einen 
bunflen  Sor^ang  abgefdftlojfen  »ar.  S)er  ®raf  fc|te  Stühle 
an  einem  oorgefc^obenen  Sifcbe  jured^t,  entjünbete  an  bent 
Si^te  feinet  SBIenblaterne  smci  Söacb^Ierjen  in  fd&weren,  e^ers 
nen  Seudfetern,  §og  auS  ber  64ub(abc  be§  JifdbeS  ein  $cft 
^ßa)nere  \)ttoox  unb  n)infte  feiner  e^rnu,  ftd^  }u  fe^en,  inbem 
er  fi^  gleid^faHS  nieberlie^.  @(ga  fab  ringS  um  Txd)  \)tT, 
bemerfte  ober  ^^ienianb.    @ie  fa^  unb  b&tte. 

„^a  begann  bec  ®raf,  bem  Siebte  näb^r  rücfenb,  ju  lefen 
ou4  ben  papieren,  bie  er  f)\dt:  „„'ä\x(b  befenne  icb,  mit  ber 
3;o(bter  be3  Staroften  Safij^e!  unerlaubte  ©emeinfcbaft  ge^)f(09en 
}u  baben;  t)or  unb  na(b  ibter  ^ennäb^ung  mit  bem  trafen 

Starf(ben«!p.    3brer  (Sbe  einjigeg  Äinb ""  Unerbörte 

$erleumbung!  fdbrie  @Iga  unb  fprang  auf.  ^er  magt  e^, 
midk  fol(ber  S)inge  ju  jeiben?  —  Ogin^fp!  rief  ber  ®raf. 
6teb  auf  unb  befräftige  beine  3lu8fage!  SBei  biefen  SBorten 
batte  er  ben  Sorbang  binn)eggeriffen,  unb  eine  3JlannSgeftatt 
geigte  ftdb,  auf  Strob  liegenb,  mit  Letten  an  bie  ^anb  ge^ 
feffelt  2Ber  ruft  mir?  fragte  ber  ©efangene.  (S(ga  ift  bier, 
fagtc  ber  ®raf,  unb  fragt,  ob  e^  »abr  fei,  bab  bu  mit  ibr 
getobt?  — .2Bic  oft  foll  W^  nocb  toieberbolen?  fagte  ber 
9Jlann,  fi(b  in  feinen  Letten  umfebrenb,  icb  babe  fic  ge^ 
noff en!  —  §örft  bu?  fcbrie  ber  ®raf  ju  feiner  ©attin,  bie 
bleitb  unb  erftarrt  ba  ftanb.  3lmm  \)m  ben  Sdfelüffel  unb 
öffne  bie  gfejfcln  biefeS  SUlanne^!  @lga  jauterte.  S)a  rife  ber 
®raf  feinen  Sftbel  balb  au§  ber  Scheibe,  unb  Re  ging.  Älirrenb 
fielen  bie  Äetten  ab,  unb  Ogingfp  trat  t)or.  2öa8  wollt  Sb^ 
t)Ott  mir?  fagte  er.  3)u  baft  micb  im  2^iefften  »erlebt,  fpra(b 
ber  ®raf.  S)u  »eilt,  wie  üJlänner  unb  ßbelleute  ibre  93elei= 
bigungen  abtl^un.    ^ier  nimm  biefcn  Stabl,   fubr   er  fort, 


246  ^<^  Itlofler  bei  6enbomir. 

inbem  er  einen  jtüeiten  @&bel  au^  feinem  Oberrode  \)ett>ot^o^, 
unb  fteHe  bid^  mir!  —  3(3^  mag  nid&t  fed^tenl  fagte OginSh?.  — 
S)u  mu^t!  fd^rie  6tarfd&en§ft9  unb  brang  auf  i^n  ein.  ÜRittler« 
meile  bö^^te  man  ©er&ufd^  auf  ber  S^reppe.  GIga,  bie  unbe« 
»eglid^  ba  geftanben  b^tte,  fprang  je^t  ber  3^büre  ju  unb 
üerfucbte,  biefe  ju  öffnen,  inbem  fie  laut  um  ^ülfe  f(^rie. 
6tarf(ben§!p  ereilte  fie,  ba  fie  ^Un  nad^  ber  ÄUn!c  griff, 
ftie^  ba§  2Beib  jurüd  unb  fd^lo^  bie  Sbüre  ab.  S)ie  3ttJifdben« 
jett  benü^te  Ogin§!^,  unb  koäbrenb  ber  ®raf  nodb  <tm  (Sin^ 
gange  befd&dftigt  war,  rife  er  ba3  genfter  auf  unb  fprang 
binab.  2)er  gaU  mar  nid^t  tief;  DginSfp  erreid^te  unbcfd^fts 
bigt  ben  SBoben,  unb  al§  ber  ®raf  Don  ber  Xf)üxe  ttjeg  gum 
genfter  eilte,  öerbaöten  bereite  bie  gu^tritte  beS  ßntflobenen 
in  meiter  (Entfernung. 

„3)er  ®raf  »enbete  fid^  nun  ju  feiner  ©emablin.  S)ein 
SD'litfd&ulbiger  ift  entfloben,  fagte  er,  aber  bu  entgebft  mir 
nid^t.  —  Äannft  bu  jene  SSerleumbung  glauben?  ftammeltc 
(Slga.  —  3d&  glaube  ®em,  luaS  idt  »ei^,  fprad^  Starfd^en^!^, 
unb  bem  6tempel  ber  2lebnlid^!eit  in  ben  3ö9en  bicfeS  Äinbc§. 
3)u  mufet  fterbcn ,  fagte  er,  unb  5mar  bier  auf  ber  Stelle !  — 
C^lga  mar  auf  bie  Äniee  gefallen,  ©rbarmc  bid&  meinet  SebenS! 
rief  fie.  93eginne  mit  mir,  ma§  bu  millft!  iBcrbanne  mid^! 
üerftofee  midfe!  beifee  mid^  in  einem  Softer,  in  einem  Äcrf er 
ben  Oleft  meiner  2^age  tollbringen,  nur  la^  mid^  leben!  leben !  — 
S)cr  ©mf  bebad^te  fid&  eine  2öeile,  bann  fpradfe  er:  SBeil  bu 
benn  biefe§  fd^mad^erfüHte,  fd^eufelid&c  S)afein  fd^äfteft  über 
%[k§>,  fo  miffe:  ein  einziges  SDflittel  gibt  eg,  bid^  ju  retten.  — 
3Renn*  e§,  nenne  c§,  mimmerte  ßlga.  —  S)er  SBranbfled  meiner 
©bre,  fprad^  ber  ©raf,  ift  biefe  Äinb.  2öenn  feine  Slugen 
ber  ^ob  fd^lie^t,  mer  mei^,  ob  mein  ®rimm  fidfe  nid^t  legt. 
2öir  fmb  allein,  91iemanb  fiebt  ung,  SRad&t  unb  S)un!el  üer^ 
büüen  bic3:bat.  ®eb  bin  unb  tobte  bag^nb!  —  2Bie,  id^? 
fdferieeiga.  3:öbten?  2Rein  Äinb?  Unmenfd^lid^er!  Sßerrud&ter! 
2Ba§  fmnft  bu  mir  ju?  —  SRun  benn!  rief  6tarfd^en§!p  unb 
bob  ben  meggemorfenen  6äbel  t)om  S3oben  auf.  —   $alt! 


2>tt8  PIo|!er  bei  ©cnbomir.  247 

Wrie  eiga,  ^alt!    34  mill!    6tc  ftüvjte  auf  i^r  Ätnb  Io§  unb 

fü^te  cS,  preßte  e§  an  x\)xm  Sufen,  bebedte  e§  mit  2^]&r&ncn.  — 

5)u  gaubcrft?   fciferie  Starfd&en§!p  unb  mad^te  eine  93etoegung 

gegen  fie.   —   SRcin!   nein!   rief  @tga.    Sßerjeil^e  mir  ®ott, 

tDoä  id&  tl^un  mu^,   toa§  idfe  nid^t  laffen  fann.    SSerjeüfie  bu 

mir,    gum  Unglüd  OebomeS!    S)amit   l^atte   T^e  ba§  ^inb 

tDteber^oU  an  i^re  ©ruft  gebrüdt;  mit  meggemanbten  Slugen 

ergriff  fte  eine  gro^e  !RabeI,  bie  il&ren  ^elj  jufammenl^ielt;  ba§ 

SBerfjeug  bünft,  ber  betoaffnete  2lrm  —  ^altl  fd^rie  plö^Ud^ 

Starfd^en^fij.   S)a]^in  woüft*  id^  bid&  l^aben!  feigen,  ob  nodfe  eine 

SRegung  in  bir,  bie  »ert^^  be§  3^age§.    Slber  e§  ift  fd&marj  unb 

3flacfet.  3)cin  Äinb  foüi  ni^t  fterben,  aber,  ©d^dnblidfee,  bu!  unb 

bamit  ftie^  er  ilj^r  ben  6äbel  in  bie  ©eite,  bafe  ba§  93Iut  in 

Strömen  emporfprang  unb  fie  Ifiinfiel  über  ba§  unberle^te  ^inb. 

„3)icfelbe  ?Rac&t  war  eine  be§  ©d^redfeng  für  bie  SBemofener 

ber  umliegenben  ®egenb.    S8on  einer  geuerröt^e  am  $immcl 

aufgcfcfercrft,   liefen  fie  ju  unb  fallen  bie  alte  SGßarte  an  ber 

®cftfeitc  ber  Sl^iergartenmauer  t)on  6tarfd^en§fp'§  ©d^Ioffe  in 

fetten  flammen.   Sitte  SBerfudfee,  ju  löfd^en,  maren  »ergebend; 

balb  ftanben  nur  fd^ioarje  2Rauem  unter  aufgebrannten,  raus 

cienben  Krümmern.   9Ran  »ottte  ben  ©rafen  medten;  er  felfjUe, 

mit  i^m  fein  SBeib,  fein  Äinb.    S)ie  ©ranbftdtte  marb  burd&s 

fudfet  unb  jmar  atterbing^  menfd^lid^e^  ©ebein  aufgefunbcn, 

ober  foßten  baS  bie  [Refte  breier  2)lenfd&en  fein? 

„S3eim  Sd^eiben  berfelben  9Ra(^t  aber  füllte  fidfe  ein  armeüJ 
Äö^lertDcib  im  ©ebirge  bie  ©lüdlidbfte  afler  6terblid()en.  2)enn 
ate  fie  mit  il^rem  Spanne  lag  unb  fd&Iief,  poc&te  c§  an  ber 
^üttentl^üre.  ©ie  ftanb  auf  unb  öffnete;  ba  \a\)  fie  im 
©(i^eine  beg  anbred^enben  2Jlorgen§  ein  meinenbe^  Äinb  tjon 
etwa  §tt)ei  S^l^ren  »or  ftd&  ftel^en,  ftatt  atter  Äleiber  in  ein 
weites  %ud)  gel^üüt,  ein  Äöftd^en  neben  fid&.  ©eöffnet,  jeigte 
biefeS  mel^r  ®oIb,  aU  fxd)  baS  arme  ^^aar  je  beifammen  ge^ 
tr&umt  ^atte.  ©in  paar  beigelegte  Seilen  empfal^len  ba^  Äinb 
ber  35orforge  ber  S3eiben  unb  tjerfprad^en  fernere  ©elbfpenben 
in  ber  Swlu^ft. 


248  ^fl'  Äfofler  Bei  ©enbomir. 

„3fla(ft  jmei  Sagen  erfcfcien  bcr  ®raf  micbcr  in  ber  SRittc 
ber  Seinigen,  aber  nur,  um  fiäf  }u  einer  SRelfe  nadfe  9ßarf(J(Kiu 
gu  bereiten.  S)ort  angelangt,  fu^te  unb  crl^ielt  er  pcrfön^ 
liebet  ©el&ör  beim  Könige,  naä)  beffen  ©eenbigung  ber  gürfl, 
ftdbtbar  erfc^üttert,  feinen  Äanjler  ^olen  liej  unb  i^m  offene 
33riefe  auszufertigen  befalj^l,  »eldfce  bem  ®rafen  ©torfc^enSl^, 
aU  Seiten  feine«  Stamme«,  bie  freie  SBerfügung  über  feine 
Se^engüter  einräumten. 

„^ie  ©üter  felbft  mürben  t^eil«  tjerfauft  unb  ber  ßrlö« 
jur  Tilgung  t)on  Sd^ulben  t)em)enbet,  tl^eil«  ald  Stiftung 
einem  ^lofter  §u  Sigent^ume  gegeben,  ba«  man  ni^t  fern 
üon  ber  Stelle  gu  bauen  anfing,  \oo  bie  alte,  abgebronnte 
Söarte  geftanben  l&atte.  S)a«  ift  bie  ®ef*i*te  biefe«  Älofter«," 
enbete  ber  3Köndb. 

„S)er  ®raf  felbft  aber?"   —    fragte  Siner  ber  gremben. 

„3(6  ^abe  (Suc^  glei(6  ^ilnfangS  gewarnt,"  fagte  ber 
Wontb,  „nid&t  weiter  ju  fragen,  wenn  iön  aufhöre,  nun  tl&ut 
3^r*«  aber  bodfe!  Sal^lxexdie  Seelmeffen  »urben  geftiftet 
für  bie  din\)e  S)erienigen,  bie  eine  rafc^e  ©emaltt^at  ^linweg« 
gerafft  in  bec  SRitte  i|>rer  Sünben;  um  SBergebung  für  ben 
Unglüdlicfeen,  ber  in  üerbammlid&er  Uebereilung  S5erbre(iben 
beftraft  burd^  SBerbredfren.  S)er  ®raf  war  STOönt^  geworben  in 
bem  oon  ifcm  geftifteten  Älofter.  Einfang«  fonb  er  S^roft  in  ber 
Stiüe  be«  Mofterleben«,  in  ber  öinfijrmigfeit  ber  ^u^tibungen. 
^ie  Sdi  aber,  ftatt  ben  Stadjel  abjuftumpfen,  geigte  il^m  ftcts 
grä&lidjer  feine  2;^at.  Ueber  i^n  fam  feine«  Stamme«  t^tcn« 
l^eifdbenber  ©eift,  unb  bie  (Sinfamfeit  ber  Qtüe  worb  ifem 
jur  golterqual.  3n  SweifP^^^*  ^it  ©eiftern  unb  gen  ft*  felber 
tt)ütl)enb,  hütete  man  i^n  al«  aBa^nfmnigen  mancjfee«  ^a\)T. 
(Sublid^  geseilt,  irrte  er  bei  2^ag  um^er;  jebe«  ®efdb&ft  war 
il)m  (Srquidung,  an  ben  SSdumen  be«  gorfte«  übte  er  feine 
j?raft.  5Rur  3fla4t«,  um  bie  Stunbe,  ba  bie  beflagen«wert^e 
2;^at  gefc^a^,  bie  erfte  na(b  3Ritterna(6t,   wenn  bie  3lobten« 

fcier  beginnt" So  weit  war  er  in  feiner  (Srjä^lung 

getommen,   ba  warb  biefe  burc^  bie  erften  %'6m  eine«  au« 


Sa9  Plojler  bei  €enbomir.  249 

bet  Stlo^extixäit  Ifeerübcrtöttcnben  (S^orgefant^c^  unterbro^cn; 
lugtei^  Wug  bie  ©lodte  din  U^r. 

Sei  bcn  crjicn  Sauten  fdfeüttcrte  ber  SWöndfe  jufammen. 
©eine  Äiriee  f(i^lotterten,  feine  3^^"^  fd&Iugen  aneinanbcr,  et 
f(bien  l^infinfen  ju  moßen,  al§  ftd^  ))l5|Ii(i^  bie  ^büre  5ffnete 
unb  ber  9bt  bed  0ofter^  in  bixi^aufgerid^teter  Stellung,  ba^ 
Äreu§  feiner  SBürbe  funfelnb  auf  ber  S3ruft,  in  bie  Btbtoeüe 
trat.  „9Bo  bleibft  bu,  ©tarfd^enSfp?"  rief  er,  „bie  Stunbc 
beiner  Buge  ift  gefommen."  S)a  wimmerte  ber  Tlönä;},  unb 
jufammengefrümmt,  »ie  ein  t^ermunbeteS  Z\)\ex,  in  weiten 
jtreifen,  bem  $unbe  glcici^,  ber  bie  6trafe  fürdfetct,  fd^ob  er 
ftcb  ber  £^ftre  in,  bie  ber  ^bt,  jurücf tretenb ,  ibm  frei  lieg. 
^rt  angelangt,  fd^og  er  mie  ein  ißfeil  binaud,  ber  Hbt,  bunter 
i^,  f^Iog  bie  3:^üre. 

9lod&  üinge  booten  bie  gremben  bem  ©borgefange  ju ,  bi§ 
er  berHan^  in  bie  6tille  ber  !Ra(bt  unb  fie  i^r  Sager  fucbten 
)u  furjer  fRu^t. 

9im  SRorgen  nahmen  fte  ^bfcbieb  t}om  ^bte,  i^m  banfenb 
für  bie  gajtfreunblid&e  ©emirt^ung.  3)er  jüngere  gewann 
e^  über  ft(b,  nad^  bem  SWöncbc  ber  geftrigen  !Ra(bt  ju  fragen, 
»orauf  ber  ^vdlat,  obne  ju  antworten,  il^nen  eine  glüdflicbe 
Steife  wünfd^te. 

Sie  jogen  na(b  2Barf(bau  unb  nabmen  r^^b  t)or,  auf  ber 
SRüdfreife  weitere  Äunbe  üon  bem  Suftanbe  be^  2Jlön(bc^  ein« 
}U)ieben,  in  bem  fte  wobl  ben  unglü(!(i(ben  6tarf(benS!)9  er^ 
iannt  Rotten.  2lber  eine  ^enberung  in  i^ren  ©efd^äften  fcbrieb 
ibnen  eine  anbere  ©trage  jur  SRüdfebr  üor,  unb  nie  b^ben 
fic  me^r  etwoä  üon  bem  3}lön(be  unb  bem  ^(oftcr  bei  ©eus 
bomir  gelj^ört. 


J(T  arme  <^piflmattiu 


©rgäl^Iung. 


3n  2Bien  ift  ber  ©onntag  nad)  bem  SBodmonbe  im  2Ronat 
3un  iebeö  3a]&re§  fammt  bem  barauf  folgenben  Sage  ein 
cigentlid&e^  ^Solfgfeft,  tüenn  je  ein  geft  bicfen  3fiamen  tjerbient 
M.  5)0^  S5oI!  befuci&t  eg  unb  gibt  e§  felbft;  unb  »enn  SBor^ 
ne^^mere  babei  erfd^einen,  fo  !önncn  fie  c^  nur  in  il^rer  ßigem 
f*aft  afö  ©lieber  be«  Solfg.  ^a  ift  feine  3Jlögli*!eit  ber 
Slbfonberung;  »enigften^  r)t>x  einigen  S^t^^^n  noc^  war  feine. 

%n  biefem  3!age  feiert  bie  mit  bem  5lugarten,  ber  Seopolbs 
ftabt,  bent  $rater  in  ununterbro(6ener  2uftreil(>e  jufammen^ 
^ängenbe  93rigittenau  i^re  ^ird^mei^^e.  '  ^on  Srigittenfivd^tag 
|u  ^rigittenürd^tag  §äl&lt  feine  guten  Sage  ba^  arbeitenbe 
Solf.  Sänge  erwartet/ erfd^eint  enblidfe  ba§  faturnalifd^e  S^f^- 
5)a  entfte(^t  Slufrulj^r  in  ber  gutmüt^ig  rul^igen  Stabt.  6ine 
toogenbe  SKenge  erfüllt  bie  ©trafen,  ©eväufd^  t)on  gufetritten, 
©emumtel  t)on  Spred^enben,  baS  l^ie  unb  ba  ein  lauter  ^u^^ 
ruf  burd^judt.  S)er  Unterfc^ieb  ber  6tdnbe  ift  »erfc^munben ; 
Bürger  unb  6elbat  t^lt  bie  SSemegung.  ^n  ben  Sporen 
ber  Stabt  »adfeiSt  ber  S)rang.  ©enommen,  üerlorcn  unb  mieber^ 
genommen,  ift  enblid)  ber  ^u^gang  erfämpft.  ^ber  bie  ^onau: 
brüdte  bietet  neue  6c^n)icrigfeiten.  2luc^  l^ier  fiegreid^,  jiel^en 
enbli(^  jmei  Ströme,  bie  alte  ^onau  unb  bie  gefd^iooU'nere 
^oge  be^  iBolfg ,  [id)  freujenb  quer  unter  unb  über  einanber, 
bie  2)onau  i^rem  alten  glufebette  nadfe,  ber  Strom  be^  Solfe^, 
ber  ßinbdmmung  ber  SJrüdfe  entnommen,  ein  meiter,  tofenber 
See,  ftd^  ergie^enb  in  ^Ue^  bedtenber  Ueberfd^koemmung.  @tn 
neu  ^it^ugelommener  fdnbe  bie  B^ic^^n  bebenfli(^.  @!3  ift  aber 
ber  Sufrul^r  ber  ^eube,  bie  So^gebunbenl^eit  ber  fiuft. 

©dfeon  jwifd^en  Stabt  unb  SSrücfe  IjaUn  fid^  .Korbwagen 


•I) 


254  2)er  arme  @))ieImanTU 

aufgeftedt  für  bic  cigentUd^cn  ^ieropl^anten  biefc§  SBeil^feftc^: 
bie  Äinber  ber  2)ienftbar!eit  unb  ber  5lrbeit.  Ucbctfüüt  unb 
bcnnod^  im  ©alopp  burc^flicgen  fie  bie  ajlenfdfeettmajfe,  bie 
fxd)  If^art  bor  i^nen  öffnet  unb  l^inter  il^nen  f erliefet,  unbeforgt 
unb  unberleft.  S)enn  e^  ift  in  SEBien  ein  ftiUfc&roeigenbcr 
Sunb  jmift^en  Söagcn  unb  ÜRenfcfeen:  nid&t  ju  überfahren, 
fclbft  im  t^oQen  Sauf;  unb  nic^t  überfahren  ju  koerben,  aud^ 
ol^ne  alle  Slufmerffamteit. 

SSon  6etunbe  ju  Sefunbe  wirb  ber  Slbftanb  jtoifdfeeu  SBagen 
unb  SBagen  Heiner.  Sd^on  mifcfeen  fid^  einzelne  dquipagen 
ber  SSorne^meren  in  ben  oft  unterbrochenen  Sh*  ®^^  2Bagen 
fliegen  nic^t  mc^x.  Si§  enblic^  fünf  bi§  fec^§  ©tunben  r>ox 
9lac^t  bie  einjelnen  ^ferbe«  unb  Äutfc^emSltome  fxd)  ju  einer 
fompalten  9leil^e  oerbic^ten,  bie,  fxä)  felber  l^emmenb  unb 
burd^  3ufalf^renbe  auS  allen  Quergaffen  gel^emmt,  ba§  alte 
6prid^tt)ort:  95effer  fci^Iedfet  gefal^ren,  al§  ^u  Su^e  gegangen, 
offenbar  ju  Stauben  ma^t  95egafft,  bebauert,  befpottet, 
figen  bie  gepujten  5)amen  in  ben  fcifeeinbar  ftille  fte^enben 
^utfd^en.  S)e§  immcrmä^renben  3lnl^alten§  ungemol^nt,  bdumt 
fidfe  ber  §olftciner  Mappe,  al§  moHte  er  feinen,  burcb  ben  i^m 
tjorgel^enben  Äorbtoagen  gel^emmten  SGBeg  obenl^in  über  biefen 
^)inau§  nel^men,  toa^  and)  bie  fd^reienbe  2Beiber«  unb  Äinber« 
bebolferung  be§  Plebejer  sgu^rmer!^  offenbar  ju  befürd^ten 
fdfeeint.  5)er  fd^nell  ba^infdfeiejsenbe  giafer,  jum  crften  SWale 
•feiner  9^atur  ungetreu,  berechnet  ingrimmig  ben  SBerluft,  auf 
einem  2öcge  brei  6tunben  jubringen  ju  muffen,  ben  er  fonft 
in  fünf  931inuten  burc&flog.  3^"^  ©efc^rei,  mecftfelfeiiige 
ß^renaugriffe  ber  Äutfd&er,  mitunter  ein  ^eitfd&en^^ieb. 

©nblicfe,  mie  benn  in  biefer  Söelt  jebe^  nocfc  fo  ^artnäcfige 
6te]f)enbleiben  bod^  nur  ein  unbermerfte^  2öeiterrücfcn  ift,  er« 
fd^eint  aud^  biefem  Status  quo  ein  ^offnung^ftra^l.  3)ie 
erften  ^äume  be^  Slugartenl  unb  ber  S3rigittenau  merben  fiä)U 
bar.  Sanb!  Sanb!  2anb!  3llle  Seiben  fmb  üergeffen.  ^ie 
ju  2Bagen  ®c!ommenen  fteigen  au§  unb  mifc^en  fid&  unter 
bie  S^löängcr,  3löne  entfernter  S^anjmufif  fd^allen  l^erüber. 


r 


®et  arme  ©pielmann.  255 

öom  Subel  bcr  neu  Slttfommenbcn  beatttmortet.  Unb  fo  fort 
imb  immer  meiter,  bi§  enblicb  ber  breite  ^afen  ber  Suft  Hcf? 
auftbut  unb  2BaIb  unb  SBiefe,  Tlu\il  unb  3:anj,  2öein  unb 
Scfemau^,  Scbattenfpiel  unb  Seiltänjer,  ßrleucbtung  unb 
Jeuertoer!  fid^  ju  einem  pays  de  cocagne,  einem  (Slborabo, 
einem  eigentlichen  S(bloraffenlanbe  t}ereinigen ,  ba^  leiber ,  ober 
glüdlicbenoeife,  mie  man  e^  nimmt,  nur  einen  unb  ben  näcbft 
barauf  folgenben  Sag  bauert,  bann  aber  t}erf(btt)inbet,  mie 
ber  3^raum  einer  6ommernacbt,  unb  nur  in  ber  Erinnerung 
Surüdbleibt  unb  aüenfaüS  in  ber  Hoffnung. 

3<b  t)erfdume  nid&t  leidet,  biefem  gefte  beijutoobnen.  5lte 
ein  leibcnfd&aftlid&er  Siebbaber  ber  3Jlenf(ben,  tjorjüglid^  be» 
S5o(fe§,  fo  ba^  mir  felbft  aU  bramatifcbem  S)i(bter  ber  rücf^ 
!;aUIofc  Hu^brud^  eine^  überfüüten  6(baufpie(baufe§  immer 
§ebnmal  intereffanter,  ja  belebrenber  »ar,  ate  ba§  jufammens 
geflügelte  Urtbeil  eine§  anSeib  unb  ©eele  üer!rüppelten,  t)cn 
bcm  93Iut  auSgefogener  Slutoren  fpinnenartig  aufgefcbtooüenen 
Uterarifd^en  SKataborS;  —  aU  ein  Siebbaber  ber  3Kenfcben,  fage 
i^,  befonberS  »enn  fie  in  SWaffen  für  einige  3cit  ber  einzelnen 
3tDe(!e  t}crgeffen  unb  fidfe  afö  3!beile  be§  ©anjen  fübleu,  in 
bcm  benn  bocb  julejt  ba§  ©öttlicbe  liegt,  \a,  ber  ®ott  —  aU 
einem  Solchen  ift  mir  jebel  S8ol(»feft  ein  eigentlicbe^  Seelen^ 
feft,  eine  SBattfabrt,  eine  Slnbad^t.  SGßie  au§  einem  aufgerollten, 
ungebeuren,  bem  Siabmen  be§  S3u(be§  entfprungencn  ^lutarcb, 
lefe  i(^  ax^  ben  bcitern  unb  beituUi  befümmerten  ©efic^tern, 
bcm  lebbaften  ober  gebrücften  ©ange,  bem  wed^felfeitigen  S3ej 
nebmen  ber  gamilienglieber,  ben  einzelnen  balb  unmiüfürliiben 
Eeujerungen,  mir  bie  ©iograpbiecn  ber  unberübmten  äRenfcben 
jufammen,  unb  n)abrli(b!  man  fann  bie  93erübmten  ni(bt  tjers 
flehen,  »enn  man  bieObfcuren  nidbt  burcbgefüblt  bat.  SBon  bem 
3Borttt)e(i&feI  »einerbijter  ^arrenfcfcieber  fpinnt  ficb  ein  unfid^t? 
barer,  aber  ununterbrochener  gaben  bi§  jum  3tt)ift  ber  ©ötter^ 
jöbne,  unb  in  ber  jungen  STOagb ,  bie,  balb  »ibcr  2öillen,  bem 
br&ngenben  Siebbaber  feitab  t)om  ©etoübl  ber  3:anjenben  foKit, 
liegen  atö  (Smbrtjo  bie  Sulien,  bie  S)ibo'S  unb  bie  SWebeen, 


256  ^et  arme  Bpitlmmn. 

(uftgierigen  ^ird^meil^gäften  al§  Fußgänger  mit  angefd^Ioffen. 
6dbon  »aren  toie  ^auptfd&iüierigfclten  ber  Söanbcrung  über» 
munben,  unb  xä)  befanb  mid^  bereits  am  @nbe  beS  ^ugarteni^, 
bie  erfel^nte  95rigittenau  ^^art  üor  mir  liegenb.  ^icr  i[t  nun 
noä)  ein,  menn  gleid^  ber  le^te  ^ampf  ju  beftel^en.  Sin 
fd^maler  S)amm,  gmifd^en  unburc^bringli^en  Sefriebungen  ^in^ 
burd^Iaufenb,  bilbet  bie  einzige  Serbinbung  ber  beiben  Sufl« 
orte,  bereit  gemeinfd^aftUd^e  ©rän^e  ein  in  ber  äJlitte  befinb» 
lid^eS  l^öIjerneS  ©ittertl^or  bejeid^net.  ^n  getoö^nlid^en  ^agen 
unb  für  gekDöJ^^uIid^e  Spaziergänger  bietet  biefer  SerbinbungS- 
n}eg  überflüffigen  9laum;  am  ^ird^mei^fefite  aber  toürbe  feine 
^Breite,  aud^  uierfad^  genommen,  noc^  immer  gu  fd^mal  fein 
für  bie  enblofe  äRenge,  bie,  l^eftig  nad^brängenb  unb  t>on 
9lücf!e^renben  im  entgegengefe^ten  Sinne  burd^freugt,  nur  burc^ 
bie  allfeitige  ©utmütl^igfeit  ber  Suftn)anbelnben  ftd^  am  ^be 
boc^  leiblich  gured^t  finbet. 

^69  l^atte  mid^  bem  3ug  ber  ^enge  l^ingegeben  unb  be« 
fanb  mic^  in  ber  äJlitte  be§  Lammes,  bereits  auf  üajfifd^em 
Soben,  nur  leiber  ju  ftetS  erneutem  Stitteftel^en,  SluSbcugen 
unb  Slbmarten  genötl(;igt.  S)a  mar  benn  3^^^  Ö^nug,  baS 
feitmärtS  am  2Bege  S5efinbUd^e  ju  betrachten.  S)amit  eS  nöm^ 
iidb  ber  genu^led^genben  3Jlenge  nid^t  an  einem  ^orfc^macf  ber 
5U  erwartenben  Seligfeit  mangle,  Ratten  fid^  linfö  am  Slb^ 
i^ang  ber  erlj^ö&ten  ©ammftra^e  einjelne  9Rufi!er  aufgefteUt, 
bie,  ma^rfd^etnlid^  bie  gro^e  6oncurreng  fd^euenb,  ^ier  an 
ben  $i*opi?lfien  bie  ßrftlinge  ber  nod^  unabgenüfeten  greigebig? 
feit  einernten  tooUten.  ©ne  ^arfenfpielerin  mit  miberlic^  ftars 
renben  Slugen.  (Sin  alter  inoaliber  Steljfu^,  ber  auf  einem 
entfe^Ud^en,  offenbar  oon  i^m  felbft  oerfertigten  Snftrumente, 
balb  ^acfbrett  unb  b^ilb  S)rel&orgel,  bie  Sd^mergen  feiner  SSers 
ttjunbung  bem  allgemeinen  2Jlit(cib  auf  eine  analoge  Sßeife 
empfinbbav  madfeen  wollte.  Sin  labmer,  oerwad^fener  Änabe, 
er  unb  feine  SBioline  einen  cinjigen  ununterf<i^eibbaren  Än&uel 
bilbenb,  ber  enbloS  fovtroUenbe  äBalger  mit  all  ber  ^eltifd^en 


S)er  arme  ©picfmantt.  257 

§cftig!ctt  feiner  »erbilbeten  93ruft  berabfptelte.     Gnblidfe  — 

unb  er  %oq  meine  ganje  2lufmer!fam!eit  auf  fid^  —  ein  alter, 

lei<]6t  ficbäigjai^riger  ÜJlann  in  einem  fabenfcj^einigen,  aber  nic^t 

unretnlid^en  3Woltonüberro(!  mit  Iftd&elnber,  fid&  felbft  95eifa(l 

gcbenbcr  SWiene.    Saarl^ftuptig  unb  !alj>l!6pfig  ftanb   er  ba, 

nad^  33[rt  biefer  Seute,  ben  $ut  aU  ©ammelbüd&fe  t>or  fid^ 

auf  bem  ©oben,  unb  fo  bearbeitete  er  eine  alte  »ieljerfprungene 

35ioline,   »obei  er  ben  3^a!t  nicj^t  nur  burd&  2luf ^eben  unb 

SWcbcrfcfen  be§  gufee§,  fonbern  jugleici^  burdfe  übereinftimmenbe 

S^etocgung  be§  ganjen  gebüdten  Äörperg  marlirte.    Slber  all 

biefe  S3emü^ung,  ^inl&eit  in  feine  Seiftung  gu  bringen,  h)ar 

frucj^tlog,  benn  »oS  er  fpielte,  f(i&ien  eine  unsufammenl^augenbe 

5olgc  öon  Zibmn  ol^ne  3citma^  unb  SHelobie.    2)abei  tüar 

er  ganj  in  fein  SBerl  tjertieft:  bie  Sippen  jucften,  bie  Slugen 

waren  fton  auf  ba§  tjor  ibm  befinblid^e  SRotenblatt  geridfetet 

—  ja  lüal^rl^aftig  ?Rotenblatt!  ^enn  inbe^  alle  anbern,  un- 

gleid^  mc^r  ju  S)anf  fpielenben  ajlufiler  ftc^  auf  i^r  ©ebäcfet^ 

ni^  tjerliefen,  l^atte  ber  alte  3Rann  mitten  in  bem  ©emül^lc 

ein   Heiner,    leidet   tragbare^  $ult   üor  fid^    ^ingeftellt  mit 

fd^mu^igen,  jergriff enen  SRoten,  bie  ^a§  in  fd^önfter  Orbnung 

enthalten  mod&ten,  tt)a§  er  fo  au^er  allem  3ufammen]f)ange 

ju  ^ören  gab.    ©erabe  ba§  Ungemöl^nlid&e  biefer  2lu§rüftung 

i^atte  meine  Slufmerffamfeit  auf  i^n  gejogen,  fo  mie  el  audb 

bie  ^eiterleit  be§  üorübertüogenben  $aufen§  enegte,  ber  i^n 

auSlad^te  unb  ben  jum  6ammeln  ](;ingeftcllten  ^ut  be§  alten 

ÜÄanne^  leer  lie^,  inbe^  ba§  übrige  Ovi^efter  ganjc  Tupfers 

minen  einfadtte.     3<^  ^clx,   um  ba3  Original  ungeftört  ju 

betrad^ten,  in  einiger  Entfernung  auf  ben  6eitenab^ang  be§ 

3)amme0  getreten,    @r  fpielte  nodfr  eine  SBeile  fort.    (Snblid) 

l;ielt  er  ein,  blidfte^  mie  au§  einer  langen  Slbmefenl^eit  ju  fidfe 

gcfommen,  nad^  bem  girmament,  ba§  fc^on  bie  ©puren  be^ 

na^enben  2lbenb§  ju  geigen  anfing ,  barauf  abwärts  in  feineu 

§ut,  fanb  il^n  leer,  fegte  il^n  mit  ungetrübter  §eitev!eit  auf, 

ftedtte  ben  ©eigenbogen  jtoif(^en  bie  ©aiten;  sunt  certi  denique 

fines,  fagte  er,  ergriff  fein  3^otenpult  unb  arbeitete  fic^  müb- 

©tllH)tttaer,  aöetfe.    XI.  17 


258  ^^^  ovme  @pie(niann. 

fam  burdft  bie  bem  f^efte  §uftrömenbe  äRenge  in  entgegen» 
gefegter  SHlcfetung,  aU  (Siner,  ber  Ificimfe^rt 

^a§  ganje  SBefen  be^  alten  ällanned  toax  etgentlicb  toit 
gemad^t,  um  meinen  antl)ropo[ogif(^en^et^l^ungeraufi^Xeu^etfie 
ju  reiben,  ^ie  bürfttge  unb  bod^  eble  ©eftalt,  feine  unbe« 
ftegbare  ^eiterfeit,  fo  ))iel  ^unfteifer  bei  fo  t)iel  Unbet^olfem 
feeit;  bafe  er  gerabc  ju  einer  3di  ^leimfe^rte,  mo  für  anbete 
feines  ©(eichen  erft  bie  eigentlid^e  @rnte  anging;  enblid^  bte 
wenigen,  aber  mit  ber  ridfetigften  Setonung,  mit  völliger  ®es 
löufigfeit  gefprod^enen  lateinifc^en  äBorte.  S)er  äRann  batte 
alfo  eine  forgfdltigere  ßr^icbung  genoffen,  fi(b  ^enntniffe  eigen 
gematbt,  unb  nun  —  ein  SSettelmuFilant!  3<^  gitterte  Dor 
SBegierbe  na(b  bem  3iifawi^"^«bange. 

^ber  fd^on  befanb  ft(b  ein  bid^ter  ÜRenfdbenmaQ  jmifcben 
mir  unb  ibm.  Älein,  tt)ie  er  war,  unb  burdfe  baS  Slotenpult 
in  feiner  ^anb  nadfe  aütn  ©citen  bi"  ftörenb,  fd&ob  ibn  Giner 
bem  ^ilubern  ftU,  unb  fd^on  batte  ibn  baS  SluSgangSgitter  auf^ 
genommen,  inbe^  id^  nod^  in  ber  äJlitte  beS  Lammes  mit  ber 
entgegenftrömenben  SRenf^enmoge  fämpfte.  60  entfcbwanb  er 
mir,  unb  aU  id)  enblid^  felbft  inS  rubige  greie  gelangte,  »ar 
nad&  allen  Seiten  weit  unb  breit  fein  6pielmann  mebr  ju  feben. 

2)a§  terfeblte  Slbenteuer  ^attc  mir  bie  8uft  an  bem  SSoK«« 
fefte  genommen.  3d&  burd^ftridfe  ben  Slugarten  nadb  allen  SRidfes 
tungen  unb  befcblo^  enblid?,  nad^  $aufe  ju  febrcn. 

3n  bie  9]ä^e  beS  fleinen  %i}üx6)ct\^  gefommen,  ba«  au3 
bem  Slugarten  nad^  ber  2;aborftrafie  f ufert,  borte  id)  plogücb 
ben  befannten  3:on  ber  alten  SBioline  wieber.  3d)  tjerboppeltc 
meine  Sdferitte,  unb  ficfee  ba!  ber  ©cgenftanb  meiner  Neugier 
ftanb,  aug  £eibe§!raften  fpielcnb,  im  greife  einiger  Änaben, 
bie  ungebulbig  einen  SBaljer  t)on  ibm,  tjevlangtcn.  „6inen 
Söaljer  fpiel!"  riefen  fic;  „einen  SBaljcr,  l)örft  bu  nidfet?" 
S)er  2llte  geigte  fort,  fdjeinbar  obne  auf  fie  ju  acbten,  big 
\\)n  bie  Heine  3"börerfcfeaar  fd^mäfecnb  unb  fpottcnb  verliefe, 
ficb  um  einen  Seiermann  fammelnb,  ber  feine  Srcbovgcl  in 
ber  M^t  aufgeftellt  bßtte. 


r 


2)er  arme  @pte(mann.  259 

„&ie  tvoQen  ntii^t  tanken/'  fagte  loie  betrübt  ber  alte  Wlann, 
feilt  SRuftfgecdt^e  jufammenlefenb.  ^6i  toai  gan^  nal^e  }u 
i^  getreten.  „S)ie^inber  fennen  eben  leinen  anbetn  Zani, 
dü  ben  SBo^er/'  fagte  idfe.  ^»Sdb  fpielte  einen  ffialjet/'  t)er' 
fette  er,  mit  bem  (Geigenbogen  ben  Ort  bed  foeben  gefpielten 
Btüdei  auf  feinem  9totenb(atte  be^eici^nenb. 

^SRan  mu^  beriet  aud^  führen,  ber  3)^enge  toegen.  ^ber 
bie  kinber  baben  fein  O^x,"  fagte  er,  inbem  er  mel^mät^tg 
ben  jtopf  fdbüttelte.  ■—  „2af\en  Sie  mid^  loenigften^  ibren 
Unbant  wieber  gut  maäitn,"  fpradb  icb^  ein  SUberftüdt  au^ 
ber  Safcbe  jie^enb  unb  \\)m  ^inrei(i^enb.  —  „Mittel  bitte!''  rief 
ber  alte  9Rann,  loobet  er  mit  beiben  $&nben  dngftli(ib  abs 
toebrenbe  SSeioegungen  macbte  „in  ben  $ut!  in  ben  $ut!''  — 
Sdft  legte  bad  ©elbftüdt  in  ben  t)or  i^m  fte^enben  $ut,  au§ 
bem  ed  unmittelbar  barauf  ber  ^Ite  berauSnal^m  unb  ganj 
Sttfrieben  einftedte;  ,;bad  ^ei^t  einmal  mit  reid^em  ©ewinn  nacb 
fiaufe  ge^^en/'  fagte  er  fijmunjelnb.  — „6ben  red^t/'  fpracb  icb, 
i,erinnern  6ie  midb  auf  einen  Umftanb,  ber  fd^on  früher  meine 
9^ugier  rege  mad^te!  3bte  l^eutige  @innal(^me  fdf^eint  nicbt 
bie  befte  getoefen  ju  fein,  unb  bo(i  entfernen  @ie  [löa  in 
einem  ^ugenblide,  tuo  eben  bie  eigentlidf^e  @rnte  angebt,  ^ad 
^ft  bauert,  wiffen  Sie  rodf)!,  bie  ganje  S^ad^t,  unb  Sie 
!5nnten  ba  (eidbt  mel^r  geminnen^  al^  an  ad^t  geiDöl^nlid^en 
Zagen.    9Bie  foU  idb  mir  ^a§  erflären?'' 

„SBie  Sie  fidb  S)a§  erfldren  foUen?''  üerfeftte  ber  2l(te. 
i^SJerjeiben  Sie.  icb  »eife  nidfet,  wer  Sie  jtnb,  aber  Sic  muffen 
ein  tt)o^lt^>dtiger  $err  fein  unb  ein  gr.unb  öer  3Mufif/' babci 
50g  er  baiS  Stiberftüd  nocb  einmal  au^  ber  Safcbe  unb  brüdtte 
e^  jwoifcben  feine  gegen  bie  35ruft  gehobenen  §dnbe.  ,,3db  mitt 
3bnen  ba^er  nur  bie  Urfad^en  angeben,  obgletd^  icb  oft  be^- 
balb  )}erladbt  morben  bin.  @rften§  war  idb  nie  ein  ^acbt- 
f(btD&rmer  unb  ^alte  ed  aucb  nid^t  für  re^t,  anbete  burcb 
Spiel  unb  ©efang  ju  einem  fold^en  wiberlid^en  ^erge^cn  an^ 
^ureijen ;  jtoeiten^  mu^  Ttdb  ber  3Jlenfdb  in  allen  fingen  eine 
gewiffe  Orbnung  feftfe^en,  fonft  gerate  er  in^  äBtlbe  unb  Un^ 


1 


260  ^^^  ormc  ©^iclmann. 

auf baltf ante,  ^rlttenö  enblicfc  —  ^crrl  id&  fpielc  ben  d<^n§en 
%aQ  für  bic  Idrmenben  Scutc  imb  getüinnc  faum  lärglic^  93rob 
babei;  aber  ber  ^ilbenb  gehört  mir  unb  meiner  armen  ^nft 
2lbenb§  ^altc  iä)  micb  ju  ^aufe,  unb"  —  babei  »arb  feine 
9flebe  immer  leifer,  Dlöt^e  überwog  fein  ©epcibt,  fein  Äuge 
fudfete  ben  Soben  —  „ba  fpiele  idfe  bcnn  au§  ber  Ginbilbung^ 
fo  für  mid()  olf^ne  SRoten.  ^^antafiren,  glaub'  id^,  Reifet  e8 
in  ben  2Jluri!bü4em." 

2Bir  waren  Selbe  ganj  ftille  gemorben.  6r,  au3  Sef^ft« 
mung  über  ba§  t)erratl;enc  (Sel^eimni^  fcineS  3nnern;  id^,  t)off 
ßrftaunen,  ben  SKann  »on  ben  W<^ftcn  ©tufcn  ber  Äunft 
fbre(feen  ju  l^ören,  ber  nid^t  im  Staube  mar,  ben  leid^teften 
Söaljer  faßbar  mieberjugeben.  (Sr  bereitete  fxäi  inbe^  gum 
gortgel&en. 

„5Ö0  ttjol^nen  6ic?"  fagte  ici^.  ,,3^  möchte  wo^I  einmal 
3l)ren  einfamen  Uebungen  beitüo^nen."— ,,0^/'  »erfe^tc  er  faft 
fle^enb,  „6ie  miffen  mol^I,  ba§  ©ebet  gel^ört  in3  Äämmericin." 

—  „6o  mü  iä)  6ie  benn  einmal  am  2)age  befuc^en/'  fagte  icfe. 

—  „^en  Sag  über,"  ermiberte  er,  ,,gel^e  id&  meinem  Unterhalt 
bei  ben  Seuten  nad^."  —  „3l(fo  be^  SWorgen^  benn."  —  „Sic^t 
eö  bocb  beinal&e  au§/'  fagte  ber  Sitte  Idcfeelnb,  „aU  ob  ©ic,  ücr« 
ef)rter  §err,  ber  93efc^en!te  mären,  unb  xä),  menn  e3  mir  er« 
laubt  ift  in  fagen,  ber  2Bol&ltl^ater;  fo  freunblidfe  pub  Sie, 
unb  fo  mibermärtig  jie^e  169  m\6)  jurüdf.  3l^r  borne^mer  Scs 
fudfe  mirb  meiner  Söo^nung  immer  eine  6l&re  fein;  nur  bäte 
id&,  .ba^  Sie  ben  %aQ  i^rer  2)al)in!unft  mir  gro^günftig  im 
$ßorau§  beftimmten,  bamit  meber  Sie  burd^  Ungel^örigfeit  auf« 
gel;aUen,  nodfe  xd)  genötigt  merbe,  ein  jur  3cit  etroa  be« 
goiutene^  ©efd^äft  unsiemlicb  gu  unterbrechen.  3Mein  3Korgen 
nämlicb  W  audf}  feine  S3eftimmung.  Scfe  l&alte  eS  jebenfaü^ 
für  meine  ^^flic^t,  meinen  ©önnern  unb  2öol?ltl&ätevn  für  i&r 
©cfd)en!  eine  nid}t  ganj  unmürbige  ©egengabe  barjureic^en. 
3d^  mid  fein  S3ett(er  fein,  üerel^rter  §err.  3d&  mei^  mo^l, 
bafe  bie  übrigen  öffentlid^en  SHufifleute  fxÖ9  bamit  begnügen, 
einige  au^menbig  gelernte  ©affen^auer,  ©eutfc^maljer,  \a  mo^l 


3)ct  arme  ©piclntonn.  261 

got  SWcIobiccn  t)on  unartigen  Siebern,  immer  mieber  üon  ben^ 
felben  anfangenb,  fort  unb  fort  ^erab  ju  fpielen,  fo  bafe  man 
i^nen  gibt,  um  ibrer  lo§  ju  »erben,  ober  »eil  i^r  Spiel  bie 
Erinnerung  gcnojfener  San^freuben  ober  fonft  unorbentlidfeer 
6rg5tlidbteiten  »ieber  lebenbig  macbt.  ^aber  fpielen  fte  aucb 
aud  bem  ©ebd^tnij  unb  greifen  falf(b  mitunter,  ja  böufig. 
S3on  mir  aber  fei  fem,  ju  betrügen.  3(b  babe  befebcilb,  tbeilä 
toeil  mein  ©ebftdbtnife  überhaupt  nicbt  ba§  befte  ift,  tbeil§  »eil 
eS  für  ^t'om  f4»iecig  fein  bürfte,  t)er»i(felte  Sufammen« 
fejungen  gca(bteter  SWufiberfajfer  3'iote  für  SRote  bei  ficb  ju 
blatten,  biefe  ^efte  mir  felbft  in§  [Reine  gefcbrieben."  @r 
leigte  babei  bur(bblätternb  auf  fein  ^uft!bu(b,  in  bem  i(b  5U 
meinem  ßntfejen  mit  forgfältiger,  aber  »iberli(b  fteifer  6(brift 
ungebeucr  f(i^»ierige  (Sompofitionen  alter  berübmter  2Jleifter, 
gans  fcfewarj  bon  $affagen  unb  S)oppelgriffen,  erblicfte.  Unb 
berlei  fpielte  ber  alte  3Rann  mit  feinen  ungelenfen  gingern! 
„Snbem  i(fe  nun  biefe  Stüdfe  fpiele,"  fu^r  er  fort,  „beseige 
id>  meine  SSere^rung  ben  nad&  6tanb  unb  2Bürben  geachteten, 
löngft  ni^t  mebr  lebenben  SWeiftern  unb  SSerfaffern,  tbue  mir 
felbft  genug  unb  lebe  ber  angenehmen  Hoffnung,  bafe  bie  mir 
milbcjt  gcreicbte  ®ah^  nicbt  o^ne  Entgelt  bleibt,  burcb  SSer« 
eblung  beS  ®ef(bmadfe§  unb  ^ergenS  ber  ol^nebin  bon  fo  bielen 
6eiten  gcftörten  unb  irre  geleiteten  3wbörerfcbaft.  S)a  berlei 
aber,  auf  ba^  id^  bei  meiner  IRebe  bleibe"  —  unb  babei  über« 
)og  ein  felbftgef&HigeS  Sdcbeln  feine  Söge  —  „ba  berlei  aber 
eingeübt  fein  »iCi,  fmb  meine  SUlorgenftunben  au^f^lie^enb 
biefem  ßyercitium  beftimmt.  S)ie  brei  erften  ©tunben  be§ 
Sageg  ber  Uebung,  bie  2Jlitte  bem  S3rober»erb,  unb  ber  Slbenb 
mir  unb  bem  lieben  ©Ott,  ba§  b^i^t  ni(bt  unebrlidb  getbeilt," 
fagte  er,  unb  babei  glänzten  feine  Slugen  »ie  feucbt;  er  lächelte 
aber. 

„®ut  benn,"  fagte  icb,  „fo  »erbe  icb  6ie  einmal  SWorgenS 
überrafcben,  SBo  »o^nen  ©ie?"  @r  nannte  mir  bie  ©ärtner^ 
gaffe.  —  „^au^nummer?"  —  „Plummer  34  im  erften 
Stode."  —  „3n  ber  3:bat,"  rief  icb,  „im  6toc!»er!e  ber  SBor* 


262  ^^  ttnne  Spielmann. 

nehmen?"  —  „S)ag  $au§,"  fagtc  er,  „^at  itoax  cigcntli* 
nur  ein  @rDgefd^o|;  e^  ift  aber  oben  neben  ber  iBobenfammer 
xiüä)  ein  f(etne^  3^^"^^^/  ^<(^  bett)o^ne  x(b  gemeinfä^aftlid^  mit 
Stoei  ^anbtoerfggefeflcn."  —  „(Sin  ^mmex  gu  S)reien?''  — 
„Q^  ift  abgetbeilt/'  fagte  er,  „unb  169  ^abe  mein  eigene^  ®ette.^ 

„e§  »irb  fpdt/'  fpra(i&  idfe,  „unb  6ie  »oflen  na(^  ^aufe. 
2luf  2Bieberfe(;en  benn!"  unb  babei  ful^r  idfe  in  bie  Safefee,  um 
baS  frfiber  gerei(fete  gar  ^u  !(eine  (S^elbgefcfeen!  adenfalld  ju 
t)erboppeln.  (Sr  aber  batte  mit  ber  einen  $anb  bad  9lotenpult, 
mit  ber  anbern  feine  Violine  angefaßt  unb  rief  feaftig:  „^a^ 
i(^  beooteft  verbitten  mu|.  S)ag  ^onorarium  für  mein  €piel 
ift  mir  bereite  in  ^üüt  §u  älbeil  gett)orben,  eine^  anbern 
Sßerbienfte§  aber  bin  icfe  mir  jur  3cit  nicbt  bemüht."  S)abci 
machte  er  mir  mit  einer  Slbart  ))omebmer  fieicbtigfeit  einen 
5iem(i(fe  Unfifcben  ^afrfu^  unb  entfernte  ft^^  fo  fcbneU  ifen 
feine  alten  93eine  trugen. 

34  batte,  mie  gefagt,  bie  Suft  verloren,  bem  ^olf^fefte 
für  biefen  Sag  länger  beijuwobnen,  i(fe  ging  ba^er  \)ümXoM^, 
ben  SBeg  nacb  ber  Seopolbftabt  einf(felagenb,  unb,  von  6taub 
unb  ^i^e  erfcböpft,  trat  idb  in  einen  ber  bortigen  vielen 
^irtb^g&rten,  bie,  an  gemöbnlicben  Sagen  überfüllt,  beute 
iljrc  ganje  Äunbfcbaft  ber  93rigittenau  abgegeben  batten.  3)ie 
Stille  be^  DcteS,  im  ^bftidb  ber  l&rmenben  Solfdmenge,  tbat 
mir  n)obl,  unb  mxd)  oerfdbiebenen  ©ebanfen  überlaffenb,  an 
benen  ber  alte  6pielmann  niifet  ben  legten  ^ntbeil  botte,  n^ar 
eS  völlig  ^adbt  gen)orben,  al^  idb  enbli(b  be^  ^{adbbaufegeben^ 
gebadbte,  ben  ^Betrag  meiner  SReebnung  auf  ben  Sif(fe  legte 
unb  ber  6tabt  jufcferitt. 

3n  ber  ®ärtnergaf[e,  b^itte  ber  alte  äJlann  gefagt,  mobne 
er.  „3ft  bier  in  ber  3läbe  eine  O&rtnergaffe?"  fragte  i(fe  einen 
tleinen  Seligen,  ber  über  ben  Söeg  lief.  „S)ort,  $err!"  ver^ 
fejte  er,  inbem  er  auf  eine  Querftra^e  bintoie^,  bie,  von  ber 
^öufermaffe  ber  SSorftabt  ficb  enlfernenb,  gegen  ba§  freie  gelb 
binau^  lief.  3cb  folgte  ber  9^i(btung.  S)ie  Strafe  beftanb  au§ 
Seiftreuten  einjelnen  Käufern,   bie,   ^ivifcben  großen  ^ücben^ 


S)eT  orme  @pielmann.  263 

g&rten  gelegen,  bie  iBefd^äfttgung  ber  SSemol^ner  unb  ben  Ur^ 
fprung  bed  9lamend  ©ärtnergaffe  augenf&Qig  barlegten.  3n 
toelcfter  biefer  elenben  ^ütten  tDo^I  mein  Original  tt)ol(^nen 
mü^te?  ^ä)  \)atu  bie  ^auSnummer.glüdUcb  bergeffen,  auc6 
mar  in  ber  ^unfel^eit  an  ba§  @r!ennen  irgenb  einer  $e}ei(i^' 
nung  taum  §u  benfen.  ^a  fc^ritt;  auf  nti^  jufommenb,  ein 
mit  ^ü(j&engett)&(i&fen  fc^mer  belabener  SJlann  an  mir  borüber. 
^ra|t  ber  Sllte  einmal  mieber,"  brummte  er,  „unb  ftört  bie 
orbentUc^en  £eute  in  x\)Xix  ^ad^trul^e^^  3ugleid&,  mie  idi  bor- 
iD&rtS  ging,  fciblug  ber  leife,  langgebaltene  ^on  einer  iBioline 
an  mein  Obt,  ber  au§  bem  offen  ftel^enben  iBobenfenfter  eineiS 
menig  entfernten  ärmlid^en  ^aufed  }u  fommen  fc^ien,  ba§, 
niebrig  unb  o^ne  Stodmer!  mie  bie  übrigen,  Tt^  eben  burdb 
biefeS  in  ber  Umgränjung  be^  ^aä^e^  liegenbe  (^iebelfenfter 
üot  ben  anbem  augjeiinete.  ^ä)  ftanb  ftiHe.  6in  leifer,  aber 
bcflimmt  gegriffener  3;on  fd^tooH  big  jur  ^cftiglcit,  fenite  p*, 
oerflang,  um  gleidb  barauf  toieber  bid  jum  lauteften  ©eilen 
empor  ju  fteigen,  unb  jmar  immer  berfelbe  ^on  mit  einer 
Urt  genußreichem  S)araufberuben  mieberl^olt.  @nblid^  !am  ein 
Snterbaü.  63  »ar  bie  Quarte.  $atte  ber  Spieler  fxäi  bor^ 
\^  an  bem  Klange  beS  einzelnen  S^oneS  gen)eibet,  fo  mar 
nun  bad  gleic^fam  mollüftige  Sd^meden  biefe^  barmonifcben 
Ser^&ltniffeS  nodb  ungleid^  fühlbarer.  Sprungmeife  gegriffen, 
jugleidb  geftri^en,  burd^  bie  bajttjifd^en  liegenbe  Stufenreibe 
böd)ft  holperig  »erbunben,  bie  2^erj  marfirt,  »ieberbolt.  S)ie 
Quinte  baran  gefügt,  einmal  mit  jittcrnbem  ^lang,  mie  ein 
ftiüeg  SGBeinen,  au§ge^>alten,  ber^aUenb,  bann  in  mirbelnber 
SdbneQigfeit  emig  mieberbolt,  immer  biefelben  SSer^ältniffe, 
bie  nftmlic^en  Söne.  —  Unb  S)a§  nannte  ber  alte  9Rann 
^bantajiren!  —  Obglcidb  eg  im  ©runbe  allerbing§  ein  ^^an-- 
taftren  mar,  für  ben  Spieler  nämlic^,  nur  nid^t  aud^  für  ben 
$örer. 

34  meiß  nidbt,  mie  lange  ^a§  gebauert  ^aben  modbte 
unb  mie  arg  e§  gemorben  mar,  aU  plö|lidb  bie  ^^üre  be^ 
^aufeiS  aufging,   ein  SRann,   nur  mit  bem  §embe  unb  lofe 


264  ^er  arme  Spifimann. 

eingefnö^ften  93ein!Ieibern  angctl&an,  t)on  bcr  Scbmeüc  bis  in 
bie  3Jlittc  bcr  ©trafee  trat  unb  ju  bem  ©iebclfcnfter  emporrief : 
„6o(I  ^a§  beute  einmal  »ieber  gar  fein  @nbe  nehmen?" 
S)er  %on  ber  Stimme  mar  babei  unmiüig,  aber  nidbt  ^ort 
ober  beleibigenb.  S)ic  SBioline  üerftummte,  ebc  bie  SRebe  nod) 
ju  (Snbc  toar.  S)er  9)lann  ging  inS  $au§  jurilcf,  baS  ©iebel« 
fenftcr  fdblo^  fi(b,  unb  balb  b^trfcbte  eine  burcb  nicbtS  unter* 
brod^ene  2^obtenftifle  um  micb  })ex,  3(b  trat,  mübfam  in  ben 
mir  unbcfannten  ©äffen  micb  guredbtfinbenb,  ben  ^eimmeg  an, 
mobei  icb  aud)  Pb^ntafirte,  aber,  31iemanb  ftörenb,  für  nticb, 
im  Äopfe. 

S)ie  aHorgenftunben  l^aben  für  midfe  immer  einen  eigenen 
SBertb  gel^abt.  6§  ift,  aU  ob  eg  mir  ®ebürfni^  mftre,  burc^ 
bie  ^efcbäftigung  mit  etma^  @rbebenbem,  SBebeutenbem  in 
ben  erften  Stunben  beg  Sageg  mir  ben  Sleft  beffelben*  ge« 
»iffermafeen  §u  l^eiligen.  ^ä)  lann  mi(^  bo^er  nur  fc^wer 
entfcblie&en,  am  früben  ^Morgen  mein  3i"^wer  ju  »erlaffen, 
unb  menn  icb  obne  t^odgültige  Urfad^e  m\6)  einmal  ba^u 
nötbige,  fo  babe  xä)  für  ben  übrigen  2^ag  nur  bie  9Babl  itvu 
f(j^en  gebanfenlofer  3erftreuung  ober  fclbftquälerifcbem  Srübs 
fmn.  60  !am  eg,  bafe  icb  burd&  einige  S^age  ben  Sefudb  bei 
bem  alten  SJianne,  ber  tjerabrebeterma^en  in  ben  SWorgen^ 
ftunben  ftattfinben  foUte,  tjerfdfeob.  ©nblicb  »arb  bie  Unge^ 
bulb  meiner  §err,  unb  idb  ging.  S)ie  ©ärtnergaffe  mar  Icicbt 
gefunben,  eben  fo  bag  $aug.  5?ie  2:öne  ber  SBioline  liefen 
fiä)  and)  bie^mal  böten,  aber  burcb  ba§  gef^loffene  genfter 
big  äum  Ununterfcbeibbaren  gebämpft.  3cb  trat  ing  $aug. 
Gine  vor  (Frftaunen  balb  fpracblofe  ©artnergfrau  »ieg  midb 
eine  93obentreppe  binauf.  3(b  ftanb  oor  einer  niebern  unb 
balb  fcblie^enben  2:büre,  po(bte,  erhielt  feine  Slntmort,  brüdte 
enblicb  bie  Älinfe  unb  trat  ein.  34  befanb  micb  in  einer 
5iemlicb  geräumigen,  fonft  aber  böcbft  elenben  Kammer,  beren 
SBänbe  oon  allen  Seiten  ben  Umrif[en  beg  fpi^julaufenben 
5)acbeg  folgten.  §art  neben  ber  Zljüve  ein  f(^mu^igeg,  miber« 
lid)  oerftörteg  S3ette,  üon  allen  3utbaten  ber  Unorbentli(bfeit 


5S)er  arme  Spielinantu  265 

nm^eien;  mir  gegenüber,  l^art  neben  bem  f (Jamalen  genfter 
eine  jtoeitc  Sagerftatte,  bilrftig;  aber  reinlid^,  unb  l^ödfeft  forg« 
f&Itig  gebettet  unb  bebedt.  Um  genfter  ein  !leine§  %i\6;)69en 
mit  9lotenpapier  unb  @(i^reibgerfttl^e,  int  genfter  ein  $aar 
9Iumentö)}fe.  ^ie  aßitte  beS  SintmerS  ^on  ^anb  ju  Sßanb 
mt  am  Soben  mit  einem  biden  Äreibenftridfee  bejeic^net,  unb 
man  !ann  fid^  !aum  einen  grelleren  ^bftid^  bon  @d^mu^  unb 
SReinlid^feit  benfen,  aU  bieSfeitS  unb  jenfeitS  ber  gezogenen 
Sinie,  biefcg  SlequatorS  einer  SBelt  im  Äleinen,  l^errfd^te. 

^rt  an  bem  ©leid^er  l^atte  ber  alte  ältann  fein  ^^oten^ 
pult  ^ingefteDt  unb  ftanb;  boQig  unb^  forgfältig  gefleibet,  ba^ 
bor  unb  —  eyercirte.  ä§  ift  f(j^on  bi§  jum  UebeKlang  fo 
t}iel  t)on  ben  SlIi^Qdngen  meinet  unb,  id^  fürd^te  beinahe, 
mtr  meinet  SiebHngS  bie  9tebe  gett)efen;  ba^  id^  ben  fiefer 
mit  ber  Sefc^reibung  biefeS  pUifd&en  ßoncerteö  berfdfeonen  will, 
^a  bie  Uebung  grdgtentl^eilS  au§  $a{fagen  beftanb,  fo  n)ar 
an  ein  (Srfennen  ber  gefpielten  6tüde  nidfet  ju  beulen ,  tt)a§ 
übrigen^  aud^  fonft  nid^t  leid&t  gemefen  fein  möd&te.  Ginige 
3eit  3u^öten§  lie^  mi^  enblid&  ben  gaben  burc^  biefeS  Sa« 
bijrint^  erfennen,  gleic^fam  bie  STOet^obe  in  ber  Sloflbeit. 
2)er  ätte  genoj,  inbem  er  fpielte.  ©eine  Sluffaffung  unter« 
fd&ieb  hierbei  aber  fd&Ied^tl^in  nur  S^'^eierlei,  ben  SBol^lflang 
unb  ben  Uebettlang,  bon  benen  ber  erftere  il^n  erfreute,  \a 
entjüdtte,  inbe^  er  bem  le^tem,  aud&  bem  l^armonifd^  begrün« 
beten,  nad&  SWöglid&feit  au§  bem  SBege  ging.  Statt  nun  in 
einem  SKufifftüde  nad&  Sinn  unb  SHb^tljjmuS  ju  betonen,  l^ob 
er  ^erouS,  berldngerte  er  bie  bem  ©el^ör  »obltl^uenben  3^oten 
unb  StttwbaUe,  ja  nal^m  feinen  Slnftanb,  fie  »iCüürlid^  ju 
»iebcr^olen,  wobei  fein  ©efic^t  oft  gerabeju  ben  2lu§brud  ber 
Sergüdung  annal&m.  ®a  er  nun  jugleid^  bie  S)iffonanjen  fo 
!ui^  ote  möglid^  abti&at,  überbie^  bie  für  ibn  5u  fd&weren 
^affagen,  bon  benen  er  au§  @ett)iffen](>aftig!eit  nid^t  eineSflote 
faden  Iie|,  in  einem  gegen  ba^  ©anje  biel  ju  langfamen  3eit' 
ma^  bortrug,  fo  fann  man  fid^  lool^l  leidet  eine  Sbee  »on 
ber  Scrtoirrung  mad&en,  bie  barauS  l^erborging.    3Bir  warb 


266  ^f^  <^nne  Spielmann. 

eS  nad^gerabe  felbft  p  t)ieL  Um  il^n  au^  feiner  SlbtDefen^eit 
jucüd  ju  bringen,  lief;  id^  abft(i^tli(i^  ben  $ut  faOen;  na(i^bem  idb 
melj^rere  SRittel  fc^on  frud^tloS  iDerfud^t  b<itte.  ^er  alte  URann 
fubr  jufammen,  feine  ^niee  gitterten,  laum  fonnte  er  bie  jum 
S3oben  gefenfte  SBioUne  l^alten.  3^  trat  binju.  „OJ),  ©ic 
ftnb'g,  gnöbiger  $err!"  fagte  er,  glei(^fam  ju  fxä^  felbft  fom« 
menb.  „3<^  ^^tte  nidbt  auf  Erfüllung  3^re§  boben  SBerfpredben« 
geredbnet/'  (Sr  nöt^igte  midb,  su  ft^en,  r&umte  auf,  legte  bin, 
fab  einigemal'  loerlegen  im  3itnmer  berum,  ergriff  bann  plö^s 
li(b  einen  auf  einem  ^ifdbe  neben  ber  @tubentbür  fte(^enben 
^eQer  unb  ging  mit  bemfelben  ju  jener  binaud.  3<^  ^^^te 
ibn  braujsen  mit  ber  ©ärtnerSfrau  fpredben.  ^alb  barauf  !am 
er  tt)ieber  verlegen  jur  S^l^üre  berein,  wobei  er  ben  ^eQer  binter 
bem  Sflüden  )7erbarg  unb  ^eimli(b  mieber  ^inftedte.  @r  batte 
offenbar  Obft  t)erlangt,  um  mi(b  su  U\o\tt\)tn,  ed  aber  ni(bt 
erbalten  !5nnen.  „Sie  »obnen  l&ier  red&t  W^f^b/'  fagtc  i(b, 
um  feiner  ^erlegenbeit  ein  @nbe  pi  macben,  „^ie  Unorb« 
nung  ift  üertoiefen.  Sie  nimmt  il^ren  SRüdjug  burdb  bie  S^üre, 
tt)cnn  fie  au(b  berjeit  nocb  nidbt  ganj  über  bie  S^toeÜie  ift.  — 
SDleine  Söobnung  reicbt  nur  big  ju  bem  Stricbe,"  fagte  ber 
Sllte,  ttjobei  er  auf  bie  Äreibenlinic  in  ber  3Jlitte  beg  Simmer^ 
5eigte.  „^ort  brüben  »obnen  jmei  ^anbioerl^gefeQen."  —  „Unb 
refpectircn  biefe  3bw  SBe^eicbnung?"  —  „Sie  nicbt,  aber  iö^," 
fagte  er.  „S^lur  bie  3;büre  ift  gemeinfdbaftlidb."  —  „Unb  »erben 
Sie  nidbt  geftört  t)on  3brer  ^acbbarfdbaft?"  —  „Äaum/'  meinte 
er.  „Sie  fommen  be§  3Ra(btg  fpät  nadb  $aufe,  unb  toenn  fie 
midb  ba  audb  ein  menig  im  IBette  auffdbreden,  fo  ift  bafür 
bie  2uft  be§  SBiebereinfdblafenS  um  fo  größer.  S)eg  2Rorgen^5 
aber  medte  idb  fie,  wenn  idb  mein  Sii^^tner  in  Orbnung  bringe. 
^a  fdbelten  fie  wobl  ein  menig  unb  geben." 

3db  batte  ibn  mdbrenb  beffen  betradbtet.  @r  war  bödbft 
reinli(^  gefleibet,  bie  ©eftalt  gut  genug  für  feine  ^a\)xe,  nur 
bie  S3eine  etioaS  ju  lurj.  $anb  unb  gu^  t)on  auffaHenber 
3artbeit.  —  „Sie  feben  midb  an,"  fagte  er,  „unb  baben  babei 
3^re  ©ebanfen  ?"  —  „S)a&  i*  nadb  3brer  ®ef cbid^te  lüftern 


^er  arme  ©pielmonn.  267 

bin/'  t)erfe$te  i*.  —  „®ef*^tc1"  miebcr^oUe  er.  ,,3*  \)aht 
feine  ©efd^icj^te.  $eute  tt)te  geftem,  unb  morgen  tt)ie  l^eute. 
Uebemtorgcn  \ttil\ä)  unb  weiter  l&inau§,  »er  fann  ba«  »iffen? 
3)0^  ©Ott  wirb  forgen,  ber  »eife  e8."  —  „3^r  jegigeg  Seben 
mag  toobl  einförmig  genug  fein/'  fu^^r  iäi  fort;  ,,aber  3^rc 
früheren  S^idfale*  2Bie  eS  fidfe  fügte"  —  „ba|  idft  unter  bie 
HRuftlleutc  fam?"  fiel  er  in  bie  $aufe  ein,  bie  i(^  unn)iD[!ur5 
ßdb  gemad^t  batte.  3<^  erjA^lte  i^m  nun,  n)ie  er  mir  beim 
crften  flnblide  aufgefaöen;  ben  (Sinbrud,  ben  bie  Don  x\)m 
gef^jrod^enen  lateinifc^en  ^orte  auf  mid^  gemacht  l^^dtten.  „ia* 
teinifdb/'  tönte  er  nacb.  ,,2ateinif(j^?  ba§  l^abe  icb  freili(b  au(b 
einmal  gelernt  ober  Dielmel^r  \)Sitte  e^  lernen  follen  unb  fönnen. 
Loqneris  latine?''  loanbte  er  ftd&  gegen  mi^,  ,,aber  idb  fönnte 
e§  nid^t  fortfejen.  (53  ift  gar  ju  lange  \)ex,  S)ag  alfo  nen^ 
nen  Sie  meine  ®ef(bi(i&te?  SBie  eS  !am?  —  3^  fo!  ba  ift  benn 
freilidb  allerlei  gefd^e^en;  nicbtS  S3efonbereiS^  aber  bod^  allerlei. 
9Rödbte  i4  mir'd  bodb  felbft  einmal  n}ieber  erjai^len.  Ob  id^'3 
nidfet  gar  »ergeffen  l^abe.  (S^  ift  nod^  frül&  am  2Rorgen/'  fu(;r 
er  fort,  wobei  er  in  bie  Ul&rtafcbe  griff,  in  ber  fidb  frei« 
lidb  feine  Ul^r  befanb.  —  3^  Sog  bie  meine,  e^  »ar  faum 
9  U^r.  —  „3Bir  l^aben  3^^  ««^  f^f*  fommt  mid)  bie  Suft, 
}u  fcbtoaten,  an.''  @r  tt)ar  tt)ä^renb  beS  Seiten  jufe^enb^  un^ 
ge^tDungener  geioorben.  ©eine  @eftalt  üerl&ngerte  pd^.  @r 
na^m  mir  ol^ne  ju  gro^e  Umftänbe  ben  $ut  auS  ber  ^anb 
unb  legte  i^n  aufg  ^ette;  fd^lug  ft^enb  ein  iBein  über  ba§ 
anbere  unb  na^m  über^^aupt  bie  Sage  eines  mit  ^equemlid^s 
feit  @i^&blenben  an. 

„Sie  boBen"  —  ^ob  er  on  —  „o^ne  S^cifel  üon  bem  $ofs 
rat^e  —  gehört?"  ^ier  nannte  er  ben  Flamen  eine§  Staates 
mannet,  ber  in  ber  ^ölfte  be§  tjorigen  3^^^^««^^^*^  w"*^^ 
bem  befi^benen  Xitel  eines  iBurcaud^efS  einen  ungeheuren, 
beina^^e  SRinifter^&^nlidben  (Sinflu^  ausgeübt  ^atte.  3db  be^ 
ja^te  mdne  ^enntni^  beS  SWanneS.  „(Sr  »ar  mein  83atcr," 
ftt^r  er  fort.  —  Sein  SSater?  beS  alten  SpielmannS?  beS 
SBettlerS?  3)er  (Sinflufereid&e,  ber  3Kad&tige,  fein  SSater?  S)er 


268  ^^  örtnc  ©plelmann. 

:ä(te  fd&icn  mein  6r[taunen  »id&t  ju  bemcrfen,  fonbcm  fpann, 
ficfctbar  vergnügt,  ben  gaben  feiner  ©rjäl^Iung  »citcr.  „^äi 
war  bcr  aWittlere  t)on  brci  S3rübem,  bie  in  Staat^bienften  \)0Ö9 
hinauf  famen,  nun  aber  fc^on  beibe  tobt  fmb ;  xä)  allein  lebe 
noö^,"  fagte  er  unb  jupfte  babei  an  feinen  fabenfd^einigen 
S3ein!leibevn,  mit  niebergefcblagenen  5lugen  einzelne  geberdfeen 
bat)on  berablefenb.  „3Jlein  SSater  mar  el^rgeijig  unb  b^ftig. 
aJteine  SBrüber  traten  ibm  genug.  Ttxii  nannte  man  einen 
langfamen  ^o:pf ;  unb  id^  mar  langfam.  2Benn  idfe  midb  tedbt 
erinnere/'  fprad^  er  »eiter,  unb  babei  fenfte  er,  feitmört« 
gemanbt^  mie  in  eine  meite  gerne  binauSblidenb,  ben  Äopf 
gegen  bie  unterftü^enbe  linfe  $anb,  —  „menn  \6)  mid^  redbt 
erinnere,  fo  märe  i(b  mobl  im  6tanbe  gemefen,  allerlei  ju  er^ 
lernen,  menn.man  mir  nur  Qdt  unb  Orbnung  gegönnt  bätte. 
SKeine  SBrüber  fprangen  mie  ©emfen  tjon  Spi|e  ju  ©pi^e  in 
ben  Sebrgegenftdnben  betum,  icb  fonnte  aber  burdbau^  nidbt^ 
binter  mir  laffen,  unb  menn  mir  ein  einjigeg  2Bort  feblte, 
mufete  iä)  mieber  t)on  tjorne  anfangen,  ©o  marb  icb  benn  immer 
gebrängt.  2)ag  $Reue  foUte  auf  ben  $la|,  ben  ba§  Sllte  nodb 
nidfet  üerlaffen  batte,  unb  id&  begann,  ftodtifdfe  ju  merben.  ©o 
batten  fie  mir  bie  aJlnfif,  bie  je^t  bie  greube  unb  jugleicb 
ber  6tab  meinet  2eben§  ift,  gerabeju  »erbaut  gemad()t.  SDenn 
idfe  Slbenbg  im  S^Jielid^t  bie  Siolinc  ergriff,  um  midb  nadb 
meiner  5lrt  obne  3^oten  5u  vergnügen,  nabmen  fie  mir  ba§ 
3nftrument  unb  fagten,  bag  üerbürbe  bie  Slpplicatur,  llagten 
über  Obrenfolter  unb  üermiefen  micb  auf  bie  Sebrftunbe,  mo 
bie  golter  für  midb  anging.  3<ft  ^ohe  Seit^ß^^i^^  9licbt^  unb 
Sf^iemanb  fo  gebaut,  al»  icb  bamalS  bie  ®eige  b^&te. 

„ÜJlein  Söater,  auf§  Sleu^efte  unjufrieben,  fcfealt  micb  bäupg 
unb  brobte,  mid^  ju  einem  ,§anbmer!e  5U  geben.  34  magte 
ni(bt,  5U  fagen,  mie  glüdtlidfe  midb  baa  gemacbt  bätte.  6in 
S)red)§ler  ober  Sd^riftfeger  märe  icb  gar  lu  gerne  gemefen. 
ßr  bätte  e§  ja  aber  bodb  nicbt  ^ugelaffon,  au^  ©tolj.  (Snb? 
lid&  gab  eine  öffentlid^e  6d&ulprüfung ,  ber  man,  um  ibn  5U 
begütigen,  meinen  Sater  beijumobncn  berebet  b^tte,  ben  Slug^ 


r 

r. 


a)er  orme  ©plelmann.  269 

[(Jlag.  6in  unrcblid&er  Seigrer  beftimtnte  im  SBorau§;  »oä 
er  mxä)  fragen  merbc,  unb  fo  ging  äCleS  üortreffUd^.  (Enbs 
fic^  aber  fel&Ite  mir  —  eg  lüaren  au^menbig  ju  fagcnbe 
Setfc  be§  ^orgj  —  ein  Sßort.  3Bein  Seigrer,  ber  fopfnicfenb 
unb  meinen  Spater  anlädbelnb  juge^ört  Ifiatte,  fam  meinem 
6to(fen  äu  ^ülfe  unb  pfterte  e§  mir  gu.  3$  aber,  ber  ba§ 
©ort  in  meinem  Snnem  unb  im  3ufc"itmen]&ange  mit  bem 
Uebrigen  fu(]^te,  l^örte  il^n  nid&t.  (Sr  »ieberl&olte  e§  mel^rere 
ÜRale;  umfonft.  ßnblid^  üerlor  mein  SSater  bie  ®ebulb. 
Cachinnum!  (fo  l&ie^  ba§  SBort)  fd&rie  er  mir  bonnernb  ju. 
5lun  toar'S  gefc&el&en.  Söu^te  id&  ba§  Sine,  fo  l^atte  xä)  ba« 
für  ba§  Uebrige  toergeffen.  Slde  SKül^e,  mid^  auf  bie  rechte 
Sal^n  ju  bringen,  mar  ijerloren.  3d&  mu^te  mit  Sd&anbe 
aufftel^cn,  unb  aU  xci),  ber  ©etrol^nl^eit  nadfe,  l^inging,  meinem 
Sater  bie  $anb  ju  jfüffen,  ftie&  er  mid^  jurücf,  erl^ob  ftdfe, 
maäite  ber  Serfammlung  eine  furje  SSerbeugung  unb  ging.  Ce 
gueux  fd^alt  er  mid&,  iraS  xä)  bamal§  nid&t  mar,  aber  je^t 
bin.  S)ie  ßltem  )pxo)p})eidm ,  menn  fie  reben!  Uebrigeng 
mar  mein  3Sater  ein  guter  2Wann.    $Rur  b^ftig  unb  el^rgeijig. 

^SSonbiefem  Sage  an  fprac^  er  !cin  2Bort  mel^r  mit  mir. 
Seine  Sefel^le  famen  mir  burd^  bie  §auggenoffen  ju.  60 
fünbigtc  man  mir  gleid&  be§  näd&ften  2^age0  an,  ba^  e0  mit 
meinen  6tubien  ein  Snbc  Ij^abe.  3d^  erf d^ra!  beftig ,  meit  id) 
ttju^te,  mic  bitter  e§  meinen  SSater  fränfen  mu^tc.  3dfe  tbat 
ben  ganjen  Sag  nid()t§,  al§  meinen  unb  ba^mifd^cn  jene  la- 
teinifd^en  SSerfc  recitiren,  bie  xä)  nun  auf§  Unb  mu^te  mit 
ben  »orlf^ergel^enben  unb  nad&folgenben  baju.  ^6)  tierfprad&, 
burd&  3Iei§  ben  SDlangel  an  Talenten  ju  crfe^en,  menn  man 
mid^  nod&  ferner  bie  Sd^ule  befud&en  lie^e,  mein  Satcr  nal()m 
aber  nie  einen  Sntfd^lu^  jurüdf. 

„eine  2Beile  blieb  xä)  nun  unbefd^äftigt  im  Dätcrlid^en 
§aufe.  Sublidfe  tl^at  man  mid&  terfuc^^meife  ju  einer  D^led^ens 
bewürbe.  SRed&nen  mar  aber  nie  meine  ©tdr!e  gemefen.  2)en 
Slntrag,  in§  IWilitär  ju  treten,  mie§  id^  mit  Slbfd^eu  jurüdt. 
3d&  !ann  nodfe  je^t  feine  Uniform  ol^ne  innerlid^en  ©d^auber 


270  ^«t  arme  ©pielmann. 

anfe^en.  ^a^  man  kuert^e  ^ngel^örige  aOenfaUS  au(!6  mit 
SebenSgefal^i:  fd^ügt,  t[t  tuo^I  gut  unb  begreiflid^;  aber  ^(ut^ 
loergle^en  unb  Serftümm(ung  als  Staub,  aU  ^efd^&ftigung. 
9lciu!  3^ein!  9lcin!"  Unb  babei  fubr  er  mit  beibcn  ßdnben 
über  beibe  2lrme,  aU  füllte  er  ftcci&enb  eigene  unb  frcmbc 
ÜBunben. 

„3d&  !am  nun  in  bie  Äanjlei  unter  bie  2lbf(j^reiber.  3)a 
mar  x6)  recbt  an  meinem  $Ia|e.  3<^  ^^^^^  immer  baS  Sd^rei» 
ben  mit  Su[t  getrieben,  unb  no(!b  jegt  mei^  xä)  mir  feine  an^ 
genebmere  Unterbaltung,  als  mit  guter  Sinte  auf  gutem 
$apier  ^aar-  unb  Sd^attenftrid^e  aneinanber  pi  fügen  ^u 
SBorten  ober  aud^  nur  ju  Sudbftaben.  9)lurt!noten  Tinb  nun 
gar  überaus  fd^5n.  S)amaIS  badete  icb  aber  no(^  an  feine 
SKufif. 

„3db  mar  fleißig,  nur  aber  gu  &ngftli(^.  (Sin  unridbtigeS 
Unterfd^eibungSjeid^en,  ein  unleferlid^eS  ober  auSgelaffeneS  SBort 
im  ^oncepte,  menn  eS  ftdb  aud^  auS  bem  @inne  ergänzen  Ue^, 
mad^te  mir  bittere  6tunben.  ^m  3tt)eifel,  ob  id^  mi(^  genau  ans 
Original  balten  ober  auS  Eigenem  beife^en  foUte,  tjerging  bie 
3eit  angftüoU,  unb  ic^  fam  in  ben  SRuf,  nacblaffig  ju  fein, 
inbefe  icfe  micb  im  S)ienfte  abquälte,  mie  deiner.  So  bradfete 
id&  ein  paar  Sabre  ju,  unb  jmar  obne  ©ebalt,  ba,  als  bie 
Sfleibe  bec  93eförberuug  an  midfc  fam,  mein  Satcr  im  S^atbe 
einem  Slnbem  feine  Stimme  gab  unb  bie  Uebrigen  ibm  jufielen 
aus  ©bi^futcbt. 

„Um  biefe  3eit  —  f^eb  nur,"  unterbradb  er  fidb,  „eS  gibt 
benn  bodb  eine  Slrt  ©efd&id&te.  ßrjäblen  mir  bie  ©efd&idbte! 
Um  biefe  3eit  ereigneten  f\d)  jmei  S3egebenbeitcn :  bie  traurigfte 
unb  bie  freubigfte  meines  SebcnS.  9}leine  Entfernung  auS 
bem  üäterlicben  §aufe  nämlich  unb  baS  SBieberfebren  jur 
bolben  3:on!unft,  ju  meiner  Sßioline,  bie  mir  treu  geblieben 
ift  bis  auf  biefen  Sag. 

,,3db  lebte  in  bem  $aufe  meines  SBaterS,  unbeadfctet  oon 
ben  ^auSgenoffen,  in  einem  §interftübdben ,  baS  in  ben 
SRacbbarSbof  binauSging.  Slnfangs  a^  id&  am  gamitientifcbe, 


r 


©er  arme  ©piefmann.  271 

IDO  9liemanb  ein  9Bort  an  mid^  tid^tete.  "äU  aber  meine 
Sräber  auSw&rtS  beförbert  »urben  unb  mein  ^ater  beinahe 
tfifllict  SU  ®afl  gelaben  »ar  —  bie  SDlutter  lebte  feit  lange 
ni^t  me^r  —  fanb  man  eS  unbequem,  meinetiüegen  eiye 
eigene  ftüi^e  su  fübren.  ^ie  IBebienten  erhielten  ^oftgelb; 
i4^  aud^,  bad  man  mir  aber  ni(i^t  auf  bie  ^anb  gab,  fonbern 
monatioeife  im  @peifebaufe  bejablte.  ^69  »ar  baber  ivenig 
in  meiner  Stube,  bie  Slbenbftunben  aufgenommen;  benn  mein 
Soter  i^erlangte,  ba^  icb  I&ngftenS  eine  b^lbe  @tunbe  na(^ 
bem  &ä^lnji  ber  Aanjlei  su  ^aufe  fein  foDte.  ^a  fa^  i(b 
benn,  unb  ^mar,  meiner  fd^on  bamali^  angegriffenen  %ugen 
balber,  in  ber  Dämmerung  obne  Sld^t.  3d^  bad&te  auf  ^a^ 
nnb  Sened  unb  war  nid^t  traurig  unb  nid^t  frob. 

„SBenn  id^  nun  fo  fa^,  b^^te  id^  auf  bem  9lad^bardbofe  ein 
Sieb  fingen.  SDtebrere  Sieber  b^i^t  baS,  n^orunter  mir  aber 
eines  t)or}figIi(b  gefiel.  @§  mar  fo  einfad^,  fo  rübrenb  unb 
batte  ben  ^ladbbrud  fo  auf  ber  redeten  SteQe,  ba^  man  bie 
SBorte  gar  nicbt  su  boren  brandete.  9Bie  id^  benn  überbaupt 
glaube,  bie  SBorte  ijerberben  bie  aRupf."  ^nn  öffnete  er 
ben  SDlunb  unb  brad^te  einige  b^if^i^^  taube  S5ne  bertor.  ,,3cb 
babe  Don  9latur  feine  Stimme/'  fagte  er  unb  griff  nad^  ber 
Violine.  @r  fpielte,  unb  jmar  bie^mal  mit  ricbtigem  SluS« 
brudte,  bie  SKelobie  eines  gemütblid^en,  übrigens  gar  nid^t 
auSgejeidbneten  SiebeS,  mobei  ibm  bie  ginger  auf  ben  Saiten 
gitterten  unb  enblidfe  einjelne  Sbränen  über  bie  SBadten  liefen. 

„S)aS  war  baS  Sieb/'  fagte  er,  bie  SSioIinc  binlegcnb.  „3^ 
borte  eS  immer  mit  neuem  Vergnügen.  So  febr  eS  mir  aber 
im  ©ebAcbtni^  (ebenbig  mar,  gelang  eS  mir  bod^  nie,  mit  ber 
Stimme  audfe  nur  jmci  2;öne  batjon  rid&tig  ju  treffen.  3* 
marb  faft  ungebulbig  bon  3ubören.  S)a  fiel  mir  meine  ®eigc 
in  bie  ^ugen,  bie  auS  meiner  3ugenb  \)ex,  mie  ein  altes 
Slüftflüd,  ungebraudbt  an  ber  2öaub  bing.  3<^  Ö^iff  bamacb, 
unb  —  eS  mod^te  fie  mobl  ber  93cbicnte  in  meiner  Slbmefen^ 
bcit  benüjt  bftben  —  fte  fanb  fidfe  ricbtig  geftimmt.  2llS  idfe 
nun  mit  bem  Sogen  über  bie  Saiten  fubr,  ^err,  ba  mar  eS, 


272  ®f^  ^*>"f  Spletmonn. 

aU  ob  ®otte§  Singer  micfe  angcrül^rt  ^dttc.  S)er  3:on  brang 
in  mein  3nncre§  l^inein  unb  au§  bem  3nnern  mieber  l^crauS, 
^ie  Suft  um  mid?  war  »ie  gefd^mängert  mit  Slrunfcn^eit 
S)aö  Sieb  unten  im  §ofc  unb  bie  Sönc  üon  meinen  gingcm 
an  mein  O^r,  SDlitbemofener  meiner  ßinfamfeit.  gdfe  fiel 
auf  bie  Äniee  unb  betete  laut  unb  fonnte  nicbt  begreifen,  ba^ 
\Ö9  baS  bolbe  ©otteStüefen  einmal  gering  gefd^d^t,  ja  ge^a^t 
in  meiner  ^inbl^eit,  unb  füfete  bie  SSioline  unb  brüdtte  ftc  an 
mein  ^erj  unb  fpielte  lüieber  unb  fort. 

„2)a^  Sieb  im  .!pofe  —  eS  mar  eine  5Bcib§perfon,  bie  fang 
—  tönte  bcrioeile  unau^gefe^t;    mit  bem  ^lad^fpieten  ging 
e§  aber  nicht  fo  leidet. 

„3d^  batte  ba§  Sieb  nämlid^  nicbt  in  3Roten.  Unä)  werfte 
xi  toobl/  bag  idb  baS  äBeuige  ber  ©eigenfunft,  n)a^  idf  etma 
einmal  »u^te,  fo  giemlidb  üergeffen  bcitte.  34  fonnte  baber 
uidjt  ba§  unb  ba§,  fonbern  nur  überhaupt  fpielen.  Obmo^l 
mir  ba§  jeraeilige  9Ba§  ber  ÜRufi!,  mit  2lu8na^me  jencjg  Sieb§, 
immer  ^iemlid^  gleid^gültig  mar  unb  aucb  geblieben  ift  bid 
jum  beutigen  3;ag.  6ie  fpielen  ben  SBolfgang  2lmabeu§ 
SDlojart  unb  ben  6ebaftian  ^aäa,  aber  ben  lieben  ©ott  fpielt 
Ä'einer.  5)ie  emige  Söobltbat  unb  ®nabe  be§  2:on^  unb  ÄlangsJ, 
feine  tüunbertbötige  Uebereinftimmung  mit  bem  burftigen,  jer« 
lecbsenben  Obr,  ba6"  —  fubr  er  leifcr  unb  fdfeamrotb  fort  — 
,,ber  britte  3^on  jufammenftimmt  mit  bem  erften  unb  ber  fünfte 
be^glcicben  unb  bie  Nota  sensibilis  binauffteigt,  toie  eine  er^ 
füllte  Hoffnung,  bie  S)iffonanj  b^tabgebeugt  ttjirb  al^  miffent* 
li(be  SSo^beit  ober  oermeffener  Stolj,  unb  bie  ffiunber  ber 
93inbung  unb  Um!ebrung,  moburcb  aucb  bie  Secunbe  jur 
@nabe  gelangt  in  ben  Scboofe  be§  2öobl!Iang§.  —  Wn  bat  S)asJ 
alle§,  obttjobl  biel  fpäter,  ein  aJlufüec  erllärt.  Unb,  »ooon 
i(b  aber  nicbt§  berftebe,  bie  fuga  unb  ba^  punctum  contra 
punctum  unb  ber  canon  a  duo,  a  tre  unb  fo  fort,  ein 
ganje^  §immel^gebäube,  einc^  ing  anbere  greifeub,  obne 
3Jlörtel  üerbunben,  unb  gebalteu  oon  ®otte»  |)aiib.  2)abon 
trill  3^iemanb  ettoaä  miffen  bi^  auf  ©enige.  SSielme^c  ftören 


r 


©er  ormc  ©i)iclmonn.  273 

fie  btcfc^  ßitis  unb  2lu§at^men  ber  Seelen  burdfe  ^injufügung 
aflenfaUd  auc^  S^  fpreci^enber  ^orte,  mie  bie  ^inber  ©otteS 
M  oerbonben  mit  ben  ^dd^tetn  ber  @rbe;  bag  e§  l^übfd^  an:: 
greife  unb  eingreife  in  ein  fd^wieligeS  ®emütlS>.  $err/'  fc^to^ 
er  enbli(!^,  ^alb  erfc^dpft,  „bie  Stiebe  ift  bem  SWenfc^en  notl^s 
loenbig  toie  Speife,  man  foUte  aber  aud^  ben  Sran!  rein  er« 
(alten,  ber  ba  fommt  t)on  (3ott/' 

34  fannte  meinen  2Rann  beinal^e  nidfet  mel^r,  fo  Icblf^aft 
iDar  er  gemorben.  @r  l^ielt  ein  n^enig  inne.  ,,9Bo  blieb  id^ 
mir  in  meiner  ©efd^icftte?"  fagte  er  enblicb.  „6i  \a,  bei  bem 
Siebe  unb  meinen  SSerfud&en,  e§  nacbjufpielen.  6§  ging  aber 
nid^t.  3db  trat  ang  genfter,  um  beffer  j;u  l^örcn.  S)a  ging 
eben  bie  ©ftngerin  über  ben  $of.  3d&  fat  fte  nur  bon  rüdC? 
tD&rt^,  unb  bod^  !am  fte  mir  befannt  loox.  6ie  trug  eiren 
Äorb,  mit,  toie  esJ  fd&ien,  noc^  ungebadtenen  ^ud^enftüdten.  6ie 
trat  in  ein  $förtd(en  in  ber  @de  beS  $ofe^,  ba  tool^l  ein 
Sadtofen  innen  fein  mod^te,  benn  immer  fortfmgenb,  ^örte  idb 
mit  ^5l§emen  (^erät^en  fdbarren,  mobei  bie  Stimme  einmal 
bumpfer  unb  einmal  beQer  Hang  mie  (SineS,  ber  ftdb  büdtt 
»nb  in  eine  ^öl^lung  ^ineinfingt,  bann  wieber  ergebt  unb  auf^ 
red^t  baftel^t  9ladb  einer  SBeile  !am  fte  jurüdt,  unb  nun  merfte 
idb  erft,  »arum  fte  mir  tjor^er  befannt  borfam.  3*  kannte 
fie  n&mli^  »irflidfe  feit  längerer  3eit.  Unb  jtüar  aug  ber 
fianjlei. 

„3)amit  berl&ielt  eg  ftcfe  fo.  S)ie  Slmtgftunben  fingen  frül) 
an  unb  toöivtzn  über  ben  9Rittag  MnauS.  Wle\)x^xt  bon  ben 
jüngeren  ^Beamten,  bie  nun  entmeber  n)ir!li(^  junger  füllten, 
ober  eine  ^albe  €tunbe  bamit  bor  ftd^  bringen  tooUteU;  pflegten 
gegen  eilf  ttl^r  eine  ^einigfeit  ju  ftd^  su  nel^men.  ^ie  ©e« 
toerbdleute;  bie  ^ÜeS  ^u  i^rem  ^ortl^eile  su  benugen  miffen^ 
erfparten  ben  Sederm&ulern  ben  2Beg  unb  brachten  il&re  geil« 
f(baftcn  ing  Jlmtggebäube,  wo  fie  fidfe  auf  Stiege  unb  @ang 
bamit  (inftedten.  @in  SBädter  berfaufte  fleine  ^ei^brobe,  bie 
Obflfrau  Äirfdben.  Sor  ^Oem  aber  waren  gemiffe  ^ud^en 
beliebt,  bie  eines  benad^barten  ©rieSlerS  Sod^ter  felbft  ber« 

0ti(t))at3cv,  SBccfe.    Xi.  18 


274  ^^  ^^^^  Sptetmann. 

fertigte  unb  nod^  toartn  ju  SKarft  brad&te.  gi^re  Äunben  traten 
ju  il^r  auf  ben  ®ang  l^inau^,  unb  nur  feiten  !am  fic,  ge* 
rufen,  in  bie  Slmtgftube,  »o  bann  ber  etmag  grdmli(j^e  Äon§lei» 
üorfte^er,  wenn  er  i^rer  gemal^r  würbe,  eben  fo  feiten  crmon« 
gelte,  fie  toieber  gur  2;^üre  binöu^3Utt)eifen,  ein  ®ebot,  bem 
fie  fi(i  nur  niit®roIl,  unb  unwillige  SBorte  murmelnb,  fügte. 

„S)a§  üJläbd^en  galt  bei  meinen  Äameraben  nid^t  für  fd^dn. 
Sie  fanben  fie  ju  Hein,  wußten  bie  garbe  ibrer  $aarc  ni(ibt 
ju  beftimmen.  5)a^  fie  Äa^enaugen  \)abe,  beftritten  Einige, 
$o(fengruben  aber  gaben  Sitte  ju.  SRur  üon  ibrem  ftfimmigen 
Söucbi  fpraii&en  alle  mit  SBeifatt,  fd&alten  fie  aber  grob,  unb 
ßiner  wu^tc  üiel  bon  einer  Ohrfeige  ju  ^xi5L\)Un,  beren  Spuren 
er  nod^  a(i^t  ^age  na^^tx  gefüblt  b^ben  wollte. 

„3<i  felbft  geborte  ni(bt  unter  ibre  Äunben.  Z^tiU  fehlte 
mir*g  an  ®elb,  tbeite  b^be  i(b  Speife  unb  Sranf  wobl  immer  — 
oft  nur  JU  f ebr  —  al^  ein  Sebürfni^  anerlennen  muffen ,  Sufl 
unb  SBergnügen  barin  ju  fucben  aber  ift  mir  nie  in  ben  Sinn 
gefommen.  SBir  nabmen  baber  leine  SRotij  bon  einanbcr. 
Ginmal  nur,  um  micb  ju  neden,  macbten  ibr  meine  Camera« 
ben  glauben,  xä)  bätte  na(b  ibren  ©^waaren  verlangt.  Sie 
trat  JU  meinem  Slrbeitgtifcb  unb  bielt  mir  ibren  Äorb  bin. 
3(b  laufe  ni(bt§,  liebe  S^i^öfer,  fagte  idfe.  3^un,  warum 
beftellen  Sie  bann  bie  Seute?  rief  fie  jornig.  3(b  entf(bu^ 
bigte  mi(b,  unb  fo  wie  i(b  bie  Scbelmerei  glei(b  weg  b^tte, 
erllärte  i(b  ib^*^  auf§  93efte.  3flun,  fo  f(ben!en  Sie  mir 
wenigfteng  einen  Sogen  $apier,  um  meine  Äucben  barauf  ju 
legen,  fagte  fie.  Qcb  macbte  ibr  begreifli(b,  ba^  ba§  Äanjleis 
papier  fei  unb  nicbt  mir  gebore,  ju  ^aufe  aber  b&tte  icb 
wcl(be§,  bag  mein  wSre,  babon  wottt'  i(b  ibr  bringen.  3u 
§aufe  babe  i(b  felbft  genug,  fagte  fie  fpöttif(b  unb  fcblug 
eine  Heine  Sa(be  auf,  inbem  fie  fortging. 

„^a^war  nur  bor  wenigen  S^agen  gef (beben,  unb  i(b  ge« 
ba(bte  au§  biefer  SBefanntfcbaft  foglei(b  ^Ru^en  für  meinen 
Söunfcb  JU  jieben.  3(b  fnöpfte  baber  beg  anbern  SKorgeng 
ein  ganjeS  ^ucb  Rapier,   an  bem  eS  bei  und  }u  $aufe  nie 


r 


SDer  arme  ©ptelmann.  275 

fe^Cte,   unter  ben  9to(i  unb  ging  auf  bte  ^an}(ei;   mo  id^, 

um  mid^  nx(bt  p  t)erratlS;eti,  meinen  ^arnifc^  mit  großer  Un« 

6eanemlt(j^!eit  auf  bem  fieibe  be](^ielt,   bi^  ic^  gegen  ÜJlittag 

Qud  betn  ^ns  unb  ^u^ge^en  meiner  ^ameraben  unb  bem 

@er&ufd^  ber  fauenben  SBacfen  merfte,   ba^  bie  ^ud^enberfäu^ 

fertn  gefommen  toar,   unb  glauben  fonnte,   ba^  ber  ^aupt^ 

anbrang  ber  ßunben  bereite  )7orüber  fei.  ^ann  ging  \6)  l^inauS, 

)og  tttcin  Rapier  l^ertjor,   nal^m  mir  ein  ^erj  unb  trat  ju 

bem  SDldbd&en  l^in^   bie,   ben  ^orb  bor  fic^  auf  bem  Soben 

unb  ben  redeten  guj  auf  einen  ©d^emel  geftettt,  auf  bem  fie  gcs 

tD5^nIi(i^  ju  fi^en  pflegte,   baftanb,   leife  fummenb  unb  mit 

bem  auf  ben  Sd^emel  geftü^ten  gu^  ben  Sact  baju  tretenb. 

Sie   tna|  mii)  bom  ^opf  bid  ju  ben  ^^ügen,   al^  id^  nä^er 

tarn,  »a8  meine  SSerlegenl^eit  berme^^rte.   Siebe  Sungfer,  fing 

td^  enblid^  an,   6ie  l^aben  neulid^  )7on  mir  Rapier  begel^rt, 

ais  IcineiJ  gur  $anb  toar,   bag  mir  gel^örte.    9^un  \)ahe  id^ 

xodä)^  i5on  §aufe  mitgebradfet  unb  —  bamit  l^ielt  id^  i^r 

mein  $apier  l^in.    3<^  ^^^e  Q^nen  fd^on  neulich  gefagt,  er« 

tDiberte  jic,    ba^  id^  felbft  Rapier  gu  $aufe  l^abe.    3nbe& 

man  lann  Sllle^  braud^en.   ^amit  nal^m  fte  mit  einem  leidsten 

Hopfniden  mein  @efd^enl  unb  legte  eS  in  ben  ^orb.    ^on 

ben  Äud&en  »oHen  ©ie  nid^t?  fagte  fie,  unter  il^rer  SBaare 

l^erummuftcrnb,   aud&  ift  ba3  SBefte  fd&on  fort.    3c6  banfte, 

fagte  aber,  ba^  id^  eine  anbere  iBitte  l^dtte.    9lu,  allenfalls? 

fpradfe  fie,   mit  bem  2lrm  in  bie  ^anblf^abe  beS  Äorbeg  ^ai)-- 

renb  unb  aufgerid^tet  baftelE^enb,   loobei  T^e  mid^  mit  l^eftigen 

Sugen  anbli^te.  34  fi^I  ^^f^  ^i^/  ^^i  ^4  ^^^  Siebl^aber 
ber  Sonfunft  fei,  obmol^l  erft  feit  ^urgem,  ba^  i(^  fte  fo 
fdfeönc  Sieber  fingen  gel^ört,  befonberg  eines.  Sie?  3Jlid^? 
Sieber?  ful^r  jie  auf,  unb  »o?  3<^  erjäl^lte  il^r  »eiter,  ba^ 
idt  in  i^rer  Slad&barfd&aft  tool^ne  unb  fie  auf  bem  $ofe  bei 
ber  Srbeit  belauf  d^t  l^dtte.  ©neS  il^rer  Sieb  er  gefiele  mir 
bcfonberS,  fo  bai  id^'S  fd&on  berfud^t  l^dtte,  auf  ber  SSioline 
no^jufpielctt.  SBären  ©ie  etwa  gar  berfelbe,  rief  fie  auS,  ber 
fo  ha^t  auf  bei  ©cige?  —  3<^  ^^^  bamalS ,  »ie  id^  bereits 


] 


276  55er  arme  ©plefmann. 

fagte,  nur  Slnfänger  unb  ^abc  erft  f^aier  mit  t>icter  9Rü(e 
bie  nöt^igc  ©eläupgfeit  in  biefe  ginger  gebracht/'  unterbradb 
ficfe  ber  alte  9Jlann,  mobci  er  mit  ber  (inlen  $anb,  aU  Siner, 
ber  geigt,  in  ber  Suft  ^erumfingertc.  „3Jlir  toax  t%"  fejte  er 
feine  ßrsäblung  fort,  „ganj  bei^  in§  ©efid^t  gefticgen,  unb  idb 
fal^  audb  il^r  an,  ba^  ba^  l^arte  9Bort  fte  gereute.  SBert^e 
Jungfer,  fagte  id^,  baS  ^ra(en  rül^rt  t)on  ba^er,  ba^  i(^ 
ba§  Sieb  nidbt  in  SRolen  l^abe,  mefe^alb  ic^  audb  l&öflid(;ft  um 
bie  Slbfdbrift  gebeten  l^aben  moüte.  Um  bic  2lbf4rift?  fagte 
Re.  S)a§  Sieb  ift  gebrudt  unb  wirb  an  ben  Strafeeneden  »er« 
fauft.  ^aS  Sieb?  entgegnete  i(ib*  ^ai$  Ttnb  wobl  nur  bie 
SBorte.  —  SRun  ja,  bie  ©orte,  ba«  Sieb.  —  Slber  ber  %t>n, 
in  bem  man*§  fmgt  —  Schreibt  man  benn  berlei  aucb  auf? 
fragte  fte.  greilidbl  tt)ar  meine  äntmort,  baS  ift  ja  eben  bie 
^auptfad^e.  Unb  mie  l^aben  benn  ©ie*^  erlernt,  »ertbe  Sungfer? 
—  3<^  ^örte  e§  fingen,  unb  bo  fang  icb'g  nacfc.  —  3cb  erftaunte 
über  baS  natürU(ibe  3^9^^^^)^!  ^i^  ^^"^  überl^aupt  bie  um 
gelernten  Seute  oft  bie  meiften  Talente  \ioibtn.  @S  ift  aber 
bod)  ni(^t  ba§  S^led^te,  bie  eigentlidbc  ^unft.  3$  loar  nun 
neuerbingS  in  SSerjtoeiflung.  Slber  meldbeS  Sieb  ift  eS  benn 
eigentlidb?  fagte  fie.  Sdb  wei&  fo  üiele.  —  Sitte  ol^ne  SRoten?  — 
Sllun  freilieb;  alfo  weld^eS  xoox  e§  benn?  —  ßg  ift  gar  fo 
fdjön,  erflarte  icb  midb.  6teigt  gleid^  Slnfangg  in  bie  $ö^e, 
!ebrt  bann  in  fein  ^ntoenbigeS  gurild  unb  bött  ganj  leife  auf. 
Sie  fmgen*g  aucb  am  Defteften.  2lb,  ba§  mirb  »o^l  baä  fein! 
fagte  fie>  fejte  ben  ^orb  mieber  ab,  ftetlte  ben  gu§  auf  ben 
6d^emel  unb  fang  nun  mit  ganj  leifet  unb  bodb  flarer  Stimme 
ba§  Sieb,  roobei  fie  ba§  ^aupt  budte,  fo  fdbön,  fo  lieblidb, 
bafe,  ebe  fie  nodb  gu  @nbe  toar,  icb  nadb  i^rer  berab^ängenben 
§anb  fubr.  Obo!  fagte  fie,  ben  Slrm  jurüdjiebenb ,  benn 
fie  meinte  mobl,  idb  mottle  ibre  §anb  unjiemlicbermeife  an^ 
faffen,  aber  nein,  füjfen  mottte  ii  fie,  objdbon  fie  nur  ein 
armeg  aJläbdjen  mar.  —  SRun,  idb  bin  ja  je^t  audb  ein 
armer  SJlann. 

„S)a  idb  nun  bor  Segierbe,  bag  Sieb  ju  l^aben,  mir  in 


5D«  arme  6})ielmann.  277 


f 

r      ^Seto^ßtii^e  föme  öfter  um  2Ku3!atnu6  in  xi)xe^  Sßatcrö  ®es 

tDöl6e,    bctt  »oIIc  fic  bitten,   2lfle§  auf  S^oten  ju  bringen. 

3d&  fönntc  eS  na(]^  ein  paar  SCagen  bort  abl&oten.    hierauf 

nol^   pc  i^ren  Äorb  unb  ging,   hjobei  id)  x^x  boS  ©eleite 

bis  pxt  Stiege  gab.    Sluf  ber  oberften  6tufe  bie  le^tc  SSer« 

beugung  tnaci^enb,  überraf d&tc  midfe  ber  Äansleitjorftel^er,  ber 

mi(b  an  meine  Arbeit  gelten  l^ie^  unb  auf  baS  ^äbd^en  fd^alt, 

an  t>em,    toic  er  bel^auptete,   fein  gute§  $aar  fei.    3<^  i^ar 

barüber  l&eftig  erjümt  unb  h)D(Ite  il^m  eben  antworten,   ba^ 

id),  mit  feiner  ßrlaubni^,  üont  ©egentl^eile  überjeugt  fei,  afö 

i<i^  bcmerfte,   ba^  er  bereits  in  fein  Si^^in^cr  jurüdgegangen 

\oax,  koe^l^alb  16)  miä^  fa^te  unb  ebenfalls  an  meinen  Sd^reib^ 

tif c^  ging.   3)od^  liefe  er  fx6)  feit  biefer  Seit  nid^t  nel^men,  bafe 

lä)  ein  lieberlid&er  SSeamter  unb  ein  auSfd&weifenber  aWenfc^  fei. 

^3*  fonntc  auci^  »irflid^  beffelben  unb  bie  barauf  folgenben 

%aQe  faum  et&aS  9$ernünftigeS  arbeiten,   fo  ging  mir  baS 

Sieb  im  Äopfe  l^erum,  unb  x6)  war  wie  tjerloren.    (^xrx  paar 

Sage  »ergangen,   mufete  id^  wieber  nid^t,   ob  eS  fd^on  S^xt 

fei,  bie  SHoten  abjul&olen  ober  nid&t.   SerOrganift,  l^atte  baS 

aöldbd&en  gefagt,  fam  in  il^jreS  SSaterS  Saben,  um  2)luS!atnufe 

ju  laufen;  bie  fonnte  er  nur  ju  S5ier  gebrauchen.    Sflun  war 

feit  einiger  3cit  lüW^  SBetter  unb  bal^er  walj^rfd^einlid^,  bafe 

ber  »ädere  Sonfünftler  fid&  el&er  an  ben  Söein  l^alten  unb 

bo^er  fo  balb  feiner  aWuSfatnufe  bebürfen  werbe.    3^  fd^nell 

anfragen  fd^ien  eine  unl^öflid&e  3ii^i^ii^9^i<^leit ,   aßju  langes 

SBarten  fonnte  für  (Sleic^gültigfeit  ausgelegt  werben.     2Jlit 

bcm  2Jl&bd&en  auf  bem  ®ange  ju  fpred&en,   getraute  id&  mir 

md^t,  ba  unfcrc  erfte  3ufö^wi<^"^w^^f^  ^^i  meinen  Äameraben 

rud^bar  geworben  War,  unb  fie  Dor  S3egierbe  brannten,  mir 

einen  6trei(^  ju  fpielen. 

3d&  l^atte  injwifd^en  bie  SSioline  mit  ßifer  wieber  auf« 
genommen  unb  übte  loor  ber  $anb  baS  gunbament  grünblidfe 
burd^,  erlaubte  mir  wol^l  aud&  üon  3eit  8U  3eit,  auS  bem 
fiopfe  }u  fpielen,  wobei  id^  aber  baS  genfter  forgfältig  fd^lofe, 


\ 


278  ®er  arme  Spiettnann. 

ba  idfe  mu^te,  bafe  mein  SSortrag  mi^ficL  Slber  »cnn  !$ 
bog  Scnfter  aud^  öffnete,  befatn  tdfe  mein  Sieb  bo4  nfd^t  lüieber 
ju  l^ören.  S)ie  ^jladfebarin  fang  tl^eife  gar  ntd^t,  tl^eifö  fo 
leife  unb  bei  üerfd^Ioffener  S^l^üre,  ba&  id^  nidfet  jtoei  Sönc 
unterfd^eiben  fonnte. 

,,ßnblid^  —  eg  »aren  ungefäl^r  brei  2Bodfeen  t)ergangett — 
üermod^te  id^*g  nid^t  mel^r  auljul^alten.  3dfe  ^attc  jmar  fd^on 
burdfe  jmei  Slbenbe  nxid&  auf  bie  ©äffe  geftol^len  —  unb  baS 
ol^ne  ^ut,  bamit  bie  S)ienftleute  glauben  foöten,  id&  fud&tc 
nur  nad&  ettt)a§  im  ^aufe  —  fo  oft  id^  aber  in  bie  Slftl&e 
be§  ©riellerlabenS  fant ,  überfiel  mid^  ein  fo  l^eftigeg  Sittem^ 
ba^  id&  untfel^ren  ntu^te,  id^  mod^te  mollen  ober  nid^t.  ßnb« 
lid^  aber  —  tt)ie  gefagt  —  fonnte  id&*g  nidfet  ntel^r  auSl^altcn, 
3d^  nal^m  mir  ein  ^erj  unb  ging  eine^  Slbenb^  —  aud& 
bie^mal  ol&ne  $ut  —  au§  meinem  3ii»ii»ier  bie  Sreppc  l^inab 
unb  feften  6d^ritte3  burdfe  bie  ®affe  bi§  ju  bem  ®rie§Ierlabcn, 
tt)o  iä)  üor  ber  $anb  ftel^en  blieb  unb  überlegte,  ma§  toeitct 
ju  tl^un  fei.  S)er  Saben  mar  erleud^tet,  unb  id^  ]^5rte  Stirn« 
men  barin.  ^ad)  einigem  3ögern  beugte  id^  mid^  üor  unb 
lugte  t}on  ber  Seite  Ifjinein.  3d&  \a\)  ba^  3Wäbd^en  l^art  öor 
bem  Sabentifd^e  am  Sid^te  fi^en  unb  in  einer  l^öljemen  SKulbc 
ßrbfen  ob.er  S5o]()nen  lefen.  SSor  il^r  ftanb  ein  berber,  rüftiger 
9)lann,  bie  Qade  über  bie  Sd^ulter  gelängt,  eine  Slrt  Änittel 
in  ber  §anb,  ungefalfir  wie  ein  gleifd^l^auer.  S)ie  Reiben 
fprad^en,  offenbar  in  guter  Stimmung,  benn  ba^  SMäbdfeen 
ladete  einige  SWale  laut  auf,  olfjne  fid^  aber  in  il^rer  Slrbeit  ju 
unterbred^en  ober  aud^  nur  aufjufel&en.  2Bar  e^  meine  gcs 
jtrungene  vorgebeugte  Stellung  ober  tt)a§  fonft  immer,  mein 
3ittern  begann  irieber  ju  lommen;  al§  ic&  mid^  ^lö^lid^  tton 
rüdttüart^  mit  berber  $anb  angefaßt  unb  nad^  öortoärtg  ge« 
fc^lcppt  fül^lte.  3n  einem  SJiu  ftanb  xä)  im  ©eh)ölbe,  unb 
aU  iä),  lo^gelaffen,  mid&  umfd^aute,  fal^  idfe,  bafe  eS  ber 
ßigentl^ümer  felbft  h)ar,  ber,  von  auSWÄrt^  nad&  $aufe  lelfjs 
renb,  mid&  auf  ber  Sauer  überrafd^t  unb  al§  nerbäd^tig  an« 
gel^alten  l^atte.    Clement!   fd^ric  er,   ba  fielet  man,   tt)o  bie 


■j 


5>er  orme  Cpitlmann,  279 


f 

I     Pflaumen  l^tnfommen  uxCt  bie  ^anbDoH  @rbfen  unb  9lo0gerfte, 

'     bie  im  S)un!e(n  aug  ben  ^uSlagförben  gemaust  tDerben.   ^a 

fofl  ja  gleich  baS  S)onnern)ettec  brein  f dalagen!    Unb  bamit 

ging  er  auf  mt(Jb  lo^,  al^  ob  er  iDitKid^  brein  fd^tagen  moQte. 

„^äi  roax  »ie  t)erni(i^tet,  »urbc  aber  bur(3&  ben  ©ebanfen, 

ba^  man  an  meiner  ^l^rlic^feit  jmeifle,  ba(b  mieber  }u  mir 

felbft  gebradbt  34  i^erbeugte  mt4  bal^er  gan^  !ur}  unb  fagte 

bem  Uii^5f (id^en,  ba^  mein  iBefud^  nid^t  feinen  Pflaumen  ober 

feiner  SRoögerfte,  fonbern  feiner  3:od&ter  gelte.    2)a  ladete  ber 

in  ber  SKitte  beS  £aben8  ftel^enbe  gleifdfeer  laut  auf  unb  mens 

bete   \i(b,   IVL  ge^en,  nad^bem  er  üorl&er  bem  SMabd^cn  ein 

^ar  9Borte  leifc  jugeflüftert  ^atte,  bie  fie,  gleidbfaUg  lacfccrib, 

burcib  einen  fd^aQenben  Sd^lag  mit  ber  flachen  $anb  auf  feinen 

SHüden  beantmortete.    ^er  ©rieglet  gab  bem  SBeggeljienben 

ba^  ^leit  ^ur  X^üre  ^inauS.  3<^  ^^^^^  bern)eil  fc^on  mieber 

au  meinen  äftutl^  oerloren  unb  ftanb  bem  äl'labd^en  gegenüber, 

bie    gleid^gültig  i^re  ^bfen  unb  ^ol^nen  laS,  aU  ob  ba§ 

®an5e  fie  nid^t^  anginge,    ^a  polterte  ber  ^ater  n^ieber  jur 

Xifüxe  herein.    SKorbtaufenbelement  nodfe  einmal,  fagte  er, 

§err,  »aS  foll*8  mit  meiner  3:odbtcr?    Qdfc  oerfud^te,  i^m 

ben  S^f^^^^^Hi^d  ^^^  ^^^  ©runb  meinet  ^efud^eS  ju  er^ 

tl&ten.    2Ba«  Sieb?    fagte  er,  idfe  will  eudfe  Sieber  fingen! 

wobei  er  ben  rcdbten  Slrm  fe^r  tjerbäd^tig  auf  unb  ah  be^ 

»cgte.   —  S)ort  liegt  eg,  fprad^  ba§  aWäbd^en,  inbem  fie, 

o^ne  bie  ÜDluIbe  mit  ^ülfenfrüdfeten  megjufejen,  fid^  fammt 

bem  6cffel  feittt)drt8  überbeugte  unb  mit  ber  ^anb  auf  ben 

Sabentifdb  Mnioie^.    34  ci^^c  bi^  ^"^  M  ^i^  S^lotenblatt 

liegen.     6ö  mar  ba§  Sieb.    S)er  2llte  war  mir  aber  5Ut)or5 

gefommen.    Qx  ^ielt  bad  fd^öne  Rapier  jerfnitternb  in  ber 

^anb.    3<i  fifttg^f  fflQte  er,  »ag  bag  abgibt?    Söer  ift  ber 

3Wcnfcb?  @r  ift  ein  ^err  au^  ber  Äan^lei,  erroiberte  fie,  inbem 

pc  eine  murmftid^ige  ßrbfe  etwag  njeiter  aU  bie  anbern  Don 

fid)  »arf.    @in  $err  au§  ber  Äanjlei?  rief  er,  im  S)uu!eln, 

obne  $ut?    S)en  3Dflangel  be§  §uteg   erflärtc  idj  burcb  ben 

Umftanb,  ba^  idf  ganj  in  ber  3fld^e  weinte,   »obei  ic^  ba§ 


1 


230  ®cv  onne  ^pitlmann. 

^au^  bejetd^nete.  3)a^  ^av^  mei^  id^,  tief  et.  %a  mlutA 
9(liemanb  brinnen  afö  ber  $ofrat]{>  —  I^icr  nannte  er  ben 
9lanten  meinet  35ater8  —  unb  bie  Sebienten  lenne  idfe  oöe. 
^d)  bin  ber  ©o^n  be«  ^ofrat^S,  fagtc  id^,  Icife,  afö  ob'Ä 
eine  Süge  toärc.  —  aWir  fmb  int  i^htn  t)icle  ißerftnberungen 
t)orge!ontmen,  aber  nod^  feine  fo  ^}lö|licbe,  atö  bei  biefcn 
SBorten  in  bem  ganzen  SBefen  beS  üßanneiS  i^orging.  3)er 
5um  Sd^möben  geöffnete  SJlunb  blieb  offen  fteben,  bie  3(u^en 
brobten  nod^  immer,  aber  um  ben  untern  3^eil  bed  ®eft(bted 
fing  an  eine  ^rt  fiäd^eln  ^u  fpieten,  baS  ftd^  immer  mebr 
$lag  mad^te.  ^aS  ajläbd^en  blieb  in  il^rer  ®(eid^gültigfeit 
unb  gebuchten  Stellung,  nur  ba|  fie  ftd^  bie  losgegangenen 
$aare,  fortarbeitenb,  bitter  bie  Obren  jurüdftrid^.  ®er  Sob» 
be§  $erm  ^ofratb^  ?  fcbrie  enblid^  berSllte,  in  beffen  ©efidbte 
bie  ^ufbeiterung  t^oQfommen  geworben  mar.  SBoden  @uer 
©naben  ftd^'S  )}ielleid^t  bequem  mad^en?  iBarbora,  einen 
6tubl !  S)a3  aWdbd^en  bewegte  fid^  »ibermiHig  auf  bem  ibrcn. 
?fln,  wart,  Sudmaufer!  fagte  er,  inbem  er  felbft  einen  Äorb 
üon  feinem  ^la^e  bob  unb  ben  barunter  gefteöten  ©effel  mit 
bem  SSortud^e  üom  6taube  reinigte.  $obe  (^i)xe,  fubr  er  fort. 
S)er  ^err  ^ofratb  —  ber  $err  ©obn,  iroüt*  iö)  fagen,  prac? 
ticiren  alfo  aud^  bie  SMup!?  6ingen  üiedeidfet,  h)ie  meine 
Xod&ter,  ober  üielmebr  ganj  anberg,  nadb  SJioten,  nad^  ber 
^unft?  3cb  erüdrte  ibm,  ba&  id&  tjon  SRatur  leine  6timme 
bätte.  Ober  f dalagen  Älatjijimbel,  mie  bie  üomebmen  Seutc 
ju  tbun  pflegen?  3d&  fagte,  bafe  id&  bie  ®eige  fpiele.  $abe 
and)  in  meiner  Sugenb  gefragt  auf  ber  (Seige,  rief  er.  S3ei 
bem  SBorte  Äraren  blidtte  id^  untoiHfürlid^  auf  baS  3Jl&bdben 
bin  unb  fab,  ba^  fie  ganj  fpöttifd^  läd^elte,  ttja§  mid^  febr 
üerbro^. 

„Sollten  fid^  beS  SWdbefö  annebmen,  bei^t  baS  in  3Bufil, 
fubr  er  fort.  6ingt  eine  gute  ©timme,  f)at  audfe  fonft  ibre 
Oualitäten,  aber  ba§  geine,  lieber  ©ott,  loo  foH'S  b^rlommen? 
wobei  er  S)aumen  unb  3eigeflnger  ber  redeten  $anb  toieber^ 
bolt  übereinanber  fd^ob.    ^d)  toax  ganj  befd^&mt^  baj  man 


r 


Set  arme  ©ptetmaitn.  281 

mir  ttnY)etbtenter  3Beife  fo  bebeutenbe  ntuftlalif(j^e  ftenntntjfe 
juiiaute,  unb  moQte  ebtn  ben  toa^xen  Stanb  ber  Sai^t  auS« 
einonber  fe(en,  afö  ein  au^en  Sorübergel^enber  in  ben  Saben 
^ehtrief:  @uten  Hbenb  alle  miteinanber!  3<^  erfd&ral,  benn 
ed  tt>ar  bie  Stimme  eineS  ber  ^ebienten  unfereS  $aufe§.  Slud^ 
ber  ®ri«8ter  ^atte  fie  erfannt.  S)ie  Spi^e  ber  3""9c  bor« 
fd^iebenb  unb  bieSd&uIter  cmporgel&oben,  flüfterte  er:  SBaren 
einer  ber  Ferren  Sebienten  bc§  gn&bigen  ^apa.  Sonnten  @ie 
ober  nt^t  erfennen,  ftanben  mit  bem  IRüden  gegen  bie  St^üre. 
Se^tered  »erl^iett  fid^  mirflid^  fo.  ^ber  ba§  ©efül^I  be§  $eim$ 
U^en,  Unre^ten  ergriff  mid^  qualooH.  ^d)  ftammelte  nur 
ein  ^)aar  SBorte  sum  Slbfd^ieb  unb  ging.  3a  felbft  mein  Sieb 
^tte  i^  )9ergeffen,  n)Are  mir  nid^t  ber  ^(te  auf  bie  Strafe 
nad^gefprungen,  too  er  mir'^  in  bie  $anb  ftedte. 

^,©0  gelangte  iä)  nad^  $aufe,  auf  mein  3immer,  unb  »artete 

ber  3)inge,  bie  ba  fommen  foQten.    Unb  fte  hlkhm  nid^t 

aud.    ^er  iBebiente  l^atte  mid^  bennod^  erfannt.    (Sin  paar 

3^ge  barauf  trat  ber  6e!ret&r  meines  ^aterS  ju  mir  auf  bie 

Stube  unb  fünbigte  mir  an,  ba^  id^  ba§  elterlid^e  $aud  ju 

berlaffen  ^dtte.  Sitte  meine  ©egenreben  waren  frud^tloS.  SMan 

l^atte  mir  in  einer  entfernten  SSorftabt  ein  Äftmmerd&en  ge? 

mtetl^et,  unb  fo  mar  id^  benn  ganj  auS  ber  ^dl^e  ber  ^nge^ 

porigen  verbannt.  9lud&  meine  @dngerin  belam  id^  nid^t  mel^r 

in  fel&en.    SKan  ^atte  i^r  ben  Äudfeenl^anbel  auf  ber  Äanjlei 

eingeftettt,  unb  i^reS  SSaterS  Saben  gu  betreten,  fonnte  id^  micb 

nid^t  entfd^lie^en,  ba  i^  tou^te,  bafe  e§  bem  meinigen  mißfiel. 

3a,  aU  iä)  bem  alten  ©rieöler  gufailig  auf  ber  6tra^e  be« 

gegnete,  loanbte  er  fiä)  mit  einem  grimmigen  ©efid&te  loon 

mir  ab,  imb  id^  mar  mie  niebergebonnert.  ^a  l^olte  id^  benn, 

fyäbe  Sage  lang   attein,   meine   ®eige   ^>ert)or   unb   fpielte 

unb  übte. 

„&  fottte  aber  nod^  fcfelimmer  lommen.  S)a§  ®IüdE  uns 
fereS  ^aufeS  ging  obmdrtS.  3Jlein  jüngfter  SBruber,  ein  eigen- 
»ittiger,  ungeftümer  SKenfd^,  Offijier  bei  ben  S)ragonern, 
mufete  eine  uiÄefonnene  3Bctte,  in  golgc  ber  er,  »om  ^Ritt 


282  ®er  atme  6)iiefmaim. 

cr^ijt,  mit  $fcrb  unb  Mftung  bur(i^  bie  S)onau  fd&toamm  — 
c§  mar  tief  in  Ungarn  —  mit  bcm  2ebcn  begasten.  S)ct 
ältere,  geliebtefte,  »ar  in  einer  ^roDinj  am  SRatl^§tif4  ange« 
ftettt.  3*1  immertoä^renber  SGBiberfe^Uci&feit  gegen  feinen  2anbe5< 
tjorgcfeften  unb,  h)ie  pc  fagten,  l^jeimlid^  baju  öon  unfcrem 
Sater  aufgemuntert,  erlaubte  er  fid^  fogar  unrid&tige  Slngaben, 
um  feinem  ®egner  ju  fdfeaben.  6§  !am  jur  Unterfudfeung, 
unb  mein  ©ruber  ging  l^eimlidfe  au§  bcm  Sanbe.  3)ieSeinbc 
unfereä  SSaterl,  beren  üiele  maren,  benügten  ben  Slnla^,  il^n 
ju  ftürjen.  SSon  allen  Seiten  angegriffen  unb  o^ne^in  in« 
grimmig  über  bie  Slbnal^me  feinet  Ginfluffeg,  ^ielt  er  tfiglid^ 
bie  angreifenbften  hieben  in  ber  IRat^Sflgung.  2^itten  in  einer 
berfelben  traf  i^n  ein  ©d&lagfluj.  Qx  mürbe  fprad&lo§  nad^ 
§aufe  gebra(i&t.  3^  f^ß>P  erfu^^r  nidfetS  babon.  3)e5  anbern 
SCageg  auf  ber  Äanjlei  bemerfte  iä)  mol^l,  ba^  jte  ^cimlid^ 
flüfterten  unb  mit  ben  gingem  na(i)  mir  miefen.  3^  ^^^ 
aber  berlei  fd^on  gemo^nt  unb  l^atte  fein  Slrge^.  greitagS 
barauf  —  e§  mar  SMittmod^^  gemefen  —  mürbe  mir  ^jß^^id^ 
ein  fd^marjer  Slnjug  mit  glor  auf  bie  Stube  gebrad^t.  3(^ 
erftaunte  unb  fragte  unb  erfubr.  3Rein  Äörpcr  ift  fonft  ftarl 
unb  mibcr^&ltig,  aber  ba  fieFö  mid^  an  mit  SMad^t.  3<^  f^"^ 
bcfinnung§(o§  ju  S3oben.  Sie  trugen  mid^  in§  S3ette,  mo  iä) 
fieberte  unb  irre  fprad&  ben  Sag  l^inburd^  unb  bie  gange  SRad^t. 
2)e^  anbern  ÜRorgenS  l^atte  bie  Sflatur  bie  Oberl^anb  gemonnen, 
aber  mein  Sßater  mar  tobt  unb  begraben. 

