Skip to main content

Full text of "Soziale Praxis 5-6.1896-97 Beilage = Das Gewerbegericht"

See other formats



































































«wgagwwB 


I ? i . ’n'- t«- : -in?T-'r 


SCHOpt. 


























. r* i ■ vA* 







§as (Staofrbejeridjl. 

ttltttfyeÜungen bes Vetbanbes beutfcfyer (Bewerbegericfyte. 


3ugleid| 

$eüage ?ur „Rialen Praxis“. 

Reba&itonsausfdjujj: Staötratlj Dr. fkfcß, Sranfcfurt a. HI. unb Hlagiilratsaffcjfor £uno, Berlin. 


Qerausgegeben Don 

Dr. §. $a|irott> 

in Berlin. 


1. tmfe 2, §aJpgatt0. 

2fyril 1896 bis September 1892. 


tftit Sad}=, (Drts* unb 2Iutoren = Hegifier. 


I 




©ie HJttitbetlungen beß ©erbanbcß beutfdjer ©emerbcgericbtc mürben im 3>uli 1893 begrunbct unb erftbienen 
aunüdjft im Hinang ju ben „©lättern für fojiale ©tajiß", welche bon Dr. 91. ©rfitfner in ftranffurt a./3Ji., 
feit 3uli 1894 bon Dr. 3 . 3aftro» in ©etlin betaußgegeben mürben. ©iefeß ©erbültnife bauerte aunüdjft 
linberfinbert fort, alß auß ber ^Bereinigung ber ©lütter mit bem „Soaialpolitifcben ©entralblatt" im Slpril 1895 
bie SBodjenfdjrift „Soaiale Sßrajiß, (Sentralblatt für <So 3 iaIpolitiI" ^eroorging. ©eit bem 1. 9(pril 1896 
mürben biefe äKittbcilungen unter bem Jpaupttitei „©aß ©emerbegeriebt" ju einer SJionatßfcbxift umgeftaltet, 
melcbe fomobl fetbfiftünbig, mie audj alß ©eigabe aur „(Sojialen ©rayiö" erf^eint. ©er erfte Jahrgang biefet 
SRonatßfcbrift umfaßt bie ßeit bom Slpril 1896 biß September 1896, ber ameite bie bollen 12 SHonate bom 
Oftober 1896 biß (September 1897. ©iefe beiben Sa^flüngc finb in bem borliegenben Snbaltßberaeitbnifc 
enthalten, (©aß Unbalißberaeitbnijj ber früheren ÜJlittbeilungen ftnbet man in: „©lütter für foaiale ©rajiß", 
^albiabr II, III, IV unb „©oajale ©rajiß", Safagang III/IV, V.) 


^prlaa««?lr1:to 27 m 



Insults 

<®ie fetten galjlm Be^eid&nett ben Sa^rgang, bie mageren bie ©patte.) 


I. g>ac$regi|ler. 

(®ic mit * &ejeicf}iiften Seiträfle ftnb Ieitenbe «uffäfee.) 


(©tattfttf bet ftechtfprechting f. u. „«dgemetne«".) 

Ärirfa - Qtaaetbmbmnig. 

Xitel V 31 im allgemeinen. 

3ft ein Serfmelfter, bet aufterhalb be« Betriebe« 

t^dtig tft, aL 8 gabrifarbelter anjufeljen? ... 1 , 4 

©eroerbegefjülfe ober HanblungSgehülfe?. ft, i 

(Seftnbe* ober ©eroerbegehülfin ?. 1 , j 

«ehört ein X^ierbfinbtger ln einer Menagerie in ben 

„gewerblichen «rbeitem"?. ft, 2t 

Häuferbau al« ©cwerbebetrleb. Snwteweit tft ba« 
öewerbegerlcht für «lagen gegen ben Haus eigen* 

thümer juftänbtg?. 1 # 71 

Sft ein «r^tte», ber für tyrtoate Saupläne fertigt 
unb bie Bauleitung übernimmt al« ©cwerbe* 

tretbenbcr anjufeljen?.1, it 

Sft ba« ©eroerbegerldjt wftänbig für bie «lagen ber 
Im Setriebe ber Sfcrbe*«ifenbahnen bcfödfttgten 

Serfonen?.Ä, 72 

Sft ba« @eroerbegertcf)t juftänblg für bie «läge eines 
«riiften (fflown mit brefftrlen Hunben) gegen 
ben Snbaber eine» ©pcjfalttätemXIjeatetS? . . 1, 43 

Sft ba« ©ewerbegertcht juftänblg für «lagen oon 

öe^tlfen ln SaubfchaftSgärlnerelen?. »,115 

3 ft ba« ©ewerbegertcht für Taufmännlf^e ©ehilfen ln 

gewerblichen Betrieben juftänbig?. 1 , 87 

Sft ba« ©ewerbegertcht juftänblg für «lagen beS 

Binnenfthlffer«? ©hroerlcfcung.ü, 120 

Segrtff be« «rbeitgeber«. 2>er 3 nfjaber eine« Stenft* 
mann* 3 nftttui« ift nicht «rbettgeber ber Slenft* 
männer. Sa« ©ewerbegertcht tft hternach für 
©trettlgletten jwlfchen ihm unb ben Xlenftmännern 

nicht mftänblg. 1 , 29 

©tnfthtebung etnet 3 ®tf^enanlemehaierS . . . . », 22 

Haftung brttter Serfonen für ben »röettSlohn ber 

Bauarbeiter. 9 72 

Oirb ber Sauunternehmer burcö ben 00 m Äolonnen* 
führer gefchloffenen Bcrtrag unmittelbar ben 

«rbettem gegenüber oerpütchtet? . 30 

ogt iu 8 122 (Sollmacht Heimarbeiter). 

8 100 e. 

Sft ber Sehroerfrag giftig, ben etn nicht jur Snming 
gehöriger Metfter entgegen bem Setbot be« 

8 100 « bet ©ewerbtotbnung abfcfjllefet? . . . l, ie 

8 lis. 

«ann auch *>er oertragSbtüchige «rbelier ein Beugntft 

forbern?.», ßs 

SnhaU be« 3eugntffc«. Sft ber Sufaft juläffig, bah 
bafl 3engnt| nur ln golge be« Urteil« be« 
©eroerbegertcht« ertheilt roerbe unb bah gegen 

ba« Unheil Serufung eingelegt fet?. ft, 01 

Sft ber «rbettgeber, bet bem «rbeitSjeugtilft gegen 
ben ©Wen be« «rbeiter« eine «ngabe über ben 
«ünblgungSgrunb iiifügt, fchabertSerfaHpfad>tig ? ft, « 

§ 115 

f. 8H9». 

§§ 116, 115 a. 

Xrurfocrbot. Rcnm ber «Tbeltcr ben Xfjcil feine« 

Sohne«, ber mit feiner au«brikfli<hen Genehmigung 
btreft an einen ©chanfrottth für entnommene 
©aaren abgefüljrt ift, oon bem «rbetfgebet in 
SaarjaljUmg oalangen?. ft, 15 1 


8 115a. 

Sofjnjahlung auf ©runb etner «effton. Sarf bet 
«rbettgeber bfefe geltenb machen, wenn ber «t* 
beiter feinen Sohn nldjt am SäOigWtStage, 
fonbem erft nachträglich forbert. 

8 117 

f. § U9a. 

§ 119 a (auch §§ US, 117). 

„Brämlen" für erhöhte «rbeUSlelftung neben bem 
feften Sohn, ©ine Sefttmmung ber «rbettSorb* 
nung, wonach folche Srämten nur jur «uSjnfjlung 
fommeu, roenn ber «rbeiter bi« ju einem gerotffeu 
3ettpunrt ln bem «ibettSoerhältnth oerbleibt, Ift 
rechtsungültig. 


10 ©leichheit ber «ünblgung«frlft. ©eiche golge tritt ein, 

roenn ungleiche grlftcn bebungen ftnb?. . . .»,15.99 
Siegt folche oor, wenn fleh ber «rbeitgeber cm«be. 

72 bungen hat, ben «rbeiter jeberjeii |n entlaffen, 

f obalb er mtt ihm nicht jufrieben tft? . . , .ft, cö 
Sft eine Sufage gültig, b. ft ber «rbeiter nach ße* 

43 enbtgter Seljrjeit noch eine befttmmte Seit beim 

Schrmeifter bleibe?. % 29 


Sft eine ©ntlaffung gerechtfertigt, roetl ber «rbeiter 
bem reotbirenben Soltjeibeamtm unrichtige «n* 
gaben über ben Setrieb gemacht habe? • ... ft, 
Sft ber «rbeiter, ber oor «blauf bet «üublgmtg8frlft 
entlaffen roorbeti ift unb für bie Beftjelt bejafjlt 
fein roitt, oerpfltchtet, bie «rbeit roteber aufju- 

nehmen?.t, 

öntfchäblgungSanfprnch eine« entlaffenen «tbetter«. 
©Irb berfeibc baburch blnfdatg, baft ber «rbeiter 
fleh »elgert, bie «tbelt wteber atofjunefimeit? . », 

§ 124. 

«ann ber «rbeiter, ber bei ©tüdlohn ntcht au«» 
relchenb befchäftlgt Ift, bte Slfferenj irolfchen 
bem SurchfchnittSlohn unb bem wirtlichen Sohn 

clnlfagen ?.1, 

Hat ber flfforbarbetter «nfpruch auf ©ntfehäbigung 
für bte geit, rodhrenb welcher er wegen Material* 

mangel« fttaiiegen muftte?.*, 

3>arf etn Mäbcheu ben Stenft oeriaffen, wenn In ba« 
thr angewtefene ©chlafjimntet ju einem anberen 
Mäbchen etn Mann eingelaffen wirb? .... 1, 

8 134, 124B. 


*, 115 kWe ©ntlaffung bet «fforbarbeiiem ! ! ! ! ! 1,84.3« I ^ at ^ 


SoOmacht. Sft ber «rbeitgeber haftbar, wenn er einen 
Sertreter beoottmächtigt hat, «rbelfer mtt Se* 
fchränfung ber gefeftltchcn »flnbigung«frtft cm» 
»unehmen, ber Seoonmächligte abet ohne folthe 


hat, auch bann 6chaben«erfaft ju letften, 
wenn er nachher 00 m «rbeitgeber gemtfthanbelt 
worben ift?. 


Sefchränfung engagtrt hat?.», 107 ftortfefcung be« Sehroerhältnlffe« troft Serfauf be« 


Unter welchen Umftänben ift ber Heimarbeiter ä!8 
©ewerbegehttfe tm ©inne be« § 122 ber «ewerbe* 
orbmmg asipfehen?. 7 

8 123 (ogl. 8 iss b). 

„©ntroenbuug" al« «ntlaffungegtunb?. ft, 16 

„Unterfchlagung- alt «ntlaffung«gnmb?. ft, 22 

3U bie «ntlaffung be« «rbeiter« gerechtfertigt, ber 
wegen einer 8reifjeU8ftrafe einige Sage oon ber 

«rbeit fortbleibt?.. 6 

Rann ber ©chlffbmann wegen unbefugten Seriaffen« 
ber «rbeit entlaffen »erben, well er ba« ©chiff 
wteberholt Sacht« oeriaffen hat? .... 1, 16 -I 6 
Sft ber «rbeitgeber berechtigt, ben «rbeiter ntcht etn* 
juftelleu, w«t bcrfelbe nicht |U ber fepgefc&ten 
©lunbe, fonbem 2 ©luftbeit fpäter mr «rbeit 


§ 182. 

©a« ift etn „fcftriftlicher Sehroertrag" ?. 

§ iss. 

Unter welchen Umftänben berechtigt Unfätjtgfelt jur 
fofortlgcn ©ntlaffung eine« ©crfmelfter«, 3elch- 
ncr« 2 C.? Segriff ber „wlchttgen ©tünbe" . . 

9 18ÖA. 

©ehört ein 3 u f$netber tu ben «ngeftedten häheter 


16—16 3 ^ etn Shlerbänbtger ben höheren «ngefteOten betju* 
lählen?. 


I 183 b (Ogl. § 123). 


erfchelnt?.1, 41 3ft ^tebpahlioerbacht unb Borleben etn wteftttger 


Sft bie CntlaffHng eine« «rbelier« wegen 3«fpäh 

fommen« gerechtfertigt?. *,32 

3ft e« eine „grobe Seletbtgung", wenn etn «rbeiter 
einen Sertreter be« «rbeitgeber« al« „©tretf* 

brecher" bcjetchnet?.1, 29 

©hroerlegung (Schiffer gegen XtreTtion).», 125 

Haben ungerechtfertigte Hanblungen be« «rbeitgeber« 
auf bte Beurteilung rachfolgeuber beleiblgeitbcr 
«enfterungen be« «rbelier« ©influft? ....», 21 

Rann ber «rbeiter, ber wegen Rrmifbett fortgeblieben 
ift, entlaffen werben, roenn er fleh |«r Sortfeftung 

ber «rbeit melbet?. 15 

©irb ba« «rbeitSofThältnift burefj ©rfranfung be« 

1 «rbeiter« oon felbft aufgelöft?.», 43 

I „Uitgchorfam" als ÖntlaffmtgSgnmb?. ft, 116 

| Rann bev «rbeiter entlaffen werben, weil et ben «n* 

I orbnungen be« «rbeitgeber« in Stiug auf bte j 

1 fjäiwliiljcn ©inrlchtungcn nicht naiijgefümrnen ift? ft, 11 li 


©runb jur Söfung be« «rbettBoerhäliniffe« be« 
©errmelfter«?.», 113 

$§ 134a bM 184«. 

2>te SledjlSfraft ber «rbeit«orbnmtgfn. ©a« gehört 
baju, baft etne «rbettsorbnung al« rechtmäfttg 
erlaffni unb al« rcchtSoerbinblich für bie «rbeiter 
betrachtet werben fanu? Muft tnSbefonbere ber 
«rbeiter beit «uSfchluft ber RünbtgungSfrtft ln 
einer oorfchriftSmäftlg erlaifcnen «rbcitSorbnung 
aud) bann gegen fleh gelten Iaffcit, wenn bie 
«rbeitsorbnimg ihm nicht befjänbtgt tft unb er 
fie auch ,lif ht gelefen hat?. »,37 

§ 134 b. 

IJlothrocubigcr guhalt ber Wrbctt«orbunng. Haben 
allgemeine i ereinbarnngen 3 wlfchcn ben «rbcüent 
unb bem «rbettgeber neben biefent Snhnlt 
©iitigfeit?.», M 


142663 









































3ft in t>er Arbeitiorbnung eine Strafe für ben fraß 
oorgefegen, bat bet Arbeiter bte Aibelt oerlügt, 
fo ift btefe Strafe aueg bann omtenbbar, wenn 
alb enotefrn angefegen rotrb, bafc er barauf aui« 
gegt, bte ©ntlaffung gerbetiufügren.», 106 


tefefe, betr. bte •eneebegeti^te. 

§ 2 . 

Sgl. oben 9lel<gi*©ewerbeotbnung. Sit. VII trn tflg. 

3ft bai ©ewerbegertegt für Klagen aub einem oer* 

tragimäfjlgen Äonfurrenjoerbot luftänbtgf . . 1, 86 

8 21. 

SröHt aueg bab unentfegulbtgte Auibletben aub 
Slenar» unb Auifftu&pgungen unter ben § 21 

bei ©eroerbegerlegtigefegei?. ft, 4t 

9 27. 

Ablehnung oon »eintet it beb ©ewerbegeriegti, »eil 
Pe ein perfönltegci 3ntereffe am Huigang bei 

Strettei gaben f. *,86 

$ 80 . 

©trb ble Berufungifrtp bureg ble tm Sartelbetrfeb 
gefegegene 3ufteßung beb Urtgetli in Sauf 

gefegt 9 . *,23 

§ 42. 

3ft ber ©tnfprueg rolrffam eingelegt, wenn ble ©in* 

fpruegifegrlft ntegt unterfegrieben ift? .... 1 , 29 
§ 51. 

3ft |>aft tur ©riwtngung ber gortfegiing beb 

Arbettioergältniffei julüffig?.*, 13 

9 65. 

BuIäfPgfett ber Berufung, wenn ber ©ertg ber oon 
megreren Klägern in etner Klage geltenb ge» 
maegten Anfprficge 100 Starr überfteigt? . . . *, 8 

©trb bureg ble Ergebung einer ©Ibernage auf megr 
alb 100 Starr auig bab Urtgeit über ble SorHage 
berufungifäglg ?.*,124 

©ertg beb Streitgegenpanbeb bet ber Klage auf Aub» 

fteflung etneb 3eugntffeb. SuläfPgreit ber Prüfung *, 124 

3n welcgem Seiipunft mug ber Serjlcgt auf 3u* 
fteßung beb Urtgetli aubgefproCgen werben, um 

wirffnm iu fein?. *,28 

8 57. 


3n gewerbegertcgtltegen Streltfacgen pnb auig ble 
Scgrdbgebügren, weUge tm 9tecgtbgülfe*Serfcgr 
bet ben orbentliigen ©erlegten erwaigfen, ntigt 

tu erfegen. *,66 

§ 66 . 

Bebeutung etneb oor bem ©Inlgungiamt geschloffenen 
Bergtetegi. Kann ber elnjelnc Arbeiter baraub 
Wecgte gerieften, obroogl ber Arbeitgeber mit 
igm abweligenbe Bebtugungen naegträgltcg oer> 
etnbart gat?.*, 14 

ftonhenvetßdfcntiigjseftfe. 

8 7 . 

3ft ein unregelmügtger Arbeiter franlenoerpegerungi* 

pplegttg ?.*, 56 

8 6. 

3ft ber Prüfung ber Buftfinblgrett bte Saegbarfteßung 

ber Klage iu ©runbe iu legen?. *,73 

Ciuilptoieiorbnmig. 

(Beroeiilaft f. u.: ©emetne« ^rioatrcigt ?c.) 

§ 8- 

ffi.’rtg beb 6 tteltgegenftanbeb bei ber Klage auf Aub- 
fteflung eineb 3 eugnlffei. hat bab Berufungi» 
geriigt bte ffiertgfeftfegung beb ©erocrbegeriigtb 


natgjuprüfen?. *,57 

§ 232. 

Können Anfprücge, bte oor ble ©eroerbegertigte ge* 
gören, mit foltgen, für weltgc bte orbcntltcgen 
©erlegte juftdnblg Pnb, oerbunben werben? . . *, 43 

§ 255. 

3 aglung beb Sogncf bureg Angabe oerfcgloijener 
iüten. ©er gat }u bewelfen, ob ble Sütc ooß; 
lägltg war?. *,97 

§ 774. 

3P $>aft tur ©riwtngung ber gortfegung beb Arbettb» 

oergältniffeb juläffig?. *,13 


(Dem eine« $rinatted)ty fanbredjt jc. 

Afforbarbcit.1, 83-30 

ARorblogu. gp ble Klaufel gtlttg, bag ber ATIorb» 
arbelter, welcger ben Afforb (fretwlDlg ober ge* 
twungen) litcgt ferttgfteQt, nur Stunbcnlogn 

ergalten falle?. *,98 

Sogntaglung für Feiertage. 8 , 57 

Stug bet Arbeitgeber bem Arbeiter Sogn für bte* 
jentge Seit tagten, wägrenb weiftet er wegen 
Arbeitbmangetb bie Arbeit mgen lägt, ogne ben 

Arbeiter ju entlaffen?.», 65 

Stegt beiu erfranften Arbeiter ein Anipruig auf Sogn* 

taglung wägreub ber 3ctt ber ©rfraufuitg tu? . *, 72 

hat ber Arbeiter Anfprucg auf gortiaglutig beb 
Arbeltblognb wägrenb etneb bretwöigtgen SRtlliär* 


blenfteb?. ....*, 66 

Slug bet Arbeitgeber bem Arbeiter Sogn für bte Seit 
tagten, wägrenb welcger er wegen ©cbmangcli 
ble Arbeit rügen lägt, ogne bte Arbeiter tu ent* 

taffen?.1, 27 

hat ber Arbeiter, ber tm ©oigenlogn ftegt, Anfprucg 
auf Beiaglung oon Ueberftunben? Kann für 
Ueberftunben, bte ben Borfegrtften über einen 
Stajtmalarbeltstag sumtber gelelftet Pnb, über 

gaupt 3aglung geforbert werben?. *,99 

©rteger Sognfag tft bem Aibdter tu geraägren, wenn 
bet ber Annagme nlcgti über bie fiogngöge oer* 

etnbart tft?.*, 105 

Sie Anwenbbarfett bei Seutfegen Buegbruefer*Tatlfi 1, 80 

3ft bte Seretnbarang gültig, wonaeg ber auf SCrinf- 
gtib geftellte Beblenfiele notg einen beftlmmtcn 
Betrag an ben Stenflgerrn ju tagten gat? . . 1, 71 

Bebeutung einet Bereinbarang twlftgen bem Unter* 
negmet unb feinen Arbeitern über bie Be* 
fegränfung ber Arbettitett tum 3®«<* 6« Ber» 

melbung oon Arbcltercniiaffnngen.*, 6 

Kann ber Btenftniietge*Bertrag, ben ber Sorbepfcer 
etnei ©efftäfti mtt bem Arbeiter gefcgloffen gat, 
oon bem neuen 3ngabec ftlßfcgwelgenb fortgefegt 

werben?.1, 80 

Smoiecoett tft eine Abrebe blnbenb, tn ber Pcg betbe 
Zgetle oerfpreegen, bag bai Arbettioecgältntg 

bauernb fein foQe?. *,43 

haftet ber Arbeitgeber für recgtteltlge herauigabe ber 
Segttlmattonipaplere an ben ausgetretenen Ar* 

beiter?.*,107 

Scgabenerfag wegen Stcgtauigäubtgung bcrOulttungi* 
farte. ©trb folcger babureg auigefegloffeit, bag 
ber Arbeiter oerabfäumt gat, bie tur ©rlangung 
ber Karte geeigneten Segritle tu tgun? ....*, 115 
Berecgnung ber ©ntfegäbtgung wegen fünbigungilofer 

Sntloffung naeg babifegem fianbreegt ....*, 21 
Können bie Arbeiter oom »ertrage turüeftreten unb 
Scgabenierfag forbern, wenn ber Arbeitgeber bte 
Bebtngungen bei Sertragei ctnfeitfg änbert?. . », »0 
Kann tm ©eblet bei preugtfegen fianbretgti ber 
Arbeltioertrag bureg einfettigen 9tü cf tritt jur Auf* 

löfung gebraegt werben?.8, 12 t 

3ft ble Hbmclbung bei Arbetteri bet ber Kranrenfaffe 
fettend bei Arbettgeberi a!i Ginwtfltgung in bte 
Söfung bei Arbeitioergältniffci anjufegen? . . *,123 
3wetjägrtge »eriägrungifrtft bei preuglfcgeu tteegti 
für Arbettilogn. ©Ut biefelbe aueg für fficrl* 

metfter?.1, 42 

Boflmacgt. Sgl. su 9leicgi*©ewerbeorbnuitg. 8 122. 


SBerfaffmtfj unb SBcrfa^re«. 

(3nnungi»Scgiebigericgte f. u. „Aflgemetnci*'.) 
äJegnabtgiingigefuct} wegen Orbnungiftrafe. 3°* 

ftänbigfelt bei prenglfcgen hanbelimtuifteri . . ft, 116 
* Serufungifumme, «rrelcgen ber —, bnteg Serbtnbung 
megrercr Klagen. 

I. Som Slaglftali<Affeffoc ©. ©uno. 

II. «tnfenbung oom Königllcg. ©ewerbegertegt 

Köln.1, is-15 

©erlegtiftanb, Ser oerelnbarte — im geroerbegertegt* 

Ilftcn Serfagren. Son (f) ©eg. Sufttjratg 

o. ©ilniowift.*, 44—47 

©ärtnergegülfen, Secgtifteßung ber —.*, oo 

—, Sie recgtllcge Stellung ber beulfcgen. Son 

Ag. Stüller, hamburg.*, 127—129 

©efegeeteste. («ewägrung oon — an ble Seipger . *, 1 io 
Segroergällntg, 3ft für Streltlgreltcn aui bem — bie 
3nnungibcgörbe ober bai 3n»mngi*6cgiebigericgt 
luftänbig? Son Kreligertfttiratg S. hilft *, 10 s —110 
ftegreganfprücge, UnsufiänbtgteU ber ©ewerbegerlegte 

für —.*, 110 


Scgucßigfeit bei Secfagrcni beim ©ewerbegeriegl ©otga 1, 3 1 
Stempelfrcigeit ber ©ewerbegertcgi»Scgteb0fprü(ge tn 

Sreugen.1, 48 

Sageisett ber Stgungen bei ©emerbegerfegtf . . . *, 116 
©aglen, Serlegung bet Slün(gener©ewerbegertcgti* — 

auf einen Sonntag. *,68 

Buftdnbigreitifragen, Sletnungi«Huitaufft über — 

iwtfegen Amtigerlegt unb ©ewerbegertegt Stettin *, 47 
Sufteßung bei ©ewerbegeriegti an Auildnber . . . *, 58 

(Smigtmgdihttter» 

(Stattptf f. u. .Hßgemetnei-.) 

Arbettinaegweti, ©tntgungiamt unb —.1, 88 

Safel, Sermtttelungiamt tn —. ft, 49. 110 

Serltn, Ser Slagtftrat — oor feinem ©ewerbegertegt 

all ©inlgungiamt. *,16 

Sranbeuburg a. h>» ®ai ©ewerbegertegt iu — ali 

©tnigungiamt.*, 9 

Bremen, (ftufgungidmter am ©ewerbegertegt —. Son 
Dr. A Blenbermann, Sorflgenbet bei «e- 

werbegeriegti Bremen. ft, 74-77 

Buftbruefer» ©ewerbe, ©Inlgungidmter tm fran* 

löftfcgen —.»,101 

Buegbruefer»6tretfi, Sie Sgdttgtett bei ©tntgungiamti 

fieipilg tur Sergütung etnei bentfegen — . . 1, 17—18 
Seift, ftabitMlintgungiamt unb Segiebigericgt tn — *, 50 
Siamantfegleifer>Auiftanb, Ablegnung bei ©inigungi» 
amtei tm — in hattau. Begriff ber Arbetti* 

ftrelttgrclt.», 48 

©lnlgungiamti>©efegei, Bewdgrung bei engllfcgen . ft, 120 

©nglanb, ©inigungidmler tn — 1895 . ft, 24 

—, ©efeg, betreffenb bte ©tntgungidmter tn — . . 1, 78 

—, Sie Stegiftrtrung ber frelwlßlgeu ©inlgungidmter 

tn —.», 10 

Slfagdotgrtngtfegen, Uusuftdnbtgfett ber — ©ewerbe> 

gerügte für etnlgungiamlllege Sgätigrett . . . *, 78 

granfreteg, ©Intgungiämter tn — 1896 .», 100 

—, Sai elntgungi* unb feglebigeriegtltege Betfagren 

bet Arbeltietnfleßungen tn —.*, 9 

hafenftrelf, «inigungidmler tm — tn homburg unb 

tn Bremen. *,88 

Konfeftion, ©rgebungen bei ©ewerbegeriegti Berltn 

tn ber h«r«n» unb Knaben* —.I, 19 

-, Bertegt über bte ©rgebungen, erftattet oon 

gabrirant O. ©etgert .1, 80-88 

-, Segtebifprueg bei ©ewerbegeriegti Berlin tn bem 
aßgemeinen Auiftanb ber Serltner httren* unb 

Knaben* —.1, 77—80 

Konfefttoni*6tretf, Ablegnung bei Scgtebigerlegti Im 

Berliner—.», 16 

Korbmacger*6trelf, Sai ©ewerbegertegt hant&urg a ii 
©inlgungiamt tm — Aßgemeine ©rfagruugen. 

Son Dr. S. Äoaef, Sorpgenber bei ©ewerbe* 

gertegti haniburg.1, 44—46 

Slatni, ©inlgungidmter am ©ewerbegertegt — . . *, 111 

Slagregelung, »aegtrdgliege — oon Sertretem oor bem 

©tnlgungiamt tn Köln.*, 48. 101 

<ftcu*6eelanb, StrettSergütung unb ©tntgungidmter 

tn —. *,79 

9tem»2)orf, Sgätigfeit bei ftaatltcgen ©Intgungiamlei 

unb Segiebigerlegtei tn —.», 49 

SorbofUBagn, Segtebirtcgterltcge Segltegtung ber 
Streittgfeiten iwtfegen ber engltfcgen — unb igren 

Angefteßten.»,116 

Stuttgart, Sai ©ewerbegertegt — ali ©tnlgungiamt. 

Son Dr. @. hartenftein, Borfifeeiiber bei 

©ewcrbegerlftli Stuttgart. *,77 

Scgmtebeftreif, Sai ©ewerbegertegt Königiberg ali 

©tnlgungiamt tm —. *,24 

Segugmncgcrflreif, Sai ©Inlgungiamt tm Serltner — *, 78 
—, Beilegung bei — tn Slatni bureg bte ©ewerbe* 

gertcgta*Borpgenben.1, 80 

Slfeglerftretr, ©lutgungiamt tm Kieler.», 125 

©ürjburg, Seglctifprucg bei ©ewerbegeriegti — . .1, 74 
Simmererpretr, ©tntgungiamt tm Bforjgetmer . . *, 120 

©utaifytett unb Anträge« 

(Statlftlf f. u. „Aßgemelnfi".) 

Anträge im ©ewerbegeriegt öcra: Sogubücger, ©oegcit^ 

Iögnung, «rbelt^jcttel. 1 , 6 

Arbettiorbnung, Sulnfftger 3ugaU ber —. ©utaegten 

bei ©ewerbegeriegti Sortmuub. *,07 

ArbeUioergällTtlffe, Anträge betreffenb — berfläbtifegen 

Arbeiter ln Köln unb 3?ranffurt a. SH. ... 1, 40 
Aufruf ber Arbeltncgmcr-Beefiger bei ©ewerbegeriegti 
haße (©cPnbeorbnung, faufmänntfegei ferfonal, 
Bcrufungii'umme).1, 10 

































































Bauarbeiter, Schüfe ber — gegen fiohnoerlufte. An« 

träge Im Geroerbegertcht Berltn.1, 80 

gaugeroerbe# Petitionen beb Geroerbegertchll ‘Erter 

gegen JWlgftänbe im —.1, 74 

$aulbfener# Stnb — unb fsSehtnnen ber Reftaura« 
teure je. Geroerbegehtlfen ober Btenftboten? Rn« 
trag beb Geroerbegerichtl Berlin unb DHnlfterial* 

Gntfältegung.ft, 68 

SnnungfcRooelle, Gefahren ber —. Rnlrdge ber Ge* 

roerbegerldjte Stuttgart# granffurt a. JDL# Berlin b# 100 
ßofenbücher für Okra. Beben Een ber gabrtfanten . 1, 20 

8o&ntai)iungltage für Bortmunb.ft# m 

geugnil über RQrlUQlett# Anfpruch bei Arbeiter! auf 

etn—. pienarbef<hlugbelGcroer6cgerMhtf$anau 9, 33 


&ttgeitteittt& Mar @e&ediegmd|fe uub 
Slr&ett&toertrag* 

Arbcttlorbnungen# Rechtlperbinbltchfett ber — . . . 9# n 

Arbeitsertrag# Belgtfcher Gefefeentrourf# betreffenb — ft, 1 

Arbeitsertrag, Ber — auf ber Berliner fteroerbeaub« 

fteüung.1# l 

Rrbeltliettel# Verbreitung ber —. Vorgehen bei Röntg* 

liefen Geroerbegerichtl Köln.ft# n 

Arbettljettel, Reidflgefefeltche Befttmmungeu über 

fio^nbfltffer unb —.ft# K 

Rrbettljettel unb Vertraglbücher tn Köntglberg t. p. ft# ( 

Bauarbeiter# Schüfe ber — # gegen fiohnoerlufte tn 

Rero^orf.1# 

Belgien# Geroerbegerichte tn —.1# 76. ft# i 

* Berlin# Ber Safjrelbertcbt bei Geroerbegerlcht» — 

Bon Stabtrath Dr. Jt. glefch.ft# 53 -I 

Beruflgenoffenfcbaft in granffurt a. BL# 3 u f a mmen* 

rolrfen oon Geroerbegertcht unb —.1# 

granlreitg unb Algier 1805# Geroerbegerichte tn — . ft, i 

Gärtnergehilfen# Redjtlftenung ber —.ft# i 

—# Bie rechtliche Stellung ber beutfchen —. Bon 

Ag. Btüller# Hamburg.ft# 137—1 

•Semelnbegertdjte# Bie roürttemberglfchen —. Bon 
Dr. G.$artenftein# Vorfifeenber bei Gewerbe* 

gertcfetl Stuttgart.1, 69— 

Gef eh# betreffenb bte Äbänberung ber Geroerbeorbtiung, 
Ruljug aul bem Gntrourf unb ber Begrünbung 

bei —.1, 52-i 

- — ogL auch »Gutachten unb Anträge*# »Ber« 
banbiangelegen beiten*. 

* Geroerbegericht unb ftTbeitloerirag. Bon 6tabtrath 

Dr. K. glefch.1,1- 

Geroerbegerichie in Beutfchlanb# Reue — . 1, 88. 48. ft# 


•Geroerbegerlchteu# Bai Verlangen nach neuen —. 

I. Kaufmänntfcbe Schieblgerlchie. Bon S. ft. 
Becfer, Vorfifeenber bei Känigl. Geroerbe« 
gerlchtl Köln. 

II. Bie Sompeteni^Srroeitening bet Geroerbe* 
Berichte. Bon Stabtrath Dr. R. glefch 1« 21 - 

Geroerberüthe# Bte Geroerbegerichte tn ben gabrel« 

berichten ber preugtfcfeen —.1# 

Grogtnbuftrte unb Geroerbegericht.ft, l 

©anbellmtntftertum, «rlaffe bei preuglfchen — 
(ftrbeitlgettel, Ginigunglämter# faufmänntfcfee 

Geroerbegerichte).1# 

3nnung6*SooeIIe, Bie 3nnungl*Scbteblgericfete ln 

ber —. Bgl. oben Gcfefe.ft, 1 

$nnungl*S<hleblgertchte in Beutfchlanb.ft, l 

gnnunglfchteblgertdjte, Bie — in ber Brasil: 

I. Gtatlfttfdjel. Bon Dr. R. Gräfe er; 
n. SnnunglsSchieblgerichte tn Berlin. Bon 
8Ragiftratl*Rffeffor SB. Cuno .... ft# 17- 
gnoalibenoerficherunglfarte, Gtnbehaltung ber — ft, 102—1 
fteDnercRrbeitlnachroell bei ber Berliner Geroerbe« 
Aufteilung. ST^öttgrett bei Geroerbegerichtl. . 1# 
Ronfereni bet «rbelter*Beiflfeer beutfcfeer Geroerbe« 

geeichte.ft# 

Rranfettgelb# (Tnrechitung oon — auf Gntfcfeäblgung 
wegen fünbigungllofer Qntlaffung. Rachträgltcfje 

Stnroenbung.ft# 

ftrupp^chen Berroaltungen# Geroerbegerlchtlfälle tn — ft, 
Sofenabgüge# Heber — beim Arbeitsertrag. Bom 
Geroerbegerichtl«Borftfeenben © o l f f *Offenbach 

ft, 116—1 

Sohnbücher unb flrbeitliettet# Retchlgefefeliche Be« 

ftimmungen über —.ft, 1 

Sohnforberungen# Brioilegtrung ber — tm engltfchen 

Gonfurlrecht.ft, 

fiöfenung# Bie — ber 3 f rgeleiar6etter. Bon ff. fl. 
Becfer# Geroerbegericht3«Borftfeenbcr ber Stabt 

Köln.ft, fii- 

Sohmahlung unb Gegenrechnung. Bon Stabtrath 
Dr. Soetbeer# Borfifeenber bei Geroerbegerichtl 

Rtel.ft# 84- 

Oefterrelch, Geroerbegerichte in —.ft# 

Oefterreichifchel Geroerbegertchtlgefefe.ft, 

Rom# Gerocrbegericht für —.ft, 

Schieblgerlchie, Kaufmänntfcbe —. 3®h l ber ein« 

fchlägigen Streitigfeiten.ft, 

Scfeaufpleler unb Geroerbegertcht.1# 

Schteblgertchte# Kaufmänntfcbe. Refolutton bei 

Reichltagel .ft, 

Schteblgertchte all einfimeiliger Grfafe für fauf« 

männifche Geroerbegerichte .1, 

I Schmeii# Geroerbegerichte in ber —.1# 


61 a t i ft i r. Bie Besprechung ber beutfcheu Geroerbe« 

Berichte 1896. Statifttfche Crgebnlffe. 

Borbemerfung. Bon fRagiftratl*Rffefior 
AB. Gunoj 

BabeEc I. Ueberficht nach Gerichten; 

BabeOe Ii. Ueberficht nach Staaten unb 

Sanbelthellen.ft, 81-96 

— ber Ginigunglämter# Gutachten unb flntrdge bet 

ben beutfcheu Gerocrbegertchten 1896. 

Babelle I. Ueberficht nach Gerichten. 

BabeOe ll. Ueberficht nach Staaten . ft, 180-182 
Streitobfefte# $öhe ber — oor Geroerbegerichten . . 1, 82 
Verbreitung ber Geroerbegerichte tm Beutfchen Reich* 1—8 
VertraglbrüchigfeU oon Arbeiterinnen in ber piaueuer 
Sticferet - gnbuftrie. Gefefegebertfche Vorfcf)läge 
aul bem Bericht bei Geroerbegerichtl .... 1, 75 
Bertetchnifi# BabeDarifchel — ber beutfchen Geroerbe« 

geriete.1, 7-10. 32 

Vorfifeenbe# Stänbige — beim Geroerbegertcht Berlin ft, 79 

Zittvcatm. 

Grdb er, Bie Bebeuiung bei Bürgerlichen Gefefebuchl 

für ben Arbetterftanb.ft, 28 

pterftorff# Bte ffarl*3etg«Stiftung# ein Verfuch 

tut goribflbung bei grogtnbuftrieHen Arbeitlrechtl ft, 104 
© o 1 f f # Ber gabrlfarbeiter unb feine rechtliche Stellung ft, 36 

Seriantäangelegettljeitett. 

Hulfchüffe# Sufammenfefeung ber — ... 1, 10. ft# 95 

Beitrittlerflürungen.1, 10. ft, ii. 3«. 60. 129 

Gingänge.1, 10 

Geoerbegtrt(htl«8efprechung. ft, 129 

Geroerbegerichtl'ftonfereni.ft, 120 

* gnminglnooeOe unb Geroerbegerichte .... 1, 49—52 

• _• 

1. Bie Refolutton bei Verbanbltagel. 

Q. Ber Bericht bei Korreferenten# Stabtrath 

Büttner.fietpitg.ft, 1-6 

3nnungloorlage# ffrflärung iur —. Vom Rulfchug 

bei Verbanbel beulfcher Geroerbegerichte . . ft, 69—71 

— pgl oben »Gutachten unb Anträge*# »Allgemeine!*. 

WUihetlungcn betr. fceraulgabe bei »Geroerbegerichtl*. ft, 121 

Verbanbltag, gernerel oom —.ft, n 

3ufammenfunft oon Geroerbegertdjtl«SRltgHebem aul 

Anlag bei ArmenpfIeger«Bagel in Stragburg . 1# 40 


Srieffaften. 


Snhaltlangaben ber »Sojlalen Brajil* 
Rümmer. 


am Sd)lug jeber 


II. ^rtsreflipfer. 

(S. — ©totiflif tm 2. 3aljr0ang.) 


Machen. 1# 7# 47; (Berg) 1, 7; S. 89. 

Algier, ft, 50. 

Allenftetn. 1, 7; S. 85. 

Altena. 1, 9; 1, 32; Rechtfpredjung ft, 13; S. 87. 
Altenburg. 1, 8; Sdjiebigericht für bie Bäcfer-gnnuug ft, 4. 
Altenborf. 1, 7. 

Riteneffen. 1# 7. 

Altona. 1, 7; 3nnungl*Sthieblgcri<hteft, 17; Belfifeer ft, 25; 

Gärtner ft# 127. 128; 8. 87. 

Am ber g. 1, 7. 

Anhalt 3nnungl‘6<hteblgerichtc ft# 101 ; S. 95. 

Anflam. 1, 9; S. 85. 

Annaberg i. S. 1, 8. 

Anlbach- 1, 7. 

Apolba. 1, 8; S. 91. 

Rfdjaffenburg. 1, 7; 8.89. 

Afcherlleben 1, 7. 

Auglburg. 1# 7; Beififeer ft, 25; S. ^o. 

Maben (Grogfe.). 3nnungl«Schieblge id)te »# 101 ; S. 83. 
95. 131. 


Bamberg. 1, 7; 8.89. 

Barmen. 1, 7; 3ahrdbcricht 1, 10; 3nnung!«6chiebl« 
gerlcgte ft, 17. 18; Arbeit!orbnungen 119; S. 89. 131. 

Bafel «Stabt (Kanton). Gefefe betr. Vermlttlunglamt 
ft, 49; ft, 116. 

8 au feen. 1,8; 8.91. 

Bapern. Kaufmännlfcfee Schteblgertchte 1# 24; 3nnungl« 
Schteblgertchte ft# 101; 8.88. 95. ist. 

8aureut!j. 1# 7. 

Beecf. I# 7. 

Belgien, ft, 112 ; gagrelbericht 1# 76; Ginigunglämter 
ft# 101; Gefefeentrourf betr. Arbeitsertrag ft, 60. 

Berlin. 1, 7. 8. 28; ft, 104; RechtfP«<him8 1« 33. 84. 35; 
1# 41; ft, 14. 15. 38. 40. 41. 56. 64. 66. 98. 105. 107; 
ft, 113; Sintgunglamt ft, 16; ft# 78; Kaufmännifche 
Schieblgerichte 1, 22; gnnung&Schleblgertchte ft# 17; 
ft, 18-20; 3ufiänbtgfett ft, 48; Antrag betr. gnnungl« 
oorlage ft# 100; Gcroerbegeljülfen ober Blenftbotcn? ft, r>8: 
Schüfe gegen Sognoerlufte 1, 80; ffflInet«Arbclt8narf)iüci8 

| bei ber Geroerbeaulftellung 1,1»; Arbcltlocrtrag auf bei 

, GcroetbcaulfteUuiig 1# 39; Konfeftion 1, 19; Brigfidube 


in ber Konfertton 1# 6; ft, 101 ; Schiriftgericht betr. Kon* 
feltton 1# 77-88; ft, 16; Stänbige Vorfifeenbe ft, 79; Bet* 
ftfeer 1# 25; ft, 25; $öhe ber Strettobjette 1# 82; Gärtner 
ft# 127. 128; Sabrelbertchi ft, 63 - 66; S.84. 85. 95. 129. 

Bernburg, ft# 20. 

Beutfeen 0V6. 1# 7; c8anb) 1, 7; (Berg) 1# 7.32; S. 87. 

Btberadj. 1, 10; 8. 91. 

Biebrich. 1# 9; 8. 89. 

Bielefelb- 1, 7; 8.87. 131. 

Steltfe. ft# 27; ft# 80. 

Sfanlenburg a. $. 1# 10; S. 98. 

Bocholt. 1# 7. 

Bochum. 1# 7; (Berg) 1, 7; Geroerbegertchtlfälle in Krupp* 
fd)en Berroaltungen ft, 50; S. 87. 

Solfenfeauit. 1,9; 8.85. 

Bona, ft# 50. 

Bonn. 1,7; 8.89. 

Borbecf. 1, 7. 

Bottrop. 1, 7. 

j 8osh<*gcn«Rumnicl*burg. 1, 7. 

jBramfclje. 1,9. 













































VI 


ScanbenBurg a./$. I, 7; Gfntgnngtamt *, 9; Bei* 
ftb« *, 25'; S. 88; 95 ($rop.) 129. 

Braunfdfmetg. 1,8; Raufmännifdje Sdjtebfgetfd)te 1, 47; 
(etabt), gufieHungen an HuSlänbet *, 58; Betfiber*, 25; 
3nnungS*Gd)teb$gerid)te *, 17; (Gro&b f nogtf)uin), 3n* 
nung&6d?ieb8gerid)ie 8, 101; 8. 98. 05. 181. 

Bremen. 1,8; ffinigungSaml*, 88. 71— 77; Beider *, 25; 

Gärtner *, 127. i?8; S. 82. 88. 93. 95. 181. 
Bremerbauen. 1, 8; *, eo; Betfiber *, 25; 8.93. 
SreSIau. 1, 7; 3nnungS*6d)febSgerld}ie *, 17. 18 ; (Steg * 
8»|.). 3nnung^*6cf}lebSgeri(bfe *, 101; S. 84. 85. 12». 
»rteg. 1, 7; S. 86. 

Bromberg. 3af)teSbericbt 1, 10; Gärtner *, 127; S. 85. 
Brooflgn. GlnigimgSamt *, 49. 

Brünn. S, 27; *, 80. 

Brüffel. *, 112 . 

Bübelibotf. 1,9; 8. 87. 

Buer 1, 7. 

Burg. 1, 7; *, 60; S. 87. 

Surgfteinfurt 1, 9; S. 87. 

Burf<betb 1, 7; 8. 89. 

«elfe. 1, 7; S. 87. 

SQarlerot. *, 112 . 

Sfjatlottenburg. 1, 7; Betfiber 9, 25; S. 85. 

Gfjfnintb. 1, 8; 3timing§:S(bteb$gerlci}!e *, 17; Seifiger 
*, 26; (ßanb) 1, 8; S. 83. 9t. 

Gonftanttne. *,50. 

®an|tg. 1, 7; (2anb) 1, 7; S. 85. 

Darmftabt. 1,8,89. 

Seift, gabrlMStaigungSamt unb 6(blebSgerfdjt *, 50. 
Seffau. 1, 8; *, 20; 3af)reSberld)t 1, io; 8.93 
Strfetjau. 1, 9; S. 85. 

Säbeln. 1, 8; Seipfcer «, 25; 8. 91. 

Sortmunb. 1, 7. 18; 3te<btfpre<bung 1, 4. 72; *, 97. 106; 
3nnungi * 6tbiebSgeitd)te *, 17. 18; HrbeitSorbnung 
*, 67; ßobnjablungStage *, 111; Gärtner *, 128 ; 
3aljr&8öfrict)t 1, 10 ; (8anb) 1, 7; (Betg); S. 83. 87. 131. 
SreSben. 1, 8. 26; »etbtfpredjung *, 114. 123; SnnmtgS* 
6cblebigertd)te *. 17; Beleber *, 25; Gärtner », 128 ; 
(ßanb) 1, 8; 8. 84. 91. 131. 

Srtren. 1, 7. 

Xüffelborf (T). 1,7; 3mumgS * €it)tebSgcrfd)t? », 17; 

Grofjtnbuftrtc linb Geioerbegetlcbtc 118; «vbeit »gelte! 
1, 18; S. 89. 

Sutlburg. 1, 7; 3nmmg$ * 6£bteb6ßcrid)te *, 17. 18; 

3abreSbert(bt 1, 10 ; S. 89. 

Surlacfj. 1, 10; S. 91. 

<8ber8n>albe. 1, 7; S. 85. 

(Sbtngen. *, 95; S. »1. 

Ctfenad). 1, 8; S. 91. 131. 

Stileben. 1, 7. 

GIberfelb (!). 1, 7; 3nnung§*edjleb&gericbie *, 17; 

HrbettSorbnungen 1 19; 3a^relberld)t 1, 10; S. 89. 
Glbtng. 1, 7; S. 85. 129. 

Glmiborn. 1, 9; S. 87. 129. 

<5lfa&'£ot$rtngen, Unjuftänbtgfeit für clutgungSamiltcbe 
S^ätigtelt *, 78; S. 82. 83. 95. 

Slfterberg t./®. *,95. 

Sit glaub, Gefefe, betr. GtnlgungSämter 1, 73. 126; Gtntguugl* 
ämtcr *, 10. 24. 116; ßobnforberungcn ltn ftonfurSrecbt 
*, 68 . 

Grfurt. 1, 7. 47; 3nnung8*6cblebSgert<bte *, 17; Betfiber 
*, 25; S. 87. 
erlangen. 1, 7; S. 89. 

Grfenbadj. 1» 9; S. 89. 

Gfdjroellcr. 1, 7. 

Sffen (Stabt) 1, 7. *, 36; 39nitug5*6d)lcbsgeciti}tc Ä, 1 7; 
GeroerbeqericbtSfäUe tn ftrupp’fdjen Cenualtnngen *, 5<i; 
(ßanb) 1, 7. io; (Berg) 1. 7; S. 8». 131. 

Gelingen. 1,8; S. »l. 

Gnpen. 1, 7. 

$$ed)enf)elm. i, 9 ; s. 89. 131. 
ft infterroalbc. 1, 9; S. 85. 
ftlcnSburg. 1, 7. 47; S. 87. 129. 

^ 0 r ft. 1, 7; S 85. 
ftranfentbal t./Bf. 1, »; S. 8». 

ftranlfurt a./SDI. 1, 7. 18; *, 11 «; fHedjtfprtrfjung 1, 5. 
15. 27. 29; *, 6. 40. 44. 08. 98 107. 115; ijuftällblgf tt 
*, 1 s; vö!)c ber Shritobjefte 1, SJ; Bcifioer 1, 25; 
'.’irl'dlonaililünB 1, i%| ?tuo‘fun 1 t^ftclie Ä, 5t; Antrag 
betr. ?lrbcit*DeiIuUinijfe 1, 4';. Antrag betr. 3nnur.g4'-- 
porlage *, um; Gauner*, 12 “; 3a!)rc*b.ru1jt 1, 10; 
S. 81, 8», 131. 

ftrauffurt aJO. 1, 7. in; 3nnmigS*S;litrbSgerirf)te *, 17 . 
18 ; (Jieg.*Bci.) ftnuuiigojdjtcb^&ld/c *, loi; S. 85. 


ftranfretdj. 9, 60; Stntgungiämter *, 9. 100 . 101 . 
ftfrauftabt 1, 9; 8.85. 
ftretberg t/G. 1,8; 8.91. 

ftretburg i/B. 1,8; 3 nnung*s 6 d)febSgcildjte *, 18; S. 91. 

ftretburg t/ 6 $l. 1, 9; S. 85. 

ftrteblanb 1/64L 1,9; S.85. 

ftürftcnwalbe a./@pr. 1, 7. 

ftürib. 1. 7; S. 89. 131. 

ftulba. 1, 9; S. 83. »9. 

(ßaarben. GtnigungSamt *, 125. 

Geeftemilnbe. 1, 7; Bcifitjer *, 25; S. 87. 

Geislingen. 1, 10 ; S. fli. 

(0elnfjaufen. 1, 9; S. 89. 

GelfenftrGen. 1, 7; (»erg) 1, 7; S. 87. 

Gera. 1, 8 ; Stedjtfpredjung 2, 115; Belftyer *, 25; ßofjn* 
bücber, Bo^cnlöfjnung, »rbettSicitel 1, 6—29; 8. 93. 
Glebldjenfteln. 1, 7. 

Gieren. 1, 8 ; S. 91. 

Glaudjau. 1 , 8 ; (ßanb) 1, 8 ; S. 91. 

Gleirolfr. 1, 7. 10 ; S. 87. 

Glogau. 1, 7 . 

Gmünb. 1, 8 ; 8. öl. 

Gnefen. 1, 7. 

Gäpptngen. 1, 8 ; S. 9i. 

^örltfi. 1, 7; Snnmtfl^ScbiebSgerlrt)! *, 18; S.85. 129. 
Götttngen. 1, 7;*, 11 ; S. 87 . 

Gotfja. 1, 8 . 10 ; Stcdjtfpredjung *, 38. 65; 3 afirc 8 bcvtd)t 
1, 10. 3t; 8. 93. 131. 

Gotteiberg. 1, 9; *, 11; S. 85. 

Graben». 1, 7. 

Graubenj. 1, 7; S. 85. 

Grcifitoalb. 1, 7. 

Grelj. 1, 8 . 10 ; »etftyer *, 25; S. 93. 

Grimma. S. 91. 

Grünberg. 1, 7; *, 1 29; S.85. 

Guben. 1, 7. 

Güftron». 1 , 8 . 

$agen t./©. 1,7; 8. 87. 

Hagenau. 1, 8 . 

^alberftabt 1, 7; Scifi^r 2, 25; S. »7. 

^all (edjroäb.*) l, m); S. 91. 

©alle a/ 6 . 1, 7; Snnungi* 6 d)tebigert<bie *, 17. 18; 
Hufruf bec Wrbcltnef)ntcr*»eirtber 1, 16; Jtonfereuj ber 
?lrbelter*2?etpfrer », 25; ©ö^e bec Gireitobiefte 1, 32; S. 87 
©amburg. 1, 8 ; *, 79; Glnigungiamt 1, 44; *, 38; 
3nnung8s6d)ieb8gcrtd)te *, 17; »elfitw 1, 25; *, 25; 
Gärtner *, 127; S. 83. 84. 98. 95. 131. 

©amein. 1, 7. 

© a m m. 1, 7. 

©anau. 1, 7; föcdjtfpredjung *, io5; Siamantf^leifcr* 
«uSftonb *, 48; «nfputcb auf ein $ut 8 nt{} ber e^r« 
ltdjfett *, 33; S. 89. 

©annooer (Stabl). 1, 7; 3nnungl<edjiebSgerid)te*, 17.18. 

Stirtbfrl, 26; *, 25; (ßanb) 1, 7; S. 87. 95 (®ioo.) 129. 
©arburg. 1, 7; S.87. 

©artmanniborf. 1, 10 ; S. 91. 

©aipe. 1 , 38. 

©attingen. 1,9; S.87. 

©a 9 nau. 1,9; S.85. 

©ebbeiborf. 1, 9 ; S. 89. 

©etbelberg. 1, 8; S. 91. 

©etben^e'im. 1, io; 8. 91. 

©eilüronn. 1, 8 ; S. 91. 181. 

©clmftebt ( 6 t«bt) 1, 10 . 32; (Cerg) 1, io. 32; S. 93. 
©erforb. 1 7. 

©erne. 1, 7. 

©rrifelb. 1,9; 8 . 89. 

©effen (Gropf).). 3unungi:6d)tebSgericbte *, 101; S 83. 
95. 131. 

©effen*Süaffau. S. 95. 

©tlbcSfjciiu. 1, 7. io. 47; »elfter *, 25; S.87. 
©irfctjberg. 1, 7; S. 85. 129. 

©öd)ft. 1, 9; S. 89. 131. 

©öltningen. 1, 9; S. 89. 

©örbc. 1, 7; S. 87. 

©of. 1,7; 2, 95. 

©openftetn f./S. 1, 10 ; S. 91. 

©oqeriroerba. 1, 9; S.85. 

3 a ft r o io. 1 , 9 ; S. 85. 

3 e n a. 1, 8; *, 60; S. 91. 

Serfit- 1, -• 

Jugolfia bt. 1, 7. 

3nororajlaro. 1, 7;*, <;o; S. 85 
3nftcrburg. 1, 7; S. 85. 

‘3ffnbnrg. einigung^amt linb WrbettSnartjnjelS 1, ItÄ, 

3 i er lob u. 1, 7; l?eiftl)fr *, 25: S.87. isi. 


stallen. *, so. 

Stie^oe. 1, 88. 

Siellei. *, 111. 

ftatferilautern. 1, 7; S. 8». 

Ralf. 1, 7. 

Rannftatt. 1, 8; S. 91. 131. 

Rarlirube. 1, 8; «eGtfprecbung 1, 6. 27. 71; *, 7. 21; 
Suftänbigreit *, 48; gufammenlunft 1, 20; *, 129; 
S. 91. ist. 

Raffel. 1, 7; *, 28; 9?e$tfpred)uug 1, 29; Sunung«. 

6d}iebigertd)te *, 17; »eipb« *, 25; 8. 9». Iti. 

Raftei. 1,10; 8. 91. 

Rattorotb (6iabt) 1, 7. 32; », 129; (8erg) 1, 7; (Rreli) 
1, 82; S.87. 

Rempten. 1, 7. 82. 

Retitu. 1 , 9 ; S.85. 

Riet 1, 7. 10; We<^tfpre<butig *, 8; Glnigmigiamt; «et» 
R|er *, 25; $afcttSb«rt4< 1, 10; S 8t. 

Rnefebed. 1, 9; S. 87. 

Robleni. 1, 7; ißatib) 1, 7; S. 89. isi. 

Roburg. 1, 8; *, 60; 8.93. 

Röln. 1, 7. 10; fted)tfpredjung *, 72; Gintgungiaint *, 
48, 101; 3nnungi*6cb(ebißertd)te *, 17; GrofelRbuftrie 
unb Geiocrbegcrtcbt *, 118; Seiftber 1, 26; «trbeltijettel 
*, 112; Hrbeitinacbmeii *, C; «rbettiorbnungen 119; 
Antrag betr. «ibelteoerbältHlffe 1, 46; ©ö^e ber Gtreiis 
obicfle 1, 82; 3ahrefiberi(bt 1, 10; S. 84. 89. 

Königsberg i. 1, 7; *, 104; 9tedjtfpicd)ung 1, 42; *, 
ö. 15. 22. 32. 05. 71. 98. 115; Ginigungianit *, 24; 
Selfi&er *, 25; «rbeitSjeitel unb 8eitragibü($er *, 60; 
S. 84. 85. 129. 

Rönigibrfttf. 1, 10; S. 91 
Röntgibütte. 1, 7. 

Röpenid. 1, 7. 
ftöMtn. 1,7; S.85. 
ftötben. 1, 8; *, 2a 
Rolberg. 1, 7. 
ftolntar LG 1, 8. 

Ronftans- 1, 8. 

Roftbetm. 1, 48. 

RottbuS. 1,7; S.85. 

ftrefelb. 1, 7; 9ted)tfprfd)ung *, 65; S 8». 

Rreujnatb. 1,7; 8.89. 
ftrimmttfebau. 1, 8; S. 9i. 
ftroloftbtn. 1,9; S.85. 

»tu ft rin. 1,7; 8.85. 

Ru im. 1, 9. 

8abr. 1,10; 8.91. 
ßaßouotere. *, 112. 
ßambreebt. 1, 9; *, 129; S. 89. 

ßanbSberg a./©. 1, 7; *, li; gabreSbertcbi 1,10; S.85. 

ßauböljut 1, 7. 

ßattgenberg 1, 88 

ßangenbtelau. 1, 7. 

ßangenbreer. 1, 7. 

ßauenburg. 1,9; 8.87. 

ße^e. 1, 7; Beifiber *, 25; S. 87. 

ßeip)ig. 1, 8. 18; Wecbtfprecfjung 1. 16. 36; StnigungSamt 
1, 18; 3nnungS*6cbtebSgcri(bte *, 17; Beifiber *, 25; 
3ufammenfunft 1, 40; *, 120; S. 83. 84. 91. 181. 
ßemberg. 1, 7. 
ßemgo. 1, 10; S. 98. 
iiennep. 1, 82; S. 89. 
ßeobfdjüb- 1,9; S.87. 
ßiebtenberg. 1, 7. 
ßidjterfelbc (Groß*)- 1/ 7. 

2iegnib- 1, 7; S.85. 

Öimmer. 1,9; S.87. 

ßinben. 1, 7; Beirtbct *, 25; S. 87. 

ß i n j. 1, 9; S. 89. 

ßlpine. 1, 7. 

ßlppe. 3nmingb*£d)tcbSgcvl(bte Ä, 101; S. 95. 

fiöbtau. 1, !s. 

i? liefen n» aI bc. 1, 7. 

ßubtolgSbuvg i \, 8; *, 95. 

ßnbiolgsbafen. 1, 7; S. 89. 131. 

ß ü b e d. 1. 8; Beiftbcr *. 25; S. 83. 93. 95. 130. 131. 

ßübcnfdjetb. 1, 7. 82 ; Bciftber *, 25. 

Üiineburg. 1, 7; *, 129; S.87. 
ßugau. S. 91. 

ÜWagbeburg. 1, 7. 10; 3nnung«-ed)icbSgeTtcf)te *, 17. 18» 
Geroerbcgtrldjt? * f^älie in Kuiup’fcben Benoaltungen 
*, 50; Betpper *, 25; 3abrfibrrtdjt 1, 10; (ifteg .Bej.) 
3nnungS*€d)tfbSgerid)te *, 101; S.87. 120. 

2»nlns 1, 8; einigungSämter *, Hl; 6<bubm<id)er *Gtrtfe 
1, uü; S. 91. 131. 



Vit 


0talfiatt»8ur&ad). 1, 7; S.89. 

Dtannftetm. 1* 8; Innung«« 6d)tfb8geit(ftte SB* 17. 18; 

Seiftet SB* 35; gaftreBberftt 1, io; 8.91. 181. 
IRarburg. 1* 7. 

SRarlenburg ©./$r. 1, 9; (Saitb) 1* 9; S. 85 
2Rarienroerber (Steg. - »e».), 3nnung6* ©AtebSgertcfjte 
SB, ioi ; S. 85. 

SRarftrtft. 1, io. SB* 79; S. 93. 
äRarfetlle. Sucfjbnnfers&ongref] ft, ioi. 

SReerane. 1, 8; S. 91. 131 . 

IRelbrttft. 1, 7 . 

SReiftett. 1, 8. 

SRelle. 1, 9 . 

SKelfungen. 1* 9; 8. 89. 
äRemel. 1, 7; S. 85. 

SRerfeburg. 1, 7; S.87. 

SReferift. 1, 9; S.85. 

SReft. 1, 8. SB* n. 79; S. 98. 

SRtnben. 1, 7; S. 82. 87. 
üittroetba. I, io; 8. 91 . 

SRolenbeef* et. 3eatt SB* 112 . 

IRombadj. 1*10:8.91. 

SRfl&lftaufen t. Elj. 1, 7; Seiftet ft, 25; S. 87. 
SRÜlftaufen t«. 1* 8. 79; S. 93. 

SRftlftetm a./»b. 1* 7; Seiftet SB, 25; 1, 7; S.89. 

3R Atljetm a, b. Muht, ft, 60; S. 89. 

SRüftdjeit. 1, 7. ft, 26; ffledjtfpretftung 1, 86, 2, 72; 
3nnung8 * 6<ftleb6gertcf}te SB, 4. 17; ©eroerbegerfttfc 
©aljlen *, 58; Stifter 1* 25. 2, 25; 84. 89. 
SRündjen*®labBa<$ (f). 1*7; S.89. 

SKÜnfter. 1. 7; S. 87. 

SRgBl oro tft. 1, 9 ; S. 87. 


Waumb urg. 1,7. 

Keifte. 1, 7;S. 87. 

Keumünfter. 1, 7; S. 87. 
ffi eunftreften. 1, 7 . 

»eurupptn. 1, 7 . 

Keufalj a./0. 1*9; S.85. 

»eufeelanb, <5inlgung6ämter SB, 79. 

Keuft. 1, 7. 

Keuftabt a./©. 1,7; 8 . 89 . 

»euftabt 0 ./ 6 . 1, 7. 

Äeutomtf<$eL 1 * 9 ; S.85. 

Steuulm. 1*9; S.89. 

Keuroleb. 1 * 9 ; S.89. 

SRero^orf* «talgungSamt unb ScTjlebägfrftt. 2, 49. 
»orbftaufen. 1* 7 ; S. 87 . 

Nürnberg. 1* 7; Seiftet SB* 25 ; S.89. 


Oberläufen. 1. 7 . 

Oberlabnftein. 1* 9; S. 89. 

OeBlau. 1*10; 8. 98. 

Oefterretdj* (SeroerbegertdjtSgefeft. SB, 26. 80. 

Offenbar. 1, 8; (2anb) 1* «; S. 91 . ist. 

Dffenburg t/ö. 1, 10 ; 8. 91. 

Oftlau. 1*9; S.85. 

Oftltgd. 1* 7 . 

Olbenburg. 1* 8; gaftreBberidjt 1* 10 ; S. 91. 96. 
Dplabeit. 1* 9; S. 89. 

Oppeln. 1* 7; (Scg^Sej.) 3nnung8*6(ftieb8actt<fttc *, 101 . 
Oran. SB* 50. 

OrtelBburg. SB* 95. 

Of(fter£leben. 1*9;S. 87 . 

OBnabrütf. 1* 7; S. 87. 

Ofterftols. 1, 9;S. 87. 

Oftpreuften, «eioerberätfte. 1* 47; S. 85. 95. 

Ofttomo. 1*9; S.85. 


$abetbotft. 1* 7. 

Saril. (BtntgungMmter SB* 101 . 

Saffau. 1*7; 8.89. 

Seine. 1* 9. 47; 8.87. 139. 

Senlg. 1, io;S.9l. 

©foriftetm. 1* 8; Ölnlgungfamt SB* 126 ; S. 91. 
S^lUppepfUe. SB* 50. 

Slefeften. 1* 8. 


Stnnebetg. 1, 9; «fivtner SB* 127; S. 87. 

SltmafenB. 1* 7. 10; S.89. 

Sttna. 1* 8. 

S lauen t/8. 1* 8; Setftlfpretftung 1, 15; Bertrag8brüifttg* 
feit 1, 75; S. 84. 91. 131. 

$lef$eu. 1*9; 9.85. 

Sommern. S. 95. 

Sofen (6tabt). 1* 7; 3nnung8*6cftiebagerlcftie SB, 17. 18. 

©äfte ber etceltobjefte 1* 32; S. 85. 95 (Stoo.) 
Sotibam. 1* 7;SB, 129 ; 3nnung8;6tfticb8gerld)te SB* 17. 18; 

(SReg.*Sej.) 3nnung8*6<ftleb8gerid)te SB* 10); S. 85. 
Srenilau. 1* 7. 

Sreuften. 3nnung8*6d)ieb3geticftte SB* 101 ; faufmänntftc 
©ffttcbSgerftte 1* 34; ©tempelf reiftet! ber ©cfttebPfprüdjc 
I X, 43; Srlaffe beb ©anbcl8minifteriura8 1* 18; (Seroerbe* 
I rfitfte 1* 46; Otörtner SB* 127; S. 83. 95. 131 . 

Ouebltnburg. 1, 7. 


Äanboro. 1* 7. 

»aiftenoro. 1* 7; S.85. 129. 

Sattbor. I, 7. 

SRaoenBburg. 1* 10; S. 91. 131 . 

Äaroitfdj. 1*9. SB* 60; S.85. 

9te«fltngftaufen. 1* 7. 

Stegendburg. 1* 7. 

Ketdjcnbatft t/6(ft. 1*9; S.85. 

Seldjenbatft t/8. 1*8. 

Keitftenberg t./S. 1* 38. 

Stetfftenberg (»öftm.). 1* 27. 

Stcmfdjetb. 1* 7; Unjuftänbtgfcit für Stegrcftanfpriicftc 
2, 101 ; S. 89. 

ScnbSburg. 1* 9; S. 87. 

Stuft ä. & 3nnung8*©<ftlebSgerid)tc SB* 101 ; S. 95. 
Seutltngeu. 1* 8; S. 9t. 131 . 

Stftciulanb. SB* 79; (Brofttnbufirle unb ©crocrOegerüftte 
2, 118; S. 88. 89. 96. 

Stftepbt 1, 7. 

Stjborf. 1* 7. 38. 

So ui. SB* 80. 

SoftOCf. 1* 8. 38. 

6aalfclb. 1* 10 ; SB, 129; S. 93. 

Saufen (Stöntgr.). 3uuungS*6cfticb8gertcfttc SB* 101 ; S. 83* 
95. 131. 

— ($tOi>.) S. 95. 

6acftfen*Hlienburg. 3nnung8*S<ftleb«acri(fttc SB* 101 . 
©ad)fen«(5oburg»«otfta. S. 95. 181. 
6a{ftfen*3Retnlngen. S. 95. 

6acftfen*ffielaiar. 3nnung8«S<ftieb8gerlcftte SB, 101 ;S. 95. 
181. 

©aarbrütfen. 1*7; S.89. 

6anft Softann. 1* 7. 

©cftalfc. 1* 7. 

©tfttlbberg. 1*9; S.85. 

©(ftleften. S. 95. 

6<ftleBrotg. 1* 7; (Seg*öej.) 3nnung8»6(ftleb8gertcftte SB, 
101; 8. 87. 95. 

©cftmtegeL 1*9; S.85. 

©«ftuctbeutilftL 1* 7 . 

©tftöneberg. 1* 7; »elfter 2, 25; 8 . 85 . 

6(ftöntngen. 1* 10 ; S. 93. 

©tftramberg. 1* 10 ; S. 91. 

©eftroba. 1*9;S. 86. 

©eftroabadj. 1*9; S.89. 

©eftroetbntft. 1* 7; S. 82. 85. 

6(ftroelm. 1*9. S. 87. 
ecfttoenntngen. SB* 96. 

6 (ft ro er ln. 1* 8. 

6(ftrotebu8. 1*9; 8. 85. 

6legen. 1, 7 ; S. 87. 

©öramerba. 1* 9 ; S. 87. 

6oeft. 1* 7. 

©ollngen (f). 1*7; 8. 89. 

©onneberg. SB* 95 . 

©panbau. 1, 7; lageSjelt ber ©jungen SB* U6: (BefefteB* 
tegte SB* ne; S. 85. 


©P eg er, 1*7.; S.89. 

©targarb MPomm. 1* 7. 

©taftfurt. 1* 7. 

©teglift. 1, 7 . 

©tenbal. 1* 7. 

Stettin. 1, 7; SB, 104. 125; Scdjtfyictfjmig 1* 27. 7i;fc, 30. 
43. 98; 3uftänblgfett SB, 47: (Strct-j Sattboiu) l, 7 ; s.85. 

| ©tolp. 1, 7; S. 85. 129. 

| ©tralfunb. 1,7; S.85. 

©traftburg t/d. 1* 8. 79; 3u|ammcnfunft 1* 40; SB, l. 

130; S. 93. 

©traiibing. 1* 7. 

©tuttgart 1, 8; Se^lfpretftung 1, SG. 43. 73; SB* 7. 15. 
32. 33. 39. 43. 56. 107; dinlgungbamt SB* 77; ttntrag 
betr. SnnungBoorlage SB, 100 ; $öl)e ber Streltobjeftc 1* 
| 32; HrbeUBjettel 1* 18; S.83. 91. 131. 


5ar norot ft. 1* 9 ; S. 87. 

£cgef. 1*9; S.85. 

Xeutftern. 1* 9; S. 87. 

Xfjann. 1* 10; SB* 79; S. 93. 

Xftorn. 1* 7; SB* 129; S. 85. 

«tlftt. 1* 7. 49. 

Erter. 1* 7; SB, 86; Petition betr. »augeroerbc 1* 74; 

3aftre8bertcftt 1* 10; S. 89. I3i.: 

Zuttlingen. 1* 10 . 48; S. öl. 131. 


Uerfenborf. 1* 7 . 

Uetf ermilnbe. 1* 9; S. 85. 
Uelieu. 1* 9; S. 87. 

Ulm. 1* 8; S.91. 


SOelbert. 1*7; S.89. 
Bicrfcn. 1, 7. 
BofjrotnfeL 1*9; S.89. 


tBBalb. 1, 7. 

SEöalbenburg. 1* 9; (»erg) 1, 0; S.85. 
tBanbSbetf. 1* 7; »elfter SB* 25; ©ärtncr SB, 127; (ßanb) 
1* 7; S. 87. 129. 

SBanfen. 1,9; S.85. 
ftöartenberg (®roft-). 1*9; S.85. 

SÖattenfcftetb. 1, 7 . 

©elmar. 1* 8; 1 10 ; »elfter 1, 25; S. 91. 

©eifteuburg a./6. 1, 9; S.89. 

©elftenfel8. 1, 7. 10 ; »elfter SB, 25; S. 87. 

©eiftenfee (Äeu*). 1* 7 . 

©erbau. 1* 8. 

©efeL 1, 7. 

©eftfalen. S. 95. 

©eftpreuften. öeroerberätfje 1, 47; S.85. 95. 

©eftlar. 1*9; S.89. 

©len. 1, 27.80. 

; ©ieSbaben. 1* 7; «ccfttfpredjung l* »e; Innung#* 
6d)icb8gerftte SB, 17 . 18; (JReg.sSej.) «eroerberöt^e 1, 47; 
S. 89. 

©tlftelmBftaoen. 1* 7 ; S. 87. 

©IBmar. 1, 32. 

Sitten. 1* 7. 

©Ittenberg. 1, 7 . 

Sittingen. 1, 9; S. 87. 

©Ittftotf. 1,9; S.85. 

©otfeubütteL 1, 8; S. 93. 

©orbtS. 1, 9 ; S. 87. 

©ormS. 1, 8. 48; SB, 20; S. 91. 131. 

©ürttemberg. «emeinbegerftte 1* 69-70; Ja^reBberftte 
1* 10 ; S. 83. 95. 131. 

©üriburg. 1*7; ©eftiebBfprucft 1* 74; »elfter SB, 25; S. 89. 
©urien. 1, 8. 

3abrie. 1* 7 . 9. 47; ^aftresberftt 1, 10 ; S.87. 

3cift, 1, 7; »elfter SB, 25; S.87. 

Berbft. 1* 8; SB, 70. 

Seulenroba. SB* 95. 

Bittau. 1, 8;S. 91 . 

Brotcfau. 1, 8. 88; S. 9i. 




III. Jtafomt s^eoiftev. 

(S. — 23orftfrcnber; 8g.-$. = »ibeitgeber-Seififeer; Rn.-®. = Hrbeünebmer-Sfitifcer.) 


Blanlenftein, SWagii'iratSsHjfeffoc in Berltn . ... *, 57 
Blenbermann, Ritter Dr. H., in Bremen (8.)... 9, 74 
Boecff), »e<9t«anroalt in Äarlbrutje (8.) 1, 6. 28. 71; *, 7.21 
Brafcf), Dr., SRagtftratj8*Hffeffor tn Berlin .... 9, 38 
Brtnfmann, Bürgermelfter in Äöntg8berg L 8c. (8.) 8, 65 


99. 115 

Büttner, Stabtratlj tn Setpitg. 1/17 

tSuno, 89., TOagtftrat8*Rffeffor in Berltn % 13, 41; 8, 18. 41 

81. 105 

Betfer, C. H, in Söln (8.).1,21;*, 61. 72 

glef$, Dr. Ä., Stabtratlj in granffurt a. 8t. (8.) 1, l. 23.40; 

*, 40. 58 

granf in Sübenfdjelb (8.).*, 13 

gflrft, Stagtftrat8*«ffeffor in Berltn.*, 88 


Qkrftetit, affcffot in Bortmnnb.1, 4; *, 97 

Bräter, Dr. 9tub., in Berlin. *,17 

fcartenfteln, Dr. ®„ tn Stuttgart ( 8 .) 1, 69; *, 16. 22. 29 
43. 56. 77. 108. 124 

$elln>tg, TOagtftrat«*Äffeffor tn Berlin ( 8 .) .... 1, 35 

$enrtct, Senator in ttottja ( 8 .).*, 38. 66 

$tlfe, 8 ., ftTei*gtri$t 6 ratl) a. 8 . tn Berlin . . . .*,108 

gafiroto, Dr. 3 ., $rioatboient. *,85 

Saubünger, Hffeffoc tn Stettin ( 8 .).*, 80. 98 

ßeo, Dr., TOagtftratfcHffeffor tn Berltn.1, 84 

ßotjmenet, SRagtftrat 8 *affeffor in Berltn. *,15 

Wette, RatfifrReferenbar tn Blauen L 8. (8.) . . t, 15 

SRüDer, «g., in Hamburg (Än.*8.).*,127 

Roatf, Dr. tn Hamburg (8.). 1/44 


8of)l, Stabtratt) tu »öntgSbcrg t Br. (8.) 1, 42. *, 0. 15. ?s 

32. 71 

Bofjlmann, Dr., Waglftrati*Hffeffor in granlfurt a. TO. (B.) 1,5 


29. *, 6. 98. 107. 115 
Röttgen, Dr., RedjManroalt tn Bortmunb (8.) . . Ä, io€ 

Sdjmteber, a»agtftrata-' «ffeffor in Berlin (8.) . . . », sr> 

Sdjulj, o-, 5Ragtftrat8*«ifeffor tn Berlin tB.) . . . 1, 33 

Soetbeer, Dr., Stabtratlj tn ftiel (8.).Ä, 34 

Stübing, ®en»erbert<$ter in Bredben (8.) .... Ä, 128 

Bedjoro, TOagiftrats*Mffeffor in Berltn (8.) . . .», 14, 11.1 

Unger, TOagtftrati«affeffor in Berltn.Ä, 40 

Betgert, O., gabrtfant tn Berlin («g^B.) .... 1, so 
Btlmontfft, 0 ., ©etjetrarr gufttiratlj tn Berltn (t) • *, 44 
Bolff, (8.) tn Offenbar, Beigeorbneter.®, 116 




















I. gaßrgang. Serlin unb Sranffurt a. SW., ben 2. April 1896. Wntttmer 1. 

I)as (•Sfmrrbfjfridjt. 

ZTXitt^cilungcn bes üerbanbes beutfcßer <ßett>erbegertd?te. 

9tebaßion8au8f<j)u&: ©tabtratl) Dr. Qltfä in granffurt a. 30?. unb 5D?agiftratS=2tffeffor ffiuno in Söerlin. 

gtfc#fiaf um er#« £»«net#«| frt« Herausgeber' ^ r<i< l*|tU4 1 !#•«*. 

(£arl £el)marat$ ©erlag, Berlin W., SWauerftT. 44. Df. X&+ Äoftenfreie Beilage jut „Sozialen ©rariS". 

ÄHc für bie Webaftion be# ,,©eweTbegeriebt8 4, beftimmten «Sjentomgen bittet man $u abreffhren: 51n £errn 9Kagiftrat««9lffeffor ©uito, Serlin w., 29ormjci ©tr. 2. 


3 tt Ij a 11 . I höherem $Raße, als für anbere ©erießte. $ie dinljeitlidjfeit ber 

©ctoerbeaericbt unb «tbeits. | öobnbüeber,Söoebenlöbnung,Arbeit«, j SRecßtfprecbung, wie flc für anbere ©erießte bureß einen gemeinfamen 

oberften ©ericßtSbof gewahrt wirb, muß l;ier, wo aus oft erörterten 
©rünben bic ^Berufung böcßftens in gang befeßränften 3Raße er* 
wünfeßt fein fann, babureß ungebahnt werben, baß bie ©ewerbe* 
geriete felbft ftef) mistigere Entfdjeibungen gegenfeitig mittbeileu 
unb fo ihre llrtßeile einer medjfelfeitigen itriti! unterwerfen. SöaS 
übrigens bie ©ewerbegeriebte oon ben anberen ©erichten am wefent* 
licßften unterfeßeibet, was eine gemeinfame £fjcitigleit berfelben, 
wie fie bureß unfere Vtitibeilungen ermöglicht werben foH, gerabegu 
notßwenbig macht, ift nicht ber Ausfcßluß uon ben VerufungS» 
Jammern ber ßanbgericßte — gur Cognition ber bühnen ©eridjjte 
gelangen ja auch bie amtSgcrid)tlicben Urtbeilc nur gang auSnabms* 
roeife —, fonbern ber ©egenftanb, mit bem eS bie ©etoerbe* 
geriebte gu tbun hoben, unb. bie Sorm, in ber fie baS SRecßt gu 
finben fueben. 

3b^ Öbjcft ift ber ArbeitSocrtrag, mtb fie fueßen baS SRecßt 
gu finben unter s lftit wir Jung ber Arbeiter. SRacß beibeit Wich* 
tungeit nehmen bie ©eroerbegeriebte unter ben oielgeftaltigeit SDr* 
ganifationen unferer ©eritbtsoerfaffung eine gang befonbere Stellung 
ein, unb roeitn Stoff unb Sonn itt ber Statur überaß auf einanber 
einroirlen, fo ift baS im geiftigen Sebett nicht weniger unb auf bem 
©ebiete ber SRedjtSentwidelung unb SRecßtSfinbiing gang befonberS 
ber Saß. gebe neue Auffaffung oon Staat unb SRecßt febafft ftd) 
nicht nur ihr eigenes ^rioatreebt, fonbern auch ihren eigenen $rogeß. 

2)ie Vrittßeilungen, roelcbe bei Verbanb beutfeber ©e werbe* | $)er Veamteuftaat, bas Sanbrecßt unb bie aßgemeine ©erießts* 
geriebte feit feiner Vegrünbung im 3aßrc 1893 oeröffentlicßte, orbnung in $reußen hängen ebenfo gufatnmcit, wie ber Sßarlamen* 

erfebeinen oom heutigen £age an in einer mehr felbftänbigen 5lrt, tarismus unb bie ©eftbroorenengerießte in Stontreicß ober Belgien; 

welche, wie wir hoffen, ihren VSirfungS* unb ikferfreis wefentlicb baS ftarre Seftßalteit am alten 9Rilitär=Strafprogeß beweift, baß 

erweitern wirb. 2)aS ©ewerbegeriebt wiß bie Stenntniß beS geltenben für biefen VerwaltungSgweig bie Auffaffung oom Verßältniß ber 

SRecßtS über ben gewerblichen ArbeitSoertrag burd) Veröffentlichung einzelnen Staatsbürger pitn Staat nod) nicht burebgebrungen ift, 

intereffauter ©ewerbegeridjtS • llrtßeile aus aßen beutfeßen bie in ben anberen ©ebieten ber Staatstßätigfeit bereit h^rfebt. 

SRecbtSgebieteu oertiefen unb oerbreiten. SSerfaffung unb SSer* 3)aS materieße SRecbt, baS oon ben Unfaß^ScbiebSgeridjten u. f. w. 

fahren ber ©ewerbegeriebte, ihre 3 u f aiTtmen f e b un 9 < örtlich auSgebt, wirb wefentfid) beeinflußt oon ber, wenn auch befebränften 

oerfebiebenen 23eftimmungen über SBäblerliften, SBablformen 2 C. SKitwirfung, bic bort ben fonft oon ber Wecbtfprecbung auSge* 

werben nach wie oor ©egenftanb ber Sefprecbung bilben. Weben fcbloffenen Arbeitern oerftattet würbe. 

ber redjtfprecbcnben 2:hötigfeit ift bie SöirJfamfeit in ©utagten Slber jette ©eridjte, bie in bem WeidjS*3SerficberungSamt iljre 

unb Einträgen bisher noch weniger entwicfelt. SBir hoffen jeboeb, S3ereiniguitg finben, hoben oor beit ©ewerbegeriebten, betten fie 
baß eine forgfatne Sericbterftattung über biefe bis jeßt noch mehr ber äußeren ©eftalt nach oerwanbt fittb, einen gewaltigen SSortbeil 
oereingelten Vorgänge in 3 u ^ un fl ebenfo anregettb wir Jen wirb, oorauS. 5)er gefammte §Redt)tSftoff, ben ßc 311 bearbeiten hoben, 

wie bieS in öejug auf bie Sbätigfeit ber ©ewerbegeriebte liegt oor ihnen in ber Sorm weniger grnttblegenber ©efeße, in 

als (^inigungSäntter offenfid)tlicb ber Soß gewefen ift. SSäßrenb welchen jebe einzelne 33eftimmung baS Wefultat niühfamer Arbeit 

bie Seftimmungeit beS ©ewerbegcricbtS*©efeßeS über biefe für ben fo* berufener ÜRänner ift, itt welchen ficb für jebe Seftimmung auf baS 

gialen Srieben fo wichtige (Einrichtung in ber erftett 3 e ^ im ^htbli* ©enauefte feftfteßen läßt, in wie weit ber SBortlaut beS ©cfeßeS 

fum faft unbefannt waren, hoben bie Anrufungen 3 ugcttoatmen, ber Abfidjt beS ©efeßgeberS enifprießt, unb itt welchen für jebe 

feitbem ber 2*erbanb bie erfien ocreiugeltcn Soße fammelte, für bas materieße SRedjt berübrettbe Scftimmung baS gefamntte IKaterial 

fachgemäße ÜBefprecßung unb Verbreitung forgte, fo ben beteiligten gur Verfügung fteßt, baS bie 3nriSprubeng unb bk SRecßtfprcdjung 

Iheifen bie Anrufung naßelegte unb ben Vorftßenben aus ber ©r» bisher, bei ber Vebanbluttg ber Srageti oom casus unb culpa, 

faßrung gefeßöpfte-Veifpiele an bie H fl nb gab. oon Hoftpßicbt, Scßabeitvcrfaß, &aufalue£us u. f. w. aufgebäuft ßat. 

Von bem gefammten hier lurg ffiggirten Stoff foß bie reeßt* 3nt ©egenfaß ßiergu follett bie ©ewerbegeridjte einen Wecßts* 

fpreeßenbe ^hötigJeit ber ©ewerbegerießte naeß wie oor im Vtittel* ftoff bewältigen, ber bisher ttod) niemals gefammclt, gefd)toeige 

punfte bleiben. Sür bie ©ewerbegerießte befteßt baS Vebürfniß benn bearbeitet worben ift, ben bisher bie juriftifdje Literatur unb 

einer ©entralfteße für ben Austaufcß ißrer Erfahrungen in ungleich Sobifatur gleidj wenig beachtet hoben. 3)ie 36 —48 Vtarf, bie als 


oertrag. Jüott ^taotratp Dr. x. 

.1 

Kted|tfprfitning. 4 

„Vtämien" für ert)öf)te SlrbeitSleiftung 
neben bem feften Sobn. (Sine S3e* 
ftimntunQ ber tKrbeitSotbnung, wo« 
na^ folc^e ^hrömien nur ^ur 3tu8* 
3 aßiung fommen, wenn ber Arbeiter 
bi# §u einem gemiffen geitpunft in 
bem 21rbeit§öerf)ält:ni& Derbleibt, ift 
rechtsungültig, (©etoerbegericht unb 
^anbgericht Sortmunb.) 

©efinbe ober ©eroerbcgehilfin? 
merbegericht ^ranffurt a. 9Jt.) 

Sft bie Entlaffung beS Strbeiter« ge« 
rechtfertigt, ber »egen einer §reiheitS* 
ftrafe einige Sage non ber Sürbeit 
fortbteibt? (©emerbegeridjt 5larlö* 
ruhe.) 

^utaißttn unb Anträge.c 

«nhüge im ©emerbcgericht ©eta: 


aettei. 

ItUgrnuineo über ©tnurbegertißU 
unb ^rbrttonertrag . 6 

©erbreitung ber ©ewerbegeriebte im 
2)eutf(ben Gleich. 

SabeUarifiheä ©erjeichnih ber beutfehen 
©erocrbegerichte. 

©ewerbegerichte in ber ©chtoeia. 

Bufammenwtrfen non ©ewerbegertcht 
unb $Beruf8genoffenf<baft in S ta ui ! ‘ i 
furt a. SW. 

©ebub ber ©auarbeitec gegen Sohn« 
oerlufte in Wew»^orf. 

Serbanbs-^ngelrgenbtiten.... 10 

3ufammenfebung ber SluSfchüffe. 

99eitritt8*©rtlarungen. 

©ingünge. 

^nbdltöangaben ber „©o.jialen ißrarif'". 

^Inaeigen. 


^Ibbmcf fainrntlicher Stxtifel ift Bettungen unb 3«tfchriiteit geftattet, jeboeb nur 
mit ooUct sQuellcnangabe. 


(ßewerbegeridjt unb SCrbeit^mertrog. 








Za» ©eroerbegcridR. SttitfReilungen beS 23crbanbcS beutfdjcr ©erocrbegericRtc. Ar. 1. 




23etrag eines groeiroödjentlichen Arbeitslohnes ben gewöhnlichen 
betrag brr geroerbegcrichtlicheu .Silagen barfteflen, bleiben rocit 
gurücf hinter bent geringen Streitobjeft ber Ißrogeffe, oon benen 
Seuffert’s Ardjio ober bte bänberetdjen EntfcReibungen beS SReicRS* 
geriete Ranbelu, unb alle bte SRaterien, roeldic bie ©eroerbegericRtS* 
SSorRRcnben bcfd)äftigen, — man benfe g. 23. an bie SRedjtSfragen 
aus bent Afforb*33erbältniffc, bie .Vfontroocrfen über ben23egriff unb 
bie Anfprüdjc aus ber oor^eitigeit Entlaffung, bie ©erooRnReiten 
unb Hebungen im ArbeitSoertrag beS einen ober anberen §anb* 
roerfS __ finb noch niemals ©egenftanb ber fleinften 2 >oftor* 
®iffertation, gefcRroeige bernt einer eingcRenben monograpRifcben 
23earbeitung geroorben. 

So finb bie ©erocrbegerid)tS=S3orRRenben gar oft in berßagc, 
baR Re in ben ©cfefcbüdjern unb in ber ßitteratur baS poRtioe 9iec^t 
für iRre EntfcReibungen oergebcnS fucRcn, baR Re burdj Seobadjtung 
ber in ben eingelnen ©eroerben, an ben ein 3 elnen 0 rten bcfteRenben 
Auffaffung unb &ebräudjc baS AecRt, baS Re im einzelnen (Streit¬ 
fälle Rnben follen, erft müRfam famnteln, ja Rbaffen müffen; unb 
roie Re nur burcR bie gleich rege Mitarbeit ber 93eifiRer aus ben 
beibeit roirtRfchaftlicbcn Parteien — b. b- burcR bie Sorm ber ©c* 
merbegeriebte — Riergu i n @tonb gefefet roerben, fo ergiebt Rcb für 
alle gur SRccbtfprecbung an ben ©eroerbegeriebten 23erufcne bie Auf« 
gäbe, auch an bem Stoff, bett biefe ©eridjte beRanbcln, an ber 
Entroicfelung beS fRecRtS beS ArbeitSocrtragS tnitguarbeüen. 