„34  ^fltte  i^n  nid^t  me^r  fpred^en  fönnen;  i^n  nid^t  um 
SSerjeil^ung  bitten  megen  ad  be5  ÄummerS,  ben  id^  i^m  gcs 
mad^t ;  ni^t  mel^r  banfen  für  bie  unt}erbienten  ©naben  —  ja 
©naben!  benn  feine  SWeinung  mar  gut,  unb  id^  ^offe  i^n 
cinft  miebei*5ufinben,  mo  mir  nad^  unfern  Slbfidtten  gerid^tet 
merbcu  unb  nidfet  nac^  unfern  2öer!en. 

„3*  blieb  mehrere  Sage  auf  meinem  3immcr,  faum  ba^ 
idt  ^i^a^rung  gu  mir  na^m.  ©nblidfe  ging  idfe  bod^  l^ert)or, 
aber  gleid^  nad)  Sifd^e  mieber  nad^  §aufe,  unb  nur  be§  ^benb§ 
irrte  icb  in  ben  bunfeln  Strafen  um^er,  mie  Äain,  ber  Sörubers 


5Det  axmt  ©J)ldmann.  283 

mdrber.    S)ic  t)aterli(i&e  SBolfinung  mar  mir  babci  ein  Scj^rcd- 

bitb,  bcm  idfe  forgfaltigft  au§  bcm  2öegc  ging.  Ginmal  aber, 

gebanfenlo§  »or  mid^  ^inftarrcnb,  fanb  id^  mid^  i^Iö^Iid^  in 

bcr  !Rö]^c  bc§  gcfürd&tetcn  $aufe§.     SReine  Äniec   jitterten, 

baj   i^  midfe  anl^alten    mu^te.     hinter  mir  an  bie  SBanb 

grcifcnb ,  crfcnnc  id^  bic  ^üxe  be§  ®rie§Ierlabcn§  unb  barin 

Fi^enb  Barbara,  einen  S9ricf  in  bcr  $anb,  neben  il&r  ba§  Sid^t 

auf  bcm  Sabentifd&c  unb  l^art  babei  in  aufredfetei  Stellung 

i^r  SSater,  ber  il^r  jujufrred&en  fd&ien.    Unb  menn  e§  mein 

2ehen  gegolten  l^ftttc,  id^  mufete  eintreten.     3^iemanben   ju 

l^aben,  bem  man  fein  8eib  flagen  fann,  ^Riemanben,  ber  9Jlit- 

Icib  fü^It!   S)er2llte,  mußte  id&  mo^^l,  mar  aufmid^  erjürnt, 

aber  bog  SKdbcfeen  follte  mir  ein  guteS  SBort  geben.    S)oc& 

tarn  eS  ganj  entgegengefe^t.  iBarbara  ftanb  auf,  al§  id^  eins 

trat,  »arf  mir  einen  l^od&mütl^igen  S3lidf  ju  unb  ging  in  bie 

9Zcben!ammer,  bereu  2:^üre  fie  abfd^lo^.  S)er  Sllte  aber  fa^te 

mi<!6  bei  ber  §anb,  l^iefe  midfe  nieberp^en,  tröftete  mid&,  meinte 

aber  aud^,  id&  fei  nun  ein  reid^er  Wlann  unb  l^dtte  mid&  um 

9licmanben  mel^r  ju  fümmern.  (Sr  fragte,  mic  üiel  xd)  geerbt 

^atte.    3<^  mu^te  ba§  nic^t.    @r  forberte  mid^  auf,  ju  ben 

©eridfeten  ju  gelten,  ma§  idfe  üerfprad&.    3n  ben  ^ansleien, 

meinte  er,  fei  nid^tg  ju  mad^en.    3<^  foHte  meine  ßrbfcfeaft 

im  ^anbel  anlegen,     finoppern  unb  grüd^te  mürfcn  guten 

Profit  ah;  ein  Kompagnon ,  ber  fid^  barauf  berftänbe,  lönnte 

©rofd^en  in  ®ulben  i}crmanbeln.    @r  felbft  l^abe  fid&  einmal 

t}iel  bamit  abgegeben.    S)abei  rief  er  mieberljolt  nad^  bem 

3Jläbdfeen,  bic  aber  fein  SebenSjeid&cn  üon  fid^  gab.    S)ocb 

f4icn  mir,  afe  ob  id&  an  ber  S^l^ürc  jumeilen  rafd^eln  l)örte. 

^a  fie  aber  immer  nid&t  !am  unb  ber  Sllte  nur  loom  ©elbc 

rcbete,  empfal^l  id^  midfe  enblid^  unb  ging,  mobei  bcr  2)lann 

bcbauerte,   mid&  nidfet  begleiten  ju  fbnnen,  ba  er  allein  im 

Saben  fei.    3<^  ^^^  traurig  über   meine  ücrfc^lte  Hoffnung 

unb  boc&  munberbar  gctröftet.  2(l§  id&  auf  ber  Straße  ftcl^en 

blieb  unb  nadb  bem  $aufe  meinet  SSaterS  ^inüberblidfte,  ^örte 

i(^  plö^lid^  l^inter  mir  eine  Stimme,  bic  gebämpft  unb  im 


284  ^c'  onne  Svielmann. 

Sone  be§  UnmillenS  \)pxa(i):  S^rauen  @ie  ntd^t  gleich  ^eber? 
mann,  man  meint  eS  ntc^t  gut  mit  3^nen.  60  fdftnell  id^ 
mid^  umfel^rte,  fal^  i^  bod^  ^iemanb;  nur  ba^  flirren  etned 
SenfterS  im  6rbgefd^of[e,  baS  gu  be^  @rieSlerS  äBol^nung  ge? 
l^örte,  belel^rte  mid^,  menn  iä)  aud^  bie  Stimme  ntd^t  er!annt 
^ätte,  ba^  Barbara  bie  gel^eime  Sßamerin  »ar.  6ie  l^ttc 
alfo  bod^  gel^ört,  moS  im  Saben  gefprod^en  morben.  SBoHte 
fte  mid^  t)or  il^rem  Sater  n^amen?  ober  mar  il^r  ju  O^ren 
gefommen ,  ba^  gleid^  nad^  meinet  SaterS  S^obe  tl^eilS  fioQegen 
au^  ber  ^anjlei,  t](;eiB  anbere,  gang  unbefannte  Seute  mid& 
mit  IBitten  um  Unterftügung  unb  ^otl^^ülfe  angegangen,  id^ 
aud^  Sugefagt,  tuenn  id^  erft  ^u  @elb  fommen  n^ürbe.  SEBa^ 
einmal  t)erfprod^en,  mu^te  xif  l^alten,  in  3ufunft  aber  be? 
fd^Iog  id^,  t}orftd^tiger  }u  fein.  34  melbete  mid^  megen  meiner 
(Srbfd^aft.  6S  mar  meniger,  al^  man  geglaubt  ^atte,  aber 
bod^  fel^r  t)iel,  nal^e  an  eilftaufenb  @ulben.  äRein  3itnmer 
mürbe  ben  ganzen  2^ag  ))on  SBittenben  unb  ^ülfefuci^enben  nid^t 
leer,  ^d^  mar  aber  beinal^e  l^art  gemorben  unb  gab  nur,  mo 
bie  !Rot^  am  ©rösten  mar.  2lud&  IBarbara'g  Sater  fam.  Gr 
fd^m&lte,  ba6  id&  fie  fdfeon  brei  Sage  nid^t  befudfet,  morauf 
idfe  ber  ffial^rl^eit  gem&B  ermiberte,  ba^  id^  fürd&te,  feiner 
Sod&ter  jur  Saft  ju  fein,  ßr  aber  fagte,  ba§  foHe  mid&  nidfet 
lümmern,  er  l^abe  i^r  fd&on  ben  Äopf  jured^t  gefegt,  mobei 
er  auf  eine  boSl&afte  5lrt  ladete,  fo  ba^  id^  erfd^ral.  3)aburd^ 
an  Sarbara*^  SBamung  rüdferinnert,  Derl^el^lte  id&,  atö  mir 
balb  im  ©efprdd&ebarauf  lamen,  ben  Setrag  meiner  ßrbfd^aft; 
aud()  feinen  ^anbeföüorfdfelägen  mid^  id^  gefd^icft  au«. 

„2öir!lid&  lagen  mir  bereite  anbere  SluSp^^ten  im  Äopfe. 
3n  ber  Äanjlei,  mo  man  mid&  nur  meinet  SaterS  megen  ge^ 
bulbet  l^atte,  mar  mein  $la|  bereits  burd^  einen  Slnbem  be^ 
fe^t,  mag  mid^,  ba  lein  ®el()alt  bamit  toerbunben  mar,  menig 
lümmerte.  Slber  ber  6ecret&r  meines  SaterS,  ber  burdfe  bie 
legten  (Sreigniffe  brobloS  gemorben,  tl^eilte  mir  ben  $lan  jur 
ßrridfetung  eineS  SluSlunftS^,  ©opir^  unb  Ueberfe^ungS^Somp^ 
toirä  mit,  moju  id^  bie  erften  ©inrid^tungSloften  t)orf(^ie|en 


ffier  arme  ©pieltnann.  285 

folltc,  inbcj  et  fclbft  bic  S)ircction  ju  übemel&tnen  bereit  »ar. 
kuf  mein  einbringen  mürben  bic  (Sopirarbeiten  audfe  auf 
SRuftfalien  aii§gebe](^nt,  unb  nun  mar  xä)  in  meinem  ©lüde. 
^6)  gab  ba§  erforberlid^e  Selb,  lie^  mir  aber,  fcbon  i)orrid&tig 
gcmorben,  eine  ^anbfd^rift  barüber  au^fteClen.  5)ie  Kaution 
für  bie  3lnftalt,  bie  \6)  gleid^faü^  borfc^ojj,  fdf^ien,  obgleidfe 
betr&(i^tli(j^ ,  faum  ber  Stebe  mert^,  ba  fte  bei  ben  ©erid^ten 
hinterlegt  merben  mu^te  unb  bort  mein  blieb,  afö  l^ütte  xd) 
pe  in  meinem  Sd^ranfe. 

„S)ie  ©ad^e  mar  abgetl^an,  unb  idfe  fül^lte  midfe  erleichtert, 
erf^oben,  jum  erften  SRale  in  meinem  Seben  felbftdnbig,  ein 
9Rann.  Äaum  ba^  id^  meine§  SSaterS  no6)  gebadete,  ^ä) 
be^og  eine  beffere  SBol^nung,  änberte  dinigeS  in  meiner  ^lei« 
bung  unb  ging,  aU  e§  Slbenb  gemorben,  burd^  mol^lbefannte 
Strafen  nac^  bem  ©rieSlerlaben,  mobei  id^  mit  ben  f^ü^en 
fd&lenferte  unb  mein  Sieb  jmifd^en  ben  3ä^wc"  fummte,  oh 
mo^l  nid^t  ganj  rid^tig.  ^a§  B  in  ber  jmeiten  $&Ifte  l^abe 
t(j&  mit  ber  Stimme  nie  treffen  fönnen.  grol^  unb  guter 
SHngc  langte  ii)  an,  aber  ein  eigfalter  ißlid  iBarbara*^  marf 
m\6)  fogleid^  in  meine  frül^ere  3ag^aftig!eit  jurüdf.  S)er  SSater 
empfing  mid&  auf§  Sefte,  [xe  aber  t^at,  aU  ob  SRiemanb  ju« 
gegen  mftre,  fu^r  fort,  ^apierbüten  ju  mideln,  unb  mifd^te 
ft(^  mit  feinem  SBorte  in  unfer  Oefprftd^.  5Rur  aU  bie  SRebe 
auf  meine  @rbfd^aft  fam,  \vl\)i  fte  mit  l^albem  Seibe  empor 
unb  fogte  faft  bro^enb:  SSater!  morauf  ber  Sitte  fogleid^  ben 
®egenftanb  ftnberte.  Sonft  fprad^  fte  ben  ganzen  Slbenb  nid^tg, 
gab  mir  feinen  gmeiten  Slicf,  unb  al§  i.d^  mid^  enblid^  em« 
pfa^l,  Hang  il^r:  ®uten  Slbenb!  beinal^e  mie  ein  ®ott  fei 
^anf! 

falber  id^  !am  mieber  unb  mieber,  unb  fte  gab  aQm&l^lid^ 
na^.  9lid^t  aU  ob  id^  il^r  trgenb  etmaS  ju  ^an!e  gemad^t 
^tte.  6ie  fd^att  unb  tabelte  mx6)  unauf^örlid^.  ^de^  mar 
ungefd&idft;  ®ott  ^atte  mir  jmei  lin!e  $anbe  erfd^affen;  mein 
äHod  fa^  mie  an  einer  Sogelf d^eud^e;  id^  ging  mie  bie  @nten, 
mit  einer  SEmna^nung  an  ben  ^au^^a^n.    iBefonberS  jumiber 


288  2)et  QTme  Gpietmaim. 

fid^  ne(!t  —  fagtc  er.  Äomm  nur  l&erauS ,  iBärbe ,  un\>  maäf 
feine  3)umml[>eiten !  (Sinen  Äu^  in  ©l^ren  !ann  Sflicmanb 
meieren.  —  6ic  aber  fam  nid^t.  3d&  felbft  entfentte  midb 
nadfe  einigen  b^Ib  bemu^tloS  geftotterten  2Bortcn,  mobei  id^ 
ben  $ut  bc3  ©riellerg  ftatt  be§  mcinigen  nal^m,  ben  er 
lad^enb  mir  in  ber  $anb  auStaufd^te.  Xa2  roax,  mie  idb 
i^n  fd^on  frülfier  nannte,  ber  ®Iüd3tag  meines  SebenS.  S^ft 
b&tte  id^  gefagt:  ber  einzige,  toa^  aber  nid^t  h)abr  h)&re,  benn 
ber  SQflenfd^  bat  üiele  (Snaben  r>on  @ott. 

„3d&  nju^te  nid^t  red^t,  toie  id^  im  Sinne  beS  SK&bd&eng 
ftanb.  Sollte  id^  fie  mir  mebr  erjürnt  ober  mebr  begütigt 
benfen?  ^er  nftd&fte  93efud&  toftete  einen  fc^weren  @ntfdbluj. 
5lber  fie  mar  gut.  S)emütbig  unb  ftiDl,  nid^t  auffal^renb  »ie 
fonft,  fa^  fie  ba  bei  einer  Slrbeit.  ©ie  »inftc  mit  bem  Äopfc 
auf  einen  nebenftebenben  Sd^emel,  ba^  xä)  mid&  feften  unb 
ibr  belfen  foClte.  So  fa^en  toir  benn  unb  arbeiteten.  ®er 
Sitte  ttJoHte  binauggeben.  iBleibt  bod^  ba,  Sater,  fagtc  fic; 
maS  3^r  beforgen  wollt,  ift  fd^on  abgetban.  @r  trat  mit  bem 
gu^e  \)axt  auf  ben  S5oben  unb  blieb.  Slb^  unb  jugebenb  fpradb 
er  r)on  3)iefem  unb  Senem,  obne  ba^  id&  mid^  in  ba§  ©efprftdb 
ju  mifd&en  wagte.  S)a  ftie^  bag  3Jläbd^en  plö^lid^  einen 
fleinen  Sd^rei  aug.  Sie  batte  fid&  beim  Slrbeiten  einen  ginger 
geriet,  unb  obgleid^  fonft  gar  nidfet  weid^lidfe,  fd&Ienferte  ftc 
mit  ber  §anb  bin  unb  \)ex.  3^  tt)ollte  jufeben,  aber  fie  be« 
beutete  mid^,  fortjufabren.  Sllfanjerei  unb  fein  (Snbe!  brummte 
ber  Sllte,  unb  bor  ba^  ÜJläbd^en  bintretenb,  fagte  er  mit 
ftarfer  Stimme:  2öag  ju  beforgen  »ar,  ift  no^  gar  nid^t 
getban !  unb  f o  ging  er  f d^aHenben  S^ritteS  jur  Sbüre  binaug. 
3d^  Wollte  nun  anfangen,  mid^  üon  geftem  \)ex  ju  entfd^uls 
bigen;  fie  aber  unterbrad^  mid^  unb  fagte:  Saffen  »ir  ba§ 
unb  fpred^en  wir  jejt  bon  gefd^eibtem  S)ingen. 

„^ie  bob  ben  ^opf  empor,  mafe  mid^  bom  Sd&eitel  bi§ 
jur  3ebe  unb  fubr  in  rubigem  3^one  fort:  3^  ^#  ^^^m 
felbft  mebr  ben  Slnfang  unferer  SBefanntfd^aft,  aber  Sie  foms 
men  feit  einiger  Qdt  öfter  unb  öfter,  unb  wir  b^ben  unS  an 


®er  arme  @:|)ielmann.  289 


rSie  getüö^nt.    ©n  cl^rlid^cS  ©emüt)^  loirb  Sinnen  3fliemanb 
abftmten,  abcr6tc  fmb  fd^toadfe,  immer  auf  SRebenbinge  gcs 
riebet,    fo  baj  Sic  !aum  im  Stanbe  Ȋrcn,  giften  eigenen 
Baä)tn   fclbft   öorjuftcben.    S)a  toirb   cg   benn  $flidfet  unb 
Scbulbtgfeit  öon  S^^eunben  unb  S3efannten,   ein  ^nfel^en  ju 
babeit,    bamtt  6ie  nitbt  gu  64aben  !ommen.    Sic  tjerfi^en 
Jier  b<ilbe  S^gc  im  Sabcn,   jdl^Ien  unb  »ftgen,   meffen  unb 
marften ;  ober  babei  lommt  mäjt^  \)txau^,   SBo^  gebenfen  ©ic 
in  3utuitft  |u  tbun,  um  35^  gortfommen  ju  baben?  3<b  er« 
iD&bnte   ber  6rbf(baft  meinet  SßaterS.    S)ie  mag  retbt  grofe 
fein,    fogtc  fle,    3^  nannte  ben  ^Betrag.    S)a3  ift  t)iel  unb 
toeitig,    ertoibcrte  jie.    SSiel,    um  etioa^  bamtt  anzufangen; 
toemg,  nxa  r>om  ^Breiten  ju  jebren.    SMein  SSater  bat  3b^«^ 
jwar  einen  SSorfd&Iag  getban,  id&  rietb  3btien  aber  ab.  ^enn 
einmal  bat  er  f(bon  felbft  ®elb  bei  berlei  S)ingen  verloren, 
bann,  fejte  fie  mit  gefenfter  ©timme  binj«/  ift  ^'^  fo  gemobnt, 
»on  Sremben  ®ett)inn  ju  gieben,  ba^  er  eg  greunben  üiellei(bt 
au^  nitbt  beffer  mad&en  ttjürbe.   Sie  muffen  3ß^fliib  an  ber 
©cite  baben,   ber  eS  ebrlicb  meint.  --  3<b  »ie^  ^uf  fie.  — 
Qfycliö)  bin  i(b,  fagte  fte.    3)abei  legte  fie  bie  $anb  auf  bie 
©ruft,   unb  ibre  Slugen,    bie  fonft  ing  ®rauH(bte  fpielten, 
gttinjten  bcßblau,   bimnielblau.    Slber  mit  mir  b^t'g  eigene 
SBege.   Unfer  ®ef (bäft  »irft  »enig  ab ,  unb  mein  SSater  gebt 
mit  bem  ®eban!en  um,   einen  ©(benflaben  aufjuridfeten.    ^a 
ift  benn  fein  ^laj  für  mi(b.    3Kir  bliebe  nur  ^anbarbeit, 
benn  bicnen  mag  iä)  nicbt.    Unb  babei  fab  fte  au§  tt)ie  eine 
Königin.    SKan  b^t  mir  jmar  einen  anbern  Slntrag  gemacbt, 
fubr  fic  fort,   inbem  fte  dmn  ©rief  au§  ibrer  ©cbürje  jog 
unb  bftlb  »iberiüiDlig  auf  ben  Sabeutifcb  warf ;  aber  ba  müfete 
i^  fort  t>on  bier.  —  Unb  meit?  fragte  i(b.  —  SBarum?  tt)a§ 
lümmert  Sie  bai5?  —  3^  erltörte,  ba^  i^  an  benfelben  Ort 
bin§ieben  wollte.  —  ©inb  6ie  ein  Sinb!   fagte  fte.    S)a§ 
ginge  ni<bt  on  unb  tüdren  ganj  anbere  S)inge.   Slber  wenn  6ie 
Scrtrauen  ju  mir  bciben  unb  gerne  in  meiner  SR&b^  f^nb,  fo 
bringen  Sie  ben  ^uglaben  an  ft(b,   ber   \fm  nebenan  ju 

®rm))aYaet,  aBette.    XI.  19 


290  Dct  atme  ©ptctnwnn. 

SScrfauf  fielet,  ^d^  t)erftc]^e  bag  SBcr!,  unb  lim  ben  bürget» 
Udfeen  ©eminn  au^  Sl^rem  ®clbe  bürften  Bit  ntd^t  )oexU%tn 
fein.  Slud^  fänbcn  ©ie  fclbft  mit  dieäinen  unb  Bti^mhm 
eine  orbentUd^e  IBefd^äftigung.  9Ba^  jtd^  etma  no<if^  meite? 
ergäbe,  batjon  iroflen  mir  je^t  nidfet  reben.  —  Slber  änbem 
müßten  6ie  f\d)\    3d6  l^affe  bie  toeibifd^en  aMänner. 

„3d&  war  aufgedrungen  unb  griff  nad&  meinem  §ute.  SBa« 
ift?  wo  monen  ©ie  Ij^in?  fragte  pe.  SlUc«  abbefteßen,  fagte 
id&  mit  furjem  Slt^em.  —  9öaS  benn?  —  3^  crjä^ltf  i^ 
nun  meinen  $Ian  gur  @rri(^tung  eines  Sd^reib^  unb  Slui^ 
!unft§j(5omptoir§.  S)a  fommt  nid&t  t)iel  l^erauS,  meinte  fie. 
5lu§!unft  einjielfien  tann  ein  Qeber  felbft,  unb  fdfereibcn  ^at 
aud6  ein  3cber  gelernt  in  ber  ©d&ule.  34  bemerfte,  bafe 
aud^  2)]urt!alien  copirt  »erben  foClten,  toa^  nidfet  3c^««Wttnn3 
©ad^e  fei.  kommen  ©ie  fd^on  mieber  mit  fold^en  ^Iberm 
l&eiten?  ful^r  fie  mid^  an.  Soffen  ©ie  baS  aMuficiren  unb 
ben!en  ©ie  auf  bie  S^ot^wenbigfeit!  2lud&  toären  ©ie  nid&t 
im  ©tanbe,  einem  ©efd^äfte  felbft  i}or3ufte(^en.  34  erüärte, 
bafe  id&  einen  (Kompagnon  gefunben  l^ätte.  (Einen  Kompagnon? 
rief  fie  auS.  S)a  h)iC[  man  ©ie  gett)i&  betrügen !  ©ie  ^aben 
bodb  nod^  lein  ®elb  hergegeben?  —  34  jitterte,  ol^nc  ju 
triffen,  tüarum.  —  $aben  ©ie  ®elb  gegeben?  fragte  fie  nocb 
einmal.  34  geftanb  bie  breitaufenb  Bulben  ^ur  erften  (Sin« 
ridfetung.  —  S)reitaufcnb  (Bulben?  rief  fie,  fo  Dieleg  (Selb!  — 
S)ag  Uebrige,  fu^r  id&  fort,  ift  bei  ben  ©eri(^ten  l^interlegt 
unb  jebenfaüS  fidler.  —  Sllfo  nod^  mebr?  fd^rie  fie  auf.  — 
34  gab  ben  S3etrag  ber  ß^aution  an.  —  Unb  \)abtn  ©ie  bie 
felbft  bei  ben  ©eridfeten  angelegt?  —  (5g  mar  burdfc  meinen 
(S^ompagnon  gefd&eben.  —  ©ie  bciben  bodfe  einen  ©cfcein  bar* 
über?  —  3*  batte  feinen  ©cbein.  —  Unb  mie  bei&t  3br 
fauberer  6^om^)agnon?  fragte  fie  meiter.  34  tt)ar  einigermaßen 
beruhigt,  ibr  ben  ©ecretär  meinet  SSaterS  nennen  ju  fönnen. 

„©Ott  ber  (Sered^te!  rief  fie  auffpringenb  unb  bie  $änbe 
jufammenfdblagenb.  SSater!  iBater!  —  S)er  5llte  trat  l^erein.  — 
SßaS  babt  3^1  ^eute  auS  ben  3citungen  gelefen?  —  SSon 


^er  arme  @))ie(mann.  291 

bem  ©ccrctariug?  fptad^  er.  —  SBol^l,  moJU  —  SRun,  bcr 

i^  burd^gegangen,  ffat  @d^ulben  über  @d^ulben  l^interlaffen 

unb  bte  Seute  betrogen.   €te  t7erfolgen  i^n  mit  Stedfbrtefen!  — 

Sätet,  tief  \ie,  ^en  ba  l^at  er  aud^  betrogen!  (§r  bat  ibm  fein 

®elb  ant)ertraut.    @r  ift  gu  ©runbe  geridfetet.  —  ^o^  S)umms 

!5pfe  unb  fein  @nbc!  fcbrie  ber  Sllte.    §ab*  i^*g  nicbt  immer 

gefagt?  älbet  baiS  »ar  ein  @ntfd^ulbigen.  Einmal  lacbte  Tte  über 

i^n,  bann  toar  er  toieber  ein  rebli^eS  @emütb.    ^ber  i(b  toid 

bc^mlf^en  fahren !  3cb  »id  seigen,  »er  $err  im  $aufe  ift.  2)u 

Satbota,  max^d^  \)xntxn  in  bie  Äammer !  6ie  aber,  $err,  maä^en 

&t,   ba^  Sie  fortfommcn,  unb  »erfdbonen  uns  fünftig  mit 

^ffttn  SefiKi^en.    $ier  »irb  tein  2l(mofen  gercidbt.  —  SSater, 

fagte  bad  äR&bd^en,  feib  nid^t  bart  gegen  ibn,  er  ift  ja  bodb  un$ 

gtddtidb  genug.  —  (Sbttt  barum,  rief  ber  Sllte,  »ill  icb'g  nidbt 

axub  »erben.  S)a3,  ^err,  fubr  er  fort,  inbem  er  auf  ben  93rief 

letßte,  ben  ^Barbara  loorber  auf  ben  Sifcb  geworfen  batte,  baS 

i|t  ein  STOann!    $at  ©ruft'  im  Äopfe  unb  ©elb  im  Bad.   »e« 

M^t  9liemanben,  l&^t  ft(b  aber  audb  t^id^t  betrügen;   unb 

boi}   ift  bic  ^uptfad^e  bei  ber  ©b^Hd^feit.  —  ^ä)  ftotterte, 

ba^   bet  SSerluft  ber  Kaution  nod^  nid^t  geioi^  fei.  —  3a, 

tief  et,  wirb  ein  SRarr  gemefen  fein,  ber  6ecretariu§!    6in 

Sdbebn  ift  et,  aber  pfiffig.  Unb  nun  geben  6ie  nur  rafd^,  t)ieQeid^t 

bolen  @ie  ibn  nodb  ein!    ^abei  b^tte  er  mir  bie  fladbe  $anb 

auf  bie  €dbulter  gelegt  unb  fd^ob  micb  gegen  bie  ^büre.   3$ 

toidb  bem  ^rud^e  feitto&rtS  auS  unb  n^enbete  micb  gegen  baS 

9l&bdben,  bie,   auf  ben  Sabentifdb   geftügt,   ba  ftanb,   bie 

9[ugen  auf  ben  iBoben  gerid^tet,  toobei  bie  iBruft  beftig  auf^ 

ttnb  nieberging«    ^ä)  tooQte  midb  ibr  ndbern,  aber  fte  ftie^ 

jomig  mit  bem  gufee  auf  ben  ©oben,   unb  als  i^  meine 

$anb  audftredte,  gudtte  fte  mit  ber  ibren  balb  empor,  aU  ob 

^  midb  tt)ieber  fd^Iagen  moüte.    ^a  ging  id^,  unb  ber  ^Ite 

f(bloft  bie  £büre  binter  mir  ^u. 

„3*  »anfte  burd&  bie  ©trafen  jum  SIbor  binciu^,  inS 
?felb.  ÜRancbmal  fiel  mid&  bie  SBerstoeiflung  an,  bann  !am 
aber  toieber  Hoffnung.    3^  erinnerte  mid^,  bei  Slnlegung  ber 


292  ^^^  <tnne  ^pxtlmann, 

(Kaution  ben  Secretär  jum  ^anbel^gerld^te  begleitet  ju  l^abetu 
^ort  ^atte  id^  unter  bent  S^ormege  gemattet,  unb  er  um» 
allein  hinaufgegangen.  2ll§  er  l&erabfam,  fagte  er,  Stte«  \A 
bertd^tigt,  ber  ^mpfang^fd^ein  merbe  mir  in^  ^auS  gef(i^ 
»werben.  Se^tereS  mar  freilid^  nid^t  gefd^el^en,  aber  Ttt^Uä^t 
feit  blieb  nod&  immer.  Wlxt  anbrec^enbem  3:age  tarn  xd)  im 
@tabt  prüdt.  Wein  erfter  ®ang  mar  in  bie  äBo^nung  bei 
6ecretar^.  älber  bie  Seute  ladeten  unb  fragten,  ob  id^  bie 
Seitungen  nidfet  gelefen  l^ätte?  ffiaS  §anbelggeric6t  lag  nut 
menige  ^&ufer  baüon  ab.  3d&  lie^  in  ben  Sudlern  nad^ 
fd^lagen,  aber  meber  fein  ^ame  nod^  meiner  !amen  barin  Dot. 
3$on  einer  ^injal^^lung  (eine  Spur.  60  mar  benn  mein  Ibu 
gläd(  gemi^.  3a,  beinahe  märe  eS  nod^  fd^limmer  gefommen. 
^enn  ba  ein  ©efellfd^aftScontract  beftanb,  moQten  meistere 
feiner  ©l&ubiger  auf  meine  $erfon  greifen,  aber  bie  ©eridbte 
gaben  e^  nid^t  su.  Sob  unb  3)an!  fei  il^nen  bafür  gefagtl 
Obmo^l  e^  auf  @ine^  l^erau^gefommen  märe. 

„3n  all  biefen  ^ibermärtigfeiten  mar  mir,  geftel^e  idft'l 
nur,  ber  ©rie^ler  unb  feine  Sod&ter  ganj  in  ben  ^intergrunb 
getreten.  SRun  ba  eg  rul^iger  mürbe  unb  id&  anfing,  §u  über^ 
legen,  ma§  etma  meiter  gefdfeel^en  follte,  !am  mir  bie  ©rinne« 
rung  an  ben  legten  Slbenb  lebl^aft  jurüdt.  S)en  Sllten,  eigen« 
nü^ig,  mie  er  mar,  begriff  id^  ganj  mol^l,  aber  ba«  aJiabd(^en! 
äRand^mal  !am  mir  in  ben  Sinn,  ba^,  menn  169  ba^  STleinige 
ju  Statine  gehalten  unb  i^r  eine  ^erforgung  ^&tte  anbieten 
(önnen,  fie  mol()l  gar  —  aber  fie  ^ätte  midfe  nid^t  gemodj^t"  — 
S)abei  befal^  er  mit  auleinanber  fallenben  $änben  feine  ganje 
bürftige  ©eftalt.  —  „Slud^  mar  i^r  mein  ^öflid^e«  Säene^men 
gegen  S^bermann  immer  jumiber. 

„So  tjerbrad&te  id&  ganje  Sage,  fann  unb  überlegte.  6ine^ 
2lbenb§  im  3^ißl^^*  —  ^^  ^^'^  ^i^  S^it,  bie  idfe  gemö^nlid^ 
im  Saben  gujubringen  pflegte  —  fa&  iä)  mieber  unb  üerfejte 
mid&  in  ©eban!en  an  bie  gemo^nte  Stelle.  3d&  l^örte  fie 
fprecfeen,  auf  mid^  fd^mä^en,  ja  c^  fd&ien,  fie.uerlad^ten  mid^. 
^a  rafd^elte  e^  plöglid^  an  bec  Z^üu,  fte  ging  auf,  unb  ein 


SDer  arme  €))ietTnann.  293 

snjttnmet  trat  herein.  —  ö§  war  SBarbara.  —  3dfe  fa^ 
nehtem  ©tul^I  angenagelt,  aU  ob  id)  ein  ©efpenft  f&lfie. 
toor  bla^  unb  trug  ein  93ünbel  unter  bem  Slrme.  3n 
litte  bc§  3iwierg  gefommen,  blieb  fie  fte](;en,  fal^ringS 
cn  fal&Icn  2Bfinben  uml&er,  bann  nad^  abwärts  auf  ba« 
Id&c  ©erftt^e  unb  feufjte  tief.  S)ann  ging  fie  an  ben 
mt,  ber  gur  Seite  an  ber  SlJlauer  ftanb,  »idelte  il^r 
st  augcinanber,  bog  einige  §emben  unb  Sudler  enthielt  — 
attc  in  ber  legten  3ßit  meine  2Bdfd^e  beforgt  —  30g  bte 
iblabe  ]^erau§,  Wuq  bie  $dnbe  jufammen,  afö  fie  ben 
id&cn  3n^alt  fal^,  fing  aber  gleidfe  barauf  an,  bie  SBdfd&e 
hrbnung  gu  bringen  unb  bie  mitgebraci^ten  ©tüdfe  einju« 
n.  3)arauf  trat  fie  ein  ^aar  Schritte  üom  Sd^ranfe 
►eg,  unb  bie  Slugen  auf  mid^  gerid&tet,  toobei  fie  mit 
ginger  auf  bie  offene  ©d^ublabe  geigte,  fagte  fie:  günf 
ben  unb  brei  Sudler.  60  öiel  l^abe  id^  gel^abt,  fo  üiel 
ge  id&  gurüd.  ®ann  brüdfte  fie  langfam  bie  ©d^ublabe 
püfttc  'fiä)  mit  ber  ^anb  auf  ben  ©c^ran!  unb  fing  laut 
|u  »einen.  6«  fd^ien  faft,  atö  ob  il^r  fd^limm  würbe, 
i  jte  fejte  fid^  auf  einen  ©tul^l  neben  bem  ©d^ranfe,  »er« 
[  bog  ®eficbt  in  il^r  3:ud&,  unb  xä)  l^örte  au«  ben  fto^« 
c  gel^olten  Sltl&emjügen,  bafe  fie  no^  immer  forttoeinte. 
war  Icifc  in  il^re  3läi)e  getreten  unb  fa^te  i^re  $anb, 
fie  mir  gutwillig  lie^..  2ll§  id}  aber,  um  il^re  JBlidte  auf 
SU  jiel^en,  an  bem  fdfelaff  l^dngenben  Slrme  bis  jum 
tbogen  em^orrüdfte,  ftanb  fie  rafd&  auf,  mad^te  il^re  ^anb 
mb  fagte  in  gefaxtem  Sone:  2Bag  nügt  S)aS  aßeS?  (SS  ift 
einmal  fo.  ©ie  l^aben  eS  felbft  gewollt,  fid&  unb  unS  l^aben 
unglüdtlid^  gemad^t;  aber  freilid^  fic^  felbft  am  SKeiften. 
ntlid^  öcrbienen  ©ic  fein  SJlitleib  —  l^ier  würbe  fie  immer 
gcr  —  wenn  man  fo  fd&wa(^  ift,  feine  eigenen  Ba6;)m 
t  in  Orbnung  l^alten  ju  fönnen;  fo  leid&tgldubig,  ba^ 
;  3ebem  traut,  gleid^t)iel,  ob  eS  ein  ©pigbube  ift  ober 
eWid^er  aJlann.  —  Unb  bodfe  tbut'S  mir  leib  um  ©ie.  3d& 
gefommen,  um  "^bfd&ieb  §u  nel^men.    ^a,  erfd^redfen  ©ie 


294  5Det  arme  Spicimann. 

nun  3ff3  bod^  3&r  2Bcrf.  3d^  tnu^  nun  ^inauS  unter  bit 
groben  Seute,  wogegen  \ä)  nti^  fo  lange  geftr&ubt  (obe» 
^ber  ba  ift  lein  äRittel.  S)te  ^anb  \)ab^  xd)  ^l^nm  fd^oii 
gegeben,  unb  fo  leben  Sie  m\)l  —  für  immer.  3db  fa(, 
ba^  ibr  bie  3!br&nen  mieber  inS  Sluge  traten,  aber  fte  f^ül^ 
telte  uniüiQig  mit  bem  Aopfe  unb  ging.  SRir  mar,  aU  l^ätte 
id^  ^lei  in  ben  ©liebern.  ®egen  bie  Zf)üxt  gefommen,  mem 
bete  fxe  fid^  nod)  einmal  um  unb  fagte:  ^ie  SDäfdbe  ift  jeft 
in  Orbnung.  ©eben  6ie  ^u,  ba^  nid^ts  abgebt.  @d  merbes 
barte  3^iten  fommen.  Unb  nun  bob  fie  bie  $anb  auf,  moilbte 
n)ie  ein  ßreuje^jeid^en  in  bie  Suft  unb  rief:  ®ott  mit  bir, 
Safob!  —  3n  aHt  @tt)ig!eit,  Slmen!  feftte  fie  leifer  bin|n 
unb  ging. 

,,9flun  erft  !am  mir  ber  ®ebrau(b  meiner  ©lieber  |urü(L 
3cb  eilte  ibr  nad^,  unb  auf  bem  S^reppenabfa^e  ftebenb,  tief 
id^  ibr  nadb:  Barbara  1  3<^  ^Mt,  bag  fxe  auf  ber  Stiege 
fteben  blieb,  ^ie  id^  aber  bie  erfte  Stufe  binabftieg,  fpradb 
fte  iDon  unten  b^i^ciuf:  bleiben  Sie!  unb  ging  bie  Srep^e 
))ollenbS  ^nah  unb  jum  ^b^re  binauiS. 

„3d(?  babe  feitbem  barte  Sage  erlebt,  leinen  aber  tt)ie  biefen; 
felbft  ber  barauf  folgenbe  toar  e§  minber.  ^ä)  tou^tc  nftmlidb 
bod^  nid^t  fo  red^t,  h)ie  id&  baran  mar,  unb  fd&lid^  baber  am 
lommenben  SMorgen  in  ber  3^äbe  beg  ©riesflerlabenS  b^rum, 
ob  mir  üieöeid^t  einige  Sluffldrung  toürbe.  S)a  fidb  aber  nidbtS 
geigte,  blidte  idb  enblid^  feitto&rt^  in  ben  fiaben  binein  unb 
fab  eine  frembe  grau,  bie  abtoog  unb  Oelb  bc^^^w^sab  unb 
jujablte.  3*  i^J^öt^  ^i<b  biwein  unb  fragte,  ob  fie  ben  Saben 
an  fxd}  gefauft  bätte?  3ur  3eit  nod^  nid^t,  fagte  fie.  —  Unb 
h)o  bie  (Sigentbümer  to&ren?  —  S)ie  fmb  beute  früb  SMorgenS 
nac^  Sangenlebarn  gereift.  —  S)ie  Slod^ter  au(b?  ftammelte 
id^.  —  Jlun  freilid^  aud&,  fagte  fie,  fie mad^t  ja ^odbjeit  bort. 

„2)ie  grau  modbte  mir  nun  SlCieg  er§ablt  baben,  »a^  idfe 
in  ber  golge  öon  anbern  Seuten  erfubr,  S)er  gleifd^er  be^ 
genannten  Drteg  nftmlidb  —  berfelbe,  ben  id^  jur  3wt  meinet 
erften  S3efud^S  im  Saben  antraf  —  b^tte  bem  3Kdbdben  feit 


^er  otme  @j)telmann,  295 

lange  ^tratl^Santräge  gemacht,  betten  fte  immer  au^roxä),  btd 
fle  enblicl^  in  ben  legten  ZaQtn,  loon  il^rem  ißater  gebrängt 
vnb  an  aüem  Uebrigen  ))ergn)eifelnb,  einmittigte.  ^effelben 
9toTgend  loaren  Sater  unb  Xod^ter  bal^in  abgereist,  unb  in 
bem  SCugenblid^  ba  mir  fprad^en,  mar  S3arbara  beS  3(cif<^^^ 
Statu 

„3>ie  SerfAuferin  mod^te  mir,  mie  gefagt,  ^aS  ade^  erj&l^lt 
l^aben,  aber  x(b  l^örte  ni(^t  unb  ftanb  regung^lo^,  bi^  enblid^ 
Jbtnben  !amen,  bie  mid^  gur  Seite  f(toben^  unb  bie  ^rau 
mi(b  anfttl^r,  ob  idb  noäi  fonft  etma§  modte,  morauf  ic^  mid^ 
entfernte« 

,,Sie  »erben  glauben,  »erebrtefter  ^err/'  fubr  er  fort,  ,,ba6 
i^  mid^  nun  aU  ben  unglädtlid^ften  aQer  äRenfc^en  füllte. 
Unb  fo  tt>ar  t^  mä)  im  erften  ^ugenblicfe.  ^(^  xä)  aber  auS 
bem  Saben  l^rau^trat  unb,  mid^  ummenbenb,  auf  bie  Keinen 
genfler  ^urüdCblidtte,  an  benen  Barbara  gemi^  oft  geftanben 
nnb  (Ktau^gefeben  t^atte,  ba  !am  eine  feiige  ^mpfinbung  über 
mid^.  S)a^  fie  nun  aQe^  ^ummer§  lo§  mar,  ^^rau  im  eige« 
nen  ^aufe,  unb  nid^t  nötbig  l^atte,  mie  menn  fte  il^re  ^age 
an  einen  $erb«  unb  ^eimat^lofen  gefnüpft  l^ätte,  Kummer 
unb  6(enb  }u  tragen,  bad  legte  ft(^  mie  ein  linbernber  f8aU 
fam  auf  meine  iBruft  unb  id^  fegnete  [xe  unb  i^re  SBege. 

,,S5Bie  eS  nun  mit  mir  immer  mel^r  berabfam,  befd&lofe  idfe, 
burcb  SDluftf  mein  f^ortfommen  ^u  fuc^en;  unb  fo  lange  ber 
Sleft  meinet  (Selbes  möl(^rte,  übte  unb  ftubirte  id^  mir  bie 
ffierfe  großer  SD'leifter,  ))or}ügli(b  ber  alten,  ein,  meiere  idb 
abfcbrieb;  unb,  afö  nun  ber  le|te  ®rof d^en  ausgegeben  mar, 
f^idte  iöi  midb  an,  t>on  meinen  ^enntniffen  ^ort^eil  ju  sieben, 
unb  f/max  anfangt  in  gefd^loffenen  ©efeUfdbaften,  moju  ein 
(Saftgebot  im  $aufe  meiner  äJlietbfrau  ben  erften  ^nla^  gab. 
Ute  ober  bie  bon  mir  vorgetragenen  Sompofitionen  bort  feinen 
Xnflong  fanben,  fteQte  id^  mid^  in  bie  $öfe  ber  Käufer,  ba 
unter  fo  bielen  iBemol^nem  bod^  Einige  fein  mod^ten,  bie  baS 
Cmfle  §u  fdftft|en  mußten  —  ia  enblid^  auf  bie  dffentlid^en 
€pa$iergAnge^  mo  id^  benn  mirtlid^  bie  S3efriebigung  \)atte, 


296  ^er  arme  &p\tlmann, 

ba^  ©injelne  [telf^en  blieben,  ju^örten,  ntid^  befragten  unb  nid^  ^ 
obne  ^nt^eil  meiter  gingen.  ^a|  f^e  mir  babei  ®etb  ffinß  \ 
legten,  befd^ämte  ntid^  nid^t.  S)enn  einmal  toax  gerabe  S)ai  j 
mein  3^^<^/  ^<tnn  fal^  i(i^  aud^,  ba^  berühmte  SSirtuofen,  i 
n)eld^e  erreid^t  ju  b^ben  idb  mir  nid^t  fd^meid^eln  lonnte,  fUlft  j 
für  ibre  Seiftungen,  unb  mitunter  febr  bod^,  bonoriren  liebem 
€o  b^be  id^  mid^,  objmar  drmlid^,  aber  reblid^  fortgebtadbt 
big  biefen  S^ag. 

„^aÖ9  Sabren  foUte  mir  nod^  ein  ®lüd^  ju  Z^exl  »etbciu 
Sarbara  tarn  jurüdf.  Sbt  3Jlann  battc  ®elb  tjcrbient  unb 
ein  gleifcbbciuergemerbe  in  einer  ber  iBorft&bte  an  ftd^  gebradftt 
Sie  \oat  SMutter  üon  jtüei  ^inbern,  bon  benen  ba§  Altefte 
Safob  beifet,  h)ie  id&.  3Weinc  93erufggefd&afte  unb  bie  Srlnnc« 
rung  an  alte  Sexten  erlaubten  mir  nid^t,  ^ubringlidb  iu  feitt, 
enbltd^  toaxt  id^  aber  felbft  in§  $aug  befteßt,  um  bem  älte^ 
Knaben  Untercid^t  auf  ber  SSioline  ju  geben.  @r  b^t  gam 
nur  menig  Talent,  !ann  aud^  nur  an  Sonntagen  fpieten,  ba 
ibn  in  ber  SGBod^e  ber  SSater  beim  ®efd&ftft  betwenbet,  abet 
S3arbara*g  Sieb,  ba§  id&  ibn  gelebrt,  gebt  bo^  fd&on  redbt  gut; 
unb  toenn  toir  fo  üben  unb  bcmtiren,  fingt  mandbmal  bic 
SJlutter  mit  barein.  Sie  bat  ficb  isoax  febr  berftnbert  in  ben 
üielen  3^^^^"/  U^  ftar!  geworben  unb  fümmert  fid&  wenig 
mebr  um  ajlnfi!,  aber  eg  flingt  nod&  immer  fo  bübfdfe,  wie 
bamal^."  Unb  bamit  ergriff  ber  Sllte  feine  ®eige  unb  fing 
an,  bag  Sieb  ju  fpielen,  unb  fpielte  fort  unb  fort,  obne  jxdb 
weiter  um  mid^  gu  lümmern.  önblidfe  b^tte  icb'^  fatt,  ftanb 
auf,  legte  ein  paar  Silberftüdfe  auf  ben  nebenftebenben  Sifdb 
unb  ging,  wäbrenb  ber  Sitte  eifrig  immer  fortgeigte. 

23alb  barauf  trat  i(b  eine  Steife  an,  bon  ber  id^  erft  mit 
einbre(benbem  SGßinter  jurüdlam.  ^ie  neuen  Silber  bitten 
bie  alten  berbrängt,  unb  mein  Spielmann  war  fo  jiemlid^ 
üergeffen.  (Srft  bei  ®elegenbeit  be§  furd&tbaren  @iggange«  im 
näd^ften  grübjabre  unb  ber  bamit  in  SSerbinbung  ftebenben 
Ueberfd^wemmung  ber  niebrig  gelegenen  SSotftäbte  erinnerte 
id&  mid&  wieber  an  ibn.    Sie  Umgegenb  ber  ©drtnergaffe  war 


®er  atme  @))ielinann.  297 

füll  €ee  gelDorben.  ^r  be^  alten  SRanneS  ficben  fd^ten  nid^tö 

|K  beforgen,  kvo^nte  er  bod^  f^od^  oben  am  ^ad^e/  inbe^  untet 

bot  S3etDo]^nem  ber  Srbgefd^o^e  ftd^  ber  Xob  feine  nur  ju 

(ftitfigen  Opfer  aulerfelE^en   l^atte.     Slber  entblößt  t)on  aller 

$filfe,  tme  gro^  ntod^te  feine  ffloti)  fein!    60  lange  bie  lieber« 

fd^tDcnratung  toftl^rte,  toarnid^tSju  tl^un,  aud^  l^atten  bieSe« 

j^drben  itad^  SRöglid^feit  auf  6d^iffen  ^lal^rung  unb  iBeiftanb 

ben  Äbgcfd^nittenen  gefpenbet,  ^g  aber  bie  2Baffer  tjerlaufen 

unb  bie  Strafen  gangbar  gemorben  toaxen,  befd^lo^  id^,  ntei: 

nen  Snt^eit  an  ber  in  ®ang  gebrad^ten,  ju  unglaublid^en 

Summen  angen)ad^fenen  SoUecte  perfönlid^  an  bie  mid^  pn&d^ft 

angel^enbe  Slbreffe  §u  beförbem. 

S>er  Snblid  ber  Seopolbftabt  mar  grauenhaft.  3n  ben 
Stra|en  jcrbrod&enc  ©dfeiffe  unb  ©erftt^fd^aften,  in  ben  @rbs 
gefd^ofen  pim  Sl^eit  nod^  ftel^enbeS  äBaffer  unb  fd^mimmenbe 
^abe«  ätfö  iä),  bem  ®ebr&nge  auSmeid^enb,  an  ein  juge« 
le^nteiS  ^oftl^or  l^intrat,  gab  biefeS  nad^  unb  geigte  int  ^or« 
loege  eine  Steige  r>on  Seid^en,  offenbar  bel^ufd  ber  amttid^en 
Snfpectton  jufammengebrad^t  unb  Eingelegt;  \a,  im  ^^^i^^^ 
ber  @emad^er  maren  nod^  l^ie  unb  ba,  aufredet  ftel^enb  unb  an 
bie  @itterfenjler  angefragt,  berunglüdte  iBemol^ner  ju  feigen, 
bie  —  cä  fel^lte  eben  an  3eit  unb  ^Beamten,  bie  gerid^tlid^e 
Conßatirung  fo  )rieler  Sobe^fäHe  t)or5unel^men. 

So  f(^tt  iä)  »eiter  unb  »eiter.  Son  allen  Seiten  SBeis 
neu  unb  Srauergettute,  fud^enbe  SMütter  unb  irregel^enbe 
Ainbet*  ßnblid^  lam  id^  an  bie  @ärtnergaffe.  ^ud^  bort 
l^otten  fid^  bie  fd^koat^en  Begleiter  eines  Seid^en^ugeS  aufgefteQt, 
bo((,  vrie  es  fi^ien,  entfernt  bon  bem  $aufe,  baS  id^  fud^te. 
9ä  ii)  ober  nft^er  trat,  bemerfte  id^  mo^l  eine  Serbinbung 
t)on  Slnftolten  unb  $in«  unb  ^ergel^enben  jmifc^en  bem  3^rauer« 
geleite  unb  ber  ©ÄrtncrSmol^nung.  2lm  ^auStl&or  ftanb  ein 
toader  auSfe^cnber,  aitlid&er,  aber  nod&  ftaftiger  SWann.  3« 
Jo^en  Stiefeln,  gelben  Seberl&ofen  unb  langl&erabgeljienbem 
Seibrode  fa^i  er  einem  Sanbfleifd^er  a^nlid^.  6r  gab  2lufträge, 
fprad&  aber  bajlolf^en  jiemlid^  glcid^gültig  mit  ben  ^tbm 


kl.  .■ 


298  ^^  <^i^<  @))ietmatm. 

Mcnben.  ^69  ging  an  i^m  »orbci  unb  trot  in  bcn  ^ofraura. 
^ie  alte  ®&rtnerin  fant  mir  entgegen^  erfannte  ntid^  auf  htt 
Stelle  irieber  unb  begrüßte  mid^  unter  2;^r&nen.  „®eben  Sie 
un3  aud^  bie  6^re?"  fagte  pe.  „3^/  ^^\^^  örmcr  Sllter!  S)er 
ntuftcirt  je^t  mit  ben  lieben  ^ngeln^  bie  aud^  nid^t  t}iel  beffer  fein 
fönnen,  aU  er  e^  mar,  fc^on  bienieben.  ^te  ebrli(ibe  6eele  fa| 
ba  oben  [xä)tx  in  feiner  Kammer.  ^IS  aber  ba^  äBaffer  !am  unb 
er  bie  ^inber  fcbreien  b^i^te,  ba  fprang  er  b^tunter  unb  rettete 
unb  fdbleppte  unb  trug  unb  brad^te  in  @idberbeit,  ba^  ibm 
ber  ^tbem  ging,  toU  ein  Sd^ntiebegeblft^.  ^a  —  toie  man 
benn  nidbt  überall  feine  Hugen  b^ben  lann  —  aU  fiäf  gan} 
jule^t  seigte,  ba^  mein  äJlann  feine  @teuerbü((er  unb  bie  paar 
©ulben  $apiergelb  im  SBanbfd^ran!  ^^ergeffen  batte,  nabm  ber 
^Ite  ein  Seil,  ging  ind  SBaffer,  ba^  ibm  fdbon  an  bie  f&mft 
reicbte,  erbradb  ben  Sd^ranf  unb  brad^te  Wle^  treulidb.  S)a 
batte  er  ftd&  mobl  t}er!dltet,  unb  mie  im  erften  3lugenbti(fe 
benn  feine  ^ülfe  ju  \)dbm  mar,  griff  er  in  bie  ^bantafie  unb 
mürbe  immer  fd&led^ter  unb  fd^lecbter,  ob  mir  ibm  gleidb  bei« 
ftanben  nad&  2Jlöglicb!eit,  unb  mebr  babei  litten,  al8  er  felbft, 
S)enn  er  muficirte  in  ßinem  fort,  mit  ber  ©timme  nämlidb,  unb 
fd^lug  ben  ^act  unb  gab  Sectionen.  %U  ft(b  ba§  9Baf[er  ein 
menig  verlaufen  batte  unb  mir  ben  S3aber  bolen  fonnten  unb  ben 
©eiftlid^en,  richtete  er  fidb  plöjlid&  im  S3ette  auf,  menbete  Äopf 
unb  Obr  feitmärt^,  al^  ob  er  in  ber  Entfernung  etmad  gar 
6d&öneg  borte,  läd^elte,  fanf  jurüdC  unb  mar  tobt,  ©eben 
©ie  nur  biuauf,  er  bcit  oft  üon  Sbnen  gefprodben.  ®ie  SMas 
bam  ift  aucb  oben.  2Bir  baben  ibn  auf  unfere  Soften  be« 
graben  laffen  moüen,  bie  grau  gleifd^ermeifterin  gab  eS  aber 
ni^t  äu." 

©ie  brdngte  midfe  bie  fteile  S^reppe  binauf  big  jur  3)adfe« 
ftube,  bie  offen  ftanb  unb  ganj  aus^gerftumt  mar  big  auf  ben 
©arg  in  ber  3Mitte,  ber,  bereite  gefdfeloffen,  nur  ber  3Iräger 
martete.  2ln  bem  Äopfenbe  fafe  eine  §iemlid6  ftarfe  grau, 
über  bie  ^dlfte  beg  Sebeng  binaug,  im  bunt  gebrudten  ^attun^ 
überrodte,  aber  mit  fcbmarjem  ^al^tud^  unb  fd^ioarjem  Sanb 


Sbtt  arme  ^pidmamu  299 

auf  ber  ^ube.   @g  fd^ien  faft,  afö  ob  fte  nie  f(]^ön  getoefen 

fein  fonnte.  Sor  i^r  ftanben  ^tDei  ^ientlid^  ermad^fene  flinber, 

cm  Sutfdbe  unb  ein  9R&bd^en,  benen  fte  offenbar  Unterrid^t 

goi,  iDie  fte  ftd^  beim  Seid^en^uge  )u  benennten  bitten.  @ben^ 

ald  i^  eintrat,  fHe^  fte  bem  Knaben,  ber  ftd^  si^^^i<^  tölptfd^ 

auf  ben  €arg  gelebnt  batte,  ben  ^rm  b^^unter  unb  gl&ttete 

forgfftUig  bie  b^au^ft^b^ben  Tanten  bed  Seid^entud^e^  n)ieber 

fucedbt.    S)ie  ®&rtnerlSfrau  fübrte  ntid^  r)ox;  ba  fingen  aber 

unten  bie  $ofaunen  an  gu  blafen,  unb  jugleid^  erfd^oQ  bie 

€timme  bed  ^eifd^erd  bon  ber  Strafe  berauf:  S9arbara,  e$ 

Vjt  3^^'   ^i^  £rAger  erfd^ienen,  td^  50g  ntid^  imüd,  um  ^Ia( 

pt  maä^en.  S)er  @arg  toarb  erboben,  binabgebrad^t,  unb  ber 

3ng  fe|te  ftdft  in  9en)egung.    SSorauS  bie  @d^uQugenb  mit 

jtreu}  tmb  $abne,  ber  @eiftlid^e  mit  bem  ^ird^enbiener.  Um 

mittelbar  na(b  bem  Sarge  bie  beiben  ßinber  be^  ^leifd^erd 

nnb  biiiter  ibnen  \>a&  Sb^P^ar.    S)er  äRann  betoegte  unaug« 

gefegt,  alS  in  Slnbad^t,  bie  Sippen,  fab  aber  babei  linU  unb 

re^tS  um  ftd^.    SHe  ^au  la&  eifrig  in  ibrem  ©ebetbud^e, 

nur  mad^ten  il^r  bie  beiben  fiinber  ju  fd^affen,  bie  fte  einmal 

9orfd^ob,  bann  n)ieber  ^urüdfbielt,  n)ie  ibr  benn  überbauet  bie 

Orbnung  bed  Seidften^ugeS  febr  am  ^erjen  ^u  liegen  fcbien. 

Smmer  aber  febrte  fte  n)ieber  ^u  ibrem  iBud^e  ^urüd.    60 

!am  bad  @eleite  jum  ^ebbof.  3)ag  ®rab  toax  geöffnet,  ^ie 

fiinber  warfen  bie  erften  ^anbt^oß  @rbe  binab.    ^er  Sltann 

tbat  ftel^enb  baffelbe.    S)ie  grau  fniete  unb  })xdi  ibr  Sud& 

nobe  an  bie  Slugen.    S)ie  Sobtengrftber  öoßenbeten  ibr  ®e= 

fWft,  unb  ber  3ug,  balb  aufgelöst,  febrte  jurüdC.    Sin  ber 

2%üre  gab  e3  nod^  einen  Beinen  SBorttoed^fel,  ba  bie  grau 

eine  gorberung  be3  Seid&enbeforgerä  offenbar  ju  \)od)  fanb. 

Sie  ^Begleiter  ^erftreuten  ftd^  nad^  allen  SRid^tungen.   ^cr  alte 

Spielmann  toar  begraben. 

Sin  paar  Sage  barauf  —  e3  war  ein  Sonntag  —  ging 
idfe,  bon  meiner  pft^d^ologifd^en  Sleugierbe  getrieben,  in  bie 
Sobnung  bed  S^eifd^erd  unb  nabm  jum  Sormanbe,  ba^  id^ 
bie  ©eige  beS  eilten  a\2  Slnbenfen  ju  beftgen  münfd^te.    ^69 


300  SDec  arme  6yieltnann. 

fanb  bie  gamUte  beifammen  ol^ne  @^ur  eined  jurüdgebliebenen 
befonbem  ^inbrud^.  ^o(b  l^tng  bie  ®etge  mit  einer  Uxt  Spnu 
ntetrie  georbnet  neben  bem  Spiegel  unb  einem  Arucifi;  gegetu 
über  an  ber  äBanb.  Slfö  id^  mein  9(nliegen  erllärte  unb  einen 
t)er]^dltnigm&^ig  ^ol^en  $reiS  anbot,  f(!^ien  ber  SDtann  mäj/t 
abgeneigt,  ein  t)ortl^etIl^afteS  ©efd^dft  ju  maci^en.  S)ie  ^rau 
aber  ful^r  Dom  @tu^Ie  empor  unb  fagte:  ,,$3arum  nid^t  gar! 
^ie  ©eige  gel^5rt  unferem  ^afob,  unb  auf  ein  paar  Bulben 
mel^r  ober  weniger  !ommt  e§  un§  nid&t  an!"  S)abei  na^m  fie 
ba^  Snftrument  Don  ber  SSSanb,  befall  ed  t)on  aQen  Seiten, 
blies  ben  Staub  \)exdb  unb  legte  eS  in  bie  Sd^ublabe,  bie 
fte,  wie  einen  SRaub  befürd^tenb,  heftig  suftie|  unb  abfd^lo|. 
^l^r  ®tfx(bt  war  babei  Don  mir  abgewanbt,  fo  ba^  iä)  nid^t 
feigen  {onnte,  tooS  etwa  barauf  Dorging.  S)a  nun  ^u  gleid^er 
3eit  bie  SKagb  mit  ber  Suppe  eintrat  unb  ber  ^WWer,  o^ne 
fxä)  burd^  ben  iBefuc^  ft5ren  ju  laffen,  mit  lauter  Stimme 
fein  Xifd^gebet  anl^ob,  in  baS  bie  Ainber  geUenb  einftimmten, 
wünfd^te  id^  gefegnete  äRaJ^ljeit  unb  ging  jur  S^üre  ^inaud. 
2Jlein  le^ter  SBIid  traf  bie  grau.  Sie  l^atte  fid^  umgewenbet, 
unb  bie  S^rdnen  liefen  il^r  ftromweife  über  bie  ^adm. 


(BriUparscrs 


Sämmtltd^c  rO<jrfe. 


üierte  Xuegabe  in  Uöficifn  Mnben. 


gipölfter  Banö. 


Stuttgart. 

1887« 


'^tud  t)on  (^ebrUber  Ar5ner  in  Stuttgart. 


3  n  1)  a  1 1« 


Seite 

(Elfte  Sbt^dtnng.    @tnbten  gut  $^tIofo:p]^te  unb  9{eUgton  1 

Sltofxtt  flbtl^eilung.    ^tftorifc^e  unb  |}oUtifc^e  ©tubien  .    .  27 

2>te  go^r^unbcrte  ber  Ärcujgügc  (1808—1810)    ...  29 

%axft  mtttttmä)  (1839) 42 

8ur  2e]^re  »om  ©taote 57 

Ucbcr  btc  Sluftebung  ber  ©entur.   1.  2.   (1844)    .    .  71 

Qax  (Sefd^id^te  int  Smgeinctnen 78 

Sur  3eitgefd^^te 81 

»on  ben  ©^Jtad^en  (1831) 81 

Ätrd^enpaat  (1846) 89 

1848.   1—4 95 

3nr  Oefd^id^te  einzelner  ^erfönltd^feiten 112 

iRopoIcon  I.  (1822) 112 

8«obe8|)terre 115 

^ovi6i€ 115 

Jatte^ranb  (1834) 116 

Äarl  I.  (1835) 116 

Cromwett  (1859) 117 

®regor  VII.    .        117 

?iu8  IX.  (1847) 119 

6t  etiiion  (1835) 120 

grei^err  tum  ©tdn  (1851) 121 

2nt^er  (1851) 122 


IV  3n^alt. 

Gelte 

©ritte  Slbtl^cilung.    9lcfi^cttf(^c  ©tubtcn 123 

©runbfafe  (1821—1822) 125 

3uv  2lc|l]^ctif  im  Stttgcmeincn 125 

5)ic  Äunftoerbcrbcr  (1851) 138 

3ur  ^ocfic  im  Sittgemeinen 158 

3ur  2)ramaturgie 174 

Uebcr  ben  gegenmärtigen  S^JP^nb  ber  bramattfd^en  ^n|l 
in  3)eutf(^Ianb.  1.11.  (I. :  «lätter  für  Siteratur,  Äunft 

unb  Äritif.    Sanuar  1835,  iWr.  1) 174 

SBom  ©d^idfaL    1—5.  (1817—1823) 192 

3ur  SWuftf 203 

5)er  ^reifd^ü^j,  0|)er  öon  Tlaxxa  SBeber  (1821)     .    .  2H 

(Sur^antl^c,  Oper  üon  Ä.  Wl.  Seber  (1823) ....  218 

3ur  ajJaleret 219 

3itr  2iterargefd(|id^te e  821 

3ur  Siterargejd^d^te 221 

3ur  „(SJefd^td^te  ber  poetifd^en  S^ational»  Literatur  bcr 

SDeutfd^en"  toon  ©erüinu«.    1-6.   (1835—1849)    .  236 

3)a§  junge  5)eutfd^Ianb  (1835^ 249 

Sierte  Slbtl^eilung.    Slpl^origmeu 261 


\ 


®rHe  ÄbtljeUung. 


SMin  iK  PH»f»rt«  ««>  '^''«'»"- 


©tillV««J«*'  ^**^*'    ^*'' 


r 


(1817.) 

^ä)  ntöd^te  bie  $^ilofop^ie  eine  Sride  für  ba^  geiftige 
SLuge  nennen,  ^erfonen  )}on  fd^mad^em  ®ert(i^te  tonnen  ftcb 
i^er  mit  gutem  Erfolg  bebienen.  ^ür  ganj  ©efunbe  unb  für 
ganj  58Iinbe  ift  fie  ganj  überflüffxg.  SWan  ^at  fogar  gälle, 
ba^  bei  (öfteren  bur(i^  unborftii&tigen  ®ebrau(j^  biejer  S3rille 
bad  ^ugenlic^t  etmaS  gef(^n)äd^t  »urbe. 


(1889.) 


Standet  feine  3Borte,  mödbte  id^  ben  ^l^itofopl^en  jurufen, 
bie  in  einet  anbern  ^ebeutung,  aU  in  ber  i^c  fie  brauet, 
fd^on  gang  unb  gäbe  getDorben  fir(t>\  (SS  ift  ber  erfte  Sd^rttt 
Sur  iBegriffi^  s  @rfc^Iei(^ung.  ^aS  ^aben  bie  ^orte: 
01aube,  ^eilig,  ©Ott  für  SSermirrungen  angerid^tet  in  unfern 
Xagen! 

(1841.) 

9Jlan  !ann  jjebed  ^ing  biefer  ^elt  entmeber  einzeln  für 
fid^  ober  in  SSerbinbung  mit  ben  übrigen  S)ingen  betrad^ten. 
3m  erften  %aüt  nimmt  man  bie  ju  ©runbe  Uegenbe  ^bee 
}um  SRa^ftabe  unb  fd^ägt  baS  ^ing  nad)  bem  ©rabe  feiner 
■Uebereinftimmung  mit  biefer,  b.  \),  mit  fx^  felbft,  unb  fpridbt 
i^  fonadb  eine  SBürbe  ^u  ober  ab;  im  jtoeiten  betrad^tet 
man  eS  als  3^^<I  f^^  anbere  SNittel  ober  aU  äJlittel  ju  an^ 
bem  Qtoedtn,  in  ftufenmeifer  Unterorbnung  unb  gortbilbung 


] 


(Srfte  %6t^eilun0. 


big  ju  einem  legten  Snenfc^l^eitgjtDed.  äJlan  ertl^eilt  babur^ 
bem  ^inge  einen  ^ert^,  unb  bie  3nbit)ibuaUt&t  ftn!t  f^ttab 
5um  ^rdger  jener  neuen,  einer  allgemeinen  ©eltung. 


(1881.) 

3d^  begreife  nid^t,  mie  bie  3bee  bom  moraUfc^en  Uebel 
jemals   ben   SBelttDeifen   eine  6d^mierig!eit   machen   fonnte. 

•  ^enn  mir  ni^t  eine  inbibibueQe  unb  fpecieQe  ^orfe^ung 
tDoUen,  fo  mu^te  bie  9{atur,  um  bie  giften}  beS  ©efd^lecbted 
SU  [xäitxn,  bo(^  jebem  Snbibibuum  einen  inS  Unbeftimmte 
fortn)ir!enben  @rbaltungS«  unb  ^erbodtommnungiStrieb  mit« 
geben.  Sßenn  nun  pei  folcbe  unabgegrän||te  Seftrebungen 
iufammentreffen,  muffen  Tte  ft<i^  notbmenbig  faffen^  unb  bad 
Uebel  ift  ba.  SRi^gunft,  ^eit),  2x%  ®emlt,  m^  meig  i(Jb? 
@ine  genau  abgegr&njte  ©pl^&re  aber,  n>ie  mdre  bie  —  um 
in  ber  ©pracfee  jener  Seute  ju  reben  —  mit  ber  grei(^eit 
bereinbarlitb?  ober  —  um  bemünftiger  ju  reben  —  mit  ber 
$erfe!tibilitat? 

(1819.) 

^ie  ^bee  f&ngt  beim  oberften  ^ettengliebe  an  unb  lagt 
ftdfe  jum  unterften  ^erab,  ber  93egriff  beginnt  beim  unterften 

*  ©liebe  unb  fteigt  ^um  oberften  binauf:  fo  gut  eS  nämlicb 
geben  »iU  bei  Reiben,  ^n  ber  Mitte  ber  Äette  pflegen  ge^ 
toöbnlicb  einige  ©lieber  unftcber  unb  mangelhaft  ju  fein,  bei 
bem  S3egriff  mcbr  gegen  oben  }u,  bei  ber  Qbee,  »enn  e§ 
notier  gegen  bie  @rbe  fommt. 


(1847.) 

Söenn  3emanb  glaubt,  eine  neue  ^t>ee  (metapl^^Hf^e, 
moralifcbe,  antbropologifdfee)  gefunben  ju  b<i^«n,  fo  !ann  er' 
99  unter  bunbertmal  barauf  jäblcn,  bag  fie  falfcb  fei;  benn 
eS  b^ben  bis  je^t  fo  viel  gefc^eite,   ja  ausgezeichnete  Wem 


©tubien  aur  ^l)t(ofop^te  unb  IReügton.  5 

fd^en  gelebt,  ba^  bte  maleren  (bei  t)ie(en  falfd)en)  fd^on  toieber^ 
^olt  gebadet,  gcfagt  unb  gefdbricben  loorbcn  fmb.  ^ietjon 
macben  nur  bic  naturtüiffenf(ibaftlt4en  eine  Slu^nal^nte,  ba  ü}x 
geft)  unbegrftnst  ift  unb  baffelbe  erft  feit  ettca  brei  S^ttbuns 
beiten  gioednidlig  bebaut  toirb. 


(1832.) 

Sie  Semunft  ift  nur  ber  tmö)  bte  ^^antafte  erweiterte 
Serftanb. 

(Srinnerung  ruft  ben  ©inbrud  auf  ba§  Subjeft  jurüdf, 
tinbilbungShraft  ftedt  5ugIei(Jb  baS  Objleft  bar,  t)on  bem  ber 
Sinbrud  ausging,  ^öa  erinnere  micb  eine^  gelefenen  @a$ed; 
i4  ftede  mir  bie  Seite,  bie  3^il^  ^ox,  auf  benen  er  ftanb. 


(1824.) 

5)er  erfte  ©dbtitt  »om  Sßabrnebmen  jum  S)enfen  ift  nftm« 
ß(b,  ba^  von  ben  unter  @iner  ©attung  ju  fubfuntirenben 
®egenft&nben  fic^  ein  3^ppu§  bilbet,  beffen  äiorbanbenfein  unb 
Sugrunbeliegen  bei  iebent  93egriffe  man,  audb  nocb  in  ber 
bddbften  SluiSbilbung  ber  getftigen  Gräfte,  mit  größerer  ober 
geringerer  2)eutli(ibteit  gemal^r  tüirb.  tiefer  Z\))pu^  t)ertritt 
ainfangd  bie  SteOe  be^  Begriffes,  unb  fein  ^u^brud  ift  bie 
Spradb^f  bie  eigentlid)  erft  ben  begriff  m5glidb  madbt.  ^urdb 
öftereiS  S^ieberfommen  auf  benfelben  @egenftanb  unb  öftere^ 
^eroonufen  feinet  2!ppuS  wirb  bie  Silblicbteit  biefe^-lefttern 
immer  f(Jbn)&dber,  unb  e§  bleibt  enblidb  nur  nocb  feine  gorm, 
ber  ßinbrud,  ben  er  gemadbt,  gleicbfam  bie  Erinnerung,  ba^ 
er  ba  getoefen:  fo  gebt  er  in  ben  ^Begriff  über,  ben  idb  in 
feinem  6ntfteben  bie  6rinnerung  einer  Erinnerung  nennen 
möcbte. 


6  Qxftt  ^bt^eilung. 

^er  ©eift  ift  nic^t  ein  9flul^enl)e^,  fonbem  iDtelmel^t  baS 
abfolut  Unrul^tge,  bie  reine  S^fttigfeit,  baiS  92egiven  ober  bie 
Sbealitdt  aller  fcjten  SBerftanbegbeftintmungen  —  nid^t  abftratt 
exn^aä),  fonbern  in  feiner  @infad6^)eit  gugleidfe  ein  Sicjfesöom 
ftcbsfelbftsunterfc^eiben  —  nicfet  ein  t)or  feinem  Srfd^einen 
f(i&on  fertiget,  mit  f\6)  felber  hinter  bem  äcrge  ber  erftfeei« 
nungen  l^altenbeS  3öefen,  fonbern  nur  bur(i&  bie  beftimmten 
gormen  feinet  not^menbigen  6i4offenbareniS  in  ^a^rl^eit 
»irflidb  —  unb  ni(Jbt  (»ie  jene  ^fpd&ologie  meinte)  ein  nur 
in  äufeerlid^er  SBeiiel^ung  jum  Körper  fte^enbe^  ©eelenbing, 
fonbem  mit  bem  Körper  burc^  bie  ßin^eit  beS  ^Begriffs  inner« 
lid^  t}erbunben. 

(1880.) 

^a^  tüir  ®efü^Ut)erm5gen  nennen,  ift  t)ie(Ieid^t  @inS 
unb  S)affelbe  mit  bem  S)en!t)ermögen.  S)ann  toftre  ber  ®cs 
banfe  eine  !tare  ^orfteQung,  ba§  ©efü^I  eine  buntle.  ^tt>ex 
®eban!e  wirft  fdfcon  als  SSeja^ung  ober  SBerncinung,  ate 
©teigerung  ober  ^erabftimmung  ber  ^erfönlid^feit  auf  baS 
S9ett)u&tfein  ($^pfif*c).  ^iefe  Söirfung  ift  natürli*  um  fo 
ftärler,  je  me^r  ©ebanfen  auf  einen  unb  benfelben  ?5unft 
coincibiren.  Älare  SSorfteUungen  fönnen  aber  il^rer  fdbarf  ge« 
5ogenen  ©rönjen  wegen  nur  weniger  2ljfociationSberiil^rungen 
1:)aben;  bei  bunfeln  SSorftellungen  aber  laufen,  eben  be§  Un* 
begrönjten  wegen,  bie  23etü^rungen  wie  an  einer  eleftrifd&en 
^ette  ins  Unerme^Ud^e  fort,  unb  jebe  ber  nac^::  unb  mitf lin^ 
genben  trägt  i^ren  5t^eil  jur  SRertjenwirfung  bei;  eS  fann 
ba^er,  wenn  fic  auf  ein  weitauSgreifenbeS  gelb  geratl&en, 
wo!?l  eine  OScillation  beS  ganjen  2BefenS  entftel&en,  bie  fo 
mä^tig  ift,  ba^  fte  f\Ö9  nid^t  bem  ®rabe)  fonbern  ber  ^aU 
tung  nad^  non  ber  SBirfung  beS  ©ebanfenS  ju  unterfd^eiben 
unb  als  ©efüH  abgefonbert  bajuftel&en  fc^eint.  2öie  ber 
®eban!e  auf  baS  fogenannte  ^^pftfcbc  wirfe,  mu^  man  frei^ 
1x09  nicfet  fragen,  fonbern  er  wirft,  unb  baS  ift  genug. 


@tubten  5ur  Ißliilofopidie  unb  Sleligion«  7 

(1838.) 

3Ran  M  t)on  bent  ©emiffen  auf  bie  tDunberlic^fte  ^vt 
gefpioAen,  j|a  ed  gerabe^u  für  eine  g5ttU(ibe  Stimme  er!(&rt. 
9lun  (^at  aber  g.  S9.  ba^  point  d'honneur,  bie  Idd^erliii^fte 
Gmpftnbung,  bie  je  in  eines  äUenfd^en  iBruft  $Ia^  genommen, 
eilt  eben  fo  lebl^afteS  ©emiffen,  ats  ba§  3Jlora(gefe|,  unb  ber 
Off^ier,  ber  in  einem  6treitl^anbc(  eine  Ol&rfeige  befommen, 
bietet  alle  innern  @rfd^einungen  be§  5tobtfc6l&gerd  ober  93es 
trügerd  u.  brgl.  ^a§  ®en)iffen  ift  eine  angebitbete  (Smpflns 
bung,  l^eigt  baS:  im  beften  6inne  beS  Portes ;  unb  ftebt  in 
genauer  ^erbinbung  mit  bem  (Srabe  ber  Sinft^t  in  bie  9latur 
ber  ^anblung  unb  il^rer  S^^^d^n*  ^^  ^^  ^^^^^  S^fammenfaüt 
mit  ber  %ux(i)t  t7or  ^ntbedung  unb  Strafe  unb  l^alb  t^ierifd^ 
erf^eint,  ift  eS  bie  SRi^biOiigung  ber  Sl^at^  t^erbunben  mit 
bem  entfe(U(i^en  ©efül^l  ber  t)erIomen  Selbftad^tung. 


(1846.) 

äßenn  ba3  S(i^reiben  ben  Seelenjuftanb  erlei^tert,  fo  foUte 
man  baS  Mittel  aud^  nic^t  fo  feiten  in  ^nioenbung  bringen. 
^aS  Schreiben  ift  für  baS  Genien  baS  3lämlxÖ9e,  maS  ber 
@egenftanb  für  bie  iBorfteUung  ift,  nur  bort  t)on  innen  ^erauS, 
mie  ^ier  oon  äugen  hinein«  @S  ftjrirt  bie  ^raft  unb  orbnet, 
inbem  e§  beftimmt.  SBir  glauben  oft  t)on  etmaS  überzeugt 
}U  fein,  »eil  uns  baS  Sflefultat  anjie^t  unb  »ir  unS  ber  Kittel 
gliebcr  nid^t  üöüig  bemufet  ftnb.  3n^cm  »ir  unS  bie  ®e= 
ban!ent}erbinbung  einzeln  üor  bie  Hugen  legen,  bemerfen  mx 
erjt  ben  Abgang  ober  ben  gel&ler,  baS  Schreiben  ift  ba^er 
jur  ^erbeutUd^ung  nü^lid^er  aU  baS  Sfleben,  meil  baS  ^ort 
entfc^minbet,  bie  Sd^rift  aber  bleibt. 


(1846) 

S)ie  übertriebene  Sfleligiofitfit  fann  in  i^rer  2Bur5el  ganj 
X)erf(^icben  fein.    Einmal  entfte^)t  fie  bei  ^erfonen  t)on  Ijeigem 


] 


8  CFrfl«*  ^btlicifimg. 

©efül^t  unb  glü^enber  @inbi(bung§!raft,  bie  bie  Ueberfpam 
nung  btefet  ©runbträfte  mie  auf  "^Me^,  fo  and)  auf  bie  äte^ 
ligion  übertragen.  ®ann  finbet  fie  aber  audb  ftatt  bei  ^er« 
fönen  von  bürftigem  ©efül^l  unb  o^ne  ade  @inbilbungg!raft, 
ml^e,  ba  eS  ber  äJlenfdb  in  einer  foldben  ©üftc  nidjt  ani-- 
\)d[ten  iann,  gerabe  bie  bereite  fertigen  ©cftalten  ber  SReligion 
mit  l&artnäcfigem  @ifer  ergreifen.  S)iefer  6ntl^urta8mu8  ift  bei 
aü  feiner  anfd^einenben  ^rl^igung  bod^  feinem  äBefen  nad^ 
falt,  tDeit  er  nicibt  au$  2B&rme  entfielet,  fonbern  nac^  9B&rme 
trad^tet. 

'§Cn9er6ß($Reit  ber  ^eefe. 

(1880.) 

3fle^mt  ifer  einen  frül^ern  3wftanb  ber  ©ecle  an  rxix  iferer 
Bereinigung  mit  bem  Äörjjer?  —  SRein?  —  älfo  ift  fit  bei 
ber  @eburt  bed  äRenfdben  entftanben;  unb  marum  foU  fte 
nidfet  üergel^en  fönnen,  wenn  f\e  entftanben  ift? 

3a?  —  SSon  biefem  frühem  3uftcinbe  ^at  fie  feine  ^rinnc^ 
rung,  e§  ift  alfo  folgeredfet  ju  f^Uefeen,  baj  fte  nacb  bem  Zo\>e 
aud)  t)on  i^rem  bermaligen  feine  l^aben  werbe.  3ft  ba§  aber 
nod)  meine  6eele,  toa^  feine  Erinnerung,  mitl&in  fein  Söes 
»u^tfein  ber  Sbentität,  feine  ^erfönlicfcfeit  l^at? 


(1886.) 

könnte  eg  benn  nid^t  eine  Unfterblid^feit  geben  für  S)ies 
jenigcn,  bie  ben  \)'ö\)txn  3:^eil  i^reg  2öefen§  au^gebilbet  ^abcit 
bi^  jur  ©eiftigfeit,  inbeS  bie  anbern  ro^en  ^ör^jer  fterblicb 
wären,  wie  ba^  3:^ier,  ba§  aucb  einen  geiftigen  2;i)eil  l&at, 
aber  untcrgeorbnet  unb  \d)Voa6),  fo  bafe  mit  bem  3^obe  be» 
Körpers  audfe  biefer  feinere  Hinflug  jerftäubt  unb  »ergebt? 
2)a§  S8or][)errfdbenbe  überwöge,  unb  bie  Unfterblidfefeit  w&rc  ber 
Soljn,  bie  eigentliche  Scligfeit  ber  Slu^erwft^Iten. 


@iubten  sur  $^i(ofop^te  iinb  97eH()ion.  9 

(1820—1821.) 

SBenn  man  einmal  bic  6tcrblicbfcit  ber  Seele  unb  ba§ 
St^tbafein  ®otte^  glaubte,  bann  ttJäre  eS  allerbingd  traurig 
wib  um  alles  ^eil  unb  ©lud,  um  ^ugenb  uiib  ^un[t  ge^ 
f^^en;  fo  lang  man  aber  nur  bie  Unfterblicbfeit  ber  erftern 
unb  bag  ^afein  ber  le^tern  ntcbt  glaubt,  b<^t  eS  nicbt  Diel 
jtt  bebeuten,  unb  eS  gebt  SlQeS  feinen  gel^origen  ®aug. 


(1834.) 

3)er  ©runbfel^ler  beS  beutfcben  S)en!enS  unb  Strebend 
liegt  in  einer  \6)rDad)en  $erfonli(^feit,  jufolge  beffen 
ba§  äBirllidbe,  baS  iBeftebenbe  nur  einen  geringen  Sinbrud 
auf  ibn  madbt,  S)iefe  ßigenf^aft  äußert  fidb  in  tjerfcbiebenen 
$erioben  auf  eine  gan^  entgegengefe^te  Steife.  Einmal  (ä^t 
jie  i^n,  tt)enn  nid^t  ein  gewaltiger  ^nftoB  ba^u  fommt,  ^a^r« 
bunberte  lang  in  bumpfem  ^inbrüten  fortoegetiren;  ift  ber 
Slnfto^  aber  einmal  gegeben,  fo  mirft  er  beinahe  medbanifdb 
fort,  unaufgebalten,  enblog,  wie  bie  3öurflraft  obne  D^leibung 
tbun  tt)ürbe,  toeil  er  in  nicbts  einen  SBiberftanb  finbet.  äßie 
Sdbeibewaffer  greift  ber  beutfcbe  ©eift  Mti  an:  ©ott,  SBil^ 
lenSfreibeit,  SRoral,  ^JJlaterie.  Qv  bleibt  bei  feinem  legten 
fte^en,  toeil  nicbtS  einen  fo  ftarfen  ^inbrud  auf  ibn  macbt, 
ba|  eö  eine  Ueberjeugung  für  ibn  in  fid?  fclbft  führte.  6o 
ift  bie  beutfdbe  $bilofopl^ie  mefentlicb  at^eiftif(b,  unb  toenn 
in  neuerer  3^^*  ^i^^  ^^^  ®ott  bie  9Rebe  ift,  fo  ift  ba§  nur 
eine  tt)illtürli(b  gefegte  ©ebanfen^Sarriere,  um  nicbt  ganj  in 
bie  bobenlofe  ^luft  binein^ufoHen,  bie  babinter  unau§meicblt(b 
g&^nt  @ie  nebmen  einen  ©ott  an,  ftatt  üon  ibm  überzeugt 
p  fein;  er  l^at  feine  SBirflid^feit  für  fte;  fte  aibten  ibn  aU 
ii)x  SBerf,  nidbt  fi(b  als  feines. 

SKan  l^ot  bie  franjöfifcbe  Literatur  unmoralifcb  genannt, 
bie  beutfcbe  ift  eS  t>iel  mel^r.  3n  granfreid^  tritt  bie  Unfxtt-- 
lidbfeit  mit  gredfeb^it  auf,  unb  ber  congeniale  Stbeil  beS 
$ublifumS  geniest  fte  mit  Uebermutb«    ^n  ^eutfcblanb  niad^t 


10  (Srfle  %bt^et(ung. 

fiä)  ba§  Unmoralifc^e  als  ^o^ere  Sßeltanft^t  geltenb,  mitunter 
tDte  eine  ^rt  ©otteSbtenft^  unb  ba§  $ubli!um  nimmt  e$  t^in 
aU  etmaS,  baS  rt(^  ^on  fetbft  t)errte^t  unb  n)ogegen  nid^td 
einjumenben  ift.  fiefetereS  ift  bei  2Beitem  ba§  ©efd^tfidfeere^ 
benn  gegen  @pi|buben  gibt  eS  ^er!er  unb  ©algen,  gegen  bie 
(^runbfa^Iortgteit  aber  ftnbet  ftc^  feine  Sc^ranfe  unb  fein 
©efe|.  3li<i)i^  befto  weniger  ift  ber  S^eutfdfee  moralifdfe  im 
gen)5^nti(i^en  Seben^  aber  ol^ne  Energie,  meil  ol^ne  Ueber^ 
jeugung. 

60  fmb  fie  Sbealiften,  »eil  fxd^  bie  SJlaterie  nic^t  he- 
meifen  läfet,  unb  j»ar  auS  bemfelben  ©runbe,  marum  man 
ba§  Sid^t  nid^t  ^ören  unb  ben  @d^all  nid^t  feigen  fann. 


(1828.) 

Unb  wenn  bie  2Renf4en  einen  ®ott  benfen  fönnen,  fo 
ift  biefer  (^ebanfe  fd^on  ein  ®ott;  t)ielletd^t  aber  auc^  fein 
anberer  ©Ott  al§  biefer  ©ebanfe. 


(1828.) 

ߧ  ift  ^öcbft  »al^rfd^einlidfe  ein  $IRittelpun!t  unb  (Eomplej: 
be§  ©öttlidben,  »ol^l  gar  ein  2lnorbnenbe§,  6d^affenbe§,  bem 
njir  aber  üieCieid^t  näl^er  fommen,  menn  wir  fagen:  eg  ift 
fein  ©Ott,  aU  menn  mir  nacb  unfern  93egriffen  auSfpredfeen : 
e§  ift  ein  ©ott. 


(1826.) 

könnte  nid^t  ein  3ltl^eift  fagen;  bie  3bce  ber  ©ottljeit  fei 
eine  rein  formale?  O^ne  3"^alt,  blofe  burcb  bie  Secfcnif  in 
ber  ßinrid^tung  be3  menfcblidfeen  SßerftanbeS  bebingt?  SBenn 
ber  menfcblidfee  ©eift  fo  eingerid^tet  ift,  bafe  er  feiner  3flatur 
nadfe  toon  2öirfung  auf  Urfad&e  fd^liefeen,  üon  ber  SWannigs 
faltigfeit  jur  (Sin^eit  bringen  mufe,  fo  »äre  ja  mo^l  möglich, 


Stubten  aur  lß()i(ofo))t|te  unb  ^Religion.  H 

baj  er  nod^  fortfdtlic^t  unb  fortfubfumirt,  tücnn  er,  il&m 
nnbemugt^  in  eine  Spl^&te  gerdtl^^  mo  anbete  ©runblagen 
^coi^  anbete  SflefuUate  bebingen^  mo  i^m  ganj  eigentlich  bet 
Stoff  ausgebt,  unb  feine  me(i&anifdfe  fottgel^enben  gunftionen 
gletd^  finb  benen  eine^  leeten  3RageniS,  obet  einet  SJlü^le, 
bie,  einmal  in  ®ang  gefegt,  fottma^lt,  totnn  anä)  aQeS  ^etteibe 
beteitS  t)etf(i(;toten  unb  fein  neues  aufgefd^üttet  motben  ift. 


(1842.) 

2)er  6a J:  bie  S)inge  müßten  utfptüngUdb  gebadet  fein, 
toeil  id^  fie  fonft  nid^t  beuten  fönnte,  ift  getabe,  al§  tüenn 
\ii  fagte:  fie  müfetcn  utfptunglidb  gemalt  fein,  meil  fie  fonft 
bet  3RaIet  nid^t  malen  !5nnte. 


(1847.) 

S)ie  9lotl&»enbig!eit  eineS  öetnünftigen  Ut^ebctS  allct 
^tnge  tt}itb  gemö^nlid^  oon  i^tet  3^^d(mä^ig!eit  abgeleitet; 
ba  abet,  n?a§  nidbt  jwedfm&^ig  ift,  gat  nid&t  eyiftiten  !ann, 
fo  foDte  man  fxäj  munbetn,  ba^  übetl^aupt  etmaS  ift;  fic^ 
»unbetri,  bafe  man  fid&  t)ettt)unbett,,unb  fo  tt?eiter,  obet  um^ 
gcfel^tt  oetfud^en,  fidfe  ba§  SRic^tS  ju  benfen,  ma§  audfe  »iebet 
!aum  gelingen  mitb.  ^ie  Gebauten  fpielen  übetl^aupt  ba 
bie  ^aupttoHe.  SBeil  man  et»a§  SRidfetübeteinftimmenbeS 
benfen  fann,  glaubt  man,  eS  fönne  audb  fein.  S)a§  ift  abet 
nid&t  »al&r.  ©ein  unb  Stoedtmöfeigfeit  fmb  (Sing  unb  S)affelbe. 
2)ie  fttgfte  2Ri§gebutt,  bie  nut  @ine  Stunbe  lebt,  ift  in 
IBejug  auf  ba§  Seben  biefet  Stunbe  jmedmägig. 


(1820—1821.) 

S)ie  Spfteme  bet  $]&ilofoplj;en  fmb  »ie  bie  Stetnbilbet 
am  i^immel  unb  bie  ^Benennungen,,  bie  man  i^nen  gibt.  S)ie 
Otunbsgalten  be3  Seiou^tfeinS  fmb  bie  gijftetne,  nacfc  benen, 


12  drjlc  mt^eidmg. 

aU  bcn  gegebenen  $un!ten,  Seber  bie  Sinien  ju  einet  beliebi« 
gen  gigur  jiebt,  bie  er  bann  benennt  nad^  ^tm,  »ad  i^m 
inbitjibuell  bag  93ebeutenbfte  fcfceint,  unb  tcid^t  feine  iButfe^ 
brudermerfftätte,  feine  griebricb^sß&re,  feinen  poniatomdüfdben 
Stier  u.  f.  to.  am  ^intmel  mieberfinbet  ^a  nun  aber  bod^ 
Sitte  biefelben  Sterne  gelten  laffen  muffen,  fo  liegt  eigentlich 
an  ber  Serfd^ieben^eit  ber  Silber  fo  üiel  eben  ni(^t. 


(1824.) 

Sßenn  bie  äJtenfdb^n  oon  ®ott  reben,  fo  tommen  f\e  mir 
»or,  toie  Sici^tenbergS  Äablenberger  S3auern,  bie,  menn  ein 
Keffer  feblt,  bafür  ein  Stüd  ^olj  in  bie  Sd^eibe  fteden, 
bamit  biefe  nicbt  leer  fei. 


(18S9.) 

eg  ift  folfd&,  ba^  bie  §ßor=Santif*e  ^bitofopbte  ba§ 
2)ing5an=ficb  nid^t  gefannt  b^^e.  SBenn  Spinoja  an  bie 
Spi^e  feinet  Softem»  ben  Sa^  fteHt:  ®ott  ift  bie  Subftanj, 
beftebenb  aug  unenblid&en  2lttributen,  t)on  benen  ung  aber 
nur  jmei;  ba§  S)enfen-unb  bie  2lu3be^nung,  befannt  pnb, 
fo  gibt  er  ja  ftittfd^roeigenb  ju,  ba^  eine  unenblidbe  2Wengc 
3yfIobifi!ationen  bie  f er  unenblid^en  un8  unbefannten  Slttributc 
gar  nidfct  in  unfere  menfcblicbe  SSorftettung  fatten,  ja  e§  bin^ 
bett  nicbtS,  bafe  felbft  in  jenem  ^reid,  ben  mir  tjorftetten, 
S3eftanbtbeile  jener  und  unfaßbaren,  göttlid^en  Sßefenbeiten 
entbalten  fmb,  bie  ehm  baber  üon  und  unerlannt  bleiben 
unb  fo  bad  eigentlid^e  S)ing  san  =  fidfe  bilben,  nidbt  attein 
unjerm  SBoifteüen,  fonbern  felbft  unferm  S)cnfen  unerreid^t. 


Spinoja  mag  ficb  »enben,  »ie  er  toitt:  er  bat  Rdb  feinen 
©Ott  bodb  geiftig  gebacbt.  Seine  Sdfeöpfung  b^ngt  immer 
tom  SSerftanbe  ©otted  ab,  unb  wenn  er  Slüed  auf  motus  unb 


Stubten  3UT  lß^Uofo)>^ie  unb  tReligtotu  13 

qoies  rebucirt^  fo  ftnb  9Ru]^e  unb  ^etoegung  @igenf(Jbaften^ 
bie  aus  t>m  Se^riffe  felbft  nur  bent  ^cnUn,  ber  9Ra;erte 
ober  nur  au^  ber  @rfal^rung  ober  auS  einer  ^b^&ngigfeit 
t)om  S>en!en  jufommen  fönnen.  Seine  ÜRaterie  ift  ba^er 
fein  ^[ttribut,  fonbem  nur  ein,  menn  an^  notbivenbig  mit 
ber  Subftanj  t)erbunbener  äJlobuiS,  ebenfaüS  ein  Slu^erein« 
anber  beS  ^egeL 

(1819.) 

(Scrobe  bei  ÜWenfd^en,  bei  benen  ba§  ®emütlf>  üorbenfc^t, 
finb  Äant«  6*tiften  böcbft  nüftli*.  S)a  fie  bon  bem  Sbrigen 
ba  anjuftüden  t)emiögen,  tt)o  Äant  aufhört,  inbe^  er  ibnen 
Orbnung  machen  ^ilft  in  ber  Spbftte.  bie  in  feinem  S3ereid) 
liegt.  Srodfene  S8erftanbe8menf(i&en  muffen  burd^  ÄantS  $I^Uos 
foppte  notl^menbig  ganj  auStrodnen« 


(1834.) 

Äant  f^üanirt  ben  2lriftotele3  offenbar  mit  feinem  3^abel 
gegen  beffen  ^uffteUung  unb  ^egrünbung  ber  ^ategorieen. 
SriftoteleS  fteQte  aber  feine  ßategorieen  burci^auS  }u  feinem 
trangfcenbentalen,  fonbem  ju  einem  rein  logifc^en  B^t^ede  auf. 
Sie  fpred^en  ibm  bie  gorm  ber  ^^rftbifate  in  aöen  möglidben 
Urt(;eilen  mä,  obne  ba^  er  ftcb  um  ibre  .gerftammung  gerabe 
befonberg  befümmerte.  3a,  felbft  bie  ©enauigfeit  ber  ©ins 
tbeilung  liegt  il&m  nid^t  gar  fo  fe^r  am  ^erjen.  @r  miß  lieber 
ein  ßintl^eilungSglieb  jmdmal  in  jmei  (Gattungen  auffübren, 
al§  bal  e3  ber  Sd^üler  oermiffen  foüte,  mie  er  e§  felbft  bei 
6rtt)äbnw«g  jener  ©rÄnjlinien  au^fpri^t,  mo  bie  npog  n 
unb  bie  noia  gufammenlaufen. 


(1844.) 

Xrenbelenburg  glaubt  Äant  »iberlegt  ju  baben,  wenn  er 
ba^  ^rincip  ber  iBemegung  aufftellt.    äBie  aber,   menn  bie 


14  Qtftt  ^bt^etlung. 

^emegung  aderbingS  bie  primitive,  »efen^afte  ßigenfd^aft 
ber  ^tnge  tD&re,  ben  ®eift  gleid^faQS  aU  ^ing  (ens)  genommen, 
fönnte  bann  n\6)t  3^tt  unb  kaum  nod^  immer  bie  gorm 
fein^  in  ber  fte  ber  äiorfteQung  erf(i^einen?  Ueberl^aupt  menn 
i^ant  gemeint  \)SL{tt,  ba^  3^ii  unb  9taum  nur  formen  ber 
Slnfc^auung  feien,  fo  ^ätte  er  babur(i&  inbireft  erH&rt,  ba^ 
er  ba$  ^ing  an  ftd^  fenne,  toaä  er  immer  geleugnet 


(1844.) 

3Benn  Siner  ein  neue^  Sanb  entbedt,  fo  mac^t  liidbt  bad 
entbedte  Sanb,  fonbern  ber  entbedte  9Beg  ben  SBertl^  ber  (^nU 
bedung  au^.  —  6(i^eÜing  »Are  noc^  immer  fein  $l^ilofop^, 
n)enn  fein  le^ted  StefuUat  jufäUtg  aud^  ma^r  mäie. 


(1866.) 

6c^eQing  fängt  feine  ^^ilofopl^te  ber  W^tbologie  glei(Jb 
üon  t}orn^erein  mit  einem  Unfmn  an.  6r  meint,  wenn  bie 
Qero'6\)n\\ä)e  p^ilofopl^ifi^e  ^nftci^t  ber  SJl^t^oIogie  unjureid^enb 
fei,  fo  muffe  man  immer  l^ö^er  fteigen,  bis  man  enblidfe  auf 
bie  le^te  unb  bal^er  (?)  not^toenbige  5lnjid&t  gelange.  3Benn 
aber  2Rpt^ologie  nidbtg  wäre,  aU  ein  SWangel  an  ^^ilo* 
fop^ie,  fo  mürbe  im  ^ö^erfteigcn  ber  Slbftanb  immer  größer, 
unb  cg  wäre  üielmel^r  ein  ^crabfteigcn  inbicirt.  Sluf  biefelbe 
Söcife  f;aben  fid)  bie  S)eutfdten  i^re  5lnftcbt  über  bie  $oefte 
üerborben,  bie  mit  ber  SRi^t^oIogie  ©efd^roifterünb  ift. 


(1844.) 

2öenn  bie  neueften  SSert^eibigcr  ^egels  fagen:  ba§  menfd^j 
lidfee  S)enten  fei  nur  ein  5Rad^ beulen  S)effen;  maS  in  ber  SBclt, 
ben  2)ingen  tjor  gebadet  ift,  fo  mufe  man  bagegen  crwibern: 
3^r  ne^mt  ja  auf  bie  2) in ge  feine  Sflüdficfct,  fonbern  bewegt 
eudb  nur  im  reinen  2)enfen.  ßuer  S)enfen  ift  ba^er  @ing 
mit  bem  göttlichen. 


Gtubten  sur  $()iIofop^ie  unb  9{eIigion.  15 

(1846.) 

SRir  fommt  bie  ^egerfdbc  ^^^ilofop^ic  üor,  mic  ba3  ß^riftcns 
t^nnt.  äug  bem  ©cfafel  bcr  3:&coIogcn  foDlte  man  fd&Uefecn, 
ba|  na^  ber  ©enugt^uung  ^(^rifti  unb  ber  ä^ilgung  ber  äth-- 
fünbe  bteSRenfc^en  not^n)enbtg  Ratten  beffer  merben  muffen; 
jte  ftnb  aber  fo  Weäit,  al^  fte  frü^^r  »aren.  @ben  fo  märe 
natürlict^,  ba^,  nac^bem  ^egel  bie  legten  (^rünbe  unb  ben 
not^menbigen  Sufammenlj^ang  alles  äBiffenS  unb  @einS  gelehrt, 
bie  9Bir!ungen  bat)on  ft(Jb  in  ben  fpecieQen  ^oftrinen  jeigen 
müßten.  6ie  fmb  aber  fämmtUi  auf  ber  ©tufe  geblieben, 
auf  ber  fte  t7or  $ege(  maren.  ^ie  9^ot^menbig!eit  6at  auf 
bie  3uf&Qig!eiten  feinen  @influ^  geübt,  unb  um  bie  S^f^^id' 
feiten  eben  to&tt  eS  unS  gu  tl^un. 


(1862.) 

5)ie  3la(ibt^eile  ber  ^egerfdjen  $^ilofop^ie  für  bie  beutfcfce 
Silbung  concentriren  ftd^  DieQeid^t  in  folgenben  fünften. 
(Srftend  (^at  er  bur((  ibre,  baS  ®efe^  beS  SBiberfpruc^^  t^er^ 
fctim&t^enbe  Spefulation  baS  natürli^e  ^enfen,  waS  man 
ben  gefunben  SRenf^enberftanb  nennt,  beeinträchtigt.  ^miUn^ 
bur4)  i(|re  ©^merberji&nblic^feit,  ja  Unt^erftänblic^feit  and 
9ta(bbeten  gemö^^nt,  baS  [xd^  in  ade  e^äd^er  eingefc^Iicben. 
^bli^  burd^  i^re  SerTtd^erung,  bag  t)on  nun  au  bie  äBelt 
bur<|^fi(i^tig  gemorben  unb  baS  SRdt^el  beS  UnioerfumS  gelöst 
fei,  einen  @igenbünfel  erzeugt,  ber  in  biefec  Sd^roff^eit  frül;er 
nod)  nie  bagemefen. 

(1860.) 

^ie  §egerf(fec  $l^i(ofopl^ie,  bie  monftrofefte  3luSgeburt  be§ 
menfc^lidt^en  6igenbün!eld,  fd^eint  aU  $(^i(ofopMe  enbli(^  ab- 
getrau,  fte  fpuft  aber  nod^  immer  aU  alma  en  penas  in 
ben  meiften  3toeigen  beS  menfd^lid^en  Kiffens  fort;  namentlich 
in  ber  ©efi^idbte  unb  in  ber  ^eft^etit.  ^ie  erftere  fnüpft 
noc^  immer  SlUeS  an  ben  ftd^  felbft  entmicfelnbrn  begriff,  an 


16  <£r|ie  %hiJ)tiimg, 

bie  nad^roei^barc  ^Rot^wcnbigfcit,  an  ben  immcriüa^tenben 
gortfdferitt;  inbe^  bie  2left(^etif  mit  i^rcn  bürftigen  SegtiffS« 
beftimmungen  ftcb  ben  uner!(&rten  SBunbern  be§  mtn](bli^n^ 
Snnem  nidbt  ettoa  ju  nähern  —  roa^  erlaubt,  ja  »ünfcfe«»?« 
mettb  tDäre  — -  fonbem  [\e  )}o(lftänbig  ju  erreichen  meint.  34^ 
nenne  bie  6rfd&einungen.  be$  ®emät^§  »unberbar  unb  uner« 
tlMi^  toegen  il^rer  3ufammenfe|ung  iniS  Unenblicbe,  ober, 
menn  man  lieber  toiü,  n^egen  bed  B^fammenmirfend  unbere^en^ 
barer  unb  ungäb^barer  ^^aftoren.  6^  ift  mit  ber  fiunft  in  ber 
moraIif(ben  SBelt  ni(bt^  anber^,  al§  mit  ^em,  n^ad  h)it  in  ber 
pbpftfcben:  Seben  nennen,  beffen  3(bbilb  unb  ©egenbilb  im 
©ciftigen  fie  ift.  S)ur(b  biefeS  SBerfabren  verliert  bie  ®tf 
fdbi(^te  ibren  praftifcben  ^ertb/  inbem  ^e  ben  Sufammenbang 
ber  93egebenbeiten  üon  ber  fiebern  6rbe  toeg  in  ein  bö(ibft  un» 
fieberet  unb  jttjeifelbafteg  SMittelreicb  »erlegt  unb  baS  6treben 
in  ein  3wWauen  üerttjanbelt.  ®ie  Sleftbeti!  toirb  b^tnmenb, 
ba  jle  ba§  3ufammenfpiel  aller  menf(bli(ben  Gräfte  ber  ©efe^« 
gebung  einer  einjelnen,  ber  ^enffraft,  unterwerfen  toiü,  bie 
ixoax  ade  anbem  übermad^en  foQ,  aber  nur  ba  entfdbeibenbe 
aWacbt  bcit,  ttjo  au(b  bie  ©rünbe  unb  gdlle  ber  ßntfcbeibung 
auf  ibrem  eigenen  ©ebiete  üotfommcn.  3)a^  man,  nacbbem 
man  bie  3Jletbobe  ^egel^  t>ern)orfen  bot,  nocb  immer  feine 
SRefultate  beibebält,  liegt  einerfeit^  barin,  ba^  bie  gegenwärtige 
©eneration  unter  bem  ßinflufe  feines  S^ftemS  betangematbfen 
ift,  anberfeitg  aber  barin,  bafe  biefe  Diefultate  ber  menfcblid^en 
(Sitelfeit  f(bmeicbeln. 

(1838.) 

Me  S9ilbung  gebt  fcbrittweife.  3eber  6^rung,  menn  er 
ein  tt)ir!licbeg  SorwärtSlommen  fein  foH,  mufe  jurucfgemacbt 
unb  ba§  SBormärtS  fcbrittweife  nod)  einmal  burcbgemad&t  »erben. 
6iebe  j.  93.  bie  Sfletjolution  ber  3fleunjiger  Qabre.  6elbft  ba§ 
(Ibriftentbum,  fcbeinbar  ber  gredfte  Slbfcbnitt,  ber  unfere  ganjc 
@ef(bicbte  in  ein  ^ieffeitS  unb  3cnfcitS  tbeilt,  ift  feine^wegS 
fo  t}erbinbung§loS ,  aU  man  glauben  miü.     ^^reilidb,  wenn 


©tubiftt  3UI  $§iIo[op^ie  unb  SleTtgton.  17 

man  bie  ^Mftu^I^^^^  ntit  bem  6atutn  sufantmen^dlt,  ber 
feine  ^inber  frigt,  unb  bem  Jupiter,  ber  au§  Siebe  §um  Stier 
mrb,  ift  ber  |[bftanb  bebeutenb  genug;  aber  SofrateS  unb 
$(ato,  ^onfuciud  unb  3oroafter,  baS  3ubentl;um  abgerechnet, 
liegen  als  SRittelglieber  bajiDifd^en.  Ober  glaubt  man,  hai, 
elft'  biefe  Vermittlung  eintrat,  ettva  jur  3^it  bed  SHiltiabeS 
ober  SuQuS  $oftiliuS,  beS  geribun,  unb  mie  bie  Seute  ade 
feigen  ^  eine  Ausbreitung  be§  (E^riftent^umS  möglicti  gemefen 
Ȋre? 


(1835.) 

2tbenblSnbif4e  rol^e  ^raft,  in  SBerbinbung  gebraut  mit 
einer  morgenlanbifd^en  fpi^finbig^afcetifd^en  [Religion;  iBrutali^: 
tat,  moberirt  burd^  Abfurbität:  aus  biefem  ©eftc^tepunfte  er^ 
Hart  ftd^  baS  gan§e  äJlittelalter  fo  bis  aufS  ^(einfte,  ba^  ade 
loeitmenbigen  gorfc^ungen  ber  neueften  3^^^  als  ein  reiner 
£u|uS  erfd^inen.  ^amit  fmb  biefer  UebergangSperiobe  nid^t 
ofle  guten  Seiten  abgefprod^en.  2)er  SJlenfd^  ift  immer  \)on 
©Ott,  aber  bie  3^it  loar  beS  Teufels. 


(1835.) 

^Religion  ift  bie  5^oefie  ber  unpoetifcfeen  OTenfc^en. 


(1836.) 

9{eltgiorttät  ift  bie  äOeingöl^rung  beS  fxd)  bilbenben  unb 
bie  faule  ©ä^rung  beS  f\d)  gerfegenbeu  (^eifteS. 


(1849.) 

2)er  ÄuSfprudfe  jenes  ÄirdfeentJaterS:  cre(io  quia  absur- 
dum, \)at  eine  richtige  SBebeutung.  3)er  le^te  3ufammen]^ang 
ber  5)inge  mu^te  aüerbingS  bem  aJlcnfdfeen,  als  weit  über 
feine  Semunft  reidfeenb,    abfurb  tjorfommen.    Söarum  man 

^xillpaxitx,  Sßetfe.    XII.  2 


18  erjic  mtl^eirung. 

aber  )?on  ben  »telen  möglichen  ^bfurbit&ten  gerabe  bte  eine 
mebr  aU  eine  anbete  glauben  foQ,  n)irb  baburd^  freiließ  ni^t 
entfd^ieben. 

(1822.) 

S)cr  ^^ierbienft  mandber  alter  SSölfer  (felbft  man^er  gc« 
bilbeterer,  mic  ber  (Sgpptier)  ift  fo  unbegreiflid^  nidfct,  als  e^ 
beim  erften  Slnblicfe  fdbeint.  3n  ganj  robem  3uftanbe  toirb 
nämlicb  ber  SJlenfdb  burcb  feine  nodb  unentwidelte  SBemunft 
in  3Jlancbem  offenbar  unfidberer  geleitet^  al3  baS  Silier  biirdb 
feinen  unfeblbaren,  o^>ne  Slugbilbung  t)oü!ommenen  Si^W^wlt. 
Söobnungen  bauen,  SBurjeln  augqraben,  fifcten,  jagen  u.  f.  ». 
bat  mol^l  ber  äRenfcb  el^er  t)on  ben  ^l^ieren,  aU  biefe  »on 
jenem  lernen  fönnen.  ^aburcb  mu^  ber  gan}  robe  äBilbe  bie 
^bi^te  mobl  in  Vielem  al^  feine  (Sleidben,  in  manchem  fogar 
al3  feine  SÖeffern  erfennen.  2Bor in  fie  unter  i^m  ftnb,  fann 
er  faum  früber  bemerfen^  als  bi<S  einige  t)on  i^nen  il(^m  3lad)i 
barn  unb  ^auigenoffen  geworben  fmb.  60  entftebt  ©(^rfurdbt 
für  bie  S^bi^re,  SSerebrung.  Sößenn  bie  SSölfer  in  ber  golge 
ftcb  mebr  bilben,  fo  t>erf(btüinben  bie  m^tbifcben  unb  religiöfen 
SBorftellungen  ibrer  Urjeit  barum  nicbt,  t^e  mobiflciren  [169 
nur  unb  erbalten  ben  SHeij  beg  ©ebeimni^üoCien  burcb  baS 
Sßergcffen  be§  ©runbeS  ibrer  ©ntftebung.  2öaS  üorber  im 
budbftäblicbeii  6inne  für  wabr  galt,  gilt  nun  im  fpmbolifdben 
unb  bleibt  nun  braucbbar  für  alle  3citen.  2luf  biefelbe  3lrt 
erllärt  fi*  ba§  2&cberlicbe  aUcr  alten  ©ötterbienfte.  ßg  fmb 
Ueberbleibfel  unüorbenfücber  S^it,  an  benen  bie  S^adbiwelt  ge« 
bittet,  geftaltet,  jugefcbnitten  bat,  immer  aber  ben  Äern  fcbonen 
mu^te,  ber  chm  tai  ©öttlicbe  entbielt.  S)ag  SBeltsßi,  ber 
6teiix  beg  Saturn  unb  bie  Sicbel  bcS  Qe\x§  galten  gewife  ein^ 
mal  budbftäblicb ,  erft  in  ber  golge  mürben  fte  6pmbole  unb 
am  @ube  läcberlidb,  meil  jebeS  Sinnbilb  eg  ift,  bem  man  ten 
6inn  nimmt. 


r 


@tubten  aut  $^UofopI)ie  unb  IReltgton.  IQ 

(1839  ) 

^er  ®runt)f eitler  bei  allen  biefen  3R^t(enerf(aningen  i[t, 
ba|  man  fte  Don  Dorn  l^erein  aU  ein  ©an^eS  betrad^tet,  toa^ 
gninbfalfdb  ift.  @in  @eift,  bev,  im  3RitteIpun!te  ftebenb,  bic 
SD^i^n  nur  al^  Serrtnnlid^ung  ber  einzelnen  fiebrfä^e  ge^ 
braucht  unb  betrad^tet,  ^ätte  balb  biefe  2Jlpt(;en  felbft  meg- 
getoorfen  unb  bie  SBal^r^eit  offen  unb  beutlici^  au^gefprocben 
obne  ^rcbt,  baburdb  beim  äiolfe  anjufto^en,  ba^  leichter  eine 
nadte  ^iBa^rbeit  begreift,  al^  f\(b  aug  freier  ^auft  ein  gattum 
aufheften  t&^t.  ^iefe  ^^t^en  ftnb  einjeln  erfunben,  fteben 
urfpiünglicJb  miteinanber  in  feinem  3ufammenbang,  ^aben 
mitunter  fo  Diel  le^r^afte  iBebeutung,  al^  eine  mäßige  afopif^e 
Jkibel,  xoxxUn  ali  ^aftum  unb  nidit  aU  3:^eorem,  unb  werben 
etft  beim  gortfcbreiten  bei  iBilbung  in  äSerbinbung  gebraut 
mib  au^  ber  gegenft&nblicben  ©eltung  in  bie  ftunbilbUcbe  über« 
tragen.  Zlfox  ift  fcibon  al^  rüftiger  Kämpfer  göttlidb  genug  für 
eine  3^tt;  bie  nidbti^  ^ö^ered  fennt,  alg  ^ompf  unb  SRüftigteit 


(1847.) 

^er  ^auptirtt^um  bei  ^eurt^eüung  ber  alten  9^eligionen 
befte^t  barin,  ba^  man  fte  fc^cn  Dorn^erein  für  ein  ©anjeiS 
nimmt,  inbeB  fte  boc^,  einige  allgemeine  ^ationalübereinftim- 
mungen  Dorau<^gefe(t,  atomiftifiJb  aujS  einzelnen  Sagen,  3^- 
tbaten,  Sempeltountem  unb  $riefterlügen  ft(b  b^i^anbilben. 
2)ann,  ba^  man  bie  fpätere  S3ebeutung  unb  6pmboUf  ber 
^ultttiSobjette  fd^on  auf  i^r  erfteS  ^orfommen  in  ben  Sln^ 
fangen  ber  Sieligion  übertragt,  inbe^  fit  ^ier  bodb  nur  in  i^rer 
robeften  ©eltung  ju  nehmen  fmb,  fo  bap  bie  33ebcutfam!eit 
tt)ie  bie  ®lieberung  erjt  aU  bie  grucJjt  jal^rbunbertlangeu  33c= 
fte(^end  angefeben  werben  muffen. 


(1885.) 

6«  ift  nicbt  tt)al&r>   ba^  biefen  uralten  ^Religionen  pan^ 
tbeiftifcfte,  (ogmologifie,  aftronomifcb^Pb^rifalifc^e  änbeutungen 


20  erfle  ^Ibt^eitung. 

$u  @runbe  liegen.  Sie  Ttnb  ))on  t)ornl^erein  rollet  Unftnn 
)7on  unb  für  ^Barbaren;  erft  bie  üorgef^rittene  Silbung  bet 
^ad^fotntnen  ^at  in  baS  ererbt  ^eilige  bitblic^en  Suf^^^^n* 
^ang  ^ineinjubeuien  gefugt 


(1819.) 

(§§  ift  ba§  fd^reienbfte  3Jli^t)€rftänbnig^  menn  wir  bie 
©Otter  ber  ^(ten  mit  unferm  ®ott  Dergleichen.  S)ie  ®dtter 
n7aren  nid^t  ba§  $öc^fte;  über  i^nen  ftanb  bag  etotge  9ie<ibt 
^aS  l[)aben  mir  perfonificirt  unb  nennen  ed:  ©Ott.  2)ie  ®ötter 
foQten  nie  dd  äJlufter  beS  3Banbelg  bienen,  fte  toaren  nur 
bie  ^atur  mit  tl^ren  ©enjalten.  ^a^  ^cä^i  koarb  aU  gett>i^ 
ernannt  in  beg  2Jlenfd&en  SBruft,  fein  3ufatnmen^ang  mit  einet 
l^ö^ern  QueQe  koarb  gea^net  unb  bunfel  angebeutet,  aber  man 
befd^ieb'fic^;  ba^  eine  @r!enntni^  bat)on  ni(i&t  mdglid^. 


(1819.) 

Strenge  SSoüsie^cr  be§  JHe^te^  toaren  bie  unterirbifdfcen, 
bie  alten  ©ötter.  Sie  l^atten  fein  üWitleib,  aber  aud&  feinen 
§a^.  S)en  neuen  ©Ottern  mar  S3eibe§.  Sie  Ratten  bie  JRolIe 
be§  ©efü^lg.  Sie  maren  bie  SSerfö^ner  unb  Sßerfucfcer  ber 
ß^^riften  in  ßiner  $erfon. 


(1819.) 

3ft  benn  bie  beibnif c^e  SBeltanfidfet  nidfet  mal^r  ?  S)ag2eben 
gibt  bir  nicfct^.  Salfc^e  ©ötter  ^errfcfeen  brin?  5ni*t§  bleibt 
bir  treu,  al§  bein  Selbft,  menn  bu  fclbft  i^m  treu  bleibft. 


(1822.)  I 

2ll§  ob  ber  jübif  d^e  3)lonDtl)ei§mu§  minber  eine  Abgötterei 
gemefen  märe,  al^  ber  griec^ifd^e  $ol^t(;eigmug,  unb  S^^oüa 
minber  ein  ant(;ropomorpl^iftifc^er  Dlational^^lbgott,  aU  Q^u&, 


r 


€tubien  jur  ^^ilofopMe  unb  IRettfiion.  '21 

%aXla9,  Slp^robitc  zc?  SBcrgtfet  man  bcnn  immer,  bafe  bic 
gried^if^en  ©ottl^eiten  eigentli^  gar  feine  ®5tter  (®ott  nad? 
imfem  Segriffen  genommen)  »aren,  fonbern  S)ftmonen,  6lo« 
Mm,  bie  too^I  über  bie  äRenfd^en  gefegt  toaren  unb  bie  @r$ 
((beinungen  bed  Suftfreife^  regierten^  aber  felbft  unter  einem 
iö^eren  ©efe^e  ftanben  unb^  ftatt  ba^  HQ  l^er)7orgebrad^t  ju 
toben,  Dieimel^r  felbft  t)on  il^m  unb  feinen  SteUoertretem 
^orgebradbt  koorben  maren?  SGBenn  toir  fie  ®5tter  nennen, 
(oben  wir  il^r  SBefen  fd^on  mi^berftanben,  n)ir  foQten  f\e 
eigentli(ib  9laturgeifter  nennen.  S)ag  Unau^gefpro(^ene,  Un^ 
etK&rte^  Sorau^beftimmenbe,  bad  al^  über  biefen  Dämonen 
^ometd  3^^  fo  ^^uftg  befennt,  baS  fönnen  mir  unferm 
®ott  paraüel  fegen  unb  ba^  mar  offenbar  ettoag  ^öbereiS 
unb  SBürbigere^,  aU  ber  bomirte  iübifcbe  9Binfel$®ott. 


(1822.) 

S)ai5  inbifcbe  ©ra^m  !ann  für  einen  ®ott  (für  ®ott) 
gelten,  ebenfo  t)ieneidtt  ba§  S^^wane  Slferene  ber  Warfen,  aber 
bie  &€0£  ber  ©ried^en  mürbe  man  üieQeicbt  fad^rid^tiger  mit: 
bie  Q^ött liefen  übetfe^en,  aU:  bie  ®5tter. 


(1846.) 

^er  gerühmte  9Ronotbei2>mug  ber  ^uben  rübrt  bielleidbt 
nur  baber,  ba^  fie  urfprünglid^  ein  vereinzelter,  t)eracbteter 
6tamm  toaren,  ber  ftdb  gar  nid^t  getraute,  anzunehmen,  ba| 
mebr  a(d  6in  bimmlifd^eS  SBefen  fxö^  fpejieU  um  fte  belüm« 
mem  foKte.  63  ift  berfelbe  6eparati3mu§,  ber  fxc  baS  gan^e 
9)lenfdbengefdblecbt  t)on  einem  einzigen  9)lenfd^en)}aare  beileiten 
Ue^.  3n  feiner  Urfprünglid&feit  fommt  biefer  ©taube  etma 
no(b  bei  ^atoh  unb  feinen  651^nen  bor.  ^ie  mofaifd^e  ^n^ 
fi(bt  ift  fcbon  eine  erweiterte,  aU  fie  ein  SSol!  unter  SBölfem 
getoorben  »oren.  Slber  aud&  bamal^  beiloeifelten  fie  bie  frem^ 
ben  ©Otter  ni^t,  fie  l^ielten  nur  ibren  ©ott  für  ben  mäd^» 
tigften  unb  ^ödbften.    6ie  maren   übrigen^  eiferfücbtig   auf 


22  dtfie  9l6t^ei(un8. 

feinen  ^üeinbeft^,  unt>  eS  fiel  x^nm  nie  ein,  frentbe  S5Uer 
an  il^m  ^^eil  nehmen  ju  laffen.  ^er  äHonotbei^muS  aU 
))erebelter  f^etifdfti^mu^  mar  in  Den  urälteften  Sitten  ttxil^t« 
fd^einliii^  l^äuftger,  aU  man  su  glauben  geneigt  ift. 


^a$  (El^riftentbunt  ift  feiner  frül^eften  SBef(iftaffen](ieit  nac^ 
offenbar  nur  als  6e!te  beredbnet.  @g  bat  aü  ba^  Slbgefd^loffenc, 
ft(b  ^u^f(blie^enbe,  Ueberfpannte ,  aber  au(b  Sieben^würbige, 
bag  tjon  jeber  ben  „Stillen  im  Sanbe"  eigen  »ar.  S)a8  ^apft« 
tbum  n)u6te  au^  bem  einfachen  ©runbftoffe  aOerbingd  etwad 
}u  madbeu;  moburcb  biefe  Sebre,  obgleicb  niit  Hufopferung 
feinet  beften  Sl^eile^,  eine  SS^eltreligion  für  liebenbe  unb 
baffenbe,  boffenbe  unb  für<btenbc  2Renf(ben  »erben  fonnte. 
^er  $roteftanti^mu$  bingegen  l^at  bad  (Ebriftentbum  als  9ie< 
ligion  t7on  ©runb  au§  unb  unmieberbringlicb  jerftdrt 


(1846.) 

2)a§  ©Dangelium  Sob^nnig  b^t  einen  $un!t  ber  Sonber« 
barfeit,  ber  mir  hx^\)ex  nxäjt  genug  bcrüorgeboben  erfcteint. 
S)ie  Hinneigung  jum  pbilofopbif4=m^flifd)en  ©efcbtoö^  in  feinem 
Siebling^jünger  mu^te  ^^riftuS  bod^  befannt  fein^  unb  ba  ift 
benn  ju  ijerirunbern,  bafe  er  i^m  nicbt  gefagt:  greunb,  lafe 
biefe  3:borbeiten  unb  baUc  bicb  gleicb  mir  an  bie  Sacbe,  um 
fo  mebr,  aU  fte  eine  g6ttli(be  ift  unb  bcine  ^b^^fß"  nur 
meuf^licbe  Spijfinbi gleiten.  §at  er  i^n  aber  batjon  nicbt 
abgcmabnt,  fo  bürfte  er  ttjobl  felbft  nicbt  obne  Sufö^nmenbang 
mit  ber  $[)ilofopbiß  feiner  unb  ber  torbergegangenen  3citen 
gemefen  fein,  fo  ba&  ba§  UrfprüngU(be  feiner  Sebre  unb  ^al; 
tung  in  eine  ettoag  fcbiefe  SteDung  gerietl()e. 


(1839.) 

3Wan  bot  bie  (briftlicbe  IHeligion   fo    oft   al§  bie  ^aupt« 
urfadbe  ter  neuern  öilbung,   uU   ibre  le^te  unb  ttjefentlicbe 


@tubten  aur  $]&iIofopl(|te  unb  IRetigion.  23 

^ebittgutig  begcid^net  Sie  t[t  eS  auäi,  aber  nur  ne^atit?. 
5)tc  (briftUcbc  iRcUgion  \)\nhtxt  ndmiii  feine  5lrt  ber  S3i(bung, 
unb  baS  jmar  barum,  tueil  fte  au^er  beut  i7ortre[fU($en  Sa^e: 
liebe  ®ott  über  Mt^  unb  ben  ^Rdcfcften,  tt)le  bi*  felbft,  b'ur*^ 
aus  ntcbtS  Se[teS  in  ibren  Slnorbnungen  \)at  Sie  bereitet 
baber  aOerbingS  burd^  ibren  (Ebara!ter  einer  aQgemeinen  $u? 
manitfit  ber  ^ilbung  ben  ^eg,  bann  aber  gel^t  fte  ibr  na(b, 
Satt  ibr  üorjugeben,  unb  mirb  felbft  gebilbet,  ftatt  Rubere 
}u  bilben.  S)aber  »ar  bag  (Sbriftentbum  in  feinen  Slnfängen 
quietiftifd)  unb  feparatiftifcb,  fp&ter  feftirerifcb,  im  3Jlittelalter 
rob  unb  abg5ttifd^,  bann  graufam  unb  fanatif(b,  unb  erft  in  ber 
neueften  S^xt  bat  eS  mit  ber  S3ilbung  grieben  gefcbloffen,  aber 
febr  auf  eigene  Soften. 

(1836.) 

^ie  cbriftlicbe  ^leligion  bat  ^aS  t)or  aQen  anbern  t^orau^, 
ba^  fte  fi^  fo  leidet  allen  ^ultuvftufen ,  gemiffeimagen  fogar 
ben  böcbften  anpaH  ^i^^  tübrt  Don  bem  Unbeftimmten  ibrer 
Sebtf&le  unb  SSorf Triften  ber,  ba§  »ieber  in  bem  gragmen« 
tarifdben  ibrer  b^tligen  Scbriften  feinen  Orunb  bot.  3b^c 
SJloral  ift,  »enn  au^  überfpannt,  bO(b  gut  unb  löblicb,  ibre 
SRptben  !ann  man  fpmbolifcb  nebmen,  trenn  fie  @inem  frub 
ni(bt  anfteben,  unb  ber  fdbranfenlofe  ®eift  ift  enblid)  frob, 
fi(b  buriJb  etwa«  ^ofitiüel  §u  befcbränien,  befonberS  wenn  bie 
€Aran!c  nid&t  gar  ju  unt^errücflicb  ift.  60  fönnte  man  mobl 
fagen,  bie  d&riftli^e  Sfleligion  »erbe  bauern  bi§  anS  6nbe  ber 
®elt.  2Benigften§  wirb  fie  md)t  leidet  tfon  einer  anbern  mx- 
br&ngt  »erben.  

(1819.) 

2)a§  ^bi^iftentbum  ift  bie  ^Religion  ber  SMelandbolüer  unb 
^ppocbonbriften.  2Benn  bagegen  ber  S^tam  ba§  $blegma 
begünftigt  unb  ber  S^bäigmuS  feinen  Slnbängern  eine  gewiffe 
d)o(erif(be  ^eftigfeit  mittbeilt,  fo  !ann  man  ben  grie^if dben 
Reiben  n?obl  red&t  gut  ben  glödtlic^en  Sanguinüer  nennen. 


24  <Sr{ie  ^bt^eUung. 

(1820.) 

SBenn  man  bie  praftif^e  Seite  be^  ^eibentl^umd  mit  ber 
bed  (E^riftent^umS  in  5h)ei  SBorten  ))erglei4en  moQte,  fönnte 
man  fagen:  ba^  ^eibentl^um  l^ielt  ^en  am  ^ö^ften,  ber  bie 
meiften  Sorjüge,  baiS  (E^riftentl^um  ^en,  ber  bie  n)enigften 

(1888.) 

^ag  ©r&^lid^e  in.  ber  neueften  SReligiofit&t  ober  ber  Ste? 
(igioftt&t  ber  ©elel^rten  ift,  ba^  fte  t)on  einem  tl^eoretifii^n 
^ebütfnil  an^t\)t.  Sie  moQen  ba^  ®el^eimni^  bed  SBerbeniS, 
ba$  3Befen  ber  Subftanj,  baS  äSer^aitni^  ber  9{ot^menbigfeit 
}um  SBlQen  einfel^en,  inbe|  ber  fiern  beS  (E^riftentumd  fein 
tl^coretifdfeer,  fonbern  ein  pra!tif(jfeer  ift.  Qvoax  nid&t  bie  Wtoxal, 
n)ie  bie  Sluf!(&rung  meinte,  tool^I  aber  bie  Heiligung,  bie  Ste^ 
^abilitirung  be^  aRenf(i^engef(JbIed&te§^  bie  ^uStilgung  ber  böfen 
Anlage,  bie  burd^  bie  Grbfünbe  in  unfer  Z^un  unb  äBoQen 
gefommen  fein  foQ.  äBenn  ber  S^^(i  S^fu  bie  ^leud^tung 
beS  iBerftanbe^  getuefen  märe,  fo  läge  ber  ^aupteinmurf  gegen 
bie  @öttlid^!ett  feiner  Senbung  in  bem  Un^ureid^enben  feiner 
Grfldrungen.  

(1844.) 

6S  ift  in  neuefter  3^^^  ^^^  großes  ©ejammer  über  bie  an 
t^erfd^iebenen  Orten  auftaud^enben  iBerfud^e,  antiqutrte  don^ 
feffionSs  unb  2lberg(auben§sßlemente  loieber  in§  Seben  ju  rufen. 
^ie  6ad^e  ift  für  ben  ^ugenblid  tuo^I  unangenehm  genug. 
3Jland6e§  unb  ntandfrer  SSernünftige  bürfte  fi^  baburc^  in  ber 
©egenwart  auf  eine  betrübenbe  2lrt  geftört  unb  gehemmt  finben. 
gür  bie  entferntre,  [a  für  bie  näd^fte  3wfwnft  ift  barau^  aber 
burd^au^  fein  Sd^aben  $u  beforgen. 


(1839.) 

SBarum  für  bie  fittUcfee  Serbefferung  be§  gegenwärtigen 
3eitalterg  auf  bem  9Bege  ber  pofititjen  SReligion  burcfeau§  nid^tiS 


StuMen  aur  $^Uofo))^ie  unb  ^Religion.  25 

|u  I^offcn  ift,  liegt  in  bem  Slpl^oriftifcfcen  unb  rein  ©elegcus 
^eitU(t)en  bcr  l^eiligen  ©cj&riften  beg  ß^riftentl^umg.  S)iefe  ^e- 
ligion  \)at  feinen  abgcfd&Ioffenen  (Sobey  il^rer  Seigren,  »ie  bev 
Äotan  ober  bie  mofaifd&en  S3üdber  finb.  6tft  bie  Sufammens 
faffung  unb  Auslegung  einer  Rixä^t  bringt  ©anjtieit  unb  S^' 
fammcn^^ang  in  bie  STOaffe  öon  Slnbeutungen,  Parabeln,  fdbein:» 
baren  SBiberfprüd&cn  unb  Uebertreibungen.  S^lun  mirb  aber 
feine  Wtaä)t  beg  $inimel§  unb  ber  (Srbe  unfcre  pragmatifcfte, 
auf  Unterfud^ung,  SSerfeinerung,  Suyu3,  Oeioinn  nidbt  bloi 
gejteßtc,  fonbem  bafirte  neue  3cit  auf  jenen  6tanbpun!t  ber 
Unfd^ulb  5urä<Ibiingen,  um  fxd)  frembe  SluSlegungen  in  irgenb 
ettoa^  blinb  gefallen  ^u  laffen.  ^ie  atomifttfc^en  Seigren  unb 
6agen  bcr  ©dferiften  bc§  alten  unb  neuen  SBunbeg  aber,  in 
ein  unrul^ige^;  jerriffeneS,  elgenmillige^  ©emüt^  gegoffen, 
muffen  barin  notl^toenbig  eine  fold^e  ©ä^rung,  ein  fold^e^ 
$eycngebr&ube  hervorbringen,  ba6  ber  unfelige  @j:^)erimentator 
balb  fe^en  ȟrbe,  er  ^atte  bejfer  getl&an,  bie  gefai(>rlid&e  ^u 
f({^ung  i^rer  eigenen  ^b!l&rung  ju  überlaffen.  ^enn  bie 
frangöjifd^en  8iberalen,  tt)ic  eS  »o^l  t^eilweife  fommen  möchte, 
jic&  aud&  nodt  auf  bie  SReligion  merfen,  bann  erft  ift  bc^  Un= 
})exU  fein  @nbc  unb  feine  $ilfe.  3n  S)eutfd&lanb  ift  bag 
Hmolgam  f(j^on  ^alb  r>ox  ft^  gegangen,  ba  mad^t  e^  aber  ber 
Mangel  an  Sll^atfraft  unfd^äblidb. 


(1844.) 

S)cr  C^arafter  ber  neuen  ^e\i  ift  ber  ®eift  ber  Unter? 
fud^ung.  V)t\l^  bie  tjorgefd^rittene  $Raturmiffenf(ibaft,  t^eils 
ba§  burd^  Uebert)ö(feruttg  gefteigerte  materielle  SBebürfnig  treibt 
unabtt)ei§lidb  jur  ^nali^fe^  um  burcj^  Jlenntnig  ber  @rünbe  unb 
Seftanbt^eife  ^ier  gu  neuen  6ntbedungen,  bort  ju  neuen  (Sr? 
finbungen  unb  IBefriebigungSmitteln  fortjufd^reiten. 

SBenn  nun  einmal  ber  ®eift  ber  Unterfuc^ung  allgemein 
geworben  ift,  fo  fefet  er  fid^  nid^t  leidet  Sdferanfen,  am  Mev- 
n)emgften  aber  I&^t  er  fid^  folc^e  )}on  au^en  unb  midüirlid^ 


i 


26  61^1*«  ^bt^eilunfl. 

fe^en.  S)er  5Scrftanb  gibt  gern  ju,  ba^  e§  ctloa^  für  i^n 
Unlcglicfeeo  gibt,  unb  erfcnnt  bal^er  als  eine  2Bob(tl&at,  wenn 
ber  für  i^n  unüberfd^reitbare  Slbgrunb  burcb  ein  (S^rfurcfets 
gebietenbeS  auSgefildt  mirb,  baS  feinem  eigenen  3Be[en  nici^t 
gerabeju  tt)iberfpri(^t ,  aber  ein  Uebergreifen  biefe^  3^rabitio« 
netten  in  bie  üon  i^m  crfannten  ©efeje  ber  9^atur  unb  in 
bie  ©runblagen  ber  moralifcfeen  SBert^beftimmung  läfet  er  fic^ 
nun  unb  nimmermehr  gefallen.  S8on  einer  Schöpfung  auS 
5Ricbtg,  t)on. einer  ©eftaltüerwanblung,  einer  ©rbfünbc  unb 
6rl5fung  bur*  frembcS  SSerbienft  wirb  ttjobi  crnftbaft  nidbt 
me\)x  bie  Diebe  fein.  Slber  in  einer  gettjiffen  magifcfeen  Un= 
unterfcfeeibbarfeit  fann  baS  fort  unb  fort  beftefeen,  fo  bat, 
ben  moralifd^en  SGBertl^  beS  (E^riftentl^umS  baju  genommen, 
biefe  S^eligion  baS  9)lenf(ibengef(i)Ie(ibt  hoffentlich  bis  an  fein 
@nbe  begleiten  n)irb.  ^ie  confefftoneHen  Unterfci^iebe  aber 
»ieber  ju  beleben,  baju  reicht  feine  SWadfet  ber  (Srbe  ^in. 
S)aju  mufete  man  fie  erft  lebhaft  inS  Setou&tfein  rufen,  wo 
fie  fid&  bann  in  5RicbtS  auflöfen. 


(18S8.) 

2)ie  SReligion  ift  enblicb  t)a\)m  gefommen,  mo  fte  eine 
eigentlid)e  Söo^lt^at  für  bie  3Henfd&en  wirb.  S)a6  bie  peinis 
genbe  Se^re  beS  Unbegreiflichen  eine  gegenftänblic^e  2lu§füüung, 
ba^  ba§  ©ute  unb  Sßal^re  eine  objeftitie  ©eltung  evbätt,  bereu 
fupernaturaliftifdbe  Oebilbe  jugleid?  aber  nidbt  me^r  ftarf  genug 
jinb,  um  im  SBiberfprucb  mit  bem  Outen  unb  2Bal;ren  eine 
beftimmenbe  3Jlad&t  auszuüben,  ba§  wäre  tjor  ber  $anb  ber 
©ipfelpunft  ber  fc^Wer  erfauften  gortf^ritte.  3Ran  foüte  ficb 
büten,  biefe^  glüdlic^e  SBerböltnife  burd^  gewaltfame  SSerftdr- 
!ung  beS  einen  ber  beibcn  ga^toien  ju  ftören.  Unb  wenn  \a, 
e^er  bur^  ein  minus  beS  ^ofitioen,  aU  burd^  ein  plus. 


Braette  Äbtljeilutig* 


giflarifdie  itttH  plitifdir  mm. 


pic  ga^r^unbcrfc  bn  Jircttjaügc. 

(1808-1810.) 


3m  ®ang  ber  Seiten  ift  !cin  6tü(!»er!;  ununterbrochen, 
ein  ganzes  @ett)ebe  Iduft  er  in  t^erfii^iebenen  formen  uub 
Edfeattirungen  feit  ben  erftcn  Uranfängen  fort,  unb  bie  gäben, 
mit  benen  eine  taunen^afte  ©egentoart  fpielt,  ftnb  biefelben, 
bie  ftd^  bur(^  bie  Gegebenheiten  einer  einfad^en  SBortoelt 
fcblingcn. 

^ie  geirö^nli(i)e  Slrt,  bie  ®c\6)H)te  in  ftubiren,  !ann 
nidbt  leidster  fein,  aber  leiber  ift  fie  fo  unfruchtbar,  aU  fie 
Ici(fet  ift.  ^aäfttm  man  bie  9Jldr(^en  unb  SRobomontaben  ber 
©rieben  unb  SRömcr  burdbgeatbeitet  unb  tiefjtnnig  auggeforf<^t, 
tt)ie  bag  ?ferb  ©aligulaä  gebeifeen  unb  ob  ber  €tcin,  ber  ben 
Slönig  $^rr^u^  getöbtet,  ein  Siegel  ober  Srudbftein  gemefen; 
gebt  man,  tüenn'g  ja  \)o6i  !ömmt,  jur  neueften  ©efcbicbte  über, 
fängt  ettoa  mit  Äarl  V.  an  unb  fucbt  bem  erliegenben  ©e* 
bime  benfelben  Srei  üon  SRamen  unb  ©cftla^ten  einsuftopfen, 
ben  es  fdjon  in  ber  ©ef^icbte  jener  alten  ©aunerjlaoten  bi§ 
jur  Ueberfüüung  tjerfcblucf t  batte.  ©o  »irb  bie  ^li^fle  ber 
2Biffenf*aften,  beinabe  mödfete  i*  fte  einen  Inbegriff  aller 
übrigen  nennen,  jum  ^anbircrf  ober  t)ielme]^r  ®^A4tiii|loert 
berabgett)ürbigt,  fo  treibt  ber  2Renfcb  i^ren  lebenblge»  q^ift 
aii^,  um  feiner  eigenen  ©eiftlopgleit  eine  entfprec^enbe  Siol^s 
rung  ju  gewöbten. 


30  Snjiitc  ?lt)töeUung. 

S'lun  bcnn,  baS  5t6«n  bc§  SD'lenfd&en  in  feinet  Setfeftrt-- 
l^eit  ift  aug  6tüdcn  jufammengefejt,  bie  SBelt  ift  gan^.  SBillft 
bu  bag  19.  3at)tl;unbcrt  !ennen,  fo  lerne  eS  in  ber  ©efd^icbte 
beg  jtoölften.  3ßag  ba  ift,  »iffen,  ift  nid^t  f(i&tt)et,  aucb  ber 
SScrftanb  bc^  ^öbelg  reid^t  baju  fein;  aber  erfennen,  »arum 
e3  ift,  bag  ift  nur  5öenigen  aufgefpart.  Söenn  au4  SRom« 
unb  ^tl^enS  Sd^idfale  feinen  unbebeutenbcn  ©influ^  auf  unfern 
je^igen  S^ftanb  Ratten,  fo  fann  un3  bie  ^enntni^  berfelben 
boc^  nur  geringen  ^uffd^Iu^  über  bie  gegenm&rtige  i'age  ber 
S)inge  geben,  benn  üon  i^nen  gan§  »erfdbiebne  SSolfer,  Sitten 
unb  ©ermnungen  ^aben  fid^  ber  2&nber  unb  Sl^rone  bentddj» 
tigt,  il^r  SBiffen  »arb  auS  bem  tjerfc^Iingenben  Strom  ber 
3eiten  jum  ^l^eil  gerettet;  i^re  SBeife  ju  leben  unb  ju 
l^anbeln  ift  mit  il^nen  untergegangen.  9li4t  au^  Storni^  jier^ 
lid^er  geinl&eit,  auS  germanifc^er  ^Barbarei  l^at  ftd^  unfer  3"- 
ftanb  entmidelt.  ^ie  alte  ©efc^id^te  !ann  un^  ^mar  einen 
Ueberblid  im  ©ro^en  getoA^ren,  genauere  ^etaild  liefert  nur 
ba^  Mittelalter. 

2)iefer  le^tere  3citraum  ift  e§,  ber  ben  Sc^lüffel  ju  ben 
SRöt^feln  !aum  entfd^ttjunbener  ^a\)ve,  fd^on  gefdfce^ener  Um^ 
tüäljungen  unb  fol^er,  bie  nod^  bie  3utunft  tjerfd^leiert,  bar: 
bietet.  SBa§  je^t  ift,  tt)a§  je^t  in  l^errlid&er  SSoüenbung  ba^ 
fielet,  l^at  ficfe  au§  bem  iritben  ß^^aog  jener  bunfeln  Sa^rs 
feunberte  entwidelt,  »ie  bie  ^flanje  aug  ber  gdulnife  be^ 
SamenfornS  !eimt. 

5)er  e!le  ©efdfcmad,  burd^  ben  glitterftaat  Sflomg  unb 
Slt^cng  t>ermöf)nt,  tjerfdfemä^t  e§,  au§  jenen  3citen  ber  tjers 
feinertften  SSerfeinerung  auf  einmal  fxcfc  in  ein  rol&e§  3^itflUcr, 
unter  Golfer,  bie  er  al^  bie  3erftörer  jenes  geträumten  Uto^jia 
anfielet,  ju  tjerfe^en,  ba«  O^r  an  ben  2Boi)l!{ang  griedjifdfeer 
Si)(ben  getool^nt,  mit  bem  bavbarifd^en  Satein  unjierlid^cr  ÜWönc^e 
5U  quälen.  Slrme  Sd^ttJdd&linge !  S)e§  ajlenfd&en  ©rö^e  bes 
fielet  tüebcr  im  Söiffen,  nodfe  im  Sprechen,  fonbern  im  $anbe(n, 
unb  roeV  bem  etenben,  ben  biefe  le^te  ©rö^e  nicfct  ergebt, 
begeiftert,  in  weld^cm  ©eioanbe  er  fie  immer  trifft.    Tlan  ift 


^ijiorifc^e  unb  polittft^e  ^tubten.  31 

gmo^nt,  jene  ro^en  9^aturinenf^cn  auS  ben  SBftCbem  ®er« 
manieni^  al^  3^^)törer  aller  Drbnung  ^u  )7erabfd^euen,  ba  bo(^ 
eben  fic  e«  »aten,  bic,  jwar  nicfet  bie  römifcbe,  aber  bod?  bic 
©eltorbnung  erl^ielten  unb  erneuerten.  SBenn  fd^mere  S)ünftc 
bie  Suft  f^ioängcrn  unb  bie  üRenfdben  barnicberbrüden,  bie 
Btnd)t  ibr  ®ift  auebau^t,  ba  braufen  plöfilicb  ©turmtoinbe 
baber,  enttvurjeln  morfcbe  hieben,  empören  bie  SBafjer  gegen 
ibre  Ufer,  ^ol&fte  unb  $üttcu,  ,^ir(ben  unb  ©dbeuern  ger? 
trummert  bie  ftürmenbe  ©emalt,  unb  ringSumber  ift  SBers 
ȟftung.  S)a  jammert  ber  f(btt?a(^e  6terblicbe,  flogt  murrenb 
ben  ^immel  an,  inbefe  ber  SBeife  ben  Senfer  ber  SRatur  fegnet, 
bet  fclbft,  toenn  er  jerftört,  im  ©runbe  nur  baut,  »enn  er  ju 
flu(ben  fcbeint,  fegnet,  unb  frob  b«bt  er  in  ber  gereinigten  Suft 
gefunbe  ^cinbe  banfenb  jum  ^immel  empor. 

Sine  äbnUdbe  @rf(beinung  f^nb  jene  ^Barbaren  in  ber 

moraliftben  ®elt.    SRomg  SSerberbtbeit,  9flomg  @rbärmlicbfeit, 

9bmS  ^efpotiSmug  batte  einen  ))erberbli(ben  9lebel  über  bie 

Srbe  verbreitet;  e^  mu^te  fallen,  n)enn  bie  3Jtenf(bbeit  befteben 

foüte.    3)a«  »ar  bie  b^Ufatne  SGBirfung  jener  SSölferflürme. 

%u\  biefe  tlrt  bot  bie  ewige  Orbnung  ftcb  immer  wirf  jam  gcs 

jeigt;  diom  battc  ni(bt  bie  erfte  biefe  Soo«  erfabren,  Slff^rien, 

SRebicn,  $erfien  loaren  ibm  vorangegangen.    60  mar  eg,  fo 

ijt  eS,  fo  mirb  eg  fein,  unb  jebeg  neue  [Rom  mirb  bie  SBabr^ 

beit  biefeg  SGÖovte^  einft  mit  Bereden  erfabren. 

Sänge  blieben  biefe  Sorben,  ma§  fie  gewefen,  eine  robe, 
ungcformte  3Jlaffe,  ber  eg  aber  feinegmege  an  S3ilbfamfeit 
febltc.  3)er  Äeim  alle«  ©rofeen  unb  dblen  geigt  ftcb  in  ibren 
traten,  aber  entflellt  von  ben  Umbüüungen  einer  großen  93ars 
l>ötci.  9^ur  in  SGÖecbfelroiifung  mit  ficb,  obne  SSerbinbung  mit 
^et  übrigen  SGBelt,  lag  ber  eiferne  Zoloft  im  3)un!el  ba,  big 
tt,  fpftt  erft,  mit  einem  frembartigen  l^örper  jufammenftiefe  unb 
Sei  ba!  gunfen  bligteu,  gunfen,  bie  ixoax  mobl  mandfemal 
ben  UnvorfKbtigen  brannten,  (bocb  toer  fann  bafür,  bafe  ber 
Jummfopf  fi(b  an  einer  glamme  verbrennt,  bie  ben  klugen 
ettoärmt),  gunfen,  bie  trüben  S^acbtoögeln  einen  SBeltbranb  ju 


32  Stoette  ^bt^ettung. 

breiten  jc^ienen,  benen  toir  aber  nic^t^beftomeniger  ^unft  unb 
2Diifcnf(J^aft,  Söilbung  unb  ^tteg,  wag  baS  2cbcn  angencl^m 
unb  fd^ön  maä)t,  toerbanfcn.  SWit  einem  ©orte:  cS  cntftan$ 
ben  bie  ^reujjüge. 

S)iefeg  ift  bie  h)i4tige  ß^odfee,  mit  ber  ba«  £ebcn  unfctey 
Kultur  begann;  gu  ber  3cit  fing  man  jucrft  an,  bie  Scffeln^ 
bie  ^bernjig  unb  ^umm^eit  ber  Seit  aufgelegt  l^atten,  gu 
fül^Ien;  bamalg  warb  man  juerft  mit  ben  örgeugniffen  ber 
Äunft,  bie  im  Orient,  wenn  auc&  nur  matt,  fortlebte,  befannt, 
t}on  ^ier  au§  warb  biefe  ^immel^flange  in  bie  nebeboHen^ 
raupen  ©egenben  ber  weftlid^en  fi&nber  verfemt;  l^ier  lernte 
man  juerft  a^nben,  obglei*  bie  (Slnficfct  erft  fpöteren  8^»*«^ 
aufbewal^tt  War,  ba^  ein  ^licbtd^rift  boc^  avLd>  wo^l  ein  3Renf4 
wäre;  bamal^  fing  SlriftoteleS  an,  mit  ben  6pi|finbig!eiten 
ber  S)iale!ti!  in  bie  6c6ran!en  5U  treten ;  l^ier  fing,  im  Ron-- 
flute  mit  Salabin,  ber  ^rieg  an,  eine  Äunft  5U  werben,  ber 
loort^er  nur  SJlenfd^enwürgerei  gewefen  war;  unb  Don  bort  au^ 
üerbrängte  bie  äJlebigin  eine  mörberifcbe  Üuadtfalberei.  Tlan 
xäii)  einzelnen  3Jlenf(ien,  auf  Steifen  ju  gelten,  um  fx(i)  5U 
bilben;  l^ier  traten  e^  einmal  ganje  Stationen,  unb  in  ber 
2:i^at  mögen  gleid^  bie  3citgenoffen  bie  näcfeften  golgen  baüon 
fdbon  empfunben  ^aben,  bie  SRa^welt  If^at  i^re  S3ilbung  bocfe 
grö^tentl^eil§  biefen  abenteuerlid^en  Sögen  ju  tjerbanfen. 

2Ber  babei  am  übelften  weglam,  war  ber  ^eilige  6tu^L 
Wlan  \)at  ©regor  VII.  bie  erfte  Qbee  ber  Äreujjüge  jugc- 
f einrieben,  aber  entweber  biefe  Sage,  ober  bie  Sage  tjon  ber 
großen  ^lug^eit  unb  tiefen  $oliti!  biefe^  in  feiner  2lrt  ein: 
jigen  SDlanneg  ift  falfcfe.  (§r  wollte  bie  ^ierardjie  befeftigen, 
bie  ^reuj^üge  fcaben  fie  big  in§  Snnerfte  erfdjüttert!  Slucfc 
eine  Grfinbung  Urbang  IL  fd^einen  fte  nid&t  ju  fein.  Sein 
©cift  war  wo^l  nidfet  gro^  genug,  um  einen  folc^en  Sliefen^ 
plan  ju  f äffen,  ber,  t>on  i^m  felbft  entworfen,  läcberlicfe  wdre; 
benn  er,  ber  bie  Oefmnung  aUer  bamaligeii  ^errfcber  fannte, 
fonnte  fxd)  üon  feinem  berfelben  Unterflü^ung  für  feinen 
55lan  oerfpred^en :  benn  Weber  ^eintiefe  IV.  ton  S)cutfcblanb, 


r 


^i\lox\^iit  unb  i)oIttifc^e  €tubien.  33 

no^  ^cinrid^  I.  t)on  ßnglanb  waren  wegen  i^rer  (5rgebenl()eit 
gegen  ben  ^eiligen  €tul^I  berül^mt,  Spanien  war  mit  ben 
Äteusjügen  in  feinem  eigenen  Qnnem  ju  fe^r  befdöäftigt, 
$^ili^)p  tjott  granfreidb,  wenn  er  aud&  gleid^  ben  beften  SöiHen 
gehabt  ^&tte,  fonnte  fein  Sanb,  ba^  feine  übermdcbtigen  nor^ 
manttif(]&en  SSafaden  bebroljjten,  nidfet  tierlaffen  ober  §ülfe 
leiften,  ba  e§  i^m  f eiber  an  §ü(fe  gebradb,  bie  Italiener 
trachteten  nur  bem  ^aifer  bie  ©pi|e  ju  bieten,  ber  ^erjog 
Don  3lpulien  warb  burd^  Ungarn  unb  SSenesianer  in  6d6acb 
gehalten,  ^öd^ftenS  t)on  bem  ftaat^flugen  ^ogen  ber  le^teren, 
Sital  aWidfeieli,  bätte  er  au§  politifdben  Orünben  $ülfe  boffen 
!5nnen. 

®cr  ^lan  ju  biefer  Unternel^mung  war  wabrfdbeinlid^  in 
ber  ©eelc  beg  ^atriard&en  Simon  tjon  Qerufalem  erjeugt,  ber, 
wie  ber  Sdbiffbrüdfeige  nadb  einem  SBrett,  tjerjweifclnb  nacb 
biefer  3bee  griff,  fo  gewagt  fte  aud&  fd&einen  modfete.  ^er 
$abft,  iu  fursfid^tig,  bie  entfernteren  golgen  ju  bered^nen,  be§ 
augenblidli^en  SBortl^eileg  geben!enb,  willigte  in  einen  ^lan, 
ber,  fo  ungewiß  aud&  fein  ©elingen  war,  ibm  nur  nüjen 
unb  nie  fd&aben  gu  tonnen  fdfeien.  Uebrigen§  betete  Urban 
ftcb  too^I,  on  ber  Sa^e  offenen  %l)e\l  pi  nebmen,  big  er  burd^ 
ben  Unterl^änbler  be^  ©an^en,  ^eter,  ben  (Sinfiebler,  üon  ber 
unerwarteten  guten  Stimmung  ber  2öelt  für  baffelbe,  9kdb= 
ridbt  belommen  batte. 

SBaS  Sliemanb  »ermutben  fonnte,  gefdbab.  5)ie  93l5b= 
fidbtigfeit,  bie  SRaubfud^t,  bie  S3egierbe  nadb  Slbenteuern  jener 
Seiten  waren  wirflidb  ju  einer  folgen  ^ßbe  geftiegen,  bafe 
troj  ber  Stimme  ber  SBernunft,  bie  ein  foldbeS  Unternebmen 
für  Slaferei  erfldrte,  fidb  bennodb  ein  Sdfewarm  tjon  aJlenfdfeen 
fanb,  ber  auf  ba§  SGBort  be§  $abjte§  brannte,  ewige  S3es 
iobnung  in  jener  SGßelt  unb  bie  geträumten  Sd^ä^e  be^  Orients, 
be^  (Slborabo  ber  bamaligen  3eit,  gu  erobern.  S^^^  Unglüdt 
für  bie  Unternebmung  waren  bie  2;brone  gerate  bamalS  üon 
Äöpfen  befegt,  wie  bie  beiben  ^einridbe  oon  ^eutfdblanb  unb 
©nglanb  waren,  unb  ©efmbel  unb  fanatifcbe  ilbenteurer  fanben 

®tiU))ar|er,  SBerfe.    XII.  3 


34  B^^cite  ^btletlung. 

fic^  bei  bent  S^^e  ein.  SBBer  i^re  ©ermnungen  fennen  \o\ü, 
mag  bie  93e{d^reibung  bat)on  im  ©uiOielmuiS  Si^riuiS  lefen^  ber 
baS  9an5e  3^italter  unb  bte[e  ^eiligen  Arieger  befonberiS  mit 
ben  f^mätjeften  garbcn  malt.  Videbatur  mundos  decli- 
Dasse  ad  vesperam,  fagt  er,  et  £lii  nominis  adventus 
secundus  fore  vicinior.  —  Causa  sufEciens  putabatur 
ut  ad  carceres  quis  traberetar  quod  aliquid  babere 
crederent.  EfEringebatur  bunc  sanctuarium,  usibus 
adiuncta  coelestibus  rapiebantur  utensilia.  3ule|t  fe^t 
er  nocb  binju:  Necclerus  apopulo  vita  nobiliore  differebat. 
@ben  fo  erbaulidb  ift  bie  36i4nung  beiS  Itreuj^eered.  SBenn 
er  ndmli(ib  ^on  ben  ©rünben,  um  berentmiOen  bie  meiften  ben 
3ug  unternahmen,  fpri^t,  fagt  er:  quidam  ne  amicos 
desererent,  quidam  ne  desides  baberentur,  quidam  sola 
levitatis  causa,  aut  ut  suos  creditores  declinantes 
eluderent.  ^ie  Könige  fallen  bem  Unfuge  fdbn)eigenb  ju, 
benn  mer  ()ätte  bamals  e^  magen  bürfen,  nur  bagegen  ju 
fprccben;  jum  %{)exl  waren  \xe  wol^l  frol^,  i^re  unrubigen 
Äöpfe  auf  fo  gute  2lrt  loS  ju  werben,  unb  f o  lange  ^einrieb  IV. 
unb  V.  in  2)eutfdblanb,  SGßilbelmg  beg  Eroberer«  6öbne^  fommt 
^einridb  U.,  bem  größten  feiner  Äönige,  in  ßnglanb  regierten, 
nabm  !ein  ©taat  felbft  Slnt^eil  an  biefer  Unternebmung,  man 
mü^te  benn  ben  romanhaften  9lobert  loon  ber  3flormanbie,  ber 
2lbenteuer  fucbte,  too  er  fie  immer  fanb,  \)k\)tt  red^nen.  5)er 
^rcujjug  ber  ^^enejianer  gefcfeab  o^nebin  au§  fe^r  »eltlicben 
?lbfxcbten. 

2)ie  Stimmung  beg  ^reu^^eereg  offenbart  ficb  nur  ju 
balb,  ba§  3ammergefcbrei  ber  M'ölnifdben  unb  SDlaingifdben 
Subeu,  bie  raucbenben  Strümmev  üon  Ungarn^  geplünberten 
Stäbten  jeugen  laut  für  bie  ©öttlidbWt  i^reg  Sberufg.  5)ie 
»erljöbnte  2J^enfcb^eit  warb  frub  genug  an  biefen  SMorbbrennem 
gerädjt;  faft  ade  fielen  unter  bem  ©(bmerte  ber  ^Bulgaren 
unb  Ungarn. 

6in  anberer  §aufe,  an  S^laubfudbt  bem  anberen  gleicb, 
bocb  gejügelt  burcb  t)a^  Slnfeben  friegSerfabreaer  Surften,  bie 


i^tfiorifi^e  unb  politifd^e  @tubten.  35 

jol^e  ©r&uclfccnen  verlauteten;  au§  gurd^t  t)or  ber  Sflad^e, 
ni^t  aus  9flc(itU4!eit;  benn  biefelben  $eerfül[)rer,  bie  beu 
gemeinen  SRann  ftraftcn,  loenn  er,  tjon  junger  getrieben,  ein 
2amm  geftol^len  ^atte,  t}er[tanben  i^ren  ^ort^eil  gut  genug 
bet  ^eiligen  ©a^e  anjufd^ntiegen,  aU  fte  ba§  )7ont  gansen 
§eete  eroberte  3Ricäa,  gur  großen  Ünjufriebenbeit  be^  gemeinen 
äRanneS,  an  ben  gried^ifd^en  ^aifer  )}er!auften. 

3)ie  Surfen,  ber  neueren  5lrt  ju  f ebbten,  ungchjobnt, 
tourben  überall  gefcblagen,  obgleidfe  i^re  unau^gefe^ten  Sln^ 
f&üc  ba§  ^eer  nid^t  »enig  fdbhJ&dbten,  unb  enblidfe  erobert 
©ottfricb  mit  bem  fleinen  SRefte  be§  einft  ungeheuren  §eere§ 
bog  Siel  ber  SBünfdbe  Slüer,  bie  beilige  Stabt,  unb  er  felbft 
beftetgt  auf  Seidben  ben  blutbefpri^ten  S^ron,  ben  ber  ritter^: 
liebe  ^erjog  t)on  ber  SRormanbie  au^gefd&lagen.  S)ie6  lejtere 
min  man  au(b  t)om  ©rafen  ))on  Souloufe  bebaupten,  aber 
man  mu6  ben  S^arafter  biefe^  SKanne^  nidfet  fennen,  hjenn 
man  glaubt,  ba^  baS  ^eer  ibm  je  bie  ^rone  angetragen,  ober, 
loenn  eS  ja  gefdbab,  er  fte  jurüdtgemiefen  bc^be. 

^fttte  Döib  in  unferen  Sagen  gef^rieben,  er  hJürbe  bie 
SBobnung  be^  SReibeg  unb  ber  SBerldumbung  nid&t  na^  Sim^ 
merien,  fonbern  an  ben  $of  t)on  S^tufalem  »erlegt  baben, 
ungezügelter,  öffentlid^er  berrfd^ten  biefe  Ungel^euer  nirgenb^, 
felbft  am  Äaifer^ofe  ju  ^onftantinopel  nid&t,  unb  ba^  mW 
biel  fagen. 

S)iefer  neue  Staat  märe  eben  fo  fd&neü  gu  ©runbe  ges 
gangen,  aU  er  entftanb,  weniger  burcb  bie  SBaffen  ber  6ara« 
jenen,  alg  burdb  i)ie  ^errStbcrei  ber  d^riftlicben  gürften  in 
$aiaftina,  b&tte  nidbt  ber  Qu\a\i  einige  §errfd&er  auf  duropa^ 
Jbton  gefegt,  bie  entmeber  au§  fd^hjacbfmniger  grömmigfeit, 
au§  S)urft  nadb  SRittertbaten,  ober  burcb  beu  2)rang  ber  Um? 
ftänbc  genötbigt,  ba§  nunmebr  fcbmierig  gemorbene  Slbenteuer 
beftanben  b&tten. 

Ucbeloerftanbene  SReligiofttät  t)er(eitete  ben  fonft  ftaatg^ 
llugen  fiubmig,  ben  3üngern,  gegen  ben  9^atb  feiner  ©etreuen, 
ficb  biefen  3üflen  anjufdblie^en,    Obne  etwas  auSgevid&tct  ju 


36  Stoeite  ^bt^eilung. 

l)ahen,  fautn  bem  Siobe  burdb  ©Hftenl^anb  cntrinnenb,  mit 
©d^anbe  bcbcdtt,  fe^rte  er  aug  ^aiaftina  jurüdC.  3to*  »or 
\\)m  ^aifer  Äonrab,  ju  ftolj,  ber  erfte  §öfHng  bcg  fran|5fi« 
fd&en  ^önigg  ju  fein,  nacifebem  feine  2ltmce  t^^eite  gefaffen, 
t^eil§  flüger  a(§  er,  t)or  i^m  na^  $aufe  gebogen  war. 

^Jolitifd^er  aU  biefe  beiben  betrug  Txdf  ber  .  .  .  Ser« 
tbeibiger  feiner  fönigli^en  Oled^te  gegen  bie  Singriffe  be^  filerud, 
ber  @rridbter  ber  Sonftitution  tjon  Slarenbon,  ber  gto^e 
^einrid^  II.  üon  @nglanb.  SEBag  er  baute,  gerftörte  fein  un« 
fluger,  graufanter  6obn  SRicibarb.  SRtdfctS  !ann  jene  ro^^c 
©pod^e  beffer  d^arafterifiren,  aB  ba&  biefer^önig,  Söwen^erg 
in  jebem  Sinne  be§  SBorteS,  alg  ber  erfte  gürft  feiner  3«t 
geachtet  »urbe.  (Sr  entt)5lferte  fein  2anb,  ftürgte  eg  in  Sr« 
mut^  unb  (SIenb,  btad^te  ber  föniglid^en  ©emalt  ben  ä^obeS« 
ftofe  bei,  um  feiner  (Sitelfeit  in  $aiaftina  ein  geft  ju  geben, 
3N  folgte  ber  Äönig  tion  granfreid^,  ^bi^PP^  größer  aU  fein 
^ebenbubler,  aber  bod^  nicbt  gro^  genug,  um  fid^  über  ben 
©eift  ber  Seit  ju  erbeben  unb  mit  gleichgültigen  Slugen  einen 
f(^etnbaren  iHubm  ansufeben,  ber  9li(barbg  im  billigen  Sanbc 
martete. 

Ueberbaupt  entfcbieb  biefer  S^itraum  ba8  Sdfeidtfal  ber 
föniglid&en  3Jlad^t  in  beiben  SReidfcen  auf  immer.  3^^  granfs 
reid^  mar  bie  ^airfcbaft  $err,  unb  ber  ^önig,  ©rfter  unter 
©leiiften,  b^tte  faum  mel^r  alg  bie  duneren  3ßid&en  ber  Äönigg-- 
mürbe,  Slnber^  mar  eg  in  ßnglanb.  SSon  bem  Gröberer  beg 
2anbe§  nur  um  menige  ©enerationen  entfernt,  befafe  JRidbarb 
nodb  ungetbeilt  bie  äRacbt,  bie  jener  bei  ber  allgemeinen  Untere 
io(bung  ficb  tjorbebalten  b^tte. 

(Sr  felbft  regierte,  ein  $err  unter  S)ienern.  S)arau^  er^ 
gibt  ficb  ein  mid^tiger  Unterfdbieb.  3)lit  jebem  gefallenen  ^a- 
fallen  verlor  ber  Äönig  üon  granfreicb  einen  geinb,  ber  Ä'önig 
Don  ßnglanb  einen  greunb. 

Ueberbie^  löften  in  granfreid^  bie  ^Beamten  be^  Äönigg 
bie  ©üter,  meldte  bie  6u(bt,  bem  Äreujjuge  ju  folgen,  mol^ls 
feil  tjerfaufte,   bäufig  ein;   ein  grembling  in  SlKem,   »a« 


r 


$iflorif4e  unb  |)olitif((e  Stubien.  37 

Staat^funft  ^et^t,  Ite^  SHicibarb  ^I5[ter  unb  bal^etnt  gebliebene 
^afoOen  P4  burdb  ben  2ln!auf  tjergrö^ern,  ju  bem  i^m  oi^ne* 
(in  baS  Iei(i6tftnnig  ))erfpUtterte  ®elb  fehlte.  Sieber  plünbecte 
er  atbcitfatne  Untertl^anen  unb  tjerfaufte  bie  6taat5dmter,  ein 
tJerfa^rcn,  ba§  feine  SRadfefolger  tl^euer  büfeen  mußten.  SSon 
ber  3cit  an  \)at  fidb  ba§  fönigli^c  Slnfe^en  in  ©nglanb  nicfct 
me^r  ttiolt  Unter  SRici&arbS  Sruber  S^l&ann  brad?  ba^  burcb 
jenen  ^^erbeigcjogene  Ungetoitter  au§:  bie  magna  charta  ent^ 
jianb,  anfangt  burcfe  ba§  2:Qlent  fäMger  Könige  erfiüttert, 
aber  feit  fie  Raxl  I.  mit  feinem  S3Iutc  beilegelt,  feft,  unb  ben 
SemüJ^ungen  öon  ganj  (Suropa  trogenb. 

S)abur(^  gemann  nun  granfreidb  3cit,  feine  SSerfaffung, 
bie  fi*  lange  erhalten  ^at,  au§  fic!&  felbft  ju  bilben.  2lu§ 
Sd^attenfönigen,  »on  iferen  SSafatten  tprannifirt,  »ud&fen  feine 
görften  ju  bem  mäd&tigften  §errf4er  loon  (Europa  empor.  S)er 
e^arafter  be8  granjofen  beiüäbrte  fi^  aud&  \)itx:  lei^tfinnig, 
t)orurt^eilSt)olI,  na^  bem  5leucn  ftrebenb,  terlie^en  bie  mdd^s 
tigften  SSafaßen  il^r  Sanb,  um  fi4  im  Sflingen  nad&  fernen, 
erträumten  Äönigreicften  SCob  ober  Slrmut^  ju  ^olen,  inbe^ 
ber  !alt  egoiftifdfee  (Englfinber  fidfe  menig  um  ©üter  befüm^ 
merte,  bie  er  nur,  fein  angebetete^  SSaterlanb  tjerlaffenb,  er^ 
»erben  fonnte.  3lur  (Srgebcnl^eit  gegen  ifcren  ^önig,  ben  fie 
liebten,  »eil  er  benn  bod^  audb  ein  ©nglSnber  »ar,  fonnte 
fie  bewegen,  ein  fo  getoagte^  6piel  ju  fpielen.  2lber  feiner 
»agte  einen  fo  l^o^en  ßinfa^,  al8  i^re  Iei(i6ten  3'^acfebarn. 
Statt  tt)ie  jene  iftre  l^eimifcfeen  (^üter  ju  i)er!aufen,  liefeen  fxe 
fidi  nodfe  i^re  93ereith)iUigfeit  t)on  ben  Sflid^arben  tl^cuer  be-- 
sagten. 

3n  ©eutfdfelanb  gefd&al^  mäl^renb  ber  Qdt  eine  grofee 
SSeränberung.  @ig  bilbetc  M  ^cr  S3ürgerftanb.  2luf  eine 
3cit  befreit  t)on  ber  SJlad^t  i^rer  fleinen,  befto  gefal^rlidberen 
SIbrannen  Ratten  bie  93e»o]&ner  be§  flauen  2anbe§  2Jlu6e,  fid? 
i^rcn  2Birfung8!rei§  ju  ertoeitern.  6tabte  gab  e§  »oW  fdbon 
feit  ben  3«iten  ber  frftnüfcben  ^einridbe,  aber  unterbrttdt  üon 
mödfetigen  SRad^barn,  »aren  fxe  nur  ein  ^^eil  ber  SKad^t  i^re§ 


38  3ti)eite  9I5t^eUun0. 

$ccm,  crft  ic|t  fingen  fic  an,  eine  eigene  SMadfet  ju  bilben, 
bie  oft  il^ren  eigenen  ST^rannen  futii^tbar  kourbe.  fiünfte, 
©emerbe,  ^anbel,  öorber  burd^  bie  %Vix6it  üor  ben  $lodcreien 
ber  ©roBen  niebergebrüdt,  begannen  ft(^  ^u  erbeben  unb  bie 
in  bcr  golge  entftanbene  §anfa  betoiei^,  »ie  »eit  S)eutf(b« 
lanb  barin  öorgerücft  fei. 

Ueberbau^t  jcigte  ficb  ju  ber  S^xt  bie  erfte  ©pur  t)on 
SBeltl^anbcL  Suropag  ^anbel  »ar  bi^b«  »«itig  mebt  ate 
ein  Hu^tauf^  ber  ^robufte  jtüif(ben  benachbarten  Sanbem 
getrcfen  unb  tro|  beg  SJerb&ltniffeg  ber  SJenejianer  mit  bcm 
gric(bif(ben  §ofe,  fd^einen  felbft  biefe  big  jegt  feinen  $onbeI 
babin  getrieben  ju  boben,  S)enn  menn  bie  gürften  be8  erften 
^rcujjuges  ®ef(ben!e  tjom  griedfeifcben  Äaifer  erbalten,  fagt 
ein  gteicbseitiger  6(briftfteller,  eg  feien  barunter  ®inge  ge« 
hjefen  „qualia  prius  non  videnint  et  quae  ipsis  stu- 
porem  mentis  inferrent,  nostrarum  rerum  modum  ut 
dignitatem  incidentia*''. 

3icne  granfen  alfo,  bie  bo(b  ni(bt  unbcbeutenbe  Surften 
traren  unb  al§  SSafaOen  ben  gldnjenbften  §offeften  beigemobnt 
batten,  Ratten  bergleidjen  nocb  nie  gefe^en.  Gin  SSeroeiö  ber 
geringen  2lu§bebnung  beg  bamaligeu  $8erfebr^.  (Srft  mit  ben 
Seiten  ber  tousjüge  fingen  bie  tlugen  SSenejianer  an,  bie 
3JlögU(b!eit  einer  folgen  Unternebmung  einjufeben  unb  menn 
ja  früher  etma  ein  einjelner  Kaufmann  ba§  SCßagftüc!  untere 
nomnien  l^atte,  na(b  bem  Orient  ju  b^nbeln,  fo  warb  e§  nun 
©acbe  eine§  mädfetigen  6taate§,  unb  gebieb  mit  rei^enber 
6c6neüig!cit.  ©enuefen  unb  $ifaner  wetteiferten  bic^i«  mit 
SSenebig,  ba§  feine  ßiferfucbt  fo  wenig  Der^e^lte,  bafe  fein 
3}oge  5ßital  DJlicbieli  auf  bem  erften  Äreujjuge  im  2lr(bipelagu§ 
eine  au§  gleid^  gottfeligen  Hbficfeteu  babin  getommene  genuepfcbe 
Jlottc  jerftörte.  S)ie  Slbfidjt  biefer  italienifcben  ^anbel^ftaaten 
zeigte  fid)  in  ber  gclge  no(b  beutlicfcer,  aU  fie  in  ^aldftina 
fid)  heftiger  aU  bie  Sarajenen  »erfolgten.  2l(ig  Äönig  S3atbuin 
^priiö  angreifen  mil,  fann  et  ben  S)ogen  ^ominifo  3Wi(bieU 
nur  burdb  bie  glänsenbften  §anbcl^bortl;eire  jur  a)littt)ir!ung 


f 


${{iotlf(te  unb  ))oUtif(^e  Stubien.  39 

beioegfiu  Ueberl^aupt  marb  burd^  bte  ^reusjüge  ber  erfte 
Sd^tt  gu  einer  ^erbinbung  ber  Seit  ju  einem  5!örper  ge$ 
mqftt,  ba  fie  biSl^er  aug  fo  t)ielen  einzelnen,  ifoUrten  ©anjen, 
al^  Sßeltt^eilen,  beftanben  l^atte.  @in  Sd^ritt,  beffen  unge^ 
^eitre  folgen  nid^t  ju  bered^nen  ftnb. 

S)iefer  ganje  Ärieg  lüurbe  mit  bei  »eitem  geringerem 
Erfolge  geführt,  als  man  t)on  ber  belannten  Siapf erfeit  ber 
granfen  ^dtte  glauben  foüen.  S)er  ®runb  tjon  biefer  ßrs 
fijeinung  lag  in  bem  Slalente  ber  beiberfeitigen  $eerfübrer, 
ndbjt  ber  Slrt  ju  ftreiten,  beiber  SSßlfer.  S)er  3ran!e  war 
nur  im  3tt)eilampfe  furchtbar.  (Sin  ungelenffamer  ^olofe,  auf 
einem  cbenfo  fdbmcrfäüigen  ©treitroffe,  warf  er  burc^  bie 
Gcbwere  beS  6to|eS  ^HeS,  waS  Rcb  i^tn  entgegenfe^te,  bar^ 
ni^er,  bo^  ber  geinb,  ber  feinem  erften  anfalle  an^void)  unb 
burdb  leidste  ^Beübungen  SRüdten  unb  ^^lanfe  ju  gewinnen 
fudbte,  war  ibm  unüberwinblid^.  Ueber^aupt  gab  e§  unter 
ben  gran!en  feine  ©dfeladfet,  jcbe  berfelben  war  nid^ts  als  ein 
ins  3:aufenbfad&e  üerüielfdltigter  ShJeifampf.  S)er  §eerfü^rer, 
ben  nid^tS  me^r  mit  ßb^e  bebe(!en  fonnte,  als  wenn  er  eine 
groje  Slnjabl  Seinbe  üom  $ferbe  geworfen  bcittc,  wetteiferte 
um  biefen  S^lul^m  mit  bem  gemeinftcn  Gleiter  unb  überliefe  eS 
jebem  ©ingeinen,  für  fidb  felbft  fo  gut  gu  forgen,  als  er  fonnte; 
je  größer  feine  unbefonnene  S^oUfübnbeit,  befto  größer  fein 
jRubm.  S)ie  ©efd&i^te  ber  Äreujjüge  ift  mit  berlei  ©rofe^ 
traten  bis  gum  Uebcrmafee  angefüllt.  üJlit  einem  Söorte:  ^ie 
©b^^iftcn  l^atten  gute  ©olbaten,  aber  fc^ledfete  gelbberm.  Sin- 
berS  war  baS  bei  ben  ©arajenen.  ^ier  üerbefferten  talent^ 
Doüe  eJelbberren,  waS  ibre  fcbled&ten  SCruppen  tjerfaben;  unb 
bie  drfabrung  aller  3eiten,  bafe  bie  fianbe  i3om  Äopfe  he^ 
fiegt  werben,  bewährte  fid^  aud^  bicr.  ^lid^t  feiten  warb  baS 
Äreuj^eer  Sieger  beim  erften  Angriffe,  inbem  eS  ftd&,  alle 
S)iSciplin  unb  Orbnung  f(^eucnb,  feiner  $lünberungSfud^t 
überliefe,  in  ben  Firmen  beS  Sieges  non  ben  tbätigen  ^eer^ 
fül^tern  ber  Sarajenen  gcfd^lagcn.  g&bige  ^öpfß  it«  ©briften^ 
beere  fa^>en  baS  balb  ein,  unb  nad^bem  man  gegen  bunbcrt 


40  Stoeite  ^bt^eilung. 

Salute  gcfd&lad^tct  l&atte,  fing  man  enblidfe  an,  Äricg  ju  fü^eiu 
3u  ^al&ftina  bilbete  fid^  3oi&ann  üon  SBriennc  jutn  crftcn  gelb« 
l^errn  feiner  3eit.  Äurj  eine  ÄriegSfunft  cntftanb,  bie  in  bet 
golge  Spaniex  unb  granjofen  au^bilbetcn.  @buarb  bon 
ßnglanb  gemann  bie  64la(it  bei  ^Ijincourt  biellei(fet  nur 
burdfe  ben  ®ebraud&  ber  Pfeile  im  2!reffen,  eine  Sadft,  bie 
bcn  5iran!en  bor  bem  beüigcn  Kriege  beinahe  unbelannt  »or. 

Ob  ber  lange  Umgang  mit  ben  »iffenfd^aftli^  gebilbeten 
©arajenen  obne  golge  für  ben  ©eift  bet  fränlifcben  SBilben 
blieb,  mag  un§  ber  3"ftcinb  ber  2öiffenf4aften  bor  unb  nacb 
bem  ^reujjuge,  bie  gortf^ritte  ber  Stufflftrung  na^  bcm« 
felben  unb  jum  Sbeil  felbft  ba§  traurige  6d^idfal  beS  Zem^ 
pelorbenS,  bei  bem  freilid^  ttjol^l  ber  gute  6ame  auf  fc^led&tcn 
SBoben  gefallen  fein  mod^te,  ber  ßifcr,  mit  bem  fti  9Äanner 
tjon  ^opf  bamalg  bei  farajenifd&en  Sebrem,  bie  auf  dbrift« 
lid&en  Sd)ulen  angefteCIt  tüaren,  auf  bie  arabifd^e  6pradbc 
»erlegten,  bemeifen.  —  2)ie  Sichtung,  in  ber  farajenifd&e  ©e^ 
lebrte  bei  ben  beiben  großen  fc^mäbifd^en  griebric^en  ftanben, 
bürgt  nid^t  trenig  bafür. 

§ätte  aber  audb  biefe  Unternebmung  feine  anberen  güns 
ftigen  golgen  gehabt,  aU  bafe  fte  bie  geifttöbtenbe  ^ierarc^ie 
Tregor  VII.  jerftörte,  wer  fönnte  e3  tüagen,  bie  grage  aufs 
juftellen,  ob  bie  freujjüge  mebr  genügt  ober  mebr  gejdfeabet 
baben.  ©erabe  ^ag,  toag  erfunben  trarb,  biefe  ©emalt  ju 
erbeben,  ftürgte  fte  auf  immerbar,  ober  öeririe^  fie  bielmebr 
in  bie  gebübrenben  6dferan!en,  bie  fte  feit  ber  3cit  nie  mebr 
fo  auffallenb  burdbbracfeen.  ^er  ßnt^ufiagmug,  ber  über  ein 
Sabrbunbert  lang  bie  Söelt  für  jene  abenteuerlidben  3üge 
begeiftert  batte,  fonnte,  irie  ber  ©ntbufta^mu^  überbau))t, 
nii^t  ber  abfüblenben  .^raft  ber  Qtxi  toiberfteben.  d^  gab 
feine  gamilie,  bie  nicbt  unter  ben  im  Orient  Gefallenen  einen 
5lngebörigen  ober  greunb  beweinte,  unb  mit  aU  bem  Slufs 
wanbe  bon  S3lut  mar  nidbt^  gettjonnen,  benn  burd^  bie 
Sdbiüäd^e  unb  S^reulofigfeit  ber  cbriftlid^en  gürften  in  ^a- 
läftina  ging  jute^t  2lüej§,  »aä  man  bort  befejfen,  berloren. 


$i{torif(^e  unb  ))oUtif4e  @tubietu  41 

9la(^  ber  übereinftimmenben  (Srjä^Iung  aQer  S^^üdfel^renben 
(atten  fte  [tatt  ber  gel^offten  ortentalifd^en  Sd^ä^e  nid^t^  al^ 
Sunben  unb  )}eftarti9e  ^ranf^eiten  geholt,  bie  ©äl^rung  in 
ßtttopo'S  Snncrn,  bic  il^ren  unflätl^igen  ©^aum  gern  an  jene 
entfernte  Jtüfte  fpri^te,  l^atte  fx6)  grögtent^eilS  nad)  ^bfon-- 
bening  beg  Unratl^g  gelegt  unb  —  toit  jebem  Sl&oren,  ber 
füllen  ttiuj,  um  ju  begreifen  —  ber  get&ufd&ten  3Belt  gingen 
bie  llugcn  auf.  S)er  l^eilige  ©tubl,  ber  unpolitifcb  genug, 
biefc  Ärife  überfalji,  liefe  in  feinem  (Sifer  für  bie  l^eiligen 
Kriege  nid^t  naä)  unb  l^eilte  baburd^  baS  ^ol!  ber  !Saien 
DoQenbS  t)on  ibrer  ftumpfftnnigen  ^linbbeit.  ^urj,  man  fing 
on,  ba^  Stiftern  be^  römifdben  §ofe§  einjufel&en.  2öa§  S)ag 
fftr  golgen  bciben  !onntc,  begreift  »ol^l  Sebermann.  2öa8 
c2  für  Solgen  »irflidfe  ^atte,  jeigt  ba§  ^Betragen  WliPP  be§ 
©dbönen  öon  granfreid^  gegen  ^onifaj  Vn.  unb  Clemens  V.^ 
unb  bie  Unmirffamfeit  ber  päbftlid^en  93annflüd^e,  bie  ficb 
feit^er  feiten  gemad^t  ^aben. 

^uig,  Europa  ift  bamal§  münbig  geworben  unb,  tuenn 
gleicb  bie  erften  ^anblungen  feiner  ©rotjäMg^cit  nid^t  bie 
gldnjenbften  SBeweife  ber  SRät^lid^feit  biefeg  6dbritte8  »aren, 
»enn  el  anä)  je^t  nod&,  einem  unerfal^renen  Sünglinge  nad& 
ber  (Snbigung  ber  $8ormunbfd6aft  gleidfe,  bie  6d^ä^e  feiner 
Äraft  entweber  »erfcblüenbet  ober  unbenü^t  liegen  Idfet,  fo 
tooüen  mir  bod^  tjon  ber  3w^wnft  ba§  übrige  ertoarten  unb 
in  Hoffnung  berfelben  un§  be§  fd^madben  Sid^tcS  freuen,  baö 
bem  2Renfd&engef^lecbte  au§  bem  (5J)ao§  jener  nebeboQen 
9)>lad&t  angebrod^en. 


-<K>}*;oo- 


^urff  "^tttvcnidf. 


(1839.) 

2)ag  Util)ei(  über  pvfi  !Dleitetni(!^  bttrfie  batb  fertig 
fein:  (Sin  auSgejetii^neter  ^i))Iomat  unb  ein  fd^Iet^trr 
Ißolitüer.  ®rtn))araer. 


2Ran  ^dlt  ben  gürften  aJlctternid^  jiemlid^  aOgemcin  für 
einen  großen  Staatsmann.  3cfe  t^ar  nie  biefer  OJleinung. 
2)a§  i)t  siemli*  glei^gültig  für  ba§  Urtfeeil  ber  Sßelt;  übri^ 
genS  l^inbert  mi4  au4  nicfctS,  meine  eigene  SJleinung  5U 
baben.  ®e^en  tüir  einmal  bie  l&erüorragenbften  ßpoc^en  feiner 
Saufbal^n  burdfe,  tjielleiit  ba&  fidfe  OJland^eS  jur  SBegrünbung 
einer  fo  abmeid^enben  Slnftdbt  üorfinbet.  SSor  bem  Qa^re  13 
f ann  tjon  i^m  nidfet  bie  SRebe  fein,  benn  bis  bal[)in  njar  feine 
Saufba^n  rein  biplomatifd^,  unb  il^n  für  einen  ber  gemanbte^ 
ften  Diplomaten  ju  l^alten,  barin  vereinige  i4  mici&  gern  mit 
ber  allgemeinen  Stimme.  S)ie  grage  ift  nur,  ob  er  aud^  ein 
großer  ^olitüer  fei.  '^m  Saläre  13  nun  ift  ^uerft  bie  Mianj 
gegen  3lapoleon.  3Jlan  l&at  barin  üiel  ©rofeeS  gefunben. 
2Benn  man  aber  toei&,  bafe  eS  ftd^  bort  nur  um  einen  ^m 
tereffenfc^ad^er  l^anbelte  unb,  wenn  SRapoleon  fidfe  l^ätte  ent= 
fd^Iiefeen  können,  bie  iCiprifc^en  $rot)injen  mit  SIrieft  an  Oeft^ 
reid)  surüdE^ugeben,  le^tereS  feiner  Partei  treu  geblieben  märe, 
)o  fäöt  baS  ©ro^artige  ber  6ad&e  fo  jiemlid^  tjon  felbft  meg. 

Das  (Gelingen  mar  ein  3wfÄK/  bie  6cbladbt  t)on  DreSben  ^atte 
entfd^ieben,   unb  wenn  33anbamme  ficfe   nic^t  fo  unoorfid^tig 


§lflorif*e  unb  ))o«tU*e  ©tublen.        ,  43 

bei  ^ulm  benal^tn,  mar  bie  ^Qiati)  serfprengt,  benn  nid^tö 
iattc  ben  Äaifec  granj  abgel^altcn,  nadb  feiner  Slrt  in  t)icr^ 
jc^n  2;agen  einen  6 cparatf rieben  ju  fd&Iiefeen.  (Sin  Unbilliger 
fönnte  bem  dürften  SWettemidfe  baraug  einen  SSortuurf  ntad^en, 
bafe  er  t)or  feinem  ^Beitritt  jum  S3unb  ber  STOft^te  nidfet  bie 
3;^eilung  ber  iBeute  im  Voraus  ft^^er  geftedt  unb  baburd^  bie 
ungeheure  SSergröfeerung  SRu^lanbg  Derl^inbcrt  l^atte,  ba§  um 
mittelbar  nac^  ^laipoUon^  Sturze  ftdb  an  bejfen  ©teile  fc^te, 
nur  mit  einer  nad&^altigem  guritbarfeit,  eben  »eil  biefe  nidbt 
»ie  bort  auf  einer  ^erfon,  fonbern  auf  6adben  beruhte.  5)icfcr 
2.^or»urf  aber  »äre  unbillig.  3)ie  SDläd&te  liefen  fidb  i^re 
6ucceffe  nicbt  träumen.  S)ag  Unerwartete,  ber  3ufall  trat 
in3  Spiel,  toa^  aber  anbererfeitd  lieber  ben  Slnftd^ten  unb 
$lanen  ber  vereinigten  Staatsmänner  i^r  Großartiges  unb 
iBorauSftd^tigeS  benimmt.  S)aß  er  baju  l^alf,  ben  6n!el  feines 
^aiferS  §u  enttl^ronen,  baran  tl^at  er  ganj  red^t,  benn  eS  galt, 
nidfet  bloß  Üflapoleon  §u  ftürjen,  fonbern  fein  Softem,  baS  unter 
einem  9lad^folger  frü^  ober  fpät  mieber  aufgelebt  ^atte.  ^ie 
®rünbe  aber,  bie  il^n  }un&(^ft  beftimmten,  mögen  mobl  einer 
materielleren,  in  S^^^^^  auS^ubrüdtenben  SRatur  gewefen  fein. 
©enj'  aSriefe  werfen  auf  biefe  Seite  beS  politifd^en  Gf)arafterS 
unfereS  SBlanneS  ein  jiemlidfe  ^eHeS  Sid&t.  Söenn  ein  SSorge^ 
fester  bie  ©efc^enlanna^me  bei  Untergebenen  bulbet,  fo  nimmt 
er  e$  gewöl^nlidb  in  bem  $unlte  felbft  nidbt  gar  genau,  unb 
ber  ungeheure  3luftt)anb  beS  gürften,  fein  2ln!auf  von  ©ütern, 
er,  ber  ben  SRadblaß  ieineS  SaterS  in  ^ribaftanb  übernahm, 
beutet  jiemlid^  !lar  auf  biplomatifcbe  pour  boire.  S)odfe  baS 
mag  fo  Sitte  fein. 

^ie  ©infefcung  ber  SourbonS,  bie  materialiftifd^e  Sßcrs 
tMIung  ber  SBelt  unter  bie  Sfladbfolger  unb  5Rad^a^mer  i)on 
9lapoleonS  ®emalt^errfd^aft  fei  i^m  gefcbenft,  benn  wer  weiß, 
ob  er  biefe  3)inge  gewollt  unb  ob  er  fle  l^atte  üerl^inbem 
Wnnen.  ®aS  ®e(^eimniß  ber  ^eiligen  SlUianj,  bie  wo^l  t)or= 
neltmnd&  auf  einer  romanl^aften  3bce  2llepanberS  im  erften 
9Romente  beS  Gelingend  berul^t  l^aben  mag,   ift  nod^   uncr- 


44  3toeite  ^Ibtl^eilung. 

forfc^t;  unjmcifel^aft  aber  ift  bic  biplomatifd^c  ©efcbidlt^fcit, 
mit  ber  man  burcfc  9Iieberträd&tigfeiten  aller  Wci,  in  benen 
Dieligion  unb  ®e»iffen§biffe  »obl  eine  gro^e  SRoHe  fpielen, 
bcn  t)on  S^latur  ebeln  ruffifd^/en  ^aifer  big  jur  tj5tligen  Binnt^' 
änberung  brad^te.  Slber,  tt)ie  gefagt,  an  SDflcttcrnid^S  bipIo= 
matifci^em  Talente  bat  nocb  9liemanb  gejtueifelt. 

S)a5  bicfer  Staatsmann  unterliejj,  bie  gnte  Stimmung 
^eutjd^lanbS  ju  benü^en,  um  bie  S^eicib^^^one  auf  Oeftrei^ 
5urüdt§ubringen,  baran  tbat  er  SHecbt  ....  SBer  nid^t  ju  ant^ 
morten  mei^,  l^anbelt  !(ug,  ber  ^^rage  aus  bem  3Bege  }u  geben. 
^a^  er  fxä)  aber  oon  $reu^en  berlodten  lie^,  Oeftreid^  an  bie 
Spi^e  ber  antiliberalen  ^tealtion  }u  fteQen^  Oeftreidb^  baS  bei 
ber  ©eFinnung  feiner  Sßölfer  ber  Streit  gar  nidbtS  anging, 
unb  er  baburcb  bie  ^Reigung  ^eutfdblanbS  in  ^ai  unb  Wo* 
f(4eu  t)er!ebrte;  baS  jeigt;  mie  toenig  grogartig  fein  Wxd  Don 
jel^er  toar,  eng  auf  bie  Kabinette  befcbränft  unb  o^ne  Sll^nung, 
ba&  bie  3cit  ber  SBölferpoliti!  gefommen  »ar.  $ier  fing  aucb 
offenbar  ber  nad^tbeilige  ßinflug  ©enjenS  auf  ibn  an.  S)iefer 
SDlann  t)on  bellem  SBerftanb,  aber  eine  fpbaritifdbe,  feige  ^Ratiir, 
als  S)eutfdber  $ebant,  tro^  früberer  SBemeglid&feit,  braute  burcb 
ben  ßinflug  feiner  Unterbaltung  bie  3bee  tjom  Softem  in  baS 
mousseux  ber  geiftreidben  Statur  beS  Sü^^ften.  Obne  Snftrufs 
tion,  t)on  einem  mebr  meiblid&en,  ta!tartigen,  als  mdnnlidben, 
benfenben  ^ierftanbe  (mie  er  in  ben  biplomatifd&en  ©efeüfcbaften 
unb  2lntidbambern  auSgebilbet  irirb),  batte  ber  gürft  feine 
biSberigen  ©ucceffe  ber  augenbUrfli(ben  gefd^idEten  S3enü|ung 
ber  Umftänbe  ju  üetbanfen.  Sf^un  !am  ein  neues  SlgenS  binju: 
$rincipien,  üon  benen  er  biSl^er  nid&tS  geträumt  batte. 
2)iefeS  neue  (Element  f(^meidbelte  feiner  (Sitelfeit,  meil  eS  5öürbe 
unb  fd^einbare  ßonfecjuens  in  feine  ^anblungen  bracbte;  feinen 
ariftolratifd^en  Steigungen,  benn  ber  2luSl&ängf(^ilb  bicfe:  SBe^ 
ftebeu,  Segitimität;  obne  auf  ber  anbern  Seite  feinem  apbo= 
riftifdben  ©eifte  ju  enge  Sdbranfen  ju  fefeen,  benn  eS  biuberte 
ibn  nicbt,  Don  Qät  ju  Stxt  mit  einjelnen  Sntriguen  bajtoifcben 
äu  fabren  unb  fein  biplomatifcbeS  ©elüften  ju  bügen,  auf  bie 


$if}onf(^e  unb  poMfiSit  €tubien.  45 


> 


®efal^r,  t>uxä)  foli^e  ^ufarenftreic^e  aQ  ^a$  mieber  ju  jer^ 
ftören,  »aS  ein  metl&obifd&er  ®ang  feit  Sauren  feftgeftcüt  ^atte. 
hierbei  !am  il^nt  fein  an  ^uSfunft^mitteln  frud^tbareS  älalent 
{tt  Statten,  bag  immer  h}ieber  einjulenfen  unb  au^  aQen  Sva 
f&Qen  Sortbeil  ju  Rieben  mu^te.  @o  ober  fo  aber  blieb  ber 
eigentli(be  Seitftem  feiner  ^anblungen  immer  ba§  belüften 
mib  fein^aupt-,  wenn  ni(bt  eingigeg  SWittel:  bie  S^it^iö^^- 
^copoUon,  ber  frei(i(b  feinen  geinben  nicbt  gern  ®ute§  nadb= 
rebete,  ^at  i^n  auf  6t.  ^elena  be^eicbnet  aU:  bugiardo, 
bugiardo  e  niente  che  bugiardo.  S)a§  flingt  freilieb  ^att 
SBenn  man  aber  bie  etwa^  grobe  9ßa(bftubenfpra(be  in  6alon^ 
au^brücfe  überfe|t:  3ntriguant,  3ntriguant  unb  ni(bt§  alg 
Sntriguant,  fo  ift  man  ber  Söabrl^eit  oielleid^t  jiemliib  nabc 
gefommen. 

SHefeg  ©icb^Slnbicbten  unb  $Borlügen  t>on  ©efinnungen 
unb  ^rincipien  batte  nur  bie  übte  golge,  bafe  ä  force  de 
repetition  ber  gürft  enblicb  anfing,  feine  eigenen  Sügen  ju 
glauben,  loaS  immer  b^r  3ßitpun!t  ift,  m  ber  S3etrüger  in 
ben  S3etrogenen  übergel^t.  ^ucb  ber  gürft  entging  biefer 
flippe  ni(bt,  unb  ber  al^  gran  tacano  anfing,  b<^t  aU  ^on 
Quinte  aufgebort. 

S)ie  erfte  üble  SGÖitfung  biefe§  ^eroorfteüenS  legitimifti^ 
fd^er  ^eftnnungen  war,  wie  gefagt,  ba^  e^  $reu^en  möglieb 
würbe,  ben  $a^  be§  conftitutionetlen  S)eutfdblanb8  t)on  fidb 
auf  Oeftrei(b  gu  wdljen.  ©efcbal^  biefe  nid&t,  fo  fonnte  erftere 
SWa^t  nie  baran  benfen,  unter  bem  Sluöbä^öf^^ilb  eine§  Qoü'- 
oereineö  bie  politifcbe  Suprematie  über  S)eutfd^lanb  ficb  r>ox^U' 
bereiten. 

ffiir  übergeben  ^ier  bie  Ungef(bi(fli(b'feit  beg  in  biefe  3eit= 
folge  faüenben  SJertrage^  mit  öa^ern  über  Salzburg  unb 
93eribteSgaben,  wo  ber  Sßiener  Staatsmann  eine  Unfenutnife 
ber  gemeinften  geograpbifcbeu  SSerbältniffe  an  ben  2:ag  legte 
unb  enblicb  jum  Slbfcblu^  ber  (Sonüention  feinen  ^an^-  unb 
Sifd^narren  fenbete,  blofe  um  bem  armfeligen  ©eden  ju  einem 
Orben  ju  Derbelfen.    SBefagter  ©ecf  liefe  ficb  aucb  wiilücb  über^ 


46  Stoeite  ^btl^eilung. 

tölpeln,  xoa^  jur  %olQt  l^atte,  ba^  bie  reid^ften  iBesirle  SaT^« 
burgS  nebft  gan^  iBerd^teSgaben  an  SBapem  !atnen,  ja  bie 
Oe[trei(i^  gebliebenen  Sal^merfe  nebft  ben  S3etriebdn)albungen 
ftdb  int  ^ugenblide  be^  ^bf(i^Iuffe^  fc^on  auf  ba^rifi^ent  (Shrunb 
unb  Soben  befanben,  maS  eine  neue  (Eonoention  unb  neue 
Opfer  erfotberlid^  ma(^te.  SBit  übergel^en  bie  Ungefd^idlidt^^ 
feit,  bie  Sieben=3nfcln,  bie  (mie  3Metternid^  »enigftenS  felbft 
gegen  einen  )[)ene5ianifd^en  ^eboQnt&c^tigten  Derrtd^erte)  Oeft« 
reid^  angeboten  mürben,  ben  (Sngldnbern  ju  überlaffen,  mad 
ben  »enejianifd^en  ^anbel  in  einen  immerwö^irenben  ©lofabe* 
juftanb  t)erfe|te  unb  (rrie  mieber  bie  SSenejianer  »erricfeem) 
leben  Sluff^ioung  beffelben  für  aQe  3^it  unmöglid^  mad^te. 

flaäi  Uebergel^ung  ader  biefer  fecunb&ren  ©riffe  unb  9Ri6$ 
griffe  gelangen  mir  auf  ben  ^meiten  %a\i,  mo  ber  ^eCie  ^er« 
ftanb  be^  gii^f^^i^  f^^  bon  ^telfeit  unb  aufgebrungenen  6b' 
ftemen  irre,  unb  jmar  wie  folgenfdbmer  für  bie  Su'^wwftl  itre 
leiten  liefe.  SS  ift  biefe  bie  grie^ifcfee  grage,  Sonberbarer* 
meife  l^at  gerabe  biefeS  ^reignife  am  äJleiften  baju  beigetragen, 
ben  3^uf  be§  gürften  aU  üoHenbetcr  $olitifer  feftjuftcHen. 
S)afe  er  bon  allen  Staatsmännern  ber  ßinjige  mar,  ber  bie 
aus  jener  ^ermidtlung  l^eroorgegangene  Uebergemalt  9tufelanbS 
üorl&erfa^,  ber  (Sinnige,  ber  ben  allgemeinen  Sc^minbel  nid^t 
tl^eilte,  baS  ^)at  il^n,  fomie  in  jener  3eit  jum  Slbfd&eu,  bodb, 
nac^  au§ge!ül)ltem  Gnt^uftaSmuS,  jum  ©cgenftanbc  ber  SBe« 
munberung  üon  S^ng  unb  2llt  gemadfet. 

Safet  einmal  feigen,  mag  an  ber  6ad&e  ift!  ^afe  er,  er 
unb  fein  ....  Äaifer  bie  (Einjigen  in  (Europa  maren,  bie 
fein  3Jlitgefül^l  für  bie  Seiben  ber  ©riecfcen  ^>atten,  bie  (Ein- 
jigen,  bilbungSloS  genug,  um  an  ber  (Srl^altung  be§  SanbeS, 
tjon  bem  alle  93ilbung  ausging,  fein  Sntereffe  ju  nel^men, 
ober  enblidö  bie  ©injigen,  bie  bon  tjornl^erein  entjcfeloffen  maren, 
feinem  menfd&Ucben  ®efü]()l  ßinflufe  auf  ben  ©ang  i^rer  minfel« 
jügigen  ^olitif  ju  geftatten  —  biefe  Seite  ber  lobenben  2(n= 
erfennung  mirt»  am  ßnbe  nid^t  fo  beneiben^mertfe  fein. 

Slber,  mirb  man  einmenben  (obmo^l  eö  nidfrt  mal^r  ift),  fie 


jQtjiorifd^e  unb  potitifc^e  Stubten.  47 

taben  gefüllt  »ic  bie  2lnbcrn,  aber  ibr  ©efübl  bem  SSerftanbe 
untcrgcorbttct,  bie  SflotbtDcnbigfcit  ber  ©rboltung  bcr  Züxtei 
{ammt  bcr  ©röfee  bcr  rufftfdbcn  ©efal^r  crfannt  unb  barnad) 
gebanbcit.  3)a§  flingt  ganj  gut,  obnc  barum  ein  großes  £cb 
}tt  fein.  SRicmanb,  obne  befonbern  Slufmanb  »on  ©(barffinn, 
etfcnnt  bic  ®t^ä\}xli6)Uit  bcr  Äa^e  beffer  aU  bie  Wlau^,  )o 
toit  bic  9lotbmcnbig!eit  bcr  @r]^altung  \)on  3Jlauerlö(bern  unb 
Sorratb^fammern.  3^bc3  Sanb  \)at,  »ie  feine  Sßorurt^eile, 
fo  au(ib  f^ine  äBabrbciten,  bieSebemtann  mei^,  burcb  bie  bc^ 
fonbere  Soge  unb  ba^  SBebürfni^  belebrt,  inbefe  fte  anbern, 
meit  ))orgefdbrittenen  Stationen  no(b  lange  ein  ©ebeimni^ 
bleiben.  60  ift  eg  in  Dcftrei(b  mit  ber  oricntalifd^cn  grage. 
6in  ^rittbeit  be^  inbuftricQen  unb  jmei  ^rittbeile  beS  com^ 
mercicUen  ©eminncd  fnüpfen  fiä)  an  ben  Orient,  unb  jeter 
giafer  auf  ber  Strafe  ttirb  eu(b  fagen,  mie  notb^enbig  bie 
(Sr^altung  ber  Sürfei  für  Sanb  unb  fieute  fei.  ^a^  nun  bei* 
©taatömann  Oeftrei(b^  3)ag  gemußt  bat,  mag  ieber  Solfjns 
hitfdfeer  xoeifi,  ift  nicbt  fo  benjunbemgwertb.  ®ie  Srage  ift 
aber:  »elcbe  SJlittel  l&at  er  ergriffen,  um  ba§  brobenbe  Un-- 
beil  abjuiocnben,  unb  n}el(be  ^^olgcn  baben  biefe  Tlittd  notb' 
menbig  na(b  ft(b  g^iogen?  ^ier  moUen  mir  ibn  ermarten 
unb  bann  loben,  xotnn  mir  fönnen. 

6ein  erfter  S^^tbum  alfo  mar,  ba^  er  glaubte,  eg  fei 
möglicbr  bie  Befreiung  ©rie(benlanb§  ju  bintertreiben.  ^ie 
bejabenbe  Entmort  auf  biefe  grei^eit^frage  mar  ju  einem 
Sölfcrauff^rci  gcmorben,  unb  feine  ber  ^Regierungen  ßuropa'g 
b&tte  e^  magen  bürfen,  ber  allgemeinen  Stimme  ber  ciuili^ 
firten  2Belt  biefe  ©enugtbuung  ju  ücrfagen.  Slber  aJletternicb, 
unbelebrt  bur(b  bie  franjöfiftbc  SRebolution,  burcb  ben  fpani^ 
f(ben  unb  ben  beutf(ben  Sefreiung^frieg,  mar  mit  feiner  $os 
litt!  nocb  immer  in  ber  Seit  surüdtgebliebcn,  mo  bie  Kabinette 
in  ftrenger  Sonberung  X)on  ben  Golfern  baftanben,  mo  man 
nur  bie  aBfitreffe  be3  gürftcn  ober  ben  ^ammerbiener  be^ 
®ünftling§  beftocben  ju  baben  brau(bte,  um  jebe^  politifcben 
(Erfolget  fxdiex  ^u  fein.    Ober  loielmebi'  fein  ganje^  ^eftreben 


48  3»«ite  ^btl^eUung. 

ging  ba^m,  biefc  3ßit  bc^  biplomatifdben  ©d^adb^icte  tüiebet 
^urüdjubringen.  @r  glaubte  fte  alfo  f^on  jurüdgebrad^t  unb 
loer^meifelte  ballet  ni^t  an  ber  ^oglt(i^!eit  be^  ©elingeniS. 
S)ic[en  3rrtlf)um  »oUcn  tt)ir  ibm  ücrjei^cn;  alg  aber  bie  Qu 
fal^rung  bie  Unmöglid^fclt  ber  SSern)ir!üd&ung  feiner  tonfers 
tatitjen  ^ßoliti!  gezeigt  l^atte,  lüeld&e  S^borl^eit,  ml(i)ex  Vbeu 
roil^,  fxäi  üon  ber  orientalifd&en  grage,  einer  Seben§fragc  für 
Oeftreid^;  entmeber  au§  ge!r&n!ter  @itel!eit  felbft  audjufd^Iie^en 
ober  aus  Ungefd^i(fli(ib!eit  auSfd^Ue^en  5U  laffen.  ^er  äHi^^ 
griff  n)ir!te  nad^  jmei  Seiten:  Einmal  gab  baS  9ltd^tanf(jblie^en 
Oeftreid^S  an  bie  allgemeine  gorberung  ber  Pforte  SJlutb  jum 
3Biberftanb  unb  fül^rte  babur(ft  ben  ruffifd^en  Selbjug  herbei. 
3ioeiten§  beraubte  ftd^  Oeftreid^  burd^  fein  SluSfcblie^en  üon 
ber  $rocebur  au$  feinet  SSotumS  bei  ber  @ntfdbeibung  unb 
mu^te  ru^ig  mit  anfe^en,  »ie  ber  SSertrag  t)on  Slbrianopel 
bie  6elbftftÄnbig!eit  ber  Sürfei  auf  immer  tjemicbtete.  S)er 
gürft  bat  fidb  in  fpdterer  3eit,  bei  ©ntftel^ung  ber  3)am^)f= 
f^ifffabrt,  mit  »ol^lgefälligem  Sdd&eln  bie  neue  $anbel§= 
uerbinbung  aU  feine  3bee  jufdbreiben  laffen.  $dtte  er  bei 
©elegenbeit  ber  griedbifc^en  3rage  eine  Slbnung  gehabt,  ba^ 
bie  2)onau  etmaS  5lnbere§  fei  al§  ein  grofeeg  SBaffer,  baS  beim 
SluSgang  be§  SöinterS  grofee  SBerbeerungen  anridfete,  er  mürbe 
nid&t  untbatig  geblieben  fein  bei  einer  Sßerbanblung,  bie  ben 
bluffen  bie  S)onaus3Jlünbung  unb  baburd^  ba§  ©dfcictfal  be« 
2)onaubanbelS  für  immer  in  bie  §änbe  gab. 

S)ie  näd&fte  Oleibenfolge  trifft  nun  bie  S^lireüolution. 
S)ie^  dreignife  toar  ju  brolj^enb,  nidfet  nur  für  bie  abfoluten 
Staaten,  fonbern  für  bie  ganje  SBelt,  als  ba^  man  e»  niibt 
Derjei^lic^,  ja  Kug  finben  foQte,  wenn  bie  brei  SMittelmSdbte, 
für  ben  SlugenblidE  ibre  gegenfeitigen  93ef(btt)erben  tjergeffenb, 
fidb  in  einem  engen  33ünbni^  gegen  ba§  in  ber  ©ntioidlung 
begriffene  ÜJlonftrum  bereinigten;  DorauSgefe^t,  ba^  jeber  ber 
5tbeilbaber  ftug  genug  mar,  nad^  SBorübergeben  ber  ©efabr 
mieber  feine  perfönlid^en  Qntereffen  ju  beforgen  unb  bie  ni(Jt 
meniger  monftrofe  SBerbinbung  gel^eimer  geinbe  unter  einanber 


$i{iotif(^e  unb  ^otitifd^e  @tubten.  40 

toterer  au^u^eben.  ^ber  au(^  abgefel^en  t)on  ber  iBerfäuntung 
biefeS  S^^^^^'^^^^f  ti«&  P*  ^er  gürft  gicidb  anfangt  jwei 
unerfe|Uc6e  g^lS^ler  ju  ©d^ulben  fomtnen.  SBeibe  betreffen  bie 
innetn  SSerl^dltniffe  Oeftrei^g  unb  flnb  bälget  bei  ber  3lbs 
fdft&$ung  beg  SRul^me^  unfere^  äJlanneS  t)on  ^uSlänbern  nie 
gel^örig  geiDürbigt  morben. 

Oeftrci^  toar  bie  erfte  SWad^t,  »eWe  unmittelbar  auf  bie 
3lacbri(ibt  t}on  ber  3uUret)olution  i^re  üJlilitärmad^t  öerftärfte. 
3)iefe  SSermel^rung  tüar  unnötbig,  ben  aufrichtigen  S3unb  ber 
brei  SRüd&tc  tjorauggefe^t;  unjurei(^enb,  wenn  SRufelanb  eine 
S)oppelroDe  fpielen  ttJoHte;  in  einem  unb  anbern  gaüe  aber 
fftr  bie  ginanjen  »erberblidfe.  Oe^ixeiä),  burdfe  abfurb  unter* 
nommene  unb  geführte  Kriege,  burcb  eine  geiftlofe  SBermaltung 
)u  ®runbe  gcrid^tet,  burd&  mieber^olte  S5an!rutte  um  alle^ 
SScrtraucn  gcbrad&t,  bßttc  eben  im  '^df^te  1830  angefangen, 
fid>  oug  feiner  3ci^öttung  ju  erbolen.  S)a§  93ubget  biefeS 
Sabrcg  bot,  feit  einem  3Renf^enalter  jum  erften  aJlal,  einen 
unbebeutenben  Ueberf^u^  ber  @innabmen  über  bie  ^vl^-- 
gaben  bar. 

S)iefe  günftigen  2lu§fidbten  tourben  burdb  bie  neuen  ^n- 
flungcn  für  ade  Su'^unft  jerftört.  3)er  üermebrte  2Jlilitäretat, 
in  ben  ber  Slbel  febr  frob  »ar  feine  jüngeren  6öbne  unter« 
jubringen  ober  für  bie  f(ibon  untergebrachten  fdbneUe  ^lüance* 
mcntg  ju  erbalten,  »ermebrte  bie  nur  bur4  einleben  ju  bedcn- 
bcn  Fluglagen  bergeftalt,  ba^  Oeflreicib  uac3&  Sßerlauf  t»on  neun 
3abren  feine  6taatgfcbutb  um  200  DJliQionen  t)ergrö6ert  unb 
ficb  ber  Sage  nabe  gebracibt  fab,  neue  Slnleben  bloJ3  jur 
S)e(!ung  ber  3infen  aufgunebmen,  maS,  loie  man  gugeben  mirb, 
bereits  ber  auSgefprodfeene  33an!rutt  ift.  2lber  nocJb  nidit  ge« 
nug !  3)ie  Unmöglicftfeit,  bie  üermel^rte  Saft  ju  tragen,  macbte 
eine  aürnftblige  SRebuItion  beS  ^eereg  jur  unerläfeUd^en  9^otb= 
»enbigfeit,  unb  beute,  am  Scbluffe  jener  neun  ^a\}xe,  wo  bie 
orientalifcben  SBermidlungen  bie  ©tü^e  einer  Slrmee  gebieterifi 
forberten,  ftel^t  ficb  Oeftreicb,  wie  beim  ©eginn,  ttjiebec  ohne 
fdblagfertige  §eereömacbt,  aber  aucJb  obne  ©elbmittel,  eine  folcj^e 

(5tim)at|cr,  ©erfe.    XIl.  4 


50  Zweite  «btljcilung. 

ing  gelb  ju  [teilen!  2Jlan  »irb  eintüenben:  bie  icjigc  ®cfa^ 
ift  gro^;  aber  bic  bamalige  toax  eS  nidfet  minbcr.  SBa^  Wtte 
man  tl^un  foüen?  Slnttport:  ttja^  ^rcufecn  gctj^an  l^at,  baiS  auf 
feiner  $ut  war,  aber  nic^t  um  einen  3:i6aler  mel^r  ausgegeben 
i)at,  aU  feine  ftnansiefle  Sage  erlaubte.  2lber  freilidb  baben 
bafür  feine  ©taatSmänner  ber  (Sitelfeit  entbel^rt,  bie  @d?icb3« 
ridbter  t)on  ßurojja  ju  b^ifeen  unb  ben  6(bulbenma(bcm  ju 
gleiiiben,  bic,  inbem  fie  ba§  ®elb  mit  öoUen  ^änbcn  »cg^ 
ttjerfen,  bafür  öon  bem  $öbel  aU  tt)i(btige  Seutc  angcftaunt 
werben. 

§atte  ben  ßinen  gebier  bic  ßitelfeit  begangen,  fo  beging 
ben  anbern  ber  ©cbred.  Ungarn^  murmfticbigc,  jcitunans 
gemeffene  ßionftitution  bur(b  allmä^ligeS  39'^oriren  nadfe  unb 
na(b  au^cr  Uebung  ju  bringen,  mar  feit  jeber  eine  ber  ^aupt* 
aufgaben  ber  öftrei^ifd^en  ©taatSfunft  getoefen.  SBcnn  ber 
SBilligfeit^finn  cinerfeit§  ber  2Billfür  abgeneigt  ift,  fo  mu^tc 
er  anbererfeit^  toobl  erlennen,  ba&  in  ber  cgoiftifcbsariftofras 
tifcben  Stenbenj  eincg  ungarifd&en  SanbtageS  wenig  $eil  für 
ba§  S3efte  be§  2anbe§  ju  erwarten  unb  —  2Bill!ür  gegen 
2öill!ür  —  felbft  ber  üorübergebenbe  2)ru(f  eine§  einzelnen 
©ewaltberrf^erg  nodfe  leidster  ju  ertragen  fei,  al3  ber  burcb 
^rioilegien  üerewigte  einer  unwiffenben  roben,  balJ=  unb 
madfetgierigen  3lbelgclique,  bie  nur  in  ber  Jlieberbaltung  jeber 
ßntwidlung  eine  SBürgfdbaft  für  ibre  unfmnigen  3}orre(btc 
finben  !onnte.  2)affelbe  Si^ftem  batte  ^aifer  granj  wäbifßnb 
einer  brei^igjäbrigen  Dtegierung  befolgt,  Sanbtage  würben 
feiten  gebalten,  Sftefruten  obne  Bewilligung  ber  Stänbc  au§-- 
geboben.  2)ie  unbebeutenben  ©elbbeiträge  gingen  regelmäßig 
ein.  Tlan  murrte  bagegen  in  ^2lbel§cont)enti!eln,  fdbmäbte,  lic^ 
feinem  Unmutb  gegen  bic  fogenannten  „Bö:)todben"  (S)eutfdte) 
freien  Sauf  unb  b^tte  fid^  enblicb  baran  gewobnt.  S)a  !am 
bie  Sulireöolution.  3^1  erften  6dbred  wußte  bic  S^^egicrung 
(unb  ba^  war  ÜRetternid^  in  allen  Staat^red&t^fragen)  fein 
beffereS  3Jlittel,  als  bem  auftaucbenben  bemofratifd^en  ^rincip 
ein  ariftofratifcbeS  cntgegenjuie^en.    Sanbtage  würben  wiebcr 


^ifiortfd^e  unb  ))ontif(!^e  Stubicn.  ol 

geleiten,    bte   ungarifdbe   ©onflitution   mit  SBcmugtfcin   bcr 

£&gen]^aftig!eit  belobt  (habetis  bonam  constitutionem,  fachte 

i^nen  Äaifet  grang,  et  mantenebo  illam),  unb  fo  ging  ber 

llnftnn  feinen  erneuten  ®ang.    3^/   ^^^  ücrgai  fogar  bcr 

iRüihmrfung^  toeldbc  bie  burdfe  bie  3wUreüoIution  rege  getror^ 

benen  3^een  auf  ben  ungarifdjen  Slbel  ausüben  mußten,  ber 

unfcj^arfftcbtig  genug  ift,  um  gar  nic^t  ju  begreifen,  ba^  ibr 

gaU    getabe  bog  ©egentbeil  ber  franjöftfcben  greibeitgs  unb 

®(ci^b«it§frage  ift.    2öei(  fie  [Reben  bielten,  fdjrieen  unb  Ops 

)>ofttion  ma6)ien  wie  bie  franjöfifdfeen  unb  englif(Jen  liberalen, 

fo  l^ielten  Re  ftdb  für  gteibcit^mänuer  unb  liberale  toie  jene. 

3n  biefem  Särm  nun  trotten   fie  ber  [Regierung  ein  ^UQec 

^&nbm|  naä)  bem  anbern  ab,  unb  wenn  bie  5lugbeute  gleicb 

jcbeg  einzelne  STOal  nicjt  bebeutenb  ift,   fo  wirb  fie  bocb  im 

Sauf  ber  ^af)xe  gu  einer  9Raffe  anwai^fen,  gegenüber  weiter 

bie  Ausübung   einer   georbneten   Staatsgewalt   nici^t   ferner 

möglt^  ift. 

SBie  t)iel  gu  weit  man  nun  aber  audb  in  ber  erftcn  gurdfet 
»or  jener  S'leoolution  gegangen  fein  mochte,  gerecht  war,  auf 
bag  gebörige  SRaJ  gurüdgebracbt,  bie  Seforgni^  al(erbing§, 
unb  flug,  baj  man  fidfe  gegen  möglid&e§  2Beitergreifen  ftärfte 
unb  »erbünbete.  3flur  bätte  man,  aU  bie  gurdfet  oorüber  war, 
nidfet  ben  $a6  an  bereu  ©teile  fe^en  unb  aug  ^aftengeift  bem 
Spanne  fein  Slmt  etfcbweren  foUen,  bem  e§  gelungen  war,  ben 
überf(bweßenben  ©trom  in  feinen  natürlidben  Ufern  jurürfju-- 
balten.  Statt  beffen  benü^te  man  jeben  Slnla^,  um  ben 
Sürgerfönig  füblen  ju  laffen,  weld^er  ungebeure  Unterf(bieb 
gwifd^en  ibm  unb  ben  2^röpfen  t)on  ©ottes»  ©naben  befeftigt 
fei,  um  bie  S^lationaleitelfeit  ber  granjofen  hi^  auf§  ^nnerfte 
}u  frdnfen,  gerabe  aU  ob  bie  Slufgabe  gewefen  wäre,  einen 
S(u0bru(b  b«beijurufen,  ftatt  ibn  ju  bititertreiben. 

9Benn  SRufelanb  fo  banbelte,  war  eS  gewifferma^en  natür- 
lidb,  benn  e8  wollte  bie  Setwürfnife.  3n  $reu^en  ift  einmal 
baS  9fiuffif(b«Sbun  wnb  bie  ©rofefpredfeerei  ju  t^aufe.  Dcft: 
reicb  aber  b&tte  begreifen  foüen,  bo^  üieHeidfet  in  fiirjer  gelt 


1 


52  Stocitc  ?lbt^citung. 

granfreidb  in  bcr  orientalifdbcn  gragc  bicfclbc  SRoüc  fpiclcn 
»erbe,  bic*e§,  Oeftrcidfe  felbft,  in  ber  Suüfragc  fpicitc,  bte 
9toQe  beS  minbeft  bet^eiligten  Sd^teb^manneS.  Statt  beffen 
tDurben  bic  2lbgefanbten  Souig  ^biHppg  in  ben  ©alonS  bcS 
Surften  OJletternidb  tJon  beffen  eigener,  plump^^odfentütbigcn, 
terftanblofen  ©entabUn  öffentlid^  befdjimpft,  man  ergriff  jebc 
©elegenbeit,  um  bic  Erinnerung  on  bie  loom  S^b^^onc  gefallene 
—  geftürjt  märe  ein  ju  bcj^oifd^er  Slu^brud!  —  alfo  t>om 
^b^one  gefallene  ^pnaftie  xoaö^  ju  erbalten,  ja  aU  Souid 
5^biJipP/  ber  ^acificator  üon  Europa,  ben  Sunb  mit  bem  93e« 
ftebenben  burdb  eine  ^eiratb  feineg  Sbronfolger^  mit  einer 
öftreidbif(ben  Erjberjogin  beftegeln  mollte,  fdblug  man  ibm 
nicbt  etwa  bie  ^anb  biefer  ^rinjeffin  ab  —  bag  tüäre  ber 
blinben  Seibenfdbaft,  bem  ariftofratifcben  §ocbmutb,  ber  bobten 
^^beoriemadfeerei  ju  toenig  getoefen!  —  nein,  man  Ue^  ibn 
nadb  2Bien  fommen,  gab  ba^  SJläbdben  bem  greimerbcr,  ber 
furj  üorber  crft  eine  6(btoefter  beg  ^rinjen  plantirt  batte,  unb 
fcbidte  ibn  fo  befdbimpft  unb  t?erfpottet  nadb  $aufe.  IBlan 
benabm  ficb,  aU  ob  man  alle  ^^rin^effinnen  t)on  Europa  un« 
term  Sßerfcblufe  bätte,  al^  ob  man  eine  ^eiratb^-Eontinentals 
fperre  auf  gut  9^apoleonif(b  gegen  ba§  neue  Äönig^bou^  ^ets 
bangen  fönnte.  Ober  bielt  man  bafür,  ba^  eine  öftreicbifdje 
^rinjeffin  ein  gar  ju  bobe^  3iel  fei?  S)u  guter  ©Ott!  OJlaria 
Souife  bfltte  bie  (Sr^becjoginnen  tooblfeil  gemacbt. 

3öa§  Deftrei(b  jurüdmie^,  nabm  ^reu^en  an.  ©efcbab 
e§  mit  beiberfeitiger  Einirilligung,  ober  fpielte  Segtereg  babei 
feinen  bob^n  Sllliirien  ein  Stüdcben  au^  ber  2^af(be,  genug, 
eg  ge)(bab,  unb  bie  Eintt)ir!ung  auf  bie  $oliti!  lie^  nicbt 
lange  auf  ficb  warten.  $reu^en  ernannte  feinen  ©efanbten 
in  $aii§  jum  äJlinifter  ber  auöroärtigen  Slngelegenbeiten,  fing 
an,  in  ben  5luilerien  p^b  aU  eine  oermanbte  SP^adbt  ju  be- 
nebmen,  bie  3nt>ectiüen  gegen  granfreicb  bö^^ten  auf,  furj,  bie 
3ei(ben  einer  ^ilnnäberung  föaren  nidfet  mebr  5U  oerfennen.  S)a 
mu^te  9flatb  gefcbafft  ttjerben!  2)er  beutf(be  Soüüerbanb  nod? 
üon  früber  ber,  jegt  bie  5lu^ficbt  auf  ein  93ünbni^  mit  granfs 


'M 


§i|lorif(^e  unb  poIitif(ftc  Stubien.  53 

rei^  in  ber  n&dbften  Sutunft,  ^rosu  nod^  eine  üeine  S^lancune 
über  bic  Siöcrt^ö^er  SReligionggei^idbte  fam.  2öag  irar  nur 
ölcicb  bagegen  ansujetteln?  2)ie  ^ermefianifd^e  Äe^erei  bot  fi(^ 
ba  wie  gerufen. 

^er  Surft  ^atte  bon  jc^er  geliebt,  ficfc  mit  Sumpen  aller 
%xt  SU  umgeben.  S)ie  borjüglic^fte  3floÜe  barunter  fpielten 
bic  Ölenegaten  unb  ©onDertiten,  uber(^aupt  bie  Ueberläufer 
TcHgiöfcr  unb  poUtif(^er  ©attung.  9Ber  bon  jeljer  ben 
Meinungen  jugetl^an  mar,  bie  Surft  ÜJIetternicb  aU  fein 
ßoangelium  prebigte,  ben  üeradfctete  er  all  einen  S)umm!opf; 
^atte  er  bod?  felbft  biefe  iWeinungen  nur  jum  93e^uf  feiner 
SRoüe  borangefteQt.  2Ber  aber  bon  ber  cntgegengefefeten 
gartet,  mit  ^43emu6tfein  ber  Sügen&aftigfeit,  feinet  93au(fce)S, 
feines  ©ädelS,  feiner  2)ienftcarriere  megen,  5U  i^m  übertrat, 
ber  galt  ibm  aU  ein  lluger  ÜJlann,  unb  berftanb  er  no(^  bie 
Äunft,  i^n  5u  amüpren  —  märe  el  auä)  nur  burdb  Sd^mäd^en 
gemefen,  bie  etwal  ju  lad^en  gaben  —  fo  mar  er  millfommen. 
S)ie  meiften  biefer  Sumpe  nun  mareu  religibfer  2lvt.  5)a6 
ein  bummeS  unb  bigottesS  S80I!  am  leid^teften  ju  regieren  fei, 
modbte  i^^m  mo^l  fcbon  frü^  borgefcbmebt  baben,  baber  bulbete 
er  biefe  (Snergumenen  fdjon  5U  einer  3eit,  mo  er  felbft  no^ 
jiemlidb  greibenfcr  mar.  5Run  aber  !am  bei  il^m  nacb  unb 
tia<^  bag  Sllter  mit  ber  ^erfpeltiüe  bei  SLobel  beran.  2)urcb 
ben  Sob  be§  ^üaiferS  Sranj  mar  ber  ^ofeinflu^  in  bie  §änbe 
ber  S)amen  beS  faiferlicben  ^aufel  gefommen,  bie,  nadb  3lrt 
ber  SÖefferen  biefer  $ocbgeftellten^  getrobnt  maren,  bie  2ange= 
meile  eines  unbefcfeäfligten  Gebens  mit  9ieligionSübungen  au^- 
jufüUen,  unb  —  ber  alternbe  gurft  ^atte  jum  britten  2)^ate 
gebeirat^et.  2)a  ber  Seitftern  feiner  §anblungeu  im  "ißriüats 
mie  im  öffentUdben  Seben  immer  baS  ©e lüften  mar,  fo 
nabm  er  ftcb  ein  junges,  rafdjeS,  ungebilbcteS,  t)on  einer 
bodbrnüt^igen  unb  bigotten  3Jlutter  geleitetes  2Beib.  60  febr 
fidb  ber  Surft  burc^  großartigen  Seicbtftnn  unb  üorne&meS 
93e^agen  conferbirt  batte,  mußte  bodb  mancher  Söunfd?  ber 
rüftigen  SRagparin   unerfüllt  bleiben.     Um  befto  mebr  galt 


54  Snieiie  ^Ibt^eilung. 

e§,  bie  erfüllbaren  9Bünf(^e  ju  bcfricbigen.  S4en!en,  Ocbcn, 
3ut)or!ommen  mar  bie  Soofung.  2lber  ^aU-  unb  Slrm^ 
icbmuc!,  perlen  unb  S)iamanten  ^atte  fie  §u  ©cnügen.  2Ba§ 
blieb  ba  ju  geben,  al^:  jum  ©eburt^taglangebinbe  bie  3«- 
fuiten,  jum  S^euja^ri^gefc^enfe  bie  gemif(^tcn  ßbcn?  3)er 
3ürft  marb  in  biefer  Umgebung  jum  grömmler,  ober  »ufUe 
toenigfteng  felbft  nid&t  me^r,  voa^  er  mar. 

3n  foldber  SBerfaffung  fanb  ibn  bie  i^ölner  2(ngclegcn^^cit. 
Wlan  mürbe  ibm  Unrecht  tbun,  menn  man  annä^^mc,  bo^  er 
bie  gange  ©röfee  ber  3Sermidtlung  üon  bornl^erein  burc^fcbaut, 
ba&  er  ju  einer  Qdi,  mo  ^rieg  unb  Slufftanb  üon  Belgien 
ber  Europa  bebrobtc,  bag  ßreigni^  in  feiner  nacfe^erigen 
Slu^be^nung  gemollt  bcibe,  gemi^  aber  ift,  ba^  ber  erfte 
3lnla6  baju:  bie  S)enunciation  ber  bermefmnifdben  Se^re  in 
9flom,  »on  SBien,  üon  ber  nücbften  Umgebung  be^  Surften, 
mit  feinem  S3ormiffen  ausging.  (5r  überlief  fidb  babei  nur 
feiner  gemö^nlid^en  3Reigung  jur  Sutrigue,  feiner  gereijten 
Stimmung  gegen  ^^reufeen  unb  bem  2Bunf(ibe,  ber  bro^enben 
commerciellen  unb  poUtifcfeen  ^Bereinigung  S)eutfdblanbg  unter 
^reufeen^  2legibe  eine  religiöfe  Spaltung  entgegen^ufefen. 
2)er  gcmünfcbte  Erfolg  fdfelug  jebocb  gerabe  in  fein  (Segens 
tbeil  au^.  2)eutfd&lanb  Dereinigte  fid^  nur  nod^  enger  jur 
2lbmeifung  ber  römifd^en  Slnmafeung:  audb  Sapern  —  unb 
ba§  nur  für  bie  Seben^bauer  beg  gegenmärtigen  ^önigg  — 
gelang  e^  feinen  ^rofelpten  ju  ma^en;  ^reufeen  —  nad) 
ilbmenbung  ber  belgifcben  ©efal^r  —  ermartete  feft  unb  rubig 
üon  ber  3eit  bie  ßbnung  ber  aufgeregten  äJleinunggmellen ; 
9flufelanb  ernannte  au§  eigener  äRad^tüoüfommenbeit  einen 
fatbolifdfeen  ^IRetropoliten ,  unb  ber  römifd&e  §of  \)at  buvcb 
feine  voreiligen  unb  jeitungemäfeen  Oemaltftreid^e  biefe  feine 
©emalt  für  jeft  unb  immer  jerftört.  SSon  bem  Slugenblide, 
al^  fxcb  jeigte,  bafe  er  nodb  immer  S)affelbe  motte,  mic  im 
neunten  ^ö^^^bwnberte ,  ftö^t  ibn  ba^  neunjebnte  unmiber^ 
ruflid)  jurüd,  unb  oerliert  er  nun  au^  nodfe  Spanien,  fo  gebt 
ber  Dlomanivinu^  jugleidb  ^it  bem  2lbfoluti^mu§  5u  ©rabe. 


§ijlorif(öc  unb  politiftöe  ©tubien.  55 

S>cr  2lbfo(uti^mu§  mu^  aber  ju  ©cabc  geben,  feit  bur^ 

t)cn  %ct>  beg  6ultan§  2Rabmub  unb  bie  baburdfe  neu  aufge^ 

taufte  orientalifdbc  Srage  ber  6treit  jmifdben  ben  abfoluten 

9Jl&d)ten  felbft  ausgebrochen  ift.    Oeftrei(ib/  »on  feinen  %U 

nanjcn   mit  einem  S3rud^c  bebrobt,    burc^  ein   neunjäbngcS 

SScrgeuben  feiner  ^äfte  mitten  im  grieben  erfcböpft,  ift  aufeer 

Stanbe,  gegen  bie  Slnma^ungen  9^u^(anbö  irgenb  fclbftft&nbig 

aufzutreten.     (S§  mu^  p^  ben  liberalen  3Wd(Jbten  in  bie  Slrme 

VDerfen,  bie  ed  früher  jurüdtftie^,  glüdtlid^  genug,  menn  man 

cö  mit  SSerjeibung  fonftigen  ^ocbmutb^,  unb   foweit  eg  bie 

eigenen  3"tereffen  geftatten,  aufnimmt,    granheidb,  an  baS 

fi(b   anjufdblie^en   man   früber   üerf&umt,    mirb   au§    einer 

fu^enbcn  SRadbt  bie  gefud^te.    5)er  $reig  ber  neuen  Slüianj 

wirb  bie  unbebingte  (Einwilligung  in  alleS  5)a§  fein,    xoa§ 

grantreicb  unb  ©nglanb  im  Sinne  be§   conftitutioneöen  Sis 

berali^muS  einjuricbten  für  gut  finben.     (5be  ber  Buftanb  ber 

$ülfSbebürftig!eit  eintrat,   tonnte   man  al§  Slüiirter  berlei 

^leuerungen  b^mmen,  mobificiren,  nun  mu^  man  ftcb  ibnen 

fugen.    3^,   will  man   nid^t  ganj  baS  ©pielwer!  frember 

SÄadbtc  fein,   fo   wirb  man,    wie  jur  3eit  öon  5Rapoleon§ 

Söeltberrfcbaft,  feine  Suf^wdbt  ju  ben  eigenen  SSblfern  nebmen 

muffen,  unb  bie  gefürdbteten  3been  t)on  ^'Nationalität,  SSölfer^ 

freibcit,  3Ki6braucb  ber  ©ewalt  werben,   t)on  ber  Sftegierung 

angerufen,  wieber  auftaud^en/  wie  t)amalS. 

Äurj,  ber  gürft  2Retternid^  mufe  am  @nbe  feiner  Sauf^ 
babn  bie  jwei  Slufgaben  feiner  conferüatioen  $oliti!  oerfeblt 
feben:  SRieberbaltung  be»  SiberaliSmu^  unb  ©rbaltung  be§ 
Status  quo,  namentlicb  ber  2^ür!ei;  t)erfeblt  burdb  feine 
6d)uU)  als  notbwenbige  golge  feiner  äJlaferegeln.  2lber  S)aS, 
»aS  ®enj  baS  „rafenbc  &lüd"  beS  gürften  nennt,  fam 
ibm  audb  bicr  ju  ^ülfe.  2)er  Zoh  ©ultan  SRabmubS  unb 
bie  EluSftcbt  auf  S)a8,  waS  fommen  wirb,  fdblug  ibn  wie  ein 
»li^ftrabl  SU  »oben.  (Sine  aOe  ^afultäten  be§  ©eifteS  5er= 
ftörenbe  Äranfbeit  erfparte  erftenS  feiner  @itelteit  bie  S)emü^ 
tbigung,  mellei^t  nodb  v^\t  einem  §erm  %\)m^  ober  ©uijot 


56  3»eite  ^bt^eilunft. 

in  frcunbfdtaftUdfec,  bittmeife  (Eorrcfponbeitjcn  treten  ju  muffen, 
unb  lie^  feinen  Sobrebnern  bie  3Jlöglid&!eit,  fagen  ju  fönnen: 
3a,  wenn  3)letterni(ft  no(ft  lebte,  ober  lüenn  ajletternidb  tioä) 
gefunb  m&re!  inbe^  bod^  bie  Sage  fo  ift,  ba^  aucb  bie  böd^fte 
@ef(^ic!licb!eit  nid^t^  baran  ju  änbern  üermö(bte. 

Söenn  ber  bier  au^gefprod^ene  S^abel  ettoa  ben  6(^ein  ber 
©eringfd^ägigfeit  angenommen  bätte,  fo  mu6  man  fidb  ba« 
gegen  b^^^^t  auSbrüdlicb  i^emabren.  f^ürft  äJletternidb  toar 
t)on  ^aufe  auS  ein  9Kann  üon  (^\)xt  unb  ©efübl,  entfdbloffen 
unb  mutbig,  ber  ^erftanb  aber,  in  ben  biplomattfcben  €a(ond 
unter  Söeibern  unb  Höflingen  au^gebilbet,  mebr  poUrt,  aU 
geftäblt,  mit  ber  ©pi^c  rigenb,  ftatt  mit  ber  ©cbneibe  tren« 
nenb  unb,  burdb  eine  glüdtUcbe  Sluffaffungggabe  üerfubrt,  baS 
Diefultat  ber  Unterfud^ung  t)or  ber  Operation  be^  Unterfucben^ 
anticipirenb.  

(1842.) 

2)iefem  gürften  2Wetternidb  wirb  e^  ergeben,  toie  bem  alten 
J^önige  t)on  $oüanb.  2Ba§  toar  ba  t)or  jebn  labten  für  ein 
©epreife  unb  ©elobe  t)on  Sejterem.  Ueber  bie  (Sbaralter^ 
ftärfe,  ben  ^elbenmutb,  mit  bem  er  alte  2lnfprücbe  nidbt  auf« 
gab,  ber  f^led^ten  S^licbtung  ber  3eit  p^  entgegenfteüte, 
fammt  anbern  ©rofebßiten.  Unb  auf  einmal  jeigte  fid^*^,  ba^ 
er  mit  all  2)em  nicbt^  erreid^t,  mobl  aber  feinen  eigenen 
6taat  an  bie  ©renje  be§  2lbgrunbe§  gefübrt  batte,  fo  ba6 
er  —  befonberg  ba  er  fid^  in  feinem  ©reifenalter  nicbt  ben 
i^ijel  einer  neuen  ^eiratb  »erfagen  tonnte  —  abbanfen 
mu^te,  um  nid^t  gefteinigt  ju  roerben.  6o  bat  jener  anbere 
2)lann  fid^  unter  ben  Sobe^erbebungen  oon  ganj  ßuropa 
immer  um  bie  2lngelegenbeiten  befümmert,  bie  fein  eigene^ 
fianb  am  menigften  angingen,  Oeftreid^  in  ein  2)leer  üon 
6d}ulben  geftürst,  um  Serien  ftd^  ber  ©efabr  eineg  ^riegeg 
au»gefejt ,  unb  bie  5)onauprooin3en  ben  Sfluffen  in  bie  §änbe 
geratben  laffen  u.  f.  to,  2)en  Söertb  einer  Leitung  be^  Sleu^ern 
ertennt  man  nur  au§  ber  2Birfung  auf  ba§  innere. 


r 


|Mr  cSe^rc  Dom  §taak. 


(1844.) 

3)a^  bcr  6taat  eine  9^1  ed^t Sanftalt  ift  unb  bic  übrigen 
Stoede  ber  ©cfellfd^aft  nur  nebenbei  gelten. 

^Beweis.  2l(§  Staat  gibt  er  ©efeje  unb  erzwingt 
i^re  ^Befolgung,  als  ©efeüfd^aft  überlädt  er  bem  eigenen  (^x- 
tneffen  bie  ^enüftung  feiner  SSorforge. 

^uS  bem  @ert(6t§pun!te  beS  ©taateS  als  ^nftalt  jur 
6i(feerung  ber  SRec^te  ift  bie  Strafe  ein  SÄittel  jur  "äh 
Haltung  t)on  SSerbredfeen.  SllS  3D'littel  ber  S3efferung  ges 
bort  eS  ju  ben  übrigen  nioralif4=politifd^en  ^mden  ber  ©e? 
feßfcfeaft. 

Um  t)om  SSerbredben  absu^alten,  mu^  bie  Strafe  ober 
»ielme^r  i^re  Slnbro^ung  einen  ftarfen  ßinbrurf  auf  bie 
$bantafie  unb  bie  Sinnlicfefeit  machen,  ^er  i^erfer  ift  ein 
Uebel,  ba§  feine  ganje  ©(^redlidb^cit  erft  bem  fdjon  »irfUcb 
6inge!er!erten  barftellt.  3m  Werfer  !ann  ber  SBerbcecfeer  oiel= 
leicfct  gebeffert  »erben,  er  »irb  gewife  für  bie  S)auer  feiner 
^aft  unf(Jböbli(Jb  gemad^t  Slber  bie  Strafe  »ill  fdjon  ba^ 
etfte  ffierbredfecn  t^er^üten.  Sludb  ber  erfte  ßrmorbete  \)atte 
ein  S^edbt  auf  ben  S^u^/  nidbt  erft  ber  mögliche  jmeite. 

2)er  Slbfd^eu  t)or  ber  3:obeSftrafe  ift  nur  eine  Solge  ber 
geigbeit  ber  neueren  3eit,  bie  nid^tS  §öbere§  !ennt  als  ba^ 
Seben.    2)er  Solbat  auf  bem  Sd&ladbtfelb  ftirbt  einen  tjiel 


58  Sttieitc  «bt^eilung. 

grafelidfeeren  3!ob  aU  bcr  58erbrecfeer  unter  bcr  ©uiCiotinc  ober 
am  ©algen.  S)ie  6dbanbe  ber  J^inridfetung  trifft  bag  SScr^ 
brecben  unb  nid^t  ber  3lob.  S)erfclbe  STOonardb,  ber  mit 
3ittern  unb  %\)tSintn  ein  S^obesurt^eil  unterfd^reibt,  erläfet 
gang  rubig  eine  SSerfügung,  bie  einen  Ärieg  jur  Solge  f)at, 
ber  taufenb  Unf(ftulbigen  ba§  Seben  foften  fann. 

Söer  bie  ©efedfdfeaft  in  ibrer  ©runbbebingung  angreift, 
f(^lie6t  fi(b  felbft  t)on  ber  3Menfd&bßit  auS,  bie  ibre  ©runb^ 
bebingung  in  ber  @efeUfd^aft  b^t.  @r  madbt  fxdf  felbft  jum 
3ibier  unb  mu^  a(^  %\)m  bebanbelt  tüerben. 


(1844.) 

3m  6taat  gebt  e§  »ie  in  ber  2Belt:  2Ber  nidbt  fd^mim? 
men  !ann,  ber  erfauft 

2)er  6taat  ift  eine  Slnftalt  jum  Sdfcu^,  nidbt  jur  SSer^ 
forgung.  Reifen  follen  bie  (Sinsetnen.  2öag  ber  Staat  ben 
SBerbungernben  gibt,  mufe  er  ben  ^ungernben  nebmen. 

2)er  Staat  fann  nicbtö  geben  al^  S^lecbt,  benn  fein  eins 
jige^  3}littel  ift  ber  3^a"g« 

5)a§  ®efe6  ftraft  bie  SSerbredfeen,  bie  SRatur  bie  Unge= 
fdbidtlicbfeit. 

(1838.) 

S)ie  grage  üon  ber  ißol!§fouoeränetät  berubt  auf  einer 
2lrt  2öortfpiel.  2)ie  Soutjeränetät  fe^t  eine  ßinbeit  ber  ©e- 
roalt  'ooxau^,  unb  biefe  eine  S^legierunggform :  fo  ba^  eigent: 
ücb  nur  bie  9legierung  foutierän  ift  unb  nie  ba§  58ol!.  @g 
ift  Damit,  tüie  mit  ber  93erübmtbeit.  S)er  ^injelne  für  ftcb 
allein  ift  nie  berübmt,  meil  er  e^  burd^  2lnbere  mirb,  aber  er 
fann  ficb  berübmt  macben,  unb  bann  ift  er  e§.  So  ift  ba^ 
93d(!  nie  fout>erän,  aber  eg  !ann  ftcb  einen  Souverän  geben, 
ber  e^  ahei:  nur  ift,   meil  man  ibn  baju  gemacbt  bat. 


^ifionfi^e  unb  )}oUttf(^e  Stubien.  59 

(1838.) 

3n  mandfeen  Sänbetn  Guropa*^  fafelt  man  nodft  ö.on  bei* 
SJUoglid^feit  einer  pattiarcbalifc^en  S^egierung,  einem  blinb 
glaubigen  3ufammenleben  ber  Staatsbürger,  einer  unbetuu^t 
pfricbenen  Selbftbefdferönfung  ber  Hnfprüd^e  ber  (Singelnen. 
S)ie  9Rögli(ib!eit  läjt  fid^  nic^t  ableugnen.  Sa\)lt  eure  Staates 
fd^ulben,  rebucirc  eure  ftel&enben  §eere  auf  bag  drittel  unb 
eure  Slbgaben  auf  ba§  günftel,  mifdfct  eudb  nidfet  in  bie  2Belts 
angelegenbeiten,  bann  fönnt  ibr  ju  ^aufe  aüerbingS  einen 
SSerfudb  mad^cn.  S)ie  bi^berigen  gefteigerten  öffentlicben  3^= 
ftanbe  aber  bilbet  eud^  nidfet  ein  mit  bctabgeftimmten  SJlitteln, 
bie  ungebeure  Saft,  bie  ibr  eudb  felber  aufgebürbet,  mit  fd^laffen 
Rebeln  emporbaltcn  ju  fönnen.  3br  wollt  euem  burcb  ^iU 
bung  gro^getDOibenen  9lad^barn  gleicbfteben  unb  bodb  in  ber 
SBilbung  jurüdtbleiben ,  ibr  »oUt  tüd&tigc  S3eamte,  aber  feine 
Äcnntniffe;  Staatsmänner,  aber  feine  ©efdfeidfete;  ßrfinber, 
aber  feine  ßigentbümlicbfeit;  Ärieger,  aber  feine  ©barafter^ 
ftarfe;  ipanbel,  aber  feine  greibeit;  ^rebit,  aber  feine  Söabl 
beS  3wtrauenS.  58om  Stumpffmn  forbert  ibr  bie  grücbte 
ber  ^eisbeit. 

(1823) 

@§  ift  läd^erlid^,  »enn  man  bebauptet:  ber  2Jlenfd&  fei 
Don  ber  3Ratur  jum  gefellfd^aftlid&en  3uftanbe  beftimmt.  2Benn 
bie  ^atur  ^aS  geiuoüt,  fo  b^tte  fte  unS  aU  ^b^i^tuefen  ge^ 
bilbet,  -mit  einzelnen  gäbigfeiten  unb  Gräften,  auS  beren 
SSereinigung  erft  ein  34tanb  ber  gortbauer  unb  beS  ©enuffeS 
mögli(ft  wäre.  5)a§  b^t  fie  aber  ni(bt  getban,  fonbern  jeber 
aWenfdb  ftebt  als  ein  ©anjeS  ba,  mit  allen  SSermögen  feines 
SBruberS  begabt  unb  nur  bem  ®rabe  nadb  »erfd^ieben.  3^= 
ber  SWenfd^  fann  als  Sinjelroefen  eyiftiren.  Obige  IRebenSart 
ift  überbaupt  Unfinn.  S)ie  SRatur  will  SllleS,  maS  ber 
2Renfcb  fann. 


1 


60  Sweitc  ?l6t^ft(utt8. 

(1852.) 

2Benn  man  mir  üom  d^riftUdben  ©taatc  \px\(bt,  fo  mödbte 
id^  bie  ©etvalt^aber  fragen:  menn  man  tnä)  einen  Ladern 
ftreid^  gibt,  b^Uet  ibr  bie  anbre  %an%t  bin?  Siebt  ibr  eure 
geinbe,  ober  fcfelagt  ibr  fie  nidfet  üielmebr  tobt?  6e|t  ibr 
euern  SSortbeil  2)em  eurer  SRä(bften  (ber  benadfebarten  SSöüer) 
na(b?  Erlaubt  ibr  ni(bt  bem  reicben  ©laubiger,  ben  armen 
6cbu(bner  aus^upfdnben,  »enn  et  bejfen  ^anbfcbrift  in  Q&rn 
ben  bat?  @ebt  ibr  ben  2)ürftigen,  ober  forbert  ibr  ni<bt 
t)ie(mebr  Steuern  üon  ibnen?  SGBenn  ibr  nun  aU  6taat 
gerabe  ba^  ©egentbeil  oon  ^em  tbut^  toa^  bad  ^bnftentbum 
lebrt,  »ie  !önnt  ibr  ein  (briftlidjer  ©taat  fein?  S)ie  öin^ 
jelnen  mögen,  fönnen  unb  foUen  ©bnften  fein,  ber  6taat  ijt 
feine  (briftlicbe,  fonbern  eine  toeltlicbe,  auf  ba^  ftarrc  Dlecbt 
unb  ben  ^f^u^en  gericbtete  Slnftalt.  6r  ift  nur  in  fo  fern 
(briftUcb,  aU  biefeg  mit  bem  9Jlenf(bli(bcn  jufammentrifft. 


(1839.) 

@§  ift  f(bon  barum  Unfinn,  t>on  einem  göttlicben  SHcAte 
5U  fprecben,  lüeil  ber  S5egriff  i)on  SRecbt  bie  3bec  einer  Um 
öollfommenbeit  mit  fidb  fübrt.  2)ag  9flecbt  wiberftreitet  ber 
moralifcben  (Sefe^gebung,  inbem  er  ba§  ^rinjip  be§  ©goig^ 
musJ  über  ba§  ber  Siebe  fe^t;  inbefe  toir  bocb  2llle  überein^ 
ftinimen,  ba^  ©otteg  2öiüe  gerabe  bag  ©egentbeit  fei.  3)a§ 
Diecbt  ift  eine  Slu^geburt  be^  Sebürfnif[e§  unb  ber  SSer^ 
f(^le(bterung ,  baber  menfcbli(ben  Urfprunge^.  ©otteiS  SBort 
jagt:  liebe  beinen  geinb;  ba§  [Redfet  fagt:  fd^lag  ibn  tobt, 
menn  er  bid^  befcbäbigt.  ®ott  befieblt:  fei  beinem  S3ruber 
bülfrei(b;  ba§  iRecbt  erlaubt  mir,  meine  gorberung  cingu^ 
flogen,  irenn  ber  6d^ulbner  barüber  aud^  terbungern  foüte. 
(f$  gibt  feine  göttlid^en  Diedfete.  6agt  man  aber,  ba^  IRedfet 
fei  üon  ©Ott,  meil  5llle^  t^on  ©ott  fei;  nun  benn,  bann  ift 
aud)  ba^  Uebel  unb  bie  Sünbe  non  ®ott,  unb  toir  moüen 
auf|)5ren,  ilm  al^  ben  ^eiligen  ju  pveifen. 


$iflotif(i^e  imt  polittft^e  ©tubteu.  61 

(1844.) 

2)er  ©inn  bcr  ©onftitutioneu  liegt  nid^t  barin,  ba^  ba« 
S8ol!  im  6tanbc  fei,  ftdfe  am  Seften  felbft  ju  regieren.  S)a8 
ift  aber  ^öcj&ft  feiten  ber  gall,  fonbern  barin,  ba^  g^^^^nann 
baS  Sie^t  ^at,  feine  eigenen  ^ngetegenl^eiten,  gleid^)}iel,  ob 
gut  ober  fd^led^t,  felbft  ju  t^ertoalten. 


(1844.) 

SBan  befpottelt  bie  ßonftitutionen,  »eil  bie  Dtegierung 
nur  }u  ^dufig  Mittel  fthbet,  il^ren  Einträgen  eine  Sülelf^r^eit  ju 
uerfiftaffem  S)ie  2Birffom!eit  ber  (Eonftitutionen  ift  aber  ni^t 
auä  ben  antrügen  ju  beurt^eilen,  bie  n)ir(li(^  jurüdgemiefen 
»erben,  fonbern  aug  benen,  bie  fxä)  bie  iRegierung,  ber 
Surüdtoeifung  im  Voraus  überzeugt;  gar  nid^t  ju  mad^en 
getraut 


3Ran  erjd^lt  ^6),  ber  ^önig  üon  $rcu^en  gebe  feinem 
Sanbe  eine  @onftitution.  ^a§  @reigni^  träte  toeltl)iftorifd^. 
SBi(i6tig  ni(^t  blo^  für  $reugen,  fonbern  für  ben  ganjen 
kontinent.  3«  S3ejug  auf  granfreid^  wirb  baburd^  eine 
©refd^e  gebrodfeen  in  bie  feinblid^e  $roteftation  ber  abfoluten 
Ttääitt  gegen  bie  bortigen  3uftänbe.  S)ie  3uIiu^-[Reoolution 
ift  anerfannt,  unb  granfreid^  tritt  in  bie  gamilie  ber  übrigen 
Staaten  ein.  S)ie  ©onftitutionen  ber  Heineren  beutfdjen  Sanber 
toerben  jeft  erft  eine  SBal^r^eit.  6o  lange  bie  einzelnen  SRe^ 
gicrungen  in  i^rer  Oppoption  gegen  bie  SBoügftimme  fidfe 
burdb  eine  überlegne  dunere  SRad^t  gefd^ü^t  fallen,  mugte  bie 
Vertretung  beS  SanbeS  ol^nmdd^tig  bleiben  unb  enblid^  ju 
einem  Seiratl^e  ^erabpnfen.  SRu&lanb  ift  t)on  nun  an  ber 
gemeinfame  geinb.  Oeftreid(),  baS  feine  b^naftifdfce  Sicfeer^eit 
in  ber  SSereinjelung  feiner  ^rotjinjen  fud&en  ju  muffen  glaubte, 
wirb  balb  einfe^en,   bap  e§  gegen  bie  Slnjie^ung^fraft  oon 


62  S^tiU  ^tbt^etlung. 

aufeen  einer  6d&mer!raft  naä)  innen  bebürfe,  unb  mürbe,  bei 
ber  Slufloderung  oller  anbcrn  SScrfnüpfungSbanbc,  bicfc  nur 
in  einer  SBerfajfung  pnben.  Söenn  ber  Äönig  üon  ^rcufeen 
feinem  S8ol!e  eine  gute  (Eonftitution  gibt,  fo  ijt  Oefttei<!^ 
in  jel^n  S^^^^^n  üon  ^eutc  conftitutionell. 

5lber  »oJ^Igemerft ,  wenn  er  eine  gute  gibt.  (Sine  un* 
genügenbe  würbe  fd^limmer  fein  aU  feine.  Streng  genommen, 
ift  ber  ridfetige  3eitpun!t  fdfeon  ücrfüiimt.  SÖei  feiner  ä^b^on^ 
befteigung  ober  ein  3abr  fpäter  »ürbe  jebe  gorm  mit  3)ant 
unb  3ube(  aufgenommen  tüorben  fein.  3^6*  Ut  baS  £anb, 
ober  melmebr  bie  2Jleinung,  fdjon  in  Oppofition  getreten. 
S)ie  ®abe  ift  nidbt  mebr  ganj  freiwiDig,  ober  t)ielme]&r  fie 
ift  erzwungen,  nur  weil  ber  ^önig  ein  @b^enmann  ift;  wäre 
et*^  nicbt,  fo  ftünbe  eS  ibm  frei,  einen  ^önig  von  $anno))et 
gu  fpielen,  unb  icb  bin  überzeugt,  eS  w&re  il^m  nicbt  fcbtoer 
geworben,  bie  %oI!Sftimme  nieberjul^alten,  ja,  sum  Sdbweigen 
gu  bringen. 

S)er  biefe  Seilen  fd&reibt,  ift  fein  unbebingter  greunb  ber 
ßonftitutionen,  ober  tjielmebr  er  bält  i^re  erfte  dinfübrung 
für  gefäbJ^li<^.  2)er  SReij  ber  Ungebunbenbeit  nacb  langer 
33et)ormunbung  bat  fid^  fdfeon  mancben  ^flegbefoblenen  al§ 
t3erberblicb  gezeigt.  (Staatlicibe  ©runbüerftnberungen  glcitben 
ben  (biruvgifdfeen  Operationen:  beilbringenb  für  bie  3wfunft, 
üerboppeln  fie  ba§  Uebel  in  ber  Gegenwart,  unb  mebr  al§ 
ein  Patient  ift  fdfeon  am  2öunbfiebcr  geftorben.  S)er  ricbtige 
(Sang  für  jeDe  folcbe  SSerdnberung  wäre  ber  ber  englifcben 
Sßerfaffung.  SSom  (Seringen  anfangenb,  burcb  baS  JBebürfs 
nife  üermebrt,  im  ©ebraudfee  beftätigt,  ftcbt  cnblicb  bag  ©anje 
aU  ein  notbwcnbiger  Organismus  ba,  in  bem  fclbft  bie 
2luSwü(bfe  burcb  ben  3wfammenbang  geredfetfertigt  erfdfeeinen. 
'ilber  ju  einer  folcben  (Sntwidlung  auS  bem  Äeime  ift  für 
^reufeen  ber  S^itpunft  üerfäumt.  S)aS  3Benigc  genügt  nitfet 
mebr,  man  will  etwas  gertigeS,  f(bon  im  S3eginne  33efrie? 
bigenbeS. 

Söober  nun  ben   S3auplan   für  ein   folcfeeS,  nicbt  mebr 


§iflonWc  unb  <)oIitif(J&e  ©tubien.  63 

natürlidfecg,  fonbcrn  Äunft'-$robu!t  nehmen?    ^ie  SSernunft 

allein  genügt  bei  berlei  praftifdben  2)ingen  nidfet,  3)aS  l^at 

bie  frangöftfdfee  JReüolution  ber  SJleunjiger  ^a\)xe  gejeigt   Sllfo 

bic  ©rfa^rung,  ba§  fdfeon  anberroärt^,  ju  anbern  3citen  ©e^ 

f^c^ene  —  bie  ©cfdfeidfete.    34  gefteljie,  bafe  midb  eine  Slrt 

€4^auber  bei  biefem  SBorte  anmanbelt.    3^^^^   SBlenfcJ  er* 

fennt  fein  Seben  al§  eine  Sßerfettung  »on  Seibenfd^aften  unb 

SrrtWtnern,  fielet  baffelbe  in  bem  Seben  ber  Slnbem  i)iellei(jbt 

in  öerfl&rlteni  SWafeftabe,  unb  bod^  foll  au§  bem  ©efammt^ 

leben  bet  2Renf(ib^eit,  biefem  2ßeltf^ftem  Don  3i^i^tl;ümern  unb 

2eibenfd&aften,  bag  SBalfire  ^erüorge^en,  bie  SBal&r^eit.    Tlan 

fpredje  nic^t  »on  ben  unjmeifel^aften,  ungeheuren  gortf(^ritten, 

bie  tro|  il^rer  SBeritrungcn  bie  SJlenfcfcl^eit  bis  auf  bicfen  Xäg 

gemad^t  ^at;  benn  bann  mü^te  man  \a  üielmel^r  ben  gegen? 

»artigen  Slugenblidt  ftubiren,   ttjo  bie  gortfd^rittc  fd&on  ge? 

macfet  ftnb,  unb  nicfct  bie  ©efdfeic^te,  »o  fte  erft  ju  madben 

»aren. 

S)iefer  gel^eime  ©c^auber  nimmt  übrigeng  bem  6tubium 
ber  SBeitereignijfe  nidfets  üon  feinem  2Bertl{)c;  nur  wirb  er 
me^  ein  negatiber:  burd^  bie  ^cnntnife  S)effen,  tooüor  man 
M  §u  ^üten,  aU  ein  pofitiber:  bie  Sflegel  angcbenb  für  S)a§, 
ms  in  gefd&elE^en  l^at. 

SBeiter,  toa^  ift  benn  ©efcfeid^te?  3Ba§  geftern  gefdbe^en, 
ift  für  ^eute  ©efüdfete,  fo  mie,  roaS  ^eute  gefcfeie&t,  für 
morgen.  SGBill  man  aber  ©efdfeid^te  im  engern  6tnne,  al§ 
burcb  bie  legten  golgen  bele^renb,  auf  jene  3iift&ii^ß  ^^^ 
f^rftnfen,  bie  bereits  jum  5lbfdb(u^  getommcn  finb,  fo  mag 
man  bebenfen,  bafe  nidbtS  aU  abgefcfeloffcn  betrachtet  »erben 
fann,  als  maS  ^u  ©runbe  gegangen  ift  unb  ehm  be^l^alb 
nur  eine  negatibe  Se^re  barbietet.  S)ie  ©ntbedtung  ton 
Kmertfa  unb  baS  ©Mftentljum  fmb  nocb  ^jeute  nidfet  abge^ 
fcfeloffen,  ehen  meil  i^re  2öir!ungen  no(^  fortbauern. 

Nihil  novi  in  mundo,  fagt  man.  3^^  '^^^  ^öelt  ges 
fd^ie^t  nichts  SfleueS.  2)cr  6a|  ift  ganj  ridbtig,  eben  fo  ridfctig 
als  ber  anbere:   baS  2lUe  !ommt  nie  mieber.    3Ber  in  ber 


64  3^^i^c  ^btl^eilung. 

3eit  immer  nur  ba^  Slltc  fic^t,  ift  ein  ^45cbant.  3Bcr  in  i^t 
nur  SReucS  erblirft,  ift  ein  S)umm!opf,  unb  i*  fürd^te^  bat 
meine  lieben  2anbS(eute,  bie  üon  einer  neuen  3Belt,  einer 
neuen  Siteratur,  einer  neuen  Äunft  fafeln,  fe^r  in  biefe« 
le^tere  ?ßräbi!ament  fallen.  S)a§  2llte  unter  immer  neuen 
Umftänben  ift  ber  emige  ®ang  ber  2Belt.  2öer  bie  ©efdfei^te 
richtig  anmenben  n^iQ,  mu^  aus  ben  neuen  Umftänben  ben 
alten  Äern  beraub  er!ennen  unb  über  ben  alten  Seftanbtl&eilen 
bie  neue  3ufflninicnfügung  nid^t  überfeinen.  S)aS  ift  nidbt  leidet, 
unb  ein  ©efd^id^tsfenner  ift  be^^alb  nod^  lein  3Belterfa(^rner. 
^urcb  biefe  ^etrad^tung  mirb  baS  SRaggebenbe  ber  (^efd&i^te 
fel^r  ins  ©nge  gefül^rt  unb  auf  baS  unter  gleici^en  ober  t>itU 
mt\)x  äl^nliÄen  Umftdnben  SSorlommenbe  eingef^r&nlt. 