$aS befannte ©cRlagroort, monacb unfere SSolfsroirtRfcbaft auf 
3 toei ©ruubpfeilern, bem ^rioateigentbum unb bem freien ArbcitS* 
oertrag, beruht, entfprid)t ja ben tbatfäcblicben SerRältniffen, ab« 
gefeben oielleicbt baoon, baR überall neben jenen beiben nod) bie 
öffentliche Armenpflege ftebt, bie ja, in aßen flulturftaaten gleich* 
mäRig eine ftönbige Snftituiion, eine organifcRe Ergängung aller 
unferer focialen Einrichtungen geroorben ift. ^öri^rcttb aber unfere 
AccRtSroiffenfcbaft ben einen „©runbpfeiler", baS SßrioatetgentRum, 
mit ber äuRerften Sorgfalt aufgefübrt Rai unb fortroäbrcnb gu oer* 
flärfett bemiibt ift, b at R e beit anberen oöHig unbeachtet gclaffeit. 
®er ArbeitSoertrag ift (auch Riet mieber abgefeben oon ber Armen« 
pflege) baS einzige Mittel, baS ber (Staat bem größten ^^cile aller 
Staatsbürger — nämlich allen Unoenttögenben — 3 ur ©croinnung 
ihres ßebenSunterRaltS gur Verfügung ftcHt; unfere SuriSprubeng 
aber Rrilt biefeS einzige -Wittel ihrer Beachtung für unroürbig unb 
glaubt, alles oon ihr gu SBerlangenbe erfüllt 3 U hoben, roenn Re 
barauf Rmroeift, baR bie ArbeitSfraft in ber 3bee 00 m SAenfcRen 
IoSgelöft roerben fömte, unb baR alsbanti — im juriftifeben 23egriffS* 
Rtmmel, um mit Sharing gu reben — biefe oott allem ßeiblicRen 
loSgelöfte ArbeitSfraft cbenfo oermietbet unb gemietet roerben föttne, 
roie ein £auS ober ein ^ferb. 

$)ic Auffaffuitg ift in ber £Reoric richtig unb Re fann habet 
ohne Sdjaben oerroertbet roerben, fo lange Sentattb auf feine 
ArbeitSfraft iRatfäcRIicb geitroeifc oergidjtcn fann, b. b. feine per* 
fönliche SreiRcit uitb feine materielle Erifteng fortfübren fann, auch 
ohne im gegebenen Augenblic! feine ArbeitSfraft gu oerroertben, 
unb einerlei, gu roeld)en S3ebingungeit er es im einseinen gfafl 
tbut. Sie trifft baber gu auf ben befannteit $anbeftcn=©alfer, 
cui quis vestimenta polienda dederit, unb oielleicbt auch auf ben 
$)icnftmann ober ©rofcRfenfutfcber, bie, fo tauge feine obrigfeit* 
liehen Sareit befteben, nach ^Belieben forbern fönnen. Aber bie 
Analogie oerfagt, unb bie flaffenben ßücfen in unferm Specht treten 
beroor, foroie ber gan 3 e fföenfcR mit feiner phpfifcRen Ejifteng roie 
mit feinem Anfprud) auf greiReit unb Selbftbeftimmung oon ben 
23ebiitgungen abhängig ift, gu benen er feine ArbeitSfraft oer* 
njcrtRet, roeil er roeber gleichzeitig anbere ArbeitSoerträgc eingeben, 
noch feine ArbeitSfraft auf längere 3eit oon fi<h IoSlöfen, b. R. gu* 
roarten fann. 

©erabe bie ßeute, bie nur burch ben unauSgefeRten AbfchluR 
001 t ArbeitSoerträgcn Reh oon ber Armenpflege fern halten fönnen, 
finb burch baS ©croerbegeri<btS=©efet} gur SfcRcilnaRmc am dichter« 
amt berufen; unb fpegiell burch ben leRtcn Abfafe beS § 18 beS 
©erocrbcgcrichtS=©efc| 5 cS (§Red)t ber SBeifiRer auf ©ntfehäbigung für 
ArbcitSoerfäumniR) in ben Staub gefefet, biefer SSernfitng golge gu 
leiften; unb gerabe bie Verträge, bei benen jeneSiftion am roenigften 
zutrifft, als ob ber s Dtcnfd) IoSgelöft oon feiner ArbeitSfraft unb 


unterftüRt oon ^rioatoermögen feine Stellnng in ber SReebtSgemein* 
fchaft behaupten fönne, bilben baS faft auSfchlieRlithe ArbeitSfelb 
ber ©eroerbegerichte. 

©erabe hieraus bürfte Reh aber oon felbft ergeben, baR es unfere 
Aufgabe fein muR, nicht nur gur Äafuiftif, fonbern auch gur $)og* 
matif biefer Verträge beigutragen, baR alfo auch fpegiell unfere 
9)Httbeilungen nicht nur ©ntfeheibungen fammeht, fonbern auch oer- 
fudRen müffen, bie WechtSfäRe gu formuliren, roeldje ben Anfchau- 
ungen ber 23eiRRer entfpre^en unb bie SCbatfacben in Spftem ju 
bringen, burch melche jene AnfcRauungen ihre 23egrüitbung Rnben. 

. 3Ran oerroeife bem gegenüber nicht auf baS bürgerliche ©efeR« 
buch unb bie umfangreiche ßitteratur, bie baffelbe gu £age förbert. 

2)aS bürgerlich^ ©efeRbuch enthält baS ^rioatrccht, b. b* ^>aS 
SRecRt beS ^rioateigentbumS, — bie SRecRtSfäRe, nach benen fich burch 
©eburt unb 2ob, burch $eiratlj unb Sd;eibuug, burch £>anbel unb 
©anbei SSermögenSoerfchiebungcn ooügieben. Auch ben ArbeitS- 
oertrag betrachtet ber ©ntrourf im ©roRen unb ©äugen lebiglicb 
als eines ber oielen SRecRtSgeRbafte, bie folche SermögenSoer* 
fcRiebungen gu beroirlen im Stanbe Rnb, unb es ift, roie roir be* 
reits bei anberer SSeranlaffung auSgefprocheu, minbefienS groeifel« 
haft, ob ihm bieferbalb ein SSorrourf gemacht roerben fann.*) 

3faRt man aber einmal ben Arbeitsertrag oon bem Stanbpunft 
auf, ben roir f)\et eingunebmeit oerfuchten, — als eine bem Ißrioat« 
eigentbum gleichroertbige ©runblage ber beseitigen Staats* unb 
SRecbtSorbnung, als ben Vertrag, obneroelchen bieSobuftrie 
nicht bie 2 Renfchenfräfte gu erlangen oermag, beren fie 
gur 23eberrfchung ber Waturfräfte bebarf, als bie Ein¬ 
richtung, roelche bergeit allein ben 00 m &cfiR ber ?ro» 
buttionSmittel AuSgefchloffenen gur Erfüllung feiner 
SBerpflichtungen gegen ben Staat unb gegen feine ffamilie 
in ben Stanb feRen, bie allein iRm gur Aufrechterbaltung einer 
felbftftänbigen Stellung innerhalb ber SSoifSroirthfcRaft oerbelfen foH, 
— fo ergiebt Reh fofort, roie rocit biefer Vertrag über bie engen 
ScRranfen beS heutigen $rioatred)tS RinauSgebt, unb roie oerfeRrt es 
roäre, feine oollftänbige ^Regelung oon einigen Stiteln in bem einen 
ober anberen AbfcRniit beS bürgerlichen ©efeRbucRs gu erhoffen. 
2)ie Hauptarbeit, roclcRe Staat unb SRecRt für ben ArbeitSoertrag 
gu leiften Raben, roirb oiclmcRr nach roie oor auf bem ©ebiet ber 
Spegial*©cfcRgebung, beS SonberrecRtS, liegen. ®ic Arbeiteroer* 
ficRcrungS*©efeRe, bie im ©efentlicRen ßobnregulirungS«©cfeRe Rnb, 
b. R. bafür Sorge tragen füllen, baR ber Arbeiter burcR ben 
ArbeitSoertrag bie SRittel gur AufrccRtcrbattung feiner bürgerlichen 
Sclbftftänbigfeit (für bie bloRe Eyifteng forgte bie Armenpflege auch 
früher!), roäRrenb gelegentlicher Störungen ober nach gänglicRer 
Aufhebung feiner ArbeitSfäRigfeit Rnben fann, beRanbcln nur einen 
| fleinen XReil ber ficR Rier auftRuenben Probleme. 3)aS ©eroerbe* 

1 gerichtS«©efeR RcRert bem ArbeitSoertrag, aud) inforoeit er noch 
: feine materielle Regelung gefunben Rat, roenigftenS bie feiner oolfs* 
i roirthfchaftlicRen Sebeutung entfprecRenbe Stellung im Spftem ber 
1 ©ericRtSorganifation, unb biefe gefonberte Stettung roirb bagu bei* 
tragen, baR auch unfere SuriSprubeng iRn meRr als bisRcr beachten 
muR unb beachten fann. ES ift bie Aufgabe namentlich ber ©e* 
roerbegerichtS*23orRRenben, iRr baS SOfaterial Ricrgu gur Verfügung 
gu ftcllen, unb unfere SRittReilungen follen hierbei nach ^RoglicRfeit 
mitroirfen! 

Sranffurt a /2 _Ä. fy I c f df). 

ncdjlfprtdiuwsi. 

grämten" für erRöRte Arbeitsleiftung neben bemfeften 
fioRn. Eine 23eftimmung ber Arbeitäorbnung, roonachfoIcRe 
Prämien nur gur AuSgaRlung fommen, roenn ber Arbeiter 
bis gu einem gcroiffen 3 e itpunft in bem ArbeitSoerRältniR 
oerbleibt, ift rechtsungültig. — (Eeroerbcorbnung §.119a. UrtReil 
beS EcroerbegericRtS ©ortmunb — 2$orf.: Affeffor ©erftein — unb beS 
Snnbgerichts $>ortmunb.) 

Älager roar in ber S e it 00 m 27. gebruar 1898 bis 9. April 1894 
auf bem gu 2)orünunb belegenen SBerfe ber Sellagten, ber 3mfRütte, 

*) $gl. baS AunbfcRreiben an bie ©eroeibegericRtc in Ar. 20 unb 
bie barauf cingegangcncn ©utadjten in Ar. 26 ber „Sogialen ^rajiS" 




Ba« ©ewerbegericht. SRittheilungen be« Berbanbe« heutiger OcrocröeQcric^te. Br. 1. 


aU ©todjer angeftellt. Er erhielt einen täglichen Sohn non, 1 ,70 M.\ 
baneben begog er, wie fämmtliche Stoker auf ber Borimunber 3wf* 
hütte, eine Prämie für biejenige Cuantiiät 3inf, tucld^e über ben burch* 
fchnittlich feftgefefcten Brocentfafc binauft au« bem Bohmatcrial gewonnen 
würbe. Biefe grämte betrug für bie einzelnen Stocher in ber angegebenen 
Beriobe 1 Pfennig für ba« mehr gewonnene Äilogramm 3inf. §• 7 
ber auf bem beflagten SBerfe geltenben Arbcit«orbnung beftimmt, bafj 
biefe Brärnie erft am 1. Dftober jeben 3otjre« gur Ausgablung gelangt, 
rnb bafj bie betr. Arbeiter nur bann einen AnfprudE) auf btefelbe 
haben, wenn fie bi« gum 1. Cftober be« 3obrcS, in welchem bie Aus¬ 
zahlung erfolgt, tm Bicnfie ber bell, ©efeüfcbaft oerbleibcn. Entgegen 
biefer Beftimmung werben bie Prämien ben Arbeitern ber Sinlfjütte an 
ben einzelnen 2obngaf)lung«=2;ermtnen gu */a auSbegablt, nur ein drittel 
berfelben wirb auf ©ruub be« §. 7 ber Arbeit«orbnung bi« gum 1. Df* 
tober jeben 3obre8 jurücfbeljalten. Bementfpredjenb finb bem Hläger 
bi« gum 30. September 1893 bie Prämien 00 Ü au«bega|lt worben; 
für bie Seit nom 1. Cftober 1898 bi« 9. April 1894 bat er nur */3 
berfelben mit 386,so M. erhalten, l /s mit 193 ,40 M. ift iljm auf ©runb 
be« fraglichen §. 7 einbehalten. 

Äläger »erlangt in biefer Älage Sah^ng be« ^rämienrefte« oon j 
193^0 M.\ Beflagte glaubt gut Soljlung nicht »erpflidfjtet gu fein, ba ! 
Kläger nicht bi« gum 1. Cftober 1894 bei ihr ausgefallen habe. 

Ba« ©ewerbegericht Bortmunb »erurtheilte bie Beflagte gur Soblmtg, 
weil e« bie Beftimmung be« §. 7 al« gegen §. 117 ber ©ewerbeorb- 
nung unb bie guten Sitten oerftofjenb anfah- Bezüglich ber grage, 
ob bie Prämie rechtlich al« Sohn angufehen fei, führt ba« ©ewerbe- | 
geriet au«: „AI« Sohn im Sinne ber ©emerbeorbnung gilt bie bem 
Arbeiter al« ©egenleiftung für bie »on ihm gur Verfügung gefteQte 
ArbeitSfraft gu gewährenbe Vergütung. (Bofin, Arb.-Berf. I S. 191 ff.) 
Unter welcher Bezeichnung biefe Vergütung gewährt wirb, ift gleich« 
gütig. 3m »orliegenben galle ift bie« befonber« flar, ba bie „Brämte" 
erheblich grober, al« ber fige Sohn unb legerer fo gering bemeffen ift, bafj 
er für ftch allein jene Bergütung unmöglich barfieQen fann. Bie« empfinbet 
bie Beflagte fehr wohl, ba fte entgegen ber Beftimmung be« §. 7 ber 
Ärbeitsorbnung 2 /a ber „Brämic" gugleich mit bem Sohne auögahlen 
labt unb nur l /3 gurüefbehält, währenb fte hoch nach §• 7 ba« Stecht 
hätte, bie Brämie »oüftänbig eingubehalten/ 

©egen ba« »erurtheilenbe ErfenntnIS legte bie Beflagte Berufung 
ein. Ba« Sanbgericht Bortmunb aber betätigte ba« Erfenntnifj mit 
folgenber Begrünbung: 

Burch ben feftgefefcten Sohn »on 1,70 M. würbe nur ba« burch» 
fchnittlidj feftgefepte Arbeitsquantum abgegoltcn. Burch bie SKehr- 
leiftung be« Äläger« würbe baher bem Bermögen ber Beflagten ein 
Bufcen gugeführt, auf welchen fte rechtlich ebenfall« nur Änfpruch 
hatte burch eine Bfeljrleiftung ihrerfeit«, unb barau« erflärt ficb bie 
Berabrebung binfnhtlich be« Sohngufchlage«. hiernach fmb bie Be¬ 
träge, um welche e« ftch »orliegcnb hanbelt, al« Sohn für gelieferte 
Arbeiten gu cbaraftcriftren, unb gwar um fo mehr, al« nicht angunehmen j 
ift, bafe ein 3infarbeiter lebigüch für ben Betrag »on 1,70 M. bie ( 
Arbeit eine« gangen Sage« »errichten würbe. An jener rechtlichen 
Statur ber einbehaltenen Beträge wirb felbftrebenb baburch nicht« ge« 
änbert, ba& bie Beflagte biefelben ihrerfeit« al« ^B^ömie" bezeichnet 
Ba« ergiebt fchon bie einfache Erwägung, ba& im »orliegenben Salle 
für fech« SJtonate (1. Cftober bi« 9. April) gu einem „Sohn" oon circa 
300 M. (61 M. pro SJtonat) eine fogenannte „Brämie" oon circa 
600 M . (8 x 193,4 o) ftch gefeHen würbe, unb ba& Beflagte baher bei 
BorauSfefeung ber Bichtigfeit ihrer Auffaffung biefen gangen lefeteren 
Betrag bem Kläger hätte »orentljalten fonnen. Es bonbeit ftch um 
wirtlich »erbienten Soljn, um ©egenleiftung für gelieferte Seifiungen; bie 
Entziehung begw. Bichtgahlung ber in grage ftehenben Beträge bebeutet 
einen BermögenSnadjtheil für ben Äläger, welcher rechtlich nur unter 
ben Begriff ber Äonoentionalftrafe ftch fubfumiren liefee. Bie Berab¬ 
rebung einer folgen ift aber bei einem Arbeit«»ertrage ber in Betracht 
fommenben Art nur innerhalb ber im §. 119a ber Beich« * ©ewerbe- 
orbnurtg gegogenen ©rengen wirffam, wonach bie Sohneinbehaltung 
gur Sicherung ber bebungenen Strafe im ©efammtbetrage ben Betrag 
eine« burchfchnittlichen ©ochenlohne« nicht überfteigen barf. 

©efinbe ober ©ewerbegehilfin? (©ntfeh- b. ©ewerbegeriebt« 
gu Swnlfnrta.Stt.; Borfifeenber: ©eri<ht«affeffor Boljltnann). 

Bie Klägerin war bei einem Beftaurateur al« Ätüd^enmäbchen be- 
fdjäftigt gewefett. Sie »erlangte flagenb einen Sohnreft. Ber Beflagte 
wanbte Unguftänbigfeit be« ©ericht« ein, inbem er ein oon ber Borget* 
behörbe au«geftellte« ©efinbebuch ber Klägerin oormie«. 

Bie Srage ber Unguftänbigfeit würbe »emeint, weil bie Klägerin 
im ©ewerbebetrieb be« Beflagten befchäftigt gewefen war. An ihrer 
rechtlichen Stellung änbert nicht«, bafe fte im Sefifc eine« ©efinbebudhe« 
ift. Be«halb fann ber Beflagte fleh Überhaupt nicht auf bie Beftimmung 1 


einer ©eftnbeotbnuttg Berufen, wenn auch bie Srantfurter ©eftnbeorbnung 
»otn 25. SRärg 1822 in §. 2 gu bem ©eftnbe gäfjlt: Köchinnen, S^ägbe, 
ÄeHner unb SWarqeur« in ben SBirth«* unb Äaffeehäufent. Biefe frühere 
lanbe«rechtliche Beftimmung ift burch bie ©emerbeorbnung al« aufter 
Straft gefefet angufehen. 

3ft bie ©ntlaffung be« Arbeiter« gerechtfertigt, ber 
wegen einer gu »erbüfjenben 3*eiheit«{irafe einige Bage 
»on ber Arbeit fortbleibt? (Urtheil be« ©ewerbegericht« 5farl«ruhf/ 
Borf. Becht«anwalt Boecfh). 

Ber Arbeiter, welcher eine polizeiliche ober gerichtliche f?rci^eit0- 
ftrafe gu erflehen hat, h<*t fi<h biefe Strafe burch eigene« fchulbhafte« 
Berhalten gugegogen unb mufe gerabe fo behanbelt werben, wie ber- 
jenige Arbeiter, welcher bie Arbeit unbefugt »erlaffen hot; ber Arbeit* 
geber ift baher gemäfi § 123 3iff- % ber ©ewerbeorbnung gur ©ntlaffung 
be« Arbeiter« beiedjtigt. ®enn alfo im »orliegenben Solle Beflagter 
bie ©ntlaffung be« ohne »orherige öntfchulbigung fortgebliebenen 
Kläger« au«gefpro<hen hot, al« er ftch na äj »erbü^ter Strafe wieber 
gum Antritt meibete, fo hot er lebiglith »on einem ihm guftehenben 
Bechte ©ebrauch gemalt. 


Cgutadjten «nfc Anträge. 

^ Anträge im @fet»erbegeriiht ®era: Sohnbücher, 9Bo<henlähnnttg f 
Arbeit« 5 ettel. Ber Audfchug be« gemeinfamen ©ewerbegericht« 
©eia befdjäftigte ftdh in feiner Sibung im Anfang b. 3- mit brei 
Anträgen. Au« ber ÜJtitte ber Arbeiter*33eifibet war ein Antrag 
formulirt, welcher für alle medhonifdhen SBcbercien Sohnbüdher in 
beftimmter gorm obligatorifch madhen wollte. 3« biefelben foEten 
genaue Angaben gemacht unb ba« Sohnbuch bem Arbeiter au«* 
gebänbigt werben. 3ur Segtünbuug würbe auf bie leichte 2Jtög* 
Uchfeit einet Ueberoorlheilung bet Arbeiter, fpegieU in ber Bejtti* 
inbuftrie, ^ingenjiefen, benen in »ielen gabrifen bei ber Soljngablung 
nur eine fummarifdhe Abrechnung gegeben werbe, währenb bie ab* 
gerechneten Stücfe nach Qualität unb Sänge oft oerfdhieben feien, 
fobaft ber Arbeiter bie Jpölje be« Sohne« nicht berechnen unb feine 
tfontrole über richtige Öegahlung üben fönne, gumal wenn felbft 
bie fummarifdhen Sohngettel gurüefgegeben werben miijfen. Ber 
gabrifantenoerein hotte fleh gegen foldje Sohnbücher au«gefpro<hen 
tt>egen bet bamit »erbunbeuenÖeläftigungen unb$ladFereien,fowie weil 
baburch gewifiermafjen ©efchäftögeheimniffe berratheu würben(!). 
3Rachbem in ber Bebatte feiten« oe« SOorfthenben feftgefteEt war, 
bah f°Wh c Regelung nicht burdh Drtöftatut getroffen werben bürfe, 
alfo nur ein SBunfch au«gefpro<hen werben fönne, liehen bte 
Arbeiter ben Antrag al« gwecflo« faEen. (Sin weiterer Antrag auf 
(Srlah eine« £)rt«ftatut«, betreffenb Einführung wödhentlidher Sohn- 
gahlung, würbe mit 9 gegen 8 Stimmen angenommen. 3n ber 
Erörterung würbe barauf ^tngetoiefen, bah in ben SSebereien in 
©era 14 tägige Sohngahlung am greitag üblich fei, wobei aber nur 
bie bi« gum Sonnabenb borher gelieferte Arbeit begahlt werbe. 
Abf<hlag«gahlungen würben in ber Siegel nur auf Anfuchen unb 
in ungureichenber $öhe gewährt. Ein britter Antrag auf Ein¬ 
führung gebruefter Arbeit«gettel (wie foldhe jefct auch in ^reuhen 
non ber megterung empfohlen werben) würbe abgelehnt. Söegrünbet 
war berfelbe unter anberem mit bem ^inwei« barauf, bah bem 
Arbeiter gewöhnlich bte Sohnhöhe, in«befonbere bet Afforbarbeit, 
nidht mitgetheilt werbe, fobah er nur, wenn er wtffe, wa« fein 
Vorgänger »erbient hot, ft<h ein 23ilb non bem gu erwartenben 
Sohne machen fönne. — hiernach fcheinen in ben gabrifen ber 
fReufjifchen Bejtilinbuftrie ähnliche QKihftänbe gu beftehen, wie pe 
in ber £>au«inbuftrie ber Äonfeftion bur^ ben jüngften Streif in 
Berlin unb an anberen £)rten aufgebeeft Pnb; Bie Arbeiter be* 
ftnben Jt<h in Unfenntnih über ben ihnen guftehenben Sohn unb finb 
wiEfürlicher Sohnberechnung au«gefehi. Audh bie ^onfeftionäre 
unb 3ttif<henmeifter in ber ^'onfeftion famen, al« ihnen gugemuthet 
würbe, einen Barif au«guhängen unb Sohngettel au«guhänbtgen, 
mit bem Einwurf: ba würben ihre ©ef<häft«geheimniffe »errathen! 
Bie Anträge ber Arbeiter*33eiflfceT haben alfo gweifello« auf einen 
groben 9Jti|ftanb hingewtefen. 


^Ugcmdne^ über CSfnierhtgertdjtc trab 
^rbeiteaertrog. 

Verbreitung ber ©ewerbegerichtc im Beutfchen fReich* Aachbcm 
ba« Statiftifdje Beich«amt bie Ergebniffe ber Bolf«gählung »ont 
2. Begember 1895 für alle ©etneinben über 10 000 Einwohner »er* 
öffentlicht hot, lä§t ftch bie Verbreitung ber ©ewerbegeriepte midi 






$n§ ©ciuerbcgeri<bt- SRittbcilungen beS BcrbanbeS beutfdjer ©ewerbegericbte. 9?r. 1 


8 


($ri>&en!laffen bcr ©täbte genauer feftfteEen. S)ie Aufnahme über | errietet ^ ^aben. $ur in ^ot^bam, BBanbSbecf unb ©tbroabiftb* 
ben Beftanb an ©eroerbegerirfjten, reelle ber Serbanb im SÄugufi i #aE ift ingroifcben bie (Sröffrtuna erfolgt,, fobafc bie ©efammi$afjl 
0 . 3 . oeranftaltet bat 1 ), ergab 272 ©eroerbegericbte. ©ie fonntc | auf 275 geftiegen ift. 3m gfolgenoen fuhren mir in jeber ©röfjenflaffe 
bamalS nur mit ben (hgebniffen ber BolfSsäblung ooit 1890 oer* 1 bie ©emeinben auf, für rodele ©eroerbegerübte errichtet ftnb uni> 
glidpen roerben. Snsnnfdben finb eine Sinsabl ©täbte in böberc 1 taffen bis fyzah &u 15 000 ©inroobnern in Heiner ©cfjrift bie ©€* 
©rö&enflaffen emporgeftiegen, ohne jebodf) bisher ein ©eroerbegeridjt | meinben folgen, bie noch ohne @eroerbegeri<bt ftnb. 


? r e i! | e 11 . 

Bapern. 

©aebfen. 

SBürltem« 

Baben. 

Reffen. 

llebrige 

BunbeS* 



berg. 



floaten. 


CHfafe- 

öoi&r, 


3etRenernÄtuna. Berg = Berg*©ettetbegeti<bt; f, = fdnigltrf), bej. faiferlid^; * = gebt über einen ©emeinbebejirf ljinauß; cu = angeftbloffen; + - in Vorbereitung 


I. 28 ©roftftäbte mit über 100 000 ©itttooljttent. (36 ©etoerbcgerufjte in 28 ©emetnben.) 


Königsberg; Rangig, *©an$ig (öanb); Berlin, ©bartotten* 
bürg; ©tettin, *6tettin (Kreis ftanboro); Breslau; SÄagbe* 
bürg, fallen. ©.; *8Utona; $annooer, *$amioöer (öanb); 
©ortmunb, *$ortntunb (Öanb), *$)ortmunb (Berg); granf* 
furt a. Wt.; Köln(f), *S)üffelborf (!), Slberfelb (!), Barmen (f), 
♦Krefelb (!), Slawen, *2lacben (Berg). 

HRümben, 

Nürnberg. 

Öeipjig, 

Bresben, 

*$re8ben 

(öanb), 

©bemnifc, 

©bentnife 

(Öanb). 

©tuttgart. 



Braun* 

febmeig, 

Hamburg, 

♦Bremen. 

©trafen 
bürg (f). 

II. 29 ©emetnben mit 50 000 bis 100000 ©tnmobnern. (24 ©emerbegeritbte in 23 ©emeinben.) 


©Aöneberg, granffurt a. 0., ^otSbam; Bofen; ©orlifc, 
öicgnifc; ©rfurt; 'Kiel; Bochum, *Bod£jum (a. Berg); 
Kaffel, SBieSbaben; <5ffen, *@ffen (Öanb), *®ffen (a.Berg), 
©uißburg, *2Rün<ben*©labba<b (f). 

Augsburg. 

Blauen. 


*9Rannbeim, 

Karlsruhe, 

*greiburg. 

SWaing. 

♦öübetf. 

*8Rül« 
banfen (l), 
*3Refc (!). 

ORijborf, t©panbau, 9ftünfter.) 

(tSSiir^burgJI 

(t 3® tdau.) 

— 

— 

(Oarmftabt.) 

— 

— 


III. 70 ©emeinben mit 25 000 bis 50 000 ©itttoob**™» (50 ©emerbegeridjte in 46 ©emetnben.) 


©Ibing; £bom; Branbenburg a. KottbuS, SanbSberg, 

gorfi; *Öentberg; Beutben, *Beutben (Öanb), *Beutben 
(Berg), ©(broeibnifc, *KonigSbütte (a. Berg); £albcrftabt, 
9ÄübIbanfen, 9iorMiau[en, SBeifjenfelS; glcnSburg; Dßna* 
brütf, Marburg, ftilbeSf®* 111 / Ötnbcrt, ©Otlingen; Bielefelb, 
$agen, ©elfenftrcben, *©elfcnfircben (a. Berg), *SSitten 
(a. Berg); $anau; *9famfdjetb (f), *Boitn, *©o!ingen (f), 
♦irier, Koblens, *&obIeng (Öanb), *9Jlülbeim a. Bbetn (f), 
SRüUjeim a. 9lubr, *0berbanfen (a. Berg). 

gürtb, 

KaiferS* 

lautern, 

Bamberg, 

♦öubroigs* 

bafen- 

3ütau. 

Ulm, 

©eilbronn, 

$eibelberg, 

Bforjbeim. 

Offenbacb, 

*0ffenba^ 

(Öanb), 

SBormS. 

♦©era, 

5)eüau, 

©otba, 

Seimar, 

Olbenburg. 


(3:ilfit; ©üben, Stdbtenbctg, 9ßeu»2Bei6enfee: ©tralfunb, ©targarb; 
KßnigSbötie; SBitten; 3Ulenbotf, BoTbecf, Cberbaufen, 

JRbepbl» 9ttetbritf>, 9?euB.) 

(9flegen§butg, 

Bapreutp, 

$of.) 

(gteiberg.) 




(aftoftod, 

©«b®erin, 

Slllenbutg, 

Bernburg.) 

(Kolmar.) 


IV. 51 ©emeinben mit 20 000 bis 25 000 ©inftoljnertt. (29 ©emerbegeriebte in 27 ©emeinben.) 


♦SlUenftein, gnflerburg; ©rauben,^; ©tolp; *gnoiorastam; 
©leiroife, Reifee, ♦Kattoroib, *Katton)i(j(a.Berg), Brieg, 3eib; 
*9teumünfter, SBoitbSbecf, *SEBanbSbed! (Öanb), Öüncburg; 
gferlobn, : ‘ ,: 3Rinben, Öübent'd)ctb, *?lctflingbaufcii (a. Berg); 
9)?alftatt*Burbad), * s J2eunfird)cn (a. Berg). 

BinnafenS, 

©rlangen. 

©lauebau, 

*©laudjau 

(Öanb), 

Bauten, 

STOeerane. 

©klingen, 

Kaunflabt. 


©iejjen. 

©ifenadb, 

©reij, 

Spolba. 

©reifötoalb; ©liefen; Oppeln, ©fogau, fRatibor, töanbölnit; Vlfcberß* 
leben, ©töleben, Oucblinburg, Naumburg, ©tcnbal; Jpcrforb, 
SRcdlingfjmifctr, ©üreti, Bierfen, t^eunfirdicn, ‘Befei, yilteneffcn.) 

(gngolftabt, 

Arnberg.) 

(SRetcbenbcub, 

Krimmit« 

febau.) 




(Kolben.) 


V« 86 ©emeinben mit 15 000 bis 20000 ©intnobnem. (28 ©etoerbegeri<bte in 28 ©emeinben.) 


♦3Rcmel; 5latbenon), ©berSroalbe, Kiiftrin; ©rünberg, *$irfd}-- 
berg; Burg; SSilbelmSbauen, ©eile, Öebe, ©eeftemünbe; 
♦§erne (a. Berg), Siegen, *£örbe, *9Battenftbeib (a. Berg); 
Kreujnadj, ;i: ©aarbr‘ücfeu (Berg), ObligS (a), Belbert, 
Burfftcib, Kalt (a), Balb (a). 

©peper, 

Baffau, 

Sieuftabt 

a. 

Aempten. 

®öbeln. 

Sleutlingeu, 

©münb, 

©öppingen. 



Bremer- 
baoen, 
SBolfcn- 
büttel, 3cna. 

(Btenalau, Öudenwnlbe, Köpenirf, Stegfilj, Borbagen*9iummeIßburg, 
©roB'öicbterfelbe, ^örftenffialbe, Neuruppin \ Kößliit, Kolberg, 
©rabo®; 3 fl brse, ©cbneibemübl, ^erfib; ?leu|tabt O.S., Sangen# 
biclau, Sipine; Staßfurt, Btcrfeburg, Sötllenberg, ©icbicbenftein ; 
Sd)leö®tg; .Jameln; Ba öct öorn, .fterne, ©elialfe, Bottrop, Bodjolt, 
Ucdenborf, Buer, ©oeft, BJattenfdjeib, Sangenbrccr; iRarburg; 
©ftfnocilcr, Beerf, ©aarbrüden, ©anft Sopann, ©upen. 1 

(Kempten, 

SitSbad), 

2lfrf)affenburg, 

©traubing.) 

(Ööbtau, 

SReifeen, 

üöerbau, 

Bicfcben, 

SBurjen, 

Birna, 

9lnnaberg.) 

(Öub»igS* 

bürg.) 

(Konftanj.i 


(©üftTom, 

Koburg, 

Berbft.) 


(4?agenau.) 


') 3. ba§ außfubrlicbc Berseidjnifj in $r. 4 biefeß gabrgangS ber „Sozialen $ra£i§*. 













1 


Das ©ewerbegeriept. äRittpeilungcu bcS BerbanbeS beutfd^rr ©cwerbegeiicpte. Nr. 1. 


io 


Baijern. 

©aepfen. 

SBürttem» 

berg. 

Baben. 



Aitgerbem beftnben fid| 108 ©ewerbegeriipte in folgettbett 106 Heineren ©emeinbeu. 


*Dir[cpau, SPiarienburg, *$Jarienbitrg(Öanb), Sfulm, gaftrow. graufen» SHittmeiba, Bauens* *ÖaIjr, Äaftel, ©cpöningen, *iWarfird) 

— SBittftocf, *Tegel, 3 *^e^tit / ginflcrwnlbe, ©cprotcbuS. — tpal, Königs- Burg, *Durladj, HJJontbacp. Blanfen» (f), 

Anflam,*Uccfcrmiinbe.—grauftaöt,©rf)roba,*Neutomi[cpfl, örlenOarf), brücf, £>art» Tuttlingen, Dffenburg. bürg; *£fjann 

*Blcfd)cn, *©cpmiegel, *9)£cfcrtp, *3tfjilbberg, *Nawitf<p, 9amprecpt, mannSborf, Biberadj, §elmf!ebt (f). 

^Sbrolofc^iit, Dftroroo-Neidjenbad), SBalbenbnrg, Sßalben» ©cpwabacp, Dobenflcht, ©eislingen, (Berg); 

Burg (Berg), Tarnoroip, äJh)8loroi(j, Ncufala, greiburg SBeipen* Beiüg. ftctbenheim, ©aalfelb; 

i. ©cpl., gricblanb t. ©d)l., ©ottcSbcrg, Dplau, SBanfen, Burg, ©cpram- Deslau; 

®rop*2Bartcnbcrg, *Bolfenpaiju, *®ai)nau, §oijerSwcrba, Neu*ltlm. Berg, Öemgo. 

*8 a br3e, ßeobfcpiip. — DfdjerSlcbcn, Teucpern, *2BorbiS, ©cpwäbifd)» 

©ömmerba, Neitbsburg, *(5lm8f)orn, Sauenburg, *Biune- $aH. 

Berg, BiibclSborf. — $cine, Sinntier, Uelsen, ftncfebecf, 

SBittingen, DftcrboTj, Stelle, Bramfdje. — Burgftcutjurt. 

*©djroelm, Hattingen, Altena. — gulba, Bicbricp, ftöcpft, 

©elnhaufen, gedjenhcün, $ersfelb, Steifungen, Dberlapn» 
ftein. — SBepTar, .'pebberSborf, $5uningen, Stits, Bopwinfel, 

Dplaben, Ncumieb. 


©cwerbegertcpfe in ber ©ipwei** Nacp bem SapveSbericpt beS 
(EentralfefreiariatS ber ©ewerbegericpte ber ©tabt Bern, bie erft feit 
(5nbe Sanuar 1895 in Tpätigfeit getreten finb, würben im ge» 
nannten 3a^re 277 ©efcpäfte in 283 ©ericptsftpungen bepanbelt, 
bie 106 Abenbe — bie ©ipuitgen finbeit 8 Upr AbenbS ftatt — 
in Anfprucp nahmen. Bon biefeit 277 ©treitigfeiten finb 178 
burcp Bergleicp ober AbftanbSerflärung erlebigt worben. 5Rur 99 
gelangten 3 iir gerichtlichen ©ntfcpeibung, unb nur in wenigen gätten 
würbe babei ber ©ticpentfcpeib ber Borfipenben notpwenbig. Bon 
biefen 99 Urtpeileit fielen 65 ganj ober tpeilwcife 3 U ©unften be® 
Klägers, 34 311 ©unften beS Beflagtcn auS. 266 Klagen t>on 
Arbeitnehmern ftanben nur 11 öon Arbeitgebern gegenüber. ©ocp 
ftnb babei bie pro 3 effuaIifcp erhobenen SBi'berflagen nicht geregnet. 
3n 172 gätten betrug ber ©treitgegenftanb unter 50 grfS., in 53 
non 50—100 grfS. ©a£ Bfaytmum ber äompetens ift 400 grfS. 
©ie AuSbepmmg ber ©ericptsbarfeit auf bie ©ienftboten, Tage* 
löstet (in nidpt ftänbiger Arbeitsteilung) unb Tagelöhnerinnen, 
Börfcnangeftettte, (Schreiber k . wirb gewflnfcpt. OefterS paben 
audp £>anbwerfer unb ©efdpäftsleute in Keinen ©treitigfeiten mit 
ihren Üunben bie ©emerbegerichte in Anfprudp nehmen wollen. 
Nodp Soge ber ©efcpgebung muhten fte abgewiefen werben; allein 
eS jeigt bieS, wie fe^r baS einfache, rafdpe unb beinahe foftenlofe 
Verfahren ber ©ewerbegericpte im Sßublifum Anflang finbet. 3 n 
fehr ütclen gatten bebarf eS jwifd^en ben ftreitenben ' 5 flKeien nur 
ber Aufklärung über bie ftreitigen gragen öon fadhmännifdher unb 
berufSgenöffifeher ©eite, ber man SBertrauen fdhenft, um eine freunb* 
lidhe Beilegung beö ©treiteö 311 erwirfen. 

3ufammcnwtrTen non ©fWerbcgericht unb BcrnfSgenoffenfchnft in 
granffnrt a/3W. Auf Aufudjeit ber §cffens^af[auf(hcn BaugewerfS* 
Berufögenoffenfdjaft giebt baS ©etoerbegcricht granffurt a/ s Ä. biefer 
oon allen ^rojeifen gegen ^erfoneit, bereit ©igeufdjaft als Bau» 
Unternehmer in grage gezogen werben fann, Nachricht, bamit 
bie ©eitofienfdjaft in bie Sage oerfept wirb, bei 3citctt 3U unter» 
fncheit, wer als ber eigentliche Unternehmer an3ufchen ift (§ 3 
beö Baii»UnfafloerfidheruugS»©efeöeS), ober wer (§27) neben bem 
Unternehmer 3ur 3(*h^ n 9 for gefeplidjen Beiträge ocrpfliihtet ift. 

©<b tt h ber Bauarbeiter gegen Sohnbcrlnfte in 91cw*2)ar!. ®er 
Borftaub beS arbeit$ftatiftif3)cn Amts ^u Aero»?)orf fdjlägt oor, 
bas ©efep jum ©d)iip ber Bauarbeiter unb »hanbwerEer gegen 
Sohnoerlufte, mechanic lien law (ngl. ben Auffap oon glefd) in 
ben BerbanbS»aKittheilungen: ©03iale ^ra^iS 9tr. 12 biefeS Sah** 
gangS), baljin auSjubehnen, ba& jeber ©ruttbeigenthümer, ehe 
er eine 3<*$lung (in ben Unternehmer macht, beit Nachweis oer» 
langen muf;, bap alle Tagelöhner unb Arbeiter im Bau oott be» 
3«hlt finb. TaS 9iew»?)orEer Drgait für bie Sniereffett bcS ©riittb» 
eigenthumS*) (Record and guide 00m 28. 3)f3cmber 1895) be» 

*) Aus ber erwähnten geitfdjrift, welche oonftänbige Berjetchttiffe 
ber in Acw*^)orf oorgefommenen ginmobilienoerfäufe, Berpfänbnngen, 
Befdjlitgnahmen u. f. w. enthält, ift 311 erfehen, bafc in ber 3 f it oout 
20—27. Dezember 1^95 nicht weniger als 42 liens genommen unb 3! 
burd) pithlung erlebigt waren, barunter einige wegen eines Betrages 
oon nicht ntel}r als 20 , 45, 70 Dollars, ein Beweis, bap bas AcdjtS* 
inftitut thatfächlidj feinen 3metf, ben ^anbwerfern unb Arbeitern bis 
3 um Icpten Dagclöhner, ben ein im Afforb bezahlter Bauanfdjläger ftd) 
311 §ülfe eingefteUt hat, 6 d)up gegen bie Swifd)enuntemehmer unb 
©chetnuntemchmer ju geben, wirlltch erfüllt. 


fämpft biefen Borfchlag mit ber Ausführung: in ben meiften 
gatten fönnten bie Unternehmer ihre Arbeiter nicht johlen, wenn 
fic nicht oor her ©elb oom Bauherrn bcfommeit h oben; ber 
Borfchlaa werbe alfo ba 3 u führen, bap alle biefc Heineren Unter» 
nehmer befeitigt werben. —■ gür uns in D)eutfdjlanb fann biefe 
grage 3 imä(f)ft unerörtert bleiben, ©chon bie Nachahmung beS be» 
ftehenben ©efepeS würbe einen bebeutenben gortfepritt barfteHcn. 


öccbnnbsfangelegEttfjeitfn. 


©er AuSfcpup beS BerbanbeS ©eutfdjec ©ewerbegeriepte beftept 
gegenwärtig aus folgenben SNitgliebern: Dr. ©apner, Dber»Bürger* 
meifter, SNain 3 . Dr. glefdh, ©tabtratp, granffurt a/SN. (©efcpäftS* 
füprer). p. ©cpul 3 , NtagiftratSaffeffor, Berlin. SNenfinger, NccptS* 
ratp, SKüncpen. Dr. §artenftein, ©tuttgart. Boecfp, ©tabtratp, 
Karlsruhe. Büttner, ©tabtratp, fieipgig. ginf, ©enator, §annnoper. 

©er NebaftionSauSfcpup beftept aus: ©tabtratp Dr. glefcp, 
granFfnrt aß OR, unb SNagiftratSaffeffor ©uito, Berlin. An fiepteren 
(Berlin 2S., SSorntferftr. 2) finb alle bie Nebaltion beS „©ewerbe» 
gericptS" betreffenben ©enbungen 3 U abrefftren. 

3n bem Bierteljapr 1896 finb folgenbe 12 ©e» 

roerbegeriipte bem Berbanbe neu bei ge treten: ©ffen»öanbfreis, 
granffurt a/0., ©leiwip, ©otpa, ©reii, g)ilbeSpeim, 5liel, ^ölit 
(königlich), SDtagbeburg, BirmafenS, SBeimar, SBcipenfelS. 

Weitere Beitrittserklärungen finb 3 U riepten ait ben ©efcpäftS» 
füprer beS BerbanbeS: ©tabtratp Dr. glefcp, granffurt a/Bt., 
(liefern £>of. ©er SdpreSbeitrag beträgt 20 9Rarf. 3ebeS bem 
Berbanbe beitretenbe ©ewerbegeriept erpält naep wie por bie „«Soziale 
BrajiS" wöcpentlicp 3 ugefanbt (nebft bem „©ewerbegeriept" als 
BJonatSbeilage). 

SapreSberi^te über 1895 finb bisher eingegangen: poit 
fämmtlicpen 14 württembergifepen ©eroerbegeriepten (pgl. bie Be» 
fpreepung in Nr. 26 ber „©ojialen ferner pon Barmen, 

Bromberg, ©effau, ©ortmunb, ©uiSburg, ©Iberfelb, granffurt a/SN., 
©otpa, Shel, Äöln, Sanbsberg a/B3., Bfagbeburg, SNannpeint, 0 lben* 
bürg, Trier, 3(*& r i c - 

©ie gleidhseitig hiermit ausgegebene Nummer 27 bet Sßocpen* 
feprift ,,© 03 tale frajtS, ©entralblatt für ©ogialpolitif" entpält: 

„Bäcfereigenoffenfdpaften". Bon Dr. $. Tpiep (Offen* 
badp) — „©ntwurf eines ©dpupgefepeS für baS Sabenpcrfonal 
in ©eutfcplanb." Bon Dr. £luardf (granffurt a./SN.). 
— „Organifute 2Bopltpätigfeit in Sonbon." Bon Dr. 
©. Soew (Sonbon). — Defterreicpifdper ©efefeentwurf über 
BerufSgenoffenfcpaften ber ßanbwirtpe; B^eupifcper ^anbelS* 
fammer*©ntwurf; NeicpSenguete über bie Arbeitöoerpältniffe 
bet Kleiber* unb Sßäfcpefonfeftion in ©eutfdhlanb; 
enquete über Berliner Bapierarbeiterinnen. — ©täbtifcpeS 
ßeicpen*guprwerf in Blünfter; Borträge im Biai^et Alter* 
tpumSoerein, ©egenleiftung für ftäbtifdhe ©uboentionierung; 
©täbtifdpe Negie ober Sßrioatbetrieb für bie ©trapenbapnen in 
BreSlau; ©täbtifcpeArbeiterwopnungen in3üridp; kommunale 
Arbeitermopnungen in Benebig; NegierungSpräflbialoerfügung 
über ftäbtifepe BerwaltungSbericpte in Oppeln. — 3nter- 












tl 


©aS ©ciücrBcgcricfjt. SÄitthciluugcn be$ ©erBanbeS beutidjer OJenjerBegeridfjte. S?r. I. 


1 


nationaler foaialiftifcher Arbeiters unb ©etoerlfchaftS^ongrefc ! 
in Bonbon; Statiftif ber eoangelifdjen Arbeiteroereine ©eutfd)* 
lanbS. — 33auarbeiter»0^ub in Sadjfen; «Sonntagsruhe ber 
9fte<htSantt)altS=93ureanBeamten; ^Beilegung eines Streifs burdf) 
ben gabrifinfpeftor in ßübeef. — (Singriffe eines Unter* 
ne^merS in bie Selbfioertoaltung feiner 33etriebS=$ranfenfajfe. 
— 9Jtietl)S*S^iebSgeri4t in 3ürid^ u. a. m. 

Aus bem JnBalt ber ÜJläranumniern ber „Soaialen 'PrajiS" j 
feien folgenbe Auffäfce heroorgeljoben: ©ie Parteien in Selbftaeidp j 
nungen: 1) ©er Parteitag ber älteren @l)riftlidj*Sozialen. 33on 
$. o. ©erladj (Berlin). 2) ©ie fojialiftifd)e Partei in Stalien. 
S?on $rof. ©. Saloiolt (Palermo). — ©ie Skbifdje gabvifinfpeftion j 
int 3 a h*e 1895. 93on $rof. 4p. ■äperfner (Karlsruhe). — ©ie 
preufjifche SRidjterfperre. — Schufc ber Arbeiterinnen gegen fittlidje 
©efahren. S3on grau ©. ©naua-JIühnc (Berlin). ©ie 9ftct)ifion | 
ber beutfd^en SeemannS*Drbnimg. 33on 9Rci<hStag§=Abgeorbneter j 
SB. Sftefcger (Hamburg). — ©ie ©emerbereform in Defterreidj; | 
ÖanbtnerfSpolitif unb Arbeitsertrag. S3on ©r. ß. Verlauf (SBicn). j 
— ©er ©efchäftSbericht beS 9tcichS*3$erfi<herungSami3 für 1895. j 
S3on Stabtrath £>. n. granfenberg OBraunfchweig). — ©ie^rajiS : 
beS ©efefceS über AbaahlungSgefdjafte. 33ott AintSgerid)tS=9ftatb 
3 a ftr o to (S3erlin). — Hamburger SBaifenpflege. 33on ©r. 
St. 33rüeiner (Stümberg). - ©ie S3etoegung ber ©runbpreife in I 


33ern. 33on ©r. jur. n. SJtangolbt (granfjurt a/üR.) — ©as 
©olfSbegebren itadj SSerftaatlidhung ber ©ifen&ahnen in ber StJ&tDeta. 
©on Stabtrath A. Stecf (33ern). — AuS bem Slotijentheil: Sozial* 
poIitifd)e ©efefcgebung inAmerifa; Stäbtifdje ArbeitSna<hmei$fteHen 
in ©eutfeblanb; StäbtifcheS ©inigungSamt in 33erbinbung mit bem 
Arbeitsnachweis itt SBinterthur; Siadjweifungcn über bie Arbeit** 
ncrbältniffe ber ftäbtifchen Arbeiter in ßeipaig; kommunale Bobn- 
unb Arbeiterpolitifin holläubifchen SubmiffionSbebingungen; SBürger* 
fteig*9teinigung bur<h Arbeitslofe in irier; Ortsftatut für bie 
Böbnung 9Jtinberjäl)riger in SteeS; Drtöftatut jum Stufte ber 33ai:^ j 
£>anb werter in Ißreufjen; Stäbtifch« S3augerüft*tfontroleure in 3örtcb: 
Vergeben einer Äranfenfaffe gegen gefunbljeitSf^äbigenbe SBetricb?* ' 
©inrid)tungen; Stabtfölnifcher 33crfi(berung$oerein gegen Arbettö* 
loftgfeit. 

Stänbige Stubrifeu ber „Sozialen ^rujriS": Atfge* 
meine Sozial* unb SBirthfchaftSpoIitü; kommunale Soflialpolitif; 
Soziale 3uftänbc; grauenfrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer* 
oerbänbe; ©ewerbegerichte, ©inigungSämtcr, ArbeiterauSfchüfte; 
Arbeiterfd&nfc unb ©ewerbeinfpeftion; 33erfid§erung, Sparlafien; 
Armenpflege; SBohnungSwefen; ©cfunbheitSpflege, ©rnährung; Orr* 
aiebttng, S<bule, 33olfSbilbung; 3uftij; ginanjen; BanbrnirthJchaH, 
£anbwert unb ©rofjinbuftrie; ipanbel, ^rebit; 93ertehr; fiitterariftbc 
Steu*©rfd^einungen. 


©ie „$Ofiale Jfritri*“, EentralBlatt für Sojialpolitif, eridjeint icben ©onnerStag unb foftet oierteliäfjrlidj 2 SÄ. 50 ©f. emfdjjfteilnb 
ber SÄouatsBeilage Ja« t£fett»evfcegtrid)t“« _8u belieben burdE) fämmtUcbe ^oftanftalten unb Sutbbanblungen foroie bireft bureb bie ©erlagt 
Banblung (darf #«!|am»aS Serlag, Serlin W., wauttftr. 44). 


#ari* c^öe^manns Vertag, ^erfin W., ^Uauerftr. 44 . 

mtb Stantswilfenr^aftlidjer §crlag. 

Da« 2 iet<fo&aefd$ betreffend die (Bemerbegeriibte. 

29 . ^ult 1890 . 

©rläutert non 

Dr. f. MHUjelmt „ Ilf , Dr. p. |»r(t 

Öeljeinier OBer*StcgierungSratb unb Oortragcnbev ^tatf) ©ebeimer Dberbergratb unb uortragenber Statt) 

im Aeid^Samt be§ gnnern. im SÄinifterium für §aubel unb ©emevbe. 

380 griteit. ?rei* eleg. geb. p. pojifrei p. 9,30. 

=^= (Ermäyngtev preis bis 50 . 2 lptil t 896 2 U. r, == 

Tcv anerfannt Por^üglicfje dlommcutav Begleitet BnS ©efep Oou 'Paragraph 31 t ‘pavagiaul) mit auSfübrlirfieu, Häven 
unb gemcinbcrftänblicf) gehaltenen ©rlftutevungcn. oln 1 .oauptaugeumerf Haben bie 'Bearbeiter babei folgenbeit befünbeiv 
Nichtigen fünften jngetuanbt: 

1 . ber ©vläutevung uttb Umgvenaung bevjenigeu ©egrifrSbeftininumgcn bei* ©etucvBeov&iumg, mehhe für bie yuitibbabuitg beo 
©efeOeS Dom 29. 3uli 1W0 gvunblegcnb fiitb (©etuevbe, gcnicrblirijcv Arbeiter tt. a. m.); 

2. ber ©ntftefjungc'gefd)ict)tc beS C> 5 cfct 5 cö unb feinem 3 ll i nnuncn bange mit beit ©nttuürfen non 1-S73. IS?4 uttb 1 sts; 

3. ber geftftcUung unb Erläuterung berjeuigen Beftinnuimgcn bei* (iimlpro^cgorönuug, tnelihe im gemerbegeridjtlidjeu Bevfabreu 
öitr Amuenbuitg fomnten föitncu; 

4. einer ciugel)enbcrcn Berüdfidjtiguug bei* Bcrhäftuine beS Bergbaues tueldje gegenwärtig baS öffentlid'te 3uterefie in crbüDtem 
Waage in Anfprudi nehmen. 

Anliangc folgen bem iiommentav beS ©efeueo felbfl bie amtlidicn 3?orfcfjlägc beS WinifterS für van bei unb ©etnerbe 
5111 * Aufhellung non Orts , sUcic«*, 'protun.^ial Statuten für ©ciucröcgeridjte, "fotuic 511111 Sdilug ein bie fchnclle Ovicntt 
vuiig fcl)r cvleuhterubeC' Sadircgiftcr. 

Um bie Anfftiffitifi M praffifdi toerthboUen, barjugliih empfoBleneit Sßerfed inSBefonbere ben bem $erlianbe angefcBloffenen 
©etoerbeaeridjten, fomie allen benjenigen ^ntereffenten nnb Seljörben jn erlebtem, benen ihr ©tat bie Aufgabe bi«|er ntd^t 
geflattete, gäbe id| mii| entfibloffen, eS bt» |uttt 30. ^.prtl 1896 3 U einem 

ermäßigten ^nsnatjmcpmlc uon 7 Math 

}u liefern unb Herbe binfu$tlii$ ber Seglei^ung, too bie (ftatänerbältniffe es erforbern, gern na4 SBunfdj in 3tunbungen ober 
jablungen toiHigen. 

®oeBen erfdiicu im gleichen ©erläge: 

l^rudifaihEn ber liiammiffian für SCrfietterftattfttfi. 

gerbanblnngen |lr. 8 . 

ßfrirfil iiliec die frfiefinng fielreffeniC rfic HifieUsjeit, Itüinlignngsfriflßii und die Lehrlings«llfrünlfiiilTe im ÄandefsgeroerBr. 

Aus bem SnhaltSüeraeidjuiffe BefoitbcrS Beroo rauh eben: 

llotfdjlnge Aber hie Regelung her Uerhftltni|)e her augc|Mtcn iu offenen ffnheugefdinften. 

■■■■■ '■ golio gormot. ©reiS 80 ©f. .. . .. 

(^etperbegeri d)t" erfcheint ant erften ©ouner[tag jeben Monats im 9)2inbefiumfang uon */.> Sogen. Jür 
baS Halbjahr April—September nehmen 23cftelliingen 311 m greife uon 50 fammtliche Sßoflanftaltcn unb öudhhüublungen 
an. ©egen ©infenbung non 70 $Pf. in S3riefmarfen an ©ari .$et)ittattn$ Verlag, ^Berlin W v WJaucrftrafe 44 erfolgt 
bie bireftc gufenbung am ©age beS ©rfdheinenS. 

Oiir! e»ci)momn< in Berlin W. i'jancritiMfj': 14. öimt? Uos tu Öcrlin W. - 'itcran:u’i)vtluli im öü tücbaftion: I>r. §. Suftruiu tu o'ljtjriöttfnltm^eöerltn. 




I. 3a^fiati0* 


©erlitt uttb Qfrattffurt a. SD?., ben 7. 9)?ai 1896. 


Kummer 2. 


Ins ©cmfrbcgfritlit. 

ZTUttheilungen bes Vevbatxbes beutfcfyer <&ewevbegevid}te. 

9iebaflion8au8fd&u&: ©tabtratlj Dr. JUfdi in g-ranlfurt o. SW. unb SWagiftral8=&ffeffor @uno in ©erlin. 

$rf4rinl «m rrffrti |»«(t|ti| jrt« Herausgeber* IPrei* jl$rU4 1 JHiii 

^atl ^rnann« »eitag, ©erltn W., SKauetftr. 44. Dr« X 0 Äofienfrete ©eitage aut „©oaialen $Jraji«". 

Stile ffi* bie Aebaftion be« „©ewerbegerldjt«" beftimmten ©enbungen bittet man ju abrcfftren: 8tn £erm 9Dtagiftrat«»3lffeffor ©uno, ©etlin W. ( SBormfet ©tx. 2. 


3 n if a i t. 


(s-rxeidjen bet ©etufungSfumme | 
b u x dj ©erbinbung meuteret 
Klagen. 

I. ©on SWagiftrat« * fflffeffor SB. 


©uno.13 

II. ©tnfenbung bom Jfgl. ©ewetbe* 

getimt &ötn.14 

JjU^tfyrcibung.15 


&ann bet Slrbeiter, ber wegen föanf» 
Ijett fortgeblieben ift,entlaffen »erben, 
toenn er fid? aur 5*>rtfebung ber Arbeit 
melbet? (©ewerbegeridjt flauent. ©.) 
tfann ber ©djiffSmamt »egen unbe* 
fugten ©erlaßen« ber Arbeit entlaffen 
weTben, »eil er ba« ©djiff wieber» 
tjolt Btacbtfl berlaffen bat? (©ewerbe* 
gexidjt f^ronffutt o/äft.) 

3ft ber Öebroertrag giltig, ben ein 
nicht $ut Innung gehöriger Stteifter 
entgegen bern Verbot be« §. 100 e 
bet©ewerbeorbnung abfd&Ik[jt? (@c* 
Werbegericht Betpaig.) 

3ft ein Qlrchitclt, ber für ©rioate ©au* 
plöne fertigt unb bie©auletiung über» 
nimmt, al« ©ewerbetreibenbet an» 


©utmhten unb Anträge. 16 

Slufruf ber 9lrbeitnebmer*©etft&er be8 
©ewevbegeridjt« ^aHe (©efinbeorb» 
nung, faufmännifdje« ©erfonal, ©e« 
rufungSfumme). 

Sinignitgsümter.17 

2)le $bätig!eit be« ©inigungö» 
amt« öeipaig aut Verhütung 
eine« beutfchen ©uc^btutfer» 
©trelf«. ©onStabtratfjQs.öüttnex. 

über ®etuerbegertit|te 
unb Jlrbeitduertrag.18 

©rlaffe beö preu&ifdjen^anbelSmintfte* 
rium« (9lrbeit«acitel, ©inigungSämter, 
faufnifinnifche ©ewetbegeridjtc). 
aMtner»2trbeit«nad}toeiS bei ber ©er* 
liner ©eweibe*9IuSfteflung. $f)ätfg» 
feit be« ©ewerbegeridit«. 

^erbnnbs-3lngelegenbetten.... 19 
©rhebungen be« ©ewerbegericht« ©erlin 
in ber Herren* unb tfnaben*5fonfeftion. 


aufehen? (©ewerbegericht2öie«baben.) 1 Snhf»It«angaben ber „©oataten ©ra£t«". 


9lbbrud fümmtlicher Slrtifel Ift Beitungen unb Beitfchriften geftattet, jeboch nur 
mit Poller Ctueflenangabe. 

(Ernidjett ber ßertifttitgsfutmne burd) üerbittöung 
mehrerer lUagen. 


i. 

$)ie Verufung gegen Urteile ber ©eroerbegetichie ift nur au* 
läffig, toenn ber Sfrth beS ©treitgegenftanbeS cinhunbert SDlarf 
überfteigt. Senn mehrere Kläger Anfprücfje gegen benfelben Ve* 
Üagten in einer Silage ergeben, fo muffen jur SBeredjnung beS 
©treitroerthä bie ©treitfummen sufammengerechnet roerben. 3)a 
nun bie meiften geroerbegerithtlichen Etagen ju SßrotofoK beS ©e* 
ricbtSfrfjtciberS erflärt roerben, fo bangt bic VerufungSfähigrcit oon 
beut äußerlichen Umftanb ab, ob ber ©eriebtsfeb^iber bie mebreren 
filagen in einem Sßrotofoll gufammenfa^t ober einzeln aufnimrot. 

2 )er ©eriebtsfebreiber ift bei Slufitabme ber ^lage felbftänbig 
unb unabhängig oon richterlichem (SinfhiB- 3 U feinen ^fliebten 
roixb es geboren, nicht eigenmächtig barüber ^u entfebeiben, ob er 
bie ntebieren Slnfprücbe in einem ^rotofoü oereittigen roiÜ ober 
nicht; er roirb bie Parteien auf bie Solge aufmerffam machen 
muffen, bafe bie ©erbinbung ber mehreren Silagen ba^u führe, 
Streitigfeiten, roclcbe eiii 3 eln bureb baS ©eroerbegeriebt enbgültig 
entftbieben roerben fonnen, bcrufungSfäbig 31 t machen, ©eine 
Pflicht ift es alfo, ber übereinftintmeitben (Sntfcblie&itng 
ber Kläger es ju überlaffen, ob fie für ihre $lage eine 
ober sroei Snftanjeit roünfcbeit; baS Siecht, roiber beit Sillen 
ber Parteien mehrere Silagen 31 t oerbinbeit, fteljt beut ©eridjts» 
[Treiber nid)t 3 U.*) 3n ber Siegel roerben bie Kläger im Sntcreffe 


*) ©eroer6egericbts=©i'icb §. 55, ©iuilproaefcOrbmmg §. 5. 


ber ©cbneHigfeit unb Sifligfeit beS Verfahrens bie groeite Snftnn 3 
nicht roünfcben. @s ift baber burcbauS berechtigt, toenn grunb» 
fäfelicb baoon ausgegangen roirb, bie Silagen ei^eln auf 3 unebmen. 

^un fann weiterhin baS ©eroerbegeriebt entroeber*) bie Ver* 
binbung mehrerer in einer Silage erhobenen Slnfprücbe 3 um 3roecf 
ber gleichseitigen Verbanblung unb dntfebeibung, ober**) bie ge* 
trennte Vcrbanblmtg mehrerer in einer Silage erhobenen Slnfprüche 
anorbttett. gür folche Gntfcbliefjungen beS ©eridhtS fommen ju* 
nächft nur 3roecfmäBigfeitSgrünbe in Srage, drroägungen barüber, 
ob burch folche Verbinbung ober Trennung bie fachliche (Srlebigung 
beS ^roseffeS geforbert roirb. Stach ber in ber $ra£is ber Be¬ 
rufungsgerichte anfeheinenb übereinftimmenb oertretenen SlnRcht 
fann aber fotd^e Verbinbung ober Trennung über ben junächft 
erftrebten 3 wecf hinaus bie proseffuale ßage ooÖftänbig änbern. 
Vücffichtlidh ber Srage, ob bie ^Berufung suläfftg ift ober nidht, 
fieht bie VrayiS ben ^Serth beS ©treitgegenftanbeS" in bem 3eit* 
punfte als maggebenb an, in welchem baS geroerbegerichtliche 
Urtheil erlaffen roirb. Serben alfo mehrere Vroseffe mit einem 
Dbjeft oon je unter 100 oerbunben, fo roirb bie Berufung für 
guläfftg erachtet, fofern bie 3ufammenrechnung ^r einselnen Serthe 
mehr als 100 M. ergiebt; umgefehrt würbe eine Trennung ber 
Verhanbluttg einen berufungsfähigen VechtSftreit in mehrere ber 
Berufung nicht unterliegenbe auflöfett. 

Von bem Velieben beS ©croerbegerichtS, je nachbem eS bie 
eine ober bie anbere Slnorbnung erlä&t, h^ngt eS alfo ab, ob eine 
nicht berufungsfähige ©ache berufungsfähig roirb, unb umgefehrt. 
Sehnliches fommt auch in bem orbentlicfjcn ^rosej} oor, aber nur 
in sroeiterSnftans rücffichtlich ber3ulä[ftgfeit berVeoiftonSinftan 3 .***) 
Sür bie befchränfte 3 u ^ a ff un 0 Berufung gegen bie Urtheile 
ber ©eroerbegcrichte finb roefcntlich fosialpolitifche Grroägungeit 
mafegebenb geroefen. Vtan wollte babitrch bem Qntcreffe ber Ar¬ 
beiter an fchneller unb foftenlofer ©ntfeheibung ber geroerblichen 
©treitigfeiten Rechnung tragen. ®ie ©eroerbegerichte müffen baher 
barauf Vüdftcht nehmen, ba& Re nicht ohne 3 toingenben ©tunb 
burch proseffuale Snorbnungen bie 3tüäfftgfeit ber Verufung er* 
weitem ober eitifthränfen. Sine Vtafenahtne, bie an Reh im Snter* 
effe ber fachlichen Verhanblung beS VedjtsftreitS als sroccfmäfeig 
Reh barfteHt, muR als unsroeefmäfeig erfcheinen, wenn fte basu führt, 
bie proseffuale Cage ber Parteien in fo erheblichem Vtafee, ber 
Sbftcht beS ©cfehgeberS entgegen, 3 U änbern. ^5aS ©ewerbegericht 
roirb baher Vebenfen tragen müffen, bie Vcrbiitbuitg bann aitsu* 
roeitbeit, wenn baburcf) bie VerufungSfiunme Übertritten würbe. 

Verliit. S. 6 uno. 

II. 

3u ber gleichen Stage treibt ber VorRhnibc beS Mgl. ©e- 
roerbegerichtS ^öln: 

Stach meiner Anftt empRehlt cS fich nicht, bie Silagen oer- 
tiebetter Arbeiter gegen einen Unternehmer 31 t oerbinben, nament* 
lidE> bann nicht, wenn burch 3 ll fammenrcchnung ber oerti^fueu 

*) 6iüilproaefe*0rbnung §. 138. 

■*) cbenöa §. 136. 

***) ebcnba §. 508; ©utfch. bfv Sleich^gerichtS ©b. 6 ©. 416. 













15 


Das ©crocrbegeridjt. Arittbeilungen be$ BerbanbeS bcutfd^cr ©erocrbegerichtf. Ar. 2. 


16 


Stlagefummen bie BerufungSfumme erreicht wirb. Geroöhnlidj 
hanbelt cS fid) bei berariigen Klagen um fogenamtte Baufdjroinbler, 
bie jebe Gelegenheit ergreifen, bie Klagen in bie Sänge gu giehen; 

©ine Berbinbuitg folcfjer Klagen hat h^r nie ftottgefunben, roohl 
aber hat baS Gericht in einem Satte, in betn eine Angafjl Arbeiter 
gemeinfchaftlich Älage gegen einen Sauunternehm er angeftrengt 
hatten, bie Trennung angeorbnet. ©3 roirb bei beut hMiS*« Ge» 
roerbegericht bei Anbringung ber ftlage burch bie Geri<ht8fcf)reiberei 
bahin geroirtt, bafj jeher Arbeiter für ftch allein Ragt, roenn es ftch 
nicht eiroa um eine Afforbarbeit hanbelt, bie oon mehreren Ars 
beitern gemeinfchaftlich übernommen unb auSgefütjrt roorben ift. 

Das Gericht fommt baher nicht in bie Sage, ex officio bie 
Trennung beS BerfaljrenS anguorbnen. 


Itedjtfpredjung. 


Äaitn ber Arbeiter, ber roegen Äranfheit oon ber Arbeit 
fortgeblieben ift, entlaffen toerben roenn er fid) gur gort* 
fefcung ber Arbeit melbet? (Urtheil be$ ©eroerbegcrichtS flauen i.B. 
Sorflfeenber: Acferenbar Aktie.) 

Der Kläger hat bei ber Beflagten mehrere Monate lang als Auf» 
(aber gegen einen SBochenlohn oon 15 M. in Arbeit gefianbeu. Sn ber 
Seit oom 25. Roo. bis gum 2. Deg. hat er bei ber Arbeit gefehlt. Am 
lebten Dage hat er feine Arbeit roieber aufgenommen, jebodj, fobalb ber 
Snhabcr ber besagten girma feiner anft^tig rourbe, fofort roieber auf» 
hören unb ben $of oerlaffen muffen, ©eine ©ntfdjulbigung, bafi er bie 
S3o<he oorher franfheitshalber nicht habe gut Arbeit tommen fönnen, ift 
nicht beachtet roorben. ©r forbertSahlung einer ©ntfdjäbigung oon 80 M. 
Die Betlagte ift ber Anficht, bafi fie gur foforttgen ©ntlaffung beS 
ÄlagerS berechtigt geroefen, ba biefer eine oolle SBoche unentfchulbigt 
oon ber Arbeit roeggeblieben fei. 0b ber Kläger thatfächlich Trant 
geroefen fei, roiffe fie nicht. 3ebenfall3 fei fie nicht oerpfüchtet, fich um 
Arbeiter, bie unentfchulbigt aus ber Arbeit roeggeblieben, noch roeiter 
gu tümmern. Rathbem feftgeftettt roar, bajj ber Kläger in ber fragltchen 
Seit roirtlich tränt roar, rourbe Betlagte oerurtheilt. 

©rünbe. Daher Kläger in ber SEBoche oom 25. bis 80. Roo. tl)ai- 
fädjlidj tränt unb arbeitsunfähig geroefen ift, fo tann oon einem unbe¬ 
fugten Berlaffeu ber Arbeit im ©inne beS §. 128 3 ©eroerbeorbnung 
nicht bie Rebe fein. Auch tann Betlagte ftch bei ihrer Steigerung, ben 
Stläger nach feiner ©ieberherftellung roeiter gu befchäftigten, nicht auf 
§. 123® ©eroerbeorbnung ftüfcen, wonach ©ehilfen fofort entlaffen toerben 
tonnen, roenn fte gur gortfefcung ber Arbeit unfähig finb. BorauS- 
fefeung ber Änroenbbarfcit bcs §. 128® ©eroerbeorbnung ift, toie fchon 
beffen SBortlaut ergiebt, einmal, bah ber Arbeiter gur 3 c ü ber ©nt¬ 
laffung noch gur gortfefcung ber Arbeit unfähig ift unb ferner, bah bie 
©ntlaffung auSbrütflich gegen ihn auSgefprochen roirb. hieran roirb 
auch baburch, bah an ©tette beS arbeitsunfähigen Arbeiters roährenb 
ber Dauer ber ArbeitSunfähigteit bereits ein anberer Arbeiter eingefiellt 
roorben fein mag, RichtS geänbert; es mühte benn fein, bah bem Ar¬ 
beitgeber ber Aufenthalt beS behinberten Arbeiters nicht betannt unb 
auch feine Afcöglichfeit oorhanben roäre, biefen Aufenthalt gu ermitteln, 
hiermit foH nicht gefagt fein, bah es nic^t auch Pflidjt beS gur gort» 
fejjung ber Arbeit unfähigen Arbeiters roäre, bem Arbeitgeber über bie 
Urfache feines ©egbleibcnS fobalb als möglich Aadjridjt gu geben, 
^ebenfalls aber roirb burch bie Berfäumung biefer Pflicht ber Arbeit¬ 
geber, roenn er oon bem ©ntlaffungsgrunbc beS §. 123® ©eroerbeorbnung 
©ebrauch machen roitt, ber ihm obliegenben Berpflidjtung, ben Arbeiter 
ober beffen Angehörige oon ber erfolgten ©ntlaffung roährenb ber 
Arbeitsunfähigfeit Äenntnih gu geben, nicht überhoben. Das Verhalten 
ber Beflagten ift in oorliegenbem gatte um fo ungerechtfertigter, als 
ber Äläger bem VauSmann ber Beflagten oon feiner ©rfranfung, beoor 
er bie Arbeit oerlieh, Atittfjeilung gemacht hat unb bafjer mit Recht an¬ 
nehmen tonnte, bah biefer bie Betlagte über bie Urfache feines gehlens 
unterrichten roürbe. Die Betlagte roar fonach nicht berechtigt, ben 
Kläger am 2. Deg., als er gur gortfefcung ber Arbeit roieber fähig unb 
auch bereit roar, roeiter gu arbeiten, ohne Stünbigung gu entlaffen. 

$ann ber ©chiffSmann roegen unbefugten BerlaffenS ber 
Arbeit (§. 123 Abf. 2 ©eroerbeorbnung) entlaffen roerben, roeil er 
baS ©djiff roicberljolt RadjjtS ohne ©rlaubnifi beS ©chifferS 
oerlaffen hat? (§§-21, 23 beS ©cf. o. 15. Sani 1895 betr. bie 
prioatrechtlichen Berhältniffe ber Binnenfchifffahrt.*) — Urtheil beS ©e» 
roerbegeriebts granffurt a./At.) 


*) Ueber bie Regelung beS ArbeitSoertrageS in biefem ©efefc oergl. 
bereits: „©ogiale BrajtS", 38- V, Ar. 4. 


Der 5Mäger als ©chiffSmann unterfteht ber ©eroerbeorbnung (§. 21 
beS AcichSgefefceS oom 15. Sani 1896) unb tann ^iernad^ (©eroerbe¬ 
orbnung §. 123 3 ) roegen unbefugten BerlaffenS ber Arbeit unb be¬ 
harrlicher Berroeigerung bes ©ehorfamS ohne Ätünbigung entlaffen 
roerben. Die Pflicht gum ©ehorfam unb gum Aushalten bei ber Arbeit 
flnb für ihn aber befonberS ausgeprägt noch burd) ben §. 23 bes Reidfjß- 
gefefceS oom 15. Suni 1895, roonadh ihm bie Berpflichtung befonberS auf¬ 
erlegt ift, jebergeit alle für ©chiff unb Sabung ihm übertragenen 
Arbeiten gu oerrichten unb baS ©chiff ohne ©rlaubnifj beß 
©chifferS nicht gu oerlaffen. ©erabe biefen für ihn befonberS 
wichtigen Berpflichtungen hat aber Kläger guroibergehanbelt. ©eine 
Behauptung, ba& Beflagter baS Berlaffen beS ©Riffes erlaubt habe, 
hat er nicht gu beroeifen oermocht, unb es bebarf baher nicht einmal 
bes ©ingeljenS barauf, ob ihm roirtlich baS in ber ©chiffmannSorbnung 
für bie Aheinfdjiffe enthaltene begügli^e Berbot unbefannt geroefen fei, 
unb ob er roirtlich gufällig, ftetS roenn Beflagter biefeS Berbot feiner j 

Btannfchaft mittheilte, nicht amoefenb geroefen ift. ©ß rnu&te oieimehr I 

fein Berhalten als ein foldjeS betrachtet roerben, baß eine Au&eradjjt- 
laffung ber für ben ©chiffSmann roefcntlichften, burch baS ©efefc jogar j 
befonberS eiugejchärftcn, Obliegenheiten enthält unb beShalb als eine Ber- i 

Weigerung ber Arbeit unb beharrlicher Ungehotfam im ©iune ber ©e- ! 

roerbeorbnung aufgefafet roerben mufi. 

SP ber Sehroertrag giltig, ben ein nicht gur Snuuitg ge¬ 
höriger SÄeifter entgegen bem Berbot beS §. lOOe ber ©e- 
roerbeorbnung abfchliefit? (Urtheil beS ©eroerbegeridjtS Scipgig.) 

Der SHäger ©ch- ift bei bem ©Iaferraeifier ©. auf ©runb eines 
Sehroertrags feit 15. April 1892 als Sehrling in ©tettung geroefen. 

Der Betlagte gehörte, wie bem Äläger nachträglich betannt geworben 
ift, ber in Seipgig beftehenben ©laferitmung nicht an. Unter Begug* 
nähme barauf, bafe burch Befchlufi ber flöniglichen ÄreiShauptmannfchaft 1 
gu Öeipgig oom 10. April 1890 auf ©runb beS §. 100 e ber AeichS- 
geroerbeorbnung angeorbnet roorben ift, baft ©eroerbetreibenbe bes 
©lafergeroerbeS in Scipgig fiehrlinge nicht annehmen bürfen, wenn fte 
ber ©laferinnung nicht angeboren, hat ber Äläger ben Sehroertrag 
roegen Aidjtigtcit angefochten unb Verausgabe beS Arbeitsbuches be- t 
anfprudtjt. Der Betlagte hat roiberfprochen unb erflärt, er wolle fofort 
ber ©laferinnung gu Seipgig beitreten. 

Das ©eroerbegericht hat ben Beflagten oerurtheilt, roeil ber Sehr¬ 
oertrag ben Bestimmungen bes §. 100 e Stffcr 3 ber Aei<bsgeroet6e» ' 
orbnung guroiber abgefchloffen unb baher nach §• 793 bes ©ächfifefien 
Bürgerlichen ©efefcbudjS nichtig fei. Durch bie ertlärte Bereitroittigteit 
beS Beflagten gum Beitritt in bie ©laferinnung fei bie befteljenbe 
Aichtigfeit bes SehroertragS nicht gehoben roorben (§. 104 beS Bürger¬ 
lichen ©efefcbuchS.) 

3ft ein Architelt, ber für $*ioate Baupläne fertigt unb 
bie Bauleitung übernimmt, als ©eroerbetreibenber an- 
gufehen? (Urtheil beS ©eroerbegerichtS SBieSbabett.) 

Die grage rourbe bejaht unb baher bie Suftänbigfeit beS ©eroerbe¬ 
gerichtS angenommen, nachbein feftgeftettt roar, bafi ber betr. Architeft 
bie Anfertigung ber Baupläne unb bie Bauleitung auch für folche 
Väufer übernehme, für bie eine befonberS fünftlerifche AuSftattung ni^t 
oerlangt roerbe. Die Dljätigfeit fei baher nicht als eine bober?/ roiffen- 
fdjaftlicbe unb fünftlerifche angufehen, in bem Betriebe eines folgen 
BauburcauS oieimehr ein gewerbliches Unternehmen gu erbliden. 


(Butadjten mt)t Anträge. 


Aufruf ber Ar beifuehmet Seifiger beS GcroerbegerichtS Vatte a.©. 

Die Arbeitnehmer-Beifi(jer beß Geroerbegerichts Verne a. ©. oer- 
öffentlichen in fogialbemotratifdjen Blättern einen Aufruf, in welchem 
fte alle glcidjgefinnten Bciftfeer Deutfd)lanbS aufforberu, an ihrem 
Geroerbegeridjt bie ©inberufung einer Gcfammtfibung gu beantragen, 
in ber gleid)lautenbe Aefolutionen „für Abfd)affung ber oorRnt* 
flutl)lid)en Geftnbeorbnung" 3 roc ^ Ünterbreitung an ben Reichs¬ 
tag eingebracht roerben fotten. Aufeerbem foH ber Refolution ein @a{} 
eingefügt roerben, ber bie Unterredung aller tin VanbelSgerocrbc au* 
cfteüteu ^erfoncit unter bie Geroerbeorbnung, foroie eine ©rhöhung 
eS berufungsfähigen ©trcitobjeftS auf 200 RU. forbert. — 2Sieroeit 
bie Befugnife ber Geroerbcgericf)te reicht, fid) mit 2Sorfc£)lägen gur 35er* 
befferung ber GeroerbcsGefchgebung gu befaffeu, ift fdjmec feftguftellen. 
Aus bem Aufruf ift nicht gu crfeheit, ob Berfaffer biefe Befugnife all¬ 
gemein, über bie ©rmädjtigung bes §.70 hinaus, annehmen, ober ob fie 
meinen, bafj ihr Antrag unter §. 70 falle. Rad) biefem Paragraphen 
ift baS Gerocrbegeridjt berechtigt, Anträge gu ftetten „in gewerb¬ 
lichen Stagen, roeldje bie feiner GeridjtSbarfeit unterftehenben Be¬ 
triebe berühren". Senngleich nun Gcfinbc unb VanblungSgehülfeu 




17 


$a$ ©eroerbegericht. SKittheilungen beS VerbanbeS beutfdjer ©eroerbegerichte. Kr. 2. 


is 


oom ©eroerbegericht auSgefdjloffen Rnb, fo ließe Reh bod) fagen, 
baß bie betriebe ber ©aft* unb ©chanfroirthfehaften, roelche ©e» 
finbe, ber $anblungSgefd)äfte, welche tfommiS befdjäftigeu, um ihrer 
gewerblichen Arbeiter willen groeifelloS bent ©eroerbegericht unter* 
ftehen. 3)ie Regelung ber ©eRnbe* unb £>anbIungSgehülfen*Ver* 
tjältniffe form immerhin als eine geroerbliche Sroge bezeichnet 
roerben, welche bie ber ©eroerbcgerid)tsbarfeit uuterftehenben Ve* 
triebe „berührt". ®er VorRßenbe beS ©eroerbegeridjts $aHe a. ©. 
Rat bie Seratljung ber Anträge im Ausfluß nicht gugelaffen. 
Anberroeitige ©ntfegeibungen Rnb bis jeßt noch nicht befannt ge* 
worben. 


dtnigung^ämter. 


$ie beS ©inigungSamtS Seidig gut Verhütung eines 

beutfehett Vud)bntder*StreifS. 

3« ber ßobnbemegung ber beutfefjen Suchbruder, welche am 
16. April mit einer einftroetligen Einigung unb Vorbereitung eines 
ftänbigen XarifatntS ihren oorläuRgeu AbRhluß fanb,*) Rel bent 
©eroerbegericht Seipgig eine £ljätigfeit S»/ wie Re bisher in ber 
einigungSamtlicben Wirffamfeit beutfeher ©eroerbegerichte noch nicht 
üorgefommen roar. 

$cr ©ehülfeuoerbanb hatte feine Sorberungen (£erabfeßung 
ber Arbeitszeit auf 9 6tunben einfdjließlich Raufen, ©rfjöhung ber 
Sarifpofitionen unt 5 begro. 15 °/ 0 ) unter Anbroljung fofortigen 
©treifS geftellt. 3« gemeinfamen Verhanblungett in Seipiig roar 
es am ll.SKärg ben Arbeitgebern, nicht ohne erhebliche (Schwierig* 
feilen, gelungen, bie ©cßülfen non fofortiger ArbeitSeinftellung ab* 
gufjalten unb ihr ©inoerftänbniß mit ber Vornahme einer ein* 
gehenben KeoiRon beS Vuihbruder*£arifS zu erzielen. SDiefe 
KeoiRon fottte burch je 9 Vertreter ber Vuchbruderei«VeRßer unb 
ber Vu<hbruder*©ebiilfen ©eutfchlanbS erfolgen. 

S)ie Vertreter ber ©rfteren roaren oorhanben in ben Vertretern 
beS alle SeRßer untfaffenben S£)eutfd)cn Vuchbruder-VereinS. ®ie 
©ehülfen jebo<h, bie gum Sheil bem „Verbanbe ber S)eutfchen 
Vud)bruder" angehören, gum £h e il aber fich oon biefem fern* 
halten, fehlte eS an foldjen Vertretern, bie oon ber ©efammtheit 
ber ©eher unb Bruder ®eutfd)lanbs als oertretungSberedjtigt an* 
erfannt roorben roören. ©ine lebiglid) ron ben Vcitßeni aus* 
gegangene Aufforberung gar Vertreterroahl würbe roaljrfcheinltdh 
ebenforoentg oon ©rfolg geroefen fein, roie eine Aufforberung, bie 
nur oon bem einen ober bem auberen Zfycilt ber ©ehülfen erlaffen 
roorben roäre. 

Aus biefem ©runbe fam man auf ben AuSroeg, baS ©ini» 
gungSamt beS ©eroerbegerichtS ßetpgig um AuSfchreibung einer 
in gang ®eutfd)lanb oorzunehmenben Wahl oon VeooHma^tigten 
ber Sud)bruder*©efjülfen z u erfuchen. 3)aS ©eroerbegericht ift 
biefem ©rfuchen nadjgefomnten. Kach §. 61 beS ©eroerbegerichtS* 
©efeßeS fann baS ©inigungSamt nicht nur über bie Vebittgungen 
ber Wieberaufnahme beS ArbeitSoerhält niffeS, fonbern aud) über 
btejenigen ber Sortierung 5 c g leßtereit, alfo auch gur Ver¬ 
hütung eines erft beoorftehenben ©treifS thätig roerben. Sebenf* 
lieh erfd^ien eS nur, ob bas ©inigungSamt fieipgig gur Verhütung 
eines ©treifS bie £anb bieten biirfe, ber im SaUe beS Ausbruches 
feineSfallS auf ben Segirf beS ©eroerbegerichtS Setpgtg befdjränft 
geblieben roäre. ©ooiel roar ohne Weiteres flar, baß baS öiefige 
©inigungSamt gu einer materiellen ©ognition nur für ben 
Seipgiger Vegirf guftänbig geroefen roäre. $)a aber bie Aus* 
fdjreibung ber Wahlen nur eine oorbereitenbe gmnblung barfteüte, 
für bereu Vornahme eS fonft an einer objeftioen, über ben Parteien 
Rehenbett ©teile gäugltd) gefehlt haben roürbe, rourben bie urfprüng* 
liehen Vebenfen überrounben. 

©S galt nun gunächft, im ©inoerftänbniffe mit je einem Ver* 
treter ber Vctheiligten bie für bie Wahl maßgebenben ©runbfäße 
feftguftellen. ©ie begoaen Reh im Wcfenllidjeu auf bie ©intheilung 
ber Wählerfdjaft in SÖahlfreife, roas im Anfchluffe an bie Greife 
ber 5)eutfchen Vuchbruder*VerufSgcnoffenfchaft gefchah, auf bie 
Seftfebung ber SSählbarfeit unb ber Wahlberechtigung, foroie auf 
bie ©rforberniffe bezüglich ber Sotm unb beS notbtoenbigen 3n* 
haltS ber Wahlgettel. ©inige ©chroierigfeit bot bie Örage, roie bie 
mit Vorbrud oerfehenen Sormulare gu ben Wahlgetteln unter bie 
Wähler gu oertheiteu feien. 2)ie ©ehülfen hatten bei ber Vor* 
Beratung in fieipgig auf ÖeRMung möglichft furger SnRett be* 
ftanben. SDeShalb erfchien eS unthunlich, fich etroa an bie ©e* 
meinbebehörben aller S)rudorte S)eutfchlanbS mit bem ©rfuthen um 


*) ©iehe bcu Vericht in Kr. 31 ber „©ogialen ^rayiS". 


Vertheilung ber ihnen gugufenbenben ©timmgcttel gu roenben, gumal 
eS fraglich roar, ob bie Vehörben einem berartigen ©rfuchen ent» 
fprocheit haben roürben. SRan Befcfjlofj bal;er, bie ©timmgettel an 
fämmtliche Vudhbruderei*VeRher ©eutfchlanbs mit ber Sitte um 
AuShänbigung an ihre ©ehülfen gu fenben, Se^tere aber öffentlich 
jur Abforberung gu oeranlaffen. tiefer Vermittlerrolle haben fi<h 
bie Sud)bruderei*SeRfcer in banfenSroerther Weife faft einhellig 
untergogen; nur brei oon allen glaubten. Re ablehuen gu müffen, 
worauf bereit ©ehülfen bie Wahlgettel unmittdbar gugefchidt rourben. 

S)ie Wahlbetheiligung roar eine fehr rege, lieber 23 000 
©timmgettel gingen trofc ber fnapp bemeffenen Srift rechtzeitig bei 
bem ©inigungSamt fieipgig ein. 3Rit ber SeRReHang beS Wahl 9 
ergebniffeS roar bie ^hätigfeit beS lefeteren oorläuRg beenbet, nur 
bie Anträge auf Aenberung beS Tarifs, oon benen friftgemciR 90 
eingingen, nahm eS noch entgegen. 

$)ie gewählten Seooümächtigten ber S)eutfchen Suchbruder» 
©ehülfen Rnb am 15. April 1896 in Seipgig mit ben SßringipalS* 
oertretern gur Serathung über jene Anträge gufammengetreteu unb 
haben am nächften Xage nicht nur einen für beibe Sfjeile ehren* 
oollen WaffenftiUftanb auf 3 3ah^e, fonbern au&erbem auch bie 
©infefeung eines ftänbigen £arifamts oereinbart.*) . 

Seipgig. ©. Süttner. 


■Mgemcines über <Hctnerbegeri4)te uttb 
^rbfitsuertrag. 

©rlaffe beS preu^tfehett ^aubelSminiftenitmS. ©eitenS beS 
prcuRifchen SRinifteriumS für |>anbel unb ©eroerbe wirb in einem 
©rlafe oom 10. Sebruar auf bie „oon ben ©eroerbegeridjten SDüffel- 
borf unb ©tuttgart getroffene ©inrichtung ber ArbeitSgettel" auf* 
merffam gemacht unb unter Darlegung ber in ben Wittheilungen 
beS VerbanbeS fdjon oft erörterten ©rünbe für beren Küfclid)feit ben 
©eroerbegerichten empfohlen: Re möchten berartige gormulare ben 
Arbeitgebern ihres SegirfS mit bem ©rfuchen zugänglich machen, 
Reh ihrer bei Annahme oon Arbeitern in möglichft weitem Umfang 
gu bebienen. ©S wirb bagu bemerft, baß nach & em ©tempeltarif 
(Kr 71, 2 b) beS am 1. April in $raft getretenen neuen ©tempel* 
efefceS „Verträge, burch welche ArbeitS* unb SDienftleiftungen auf 
eftimmte ober unbeftimmte 3 e ^ 9 e 9 en 8 U geroiRen Seiten roieber* 
JehrenbeS ©ntgelt (öohn, ©ehalt u. bergl.) oerfprocheit roerben, 
ftempelfrei Rnb, wenn ber SahreSbetrag ber ©egenleiftung 
1 500,//^. nicht überfteigt." ©S ift oieUeicht nicht gu fühn, roenn 
wir glauben, baß biefer ©rlaß inbireft roohl oon unferem 
VerbanbSorgan beeinflußt ift, baS ja feit ßangem bie 2>üffcIborfer 
©inrichtung, unb beren oon oerfchiebenen ©eroerbegerichten (®ort* 
munb, ßeipgig, Sranlfurt u. f. ro.) unb ben beutfdjen ©eroer!f<haften 
oorgefcßlagene Kachahmungen eingehenb oerfolgt. — ©in weiterer 
©rlaß — oom 15. 3ftärg — macht auf ben in ber Kummer oom 
27. gebruar oeröffentlidjten Auffaß beS Ktit*$erauSgeberS ber 
Sftitthcilungen, § crrn Aff eff or ©uno, über bie fjkayiS beS Serliner 
©eroerbegerichtS als ©inigungSamt aufmerffam, in welchem be* 
fonberS ausgeführt rourbe, baß bie erfolgreichere Wirffamfeit beS 
©eroerbegeridjtS als ©inigungSamt oor Allem bamit begrünbet 
werbe, baß eS in leßter 3^it ben Vorgängen auf bem ArbeitSmarlt 
größere Aufmerffamfeit gefdjenft, befonberS auch SRittheilungen 
ber SageSpreffe über ßohnberoegungen genau oerfolgt, roo möglich 
fchon oor beni Ausbruch oon ©treifS gühlung mit ben Setheiligten 
gefucht unb banaeß geftrebt habe, ohne 3^ü^rluft burch grünbliche 
Verhanblungen mit ben Varteien bie ©treitpunlte feftguftellen, um 
thunlichft halb eine Seilegung ber 3®iftigleiten angubahnen. — 
©nblich bcfchäftigt Reh ein brüter, ben §anbelsfammern gu» 
gegangener ©rlaß oom 1. April mit bem Vorfrage faufmännifcher 
©eroerbegerichte. ©S h e i§t in bemfelben: 

„9tu8 ben Greifen beS ^anbelöftanbcS, tnSbcfonbetc öon ©crcintflungen ber 
^anblunflögebulfen ift neucvbtngö mebrfad) bie SÖilbung Don ben ©eroerbe» 
geriebten äbnlidjcn faufmännifdjen 6 cbieb§gericbten jur ©ntfebetbung 
oon «Streitigfeiten jroifeben ©efeböftöinbobern unb ihren ÜlngeftcUten in Anregung 
gebradjt roorben. ßur Unterftübnng beS SBorfcblageö roirb unter Slnberem auö* 
geführt, bafe bie ©ehülfen bei (Streitigfeiten auS ihrem ©ienftüerhältniffe ben 
orbentLidjen KechHroeg nur feiten ju befreiten pflegten, rocil fie bie mit bem 
fprojcjjüerfahren oerbunbenen crheblitben ©clbopfer unb bie lange ®auer beS 
Verfahrens freuten. ©S ift mir oon ^ntereffe, über bie biefeit ^Behauptungen 311 
©runbe liegenbett thatfädjlidbcn SBerljältniffe näher unterrichtet 3 U roerben, unb 
ich erfudbe bie 4 ?anbel$fatnmcrn unb faufmännifdjen Korporationen, fich — nach 
Anhörung ber ©ehilfenfchaft — gcfälligft bariiber 311 äußern, ob nach ben in 
Shrem ©efchäftSbcjirfe gemachten Erfahrungen bie Silbung befonberer fauf» 
männifdjer SchiebSgerichte na«h 8 lrt ber ©erocrbegeridjte roünfchenSroerth unb 
burihführbar crfcheint. gür bie 33curtheilung roirb inSbcfonbere bie grö^w ober 


*) ©iclje ben Vcridjt in Kr. 3L ber „©ogialen VrajiS". 



19 


Saß ©eroerbegericßt. BRittheilungen beß Verbanbeß beutfdjer ©eroeröegeridjte. Ar. 2. 


20 


geringere #äufigfeit bet tm bortiaen Seattle atttfdjen ftaufleuten unb ihren 8ln* 
gefteüten Porgefommenen Streitlgfeiten redjtltd&er SRatut foteie bie grage in 
iöetradjt !ommcn f inwieweit etwa bie für bie Auftänbigfeit unb ba8 Verfahren 
Pot ben Kammern für £anbel8fa<hen gegebenen Vorgriffen ficf) nicht at8 geeignet 
ober auSreicfjenb ertoiefen haben, um bie qu 8 bem faufmünnifdjett SienftPerf)äItnt& 
herborgehenben (Streitigfeiten fadjgemäfc unb fdjteunig ju criebigen. Veaietyenben« 
falls märe auch 3 « erwägen, ob ber Umftanb, bafe bie gadjbeifitjer bei ben Slam» 
tnetn für «ftanbelSfadjen fidj nur aus ber ßaljl her felbftftänbigen ©efdfäftdleutc er« 
gän3en,aufbie3nanfpruchnahmeber^>anbeISgeri(hteDurchbie©ehiIfenfchafteintbirft." 

^cttiier* Arbeite itadjtoeiS bei ber Verliner ©etoerbeauSfteflung. 
Sßütiafeit beS ©etoerfcegertdjtß. Sie Lettner, ftöcßeunb VerufSgenoffen 
oon Verlin füßren barüber 33efd^rocrbc, baß geroiffenlofe flommiffio- 
näre unb Agenten bie SRotßlage ber Stettenfucßenben auS 6 euten unb 
für Vermittlung einer ©teile unoerßältnißmäßig ßoße, ja oft roueße* 
rifeße ©ebüßren oerlangen. Um biefent Unroefen einigermaßen, unb 
namentlich für bie Sauet ber ©eroerbeausftettung, ju fteuern, hatten 
fte ftdß an baS ©eroerbegerießt geroanbt unb gebeten, ßelfenb einju» 
greifen. SRicßt feiten fomnte eS oor, baß ber Vermittler ben ©irtß 
3 U Überreben fueßt, biefen ober jenen 3 U entlaffen, ba er eine beffere 
unb brauchbarere £raft für biefe Stelle naeßroeifen !önue. Saburcß, 
baß ber Slommifftonär ftels ein guter ©aft fei unb große 3 e<ße 
mache, fänben fuß SSirtße genug, Die biefen ©inflüfterungen ©eßör 
fdjenften unb ‘©ntlaffungen ooruühmen nur um beS guten ©afteß 
mitten, ferner betriebe in ben meifien gatten ber Sfommiffionär 
felbft zugleich eine ©aftroirtßfcßaft, roobureß ber Stellenfuchenbe 
oerpflicßtet fei, fein fauer oerbienteS ©elb bei ihm 3 U oerjeßren unb 
unter Vernacßläffijjung ber gamilie 00 m frühen borgen bis 3 um 
fpäten Slbenb bei ihm fieß auf 3 ußalten, um 3 ur .fjanb 3 U fein, roenn 
eine Stelle frei mürbe u. f. m. Ser Vorfißenbe beS ©eroerbe» 
gerießts, Affeffor 0 . Scßuls, leitete zunaeßft Verhattblungen mit ben 
maßgebenbften $oielbefißern unb Aefiaurateuren ein unb Iub feßließ* 
lieh fämmtli<he bei ber AuSftettung betheiligten Sfteftaurateure, £>oteI-, 
Sßeater- unb Vrauereibefißer 3 u einer Stonferens im ©ebäube be$ 
©eioerbegericßtS am 25. April ein. Ser größte Sßeil ber ©ingelabenen 
erfeßien. Saß Aefultat ber Verßanblungen mar, baß fämmtliche Sin* 
roefenbe ^ugaben, Daß ein eßrlofeS AuSbeutungSfpftcm feitenS einzelner 
$ommiffianäre unb Agenten bei ©elegenheit ber Stellenoermittlung 
betrieben mürbe. ©S fam 3 ur Sprache, baß eS oorgefommen, baß ein* 
3 elne Lettner bem ftommiffionär nur für ben SRacßroeiS einer Stelle 
biß 100 ttRarf unb mehr ßaben 3 aßlen müffen. SiefeS Sreibcn 
mürbe feßarf oerurtheilt. Säntmtlicße Anroefenbe oerpflichteten fich, 
fortan, ittSbefotibere mährenb ber Sauer ber AuSftellung, ihren 
Vebarf an £ülfsfräflcn unter Vcrmeibung ber $ommiffionäre nur 
burch Vermittelung folgenber Vereine 3 U becfcit: ©aftroirtße* 3 nnung, 
©aftroirthS*©ehiilfen*Verein, Verliner ftellner-Verein, iMner-Verein 
beS ©ftenb-VcjirfS, Verbanb beutfeßer ©afthofgehülfen, Seutfcßer 
5Mner*Vunb. Siefe Vereine nehmen garfeine, ober nur gan 3 ge¬ 
ringe ©ebühren, helfen fich gegenfeitig au$ unb fmb in ber Sage, 
felbft ben größten Aitforberungen 3 U genügen, ©in Abreffen« 
oer 3 eichniß biefer Vereine mürbe jebem Anroefeitben auSgcßänbigt. 
Sie oerfpraeßen, unter ihren Bottegen lebhaft baßin 3 U roirfeu, baß 
auch biefe bei Vebarf oon Graften fi<ß berfelben bebienten. 


BerlmnösiangcIcgcttljcitEn. 

Ser VebaftionSauSfcßuß ßat bie ©rßebungen beS Verliner 
©eroerbegerießts über bie 3 uftänbe inber$erren*unb$tnabenfonfeftion 
ben SRitgliebern beS VcrbanbeS babureß 3 ugänglicß gemaeßt, baß 
er bie einfeßlägige Slrbeit oon D. VJcigcrt als außerorDentlicße Vei- 
lage 311 9Rr. 29 ber „Soaialen VrariS" oeröffentlicßte. Sen Abonnenten 
beS „©emerbegeri^tS" fteßen ©jemplare biefer Kummer, fomeit ber 
Vorratß reießt, bei bem ©eftßaftsfüßrcr beS VerbanbeS (Stabtratß 
Dr. glefcß, grauffurt a/5)taiu, ©lafcrn .jpof) 3 ur Verfügung. 


Sie gleicß 3 eitig hiermit ausgegebene 9ftr. 32 ber VSocßenfcßrift 
„Soziale Vra^iS f ©entralblatt für Sozialpolitik enthält: 

Ser itteießstag unb ber Senninßanbel. Von V^of. ©uftao 
©oßn (©öttiugcn). — Sie Vrügelftrafe in Vußlanb. Von 
2. SBerblunSfi (Verlin); Sie Seutfche §anbmerfS*©nquete, 
oon Vrof. ©I. S^euburg (©rlangeit); Üebcreinfommen 3 toifcßen 
Srucfereibenpern unb ihren Seßern in ©Iermoitt-gerranb; 
Arbeiter in ber franaöfifeßen 3 änbhol 3 * 3 nbuftrie; fießrlingS- 
3 iicßterei im beutfeßen grifeur- unb Varbiergeroerbe. — 
kommunale fiehr*2Ber!ftätten in Vern; StäbtifcßeS VolfS- 
bureau in 3?ußla; ©rrießtung einer ftäbtifeßen ©ärtnerei 


für ßeipgig; AlterSoerforgung ber Arbeiter im ßenne* 
au; ©aSoerbrautß in 60 beutfeßen Stäbten; DrtSftatut über 
ohn 3 aßlung an Vlinberjährige; Stabtmagiftrat $of cilv' 
Arbciterfcßuß-Vehörbe. — Snternationaler VergarbeiterFongxref) 
in Aachen; UnterftüßungSfaffen im 9iußrreoier, Vorgeßerx beS 
©eroerfoercinS cßriftlicßer Vergarbeiter; ©eroerfoereiti (g>irfc^ = 
Suncfer) ber prapßifcßen Verufe unb 3D?aler Seutfcßlanbö. — 
ArbeitSnacßroeiS bureß Äranfenfaffen; $erabfeßung ber Altcrö» 
gren 3 e für bie Altersrente; VermögenSbeftanb ber Arbeiter^ 
oerfid)erung ©nbe 1894; AlterSoerforgung in Sänemarf. — 
SöoßnungSämter in granfreieß, Scßrocbcu unb Velgien. — 
©infüßrung beS achten ScßuIjaßreS an ben baperifeßen SSoIF^* 
fcßulen; Scßeitern beS preußifeßen £cbrerbefolbungS*©efeße£; 
©eroerbefcßulroefen im babifeßen ßanbtage. — Vorgehen ber 
Viberncßer Vtalermeifter gegen Viißftanoe im Submiffionö* 
roefen. — 3^eite fiefung beS beutfeßen Vörfenentrourf^ ; 
^reußiftße ©entral*©enoffenfcßaftSfaffe. 

Aus bem Snßalt ber leßten Aprilnummern ber ^Sozialen 
VrayiS" feien folgenbe Auffäße heroorgeßoben: SeßrlingSme/ir/r 
im Seutfcßen ^leingeroerbe. Von V*of. Sö- @tieba (Sttoftod). — 

Sie näcßften Aufgaben ber VeitßSfontmiffion für Arbeiterftatijtit. 
Von Dr. A. Vrauit (Verlin). — Sie Neuregelung beS Armen* 
roefenS im Danton Vern. Von Stabtratß A. Stecf (Vern). — 
Steue Vauorbnungen in beutfeßen Stäbten. Von Dr. jur. 

St. 0 . Vtangolbt (granffurt a. Vt.). — Vrin^pal unb Angeftetttc 

— Sie Vorbilbung ber Vergleute als Arbeiterforberung. Von 
Vergmann gr. Sßiemann (Vocßum). — Sic Vertßcilung ber 
preußifeßen VolfSfcßullaften in Stabt unb £anb. Von g. Seroö, 
©eneralfefretär ber ©efettfeßaft für VolfSbilbung (Verlin). — 
Äinberfpeifungen in beutfeßen Stäbten — ArbeitSoerßältniffe an 
italienifcßen ©ifenbaßnen. Von Dr. 2. Albertini (Aom). — Sie 
tfcßecßoflaoifcße fosialiftifeße Partei in Defterreicß. Von 3oß. $rapfa 
(Vrünn). — Ser Stanb ber Arbeiterfcßußfragen in Seutfcßlanb. 
Von ^ßrioatbo^ent Dr. 3 . 3aftroro (Verlin). — Staatsfuboention 
für baS Vßeinifcß-Söeftfälifcße Öoßlenfpnbifat. Von D. §ue (©ffen). 

— Ser Acßtftunbentag in Auftralien. Von Dr. ©. ßoero (Öonbon). 

— AuS bem 5J?oti^cntßeiI: Uebereinfommen jjroifcßen gabrifanten 
unb Arbeitern in ber gärberinbuftrie in gorffßire. — kommunale 
gleifcßoerforgung in ßiffaboit. — Seytilarbeiterftreif in Cottbus. 

— ©rfter beutfeßer $anblungSgeßülfentag. — ©rfter Kongreß 
fojialiftifcßer ^anblungSgeßiilfen tn Seutfcßlanb. Streif in ber 
©ßifagoer ÄonfeftionSinbuftrie. — Sie englifcße Regierung unb 
fair vvages. — ttRiethSfdiiebSgericßte in 3^^- — kommunale 
Arbeiterrooßnungen mit Staatsßülfe in ©enf. — StäbtifdjeS Sub= 
miffionSroefen in Stuttgart. — AuSfcßluß intereffirter ©emeinbe* 
oertreter, Scßußbeftimmungen in Verlin, Vtagbeburg unb ßeipzig. 

— ArbeitSlofenfaffe bei ber Sparfaffe in Vologna. — Deffenilicße 
ßefeßallen in Seutfcßlanb. — ^pgieniftße Station ber DrtS* 
^ranfenfaffe ^»eibelberg. — ©eroerberätße unb Unternehmer in 
Preußen. — Ablehnung ftäbtifeßer Arbeiterpolitif in §atte unb 
Seip 3 ig. — Vcfämpfung fojialer Veftrebungcn in Seutf^lanb. — 
ArbeitSocrmittelung burd^ Vereine in Seutfcßlanb. — Vkiblicße 
gabrifinfpeftoren in granfreid). — ^ßrioate VerfitßerungSfaffc gegen 
ArbeitSloßgfeit in $örbe. — Stäbtifcße Vaufontroleure für granf* 
furt a. 2R. — üttajimal*ArbeitS 3 eit unb VtafimaUArbeitSloßn für 
ftäbtifeße Arbeiter in Sßintertßur. — Verfügung ber Arbeitszeit 
in Seutfcßlanb. — VHnimallößne in ben SubmiffionSbcbingungen 
belgifdjer Kommunen. — Ueber „Sie ©rßebungen beS Verliner 
©inigungSamteS in ber Herren* unb Shiabenfonfeftion". Von 
gabrifant 0. Steigert, fieße oben Sp. 19. 

Stänbige Nubrifeit ber „Sozialen V*ayiS": All¬ 
gemeine Sojial» unb 2öirtßfcßaftSpolitif; kommunale Sosialpolitif; 
So 3 ialc 3 ll ftänbc; grauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer- 
oerbänbe; ©emerbcgerid)te, ©inigungSärnter, ArbeiterauSfd)iiffe; 
Arbeiterfdßuß unb ©croerbeinfpcftion; Verficßerung, Sparfaffen; 
Armenpflege; SöoßnungSroefen; ©efunbßeitSpflege, ©rnäßrung; ©r- 
j sießung, Scßule, VolfSbilbung; Suftiz; ginanzen; Sanbroirtßfcßaft, 
^anbtoerf unb ©roßinbuftrie; §anbel, Sirebit; Verfeßr; Sitterarifcße 
| Neu=©rfcßeimtngen. 

I 0ie „SojiaCf Troiis, <fcntraC 6 rott für ^»o.jiafpofitifi ‘ 4 CTfdjciut jebcit ®onnerrtaa 

unb Joj'tct Diertcljährtid) 2.« 50 cinfdiliefjlitf) ber äJJonatSbeilafle „SaS 
! ©ewerbcflerict)t''. ,gu belieben burd) jämmtlicbe ^oftanftalten unb ;öud)f)cinbIunoen 
| fowic bireft burd) bie 2krlaflubud)l)anblunö (t?arl ^etjmanuS Verlag, Berlin w., 

! SWaiicrfir. 44). 


,,©aS ©ewetbegeriebt“ erfebeint am eriteu ©oimcrftag i.eben lOtonatS im iOJ-inbeftumfaug non Vs Jöogert. /viir baS .^albjaOr 9tprit—September nebmeii 
33eftettungeu 311m greife bon 60 $f. fämmtliche fßoftanftatten unb S3ud)i)aublungcn au. Wegen (yinfeubung bon 70 i|3f. in ^riefmarfcii au Gart .^epmanu^ 
Verlag, Berlin w., ©iauerftratje 44 erfotgt bie birefte ß^f^nbung am 2age beS ßvfdjeiueiiS. 


Gacl ^eijmaimS Verlag tu Serlin W. «Dhiucri'tvabc 44. — Okbrucft bei ßufiit« eittenfetb ln Scrltu W. — ^craiUiuortlfd) für bte SRcbaftion: Dr. 3 . SaftroiD tu Gf)arIoitenburg*Scrtiu. 






i. 3«W«8* 


©erlitt uttb granffurt a. W., ben 4. 3uni 1896. 


Kummer 3. 


ftts ©Eiüfrbcgcridit. 

ZHittheilungen bes üerbanbes beutfdjer (ßemerbegeridjte. 


SBebaltionSausföuj}: ©tabtratl) Dr. {lefrij in 3fran!furt n. 2R. unb 2Kagiftrat3=Slffeffor ®uno in ©erlin. 
$ff4$tin( «m »Hai frt« 8»©««t*. $eraußgeber: ^ rfi * 1 ^ HarR- 

Dr* ^4 ^ ft |l V 0 VUV Äofienfrcic Jöeilaße jur „«Solaren ^rajiS". 


(Sari ^eQmannS öctlag, ©ctliit W., 9 J?auetftr. 44 . 


«De für bie Ütebaftion be« „©etoetbegeridjt«" beftininiteu ©enbungen bittet man au nbreffiren: An £errn SOtagiftratfi-Slffeffor (Suno, ©erlin w., Söorntfet ®tr. 2 . 


f n if a l t 


3 )aß ©erlangen nach neuen ©e» 
luerbegeridjten. 

I. Äaufntünnifcpe ©d&iebSge* 

richte, SBon GS. A. S)ecfer, 
©orftbenber beß tfgl. ©ewerbe» 
geriet« 5 ? 5 In. 21 

II. 25 te Z?ompetena*©ru>ette* 
rung bet ©emerbegertdjte. 
©on ©tabtratb Dr.St ftlefcb, 


Qrtonlfurt a. ©?. 23 i 

ÜUcbtrpreißunB. 27 


ÜHufe ber Arbeitgeber bem Arbeiter * 
Sobn für bie 3 rtt wüljrenb j 

welcher er wegen ©elbmattgelS bie ' 
Arbeit ruben läfjt, ohne bie Arbeiter i 
jn entlaffen? (©ewerbegeridjt unb 
Sanbgericbt (Stettin). 

«£at ber Arbeiter, ber bie Arbeit un» 
befugt Derlaffen ^at, auch bann 
©djabcuSerfcip ju leiften, wenn er 
nadjljer boui Arbeitgeber gewiß* 
banbeit worben ift? (©ewerbegeriebt 
granffurt a. 2 Jt.) 

©arf ein Sfläbdjen ben ©ienft ber« 
taffen, wenn in baß ibt angewiefene 
©cblaf 3 immer ju einem anberen , 
9 Jtäbd)en ein SWann eingelaffen wirb? , 
(©ewerbegeriebt tfarlörulje.) 

3 ft eß eine „grobe ©eleibigung" im 
Sinne beß §. 123 0 ?r. 4 , wenn ein 
Arbeiter einen ©ertreter beß Arbeit» i 


geberß alß „©treifbredjer" bezeichnet? 
(©ewerbegeriebt ^rantfurt a. 2 Jt.) 
©egriff beß Arbeitgcberß. ©er Inhaber I 
cineö ©ienftmann» 3 nftitutß i,‘t nicht ! 
Arbeitgeber ber ©ienftmünner. ©aß 
©ewerbegeridjt ift hiernach für 
©treitigfeiten jwifdben il)m unb ben 
©ienftinänncrn nidjt auftünbig. ©e* 

. werbegeriebt (ryranffurt a. SD?.) 

3 ft ber ©infprudj wirffam eingelegt, 
wenn bie ©infprucbßfdjrift nicht unter* 
jdjricben ift? (©eroerbegeridjt Slaffel.) 

©utatßten unb Jntrfigc . 29 

Öobnbücber für ©era. ©ebenfen ber 
gabrifanten. 

Antrüge im ©ewerbegeriebt ©erlin: 
Scbub ber ©auarbeiter gegen Cohn* 
berlnfte. 

©intgungafimter. 30 

©eilegung beß 6 chuhmacher*<Streif§ in 
SDiainz bureb bie ©ewerbegeriebtß* 
©orfijjenben. I 

JUlgcmcines über ©fnurbegerldjt* 

unb &rbfit$oertrag.31 j 

©djneüigfeit beß ©erfabrenß beim ©e* 
werbegeriebt ©otba. 

£öhe ber ©treitobjette oor ©ewerbe* j 
geriebten. 

ßum ©erjeidjniß ber ©ewerbegeriebte. 


Snbnltßangaben ber „Sozialen gJrajiö". 


Abbrud fümmtlicber Artifel ift S^tungen unb 3 e itf<hrift*n geftattet, jeboeb nur 
mit ooder Quellenangabe. 

Bit£ Bcrlangen nadj neuen ©cwerbegetidjten. 


i. 

&aufraä»mfdje ©djtebßgeridjic. 

Bott 3 e ^ SU 3 C ** bringen ©utadjten non £mnbelßfattitnern 
unb Faufmänttifcbeu Vereinen über ©rridjtuug non Faufmännifcben 
©ebiebß geriebten in bie DeffentlicfjFeit. i)er ineitau^ größte ifjeü 
ber befragten Sin geteilten erflärt fid) für (5rri(f)tung non fold)cn 
©eriebiett, glaubt aber in einer Heineren Sfnzabl, ff mit aller ©e* 
malt bagegen fträuben ju ntüffen, baß bie befteljenben ©ewerbe* 
geriete mit ber ©cßlf tung ber ©treitigFeiten groifc^en Faufntän* 
nif cn Singeftentcn uttb beren Prinzipalen betraut tnerben follen. 
2öie e3 Fommt, ba& ein £ljeil ber befragten Vereine non bett 
©emerbegeric^tett nid^tS rniffen will, finbet man fofort b^rauß, 
wenn man bie gefeüfd)aftli(be 0teßung ber einzelnen SOHtglieber 
ber fo urtbcilenben Sereirte näher anftebt. ®iefc Vereine fefeen fttb 
Zum überwiegenbenXb^ Z u f am ^ en ausprofuriften,^orrefponbenteu, 
Äutbbaltern in febr gut bonorirten ©teDfungen. ®aber betrachtet 
man e8 alö eine ©erle^ung ber ©tanbe^ebre, wenn man fein Sftedjt 
bei bemfclben ©eriebt fudjen foll, bei welkem bie gewerblichen 
Arbeiter ihre Klagen anbringen, hierbei uergi&t man aber, ba& 
auch bie attberen ©eriebte einen jeben Bürger ob«e Unterfcbieb non 
Slang unb ©tanb anboren. 


Begrüttbeter erfdjeint bie Bcfürdjluitg berfelbeit Bereinc, ba& 
bie ©ewerbegeridbte itt ihrer bnttigen ^ufamittetifcbung nicht in ber 
Sage feien, !aufntännifd)c ©treitigfeiten faebgemä& zu bebanbeln 
unb zu beurtbeilen. wirb nun bi$ beute wohl noch föiemanb 
baratt gebacht haben, ben ©ewerDegericbteit bie Schlichtung ber* 
artiger ©treitigfeiten fo ohne Bkitereß zu Überträgen. ©S Fann 
fogar zugegeben werben, baß beute mancfjed ©ewerbegeridjt unter 
feinen Beifiperit auß bent ©taube ber Slrbeitgebir eilte geringe 
Slttzaljl Faufntäitnifd) gebilbeter (Elemente befißt, mib baß biefe letz¬ 
teren unter ben Beifißem auä bem ©tanbe ber SlrDeitnehtner gättz- 
Iicb fehlen. wirb babureb aber feine^wegö begriinbet, baß bie 
©emerbegeridjte nicht gleichzeitig alß Faufmäniiifcbe ©cbiebßgeridjte 
amtiren Fönntett. ©obalb man bei jebeut beftibcnbeit ober zu er* 
riebteuben ©ewerbegeriebt eine befonbere SFatntnrr für Faufmämtifdjc 
©treitigFeiten errichtet, beren Beifiber zu gleichen 5£bettcn oott ben 
^anbeltreibettben, bezw. ben §anblungßgcbülfcit gewählt werben, 
bat man auf bem billigten, einfachftcn, rafdjefteii unb beften ÜBege 
eine große Anzahl oon folcbett ©cbiebegeridjten, bie für ben Stauf* 
mannßftaitb ebenfo ttotbwenbig Ttnb, toic für bie gewerblichen Sir* 
beiter, ©leicbzeitig hätte man auf biefem Söegc alle bi§b^ laut 
geworbenen BebenFen befeitigt uttb allen billigen Söiinfcben Sied;* 
ttung getragen. 

$>ic auß ben Streifen ber ©anblungßgebülfeit eingebenben ©ut- 
aebten ftub baber zuerft barauf zu prüfen, ob bie ©ntaebter folgen 
Greifen angeboren, für welche bie ©cbiebßgeridjte überhaupt ge* 
fchaffen werben follen. 2)ie 3 u ftänbigFeit biefer ©eriebte wirb 
febenfallß bureb einen beflimmten ©ebaltßbetrag begrenzt beffett 
#öbe fich toobl bei 2000 J(, finbett bürfte, wie biefer Betrag 
gegenwärtig bie 3 u ftänbigFeit ber ©ewerbegeriebte für teebnifebe 
Beamte unb SBerFmeifter begrenzt. Bei Slbfaffuttg ihrer ©utadjten 
haben aber bie oben gefebilberten Bercine, wenn auch nidjt auß* 
fcbließüd), fo boeb in überwiegenbent 9)taße att ihre SJHtglieber 
gebaut unb überfchett, baß bie £>öbe ber ©alaire biefer 9)litglieber 
benfelben unmöglich machen wirb, bie ©d)iebßgerid)te anzurufett. 
Qbcer weniger gut fituirten Sfoflegeit buben bie Bereine nicht gc* 
bad)t uttb bic große Slnzaljl ber Sabengcbülfeit uttb Sabcngeljül* 
finnen ooOftänbig itberfeben. 2öic groß aber ber ©tanb ber Sabett* 
gebülfen beiberlei ©efcbledjtß ift, mag barauß berechnet werben, 
baß man bie 3*# ber allein in Berlin befdjäftigten Sabeitgebül* 
finnen auf 12—15000 febäßt. 

©otten bie ©ebiebßgeriebte allen Faufmännifdhen SlttgeftelHcn 
Zitm Stoßen gereichen, fo muß biütger Bktfe banadb geftrebt 
werben, baß folcbe in Fürzefter S^ift an möglidjft oieleit Drten er* 
richtet werben. Unb baß ift auf bie oorgefcblagette Slrt am 
eiufacbften zu erreichen. 2Ran wirb fogar nicht frtjl geben, itt ber 
Slnnabmr, baß manche ©emeinbe, welche bißber mit ber (Errichtung 
eineß ©ewerbegeriebtß ^ögerte, fich zu biefem ©djritte entfließen 
wirb, um ein Faufmännifeß ©cbiebßgecicbt zu erlangen. SBie feßr 
bie in 3frage Fommenben Stäube 3ulratten zu ben ©ewerbe* 
geriebten gefaßt haben, unb wie groß beren SBunfdj ift, ihre Klagen 
fdjon beute bei biefen ©erften anhängig tnadjen zu Föttnett, zeigt 
bie tägliche ©rfabcung ber ©ewerbegeridjte. ©ß milffen im Saufe 
beß Sabreß febr oiele Silagen oon Faufmännifcben SlngefteOteu 













23 


Sa* ©cwerbcgericht. SBittheilungen be$ BcrbanbeS beutfcfjer (Beiucrbegcric^tc. Br. 3. 


‘24 


Zurüdfgeroiefen roerben, roeil gegenwärtig bas ©eroerbegericht für bie* 
felbcn nicht gufiänbtg ift. Sie Kläger ftnb manchmal fehr fdjrocr 
ju belehren unb Rieben betrübt oon bannen, wenn ihnen am 
©eroerbegericht nicht geholfen roerben Fann. 

Sie Bereinigung ber geplanten Faufmännifchen SchiebSgerichte 
mit ben beftehenben (Berichten zu einem einzigen Berichte mit ge* ' 
trennten Kammern, hat aber manche Bortheile, ©anz abgefehen 
oon ber tfoftenfrage bietet fleh barin bie ficherfte ©ernähr für rafche 
drlebigung ber StreitigFeiten. dS roirb böSroißigen Parteien nah^ 

ZU unmöglich gemacht, bie ©egenfeite burch Beftreiten ber ßuftänbig- 
feit oon einem ©erichte zum anberen zu fchleppen unb baburd) 
bie drlebigung hinauszuziehen. 3>n ber BrajiS roirb eine haar* 
fcharfe Begrenzung ber 3uftänbig!eit fich roohl fchlecht ermöglichen 
Iaffen; baher fann böfer B3iße folcherlci dinreben leicht oerfudhen. 
Saß berartige dinreben aber thatfächlid; oerfucht roerben, zeigt bie 
drfahrung bei ben ©croerbegerichten. 

Sie Angefteßten, für welche bie faufmännifchen SchiebSgerichte 
in# fieben gerufen roerben foHen, finb im Allgemeinen nicht in ber 
Sage, langwierige Brozeffe zu führen. fyba oerlorcnc Sag be* 
beutet einen mehr ober minber großen Bcrluft für ben HanblungS* 
gehülfen, für ben bie rafche drtebigung beS BechtSfireitcS fchon 
au# bem ©runbe ebenfo nothwenbig ift, wie für ben gewerblichen 
Arbeiter, weil bie ©eijälter ber großen Mehrzahl ber erfteren an 
Höhe hinter bem Öofjne ber HanbroerfSgefeflen zurüdfftehen. Sazu 
Fommt noch, baß eS einem HanblungSgeßüIfen au einem Fleincren 
Drte fdfjroer werben bürfte, eine neue paffenbe Stellung ober eine ge* 
eignete $erfon za finben, welche feine Bertretung in bem BechtS* 
ftreite übernehmen fönnte ober wollte. Sa ein längere# befihäfti* 
gungSlofe# Berweilen an bem Drte aber mit Sofien oerfnüpft ift, 
fo gereicht eine rafche drtebigung ihm felbft im ßafle beS Unter* 
liegen# immer noch Z UTn ^ufcen. 

$ötn. d. A. Sc cf er. 

II. 

Sie ^ompeteuz-driocitermtg ber ©etoerbegerichte. 

Ser foeben erfchienene Bericht beS Borfißenben beS ©eroerbe* 
geridht# ßßainz, ßtechnungSrath Amenb, über bas abgelaufene ©e* 
fchäftöjahr fcßließt mit folgenben Ausführungen: 

3n einer auffällig großen 3 a &l oon Säßen (27) ift baS ®c« 
roerbegericht zur Scßlidjtung oon Streitigfeiten sroifc^en Sienft- 
herrfchaft unb Sienftboten angegangen worben. SBenn auch bie 
Öefctercn im Aßgemeinen nicht unter ben Begriff ber geroerb* 
liehen Arbeiter faßen, unb bcsbalü bie3uftänbigfeit be§ (bewerbe* 
gerußt# auSgefdjloffen erfeßeint, fo war baffelbe boch bemüht, 
ba$ ihnt gefchenfte Bertrauen nadj Sl)unlid)feit zu redjtfertigen, 
unb es hat fein Bebenfeu getragen, wenigfteitS infoweit oer- 
mittelnb einjutreten, als auf eine gütliche Beilegung ber beließen* 
ben SReinungSoerfdjiebenßeiten ßingewirft würbe. 3it nicht we¬ 
niger als 21 Sollen ift es benn auch gelungen, eine Einigung 
herbeizuführen unb bamit beiben Xßcileti uunotßige Weiterungen 
unb ftoften zu erfparen. 3n brei Säßen würbe bie Silage f. 
Zurficfgcnommcit, weil ber Beflagte ber Sabuttg feine ^olge ge- ! 
leiftet hatte, unb in brei Säßen erflärten bie Parteien, ihr'Stecht j 
weiter fliehen zu woßen. Bei mehreren Silagen, bie aus Greifen j 
ber lanbwirlhfdjaftlichen Arbeiter angebrarfit worben waren, 
mufete baS ©ericht feine Unjuflnnbigfeit ausfpredjen. 

AngeftcßtS folcßer drfahruugen, bie oielfacß auch anberwärts ge¬ 
macht worben finb, wirb ber gegenwärtig im ©ang befinblichen, 
weite Streife umfaffenben Bewegung, welche auf eine drweiterung | 
ber Buftänbigfeit ber ©cwerbcgeridjte abzielt, eine gewiffe Be¬ 
rechtigung nicht abgefprodjen werben biirfen. ©enigftenS ift nicht 
erftnblicß, welche unitberwinblichen Schwierigfeiten eine Regelung 
ber Berßältniffe ber Sienflboten, bei in ber Sanbwirtß- 
fchaft bcfcßäftiqtcn Berfonen unb ber faufmännifdhen 
©eioerbSgeßiilfcn in ber gleidj einheitlichenSBeife entgegenfteßen 
foßten, bie für bie gewerblichen Arbeiter nach ber Anfidjt afler 
unbefangen Urtheileitben mit gutem drfolge burchgeführt ift; fei 
eS burd) bie AuSftattung ber ©ewerbcgcricßte mit weitcrgeßcuben 
Befugtiiffcn, ober, wie folrfjeS für bie faufmännifchen Angefteßten 
oielfad) ocrlangt wirb, burdj Bilbung befonbercr, ben ©ewerbe- 
gerichten ähnlicher, fnufutäunifeßer Sd)icbSgerid)tc. ©eint auch j 
nicht oerfannt werben fann, baß bie ©eroerbegeridjte in ihrer i 
heutigen Berfaffung unb bem eng begrenzten ©irfungsfreis neue, ; 
wefentlid) oerfeßiebene Aufgaben faum zu übernehmen oermögen 
unb bie Beladung insbefonbere mit ben Strntigfciteu ber$ienft* j 
boten unb länblidjen Arbeiter mit iljrcn Arbeitgebern eine ooß- 
ftänbige Umgeftaltung ber für bie lefcteren zur 3 c *t mafe- 
gebenben ©efehgebung nothwenbig machen würbe, fo uerbienen 


boch bie aus Sntereffcntenfreifen laut geworbenen ©unfehe unb 
bie auf bie ©rftreefung beS ©eltungsbereicheS beS ©eroerbc- 
gerid)tS-©efeheS auf weitere Beoölteruugsflaffen gerichteten 33e* 
ftrebungen eine cingehenbe fachliche ©iirbigung. S^benfaH^ 
wirb bie S^age, welche bie retfjtlidjc unb bamit zugleich bie 
wirthfd)a f tlid)e Bcfferfteßung breiter BolfSfchichten bezweeft, ntc^t 
oon ber SagcSorbnung abgefe^t werben fönnen, beoor nidjt 
eine befriebigenbe ßöfung gefunben ift. 

Ser Bericht be# ©ewerbegcridjts Btatnz ift ber erfte un# be* 
fannt geworbene, ber fich mit biefen Sftagen befchäftigt. Sie 3rage 
felbft ift aber feine neue mehr,*) unb fie ift gerabe in ben lefetcn 
BJonaten oon ben oerfchiebenften Seiten her erörtert roorben. 
3m 9teich#tage hat bie fozialbemofratifche graFtion einen ©efrjj- 
entmurf, betr. bie AuSbehnung ber ©emerbegeriebte auf Stcnft- 
boten unb länblidje Arbeiter eingebrad)t; Btictheroereine rooßen 
fleine Btiethftreitigfeiten burch bie ©ewerbegerichte entfdjieben 
haben; faufmännifche Bereine**) erörtern bie 3rage ber Unter* 
fteßung ber Streitigfeiten znjifchen SlommiS unb Prinzipal unter 
bie ©ewerbegerichte ober bie Bilbung eigener faufinänntfcher Schieb#* 
gerichte. Sie lejjlere Srage wirb fogar in B^uBrn***) unb Bapeiw 
bereits oon ben Biiuiftcrien erwogen unb ift beit ^anbelsfammern 
Zur Begutachtung oorgelegt worben. 

9inn ift eS nicht Aufgabe unb nicht Siecht ber Herausgeber 
ber BerbanbS-Bfittfjeitungen, in biefen Blättern Bauten# beS Ber- 
BanbS Stellung z» biefer Bewegung zu nehmen. 2Bir Fonftatiren 
nur, bafj ber fo oielfad) auftretenbe ©unfeh nach ^ompctenz*dr* 
Weiterung ber ©ewerbegerichte ober nach Bilbung gleichartiger ©c= 
richte für einzelne Berufsgruppen ganz unerflärlid) wäre, roenn 
bie abfpredhenben unb ^ö^nifchen Urtheile, welche inSbefonbere 
in einzelnen Greifen ber ©rofeinbuftrie ab unb zu über bie &f)ätig* 
feit ber ©ewerbegerichte gefaßt werben, auch nur irgenö roeldjc 
thatfäd)liche Berechtigung hätten. Bäir fonftatiren ferner, ba& ber 
eigentliche ©ruitbgebanfe ber Drganifation ber ©ewerbegerichte — 
Shcilnaljtne ber Unbemittelten an ber Bechtfprechung; H cr anziehung 
oon BcrtrauenSmännern ber betheiligteu Berufsgruppen, unb zroar 
fowohl aus ben Arbeitgebern wie aus ben Arbeitnehmern — afl= 
gemeine Sympathie gefunben unb werbenbe Straft bis in anbere 
drmerbsfreife hinein betätigt haben. 23ir möchten aber zugleid) 
hiermit auf einige BüdfmirFungen aufmerFfam machen, welche bie 
^ompeteuz=drweiterungen (worunter roir hier auch bie Stcubilbung 
befonberer ©ewerbegerichte für befonbere Berufsgruppen oerftehem 
möglicher SSeife auf bie beftehenben ©ewerbegerichte, bie ©c^ 
meinben unb auf bie 3uftiz s Drganifation haben Fönnten. 

Sie £ompetenzerwciterung bebeutet für bie ©ewerbegerichte 
Zunächft ArbeitSoermehrung; unb biefeArbeitSoermel)rung wirb natür* 
li^ erheblich größer fein, wenn neben baS ©ericht für gewerbliche 
Arbeiter befonbere Schiedsgerichte für anbere Berufe (Äaufleute, 
Sienftboten u. f. w.) treten, als wenn bem beftehenbem ©ewerbe* 
gerichte auch biefe Streitigfeiten Übermiefen werben. 3nt Uebrigcn 
wirb fie fi<h für bie einzelnen ©ewerbegerichte in fehr oerfchiebencr 
B3eifc äußern. 3u größeren Stabten bebingt fie föeuanfteüung 
oon ^erfonen, Beubefchaffung oou SifcungSräumcn u. f. w. unb 
biefeS BeibeS ziemlich gleichmäßig, in Weidner Öorni fie auef) 
erfolgt, ds wirb bebeutenber Anfprüche an bie Dpfermißigfeit 

*) Blau fann lagen, fie ift älter, als bas ©ewerbegericbt$*@e|e& 
felbft Bereits 18SS hat Bcrfaffer in feinem, bem Bcrcirt für Armenpfleflf 
erftatteten ©utachten über bic SBobnungSnotb oorn Stanbpunft ber 
! Armenpflege bie Ucbcrweifmiq ber BagateQ-BJictbftreitigfeiten art fpezielle 
-SdjiebSgerichie ober an bie auf ©runb ber ©ewerbeorbnung (§ 120a) 
beftcljcnben gewerbltdien Sdjiebögeridjte uorgefdjlagen. (Schriften be§ 
BereinS für Armenpflege Yi S. 155.) SMe oou biefem Berein bem* 
nädjft gebilbete Uitterfommiffion, ber u. A. ber bamaiige Dber-Bürger- 
meifter BZiquel angehörte, bat biefen Borfchlag abopürt unb bem Ber* 
eilt einen bczüglidjen ©ifejjeSoorfcblag (Abänberung beS § 14 beS @e* 
richlSoerfaffungSgefctjes) uorgelcgt, ber in ben Bereinsfchtiften Hrit XI 
S. 68 abgebrueft ift 

**) So zu Cfiern b. 3. ber erfte fozialbemofratifche unb bet* erfte 
beutfdjc (autifemitifrbe) $anblungSgel)ülfen=Slonflreß (Bgl. Soziale $ra£i$ 
Br. 29), iener für Sfonipctenz=©rweiterung ( biefer für befonbere lauf* 
männifdje SdjiebSgcrichtc. leßterem Sinne cbcnfaßS ber VI. Ber* 
Danbstag ber faufmännifchen Bereine BabcuS unb ber Bfalj in Baftatt 
(17. B?ai) unb bie 3r?ie Bereinigung ber #anbel$angefteflten in 
B?ünd)cu (21. B?ai). 

**'% Bgl. Br. 2 beS ©cwerbegeridjts, Sp. 18. 



25 


$)aS ©eroerbegeridjt. Mitteilungen be* Ser&önbeS beugter ©ewerbegeritte. Ar. 3. 


26 


ber ©emeinben bebürfen, wenn oerßütet werben foD, baß bie 33er* 
meßrung ber ArbeitSlaft nid^t gu einer ©erlangfantung beS @e* 
ftäftSgangeS unb bamit gu einer oergögerten ©rlebigung ber ein* 
gelnen ^rogeffe füßre. dagegen werben Heine ©ewerbegeridjte, 
b. ß. ©ewerbegeritte in Heineren 6täbtcn, burrf) bie Sfompeieng* 
erweüerung fe^r günftig beeinflußt ja oielfat crft lebensfähig 
werben. 3« einer ©töbt non wenigen Saufenb ©inwoßnern pflegt 
bie 3oßl ber Streitigfeiten fo gering gu fein, baß — ba bot nicht für 
jebe eingelue Sat« bie ©ciftfcer gufammengenifen werben fönnen —, 
S3ergögerungen faft unoermeiblit finb. ©Serben bagegen außer ben 
gewerblichen Arbeitern aut bie 3)ienftboteu, bie Sfaufleute u. f. w. 
bem ©ewerbegeritt unterworfen, fo ift für eine regelmäßige ©e* 
ftäftigung unb bamit für eine regelmäßige ©icbcrfeßr ber Sinnigen 
oon felbft geforgt. 

ü&ot mittiger freilit ioäre bie Stompetengerweiteruug für 
bie 3ufammenfeßung beS ©ewerbegeritts. £>ie ©cifißfr 
werben gewählt, unb gwar entweber (fo iu München, Öranffurt a. M., 
$annooer u. f. w.) burt oöllig freie 3Saßl ober (fo in Berlin, 
Hamburg, Stöln) burt «ine nat ©erufSgruppen erfolgenbe 3Baßl. 
S)ie SSahloorftläge gehen gunätft, foweit bie Arbeiter in 33etratt 
fommen, häufig nnb mit Außen für bie Säte oon ben gatoer* 
einen unb ©ewerfftafteu aus. Solte Drganifalioneu befteßen 
für bie lanbwirthftnftliten Arbeiter, bie ©ienftboten u. f. w. faft 
not Q ac nitt uitb finb aut bei ben ^anblungSgeßilfen not im 
erften Anfang. $>ie Äompetengerwciterung wirb ben Anhieb 
3 ur Drganifation ßoffentlit ftärfen; einftweilen wirb aber gunätft 
ba8 fehlen folter 3BaßIoorftlagS4törper unb fpäter oielleitt bie 
übergroße Angaßl berfelben bie an fid; wünftenSroertße ©ertßeilumj 
ber ©eifißer auf bie ©erufSgruppen erftweren. ©ielleitt hieraus, 
oielleitt aus bem ©eflreben, fit oon beit Arbeitern mehr gu 
fteiben, erflärt ftdß ber oielfat geäußerte 3Bunft ber |janblungs* 
geßilfen nat Gilbung befonberer faufmännifeßer Stiebsgeritle, 
ber u. ©. nur in größeren Stätten, ba aut bie einfate fX om* 
petengerweiterung gur ©ilbuug neuer Kammern beS ©ewerbegeritts 
führen muß, Berechtigt ift. 

SBiel einfater als für bie Arbeiter liegt es in biefer ©egießung 
für bie Arbeitgeber. Sie finb weniger an 3aßl uub besßalb 
weniger geneigt gur Uebernaßme neuer ©ßrenämter, aber aut eher 
int Stanbe, für bie paffenbe Auswahl ihrer SSertreter, felbft oßne 
fefte Drganifation, gu forgen. 3obcm beftäftigen oiele oon ißnen 
Arbeiter ber oerftiebenen talegorien — gewerkte £ülfSar beiter, 
^ienfjboten, ©anblungSgeßülfen -, müßten alfo beim 33efteßen 
perftiebener <Sthieb0geritte oor jebem berfelben für einen Sßeil 
ißrer Angeftellten Aett tießmen unb fämen für jebeS ber ©eri<ßte 
als ©eifißer in ©etraeßt. Sie würben baßer oeimutßlit ber $om* 
petengerweiterung ber nun einmal befleßettben ©ewerbegerittc ben 
23orgug oor ber Aeuftaffung weiterer StiebSgeridjte geben.*) 

3m Uebrigen wäre bie Äompetcngrrmeiterung für bie rid)ter* 
lite $ßätigfeit beS ©ewerbegeritts natürlich oßne ©rlang. 3mg* 
lit ift aber, weiten ©influß fte auf feine ©irffainfeit als 
©imgungsamt fowie auf feine ©ebeuiung als gutad)tenbe unb 
antragftellenbe ©cßörbe haben würbe, ©iefer ©influß ift crft im 
©Serben, unb ec wirb wcfentlit erftwert, folauge bas MajoriiätS« 
'Baßlfpftem bafür forgt, baß jeweils nur eine politifte Partei 
— halb bie focialbemofratifcße, halb bie eoangelift*focia!e ober 
bie fatßolifte — für bie ©eftimmung ber ©eifißer allein maß* 
gebenb ift. ©S wäre baßer immerhin oon Außen, wenn wenigftenS 
ber ©inmanb, baß im ©ewerbegeritt ja nur gewerblite Arbeiter 
gu ©Sort fämen, befeitigt würbe. 3)er naße Iiegenben ©rwägung, 
baß ben fJat s Sd)iebSgeritten größere Sacßfenntniß unb eine all* 
feitigere ©rörterung ber SSerßältniffe gugeftrieben werben motte 
als ben erweiterten ©ewerbegeritßten, fteßt bie — a priori 
minbeftenS ebenfo begrünbete — ©efünßtung gegenüber, baß gerabc 
bie Häufung ber oerftiebenen ©eritte ber Autorität ber ©ut* 
atten, Stiebsfprüte, Anträge eines eingelnen unter ißnen ftäb* 
lit fein fönne, gumal^ ba fit bie fragen faum je fo abgweigen 

*) 3)ie Mictßftreitigfeiten anlangenb, mag barauf Ijingewiefe» 
werben, baß [ton bergeit bie Arbeitgeber*$öcißßer überwiegeub S>au£= 
beftßer, b. ß. ©ermietßer gu fein pflegen, wäßrenb bie Arbeiter gugleit 
aut bie Mietßer ber fleinen SBoßnungen barfteflen. 


werben, baß auSftließlit bie oon bem eingelnen ©eritt oertreteneu 
3ntercffenfreife berührt werben. 

2. $)ie ©ewerbegeritte befteßen financicll auSftließlit gu 
Caften ber ©cmeinbe; fte fteflen gewiffermaffett einen Beitrag bar, 
ben bie ©emeinben gu ben Äofteit ber 3uftig*5Drganifation leifien. 
tiefer Beitrag ift fton jeßl nitt gering; in ©erlitt, Müudßen, 
Bresben erfeßt bas ©ewerbegeritt tneßrere ooQbefeßte AmtSgtritie. 
Aber er warb bisher weniger beattet, weil bie hier oerßanbelten 
Streitigfeiten gum größeren Steil, ^i ne ©ewer6egcritte oor* 
ßanbett gewefen wären, nitt etwa ben Amtsgeritten gugefallen, 
fonbern einfat wegen ber UngulänglitHit beS gewößnliten ©eritts* 
oerfaßrenS gar nitt anhängig gematt worben wären, ©ei ber 
©crßanblung über bie ^ompeteng*AuSbeßnung wirb aber, biefeS 
Moment, baS oielleitt fton jeßt manten Öinangminifter gu 
©unften ber Maßregel beeinflußt, nitt unbeattet bleiben fönnen. 
2Benn berartige ©eritte notßwenbig finb, fo befteßt fein ©runb, 
warum ißre Sfoften oon ben ©emeinben getragen werben follen, — 
gumal bie ©rrittung nitt etwa in bereu freiem ©elieben fteßt, 
fonbern ißnen oon ben ftaatlitcn ©eßörben burt Anorbnung auf* 
erlegt werben fann (©emerbegerittS*©efeß §. 1). MinbeftenS 
müßte bot c t ,,c 33eitragSpflitt beS Staates ftatuirt werben, bie 
etwa nat Maßgabe ber ©rfparungen gu reguliren wäre, weite 
burt bie Jtompetengermcilerung ober burt bie ©ermeßrung ber 
gat^tlebSgeritle für ben 3uftigßsFuS ergiclt werben. Dber eS 
nüißle ber Staat, um ben ©emeinben bie neue Obliegenheit gu 
erleittern, fit ein für alle Mal bereit erflären, einen $ßeil ber 
entfteßenben Soften — etwa bie $älfte — gu erfeßen, wie bieS ja 
äßulicß fton bei gewiffen Stullaften, g. ©. ben Soften beS goit- 
bilbnngSftulwefenS, geftießt. 

3. 3« tetnift * juriftift« ©iufitt unb im ©ahmen ber 
Suftig* Drganifation unterfteiben fit bie ©ewerbegeritte 
oon ben Amtsgeritten insbefonbere bureß ißr ©erfahren unb 
babunß, baß ber ©orftßenbe nitt oom Staatsoberhaupt ernannt, 
fonbern oon einem ©emciubefoDegium erwäßlt wirb (©emerbe* 
gcritt§ s ©efeß §. 11). ©isßec waren bieS „Ausnahmen, weite bie 
Siegel beftätigen" — bie Acgel nämlit, baß cioilrettlite Urtßeilc 
nur bureß bie oon ber ßanbeS*©entraloerwaltuug befteüten ©ießter, 
nur auf bem umftänbliten 9Beg beS Amts* unb CanbgericßtS* 
^3rogcffeS nat ber ©ioilprogeßorbnung, unb nur unter ©orbeßalt 
ber Aufhebung burt eine ßößere 3nftang gefallt werben bürften. 
2)ie ©ewerbeftreitigfeiten waren gleitfoni oon ber großen Maffe ber 
fßrogeffc abgefplittert unb einer befonberen, burt bie Umoußtigfeit beS 
©egenftanbeS entftulbbareu ©cßanblung unterworfen worben, bie 
oon ben Aittern an ben „orbentliten ©eritten" (§ 13 ©eritts* 
oerfaffungS*©cfeßeS) gelegentlit etwas oon oben herab augefeßeu 
warb. 9iad) ber ^ompeteng*©rweiterung fdßeiben fit bagegen bie 
früher ben Amtsgeritten gugewiefenen Streitigfeiten in gwei große 
Maffen. ^ie einen werben nat bem ftwerfälligen ©erfahren beS 
§ 456 ff. ber ©ioilprogeßorbnung entfeßieben; ber ©influß beS 
AidjterS — ber nitt einmal ocrlangeit fann, baß bie Partei per* 
fönlit oor ißm erfdßeint (oergl. §. 132 ©ioilprogeßorbnung mit 
§. 40 beS ©ewerbegcrkßtSgefeßeS) — ift beftränft; feine Urtßeilc 
finb ftetS ber s J?atpriifuug burt bie öan&geritte unterworfen, 
bereu Mitglieber baßer Ißatfätlit un b io ber Anfid;t beS ^ublifumS 
als feine ©orgefeßte erfteinen, ©ei ben auberen bagegcit ift ber 
9tid)ter in weit ßößerem ©rab £>err beS ^rogeßfioffeS; baS ©er* 
fahren ift ftuell, baS Urtßeil ift enbgiiltig — mit ber ©ebingung 
freilit/ baß jebe ©artei oerlaugen fann, baß eS nitt oom ©itter 
allein, fonbern unter 3ogießung oon ©etfißcru erlaffeu werbe.*) 

©h’irben biefe Unterftiebc baburt wdt gemadjt werben, baß 
bei bem einen ©eritt ber ©itter, fei er audj nod) fo mig* eignet, 
nnabfeßbar ift, wäßrenb er bei bem anbern burd) 9Jitt-'l s 3icberii>ahI 
entfernt werben fann? Dberbaburd), baß bei bcrAuSwaßl brv^)iid)ters 
für baS eine ©erid)t (ogl. ben in Preußen im ©krbeu begriffenen 
Affc!!oreu* s J?aragrapßcit) befonbcreS ©eiuidjt auf feine „gefellftaft 5 
lid)e Stellung" unb was bamit gufnmmeuhängt, gelegt werben 
wirb, wäßrenb bie ©emeinben in ber l ? nge finb, bie ©efanntfdjaft 


*) nßtilid) wie bas ©erfahren in ©nglanb oor ben comify 
ourts (ogl. ©neift, ©ugl ©erwallungsrett 075). 



27 Jn$ ©ewerbegericht. SHttheüungen beS VerbanbeS beutfdjcr ©ewerbegerichtf. Sr. 8. 


mit ben örtlichen Verhältniffen uttb baS Sntereffe an bcm oon ben i 
@<hiebSgerichten 311 beherrfdjcnbett SechtSgebiet uorzugSweife $u . 
beröcfftditigen? ! 

Jic Beantwortung btefcr gragen wirb bereits bie nädjfte 3 ufunft 
bringen. @djon jefet aber geigt fich, bafe bie $ompetenz*drroeiterung 
auf eine Reform ber dtuilprozefeorbnung, auf Vefdjleunigung 
unb Verbilligung beS Verfahrens, auf ftärferen dinflufe bcS SidjterS 
auf bie Sßrojefjbehanblung ^inbrängt^ unb bafe fie jubent für bie 
grage ber ©eridjt£«0rganifation nicht nur wegen ber Verftärfung 
beS £aienelements oon Velang ift, fonbern auch namentlich baburd), 
ba& fie neben ben oom ©taatS-Dberfjaupt, b. h thatfädjlid) 
oon ber Suftisuerroaltung, ernannten ben oon ber ©emeinbe* j 
oertretung erwählten dichter fcfct. 

Welche Sichtung &tefe dntwitfclung roeiter nehmen roirb, fteht bahin. 
Sknn ber $anbel nicht nur unfer ganjcS ßioilrecht mit neuen 
3 been befruchtet, fonbern auch unfere Suftijorganifation zu wefent* 
liehen gortfehritten ©eranlafet hat, — man benfe an ben Vöedjfel* | 
prozefe, bie $anbclsgerid)te, bas StanhirSredjt — fo fällt bent bis« 1 
her oernachläfeigten Arbeitsrecht biefelbe Aufgabe, unb in noch er* j 
höhtem TOafee, zu. SE)ie $ompetenz*drroeiterung ber ©eroerbe* j 
gcricfjte bebeutet bie Schaffung befonberer ©erid)te für baS | 
ArbeitSred)t. 

0b biefe ©eridjte für baS ArbeitSred)t bann auch noch bie 
Aufgaben als dinigungSamt unb 3ntereffcnoertretuug behalten 
fönnen, ober ob fidj für biefe roichtigen Obliegenheiten befonbere j 
Drganifationen — ArbeitSfammern im eigentlichen Sinn — bilben 1 
loerben, baS finb roeitauSfehenbe fragen, beren fiöfung ber weiteren ! 
3 ufunft überlaffeit bleiben mag! | 

granffurt a. 5ft. Ä. fSrlcfch- , 


üedjtfpredjung. 

Stufe ber Arbeitgeber bem Arbeiter Sohn für bie 3 c *t 
zahlen, wäferenb welcher er wegen ©elbmangelS bie Arbeit 
ruhen labt ohne bie Arbeiter juentlaffeit? (Urteil beS ©ewerbe» 
gcridjtS unb Sanbgerichts ©tettin.) 

(Sine Aujaljl 8i mm ergefeflen hatten am ©onnabenb oon ben beiben 
Arbeitgebern ben fälligen Sohn nicht befontmen fönnen, weil Sefeterc 
oon ber Vanf fein ©elb ethalten hatten. 3h f er Angabe nadj tourbe 
Shnen gefagt, fte foHten ftd) gebulben, eS werbe weiter gearbeitet, fo- 
halb (Mb eingchc. Jie Kläger warteten jehn Sage unb legten bann, ba 
bie beiben Sauunternehmer (Mb nicht erhielten, bie Arbeit nieber. ©ie 
©erlangten mit ber am 29. Januar 1895 angebrachten SHage an rücf* 
ftänbigem Sohn unb an (Sntfchäbigung für bie SBartejeit 405 M. 
tfünbigungSfrift war beiberfeitig ausgefdjloffen. Jurdj Urteile beS ©e- 
werbegcrichtS oom 81. Januar unb 6. Februar 1895 würben bie Arbeit¬ 
geber oerurtheilt. 

Jie Serufung würbe burch Urtheil beS königlichen Sanbgerichts 
ju ©tettin, IV. dioülauinter, oom 11. gebruar 1896 zurüdgewiefen. 

©rünbe: Sie erfte dntfcheibnng wirb burch baS drgebnife ber 
neuen SeweiSaufnaljme gehalten. Janadj fmb bie Kläger, bie an ben 
Seflagtcn für bie .£>crftellimg ber 3inunerarbeitcn eines beftimmten 
SaueS angenommen worben waren unb bie bemgemäfe, obgleidj fie 
feberjeit ifjrcrfeits bie Arbeit nieberlegen unb oon bem Seflagten jeber- 
jeit entlaffen werben fonnten, anneljmen burften, baf? ihre VcrtragS- 
gebunbenheit fo lange bauere, bis entweber ber Sau fertig fei, ober fte 
auSbriidlidj entlaffen würben, niemals oon bem Seflagten aus ber 
Arbeit entlaffen worben, ©ie fmb oielmehr oon ben Seflagten burch 
bie Sertröfiung, bafe jeben Jag bie 3af)lung beS rüdftänbigen Sohnes 
erfolgen werbe unb bann bie Arbeit wieber oormärts gehe, ueranlafet 
worben, ftd) jur Verfügung ihrer Arbeitgeber $u halten, als bie Arbeit 
am 19. Januar 1895 ftoefte. Jie Seflagtcn müffen ihnen beShalb für 
bie 3eit, wo fie feierten, ben Sohn zahlen, ben bie Kläger oerbient hätten, 
wenn fte bie Arbeit fortgcfejjt hätten. Ja bie Seflagten als ©runb 
ber ArbcitSftocfung fortgefejjt lebiglich ©elbmangel bezeichnet haben, fo 
ift bantit fdjon ihre Sehauptung, bafe bie gortfüljrung ber Arbeiten 
wegen grofieS nicht habe ftattfinben fönnen, wiberlegt. 

(Anm.: An biefem Urtheil fmb nebenbei bie 3eitangaben intereffant;: 
JaS ©ewerbegeridjt hat nach Jtoei be^o. ftebett Jagen ein Urtheil er¬ 
laffen. Auf bie dntfdjeibung bcS Sanbgerichts unb batnit auf Saljlung 
beS ihnen zuftefeenben SetrageS mufeten bie Äläger ein 3ahr walten.) 

§at ber Arbeiter, ber bieArbeit unbefugt oerlaffen hat, 
auch bann ©chabenSerfafe ju Ieiften, wenn er nachher oont 
Arbeitgeber gemifefjanbclt worben ift? (§. 124b, §. 124 Abf. 2 
©ewerbeorbnung. — Urtheil beS ©ewerbegerichtS granffurt a. St.) 


Jer Kläger hat bie Arbeit am 26. Starz unberechtigter fBetfe oer 
laffen. Jie (oom Seflagten gegen rüdftänbigen Sohn in »0: 

8,50 Sur Aufredjttung oerwanbte) ©<haben$erfa$»gorberunö 100 : 

mithin an ftdj gerechtfertigt. Auch fann mit biefer ©djabenßerja^ 
gorberung gegen bie Sohnforberung fompenfirt werben; beim 6 ert. 
gorberungen rühren aus bem ArbeitSuerljältniffe hfr wnb es Ijantc! 
ftch — ba Äläger gegen V?onatSlol)n angcftcUt war — um ben Slrbrr.f= 
lohn aus einer noch nicht abgefchloffenen Sohnperiobe, ber iebenfaH. 
erft mit ber rechtSntäfeigen Auflöfung beS ArbeitSoertrageS fällig gerpen*; 
wäre, fo bafe Kläger burdj bie ^flidjt beS Seflagten jur Saar$a hlur. 
ben äonfcnS (§. 115 ©ewerbeorbnung) nicht anrufen fann. ©leidhwcf 
fonnte bem Antrag beS Seflagten auf Abweifung ber Sflage nicht rr 
oollcm SJlafee entfprochen werben. ©S war baS SBegbleiben beS Älägeir 
wenn auch jn Anfang, fo bo<h nid)t währenb ber ganjen J)auer t;: 
ÄünbigungSfrift ungerechtfertigt. Seflagter hat iljn, als er nach feinen: 
Austritt feine Rapiere holen wollte, thätlich mifebanbclt unb ihm baburd' 
jebenfaHS oon biefem Jage ab, baS Stecht $um Austritt gegeben ($ I 
3 iffer 2 ©ewerbeorbnung), was Kläger bis bahin nicht hatte. ?«■: 
burdj bie ArbeitSeinfteDung oom 26. SRärj an entftanbene Beaten 
enbigte alfo bereits am folgenben Jage mitbec thätlichen 9Äifeh an ^ an i7 
beS Klägers. Seflagter fann hiernach nurfür noch nicht smei 
Jage drfap oerlangcn, unb cS erfchien baher gerechtfertigt, ben ©chabfn4= 
erfafe, ber ohne weiteren VachwciS auf 2,50 M. für j^ben »ollen Jag, 
berechnet werben fonnte (§. 124b), auf 4,95 JC. feftjufefcen. I 

Jarf ein Stäbchen ben Jienft oerlaffen, wenn in baS ihr I 
angewiefene ©d;lafjimmer ju einem anberen Stäbchen eir 
3Jtann eingelaffen wirb? (Urtheil beS ©ewerbegerichtS ÄarlSraEit 
Vorfifeenber 9icd)tanwalt Soedh). 

Kläger behauptet, bie Scflagte fei bei ihm als Äücheiimäbchen nr. 
einem StonatSlofeu oon 12 M nebft 5foft unb ©ohnitng eingetreten 
habe aber ohne Äüubigung wibcrrechtlicher Seife beit 2)ienft oerlaffen: 
er oerlaugt dntfdjäbigung unb Südzahlung beS auSgefoIgteu ©afi* 
gelbes. 

Seflagte giebt zu, bafe fte beu Jienft ohne ftünbigung oerlaffen j 
habe, ift aber ber Anficht, bafe fie hierzu ooDauf berechtigt getoefen jrt | 
©ic habe mit gioei anberen Stäbchen in einem gemeinfamen 3inimer I 
fdjlafen müffen. dineS biefer Stäbchen habe in ber erften Sacht einen | 
oerheiratheten Staun Samens Steuer mit ins 3ünmer genommen m:t< | 
mit beiufelben in einem Sott gcfd)lafeit; bieS fei am anberen Storgen bcm 
Kläger mitgetheilt worben, trofebnn fei in einer fpätcren 9tad)t wieber 
berfclbc Steuer in baS ©d)Iafzimmer eingebrungen in ber gleichen Abjtht 
ber Scgchnng unfittlicher ^anblungen. Auf Sorhalt habe Stläger 
gefagt, er fömtc ba nidjts machen, bie ©äfie blieben ihm fonft weg; 
Seflagte ©erliefe in golge beffen ben Jienft. 

Kläger giebt zu, bafe bie ÄeHnerin, welche mit ber Seflagten ein 
Simuicr gemeinfant mit einer weiteren Sebienfteten bewohnte, in ber 
erften Sacht nach bem dintritt ber Seflagtcn einen $crrn in ba? 
©chlafzimnter mitgenommen hat, unb bafe in einer fpäteren Sacht ber 
genannte t>cr^ciratf)ctc Stann in bas ©djlafzimmer ber Sötäbchen cinbrang. 
dr fiettt in Abrebe, bafe er am Jage, nachbem bie ffeünerin einen 
^errn in baS ©djlafzimmer gebracht hatte, fjtanwn Stenntnife erhifl5 
giebt aber zu, bafe biefeS Stäbchen heute noch in feinen SDienften fleht 

©rünbe: Jer Arbeitgeber, welcher feiner Arbeiterin SBofjnung zu 
fteÜen hat, ift oerpflichtet, bafür zu forgen, bafe fie in bem ihr überladenen 
©djlafjimmer — mag baSfclbe oon ihr allein ober gemeinfant mit Anberen 
benufjt werben — ftch aufhalten fann, ohne bafe fie ber Sumutfjung aus* 
gefefct wirb, entweber felber unfitlliche ^anblungen ju begehen ober bie 
Scgefjung berartiger §anblungen burch Anbere in bem gemeinfamen 
©chlafraum zu geftatlen. Äommt er biefer Verpflichtung nidjt nah, 
ober läfet er, falls ein berartiger Vorfall fich ohne fein Vcrfchulben 
ereignet, nicht fofort Semebur eintreten, fo fefet er ftch feinerfeits 
bem begrünbeten Vorwurf aus, bafe er bie Arbeiterin zu oerleitcn fuc^r, 
in bem gemeinfamen ©djfafraum bie Verübung unfittlidjer ©anblungcn 
burch Jritte zu geftatten, eoent. auch felber foldjc ^anblungen ju ocr* 
üben; in einem folgen galle wäre bann bie Veftimmung beS §. 124 :i 
ber ©ewerbeorbnung begrünbet unb bie Arbeiterin zum fofortigcu Ser* 
laffen ber Arbeit berechtigt. 

JaS ©eridjt nimmt nun in oorliegenbem gaHe auf ©runb ber 
übereinflimntenben Angaben beiber Jheile als erwiefen an, bafe bie in 
bem gemeinfamen ©chlafzimmer wohnenbe Kellnerin in ber erften Saht 
einen §errn mitgebracht hat, unb bafe weiter in einer zweiten Saht 
wieber ein $err in baS genieinfame ©chlafzimmer eingebrungen ift, 
fowie bafe bic an bem in ber erften Sacht ftattgehabten Vorfall be 
theiligte SteHncriu h f ule noch im Jienft bes ÄlägerS ftch befinbet 
JaS ©eridjt nimmt aber ferner auf ©runb ber AuSfage ber Veflagten, 
welche einen burdjauS glaubhaften dinbrud machte, weiter als erwiefen 
an, bafe bem ftläger ber Vorfall ber erften Sacht alsbalb am barauf- 
folgenben Stargen burch baS brüte in bem 3iuimer wohnenbe Stäbchen 




30 


29 


$aS ©croerbegeridjt. SKittfjfilmigcn be« VerbanbeS beutfdjer ©croerbegerichte. 9?r. 3. 


mitgct^cilt mürbe, fowie, bah ber Kläger weiter auf Vorhalt erwibcrte, 
er fön ne ba nichts machen, bie ©äfie blieben iljm fonft weg. 

AuS obigen feflgefieOtcu Sbatfa^cn folgt, bah Kläger feine Vcr* 
binblirf)feiten gegenüber ber Vcflngtcn nicht erfüllt I;nt -- er hätte bie 
bei bent erften Vorfall betheiligte Kellnerin alsbalb entlaffen nnb baS 
3ttnmer ber Bcflagten oor bem ©inbringen non ©äflen idjüfecu muffen 
—- unb bajjBcHagte auf ©runb ber seeftiimmmg bes § 121 * ber ©emerbe* 
crrbmmg berechtigt war, ben Sienft alobalb ju oerlaffen; cS muh ober 
weiter gefagt werben, bafj fie hierzu nicht nur nach bem ©efefo bc» 
reebtigt, fonbern auch zweifellos moraliidi ucrpflidjtet war. 

hieraus folgt, bah bie .Klage abgewiefen werben muhte. 

3 ft cs eine grobe Beletbigun g im ©iune be$ §. 12 :} Ar. 4, 
wenn ein Arbeiter einen Vertreter bes Arbeitgebers als 
„ © treifbredjer" bezeichnet? (Urtheil beS ©emerbegeridjts grnnf* 
furt a. HJt. Voiftfcenber: ©erichtSaffeffor $ßol)lmann.) 

Ser Kläger hot oon bem gaftor §cx bcflagten girma in einer 
öffentlichen Verfammlung ber ©djriftgicßtT unb Buchbrucfer gefagt, „er 
fülle in Defterrcich bie Volle eines Streifbrcdjerö gcfpielt hoben". Stach 
feinen eigenen Angaben hot er biefc Acufjcrung gctbnu, um beit Sü¬ 
ll orern zu zeigen, mit wem fie e$ in ber $erfon beS gaftorS 31 t tlnut 
hätten, Ser gaftor ber bcflagten girma gehörte 30 beit organifirteit 
Arbeitern. Scr Kläger ift in golge biefeS Vorfalls ohne ftünbigung 
entlaffen worben. Sie ©iitlaffimg ift für gerechtfertigt erflärt worben, 
weil baS 2Bort „©treifbredjer" für einen organifirteit Arbeiter baS Ber» 
laffen ber Drgaitifation, bamit einen Berratl; att ber eigenen Sache 
tmb eine ehrlofe $anblung bejeidjiict. ©rfdjwrrettb ift ins ©ewicht ge¬ 
fallen, bah bie Aeuheruttg tu einer öffentlichen Bcrfammluug gethau ift 
mtb ber Kläger mit bent gaftor ber bcflagten bis zu feiner ©ntlaffung 
auf famerabfdjaftlichem gufjc gefianbctt hot. 

begriff beS Arbeitgebers. Ser gnfjaber eines Sienft* 
mannsinftituts ifl nicht Arbeitgeber ber Sicnftmäniicr. SaS 
©ewerbegeridj t ift l)icrnach für Streitigfeiten zwifdjen ihm 
unb ben einzelnen Sienftntättnern nicht zuftättbig. (Urtheil 
beS ©ewcrbcgcrichts granffurt a. uom 7. 3Jtai 1896. Borfibeitbcr: 
©crirfjtSafjfffor ißoblmnnn.) 

Sie 3 u ftänbigfcit bes ©emerbegcrid;tS ift eine flusfdjlichlidjf nnb 
non Amtswegen zu prüfen, guftanbig ftnb bie ©emcrbcgerichtc aber nur 
für Streitigfciten zwifchen Arbeitgebern nnb Arbeitern, ©in JoldjcS Bei* 
höltnifj hot zwifchen ben Parteien nicht bcftaitbeu. S?enu and; gemäh 
Ar. 5 bes Statuts ber „SdjiebfärrdjemAtiftalt'' ber Bef tagte bie Bet» 
pflidttiuig bat, beit ihr unterftellten Sdjicbfdrrdjerit möglichft Arbeit jn 
oerfchaffen, fo oergiebt fie Arbeit jebodj nidjt, fonbertt vermittelt ftc nur. 
Bfait mag baS Berbältmfo ber Anftalt |tt ihren Sdjicbfärrchern als 
©arantie- ober 3?ürgfdjaftSDerhältnih bczeidjttcn. Arbeitgeber bleibt im 
einzelnen gaü immer berjenige, ber bie Arbeit crthcilt hot. Siefer zoljlt 
audj ben Sohn. Sie ©dpcbfärrdjcr fiub nicht einmal ucrpflidjtet, mit 
betn Gefragten abzttrcchnen. 

Aus biefen ©rütibcn muhte fid; baS ©eridjt für unzuftdnbig er* 
Hären unb, ohne itt eine fadjlidjc Prüfung einzutreten, bie Klage ab* 
weifen. 

3ft ber ©infprud} tuirffant eingelegt, wenn bie ©in* 
fprud)Sfchrift nicht unterfd; rieben ift? (Urtheil bcS ©ewerbe* 
gerichts Kaffel). 

©rüubc: Stad; § 08 bes ©ewcrbcgerid;tS = ©efeheS fatni ber ©in» 
fprudj gegen ein Berfäumnihurtbcil burd; ©iurcichuiig einer ©rflärung 
bei bem ©ewerbegerid;t eingelegt werben, unb cS ftnb für beit 3n()nlt 
biefer ©rflärung gemäß § 23 bij. bie entfpred;enben Beftimmnugen ber 
©ioilprozehorbnung über ben ©infprud) maggebeiib. Ser l;icr in Betradit 
fotnntenbe § 305 beS Icfjtcreu ©efc^cs enthält zwar feine ausbriidlichc 
Borfdjrift bariiber, bah bie ©iuiprud)Sfd;rift bie AnmciiSuutrrfdjrift beS 
AntragftctlcrS enthalte. Saß öieS gleid)wol)l ein nothwrnbiges ©rforbernih 
bilbet, folgt aber ans nUgfmeinen Sirdjisgrunbfäjjnt, ittbent bie Unter* 
fdjrift erft bie Sßrrfcftion b-S ^iilleu» fonftatirt. ^n biefem Sinne l;at 
audj baS 91eid)SgeJdjt — ‘3efd)luf> uom 22.3Kärz 1893; SBanb 31, 
S. 378 -- entid)teb(ti ^icrnadj war ber ©infpnid; ber bcflagten 
als unzuläffig zu oerwerfen. 

(Butarf)ten «nt» Anträge. 

Sohttbücher für ©era. Sebettfett ber gabrifanten. Qu (Kcra war 
aus ber teilte ber Vlrbcitcr-^eifitjcr citt Antrag formulirt, wclrfjcr für 
aIIcmcd;aiti|d;ctrBcbereten^of;iibüdjcrin hcfiimmtcigoiin oblicjatorifd) 
machen wollte. 3f l beit 2>erf;anMitngeit bariiber (ugl. 9tr. 1 bcS „©e.« 
roerbegeridjtS") wirb uns ootn 'gabrifanteiiücrcin mitgetheilt, baß bie 
gabrifantni bas ^oihanbenfcin non llnfidierheiten über bie Üot)n* 1 
anfpriidje befreiten. „Qu ben meiflnt größeren Webereien werben 
biejettigen Notizen, wcldjc für ben Arbeiter oon ^iertl; fiub, als : 


Sänge unb 93reite beS StücfeS, fowie 6chuhs a ^/ btm Betrcffenben 
1 Arbeiter bei ©mpfangnabmc beS zu nerarbeitenben SÄaterialS 
fdhriftlid) in gorm eines fogenannten ©tuhlgettels übergeben, 
auherbetn werben laut §. 5 ber grabriforbnung einem jeben Ar* 
beiter auf Verlangen bie feften Sohnfäfee mitgctheilt, fowie jebe 
weiter geroünfd;te AuSfunft ertheilt." — S)er in Bezug genommene 
§. 5 beftimmt: „S)ie feften Sohnfähe werben jebem Arbeiter auf 
Verlängert mitgethcilt." S)ic ©rtheiluug weiterer AuSfunft (wie¬ 
wohl wir nicht baran zweifeln wollen, bafe fte oorfommt) ift alfo 
in ber gfabriforbnung bis jept uid;t oorgefchrieben. Auherbem ift 
für ben öerncrftchenben fdjwer oerftänblich, weSweaen bie Sohn- 
fäfee bloh „auf Verlangen" mitgetheilt werben unb nicht jebem 
Arbeiter ein ©jemplar eittgehanbtgt wirb. S»aS SJtinbefte, was zu 
forbern wäre, wäre übrigens, bah gunäc^ft wenigftens baS, was 
„in ben mcifteu gröhern Webereien" gefchieht, in allen gefchehe. 

Anträge im ©cWerbegericht Berlin: Schuh ber Bauarbeiter 
gegen Sohnnerlnfte. S)er Ausfdhuh beS ©ewerbegeri^tS Berlin 
oeThanbelte in mehreren ©thungen Pom Sezentbet 0 . 3- bis 
©nbc üJlärz b. 3 übet einen Vortag ber Arbeiter = Beider, 
ben ©tlah eines ©efefeeS ju beantragen, welches ein prioilegirteS 
Vorrecht für alle Söhne in Bauarbeiter - gorberungen 
bet eintretenber ©ubhaftation einräumt. SBährenb bie grage bet 
Sftibftäube im Baugewerbe meift im ©tnne eines ©dhnheS bet 
Baul;anbwerfet behanbelt ju werben pflegt, würbe in ein» 
gehenber Verbanblung be§ AuSf^uffeS unter Beibringung reichen 
ÜKaterialS bie Diothwenbigfeit eines ©chufjeS ber Bauarbeiter 
gegen unfoltbe Bauunternehmer unb Swifthcnunternebmer betont. 
Unter Abftanbnahnte nott ber gorberung eines ^l}pot^efarifd^en 
Vorrechts würbe bie ©infühtung einet petfönlichen Haftung ber- 
jenigen, in bereu 3 n ^ c ^effc ber Bau auSgeführt wirb, beS Bau¬ 
unternehmers unb BaugelbgeberS (nach Analogie beS § 27 beS 
Bau*UnfaHoerftdjerungS-©efefce8) in folgenber SBeife beantragt: 

gür bie gorberungen ber bei Ausführung eines Baus b& 
fchäftigten Arbeiter aus bem gewerblichen ArbeitSoerhältnih hof^l 
im gaUe ber SohlungSunfähigfeit beS Arbeitgebers (Kolonnen* 
führerS, 3tüif^cnuuternehmerS) ber Bauherr unb im gaUe oon 
beffen 3al)IungSunfähigfett ber Baugelbgebcr. ©inb 3wif^enunter- 
nehmer oorhattben, fo hoften btefe not bem Bauherrn unb zwar 
fämmtlicf) folibarifdj. S)er Arbeiter, ber auf ©runb biefer Beftim- 
mungen einen Vormann in Anfpntch nehmen will, mu§ innerhalb 
acht Sagen nach gäüigfeit feiner gorberung bem Voratann unter 
Angabe ber ^)öhe ber gorberung Anzeige erftatten. S)et An¬ 
gezeigte, ber behauptet, bah ein 3roif<h enmam t lh m haftet, 
hat innerhalb brei Sagen leßtercm oon bem Aitfpruch Anzeige 
Zit erftatten unb bem Arbeiter Aadjricht baoon zu geben. S)et 
Baugelbgeber ift oon ber Haftung frei, fofern ber Baugelb-Vertrag 
00 t ber Anzeige burch 3al)lung oollftänbig erfüllt ift unb et 
biefeS burch Anfchlag auf bem Bau befannt gemacht hat. 

Auherbem würben folgenbe gefcfcliche ÜRahnahmen für er- 
forberlich erachtet: 

1. burch Aenberung bcS $anbelSgefe(}bu<hS ju beftimmen, 
„bah, wer gewcrbSmähig Bauten auf führt, als Kaufmann zu 
betrachten unb üerpflidjtet fei, feine girma eintragen z u laffen 
unb faufuiännifche Bücher z u fühten"; 2. burch zutteffenbe 
Acnbeumg ber tfonfurSotbnung bie Beftimmiftigen wegen be» 
trüglichen BanfrottS zu Oerfchärfen; 3. burch zutteffenbe Aenbe¬ 
rung bcS ©tvafgefeßbuchs bie Beftimmungen über ben Betrug 
unb betrftgerifcf)en Banfrott zu oerfchärfen. 

(Eiuigiiugsfimtcr. 

Beilegung beS ©chnhmacher-StreifS in Vfatng burch bie ©eloerbe- 

gerid)tS-Vorfthenben. gür bie ©utwicflung, roddjc bie einigungS- 
amtlidje Sl;ätigfeit ber ©ewcrlcgcridjtc nimmt, finb auch folche 
©ddidjlimgen 0011 Sntcrcffe, in bencn nid;t bas ©ewerbegerid;t alo 
folcbco, fonbern bie Vorfipenbeu peijöulid) atigerufcn waren. 3n 
ber Viainzcr ©d;uf;fabrif ©id;baum »t © 0 . tralcn ©nbe s D^ärz 
b. 3 . bie 3wicfer unb AuSpuper in Ausflatib, weil über bie Sohn» 
jäpc für bie Arbeit au einer neu aufgcilellteit s D?afchine eine Ver» 
ftänbigung mit ber gabrifleitung nid)t l;erbeigefiif)rt werben fonntc. 
Sa and; nerfdjiebeue fpater unternommene Ver|udjc ber fircitenben 
Parteien felbfl, z 11 einer ©iuigung zu gelangen, fehl gefchlagen 
waren, fanb auf ©rfudjtit ber Arbeiteroertrctcr zwifd;cn biefem unb 
bem gabrifinbaber am 30. 51iärz eine Auofprad;c oor bem Vor» 
nßcubcn beS ©ewerbcgeridits, Acd;nungSrath Antenb, ftatt; ein 
Anrufen bes ©cwerbegeiid;to als ©iniguugsatnt war beibcrfeitS 
nicht beliebt worben, hierbei gelang cs zwar, über bie fämmtlicheii 
©treitpiniftc, bic [ich auf bic Sohnfrage, bie gleichmähigc Bertheilung 




Ta« GiJerocrbcgnicfjt. SRittheilungen be« Verbanbf« beutfher ©emerbcgeri^tf. Ar. 3. 


32 


31 


ber Arbeit, bie gleichzeitige Ausgabe bed gefatntnten ArbeitdmaterialS, 
ben 0d)luß ber Arbeitszeit am Samftag um 6 Uhr u. A. m. er« 
ftrecften, eine Verftänbigung $u erzielen, dagegen lehnte ber Arbeit¬ 
geber bie 3 ll billtgung ber angefprohcneit Vergütung für ben Saß. 
baß ein Arbeiter roährcnb ber regelmäßigen Arbeitdzeit in Solge un- 
gureirfjcnber Vefhäftigung eine Stunbe ober länger au ber Sortierung 
bearbeit gcljiubert toerbe, untergmiroeidbarauf ab, baß fleinerc Unter* 
bredjungeu uuoermeiblid) feien unb in allen gleidprtigcn betrieben 
oorfommen. Tie SabnHeitung rooüe (toic fdjou in ber beftcl;enben 
gabriforbming) bie 3ufage geben, baß jeber^rit, oorfommenbe Vc* j 
triebdftöniugen ausgenommen, fiir audreidjeube Vefhäftigung bec i 
Arbeiter unb Arbeiterinnen Sorge getragen unb allen hierüber er* ' 
bobeunt Vefhroerbeu fob.ilb als möglich abgeßolfen roerben fofle. 
liefet? 3 u geftäubmß fanb inbeß nicht ben Veifaü ber audftäubigen 
Arbeiter, bie in Aiiiffidji auf bie feitßer gemachten trenig giim'tigen 
Grfabrungcn uoüc ©ernähr bafiir oerlangten, baß iic für bie golge 
gegen uiiücrfhiilbde Unlcrbrcdjungeu nurfinm gcfd)iißt feien, unb 
rourbe ebeitfo in einer am gleichen Abnib ilattgefunber.cn allge* 
meinen ArbeikT*Vcrfamtnliiiig ald oollftäubig unannehmbar be* 
Zeichnet, Tie baranfbin abgebrodjenrit Verhandlungen mürben am 
10. April, nadjbent tu ber 3wifdicuzcit noch oerfdjicbene Giniguugd* 
ücrfud)c ftattgefuuben hatten, bie inbeß bei bem ftarren SeftOalten 
beiber Xßede au bem vertretenen Staubpuuft fdjeitern mußten, oou 
bem Dber*Vürgennetfter Dr. ©aßnec nodjmald aufgenommeu unb 
hierbei oou bem Sabrifiuljaber bie Giflariutg abgegeben, baß er in 
3ufunft auf oollftäubige unb gleichmäßige Vefhäftigung feiner 
Arbeiter Vebadjt nehmen, bei ftillcm ©efcßäftdg rnge aber jur 23er* 
meibung oon Verzögerungen bie Arbeitszeit uerfürzen toerbe, ebeufo 
baß alle an bem Au&ftaub Vctbeiligteu roieber in Arbeit treten 
foÜen. Ta bie audftäubigen Arbeiter mit biefer 33Ucherung 311* 
trieben 10areu, mürbe ber Audftanb für bcenbigt erflärt unb bie 
aldbalbige ©ieberaufiia(;me ber Arbeit rerabrebet. 


Allgemeine? über (Brmrrbcgcrldjtc unb 
Arbeitsertrag. 

©#«ctttgfeit bcö Verfahrend beim ©etoerbegeriht« Aad) bem 
Jahresbericht bed ©eroerbegerihtd ©otha mürben im Jahre 1895 


| oon 77 Streitfällen 51 am Tage nah ber Klagcerfjebuitg erlebigt. 

' Aur oier Sahen erforberten länger ald eine 28od)e bid jum 
I Audtrag. 

Heber bie #öhe ber Streitobjeftc oor ©eroerbegerihien roerbett 
in ben Verroaltungdbrrihtcn nahfolgenber Stabte Angaben ge* 
mäht: 


Ta« 

Streit* 

Verlin 

Köln 

Sranffurt 

a./Af. 

Stuttgart 

€>aUc 

in^ofen 

obicFt 

betrug 

vcy> 

ut 


*cr 

i-t 


je- 

% 

M 


M 


sB* 

e 


JL 


°/o 

s 

°/o 

O 

s 

n 

% 

>3 

°o 

t3 

°lO 

bid 20 

5322 

43,6 

510 

31,5 

638 

34 , 2 

760 

62,„ 

173 

34,7 

162 

64 

20— 50 

4546 

87,3 

791 

48, 8 

83! 

44,c, 

340 

27,5 

251 

50,3 

98 

32,7 

50 - 100 

1751 

14,4 

205 

I 2 ,a 

‘274 

15 

86 

6,0 

49 

9,8 

28 

7,7 

100—200 

433 

3,5 

71 

4,5 

69 

3,5 

' 38 

1 3, 

22 

' A ' »4 

16| 

6 ,1 

200-300 

82j 

O .7 

24 

1,5 

311 

1,7 


2 

0,4 

1 

I 0 ,, 

300u.mel)r 

64! 