2öeldbe  ®ef(ibi*te  foü  alfo  ben  aJla^tab  abgeben?  3)a 
läge  als  nddbfte:  bie  ©efd^id^te  beS  eigenen  ^ol!eS^  bie  beutfdbe. 
^vLxi  fürdbte  idfe  fel&r^  ba&  bie  beutfd^e  SRation  aUerbingS  SBe« 
gebenbeiten^  n)id^tige,  erbebenbe,  großartige  Segebent^eiten 
aufjutoeifen  ^at,  aber  feine  ©efdbidfete,  infofem  baburcJb  ein 
3uf ammenbang  ber  (Sreigniffe,  eine  ©ntiridtlung  nationeüer 
Einlagen  unb  3uftänbe  bejeicbnet  »irb.  3flamentlicb  lommt 
^aS,  tüaS  toir  fejt  fucben,  baS  2Wer!mal  ber  greibeit,  nur 
in  ben  abfurbeften  SSerjerrungen  barin  üor.  Um  auf  bie 
fcübeften  3eiten  surüdjugeben  (benn  fpäter  erfcbeint  eS  nirgenbS 
mebr),  gibt  ber  [Roman  beS  2iacitu^  de  moribus  Germa- 
norura  feinen  SlnbaltSpunft,  eUn  »eil  eS  ein  SRoman  ift; 
baß  c§  aber  ein  foldber  ift,  gel^t  fcbon  barauS  bcroor,  ba& 
feine  Sdbilberung  ber  3)eutfdnen  mit  benen  ber  übrigen 
römif(fcen  6cbriftfteller ,  beS  3"tiuS  Säfar,  ber  ©efcbreiber 
ber  cimbrifcfesteutonifdbeii  Kriege,  ja  mit  benen  beS  S^acituS 
felbft,  in  feinen  übrigen  biftorifd^en  6(briften  burcfeauS  nicbt 
sufammenftimmt.  Qnbeß  tt)ir  nacb  bem  erftgenannten  SBerfe 
un§  bie  2)eutfdben  als  eine  einfadb  terftänbige ,  ftdb  felber 
mafegebenbe,  patriardbalifdbe  ^Ration  beuten  muffen,  fommen 
ftc  fonft  überall,  ja  in  ben  2lnnalen  beS  S^acituS  felbft,  als 
ein    jügellofer,    tumultuatifcber,    faft    nur    burcfe   Söilb^eit 


^\^x\]6it  «tib  polhtfc^e  €tubien.  65 

t(i)yfever  J^anfen,  a(^  tiQtntliä^t  Sarbaren  ))0(.  ^et  ^ang 
n«^  Uttgebunben^eit  ift  allen  SBilben  gentein.  %üi  bie  ^tu 
}fdt  ober  ifi  ba  nidbtö  }tt  lernen,  »o  bet  Segriff  Don  Orb« 
numg  f^b.  Son  ba  abm&rtd  bur^  bie  Soltermanberung, 
ba#  iUiftneten  ber  fion^barben  in  S^^^K^/  ber  granten  in 
(Sadien,  ber  6a(i^fen  in  ^Britannien,  beim  Sornanbei^  unb 
(^egoT  von  Zouxi,  überall  baffelbe  i8i(b  \)on  rober  &e\ocilU 
tJ^t,  9tai{famteit,  \a  ^reuloftgfeit  unb  ^enatb.  3a  felbft 
mit  ber  X^atfraft  jener  ^öifer  ift  ed  übel  befteUt,  bie  ben 
UntriA  ba|u  aui  ber  äBilbbeit  fd^dpfen.  2Bir  feben  bied, 
n»  ber  ^utfcb^n  9U  gefcbtoeigen,  bei  ben  Slanbinaüiem, 
bie  bei  ibrem  erften  auftreten  in  ber  ©ef^id^te  ibre  beutftben 
Srüber  an  ^elbenftnn  unb  eigentlidber  SRitterlicbteit  meit 
übertreffen,  meldten  6igenf haften  aber  bie  3ortf(britte  ber 
Simlifation  nur  ju  balb  ein  6nbe  gemadftt  b^^ben, 

2)ie  ®ef(bi(bte  bed  barauf  folgenben  äl^ittelaltertS  ift  eine 
®e{4?icbte  ber  fortfcbreitenben  ^necbtfcbaft,  unb  bie  beutf(be 
9lei(bdfceibeit  b^t  mit  ber  ntenf(blicben  greibeit  nicbt^  gemein. 
Ueberbüitpt  mocbte  i<b  bie  Hnpreifer  beiS  iDlittelalterd  fragen: 
tt»l4e  ber  t)erf(biebenen  @po(ben  biefe^  3^i^abfcbnitte^  fcbeint 
eucb  benn  münfcben^mertb  ober  an6)  nur  erträglicb,  mit  SRücf? 
fi^t  auf  Sreibeit  ober  fonft?  ^o  aber  aOe  zi)eik  fcblecbt 
finb,  ba  ift  bad  ©anje  ni(!bt  gut. 

@^  bliebe  und  bober  ni(btd  übrig,  aU  in  ber  ©efcbicbte 
frember  Stationen  SSelebrung  §u  fu(ben,  unb  ba  böten  ftcb 
benn  aU  ftamm))ern)anbt  juerft  bie  @ngldnber  bar.  Ubex 
ni(!bt  aQe  Srüber  ftnb  ft(b  Si\)rdxd).  ^ie  (^runblage  bed  eng^^ 
lifcben  ^b^tafterd  ftnb  bie  ^ücbtigteit  unb  bie  SSebarrlicbfeit. 
92un  f&ßt  mir  ni(bt  ein,  ben  S)eutf(ben  fomie  ben  meiften 
anbem  9lationen  Siüibtigfeit  ab^ufprecben;  aber  mie  ftebt  ed 
mit  ber  Sebanlicbleit?  6inerfeitd  fcbeint  freilidb  biefer  B^^if^I 
n)unberli(b/  ba  man  ben  S)eutf(ben  ein  iBebanen  an  bem  @e^ 
mobnten  feit  breibunbert  Sabren  ^um  Sormurfe  macbt;  an^ 
bererfeitd  aber  bürfte  eiS  mit  biefer  Sebarrltcbteit  eben  fo 
geben,  mie  mir  oben  mit  ber  ^apferleit  gefebeu  b^tben,   fie 

^tiiipaxitv,  9ätxU,    Xll.  5 


M'— 


nßr.^rrhr 


nr 


— «•»■ 


"lEsr.izng. 


tnnrtr    »  J::3i3ir  fein  unb  mit  bcn  gort« 

j,yi-    1-    ariTtn.    3«  t)cr  S^at  au(b,    je 

*  .  teiaiar:  3er  '3i(bung  ^inabfleigen,  um 

W5t    -s"  -co:  beut  ju  Sage  bcn  S)eutf4cn, 

R    ?•»«  ciiter  hinauf ftcigcn,  um  fo  »er« 

•-r    ?tr  kvan  Scifpiel  bic  $&afen  bcr 

5«-    ianxq  3^^^«^-    2Ran  meife  biefe3 

_"  ^re  inge^örig  jurüdf.    a)cnn  einer« 

.-ft»:te  jebilbeten  6tanbc  abfdfeäften, 

T    i«iiuung   unb   STOi&billigung   in  ber 

^WL^fttrrt  CLUi,  unb  t)on  bcr  gcjügfeit 

;u.iice  lile  praltif(!ben  ^inge  ah. 


«■  ^«i» 


•t  T«I:i  ein  Unpnn,  menn  man  ed 

»!  Intaegengefcttcn  betrad^tct;  benn 

:■?    .ncTS«aii4fext,  bic  ®Icid&gültig!cit,  bie 

c    Tus  r.cr  ^K  2Rittc  jtüifd&cn  ^iegation  unb 

::■  -  ^'.c  ?C:::t:  iwi^cn  ber  minbeftcn  ©tufe 

:    .!•:-.  IsaBerftcn  fein.    6o  ift  bie  3Witte 

c  >c^.-.:c'ulcit  nicfet  bie  grei^ett^  fon- 

-:c   ;:T  5»ifcben   ©efctuifcit  unb 

...    V..  -^    r.r,i  tie  grcH^cit. 


.,'    :■;•.— i    r;a  natürlidfecn  (angeborncn) 

.    — .     «t-^.   :c  r:it^  3lnber8,  al8  ba&  ic^  in 

.    7     .  --i  -.--^  ^^t  Jr.tern  ni(!&t  gcl^inbcrt  werben 

■...    ;;.-  vr:k-  ^<4  ÜÄcnld^en  gehören,   \oa^ 

A.     .  .-.-•.-    :r   f.r>rr:  liegt? 

.  ■      c»^;    ?i*  iScit  entfielt  aug  bem  Un« 

4-;    »'    --rj   r-:r:*  au?  bie  SDBelt  mit,  al8  feine 

••r;:  r:ii  mn  JRccJ^t,  fein  Slnfprud?, 


^tfiotif<)e  ttnb  politifd^e  @tttMetu  67 

fotibctn  et  ^at  fie,  er  ift  fie  felbft.  SGßer  fid&  einen  öingtiff 
barauf  erlaubt^  begel^t  ein  Unred^t,  benn  er  nta^t  fxd)  etwaiS 
on,  baS  einem  ^nbem  gebort  Sluf  bie  äußern  ^inge  \)at 
Slietnanb  ein  Sflccbt.  SBenn  icj  aber  3Jlü]f>e  barauf  bermenbe 
iinb  fo  bon  meiner  $erfönli(b!eit  etttjaS  bamit  berbunben 
babe^  barf  lefetcreg  bon  Sliemanb  angetaftet  »erben,  »eil  er 
mi^  fonft  §u  feinem  ©iener  ma(Jen  »ürbe,  »oju  er  feine 
Sefugni^  l^at. 

(1849.) 

S)er  öftrei(bif(be,  fonftituirenbe  Seidfe^tag  glaubte  feinem 
Serfaffungg»er!e  bie  Slufftellung  bon  ©runbredfetcn  borauSs 
fcfeidfen  ju  muffen,  ein  fd&on  an  jxdb  bebenfUdbcS  Untemebmen, 
ba  berlei  me^r  ber  ©egenftanb  j|uribif(^sbbilofo)}bif(i6er  Untere 
fudbung,  a\^  poUtifcber  ®efe(gebung  ift  ^a  ift  nun  ber 
erfte  6a(:  ade  @)e»alt  im  Staate  ge^t  bom  iBoIIe  au§. 
^ir  fommt  ba^.  t)or,  al^  ob  man  bei  ber  SBerfaffung  bon 
Ärieg^artüeln  ben  SluSfptudb  an  bie  ©pifte  ftellen  »oUte: 
^ie  @tdr!e  einer  ^rmee  berubt  auf  bem  gemeinen  SOtanne. 
@ine  unjtoeifelbafte  Söabrbeit,  bd  eine  Slrmee  obne  gelbberrn 
ben  geinb  nocb  immer  leid&ter  jurüdtreiben  »ürbe,  al8  ein 
gelbberr  obne  Slrmee.  Sflur  »Are  ju  fürdbten,  ba^  biefer 
»abre  Sag  bem  gemeinen  3Ranne  eine  ju  bob^  SReinung  bon 
feinem  ^ertbe  beibringen  unb  baburdb  bem  iBebürfni^  ber 
Unterorbnung  unb  beiS  ®eborfam§,  einer  unabweisbaren 
9lotb»enbig!eit  6(baben  tbun  fönnte.  SBe&l^alb  biefer  »abre 
Sag  »eit  füglidber  »egjulaffen  »dre. 

S)ag  bom  Sfleicb^tage  aufgefteüte  ©runbredbt  fübrt  un^ 
mittelbar  auf  bie  iBoIf^f ouberdnitdt  gurüd. 


(1861.) 

9li(bt$  »irb  in  ben  menfcbU(ben  S)ingen,  nomenttidb  in 
ber  StaatSfunft  unb  ber  S)ipIomatie,  fo  l^&ufig  t)er»ecbfelt, 
als  bie  SSerftdnbigfeit  unb  bie  Scblau^eit.    Sie  unterfcbeiben 


68  Swelte  «bt^eilung. 

fid^  barin,  bag  bie  Sd^Iau^ett  nur  baS  ®egenn)ärtige  im 
Sluge  \)at  unb  Mittel  fud^t,  ba§  92äd&ftliegenbe  §u  3tu$en  unb 
$ßort^eil  ju  bringen,  inbefe  bic  Sßcrftdnbigfcit  bad  ©egcn« 
n)&rtige  au§  bent  äSergangenen  herleitet  unb  bie  n)aH4eins 
lid^e  3u!unft  nicbt  au^  bem  ^uge  t^erliert.  3)te  6(^Iau()ett 
ift  baber  oft  fd^arfftdjtiger  unb  fap  immer  gefd^icfter,  al8  i^r 
t)erftänbige§  ©egenbilb,  eben  meil  fte  einen  engem  ©eftd^tiS: 
!rei^  bat  unb  man  SBeniger  leidster  überftel^t^  al^  Siel,  jlux 
5U  oft  aber  entgeht  i^r  ber  !aum  errungene  3lu^en,  unb  ber 
$elb  üon  §eute  ift  bag  ©efpötte  Don  SWorgen.  3)a5U  (ommt 
nodfe,  ba6  biefer  geiler  ber  (Sinftd^t,  benn  bo8  ift  \\t,  faft 
immer  mit  {^e^tern  bed  ^^arüfterS  nnb  be^  SBiQeniS  )[>erbunben 
ift;  ))or  ^Uem  (Sitetfeit  unb  @elbftfudbt. 

@^<iu  genommen  fmb  aße  (S^rftuel  ber  tSegc^mart  mir 
baburdb  entftanben,  ba^  ber  Sd^led^ti^eit,  ber  Unbefonnenl^^t 
unb  bem  Untierftanb  Y)on  ttnten,  V}on  Dben  ^ec  ftatt  bem  ^« 
ftanbe  nur  bie  Sd^Iau^eit  entgegengetreten  ift.  SouiiS  $biHpp, 
ein  fo  )7erftanbiger  Wann,  aU  je  auf  einm  ^rone  gefeffen 
ift,  moflte  enblid?  audb  ben  biplomatifd^en  ©d&Iaufoljf  f^nelen, 
unb  er  ift  barÄber  jn  ®runbe  gegangen.  3>er  Staat^ann 
Oeftreicb^,  burcfc  6(fcmeidbclei  tjerfft^rt,  htüpfte  fo  üiel  gäben 
an,  ba^  er  ficb  enblicb  felbft  in  fte  )}erYDidelte  unb  ben  Staat 
an  ben  9^anb  be^  Untergangs  bradbte.  SBer  tt)irt)  ben  ^ort« 
fübrem  ber  Ungarn  bie  ©cfelaubeit,  |a  bie  ®efcbtdtU(fcleit  ab« 
fprecfeen?  Ueber  ben  Slugenblidt  binft^^^  ^^^  tt)ar  ^üt^  VLn- 
finn  unb  ^ßernidtt^eit. 


(1847.) 


diu  tjor  ^urjem  öerftorbener  3Äonar^  b^t  bei  einer  feier« 
\\d)m  ©elegen^eit  ben  ^rofefforen  einer  SanbeSuniöerrität 
runb^erau^  erüärt:  ^ä)  brauche  feine  ©ele^rten!  S)iefem 
Sluefprucfee  l)ätten  wir  jmar  entgegenfe^en  fönnen:  SBenu 
@n3.  SRajeftät  feine  ©ele^rten  brauchen,  fo  braudbcn  mir  fie. 
^45efagter  ÜJtonardb  aber,  ber  einen  jmar  mcnig  auSgebel^nten 


^{lorifi^e  unb  ))oUttf((e  @iubien.  69 

in  feiner  93ef(!^rftn!t]&eit  aber  ganj  rid^tigen  SSerftanb  be[a&, 
^at  etwas  aulgefprocben,  beffen  SBabt^eit  nid^t  geleugnet 
tt>€rben  !ann:  ber  Sroed  be3  Staate«  bei  6rri(!^tung  unb 
Grl^altnng  ber  Uniberiltftten  ift  nicjt  bie  fflilbung  üon  ©e^ 
k^ten. 

2Ran  gefallt  fidfe  stoar  in  neuerer  3cit/  ben  Staat  aU 
ben  Inbegriff  unb  bie  SBefenl^eit  alle§  Slnjuftrebenben  unb 
menfd^lidb  Streitbaren  aufjufteUen,  wobei  man  fid^  aber 
anberfeitd  ebenfo  lebbaft  gegen  jene  SBebormunbung  bon 
Seite  bed  Staate«  ftrftubt,  bie  au«  einer  folcben  SCnftcbt 
no^toenbig  ber))ovgeben  mügte.  ^iefe  SCnft((t  unb  biefe  iBe« 
)7ormunbung  fanb  and)  tDirfUcb  in  ben  Staaten  be«  ^Iter- 
t(^ttmd  ftatt,  »0  grember  unb  geinb,  ober  toenigften«  gtember 
unb  Sarbar^  gleidftbebeutenbe  B(u«brü(!e  toaren.  SSßo  ber  he-- 
ftimmte  Staat  jugleid^  OueQe  unb  ^üter  alle«  2Renfd^li(!^en 
ift,  faßt  ade«  Süenfcblid^e  notbwenbig  in  feine  Seftimmung 
ttttb  feinen  3^^«  3"  neuerer  3cit  aber,  wo  ber  greisügigs 
feit  bie  ganje  @ibe  offen  ftebt  unb  man  biefen  ober  jenen 
au|em  Staat  Uiö^t  für  einen  beffern  unb  wünfd^endwert^ern 
ertennen  !5nnte,  al«  ben  eigenen,  b^t  fxäf  ber  Qvoed  be« 
Staate«  auf  ^a«  rebueirt,  toa«  jjeber  leiften  !ann  unb  mu|, 
wenn  er  fiberbaupt  ein  Staat  genannt  werben  foQ:  Sicber^ 
beit  unb,  al«  an  ben  Ort  getnüpft,  ^^orberung  be«  materiellen 
äBoble«.  S)ie  geiftigen  S^tereffen  fallen  baburcb  nid^t  weg, 
aber  fte  werben  bem  ^u|en  bienftbar,  mit  ibrem  Ueberfd^u^ 
reicben  fxe  über  bie  ©renken  be«  Staate«  binau«  unb  %e\)Jbxen 
ber  ganzen  äRenfd^beit. 

SBenn  baber  ber  Staat  Unterrieb t«an)talten  grünbet,  fo 
bat  er  t>or  SlUem  ben  pratttfd^en  ^u^en  ber  9Biffen)(baften 
im  3luge.  dine  Sb^ologie,  bie,  ftatt  bie  [Religion  ^u  unter:: 
ft^^en,  ibre  ©runbfeften  angriffe;  eine  3wri«prubenj,  bie  ben 
Stanbpunft  be«  SRedbte«  al«  einen  biale!tifd&  fxd)  aufbebenben 
baiftellte  unb  ba«  Serbrecben  al«  einen  ^^ebler  im  Scbliegen 
ober  ein  Unglüdt  betrad^tete;  eine  SOtebi^in,  wel^e,  bie  Teilung 
au^r  Sl^t  laffenb,  flcb  mit  naturwiffenfd^aftli^er  Spefulation 


70  3w«tc  «bt^cirimu. 

abg&be,  Ratten  burd^aud  feinen  Slnfprud^,  in  ben  Aveid  feiner 
fpesieden  Aufgabe  gebogen  }u  merben. 

3Ran  bat  itoat  fcbon  ben  Flamen  Uniberrtt&t^  nniversitas 
scientiarum,  urgirt  unb  baraud  gefolgert^  bag  aQed  SBiffend« 
würbige  auf  biefen  ^nftalten  geleH  toerben  muffe.  S)alS 
mar  au(!b  ber  6inn  unb  bie  äbft^t  bei  ®rünbung  ber 
Uni)7errttaten  in  ber  testen  $alfte  beiS  SRittelalterd.  Sa 
e^  in  jener  3^^^  ^^^^^  ben  Alafftfern  unb  ben  t^eologifdben 
@cboIafti!ern  teine  ^üd^er  gab,  unb  au(b  biefe  nur  in  feltenen 
unb  !oftbaren  ^^emplaren,  fo  mar  bai$  Sebifel  ber  S3i(b.ung 
aOerbingg  auf  bie  Sebrftüble  unb  ben  münbli^en  Vortrag 
bef(!bränft.  ©egenm&rtig  aber/tt)o  bie  Siteratur  aU  eine  }tt>eite 
Sünbflutb  bie  iBelt  überf(bmemmt  unb  man  ein  SBunber  Don 
®elebrfam{eit  fein  !ann,  ol^ne  je  eine  Uniberftiftt  befugt  |u 
^aben,  fteQt  ft(b  baiS  ^eri^ältnil  ganj  anberd  beraub.  S)ad 
Sßiffen  um  bed  äBiffen^  miden  mirb  in  prattifcb  ^vernünftigen 
Säubern  ber  ^ucbbruderpreffe  unb  bem  ^ribatflei^e  überlaffen, 
unb  bie  Staat^anftalten  bef(brünlen  ftcb  auf  ben  Unterriebt 
als  ^odenbung  ber  (Srjiebung  unb  atö  ^ilbung  für  pra!$ 
tifd&e  Qroede. 

2lm  ®egenfa(  mit  biefer  in  allen  £änbern  @uropa'£( 
geltenben  ^nftcbt  mürben  nun  in  Seutfcblanb  bie  UniüerfttAten 
auf  bie  ©elebrfamfeit,  auf  bie  S3efriebigung  ber  2Bi&begicrbe, 
um  nid^t  ju  fagen:  miffenfdfeaftlid^en  3Reugierbe,  bafirt.  SWit 
bem  Schimpfnamen  ber  Sörobftubien  bejeidfenet,  traten  bie 
praftifd^en  gäcber  in  ben  ^intergrunb,  unb  Sern?  unb  Sebr« 
freibeit  marb  bag  gelbgefcbrci  ber  Sd^ule.  2BaS  nun  bie 
Sernfreibeit  betrifft,  fo  „ift  bafür  geforgt,  bafe  bie  S3aume 
nicbt  in  ben  ^immel  macbfen".  S)ie  6taati8anflalten  forbem 
bei  ber  Slufuabme  eineS  Äanbibaten  ftrengc  gacbprüfungen, 
unb  mer  ba  feine  Sernfreibeit  nicbt  auf  baS  )u  fiemenbe  ge? 
ricbtet  bat,  fällt  burcb.  S^iel  fdbreienber  aber  ift  ber  Unfxnn 
ber  Sebrfreibeit.  S)er  ©dferiftfteüer,  ber  für  bie  gelebrtc  Söelt, 
auf  jeben  gall  für  2Jldnner  fcbreibt,  ift  ^re^gefejen  unters 
njorfeu,   bie   feine   JRid&tung  controUiren  unb   bie  fcbäblid^e 


$tfiorif(^e  unb  |)o(ittfd^e  €tubten.  71 

befttafen;  ber  $rofcf[or  aber,  bcr  bie  unerfal(^rne  unb  toibcrs 
ftanb^Iofc  Sugcnb  tjor  ft*  bat,  foH,  ücrftdrlt  bur^  baS  ®c« 
»idbt  bcr  Autorität  unb  bcr  $ccfönlid6!cit,  jebe  SBerfebrtl^cit 
unb  ieben  UnFinn  in  bie  em)}fangli(jben  ©emütl^er  fd^Ieubern 
!önnem  auf  »eldfee  Slrt  bie  Sebrfrci^eit  ju  bcfd&rönfen  fei, 
gebort  nic^t  l)k\)ex  —  auf  feinen  gaH  burtb  bie  ^olisei  — 
baB  fte  aber  in  ibrer  ganzen  ^uSbebnung  nicbt  he\k\)en  fonne, 
leucbtet  ein. 


(1844.) 

SRan  fprid&t  fo  üicl  üon  ber  Sebrfreibeit,  als  ob  ibr 
^PoBlobium  barin  beftdnbe,  ba^  jcber  ^Profeffor  üon  ber  Äan^el 
bo8  t)errüdtefte  3eug  vortragen  bürfe.  S)er  $rofeffor  !ann 
ober  auf  sweiertei  3lrt  lebren:  bur(b  Süd&er  für  bie  gelebrte 
ffielt  unb  bur*  ben  SBbrtrag  für  bie  64üler.  S)ie  greibeit 
ber  2ebre  in  €(brift  unb  S3üd&ern  fott  unb  mu^  unbefdferanft 
fein.  3)ie  greibeit  aber  »on  ber  Äanjel,  bur^  bie  Slutoritftt 
beS  SebrerS  unterftü^t,  jungen  miberftanbSlofen  ©entütl^ern 
beftruftitoeS  unb  alberne^  Qtnc^  in  ben  Ao)}f  ju  fe|en^  !ann 
unb  foH  übertoacfet  »erben.  §ier  ift  \>on  feinem  3tt)ang  bie 
Sflebe,  benn  e§  tt)irb  SRiemanb  gejmungen,  ?Profeffor  5u 
toerben. 


^eßer  bie  'glCufQeBung  ber  ^enfur. 

(1844.) 
1. 

S)iejcnigen,  »elcbe  gegen  bie  (Eenfur  ju  gelbe  sieben,  ftellen 
an  bie  @))i|e  ibrer  ^emeiSfü^rungen  gen)öbnli(b  ben  6a|: 
S)er  SWenfcb  babe  baS  SRcd&t  ju  fagen,  mag  er  bcnft.  S)iefeS 
9te(bt  bat  er  aber  nidbt.  SGBenn  er  etmad  Unred^teS,  etmaS 
Serfebrtei5,  allgemein  ScbüblicbeS  benlt,  fo  bat  er  eben  fo  tt)enig 
baä  ditäfi,  eg  ju  fagen,  al^  eS  ju  tbun.  True  wor(is  are 
thiogs  fagt  Sorb  iB^ron;  äBorte  ftnb  @a(ben.   3Ber  bie  SBa^r^ 


66  ^rotiit  «tbtl^etlung. 

bürfte  ein  ^rgebni^  ber  Unfultur  fein  unb  mit  ben  %6tt* 
fd^ritten  ber  Kultur  ft^  i^erlieren.  3n  ber  S^at  auä^,  je 
tiefet  n)tr  auf  ber  Stufenleiter  ber  iBilbung  J^inabfteigen,  um 
fo  be^arrliii^er  finben  ivir  nod^  b^ut  ^u  Sage  ben  Seutf^en, 
je  \)b\)tx  Yoit  aber  biefelbe  Seiter  binauffteigen,  um  fo  Ders 
dnberlicber.  SBetrad^ten  mir  gum  Seifpiel  bie  ^\fa\m  bet 
Siteratur  in  ben  legten  fünfzig  Sabren.  Ttan  metfe  biefed 
iBeifpiel  ni(bt  aU  }ur  Sa^e  ungeb5rig  gurüd.  Senn  einer« 
feit^  tDoQen  mir  ja  gerabe  bie  gebilbeten  6tänbe  abfcbftften/ 
anbererfeit^  gebt  bie  iBiQigung  unb  SRi^biQigung  in  ber 
Literatur  )7on  ber  UrtbeiliSfraft  auiS,  unb  t)on  ber  3fe|Hgteit 
be^  Urtbeil^  J^&nQtn  suglei(b  ade  ))raftif(ben  Singe  ab. 


.  (1839.) 

Sag  juste  milien  ift  freili^  ein  Unftnn,  menn  man  ed 
aU  bie  ilRitte  jmiftben  gmei  @ntgegengefe(ten  betra(btet;  benn 
biefe  SHitte  ift  bie  Unbemegli(b!eit,  bie  ®Iei(bgültig!eit,  bie 
Snbiffercnj.  Sie  mu^  nicbt  bie  ÜJlittc  jmifd&en  ^iegation  unb 
Slffirmation,  fonbern  bie  5IRitte  jmif(ben  ber  minbeften  Stufe 
ber  Slffirmation  unb  ibrcm  äeugerften  fein.  So  ift  bie  SDlitte 
jmifiben  Sprannei  unb  3ügeUofig!eit  ni(bt  bie  greibeit,  fon« 
bern  bie  (^efegUd^feit;  unb  erft  ^mifcben  ®efe|li(b{eit  unb 
Sügellofigfeit  liegt  mitten  inne  bie  greibeit. 


(1846.) 

dg  ift  eigentlicb  I&cberlicb,  oon  natürlicben  (angcbomen) 
Sfied&ten  ju  fprecben;  SRccbt  ift  ni(bt§  Slnberg,  alg  ba^  i(b  in 
irgenb  einer  i^raftäu^erung  oon  Slnbern  nicbt  gebinbert  merben 
barf.  2Bic  foU  nun  §ur  SRatur  beg  SWenfcben  geboren,  mag 
nicbt  in  ibm,  fonbern  in  Hnbern  liegt? 

$oraj  fagt  febr  ricbtig :  Sag  Slccbt  entftebt  aug  bem  Un< 
recbt.  Ser  2Renfcb  bringt  nicbtg  auf  bie  2Belt  mit,  alg  feine 
^erfßnlid^feit;   bie  ift  aber  nicbt  fein  ^ed)t,  fein  «nfprucb, 


^ißottf<)(  unb  ))oIitifd^e  @tubiett.  67 

fonbem  er  f^at  [xe,  tt  ift  fic  felbft.  SGßcr  \\6)  einen  Eingriff 
borauf  ertaubt^  begel^t  ein  Unred^t,  benn  er  nta^t  fxd)  ettoaS 
an,  bad  einem  ^nbem  gebort.  Sluf  bie  äußern  ^inge  bat 
Sliemanb.  ein  9te(ibt.  9Benn  i(]b  aber  SJlübe  barauf  t>ern)enbe 
unb  fo  bon  meiner  $erfönli(!b!eit  etmaS  bamit  t^erbunben 
babe,  barf  leßtcrc^  bon  5Riemanb  angetaftet  »erben,  »eil  er 
mi<Jb  fonft  5U  feinem  S)iener  mad^en  mürbe,  »o^u  er  feine 
Sefugnii  bat. 

(1849.) 

®er  öftreld&ifd^e,  fonftituirenbc  Meid^Stag  glaubte  feinem 
Serfaffung^tDerle  bie  ^uffteQung  bon  ©runbrecbten  borauS^ 
f(bic!en  ^u  muffen,  ein  fd^on  an  ftd^  bebenflicbe^  Unternebmen, 
ba  beriet  mebr  ber  ©egenftanb  j|uribifcb'Pbilofo)}bifd6er  Untere 
fudbung,  ali  politifdber  ©efe^gebung  ift*  ^a  ift  nun  ber 
erfte  Sa^:  aQe  ®emalt  im  Staate  gebt  bom  ißolfe  au^. 
SRir  fommt  baiS.  t)or,  aU  ob  man  bei  ber  SSerfaffung  bon 
^riegSartüeln  ben  SluSfptudb  an  bie  6pi(e  fteQen  »oQte: 
Sie  €t&rfe  einer  ^rmee  berubt  auf  bem  gemeinen  3Ranne. 
(Sine  uujtoeifelbafte  Söabrbeit,  ba  eine  Slrmee  obne  gelbberrn 
ben  Seinb  nocb  immer  leidster  §urüdtreiben  mürbe,  al^  ein 
gelbberr  obne  ^rmee.  9{ur  mflre  gu  fürdbten,  ba^  biefer 
toabre  6a(  bem  gemeinen  SRanne  eine  ju  bobe  SReinung  )}on 
feinem  SBertbe  beibringen  unb  baburdb  bem  S9ebürfnift  ber 
Unterorbnung  unb  be3  ©eborfam§,  einer  unabmei^baren 
Sotbmenbigfeit;  6dfeaben  tbun  fönnte.  2Be^balb  biefer  mabre 
@a$  meit  füglid^er  megjulaffen  märe. 

%a&  bom  9teidb§tage  aufgefteQte  ©runbredbt  fübrt  un- 
mittelbar aaf  bie  «oltöf ouberänitat  jurüdf. 


(1861.) 

SlidbtjS  mirb  in  ben  menfcblid^en  S)ingen,  namcntlidb  in 
ber  6taat^!unft  unb  ber  Diplomatie,  fo  b&^fig  bermedbfelt, 
aU  bie  Serftftnbigfeit  unb  bie  S^laubeit.    @ie  unterfcbeiben 


74  3tocite  96tl^eilung. 

fagcn.  S)ann  tjereinfacfet  ft^  bic  gragc,  unb  bic  Senfuv  M 
ju  erlauben  tüad  toa^r^  unb  ju  t)etbieten,  roai  falf(i6  ift 
Ueber^aupt  I&^t  fi(b  eine  anbere  Aufgabe  bet  Senfuv  ni(!6t 
benfen,  aU  biefe  leitete.  9Bent  baS  SBa^re  f(i6&blt(!6  ift,  ber 
mag  nur  fldb  &nbem  unb  nic^t  ba3  äBa^re,  unb  loer  nur 
1)ur(jb  baS  galfd^e  befte^en  !ann,  ber  ge^e  mit  ben-SBölfen 
auf  ben  9iaub  unb  bleibe  fem  t)on  ber  menfci^li^en  ©efeK« 
fdbaft  SBa^r  alfo  unb  falfd^l  ^un  ^at  eiS  aber  gan^e 
Seitalter  gegeben  unb  gibt  no^  j|e(t  ganje  Sölfer,  in  benen 
nid^t  ein  einziger  iBlenfc^  lebte  unb  lebt,  ber  ein  ftdftereS  Ur< 
t^eil  über  ba$  9Ba^re  gehabt  l^ätte.  SBer  toei^;  toaS  koa^r 
ift?  ^ir!  »erbet  i^r  fagen.  3^  inug  eud^  2)aiS  atö  guter 
S3ürger  sugeben,  benn  i^r  beft^t  bie  Unfel^lbarfeit,  menn  nidbt 
ber  S^at,  bod^  bem  SRed^te  nad).  Slber  übt  i^r  felb|t  bie 
(Eenfur  auS?  ^abt  i^r  3eit  unb  Sujt,  bie  unzählbaren  9Ber!e 
5U  burci^gel^en,  bie  bad  gefd^&ftige  Suropa  i&l^rli(!b  auf  ben  Ute< 
rarifcben  ^Jlarft  bringt?  Sagt  ni(^t,  ba^  i^r  an  eurer  @tatt  bie 
äBeifeften  unb  bie  S3eften  mit  bem  ®efc^&fte  beauftragen  toollt! 
S)ic  2Beifcn  l^aben  ettraS  2lnbcreS  ju  t^un,  al§  im  äuStel&ridbt 
ber  ^^agedUteratur  na^  einzelnen  hörnern  t)on  ^em  5U  fu(^en, 
ttjorin  felbft  bie  2lugbeute  aller  Sal^rl^unberte  i^nen  ni^t  ge« 
nügt:  ^ie  SGBal^r^eit,  unb  bie  ©uten  mürben  not  ber  unge^ 
feueren  SBerantttJortliifeit  jurücffii^aubern,  burd^  ein  Sßcrfe^cn 
bie  SBelt  um  einen  ©ebanfen  §u  berauben,  ber  bieOeid^t  ber 
e*lüffel  ju  längft  gefud^ten  SBafer^eitcn  ift.  3^r  müfet 
bat)er  auf  ber  Seiterftufe  ber  Kapazitäten  immer  tiefer  ^erab^^ 
ftetgen,  big  il&r  ©ubjefte  finbct,  bic  anma^enb  ober  geiülffen« 
log  genug  ftnb,  um  fidl?  alg  Sefd^liefeer  unb  Äcrtermcifter 
in  ber  2Belt  ber  ©eifter  gebraudfeen  ju  laffen.  SRein^olb,  felbft 
ein  tüd&tiger  S)en!cr,  l^at  geftanben,  ba^  er  Kantg  Kritif  ber 
reinen  SSernunft  fiebcnmal  burdfeftubirt,  bi§  er  ben  ridfetigen 
Sinn  aufgefaßt  ju  l^aben  glaubte,  unb  ^egel  Kagte  auf  feinem 
S^obbette,  ba^  feiner  feiner  bieljdHgen  6cbüler  i^n  gang  »ers 
ftanben  ^^tte.  3^r  aber  fü^rt  euern  Genforen  bie  öü^er  unb 
äßerfe  farrentreife  ju» 


■ü 


$lflorif<)e  unb  poM^dit  @tubien.  75 

2. 

Slic^tö  \)at  fid^  in  neuerer  Qtxt  allgemeiner  gemad^t,  aU 
tne  3tt^«W^^  9^0^"  ^^^  ©enfur.  3*  ^'^^  "wn  gar  fein 
^eunb  biefer  ^n[talt,  aber  bie  ©rünbe,  bie  man  bagegen 
anfügt,  fd^einen  mir  l^5cbft  ungefd^idt  gemü^lt.  ^m  ©an^en 
ge^  ^e  gemöl^hlicb  ba  ^inau^:  bie  ^enfur  fei  eine  ^e- 
f((rän!ung  bed  ^{ed^teS  Jebed  äJlenfc^en,  feine  äJleinung  gu 
jagen. 

3flun  ftnbe  iä)  aber  eine  äJleinung,  bie  nicbt  Suft  bat, 
ft(b  burdb  $anblungen  gu  belräftigen,  eine  b^dbft  läppifd^e 
6adbe;  bie  ^anblungen  finben  mir  aber  aUertüege  befd^räntt. 
3)te  ©efetlfd^aft,  bad  Sßol^Iergeben  ^Qer  l^ängt  t)on  biefer 
beilfamen  Sefdbr&nlung  ah.  äBenn  nun  SHeinungen,  ba  fte 
ben  SMUen  beftimmen,  gu  ^^aten  fübren,  unb  gemiffe  ^baten 
berboten  ftnb^  marum  nid^t  aucb  bie  äJleinungen,  ber  ^nla^ 
boiu?  Sollte  toirlUdb  Sebermann  ba^  ^ed)t  l^aben,  feine 
SRetnung  ju  fagen?  ^udb  toenn  fte  fd^&blidb,  jum  S9öfen 
berlodenb,  ftttenoerberbenb,  baS  (^ute  t)erlad^enb,  b^lft^ine 
99efdbrdnf langen  angreifenb  märe?  True  words  are  things, 
fagt  Spton;  ,,S5Jorte  fmb  ®inge/'   unb  id^  glaube,   er  bat 

Siedbt. 

3nt  niettem  Verfolge  fel^e  id^  nun  audb,  ba^  biefe  iBer« 
tbeibiger  ber  SOteinung^fretbeit  allerbingS  ein  9ledbt  §ugeben, 
fdbäblidbe  SDteinungen  bintangubalten,  aber  nur  burd^  Strafe 
nadb  ber  SSegel^ung  (S^eröffentlicbung).  ^ber  bann  l^at  ja 
bie  9Reinung  fcbon  fcb&blidb  gemirft,  man  fperrt  ben  Stall 
)tt,  menn  ba^  $ferb  gefto^len  ift.  ^affelbe,  werbet  ibr 
fogen,  ift  ber  %aXi  bei  ben  ^anblungcn.  STOan  beftraft  deinen 
(lU  ^ieb,  als  toenn  er  f^on  geftol^len  bat.  Selbft  ber 
ajlörber  njirb  erft  ate  ein  folcber  bel^anbelt,  roenn  bie  ba« 
liegenbe  Seidbe  feinen  3^^if^l  über  feine  ^^erfd^ulbung  mebr 
übrig  Iftfet.  —  «ber  njöre  e3  für  bie  menfcblicbc  ©efellfcfeaft 
nidbt  unenblidb  beffer,  n}enn  manbieSibat  i^erbüten  fönnte, 
ftatt  fte  )U  beftrafen?  Se^t  felbft  in,  ob  nidbt  bie  greibeit 
unfdbutbbarer  ^anblungen^    eine  ^eif^eijt,   bie  ^hm  fo  ui\? 


76  Sn^eiie  Kbtl^eUung. 

$tt)cifel^aft  ift,  aU  bic  bcr  üttcinungcn,  in  l^unbert  gÄßcn  öon 
üorn^ctcin  befd^ranft  »irb?  SMan  ertaubt,  ®ifte,  bctUrjneb 
fünft  unb  ntand^en  Q^mexitn  unentbe^rlid^ ,  nur  unter  Sor< 
fid^ten  SU  Derfaufen.  $a§  fragen  verborgener  SBaffen,  au4 
al§  ©dfeu^mittel,  ift  t)erboten.  ^ajarbfpiele,  bem  Sefonnenen 
ein  unf(i^uIbigeiS  Vergnügen,  »erben  nid^t  geftattet.  8ud< 
meislofe  SRenf^en  fef^en  fxö)  einer  laftigen  ^uffid^t  untere 
teorfen.  S)ie  Serirrungen  mancher  ®enüf[e  ni(i^t  nur  ntora^ 
lifd^  gemi^bidigt,  fonbem  au(if^  burdb  gefe(H(^e  Abhaltungen 
l&intangel(;alten.  tiefer  $r&))entionS}n?ang,  biefe  t)erl^ütenbe 
(Senfur  ber  iganblungen  mürbe  junt  iBeften  ber  @efeQf(^aft 
bid  sunt  eigentlid^en  Unmöglid^ntad^en  beiS  Verbotenen  ge^en, 
menn  eS  bei  $anblungen  nur  ntdglid^  toftre.  Kber  bei 
©d^riften,  bei  3)ru(!ttjer!enift  eS  möglii^.  ©agtfelbjt:  »Are 
es  nid^t  ein  ®Iüdt  für  bie  aRenf(!^^eit  unb  bte  £iteratur,  »enn 
burd^  eine  gute  ^enfut  jebeS  unjmeifell^aft  fd^Ied^te,  )ebeiS 
»erberblidfee  2BerI  tjor  ber  Verbreitung  fdijon  im  Aeime  §er» 
ftört  »ürbe? 

6§  foll  alfo  eine  ©enfur  befleißen?  —  ^a,  eine  gute. 
S)a  aber  eine  gute  ©enfur  nid&t  möglid^  ifk,  eine 
f^ted^te  aber  üerberblid&er  al§  feine,  barum  feine;  aber  nur 
barum. 

SGßag  nun  eine  gute  ßenfur  betrifft,  fo  ntüfete  biefe  bie 
gettJöl^nlid^e  grage:  ift  biefe  2öerf,  ift  biefe  SWeinung  fdbdblid& 
ober  nidbt  fdfeäblid^?  »or  HQem  fo  umftcUen:  ift  biefe  aJleinung 
roa^r,  ober  ift  fte  falfd^?  S)enn  »ftre  fte  mal^r  unb  bodb  fc^ab« 
Ixä),  fo  mag  ftd^  ^agjenige  änbem,  bem  baS  SBa^re  fd^äblidb 
ift,  benn  e§  ift  fd^lec^t,  baS  SBal^re  aber  bie  Oueüe  aüeS 
©Uten.  3u^T^  Sd^uJ  be§  6dblcdbten  aber,  weil  e«  einmal 
beftcfet,  ba«  2Ba(>re  unb  ba§  ®ute  abgalten,  ift  ber  größte 
gretjcl,  bcjfen  bie  menfc^lid&e  SRatur  p*  tl^eil^aft  mad&en 
fann. 

S)ie  ß^nfur  foBl  alfo  nur  ba8  2öalj;re  (in  flünften  baS 
6d&öne,  waS  nadb  ben  tierfd^icbencn  ®ertdbt3^)unften  @in§ 
unb  S)affelbe  ift)  julaffen,   bag  galfd^e  unb  ©(^(ed^te  aber 


i 


$i^rtf(^e  unb  politifd^e  @tubten.  77 

Detbtetetu  9lttn  frage  xän  gibt  eiS  nid^t  gan$e  Sänber,  &at 
ed  nxäit  gan^e  gal^rl^unberte  gegeben,  ido  nid^t  @in  9Renfd^ 
lebte,  ber  bad  Sßabre  unb  baS  Bäfbnt  in  allen  feinen  gor« 
men  unter  aficn  Umft&nben  su  erfennen  fäMg  gemefen  n)&re? 
3a  bat,  fo  lang  bad  ganje  9Renf(i^engef(bIed^t  beftebt,  nur 
6in  aRann  gelebt,  ber  biefe  Unterfcbeibungegabe  fxä)  in  allen 
^Den  bätte  zutrauen  !5nnen?  ober  an6)  nur  annäbemb? 
Glaubt  ibr,  bie  auggejeicbneten  äJldnner,  bie  man  nodb  allen« 
faDS  aU  Surrogat  foi^  6(biebleute  gugeben  föante,  toürben, 
flatt  felbft  ba§  SDabre  in  fucben  unb  ba^  6(b5ne  bar^ufteHen, 
jl^  ber  geifttöbtenben  SHübe  unterjieben,  bie  enblofen  ^!ten 
bed  tDttnberli(ben  $ro)ef[eg  su  bur^lefen,  beffen  @rgebni^  bie 
Silbung,  bie  SBabrbeit  ift^  um  bei  jebem  prägnanten  galle 
}ß  fogen:  mir  f(behvt  boiS  fo,  mir  f^eint  bad  anberS,  ab}u$ 
«ftbeileit  aber  fftbfe  tft  mt(i  nidbt  berufen.  Unb  »enn  bie[c 
fkb  2;«rtd^ogen  baben,  roca  bleibt  eu(b  ftbrig,  al^  lu  SRietb' 
Hngeii  unb  Sobnhtedbten  )u  greifen,  bie  mabr  nennen,  n)d$ 
bii^er  fftr  toabr  gegolten  b<it,  unb  falfdb,  roai  fte  ni^  oer^ 
fteben.  Unb  biefen  nun  ))ertraut  ibr  bie  föftlicbften  ©üter 
ber  SXenfi^eit  an,  bai$  äBabre,  baS  ®ute,  bad  Scb&ne? 

<fd  tann  feine  ^enfur  geben,  »eil  eS  leine  Gen^ 
foreu  gibt. 


-oo^O^oo- 


|ttr  ^c|($idjfe  im  "^llflcmcinctt. 


(1866.) 

6tner  bet  fd^ielenben  ^u^bvüde  unferer  3^it  ifl,  toenn 
man  von  ber  SRad^t  ber  ®^äixä)it  fpriii^t.  3<^  ^^i^  ni^t, 
»arum  man  nid^t  lieber  fagt:  bie  ÖRai^t  ber  iBegeben^^eiten, 
meldte  aQerbing^  bie  größte  ift,.  bie  ti  gibt  S)te  ®ef4i4te 
i[t  nur  unfer  SBiffen  ryon  ben  Gegebenheiten,  unb  leitete 
\)ahtn  gemirft,  ebe  ed  nocb  eine  ©efcbidftte  gab,  unb  mitten 
nod^  je^t,  tpenn  au(b  ^iemanb  )}on  ibnen  meig.  @d  gibt  eine 
äJlad&t  ber  ©efc^ic^te,  nfimlicb  bie  a(Ie3  2Biffen3  unb  (Srfens 
nen§,  ttjeld&e  aber  auf  bie  SBegebenl^eiten  ober  ben  SBeltlauf 
eine  nur  fefunbäre  Söirfung  ausübt.  S)erlei  SBorte  merben 
t)on  ben  gebauten  in  ®ang  gebradfet,  um  ibrem  armfcligen 
SBiffen  ein  6d^einleben  anjubid^ten,  ober  öon  ^l^antaften,  bie 
ftc^  im  iBeft^  einer  natürli^en  äJlagie  glauben,  toeil  bie  Sf^atur 
allerbingS  für  un§  eine  SÖ^lagie  ift. 


(1847.) 

5S)ie  gorberungen  an  bie  ®ef(^i(!^te  fmb,  nad^  Sßerfdbiebem 
beit  be§  6tanbpun!tei5  ber  2efer,  ücrfd^ieben.  S)ag  getoöbn^ 
lidfee  $ubU!um,  wenn  e8  ftcb  je  mit  ©efdfeid&te  befaßt,  »er* 
langt  haften,  unbefümmert  um  bie  S'licbtigleit,  wenn  fte  nur 
intereffant  ftnb,  weil  fte  Slnregung  unb  Unterbaltung  fud^cn, 
mie  fte  attenfaUiS  non  einem  9^oman  ^u  )}erlangen  ftnb.    3)ie 


^tfiorifi^e  unb  )>oUtif((e  ^tubien.  ^d 

fogenannten  ©cbilbcten  »oUcn  SRcflc|ioncn,  Scfültatc,  ®e* 
banfcn,  »eil  fte  pcfe  m*t  bic  SUlül^c  geben  tüoUen  ober  unfabig 
Rnb,  ®eban!en  gu  babcn.  S)er  ©elbflbenfer  »erlangt  üot 
Allem  SHi^tigfeit  ber  gaften,  t)erbunben  mit  genauer,  leben^ 
biger  ©dfeilbcrurtg  ber  Stxt,  »eil  nur  au8  bem  Seben  ber« 
felben,  au^  ibren  Sitten,  ©etoobnbeiten,  Uebetjeugungen, 
Sorurtbeilen^  Seftrebungen  bie  »abre  Geltung  bec  galtett 
bertjorgebt  8»  öi«I  Sefleyionen  matbert  ibm  bie  ©enauigfeit 
be3  SSerfaffer«  öerbä(btig,  unb  SWangel  an  Sebenbigfeit  »er^ 
f&lf(bt  ben  6tanbpunlt,  auS  bem  fte  beurtbeilt  merben  foQen^ 


(184«.) 

3<^  gmeifle  ni(bt,  ba^  in  ben  men{(bli(ben  fingen,  alfd 
aucb  in  ber  ®ef(bi(bte;  eben  fo  gut  eine  9lotbn}enbtg!eit  ift, 
als  in  ben  9laturbingen.  Slber  jeber  Tlen\(i)  f^at  suglei(b 
feine  €eparats9lotb»enbigfeit,  fo  ba^  äJ^liUionen  9{i(btungen 
))araffet,  in  frummen  unb  geraben  fiinien  neben  einanber  laufen, 
täf  burdb^reujen,  förbem,  b^mmcn,  »or*  unb  rüdroartg  ftreben 
imb  baburd^  für  einanber  ben  ^b<i^<itter  be§  3uf<i(i^  annebmen 
unb  ed  fü,  abgerecbnet  bie  @intt)irfung  ber  92aturereigniffe^ 
umndgli^  ma6)tn,  eine  bur^greifenbe,  ade  umfaffenbe  9lotb- 
toenbigfeit  beS  ®ef(bebenben  na(bsu»eifen.  @S  gebt  bamit 
»ie  mit  ber  SBitterung,  bie  gemi^  fo  beftimmte  ©efeje  b^t/ 
aU  ber  Umlauf  ber  Gelten,  aber  burcb  bie  9)'lannigfalttg!eit 
ber  ^nn>ir!ungen  ed  unmögliib  gemacht  b^t/  aucb  nur  für 
eine  furge  $eriobe  ettoai  IBeftimmteiS  )}oraud3ufagen ,  ober 
bad  »irlli(b  Eingetroffene  folgerichtig  }u  erKftren. 


(1808—1810.) 

aJlan  beginnt  gett)5bnli(b  bie  fogenannte  SBeltgefcbicbte 
mit  ^arfteHung  frember  SWar^en  ober  eigener  SJlutbmafeungen 
über  ben  Urfprung  bc3  Uniüerfumg:  S)inge,  »elcbe  üieüei^t 
in  einer  allgemeinen  9laturgef(bi(bte  $la6  t)erbienten,  aber  im 


80  3netie  9l6tl^eUutig. 

anfange  einer  SBeltgefd^id^te  (iDlenfii&engefd^icbte  m&d^te  id^  fte 
lieber  nennen)  eine  feltfante  gigur  ma6m*  2)ie  ^bgefd^mo^ 
(weiten  eineg  SRofed  jinb  und  einmal  geläufig  gemorben,  unb 
man  nimmt  unb  gibt  fte  n>ie  $apiergelb,  tton  bejfen  ttnmertft 
3ebermann  überzeugt  ift,  bod  ober  bo<b  in  ^anbel  unb 
SBonbel  gilt  —  aud  ÜRangel  an  befferer  aROnse.  (Sd  ift  ia 
ber  ^b^t  lädberlicb  genug,  unfre  größten  ^öpfe  bie  plumpen 
S)t(btungen  eines  toben  SikturfinbeS,  ber  ®ott  bie  äBe(t  n>ie 
einen  Slaglöbner  jufammen  jimmem  U|t,  noibbeten  §u  b^ren. 
Slan  entf(bttlbigt  biefe  Sonberbarfeit  gen)5bnli<b  bamit^  ba6 
man  bo(b  nidfttd  b^be,  toa^  man  an  bie  ©tede  ber  mofaifd^en 
^oSmogonie  fe^en  fönne;  aber  mu^  man  baS  Slbfurbe  an-- 
nebmen,  weil  man  baS  Sßabre  ni(bt  mei^?  äBer  mirb  bie 
Sterne  mit  einigen  Sllten  für  Sö(ber  im  ^immelSgemölbe 
balten,  meil  er  ibre  eigentli(be  3latm  ni(bt  fennt? 

Xa^  b^t  t9J)bl  f<bon  9Ran(ber  empfunben,  bemungeacbtet 
feben  t»ir  no(b  immer  in  unfern  bij^nfcbesi  äBerfen  ben 
lieben  ®ott  rüftig  an  feine  fedbstägige  Slrbeit  geben,  nacbbem 
er  bie  @rbe^  baS  unenblicbe  Sonnenfpftem  aud  bem  92i(btS 
berüorgetpinft,  fein  2Ber{  enbliib  vaxt  ber  @(baffung  bed  erften 
^enfcben  frönen  (eine  3bee,  ganj  ber  felbftgenügfamen  ^or^ 
barei  untoiffenber  SS5lIer  angemeffen)  unb  enbli(b  am  Stmn^ 
tag  ftcb  auf  gut  bcmbtoerfsburfc^enmägig  einen  guten  ZaQ 
antbun  unb  auSraften  Don  ben  ^ef(bh)erben  ber  SBod^e.  ^a| 
man  ben  6(breiber  biefer  ^a(bri(bten  lange  3^it  für  infpirirt 
bielt,  mag  ein  ^ekoeid  fein,  rou  feft  in  ber  Sugenb  etnge^ 
fogene  ^b^en  anlleben,  SBenn  au(b  ber  gute  äJlann  lein 
$bilofopb  ^ar,  fo  toar  er  bo(b  ein  befto  befferer  3)i(bter. 
^\6)t  aU  ob  id^  baS  berübmte:  @S  koerbe  Si(bt!  fo  febr  he- 
»unberte.  Seber  2öilbe  toürbe  ficb  über  biefelbe  Sacbe  ebenfo 
au^brüdfen,  eS  ift  meiter  ni(bt^/  ald  bie  6a(be  mit  fo  wenigen 
Porten  gefagt,  als  mögli(b;  aber  bie  @ef(bicbte  ber  beiben 
erften  2Jlenf(ben  bat  in  ber  3:bat  febr  biel  ?PoetifdbeS. 

»OH^^fXi 


^itr  Icttöcft^idjfe. 


(1831.) 

3Benn  bte  Ungarn  ben  Slat^en  bte  ntag^atifd^e  S^racte 
tDentgften§  für  bte  öffentlid^en  ä^erlj^anblungen  aufbringen 
»oQen,  fo  bebienen  fte  ft4  t^ome^mtid^  jtoeier  Argumente. 
2)ai}  etfte  ift,  ba^  fte  bte  erobetntbe  Nation  feien  unb  ba^er 
ein  ffleä)i  \)ätteti,  i^re  boQe  9lationalitat  auf  bie  ^eftegten 
}tt  übertragen«  SBenn  aber  bie  SRagt^aren  in  frül^efter  Qüt 
Ungarn  erobeit  l^aben,  fo  ift  S)affelbe  in  fpäterer  3«it  bon 
ben  Seutfd^en  gefci^e^en,  bie  baS  £anb  ben  dürfen  entrtffen 
l^aben,  unb  bie  S)eutf d^en  l^ätten  ba^er  baffelbe  dieäit  für 
i^re  6)}ra4e  geltenb  ^u  mad^en,  noa^  auö^  unter  Aaifer  ^o\&p^ 
gefdfte^en  ift  unb,  genau  befel^en,  für  bie  ganje  ^inmo^ner^ 
fd^aft  bdd  äiemünftigfte  tDäre,  tDteber  nur  für  bie  5ffentlid^en 
^eri^anblungen,  )7erfte^t  ftd^. 

®aS  jweite  Argument  ift,  bafe  bie  Slaben  bei  ßrlemung 
ber  mag^arifc^en  Sprad^e  bod^  ni(^t^  verlieren ,  ba  fit  auä) 
früher  bte  lateinifdfee  Wtten  erlernen  muffen;  babci  ift  nur 
ber  f leine  Unterfc^ieb,  ba^  bei  Aneignung  ber  lateinifc^en 
Sprad^e  man  jugleid^  einen  großen  anbern  iBert^  ermirbt, 
ben  ber  gefammten  römifd&en  Literatur  nftmlidfe,  inbefe  man 
mit  ber  mag^arifi&en  €)}rad^e  ntd^t^  er()ölt  aU  ein  ^uSbrudt^- 
mittel,  ba§  fein  Äulturmittel  ift  unb  audfe  nie  eine§  werben 

0tiIlpaT|fr,  ^nU,    XU.  6 


82  8»eitc  ^(bt^cUung. 

tüirb.  S)ic  Ungarn  foHten  üiclmc^r  felbft  bcbenfcn,  ba6, 
menn  bei  ber  aQgemeinen  ^ulturlofigfett  i^rer  eigenen  ^Ration 
fid&  in  il^ten  beffcrn  köpfen,  wie  ni(i6t  ju  leugnen,  eine  gc« 
n)if[e  Originalität  unb  ^raft  !unb  gibt,  fte  biel  t)ie(lei(j^t 
bauptfäd&Ud&  ber  üon  filnb^eit  auf  betriebenen  römif(^en 
Siteratur  »erbanfen.  gd^  xoxü  ber  ungarif(i^4ateinif$en  Spraye 
nid^t  ba^  SBort  reben,  fte  ^atte  aber  n^enigftlenS  @inen  Sor^ 
5ug,  ba^  allgemeine  ^erftanbigungdmittel  für  brei  »erfd^ieben 
rebenbe^  gleid^  bered^tigte  Nationen  ju  fein. 

^ie  mag^atifd^e  6)}rad^e  trirb  bem  Sanbe  nie  S)aS  toerben, 
mag  bie  lateinifd^e  toax.  ^iefelbe  ^Rationalität,  »eld^e  bie 
2lnfprüd&e  ber  SWag^aren  l^erüorgerufen  bat,  ift  —  in  »er« 
boppeltem  9RaMtabe,  rou  immer  bei  ben  Unterbrüdten  — 
unter  ben  @lat)en  rege  gekDorben;  fte  toerben  fid^  bie  Sprache 
i^rer  Semftltiger  nie,  als  l^öd^fteniS  su  ben  dffentlid^en  Ser^ 
l^anblungen,  aufbringen  laffen,  unb  s^ar  um  fo  me|^r,  ald 
bie  ungarifcbe  Spradbe  feine  Sufunft  bat.  Obne  Sufamnten« 
bang  mit  irgenb  einem  europ&ifcben  Sbiom  unb  auf  ein  paar 
2Riüionen  grö^tent^eilg  un!ultit)irter  STOenfd&en  bef^rdnft, 
mirb  fte  —  abgefeben  batjon,  ba&  in  ber  ungarifd^en  Sflation 
ftd^  nie  ein  tt)if[enfdbaftlicbeg  ober  Äunfttalent  bemerfbar  ge? 
mad&t  bat  — -  nie  ein  ^ublüum  baben.  Unb  obne  Sefer  feine 
Siteratur.  SBenn  Äant  feine  i^ritif  ber  reinen  SBcrnunft 
in  ungarifd^er  ©pracbe  gefd&rieben,  fo  b&tte  er  »ieUeidbt  brei 
Gyemplare  abgefegt.  (Sebid^te  unb  allenfalls  einzelne  SRomane, 
3eitunggartifel  unb  politifdbe  S)iatriben  fönnen,  befonber«  fo 
lang  bie  2Robe  »arm  ift,  mit  ®lüdC  in  ber  SanbeiJfpracbe 
bebittrt  »erben;  baS  ift  aber  bie  !i^iteratur  beS  SlugenblidS 
unb  ber  Oberfiacblid(?feit,  tt)o  bleibt  ba  bie  fonftigc,  bie 
eigentlid^e  iBilbung?  @in  Ungar,  ber  nid^tS  als  Ungarifdb 
lann,  ift  ungebilbet  unb  »irb  eS  bleiben,  wenn  feine  gdbig- 
leiten  aud^  no6)  fo  gut  wären.  SlnberS  bagegen  ift  eS  fcbon 
mit  bem  Slawen,  (^t  gel^ört  einem  weit  verbreiteten  Stamme, 
beffen  3eit  na^e  bebor  ftebt  unb  fdbon  ba  wäre,  wenn  nicbt 
an  ber  Spige  baS  mit  SRed^t   ücrabfdbeute  SRu^lanb   ftftnbe. 


$ifiortf(^e  unb  ))o(itif(^e  €tubten.  83 

Qv  M  aflo  füi^  feine  Spraye  »cnig|ten§  eine  ^lu^fie^t,  Der 
Ungat  feine,  obtoo^l  für  bic  ©egenroatt  bem  6(at}en  feine 
Hu^juJ^t  eben  auc^  nic(^t§  I^Uft  unb  er,  wie  ber  Ungar,  ge« 
]idt]^i§t  ift,  5U  einer  anbem  Sprache  al§  ^ilbungemittel  feine 
Sufiud^t  yd  nel^men,  unb  ba^'ift  bie  beutfcbe. 

SBad  folgt  nun  au^  3)em  allem?  @^  folgt,  ba^,  maS 
bte  Ungarn  ge^en  bie  lateinifd^e  @pra(j^e  getl^an  ^aben, 
MeS  nid^t  für  bie  ungarif(be,  fonbern  für  bie  beut[(be 
6pra(be  gef(beben  ift.  Ungarn  ift  germaniftrt  unb  koirb'S 
mit  iebem  ^abre  mebr  werben,  ^eber  ^anbibat  ber  Silbung 
ift  5uglei(b  ein  ftanbibat  ber  beutf^en  Sprache,  ^ier  ift  r)on 
feinem  gewaltfamen  ^ufbrangen  bie  9iebe,  wie  ^aifer  S^fepb 
getban  bat  fonbern  bie.6a(be  notbigt,  unb  ^a^  ift  ber  redete 
Stoarig.  3ünf  ober  fe(bS  gro^e  ^Nationalitäten  baben  ben 
Kaum  ber  3Belt  eingenommen,  unb  nur  für  bie  flaoifcbe  ift 
no(b  $la(.  kleinere  Korporationen  gelangen  nid^t  mebr  an 
bie  £)ber9&<be.  3)er  €(botte  unb  ^l^länber  befinbct  fi(b,  toaS 
6pra|$e  betrifft,  toobl  babei,  ftcb  mit  ben  €(bä(en  ber  eng« 
lifcben  gu  bereitem,  unb  ber  9a§fe  bie^^  unb  jlenfeit^  ber 
^prenden  fieSt  unb  fd&reibt  franjöfifcb  ober  fpanifcb,  je  nacb- 
bem  er  btefem  ober  jenem  SBdlferoerbanbe  angebört,  obfd^on 
bon  glei(bem  Stamme  unb  im  95er!ebr  mit  6tammoertt)anbten 
ber  mütterlicben  Urfpracbe  no(b  immer  unb  mit  9^or(iebe  ftcb 
bebienenb.  .@oQten  bie  Ungarn^  um  fxö;)  bor  ber  jtoingenben 
@en)alt  be^  beutf(ben  Igbiom^  p  retten,  auf  bie  üJlöglicbfeit 
einer. Sijilbiind  burcb  bie  franjöFifcbe  ober  englif(be  6prad?e 
binn>eif<in,  fo  wirb  baburd^  bie  Verwirrung  nur  groger,  ter 
Siellem*  unb  3li(bt§wifferei  fdnbe  fxä)  %\)nx  unb  S^bor  ge^ 
öffnet,  unb  bie  magparif(be  Sprache  gewänne  bocb  aucb  uicbts 
babei. 

Silbet  baber  eure  ungarifcbe  8pra(be  au^  unb  verbreitet 
fie  obne  anbem  Stt'flng,  alö  ben  ibrer  SSorjüge,  nacb  OJlögs 
liibfeit,  befonberö  ba  einmal  bie  Sflobe  ber  Dtationalität  ge^ 
fommen  ift,  ein  Slrtifel,  ben  ibr  wie  eine  Äinbeifranfbeit 
eben  bpn  .ben.piaboifve^cirten  3^eutf(ben  burcb  Slnftedung  er^ 


84  3tt)eite  ^bt^eUung. 

erbt  ober  bod^  in  neuen  Sd^mung  gebrad^t  babt.  %ber  be^ 
benft:  mit  Umfdblas  ^cr  aJlobe  ttnrb  bie  jefet  öerfpottetc  $tts 
manitdt  tuieber  in  i^re  frül^eren  [Redete  treten,  unb  man  mirb 
einfe^en^  ba|  baS  iBefte,  tcaiS  ber  HJlenfd^  fein  !ann,  eben 
ift,  ein  SRenfii^  gu  fein^  ob 'er  nun  einen  ^ttila  tr&gt  unb 
Ungarif^  fprid^t,  ober  tro^  feiner  beutfdften  Sprad^e  in  einem 
englifc^en  gradC  unb  franjöfifdfeen  $ut  ein^erge^t» 


(18S6.) 

^a§  93efte,  toa«  man  für  baS  ?Pabftt]f>um  fagen  !onn, 
ift;  ba^  für  eine  fo  fenntnifetofe,  rol^e,  alberne  3eit,  als  ba« 
Mttetalter  mar,  eine  fo  brutale,  unrmnige,  aber  nachhaltige 
Btoang^getoalt  nod^  immer  ein  ©lud  ju  nennen  ift.  9)tenf(ben 
mag  man  lehren  unb  ermal^nen,  aber  für  Spiere  gel(;drt  ein 
SJlaulforb.  Objeftit)  genomjnen;  möd^te  man  fagen:  MeiS 
ift  gut,  koaS  ftd^  erl^alten  !ann,  benn  eS  jeigt  ft(^  baburd^ 
als  me^r  ober  »eniger  notl^toenbig ;  aber  eS  fubjeltit)  t)er* 
tl()eibigen,  toie  §urter  getrau,  ift  eine  6(^anblic&!eit  ober  3$ers 
rüdtt^eit. 

(1889.) 

3Jlan  fann  mol^l  fagen,  ba&  ber^abft  burdfe  feine  legten 
Eingriffe  auf  ben  $roteftantiSmuS,  ja  auf  bie  ©runbffije  ber 
2)ulbung  im  Slllgemeinen ,  feine  SMad^t  für  immer  jerftört  l^at. 
ßine  Derlorne  Sd&lacfct  läfet  fid&  burdfe  eine  gewonnene  toieber 
crfe^en,  ein  tjerfe^lteS  2Ber!  lä^t  fid&  tjerbeffern,  aber  eines 
ift,  baS  fidb  nicfct  me^r  Jj^erfteden  lä&t,  menn  eS  einmal  ahs 
getriefen  trorben  ift:  bie  Slutorität. 

§ätte  er  länger  jugefel^en,  fo  l^ätte  bie  SBegriffSmengerei 
in  2)eutfdblanb,  ja  enblid?  in  granlreidb  fo  angenommen,  baS 
^^^rinjip  ber  Selbftjerftörung  im  ^roteftantiSmuS  fid^  fo  burcb- 
gearbeitet,  bafe  er  e^  nur  mit  ber  Drtboboyie  nid&t  gar  ju  genau 
5U  nehmen  brandete,  um  alle  Rauben  enbli(^  in  feinen  6d^lag 


$tfiorif(^e  tmb'  politifc^e  6tubien.  85 

in  bringen.  @o  aber  nöt^igte  er  bur$  feinen  Angriff  t}or 
t)er  3ßit  bie  termormen  begriffe  fi4  gu  fonbern  unb  ju 
fifiren^  ber  nod^  nicbt  ganj  entf(i&tumnterte  ^erftanb  ertoad^te, 
unb  bie  6$ran!e  ift  je|t  ft&rler  al^  irgenb  t)orl^er.  iBerliert 
er  nun  nod^  S^oanien,  irie  er  Portugal  unb  ۟bamerifa  fc^on 
t>erloren  })ai,.  fo  mag  er  ftd^  penFtoniren  laffen.  ^aran  ift 
aber  weniger  er  felbft  6d&ulb,  ol8  bie  Sefuitenpart^ei  in 
^ten  unb  3)lün(i&en,  bie  i^tn  ben  3^itpunlt  al^  günftig  ge« 
f^ilbert  batten.  S)er  3tßt^ß»icr  ift  ju  üerftdnbig,  um  ftd& 
eine  !ldre  äiorftellung  t)on  ber  ©eifte^^S^^f^ung  mad^en  )u 
fönnen,  bie  in  ^eutfd^lanb  einen  ^etaUglan)  \>en  G^^riften? 
t^um  auf  bie  Oberfl&d^e  getrieben  l^at« 


(1841.) 

i&abe  baS  fflu*  „Oeftrei^S  3«t«nft"  gelefen,  ift  »iel  SBa^re« 
mit  t)ielem  ^^alfc^en  barin  enthalten,  nield^  (e^tereiS  bei  fold^en 
Scbriften  nid^t  anberd  mögUd(^  ift.  9lad^  meiner  Slnfi(bt  ge^t 
Oeftrei^  feinem  Untergange  entgegen,  tDenn  ed  nid^t  breierlei 
be»er!ftelligt : 

3Serbefferung  ber  ginanjen. 

UebergetDidfet  be§  beutfdfeen  ^rinjipg  auf  freiwilligem  SGBege, 
aU  SBürgen  ber  Öinl^eit. 

@nbU4  ^rmedtung  be§  ^unfd^eS  bei  Ungarn,  aud  feiner 
tjereinjetten  Stellung  ^eraugjuge&en. 

2)ie  SBerbcfferung  ber  ginanjen  fdfceint  ba8  fAtoetftc 
unb  ift  baS  Icidbtcfte.  2lbgefe^en  t)on  ftaatgtt)irtbf*aftüdben 
SSerbefferungen,  barf  man  nur  ben  ©ebanfen  aufgeben,  bie 
®ef*idte  ber  2öelt  beftimmen  unb  veralteten  ^rittjipien  bie 
Oberbanb  t)erfd^affen  ju  mollen.  ®ie  anüliberalen  aufhingen 
feit  bem  Sa^re  1830  baben  bie  SSerlegen^eit  bwbeigefübrt- 
Oeftreicb,  ba§  nur  feine  eigenen  Sntereffen  beforgt,  ^at  äugen* 
blidtlidfe  fein  S)efiäit  entfernt  unb  dinnal^men  unb  3lu8gabeii 
in  ©intlang  gebrad&t. 

eben  fo  wirb   bem   beutfcfeen  ^rinjip   unb   bamit  bem 


86  3to(tte  9(bt|ei(ini8. 

^rinjt^  ber  Sinl^eit  bie  Oberl^anb  t)erf4afft,  menn  man  bie 
geffeln  ber  iBilbung  aufgebt.  Sie  beutfd^en  $rot)in}en  metben 
burd^  il^ren  Sufatnntenbanc)  mit  bem  gebilbeten  ^eutfd^Ianb 
babur^  eine  fold^e  Oberbanb  erbalten,  ba^  aQe  biefe  ftaDifcben 
unb  mag^arif(iben  SSeftrebungen  bagegen  mie  @eifenblafeh  ^er« 
)}Ia^en  merben.  3ft  SBien  einmal  ber  geiftige  3RttteIpunft 
ber  Ttonaiä)ie,  fo  trirb  eS  ber  ))olitif(ibe  fein  unb  bleiben. 

Um  ben  Ungarn  f  u[t  5U  mad^en  fxif  ben  übrigen  $ros 
t^injen  an^ufd^lie^en,  mu^  man  biefen  eine  Sage  geben,  bie 
fie  für  Ungarn  beneibenSmertb  binfteOt,  unb  eine  gform,  bie 
äbnlid^e  SSürgfdbaft  ^ai,  »ie  f\t  Ungarn  bereite  beriet,  fo  ba^ 
le^tereS  burcib  aufgeben  ibrer  ^onftitution  ni(^t  etwaS  Der« 
I5re,  fonbem  etmad  SeffereiS  eintaufdbte.  %a9  !5nnte  nun 
gef (beben,  inbem  man  allen  au^erungarif(!beu  $ro))in}en  eine 
gemeinf(baftli(be  SSerfaffung  gäbe.  3(b  bin  eben  fein  befon» 
berer  ^^^eunb  ber  fionftitution,  aber  obne  biefed  üRittel  mirb 
man  Ungarn  nie  au§  feinem  ^ugteidb  ifolirten  unb  abfurben 
3uftanbe  b^au^i^ei^en. 


(1844.) 


3öenn  man  bcbauptct  (mie  Custine  „La  Russie"),  ber 
$abft  merbe  burd?  feine  meltlidbe  ©out)cränit&t  unabbängig  al§ 
Oberhaupt  ber  ^ircbe,  fo  ift  üielmel^r  baS  (Segentbeil  baüon 
n)abr.  @r  mirb  baburcb  audb  al$  Sir<benbaupt  abb&ngig  t)on 
ben  OMäd^ten  nämlid^,  bie  fein  Sanb  politifdb  in  Sdbacb 
balten.  6r  !ann  nicbt  einmal  mel^r  ein  STOärtDrer  fein,  weil 
ba§  ibm  anvertraute  Sanb  bie  Seiben  t^eilen  müpte,  bcnen 
er  als  (^inselner  »ielleid&t  trotte. 

5)er  $abft  ift  baber  autb  gegenwärtig  ein  b^lbeu  SBafall 
t)on  Oeftrei(ib#  baS  ibn  gegen  feine  eigenen  Untertbanen  fdbüjt, 
unb  mu^  fxö^  baju  beigeben,  tjon  biefer  SOlacbt  auf  Seben  ge« 
befet  8u  werben,  ber  ibr  im  9Bege  ftel^t.  S)ie  preufeifcb'föfc 
nifcben  5öirren  baben  biefeS  bewiefen.  3)er  ^ermerianiSmug 
ift  notorifdb  tjon  2Bien  unb  ÜJlüncben  auS  in  diom  benuncirt 


igtfiorif((e  unb  polittfc^e  @tubien.  87 

tDorben,  unb  bcr  $abft  lonntc  nur  fc&iocr  ba§u  gebraut 
toetben,  gegen  eine  ^e^erel  aufjutreten,  bie  feinen  (Sinfünfteu 
feine  ©efal^r  breite,  ^n  [Rom  fürd^tet  man  nur  bie  Sren^ 
nimg,  nt(i6t  bie  l^rrle^re. 

(Sbm  begl^alb  audi  ftnb  bie  Sd^ritte  SRuglanbS  gegen  bie 
!at]^oIif4^  Aird^e  in  feinen  Staaten,  jmar  bem  Vorgänge  nad^ 
abf(i^euli4#  ber  @a(&e  na(i^  aber  gans  folgered^t  unb  gerabe 
bUT<^  bie  Kölner  @ef(tid&ten  l^erbeigefül^rt.  9lug(anb  mag 
^äi  ndmlidb  nid^t  ber  ©efal^r  ausfegen,  bei  einem  Sonflitt 
mit  einer  fat^olifd^en  Stegierung  t)ieO[eid^t  im  ^r&gnanteften 
^ugenblide  ben  $abft.  aU  ^unbe^genoffen  bed  ^^einbe^  auf 
ben  ^ate  |u  friegen.  SVlit  SluSna^me  ber  ©ried^en  neigt  ftc^ 
ie|t  bie  ganje  SBelt  jum  Aatl^oUjilmuS,  aU  ber  einzigen 
confequenten  dferiftUd&en  (Sonfeffion,  aber  ben  $abft  ftillSRie^ 
manb,  tDenigften^  in  feiner  gegenwärtig  mittelalterlicben 
prdtentiöfen  Raffung,  ßr  ift  baS  ^aupt^inberni^  ber  Slu?« 
breitung  ber  fat^olifd^en  Aird^e. 


(1844.) 

Q^  tt)dre  möglidfe,  bafe,  toa^  für  bie  Kultur  ber  alten 
SSBelt  bie  SSölferwanberung  unb  bcr  ßinbrui^  frembcr  ^Barbaren 
getoefen  fmb,  für  unfere  beutige  unb  ibre  gortbilbung  ba§ 
dmporlommen  einbeimifd^er  Sarbaren  »ürbe,  eine  ßrfdbeinung, 
bereu  erfte  Äeime  fdjon  in  bcr  Uebertiölferung  unb  bem  Aom^ 
muni^mu^  fübtbar  werben. 


(1845.) 

9Ran  fann  fidb  in  neuerer  Qdt  ntdbt  genug  iDunbern,  ba6 
mieber  religiöfe  Bewegungen  entfteben.  derlei  bätte  man  aU 
I&ngft  abgetban  betradbtet.  @S  ift  a\i6)  längft  abgetban. 
SBenn  man  ndmlidb  biefe  Bewegungen  ndber  betradbtet,  fo 
Ibaben  fic  aderbingS  bie  ^Religion  jum  ©egenftanbe  —  wie 
j.  33.  jur  moralifcben  ^Ibfcbä^ung  ber  Seit  aucb  bie  überbanb^ 


88  Spelte  ^((tl^fitung. 

nel^mcnbc  3"i«ioraIitdt  gehört  —  pß  ,^aben  alfo  bte  SRcfiglon 
jum  ©cgcnftanbe,  fmb  aber  tt)efcntii(^  iir  religio  3.  ®er 
^eulfd^'^at^oU!  mid  ni(i^t  glauben,  toad  ber  römifd^e  Sta^ 
tbolijiSmu^  ))orf(i^teibt,  ber  proteftantifd^e  Sic(^tfreunb  mill 
ba^  lutberifcbe  ober  cabinifd^e  ©pmbolum  nid^t  annehmen. 
@elbft  ber  fd^toeiserifd^e  ^atboliii^mu^  ift  nid^t  t}iel  ntej^r 
aU  ber  rein  menfdtUdbe  XroJ  gegen  bie  Uebergriffe  bct  JÄar^ 
gauer  SHabifalen.  S)er  SH^einlÄnber,  ber  Ji(^  unter  franjöfifti^er 
$errfd^aft  um  9leligion  menig  gelümmert  b^t,  ift  nur  barum 
ftreng  fatbolifd^,  toeil  fein  Sanlfe^fürft  ftreng  ptoteftantifcb 
erfdbeint.  @d  liegt  tUn  fo  Diel  politifd^e  2Biberfe6li(ibteit  in 
feinem  difer  aU  religiöfe  Ueberjeugung.  SRid^ti^  ifl  in  ber 
gegenm&rtigen  Bewegung  pofttit)  religiös  aU  ber  abgefdftmadte 
ßifer  einzelner  dürften  unb  3Winifter,  ibre  inbiüibueHc  Ueber« 
jeugung  Golfern  aufjubringen,  bie  baton  gar  nicbts  miffen 
njoden. 

^oburd^  ftnb  benn  nun  aber  biefe  gar  nidbt  unt)erft&m 
bigen  Seiter  ber  iB5l!er  babin  gelommen  ju  glauben,  ba^ 
gerate  ie|t  ber  3ßitpun!t  für  berlei  SReactionen  gefommen 
fei?  2)ie  2lntmort  ift  einfadfe:  Sie  \)ahm  ficb  burdfe  Söorte 
tdufc^en  laffen.  öS  ift  lejter  3cit,  namentlid^  in  ber  beutfi^en 
Siteratur,  fo  tjiel  tjon  ^Religion  bie  SRebe  gemefen.  3)ic  5lufs 
fldrung  unb  ber  9RationaliSmu§  njurben  tjerfpottet,  ein  reli^ 
giöfe0  Semu^tfetn  aU  baS  erfte  (^rforberni^  eineS  auf  ber 
$öbc  ber  3cit  ftebenben  SDlanneS  auSgefprod&en,  ja  felbft  bie 
Pbilofopbif^en  Spfteme  fingen  nad^gerabe  an,  ftcb  naäf  pofls 
tiüen  Stüfepunften  umjufeben.  63  »ar  aber  meiter  nid^ts, 
als  ber  S8an!rutt  ber  Spefulation.  3Jlan  fing  enblidb  an 
einsufeben,  ba^  au§  allen  biefen  ^egriffSmengereien  nicfetiS 
§altbare§  \)exQmtommQ,  unb  man  jog  2Bed^fel  auf  bie  (Sroigs 
feit,  tüeil  ba^  baare  (Selb  ber  ©ebanfen  ausging.  6in  (Sr^ 
löfer  beg  aWenfc^engefd^led^t«,  \a  eine  S)reieinigfeit  würbe 
poftuUert,  obne  aber  genau  auöjumacben,  ob  bamit  ein 
Söifd^nu  ober  Sbtiftug,  eine  inbifcbe  3:rimurti  ober  eine  cbrift^ 
Ucbe  ^reifaltigfeit  gemeint  fei.    2)er  2)eutfcbe  ift  üon  ber 


$tflotif(^e  unb  ))otittf4e  Stubicn.  89 

S^ute  l^er  gemol^nt,  mit  Seraii^tung  beS  gefunben  üRenf^en^ 
t)etftanbeS  fxät  mit  SBorten  |u  begnügen,  bie  in  ben  ^beB^ 
ftanb  ber  Segriffe  erl^oben  »erben.  ^uSbrüde  mie  concrete 
3bee,  objectioeS  ^en!en,  l^iftorifc^e  ©runblage,  ja  9lationaUt&t 
unb  beutf(!(e  (Sinl^eit  wud^em  ballet  lange  fort^  h\§  irgenb 
ein  realer  Snfto^  fie  jur  gijierung  siüingt;  »o  pe  ft(^  benn 
in  9li(^td  auflofen. 

3)a)u  fommt  no(b  eine  fc^iuad^e  $erfönlid(;!eit,  bie  bei  fo 
bieten  bortreffü(i^en  (Sigenfd^aften  ber  ^eutfc^en,  i^ren  größten, 
ja  i^ren  ©runbfe^Ier  auSmä^t.  iBebürfni^  unb  Ueber^eugung, 
bie  bei  anbern  ^Rationen  nur  gu  borfd^neQ  t^orangel^en,  lofen 
pd^  in  ^eutfc^Ianb  in  ein  emige^  Suchen  nad)  ©tünben  unb 
naii  bem  ©runbe  beS  Qlrunbe^  auf.  ^a§  ^irflid^e  übt  eine 
geringe  SRac^t  über  i^n  au^.  (Sr  ift  balS;er  bor  aütn  anbern 
geeignet,  fidi  Sebürfniffe  ju  mad^en  unb  Ueberjeugungen 
einsubilben.  60  trat  aud^  bie  9fleIigion  an  bie  @te(Ie, 
bie  früher  bad  ^bfolute,  ber  objeftit^e  Segriff  unb  toa^  mei^ 
i(b  für  9lebelbi(ber  eingenommen  Ratten. 

Uld  Uijfit^  Unglüd  leben  bie  beutfd^en  S>iegierungen  mit 
i^ren  (Erinnerungen  nod)  in  einer  3cit,  hJO  eS  für  einen 
Staatsmann  genug  toar,  bie  (Se^eimniffe  ber  ©abinette  §u 
toijfen,  inbe^  man  jeftt  bie  ©el^eimniffe  ber  Sölfer  fenneu 
muß. 


i^ir(Settßaal. 

(1846.) 

2)ie  gegenlüdrtige  ©riebigung  beS  römif(^en  Stuhles  böte 
©elegenl^eit,  bie  politifd^e  Sage  fccS  ÄircbenftaateS  auf  eine 
bleibenbe  SIrt  ju  reguliren.  Ueber^aupt  ift  bie  ganje  3bce 
eines  ^ird^enftaateS  nur  in  fo  fem  ^uläfftg,  anberfeitS  aber 
notl^wenbig,  aU  baburdfe  bem  ipaupt  ber  fat^otifd&en  Äird[:e 
bie  erforberlid^e  Unabl^Ängigfeit  berfc^afft  mirb.  Sein  ber« 
maligeS  ©ebiet  aber  mad^t  i^n  gerabe  abhängig,  bon  ienen 
Kac^barn  nämlich,    bie   i^n  nac&   Umftdnben  entweber  be- 


90  Stfeitc  ^bt^ctlung. 

bro^en  ober  bef(i^ü^en.  @S  mügte  i^m  bälget  eine  ifoUvte 
SteQung  gegeben  werben^  t)on  jeber  unmittelbaren  ^laö^bat^ 
fc^ft  getrennt,  unb  S)a^  ttidre  nur  auf  einet  ^nfel  tabQÜäf, 
bie  burdb  i^re  Sage  mit  ^iemanb  unb  mit  Sebermann  in 
SBerü^rung  !ommt.  SoDte  auä)  eine  einselne  9Rac^t  auf  bie 
Tletxt  einen  oorjüglid^en  ^nfiu^  m^ühen,  fo  tt)&re  bie^ 
glücfUc^ermeife  eine  proteftantifd^e,  Snglanb  n&mlid()^  beten 
^inmitlung  bur^  eine  glüdtlidl^e  Q)(aubendsEntipat(;ie  fo  siem- 
Uc^  paral^ritt  mürbe.  6ot)iel  fftr  bad  ^^tereffe  beS  Äat^oli^ 
§iSmug  im  SlUgemeinen.  S^d^^^i^^  ^^^i^  ^aben  bie  iBemo^net 
beS  römifd^en  Staate^  fpejied  ben  ^nfprud^  auf  eine  bürget« 
Ixd^e  unb  poUtif(ib  tegulitte  @|iften),  bet  bei  bet  gegenko&ttigen 
$rieftenegietung  niemals  i^etmitlKd^t  toerben  mirb  unb  fene^ 
30^i&oergnügen  unb  jene  Unruhe  erzeugt,  beren  ^be,  weit 
ol^ne  9lbt;ulfe,  nid^t  ab§ufe^n  ift 

(^(üdlic^ermeife  gibt  bk  geograpj^ifd^e  Sage  t}on  Italien 
ein  SluSlunftMittel  an  bie  $anb.  3Han  r&ume  bem  Könige 
t)on  9leapel  ben  ^ird^enftaat  ein  unb  gebe  bem  $abft  bie 
3nfel  6icilien  in  t)oIIer  @out>erainet&t.  ^ie  Unterfc^iebe  ber 
(Sinlünfte  liefen  fidfc  leid&t  burd^  Oftroirung  biefer  ober  jener 
©efftüe  unter  Garantie  ber  englifd&en  Regierung  auggleidfcen. 
^a  aber  bie  (Erinnerungen  be^  ^at^oIijiSmu^  mefentlic^  an 
ber  eiüigen  SBeltftabt  haften,  fo  l&ätte  ba§  3;ra§tet)ere  mit  ber 
$etrue!irdbe  unb  bem  $Bati!an  als  auSgefcfeiebene  S)omaine 
bem  römifc^en  §ofe  ju  oerbleiben  unb  jwar  fo,  ba&,  menn 
oon  Qdt  ju  3cit  ber  $abft  fclbft  ober,  bei  ootl^er  fcftju« 
fe^enben  (Gelegenheiten,  burd&  einen  SteUoertreter  bie  großen 
ürd^licben  (S^eremonien  ber  fatl&olifc&en  Äir(fte  in  diom  abhält, 
ba§  5lra§teüere  in  baS  SBcr^ältnife  einer  ooüfommenen  Un^ 
ab^ängigfeit  oon  ber  neapolitanifcfeen  S^legierung  tritt.  2)cr 
3öeg  tjon  6icilien  nadf^  9flom  auf  einem  guten  2)ampffdbiffe 
ift  meber  toeit  nodfe  befd&m erlief ,  unb  ber  $abft  mad^t  ja 
jäl^rlicö  ^Reifen  unb  ^dlt  SSiüeggiaturen. 

©icilieit,  um  oor  bem  Sd&idfale  be^  betmaligen  Äirdfeen« 
ftaateS  geftcfeert  ju  fein,   mü&te  eine  Sonftitution  befommen, 


^illortfd^e  unb  jJoUttft^e  etublen.  9 1 

toa8  bei  X)tt  SRomagna,  bcr  ^flacfebarf^aft  toegen,  nun  unb 
ntentafö  ftattfinben  lann.  @d  mähten  bann  bie  ©eiftUd^en 
auf  immer  fflr  unf&btd  er!(drt  toerben,  ein  Staat^amt  ju 
beffetben,  mttSluiSnabme  aaenfaQlS  beSjenigen  ^arbinaU,  ber 
bie  Siede  bed  $abfted  in  tt)eltli(ben  Slngelegenbeiten  ju  ntn 
treten  bAtte,  ba  bad  3ufammentreffen  be^  politifcben  aJlac<bia' 
))eaidmu^  mit  bet  Seitung  ber  !tr<bUd^en  ^ngelegenbeiten  in 
ein  unb  berfelben  $crfon  auf  jcbc  Slrt  ^u  Dermeiben  »Are. 

fdd  einer  fol(ben  Scbeibung  ber  Obliegenheiten  tvürbe  ))or 
Wkm  ber  ^atboUciSmud  felbft  gekoinnen.  ^a^  3n>itterkue{en 
eine^  römifcben  äJlonftgnore  ^örte  auf,  unb  man  brandete 
nid^t  abgefeimte  StaatiSmftnner  bal^in  ju  fteOen,  mo  6eelen< 
flirten  erforberlid^  fmb. 

3)er  S$orf(blog  mag  abenteuerli^  f(beinen,  unb  er  ift  e^ 
au(b.  ^ber  baS  Slbenteuerlic^e  ift  immer  no(b  beffer  aU  bad 
Unmdgliibe;  ba^  aber  ein  Sortbefteben  bed  ^ir(benftaated  in 
ben  gegenm&rtigen  äierb&ltniffen  unter  bie  Unm5gUcb(eiten 
gebbrt,  leucbtet  ^ebermann  ein. 


Oanuar  1847.) 

S)er  $alatinu§  t)on  Ungarn  ift  tobt  @o  gre^  ber  iBer« 
Ittft,  ber  audgejeiibneten  6igenf(baften  beS  Sßeretoigten  toegen, 
an  ft^  ift,  fo  iDirb  er  no(b  t>ergr()^ert  bur(b  bie  Scbmierig^ 
feit,  ibn  ^u  erfe^en.  @in  SRagnat  beS  SanbeS  bürfte,  alleiS 
S(nbre  ungered^net,  faum  ^nfeben  genug  })ahen,  bie  \)alh 
))atnotif(ben,  "^alh  jur  SRobe  geworbenen  äBiberfe|U(b!eiten  }u 
bdnbigen.  äSon  ber  b^trf(benben  gamilie  aber  fmb  bie  Oheime 
bed  ^aiferS,  bie  an  ®igenf(baften  bem  Verbliebenen  ni(bt  nacb« 
fteben,  bur(b  ibr  t)orgerü(tte^  ^Iter  unb  bie  6(bn)iertgfeit,  ft(b 
eine  ber  Sanbed«  unb  ®ef<b&ft^fpradben,  fei  ed  nun  bie  un^ 
garifd^e  ober  latetnif(be,  bi^  §ur  9{ebefertig!eit  geläufig  ju 
macben,  t)on  ber  Äompeteng  au8gef(bloffen,  inbe&  bie  jungem 
gamiliengliebcr  erft  t)on  ber  S^t  jene  Sdeife  ju  ermatten 
b&tten,   bie  über  ben   (S^rgei^,   bie  Seibenfd^aften   unb  bie 


92  Stoeiie  ^Ibt^eifunj. 

Socfungen  bcr  ?$opulatitat  ^inaugfe^t.  Unb  bodfe  ift  e«  not^« 
menbtg,  entweber  einen  ooQenbeten  @ef$&ftdmann  ober  eine 
[RefpeftiSperfon  l^inab^ufenben.  Son  bev  Ie|tem  OuaUftfation 
mii  i(b  nur  (Sinen  unb  bie^  i[t  ber  pr&fumpttoe  X^ronetbe, 
ber  6r)]ber}og  {^ranj  Aarl. 

tiefer  $err  \)at  ftc^  S^^^r  bieneic^t  ani^  einer  lopalen 
Selüateffe,  biäl^cr  bon  ben  öffentlid&cn  ©cfd^Äften  entfernt 
gehalten,  unb  e$  bürfte  i^m  ba^er,  toie  Sebent,  ber  in  ein 
neued  iBerl^&ltni|  fomnit,  an  ber  n5t^igen  ©eivanbt^eit  feilten. 
Slber  ba^  Sanb  mü&te  fidfe  geeiert  fül^len,  bie  fünftige  $off* 
nung  bed  ©efammtftaate^  mit  ber  Obforge  über  fein  SBot^l 
betraut  }u  fe^en;  bem  entfc^iebenften  OppofttioniSmann  bürfte 
ed  ntc^t  gleid^giltig  fein,  demjenigen  entgegen  ^u  treten,  ber 
aU  fünftiger  ^önig  auf  bad  Sc^idtfal  beiS  @in}elnen  nte^r 
ober  meniger  6inf(u^  ju  nehmen  l^at  unb  enblid^  tt)erben  SSe^ 
megungen,  bie  me^r  auS  ben  Seibenfci^aften  aU  au8  einem 
bemünftig  in$  Sluge  gefaxten  S'^td  l^erborge^en,  Uxd)ttt 
burd^  ben  9^efpe!t  im  3aume  gehalten  aU  burdft  ®rünbe, 
unb  ttjenn  c§  bie  bcften  wären.  2)ie  erftcn  fd&ttjanfenben 
6ctritte  würben  burd^  bie  3^eu^cit  bcr  Stellung  entfcfeulbigt, 
jebcr  gortfd^ritt  in  ber  ^enntni^  be§  fianbeS  unb  ber  ©c« 
f(fci*te  mü^te  f*on  aU  3lugri*t  für  bie  Sutunft  mit  95e« 
gcifterung  aufgenommen  werben  unb  S^liemanben  wäre  e§ 
leidster  aB  i^m,  in  einer  me^r  jurüdtgejogenen  aU  jebedmal 
eingreifcnben  Stellung  jene  ©runbfä^e  ju  überwa4en,  beren 
(^in^altung  bag  ©cfammtwo^jl  bcr  SD^lonard^ie  unerlafelicb 
mad^t.  Wtan  fagc  nid^t,  ba^  gerabc  burd^  bie  @igenfd&aft 
al^  3:^roncrbc  bie  unbcrmciblidjen  gc^lgriffe  bc8  SleulingS 
einen  Sd^atten  auf  ben  fünftigen  ^önig  werfen.  2)ie  Tla- 
jeftat  bebedft  3inc§,  unb  bei  bcr  S'^ot^wcnbigfcit  bcr  Subcefs 
fiongorbnung,  ftnb  c§  weniger  bie  t)on  bem  S^^aü  abhängigen 
SBollfommcnl^citcn,  aU  bie  ^ciligfcit  bc§  üWittclpunfte«  ber 
StaatSmad^t,  waS  ber  ^öniggwürbe  i^ren  ®lanj  tjcrlei^t. 
Sollte  man  al§  ungehörig  bcjcidfencn,  ba&  bcr  fünftige  ^err^ 
fdbcr  eine  bicncnbc  Stellung  einnehme,  fo  bebenfc  man,  ba| 


^tflotiff^e  tmb  politifc^e  Stubien.  93 

oOe  ftronptinien  ))on  (Suropa  in  ber  ^rmee  btenen^  unb 
moQte  man  Se^tereiS  aus  bet  ©etoo^n^eit  unb  bem  ^erge^ 
brachten  erfl&ven,  fo  t>cx\uä)t  man  einmal  ettoaS,  baS  nid^t 
l^ergebracbt  ijt. 

6r  unb  feine  geiftreid^e  ©ental^lin  toürben  in  $e[t  $of 
^Iten.  Sie  toürben  ben  Hbel,  ber  in  Ungarn  baS  SSoIf  ift, 
um  fi6)  Derfammeln  unb  bie  liebenSmürbige  ©aftfreunbfcbaft 
f&nbe  einen  äBiberflang  in  ben  ®&ften  aud^  auger  ben  ©renken 
beS  Salons.  3n  mel^r  ober  toeniger  ^o^ren  reifte  ein  füngereS 
®lieb  ber  Familie  ^u  jenem  Sllter  l^eran,  baS  in  unfern 
Zagen  gur  SSolfSleitung  ndtlS^iger  ift,  als  in  aüen  t)or]^erge« 
gangenen^  ba  in  einer  mel^r  bewegten  als  tl^ren  Biegungen  treu 
bleibenben  3rit  erft  mel^rere  erlebte  SBec^fel  ber  iBemegungen 
einen  tid^tigen  Slidt  auf  bie  ^atur  ber  ^Bewegung  felbft  geftatten. 

60  t)xel,  maS  Ungarn  felbft  betrifft.  SBelc^er  ^u|en  aber 
für  bie  gange  äJlonard^ie  barauS  ()ert>orginge,  ift  faum  gu 
bered^nen.  S)ie  S^tone  t)on  (Suropa  ftnb  gegenwärtig  grögten^ 
t^ieilS  mit  gutwilligen,  gum  großen  Zl^etle  mit  loerftdnbigen 
Surften  befe^t;  waS  i^nen  aber  beinal^e  fdmmtUd^  abgel^t^  ift 
bie  ^enntnif;  beS  SolfeS,  bie  eigene  Ueber^eugung  t)on  ber 
Äidbtung  unb  ben  iBcbürfniffen  ber  S^xt  3n  ber  einfamen 
^dnigSburg  wirb  berlei  nic^t  erworben«  @erabe  Ungarn,  wo 
bie  Bewegung  bis  gur  Uebertreibung  ge^t,  wäre  eine  S^ule 
für  ben  fünftigen  Segenten,  wie  feine  anbere.  S)ie  SHotl^s 
wenbigfeit,  fx^  loon  bem  @uten  unb  Sd^limmen  jeber  $artl^ei 
in  überzeugen,  felbft  ben  (Singeinen  nid^t  für  gleic^giUig  gu 
i^alten,  in  äBed^felwirfung  mit  SlQen  gu  treten,  würbe  jene 
iBeweglid^feit  beS  (SeifteS  ergeugen,  bie  im  geftfte^en  nid^t 
pafpt)  unb  im  gortfireiten  ni(^t  übereilt  ift.  S)ie  ©ölj^ne 
beS  örg^?e^^ogS,  talentboHe  aber  »ereinfamte  ^ringen,  würben 
\)m  erft  i^re  Grgiel^ung  t)ollenben,  unb  Uxdat  bürfte  auS  il^nen 
ein  IRegent  l^ert)orgel&en,  bem  Stammvater  beS  $aufeS^  S^ubolf 
oon  ^abSburg,  gleid^^  ber  eine  neue,  aber  tro$  i^rer  ^eu^eit, 
ober  t)ielme^r  burdfe  i^re  Jleul^eit  geregelte  3cit  über  Seutfdb^ 
lanb  brad^te. 


94  3t»cite  «btleibtng. 

Oeftretd)  l^at  M  bem  materiellen  gortfd^ritte  angefd&Ioffen^ 
aber  bie  ))ert»o(l!ommten  iBeförberungi^mittel  tverben  etil  bann 
einen  Sinn  (Kiben, .toenn  ber  ©eift  bed  f$ortf(^ritt^  nidftt  nur 
bie  Salinen  auiSftedt,  fonbern  aud^  im  9Bagen  mitfährt 


(1847.) 

(S^  ift  etmaS  (StgeneS  um  ba^  ^ufblü^en  unb  IßertDelfen 
ber  S5l!er.  ^n  )ebem  ift  eine  b€r)[)orfted&enbe  ^raft,  bie 
beilfam  »irft,  fo  lange  fie  $inbcmiffe  ju  befiegen  bat,  na(b 
biefem  Siege  aber  {üb  gegen  rt(b  felbft  lebrt.  So  loai^dmit 
bem  ®ei[te  ber  greibeit  in  Sltben  }ur  unb  nadb-ber  3ett  bed 
$ert!leS,  fo  toax'^  mit  ber  2;a))ferleit  ber  SRdmer,  tiaä^  fba 
jiegung  ber  üBelt,  in  ben  SBürgerfrtegen.  (S&far  !am  fcbongu 
f)i)at,  gubem  toutte  er  Don  furjftd^tigen  6ntbufiaften  etmorbet 
^uguftu^  teufte  nidbtd  ^effered  S^-tbun,  aU  bie  fdb&blidb  %ti 
koorbene  ^raft  nieber^ubalten.  darauf  famen  feine  unmittel« 
baren  9la(bfoIger,  bie  man  fur^  obgetban  b<ity  inbem  man 
fte  als  ^abnftnnige  bejetcbnet.  Sie  koaren  aber  nicbt  n)abns 
ftnnig,  (Ealigula  fo  toenig  aU  SRero,  ber  in  feinen  erften 
Sabreu  aU  SBeifer  regierte.  3bt  2Babnfinn  »ar  bie  robe 
Selbftiu(bt  unb  ber  Uebermutb  ber  ©etoalt.  S)aS  alles  bcit 
ni(btS  (SrftaunlicbeS ;  aber  nacbbem  bie  eigentbümlidbe  ^raft 
ber  9l5mcr  einmal  gcbrocben  war,  !am  eine  9leibe  ber  t)ors 
treff lieb ftcn  Surften:  Sefpafian,  SlituS,  3:raian,  ^abrian,  bie 
^ntonine;  eS  entftanb  fogar  eine  sioette,  bö^ft  acibtbare 
Literatur.  ^aS  alleS  aber  fonnte  bem  IBermelfen  (einen  Gin- 
balt  tbun.  ^ie  natürli(ben  Energien  bec  Station  waren  jer^ 
ftöit,  SSaterlanbSliebe  unb  ^elbenmutb  in  ber  Selbftfucbt 
untergegangen. 

(Einen  folcben  6^ulminationSpun!t  b<^te  baS  grübelnbe  unb 
unterfucbenbe  ^eutfcblanb  in  ber  ^po(be  ^n)if(ben  £ant  unb 
^oetbe'S  ^obe  errei<bt.  S(bon  beginnt  bie  ^raft,  ftdb  gegen 
fidb  felbft  ju  loenben.  äßcnn  ni(bt  balb  ein  ^ann  ober  ein 
@reigni^  baS  ®leicbgemi(bt  toieber  b^^fteUt,  wirb  ein  Späterer 


$tfionf(!^e  utib  politifi^e  @tubten.  95 

ober  ein  6)}&tere^  bie  Slation  t)emellt  unb  unf&^ig  ftnben, 

fi((  aud  ber  S^i^ftörung  mieber  emporsuatbeiten,  mie  ed  mit 
Stalten  j.  99.  f*on  »irlli*  bet  Sali  ]ä)tint 


(1848.) 
1. 

^ie  Seute  fagen  mit:  nun  \)Qbt  \\)t  bie  $te^freil(^eit,  nun 
f^reib!  \\ixiä)  iura  fßollel  Slber  su  fd^reiben  au$  !einem 
anbem  ©tunbe^  ald  toeil  man  bie  $re^freil^eit  l^at,  !äme  mir 
bor,  toie  ein  jjunger  ^abett,  ber  ^um  erften  ÜRale  einen  @dbel 
an  ber  Seite  l^at  unb  ber  nun  glaubte,  er  mü^te  il^n  nun 
glei^  Auf  ber  SteQe  gegen  irgenb  Semanb  brauchen,  ^ie 
$re^frei^eit  ift  ein  fd^arfed  Sd^toert,  la^t  e^  unS  nur  jiel^en, 
toenn  bie  9lotl^  e§  er^eif(ii)t.  Slber  bie  92ot^  mar  fd^on  ba! 
— -  KQerbing^.  ^äi  f)aite  auä)  bie  e^eber  \ä)on  f)alh  anh  ber 
€dbeibe  gebogen,  Slnfang^  tooQte  id^  bem  SoI!e  fagen:  fei 
mut^ig!  —  aber  fie  loaren  mut^g.  2ll§  fpftter  bie  Qn^t^ 
ft&nbniffe  ettoaS  jögemb  auf  fxä)  toarten  liegen,  tooQte  xdi  fte 
)ur  9R&Mdung  ermahnen  ^  aber  f\e  roaxm  mä^ig.  3ule^t 
fd^ien'd  mir  not^toenbig,  5u  toamen,  man  m5ge  über  ben 
Starrftnn  ^alb  toa^nrtnnig  geh)orbener  9tat^geber  nidbt  bie 
fpric^wörtlidj^  geworbene  SKilbe,  ba§  2Bo^ltt)oIlcn  bc8  regieren« 
ben  ^aufe§  bergeffen ;  aU  169  aber  auf  bie  Strafe  lam,  ful^r 
ber  Aaifer  ehen  burd^  bie  {urg  no$  ^albempörte  Stabt,  unb 
baS  Sott  jubelte  i^m  entgegen,  toie  einft  aU  ^ronprin^,  al^ 
er  nad^  einer  tobe^gef&^rlid^en  ^ranl^eit  ba^  erfte  STlal  fxä) 
toieber  öffentlid^  leigte;  aU  ob  bie  le|ten  Sa^re  be^  ^rudteS 
gar  nid^t  ba  getoefen  toftren.  ^a  badete  id^  mir:  SEBaS  foll 
man  einem  Solte  fagen,  baS  burd^  einen  glüdlid^en  ^nftinft 
überaa  baS  SRe^te  felbft  ^erau^ftnbet? 

3d^  toar  immer  ftolj,  ein  Oeftreidber  ju  fein.  SBenn  mir 
Uterarifd^c  Jreunbe  über  unfcr  Swrüdfgebliebenfein  in  ber 
SSilbung  flagten,  unb  toie  baS  übrige  ©eutfdfclanb  gering« 
fdfe&tig  auf  ung  ^erabfe^e,  fo  badete  id^  mit  ®eorg  in  ©öj 


96  3n)eite  ^bt^eitung. 

t)on  SScrlidbingen:  gudft  i^r  — !  unb  fo  toeitcr.  ©efunbcr 
nJlenfdbent)erftanb  unb  9latütUd&!rit  ber  Gtnpftnbung  ftnb  uva 
fd^einbare  ©üter;  mer  fte  aber  burd()  na^geplopperte  £^eorien 
unb  unfrud^tbare  Sielmifferei  t)erIocen  \)at,  ift  übler  baran, 
ald  mer  auf  fte  allein  bef(bränft  ift.  214  tfar  immer  ftol^, 
ein  Oeftreicber  ^u  fein,  ^d)  babe  nie  im  äluiSlanbe  bruden 
laf[cn,  nie  ftanb  ein  SBort  Don  mir  in  ben  beutfcten  ^our^ 
naien.  Selbft  bie  6)enfurgefe(e  babe  i(b  geadl^tet,  »eil  idb 
glaubte,  eS  gieme  bem  red^tf(baffenen  SRanne,  ft^^  ben  ©e^ 
fe^en  feinet  ^aterlanbeS  ^u  fügen,  gefegt  auib,  Tte  iDftten 
abfutb.  Unb  fteb  ba,  ber  Za^  ift  gefommen,  mo  ibr  meinen 
Stolj  geredbtfertigt.  ^l)t  babt  eu(i^  in  biefen  legten  Sagen 
als  Deftreicber  benommen,  aU  ein  fßolt,  baS  Äopf  unb  J&er§ 
im  redeten  ©leid^gemid^t  bat,  leineS  baiS  anbete  unterbrüdenb 
unb  beibe  einanber  bienenb. 

Unb  bod^  möd^te  id^  ein  ^ort  ber  äBarnung  fprecben. 


2. 

aneine  2Jlitbürger! 

3br  babt  ein  belbenmütbigcS  SBerl  tjoUbrad^t  unb  SRie^ 
manb  lann  eudfe  feine  iBemunberung  tjcrfagen.  Selbft  »er 
bie  ©efe^U(b!eit,  ja  ßrfpriefeUd&feit  bejtüeifelte,  mü^te  fid^  ge- 
fangen geben,  oon  ber  Ueberjeugung  ber  SRotbtoenbigleit. 
@in  3iiftaub,  ber  nicfet  bauern  fann,  trägt  in  fid)  bie  Urlaubs 
ni§  jur  Slenfcerung.  3d&  felbft  babe  toeber  an  ber  Einleitung 
nocb  an  ber  5lugfübrung  %\)exl  genommen.  Qu  lefttercr  bin 
{&}  nid^t  !örper!r&ftig  genug,  ju  erfterer  —  gerabe  b^rauSges 
fagt  —  ju  gemiffenbaft.  S)erlei  2Betten  mit  ber  üerbüUten 
3u!unft  erforbern  junge  freubige  ^erjen,  ober  alte  fd^»in- 
belnbe  ilöpfe. 

3b^  bcibt  erreid^t,  wag  üor  adfet  3^agen  nocb  ein  9Wärd&en 
fdbien.  2öenn  in  ben  3ugeftänbniffen  nocb  mancbeS  unbe^ 
ftimmt  erfd^eint,  fo  b^bt  ibr  glüdlicberweife  —  ober  leiber  — 


§iporif(!()c  unD  politifj^e  StuMen.  97 

bie  Staatögetpalt  in  eine  ü^age  gefegt,  ba^  f^e  alle  SRüd^alte 
aufgeben  ntuB.  Slber  bentntt  nid^t  länger  ben  georbneten 
(Sang  ber  Regierung.  2)er  öftreid&ifci&e  Staat  befte^t  nici^t 
»ie  Sfranfrcid^  ober  Spanien  ober  felbft  $reu§en  unb  iBaiern 
aud  einer  einzigen,  in  fic^  einigen  ^Ration.  3^  biefem  alten, 
}iemli($  baufälligen  ©ebäube  n^obnen  ))iele  ft(b  ^alb  frembe 
SRenf dfecn,  unb  bie  jeft  betrfdfeenbe  Snfluenja  ber  SRationali^ 
tdten  bcgünftigt,  \a  forbert  beraub  5U  Spaltungen  unb  ^ar^ 
tjicien.  S)iefc  Ungarn,  t)on  benen  i^r  glaubt,  fte  !ämen  eucb 
beijuftebcn,  finb  nur  gefommen,  um  für  eigene,  un§  unb  i^uen 
g(el(!b  )oerberbli(£e  3^^^^  bie  ^erlegenl^eit  §u  b'enü^en,  in  bie 
i^r  bie  SIegierung  geftür^t  ^abt. 


3. 

3Weine  greunbe  unb  ßanbgleute! 

SSiele  iDon  eu(b  \)ahen  mir  t7on  je^er  ^cbtung  gejeigt,  unb 
bie  mi*  nd^er  fennen,  fennen  mi(b  al^  e^rli(ben  ÜJlanu.  S^b 
babe  ba^cr  ein  9le(bt  auf  euer  3utraueii.  SDenn  i(b  midfe 
bidber  nicbt  öffentlicb  üerne^men  liefe,  fo  gefd^a^  e^,  weil  idb 
bei  fonft  ni(bt  üblen  gobigteiten,  mir  bie  ©igenfcbaften  unb 
Äenntniffe  eine^  politifcben  3Ranneg  nid^t  5utraute.  3<* 
glaube,  bie  grofee  3Rebr5abl  üon  eud^  follte  ein  ä^nlid^eg  SDlife^ 
trauen  in  jid^  felbft  füllen.  S)ie  S)ingc  nehmen  übrigen^ 
eine  fo  bebroblic^e  ©eftalt  an,  bafe  ba^  $olitifc^e  in  ben 
^intergrunb  tritt  unb  bie  natürlicbe,  bie  materielle  ©efal)r 
ftd^  furcbtbar  $la(  mad^t. 

S)ie  mit  jeber  Staat^umroäljung  t}erbunbenen  eiften  Um 
ru^en  finb  vorüber.  3^^^  6^^*  ßw4  babei  tjortrefflid^  benom? 
men  unb  meinen  alten  Stol§  auf  mein  SSaterlanb  glän^enb 
gered&tfertigt  9flad&  furjem  StiÜftanb  aber  treten  biefe  Un^ 
ru^en  t)on  neuem  ein.  5)iefemal  burd&  nidfetö  geredbtferti^t, 
t)ielmeb¥  burdb  SlUeg  mißbilligt,  toa^  bem  3Jlenf(ben  tbeuer  unb 
beilig  ift. 

«tiUVataev,  Sßette.    All.  ^ 


y8  SttJcitc  *Äbtl)ciruU3. 

SSor  mm  bic  ^fere! 

^l^r  glaubt  mit  bem  Urtl^eUe  über  ble  geftürsten  ®etoalU 
^aber  fd^ned  fertig  ju  fein,  menn  il^r  ft^  a(g  äierrät^er  unb 
93öfett)iciÖte  bcjeid^net.  Sic  maren  e^  aber  nidfet.  ©ictoaren, 
obgleid^  üom  alten  Softem  geblenbet,  in  \l)xex  Slrt  gutmidige, 
\a  red^tfd^affene  ^JRänner,  bie  nur  glaubten,  tl^eild  ba|  bie 
neuen  3been  auf  ben  bunt  unb  lofe  jufammengefügten  oft« 
reic^ifd^en  @taat  feine  ^nmenbung  litten,  t^eilS  ba^  il^r  felbft 
für  bie  grei^eit  no(j^  nidfet  reif  »ärct.  Oebt  i^ncn  ni(Jt 
Sted&t  burd^  euer  Stoben.  3)ie  eine  §&lfte  ilj^rer  ä^orauS^ 
fegung  ift  eingetroffen.  S)er  nid^t  mel^r  burdfe  jmingenbe  ®es 
toalt  jufamntenge^altene  @taat  bro^t  ^u  verfallen.  ®önnt 
i^nen  nidbt  ben  ^riumpl^  aud^  eud^  richtig  beurtl^eilt  ju  l^aben! 
^ä\  5urgrei^eit  ift  nur,  toer  ftd^  felbft  ju  be^errfc^cn  »ei^. 
©ollen  fie  glauben,  i^r  t>ermöd&tet  eg  nid^t? 

^ber  nid^t  nur  bie  t^erbannten  ©emalt^aber,  aud^  bie 
übrige  2öelt  l^at  eucb  bi^^er  fd^ief  beurt^eilt.  3Äan  ^at  eudfe 
al^  genufefücbtig ,  leicfetfinnig ,  gebanfenfaul  terfd^rieen.  (Sucre 
neuerlichen  5)cmonftrationen  unb  ^afeenmuftten  ncl^men  einen 
(s;^ara!ter  ber  pöbelhaften  Suftigfeit  an,  ber  bie  2ßelt  fidler 
in  i^rer  2Jleinung  beftärfen  bürfte.  S)er  S'^ed  biefer  SRu^e^ 
ftörung  mag  ernft^aft  fein,  ba8  äufeere  ©emanb  aber  ift  bei 
ben  ß^^orfül^rcrn  9to]^l)eit,  unb  bei  ben  üon  au^en  3uftrömcns 
ben  Spa^.  Söerft  nid^t  einen  6dfeatten  auf  eure  ru^mwürbige 
erfte  grei^eit^betüegung,  inbem  i^r  ber  jttjcitcn  ben  Slnfd^cin 
ber  6trafeenunter^altung  gebt. 

60  oiel  non  bem  Unmürbigeu  biefer  iBorgdnge,  nun  ju 
bem  6d)äblicfeen,  ja  33erberblicben, 

begreift  i^r  nidjt,  ba^  \f)x  ba§  C^cfdfeäft  ber  Seinbc  unfcrc^ 
©efammtüerbanbeS  treibt?  §ier  ift  nic^t  \)on  granlrcicfe 
ober  anbern  äufeern  geinten  ju  fpredben,  bie  bag  S^^föH^n 
unferer  Staatigetoalt  mit  9Bolluft  anfcbauen;  ^abt  il&r  nicfet 
Liefeben,  toie  eure  erften  burcb  bie  SRot^  gerechtfertigten  Uns 
rufeen  oon  ben  l^aftigen  Seitern  eine§  93iubert)olfe§  benügt 
mürben,   um    ein  ^^cil  ber  3JIonarct)ie  beinahe   ganj    00m 


igtfiortfi^f  unb  politifc^e  Stubien.  99 

6tamniför^?cr  }u  trennen?  SBoHt  i\)x  ftl^nlidben  SSeftrebungen 
anbcrcr  Steile  ber  ÜJlonardtic  eine  gleiche  Söiberftanbsloftgfeit 
liibereitcnV  3br  bemübt  eudfe  um  bic  gute  ^nricbtung  eine§ 
Staate^  unb  fragt  nidfet,  ob,  wenn  bic  Einrichtung  fertig  ift, 
audi  nocb  ein  6taat  übrig  fein  meibe? 

3br  f^bt  ben  SBibertüiüen  ber  tjerfcbiebenen  3RationaU5 
tdten ,  T\d)  ))on  einem  gemeinfd^aftlid^en  SJlittelpunfte  regieren 
ju  laffen,  unb  ibr  terftftrft  nocb  biefe  Ungeneigt^eit,  inbem 
ibr  bie  SBiberflrebenben  glauben  madbt,  biefe  ^Regierung  tüerbe 
ibrerfeits  wiebec  üon  ©tra^enaufläufcn  unb  ^agenmufifen 
regiert.  3)ie  eudfc  nur  fdbwer  aU  S3rüber,  aU  6öbne  eine^ 
gcmeinfdbaftliciben  SJaterS  anerfennen  »oüen,  foHen  nun 
©trajcnpöbel  ficb  aU  ibrem  §errn  untertoerfen  ? 

3bt  fejt  SKinifter  ein  unb  ah  hjegen  Vorgängen,  bie  ganj 
aufer  bem  SSereid)  ibrer  ämtlicben  SSorberbeftimmung  liegen, 
über  ffiorgdnge,  fo  unbebeutenb  an  ftdfe ,  bafe  fie  eber  tjor  ben 
$Ri(ibtcrftutl  ber  font}entionetIen  ^öflicbteit  al§  ber  minifterieüen 
95eranttt)ortli(b!eit  geböten.  3^^  f^fe^  3Jlänner  ab,  bie  mit 
ebrent)ollen  SBunben  bebedt  unb  gefdbmücft  mit  ber  2l(btung 
ber  SBelt,  M  fcbon  baburcb  alg  eure  greunbe  befunben,  baB 
fie  t)on  euren  frübern  ©emaltbabern  angefeinbet  unb  nacb 
3)lögU(bfeit  t)on  ben  ®ef(bäften  entfernt  njurben.  ©ollen  bie 
notbwenbigen  ßigmfcbaften  eurer  fünftigen  Staatsmänner 
ni(bt  Äopf  unb  ^erj,  fonbern  fefte  SRerüen  unb  Scbamlortg= 
feit  fein,  um  bie  Unbilben  unb  bag  (Sebeul  ber  ^tn^e 
ftanbbaft  ertragen  ju  fönnen? 

SGßeil  ein  ®eiftli(ber  geiftU(be  5)inge  üon  feinem  befcbranflen 
Stonbpunft  beurtbeilt,  tt)eil  ein  untergeorbneter  Beamter  nid)t 
ba  fur^meg  entfibeibet,  too  ibm  feine  ©ntfcbeibung  juftebt, 
glaubt  ibr  eu(b  mit  ber  iRüdtfebr  eines  üertriebenen  OrbenS 
bebrobt.  Slber,  meine  greunbe,  nidfet  ton  ^artbeien  unb  5lb5 
t}ofaten  bangt  bie  ßntfcbeibung  ab,  fonbern  tjon  bem  iRicbter. 
5)ie  fiigorianer  toerben  nicbt  mebr  jurüdtfebren. 


100  Swcitc  «öl^eilung. 


4. 


2Jleinc  grcunbc  unb  fianbSicutc,  bcfonber«  öon  bcr 
afabcmifd&m  Segion! 

3d)  l^abe  in  ber  gcgentt» artigen  ßpodfee  nodfe  nie  öffentlich 
311  eucb  gefprocben.  ®enn  id^  eS  unterliefe,  fo  gcfcfeal^  e^ 
au§  einem  gerechten  ÜJlifetraucn  in  meine  SBefä^igung.  S8on 
allen  ©ebieten  be§  menfd^lid^en  ©eifte§  lag  mir  !cinc3  ferner 
alg  bie  3:age§politi!.  3*  fage  StageSpolitif.  35enn  bie  $oliti! 
ber  3al&rl)unberte,  meiere  man  ©efdfeid&te  feeifet,  unb  bie  Katur 
be§  menfiJ&Udberi  ®eifte§,  ber  fid^  gleid^  bleibt,  tro{  aücr  am 
[(^cinenben  S5erfdfeieben](;eit,  mar  baS  angeftrengtc  ©tubium 
meinet  nun  riebenunbfünfjigjäl^rigcn  SebenS.  2Benn  xd)  bem« 
ungeachtet  an  meiner  ^ered^tigung  ^loeifelte,  fo  n)ünf(i^te  iä) 
nur  i^r  unb  eure  6d&riftfteller  fül&Iten  ein  ä^nlid^e^  SMife« 
trauen  in  fid^  felbft. 

2lber  bie  2)inge  fmb  auf  einen  $un!t  gefommen,  bafe  jcber 
Sßernünftige,  ber  nid^t  in  ber  Slufregung  ift,  in  bcr  il^r  feib, 
bie  gräfelid^en  folgen  leidet  üorau^fe^en  fann,  3dfe  »ürbe 
meine  $flid&t  alg  ^Bürger  ju  tjevlegen  glauben,  »enn  icfe 
fc^roiege. 

Slifo  mag  moUt  i^r?  2öa§  ^offt  i^r?  3ft  S)ag,  ma§  i^r 
mollt,  erreidfebar  burd^  bie  2Jlittel,  bie  i^r  anmenbet,  ober  ma^t 
i^re  2lnmenbung  nid^t  üielme^r  S)ag  unmöglidfe,  maä  i^r 
moUt? 

3^r  münfdfet,  bafe  ber  Äaifer  nad&  2öien  jurüdffe&re,  unb 
id^  münfd^e  e§  mit  eud^.  3lber  fann  er  eS  unter  biefen  Um? 
ftänben?  SBürbe  il^m  in  unfern  33ruberlänbern  nodb  irgenb 
3emanb  geljorc^en,  menn  man  i^n  unter  bem  ©influffe  eurer 
^arrifaben  unb  Bajonette  glaubt? 

Solltet  i^r  eiKft  über  bie  Hbmefenl^eit  beg  ^aiferS  bamit 
tröften,  bafe  menigften§  ba§  ÜJlinifterium  be§  ©efammtreidbe§ 
in  unfern  2Raitein  ift,  fo  bebenft,  bafe  biefe§  DOflinifterium 
bereit^i  abgebanlt  (?at  unb  nur  prot>iforifdb  fein  ^ilmt  oer« 
maltet.     Sollte  ber  .^aifer,    mag  ©ott  oerl^üte,    fic^  einem 


§iPoifif(fte  imb  tioHttffte  ©tubien.  101 

anbern  Sanbc^t^citc  in  bic  Slrme  merfcn,  fo  mirb  c§  balb  an 
einem  neuen  SDWnifterium  nid&t  fehlen,  unb  i^r  \)dbt  bann  nur 
üicr  ^iriöatleute  ntel^r  in  euern  3)lauern,  bie  au^er  benfelben 
fo  o^nm&d^tig  T^nb  aU  iä)  unb  i^r. 

2Bien  ift  nur  bie  ^auptftabt  ber  öftreicbifdfecn  9)lonar(ibie 
aU  SiJ  ber  ©efantmtregierung.  3)ie&  Qeiftige  S3anb  gelöft, 
bleibt  c§  nur  nodfe  bie  bebölfertfte  6tabt  üon  Sflieberöftreicfe, 
unb  e§  ift  blo^  bie  Tlad^t  ber  ®emobnl&eit,  »enn  2Bieners 
SReuftabt  unb  St.  gölten  ficft  für  minber  bered^tigt  l^alten 
als  mir. 

3&r  glaubt  ben  ^aifer  in  ben  §änben  ber  2lrifto!ratic 
unb  fütdfetct  Weaftionen.  SJleine  greunbc,  ber  Slbel  !ann  fic^ 
»0^1  noä)  in  ben  Slntidfeambern  breit  madfeen,  aber  feine 
Stellung  »irb  ber  fünftige  SReidfe^tag  beftimmen,  unb  fie  bürfte 
feine  glänjenbc  fein.  SBaS  aber  bie  SReaftionen  betrifft,  fo 
fürd&te  icb,  i^r  felbft  feib  bie  gröfeten  SReaftionäre.  2öenn 
erft  ber  frieblidfee  93ürger  glaubt,  unfere  Unorbnungen  feien 
bic  golgen  ber  grei^eit,  fo  mirb  balb  bie  aJle^rja^l  ben 
frühem,  in  ben  ERär^tagen  glüdtlid^  abgef (Rüttelten  3uftanb 
bebauem,  jo  cnblid?  mol^l  gar  jurüdftt)ünfd)en. 

S)ie  afabemifd^e  Segion  ift  entrüftet,  ttjeil  man  fie  mit 
®e»alt  cntmaffnen  »oQte.  3*  ^^^i  "t**/  ob  man  ba§  unb 
wer  e§  getooCit  l^at.  2lber  für  jeben  galt  l)aht  \\)x  miber« 
ftanben  unb  feib  pcgreid^  hervorgegangen,  (füre  ß^re  aU 
bcmaffnete  OJlad^t  ift  gerettet.  2lber  nun  üergefet  nid&t  ben 
jweitcn  S^^eil  eurer  SBeftimmung:  fc^ü^t  bie  Orbnung  unb 
6i(6er^eit  ber  Stabt.  6inb  biefe  S3arrifaben  ju  euerem  8d)u^e 
gebaut,  fo  macfet  fie  überflüffig,  inbem  il^r  eudfe  felbft  auflöft. 
SoQbringt  ba§  Opfer,  ba§  i^r  fd^on  einmal  angeboten,  ^ein 
redjter  2Rann  Idfet  pdb  jttjingen;  aber  freimiOig  fxc^  bem  all« 
gemeinen  9Bol&le  unterorbnen,  ift  ber  ^elbenmutl^  be§  ödsten 
iöürgerS.  UnS  crfd&redtt  bag  SlRilitär  nid^t,  ba§  x\)x  entfernen 
iDollt,  \a  »ir  bürften  eS  nötl^ig  l^aben  bei  ber  ^ntroidflung 
früherer  Unt)orrtdbtigfeiten^  bie  mit  ben  93anifaben  im  näcbften 
3ufamment>ange  ftel^en  unb  id^  nid^t  naiver  bejeid^nen  will. 


102  3»ctte  ^Ibt^eitung. 

^oä)  baju  i[t  ba^  2J2iUtär  inner  ber  Stabt  minbet  gef&l^r« 
lidfe ,  al§  au^erlfialb ,  tenn  bic  ©taatggemalt  mu|  c8  »er? 
pflegen.  (5g  gibt  aber  in  ber  Ärieg§!unft  ein  ÜRittel,  gcftungcn 
unb  6täbte  ju  bejiüingen,  obne  einen  ©dfeufe  ju  t^un  unb  jwar 
burdb  militdrifd&e  SBefe^ung  ber  Äommunüationgmege  au^er 
ber  6tabt  Ueberf(J6äJt  eure  Tlad)t  nidfet.  ^Bürger  unb 
^ationalgarbe  merben  balb  jur  ^eftnnung  fomnten.  ^eli^e 
^crbünbete  moUt  ibr  bann  berufen?  3^  fcfcaubre,  e«  ju 
benfen.  Wlaä^t  nid^t,  bafe  ber  6egen,  ben  toir  über  eudb  in 
ben  SJlärjtagen  gefprodben,  ftcb  in  gludb  üerfebre,  in  gtudb, 
ben  bie  ^Rad^hjelt  tbeilen  mürbe  unb  ibr  felbft,  gefen  3^^^^ 
fpöter.  S^retet  ab,  ba  ibr  cS  nodb  mit  (Sbren  !önnt.  3)ie  (Se? 
walt  ber  ©rcigniffe  ift  furcfetbar,  unb  SDlandber  bat  oU  Sets 
bredber  bie  iBabn  tjerlaffen,  bie  er  aU  $elb  betrat. 

2Ba§  idb  eud)  bic^^  fage,  tt)ürbe  3cber  tjon  eucfe  fii^  felbft 
fageu,  menn  bie  Slufregung  ibm  nicbt  bie  93efonnenbcit 
raubte. 


(1849.) 

$err  ^rofeffor  $alac!^  ift  trabnfinnig  geworben,  dt  ftellt 
in  einem  ernftbaft  gemeinten  2luffa|e  in  biefen  S3Idttern  on 
bie  9legierung  bie  ^2tnforberung ,  t)en  einzelnen  ^ronldnbern 
eigene  2)liuifterien  beg  3^^^^"»  ^^^  Unterricbt§  u.  f.  ».  ju 
gemäb^cn«  ®^  ift  alfo  burd^  bie  legten  (Srfabrungen  in  Un^ 
garn  nicbt  belebrt  trorben.  ©laubt  er  nun,  ba^  bie  iRcgies 
rang,  bie  notbgebrungen  bie  6adbe  in  bie  §anb  genommen 
bat,  auf  berlei  5ßorfcbläge  mirflidfe  eingeben  werbe?  Unb  wenn 
nicbt,  mag  ift  feine  Slbricbt  mit  jenem  ^Xuffage?  2öiBi  er  nur 
ber  ßiteüeit  feiner  Sanb^Ieute  fd^meicbeln  unb  feiner  eigenen 
ba^u?  2)ie  ^age  ift  gu  ernft  für  berlei  Spielereien.  Ober 
h)i[l  er  Unsufriebenbeit  mit  ber  ^Regierung  ermedfen,  inbem  er 
fie  binbert,  auf  bem  fonftitutioneilen  2öege  fortjugeben,  ben 
fie  eingefd)(agen  unb,  mie  wir  glauben,  reblicb  einbalten  »iü? 
^iBill  er  bie  balbige  B^fammenberufung  ber  Dleicb^ftänbe  uns 


^Ijlorifd&e  unb  poHtif*c  ©tubien.  103 

mSglidt^  mati^en  unb  ^u^nal^m^juftänbe  )oex\&r\Qtxn,  beten 
Sluf^ören  jeber  SReci^tfcbaffcne  tüünfit?  S)ag  toärc  bol^aft, 
unb  bic  Soraugfejung  üon  SGßal^nfmn  njäre  nod^  ein  2ob 
gegenübet  ber  bon  ^einttüde. 

©lüdliierweife  aber  ift  $erm  ^alacfp'3  ©ermnung  nic^t 
bie  ber  SMe^rieit  feiner  Sanb^Icute,  fonbern  nur  einer  üeinern 
Jraftion,  ber  Partei  ber  gerntanifirten  ß^jedben.  ^Rad^bem 
Se  SlCleS,  tüa§  fie  lüiffen  unb  fönnen,  bon  bcn  3)eutfcbcn  ge« 
lernt  l^aben^  ahnten  fte  i^nen,  ^unt  fc^ulbigen  ^an!e^  aud) 
i^rc  neueften  SRarr^eiten  naä).  S)enn  n)ol^er  ftammt  biefeö 
©ejc&rei  bon  3RationaUt&t,  biefeS  SSoranfteden  bon  einl^eimi« 
fdjer  6pra4«  unb  Hltert^^umgiüiffcnfdtaft  anber^  aU  bon  ben 
beutfcifeen  2ef;rf anjcln ,  auf  benen  geleierte  3:^oren  ben  ©eift 
einer  ru^ig  berftftnbigen  ^Ration  biä  junt  2Bal^nfinn  unb  iBer- 
bredfeen  gefteigert  l&aben?  2)ort  ift  bie  iEßiege  eurer  ©labos 
manie,  unb  loenn  ber  SSöl^nte  ant  kuteften  gegen  ben  ^eut« 
fdjen  eifert,  ift  er  nidfet^  aU  ein  S)eutfdfeer,  ing  SSö^mifd^e 
überfeft. 

©lüdtlidfeeriüeife  aber,  mieberl^ole  idfc,  gibt  e8  nodfe  einen 
Äern  ber  3lation,  ber  bon  biefem  flaüifdben  S)eutfdbtl^uni 
nicfet  angeftedtt  ift.  (5§  fmb  jene  eigentUd^en  ß^jed^en,  t?erj 
ftönbig  natürliche  SJlenfdben,  bie  i^rc  Spradfee  reben,  meil  fie 
eben  i^re  ajlutterfpradfre  ift,  aber  aud^  nichts  bagegcn  Wtten, 
jtdb  einer  anbern  ju  bebienen,  wenn  fic  äufäQig  jebn  Steilen 
weiter  rechts  ober  Un!§  geboren  wären.  6ic  miffen,  ba^  bie 
Sprad^e  aÜerbingS  ein  l^ofee^  ®ut  bc§  SÖflenfc^cn  ift,  bafe  aber 
fein  9Bert6  in  S)em  beftefct,  loa^  er  ben!t  unb  will,  nid^t  in 
ben  Sauten,  in  benen  er  SBeibeS  auöbrücft.  6ic  wijfen,  ba& 
ja^^rl^unbertalte  SBer^dltniffe  fic&  nicfet  auf  gutsbeutfc^  burcfe 
einen  täppifdjen  (Sntfcufia^mug  über  ?Radbt  auf&eben  laffen, 
unb  ba^  ©leidfebered^tigung  nic^t  6in§  unb  S)affelbe  ift  mit 
©leidbgeltung,  fo  wie  mein  ©igent^um  gleidfe  berechtigt  ift  mit 
2)em  beg  gürften  Siecfctenftein,  wa§  aber  nidfct  l&inbert,  bafe  er 
eben  fo  biele  ÜJliüionen  befi^t,  als  idfe  ^unberte.  (S§  fällt 
i^m  nicbt  ein,  ju  glauben,  ba^  fein  bon  ein  paar  2Rillionen 


104  Störte  ?lbt^eifunfl. 

gefpro^cncr  S)ialc!t  fidfe  je  tjon  bem  (Sinfluffc  einer  ber  üicr 
ober  fünf  J&errfcteuben  SBeltfpracfeen  lüerbe  frei  galten  fönnen, 
unb  mcnn  man  i^m  fein  SBöl^mifcib  burdfe  baS  $räbi!at  ©lauifi 
in  ben  2lbel§ftanb  erl^eben  miU,  fo  (aiäfet  er  ungläubig,  »ie 
ber  ©nglänber  lacifet,  trenn  il&n  ein  berliner  6^}radbgeletrter 
aU  germanifdfeen  Stammüermanbten  in  feine  beutfcje  gamilie 
aufnehmen  mü.  3«  ber  ßrjieljung  feinet  So^ne«  enblid^ 
\)at  er  nic^t  Suft,  il^n  auf  iDaterlänbifd^eS  Bali  unb  Srob  )u 
fejjen,  wenn  feart  baneben  eine  reid&  befefete  Siafel  bie  na^ir^ 
l^afteften  Speifen  barbietet,  nodfe  glaubt  er  i^n  auf  eine  böl^^ 
mifcfee  Uniüerfität  gefd&idft  ju  Ijiaben,  wenn  ber  ^rofeffor  für 
feinen  bö^mif^en  Vortrag  fxäi  t)or^er  aus  beutfd^en  Sudlern 
^vorbereiten  unb  ber  S(^ü(er  in  benfelben  beutfd^en  iBüctiern 
f\(i)  iRatl^§  erl^olen  ntu^,  ob  fein  Seigrer  fte  rid^tig  t)erftanben 
ober  nic^t« 

3(j^  fteHe  bie  ©pradbfrage  üoran,  weil  §errn  ^alacf^'g 
S9egeifterung  mefentlü  eine  neu'-beutfcbe,  b.  1^.  antiquarifd^* 
literarifdbe  ift.  3)a§  2Bol^l  unb  SBebe  feiner  Sanbgleute  liegt 
\\)m  weniger  am  .gerjen,  aU  bie  Sprache,  in  ber  fie  über 
il}r  Unglüd  jammem. 


(1849.) 


@g  ift  merfwürbig,  baft  in  einer  Seit,  bie  fid)  für  fo 
gebilbet  l)ält,  bie  Sllberul^eit,  ja  ber  ^Blöbfinn  oben  auf  ift. 
bliebt  aU  wäre  ber  SSerftanb  ganj  au§  ber  2ßelt  gewiesen. 
©^  gibt  allerbing^  nocb  SSerftänbige,  unb  ba§  pub  bieSd&urfen, 
bie  e^rlid^en  Seute  aber  fmb  gerabeju  albern,  um  nicfet  ju 
fagen  blöbfiunig.  ©enige  ß^^jaraf-tere  fdbweben  jwifd^en  beibcn 
^räbüamenten,  infofern  nämlidb  erft  bie  3eit,  welcher  6cite 
fie  ange|)ören,  beftimmen  wirb.  S3ei  öamartine  in  grants 
reid^  fteüt  ftd^  bie  ©itelfeit  al§  3Jlittelglieb  ein  unb  gibt  ben 
8dblüffel  be§  3ftät^fe(§.  Schwerer  bürftc  e^  fein,  in  2)eutfdb5 
lanb  bem  grei^errn  üon  (Magern  feinen  Stanbpunft  anju: 
weifen.    üJlan  nennt  i^n  allgemein  ben  eblen  gvei^errn  tjon 


J^tflortfd)e  unb  politif^e  €tubien.  105 

Magern.  3(ib  tt)iU  biefer  attgcmeinen  ©timtne  glauben,  bann 
ift  er  aber  nxd)t  t)erftdnbig.  Um  uid^t  ^u  n)ieberboIen;  roa^ 
taufenbmal  gefagt  »orben  ift,  bat;  buri  bie  preufeifd^e  Sn-- 
prentatie  ^eutfd^Ianb  ))erneinert  ftatt  t)ergrö|ert,  gefd^mäd^t 
jtatt  geftätft,  \a  t)ielleid^t  in  ein  Slorbs  unb  ein  Sübbeutfd&lanb 
auSeinanbergeriffen  merben  n)ürbe,  tritt  nod^  ber  Umftanb  ein, 
ba|  Oeftreidb  in  feiner  |[btrcnnung  i9on  ^eutfd^lanb  f\ä^  un^ 
»tberruflid^  in  bic  ruffifd&c  2lUian§  l^ineingebrängt  fäl^e,  eine 
^Utan),  bie  für  bie®röge,  ja  ben  ^eftanb  ^leinbeutfd^IanbS 
boS  ®efä]^rH4fte  märe,  »ag  fein  erbittertfter  geinb  nur  irgenb 
crjinncn  fönnte.  Sejtereg  mürbe  bann  notl^menbig  ficb  gegen 
granircidfe  gebr&ngt  finben,  mo  bann  früher  ober  fpäter  bie 
gfl^eingrenjc  fidfe  aU  ber  natürlid&e  $reig  beg  e^ugbünbnijfeg 
^erauSfteQte. 

Slnberö  jebodfe  beftimmt  fxä)  ba§  SSerl^&ltnife,  menn  ber 
grei^err  tjon  ©agern  sufällig  nidbt  ebel  märe.  S)amit  fei 
nicbt  gefagt,  aU  ob  man  ibm  niebrige,  eigennüßige  Slbfid^ten 
jutraute,  al§  ob  man  glaubte,  ba^  er  burd)  feine  SSoran« 
ftettung  ^reufeen^  pdb  l^abe  perfönlidbe  iBort^eile  tjerfdfeaffen 
moüen.  60  roeit  t)erirrt  [\d)  ba§  öfjentlicbe  Urtbeil  nie. 
einem  folci^en  3Äanne  märe  ba§  Seimort  „ebel"  felbft  nid&t 
al3  Spigname  beigelegt  morben.  2Bie  aber,  menn  grei^err 
t)on  ®agern  ein  beiwiH(^er  SRepublüaner  märe,  jmar  fein 
rotl^er,  aber  ein  breifärbiger,  ein  fd^marj^rotl^-golbner.  2öag 
bic  natürlid&e  golge  einer  ^anblung  ift,  barf  immer  al^  ber 
3med  beg  ^anbelnben  üorauSgefe^t  merben.  2öa^  mu6  nun 
au§  ber  preufeifcben  Hegemonie  not^menbig  entftel^en?  S)er 
Äönig  öon  ^reu^en  ift  in  S)eutf4lanb,  tbeil^  mit  Unrecbt, 
tbeilg  mit  tJoUem  'SRedjt,  menig  beliebt.  Sein  unmittelbarer 
Sfladbfolger  ift  in  bemfelbeu  galle.  S5on  beffen  Zubern  meife 
man  nodb  nicfetg.  9)lan  l^ätte  alfo  eine  golge  ton  Stegenten, 
benen  SRiemanb  traut.  SBem  mu&  M  aber  in  einem  fonftis 
tutionellen  ©taate  ba§  SSertrauen  jumenben,  bag  man  bem 
^enfc^er  unb  fomit  audfe  ben  t)on  il^m  gemäl^lten  2Riniftern 
entliefet?  9lotbroenbig  ber  SBoü^tertretung,  unb  ba  bliebe  benn 


106  Stoeite  «Cbt^eilung. 

ein  iRei^Stag  mit  bütatoriWer  ©cmalt,  »a«  |o  jiemlt(!&  bie 
bemofratifcbc  6pi|e  Ȋrc,  t)on  bcr  bie  brcifdrbigen  SRcpubUfancr 
f afein.  @ine  aUerbingg  gut  angelegte  Sntrigue,  um  bur(ib 
baS  fd^einbarc  ©egentfeeil  ju  feinem  eigentlid&en  St^ede  §u  ge« 
langen,  eine  3ntrigue,  in  i^ten  SBirlungen  unfehlbar,  toenn 
ber  Äönig  t)on  ^reufeen  nicfct  f4arfri(itig  genug  ift,  be8 
„^ubelg  ^ern"  ^eraugjufinben.  2Bie  man  aber,  wenn  ein^ 
mal  bie  fd^warj^rotl^sgolbne  SRepublif  ba  ift,  bie  notb« 
brfingenbe  rotl^e  abl^alten  »iü  unb  toie  bie  get&ufcbte  ftfopifd^e 
gabelfigur,  »enn  i^r  bo§  ©d^einbilb  im  Sßajfer  entging, 
mieber  ju  bem  mirflid^en  Stüd  gleifijfe  fommen  foll,  baS 
feinem  fc^nappenben  3)lunbe  entfaüenb,  in  ba8  bemofratifdbe 
(Clement  be§  2öafferg  toerfan!  —  S)a8  ift  eine  grage,  ^u  beten 
ßntfdbeibung  ber  iBerftanb  notl^menbiger  ift,  al8  ber  (SbelmutJ^ 
unb  bie  93egeifterung. 


(1849.) 

Söenn  bie  proteftantifcfee  ©eiftUdfelcit  gefdfceibt  n?are,  fo 
mürbe  fie  gerabe  jegt  tolerant  fein.  93ei  ben  Uebergriffen  beg 
^abftt^um^  raürbe  ein  guter  3^^eil  ber  Äat^olüen  proteftan^ 
tifd^  tüerben,  motion  fi(i&  5.  33,  in  S3ö^men  fd^on  bie  Spuren 
jeigen.  S)a  aber  bie  proteftantifd^en  Pfaffen  eben  fo  gut 
Pfaffen  fmb  aU  bie  ber  ^atl^olüen,  fo  fuc^en  f\e  bie  Uw- 
mafeungen  be§  römifc^en  ,!pofe§  jur  ^ßerme^rung  il^reö  eigenen 
^iufluffe^  auszubeuten  unb  fo  5erftören  beibe  %\)e\k,  xoa^  fte 
erl^alten  mödbten:  bie  Sfleligion  ober  wenigftenS  ba§  Äircfeens 
t^um. 


(1852.) 

^ie  füblicben  $8öl!er  werben  ftc^  nie  me\)x  erbeben.  ^aS 
tommt  baber,  bafe  bie  neuere  Kultur  einen  nörblicben  (E^arafter 
angenommen  bat,  unb  5)er  ift:  bie  3luSbauer.  2)ag  bringen 
abec   bie    Süblänber   nidbt   äufammen.     3"^  Kriege  ift  ber 


$lflortf*e  unb  t)oHttf(!)c  ©tubien.  107 

2cibcttf(i&aft  fautn  ein  $Ia|  gelaffcn  unb  ba§  ©tcl^cnbleibcn 
ttic^tigcr  aU  ba§  3^ortt)ärtggcl&en.  3n  ber  ^nbuftric  bic 
Stellung  ber  5lrbeit  bi§  jum  cfcl^aft  Einförmigen  für  bcn 
ßinscincn.  3n  ber  ©iffenfcbaft  baS  ^aarfpalten  ber  Unter? 
fuc^ung,  inbe^  ber  Süblänber  gern  bcn  ganjen  3Renfd?en 
Operiren  Idfet.  S)a3U  feine  großen  Erinnerungen,  bie  jebe, 
befonberö  politifd^e  SBeftrebung  inS  Uebertriebene  unb  Un? 
praftifc^c  fpielen.  ©rieben  unb  2;ür!en,  Spanier  unb  Sta« 
liener  »erben  eS  ju  feiner  ftaatlicfeen  ©röfee  bringen. 


(1862.) 

Ein  Slufftanb  no4  ift  notl&ttjenbig,  unb  bag  ift  ber  ber 
Stauen  in  Ungarn,  l^erborgerufen  burcb  ba§  unftnnige  2Ras 
gparifiren  ber  ^errfd&enben  Partei ;  ^enen  mu&  man  bann  ju 
^ülfe  fommen  unb  ba§  ganje  2anb  in  bie  ^Bereinigung  ber 
allgemeinen  Stdnbe  l^ereinjiel&en. 


S)a§  Xraurigfte  in  ben  Ereigniffen  ber  legten  3eit  befte^t 
nidfet  in  bem  Unglüd,  ba§  fie  über  bie  ©egenniart  gebracht 
^aben,  fonbern  barin,  ba^  ber  ©laube  an  bie  ^erfeftibilitat 
ber  äJlenfdfefeeit,  an  bie  fogenannte  Erjie^ung  be§  ^Jlenfcben-- 
gefcfeledfcte^  barin  \)öä)^t  wanfenb  geworben  ift.  3n  bem 
Slugenblicfe,  aU  man  bie  Söelt  auf  einer  mei^  ®ott  lüie 
bofeen  Stufe  ber  33ilbung  glaubte,  fommt  ber  Sag  ber  $rÜ5 
fung,  unb  fie  fte^t  fd^led^ter  unb  alberner  ba,  aU  jemals. 
3a,  pe  jeigt  gerabeju  bie  Erfcbeinungen  einer  abroartg  ge^enben 
ober  fi(ib  auflöfenben  Kultur.  S)a§  ift  fein  bppod&onbrifcfcer 
$e)fimigmu8,  benn  e§  fann  allerbingS  ein  Ttann  ober  ein 
Ereignife  2lUe§  mieber  in§  ©leid^gewicbt  bringen.  Slber  ba^ 
Unberechenbare  aufcer  SRed^iiung  gebracht,  bürfte  e§  unferer 
93itbung<8epod^e  nid&t  anber^  ergeben,  al§  e§  ber  griecbifcben 
unb  römifien  üor  un§  ergangen  ift.  S)a§  natürlüe  S)enfen 
bur*  ein  fünftlicj^e^  ©ebanfenfpiel  üerbrängt;  bic  ißorurt&eile 


108  gweltc  ^bt^eilung. 

entfernt,  aber  bur(it  feine  Urt^eile  erfejt;  bic  ßm^finbung  nur 
nocb  in  ber  Selbftfud&t  lebenbig;  Slutoritdt  unb  Vertrauen 
erlofd&en  unb  bie  SRecfctfd^affenbeit  einer  erlogenen  ober  gc^ 
träumten  ©ro^artigfeit  untergeorbnet :  mo  todre  ba  nod^  ein 
fefter  ißunft,  an  ben  man  ben  ^cbel  für  ein  ©mporjicben 
be§  SSerfunfencn  anfe^en  fönnte?  2lm  Uebelften  baran  ift 
granfreid^  burdfe  feine  moralifdfee  unb  35eutfd&Ianb  burd^  feine 
geiftige  SBermorrenl^eit.  3a,  le^tercl  nod^  fd^limmer,  baman 
aug  bem  Sßerftanbe  eine  »enigftenS  not^gebrungene  (S^rli^Wt 
macben  !ann,  au^  ber  ©bi^Hdbfcit  aber  —  felbft  biefe  ben 
2)eutfcben  jugegeben  —  etoig  feinen  iBerftanb.  3Bie  bie 
2)eutf(ben  baju  fommen  follen,  ibrem  Gigenbünfel  jum  Xro^ 
t)on  ber  bob^n  Stufe  b^tabjufteigen,  bie  fte  erreicht  ^u  baben 
glauben,  unb  bie  Sacbe  miebec  anzufangen,  mo  Seffing  unb 
Haut  unb  ©oetbe  jie  gelaffen  bciben,  ba^  überfteigt  jebe  SSor^ 
augfagungggabe.  @in  $ERann,  ein  üJlann!  ein  ^önigreicb 
für  einen  3Jlana!  3n  einer  gleicb  prefären  Sage  beflnben  ftdb 
aber  S^lu^lanb  unb  önglanb.  S)ie  anbern  Staaten  geben  ju 
©runbe,  meil  fie  tüollen,  ßnglanb,  weil  e§  mufe.  Sein  er? 
fünftelter  ^robuftion^suftanb  mu&  brecben.  8orb  $almerfton 
batte  aU  eigenfücbtiger  ©nglänber  ganj  SRecbt,  ben  ßontincut 
anjujünben,  benn  nur  ber  S3ranb  ber  2Belt  gibt  Södrmeftoff 
für  ibre  2Rafcbinen,  unb  nur  Settier  finb  Ädufer  für  ibre 
gabrüate.  SRicbtS  befto  weniger  ift  ßnglanbS  Untergang  ein 
Ungtücf  für  bie  Söelt.  (Snglanb  bat  bie  SJlacbt  3Rapoleong 
gebrochen,  unb  feine  geficbertc  Stellung  gdbe  ben  alleinigen 
feften  ^unft,  um  bem  allgemeinen  SSerberben  einen  S)amm 
^u  fe^en.  3n  C^ufelanb  aber  macbt  bie  ungebeure  ^luft 
swijdjen  ben  gebilbeten  Stdnben  unb  ber  roben  3Jlajfe  be^ 
5ßol!§,  bafe  bie  2)urcbfcbnitt§linie  ber  S3ilbung,  bie  bie  5les 
gicrung  einbalten  mufe,  fi(b  üon  ber  gebilbeten  §älfte  aUjunreit 
entfernt.  S)a§  werben  fie  unter  bem  ßinflu^  ber  europdifcben 
2^rabitionen  auf  bie  Sänge  nicbt  ertragen,  unb  eine  iReoo- 
lutlon  !ann  !aum  ausbleiben.  Slber  ma^  bann?  2)annftebt 
$Dlen  al^  ein  natürlidjer  ^llliirter  grantreicb^  ba  unb  Italien 


r 


§ijiorifrf|c  unb  poUtifcfic  ©tubien.  109 

ate  unnatürlüer,  aber  für  ben  Slugenblid  unstoeifelbaftcr. 
SicDcicbt  baj  ein  neuer  Sflapoleon  bcr  S'leDoluiion  in  granl- 
ttiä)  bann  ben  getüobntcn  5lbflu6  burd^  JRaub  unb  Eroberung 
öerfdbafft  unb  bie  2BeIt  ben  Ärei^lauf  wieber  bur^juntad^en 
tat,  bcm  fein  SBinter  unb  fein  SRogfau  ein  elemcntarifcbeg 
3iei  fe$t  3*  *üitt  nidfet  an  berlei  glauben,  aber  man  niuf3 
ein  ftarfe§  SJertrauen  in  bie  58orfebung  b^ben,  um  nidbt 
fijwarj  ju  feben.  3db  ftebe  am  Sftanbe  meiner  3;age.  @§  ift 
nicbt  Seforgni^  um  midj,  c^  ift  meine  begeifterte  Siebe  für 
baS  ©Ute  unb  €d^one,  ma^  midb  !(einmütbig  mac^t. 


Scbermann  ift  barüber  einig,  bafe  baS  ßoncorbat  in 
Oeftreidb  ein  großes  Unglüdt  für  bie  Untertbanen  mar,  meil 
eS  bie  ßrjiebung,  ben  Unterriebt,  bie  (Sbe,  ade  bürgerlidben 
unb  wenfdblid&en  SSerbftltniffe  mebr  ober  weniger  unter  bie 
^ctrfdbaft  einer  Äirdbe  gebracht  bat,  bie  notbgebrungen  ift, 
ft^  aller  SBerftanbeSentmidlung  entgegenjufejen,  meil  nur  ber 
Unberftanb  ibre  übernatürli(ben  S3orauSfe$imgen  annebmen 
fann.  S)a8  ift  aber  nur  bie  eine  §älfte  beg  Unglüdfg,  ba§ 
Uebel  nadb  unten.  2)a§  Uebel  nacb  oben  ift,  bafe  bie  ^irdfee 
jt(b  bie  SSorjügc  nicbt  fdfeenfen  Id^t,  fonbern  etma^  bafür 
gibt:  bag  göttlid^e  Mecbt  be§  SJlonarcben.  S)a^  ift  nun  bie 
reine  S)efpotie.  S)er  aHonardb  fann  2llleg  tbun,  ma§  ibm 
beliebt,  unb  ift  nur  feinem  ©emiffen  unb  S)enen  alfo,  bie 
fein  ©emiffen  birigiren,  tjerantmortlidb.  Ueber  ben  Ba^: 
SBem  ®ott  ein  2lmt  gibt,  gibt  er  aud^  SSerftanb,  ladbt  3eber= 
mann;  benn  ®ott  gibt  bie  bürgerlidben  2lemter  nicfet,  fonbern 
bie  3Wenfdben  geben  fie,  unb  bie  aJlenf d&en  fönnen  mobl  ein 
3lmt  geben,  aber  bie  gäbigfeiten  baju  nid&t.  Slber  menn 
®ott  fclbft  l)em  SJlonarcben  ba§  Slmt  gibt,  fo  fann  unb  mu^ 
er  ibm  baju  audb  bie  gabigfeiten  geben,  ^aber  entftebt  nun 
nebft  ber  3öiÜfür  audb  ber  (Sigenbünfel,  bie  äJleinung,  2lüe§ 
beffer  ju  üerfteben,  ber  biefe§  Sanb  ju  ©runbe  ridbten  wirb 
unb  ben  guten  Slnfang  baju  bereit»3  (1859)  gemacbt  bat. 


1 D  •  S^amu  VftbtUmiq, 

11861.) 

]Ran  bort  ^egenmdrrij  nicbtä  bäufi^ec,  aU  bie  ItuiSbrudfe: 
etne  rrene  ^m,  ine  neue  ^nt  motnit  man  eben  bte  unferige 
je^eiccner.  Tiefer  XiisbrudC  bot  fcfcon  üon  üom^rcin  etwa« 
r-xieienfie^.  Tenn  Da  bte  J7atnr  btefelbe  bleibt  unb  thm  fo 
:;ie  i^nuiDiaaen  te^  menfcbltcfaen  IBefen:^^  fo  bürfte  etxoa^ 
xatw  }Um*  tcLwn  t>ein  ^^erbacbt  üon  etioa«  grolentl^etl«  %ah 
ccem  entgeht.  Ter  €a$:  doS  JUte  tebrt  ni(^t  surud,  ^at 
iincerrTtttene  Leitung,  eben  fo  mobr  aber  bürfte  ber  i^  ent^ 
aeatinriecence:  nihil  novi  in  mnndo  fein:  9{ic^td  3ltut^  in 
^tir  ^^it.  ^^lA^^^^^n^^i^  ^ecbfel  auf  ben  alten  ©runb^ 
Liigen  ift  i?a^  ^«e$  aUe#  ^afein:^.  ^ier^nrcb  tcirb  ni^t  ba« 
5ieue  jcläuanet,  *Qnüem  ba4  Simtngmeifer  vor  aQem  aber 
^a'-^  llnuifamntenbihtgeniK  unb  baä  '^Id^Udbc.  Selbft  bie 
vlced:en,  ;}te  nnr  mit  5ted}t  oi^  i&eni^imtte  in  ber  SRenfcben^ 
^t*cciä:re  !^>.^eicbnen,  fino  nur  (Scocben  fftr  unfete  ^inter^er 
femmenM  '^enracbning,  in  ber  fBirtlicbbit  b.  >.  für  bie  3^^^« 
U'teiten  raren  ne**  nidjL  Tos  ^briftentbum,  bie  grofee 
llmfecr  rjtv  tku5er.;ei^e4 ,  ;?at  ^»'ibrbunberte  gebraust,  bi« 
;'v  -IvT  ^n^:i?r:iä:  lu*  ;^en  ^ann  ber  '^*<lt  ertoie».  2)ie 
>f  :;!:,iu:u  ::cit  ,!l:ncr.:a.  ^ie  im  naifien  S^^tunbcrte  tjicl- 
.ci:  -ii'}  i^rc.:l:n::>  :jer  'So-irireile  Indern  wirb,  batte  5lm 
ativV»  iiXTi  i'.iie  in::««  iLsrfang  al4  ou^  bie  ©äbrung  ber 
.'•ri.'i  i'i::iLle.  To*  ciuBcu^-er  muBte  er«  bie  alte  Mricg^s 
[Tri  iii'v:'-:!!  iri^  :iln^ana4  5.  *!?.  tu  dbrittenbeere  in  5lad)s 
:.\  .  .::;e:i  ^u*  'in^.'Tlmen  lÄnarifrc  ber  iürtei  »e$en,  bi^  e§ 
.-:  ..■•.■.r:m  ;^^.*:::i.ir\fr:i  äne  nirdrttare  Öleiibeit  5n)ifcben 
^sTT.  •.ir:;;ri?rer:  ^crr.!i^en!imr^er  ur.Z?  ^^m  ucUtcmmen  an^- 
w.iZi^xizT.i  cer^eüK.  :£:enn  bie  "^u±?niderfunft 
.^:i7.  *:•.:^^r.^en  t\'  »ineÜ  ine  cirtliie  ^'eccn  eintrat, 
M^-r:'::  ne  e4  nur  cem  Um^inte.  bafe  fie  für  ihr 
••'.•iro^   l^i-ruren  ein   ^±cn    »ert:ai'*5:    bie   'ifi^erfc    ber 

!.2»*V"rer.  x!itera:ur  rcrün^. 
L-.j'i    :Hr.*:::rfung    cNt    ireni^nen*    Ivuallelifirung  be^ 
::'.::    tem    ^Uen«    varc    felbft    am    :ttu4gang^pun!ie 


^.•<^»»» 


f 


$if}onf(^e  unb  potitifc^e  ©tubien.  1 1 1 

unfercr  ,,ncucn  3^it",  bcr  erften  franjöriWcn  S^cüolution;  fo 
fcl^r  aU  S3ebürfni^  Gefüllt,  ba^  bie  ©c^tecfcnSmftnner  bcr 
neunziger  ^a\)xe  il^re  3uftänbe  gar  ju  gern  int  Sid^te  ber 
röntifcben  S^lepublif  fallen  unb  aud^  i^re  l^eutigen  ^lad^folger 
nnb  ^lad^etferer  ntöd^ten  .    . 


(1862.) 

55rcu6en  fe^t  f\d)  auf  guten  gufe  mit  granfreidfe,  »ie  ber 
eben  abgefdfeloffene  ^anbeläüertrag  jeigt.  5öie  wenn  Subtüig 
Sa^)oIeou  feine  urfprünglid^en  ^(dne  babin  geänbert  bätte, 
baS  linfe  SRb^inufer,  ftatt  mit  SBaffengewalt,  aucb  burcb  SBer^ 
trog  für  ?5ran!rei(b  ju  gewinnen?  ßg  banbelte  Rcb  nur  barum, 
ba^  ibm  t)on  beutfcber  Seite  eine  gleicbmdjsige  64ur!erei  ent; 
gegen  fäme.  2öo  biefe  ju  fucben  fei,  liegt  auf  ber  $anb. 
Sowobl  ^reu^en,  al^  bie  übrigen  auf  bem  Iin!en  SRbcinufer 
beft^enben  Surften  mügten  natürlicb  entfcbäbigt  werben.  @ine 
foI(be  @ntf(babigung  böten  öftreicbif(ibe  ^rooinjen^  bei  weld^er 
©elegenbeit  jugteicb  ^iemont  in  ben  SBeft^  5Benebig§  gelangte. 
$reu^en  b&tte  baburd^  bie  9lebenbublerf(baft  OeftreicbS  für 
immerwdbrenbe  Seiten  entfernt,  SRapoIeon  S)eutf(blanb  tbtn 
fo  boucmb  gef^Wäcbt,  Mu^lanb  feinen  ^^Idnen  auf  bie  S^ürfei 
einen  läftigen  Seitenangriff  erfpart,  unb  bie  ganje  3Be(t  wäre 
frob  unb  jufrieben.    @ebe  @ott,  bafe  icb  nicbt  fcbwarj  febe! 


>5«<oo- 


^ur  ^cfdjidifc  cinscfner  "^crfottCicftRcilcu. 


'gHapafeon  I. 

(1822.) 

5Rapoleon,  in  bcr  6d^ilberung,  bie  er  bem  S)irc!tonum  Don 
ben  ®eneralcn  feiner  Slrmee  niad)t  (Oeuvres  I,  58),  »er« 
gi^t  bei  Slufjä^lung  il^rer  (Sigenfcfeaften  ni(i6t,  beisufcgen,  ob 
fie  in  i^ren  Untemel&mungeu  glücflidfe  feien,  ober  ni^t. 

gürd&terlicfc  ift  fd^on  bei  feinem  erften  Sluftreten  bie  Slrt, 
tüie  3^apoleon  überall  nicbt^  fie^t  aU  feine  Qbeen  unb  bereit 
ift,  i^nen  ^üe§  aufjuopfern.  (Sr  ift  nid&t  graufam  üon  SRatur, 
!aum  l^avt,  unb  bod^  begel^t  er  gärten  unb  ©raufamfeiten, 
tüenn  bie  ^luSful^rung  feiner  $(ane  esJ  erforbert.  ©cmife  \)at 
er  fid^  aber  au^  feiner  berfelben  jemals  ein  ©etoiffen  gemacht, 
benn  feine  ©ebanfen,  immer  nur  auf  bie  ^auptfacfce  geridjtet, 
lieüen  ibm  bie  siebenfachen  mit  i^rer  $Hec6tIi(i!eit  ober  Un- 
redjtlic^feit  gar  nid^t  in  bie  Slugen  fallen.  (Sr  ift  getoi^  rul^ig 
geftorben. 

2Ba§  irar  e§  benn,  waS  ^llapoleon  ju  aO  feinen  unge- 
heuren Unternel^mungen  antrieb?  —  granfreid),  bie  Söelt  ju 
bcglüdfen?  S)aran  ^at  er  »obl  nie  fo  eigentlich  gebacbt.  — 
9iadnul}m?  ßr  tat  mobi  nicfct  feft  genug  an  bie  Unfterblicl)^ 
feit  ber  8eele  geglaubt,  ale  bafe  bie  llnfterblid)!eit  be^  9iamen§ 
ein  fo  geiraltige^S  3)lo:io  für  ihn  fein  fonnte.  —  5Ba-s5  alfo 
benn?    ^a^  "ijebürfui^    feine*3    unabläffig  be;regten  ©eiftc^ 


^tfiorif^e  unb  ))otittf(^e  Stubten.  1 13 

nad)  immer  itcuen,  tiadfe  immer  ftärfcren  Meigmittcln.  (5§ 
fehlte  i^m  bte  g&]^ig!eit,  ^u  genießen,  barum  mufete  er 
immer  ^onbeln,  lüenn  er  jld?  tiid^t  felbft  t)er§e^rcn  wollte. 
SBie  bcr  SÖranntttjeinfftufer  gulegt  ©dfeeibeteaffer  trinfen  mn^, 
um  nur  einen  9^eij  auf  ber  S^n^e  ju  fül^len,  fo  gingen 
feine  Untemebmungen  immer  mel^r  in§  ^oloffale,  big  fie  ft<j& 
im  ©dbranlenlofen  berloren.  ^Ridfct  (Slfirfurcfct  toax  ber  ^ebel, 
fonbern  3^^atenburft. 

^ad  mag  er  ntm  Ueberfinnlid^en  gebadet  ^aben?  Ueber 
bad  ®an5e  im  S^^fAmmenl^ang  badete  er  tjielleid^t  gar  nid^t. 
ßinjelne  (Srfd&einungcn  erflfirte  er,  wie  überl^aupt  bie  ^l^an« 
tafle  pflegt,  au^er  bem  S^f^nimenl^ange  au§  ftc^  felbft,  im^ 
mer  mit  Eu^eraitlaffung  eine§  pdbften,  legten  ®runbe§, 
ben  nft^ften  in3  Sluge  faffenb.  60  glaubte  er  an  eine  SSor- 
l^erbeftimmung  unb  an  ein  ©lüdE.  ^a^  war  )oon  je^er  bie 
©cife  ber  3^atigen. 

9Ba§  nid^t  auf  ben  Äörper  unb  bie  S)en!!raft  ficfc  bejie^t, 
bejeidbnet  er  mit  bem  Seiwort:  morale;  in  biefen  weiten 
Sejir!  gel^ört  ber  3Jlutl^  nid^t  weniger  alg  ba§  ß^rgefül^l  unb 
bie  SRed^tlid^feit.  9la))oleon  ^atte  fiiebling^auSbrüdte,  im  ^a^r 
1796  war  e3  bag  Slbjeftib  moral. 


(1822.) 

@ined  plagte  9lapoleon,  fo  wie  e§  mid^  plagt:  eine  uns 
geheuere,  beweglid^e,  ben  Erfolgen  ewig  juboreilenbe  unb  fxe 
fobann  gurüdlajfenbc  ^^antafte.  S)ag  trieb  i^n  ju  immer 
neuen  @ntwürfen,  5U  planen,  bie  oft  an  ben  ^a^nfinn  ju 
grenjen  fdbeincn,  unb  lie^  il^n  bodfe  immer  leer,  ©ein  ganjeS 
Zcbtn  war  ein  SRingen,  einen  ^^unlt  ju  finben,  auf  bem  er 
bergnügt  Wtte  fein  fönnen.  S)ag  ge^t  audfe  aug  ben  3)lemoiren 
Sofep^inenS  l^erbor.  6ie^  jene  SRebe  auf  bem  2:eidt  ju 
aJlalmaifon. 

©tlllpotiet,  3ö«rc.    XII.  8 


114  Stoeite  9(M^ei(ung. 

^Dlabamc  Slbrantcgi  bcftreitet  jene  ^cfitation,  jcnc^  Scr^ 
fagcn  ber  IRebe  unb  bc^  ©ntfcbluffe^,  ba^  Sourriennc  unb  Slnbere 
am  18.  33tumairc  im  Saale  ber  güuf^unbert  t)on  3la^oIeon 
augfpradben.  S)age9en  läfet  fie  i^n,  ba  er  bie  2lruppen  mit 
einer  Slnrebe  begeiftern  luiD,  babei  feinen  Slugenblid  ftifle 
ftebn  unb  immer  im  Qidfiad  be^umgeben,  aug  Scforgnife 
t)or  einem  ^iftolenfd^ufe.  Segtere^  ift  t?iel  unnjabrfdbeinlicber 
unb  mit  SRapoleong  fonftigem  ß^bai^cifter  unüereinbarlicber  aU 
©rfteteS.  @r  bat  aber  bei  gro&en  UnglüdE^fdllen  öfter  (na« 
mentlicb  bei  beiben  Slbbanlungen,  beim  SRüdjug  au§  SHufelanb), 
obgleicb  immer  nur  für  furje  3eit,  ein  ^intersfidbsfelbftsjutüd-- 
bleiben  gejetgt^  ba^  merfmürbig  genug  ift.  9^apoleon  mugte 
ben  (Erfolg  ^u  erfdbaffen,  er  batte  ibn  aber  jugleicb  notbtvenbig, 
um  S)er  gu  fein,  ber  er  toar.  S)er  ^intergrunb  feinet  ®efeniJ, 
bei  aller  3ierftanbe§fcbärfe,  mar  eine  riefenbafte  ^^antajie, 
bie  feinen  fämmtlidjen  Jacultdten  jene  2llle§  mit  fidb  reifeenbe 
©etoalt  gab.  2öenn  biefe  vis  motrix  burcb  ein  ftarfeS 
S)e§apointement  au^er  2Bir!fam!eit  gefegt  »urbe,  brauste  er 
immer  einige  Qdt,  ftd&  tüieber  gu  fteigern.  ßr  toar,  troj 
feiner  fcbeinbaren  ^dlte,  ber  3Kann  beS  (Sntbu)laSmu§  unb 
ein  rotber  gaben  üon  erhabenem  ^Babnfmn  gebt  burcb  alle 
feine  $lane. 

3Jlabame  ^ilbrante^  befcbulbigt  Sag  ßafeg  ber  Unmabr^ 
baftigfeit,  mei(  er  3^apoleon  im  2Jlemorial  jene  bcilblädber; 
liebe  lomnenifcbe  Slbftammung  i^rer  gamilie  bejtüeifeln  läfet, 
öon  bei-  er  bocb  überzeugt  gemefen  fein  foU.  Sie  tbut  2a^3  6afe3 
Unrecht.  2)enn  mie  Sfiapoleon  im  Spiele  betrog  unb  bie 
Eigennamen  burdb  33erftümmlung  fi(b  nmnbgerecbt  macbte,  fo 
fpracb  er  aud?  mitunter  bie  Uiitoabrbeit,  um  burcb  ^iBeglaffung 
ober  ^insufiUjung  ein  (Ereignis  für  feinen  flaffificirenben  ®eift 
fo  geläufig  ju  machen,  al^  einen  (Eigennamen  für  feinen 
•Dhmb.  2)aoon  fmb  bunbert  Spuren  in  feiner  (Eouüerfation 
auf  St.  §elena.    @r  mu^te  gule^t  felbft  nicbt  mebr,  mal;  er 

i  Memoires  de  la  Duchesse  d'Abrantes.    Paris  1821  ff. 


§i|Jorif(^e  unb  ^jolitifc^e  ©tubicn.  115 

auf  fold&e  Uxt  |u  Den  (Srcigninen  unb  SSer^ältniffcn  rein  ^in-- 

3d&  freue  mi*,  ba&  SJlabame  SlbranteS  biefe  mir  miber= 
Ixdft  femme  galante,  biefe  ^aiferin  Sofep^ine,  in  bemfelben 
8id&te  fic^t,  in  bem  fie  immer  mir  erfd^iencn  ift  . . . 

3ug(ei(6  ber  SBa^nfinn  Sllepanbcrg  unb  bie  beied^nenbe 
Stlugf^it  ßfifarg  war  in  biefem  3Rann!  (Sr  toar  ber  öer^ 
ftanbigfte  Söa^^nfmnige,  ber  je  gelebt  l^at. 


gloßespierre. 

3n  SRobegpierre  ift  ettoag,  ba^  feiten  üorfommt,  bafür 
aber  aud)  furd&tbar  ift,  toie  nidfet^  Qmiie^:  bie  6yaItation 
eines  falten  ©emütbeS.  Z{)kx^  finbet  ben  Scblüffel  ju  feinem 
^^aralter  im  3'leibe.  Qd^  glaube,  er  bat  feine  Gegner  mcbr 
»erachtet,  alg  beneibet.  (5r  mar  ber  gebaut  ber  [Reüolution. 
©r  ^ielt  ft*  attein  für  flug,  »eil  fein  ©efübl  Sutritt  in 
feinem  3""«^^«  ^^ttc-  2Benn  er  S)i!tator  fein  trollte,  fo  ge? 
f(tab  eg,  »eil  er  fonft  SRiemanb  ba^u  f&big  glaubte,  unb  bat 
er  fpdter  mit  ben  geinben  granfreid^^  ober  ben  S3ourbong 
unterbanbelt,  fo  mar  gemi^  meniger  @igennu^  bie  Urfac^e, 
aU  @eringf(^ä|ung. 


gouc^e  gibt  in  feinen  3Jlemoiren  einen  ®runb  für  bie 
SSerurtbeilung  Submig^  XVI.,  ber  furdbtbar  ftidbbaltig  ift, 
ben  ndmlicb:  alle  SWacbtbaber  ber  SRationalüerfammlung  gleid}^ 
mä^ig  ju  compromittiren,  fo  ba&  feiner  an  eine  IRüdberufung 
ber  99ourbong  ferner  benfen  fonnte.  ©o  oiel  icb  meife,  l)at 
ba§  SRiemanb  aufgegriffen. 


110  Sweite  abt^eilung. 

(1861.) 

2Jlan  ^ört  gegentüärtig  nid&tS  häufiger,  aU  btc  »ugbrüdfc: 
eine  neue  3^i^  ^i^  neue  S^it,  womit  man  eben  bie  unferige 
bejeidbnet.  5)iefer  3lu§brudE  i)at  f4on  üon  t)ornberein  etma^ 
6cbielenbeg.  %enn  ba  bie  SRatur  biefelbe  bleibt  unb  eben  fo 
bie  ©runblagen  be§  menfdfelicben  SBefeng,  fo  bürfte  etvoa^ 
ganj  $Reue§  faum  bem  SBerbadfet  üon  ettt)a§  grofeentbeite  %ah 
fdbem  entgebn.  3)er  6a^:  ba§  Sllte  febrt  nidbt  jurüdC,  bat 
unbeftrittene  Geltung,  eben  fo  toabr  aber  bürfte  beribments 
gegenftebenbe:  nihil  novi  in  mundo  fein:  9li(bt3  9leue§  in 
ber  2Belt.  Sn^^erttjabi^enber  2BedbfeI  auf  ben  alten  ©runbs 
lagen  ift  ba§  ®efe|  al!e§  S)afeing.  ^ierburcb  wirb  ni^t  ba« 
9^eue  geleugnet,  fonbern  ba§  6prungtt>eife,  üor  allem  aber 
^a^  Unjufammenb&ngenbe  unb  ba«  Pö^licbß.  Selbft  bie 
©pocben,  bie  toir  mit  SHeit  al§  2Benbepun!te  in  ber  aUenfcben^ 
gefcbii^te  bejeidbnen,  fmb  nur  @))ocben  filr  unfere  binterber 
fommenbe  93etracbtung,  in  ber  SBirtlicbfeit  b.  b.  fö^  ^ic  S^it« 
genoffen  waren  fte*^  nicbt.  S)a§  ©briftentbum,  bie  grofee 
Umlebr  be§  SSölfergeifte^ ,  \)at  S^b^bunberte  gebraucbt,  bi^ 
eö  fi(b  einflufereidb  auf  ben  ®ang  ber  2öelt  erwieg.  2)ie 
©ntbedung  üon  2lmerifa,  bie  im  nä(bften  3abrbunberte  mth 
(eicbt  ba§  SSerbältnife  ber  Söelttbeile  dnbern  wirb,  batte  21^ 
fang§  faum  eine  anbere  3Bir!ung  al§  auf  bie  SGBä^rung  ber 
eblen  3)leta[le.  ^a§  6(bie6pu(üer  mu^te  erft  bie  alte  ^rieg^s 
fünft  gerftören  unb  2lnfang§  j.  33.  bie  ©bnftenbeere  in  Sflacb« 
tbeil  gegen  bie  ungeftümen  Eingriffe  ber  3^ür!ei  fe^en,  big  eg 
in  unferem  S^b^bunberte  eine  furdfetbare  ©leicbbeit  jwifcben 
bem  ungeübten  S3arri!aben!ämpfer  unb  bem  üoüifommen  aug^ 
bitbeten  ^riegemanne  betftellte.  Söenn  bie  Sucbbvuderlunft 
mit  ibren  2Bir!ungen  fo  fcbneU  ing  wirfliebe  ^^bcn  eintrat, 
fo  üerbanfte  fte  eg  nur  bem  Umftanbe,  ba&  fxe  für  ibr 
mecbanifcbeg  SBerfaljren  ein  fcbon  fertiget:  bie  SBerfc  ber 
alten  flaffifcben  Literatur  tjorfanb. 

2)iefe  2lnfnüpfung  ober  wenigfteng  ^l^araUelifirung  beg 
bleuen    mit   bem   Sllten,    warb    felbft   am   Sluggang^punfie 


^tftorif^e  wA  Hfitif4(  6tiiMm.  1 1 1 

unterer  „neuen  3^tt'',  bcr  erfien  fran}dnf(^n  ^eDoIutlon,  fo 
fe^r  aU  9ebürfni|  gefüllt,  ba$  tie  Sc^redenSm&nner  ber 
neunziger  ^})u  xfßt  Buftänbe  gar  )u  gern  hn  Sichte  ber 
römifcben  9{epubU!  fa^  unb  au4^  i^e  ^tigen  9la(bfo(ger 
unb  9{a^iferer  motten  .    . 


(1862.) 

^teugen  fe|t  ft4  auf  guten  %u^  mit  S^onfretc^,  mit  ber 
eben  abgef4)(ofiene  $anbe(Sbertrag  )eigt.  $Bte  tüenn  Subtrig 
^lopoleon  feine  urfpriingUc^en  $(&ne  ba(^in  ge&nbert  (^&tte, 
bad  Unfe  S^einufer,  ftatt  mit  SBaffengetoalt,  aud)  burc^  ^ex- 
trag  für  ^anfreidb  hVL  getoinnen?  Qd  banbelte  fidf  nur  barum, 
ba^  i^m  oon  beutfd^er  Seite  eine  gleid^m&jsige  Scburferei  ent^ 
gegen  I&me.  9Bo  biefe  ju  fuc^en  fei,  liegt  auf  ber  ^anb. 
6oiDo^l  $reu^en,  aU  bie  übrigen  auf  bem  Unfen  S^^einufer 
befl|enben  Surften  müBten  natürlid^  entfc^&bigt  »erben.  @ine 
foldbe  @ntfd^abigung  böten  oftreic^ifc^e  ^rouinjen^  bei  »elcber 
Gelegenheit  s^d^^i^  $iemont  in  ben  $eft(  iBenebigS  gelangte. 
$reu^en  ^dtte  baburd^  bie  9lebenbu^Ierfcbaft  Oeftreid^S  für 
immem}dl^renbe  3^ten  entfernt,  9lapo(eon  ^eutf^tanb  eben 
fo  bauemb  gef^m&cbt,  [Ruglanb  feinen  $länen  auf  bie  5^ür!ei 
einen  läftigen  Seitenangriff  erfpart,  unb  bie  ganje  3ßelt  wäre 
fro^  unb  jufrieben.    ®ebe  ®ott,  ba^  i4  nicfet  fcbroarj  febe! 


»J^CK^ 


118  3»eitc  ^tbtWung. 

^aben  benn  bic  ^äbfte  »irfütjfe  bic  dufeere  SWadfet  ausgeübt, 
bic  man  il^ncn  jugcftanb  ober  bic  f\e  fid)  ju  ücrfi^affen 
mußten?  —  ©eben  »ir  bic  iRcibe  ber  römifcbcn  j^aifer  unb 
bcr  55dpftc  burcb ;  waren  mebr  gemalttl^ätige  Äaifer  ober  mebr 
berrf(ibfü*tige  ^äbfte?  —  @nblidb  ^at  bic  Süladfet  jebeg  mlu 
lidben  ^errfdberg  bod)  eine  ©rcnjc  in  ber  Vernunft,  im  Wed&t, 
infofern  fi4  beibe  in  ber  öffentUcben  aJleinung  augfpredben  — 
in  ber  Sfleligion,  toenn  man  lüiD;  aber  bie  3Radbt  beS  HuS« 
legerS  ber  McUgion?  —  2öe^  ber  beutfcben  Station,  bat  P« 
auf  bie  DWeinung  gefommen  ift:  ber  ©ntl^ufiai^mug,  ein  ^err« 
lid&er  §ebel  in  au^erorbcntlidben  gäden,  !önne  aU  Sricbrob 
bei  Ginridfetung  beg  getDöbnIi(^ett  3wftanbe§  ber  S>inge  in 
Slnfd^lag  gebrad^t  werben,  ^ic  SBurjcln  muffen  in  bie  ßrbe 
gelegt  unb  non  aUen  Seiten  gefid^ert  fein,  93(atter,  iBlumen 
unb  grüd&te  mögen  fidfe  \)ehen  in§  fd&öne  aber  unbeft&nbigc 
diäd)  ber  ßuft.  —  S)ag  ift  mir  eingefallen  bei  Sefung  ber 
©bifoni!  beg  Sambert  t)on  Slfcbaffenburg  unb  ben 
Slnmerfungen,  bie  ber  .Herausgeber  S3ud&olj  barüber  madbt. 


(1831.) 

5lebnli(^!eit  ber  33eftrebungen  ®regor§  VII.  mit  benen 
be§  ö^!urg.  9^ur  war  bie  SSerfaffung  be§  Settern  möglieb, 
benn  —  ber  überall  f cblagenbfte ,  \)m  aber  t)lellei(ibt  einzige 
SBeweiS  ber  3Jlöglid&!eit  —  fte  beftanb  wirllicb  unb  erbielt 
ftcb.  ©regorS  SSorauSfe^ungen  epiftirten  nirgenbS,  aU  in 
feinem  .^opfe.  2)ie  JRcinbeit  be§  gerjenS  unb  ber  Sluffdbwung 
ber  ©elfter  beim  ^leruS,  bie  allein  feinen  $lan  obne  horreur 
bentbar  macbten,  war  burd&au§  nie  in  fo  bobem  ®rabe  unb 
fo  allgemein  üorauSjufe^en ,  unb  fein  6pftem  bat  böcbftcnS 
ber  gorm  nacb  c(h  unb  ju,  bem  ©ehalt  nadb  aber  nicbt  einen 
5lugenblidt  beftanben.  2)ie  Wienern  mögen  ibn  loben,  wie  Re 
wolloit  wa^  man  ibm  an  Scburterei  nimmt,  mu^  man  ibm 
an  ^errüdtbeit  julcgen. 


f 


^ijiorifd^e  unb  t)oIttif(l()e  ©tubten.  119 

^itt$  IX. 

(1847.) 

3)ie  SBclt  \)at  fxä)  noä)  nicfet  erl)olt  üon  il^rem  (Srftauncn 
über  ba0  99ene^men  be^  iteuen  ^abfteS.  6ine  ©eioalt,  bie 
nur  burdb  Ucbcrcinftimmung  mit  fidb  felbft,  burd^  eifernc 
ßonfcauenj  S)a§  gemorbcn  ift,  tt)a§  fie  ift,  aug  bicfer  ßoits 
fcqucitj  J^inau^toerfen  unb  auf  einen  neuen  2öeg  bringen; 
bie  blinbe  ß^tfurd^t  ber  ^i§!uffton  preisgeben,  inbem  man 
felbft  biSfütirt,  tim  ^ü|Ucfe!eiten  ©el^ör  ju  geben,  tt)o  bigl^er 
nur  S^otl^ttjenbigteit  gefprod^en,  5)a§  l^at  allerbingS  ettt)a§  in 
(Srftaunen  ©e^enbeS.  2)er  neue  ^abft  ift  entioeber  ein  fel^r 
red&tf(i^affener,  ja  geiftrcidjer,  aber  ettüaS  unDorfic&tiger  SD'lann, 
ober  er  ift  f^lauer,  a(§  man  benft.  2öie,  trenn  er  einge* 
fc^en  l^ätte,  bafe  ba§  $abftt^um  in  feiner  biSl^erigen  gaffung 
eine  Unmöglicfefeit  geroorbeu;  ba^  bie  3ßit  ber  SBunber  unb 
3aubereien  für  immer  üotüber  fei?  Söie,  menn  er  ein  menfdfes 
lieberer  ^ilbebranb  »dre,  ber  bie  päbftlid^e  ©emalt  ju  einer 
3ufludbt  ber  SSölfer  gegen  ben  S)ru(f  unb  bie  ^Inma^ung  ber 
Regierungen  mad&en  moüte?  S)er  ba§  alte  ©pridbtüort: 
unterm  Ärummftab  ift  gut  »ol^nen,  in  neue  ©eltung  ju 
bringen  gebacbte?  Ob  ba§  9Jlittel  auf  lange  Dorbielte,  n)äre 
bie  gragc,  aber  Sflettung  für  bie  nddbfte  3u^unft  läge  allers 
bing§  barin.  S)ie  3ßiftt)ürfniffe  in  ber  fatbolifd^en  Äird^e 
hörten  mit  (Sing  auf.  S)er  ^roteftantiSmuS ,  ber  ficb  feiner 
^altloftgfeit  eben  je^t  am  beutlicbften  bemüht  morben  ift, 
müfetc  fro^  fein,  einen  3Jlitte(pun!t  gewonnen  ju  b^ben.  S)ie 
in  S)eutf(^lanb  auftaucbenben  3been  t)on  ßin^eit  fämen  auf 
bie  natürlicbfte  2lrt  entgegen.  2)ie  unmittelbarfte  SBirfung 
w&re  auf  3t<iticn,  ba§,  aU  ein  gürftens  unb  SSölferbunb 
unter  ber  Suprematie  be§  ^abfteS,  innere  ßonftftenj  gewänne. 
ߧ  trdte  ein  Söaffenftillftanb  swifd^en  2Bif[en  unb  ©lauben 
ein,  mdbrenb  beffen  man  na^  unb  na^,  bcilb  unmerfli^, 
berfud&en  tonnte,  bie  ©renken  be§  le^tern  auf  Soften  be§ 
erftern  ju  erweitern.    2lber  würbe  baS   angegriffene  Pfaffen« 


$ifioiifd)e  unb  politifd)e  Stubten.  121 

(1861.) 

3)ic  bcutficit  ©cfdbidfctfcbreibet  ber  5Reujeit  jtnb  felfer 
übel  auf  %\)m^  ^n  fprec^en.  üBa^  %\)itxi  al&  SRenfd^  unb 
Sntriguant  bctrifjt,  mögen  pc  fe^r  rcd&t  l^aben.  ßbcn  fo  toag 
feine  $arteiUcb!eit  für  granfreicfc  unb  3(lapoleon  angebt.  @r 
M  treu  bargefteüt,  aber  lebiglicb  aud  franjöftfciben  QueQen. 
^afür  ^at  er  aber  gro^e  ^or^üge.  @r  fcbreibt  gut,  o^ne 
in  Sc^önfd^reiberei  su  verfallen,  (h  entn^idelt  mit  ber  größten 
Seflimmtbeit  unb  5)eutad)!eit.  ©nblicb  »erftebt  er  bie  öffent= 
lid^en  ®ef(b&fte.  @r  ^at  felbft  in  allen  g&dbern  gearbeitet, 
'\a  bie  tföd^fre  Seitung  be^  Staate^  geführt,  inbeg  bie  beutfcben 
£ugenbs$oIterer  nur  aud  ibrer  Stubierftube  unb  t)om  ^atbeber 
poltern. 

6in  foldber  S^ugenb^^^olterer  war  au(b  ber  greifjerr  üon  Stein, 
ba8  3beol  biefer  $enen.  S^Ö^geben  feine  großen  Sßerbienfte 
als  3Rtnifter  bed  Innern  für  $reu^en^  SBieberermedtung  unb 
Arftftigung,  bat  er  ftdb  boci,  aU  9lapoleonS  äJlacbt  burdb  bie 
Elemente  unb  bie  Ueberfraft  ber  SBaffen  niebergerannt  voax, 
in  S^ug  auf  bie  neue  SBeltfteÜung,  aU  ein  jiemlidb  unflarer 
Aioff  flC^dt.  @r  n)u|te  gar  nicbt  mebr,  ob  er  ein  iHuffe, 
ein  9reu^  ober  ein  beutfdber  Stanbe^l^err  mar.  granfreidb 
$n)oii^en  gu  entreißen,  bie  für  aüeS^it  franjöfifdb  geworben 
uaren.  9At  Uebermacbt  granfreicb^  ^u  bred^en  unb  bafür 
auf  Sht^Ianb  su  übertragen,  \a  ju  iDerewigen,  ba  Se^tere^ 
auf  btdteren  Oafen  ru^t  ald  ^ranfreicb.  @r,  ber  bem  Surften 
SRetterniib  SRittelm&^igfeit  i^orwirft,  weil  er  ftdb  bon  bqn  Um^ 
flanben,  wenn  audb  offenbar  ^u  fel^r,  beftimmen  lie^,  t)atte 
nid^tS  Sngetegentlid^ered,  aU  $olen  an  9)uglanb  ju  geben 
nnb  bafüv  6ad^fen  bon  $reugen  plünbern  ^u  lafjen.  @r 
gehörte  ein  wenig  in  bie  Älaffe  ber  Slrnbt  unb  3^^"/  bie 
«ortrefflidb  fitib,  wenn  eS  gilt,  3Rauern  umzuwerfen,  aber 
wenn  ed  gefcj^eben  ift,  überall  im  SBege  fteben. 


122  Söjelle  ^6tRe!run8. 

(1861.) 

S)ic  ^Reformation  Sutl^cr^  toar  —  mit  Sflüdftcifct  auf  ba« 
Unheil,  ba§  bie  SleltgionSfriege  namentUd^  über  ^eutfc^Ianb 
gebrad^t  ^aben  —  fd^on  barum  übereilt,  »eil  bie  %)]^!loIogifcben 
©tubieit  fc^on  atigefangen  Ratten,  ben  Aö^Ierglauben  t}on 
allen  Letten  einzuengen.  Sut^er  mar  ftarfgl&ubiger  aU  ber 
$abft  unb  alle  feine  ^arbindle.  (Sc  l^at,  inbem  er  ben 
äußern  Slberglauben  angriff,  bett  innem  nur  t)erftftr!t  unb, 
inbem  er  ben  Streit  l&erüorrief,  nur  öerl^inbert,  baj  ba8 
^^tiftent^umnadb  unb  naäi  ^aS  mürbe,  ma^  eine  9leligion 
crft  5um  ©egen  für  eine  gebilbete  3cit  madbt:  eine  el^rmürbige 
©emol^nl^eit;  bie  man  beibehält,  meil  man  nid^tS  SeffereS 
meife,  unb  ol^ne  in  il^re  ©runblagen  unb  Semeifc  nä^er  ^im 
einzugeben.  ^aS  ift  fein  S^abel  für  Sutl^er  unb  feine  3^it, 
benn  fte  moUten  ba^  Unleiblidbe  f^on  gegenm&rtig  nid^t  leiben, 
unb  eS  ift  ein  fdfeled^ter  S^roft  für  eine  ©eneration,  menn  man 
ibr  fac^t,  e§  merbe  in  einem  Sa^r^unbert  fci^on  tjon  felbft 
befjer  merben. 


1 


©ritte  Äbtljethntg. 


^tfU)ttifAt  $hhim. 


{ 


(1881—1822.) 

^d)  iicl^me  mir  bei  biejen  Slumerfungcn  Dor,  ol^nc  SWlcffxd^t 
auf  ein  ©Aftern,  über  jicbcii  ©egcnfianb  baSjcnigc  nicbcrjufd^rcibcn, 
tt)a§  mir  au§  feinem  eigenen  SBefen  ju  fliegen  fd^eint.  5)tc  ba» 
burd^  entfiel^enben  Söiberfprüt^e  »erben  jtc^  am  @nbe  entmeber 
oon  fetbft  lieben,  ober,  inbem  fie  nid^t  wegjufd^affen  ftnb,  mir  bie 
nnmö^Iid^feit  eine§  ©^ftem§  bemeifen. 


|ttr  'gCcPctiR  im  'gCfföcmcincn. 


3Benn  man  ba^  SBort  3(cft^etif  au^fpritfet,  fo  fann  man 
bamit  3w>ci^if^«  meinen:  Sleft^etif  alg  einen  S^feeit  ber  $^iIos 
fop^ie,  unb  Sleftl^etif  ber  Äunftle^re.  3"  erftercm  Sinne  foü 
ber  Tlen\6)  über  ^Ue^  benfen,  nid^t  aufhören  ^u  t)erfudben, 
auf  bic  ®efa^r,  ba§  2e|tc  feinet  Strebend  nie  ju  erreidjcn. 
S)en!t  er  ho6)  über  ben  3wfammenl^ang  ber  2Bc(t  na4,  ob* 
IDD^I  Xaufenb  an  @in§  }u  fe^en  ift,  ba^  er  biefen  Sufammen- 
bang  nie  einfel^cn  »irb.  S)a  jeigt  ftcb  aber  gleidfe  ein  großer 
Unterfdfeieb:  bie  »irf liebe  Sßelt  befielet,  gleid^oiel,  ob  wir  fte 
begreifen  ober  nicbt;  bie  2öc(t  be3  Äunftfcbönen  foü  aber  erft 
^ertiorgebrad^t  toerben,  unb  ba  bürfte  eine  falfcbe  ^uffaffung 
leidbt  t)on  ben  nacbt^eiligften  S>^(gen  fein,  ©(üdtlicbermeiie 
ift  bie  3latux  ber  iBefc^r&nft^eit  be^  menfdblicben  ©eifte^  fcbon 
oon  loornel^ecein  ^u  ^ülfe  gefommen.  ^an  tann  ricbtig 
benfen  oljinc  2ogi!,  red^tfcbaffen  b^nbeln  obne  Tloxal  unb  ba^ 
6(böne  empfinben,  ja  bctt)orbringen  ol^ne  ^eft^etif.  Eu^er 
aDem  3tt>«ifß't  »erben  unfere  natürlid^en  SSermögen  burc^  bie 
SBiffenfcfeaft  geftbärft,  erböbt,  ja  beridbtigt,  aber  bie  SBicbtigfeit 
jener  S^beorien  liegt  meniger  in  bem  ^ugen  ber  mabren  als 
in  ber  abfoluten  6(b&bU(bfeit  ber  falf^en.  6S  ift  f(bon  oft 
gefagt  unb  »ieberbolt  morben,  ba^  bie  oorjüglicbften  ^iä)U 
toerfe  entftanben  fmb,  el^e  man  öon  Spiegeln  nur  einen  Segriff 
batte,  unb  bie  cntgegengefe^te  6rfcbeinung,  ba|  in  neuerer 
Seit;  je  mebr  man  fi*  mit  Sleft^etif  befcbaftigt,  bie  praftifd&c 


126  dritte  ^Cbt^citung. 

^oefic  immer  leerer  unb  matter  mirb,  f^eint  (Sing  »ie  baS 
5lnbere  nidfet  fel^r  ^u  ©uuften  einer  |old)en  2Biffen(dbaft  ju 
fprec^en.  O^ne  3^cifel  würbe  eine  richtige  Sleftfeeti!  ein 
großer  ©ewinn  für  bie  Äunft  fein.  Sie  mürbe  jmar  bie  fpeci^ 
ftfd^e  ^Begabung  ober  baS  Talent  nie  entbel()rlic^  mad^en,  unS 
aber  boc^  üor  bem  ganj  SSerfel^rten  unb  2lbfurben  bewal^ren, 
ba§  in  unferer  Qext  eine  fo  grofee  Atolle  fpielt,  nid^t  geredfenet 
bie  bemüt^igenbe  (Srfd^einung  be§  immermälferenben  (^iefd^madts 
medbfeB,  bie  il^ren  ©ol^nfig  öor  Slllem  in  unferm  3)eutfd&lanb 
dufgefc^Iagen  ^at. 

(1819—1820.) 

^oju  alfo  eine  ^2left^etif;  menn  fte  toeber  lehren  fann, 
»ic  bag  ©cfeöne  l^eroorjubringen,  nod^,  wie  e3  mit  ©efd^madt 
ju  genießen  ift?  ^a^u,  weil  e^  bie  6a(ie  eines  t)ernünftigen 
3Wenfdben  ift,  fidfe  üon  allen  feinen  ^anblungen  unb  Urt^eilen 
einen  @runb  angeben  }u  fönnen«  ^enn  bie  ^eft^etif  audb 
feine  S^lec^enfunft  beS  ©d&önen  ift,  fo  ift  pe  bod&  bie  $robc 
ber  Sfled^nung. 

(1819—1820.) 

3d&  \)dnt  faft  Suft,  jene  (Sint^cilung  ber  Sleft^ifer  ges 
rabel^in  ju  leugnen,  nac^  weld&er  ba§  ßr^abene  als  ein  eigene^ 
Genus  bem  Schönen  an  bie  Seite  gefegt  wirb.  ^aS  ßr^as 
bene  ift  nic&tä  aU  ein  Modus  beS  ©d^önen  unb  aU  folc^er 
bem  Sieblicfeen  entgegengefe^t,  beibe  als  letjte  ©renjpunlte 
beS  Sdjönen,  über  bie  ^inauS  ba§  S^leic^  ber  Sdfeön^eit  aufs 
^ört,  in  ben  93e5ir!en  be§  kleinlichen  unb  ©iganteSlen.  ^a§ 
®efül)l  beS  (Srl^ebeng  über  ficb  felbft,  baS  ben  üJlenfc^en  beim 
2lnfel&en  beS  (Erhabenen  ergreifen  foU  unb  alg  dbaralteriftifcbeS 
3eid}en  bef[elben  angegeben  wirb,  mufe  bie  ^Betrachtung  jebe^ 
6ctönen  begleiten  unb  ift  eben  baS  SJlertjeicben,  an  bem  ficfc 
ba^  Qdüöm  oon  bem  blo^  2Bol}lgefäUigen  auSfc^eibet. 


r 


«cjl^ctifc^e  ©tubicn.  127 

(1836.) 

S)ic  Scftönl^ctt  ift  bic  tjollfommene  Uebereinftimmung  be§ 
Sinnlicl^en  mit  bem  beifügen. 


(1836.) 

Bö^bn  ift  2)a§ienige,  bag,  inbcm  eS  bag  Sinnlidfce  tjoüs 
tommen  befricbigt,  jugleicfe  bie  ©eele  erl^cbt.  2Ba§  bcm  Sinns 
ü(bcn  allein  genug  t^ut,  ift  angenel^im.  2Ba$  bie  Seele  ergebt, 
o^ne  burd^  baS  ooQfommene  Sinnlid^e  babin  gu  gelangen,  ift 
gut,  tt)at;r,  red^t,  n)a$  man  tt)t((«  aber  nid^t  fd^ön. 


(1844.) 

6dbon  ift,  was  burcb  bie  SBotlfommenbeit  in  feinet  %xt 
bie  3bec  ber  35oU!ommen^eit  im  5lQgemeinen  erwedt. 


(1829—1830.) 

aJlan  fagt:  ber  3*Ded^  be§  Sd&önen  ift  58ergnügen!  ßrftenö: 
»aS  b^i^t  benn  ba§:  3"^^^  ^^^  Sd^önen?  2)er  Qxoed  beS 
Söabren  ift  ba§  SBabre  unb  ber  3tt>edt  be3  Scbönen  baä  Sdfeöne, 
benn,  wenn  man  je  auf  bie  praftifd^en  2öir!ungen  be^  Scbö-- 
nen  achten  will,  wer  wirb  ba  blo^  bag  5ßergnügen  nennen, 
ba§  audb  baS  ilngenebme  ^eroorbringt  unb  baS  Bdiönt  nur 
in  fo  fern,  als  eS  aucb  angenebm  ift,  waS  nidfet  immer  ber 
galt  ift.  (NB.  S)a§  ift  nur  wabr  öom  SSergnügen  im  ge- 
wöbnlicben  Serftanbe;  im  böb^rn  wirb  eS  üom  Sdbönen  immer 
ber»orgebra(bt.)  ^Recbnet  man  für  nidjtS  bie  (Erbebung  beö 
©eifteS,  bie  ©rböbung  beS  ganjen  2)afeiii^,  baS  ^bätigwerben 
t)on  ©efüblen,  bie  oft  im  gangen  wiitlid.en  2tben  eine§ 
üyteni'cben  nicbt  in  Slnregung  fommen?  2)en  Ueberblidt  über 
baS  ®anje  beS  £ebeng>,  bie  ßinficbt  in  bie  eigne  S3ruft,  in 
baS  ©etrieb  eigner  unb  frember  Seibenfcbaften  ?  S)a§  'SS^ad)-- 
erijialten  beS  dut^uftaSmuS  jeber  ^rt,  ben  bie  engen  ^erbält- 


128  dritte  ^Ibtl^ctlung. 

niffe  ber  SBürgcrtüelt  fo  tei*t  cinf^ldfern?  3ft  S)o§  alle« 
nicfet^,  ba^  man  nöt^g  feat:  burdfe  baS  Untcrfd&iebcn  bc3 
bloßen  5öergnügen§  aU  Swecf  ber  .^unft  ben  Äünftler  mit 
bem  S^afcfecnfpieler  in  eine  klaffe  ju  fejcn? 


pebttcfton  be5  $($onen  a  priori. 

(1819—1820.) 

A  priori  läfet  fidfe  bag  ©efül^l  beg  ©dfcönen  burd&aug 
nidfet  bebuciren.  (S§  ift  jttjar  tjon  tjorn^erein  gewife,  bafe 
2)a§ienige,  wag  Drbnung  unb  Harmonie  in  unfere  S^^citoors 
ftellungen  bringt,  inbem  e^  baS  Sluff äffen  erlcid)tert,  eben 
biefcr  (Srleid^terung  wegen  ein  gewiffeS  SSergnügen  erregen 
muffe,  aber  biefeg  SBo^lgefallen  ift  üon  bem  ftft^etifAen  fo 
l)immeln)eit  unterf(i^ieben,  aU  bie  S3ere4nung  ber  öuinte  t)on 
ibrem  Älang.  A  priori  betrachtet,  mü|te  baS  f^ftematifd^ 
georbncte  Öe^rgebäube  einer  2öiffenfcbaft  eben  fo  Diel  Vergnügen 
machen,  aU  ba§  fc^önfte  ^unftwer!. 


'§iCnenbfi(SReif  bes  Jt^onfieifsgeffißfo. 

(1819—1820.) 

S)a§  ®eWl  be§  ©cfeönen  ift  ein  uncnblidfeeg,  wefel^alb 
eö  aucb  unter  beffen  (^aralteriftifd^e  S^ici^en  ge^jört,  bafe  babei 
bie  2öir!ung  meit  bie  üeranlaffenbe  Urfad^e  überfteigt.  2öaö 
liegt  benn  in  bem  ÜJlaterieHen  ober  felbft  in  ben  SSer^ältniffen 
einer  tt)ol)lgeorbneten  Säulenreil^e,  ba^  e§  mit  einem  ©dfclage 
bein  ganjeg  SÖBefen  erl&ebt,  bidb  an5iel[)t,  feffelt,  bidb  big  5u 
2:l}ränen  entjüdt,  Sllleg,  tt)a§  bu  ©ro^eg  unb  ^errlidfceg  gefeiten, 
gelefen,  gel)ört,  empfunben,  mit  einem  Bauberfcfelage  emporregt 
unb  in  lauen  2öetlen  bur(^  bie  erweiterten  Slbcrn  ftrömen 
läfet?  SBarum  bift  tm  beffer,  milber,  gütiger,  mutiger  m 
bem  Slugenblide  ber  S3efc^auung  unb  balb  barauf,  fo  lange 


r 


9lc|i^ctif*e  ©tubien.  129 

bft  ©nbnid  nod^  in  beinern  Snnern  mögt?  Söarum  entjüdtt 
txäi  bie  3Ratur  fetbft  in  biefer  ©timmung  mel^r,  fo  ba^  felb[t 
©rafer  unb  aWüdten  eine  S3ebeutung  gewinnen?  Äannft  bu 
Raffen,  großen,  beneiben,  Hntevfcalten  in  biefer  Stimmung? 
6*eint  nicfet  ber  etrige  3miefpalt  ber  fittUcben  unb  fmnlicfeen 
5latur,  beg  SBoüenS  unb  6oUen3,  in  biefem  Hugenblide  augs 
geglichen?  3ft  ^w  ®ott  no4  unbegreif Ud),  unb  unberftänblicfe 
ba8  Hü?  gü&lft  bu  ni*t  beine  23ertt)anbtf*aft  mit  ben  2Befen 
unter  bir  unb  mit  (Sitoa^  über  bir?  3ft  eg  nicfct,  als  ob  un« 
fid&tbarc  ^Jäben  pdb  auö  beinern  ^^^i^^^ii  augfpaunieu  unb  in 
ungeahnten  Sejie^ungen  bie  ganje  SBelt  oerb&nben?  Unb  S)a8 
alles  ^ätte  ber  armfelige  Säulengang  auS  l^artem  Sanbftein, 
nacb  bem  ober  jenem  SBerWltnijfe  georbnet,  bewirft?  Ober 
»Are  eS  nidfet  baS  ©efü^l  ber  ©anjl^eit;  baS  momentane 
Aufhören  ber  3crfplitterung ,  in  bie  baS  fieben  unfer  2Befcn 
t)erfejt;  baS  ©efü^l  ber  ßinl^eit  aüeS  ©nblid&en  in  einem 
Unenblicben,  toaS  biefe  2öir!ungen  ^erborruft?  —  gerner  jum 
beutli((en  ^Beweis,  ba^  nid^t  blo^  bie  ^^antafte  auf  Soften 
ber  übrigen  SBermögen  erj^öl^t  wirb  —  bu  benfft  audfc  leüter 
in  biefem  3#^nbe;  alle  2öa^r^eiten  —  ^öd^ftenS  bie  matJ^e* 
matifd^en  aufgenommen,  bie  eben  bie  ftrengfte  Sonberung 
fotbem  —  fmb  bir  einleud^tenber,  felbft  bie  p^ilofop^ifc^e 
2lbftra!tion  gelingt  beffer,  gum  beutlidben  93etoeife,  bafe  bie 
burcb  ba§  64öne  bewirfte  ©r^öl^ung  ber  innern  Gräfte  nicfet 
eine  tM^^^tf^/  fonbern  eine  allgemeine  ift. 


(1819—1820.) 

S3outerwe!  erfldrt  fe^^r  gut  baS  äft^etifd&e  ©efü^l  auS  bem 
Urgefü^le  It^  SRenfc^en,  mit  bem  berfelbe,  aufeei  bem  3«= 
jtanbe  ber  9lc^(^eit,  aber  nod)  t)or  ber  Sonberung  feiner  ein? 
jclnen  SSermögen  gebadet,  bie  2Belt  mit  all  feinen  ^^uffaffungS^ 
mitteln,  p^tjfiftten,  ©eifteS-  unb  ©emütljSfr&ften  unget^eilt  in 
fid^  aufnimmt,  fo  ba^  in  bem  entfte^enben  ^a^me^mung^ 

«liUpatiet,  IBecff.    XII.  9 


130  dritte  «bt^eitung. 

bilbc  Scjicl^ungen  aüfer  2lrt  fic^  ju  ßinem,  crfrcucnben,  ers 
^ebenben,  aber  sugleld^  unbefttmtnten  (Sinbruct  uereinigeii. 


"^nptn  ber  c^inBiAitngsßraff. 

(1819—1820.) 

@iS  tft  unftrettig,  ba&  burcb  öftere  SBaJ^mebmung  mannig- 
faltiger S^^i^ibueit^  bie  ju  einer  ©attung  gel^ören,  fxdf  ber 
@inbi(bungSfraft  ein  gemiffe^  abgezogenem  iBilb;  ein  Zr)pu^  ber 
©attung  einbrüdt,  ber  fobann  beim  formen  )7on  Gegriffen 
bie  ©runblage  maci^t.  ^ie  gemö^nlid^e  ^ufmertfamfeit  auf 
bie  Operation  be^  ^enfen^  Seigt  bie^.  3n  bem  ^ugenblide 
j.  93.,  alg  icb  ben  93egriff:  ,;Sarbe"  benfe,  judt,  beinahe  ju« 
g(eidb,  ein  gemiffed  unbeutUcbe^  iBilb  loon  ^tma^,  bo^,  of^ne 
eigentUd)  eine  beftimmte  ^arbe  barjufteüen,  bodb  mit  j[eber 
e^arbe  mebi*  ^ebnlidb^eit  bat,  al^  mit  fonft  irgenb  etmad  in 
bor  2öelt  —  biefeS  unbeutlicbe  ©ilb,  fage  id^,  biefe«  ununter« 
fcbeibbare  Slggregat  oon  SBilbergliebern  judt  »ic  ein  9311^  ju« 
gleid)  mit  bem  ®eban!en  burdb  bie  6eele  unb  gibt  ber  Sorm 
beS  SöegriffeS  crft  ben  3nbalt.  S)iefeg  ^bantafiebilb  liegt 
felbft  ben  abftratteften  93egviffen  unb  Sbeen,  benen  t)on  3eit, 
(Emigfeit,  (^ott  u.  f.  m.  ju  (ärunbe,  fonft  fmb  fie  unbenfbar* 
5)iefer  %\))ßn^  ber  dinbilbungStvaft  nun,  meiter  tjerfolgt,  in 
feinen  ^^eilen  ju  größerer  ^(arl()ett  be^  93en)u^t|eing  gebracht, 
gibt  bie  ©runblage  be^  Sbeal^  für  bie  Äunft. 


(1819—1820.) 

2)ie  6inbilbung§h*aft  ift  entmebcr  reprobuftiü,  toenn 
fie  blo^  ba3©cgebene,  Slnwefenbe  ot^er  Slbmefenbe  t)oifteUt, 
ober  fie  ift  probuftio,  menn  fie  blo&  baö  Slbwefenbe,  al§ 
fold^eS  nocb  nicbt  (begebene  )7or)tcUt  ^ebocb  gibt  aitcb  bie 
probuttioe  nicbt  ben  6toff,  ben  fie  au^  ber  9?atur  nimmt, 
fonbem  nur  bie  Sorm,  infofern  fie  ben  erbaltenen  Stoff  in 


r 


^e|l^etif(fte  Stubieii.  131 

nenc  Serbinbungen  bringt.  Sic  ergebt  ft*  infofern  über  bie 
örfabrungunb  toirb  $bantafie  genannt.  S)iefe  äufeert  fi* 
enttoeber  1)  al§  ßombinationgoermögen,  inbem  fie  bie 
gegebenen  formen  ^u  neuen,  über  bie  @rfabrung  binau^ge^en^ 
ben  iBilbern  Dereinigt.  2)ie^  gefcbiebt  enttoeber  unmillfürlicb, 
toie  im  Sraum,  ober  mit  äßillfür,  unb  ülel^tere^  jtoar  ent- 
toeber ju  einem  beftimmten  ^totde,  unter  ber  unmittels 
baren  Scitung  be«  SBerftanbeiS,  »ie  bei  ben  mecbanifciben  fünften, 
ober  o^ne  eigentUdbcn  S^'o^d,  in  roelcbem  galle  fte  bag 
S)i(btungdt)ermögen  bei^t 

2)  |[eu6ertfte  ficb  aliJ  SBermögen  ber  ©runbanfcSau« 
ungcn  (beg  SRaumeg,  ber  3eit,  ber  @efta(t,  ber  5)auer,  beä 
©rabed,  ber  S^ii  ic),  toelcbe  SBorfteüungen  un^  nicbt  burcb 
bie  6cfabrung  gegeben  n)erben;  baber  fte  aucb  reine  21  n^ 
fijbauungen  b^i^^n  unb  bie  6inbilbung^traft  in  ^ejiebung 
auf  fte  trandfcenbental  genannc  toirb. 

S)ie  combinirenbe  ^b^ntafie  liefert  enttoeber  1)  Silber, 
bie  aus  ben  ©efejen  ber  ©ebanfenaffociation  (burdb 
baS  ®efe^  ber  3^i*foIgc  unb  ©(eid-jeitigfeit,  Slebnlicbfeit  unb 
^^enoanbtfibaft  ber  S^orftedungen,  fo  toie  rotten  SBejiebungen  auf 
bad  inbit)ioueUe  Subjeft)  }u  erüären  ftnb;  ober  2)  i^re  SDir^ 
ftmgen  ftnb  auS  bem  ©efe^e  ber  @eban!enaf)ociation  nicbt  ^u 
erHaren;  bier  ift  fte  fclbfttbätig  unb  maöat  bie  ©runbbebingung 
be§  S)i(btungdbermögen!S  auS. 


'^^aimuM  ^^^  ^atur  ai$  ^nie(ß  ber  Jtunß. 

(1819—1820.) 

3Ran  bat  bie  9la(babmung  ber  9latur  als  baS  böcbfte 
®efe(  ber  ^imft  aufgeftcUt.  ^ä)  frage  aber:  !ann  man  bie 
Statur  nacbabmen?  —  S)ie  SBilbbauertunft  gibt  formen,  aber 
beg  \)bdiftm  ÄeijeS,  ber  Jöetoegung,  ber  garbe,  entbebrt  fte. 
5)ie  ÜRalerei  ftellt  Sanbfcbaften  bar,  unb  baS  ^öcbftc,  toaS  fte 
erreicben  iann,  ift,  ba^  fte  baS  äußere  ^Infeben  beS  ^aum- 


132  2)ritte  ^Ibt^eUuufl. 

fd^Iageg,  ber  ©räfer,  ber  SBolfen  fo  tdufd^enb  ald  ntdglid^ 
barftedt;  !ann  fte  uns  aber  aud^  ba§  Staufd^en  biefer  IBäume, 
baS  3Baöcn  biefer  ©räfer,  ba§  3^^^«"  ^^^f^^^  Söolfen,  »ag 
gerabe  in  einer  mirfUd^en  Sanbfd^aft  ben  ^auptrei^  ausmacht; 
wiebergeben?  2Bo  bleibt  ber  ©efang  ber  iBögel,  ba«  2Rurmeln 
beS  S3ad^eS,  ba§  ©el&ute  ber  ©loden?  9$on  einer  befc^riebenen 
Sanbfd^aft,  bie  ba§  93emeglid&e  barin  atlerbingS^  toenn  aucfe 
matt,  miebergeben  !ann,  ift  »ieber  ^inficbtli^  ber  Slnfcbau* 
lid^fett  an  feine  ä^ergleic^ung  mit  ber  n}ir!ü(^en  ju  benfen. 
Unb  bod&  bewegt  bie  einfarbige,  regung^lofe  SRatur,  bie  ge^ 
malte,  befcfcriebene  Sanbfd^aft  in  ber  Äunft  ÜJlenfdben,  »eltfte 
bie  »irflidbe  falt  lie^  in  ber  5Ratur!  —  SGBie  fommt  e§  nun, 
ba^  baiS  matte  ^bbilD  ftärfer  anfprid^t,  al^  ba^  lebenbige 
Urbilb?  2)enn  bie  tedbnifcfce  SSoUenbung  ber  9lad&abmung 
!ann  bod^  feine  Stü^rung  l^ert)orbringen ,  ^öd^ftenS  ein  6rs 
ftauncn,  wie  eg  bie  Äunftftücfe  cineS  fogenannten  ftarfen 
3Wanne3  ober  bie  unjäl^ligenSefid^ter  in  ben  Äirfdbfcmen  unfercr 
Äunftfammern  erregen,  gcrner:  wirft  benn  bie  SRatur  (info^ 
fern  fie  nämlid^  nicfct  33efriebigung«mittel  unferer  öcbürfniffc 
barbeut)  wirflid^  unmittelbar  auf  un§,  unb  warum  wirft  fie 
benn  nidfet  audb  auf  bie  2;^iere,  warum  nid^t  auf  alle  2)lenfcben 
gleich?  2öag  liegt  benn  in  ber  iRötbe  ber  SBolfen,  im  SSers 
glimmen  beiS  Siebtel,  im  hereinbrechen  ber  ©cbatteu  beim 
Untergange  ber  6onne  9flü^renbe§,  ba^  mir  barübcr  bie 
2:bränen  in  ben  Slugen  fte^en?  SSßarum  ge^e  id)  bie  frifcfeen, 
grünenden  33äume  vorüber  unb  bleibe  fte^en  Dor  bem  bli^= 
getroffenen,  betrad^te  i^n,  bleibe  oerfunfen  fte^en  unb  fel?rc 
mi(b  jule^t  mit  einem  ©eufjer  ab?  2öa§  befeufje  id^?  teu 
^aum?  6r  fül^lt  feine  SBerle^ung  nicfct.  Ober  befeufje  idb 
l}alb  unbewußt  ba§  gallen  alles  ©ro^en,  baS  58erblü^en  be§ 
S3lü^enben,  „ba§  2ooS  beS  6c6önen  auf  ber  (Srbe"?  Srage 
idj  meine  (^mpfinbung  auf  Den  Saum  über,  unb  ift  er  mir 
nur  ein  S3itb  2)effen,  waS  idb  babei  benfc?  2Bcnn  eS  nun 
fo  ift,  unb  eS  ift  fo,  fo  wirb  eS  aud)  begreiflid^,  warum  bie 
5Ratur  blofe  tiefer  bentente  unb  cmpfinbenbe  SÖlenfcfeen  bewegt. 


j 


^{t^eiif(f)e  @tubien.  133 

tnbe^  bie  anbent,  tnxä)  ^uf&Qige  ^lebenbinge  jerftteut,  gar 
nlAt  ^unt  SetDU^tfein  beS  etgentlid^  ^irfiamen  fotnmen. 
SBenn  nun  aber  ber  jum  Sluffaffen  unb  Sßßicbergcbcn  beS 
©emüt^sHnfpred^enbeii  in  ber  9latur  gärige  ftd^  binfe|t;  um 
feine  @mpfinbung  bleibenb  barjufteHen,  unb  er  bemnad^  auiS 
bem  beobachteten  9laturgegenftanbe  —  mit  ^inmeglaffung 
beS  fftr  bie  2Bir!ung  ©teicfegiltigcn  ober  ©tbrenben  —  ^a^^ 
jenige  aufjeicfenet,  »ag  bie  gefüljlte  2Bir!ung  auf  il^n  l^erüors 
g^rad^t  ^at;  fo  loirb  nun  aud^  ber  flad^ere  ^efd^auer  auf 
biefe  Art  gur  ^ölufmerffamfeit  angeregt  unb  burd^  bag  3öeg« 
fc^neiben  ber  gleid^gtltigen  9lebenbinge  auf  ben  etgentUd^en 
$un!t  gefeffelt,  bie  t)or^er  i^m  entgangene  ^ejie^ung  beutlid^ 
»erben,  unb  er  toirb  t)or  bem  Äunftwerfe  füllen,  mag  er  an 
bem  5Raturgegenftanbe  meber  bemerfte,  nodb  o^ne  ben  ^ünftler 
je  bemerft  ^fttte,  ba  e^  meniger  ber  ®egenftanb  bem  ^e« 
fdjauer,  aU  )}ielmel^r  ber  ^efd^auer  bem  (^egenftanbe  mitget^eilt 
tat  6r  »irb  bie  3bee  be^  Äünftler§  erfennen  unb  bie  SRadfes 
a^mung  beS  ©egenftanbed  mirb  nur  baS  äJlittel  ber  ^er$ 
ftänblic^ung  getoefen  fein. 


(1820.) 

SWan  Ifeat  bie  Äunft  eine  !Radbal&mung  ber  iRatur  genannt. 
SBarum-  foHten  toir  aber  ettrag  nadfemad^en,  ba§  mir  fdbon 
ol^nel^in  in  ber  2öir!Ucb!eit  befißen.  S)ie  $ortrdtma(erei  al^mt 
bie  3flatur  nadfe,  bamit  mir  einen  ©egcnftanb,  felbft  bann, 
»Denn  er  t)on  ung  entfernt  ift,  oor  un§  feaben  fönnen.  2Bie 
tief  ftel&t  aber  bie  ^orträtmalerei  auf  ber  ©tufe  ber  fünfte. 
Unb  »are  bie  Äunft  überhaupt  nidfetg  aU  S)a3?  —  Sie  ift 
aud)  feine  SBerfdfcönerung  ber  $Ratur:  benn  mer  !önnte  bie 
S^iatur  im  (Singelnen  fd^öner  mad^en,  aU  fie  ift.  S5ergleid&t 
einen  gemalten  Sßaum  mit  einem  lebenbigen,  eine  befcbriebene 
Sanbfd^aft  mit  einer  mirflidjen,  bie  mebiceifdfee  SBenug  mit 
eurer  ®eliebten!  —  35}a§  ift  bcnn  alfo  bie  ^unft?  —  6ie 
ift  bie  ^eroorbringung  einer  anbern  ^J^aiuc,  a(d  bie,  meiere 


134  5)rltte  ^btl^ctfmig. 

un§  umgibt,  einer  iRatur,  bie  tneftr  mit  ben  Sorberungen 
unfcre-o  S8erftanbc§,  unfcrer  ßmpfinbung,  unferc^  ©d&ön^eitS^ 
ibealg,  unfereS  ©trcbenö  nadb  (Sinbeit  übereinftimmt.  SBenn 
voll  babei  bie  äußere  Statur  nadfealjinieii,  fo  gefd^iejit  c3  nur, 
ttjeil  tt)ir  unferer  ©(iböpfung  aucfc  eine  (Syiftenj  geben  unb 
fte  tjon  einem  leeren  3^raumbilb  unterfcfeeiben  m ollen.  Sflun 
fmb  aber,  fo  febr  e§  in  unferer  Söiflfür  fte^t,  ben  S)ingcn 
eine  ßffeuj  ju  lei^^en,  bodb  unfere  Sßorftedungen  t)on  (Syiftcnj 
burdbauS  nur  tjom  ßyiftirenben  abftral^irt  unb  geben  nidbt 
treiter  al§  biefe§;  baber  muffen  tt)ir  mieber  jur  Slatur  unfere 
Sufludbt  nebmen,  unb  ibre  Sfladbabmung  ift  nicbt  ber  ?unft, 
tjon  bem  mir  ausgeben,  fonbern  S)er,  auf  ben  wir  imüdi 
fommen. 

"^atutmMvxnn^  be$  SSuuberßaren. 

(1819—1820.) 

Slu*  ba§  SBunberbare  ift  ber  iRadbabmung  ber  S^latur  nicfet 
entboben.  3^icbt  jnjar,  a(§  ob  e?  in  feiner  S3i(berberbinbung 
an  ba§  trirflidb  in  ber  SRatur  Sßorfommenbe  ober  felbft  an  bag 
$l}prifcb-2Röglicbe  gcbunben  märe,  fonbern  baburcb,  ba6  e§ 
eine  au§  ber  3Jten)cbennatur  fliefeenbe,  burdb  ben  Sauf  ber 
Sabrbunberte  beiräbrte  unb  au^gcbilbete  gorm  beg  SGßunbers 
glaubend  gibt,  ber  e^  treu  bleiben  muft.  loenn  eS  poetifcb 
geglaubt  werben  ober  praftifdb  »irffam  fein  foll.  2lfö  unans 
greifbar  für  ba§  2öunberbare  erfdbeinen:  ba§  Urf actum  be» 
6elbftbcmufetfein§ ;  ba§  ©efe^  ber  ßaufalität  (üermöge  beffen 
mobl  bie  Urfadbe  erbidbtet  fein  !ann,  aber  nie  bie  2Birfung, 
ober  beutlidber:  ba§  ßrbidbtete  ber  2Bir!ung  fdbon  in  ber  Urs 
fadje  oor!cmmen  mu^).  2luf  gleiche  Seife  tonnen  beim 
güblcn  unb  SBollen  allerbingg  bie  3RotiDe  aufeer  bem- Greife 
ber  Statur  liegen,  aber  aug  biefen  SRotioen  muf>  pfpcbologifcb 
natürlich  ber  ©efübl§=  unb  2Biaenga!t  fliegen.  S)ie  tbfttige 
^2(eufeerung  be§  2öillen§  gebort  n?ieber  unter  ber  oben  ge^ 
gcbenen  allgemeinen  33efcbrän!ung  völlig  bem  Dleidbc  be^ 
5ßunbcr^3  an. 


9le|i^etif(ftf  ©tiibiftt.  135 

'35eget(icrmifl. 

(1819—1820.) 

6§  gibt  audb  eine  tcteologifcbe  Segeifterung  (au§ 
abbilblofcr  SBetracbtung  ber  5Ratur).  S)iefc  unterfdfeeibet  fi4 
oon  ber  ftftbetif^en  baburd^,  ba^  (entere  burd^  unmittelbare 
Sejiebnng  auf  ein  begren5te€  Objeft  ber  Slnfc^auung  jur  Qm- 
I^eit  gebracht  unb  befriebigt  mirb. 


(1819—1820.) 


3)ie  t)olIe  Uebereinftimmung  eines  ©egenftanbeS  mit  mv- 
ferem  ßrfenntnijoenrtögen  ift  ein  33 e griff;  er  begrünbet 
baS  SBabre;  im  6(b5nen  liegt  gleid^fam  blog  eine  bunfle 
Sorabnung  einer  folcben  Uebereinftimmung. 


(1820—1821.) 

^i(bt  ber  ©ebanfe  macfet  baS  Äunftmer!,  fonbern  bie  ^ax- 
ftellung  be§  ©ebanfenS.  S)ag  bei  ben  S)eutfcben  fo  beliebte 
$orbertf(Jben  ber  ^bee  bat  ben  9lacbtbeit,  bag  babei  (ei(bt  bie 
9ta(babmiing'ber9latur  aU  untergeorbneterfcbeint;  obncSflaturs 
gem&lbeit  aber  gibt  eS  in  ber  ^unft  feine  ^abrbeit,  unb 
ebne  SBabrfceit  feinen  ©inbrucf,  2öorüber  ift  benn  ber  rei(be 
©erner  ju  ©runbe  gegangen,  aU  burcb  biefe  immernjäb^enbe 
Unterorbnung  ber  SRatur  unter  ben  ^Begriff?  Sllle  unfere 
^Borftellungcn  t)on  ©jiftenj  fmb  nur  rom  (fyiftirenben  abge-- 
jogcn,  unb  wenn  man  baS  festere  au§  ben  Singen  uerliert, 
fo  gibt  e8  nur  3:räume  unb  feine  Söefen,  logifcbe  3Rögli(b: 
feiten,  aber  feine  2ßirfli^feiten,  ni(bt  einmal  ben  Scbein  bas 
t>on.  S)ie  Äunft  foU  aber  eine,  tücnn  au(b  böb^re,  2Belt  mit 
2öefen  fein,  ein  erböbteS  Söacben  mit  glänjenben  ©eftalien; 
nid)t  ein  Scfelaf  üoU  Sträume. 


136  5)ritte  «Ibt^eiluttg. 

^orm  ber  ^mecßmagtgRetf. 

(1819—1820.) 

5ur  (Srfenntni^  überl^aupt  o^ne  begriff;  in  feiner  (Srtl&rung 
bcr  6cööubeit,  ücrfte^e  x^  ungefähr  fo:  3lu6er  ber  objeftiüen 
S3ef(Jbaffen^eit  eine§  ©egenftanoe^,  bie  öor  SlCfem  bem  93egriff 
5U  ©runbe  liegt,  imb  ben  fubjeftioen  Sejiel^ungen,  bie  am 
S5or()errf4enbften  in  ber  ßmpfinbung  beg  2lngene^men  malten, 
!ann  e$  ja  no(^  einen  britten  Sejug  geben,  ba^  ^afein  5.  8. 
eine^  gemeinfdbaftUcfeen  Söanbeg,  ba§,  auS  einem  gemeinfd^afts 
lieben  Urheber  ^erborgel&enb ,  ben  93etradbtenben  unb  ba§  fSt-, 
tradfetete  umfc^lingt  unb  fidb  gegenfeitig  nftbert.  SJieHeic^t 
ober  t)ielmel^r  lüa^rfcbeinlid^  liegt  ber  im  ®efdbma(I§urt(>eil 
gefül&lten  3wf<^"inic"fti"^"^"ii9  ci"  foldbeg  S)ritteg  ju  ®runbe, 
roeld^eg  ba§  2öort  be3  SRätbfelg,  ben  »irflid^en  Segriff  be3 
3roecfe§  jur  er!annten  blofeen  gorm  ber  3*ü^^in&Mgleit  cnt« 
bält;  bie^  S)ritte  !ommt  aber  nicbt  in  unfer  beutlidbe^  S3es 
mu^tfein,  unb  wir  muffen  e§  baber  beim  S)enten  über  bo§ 
6cfeöne  au^er  ber  iRecbnung  lafjen. 


(1855.) 

S)arum  ift  in  ber  ^unft  ba§  23ett)ufetlofe  ba§  §ö4fte,  meil 
aucb  in  ter  !J?atur  ber  beiüu^tlofe  Qmd  ba§  ^errfc^enbc  ift. 
Smedtmä^igleit  obne  3*^^^  ^^^  eg  ^^^^  genannt. 

S^b  ftetle  mir  bie  Sadfee  fo  t)or:  S)er  3Jlittelpun!t  be^ 
menf (^Udben  SBefeng,  ftnnlicj^en  unb  geiftigen,  ift  bie  6eele. 
3n  ibr  liegt  Slßeg  vereinigt  unb  aufbetralfirt :  ßrfal^rcneg, 
ßrlebtel,  ©ebadfete^,  ®efü^lte§.  S)iefer  3utt)a*g  ift,  mag  man 
S3ilt)ung  nennt.  @r  dnbert  in  einem  gemiffcn  ®rabe  felbft 
bie  ©ubftanj  ber  6eele,  unb  bur(^  ibn  ift  ber  SDlenfc^  im 
üierjigften  3a|)re  ein  anberer,  al§  im  vierten.  S)en  ©efammt- 
aiiybruc!  ber  6eele,  infofern  i^r  6treben  nidbt  nadb  anim 
gel;t,  neuue  icb  bie  ©mpfinbung.    S)ie  (^mpfiubuug  ift  ni(^t 


^efl^et!f<fte  ©tubien.  I37 

o^nc  Unterfcfeeibung,  toeil  bag  ©ciftige  eben  au^  in  i^r  liegt. 
SBirb  bic  ßmpfinbung  burdfe  ftar!e  (Sinbrüdte  angeregt/  fo  üers 
liert  fxd)  biefe  Unterfd&eibung,  unb  fte  toirb  ©efüfcl,  fo  »ie 
anbererfeitg  burcfe  gem&feigte  Slnldffc  bie  Unterfcfceibung  t)om 
©elfte  au«  R*  mel^r  unb  mel^r  ^lafe  mad^t  unb  S)a3  entfielt, 
»a«  Äantg  Urt^eil3!raft  ift,  ein  anf^auenber  SBerftanb, 
ber  bie  Siegel  au^  bem  ©elfte  unb  bie  3:(;ei(e  au$  bem  ll(ib 
gdebernben,  unernte^lid^en  ^orrat^e  t)on  aufbewahrten  6lns 
brüdten  nimmt.  S)iefe  Urtl^eilälraft  Hegt  bem  gefunben 
2Äcnf(6ent}erftanb  ju  ®runbe.  3"^  üoflftdnblgen  Hu^elnanber« 
treten  tjerfflUt  bie  ßmpfinbung  einerfeitS  bem  fmnlid^en  Se? 
bürfnife,  anbererfeit^  verfeinert  fte  fxd)  5um  SBerftanbe^  ober 
Semunft,  ober  ©elfte,  »ie  mon  e§  eben  nennen  tolCi. 

S)er  ©ifc  ber  Äunft  ift  in  ber  ßmpflnbung,  bie  einerfeltg 
ben  Unterfdfeeibungen  ber  Urt^eilgfraft  na^e  ftel^t,  anbererfeitg 
aber  burdfe  i^t  ^ineinreidfeen  in  ben  gdnjen  aJlenfdfeen  eine 
ungel^eure  SSertnüpfung  —  S^^cn^ffociation  —  anregt,  bereu 
SorfteQungen  i^rem  Urfprung  ))on  au^en  nad^  fiä)  ju  Silbern 
berförpem  unb  al^  $^antafte  bie  natürliche  Sluffaffung  beS 
^Jtenfd^en  naci^a^men,  bie  ftnnlld^en  6lnbrüdte  mit  ©ebanfen 
üerbinbet,  nur  ba^  l^ler  bie  93llber  fx6)  fdfeon  nacfe  einem 
©eft(^t§puntte  elnfteüeu;  Inbe^  bie  äußern  ^Inbrüdfe  jufaUlg 
unb  unbermlttelt  überrafd^en. 

34  »eil  »0^1,  bafe  5)ag  afle0  bummeg  3cug  tft,  aber 
bie  2Belt  würbe  in  biefem  Slugenblldte  sufammenbrccfcen,  trenn 
i(>re  SBerblnbungen  fold^e  waren,  bie  mir  elnfel^en  fönnten. 


(1856.) 

2)a6  fi*  über  bie  i?unft  unb  ben  ^^emunftgebraud^  t)on 
bomljereln  nicfet«  au^mad&en  Idfet,  erhellt  f^on  barau^,  bafe 
ber  ©egenflanb  ber  Äunft:  ba§  ©dböne,  burd&au§  ein  (Srgeb= 
nij  ber  ßrfa^rung  ift.  Ob  ber  ©ebanfe,  in  inniger  SBerbln.s 
bung  mit  bem  finnlidb  wohlgefälligen  S3ilbe,  me^r  SSergnügcn 
über  bie  SBereblung  beS  rtnnlid^en  6lnbrudtd,  ober  me^r  SJU^- 


138  ^ntte  «btftcitung. 

vergnügen  über  ben  unabäquaten  2lu§bru(t  bed  ®eban!end 
^ert7orbringen  mtrb,  l&^t  \iäi  Dorn  8tanbpun!tc  be0  ®et{ted 
ni^t  t)orauS  beftimmen.  34  fagc:  unaböauater  Slu§bni(f» 
ireil  fi(j&  bcr  ©ebanfe  nur  burdfc  ©ebanfcn  üöüig  cntfprcienb 
au^brücfen  lä^t.  Unb  tDenn  mir  aud^  ben  ÜRenfc^en  aU  fo 
t)or^errfcbenb  ftnnlicb  annät)men,  bafe  ein  33Ub  i^n  me^^r  be« 
friebigte,  a(^  eine  SluSfü^rung  burd)  Oebanfcn,  fo  toftre  bo(^ 
crft  ba§  SGBoJ^lgefaCien  an  ber  Äunft  üoraugbeftimmt,  aber 
nod^  nid^t  bie  SBegeifterung,  ba§  ßntjftcfen,  ba§  ^inreijenbc 
bcr  ^unft. 

(1885.) 

3(nbere  ^Rationen  fudfeen  in  ber  ^unft  59efriebigung,  bic 
S)cutf4en  Slnregung,  Slufregung  üielme^r,  ein  unbeftimmtc^, 
cnblofeä  SSibriren  gel^ört  unter  i^re  ©enüffe. 


(1840.) 

2)ie  SBiffenfcbaft  überjeugt  burcb  ©rünbc,  bie  ^unft  foll 
burcb  ibr  tafeln  überseugen,  wie  bie  Sßirflidfefeit,  tt)ie  bie 
9iatur. 


(1839.) 

5)aö  2lcftbetlf(^e  ift  üielleid&t  ßin§  mit  bem  Ginbrude,  ben 
ba^  35oU!ommene  in  feiner  Slrt  auf  un^  madfet.  6ben 
ttjeil  (cjtere^  im  Snbiüibuum  gemöbnlicb  nid)t  üorfommt, 
ermedt  e^  ben  33etinff  ber  ©attung,  beg  3wfammenbange0  ber 
5öefen,  be§  ©anjen,  unb  erbebt  ben  3Jienf(^en  fo  über  fidb 
ja  bie  2BeIt. 

5ie  j^ttn(fDer6er6er. 

(1851.) 

5öenn  man  nom  SSerberben  eine^  Strebend,  einer  ^idbtung, 
einer  .^unft   fpricbt,  fo  meint  man  mie  natürlidb  nicbt  bie 


^eß^etifc^e  Stubien.  139 

mangelhaften  ©d^citte,  bie  üom  Slnfange  aus  bis  pr  ©e^ 
ttminung  eined,  ber  ä^oQfomnten^eit  M  näl^ernben  Stanb^ 
puntted  gemacht  werben.  Sie  ftnb  förberlicbr  notl^menbig  unb 
in  il^rer  Unüodfomment^eit  t}ere^tungSn)ürbig ,  ob  eS  gleicb 
Ift(^erli(!b  ift,  tnenn  eine  überfättigte  -Seit  i^nen  einen  \)b\)txn 
^tttif  |uf4reiben  tt>i(I^  aU  ben,  ben  fxc  mitflicb  baben.  Ser^ 
berben  f)d^t:  eine  fcbon  t)orgefcbrittene  ^unft  burcb  falfcbe 
Sefhrebungen  wieber  rüdtgängig  machen,  ^a  ftögt  man  benn 
freiH(b .  bei  ben  SBertbeibigern  eine«  immerirabrenben  %oxU 
fdjritted  gemaltig  an.  ^ber  iDoüte  man  biefen  and),  gegen 
aQe  drfabrung,  im  d^anjen  ber  SGBelt  zugeben,  fo  ftö^t  man 
bod^  int  ^in^elnen  bamit  gewaltig  an^  bejonberS  wenn  eS  ftcb 
um  Segabungen  unb  Energien  banbelt,  bie  nur  bei  ©in^elneu 
bor!ommen,  ja  ibrer  92atur  nacb  eine  ^rt  Slbgef(bloffenbett, 
um  nidjt  ju  fagen:  ©infeitigfeit  bebingen.  ^enntniffe  laffcn 
Fl*  mittbeiten,  JJräfte  nidbt.  S)ic  öilbung,  bie  aCierbingS  in 
ben  legten  brei  3abr^unberten  in  immerwä^renbem  gortfcbritt 
mar,  berubt  auf  einem  ©leicbgewicbt  aller  menf(bli(ben  S&big^ 
feiten;  S3eftrebungen ,  bie  mefentüd^  ein  Uebergemi(bt  befon^ 
berer  @igenf(baften  t)orauSfe(en ,  ftnb  weit  entfernt,  bur(b 
folcbe  SlUgemeinl^eiten  geförbert  ju  werben.  iBitbimg  baben 
unb  feine  93i(bung  am  gel^örigen  Orte  üergeffen  ju  lönnen, 
ftnb  für  ben  neuem  S)i(bter  gleicb  widfetige  (Srforberuiffe,  ja 
le^tereS  beinal^e  wid^tiger,  wie  eS  fd^werer  ift. 

3Wan  fann  eine  ^unft  tbcoretifd^  ober  praftifcb  oerberben. 

S)ie  falfcben  3:beorien  üerberben  eigentlid^  bie  Äunft  nid^t, 
ftc  lommen  erft,  wenn  fte  bereite  cerborben  ift.  S)ie  $robultion 
^at  eine  fo  überw&ltigenbe  Tla^i,  bafe  äftbctif(be§  ©efafel 
bagegen  unwirffam  bleibt.  @rft  wenn  bie  2luSübung  ermattet 
ober  pdb  fclber  untreu  gea^orben  ift,  bann  macben  ftdb  bie 
falfcben  ©runbfä^e  breit  unb  erfdfeweren,  \a  macben  bie  ^M-- 
febr  für  bie  SWaffe  balb  unmöglidfe.  (Srft  ein  neueg  fdbaffen* 
be«  ialent  bricbt  oft  fpat  genug  ben  Sann;  benn  bie  eckten 
©ruTibfÄ^c  liegen  im  3:alente  fclbft  unb,  al§  erwedtbarcr 
ßeim,  aucb  in  bec  37laffe, 


140  2)ritte  mtlitttmq. 

^(fo  nur  bie  Mnftler  t^etberben  bie  Aunft.  2)ad  iß  oft 
gefagt  tootben  unb  ba^er  nid^tS  9leueiS.  2))leifteng  aber  loutbe 
ber  6a^  fo  gebrauci^t,  aU  ob  el  bie  eigentlid^  fdftled^ten 
Äünfticr  ttjären,  bie  biefe«  SBcrberbnife  l^erbeifü^ren.  ®a«  ift 
aber  ganj  untoa^r.  S)ie  fd&Iedfeten  ^i^tet  bleiben  unbeadfetet, 
unb  bie  mittelmäßigen  unterlfialten,  oft  ganj  mit  MeiJbt,  bie 
äUenge,  bie  aber  red^t  mo^l  }u  unterfd^eiben  meiß,  ba§,  wenn 
fte  SBaQenftein^  ^ob  Tt^^t,  fte  auf  eigentlid^em  ^unftgebiete 
fielet,  inbefe  fie  ftc^  geftern  bei  Äogebue  ober  ^filanh  gans 
einfadfe  nur  unterhalten  l^at. 

^ie  au^gejeid^neten  ^ünftler  ftnb  eS,  bie  bie  ^nft  Det< 
berben,  menn  fle  ftd^  inbit)ibuenen  9iid^tungen  mit  ju  großer 
Siorliebe  l^ingeben.  S)er  ^abel  trifft  aber  bann  eigentlid^  nic^t 
fte.  3^^^  S9egabung  l^at  ba^  iRed^t,  ^u  fein,  toa^  fit  ift,  unb 
menn  bie  ^unft  ein  ^Ugemeined  l^at,  baS  au^  ber  Ba(be  felbft 
fließt  unb  in  bem  3ufammentreffen  mit  allen  großen  Äünftlem 
beffelben  ^aä^e^  fx6)  lunb  gibt,  fo  mad^t  ba^  ^nbiüibuelle 
ben  cigentli^en  Sfleij  au^,  ber  unterfd^eibet  unb  erfrifd^t. 
2öoUte  ©Ott,  jeber  Äünftler  ttJäre  ein  Slnberer.  Söenn  aber 
bie  SRad^al^mer;  burc^  ben  ©lanj  beS  SRamenS  unb  bag  ©ins 
fdfeneibenbe  ber  S5efonber&eit  tjerfül^rt,  fidfe  auf  baS  Snbioibueüe 
werfen,  ol^ne  bie  S^t^i^i^iicilit&t  ju  bert^en,  bie  e^  natur* 
gemäß  erjcugt  unb  eben  fo  red^tfertigt  aU  cntfd&ulbigt,  bann 
ttjeid&t  bie  Äunft  üon  il^rem  2Begc  ab,  unb  bie  SSerwilberung 
tritt  ein,  entmeber  augenblidtlidfe ,  wenn  ba^  9?a4gea^mte 
leibenfdbaftlidfeer  9latur  war,  ober  fp&ter,  aU  S^ac^mirfung 
gegen  refleltiüe  ^älte  unb  launifd^e  Slblcl^nung. 

9Jlan  muß  ba^er  unter  ben  au^gejeidfeneten  Äünftlern  einen 
großen  Unterfdfeieb  madfeen,  jtoifdfeen  ben  oortrefflid^en  als 
foldfeen  unb  ben  muftergiltigen  (ber  eigentlidbe  S3egriff  für 
S)ag,  wag  man  llaffifcb  nennt).  3)ie  ßrfteren  ge^en  einen 
$fab,  ber  nur  für  fie  gangbar  ift,  bie  3^citen  ben  2Beg, 
ber  für  2lHe  paßt.  S)er  SluSbrud  originell  ift  ba^er  fel^r  jwei« 
beutiger  91atur,  unb  e^  gehört  eine  große  SBegabung  baju, 
um  einen  ^ünftler  nid^t  fd^on  burd^  bie[e  93eseidfenung  in  bie 


«leMetifc^e  ©tubien.  141 

jwcite  SRattöftufe  ju  fcfeen.  auf  bcn  eigentlidfe  großen  Äünftter 
übt  baS  t)on  feinen  iBorg&ngern  Uebernommene  als  ä^ot^an^ 
beneiS  bte  SRad^t  eines  9latürUd^en^  unb  er  ntacbt  eS  tote  alle 
Snbem,  nur  uncnblicbe  Wale  beffer. 

€o  ift  in  ber  Wlüfxt  )6eetboi7en  mellei(!bt  ein  fo  großes 
inttft!alif<ibeS  3:alent  aU  Wojart  ober  ^apbn,  nur  bat  etmaS 
SKjorreS  in  feiner  9kturanlage,  t>erbunben  mit  bem  Streben, 
originell  ju  fein,  unb  allbefannte  traurige  SebenSumftänbe 
i^n  babin  gefübrt,  ba^,  in  ttjeitercr  SluSbilbung  burcb  talent« 
lofe  9la(btreter,  bie  ^onfunft  ju  einem  Stblacbtfelbe  getvorben 
ift,  »0  ber  Sion  mit  ber  ^unft  unb  bie  ^unft  mit  bem  ^on 
blutige  S9ürger!riege  fübren. 


(1846.) 

S)er  Äünftler,  an  bem  man  bie  Originalität  als  (baraf^ 
teriftifcbe  (Sigenfcbaft  bcröorbebt,  gebort  fdbon  be^bölb  in  ben 
5»eiten  Mang,  benn  bie  ©eifter  erften  S^langeS  cbarafteriftrt 
ber  Sinn  für  baS  SRatürli(be.  Sie  ma(ben  eS  tt?ie  alle  Sln^ 
bem,  nur  unenblicbe  SDlale  beffer. 


(1819.) 

aaerbingS  ift  eS  falf*,  bafe  bie  gorm  baS  §ö(bfte  in 
ber  Äunft  fei,  aber  baS  ^ödbfte  ift  in  ber  Äunft  nur  in  fo  fern 
(SttoaS,  als  eS  in  ber  gorm  erfibeint;  b.  b-  infofem  eS  ber 
Äünftler  nidfrt  blo^  gebacbt  unb  empfunben,  fonbem  baS  SSor* 
gefteQte  au4  abäquat  bargeftellt  bat. 


(1819.) 

3ebe  Entfernung  t)on  ber  SRatur  in  ber  Äunft  ift  ent-- 
»eber  Stil  ober  3Wanier.  Stil,  wenn  bie  (Entfernung  nacb 
ben  gorberungen  beS  3bealS  gef(biel}t;  aJlanier,  gef(biebt  fie 
aus  »oS  immer  für  einem  anbern  ©eficbtSpunfte. 


142  *5)"tte  ^Tbt^cUung, 

(1829.) 

2)ic  fogenanntc  moralifcfee  Slnfidfet  ift  bet  größte  gcinb 
ber  magren  Äunft,  ba  einer  bcr  ^auptöorjügc  biefcr  leftcrn 
gerabe  barin  befielet,  bafe  man  burcife  ii&c  ajlcbium  auc^  jene 
Seiten  ber  menicfelic^cn  SRatur  genießen  !ann,  weldf^e  ba« 
ÜRoralgefe^  mit  SRecbt  auS  bem  mirfUd^en  Seben  entfernt  ^ält 


(1822.) 

@in  Äimftwcr!  mufe  fein  wie  bic  ^atm,  beren  t}er!(ärteg 
Slbbilb  e^  ift:  für  ben  tiefften  gorfcberblid  noc^  nidbt  ganj 
erflärbar;  unb  bo(i  fdfeon  für  ba8  blofee  93ef(jtauen  ctmaS, 
unb  itoax  ettt)a§  33e^eutenbe§.  2öer  etma«  fdbafft,  ba§  bcr 
gemeinsmenfcfelidben  gaffung^fraft  nid^t^  ift  unb  erft  ber 
tiefrmnigen  S^efleyion  fx*  geftaltet,  ^at  DieUeid^t  ein  pbilos 
fop^if(^eg  ^^roblem  glüdli*  in  poetifd^er  (Sinfleibung  gelöst, 
aber  er  M  ^^^  ^unftmer!  gebilbet. 


Sie  tüerben  e^  f onberbar,  tjieüeidbt  ttjol^l  gar  ein  »enig  (ädber- 
lic^  ftnben,  wenn  ii}  mit.  meiner  fo  entfcfeieben  unb  oft  au^s 
gefprocftenen  Slbneigung  gegen  bie  in  unfern  2^agen  über]^anb= 
ne^menbe  .^unftfriti! ,  mir  beigel^en  laffe,  mit  Sluffä^en  an§ 
Siebt  5u  treten,  bie  ein  äl^nlidfee^  fritifcS^eS  SBeftreben  unüer* 
^olen  fdfcon  an  ber  Stirne  tragen.  Sonberbar  ober  nicfet, 
inenigfteng  fdbliefet  bie  Badjt  feinen  SBiberfprudfe  ein.  S^iemanb 
fann  ficfe  üon  ber  S^licfetung  ber  3cit  frei  galten,  in  ber  er 
lebt.  Selbft  ^en,  ber  fie  beftreitet,  jmingt  fte,  »enn  aucb 
nidjt  mit  i()ren  2Baffen,  bodb  immer  auf  i^rem  33oben  gu 
fämpfen,  unb  moüon  gar  nicS^t  bie  JRebe  fein  foUte,  baüon 
mu^  er  reben,  wenn  er  überhaupt  fprecfceu  mill.  gcrner: 
mag  man  auc^  noc!^  fo  fefer  t)on  ber  Unnol^ttjenbigfeit  einer 
abgefonbert  auftretenben  Äriti!  burdjbrungen  fein,  fo  mad&t 
bod),  irenn  einmal  bie  Sdjranfe  bur^brodben  ift,  ba§  S)afein 
einer  fd)led)ten,  bie  ©egenüberftellung  einer  guten  ttjieber 
gemifferma^en  notljmenbig,  mie  gieberrinbe  an  ficb  ein  üblev 


^I^etifc^e  etitbten.  143 

5)ing  ift,  aber  natb  eingetretenem  giebcr  nur  gar  ju  ttjünfdbenö; 
»ertö  »irb.  (Snblid^  mbcbt*  xd)  nicbt  Söerfe  fritifiren,  fonbern 
Äritifen,  ober  »enigften^  nur  foldfee  2Ber!e,  bie  ibr  dntfteben, 
patt  einem  unfd^ulbigen  3:rieb  ju  fcfcaffen  einem  gteifcb  ge« 
»orbenen  fritifd^en  ©eifte  t)erban!en. 

3ur  Sa^tl  S)ag  ©runbübel  unfcrer  neueften  beutfcfeen 
Literatur  unb  Äunft  fcifeeint  mir  in  bcm  S5or^errf(ifeen  eines 
gctoiffcn  5)ilettanti^muS  ju  liegen. 

5)er  S)ilettant  ift  ein  gefteigerter  Sieb^aber.  ©o  tt)ic 
biefcr,  fann  au(b  er  mele,  ja- bcbeutenbe  6infi(bt  in  bag 
SBefen  einer  Äunft,  ja  felbft  eigene  Qbeen  tjon  größerem  ober 
geringerem  poetifc^en  ©ehalte  b^ben,  nur  feblt  i^m  bei  aQem 
Streben  bo$  bad  ä^ermögen  einer  genügenben  ^arftellung. 
6ol^e  2eute  !ommen  im  2^hm  bäufig  t)or.  6ie  fmb,  wenn 
i^re  ^uffaffungSgabe  mit  Selbfterfenntni^  unb  ^ef(beibenl(;eit 
gepaart  ift,  bi^<bft  liebenStoürbig  unb  intereflant.  SBaS  fte 
bert)orbringen ,  entjüdt  i^re  greunbe,  weil  biefc  im  Staube 
unb  in  ber  Stimmung  fmb,  ba§  ge^lenbe  bcr  S)ar)tellung 
aus  ibrer  .^enntni^  beS  SBerfaffcrS  ju  fuppliren,  unb  eine  ge* 
»iffc  Unbebolfenbeit  in  ber  2lnmenbung  ber  2)Uttel  wirb  nicbt 
feiten  ju  einem  eigenen  Sieij»  wie  baS  Sauen  beS  ^inbeS  ber 
SRutter  entgüdenber  Hingt,  als  aller  ^Bobllaut  ber  ^icbtlunft 
im  9Runbe  ber  iDlurif. 

93eim  5)ilettauten  gilt  immer  ber  Söiüen  fürS  SBerf,  inbe^ 
ein  ftünftler  nur  3)erienige  genannt  werben  !ann,  ber  aui} 
ins  SBerf  ju  fc|en  vermag,  was  er  will.  3ebe  ^unft  liegt 
in  ber  looÜtommenen  ^arftellung  ber  me^r  ober  weniger 
ooUfommenen  3bee;  unb  biefe  jwar  fo  febr,  ba^  nur  barin 
ibr  (barafteriftifcfeer  Unterfdjieb  oon  berSGÖiffenfcbaft  ju  fud&en  ift. 

SBer  baS  S4öne  Weber  wei^  nocb  füblt,  ift  ein  Slropf; 
»er  eS  fü^lt,  ein  Siebbaber;  wer  eS  weife,  ein  ^unftp^ilof opb ; 
wer,  woS  er  bat)on  fü^lt  unb  weife,  auSjufü^ren  ftrebt,  ein 
S)ilettant;  wer  eS  auSfülj^rt,  ein  ^ünfller.  ©er  mit  einem 
bef(bräntten  QbeenfreiS  feinen  fleinen  SBorrat^  felbftftänbig 
au|er  fub  bin^ufteUen  t^ermag,  ift   ein  ^ünftler,   inbefe  ber 


144  ^»tte  ^bt^etlung. 

Sbccnreidfefte,  bcm  bic  ®abe,  tag  ©cbacfttc  t)on  feinem  Snncru 
abjulöfen,  mangelt,  biefeS  SRamenS  ctoig  wirb  entbehren 
muffen.  $ölt^  in  feiner  SRu^fd&ale  wirb  ein  S)i(^ter  bleiben 
big  ang  @nbe  ber  ^elt,  unb  bie  Sd^legel  merben  eg  eroigli^ 
nid^t  fein,  wären  fic  au 4  tiefer  aU  bie  Siefe  bc8  Sßeltmeerg. 
S)ie  nieberldnbif^en  Äub=  unb  ®emüfe=9flapbael3  fmb  äWalcr, 
unb  ber  finnige  6<^norr  mirb  eg  t&glidb  weniger,  je  mebr 
er  fmnt. 

@!S  liegt  aber  biefe  ^arftellung,  bie  icb  alg  bag  cba^ 
ralteriftifcbe  9}ler!mal  jebeg  Äunftmerfeg  betradfete,  »ie  fdfeon 
oben  bemertt  mürbe,  in  ber  )7oU!ommenen  ^blofung  beg  $er$ 
tjorgebracbten  üon  bem  bw^orbringenben  ©emütl^e.  (Srft  wenn 
bie  grucbt  üon  bem  aiilutterleibc  getrennt  unb  bie  lejtc  t)er$ 
binbenbe  6(^nur  abgefcbnitten  ift,  bann  crft  tritt  ein  neuer 
SDlenfd)  ing  S)afein,  ber  bag  ^rinjip  feineg  S)afeing  in  fidf 
felbft  trägt  unb  olg  ©efdböpf  wanbelt  nacb  eigener  S^iicbte. 


(1836.) 

@g  gibt,  befonberg  in  2)eutfcblanb ,  Äunftliebbaber  unb 
2)ilettanten,  bie  in  einem  fremben  9Ber!e  nur  2)ag  lieben, 
wag  [\t  t)on  ibrem  (Eigenen  bineingetragen  baben.  3Bie  ge« 
wiffe  Qnfelten,  bie,  ba  fte  nidjt  Sebcngwärme  genug  baben, 
ibre  3w«gen  f^l^ift  augjubrüten,  bie  (Eier  in  frembe  lebenbe 
Ä^örper  bineinlegen.  8o  gefällt  ^iec!,  ber  mit  bem  ©rbabenen 
nur  Dur^  bag  SRebium  6ba!eipeare*g  jufammenbängt,  an 
bem  grDf3en  Söriten  eigentlid)  nur  2)ag,  roa^  er  in  ibn  bineius 
beutet  unb  bicbtet.  6ol(be  2eute,  an  fi(b  jiemliib  unfcbäblicb, 
fmb  alg  ^ritifer  unb  ^reunbe  befonüerg  gefäbrlicb  für  aug; 
übenbe  ilünftler.    6(bober  ift  ein  folcber  ^JJlenfcb. 


(1S3G.) 

2)ie  Äunft  ift  leine  grucbt  ber  33ilbung,  benn  bag  3Befen 
bei'  Söilbung  ift  33ielfeitig!eit,  bie  Äunft  aber  berubt  auf  einer 


?l<|i^ettfd)c  ©tubtcn.  145 

ßinfcitigfeit  ^\)t  mu^  nftmlicfe  ein  6toff  unb  ein  ©ebanfe 
im  ^ugenblidfe  be§  Sd^affenS  unb  be$  ©eniegend  an  bie 
Stelle  ber  gan5en  übrigen  ^elt  treten. 


(1839.) 

3)ie  Äunft  tjerl^ält  fi^  jur  9ktur,   mie  ber  2Bein  jur 
Straube. 


(18S8.) 

SBaS  ben  3)eutfdben  tor  Mm  feblt,  ift  ber  Äunflfmn. 
tiefer  beftebt  barin,  ben  ©ebanfen  im  iBilbe  ju  genießen. 
^te  ^eutfcben  geben  aber  auf  ben  ©ebanfen  fo^,  obne  ftdb 
um  ba§  ^ilb  üiel  gu  befümmeni.  5)iefe  ©eifte^üerfaffung 
gel^ört  ber  2Biffenfcbaft  an,  jerftört  aber  bie  Äunft. 


(1858.) 

SBenn  eine  3cit  in  bei  Äunft  für  ba§  |>obe  unb  Jiefe 
fcbiüärmt,  fo  ift  ber  ©efcfemac!  üerborben;  benn  ber  wabre 
Sinn  —  um  nxdfi  ju  fagen:  ba^  SSerftänbnife  —  für  ba^ 
^iefe  unb  ^o^e  ift  immer  nur  ba^  SSonecbt  einjelner  Söe^ 
gobter,  bie  Stnbern  beten  nacb. 


(1820—1821.) 

S)ic  SBetracbtei  üon  Äunftmerfen  laffen  ficb  nacib  brei 
Stufen  ber  Slu^bilbung  eintbcilen  S)ie  crften  fe^en  blo^ 
auf«  ^ufeen^  unb  2Jlacbtrer!;  ba§  fmb  bie  robeflen  unb  gc= 
meinften,  unb  bie  meiften.  Sie  jmeiten,  bie,  obfcbon  über  bie 
vorige  Stufe  biuau^,  bocb  felbft  nidbt  übcrflüffig  3been  \)Qhm 
unb  bei  benen  tie  menigen  tjorbanbenen  als  dinbr^onen  un^ 
enth)i(telt  baliegen,  feben  auf  ©e^alt,  ®efübl,  SRübrung,  93e5 
griff,  moralifcben  Söertb,  tücil  fie  fiiJb  burcb  biefe  ©igen^ 
fcbaften  eine§  ^unftrrer!e§  ibrer  eigenen  (Smpfinbungen  unb 

©rmparjer,  Sörrte.    XU.  10 


146  '^r\iU  ^Ibt^eirung* 

unentwidclten  Slnfi^tcn  erft  betüufet  »erben  unb  ju  einem 
mol&lt^dtigen  ©efü^l  i^rcä  eigenen  6elbft  gelangen.  S)ie 
britten  enbliiJt,  bie  felbft  ma§  ju  machen  im  6tanbe  finb, 
ober  bie  »enigfteng  roiRen,  worauf  eg  babei  anfommt,  fe^en 
auf  bie  5)arftellung.  6ie,  benen  bunbertmal  bie  bwriicb« 
ften  Sbeen  burdfe  ben  Äopf  geben,  big  fte  einmal  jur  fünft« 
lerifd^en  ^2(uSbi(bung  einer  einzigen  gelangen  lönnen,  miffen, 
bafe  3been  »oblfeil  fmb  unb  nur  bann  ein  Sßeibienft  bc» 
grünben,  menn  fie  burd&  SSerfcbmelsung  mit  ber  9l?atur  jum 
du^em  Seben  ge!ommen,  menn  ba§  S3egtiffgs6!e(ett  mit  bem 
n)eid^eu  gleifdb  beg  ^afeinS  be!(eibet  morben  ift.  Sämmtlicbe 
9leus^2l(tbeutfcbe  mit  ibrer  ^emunberung  bec  ^unftmerfe  be^ 
3Jlittelalterg  fiiib  auf  ber  jmeiten  Äunftftufe.  S)er  Umftanb, 
ba^  troj  alle§  JRebenS  unb  3!bcorctifireng  feiner  X)on  ibnen 
etwas  3!üdbtigcg  b^röorbringt,  fönnte  fie  fd&on  über  ibre  ^m« 
potenj  belebrt  baben  unb  über  ibr  SBerfennen  3)effen,  worauf 
eS  anfommt.  @iu  ^unb  t)on  biefer  jweiten  2lrt  ift  anä)  ber 
Spatbf  ber  in  feinem  S3u(be:  ,,^ie  Äunft  in  3taHen" 
alberne^  ©ewäfcb  vorbringt  unb  ficb  unterftebt,  ben  ebrmür^ 
bigeu  (^oetbe  ju  verunglimpfen. 


(1821.) 


Scblenbrian  unb  rßebautiSmuS  in  ber  Äunft  urtbeilen 
immer  gern  nacb  6)attungen,  biefe  billigen,  biefe  üermerfen 
fie;  ber  offene  .Vlunftfinu  aber  fennt  feine  Gattungen,  fonbern 
nur  3nbiöibuen. 


(1838.) 


5)ie  3bee  ift  ein  Sprung,  ben  ber  ©eift  au§  feinem  bi§s 
furfiüeu  gortfcbreiten  beraub  in§  SDeite  macbt.  3ft  fte  ein* 
mal  ba,  fo  fudjt  er  fte  nadbträglicb  mit  feinem  lUrigen  S9c- 
fi^tbum  einfpinnenb  ju  üerbiuben.    ©elingt  eS  ibm,  fo  wirb 


taep^etifcjöc  ©tubicn.  147 

bic  3bec  5um  SScrnunftbegriff.    S)ie  3bee  aU  folc^c  gehört 
ber  ?5^ilofopbic  nid>t  an,  fonberu  bcr  ^oefie. 


(1834.) 

2)ie  SGBelt  mit  ben  ©cfcfcen  bcr  ßmpfinbung  in  Uebers 
etnftimmung  ju  bringen,  ^aS  i[t  bie  Slufgabe  ber  $oefte,  ober 
üielmel^r  ber  ^unft  im  allgemeinen. 


(1834.) 

$6iIofop^)ifd)  tDa\)x  ift,  ma§  ficfe  ermeifen  läfet;  poetifci^ 
»a^r  ^oS,  »oDon  man  überjeugt  ift,  ober  beffer,  toa§  man 
als  mabr  fül^lt,  im  ®egenfa|  üon  S)em,  toa^  man  at§ 
mai^r  toei^. 

(1834.) 

2BaS  bem  empfinbenben  OWenfcben  »a^r  ift,  ift  poe^ 
tifdb  ttJal^r,  unb  trag  bem  benfenben  OTenfc^en  hJa^r  ift, 
p^ilofop^ifcb  wa^r. 

(1847.) 