0,5 

18 

l.i 

1 «! 

1 

7 ! 

0,5 

2 

0,4 


— 


12198 

100,0 

1620 

100,0 

1861 

I00,o 

1231; 100,01 

4991 

100,0 

30o| 

M,o 


Jn ^ofeit, §aße, Stuttgart machen alfo bie Streitfälle mit 
Dbjeft unter 50 , ft faft 9 /io, in Berlin, flöht, Sranffurt a./9R. 
8 / 10 aller Salle aud. Ter Untafdjicb in ber £>öße bed Streit* 
roerthed biirfte mit ber oerfd;iebencn £)Öl;c bed l ? of;ned ^ufammen* 
hängen. 

3«nt Verzeichnis ber ©etoerbegerihte in Ar. 1 finb einzelne 
AmnerFuitgen binzujufitgen. 3 U ©nippe IV: Kattoroiß ift ber Stß 
Zrocier ©en)erbegerirf;te (Kattoroiß*Kreid unb Kattounß*Stabt) unb 
J ift außerbem an baö Verg* unb ©eroerbcgerid;t Veuthen 0/S. 

! augefhloffcu. ^übeufdjeib ift ber Siß einer flammer bed ©eroerbe* 
geridjjtd Altena; bie (Gruppe jäßlt im ©an$en 30 ©eroerbegerihte. — 
3u (Gruppe V: flimpten unb ^iidmar finb oßue OJeroerbegcriht; 
bie (Gruppe zählt 27 Ojerocrbcgerid)tc. — 3 11 ^peilte 9/10: Lennep 
f'Bcftfaleii) ift Siß eitted ©erocrbegeridjtd. ^ehnftebt befißt außer 
bem 2krg=Ü)eroerbegcrid)t für bad ©erzogthum Vraunfhmcig auh 
ein ©croerberiht für ben ©emeinbebezirf. 


^ie gleihs^tig hiermit audgegebene Ar. 36 ber 2Bohcnfhrift 
„Soziale Vragid, ^entralblatt für Sozialpolitik enthält: 

SDie SiimilienherFunft ber preußifheu 3unften. Von 0bcr* 
lehrer Dr. (5. pudert (Aeißc). — Dcfterreihifh^ unb 
beuifhc ©eroerbeinfpeftion. Von Dr. jur. 5A. 0uarcf 
(Sranffurt a/2JF.). — Arbeiter ald VergrocrFdinfpeftoren für 
Velgieu. Von ^Srof. ©. Vanberoelbe (Vrüffel). — i)ie 
beutfdjc AranFenocrfiherung im 3abre 1893. Von Dr.23.Aotl; 
(Sranffurt a'AF.). —- Arbeitdnadjroeife unb Aaturaioer* 
pflegungdftationen in Vöhmen; Sid;erungdhppotheF für Vau* 
hanbmerfer in Sahfeit; Stäbtifhed Auftiondl;aud für Verlin; 
2Iiitomaiifhc Sparfaffen in italicnifhen Stabten; Oladfteuor 
ald Kampfmittel inflrefclb; Steuer*dinzief)uitg b 11 rcf) Vaitfen 
in Verlin; Stäbtifhcr Vauarbeiter*Shuß in Aürubcrg; 
II. ^“ternationalcr Vevgarbeiter*flongreß; Xariforganifation 
ber beutfhnt Vuhbrucfcr; Sd)mcizcrifd)e ©eroerffd;aften; 
^rioate Vergbau=$oli.zei im 0. £ielc=23inflerfd;en 9tegalbe,zirf; 
2lhtuhr-Sd;luß unb Varbiergeroerbe in Deutfhlanb; Si‘cie Arjt* 
roal)l bei ber ftäbtifd;en Armenpflege in Al;ei)bt; Vcrpahlung 
ftäbtifhen ©elänbed an Aiinberbemitteltc in SJannftabt unb 
in 'Verlin; Staatlidjer Öchrmitteluerlüg im flanton 3ürih‘> 
Aeugeftaltung bed VoIfdfd;ulunterrihted; Vunb beu!fd;er 
Srauenoereinc. 

2hid bem Suhult ber leßlcit ARainummern ber „Sozialen 
s ]>rajid" feien folgenbe 2luf|äbe Ijeroorgeboben: 3>ie AFotiou Saoon 
gegen Sohnoerzögerungen. Von Stabtratf; A. Stecf (Vcrn). — 
Vorfhläge 311 foimnunaler 2lrbeitdlofcn*Vcrftd)crung. Von Vrof. 
©. 91 bl er (Vafel). — Tie ©nguete übtr Srauniarbeit in 23ien 
Von Aboofat Dr. ©. v. Sürth (V3ien). — Tie beutfd;e ©efeß* 
gebung über bie Siirforgcpflidjt für erFranfted ©efiube. Von Sinanz-- 
ratl) Dr. S- 33- 2t. 3i ,n uierntanu (Vraunfdjmeig). — Sittlid)* 
feitdfdjuß für rociblicße AngcitcÜtc in faufniännifdieu ©efdiäfteu. 


1 Von Agned Jierrmann (Sriebciiau). — Tie bentfhe ^anbmerfd* 
I enquete. Von $rof. ©I. Aeubnrg (Grlaitgen). — Ter Acihdtag 
| unb ber Terminßanbel. Von $rof. ©. Gopn (©öttiugen). — Ter 
i Kampf ber ftäbtifhen Vureau*öülfdarbeiter in Verlin. Von 
I A. Vobtnann (Verlin). — Tie s Arbeitdgcnoffenfd;aften in Stalien. 

| Von Dr. Ö. Albertini (Aom). — Aud bem Aotizentßeil: 

I ©eroerbegeriht unb Ginigungdämter für TänctnarF; Ginigungd* 
j ämter in SrauFreih; Staatlid;ed Ginigungdamt in s JAaffad)ufettd; 

' Släubiged Shiebdgcridjt in ber Sd)iffbau*3ubuftrie am Tpne; 

I >JanbelsFatmncr ald Ginigungdamt in ber ©teuer 'perltnutterFuopf* 

| Subuitrie; Stabt*flöluifdje Verfid;erungdfaffc gegen ArbcitdlofigFeit 
im ©inter; Stäbti|d)e Arbeitduad;roetdftcllcu; M'analftcuer nah 
bem Aiietßrocrtß in Aadjen; Tic ÜJiaifeier: 3’Udabunfting im 
Tuidburger Sparfaffenftatut; Stauen ald Armer Pflegerinnen itt 
beutfdjcu Stabten; fl’ommunalbetrieb in eitglifcben Stabten; 3 tt,c iter 
Kongreß ber zentralifirten ©e:rerffd)afteu Tcutfdilanbd; Unfall* 
Dcrfußerung in ftäbtifd;er Aegic in s Dhind)cn; Vefampfung fozialer 
Veftrebungen in Tcutldjlanb; Vvogrcffioc Vemeffung bed ©affer* 
gelbed nad; bem Aiietl;roertß in §>auau u. a. m. 

Stänbige AubriFeit ber „Sozialen ’ißtajid": AH* 
gemeine Sozial* unb ©irt&fdjaftöpolitiF; Kommunale Sozialpoliiif; 
soziale 3 u ftäube; Sraueitfrage; Arbeiterbcroegung; Unternehmer* 
oerbäube; ©erocrbegerid)tc, Ginigungdämter, Arbeiteraudfd;uffe; 

1 Arbcitcrfhuß • unb OJcroerbeiufpeftiou; Verfichrrutig, Sparfaffen; 

! Armenpflege; ©ohuuugdroefcn, ©efunbhcitdpflege, Gntäfjntng; Gr* 

| ziebung, Shule, VolFsbilbuug; Ouftiz; Sutaiizen; Sanbroirthl*h a fh 
§anbmerf unb ©roßinbuflrie; Raubet, Krebit; VerFcßr; Sitterarifhe 
Aeu=Gr[d)eiuuugen. 

^ie ,,f»ojinfo ^nvtio, ffcnlrufOfaft für Soiinlpölilifs“ erfrijefnt jebL*n Joi1lKl*ftaa 
unb foftet mert.ijübrlirf) ‘2 JL 50 .4 e t it f di l i c1 irf) ber Ü/onotdbeiUitie 
©ciuetbenerirlit“. .3» begehen burd) faimullidie ^oitani'tnlten unb ^udilumbluiuicn 
, foiuie bireft buvd) "bie iserti^budjtjanbluiiQ ((iurl .^epmannö Üeiiag, Berlin W., 

! ÜlUnucritr. 44). 


,,^)ad (ftciuerbegei'irf)*" crfdxtiit ntn erden ©oitnerftaft jeben s .lUoiMt3 int miiitbeduniüina uon s 8ogeit. ♦yür bad .‘oalbjalir 'Mprit — September nelnnen 
33ci’tcUungen jmn greife bau 50 fantmtlt.te 'poftanitalten 1111 b iöud)l)anbiiii§en an. Wedelt ^inienbmuj bon 70 ItPf. in Vrieiuiarfen au i£arI t^ic^iiiannd 
Scrlafl, Berlin \v., aucrftraöc 44, erfolgt bie birettc 3 u ) c,löuil v? am 2aae bed C5 - r)d)eiiieiid. 


ffarl ^egmann» Scrlag ln Berlin W. SDJaucrftrafec 14. - Gkbrucft bei Julius eittcnfclö in iöerllu W. — «erautroortlidj für bte tRcbaftion: Dr. 5 . $.iftronj tb öfjnrlottfiilmrgsScrltn. 










I. 


©erlin unb fjranffurt a. SD?., ben 2.3uli 1896. 


9tatntntr 4, 


fas ®>£JDerbrpriit)t. 

Znittfyetlungen bes Derbanbes beutfcfyer <5ewerbegerici?t<>. 


3tebaltion8au8fd&u&: Stabtratf) Dr. in gfranffurt o. SD?, unb SD?agiftrat8=2lffeffor ®uno in ©erlin. 

Jfttit t«|rft4 1 «Uri. 

Äoftenfreie Beilage jur „©oralen BrajiS". 


fttytM «m erflm JowurJUg fett» p«R«tf. 


Garl Hermann« Betlag, Berlin W., SJtouerftr. 44. 


Herausgeber: 

Dr. $• ütnftrtfw. 


«He für bie SfUbaftion be« „©ewerbegerichtÄ" beftimmten ©enbungen bittet man ju abrefftten: «n Herrn SKagiftratÄ-Slffeffor ©uno, Berlin w., Sormfer 6tr. 2. 


«fforbarbeit (©emerbegeri^t 
Berlin.) 

A. Äann bet «rbeiter, ber bei ©tücf- 
lobn nicht auSreicbenb befchüfttgt 
ift, bie ©iffereng gtoifcben bem 
©urcbfcbnttts-Sohn unb bem »irf« 
licken einflagen? 

B. Sfiglicbe ©ntlaffung bei «fforb* 
arbeitern. 

C. 3ft bie Beftimmung ber «rbeit«- 
oxbnung über tägliche Beenbigimg 
be« «rbettfloerhältniffeS auch auf 
ben Arbeiter an»enbbar, bem eine 
befttmmtc «rbeit in «Worb über¬ 
tragen ift? 

Äann ber ©ienftmiethe-Bertrag, ben 
bet Botbefifcet eine« ©efebäft« mit 
bem «rbeiter gefdjloffen bat, non bem 
neuen Sn^aber ftiHf<b»eigeigenb fort- 
gefeit »erben? (@e»erbegericbt unb 
Sanbgeridjt SDliincben.) 

©ie «n»enbbarfeit be« ©eutfdjen 
Budjbrucf er * ©arif« (©ewerbegeriebt 
©tuttgart). 


3ft ba« ©emerbegeriebt für Klagen 
au« einem oertragflmäfeigen Äon- 
furrengöerbot juftänbig? («eich«- 
geridjt.) 

3ft ba« ©emerbegeriebt für fauf- 
männifebe ©ehilfen in ge» erb Heben 
Betrieben guftönbig? («mt«gericbt 
Öeibatß.) 

©ttttgungoämter.38 

©inigungSamt unb «rbeit«na<b»ei«. 

JUlgerae ittes über ©rarerbegertchte 

unb JLrluttswrtrag.38 

Berbanblungen über bie ©rriebtung 
neuer ©emerbegeriebte. 

©er «rbeitöbertrag auf ber Berliner 
©e»erbeau«fteHung. 

# rtefhapen.40 

(Bctr. u. « ßufanunenfunft bon ©e- 
»erbegericbtfi-SJtttgliebern au« «nlafj 
be« «rmenpfleger»Sage« in ©trab* 
bürg.) 


SnbattSangaben ber „Sozialen igrayi«". 


Snljalt 

..33 


«bbruc! fämmtlicber «rtifel ift Bettungen unb 3ettfcbriften geftattet, febotb nur 
mit öoHer {Quellenangabe. 


Redjtrprtdjmtg. 


Äfforbarbeit. 

A. Äann ber «rbeiter, ber bei ©tücflohn nicht au«- 
reidbenb befebäftigt ift, bie ©iffereng gwifchen bem ©urch- 
fdjnittslohn unb bem wirflichen Sohn einflagen? (Urtheil 
be« ©emerbegericht« Berlin, Äammer 2 , Borfifcenber Bfagiftratöaffeffor 
o. ©chulg). 

Äläger ift im ©eroerbebetriebe be« Beflagten al« Hutmad&er oom 
18. Dftober 1894 bi« gum 6 . «pril 1895 auf ©tücflohn Befebäftigt ge- 
mefen. «m letztgenannten Sage Ijnt er bie «rbeit neriaffen, weil er 
in ben beiben lefcten Soeben feiner Beifügung ftatt be« burehfebnitt- 
lidjen SodjenoerbienfteS — nach flägerifdjer «ngabe non 21 JL — 
nur 6,01 begm. 2,es JC nerbient f)at. @r forbert im norliegenben 
BechtSftreit Satzung ber ©iffereng gwifchen bem nerbienten unb bem 
©urchfchnitt«lohn unb gtnar für bie Sothe 

a) nom 24. bi« 80. SJtärg 21 weniger 6,oi M. = 14,99 M. 

b) • 31.3ftärgbi«6.«pril21 - 2,es - = 18,37 * 

gufammen 83^6 M. 

Äläger hat behauptet, bah btefe ©ifferengen im Sofjnoerbienft 
baburch entftanben feien, bah Beflagter ihm böswillig weniger «rbeit 
gegeben habe, al« er thatfächlich gehabt habe, ©r habe bie Sofjnarbeiter 
beoorgugt unb biefen «rbeit gegeben, bie eigentlich ihm gugefommen 
wäre. — Beflagter behauptet, ber ©urchfchnittSoerbienfi be« Äläger« 
habe nom 6. Januar ab bi« 16. äftärg ca. 12 M. betragen. 3m 
Uebrigen fei e« ihm unmöglich gewefen, ben Äläger auSreidbenb gu 
befchäftigen, ba genügenbe Beifügung weber für bie Sohn- noch 
für bie «fforbarbeiter norhanben gewefen fei. ©a« ©emerbegericht er- 
fannte auf «bweifung au« folgenben ©rünben: 


©er 3^8* ©. bat in burchau« glaubwürbiger SBeife befunbet, ba& 
in ber B«t bi« gum 15. HRärg fehr wenige Orbre« eingegangen waren, 
unb ba& in golge beffen im Betriebe be« Beflagten fehr wenig gu thun 
war. gerner hat ber 3 e **8 c befunbet, bafe bem Äläger entgegen ber 
urfprünglichen «bficht be« Beflagten gehn ©ufeenb ©trohhüte in «rbeit 
gegeben worben waren, obwohl biefe «rbeit eigentlich ben Sohnarbeitem 
gufaüen foHte. 

Bach aHebem hat ba« ©eridht für erwiefen erachtet, bah eine Bö«* 
willigfeit be« Beflagten bem Äläger gegenüber nicht oorlag. <5« ift 
ferner burch bie münbliche Berhanblung feftgefteHt worben, bah Äläger 
bie gorberung an ben Beflagten, ihn genügenb gu befchäftigen, niemals 
gefieHt hat. Äläger hat am 6. «pril 1895 feine ©teDung oerlaffen. 
Se|tere« h^tte er fchon früher thun fönnen, benn nach §. 124 Biffer 4 
ber ©ewerbeorbnung fianb ihm ba« ftecht gu, bie «rbeit oor «Blauf 
ber nertragflmähigen 3 ci t unb ohne «uffünbigung gu oerlaffen, fall« 
ber «rbeitgeber bei ©tücflohn nicht für genügenbe ©efchäftigung forgt. 
Senn er bie« unterlief), fo fann er, ba bei ber Sachlage oon einer 
©chäbigung feinerfeit« burch Beflagten nicht bie Bebe ift, Beflagten 
nicht oerantwörtlich machen. 

«nmertung ber Bebaftion: ©ie Be<ht«oerhältniffe ber «fforb- 
arbeiter finb bisher in ber iuriftifchen Siteratur nur [ehr ungenügenb 
behanbelt worben, ©ie Braji« ift fehr fdjmanfenb unb faft immer mit 
allgemeinen Stebemenbungcn begrünbet. ©ine fonfequente, auf ba« Sefen 
be« Berhältniffe« eingchenbe Begrünbung fehlt. Senn man al« gum 
Sefen be« «rbeitöoertrage« gehörig anfieht, bah ber «rbeiter feine 
gange «rbeitSfraft bem «rbeitgeber mährenb ber «rbeitsftunben gur 
Berfügung fteHt, wogegen ber «rbeitgeber in biefer 3*it ben «rbeiter 
befchäftigen muh unb bie Bereinbarung be« ©tücflohn« nur eine SJfrobi» 
fifation ber Sohnberechnung barftcllt, fo ift ber «rbeiter beteiligt, 
3uweifung oon fo oiel ©tücflohnarbeit gu forbern, bah feine «rbeit«- 
geit au«gefüHt wirb. Sie ber ©agelohnarbeiter auch bie ©tunben BegahU 
oerlangt, an benen er innerhalb ber «rbeitögeü unbefdjäftigt geblieben 
ift, fo wirb auch ber @tücflo|narbeiter ba« gleiche Becht haben, ©eine 
Älage muh bahnt begrünben, bah er bie ©tunbengahl, in ber er 
mühig ging, angiebt unb oerhältnihmäjjige Bejahlung forbert, wie er 
fle in biefer 3 e tt hätte oerbienen fönnen. Hierbei wirb fogar baoon 
au«gugehen fein, bah ber «rbeitgeber, ber «rbeit im «fforb oergiebt, 
bei ben «rbeitern bie ©rwartung heroorruft, bah minbeften« ber im 
betreffenben ©ewerbe übliche ©ageloljn werbe oerbient werben. 

B. ©äglidje ©ntlaffung bei «fforbarbeitern. (Urtheil be« 
©emerbegericht« Berlin, Borftfcenber SRegierungSaffeffor Dr. Seo, beftätigt 
oom Sanbgericht I, ©ioilfammer 8). 

3u §. 2 ber «rbeit«orbnung war beftimmt, bah eine Äünbigung 
be« «rbeitSoerhältniffeö nicht ftattfinbet, baffelbe oielmehr jeber 3nt 
oon beiben ©h e *len gelöft werben fann. Badh §. 4 berfelben erhält ber 
«rbeiter, ber eine übernommene «fforbarbeit burch eigene« Berfchulben 
nicht beenbet, für bie aufgewenbete 3 e tt ben für bie Äranfenfaffe gelten- 
ben ©urchf<hnitt«=©agelohn, wenn er aber ohne jebe« Berfchulben bie 
«fforbarbeit nicht beenbigen fann, eine auf ©runb be« ©unbfdjnitts- 
arbeit«oerbienfte« gu bemeffenbe ©ntfehäbigung für bie geleiftete «rbeit«- 
geit. ©er Äläger war entlaffen, nachbem er an einer ihm übertragenen 
«fforbarbeit für bie ein «fforblohn oon 140 M. oereinbart war, 
17 ©tunben gearbeitet hatte; er erhielt bie in §. 4 feftgefcfcte ©ntfehäbi¬ 
gung mit 7,u JL gegablt; mit ber Älage forberte er ben Beft be« 
«fforblohne« oon 132 ,m M. ©eine Älage würbe abgewiefen. 

©rüttbe: SRach ber «rbeitöorbnung war ber Beflagte berechtigt, 
ben Äläger jeber 3 c *t ohne oorherige Äünbigung gu entlaffen. ©iefe 
Beftimmung ber «rbeit«orbnung wirb für ben oorliegenben gaH nicht 
baburch befeitigt, bah bem Äläger eine «rbeit in «fforb gegeben ift. 
©enn bie Uebcrtragung einer folgen «rbeit inooloirt einmal an ftch 









35 


$aß ©eroerbegcridjt. Wittheilungen beß ©erbanbeß beutfcher ©eroerbegerichte. Rr. 4. 


36 


feineßroegß auch einen arbeitßoertrag auf bie für bie Srlebigung ber I 
arbeit erforberliche Seit, fobann aber ergiebt auch §. 4 ber arbeitßorb» ! 
nung in feinen ©eftimmungen über bie ©egahlung unterbrochener afforb¬ 
arbeit, bah §. 2 auch auf biefe ©egug haben foD. Kläger !ann baljcr 
nur ©ergütung für bie bereits geleitete Arbeit foTbem. 

Rnmerfung ber Rebaftion. auch biefe« Erfenntnifj roirb oer- 
öffentlich!, um gur weiteren Erörterung ber Rcchtßfteßung beß afforb» 
arbeiter« anguregen. Ber gleirfje gafl roirb oft oorfommen. gn Berlin 
roenigftenß fmb bie arbeitßorbnungen oielfadj gleichlautenb. aber bie 
Schlußfolgerung au« §. 4 auf bie ©ebeutung be« §. 2 ift bebenflich; 
bem SSefen ber afforbarbeit fdjeint bie anmenbung be« §. 2 gu roiber» 
fpredjen. 

Sntgegengefefct erfannte ba« ©eroerbegericht ©erlin, Äammer 8, 
©orftfcenber Wagifiratßaffeffor §eHroig, im folgenben gall: 

C. gft bie ©eftimmung ber arbeitßorbnung über tägliche 
©eenbigung be« arbeitßoerhältniffeß auch auf ben arbciter 
anmenbbar, bem eine beftimmte arbeit übertragen ift, unb 
ber hierbei „im afforb", b. h-nach Wafjgabebeß gort fchreitenß 
ber arbeit, begafjlt roirb? (Urteil be« ©eroerbegericht« ©erliu, 
Kammer 8, ©orfifcenbcr: Wagifiratßaffeffor $eHroig.) 

Ber Sfläger ift uon ber ©erroaltung ber ©aßroerfe ber Stabt ©erlln 
al« arbeitet angenommen roorben unb groar ift er einem Rohrleger al« 
£ülfßarbeiter gngetfjeilt roorben, ber mit ber Segung ber ©aßleitung in 
bem ©emeinbefcfjuigebdube in ber ©ofcforoßfiftrahe betraut roar. Bie 
gange gu oerlegenbe Seitung umfaßte etroa 2000 Weter; für ben Steter 
oerlegter Seitung ift ein afforbfafc oon 45 Pfennig gugebiDigt roorben, 
ber in angemeffener SBeife groifchen bem Rohrleger unb feinem $ülfß- 
arbeiter gu uertfjeiten roar. Ber Sfläger forbert ben Sohn für bie lebten 
500 Weter oerlegter Seitung mit 19 Pfennig pro Weter, gufammenn 
95 Warf, ©eflagter roenbet ein, bah gur ©oüenbuug be« afforb« ge¬ 
höre, bah bie ©aßmeffereinrichtung unb bie Segung ber ©erbinbungß- 
xof)Xt mit ber ©aßrohrleitung, für welche arbeiten eine befonbere ©er- 
gütung nicht gegart roerbe, orbnungßmäfeig außgeführt roerbe. Biefe 
arbeiten feien bi« jefct noch nicht beenbet roorben. ©error fie begonnen 
roorben feien, fei ber Kläger am 22. guli entlaffen roorben. Bie Ent- 
laffung be« Stlägerß ohne oorfjerige Äünbigung fei nach ber für bie 
ftäbtifcfjen ©aßanftatten gelienben arbeitßorbnung guläfftg geroefen. 
ai« ber Kläger entlaffen roorben fei, fei bie leichtere arbeit beenbet 
geroefen, roäfjrenb bie fchroerere noch beoorgeftanben habe, bie non bem 
an Stelle be« Kläger« eingeftellten neuen $ülfßarbeiter gu leiften ge¬ 
roefen fei. Eß Iaffe ftch gur 3 cit überhaupt nicht berechnen, welcher 
Sohnbetrag bem Kläger noch guftehe. Ber ©eflagte hat fich eoentueÜ 
bereit erflärt, bem Kläger baßjenige oon bem afforblofjn noch außgu» 
gahlen, roaß nach ©egahlung beß für bie ©aßmeffereinrichtung ange¬ 
nommenen $ülfßarbeiterß noch übrig bleiben roürbe. 

Bie gorberung beß Äflägerß rourbe für begrünbet erachtet auß 
folgenben ©rünben. Ber Kläger grünbet feine gorberung barauf, bah 
am 22. guli, bem Bage feiner Entlaffung, 500 Weter Rohrleitung oerlegt 
roaren, für bie ber afforblobn noch nicht gcgaljlt roorben roar; er lagt 
ben Umftanb unberüdffic^tigt, bah noch bie ©aßmeffereinrichtung h^gu* 
ftellen unb baß ©erbinbungßrohr gu oerlegen roar, roofür eine befonbere 
©ergütung nicht befahlt roerben foflte, fobah feine gorberung, roenn er 
an biefen arbeiten noch theilgenommen hätte, fich nicht erhöht haben 
roürbe. Bie Entfcheibung bängt bemnach oon ber ©eantroortung ber 
grage ab, weichen Einfluß bie oor beenbigter aff orbarbeit erfolgte 
Entlaffung beß Kläger« auf feine Sohnforberung hat. Rach ber oor* 
gelegten unb anerfannten arbeitßorbnung unter Rr. II finbet eine 
gegenfeitige auffünbigung beß arbeitßoerhältniffeß nicht ftatt, bie Söfung 
fann gu jeher Seit erfolgen. Unter Rr. 4 ift beftimmt, bah ber Sohn 
entroeber nach einem Sage«- ober Stunbenlohnfafce ober nach einem 
afforbfafce gu berechnen ift. Rach Rr. IV abf. 3 hat jeber Arbeiter, 
welcher eine übernommene afforbarbeit burch eigene« ©erfchulben nicht 
beenbigt, für bie oerroenbete Seit nur Rnfpruch auf benjenigen Sohn, 
welcher ihm bei ©efchäftigung im Bagelüljn gufteht. 

Baß ©eroerbegericht ift jebodf) ber anftcht geroefen, bah biefe ©e- 
fümmungen im oorliegenben gaHe unberüeffiegtigt bleiben müffen, weil 
eß ftch nicht um afforbfafe unb afforbarbeit im Sinne ber arbeit߬ 
orbnung hanbie. Eß ift oielmehr mit ben bie Rohriegerarbeiten auß* 
führenben arbeitern, alfo bem Rohrleger unb bem ihm beigegebenen 
Kläger ein afforboertrag berart gefchloffen roorben, bah ihnen bie 
Segung ber Rohrleitung in bem Schulgebäube alß ©angeß gegen einen 
beftimmten Entgelt übertragen roorben ift. Baß ©eroerbegericht erachtet 
beßhalb bie Entlaffung beß Kläger« oor ©eenbigung be« übernommenen 
afforbß für unguläfüg unb bie in ber arbeitßorbnung enthaltene Se* 
ftimmung über bie jebergeitige Entlaffung für bie Bauer beß afforbeß 
für aufgehoben. Bie oorherige Entlaffung beß SKägerß fann beßhalb 
einen Einfluh auf feine Sohnforberung nicht haben; er hat nicht einen 


Sohnfafc im ©erhältnijj ber oon ihm geleiftetcn gu ber noch ga Iciftenbcn 
arbeit, fonbern benjenigen Sohn gu forbern, ber ihm nach beenbigtem 
afforbe noch gugeftanben haben roürbe. 

ftann bet Bien ftmiethe-© er trag, ben ber ©orbefifcer eine« 
©efchäftß mit bem arbeiter gefchloffen hat, oon bem neuen 
gnhaber ftillfchroeigenb fortgefegt roerben? (relocatio tacita bei 
5)ienftmiethe; Urtheil beß ©eroerbegericht« unb beß Sanbgerichtß Wünchen). 

Äläger roar in bie Äunftanftalt oon St. alß Wafchinift unter ©erein- 
barung einmonatlicher, nur am erften eine« jeben Wonatß guläffiger 
Äünbigung eingetreten. Später oerpachtete $f. fein ©efchäft an ben Be¬ 
nagten, ohne bah lefcterer mit bem Kläger einen ©ertrag gefchloffen 
hätte. Rach ©erlauf einiger 3 C ** würbe feiten« beß ©eflagten bem 
Kläger groeimal, unb groar ftetß im Saufe beß Wonatß ober hoch nur 
auf 14 Sage hinauß gefünbigt unb fobann Ätläger am 18. Wai 1895 
entlaffen. auf erhobene Stlage oerurtheilte baß ©eroerbegericht Wündjen 
ben ©eflagten gur ©egahlung be« Sohne« für bie 3 e M uom l 8 - 3Wai 
biß 1. guli 1896 an Kläger, weil biefem nicht rechtßgiltig gefünbigt 
roorben fei. Bie gegen biefeß Urtheil eingelegte ©erufung rourbe vom 
ftönigl. Sanbgerichte Wünchen I gurüdfgeroiefen: 

©rünbe: S23enn auch ber ©eflagte mit bem Kläger feinen neuen 
©ertrag gefchloffen hat, fo hat er hoch ben bei Uebernabme be« $ad)t- 
objefteß beftehenben Bienftmiethe*©ertrag groifchen ©erpächter unb Äläger 
ftiflfthrueigenb erneuert, inbem er nicht außbriitflich benfelben alß für 
ihn nicht rechtßoerbinblich erflärte. Biefe fogenannte relocatio tacita 
finbet fich auch h'w gar anroenbung fontmenben bagerifdhen 

Sanbrechtc %. IV. c 6 § 19 außbrücflich aufgeführt. Ba ©eflagter bei 
antritt beß ©achtoerhältniffeß nicht nur baß arbeitß- unb Wafchinen- 
material, fonbern auch bie arbeitßfräfte ftiUfchroeigenb weiter benu^t hat, 
ba ben arbeitern roeber mitgetheilt roorben ift, bah öon h cu te ab 
für einen neuen $errn arbeiteten, noch auch bie biß bahin geltenbe ar¬ 
beitßorbnung aufgehoben ober hoch geänbert roorben ift, fo fann eine 
ftillfchroeigenbe Erneuerung beß Bienftmiethe»©ertrageß nicht in abreöe 
geftellt roerben; barau« folgt oon felbft, bah ber ©eflagte auch an bie 
©eittguugen beß früheren ©ertrage« gebunben ift, alfo nur am erften 
eine« Wonntß auf einen Wonat hinaus fünbigen fann. Eine anberroeitige 
oertragßroibrige Äünbigung ift Äläger nicht oerpflid^tet alß recht«» 
»oirffam angunehmen. 

Bie anroenbbarfeit beß Beutfchen ©uchbrucfer-Barifß. 
(Entfcheibung beß ©eroerbegericht« Stuttgart.) Ber Kläger ift oom 
15. april biß gum 6. guni bei bem ©eflagten geroefen, am 6. guni ift 
er ohne ^ünbigung entlaffen roorben. 

Sr oerlangt Entfchäbigung für 14 Bage. Eine arbeitßorbnung be- 
fteht nicht im ©efchäfte beß ©eflagten, bagegen begeidfjnet ftch biefer fei bft 
alß tariftreu. Er erroibert: Ber Kläger fei gur außhilfe für ein be» 
ftimmteß SBerf eingefteflt roorben; nachbem bieß fertig geworben fei, 
fei baß arbeitßoerhältnih gelöft. Ber Kläger führt auß: Er fei aller* 
bingß gur außhilfe engagirt roorben, attein nach §. 36 4 beß allgemeinen 
Beutfchen ©uchbrucfer-Barifß roerbe jebe außhilfßfteHe nach 4 SBochen in 
eine folche mit Äünbigung oerroanbelt. Ber ©eflagte macht geltenb, in 
einem fo fleinen Betrieb (2—4 arbeiter) fei biefe ©eftimmung nicht burdfj- 
führbar, unb an jebe Eingelheit beß Barifß fönne er ftch nicht fireng binben. 

Baß ©ericht hat bem aittrage beß Älägerß entfprochen. 3n>ar ift 
ber Barif nicht in bem Sinne binbenb, bah baß ©ericht anberroeitige 
abmachuugen einfach ignoriren bürfte. allein ba ber ©eflagte felbft ftch 
alß tariftreue Brucferei begeidjnet, fo muh ber Barif fo lange angeroenbet 
roerben, alß nicht flar unb beutlich feine ©eltuitg außgefchloffen ift. Ber 
©eflagte hat nun in feiner SSeife ben Rachroeiß gebracht, bah bie« ge» 
fchehen fei. $iergu wäre inßbefonbere nöthig geroefen, bah bem Kläger 
nach ablauf ber 4 SBochen noch einmal gefagt roorben wäre, auch i e ht 
fei er gur außhilfe unb nur biß gur ©eenbigung beß SBerfeß eingefteHt. 

gft baß ©eroerbegericht für Klagen auß einem oertrag«» 
mähigen Äonfurrengoerbot guftänbig? (Entfcheibung beß Reich«» 
geriet«, II. Eioilfenat, Seipgig, 19. Roo. 1895, — Reich«gerichtß-©eilage 
beß Reichßangeigerß 1896, S. 62.) 

Ber ©eflagte trat am 1. Wärg 1891 alß 3uf<hneiber in bie Bienfte 
ber SUägerin, rourbe aber am 31. Begember 1894 oon biefer nach oor- 
außgegangener oertragßmähiger Äünbigung entlaffen unb begrünbete 
bann in St. g. ein eigene« ©efchäft gum 3rcedfe ber anfertigung oon 
©errenfleibem nach Wah- Bie Klägerin behauptet, bagu fei er nicht 
berechtigt geroefen, weil er ftch unter geftfefcung einer Äonoentional- 
ftrafe oon 3000 M. oerpflichtet habe, fich nach einem außtritte für bie 
Bauer oon 6 gahren roeber in St. g. felbft noch in einem Umfreife 
oon 5 Weilen gu etabliren ober an einem gfonfurrenggefdf)äfie gu be* 
theüigen. Sie hat in ber 5Hage beantragt, ben ©eflagten gur auf* 
löfung feine« ©efchäftß gu oerurtheilen, ihm bie ©egrünbung eine« 
l folchen in St. g. wie im Umfreife oon 5 Weilen bauen biß guttt 



37 


Da$ ©eroerbegericht. Sföittheilungen bc$ SerbanbeS beutfdjer ©emerbegerichte. Ar. 4. 


38 


1. Januar 1900 gu unter jagen, eoentueU iljn gur Salbung non 3000 M. 
tiebft ginfen oom Klageantrag an gu oerurtbeilen. Der Aeflagte bat 
Abroeifung ber Klage beantragt. — Durdj Urteil beS ßanbgerichts gu 
S. oom 14. SJtärg 1895 mürbe ber £>auptantrag ber Klägerin gugc- 
fprochen. ©egen bicfe Enfcheibung bat ber Söeflagte Serufung einge¬ 
legt. 3“* Segrünbung bat er u. A. geltenb gemacht, ba$ Sanbgeridjt 
fei unguftanbig gemefen, meil bie Sache oor baS ©eroerbegericht 
gehöre. Durch Urtheil beS 0ber-2anbeSgerichtS gu K. oom 18. 3uli 
1895 mürbe bie Berufung gurüdgeroiefeu. Diefe (Sntfdjeibung mürbe 
im SBefcntlichen auf folgenbe ©rünbe geftüfct. Sie 3 u ftdnbigfeit beS 
2anbgerid)t$ merbe mit Unrecht beftritten. SBenn ber S3eflagte . S3e- 
triebsbeamter ober SBerfmeifier ober mit höheren tecbnifcben Dienft- 
leiftuugen betrauter AngefteUter im Sinne beS §. 2 beS AeichSgefe&eS 
oom 29. 3uli 1890 gemefen fei, roie bie Klägerin behaupte, fei bie jju* 
ffänbigfeit beS ©eroerbegerichts fchon beShalb auSgefchloffen, meil fein 
Sahreöoerbienft ben Setrag oon 2000 M. überftiegen habe. Sei er als 
geroöhnlicher geroerblicher Arbeiter angufehen, fo gelte baffelbe, meil 
eine Streitigfeit ber iti §. 3 3iffcr 1 bis 4 beS ermähnten ©efefccS be¬ 
gegneten Art nicht in grage flehe. . . . 

©ntfeheibungsgrunbe. „Der oon bem AeotfionSfläger erhobene 
Angriff fonnte nicht für begrünbet erachtet roerbeu. Sei ber auf Ueber- 
tretung eines fogenannten Konfurrengoerbots geftüfeten Klage hanbelt 
es fidj nicht um eine ßeiftung ober einen ©ntfchäbigungSanfpruch „aus 
bem ArbettSoerhältnih", mie ihn §. 3 beS AetdjsgelefceS oom 29. 3uli 
1890, betreffenb bie ©emerbegerichte, in §. 3 Abf. 1 3iff- 2 oorauSfefct. 
Sielmehr roirb bie Klage auf einen Sßebenoertrag geftüfct, ber mit bem 
auf bie Aufteilung beS SeUagten im flägerifchen ©efchäft begüglichen 
Sertrage oerbunben morben ift unb fid) auf baS Verhalten beffelben 
nach Seenbigung beS ArbeitSoerhältmffcS begieht. Sab Anfprüche aus 
derartigen Serträgen nicht gur 3aftänbigfeit ber ©eroerbegericht gehören, 
ergiebt ftch gubem mit ooHer Scftimmtheit aus Abf. 2 ber ermähnten 
Sorfchrift, in melier gur Sefeitigung oon 3n>eifeln auSbrüdlich gefagt 
mürbe, bah begüglidj) folcher Streitigfeiten, roelchc htaftchtlich ber in 
fofdjen Serträgen bebungenen Konoentionalftrafen entfielen, bie 3a* 
ffänbigfeit ber ©emerbegerichte nicht begrünbet fei. Aus biefer Sor¬ 
fchrift fann, obgleich fie nur oon Konoentionalftrafen fpridjt, nicht 
riroa gefolgert roerben, bab EntfcbäbtgungSanfprüchc aus berartigen 
Serträgen ober Anfprüdje auf Einteilung beS uertragsroibrig begrün¬ 
beten ©efchäfts oor baS ©eroerbegericht gehören foHen. Siclmehr 
mub angenommen merben, bab bas ©efefc nur beShalb lebiglidj oon 
©treitigfeiten über Konoentionalftrafen fpricht, meil biefe geroöhnlich 
bebungen roerben, fofern ein Konfurrenguerbot erfolgt, ©ine Ent- 
fchäbigungSforberung fteht übrigens im oorliegenben gaße gar nicht tn 
grage, unb bie Einteilung beS ©efchäfts, baS na<h bem Austritt beS 
Seflagten aus bem flägerifchen ©efchäft oon ihm begrünbet mürbe, 
fonnte, mie oben bargelegt mürbe, auch abgefeben oon ber in Abf. 2 
beS §. 3 enthaltenen Sorfchrift nicht als eine „Seiftung aus bem Ar- 
beitSoerhältniffe" angefehen merben. Sa auch in anberen Sichtungen 
nicht erftchtlich ift, bah bie angefochtene ©ntfeheibung auf einer ©efefceS» 
oertefeung beruhe, muhte hernach bie Seoifton gurüdgeroiefeu roerben." 

3ft baS ©eroerbegericht für faufmännifche ©ehilfen in 
geroerblichen Setrieben gufiänbig? (Urtheil beS Amtsgerichts 
Seipgig oom 15. April 1896.) 

SBäljrenb gegrnmärtig bie grage, ob bie Kompeteng ber ©eroerbe- 
gerichte auf faufmännifche Angefteüte auSgebehnt merben foH, in $anbels- 
fammern unb Sereinen allgemein erörtert mirb, 1 ) hat baS Amtsgericht 
fieipgig ein Urtheil gefällt, roonad) faufmännifche ©ehilfen in ge* 
merblidhen Setrieben bereits |e^t ben ©eroerbegerichten 
unter ft änben, unb groar aus folgenben ©rünben: 

„SaS ©eroerbegericht ift gemäfc §§. 1, 3 3tffer 2 beS ©efefceS oom 
29. 3uli 1890 betreffenb bie ©emerbegerichte, für geroerbliche Streitig* 
feiten groifchen Arbeiter unb Arbeitgeber unb groar für Streitigfeiten 
über bie Seiftungen unb ©ntfdjäbigungs-Anfprüche aus bem ArbcitSoer- 
hältnih guftänbig. Ser Seflagte ift Arbeitgeber tnt Sinne beS ©efe|eS. 
©r ift ©eroerbetreibenber als Sapegicrermeifter unb Serorationsmaler. 
AIS Arbeiter aber haben nach §• 2 beS ©cfe&eS biejenigen ©efellen, ©e- 
hilfen, gabrifarbeiter unb Seljrtinge gu gelten, auf bie ber 7. Sitel ber 
©eroerbeorbnung Amoenbung finbet. Aach biefem jinb gewerbliche Ar¬ 
beiter alle biejenigen Serfonen, bie in einem geroerblichen Unternehmen 
auf ©runb eines SertragSoerhältniffeS als ©efellen, ©ehilfen, ßehrliuge, 
SetriebSbeamte, SBerfmeifter, Dechnifer, gabrifarbeiter ober in ähnlichen 
Stellungen für 3roede beS ©eroerbebetriebeS befchäftigt roerben. 0b bie 
betreffenben $erfonen mit Arbeiten, bie technifche Kenntniffe oerlangen, 
ober mit anberen Arbeiten befchäftigt roerben, rnadjt für ihre Unter¬ 
teilung unter Sitel 7 feinen Unterfchieb: roefentlich ift, bah fte in einem 


*) Sergl. ben leitenben Auffafe in ooriger Summer. 


©eroerbebetrieb im Sinne ber ©eroerbeorbnung tljätig finb. Keine An- 
roenbung finben bie Seftimtnungen auf ©ehilfen in ^anbelsgcfdhäften 
(§. 76). SaS ftnb aber nicht alle $crfoneit, bie faufmännifche Sienftc 
leiften, fonbern, roie fdjon ber SBortlaut beS ©efe^eS an bie $anb giebt, 
Serfoncn, bie in ^anbelSgefchäften faufmännifche Sienfte leiften, alfo 
nicht Sßerfonen, bie in einem reinen ©eroerbebetrieb Sienfte leiften, bie 
eine geroiffc faufmännifche Schulung oorauSfefcen. Saher ift ber Such* 
haltet guroeilen ^anblungSgehilfe, guroeilen ©eroerbegehilfe, je nachbem 
ber Setrieb, in bem er feine Shätigfeit finbet, ein ftanbelsbetrieb, be- 
giehentlich eine Sereinigung oon ©eroerbe- unb ^anbelsbetrieb, ober 
reiner ©eroerbebetrieb ift. Ser Kläger aber ift ©ehilfe im ©eroerbe beS 
Seflagten, alfo ©eroerbegehilfe. Sie Klage roar bal)er gemäfj §. 5 beS 
©efefceS abguroeifen." 

(SS ift im gntofie ber Sache gu bebauern, bafe gegen baS Urtheil 
feine Serufung eingelegt, fonbern bie Sache in ber Shat oor baS ©e* 
roerbegericht gebracht mürbe (roo fte burch Sergleid) ihre (Srlebiguitg 
fanb). 3at Serhältnifj mit ber feitherigen S^ai’iS roohl ber meiften 
©emerbegerichte mürbe, roenn bie Anficht beS amtsgerichtlichen UrtbeilS bie 
aßgemeine märe, ber©efchäftsfreis ber@eroerbegeridhte roefentlich erroeitert. 




CHttigmnaSatttt unb ArbeitSnadjtoeiS. Qn bem 

Stäbtchen Qfenburg, baS gum Segtrfe beS ©eroerbegerichts beS 
SanbfreifeS Dffctibach gehört, traten bie Arbeiter ber bort in 
giemlich großer Angahl oorhanbenen Sd)reittereien in Streif, inbem 
fte einen etroaS höheren ßohn unb Einführung ber gehnftiinbigen 
ArbeitSgeit oerlangten. SaS guftänbige ©eroerbegeri^t geigte ftch 
auf Anrufung ber Arbeiter bereit, als Einigungsamt auf Beilegung 
beS Streifs hinguroirfen. 3 ll 9^^ manblen fidf) aber bie Arbeiter 
an bie ftäbtifche ArbeitSoermütelungS-Anftalt gu gfranffurt a./Sf., 
mit bem Erfuchen bie Anftalt möge Sfenburger Sdhreinermeiftern 
feine Arbeiter mehr oermitteln, roogu bemerft roirb, baß Sfenburg 
etroa Stunben oon granffurt entfernt liegt, fo baff bie 3fenburger 
Arbeitgeber ftch bei Arbeiterbebarf regelmäfeig borthin roenben. S)er 
Sorftfeenbe ber SerroaltungSfomntifRon ber ArbeitSoermittefungS* 
Anftalt trat bemnäd)ft mit bem Sorfifcenben beS ©eroerbegerichtS 
beS SanbfreifeS in Serbinbung, unb baS ©eroerbegericht fällte 
Enbe Stai feinen Sdbiebsfprud) bahin, bafe eS bie gorberungen 
ber Arbeiter in allen roefenilidjen fünften für gerechtfertigt eröärte. 
Nachbem biefer Spruch beS EinigungSamtS erfolgt roar, orbnete 
ber Sorfifcenbe ber ArbeitSoermittclungS-Anftalt feinerfeitS an, bah, 
bem Antrag ber Arbeiter entfpredjenb, bie ArbeitSoermittelung für 
Schreiner nach 3fenburg eingeftellt fein folle, roelche Anorbnung 
bie Kommiffion in ihrer Sijjung oom 5. guni einftimmig ge¬ 
nehmigte. S)ie SerroaltungSfomrniffion fprach fjch herbei roohl 
mit Aecht bahin aus, bah bie Anftalt jebenfalls in folchen gäflen 
ihre Shätigfeit oerroeigern mühte, roo bie ©efahr entftänbe, bah 
baburd) bie Durchführung beS SchiebSfpruchS eines ©eroerbe- 
gerichtS gehemmt roürbe. 

Der gall geigt flar, roie unmöglich eS ift, bie grage, ob 
ArbeitSoermittelungS-Anftalten im gafle eines Streifs ihre Dbätig» 
feit einfteUen foHen, allgemein gu beantroorten. gebenfalls roürbe 
bie ArbeitSoermittelungS-Anftalt granffurt a/ÜJf., roenn fie 
anberS oerfahren roäre, bie Autorität beS einigungsamtlichen 
Spruches abgefdjroächt haben. AnbererfeitS barf freili^ bie 
Sperrung beS ArbeitSnachroeifeS in ihrer Sebeutung nicht über- 
fchäfei roerben. Solange bie ArbeitSorganifationen fdjroadj ftnb, 
ftehen ben Arbeitgebern Sfittel genug gur Serfügutig (Annoncen, 
Agenten, 3ßünngSnotigen), um fiel) Arbeiter gu oerfefjaffett, unb bie 
ArbeitSoermittelungS-SteÖe, roelc|e ohne eingeheubfte Prüfung 
lebiglich roeii ein Streif befiehl, ihre Shätigfeit, einfteUen rooUte, 
mühte geroärtigen, oon ben Arbeitgebern in 3nfunfi nid^t mehr 
benufct unb baburch überhaupt nnfelos gu roerben. 


jMgetiteitu? fibet ©cwerbegtridjtc unb 
Arbeitsertrag. 


Serhanblnngen über bie Errichtung neuer ©emerbegerichte 

fanben neuerbingS ftatt in ben fommunaleu Sertretungen oon &aSpe, 
Sh^hoe, ßangenberg (©era), Ufeidjenberg i. SS., SUijborf, Aoftocf, 
3roicfau. 3n Aijborf — einem SSorort Berlins — hat bie Mehr¬ 
heit ber ©eineinbeoertretung auffaUeuber s Beife baS 23cbürfuih nach 
Errichtung eines ©eiuerbegerichts beftritten; baS SSerfahren oor bem 
©emeinbeoorfteher — gegen helfen Entfchcibung innerhalb 10 Dagen 
Klage bei bem orbentlichen ©ericht erhoben roerben fann — fei 



89 


$aS ©cuierbcßeridjt. HJhttfjeilungen be« Verbanbe« beutfdjer ©croerbcgeridjte. Ar. 4. 


40 


fchneHer, gwecfmäSiger unb weniger foftfpielig! ! ) — ®a eS im 
ilebrigcn für bcn VerbanbSauSfchuf pd)ft fchwierig ift, baS Söaljre 
unb galfdie an einfd)Iägigen 3 eitungSna(f)ri<f)ien gu fchciben, ins* 
befonbere bic ©rünbe gu würdigen, weldje in einem ober anberen 
Salle für ober gegen bie Errichtung fpredjen, fo mären mir fehr 
banf&ar, menn uns feiten« ber AuSfchüffe, Verbänbe u. f. w., 
welche bie Errichtung betreiben, bie bezüglichen Vefcheibe ber ein* 
fdjlägigen Vehörben groeefs Veröffentlichung gugingen. Qit $>armftabt, 
beffen ftäbtifdje Vehörben ber Errichtung eines ©cwerbegerid)tS bisher 
gleichfalls miberftrebten, hoben bie fo^talbemoFratifchen Abgeorbneten 
m ber3mciteuKammer beS&anbtagS folgenbe Anfrage geftellt: „Hat bie 
©roSh- Regierung ÄenntniS oon bem in biefem grübjahr in auSge* 
behntem Vta&e ftattgefunbenen Veftreben, unter bcn Arbeitern $)arm* 
ftabtS befferc ArbeitSbebingungcn au ergieleit, ans meinem Ve* 
ftreben oielfach ©treiiigfeiten entftanben, bie unter bie 3 uftänbigfeit 
ber©ewerbegcricf)te gehören mürben? 3 ft bie Regierung genullt, angu* 
orbnen, baS bie Verwaltung ber ©tabt S)armftabt nad) SDtafjgabe 
beS §. 142 ber ©ewerbeorbnung ein ©etüerbegeridjt zu errichten hat?" 

$er ArbeitSbertrag auf ber berliner ©ctoerbcanSfteflnng. Sn 
einer menig bemerken Ecfe ber ©ruppe XVI11 (5BoblfabrtS*Etnri<h s 
tungen) ber Verliner ©eroerbeauSfteOung befinden ftch ©egenftänbe, 
welche ftch auf baS Verhältnis ber Arbeitgeber unb Arbeitnehmer 
nt einattber beziehen. AuSgeftellt haben: bie ©cheringfd)e cf>emifche 
gabrif, bie ©pinblerfdje gärberei unb bie £>amburg*Verliner 
Saloujtefabrif ^einrich greefe. 2)ie AuSfteöung ber erftgenannten 
girota befteht jefet (gwei Monate nach Eröffnung) aus einem leeren 
Wembbrett, oor welkem gwei Ejemplare gebrnefter VereinSftatuten 
liegen, ©pinbler hat hauptfächlich bie 9BohtfahrtS*Einrid)tiingen in 
©pinblerSfelb auSgefteHt. 3« einem ©ammeiheft oon gormularen 
für ben gabrifbetrieb befinbet fich auch bie ArbeitSorbnuna, fomie 
baS gormular eines ßefjroertrages. ©ehr inftruftio für baS 
©tubium beS mobemen ArbeitSoertrageS in ber Sßrayi« ift bie 


1 ) $ie Äuffaffung ift um fo unoerftänblidjer, als — moraaf bei* 
läufig hier aufmerlfam gemacht fein mag —, ber Öemeinbeoorfteher ftch mit 
©treitigfeiten „über Seiftungen unb Entfchäbigungen au* bem Arbeit«* 
üerhältnifc, fomic über eine in Beziehung auf baffelbc bebungene Äon» 
oentionalftrafe" (§.8 Ar. 2 ©eroerbegcrichtS-Eefefc) überhaupt nicht 
befaffen barf (§71 ®eroerbcgericht8*©efcfe). 


Anstellung ber greefefchen gabrif, melche eine geroiffe fogial- 
politifche Verühmtheit babnreh erlangte, bab fte guerft in ^eutfeh» 
lanb bcn Ad)iftunben*£ag 311 m Veftanbtheil beS ArbeitSoertrageS 
machte. Eine graphifclje 2>arfteOung ber erarbeiteten 3Bo<henIöne itt 
bem Sahrgchnt 1885/96 geigt, ba{j bie aHmählid)e Verfügung ber 
Arbeitszeit bcn ßobn nicht oerrinejert, fonbern erhöht hat. 2>er 
ArbeitSoertrag in ber greefefchen gabrif beruht auf beut ©runb- 
gebanfett ber ©elbftoermaltung ber Arbeiter, beren AuSfchuft weit« 
gehenbe Vefugniffe hat. 3)ie gabriforbnung trägt nicht bloft bte 
in ber ©ewerbeorbnung oorgefchriebene Unterfchrift beS Arbeit* 
gebet«, fonbern auch bie ber Arbeiteroertretung. ©egen Drb* 
nungsftrafen ift Verufung guläffig, unb gmar mahlmeife beim 
Arbeitgeber ober bei ber Arbeiteroertretung. $aS ©pftem ber 
©eroinnbetfjeiligung ift in einer gmeiten graphifchen $)arfteHung 
oeranfchaulicht. Ettt Exemplar beS AuffapeS, in rcelchem greefe 
feine Erfahrungen befprochen hat („3ehn Sahre in einem Arbeiter¬ 
parlament," ^reufcifthe Saljrbücher 1895) ift ebenfalls auSgefieHt 


ßriefhafteu. 


©etoerbegeridjt SnbtotgShafat. darüber, ob in biefem $erbft 
eine 3 u fammenfunft ber VerbanbSmitglieber ftattfinbet, fchroeben 
noch w Verhanblungen. Vielfach ift geroünfeht roorben, ba& ähn» 
Iidh, roie im oorigen 3ab** in fieipgig, fo bieSmal in ©übbeutfd)® 
lanb, gelegentlid) ber im ©eptember in ©trafeburg ftattfinbenben 
Verfammlung beS Vereins für Armenpflege eine groanglofe Ve* 
fprechung ber burd) biefc Verfammlung ohnehin nach ©tra&burg ge* 
führten ©cmerbegerichtS*Vorfihenben ftattfinbe. ES fönntenurerroünfeht 
fein, menn zahlreiche Aeufjerungen über bicfeS Vorhaben an bie 
Herausgeber ober an bie AuSfct)u 6 mitglieber erfolgen. 

in Halberftabt $>ie Srage, ob ©chaufpieler ben Veftim* 
mungen ber ©epnoeorbnung unterliegen, ift gu oemeinen. ^ie 
©eftnbeorbnuug regelt baS Verhältnis groifchen Herrfd)aft unb 
©efinbe. Snr bie Anmenbung ber ©efinbeorbnung ift bie Sttatur 
ber übernommenen $>ienfte in HauS unb SBirthfchaft bei 3 n* 
gehörigfeit gut häuSlid)en ©emeinfehaft unb Unterordnung unter 
Die HanSgeroalt entfdjeibenb. 


3)ie gleichzeitig hiermit ausgegebene 9h:. 40 ber Söodjenfchrift 
r ,© 05 ia(e ^?rajiS, Eentralblatt für Sozialpolitik" enthält: 

5)aS 9Jciuifterium Verlepfch- Von V^inatbogent Dr. 3- 
3aftroro (Verlin). — Arbeiterpolitif ber ©tabt Amfterbam 
bei Äongeffioneu unb Eigenbetrieb. Von V- 0 fftebe be 
©root (Valf). — S)er ©efepentrourf beS VunbeS ber fianb* 
roirthe über bie Snoalibenoerftcherung. Von ©tabtrath 

t . 0 . S^anfenberg (Vraunfchmeig). — ArbeitSgeit unb 
ormunbfehaft in ben ©rubenbegirfen; 9ieue Sorm bau* 
geroerblid;er Kooperation in Eitglanb; ®ienftbücher für meib« 
liehe SDienftboten in Vaben; VreuSifcheS Anerben*©efep. — 
Untertreibung gmif^en 5)epofiten unb ©pareinlagen bei ber 
92euftäbter Äreisfparfaffe; ©täbtifcheS Arbeiter*©encfungShauS 
in Elöerfelb; Sohnnachmeifungen über bie ftäbtifdjen Arbeiter 
im VerroaItungSberid;t oon 9BormS; AuSfchluS ber SDeffentlich* 
feit bei ©tabtoerorbneten=©ihungen. — Verbanb beutfeher 
Vuchbrucfer*©ehülfen; Verein fthroeigerifcher Eifenbahn* unb 
2)ampffchiff s Angefieüter; ©efammtoerbaitb ber eoangelifchen 
Arbeiteroereine £>eutfchlanbS; ^atholifche Arbeiteroereine in 
©übbeutfchlanb; Haaptaerfammlung beS beutfd^en VerbanbeS 
faufmännifcher Vereine. — Vabeoorrichtungen für Vergleute 
in Dberfchlefien; ©eroerbeinfpeftion in 9teuS l S.; Sabrif* 
infpeftion in ©ad)fcu*9Keimngtn. -- ^ranfenoerficherung im 
3ahre 1894. — ©taatlid^e ©chulinfpeftorinnen in Eitglanb; 
leibliche Aergte am 3Mbourner ÄranfeithauS; Stauen im 
beutfehen Eifenbahnbienft. 

Aus bem 3»halt ber lefcten 3 uninummern ber „©ojialen 
^rajiS" feien folgenbe Auffäpe h crü orgehoben: Sohnarbeitenbe 
Äinber in ber pommerfd)eit öanbioirtbfchctft. Von fiehrer Albert 
©chulh (2öampen*©reifSioalb). — S)er 7. eoangeIifch*fogialc Äon* 
gre&. Von Pfarrer V- ©Öhre (granffurt a/Ö.). — 3)aS 
Telegramm beS ÄaiferS über bie Ehriftlid)*©ogialen. Von bem* 
feigen. _ Qu* ^lenarberathung beS Vürgerlicheit ©efehbuch^' 


I. $>ie AechtSfähigfeit ber Vereine. Von AmtSgeruhtSrath 

t . Saftroro (Verlin); II. $>ie Ehefcheibung roegen ©eifteSfranfheit. 

on AechtSamoalt Dr. fi. Selb (Vtaing). — 3)ie gorforge für 
erfranfteS ©efinbe in ben DrtSftatuten beutfeher ©täbte. Von 
ginaugrath Dr. g. 2Ö. 9t. 3immerinann (Vraunfchroeig). — $>ie 
ArbcitSlofen*Verficherung unb ber ©pargtoang. Von Dr. E. ßoero 
(ßoitbon). — Aus bem 9iotigeuthcil: ÄommunaleS EinigungSamt 
in VeroierS; Aupbarmadjung ber ArbeitSnad)ioeife gröSerer ©täbte 
für baS ßanb; DrtSftatut über wöchentliche fiohngahlnng für ©era; 
9Jhnbeftlohn für ftaatlidje Arbeiten in Velgien; Aefultate ber 
ArbeitSlofen*3ähluitg oon 1895 in Hamburg; Vefämpfung fogialer 
Veftrebungen in ^)eulfchlanb; Vereinfachung beS ©<hreibroerfS bei 
ben preuSifchen Vehörbeit; UebcrroachungS*Äommiffion ber Arbeiter¬ 
union in Winterthur gur Ausführung ber Arbeiterfchuh*®efepe; 
Veroegung gegen baS ©chwipfpftent in ber fübbeutfehen Äonfeftion; 
Vorgehen beS 92eufeelänber gabrifinfpeftorats gegen Uebergeit- 
Arbeit unb ©chmifefpftem; Väcferfchup im preuSifchen Abgeorbneten- 
haufe; 9tegeptreoifion bei Äranfenfaffen; VII. ÄongreS ber fran* 
göfifchen Eifenbahn*Arbeiter. 

©tänbige 9tubrifen ber „©ogialen VrajiS": AE* 
gemeine ©ogial- unb SBirthfchaftSpolitif; Äommunale ©ogialpolitif; 
©ogiale 3 u ftänbe; grauenfrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer* 
oerbänbe; ©ewerbegerichte, Einigungsämter, ArbeiterauSfchüffe; 
Arbeiterfdjup unb ©ewerbeinfpeftion; Verficherung, ©parfaffen; 
Armenpflege; 9BohnungSwefen; ©efunbhcitSpflege, Ernährung; Er* 
giehung, ©dhule, VolfSbilbung; Saftig; ginangen; ßanbioirtpfchaft, 
Hanbwerf unb ©roSinbuftrie; Hanbel, Ärebit; Verfehr; ßilterarifche 
Seu*Erftheinitngcn. 

©ie „Sojiofc 'yrfliis, £<ittr«r6t*!! f8r ^ojioCpoCUiR“ cr^eint jeben Sonnerftöß 
unb Joftct Dicrtcljabrltcb 2 .ä 50 & einfd)lte§lidj ber SWonatSbetlafle *S)a$ 
©ewerbegerid^t". 3u beateben butib fämmtücbe ^ottanftolten unb Sucbbönblungen 
fotote bireft bureb bie S3erIogSbucbt>anblun0 ((Earl ^etjmannS Söerlag, Berlin W M 
SKaucrftr. 44). 


„SDaS öctuerbegerlrbt“ eitcbeint am erfteu ©onnerftag jeben 3Honati3 im «Cinbeftumfang üon J / 2 öogen. gftr ba8 ^albjabr Ettprll—©eptember nehmen 
©efteüungen aum ^reije oon bO%l fämmtltcbc ^ojtanjtaiten unb SBuchhanblungen an. ©egen Einfenbung bon 70 iPf. in a3riefmarfen an (Sari Rebmanns 
Serlag, Berlin w., 'JJCauerftraße 44, erfolgt bie birefte 3ufenbung am Sage be« Erfdjeittcnä. 

(jarl «eqmann«' »erläfl'TtTsöcrltn W. »iauerftrafee 44. - ©ebrueft bet 3uUufi ©ittenfelb in »crltn W. - BcrantroortHcb für Me «ebafüwi: Dr. 3 . gaftroro ln (Sfjarlottenburg.öerltn. 










SJmntner 5. 


I. gfafjrgang. Serlin unb [jfranffurt a. 9W., ben 6. Sluguft 1896. 

fas (iftfiDfrbegfrittjt. 

tTtittfyeUungen bes Derbattbes beutfcfyer <8ewerbegerid?te. 

3flebaltion8au8fdjufj: ©tabtrotf) Dr. jlrfdj in granlfurt a. 2R. unb 3Wa0iftrat8=Slffeffor @uno in ÜBerlin. 

?nl» 1 nirl. 


frr4tinl «m nl« leb» P#n«ts. 


(Earl $epmann8 Betlag, Berlin w. r SWauerftr. 44. 


Herausgeber: 

Dr. |U gtajlrjcr«». 


Koftenfreie Beilage gut „©ojialen ^Brayt«". 


Stile für bie StebafHon be$ „©emetbegericbtS" beftimmten ©enbuitgen bittet man ju abreffiren: An Herrn SWagiftratS-Affeffot (Euno, Berlin W., Wormfer ©tr. 2. 


Jnljali 


P$$tRnrf$»n$.41 

3ft bet Arbeitgeber berecbtigt, ben 
Arbeiter niebt einguftellen, »eil bei» 
felbe nicht gu bet feftgefepten ©tunbe, 
fonbern 2 ©tunben fp&ter gut Arbeit 
erfcbeint? (©emerbegericbt Berlin.) 

3ft bei Arbeiter bei bor Ablauf bet 
KünbigungSfrift entlaffen morben ift, 
unb füt bic 9left^cit begablt fein ®iU, 
berpflichtet bie Arbeit wieberaufguneb* 
men? (©emerberiebt Königsberg i.B*) 
1.3®eiiöbrige Berjähtungöfrift beS 
preufetfeben 9ied)t6 füt Arbeitslohn, 
©ilt biefelbe auch für SBerfmeifter? 

2. ein ©erfmeifter, ber aufeer* 
halb beS Betriebes tfjötig ift, als 
gabrifarbeiter angufepen? (Steicbö* 
getimt.) 

WaS ift ein „fcbriftlicper tfebrbertrag" 
im ©inue beö §. 132 ©ewetbeotbnung ? 
(©emerbegericbt Stuttgart.) 

3ft baS ©emerbegericbt guftänbig für 
bie Klage eine! Artiften - (Elomn mit 
breffirten Hunten- gegen ben gnbabet 
eines ©pe|ialitäten>Dbeater6? (ßanb* 
geriebt Köln.) 


gerfafluitg unb gerfnljmi .... 43 
©tempelfteibeit ber ©emerbericbtS- 
©<biebSfptfi(be in fireuben. 

(Stntgungalmtrr .. .44 

DaS ©emerbegericbt Hamburg 
als ©inigungSamt im Korb« 
macber*©treif« SUlgemeine ©t* 
fabiungen. Bon Dr.ß.Stoad f Bot* 
ftpenbet beS©e»erbegeti(btSJpamburg. 

•ntaibten unb Anträge.46 

StntrÖge, betteffenb ArbeitSberbältniffe 
bet ftabtifdjen Arbeitet in Köln unb 
granffuct a. SW. 

JUlgenuiuru über «roerbegertibte 
unb JlrbetUnertrug.46 

Die ©emetbegeriebte in ben SabreS« 
berichten bet preufeifeben ©emerber&tbe. 
©djieb8gerid)te als einftmeiliget ©tfafc 
füt taufmännifebe ©emetbegeriebte. 
Beftrebiutgen auf (Errichtung non 
©emerbegeriebten. 


SnbattSangaben bet „©ogialen $ragi6*. 


Abbturf fömmtlicbet Strtifel ift 3eitungen unb Beitfcbriften geftattet, jeboeb nur 
mit nottet Quellenangabe. 


lUdpfpctdiung. 

3ft ber Ärbeitgeber berechtigt, ben Arbeiter niebt eingu- 
ftellen, weil ber felbe niebt au ber feftgefefcten ©tunbe, fonbern 
2 ©tunben fpäter gur Arbeit erfdjeint? (Urtheil bcS ©eroerbe- 
gertebts Serttu, Kammer 3, Soiftyenber SWagiftratS-Affeffor (Euno). 

Der SWaler 93. mar non bem SWalermeifter St. angenommen unb 
guai folgenben Dag, SWorgtnS 6 Ubr, auf bie ÄrbeitSfteHe gum beginn 
ber Arbeit befteüt morben. Da Klager niebt pünltlicb erfebien, glaubte 
Besagter, Kläger werbe ibn im ©tidj laffen, unb [teilte einen ftd) 
melbetiben anberen SWaler ein. Als Kläger um 8 Ubr erfdjten unb 
fein Ausbleiben bamit entfcbulbigte, bafj er erft fein HanbroerlSgeug non 
ber früheren ArbeitSfieOe geholt bube, mürbe ihm bedeutet, bafe fein 
Blnfc ingrotfehen befefet fei. ©ein Anfprudj auf ßohnentfehäbigung brang 
bureb- 

©rünbe: Staeb §• 128 3 ber ftei<bS*@emerbeorbnung tonnen @efeilen 
unb ©ebilfen fofort cntlaffen roerben, menn fie bie Arbeit unbefugt 
uerlaffen ober fonft ben nach bem ArbeitSoertrage tbnen obliegenben 
Berpfliebtungen naebgufommen bebarrlieb oermeigern. Hiernach fann 
ber Arbeiter nidht febott beSbol^ entlaffen merben, mctl er fteb einmal, 
felbft 1 — 2 ©tunben, oerfpätet. ©rft in einem längeren unentf^ulbigten 
gernbleiben uon ber Arbeit, baS über ben Stabmen einer bureb Srrthum 
über bie (Entfernung, Berfäumcn be« guge«, Aufenthalt burdh Beforgung 
non gamilienangelegenbeiten, Wahrnehmung eines Dermins, felbft Ber* 
feblafen gu oerurfacbenbcn Berfpätung hm^Ö^t ^ ani1 e * n unbe¬ 
fugtes Berlaffen, baS einer beharrlidjen Bertoeigerung ber Arbeit 
gleicbfteht, gefunben merben. ©S ift nidjt Abfiebt ber ©emerbeorbuung, 
bas jcbnelle Söfen beS ArbeitSoerhältniffcS gu begünftigeu, beShalb 
Inüpft fie baS ©ntlaffungSre^t an erfebmerte Borauöfepung. Dafe 
hieraus bem Arbeitgeber gerabe in bem gab, menn ber Arbeiter bie 


Arbeit an biefem Dag erft beginnen foH unb fidj oerfpätet, ©dbmierig- 
feüen ermaebfen fönnen, meil er nicht meifj, ob ber Arbeiter noch 
fommen mirb, ift anguertennen, tann aber bie Auslegung beS ©efefccS 
nicht beeinfluffen. Der Arbeitgeber mu& fieb aubermeit fiebern, inbem 
er entroeber ficb auSbebingt, bafe baS ArbeitSoerhältnife nur unter ber 
auflofenben Bedingung pünttlidhen Antritts gefebloffeu mirb, ober ber 
©rfafemann nur bebinguugSmeife eingefteDt mirb. 

Anmerlung ber Siebaltion: gn eingelnen ©emerben foH es 
herlömmlieber ©ebraueb fein, baß-ber neu ‘ eintretenbe ©efeüe erft in bie 
Werfftatt fornmt, menn ben anberen ©efellen bie Arbeit auSgetheilt ift. 
3n ©emerbeftreitigfeiten aus Buebbinbereien, KonfcftionSfebneibereicn, 
SWöbelfcbreinereien warb belunbet, bafe bie SWeifler biefen fpäteren (Ein¬ 
tritt fogar gern fäben, meil babureb ©tbroäbereien oermieben mürben, 
unb bie nothmenbige Untermeifung bei neuen ©efellen über WerfftattS- 
orbnung u. f. m. beffer oon ©tatten gebe. 

3P ber Arbeiter, ber oor Ablauf ber KünbigungSfrift 
entlaffen morben ift unb für bie Steftgeit begablt fein mill, 
oerpfiiebtet, bie Arbeit mteber aufgunehmen. (Urtheil beS @e- 
merbegeriebts Königsberg i/Br., Borfibenber ©tabtratb Bohl-) 

©in Werffübrer mar bei einem SWöbelhänbler gegen 150 SWarf 
monatlichen Sohn mit einmonatlieber KünbigungSfrift eingefteflt. Am 
1. guü fünbigte ber SWöbelhänbler bem Werfführer, entliefe benfelben 
aber bereits am 15.3uli. AIS ber Werffiihrer bei AuSgahlung beS 
Sohnes unb AuShäubigung ber Bapitre ben Anfprucb auf Begabung 
für ben gangen SWonat guli erhob, ba bie KünbigungSfrift erft mit 
Ablauf beS SWonatS enbige, erHärte ber SWöbelhänbler ficb bereit, ben 
Wetfführer noch bis ©nbe guli gu befebäftigen; ber Werlführer nahm 
jeboeb bie Arbeit nicht auf unb llagte gegen ben SWöbelhänbler auf 
gahlung beS ooüen HWonaiSloljneS, ba er einmal entlaffen fei unb beS* 
halb nicht oerpfiiebtet getoefen fei, ber Aufforberung, bie Arbeit mieber 
aufgunehmen, golge gu triften. — Das ©emerbegeriebt roieS ben Kläger 
mit feiner Klage ab, ba ber Bellagte berechtigt geroefen fei, bie gu Un- 
reebt erfolgte (Entlaffung gurüefgunehmen, unb gefehlte ©rünbe, melcbe 
ben Kläger gum fpfortigen Berlaffen ber Arbeit berechtigten, nicht oor* 
lagen. 

1. gmeijäbrige BerjährungSfrift beS preufjifdhen SlecbtS 
für Arbeitslohn- ©ilt biefelbe auch für Werlmeifter? 

2. $ft ein Werlmeifter, ber außerhalb beS Betriebes 
tbätig ift, als gabrilarbeiter angufehen? (Urtheil beS Strichs* 
geriebts, VI. ©ioilfenats, oom 18. April 1896 i. ©. Dehnle c/a Brauer. 
— Surifttfcfic Wcienfcbrift oom 27. guni 1896.) 

Wemi in §. 1 Str. 5 beS ©efefceS oom 81. SWärg 1838 neben ben 
HanbroerlS*©efeIIen, Dagelöhnern unb anberen gemeinen Honbarbeitem 
bie „gabrifarbeiter" genannt roerben, fo ift biefeS Wort, roie febon bie 
Stedjtfpredjung beS Breufeifcben DbertribunalS angenommen bot im 
meiteren ©inne aufgufaffen, bergeftalt, bafe baruntcr auch Werlmeifter, 
gabrilmeifter, Sraumeifter u. f. m., lurg, alle gu oerfteben ftnb, bie oon 
ber neueren ©efefegebung als „geroerbli^e Arbeiter* begeidhtiet werben. 
(Bergl. bie Ueberfcbrift beS DU. 7 ber ©ew.Drb- nach ber tfaffunü bes 
©efe^eS oom 1. 3u»u 1891, St.©.Bl. ©. 261 —, ferner ©triethorft Arcbio 
Bb. 59 ©. 196 unb Stehbein, ©ntfdj. Bb. 1 ©. 1020 mit ben bortigeit 
(Eitaten-) Bet allen biefen gewerblichen Arbeitern bonbeit es [xd), was 
nach ben (Eingangsworten beS ©cfepeS oom 31. SWärg 1838 mafegebenb 
ift, um Sofjnforberungeu, bie fogleicb ober in lurger 3 p U berichtigt gu 
werben pflegen unb bei benen aus ber langen Dauer ber orbentlidjen 
BeriäfjrungSfriften eine Unficberheit beS Stecbts entfteht. 

Keine Anwenbung firibet aHerbittgS bie Str. 5 beS §. 1 auf folcbe 
Werlmeifter, bie außerhalb bes ©ewerbebetriebeS bcS ©ewerbcunter* 
nehmerS biefem fclbftftänbig gegenüber ftefecn, unb nur bureb befonbere 













48 


$aS ©eroerbegericßt. SJHttfjeilungen be$ BerbanbeS beutfcßer ©croerbegericßte. 9fr. 5. 


44 


Verträge beftimmtc*) £anblungen ober Seiftungen ju ben 3*oeden beS 
©eroerbebetriebeS übernommen haben; oielmebr feßt bie Stellung eines 
Sabrifarbeiters ober gcroerblicßen Arbeiters ftets eine Befdjäftigung im 
©eioerbebetriebe beS Unternehmers mit einem gemiffen 2Jiaße ber Unter* 
orbuung unb Unfelbftftänbigfeit oorauS. 

23aS ift ein „fcfjriftlidjer Sefjroertrag" im Sinne beS 
§. 182 ©eroerbe*0rbnung? (©ntfeheibung bes ©eroerbegerid)ts Stutt¬ 
gart.) $ie Beflagte ift feit bem 1. SWai in ber Sehre bei ber Klägerin. 
Sie ift nun ausgetreten. $ie Klägerin oerlangt, baß fie in bie Sehre 
gurüdfehre unb fie bis gum 1. 9touem6er fortfeße, ober 15 M. begahle. 
©cßriftlicß liegt nur bie oom Bater ber Beflagten untergeiebnete ©rflä» 
rung oor: „3cß Untergeicßneter erlaube hiermit meiner 2ocßter ©., baß 
fie baS Stäben bei grau S>. erlernt. Seßrgeit 6 SDfonate." Sie Beflagte 
roeigert fuß, ba lein fcßriftlicßer Vertrag beftebe, unb meil außerbem 
leine Arbeit oorbanbeit fei, mit ber fie angemeffen befebäftigt loerben 
lonne. 

Ohne (Singeben auf ben gmeiten ©runb mar bie Klage abgumeifen. 
Senn in bem Schreiben lann lein fcßriftlicßer Seßroertrag gefeben rocr» 
ben, $iergu märe erforberlicb eine Urtunbe, in ber Aecßte unb Pflichten 
beiber 2fjeile beftimmt ftnb unb bie oon beiben unterfdjriebcn ift. 

3ft bas ©eroerbegerießt guftänbig für bie Klage eines 
Ariifteit (©loron mit breffirten #unben) gegen ben 3nßaber eines 
SpeglalitätcntbeaterS? (Urtbeil beS SanbgericßtS Köln als Be* 
rufungSgericbt oom 80. Bfärg 1891.) 

SBaS bie oon bem Beflagten auch in groeiter gnftang roieberbolte 
©iurebe ber Unguftänbigleit beS ©emerbegericbtS betrifft, fo ift jle mit 
Sftecßt oom S3orb erricht er gurüefgemiefen morben. Sei ben $>arbietungen 
beS ApoflotßeaterS als Spegialitätentbeater maltet lein höheres gntereffe 
ber Kunft ober SSiffenfcßaft oor. $)er Setrieb beS Sellagten unterliegt 
baßer gemäß §. 83 a ©emerbeorbnung ben Seftimmungen ber ©eroerbe; 
orbuung. Sa in biefern Setrieb ber Kläger auf ©runb eines SertrageS 
gegen ©ntgelt bie jjroede bf* Unternehmers bureb feine Sßätigleit 
förberte, fo lommen auf ben Kläger als geroerblidjen Arbeiter bie Be- 
ftimmungen beS 7. SitelS ber ©emerbeorbnung gur Anroenbung, unb es 
mar, ba es ficb im oorliegenben Salle um bie Auflöfung beS ArßeitS* 
oerbältniffeS begm. bie Seiftungen unb GittfcbäbigungSanfprücbe aus bem 
ArbeitSoerbältniffc banbeit, bie 3nftänbigtcit beS ©emerbegericbtS nach 
§§. 1, 2, 3 i web 2 begrünbet. 


äecfafjfuttg unb Berfahren. 

©iempelfreißeit ber ©eroerbcgericßtS*3d)ieb£fprücße in Preußen. 

&er preußifeße Öinanjminifler: bat im ©inoerftänbniß mit Sem 
ÜJtinifter für §anbel unb ©eroerbe ficb babin auSgefprodjett, baß 
bie oon ben ©eroerbegerießten als ©inigungsämtern gemäß 
§. 67 beS ©efeßeS, betreffenb bie ©eroerbegeriebte oom 29.3uü 1890 
abgugebenben ©cßiebsfprücbe ber Stempelabgabe ber 5£arif* 
ftelle 57 beS ©tempelfteuergefeßeS oom 31. 3uli 1895 nicht unter» 
liegen. $)iefe STarifftelle unterroirft in Uebereinftimmung mit ber 
STariffteUe „©rfenntniffe" beS früheren ©tempelgefeße.S oom 7. 9Jtärg 
1822 nur folcße ©cßiebSfprücße ber ©tempeiabgabe, bie auf ©runb 
gefeßließer Borfcßriften g. 93. ber Paragraphen 866 unb 868 ber 
SReicßSsSioilprogeßorbnung ooUftrecfbar, alfo geeignet finb, einen 
StecbtSftreit unter ben Parteien in ähnlicher Böeife mie bie llrt^eile 
ber orbeniließen ©erießte gu erlebigen. 3 U SdjiebSfprücßen biefer 
Art geboren aber bie oon ben ©inigungsämtern abgugebenben 
©cßiebSfprücße nicht, meil fie, obmohl ihnen im ©efeß bie ad* 
gemeine 93egeicbnung als „©cßiebsfprucß" beigelegt ift, feinen gur 
3mangSooflftrccfung geeigneten Sitel geroähren, auch nidjt beftimmt 
finb, unter ben 93etheiligten 9tecbt gu fcfjaffen, fonbern nur eine 
©runblage für eine Regelung ber Berßältniffe gmifchen Arbeit* 
nehmer unb Arbeitgeber bilben. Sie Ausfertigungen ber ©cßiebS* 
fprüdje unterliegen auch nicht bem AuSfcrtigungSftempel ber £arif* 
ftelle 10, meil nach §. 57 beS ©eioerbegeridRSgefeßeS in 93erbitibung 
mit §. 2 beS S)eutfcben ©eridjtSfoftengefebeS in bem ©treitoer* 
fahren oor ben ©emerbegeriebten bie ©rbebung oon ©tempelge* 
bühreit für bie im Verfahren errichteten Urlunben auSgefd)loffen 
ift, unb es als ber Abfid)t beS ©efefceS entfprecbenb augefehen 
roerben muh, ba& für baS ©inigungSoerfahren baffelbe gelten foH. 
2)ie mebrerroäbuten ©cbiebSfprücbe finb hiernach oon jeber ©tempel* 
abgabe befreit. 


*) Anm. b. 9t eb. 23ie bann noch oon bem begriffe bc§ SBerf* 
nieifterS bie 9tebe fein famt, ift aus bem gebrudten Sbeil beS ©rfemit* 
uiffeS nicht gu erfeben. 


(Eittigtmpiamttr. 

^aS ©etoerbegerifbt Hamburg als CNstigimgSamt im Korbmacher- 
Streit. Allgemeine ©rfahrmtgen. 

3m9)tärg b-3- fanb in Hamburg ein ©eneralftreif berKorbmacber 
unb &orbmacf)eritinen ftatt. AuS ber ^emijobn-SBrancbe (93eflecbtung 
oon Ä'orbflafd&en) manbten ficb bie Arbeitnehmer an baS ©etoerbe* 
geriebt mit bem Anträge auf Vermittelung ihrer SDiffcreng mit 
ihren Arbeitgebern, ben oon ihnen näher begegneten Korbniadjer* 
meiftern. 3)a nun erfahrungsgemäß baS gange Unternehmen [ehr 
häufig baran febeitert, baß eS ben Parteien nidj)t gelingt, ficb über 
eine gemcinfatne Anrufung (§. 62 beS ©eroerbegerid)tSgcfebeS) gu 
einigen, fo übernahm ich eS oon AmtSroegen, bei ben betreffenben 
9Reiftern aiuufragen, ob fie ber Anrufung fid> angufcbließen geneigt 
feien. Üßacbbent fie urfprüttglicb, aus bereits in ber ©ad;e felbft 
liegenben ©rünben, ben Anf^luß gemeigert batten, biefe Anffaffung 
aber miberlegt roorbett, erflärten fie ihre 93ereitroiÜigfeit gum Anfcbluß- 

©S fanben nun am 26. Vtärg unb 1. April gietnlid) auSge* 
behüte AuSeianberfeßungen ftatt. 3m ©treif befanben ficb 
150 Korbmacher unb Korbmacberinneii ber betreffenben 93rgncbe. 
©ie Sorbernng bcrfelben befdjränlte Reh auf eine ©tböhung beS 
©tüdlobneS für bie gu beflcdjteuben 2)emijohnS je nach bem Siter* 
geholte berfelben. 5)a bie 9)M)ter fog. Swifdjcnmeifter ftnb, bie 
ihre Aufträge roefentlich oon ©prit* ober ©laStabrilanten erhalten, 
fo empfahl eS Rd), folcbe nad) Angabe ber Arbeiter als AuSfunftS» 
perfonen git ben ©ißungett eingulaben. $>er jeßige ©tüdloßn, mie 
er ficb aus beni oon ben Arbeitern beigebradjten Sobntarif ergab, 
mürbe auch oon ben SDßeiftern als burebaus unauSlömmlicb begeidbnet; 
auch rour.be eine Dppofitiou gegen bie beantragten Pofitionen eines 
neuen Tarifs nicht gemacht Allein bie 9MRer erflärten, baß Re 
Reh ibten Arbeitgebern gegenüber in einer fo gebriidten Sage be* 
fanben, baß ihnen eine % ©rböbung beS SoßneS unmöglich fei. ©in 
näheres ©iugeben auf bie VeredRigmtg biefer Sbatfad)e erfebien 
bureb ^ en '"festeren Verlauf ber ©acbe gur 3^it nicht angegeigt. 
SDie Sabrifanten machten gelfertb, baß für Re baS in Sßebe ftebenbe 
©efebäft ein Verluftgefcbäft fei, baß Re bei ber Konfurreng, roelche 
bem Arhfel im AuSlanbe, forote in ben ©efängniffen gemacht 
merbe, in ber Sage feien, febon jeßt benfelben billiger gu beließen, 
als Re ißn hier begabien, unb baß, roeun Re fieß auf eine ©rhoßung 
ber Soßne einließen, Re fid) bureß größere Peftellungen auSmärtS 
fcßabloS ju halten genötßigt feßen mürben. 

©S ift ni(ßt gu oerfennen, baß ber ©treitgegenftanb für bie 
©rgielung güHidher 93ci(egüng roenig banfbar mar. SDie Sßätigleit 
erforbert fetnerlei roefeiitlicß tecßnifdje Kenntniffe ober ©efcßicflicß* 
leiten, ©ie Rnbet baßer, auch abgefeßen oon ben ©efängniffen, 
in Keinen ©täbten unb felbft auf SDörfern, mo billiger als in ber 
©roßftabt gearbeitet roirb, eine reeßt erßeblicße Konfurreng, fo baß 
man, roenn man Rcß auf ben rein gefdjäftlicben ©tanbpunlt fteflt, 
ber ®arftellung ber gabrifanten bie SBeredjtigung nießt oerfagen 
lann. ©Icicßmobl gelang es, ben VorfteHungen beS.Untergeicßneten, 
bie Sabrifanten gu ber ©rflärung gu oeranlaffen, bie ©ueße uoeß 
einmal in Ucberlegung gu gießen unb namentlich eine nochmalige 
befonberS genaue Berechnung angufteden; hierbei follte ber Um* 
ftanb berüdRchtigt roerben, baß bie 93efled)tung ber S)emijohnen 
hoch nicht als bie Söaare felbft, an ber oeröient roerben foll, fon* 
bem nur als ein — roenn auch nothm.enbigerSchuß berfelben 
in 93etracßt lonimt unb beShalb bei ber angufteflenben Berechnung 
roeniger ©emicht auf ben ©eroinn an ber. Sledßterei an unb für 
fi<h, als auf ihre Berbinbung mit ber SSaare felbft gu legen fei. 
3u meinem Bebauern erßielt ich aöer oon bem roefentlich in 
tracht fommenbeu Sabrifanten bieSchriftliche 3Rittßeilung, baß er 
nach mehrmaliger ein^ehenber Prüfung ber Kalfulationen nicht in 
ber Sage fei, ben Meiftern ben bisher gegaßlten Sohn gu erhöhen. 

S)emnächft fanb am 1. April bie gmeite ©ißung beS ©ini* 
gungSamteS ftatt, gu roelcßer auf Antrag noch groei Sabrifanten 
geloben rourbeu, fo baß biefe burch brei Herren oertreten roaren. 
9fad) weiteren AuSeinanberfcßungen erflärten Reh bie Sabrifanten 
mit meinem baßingebenben Borfdßlage einoerftanben: 

„benjenigen für Re arbeitenbeu SLUciftern, roeld)e geneigt 
finb, eine gleiche ©rhoßung ißren Arbeitern gu geroäßren, 
eine ©rßößung gugubiüigen. S)er ©rßößung in quanto fofi 
als ©runblage ber oon ben Arbeitern beigebraeßte neue 
£arif bienen." 

S)a bie betreffenben Itteifter ber Sabrifanten in ber ©ißung 
nießt anmefeub maren, fo rourbe oerabfeßiebet, baß bie Arbeiter fuß 
mit benfelben in Berbinbung feßen unb baS Befultat ißrer Ber» 
ßanblungen bem ©inigungSamte mittßeilcn füllten, bis gu folcßer 




45 


46 


$aß ©eroerbegericht. BEittheilungen beß Betbanbeß beutfcper ©eroerbegeridjte. Nr. 5. 


BEitlpeilung aber bie Sipung oertagt werbe. Begeicpnenb ift, bap 
feit bem 1. April eine foldje Sfittpeilung bem ©inigungßamte nicpt 
gugegangen. dagegen habe i<p auperamtlicp erfahren, bap eine 
Einigung erhielt unb bap beu rocüauß größte Streit ber Auß* 
flänbigen offenbar, foroeit Arbeitßgelegeupeit oorpanben, roicber in 
bie Arbeit eingetreten. Nicpt unerwähnt will id) fdjliefelic^ laffen, 
bap ber £oit, welcher in ben Sipungen non allen Seiten beob* 
äd)tet würbe, burepauß roürbig unb leibenfcpaftßloß unb bie 53er* 
paublung rein fad)lid) gemefat. 

3cp fniipfe an biefen Bericht bie oiellcicpt nid)t uneewünfepte 
©rflärung, bap meine Auffaffung über baß oom ©inigungßamt 
uub ben Parteien gu beobadjtenbe Verfahren burd) bie Sahruel)* 
tftungen unb ©inbrüdfe beftätigt werben, welche biefer erfte Berfucp 
oor unferem ©inigungßqmte heroorgebraept pat.. 3d) prägifire bie* 
felbeu bapin: 

1. 34) erachte cß für burd)anß wünfepenßwerth, bap bei ein* 
feitigem Anrufen beß ©inigungßamtö biefeß felbft bie Herbeiführung 
ber ipeilnahme an ber Anrufung feitenß ber anberen $axtei in 
bie |>anb nehme. SDenn cß ift, namentlich für bie Arbeiter, fehr 
fcpmterig, biefc 3:heilnahme h c rheiguführen; nicht, weil eß ber 
änberen Partei an gutem Sitten fehlt, fonbern, weil Ntipoerftänb* 
niffe unb Unflarheiten unterlaufen, bie leicht, roie im uorliegenben 
gatte, burd) ein amtlidjeß ©intreten befeitigt werben fönnett. geh 
habe ©runb gu ber Einnahme, bap in ber Borfcprift beß §. 62 
mefentlich Beranlaffung gu. fud)en, bap feit 1891 ijnfer ©ewerbe* 
geridjt alß ©inigungßamt im 3apre 1896 gum erften üßale an* 
gerufen. mürbe, maß fieper nicht mit ber Abfid)t beß ©efepgeberß 
gu oereinigen ift. 

2. 34) erachte auch bann, wenn ein Bergleid) nicht gu Stanbe 

gu bringen, bie Xhätigfeit beß ©inigungßamteß fo weit tpunlicp 
nicht erfdjöpft, oielmepr ein Dffenhalten berfclben beßpalb in popem“ 
©rabe erfprieplid), roeil eine offene, facpUd)* unb unbefangene 
Anßfpradje beiber Parteien bur4)öuß geeignet ift, flärenb unb b$* 
rupigenb gu roirfen unb rounfepenßroerthe Nacpmirfungeu herbei* 
gujührcn. beßhalb füllte' f] ' 

• " 3. bie Leitung beß Autieß bemüht fein, auch nach S44 u & bex 
iefultatloß gebliebenen Berpaubtungen einen Spielraum für foldje 
Nad)wirfungen gu laffen, roorauß folgt, bap eß fiep nicht empfiehlt, bem 
Schluffe ber Berpanbluitgen unmittelbar ben Scpiebßfprucf) folgen gu 
laffen, oielmepr ben Parteien bie Siöglkpfcit gu laffen, fid) oiellcicpt 
auperamtlid) in golge ber gewonnenen ©inbriiefe gu. oerftänbigen. 
^)enn oon bem Scpiebßfprudje oerfpreepe ich mir einen roefentlidjen Er* 
folg nicht. $>ap ihm juriftifd) ber Bottftrecfungßtitel fehlt, bebarf 
einer Außfüprung nicht. Aber audh feinen moralifctten- Sertp oer* 
mag ich nicht pod/angufdjlagen. ©ß ift eine befannte Erfahrung, bap 
iebeß Urtpeil auf benjenigen oerftimmenb wirft, gegen beneßaußge* 
fatten, unb beßhalb für ihn wenig StnreigTjat, fkh ihm, ro^nn er nicht 
ijagu genöthigt, gu unterwerfen, ©ß önbert hieran auch ber Um* 
ftanb nichtß, bafe bei ben ®d)iebßfprüd)en Arbeitgeber unb Arbeit* 
nehmet mitgeroirft haben. Sbtnn bie gleiche $titwirfung finbet 
auch im ©iemeibegerihte ftatt,* unb boch fann man bem beft* 
begrünbeten Urteile gegenüber oon beiii Unterlieaenben fehr häufig - 
bie Aeußerung hören: „3th Ö^hc weiter 1", auch bg, wo ein Seiler* 
gehen gcfehlid) außgefchloffen ift. ©ß möchte baber im Allgemeinen 
Jaum gu erwarten fein, bafe ftch ber nach bem Schiebßfprud) Unter* 
Iegeue freiwillig bcmfelben unterwerfen würbe. Unfer frühereß 
Schiebßgericht, roelcheß nur oon gachgenoffen Befcfet war, unb 
gegen beffen ©ntfeheibungen ber S3erurtheilte baß orbentliche ©ericht 
anrufen burfte, rnufete baran gu ©runbe gehen, bafe faft feine 
feiner ©ntfeheibungen unangefochten blieb, dagegen biirftc in ber 
©rroartung beß Sd)ieößfprucheß für bie Setheiligten ein Sporn 
liegen, noch einmal auf ©runb ber in ben Serhanblungen gu Sage 
getretenen Äußerungen bie Sache in Ueberlegung gu nehmen j 
pnb eß oorgugiehett, etne freiwillige ©inigung herbeiguführen, alß i 
fid) bem oietleidjt unliebfamen Schiebßfpruche außgufefcen. ©rreichen : 
lie&e fleh Biefer 3roecf baburd), bafe nach Seeluft ber Serhanblnngen, I 
fattß ein Vergleich nicht gu Staube gefommen, baß ©inigungßamt 
bie Serfiinbigung beß Schiebßfprucheß etwa auf 14Xage außfefjte, 
bann aber oerfiinbete, wiefern nicht iinmifchen Anträge beiber 
Parteien auf Sieberaufnahme beß Serfahrenß geftettt würben, 
©in gefefcti<h^&iubcrni& einem foldjen Sorgehen nicht im Sege. 

4. Sollte baß ©inigungßamt, wenn boch einmal geftreift 
werben fott, eß fich angelegen fein laffen, einen generellen Außftanb 
in einen partiellen gu uerwanbelit; theilß, weil ber ßefctere weniger 
fchäblid) bie wirthfdjaftlichen Sntereffen beiber Parteien berührt, 
theilß, weil baß Seifpiel gur Nachahmung reigt. greüich wäre eß 
oon biefem ©efichtßpunfte auß noch oiel empfehlenßroerther, wenn 


bie Anrufung beß ©inigungßamteß ftetß oor ^roflainirung eineß 
Streifß flattfänbe. 

5. Siirbe ich plauben, ba& in benjenigen gätten, in beneu eß 
fich um Sohn* unb bamit gufammenhängenben gragen honbelt unb 
bie Sebürfnifefrage anerfannt werben mufe, bie Iciftungßfähigere 
Partei ben ©runbfap oon Angebot unb Nachfrage nicht gar gu 
fehr in ben Sorbergrunb treten laffe. $iex hanbelt eß fidh ja 
in erfter fiiuie, in ber Seoölferung 3 u fMföenheit mit ihrer 
Situation unb Arbeitßfreube an bem ©rfolg fleißiger Arbeit gu 
fdhaffen, unb ba fottte ber ^eiftungßfähigere nid)t außfchliefelich baß 
eigene äugenblicflid)e ©clbiutercffe berüdfichtigen, fonbern feine 
Hcmblungßweife atnh burch höhere ethifdje ©runbfäfee leiten laffen, 
alß burch rin Nechenejempel, roieoiel er weniger oerbienen würbe, 
wenn er gerechten unb billigen Anforb^rungen gu genügen bereit 
wäre. Ser rote ich S^hrc lang im ©ewerbegcrichi gefeffen* ber 
wirb ftd) oft eineß tiefen Niittctbenß bei Setrachtung ber Qol)n* 
oerhältniffe in gewiffen Branchen nicht haben erjoehren fönneu. 
3ch h fl öe in mettrem langen i^eben immer..gefunben, bah in H nm * 
bürg ber fchötte ©runbfab beß Öeben unb fieben laffenß; gegolten, 
unb ich finbe, öafc berfelbf, wenn irgenbroo, in ben hier fraglichen 
Serhällniffen am ^lafee wäre, dagegen fottte 

6. ber SSorfifeenbe beß ©ewerbcgerid)tß ftch bemühen, fo weit 
eß in feiner 3Äad)t fteht, oon ber Stellung außftchtßlofer Anträge 
gurücfguhalten. Tahiti rechne ich in erfter Cinie folche, burd) 
welche bie gefchäftliche ©hre, ober bie roirthfdiaftlidje Selbftftänbig* 
feit, refp. geiorfferrnöBeit baß roirthfchoftliche Haußrccht ber ünbern 
Partei, fei eß ber Arbeitgeber ober Arbeitnehmer, oerlept erfcheinen mühte. 

3^ glaube groar; baß Purch biefe Äußerungen baß ^h cmc * 
über bie ©eftaltung beß ©inigungßamteß unb ben Betrieb itt bem* 
felbert nicht erfchöpft raerbe, allein ich ineinte, bie mir gebotene 
Betahlaffung nicht ünbenüpt laffen gu foflen, um meine Anficht 
über gunä4ftliegenbegfagen in ber gebuchten Nichtung außgufprechen* 
Hamburg. . __ & Noacf. 

i ; (Kutad)ten unfi ^ntiräge. 

Anträge, betr* Arbeit$perlj|ältniffe ber ftäbtifdjen Arbeiter in 
ftäln niib granffürt g. SW. Nach be'tft 3 a hreßbericht für baß 
£öutgli<he ©eroerbegerid)t Stöln füt 1895/96 würbe bafelbft oon 
ben Arbeitnehmer^Beifipern ein Anttag eingebracht, welcher für 
alle in ftäblifchen Betrieben bejehäftigten Arbeiter bie Einführung 
oon,roö^entlid)en üohnperioben, foroie SNinimällöhne unb SNajimal* 
Arbeitßgeit begweefte unb be.i Subtliifftoncn ben Unternehmern bie* 
felbert Bebiitgunaen aüfeplcgt' roiffeit wollte. ®er Antrag würbe 
jeboch nicht gur xjerqthung geftettt., ^er Borftpenbe war ber An* 
fiept, ber Antrag fei unguläffig, weil er an bie Stabt $öln alß 
Arbeitgeberin unb nicht älß SerroaltUng gerichtet fei. Alß Arbeit* 
geberin fei bie Stabt Slöln in ber ^age, ben Antrag gurüdgu* 
weifen, weil berfelbe. gegen bie Natur beß Arbeitßoertrpgeß oer* 
ftope, ba nach §1 105 ber ©ewerbeörbnung' bie geftfepung ber Ber* 
hältniffe gwifchen' felbftftänbigen ©eroerbetreibeuben unb ben 
gewerblichen Arbeitern, oorbehaltlidj ber ,bur* Neichßgefep be» 
grünbeten Befchränfuitgen ©egenftanb freier UeoereinEnnft fei. — 
©ang ähnliche Anträge würben auch beim ©eroerbegericht granffurt 
geftettt unb ooit biefem bem Ntagiftrgt oorgelegt, nachbem ber 
BorBpenbe bie Äontpeteng alß zweifelhaft' begeiepnet ptte‘ ohne ftch 
inbep ber Berpanblung gu roiberfepertl, .^Der granffurter 
Ntagifirat pnt bann bem ©eroerbegericht eröffnet, bap er baffelbe 
gur Berätfjung berattiger Anträge nicht für fompetent eraepte. — 
2)ie Beantwortung Ber ^ompetengfrage hängt baüon ab, ob man 
fiep ben Antrag gerichtet benft an bie Stabtgemeinbe alß Arbeit* 
geberin, ober alß $erfon beß Öffentlichen Necptß unb alß Ne* 
präfentantin. eineß erheblichen Stücfeß ber ftaatlichen ©ewglt. Ser 
ber Auficht ift, bafe ein Arbcitßoerhältnip mit bem Staat, eben 
weil eß mit bem Staat unb nidjt mit einer Sßrioatperfon ein* 
gegangen ift unb roeil eß bie görberuitg ber ftaatlichen Aufgaben, 
nid)t bie 3 ro ccfe eineß ^rioatunternehmenß betrifft, fein außfdjfiep* 
lieh prioatrechtlicheß ift, wirb eper geneigt fein, bie ^ompeteng gu 
bejapen. _ 

Mgetiieine? über (ßemftbegcridjtc mtb 
^rbeitgöertrog. 

®ie gitwtrbegtrt^te in >en ^a^eSieridlten ber bren^if^e* 
@efe?rterätlje. 3n ben 1895 er „Sa^resberidjten ber Äömgh^. 
preufeifdjen Regierung«» unb ©eroerberättje unb Sergbet)örben* *) 

Berlin, Berlag oon 2B. 2. Bruer. 



47 


©aß ©eroerbegericpt. SRittpeilungen be« ScrBanbeß beutfcper GeioerBegericpte. 9Rr. 5. 


48 


peBen bic 9luffid)tßbeamten bcr ^rooingen Oft- unb Befipreufeen, 
foioie bcr Stegierungßbegirfe SBießbaben unb Slawen übeteinfümmenb 
bic pe 3o*H ber Skrgleicpe in ber geroerbegericptlicpen Tpätigfeit 
peroor. 3n Slacpen mürben ekle Sacpen baburd) erlebigt, bafe 
ftpott bcr ©eritptßfcpreiber Bei Sbnapme bcr Älage fiep um einen 
Äußgleicp bemühte. Tie aufeerorbentlicp geringe Tpätigfeit ber 
Sprudpfammer 3o^ r S e oom Serg*©etoerbegerid)t SBeutpen O./0. 
roirb barauf gurücfgefüprt, bafe bic Berfßoerwaltungen eifrig Be* 
müpt feien, bie föeftimmungeu ber Slrbeitßorbnung innc gu Balten. 
„Sietteidji ifi in biefer Birfung eine roefentlicpe Sebeutung beß 
93frg*@etoerbegcridptß gu crblidfen" (0. 552). 3« Stoßburg 

fdpeiierte ber »erfuep ber außftänbigen Maurer, baß Ginigungß* 
amt angurufen, am Biberfprudp ber Snnungßmeifter. Benn ber 
Shiffidptßbeamte für Grfurt peroorpebt, Ba& Bie ©eroerbegeriepte baß 
SBeitrauen ber Slrbeitnepmer geniefeen, fo ift niept gang flar, ob 
mepr baß Vertrauen ober etroa bie Ginfehigfeit beffelben betont 
fein fofl. Tefto ttarer ift aber, »ad ber Slufficptßbeamte für 
©ilbeßpeim über bie beiben bort neu eröffneten ©etoerbegeridpte 
außfüprt: 

SBeri$t&ja!jre ift hi #ilbeßhetm ein ©etnetbegeriefjt in« geben getreten. 
Vißh« würben 70 Streitfälle anhängig gemalt, bie grobe SHebrjaijI aber burth 
©eraleid) ober 3mrücfnahme beigelegt, eS finb nur 5 Urtheile auf ©runb fon* 
trqjnftorifcher ©erbanblung gefällt worben. ©er SBoriifcenbe erfennt an, bafj bie 
«Seifiger, ^leithbiel welcher Partei fie angehörten, ihr 8Ricf>teramt burebau« 
nnparteiif$ oermaltet höben. 3KII einer einzigen Ausnahme finb 
alle Urtheile einftimmig erfolgt, ©ie non inbuftricllen Äreifen 
gehegte ^Befürchtung, ba§ bie bon ben Arbeitnehmern gewählten 
tBeififcer iu einer einfeitigen Stellungnahme ju ©unften ber 
Arbeiter hinneigen würben, war nicht berechtigt, ©et Sorftfctnbe 
beß im 3fah^e 1894 in Peine errichteten ©ewerbegeridjtß hat biefelbe Erfahrung 
gemacht." 

Scpiebßgertdfte alß ttnfttoeiltger Grfai? für faufniäiimffpe ©e* 
toerBegerkpte. Tie ©anbeiß farnmet Skaunfdproeig bat auf Anfrage 


beß Staatßminifteriumß fiep für bie Grricptung faufmännifeper ©c* 
merBegericpte außgefproeben. 

„SBeldjen 2öerth ©chiebSgerichte, in benen beibe 3ntereffengruppen nertreten 
finb, erlangen fönnen { ba« hoben bie ®eWerbegerichte bewiefen. ftüt bie richtige 
ffiütbiqung be« ArbeitöOcrtrag«, ber Rechte unb Pflichten, bie fidj au« ihm er* 
geben ja für bic weitere ©ntwicfelung biefe« Segriff« im ©inne unfere« ntobemen 
ÜBirtbfcbafiSlebcnS ftnb fie non erheblicher Vebeutung geworben, Vor allem aber 
finb fie in ftolge be« großen Vertrauen«, ba« ihnen im allgemeinen bie Arbeiter 
entgegenbringen, im ©tanbe gewefen, in ben rncitau« meiften Jütten eine frieb* 
liehe (Einigung au eraielen unb fo niele £luellen be« £aber« unb ber ©rbitterung 
au nerftopfen. (£« fann nicht ameifelhaft fein, ba& folche ©chieb«gerichte audh für 
ben ßanbelöftanb eine ähnliche ©ebeutung erlangen würben. 3fa, e * ift nicht 
au«gefchloffen, bafe fie bei bem engeren perfönlichen Verhältnife, in bem ber Prin* 
|ipal a«m ©ehilfen fteht, noch beffere ©rfolge eTaielen. Auch im ^anbelöitanbe 
entftehen bie meiften ©treitigfeiten biefer Art au« ber mangelhaften Äenntniß bet 
au« bem Vertrage entfpringenben SRechte unb ©erbinbfidjfeiten. ffierben bie ©at* 
teien non fßerfonen, in beren ©achfenntnib unb Unpartheilichfeit fie noQe« Ver¬ 
trauen feben, in ruhiger SBeife belehrt, fo werben fie leichter ju einer ©inigung 
geneigt fein, bie ja faft immer im beiberfeitigen Sntereffe liegt". 

Um fd)on unter bem beftebenben Rechte bie 3R6gli<f)feit ber 
Sort^eile einer foldjen 3ubi!atur gu erreichen, fjat bie ©anbcls* 
fammer auf freiroifliger ©runblage, gur Senufeung na^ §§. 851 ff. 
ber Gioilprogefeorbuung, ein faufmänuifdK^ GinigungSamt unb 
0d)ieb5gericBt in8 Öeben gerufen, beffett Statut fi^ nadb Wog* 
lidjfeit bem ©eroerbegeritBtSgefefe anfdjliefet, aber baß $ringip 
gütlichen Slußgleii^S nod) me^r in ben SSorbergrunb ftcOt. 

KJeftreBmtgeu auf ©rrithtimg oon ©etoerbegcriftitfn finb bergeit 
im ©ang in Tuttlingen in SÖürttemberg, in $oftf)eim bei Waing, 
in TilfU, roo gur Spraye fam, bafe ber S3orfifeenbe beß ©eioerbe* 
geric^tß $önigßbcrg, $ohf, baß Serien eineß ©eroerbegeridjtß iu 
bcr groeitgröfeten 0tabt ber $rooing entfc^icben beflagt babc. Sit 
©ormß ift baß Statut für baß fünftige ©ecoerbegeridjt nunmehr 
feftgeft eilt, fo bafe beffen Grridjtung roobl unmittdbar BeoorfteBt. 


T)ie gteidjgeitig B^rmit außgegeBene dir. 45 ber ©o^enfdjrift 
„Segiale $rajiß, (kmmMatt für Sogialpolttif" enthält: 

S)ie Sogialpoliti! auf ber JÖerliner ©eroerbeaußftellung; 
— S)k SBaBlre^tß-Slußbebnung in ^ollanb. SSon $. 
©offtebe be ©root. — 2)ie Sragc ber 2lrBeitßlofen*S5er« 
fteberung in ihrem gegenwärtigen Stanbe. S5on $rof. 
©eorg Slbler. — IV. Snternationaler Sogialiften* uno 
©eroerff(baftß*iTongrefe in Sonbon. — kommunale Theater* 
genfur in TuißBurg; ©ö&e ber 3infen bei ftäbtifd)en Selb* 
bäufern in Teutfcblanb; kommunale StrafeenBab» in Sbeffielb; 
Sage ber ftäbtifdjen Öeuerroebrleute in Stuttgart utib Nürnberg; 
Stäbtif(be2lrBeitßna(bn)eiß*0telIen; II. Saperifcber StäMetag, 
$rote[t gegen bie Seoorgugung oon Wilitäranroärtern im 
©emciubebknft. — SrauenarBeit in preufeifeben Sabiifen; 
Slrbeitßgeit Bei $ooperatiD*©efeflfd)aften in Gnglanb; SterB* 
Iiibfeit an £ungen:<bruinbfucbt im ^önigreid) Sacbfen. — 
ÖaBrifinfpeftion in £oburg = ©otba. — ^oligeilidje Wit* 
tbeilung oon Unfällen an bk Ä'ranfenfaffen in ^3raunfd)n>eig; 
Gnglifie UnfaQftatiftif. — Serbanbßtag fädjfifcbcr Snnungen. 
— Sobmmgßnotb in üeineren Stäbten; Tedjuifcbe f?ort* 
febritte beim 23au Heiner 'Bobnungen. — Sftücfgang ber 
S^olfßBilbung in Sftufelanb; ßinberarbeit auf bem ^anbe in 
©effen. 

2luß bem 3nbaW Ber lefeten 3ulinummern ber „Sogialen ^rayiß" 
feien folgenbe 2tuffäfee b^oorgeboben: Tie fogialiftifd)en ^arteieu 
Sranfreiajß. SSon Dr. di. Sdjiiller (^ßariß). — Tie amerifanifebe 
©efepgebung gur SeFämpfung beß Sdjroipfpftemß: I. Slügemeincß. 
9?ero^3otF- S8on Dr. G. Soeio (Sonbon). II. Tie ©efepgebung 
oon Waffacbufettß. SSon grau ©elene Simon (Sonbon). — 
Gifenbabnarbeiter*Scbup in Guglanb. SSon $rof. ©uftao Gopu 
(©öttingen). — Tie Turcpfübrung beß ÄommunaIabgaben*@efepeß 
in Sßreufeeu, inßbefonbere in ben pommerfeben Stählen. SSon 

Sürgermeifter Wattbeß (Slolp i. $.). — Tie Biener politifdjen 
Parteien unb bie SSolfßbilbuug. Sion fjkioatbogeut Dr. £. W. 
©artmann (Bien). — Tee $Sor*Gnttourf eines beutfd)en ©anbclß* 
©efepbudbß. SSon Dr. jur. W. Jüuarcf. — Ter bculfcpc flrbeiter* 
|d)up in ber ^irayiß. Sion Rrau Glifabetp ©nautf*5Uibne 
(Berlin). — Ter bürgerlidpe Sogialißmuß in Guglanb. Sion 

Dr. G. Öoero (Öonboii). — Sinb pöbere ©etreibepreife opne Brot* 
oei-tpeuerung möglich? Sion Dr. G. Taoib’ (Waing). — Slrbeiter* j 
roobmiiigß* s Serbältniffe in einem roeftfälifcpen Snbujtriefreifc. Sion 
Dr. St o. Wangolbt (^ranffiirt a. W.). — Sluß bem Slotigen» | 


tpeil: Slbfcplufe beß 33ürgerlicpeu ©efepbudjß für baß Teutfdje 
föeid); etpifcp-fogialmiffenfcbaftlicbe Siorlragßfurfe in 3ön^; Fircplid)* 
fogiale ©ruppein Teutfd)lanb;fogialbemofratif(peSiarteiIage in 3talicn, 
granfreid), Tänemarf; Sefämpfung fogialer Sieftrebungen in 
Teutfcplanb; ftäbtifdpe ßefepalle in Berlin; ftäbtifeper betrieb oon 
Speifrbäufern; Strife ftäbtifeper ©afenarbeiter in $rait!furt a. 3J?.; 
ftäbtifepe Slpotpefe alß .Viampfmittel gegen pope Stetpnungen für 
Bießbaben; Strafeenbapn*S(ngeitelIte uub fläblifcpc S^erroaltung tn 
Ceipgig; Sonntagßrupe inftäbtifdpen©aßanfialten; Slrbcitßoerpältniffe 
in beuWarmorbrücpenDonWaffa*Garrara;33crDeaung in Söpmen unb 
SlrBcitßgcit in Guglanb; Slrbeitßgeit in3opan; Bacpßtpum ber tobten 
|>anb in <ßreufeen; öopnbemegungen fcproeigerifdjer ©emerffcpaftßs 
Sierbänbe oon 1887 biß 1895; Arbeitet innen * Drganifalioneii in 
Gnglanb; ©irfcp * Tuncferfdje ©emerfoereine in Tiiitfdjlanb; 91b» 
fcpkbung ftrifenber Arbeiter alß Siagabunben in Defterreicp; Strife« 
in Sntnfreicp uon 1890 biß 1895; 33ierbopfott in ber Scpmeig; 
fogialiftifdjer ©eroerffepaftß* unb Slrbeiteroerbanb für Sforbamerifa; 
Sierbanb ber Siereine ber 93ucpbrucfer, Scpriftgiefeer unb oerroanbter 
S3erufe £)eiterrcicpö; Unterftüpungßoerein beutfeper Tabacfarbeiter; 
©eiocrbeinfpeftion in Glfafe*^olpringen; gefcplicpc Regelung ber 
©cimarbeit. Siorbericpt für Defterreicp; Sorgepcn ber ©anbelßfammer 
gu S3klefelb für freiroiHigen 9Hpr*8abcnfd)lufe: ftaatlicpeß Ginigungß* 
amt für ben ftanton 93afel; Slrbeiteraußfcpüife in beutfepen gabrifen; 
X. Tcutfcper S^erufßgcnofknfdjaftßtag; llebcrnapme beß ©eilocr* 
faprenß für Sungcnfranfe burep bie 3noaliben*9Serrtd)erungß*9(n» 
ftalten; SufeBefleibung für Scpulfinber auf Scpulfoften in ^Sreufeen; 
©ütefiuber in ißreiifeen; ^oligeioerorbnung gegen geioerblicpe S^e* 
fcpäftigung oon Scpulfinbern in Spanbau; 33erid)t über bie Tpätig* 
feit ber toeiblicpcn Slcrgte in ©oßnien. 

Stänbige ^lubrifen ber „Sogialen ?rafiß": 91II» 
gemeine Sogial* uub Söirtpfcpaftßpolitif; Vfommunale Sogialpolitif; 
Sogiale 3oftänbe; Srauenfrage; Slrbeiterbemegung; Unternepmer* 
oerbänbe; ©eroerbcgeridjte, Ginigungßämler, Slrbeiteraußfcpüffe; 
9Irbeiterfd)up unb ©eroerbeiufpeftion; 23erficpernng, Sparfaffcn; 
Slrmcnpflege; SBopnungßroefeu, ©efunbpeitßpflege, Grnäprung; Gr* 
giepung. Scpule, SBolfßbÜbung; Saftig; Sinangcn; Öanbmirtpfcpaft, 
©anbmerf unb ©rofeinbuftrie; ©anbei, £rebit; SSerfcpr; Sitterarifcpe 
s Jieii*Gr|d)cinnngen. 

©ie M 5ojio(r ^rasls, gentwt&fatt fit etjeheint jeben ©onnerftoj 

unb foftet nierteljährlich 2 JC 50 ^ etnfiliefelich ber 2J?onat«beilage „©n« 
©ewerbeqeridjt". 3« beateben burdh fämmtliche Voftanftalten unb Vuchhonblunqen 
fowie bireft burch Die VerlaflSbucbbönMung (Carl Jpehmann« Verlag, Vetlin w, 
Waueritr. 44). 


, # ©a« (0eU)erbC0erlcfif erfcheint am erften ©onnerjtag jeöen iUonat« int :Uituöcttumfanq non V* Vogen, fyftr ba« Halbjahr April—©eptember nehmen 
Vefteüungen aunt greife non 60'pr. fammtlide Poftanitalten unb Vwhbanblungen an. ©egen ©tiijenbung non 70 pf. in Vriefmarfen an Garl ^epmann« 
Verlag, Verlin \V., Plauerftrafje 44, erfolgt bie birefte 3nfenbung am Sage beö ©rjebeiuenö. 

(5!ar[ Oepntann? Verlag tn Serien w. ®iai eritrafee 44. — deDrucft bet 3uiiua Sittenfeil) in Serlin w. — ^erantroortiirt) für Die Aebaftion: Dr. 3 . Jafiroro in Charlotten jur8*Scrlln. 









I. Saljrflaitfl. 


töertin unb gftanffurt a. 90?., ben 27. äuguft 1896. 


Soitber«9lummtr. 


ü(ts CStrufrbcgfridit. 

Ztttttßeilungen bes Derbanbes beutfd?er (ßctverbegeridjte. 


SJebaftionSauäfdfjufj: ©tabtratlj Dr. Ultfdj in gronlfurt a. SIR. unb SWagiflrat8=2lffe|}or ®ut» in Söerlin. 

0 tf 4 tiai «m etßta leben &en*te Herausgeber: * rtii 1 

Dr. Ct ft X 0 WV Äoficttfteie Beilage aut „©oaialen 


Sari .fcetymann« ©erlag, Serlln W., SWauerftr. 44. 


Btte für bie Rebaftton be« „©ewerbegeildjt«* beftimmten Senbungen bittet man a“ abreffiten: Bit £errit 9Wagiftrat«»Bfyeffor ©uno, ©erlin W., Söormfer ©tr. 2. 


Infjali 


Snituitgö-Robelle unb ©emerbe* 
geriete, ©on ©tabtratlj Dr. St. 

Brief*.49 

Wuöaug au« bem Entwurf unb 
au« ber ©egrflnbung be« ©e« 


fefce« betreffenb bie Bbatibe* 
rung ber ©eroerbeorbnuug. 52 
©rieffaften.68 

3nl)alt9angabe ber „©oaialen ©raji«". 


Bbbrudf fämmtlidjer Brtifcl ift 3«Üungen unb 3 e itfdjriften geftattet, iebo* nur 
mit Dotier Quellenangabe. 


33ei ber ßeroorragenben BSidßtigfeit, roeldße bie 
neuerbittgS beabficßtigte Aenberung ber ©eroerbeorb* 
nung für bie ©ntroicflung, ja für bie 0 rorteyiftenj ber 
©eroerbcgeridjte haben faun, bebarf es feiner befonberen 
Rechtfertigung, meint mir bie roichtigften Beftimmungeu 
beS Entwurfes unferen Btitgliebern in einem Auszug 
oorlegeit, za bem ber oorangeßenbe Auffaß eine Art 
Kommentar bilben folf. 


3mtung?-H0t»fUe uni» fl&ewerbegeddjte. 


Der ReicßSanzeigcr oom 3. uub 6 . Auguft enthalt ben ©nt* 
roitrf eines ©efeßes, betreffenb bie Abänberuitg ber ©eroerbe* 
orbitmtg fammt Begrünbung.*) B3ir bringen aus ber umfangreichen 
Bcröffentlicßung einen Auszug, ber bie Beftimmungen enthält, 
melche für bie ©eroerbegerichte non befottberem 3utereffe finb. ©S 
finb bieS ^unädjft bie Borfcßriften, melche für bie fünftige B3irf* 
famfeit ber ©eroerbegerichte oon Bebeutung finb, unb fobann bie 
Beftimmungen über bie fiehrlingSoerßältniffe, melche bie gegen* 
roärtigen §§. 126 — 133 ber ©eroerbeorbnung z u erfeßen be* 
ftimmt finb. 

^aS nun zanäcßft bie letzteren angeht, fo glauben mir, baß 
biefelben eine fehr brauchbare ©runblage für bie Reugeftaltung 
beS bisherigen Rechts beS SeßrlingSoerhältniffeS abgeben. Die 
Pflicht beS Staates gegen bie ßeranroaeßfenbe ©eneration erfeßöpft 
fich nicht mit ber Durchführung beS ScßulzroangeS, fonbern fte be* 
fteht ininbeftenS eben fo fehr roie gegen bie Schüler, auch gegen 
bie Scßulentlaffenen unb noch nicht felbftftänbigen jungen ßeutc. 
»ou bem ungeheueren ©ebiet ber fogenannten Schubpflege, baS 
hier aitjubauen ift, unb git bem z* B. auch bie beffere ©eftaftung beS 
BormunbfchaftSrechtS, beS SöaifenratßS u. f. m. gehören, ift bie 
#eßrlings*3ürforge nur ein fleitter Dheil. A 6 er als Berfucß, bie 
hier oorhanbenen ßücfeu auszufüllen, unb eine beffere AuSbilbung 
ber Lehrlinge zu fiebern, ftnb bie bezüglichen Beftimmungen beS 
Sntrourfs jebenfaHs beacßteuSroertß, namentlid) ba burch ben 
prinzipiell äußerft michtigen §. 126, nach meinem alle mit teeßnifeßen 
HülfSleiftungen regelmäßig bcfchäftigten Berfoiten unter 17 Saßten 
im 3 ro rifri als ‘fießrlinge gelten füllen, zugleich bafür geforgt ift, 
baß ber begriff ber CcßrlingS*3ürforge nicht allzu fehr eingeengt 


*) Budj in einem Sonber * Bbbrucf, mit einer Einleitung oon 
Dr. jur. 2. $ off manu als ©rofdiüre erfdjieneu. (Rorbbeutfdjc Buch* 
brueferet; 128 Seiten.) 


ift unb Umgehungen ber ©eroerbeorbnungS-Borfcßriften tnöglichft 
gehinbert merbeit fönnen. 

AuberS fteht eS mit benjctiigcn Borfcßriften beS Entwurfs, 
melche fi<ß auf bie ©eroerbegerichte beziehen. Diefe laffen fich 
ganz einfach &aßin zufammenfaffen, baß baS Befaßen ber ©c* 
merbegerichte fünftig abhängig ift oon bem ©nneffen ber unteren 
ftaatlichen BeraltungSbeßörben, unb baß oorauSficßtlid), roenn bie 
Beftimmungen beS ©ntrourfs Recht merben, eine oollftänbige ßahm* 
Iegung ber gefammten Dhätigfeit ber ©eroerbegerichte bemirft 
merben roirb. Nichtig finb hier inSbefonbere folgenbe »eftim* 
mungen: 

Sür faft alle ©etuerbe (ber ©ntmurf zählt ihrer im §. 82 nicht 
meniger als 85 auf!) follen 3 »nungen errichtet merben, benen 
fämmtlidje ©eroerbetreibeube beS örtlichen »ezirfs ber Snnung 
fraft ©efeßeS angehören (§. 82b). 3“ ben Aufgaben biefer Snnungen 
gehört inSbefonbere bie ©ntfeheibung geroerblicher Streitigfeiten 
Zroifcßen ben 3nnungS*3Ritgliebern uub ihren fiehrliugen, fomie bie 
Sürforge für ^erbergsmefen unb BrbeitSnachmeis (§. 84). 3ebe 
3nnung ift aber außerbein ^befugt", SchiebSgcrichte zu errichten, 
melche berufen finb, bie jeßt beit ©ciuerbcgeridjtcn unlerliegenben 
Streitigfeiten zn>ifd;en ben 3nnungS*Rfitgliebern unb ihren ©efeQen 
(©ehülfen) unb Arbeitern, an Stelle ber fonft zuftänbigen »e* 
hörben zu entfeßeiben (§. 84a). Die bezüglichen 23efd)Iüffe bebürfen 
allerbingS ber ©eneßmigung ber höheren »erroaltuttgSbehörben 
(§. 86 b) roie überhaupt bie Ausübung ber fäntmtlicheu, ben 
Snnungen zugeroiefenen SBefugniffe burcßauS abhängig ift oon bem 
©rmeffen ber »erroaltungSbeßörben, roeil eben ber ©efeßgeber zu 
ben Säßigfeiten unb bem guten ©illen ber 3 anungen — oergl. 
bie „Söegrünbung" inSbefonbere §§. 75 unb 78 beS Sonber* 
^IbbrucfS — eigentlich nur ein feßr mäßiges »ertrauen hat. Diefe 
3nnungS*Scßiebsgerid)te haben aber itidjt etroa, roie bie ©eroerbe* 
gerießte baS Recßt ber enbgültigen — alfo rafeßen, foftenlofeit, 
ber SBeacßtung ber ©ericßtS*Unterrooifenen fußeren — Slburtheilung 
geroerblicßer Streitigfeiten, fonbern fie geben nur »orentfeßeibungen, 
gegen bie innerhalb zehn Sagen baS „orbentlicße ©eriißt" augerufen 
roerben fartn (§. 86 e), beffen Urtßeil lüiebcr ber Berufung u. f. ro. 
Zugänglich ift. 

s BaS bebeuten nun biefe »orfeßriften? Daß bie BerroaltungS* 
beßörben namentlich bereit feßr geneigt fein roerben, ben Snnungen 
ein größeres 3“trauen zn feßenfen, als eS bie SSerfaffer beS ©nt* 
rourfs felbft tßun, ift nießt unroahrfdjeinlicß. Die Snnungen roerben 
alfo bas Recht zur BÜbmtg ber Sdjiebsgericßte befominen; eS finb 
alsbann bie ©eioerbegericßte für alle in ißrem Bezirfe iiegenben 
Snnungen außer Dßätigfeit gefeßt, unb es oerbleiben ißneu mithin 
nur noeß bie Streitigfeiten in ber ©roßinbuftrie. Damit entfällt 
aber audß baS Sntcreffe aller in ben 3nnuugSgcioerben bcfdjäftigten 
Arbeitnehmer unb Arbeitgeber an ißrem Beftaitb. Die B3aßl* 
betßeiligung roirb eine ungeheuer oiel geringere unb bie 3 afannnen* 
feßuttg eine oiel einfeitigere,unbzmar namentlich auf ber Seite ber Arbeit* 
geber, für bie feßon jeßt baS ©eioerbcgeridjt faft auStißließliiß als 
recßtfprcdjenbe Beßörbc in Betrad)t fant, ba ißneu Stellen z ur 
Bertretung ihrer Sntereffen audj fonft za ©ebote ftanbeit, unb ba 
bie gemeinfcßaftlid)e Arbeit mit ben Arbeitnehmern oon ißneu leiber 








51 


TaS Geroerbegericht. SRittheilungcn beS BerbanbeS beutfdjer Gfroerbfgeridjte. Sonbcr-Bumnter. 


52 


oictfad) als ungehörige 3 uututhung unb nicht als fokale Pflicht 
aufgefafct rourbe. SSentt ficf> bereits jefet bewerten Iäfet, bafe feiteuS 
ber BerroalluitgSbchörben nid)t immer ber geuiigenbe SSertfj auf 
bie Heranziehung non Gutachten ber Geroerbegerichte, auf bie Be* 
ad)tung oon Einträgen berfelben gelegt roirb, fo roirb biefc (Gering* 
fchä<jung fünftig einen meit größeren Schein oon Berechtigung 
haben, als bisher. SÄatt !ann hiergegen nicht einroenben, bafc ja 
bie Bed)tfpred)ung ber Snnuug gleichfalls eine unparteiliche fein 
roirb, unb bafj bie Innungen bezro. bie Hanbroerfer-Kammem zu 
allen Aufgaben einer Sntereffen-Bcrtretung roeit beffer auSgeftattet 
fein roerben, als es bie Geroerbegerid)te je roaren, — in roelcher 
Beziehung nur auf bie §§. 91c unb 91 e uerroiefen fein mag. Tie 
Besprechung ber Snnuitgett enthalt roeber biejenigen (Garantien 
ber UnparleilichFeit, noch bie Sicherung ber SchncÜigFeit ber Gnt- 
fcheibung, roelrfjc bie Geroerbegericfjie bieten. TaS Elftere nicht 
roegen ber Art ihrer 3ufammcnfepung; bas JOefetere nicht roegen ber 
B?öglid)Feit ber Berufung an bie Amtsgerichte; ganz abgefehen oon 
beut nttenblichen SSirrroarr, ber baburch hexDorgerufen roerben mujj, 
ba& an bemfelbett Ort Tubettbe oon 3unung§-3d)iebSgerichtett be* 
ftefjen, bafe Berufungen an bie Amtsgerichte tnöglicherroeife bie Auf¬ 
hebung uott Urteilen zur golge haben fönnett, bie bereits oollftrecft 
finb (§. 86 e Abf. 3). Tic Sntereffen-Bertrctung burch bie £attbroerFer- 
Kammern aber ftellt eben nur eine Bertretung ber Sntereffen ber 
Arbeitgeber bar. Ter GcfeHeu-AuSfchufj, ber lebiglich Ginfpritd) 
gegen Befchlüffe ber SnnuttgS-Bcrfammlung erheben unb baburch 
bie Gntfcheibung ber Auffichisbehörbe h er ^ c *fü^rcn Fann 
(§. 85 c). erfefct nicht bie freie SRitroirfung ber Arbeiter bei ben Gut¬ 
achten ber Geroerbegerichtc. 3ft aber anzunehmen, bah bie Geroerbe¬ 
gerichte, beren gunftioueu in ber SRecf)tfprechung unb in ber Gr- 
ftattung oon Gutachten u. f. ro. berart befchränFt finb, Fünftig noch 
bie Autorität haben roerben, als GinigungSamt einzutreten? gruher 
mag matt ja ber An ficht gcroefen fein, bah StreiFS eine Gigett- 
thütnlichFeit ber Grohinbuftrie feien, bie ja bett Geroerbegerichten 
Zunächft noch oorbehaltett bleibt. Tic lefeten Sah« haben aber 
gezeigt, bah StreiFS ebenfo oft itttb oiellcicht mit gröberer Heftig* 
Feit als itt ber Grohinbuftrie- in ben $anbroerFett burchgefochten 
roerben tnüffett. An einem Organe, bas hier eintreten Fönttte, fehlt 
es natürlich, roentt an Stelle ber Geroerbegerichte für baS £anb- 
roerF nichts eintritt, als bie HanbroerFs-AttSfchüffe unb §attbroerFer- 
Katnmerit. 

Butt finb roir roeit entfernt, bie je^ige Geftaltung ber Geroerbe- 
gerid)te als eine ooIlFotnmene 31 t erachten; ittSbefonbere ift ihre 
AuSftaltung als Sutereffen-Bertretung, roie bereits bemerFt, z u 
biirfltg, bei* Schüfe ber Btinberheiten bei Abftitnmungcn über 
Gutachten unb Anträge fogar bitrchauS ungettügenb. Aber 
fie roaren ettlroicfelungSfähig; burch Ginführung ber $ro- 
portional-Bkhl, burch Sicherung beS BecfetS ber BHnberheit zur 
Abgabe oon Sonbergulachten u. f. ro. hatten fid) bie jefet bei Gut¬ 
achten unb Anträgen häufigen BFajorifirungcn oernteiben Iaffcn. 
Gs hatte fich an bie Geroerbegerichte bereits ber Fräftige Keim beS 
öffentlich organifirteit ArbeitSnachroeifeS angefthloffen, eS hätte fidh 
hiermit leicht bie Regelung beS §crbcrgSroefenS oerbinbeit laffen; 
bah berArbeitSnachroeiS, ebenfo roie bie AuSFuuftSertheilung unb Gut* 
fcheibung in BechtSftreitigFeiten nicht oon bett Arbeitgebern allein, 
fonbern nur oott beiben Parteien mit ooller Gleichberechtigung ge¬ 
leitet unb beauffichtigt tuet ben barf, unb beSljalb ähnlich roie 
bie Geroerbegerichte organifirt fein muh, ift geroiffermahen 
Gemeingut geworben. Aber gcrabe ber ArbeitSnachroeiS unb baS 
mit ihm fo nahe 3 ufammenhäugenbc HerbcrgSroefen roerben gleich* 
falls ben Stillungen zugeroiefen (§. 84). GS fönneu alfo an bie 
Stellen ber ftäbtifchen ArbeitSuaihroeifc bie ber Snnungen treten, 
unb bie gtimiiigeii felbft ftttb, roenigftettS für bie gröberen 
Stäbte, ber Aufficht ber ftäbtifchen Bcl)örben entrüeft unb ben unteren 
BerroaltungSbehörben untcrftellt roorbett, oott beren Grmeffen mithin 
auch baS Gebeihett unb gortbeftelieit ber öffentlichen ArbeitSuachroeife 
jener in ber lebten 3 eit aÖfeitig fo freubig begriihten 3 uftitutioneit, 
fünftig abhängig ift. 

Alles bieS ift aber, roie fchliehlid) bemerFt feilt mag, ooll- 
ftäubig unabhängig uoit beut eigentlichen 3^ccf beS GefefeeS 
„3'oaugSorgaitifaltou beS HattbroerFS, Bcgelitng beS 


&ef)rlingSroefenS, BteiftertitelS" roie bie offizielle Inhalts¬ 
angabe beS GtttrourfS lautet. Tie befonbereu 3»tereffen ber Fleiticu 
Arbeitgeber erheifchen zroeifelloS eine befonbere Orgatiifation, roie 
fie bie Grohinbuftrie längft in ihren Berbänbett u. f. ro. fid) 
gegeben hat. Tie Grunblinien biefer Orgaitifation Fönnten ganz 
rool;l bie oon bettt Gntrourf bezcichttelen ber 3ro<ing$inmiiig (ohne 
Befähigungsnachweis), ber Hattbroerfer-AuSfchnffe unb ber £>anb- 
roerFer-Kammertt fein. Aber es mühte bie Organifatioit befchränFt 
fein, auf bie Aufgaben unb Sntereffen, welche bie Snituitgs- 
BFitglieber, b. h- hie Arbeitgeber für fich allein haben; cs 
mühten auSgefchtebeit feilt biejettigen, welche bie nicht ber gntiung 
angchörigen Arbeiter mit ben BFeiftern gemeinfchaftlich unb unter 
iltnftänbcn im Gegenfafe z u ben 3Reifiern haben. Ter Arbeits¬ 
nachweis, baS $erbcrgSroefen, bie Gntfcheibung gewerblicher Streüig- 
Feiten bürfteit alfo itid)t in bie Kompetenz ber 3nnuttgen eiugezogeu 
roerben, uttb eS Fönnte bann auch bie ftaatliche Auffid)t, roelche 
nach bm Gntrourf jebett freien Schritt ber gttmntgen hemmt, unb 
eigentlich ben StaatsFommiffar zum roirFlichen Leiter ber fämmtlidjeu 
SnmingS-Arbeiteu macht (oergl. §. 89 e itttb §. 92) tntb auch machen 
will (oergl. bie BFotioe, ittSbefonbere zu 102 beS Separatabbrucfs) 
in BkgfaH Fommett. Ten Bufeen oott biefer BefdjrättFuttg hätte 
alfo bie Selbftoerroaltung ber Snnitng uttb bie für gemeitt- 
fchaftlichc Arbeit ber Arbeitgeber unb Arbeiter begrünbeten Organi- 
fationen, 3 « benen oor allem baS Geioerbegericht gehört. 

granFfurt a. 3R. K. gltfch- 


dntnmtf eine? (ßefefjes, betreffend Hie Abänderung 
ber Gewerbeordnung. *) 

Ä it $ i u g. 

(ffio bie ’ßaraflrapljenja^l elnseflammert ift, tft ber Snfjolt be3 ^aiaflrapfjcn nur njeiiiueifc 
lötebergefleben.) 

Artifel 1 . 

An bie Stelle beS Titels VI ber Gerocrbeorbmttig treten ttad)- 
folgettbe Beftimmungcn: 

I. Organifatioit beS £anbroerFs. 

§. 81. 3nr B3al)rnehmuttg ber gntcreffen beS HanbroerFs unb 
Zur Regelung beS SehrliitgSroefeitS im HanbroerF finb Sunmtgcu, 
HattbroerFsauSfchüffe unb HaubroerFsFammerit zu errid)tctt. 

A. SuJaugSinituttgett. 

§. 82. gür bie itt betn nad)folgettben Berzeidjnih auf geführten 
Gewerbe pnb Snttungeit z» errichten: 

Barbiere, Bäcfcr, Battbagiflett, Böttcher, Brauer, Bruitttcn- 
utacher, Buchbittber, Buchbrucfcr, Bürfteti- unb Bittfdtnacher, 
ftonbitoren, 5)achbecFcr, 3 )raf)t 3 ieher, 3)red)Slcr, garbett-, Stein-, 
3inF», SFupfer-, Stal)t=2)ruc!er, gärber, getlenhauer, grifeure 
unb BerrücFeumad)er, GaS- unb BtofferleitungS-Snftafiatenrc, 
Gelb- unb SRothgieher, Gerber, 3i nns / BFdaOgieher, 

Glafer, GlocFeugieher, Giolb- unb Silberarbeiter, Graoenre, 
Hanbfchuhmadjcr, Hutmad)er, Kammmacher, Klempner, Korb¬ 
macher, Kürfdjtter, Kupferfrf)micbe> Btaler, ÖadFierer, BFaurer, 
(glcifcher), 9Rüfler, 9.Riihtenbauer, SRufifinftrumentc- 
macher, Gabler, 9FageIfd)miebe, Bofatnentierer, Sattler, SRietner, 
Xäfd^tter, Sd)iffDauer, Schleifer, Sd)loffer, Schutiebe, Sd)tteiber, 
Sdjornfteinfegcr, Sdjreiner (Xifd)ler), Schuhmacher, Seifen¬ 
fieber, Siebmacher, Sporer, Biichfen- uttb ©iitbeuntacher, 
Sonnen- unb SRegenfthirtnmacher, Spielroaarcitoerfertiger, 
Steinmepe, Steinfe^er, Stricfer, 3BirFer, StucFateure, Tape¬ 
zierer, Töpfer, Tuchmacher, Uhrmacher, Bergolber, Berfertiger 
grober $olzroaareu, SBagiter (Babe- unb Stellmacher), Bkber, 
Zimmerer. 

Tiefes Berzeichttife Fann burd^ BefchluS beS BnnbcSrathS uttb 
mit feiner 3uftimmung für baS Gebiet eines BunbesftaatS ober 
Thcile eines foId)ett burch Anorbnung ber ßanbeS-Geittralbehörbe 
abgeänbert roerben. 

(§. 82a.) Tie Sttnungen roerben für örtliche BezirFe errichtet, 
welche ber Begel nach fo abzngrcnzen finb, ba& Fein Btitglieb buid) 

*) Ter Auszug enthält anSfchlieblich biejenigen Beftimmungcn bee 
GutrouifS, lueldte [ich auf bie Organifation, bie Befugniffe ber Stillungen, 
ber Sminugs-Sclnebsgeridjtf, beS £unibroerFS=AuSfcl)uffcS unb ber Hanb* 
roerFSfatmnent inforoeit beziehen, als biefc Stellen Fünftig bie 
berzeit bett Geroerbegcridjten zugeroiefeneu gunFttonen ber 
I Bcd)tfpred)uttg unb bei* gntereffeuuertretung oerfel)eit foQeit. 



54 


53 $aS ©erocrbegeridjt. äJtittbetlungeu beS BerbanbeS beutfdjer ©crocrbegcridjte. Sonbcr»Rummcr. 


bie ©ntfcrnung feines SöohnortcS oom 6i(j ber Snnuug bcl)inbcrt I 
wirb, am ©cnoffenfd)aftsleben theilgunebmen unb bie SnnungSciu* 
ridjtungcn gu benufeeu. 

3>ie Sanungen roerben ber Regel nad) für ein ©eroerbe er* 
richtet. Soweit in einem ber Borfcbrift beS oorftebenben SlbfafceS 
cnlfpredjenben Begirf bie 3af)l ber Slngebörigen eines ©eroerbeS 
gur Bilbung einer Ieiftuugsfäbigen Snnung nicht auSrcidjt, fönneit 
oerroanbte ©eroerbe gu einer Snnuug oeremigt merben. 

(§. 82k) 2llS Biitglieber geboren ber Snnung alle biejenigen 
au, roeltbe baS ©eroerbe, wofür bie Snnung errietet ift, als 
ftebcnbcS ©eroerbe felbftftäubig beireiben, mit Ausnahme berjenigen, 
roeltbe bas ©eroerbe fabrifmä&ig betreiben. 

2>aS ©leiebe gilt non .ganbroerfern, roeltbe in lanbroirtbfebaft* 
licken ober geroerblitben Betrieben gegen ©ntgelt beftbäftigt finb, 
fofern fie ber Regel nach ©efellen ober Lehrlinge ballen. 

©eroerbetreibenbe, roeltbe mehrere ©eroerbe betreiben, geboren 
berjenigen Snnung als Biitglieber an, roeltbe für baS bauptfäcblicb 
oon ihnen betriebene ©eroerbe errichtet ift. 

§. 82 c. Berechtigt, ber für ihr ©eroerbe errichteten Snnung 
für ihre Berfon beigutreten, ftnb: 

1. biejenigen, roeltbe baS ©eroerbe fabrifmäfjig betreiben; 

2. biejenigen, roeltbe in einem Betriebe bcS ©eroerbeS als 2Berf* 
meifter ober in ähnlicher Stellung tbätig finb; 

3. biejenigen, roeltbe in bem ©eroerbe als feibftftänbige ©eroerbe* 
ireibcube ober als Bkrfmcifter ober in ähnlicher Stellung 
tbätig geroefen finb, biefc $bötigleit aber aufgegeben haben 
uitb eine attbere gewerbliche ^bätigfeit nicht ausüben; 

4. bie in lanbroirtbfdjaftlicben ober gewerblichen Betrieben gegen 

©utgelt befebäftigten §anbroerfer, roenn fie ber Siegel natb roeber 
©efellen noch Lehrlinge halten. , ^ 

liefen $erfonen ift ber Austritt aus ber Snnung jebergeit ge» 
ftattet, roenn baS Statut eine oorberige Slngeige barüber nicht oer* 
langt. 2>ie Sinnige famt frübeftenS fetbs Btonate oor bem 2lus* 
tritt oerlangt roerben. 

§. 84. Aufgabe ber Snnuug ift: 

1. bie Bflege beS ©emeingeifteS, foroie bie 2lufred)terbaltung unb 
Stärfung ber StanbeScbre unter ben ÜRitgliebern; 

2. bie Sörberung eines gebeiblid)cn BerbältniffeS groifebeu Bteifiern 
unb ©efellen (©ebilfen), foroie bie Qürforge für baS .J>erbergS* 
roefen unb beti SlrbeitSnacbroeiS; 

3. bie ^Durchführung unb ilcberroad)ung ber Borfcbriften über baS 
LebrlingSroefen. 

Sorocit foltbe Borf^riftcn nicht anberroeit erlaffen finb, 
bat bie Snnung biefelben gu erlaffen (§. 84d 5); 

4. bie ©ntfebeibung oon Streitigfciteu ber im §. 3 beS ©efefceS, 
betreffenb bie ©eroerbegeritbte, oom 29. 3uli 1890 (Beides* 
©cfcfcblatt Seite.141) unb im §. 53a beS $ranfenoerficbernngS= 

gefefeeS oom 3 ©efefcblait Seite 379) be* 

geid)ueten 2lrt groifeben ben SnnungSmitgliebem unb ihren 
Lehrlingen; 

5. bie Bilbung oon ^rüfuugSauSfcbüffcn gur Hbitabme ber ©e* 
fclleuprüfung. 

§♦ 84a. SDic Snnung ift befugt: 

1. Beranftaltungen gurSörberung ber geroerblitben, teebnifeben unb 
fittlitben 2luSbitbung. ber Bteifter, ©efellen (©ebilfen) unb 
Lehrlinge gu treffen, inSbefonbere Schulen gu uuterftü(jen, ju 
errichten unb gu leiten, foroie über bie Benubnitg unb ben 
Befud) ber oon ihr errichteten Stbulen Borfcbriften gu er* 
Iaffen; 

2. gur Unterftiibung ihrer Btitglieber unb bereu Hngcbörigen, ihrer 
©efeHeu (©ebilfen), Lehrlinge unb Arbeiter in Öäöen ber Stranf* 
beit, beS £obeS, ber SlrbeitSunfäbigfeit ober fonftiger Bebiirf* 
tigfeit Waffen gu errichten; 

3. SchiebSgericbte gu erritbten, roeltbe berufen pub, Streitigfeiten 
ber im §. 3 beS ©cfefeeS, betreffenb bie ©eroerbegeridjte, oom 
29. Sali 1890 (ReicbS*©efefcblatt (Seite 141) uno im §. 53a 

15 ^uni 1883 

beS ftranfcnoerficherungSgefebcS oom x(Tstpril 1892 
fehblatt Seite 379) begegneten Slrt groifeben ben SnnungSmit* 
glieberit tutb ihren ©efellen (©ebilfen) unb Arbeitern an Stelle 
ber fonft guftänbigen Bebörbcn gu entfd)eiben; 

4. Beranftaltungen gur Sörberung ber gemein famen, getoerblidjen 
unb roirtbfdjaftlitben Sntereffen ihrer Btitglieber, roie bie ©r* 
riebtung oon Borftbubfaffen, gemeinfamen ©in* unb Berlaufs* 
gefebäften unb bergleidjen an^uregen unb biefelben bureb 3luf* 
roenbuugen aus bem angefammelteu Bermögeu ju unterftüben. 
Beiträge bürfett ju biefem 3 roc( ^ nicht erhoben roerben. 


(§. 84d.) 3)ie Saaaagöücrfammluug bcftbließt über alle 'Llit- 
gelegenbeiten ber Snnung, beren Söabritebmung nicht uad) Bor* 
ftbrift bcS ©efefceS ober beS Statuts bem Borftanb obliegt. 

2)cr SnnungSoerfantmlung mu& oorbebalten bleiben: 

5. ber ©rla& ber Borfdjriften gur näheren Regelung beS Lcf)r» 
lingSroefenS nach Btafegabc beS §. 84 3^ff cr 3 2lbfa(j 2; 

8. bie Söabl ber Btitglieber ber Bebörben jur ©ntftbeibung ber 
im §. 84 3iff c * 4 «ab §. 84a 3^ffcc 3 be^eichitcten Streitig* 
feiten, foroeit biefelben auS ber 3abl 3anungSmitglieber ^u 
entnehmen finb. 

(§. 84h.) Berechtigt jur Söabl ber Bertretcr unb ftimmberecb* 
tigt in ber SanutigSocrfammlung finb nur biejenigen 3itnmtg§ s 
nutglieber, welche 

1. fich iat Befitje ber bürgerlichen ©b*enred)te befinben ober in 
golge gerichtlicher Slnorbnung in ber Beifügung über ihr Ber* 
mögen nicht befdjränft finb; 

2. baS 25. Lebensjahr jurücfgelegt haben. 

SBählbar ju pitgliebern beS BorftanbeS unb ber SluSfthüffc 
(§. 84 b Slbfah 2), foroie $u Btitgliebern ber im §. 84d 3*ff cc 8 
bejeichneten Bebörbcn finb nur folcbe 3nnungSmitglieber, roeltbe 

1. gum Hmt eines Stoffen fähig finb (§§. 31, 32 beS ©eridjtS* 

2. baS^ 30. Lebensjahr oollenbet unb 

3. in bem ber 2Ba|l oorangegangeneu Sabre für fich ober ihre 
Samilie Slrmenunterftiihung aus öffentlichen Btitteln nicht 
empfangen ober bie empfangene Slrmenunterftübung erftattet 
haben. * 

§. 85. 3ur 5thcilnahme an ber Sahl bcS ©efeIlenanSfd)uffeS 
(§. 84b Slbfajj 3) finb bie bei einem 3nnuugSmitgIieb befebäftigten 
©efellen (Oiehilfen) berechtigt, roeld)e 

1. fichirn Befih ber bürgerlichen @b renr ecbtc befinben; 

2. baS 21. Lebensjahr oollenbet haben. 

Sählbar ift jeber roablbered)tigte ©efelle, roeldjer 

1. gum 21 mt eines Schöffen fähig ift (§§. 31, 32 beS ©erid)tSoer* 
fafjungSgefeheS); 

2. in bem ber SSahl oorangegangeneu Sabre für fich ober feine 
Öamilie aus öffentlichen Mitteln Slrmenunterftüfeung nicht 
empfangen ober bie empfangene Slrmenunterftühung erftattet hat. 

3ur 2:hc*laahme an ben ©ef^äften ber Saiiano^ roeltbe bie 
Regelung bcS LehrlingSroefeitS gum ©egenftanb haben, fönnen nur 
foldjc ©efellen (©ebilfen) hcrangegogen roerben, roeltbe bie ©e* 
fellenprüfung abgelegt haben. SSäbrenb ber erften fechS Sabre 
nach bem 3«frafttreten biefer Beftimmungen fönnen auch ©efellen 
(©ebilfen), roeltbe eine ©efcllenprüfung nicht abgelegt haben, ge* 
roählt roerben, roenn fie eine Lehrgeit oon minbeftcnS groei Sabren 
gurüdgelegt haben. 

^ie feal)l gum ©efellenauSfcbufe leitet ein SKitglieb beS Sa* 
nungSoorftanbcS unb, roenn ein foldieS nicht oorhanben ift, ein 
Bertreter ber 2lufficbtsbebörbc. 

§. 85a. Öür bie Btitglieber bcS ©cfellenauSfcbuffcS fmb 
©rfafemänner gu wählen, roeltbe für biefelben in BcbinberungS» 
fällen ober im $aHe beS 2luSfd)cibenS für ben Beft ber SBahl- 
periobe in ber Reihenfolge ber SSahl cingutreten haben. Söirb 
beffen ungeachtet ber ©efelleuauSftbufe nicht oollgählig, fo hat er 
fid) für ben Reit ber SBahlgeit burtb 3 uroa hl gu ergängen. 

§. 85b. Btitglieber beS ©efellenauSfdjuffeS, rocld)e aus ber 
Befthäftigung bei einem SimangSmitglicbe auSfcbeibeu, behalten 
bie ÜJtitglieb|d)aft, roenn fie im Begirf ber Sauung oerbleiben unb 
binnen brei Btonateu roieber in bie Befd)äftiguug bei einem 
SunungSmitgliebe ein treten. 

§. 85c. 2)er ©efelleuauSfdjuh ift bei ber Regelung beS Lehr* 
lingSroefenS unb bei ber ©efeflenpriifung, foroie bei ber Begrün* 
buitg unb Berroaltung aller (Smridjtungen gu betheiligen, für 
roeltpc bie ©efellen (©ehilfen) Beiträge cntrid)tcn ober eine befonbere 
Rtütjeroaltung übernehmen, ober roeltbe gu ihrer Unterftüfcung be* 
ftimmt fmb. 

^)ie nähere Regelung biefer Betheiligung hat bureb baS Statut 
mit ber Btafegabe gu erfolgen, bafe 

1. bei ber Beratung unb Befd)luf 3 faffung beS SnitungSoorftanbeS 
minbefteuS ein Rtitglieb beS ©efcllenauSfd)uffeS mit ooOem 
Stimmrecht gugulaffen ift; 

2. bei ber Beratung unb Befthlufefaffung ber SaaungSocrfamm» 
Iung feine fämmtlicben Btitglieber mit oollem Stimmred)t gu* 
gulaffen finb; 

3. auf Eintrag bcS ©efellenauSfcbuffeS bie StuSfübrung oon Be* 
fd)iü[fcu ber 3nnnngSoerfammlung aufgufdjieben unb bie ©nt» 
fdjeibung ber 2luf[id)tSbchörbe herbeiguführen ift; 

4. bei ber Berroaltung oon ©inrichtnugcn, für roeid)e bie ©efellen 



55 


Sets ©rroerbegeritf;t. Wittljeilimgen be« Berbanbes bfiitfcber ©ewcr6cgericbtc. Sonbcr-Aummcr. 


56 


(©ebilfen) Aufroenbuitgcn gu machen haben, abgefel;cn oon ber 
Berfon beS SSorfiöenbeit, ©efeHen, welche ooni ©efelleuauSfchug 
gewählt roerben, in gleicher 3abl 5“ beteiligen finb rote bie 
SnnungSmitglieber. 

(§. 86.) Sie (Einrichtung ber Berroaltung ber Snnung unb 
bie BechtSoerl;ältniffe ihrer SRitglieber finb, foroeit baS ©efeg nicht 
bartiber beftimmt, burd) baS Statut gu regeln. 

SDaffelbe mug Bcfiimntung treffen über: 

8. bie Bilbung unb bie ©efd;äftsfiibrung bcS ©efeHenauSfcbuffeS; 

9. bie Llcberroadjung ber Beobachtung ber für bie Befchäftigung 
ber ©efellen (©ebilfen), Lehrlinge unb Arbeiter, ben 93cfud) ber 
JEortbilbungSfcgule unb bie Siegelung beS #el;rlingSroefen8 er* 
laffetten Beftimmung bnrdg bie Snnung; 

10. bie Bilbung ber Bebörbe unb baS Verfahren gur (Entfcbeibung 
ber im |. 84 3iffer 4 beneidenden Streitigfeiten. 

(§. 86b.) Bcfcglüffe ber Snnung über (Errichtung oon Sd)ieb8* 
geridjten gur (Entfcbeibung oon Streitigfeiten großen 3nnung8* 
mitglicbern unb ihren ©efeflen (©ebilfen j unb Arbeitern, foroie oon 
Sfranfenfaffect, auf roeld;e bie Borfcbriften beS §. 73 beS kaufen* 
üerfid;eruiigSgefege8 gutreffen, bebürfcit ber ©enebmigung ber 
höheren BerroaltutigSbebörbe. Bor ber ©enebmigung ift bie ©e* 
meiitbebebörbe^ beS DrteS, an roelcbem bie Snnung ihren Sig bat, 
foroie bie Auffid;tSbebörbe gu bereit. Sie ©enebtnigung fann nach 
(Ermeffeit oerfagt roerbett. ©egen bie Verfügung ber höhnen 35er* 
roaltungSbcbörbe ftebt ben Beteiligten binnen oier SSocben bie 
Befdgroerbc an bie £anbcS*(EentralbeI;örbe gu. 

Sie für (Einrichtungen ber im §. 84 a 3*ff er 2 unb 3 begeicb* 
neten Art erforberlidjeit Beftimmungen finb in Siebenftatuten gu* 
fatnmengufaffeu. Siefelben bebürfen ber ©enebmigung ber höheren 
BerroaltuiigSbebörbe nad) Anhörung ber Aufficbtsbebörbe. Sie 
©enebmigung fann nach (Ermeffeit oerfagt roerben. ©egen bie 
35erfagung fann binnen oier Söodjen Beftf)roerbe an bie SanbeS» 
©entralbebötbe eingelegt roerben. Abänberungen ber fRebenftatuten 
unterliegen ben gleichen Borfdhriften. 

§. 86c. Sie auf ©runb beS §. 84a 3iff cr 3 errichteten 
3nnung§fd)ieb3gerid}te müffen minbeftenS aus einem SSorfifeeitben 
unb groei Bciftgern befteben. 

Sie Seifiger unb beren 6teüoertreter fittb gur $alfte aus ben 
SnnuttgSimtgliebcrn, gur §älfte aus ben bei ihnen befchäftigten 
©efellen (©ebilfen) unb Arbeitern gu entnehmen. Auf baS 3Babl* 
recht finben bie 35orfchriften ber §§. 10, 13 Abfag 1, 14 Abfag 1 
beS ©cfegeS, betreffeitb bie ©eroerbegeridbte, oom 29. Suli 1890 
(3teicbs*©efegblatt Seite 141) Anroenbung. 

Sie erfteren finb oon ber SnnungSoerfammluug, bie legieren 
oott ben ©efellen (©ebilfen) unb Arbeitern gu roäblen. Ser 35or* 
fifecitbc roirb oon ber Anffid;t3bel;örbc beftimmt; er braucht ber 
Snnung nicht atigugebören. 

Sie Beifiger erhalten für jebe Sigung, welcher fie beigeroobut 
haben, Bergütmig ber baaren Auslagen unb eine (Entfcbäbigiutg 
für 3eitoerfäummg; bie $öbe ber legteren unb ber Betrag ber bem 
Borfigenbett gu geroäbrenben 35ergütung finb im Sfebenjtatut feft* 
gufegen. 

Sinb Wahlen nicht gu Staube gefommen, ober oerroeigeru bie 
©eroäblten bie Sienftleiftung, fo Ijat bie Auffid;tsbebörbe bie Bei* 
figer aus ber 3abl ber wählbaren SnnungSmitglieber, ©efellen 
(©ebilfen) unb Arbeiter gu ernennen. 

§. 86d. (Erfolgt burch baS SnnungSfcbiebSgeritbt eine 35er* 
urtbeilung auf 35ornabme einer £>anblung, fo ift ber Bcflagtc gu* 
gleid; auf Antrag bcS Klägers für ben 5all, bag bie §anblung 
nirfjt binnen einer gu beftimmenben Örift oorgettommen wirb, gur 
3abliiug einer nad; bem ©rmeffen beS ©erichts feftgnfefecnbcn (Ent* 
fchäbiguug gu oerurtbeilen. 3» biefent Öaße ift bie 3roangSooH* 
ftreefung in ©emäfrbcit ber §§. 773 unb 774 ber (Eiuilprogcfjorb* 
nung auSgcfchloffcn. 

§. 86e. Sie (Entfcheibungcn ber Snnung (§. 84 3iff cc 4) 
unb ber 3nnungSfchtebSgerid)tc (§. 84 a 3iff cr 3) finb fd;riftlich 
abgufaffen; fie geben in KcdbtSfraft über, roenn nicht binnen einer 
9?otf)frift oon gehn Sagen eine Partei Älage bei bem orbentlid;cn 
©eridjt erbebt. Sie grift beginnt gegen eine bei ber 35er* 
fünbigung nid;t anwefenbe Partei mit ber 33cl)änbigung ber ßnt* 
fcheibutig. 

3luS 35crgleichen, welche nad; Erhebung ber SHage oor ber 
Snnung ober bem Snnungöfd;iebsgericht gefd^roffeu fmb, finbet bie 
3roangSooIlftrcdung ftatt. 

Sie (Entfdjeibnngen fönnen oon 3lmtSwcgen für oorläufig ooll* 
ftredbar ccfläit werben, roenn fie bie in 3iff cr 1 ^ §• 3 beS 
©cfcfceS, betreffeitb bie ©eroerbegerichle, oom 29. Snli 1890 (3?eich0* 
©efehblatt Seite 141) bcgcichneten Streitigfeiten betreffen, ober ber 


©egenftanb ber 35erurtbeilung an ©elb ober ©clbcSroertb bic 
Summe oon 100 2Rarf nicht überfteigt. 

Sie oorläufige 35oHftredfbarfeit ift nidjt auSgufprcchen, roenn 
glaubhaft gemacht roirb, bafe bie 35oDftrecfung bem Schulbner einen 
nicht gu erfehenben SRadjtbeil bringen roürbe; and; fann fie oon 
einer oorläuRgcti SicherheitSleiftung abhängig gemad)t roerben. 

Sie 35oHftrccfutig erfolgt, fofern bie 'Partei bie5 beantragt, 
auf (Erfudjen ber Snnung ober beö 3nnung$fd;ieb0gericbt$ burrf; 
bie 55oIigeibebörbc nach Stafjgabc ber 3Sorfd;riftcn über bas 33er* 
roaltungsgroang3üerfaf;rcn; roo ein folcheö 35erfabren nicht be* 
ftebt, finben bie 33cftimmungen über bie 3njangSoollftrerfung in 
bürgerlichen SRechtSflreitigfeiten 31nroenbung. (Ein unmittelbarer 
3roang gur 35ornal;me einer .ganblung ift nur im 3aHe bcS §. 127 d 
guläffig. 

3|t rechtgcitig tlage erhoben, fo finbet ber §. 047 ber (Eiuil* 
progefeorbnung entfprechenbe 3lnroenbung. 

§. 88. Sie Snnungen unterliegen ber 3lufficht ber unteren 
35erroaltnitg§bebörbe. 

Sie WuffuhtSbeborbe Übermacht inSbefonbere bie Befolgung 
ber gefehlid;en unb ftatutarifchen 35orfchriften unb fann biefelbett 
burch Slttbrobung, Seftfefcung unb 35oIIftreefung oon DrbnungS- 
ftrafen, bereit betrag in bie Snnutigäfaffc fliegt, gegen bie Snbaber 
ber Snnung^ätnter, bie 33eauftragten ber 3nnung unb, foroeit fie 
an ben ©efd)äften ber Snnung tbeilnebmen, gegen Snmingdmit* 
glieber unb ©efdlen (®el;ilfen) ergroingeu. 

Sie ift befugt, ber Snnung, roenn fte c$ unterlägt, igr gu* 
ftehenbe Hitfprüche geltenb gu machen, einen Vertreter gur geridjt* 
liehen 35erfoIgung ber Angelegenheit gu beftellen. 

Sie beruft unb leitet bie SnnungSoerfammlung, roenn ber 
Storftanb bicfelbe gu berufen Reh roeigert. 

Heber Abäitberung bcö Statuts unb (Errichtung unb Abänbe* 
rung oon 5Rebenftatuten fann oon ber 3nnung$oerfammlung nur 
im Beifein eines 35ertreterS ber 3luffichtSbel;örbe befthloffcn roerben. 

©egen bie Anorbnungen unb (Eniftheibungen ber AufRcbtS* 
bebörbe ift binnen oier feoeben bie Befchroerbe an bie höhere 
35erroaltuttgSbebörbe guläffig. 

B. £janbroerfsau8f<hüffe. 

§. 89. 3ur 3Babrnebmung ber gemeinfatnen geroerblicbeii 
Sntereffen ber ©eroerbetreibenben eines BegirfS, roelche eines ber 
im §. 82 begegneten ©enterbe als ftebenbeS ©enterbe felbftftänbig 
unb nidjt fabrifmägig betreiben, ober gu ben im §. 82 b Abfag 2 
begegneten nid;t fclbftftänbigen .ftanbtoerfern gehören, ifi eilt 
^tanbroerfSauSfchug gu errichten. 

Sür bie in bem Begirfe oertretenen ©ewerbe, für roelche eine 
Snnung nicht beftebt, bat bet £anbroerfSau8fd;ug bie ber 3nnung 
nach §• 34 Ziffer 1, 2, 3 Abfag 1 unb 3iffer 4 obliegenben Auf* 
gaben gu erfüllen. 

Ser ^tanbroerfSauSfchug ift befugt, bie im §. 84 a 3iff cr . 1 be¬ 
gegneten 35eranftaltungen gu treffen, bie bafelbft unter 3rffer 4 
begegneten 35eranfialtungen anguregen, foroie UnterftiigungSfaffen 
für SReifter unb beren Angehörige in SäHen ber SfranflKit, bcS 
Sobes, ber ArbeitSunfähigfcit ober fonftiger Bebürfügfeit eingu* 
richten; folchen llnterftügungsfaffcn angugehören, barf feiner ber 
Beteiligten oerpflicgtct roerben. 

Surch Bcfchlug eiugelner ober aller Snnungen beS BegirfS fann 
für ben ftreis ihrer 3Ritglieber bem JtanbroerfSauSfchuffe mit feiner 
3uftimmung bie Regelung bcS .jperbergSwefenS unb beS 3lrbcitS* 
nad)roeifeS foroie bie (Entfd^eibung oon Streitigfeiten ber im §. 84 
3iffer 4 begegneten Art übertragen werben. 

§. 89a. Ser £>anbroerfSau8f<bug roirb burch eine Berfügung 
ber höheren BerroaltungSbebörbe errichtet, in roelcher gngleich fein 
Begirf gu beftimmen ift. 

Ser Begirf fann nach Anhörung ber §anbroerfsfammer oon 
ber böh^rn 35ermaltungSbebörbe abgeänbert roerben. Sn biefem 
Solle bat eine 35ermögenSauSeinanberfcgung nach Blaggabc beS 
§. 86 c gu erfolgen. 

Streitigfeiten barüber, ob ein ©eroerbetreibenber bem $anb* 
roerfSauSfchuffe unterftebt, entfeheibet bie AuffichtSbehörbe; auf bie 
(Entfdjeibung finben bie Borfchriften beS §. 83 c Anroenbung. 

§. 89b. Ser £>anbroerfSauSf<bug beftcht aus: 

1. Bertretem ber Snnungen, roeldhe ihren Sig innerhalb feines 

BegirfeS haben; 

2. Bertretern ber im §. 82 b Abfag 1 unb 2 begegneten $anb= 

werter beS BegirfeS, welche eines ber im §. 82 aufgcfnbrten ©e* 

werbe betreiben unb einer Snnung nid;t angehören. 

‘ Sic" 3abl nnb bie Bertbeilung ber Berlrder ift unter Berücf* 
fichtigung beS BerhältniffeS ber,3ahl öer einer Snnung nicht an* 




57 


OaS ©erocrbcgeridjt. 5)?ittl)cilungcn beS VcrbanbcS bcutfchcr ©croevbcgeridjte. 3oubcr«Rummcr. 


r>s 


ehörenben Hanbroerfer ju ber 3aßl ber gnnungSmitgliebcr burd) 
aS Statut fefoufeßen. 

§. 89 e. Oie SXufjid^töBe^örbc fjat Bei bcm HanbroerfSauS* 
fißuffe einen Stommiffar jn Befteüen; berfelBe Bat bie Red)te eines 
VorftanbSmitgiiebeS. 

®er $oinmiffar fann jeber^eit oon ben ©cfyriftftücfen beS $anb* 
roerfSauSfd)uffeS ©inficht nehmen, ©egenftänbe 3 ur Verathung 
Hellen unb bie ©inbertifung beS HanbroerfSattSfdjuffeS unb feiner 
Organe oerlattgen. (Sr fann Vefd)lüffe beS HanbroerfSauSfchuffeS 
unb feiner Organe, roeldjc bereit Vcfugttiffe übecfd)reiten ober bie 
©efeße oerleßett, mit anffdjicbenber VMrfung Beanftanben; über bie 
Veanftanbung entfdjeibet nad) Anhörung beS HanbtoerfSausfdjuffeS 
ober feiner Organe bie AuffichtSbehörbe. 

§• 90* Vei jebem HanbroerfSauSfcßuß ift ein ©efettenausfdjuß 
3 u Bilbett. 

SOerfelBe Befteht aus Vertretern: 

1. ber ©efeffenausfehüffe ber Snnungen beS VejirfeS; 

2 . berjenigeu ©efellett (©ehilfett), melcBe Bei Hanbroerfern ber im 
§. 89b ABfaß 1 3iff cr 2 Be^eicBneten Art Befd)äftigt ftttb. 

Oie Vertreter ju 1 roerben oon ben ©efeilenautfftf)äffen aus 
ber 3aßl bez Bei 3nnungSmitgliebern BefcBäftigten ©efettett (©e* 
Biilfen), bie Vertreter ju 2 oon ben bafelbft BejeicBnetert ©efcllen 
(©eBiilfen) ans iBrer Rütte geroählt. 

OaS ©aljluerfaBren rairb burcB eine oon ber Böh^a Ver* 
roaltungSBehörbe 511 erlaffcnbe 2BaBIorbnmtg geregelt. 

Auf bie 3 u fantmeufeßutig beS ©efettenauSfehuffeS, bie 2Sahl 
feiner Vtitglieber, baS ©rlöfcßen ber VlitgliebfcBaft, foioie auf bie 
VetBeiligung beS ©efellenauSfcBuffeS an ben Aufgaben beS §anb* 
roerfSauSfd)uffeS finbeit bie Vorschriften ber §§. 85 Bis 85 c ent* 
fpretBenbe Anroenbung. 

gär bie Verkeilung ber Rlitglieber ift baS Verhältniß, in 
roeldjem im HanbroerfSauSfcßuffe bie Vertreter ber Snnungen 311 
ben Vertretern ber einer Snnung nicBt angeBörenben Hanbroerfer 
fteBen, maßgebend 

(§. 90c.) 5ür ben HanbroerfSauSfcßuß ift ein Statut 31 t er* 
Iaffeit. Auf baffelbe finben bie Vorfdjriften ber §§. 86 Abfaß 3 
unb 86 a entfpredjenbe Anroenbung. 

9. bie Vilbung ber VeBörbe unb baS Verfahren jur (Sutidjeibung 
ber im §. 84 3iffer 4 be 3 eidjneten Streitigfeiten; 

C. Hanbroerfsfammern. 

§. 91. 3ur Vertretung ber ^ntereffen beS .f>anbtoerfS iBrcS 
Ve^irfS finb «janbroerfSfammern 51 t errieten. 

Oie ©rrießtung erfolgt burd) eine Verfügung ber £anbeS* 
©entralbchörbe, in melcBer ber Vejirf ber HanbroerfSfammer 511 
Beftimnteu ift. 

Ourcß Verfügung ber £anbeS*©cntralBehörbe fann ber Ve^irf 
ber HanbroerfSfammer aBgeänbert toerben. 3n biefent Salle Bat 
eine VermögettSauSeinanberfeßung nacB SJtaßgabe beS §. 88 c $u 
erfolgen. 

§. 91b. Oie Haitbrocrfsfammer fann ftd) nacB näBerer Ve* 
ftitnmung beS Statuts Bis 311 einem fünftel iBrer Vlitgliebe^aßl 
burd) ^uroaßl oon facßoerftäitbigen Verfoncit ergänzen unb $u ihren 
VerBanblungen SacBocrftänbige mit Berathenber Stimme ju^ieBeit. 
91c. Oer HanbroerfSfammer liegt inSbefonbcre oB: 

1. bie näBcre Regelung beS fieBrlingSroefenS; 

2. bie Ourcßführung ber für baS £cBrlingSrocfcn gcltenbcu Vor* 
fcßrifteit 311 überroaeßen; 

8 . bie Staats* unb ©emeiitbeBchörben in ber Sörberung beS 
HanbtoerfS bureß tBaifäcßlid)e Rtittheilungcn unb Grftattung 
oon ©utadjfen über Sragen 311 unterftüBen, meldjc bie Verljält* 
niffe beS £>anbioerfS berüBrcn; 

4. V3ünf(Be unb Anträge, meliBe bie VerBältniffe beS §anbtoerfS 
BerüBrcn, 3 U BeratBen unb ben VcBörbeit oor 3 ulegen; 

5. bie Vilbung oon VrüfungSauSfcBüffen 3 ur ^BnaBme ber ©e* 
feDenprüfung (§§. 131 unb 131a); 

6 . bie Vilbung oon 9luSfd)iiffen 3111 * (Stiffrfjcibung über Vean* 
ftanbungen oon Vefdjliiffen ber V^üfungSauSfcBüftc (§. 132). 

2 )ic §aubmerfsfammer foH in allen tüidjtigen, bie ©efammt* 
intcreffen beS f)anbrocrfs BerüBrenben SlngelcgeuBciten geljört 
roerben. 

Sie ift befugt, Veranftaltungen 311 c görberung ber geioerb* 
IicBen, teiBnifcBen unb fittlid^en ?luSbilbung ber SUcifter, ©cfellen 
(©eBitfen) unb £eBrlinge 311 treffen, foroie SacBfcBulen 311 crrid)ten 
unb 311 unterftüpen. 

5)ie Snnungen unb §>anbroerfSanSfd)iiffe finb oerpflidjtet, ben 
oon ber $anbelSfammer innerBalb iljrcr gaiiäubigfcit dlaffcnen 
Slnorbnuiigeu Solgc 30 leiften. 


§. 91d. 5)ie §anbroerFsfammcr ift Berechtigt, aus ihrer SOtittc 
?luSfd)iiffe 3 U bilben unb mit Befonberen regelmäßigen ober oor* 
iibergeBenben ÜlufgaBen 311 Betrauen. 

35ie Slusfdjüffe fönnen 30 -ihren VerBanblungen SaiBoerftänbige 
mit BeratBenber Stimme 3 U 3 ieBen. 

§. 91 e. 2)ie $anbroerfsfammer B fl i öuä ihfer VHtte einen 
Vorftanb 30 roäBlett, roeltBem nad) näherer Veftimtnung beS 
Statuts bie laufenbe Verroaltung unb ©eftBäftSführuug obliegt. 

'Oer VefcBlußfaffuitg ber ©efammtheit ber §anbrocrfsFammcr 
bleibt minbefteuS oorbehalten: 

1. bie 38af)l beS VorftanbeS unb ber 5luSfd)üffe; 

2. bie Seftftettung beS Haushaltsplanes, bie ^Prüfung unb 2lb* 
nähme ber SahreSreiBnung, bie Vereinigung oon Ausgaben, 
roeltBe im Haushaltsplan nicht oorgefehen fmb, foroie bie 2luf* 
nähme oon Anleihen; 

3. bie SBgaBe oon ©uta<Bten unb Anbringung oon Anträgen Bei 
ben VeBörben unb gefeBgeBenben $örperfd)aften über ©egen* 
ftänbe, rocld)e bie ©efammtintereffen, inSbefonbere bie ©efeß* 
gebung über bie Verljältniffe beS HanbrocrfS, Betreffen; 

4. ber ©rlaß oon VorfcBriften 3 ur Regelung beS SehrlingSroefcnS; 

5. bie ©ahl beS SefretärS. 

Sott bie Anftellung für mehr als fcd)S Sal)^ erfolgen, fo ift 
bie ©eiiel)migung ber Auffi<Bt 8 l>eBi>rö e crforberlich- 

Oie Vorfd)riften 311 t Regelung beS üehrlingSroefenS Bebürfeit 
ber ©enehmigung ber ßanbcS* 6 entralbeBörbe unb finb 311 oer= 
öffentlichen. 

§♦ 92. Vci ber Hanbroerfsfammer ift oon ber AuffidjtsBehörbe 
ein ^ommiffar 3 U Beftefleu. Oerfelbe Bat bie VecBte eines Vor* 
ftanbSmitglicbeS, aber fein Stimmrecht; er muß auf Verlangen 
jebe^eit gehört roerben. UeBrigen finben bie Vorfd)riftcn beS 
§. 89e ABfaß 2 entfprechenbe Anroenbung. 

§. 92a. Vei ber HanbroerfSfammer ift ein ©cfellenauSfcBuß 
3 U Bilben. 

Oie 3aBl feiner Vlitglieber unb ihre VertBeilung auf bie ein* 
3 elnen ©efettenauSfchüffc beS Vc 3 irfS roirb burcB baS Statut ber 
HanbroerfSfamrner Beftimmt. 

5ür bie Vlitglieber finb ©rfahmänner 3 U roählen, roeld;e für 
biefelben in VeBinberungSfällen unb im Satte beS AuSftBeibenS 
für ben SReft ber VlaB^eit in ber Reihenfolge ihrer 3Bal)l ein 3 u* 
treten Baben. 

Oie Vtitglieber unb Stelloertreter roerben unter Seitung ber 
AufficBtSbeBörbe mittels fdjriftlicher ABftitnmung oon ben ©efettcu* 
auSfcBüffen ber HaubroerfSauSfcBüffe gereäl)lt. 

Auf bie 2Bal)l6ercd)tigung unb bie V;äBlBarfeit finbeit bie Vor* 
feßriften beS §. 85 entfprechenbe Anroenbung. 

§. 92b. Oer ©efettenaitSfcBuß muß mitroirfen: 

1. Beim ©rlaß oon VorfcBriften, reelle bie Regelung beS £el;r* 
IingSroefeitS 30 m ©cgeitftanbe Baben; 

2. Bei Abgabe oon ©utachten mtb ©rftattung oon Vcridjten über 
Angelegenheiten, melcBe bie VerBältniffe ber ©efetten (©ehilfeu) 
unb ßehrliuge Berühren; 

3. Bei ber ©ntfdjcibung über Veanftanbungen oon Vefchlüffeit ber 
$riifungSauSfd)üffc (§. 132). 

Rtit biefer Maßgabe finben bie VorfcBriften beS .§. 85c 
Abfaß 2 entfpredjeitbe Anroenbung; im gatte ber 3tff cc 2 ift ber 
©efetteitauSfcBuß nur berechtigt, ein bcfottbcreS ©utad)ten ab 3 ugcben 
ober einen befonberen Veridjt 3 U erftatten. 

§. 94. Oie HanbroerfSfamuter unterliegt ber Auffidji Ber 
höheren Verroaltungsbet)örbe, in bereit Ve 3 irf fte ihren Siß hat. 

Oie VorfcBriften ber §§. 88 Abfaß 2 Bis 6 unb 90e finbeit 
mit ber Rlaßgabe entfpredjcnbe Anroenbung, baß über bie Ve* 
fchroerben gegen Aitorbnitngett mtb ©ntfcBeibungen ber AufficßtS* 
Behörbe bie £anbeS*©entralbehörbe eutfeheibet. 

Oie ßattbcS*©entraIBeBörbc ift 3 um ©rlaß oon s Bal)Iorbnuugeit 
befugt. 

D. ©enteinfame Vefiimmungen. 

§. 96a. Oie VcBörbeit finb oerpflicBtet, ben ittt Völlige 
biefeS ©efeßcS an fie crgeBenbctt GrfucBeu ber gttuungen, Hattb* 
roerfSauSfcBüffc mtb HanbrocrfSfatnntertt mtb ihrer Organe 311 ent* 
fpredjcit. Oie gleiche Verpflichtung liegt ben Organen ber 3nnmigcit, 
HanbroerfSauSfchüffe unb Hanbroerfsfamtncrit untereinanber ob. 
Oie burd) bie Erfüllung biefer Verpflichtung entftchenbcn Sloften 
finb ooit beit Snmitigeu, HaubroerfSauSftBiijfen unb HanbroerfS* 
fatnmertt als eigene VerroaltuugSfofteu 311 erftatten. 

§. 96(1. Oie Innungen, HaubroerfSauSfd)üffe unb HanbrocrfS* 
Fammcnt bürfett 31 t anberen 3 a)ecfen als ber Erfüllung ihrer gefeß* 
liehen unb ftatutarifdjen Aufgaben foroie ber Oecfung ihrer Ver* 



59 


2 )aS GJeroerbegeridjt. SKitthciluugen bcö BerbnnbcS beutfcfjer (Gcroerbegeridjte Sonbcr*9lmnmer. 


60 


loaltuugsfofteit roeber Beiträge ergeben, noch Berroenbuugen aus 
ihrem Bermögeit machen. 

Sie finb befugt, für bie Benufcung ber oon ihnen getroffenen 
Einrichtungen, Sadjfchulen, Verbergen, Arbeitsnachweis unb ber- 
gleiten, Gebühren 311 erheben. 2 >ie h^ crau f begiiglicheit Anorb- 
nuugen unterliegen ber (Genehmigung ber AuffichtSbehörbe. 

(§. 97b.) $>ic Blitgliebcr ber BrüfungSauSfcf)üffc, ber SnnungS- 
oorftänbe, ber £>anbroerfSauSfchüf[e, ber $anbroerfsfammern unb 
ber (GefeHenauSfchüffe oerroalteit ihr Amt als (Ehrenamt unent¬ 
geltlich, hoch erhalten fie nach näherer Bcftimmung beS Statuts 
Vergütung baarer Auslagen unb eine Eutfchäbigung für 3 c i ts 
oerfäumnife. 