®er  Äunft  bie  6r!enntni6  ber  Sbeen  äujuf (^reiben,  ift 
Iädbetli(ä^,  Da  bcr  2lugbruct  3bce  boc^  immer  eine  objeftiüc 
®i(tig!eit  bcanfprudbt,  mo  e§  benn  enblicb  auf  bie  Urbilber 
ber  ^inge  l^inau^gel&t,  beren  (Srfenntnife  bem  aJlenfc&en  tro^l 
nidbt  gegeben  fein  bürftc.  5)a&  bem  Äilnftler  bei  üoüftänbiger 
(Soncentration  aller  Äräftc  (ber  ^l^ilofopb  concentrirt  nur  bie 
geiftigen)  baS  innere  ®efcn  ber  ©egenftänbe  beutlidjer  tücrbe 
aU  bcn  übrigen  6rbcnföl;nen,  ift  allerbing§  anjunebmen,  aber 
wie  weit  ift  e§  ba  noc^  bi§  ju  ten  Urbilbern.  3n  früberer 
3cit  l;at  man  ftatt  Jbcen  5ln)lcbten  gefagt,  unb  ba  !ann  e3 
benn  allcrbing^  ^öd)]t  uernünftige  unb  annäbernb  rid^tige 
geben. 


148  ^"tte  ?l6tl^eifunö. 

(1830) 

^a§  t[t  fomifc^?  ^ft  fomifd^  unb  läd^erlid^  baiS  S^ämlidbe? 
2Bcnn  läd^erli*  5)a§  ift,  worüber  man  ladbt,  fo  ift  audfe  bcr 
3öi6  lädbcrli*,  o^ne  barum  fotnifdfe  ju  fein.  3)er  Söfft  ift 
forrofio,  bag  ^omijd&e  ift  eypanfiD.  3Biftige  SWenfcten  fmb 
oft  ni*t  gute  3Wcnf(icn,  fomif^e  fmb  faft  nie  böfe.  3)cr 
2Bift  gel^ört  bem  ©elfte  an,  bie  Äomi!  jener  gemifd^ten  fRe- 
gion,  bie  man  ©emütb  nennen  !ann,  »enn  eg  ßinem  beliebt, 
tt)o  ämpfinbung  unb  ©efü^l,  gürwafer^alten  (®(auben?)  unb 
^^antafie,  Steigung  unb  SBärme  i&ren  6ift  l&aben.  —  3«  ber 
2Bir!ung  fte^t  baS  Äomifdbe  am  SRäcfeften  bem  ©pafe^aften, 
obmol^l  bie  ^ert^orbringung  be§  lefttern  et)Da§  Semu^te^  ^at, 
ba§  bei  bem  .^omif^en  nidbt  notl^menbig  ift  Ttan  ma4t 
einen  ©pa&,  unb  man  ift  !omif(ft.  —  $ier  w&re  oieneldfet 
einjubo^ren!  —  2Bie,  wenn  bag  Äomifd^e  ba^  Obieftit)j2ä(ters 
(id^e  tDdre,  gegenüber  bem  Spa^^aften,  bem  SBiftigen,  bem 
6atirifdben,  baS  in  ber  2Benbung  liegt  unb  fubjeftiüer  Jla' 
tur  ift. 

(1822.) 

DJlan  f(ftreit  jeftt  in  allen  fünften  fo  fel^r  gegen  bie  SRc-- 
geln  unb  bafe  ba§  ©enie  fic^  bur(^  fie  nid^t  fönne  binben 
(äffen.  2)a§  Se^tere  ift  mol^l  aucfe  ma^r.  Slber  burcb  gönj^ 
lid^e^  2luf()ebeu  ber  9^egel  aud^  jene  Äöpfe  baüon  ju  befreien, 
bie  feine  ©enie'g  fmb,  mu^  bod^  not^föenbig  jum  Unfinn 
füllen;  unb  ba^  tl^ut  e^  aud\ 


(1820.) 

2)er  ^auptgrunb  ber  SBerfd^iebentjeit  in  ben  ^unfturtf^eilen 
ber  ÜJlänner  unb  benen  ber  grauen  liegt  barin,  bafe  lefttere 
in  ber  iHegel  feiner  3lbftraftion  fä^ig  fmb  unb  nur  2)ag  bc- 
munbern  tonnen,   roa§  fie  sugleid^  aucfe  üollfommen  biOigen. 


«lefi^ftifc^e  @tubten.  149 

(1845.) 

^aS  Unerlvartete  barf  aderbingS  unb  foD  in  ber  ^utift 
tjorfommcn,  aber  »ic  cS  eintritt,  mu6  e§  tt)ir!en  wie  ein  3^otl&= 
»enbigeS  unb  burc^  fiä)  felbft  ©erec^tfeittgteS. 


(1822.) 

Unfer  (Snt§ü(fen  über  ein  ^unftmer!  ift  offenbar  au§  biefen 
brei  Smpfinbungen  jufamntengefelt:  ^a^  ift  nic^t  blo^  mög^ 
lieb;  ba§  ift!  —  6o  mein  Snnerfte«  anfpredfeenb,  fo  auf 
einen  $unft  Dereinigt,  fo  (Sin§  mit  meinem  SBefen  ^abe  id) 
e§  felbft  in  ber  S^latur  nid&t  gefeiten!  —  Uiib  ^a^  ^at  ein 
2Renfd&  gemacht!  — 

(1838.) 

SBa«  ift  benn  nun  biefe  S5egeifterung,  bie  jum  ScS^affen 
in  ber  ^unft  aU  not^ioenbig  bejeic^net  mirb?  @S  ift  ni(^t 
jene  Steigerung  ber  ©emütl^ls  unb  ®eifte^!cäfte,  bie,  t>on 
ä^nli^en  p^pfifc^cn  3wpä"^cn  begleitet  unb  untecftü^t,  ge^ 
»o^nlid^  mit  einem  foliJ^en  9^amen  bejeic^net  mirb.  S)iefe 
SBegeifterung  ift  blo^  t^eilg  bie  dunere  ßrfd&einung,  t^ei(§  bie 
golge  einer  t)orau^gegangenen  anberen  UrfacS^e.  €onft  tDüi- 
ben  ja  Äunfttoerfe  SluSgeburteii  eine^  franfen  3"ftanbe§,  einei* 
Slrt  geiftigs!öri)er(i4en  ^^runfen^eit  l^ei^en  muffen,  ^ie  eigent- 
lid&c  95egeifterung  ift  bie  ^inrid^tung  aller  Gräfte  unb  gäfeig; 
feiten  auf  ßinen  $un!t,  ber  für  biefen  2lugenblicf  bie  ganje 
übrige  SBelt  ni(tt  fowo^l  berfcfelingen,  aU$  repräfentiren  muJ5. 
3)ie  Steigerung  be§  6eelenjuftanbeg  entfielt  baburdfe,  bafe  bie 
einzelnen  Ärflfte,  au^  i^rer  3crf*^eiiiin9  wber  bie  ganse  Söelt 
in  bie  @nge  beg  einjelnen  ©egenftanbeg  gebrad^t,  ftc^  berü^s 
ren,  wedfefelfeitig  unterfingen,  ()eben,  ergänzen.  S)urc^  biefe 
3foUrung  nun  mirb  ber  ©egenftanb  gleicfcfam  au§  bem  flachen 
9lit)eau  feiner  Umgebungen  l^eraulgebobcn;  ftatt  nur  an  ber 
Oberfläche,  »on  allen  Seiten  umleucbtet,  turcfcbrungen;  er 
getvinnt  Körper,    beicegt  fxdi,  lebt,    ^a^u   gehört  aber  bie 


150  ^Dritte  «bt^ciüinfl. 

ßoncentration  aller  .Gräfte.  9flur  wenn  ba§  Äunftmer!  für 
t)cn  ^ünftler  eine  SBelt  toar,  mirb  eg  anä)  eine  2Belt  für  ben 
SBefd^auer.  3n  neuerer  3eit  aber  breiten  ftcife  bie  9(li4tungcn 
ju  fe^r  au§.  ^er  SRaum  be§  Äunftioerfcg  fdbeint  bcin  ^ünftler 
5U  eng,  er  mü  baneben  unb  ba^tvifd^en  nod)  ^ie^  unb  S)ad, 
unb  tt)ie  il^m  ba§  ©efü^l  ber  ^flot^ttjenbigfeit  beS  ©efdfeaffcnen 
fel^lt,  ftellt  eg  fid^  a\x6)  bei  bem  IBefdfeauer  nicS^t  ein. 


3)ie  neuefte  3eit  unterfcfeeibet  fxä)  t}on  i^ren  SJorgängerinncn 
aud^  barin,  ba^  fte  in  aQen  fingen  einen  ganj  neuen  SBeg 
gefunben  ju  l^aben  glaubt,  obglei(i^  biefe  Steuerungen,  genau 
betrachtet,  eben  aud^  nur  9la(^a^mungen  ober  Umfe^rungen 
ober  23erme4§lungen  längft  bagemefener,  allgemeiner  ober  be^ 
fonberer  ßrfd&einungen  fmb.  —  So  ift  bie  neuefte  ÄricgSfunft 
»aW^eiuUcfe  nur  baburcb  entftanbcn,  bafe  bie  impromfirten 
©enerale  ber  fran^öfifd&en  SReüolution  inftinftmä^g  bie  ^ieg- 
fü^)rung  ber  tüilbeu  §orben  nadfeal^mten  unb  baburdt  il^re  taf j 
tifdb  gebilbeten,  aber  geiftlofen  ©egner  in  l&eillofe  SBermirrung 
festen,  bi§  enbli^  ber  le^te  Sßerüollfommner  ber  fannibalifcbcn 
3)letl^obe  in  eigener  2öag^alfig!eit  ein  feiner  glänjenben  Saufs 
bal^n  untüürbigeS  ßnbe  fanb.  Unb  fo  toivb  ba§  6i?ftcm  in 
Üinftigen  ^orbemgelbjügen  fortbauern,  bi§  einmal  ein  2Rann 
t)ou  ©eift  etma  bie  ©rnubfä^e  griebridbS  be§  ©rofeen  al^ 
eine  neue  Sleutjeit  l^eröorfucfet  unb  bie  ftumpfgeworbene  ^c- 
nialität  mit  benfelben  ©äffen  beficgt,  bie  e«  fiegreid^  üer^ 
fpottete. 

2Ba§  öon  ben  garftigen  fünften  gilt,  gilt  aud&  üon  bcn 
fcfeönen.  Sie  ^aben  fidfe  in  neuefter  3eit  fämmtlid^  ermeitert, 
roeil  fie  tlf)eil§  in  i^re  tt)ec6felfeitigen  (Gebiete,  tfteil^  in  bie 
$rcfa  binübergriffen,  unb  galten  fxö^  nun  für  reid^er,  »eil 
fie  metjr  ©elb  in  bfr  Äaffa  lf)aben,  wenn  aucb  geborgte^. 

3d)  will  l)iex  üorjugSweife  t)on  ber  SOlufi!  fpredfeen;  ein= 
mal  weil  id^  fie  liebe  unb  immer  mit  ßifer  getrieben  ^abe, 
bann  weil  c§  bie  einjige  Äunft  ift,  in  ber  wir  3)eutfd^e  einen 


mW^^t  Stublen.  151 

eigenen  2Beg  gebrodben  babcn,  inbe^  mir  in  ben  übrigen  biel 
)ii  fpftt  gefontmen  f^nb,  um  auf  etn)a§  ^nbere§,  al^  auf  ben 
Stu^m  me^r  ober  weniger  glüdflid^er  ^ad^a^nter  Hnfprud^ 
mad^en  §u  fönnen. 

iDleine  SBebauptung  ge^t  nun  babin:  ba^  bie  SMuft!,  ab? 
gcfeben  >3on  bem  3Mangcl  an  3!a(enten,  in  S)eutfdfeIanD  auf 
bem  2Bege  ber  SSerfdtle^terung  fei,  »eil  fie  pdfe  au3  i^rem 
eigenen  ©ebiete  in  ba§  ber  ^^oefte  hinüber  begeben  bot. 

^ier  ift  nun  üor  SKIem  nötbig,,  bafe  »ir  bie  ©ebiete  ber 
Derfdjiebenen  fünfte  ju  beftimmen  fudfeen. 

Söic  una^nlicb  fte  jebodb  im  ©njelnen  fein  mögen,  fo 
fommen  fie  bod)  in  ben  §auptbeftimmungen ,  al§  einer  unD 
bctfelben  S^lid^tung  beS  mcnfcblid^en  ©eiftc^,  ber  Äunft  ange= 
börig,  wie  natürlid^  überein.  S)iefe  ©runbbebingungen  ober 
»efentUcben  93eftanbtbei(c  aüer  ^unft  nun  ftnb:  ber  finnlidbe 
(Sinbrucf,  bie  ©mpfinbung,  ber  @eban!e.  SBag  (Sinen  biefcr 
gaftorcn  entbel^rt,  gehört  nidfit  mebr  ber  ^unft  an,  oerfd^ie? 
ben  aber  ift  ba8  SJlafe  be§  Slntlfjeil^  unb  bie  Stufenfolge,  in 
ber  bie  Derfd^iebenen  fünfte  an  benfelben  %\)dl  nel^men. 

5)ie  3Walerei  (55(afti!  mit  einbegriffen)  gebt  üom  finn^ 
lidbcn  (Sinbrud  ausJ,  erwedt  baburcb  ben  ©ebanfen  unb  burdfe 
biefen  bie  (Empfinbung.  S)ie  SÖtufi!,  gleidfefallg  t)om  6inn 
empfangen,  gebt  jebocb  unmittelbar  auf  bie  (Smpfinbung  über, 
unb  bet  ®eban!e,  ber  !aum  je  jum  Döüigen  SBewufetfein  ge* 
langt,  ift  in  feinep  Unbeftimmtbeit  ber  le^te,  gteidjgiltigfte 
Jöeftanbt^eil  be«  Söoblgefallcn«  ober  3Jli6faüen§.  3)ie  ^oefie 
enblid^,  bie  freilidfe-^audb  finnlid^  gebort  ober  gefeben  werben 
mu6,  »0  benn  auS  bem  guten  ober  fcbled&ten  gatl  ber  Serfe 
aUerbingg  ein  ÜJlinimum  üon  Suft  ober  Unluft  entfteben 
mag,  fängt  bodfe  eigentlidb  erft  mit  bem  ben  Söorten  ent? 
fpred^enben  ®eban!en  an,  erregt  burdfe  ibre  58er!nüpfung  bie 
©mpfinbung,  unb  bie  nicbt  oon  außen  ^inein^,  fonbern  t)on 
innen  \)exa.\i^t\)mt)t  SSerFinnUcbung  ift  erft  bie  le^te  «Stufe 
ber  iBoDenbung. 

S)iefe  Unterfcbiebe,   wie  gleicbgiltig  fie  üon   oomberein 


152  «Dritte  «bt^eitunfl. 

fcbehten   mögen ;    bcftimmen   boc!^   müüön   ba§   ©ebiet   ber 
fünfte. 

SSon  feinem  Urfprunge  !ann  ficfc  nidfet^  (o^fagen.  ^er 
finnlic^c  ßinbrucf ,  wo  er  ben  Slnfang  mat^t,  ift  fo  ftarl,  ba6 
bie  fp&ter  folgenbe  Billigung  ober  ^ipiUigung  beS  Serftan« 
be^  bie  3Btr!ung  nie  me^r  auSgleid^en  !ann,  bie  bad  ^nbi^ 
t)ibuum  burd^  feine  natürlidfcfte  SBafernel^mung^quene,  ben 
Sinn,  empfangen  \)at;  e§  fönnte  böcbfteni^  baburdfc  ein  Um« 
feljren,  eine  Slrt  9leue  entfielen,  bie  aber  immer  einen  ju« 
fammengefe^ten  (Sinbrudt  g&bc,  nie  einen  einfa^en  ganjen, 
wie  il^n  bie  Äunft  forbert. 


(1820—1821.) 

S)ag  Urtbeil  au^übenber  Mnftler  über  Äunfftoerfe  ift  nid^t 
immer  ba^  ))erIä^Ucbfte.  ^enn  ))on  9{eib  unb  abrtdbtUdber 
^arteilicbfeit  abgefeben,  überfcbä^t  ""t^^  i^"^^  ^«^  3:bor  S)a§, 
toa^  er  felbft  bat,  aucb  in  ber  fremben  ®ahe\  ber  @infi(^tige 
hingegen  ^a^,  toaS  er  nicbt  bat  unb  mornacb  er  ftrebt. 


(1836.) 

^\)x  ©lenben,  bie  ibr  ©eift  babt,  aber  nur  nicbt,  eure 
2öer!c  bamit  ju  begeiftigen!  2öag  fümmert  mid?  ber  üWenfd^ 
in  eucb!  S)a^  gebt  eure  5lngebövigen,  eure  grauen  unb 
Äinber  an.  Qm  Äünftler  lebt  nur  2)a§,  wag  er  ju  üerar^ 
beiten,  ma§  er  jum  Qtotde  ber  Äunft  ^  Dertoenben  meij. 
eure  Söerfe  fmb  3br.  2öer  bat  nicbt  ©eift?  2)er  ?5bilifter 
bat  ibn  audb.  bliebt  bie  ^anb  gibt  einen  SBertl^,  fonbern 
roa§  man  mit  ber  §anb  macftt. 


üJtan  \)'6xt  in  neuerer  3cit  nidbtS  bäufigcr  a(§  ben  2lu§5 
brudf:  genial.  2)a  fragt  ficb  nun  juerft,  voa^  ba§  beiden 
foll?    ©i(l   man   bamit   tjon  Semanben    fagen,    er  fei    ein 


«cji^etifcfec  ©tubien.  153 

®cnic?  ober  nur,  er  fei  etmaS  annä^ernb  bcm  ®euie  2le^)ns 
Hcfeeg?  3"^  «^P«"  5^^^  foßte  man  bebenfen,  bafe  ba«  ®enie, 
»ie  bic  Slloe,  faum  aüe  ^unbert  Sahire  einmal  blü^t.  6§ 
tiat  ganje  ScitrÄume  gegeben,  bie  nicfct  ein  einjige^  %em))lar 
biefer  feltenen  ^flanje  aufjunjeifen  l^atten,  unb  follte  bie  neuere 
3eit  baron  ouf  einmal  fo  frud&tbar  geworben  fein?  Söoburd^ 
unb  mie?  ba  ed  f\d)  \)itx  um  eine  9laturgabe  ^anbelt  unb 
nicbt  um  etmad  6rtoorbene$,  ^ngebilbete^,  mie  Lebemann 
jugibt.  klimmt  man  aber  genial  ijur  für  ettoaS  bem  ©enie 
^e^nli(i&ed,  fo  mufe  üor  Slllem  genauer  beftimmt  »erben,  tt?a§ 
benn  baiS  ©enie  eigcntli^  fei,  um  eg  aucb  in  feiner  ^el^nlid)^ 
feit  toiebcrguerlennen  unb  üon  Dertoanbten  ©aben  ju  unter» 
fc^eiben.  ^ie  na(ift  Dcrtoanbte  (^ah^  aber  ift  baS  Talent. 
^etva(^tet  man  nun  2:alent  unb  ©enie  nur  a(^  Stufenleiter 
eine§  unb  beffelben  Sermögenö,  nur  bem  ©rabe  nadfr  »er^ 
f erleben,  fo  mürben  bie  Slu^brüde:  ein  grofee^,  ein  aufeer^ 
orbentIi(^ed  %aUnt,  unb:  ein  ©enie,  gleid^bebeutenb  fein, 
ma§  man  mieber  nid^t  jugibt.  Sd^on  bie  ^uSbruct^meife  be^ 
gctt)ö(?nlic6en  Seben^  unterf(fceibet  ^ier  felfir  genau,  ffler  tjiele 
Spradben  mit  Seidfetigfeit  erlernt  unb  mit  gertig!eit  gebraud^t, 
ift  ein  Spradbtalent ;  wer  bie  Uebereinftimmung  unb  bie  alls 
gemeinen  Se$üge  berfelben  Sprad&en  ober  t)ielme^r  ber  Spradfee 
überhaupt  burdfefdfeaut,  oon  ben  3^ßi9cn  jum'  Stamm,  \)om 
6tomm  jur  SBurjel  »erfolgt  unb  nacbwei^t,  ift  ein  Sprach- 
genie, wenn  er  fuft  aud&  in  feinem  einjigen  fremben  3^iom 
mit  ^equemlicbfeit  au^3Ubrüden  t^ermoc^te.  So  nennen  mir 
ben  2lbb6  ÜÄe^jofanti  ein  aufeevorbcntlid&e^  Spradfetalent.  Sa^ 
fob  ©rimm,  menn  man  will,  ein  Sprad^genie.  G§  bleibt 
olfo  nidbtg  übrig,  al3  einen  fpejififd&en  Unterfc^ieb  jujugeben 
unb  baS  ®cnie  in  bie  ßigentWmlid^feit  ber  Sluffaffung  unb 
bad  2;alent  in  bie  ©efc^idlid^feit  ber  SluiSübung  5u  fe^en. 

3)a  leudfrtet  nun  fogleidb  ein,  bafe  in  ben  geiftigen  S5eftrej 
bungen,  bic  auf  ©rforf^ung  ber  2Ba^rl^eit,  auf  Erweiterung 
unfcrer  Äenntniffc  ge^en,  ba§  ©enie  unb  nur  ba§  ®enie  e^ 
ift,  in  bem  aUeS  $eil  liegt.  2öer  eine  neue  SBa^r^eit  gefunben 


154  5Dritte  «bt^eifung. 

l^at,  gefegt,  er  brüdfte  fid&  audb  fo  unbe^^olfcn  au^,  aU  f^ant 
ot)er  ^egel,  ift  ein  9Bolj>Itl^äter  be^  SDlenfd^engefilcdfeteg. 

2lnbcr§  aber  bürfte  eg  in  bcn  Äünftcn  fein.  SBenn  irgcnb 
ein  .^ünftler,  ein  S)id)ter  jum  S3eifpiel,  eine  neue  3^ee,  eine 
SBabrbeit  nämUdb,  gefunben  Wtte  —  obtüol^l  mir  im  ganjen 
93erei4  ber  ^oefie  fein  5)i(6ter  bcfannt  ift,  t)on  bem  man  fo 
etmay  fagen  fönnte  —  fo  bötte  er  ficb  baburcb  nur  in  bie 
Sf^eibe  ber  ^bilofopb^n  ober  5Ratur!unbigen  gefteUt,  ald  S)icbtcr 
aber  nodb  gar  ni(bt§  geleijitet.  5)enn  bie  Äunft  beftebt  in  ber 
Sebenbigmacbung  ber  3bee,  in  ber  3urü(ffübrung  be8  ©ebam 
!en§  auf  bie  2öir!li(ibfeit ,  in  ber  2)arftenuug  mit  einem 
Söorte.  SBenn  man  ftdb  biet  bur(b  eine  Unterfcbeibung  ber 
Pbilofopbifcben  üon  ber  poelifien  3bee  l^elfen  wollte,  fo  »ftre 
babei  »enig  gewonnen,  benn  bie  poetifd&c  3bee  ift  fcbon  eine 
©inüeibung,  eine  SBerrmnlidbung,  eine  SSerförperung  ber  pbilo^ 
fopbift^en,  unb  fomit  fie  felbft  fcbon  eine  S)arftenung.  3Ba8 
bei  ben  ^bilofopbcn  gejjenüber  ber  Sluffinbung  be§  ©ebanfeng 
5Rebenfa(be  ift:  bie  Sluffaparfeit  non  Seite  be^  Suböter^,  ift 
bei  bem  Äüuftler  bie  §auptfacbe;  bie  ^unft  ift  eben  nidbt§, 
Q.U  ber  (S^ompley  ber  SJlittel,  feine  ©ebanfen  (ebenbig  auf  ben 
3ul}örcr  übergeben  ju  ma(ben.  2öer  bie  böiften  ©ebanfen  bcit, 
aber  fie  nidbt  barjuftellen  vermag,  fann  ein  aufeerorbentUdbcr 
ÜJIenfdb  fein,  ein  Mnftler  aber  ift  er  nid)t. 

S)a  man  aber  anberfeit»  bod^  ©ebanfen  b^ben  mu^,  wenn 
man  ibrer  barftellen  Witt,  fo  ift  allerbing^  ©enie,  tjerbun- 
ben  mit  bem  2;alente,  ßigentbümlicbfeit  ber  Huffaffung,  §anb 
in  §anb  mit  ber  (^abe  ber  Sebenbigmadbung,  ba§  ^ödbftc, 
wa§  bie  ^unftwelt  aufjuweifen  bat.  ^^lur  fommt  ba§  2)ing, 
wie  gefagt,  oft  in  Sabvbunberten  nicbt  einmal  t)or. 

^a§  eigentli(be  (^enie  au»gej(bloffen,  fann  baber  bie  SSe- 
5eid)nung  genial  nur  auf  einen  3^beil  jene^  weltbeglüdenben 
©anjen  gerid^tet  fein,  unb  ba  bie  aU  genial  53ejeidbneten  ben 
^Beinamen:  ^Talent  mit  G'ntfd}iebenbeit,  al§  eine  5lrt  Unglimpf, 
SurüdEioeifen,  fo  bleibt  für  fie  üom  ©mie,  mit  2lu§fcbluf?  ber 
^arftellung§fäl;igfeit,  nur  ba§  Gigentbümlicbe  ber  Sluffafjung, 


^.    _.J 


^' 


«e|l^etif(i6e  ©tiibten.  155 

bie  Originalität  bc§  ®eban!cn§  übrig.  S)a  fommt  nun  ju 
bcmerfcn,  bafe  in  einer  3^^*,  too  bie  3becii  pyirt  fmb,  bie 
@i9ent](^ünili(j^!eit  ber  Slnftc^t  aderbing^  eine  gemiffe  StArfe 
be^  ©eiftcg  üorauSfelt.  ©inb  bie  3^cen  aber  einmal  im  glu6, 
^at  ficb  bie  3cit  »on  (S^rfurdfet  unb  Orbnung  emanjipirt,  fo 
ift  nidfetS  Icid&tcr,  aU  au§  bem  »irbelnben  Strubel  ein  paar 
®cban!cn:  qui  heurlent  de  se  trouver  ensemble,  l^eraui^s 
jugrcifen  unb  getoalttl&ätig  ju  tjerbinbcn.  2Benn  man  eg  nur 
mit  bcr  SRid&tigfeit  nidfet  fo  genau  nimmt,  fo  l^at  bann  bie 
ßigcntl&ümlid&feit  toenig  6d^tt)ierigeg.  3eber  ®eban!e,  auf  ben 
^opf  gefteUt,  gibt  einen  neuen,  unb  ein  ^axx  im  Sf^arren* 
taufe  tat  me^r  originelle  Sinfäüe,  als  aüe  S)i(tter  feit  6r* 
fiitaffung  ber  Söelt  jufammengenommen. 

Slber  auct  bie  Orlginalitftt  im  beften  Sinne  jugegeben,  fo 
ift  boct  in  ber  Äunftnjelt  ^Derjenige,  ber  eigentbümlidbe  ©e^ 
banfcn  \)at  unb  fie  nidbt  angemeffen  barjuftellen  tjermag,  2)a§, 
mag  man  im  getD5tnli(ten  Seben  einen  6tümper  nennt,  b.  \). 
ein  €olcber,  ber  5)a§  nidfet  macften  !ann,  loaS  er  madfeen  mödbte. 

3(t  bin  ^\n  bei  bem  ^unlte  angelommen,  auf  ben  id) 
t)on  t)orntcrein  mein  Slugenmer!  richtete,  ©enialitftt  ofene 
3;alent  ift  ber  Seufel  ber  neueren  .^unft.  2ßenn  ict  fage: 
obne  ZaUnt,  fo  meine  ict  nicfct,  aU  ob  biefe  ®ahe  ber  neuern 
3eit  gang  fcbltc,  Slber  je  größer  ber  ©ebanfe,  um  fo  fcbtoic^ 
riger  bie  EluSfübrung.  @in  3:alent,  welches  für  einen  mäßigen 
Stoff  ausgereist  bätte,  toirb  läcberlicfe,  menn  eS  fitb  mit 
einem  großen  befafet,  unb  fo  b^bcn  mx  benn  lauter  üerun« 
glüdtte  Slleiftenoerfe,  ftatt  genießbaren  .^unftprobulten.  Söenn 
bierin  in  3)eutfcblanb  bie  bilbenbe  Äunft  eine  HuSnabme 
macbt,  fo  bembt  biefeS  auf  ber  einfacben  Urfatte,  fcafc  tie 
9latur  in  ibrer  unerforfcbten  -HlacbtDoUfommenbeit  ficb  ent- 
fd}(offen  ^at,  nadb  langer  Sparfamleit  einige  bem  C^enie  nab 
fontmenbe,  wenn  nicbt  gar  cS  erreicbenbe  Xalente  b^rtjor- 
zubringen,  bie  bonn  ten  anbern  bie  3li(btung  geben.  $oefic 
unb  3Wufl(  ober  finb  gfcicfcmäfeig  in  jenem  (^runbübel  he- 
fangen. 


156  dritte  «bt^cilung. 

(1835.) 

Genialität  ift  (5igent^ünili*feit  bcr  Sluffaffung;  Xalcnt 
gäMgiteit  beS  ^iebergeben^ ;  ©emalität  o^ne  2:a(ent  gibt 
feinen  anbcrn  Söert^,  aU  einen  l^ödfeft  ^}erfönlidben.  6ic  gc(^t 
nur  ben  S3eri^er  unb  feine  nacfefte  Umgebung  an.  SBa^  nicbt 
auggefübrt  wirb,  ift  leer;  maS  nidfet  au^gefü^rt  werben  !ann, 
ift  t)errüdt.  5)a§  SCalent  gehört  ber  SBelt.  ßg  ift  ba3  SScr- 
mögen,  ber  3bee  eine  Ueberjeugung  ober  ein  ©egcnbilb  bei^ 
jugefeüen.  S)a§  blutige  S)eutfdblanb  ift  bic  ^eimat  ber  ®c= 
nialen  unb  3^alent(ofen. 

3n  5)eutfcblanb  pflegt  man  ©enie  unb  S^alent  al§  Stufen^ 
grabe  berfelben  ^raft,  al§  quantitatiü  üerfdbieben  ju  bctradbten. 
'^\)x  Untcrfdbicb  ift  aber  qualitatit).  ©enialität  bejeidbnct  bie 
ßigentbümlidbfeit  ber  3luffaffung,  S^alent  bie  gdbigfeit  beS 
Söiebergebeng  unb  ber  5lu§fübrung;  bag  ©enic  fa^t  einen 
großen  ©ebanfen,  ba§  Talent  fügt  ibm  eine  Ueber§eugung 
ober  ein  ©egenbilb  bei.  2)a§  neuefte  3)eutfcblanb  ift  vielleidbt 
genial,  aber  gewi^  talentlog.  @ott,  gib  ung  für  jebe§  2)u6enb 
unfercr  ©enie^  nur  ©in  2^alent,  unb  wir  fmb  geborgen. 


(1839.) 

2)a§  ®enie  bejiebt  fic^  auf  bic  Sluffaffung,  ba^  2:alent 
auf  bie  3lu§fübrung.  S^alent  oljnc  ©enie  bcbält  immer  feinen 
2Bcrtb,  ©enie  o^ne  2;a(ent  ift  ein  Sßorfa^  obnc  3:bat,  ein 
aöoüen  obne  können,  ein  6a^  obne  Uebcrjeugung.  Diiemaub 
fptic^t  mebr  von  ©cnie  aU  bic  ^alentfo|en. 


(1838.1 

2Benn  ein   3^alcnt  unb  ein  (S^barafter  jufammenfommcn, 
fo  cntftel;t  ba§  ©cnie. 

(1811.) 

2eute  üon  2;alcnt,  wie  man  gemiffe  Seute  i;u  nennen  pflegt, 
unterfdjciben  ficb^  öu^ev  mand}en  anbcrn  gällen,  nod)  bavin 


?le|IMWc  ©tubicn.  157 

üon  großen  köpfen,  bafe  c§  ifcncn  fe^r  U\ä)t  »irb,  etmaS 
HngclDöl^ntc^  abjulcgeu;  j.  33.  ein  foldfeer  ÜJlenf^  toirb,  ttjcnn 
er  im  ©ried&ifd^en  bie  SfleudjUnifcfee  mit  ber  (Sragmifcfcen  SluSs 
fpradbe  üertaufd^en  foQ,  eS  leidet  t^un  unb  in  acbt  ^agen  fo 
lefen,  alg  ob  er  nie  anberS  getefen  ^Stte;  ein  mal&rer  ^o^}f, 
ber  einmal  eine  ©ad^e  feinem  Reifte  eingeprägt  \)at,  nimmt 
fe^r  fc&toer  etwaS  5öibcrfprccbenbe§  auf,  unb  »enn  e§  i^m 
ja  bie  S^emunft  anr&tl^,  mlrb  il^n  ba^  ^Ite  nod^  oft  genug 
in  ben  9^ac!en  fd^lagen. 


(1836.) 

6t4  beg  ©eifte§  ber  3cit  bemächtigen,  ift  bie  Baö^e  be§ 
grofeen  3^alente§;  ftd^  t)om  ©eifte  ber  3cit  fortjie^en  laffen, 
bejeid^net  ba§  getoöl^nlid^c.  33eibe§  untcrfcfceibet  fiä)  roie  ^ans 
beln  unb  Seiben. 


-oo^Q^c^ 


|ur  '^ocjic  im  '^llgcmeineti. 


(1820—1821.) 

'i)ie  $oefle  ift  tüte  ber  Sic^tnebel  im  Sd^toert  beg  Drton^. 
Gin  ungel^eureö  Sicfetmccr  Idfet  bort  ben  3Rittclpun!t  bc^ 
6onnenf)^ftemS  a^nen,  aber  bemeifen  tann  man  nid^tiS. 


(1880—1821.) 

2Ba§  bic  Sebenbigfeit  ber  SRatur  erreicht,  unb  bocb  bur(6 
bie  begleitenben  ^tten  ficb  über  bie  ^^latur  ^inaug  eibebt,  2)a§ 
unb  aud^  nur  ^a§  ift  ^oefie. 


(1836.) 

^oefie  ift  bie  33er!örperung  be§  ©eifteö,  bie  Sßergeiftigung 
fce»  ^öi*per§,  bie  ßmpfinbung  beö  SSerftanbeg  unb  ba§  2)cnfen 
beg  ®efül)r§. 

9Udbt^  ift  abgefdbmadter,  al§  üon  fdbönen  SBiffenfdbaften 
gu  fpred&en.  ^ie  ^oepe  ift  eine  bilbenbe  Äunft,  tt)ie  bie 
3Jlalerei. 

(1853.) 

^ie  2Bif)enfcbaft  unb  ^unft  (^ßoefie)  unter fcbeiben  ftcb 
barin,  ba^  bie  2Biffenf(^aft  bie  @rf(^einungeu  auf  ba^  SBefeu 


^eftiietif^e  ©tubien.  159 

oDer  ben  ®runb  jurüdfü^rt  unb  babur4  bie  @c{4)einung  aU 
l'olcbe  aufgebt,  bie  ^oefte  bagegeu  l&^t  bie  (Scjcbeinung  aU 
fold^e  befleißen  unb  rechtfertigt  [\t  nur  baburcb,  ba^  fte  [\t 
auf  eine  tiefer  Uegenbe  @runberf(fteinung  bejiel^t,  bie,  o^ne 
iDeitere  Beglaubigung,  bur(^  i^r  ^orfommen  in  aUcn  iUlenfci^en 
ftcb  aU  eine  ber  ©runblagen  ber  ntenfc^Iic^en  9{atur  im  ^111« 
gemeinen  au^n)ei^t.  Omni  autem  in  re  consensio  om- 
nium  gentium  lex  naturae  putanda  est.  (Cicero  Tuscul. 
I.  13.) 

(1838.) 

3Biffenf(feaft  unb  Äunft  ober,  »enn  man  »iCi:  ^oefie  unb 
$ro[a,  unterfdfeeiben  fic^  ton  einanber,  toie  eine  9ieife  unb 
eine  S^ajierfa^rt.  S)er  S^x>ed  ber  SReife  liegt  im  3ic^  ber 
Smd  ber  @pa§ierfa^rt  im  Sßeg. 


(1888.) 

S)er  ®eift  ber  ?ioepe  ift  jufammengefejt  au§  bem  Jiefs 
ftnn  beS  ^^ilofopl^en  unb  ber  Sreube  be^  ^inbe§  an  bunten 
»ilbem. 


(1838.) 

3)ie  ßnunciationen  unb  (Sinbrüdte  be8  fiebeng  in  if)xtx 
3üflc  finb  ber  ©egenftanb  ber  ^oepe.  Sitten,  roa^  ben  Tlen-- 
fcten  im  ©efü^l  einer  SRealitdt  über  fi**  felbft,  b.  \).  über 
feinen  getoö^nliciben  3uftanb  ergebt,  ^at  i^n  begeiftert,  unb 
biefe  ©egeifterung  ift  bie  ^oefie.  3ebe  SRealität  nimmt  \)\exan 
X^eil.  ^ie  ^orftedung  ober  ^arfteQung  einer  ^bee  erioedt 
bad  ©efüt^I  bed  Hel^nlicben  im  2Jlenfcben,  bringt  ibn  für  (Anger 
ober  fürjer  feinem  Urfprunge,  bem  Urbilbe  ber  SJlenfc^^eit 
na^er,  mac^t  i^n  fxä)  toefen^aft  füllen,  unb  ber  @enu^  biejer 
®efen(^oftigfeit  ift  bie  ^oefie.  5)ie  moralifcfce  Straft  gehört 
aadi  in  ben  ftreid  ber  ^oeße,  aber  nid^t  me^r,  a(^  jebe  ans 


160  2)riltc  mt^eilung. 

bere  Äraft,  unb  nur  infoferu  fte  Äraft,  ^Realität  ift;  aH 
9^egation,  aU  Bä^vanU  liegt  f\e  au^er  ber  ^oefte:  unb  getabe 
um  bic  Sebenggeifter  tjon  ben  cn?tgcn  S^crgclcicn  bicfer  I&ftigen 
^ofmeifterin  ctroag  ju  crfrifcfccn,  bcm  inncrn  üRcnf^cn  neue 
6panti!raft  ju  geben,  f(ü4tet  man  t)on  Seit  }u  3^it  auS  ber 
SBerfftube  be8  ©eifte-?  in  feinen  ^Blumengarten. 

S)ie  ^oefie  ift  bie  Sluf^ebung  ber  ^efcferönfungen  bed 
Sebeng. 

3)ie  ^oepe  ftellt  bie  3Ratun)erl^ä(tnif[e  tüieber  ^er,  »eldje 
bie  fontjentioneüen  SBerl^öltniffe  geftört,  unb  fie  ift  ba^er 
not^^irenbig  um  fo  unmoralifdfeer,  je  t)ern)i(felter  biefe  SScrlfcaits 
niffe  im  ®ange  ber  (5it)iUfation  werben.  3)ag  SBerl^ältnife 
2l*ing  jur  Srifeig,  ba^  unfdfeulbigfte  jur  3eit  $omer3,  mürbe 
rctoltant  im  TOunbe  eineö  neuern  S)id^terä  fein,  eben  »eil 
bie  neue  (Eibiüfation  baS  ^er^ältni^  jmifci^en  9Rann  unb 
SBeib  . . . 


(1819.) 


[Heligiöfe  (5nt3ürfungen  unterfcfceiben  ficfe  baburdb  t)on  poe= 
tifcbcn ,  baft  erftere  nur  einer  i  n  n  e  r  n  2Ba]&rI}eit  bebürfeu 
(gleidjüiel ,  fei  fie  nun  objettit)  ober  fubjettit)),  (entere  aber 
nebft  ber  formalen  innern  noc^  audfc  eine  duftere  Söa^r^eit 
brauchen,  b.  \).  baft  fte  fid?  auf  ba^  allgemeine  ÜRenfcbcn* 
f^efül)!  ftü^en,  mit  bem  trirflidjen  ober  mögli^  geglaubten 
©aug  ber  Statur  sufammentreffen  muffen.  Söorauf  bie  SSer« 
nunft  in  ftetigem  gortftbreiten  nad)  ^rinjipien  folgerecht  fommt, 
^a§  ift  ft?a^r,  gleii^tiiel,  ob  Re  bafür  ein  entfprecfcenbeg  33ilb 
uac^tüeifen  !ann  ober  ni^t,  fie  ift  ifcre  eigne  ©efejgebcrin, 
unb  in  ber  Ueberein,ftimmung  mit  fidfe  felbft  liegt  ber  Sflecfetö: 
titcl  unb  ber  ern>ei«  i^rer  2lnfprüdbe.  S)ie  ^^antafie  alg 
Schöpferin  ber  Äunft  bat  aber  feine  eigene  ©efe^gebung  aus 
fid)  felbft;  je  tveiter  fie  fortbilbet,  je  mel}v  ift  fie  in  ©cfa^r, 
fid)  ju  nerirren,  unb  ber  2)icbtcr  ttjftrc  ein  2Bal)ufinniger, 
mnn  er   fid)    il;r    allein  überliefe.    2)er  $öerftaub   muf}   bie 


%(ftl^etif$(  etubUn.  161 

SBirffamfeit  ber  ißl^antafte  smar  allerbingd  formell  leiten,  mte 
er  benn  ber  formale  £eiter  aller  unferer  inneren  Vermögen 
ift;  ^inftc^tlid^  beS  eigentlichen  3^^^^^  ^^t  ^unft  aber  !ann 
er  und  ni(^t  l^elfen,  ba  fte  nic^t  auf  formale  9Rdglid)!eitf 
fonbem  auf  ibeate  äBirtlid^feit  audgel^t  uub  ald  l^öd^fted  ^rinjip 
il^rer  ^ntfcbeibungen  ein  bunfted  ©ef^l^l  bed  6(J6önen  anju^ 
nel^men  genöt^igt  ift,  ta^,  inbejs  ed  man^ed  anerfannt 
SBßa^re  als  3lid)t'S&i'6n  t)orbetl&|t,  feinen  gan^n  SBeifall  oft 
bem  rein  @rbi4teten  jumenbet^  infofem  eS  mit  jenem  bunflen 
Sbeale  jufammenftimmt. 


(1889.) 

3ebeg  Streben  ift  profaifdj,  ba«  einer  Wealitftt  na(Sgefet. 
ÄantS  5)cfinition  »irb  etoig  toal^r  bleiben:  6(feön  ift  ^aS- 
jenige,  toaS  ol^ne  S^tereffe  gef&üt.  Aller  ^oefie  liegt  bie  3bee 
einer  ^ö^em  SBeltorbnung  jum  (^lunbe,  bie  fidb  aber  bom 
3Jerftanbe  nie  im  ©anjen  auffaffen,  baber  nie  realifiren  läfet, 
unb  t)on  melcfcer  nur  bem  ©efü^l  bergönnt  ift,  bem  ©lei*? 
verborgenen  in  ber  ^enfd^enbruft,  je  unb  bann  einen  S^eil 
a^nenb  5u  erfaffen.  3^^c!mft^ig!eit  ol^ne  3^cct  l^at  ed  ^ant 
ouiSgebrüdt,  tiefer  f^auenb,  aU  bor  i^m  unb  nacfe  i^m  irgenb 
ein  ^^ilofopIS;. 

(1888.) 

3)ag  ©J?mbolifd)e  ber  ^ocfie  befielet  barin,  ba^  fie  nici^t 
bie  Söa^r^eit  an  bie  Spi^c  i^reg  JBeginneng  fteUt,  fonbem, 
bilbli*  in  2111cm,  ein  tBilb  ber  äBa^rl^eit,  eine  3"!arnation 
berfelben,  bie  ^tt  unb  Sßeife,.  loie  fiäf  bad  Sic^t  bed  ©eifte^ 
in  bem  ^albbunfeln  Webium  bed  ®emüt^e$  f&rbt  unb  hxiiit 


(1888.) 

3)ie  profaifdbe  ffia^r^eit  ift  bie  ffial&rl^eit  be8  ^erftanbc^, 
bed  ^enteni^.    ^ie  poetifc^e  ift  biefetbe  SBa^rl^eit,    aber  in 

(BtiUpatier,  SBerle.    XII.  11 


102  dritte  9l6t^etlung. 

Dem  bleibe,  ber  $orm,  bet  ©eftalt,  bie  fte  iin  ©ernüt^e  an^ 
nimmt.  Wtan  l}at  bic  poctifcfce  ffla^r^cit  aud^  bie  fubjeftiDc 
genannt.  Unrichtig!  benn  bic  ©runblagc  ift  eben  fo  objeftio, 
aU  bie  anbete,  benn  aOe  ^Bal^r^eit  ift  objeftit).  Slbet  bie 
(^eftalt,  baiS  $i(b,  bie  @cf(beinung  ift  auS  bem  @ubjett  ge^ 
nommen.  SClan  mürbe  Jie  am  SBejten  bie  fpmbolifdfee  SBabr* 
beit  nennen.  2Barum  nimmt  benn  aber  bic  ffiabrbcit  ©cftalt? 
^IBei(  alle  ^unft  auf  ©eftattung,  {Formgebung,  Silbung  he^ 
rubt  unb  bie  nadte  l^a^r^cit  i^r  ditxä)  o^ne^in  in  ber  — 
$rofa  bat. 

(1849.) 

^ie  ©ctDalt  beS  bilblid^en,  alfo  uncigentlidben  Sludbrudd 
in  ber  $oerte  fommt  ba^cr,  bag  mir  bei  bem  cigentli(bcn  Uu^^ 
brud  fcbon  I&ngft  gemo^nt  ftnb,  nid^td  mebr  lu  bcn!cn  ober 
üorjufteUen.  ^ad  Silb  unb,  meiter  fortgefe|t,  bad  @lei(bni^ 
nöt^igt  uns  aber  aud  biefer  ftumpfen  ©emobn^eit  beraub,  unb 
bie  uncntfprcibenbe  ^egeic^nung  mirft  ft&rfer  aU  bie  DöUig 
gemäße. 

(1835.) 

S)iefc§  matte  S(bau!eln  smif^en  $immel  unb  (Srbe,  ^rofa 
unb  ^oefic,  ba§  bie  neuere  Spri!  (baratteririrt,  mad)t  mir 
Uebelteit;  roill  rd)  einmal  ben  S3oben  ücrlaffen,  fo  gefcbe^'  eS 
im  Suftball  fteilred^t  in  bie  SBolfcn  \fxna\i\. 


(1841.) 

^ie  ©egenmart  ift  nie  poetifd^,    meil  fie  bem  5öebürfni|} 
bient:  ba«  33ebürfni&  aber  ift  bie  ^?rofa. 


(1837) 

(Sfo  ^anbelt  ftdb  ni(bt  barum,    maS  bie  ^oepc  in  ibreu 
elften  ^Jlniängen  mar :  gcgeumörtig  ift  fie  ba,  um  in  erhabener 


?lefit)ctif(fte  Stubien.  163 

Sinfeitigleit  jene  6igen)'(ibaften  ^erauiSju^eben  unb  lebenbig  ju 
ersten,  bie  ba^  menfc^Ucbe  iBeifatnmenUben ,  bie  Unterorb- 
nung  beS  (Sinielnen  unter  eine  ©efammtbeit,  notbtvenbig  unb 
nüjlicb  befdbtdnft  unb  gurücfbrdngt;  bie  aber  tUn  barum  — 
f5ftti<!be  iBeft^tbünter  ber  ntenfcblicben  ^atur  unb  ^rbaltung^s 
mittel  ieber  Energie  —  ganj  berlöfcben  »üürben,  wenn  ibnen 
m(^t  t)on  3^it  5U  3eit  ein,  menn  aud^  nur  imaginärer  6pie^ 
räum  gegeben  mürbe. 


(1847.) 


@S  gebt  ber  ^oefte  gerabe  fo,  ober  »ielmebr  umgefcbrt, 
roie  ber  $biJofopbie.  i'egtere  ift  bei  ibrem  ßntfteben  mit  ber 
Sdeligion  t)ereinigt  unb  umfaßt  ba§  gefammte  6(bauen,  Slbnen 
unb  2)en!en  beS  fßolU^,  big  fie  fidb  enblidb  üon  i^r  fcfeeibet 
unb  ftcib  auf  baS  bur^  ben  SSerftanb  ^rroetSbare  befcbrdnft. 
6ben  fo  ift  bie  ^oepe  Slnfangg  bag  Organ  für  ben  ©efammt? 
inbalt  be§  menf(^Ucben  (Seiftet,  ©p&ter,  nacb  ßrfinbung  ber 
^rofa,  iiberläfet  fte  biefer  ba8  fiebrbafte  unb  bebält  für  fi* 
bie  ^orfteüung,  bie  ©mpfinbung,  ftatt  ber  ßinft^t  bie  Uä^'- 

ri*t. 


(1841.) 

68  tiefte  Jtcb  febr  gut  burcbfü^ren,  baft  ber  ^oepe  bie 
natürlicbe  Slnfi^t  ber  Singe  ju  ©runb  Hege,  ber  ^rofa  aber 
bie  gefeüfcbaftlicbe.  Sie  ^oefie  loürbigt  $erfonen  unb  3«'- 
ftdnbe  nacb  i^tex  Uebereinftimmung  mit  fxcb  felbft,  ober  ber 
ibnen  ju  ©runbe  liegenben  3bce;  bie  ^rofa  nacb  ibrem  3^-* 
fammenbang  mit  bem  ©anjen.  6ie  ftnb  baber  loefentlidb 
bon  einanbec  getrennt,  jwei  abgefonberte  Söelten;  unb  mer 
poetifcbe  3been  in  bie  toirflidbe  ®elt  einfübrt,  ftebt  in  ©e^ 
fabr,  mit  profaifcben  bie  ^oepe  ju  verfdlf^en. 


164  ^titte  ^bt^eihmg. 

(1884.) 

^e§  SRenfdben  uitabtveUUc^e^  ©tteben  ifl,  ftd^  mit  ber 
äßelt  in  Uebereinftimtnung  ju  fe|en.  9Bo  ^ad  nun  ni(t^t 
ge^en  miO,  fud^t  bie  $^iIofo)7^te  am  iDlenfd^en  su  beffem,  bie 
$oefte  feiert  e^  um  unb  änbert  bie  äBelt. 


(1886.) 

Sie  $rofa  bcr  neueren  3cit  befielet  befonbcrS  barin,  ba6 
fte  bag  ©pmbolifcbe  ber  poetifd^en  äßa^r^eit  nicbt  an-- 
erfennen  moüen  unb  nic^t^  s^taffen,  »ad  nid^t  eine  9iealis 
tat  i[t. 

l^enn  man  t)on  einem  golbenen  3^italter  bet  Siteratuc 
fpridbt,  fo  meint  man  gemöbnlicb  ben  ©ipfelpunft,  ben  bie 
S^ebetünfte,  namentli^  bie  $oe{te  eined  Sanbed  erreicbt  l^aben. 
Unb  mit  ditd^t  (Sine^t^eilS  ift  bie  ^oefte  ber  SluiSbrud  unb 
bie  3ufömmenfaffung  ber  Hterarifcten  unb  menfd&lidben  ©ils 
buncj  einer  Aktion;  \l)t  (Sinflufe  ift  ber  burdbgreifenbfte  unb 
meitgreifenbfte,  unb  fo  lange  el  leine  SGÖiffenf haften  im 
ftrengften  SBerftanbe  gibt,  mirb  bie  ^oepe  immer  an  ber 
Spije  ber  geiftigen  S3eftrebungen  fteben,  ba  fie  S)ag  ift  ober 
rrenigfteng  fein  !ann,  ma^  fte  fein  foQ,  ein  3icl,  ba§  ben 
SBiffcnfcfeaften  entweber  für  immer,  ober  bodb  für  ie|t  ftreng 
üerfagt  ift.  Söenn  bie  (enteren  einmal  bemonftratib  »erben 
foUten,  »enn  fie  je  bie  erft^le^ten  ©rünbe  i^rer  ^Igerungen 
angeben  fönnten,  »ürbc  bie  ^oefie  ju  einem  angene^^men 
6^}iel5eug  berabftnfen,  für  je^t  aber  ^at  fie  ben  Sorjug,  tt)ie 
bie  9Zatur  fagen  ^u  !önncn:  S)a^  ift,  unb  toenn  bad  ©e^ 
mütb  bie  3ßal?rl)eit  empfunben  ^at,  ift  uon  einem  (SrweiiJ 
ober  Stt'ßif^t  mciter  nicfet  bie  Äebe. 

Dlan  bat  lange  barüber  gcftritten,  ob  bie  9?acbabmung 
ber  5iatiir  ber  3»ccf  ber  Äunft  überhaupt  fei,  unb  bie  S^er- 
nünftigen  fuib  barüber  einig,  bafe  biefe  S^atuiuadbajimuiig, 


9lefl^tif(^e  StuDien.  16ö 

roenn  audf  n\i}i  ber  ^rotd,  bod^  getvi^  ba^  Wtxittl  ber  ^unft-- 
barfteQung  feL  3a  ^  man  fönnte  fogat  fagen,  ol^ne  barum 
ein  Slnl^&nger  ber  profatfd^en  ^lunftfd^ule  iu  fein,  ba^  ber 
^ünftler,  ber  ftd^  barauf  be((ibrän!t,  bie  9latur  t^ortreffli^ 
nacbjua^men,  babei  alle  @mpfinbungen  unb  ®eban!en  mit  in 
ben  ^auf  befomme,  bie  bem  ^efd^auer  bei  ber  SSetrad^tung 
beS  Originals  ber  ^^ac^al^mung  in  ber  ^irfUc^Ieit  unmittel« 
bar  in  ber  6eele  entftel;en,  inbefe  ber  Äünftler,  ber  »on  3been 
unb  (Smpfinbungen  ouSge^t,  nidfetä  meniger  al3  fidler  ift,  jene 
©eftaltung  ju  finben,  bie  feine  Intentionen  auS  bem  lRei(b 
ber  ÜRöglic^feit  jur  älnfci^auung  unb  Sßirflid^feit  bringt,  ^ie 
etgentfidbe  ^aturnad^a^mung  aber,  unb  bie  mit  bem  W)tlaU 
fd)en  bed  äBirfUt^en  nidbtS  ju  tl^un  l^at,  beftel^t  barin,  bag 
ben  SSefd^auer  beS  ^unftn^erfeB,  baS  ftd^  mdglic^ertüeife  meit 
loon  bem  getüd^nlid^  Sorfommenben  entfernt,  baffelbe  ®efül(;l 
beS  iBefte^end  annjanbelt,  mie  bei  ^etrad^tung  ber  9^atur. 
S)ad  oben  erm&l^nte:  @g  ift,  ^at  baS  äd^te  ^unftmet!  mit 
ber  Satur  gemein.  @iS  fd^lie^t  ab,  tüeil  bie  @efta(t  in  i^ren 
®renjen  beftimmt  ift,  unb  eg  befriebigt,  »eil  ber  ewig  be; 
n)egte  ©ebanle  frol^  ift,  enblid^  au(^  einmal  jur  SRu^e  ju 
fommen. 


(1838.) 

S5aS,  tt)a§  aller  ^oeRc  ju  ®runbe  liegt,  h)omit  fie  an« 
f&ngt,  ift  etwa«,  ba§  bem  geiftigen  2Biffen  gar  nid^t  jur  (Sl)re 
gereicht.  6ie  fängt  nämli^  an  mit  bem  ©ilbe,  bem  ©leidb« 
ni|.  ®orin  liegt  e^  benn  nun,  bafe  ba§  poctifdje  S3ilb,  ber 
tropug,  baS  ©leicfcni^,  einen  ßinbrudt  macfct,  ben  bie  ju 
©runbe  liegenbe  Sßal^rl^eit  ett)ig  nimmer  madigen  würbe? 
®orin  —  worüber  fid&  eben  bie  2Jletap^prif  bie  ^aare  auSs 
raufen  foUte  —  ba6  ein  wirflidfe  eyiftirenbeS  Staubförncfcen 
me^ir  Ueberjeugung  mit  M  füM/  öl§  all  bie  erlj^abenen 
3been,  bie  unferer  geiftigen  93ilbung  ju  ©runbe  liegen  foHen, 
ober  wirflid^  liegen. 


166  5)tttte  9lbtl)etfuiiß. 

(1839.) 

3^t  \)abt  bie  ^oefte  ju  etma^  WlenWücm  gemacht,  Re 
ift  aber  ein  ©öttUcfceS;  fte  ift  nicfet  t)ie  $rofa  mit  einer  Stei- 
gerung, fonbcrn  bag  ©egentl^eil  ber  $rofa. 


(1839.) 


S)ie  $rofa  ift  be§  SKcnfcften  6peife,  bie  ^oepe  fein  Xraut, 
ber  nic^t  näl^rt,  fonbern  erquidt.  9Rau  fann  aber  au(ib,  mie 
bie  neueften  ^eutfcben,  $ier  trinfen,  in  bent  9la(^runggftoffe 
jur  ©d^rung  gebraut  fmb,  tooüon  man  fett  »irb  unb  no* 
baju  einen  fd^tocren  S)ufel  in  ben  Äopf  befommt. 


(1834.) 


6g  beftebt  bie  ^oefte  aug  jwei  Steilen:  ^oefte  ber  Slufs 
faffung  unb  ^oepc  ber  2)arfteUung;  ber  9loman  ift  befe^alb 
auc^  nur  böcbften^  balbe  ^oefic. 


(1819—1820.) 

^ie  ^erfonifüation,  aU  SSerfinnlünng  eineö  33e 
griffet,  lüirb  bann  jur  SlUegoric,  wenn  nicbt  bie  Scbön^ 
beit  ber  S)arfteQung,  fonbern  ber  S3egriff  felbft  aU  ^aupt-- 
facbe  unb  S^^^  erf(^eint  unb  bie  SBerfinnlidfeung  nur  aU 
ÜJlittel  jur  SRöglidfefeit  (wie  in  ber  bilbenben  ,^unft)  ober  ^ur 
größeren  ßinbringlicbfeit  unb  3(nnebmli(b!eit  ber  ^arfteüung 
bcg  ^Begriffes  (mie  in  ber  ^oefie)  angetocnbet  toirb.  3)ie 
:2l[legorie  gebort  baber,  »ie  bie  ftfopifcbe  gabel,  nur  jum 
Xbeilc  in§  ©ebiet  ber  Äunft. 


^efidetift^f  ©titbien.  167 

(1836.) 

S)te  9fli(fetig!cit  bcr  ©mpfinbung,  bic  crftc  unb  njefcntli^ftc 
eigcnfdbaft  t)k  3)i*terg,  ift  niit  @in§  unb  5)afle(bc  mit 
bcr  2Ba()r&cit  beS  ©cfü^U.  Se^tere  ge^t  bcn  aRcnfifecn  an 
unb  bcftitnmt  feinen  2Bert^,  ni^t  aber  bcn  SBert^  bc§  @cs 
bütcg.  2)te  SRiitigfeit  ber  ßmppnbung  befte^t  in  ber  Sdbig* 
feit,  f\ä)  bur4  ftaife  Hnfd^auung  in  bie  (^emüt^Slage  eine^ 
wal?r  gü^lenben  ju  üerfejen.  iBerftanb  uub  ^^antafie  ^aben 
babei  eben  fo  biet  ju  tl^un,  als  ba§  (Sefü^l. 


(1836.) 

SnI&alt!  3n^^alt!  2Ba§  !ann  ber  S)i4ter  für  einen  Snfealt 
geben,  ben  i^m  ber  benfenbc,  fü^lenbe  Sefer  nidbt  überbietet? 
"ilber  bie  gorm  ift  göttlidfe.  Sic  f erliefet  ab  toie  bie  SRatur, 
wie  bie  SGÖiiflid^teit.  lieber  ba§  tt}a^r^aft  iBor^anbene  gel^t 
fein  ©cfunbsOrganirirter  l^inauS.  ^urcb  bie  gorm  beruHgt 
bic  Äunft  unb  ift  aflem  2Biffen  überlegen. 


(1868.) 

SBag  S6)\llet  bie  naibe  unb  fentimentale,  Sdfelegel  bie 
antue  unb  romautifdlje  ^oefte  genannt  ^at,  n^o  aber  allen 
bicfen  33ejeid^nungen  tl;eil<5  falfcfee,  tl^eilS  unbeftimmte  SReben« 
beftimmungen  anhängen,  möchte  xd)  bie  Hnfc^auungS:  unb 
Smpfinbungdpoerte  nennen. 


(1822.) 

TOcj&t  bie  3been  madben  ben  eigentlichen  S^leij  ber  ^oeric 
auS;  bcr  ^l^ilofopl^  ^at  beren  bietleidbt  ^ö^ere:  aber  ba^  bie 
falte  S)enfbor!eit  biefer  Sbeen  in  ber  ^^oerie  eine  Söirf- 
lidjfcit  erhalt,  ba§  fe^t  un§  ine>  Gntjücfcn.  S)lc  Äörper^ 
li(i&fcit  ber  $oefie  mac^t  fic  ju  3)em;  waS  fte  ift,  unb  toer 


168  ^titte  ^(M^dtung. 

fte,  tüic  bic  !Rcuern,  ju  fc^r  bcrgciftigt,  ^cbt  jic  auf.  —  ^icr« 
l^et  gel^ört  ber  ^exi  be$  ^ilbed,  ber  9Reta^t^er,  ber  Sergleu 
d^ung,  unb  toarunt  g.  ^.  eine  3<ibel  me^r  überzeugt,  aU  ber 
tbr  iu  ©runbe  Uegenbe  meralif^e  Saf. 


(1887.) 


^ie  $oefte  berubt  l^duflg  auf  nid^t  bi§  jum  @nbe  audge: 
badeten  ©ebanfen,  mie  fte  benn  überl^aupt  ben  ^abituiS  bed 
cmpfinbcnben  3Jlenf^en  auSf^}n(bt  unb  üorauSfcft.  60 
im  $romctbeuS  vinctus.  Söcnn  er  »irfücb  bic  Sulunft  öor^ 
au§  mcife,  toorin  liegt  bag  SctbicnftUd&e  feincä  3BibcrftanbcS, 
ba  er  bo^  nicbt  anberd  b^nbeln  fann,  ald  er  mir!li(i^  ^anbelt. 


(1886.) 


Qae  les  collections  d*id^es,  aux-quelles  nous  don- 
nons  le  nom  de  sentiment.  Balzac,  le  livre  mys- 
tique  T.  I,  p.  178.  ^abei  bat  ber  ^anSwurft  bocb  ettt)a§ 
gebadet  unb  t)iclleid&t  ettt)a§  febr  9li(btigc§. 

^enn  bie  üoQenbete  gorm  ift  eB,  »oburcb  bie  ^ocfie  ing 
geben  tritt,  inS  äufterc  Seben.  S)ie  Söabr^eit  ber  ©mpfinj 
bung  gibt  nur  ba§  innere;  e§  ift  aber  5lttfgabe  aßer  ^unft, 
ein  3nncieg  burdfe  ein  Sleu^ere^  barjufteflen. 


(1837.) 


^en  ©ebanfen  feftjubatten  oucb  in  einem  gröfeern  poeti* 
^6:iQn  2öer!e,  ift  nid^t  fcbwer,  menn  man  bie  Z\)exk  über  ber 
Sbee  be§  ©anjen  tjernadfeläffigen  miQ.  Slber  mannigfaltig 
unb  lebenbig  bi^  in«  ^teinfte  fein,  unb  babei  bocb  nie  ben 
©runbgebanfen  au3  ben  2lugen  ju  verlieren,  S)ag  ift  bie 
6dbmierig!eit. 


^e|lt)ctifd)e  Stubten.  169 

(1837.) 

Sigeittlid^  abfurbe,  aber  butd^  i^r  immemd^renbed  Sor- 
!mnmen  aU  in  ber  innerften  ^atax  bcd  ÜKenfcben  begrünbet 
an^ufebenbe  SorfteQungen,  baber  für  bie  $^Uofop^ie  termerfs 
lt(ib/  ffl^  bie  $oerte  aber  t)on  bo^em  SBert^e:  Strafe  ber 
Untbat  big  in«  fpätefte  ®ef<ble(bt  2öirfung  t)on  ^Iternflutb 
unb  Segen.  SBorbcbeutenbe  3^räume.  S)a§  Scbidfal,  mit 
SSorau^wifien  unb  SSorau^beftimmen  gebacbt.  S)ie  ©ott^eit 
leibenf^aftlicb.  @ine  t)on  ben  natürli(ben  "S^Iq^^  bcr  2;^at 
»crfibiebene  SlenteflÄ.  SBa^rfagung.  ©cfpenftcrglauben.  6pes 
liette  i^^örung  bed  ©ebeteg.  €)U'id  unb  Unglüdf,  objetti)) 
g^acbt 

(1834.) 

98enn  man  bon  ber  neuen  3«it  wi^b  ber  9^ot^tt)enbig!eit 
einer  neuen  SRi(btung  ber  ^oefie  fprid&t,  fo  fallen  mir  bie 
©rieben  ein,  bie  in  ber  S^xt  i^rer  »ütbenbften  S)emagogic 
no(b  immer  in  ibrem  monarcbifcb^n  ^omer  ba§  b^cbfte  ^beal 
ber  $oefte  berebtten  unb  ft(b  poetifcb  bon  i^m  gan^  befriebigt 
fanben.  3^^  ^^^  ^ß^  2)t9naftengei(ble^ter  geftürjt  waren  unb 
fte  bie  ^ei^eit  bei  Salamis  unb  3Raratbon  mit  i^rem  $Iute 
erlauft,  mu^te  ficb  bie  neu  entftanbene  bramatifcbe  ^^^oefte 
teinen  gemA^eren  (^egenftanb,  aliS  bie  Scbidfale  unb  ®ro6^ 
tbaten  jener  Äönige  unb  3Jlad&tl&aber.  S)en  33ebürfnif[en  ter 
©egenmart  f(ebt  immer  ettoaiS  $rofaif(beS  an,  nur  bie  Qu 
innernng  ift  poetif(b. 


(1840.) 


S)ie  fomiftbe  $oefte  ftrebt  bem  Sbcal  ebcnfo  nacb,  wie 
bie  ernft^afte.  9lur  fpricbt  (entere  ba^  ^beal  an^,  inbe^ 
erftere  dasjenige  angreift  unb  Derfpottet,  mag  bem  3bea( 
entgegen  ftebt. 


170  S)rittf  «Mfieltunj. 

(1888.) 

S)ic  ^ocpe  ber  S)cutf(^cn  ^at  alle  bic  gcbTcr,  btc  barau« 
l)et\ioxQe\}en,  ba^  ft^  gegen  ben  natütlid^en  Gntmidlungi^gang 
erft  na(i&  ber  SBiffenfd&aft  entftanben  ift.  Sautet  Sinn,  lauter 
@inn!  inbe^  bte  $oefte  ber  $rofa  gegenüber  bo(b  eine  Hrt 
Unpun  fein  follte. 

(1836.) 

Sffiarum  bie  Sllten  beffec  ftnb  unb,  bei  gleichen  ®aben, 
beffere  fein  muffen,  aU  bie  Steueren?  2öeil  i^nen  ba«  grofee 
{^elb  beS  @infad^en  unb  9latürli(ben  auszubeuten  frei  flanb 
unb  fie,  um  neu  ju  fein  (waS  jeber  Sc^riftfteüer  toiü),  nicfet 
gelünftelt  ju  fein  brandeten. 


(1838.) 

^ie  Streitfrage  über  ben  äSorjug  bed  fttafftfcben  unb  9)o« 
mantif(^cn  fommt  mir  tjor,  »ie  menn  ein  ^auSmirtfe  an  ber 
2Rittag§tafel  feine  ®&fte  fragte :  ob  fte  lieber  effen  ober  trinfen 
wollten?   (Sin  Vernünftiger  toirb  antworten:  93eibed. 


(1833) 

2)a§  Unterf(fteibenbc  beg  Siomantifd&en  gegenüber  bem 
^(öffifdben  ift,  bafe  erftereS  blo&  bie  ©emütl^Smirfung  beumcdt, 
gleicfcioicl,  auf  meldte  2lrt  fie  bewirft  wirb;  ba§  Sntereffante, 
bag  ©eiftreidje,  ba^  SBebeutenbe,  ja  ba«  ^äfeUcbe,  Slücg  ift 
\l)x  willfommcn,  wenn  nur  bie  beabficfetigte  Slufregung  baburcfc 
tertoorgebrad^t  wirb.  S)ie  alte  Äunft  aber  ging  blo^  auf  ba§ 
6dbötie,  b.  \).  auf  jene  ©emütl^gerfeebung ,  bic  einjig  unb 
allein  au§  bem  ftnnlidfe  ooUfommenen  ßinbrudt  entfpringt. 


(1838.) 

OJlan  fönnte  bie  ffaffifcfje  unb    romantifdfee  $oefie  aucb 
alö  bie  männliche  unb  weibliche  (weibifcfee?)  bejeicfenen. 


^ejl^ftifrfip  Stiibien.  171 

(1835.) 

Q^  ift  baS  ©tunbübel  bcr  $ocfte  (bcr  I^rifcftcn  bcfonbcrg) 
aller  neueren  (neueften)  ^Rationen,  ba|  fie  fidfe  jur  fProfa  M"- 
neigt.  ^td^t  baburÄ^  ^cl^  Tte  trivial  mirb  (^a^  gefd^a^  el^er 
in  trüberen  3^^*^^^)^  fonbcrn  gerabe,  wenn  fie  fidfe  erl^ebt. 
S^re  ^ödtfte  (SrI&ebung  ift  n&mlic^  big  §um  ®eban!en,  inbefe 
ni(btd  poetif(i^  ift  al^  bie  dntpfinbung. 


(1889.) 

®iefe  neuere  Spri!  ift  fein  glu^,  in  bem  man  f(fett)immen 
fann;  fie  ift  ein  SBeil^er,  in  bem  fi^  jioar  aud^  6onne  unb 
Sterne  fpiegeln,  ber  aber  burc^ranft  t)on  SBaffcr^jflanien  ift, 
geftodt  ))on  ®eban!enftämmen,  befanbet  mit  SRieberfd^Iag  aller 
2lrt,  fo  ba^  e§  o^ne  2Batcn  nidfet  abgebt  9Kan  fann  barin 
allerbing§  nodb  baben,  aber  fd^wimmcn  nicfet.  Unb  e^  fd&ioimmt 
fi4  fo  erquidlidb  in  ®otte§  freier  Suft  o^ne  2lrg  unb  befon^ 
ber^  ^Radjbenfen! 

(1836.) 

3)ie  älteren  l^rifdfeen  2)id6ter  ber  S)etttfcben  unterfd^cibcn 
ficfc  t)on  ben  neueren  bcfonber§  barin:  jenen  tüar  ba«  Iprifcfee 
©anje  baS  ^ödfefte.  Um  bie  Kontinuität  beö  fd^wellenben 
3ugeg  nicfet  gu  unterbrechen,  nahmen  fie  eS  mitunter  mit  bem 
©cbanfenreicbtfeum  nicfct  ju  genau.  S)er  ©ebanfe  mufete  fid^ 
bem  Slugbrud  fügen.  5)ie  SReuern  fc^en  ficb  ben  ©ebanfen 
t)or  unb  fucfcen  bann  bie  ßinfleibung.  SluSbrudt  unb  ©es 
banfen  foüen  aber  jugleid^  geboren  njerben;  »enigftenS  barf 
feinet  tjor^errfcben. 

(1839.) 

Unterfcfeieb  t)on  SHoman  unb  SRotjeHe:  ^ie  9lot)elle  ift 
baS  erfte  ^erabneigen  ber  $oefie  §ur  $rofa ;  ber  'Sloman  ba§ 
^inouffteigen  ber  $rofa  jur  ^oefie.    3ebe  gute  D^oüelle  fann 


172  Dritte  «btl^üun«. 

man  in  Serfe  bringen,  fit  ift  eigentlid^  ein  unauiSgefill^rted 
poetifd^e^  Sujet;  ein  t^erftfisirter  Moman  »&re  ein  Unbtng. 
^a^et  im  0ioman  bie  Gegebenheiten  ))ielfa(^  t)ermitteU,  in 
ber  9lot}cUe  pofitit)  auftrctcnb,  fo  baj  in  crfterm  bic  Urfatben 
t)otberrfd^en,  in  jtt^eiter  bie  äBirfungen.  ^er  9toman  pfpcbo« 
logifcb,  bie  9lot)eQe  pfpcbopatbifcb;  ber  9{oman,  »ie  fcbon 
©oetbe  bcmer!t  bat,  retarbirenb,  bieiRoücUe  fortfcbreitenb. 


fl886.} 

9Barum  man  in  ber  $oefie  bie  Gattungen  ni(bt  mtfcben 
foll?  SGBeil  jebe  ibren  eigenen  ©tanbpunit  ber  Änfcbauung, 
einen  anbeten  ®rab  ber  ^erförperung  mit  ftdb  fübrt  unb  er- 
f orber t,  meldte,  gemifdbt,  ft(b  fti^ten  unb  aufbeben:  Sprif^ 
epog,  S)rama,  2lu«ficbt,  Umficbt,  Slnjtcbt. 


(1835.) 

S)a§  ^eer  ber  beutfdfeen  ^oefie  \)at  fcbwere  unb  leicftte 
[Reiterei,  wie  jebe  ^rieg^macbt.  S)ie  fettere  ift  3Jlann  unb 
9flo^  bid^tgepanjert,  unangreifbar  unb  unburcbbringlicb.  2)a§ 
JRüftjeug  beftebt  jmar  nur  au§  melfältig  oerboppeltem  Rapier 
unb  ^appbedel;  aber  man  weife,  bafe  ein  S3udb,  S)rudpapier 
ober  aJlafulatur,  felbft  einer  gUntenfugel  tüiberftebt.  Seibcr 
binbert  fie  ba3  ßJetüicbt  beg  Slpparat^,  weiter  ju  fommen. 
6elbft  unangreifbar,  fmb  fie  aud)  nid^t  im  Staube,  gu  er^ 
greifen,  ju  bewegen,  ju  erobern,  ju  gewinnen.  Unbeweglicb 
fteben  fie  unb  fcbwingen  ben  glamberg  in^  Slaue.  2Bag 
freiwillig  in  ibre  SRäb^  !ommt,  wirb  ibre  fiebere  öeute. 

5)ie  leidbte  Dteiterei  ift  eben  fo  (eidijt,  alg  bie  anbere 
fdbwer  ift.  3bre  2lrmatur  ftafft  ton  allen  Seiten.  Unfäbig, 
ben  ©inb  ju  burcbfcbneifcen,  werben  fie  üielmebr  üom  SBinbs 
5uge  tjor  fidfe  b^i^gf trieben.  Sie  befiegen  3lüe^,  roa^  im  je^ 
weiligen  Stridb  ber  2Binbrofe  ton  ibnen  überritten  wiib. 

2)er  gröfeie  2:bei(  ber  S)i(bter  aber  gebort  jum  gufeüolf. 


9lefi^ettf(^e  @tuMen.  173 

€te  itnb  smac  loie  bie  dieltet  unb  noä)  baju  tneiftenS  fd^iuer 
gerüflet,  \)Qben  aber  feine  $fetbc.  Sie  begnügen  fxd&  ballet, 
mit  ben  gü^en  ^u  treppein  unb  baju  in  bie  l^o^Ie  gauft 
S(fcnetterbeng,  Sdfenetterbeng  ju  blafen.  S)ie  gefeiertften 
3)id&ternamen  ber  neuem  S^it  gel^ören  }u  biefer  ^bt^eilung. 
3n  i^rer  fja^ine  fül^ren  fte  eine  SRofe  mit  einem  gan§  fleinen 
p  bat)or. 

3öc^  bem  3)i(ibter,  ber  fid&  feinen  6toff  unb  bie  SBel^anb« 
lung  beffelben  vom  $ubU!um  bütiren  l&|t.  Slber  n^el^  aucb 
3)em,  ber  »ergibt,  bafe  feine  Slufgabe  ift,  fein  SBecf  ber 
adgemetnen  SRenfd^ennatur  t)erftdnblid^  unb  empflnt)bar  ju 
ma(i&en.  3!on  biefer  allgemeinen  ÜRenf^ennatur  fennen  mir 
aber  teinen  un}tt)eibeutigeren  3(udbruct,  ald  bie  Stimme  ber 
aQgemeinen  SDlenfd^l^eit. 

(1888.) 

3)ie  S3egeifterung  ber  augenblidfli^en  Seibenfd^aft,  bie  Säe? 
geifterung  ber  Slorri^eit  unb  bie  Segeijterung  beg  ©fanbal^, 
bie  einzigen  in  ber  neueften  $oefte  übrig  gebliebenen  Stell? 
bertreter  ber  poetifcfeen  SSegeifterung. 


-ooXKo«- 


|ur  pranittlurflie. 


^eSer  hm  gegenipärtigen  ^uftanh  btx  bramafif($(n  Jinnff  in 

PeuffcSranb. 

(1884.) 
I. 

ßg  gab  üieffelcfet  feine  3cit,  »o  bag  beutfc^c  5BoI(  mit 
feiner  Literatur  im  ^ügemeinen  fo  aufrieben  mar^  aU  eben 
jegt.  @S  fe^It  jnjar  nicbt  an  einzelnen  Knfc^ulbigungen  unb 
klagen  mand^er  'äxt  5S>a^  ift  aber  eitel  ^otetterie.  S)ie 
Stimmung  im  ©ro^en  geigt  bag  ©egentbeil.  S)o  ift  feine 
Spur  me^r  tjon  ber  dngftlicben  S3ef(ibeibcnbeit,  bie  fonft  ben 
2)c utf eben  gegenüber  bem  2luglanbe  djarafterifirte;  2lnmajung 
unb  ttjegwerfenbeg  5lbfpre(ben  baben  bereu  Steüe  eingenom^ 
men.  S)eutfcbe^  (Semütb,  beutfcber  Slei^,  beutfcber  Slieffinn, 
beutf(be  ^^antafte  fitngf d  üon  aden  Seiten,  ja  baS  ^u^(anb 
fd}eint  in  bie  Slnftcbt  einzugeben  (ober  t)ielmebr  fte  ging  ))on 
if)m  aug),  unb  be§  $reifen§  unferer  2lrt  unb  ^unft  ift  fein 
ßiibe,  fo  meit  ber  ßrbboben  reicbt. 

dlm  ein§  —  bie  güfee  beg  $faug!  —  fdfeeint  un8  jur 
S3ef^eibenbeit  aufjuforbem:  ber  eingeftanbenc  S^ftanb  unfern 
2:beater§,  unferer  bramatifcben  Literatur.  ^a§  2:^eater  felbft, 
bie  ^übne,  fcbeint  nur  gelegentlicb  in  bie  arigenteine  ^er^ 
n^erfung  mit  einbejogen  gu  merben,  benn,  menn  mir  aucb 


«lep^etif^c  ©tubien.  175 

mir!U4  toeniger  gro^e  @d^aufpieler  traben  foUten,  ald  in 
fTü(^eten  S^xtm,  fo  sft^Ien  tt)ir  boct^  nte^r  gute  aliS  jemals. 
3)ad  Uebel  mug  alfo  tiefer  fi^en,  ^n  ber  brantatifd^en  Site^ 
tatut  alfo.  —  S)a  Hegt  ber  Änotenl 

3nbe6  bie  (Sngl&nber  in  i^rem  ©b^fefpeare  eine  fontplette 
Sbeaterbibliot^et  für  3<^^^6unberte  beft^en,  bie  Spanier  nur 
bad  ©rabfcbeit  anjufe^en  braud(^en,  um  aud  i^rer  ^ergangem 
beit  Scbö^e  für  aüe  3«^unft  ju  erf^eben ;  bie  granjofen  frifcb« 
»eg  5»ei  literarifie  S^l^rbunberte  -—  fo  lange  ibr  8tolj  — 
n)egmerfen  unb  mit  bem  9leubegonnenen  für  ba^  IBebürfnig 
ber  ^genmart  genügenb  unb  t}oU  au^rei(ben,  \)at  ba^  beutfcbe 
Xbeater  taum  ein  ^u^enb  Stüde  aud  feiner  Sorjett  gerettet, 
bie  ben  Aenner  befriebigen;  ein  bi^d^en  3JlitteIgut  mirb  jur 
9lotb  gebulbet;  bad  9leue  ift  bur<btt>eg  fcblecbt.  3Beb  fei 
barob  geflagt,  befonberd  loenn  man  fetbft  ScbriftfteOfer  unb 
ein  Wcuerer  ift. 

(Sd  m&re  ni(bt  unintereflant,  ben  Urfacben  biefed  Uebel« 
ftanbed  na(b}uforf(ben,  t}ieUei$t  bag  bebeutenbe  praftifcbe 
Grgebniffe  babei  %u  geminnen  mären,  ^erfucben  mir*d  benn! 
3(b  fann  nid^t  bofjen,  ben  ©egenftanb  ^u  erfcböpfen,  ber  ein 
eigene^  9u(b  etforberte;  aber  meine  Knbeutungen  toerben 
loenigftend  ben  Sorjug  b^^ben,  ))on  einem  bie  .^unft  31  ug^ 
übenben  j^erjurü^ren,  inbe^  ftcb  bid  je^t  nur  Scbulgelebrte, 
Süssiften  unb  Dilettanten  bamit  befaßten,  bie  ibre  ÜJleinungeu 
obne  innerei^  ßrleben,  auf  ni(bt^  gu  grünben  miffen,  ald  auf 
IxnU  unb  xeö^ti  {ufammengelefene  ^eifpielf&Ue,  mo  bann  ba§ 
Urtbeil  nicbt  weiter  tei(bt  al9  ber  gaO  felbft. 

äluf^  $¥aftif(be  gebenbe,  burcb  eigene  (Erfahrung  be^ 
ftatigte  9lnit(bten  \)\tx  nieberju legen,  märe  bie  Aufgabe.  Unb 
foUte  ntan*d  banbioerf^mä^ig  ftnben!  Siegt  bocb  jeber  ^'unft 
ein  ^anbiver!  ju  ®runbe,  unb  mer  beibe  ni(bt  }u  vereinigen 
mei6,  ijt  ein  6tümper,  nur,  ie  nacbbem  ba^  @ine  ober  Rubere 
t)orf(blÄgt,  mit  einem  Uebergemicbt  bon  ©emeiubeit  ober  Ubi 
gefcbmadtbeit.  %n  bob^n  ^nrtcbten  bat  e^  ben  !!)eutfcben 
nie  gefehlt,    aber  ibre  (S^runblagen  fcbmeben  nid^t  feiten  in 


176  35ritte  ÄbtHl«««. 

ber  Suft,  unb  ob  fxt  ba  für  unfern  iBortuurf  am  redeten  $(a^ 
feien,  foH  im  gotgenben  unterfu4)t  mcrben. 

^on  aßen  poettf((en  formen  bie  ftrengfte  ift  bie  broma: 
ttf(^e.  ^Qe  anbem  gelten  formeU  Don  einer  ^a^t(^t  aud, 
bie  bramatifd^e  ))on  einer  Süge,  unb  il^^re  Aufgabe  ift,  biefe 
Süge  aufre(ibt  )u  erl^alten,  Ja  fie  in  le^ter  Xudbilbung  lu 
einer  SBal^rl^eit  ju  madben.  i)ie  Sl^rif  fprid^t  ein  Sefft^l  aud; 
ba^  (SpeiS  erjAl^lt  ein  ®ef4e^ened  (für  bie  e$otm  gleid^t^iel, 
ob  tral^r  ober  erbi(ibte*);  ba^  %xama  lügt  eine  ®egenn)art. 

3Dlan  \)at  ftcb  in  neuerer  8«it  fej>r  luftig  gemad^t  übet  bie 
^ftufd^ung,  meldte  man  in  früherer  einem  Sdftaufpiele  }um 
^rforberni^  mad^te,  unb  getoig,  eine  unabtoeidlid&e,  itoingenbe 
3!dufdbung  mürbe  aQe  5tunft  ))on  )}orn^erein  aufbeben^  eine 
einfc^neibenbere  ^irfUd^feit  an  beren  ©teile  fe^en  unb  nament? 
lidb  bie  Sragöbie  gu  einem  ©d^aufpiel  für  ©d^I&dbter  unb 
Kannibalen  mad&en.  68  gibt  aber  no4  eine  anbere,  »iHfürs 
lidb  felbft  übernommene  3:&ufd^ung,  eine  6u))porttion,  in  bie 
ber  3ufdbAuer  eingeigt,  auf  bie  ftiQfcbloeigenbe  SSebingung, 
fte  ttjegjuwerfen,  menn  il^re  Söirfungen  luftig,  wenn  fte 
cfudlenb  mürben.  S)ie  2lufgabe  ber  bramatifdfeen  Äunft, 
alg  So^wi.  beftcl^t  nun  barin,  bafe  biefe  6uppofition  einer 
©egenmart  (ja  niiftt  mit  Söirflidfefeit  ju  öerwe^feln) 
aufrec&t  erl^alten,  i^re  Söetoal^rung  bem  S^fd^auer  erleichtert 
unb  nid^t  geftattet  merbe,  ba^  er  jte  au8  fiangemeife  ober 
3erftreuung  fallen  laffe,  ober  »ol^l  gar  im  SBibermillen  megs 
merfe. 

2Ber  biefe  6d^e  leugnen  moüte,  müfete  erft  üerbinbern, 
bafe  al§  gegenwärtig  bargefteüte  ^erfonen  nidbt  aucb  »ie 
gegentüärtige  mirfen;  er  müfetc  ungefdbejien  mad^en,  bafe  bie 
bramatifcfeen  3Reiftertt)er!e  aller  3citcn,  gut  gefpielt  ober  ge= 
lefen,  jenen  tiefen  ^inbrudt  mad&en,  ben  nur  bie  ©egenwart 
gemährt;  er  mü^te  enblicfe  erflären,  marum  man  überhaupt 
bie  in  jeber  anberen  Slüdfxdbt  unbequeme  bramatifd^e  gorm 
träl^lt,  menn  e§  bobei  blofe  auf  fül^le  aJIöglid^feiten  unb  be^ 
l^aglid^e  „6^  mar  einmal"  abgefe^en  ift. 


«e|lWf*e  ©tublfti.  177 

5)icfe  t)orauggefd&i(ft,  fragt  c3  fid&:  S)urcb  mel^c  SKittcl 
fann  nun  bemitft  toerben^  ba^  eine  niemals  ba  gemefene  ober 
lÄngft  tjergangcne  IBegcbenl^eit  a(g  eine,  wenn  anä)  nur  t3or= 
auiSgefe^te  ©egenwart  n)ir!e?  S)ie  bloßen  @egenreben  ber 
$evfonen  mit:  tritt  auf,  unb:  gel^t  ah,  reid^en  bagu  ni(bt 
^in,  tt)ie  bie  Srfa^rung  5ur  ©enüge  le^rt.  9BaS  ift  ed  alfo 
fonft? 

3)ie  2Birflidfe!eit  jttjingt.  ®ie  Käufer  in  meiner  6tra^e 
abzuleugnen,  fallt  mir  nidbt  ein,  unb  wenn  id^  morgen  einen 
Stein  t)om  ^immel  fallen  febe,  mufe  idb  mir'«  gefallen  laffen, 
idb  mag  eS  begreifen  ober  nid^t.  SBenn  mir  aber  ^l^i^^^n^ 
er^&blt,  er  ^abe  ein  Sd&iff  in  ber  Suft  fahren  gefebcn,  fo 
»erbe  idb  ^^  erft  bann  glauben,  wenn  icb  eS,  burd^  Urf ad^e 
unb  Sirfung  ))ermittelt,  in  ben  ^reiS  meiner  Uebergeugungen 
aufnebmen  !ann.  Saufalität  jmingt  ben  ©eift,  wie  baS  SDirfs 
Udbe  bie  Sinne;  unb  watS  aU  ©egentoart  gelten  will,  mag 
bor  HHem  als  Urfadbe  unb  SDirfung  ftreng  J)er!nüpft  fidb  er^ 
»eifen.  ^al^er  verweigert  au(b  baS  3)rama  bem  Befall  fein 
S^jiel,  unb  bie  eifrigften  SBerfed^ter  ber  aöiUenSfreibeit,  bie 
t&glidb  t7on  ^ebermann  bie  tugenbbafteften  ^anblungen  wie  auS 
ber  Äanone  »erlangen,  finb  bödfeft  erzürnt,  wenn  berlei  uns 
motttoirt  auf  bem  Sl^eater  t}or!ommt.  3)er  ©l^arafter  fei  nidfet 
gehalten,  fagen  f\e, 

Sdbatf  unb  beftimmt  fmb  bie  Äußern  ©eftalten  ber  SBirfs 
lidbfeit.  SJlit  nebelhaften  Slbfdbattungen  wirb  Sfliemanb  eine 
Gegenwart  anf(%aulidb  mad^en. 

Qhen  fo  incipt)  fmb  ibre  innern  SluSfünbungen.  ©lüdts 
Udberroeife  tjerlangt  bie  ^unft  eine  SWilberung  mand^er  ®c: 
füblc  beS  wirflid&en  Sebeng,  wer  würbe  fonft  auslangen?  Unb 
audb  S)ag,  waS  übrig  bleibt,  wer  erreid&t*^? 

ßnbli^  fügt  fidb  ba§  2Birflidbe  in  feiner  »eftimmtbeit 
aUerbingS  ber  Slnwenbung  be§  ^Begriffs,  ift  ibm  aber  nirs 
genbS  abäquat.  6ine  3Jlenge  3ufdllig!eiten  begleiten  eS  unb 
madben  ba^  Sebenbige  beffelbcn  aug,  unterf(beiben  ba8  wirf* 
lidfee  ?)ing  bon  bem  ©ebanfenbing, 

®TUH)atget,  aöetfe.    XII.  12 


178  ©ritte  «Ibt^eWung. 

^Cie^  ^ie^  zugegeben  ^  mirb  man  ton  bent  btamatifd^en 
S)i(ibter,  alle  anbem  poetifd^en  Oualit&ten  eingered^net,  iiod) 
in  befonberd  ^eroorftec^enbem  ®rabe  folgenbe  (Stgenfd^aften 
f  orbern: 

@(j^arfen,  ft(^tenben  Serftanb  ^ur  äRotbirung  unb  Se^ 
grünbung. 

S3ilbli(i&e  ^l^antafte:  fie  erfinbet  unb  fteüt  bar- 

ffiarmeS,  richtige«  ®efübl. 

@nbli<!^  @ntpfinbung,  int  äSerftanbe  ber  SJlaler  genom^ 
men,  »o  c8  ben  Sinn  für  bie  Slbftufungen  unb  bo8  ^tt-- 
flie^enbe  in  ben  3ufftüig!eiten  ber  ^laturt^pen  bebeutet. 

STlan  fdnnte  f)iex  fteben  bleiben  unb  im  Sntgegen^alt 
ber  beutfd^en  9laturanlage  gu  ermitteln  fud^en,  meldte  von 
/biefen  6igenfd^aften  ben  9lationat)7or§ügen  entf))tedben  unb 
welcbe,  im  minbem  äJta^e  t)orl^anben;  bem  ©elingen  brama^ 
tifd^er  (Siompofttion  fd{^on  \)on  t)ornbetein  ftdrenb  im  SBege 
fteben. 

@^  milrbe  ftd^  oieOfeid^t  s^igen,  ba^  ber  beutfcbe  Serflanb 
feine  ©tftrfe  me^r  im  SSorarbeiten  für  bie  3roedte  ber  SSernunft 
jeige,  al3  in  rein  anal^tifd&er  IBraud&barfeit  für  bie  5lufgaben 
beg  2öir!licben,  ba^  bie  Slbweifung  be3  gemeinen  SRenfdfeens 
t>erftaube^  üon  6eite  ber  beutfd^en  ^bi^ofopbi«  ibte  SSirfungen 
mitunter  weiter  erftredte,  all  auf  jene  abftraften  ^b\)m' 
pun!te,  für  bie  fte  eigentlidfe  gemeint  »ar,  unb  unbefangener, 
gefunber  6inn,  unbefdfeabet  aller  anberen  SSorjüge  unter  beut: 
fd)en  Siteratorcn  DieHei^t  feltener  gefunben  »erbe,  ate  irgenb 
anbcrSwo. 

^ie  beutfd^e  ^^antafte  fönnte  man  befd^ulbigen,  gar  )u 
gern  tnl  äDeite  ju  geben  unb  baburd^  unbilblicb  SU  loerben. 
3e  böber  biefe  ^raft  fidfe  r>erfteigt,  um  fo  nebelhafter  merben 
ibre  ©ebilbe,  bil  fte  enblidb  ju  blofeeh  Sdfeematen  einfdb»ins 
ben,  bie  ben  ©ebanfen  mob^  unterftüjenb  begleiten,  aber  nidfet 
mebr  t}errinnlidben,  nidbt  barftellen.  3)er  5öertb  ber  iPban^ 
tafie  für  bie  Jlunft  liegt  in  ibvcr  93egrenjung,  »eldbe  bie 
©eftalt  ift.    2)ie  beutfdbe  ^^antafte  liebt,  i^re  33ilber  na* 


9lefl^ftt|*e  ©titbten.  179 

einm&TtiS,  auf  ben  ^intcrgrunb  beS  ©efü^l^  gu  »erfen,  ma§ 
in  ber  Ii^rift^cn  ^oefic  oft  ^inrei^t;  bic  epifd&e,  befonberS 
aber  bic  bramatifdbc  ^ocRc  forbert  bcftitnmte  ®eftalten  nacb 
ouSm&rtg,  bie  fclbftft&nbig  für  ftd&  baftel^en  unb  feiner  ^aä)-- 
l^ülfc  t)on  6eite  be§  ®emüt^e3  bebürfen. 

^ad  beutfd^e  @efü^I  fei  in  &)tm  gel^alten.  3Ba§  M 
bögegen,  au^er  einer  gewiffen  SBorlicbe  für  bie  $albf inten, 
fagen  I&6t,  »itb  am  Säeften  in  SBerbinbung  mit  bem  folgenben 
flbfafe  aulgefprodfeen. 

tiefer  begreift  bie  ©mpfinbung  in  bem  oben  angebcu? 
teten  ©inne.  ^ier  liegt  üieO[ei(ibt  bie  poetifdfee  ^anptfcbträcbe 
ber  3)eutfdfeen,  »aS  um  fo  trauriger  ift,  ba  ba§  ©e^cimni^ 
ber  Sompofition  bamit  atternddjft  jufammenl()&ngt.  ©e« 
ttjol^nt,  t)on  fdbarf  beftimmten  ^Begriffen  auäjuge^^cn,  verlieren 
fte  nur  gu  leicht  ben  3:a!t  für  bie  Swfänigfeiten  beS  Sebcns 
btgen.  ®a  nun  jugleid^  i^r  ©efül^l  trarm  unb  »al^r  ift,  an 
toelcfeen  Sigenfdjaften  fie  ft(ib  ju  tjerfünbigen  glaubten,  menn 
fte  bat)on  im  ©injelncn  auä)  nur  ein  3oto  abgeben  liefen, 
fo  »erben  nur  ^u  häufig  bie  toerfcbiebcnen  giguren,  il&re  (Srs 
lebniffe,  ©cfinnungen,  ©efü^le  unb  beren  Sleu^erungen  fo 
^aarfdfearf  unb  ungefd&toädbt  aneinanber  gefügt,  ba^  man  ba^ 
bei  an  bic  ^artcnmalerei  unb,  ttjcnn*^  gut  gel^t,  an  bie  uns 
be^ütfti^en  Uranfftngc  ber  bilbenben  ^unft  erinnert  wirb, 
bie  nod^  feine  Sl^nung  ba)7on  l^at,  ba^  bie  f^önften  ^injelu- 
l^eitcn  jufommen  ein  fcbtedfeteg  S3ilb  mad^en  fönnen.  3)a  ift 
niitS  refüfirt,  baS  eben  @mportaud&enbe  madjt  feine  SBirfung 
geltenb,  o^ne  auf  ben  dinbrucf  eine§  SBorl^er  ober  3Radjl|ier 
SlücffiAt  ju  nel&men;  Sid&t  fammelnbe  unb  f^arenbe  ©egens 
f&|e  toerben  als  ©ffeftmad^erei  t}ertüorfen,  an  SRul&cpunftc  jur 
ßrlciij&tcrung  ber  Sluffaffung  ift  nidjt  in  benfen,  unb  fo  rollt 
benn  bie  gange  Sompofxtion  (!)  aU  ein  unentmirrbareS  (E^ao§ 
bciaftigcnbcr  iSd^ön^eiten  um  i^re  eigene  Sldbfe,.  unb  ber 
Sefer  (benn  big  jum  3ufel&er  gelangt  berlei  feiten)  mi^  ficb 
niit  anberg  Slatlf),  als  ben  Knäuel  l^injulegen,  um  M  $u 
bcfmnen  unb  ^raft  5u  fammeln,  »o  i^m  benn  feine  Ä&nung 


180  'J^rittc  «Ibt^eilung. 

beüommt,  ba^,  menn  er  ftd^  nun  orientirt  \)ai  unb  fortfäl^tt, 
er  fein  5)rania  mefer  mitlebt,  fonbcm  ein  IBudb  Kc^L 

^ie  ^eutf(i^en  !ö  nnen  nid^t  componiren.  %a^  in  grani- 
retd^  ber  legte  ©cribler  (bei  allen  äJlängeln  bed  ^n^alteS) 
lann,  ift  in  ^eutfd^Ianb  l^öd^ftend  bie  ®ahe  SBeniger. 

@o  mar  ed  aber  ni^t  immer.  Unfere  großen  ^icl^ter 
oerftanben,  ju  componiren,  unb  e^  Qah  eine  3^i^  ^o  ^^  au(b 
bie  mittelmäßigen  fonnten.  9Bad  IJ^at  alfo  in  neuerer  3^^^ 
bie  ^eutf(^en  für  bie  ^nforberungen  ber  bramatifd^en  ftunft 
meniger  tauglicJb  gemalt? 

S)aS  fei  ber  Sn^alt  be§  jiüeiten  %\)exU  meiner  $rebigt 


11.1 


(2)er  in  ber  erften  ^f^ummer  biefer  S^itWi^ift  begonnene, 
unb  aQerbingd  über  bie  ©ebü^r  i^erfpdtete  ^uffa(  unter  obi« 
gem  3:itel,  gebiel^  big  auf  bie  grage:)  »aS  für  6rf(j^ei$ 
nungenl&aben  in  S)eutfd&lanb  »dl^renb  ber  neueren 
unb  neueften  3^^*  ^laß  gegriffen,  um  baS  ©elingen 
bramatifd^er  ßompofitionennocb  me^r  ju  erfdbmeren, 
aU  bieß  bereite  früher  ber  Sali  »ar? 

^ie  l^iel^er  gel^örigen  Srf^einungen  (äffen  fidfe,  fo  mannig-- 
fad^  fie  fmb,  üielleid^t  auf  folgenbe  beiben  ^auptpunfte 
bringen : 

3)li6braud&  ber  ©elel^rfamfcit  unb  3Ri6ad&tung  ber  SRedfete 
beg  $ubÜ!um3. 

5)ie  ©elel&rfamfeit,  ober,  menn  man  »iü,  93elefen^eit,  fo 
fcbäjbar  fte  an  fid&  unb  fo  förberlid^  fie  für  aQc  ©eiten  beö 
menfdblidfeen  SrfennenS,  ja  SSoflbringen^  ift,  ^at  bodb  audfe 
mitunter  ^emmenbe  ßinflüffe,  unb  biefe  äußerten  fic^  in  99ejug 
auf  unfern  ©egenftanb: 

1)  3n  ©eftalt  ber  Sbeologie. 

2)ie  beutfd^e  ^l^ilofop^ie  ^atte  faum  burd^  ^ant  il^re  große 

i  SOurbe  1835  nid^t  gebructt,  jonbern  erfi  aus  bem  9la(^laffe  t^eröffeitttid^t. 


«cfi^ettfc^e  ©tubien.  181 

UmtDdljung  üollbtadfet  unb  in  i^rcn  crften  2lugbiIbung^formen 
93cftanb  unb  ^(a^  gewonnen,  aU  fie  audb,  jientUd)  rcoolu« 
tion&r,  anfing,  i^rc  Ufurpationcn  über  bena(^barte§  unb  »clt- 
frcmbeS  ©ebiet  aug^ubcbnen.  —  2öobei  \e\)t>6)  t)or  Slflem  ^ant 
fclbft  aufgenommen  »erben  mu^.  ^ie  bcit  ein  $^i(ofop^  an^ 
cigncnber  über  bie  3Sorfragen  ber  Äunft  gefproi^en,  aU  er, 
unb  »cnn,  »aS  er  fagte,  nicbt  fünftlerifcb  förberlid^  mar,  fo 
liegt  bie  Ürfadbe  nur  barin,  ba^  au§  bem  6tanbpun!te  ber 
^l^ilofopbic  bie  ^unft  überbau^Jt  ni(bt  ju  förbern  ift.  —  ^a-- 
malg  alfo,  mo  man  ^rin^ipien  für  2lüe§  ouffanb,  ging,  mic 
natürlich,  bie  ^unft  aucb  ni^t  leer  auS.  ^a$  ©d^öne  mar 
apriorifcb  ermiefen,  bie  Äunftformen  be^gleidfeen,  fo  ba^,  menn 
fte  guf&Oig  t)erloren  gegangen  mären,  man  fte  augenblidlid^ 
aug  freier  gauft  mieber  ^atte  erfinben  !önnen.  ®ro^e  Sä^Mh-- 
fädbcr  mürben  gewimmert  für  bie  ^eroorbringungen  aller 
Seiten;  ba  mußten  fie  unterfriecben,  unb  ma§  für  ba§  eine 
Bäjuh^aö)  aU  ©runbma^r^eit  galt,  mar  für  baS  anbere 
grunbfalfcb,  aU  ob  ber  Unterfcbieb  jmifien  ÜRenfcb  unb 
3Renfcb  in  allen  Sagen  unb  Seiten,  mei^  ®ott,  mie  gro^ 
müre.  S)em  gefammtcn  5lltertbum  marb  alg  üJlarionetten^ 
bral^t  bie  6cbi(ffal?ibee  beigegeben,  unb  Sltriben  unb  Sabba^ 
üben  mußten  ft^  abmartern,  blo6  um  ben  breitgetretenen 
^cifcbefa^:  bafe  Sf^iemanb  feiner  Seftimmung  entgeben  !önne, 
beifpielSmeife  einjufdfeörfen.  S)er  ©bor  mar  ber  ibealiftrte  3"- 
feber,  au(b  ba,  mo  er  2)litfpielenber,  aucb  ba,  mo  er  ^aupt? 
perfon,  aucb  ba,  mo  er  einfeitiger  befangen  ift,  al§  ber  3"* 
feber  felbft.  2Ba§  nun,  obfcbon  man  e§  mit  ber  (Eonfequenj 
nicbt  febr  genau  na^^m  —  burcbaug  ber  Slnmenbung  miber= 
ftrebte,  marb  aU  unmürbig  unb  fdjled&t  auSgef (bieben;  mie 
bcnn  ßuripibeä,  einem  fcblecbtbeftanbenen  6cbüler  gleicb,  bi§ 
auf  biefen  2:ag  mit  bem  fcbmarjen  2:&fel(ben  berum  ge^t. 

Wlit  bem  ©cbubfacb  für  bie  neuere  3eit  ging  S)a§  nicbt 
fo  leicbt  an.  S)a6  namcntlicb  ba§  S^ragifcbe  im  Kampfe  ber 
5rei^eit  mit  ber  ^lotbtrenbigl'eit  liege,  barüber  mar  man  balb 
einig;  nur  barüber  nicbt,  ob  ber  3rei()eit  ober  ibrer  ©egnerin 


182  ^txiU  m\htihm%. 

ber  Sieg  bleiben  folle.  ßin  Heiner  Unteifcbieb,  »ie  man  fte^t. 
Statt  eines  aßgemcinen  $rinjipiJ  warb  bal^er  jeber  eingclnen 
^ervorbringung  ein  befonbereS  jugemiefen^  eine  Sd^uUbee,  beren 
^erfinnlid^ung  bie  Aufgabe  be§  ßunftwerleS  fein  foQte;  ein 
©af,  unb  itoax  fein  moraIifdf;er  —  worauf  Eingearbeitet  ju 
baben,  man  ben  Vorgängern  febr  übel  nabm  —  fonbern  »o 
m5gli(b  ein  tbeoretifct^bogmatifcber,  »aS  weniger  öeraltet,  bafur 
aber  -bebeutenb  Idcfeerlicbcr  war.  ^^nb  S)a§  fd&on  unter  ber 
^errfcbaft  ber  fritifcbeii  $bilofopbie  ftatt,  fo  warb  ber  5)rang 
nocb  b^ftiger,  na(bbem  burcb  SBeimifcbung  ))on  ©efüblS-  unb 
^bantafies  Elementen  bie  ^bilofopbie  felbft  eine  2lrt  ^oeRe 
geworben  war,  wo  man  benn,  um  bo(b  audb  eine  ^l^ilofopbic 
5U  baben,  gern  bie  ^oefte  baju  gema(bt  E&tte. 

(Entftünbe  nun  bie  grage:  ob  man  überl^aupt  3been  an 
bie  ©pi|e  bramatifdfeer  ^eroorbringungen  ftellen  folle?  fo  wöre 
bie  Slntwort:  SBarum  nidfet?  wenn  man  fi(b  einer  fo  gewaltig 
lebenbig  macä^enben  ^roft  bewußt  ift,  aU  5.  95.  ©alberon. 
Sonft  baben  aber  bie  großen  S)i(bter  meiftenS  ben  ®ang  ber 
9Iatur  jum  2Rufter  genommen,  bie  Qbeen  anregt,  aber  üom 
lebenbigen  gactum  ausgebt. 

2lu(b  müßte  jeberjeit  ber  Unterfcbieb  jwifdben  pl^ilofo^jb!* 
fdjer  unb  poetifcber  3bee  im  2luge  bebalten  werben,  t)on  benen 
bie  erfte  auf  einer  SBabrbeit  berubt  bie  jweite  auf  einer  Ueber^ 
jeugung.  2)enn  eS  ift  bie  2Iufgabe  ber  ^bilofoPbiCr  bie  9^atur 
jur  dinbeit  beS  ©eifteS  ju  bringen;  ba§  Streben  ber  Äunft, 
in  ihr  eine  ßinbeit  für  bag  ©emütb  berjufteCien. 

^ie  \)m  bejeidbnete  9licbtung  ber  fogenannten  Äunftpbilo- 
fopbie  batte  ein  fo  allgemeine^  ßrlabmen  jeber  ^robuctionS^ 
fraft  jur  golge,  baß  fie  fx(b  unmöglidb  lange  balten  tonnte. 
Sie  ift  im  ©anjen  aufgegeben  unb  fputt  nur  nocb  unter  bem 
rccenjirenben  Zxoi,  wenn  er  feine  Sad&unlenntniß  binter 
Söorten  nerf^anjen  will. 

Sänger,  unb  big  auf  unfere  3^age  nacbwirfenb,  bauerte  bie 
zweite  SluSgeburt  falfcb  angewenbeter  ©elebrfamfeit:  Ueber* 
treibung  ber  gorberungen  an  bie  ^robuction. 


^e{i^et{f(i)e  etubitn.  183 

^attc  man  ftdfe  in  frül^erer  3eit  ntit  ber  Äenntnift  bet 
emigen  Sllten  unb  ettoa^  fötmlid^em  ^ranjofent^um  begnügt, 
fo  cntftanb,  unmittelbar  üor  unb  mit  bem  neuen  Sabrbunbcrt, 
plö^Iidb  ^ine  Sntbedung^mutb  unbefannter  SHegionen,  ben 
portugielifcfesfpanifdfeen  Oft--  unb  SBeftinbienjögen  loergleii^bar. 
OJlit  nicbt  genug  ju  preifenbem  ßifer  warb  ©l^afefpeare  ben 
^eutfdben  naber  gebradbt,  unb  eine  neue  ^elt  tbat  rt<^  anf, 
aU  6^alberon  feine  erften  Strablen  burd^S  meiiJbenbe  @em5({ 
berüberfonbte.  2)ie  flaffif*e  2BeIt,  bigber  auSfiliefelidbeS 
@igentbum  ber  ©elebrten,  marb  burdb  Ueberfe^ung  (Gemeingut 
für  Me.  9Bag  man  ben  ^Römern  entzog,  b&ufte  man  um 
befto  überfd&tüängU(ier  auf  bie  ©riedfeen;  unb  im  fcJbtüinbeln? 
ben  fflirbeltanje  brebten  jt(b  Äunftt)oC[!ommenbeiten  unb  SUleifter^ 
werfe  um  ben  ftaunenben  Sebriing.  Hber  burcb  einen  leicbt 
begreiflidben  Srrtl^um  üergafe  man,  ba^,  wag  fo  mit  einem  9Jla(e 
unb  in  einem  SKa^e  bie  nä^ftc  SRäl^e  tjereinigte,  in  ber  SBirfs 
IxäfUxt  bur4  Sänber  unb  3Reere,  bur(i^  SBölfer  unb  Sabrbun? 
berte  getrennt  war. 

^eil  man  ^a^  aQeS  wugte,  glaubte  man  ßcb  ju  ber 
fjorberung  berechtigt,  S)ag  alleg  ju  fönnen,  unb  Sbafefpeare 
unb  6opbo!Ie!§  würben  al^  SBegfdulen  unb  ÜJleilenjeiger  bin- 
gefteüt,  inbefe  Jie  ©terne  finb,  nacb  benen  man  au§  unenb« 
lieber  Entfernung  allenfaflg  feinen  Sauf  einricbten  fann  2)aS 
®ute  erfdjien  Hein  im  SSerglei(b  mit  jenen  ewigen  §eroen, 
unb  ba§  S)anfen§wertb'2lnnebmbare  f(^rumpfte  jum  ^tome 
ein,  im  Entgegenbalt  eineg  SJlaMtabeS,  beffen  ®rabe  SBolfgs 
bilbungen  waren,  unb  beffen  ©anjma^  bie  Äultur  beg  SDlenfcben^ 
gefcbIe(bteS. 

2)a&  nun  Sliemanb  erreitben  fonnte,  toa^  geforbert  warb, 
fejte  bie  gorbernben  fdbeinbar  bo^b  binauf  über  bie  nadfe  (^x^ 
füüung  Strebenben,  b.  b-  bie  Äritif  über  bie  ^robuction, 
toa^  aUemal  unb  jeber$eit  ein  fieberet  3^^^«"  beg  SJerfafleg 
ber  ^unft  war. 

3a,  felbft  ein  S^beil  beg  $ubli!um§  fanb  bie  bauernbe 
Stellung  auf  ben  unfrucbtbaren  $ö^en  bei  Ueberfcbwdnglidben 


184  3)rttte  «tbtldeitunfl. 

(o^nenbcr  für  bag  ©clbftgcfül^l,  aU  bic  Untcrotbnung ,  bic 
3eber  übernimmt,  bcr  einen  ßinbrud  auf  ftc^  »irfcn  Iftfet,  unb 
ber  Siebter  fanb  able^nenbe  ©rübler,  wo  er  banfbare  3u^örer 
t7orau§gefe|t  l^atte. 

'M  biefe  $er!e^rtbeit  wäre  no(i^  ju  ertragen  gewefen,  o^ne 
bie  not^wenbige  dtücfwirlung,  bie  biefed  ^e^en  unb  drängen 
enb(i(Jb  auf  bie  ^robucirenben  felbft  ausüben  mufetc.  Ueber 
all  bem  SBermeiben  unb  fidfe  ^üten  warb  bic  Slufgabc  be3 
^ic^terS  iulegt  l^alb  negatit).  Um  boc^  einigermaßen  ju 
wirfen,  mußte  fxö^  ^t\>et  mit  einem  foldben  Slpparat,  einem 
folgen  SRüftl^aug  »on  OffenfitJ^  unb  SJefenfitJWaffen  belaben, 
baß  unter  il^rem  (3ewi4t  fein  freier  Schritt  me^r  möglid) 
war.  ^tt)e§  ^orne^men  ging  fo  in^  Ungeheure  unb  ^eite, 
baß  ba^  (Eontinuum  jur  innem  Ausfüllung  ermangelte,  ^ad 
natürlich  ©enießbare  tjerfcfewanb,  unb  man  fa^  nichts  mc^r, 
als  »erunglürfte  3Weifterftüdte. 

2)er  ectreiber  biefe«  SluffageS  läßt  3)aS  alle«  gern  auf 
fidfe  unb  feine  eigenen  Söerfe  anwenben.  @r  wollte  nicbt 
2)iefen  ober  S)en  tabeln,  fonbern  bie  Stid^tung  einer  3eit,  ju 
ber  er  au((  gehört,  ^an  mag  fxö;)  t^erwa^ren,  wie  mau  wiÜ : 
ift  einmal  berlei  in  ber  Suft,  fo  fangt  3cber  feinen  3^[)eil 
baüon  beim  Slt^em^olen  ein. 

3n  le^ter  2lu§bilbung  gebiet  biefe  SRidfetung  —  toa^  enU 
fe|Ud^  gu  fagen  ift  —  bis  3ur  SBerfälfcfeung  beS  ©efül^lS. 

5lenntniffe  unb  Söa^ir^eiten  werben  t)on  ©efdblecbt  ju  ©e- 
fi^le^t  fortgepflanzt,  unb  S)er  wäre  ein  2^^or,  ber  fidi  feine 
anbere  S3ilbung  aneignen  wollte,  als  bie  er  felbft  auS  ficfc  felbft 
gefunben.  ^aS  tben  unterfd&eibet  ben  SRenfcfeen  t}on  ben  übrigen 
5laturwefen,  baß  ber  fpäte  dnfelfo^jn,  weiterbilbenb,  fortfe^t, 
\üa^  ber  Ura^n,  bunfel  al^nenb,  begonnen;  inbeß  ber  Sprößling 
beS  am  S3eften  abgerid&teten  2;i^iereS  genau  t)on  bemfelben 
$unlte  wieber  anfangen  muß,  t)on  bem  fein  gelehrter  SSorfal^r 
gleid^mäßig  ausging:  baS  ^allabium  ber  ©eifteSbilbung  ift 
bie  unge^nberte  3Jlittl)eilung.  ^aS  ©cfü^l  bagegen  ift  ber 
9luSbruc!  ber  befonbern   ^nftenj  beS  (iinjelnen;  cS  ftivbt  mit 


%i^tmt  @tubien.  185 

Sebem  unb  wirb  mit  3cbcm  neu  geboren.  34  !ann  eben  fo 
toenig  ba§  ©efül^l  eineg  Slnbern  annehmen,  aU  bie  $erfon 
mit  ibm  tauf(^cn;  unb  bie  eigene  2lrt,  ju  füllen,  aufgeben, 
^^t  fo  üiel,  aU  feine  Snbibibualität  uetleugnen,  fic^  aU 
Wm\äi  öemid^ten. 

(1885.) » 

Äenntniffe  unb  Slnftd^ten  »erben  eriüorben,  fie  fmb  ettüa^ 
n)i(l!ürli4  »on  aujen  jum  SRenfcfeen  ^injugelommene^;  ba§ 
©efü^l  bagegcn  ift  ber  innejre  SDIenfd)  felbft.  3nbe6  ber  SSer^ 
ftanb  rieb  nur  ju  bäufig  mit  3RögUd)!eiten  abgibt  unb  je  nacb 
gemiffen  ^nficbten  ber  ganzen  äußern  ^elt  eine  ^oraul^ 
fejung,  eine  Slnnabme  fe^en  !ann,  ift  bagegen  bag  ©efübl 
l)er  ©inbrud,  ben  ba§  Äeujere  aU  eine  2BirtUdb feit  macbt. 
ö§  fommt  ba^er  bom  SBßirfUcben  unb  gebt  auf'g  Söirflicbe, 
unb  roenn  erbid^tete  3uftänbe  un§  je  unb  bann  ebenmäßig 
anregen,  fo  liegt  babei  nur  eine  Uebertragung  burdb  bie 
$^autafle  }U  ©runbe,  »e^bcilb  »ir  aucb  ben  SRenfcben  x>ex'' 
acbten,  ben  burcb  bie  ^unft  gefdbilberte  Seiben  rubren,  inbe& 
fie  ibn  im  Scben  !a(t  laffen.  2Benn  nun  aucb  bie  ©runb^ 
(agen  beS  ©efübl^  burcb  alle  Seiten  unb  335I!er  biefelben 
bleiben,  fo  fmb  bocb  bie  ÜRobificationen  beffelben,  ©rab  unb 
Starle,  (Sntftebung  unb  33ermittlung  bur(^  Umftänbe  bebingt, 
bie  mit  ber  3fit  toecbfeln.  S)ie  Siebe  ber  ©riecben  mar  eine 
anbere  aU  bie  unfere;  bie  ireiblidbe  Sd^ambaftigfeit  ertrug  im 
fedbjcbntcn  3^^r&"^^berte  Heu^erungen  unb  Sßorgänge,  bie  fie 
gcgentoärtig  empören;  am  ßnbe  ber  mittelalterlicbcn  gebben 
erfcbienen  ©etualttbätigfeiten  an  6a(^en  unb  $erfonen  in 
einem  üiel  milberen  2id?te,  aU  fie  unS  jeftt  in  einem  weit 
geregelteren  3uftanbe  fic^  tarftellen ;  beim  gortf(^ritt  Der  Äennts 
niffc  ift  ba§  ©efübl  für  bie  2Ba^rfcbeinli(^!eit  ju  einer  gein^ 
beit  au^gebilbet,  bon  ber  man  ju  Seilen  Sope  be  Sßega'g 
feine  SSorftellung  batte;  ja  um  etmag  bi^^  einjumifcben,  ira§ 

*  t^ottfe^ung  beS  üocauSgetienben  ^uf[a^eg  mit  Umarbeituun  beS  legten 
«bfa%e8. 


186  dritte  9lbt^ei(unfl. 

tüeniger  ben  Sn^alt  al^  bie  ^ortn  beS  ®efü^Id^  bie  @m))fins 
bung  angebt  —  bie  butcb  d^rftceuung  tDeniget  gefd^mäd^te 
'i(ufmer!famfett  be^  $ubli!um$  gut  3eit  ber  großen  engliicben 
unb  fpani)(^en  ^i(i)ter  toat  miÖiger  bereit,  eine  in  i(frer  3^^ 
famntenfügung  lofere  ^ompofttion  ju  unterftä(en  unb  ju^ 
fantntenju^alten ,  aU  bie  t)erbrat((i6te  ©enugfA^igteit  unferd 
3a]()rfeunbert^.  9Run  bat  ficb  aber  in  lejterer  3cit  bie  beutf^c 
©elel)rfam!eit  fo  in  bie  5)t(bter  früherer  ©pocfeen  unb  Urcr 
(^efü^l^meife  hineingearbeitet  unb  gebadet,  ba|  fte  barüber  ver? 
geffen,  mie  man  beut  ju  ^age  empfinbet.  ^a&  aQein  f(bon  toftre 
nun  übel  genug,  ba  ber  SBcrtb  be0  S)idbterS  eigentlid)  in  ber 
5lrt  unb  SBeife  befte^t,  »ie  er  bie  $Ratur  betrachtet.  S^lun 
fontmt  aber  no(b  baju,  bag  man  ßdb  bo(b  oon  feiner  eigem 
tbümli(ben,  beuttftglicben  Smpflnbung^meife  nie  ganj  (oSmacben 
fann.  ^irft  man  nun,  tvie  gefdpiebt,  bie  ftarr  gemorbenen 
Ueberbleibfel  einer  anberen  3^ii'  ^^^  ^ilbungSepod^e  f(broff 
unb  frub  tn  ba^  ipeicbe  unb  n)armf(üf{tge  Clement,  fo  ent^ 
fteben  barau^  Suftblafen  unb  ^abnbilber,  bie  jeber  $oefte 
nur  ju  balb  ein  6nbe  ma^en  muffen. 

Tie^  ade»?  tonnte  aber  nicht  über  einen  gemiffen  ®rab 
geben,  wenn  nid>t  bie  uut?eröu|erlicben  SRetfete  be§  ^ubli; 
tum-S  i^orbcr  auf  bie  fd?ncbcfte  ^rt  uerfannt,  ja  üernic^tet 
werben  wären. 


(1819.) 

Ta§  3Befen  be§  S^rama  ifi,  ba  c^  etwa«  (5rbid)tete^  aU 
wirtUcb  geicbcb<^nb  anfdbaulid?  madben  foü,  ftrenge  ßaufalitat. 
'om  \?auf  ber  wirtlicbcn  3i^eU  befd?eiben  mir  un«  gern,  bafe 
■l}lan(be^  i^crtcmmen  fönne,  wa^  fidb  für  un^  in  bie  ftetigc 
>UUc  üon  Urfad^c  unb  ©irtung  nicbt  fügt,  weil  wir  einen 
unfatilicben  Urbcber  bc*  (Sanken  anjunebmen  genötbigt  fmb 
unb  immer  bcuen  tonnen,  ba(>  T'a^S,  wa^  für  unfere  33efcbrantts 
beit  un5ufammenbÄngenb  vi,  in  ibm  einen  un^  unbegreifs 
lieben  3"M»nnienbang  babc:  im  (.^ebi*t  aber  fennen  wir  ben 


%tft%ti{\äit  etubien.  187 

Url&ebcr  bcr  SBegebcnlfecitcn  unb  ifercr  SBerfnüpfung  unD  teiffen 
in  i^m  einen  bent  unfetn  ä^nlid^en  SSerftanb,  ba^er  ftnb  mir 
au<Jb  tt)o^l  bered^tigt,  atijunebmen,  toa^  in  feiner  6d^ö)}fung 
für  unfere  unb  überl^aupt  für  bie  menfdbU^^encItd^e  ^en!- 
traft  nid^t  §ufammenb&nge,  babe  überbaupt  feinen  Bufammen^ 
bang  unb  gel^öre  bal^er  in  bie  klaffe  ber  leeren  (Srbicbtungen, 
bie  ber  SJerftanb,  t>on  beffen  formaler  Seitung  ft(b  aucb  bie 
f^affenbe  ^Pböntafie,  tt)ie  jebeg  innere  SSermögen,  nidfet  log« 
madfeen  fann,  unbebingt  üertt)irft,obec  bie  tüenigftcn^  bie  beim 
3)rama  beabftcbtigte  ^nnäberung  an  baS  iBirlUd^e  ganj  auS- 
f^liegt 

S)a§  ©aufalitätSbanb  ift  nun,  ben  93egriff  ber  greibeit 
borau^gefejt,  feiner  aJlöglicfefeit  nacb  ein  boppelteS :  $Rad&  bem 
6^efe|e  ber  Slotbmenbigfeit,  b.  i.  bei  ^lainx,  unb  nad^  bem 
®efeje  ber  greilS;eit.  Unter  bem  3^otbh)enbigen  mirb  bier 
afleS  dasjenige  i^erftanben,  toa^,  unabbängig  t)on  ber  SBiUen^s 
beftimmung  be0  SBenfd&en,  in  ber  SRatur  ober  burdi?  Slnbere 
Seine^gleid^en  gefd&iel^t,  unb  mag,  burcb  bie  unbejmeifelte  dm 
wirhing  auf  bie  untern,  unmiüfürlid&en  SIriebfebern  feiner 
ganblungen,  bie  5leu^erungen  feiner  3;bätig!eit,  gwar  uicbt 
nötbigenb,  aber  bodf)  anregenb  beftimmt.  'Die  (Sinwirfung 
biefer  finjern  Sriebfebern  ift  befanntlid^  fo  ftar!,  ba^  fie  bei 
Menfdben  üon  bcftigen,  burd^  »erfebrte  ©rjiebung  unb  un^ 
glüdlid^e^  SienUJerament  genäbrten  Sf^eigungen  oft  alle  3:bätig: 
feit  ber  greibeit  aufjubeben  fd^eint,  unb  felbft  bie  93eften 
unter  ung  ftnb  fidb  bemüht,  »le  oft  fie  babur(^  jum  ©d^lim^ 
men  fortgeriffen  würben,  unb  mie  biefe  Siriebfebern  einen 
®rab  t}on  eftenftoer  unb  intenfioer  ©röfee  erreid^en  fönnen, 
mo  faft  nur  ein  b^IbeS  iSßunber  möglid^  mad^en  fann,  ibnen 
lu  entgebem  2)ag  nun,  mag  au^er  unferem  Sßillengf reife, 
unabhängig  non  ung,  alfo  notbmenbig  t}orgebt  unb,  obne  bafe 
toir  eg  nad^  3öiflfür  beftimmen  fönnten,  auf  ung  beftimmenb 
(nidbt  nötbigenb)  einmirft,  nennen  mir,  im  3iifÄ"iwcnbange 
unb  unter  bem  für  bie  ganje  $Ratur  geltenben  ®aufalitätg= 
gefefte  aU  Urfacbe  unb  Sßirfung  ftebenb  gebadet,  SSerbäng^ 


188  5)ritte  «btl^eilunö. 

nife,  unb  infofem  mir  einen  SBerftanb  üoraugfejen,  ber,  o^nc 
@inn)ir!ung  auf  bie  ^er^angniffe,  baS  $er^&ngnt|  benft  unb, 
au^er  ber  SBefd&rftnfung  »on  Kaum  unb  3^i^  ^on  t)or^er 
unb  mä)\)tx  erfennt,  6d()i(ffal  (Fatum).  3)ag  ©(feicffal  ift 
nicfetg,  aU  eine  Sor^erfe^ung  o^ne  Sorfid&t,  eine  p  affine 
ä^orfel^ung  ntöd^te  id^  fte  nennen,  entgegengefeit  ber  aftiven, 
bie  aU  bie  91aturgefe|e  5u  ©unften  be§  ^rei^eit^gefe^eS  mobi^ 
ficirenb  gebad&t  »irb. 

3m  3^rauerfpiele  nun  wirb  enttoeber  ber  grei^eit  über 
bie  S^iot^menbigfeit  ber  6ieg  üerfd^afft,  ober  umgefe(^rt.  ^ie 
steuern  galten  baö  ßrftere  für  ba^  allein  S^Iäffige,  worüber 
id)  aber  ganj  ber  entgegengefe|ten  SReinung  bin.  S)ie  (Sr« 
tebung  be^  ©eifteS,  bie  au8  bem  Siege  ber  S^ei^eit  ent« 
fpringen  foQ^  l^at  burd^aud  nic^td  mit  bem  SEBefen  beiS  S^ra^ 
gifd^en  gemein  unb  fcfclie^t  nebftbem  baJJ  S^rauerfpiel  fdjarf 
ab,  ol^ne  jenes  weitere  gortfpielen  im  ©emütl^e  be§  3wfdbauer§ 
ju  begünftigen,  baS  eben  bie  eigentli^e  SBirfung  ber  maleren 
STragöbie  auSmad&t.  S)a§  3:ragifd&e,  bag  SlriftoteleS  nur 
etira^  fteif  mit  ßmedung  öon  gurdfet  unb  SJ^itfeib  bejeid&net, 
liegt  bartn,  bafe  ber  Tlen\d)  ba^  Sflicfctige  be§  Srbifc^en  er= 
fennt,  bie  ©efa^ren  fielet,  toddien  ber  S3efte  auSgefeJt  ift  unb 
oft  unterliegt;  bafe  er,  für  fid^  felbft  feft  ba§  SRec^te  unb 
2Bal)re  I)ütenb,  ben  ftrauc^elnben  ÜJlitmenfcben  bebaure,  ben 
gaüenten  nicbt  aufhöre,  ju  lieben,  wenn  er  x\)n  gleid?  ftraft, 
weil  jebe  Störung  oemicbtet  werben  mufe  be§  ewigen  SRccfct^. 
ilRenfcbenliebe,  ^ulb[am!eit,  Selbftertenntnife,  IReinigung 
ber  fieitenfdjaften  bur(^  3Ritleib  unb  gurcfet  wirb 
eine  foldie  3:ragöbie  bewirfen.  ^a§  StüdE  wirb  nad)  bem 
gallen  be»  3]lorfeang§  fortfpielen  im  3nnern  be§  3}lenfdben, 
unb  bie  ^erberrlidiung  be^  9le(^t§,  bie  Sdjlegel  in  berber  2ln; 
)cbaulid?teit  auf  ben  Brettern  unb  in  ben  Pumpen  ber  ^ü^ne 
fcben  will,  wirb  glänjenb  fid)  l^erabfenfen  auf  bie  ftilljitterns 
ben  Greife  be§  aufgeregten  ©emüt^^t. 

C^'li  ift  ein  Sdbidtfal,  ba§  ben  ©erecfeten  l}ienieben  fallen 
lafct  unb  ben  Ungerecbten  ftegen,  ba^  ,,unoergoltene"  ©unben 


^eji^etifi^e  6tubien.  189 

WdQi,  ^itx  unt)erdoIten.  fiaf^t  fud^  t)on  bet  ©efd^id^te  be« 
lehren,  t>a^  eS  eine  moraUfc^e  SBeltorbnung  ^ibt,  bie  im  ®e$ 
f(^led^te  auSglei^t,  iDaS  ftört  in  ben  3i^bi)}ibuen ;  lagt  eud^ 
»on  ber  ^^ilofopfeie  unb  ^leligion  fagen,  bafe  c§  ein  3^^- 
feitS  gibt,  mo  aud^  baS  SHecbttbun  be^  ^i^^^^^^uumd  feine 
^^oUcnbung  unb  SBerberrlidbung  finbet.  Ttxt  biefen  SSorfcnnt^ 
ttiffen  unb  ©efü^len  tretet  ttor  unfere  93ül^ne,  unb  i^r  merbjt 
))etfteben,  maS  n)ir  moQen.  ^ie  mabte  2)arfteUung  \)at 
!einen  bibaitifd^en  Sxoed,  fagt  irgenbnjo  ©oet^e,  unb 
»er  ein  Äünftler  ift,  wirb  ibm  beifoKen,  S)a8  S^beater  ift 
fein  (5orrectiongbau§  für  Spi^buben,  unb  feine  2lrit)ialfd&ule 
für  Unntünbige.  SS^enn  ibr  mit  ben  emigen  Gegriffen  beS 
9le(JbtS  unb  ber  Xugenb  üor  unfere  SBübne  tretet,  fo  h)irb  eu(b 
baä  jerfcbmetternbe  ©cbicffal  eben  fo  erbeben,  mie  eg  bie  ©rie^ 
(ben  crbob;  benn  ber  SJlenfdfe  bleibt  ^enfcb  „im  giljbut  unb 
im  Samerlonf,"  unb  roa^  einmal  »abr  gemefen,  mu^  eg  ewig 
fein  unb  bleiben. 

(1819.) 

3Benn  ba§  S)rama  in  einen  üJlittelpunft  jufammengel^t, 
fo  gebt  baS  @po§  )7on  einem  3)littelpunfte  au§.  üBenn  baS 
Serb&ltni^  bed  (Sinjelnen  im  erften  mie  baS  oon  STlittel  }um 
3roedt  ift,  fo  fteßt  e^  fttb  im  jmeiten  mebr  al§  SBerb&ltni^  be^ 
V)tiU  5um  ©angen  bar. 


(1865.) 