2>ie llebernahme fann nur aus (Grünbeu oertoeigert roerben, 
aus beiten bie Söahl 3 um Seifiger eines (Geroerbegerichts (§. 18 beS 
(GefefceS, betreffenb bie (Geroerbegerid)te, 00 m 29. Sitli 1890, BeichS» 
(Gefefcblatt Seite 141) abgelcbnt rocrbeit fann. 

§. 97d. Säe Innungen, £anbroerfSauSfd)üffe unb $anb» 
roerfsfammeru ftnb befugt, bnreh Beauftragte bie Befolgung ber 
gefehlten unb ftatutarifchen Borfchriflcn su überroadjen unb oon 
ber Einridjtung ber Betriebsräume, ber für bie llnterfunft ber 
ßchrlinge beftimmten SRäurne, ber Verbergen unb bes ArbeitSuad)- 
rocifeS Kenntnis 31 t nehmen. 

£üe Berpflidjteten haben beit als foldjen legitimirten Beauf¬ 
tragten ber. beteiligten Snnungen, £)anbroerfSauSfd)üffe unb £>anb- 
roerfSfamraern auf Erforbern roähreub ber BetriebS 3 eit ben 3u- 
tritt gu ben BJerfftätten unb ilnterfunftSräumcu, foroie gu ben 
fonft in Betragt fommenbcit Bäumlichfeiten 3 U geftatten unb ihnen 
AuSfunft über alle (Gegeitftänbe gu geben, roclche für bie (Erfüllung 
ihres Auftrages oon Bebeutung finb; fie föniten h^rgu auf An¬ 
trag ber Beauftragten oon ber ÖrtSpoligeibehorbe angehalten 
roerben. 

tarnen unb SSofjnfifc ber Beauftragten ftnb oon ber Snnung, 
bem #anbroerfSauSfd)uffe unb ber £)anbroerfsfammer ber AnffichtSs 
behörbe ajigugeigen. 

$ie Beauftragten finb oerpflichtet, ben im §. 139 b begeidjueieit 
Beamten auf (Erforbem über ihre UeberroachungSthätigfeit unb 
bereu Ergebniffe BJittheilung gu machen. 

Befürchtet ber Betriebsunternehmer oon ber Berichtigung beS 
Betriebes burch ben Beauftragten ber Snnung, beS £>anbroerfs- 
auSfchuffeS ober ber Jjaubrocrfsfammer eine Sdjäbigung feiner 
©efchäftsintereffen, fo fann er bie Befidjtigung bttrdh einen anberen 
Sad)oerftänbigen beanfprucheu. 3» biefem Salle hat er bem Bor- 
ftanbe ber Snnung, beS .£>anbroerfSauSfd)uffeS ober ber §anbroerfs- 
fammer, fobalb er ben tarnen beS Beauftragten erfährt, eine ent* 
fprechenbe Blittheilung gu machen unb einige geeignete ^erfonen 
gu begeichnen, welche auf feine Soften bie erforberlidjen Befid)- 
tigungen oorgunehmen unb bem Borftanbe bie erforberliche AuS- 
funft über bie oorgefunbenen Berhäitniffe gu geben bereit ftnb. 
Sn (Ermangelung einer Berftänbigung groifdjcn bem Betriebs¬ 
unternehmer unb beni Borftanbe entfeheibet auf Anfuchen beS 
Iefcteren bic AnffichtSbehörbe. 

II. greie Snnungen. 

(§. 100.) Selbftänbige (Geroerbctreibenbe, roelche roeber einer 
3mangSinnuitg angehören, nod) bem f>aitbroerfSauSfd)ii& unter- 
ftchen, fönnen gur Sörberung ber gemeinfameu gewerblichen Sn* 
tereffen gu einer freien Snnung gufammentreten. 

Aufgabe ber freien Snnung ift: 

2 bie Sörberung eines gebeihlidjen BerhältniffcS groifdjen Bleiftern 
unb (Gehilfen, foroie bie giirforge für baS £)crbcrgSroefeit unb 
ben Arbeitsnachweis; 

3. bie nähere Regelung beS SehrlingSroefenS unb bie «Jürforge 
für bie technifche, geroerbliche unb fittlidje AuSbilbnng ber 
Lehrlinge; 

4. Streitigfeiten ber im §. 84 3iff e * 4 begegneten Art gioifchen 
ben SnnungSmitglicbern unb ihren fiehrlingen gu entfdjeiben. 

(§. 100 b.) 3)ie Aufgaben ber Snnung, bie (Einrichtung ihrer 
Berroaltung unb bie BedjtSoerbältniffe ihrer Gllitglieber roerben, 
forocit baS (Gefefc barüber nicht beftimmt, burd) bas SnnungSftatut 
geregelt. 

$>affelbe inuf} Beftimmung treffen: 

1 . über Glameit, Sijj unb Begirf ber Snnung; 

2 . über bie Aufgaben ber Snnung, foroie über bic bauernben 
(Einridjiungeit gur Erfüllung biefer Aufgaben; nainentlich finb 
bie nadjfülgeitbeu Berhäitniffe beS &ef)riiiigSroefcnS gu regeln: 

a) bic oon ben SnnuiigSmitgliebcrn bei ber Annahme oon 
lYhrlingcu gu crfüHcubeii BorauSfefcungen unb formen, 
foroie bic Malier ber Sehrgeit; 


b) bie Ucberroachung ber Beobachtung ber für bie Befdjäf- 
tigung ber (Gehilfen, Lehrlinge unb Arbeiter, beit Befucf) 
ber gortbilbuitgsfchule unb bie Siegelung beS öchrlingS- 
roefenS erlaffenen Beftimmungen burd) bie 3nnung; 

c) bic Berpflichtung ber Bteifter, ihre Lehrlinge gum Be- 
fud)e ber SortbilbungSfchule ober ber Sachfchulc aitgu- 
halten; 

d) bie Bcenbigung ber Cehrgeit, bic AuSfdjreibung ber 
Lehrlinge oor ber Snnung unb bie (Erteilung beS Sehr¬ 
briefs; 

e) bie Bilbung ber Behörbe unb baS Berfahren gur Eiti- 
fdjeibung ber im §. 84 unter 9lr. 4 begeichneten Streitig- 
feiten. 

(§. 100d.) Soll in ber Snnung eine (Einrid)tung ber im 
§. 100 Sbfafc 3 unter 3iff e * 4 nnb 5 oorgefehenett 2lrt getroffen 
roerben, fo ftnben bie Borfchriften bes §. 86 b Slbfafe 2 unb 3 ent- 
fprechenbe Stnioenbung. 

5ür ©ntfeheibungen ber Snnung in Streitigfeiten ber im 
§. 100 2lbfafc 2 3iffa 4 begeichneten Hrt gelten bie Borfchriften 
beS §. 86 e. 

(§. 101.) $ie oon ben SnnungSmitgliebern befchäftiatcn (Ge¬ 
hilfen nehmen an ben SnnungSoerfammlungcn unb an ber Ber¬ 
roaltung ber Snttutig nur iitforoeit theil, als bieS in bem SnnungS¬ 
ftatut oorgefehen ift. (Eine fold^c Sheilnahmc mu& ihnen ein¬ 
geräumt roerben an ber Abnahme oon (Gehilfenprüfuugcn, foroie 
an ber Begrünbung unb Berroaltung aller (Einrichtungen, für 
welche fie Beiträge entrichten ober eine befonbere Blühroaltung 
übernehmen, ober welche gu ihrer Unterftüfcung beftimmt finb. 

(§. 103 b.) $)ie Snnungen unterliegen ber Sluffidjt ber ©e- 
meinbcbchörbß. 

III. SnnnngSoerbänbe. 

§. 104. 3 ,oa ngSinnungen unb freie Snnungen gleicher unb 
oerroanbter (Geroeibe fönnen gu Berbänben gufammentreten; ber 
Beitritt ift burd) bie SnuunaSoerfammlung gu befd)Iiehen. 

$ie Sunungöuerbäitbe haben bie Slufgabe, gur Söahrnchmung 
ber Sntereffcn ber in ihnen oertretenen (Gewerbe bie Snnungen, 
£)anbroerfSauSfchüffc unb §anbroerfsfainmeni in ber Berfolgung 
ihrer gcfegiichcn Aufgaben, foroie bie Bcbörbcn burch Borfd)lÖge 
unb Anregungen gu uuterftühen; fie finb befugt, ben 2lrbeitSna<h* 
rocis gu regeln, foroie Sachfchulen gu errichten unb gu unterftüfcen. 


^uS ber Begrünbung gu bem (Enttourf eines (Gefe^cS, betreffenb 
bie ^Ibänbernng ber (Gctoerbeorbnung. 

®ic Erfahrung hat gegeigt, bafc cS auf ber (Grunblagc ber 
Beftimmungen ber (Gerocrbcorbitung oon 1869 uidjt möglid) ge- 
roefeit ift, bic Snnungen gu fräftigeu, ihrer Aufgabe gerocid)fene 
Korporationen roicbcr gu beleben unb ben — nach ber gcfchid)t- 
üchcu (Entroicfcluug feines StanbeS unb unter ben Bcrhältniffcn 
beS inobernen BJirthfchaftSlebenS in befonberem BZahe auf einen 
genoffenfcbaftlidjcu 3 ufamntcnfchluh ^ingeiütcfciten — «sjaubroerfet 
oor ber Bercingclung gu bewahren. 

(Ebenforocnig hat cS fi<h als möglich ertoiefen, mit §ülfe ber 
Beftimmungen über bas SchrlingS- unb (GefcUenrocfcn eine Beffe- 
rung ber auf biefen (Gebieten im Sanbroerferftanb hcnwrgctretcuen 
Blifeftänbc h c rhcigufiihren. Blit Gled)t wirb in ber Begrünbung 
ber Glooellc gur (Geroerbcorbnung ooiit 18. SnÜ 1881 barauf Ijin- 
geroiefeit, bah burch jene Borfchriften groar befunbet werbe, bafe 
ber Staat ein aud) in ber (Gefehgcbung gu berüdfichtigcnbeS Snter» 
effe an einer tüchtigen, gewerblichen unb fittlidjcn 2(uSbilbung ber 
Sehrlinge habe, aber bie Blittel bes Staates, namenilid) bie &l)ätig- 
feit feiner Behörben, nidjt auSrcid)teu, um bic Erfüllung gu über¬ 
wachen; bicS fönne nur babnrd) gefcheljen, bafj organifirte BerufS- 
gemenifdjafteu ihren Bcitgliebern gu bem (Enbe beftimmte Berpflich- 
tuugen aufcrlcgten unb bereu (ErfüHuttg burch genoffenfdjaftlidje 
Einrichtungen überwachten unb nöthigenfaltS ergroäitgen; cbenfo fönne 
baS §erbergSroc[eit, roeldjes im Slügeineinen feit bem Berfad ber 
3 nnuugen barnieberliegc unb bis jetjt nur burd; bie Sdjätigfeit 
freier Bereine eine Bcfferuug erfahren habe, foroie bie früher mit 
bcntfclben im engflen 3 ufammeuhange fteljenbc wichtige Aufgabe 
ber ?lrbcitSocriuitteliing nur burd) bie Xhätigfeit ber orgaitifirten 
BerufSgeinciufd)afteu biejenige BP e ge roieberfinbeu, bereu fie im 
fittlidjcn unb roirib|d)aftlitf)en Sutereffe ber ©efcllen bebiirften. 

4)aS (Gefeh oon 1881 oerfolgte bei biefen (Erwägungen auS- 
gefprodjeitcrmaien ben 3 ,üec t ^i e Snnungen roieber gu Organen 
ber gewerblichen Sclbftoerroaltmig werben git laffcit.Eine 




fil $a§ ©croerbcgeridjt. SRittheilungen beS BerbanbeS bentfcßer ®erocrbegerid)te. <oonber-9cummrr. 62 


Erweiterung erfuhr biefe BFaßnnbnte burd) bic Sßoocfle gur ©e* 
roerbeorbnung oom 18. 2>egeinber 1884, bie eS ermöglichte, bic 
Befugniß gunt galten oon Lehrlingen auf beu Kreis bcr BFitglieber 
ber Snnung gu befcßränFeit. Weitere ©cßrittc auf ber fo betretenen 
Bahn gefeßaben burd) bie Sfcooette gur ©eroerbeorbnuug oont 
23. April 1886 unb 6 . Suli 1887, non benen .... bie lefetere 
Beftimotungen traf, nach benen ben Snnungen unter gewiffen Bor* 
anSfefcungen bie Befugniß eingeräumt roerben Fann, gur Beftrei* 
tung ber Koften einzelner oon ihnen getroffenen Einrichtungen audj 
bie ihnen nicht beigetretenen ©cwerbcircibeuben h^angugießen. 

Es ift anguriFennen, baß bie Snnungen ba, ioo fic im $aitb* 
werFeiftanb feiten Bobcn gefnnbett höben, theilroeife gu recht erfreu* 
liehen Ergebniffen ihrer äßätigFeit, namentlich auf bem ©ebiet beS 
LebrlingSwcfcnS, beS gewerblichen Unterrichte unb beS ©i'Üföfaffen* 
toefenS gelangt finb. Es rechtfertigt bieS ben ©cßluß, baß man 
auf bem eittgefd)lagenen BSegc toohl gu einer ©efunbung ber Ber* 
häitniffe hätte gelangen Fönnen, wenn bie Annahme, eS würbe ftcfj 
nad) ber Reform ber ©efeßgebung ber übermiegenbe Xßril ber 
§anbwerfcr ben faFultatioen Snnungcn anfdjließett, richtig gewefen 
roäre. $>iefc Einnahme hat fid) jeboeß nie irrig erroiefen. 3 « ben 
breiten ©d)id)tcn beS $anb»erFerftanbcS ift ber ©etneinfinn äugen* 
fd)rinlich nicht lebmbig genug, um ben 33iberroittett gegen bie 
ilniecorimnng beS unmittelbaren eigenen Bortßeils unter bic 3nter* 
effen ber ©efammtheit mit bauembem Erfolg beFämpfeit gu Fönnen. 
3m ©roßen unb ©attgen ftnb baher bie reJblicfjen Bemühungen 
einer Attgahl einfießtiger £>anbwerFer, bei ihren BerufSgenoffen bie 
Erfenntniß oon ber 9iotf>roenbigfeit beS freiroittigen AttfcßluffeS an 
bie Snnungen unb ber pcrfönlicßen Xheilnahme an ber Erfüllung 
ihrer Aufgaben waeßgurufen, ohne bureßgreifenbe töefultate ge* 
blieben. 3)en Snnungcn ift eS nicht gelungen, ben größeren Xßeil 
ber $anbroerFer in fteß 3 « oereinen, unb oielfach hat fieß nur rin 
Keiner Brucßtheil gttnt Anfcßluß an fte bereit finben laffen. ©o* 
roeit baS oorhanbene ftatiftifeße SRaterial reicht, Fann angenommen 
roerben, baß nur etroa ein 3rijntel fätnmtlicher §anbroerFer beu 
Snnungen beigetreten ift. ©ementfprecßenb haben bie auf 3?rei* 
roiHigFeit bccui)enben Snnungen nicht bie persönlichen Kräfte unb 
bie finanziellen drittel gewonnen, bie fie befähigt haben roürbeu, 
eine allgemeine Befferung ber Sage beS £>anbtoerFö heebrigufüßren.... 

tiefer EntwicFclungSgang hat 3 U oer Uebergeugung geführt, baß 
jebe Drganifation beS §anbroerFS fo lange beS rechten Erfolges 
entbehren muß, als fte auf ben Bobeit ber Sreiroiöigfeit gefteüt ift. 

4)ie in bem Entwurf oorgefchlagene Drganifation fott eine ooÖ* 
fläitbige, baS gan 3 e §aubwcrf untfaffettbe unb ba 3 u beftimmt fein: 

1. bie cjleidjgeitig ^crBeisufiißrenbe gcfefeliche Neuregelung beS 
LehrlingSmefeuS ausgugeftalten unb burcßgufiihren, 

2. bie übrigen Sntereffett beS ©anbmerFerftattbeS roahr 3 unehtnen, 
inSbefottDere auf feine allmähliche Ergießung 30 genoffenfeßaft* 
lid)er SßätigFeit ßinguwirFen, unb 

3. eine ©tanbeSoertretung gegenüber ber ©efeßgebuttg unb ber 
Berwaltnng barzufteücn. 

3u bem Enbe fott ber §anbroerFerftanb eine ©lieberuitg in 
Snnungen, öattbwerFSauSfcßüffe unb $anbwerFSFammcnt erhalten. 

£ie unterfte ©tufe, „bie Snnung", ift als 3mangSinnuitg 
gebacht, welcher Fraft ©efeßeö, ohne baß e§ beS auSbrücflid^en 
dintrittS ober ber Aufnahme bebiirfte, äße im 3 nnungäbe 3 irF oor* 
hanbetten felbftftänbigen £>anbroerfer beö ®eroerbe 3 toeigeS, für 
roelchen bie Smtung errichtet ift, al§ 3Kilglieber angehören. 511^ 
uoihroenbige Aufgaben ber Fünfligeit Snnungen ftttb im Söefent* 
liehen biefelben hmgefteßt, welche ber bisherige §. 97 ber ©eroerbe* 
orbnung ben beftehenbeu Snnungen sugeroiefen hat. 

2 )ie Aufgaben, welche ber Snnung hifntach sugeroiefen roerben 
fotten, ftnb namentlich bie pflege beä ©emeingeifteö unb ber 
©tanbeeehre, foroie bie Süriarge für ba^ Sehrlingöroefen. Sine 
roirFfame pflege beS SehrlingSwefeitö ift in oolletn ^afec nur oott 
Snnungen 3 u erwarten, roeldje auö ©ettoffen beffelbert $anbroerF 0 
ober minbeftend au 0 ©enoffen oerroanbter ,§aubroerFe beftehen. 
^)ie Erfahrungen, bie mit ben bisherigen Snnungen gemadjt ftnb, 
haben gezeigt, baö Snnungen, welche auö Angehörigen ber oer* 
fchiebenfteit ^anbroerFe jufammengefejjt finb, bie fogeuaunten ge* 
mifchten Snuungeu, ihren Aufgaben nur in feljr befchränftem 'IRabe 
haben genügen Fönnen. ^er Entwurf ficht beShalb nur bie 33iU 
buitg oon Sachinnttngcn unb Snnungen oerroanbter £>anbroerFe 
oor, wobei als oerroanbte $anbroerFe folche angefehen finb, welche 
nach örtlichem Brauche oielfach gemeinfam betrieben werben unb 
in ihrer XechniF einanber fo nahe fteljen, ba& bcr Betrieb beS 
einen sugleid) ein auSreidjeitbeS Bcrftänbiiig für bie tcchnifcßen 
SertigFeiten, beit gefdjäftlid;cn Betrieb unb bie roidjtigften Siitcrcffeu 
beS anberen gewährleiftet. 


ÜReben ber ©enteinfantFcit ber gewerblichen XhätigFeit ihrer 
Btitglieber ift für bie erfolgreiche Sntwufelung ber Snnung aud) 
bie sroecfmäfeige Abgren 3 uug ihres Be 3 irFs oon roefentlicher Be* 
beutung. Sine Fräfttge BJirFfamFcit ber Snnung ift um fo weniger 
3 u erwarten, je mehr beit einzelnen Britgliebern burch bie räum* 
liehe Entfernung oorn ©ifee ber Snnung bie ^brilnaljme an bem 
genoffenfdjaftlichen Seben unb bie Benufeung ber oon ber Snnung 
getroffenen Siurid)tungen erfchroert wirb, hiernach wirb bie im 
Entwurf oorgefehene SnnungSbilbung nur infoweit burdjgefiihrt 
werben Fönnen, als bie BorauSfefcung jutrifft, bafe in einem Be 3 irF, 
welcher feiner AuSbehnung nach allen barin oorhanbeiteu .fianb* 
roerFern bie Sheilnahme am SnnungSleben ermöglicht, bie ein 3 elnen 
^aitbrocrFe für fi<h aßein ober in Berbinbung mit anberen oer* 
roanbten ^mnbwerFen bie gur Bilbung einer leifiungSfähigen©enoffen* 
fchaft erforberliche 3ahl non felbftftänbigen ^anbroerFern aufweift.... 

Sbenfo giebt eS BegirFe, itt welchen bie BeoölFeruitg fo bünn 
unb bie gewerbliche £hätigFeit fo wenig entwicFelt tft, ba& nur 
in eingelnen 3meigeit beS §anbwerFS eine gur Bilbung einer lebeitS* 
unb IriJtungSfäbigen Snnung genügenbe 3.ahl non £>anbwerFerit 
gefuitben wirb. ES wirb baher überall eine — in bünn beoöl* 
Ferien ©egenben gröbere, in bidjt beoölFerten Fleinere — Angabi 
oon JmnbroerFern übrig bleiben, bie oon ber SnnungSbilbung nicht 
erfaßt werben Faun. Sollte man biefe .^anbwerFer bei ber Drgani* 
fation gang unberücFfichtjgt laffen, fo würbe man weite Sheife beS 
£>anbwerFerftanbeS ber bisherigen Bereingelung auch ferner über* 
laffen unb ihren ©efellen unb Sehrlingen bie görberung unb ßfür* 
forge oorenthalten, welche ihnen burch bie neue gefefcliche Regelung 
gefiebert werben fott. ES ift baher auch für biefe ^anbroerfer eilt 
Organ gu fchaffeit, welches für fte bie ber Snnung gugeroiefeneu 
Aufgaben . . . gu übernehmen hat. 

$)ie hiernach für bie beteiligten Snnungen unb für bie nicht 5 
Forporirten £>anbwerFer erforberliche Bertretung fott nach bem 
Borfchlage beS Entwurfs burch bie Errichtung oon „$anbrocrFS* 
auSfchüffen" gefchaffen * werben. ®ie baburch herbeigefuhrle Ber» 
einigung beS Forporirten unb beS nidjtForporirtcn £>anbwerF$ . . . 
bietet oor einer gefonberten Drganifation für beibe Kategorien oon 
ßanbroerFern beu großen Borgug, baß babei nicht nur bie Snter* 
effen ber betheiligten Snnungen ober ber nidjtForporirten t ^anb* 
werFcr, fonbern oor Allem bie loFalen Sntereffen beS gefamntleit 
£>anbroerFs, insbefonbere aud) hinßttlich ber Regelung beS .^erbergS* 
roefenS unb beS ArbeitSnadjweifeS, roahrgeuommen werben Fönnen. 

2)ie §anbroerFSauS|d)üffe fallen gugleich ben im BegirFe oor* 
hanbeneit Snnungen bie s JUtöglichFeit, fich für eiitgelne ihrer Auf* 
gaben gu einer gemeinfamen ShätigFeit gu ocreinigen, geben, bie 
namentlich für bie Bornahme ber Wahlen unentbehrliche Unterlage 
für bie leßte ©tufe ber Drganifation, bie .’panbwerFSFammer, bilbeit 
unb biefer als auSführenbe Organe ihrer XhätigFeit bienen. . . . 

3ur Beroottftänbigung ber Drganifation beS §anbroerFS be* 
barf eS noch eines BertretungS* unb ©elbftoerroaltungSFörperS für 
größere BegirFe, wie er für §anbel unb Snbuftrie bereits feit län* 
gerer Rät ttt ben weiften beutfeßett ©taaten unb für bie £nitb* 
wirthfd;aft feit Kurgem in Braßen in ben SanbroirthfchaftSFammern 
befteßt. tiefes Organ fott.bie „^anbroerFsFammer“ fein, bie als 
gufamntenfaffeitbe Bertretung beS gefammteit £>anbwerFS eines 
größeren BegirFS aus ben SBaßlen ber §anbwerFSauSfchüffe, in 
benen bereits bic Bcrtreter ber Forporirten unb ber ntchtForporirten 
§anbroerFer ocreinigt ftnb, h^roorgehen fott. 

S)ie ^anbwcrFsFammcr wirb naturgemäß eine hoppelte Auf» 
gäbe haben, ©ie wirb einmal bie ©efammtintereffen beS j&anb* 
toerFS unb bie Sntereffen aller in ihrem BegirF oorhanbeiteu £>anb* 
werFe gegenüber ber ©efeßgebuitg unb ber Berroaltmtg beS ©taateS 
gu oertreten haben, unb gtoar foroohl burch @rftattuna ber oon beu 
©taatSbcßörben einguholenben ©utachten, als auch oureß bie aus 
ißrer eigenen Snitiatioe h erüor 9 e h c nben Anregungen, daneben 
wirb fte als ©elbftoerwaltungSorgan bie Aufgabe haben, bicjcnigeit 
gur Regelung ber Berßältniffe beS >3anbwerFS erlaffeiten gefehlicßcn 
Beftintmungcn, weltße noeß einer Srgängung bureß Eingeloorfcßriftcn 
bebiirftig utib fähig finb, für ißren BegirF weiter auSgubaucn, bie 
^urd)führuttg ber gefeßlicßen unb ber ooit ihr fclbft erlaffeneit 
Borfcßriftcn tu ihrem BegirFe gu regeln unb gu überwachen, unb 
ettblid) folcße auf bie Sörberung beS ,£>anbwerFS abgielenbe Beran* 
ftaltuugeu gu treffen, 311 beren Begrünbungunbilnterhaltung bieKräftc 
ber eingelnen Snnungen unb .'oanbroerFsauSfchüffe nid)t auSreicßett. 

©oll bie neue Drganifation bie ißr gugebaeßte Bebeutung ge» 
wititteit, fo wirb fie aneß bie ©cfelleu ntitumfaffen unb ißnen eine 
beit gegenwärtigen Berhältniffctt beS ©efedenftanbeS eitfprecßenbc 
©telluug auweifeu miiffen. deshalb fotten auf jeher ©tufe ber 
Drganifation bie ©efellen bureß einen AuSfcßuß oertreten fein, 



63 


64 


Dn§ (Scroerbegertdjt. ©itttljcilimgen beS Berbanbeö bcutfdjer ©eroerbcgerid)te. Sonber Bummer. 


welchem bei allen ©efchäfteu ber Snitung, beS £jatibroerfSauSfd)uffeS 
ober ber £>anbroerferfammer, bie baS Sntereffe ber ©efeHeti unb 
Lehrlinge berühren ober Stiftungen irgenb einer 2lit oou ben ©c* 
feilen in Bitfprud) neunten, eine ÜJiitroirfnng eingerämnt loirb. 
tiefer SJiitroirfung fann eine roirflidje Bebcutung nid)! burd) ge* 
fet?licf)e Regelung beS StimmoerhnltuiffeS in ben gur gemeinfamett 
Befd/lufefaffung gelangenben 21ngelcgenl)eiten gefiebert roerben; eS 
muh oielntehr gu bem (Snbe bem ©efeUcnauSfd)u& bas Bed)t bei* 
gelegt roerben, gegen Bcfcbliiffe beS DrganS, bei welchem er bie 
©efelleri gu oertreten h«t, Biberfprud) gu erbeben mit ber Bir* 
futig, ba& in biefem Salle bie guftänbige Bchörbe über bie Blei* 
nungSoerfchiebenfjeit gu entfebeiben bat. 

Sie aQe anberen Drgane ber Selbftoerroaltung finb aud) bie 
für baS £>anbroerf gu begriinbenben ber 9luffid)t ber guftänbigen 
StaatSbefjörben gu unterteilen, welche bie Erfüllung ber ben ein* 
gelnen Drgatien auferlegtcn SBerpflicf)tungen, foroie bie Beobad)tung 
ber gefefclidjen unb ftatutarif<ben Borfchriften gu überwachen unb 
nötigenfalls gu ergroingen haben. Rad) ben bisher gemachten 
(Srfabruugen muh aber, wenn bie beabficfjligte Drganifation für 
baS £>anbroerf roirflich bie erhofften (Srfolgc haben foH, noch eine 
roeitergebenbe Biitroirfung ber Behörben oorgefeben toerben. Dies 
finbet feine Begrtinbiing ebenfo febr in ber gefd)id)tlichcn lieber* 
lieferung beS |ianbroerferftanbeS, n>ie in ber (Srgiebutig unb 2luS« 
bilbuug beS eiugeluen .£>anbroerferS. Sind) bei grober Diidjtigfeit 
in ben unmittelbar gu feinem Berufe gefjörenben ©efchäfteu läßt 
ber .fmnbroerfer im Vlllgemeineit bod) häufig eine gemiffe in ber 
Batur ber Berhältuiffe liegeubc Schroerfälligfeit unb namentlid) 
einen Mangel au JÖnitiatioe erfctinen, inSbcfonbere menn cS ficb 
um eine gemeinfame Dljötigfeit banbeit, bereu örüdjte für bie (Sin* 
gelnen nid)t ohne BeitercS auf ber $anb liegen. Slucb macht ficb 
nicht feiten eine ungureidjenbe ©croanbtheit unb Sicherheit in ber 
Behanblung ber unter ben heutigen Berbältiiiffeit nicht gu cntbel)* 
renbeit gefd)äftlid)eii Sonnen ^iitbcrnb fühlbar, welche bie Dhötig* 
feit ber §anbroerfer gerabe an folgen fünften, roo ihre Sntercffen 
mit befonberem Badjbrucf geltenb gu machen mären, lähmt. 3« 
biefer Begiehung fmb in Defterreich bie gleichen Beobachtungen 
gemacht roorben; auch bort ift, oon oereingelten Ausnahmen abge* 
j'efjen, überall ba, roo bie 3roangSgenofienfdjnftco beS Uletn* 
gerocrbeS erfreuliche unb anerfenneitSroerÜ)e (Srfolge aufguroeifen 
haben, bicS nicht am lefelcn (Snbe ber bauentben Anregung unb 
unmittelbaren SJiitroirfung ber ftaatlichen ober ftäbtifd)en Behörben 
gu oerbanfen. 

Bährenb bei ber eingelnen Sonung ohne befonbere Beranftal* 
tung eine roohlroolleube ^(uffichtöbe^örbe auSreidjcnbe §anbhahcn 
gu einer förberubeu ©inroirfung auf ihre ^hätigfeit finben roirb, 
empfiehlt es fid), bei bem £>anbroerfSauSfchnh unb ber .panbtoerfS* 
faminer befonbere Borforge, unb groar burd) Bcftellung eines be* 
l)örblid)eit ftommiffarS gu treffen, roeld)er bem (Singelneu in Be* 
tracht fommenben Drgane als Btitglieb angehören, beffen fachliche 
unb gefchäftlid)e S3eiftungSfähigteit burch feine oorauSfid)tlich^ö^ere 
Bilbung unb größere ©efchöftSfunbe oerftärfen unb gugleid) eine 
geroünfd)tc ©ernähr für bie fachgemäße, oon perfönlicheit Sntereffen 
unbeeinträchtigte Behanblung ber (^efeijafte barbieten foll. Die für 
biefeS 2lmt geeigneten ^erfonen roerben groar oorgugSroeife in beit 
iliitgliebern ber Staats* unb Sfommunaloerroaliung gu finben, bod) 
roirb es unbebenflid) fein, nach bem Borgauge in Defterreid) auch 
Brinatperfoncu mit biefem 51mte gu betrauen. 

2)ie roefentlid;e Bebeutung ber geplanten Drganifation roirb 
barin gu erblicfen fein, ba& mit ihr bem §aubroerferftanb ein fefter 
Boben gewonnen roirb, auf roelchem er ben Äatnpf gegen bie Biih 5 
ftänbe feiner Üage, an welchem er gegenwärtig franft, mit oereinten 
kräften anfnehmen fann. ^ 

2)ie Bertretung, welche bnreh bie oerfd)iebenen Stufen ber 
Drganifation geraffen roirb, giebt bem ^anbroerferftanbe bie 
Sidjerheit, bafe bei allen weiteren Schritten ber Oefehgebuug, bie 
baS .J)aubroerf berühren, unb bei ben SDtajjnahmeit ber Behörben 
ber ©eroerbeocrroaltung uid)t ohne Berücffichtigung ber ?lnfchau* 
uugen unb Söiinfche ber unmittelbar betheiligten Sachoerftänbigen 
oorgegangen roirb. 

3u ben eingelnen Beftimmungeu beS (SutrourfS ift Solgenbes 
gu bewerfen: 

3u Hrtifel 1. 

I. Drganifation beS §anbrocrfs. 

A. 3maugSinnuugen. 

3u §§. 84 unb 84a. 

^ie im 81 gufamiueugcftelltcn 3mecfe f welche bie notl) s 
roeubigen Aufgaben ber 3 n »ung bilben füllen, finb bicfelbeu, welche 


in ber £>auptfache bereits im §. 97 ber ($erocrbcorbnung als noth s 
roenbige Aufgaben ber freien Snuuugen aufgeführt finb, unb, wie in 
ber Begrünbung gn biefer Beftimmung mit 9ted)t bewerft roirb, 
gefchichtlid) ben roefentlichen Snhalt beS 3miungSlebenS bilben, 
oon allen Innungen, wenn auch in oerfchiebenem Btafec, erfüllt 
werben fönnen unb gugleich oon jeber 3nnung erfüllt roerben 
müffen, wenn fie uid)t bie Berechtigung, als eine im öffentlichen 
Sntereffc aufrecht gu erhaltenbe Morporation anerfannt gu roerben, 
oerliercn will. 

3ur felbftftänbigen Regelung beS ÖehrlingSroefenS foll bie 
3nnung fernerhin, roenigftenS ber SRegel nach, nicf)t mehr befugt, 
fonbern oielmehr barauf befd)räitft fein, bie Durchführung ber gu 
biefem Behuf erlaffetten gefeplicheu Borfchriften unb ber auf ©runb 
beS ©cfcfceS con anberen guftänbigen Stellen, inSbefonbere ber 
§anbroerfsfammer getroffenen ?lnorbuungen in bie Söege gu leiten 
unb gu überwachen, fo bafc bie Snnung nur inforoeit, als folche 
Borfdhriften unb Slnorbnungen nicht oorhanben fmb, mit felbft* 
ftänbigen Snorbnungen oorgehen fatin. 

Die oon bem Wortlaute beS §. 97 3iffet 4 ber ©eroerbeorb* 
nuttg abroeid)enbe Saffutig beS §. 84 3iff er 4 beS (SntrourfS ift in 
Bücffidjt auf bie burd) §.78 Slbfajj 1 beS ©efefeeS über bie ©e* 
roerbegerichte ooui 29. 3nli 1890 erfolgte Aufhebung beS §. 120a 
ber ©croerbegerid)te nothroeiibig geworben. 

®ie im §. 84 a 3iff cr 3 oorgef^Ingene (Srroeiterung ber 3 Us 
ftänbigfeit ber Schiebsgerichte auf bie (Sntfcheibung oon Streitig* 
feiten groifd)en ben Snnwngsmitgliebern unb ben oon ihnen be* 
fdjäftigten ungelernten Arbeitern begroeeft, eine bei ber ?lnroenbung 
beS ©eroerbegerid)tSgefeheS heroorgetretene Sücfe gu ergängen. 9tac| 
ber Raffung beS §. 13 flbfah 3 biefeS ©efefccS war offenbar beab* 
fichtigt, aud) biefe Kategorie oon Arbeitern ber 3uftänbigfeit ber 
3nnuugSfchiebSgerid)te gu unterfteüen. J)iergu hätte eS inbeffen 
einer anberroeitett Raffung beS §. 79 beS ©efe(jeS beburft. Den 
hieraus fich ergebenben Unguträglichfeitcn fott bur<h ben Borfchlag 
beS Entwurfs abgeholfen roerben. 

3u §. 84b bis 85c. 

2)ie Ausübung beS SSahlrcchtS in ber SnnungSoerfammlung 
ift oon ber 3itrü^Iegung beS 25. DebcnSjahreS abhängig gemadht; 
für bie s Böl)lbarfeit gu ben SunungSämtern foll bie 3orücflegung 
beS 30.1'ebenSjabreS ^eforbert roer-ben,- um eine geroiife ©eroähr 
für eine ruhige nub fad)gemähe SluSiibung ber mit biefen Remtern 
oerbunbeuen 9ted)te unb Pflichten gu gewinnen (§. 84h). 

J)infid)tlid) beS Alters bie Slnforberungen beS §. 84h §lbfah 1 
unb 2 and) bei ben Bahlen gum ©efeüenauSfd)uh gu ftellcn, er* 
fd)eint nid)t rathfam. 2>er 5?luSfd)Iuj3 ber ©efellen unter 25 Sah^n 
oon ber Bahlberechtigutig unb berjenigen unter 30 Sohren oon 
ber Bäfjlbarfeit würbe mit SRiicfficht auf baS geroöl)nlid)e Durch* 
fd)uittSalter ber ©efellen eine unbillige Bcfchränfnng beS Bahl* 
rechts bebentcn; ber Borgang im § 13 Slbfafc 1 beS ©eroerbe* 
gerid)tsgefepes fann hier nicht burchfchlagenb fein, ba er bie 
Bilbung eines DrganS ber Rechtspflege gutn ©egeuftanbe hot 
roähretib eS fid) im oorliegcnben 3all um eine Sotereffentenoer* 
tretung honbelt. ^vür beibe öälle roirb baher bie 3 ur ücflegung 
beS 21. DebenSjahreS genügen müffen (§. 85). 

Die Beftimmungeu im §. 85c weichen oou ben bisherigen 
Borfchriften im §. 100 a Slbfafc 1 ber ©eroerbeorbnung infofern 
ab, als bie ©efeflen fiinftighin obligatorifch nicht nur bei ber 
Prüfung ber fiehrlinge, fonbern bei affen fragen betheiligt roerben 
follen, welche bie Regelung beS SehrlingstoefenS betreffen, alfo 
unter anberem auch bei ber Öeftfehung ber Dauer ber fiehrgeit 
(§. 84 3iffer 3), unb als bie, wie bisher bem Statut überlaffene nähere 
Siegelung ber Betheiligung ber ©efellen an ber Berroaltung bet 
Smiung mit ben im Slbfafc 2 begegneten Btafjgaben foll erfolgen 
müffen. (Sine Betheiligung ber ©efellen an ber Siegelung beS 
£el)rlingSroefen5 roirb bereits in bem für bie beftehenben Snttungen 
ansgearbeiteten SRormalftatut (§. 39) empfohlen, hiernach foll ber 
2hiSfd)u6 für baS DehrliugSroefen aus bem Dbermeifter ober einem 
oon bem 3mtungSDorftaub aus feiner Witte gu roähletiben Steü* 
oertreter als Borfijjenben unb aus oier Biitgliebern beftehen, oon benen 
groei aus ben Weiftern unb groei aus ben ©efellen gewählt roerben. 

3u §§. 86 bis 86 b. 

Die bei ber Durchführung beS &ranfenuerfid)eruugSgefcbeS 
gemachten (Srfabnittgen hoben gegeigt, bafj baS (Sntftef)cu oon 
SnnuugSfranfeufaffen Fjäufiig beit Beftaub ber Drtsfraitfcnfaffen in 
Sragc gefteHt unb gu einer 3ci'fplitterung ber Kräfte geführt hot, 
welche für beibe Dl)eile unerroüufcht unb ber allgemeinen (Snt* 
roicfelung ber ilrantenoerficherung nicht förberlid) war. 3« öhn* 
lieber Beife fann baS ©ntftehen eines 3ttitoit9^fd)iebSgerichtS gur 



65 


S)a$ @eroerbegerid)t. SD^itt^rilungen be$ BerbanbeS beutfdjer ©eroer&egerichte. Sonber-Rummer. 


66 


Entfcheibung t)on Streitigfeiten aroifchen SnnungSmitgliebern unb 
ihren Gefeßen gur ©efährbung beS BeftanbeS bcr auf ©runb beS 
GefefceS, betreffenb bie ©cwerbegerichte, ooin 29. 3uli 1890 (SRcic^ö* 
©efefcblatt Seite 141) errichteten ©eroerbegcrichie fuhren, beren 
Suftänbigfeit baburd) eine erhebliche Einfd)räuFung erfährt. 3« 
beibeu Säßen roirb baher oon beit Behörben bie §rage, ob eine 
biefer 3nnungSeinrid)tungen überhaupt gugulaffen ift, oorioeg gu 
prüfen unb bie Entfcheibung ber guftänbigen Befjörbe barüber h*r* 
beijuführen fein, ob ber auf bie Errichtung eines SchiebSgerichtö 
ober einer ftaffe abgielcnbc Befd)luß einer Snming genehmigt 
werben fanu. 

©irb biefe Entfcheibung, tuie bisher, fo lange aufgehoben, 
bis baS erforderliche Statut ber gur Genehmigung guftänbigen 
Behörbe oorgelegt ift, fo entfteht bie ©efahr, baß bie oft fehr 
mühfanteit Borarbeiten unb bie Sluffieflung unb Beratung bcs 
Statuts in oielett fJäUen vergeblich oorgenommen roerben. SDie 
Entfcheibung roirb nicht oor Anhörung ber ©emeinbe* unb ber 
2luffid)tSbehörbc erfolgen fönnen, im übrigen aber bem pflicht- 
mäßigen Ermeffen ber Behörbe gu überlaffen fein. BeibeS erfcheint 
nothroenbig, roeil gegen Einrichtungen biefer 2lrt Bebenfeii aus 
örtlichen Berhältuiifeii entstehen tonnen, welche einer eingchenbeit 
Erörterung unter Btitwirfung ber ben Berhältniffeu naheftehenben 
Lofalbehörben bebürfen unb bereit Einfluß auf bie Entfcheibung 
über Eriheiluttg ober Berfagung ber Genehmigung ftth gefeßlich 
nicht feftfteflen läßt, foitbern bem Ermeffen im einzelnen Säße an* 
heimgegeben roerben muß (§. 86 b Äbfafe 1 ). 

3u §§. 86 c bis 86 e. 

Bei ber Bebeutung, roelche bie SnnungSfchiebSgerichte mit 
SRücfficht auf bie aufehnliche Erweiterung ihrer 3uftänbigfeit tünftig 
geroinnen fönuen, bebarf es einer SluSgeftaltung ber für fic bisher 
gültigen, roeuig crfdjöpfeuben Borfcßriften, roobei in einer Bethe 
oon Einzelheiten bem oon felbft als Borbilb gegebenen ©efeße, 
betreffenb bie ©ewerbegerichte, oom 29. 3nli 1890 (Beicßö-Eefeß* 
blatt Seite 141) gu folgen fein roirb. Einer näheren Begrünbung 
ber hiernach in ben §§. 86 c bis 86 e oorgefchlagenen Ergänzungen 
roirb eS faum bebürfen, ba fie burdjroeg aus ben gleiten Er* 
roägungen heroorgegangen, roeldje burch jenes ©efeß als berechtigt 
anerfaitnt roorben finb. 

©egen ber Erroeiterung bcr 3»ftänbig!eit ber SnnungSfchiebS* 
gerichte ift auf bie Begrünbung gu §. 84a 31 t oerroeifen. 

3« §• 88. 

Bei ber $urd)fübrnng ber Drganifation, roelche für Stabt 
unb Lanb in gleicher ©eife gu erfolgen hat, roerben bie ©emeinbe* 
behörben an tleinereu Orten oorauSficßtlich nicht immer im Staube 
fein, ben an Bebeutung erheblich geroaeßfenen Aufgaben gerecht gu 
roerben, roelche bie roefentlich oeränberte SteOnug ber Innungen 
aud) für ben $reiS unb bie Slrt ber Xhäüö^it ber SluffichtS* 
behörben gur Solge hat. Es erfcheint baher unter gleichzeitiger 
Berücffichtigung beS ÜmftanbeS, baß bie 3nnungett ihre ^hätigfeit 
ber Siegel nach hoch nur auf Heinere räumliche Begirfe gu be* 
fcßränFen haben unb einen SelbftoerwaltungSförper oon überroiegenb 
örtlicher Bebeutung barfteßen, groeefmäßig, gu ihrer Sluffichtsbehörbe 
— abroeießenb oon ber bisherigen Beftimmung im §. 104 Slbfaß 1 
ber ©eroerbeorbnung — bie untere BerroaltungSbeßörbe gu befteßen, 
gumal bamit für große £ßeile beS BeicßS, roieg.B. für Breußen, ber 
trabitionefle unb natürliche 3 u fammenhang ber Stabtobrigfeit mit 
bem ftäbtifchen ©eroerbe in aßen ©emeiubeti oon einiger Bebeutung 
aufrecht erhalten roerben fann, roährenb anberer|eitS für bie 
Eentralbehörbeu ber BunbeSftaaten bie 9D?öglid)Feit gefchaffen roirb, 
auch anbere Behörben, als bie ©emeinbebehörben mit ber 2luffid)t 
über bie Snuungen gu betrauen (§. 155 s ifbfaß 2 ber ©eroerbe* 
orbnung). 

B. #anbroerfSauSfcßüffe. 

§. 89 bis 90e. 

$ie oon bem $anbroerfSauSfd)uß freiroiflig gu überuehmenben 
Aufgaben haben gegenüber ben Befugniffen ber Sitmmg (§. 84 a) 
burc| §• 89 Slbfaß 2 eine Einfcßränfnng bahin erfahren, baß ihm 
baS Bedjt gur Errichtung oon Staffen, in roelchen bie ©efeßen, 
Lehrlinge unb Arbeiter ber BerficßerungSpflicht nach ßJlaßgabe beS 
$h:aiifenoerfiiherungSgefeßeS genügen, foroie gur Errichtung oon 
SchiebSgerichteu nicht guftehen foß, ba anberufaßS bie aßgemeiue 
Drganifation ber Atranfenoerficßerung unb ber ©eroetbegerießte burch 
bie LoSlöfung aßer Slngeßöiigen beS £mnbroerferftaubcS in ihrer 
groeefmäßigen ©eftaltung unb in ben uncrläßlidjeiiBorbcbingungen für 
eine erfpriefeliche©ir!famfeil empfinblich beeinträchtigt werben würbe. 

©eroiffe nothroenbige Aufgaben ber 3unuug, wie baS f>erbergS* 
roefen unb ber SlrbeitSnachroeiS roerben ba, 100 bie Snmtngcu nur 


eine geringe 9RitgIiebergahl aufroeifen, mit aröherem Äachbrucf unb 
bcfferem Erfolge in Angriff genommen roerben fönnen, wenn fuh 
mehrere 3nnungen gur ^erfteßung gemeinfdjaftlid)er Einridt)tungen 
oereinigen. ^ür eine folche Bereinigung bietet ber ©anbroerfSauS* 
fchufe ben natürlichen Präger bar. 3m §. 89 ?lbfah 4 ift baher 
oorgefehen, bafe bie Innungen berechtigt finb, bcu ^anbroerfSauS« 
fd)u& mit feiner 3uftiininung für folche gemeinfamen Einrichtungen 
an ihre Stefle gu fijjen. 

®ie lichrliugSftreitigfeiteu bei ber Snnung foßeu in Heber* 
einfiiininiing mit ber gegenwärtigen ©efe(jgebung burch ein Organ 
ber Sunuug gu cntfcheibeu fein, beffeu Btilglieber auSfchliefelid) ber 
3Rcifterfd)aft angehöreu. 2 )ic 3 ufammeufehung finbet ihre SRccht* 
fertigung in ber 9?atur biefer Streitigfeiten unb in ber Stcßung, 
roeldje bie 3 «nung als ©cnoffenfdjaft gu ben il;r angehörenben 
Cehrherrcu unb Lehrlingen einnimmt. ^Immerhin faun namentlich 
bei Snnuiigcn mit geringer Biitgliebergabl bei ben nahen Be¬ 
ziehungen ber Suaungsinitglieber gu einanber leid)t ber Einroanb 
erhoben roerben, ba§ eine folche 3ufammenfchung beS entfeheibenben 
SnuungSorganS bie oöflige Unparteilichfeit ber Entfdjeibungen 
nicht genügenb fidjerfteße. 3» biefer Erfenntnifc haben bie auf 
©ruub ber gegenwärtigen ©efehgebung befteh^nbeu 3nnungSauS* 
fchüffe (§. 102 ber ©eroerbeorbnung) barauf Bebadjt genommen, 
bie Entfcheibung oon CehrlingSftreitigfeiten au Steße ber ihnen 
angehörenben 3 nnuugen gu übernehmen. 3>ie hiermit gemalten 
Erfahrungen haben gegeigt, bah eine folche Regelung nicht nur für 
baS ©emicht ber Entjcheibungen nach aufeen hin oortheilhaft ift, 
fonbern auch ben Bortheil hat, bafe bie Berhältniffe, welche hin* 
fichtlich ber ßehrlingShaltung bei ben einzelnen 3«nungen beftehen, 
gur ftenntnifj ber 3nuungSauSfdhüffe gelangen, benen bamit bie 
roißfommene ©anbhabc geboten roirb, wenn auch nur auf bem 
©ege gütlidjer Borfteßuugcit unb burd) ©eltenbmachung eines 
moralifchcn SDrucfS, auf bie Betheiligten befferub einguroirfen. 

t ieruad) empfiehlt eS fich, auch bem #anbroerfSauSfchuffe, beffen 
ufammenfehung eine hinreichenbe ©ernähr für ein fachgemäßes 
Berfahrcn barbieten bürfte, fünftig bie ©öglichfeit gu geben, an 
Steße ber ihm angehörenben 3nnungen bie Entfcheibung ber Lehr* 
lingSftreitigleiten gu übernehmen. 

12)ie bem $anbroer!SauSfchuffe gefteßten Aufgaben roerben feine 
©efchäfte ziemlich umfangreich geftalten unb inSbefonbere bei ber 
Sürforge für bie SluSbilbung ber Lehrlinge oon Blciftern, welche 
einer Siinung nid;t angehören, ein erheblidjeS Blafe oon ©efchäftSfunbe 
unb einen nid)t unbebeutenben Slufroanb oon 3rit unb Blühe erforbern. 

3)er Entwurf fafjt baher bie Blöglichfeit ins Sluge, biefeS 
2 lmt bem Mommiffar ber SluffichtSbehörbc gu übertragen, bei beffeu 
Auswahl Borforge getroffen roerben fann, bafc er im Stanbe ift, 
fid) Obliegenheiten biefer Steßung mit Erfolg gu roibmeu. 
5)a bie ©al)l beS Borfipenben ber freien Entfchliebung beS 9luS* 
fchuffeS anheimgegeben ift, fo barf angenommen roerben, ba& ber 
Äommiffar, fafls er gu jenem Hmte gewählt roirb, ber BertrauenS* 
mann beS HuSfchuffeS ift unb fdiou aus biefem Grunbe eine ©e* 
währ für eine eijprie&liche ®efd)äftsführung barbietet. 3 ür bie[en 
Saß ift cS unerläßlich, beim |>anbroerfSauSfchuffc bem Mommiffar 
ber §luffichtSbehörbe — abroeichenb oon feiner Stcßung bei ber 
§anbroerfsfammer (§. 92) — bie ooßen SRedjte eines BorftanbS* 
mitgliebeS, alfo auch baS Stimmrecht im Borftanbe beigulegen. 

C. 5>anbioerFSfainmern. 

3u §§. 91 bis 95. 

$>ie ^anbroerfsfammer ift, abgefehen oon auberen Aufgaben, 
gur Bertretung ber 3ntereffeu fämintlichec ^anbroerfer ihres Be* 
girfS unb gur Regelung beS LehrliugSroefcnS berufen; für bie ©ahl 
ihrer Btitgliebcr bieten ßd; baher als bie natürlichen ©ahlförper 
bie ihr angehörenben $anbrocrfSausfd)iiffe bar. 

Unter ben Befugniffen unb Obliegenheiten, welche nach bem 
Borfdjlag beS §. 91c Slbfafe 1 3*ffrr 1 oon ber $anbroerfSfammcr 
gur Regelung beS LehrlingSroefeuS roahrgunehmen ftnb, fommeu 
namentlid) in Betracht: 

1 . ber Erlaß näherer Beftimmungen über 5orm unb 3«h a it ber 
Lehrocrträge, 

2. bie fubfibiäre Befugniß gur Sritfeßung ber 3 a ^ 8 er Lehrlinge 
(§• 130), 

3. bie Öeftfeßuug ber ^)auer ber Lehrgeit (§. 130a Slbfafc 2), 

4. bie Entbinbung oon biefer 2)auer im Eingelfaße, 

5. bie Entfcheibung über bie Beanftanbung oon Befcßlüffen ber 
BrüfungSauSfchiiffe gur Slbnahme ber ©efeflenprüfung burch 8 en 
Borfiheuben (§. 132). 

§US loeitere Berpflichtung ber ^»aubelsfammer tritt bie Bilbung 
oon BrüfungSauSfchüffcu hingu, welche im Bereich ber 3“ftänbig* 



67 


$a§ ©eroerb egend) t. SNtftbeilungen beS BerbonbeS beutfdjer ©eroerbegertcbte. ©onber-Nummer. 


68 


feit bei £anbroerfSau$fchuffeS bie ©efettenprüfung abjunefjmen haben , 
(§§. 131 unb 131a). 

Um ber $anbroer?S!ammer ben ihr gebübrenben Einfluß auf 
bie ©eftaliuitg ber Verbältniffe beS $aiibroetls ihres BesirfS su ftcbern, 
ift ben Bebörben $ur Pflidjt gemocht, fie in ben auf biefem ©ebiet 
Iiegenben wichtigeren fragen gutachtlich gu hören (§. 91c Abfaß 2). 

3Äit Nücfficht auf ben Umfang, melden bie ^bötigfett ber 
Kammer oorauSfidjtlich geroinnen roirb, roirb bie orbnungSniäßige 
Elebigung ihrer ©efefjäfte ben in ebrenamtlicber Stellung fun- 
girenben Vtitglieberu in ber Siegel nur sugemutbet werben fönnen, 
wenn roenigfteuS bie laufenben Arbeiten bureb eine gefcßulte Sfraft 
beforgt roerben. 3 » ber baburtf) bebingten Aufteilung eines 
©efrelärS roirb zugleich baS Viitlel gegeben, für bie fiaubroerfS- 
fammer einen binreichenb gefdjäftdfunbigeu Beamten 311 geroinnen. 
5>ie Baßl bei ©efretärS roirb ber Kammer überlaffen, jebod) für 
ben Satt ber Aufteilung auf längere 3«t ihre Betätigung burch 
bie Beßörbe norjufeben fein (§. 91 e Abfaß 1 3*ff* r 5 ). 

55ie Auorbnungen, welche bie £>anbroerfs!ammet jur näheren 
Regelung beS LehrlingSroefenS trifft, roerben für bie Lehrlings» 
uerhältniffe non folcher Tragweite fein, baß bie Nachprüfung ißreS 
SnbaliS bureb bie 3 *utralinftan 3 nicht entbehrt roerben fann. Nach 
bem Vorfrage beS Entwurfs (§. 91 e A 6 faß 2) fallen baber bie 
Vorfchrifien Der §anbroer!sfaminer 3 iir Regelung bei Lehrlings* 
roefenS ber ©enehmigung ber ßanbe§*3eutralbebörbe bebürfeu. 

5)ie ©rünbe, roelche bie Befiettung eine^ amtlichen $ommiffar$ 
bei bem $anbroerfSau3f<huß sroeefmäßig erfcheiuen laffen, treffen in 
erhöhtem SNaße bei ber #anbroerfsfammer 3 U, ba ber ftreis ber 
ihr jugeroiefenen-Aufgaben erheblich weiter reicht unb bie Bebeutnng 
ihrer SbÖtigfeit für baS ©emeinroohl ungleich größer ift; ber 
$ommiffar roirb im Allgemeinen bie Nedjte eines VorftanbSmit* 
gliebeS hoben muffen, aber bcs Stimmrechts entbehren fönnen, ba 
bie ©rünbe, roelche ei sroeefmäßig erfebeinen laffeu, bem ^omtniffar 
beS £>anbroerF3au3f<huffe3 biefeS Nedjt bei^ulegeit, hier bei bem Vor» 
banbenfein eines ©efretärS jum roefentlithen5;heilhinroegfatten (§.92). 

3u §. 95a. 

Einseine BunbeSftaaten haben burch Errichtung oon .fiattbels- 
nttb ©eroerbefammeru ober oon ©eroerbefammern fthon bisher für 
eine Vertretung beS baS £anbroerf mitnmfaffcnben ftlcingetoerbeS 
©orge getragen. ES roirb baber ratbfaui fein, biefen Wammern 
auch im Nahmen ber Drganifation beS .jwnbroerfS ben Sortöeflanb 
in bet Beife ju ermöglichen, baß fie bie £>anbroerfsfammcr erfeßen 
fönnen, roeuu fie in ihrer 3 u fammcnfeßung unb ihren Organen 
ben VorauSfcßungcu genügen, roelche ihre Eigenfchaft als Ver» 
tretungöförper beS £>anbroerfs, unb jroar forooßl ber NJcifter roie 
ber ©efelleu, ficherfietteu. 

D. ©emeinfame Vcftinitnungen. 

3 « §• 96 d. 

5>aS Nedjt ber 3uuungen, ^aitbroerfSauSfchüffc unb £anbroerfs* 
faiiinurii, für bie Beuußung ihrer im 3ntereffe ber Beteiligten ge* 
troffeneit Einrillungen, roie Verbergen u. bergl., ©ebübren su er¬ 
beben, barf nicht fo auSgeübt roerben, baß biefe Einrichtungen 
lebiglid) als Einnabmegucflen sunt 3 ,lj ecf ber £erabminberung Der 
SnnmtgSbeiträge nuSgeiiußt roerben. Um bieS auSsufdjließen, foQ 
ber AuffichtSbehörbe bei Beftimmung ber ©ebührenfäße eine 9NÜ- 
roirfuug eiugeränmt roerben (Abfaß 2 ). 

3 « §• 96 e. 

5)ie Vorf(f)riffeu biefeS Paragraphen entfprechen beit für bie 
glcicbliegeitben Verbältniffe sntreffenben Beftimmungen beS §. 40 
beS WranfeuoerficberuitgSgefeßeS. 


3u §• 97 d. 

Um ben Snnungen, fwnbroerFSauSfcbüffen unb |janbroerte* 
famntern bie ber Abfuht beS Entwurfs entfpredßenbe Erfüllung 
ihrer Aufgabe, inSbefonbere eine roirffame Auffidjt über bie Be¬ 
folgung ber für bie Befchäftigung ber ©efeQett (©ebülfen), Lehr¬ 
linge unb Arbeiter unb für baS LebrlingSroefen geltenben Be» 
ftimmungen ju ermöglichen, fchlägt ber §. 97 d oor, ihnen nach bem 
Borgange ber UnfattoerficherungSgefeße bas Necßt jur Beflettung 
oon Beauftragten auSbrücflicb cingiträumen, beuen es inSbefonbere 
obliegen foll, in ben ißrer Einroirfnng unterftebenben Betrieben bie 
Befolgung ber gefeßlicheu unb ftatutarifchen Borfdjriften 311 über¬ 
wachen unb oon ber Einrichtung ber Betriebsräume, ber für bie 
Unterfunft ber Lehrlinge beftimmteit Näuine, ber Verbergen unb 
beS ArbeitSnachroeifeS Sfenntniß 311 nehmen, ^er Entrourf gebt 
hierbei bauon aus, jt)aß in ber Bcfteüiing folcßer Beauftragten eine 
roerthoolle Unlerftiißung ber ©eroerbeauffichtsbeamten 3 U erblicfen 
iit, 3 untal bie ^batigfeit biefer Beamten, fclbft bei einer erheblichen 
Vermehrung ihrer 3abl int £>inblicf auf ißre foititigen Aufgaben eine 
folche Ergän 3 ung immer noch roünfchenSroertb erfebeinen laffeu mürbe. 

Befürchtet ber BctriebSinbaber aus ber Veoifion burch einen 
beftintmten Beauftragten eine ©chäbigung feiiiet ©efebäftSintereffen 
— unter welch leßteren Begriff aud) bie SBabruitg etwaiger ©e* 
fchäftSgebeimniffe fällt —> fo foll ißm nach bem‘ Vorbilbe beS 
§s 83 beS UnfalloerftcherungsgefeßeS oom 6 . Quli 1884 bie Be» 
fugniß suftehen, auf feine Soften eine Berichtigung burch attbere 
©achoerftänbige bfrbei 3 ufübren. 

II. greie 3nnuitgen. 

3u §§. 100 bis 103b. 

Nach ben h^r oorgefeheueit Beftimntungen fottett 3a»uagcn 
oon ©croerbelreibenben, roeldje Nid)thanbroerfer Rnb, im ©efetit- 
liehen unter ben bisherigen gefcßliiheu Beftimmungen aud| fernerhin 
Sugelaffeu roerben. ES hat baba bcrSnbalt ber §§. 97 bis lOOd, 
101 , 103 unb 104 ber ©eroerbeorbiumg roicber Aufnahme gefuttben, 
roäbrenb aus ben in ber allgemeinen Bcgnuibuitg bargelegten 
©rünben bie §§ 100e bis 100 m in Vkgfatt gebracht finb (oergl. 
auch Artifel 2 3iff« 9). 3m Uebrigen ftub burd) bie Saffnug beS 
§. 100 Abfaß 3 bei Entwurfs, abroeidjenb oon bem 3nßalt beS 
gegenwärtigen §. 97 a ber ©eioerbcorbnuug, bie 3unuugen biefer 
Art, welche als „freie Snnungett" be^eic^itet werben, utn ben ©egen* 
faß 3 U ben im Nahmen ber 3mang$organifatioit ftehmben „3nmngS- 
innuttgen" aud) fprad)lid) beroorsuheben, beS NecßteS aur Errichtung 
oon ftranfenfaffrtt für ©ehülfen unb Lehrlinge unb oon 3aauitgS- 
©cbiebSgericbten entflcibet, ba für ben Beftanb foldjer Einrichtungen 
in ben Äreifcn ber b^f iw Srage fommenben ©eroerbetreibenben 
ein Bebürfniß nicht an 3 uerfeunen ift. 


flrirffeöftrit. 


®r haben bie oorlirgeube ©onber-Nutnmer oeranftaltet, um 
beS briitgeubeit ©toffeS ,^ecr 3 U roerben, nnb roerben 3 U gleichem 
3roedf bie nädjfte Nummer uin eine Än 3 ahl ©palten oerftarfen. 
B?ir bitten um Entfd)ulbigung, wenn gleichwohl einjelne Eilt* 
feubungeit Verzögerungen erleiben, unb bemerfeu, baß wir fpe^reü 
auch bie uns in leßter 3 f it roieberholt 3 ugegangenett VteiitungS* 
Aeußerungen 0011 Arbeitnehmern unb -gebern 3 U ein^elitett ber Der* 
öffentlichten Erfenntniffe gern uitb mit $)anf — wenn auch mit¬ 
unter in gefügter Sarm — ocröffenllidjett roerben. 

i)ie Nebaltioit. 


SDie gleichseitig hiermit ausgegebene Nr. 48 ber 9Bpchenf<hrift 
„Soziale $ra^iS f Eentralblatt für So 3 ialpolitif / enthält: 

5>ie lanbioirthfchafilicheii Nobftoff*©enoffenfchaften in 
®eutfd)Ianb. Von Dr. Xl)ieß (Cffenbach a ÜJt.). — 
Lohupolitif in ben ®rucferei*©ubmiffioiten ber englifchen 
Negierung. Von Dr. L. Staßenfteiu (Berlin). — ie Er* 
gebniffe ber öiterreichifthen Unfaüoerficherung im Sabre 1894. 
Von ©. ^aff ('Bien). — 55er ©trife ber ©pinncr in 
©t. Petersburg. Von Dr. p.«©(butia!off (©t. Peters¬ 
burg).—©taatlidjc ArbeitSoermittching in ©ad)fcu- s Dieiningen. 
— ©taatlicbe ArbeilSfammer in ©enf. — Vtinbeftlobn für 
ftäbtifebeArbeiten in Leip 3 ig. — grürforge für oerlaffeue Räbchen 
burch Verfagtnig beS VcrebelidjuugSseugitiffeS in Nürnberg. 


— kommunale ©arglieferung in Viel. — ©onntagSarheit in 
Belgien. — llebereinfommen im Lonboner Buchbruc!er-©e» 
werbe. — Verbältniffe ber Victallarbeiter BraunfcbrocigS. — 
Snteruationalc ^onferens ber Leberarbeiter. — ©tatiftir ber 
C>irfch^5)un(ferfchen ©eioerfoereiite. — Arbeiterfdjuß für gefunb* 
beitSgefäbrlidje Betriebe in Englaub. — ©taatlid)e ffeueroer» 
fidierung unb Altersorrforgung für Neu*©eclaub. — Staatliche 
AlterSoeriidjcrung fiirEnglanb. — proteft ber55eutfd)en Bäcfer- 
innungengrgcnBfajimaUArbdtStag unb3roangS*0rganifatioti. 

S5le „£oji«fe flr erföeint jebem 2)omievfiag 

unb foftet üiertdinbiUdj 2 JL 50 4 einfd^Iiefeltcb ber SWonatSbeilafle „S5 qö 
© eiüerbegericbf'. 3 U b^ljen bureb fämmtlicbe tpoftonftalten unb iBucbbanblungcn 
fowte bireft biird) bie VerlaQfibudrtanbluitfl (Earl Rebmann« Verlag, Verlfe w„ 
Mnuerftr. 44). 


„®aS Cttetuevbefieriffit“ erftbeint am erfteu ©onnerftag jeben s JÜtonatö im 2)tinbeftumfang oon */ 2 Bogen. &ür bafl jpatbjaßr Ölpril—September nebmen 
Beitdlungeii jum greife bon 50 Vf- fämmtlicbe Voftonftalten unb Sntbbanblunaen an. ©egen Einfcnbung oon 70 Vf. in Briefmarfen an «arl ^epmann« 
Betlag, Berlin w., Vtauerftrage 44, erfolgt bie birefte ßufenbung am 2age oeS Erf^einen^. 

«arl öegmann* £ erlag tn Cerlln W. SWanerflrafte 44. - «earutft bei Ofultu« CUtenfelb In Derltn W. — «erarttroortllb für Me «ebaftlon: 0. fBlebfelbl ln SerHn. 





I. 3a$t0<mfl. 


Sßerlin unb granffurt a. ©?., bett 3. September 1890. 


92nmmer 6. 


Da» (uSctörrbejfridjt. 

tfTittfyetlungen bas Derbanbes. beutfcfyer <&avoaxba$ax\&\ia. 

WebaftionSauSfcbufj: ©tabtratb Dr. Jlffdj in granffurt a. SW. unb IWagiftratSsAffeffor ®uno in Berlin. 

frr^fiMt «■ w««» p«*n*rita \t><* &»*«!$. Herausgeber: ^ rel ‘ f4,rtl4 1 

(Satt ^e^mann« ©erlag, ©erltn w., SWauerftr. 44. Dl\ Q* J)£ Ct Jl V 0 ***♦ tfoflenfteie ©eilagt jur „©oatalen Prajiß". 

Sltle für bie SRebaftion beß „©ewetbegertdjtß" beitinnnten ©enbungen bittet man au cibrcffircn: An ^ertn ERagiftratß.Affeffor (Juno, Berlin W., SBormfer ©tr. 2. 


2 n Ij 

$ 5 ic mütttembergifcben ©e* I 
meinbegeridjte. ©oit Dr. ©. 
garten fl ein, ©orfityenber beß ©e* | 
toerbcgeridjtß ©tuttgart.t >9 i 

lUdjtrpredjwig . 71 

Sft bie ©etcinbarung gültig, monadj 
ber auf Irinfgelb geftellte ©ebienitcte 
nod) einen beftinimten ©etrag an beit 
©ienftljcrrn 311 aalten l)at? (Öemerbc* 
geridjt ftarlßruhe.) 

^änieTbaii als ©emetbebetrieb. $n* 
mierocit ift baS ©ewerbegeriebt für 
Ätagen gegen ben .vauöeigentbümer 
auftänbig? (©cmerbegerid)t ©tettin.) 

£ofjn 3 al)Iung auf ©ruitb einer (Jeffion 
gegen §. 115 a bet ©einerbeorbnung. 
£cirf ber Arbeitgeber biofe geltenb 
machen, meint ber Arbeiter feinen Vofjn 
nicht atu ftüfligfeitötagc fonbern erft 
nadjträglid) forbert. (©erggemerbe« 
geridjt unb Öanbgeridjt ©ortmunb.) 


alt. 

^ortfefcung beS Scfjroerhältniffeß trab 
üßerfauf beß©efd)nftß. (©emerbegeridit 
©tuttgart.) 

©iitlguttgofimter. 73 

©efeb, betreffenb bic GinigungSänitcr 
in ©nglanb. 

©d)iebßfprudj beß ©emerbegcridjtS 
29ürabutg. 

©utadjten unb Jntrfigc.74 

Petitionen beß ©emerbegeridjtß Stier 
gegen 3Rifjftänbe im ©augemerbe. 

JlUgem* ittro über ©emertttgertiljt* 
unb Jrbettsomrag.75 

©ertragöbrödiigfeit boit Arbeiterinnen 
in ber ptatiencr ©tttferei=3nbufiric. 
©efebgebcrifd)e ©orfdjläge auß bent 
©eridjt beß ©emerbegeriebtß. 
Sbatigfeit ber ©emcrbegeridjtc in 
©elgien. 

Snbaltßangaben ber „©oaialen ©rariß". 


Abbrucf fainnitlicber Artifel ift 3 c itungcn unb ßcitföriften geftattet, jebodj nur 
mit ooller Quellenangabe. 

©ufterorbeittlidje ©eitage. 


Sie mürttcmberrjifdjen (Beuicinöegeridjte. 

35oit bett oerff^iebeniien (Seiten wirb ber Wunfd) geäußert, 
bafj auch für nicht gewerbliche Streitigfeitcu mit fleinem Streit* 
rofrt^c ©eriebte nach Art ber ©eroerbegeriebte mit fcbleunigem 33er* 
fahren unb geringen Sofien errietet roerben. $)a ift e$ oieöeidjt 
oon Sntereffe, bie Drganifation fennen 31 t lernen, bie bei uns itt 
Württemberg biefem Bebürfniffe einigermafjen Rechnung trägt, 
nämlich bie ©emeinbegeriebte. 

25a« ©eridjtSoerfaf[ungS*©cfeb bat für oermögenSred)tlid)e 
Anfprüdje bis ju 60,// unter geroiffen Befcbränfungen ©emeinbe» 
geriete jugclaffen (§. 14). Bon biefer ©rtnäcbtigung bat man in 
Württemberg ©ebraud) gcmad)t, roo bis babin bie ©cmeinbegeridjle 
orbentlid)e ©eriebte erfter 3 nftan$ geroefett roaren, unb bat biefe 
©emeinbegeriebte je nach ber ©röfje ber ©emeinbe bei einem 
Streitroertb non 30, 40 unb 50 J(, für juftänbig erflärt (©efep 
00 m 18. Auguft 1879). Sieben einer gro&en Slnjabl oon Klagen 
aus Stauf fommen befonbcrS häufig RHeibSftreitigfeiteu unb Klagen 
oon $)ienftboten oor, alfo gerabe folcbe, bie ber SBefdjIeunigung be* 
fonberS bebürfen. $)a 8 ©enteinbegeriebt bilbet ber ©emeinberatb, 
in größeren Stabten eine Slbtbeilung son brei SÄitgliebern, ober, 
wenn ber SSorfifc einem ©emetubebeamten übertragen ift, oon gtoet 
Hitgliebern beS ©emeinberatb^. ^ie 3 u ft € ßuugen gefebeben gegen 
cmfa<be ©mpfattgSbeftbeinigung, ira ilebrigen rietet fid^ baS Ser* 
f«b^u tn bet ^muptfadje nafb ber ©ioilprojefe'Drbnung, nur bürfen 
Weber Parteien, no«b 3engen unb Sa<bn«ftänbige beeibigt werben, 
^rojefjbeoollmäcbtigte ftnb jugdaffen, bie Partei bat fi« aber felbft 


ju begabten unb fann feinen ©rfafe com unterlicgenbeu ©cgner 
forberit. 3)ie ©ntfd)eibung ift oorläufig üottftrecfbar, gegen fic 
fiitbet binnen 10 Sagen Berufung auf bent orbentlitbett Sic<btö* 
toeg ftatt. 

Sie s $ro 3 effe toerben namenüteb in gröfecren ©emetnben, roo 
ein geeigneter Sorfifcenber oorbattben ift, fcbneHer bcenbigt als beim 
orbentlicben ©eriebt, aber fle roerben — unb baS ift natürlid) ein 
grober Wadjtbeil — nur bann toirf(icf) bcenbigt, toenn ein SSergleicb 
3 u Stanbe fommt. Wirb bagegett ein Urtbeit erlaffen, fo bat 
bicfeS nur bett (Sbarafter eines SorbcfdjeibS, uub roemt nun bej 
unterliegenbe Sbeit bie Berufung auf bent orbenttidjen SHccbtSmeg 
einlcgt, fo roirb baS Serfabren in Wirflitbfeit nicf)t abgefür^t, 
fonbertt ocrläitgert. 

Scbroierigfeiten entftebeu amb, roenn auswärtige 3cugen 3 U 
oernebuten ftnb. ©ntroeber lägt man fte burd) eine auswärtige 
©emeinbebeborbe oernebnten, bann ift baS ©rgebnifc oft genug 
unbrauchbar — ober man labet fie oor baS ©eriebt — bann ent* 
fteben erhebliche Soften, llebcrgaupt finb bie ©ebübreu (1 JL für 
einen ©ergleid) ober eine tflagepiriicfnabtne nach tnüiiblicber 33 er- 
banblung, 2 bis 3 dt, für eine Gntfcbeibung, mo$u bann noch bie 
fiabegebiibren fommen) bei fleinem Streitwert ocrbältnifemäBig 
hoch. 2 Tud> ift ber SBortbeil ber bcfdjleunigten ©rleöigung nid)t 
bei allen ©emeinbegeriebteu gefiebert. $n flcincren ©etneinben tritt 
Der ©emeinberatb nicht fo häufig ^ufammen, Deshalb oerfud)t bann 
oft genug ber DrtSoorfteber bie Sache ins teilte 31 t bringen. Sin 
eilt geregeltes S 8 erfal)rcit ift ba nicht 31 t benfcn, oft wirb ohne jebe 
münblid)e 33erbanblung eine Verfügung erlaffen, ©ine flare unb 
formri^tige, bureb Berufung anfechtbare ©utfdjcibnng ift mandjmal 
nur mit großen Scbwierigfciteit unb oicler 5 ßer 3 Ögerung 311 erlangen. 

Stimmt man noch ba 3 u, bafe ber Slrbeitcrftanb, bie Söienftboten 
unb bergletdjen, bie ja in ben ©emeinberätf;en faft nie oertreten 
ftnb, babureb oon ber $b c ^uabnte an bicfcit ©eriebten faft überatt 
auSgefcbloffen ftnb, fo wirb matt ju bent Sd)luffe fommen, ba& 
bie ©emeinbegeriebte 3 war ba, wo ein geeigneter SBorfipenber oor* 
banbett ift, ben Amtsgerichten oot'^it^iebcn futb, bag fie aber ben 
berechtigten Anfprüd)ett ber unteren 5llaffcn auf bcfd)Ieunigte3uft4 
für ihre ffeiueren Streitigfeiten unb auf Xbciliiabme an biefer 
Wecbtfprecbuiig nicht genügen. 

$ur ©eridjte, gegen bereu ©ntfdjcibung fein Rechtsmittel 311 * 
läffig ift, garantiren ein rafcbeS 33erfabren, unb in fleinett Streitig* 
feiten ift, fo paraboy es flingen mag, für baS $ublifum bie 
„Singfeit" oft wichtiger als bie „Ricbtigfeit" ber ©ntfdjeibung, 
weil eS feine 3 ^it ba 3 u bub wochenlang auf eine febött gebrecbfelte, 
mit langen ©rünben oerfebene ©utfebeibung gu warten. 2 )arum 
mufe, ob nun bie 3 uftänbigfeit ber ©ewerbegericble erweitert, ober 
baS 83erfabren oor ben AmtSgeridjten umgefialtet wirb, bie Sorbe* 
rmtg babin geben: für bie fleineren Streitigfeiten etn S3erfabren 
3 u erlangen, ähnlich bem ber ©ewerbegeriebte mit AuSfcblufe ber 
Berufung unb mit gleichberechtigter £b c Üuabme beS StanbeS ber 
Arbeiter, SDicnftbotcn u. f. w. an ber Rccbtfprecbung. 

Stuttgart. ©. garten ft ein. 









71 


BaS ©eroerbegericht. SJfittßeilungen beS VerbanbeS beutfcßer ©eroerbegericßte. Kr. 6. 


72 


Hcdjtfpredjung. 


3fl bie Vereinbarung gültig, roonacß bei auf Brinfgelb 
geftellte Bebienftete nod) einen bcftimmten Betrag an ben 
Bienftljerrn gu gaßlen hat? (Urtheil beS ©eroerbegcricfjtö karlS- 
ruße, Vorf. KecßtSanroalt Boecfß)- 

Ber ^auSburfcße 2. mar bei bem Hotelier S. oom 4. Äuguft 1895 
bis 14. 3uni 1896 in Bienft. ör begog feinen 2oßn, mußte oielmeßr 
oon ben bezogenen Brinfgelbern ben Betrag non 27 Ui. pro SBotße an 
S. abliefern. Bei feinem Austritt aus bem Bienft mürben ihm oon ber 
non ißm gefteflten Äaution 81 M. gurücfgcljalten. @r forbert Verurtßeilung 
beS ^otelierd gur Saßlung biefeS Betrages. — Ber Bcflagte menbet 
ein, baß kläger bie gugefagten 27 Ui. für bie leßteu brei SBodjen nod) 
nußt begaßlt habe; bie 27 Ui . bilbeten eine ©ntfdjäbigung bafiir, baß 
bem Kläger, me Id) er außer ben geroöfjnlidjen Bienftleiftungcn imftaufe bie 
Keifenbcn non unb nad) bem Baßnßof gu geleiten unb für beren ©epäcf 
gu forgen habe, bas hierfür eingeßenbe Brinfgelb überlaffen merbe. — 
kläger ermibert, baß er bie fraglichen 27 Ui. für bie gange übrige 
Bienftgcit mit Ausnahme ber leßten brei SBocßen begaßlt habe, meil er 
roäßrenb biefer 3rit auch bie entfprecßenben (Sinnahmen gehabt habe, 
um bie 27 Ui. neben bem für fich unb feine Familie crforberlichen Auf- 
manb erübrigen gu fönnen. 3a ben leßten brei Soeben fei bieS aber 
nicht mehr ber ftaß geroefen, unb groar habe baS feinen ©runb barin, 
baß anbere Seute bie Keifenben gu unb non ber Bahn geleitet hätten, 
roäßrenb man ihm anbere Arbeiten übertragen hätte. 3n ben leßten 
brei Soeben hätte bie (Sinnahme an Brinfgelb ßöcßftenS 80 M. be- 
tragen. Ber Beflagte oermag über bie #öße beS BrinfgelbeS in biefer 
3eit feine Angaben gu machen. — Beflagter mürbe gur Saßlung oer- 
urtheilt. 

©rünbe. Ber oorüegenbe Vertrag, monach ber Kläger nicht nur 
feinen Sohn erhält, [onbern oerpflichtet ift, „roöcßentlicb 21 Ui. oon 
bem Srinfgelb, meines ihm oon ben ©äften gegeben roirb, an ben 
Beflagten auSgufolgen", fann nicht in bem Sinne aufgefaßt merben, 
baß ber Kläger unter aßen Umftänben oerpflichtet märe, bem Beflagten 
roocßentiid) 27 M. gu begahlen; benn in biefent Sinne aufgefaßt, mürbe 
ber Vertrag nicht nur gegen bie guten Sitten oerftoßen unb beShalb 
(gemäß 2K. S. 1188 unb 1131) feine KecßtSroirfung ßeroorbringen, 
fonbern er mürbe auch (gemäß 2K. S. 1174) nichtig fein, ba ber Be¬ 
flagte fcinerlei ©arantie für irgenb einen SKinbeftbetrag oon Brinfgelb 
übernommen hat, es fomit Iebiglid) oon ber Siflfür beS Bellagten ab¬ 
hängt, roie oft er bem kläger ©elegenheit gum Verbienen oon Brinf- 
gelbern geben miß. gür gültig fann ein berartigeS Uebereinfommen, 
mie baS oorliegenbe, nur bann erachtet merben, menn man eö bahin 
auffaßt, baß bic Abgabe oon 27 Ul an ben Arbeitgeber nur bann ftatt* 
finben foß, menn kläger mährenb ber 3eit, für melche er eine Abliefe¬ 
rung machen foß, in Sirflicßleit fo oiel Brinfgelb oerbient, baß er 
hieroon nach Bcftreitung beS angemeffenen Unterhaltes für 
fich unb f*ine Familie ben ermähnten Betrag abliefern fann. Baß 
biefe VorauSfeßung im oorliegenbcn gaße gutrifft, muß oerneiitt merben. 
Ber Beflagte, roelcher gur Begrünbung feines AnfpruchS auf §erauS- 
gahlung oon 3 x 27 Ui. tßatfäd)Iicb begrünbcn unb eoentueß beroeifen 
müßte, mie oiel Kläger an Brinfgclb mährenb ber lebten brei Soeben 
eingenommen hat, oermag in biefer Begießung überhaupt feine näheren 
Angaben gu machen, fo baß bas ©ericht Iebiglich auf bie ©rflärungen 
beS Klägers angeroiefen ift, roelcher feine (Sinnahme mährenb ber in 
Betradjt fommenben brei Soeben auf hächftenS 80 Ui. angiebt. BaS 
©ericht ift aber ber Anjicht, baß oon biefem, einer roöchentlichen (Sin¬ 
nahme oon ca. 27 Ui. entfprechenben Betrag einem oerheiratheten Spanne 
bißiger Seife feine Ablieferung gugemuthet merben fann. 

§äuferbau als ©eroerbebetrieb. Snurieroeit ift bas @e- 
merbcgericht für Klagen gegen ben $auSeigenthümer gu* 
ft an big? (Urtßeil beS ©emerbegerichtS Stettin.) 

BaS ©eroerbegericht Stettin hat an bem ©runbfaße feftgehalten, 
baß klagen oon geroerblicßen Arbeitern gegen &auSeigentbümer, fofern 
leßtere nicht ben $äuferbau als ©emerbe betreiben, oor baS orbentUcße 
©ericht gehören. Auch hier mie anbcrroärtS*) befteljt jeboeb feitenS ber 
Beiftfeer ber Sunfch, bafe auch biefe Klagen ber 3«ftänbigfcit ber ®e- 
roerbegerichte untermorfen merben möchten. 3n ber BnigiS mirb es 
nicht immer gang leicht fein, bie ©eroerbSmäftigleit beS ©äuferbaueS 
nadigumeifen. 

Vorlieg enb flagte ein Bautechnifer gegen einen Ingenieur, ber auch 
^eiganlagen in Raufern herrichtet, unb einen früheren Äaufmann, 
fpäteren Kentier, auf 3ahlaa0 oon 380 Jt. theilS rüdfiänbigen ©ehaltS, 


*) Bergt. Selbftoermaltung 1894 Kr. 3; Unger „Bie 3uftänbigfeitS= 
frage in ©eroerbeftreitfadjen". Äritif eines Berliner Urteils oom 
21. Koocmber 1893. 


theilS ©ntfehäbigung megen unrechtmäßiger (Sntlaffung. BaS Urtheil 
beS ©emerbegerichtS oom 2. Dftober 1894 ging, mie oormeg bemerft 
merben mag, auf Abmeifung megen ber SchabenSforberung, meil ein 
Viißbrauch beS Vertrauens barin gefunben mürbe, baß Kläger groei 
fubmittirenben SKalermeiftern bie greife beS Äonfurrenten oerfchafft, bann 
bie 3umenbung ber Arbeiten an fie bei ben Bauherren betrieben unb 
bafür unb für einige fleine Beinarbeiten u. f. m. oon beit beiben 
SRalern fich hatte 300 JC frootfion oerfpreeßen taffen; megen beS rücf- 
ftänbigen 2ohnS mar auf einen ©ib erfannt. 

Sie ber Ingenieur unb ber Kaufmann Bauherren getoorben roaren, 
ergiebt ber Bhatbeflanb beS erften UrtheilS: „Ber Bifchlermeifter S. 
hat hierfelbft in ber g.ftraße einen Keubau errichtet, beffen fertig- 
fteßung ihm aßein unmöglich getoorben, meil ihm bie ©elbmittel aus« 
gegangen ftnb. (Sr hat baS ©runbftücf ben ©läubigem autichretifch 
oerpfänbet. Bie ©laubiger (außer ben Beflagten ein Agent oerfchie- 
bener Baugelber-Banfeit, ein Sdhueibemühlen-Befther unb ein Schacht- 
nteifter) haben bie Beflagten beauftragt, bie gertigfteDung beS KohbanS 
gu betoirfen, unb treten beibe ber Außcnroelt gegenüber als bie eigent¬ 
lichen Bauherren auf. Kläger hat behauptet, baß Beflagte auch noch 
anbere Keubautcn aufführten, alfo gemerbsmäßig bie ©erfießung unb 
ben Verfauf oon Käufern betrieben. Beflagte haben biefe Behauptung 
nicht beftritten unb auch ihre ^affiolegitimation nicht bemängelt. Be¬ 
flagte haben bann ben Kläger Anfang April 1894 als Bauführer gur 
ffertigfleflung beS oben gebachten KeubaueS gegen monatlich 165 JC. 
©ehalt engagirt." 

hiernach mar bie 3uftänbigfeit angenommen. (SS helfet in ben 
©rünben: 

„Ba baS ©ehalt beS Klägers jährlich 1980 JH. beträgt, alfo 
noch unter 2000 JC, bleibt unb ba Beflagte nicht beftritten haben, 
ben Bau oon Käufern gemerbmäßig gu betreiben, fo ift bie 3«* 
ftänbigfeit beS ©emerbegerichtS gegeben." 

©egen baS Urtheil legte ber Kläger aus materieflen ©rünben Be¬ 
rufung ein; Beflagte erhoben Anfd)lußberufung unb beftritten nunmehr, 
gemerbsmäßig Bauten auSguführen. Bie BemeiSerhebung ergab, baß 
Beflagte nidjt als gemerbsmäßige Unternehmer in ben Äataftem ber 
Korböftlichen BaugemerfS-BerufSgenoffenfchaft eingetragen fmb, auch 
baS £>ausbaugeroerbe gur Steuer nicht angemelbet haben. Boligeilicße 
©rmittelungen erbrachten nichts barüber, baß Beflagte noch bei anberen 
Keubauten betheiligt feien, ©ine ©ibcSgufcßiebung an Beflagte ift nicht 
erfolgt. 

Kunmeßr mürbe bas Urtheil beS ©emerbegerichtS burch Urtheil 
beS königlichen SanbgerichtS gu Stettin oom 6. Kooember 1895 megen 
Unguftänbigfeit aufgehoben. 

©rünbe; „Bie Saftänbigfcit beS ©emerbegerichtS, bei melchem 
bie klage angebracht ift, ift nur unter ben VorauSfeßungen ber §§. 1 ff. 
©emerbegerichtSgefeßeS, bann aber auSfd)Iießlich begrünbet, fo baß Proro¬ 
gation beS ©eridjtSftanbcS nach §§. 38—40 ber Sioüprogcßorbnung unftatt« 
haft ift. Bei biefer Kecßtslage ergab fich für baS ©ericht bic Kechts- 
pflicht, oon AnitSmegen gu prüfen, ob bic VorauSfeßungen für bie 3«* 
ftänbigfeit beS ©emerbegerichtS oorlagen. 3 U biefeu VorauSfeßungen 
gehört in erfter Steiße, baß eS ficß um eine gemerblicßc Streitigfeit 
groifeßen Arbeitgebern unb Arbeitern im Sinne ber §§. 1, 2, 3 ©eroerbc- 
gerießtsgefeßes ßonble. Kun ift aber bie Behauptung beS klägerS, baß 
Beflagte baS ftauSbaugemerbe betreiben, oon ben Beflagten beftritten 
unb burdj ÄuSfunft beS biefigen VtagiftratS unb ber königlichen 
Poligeibireftion, mona^ Beflagter X. Ingenieur ift — unb Be« 
flagter $. kaufmann, SKaterialmaarenhänbler (nad^ ÄuSfunft ber 
Poligci auch ©igentßümer eines SRiethSßaufcS) mar unb beibe ben frag¬ 
lichen $auSbau in Voßmacßt oon ßßitintereffenten, um ben Bau fertig 
gu befommen, hoben auSfüßren laffen, roiberlegt. 

©S ßoubelt fuß oorliegenb meßt um eine Streitigfeit gmifeßen einem 
geroerblicßen Arbeiter cinerfeits unb ©emerbeunternehmern anberer- 
feitS, roie erforberlicß märe, um bie 3 u fiänbigfeit beS ©emerbegerichtS 
gu begrünben" u. f. m. 

Soßngaßiung auf ©runb einer ©effion gegen §. 115a ber 
©eroerbeorbnung. Barf ber Arbeitgeber biefe geltenb machen, 
menn ber Arbeiter feinen 2oßn nicht am gälligfeitstage 
fonbern erft nachträglich forbert (Urtßeil beS Berg-©eroerbegerichtS 
Bortmunb oom 14. April 1895, beftätigt burch Urtßeil beS Sanb- 
gerießts Bortmunb oom 11. 3<*nuar 1896). 