^er  »efentüd^e  Unterfd^ieb  ber  S^iooeUe  üom  S)rama  be^ 
ftebt  barin,  ba^  bie  9lot)eQe  eine  gebaute  ilJlögUdbfeit,  Daß 
Xtama  aber  eine  gebadete  2öirfßdbfeit  ift.    (fjür  SBauernfelb.) 


(1819.) 

^ie  Urfad^e,  »arum  bad  ©rft^lidbe  nid^t  auf  ber  $übne 
erfd^einen  barf,   ift,   »eil  eS  burd^  feine,   id^  möd^te  fagen: 


190  5)ritte  «btl^eituttfl. 

p(i9fif(!be,  SBirfung  auf  bie  92ert)en  ftc^  al^  ein  3BtrfIt(!^ed 
txir^eCtt.  6e(bfl  baS  Sragtfd^e  ntü^te  t)on  bet  SBü^ne  t)erbannt 
bleiben,  loenn  nicbt  baS  Semu^tfein;  ba^  eiS  etbid^tet  fei,  ed 
immec  begleiten  tonnte. 


(1820.) 

Offenbar  liegt  ein  3;eil  be^  (^mnbeS  üon  bem  S^oblge^ 
fafleu  an  bem  Sragif^en  in  ber  ^oefte  aud^  barin,  ba^  ber 
unbejHmmte,  formlofe  Scbmer}  über  bie  Uebel  bed  Sebend 
buTvb  bte  bilbenbe  ^unft  ©eftalt  befommt  unb  nun  nicbt  xaefyc 
ai^  ein  Unbegr&n§ted  in  bumpfer  äßarter,  fonbem  atö  ein  §u 
Ueberfd^auenbe^  bei  t)oQem  93emu^tfetn  wirft  —  3)a«  bliebe, 
meine  icb,  felbft  bann  nocb  übrig,  iDenn  man  beim  @pre(^n 
über  ^ßeefie  iN>n  ber  ^oefte  felbft  abfft^e. 


(1887.) 

^an  gefant  fxäa  in  neuefter  Seit  barin,  einen  Unterf^ieb 
5tüifd?en  S^ramatifcbcm  unb  5:i^eatraUfd&cm  ju  mad&en.  ®anj 
falfi,  tt?ie  mir  f(^eint.  S)a^  äd^t  ^ramatifd^e  ift  immer  tbca^ 
tralifdb,  wenn  auii  nid&t  umgclcbrt.  S)aS  S^^cater  ift  ber 
^abmen  be^  58ilbc§;  inner  »elcbem  bie  ©egenftünbe  3lnfcbaus 
Uchfeit  unt  iBerI}ä(tm^  511  einanber  baben.  Uebcr  ben  S^labmen 
Ijinau^  fiub  fie  nicbt  me^r  mit  ßinem  SBlicf  ju  umfaffen,  bie 
^liiidjauung  wirb  fcbmädber  unb  üeriüirrt  fi(b,  fie  nimmt  mebr 
bie  Jorm  ber  epi)(ien  Succeffion  aU  ber  bramatifcbcn  ©Icicb- 
5citi.j!eit  unb  ©egcnmart  an. 


(IS2Ä.) 

^rie  neiieften  5(eft()eti!cr  rooflen  ber  6toffc  fudfecnben  tras 
i^iütoii  Munft  btcfe  allein  bie  ®ef(bicbtc  anweifcn,  bercn  gacta, 
al^s  unmittelbare  ^Jlugflüffe  be«  ©eltgeifte«,  aöein  bie  nötbige 
Jiefc  unb  ^R>ürDe  Ratten.    Säcberlicb!    S)ie  SBegebenbeiten 


9leP^etif^e  Ctubien.  191 

mögen  tool^l  aUetbingg  bad  9Bei!  be^  SBeltgeifteS  fein,  aber 
bie  ®^ef*i*te?  ®ag  ift  benn  bie  ®ef*i*te  anberS,  aU  bie 
9tt,  wie  bet  ®eift  be^  9)lenfdben  biefe  i^nt  unburd^bring^ 
liefen  SSegebenl^eiten  aufnimmt;  ba^,  rotii  ®ott,  ob  3uf<^ii^' 
mengebövige,  t^erbinbet;  baiS  Un)}erftänbltd^e  burd)  etma^  ^et« 
ft&nblicbeiS  eifert;  feine  begriffe  t)on  gtoedmä^igteit  nad)  äugen 
einem  ©anjen  unterf c^iebt ,  ba^  n)ol^I  nur  eine  nad^  innen 
tennt;  Hbftdbt  finbet,  »o  feine  war;  $lan,  wo  an  fein  33or- 
au^fe^en  ju  benfen,  unb  »ieber  Su\a\l,  too  taufenb  fleine  Ur? 
fachen  toirften.  2Ba«  anberg  ift  bie  ©efcfeicbte?  2Ba§  anberg, 
üte  baS  SBer!  beS  aJlenf(i&en?  3)a  e§  nun  aber  nicbt  bie  93e'- 
gebenliciten^  fonbern  ifere  SSerbinbung  unb  S3egrünbung  ift, 
morauf  e§  bem  S)id^ter  anfommt,  fo  lagt  i^n  in  ©otteS 
5Romen  fidb  au4  feine  Gegebenheiten  felbft  erfinbeu,  wenn  er 
anberd  baju  Suft  ^at. 


(1837.) 

@in  biftotifdfceS  ®rama  in  bem  Sinne  ftatuiren,  bag  ber 
2Bertb  beffelben  in  ber  ööUig  treuen  2Biebergabe  ber  ©efc^idbte 
befte^e,  ift  eben  fo  läc^erlicb,  al^  wenn  man  einft  bie  2lufs 
gäbe  ber  ^unft  im  Slügemeincn  in  ber  getreuen  Jlad^a^muug 
ber  3Ratur  fudbte  unb  ju  flnben  glaubte.  2)ie  3flatur  in  ^anb^ 
lung  (©efcifeid^te)  ift  9latur  wie  bie  leblofe,  unb  beibe  93es 
ftreben  ftnb  ein^  fo  abfurb  unb  profaifci^  al^  bad  anbere. 


(1819—1820.) 

^ie  Slufgabe  ber  bramatifc^en  unb  e^Difc^en  $oefte  gegen^ 
über  ber  ®efc^i(^te  beftebt  ^auptfdcblicb  barin,  bag  fte  bie 
$lanm&gigfeit  unb  ©anjl^eit,  weld^e  bie  ®efd&i(bte  nur  in  großen 
^ortien  unb  3citräumen  erb  liefen  Idgt,  audj  in  bem  91aum 
ter  fleinen  gewählten  Gegebenheit  anfci^aulid^  mac^t. 


risse.) 

Xif  ^an^lnn^  nnttt^djnM  ftd^  baburdft  ))on  ber  Segel 
\)t\\,  baft  bei  (e|terer  ^attptf&d^tic^  auf  bie  folgen  einet  ^^s 
nebenen  l^age  ffiertl^  gelegt  toirb,  bei  ber  $anb(ung  aM>^ic 
auf  i\)xc  Ur  fachen,  ido  benn  freiließ  tvieber  bie  2age  fell^f) 
iii  bie  iHei^e  bet  Urfcui^en  tritt  unb  mit  einer  legten 
enblld)  abfcf^Iie^t. 

(1889.) 

3)lau  bat  öfter  über  bie  iBebeutung  beiS  SSortei  $ai 
\  u  n  g  in  poetifc^er  SBe^ie^ung  gefprod^en^  unb  kDobanI  ie 
vom  C^reignift  unterfdpeibe.    @ben  barin^  mobunb  fie  fiift 
vifcb  ober  ctMf4)  unterfcieiben.    ^anblung  ift  ein 
bcm  Sl  b  f  i  (b  t  )u  ©runbe  liegt    S)iefe  ^bft^t  fana  ober 
Hiebet  in  bem  6ubiecte  ber  3^&tig!eit  liegen,  ober 
f^it  von  auften  entgegengefeft  merben,  unb  |tt)ar 
U'eber  xhm\  einer  anbern  $erfon,  ober  Don  Umflixi^cn; 
,\ovm  X'on  ^bR^t  annehmen.    Se^tered  nennen  ivcr  SönCoi. 


9«v  S4i^UL 

1. 

asiT."* 

C*N<  i»l  m  ^^r  neneftm  3ett  fe  üiel  über  bo:*  Sit 


V 

*  r 


,>  ».VX;  k 


<i«.i.v*^  crefaac  uit^  ae»irteben  ircrben,  tos  ids,  3ii  »r: 

;>>  •*.::  ^netie  cvbuIbiaJetr  i-tre.    I^n^  fctüfint  äeh 
*:^:x*!t  rcn  ^ie*cr  i?ie{bet?r:ceTtei  Sidre  lotsateacn 

ra-5   :^:rTan^*rt   :^ie  llren   •:?«  (9tieitei  3»ii«iür    inar 
il'.^rte  5  -  -  it  ^      -i^^   "t  i?e'ldreai  Seme  ncamra  ^ 

vcr'r  :':<:no  -rietTi-.i^eiT.     ^er  v?:nß  inDC  3i  lern  "»ii^i  isr 


^e|itietifd)e  Stubtett.  193 

Hed^en  bIo|  il^re  Slatttrnotl^tDenbigteit,  einS^eitev  bie  ftrafenbe 
eltgerec^tigleit,  ein  S)titter  eine  feinbfelig  einmirfenbe  äJlad^t. 
nfete  ä^etwunberung  über  biefe  ^erf(ibiebenbeit  ber  3Jleu 
«ngen  nimmt  ah,  toznn  tt)ir  bie  SS^erfe  ber  alten  3)i(bter 
ib  indbefonbere  ber  ^ragifer  in  biefer  iBe^iel^ung  burd^geben 
ib  baS  €d^idfa(  in  eben  fo  loielen  ©eftalten  tüieber  flnben. 
^alb  erf(beint  fte  aU  auSgleidbenbe,  felbft  bie  ®ötter  feffeinbe 
iere(btig!eit,  wie  im  $rometl^eu^^  balb  aU  unbebingt  not^mens 
ige  ^orl^erbeftimmung^  lote  in  ber  ^^bel  Dom  Untergange 
es  SabbatoSftammeS,  balb  aU  r&d^enbe  SlemeFtS  über  ben 
tantaliben.  Einmal  in  Op))orttion  mit  ben  ©öttem,  ein 
mbermal  (n)ie  bei  bem  ©efcblecbte  be§  ^antaloS)  ^ufammem 
'aCienb  mit  bem  SGBiden  ber  Olympier,  ^a,  im  (SuripiteS 
reten  meiftentl^eitö  bie  @ötter  felbft  an  bie  6teUe  beS  Scbidf' 
als.  MeS  tiefes  mu^  unS  auf  ben  ©ebanten  bringen^  ba^ 
Dobl  bie  ©ried^en  felbft  mit  bem  SBorte  gatum  teinen  be« 
Hmmten,  genau  begrenzten  begriff  berbanben,  ba^  eS  ibnen 
rging,  tüte  unS  mit  ben  äBorten  S^\(i^t  ®^^^  unb  anbern, 
ie  toir  gebraud^en,  um  gemiffe  ßrfd&einungen  ju  bejeidtnen, 
ie  ba  ftnb,  obne  ba|  toir  fte  erfldren  fönnten,  äBorte,  bie 
jebermann  oerftebt,  »enn  fte  aud?  SRiemanb  begreift  Unb 
0  ift  eS  aud^.  ^ie  ©rted^en  nannten  Scbidtfal  bie  unbefannte 
^röfee  =x,  bie  ben  (Srfd^einungen  ber  moralifd&en  SBelt  gu 
5runbe  liegt,  beren  Urfacbe  unferm  Serftanbe  ijerborgen  bleibt, 
b  toir  gleidb  ibre  SBirfungen  gen)abr  njerben.  S)er  gan^e  93e$ 
iriff  toar  lebtglid?  ein  HuSflu^  beS  bem  menfcblicben  ®eifte 
ingeborenen  6trebenS^  bem  SBegrünbeten  einen  ®runb  auf§u$ 
inben,  beS  ©trebenS,  ein  (S^aufalitätSbanb  unter  ben  ^ifc^ei? 
lungen  ber  moralifdben  3Belt  l^ersuftcHen. 

tiefes  Streben  beS  menf(ilid^en  ©etfteS  liegt  in  feiner 
latur  unb  beftej^t  gegenm&rtig  no(b  eben  fo,  xok  unter  ben 
peiben.  (SS  foQte  jtoar  fdt^einen^  als  ob  baS  (E^riftent^um 
lierin  bie  Sage  ber  ^inge  ganj  geAnbert  ^ütte,  eS  f  d^eint 
iber  nur  fo.  ^aS  Sbriftent^um  bat  unS  einen  aUmÄdfetigen 
Sott  gegeben,  ber  in  feinen  ^änben  bie  ®rünbe  alles  SeinS 

©tttipotaet,  mxu.  XII.  13 


194  dritte  9l6t!)ei(ung. 

^&It,  ttnb  t)on  bent  alle  äSetänberungen  auiSgel^eit  ^a9  ift 
genug,  utn  ba§  a^nenbe  ©entütl^  ju  befriebtgen.  ^ber  aud), 
um  ben  grübeinben  ^erftanb,  bie  [d^melgenbe  $^antafte  §u 
bej&l^nien?  ^ie  ^rfa^rung  t)on  1800  ^^l^i^en  ^at  bad  ©egen«: 
t^eil  gezeigt.  2Bir  fennen  ®ott  al^  ben  legten  SRing  in  bet 
Mte  bet  ^inge,  ahex  bie  Wittelglieber  f etilen,  unb  gerabe 
eine  Slei^e  fud^t  ber  ^etftanb.  Statt,  toie  baS  ®emüt]^, 
Don  oben  anzufangen  unb  ba^  Srbifdpe  an  {ened  }u  (nüpfen, 
beginnt  bet  SBetftanb,  feinet  ^atut  nadb^  t)on  ^em,  mad  er 
fa^t,  t)on  bem  untetften  ©liebe  n&ntlid^,  unb  fuc^t  nun  ^u 
bem  obetften  auf  einet  leitet  ol^ne  Stufen  empotsufteigen. 
^at  et  ftd^  ^iet  eine  SBeile  »ergebend  abgemattet,  fo  bricht 
bie  ^^antafte,  bie  et  bidlj^et  s^^^te,  lod  unb  ))ethtüpft  bie 
l^iet  unb  bott  ftc^tbaten  S^inge  bet  in  ^un!el  gefüllten  Aette 
mit  il^tem  SBanbc,  unb  —  nihil  novi  in  mundo!  Saufcnb 
S)inge,  bie  mit  nid&t  begteifen,  taufenb  6(<>i(fungen,  beten 
audglei(j^enben  ©tunb  h)it  nid^t  einfel^en  unb  bie  und  emig  an 
bie  Iftftige  ^efcfetänft^eit  bet  menf^lid&en  Statut  »etteeifen, 
madben  und  itte;  bie  ©emo^nl^eit,  ßtfd^einungen,  bie  auf  eins 
anbet  folgen,  in  bem  SSer^dltni^  \)on  Utfadfee  unb  2Bit!ung 
ju  betradbten,  trögt  bad  ^\)x\Qe  bei.  S)a6  ba§  »itflid^  fo  ift, 
jeigt  bet  fo  allgemein  üerbteitete  ©laube  an:  ®lüdt,  3ufaü, 
S3otbebeutung;  unl^eilbtingenbe  2^age,  fflotte,  ^anblungen; 
bie  Slftrologie,  bie  (E^itomantie  u.  f.  tt).  3)et  ©laube  an 
einen  gütigen  unb  geredeten  ®ott  loitb  babutd^  ni^t  aufge- 
l^oben  —  auc^  beuote  $etfonen  l^&ngen  an  betlei  5lbetglauben  — 
fonbern  nur  für  5lugenblide  aud  bem  ©eficfete  getüdtt  S)ic 
^^antafie  ift  jiifrieben,  i^t  ©ebäube  bid  |u  einet  $ö^e  ge« 
fül^rt  ju  ^aben,  beten  (Sntfetnung  ein  flared  SBeitetf^auen  un« 
nicglid^  macbt,  unb  etgöfet  Tidfe  an  ben  »etfliefeenben  Umtiffen. 
60  ift  e^,  unb  fo  witb  eg  bleiben,  bid  eS  bad  ©emftt^  mit 
feinem  Slbnen  unb  ©lauben  bid  jut  ®eutli4feit  bet  SJet« 
ftanbe^begriffe  unb  $t>antaftebilbet  gebta^t  ^at,  bad  ^ei|t,  bi« 
and  Gnbe  bet  SBelt. 

5)ie)ed  üotaudgefcfeirft,  etl^eUt,  ba|  bie  Sbee  bed  64idfafö, 


tKefll^etifd^e  ^tubtett.  195 

obf(i6on  für  bie  $]^tlofo))l^ie  r)txtotx\ixäi ,  für  bte  ^oefte  t}on 
böcbjtpt  SBirfung  ift.  bliebt  t^corctif(i&  ßrmicfcneS,  fonbern 
prcdCtifcb  ^orbanbene^  brandet  biefe  fie^tere,  unb  mag  fönnte 
ibten  $^antartegebUben  ermünfii^ter  fein^  aU  ein  x>on  ber 
$(^antafte  felbft  gemalter  ^intergtunb,  ber  in  feiner  UnemteB^ 
(i^feit  ibr  diaum  jur  freieften  iBemegung  gibt  ^ie  ^rage 
über  $lnn)enbbar!eit  be^  S^^tum^  in  ber  ^oefte  fällt  bi^burcb 
jufammen  mit  ber  grage  über  bie  2lntt)enbbar!eit  ber  (Sefpenfter, 
ber  t)orbebeutenben  5lrftume  u.  f.  to,,  welche  (entere  fogar  bie 
9eifterf(i6«uen  gran§ofen  in  ibren  S^ragöbien  fo  mid^tige  9loflen 
fpielen  laffen. 

6olI  baber  bie  3bee  be^  ^^atum^  in  ber  neueren  ^ragöbie 
eben  fo  t)or](^errf(J^en,  mie  in  ber  antifen?  !Ri(bt^  tt)eniger  aU 
^aS.  S9ei  ber  religiöfen  ä^enbenj,  bie  ben  Sragöbien  ber 
Hlten,  üon  il^rem  Urfprunge  ^er,  anbing,  war  bag  gatum 
fo  gut,  atö  ba8  ©ötterfijftem,  notbwenbige  Sßorau^fetung;  bei 
ben  SReuern  »irb  fie  —  9Maf(bine,  eine  fcbtoer  ju  bebanbelnbe, 
oorftcbtig  $u  braudbenbe  ÜJlafci^ine,  unb  jwar  lebiglicb  für  bie 
3:ragöbie,  mit  ^iluSfcblu^  jeber  anbern  2)i(btung^art,  ber  (Spop5e 
jum  Seifpiel.  ^uS  bem  ©runbe  biefeS  UnterfcbiebeS  wirb 
}uglei(b  bie  "äxt  be§  ®ebraud;e^  folgen. 

^er  ®egriff  Scbidfal  ift  bei  un3  nidfet  eine  3rud&t  ber 
Ueberjeugung,  fonbern  ber  bunfcln  3lbnung.  3"  ^öc"  anbern 
S)i(btung^arten  fprid^t  feer  S)id^ter  felbft;  mag  er  fagt,  ift 
feine  SKeinung,  unb  baber  wäre  ein  auf  bie  3bcc  beiS 
gatumS  gegrünbeteS  neuereg  ßpog  ein  Unbing.  3"^  S)rama 
fpreien  bie  bö^^belnben  ^erfonen,  unb  \)m  liegt  eg  in  ber 
SWad)t  beg  S)i(bterg,  ibre  (5bara!tere  fo  ju  fteöen,  ben  Sturm 
ibrer  Seibenfcbaften  fo  ju  len!en,  bafe  bie  3bee  beg  6d)idffalg 
in  ibnen  entfteben  mu6.  2Bie  ba§  2öort  auggefprodfcen  ober 
bie  3bee  rege  gemacht  worben  ift,  f(blägt  ein  93li^  in  bie 
Seele  be8  3ufcberg.  SlHeg,  wag  er  biei^über  in  fd^mcrjUdben 
Stunben  auggegrübelt,  gebort,  geabnet  unb  getrftumt,  wirb 
rege,  bie  bunfeln  OTftd^te  erwacben  unb  er  fpielt  bie  SIragöbie 
mit.    Slber  nie  trete  ber  S)icbter  üor  unb  erfldre  ben  ©lauben 


1  m  dritte  ^bifieitung. 

{einet  ^crfonen  für  ben  feinigen,  ^affelbe  S)un!e(,  »elcj^ 
über  bQ<9  9ßefen  bei^  Sc^idfaleS  ^ercfcbt,  ^enfd^e  audf  in  fftner 
(StmA^nung  teffelben;  feine  $erfonen  mögen  i^ren  WanbeB 
baran  beutücb  audfprecben,  aber  intmec  bleibe  bm  3B^dbaver 
nnaudgcmad)t,  ob  er  bem  launicbten  SBed^fel  be§  2ieft«^  rtn 
einer  \)etbDrgenen  SBaltung  baiS  fdbauberbafte  ttnMC  fai^dr 
ben  foU^  er  felbet  abne  ba^S  Settere,  cS  merbe  4v  «dhcr  mäft 
Hat  i^emad)t;  bcnn  ein  au^Sgefprocibenet  Srrt^itK  jiäüt  paüL 

^uf  bicfe  nxt  bat  SRüllnet  bie  3bee  bed  Sftüfvoli  ger 
bri\u<bt»  auf  biefe  ^rt,  f(bmet<Jb(c  i(Jb  mir»  fte  atitacn^  pi 
baben»  unb  bie  äMitun^,  bie  biefelbe  audb  aar  ticx  fflMhwitgp 
$beii  b«^  ^ubUhtmiS  ^emad^t  ^  betr&fd^t  vronr  igRmnnm. 

Mt  biefec  (hYlJitun^  ireiben  mefletdt  ger«xir«^  ink  ürndg^m 
iBcttkibi^et  be4>  gotum^  a»  Saii^fta  fßfwäetct:  vm,  Die 
bcmKlboii  eipeii  ^rofcn  ^icaift  j;a  eaNa,}fm  jiUten  tnsmi  Jic 
H  in  ^^ibinbxnj  mit  bm  ^nuiH£|iai  Ur  te^ftxhn:  Steli: 
^icn  ^»  bm^n  ia4:«tai  «s^  Wir  Jjta^fit«,  insr  xas^,  mv& 
yüx  m^   t>cl)>c  «c»TdI«>dbie  ^Mttnuincn^  ascaneisx^    Shya  fie 

^av  yic  cm^\  ^Ü  ibr  IBit^cn  pi  iölaifrf  niraer  um  nicb: 
iii.iwi^n .  Hm  vcibrt  Zxü^b^ic  gcmai»!  ft  imiei  mcnr  fir 
r.T^tl  iir;  iCorh^öL  fiujir?**»  a1?  rin  (^^mt>£3l^tc^:  m:  HlniiDujöbit. 
><^ord^n  ^vtj^tt.  Staritrü  jxni>  $ht»n!  iB!:E!r.  ftniii.  u  Dar 
-mrj;  ;n  ihnr  ^mmütiiiicr  ©ato  Mbs.  ^li  mr  T.ar'  3^a 
TOr.TLi^lv  imtrLff:.  ^xt  ttrnn  rhima!  niöt:  luifrn.  ina  alii 
Ä'ip^ntüd^  rTr^i:<nt  tuycriid^en  Äwnr  ©cauir  mr  irpfrentiiü 
Knirin-.mm.  ünxTJd'lidv  ^anJjUinpcn  ma  iizttmunuirtn  finr 
^r:  Üfvortpur*  t^ci  troonihcr  .<?untt,  aüe^  3int>:r-.  um  tkjt;  c^ 
f.ud:  ^ö#  4•^^(^ftc.  iiirÜT  ^mar  nidi:  misacitbirTt:!.  a^r  ii:  — 
ÜT:  r.  •  ft :  r  (.  fTtcliniDr.  au^"  :^ic  .^anfiEl,  SkiiiriaBOi.  au  cn- 
.<)^th.^^c.l  lu«:  SfUcnitt  mi:  temem  Ztivcn  imt  IT.Tcau';.  icmn: 
ATciJ^vM.  miT  xv.iT^ßu  ^iTÜiümcn:  imt  ^teriarfibei.  aw  r.i.  S^rn. . 


^cil^cli[cl)e  StuDicii.  197 

2. 

(1818.) 

^er  )}orsü9Ud)fte  (^runb,  marum  bte  (fogenannte)  ^eib« 
dfdfee  Sbec  vom  gatum  bcr  ^^oefie,  namentlich  bcr  bramati^ 
jditn,  me\)x  sttfagt,  als  bie  ^orfteHung  t)on  äiorfe^ung^  fliegt 
\(i)on  aus  ber  Setrad^tung  beS  ^efenS  ber  $oe{te,  als  (Segens 
]ai  ber  SBiffenfcfeaft.  S)ie  Söiffenfcbaft  bringt  baS  Sefonberc 
unter  baS  Mgemeine,  fie  ergebt  bie  Söa^rne^mung  jum  93es 
griff.  S)ie  ^oefie  hingegen,  in  i^rer  gunction  ber  SBiffen? 
[(^aft  entgegengefe^t,  fud^t  baS  ^efonbere  auS  bem  ^(Ige« 
meinen  ^erauS,  inbem  [xe,  ifcrem  2öefen  nad^,  baS  Se^terc  an? 
fcfeaulidfe  gu  madfeen,  ju  ücrfinnlicben  fucbt.  Sie  SBiffenfdfeaft 
tat  es  mit  ^Begriffen  ju  t&un,  bie  ^oefie  mit  Silbern,  ^ier^ 
aus  flie&t^  »enn  beibe  i^re  ßr^eugniffe  nacb  bem  bem  Kens 
f<iben  einwol^nenben  ©ebürfniffe  aneinanber  reiben  unb  üers 
binben,  eine  njefentlidbe  SSerfcfeieben^^eit.  3)ie  Söiffenfcfeaft 
fudbt  ben  bentbar  legten  @runb  auf,  bie  ^oefte  ben  legten 
iinnlidb  erfennbaren,  bilblicfe  barfteübarcn.  2)ie  ^^lofopl^ie  ift 
jufrieben,  roenn  fic^  in  ben  ©liebern  ber  ^ette,  bur^  bie  fie 
bie  @rfd^einung  an  il^ren  legten  ©runb  hiüpft,  nur  fein  SBiber^ 
fprucb  ergibt,  bie  ^oefte  mu&  jebeS  ©lieb  tjorjeigen  fönnen, 
wenn  eS  für  fte  ba  fein  foU,  unb  fie  lä^t  fi^  lieber  einen 
loirflic^  t)erborgenen  als  einen  fc^einbaren,  obgleid^  in  ber  ^^at 
nic^t  oor^anbenen,  ^iberfprucb  gefallen. 


3. 

(1818.) 

3Jli(6  bünft,  wenn  bie  S^ee  beS  gatumS  in  einer  neuem 
Xragöbie  t)or!ömmt,  fo  muffe  fte  not^roenbig  in  einem  ge^ 
ttjiffen  2)unfel  ber^üßt  fein;  baS  2Bort  ^atum  als  baS 
©laubenSbefenntnij^  beS  Sii^terS  auSgefprocben,  flingt  aufS 
SÄinbefte  ^öd^ft  fonberbar  unb  ftöfet  jurüd,  ba  eS  gegen  bie 
einmal  angenommenen  Ueberjeugungen  ftreite,  quae  -^-"«nue 


198  2)ritte  ?lbt^cilunfl. 

prae  se  fert  ^ber  al^  bunfle  H^nung  e^lftirt  baS  %atum 
nod^  |e|t,  unb  mirb  e$  emtg,  fo  lange  ni(i^t  unfete  tl^eoretifcbe 
ßinftc^t  bis  ju  einem  ®rabe  praftifdfeer  Ueberjeugung  geftcigert 
i[t,  ber  t)ie[liei(i^t  au^et  ben  ©renken  ber  menfd^(id()en  3latwc 
liegt.  ^U  ^bnung  nun  ntu^  fte  auäi  fiä)  in  ber  3:ragöbte 
jeigen.  6§  muffen  galten  gegeben  fein  unb  bem  3uf(t^auet 
überlaffen  merben,  babei  fc^aubernb  ein  gatum  ju  benfen. 
S)em  ftebt  nicbt  entgegen,  ba^  bie  b^iibelnben  ^ßerfonen  felbft 
ein  gatum  glauben,  nur  mu^  nirgenbS  ganj  !lar  merben,  ba^ 
ber  ^id^ter  i^ren  ©lauben  oöQig  billigt,  ^arum  ift  tai 
gatum  (um  ja  auS^ufpreii^en,  mag  gar  nid^t  auSgefpro(iben 
werben  foUte)  in  neuern  3^iten  blo^  im  ^ama  }u  braudben, 
wo  bie  ©ertnnungen  ber  bramatifcben  $erfonen  bargelegt 
»erben,  im  @po8  wäre  feine  @in»ir!ung  Unjinn.  — 


4. 

Man  bat  in  neuerer  3^^^  —  ober  üielmebr  biefe  3cit  ift 
aucb  fd^on  »ergangen,  wie  in  2)eutfd&lanb  SlHeS  fcbnell  oer: 
gebt  —  man  b^t  alfo  in  einer  nur  furj  »ergangenen  3cit 
»iel  gegen  baS  6(^i(ffal  geeifert,  in  bem  Sinne,  wie  eS  »on 
ben  $oeten  gebraudbt  roorben  ift,  unb  gebraud&t  wirb.  SWan 
bat  betriefen,  ba^  biefe  3bee  »eöer  mit  ber  33ernunft,  nod) 
mit  bem  ©bnftentbum  übereinftimme ,  benn  felbft  oon  bem 
G^riftentbume  fpredjen  bie  Äritifer,  wenn  eg  ibnen  irgenbwo 
tbeoretifcb  ju  ^^a^  fommt.  3Jlan  bat  babei  nur  oergeffen,  bafe 
eg  bem  S)i(iter  nicbt  um  eine  pbilofopbifdfee,  fonbem  um  eine 
poetifcbe  3bee  ju  tbun  ift,  ber  Unterfdbieb  aber  ift  gro^.  2Ber 
ibii  ni(^t  fennt,  gebe  in  bie  6(bule  unb  lerne,  bann  fomme 
er  mieber,  um  ^oefie  ju  geniefeen  ober,  roill'S  ®ott,  ju  be« 
urtbeilen.  3)ie  ^bilofopbie  mifet  bie  S)inge  mit  bem  3Jla&5 
ftabe  ber  SSernunft,  jerfe^t  fie  in  ibre  Elemente  unb  »ereinigt 
biefe  tnieber  jum  S3egriffe,  mo  bann  ba§  3)ing  oerloren  ge^ 
gangen  ift,  aber  feine  @r!enntni6  gerronnen.  S^be  3bee 
ift,  pbilofopbifcb  genommen,    leer,  »enn  fie  fidb   nicbt  au? 


«eP^fi^e  etnbioL  199 

einen  begriff  bringen  l&H  ^i^  $oefte  bagegen,  bie  ftunft, 
nimmt  ben  ©egenftanb  ald  (Sanjed  an\,  b.  ^.  mit  ber  (hn- 
pfinbung.  3)ie  babei  ftcb  enttoidelnben  ^banten  loerben  feinet« 
iDegS  begriff Sm&^ig  abgefcbloffen,  fonbem  in  ein  abnungd- 
))oQeS  UnüberfebbareS  fortgeführt,  Dodfommen  gerechtfertigt^ 
tDenn  ein  unt)ertilgbared  ®efüb(  in  ber  ^enfcbenbruft  für  bie 
9ii(btig!eit  be^  SBege^  einftebt  unb  bie  aRöglicbteit  eined  Slb^ 
f Aluffed  t)erbürgt.  Stiebt  ^u  6nbe  gebacbte  @ebanlen  ftnb  bie 
Sogil  ber  ^oefte.  SBie  man  benn  überbaupt  ben  Serftanb 
eine  artihtlirte  @mpftnbung  unb  bie  6mpfinbung  einen  arti« 
fulirten  Serftanb  nennen  fönnte. 

SCber  »obigemerft!   @in  unoertilgbareS  Urgefübt  ber  ID^en^ 
f(bennatur  mu^  bie  9ii(btigfeit  ber  (Eonfe(iuen)en  einfeben. 


5. 

(18S3.) 

SRon  bot  in  neuerer,  nt(bt  neuefter  3^t  oiel  geftritten 
über  beit  @ebraudb  beS  6(bi(!falS  in  ber  ^oefte,  t)ornebmlt(b 
in  ber  bramatif(ben,  unb  ba^  (Ergebnis  beS  Streitet  roax  ein 
vemeinenbe^.  ^er  ibr  merbet  bo(b  an  ein  6(bi(tfal  über^ 
baupt  glauben?  ^ie  ^bilofopbi^  an  ber  ipanb  ber  ^latur^ 
u>fffenf(baft  toei^t  eud^  unabn)eiSU(be  ®efe^e  beS  ©efcbebenben 
nadb  unb  loenn  erftere  aud),  to'it  billig,  ber  grei^ett  einen 
$(a|  Dorbebftit,  fo  gibt  fte  bocb  ju,  ba^,  mo  bie  freien  ^anb- 
Imigen  mit  ber  ^tbioenbigfeit  ber  92atur  nicbt  übereinfttmmen, 
fte,  bie  greibeit  jerfcbeQt  »irb  unb  ibr  ^erbienft  ftcb  auf  ben 
(Siitf(b(u^  unb  auf  ben  iBerfu(b  ber  Slu^fübrung  befibrftnft. 
3)er  2auf  ber  SBelt  ift  bad  6(bi(!fal  bed  einzelnen,  ja  bie 
Jrtibeit  bed  6inen  ift  baS  @(bi(!fal  be§  Slnbern. 

3)te  9teligion  Ift^t  SlHeS  t7on  einem  b^^bft  tt)eifen  unb 
gttigen  6(bbpfer  aufd  iBefte  eingeri(btet  fein,  mo  benn  aber, 
m^  in  feinem  Urfprunge  SSorfcbung  ift,  in  feiner  2Birfung 
»ieber  }um  6cbi(!fa(  »irb;  bad  ^b^ftentbum  nennt  berlei 
iRKir  6(bi(hing,  bie  bloge  (Snbftibe  ünbert  aber  ni(bt^,  man 


200  dritte  «bt^eilung. 

tnü^te  benn  eine  fo  fpegielle  Sorfel^ung  annehmen,  bte  immer 
fort  an  bem  (Einzelnen  jurecbtfteäte  unb  rüttelte,  roa^  bann 
Siemlici^  t)ernunftn)ibrtg  Ȋre,  ja  burcib  bie  Sd^idung  felbft 
miberlegt  »irb,  bie  ft^  mand^maC  ai^  ^d${t  unbiQig  unb  uns 
geredet  barfteOt.  3Jlan  ^ilft  fxdf  smar  bei  berlei  infommen- 
furablen  Sd^idtungeu  bamit,  bag  man  fie  ald  Prüfungen  ober 
^efferung^s^nl&ffe  be^eidbnet  unb  bafür  ^nmeifungen  auf  ein 
anbereS  fieben  audfteüt,  mo  benn  aber  auc^,  menf^lid^  ge^ 
nommen,  nid^td  erilärt  ift. 


(1844.) 

S)aS  ift  ber  innere  Sufammenl^ang  beiS  S)rama^  baft  febe 
€cene  ein  SSebfirfni^  erregen  unb  jebe  eined  befriebigen  mu^. 


(1836.) 

Xa^  ^ublifum  forbert  unnac^fld^tUc^  @ineg,  n)oburd&  ed 
thtn  ju  einer  fo  bortrefflicfcen  GontroHe  für  ben  bramatif(feen 
S)i4ter  wirb,  unb  biefc3  ©ine  ift  Seben. 


(1884.) 

grogt  mid^  aber  nun  S^manb,  ob  ein  S)rama  eine  Sbee 
jur  ©runblagc  traben  !önne  unb  foüe?  fo  antworte  icfc:  warum 
nid&t?  borauggefegt,  bafe  fid^  ber  SBcrfaffcr  einer  großen  ht- 
lebenben  Äraft  bemufet  ift,  wie  ß^alberon  aßenfalU.  S)ie 
übrigen  großen  2)id)tei:  6aben  e^  aber  nur  feiten  praftictrt  unb 
fmb  in  il^ren  ^erborbringungcn  ju  Söerfe  gegangen  »ie  i^rc 
große  DWeifterin,  bie  S'latur:  Sbeen  anregenb,  aber  t)om  leben« 
bigcn  gactum  auSgc^enb.    3^  Einfang  »ar  bie  Z\)at 


(1821.) 

5)ie  (Sonfeauenj  ber  Seibenfcfeaften  ift  ba^  ^ödfcfte,  »a« 
gem5(;nli((e  S)ramatifer  3u  f(^i(bern  unb  gen70^nli(^e  ^unft« 


M^etif^e  Stubieii.  201 

xxdittt  )u  loürbigen  miffen,  aber  erft  bie  aud  ber  9latur  ^e- 
griff enen  Snconfequenjen  bringen  Seben  in  bad  99i(b  unb 
jtnb  ba3$ö(ibfte  ber  bramatifcben  Äunft;  nur  fafet  biefe  SRie^ 
manb  auf,  ald  etma  no6)  ba^  unbemu|te  ®efü^(  ber  äJlenge, 
unb  ber  Äritifer  bö4Pen8  an  abgefd^iebenen  Ätaffitern  auf 
llutorit&t. 


(1816.) 

6S  ift  eine  gro^e  Srage:  ob  ba^  ^vl  fd^arfe  ^nbiblbuali« 
jtcen  ber  (Sbaraltere^  n)ie  mir  e$  bei  ©bat^fp^ate  finben,  bem 
bromatif^en  (Sffect  nicbt  fcbäblicb  ift.  3)er  2Jlenf4  üerfd&winbet 
in  eben  beut  SBer^&Uniffe,  in  mi6)txa  baiS  Snbioibuum  b^t» 
t3ortritt. 

(1819—1820.) 

^ie  ^unft  bed  6(baufpieler§  bat  brei  Stufen:  eine  SRoQe 
^erfteben,  eine  S^oQe  f üblen,  unb  baS  ^efen  einer  SRoüe 
anfcbauen. 

(1853.) 

SDlan  eifert  je^t  gegen  bie  3)et(amation  int  berfiftcirten 
%rauerfpiele.  Tlan  fann  aOerbing^  bie  @mp^afe  }u  meit 
treiben^  barf  aber  audb  nie  bergeffen,  ba^  ber  iBerd  bie  SRitte 
S»if(!ben  ber  9F{ebe  unb  bem  ©efange  ift 


(1821.) 

@in  groger  £b^i(  ber  ^efcbränftbeit  ber  fran^aftfcben  S^ra-- 
g5bie  entfpringt  getoig  auS  ber  borberrfdbenben  Steigung  ber 
3u(örer,  überaU  ein  SdcberlidbeS  5U  finben.  ^Qed  baber,  toa^ 
einen  Soppelftnn  beranlaffen,  maS  in^  Aontif(^e  ge§ogen  »er- 
ben  fi^nnte,  mug  t^on  bem  Siebter  bermieben  »erben.  S)a^ 
burd?  toirb  feine  Aufgabe  grö|tent^ei(^  negatib,   unb  biefe 


202  ^tittc  «btldeiluiifl. 

negatii^e  ^äiU  mu^  fxä)  not^menbigertoeife  au(^  auf  fein  äBerf 
auSbel^nen.  S)a^«r  Denneiben  fit  auc^  fo  x>\el  atö  tnögli^ 
aUe  Äußere  ^anblung,  iDeil  ba  ein  ein§iger  Mlgviff  eined 
Sd^aufpielerS  bie  ganje  SBirlung  beS  Stüdted  bei  bem  Ia4$ 
luftigen  $ublihtm  aufgeben  !5nnte.  @o  lange  ben  granjofen 
biefe  ^^aratterfeite  bleibt,  ift  il^re  2rag5bie  für  fte  bie  nt5gs 
lic^ft  befte,  unb  fxt  foUten  ftd^  l^üten^  burd^  ^ermengung  mit 
ber  au^l&nbifd^en  ftd^  unb  i^re  ^ic^ter  irre  in  madigen. 


-OO^Ö^CXV- 


i 


für  '^uflR. 


(1887.) 

Ser  übelfte  Sienft^  ben  man  in  S)eutf(blanb  ben  ^nften 
ermeifen  lonnte,  roax  luo^l  ber,  fte  fdmmtlicb  unter  bem  9las 
mcn  ,,bcr  ^nft"  gufammenjufaffen.  @o  J)iel  93crütningSpun!tc 
fte  unter  ftcb  aUerbingS  mo^I  b^ben,  fo  unenblid?  t)erf(bieben 
jtnb  fte  in  ben  3RitteIn,  ja  in  ben  ©runbbebingungen  ibrer 
Ausübung,  ^m  fcblimmften  ift  bierbei  bie  SRuftf  meggefommen. 
3)en  SSerfertiger  eineS  3:onmerf§  „3;on*®icbtev"  ju  beiden,  ift 
nid^t  um  ein  $aar  ^vernünftiger,  al^  menn  i(b  einen  Siebter 
„SBBörtersailufifant"  nennen  »oUte. 

S^enn  man  ben  ©runbunterfcbieb  ber  2Jlufl!  unb  ber 
^i(!bt!unft  f(blagenb  cbarafterifiren  moQte,  fo  mügte  man  barauf 
aufmerffam  ma(ben^  mie  bie  ^irfung  ber  SDtuftl  t)om  Sinnen^ 
rei),  t)om  92er))enfpiel  beginnt  unb,  na(bbem  baS  (Sefübl  an< 
geregt  »orben,  bbcbften^  in  legter  3uftan§  an  bad  ©eiftige 
gelangt,  inbe^  bie  ^icbtfunft  ^uerft  ben  Segriff  ermedt,  nur 
bur(b  ibn  auf  baS  ©efübl  n>tr!t  unb  aB  äu^erfte  Stufe  ber 
SoQenbung  ober  ber  @miebrigung  erft  ba^  6innli(be  ^b^it 
nebmen  lä^t;  ber  SBeg  beiber  ift  baber  gerabe  ber  umgetebrte« 
^ie  eine  Sergeiftigung  be^  Aörperlicben,  bie  anbere  SBerförpe- 
rung  bed  ©eiftigen.  3{uS  biefem  tbeoretifcben  Unterfcbiebe 
ergibt  fi4  nun  aber  ein  mi(btiger  prattifd^er^  in  Se^ug  auf 
ben  ©ebraucb  be§  $a^li(ben  ndmUcb.    S)ie  $oefte  barf  baS 


204  dritte  ^Ibtfieilung. 

^ägtidbe  (Unfcböne)  fc^on  einigermaßen  freigebig  anwenben« 
^enn  ba  bie  ^irfung  ber  ^oefte  nur  burc^  bad  SRebium  ber 
unmittelbar  üon  ibr  ermcdten  ^Begriffe  an  ba^  ®efubl  gelangt, 
fo  mirb  bie  SBorftedung  ber  d^edmägigfeit  ben  ^inbruct  beiS 
^äßlidbcn  (Unfcbönen)  üon  öomberein  in  fo  »eit  milbem,  bafe 
e§  aU  S^leiämittel  unb  Oegenfa^  fogar  bie  böcbfte  Söirhing 
bertjorbringen  !ann.  S)er  (Sinbrudt  ber  SMuftf  aber  »irb  un^ 
mittelbar  üom  Sinn  empfangen  unb  genoffen,  bie  93illigung 
bc§  Sßerftanbeg  !ommt  ju  fpät,  um  bie  Störungen  beg  SWi6$ 
fälligen  mieber  au^jugleid^en.  ^aber  barf  Sbafefpeare  bis 
}um  ©r&ßlicben  geben,  äJlojartS  ©renje  mar  baS  Sd^öne. 


(1822.) 

5)er  oft  gebraud^te  Sag:  S)ie  SKufif  ift  eine  ^oefic  in 
X5nen,  ift  eben  fo  menig  mabr,  als  eS  ber  entgegengefe^te  fein 
würbe:  3)ie  ^oepe  ift  eine  3Jluri!  in  SBorten.  S)er  Unter» 
f(bieb  biefer  beiben  fünfte  liegt  nidbt  bloß  in  ibren  SBitteln; 
er  liegt  in  ben  erften  ©rünben  ibreS  3Befen§. 


(1822.) 

S)rei  §auptunterf(biebc  im  2öefcn  ber  OJluft!  unb  fpoefic 
müjfen  notbtüenbig  aucb  eine  große  58erf(biebenbeit  in  ben  ©e« 
fejen  ibrer  beiberjeitigen  $ert>orbringungen  tjeranlaffen.  3)iefe 
finb : 

(ErftenS,  baß  eine  Sßerbinbung  üon  2^önen  gefallen,  ja 
fogar  auf  bal  ©emütb  mirfen  !ann,  obne  baß  man  fidb  ctwag 
baburd)  2luggebrüdteg  fcabei  beftimmt  ju  benfen  braucbt,  »aS 
bei  SBorten  nicbt  ber  gaü  ift,  bie  immer  nur  burdb  ibren 
Sinn  wirfen. 

3n3eiteng,  baß  bie  Söorte  gun&d^ft  auf  ben  SSerftanb  unb 
böcijfteng  burcb  ibn  auf  bie  Sinne,  bie  2^öne  aber  junädjft 
auf  bie  Sinne  unb  nur  burcb  fte  unb  ^'6ö^\t  entfernt  auf  ben 
35erftanb  irirten. 


?leWftif(fte  ^tubien.  205 

2)rttten$,  ba^  Zbne  nur  docbft  allgemein  unb  t)ag  be^eic^« 
nen,  unb  ^mar  faft  allein  ©efilble,  nie  Sachen;  inbeg  ba^ 
SBort  mit  ber  ©d^&rfe  beg  begriffe«  bejeic^net.  3<^  möcbte 
ein  ©egenftüd  5U  SefftngS  Saofoon:  über  bie  ©renken  ber 
SRujt!  unb  $oefte  fct^reiben. 


(1819.) 

(Sin  ©egenftüd  ju  fd^rciben  ju  SeffingS  Saofoon:  iRoffmi, 
ober  über  bie  ©renjen  ber  SDlufif  unb  ^oepe. 

ßg  mü^te  barin  gejetgt  »erben,  tt)ie  unfmnig  e^  fei,  bie 
SWufif  bei  ber  Oper  jur  bloßen  6!(at)in  ber  ^oefie  ju  madfeen 
unb  lu  t}erlangen,  ba^  erftere,  mit  SSerleugnung  i^rer  eigen:: 
t^ümliciten  SBirffamleit,  ficfc  barauf  befdferänfe,  ber  $oejie  un« 
t)oQ!ommen  nadbSuIc^'Q^n  ^^t  ^^^^^  S^önen,  tva^  bie[e  beutlid^ 
finric&t  mit  i&ren  ^Begriffen, 

Q^  mü|te  aufmerffam  barauf  gemad^t  iDerben,  um  mie 
i)iel  unb  worin  ber  Äreig  ber  Wlufxl  meiter  ift  unb  worin 
enger;  wie  t}erfd^ieben  bie  Hrt  i^rer  äBirfung  ift,  bei  ber 
aRufi!  juerft  aU  6inn$  unb  SRertoenreis,  nur  mittelbar  ben 
SSerftanb  berül^renb;  bei  ber  $oefie  erft  burd?  bas  2Jlebium 
be^  ^erftanbed  auf  bag  ©emüt^  wirlenb.  SBie  bie  aJlnftf 
aU  dm  für  ftc^  befte^enbe  ^unft  i^re  eigenen,  an  ^Regeln 
gebunbenen  unb  in  il^rer  eigenen  ^efen^eit  gegrünbeten  ^e- 
bingungen  l^abe,  bie  fxc  9liemanben,  auc^  ber  ^oepe  ju  ^iebe 
nic^t,  aufgeben  fann  unb  barf;  ba^  fte,  wenn  fxe  ein  S^ema 
aufgefaßt  l^at,  ed  organifd^  au^bilben  unb  ju  6nbe  führen  mu^, 
bie  ^oefie  mag  aucb  bagegen  einwenben,  wad  fte  wiQ.  (^ier 
barauf  (ingebeutet,  wie  felbft  bie  größten,  jja  bar  unter  bie 
benfenbften  ä^onfe^er  in  il^iren  Opern  baS  vielmalige  SBieber» 
(olen  einzelner  ^orte  unb  Sä^e,  ja  oft  ganjer  Stellen,  ^um 
großen  6!anbal  ber  Siebter,  nid^t  aufgeben  wollen.)  ^211^ 
®runbfa(  gelte:  ^eine  Oper  folle  oom  ©eFtd^t^punfte  ber 
$oefte  betrad^tet  werben  —  t^on  biefem  au^  ift  jebe  brama^ 
tifd^^wurilalifcfee  (Eompofition  Unfmn  —  fonbern  »om  ^e-- 


206  ^titte  9(6t^ei(ung. 

ft(!^töpun!te  ber  äRuftf:  atö  ein  tnuftfaUfd^ed  Sitb  mit  barunter 
gefc^tiebenem,  er!(&renbem  Gleite.  iBanet^äRufil  to&xt  eigent« 
Ixd)  ber  S^tiumpl^  ber  Sonfunft,  n)enn  fte  einmal  aud  ftcb 
^erauSgel^t^  t)orau^gefe(t,  ba^  iDir  nämlid^  eigentß^e  SSaQete 
Ratten  unb  nid^t  ©auflerfprünge. 


(1820—1821.) 

@^  mirb  feinem  Operncom)}oftteur  leidster  fein,  genau  auf 
bie  äBorte  be§  Seiten  }u  fe|en,  aU  bem,  ber  feine  Tlnfxt 
meö^am^d)  jufammenfegt;  ba  l^ingegen  ber,  beffen  SRuftf  ein 
organifd^eg  fieben,  eine  in  ftd^  felbft  gegrünbete  innere  92ot6< 
n}enbig!eit  \)at,  (eic^t  mit  ben  SBorten  in  (SioQifton  tdmmt. 
3ebe^  eigentlich  melobifd^e  5l^ema  |iat  n&mlid^  fein  innere^ 
@efe^  ber  iBilbung  unb  Sntmidlung,  bad  bem  eigentlid^  mufttas 
lif(^en  ©enie  l^eilig  unb  unantaftbar  ift,  unb  ba§  er  ben  äBorten 
ju  (Gefallen  nid^t  aufgeben  !ann.  2)er  muftlalifd(;e  ^rofaift  !ann 
überall  anfangen  unb  überall  aufhören,  n}eil  Stüdfe  unb 
S^feeile  M  leidet  üerfcfeen  unb  anberg  orbnen  laffen;  »er 
aber  Sitin  für  ein  ©an^eS  bat,  !ann  eg  nur  entweber  ganj 
geben,  ober  ganj  bleiben  laffen.  S)a3  foH  nicfet  ber  SBernadj« 
läffigung  be§  2!eyteg  bag  2Bort  reben,  fonbern  fie  nur  in 
einzelnen  gällen  entfcfculbigen,  ja  redfetfertigen.  S)aber  ift 
JRofrmi'S  ünbifd^eS  ©etdnbel  bo*  me^r  wertl^  aU  SWofelg 
profaifd^e  SSerftanbeiSnadbäffung,  meldbe  bag  2Befen  ber  SWufif 
jerrei^t;  um  ben  l^ol^len  SBorten  be§  3)id&ter§  nadbjuftottern; 
bal)er  !ann  man  SJlosarten  l^äufig  SBerftöfee  gegen  ben  Seyt 
üormerfen,  ©luden  nie;  balfjer  ift  ba§  fo  geprief enc  (Sbarafte^ 
riftif(^e  ber  äRufi!  l&äujtg  ein  fe^r  ncgatineS  SBerbienft,  bag 
fidt  meifteng  barauf  befd&ränft,  ba&  bie  greube  burdfr  SRid^ts 
Straurigfeit,  ber  ©cbmerj  burd^  9f^icbt-2uftig!eit,  bie  SRilbe  burcb 
SRidfets^ärte  unb  ber  3orn  burcfe  9^idfetsaRiIbe,  bie  fiiebe  burcfe 
glöten  unb  bie  Sßerjweiflung  bur(^  Srompeten  unb  Raufen 
mit  obligaten  ßontrabüffen  au^gebrüdt  mirb.  S)er  ©ituation 
mu^  ber  S^onfe^er  treu  bleiben,  ben  2Borten  nic^t  —  »enn 


m^^Wt  Stubien.  207 

er  befferc  in  feiner  SMufif  finbct,  fo  ntag  er  immer  toie  bc8 
£ejcted  übergeben,  ^ie^  füH  tvieber  auf  ben  fd^on  öfter  he-- 
merften  Unterfcbieb  jtoifdfeen  Singfpiel  unb  Oper.  3"^  erftern 
(iDoju  faft  aQe  Opern  be§  tual^rl^aft  großen  ©ludt  gehören) 
bient  bie  SRuftf  bem  3:e;t,  in  ber  jmeiten  ift  ber  ä^eit  bie 
Unterfc^rift  bed  muftlalifd^en  iBilbed. 


(1820—1821.) 

SEBdre  bie  SMufif  in  ber  Oper  nur  ba,  um  S)a3  nocfe  eins 

mal   auSjubrüden,   toa^  ber  Siebter  fc^on   au^gebrüdt  l^at, 

bann  tagt  mir  bie  Söne  meg,  xä)  n)iU  bie  2Borte  be^  ^id^ter^ 

allein  lefen,  benn  bie  aJluftfbegleitung  mftre  in  biefem  gaüe 

benn  bod)  nur  ein  ^unftftüd,  ein  ®aufler))erfud^,  mit  anbem, 

fcbeinbar  unjureidbenben  ^arfteQung^mitteln  ^a^  §u  erreidben, 

maiS  ber  ^nbre  leicbter,  oerft&nblidber  unb  genügenber  fd^on 

erretd^t  bat    Ober  foQ  baburd^  ber  @inbrud!  beiS  ©ebidbted 

Tjerftdrft  twerben?  "5)08  mag  bei  ©ebid^ten  gelten,  bie  feine 

pnb,  tt)ie  §.  93.  bei  italieniftben  Dpemtejten;  aber  bann  ent« 

baltet  eudb  bon  eigentlid^en  ^icbterioerfen  unb  b^rt  auf,  ju 

üagen,  ba^  nur  fd^led^te  ^id^ter  eudb  3^e;tbücber  mad^en  n)oaen. 

Slber  ^ad  aQeS  iff^  nidbt.    ©dmmtlicbe  fünfte,  toenn  gleidb 

aus  gemeinfdbaftUdber  ffiurjel  entfproffen,  fmb  ftreng  getbeilt 

in  i^ren  ©ipfeln.    2Bo  bie  ^oefie  aufhört,  fängt  bie  «Wufif 

an.    3Bo  ber  S)icbter  feine  Söorte  mebr  finbet,  ba  foH  ber 

9Ruft!er  mit  feinen  S^önen  eintreten.    2Ber  beine  Äraft  fennt, 

SDletobiel    bie   bu,   obne   ber  ^orterflärung   eines  99egriffS 

|u  bebfirfen,  unmittelbar  auS  bem  gimmel,  burd^  bie  SBruft 

»ieber  jum  i^immel  jurudfsiebft,  wer  beine  Äraft  fennt,  wirb 

bie  9Ru{tt  nicbt  Jur  9lacbtreterin  ber  ^oefte  mad^en:   er  mag 

ber  le|tern  ben  ä^orrang  geben  —  unb  id^  glaube,  fte  ber« 

bient  ibn  aud^,   n}ie  ibn  baS  äJlanneSalter  berbient  t)or  ber 

Ainbl^eit  —  aber  er  toirb  audb  ber  erftern  ibr  eigene^,  uns 

abf^ftngigeiS  9leid^   jugeftel^n   unb   beibe   n}ie  ©efcbififter  be« 


j^^> 


208  dritte  9l6tMlung. 

tracj^ten  unb  nidbt  tote  $errn  unb  ^ned^t,  ober  aud^  nur  wie 
iBormunb  unb  SRünbel. 


(1881.) 

^ie  von  einer  Oper  eine  rein  bramatifd^e  SBirtung  forbern, 
ftnb  gen)5^nli(b  3ene^  bie  bagegen  aud)  t)on  einem  bramatifc^en 
©ebicbte  eine  muftfalifie  2Bir!ung  begehren  (b.  i.  3Birfung  mit 
blinber  ©emalt). 

(1820—1821.) 

SBenn  man  über  ben  Unterfcbieb  ber  franjöftfd&en  unb 
italienifc^en  Opernmuftt  urtl^eilen  miQ  unb  über  baiS  Q^ffotah 
teriftifci^e  unb  ^lid^td^arafteriftifdbe,  ba^  in  i^nen  (errfcbt,  fo 
mug  man  ftd^  \>ox  ^Qcm  auf  ben  @tanb)}un!t  fe^en,  t)on 
bem  au^  beibe  Dilationen  baS  ^er^&ltni^  be§  Zt^cM  |iur  äRufif 
betrachten,  ^em  e^ranjofen  foH  bie  ^ufxt  bie  SBirfung  ber 
^orte  t)erftär!en,  me^l^alb  er  audb  auf  feine  Opernbüd^er  x>\tl 
gleife  üeriüenbet  unb  ber  9Bertl&  ober  Unwert^  beg  ©ebidfcte^ 
me^r  al§  jur  ^älfte  fein  Urtt^eil  über  bie  Oper  beftimmt; 
bem  3taliener  gelten  bie  SBorte  !aum  mel^r,  al^  eine  Uebers 
fdferift  über  ba0  Slongemälbe  be§  Gomponiften,  wefej^alb  aud) 
i^re  93ü(i&er  fcblec^t  unb  blo^  barauf  berechnet  ftnb,  bem  Zorn 
fefeer  ©elegenl^eit  ju  effeftooüen  ajlurifftüden  ju  geben. 


(1857.) 

6§  Reifet,  man  will  bie  3nftrumentalmu|l!  in  ben  ilird^en 
tierbieten.  S)amit  ift  erftenS  ba3  2:obe«urt^eil  über  bie  2Rufi! 
aulgefpro(iben,  bie  einzige  geiftige  ^eftrebimg,  in  ber  Oeftreici 
noc^  bi§  oor  Äurjem  in  ber  2BeIt  einen  Solang  eingenommen 
^at.  S)ie  auSübenben  SKufifer  »erben  i^ren  Unterhalt  t>tv 
liercn;  bie  S)orffc6uImeifter  »erben  fxdf  nic^t  me^r  mit  ben 
[Hegeln  be^  6a|e^  unb  ber  ^Begleitung  befd^äftigen,  ber  ta-- 
t^olifc^e  6üben   mirb  muftfalifc^    mit  bem   ptoteftantifc^en 


^efil^etif(^e  @tul)ien.  209 

9florben  in  Sine  SReil&e  treten.  3^/  ^^^^  ^cr  $abft  ift  gegen 
bie  Snftrumentalmufi!  in  ben  Äir(iben!  S)er  $abft,  beffen  21ns 
fe^cn  in  ©lauben^fad^en  aflerbingS  entfdfeeibenb  ift,  fennt  bic 
beutf^c  Äirij^enmufi!  nic^t,  er  fennt  nur  bie  italienifcbe,  bie 
Opernarien  unb  SDlilitärmärfdbe  tüäl^renb  ber  b^iligen  ganbs 
lung  fpie(t  unb  baburd^  aüerbing^  re)}oltant  ivirb.  ^n  ^eutfd^s 
lanb  b^t  man  einen  Äirdfeenftil,  ber  in  feiner  gröfeern  ober 
minbern  6trenge  bem  O^r  ber  grofeen  3Jlaf[e  nicfet  fe^r 
{(!&mei(be(t,  unb  menn  in  ben  ^auptftäbten  mobl  ein  %\)t\i 
ber  fogenannten  aRufif fenner  bicüeid^t  nur  ber  2Jlufif  megen 
in  ben  ©otte^bienft  ge^t,  fo  füfelt  bagegen  in  ben  f (einem 
Orten  ber  filierte  ©inmobner  ftdb  burcfc  bie  2Jlufif  nid^t  jer^ 
fireut,  bielmebr  gefammelt,  erhoben  unb  in  feiner  Slnbacfet 
unterftüfet.  S^r  njoClt  bie  ajlufif  toegne^men?  SBarum  nicfet 
auä)  bie  SBilber?  SBarum  nicbt  bie  ^ra^t  in  ber  5(u§- 
f(^müdung  ber  Äird^en,  ber  ©ewänber  unb  Slufjüge?  Söarum 
nicbt  fo  mand^e  fromme  (Eeremonie,  benen  üon  ben  Slnberö* 
gl&ubigen  etmag  S)ramatifdbe§,  ja  S^eatralifdbeg  üorgetoorfen 
toirb?  @ntf leibet  ben  Äatbo(ici8mu§  nid^t  feiner  flunftgewdn* 
ber,  ber  $roteftantiSmud  ift  nadtt. 


(1822.) 

SD'lerfwürbig  ift  bie  gro^e  SSorliebe  SRapoIeong  für  bi« 
HHurtf.  ©rofee  Ordfeeftermufif  aber  mißfiel  ibm.  3Rebft  ber 
militfirif dben ,  bie  ibm  mabrfcfeeinlicfe  bie  fie  begleitenben  ©r^ 
inncrungen  lieb  matten,  sog  er  fanfte  Tlufxt,  itolienifd&en 
©efang  aflem  Slnbem  bor.  S)ann  fcfeien  er  ficb  ganj  bem 
®enu6  ju  überlaffen;  aber  biefe  äRufif  mu^te  immer  gleicb« 
fam  »on  öiner  3arbe  fein;  fein  Snfttument  burfte  borberrfcfcen 
unb  fein  gorte  borfommen.  „ÜJleine  Ferren,  iä)  roiU  nur 
einen  Sonbaudfe/'  fagte  er  oft.  6in  fanfter  Son  batte  über« 
baupt  einen  großen  JReij  für  ibn,  unb  eine  $erfon,  beren 
Stimme  feinem  Obr  fcbmeicbelte,  mifefiel  ibm  feiten,  2Benn 
aber  ein  9lame  übel  lautete,  fo  fauete  er  ibn  gleidbfam  5n}is 

^tiiipüiitt,  mtttt,  xiL  14 


210  dritte  Slbt^eilung. 

fc^en   ben  3&^nen   unb    fprad^   i^n    niemaliS   gehörig  aud« 
(SMcmoiren  SofcpHneng.) 

Ueberl^aupt  mögen  mol^I  alle  bebeutenben  äJlenfdben  bie 
fanfte  unb  fomit  bie  italienifdbe  Ttufit  jeber  anbern  loorgesogen 
^aben.  fieute,  bie  ^u  benfen  im  Stanbe  Tttib,  mdgen  bafQr  aber 
über  nid^td  benfen,  aU  mo  etkoa^  beiS  ^en!end  ^JBert^e^  babei 
berauSfommt.  Sie  fud^en  bie  Wlnfit  al§  ein  Sef&nftigungS^ 
mittel;  2:(^oren  lieben  ^ufammengefelte  3Ruft!  §ur  (Erregung. 


(1812.) 


^enfcben  t)on  latent  ftnb  meniger  ÜRujtfer,  aU  t)\tlmt\fx 
mufifalifie  Snftrumente;  ofene  frembe  ^ülfe  bringen  fic  feinen 
Zon  \)ttt)ox,  aber  bei  frember,  auä)  ber  leifeften  Serüf^rung 
entmidfelt  fx6)  aus  i^nen  ^errlid^e  SRelobie. 


(1822.) 


6inb  bie  SDloütonarten  nicfet  bie  SBeiber  ber  SMufif? 
bie  fidb  üon  i^rem  Später  (ber  S)urtonart,  üon  ber  fie  enU 
ftanben)  trennen  unb  bie  SSorjeicfenung  i^^reg  ©atten  (ber 
S)urtonart  i^rer  ndd^ften  SBermanbtfc^aft)  annehmen! 


(1826.) 


3ft  biefe  mo^ltemperirte  Stimmung  ber  neuern  aJlufif 
ni(Jbt  tt)ie  ein  moi^ltemperirter  Staat?  S)ie  armen  einzelnen 
2:cräen  unb  Quinten  muffen  fo  üiel  ab*  unb  jugeben,  bamit 
nur  bag  ©anje  einen  irgenb  erträglid^en  3ufammenf(ang  ers 
WIt!  2öa§  »erben  bie  intereffanten  Äinber  aütäglidb,  wenn 
Tie,  aU  ßrttjadbfene,  unter  bem  Stimm^ammer  ber  gefeCiigen 
58erl)aitniffe  burcifegegangen  fmb!  tlrme  jroeite  Stufe  mit 
beinen  tjerftümmelten  (S^Iiebma^en;  no(i^  ärmere  ftebente,  über 


^eß^etifc^e  Stubieiu  211 

beinc  ger&bcrte  Ouint!  3ft  bcnn  nur  S)a§  im  SHenfcbcn 
ettt)a§,  loaS  bent  Slnbern  nügt?  3ft  ^^nn  ttid^t  jebe  [Realität 
ein  SSorjug? 


(1830.) 

3)neberg  in  feiner  „üKufif  ber  ©riecben"  l^dlt  bie 
Spra  für  ein  blofe  ibealeö  Snftmment,  baS  mit  feinen  3,  4, 
ober  7  unb  8  ©aiten  at^  fold^eS  nie  eyiftirt  l^abe.  2lbcr, 
atte§  Slnbere  unberüdilcbtigt,  reicht  bie  einzige  tion  i(;m  felbft 
angcfülferte  2lnefbote  üon  bem  f^jartanifcfcen  ßp^or,  ber  bem 
3:imot^>eu§  bei  bem  SBettfampf,  inbem  er  i^m  ein  älfleffer 
rcidbte,  befahl,  bie  üon  il^m  erfunbenen  Saiten  ijon  bem 
3nftrument  abjufd^neiben;  —  biefe  einjige  2lne!bote  reicht 
l^in,  biefe  2Reinung  ju  miberlegen  unb  bie  Söirflicftfeit  ber 
Stjra,  als  ein  beftimmteS  mufifalifcfeeS  3wftrument,  ju  be« 
weifen,  gemer:  wenn  fie  aucb  unmöglich  ein  melobif^eg 
3nftrument  fein  fonnte,  mar  fie  nicfet  meüeicfet  ein  l^armo« 
nif4^d/  b.  \).  blo^  gebraucht,  um  bie  Stimme  }u  untere 
ftü^en,  biefer  bie  feftftebenben  3:öne,  bie  fid)  in  allen  brei 
a:ongefdbledbtem  gleid^  blieben,  anzugeben;  mit  einem  SBort, 
mctr  baö  Snftrument  beS  2)ireftor§  ober  be§  ©efangs2l!fom? 
pognirenben,  aU  beg  eigentlid^en  S^onfünftlerS,  SSirtuofen? 
Sluf  biefe  2lrt  üerfcfetoänbe  ba§  fc^einbar  3öiberfinnige  ibrer 
Sefaitung  unb  Stimmung. 


(1822.) 


@8  ift  nur  ju  offenbar,  bafe  bie  aWuft!  aU  für  ftc^  be? 
fte(ienbe  ^unft  bei  ben  ©riechen  eigentli(Jb  gar  nid^t  e^ftirte, 
fonbern  immer  nur  aU  Segleiterin  ber  ^oepe  erf(ibien.  S)a§ 
jeigt  unter  Slnberm  aud^  fd&on  bie  bürftige  Söefaitung  unb 
bie  fonberbare  Stimmung  i^reS  ^auptinftrumenteS,  ber  Spra, 
@S  ift  fd^lec^terbingS  nic^t  mi)glic^,   ba|  mit  ber  Stimmung 


212  3)ritte  ^Ibt^eilung. 

auf  bte  enl^amtonif(i^e  Scala  irgenb  eine  für  ntenf^ttd^e  O^ren 
l^örbare,  felbftftänbige  SRelobie  ^ätte  !5nnen  l(^et)}or9ebra(^t 
toerben;  mo^l  aber  fonntc  gerabc  biefe  fonberbarc  Stimmung 
bienen,  5ur  Unterftü^ung  be^  Singenben  bie  f(^merften  2^5ne 
be^  gema^Iten  9Jlobu§  anjugeben  unb  fo  bet  Intonation  ^um 
Seitfaben  ju  werben,  ^affelbe  betuei^t  ber  Sl^angel  an  aQer 
^aftbegeid^nung,  moju  lebiglicb  bte  Sänge  unb  Aür^e  ber 
Silben  be^  Seyte§  bleuen  mußten,  SGÖenn  in  fpdtercr  3^it 
audfr  9Mufif  o^ne  Söorte  Dorfommt,  fo  toar  ^  immer  nur  bie 
für  f\6i  allein  gefpielte  äRelobie  eine^  be!annten  Siebet,  n70 
nur  für  ben  Slugenblidt  bie  SBorte  »eggelaffen  tourben.  So 
mar  ber  ^riegSmarfcb  ber  Spartaner  bie  SWelobie  ju  einem 
$^mnu§  an  ben  Äaftor.  Sie  Tinfxl  aU  felbftftanbtge  Äunft 
ift  ba^er  gänjUd^  für  eine  @rfinbung  ber  SReuern  ju  l^alten, 
unb  Sag  ift  aud^  baS  ^injige,  mag  fit  in  fünften  ))or  ben 
^Iten  iDoraug^aben. 


(1822.) 


SBie,  menn  ein  3^^eil  unferer  3rrt^ümer  über  bie  grie^ 
cbifd^e  Tlufxt  ba^er  entftünbe,  bafe  man  auf  i^rc  2lrt,  bie 
SntcrDaüen  ju  bered^nen,  nic^t  genug  Slcjfet  gegeben  b&tte? 
(S§  fdbeint,  bafe  bie  93efaitung  il&rer  Seier  nitfct,  mie  unfere 
@eige  ober  ©uitarre,  mit  ber  tiefften  ßi^orbe  anfing,  fonbern 
mic  unfere  §arfe  mit  ber  l^öd^ften,  bal&er  aucfe  ber  SRame  ber 
erften  (üom  Körper  beg  Spielenben  an  geredfenet),  VTidz?^, 
bie  ßö^fte,  fomie  ber  entfernteften  vedri]^  vrjxrjj  bie  Se|te. 
3ft  e^  nun  fo,  fo  jaulten  fte  i^re  Snteroade  niit  aufmärtg, 
mie  mir,  fonbern  abmärtg,  unb  il^r  SiariaGagov  ift  eine 
Unterquarte,  b.  i.  eigentlidfee  Ouinte.  S)a&  ifenen  bie  2;er5 
feine  (Eonfonanj  mar,  ift  natürlidb,  mei(  bie  untere  S^erj  mit 
ber  Selunbe  äufammenfäCit,  bie  eine  Siffonanj  ift. 


^efl^etifi^e  ©tubten.  213 


(1838.) 


3)er  ZeTCt  jur  Schöpfung  mar  eigentlid^  Don  r)an  ©mieten 
für  äRojart  gefcferieben.  UU  er  i^n  in  ber  golge  ^at^tn  jur 
Sompofttion  übergab,  lie^  loan  ©mieten,  ein  großer  Ttnfxh 
tenner,  fi6)  jebeg  SDlufifftüd,  fo  mie  eg  fertig  marb,  mit 
fleinem  Or^eftcr  tjorprobiren.  SSiele§  »crmarf  er,  al§  für  ben 
großen  Stoff  }u  !(einli((.  ^apbn  fügte  [x6)  gern,  unb  fo 
tarn  jene§  erftaunlid^e  9Ber!  gu  Stanbe,  ba§  bie  fommenben 
Seiten  nod^  bemunbem  merben.  SllleS  S)ie^  bcibe  idfe  au§ 
bem  SRunbe  eineg  mol^Iunterridfeteten  3ßitgenoffen,  ber  bei 
jenen  erften  Sl^eitproben  felbft  ntitmirfte. 


(1822.) 


Söenn  ber  2iejt  ber  Oper  2)on  S^an,  bie  SWojart  fompo« 
nirt  ^at,  unmittelbar,  mie  nicbt  ^u  jmeifeln,  au^  ÜRoliere'^ 
festin  de  pierre  gebogen  ift,  fo  tann  man  ber  ^unft  bel^ 
IBeorbeiterg,  feiner  Äenntni^  bef|en,  ma3  jur  Oper  gebort,  unb 
tiefen  öinriÄt  in  baS  SBefen  ber  SDlurt!,  nicbt  genug  ©erecbtig^ 
feit  »ibcrfabren  laffen.  S)ie  ^Bearbeitung  ift  ein  SJlufter  für 
ade  äbnlidben  unb  ^inb  l^dtte  mo^l  getl^an,  fte  fxä^  bei  feinem : 
Sreif(!bü$  jum  äRufter  ju  nel^men* 


(1843.) 

®er  bie  tlrien  ber  6ionftan5e  in  ber  ßntfül^rung  bort, 
merft,  ba^  SDflojart  in  feinem  5lnfange  bem  fünfte  näber 
ftanb,  auf  bem  93eetboüen  aufborte.  S)ie  (Smpfinbung  \)exx\6;it 
nod?  t)or  über  bie  gorm.  3R\t  junebmenber  Dleife  aber  lernte 
er,  ol^ne  ©cbaben  für  bie  ßmppnbung,  fie  ber  gorm  untere 
juorbnen,  fie  ju  gcftalten,  mag  Seetboüen  immer  mebr  öer- 
lernt  ^at. 


206  dritte  «bt^eiluttfl. 

ft(i^td))un!te  ber  Wufxl:  atö  ein  muftfaltf d^eiS  iBilb  mit  bamnter 
gefd^tiebenem,  er!(&renbent  Zt^t,  SBaUetsäRufi!  lüftre  eigene 
lid^  ber  S^tiumpl^  ber  ä^onfunft,  »enn  fte  einmal  auiS  ficb 
^erau^gel^t^  t^orau^gefegt^  ba^  loir  nämlich  etgentli^e  SaUete 
l^atten  unb  nic^t  (^auilerfprünge. 


(1820—1821.) 

Qi  tüirb  (einem  Operncomportteur  leidster  fein,  genau  auf 
bie  SBorte  beS  3;e|te^  in  fe|en,  ald  bem,  ber  feine  Tlufxt 
med^anifc^  jufammenfe^t;  ba  l^ingegen  ber,  beffen  Ttnfxl  ein 
organifd^eS  Seben,  eine  in  ftd^  felbft  gegrünbete  innere  9lot^s 
n}enbig!eit  l^at,  leicbt  mit  ben  SBorten  in  ^ioQifton  fömmt. 
3ebe^  eigentUcb  melobtf(^e  ^^ema  l^at  nämlidf^  fein  innere^ 
®efe(  ber  93ilbung  unb  @ntn)idtlungr  ba§  bem  eigentlid^  mufifa^ 
lif(^en  ©enie  l^eilig  unb  unantaftbar  ift,  unb  ba^  er  ben  äBorten 
5U  ©efaCien  nid^t  aufgeben  !ann.  ^er  muftlalifdl^e  ^rofaift  !ann 
überaQ  anfangen  unb  überaQ  aufhören,  loeil  Stüdfe  unb 
S^^eile  fidfe  leidet  tjerfe^en  unb  anberS  orbnen  laffen;  »er 
aber  ©inn  für  ein  ©anje^  l)at,  lann  eS  nur  entweber  ganj 
geben,  ober  ganj  bleiben  laffen.  S)a§  foH  nidfet  ber  SBemacb^ 
läffigung  be§  XeicM  baS  2Bort  reben,  fonbern  fie  nur  in 
einjelnen  gätlen  entfcfculbigen,  ja  redbtfertigen.  S)aber  ift 
JRoffmi'S  ünbifd^eg  ©etdnbcl  bo*  me^r  wertl^  alg  3Wofel8 
profaifd^e  SScrftanbelnadbaffung,  »eldbe  bag  2öefen  ber  aWufif 
jerrei^t;  um  ben  l^ol^len  SBorten  beg  3)id6terg  nadfejuftottern; 
ba^er  fann  man  3Jlojarten  l^äufig  SBerftöjse  gegen  ben  Seyt 
t)ortüerfen,  ©luden  nie;  ba^er  ift  baS  fo  gepriefene  ßbaratte^ 
riftifd^e  ber  2Jlufi!  ^äujtg  ein  fe^r  negatiüeS  SBerbienft,  baS 
fidb  meifteng  barauf  befd&ränlt,  bafe  bie  greube  burc^  3lxä)U 
3:raurig!eit,  ber  6d)merj  burd^  S^idbtsSuftigteit,  bie  SWilbe  burcb 
^\6)i'^'(xxU  unb  ber  3om  burd^  SRicbtsüJlilbe,  bie  £iebe  burd^ 
glöten  unb  bie  SSerjtüeiflung  burdfe  trompeten  unb  Raufen 
mit  obligaten  Sontrabäffen  au§gebrüdt  wirb.  S)er  Situation 
mu^  ber  3!onfe^er  treu  bleiben,  ben  Söorten  nicfet  —  menn 


^efi^etifc^e  GtuMen.  215 

tnbe6  bic  Sinne  babci  eine  nur  biencnbe  SloÜle  fpielcn;  fo 
wirft  bie  bilbenbe  unb  bie  3^on!un[t  unmittelbar  auf  bie  Sinne, 
bur<ib  biefe  auf  ba^S  (^efül^t  unb  ber  ä^erftanb  nimmt  erft  in 
Ie|ter  Snpöni  an  bem  ©cfammteinbrudfe  t^eil.  S)iefe  8e« 
traci^tung  ^at  aud^  in  ber  bilbenben  £unft  bie  größten  Kenner, 
worunter  man  nur  äRengS,  Sefftng  unb  ©oetl^e  }u  nennen 
brau(i&t,  baju  gefül&rt,  bie  Sdfeönl^eit  ber  gorm  aU  unerlftfe« 
liebet,  ja  aU  l^öi^fteS  ®efe^  für  fie  aufsufteüen. 

äBaS  t)ou  ber  bilbenben  ^unft  gilt,  gilt  in  nodi)  t)iel 
^ö^erm  @rabe  bon  ber  SKupf.  3&re  erfte  unmittelbare  SEir« 
fung  ift  Sinns  unb  ^erbenrei^;  me^^alb  i^r  aud^  ^ant  (für 
jeben  «^all  nad^  feinen  9$orau§fegungen  rid^tig)  ben  $la^  biel 
tiefer  aU  ben  übrigen  fd^i^nen  fünften  anmeift;  weil  nämlid^ 
i^re  Sßirfung  fo  übertoiegenb  ^W^^ö^  ift,  ba^  ber  Serftanb, 
beffen  möglid^e  regulative  3llitn)ir!ung  ^ant  aU  baS  Kriterium 
leber  fdbönen  Aunft  betrad^tet,  nur  einen  l^5d^ft  untergeorb^ 
neten  @influ|  auf  ba§  ©efü^l  ber  Suft  unb  Unluft  babei 
tiel^men  fann.  äBenn  nun  audft  ^ant  hierin  §u  weit  gegangen 
ift,  fo  bleiben  bod^  bie  3:i^atfad^en  rid&tig,  bon  benen  er  au^$ 
ging.  S)er  ©e^örSftnn,  ber  beim  ^ören  bon  SBorten  ein 
Wiener  be^  9$erftanbe^  ift,  entjie^t  fxä)  bei  älönen  offenbar 
ium  Seil  feiner  $errfd^aft  unb  erhält  in  ber  Unmittelbar!eit 
ber  SBirfung  eine  Seinlid^feit  mit  ben  niebern  Sinnen,  eine 
Sle^nlid^feit,  bie  n.  iB.  beim  ^ören  entfernter,  inbiftinfter  ^albs 
l^omtöne  überrafd^enb  hervortritt«  ^a^  aber  auf  bie  niebern 
Sinne,  fo  fü^  fie  aud^  fein  mbgen^  ja  fo  fe^r  fte  auä)  einer 
Sejie^ung  unb  SSebeutung  empfdnglid^  fein  mbgen,  feine  freie/ 
bine  fd^öne  ^unft  gebaut  werben  fönne,  ift  allgemein  befannt 
unb  angenommen. 

So  ftnb  bie  Söne  in  i^rer  erften  urfprünglid^en  SBebeu« 
tung:  Unmittelbar  burd^  ftd^  felbft^  o^ne  notl^wenbige  3)as 
jwifc^enfunftbed  Serftanbe^  gefallenbe  ober  mi^fallenbe  Sinnen« 
einbtüdte.  Selbft  bei  ber  fünftlid^en  3ufammenfe]^ung  bon 
SnterbaQen  bleibt  baS  Urt^eil  barüber  nodl^  immer  ein  reinem 
Sinnenurtl^eil,  weil  ftd^  bie  fpi^finbigfte  3titerbalIen<3:^eorie 


216  ^ritle  9(6t^etlund. 

bo4  immer  nur  auf  t>a^,  in  ber  natürlid^en  Einrichtung  unfer§ 
©e^örorgand  gegrünbete  SBo^I^  ober  Uebetflingen  fiü|en  fann. 

6d^rettet  man  in  ber  Setrad^tung  ber  3;öne  unb  i^rer 
Serbinbungen  meiter  fort,  fo  ^eigt  ftd^  balb  eine  neue  Seite, 
meiere  bie  su  einer  fd^önen  ^nft  not^menbige  Serbinbung 
mit  bem  Serftanbe  mirflid^  ^erftedt  unb  eine  ÜRuftt  a(d  ^unft 
möglid^  madit.  9{ebftbem  n&mU(i^,  ba|  bie  £öne  an  ftd^ 
gefaQen  ober  mißfallen,  U\)xt  und  auc^  baS  93emu|tfein, 
ba^  burdb  fte  befonbere  ©emüt^iS^uftänbe  ertoedt  toerben,  ju 
beren  Sejeid^nung  Tie  ba^er  aud^  Qchxauäit  toerben  !önnen. 
greube  unb  SBe^mut^,  ©e^nfudfet  unb  Siebe  \)Qbtn  i^re  Sönc, 
ja  fogar  ber  Sd&merj,  ber  Söuxed,  ber  3om  i^re  Saute^  loelcfte 
ju  2:önen  ju  üerebeln  menigften^  nit^t  unmöglidfe  ifl.  SBenn 
nun  ^ierburdb  au(b  bie  SBeseid^nung^fä^igfeit  ber  aßufif  ge< 
rettet  ift,  fo  barf  man  jtoeiertei  nicbt  t)ergeffen.  (Srftend,  baB 
biefe  ^e^eid^nung  feine  genau  beftimmenbe  toie  burdi)  Segriffe 
unb  bie  baju  gehörigen  SBorte  ift;  jweitend,  bag  bie  ur« 
fprünglidfce,  reinsfmnlid&e  S^latur  ber  ^öne  burdfe  leine  fpdter 
^injufommenbe  Grttjeiterung  ber  SBebeutung  ganj  aufgehoben 
irerben  !ann,  b.  b.,  bafe  bei  aller  2Jlufi!,  aud^  in  i&rer  l)öcbften 
SBerfeinerung,  immer  ber  Sinn  ben  erften  (Sinbrurf  empfängt, 
bafe  biefer  ßinbrudt  ein  heftig  irirfenber,  oft  beinah  unrcibers 
fte^li^er  ift  unb  bafe  ba^er  bei  ber  jiemlicb  tjagen  ^eieid)- 
nungSfä^igfeit  ber  ^Rufi!  ber  nur  entfernt  mirfenbe  SSerftanb 
nicbt  fö&ig  ift,  burc^  feine  ffliUigung  unangenehme  ßinbrürfe 
au^jugleicben,  meiere  bie  Sinne  mit  übermiegenber  ©ewalt 
empfangen  ^aben. 

2öag  erfteng  bie  Se^eidjnung^fa^igfeit  ber  Tinfil  betrifft, 
fo  bin  id?  erbötig,  bei  ieber  beliebigen  Opemarie  SJlojart^, 
be§  unftreitig  größten  aller  S^onfefer,  bie  SBorte  burdfeauö,  ja 
fogar  ben  ü)iobu§  ber  ßmpfinbung  ju  änbern,  obne  bafe  Se^ 
manb,  bec  ba^  ÜRufifjtürf  nun  |;um  etftenmale  ^ört,  baran 
ein  ^rge^  ^abeu  unb  c^  loeniger  bemunbem  foH.  Ober 
nocb  fc^lagenber,  ba  man  bie  ^dglicbfeit  eine^  folc^en  Ser^ 
fud^eo  gerabeju  leugnen  n?trb.  ÜJ^an  ne^me  bie  cbaratteriftifc^fte 


^tfif^tmt  @tubten.  217 

S^inp^onte  9eetl^ot)eng,  unb  laffe  t)on  §el^n  geiftretd^en^  in 
ber  Wuftt  unb  ^oefte  erfal^renen  äJl&nnern  einen  paffenben 
itjfi  barunter  fe^en  unb  erftaune  bann,  wad  für  S^erfd^ieben^ 
Reiten  ficfe  ba  geigen  »erben,  ^a  öielme^r  ift  thm  bie^  ba§ 
unterfd^eibenbe  ^ennjeid^en  ber  ÜIRuft!  t}or  allen  fünften,  ba^ 
in  x\fx  ©i^mp^onien,  ©onaten,  Äonjerte  möglid^  pnb,  Äunfts 
toerfe  n&mli(ift,  bie,  o^ne  etmaS  ©enau^^eftimmteS  ju  be^eid^- 
nen,  rein  burcfe  ifere  innere  6)onftru!tion  unb  bie  fie  begleitenben 
bunfeln  ©efü^le  gefallen,  ©erabe  biefe  bun!eln  ©e« 
fü^Ie  nun  fmb  baS  eigentlid^e  Gebiet  ber  Sl'luft!.  hierin 
mu$  i^r  bie  ^oeFte  nac^ftel^en.  2Bo  ^orte  nic^t  ntelj^r  ^in« 
teicben^  fpredt^en  bie  3:öne.  ^a^  ©eftalten  ntd^t  au^jubrücfen 
t)ermögen,  malt  ein  2aut.  3)ie  fpracblofe  ©e^nfudjt;  baS 
i^tDetgenbe  äierlangen;  ber  Siebe  SBünfc^e;  bie  Sßel^mut^, 
bie  einen  ©egenftanb  fuc^t  unb  jittert^  i^n  }u  finben  in  ft(b 
felbft;  ber®laube,  ber  ficfc  auffd^mingt ;  ba8  ®ebct,  baS  lallt 
unb  ftammelt:  ^Qe^  toa^  ^ö^er  ge^t  unb  tiefer  ald  SBorte 
ge^en  fönnen,  bag  gel&ört  ber  SRuft!  an;  ba  ift  fte  unerreidfet, 
in  allem  anbern  fte^t  ße  x\)xen  6d^mefter«^ünften  nacb. 

SBag  folgt  nun  aud  ^em  allen?  mirb  man  fragen«  6olI 
HÄupf  ouf^ören,  beseicbnenb  fein  ju  »ollen?  Soll  fte  in  ber 
Oper  nid^t  ftreng  bem  a:eyt  folgen?  Soll  fte  nidfet  ftreben,  ben 
Serftonb  ju  bef riebigen?  e§  folgt  barau«,  ba^  bie  2Rufi! 
bor  SlHem  ftreben  foll,  2)a§  ju  erreidfcen,  »aS  if^r  erreichbar 
ift;  ba^  fie  nidfet,  um  mit  ben  ^Begriffen  ber  SRebefünfte  einen 
SBettftreit  in  ber  genauen  ©ejeid^nung  ju  beginnen,  2)aS  auf^ 
geben  foll,  morin  fte  allen  SRebefünften  überlegen  ift;  ba^  fte 
nidfet  ftreben  muffe,  au«  2:önen  2Borte  ju  machen;  ba&  fte 
»ie  jebe  ^unft,  aufhöre  Äunft  ju  fein,  »enn  fte  au^  ber  in 
ibrer  3^atur  gegrünbeten  gorm  ^eraugge^t,  meld&e  Sorm  im 
aöol^Uaut  liegt  bei  ber  SDlufi!,  wie  in  ber  SBo^lgeftalt  bei  aüer 
bilbenben  Äunft;  bafe,  fo  toie  ber  5)id6ter  ein  3:6or  ift,  ber  in 
feinen  SBerfen  ben  SRuftfer  im  Älang  erreichen  »in,  ehtn  fo 
ber  SWuftfer  ein  iBerrüdter  ift,  ber  mit  feinen  Sönen  bem  S)id6ter 
an  9eftimmt(^eit  bed  ^u^brudeS  ed  gleid^  t^un  »ill;    bag 


218  5)rUte  «bi^eifung. 

äRojart  bcr  grö^e  3;onfc^er  ift  unb  aRaria  SBeber  —  nidjt 
ber  größte .  . . 

cSitrQanf^e,  g)per  von  Ji.  W-  SB^^er. 

(1823.) 

^aS  x(b  fd^on  bei  (Srfd^einung  beS  ^eifd^ü^en  geabnbet 
l^atte,  fc^eint  ftd^  nunntel^r  p  beftätigen.  9Beber  ift  aQerbing^ 
ein  poctifd^er  ^opf,  aber  (ein  aßufifer.  Äeine  Spur  »on 
^elobie,  nid^t  tttoa  blo^  üon  gefälliger,  fonbern  i9on  SDtelobte 
überl^aupt.  (3c&  nenne  aber  3JlcIobie  einen  organifcb  »er« 
bunbenen  6a(,  beffen  einzelne  3;^eile  einanber  mufttaßfdb' 
notl^menbig  bebingen.)  ^bgeriffene  ©ebanten,  blo^  bur(^  ben 
2:e;t  jufammengef^alten  unb  ol^ne  innere  (murtfalifc^e)  Son« 
fequenj.  Seine  ^rftnbung,  felbft  bie  iBel^anblung  o^ne  Ori« 
ginalität  ©änjlicber  Mangel  an  ^norbnung  unb  Kolorit 
^er  romantifc^^eic^te  @toff  befd^n^ert  unb  herabgezogen,  ba^ 
man  ftd^  bang  unb  ängftlid^  füllen  ntu^.  5lein  Itdbter  Wlos 
ntent  au^gefpart,  baS  ©anje  in  ßinem  Sone  büfter  unb  trüb^ 
felig  gehalten.  3d&  fe&e  in  biefem  ßomportteur  einen  ntufifa^ 
iifd^en  Slbolf  SÖtüHner.  93eibe  traten  gldnjenb  auf,  inbem 
fie,  erft  im  fpätern  2Jlanne^alter  bcginnenb,  bie  färglidfee  ^oefie 
i^reS  ganjen  frül^ern  Sebeng  burcfc  einen  treibenben  6toff 
gehoben,  in  ßiner  fnaüienben  geuerirerf fronte  abbrannten 
(Sd^ulb,  greifdbüfe).  S3eibe  SKänner  tjon  fdfearfem  SSerftanbe, 
mit  mannigfadfeen  3^alenten,  beibe  t)on  i^rem  eigenen  SDertfee 
unb  bem  il^rer  ^erüorbringungen  innigft  überzeugt,  beibe 
2;^eorie;^anner  unb  bal^er  aucfc  Uns^ftnftfer,  beibe  ft^  ^in« 
neigenb  jur  Äritü.  Äriti!  wirb  ba^  6nbe  SBeber^  fein,  »ie 
e§  3)lü[lnerö  ßnbe  mar.  60  mie  er  in  ber  SWeinung  jtnft, 
tüirb  er  fudfeen  S^ne  ^erabjujiel^en,  bie  nocfe  in  ber  ÜReinung 
fielen,  unb  jttjar,  wie  SWülIner,  ol^ne  Rdfc  babei  ber  böfen 
Slbfidfet  bemüht  ju  fein.  ®ott  gebe,  ba&  i(^  irre,  unb  üer^ 
jeii^e  mir,  wenn  id^  e«  tl^ue. 


|ttr  'iKafcrcl 


(1838.) 

S)ie  TlaUx  !ann  man  en  gros  in  §tt)ei  $au^)trubrl!cn 
tbeilen.  ^ie  einen  betrad^ten  bie  ^arffeüung  ber  Slainx  aU 
Hauptaufgabe,  bie  anbern  jene  be§  ®eban!en§.  So  fel^r  nun 
bereigentlid^e  OJlaler  93eibeg  oereinigen  mü6te,  fo  ift  bocifc  nicfet 
ju  leugnen,  bafe,  bie  Spaltung  einmal  al^  tjorl&anben  jugc^ 
geben,  bie  erftere  klaffe  im  SSortl^eil  ift.  S)enn  »er  bie  3^atur 
nadfeabmt,  befommt  jene  ©ebanfen,  bie  in  ber  3^atur  felbft 
liegen,  gratis  in  ben  Äauf  mit,  inbefe  in  bem  ©ebanfen  feinet« 
megS  nod^  bie  äußere  9?aturn)al^rt;eit  mit  eingefd^loffen  ift. 


(1835.) 

^ie  S)eutfd&en  ftnb  in  ber  neueften  Seit  fel&r  geneigt,  bie  fo^ 
genannte  erfte  (jugenblid^e)  SRanier  großer  ^ünftler  ben  SBerfen 
i^rer  $Reife  t)orjusie()en.  Ob  il^ncn  babei  nid&t  ber  SBerbad^t 
fommt,  bafe  fie  üieÜieicbtimSlllgemeinen  fnaben^aftegorberungen 
an  bie  Äunft  madfeen! 


ßigentlicfee  Qbeenmaler  ftnb  bie  Äinber.  93ei  biefen  ift  ein 
vierbeiniger  ©dferagen  unb  barauf  ein  paar  fen!re(^te  Strid^e 
mit  einem  Säbel  unb  ^^eberbufdb,  ein  ^ufar.  ^a^  brüdtt  bie 
3bee  üollfommen  au^. 

(1836.) 

2)iefer  neuern  beutfdfeen  2Ralerfd&ule  feblt,  bei  mandfeen  iBor« 
5ügen,  bod^  bie  ftarfe  ^mpfinbung  ber  9ktur.  UeberaU  blo^ 
©ebanfens  unb  ®efü^l8jh)edfe. 


220  dritte  ^Ibt^eilung. 

(1820—1821.) 

©n  grofeer  %\)dl  ton  bem  angcncl&mcn  ßinbrudf,  bcn  bic 
©ettiälbc  bcr  altern  SJleiftcr  auf  un§  machen,  mag  mol^l  aucb 
in  bem  SRül^renben  liegen^  baS  jebe^  reblid^e  Streben  ^at, 
bem  ber  @rfo(g  an&  ÜJlangel  ber  TliitA  entgel^t.  60  )tebt 
aucb  bad  Steife  in  alten  ©ebic^ten  unb  G^^ronifen  an.  ^ie 
Unbe^olfen^eit  fd^eint  Unfc^ulb,  unb  bie  SÄanier  einer  »er« 
floffenen  3eit  mirb,  toenn  man  fie,  ftatt  mit  i^^rer,  mit  um 
ferer  3eit  üergleicfct,  jum  (5feara!ter,  wol&l  gar  jum  6til. 
6in  G^inefe  i[t  in  @uropa  eine  6onberbar!eit,  in  S^ina  eine 
©emein^eit. 

(1836.) 

SBie  leer  ift,  tt)a§  ©aub^  (iRömerfal&rt)  über  SOli^el  Sin« 
gelo'S  le^teS  ©eric^t  fagt.  @$  foQ  nidbt  in  ^inlj^eit  jufammen^ 
ge^en^  i\x  au^gebel^nt  foloffal  fein.  SBer  ^ie^  il^n  bie  Seiten« 
gruippen  al^  ^auptfad^e  betrachten?  ^er  ^elter(5fer  atö  9{i(ift< 
ter  mit  ber  entfe^Ucfeen  ©eberbe  ber  SBerwerfung  ift  nid^t  nur 
ber  flittelpunft,  er  ift  bie  ©ffen^  be§  ®emälbe§,  bag  Slubere 
ift  nur  Staffage. 

(1820—1821.) 

Spat^  bemerft  bei  ber  Madonna  della  sedia  üon  ^a- 
pl^ael:  „^a§  Mnb  üerftecfe  bie  eine  ^anb  5U  tief  in  ben 
S3ufen  ber  SJlutter,  ma§  bem  lüfternen  ®eift  Urfadje  gebe,  in 
©ebanfen  fid?  ju  beluftigen,  meiere  ber  Seele  beim  Slnblirf 
eineg  S3ilbe§,  ba§  ba§  ^eiligfte  in  irbifd^en  ©eftalten  geigt, 
burdbau^  fremb  fein  muffen."  ßlenber!  für  Seute  beineg 
©leicfeen  \)at  3flap^ael  nicbt  gemalt.  3a  freilieb,  »er  bei  bem 
Slnblid  biefer  3J^abonna  an  fo  etiuaS  nur  benfen  fann,  bat 
njo^l  nöt^ig,  religiöfe  ©eRnnungen  aud^  in  ber  Äunft  ju 
fudfeen,  benn  S(^ufte  brauchen  9teligion,  bamit  fie  im  B^u^we 
gehalten  merben. 


lur  cSiicraröcr($i($tc. 


^xö^i  leidet  ift  bie  OcfAicfcte  je  in  fo  ffo\)tm  Slnfe^en  gc« 
ftanbcn,  aU  bei  bcn  ncueftcn  S)cutf(ifeen.  Unb  mit  Mcd^t 
^ic  SRaturtüiffcnfiaften  beifeite  gc[ett,  unb  fo  lange  e8  feine 
^Mlofop^ie  gibt,  ift  bie  ©efcbüte  bie  Se^rerin  be§  SlWenfiens 
gefcbledfeteg.  greilicfc  ift  ifer  SRu^cn  grofeent^eife  ein  negatii)er, 
Sie  seigt  un§  ben  ^od^mut^,  ben  @igennu(,  bie  Seiben* 
ft^aften,  bie  SrrtWmer,  bie  üon  jc^ct  an  ben  ©efdfeidten  ber 
3Belt  gerüttelt  ^aben,  unb  leiert,  fid&  batjor  ju  lauten;  aber 
eben  baburd&  »irb  i^r  SRujen  aud&  poptit?,  benn  »enn  man 
erft  ade  falfd^en  ^ege  bejeid^net  ^at,  f&nbe  man  mo^t  aud^ 
ben  redeten.  2Ber  eine  fold&e  Slnfid^t  be3  3Menf4engetricbe3 
für  5u  bunfel  l^ielte  unb  bagegen  bie  unleugbaren  f^ortfd^ritte 
ber  SBelt  jum  Seffern  anführte,  mag  in  93ejug  auf  bag  3;rübc 
ber  Slnfid&t  unfere  Seit  unb  bie  ndc6fttjerfIoffene  betrad&ten; 
voa^  aber  ben  gortfc^ritt  betrifft,  nidfet  üergeffen,  bafe  einzelne 
auSgejeidfenete  SWftnner  ber  2:^at,  be§  SBiffeng  unb  ber  Äunft 
aUerbingS  »ie  Seud^tt^ürme  i^r  fiid^t  auf  ganje  ©enerationen 
unb  ^od^en  geworfen  l^aben;  anbererfeitS  aber  ben  glüdüd^en 
Umftanb  in  2lnfd&lag  bringen,  bafe  ba0  ®ute  unb  diedite, 
abgefe^en  von  i^rem  innern  ^ert^,  aud^  nod^  ben  äußern 
l^aben,  bag  fte  ber  9lu^en  ^Qer,  gegenüber  bem  @igennu( 
beg  einseinen,  fmb,  fo  ba^  jeber  ©ewinns  unb  ß^rfüdfetige 
im  @roien  baS  ganje  SOlenfd^engefcbled^t  geh}iffermagen  aus 
bem  n&mli^en  äRotit)  gegen  ftc^  ^at,  unb  ber  getoaltt^ätige 
^reoler  |ule|t  ni^t  fo  too^^l  beßegt  aU  erbrüdt  mirb. 


222  S)ntte  9(6tl^ei(ung. 

^enn  man  nun  aber  ber  neubeutfd^en  Serebntng  bet 
©efcbidbte  n&ber  nad^forfc^t  unb,  koie  in  einem  ^auflaben, 
auger  ber  Huffd^rift  auf  ber  ^ücbfe,  in  bie  $ü(i^fe  [eiber  bin^ 
ein  ft^bt,  fo  tüirb  bie  ^eube  über  j[ene  ^ertbfcb&^ung  febr 
üerminbert.  ^a  ift  benn  bie  @ef(bid^te  ber  ftcb  feibft  reali« 
ftrenbe  begriff,  unb  nocb  ba}u  mit  nacbiDeiSbarer  9lotbtDen« 
bi^feit  unb  ju  immerw&btenbem  ^ortf(britt.  $ier  b^rt  auf 
einmal  ber  praftifd^e  9lu(en  ber  ©efcbicbte  auf,  unb  fte  be* 
fommt  bafür  einen  tbeoretifcben  ^eiligenfcbein.  @ie  ift  bad 
SBanbeln  @otte§  auf  ber  (Srbe,  n)elcber  ®ott  aber  feinerfeit^ 
bur(b  bie  @ef(bicbte  erft  gemacbt  roirb.  ^ie  Sergangenbeit 
ju  erforfcben,  n)&re  ein  ©efcböft  für  bie  Bd)tDad)tb)p\t,  bie 
nicbt  bie  ®abe  baben,  [it  auS  ber  Gegenwart  lu  b^uciren, 
unb  ber  @ef(bi(btf(breiber  batte  ft(b  Dielmebr  an  bie  3ufunft 
ju  menben^  um  fte,  gleicbfalld  mit  9lotbiDenbigteit,  im  SorauS 
)u  beftimmen.  Wlan  fage  nicbt,  ba6  biefe  ^nficbten  einer 
balbt)errü(!ten  $bilofopbie  unferer  h}ir!li(ben  ®ef(!bi(btfcbreibung 
aufgebrungen  feien:  in  ben  SBcrfen  unferer  au^geneicbnetften 
^iftorifer  flnben  ficb  ©puren  baöon  unb  merben  biefe  3Berfe, 
trog  ibrer  ^orjüge,  einer  aud  ber  3;run!enbeit  erwacbten 
3flacbtt)clt  gerabe§u  ungenießbar  macbcn.  Söarum  i(b  t)on 
biefer  SBerirrung  ber  ©efcbicbte  fprecbe,  ift,  »eil  fie  ibren  ©in« 
fluß  aucb  auf  bie  Siterargefd^icbte  ausgeübt  bcit,  oon  ber  icb 
eben  fprecben  tt)i(I. 

Siüifcben  biefer,  ber  Siterargefcfeicbte  unb  ber  3Kenf(ben' 
ober  Sßölfergefcbicbte,  jeigt  pdb  nun  glei(b  öon  öomberein  ein 
ungebeurer  Unterfcbieb,  ber  nidfet  nur  ibren  ©egenftanb,  fon^ 
tern  aucb  i&ren  Söertb  unb  3^u6en  betrifft.  S)ie  93egebens 
beiten  ber  SSölfergefd^icbte  fmb  »ergangen,  unb  fie  ju  erfors 
fcben  unb  ridfetig  ju  fteOen,  ift  bie  Hauptaufgabe  beg  ^iftos 
rüer^;  bie  ^egebenbeiten  ber  Siterargefcfeitbte,  bie  2Ber!e  ber 
Scbriftfteller  fmb  nodfe  beute  ba,  mie  vor  Qabrbunberten,  ja 
t)or  einem  Sa^ttaufenb.  ^omer  unb  6ba!efpeare  fteben  »or 
mir  auf  meinem  $ulte,  unb  xä)  fann  jeben  Slugcnblid  fic 
mir  üergegenmärtigen,  nicbt  bloß  bie  SRacbrid^t  t)on  i^nen,  fic 


«leji^etif^e  ©tubien.  223 

fclbft,  als  ob  id)  mit  ibncn  jugleidfe  lebte.  S)ie  3fit«  unb 
OrtSüerJ^dltniffe,  in  bencn  fte  ficb  befanben,  fmb  allerbingS 
micbtig  jum  SSerftänbni^  ilj^rer  2Ber!e,  aber  S)a8  leiftet  bic 
ä^olfergef d^ic^te ,  unb  eS  braud^t  bap  feine  loeitere  ^eil^ülfe. 
S3tograp(|ifd6e  S'iacbritbten  erläutern  3Manc6eg,  üor  SlUem  bie 
üJlängel  ber  Sd&riftfteller;  bie  2Belt  lebt  aber  t)on  ibren  SBor« 
jugen.  2ln  bem  6cbtiftfteller  ntel^r  2lntlj)eil  gu  nehmen  al§ 
an  feinen  ©d^riften  ift  eine  fentimentalsuer^ätfd^elnbe  SJlanier, 
bie  nur  baju  bient,  ))erunglüdte  ^albgenie'S  mit  bem  älrofte 
5U  erquiden,  n)aS  fte  aQeiS  ^rftaunlid^eS  geleiftet  bätten,  menn 
3eit  unb  Umftänbe  ibnen  günftig  gewefen  »ären. 

3Benn  auf  biefe  Slrt  bie  eigentlichen  gaften  ber  Siterar« 
gef(bi(bte,  bie  9Ber!e  ber  bebeutenben  6d^riftfteller,  Qebermann 
obne^in  gugfinglicb  ftnb^  fo  bliebe  i^r  aU  ^iftorie  nicbtS 
übrig,  als  rjon  ben  Unbebeutenben  ju  fpre^en.  ^ie  mögen 
aber  nur  unbelannt  bleiben.  3n  ber  politifd^en  ®ef(bi(bte  ift 
baS  fßoit  ober  (loenn  i(b  bie  iBeften  meggenommen  l^abe)  ber 
$öbel  nid^t  obne  iBebeutung;  er  fügt  ben  Unternebmungen 
ber  bert)orragenben  iDlänner  bie  pl^ppfc^e  ^raft  bei;  in  ber 
Siteratur  ift  ber  ©d&riftftellerpöbel  nur  ba,  um  burd^  3la6)i 
abmung  baS  ®ute  ju  entftellen  unb  bem  6cbled^ten  eine 
l&ngere  ^auer  }u  geben ;  mit  HuSna^me  ber  S^^^^^f  bie  X)on 
Originalität  unb  Genialität  träumen,  mo  berlei  Subjefte  ^U 
bernbeiten  auf  eigene  ^^auft  treiben. 

äl'lan  fönnte  mir  einmenben,  ba^  bie  Siterargefcbicbte  loe« 
nigftenS  für  jenen  ^eil  beS  $ubli!umS  i^ren  SBert  bebalte, 
ber,  anbern  93efdfeäftigungen  bingegeben,  nid^t  3cit  unb  (Se* 
legenbeit  l^at,  "oon  ben  SSBerfen  Dieler  auSgejeid^neter  Sd^rifts 
fteller  felbft  ^enntni^  ju  nebmen,  fo  mie  bag  für  baffelbe  $u« 
blilum,  j|a  für  einen  2;^eil  ber  bie  Siteratur  ex  professo 
treibenben  ^erfonen,  baS  ridfetige  SBerftänbni^  jener  SBerfe 
mitunter  fd^mierig  fei  unb  bal^er  eine  ^ad^bülfe  nötbig  mad^e. 
^ber  nebftbem,  ba^  le|tered  fcbon  auS  bem  g^lbe  ber  ©e^ 
fdfeidbte  in  baS  ber  Äritif  überge^^t,  fpare  idb  mir  bie  S3efpres 
4ung  biefer  beiben  $un!te  für  ben  »eitern  Serfolg  auf. 


224  5)ritte  «MJ^etlung. 

Tili  alle  ^em  toiQ  ic^  nicbt  t}on  ber  Siterargefd^td^te  übel 
gefprod^en  l^aben.  Sie  ^at  mir  felbft  ju  del  9$ergnügen  ge^ 
mad^t,  al^  ba^  ic^  eS  tiid^t  banfbar  erfennen  foQte.  S)er 
3Renf(b  miU  MeS  miffen;  er  foQ  über  Me^  benfen.  Ilu^er 
ber  SBifebegierbe  (id^  nenne  fo,  wenn  man  etioaS  toiffen  mü, 
ma^  innern  ober  äußern  9{u(en  gemdl^rt)  gibt  ed  aud^  eine 
erlaubte,  ja  löbliche  9leugier,  bie  )}or  ^Uem  ben  geiftreic^en 
^enfd^en  befäüt  unb  unablä^Iid^  na(^  ^efriebigung  ftrebt. 
3(^  eifere  nur  gegen  ben  in  neuerer  3eit  pr&tenbirten  Jlujen 
ber  Siterargefcfeid&te  felbft  für  bie  pra!tif(^e  weitere  gortb'ilbung 
ber  SiteraturjiDeige  unb  j&l^le  fie  t)ielmel[^r  jenen  mitunter  ge? 
fö^rlidfeen  S3eftrebungen  ju,  bie,  inbefe  fte  ciuerfeitS  bie  3Raf[e 
ber  oberfl&d^lidjen  Äenntniffe,  mill  fagen:  9^otigen,  üermelj^rcn, 
auf  ber  anbem  Seite  ben  ©eftc^tsfrei^  inS  Unermeßliche  er^ 
»eitern,  fo  bafe  enblidfe  jene  innere  (Soncentration  immer  fcftmie« 
riger  wirb,  o^ne  bie  eine  Z^at  ober  ein  SBerf  nidftt  mögltcb 
ift.  3m  ÜJlangel  biefer  ©oncentration  liegt  aber  ber  glud^ 
unferer  3cit. 

2öie  wenig  gering  id^  üon  ber  Siterargefd^id&te  benfe,  geigt 
fdfeon  bie  Ueberfdbrift  biefer  93{ätter.  ^ä)  i;)abt  nämlid^  t)ers 
f proeben,  nicfctüber,  fonbern  jur  Siterargefd^idfete  ju  fpredjen, 
alfo  einen  ^^eil  ®efd)idbte  felbft  unb  jwar,  wie  idb  midfe  jeft 
nä^er  erflftre,  jur  Siterargefd^icfete  ber  ©egenwart.  S)a6  icb 
Ifeiebei,  nadb  ber  3Ratur  meiner  eigenen  23ef (fc&ftigungen ,  oor 
3lllem  bie  $oefxe  im  Sluge  l^abe,  wirb  wo^l  Sebermann  fdjon 
t)on  üorn^erein  üermut^et  l^aben.  3db  werbe  l^iebei  feine 
2öerfe  beurt^eilen  ober  SRamen  nennen;  mir  ift  eS  um  ba§ 
(^an^e  ber  Grfcfeeinung  unb  i^re  ©rünbe  §u  tl^un.  2Benn  icb 
^licburcfe  in  ben  2^abel  üerfaQe,  ben  idfe  !urj  oor^er  über  3ene 
au^gefprodben  l^cibe,  bie  au§  bem  33oben  ber  ©efdfeidbte  gar  ju 
gern  in  ben  ber  Äriti!  übergeben,  fo  bleibt  aüerbingg  wa^r, 
bafe,  wer  bie  ©ebulb  ^at,  aU  ba§  SDflittelmdfeige  unb  Sdblecbte 
ju  lefen,  bag  ber  ^iftorüer  al^  foldber  fidj  nicfet  erfparen 
jfann,  wol^l  faum  je  bie  ®abe  l^aben  wirb,  ein  beredbtigteS 
^unfturt^eil  ju  fdUen,  inbe^  ber  fünftlerifd^  ißegabte  nie  ben 


HeWetif(^c  etubien.  225 

ßdtel  übcrtüinben  tüirb,  ben  eine  folcfce  nid&tSfagenbe  Seftüre 
mit  fidfe  fü^rt.  6in  2)idbter  aber,  unb  ein  fold&er  f(]feniei4lß 
16)  mir  ju  fein,  bürfte  ttjo^l,  mit  SBemadfeldJfigung  beg  6in» 
seinen,  feine  3Keinung  über  ben  allgemeinen  6tanbpun!t  ah 
geben  bürfen. 

(SigentUd^  ift  ©efd^icifete  ber  ©egentoart  ein  Söiberfprud^. 
2)ie  ©egenmart  ift  ein  Slugenblidf,  ein  3^6t,  baÄ  im  ndcbften 
5lugenbli(f  in  bie  Su^unft  übergel^t,  loon  ber  tt)ir  nid&t§  wiffen, 
anbererfeit^  aber  fid&  an  bie  nädfefte  SSergangenfeeit  fnüpft,  bie 
mon  mo^l  unter  bem  3Ramen  ber  ©egenmart  auf  ein  foge* 
nanntet  3iRenfc6enaUer  au^befenen  !ann:  fo  weit  bie  S^fetlcbem 
ben  fxä)  jurüderinnern,  unb  jwar  um  fo  me^r,  wenn  biefer 
3eitt3erlauf  jugleidfe  einen  SBenbepunft  in  ftd^  fd^liefet,  h)o  er 
benn  jur  ßpod&e  tt)irb.  @in  fold&er  SBenbepünft  ^lat  nun  in 
ber  beutfdjen  ^oefie  aUerbingS  ftattgefunben,  unb  er  bürfte, 
fo  jiemlid)  mit  Sd^illerg  Siobe  jufammentreffen;  ber  gro^e 
©oetl&e  ^at  i^n  stt)ar  um  üiele  Saläre  überlebt;  aber  an  ber 
^oefie  jule^t  faft  nur  burcb  ben  SCBedfefeberfe^r  mit  feinem 
greunbe  feftge^alten,  gab  er  fi4  t)on  ba  an  immer  mel&r  unb 
mefer  ben  SRaturmiffenfcbaften  ^in,  unb  feine  fpätern  poetifdfeen 
ßrjeugniffe  ^aben,  bei  biefem  get^eilten  Sntereffe,  bem  JBer« 
falle  ber  ^oeRe  e^er  2:^ür  unb  S^or  geöffnet,  aU  \\)x  einen 
wirf f amen  S)amm  entgegengefe^t.  ^ietjon,  fo  fret}el^aft  eS 
Hingen  mag,  üieüeicfct  fpöter  me^r. 

5)ie  erfte  ßrfdfeeinung  biefer  neuen  (Spodfee:  bie  Slbnal^me 
beg  2ialent§,  mit  einem  immer  fxä)  mel^renben  SBeifd^mad  üon 
Salentlofigleit,  barf  nn^,  roa^  bie  blofee  Hbna^jme  betrifft, 
Weber  wunbern  nod^  befcfeämen.  S)ie  unmittelbar  üoraugge« 
gangene  $eriobe  war  eben  ba8  golbene  S^italter  ber  beutfcfcen 
^oefte,  ja  ber  beutfcben  Literatur  überl^aupt.  Sllle  fiiteraturen 
^aben  folcfce  ©(anjperioben,  beten  ©rünbe  jum  3^^eil  erfldr« 
bar,  t^eilg  fo  unerfl&rlidfe  fmb,  aU  alle  ßrf (Meinungen  ber 
geiftigen  unb  förperliciben  $Ratur.  SRacfe  einigen  anregenben 
SSorl&ufern  erfdfeeinen  @in,  gcwö^nlidö  aber  jwei  grofee  S)i(^ter, 
wel4e   bie  ^oefie  mit  (Sinem  SRud  auf  eine  bi§  ba^in  nid&t 

©tiUVota"/  2B««e.    XII.  15 


226  dritte  mt^etfung. 

gcal^nctc  6tufe  crl^cben.  S)ie  Nation  fü^^lt  fi*  auf  ben  neuen 
2öeg  l^ingemiefen,  bie  6)3racbe  getoinnt  garbe  unb  ©eftalt; 
©leicfegeftimmte  werben  fid&  i^rer  bunfeln  ^Begabung  bewußt; 
bie  ber  allgemeinen  S^ücfetung  SGBiberftrebenben  merben  burcfe 
bie  ©emalt  be§  aJlittelpunfteS  ju  einer  gemiffen  (Soncentricitdt 
gezwungen.  Setbft  baS  SRittelmä^ige  arbeitet  fid)  §uv  ^nge- 
meffenbeit  unb  93raud&bar!eit  empor.  So  toeit  ift  2lG[e§  ers 
!(ärli(6.  Slber  bie  gro^e  SJlaffe  unb  25ebeutenbbeit  ber  3!alentc 
auf  ßinem  ^un!t,  tjerglicfeen  mit  ber  frühem  3)ürre  unb  ber 
barauf  folgenben  fpdtern,  obgleidfe  ben  $Ra(3^ge!ommenen  ba« 
33eifpicl  ber  großen  SDlänner  mit  ben  ©leid^lebenben  gemein« 
fdbaftlicb  ift:  barin  liegt  bag  SRätb felbafte  ber  ©aci^e. 

S)iefe  ©lanjperioben  baben  nämlicJb  für  bie  näc^fte  Qu- 
fünft  etmag  ®efäbrli(beg.  ^Rationen  bon  ®ef(bmad  unb  ge« 
funbem  Urtbeil  fmb  bon  ber  ißortrefflic^feit  be^  SSorbergegan- 
genen  fo  burd^brungen,  bafe  fie  in  ber  genauen  SRadfcabmung 
ba§  einjige  ^eil  feben  unb  fo  allgemacb  in  leeren  gormalis* 
mug  geratben,  inbe|  Söölfer,  benen  jene  ßiqenfcbaften  im 
nünberu  ©rabe  eigen  fiub,  meinen,  ba§  35ortreffli(be  ju  baben, 
ba§  fie  nur  befi^en,  unb  ficb  gebrungen  füblen,  barüber  bin* 
au^jugeben.  gortfc^reiten  nennt  man  eS.  Unfere  ßanbe^s 
genoffen  b^ben  biefen  le^tern  5öeg  erträblt.  2Bie  eg  fam, 
lobnt  ber  2Rübe  betrachtet  ju  toerben. 

2)ie  ^eutfd?en  maren  üon  bem  3eitpun!te  an,  alg  bie  Sauft 
aufbi^rte,  ben  Söertb  ju  beftimmen,  bie  befdjeibenfte  ^Ration 
ber  Gtbe.  SluiS  ibrer  poUtifd&en  SBebeutung  berabgefunfen, 
t3on  ibren  S^acbbarn,  nicbt  an  löbli(ben  ßigenfcbaften,  ttjobl 
aber  an  3Jlad?t,  ©lanj  unb  Jöilbung  übertroffen,  fiel  e§  ibnen 
nicbt  ein,  t)on  ficb  felbft  grofe  ju  ben!en.  Sie  bitten  bereite 
eine  gro^e  Siteratur,  unb  fie  matten  fidö  nocb  feiner  Ueber^ 
bebung,  ja  faum  einer  SSergleidfeung  an.  5ßenn  ©oetbe  ben 
oft  toieber^olten  5lugfprucb  tbat:  „nur  bie  Sumpe  feien  he- 
fcbeiben",  fo  füblte  ganj  S)eutf(b(anb,  erften^,  bafe  eg  bem 
alten  §errn  felbft  nid&t  gef^abet  b^tte,  menn  er  etmag  be? 
f(beibener   gewefen    märe;    bann,   ba^   er   babei   mobl  nur 


Ste|l^ctif*c  ©tubien.  227 

gemeint  l)abe,  tele  er  eben  nidbt  $!uft  empflnbe,  gegen  irgenb 
einen  feiner  S^i^ß^offen  bemütbig  ju  fein;  worin  er  ganj 
redfet  l&atte.  Selbft  bie  Sßomtänner  ber  Literatur  maren  ficfe 
bemüht,  al^  bie  Sejtgefommenen ,  fxä)  an  fremben  SWuftem 
l&erongebilbet  ju  \)abm,  unb  fie  fd^ämten  ftd&  »eber  ibrer 
Sebrlingfd^aft,  nod&  verleugneten  ftc  ibre  Sebrer.  S)ie  Sin- 
mafeungen  ber  6(blegel ,  bie  6elbftübcrbebung  ber  ^Racb-Äans 
tifcben  $l^i(ofopbcn  bieten  fxcb  im  Ärei§  ber  64u(e,  unb  bie 
SRation  blieb  befcbeiben  wie  öor]()er.  @§  feblte  nämlicb,  tt)a§ 
au(b  ben  ßinjelnen  über  fid^  felbft  aufflärt:  bie  frembe  Urn 
erfennung. 

5)iefe  2lner!ennung  würbe  S)eutf(blanb  bur(b  ba§  2Ber!  ber 
3Wabame  6tael  de  PAllemagne  ju  Sl^eil.  Obwohl  fie  felbft 
ibrcn  ©egenftanb  grö^tentbeil^  nur  au§  frember  3w^^i^tung 
fannte  unb  bei  il^rem  Sob,  wie  il&r  SBorgdngcr  S^acitug,  nacb 
einer  anbern  Seite  aggreffitje  $intergeban!en  im  Sinne  b^tte, 
fo  f)oh  fi(b  bo(b  burcb  bie  S)arftellung  ber  geiftrei(ben  grau, 
in  ber  2Beltfpra(bc  gefcbrieben,  ba0  literarifcfee  S)eutfcblanb 
wie  eine  neu  entbedtte  ^n\d  au§  bem  SBeltmcere  ber  3al)rbuns 
bertc  empor.  3)a3  Ueberrafdfeenbe  be§  6inbrudt§,  bort,  wo 
man  ni(bt§  als  Seere  termutbet  l^atte,  eine  tiollftänbige  unb 
bebeutenbe  Siteratur  5U  erblidten,  baju  ber  Umftanb,  ba^  bie 
übrigen  Literaturen  ßuropa'S  eben  bamalS  gar  nichts  batten 
unb  bie  beutfd^e,  als  tjon  ©eftern,  ber  ©mpfinbungS^  unb 
SlnftbauungSweife  von  ^eute  am  ©emäfeeflen  entgegenfam, 
wirfte  mogifd^,  unb  ber  Sidjtglanj  nad^  au^cn  tjerflärte,  ^^u- 
rüdfgeworfen,  baS  Sanb.  ^iebei  ging  eS  freilid^,  wie  mit  ber 
gcrübmten  2BeiS^eit  ber  alten  Slegpptier;  man  lobte,  toa^  man 
nidbt  fannte.  lleberbaupt  bat  bie  beutfdbe  Literatur,  unbes 
fdfeabet  i^rer  SSovjüge  für  ^en,  bec  fie  fennt,  etwas  ungemein 
33efted^enbeS  für  S)en,  ber  fie  auS  ber  Entfernung  betradfetet. 
^aS  fommt  t>on  ber  SBermifdfeung  ber  Gattungen.  3Jlan  mengt 
bie  $^ilofopbie  in  bie  ^oefie,  unb  bafür  wieber  le^tere  in 
jene.  SRaturwiffenfibaft  unb  ©efd&id&te  ftrogen  tjon  fogenann* 
ten  3been,  bie  in  i^rer  .^albwal^rlf^eit  überrafd^en.    ^abiircb 


230  ®"tte  «tbt^eilunö. 

inbefe  bic  SSerfaffer,  aU  i^jnen  baä  ^anbttjcr!  in  btefcr  ^xd)* 
tung  gelegt  iDurbe,  entiueber  ganj  Detftummten  ober  über 
feinen  anbern  gebenfboren  ©egenftanb  ettüaS  nur  2eibU(fte^ 
üorjubringen  »u^ten. 

@^  ift  \ixex  n\6)i  ber  Ort,  unb  169  bin  mo^l  aud^  nid^t 
im  Staube,  bie  ^egeff cbe  ^Ijilofop^ie  p^iIofopl&if(i&  ob^ufd^äjcn, 
mag  übrigens  aucfe  ni$t  notl^menbig  fein  bürfte,  ba  fic  ibre 
©eltung  bei  allen  SSernünftigen  bereits  t}erloren  ju  \)ahm 
fd&eint.  3Jlir  ift  nur  um  i^ren  ßinflufe  auf  bie  übrige  Sitera^ 
tut  äu  tl^un.  Unb  ber  war  nun:  ber  mafelofefte  (Sigenbünfel. 
SöaS  Söunber  auc^?  S)ie  9latur  mar  burdfeficfetig  gcmorbcn, 
bie  6$lüffel  ju  allen  S^lät^feln  ber  2Belt  maren  gefunbcn. 
©Ott  mar  nur  no4  ein  Clattenfönig  auS  9}lenfd&en,  ober  )okU 
mt^x  er  mar  ein  S)eutfd&er,  ba  bie  S)eutfcfeen  i^n  naö)  i^rem 
(Sbenbilbe  gefcfeaffen,  inbem  fie  ifen  bemonftrirten  unb  allein 
begriffen.  S)a  bic  ßntmidtlung  beS  objeftioen  ^Begriffes  bcn 
immerma^renben  gortfdbritt  notl^menbig  in  fidfe  Wo^,  fo 
fonnten  bie  2JlitIebenben  nidbt  jmeifeln,  i^ren  SBorgängern 
unenblid^  überlegen  ju  fein,  menn  nic^t  an  S^alent,  bod^  burcfe 
bie  §ö^e  beS  6tanbpun!tS,  auf  ben  2lüeS  anfam.  2Dir 
baben  erlebt,  ba&  bei  einer  Sd^illerfeier  ber  gro^e  Tlann  ent« 
fi^ulbigt  mürbe,  bafe  er  pcfe  mit  ber  2luSfd?mü(fung  t)ou 
romantifcfeen  Sllbern^eiten  befaßt  i;)ahtf  aber  baran  trage  feine 
Seit  bie  Scfculb,  unb  nicfet  er.  Söenn  ©oetbe  bei  ben  Söort^ 
fübrern  in  großer  Sichtung  blieb,  fo  oerbaufte  er  eS  meniger 
feinen  SBor^ügen,  als  feinen  geilem,  morunter  eine  gemiffe 
(^(eidbgiltigleit  gegen  9]e(^t  unb  Unrecht  gehört,  fo  bafe  baS 
3}loraliid)e  bem  S^biitfäcfelicfeen  untergeorbnet  mirb. 

lieber  il}reii  DJlangel  an  2^a(ent  tröfteten  fie  fic^  bamit, 
ba^  unfere  Qzxt  eine  Uebergangeperiobe  fei,  unb  i^r  klugen« 
mer!  ging  befonberS  auf  bie  3"fwnft/  ber  fie  bie  Sflicfetung 
üorjei^neten  unb  ben  2öeg  pflafterten.  2afe  auf  biefem  2öege 
baS  2lufeerorbentlicbe  fommen  muffe,  smeifelten  fic  feinen  Slugen^ 
blid.  3(fe  erinnere  mid^  hierbei  eines  politifd}ea  S^itungSs 
fcfereiberS  auS  bem  ^a\)xe  1848,  ber  fic^  munberte,  bafe  bie 


«lefi^ctiWe  ©tubien.  231 

oIFgemcinc  SRct?olution  nodfe  feinen  großen  SOlann  J^ervorgcbradfet 
l^abe,  inbe^  bo4  bie  iRetolutioncn  bie  großen  2)länncr  auf 
bie  Oberflädbe  brächten;  wag  aud^  allerbingS  toa\)x  ift,  menn 
namlicft  eben  grofee  2)tänner  »irflidfe  üor^anben  fmb. 

S)ief  CT  @igenbün!el  unb  bie  bamit  juf  ammenlfiängenbe  ®  eifte§? 
»emirrung  fcfeien  burd&  nid^tS  ntel&r  gefteigett  werben  ju  töm 
neu,  unb  bocb  gefdjal^  eg  üon  einer  entgcgengefe^ten  Seite,  ^ 
unb  jmar  burcb  einen  SGBiffeuSjtceig,  ber  für  jeben  S)eut{d&en 
tö^ft  intereffant  wäre,  unb  für  ben  er  fid^  ben  Urhebern  ju 
toabrem  5)anfe  »erpflicbtet  füblen  mu^,  nur  ba^  bie  eingeriffene 
Uebcrtreibung  unb  SRad&beterei  audfe  ^m  bem  an  ficb  ßrfreus 
Heben  ben  ©amen  be^  ©cbäblicben  beijuntifdben  »erftanb.  Qcb 
meine  bie  beutfcbe  Spracb^  unb  2lltettbum§n)iffenfd6aft.  6^ 
fanb  f\ä)  auf  einmal,  bafe  bie  beutfdbe  Sf^ation  eine  urpoetifdbe 
fei,  obgleidb  bie  aufgefunbenen  ©ebicbte,  mit  Slu^nabme  be§ 
rätbfcll^aften  S^libelungenliebe^,  ben  fremben  Urfprung  einge^ 
ftfinblicb  unb  offen  an  ber  Stirn  trugen.  STOan  poftulirtc 
antebiluüianifcbe,  maftobontifdb4dttb^ofaurif(be  SBoH^epen  ober 
bocb  Sragmente  berfelben,  bie  nur  ein  mittelbod&beutfcber  $e? 
baut  äufammengefefet  unb  fo  ba^  Slu^erorbentlicbe  auf  medfea« 
nifcbem  SBege  bcrt}orgcbra(bt  batte.  S)ie  SBoü^lieber,  bie  We^ 
manb  gemadbt  b^tte,  mürben  ber  roben  2Raffe  in  bie  Scbube 
gefdboben,  unb  man  beburfte  üon  nun  an  nur  ba§  SSol!  unb 
ein  paar  ?5ebanten,  um  jebe  poetijcbe  ^Begabung  überflüffig 
ju  macben. 

6g  tbeilten  fidb  bemjufolge  bie  S)i(bter  in  mebrere  SRidb^ 
tungcn.  S)ie  ^bcenbicbter,  bie  irgenb  einem  balb  üerrüdten 
6a|e  einen  ganj  auggerenften  unb  üerfrüppelten  Körper  anju^ 
paffen  ftrebten;  bie  Slltertbümelnben  unb  Sßolfgtonbid^ter,  unb 
cnblidb  bie  S)i(bter  bei  SGßirflicb'SGßabren,  bie  nämlidb  i^re  eiges 
ncn  lumpigen  3uftänbc  für  fo  bebeutenb  bielten,  ba^  fie  bie^ 
fclben  t>on  SRunb  auf  in  ben  ^immel  ber  ^oefic  einjubürgern 
hofften. 