Bergmann S. — SKitglieb beS konfuntoereinS ber $td)t ©ourl — 
ßatte ben Vorftanb ber Bergarbeiter-©eroerffcßaft ©ourl angeroiefen, 
roäßrenb feiner Arbeit auf ber 3 e <h c -°o n feinem Soßn ftets fooiel 
gurüdgußalten, mas er für fiebcnSmittel 2 c. an bie ©eroerffcßaftslajfe 
biefe» Vereins oerfcßulbete." Später mürbe in Solge einer ©rinnerung 
beS Dber-Bergamts Bortmunb bie Anmeifung burch ritte Voßmacßt 
erfeßt. Bie babureß begangene Verleßung beS §. 115 a ber ©emerbe« 



73 


Sa« ©ewerbegericht. SWitthetlungen be« ©erbonbe« beutfd&er ©ewerbegeridjte. Nr. 6. 


74 


orbnung §at gur ©eftrafung be$ ©ergwerfS-SireftorS Springoöllm I 
geführt. Sie nachträglich erhobene fllage auf AuSgablung ber an brn ! 
Äonfumoerein abgeführten Beträge I)at gur fllageabweifung geführt. 
Sie Berufung würbe oerworfen. 

Aus ben ©rünben be$ UrtljeiU ber II. gnfiang: Nach bem 
erft burch ba« ©efeb oom 1. 3uni 1891 angeführten §. 115 a ber ©e- 
snerbeorbnung bürfen Söhne unb Abjdjlagögablungen an Sritte nicht 
erfolgen auf ©runb oon Necht«ge|chäftfn 2 c., welche nach §. 2 be« 
©efefce« betreffenb bie ©cfchlagnahme be« Arbeit«* unb Sienftlohnß 
rechtlich unroirffam ftnb. fllägerm*) überfchäfct aber bie cioilrechtliche 
Sragweitc biefer ©orfchriften, wenn fie annimmt, bafe fie auch je&t noch 
bie eingeflagten Sohnbeträge oon ber ©eflagten forbern fönne, tro^bem 
ihr ©bemann bie gäüigfeitstage habe ablaufen laßen, ohne feinen Sohn 
gu forbern. Au« ben gefefelichen ©ejtinunungen ift nur ba« ©ine mit 
Beftimmtheit gu entnehmen, ba| bem Arbeiter, wenn er feinen oerbienten 
Sohn am gäßigfeitßtage forbert, feine ©inrebe au« einer ©efchlagnahnte 
feiten« britter ober auö einem NcchtSgefchäft gwifchen ihm unb einem 
Sritten, begw. au« einem einfeitigen Nedjtßgefchäft feinerfeit«, entgegen- 
gcfefct werben fann. Sagegen ift nicht beftimmt, welche ©irfungen bie 
Sahlungen be« Sohne« an Sritte haben foß, wenn ber ©ergütung«- 
berechtigte feinen Sohn am gäßigfeitßtage nicht forbert. Namentlich 
finbet fich feine ©eftimmung — bafj ber Arbeiter auch in folchem galle, 
wie im gaßc be« §. 116 ber ©emerbeorbnung gu jeher jjrit Sahlung 
oerlangen fann ohne bafj ihnen eine ©inrebe au« ber erfolgten Ab* 
führung an Sritte entgegengefefet werben fann. Sie SBirfungen folchcr 
3ahlungen nach ben gäßigfeitßtage« finb oielmehr nach allgemeinen 
Nechtögrunbfäfeen gu beurtheilen. — 3n biefer Eegieljung ift heroor- 
guheben, bab @., wie bie fortgefefcte Snanfpruchnahme be« flrebit« be« 
flonfumoerein« unb bie Nidjtfotberung am gäßigfeitßtage beweift, un¬ 
zweifelhaft auch nachträglich noch mit bem ©erfahren ber ©eflagten 
einoerftanben gewefen ift unb e« genehmigt hat. Siefe $anblung3roeife 
— hatte er nur ein eingtge« 9RaI am gälligfeitßtage feinen oollen Sohn 
geforbert, fo würbe für bie golge jebe Abführung beffelben an ben 
flonfumoerein unterblieben fein — berechtigte jefct bic ©eflagte gegen 
bie fllageforberung ben öinwanb ber Arglift bahin gu erheben, bafe bie 
Klägerin ungerechtfertigter SBeife unb ohne gefefclichen ©runb auf flofien 
be« Arbeitgeber« fich bereichern wolle. 

Anmerfung: Sa« hi« nur im Au«gug gebrachte intereffante 
Urtheil ift ooflinhaltlich abgebrueft im „©ergbau* (Organ be« Bei- 
banbe« ber ©ereine technifcher ©rubenbeamten). 

gortfefcung be« Sehroerhaltniffe« trofc ©erfauf be« ©e- 
fchäft«. (öntfeheibung be« ©ewerbegericht« Stuttgart.) HRit fchrift- 
Iichem Sehroertrage ift ber flläger, ber guoor in einem anbern ©efdjäfte 
gewefen war, am 20. Sali 1895 beim Seflagten in bie Sehre getreten. 
Sie Sehre fodte 1 gahr unb 3 SRonate bauern. Ser flläger ift am 
1. guni ausgetreten unb oerlangt fein Arbeitsbuch unb ein 3*ugni& 
über feine Sehre. ®r behauptet, bie Sehre fei baburch aufgelöft, bah 
ber ©eflagte fein ©efchäft an feinen Sohn unb einen Anbern oerfauft 
habe. — Ser ©eflagte bittet um Abweifung ber fliege unb oerlangt im 
SBege ber SBiberflage gortfefcung ber Sehre bi« gum 20. Oftober ober 
©ntfdjäbigung. lieber ben ©erfauf be« ©efchäft« hat ber ©eflagte, ohne 
ba& ber flläger wiberfprochen hat, folgenbe Angaben gemacht: ©r bleibe 
technifcher Seiter be« ©efchäft«, fei baher immer ba unb leite bie Auö- 
bilbung beS Sehrliug«; nur reife er nicht mehr, wie bi«her, fo bafe er 
fi<h in SSirflichfeit bem Schrling noch mehr wibmen fönne. ©in Sfjril 
ber Arbeiten, nämlich bie in früheren ©erträgeit übernommenen, werbe 
oon ihm noch auf eigene Nennung ausgeführt, ©r halte bedhalb bie 
Auflöfung bc« Sehroerhältniffe« nicht für begrünbet. 

Sa« ©ewerbegericht hat bie fllage abgewiefen unb ber SBiberflage 
entfprechenb erlannt 

Nach bem, wa« über ba« ©erbleiben be« ©eflagten im ©efchäft 
oorgetragen worben ift, fann bie Sehre nicht als beenbigt angefehen 
werben. ©« fann nicht allein barauf anfommen, ob ber Sehrmeifter 
gerabe formell ©efchäftsinhaber ift, wenn er nur bie oolle ©erantmor- 
tung für bie AuSbilbung be« Sehrling« noch haben fann, unb bie« ift 
hier ber gaß. Ser flläger ift baher gur Nücffehr in bie Sehre ocr- 
p flieh tet. 

(Jiniguntjsämter. 

®efe^ r Betreffenb bie ©inigungSümter in ©nglanb« Am 

7. Auguft l. 3* ^at eine oom englifdjen Parlamente ootirte Biß 
„betreffenb beffere Borforge gur Verhütung unb Schlichtung oon 

*) Sie SBittwe be« 3. war nach beffen Sob in ben NechtSftreit 
eingetreten. 


ArbeitSftreitigfeiten" bie föniglicbe Sanftion erhalten. Sie roichtigften 
Beftimmungen be« ©efefceS ftno: Sie beftehenben wie fpäter ein¬ 
gerichteten GinigungSämter ober SchiebSgerichte mögen fic^ unter 
©infenbung ihrer Reglement« beim ^anbelSamte regiftrtren laffen 
unb bem §anbel«amte auf ©Bunftf) Bericht über ihre Shätigfeit, 
©erhanblungen u. f. ro. erstatten. Sem 4>anbel«amte toirb beim 
Auftauchen oon ArbeitSftreitigfeiten ba« Necht einer 3nitiatioe gu- 
geftanben; e« fann eine llnterfuchung be« galle« einleiten unb 
alle ihm gur Schlichtung ber Sifferenj geeignet erfdjeinenben Schritte 
thun ober auf ©Bunfch einer ber beteiligten Streitparteien ad hoc 
ein ©inigungSamt ober SchiebSgericht ernennen, foioie, faß« beibe 
Parteien bamit einoerftanben finb, einen S<hieb8richter wählen. 
©Beiter faßt bem £anbel3amte bie Aufgabe gu, für bie Einrich¬ 
tung oon ©inigungSämtern in foldjen Siftriften Sorge gu tragen, 
in welchen eS an ähnlichen Snftitutionen fehlt, ©on 3«t gu 3 c it 
foß ba« §anbel«amt über feine Shätiafeit, betreffenb bie ©inigung«» 
ämter, ©ericht an ba« Parlament erstatten. 

S(hteb«fBrmh be« ©BürgBurg* Sa« al« 

©inigung«amt angerufene ©ewerbegericht ©Bürgbura hat ben 
Au«ftanb in ber 3--3R- SR-’fe^en Suchbrucferei burch folgcnben 
Sd)ieb«fpruch beenbigt: 

„^ext ©arl N. als ©ertretet bet gitma ©ebr. N. erflfirt, ba§ ec 
fein üolleS ©erfonal aum ©ettieb feine« ©efchäft« gut 3 eit »icbet beifamraen 
hat, bab er trofebem loieber bereit fei, bie 11 ©erheiratljeten ber AuSftänblqen 
(folgen bie Namen) innerhalb 14 Sagen mieber in fein ©efchäfi aufjunehmen. 
ferner erflärt ,^crr N., bafe bie in ben übrigen ©ruefereien üblichen Ar* 
beitsftunben an ben nicht gefefclichen geiertagen bereit« oor AuSbruch be« AuS* 
ftanbeS bet ibm augeftanben waren, .^crr N. nimmt bie beim ©ewerbe* 
geriet gegen bie 46 auöftanbigen Arbeiter auf 3 l,r ß^ a 5lung be« guoiel auSbe* 
aablten Arbeitslöhne« eingereichten fllagen unter ber ©orau«fefcung au^üd, bafe 
bie bei ihm eintretenben Arbeiter biefe 3 u ^ e 4 CI hlung 3urüderfeben. Ser ©er* 
treter bet ftreifenben ©ehülfen, ^terr «Schriftfeher ©alcntin ift mit bem 
©orftehenben einoerftanben." 

Siefer beibe Shcüe befriebigenbe gütliche Ausgleich hätte faum 
ergielt werben Jönnen, wenn ber neue ©ntwurf gur Örganifirung 
be« ^anbiocrf« (oergl. Sonbernummer oom 27. Auguft 1896) fdfon 
al« (Sefefe beftänbe, benn bann würben bie ©uchbrucfer gu einer 
3nnung gehören, unb e« würbe mithin an einem ©inigungSamt 
für bie« (bewerbe fehlen. 


Äutßdjtcn unb Anträge. 

Petitionen be« ©ewerbegericht« Srier gegen SNihftänbe im 
SangewerBe. Sie oft beobachtete 3:^atfacf)c, ba& Bauarbeiter mit 
ihren gorberungen ausfaßen, weil Bauten im SubmifiionSmege 
an einen Bfinbeftforbernben oergeben würben, ber fid) al« leiftung«- 
unfähig erwie«, hat ba« ©ewerbegericht Srier gu Petitionen an 
ben ^anbelsminifter Brefelb unb an ba« AbgeorbnctenbauS oer- 
anla&t, welche unter bem 7. 3fuli eingereicht würben. Sie ßJfife- 
ftänbe unb bie bisher oon Sanungen :c. gemachten Borfchläge gut 
Abhülfe würben bereit« im gebruar in einer Senlfchrift be« ®e* 
werbegerichtsfefretär« Olafen gufammengefa^t. 3m Anfchlufe an 
biefe Senffchrift befchäftigte fich ber flun]t» unb ©ewerbcoerein für 
Srier unb Umgegetib in ber §auptoerfammlung oom 22. April 
mit ber Angelegenheit, ©r empfahl al« ©runblage bie Borfchläge, 
bie ber Berbanb Seutfcher ©ewerbeoereine im oorigen 3ah^ in 
flaffel formulirte 1 ) unb bie aßerbing« in erfter Sinie ben Schuh 
ber Bauhanbwerfer gegen unreeße Aonfurrenten gur Aufgabe 
haben. Sie Petition be« ^ewerbegericht« an beit £>aubei«mimfier 
betont, bafe bie SubmiffionSoorfdjriften für ftaatlidje Betriebe in 
ber Praxis oft oerlept werben unb bafj e« für Prooingial* unb 
Aommunalbehörben gar feine fold)c Borfchriften giebt; Tie empfiehlt, 
berartige Borfchriften nach bem ÜJfufter ber babifefjen Berorbnung 
oom 7. 3uni 1890 gu erlaffen, fowie nad) ben Aaffeler Befchlüffen 
bie Boranfchläge nicht mehr gu oeröffentlichen, bamit ba« Angebot 
nach Progeuten oerhinbert werbe; bie Preife foßen bur^ fach* 
oerftänbige Au«f<hüffe periobifch feftgefefet werben. Sie Petition 
an ba« Abgeorbnetenhan« oerlangt, ba& bie Baufchöffcn-Aemter, 
für welche fi<h ba« Abgeorbnetenhan« am 18. 9ftai auSgefprochen 
hat, nicht fafultatio, fonbern obligatorifch für aße Städte einge¬ 
richtet werben foßen. Seiten« be« ©eroerbegericbtSDorfifcenben 
Dr. o. Nell finb bie Petitionen fämmtlichen TsJewerbegerichten ber 
Nheinprooing unb ©Beftfalen«, fowie auch anberen gröfeeren ©e- 
werbegerichten gu coentueßem Anfdjluh mitgethcilt worben. 

©ergl. ff Sogiale Pra£is" V, Nr. 5. 



76 


$ct£ ©eroer&egeridjt. SRittheilungen bei ©erbottbed beutfdjer ©eroerbegerichtf. 92r. 6. 


76 


ÄUgemeines über (Brwrrbegcridjte unb 
^rbeltssoertrug. 


Bertragdbrfidjigfeit mu $(r6ettrritttsett in ber $lanencr Sticftret* 
tubuftrie. ttefepgckrifche Sorfcfflige and bem Bericht bed Qefcerbe* 

S erichid. 2öie im Borjahre, fo flagt auch in bem Bcrid)t iibec bad 
>af)r 1895 ber Borfipenbe bed @eroerbcgericf)td flauen über ben trop 
aller Borhaltungen unoeränbert ftarfen $ang bed weiblichen £>ülfd* 
perfonald in ber bortigen Sticfereiinbuftrie, ohne £ünbigmtg plöfc* 
Iid) bie Arbeit gu ocrlaffen. gum betriebe einer Schiffchen* 
Stidfmafchine außer bem Sticfer groei £>iilfdperfonen (gäblerin unb 
Aufpafferin) geboren, fo ^abe öad ©egbleiben aud) nur einer 
Arbeiterin gur Solgc, bafj bie Arbeit unterbrochen roerben mufe. 
3e fchroerer drfafc gu befdjaffen ift, befto größer fei ber Schaben, 
ber bem Befiper ber Sticfmafchine ertoächft; ein Schaben, gu bem 
bie paar Marf dntfehäbigung, gu bereu 3 a Ö^ lll, 9 Arbeiterin 
oerurtheilt roerben fann, häufig in gar feinem Berhältniffe flehe. 
SSährcnb baher im Allgemeinen bie Äuffafftnig oerbreitet ift, ba§ 
ed nicht nur rocrthlod, fonberit häufig fogar nnflug fei, einen ocr* 
tragdbrüchigen Arbeiter gur Snnchaliung ber Sünbiguugdfrift 
groingen gu wollen, bleibe in ber bortigen Sticfereiinbuflrtc ben 
Arbeitgebern gar nichtd Anbereö übrig, ald auf Erfüllung bed 
Bertragd unb erft an groeiter SteHe auf dntfehäbigung 51 t flagen. 
$un fei ed groar erfreulicher ©Seife bidher nicht feiten gelungen, 
bei ber tnünblichen Bcrhanbluttg ben oertragdbriiehigeu $h e rt Sur 
drfenntnijj feined llurrchtd gu bringen. Aber nicht ininber häufig 
feien bod) aud) bie gälle, roo alle 3urcben oergeblich finb, unb roo 
fich ber Arbeitgeber nor bie 9?othroenbigfeit geftellt fieht, jtch ntit 
einer geringfügigen dutfdjäbigung gu begnügen unb bie belreffettbe 
Mafdjine üielleidjt brei, oier Sage ober noch länger flehen 31 t laffen, 
bid drfafe für bie fortgefaufene Arbeiterin gefunben ift. &ach ber 
Subifatur bed 9?eid)dgerid)td gehören mcchanifche geroerblidje 
Arbeiten 51 t betten, bie aud) burch dritte oorgenommen roerben 
fönnett (ohne Aiicfficht barauf, ob in ©Sirflid)feit foldje Bertreter 
gu haben finb), unb alfo nicht gu betten, bie burd) ^erfonalarreft 
ergroungeit roerben fönneu. BJenigftend gegenüber folgen oertragd* 


brüchigen Arbeitern, bie barauf pochen, baf$ ber ©erichtdoollgieher 
bei ihnen nichtd finbet, oerlangt ber Bericht eine drgängung be$ 
§. 51 bed dJeroerbegeridjtdgefefced, bahin gehenb, bafj nach frud)t* 
Iofer djefutiou in Begug auf ben dntfehäbigungdanfprud) bie 
groangdrocife 3 u rücfführung gur Arbeit angeorbnet roerben fann. 

SDie Berechtigung ber Slritif uttb bie Sdjroere ber Uebelftäube, 
gegen bie fic fich roettbet, finb nicht gtt oerfennen. Unter ben ge* 
fchilbertett Berhältiüffen bedeutete ber Beriragdbruch dingeliter nicht 
bloß eine Sdjäbiguttg bed Unternehmend, fonbern häufig auch bet 
in unfreiwillige Unthätigfeit perfekten Mitarbeiter. Allein bie Srage 
roill auch nach anberett Seiten erroogen fein. ©Sie ber Bericht felbft 
heroorhebt, roürbe ber Borfchlag bagu führen, gur Erfüllung bed 
Arbeitdocrtraged ben 3 ro ang gegen ben Arbeiter gugulaffctt, aber 
nicht gegen ben Unternehmer. ©Senn ber Bericht barauf hinroeift, 
bah fcf)on nach geltenbem Sftcdjt ein folchcr ^erfonalgroang gegen* 
über Lehrlingen guläffig fei, fo fptedjen bei jenen päbagogtfche 
©rüttbc ntit, roährenb bei bieffti gerabe bie heutige Regelung für 
rücfftänbig, nicht aber für nachabmendroertf) gilt. Scbcufalld müßte 
gunächft uttterfucht roerben, roofjer bie .f>äufigfeit ber Bcrtrags* 
Brüche in ber ^lauener Sticfereiinbuftric rührt. 

Shätigfcit ber GSerocrbegerttf)te in Zeigten« f>ad belgifche 
Arbeitdamt oeröffentlichte ben Bericht über bie ihätigfeit ber Conseils 
de Prud’horames im Sabre 1895. 5)ie £f)ätigfeit biefer d)e* 
roerbegerid)te hat im lebten Sabre eine anfel;nlid)e Steigerung 
erfahren; bie 3al)l her oon ihnen enlfdjiebenen Streitfälle flieg 
001 t 5768 auf 7153, road einer 3 una hme um 24 ^rogeut ent* 
fpricht. 5)te 3unahtne fällt audfchlieihliih auf folcbe Streitigfeiten 
groifchett Arbeitgebern unb Arbeitern, itt beticn bad ©eroerbegeridjt 
gefefclicb fompetent ift (6816 gegen 4775), roährenb bie Streitig* 
feiten unter Arbeitern ober unter Arbeitgebern ait ber Steigerung 
feittett Anthcil b a &en. ^ Streitigfeiten, bie freiwillig oor bie 
©eroerbegeriebte gebradjt ronrben, finb oon 154 auf 128 gurücf* 
gegangen. SSou ben 7153 Sadjen ronrben giitlid) gefchlichtct 5365 
(= 75%)), bunh Anerfemitnih,i8ergid)t 2 c. erlebigt: 1134 (^15,9° 0 ). 
^)urd; Urteil: 632 (= 8,8%). Unerlebigt blieben noch 22 (= 0,3 %). 
Alfo and) in ^Belgien roirb roeitaud ber größte Streit ber Sachen 
burch b etl gütlichen (Sinfluß bed ©croerbegerichtd gcfd)lid)tet. 


2)ie gleichseitig hiermit audgegebene 9fr. 49 ber ASochenfchrift 
„Sogtale $ra^id f ^entralblatt für Sozialpolitik enthält: 

®ie 9fooeIIe gu ben baprifchen Oiefeijen über £>eimatlj 
unb Armenpflege. Son Dr. jur. (£. Muenfterbcrg. — 
Audfunftd*Stellcn unb Arbeiter*Sefretariate. 9Son Dr. 
SRoth- — Seftrcbungen ber beutfehen Sd)neiber gur §»er* 
fteflung oon 23etriebdroerf)tätten. S3on Soh- ^imnt. — 
SSanbernbe § au ^haltungd*Schule im ^anbfreid Siegen. — 
Unentgeltliche ÜBeerbigung in ber Stabt 23crn. — Schuh bed 
©aftroirthfd)aftd*^erfonald unb .Stinberfchuh burch ftäbtifched 
SRegulatio in ßeipgig. — §aftbarmachung ber ^audbefiper 
für Stcuerfchulbeu ber Mieter. — SSorgehcn roürttem* 
bergifcher Stäbte gegen bie Aufteilung oon Militär*An* 
Wärtern im 51ommmialbienft. — Schweiger Sohnberoegungeit 
unb Streifd im 3ahre 1895. — Drgauifation unb S3e* 
roegung ber ©ifenbahuer in Oefterreid). - iloflcn ber 
Arbeitd*ßinftcÜungen in Amerifa. — Achtflunbentag im 
englifchcn s $oftbienfte. — Umfragen über ben Achtuho^aben* 
fchluh im beutfehen §aitbel. — Sonntagdruhe im beutfehen 
©üteioerfehr. — ©eneralbericht bed beutfehen SSereiitd für 
Armenpflege unb SSohlthätigfeit. — (Sentraiftelle für Arbeiter* 
Wohlfahrt in Hamburg. — Srauen ald Armenpflegerinnen 
in ber $rooing $ofcn. — SSorgehcn gegen bad Schlaf* 
fteHenroefcn in fä<hfifd)en Stäbten. — ASohuungdoerein für 
Miindjen*@)labbach. — 3nnungd*3Sorlage unb fübbeutfeher 
^anbroerfertag. — i?itterarifd)e 9feu*Srf^cinungen. 

Audbem3»h fl ft ber lebten Auguitnummern ber„Sogialen$rayid // 
feien folgenbe Auffähe heroorgeljoben: ^ie Sogialpolitif auf ber 
Berliner ®eroerbeaudfteflung. — ^Sie 32abIred)td*Audbehuung in 
^oöanb. Bon B- ©offtebe be ©root (Groningen). — 2>ie 
Jrage ber Arbeitdlofen*Berficherung in ihrem gegenwärtigen Stanbe. 
Bon ^Srof. ©eorg A bl er (Bafel). - 2)ec internationale fogialiftifchc 
Stongrefe in Bonbon. Bon Brof. Banberoelbe (Brüffel). — 


2)ie gegenfeitige Audhiilfe ber 51ranfenfaffen. Bon Stabtrath 
£). o. granfenberg (Braunfchroeig). — Sfommunale BSohnuttgd* 
politif in ber Sdjroeig unb in ©eutfchlanb. Bon Dr. jur. 0 . 
Maugolbt (Srauffurt a. M.). — ÖJcroerffdjaften unb Sogial* 
bemofratie. Bon Dr. jur. M. Cuarcf (Sranffurt a. M.). — 2)ie 
^ranfeuoerftchcrung ber ^aublmtgdgehülfen. Bou Sofcf Silber* 
mann (Berlin) — £ohnpolitif in ben 2>rucferei*8iibmtfftoneit 
ber cnglifchen Sfegierung. Bon Dr. Slahcufteiu ^Berlin). — 
2)er Strife ber Spinner in St. ^Sctcrdburg. Bon Dr. ^S. Sdjutiafoff 
(St. ^eterdhurg). — Aud bem 9fotigentheil: §öhe ber 3^ n N bei 
jtäbtifdjcn ^eihhäufern in S)eutfd)lanb. — Ber|id)crung beim 
ftäbtifcheu Äraitfenhaud. — Sohngeinährmtg an ftäbtifdjc Arbeiter 
in Barmen roährenb militärifcher Hebungen. — Minimallöhne irt 
ben Submifftondbcbinguitgen Belgier ©emeinben. — Minbeftlohn 
für ftäbti)‘d)e Arbeiten in Seipgig. — Sürforge für oerlaffene 
Mäbchett burdj Berfagnng bed Bcrehelichungd*3cugniffcd in 9füru* 
berg. — ilebereinfommcn im fionboner Buchbruder*©eroerbe. — 
^lampf um ben Achtitunöenlag. — Staatlid)e Seueroerficherung 
unb Alterdoerforgung für 9feu*Seelanb. — ©emeiufarner Mietfj* 
oertrag ber ^auohefiper* unb Miether*Drganifatton in Berlin. 

Stänbige SRubrifen ber „Sogialert ißrajid": AIT* 
gemeine Sogial* unb ©irthfcbaftdpoiitif; kommunale Sogialpolitif; 
Sogiale 3uftänbe; Sraueitfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer* 
oerbänbe; ©eroerbegerichte, (Sinipungdämter, Arbeitcraudfdhüffe; 
Arbeiterfd)up unb ©eroerbeinfpeftton; Berfidjerung, Sparfaffen; 
Armenpflege; 9Bohnungdroefcn; ©efunbheitdpflcge, Ernährung; dr* 
gtehung, Sd)ule, Bolfdbilbung; 3uftig; Sinangen; Canbroirthfchaft, 
^anbroerf unb Snbuftrie; $anbel, £rebit; Bcrfehr; Sitterarifche Aeu* 
drfchcinungcn. 

S5ie gratis, frntr«C6f«H fiu ^ojitCp^mift 11 exfebeint jeben S)onnerftag 

unb lo ft et Dlertel jährlich 2 Ji 50 ^ ehifd^Uefelicb ber SERonatSbetfage 
©ewerbegertebt". ßu bqicfjen burdb tpoftanftaUen unb jBucbbanblungm 

fotoie bireft bureb bie BerlagSbucbbanblung (Gari ^e^mannd Vertag, Lettin W., 
iÖlauerftr. 44). 


„®ad Oetoevfieoeridit 0 erfdjeint am elften ffionnerftag jeben SRonatd im SRinbeftumfang non */* ©ogen. ba8 Halbjahr Stprit—September nehmen 
»efteUungen a“ni ©reife non 60 ©f. fammttidje ©oftanftalten unb »ucbbanblungen an. ©egen dinfenbung »on 70 ©f. in ©riefmatfen an Carl ^epmann« 
©erlag, ©erlinW., mtauerftrafee 44, erfolgt bie birefte ßufenbung am Sage oe« drf^rinend. 


Carl Peomanni Berlafl tn »erlm W. aRauerftrafee 44. — «ebrutft bei 3uUu« 6ittenfelb in Berlin W. — BeranttoortUtb für Me «ebattion: C. fBtebfelbt ln Berlin. 







I. Safjtgang. 


SBcrlin unb ftranlfurt a. SD?., ben 3. September 1896. 


Wuramer 6. 


Beilage ju ft. 6 ks Jflnerkgerit()te“ 

Deröffentlicpung bes Verbautes beutfäev <Bewerbegerid}te. 

SRebaftionSauSfc&ufj: ©iabtratf) Dr. Jlefrij in (Jrantfurt a. SW. unb 3WagiftratS=2lffcffor ®mto in ©erlin. 


3 n tf a l i. 

Scpiebßfprud) beß ©eroerbe* j Bericpt über bie drpebunflen 
geridjtß Berlin in bem allgc* ; in ber Berliner Herren* unb 
meinen Auöftanb ber Berliner | Kiiaben*KonfeftionSinbnfttie, 
Herren* unb Älnaben-Kon* ' eTftattct oon gabrifant 0. Slöeigcrt 
feftionSinbnfirie.77 I 80 

Abbrncf föinnitlicper Aitifel ift 3<ätun<ien unb 3eiijcptiften geftnttet, jebodj nur 
mit Doller Quellenangabe. 


2 Bir bringen alß befonbere Beilage jur oorliegett* 
•ben Kummer einige ben Konfeftionßftrcif betreffenbe 
Aftenftiicfe; sunäepft beit abfcplteßenben Scptebßfprucp 
beß berliner ® ewerbegerieptß, fobaitn ben Üöericpt 
beß ©eroerbegericptßTnitgliebeß, §errn gafcrifanten 
D. Steigert, ber mit ber VericpterftattUng über bie an* 
geteilten Grpebungeu betraut mar. 

3 ftaßgebcnb für unferen Gntfcphtß $ur £>eraußgabe 
ber Sonbernummer oom 27. Auguft, roie biefer G^tra* 
Beilage mar 3 unäcpft ber äußere ©ruttb, baß mir ber 
Slecplfprecputtg möglicf)ft wenig $Kaum entjie^en wollten; 
außerbem aber intereffirt eß gewiß fcimmtlidje (bewerbe* 
gerirf)te, 31 t fepen, in wclcper oor^iiglicpen VSeife baß 
<5)en>erbegerid)t Berlin fiep alß Ginigungßamt bewäfjrt 
pat. ®iefe Aufgabe tritt feiten an bie ©eroerbegeriepte 
peran, ift aber, roie gerabe ber oorliegenbe Soll 3 eigt, 
minbeftcitß eben fo roieptig toic bie gunftion ber Sftecpt* 
fpreepung. Vöettn ber in ber Sonbernummer Be* 
fproepette ©efeßentrourf bie ©efaßr nape legt, baß ben 
©ewerbegeriepten bie panbwerfßmäßigen Betriebe ent* 
^ogen roerben, fo geigen bie peute oeröffentlidpten Alten* 
ftücfe gleichmäßig, roiefeproer eß ift, biefe Trennung oor* 
junepmen, unb legen außerbem bie Qrage nape, ob baß 
$anbtoerf felbft wopl tput, auf bie Speilnapme an ber 
Drganifation 31 t oer 3 icptett, ber allein bißper feiten0 
ber ©efeßgeBung roenigftettß einige ber Befugniffe 
überroiefen finb, welche ein GinigungSamt Befißen muß. 


$d)ied$rprud) des (Beweirbegeridjts ßerlitt in dem 
allgemeinen 3Ut.sftand der Jßeclinet fjcmn- und 
ßnaben-ßonfehtionsindultrie. 


gn Sachen betxeffenb ben allgemeinen Außftanb in ber Herren» 
unb KnaBeit-ftonfeftionßinbuftrie Verlittß erläßt baß oon ben ftreifenben 
Arbeitnehmern unb 3 roifdjenmeiftern unb oon ben Konfefüonären alß 
Ginigungßamt angerufene ©eroerBegericpt ju Berlin in ber Sißung oom 
14. Auguft 1896 burep 

1 . V*agiftratß»Affeffor 0 . Scpul 3 , alß Vorfißcnben, 

2 . SabrifDcftpec Dr. «erf4el, I ,, arB eilBeBer-SB«iP 6 er, 

3. gabrifatiten SSetgert, J ö v 

4. Rentier Vrotf, alß Vertrauensmann ber Arbeitgeber, 

ei llnelbex Sfife,} at8 

7. Scpneiber SBittc alß Vertrauenßmaitn ber Arbeitnehmer, 
in ©cmäßpeit beß §. 67 ber Aeicpß-GeroerBeorbnung, betreffenb bie Ge¬ 
ro er Bcgcricpte, 00 m 29. guli 1890 unb beß §.76 beß Drtßftatutß für bie 

Stabt Verlin, betreffenb baß ©eroerbegeriept 3 U Berlin, 00 m aür^nü»«' 
1892, folgenben ©cpiebßfprucp: 


2)er naepftepenbe SD7inbefttarif ift alß eine angemeffene Bege* 
lung ber sroifepen ben Äonfeftionarcn, Smifcpenmeiftern unb 
Arbeitnehmern ber ©erren* unb Änaben*Äonfe!tton Berlinß be- 
ftepenben Streitigfeiten bejüglicp ber beseitigen 2opn* unb Arbeitß- 
oerpältniffe $u eraepten. 

®ie v Bcfiimmungen beß Vergleicpß oom 19. gebruar treten 
außer Äraft. 

9tiebrig{ie Copnfäpe für bie Herren* unb ßnabenfoufeftion. 

(5)er 2 arif wirb pier niept abgebruclt.j 
Allgemeine Beftimmungen. 

1 . ^er Sarif ift ein Sftinbefttarif, na^ welcpem bie niebrigften 
Cualitätcn beß betreffenben Artifelß ju lopnen ßnb. gür beffere 
Cualitäten ßnbet ein Sopnjufcplag ftatt, beffen gortfepung ber freien 
Vereinbarung unterliegt. 

2 . Unter ben Vfinbeftlopnfäpen biefeß $arifß bürfen Arbeiten oon 
ben Äonfeftionären an 3 lt, tf^ crlTnc if^ cr °bcr Arbeitnehmer unb oon ben 
3njifcpenmeiftern an Arbeitnehmer niept außgegeben roerben. 

3. Sämmtlicpe 3utpaten fmb oom Äonfeftionär bejiepungßroeife 
3 roifcpenmcifter ju liefern. 

4. Sie Sopnjaplung muß roöcpentlicp an einem beftimmten Sage 
erfolgen. Ser 3 a ^t a 9 ift burep Außpang befannt 311 rnaepen. 

5. Ser Sarif ift in ben ©efcpäftßräumen ber tfonfeftionäre unb 
3roifcpenmeifter, in beiten bie Außgabe unb Gmpfanguapme ber Arbeit 
ftattfinbet, außjupängen. Bei Außgabe.ber Slrbeit an bie Arbeiter ift 
ber Bopnfap mitjutpeilen, toelcper für jebeß Stücf gejaplt roirb. 

6 . Sie Abfertigung (Außgabe unb dmpfangnapme ber Arbeit) pat 
mit möglicpfter Vefcpleunigung ju erfolgen. 

7. Sebent 3mifcpcnmeifter be 3 iepungßroeife Slrbeitcr ift ein Sopttbucp 
auß 3 ufertigctt, in roelcpeß bei Außgabe ber Arbeit beutlirf) bie Sopnfäpe 
für biefclbc eitt 3 utragen ftnb. 

©rünbe: 9facpbem burep ben Vergleich oom 19. gebruar 1896 
bem ©inigungßamte ber Sluftrag ertpeilt toorben ift, über bie geft» 
fteHung eineß fpe^ialifirten 2RinimaI=2opntarifß weiter 31 t oerpattbeln, 
bie geftftellung eineß folcpett burep Vergleich ober ©cpicbßfprud; perbei* 
3 ufüpren unb bie erforbcrlicpctt ©ntnblagen burep umfangreiche Veroeiß- 
aufnapme unter 3 it 3 iepung oon Vertretern ber brei betpeiligteu Kate¬ 
gorien, roelcpe fiep 311 m ©rfcpeinett oor bem Ginigungßatnt oerpflicpteten, 
3 u befepaffen, pat baß ©irtigungßatnt auf breitefter ©runblage dr- 
pebungen über bie in bem pier fraglicpcn Snbuftrie 3 ioeige obiualtenbett 
Soptt- unb Slrbeitßoerpältniffe angeftedt. An ben bießbcjüglicpen Ver« 
panblungen pabeit fiep Vertreter ber Arbeitnehmer regelmäßig betpeiligt. 
Sie 3wifepemiteifier paben au ben Grpcbungcit nur furse 3eit Speil 
genommen. Sie Konfeftionäre paben, itacpbent fie in roenigeu Sipungeit 
oertreten waren, ipre Vfitroirfung an ben Arbeiten beß dinigungßamtß 
ooflftänbig eingefteHt unb mit bett jur Aufflärung erforberlicpen Sn* 
formationen meift 3 urücfgepalten, naepbetn ein großer Speit ber be= 
tpeiligten girmen, obwohl fie bem Vergleiche beigetreten waren, bie 
bewilligten gorberungen oon Anfang an niept ober nur tpeilroeife er¬ 
füllt unb fcpließlicp burep eine beut dinigungßamte 3 «geftcnte Gingabe 
fiep einfeitig oon bem gcfcploffencit Vcrgleidjc Ioßgefagt patten. 

Anß biefent offenbaren Vrucp ber getroffenen Vereinbarungen oon 
Seiten einer großen Vtepsapl ber Konfeftionäre pat baß Giuiguttgßamt 
bie Ueber 3 eugung gewinnen ntüffen, baß eß benfelbnt bei ipreti in bem 
Vergleiche oom 19. gebruar 1896 ben Arbeitnehmern gemachten 3 h* 
geftänbniffen nur um eine Beilegung beß ipneu in ber $ocpfaifoit 
fepabettbringenben Streifcß 31 t tpun getoefen ift, baß fie aber niept bc» 
abficptigteu, an biefen Vereinbarungen auep naep ber Saifou feft 3 u* 
palten unb auf ©runblage berfelbeu 3 U einer bauernben Verftättbigung 
mit ipren Arbeitnehmern 3 U gelangen. 

3 u ber gteidjen Ueber 3 eugung ift baß Ginigungßamt bei Gelegen¬ 
heit oon Verpanblungen gelangt, roelcpe einen Abfcpluß ber Streitig¬ 
leiten burep einen oon einer Sariffontmiffion auß 3 uarbeitenben beßtii* 
tioen Sarif be 3 roedten. Siefe Verpanblungen paben, obmopl ftep an 
benfelben bie SnpoPat maßgebenber Äonfeftionßfirmen betpeiligteu, 31 W 






79 


2>a$ ©etoerbegericht. SRittheilungen beS BerbanbeS beutfdjer ©ewerbegerichte. Br. 6. 


80 


AuffteEung eine» oon ben lefeteren für annehmbar erflärten, oon ben 
Arbeitnehmern angenommenen XarifS geführt, welcher nach genauer 
Prüfung burch ba$ SinigungSamt mit uitwefcntlichen Ergänzungen ben 
Beteiligten unterbreitet worben ift, in jebem ©tabium feiner Aus* 
arbettung aber ben SBiberfpruch aEer ÄonfeftionSfirmcn, ja fogar ber- 
jenigen, beren gnfjaber benfelben aufgefieEt batten, in bem 2Ra&e er» 
fahren hat, baß bie ftonfeftionäre jebe weitere Sfjätigfeit beS EinigungS» 
amteS ablebnten. 

2)aS EüiigungSamt bat au$ biefem Berhaltcit ber ftonfeftionäre 
feine Beralaffung jur Sinfteflung feiner Sfjätigfeit entnehmen fönnen, 
ba ein cinfeitiger Bücftritt non bem gefd) (offenen Bertrage, nadfjbem 
berfelbe burch Aufhebung beS Streifs feitenS ber Arbeiter erfüllt worben, 
als unjuläffig erachtet werben muhte. Ebcnfotuenig fonnte ber bem 
EinigungSamte in ben Berfjattblungen unb (Eingaben ber Äonfeftionäre 
unb in ber oon benfelben infpirirten treffe gemachte Borrourf ber Ein- 
feitigfeit unb Berfdjleppung eine gortjefoung ber grünblichen Erhebungen 
ohne Sheilnahme ber Slonfeftionäre oerhinbern. 

Auf ©runb ber ftattgebabten Ermittelungen hat baS Einigungsamt 
bie Ueberjeugung gewonnen, baß thatfädjlid) in bem gnbuftriezweige 
ber Herren- unb Sfnabenfonfeftion 2Rihftänbe befielen, inbem bie ge* 
zahlten Söljne in uielen gäEeu auf ein Biocau gefutifcn ftnb, weites 
ein menfchcnwürbigeS $afeiu ber Arbeitnehmer trofe angeftrengter, 
fleißiger Arbeit nicht ermöglicht. 

ES hat fich ergeben, baß bieS 3nrüifgehen ber Söhne im B3efeut» 
liehen nicht in ben Abfaßoerl)ältmffen ber Brandjc feinen Erunb hat, 
fonbern in bem Beftreben einzelner girmen, mit auswärtigen ©efefjäften, 
welche unter ganz anberen Iofalen SBerfjältniffen eine befonberS geringe 
SBaare hrrfteflen, 3 u fonfurriren. Sah eine fold;e Stonfurren$ mit 
fleinerett flöhen ( 3 . B. Afchaffenburg), in welchen bie Sebeushaltung 
ber Arbeiter eine oiel weniger foftfpielige ift als in ber £>auptftabt, ein 
frudjtlofeS Bemühen ift, hat fich flar h^rauSgefteflt. Es muhte beS* 
halb bie Auflehnung ber Arbeiter gegen ben auf biefer Erunb* 
läge ermacfjfenen Sobnbrucf als eine burchauS berechtigte auerfannt 
werben. 

Auf ber anberen Seite fonnte aber auch feftgefteEt werben, bah 
eine Anzahl oon SfonfeftionSfirmen beS ^icHgen BlafeeS Söhne zahlt/ 
welche als angemeffene unb auSfömmliche bezeichnet werben müffen. 

&as Einigungsamt war nicht in ber Sage, einen allgemeinen Sohn* 
tarif für ben in grage fommenben EefchäftSzweig aufjufteBen, ba fo* 
wohl bie AuSftattung ber einzelnen ArbeitSgegenftänbe, wie bie An* 
fprüche, welche an bie Ausführung ber Arbeit geftcEt werben, fo oer- 
fchiebenartige finb, bah eine Jarifirung nidjt möglich erfdjien. Aus 
bem gleichen ©runbe hat es ftch auch als unmöglich herauSgefteEt, bem 
Borfchlage ber Arbeitnehmer, ben bie Arbeitgeber theilweife gebilligt 
hatten, 311 folgen unb einen fpejialiftrten Sohntarif für bie belferen 
Qualitäten ber einzelnen Artifcl auszuarbeiten, beim feiner ber Suter* 
effenten ift im ©tanbe gemefen, irgenb welche objeftiue SRerfmale jur 
Bestimmung ber za tarifirenben Qualität anzugeben. 

Unter biefen Untfiänben war baS Einigungsamt nur in ber Sage, 
bie niebrigften 2of)ufä&e für bie geringften, in Berlin h*rzufienenben 
Qualitäten ber einzelnen Artifel feftzulegen. 

1 ®urch biefe geftfefcung aflein fann einem Oerabfmfen ber Söhne 
unter ein znr Ejiftenz eines Arbeiters in Berlin erforberlicheS 2Rafj 
oorgebeugt unb oerhütet werben, bah biejenigen Artifel, welche in Berlin 
nach ben obwaltenben Berhältniffen ohne Beeinträchtigung einer 
menfehenmürbigen SebenShaltung ber Arbeiter nidjt ^ergefteEt werben 
fönnen, einen ungerechtfertigten Sohnbrucf auSüben. 

AuS biefen ©efuhtSpunften ift ber im fcenor beS ©chiebSfpruchS 
niebergelegte SRinbefttarif aufgefteEt worben, berfelbe umfaht afle 
wefentlichen, in biefer Branche in grage fommenben Artifel unb beruht, 
auf ben eingchenben Erhebungen, welche oor bem ©ewerbegerichte 
ftattgefunben haben. $>ie SWinbeftfäfee beffelben ftimmen in aEen wefent¬ 
lichen fünften mit ben oon ber Bertretung ber Stonfeftionäre in ber 
BergleichSoerhanblung 00 m 19. gebruar 1896 oorgefdjlagenen ©ä&en 
überein, fo bah ber Einwanb ber Arbeitgeber, bah biefe SRinbeftfäfee 
ohne 3<häbigung beS gnbuftriezroeigeS nicht getragen werben fönnen, 
auSgefdjtoffen crfcheint. Auf ber anberen ©eite haben bie Bertreter 
ber Arbeitnehmer ihre auSbrüdliche guftimmung ju biefen SRiubeftfäfcen 
erflärt. ©elbftoerftänblich gelten biefe SRinbeftfäfce nur für bie geringfte 
Qualität ber ArbeitSleiftung, fo bah iebe erhöhte Anforberung an bie- 
felbe befonberS burch einen Sufcf^lag abzugelten ift. Diefer gufölag 
muh, ba bie SRehrleiftung nicht burch obfeftioe Bterfmale zu fenn- 
Zeichnen ift, ber freien Bereitibarung übcrlaffen bleiben. ES wirb fich 
bemnach aus biefem gufchlage zu ben ERinbcftlöhnen eine burchgehenbe 
Erhöhung ber bisher oon oielen girmen gezahlten niebrigen greife für 
beffere Qualitäten ergeben müffen. 

$ie Bertheilung beS Sohnfafces unter bie Swifchenmeifter unb bie 
einzelnen bei ber £>erfteEung betheiligten Arbeiter*ftategorien ift auf 


©runb einer Begleichung beS über ben bisherigen SRobuS ber Ber¬ 
theilung gefammclten SRatcrialS erfolgt. 

$ie geftfefeung eines wöchentlichen, zum BorauS beftimmten unb 
im ©cfchäftslofal beS Arbeitgebers bezieljungSweife SmifchenmeifterS 
burch Aushang befanut zu gebenben 3al)ltageS muh als eine beredjtigte 
gorberung ber Arbeitnehmer bezeichnet werben, bie auf eine regel* 
mähige, püuftliche Sohnzahluitg angewiefen fmb. &ie Bestimmung beS 
3ahItageS muh bent 3ahlenbeu nach ben befonberen Berljältniffeu feines 
©efdjäftS überlaffen bleiben. 

Ebenfo erfcheincn bie bezüglich beS AuShangeS beS Tarifs unb ber 
obligatorifchen Einführung oon Sohnbüchern auf Anregung ber Arbeit¬ 
nehmer getroffenen Beftimmungen als zweefmähig unb ohne Beläftigung 
ber gutereffenten burdjführbar. $>a ber Sarif nur SRinbeftfäfte für 
niebrigftc Qualitäten enthält, ift für bie 2lmtigfcit einer Sarifforamifflon 
fein Baum gegeben. 

Auch eine Befdjleunigung ber Abfertigung, bie nach ben gemachten 
Ermittelungen oft ein ftuitbenlangeS 2Barten bebingt, ift bringenb za 
empfehlen, um bie Arbeitnehmer oor Berlufteit zu fdiü^en. Eine Ent* 
fchäbigung für längere SBartezeit fonnte aber als angenteffen nid^t er« 
achtet werben. AEgcmcine Bormett für baS Berfahren bei ber Ausgabe 
unb Empfangnahme ber Arbeit aufzufteEen, hebert bie Berfchicbcn* 
artigfeit ber ©efcbäftseinridjtungcn ber einzelnen girmen. 

$ic Beftimmungen beS Bergleichs 00 m 19. gebruar 1896, welche 
bis zur Beenbigung beS BerfaljrenS oor bem EinigungSamte in Straft 
bleiben fönten, treten fämmtlidj burch biefen ©chiebsfprud; auher Sßirf* 
famfeit. 

gcj.: 0 . ©djulz- 


ßecid)t übet bie (Erljebungctt in bet fierlinet 
Herren* unb finaben-fionfektionsinbufitie, 

erftattet in ber üffentlidjen ©i^ung be8 SinigungSamtS 
am 14. Üluguft 1896 
oon gabrifant 0. Steigert. 


Sn ©emähh^it beS § 7 beS BcrgleidjS oom 19. gebruar 
tiefes SaljreS haben oor bem GinigungSamt 65 ^ermiite ftattge* 


funbeit unb zwar: 

ttn gfebrnar.5 

* B^ärz.26 

* April.9 

* Wai .17 

unb * Sani. 8 


Zn|amtneu 65. 

Snt April ftnb bie Erhebungen burch bie Bcrhanblungett oor 
ber BcichSfontmiffion fomie burd) baS Dfterfeft unterbrocheu 
worben. Auch fiitb natürlich hierbei nicht in Betracht gezogen bic 
öffentlichen als auch nicht öffentlichen ©ifcungen beS oollbefefcteit 
Einigungsamts, fowic bie ©ifeiutgen ber $arif*$otnmiffion. 

lieber bie Befultate ber Erhebungen oont oebruar unb 3Rärz 
biefcS Sah^S ift bereits in ber öffentlichen ©itjung 'oom 9. April 
beridjtet worben, .picr foE nur noch furz barauf hinQemiefcn 
werben, bafe bie Erhebungen bis zu bem gebadjten 3^itpanfte fich 
lebiglidh auf bie Qohn- unb ArbeitSoerhältniffe ber $ofen* unb 
Böeftenbrandhc erftreeften unb baS Ergebnis hatten, bafe bie Both s 
wenbigfeit einer Qohn*Aufbefferung hierin als oorhanben feftgefteEt 
würbe. 2)ie 34 ©ifeungen in ben Btonaten April, EWai unb Sani 
biefeS SahreS haben hauptfächlidj gur SeftfteEung ber in ber 

t errenfonfeftion für Saquets, Sfödfe, ^aletots 2C. mtb ber in ber 
nabenfonfeftion gezahlten Qöhae unb Arbeitszeiten gebient. S)ie 
Befultate ber lebten Erhebungen finb in ben folgenben XabeEen 
fnapp gufammengefafet mtb gablettmäfzig feftgelegt. 

I. 3a>tf(henmetfiter für gacfetS, BBcfe, BaletotS jc, 

Bon 57 crfchieneitcn S^tf^eameiftern biefer Branche würbe bei 49 
berfelben feftgefteEt, bah fte gufammen 115 männliche, 19 weibliche Ar¬ 
beiter unb 6 fiehrlinge befchäftigt haben unb bei 8 berfelben auch beren 
grauen in ben SSerfftätten iljatig gewefeit ftnb. 

S)er Bruttoocrbieuft biefer 49 BZeifter betrug nach ihren Angaben: 
pro SBoche 1912, 50 M. ober 39^s M. pro EReifter. ^ieroon waren gu 
Jürgen für Unfoflen 407 ,59 JC., es oerbleiben Betto 1504 , 9 l M. ober 
80,71 pro 3Reifter. 30 oon biefen 3Reiftern haben angegeben, baß fte pro 
SBodje 990 ©tütf Saquets, Böcfe, BaletotS 2 c. gur Ablieferung gebracht 
haben. ®ie AtbeitSgeit betrug 10—17 ©tunben unb würbe bei 41 feeiftern 
wie folgt feftgefteEt: 

bei 2 2 10 11 6 5 3 2 _ 41 EReiftern 

auf 10 ll 12 13 14 15 16 17 ~ ©tunben. 








Hl 


$)a# ©ewerbegeridjt. SRittheiluugen be# Berbanbe# beutfdjer (Bemerbegerid^te. Kr. 6. 


82 


3n bcn Heineren ©erfftätten ift noch oielfad) bic ©ontag#arbeit 
üblich- Sine Anzahl SJfeifter babcrr bcr airfic ergangenen Borlabung, oor 
bem öinigung#amt xu erfcheinen, feine Solgc gegeben unb auch ihre 
Arbeiter oeranlajjt, fernjublciben. 

II. 3 ®ifdjenmeifter bcr Änabewftonfeftion. 

Au# ben Angaben ber vor bem (5inigung#amt erfchieneuen 
56 3 ro iföenmeifter ber Änaben-Sfonfeftion ergab fich, ba& 18 pro 
©od>e 4410 Anzüge Kr. 1 bis 6 berficflten, wozu fie ber Hilfe oon 18 
männlichen unb 200 weiblichen Arbeitern beburften unb 6 pro ©oche 
1135 Anzüge Kr. 7 bi# 12 anfertigten, ju welchem Smecfe fie H männliche 
unb 108 weibliche Arbeiter befefjäftigten. l ) ßin Sheil ber ©rfdjiencnen 
machte gänzlich unzulängliche Angaben unb lehnte bie Kambaft=K?ad)ung 
noit Arbeitern unter nichtigen Borwänben ab. ©ine grofoe Anzahl ber 
Borgelabenen biefer Branche ift auögeblieben. hierzu bürfte haupt» 
•fachlich ba# Verhalten ber in bie 19 er Äfonuniffion ber gwifcijemiteifter 
entfanbten SKitglieber be# herein# fclbftänbiger ©djnetbermcifter ber 
ftuaben-ftonfeftion ben Anlafe gegeben haben. Ser frühere erfte Bor» 
fifcenbe biefe# Berein# ift zwar erfdjienen, hat jeboch eine bie Smecfe 
ber ©rfjcbuugen förbernbe Auäfunft nicht z» ertheilen oermocht, ebenfo- 
wenig ift er feinem Besprechen, oon Bereinöwegen eine Anzahl Au#» 
funftSperfonen namhaft }ii machen, nachgefommen. 

©ein Kadjfolger hat einmal fein Fernbleiben entfchulbigt unb bann 
bie Borlabungen gänzlich unbeachtet Xaffett. 25er zweite Borftjjenbe hat 
jwar eine Sipe einer Anzahl ber oon ihm befchäftigten Arbeiterinnen 
Zu ben Aften cingereicht, hierbei aber überfehen, bie Abreffen berfelben 
anzugeben. Sem wieberholten (irfuchen, periönlich &u erfdjeineu ober 
wettigften# nachträglich bie Abreffcn ber Arbeiterinnen aufzugeben, h fl t 
biefer Herr nicht emfprochen. Gin anbere# SRitglieb ber tfommiffion ift 
•ebenfall# auSgebltcben. ©enn man zu biefeu Borgängen nodi bcu Um» 
ftemb in Betracht zieht bafj ber Borftanb be# Bereut# fclbftänbiger 
©djneibermeifter, an ben Berhanblungcn ber Sariffomtniffion fich nicht 
'betheiligt hat, bann mufc man nothwenbiger ©cifc zu bem ©djluffc 
gelangen, bafj biefe Herren ben Bertrag oon 19. Februar er. nicht mit 
bcr ernfthaften Abjidjt gefdjloffen haben, ihn 3 U erfüllen. 

III. Heimarbeiter, bie mit ihren Fronen bireft für Srntfeftimtäre arbeiten. 

©# ftnb oernomnten worben 81 Arbeiter, bie ftth mit ber ^erftellung 
oon Sacfett#, Köcfen, Baletot# :c. befestigen. $ieroon entfallen 28 
auf Heimarbeiter, bie gemeinfam mit ifjreu Ehefrauen bezm. anberen 
crwadjfcnen Familien*Angehörigen bireft für StonfeftionSfirmen thätig 
ftnb. lieber ihre Sofjnuerhältniffe giebt bie nachfolgenbe Aufteilung 
ciugehenbe Kechenfdjaft. 


foften 
: 4 M. 1 4 


3tunben* 

jaftl pro 

iagiffiotte 

a 

S 

£o()u 

* \A 

Uu» 

foften 

*44 U 

gietto- 

«erbtenft 

! A 

12 

72 

1 

26 


g|‘20 

19 

80 

15 

90 

1 

27 

— 

360 

23 

40 

13 

78 

1 

27 

— 

1005 

16 

95 

13 

78 

1 

27 

_ 

7 - 

20 

— 

14 

84 

1 

29 

— 

6 96 

22 

05 

12 

72 

1 

80 

— 

4 90 

25 

10 

12 

72 

1 

30 

— 

7 83 

22 

17 

12 

72 

! 1 

33 

— 

6 80 

26 

20 

12 

72 

1 

34 

- 

2 60 

81 

40 

15 

90 

1 

35 

_ 

7 - 

28 

_ 

14 

84 

1 1 

85 

— 

8 — 

27 

— 

12 

72 

1 1 

35 

50 

6 35 

29 

15 

10 

60 

: 1 

45 


4 60 

40 

40 

15 

18 

90 

108 

28 

728 

jöO 

1 

156 58 

566 

92 


1! 22 50 6 

1' 223 
ll 23 
ll 24 
11 25 


Alle 28 Heimarbeiter oerbienen bemnach z u fammen pro ffioche 
723,50 M. Brutto, ober 25,84 M. pro ©chneiber. Sie ©efammt-Unfoften 
betrugen 156,58 M. Brutto ober 5*9 M. pro ©chneiber; fontit bleibt 
ein Ketto»Berbienft oon 20, S5 M. pro ©oche unb ©chneiber. 

Bon biefen 28 Heimarbeitern haben 

_1 7 4 5 4 4 2 1 

10 12 13 14 15 16 17 18 ©tunbeit 

pro Sag, mithin burchfchnittlich 14 ©tunben pro Sag = 84 ©tunben 
pro ©oche gearbeitet. 

Auf obige 20,25 ©odjenuerbienft ergiebt bie# für bie Arbeit#» 
(tunbe.24 Pfennig 

5)a jeboch bie Shätigfeit einer ©chtieiberfrau mit 

tninbeften# 7* be# Kettooerbienfte# in Anfafe z« bringen 
ift, alfo mit . . ...6 


fo oerbleiben für bie Shätigfeit eine# ©chneiber# nur 
jjro ©tunbe. 


18 Pfennig 


IT. ©erfftatt&StüiHohtt; ttnb 3eitlohn=Arbetter. 

Bon ben oben angeführten 81 Arbeitern waren ferner 53 in ©erf* 
ftätten thätig, unb zwar 80 auf ©tüdfloh« unb 23 auf ©ochenloljn. 
2)ie Sohn- unb Ärbeit#zeitoerhältniffe ber 30 ©tücflohnarbeiter ftnb in 
ben Tabellen fpezialiftrt. 

30 ©tücflohnarbeiter. 




lln^ 

SJletto* 

8lrbeU3|ett j 



Un- 

9Utto- 

?Crbett8jctt 


ttofjtt 




\ a 

fcofjn 




r. 


foften 

öcrbicuft 

pro 

c 

• m 


foften 

®erbienft 

pro 


* & 

M | 4 

M ■ 4 

tag «Hotte 


* 14 

M !4 

M ' 4 

£agj«Bocf)« 



1 

02 

9 ,98 

13 

78 

1 

1 

16 !- 

1 

95 

14 05 12 

— 

1 

08 

11 

92 

13 

78 

1 

18 1- 

1 

11 

16 ; 89 14 

— 

1 

22 

11 

78 

12 

72 

' 1 

18 1- 

0 

98 

17 02 13 

— 

2 

46 

11 

54 

12 

72 

1 

18 1- 

1 

22 

16 78 15 

— 

2 

18 

11 

82 

13 

78 

1 

18 — 

2 

02 

15 98 13 

- 

0 

18 

11 

82 

13 

78 

1 

18 i— 

1 

67 

16 33 13 

— 

1 

58 

12 

42 

12 

72 

1 

18 j— 

1 

78 

1622 12 

— 

1 

50 

18 

50 

14 

84 

1 

18 - 

1 

57 

16 43 14 

— 

1 

78 

13 

22 

12 

72 

1 

20 - 

1 

78 

18 22 12 

— 

1 

47 

13 

53 

13 

78 

1 

20 - 

o] 

95 

19 05 14 

— 

1 

52 

13 

48 

13 

78 

1 

20 — 

i; 

67 

18 33 14 

— 

0 

98 

14 

02 

15 

90 

1 

22 - 

2 

12 

19 88 13 

— 

1 

08 

14 

92 

15 

90 

1 

23 - 

i 

75 

21 25 12 

— 

2 

OS 

13 

92 

15 

90 

1 

24 — 

2 

82 

21 18 15 

— 

5 

77 

! 

15 

23 

15 

90 

1 

24 

2 j 


21 55 15 








30 

511 !- 

48 | 

74 

462 126 401! 



25ie 30 ©tüdlohn-Arbeiter haben zufammen mithin 511 pro 
©ochc Brutto ober Jt 17, 03 pro HWaitn oerbient. Hierauf haben ftc 
*ß 48,74 llnfoften gehabt ober JL 1,63 pro Htfami, e# oerblcibeit alfo 
*41 462,26 pro ©oche Ketto ober M 15,40 pro ©tücflohnarbeiter. 

Bott biefen 30 ©tücflohn*Arbeitem haben 

8 10 5 7 = 30 

12 13 14 15 ©tunben pro $ag, 

mithin burchfdinittlich 12 V 2 ober 80 ©tunben pro ©oche gearbeitet. Auf 
bie 1 0,40 JL ©ochenuerbienft ergiebt bie# für bie Arbeit#ftuttbe 19*4 Bf. 

Bon ber anberen Kategorie ber ©erfftatt#-Arbeiter, bett auf Seitlohn 
ftehenben, ftnb 28 uernommen, für bie folgeitbc 25aten ergaben: 


13 78 

13 78 

16 96 

16 96 

14 84 

16 96 


14 84 

17 102 

16 96 

14 84 







|£afl, «Botte 


*) Unt« »nobenaniügen 91r. 1 MS 6 werben «njüge für Knaben tm «Her oon jroet 
fciS attt 3 a hren oerftanben; JRr. 7 Dia 12 belieben fic$ auf btc fjöfjtren mterCfategorlen. 


1 12 — — 51 11 49 11 66 1 18 - 51 17 49 12| 72 

1 14 — - 51 18 49 10 60 1 18— — 51 17 49 12 72 

1 15 — — 51 14 49 18 78 1 18 — — 47 17 53 14 84 

1 15 — - 32 14 68 12 72 J 18 - — 51 17 49 12 72 

1 15 - — 32 14 6" 12, 72 1 19 - — 51 18 49 13 78 

1 15 - - 48 14 52 15; 90 1 19 - - 51 I8;49 15 90 

1 15 - — 48 14 52 15 90 1 20 - — 47 19 ! 53 14 84 

1 16 - — 51 15 49 12 72 1 21 - - 51 2049 13 78 

1 17[- - Bl 16 49 12 72 1 21 - 51 2()|49 12 72 

1 18 - - 51 17 49 13 78 1 23 - 61 22 49 12 72 

1 18 — - 51 17 49 12 72 1 24 - 51 2sj49 13 78 

1 18- - 5, 17 49 12j 72 23 f 40 7|-| U 2l| 395|79| 2 91 1746 

®iefe 23 Sohnarbeiter haben alfo zufammen 407 ,4t pro ©oche 
oerbient ober 17 /7 o Jt Sohn pro SRann empfangen. Herauf haben fte 
11,si Jt. Unfoften ober 0 /49 Jt pro SRantt gehabt, e# bleiben banadi 
395,79 ober 17,*i Jt. Ketto für ben SettloH« ® Arbeiter. Bon ihnen 
haben 1:10, 1: ll, 11:12, 5:13, 2:14, 3:15 ©tunben pro Sag alfo 
burchfchnittlich 76 ©tunben pro ©oche gearbeitet. Auf obige 17 •>, Jt 
ergiebt bie# für bie ©tunbe = 22 6 / l0 Bl- Mithin ift ber Berbienfi 
beö felbftftänbigen Heimarbeiter# geringer, al# ber beö 
©erfftatt»Sohnarbeiter«, welcher wieberum weniger oerbient 
al# fein im feften Sohne ftehenber Äollege. 2)iefe Shatiache ift 
eine natürliche Folge be# fielen Herabbrücfen« ber «rbeit#löhne ohne 
Kücfftcht auf bie Unfoften, bie bem Heim» bezw. ©tücflohn»Arbeiter 
erwachten. 

V. Heim^Arbettertmten in ber ftnabcnfoitfeftion. 

5)ie analogen Aufftellungen über bie Arbeiterinnen fmb unter 3u* 
grunbelegung ber nach bem Streife gejohlten Söhne, alfo mit bem 
Sohnauffdjlage oon 12 l / 9 °/ 0 , foweit berfelbe gewährt worben ift, feft- 
aeftettt worben. ®ie arbeit#lofe Seit fonnte fclbftoeStänblidh nid&t in 
Aitfa& gebracht werben, fonbern e# ift nur ber wirflidje Berbienft einer 
au# bcn Sohnbüchern fich ergebenben längeren Arbeit#periobe bc* 
rechnet worben, ©enben mir un# auch hi« wieberum z«nächft ber Heim» 















83 


$aS ©eroerbegerid)t. SDiittBeilmigen beS SßerbanbeS beutfcher ©eroerbegerichte. 9^r. 6. 


84 


arbeit zu, fo Bieten bie folgenben $)aten ein genaues 93ilb über bieder* 
Bältniffe non ben 82 oernommenen ^eim^SlrBeiterinncn für Knaben* 
Anzüge SRr. 1 Bis 6. 



93erblenft 



tßetto- 


Serbfenft 




'a' 

£ 

55 

pro 

ffiodjc 

Hnrofien 

Sücrbicuft 

1 cs' 

1 « 

pro 

ffio<f)e 

Unfoftfn 

ScrbtMift 


JK. 

4 

M 

4 

JK. 

A 

1 

JK. 

‘ ^ 

J6. 

A 

JK. 

A 

1 

4 

75 

0 

90 

3 

85 

1 

7 

50 

1 

10 

6 

40 

1 

4 

— 

0 

90 

3 

10 

1 

7 

25 

1 

05 

6 

20 

1 

5 

— 

0 

90 

4 

10 

1 

8 

— 

1 

40 

6 

60 

1 

4 

50 

1 

30 

3 

20 

1 

7 

50 

1 

08 

6 

42 

1 

4 

45 

0 

55 

3 

90 

1 

8 

50 

1 

33 

7 

17 

1 

5 

- 


02 

3 

98 

1 

9 

— 

2 

13 

6 

87 

1 

4 

50 

0 

88 

3 

62 

1 

9 

— 

1 

50 

7 

50 

1 

4 

50 

1 

18 

3 

32 

1 

8 

50 

2 

— 

6 

50 

1 

5 

— 

0 

90 

4 

10 

1 

8 

75 

1 

30 

7 

45 

1 

3 

50 

0 

85 

2 

65 

1 

8 

50 

1 

40 

7 

10 

1 

6 

— 

0 

90 

5 

10 

1 

9 

— 

3 

13 

5 

87 

1 

6 

50 

1 

20 

5 

80 

1 

8 

50 

1 

63 

6 

87 

1 

6 

— 

1 

30 

4 

70 

1 

8 

50 

1 

32 

7 

18 

1 

6 

— 

1 

05 

4 

96 

1 

8 

50 

1 

32 

7 

18 

1 

5 

50 

1 

33 

4 

17 

1 

9 

— 

1 

— 

8 

— 

1 

6 

— 

1 

38 

4 

62 

1 

8 

50 

1 

53 

6 

97 

1 

5 

50 

1 

10 

4 

40 

1 

8 

50 

1 

48 

7 

02 

1 

6 

— 

1 

20 

4 

80 

1 

8 

50 

1 

15 

7 

35 

1 

6 

50 

1 

30 

5 

20 

1 

8 

60 

l 

10 

7 

40 

1 

7 

— 

1 

05 

5 

95 

1 

10 

— 

1 

60 

8 

40 

1 

6 

50 

1 

73 

4 

77 

1 

9 

50 

1 

68 

7 

82 

1 

7 

— 

0 

90 

6 

10 

1 

9 

50 

1 

68 

7 

82 

1 

6 

50 

1 

12 

5 

38 

1 

10 

— 

1 

05 

, 8 

95 

1 

7 

— 

1 

90 

5 

10 

1 

9 

50 

1 

35 

8 

15 

1 

6 

50 

1 

20 

5 

30 

1 

9 

50 

l 

73 

7 

77 

1 

7 

— 

l 

10 

5 

90 

1 

9 

50 

1 

10 

8 

40 

1 

6 

50 

1 

10 

5 

40 

1 

10 

— 

1 

73 

8 

27 

1 

7 

— 

1 

05 

5 

95 

1 

11 

— 

1 

40 

9 

60 

1 

6 

50 

1 

05 

5 

45 

1 

11 

— 

l 

10 

9 

90 

1 

6 

25 

1 

05 

5 

20 

1 

10 

25 

1 

38 

8 

87 

1 

7 

— 

1 

10 

5 

90 

1 

10 

50 

1 

05 

9 

45 

1 

7 

— 

0 

90 

6 

10 

1 

11 

— 

1 

30 

9 

70 

1 

7 

— 

1 

38 

5 

62 

1 

10 

75 

1 

70 

9 

05 

1 

6 

50 

1 

10 

5 

40 

1 

11 

— 

2 

17 

s 

83 

1 

8 

— 

0 

90 

7 

10 

1 1 

12 

— 

2 

17 

9 

83 

1 

7 

85 

1 

88 

5 

47 

1 1 

11 j 

25 

1 

48 

9 

77 

1 

8 

— 

1 

44 

6 

56 

; 1 

13 1 

— 

1 

11 

11 

89 

1 

S 

— 

1 

50 

6 I 

50 j 

1 1 

14 | 

50 

1 

80 

12 

70 

l 

7 

50 

1 

10 

<» | 

40 ! 

I 1 

14 I 

90 

1 

73 

13 

17 

1 

7 

25 

1 

JO 

5 

15 


16 

— 

2 

53 

13 

47 

1 

7 

50 

1 

43 

6 

07 ; 

1 1 

21 ■ 

— 

1 

70 

19 

30 


Sftcfapitulation. 

Raffen mir bcr Befferen lleberfuht halber bic 82 einzelnen 2>atcn 
nach 13 um je 1 JC. fteigenben Lohngruppen zufamnten, fo ergeben fid; 
folgenbe 3iff crn: 


aöotfjcnuerbicnft 
pro ^erfüll 

M 

arbeite* 

rinnen 

Serbicnft 

M A 

Unfoften 

M \ A 

?Jetto 

Serbicnft 

M | 4 

Jurctjfdjuttte 
lid) pto i<cr« 
fim u. 'J'Jodjc 

M 4 

4—5 

10 

45 

20 

9 

38 

35 

82 

3 

1 58 

5—6 

8 

47 

50 

9 

46 

38 

04 

4 

1 ^ ,r> 

6—7 

16 

107 

75 

19 

03 

SS 

72 

5 

55 

7—8 

11 

83 

85 

13 

j 98 

69 

87 

6 

35 

8—9 

15 

129 1 

75 

23 

I 32 

106 

i 4:3 

7 

1 10 

9—10 

8 

77 | 

50 

11 

92 

- 65 

58 

8 

1 20 

10—11 

7 

1 0 j 

50 

10 ; 

10 

65 

40 

9 

1 35 

11—12 

2 

23 

25 

3 1 

65 

19 

60 

9 

80 

12— 13 

13— 14 l ) 

14— 15 

1 

13 1 

— 

1 

11 

11 

89 

11 

89 

2 

29 

40 

3 

53 

25 

87 

12 

95 

15—16 

1 

16 

— 

2 

53 

13 

47 

13 

47 

20—21 

1 

21 

1 — 

1 

70 

19 

30 

19 

30 


| 82 

669 

70 

109 

71 

559 

| 99 

6 

83 


2er 3>urd)fdjnittSloBu einer ^eintarBeiterin in ber berliner Knaben* 
fonfeftion ( 9 tr. 1 Bis 6 ) Beträgt fomit nach ben SSeruehmungen pro 
2Bod)e 6,83 Ul.; über bie Hälfte verbienen in bcr ©aifon unter 7 M. t 
jmei drittel weniger als 8 Ul. in ber SBotfje. gür Knaben-Anzüge 
ftr. 7 Bis 12 mürben 20 Heimarbeiterinnen pernommen, beren Lohn* 
ücrbältniffe in folgenber SSeife feftgelegt morben ftnb: 


‘) liefe jßoFjnfatcßorie roar unter ben oernominencn Heimarbeiterinnen niefjt oertrefen. 


£• 

O 

C 

m 

KBoefjen» 

Serbicnft 

JK | 4 

Un* 

foften 

M 1 4 

Sie 

Bert 

JK 

ttfl 1 

>tenft 

A 

a 

I 

I 

©oeffem 

Berbienft 

M | 4 

Uns 

foften 

*« i 4 

»etto* 

Serbien ft 

M 1 4 

1 

6 

50 

1 


4 

50 

1 

10 


1 

40 

8 

60 

1 

5 

75 

1 

18 

4 

57 

! 1 

10 

25 

1 

93 

8 

82 

1 

6 


1 

28 

4 

77 1 

1 

10 

50 

2 

05 

8 

45^ 

1 

6 

— 

0 

70 

5 

30 | 

1 

11 

— 

0 

97 

10 

03 

1 

7 

__ 

1 

15 

5 

85 

1 

12 

_ 

1 

14 

10 

86 

1 

7 

75 

1 

28 

6 

52 

1 

12 

— 

1 

60 

10 

40 

1 

8 

50 

1 

10 

7 

40 

1 

12 

— 

1 

20 

10 

80 

1 

9 

— 

+8 

— 

6 

— 1 

1 

12 

50 

1 

47 

11 

03 

1 

9 

— 

+2 

73 

6 

27 

1 

13 

50 

+3 

98 

9 

52 

1 

9 

— 

1 

25- 

7 

75 

1 

19 

— 

+8 

1 15 

10 

85 








20 

196 

! 25 

38 ; 

46 

157 

79 


Sei ben oier mit einem f uerfehenen ^ofttionen ift bie oon beit 
Arbeiterinnen beja^Itc Hülfeleiftung mit eingerechnet; fo jaBU bie lefct* 
aufgefüBrte, welche 8,15 M. Unfoften bered;net, 6 Ui. für Hülfe. 2>iefe 
20 Heimarbeiterinnen oerbienen fomit jufammen 157,79 M. 9tefto, ,alfa 
febe Arbeiterin 7 #S 9 Ui. pro SBothe. 

YI. 2Berfftatt=Arbeiterimten. 


SBenben mir uns nun ju ber lebten ©ruppe, fo mürben 18 SSecf* 
ftatt-Arbeiterinnen für Knaben-Anzüge 9t r. 1 Bis 6 oernommen, beren 
SoBnoerBältniffe im einzelnen bie folgenbe Tabelle fühlbar macBt. 


ö 

©odjen* 

ffierbienft 

Unfoften 

91etto* i 
Serbicnft 

s 

a 

©oefjett* 

Serbicnft 

Unfoften 

■Jletto* 

Serbicnft 

m 

.K 

A 

JK' 

4 

JK 

A I 

; ® 

M 

A 

.K 

A 

JK 

A 

1 

8 

50 

_ 

32 

8 

18 

1 

9 

50 


62 

8 

88 

1 

9 

— 

— 

62 

8 

38 

1 

9 

25 

— 

32 

8 

93 

1 

8 

— 

— 

32 

7 

68 I 

1 

10 

50 

— 

32 

10 

18 

1 

8 

— 

— 

32 

7 

68 ! 

! 1 

11 

— 

— 

32 

10 

68 

1 

9 

— 

— 

32 

8 

68 | 

: 1 

11 

— 

— 

32 

10 

68 

1 

S 

50 

— 

32 

8 

18 1 

1 

12 

— 

— 

32 

11 

68 

1 

10 

— 

_ 1 

1 32 

3 ; 

68 

1 

12 

* — 

— 

32 

11 

68 

1 

10 

— 

— 

82 

9 

68 1 

1 

14 

— 

— 

t 32 

13 

68 

1 

10 

— 

— 

57 

9 

43 1 








1 

9 

50 

— 

62 

8 1 

88 | 

1 18 

17 } 

75 

6 

91 

172 

84 


gaffen mir aud) Bier mieber nadj um je 1 Ul. fteigenben Lohnhöhen 
Zulammen, fo oerbienten burdüchuittlid;: 6 Arbeiterinnen pro 3Bod;e 
ii 8,15 Ui 6 ä 9/25 Ui., 3 a 10 , 5 o 2 a 11,es Ui. unb 1 a 18,68 Ul. 

gür zwei drittel ber Sßerf|tatt*Arbeitcrinnen erreichte ber 2Bodjen= 
oerbienft nod) nid)t bie Hübe oon 10 Ul., für ein drittel Blieb er gar 
unter 9 Ul. feurc^fcjnitt oerbient hiernach eine 2Berfftatt=ArBeiterin 
in ber ©aifon 9 # «o pro SSodje. 

Aud; Bei ben Löhnen ber Arbeiterinnen jeigt fid; fomit 
mieber bie ÜB)atfad)e, baß bie in Setriebs.ftätten Arbci* 
teuben, fo uuzureicheuö iBre Löhnung (9,c 0 Ul. pro 23od;c) 
aud; ift, immer nod) einen Böhmen Loh» beziehen, als bic 
31 t Haufe Arbeitenben, beren SoBnburifdjnitt nur 6,83 u/. 
beträgt, ein Atoment, baS gemife bie Vorzüge bcr Betriebs* 
ftä 11 e 11 für bic Arbeiter beutlicB genug BerauSfpringen läpt. 

2ie Arbeitszeit betrug 10 bis 16 ©tunben pro 2ag im Sjnrdjfcfjnitt. 
AudB Bier tritt bie gleiche (Srfd;cinung mie bei ben Löhnen ber Arbeiter 
für Satfctt*, SRocfc, Paletots :c., 511 Sage, bafe nämlich bie Höh* ber 
Unfoften zu ben Arbeitslöhnen in feinem richtigen SerBältuifj flefjt, ba 
erftere ftets fid; gleich geblieben, Iejjtere aber fortlaufenb Berabgebrüdt 
morben ftnb. 2iefer fortlaufenbe Lohnbrucf Bat bei aÜ’ biefen Arbeiter* 
Kategorien nothgebrungen baBin geführt, bafe ftc, um baS zum Lebens» 
unterhalt AötBigfte zu erringen, il;re Arbeitszeit in gefunbhcitsfdjäblidjer 
9Beife auSjubehncu gezwungen mürben. 

@S fei nod;malS h e ^orgehoben, ba& bie 5Bcrl;anblungen, in 
welchen biefe Sftefultate geroonnen mürben, öffentlich unb fontra* 
biftorifd; maren, moburd; für jebe ber brei betheiligten Parteien 
baS Qragerecfjt im oollften ilmfange gemährt mürbe. $)ie gfeft* 
ftettiutg ber Löhne erfolgte hauptfäd}lici) auf Üirunb ber non ben 
Konfeftionären für bie 3 nj if c ^ ent neifter unb non ben 3 nj M c ^ eilsa 
meifterit für bie Arbeiter unb Arbeiterinnen auSgefteßtcn, non 
ben Parteien bem (SinigungSatnte norgelegten Lohnbücher. 
§ierburch roar bie SöafiS für eine wahrheitsgetreue geftfteßung 
ber zur 3eit gezahlten Löhne gegeben. 2)ie non ben Parteien an* 
gegebenen Arbeitszeiten zur §erfteßung ber nerfd;iebenen SefleibungS* 
ftücfe mürben unter Hinzuziehung ber anroefenben 0ad;ocrftänbigen 
geprüft unb bemgemäB feftgefefct. 3n gleicher SSeife mürbe bei 
Öeftfteßung ber ben 5Dteifteru unb Arbeitern entftanbenen lluloften 
nerfahren; begüglid; biefeS fünftes mufe jebod) ausbrücflid; betont 
merben, bafe bie Angaben ber SReifter grö&erer Söerfftätten häufig 
nnnoDftänbig maren unb baS S3eftreben heroortreten liefen, bnrc| 







85 


das ©eroerbegericbt. SWitt^eilungen beS BerbanbeS beutfdjer ©erocrbegeridjte. Kr. 6. 


86 


gu hoh c Angaben ber Unfoften ihren Kettooerbienft möglidjft gering 
erteilten gu Iaffett. (Es ift aber biefem Umftaitbe gebührettD 
Kennung getragen. das (Eiuigungöaiiit hat roährenb ber 3eit biefer 
feiner dhätigfeit oorgelaben: | £)icrüon finb erfdjienen: 

56 ftonfefttonäre, I 22 Slonfefiionäre, 

323 3wifd)eumeijter, 183 3wifd)enmeiftcr, 

256 Arbeiter unb | 156 Arbeiter unb 

576 Arbeiterinnen, 325 Arbeiterinnen, 

gufani. 1211 AusfuuftSperfonen. | gufant. 686 AusfunftSperfouen. 

diejenigen Sfoitfeftionäre unb 3wifchenmeifter, bie ber erfteu 
Borlabung nicht Solge leifteten, finb, ba oon ihrer dheilnafjme bie 
Ausführung beS BertrageS oom 19. Sebruar b. 3- abhängig 
roar, mieberholt gelaben unb eS ift ihnen auch theilweife anheimgegeben 
loorben, felbft ben dag gu beftintmen, an bem He ihrer burch § 7 
beS BertrageS oom 19. Öebruar b. 3- übernommenen Berpflidjtung 
nachfommen wollten. dem Bertrage oom 19. Öebruar b. 3- waren 
62 konfeftiouSfirmen ber Herren* unb Sl'nabenfonfeftion, mithin brei 
Biertel bet ©efammtheit ber in Betracht fomntenben Firmen bei* 
getreten. Bon biefen finb 56 girmen gelaben, jeboch nur 22 er¬ 
fdjienen. Bon ben 22 Sirmen, bie fich an ben (Erhebungen be* 
theüigten, entfallen 15 auf bie 3«* bis (Enbe Bßärg b. 3- $a<h 
biefer 3 C ^ finb ,lur noc h 7 erfchienen, oon benen 5 erflärten, 
ba& fie fich nach wie ÜOr an ben Bertrag oom 19. gebruar b. 3- 
gebunben erachteten. Bon ben übrigen 2 — beibe Bhlglieber ber 
fogenautiteuKeuner-ftommiffton — erflärte einer, baff er nur erfchienen 
fei, um öffentlich gu fouftatireit, ba& er baS — unten im B$orl» 
laut wiebergegebene — Schreiben oom 24. April, moburdj 7 Btit» 
glieber ber Keuner-Sfommiffion KamenS ber ©efammtheit ber 
Herren* unb Slnabenfonfeftion erflärten, 

„bajj biefelben fich an bie Bcreinbarungen oom 19. gebruar 
b. 3- mehr gebunben unb folche für hinfällig erachten" 
nicht unierfchrieben habe, weil er eilt foltfjeS Borgehett mit feiner 
fanfmänntfehen ©h re m<h* für vereinbar halte, mäh reu b ber anbere 
angab, er habe nur als Bhtglicb ber Keuner-tfotnmiffion unb nicht 
in feiner (Etgenfchaft als Bhtmhaber einer StonfeftionS-Öirma baS 
Schreiben oom 24. April unterzeichnet, mürbe aber tro^bem fofort 
jebem Bergleidje ohne llntcrfdjieb ber Preiserhöhung beitreten, 
meun baS (EinigutigSamt bafür forgen moile, bafe biefem Bergleidje 
auch ohne Ausnahme bie Slonfeftionäre anberer Stäbie, roie Breslau, 
Stettin, Afchaffenburg 2 C. beiträten. 

das (Einiguugeamt unb mit ihm bie gefammte öffentliche 
Meinung hatte ein Kedjt, ftch ber Hoffnung bingugeben, bafj baS 
Abfointnen oom 19. Öebruar b. 3- bie ©ruttblage gu einem bau* 
ernben Sriebeit in ber Herren- unb StnabeufonfeftioiiS-Branche 
Berlins bilben mürbe. Sie aus ben Berhanblungen begro. bem 
3"halte bes BertrageS oom 19. Öebruar b. 3- h en) orging, mu&te 
jeber ber bamals Aitmefenben ben (Etnbrucf mit fich nehmen, bafe 
bie Arbeitgeber bereit maren, bie berechtigten ö^rbe* 
rungen ber Arbeiter, ihre &ohtt* unb Arbeitsoerhältniffe 
gu oerbeffern, anguerfenuen unb bafj namentlich bei ben 
©ro&»$onfeftionären nunmehr bie (Erfenntnife gur ©el* 
tung gefommen fei, bafe fie minbeftenS moralifch oer* 
pflichtet mären, bafür gu forgen, bafe bie inbireft burch 
fie bekräftigten Arbeiter ejiftengfähige Arbeitslöhne em¬ 
pfingen. die 3mifdjenmeifter hatten ihren guten Sillen, bie Btiß» 
jtänbe gu befeitigen, baburch befunbet, bafj fie auf jebeit Bor¬ 
theil aus bem Bergleiche oom 19. Öebruar b. 3- für fich 
oergidjteten unb fich oerpflichteten, ben ßohngufdjiag 
ooll unb gang ihren Arbeitern gu ©ute fomrnen gu laffen. 
die Arbeiter enblich hatten fich mit bem begnügt, roaS äugen- 
blicflich gu erreichen toar, unb namentlich auf bie gur 3eit nicht burch- 
führbare Öarberung ber (Erridjtung oon BetriebSmerfftätten oergichtet. 

Seiber ift biefeS beabfichiigte (Eittgegenfommett nicht ausgeführt 
morben, beim fchon in ber öjfentlidjeti Sifcung bcS (EinigungSanttS 
oom 24. Öebruar b. 3- hat fidj baffelbe genötigt gefehen, nach 
eingehenber Berhanblung folgenben Befdjlug gu oerfünben: 

„das (Einigungsamt hat einftimmig ben Berfuch ein* 
gelner Stonfeftioitsfirmen, an ben, nach AufidjtbeStEinigungS» 
arnts, burchaus flarcn Beftimmungen beS am Bhttrooeh gc* 
fdjloffenen Bergleichs gu rütteln, mißbilligt unb oerurtheilt." 
3ur felbeit 3eit mürbe befannt, bafj eine ber größten ^ieftgen 
Sfonfeftionsfirmeit ber Brandje, entgegen ben Beftimmungen ber 
1 unb 2 bcS Beitrages oom 19. öebruar b. 3 / au ihre 
raifchenmeifter niebrigere Uöhne gahle unb baß bie betreffenben 
3mifchenmeifter ftch biefem uertragSmibrigen Borgehen angefdjloifcn 
hätten, die Keuner-Äommifiion — ffommiffton ber Ä'onfeftiouäre — 
hat ihre Berpflidjtung nicht erfüllt, biefeit Borgang gur Sfeitntnifj 
ihrer Auftraggeber mit bem (Erfuchen gu bringen, bie oertragS¬ 


brüchigen 3mifchenmeifter nicht mehr gu befchäftigeii, obgleich ba¬ 
mals bie ^anblungSmeife ber gebauten Ötrma unb beren 3mtfdjcn- 
mcifter oon ben übrigen $onfeftionS-ötrmcn allgemein oerurtheilt 
mürbe. Als Kächfter entgog fich ben ocrgleid)Smäßig feftgcftcllten Be- 
bmgungeit ein SJtitglieb ber Keuner-Stommiffion felbft, baS fidj in 
heroorragenber Seife an ber Ausarbeitung beS Btinbeft-Öohutarifs, 
fomie an bem 3 u i!anbefommen beS BertrageS oom 19. Öebruar 
b. 3- betheiligt hatte, inbent er anerfannte, ba& bie ßöhne auf- 
gebeffert unb burch einen Btinbcft-ßohntarif eine ©renge nad) unten 
gegogen merben muffe, das Berfahren btefeS ^)crrn mürbe gmar 
oon beit Äonfeftionären ebenfalls oerurtheilt, §. 5 beS BertrageS 
oom 19. öebruar b. 3- jeboch ebenfomenig gegen ihn in Anmen* 
bung gebradjt, als gegen ein anbereS Btitglieb ber Hommiffion, 
baS oon Anbeginn ftatt 12 x /2 Progent 3 u f<hlag nur circa 6 Progent 
an feine 3mifchenmeifter gahlte. die Keuncr-ftontmiffion mußte am 
19. Öebruar b. 3-, bafj fie nur oon einem dheil ber tna&gebenben 
82 Öirmen -- circa 50 — ermächtigt mar, bie 3utereffen ber 
^errett» unb ÄnabenfonfcftionS- Branche oor bem (Einigungsamt 
gu oertreten, unb erft ben angeftrengteften Bemühungen beS 
(EiniguugSamteS ift es gelungen, bie gahl ber 3 u ftimmenben 
gu bem Bertrage oom 19. Öebruar b. 3- auf 62 gu erhöhen. 
Sürbc nun bie Keuner-Äommiffion oeretnl mit ihren Auftrag¬ 
gebern gegen bie oorgebachlett brei Öirmen oorgegangen fein, 
unb märe mit aller (Energie für ftrifte durchführung bes BertrageS 
oom 19. Öebruar b. 3- gemirft morben, bann hätten bie noch aus» 
ftehenben Öirmen fchliefelich ber Kothmenbigfeit fich nicht entgiehen 
föitnen, gleichfalls bem Bertrage oom 19. öebruar b. 3- beigutreten. 

Am 25. Öebruar begann bie im §. 7 beS BertrageS oorge« 
fehene umfangreiche Beroeisaufnahme, bie nidjt nur bie gegen- 
roärtigen ßohnoerhältniffe fefifteDen, fonbern auch bcni auSbrücf» 
liehen Berlangen ber ©ro6 e ilonfeftionäre entfprechenb ben (ErmeiS 
bringen follte, bafj bie ben 3mifchenmeiftern gegahltcn ßohnfäpe 
genügten, ben oon biefeit befchäftigten Arbeitern efijtengfähige Üöhne 
gu gemähren. diefem Berlangen ift, mie bie mit größter Sorg¬ 
falt geleiteten (Erhebungen ergeben, im ooflften Umfange eittfprodjen 
morben. 3n betn Blähe jeboch, in welchem burch bie (Erhebungen 
feftgeftedt mürbe, ba& bie ©rofc*$onfeftionäce ber Herren» unb 
knabenfonfeftionS‘Bran<he felbft bie Schulb an ben niebrigen 
fiöhnett tragen, oerminberte ftch beren Sntercffe an ben (Ermittelungen 
beS (EittigungSamtS, unb je näher baS Dfterfeft h^rannahte, b. h- 
bie Sontmerjaifon gu (Eitbe ging, mehrten ftch bie oerftedten unb 
offenen Angriffe gegen baS (Einigungsamt burch beren Organ, beit 
„(Eonfectionär". 