34  l&abc  früher  »on  bec  S^alentlofigfeit  unferer  3eit  ge^ 
fprocifecn.   S)amit  meinte  \ä)  feinen  gänjUcben  Slbgang  bei  Xca 


232  'Dritte  «btl&eirunö. 

lente^.  @ine  fold^e  S^it  toax  nie  unb  toitb  nie  fein«  @8 
gibt  aber  andi  eine  ^alentlortgteit,  bie  baburc^  entfielt,  ba^ 
man  ftd&  Sluf gaben  fteflt,  ju  beren  Slu^fü^rung  bic  Ärafte 
bei  Weitem  nic^t  jureid^en,  unb  enblid^  nod^  eine  anbete  butdb 
bie  ^Befolgung  gans  falfc&er  ©runbfäje.  S)ie  richtigen  (Srunb^ 
ffige;  ober  mit  anbern  äBorten:  bie  ival^re  ^eft^etit^  h^enn  ed 
je  eine  folcbe  gibt;  ift  jiemlic^  gleic^giltig.  ^ie  nötigen 
©runbfä^e  fmb  mefer  ober  weniger  unbemufet  im  Salente  felbft 
entl^alten,  n>ie  im  gefunben  9Renf(i^en)}erftanbe  bie  Sogi!  unb 
in  ber  ^ledbtjdbaffen^eit  bie  SWoral.  SBie  man  benn  fcfeon 
früher  bemerft  unb  oft  lüieberlj^ö^t  l^at,  bafe  bie  grofecn  ^id^ter 
ba  Waren,  e^e  e^  eine  Sleft^eti!  gab.  2Benn  auf  bicfe  2ltt 
bie  malere  ^eft^eti!  entbehrlich  unb  für  jeben  f^ad  bur^  bad 
6tubium  bet  großen  ^orbilber  }u  erfe^en  »Are,  fo  ift  bafür 
eine  falfd^e  ^eft^etif  gerabeju  )}erberbli(i^,  inbem  fte  in  ibret 
au3  allen  gackern  be«  SöiffenS  gufammengeftoppelten  SRüflung 
ber  SBaffenlofigleit  ber  Slnfcfeauung  meit  überlegen  ift  unb, 
inbem  fie  2Borte  unb  ^Begriffe  gebrandet,  bie  auf  einem  am 
bern  gelbe  2öert^,  ja  Söürbe  ^aben,  bie  ^robuftion  an  ficfe 
felber  irre  madfet  unb  einem  falfdfeen  6tanb))un!te  jutrcibt. 
2luf  einem  falfcben  6tanbpun!te  aber  erlal^mt  jebeg  SBirfen. 
3n  biefeg  traurige  ©efdj&ft,  ba§  in  frül[)erer  3cit  bie  Äunft^ 
pl^ilofop^en  betrieben,  traten  nun,  in  golge  ber  geftiegenen 
2öert^fd)äjung  ber  ©efdfeid&te,  bie  Äunft^iftorüec  ein.  SDlit^^ 
unter  gang  gefdfeeite,  o^ne^in  ^öc^ft  unterridbtete  Seute,  Ratten 
fie  nur  Qxnm  ^e^ler,  ben  nämlidfe,  bafe  fie  öon  il^rem  ©egen^ 
ftanbe  nid)t6  üerftanben,  bafe  fie  gar  nid)t  mußten,  wag  $oefte 
allenfalls  fein  bürfte.  5lu^er  bem  läcberlid^en  6treben,  bie  auf 
einander  folgenben  ßrfcbeinungen  ber  Literatur  mit  ^Rotl^wenbigs 
!cit  au§  einanber  abzuleiten,  war  eS  i^nen  ^^auptfäcfelidb  um  bie 
gällung  eigener  Äunfturt^eile  ju  t^un,  wobei  fie  ben  fünftt^^ 
rif^en  6tanbpun!t  in  ßinem  fort  mit  bem  !ulturlj)iftorifdben  tjer^ 
mifdjten  unb  ber  ^oepe  Qmde  anbid^teten,  bie  aUerbingS  bie 
bö(^ftcn  5lufgaben  ber  $rofa  fmb.  (Sin  guter  ^Bürger  unb  tücb^ 
tiger  ^anbmann  mu^  man  fein,  unb  nidbt  mit  ber  ^^antafie 


9le|l^ettfd&e  ©tubien.  233 

fid^  auf  bcn  ©tanbpunft  eineS  folcfeen  tjerfc^cn.  S)ic  poUtifctc 
unb  bürgerUd^e  grci^cit  ift  ein  fdfcöttcS  S)ing,  aber  bic  2öege 
ba§u  tnüjfen  mit  betn  SSerftanbe  crtoogen  unb  angebahnt  tt)crben, 
unb  nid^t  mit  bem  poetifcben  $alIo^.   Exempla  sunt  odiosa. 

2lber  foll  bcnn  bic  Siterargcfdbidfete  blofe  gaftcn  geben 
unb  bie  Urtl^eile  ganj  au^fcfc liefen?  ^eine^egS,  ftc  fod  fic 
geben;  aber  al§  ©efc^ic^te,  l^iftorifd^.  (Sg  ift  intereffant,  ju 
ttjiffen,  mie  bie  2Rit(ebenben  über  einen  ^idfcter  geurt^ilt 
^aben,  in  ttjeld^et  (Geltung  er  bei  ber  barauf  fotgenben  3^^^ 
geftanbcn,  unb  tt)ie  bie  berufenen  ©eifter  ^jeutjutage  über  i^n 
urt^eilen.  ßS  ift  intereffant,  ju  wiffen,  bafe  bie  Academia 
della  Crusca  Zafio'^  befreitet  Serufalem  «erh)arf,  »aS  ben 
SBerfaffer  ueranlafetc,  eg  umzuarbeiten,  b.  1&.  ju  üerfd^Iecfetern, 
fo  bafe  man  fpäter  bie  SSerbefferung  lüeg^arf  unb  ba§  ur* 
fprünglii  53erworfene  bemunbert.  6^  ift  intereffant,  ju  wiffen, 
bafe  6^afcfpeare  unmittelbar  nad^  feinem  Slobc  Don  SBeaumont 
unb  gtetd^er  terbrängt  würbe  unb  er  tergeffen  blieb,  bi§ 
anbertlfjalb  Sal&rfeunberte  fpftter  ein  6c6aufpieler  i&n  mieber 
ju  61^ren  brad^te.  Selbfturt^eilen  foHen  nur  8ad^!unbige, 
unb  S)a§  ift  man  nidbt,  wenn  man  weife  ober  wo^l  aucfe  leb? 
I^aft  fü^lt,  bafe  ©exilier  unb  ©oet^e  grofee  S)id^ter  fmb  unb 
Seffing  ein  t?ortreff(icber  Äopf  mar. 

Söcnn  auf  biefe  2lrt  bie  S'Zadbl&ülfe  jum  beffern  SSer^ 
ft&nbnif  ber  Siteratur  megfaut,  fo  ift  ber  jweite  SSortl^eil  ber 
Siterargefdjicbte,  bafe  baburd^  bie  Sommitäten  ber  Siteratur 
aller  3^^*^*^  wnb  SSölfer  bem  fiefepublüum  befannt  werben, 
nodfe  t)iel  problematifc^er.  SßieÜ[ei(^t  waren  bie  S)ic6ter  früherer 
3eiten  nur  barum  um  fo  üiel  beffer  al§  bic  heutigen,  weil 
fte,  mit  Slu^nabme  ber  Älaffiter,  bie  fremben  Literaturen  gar 
nid^t  fannten.  34  fpred^e  f^ier  nid^t  tjon  bcn  SBiffcnfc^aften, 
fonbern  t)on  ber  ^oefte.  (Sin  ^idfcter  mufe  feine  eigene  ßm« 
pflnbung  augfprec^en,  unb  bag  ^ublifum  i^n  eben  fo  mit  ber 
eigenen  genießen.  So  lädjerlicb  e§  ift,  wenn  man  in  eine 
\}orgefdferittenc  unb  gewiffermafeen  fertige  Literatur  bie  Tiaiio-- 
nalit&t  l^interl^er  einführen  will,  eben  fo  gewife  ift,  bafe  nur  jene 


234  ^titte  ^btl^arung. 

Siteraturen  Äraft  unb  eigentliche  ©eifte^frifdbe  geigen,  bie  )5om 
nationellen  6tanbpun!te  angefangen  feaben.  Tlxt  Slbftraction, 
b.  b.  öon  einem  fremben  ©tanbpunfte  au§,  }u  genießen,  ifl 
ein  traurige^  SSorrecfet  ber  Siteratoren  felbft,  traurig,  toeil  fie 
an  \\)xex  »al^ren  (Smppnbung  aU  3Äenf(ben  b&upg  ^^^^^  fo  t>iel 
einbüßen,  al^  fie  an  ber  ßtmeitcrung  ibrer  (SmpflnbungSf&biö- 
!eit  a(g  Siteratoren  geminnen.  @§  ift  f(bon  bie  Ueberfejung 
frember  5)idbter,  befonber^  menn  ibre  gormen  febr-  fünftU(b 
fmb  unb  man  fie  möglid)ft  genau  überfe^cn  will,  ein  ba^bcg 
Unglücf.  S)ie  in  einer  fol(ben  Ueberfejung  !aum  ju  ijermci^ 
benben  öerrenften  S^leben^arten  unb  bag  barau^  entftcbenbe 
2öortgepolter  erzeugen  bei  ben  ber  Originalfpradbc  Unfunbigen 
bie  SD'Uinung,  bie  S)i(bter  felbft  bitten  ficb  auf  eine  fo  unge* 
fcbicfte  unb  üerföorrene  2lrt  au^gebrüdt,  wag  in  ber  SRacb' 
abmung  tiefer  SBorbilbei*  bie  f(bauerli(bften  SGßirfungen  bcröor^ 
bringt.  SSielleicbt  ift  unfere  ^oetifdfee  6pra(be  bau^)tfäcbli(b 
burcb  foI(be  wortgetreue  Ueberfegungen  üerborben  »orben.  ^un 
erft  bie  S)arfteC[ungen,  3nbalt3angaben  unb  Sobpreifungen  ber 
Siterarbiftorifer,  bie  non  ^em,  tpa§  für  ben  ©efd^mad  be* 
ftimmt  ift,  bö<bften§  ben  ©erud)  geben. 

S)ie  traurigfte  2ßir!ung  ift  aber  bie  auf  ba§  $ubli!um, 
für  ba^  man  bie  ©rö^en  ber  Siteratur  ^um  ©efpräcb^ftoffe 
macbt,  unb  bem  bie  augge^eicbneten  ©elfter,  ju  beren  ^erDor^ 
bringung  bie  5Ratur  Sabrbunberte,  ja  ^abrtaufenbe  gebraud&t 
bat,  in  bie  9Iäl;e  tjon  SBanb^^Iacpbarn  gebracht  werben,  t>on 
tt)e((ber  unmittelbaren  9lä^e  fte  benn  allenfalll  in  ber  eigenen 
Seurtl;ei(ung  ibrer  3eitgenoffen  ©ebraudfe  macben  unb  meinen: 
^a^  ober  3eneg  ^dtte  6ba!efpeare  beffer  gemacbt  ober  2lefcb^Iu§ 
tt)abrf(bein(i(b  tiefer  aufgefaßt. 

3n  2)eutf(blanb  ift  ter  Söertb  be§  ^ublüumä  nie  genug 
er!annt  worben.  ©(biüer  unb  ©oet|)e  ^aben  an  fleiuen  Orten 
gelebt  unb  baber  ben  ßinbrucf  biefer  großartigen  ßrfcbeinung 
nie  empfunben,  weßbcitb  fie  au(b  t>on  ber  unberufenen  SDlenge 
abfdjä^iger  fpred^en,  aU  bittig.  gür  feine  ©ebanfen  unb  3ns 
tentionen  muß  ber  S)i(bter  felbft  einfteben,  ob  er  aber  mit  ber 


M^cttftfte  etubicn.  235 

S)arftellung  t)ie  allgemeine  SUlenfcbennatur  getroffen,  !ann  er 
nui  \)om  $ubli!um  erfahren.  S)iefe^  ift  nid^t  ein  gefe^hm^ 
toiger  SRid&ter,  ttjo^l  aber  eine  S^rp,  bie  i^r  6d&ulbig  ober 
Sflic&tfdfeulbig  nadfe  gefunbem  2Jlenfdbent>erftanbe  unb  natürlicher 
ßmpfinbung  auSfprid&t.  2öa§  biefe  ^Ratürlicbfeit  unb  Unbe- 
fangenheit ftört,  l^ebt  ben  ganjen  2öert&  beg  $ublifum§  auf. 
ffienn  Gefallen  ober  ^Ricbtgefallen  fein  ©runb  me^r  berS3illi' 
gung  ober  SDflijjbiQigung  ift,  menn  ftatt  bem  S^i^gwife  bc§ 
eigenen  Snnern  ba§  $ublifum  nachgebetete  äJleinungen  unb 
fettige  ^^rafen  in  SBereitfd&aft  I;at,  bann  taumelt  bie  Siteras 
tut,  9li(^tet  unb  Partei  jugleid^,  fc^ranfenlog  jeber  Uebertrei^ 
bung  unb  ^bgefd^madtl^ieit  5U. 

Uebrigen§  ift  biefer  SJlifebraud^  ber  £iterargefcbid&te  feine 
ücrcinjelte  ßrfd&einung,  fonbern  fällt  mit  ber  ^opulariprung 
bet  SBiffenfcftaften,  ben  pl^^riologifcfeen,  obifcben  unb  meta* 
p^^pftfcbstlfeeologifcben  S3riefen  in  unfern  3eitung§blättern,  furj 
^u  fagen:  mit  jener  SSielwifferei  jufammen,  bie  fd&on  unter 
S[$otau^(e|ung  einer  maleren  ^ilbung  gefä^rlid^,  bei  einer  faU 
f(^en  aber  gcrabeju  üerberblicb  ift. 

6§  »öre  nod^  öiel  ^u  fagen,  aber  um  ^\)xe  ©ebulb,  tjor 
Slllcm  aber  meine  nidbt  nodfe  auf  eine  l^ärtere  $robe  ju  fejen, 
tt)ill  \6)  mit  einer  '43cmerfung  fcbliefeen. 

Siner  unferer  geadfetetften  Siterar^iftorifer  meint:  nacfcbem 
©oet^e  bie  beutfcbe  ^oefte  auf  ben  \)öd)\t  bentbaren  Staub? 
punft  gebrad&t,  foüten  bie  beutfcben  S)idbter  nun  fünfzig  Sa^re 
lang  fdbweigcn.  SBietleicfet  märe  ber  SSerluft  babei  nid^t  gro^. 
Slber  ber  geleierte  äJlann  follte  au§  feinem  eigenen  S3eifpiele 
merfen,  »ie  fd&mer  e§  ift  ju  fd^meigen,  felbft  über  S)inge,  üon 
bcncn  man  gar  nicbt§  üerftebt.  34  meinerfeitS  möd^te  einen 
®egent?orf(^lag  madben.  2Bie,  menn  fämmtlid&e  Äunftp^ilo« 
foppen,  Äunfts^ritifer  unb  ^unftsgiftorifer  fünfjig  3a^re  lang 
bad  ^aul  l^ielten.  34  jtoeifle  feinen  ^ugenblid^,  ba^  ba^ 
3ialent,  an  bem  e§  in  2)eutfd)lanb  nie  gefehlt  ^at,  fidb  auf 
bie  erfreulicfefte  Slrt  mieber  Sabn  breiten  mürbe. 


236  5)rttte  «bt^eitung. 

^ttr  „g>erd}i(Qte  ber  poefif($en  "^ationaMiterafnr  ber  Penf fcSeit*' 

von  ^exmms. 

(1836.) 
L 

SSor  2ll(cm  fd&cint  bem  SBcrfaffcr  m(3&t  !lar  gemorben  ju 
fein,  ob  er,  mie  ber  2:itel  bcfagt,  eine  ©efd^icfetc  ber  poeti^ 
fd&en  Siterotur  2)eutfc^lanbg  ober  eine  beutfcjfee  Äulturgefdjic^te 
tjoni  6tanbpun!te  ber  ^oefie  fdfereiben  mottte.  6in  Unterfcfcieb, 
ber,  menn  er  audfc  über  bie  gajfungefraft  be^  $errn  SScrfaffcr^ 
gelten  foüte,  bo(^  nidbtSbeftotüeniger  l^öd&ft  bebeutcnb  ift.  Ob 
^oraj  unb  Dt)ib  burd^  il^re  Söerfe  ben  fittli(^en  unb  gefeß^ 
fii^aftUd^en  3wftanb  SRomä  fel&r  geförbcrt  l^aben,  ift  eine  grofec 
ober  )7ielntel^r  feine  ^rage;  ba^  fte  aber  bentungead^tet  Dor^ 
trefftidbe  3)id&ter  fmb,  wirb  ttjo^l  audb  $err  ®ert)inug,  unb 
n)äre  eS  anä)  nur  wegen  ber  lateinijdben  ^u^gang^fttben  i^rer 
SRamen,  gern  5ugeben. 

3m  Uebrigen  bringt  ^err  ®ert)inug  jur  Söfung  feiner 
Slufgabe  eine  ^e^x  gute  unb  eine  fel^r  üble  (Sigenfdbaft  mit. 
S)ie  gute  ift,  ba&  er  gefunben  3Jlenfd&ent>erftanb  befxfet,  ein 
Sßorjug,  ber  in  bem  literatifdben  S)eutfd&Ianb  immer  feltener  ju 
werben  anfängt.  3n  golge  biefeg  gefunben  SKenfcJjenüerftanbe^ 
\)alt  er  j.  33.  bei  S3eurt^eitung  ber  mitt el^od^beutf d&en  ^oefie 
inftinftmäfeig  ben  3)littelweg  jwifcfeen  ju  entl^ufiaftifd^em  Sob 
unb  ^u  ablel^nenbem  Säbel  ein  unb  fommt  baburdfe  aud^  t)er; 
gleid^unggweife  ber  Sßal^r^eit  am  SRäc^ften.  SlnbererfeitS  borgt 
er  bei  ben  ßrfdbeinungen  ber  fpäteren  Literatur,  wo  e§  mit 
einem  juste  milieu  nidfet  abgetlf^cin  ift,  frembe  ^unfturtl^eile 
unb  gebt  babei,  eUn  burdfc  jenen  gefunben  OJ^enfcfeentjerftanb 
geleitet,  meiften^  nor  bie  redete  6d^miebe.  Seffmg  unb  ©oct^^e, 
6d}iller  unb  §erber  muffen  il^r  Kontingent  jur  Slbfcfeä^ung 
i^rer  glei^jeitigen  ober  üorl^ergegangcnen  $eriobe  abgeben, 
nur  ba&  ba§  en  bloc  genommene  Urt^eil,  3.  33.  über  ^ean 
$aul,  in  ber  weitern,  §errn  ©ert)inu§  ange^örigen  5lu^füt>: 
rung   leicht  in§  SSerfe^rte  ^inübergefpielt  wirb.     (S3  ift  üiel 


«lepiictiMe  ©tublen.  237 

[Rid^tigeS  in  bem  iBud^e,  nur  gebort  bie^  burd^au^  ni(i^t  bem 
Sl^erfaffer  an,  xoa^  aber  für  bie  Sa^e  gtei(j^giltig  i[t. 

S)icfc§  füM  v^iö^,  nadbbem  i*  bic  gute  ^igcnfcfeaft  beä 
$ertn  (SctüinuS:  gcfunben  aJlenfdfeenüerftanb  im  Sldgemeinen, 
geltenb  gemacht  l^abe,  aud^  auf  feine  fd^Umme:  er  t)erfte]^t 
n&ntUd^  t)on  feinem  ©egenftanbe  nic^t  ba$  ©eringfte.  S)a^  ift 
nidbt  gleicfegiltig.  6in  ©efdbid^tfd^reiber  ber  atigemeinen  menfcb« 
U4en  S)ingc  »erfteit  t)on  feinem  ©egenftanbe  immer  fo  mel, 
als  er  ihm  SScrftanb  hat.  Sei  ©pecialitaten  ift  S)ag  aber 
ein  anberer  gaß.  60  »ic  ein  ©efcbid^tfcfereiber  ber  (Sfeemic 
mc^r  (S^cmüer  fein  mu^,  aU  ^iftorüer,  unb  ©iner,  ber  bie 
©cfdfeidfete  ber  Slftronomic  fc^reibt,  t)or  Slüem  Slftronom,  fo 
müfete  au(b  ber  SBerfaffer  eineg  S3uc^e3  über  bie  poetific 
Literatur  5)eutfc6(anbg  not^toenbig,  roenn  auc^  nidfrt  ein  S)id&ter 
fein,  bod^  »enigftenl^  poetif(6en  Sinn  ^aben.  ^iefe  &dbe  ber 
9?atur  aber  »arb  iperrn  @er)7inu$  leiber  nid^t  gu  3^^eil.  Sr^ 
finbung  unb  ßomporition,  Sebenbigmad&ung  unb  SluSfü^rung 
üben  auf  fein  ftftl^etifieg  Urteil  nid^t  ben  geringften  ßinflu^ 
aug,  Söenn  er  ficfc  bei  ©oet^e  mit  ber  gorm  Diel  gu  fc^affcn 
mcLä)t,  fo  gefd^iefet  e§  nur  barum,  weil  ©oetl&e  in  feinen  6on* 
fcfftonen  ben  Slnfprudfe  felbft  fo  ^aufig  urgirt;  eine  gleiche 
Küdfid&t  ober  ben  attbcrn  S)id^tern  angebeif^en  gu  laffen,  fäüt 
$erm  @eroinud  nidbt  ein.  ^a^  mac^t,  iveil  er  Don  gorm 
feine  Sorftellung  l^at  unb  ftc  nur  in  iferer  Ucbertreibung  ge« 
»a^r  tt)irb.  3^^  ift  hk  $oefte  lebiglicfe  ein  SJlittel,  feine 
®ebanten  unb  9)leinungen  au^jufpred^en,  gu  nü^en,  gu  be^ 
lehren,  Dolf^t^ümlid^e  unb  redbtfd^affene  ©efinnungen  gu  er« 
toedten  unb  fortzupflanzen. 

^UeS  ^ad  loar  bie  Aufgabe  ber  $oefte  aud^  mirflid^  in 
il^rem  anfange,  Dor  @cfinbung  ber  $rofa  nämlidb.  Seit 
biefcm  lejteren  ßreigniffe  aber  l^at  man  ba§  Söegriff^mftfeigs 
SBa^re,  Sele^renbe,  (Srbauenbe,  mit  einem  ^orte:  ^UeiS,  loa^ 
bem  Sebürfniffe  angel^ört,  il^r,  ber  $rofa,  überlaffen  unb  für 
bie  $oerte  baS  Gebiet  beS  ©efü^l^  unb  ber  ^^antafte  in  ^n:: 
fprud^  genommen.    63  gibt  etmaS,  ba^  man  baS  Schöne  ^ei^t, 


238  5)ritte  «M^eUung. 

fann  x(b  ^errn  ®crt)inu3  »erfid^crn.  9Benn  nun  aber  ein 
[todbürrer,  leberner  6cribent  in  einer  gräfelidfew  S)iffertation3« 
profa  bie  Slngelegenl^eiten  bc§  ®emüt^§  unb  bcr  ^l^antafie 
t)or  ben  SRi(^terftu^l  be§  Utilitarigmu«  ober  6ociaUgntuS 
fd^Ieppt,  fo  ift  ba»  bie  edtel^^aftefte  ©ericfetStjerlSjanblung ,  bie 
man  ft(^  benfen  !ann.  5)aniit  fei  nid&t  gefagt/  bafe  e§  ^erm 
®ert)inu§  an  einer  geiriffen  Segeifterung  fel^lt,  meldbe  immer 
ettt)a§  $oetifdfee3  ^at.  Slber  Slrd^imebeS  lüar  aucfe  begeiftert, 
als  er  im  i8abe  baS  @efeg  ber  fpe^ififd^en  Bö^toexe  gefunben 
batte  unb  nun  nadt;  mie  ein  SBerrüdter,  burob  bie  Strafen  non 
6pra!u§  lief,  er  blieb  aber  nid&tsl^cftottjeniger  ber  A+BsSDlann, 
ber  er  früher  getüefen  war.  ^e\)t  SBiffenfcbaft  bat  ibrc  S3es 
geifterung  al§  gefteigerten  3uftanb;  in  ber  ^^oefie  aber  ift  pe 
5uglei^  ber  gange  Umfang  be§  Objecto:  ber  3»^bfllt  3)iefer 
angelernte  (SntbufxaSmug,  biefer  SMiet^pferb^Salop^)  gebt  nun 
bur(b  ba§  ganje  ©treben  beS  §errn  ®erüinu§.  SWan  !ann 
mobl  )7on  i^m  bebaupten,  bag  er  für  bie  SBiffenfc^aft  eben  fo 
üerborben  ift,  al§  für  bie  Äunft.  3"^^^  er  ben  Pragmatismus 
in  ber  ©ef4i*te  üerlacfct,  mobin  er  bo(b  gebort,  bulbigt  er 
i^m  in  ber  9Ia4n?ei)ung  ber  ^unftentmidlung  mit  ber  Slengfts 
li(b!eit  eines  ^ebanten.  S)ie  gortfd)ritte  ber  ^unft  fmb  üon 
ben  3^alenten  abbängig  unb  nidfet  oon  ben  SBeltbegebenbeiten. 
©oetbe  toäre  berfelbe  grofee  2)i(bter  geworben,  wenn  eS  au(b 
nie  einen  griebricb  ben  ©ro^en  gab,  unb  bie  franjöfif^e 
9teoolution,  bie  bo(b  braftifdb  genug  war,  b^t  bocb  feinen 
einzigen  $oeten  ^eroorgebracbt.  3a,  bie  93i(bung  unb  bie 
^oefie  fmb  ficb  in  einer  gewiffen  S3ejiebung  fogar  entgegen; 
gefegt;  benn  bie  erftere  ftrebt  nacb  SlÜfeitigfeit,  g(ei^  ber 
Söernunft,  unb  bie  legtere  ift  unb  foU  einfeitig  fein,  wie  baS 
©efübl.  6ie  ifolirt  ibren  ©egenftanb,  unb  ftatt  ibn  nacb 
feinem  SSerl^ältnife  ju  ben  übrigen  S)ingcn  ju  beurt^eilen, 
macbt  fie  ibn  gum  SÖta^ftab  feiner  felbft.  2)e^balb  ift  §omer 
großer  als  ©cbiüer,  unb  wem  eS  um  ODÖe  ^oepe  ju  tbun 
ift,  ber  wirb  ft(b  immer  üorjugSweife  an  bie  früheren,  minber 
fultit»irten  Seiten  wenben  muffen. 


^efl^etift^e  ©tubien.  239 

äBenn  $erm  ®ert)inu0*  S3ud&  betnungead^tet  fo  »iel  %\u 
Hang  in  ^cutfdblanb  gcfunbcn  ^at,  fo  jeigt  c5  nur,  bafe 
bicfcä  2onb  in  ber  ©eban!ent)crmifd()ung  immer  weiter  fort- 
f(j()Teitet  unb  ba  träumt,  too  e^  benfen,  unb  benft,  mo  e^ 
füllen  foUte.  2BoIfgang  SKensel,  ein  gleid^e^  iRüftäeug,  \)at 
\a  aucfe  feine  ^eriobe  gel^abt,  wo  er  nid^t  berlad^t  würbe. 

3um  ©(i^Iul  gibt  $err  ©erüinug  ben  je^t  lebenben  S)id&s 
tcm  ben-Slat^,  bur*  fünfzig  Sa^re  i^re  poetif d&en  Slrbeiten 
einjuftellen.  (S§  ift  mögli^,  bofe  bie  2öelt  babei  nid^t  ml 
öcriöre;  ber  Mat^  aber  ift  l^art,  S)enn  erfteng  foHte  ^err 
©eroinuS  au§  feinem  eigenen  Seifpiel  erfennen,  wie  fcfewer 
ed  ift,  bic  6(^reibluft  ju  jügeln,  felbft  in  fingen,  benen  man 
nicbt  gewad^fen  ift;  bann  l^ätte  id^  einen  ©egent^orfd^Iag  ju 
maä)m.  SBie,  wenn  fömmtlicbe  ^unftplf)i(ofopl^en,  Äunft^iftos 
rifer,  unb  wie  bie  gortf(^ritt^apoftel  l^ei^en  mögen,  bie  aug 
SBerjweiflung,  in  i^rem  eigenen  gad&e  etwag  leiften  ju  !önnen, 
ft(^  centaurenartig  auf  bem  $oben  ber  $oefte  ^erumtummeln, 
e§  Derfudbten,  fünfzig  Sa^re  lang  S^^ul^e  ju  Ijjalten?  3d&  glaube 
wenigften^  oorauSfagen  ju  bürfen,  bafe  ber  jerftampfte  S3oben 
wicber  »on  SReuem  grünen  unb  Sölüt^en  ber  ^oepe  l^ertjor« 
treiben  würbe,  bie,  wenn  aucb  ni4t  üom  feinften  ^roma, 
boc^  immer  beitragen  würben,  ber  Don  ben  SBinterftürmen 
ber  3^^*  bebrängten  ©egenwart  eine  l^eilfame  grüli>linggerl^os 
lung  SU  üerfdfcaffen.  2Jlan  »erweife  l^ieju  ni(^t  auf  bie  2Bcrfe 
ber  Vergangenheit,  bie  eben  torl^er  ald  bie  poetifd^eren  ge? 
priefen  worben  ftnb;  ber  ©efü^lgau^brudt  einer  fremben  3eit 
lann  immer  nur  mit  Slbftraction  genoffen  werben,  \üa^  natür« 
lid^  nur  bie  ©adfce  2Beniger  ift.  S)ie  SD^affe,  im  guten  Sinne, 
wirb  bod^  nur  »on  S)emienigen  angeregt,  worin  fid&  i^re 
eigene  nftd^fte  (Smpfinbung^weife  auSfpridbt  unb  üerflärt.  ^ie 
3eit,  bie  tjerföumt,  i^re  eigenen  Slnfcbauungen  5U  bilten  unb 
in  geftalten,  fällt,  inbem  fie  ber  ©emeinlj^eit  au3  bem  Söege 
ge^t,  ber  $etanterie  in  bie  Slrme. 


240  dritte  rntJ^cilung. 

2. 

(1836.) 

Soßte  er  pd?  aber  biefel  UnterfcfeiebeS  bcmufet  »orbcn 
fein  unb  fcfcon  ber  Su\a^  ^lationalUteratur  auf  bem  Site! 
feines  ^u(j^eS  biefen  fuUurgefc^icJ^tlicben  6tanbpun!t  anbeuten, 
fo  mag  er  nur  »iffen,  bafj  er  fid)  eine  ber  abgefd^madteften 
Aufgaben  geftettt  l^at.  —  (Sine  ©efd^id^te  ber  ^flanjen  nacfe 
i^rem  öfonomifdben  ober  mebijinifd&en  ®ebrau(^e  \)at  einen 
unstreifell^aften  2Bert&;  aber  eine  ßlafFififation  ber  93lumen 
aus  bemfclben  ©eftd^tSpunfte,  moburd^  bie  Äamiüc  über  bic 
S^lofe  ju  fielen  fämc,  märe  benn  bod&  gar  ju  abfurb. 


3. 

(1835.) 


SRicfct  leidet  ift  mir  bei  allem  unleugbaren  ®eift  unb  SSer* 
bicuft  etmaS  fo  unerträglich  gemorben,  als  biefe  ®ef(bi(^tc  ber 
beutfdjen  Literatur  oon  ©eroinuS.  S)ie  geiftige  Söelt  mirb 
ba,  als  ein  boUfommeneS  ©egenbilb  ber  förperlicben,  ben  ©e^ 
fe|en  ber  ©cfcmere,  ber  2lttraction,  ber  ßobäfion,  unb  tt)aS 
loei^  idb,  unterworfen;  SlUeö,  toaS  fommt,  mu^te  fo  fommen; 
ber  Sßßilllür,  ber  Stimmung,  bem  ©enie,  ber  Saune  ift  fein 
Spielraum  gelaffen,  bis  aufS  S3lut  ttjirb  2llleS  erflärt,  unb 
menn  ber  3Jlenfcb  bis  bal^in  ein  faum  lösbares  9tätbfel  fd&ien, 
fie^t  man  mit  einem  Tlal,  bafe  jete  (Srf^einung  ber  fitlUcben 
SBelt  ficb  nacb  ben  Slnbanbgebungen  ber  S'legelbetn  unb  beS 
(Einmaleins  barlegen  laffe.  Söenn  SßiHe  unb  (Entfcifelufe  beS 
3Jlenf(^en  nicfet  frei  fein  follten,  fo  ftfib  b od)  bic  gäben  ibrer 
Leitung  fo  fein  unb  complicirt,  ba^  Seilbre^er  unb  S^Jirn^ 
fpinner  eroig  nid^t  ba^in  fommen  rocrbcn,  ftc  ju  unterfdfeeiben 
unb  aufjujä^leu. 


?le|i()etif(^e  Stubien.  241 

4. 

(1837.) 

©ert)inu§  ttjunbcrt  ficfe  über  @oetl^e*g  (SrÜärung,  ba^  er 
fi<!&  für  unfd^g  l^altc,  eine  tt)al()re  Slragöbie  ju  fd^reiben,  unb 
ba^  er  für^te,  burdfe  baS  blofee  Unternel^tnen  fid)  aufjureiben. 
@r  fte^^t  eben  nid^t  ein,  ba^  ©oetl^e'g  5(rt,  ftcfe  in  bie  innerfte 
3flatur  beg  ^arsuftellenben  binein^ufe^en,  ibni  bie  ^bentificis 
rung  mit  ben  $erfonen  einer  ^ragöbie  notbtüenbig  grauen? 
baft  madben  mu^te,  inbe^  ©dbitter  bie  ©baraftere  üon  ber 
Oberfläcbe  aufnal^m,  ba§  3nnere  auS  feinem  eigenen,  reidfeen 
2Befen  fupplirte  unb  fo  mit  einer  balb  abjufdbüttelnben  gieber* 
aufregung  (eicbt  ju  @nbe  fam.  SSon  ben  SRenern  bat  nur 
6]^a!efpeare  fidb  tragifdben  6toffen  in  ®oetl^e*g  Sinne  binge? 
geben.  Selbft  bie  großen  Sllten  baben  e§  mebr  in  SdbiüerS 
Sinn  getban,  mit  SluSnabme  be^  @uripibe§,  ber  bal^er  feine 
bciben  SJlitbemerber  in  biefer  ^infidbt  übertrifft,  nur  bafe  fie 
ibn  »ieber  an  ©rofeartigfeit  übertreffen,  tt)ie  Scbiüer  ©oet^en^ 
aber  nur  auS  bemfelben  ©runbe. 


5. 

(1837.) 

ÜJlan  mu^  ©ertjinu^  gut  fein,  audb  »o  man  ibn  nidbt 
ganj  billigt.  (S^  ift  eine  foldfee  JRedbtlidbfeit  ber  ©eftnnung  in 
ibm,  eine  fo  ridbtige  ßmpfinbung,  wenn  er  über  abgefdbloffene 
SBerfe  urtl^eilt,  nur  über  bie  3uftÄnbe  be§  S)icbterg,  au§  bem 
bie  SBerfe  bctoorgegangen  fmb,  ift  er  nidbt  fo  eompetent.  aber 
et  ift  tUn  Siterarl^iftorüer  unb  ber  bat  eS  mit  ben  Söerfen 
gu  tl^un.  ®oetbe*g  frü^eftc  unb  fpdtefte  ©podbe  beurtl^eilt  er 
mit  SBegeifterung  unb  geredbt.  Selbft  »enn  er  über  bie  (Sr« 
jeugniffe  be§  ©reifet  ftreng  abfpricfet,  merft  man,  e8  ift  mebr 
ber  Slerger,  ba^  er  nidbt  2llle§  tjortrefflidb  finben  !ann,  tt)ie 
er  »ünfdbt,  aU  eine  Slnfeinbung,  »aS  ibn  fo  l^art  madbt. 
Unb  in  ber  Stbat,  man  mag  ©oetben  nodb  fo  boc&  üerebren: 
bie  SBanberja^re  finb  fein  2BerE,  ber  §»eite  S^eil  be3  Sauft  fein 

Ottillpatiet,  SBede.    Xli  16 


242  dritte  «bt^eifuitö. 

©ebtdbt,  bie  tjerftfijirtcn  SWayinten  ber  legten  3^it  ^einc  S^rif, 
Slber  2lUe§  Qt\)'M  jufamnten,  ©oetl^e  ber  Süi^fl^iJ^Sf  ©oet^c  ber 
ajlann  unb  ©octl^e  ber  ®rei^  finb  ein  SRiefenbilb,  an  bem  \\6) 
bie  fommenben  ^a^rl^unbertc  erquidten,  beffen  ©leiten  fie  ni(ftt 
feigen  werben.  Slber  er  war  eben  ein  9Benfd&.  9^i(tt  ber 
^id^ter,  fonbern  ein  S)ici^ter  unb  %a^  in  ber  t}oflften  ©cbeutung 
beS  Sßorte^. 


6. 

(1849.) 


©d}on  in  ber  SSorrebe  \)on  ©ermnuS'  ®efdji(i^te  ber  beut^ 
fdjcn  poeiijd^eu  Siteratur  fdOt  bie  Sleu^erung  auf,  bafe  er  nur 
barum  bie  ©efc^i^te  ber  ^^oefie  ju  fd^reiben  unternommen 
l^abe  (al§  ob  er  ju  jeber  anbern  awö^  bef&^igt  gewefen  märe), 
toeil  bie  ^oefie  in  2)eutfd?Ianb  bur4  ©oet^je  aU  abgefcfcloffen 
ju  betrad^ten  fei.  (Sine  fol(^e  93e^auptung  ift  nun  an  fic^ 
läcberlid^.  S)enn  obraol&l  e§  bie  l^öc^fte  SBa^rfdfecinlid^feit  bat, 
bafe  Sal&rt^unberte  tiergel^en  werben,  big  in  S)eutfcblanb  ein 
2)id^ter  entfielet,  ber  ©oetl^en  unb  Sdbiüern  gleidbgefe^t,  ober 
WD^l  gar  al§  ein  gortfdbritt  gegen  fie  betrautet -werben  fönnte, 
fo  ift  bodb  anberfeit^  wieber  fein  ®runb  aU  unmöglidfe  auS^ 
jufprec^en,  ba^  fdton  l^eute  ein  bi^^er  unbefannter  S)i(bter 
lebe,  ber  in  einem  fdbon  morgen  erfcfceinenben  ®er!e  beibe  unb 
ade  bi^^er  gewefenen  2)icbter  überbiete.  2öa§  aber  feier  un« 
befugte  Slnmafeung  fc^eint,  wirb  fpöter  —  am  6dblufe  ber 
parallele  jwifcben  ©cfeiüer  unb  ©oettje  —  jur  fa(^unfunbigen 
Sä(^erlid)!eit.  6r  meint  bort,  bafe  überl^aupt  bie  ^äi  ber 
äftbetifcfeen  Slbfcbä^ung  vorüber  fei,  unb  ber  )?olitif dfcen  ben 
$la^  räumen  muffe.  S)ie  ganje  ^oepe  wäre  alfo  nichts  aU 
eine  $ßorfd&ule  für  bie  politifd^e  grei^eit  unb  ©oet^e  unb 
Bdi'xüex  nur  bie  bornirten  5ßorläufer  ber  Ferren  (Serüinu^, 
2)at)lmann  unb  fonftiger  tjoü^t^ümlidfeer  unb  rabüaler  fiumpe. 
S)a^  e§  nun  berlei  ftodfbürre  SDlenfcben  gibt,  an  bie  man 
wir!licfee§  geuer  bringen  mu|,  wenn  fie  warm  werben  foHen, 


^efil^ettfd^e  @tubien.  243 

baS  ijt  f^on  überall  in  bcr  SBelt  t)orge!ontnicn,  bafe  fte  ftcfe 
aber  mit  ber  ^unft  befc^äftigcn  unb  il^r  9Ber!  brei  2luflagen 
erlebt,  baS  !ann  nur  in  S)eutfd^lanb  gefd&el^en. 


(1819.) 

®ie  njunberlidfee  S^icfetung  be§  neueften  ^unftgefd^macfeS  in 
S)eutf(^lanb  Id^t  fid^  fe^r  einfadb  erflären  au§  bcm  3ufcinimen? 
treffen  jtüeier  3:^atfadben:  biftorifd&e,  ja  analptifd^^miffcnf^afts 
lid&e  Äenntni^  be8  üor  un§  geraefenen  SSortreffUd^en  in  ber 
Äunft,  berbunben  mit  eigener  Srnpotenj.  S)ie  SConangeber 
unter  un§  finb,  mag  3^^"  $^wt  lüeiblidfee  ©enie^  nennt.  S)a 
feblt  e^  »eber  an  ßmpfänglid&feit  nod^  Siebe  für  bag  Sd^öne, 
aber  an  ^raft,  e§  ju  geftalten  unb  au^er  ftdfe  j^injuftetlen. 
3)a  nun  aber  biefe  ^raftlofigfeit  fidfe  nid&t  leidet  Qemanb  felbft 
gepelzt,  fo  fud^cn  fie  ben  (Srunb  be§  5Ri(^tgelingeng,  ftatt  in 
ftdb,  immer  in  bem  Abgang  gemiffer  öu^erer  ^ebingungen, 
bie  einmal  bagemefen  fein  foHen  unb  je^t  nidfet  mebr  ftnb. 
S)ie  SReligion,  meinen  fie,  b^be  bie  bramatifd^en  äReifterttJerfe 
ber  ©riecben  unb  Spanier  b^rborgebradfet,  unb  gegentrfirtig 
bat  man  feine  [Religion  —  folglidfe  aud&  feine  S^leifternjerfe. 
6ben  baber  fommt  ber  gegenwärtig  borwaltenbe  ^ang  jum 
fogcnannten  SHomantifd^en,  ju  jenem  Sinnen,  6ebnen  unb 
überrmnlid&en  ©cbauen,  für  baS  e§  in  ber  ?Ratur  überall  fein 
©egenbilb  gibt.  SlUe  großen  ü)leifter  aller  Seiten  bon  Sbafe« 
fpearc  unb  SUlilton  bis  ©oetbe  waren  mebr  ober  weniger 
plaftifd^,  weil  eben  biefe§  plaftifd^e,  gefonberte  ^inftellen  mit 
fdfearfen  Sonturen,  als  baS  ©d^werfte  in  ber  Äunft,  nur  bem 
frfiftigen  2Jleifter  gelingt  unb  befebßlb  aud&  feines  6trebenS 
§auptjiel  ift.  S)ie  gormlofigfeit,  weldfee  ein  gauptingrebienS 
ber  fogenannten  JRomantif  ift,  war  bon  jeber  ein  Blieben  eines 
^ä^roafben,  fränfelnben  ©eifteS,  ber  ftd&  felbft  unb  feinen  6toff 
ju  beberrfd^en  nidfet  vermag.  —  2BaS  Reifet  benn  eigentlid^  ber 
SluSbrud:  romantifdfc?  6oll  er  auf  jenen  ©barafter  binbeuten, 
ben  bie  neuere  ilunft  burd^  baS  (E§riftent(;um  erl^ielt,  baS, 


244  5)titte  «Ibtlöeilung. 

bcn  ntenf(feli(j^en  Söillen  einem  l&öl&ern  unterorbnenb,  btc  SBct« 
fenfung  be^  erftcrn  in  ben  le^tern  aU  \)bd)\tt^  3icl  beS  ©tre^ 
ben§  aufftellt  iinb  mit  3Sernicbtung  beg  Seiblid&en,  al§  eincS 
üon  Slnfani^  ©glimmen,  eiüig  SSergeiftigung  ^rebigt,  fo  weife 
icb  nidbt,  mie  man  ©^afcfpeare  einen  romantifcfeen  S)id&ter 
nennen  !ann.  Ober  jielt  man  bamit  —  befonber§  im  3)ra5 
matifcfecn  —  auf  bie  erweiterte  gorm,  fo  madbt  man  bamit, 
ungerecj^net  alle  ^unftgrünbe,  bie  bagegen  fpred&en,  bie  ro^en 
58erfaffer  ber  geiftlofen  3RoraUtdten  be3  3KitteIalter§  ju  ©rün^ 
bern  einer  neuen  Äunftnorm  im  ©egenfa^  mit  Slefdj^lu^  unb 
6opl^o!le§;  benn  bafe  6l^a!efpearc  unb  (Salberon  bie  (^aU 
tung,  in  ber  fie  fd^rieben,  nid&t  f(i^ufen,  fonbern  nur  tjer* 
ebelten  burd^  bie  Söebcutung,  bie  fie  bem  üorl&er  Unbebeutenben 
gaben,  geigt  ein  flüdfctiger  S3ü(f  auf  bie  ©efd^iiibtc  be3  3:beaterS 
t)or  ibnen.  S)af[elbc  gilt  üon  ber  SRifdjung  be§  Prüften  unb 
51  omif d&en  in  ben  Söerfen  biefer  SDleifter.  —  2öa§  folgt  nun 
barau^?  S)afe  bie  romantifdbe  Gattung  fdfelecfct  unb  öerwerfs 
lidb  fei?  —  5)afe  e8  feine  Sd^ubfüdfeet  gebe,  folgt  baraug,  in 
benen  man  ben  menfd^licfeen  (Seift  unb  bie  Slrten,  in  bcnen 
er  erfdieint,  einf(j^liefeen  !ann  unb  regiftriren  wie  eine  3n= 
feftenfammlung,  bafe,  wenn  aud^  ba§  3ßit^^tc^  ßi"^^  ^i^- 
tero  mit  feinen  3lufid^ten,  al§  not^wenbige^  SUlebium  ber 
(Sinwirfung  ber  -Ratur  auf  fein  (Semütb  not^wenbig  auf  bie 
3lrt  biefer  (iinwir!ung  (Sinflu^  nehmen  mufe,  bie  Sluffaffung 
ber  DLitur  felbft  unb  nid^t  tia^  3Rebium  bie  ^au^ptfad^e  ift. 
'2)a6,  ba  metap^i^fif^ß  wnb  religiöfe  Qbeen  wanbelbar  fiub, 
i)ev  Sl;ara!ter  be§  ©d^önen  aber  ein  unwanbelbarer,  fid&  bie 
A{iinft,  wenn  fie  lefetere^  abfpiegeln  will,  auf  etwag  geftere^S 
cirünben  muffe,  al^  metapb^Ufd&e  unb  religiöfe  Sbeen  ftnb, 
auf  bcu  JRcni'djen  unb  bie  9]atur  nämlicfe;  ba6  e§  jwar  aller- 
biiigö  5ulä)fig,  ja  —  ba  e§  fid^  nid^t  um  ^ortrfitirung,  fon^ 
bern  um  ^^califirung  ber  Statur  bonbelt  —  unerläfelicb  fei, 
in  ba§  ©innlidte  ba§  Ueberfmnlid&e  bereinfpielen  ju  laffen, 
baf^  c§  ober  immer  auf  eine,  mit  ber  allgemeinen  2Renfd?cm 
natiir,  mit  bem   allgemeinen  2)lenfctengefübl  übcreinftim« 


?le|i^etlf(^e  Stubien.  245 

menbe  5lrt  gcf(3^c^^en  tnüffe,  bie  fubjettit)  toa\)x  bleibt,  ttjcnn 
aucb  bie  getrdumte,  objeftitje  Söa^^r^eit  längft  üerloren  ge^ 
gangen  wäre,  fo  ba^  alfo  ä^leinungen,  bie  immer  ba  moren, 
bie,  termöge  eine^  nidjt  ju  bebucirenben  ©runbjuge§  ber 
menfd&lidfeen  ^ainx,  aucfe  immer  ba  fein  »erben,  ungead^tet 
i^reS  6dbtt)an!enben,  für  bie  ^oefie  braudfebarer  fmb,  al^  fo? 
genannte  SBa^rl^eiten,  unangreifbar  gelagert  unter  ben  ^a^ 
nonen  eine§  p^ilofop^ifd^en  ober  9fleltgion§fpftem§.  —  SBe^ 
trad^tet  ben  ßalberon.  $unbertmal  l^at  er  ben  fatl&olifd^en 
2lb er  glauben  gebraud&t  (ber  nid^tg  ift,  al§  ein  masSürter 
l^cibnifd^er  ober,  furjweg,  menf etlicher),  !aum  einmal  ben 
Glauben.  Unb  bodfe  erfdbüttert  biefer  2lberglaube  im  ©e* 
bi(it  SWenfd^en,  bie  i^n  berad^ten  in  ber  Oleligion.  @rtlärt 
mir  2)a§,  i^r  alten  SReubeutfcfeen! 


(1822.) 

S)a§ienige,  toäg  bie  neuere  2öelt  üon  ber  allem  unters 
Weibet,  ift  üornel^mlidb  bag  ©efül^l  einer  unbeftimmten 
6el^nfudbt,  ba§  ber  erftem  eigen  ift  unb  le^terer  beinal&c 
ganj  unbefannt  toar.  S)ie  erfte  OueÜe  biefe^  ©efü^ls  ift  ein 
3:i^ätigfeitgtrieb  o^ne  2Birfung§!rei§.  60  lange  eg 
nocfe  einen  ©taat  gab  ober  oielme^r  ein  SSol!,  Ratten  alle 
gafeigfeiten  be§  Äörper§  unb  ©elftem  i^ren  S^Jed,  ober  »enig« 
fteng  i^re  Dlidfetung,  unb  üon  Seit  ju  Qexi  eintretenbe,  au^er? 
orbentlidfee  SBorfälle  gaben  aud&  ber  Segeifterung  ein  sfogo. 
2ll§  ber  SSerbraudfe  nacfe  au^cn  aufhörte,  njenbetc  ftd&  bie  befte 
3;Wtigifeit  be§  ©eifteS  nad^  innen.  2Ber  aber  einmal  bie  Süfeig^ 
!ert  be§  Umgang^  mit  fid^  felbft  genoffen  ^at,  feiert  nidfet  me^r 
jurüdt.  SBie  ber  felbft  ftcfe  93efledenbe  juleßt  bie  2Beiber  fliel^t, 
flieht  ber  fid^  felbft  Söef^auenbe  bie  Söelt.  3n  feinem  Säuern 
ift  er  ^err  unb  ^önig.  5llleg  fügt  ftdb  nad?  feinem  Sinne, 
unb  felbft  »aö  fid&  nid&t  fügt,  waS  i^m  wiberfte^t,  i^n  quält, 
ift  bocfe  »enigften^  fein  ©ebanfe,  fein  eigene^  2Ber!.  Sluc^ 
©elbftberbammung  ift  nod^  immer  fü6;   benn  wirb  ba« 


246  dritte  ^Ibtl^Hfung. 

burc^  bcr  SKenfi^  aU  iBcrbammtcr  ertiiebttgt,  fo  ift  ja  bodft 
ber  \)o6)  fte^cnbc  SScrbamtncnbc  toicbcr  er  fclbft.  60  lebt  er 
in  einer  eigenen  Söelt,  unmiberfprodfeen,  SlHeg  gebietenb,  Slüeg 
nadb  eigenen  ©efe^en  benfenb» 

S)iefeg  füfee  ©dfcalten  fü^rt  nun  enblidb  jum  eigentlid&en, 
unmittelbar  legten  Quell  be^  UebelS:  bem  S3cbüi:fni6 
ftarfer  ©inbrüdte.  a)Ut  einer  unenbli(i^  erl&öl&ten  SReijbar« 
feit  l^aben  bie  fogenannten  genteinen  ©enüjfe  i^r  Slnjie^^cnbeS 
verloren,  unb  ber  Tlen^d)  finbet  5ule|t  nid^tS  me^r,  toa^  i^n 
befriebigt.  O^ne  3:]&at!raft  »oll  3:^atenburft;  iJoH  diti^  j^um 
®enu^  ol&ne  ©inn  bafür;  boH  ©cbanfen  ofene  SGßoüen:  S)a§ 
ift  ber  3^^^"^  ^^"^^  fold^en  Tltn\ä)tn,  einer  fold&cn  3eit, 
bal^er  jene  ©el^nfuci^t  nadfe  etma^  Unbcftimmtem,  bem  man 
ju  mel  (S^re  antl^ut,  »enn  man  eg  aufg  SReligiöfe  bejiel^t^ 
ba  e§  eigentlidb  nid^t^  ift  aU  bie  ©e^nfudfet  nadfe  einem  neuen 
SR  ei  8,  ber  im  ©taube  wäre,  ben  Ueberrei^ten  ju  reiben.  S)ic 
2)eutf(ten  appliciren  f\ä)  alle  je^n  Sa^re  ein  neueS  3"gPflafter 
unb  tt)erben  barin  fo  lange  fortfahren,  bis  fie  ein  ftufeercS 
praftifd&eg  Sntereffe  befommen  l^aben,  tt)ie  bie  ßnglänber,  bie 
üon  jener  romantifdfeen  ©e^nfud^t  am  ßntfernteften  geblieben 
fmb,  eben  tüeil  fie  praftifcfee  Sntereffcn  feaben.  2)afeer  ire^ 
jebem  35ol!e,  ba§  fic^  mit  ber  beutfd^en  Siteratur  befaßt,  ©ie 
lüirb  it)re  eigene  oerf(^lingen,  unb  ga^ler  unb  Querföpfe 
irerben  bie  grud&t  fein.  S)ie  beutfd^e  Siteratur  ift  bie  be§ 
gegeniDärtigen  3at)rl&unbert§,  ©d^ou  ift  bie  englifd^e  baüon 
angeftedtt,  bie  franjöfifcbe  im  SBegriffe  ju  folgen.  2)ie  beutfd^e 
Siteratur  entnervt,  gür  un^  ift  fie  bie  befte,  weil  mir  feine 
anbere  l}aben  fönnen;  aber  jeber  grembe  foll  ftdb  batjor  lauten, 
©ebt  aber  nur  ben  S)eutfdben  rein  praftifcbe^  Qntereffe,  unb 
fie  merben  nad)  au^en  unb  nad^  innen  fein,  toa^  pe  foUen 
unb  mag  fie  fönnen. 

(1822.) 

2lu3  Ut)rma(^ern  ftnb  bie  S)eutfdfeen  mat^iematifc^e  ^n- 
ftrumentenmai^er  geworben,  meiere  bie  Snftrumente  mad^en. 


9U9^ctif(^e  etubien.  247 

mit  benen  man  W^ten  ma^t,  unb  menn  jule^t  bte  U^rmac^er- 
htnft  gatt)  t)etIoTen  ift,  toirb  91iemanb  me^r  »iffen,  iDiet)iel 
bic  3cit  ift.  

^eutfc^Ianb  l)ai  angefangen^  flc^  auf  baS  praftif^e  ^n- 
tereffe  §u  »erfen.  @d  ift  mit  bei  ^unft  nichts  me^r  anju? 
fangen,  fte  f&ngt  an,  na^bem  fte  t^eoretifc^  geworben,  biba!- 
tif4  koerben  }u  »oQen,  unb  ^a^  xoax  immer  i^r,  »enigfteniS 
momentaner  Untergang. 

^eutf(])lanb  ^at  ftc^  mit  ^^antafte  ben  Allagen  überlaben 
unb  möchte  nun  bie  (Einfalt  al^  biätetifd^e  ^ur  brauchen.  9Bir 
traben  $t^ilofop^ie  unb  ^{eligion  }ur  $oefte  gemalt  unb  möchten 
nun  bafür  au§  ber  $oe|te  $^i(ofop^ie  unb  SHeUgion  mad^en. 

S)ad  Streben  nad?  9lea(ität  in  ber  ^unft,  bie  S^eligionS^ 
f(bn)drmereien  unb  bie  politifd^en  Umtriebe  entfpringen  auS 
6tner  QueQe,  bem  ermad^ten  Sinn,  ber  aber  nod}  nid^t  mei^, 
moran  er  fic^  galten  unb  koie  loeit  er  gelten  fott. 

SHe  Seiben  ber  legten  3^t  ^aben  bie  ^eutfcben  in$  Seben 
gebogen  unb  jenen  Sinn  fürs  $raftifd)e  getoedt.  Seit  ben 
SfleformationShiegen  war  eS  baS  erfte  Wlal,  ba^  ben  ^eutf^en 
eine  ^errfd^enbe  ^tte  marb,  beren  9leaUftrung  gugleid^  ^ebfirf^ 
ni^  mar. 

34?  table  tiefet  Streben  ber  Teutfc^en  nicbt;  e§  fann 
t)ieKei(ibt  jum  beftcn  S^eU  fübren  unb  ^Nationalität  begrünben, 
bie  auf  einem  anbern  ^ege  nid;t  mögüd^  ift.  ^er  bie  ^unft 
mu^  barüber  auf  einige  3^it  oerfcbtoinben,  unb  idi  be!(age 
ba^  blo^  bie  ^ünft(er.  3ene  aber,  bie  ^aS  nidbt  einfe^en 
unb,  inbem  fte  bem  ^npocben  ber  ^t\t  nac^tönen,  glauben, 
^unftmerfe  beroorgebracbt  ^u  baben,  unb  jmar  um  fo  mebr 
ftunftmerfe,  je  mebr  fte  oon  ber  geglaubten  9{ealit&t  in  ft(^ 
^aben:  bie  ftnb  mir  als  ^ünftler  läcberlicb. 

^ie  [Regenten  merfen  nicbt,  ba^,  inbem  fte  ben  SfleligionS^ 
entbuftaSmuS  unterftügen,  fie  baS  ibnen  brobenbe  geuer  an^ 
fa<ibm  unb  bie  Stimmung  n&bren,  bie  ibnen  fo  gef&^Ucb 
f^eint  


248  ^J^**«  «bt^eihmg. 

(1820.) 

dg  ijt  eine  traurige  S^it  gefommcn  für  bte  S)i(6ter.  S)er 
cnt^uftaftifdtic  6(^tt)inbe(  aller  2lrt,  toer  bie  Äöpfe  in  S)eutfd;- 
lanb  ergriffen  \)at,  br&ngt  Sitte,  bie  ben  SRanentanj  nid&t 
mitmad^en  iDoden,  fo  felf^r  auf  bie  Seite  beS  falten,  fi^tenben 
SBerftanbeg,  bafe  felbft  bie  poetifd&e  S3egeifterung  babei  foum 
emporfommen  fann.  Ueberl^aupt  l(;at  jebe^  ßylrem,  auf  ba3 
ber  menfij&lici^e  ®eift  mit  ^arteiung  gerät^,  f^on  bag  ©glimme, 
bafe  3)ieienigen,  bie  ben  Unfmn  jene^  6trebcnS  erfennen, 
ftatt  bie  rid&tige  ÜJltttc  §u  l^alten,  leidet  in  ber  $ije  be8 
Streitet  ftdb  bem  cntgegengefejten  fünfte  nft^ern  unb  fo  aud? 
inconfequent  tüerben.  S)a§  ift  bie  ©efd&id^te  aller  menfd^lid&en 
Streitigfeiten  t)on  jel^er  getüefen. 


(1828.) 

^afe  bie  S)eutfd)en  biefem  fdfeaufelnben  S^räumen,  biefer 
bilbs  unb  begrifflofen  Sl^nungSfdbigfeit  einen  fo  l^ol^en  SBertl^ 
beilegen,  ift  eben  ba§  Unglücf  biefer  9lation.  S)a^er  fommt 
e§,  bafe  fie  fi(^  fo  gern  jebem  Si^rt^um  in  bie  2lrme  werfen, 
trenn  er  nur  irgenb  einen  ^alt  barjubieten  fd&eint,  an  ben 
fie  iene§  flatternbe,  üerroorrene  ©ewebe  anfnüpfen  fönnen. 
2)ater  fcmmt  e^,  ba^  t)on  je^n  ju  jel^n  Saferen  bie  ganjc 
Diation  mit  ßinem  Sdfelage  i^r  geiftigeg  @lauben§befenntniJ5 
anbei t  unb  bie  ©ögen  be^  geftrigen  ^Tage^  (Sd^elling)  ^eute 
lüie  Sdjatten  üon  Sßerftorbenen  umfeermanbeln.  Unmännlidb! 
l^evabtüürbigenb!  Sie  glauben,  S)a§  fei  ettra?  i^rer  ^'^aticn 
ßlgent^mlicfeeö,  aber  anbre  Golfer  fennen  biefen  3uftanb 
aud),  nur  werben  bei  ibnen  bie  Knaben  enblicfe  2}länner.  3* 
fpred^e  feier  nii^t  aU  (Einer,  tem  biefer  bumpf  träumenbe 
3uftanb  fremb  ift,  benn  er  ift  ber  meine.  2lber  id&  erfenne 
wentgfteng,  bafe  man  fid)  au§  i^m  herausarbeiten  mu^,  wenn 
etwas  geleiftet  werben  foll.  SRöncfee  unb  .^lauSner  mögen 
„§^mnen  au  bie  S^acbt''  ^erauStönen,  für  tl}ätige  üJlenfc^en 
ift  baS  Sidjt! 


^eß^etifi^e  @tubi(tu  249 

(1835.) 

ÜJlan  Ifeat  geglaubt,  bcm  Untüefcn  bcr  fogcnannten  ,,iungen 
Sitcratur"  (ßui^loto,  Sßienbarg,  Saiibe  u.  f.  tr.)  bur(^  au^brüdts 
U(ibc  SBcrbotc  bcr  loerbäcfetigten  6d?riften  ein  ßnbe  machen  ju 
muffen.  S)a§  ift,  abgefeben  üon  bem  SSermcrf lieben  jebeg 
foli^en  SBcrbote^,  aud)  in  literarifdfesmenfd&Itcber  ^infK^t  ein 
gebier  unb  ein  Scbaben.  2l(Ierbing§  ift  biefe  junge  Literatur 
ein  Unftnn,  ja  eine  SSerrücftbeit.  Slber  tüoburcb  foll  benn  bie 
alte  Sßerrüdftbeit  befämpft  »erben,  aU  burcb  eine  neue?  S)ie 
Seiten  fmb  feiten,  mo  bie  SSemimft  ficb  $laj  ntacbt,  unb 
eben  fo  feiten  bie  SWänner,  bie  ba§  S^eijlofe  be§  gefunben 
SKenfd&enüerflanbeg,  ber  rid&tigen  Slnficbt  geltenb  ju  ntacben 
wüßten,  ^n  Ermanglung  ber  fiefrmge  nun  bleibt  nid^tS,  aU 
einen  Unftnn  burcb  ben  anbern  bef(brän!en.  S)ie  fafelnb^ntittels 
alterlicbe,  felbfttäufdbenbsreligiöfe,  geftaltlogsnebelnbe,  Siecüfcb- 
unb  9Jlenslifcb5unfd!{)ige  ^eriobe  b<it  lange  genug  gebauert, 
unb  wie  benn  ba§  neue  6(ble(bte  immec  f(bon  barum  beffer 
ift  aU  ba§  fcbledfete  Sllte,  treil  »enigftenä  bie  SJerjä^rung^jeit 
be§  Settern  bur(b  ben  ßinfprucb  unterbrodfeen  »irb,  jo  bätte 
man  frob  fein  foüen,  in  ber  Unüerfcbämtbeit  ber  neuen  Slpoftel 
einen  ^amm  gegen  bie  Slnmafeung  ber  bi^b^rigen  ju  befoms 
men.  Uebrigen^  b^t  biefe  junge  6(bule  bei  aCler  3Serd(btlid&s 
feit  eine  löblicbe  ßigenfd&aft,  bie  gegenwärtig  in  2)eutf(blanb 
febr  feblt,  eine,  wenn  aucb  tdppif(be,  ©erabbeit  nämlicb. 
©ie  macbt  fub  feine  Süwponen.  6ie  ift  frecb,  weil  ba§  Seit- 
alter  frei  ift;  irreligiös,  unb  bie  ganje  ^Religion  ber  3eit  ift 
6elbfttdufcbung  ober  ^eud&elei;  fie  fagt,  toa^  fte  tenft,  inbe& 
man  in  2)eutfcblanb  bäufig  nicbts  benft  bei  5)em,  wa§  man 
fagt.  Snfofern  wäre  fte  alfo  aßerbingö  aU  eine  5lrt  ^ferbes 
!ur  ju  braueben  gewefen.  ©erabe  weil  fte  tjeräcbtUdb  war, 
fonnte  fie  wenig  Scbaben  tl^un  unb  mufete  ein  balbigeS  6nbe 
nehmen.  Sieben  bie  3Renf4en  nur  erft  bie  SRatur  in  ibren 
©egenfä^en  ungeftört  auSWirfen,  bie  Uebel  fänben  balb  ibre 


250  2>tine  W)i^t\lun%. 

Teilung  in  fidfe  felbft  fßon  Unftnn  ju  Unfinn  Qt^t  bcr  Sil* 
bungggang  bcr  Söclt,  unb  in  bcm  cmigen  3^*5^*  fommt  fic 
ctüig  ein  tüenig  »eiter.  S)urdt  unfaubcrc  SluSlccrungcn  führen 
fid^  bie  Ärant^eit^ftoftc  ab,  Söcim  Snbioibuum  barf  allere 
bingg  bcc  9?atuc  gu  $ü(fe  gcfommcn  werben,  benn  bie  Äraft 
unb  ba§  Seben  be§  ßin^elnen  ift  befcbr&nft,  unb  für  einen 
tobten  Patienten  !ommt  jebe  iHegenetation  ju  fpät;  ba^  ®e-- 
f(blec^t  aber  ftirbt  nid^t  au^,  unb  ber  ^rü^ling  flnbet  aUid^r^ 
lieb  feine  S3dume. 

(1848.) 

^ie  €dbriftfteller  fehlen  geiüöl^nlicJb  nad^  jwei  Seiten:  bie 
©inen  fmb  fo  »erliebt  in  ibre  eigenen  ©ebanfen,  bafe  fic  auf 
ba§  ^ublüum  gar  feine  SHildtfutt  nel&men.  Gin  großer  Segler; 
benn  man  beult  für  ftcb,  fdfereibt  aber  unb  Ififet  brucfen  ober 
aufführen  für  Slnbere.  S)ie  jtüeite  ^laf[e  toiü  nur  bem  ^Publi« 
fum  gefallen.  S)a  läfet  ficb  benn  fd^mer  boraugfeben,  lüaö 
bem  $ublifum  ieberjeit  unb  überall  gefallen  roirb,  nebftbem, 
bafe  biefeg  SBerfal^ren  gerabeju  jur  ©emeinbeit  fübrt.  2)a§ 
2öabve  ift,  bie  2Roralregel  be^  (l^riftentbum^ :  maS  bu  nicbt 
tüillft,  ba§  bir  ein  Slnberer  tl^ue;  ba§  tbue  ibm  aud)  nidbt, 
gerabeju  auf  bie  ^oerie  anjumeuben  unb  ficb  beim  6(breiben 
5U  fragen:  mürbe  bir  S)ag  gefallen,  menn  el  ein  Sluberer 
fcbviebe? 

(1828  ) 

2Bir  finb  alle  üerborben,  tt)ir  neuern  beutfdfcen  S)id)ter, 
burcb  uufer  ewigem  Sefen  ber  altern,  ber  fremben.  2Bir  n)if[eu 
faum  mebr,  tüie  fid^  bie  ßmpfinbung  bei  unfern  3eitgeuoffen 
äußert.  2öir  laffen  fie  (bie  Gmpfinbung)  Sprünge  macben, 
wie  fie  fic  beut  ju  3^age  nidfct  mebr  madbt.  2Bir  empfinben 
mit  SlbftraUion.  S)aber  meife  fidb  basJ  $ubli!um  im  ^ib^ater 
nicbt  mebr  jurecbt  jii  finben,  unb  nur  6tümpern)er!e  ober  bie 
unbetüu^ten  SBerfud^e  ber  Slnfäiiger  gefallen,     ^kx  ndmlid^ 


Veß^ettft^e  etubien.  251 

tann  ba§  ^ublüum  folgen,  inbefe  bie  foQenanntcn  SMciftertüerfe 
fwj  i^m  ftic  9lc(^cnejenipel  barftcllen.  Sd^iüer  toar  bcr  le^tc 
populäre,  eigentliche  5)ic6tcr,  unb  felbft  ber  SBortüberftufe,  bcn 
i^m  ber  lefenbe  Äritifer  §um  SSortüurf  macfct,  ift  für  bcn  Sva 
fc^cr  bie  üermittelnbe  93rüdte,  mittelft  ber  er  bie  ^5^en  ber 
fcfttoierigften  Situationen  unb  ß^aralteräufeerungen,  Schritt 
für  Sdferitt,  o^ne  Slnftrengung  erflimmt.  S^afefpeare  bat  un^ 
3fleueren  aöe  berborben. 


(1842.) 

öine§  ber  größten  Uebel  ber  beutfdfeen  Sitcratur  ift,  bafe 
5flicntanb  bei  feinem  gaie  bleibt.  Qeber  fuc^t  feine  ©renken 
au^jubebnen,  fo  »eit  aU  ni5gli(j&.  Seber  walft  feinen  S^eig 
nad&  Seibegfräften,  unb  inbent  er  nad^  ben  Guben  ju  immer 
auSgebel^nter  wirb,  mirb  er  immer  bünner  in  ber  SJlitte,  big 
er  enblid^  rei|t  unb  bie  Süden  im  3nnern  entfteben,  bie  man 
nacb  au|en  bermeiben  njoüte.  2Bag  man  bon  einer  aüfeitigen 
Silbung  fagt,  ift  gan§  gut;  aber  eine  aüfeitige  Sl^&tig!eit  gibt 
e^  nid;t. 

greili(^  b^t  gerabe  biefe  SSermifd^ung  ber  göd^er  in  neuefter 
3cit  ber  beutfdfeen  ßiteratur  gro^e^  2lnfeben  im  Hu^lanbe  ber^ 
f^afft.  SBenn  ein  armer  frember  S)i(j&ter  ein  neubeutfdb  poe* 
tifcbeS  ©ert  liest  unb  ein  Siberallicbt  t?on  lüeltpbilofopbifien, 
weltl^iftorifcfeen,  pf^dfeologifcten,  politifcben,  magifcben,  artifti^ 
fd&en  ^albbeiten  il^m  entgegen  ftrablt,  mu6  er  freilieb  berblüfft 
merben  unb  mit  ber  ^atux  jürnen,  bie  ibn  ju  ni(btS  aU  jum 
S)i(iter  gemacht  bat;  wie  anberfeitS  ber  ©efebrte,  ber  ben 
feften  S3oten  feiner  SBiffenfcbaft  berfcfcwinben  unb  ficb  in  bie 
bangenben  ©arten  be§  SbealiSmug  berfegt  fielet,  too  ftatt  ber 
S)ifte(  be§  SöegtiffeS  bie  93lume  ber  S^^fpiration  wud^ert  unb 
eS  feine  6dbli)ffer  gibt,  fonbem  nur  6cblüffel;  ein  folcber 
toirb  glei(bma^ig  bie  Stirn  auf  bie  (Srbe  fcblagen  unb  auS? 
rufen:  ^err,  ic^  bin  nicbt  ȟrbig. 


252  ©ritte  ^IbH^eitung. 

(1837.) 

din  SGBer!  nenne  iä)  eine  ^ertoorbringung,  bie  fo  loiel 
innere^  fieben  ober  innere  SBabrbeit  &at,  um  »enigftcng 
mehrere  ber  loanbelbaren  ©efübt^-  unb  SJleinunggpbafen  ber 
3eit  ju  Überbauern.  5öag  aug  einer  Seitricfetung  cntftelj^t  unb 
mit  i^r  untergel)t.  ift  nur  glugf  d^rift,  unb  wenn  eS  brei^ig 
SBänbe  ftav!  tüdre. 

(1836.) 

S)iefe  neue  beutfdbe  ^oefie  mit  ibren  Sibeorien  fommt  mir 
üor  mie  eine  Siuljugenb,  bie,  t)on  ibrem  3Reifter  tt)cgcu 
Unartig!eit  jur  S^ebe  geftellt,  ficb  »eranttüortete :  fie  bitten 
neue  ©efege  ber  Slrtitjfeit  erfunben,  unb  nad)  biefen  feien  fic 
febr  gepttet» 

(1835.) 

SSortreff liebe  93aufteine,  biefe  Segion  loabrgefüblter,  beut^ 
f(ber  @ebi(bte;  aber  i(b  febe  fein  ©ebäube. 


(1846.) 

SSoü^Ueber  fxnb  toie  bie  3Diefenb(umen,  bie,  loenn  man 
fie  im  gelbe  obnc  Pflege  unb  Kultur  aufgetradbfen  antrifft, 
erfreuen,  ja  ent^iidten;  in  ben  ©arten,  ^mifcben  Diofen,  ^Mkn 
unb  Silien  üerfe^t,  fiub  fie  nidjt  üiel  beffer  aU  Unfraut. 


(1835.) 

^eutfcbe  SSolfl-'ßpen:  \x)a§>  i)dit  benn  ^a§?  (Spen,  bie 
üom  58ol!  ausgingen?  Äein  (5po§  ging  je  üom  5ßoI!,  fonbern 
üou  eingelnen  feltenen,  begabten  2Jlännern  au^,  bie  aÜenfaü^ 
ba^  im  Sßol!  5erftreute  Sagen;  ober  2  i  e b  c  r  material  f ammelten 
unb  5um  ©anjen  bilbeten,  mit  ^injufügung  eigener  ©rfin« 
bungen  (benn  jum  9Ra(bf(breiber  fid^  b^rjugeben,  bat  Don  jeber 
jcbcr  33'gabte  t)erfd}mä()t).    Ober  waren  fte  5Bolf!§;ßpen,  weil 


^tep^etifd^e  ©tubien.  253 

ftc  im  3Jlunbc  t)C§  5Sol!cg  lebten,  etwa  mie  bie  ipomerif^en 
®cf&nge?  Slbcr  ba§  bcutfcfee  SBolf  fonnte  nidfet  lefen,  unb 
IR^apfoben  gab  eS  befanntlid^  in  S)eutf(j&lanb  nid&t,  t)or  ben 
3citcn  ber  SWinnef finget,  bie  aber  an  ben  ^öfen  berumjogen 
unb  bag  SSoH  t)erfd?mä^ten.  SJann,  wenn  fie  im  SJlunbe 
be§  SSoKeS  lebten,  tt)o  finbet  man  ibrer  irgenb  in  ©bronüen 
ober  gleicbjeitigenScitfd^ilberungen  erto&bnt?  S)ie  9flittergebi(^te 
unb  bie  le^te  ^Bearbeitung  ber  S^ibelungen  rübrt  befanntlid^ 
au§  bem  breijebnten  Sabrbunberte  ber.  2öie  fam  e§,  bafe, 
bei  ßrfinbung  ber  Sudbbruderei  im  fünfjel^nten ,  SRiemanb 
aus  bem  S)ru(!  biefer  Siebling^merfe  beg  55oIfe§  ©eminn  ju 
jieben  fud&te.  i  Obne  S^^ifcl  bätte  man  e§  getban,  mdren  fie 
nic^t  bamalS  fcbon  rein  üergeffen  geroefen,  nacb  SSerlauf  t)on 
armen  jmei  S^^^^^^i^berten.  ^ofpoefte  ttjaren  biefe  @pen. 
^a§  ^ol!  l^at  nie  iiroa^  bat)on  ju  boren  befommen,  aU  bie 
alten  6agen  ober  9Mär(ben,  üieQeicbt  Sieber,  bie  ber  ßrfinbung 
ju  ©runbe  lagen. 

(1823.) 

(5§  ift  nodb  bie  "S^ag.^,  ob  man  Söaltber  t)on  ber  SBogel? 
toeibe  einen  eigentlicben  2)icbter  nennen  fann.  S)id^terifcbc 
©lutb  unb  ^bantafie  feblen  beinabe  ganj.  SSerftanb  unb 
ßmppnbung  !ann  man  ibm  nid^t  abfpredjen.  ßr  ift  größten; 
tbeilS  3flefleyion§5  ober  6pru(bbicbter.  3Jlitunter  \)at  n  böcbft 
g(ü(fli(be  SBenbungen,  fie  ftnb  aber  feiten. 


(1823) 

9Bie  tt)är*§,  wenn  man  au§  bem  Sdibelungenliebe  ein  ^e^ 
bengebid^t  mai^te?  Äein  altertbümelnbeS,  fonbern  fo,  wie 
man  bewtjutage  einen  altertbümlid&en  6toff  bebanbeln  mag. 
SBer  wei^,  wie  t)iel  Sßorarbeiter  §omer  t)or  fidfe  gebabt  bat? 


»  NB.    3ft  tt)irni(3^  gcfd^e^en.    aHanbbemerlung  (Sriaparacrs. 


254  ©ritte  mtWIwnfl- 

(1886.) 

3m  SRibcIungenliebe  ftnb  tjieflcid&t  nur  jmci  fünfte,  bic 
auf  urbcutfdtcn  Sagen  berul&cn.  S)cr  §ort,  bcr,  im  9(l^cin 
üerfcnft,  bcm  6anbc  feine  ©olb^ältigfeit  mitt^eilt;  unb,  bo^ 
eine  6c^aar  beutfd&er  gelben  irgenbtoann  in  Ungarn  burd) 
SSerratl^  ober  Ueberfatt  ben  2!ob  gefunben.  6iegfrieb  ift 
lüal^rfd^einlidt  eine  Slpplifation  be§  ffanbinauifdben  ©igurb; 
(S^riml^ilbe  erbic^tete  S^r&gerin  be^  gatumä;  SrunbilbenS 
93rauttt)erbung  ein  bereingejogene«  frembe^SDlärdS^en;  bie  gabrt 
ing  §eunenlanb  »iüfürlicbe  äugmalung  eine§  üieüei^t  bifto- 
rif(ben  UmftanbeS.  S)a3  aKeg  im  2Jlunbe  ber  (Srjäblcr,  tt)enn 
man  n^id,  beS  ^olU^,  fxö^  allm&blig  nä^er  unb  näber  ge^ 
bracbt  unb  enblidb  üon  einem  S)i(bter  t)öllig  öerbunben.  S)a6 
ba8  ©ebicbt  ficb  im  SD^unbe  beg  SBoIfeg  gemad&t  ober  gebilbet 
babe,  ift  eine  analogielofe  unb  eigentUd^  Unmöglid^e^  tjorauS« 
fegenbe  Slnnal^me. 

(1844.) 

3Ran  tbut  nicbtS  ©uteg,  trenn  man  bie  Sf^ibelungen  in 
neue  ©prad^c  überfe^t.  ß^  n)irft  fid^  bann  bie  9lobbeit  beä 
©anjen  blo^  auf  ben  3nl)alt  unb  Stoff,  bie  baburdb  unleib^ 
lieb  tüerben.  3"  ber  unbel^ülflicben  Sprache  be^  Originales 
aber  geigt  fidb  erft  ba§  unberglei(blicbe  5>erbienft  be§  5)icbter§, 
ber  in  einer  fo  brutalen  3eit  ber  loabreu  ^oepe  —  tt)a§  Sluf? 
faffuug,  6bara!terifli!  unb  felbft  ß^ompoption  betrifft  —  wenige 
fteng  )o  na]f)e  !am. 

(1835.) 

2BagS)a§  für  eine  3bee  ift!  3)ie  nationale  ^oefie  ^eutfcb= 
lanbg  im  eilften,  gmölften  unb  breijebnten  Qabrbunberte  fei 
bur(b  bie  aufgejmungene  ffafrifcbe  ^ilbung  erftidt  ttjorben. 
2l(§  ob  irgenb  Semanb  bamalg  üaffifcbe  S3ilbung  gel^abt  bötte, 
aU  l^ßcbften^  ein  paar  (^eiftUcbe,  bie  ber  SRationalpoefie  meber 
nußen  nodb  fcbaben  fonnten.    Unb  aU  ob  bie  flaffifi^e  ^il^ 


^efil^ettfd^e  ©tubien.  255 

bung  bcr  iRationalpocfie  irgcnb  genügt  ober  gefdbabct  l^atte, 
aU  cnblicb  in  bcr  legten  ^dt  bcr  $ol&cnftaufcn  tt)ir!lid&  natio^ 
nette  S)t4ter,  bie  SWinncfdngcr,  aufftanbcn?  ^Mangel  an  Za-- 
Icnten  war  ba§  ^inbcrni^,  ba§  bcr  Sflationalpoefte  früher  im 
2Bege  ftanb,  fein  anbere«. 


(1820.) 

®a§  ^crtjor^icl^n  aUgermanifd^cn  Söefeng  unb  beffen  ©egcn« 
überftellung  einem  loeit  üctfeinerten,  aber  aud;  mannigfadfe 
ausgearteten  3nftanbe,  baS  gegentüdrtig  bie  beutfd&en  ©cferift^ 
ftettcr  fo  fe^r  befd?&ftigt,  ift  nidbt^  3Reue8;  fd&on  Zadtm  iai 
eS  get^an,  Slber  bcr  tueife  9lömer  fud^te  für  feine  3«itge- 
noffen  in  jener  6d&ilberung  bieberer  S^oblf^eit  Wd&ften§  Hrjenei 
für  baS  Uebermafe,  inbefe  unfere  ^eusSlltbcutfdfecn  barin  SRacfe- 
a^mung  für  baS  Sebürfni^  5U  finben  glauben. 


(1887.) 

2öa§  bie  mittelalterlid)e  ober  romantif^e  $oefie  bon  bcr 
neuem  unterfdfeeibet  unb  untcrfdbeiben  mufe,  ift  ba§  $ragmas! 
tifcfee  in  bem  (El^arafter  ber  neuem  Qtxt.  5)ie  ^oefte  beS 
fcdbjcl^ntcn  unb  ficbcnjcl&nten  ^al^r^unbertg  begnügt  M  mit 
bem  poctifdfeen  2öa3,  biefeS  bilbct  ftc  möglidfeft  üoUftdnbig 
unb  fdborf  aug,  bie  SBcrbinbungen  unb  SSermittlungen  crfc^einen 
babei  SRcbenfad^e.  Unfere  $oefie  fann  M  ber  SRad^meifung 
beS  2Bie  nidjt  entfd^lagcn.  S)ie  SScrfnüpfung  ber  SBegebens 
beiten  unb  (5m^)finbungcn  madfet  ficb  bor  biefen  felbft  geltenb, 
unb  h)o  ein  Sprung  gemagt  tücrben  foU,  mu6  ber  S)id&ter 
ben  93cfdbauer  mit  ©ewalt  fortreißen,  öon  felbft  überfdbreitet 
er  feine  Südte. 

(1819.) 

3n  biefen  SSemübungen  ber  S^eubeutfcben  um  urbeutfdfec 
^unft  unb  $oefte  liegt,  trog  ber  offenbaren  Sädberlid^teit  bcr« 


256  2)ritte  ^6t^eUung. 

felbcn,  bo(i&  cthjaS  Mid&tigcg  unb  SRü^lid&cS,  bag  fid&  in  bcr 
golge,  lücnn  bic  Ucberfpanntl^eit  nacfelä^t,  bie  öon  jcbcr  DZeuc« 
rung  unjcrtrennlid^  ift,  »ol^l  noc^  enttüirfeln  wirb.  Scitet  ba3 
©umpfmaffer  ab  unb  tram^jelt  erft  ben  SBobcn  feft,  bann  tomme 
tDo\)l  aud^  ic^  l^in,  barauf  ju  tanjen. 


(1819.) 

S)er  2lufforberung  gouqu^'S  mödfete  idb  fo  antworten:  3$ 
»erachte  euer  urbeutfdfeeg  Söefcn  nx(i)t,  aber  icb  fann  e^  nidfet 
braud&cn.  fiafet  erft  bic  ^Rationalität  ben  S)eutfd^en  aug  bem 
Äopf  in  bic  Slbern  fommen  unb  mit  bem  93lut  umlaufen,  gebt 
mir  erft  bie  ©ewi^l^eit,  bafe  e§  bei  ibnen  nacfeflinge,  wenn  icb 
anflingc:  bann  fei  ein  beutfd^er  Stoff  mir  wiUfommcn,  mc^^r 
aU  jeber  anbere.  3d&  beneibe  bie  S)id^ter,  bie  nacb  ung 
fommen,  um  ben  fd&önen  Sorjug,  üaterlänbifie  ©Cäcnftänbc 
würbig  be^anbcln  ju  !önnen,  ba§  l^ei^t  fo,  ba6  bcr  ganjc 
3wedt  ber  ^^ocfic  erreicht  werben  fönne  (ber  bramatifc^en  tjor^ 
ne^mlid^)  unb  bal[)er  bie  SBirlung  ni$t  blofe  ftd^  auf  ben  ge- 
leljrt  gebilbeten  3:^eil  ber  Station  erftredfe,  fonberu  auf  bie 
ganje  3Jlaffe,  unb  überljaupt  ni^t  blo^  auf  ben  ^opf  bejcfevänft 
fei,  fonbern  in§  $8(ut  gebe.  6o  lange  e^  aber  nidfet  fo  weit 
gefommen  ift,  will  id&  ba§  SRationeüe  al§  folcfee^  beii  litera^ 
rifd^en  Söegmadfeern  unb  Stra^enrdumern  überlaffen,  unb  einft^ 
weilen  auf  ber  allgemein  praftüabeln  ^eerftra^e  be§  rein^ 
menfcblid^en  in  feinen  burdö  ja^rl^unbertlange  ®e; 
wol;nbeit  beglaubten  gormen  meine  3wcdEe  ocffolgen.  — 
3n  weffen  äUunbc  glaubt  ibr  wol;l,  ba^  jejt  nocb  eine  bod&= 
finnige  JRebe  mebr  Söirfung  felbft  auf  ba§  gemeine  SSolf 
mad^en  werbe;  in  bem  eineg  römifdben  3Belts(Sonful§  ober 
eine^  engen  SRürnberger  SSürgevmeifterg? 


(1820.) 

Söobin  bie  beutfc^e  ^oefie  fommen  mu&,  wenn  fie  auf  bem 
2Bege  fortgebt,  ben  fic  in  ber  neueften  3eit  eingefcblagen  bat. 


?le|l^etlf*e  ©tubien.  257 

§cigt  am  beutlicbfteit  bie  2lrt,  »ie  fic6  —  mit  bcr  SBittigung 
beg  ganjcn  gelehrten  S)cutf4lanb§  —  93aron  3Kal§burg  in 
ber  ^onebe  }u  fetner  Ueberfe^ung  ßalberonS  über  bie  ^z- 
beutung  beS:  2eben§  ein  3^raum;  bann  ^agen  in  feiner:  SSe* 
bcutung  ber  3RibeIungen  für  jegt  unb  immer,  über  biefe^  fo 
f^ölen^mert^e  ©ebid^t  &uBem.  S3eiber  ^ilnftc^ten  fmb  t^oQ^ 
{ommen  egl^ptifd^.  9Der  mirb  mol^l  baS  fpmbolifc^e  ader 
^unft  leugnen?  Slber  fte  }u  einer  ^ierogl^pl^enfd^rift  machen, 
beren  an  ftc^  glei(^giltige  ©eftalten  erft  bur^  bad  ^erauS^ 
finben  eineg  pra!tif(fc  nugbaren  ©e^alteg  einen  eigentli(iben 
^ert^  befommen,  l^ei^t  aöe  ^unft  aufgeben  unb  in  bie  $oefte 
bie  $rofa  jurüdfül^ren,  bie  bei  i^rem  ^aufcb  von  eg9)}tif(bem 
©cübelgeift  gegen  ben  )[)ormaIigen  franjöfifd^en  Seidbtftnn  !aum 
etn7a§  gewonnen  (^aben  bürfte.  ^a§  fel^*  ic^  Slde^  ein  unb 
grüble  boc&  au(!b!  „^(b  tnu^  e^  eben  entgelten/'  fagt  Sluvelie, 
„bafe  \(b  eine  S)eutf4e  bin.  6g  ift  baS  Unglüd  ber  3)eutfd)en, 
ba^  fte  über  ^Uem  fc^mer  merben  unb  SlÜed  über  i^ncn  fc^mer 
wirb." 


3Ran  l^at  lange  unb  oft  t)on  einer  fdbwabifd^en  S)idbters 
fc^ule  gefproc^en.  dlevLixd)  ^abe  idb  in  einem  ^^ucbe  audb  von 
einer  öftreic^ifiJben  gelefen.  60  abfurb  e^  nun  eigentlich  ift, 
in  cttoa^,  ba^,  wie  bie  Siteratur,  aller  3Jlenf(Jen  ©emeingut 
fein  follte,  üon  Slbfonberungen  unb  minfelmögigcn  Unter? 
f(^eibungen  ju  fpre(^en,  fo  mag  eg  bagegen  in  einer  Seit, 
bie  in  einem  betäubenben  Söirbel  fieberhafter  Slnregungen 
©enufe  unb  Söefriebigung  finbct,  nidbt  unrät^lid)  fein,  burcj^ 
ein  näheres  ^Infcfclie^en  ©(eicbgeftnuter  9(lücf^alt  unb  Stü^s 
pun!t  $u  finben. 

2Benn  nun  alfo  fcfcon  Don  öftreid^if^en  S)i(i^tern  im  ©egen^ 
faj  ju  Sintern,  bie  Stiebe  »ftre,  worin  müßten  fte  ftdj  eben 
oon  ben  Uebrigcn  unterfd^eiben  ?  SBorln  anberg,  al§  in  bem, 
wag  ben  Oeftreicter  5U  feinem  SBortfeeile  —  fo  fe^r  er  in  bieten 
anbem  im  9^adbt&eile  fte^t  —  üon  ben  übrigen  gegenwär? 

©rillpüricr,  Slßctfe     XII.  17 


258  3)rittc  3lbt^eilung. 

tigen  ^eutfAen  au^jetd^net.  ^a^  bürften  nun  ungefähr 
brci  ßigenf haften  fein.  93ef4ciben6eit,  gcfunbcr  SKcnfdfeem 
Derftanb  unb  toa\)xtd  S^fü^l. 

IBefAeibenl^eit  ^ie  S)eutf(Jben  maren  burdft  3<il^rbum 
bette  eine  befii^eibene,  unb  baburdb  eine  l^öd^ft  UebenjSmürbige, 
mien^ol^l  oft  üeriannte  Station,  ^ie  Unt)erfd^äntt^eit  ber 
@dblec)erf<^en  @d^ule,  bie  als  SSerm&c^tni^  auf  3Bo(fgang 
Tt^n^cl  u.  f.  m*  überging,  fanb  bamats  nur  in  einzelnen 
köpfen  ^ieberbad  unb  ber  Xon  ber  Literatur  blieb  nta^ig^ 
la,  gremben  gegenüber  fubmife.  S)ie  SBefreiungäfriege  ber 
So^re  1813  unb  14  marfen  bagegen  ein  germent  in  bie  ©e^ 
mutiger,  ba§  fortgol^r  unb  mol^l  nod^  einige  3^ii  fortg&^ren 
mirb,  eben  n)eil  ti  5U  einem  ^bfij^lu^  nic^t  fommen  tann, 
unb  erft  int  ©efü^le  ber  Seere  aufl^5ren  mirb,  baS  feiner 
^atur  nad)  fo  fpät  aU  möglid^  eintritt,  ^ie  gemonnene  ober 
getr&untte  ffiirffamfeit  im  $raftifc^en  marb  auö^  in  baS  ftide 
S^eidb  ber  ©ebanfen  übergetragen,  ba  man  einmal  im  ^nfec^ten 
ber  5lutoritäten  mitten  inne  mar,  fo  »urben  aud)  bie  litc^ 
rarifdben  nicfet  üerfd&ont,  unb  man  fann  feitbem  tüo^l  fagen, 
ba^  bie  übrigen  9]atiouen  nidfet  frol^er  ftnb,  einen  neuen  großen 
Sd^riftfteller  gemonnen  ju  Ijjaben,  al^  bie  S)eutfcben,  einen 
längft  S3efeffenen  loS  getoorben  ju  fein.  5)ie  eine  |i&lfte  ber 
Station  feinbete  SdfeiUern  an,  bie  anbere  ©oet^en,  ein  neuerer 
fritifdber  %xop^  \)at  fid&  nidfet  entblöbet,  3o^anne§  SRütler 
einen  —  ©cfeurlen  —  ju  nennen,  unb  bie  Urbarmad^ung 
be§  beutfd&en  33oben^  f (breitet  fo  rafd^  Dortoört^,  bafe  nacb 
völliger  Sluöreutung  ber  alten  e^rtoürbigen  Stamme  e^  bei 
eintretenber  ^ältc  balb  an  ßrroärmung^mitteln  fehlen  mirb. 
^at  man  nun  einen  ^Riefen  erfdfclagen,  fo  mu&  fid)  ber  Ueber« 
irinber  not^menbig  felbft  aU  ein  9liefe  füblen,  unb  ba§  tbut 
benn  aud&  bie  rüftige  6cbaar,  ber  innern  Äraft  behjufet,  gegen 
alle  Unternel^mungen  in§  Ungel^eure,  ©renjenlofe.  5)a§  nic^t 
$u  Umfaf[enbe  mirb  angefaßt,  ba3  SRid&tjuberoirfenbe  oerfuc^t, 
ba§  9Rid)tau§gufpredbenbe  gefagt. 

3lun  beruht  aber   alle  Hunft  nid^t  auf  ber  SluSbel^nung, 


^|ll&etif(fte  ©lubien.  259 

fonbcm  auf  ber  ßrfüClung.  Sic  ift  ein  ©eftalten,  ein  gomt^ 
geben,  ein  Sebenbigmacfecn.  60  wenig  bu  in  einem  Sebenbcn 
einen  leeren  SRaunx  finbeft,  fo  menig  !ann  ein  foldfeer  in  einem 
Äunftoerfe  jugeftanben  merben.  3ebe  Südte  ift  ein  Sob. 
S^iimmft  bu  nun  6toffe,  bie  über  beine  Äraft  geben,  womit 
toiüft  bu  fie  erfüöen?  S)a§  ©ittengefeg  begnügt  fidj  mit  einem 
2Boflen,  bie  Äunft  ift  ein  können,  baüon  bcifet  fie.  S)er 
2Bert  bcr  SBiffenfdbaft  beruht  auf  ber  3bee,  bie  ^unft  auf 
bcr  S)arftellung  ber  3bce.  6ie  fübrt  ben  ©ebanfen  inö 
£eben.  9iun  fieb  aber  ein  Sebenbige^  an!  SBeldfee  Sö^affe  ber 
3)kg!eln  unb  gafem,  melcbc  Söelt  üon  93ejügen  unb  SSerbin:: 
bungen  in  bem  Heinften  S^beile,  unb  bu  »iüft  SDleerwunber 
unb  SRiefenbilber  f (baffen?  2Bo  nimmft  bu  bie  güüe  beg 
Snnern  l^er,  um  in  jebem  Sltom  beineS  Stoffel  bu  jugleicb 
unb  er  ju  fein?  6in  auf geblaf euer  Seberbeutel  ift  nocb  fein 
$erj.  S)an!  mit  mir  @ott,  ba^  e«  aJldnner  gegeben  bat,  im 
@tanbe,  fxäi  in  fo  großem  ^Ra^ftabe  mit  ber  3latut  @ing  ju 
f üblen,  un§  aber  ta^  bef (Reiben  fein,  unb  nur  S)a§  untere 
nebmen,  woju  bie  ^raft  in  und  au^retcbt. 

S)ag  jtoeite  Wäreber  gefunbe  2Jlenf(bent)erftanb.  S)a 
la^  un§  benn  ni^t  t)er!ennen,  bafe  baS  übrige  2)eutf(blanb 
an  wiffenf(baftli(ber  SBilbung  un§  Deftreidfeern  weit  ooran  ftebt. 
3n  bie  ®rünbe  einjugetjen  fübrte  bier  ju  ni(bt§;  eS  ift  aber 
einmal  fo.  3lnn  baben  fte  aber  bei  aU  ibrem  SBorgefd^rittens 
fein  einen  unglüdlicben  $ang  äur®rübelei,  ber  fte  oft  um 
ben  beflen  ©ewinn  bringt.  2)ie  ©rübelei  unterfcbeibet  Rcb 
aber  »on  bem  S)en!en  bdrin,  ba^  ^e^tereS  bie  ©rünbe  be§ 
SSorbanbenen  auffucbt,  aber  jule^t  bemütbig  t)or  ben  unauf^ 
löSUd^en  ©runbfaften  fteben  bleibt,  an  benen  e§  eben  fo  wenig 
ein  93efugni^  ju  jweifeln  bat,  aU  an  ficb  felbft,  ba  biefe^ 
Selbft  eben  au(b  ein  unerflärlicbe^  ®runbfa!tum  ift.  S)ie 
©rübelei  aber  ift  eine  in  ®ang  gefegte  3)^üble,  bie,  wenn 
einmal  ba3  3lufgef(büttetc  t)erarbeitet  ift,  immer  fort  gebt, 
bis  fte  bie  SJlüblfteine,  bie  Sßorricbtung,  unb  fo  ficb  felbft  jers 
malen  bat.    2öenig  bilft  e^  nun  in  ber  unfeligen  fieere,  wenn 


260  dritte  %6t^(uns. 

bad  unabmetiSbare  $o{tttt)e  tDteber  burd^  eine  ^intert^är  herein; 
gelaffen  mirb,  benn  ed  fomntt  atö  ein  Slbfttattunt  surüdt,  aU 
ein  toiQfürUd^ed  ©ebanfenbing;  bie  üunft  \)at  ed  aber  mitbec 
9latur  unb  il^ret  9tot&tt)enbig!ett  ^u  t^un.  ^^r  bie  ißoefte 
gibt  ed  ein  ®Iauben  unb  ein  hoffen,  ein  Sieben  unb  ein 
%üxä)itn,  unb  felbft  bie  !p(^anta{tifdben  (Sebilbe,  bie  burc^  i^r 
immern)%enbeiS  SBiebert)orfommen  in  allen  Seiten  unb  Orten 
ft(b  atö  notl^roenbig  ))erbunben  mit  ber  9Renf(i&ennatur  seigen, 
gleid^fam  al§  bie  natürlid^en  Schatten,  bie  bad  Si(tt  be^ 
®eifte§  in  bie  S)dnimerung  bed  ©emüt^eS  wirft,  l^aben  für 
Tte  ntel^r  SRealit&t,  aU  bie  fci^arffinnigen  @peIulationen,  bie 
iebed  ^Ab^S^^^nt  ^ert}orbringt  unb  bai^  n&cbfte  verladet.  iie\tx 
gefunbe  91>lenf(i6ent)erftanb  nun,  ber  nur  ^alb  int  ^opfe  n)urie(t, 
talb  aber  in  ber  fül^Ienben  SSruft,  über  ben  nid^t  Derfud^en 
l^inaud)ugel^en  eine  ©dbanbe  für  ben  forfc^enben  ©eift  ift^  }u 
bent  aber  bei  aüen  Slnldffen  ber  äBirfUd^feit  nid^t  §urüdsus 
feieren  baS  größte  Unglüd,  baiS  bent  SRenfd^en  begegnen  !ann 
—  bicfen  gcfunben  aj'lenfdtent)erftanb  ^aben  »ir  Ocftrcicfecr 
jiemlid^  rein  unb  unt^erfälfd^t  erl^alten.  Sa^  unS  fro^  barüber 
fein  unb  i^n  brauchen! 


Wterte  i^btlieUtttig. 


3lpl)0rtaniftt. 


^tpöorfemcn. 


(18Ä0.) 

3Btc  grofe  ftnb  bie  gortfirittc  bcr  SWcnfd^^cit,  wenn  wir 
auf  bcn  $un!t  fc^en,  t)on  bcm  fte  ausging;  unb  wie  Hein, 
bctrad^ten  wir  ben  $unft,  wo  fie  l^in  will. 


(1819—1820.) 

S)er  ®eift  be3  2Jlenf*en  üitb  ber  ®ang  ber  Seit  ift  fxä) 
unter  allen  Untft&nben  unb  §u  aQen.  S^iteit  fo  gleid^,  ba^ 
feiten  ein  ^a^reg  gans  neu  unb  feiten  ein  9leue^  ganj  wa^r 
fein  wirb. 

(1819.) 

2)ie  auf  bem  Ocean  be^  menf(JbUcJ^en  2Bif[en§  rubern  wollen, 
fommen  nic^t  weit,  unb  bie  bie  ©egel  aufjie^en,  t)erfcl^l&gt 
ber  Sturm. 


(18Ä0— 1821.) 

3ebe  ^)oetifdje  geucrSbrunft  bringt,  wie  jebe  mirfli^c  ibren 
eigenen  2Binb  mit  jtcb,  ber  bie  flammen  ni(bt  feiten  weiter 
trägt,  aU  man  anfangt  ))ermutben  fonnte. 


264  Stierte  ^bt^eirung. 

(1835.) 

S)ic  SBctrad^tung  tobtet,  »cU  pe  bie  ^crfönU(6!eit  aufgebt; 
bie  93cmerfung  erfrifd&t,  bcnn  fic  erregt  unb  unterftü^t  bie 
2;^&tigfeit.  bitten  jtvifc^en  beioen  burc(^  tpäre  ber  toaf)xt 
2öeg. 

(1819—1820.) 

Unter  ^unbert  iDlenfc^en  ift  faum  öiner,  ber  einen  tfldbtigen 
felbftftänbigen  33er[tanb  l&at;  unter  taufenb  !aum  ßiner,  ber 
eine  tücjfetige,  lebhafte  ^^antafte  l&at;  unb  unter  jefentaufenb 
mit  SSerftanb  unb  ^4J^antarte  begabten  aRenfd^en  faum  ßiner, 
bei  bem  beibe  $anb  in  ^anb  ge^en  fönnen,  »ie  fte  eS  muffen, 
menn  ein  It'unftmer!  ^eroorgebrac^t  werben  foQ. 


(1888.) 

S)ie  aftitjen  gaftoren  ber  3Benf(6ennatur  ftub  bie  ^fleigungen 
unb  Öeibenfd)aften;  i^r  Uebermafe  ju  hemmen,  ift  bie  Slufgabe 
beg  6ittli(iben.  2ejtere§  ift  ba^er  negatiü  unb  fann  aU  folc^e^ 
nicbt  ber  ^toed  be^  ällenfd^en  fein. 


(1822.) 

$roie!tma(^er,  bie  ]\6)  mit  ge^eimni6t)o[Ien  planen  befd&afs 
tigen,  fpredfcen  feiten  in  jufammen^ängenben  Säjen,  fonbem 
meiften^  abgebrod^en,  l^erauSgefto^en,  fo  ba&  oft  ba§  S^it^jort, 
faft  immer  bie  SBerbinbungSttJörter  fehlen,  ©eberben,  üor- 
5ügli(3ö  Tlkmn,  erfejen  ba§  Slbge^enbe.  3^6  i&abe  3)ag  beute 
mieber  an  einem  üom  Opernorcfeefter  abgebanften  iUlufifer  be^ 
mertt,  ber  über  beu  SSerluft  feiner  3lnftellung  nid^t  fe^r  be* 
trübt  fcbien,  votxi  ex,  wie  er  fagte,  baburdb  Seit  gemannc, 
fid^  au^fcfctieSenb  ber  (E^emie  ju  ttjibmen,  burd)  beren  ^ülfe 
er  bal^in  ju  gelangen  l^offe,  ein  unüerbrennbare^  Oel  ^u 
erfinben. 


«tp^oriSmen.  265 

(1836.) 

S)ag  ift  ba§  Unglüd  ber  2)cutf4en  aU  Sd^rififteüer,  bafe 
deiner  jtcib  mit  feiner  eigenen  Sfiatur  ^erüomagt.  S^^cr  glaubt, 
er  müfie  mefrr  fein,  aU  er  felbft. 


(1848.) 

S)ag  ©runbübel  unferer  3eit  ift  bie  biftorif^e  2lbfcbä|ung 
ber  moralifdbcn  ^anblungen.  S)ie  ^ergangenbeit  barf  unb  foU 
biftorifcb  beurtbetlt  lucrben,  tueil  fte  fertig  loox  un^  baliegt  unb 
tt)ir  niibtS  bagu  ober  babon  megtbun  fönnen.  ^anbluugen 
aber,  bie  in  bie  Sw^^unft  binau^reidben,  unterliegen  ber  mora^ 
lifdben  93eurtbetlung,  au^  bem  einfacben  ©runbe,  »eil  mir  für 
bie  eJolgen  nicbt  einftebcn  tonnen.  ©ute§  aug  Ueblem  b^r- 
Dorgubringen  ift  bie  Sacb^  ©otte^  ober  beS  ^JBettgeifte^,  ober 
loie  man  eS  fonft  nennen  mag. 


(1819.) 

5)er  erfte  ®runb  ber  ©rö&e  ber  SHömer  in  SRom  liegt  t)iel$ 
Iei(bt  eben  barin,  ba^  fte  urfprünglicb  @ingebrungene  toareu, 
glucbtlinge,  6!lat}en,  Sl^erbredber,  bie  nebmen  mußten,  moüten 
fie  etwas  \fdben;  gegen  bie  3ebermann  war,  »ie  fte  gegen 
3ebermann.  ®ing  ber  Staat  gu  ©runbe,  fo  ^bxte  ibre  eigene 
(Spiftcnj  auf ;  öiele  mußten  fogar  fürdbten,  jur  ^Verantwortung 
unb  Strafe  für  fruber  begangenes  gesogen  ju  werben,  ^a- 
ber  biefe  eiferne  ^nbänglicbfeit  unb  @rgebenbeit  an  ein  $er- 
bültnig,  baS  allein  ibre  ^liften)  begrünbete,  baber  biefer 
^ürgerRnn,  ber  9^om  auSgeicbnet  unb  ben  bie  fp&tern  (Sufel 
bon  ibren  erften  ^Atern  erbten. 


(1824.) 

SBaS  bie  alten  58öl!er  gegenüber  ben  neuern  bornebmlidb 
(barafteriftrt,  ift  baS  reinmenfcblicbe  ^nerfennen  aQeS  in  feiner 


266  Vierte  «bt^fung. 

Slrt  Slu^gcjeid&ncten  unb  Sortrcfflid^en.  Sei  bcn  $Rcuem,  wo 
bie  Stibbtbitalitöt  in  bent  börgerlid^en  ^erbanbe  beinal^e  untere 
gei^t,  tuitb  nur  ba§  bet  @efammt(^eit  SRu^Ud^e  defd()&$t  unb 
^deS  abgele^nt^  ma^,  trenn  eS  auc^  ben  ^injelnen  au^^eid^nen 
möd^te,  hod)  bent  ©anjen  Sd^aben  bringen  !5nnte. 


(1880.) 

SBenn  man  ba§  2lngenel^me  unb  6c6Iimme  in  bem  (S^a* 
rafter  ber  StaUener,  ober  t)ielme(^r  in  il^rem  SSene^men  gegen 
grembe,  mit  ßinem  Söorte  bejeid^nen  njottte,  fo  müBte  man 
fie  mit  ©aftttjirtfeen  t)erglcicben;  unb  baS  ftnb  fieiaaud^: 
bie  ©afttoirt^e  beS  ganjen  reifenben  @uro))a. 


(1852.) 

^er  granjofe  toitt  feinen  Sefer  unterhalten,  ber  S)eutWe, 
ber  neuere  nämlidb,  will  il^n  immer  belehren.  3cb  bin  3ebem 
banfbar,  ber  mid^  unterhält;  wenn  midfe  aber  3emanb  be^ 
lehren  will,   fo  fel^'  id&  mir  ben  SIReifter  Dörfer  jweimal  an. 

(1811.) 

3Benn  Semanb  einem  Slnbern  etmag  ju  fagen  ^at  (ma^ 
er  ft(b  i^m  ju  fagen  fdfeeut),  fo  t^ut  er  e^  meiften§,  wenn 
er  fi(3b  enblicfe  2)lutb  baju  nimmt,  mit  einer  Sufolenj,  bie  befto 
berber  wirb,  je  größer  feine  gurcfct  ift. 


(1819.) 

(Sin  9Beifer  mag  unb  foll  ^öl^er  fte^en,    al§  feine  3cit; 
ber  S)icbter  aU  folc^er  nid^t,  aber  i^r  ©ipfel  foU  er  fein. 


(1856.) 

S)urdbbilbung  ift  ein  fel^r  gute§  neue§  2öort  unb  jeigt  on, 
ba^  ein  3Jlenfcb  fo  t>on  S3ilbung  burcfebrungen  ift,  ba^,  nacfe 


9[)>^ori«mem  267 

SlitStreibung  alle^  92atürHd^en,  er  fiä^  aU  ein  auSgefpri^teS 
anatomifd^ed  $r&parat  barfteOt. 


(1816.) 

Wlan  \)ai  fo  ))iel  über  bie  ©rünbe  gefagt  unb  gefci^rieben, 
»anim  bie  Seifeauf picier,  obmobl  fo  bäufig  gebätfcbclt  unb  gc? 
fdbmeidbelt,  bo4  im  ^ögemeinen  ber  eigentUcben  bürgerlicbcn 
Slcbtung  entbehren?  6oüte  nidfet  ber  ^auptgrunb  biefer  (^v- 
fcbeinung  in  bem  inbignirenben  ©efüfele  liegen,  3emanben  gu 
feben,  ber  ba8  3;ieffte  feines  ©emütbe«,  bie  ebelften  (Smpfins 
bungen,  ©efüble,  bte  wir  im  Snnerften  bcgen  unb  jebem 
gremben  t)erf(blie^en  mödfeten,  offen  unb  obnc  ßülle  bem  Um 
gebilbeten,  SRoben  für  —  ®elb  bingibt?  @§  gebt  beim  ©e? 
mütbe,  toie  beim  Körper.  95eibe  baben  %})e\le,  bie  nicbt  ent^ 
blö|t  fein  woQen,  toenigfteniS  ber  ^eugierbe  ni(bt 


(18S6.) 

S)ilettanten  genießen  baS  SGßerf,  $rofefforen  jugleicb  ben 
Smeiftcr.  

(1846,) 

S)ie  gefdfeeiteif  unb  bie  bummen  Seutc  erfennt  man  unter 
anbem  audfe  barauS,  bajs  bie  Gummen  ^aS  'oextf)ten,  tvaS 
in  ibrer  eigenen  9{i(btung  liegt^  bie  gefdfeeiten  aber,  ma^  f^e 
fü^Ien^  ba^  ibnen  abgebt. 

(18S8.) 

Um  ed  in  einem  ^Berufe  meit  ju  bringen,  mug  man  nidbt 
allein  bie  Sßorjüge,  fonbem  aud?  bie  gebier  beffelben  baben. 
S)ie  erften  finb  ber  ®eift,  bie  jtoeiten  ber  Körper  ber  2lufgabe. 


(1838.) 

2)ie  Ungebilbeten  Ifeaben  baS  Unglücl,  baS  ©dfetoere  nidfet 
gu  ))erfteben,  bagegen  t)erfteben  bie  ©ebilbeten  b&ufig  baS 
Seicbte  nicbt,  toad  ein  nodfe  ml  größeres  Unglüdt  ift. 


268  fßitüt  ^t^eilung. 

(1888.) 

3)cr  Ungcbilbete  jtc^t  überaß  nur  ßinjelnc«,  bcr  $alb: 
gebilbete  bie  SHegel  ber  ©ebilbete  bie  ^u^na^me. 


(1838.) 

SBenn  man  in  neuefter  3cit  gar  fo  t)iel  äBefenS  t}on  ber 
iBeiDa^tung  ber  ^Nationalitäten  ma(j^t,  fo  fodte  man  bebenfen, 
bag,  toa^  bie  Stationen  "oon  einanber  unterfd^eibet,  mebr  ibre 
gebier  al8  ibre  SSorjüge  fmb  — ,  unb,  toenn  iBorjüge,  gerabe 
ibr  ^er))ortreten  eine  Uebertreibung  ober  ni(bt  gefunbe  äJlifcbung 
beuvfunbet. 

(1886.) 

S)ie  5Jeutf(ben  ftnb  unb  waren  eine  gräblerif(be  Station. 
"än^  biefem  ^eftcbtSpunfte  lä^t  fxdi  ibre  ganje  ^unft  unb 
Söiffenfcbaft  erflören. 

(1838.) 

©egen  ma^  fxe  [xö^  in  2)eutfcblanb  am  meiften  »erroabren, 
[inb  bie  ©emütb^wirfungen. 


(1838.) 

3n  getüiffen  Säubern  fdbeint  man  ber  SD'^einung :  brei  (Sfel 

madjten  jujammen   einen  gefd&eiten  2Renfcben  au§.  ^a^  ift 

aber  grunbfalfcb.     ÜJlebrere  (5fel  in  concreto  geben  ben  @fel 
in  abstracto,  unb  3)a§  ift  ein  furchtbarem  5;bier. 


(1821.) 

Söollte  ©Ott,  ©ebiucftem  unb  ©efcbriebene§  bötte  fo  tjiel 
dinfluf}  auf  bie  3Jlenf(ben,  al§  bie  SRegenten  unb  ibre  Sen^ 
foreu  fürcbten!  Sei  ben  unjäbligen  guten  Sdbriften,  bie  »ir 
()aben,  müfete  bann  bie  SBelt  fcbon  lange  beffer  geworben 
fein,  aU  fie  ift. 


^p^oriSmen.  269 

(1862.) 

^ie  ^Regierung  foH  burdfe  bic  treffe  eben  fo  gut  belel&rt 
merben,  aliS  bie  Erbaten,  alfo  fann  bie  [Regierung  auf  bie 
$ieffe  feinen  @influ^  auMben. 


(1822.) 

Ttxx  f(6ien  eg  immer  bötfeft  lä^erlidb,  wenn  man  ein  SSolf 
in  feinen  SBemegungen  anflagte  unb  tabelte.  S)er  OJlenfdb  ift 
ein  felbftftänbigeS,  freiwoHenbeg  unb,  bemgemäfe  banbelnbeg 
Söefen  bö^feftcn^  bann,  wenn  er  allein  ift. 

^er  ®eift  ber  311  enge  ift  blinb  unb  aufg  ^lotbwenbige 
gerietet,  wie  bie  Gräfte  ber  ?Ratur.  S)ie  mutl&ige  S3egeifterung 
beg  Un!riegerif(iben  in  ber  ©dfelad^t  unb  ber  panifd^e  (Sd^recf, 
ber  aucib  bie  Sapfern  ergreift,  finb  nur  einzelne,  aber  ftcberc 
Belege  bi^ju*  ^a^er  ift,  toa^  ein  Sol!  tbut,  immer  gut,  wie 
biefe  SBelt  gewij  bie  befte  ift,  unb  wer  über  3)aS,  wa§  ges 
fdbiebt,  rt4  ärgert,  fommt  mir  ebenfo  tl^örid^t  üor,  aU  ßiner, 
bem  nid^t  red^t  wäre,  ba^  baS  ^^euer  warm  unb  @i§  !a(t  mad^t. 


(1828.) 

Ob  eg  ^löfter  geben  fott?  —  6o  lange  bag  ©öUbat  be* 
ftebt,  b.  b*  fo  lange  baS  äBefen  ber  fatl^olifdben  ©eiftlid^feit 
auf  einem  fortwäbrenb  eyaltirten  3wftanb  baftrt  ift,  werben 
audb  immer  ^nftalten  fein  muffen,  bie,  non  ber  bürgerlidben 
unb  ^äu^lidben  ®efellfd(>aft  abgefonbert,  ^flanjfdbulcn  in  folcbcr, 
))on  ber  gew5l^nlid^en  abweidbenben,  Sinnesart  abgeben  !5nnen. 


(1844.) 

^ie  Slllopatl^ie  möd^te  bie  Slrjneüunft  in  eine  SBiffenfdbaft 
tcrwanbeln,  bie  ^om5opatl(;ie  in  ein  ^anbwert. 


(1844.) 

^ie  ^om&opatl^ie  fe^lt  fdbon  barin,  ba^  fte  bie  S^l^ätigfett 
be§  ^örperg  bei  einer  Äranfl^eit  rein  a!g  baS  iBeftreben  anfielet, 


270  Sitrtc  Vbt^fttng. 

bte  Störung  be»  Organismus  }U  entfernen.  Sie  ift  aber  ju^ 
fammengefe|t  auS  ber  ©egentDirtung  gegen  bte  ^ranf^ett  unb 
aus  ber  burc!^  bie  ^rantfoeit  t^erbeigefüt^rten  Störung. 


(1822.) 

2)er  SWann  t^ut  bur(b  Untreue  feiner  grau  ein  Unrecbt, 
bie  grau,  inbem  fie  untreu  ift,  bem  Tlann  einen  Sd^im^f. 
^ie  grau  eines  untreuen  ÜJlanneS  bebauert  man,  über  ben 
fSRann  einer  untreuen  grau  fpottet  man.  Sc^on  fjxmn  liegt 
genug  t}on  bem  Unterfc^iebe,  ber  jtDifdt^en  beiben  ©efc^Iecbtern 
in  ^ejug  auf  ben  ©rab  ber  iBeleibigung  obmaltet,  bie  fxe  ftd? 
bur(^  Untreue  zufügen. 

(1820.) 

2öer  Sittlicbleit  jum  alleinigen  3tt>e(!  beS  aJlenfcfeen  mai^t, 
fommt  mir  por,  mie  (Siner,  ber  bie  iBeftimmung  einer  U^r 
barin  fänbe:  ba^  fte  ni^t  falfd^  gel^e.  ^aS  drfte  bei  ber  U^r 
aber  ift:  ba^  fxe  ge&e;  baS  ^Rid&tfaljcfegel&en  fommt  bann  erft 
als  regulatitle  33eftimmung  Innju.  SBenn  baS  Dücbtsgel^len 
baS  ^öd^fte  bei  Ul)ren  ttJäre,  fo  mödjten  bie  unaufgcjogencu 
bie  beften  fein. 

(18S7.) 

Tili  ber  (Sefunb^eit  ber  Seele  ift  eS,  mie  mit  ber  beS 
Körpers.  Ol&ne  ©efunbl^eit  leine  erf^rie&lid&e  2:^atig!eit;  aber 
bie  ©r^altung  ber  ©efunb^eit  jum  ©efcfeafte  feines  ScbenS  ju 
machen,  ift  bie  Sadbe  ber  müßigen  2;t)oren  unb  ^^podjoubriftcn. 


(1838.) 

3n  bie  Sii'fu^ft  flauen,  ift  \(i)mx;  in  bie  Vergangenheit 
rein  surüdbliden,  nod^  fcfctüerer.  3^  f^Ö^i  ^^i"'  ^»  '&•  ''^"^ 
üon  ^em,  maS  in  ber  S^Ucb^ttäeit  M  begeben  ober  IjerauS; 
gefteüt  ^at,  ettraS  in  ben  Sflüdblicf  mit  einjumifc^en. 


«Ip^oriSmen.  271 

(1864.) 

SBcnn  Semanb  meinte,   bie  SSäumc  feien  ba,   um  ben 
$imme(  ^u  fitü|en,  fo  müßten  fte  i^m  alle  p  furj  vorfommen. 


(1860.) 

Unfer  (5r!(ären  ber  SRatur  beftel&t  barin,  bafe  wir  ein  feiten 
t)orfommenbe§  Untjerftänblidfeeg  auf  ein  oft  t)or!ommenbe§,  ahtx 
ebenfo  Untjerftänblid^e^  jurürffül^rcn. 


(1849.) 

Slleyanber  ^umbolbt  ber  ^etber  ber  3fiaturtt?ifjenfc^aften. 


(1849.) 

S)ie  9laturgefd&ic^te  ber  beutfd^en  ^l^oefte  üon  ©erüinu^. 


(1844.) 

S)ag  fürcbterlidbfte  2RitteI  gegen  (|uälenbe  ®eban!en  ift  bie 
3erftreuung,  fte  füM  l^^  ®eban!enlorig!eit. 


(1835.). 

0la(^a^men  ober  Slnfeinben  ift  ber  (E^arafter  ber  aJlenge. 


(1836.) 

SRapoleon  bilbete  fid&  ein,  er  ^ätte  Corneille  jum  Surften 
gemad^t,  »enn  er  ju  feiner  3cit  gelebt;  id?  glaube,  er  Wtte 
i^n  auf  lebenslang  einfperren  laffen. 


(1834.) 

$on  @inem  ^aben  bie  fogenannten  gebilbeten  Seute  ge« 
tt)ö^nli(ib  feine  Sßorftellung:  ba|  Qemanb  ben  jufammengefejten 


272  Vierte  «bt^ctlung. 

unb  fünftlid^cn  3uftönb,  bcn  ftc  SSilbung  nennen  unb  ber  au(fe 
mirüicb  SSilbung  ift,  burci^gemad^t  ^aben  !önne  unb  auf  ber 
anbern  ©eitc  »icber  in8  ©nfadfec  unb  9latürli(fcc  j^crau^gcj 
fommen  fei.    ginnen  fd^eint  aCie^  Sd^Ud^te:  Un!ultur. 


(1839.) 

@eit  man  nid^t  mel^r  in  bie  ^ird^e  gel^t,  ift  baS  £(^eater 
ber  einzige  öffentliche  ®otte^bienft,  fo  tvie  bie  Literatur  bie 
$rit}atanbad&t. 

(1824.) 

Slüe  biefe  S^fcln  iin  toeiten  Speere,  wie  Hein  il^re  Ober? 
fiäcbe  unb  mie  unermeßlich  i^re  geften  Dom  Spiegel  bed  SBaffer^ 
an  bis  jum  ©runbe  beS  SReered!  ^n  wie  unermeglid^en  ^l&d^en 
unb  krümmen,  in  wie  mannigfaltigen  Formationen  mögen  fie 
ftdb  l^injie^en  unter  bem  iüleere^  ungeheure  Sänber  unb  9^egionen! 
S)er  ÜJlenfdt  nennt  aber  nur  S)ag  Sanb,  voa^  für  ifen  ftdfetbar 
unb  bewohnbar  über  ber  Oberfläd&e  fxd)  jeigt.  Tlix  fommen 
biefe  Oipfellänber  über  bem  SlReere  wie  bie  3cit  t)or,  get3en' 
über  ber  üerl&üüten,  unermefeUdfeen  ßwigfeit.  2Benn  man  fo 
t)iel  Söaffer  auf  ber  Äarte  fielet,  fo  brängt  ficfe  ßinem  ba§ 
5Bilb  auf,  baS  Sanb  fei  im  2Baffer;  unb  im  Orunbe  ift  bo(6 
SlCle^  Sanb,  nur  bafe  baS  Söaffer  bie  niebrigen  Stellen  bebedtt. 
0  i^r  armen  Sänber  in  ber  Sliefe  ber  3Baffer,  ©ott  gebe,  bafe 
i^r  audfe  einmal  bie  freubige  Sonne  erblidt;  o  ifer  SJtenfc^en, 
üom  Unglüct  überflut^et,  ©ott  fdfeenfe  eudb  einen  freubigeu 
Xag!  

(1839.) 

2X?cnn  man  bie  ^Reigung  ber  SWenfdbcn  in  ncuefter  3eit 
jur  3mmoralität  unb  ©efe^loftgleit  bemerft,  muß  man  barüber 
nid^t  ju  febr  erfd^redten  unb  nidbt  t>ergeffen,  baß,  wenn  Qeter 
bie  Ungebunben^eit  für  fic^  felbft  in  Slnfprudfe  nehmen  möd^te, 
er  bod^  jugleidfe  bag  ®ebunbenfein  aller  Slnbern  wünfcfet,   fo 


«p^oriSmett.  273 

bafe  toa§  ©an^c  ofcnc  tjiel  Slenbcruttg  feinen  2Beg  fortgel^t  unb 
ber  egoi^mug  bie  öffentUcbe  SD'lotal  nid^t  me^r  ftört  aU  erhalt. 


ajlan  ^at  als  einen  Einwurf  gegen  ben  ©runbfa^  ber 
©lei#eit  angeführt:  bie  3Ratur  felbft,  inbem  fte  bie  üWenfc^en 
mit  üerfdfeiebenen  ©aben  au^ftattet,  fei  bie  erfte  OueÜe  ber 
Ungleidbbeit  @ett)i^!  Slber  eben,  »eil  e§  bie  Slatur  fdbon  von 
felbft  tl)ut,  lafet  bie  SRatur  nur  mad^en  unb  fpart  eure  ©efe^e! 


(1820.) 

O^ne  2l^nung  »om  UeberFinnlidben  »äre  ber  SWenfd? 
aüerbingg  Z\)\ex;  eine  Ueberjeugung  batjon  aber  ift  nur 
für  ben  3;^oren  möglid^  unb  nur  für  ben  Entarteten  not^^ 
»enbig. 

(1811.) 

6idb  felbft  fennen  ift  hei  einem  felbft  mittelmäßigen  SSer= 
ftanbe  nidbt  fo  ftifeiüer,  alg  manche  Seute  fagen;  aber  im 
Seben  S)em  gemäß  banbeln,  voa^  man  üon  ftcJb  erfannt  ^at, 
ift  eben  fo  fd^wer,  aU  bie  $rayig  in  allen  S)ingen,  gegen 
bie  2:^eorie  betrachtet. 

(1820—1821.) 

ÜRan  fann  ben  ß^barafter  eine«  SMenfd^en  nie  beffer  fennen 
lernen,  al§  an  feinem  Äranlenbette,  fo  »ie  bie  ©efinnungen 
»ä^renb  feine«  S'taufd&e«:  icb  babe  5n)ei  ber  ^auptapoftel  bei 
neuen  ^atbolicilmu«  in  biefen  Swftänben  gefeiten  unb  erfdbra!, 
baß  man  Don  baber  $eil  erwarte 


(1838.) 

5Dorte  üerjeibt  man  aüenfafl§,  55orn)ürfe  »erben  rüdgegeben, 
»iberlegt,  bef^roicbtigt.    2lber  ber  ftiUfd^weigenbe  SBormurf,  ber 

ÖtiUporafr,  aöetfe.    Xll.  18 


274  3Jicrte  «btl^tlung. 

aus  bem  9Befen  eines  äRenfd^en  ^erüorgeH  ^^  erbittett  bie 

BdiMxUn,  unb  ba  ift  feine  ^er^ei^ung. 

S)enen  ba§  3Befen,  wie  bu  bift, 
3m  ©tiDen  ein  etoiger  SSomurf  ift 


(1837.) 

9Iiemanb  ift  fo  febr  in  ©efabt,  ftumpf  ju  »erben,  al3 
ber  \)b69\t  [Rei§bare. 

(1888.) 

Söenn  ton  an  bem  2öer!e  beS  ofterprobten  ÜRanneS  ein« 
jelne  gebier  bemerfen,  fo  fbnnen  unb  merben  mir  oft  SRecbt 
baben;  wenn  toir  aber  glauben,  er  b^be  fi(b  DöQig  unb  im 
ganjen  Umfange  geirrt,  fo  finb  mir  in  ©efabr,  gar  nidbt  gu 
miffen,  um  maS  eS  ft(b  banbelt. 


(1822.) 

Slüfe  Unrube  im  2Jlenfcben  entfpringt  au§  ber  ^tiantafic; 
benn  felbft  ba§  ©etuiffen,  trenn  e§  audb  feinen  6toff  auS  bem 
moralifdjeu  Sinne  jiebt,  nimmt  bo(b  trenigftenj^  feine  gorm 
aus  ibr. 

(1822.) 

gebier,  an  beren  entgegengefeßten  ßytremen  mir  unS  felbft 
5U  laboriren  betoufet  ftnb,  fommen  unS  leicbt  mie  33orjüge 
t)or.  S)a§  foüten  bie  unbebingten  93en?uuberer  6bci^e|pearc*S 
unb  ber  Sllten  überbaupt  ni(bt  üergeffen. 


(1818.) 

'iSRan  ift  nie  eiferfüdjtiger,   als  menn   man  in  ber  Siebe 

anfängt,  5u  erfalten.     ÜJian  traut  bann  ber  (beliebten  nidbt 

mebr,  meil  man  bunfel  fül;lt,   mie  menig  Einern  felbft  mel^r 
$u  trauen  ift. 


^l^rUmeu.  275 

(1817.) 

Semanbem  gtoge  Serbinblici^feiten  fdt)ulbtg  fein,  bat  nidbt^ 
Unangenehme^;  benn  bie  S)anfbar!eit  ift  eine  fü^  $fli(bt; 
nur  !leine  Serpfii^tungen  ftnb  qu&lenb. 


(1817.) 

Son  allen  3;ugcnbcn  bie  fcfewerftc  unb  feltenftc  ift  bie  ®es 
re(btig!eit  ^an  finbet  je^n  ©ro^mütbige  gegen  @inen  ©e« 
recbten. 


(1819.) 

2Bir  pnb  gegen  feine  gebier  an  Slnbem  intoleranter,  als 
tt)el(be  bie  Äartfatur  unfrer  eigenen  fmb. 


(1848.) 

^ie  Sd^urfen  fmt  immer  praftif(b  tüd^tiger,  aU  bie  ebr« 
li(ben  £eute,  mxl  tbnen  bie  Tlxitd  glei(bgiltig  ftnb. 


(1808—1810.) 

SWit  ailonarcben  iffg  toie  mit  ber  Sonne;  bie  ÜRenf(ben, 
bie  ibr  am  9^ä(bften  ftnb,  ftnb  au(b  bie  f<btt)drjeften. 


(1834.) 

3n  ber  Äircbe  fingen  immer  S)ie  am  lauteften,  bie  falf(b 
fingen. 

(1823.) 

grauenjimmer  baben  in  ber  Sflegel  feinen  Sinn  für  ben 
Scberj,  fie  goutiren  ibn  nur,  toenn  fte  gerabe  in  luftiger 
Stimmung  ftnb. 

(1688.) 

S)ie  grontmelei  beS  einen  3^beil§  ber  üornebmen  Söeiber 
fliegt  aus  betfelben  OueQe,   »ie  bie  Äofetterie  beS  anbern 


276  Sirrte  «btl^eilunfl. 

%i)tii9:  ÜJlü^iggang  unb  Sangeioeile.  @ie  ))ertr5beln  ben  Sag 
an  ber  geiftlid^en  ^^oilette,  mie  bie  anbem  an  ber  leibU(J(^en. 
Der  $Bei(i)tt)ater  ift  i\)xe  Marchande  de  modes,  bie  93eicbte 
il^r  Slntletbfpiegel,  .^rd^g&nge  \\)xt  SRenbejboud,  $a^  unb 
Verfolgung  2(nbergben!enbcr  i^re  @iferfüd)teleien  unb  d^pits 
amoureux. 

(1819.) 

SBarum  bie  Orientalen  ))orsug$n}eife  9lät6fel  lieben?  ^eil 
fte  tüeniger  benfen,  aU  voit,  unb  e^  i^nen  baher  moblt^ut, 
bie  S)ent!raft  manchmal  aufjuregen^  ol^ne  fie  ju  emtüben.  6d 
ift  eine  Sommotion  bed  iBerftanbe^^  vomn  er  lang  geruht  ^at. 


(1822.) 

^n  einem  falten  3^italter  ju  leben,  ift  (ein  Unglüd.  Denn, 
inbem  man  fi4  ber  Äftlte  entgegenftellt,  ergreift  man  notl)^ 
»enbig  ba^  ©ntgegengefc^te:  bie  SBegeifterung.  53egeifterung 
aber  ift  bie  üDlutter  alle?  ©rofeen.  Un^eilbringenb  ift  aber 
eine  falfcfcsbegeifterte  3^^^  ^cii"  wm  ficb  nicfct  mit  fortreifeen 
ju  laffen,  wirb  man  auf  bie  ^älte  bingemiefen.  .ftdlte  jebocb 
flutet  unb  fdbeibet,  bringt  aber  nidbtö  bßtüor. 


(1844.) 

51  uf  bie  SJlaffe  foü  unb  mu^  jeber  Dieter  wirfen,   mit 
ber  SJlaffe  nie. 


(1849.) 

^ä)  ^alte  e§  mit  ber  ©eleljrf amfeit ,  mie  bie  gürften  mit 
ber  58errätl)erei.  3(j&  e^re  bie  ©ele^rfamfeit  unb  t»erad^te  bie 
©cle^rten,  bie  eben  nid)t^  aU  ©ele^rte  finb.