Um ben Sänften nach einer befinitioen ©rlebigung ber Ber¬ 
hanblungen gu entfpredjen, würbe in ber öffentlichen Sifcung beS 
©inigungSamteS am 9. April b. 3$. befdjloffett, eine genügte 
komntiffton gu bilben behufs Beratung eines feften darifs. diefe 
ilommiffion, in ber alle Parteien oertreten maren, hat oerfchiebene 
Sifcungen abgehalten unb unterm 21. April b. 3- einen oon ben 
— ber Äommiffiott angehörenben — ftonfeftionären in Borfchlag ge¬ 
brachten feften darif im Pringip angenommen, bem ber am 19. Öe* 
bruar b. 3- feftgeftellte BriititnalÖohntarif als ©runblage biente. 
(Es erübrigte nur bie 3 u fti mmun Ö ber Parteien, bie in be» 
fonberen Berfammlungett berfelben eingeholt merben follte. die 
Bertreter ber 3wifchcnmeifter ber Änaben-Äonfeltion haben an 
biefen Berathungen fid) nicht betheiligt. die Arbeiter unb bie 
3wifdjenmeifter ber £)erren»Üonfeftion haben biefem, oott beit 
Ä'onfeftionären oorgefchlagenen, feften darif ihre 3 u ftimmung er- 
theilt, bie Urheber beffelben aber haben, in ihrem unb ihrer Bull» 
machtgeber Kamen, ihn abgelehnt unb gleidjgeitig fich oon bem 
Bertrage oom 19. Öebruar b. 3- burch Schreiben oom 24. April b. 3- 
befinitio loSgefagt. dies Schreiben lautet: 

Berlin, ben 24. April 1896. 

„3« ©acheit, betreffenb ben AuSftanb ber $oitfeftiouSfthneiber 
ber ^>erren=5tonfeftioit h^ 3- s ^r. 254 ©ero.-©er. 96, tnad;en 
mir folgenbe Btittheilung ergebenft: 3« ber am 23. April er. 
ftattgehabten Berfattttnluiig oon konfeftiottären, gu melcher alle 
hiefigett ©ngroS-öirmett gelaben uttb iit meldjer biefelben zahlreich 
erfchtetieit maren, ift ber tteuerbittgS oott eiitgelneu Arbeitgebern 
unb Arbeitnehmern ausgearbeitete unb oorgefdjlagene üot;rttarif 
burd) BiehrheitSbcfdjlufj abgelchnt unb für unannehmbar erflärt 
roorbett. 3« ben Berhanblungen biefer Berfamtnlutig ift gleidjgeitig 
eine fo grofjc Berfchiebettheit ber Bteittungeu unb 3atereffert ber 
einelnett iionfeftionäre gu dage getreten, ba& mir bie Btöglid) s 
feit, irgenb einen feften fpegialifirten Btinimal-ßohntarif in ab¬ 
fehbarer 3 e it burd) Bcrgleich gu Staube gu bringen, begtoeifeln 
müffen. die Berfammäten erflärten gmar, ba& fie unabläffig 
bemüht bleiben moUctt, in bireften Berhanblungen mit ihren 



87 


DaS ©eroerbegericht. SRitthetlungen beS SerbanbeS beutfdjer ©croerbegerichte. Rr. 6. 


88 


Arbeitern bic Öohnfäfce, foroeit bieg irgenb angängig, gu er* 
höhen; über bie ©runblagen eins RtinimaUtfohntonfS ergaben 
bie Erörterungen inbefj feinerlei llebereinftinunung. Die Ser* ; 
einbaruitgen nom 19. Februar b. 3- mären prooiforifdje, in ber 
SorauSfcfcung be$ 3 u ^ an ^ e ^ ommcnö e ' neg feften, befmüioen 
£ofjntarifS getroffene. 3)0, rote ermähnt, baS 3 u f* öll & e fo mmen 
eines folgen Darifs im 2Bege beS Sergleid}S gunächft nicht gu 
erhoffen ift, fo erachten fid) bie ftonfeftionäre an bie Sereiit* 
baruitgen oom 19. Februar b. 3. nun nid)t mehr gebunben 
unb erfiären biefe für hinfällig." (tarnen ) 

DicfeS Schriftftücf ift nach jeher 9licf)tuiig bin haltlos Es 
roirb in bemfelbeit groar gefagt: bie Rtajorität einer gasreich Be* 
fugten Serfammlung, gu ber fämmtlicfje hiefige EngroS*girtnen 
eingelaben roorben, ^abe ben oon beit brei Rfitgliebern ber Neuner* 
Äommiffion ausgearbeiteten feften 2Rinimal*Darif abgelebnt; babei 
roirb aber nicht angegeben: 

a) roieoiele ber ^iefigen EngroS-girmcn überhaupt in biefer 
Serfammlung oertreten roaren; 

b) welche Angafil ber Auwefenben für unb roelchc Angahl 
gegen ben oorgefd)lagenen Darif geftimmt haben. 

Rur eins geht aus bent Sriefe ungroeifeibaft heroor, ba& bie 
brei RÜtglieber ber Reuner^ommiffton, bie Urheber beS feften 
Tarifs, ftch ohne Sebenfen oon ihren burch Sertrag oont 19. ge* 
bruar b. 3- freiwillig übernommenen Serpflichtungen IoSfagten. 
$urg nach biefem Sriefe erfchien im „£onfectionär" oom 30. Hpril 
b. 3- ein Artifel, ber für bie Ablehnung beS Tarifs oier fünfte 
als mafjgebenb angab unb groar unter folgenbcr Segrünbung: 
^unft 1. UnooHftänbigfeit. 

Diefelbe roirb barin gefunben, bafj einzelne Artifel, g. S. 
SUnberpaletotS, überhaupt nicht aufgeführt roerben. 

Sßunft II. SJtangelhafte ^rägifirung ber ArbeitS--£ategorien. 

ES fehle jebe Erläuterung ober Angabe über bie Ausführung 
ber oerfdjiebenen Arbeitsqualitäten; eS finb bereu fcd)S. 

$un!t III. Unfad;mäjjige geftfefcung ber einzelnen greife. 

Eingelne ßohnfä&e ftänbeit mit ber Arbeitsteilung in feinem Ser* 
hältniß, fo bafj auch oftmals — unb baS oerbiene heroorgehoben gu 
roerben — ber £ohn entfprechcnb ber Arbeit gu gering fei. 

Sun ft IV. Die $öl;e ber Rtinimalpreife. 

„Die geftfteüung ift für einen großen ^h^il ber gimteit* 
iuhaber oon nicht gu unterfchäfcenber Sebeutung; fdjon bie 
wenigen SSochen beS ^aufirenS, in welchem hiermit gerechnet 
roerben mu&te, haben gelehrt, bafe man mit 3ngeftänbni[fcn oor* 
fidjtig gu Sterfe gehen, nochguutal einmal bewilligte liohnfäjge 
auch gehalten roerben müffett. Es ift faum benfbar, bafj 
bie Arbeiter, toeldje boch auch gadjleute finb, oon ber 
Durchführung bicfeS Darifs übergeugt fein föttnen. 9Jtau hat 
rooljl mit biefem Darif nur bei* gorm genügen wollen. 
Der Darif ift eben nur beShalb oorgelegt roorben, um einen 
folgen oorgelegt gu haben. Auch auf biefer (Seite fdjeint man 
fdjon erfaßt gu haben, bafg ein einfeitlicher oon affen gabri* 
fanten erfüllbarer Darif bei ber Serfchiebenartigfeit ber 
St'onfeftionSforten eine Unmöglichfeit ift. Dber will inan ben 
gabrifanten jefct ben befinitioen Darif aufoftrotjiren, nur um fie 
nachher als wortbrüchig hinfteflen gu fönnen? 28er oon feinen 
Kontrahenten Serpflidjtungeu forbert, oon bereu unmöglicher 
Erfüllung er oorher übergeugt ift, hat bei eoentuellem Ser* 
tragSbruch felbft bie Serantroortung gu tragen." 

Soweit bic Rechtfertigung ber KonfeftionS*girmen, bie, roie bereits 
erwähnt, nicht bem EinigungSamt guging, fonbern in ihrem Drgan, 
bem „Koufectionär", erfdjien. hierauf ift ifjatfächlich gu bemerfen: 

3« Snnft I. 

28ie bereits erwähnt, ift ber in Rebe ftehenbe Darif nach bem 
Sqrfchlage ber brei Rtitglieber ber Reuner-Kotnmiffion aufgefteHt 
roorben, benen man bie ^ier^u nöthige Sadjfenntni& gutrauen 
burfte. Senn biefe Herren, oielleicht unabfichtlich, ben Artifel „f inber* 
paletotS" in bem oon ihnen rebigirten Darif nicht aufgeführt 
haben, fo hat baS Einigungsamt biefe üücfe burch nad)träglid)e Er* 
hebungen auSgefüllb 

3u Sunft II. 

Senn bie Srägifirung ber Arbeitsfategorieu mangelhaft war, 
bann mufjte bk Reuuer-Kommiffion ber gabrifanten oon festeren 
beauftragt roerben, unter Rfitroirfung ber anberenbetbeiligten Parteien 
unb beS Einigungsamtes, biefem Uebelftanbe abguhelfen. Auch 
lag mithin feine Seranlaffung oor, bie Serhanblungen abgubrechett. 

3u Sunft III. 

Senn bie gabrifanten in Sirflichfeit beforgt roaren, bafc bie oon 
ihren brei Scrtretern in Sorfchlaggc brachten Dariffäfee tbeilrocife bie 

(Earl Oetjniann« «erlag ln »crUit W. SWnucrftrafcc 4L — Webrucft bei ^ufitid eit 


Sntereffen ber 3wifchenmeifter refp. Arbeiter oerlebten,war eS ihnen 
unbenommen, entfpredjenbe AbänbcrungS*Soifchläge eingubringen; 
untfomehr, als berDarif lebiglich ihre SorfchlägegumAuSbrucfbrachte. 

3u $unft IV. 

Senn auch baS Abfommett ooni 19. gebruar b. 3- in Segug 
auf bie Erhöhung ber bis bahin gegahlten Öohnfäfce ein pro» 
oiforifcheS war, fo ift boch in ber Serhanblung felbft oon ber 
Reuuer*Eommiffiou namens ber ©efammtheit ber Eonfeftionäre 
betont worben, bafj ber ooit ihn^t in Sorfchlag gebradjte Rtinimal* 
lohn*Darif als eine Rothroeubigfcit erfannt worben fei, weil es in 
Serlin Sd)uubpreife gäbe, bie auSgemergt roerben 
müßten. Erfahrene EJefchäftSlcute, roie bie Leiter beS cfonfeftionS* 
EleroerbeS im Aflgemeiiten unb bie Sitglieber ber Reunerfontmiffion 
inSbefonbere pnb, unter benen fid) nicht nur tüchtige ftaufleute, 
fonbern auch eine Angabi ieebnifeh gcfchuller gachleute befiuben, 
fönnen boch unmöglich einen 9DtinimaIlobn*Darif mit fo cinaehenber 
Scgrünbung in Sorfdjlag gebracht haben, ben burd)guführen fie 
aufer Stanbe finb. 

(Gegenüber ben neuerbittgS geltenb geutadjtcn Sehauptungen, 
ba& ber in Serlin im Aufblühen begriffene 3weig ber niebereu 
Sfonfeftion burch gefileguitg eines Riinitnal*DarifS ruiuirt roerben 
würbe unb bafe Serlin genötigt fei, mit Sreölau, Stettin unb 
Afchaffenburg gu foufurriren, hat fid) baS EintgungSamt oeranla^t 
gefeben, audh nad) biefer Rid)tung lfm Erhebungen angufteüen. 
Diefelbeu haben in llebereinftimmung mit ben Ermittelungen ber 
ReidhSfommiffion ergeben, baf} in Serlin nur ein bcffcreS Elenre 
fabrigirt wirb, als SreSlau, Stettin unb Afchaffenburg hrrfteffen, 
mithin jebec Serfuch, erfolgreich mit biefen flöhen gu foufurriren, 
groerfloS ift unb nur gu einem weiteren «£)eruutcrbrücfen ber ArbeitS* 
löhne führen mürbe. Drofcbcm Afchaffenburg bebeutenb billiger 
arbeitet roie Stettin, haben bie Stettiner töonfeftionäre ber Herren* 
uub£uabenfonfeftionfreiroilligcinen s I)iiuimal*DarifmitihrenArbeitern 
oereinbart, ber aus ben DurdjfdjnittSlöhneu ber bis bahin gegahlten 
höchften unb niebrigften fioljnfäöe gebilbet roorben ift. Sic haben 
bei hoher Sfonoentionalftrafe fid) oerpflichtet, unter biefen Siuitnal* 
Cohnfäben in 3 u ^ un fl Arbeiter nicht mehr gu entlohnen. 

3um Schlug mag es geftattet fein, ein Sort über bie mehr¬ 
fad) rokberholten Angriffe auf bic Dhätigfeit beS EiuigungSamteS gu 
erroibern: Statt in gemeinfamec Arbeit mit bem Einigungsamtebeftrebt 
gu fein, bie ©runblagen für einen bauerttben griebcu gu fchaffen, 
haben bie Honfeftionäre eS oorg gogen, iu ihren Eingaben unb burch 
ihr Drgan „beit Moufectiomir" bie Dhätigfeit beS EiuigungSamteS 
berabgiifegcn uub gegen bic Erhebungen beffelben ben Sorronrf ber 
Eiufeitigfeit oorgubriugen unb fdjIieBlid) bas Einiguugsamt fogar 
ber Serfchleppung ber Serhanblungen gu bcfd)ulbigcn. Senn bie 
^fonfeftionäre fid) für befugt erachteten, ben Erhebungen beS 
EinigungSamteS ben Sorrourf ber Eiufeitigfeit gu machen, bann 
hätten fie gum Rüubeften biefen Sorrourf aud) begriinben müffeit. 
^iergu bot fich i^nen bie befte (Gelegenheit, inbem fie oor bem 
(Geroerbegerichte erfchienen unb ihre abroeid)mben AuSfagen bepo* 
nirten. Dafe fie bieS nicht gethan, fonbent bem gegebenen Sorte 
guroiber oor bem (Geroerbegerichte ausgeblieben finb, beioeift bie 
©runblofigfeit ihrer Sehauptuug. 

SaS ben Sorrourf ber Serfchleppung anbelangt, fo war es 
nach bem Eingang beS Schreibens oom 24. April b. 3$- für baS 
EinigungSamt flar, bafe alle Serfuche, eine Einigung ber Parteien 
herbeiguführen, an ber pringipieÜeu Abneigung ber Äonfeftionäre 
gegen eine fold)e feheitern mufeten. Diefer Sachlage gegenüber 
fonnte baS EinigungSamt feiner ihm burch baS Sertrauen feiner 
Säl)ler uub bie Serufung ber Setheiligten übertragenen Pflicht 
nur burch einen auf forgfält*gfte Sammlung unb Sid)tung beS 
Riaterials gegrünbeten Schiebsfpruch gu entfpred)en fuchen. Dafj 
biefe Sammlung unb Sichtung beS RlaterialS bei ber mangelnbeii 
llnterftiifcung ber in bie Serhältniffe genau eingeroeihten ^on* 
feftionäre uub 3 It >if ( h e ttmeifter. eine überaus mühfelige unb geil* 
raubenbe fein mu&te, roirb jebem oerftänbig unb oorurtheilSloS 
Denfenben flar fein. 

DaS EinigungSamt giebt biefe Erflärung im Ranten jebeS 
eingelnen RlitgliebeS beffelben ab. Es ift fid) beroufct, im oolleu 
GJtafce feine Sd)iilbigfeit gethan gu h^heu; au biefem Seroufttfein 
erfüllter s f> l flid)t änbert jebe fleinliche Semängelutig feitenS burd)* 
aus nicht unparteüfeher intereffirter Greife nichts. DaS EinigungS* 
amt ift übergeugt, ba& eS fid) burd) forgfältige ÄlarftcÜuug ber, 
roie eS fid) ergeben hat, ber Aufhellung bringeub bebiirftigen ArbeitS* 
oerhältniffe ber ^onfeftionSbrand)e ein Serbienft erworben hed unb 
weift jeben ihm gemachten Sorrourf ber Eiufeitigfeit ober ber Ser* 
fd)leppung auf baS Entfchiebenfle gurücf. 

ticnfclb in Berlin W. — ©cranhuortU^ füc bic SJebafilon: €k 'AMcöfdM tu Berlin. 



II. SUtyflttKfl* 


Berlin utib grmiffurt n. 2R., bcn 1. Oftober 1896. 


Kummet 1. 


|tts ®ftt)frbfgeritlit. 

Zttittheilungen bes Derbanbes beutfcfyer (ßemerbegeriebte. 

SRebaftionSau&fd&ujj: ©tabtratf) Dr. Jlefdj in granffurt a. SK. unb 3J?agiftrat§=?lffeffor ®uno in Berlin. 

ftr 4 Hni cm rr*m jewmMfl uu* jfiuto. $erauflgeber: ^ rd * WtU * 1 ^ irl * 

gatl £ehmannS »erlag, »erlin W., Sttauerftr. 44. Dr. fl fl X 0 W+ Koftenfreie »eilage jur „©ojialen SJrajifl 1 '. 

9((Ic für Me SRebaTtion befl „©etüerbegeridjtfl" beftfmmten ©enbungen bittet man 311 abreffiren: An £errn ÜHagifiratfl«Affeffor (Suno, »erlin W., SEBormfer Str. 2 . 


3lllj 

onnungflnoöcllc unb (bewerbe* 
geriete. 1 

I. ©ie fRefolution befl »erbatibfl= 
togefl. 

II. ©er »eritbt befl Korreferenten, 
Stabtrath »ftttner«2eip3ig. 

JteihtfpredjMig . 5 

3ft ber Arbeitgeber, ber bem Arbeitfl* 
.jeuonig gegen ben SBiflen befl Ar» 
beiterfl eine Angabe über ben Kün* | 
bigungögrunb 3 ufiigt, fdjabenflerfab« 
pflichtig? (©eioerbegeridjt König«» 
berg i. ».) 

»ebeutimg einer »ereinbaruug amifd&en 
bem Unternehmer unb feinen Arbeitern 
über bic »efchtänfung ber Arbeit«» 
3 «it 311111 3 roerf *>ex »ermeibung bon , 
Arbeiterentlaffungen. (©eroerbegericht i 
ftranlfurt a. 3R.) 

Unter welchen Umftänben berechtigt 
Unfähigst 3 ur fofortigen ©nttaffung 
einefl ÜBerfmeifterö, ;U'id)nctö :c.? 
»egriff ber „toidjtigcn ©riinbe" §. 133 
ber ©eioerbeorbnung. (©«werbe« 
geriet unb finiibgeridjt ©tuttgart.) 
Unter welchen Umftänben ift ber ,£>eiiH* 
arbeitet alfl ©ewerbegehilfe im Sinne 


a 11. 

befl §. 122 ber ©ewerbeorbnitng an^u* 
feljen? (©ewerbegevidjt Karlsruhe.) 
1 . Butäffigfcit ber »erufung, wenn 
ber ÜÖertl) ber bon mehreren Klägern 
tu einer Klage geltenb gemachten An« 
fprftche 100 iDi. uberfteigt. 

2 . ©emcrbegehülfe ober £anblungfl* 
gehülfeV (©ewerbegeridjt unb Vanb* 
gericht Kiel.) 

GBinigungaffmter. 9 

©afl ©ewerbegeridjt 3U »ranbenbuvg 
a. £. alfl ©inigungflaiiit. 

©aö einigungß* uttb fdjiebögeridjiliche 
»erfahren bei Arbeitseinteilungen in 
,vranfreich. 

©ie gtegiftrirung ber freiwilligen 
©Inigungfläinter in Gnglanb. 

JUlgtmeines über <Btvmbt$txldilt 
int* Jrbeitflnertnig.io 

Kaufntännifcbe ©chiebögcrichte. B ll hl 
ber einfdjlägigen ©treitigfeiten. 

Uerftanftfl&ngclegentjeiUn.... n 
»eitrittSerflfirungen. 
fernere« bom »erbanbfltage. 

Inhaltsangaben ber „Soilaten ^rajifl". 


Abbrucf fütumtlichcr Artifcl ift Bedungen unb 3 e ‘tfchriften ö e ftattet, jebod) nur 
mit polier Quellenangabe. 


3ntiung$tu>tieUe unb (Bewerbcgerirljtc. 

I. $te 9fefo(ution befl JBcrbanftfltogefl. 

„©er ©nttourf betreffenb bie Abänberung ber ©ewerbeorbnung enthält in 
feinen »orfdpriften über bie ©nichtmtj) bon Snniuigfl»©cbiebflgcrichtcn »e« 
ftimmungen, tuelche bie Aecbtfprechung in ben aufl bem gewerblichen Arbeit«» 
uertrag entfpringenben ©treitigfeiten unb bie Auflbilbung befl Arbcitflbertragfl« 
:Ued)tö, fotuie bie ©ntwicfelung ber ©inigungSäutter in erheblicher 29eifc gc* 
fährben. ©iefe »eftimmungen finb baljer 31 t ftrcicheii." 

Am 23. September fanb in Stra&burg t. Glfafc eine oon 
bem Auflfchufe berufene Sibung oon »erbanbßmitgliebern, fornie 
überhaupt oon »orftfceubcn beutfd^er ©eroerbegeridjte ftatt, meiere 
inflbefonbere ben 3 ‘ü«* baüe, ben ^itiflub 3 U beraten, ben bic 
SnnuugflnooeHe auf bie dntwieffung ber ©emerbegeriebte hoben 
raerbe ober hoben fönne. Srobbem nur eine einmalige Ginlabung 
roenige $agc oor ber »erfammlung felbft erlaffen mar, hatten fiel) 
über 60 ©eroerbegeriebte, oertreten bureb ih« S3orfibeubeu, eilige* 
funben. Slufeerbem maren aud) SeiHber ber naibftgelegeiicu ©e* 
loerbegericbfe, fo oon Strafeburg unb Ifarlflruhe, anraefenb. 

i)er Imuptgegenftanb ber Söerathung roarb bureb ausführliche 
Referate oon Stabtratf) Büttner, bem S3orfibcnben befl ©eroerbe* 
geridjtfl i # eipgig, unb Stabtratb ®oecfb/ 93orftbenben befl ©e* 
roerbegeriebtfl Ülarlflrube, eingclcitet. s Bährenb ber erfte Referent 
unter s 4nerfenmtng ber föidjtigfeit ber 5üiflfübrutige!i befl ©efcbäftfl* 
fübrerfl befl S^erbanbefl Stabtratb Dr. Ölefd) 1 ) bie ?lnfid)t äußerte, 

3 n ber ©onbernumnter befl „©cmerbegeridjtfl" uom 27 . Auguft, 
mofelbft aueb bie »orlage im Aufliuge abgebrueft ift. 


ba& biefe Sluflfübrungen oielleicbt bo<b etroafl gn pefftmiftifeh feien, 2 ) 
ba nicht anjunebmen fei, bafe bie Staalflregierungen irgenbroel^be 
bcn ©eroerbrgeriebien abträgliche ©ntioitflung ber 3 ouungfl*Stbicbfl* 
geridjte geftatten mürben, betonte ber Korreferent gerabe bie großen 
©efabreit, bie baraufl entfprängen, bafe auf ©runb befl Gntmurffl 
bie gefamntte 3 ufuitft ber ©eroerbegerid)te bem ©rmeffen ber $Re* 
gieruug, b. b- bem belieben ber S3ermaliuugflbeamteit anheim ge* 
geben fei. Gfl lägen 23eifpiele genug bafür oor, bafj man in bem 
s iüitnfd)e, ben Smiungen eutgegeniufommen uttb gefällig ju fein, 
biefelben jur Uebernahme ber nach & cm ®efeh ihnen freigeftellten 
Aufgaben getoiffermafeen oeranla&t höbe, ©fl fei baher möglich, 
ba& gur SSilbuug oon 3 nnungflgerid)ten bireft aufgeforbert toerbe, 
um bie jefet uuooflfommen erfcheinettbe, bureh bafl ©emerbegerichtfl* 
gefe|j geraffene Sheilnahme ber Arbeiter an ber föedjtfprechung 
u. f. m. eiiijubämmen. $)iefe Schicbflgerichte mürben fchlecbt arbeiten, 
meil bafl Verfahren umftänblich, Iangfam unb iheuer fei; unb 
jmar umfomehr, alfl ben 3 unungfl*Schicbögeri(hten atte bie 5 un!* 
tiouen ber orbeutlichen ©erichte nid^t äufteheu, roelche bie ©eroerbe» 
geridjte ber^cit haben. 3 o, bic 3 nnungfl*SchiebSgerichtc mürben 
oielleicbt gar nicht funFtiotiiren, menn bic Arbeiter bie Setheiliguug 
ablchuteu; aber ftc mürben bie Auflbehnung ber ©eroerbegerichte 
hemmen, ebenfo bie ©ntmicflung einefl einheitlichen Arbeitflrechtefl 
unb oor Adern bcn (Sinflufj ber ©emerbegerichte alfl ©inigungfl» 
ämtev bei Streitigfeiten u. f. ro. hfntmen. Gr glaubt baher, bafj, 
fo oiel auch fonft gegen ben Gntrourf mit ber mechanifcbcn Drgani* 
fatiou befl §aubmerffl fagen fei, bic anroefenben Vertreter ber 
©emerbcgcridjte ficb einftimmig in einer Stefolution äußern fodten, 
meldjc ftreug unb ficber ifolirt ben ^auptpuuft, bic 3 iuneifung ber 
Gntfdjcibung gemerblidjcr Streitigfeiteu au bie 3nnungfl=3cbieb5* 
geriebte unb bic babureb beroirfte Hemmung ber ©emerbcgeridjte 
auf bafl Scbärffte feunjeidjue. Gr fcfjlug bemgemäß folgenbe SHc* 
folutiou oor: 

©ic 311 Strasburg oerfammelteu »orftfeetibcn oon ©eroerbegeriebteu 
befdjlicBcii: 

1. ©er Gutmuif, betreffenb bie Abänberuitg ber ©cmcrbeorbuuiig, 
enthält in feinen »orfdjriftcn über bie Grrid;tuug oon Sinnmgfl* 
©djiebflgeriebten »eflimmungen, merdjc bie SRedjtfpredjung in ben 
aufl bem gemerblidjeit Arbcitfloertrag entfpringenben Streitig* 
feiten unb bic Auflbilbung befl Arbeitflucrtragfl-Aecbteö fomie bic 
Gulmicfclung ber Ginigungflämtcr in crbeblidjcr SBcifc gefährben. 
©iefe »eflimmungen Hub bnljer 311 flrcidjeu. 

2. ©er Auflfdjufj befl »erbaubefl beutfdjer ©emerbegerichte wirb er* 
fudjt, biefe »efcbliiffe in geeigneter 2Bcife 3111* Kenmnifj ber 311* 
ftänbigeu ©teilen 311 bringen. 

©)er Aeferent Stabtratf; »fittuer erflärte ficb mit biefer Ae= 
folutiou auflbriicflicb einoerftanben. 3 « ber bcmnäcbft anfcblicSenben 
Debatte roirb bie Annahme biefer SRefolutiou auf bafl 92acbbrüdf* 
lidjftc, inflbefonbere oon Guno*»erlin unb ißobl'Königflberg, em* 
pfoblctt unb oon $obl Icbiglicb noch ber 3 l| f a (j gcmüufdjt, bafj 
and) auflgcfproihcn merbc, ba& bie bereüfl berseit beftchetibe 3 U * 
meifuug ber Gntfcheibung in fiebrlingflftreitigfeiten au bie 3nnuttgfl* 
fdjiebflgeridite unrichtig fei, bafe aber iebenfaHfl, menn fie bei* 

J ) ©a alfo infoferii ber Korreferent einen etiuafl abmeicbeubeu 
©tnnbpimft cinnabm, laffeu mir feinen »etidjt unten im ©ortlaut folgen. 










£aS ©eiueibcgevirfjt. Vtittheilungen beS Veibaitbcs bcutfdjer Glciucrbcgcridjlc. Ar. l. 


behalten werbe, bie guläffige Berufung itid)t ait bie Amtsgeridjte 
ober Laubgerichte, foubern bic ©eroerbcgerid)te gehen miiffc. Gilt 
Seifiger beS ®ewerbegerid)ts Karlsruhe, Sd)uhmachcrmciftcr Schntibt, 
fuchte unter auSbrücflichcr unb roarnter Anerkennung bei* Leitungen, 
fpegicll beS ©eroerbegerühtS Karlsruhe, bic Begebungen bcr 
Innungen in Schüfe jn nehmen, unb insbcfonbere bie t>on Bohl 
beantragten 3 u fäbe angugreifen. 2 )ie Berfatnmlung roar iitbefe 
wohl mit Recht wenig geneigt, bie Srage ber 3roangSorgamfatioit 
bcs HanbroerfS im Allgemeinen ju bisfutiren. GS imirbc oielutchr 
nach weiteren Ausführungen oon ReimaruS*Btagbeburg unb einem 
Schlu&roort bcr Referenten, in bem BoecFh namentlich betonte, bafe 
eS ftch nid)t empfehle, in ber blutigen Sifcuttg Abäitberungen bcs 
gegenioartigen ©efepes ju ocrlaitgcit, lebiglich befc^Ioffcn unb groar 
mit Ginftimmigfeit, bie obige Refolutiott bem Hu^fcfjuffe gur 
Vertretung gegenüber beit beteiligten AmtSftelleit guguroeifeu. 
Au&erbuit mürbe mit allen gegen oicr Stimmen bie Rcfolutioit 
Bohl in folgenber 2 forut angenommen: 

„$ie enbgültige Gntfcbeibuug in SehrlingSftrcittgFciten im gall bcr 
ft läge gegen beit Borentfcheib ber 3 »nungöbebörbe foUte nidjt burd) 
bie Amtsgerichte begro. fianbgerichte, fonbern bureb bie ©eroerbcgcridjte 
ge[dDt merben." 

Sir glauben, bajg biefe einmütige Acujjerung einer fo grofeett 
Attgahl oon ®eroerbegerichtS*Borripeubeu eine gemiffe Sirfung haben 
folltc unb b^beit roerbe, fie finb roeber Arbeitnehmer, noch Arbeit* 
geber, unb es mar oont AuSfdjuffe roof;l richtig, gerabe bei biefer 
Angelegenheit bie Ginlabungen in erfter Linie nur an bie Vor* 
fipenbeit, nicht an bie Beifiper bcr ©eroerbegcrid)le ergehen 311 
Iaffett —, fte fittb alfo bei ber örage ber 3 rofl ngSorganifation 
felbft unintereffirt, übten aber eine gu billigenbe SclbftbefchränFung, 
wenn fte fich aud) 001 t ber Beratung berfelbett [enthielten. 3” 
ber Hauptfrage bagegen, bafc bie Gntmicfeluug bcr ©crocrbegerichte 
nid)t gehemmt merben barf, ba& eS gerabegu ein ferneres nationales 
ilnglücf märe, roenn biefe michtigftc Grrungenfdjaft ber fogial* 
politifchen Gpodje oon 1890, bas (>lercerbegcrid)t^gcfeö/ gefährbet 
mürbe, roarett bie fämmtUcheu Anroefenben oollitcinbig einig. $>ie 
angenommene Refolutioit erfchöpft felbfloerftäitblid) beit ©egeuftaitb 
nicht unb toill ihn nicht crfchöpfett ( 3 . V. ber Gefahren für bie 
Gntmicfelung ber ArbeitSnad)toeife, ber gutad)tenben ShätigFeit ber 
©eroerbegeridjte u. f. m. ift nicht gebacht). Aber fie bezeichnet beu 
Haupt* unb BrennpunFt ber ©efaljren, uitb eS fanit roohl als ein Ber* 
bienft beS BerbattbeS bezeichnet merben, bafo er auf biefe bisher 
not Ttid)t beachtete ©efaljr mit Radjbrucf uitb 00 m richtigen Drt 
— nätnlich oon einer Berfatnmlung ber ©erocrbegerid)ts=Vor* 
fijjcubeit — aus aufmerffam gemacht hat. 

II. $er Bertdji be$ Korreferenten. 

lieber beu Gntmurf eines ©efepeS, betreffettb bie Abäitbmntg 
bcr ©eroerbeorbnung bezüglich ber 3roangsorganifatiou beS Haob* 
roerFS u. f. ro. ift in einem oon Herrn ©tabtrath Dr. Slefd), 
JrattFfutt, herrührenben Artüel in ber Sonberuummer beS 
„©eroerbegericht" 00 m 27. Auguft 1896 unb feitbem in ähnlicher 
Seife auch oon atiberer Seite bie Befürchtung auSgefprochen 
roorben, ba&, rnenn bie Beftimmmungett beS GntiourfeS Redjt 
mürben, bieS eine oollftänbige Lahmlegung ber gefatnmlen Sljätig* 
feit ber ©eroerbegerid)te 3 ur Solge haben mürbe. l 3Mefe 33c* 
fürchtung toirb bamit begrünbef, bap nach bem Gntmurf zu beit 
Aufgaben bcr Innungen gehören foH: 1. bie SBilbung oon 
3nnungs*Sd)iebSgerid)tcu unb 2. bie gürforge für baS H er bergö* 
mefeit unb bett ArbeitönachroeiS. gertter roirb 3. barauf hi ” 5 
gemiefeu, bafe ba5 Attfeheit ber ©eroer 6 egerid)te al3 VcgutachtungS* 
Drgatic baburd) leiben miiffc, ba& burth ben Gntmurf auch bie 
HahbroerfSfammer mit bem Rechte ber Abgabe oon ©utadjten 
unb Stellung oon Anträgen bei Vehörben unb gefejjgebenbcn 
Mörperfchaften au^geftattet merben. 

lefetere Befürchtung mirb oon mir int Scfentlidjeit ge* 
theilt. Sennglcich betont merben ntufe, bafj ba^ ben ©emerbe- 
aeridjten itn § 70 be§ ©eroerbegcrid)t§gefebeS juertheilte Red)t gleichen 
ijtthalt^ neben ber Befuguifj ber Hanbiocrf^Fammcrn fortbeftehh 
fo erfdjeint bod; bie Beftimnuiitg be3 Gntmurfs alö eine über- 
fliiffige. llebrigcuä enthält ber Gntmurf eine mefentliche Ver* 
fd)led)tcrung infofern, als nadj ber Vorfd;rifi itt $ 92b 
Abf. 3 bc3 jur Btitmirfung bei Abgabe oon ©utadjteu 
Zit berufeube ©efelleuauöfdjiilj mir zur Abgabe eines Sotiber: 


1 


gutachtenö beredjtigt ift, mähreub itad) bem ©eiocrbegeridjtd* 
gefep bie Arbeitgeber unb bie Arbeiter gemeinfam ein ©utari)tcu 
abzugeben haben. AnbererfeitS ift auzuerfentteit, baft für bie* 
jenigeu Buube§ftaatcu, in melchett bereits Organe zur Vertretung 
ber Sotereffen bc3 Hanbmerfö (©eroerbefammern) oorhaitbeu fiitb, 
ber Gttttouif infofent eine Verbefferung mit )id) bringt, alc> er in 
gemiffen QäHeit bie SRilmirfung eines ©cfellcnait3fchuffe$ oorfdjreibt, 
mähreub bisher iit jenen Drgancit nur bie Arbeitgeber oertreten 
roareit. 

Sa^ jebod) bie Befürchtungen unter 1 uitb 2 aulangt, fo er* 
fcheiitett mir biefe als zuroeitgehenb. 

. 3« 1 : Gö fei zmtäd)ft baran erinnert, ba& cS bamals, ab 

ben 3»uungctt bas Recht zur Grrid)tung oott Sd)iebsgerid)teit er* 
theilt tourbe, itod) feine ©emerbegcrid)te gab. Gs mar aud) ba= 
ntalS ttid)t uorauS^nfefjeit, ba& bic fchott lättgft im ©äuge befinblid)en 
Bestrebungen auf Ginfühning oon ©cmerbcgerichteu balb zu einem 
Grfolgc führen mürben. $er ©ebattfe, bie Strcitigfcilcu zmifchm 
Arbeitgebern uitb Arbeitern über bie Verpflichtungen aus bem 
Arbeiiouertrage nicht zur Gntfcheibuitg oor bett juriftifdjen Ridjter 
Zu oermetfett, fonbern biefe einem Mollegium oon BerufSgettoffen 
ber ftreitenbeu Varteicu gu übertragen, mar entfcf)icbeu gu billigen. 
23ar es bod) ber ttämlidje ©ebattfe, bem bie ©emerbcgerid)te im 
Sefetttlichen ihreGntftehung oerbanfett. 2)aS Redjt zurGrndjtung oon 
3nnungS*0chiebSgend)tcn hat nun burd) ben Gntmurf infofent eine 
allerbingS nur unmefeutlidje Aeitberung erfahren, als eS auf bie 
Gntfd)eiöung oott Streitigfeitcn gmifchett ben Sunuugsmitglicberit 
unb ihren ungelernten Arbeitern auSgebchnt roorben ift unb als 
ben 3unuitgS»3chiebSgerid)ten eilte bem § 51 beS ©emerbegciichtS* 
efetjeS cittfprcchenbc Befugnifj gugefprothen morbett ift. UcbcrbieS 
at baS Recht ber Bilbuttg oon 3u»ungS=SchtebSgerid)ten baburd) 
gattg erheblich an Bcbentung gewonnen, bafj bcr Gntmurf ben 
©ruttbfap ber 3 att gSiiiuiiucz aufftellt. aber jenes Recht im 
Sefentiichen fchon jahrelang beftattben hat, fo roirb eS gered)tfcr* 
tigt fein, bie oorauöfidjtlidje Sirfuttg ber Beftimmitng in § 84 a 
3iffer 3 beS GntrourfS nach ber ©irfmtg zu beurtheden, bie bas 
bisher fchott gcltenbc Red)t thatfächüch anSgeiibt hat. Diefc 
SBirfung aber ift eine ganz oerfchroiitbenb fteiite gemefen. 5>cntt 
nur gattg oereittgelt haben bie Snnungen, bic ja in Rorbbeutfdjlaub 
fehr gahlreid) oertreteu finb, oon bem Rechte ©ebraud) gentadjf. 
GS ift beifpielSmeife in Berlin gefd)eheu. Abgefchcit baoott, bafg 
bort mehrere einzelne 3nnungeu jebe für fid) ein SdjicbScgcri^t er* 
richtet haben, ift oou ben 46 ben 3unungSauSfd)ug bilbenbett 
Snmiugeit ein gcmeinfaineS SchicbSgeridit gegrünbet morben. lieber 
ben Umfang ber 'iTbätigfeit biefer Sdjiebsgeridjte habe ich nichts 
BcftimmteS in Gifahriitig bringen fömtett. ^ebenfalls ift nicht gu 
bettterfen gemefen, bafe bas Berliner ©emerbegerid)t unter biefem 
3uftaube gelitten hätte. Sottft ift mir ttttr noch SLRündjcn als eilt 
0rt befaitttt, too einzelne. 3onnngS=Sd)iebsgend)te befielen. 1 ) 
Söenn aitBerbem einzelne Sunungctt in auberen Stäbten ebenfalls 
oerfudjt haben, oon jener Vefugitift ©cbrattch gu machen, fo ift cs 
beim Verfud) geblieben. 3>aS llnteruchmcu ift baran gefcheitert, 
bafj foroohl bie untere als bie böb;crc VermaltungSbehörbe, bereu 
befonbere ©ettehmiguttg gu jener Ginrid)tuttg auch fd)ott bisher er* 
forberlich mar, bie betreffenben Sunttttgeu auf bie Vcbeitfcn f;in* 
roiefett, bie gegen bie Grridjtuug oou 3unungs=Sd)iebsgertd)leit 
fprechctt. So gefdjal) es oor etma brei 3ah rcn i« Leipzig gegen* 
über ber Bäcfciinnuitg utib ber Buchbrucferinuitng, fo burd) bat 
BezirfSausfchiiö gu sSicSbaben gegenüber bcr ©laferinnmtg gu 
Öranffurt a. VF. 

2)iefe BebenFen finb im Söcfentlicheit folgenbe: 3>ie Unter* 
lagen gur UrthcilSfiitbung muffen bei bett 3n”ungS*3djicbSgend)ten 
rneift uitoollFommen bleiben, ba fie nicht bie Befugttifj haben, 
3eugett unb Sad)uerftänbige gu bcciben unb ben Varlcicit Gibe 
burd) ilrtheil ober Bemcisbefd)lufe aufguerlegett. Gine Verfd)leppuug 
ber ^rogeffe ift ttidjt 311 hiutcrtrcibcu. ba baS 3unuiigs*SchiebS* 
gericht ttid)t bie öähigfeit befipt, bie Parteien itttb bie 3 cugcu zum 
Grftheinett in beiti Termine gu gmingnt. Grgeht bann eine Gut* 
fcheibung, fo ift fte nur eine Vorcutfcbeibung, ba fie burd) Klage 
bei bem orbettilichen ©erichte anfechtbar ift. Gitblid) fei nod) auf 
bie erhcblidjen Koflett hinflcmicfen, bic bas Verfahren ben $Jtit* 
gliebertt ber 3unuttg forool)l als aud) beu Parteien auferlcgt. Gut* 
hält baS Verfahren oor bem 3nnurtgSgerid)i fd)ott gegenüber bettt* 

M Anm. b. Reb. Vereinzelt ift bieS nnrfi fonft bcr galt. So 
g. V. für bie Vädferinmmg in Altenbnrg, mo es aderbittgs ein 0)e* 
mcrbegcridit nicht nicht. GS fehlt ait jeber Stntifiif ber Gummas* 
^chiebScteridjte. VMttl)eilungeii bnrüber aus bem 2cferfrcife bcs „6)c- 
mcrbegeridjts" nu'irnt fcl)r enoüiifdjt. 



£as Gcwcrbegcrid)t. Biitthciluugcu beS BcrbunbcS bcutjdjcr Gcmcrbegcridjtc. Ar. I. 


G 


jelügen oor beut orbentlidjen ©eridjte eine inefeiillidjc Berfd)led)te* 
rung, fo ift bies in noch uiel böserem 3J?aße ber Jall gegenüber 
bcm oor beni ©ewcrbcgeridjie, roie bieS ja f)icr allgeineiii befannt 
ift. 3<h weife nur furz auf bie Bcrcinfacf)iiiig bcS 3uftelluitgS* 
roefeitS, auf bie Abfiirzung ber GiulafiungSfrift, fotuic ber Gin* 
fpruchsfrift, auf ben Brozeßbetrieb non AtntSroegen unb auf bie 
bei beu meiftcu SäUcn oorljonbeite Suappcflabilität ber ©eroerbe* 
geridjtSeiitfcheibungeu bin. 

Dffenbar finb eS and) nur bie oben ermähnten Bcbeufen ge» 
roefeit, bie bie 3 «nungen Bieber abgebalten haben, uo» ber ihnen 
eingeränmtcn Befugniß ©ebrand) gu madjen, inie fie bcnit auch bie 
oben genannten 3itnungen bazu Bewogen haben, non ber Gr* 
riebtung eines 3unungs»Sd)iebSgerid)tS abzufeljeii. hiernach ift 
aber bie Mitnahme wohl gerechtfertigt, baß es auch in 3 ufunft f° 
fein wirb unb baß eine Beeinträchtigung ber ©eroerbegcridjte roie 
bisher nicht cintreten roirb, bieS um fo mehr, als ber Gntiourf bie 
Grrichtung non 3nnungS»Sd}iebsgerid)teii gegenüber bem bisher 
geltenben Rechte in einer ^ejiebung fogar erfahrner*. bisher genügte 
eS nämlich, gemäß §. 100 a ber ©eroerbeorbnung, menn oor ber 
Grrid)tung eines folchen (Berichtes bie ©efeHen „gehört" mürben. 
3m §. 85c 3iffer 2 bcS GutmurfS mirb bagegen oorgefchrieben, 
baß bei ber Beratung unb äöefrf)Iu 6 faffung über bie Bilbitug eines 
3nnungS*0chicbSgciichts bie |ämmtlid)cn 9Kitglieber beS ©efellett* 
auSfahuffeS mit ooUem Stimmrechte zuzulaffcn fiub: eine Bcitiiuinuug, 
bic bei ber befannien Abneigung ber Arbeiter gegen berartige 
Sonbcrgerichte fiepet: bie Bilbnng non 3nnungsgcnd)ten febr er* 
feproerert roirb. Bet einem SBiberfprudje ber ©efellett mirb aber 
feitenS ber bohren BerroaltungSbepörbcn ooranSficbtlich bie ©c* 
nebmigung oerfagt merben. 

©egeniiber bem föinroeife enblich barauf, baß ber Gntmurf bic 
3maugSinnnng cinfiibre unb baß baljer tbatfächlich roeit mehr 
Snnungeit als bisher bic Befugniß zur Grricptung non Scpiebs* 
gerichteu erhalten, fei noch auf §. 83a beS GutmurfS aufitterffam 
gemadjt. §ier ift beftimmt, baß gegen bic Verfügung, rooburd) 
eine 3unung errichtet merben fofl, ben Betpciliglen eine Befaproerbc 
Zuftcpt, unb baß biefer Sefdjroerbe fd^ott bann ftattgegeben merben 
fann, menn fid) hcrausfteöt, baß ber angefochtenen Anorbmutg bie 
Bkprzahl ber babei betheiligten ©croerbetreibenben roibcrfprid)t." 
Bei ber ben 3wangSttinungen abgeneigten Stimmung ber füb» 
beutfapen ©eroerbetreibenben barf man aunehmen, baß tu Siib* 
bcutfdjlanb non biefer SBcftimmung (bie übrigens auf ber für^lid) 
in Berlin ftattgehabten £>attbroerfer*Konfcrenz bereits als „Luftloch" 
für bie Sübbeutfcheu be^eirfjnet mürbe) möglichft ausgiebiger ©c* 
brauch gemacht wirb unb baß baher auch in 3 ufunft Bie Anzahl 
ber in Siibbeutfcplaitb beftehenben 3 unungen nid)t rocfentlicp 
road)fen roirb. 

SRach allebem fmb bie non §erru Stabtrath Dr. Slefap ge» 
äu&erten Befürchtungen meines GracptenS entfapicbeu als ju weit* 
gehenb 311 bezeichnen. 3 utmerf)itt bin and) icf) ber Meinung, ba |*3 
bas ben 3 nauitgen ertheilte 3^ed)t für Diefe irgenb einen' s IBertt) 
nid)t befipt, baß im ©egeulheil, falls eine Snnung non bem Rechte 
©ebrauch tnadjt unb ein ScpiebSgeridjt grünbet, für alle Be* 
theiligteu eine Berfchlimmerung ihrer &acje eintritt. 
3d) faplage baher in erfter Sinie oor, bie Stretdjung non 
3 iffer 3 bes § 84a ju beantragen. Auf alle ßälle aber ift 
für biejenigeit Bezjrfe, roo ©einerbege’ridite Bcftchen, bie Grridjtung 
non 3nnuugS»SchiebSgeridjten burdjauS überfliiffig. 3d) fdjlagc 
baher in zweiter fiinie nor, einen 3ufap zu §. 81a bes GutmurfS 
Zu beantragen, ber ben Snnungeit bas Aerfjt ber Grriihtung non 
SdjiebSgeridjten nur unter ber BorauSfefcung ertfieilt, bafe 
nicht für beu Bewirf ber betr. 3nnung bereits ein ©ernerbegerid)t 
beftcht. §. 84a mürbe baher folgenbe Raffung erhalten inüffeu: 
„4)ie 3nnnngen finb befugt: .... 3., foferu nicht für ben Bejirf 
ber Snnuug bereits ein ©emerbegeridjt beftefjt, SdjiebSgeridjte ,311 
errid)ten 11 . f. 10 ." 

3u 2. ferner wirb ans ber Beftimmung im §. 84 3*ffer 2 
beS GutmurfS, mo als Aufgabe ber Snnungeit bie giirforge für 
ben SlrbcitSnad)weis bezeichnet wirb, bie Bcfürrijtung hergcleitet, 
eS mochten nunmehr an bie Stelle ber an bie ©crocrbcgerichtc au» 
gefd)(offcucn ftäbtifdjeu ^IvbeitsncrmittclungSftcllcn bic ^irbeitsuad)* 
weife ber Sauungeu treten. 

2 lud) biefe Befürchtung nermag id) nid)t, wenigfteus uidjt in 
bem Umfange 311 ihcileit, in roeldiem fie anSgcfprothen worben ift. 
3unächft fommt in Bctrmht, bafz bie Aiirforge für ben ?lrbeits* 
nachroeiS bereits jc^t 311 beu gefeplichen Aufgaben ber 3anungen 
gehört unb bag trohbem, unb zwar and) in oiclcu größeren Stabten 
Siorbbentfdjlanbs, mo bereits zahlreiche 3nniiugS*i ) lrbeitSuachroeife 
bcftchen, ein öffentlicher, fei es ftäbtifdjer, fei es ftäbtifd) fuboeu» ' 


tioiürter Arbeitsnachweis fid) güuftig entwid’elte. GS hat fid) ge» 
Zeigt, baß beibe Ginrid)tuugen recht gut neben ciitanber befleißen 
fönnen, ba fid) bie 3anuugcu mit ber Bcrmittelung non Arbeit 
nur für bie bei |>aubroerfcrit befchäftigteu Arbeiter befaffen, jnäl)* 
renb eS ben ftäbtifdjeu Arbeitsuadjmeifeu nur feiten gelungen ift, bie 
ArbeitSoermittelung für aobere als ^abrifarbeiter unb fogeuannte 
ungelernte Arbeiter in ihren ©efchäftsbercid) 311 ziehen. AUerbiugs 
mirb in Siibbeutfchlanb, mo ja bisher nur wenige 3anungen be* 
ftanben unb baher beu öffentlirijeu ArbeitSnad)ioeifen burch bie 
Snuungen faft gar feine ftonfurrenz bereitet mürbe, eine fühlbare 
Acnberung eintreten, norauSgefept, baß bort nid)t fd)on baS oben 
erwähnte „tfuftlod)" bes §. 83a feine Sdjulbigfeit Jhut. 3*nmcrl)iu 
bleibt and) ben fübbeutfdjeu ArbeitSnermittclungSftericn nod) l)i ,ls 
reichenbe Arbeit, ba nad) ben ncröffcntliditeu ©efd)äftsberichten aud) 
bort bisher fepon mehr als bie .§älfte ber ArbcitSgefud)c 0011 nu» 
gelernten unb Sabrifarbeitcrn auSging. 

UebrigeuS lehrt baS mir fefjr beadjteuSroerth crfcheinenbc Bei* 
fpiel non äöln, baß bie 3 ntercffeu ber Sreunbe einer an bic ©e» 
mcrbegerichte anzuglicberiiben ArbeitSoermittelung fid) mof)l mit 
bem bie giirforge für ben Arbeitsnachweis ben Snnuugen als 
Aufgabe zurocifcnbeu ©efepe nercinigeit laffeit. Unter beu Korpo¬ 
rationen, meldjc bort mit finanzieller llntcrftüßung feiteuS ber 
Stabtgemeinbc ztneefs gemeinfdiaftlidicn Betriebes eines ArbcitS» 
itachweifeS z u fammengetrcten finb, befinben fid) auch mehrere 
Innungen. Sie erfüllen auf biefe Seife bic ihnen gefteHte Auf* 
gäbe ber Sürforgc für ben Arbeitsnachweis genau fo gut, als 
wenn fie ihre befonbereu ArbeitSocrmittelungSftellen aufrecht er* 
halten hätten. Gine ähnlidjc Ginricptung, roie. in Köln, läßt fid) 
aber and) anbermärts treffen. 

^)iecnad) erfdieint cS mir für bie Boifipenben ober bie jjfreunbc 
ber ©emerbegerid)te iüd)t geboten, gegen bie Beftimmung in §. 84 
3iffcr 2 beS GutmurfS, bie, wie getagt, mir geltcnbeS 5Wccht roieber» 
holt, oorfteflig z» merben. 


Ucdjtfprcdjung. 

3ft ber Arbeitgeber, ber bem Arbeitszeugiiiß gegen ben 
SBtllen bcS Arbeiters eine Angabe über ben &uiibigungs* 
grunb jufiigt, fchabenScrtappflid)tig? (llrtheil bcS ©cwcrbc- 
gcridjts AtönigSOerg i/^pr., Borfipenber Stabtrath ^opl.) 

$cr Schloffcrmeifter SB. hat bem Sdjloß'ergefcllcn 9W. bei beffeu am 
2U. 3uni erfolgten Gntlaffung ein AibcitSzcugniß über bie Art unb 
Malier ber Befchäftigung auSgcftcDt mit bcm Sdjlußfap: „©ruitb bcS 
SienfiauStiittS: 9Sieberl)oIte Srunfenheit mährenb ber Arbeitszeit.'- 
2ropbcm ber Sd)lnßergefcIIe auSbriicflich nur ein 3 cu 9 l ü& über bie Art 
unb ^aucr feiner Befd)äftigung unter gortlaffung bcS Sdjlußfapes ocr» 
langte, ift ipm ein foldjeS erft auf bie am 8. Juli erhobene Klage in 
ber tnünblidjcn Berhaublung am 10. Juli auSgcftellt. *£cx ©djloffer« 
meificr giebt an, baß er ben ©ruub be§ ^ienftauStrittS in baS Arbeit?* 
Zeugniß gcfd)ricben „um feine Kollegen ju warnen". — Xer Sdjloffcr» 
gefeite behauptet, baß er 00 m 1. Juli ab gegen 2 , 7 r, .//. täglidieu 
2of)n Arbeit gefunben hätte, wenn er im Befipe eines ArbcitSzeugniffcS 
nur über bie Art unb Raiter feiner Bcfchäftiguitg gemefeu märe, unb 
beantragt, beu Bcflagten zar 3ahl«ag non 2,75 M. pro !Jag für bic 
3fit ootn 1.—10. Juli = 27 /5 o M. zu nerurtheilen. — ali? 

3eugc ueruoTumcnc Sdjloffermeifter K. hat befunbet, baß ber Kläger bei 
if)iri am 1. Juli um Arbeit augefragt habe unb er benfelbeu nur bcö* 
halb uid)t in Arbeit eingcftcllt habe, weil in bem ArbcitSjeugniß als 
Grunb beu ^ienftauStrittS mieberholtc Ürunfenhcit mährenb ber Arbeit?* 
jeit angegeben war. Gr zal)le feinen GcfeDcu %<■—3,ui .//. pro 
2ctg 2ol)n. 

2)er Beflagte mürbe zur 3 a hlung non 27,50 M. nerurthcilt, ba 
er gemäß $ 113 Gcm.Orb. nidjt berechtigt gemefeu fei, baS Arbeit?» 
Zeugniß gegen beu SBiflcu bes Kläger? audj auf bie Jiihrung beffelbcu 
auSZiibefmen, unb er baher für ben hierburd) bem Kläger cntftaubeiicu 
Sd)abeu auffommert miiffe. tiefer Schaben fei in £>öf)c bc? ent¬ 
gangenen ArbcitSocrbienfteS für 10 S’age mit 2,:., Jt. pro Jag 311 
betneffen. 

Bebcutung einer Bercinbarung 3 snifd)cn bcm Unter¬ 
nehmer unb feinen Arbeitern über bic Befdjräit fntig ber 
Arbeitszeit znm 3wecf ber Bermeibung oou Arbcitcrenu 
Iaffungeu. (llrtheil bcS Gcroerbcgeridits Jranffurt a. Bh 00 m 22 . Juli 
lHsr,. Borfipcnbcr Affeffor fohlmannl. 

0ie Arbeitszeit in ber Jabrif bes Bcflagten ift oor ^fiiigfteu im 
Ghuunfiäubniß mit beu Arbeitern auf ■'> 2agc in ber SBoche ermäßigt 
warben. Iror.beut ift ihm, bcm Kläger, am 13 Juli gcfiinbigt worben 





7 


25aS ©ewerbcgcridjt. äRittfjcilungen bcS VerbaitbcS beutfchcr ©cwerbegerichtc. 9?r. 1. 


ft 


©ri'tnbc: 25ic VeweiSaufitaljitte hat ergeben, baß non Seiten ber 
Veflagten eine Vereinbarung über bie Verfügung ber Arbeitszeit mit 
ben Arbeitern getroffen ift, um mcitere Entlaßungen jit oermeiben. Von 
©eiten bes nnterbanbelnben Vertreters ber Vertagten ift babei bie 
Aeußerung gethan worben, baß nach ocrfürjter Arbeitszeit feine weiteren 
Entlaßungen ftattfinben füllten. ^entnadj ift ©egcttftaitb ber Verein¬ 
barung ber Veftagten mit ihren Arbeitern unb inSbefonbere bent 
Kläger u. a. geroefen, baß baS oorhanbeue Aibeiterperfonal bauernb 
weiter befdjäftigt würbe. 25a infoweit ber Vertrag oon ber Vertagten 
fetbft nidjt innc gehalten ift, oieltneljr einfeitg oon ihr aufgetoft ift, fo 
ift ber Kläger berechtigt, SdjabcnSerfaß zu oerlatigen. tiefer bercdjnet 
fich u. f* w. 

Unter welchen Umftäiibeit berechtigt Unfdhigfeit zur 
fofortigen Entlaffuttg eines SBerfmeifterS, S^uerS 2 c.? 
Vcgriff ber „widjtigen ©rüttbe" (§. 133 ber ©ewerbeorbnung). 
(Urtheit beS ©ewerbegerichtS Stuttgart, beftätigt burdj baS ber 2. Giuil- 
famnter am Sanbgericht Stuttgart.) 

25er Kläger, Vauzcichner K., ift oom Vertagten, Ardjiteftcu Sch-, 
ohne Künbigung entlaffeu worben unb oerlangt Entfchäbigutig. 25er 
Vertagte macht unter Aubcrem geltenb: 25er Kläger ljabe ih m foi ber 
Anftelluug auf bie grage, wo er bisher gewefen fei, ein tjicfigeS 
Ardjitcftenburcau genannt unb als feinen ©ehalt 7 .//. tciglidj an¬ 
gegeben, er habe aber oerfchwiegeit, bah er tu Iefeter Seit mit wefeiit- 
lieh geringerem ©ehalt auShülfSweife beim ©aniifowVauamt gearbeitet 
habe. 2)er Kläger fönne bie cinfadjften 3 c i<huitngcn nicht machen unb 
fei für fein Vureau unbrauchbar. 

2)te VeweiSaufnahme hat ergeben, bah bie Seiftungen beS Klägers 
recht befdjeibene waren, baS ©ewerbegericht hat aber feiner Klage troß- 
bent ftattgegeben. 25er Vertagte hätte ein 3eugniß oerlaitgen ober fidj 
bei bem früheren Prinzipal erfuitbigeit, ober beit Kläger auf ^ßrobe 
anfteDen tnüffen, ftatt beffen ift er bem Kläger mit einer heutzutage 
nicht mehr gewöhnlichen VcrtrauenSfeligfeit entgegen gefommeu. 9?adj 
Analogie ber in §. 133 c ber ©ewerbeorbming angeführten gaffe muh 
angenommen werben, bah ein VTanget, ber fdjott oor Eingebung bcS 
25ienftuertrags befiehl, nur bann geltenb gemacht werben fann, wenn 
ber Arbeitgeber bicfcit 2ÄangeI bei gehöriger UmFtdjt nicht hätte erlernten 
fönttett. 

25ie erhobene Verufuug hat baS Sanbgeridjt oerworfen. 2öenn ber 
Kläger auf bie grage beS Vertagten, ob er fich bem ^3oftcn eines erfteit 
3eichnerS gcroadjfeti fühle, in bejaheitbem Sinne beantwortet, unb auf 
bie weitere grage, | ü0 er feit^cr gewefen fei, feine Aufteilung bei 
Ardjitcft E. hfroorgehobeit, oon feiner Verwenbuttg auf bem ©arnifon- 
Vauantt gcfdjwicgcn hat, fo fann hierin ein auf Säufchung beS Ve¬ 
rlegten abzielenbeS Verhalten nicht gefutibett werben. $emt barauS, 
bah Kläger ben Anforberungeit, bie Veflagtcr an feinen erften Scidjner 
ftent, etwa nidjt etitfprach, folgt nidjt, bah er ft<h bewuht gewefen ift, 
bas nicht leifteit zu fönuett, was er fid) als feine fünftige Aufgabe beim 
Vertagten oorftelleu muhte; umfoweuiger, als leßterer felbft nidjt zu be¬ 
haupten oerntotfj tc, bah er ben Kläger barüber, was oon ihm erwartet 
werbe, beS Näheren unterrichtet habe. Hat weiterhin ber Kläger auf 
bie grage beS Vcflagten, wo er feither gewefen fei, auch btoh non feiner 
Verweitbimg bei E. gefprochen, fo lag hierin feine Unwahrheit. &enn 
er muhte biefe Aeußerung nidjt nothwenbig als grage nach feiner 
lebten Anftelluug oerftetjen, fonbern fonntc biefelbe als Grfuitbigung 
nach früheren Stellungen überhaupt auffaffen. (SS ift aber begreiflidj, 
bah er zunächft biejeuige Stellung erwähnt hat, welche ihm am meiften 
Zur Empfehlung bienen fomite, unb wenn ihn bann ber Veflagte über 
bie 3eit biefer Verwcnbung, Veginn unb Ettbe berfelben gar nid)t weiter 
gefragt hat/ fo lag für ihn fein Anlah oor, audj noch oon feiner 
2)ienftleiftung beim ©arnifon-Vauamt etwas zu erwähnen. 25ah aber 
and) bie 2)ieufte bes Klägers für ben Vcflagten nicht unbraudjbar unb 
werthlos gewefen finb, ergiebt fich barauS, bah biefer, obwohl er nach 
feinem eigenen Vorbringen fdjon in ben erften acht Sagen bie mangelitbe 
Vcfähigutig beS Klägers erfannt half beufelbcu bodj noch (etwa oier 
SBochcn) behielt unb fidj feine 25ienfte gefallen lieh- Unter allen Um» 
ftänben aber bat es ber Veflagte feiner eigenen Sorglofigfeit zu 3 u» 
fdireiben, wenn er in bem Kläger einen für ihn rninber braudjbarcn 
Arbeiter in 25ienft befontmen lj«t- Er hätte, wie uom Unterrirfßcr mit 
©raub ausgeführt worben ift, nicht unterlaßen biirfen, oor Abfchluh 
beS 2>ienftoertragS ftdj zu überzeugen, ob berfelbc bie Eigcnfdjafteit, 
welche juc Verfefjung ber Stelle nothwenbig waren, auch wirflidj befifee. 

Unter welchen Umftänben ift ber Heimarbeiter als ©e- 
wcrbegchilfe im Sinne beS § 122 ber ©ewerbeorbnung au- 
Zufehen? (Urtheit beS ©ewerbegerichtS Karlsruhe, Vorßßenbor Stabt» 
ratb Vo ecf h ) 

Kläger ift in feiner Vehnufuug mit Anfertigung oon VJeflen für ein 
Kleibergefrfjäft befdjäftigt. Er war mit bem üßreis, ben itjm Veflagtcr 


für eine anzufertigenbe SBefte bot, nidjt zutrieben. Als ihm ^ternuf 
weitere Arbeit oerweigert würbe, forberte er 14tägige Öotjnentfchäbigung. 
Sein Attfprurfj würbe abgewiefen mit folgenber Vegrünbung: 

25ie Vcßimmuttg bcS §. 122 ber ©ewerbeorbnung wonach znüfdjen Ar¬ 
beitgeber unb Arbeiter eine KünbigungSfrift oon 14 Sagen einzuhalteu ift, 
gilt nur für foldjc Arbeiter, welche als „©efcllen unb ©etjilfen" zn betrachten 
finb. Vci beibeit Kategorien oon Arbeitern wirb oorauSgcfeßt, bah ft« 
fich in wirthfdjaftlidjer Abhängigfeit oon bent Arbeitgeber befittben 
unb ruh befielt Anordnungen zu unterwerfen ha&cu; hierbei ift cS nidjt 
oon cntfchcibenbcr Vebentung, ob bic Arbeiter bei bem Arbeitgeber in 
einem oon tiefem geßefften ArbcitSlofal arbeiten ober ob fte ihre Ar¬ 
beit zu Haus als Heimarbeiter fertigen unb bamit ihre Verpßidjtungcn 
gegenüber bem Arbeitgeber erfüllen. SBetttt aber, wie hi**/ be* Heim¬ 
arbeiter oöllig unabhängig oott bem Arbeitgeber ift, wenn er bezüglich 
jeber einzelnen ifjm angetragenen Arbeit nach freiem Ermeffen ent- 
fcheibett fann, ob unb unter welchen Vcbingitttgen er biefelbe über¬ 
nehmen will, wenn eS ihm oollfommett frei fleht, ob unb in welchem 
Umfange er oon 25ritten Arbeiten übernehmen will — bann fann oon 
einem ftänbigen Arbeitsoerljältnih überhaupt feine Acbe fein; eS haubelt 
fich bann üielmeljr in jebent einzelnen gaffe um eine beftintmte einzelne 
Arbeit, welche Kläger fclbftänbig übernommen hnt. Von einer Än- 
wettbung bes § 122 ber ©ewerbeorbnung auf ben oorlicgettben gaff 
fatttt fomit feine Aebe fein. 

1. Suläffigfeit ber Verufuug, wenn ber SSerth ber oon 
mehreren Klägern itt einer Klage geltenb gemachten An- 
fpriidje 100 JC. überfteigt. 

2. ©ewerbegehülfe ober Huublungsgehülfe? (Urtheil bcS 
©ewerbegerichtS Kiel oom 18. guiii 1895; bcS Köttiglidhen Sanbgeridjts 
Kiel oom 14. 2)ezembcr 1895.) 

25ie H ’fäjc Vudjfjaublitttg itt Kiel — Veflagte — hatte in Hamburg 
eine gröbere Anzahl ^erfoiten — Kläger — zum Vertriebe oon Kanal- 
bilbern wäfjrenb ber Kanalfefttage für Kiel angenommen. Kläger füllten 
für jebes Stiicf ber Vilberfammlung att bie Veflagte 0,so JC. zahl™, 
währeitb fie felber l,so JC. unb mehr oom Vublifum nehmen foffteit. 
DUchtoerfauftc Vilber foffteit für 0,so JC zurüefgenommen werben. Kläger 
trafen am 13. guni 1895 in Kiel ein, fonnten aber erft, ba bic polizei¬ 
liche ©enehtitigung zum Vilberoertrieb nodj nicht oorlag, mehrere Jage 
fpäter bie 2ljätigfeit beginnen, weshalb ft* Entfdjäbigutigsflage erhoben. 

25aS ©ewerbegericht zu Kiel nahm feine JJuftänbigfeit an aus fol- 
gettben ©rüitben: 

2)ie fadjlidje 3 l, ftäitbigfeit beS ©ewerbegeridjtS tourbc angenom¬ 
men, weil Kläger als „gewerblicher" „Arbeiter" im Sinne beS 
VII. 2itels ber ©ewerbeorbnung in Verbinbuttg mit §. 2 beS ©ewerbe- 
gerichtSgcfejjcS oom 29. guli 1890 augefehen würben. S^eifelhaft hätte 
fein föttnen, ob fte nidjt oielmchr felbftftänbige Unternehmer wären. 2)a 
fte inbeßen fein Aififo hatten, ittfofern bie nicht oerfauften Ejemplarc 
oon ber Veflagten zurüefgenommen würben, unb ba bie ifteife i n g Ca 
wißem Umfange begrenzt uttb bie Kläger oon ber Veflagten in fiogis 
genommen waren, fo würben fic gleich fouft Austrägern, Haussierten 
u. f. to. als abljärtgig oott ber Veflagten, als Arbeiter bezw. ©eljülfctt 
in beren ©ewerbe augefehen unb war ijkntadj ohne Aüdßdjt auf bie 
Höbe bes ObjeftS baS ©ewerbegericht zuftänbig. 

2)aS Sanbgeridjt zu Kiel wies jebodj bie Klage wegen Unzuftanbig» 
feit bcS ©ewerbegeridjtS mit nachftcljeiibcr Vegrünbung ab: 

2)ie 3>däffigfeit ber Verufuug ber Vcflagten gegen bas Urtheil bcS 
©ewerbegeridjtS oom 18. gutti 1895 wirb oott ben Klägern mit Unredjt 
beanftanbet. 9Jach §. 55 bes? ©ewerbegcrirtSgefeheS ift im oorliegenben 
gaffe bie Verufuug zuläffig, weil ber Streitwertfj für bie Vcrufungs* 
inftanz ben Vetrag oon 100 M. überfteigt. Es ift unerheblich/ bafe ber 
Streitwerth für jeben einzelnen Klager nur 8 JC. beträgt, ba zur Er¬ 
mittelung bes Streitwerts im Sinne beS §. 55 itt ©emäfjfjeit beS §. 5 
Eioilprozcborbuuttg bie Anfprüdje ber flägerifdjett Streitgenoßen zu- 
fantmengerechnet werben mäßen. (Vcrgl. Seußerts Ardjio Vb. 37 
9h*. 167, Vb. 39 9Gr. 264.) 2)ie eingelegte Verufuug ift baßer an ßcß 
ftattljaft, audj friß- uttb formgcredjt erfjobeu. 2)agegen muß bie oott 
ber Veflagten zunächft oorgefdjüfcte Einrebe ber fachlichen Unzuftänbig- 
feit beS ©ewerbegertcijts für begrünbet erachtet werben. 2)aS ©ewerbe¬ 
gericht hat im angefochtenen Urtljcilc ßdj für fachlich zuftänbig erachtet, 
weil bic Kläger im Sinne bes §. 2 beS ©efefccS ootn 29. gult 1890 
unb bes VII. SitelS ber ©ewerbeorbnung als „gewerbliche Arbeiter" 
anzujefjeu feiett. 25cm fatttt nicht beigetreten werben. ES ift zunädjft 
in hohem V?aßc zweifelhaft, ob bic Kläger nach ihrem, auS bem ange« 
fodjtencit Urtljcilc erßchtlidjeu VertragSoerljältniß nicht als fclbftftän» 
bi ge ©ewerbetreibeube angefeljeu werben titüßen. Sic bezogen bie oott 
ihnen zu oerfaufeuben V?appett :c. zu einem feiten greife oon ber Ve- 
ftagten unb behielten ohne jebc weitere Vergütung für ihre Xtjütigfeit 
bcu aus bem VJeitcruerfnitf erzielten SWchrerlöS für fich, fo baß bas 



10 




$>a3 GJcmcrbegeridjt. SRitltjeilimgeii be$ ©erbanbcS beulfdjer (ScioerBcgerid^te. Sir. 1. 


^liifiFo ifires Unternehmens im Aflgemeincn fic traf, wenn bnffelbc and) 
Durch ifjre ^Befuguiü 311c Aiicfgabc bei* SSanrtu an bie ©eftngte gemin- 
Dort mürbe. S)er llmjtanb, baß iljncn etn fefter ©crfaufSpreis oorge* 
fdjrieben mar uitb baß bie ©eftagte ihnen ba§ 9 tadjtlogiS [teilte, oermag 
für ihre etwaige ©ehülfeneigcnfrfjaft mir wenig ins ©emirfjt 3U faßen. 

bebarf inbeffen einer beflimmten ©ntßheibung hierüber nicht, ba bic 
tfläger, menn fie wirflich als ©ebülfen unb nicht als felbftftänbige <$e» 
merbetreibenbe anjufe^en mären, both auf feinen ftafl ©ewerbegeßülfen 
int Sinne beS Titels VII ber ©ewcrbeorbmtng, fonbern faufmännifc^e 
Kehiilfen im Sinne beS ©anbdSgefeßbuchS mären. $ie Seflagte felbfi 
ijt als 23ucf}fjanblung lebiglich Kaufmann im ©inne bcS ©anbelSgefeß- 
IwrfjS. ©ejüglid) ber Angefteßten eines Kaufmanns ift je nach ber ©atur 
ber Süenfte, wclrfje beu wefentlidjen 2fjeil ihrer $f)ätigfett bilben, 3U 
unterfcheiben, ob fie ©anblungSgehülfcn im ©inne beS ©anbclsgefeß* 
&ud;S ober ©ewerbegefjülfen im ©inne beS Titels VII ber ©eraerbe* 
orbnnng fiub. 3» beu ^anblungSgcljülfeit geboren biefenigen, melcbe 
uiefenilidj ober nbermiegenb faufmännißhe $ienfte leiften, roie Saben* 
uerfäufer, Buchhalter, Aetfeube unb bergleitben. 3» &en ©emerbe* 
geholfen fmb bagegen nur biejenigen 311 rechnen, melcbe bei ber #er* 
fteßung, Aufbewahrung, ©erfenbung ber SSaaren unb begleichen ted)- 
nifcbe ober fonftige untergeorbnetc förperliche $)ienfte Ieiften. (©ergl. 
2taub, £>anbel$gefeßbud) Artifel 57 §. 3.) 3m oorltegenben ftalle ift 
gweifeltoS, baß bie £bätigfeir, 311 melcber bie Kläger angenommen waren, 
eine rein faufmännifebe mar, ba biefclbe auSfdßießlich in bem ©erfaufen 
uon SÖaaren, mithin im Abfd)luß oou £anbel$geftfjäften, beflanb. ©S 
ift für ifjre ©igenfrfjaft als $anbluugggef)ülfen auch unerheblidj, baß fie 
mir auf furje 3eit angenommen maren, ba hierfür nur bie Art ihrer 
©efdjäftiguug entfebeibet. 

£a fjiertiadj auf bie Kläger ber $itcl VII ber ©emerbeorbnung 
nicht nnmcnbbar ift, mar baS ©emerbegeriebt fachlich nicht suftäubig. 


diiUgungsämter. 


2)aS ©enicrBegeridjt ©ranbeuburg a. als ©iutguttgSamf. 

3ut Sflfyre 1893 ift baS ©etoerbegerid)t ©ranbenburg jum erften 
'JA'ale als ©iniguugSamt oon beu Arbeitern ber Berliner ftunftbrucf» 
unb ©erlagsanftalt oormals 21 . u. ©. Kaufmann angerufen worben 
unb gwar, uadjbem bie ArbeitSauSfeßung bereits 10 Wochen ge* 
bauert hotte- ^ie Arbeitgeberin lehnte cS ab, mit ben ©trifenben 
por Dem ©iniguugSamt 311 oerhanbelu, meil baS Benehmen ber* 
felben während ber 10 ©Soeben ein berurtigeS gemefen fei, baß oon 
einer BHebereiiifteflung fccrfelbeu nicht bie Aebe fein fönue. Söäre 
ber ©inigungSoerfud) bei Beginn ber Bewegung unternommen, 
bann mürbe fie — bie Arbeitgeberin — gern oor bem ©eroerbc* 
Gericht erfliegen fein, ©ier alfo ift bie ähätigfeit beS ©eroerbe* 
cjertdilS lebiglid) roegen ber oerfpäteten Anrufung ergebitißloS ge* 
wefen. — Ö^nnnr 1896 fanb bei einem ©auunternebmer eine 
partielle AuSfefcuiig ber 'Arbeit ftait unb bie ^Arbeiter riefen baS 
©eroerbegcrid;t als ©inigungsamt att, aber mtebentm lehnte ber 
2lrbcitgeber baS C^rfrfjeiiicn oor bem ©emerbegeridjt ab, meil baS 
Benehmen ber Seilte unb iuSbefonbere bie ©chmähungeit in ihrer 
treffe eine ©inigung unmöglich gemacht hätte»- — @nbli<b ift baS 
©eroerbegerid)t im ätär^ b. 3s. oon beu früheren Arbeitern einer 
Seberfabrif angerufen worben, hoch and; hier weigerte fich ber 
Arbeitgeber, oor bem ©inigungäamt ju oerljanbeln, ba er ein ©ec* 
hanbeln für auSfid;tSloS hielt unb fid; fofort nadh 2luSbrnd; beS 
Streifs anbere Arbeiter angenommen i>atte. 

Sßach beu in ©raubenburg gemachten ©rfahrungen würbe eS 
wünfchenSwerth fein, weint bem ©orfifceuben baS tftedjt gegeben 
würbe, baS ©iiiigungSamt auf Anrufen fd;on einer ©artei 311 fon* 
ftituiren unb bann beibe Parteien, wie jur ^rojeßocrhanblung 311 
laben. Arbeitgeber mürbe foldjer Labung in Den meiften g-äflen 
folgen, währertb er fich jeßt oft etwas 31 t oergeben glaubt, wenn er 
feine 3uftimmnng 311 c ©inleitung oon ©ergleid;Soerhanblitugen giebt. 

$£aS ©inignngS* unb fd;iebSgcncht(tdje ©erfahren bei Arbeit#* 
einftcffungeii in 5}ranfreidj. ^ad; bem fran^öfiftfjen ©efeß oom 
27. 1892, bete. baS ©iitigmigS» unb fdt)iebSgerid)llühe ©er* 

fahren in tfoüeftioftreitigfciten 3 toifd;en Arbeitgebern, unb Arbeitern 
tonnen Arbeitgeber, Arbeiter unb Angeftellte im galle oou 5tolleftio* 
ftieitigfeiten (difterents d’ordre collectif) über bie ÄrbcitSbebiugungen 
bie Streitfragen einem ©inigungS*M'oniitee, uitb falls oor biefem 
eme ©itiiguug nidjt erhielt wirb, einem SdjiebSgeridjt unterbreiten, 
^ec AiieDensridjter h»t bic Amnelbuug ber geguerifchcu Partei 
imierljalb 24 Stiutbeu gujiiftellcii, worauf biefc tfjm innerhalb 
lagen bie ©eaiitioortuug siigefjcii laffo.i muß, lribritvuMfls 


Ablehnung beS ©inigungSoerfttchS angenommen wirb. 3»i 3»He 
bei* Annahme labet ber 3riebenSrichter bie ©arteien ober bereu 
©ertreter 311 einem ©inigungSfomitee ein. 58irb iu biefer ©er* 
baublung bie ©iniguitg erhielt, fo wirb bariiber ein ^Srotofofl oom 
3riebenSrid)ter aufgenommen unb oon ben ^arteten unter 3 eidjnet; 
anbcrcnfaüs labet erfterer biefe ein, SthiebSrid)ter ju bezeichnen. 
33enn im gaße einer ArbeitSeinfteßung feine ber Parteien auf 
bas ©inigungSoerfahren anträgt, erläßt ber JvriebenSridhter aus 
eigener atntlidjer 3 »ßi»tioe bie oorerwähnten ©inlabungen. 9?ach 
bem ©ericht beS Arbeitsamts (Office du travail) betrug bie An 3 ahl ber 
Säße, in beneit baS ©xnigungSamt gebilbet würbe, auf Anrufung 0011 

3 ai)l ber ArbeitS* 
eiufteßungeti im 



Arbeit¬ 

gebern 

Ar* 

beitern 

beibe» 

oon 

Amts- 

wegen 

gufam» 

tuen 

1893 . . 

5 

56 

2 

46 

109 

1894 . . 

4 

51 

2 

44 

101 

1895 . . 

2 

46 

3 

84 

85 


634 

391 

405 


3n aßen brei Safcen ift alfo bie Anrufung feitenS ber Arbeit* 
geber nur in oerfdjmiubenb geringen Säßen erfolgt. 35em ent* 
fpredjcnb h»tcn auch bie Argeitgeber in ben 295 Säßen, in benen 
währenb ber brei 3»h^ eine Anrufung erfolgt ift, baS ©inigungS* 
atnt weit öfter abgelehnt (87 mal), als bie Arbeiter (10 mal). 3» 
5 Säßen lehnten beibe £heile ab; in 25 Säßen war bie ArbeitS* 
einfteßung oor ber 5lonftituirung bereits erlebigt. 3» 16 Säßen 
haben übrigens bie Arbeiter nach erfolgter Ablehnung oon ihren 
Sorberungen Abftanb genommen. $)er ©ireftor beS Arbeitsamts 
beflagt in feinem ©eridjt, baß eS in ben beiheiligten Streifen nod) 
erheblid) an hi» rc i4enbem ©erftänbniß für 3'oecf unb Sinn beS 
©JefeßeS mangele. 3»»äd)ft fcheinc man oielfadh ber irrigen Anficht 
3 U fein, baß Der Antrag auf ©inigungSoerfahren eeft bann suläffig 
fei, wenn bie ArbeitSeinfteßung bereits erflärt fei. ÜRur in 
20 Säßen feit ©rlaß beS WefeßeS fyat man oor ©rflärung ber 
ArbeitSeinfteßung oon bem ©efeß ©iebraiich gemacht, unb eS ift 
wohl wat)ifdjeinlich, ^»6 gerabe bie frühieitig oeranftalteteu 
©inigungSocrfudje am meiften AuSftd)t auf ©rfolg fabelt. ^h»t* 
fachlich h»&e» 0 ffßbe oon biefea Anträgen mehr als bic £>älftc 
ben ©rfolg gehabt, baß ber Ausbruch überhaupt oermieben würbe, 
währenb oon beu fpälec beantragten ©inigiutgSoerfuchen nur eine 
ffllinberjahl snr Beilegung geführt h»t- ®»»S hefonberS aber 
beflagt eS ber ©ericht, baß mau $wifd)eu bem ©inigungSoerfahren 
unb bem fchiebSgerichtlidjen ©erfahren nicht genügenb unterfcheibe. 
Währenb man es wohl begreiflich finben fönne, baß bie Parteien 
©ebenfen trügen, einem ^Dritten als 0d)iebSrichter bie©ntf<hei> 
bung 3 U iiberlaffen, feien hoch bafür fanm ftichhaßige ©rünbe 
oorjubringen, baß man ftd) oor bem ©inigungSoerfahren fcheue, 
welches in ber ^auptfache nur auf einen AuStaufch unb eine 
Älarftellung ber Anfdjauungen ^inauSlaufc, woburch ber 
Sreiheit ber Vlftion auf feiner Sette präjub^irt werbe. 

2)ie ßfcgiftriruttg ber freiwißigett ©tnigmtgSämter in ©nglaitb. 
2)aS englifche §anbelSamt h»i » l *t ©inweis auf bie neue Con- 
ciliation Bill oom 7. Augnft ein Auitbfchreibeu an aße ©inigungS* 
ämter unb Sd)iebSgeridjte oerfenbet, in bem fie eingelaben werben, 
fich behörblicf) regiftrircit 3 U laffen. ©S wirb in bem ©ircular 
betont, baß bie Aegiftrirung feinerlei amtliche Beaufsichtigung unb 
Äontrole inooloirt; fie foß oielinehr einerfeitS basu bienen, baS 
©ublifunt über ben Sortfchritt DeS ©inigungSwefeitS unb ber oer* 
fd)iebenen ©iethobeu frieblicher Beilegung oon ArbeitSftreitig[feiten 
31 t informtrett unb anbercrfeitS baS ©anbelSamt in Ausübung 
feiner einigiingSamtltchen 3»itiatioe unb Shätigfeit oor lieber* 
griffen in bie Sphäre freiwißig errichteter ©inigungSätnter fchüßen. 


^ligtmeinc? über ©cwerbegcridjte unb 
^rbeitenertrag. 

ftanfinSnntfd|e Schubsgerichfe. ber etnfd)lägigen Streitig* 

feiten. 3 um erften ßJfal feitbem fich bie ©anbelsfamntern auf 
minijterieße ©eranlaffitng über bie oon ben ©ehilfenorganifationcu 
angeregten faufmännifchen S(hicbSgerid)te 3 itr billigen, rafchen unb 
faefjoerfainbigen ©rlebiguitg oon Streitigfeiten jwifchen ^ritt 3 ipaleu 
unb ©leljilfen aus bem ArbeitSoerhältniß gutachtlid) äußern, h»l 
eine preußifche ©anbelsfammer ejafteS ftatiftifcheS Material über 
bie 3‘nanfpruihnahme ber orbeutlicheit ®erid;te burch foldje Streitig* 
feiten erhoben. ©S fiub Dies bie Acltcften ber Äfanfmaiiufdjnft iu 
9)iagbebnrg. ®aS oom SRagbeburgcr fiattbgerichtc beu Aelteften 
ber Stnufmannfcljaft mitgelhcilte Material über bie bei ben ©erichtS* 
bi’höibeu in 9JZagbcburg in beu 3»hict 1891—1895 anhängig 



11 


$)aß (Sfiucrucamdjt. SRitttjcilungen bcS SerbanbcS beutfcfecr Glcroerbcgeridjte. SRr. 1. 1- 


geroefeneit bürgerlichen $Rcd)tSftrcitigfeiten aus bem Aed)tSorrI)äliuif; 
Ztoifdjcn bem (Sigenthüincr einer .vmnbelSnicbcrlaftnug unb befjni 
faufmämtifdjeit Angeftellteu ergab golgcnbeS: 



J. Seim2anbgeri<ht,EioilFantment — | — | 2 2 | 4 

Seim Sanbgeridjt, kanunent j , 


für hanbelSfadjen .... 

1 1 1 

! 5 1 2 , 8 

2. Sei ben Amtsgerichten SRagbe- 
bürg (Altftabt, Sucfau unb 
SReuftabt) . .. 

20 ! 21 

i 1 f. Ä 

1 29 : 27 25 

3: Sei ben- übrigen zum SanbeS- 
geridjtöbezirf gehörigen 1 7 
Amtßgert^ten ... _._^ 

! 

o J 8 

l ! i 

, i 

r» | ii 8 

3n8gefammt im SangerichtS* 
bezirf SRagbeburg .... 

26 25 

41 87 40 


25anad) hätte in ben lebten Sauren eine nicht unerhebliche 3 Uß 
nähme ber faufmännifchen ArbeitSftreitigfeiten fchon bei ben orbent* 
liehen (Berichten fiattaefünben: -^icfelbe fällt umfomchr ins ©eroicht, 
als bie koften, bie Sangfatnfeit unb bie Umftänblidjfeif beS orbent* 
liehen ©erid)tSoerfahrcnS oft in gar feinem VerhäUuife ju bem 
©egenftanb fielen, um ben es fid) 3« fabeln pflegt unb in ber 
Siegel auf ben SRechtfuchcnben gerabegu abfehreefenb roirfeu. 


X>erbattd$aiigdtgent)citen. 

3>em Berbanbe finb beigetreten: bie ©eroerbegeridhte in ®ofte3* 
berg> ©öttingen, ßanbSberg a. SB., foroie baS kaiferlicfje ©eroerbc* 
geridjt in 2Refe. 

SJeriiereS tu>m VerfmtibStage. SBenngleich bie Berfammlung 
oon ©eroerbcgericht$*Vorftfeenben, welche am 29. September in 
Strafeburg ftattfanb, in erfter £inie bitrd) bie SunungSnooelle 
ocranlafet mar (bergt ben leitenben Auffafe in biefer SRumntcr), fo 
mürbe bie konferenz gleichzeitig auch 3 U einem SReinungSnuStaufd) 
über eine Steife oon Otogen aus ber VrayiS benufet. Beigeorbneter 
Btolf*Dffenbach brachte baS Berfeältuife bcS §. 51 ber ©eroerbc* 
orbnuitg zu §. 124 zur Sprache, Bünbner, Vorfifeenber be$ ©c* 
merbegerichtS £ubroigsf)afen, bie grage ber Vertretung dRinber* 
jähriger oor ben ©eroerbegerichten, Sufti^rath $)ecfer*köln bie grage 
ber Kompetenz ber ©eroerbegeridjte für Strafecnbahnftreitigfeiten, 
roaS bem ©efd)äftSführer Stabtratfj Slefdj Anlafe gab, auf bie 
SRenge ber einer ftcheren fiöfung ganz unfähigen Streitfragen auf* 

$)ie gleichzeitig hiermit. ausgegebene $Rr. 1 ber ©tochenfchrift 
tt Soziale frajiS, Eentralblatt für Sozialpolitik' enthalt: 

SDer Frauentag. Von Anna Saftroro. — SDie beutfehe 
Berufszählung. Bon Dr. E. -Jrirftfjberg; Sozialpolitik 
konfular*Berid)terfiattung in 2)eutfd)lanb unb Englanb. — 
kommunale giirforge für bie Sleifchoerforgung ©SieitS; 
Sreibänfe für bie fianbgemeittben im kreife SRainj; Sfäbtifche 
9tabfahrer*Uebnngsbahn unb£aron*tenniS=VIäfee in^annooer; 
kommunales Programm für eoangelifche Arbciteroereine; 
V. roeftpreufeifdjer Stäbtetag. — VerbanbStag ber fatholifchen 
Arbeiteroereinc SübbeutfchlanbS; £ag ber Vauarbeitcr 
Schlesiens, ©aligienS unb ber Buforoina.— Schüfe für SRühlen* 
arbeiter in ®eutfd)lanb; Unierbemannung englifcher Schiffe; 
Sabdfinfpeftion unb grauenoereine in Baben. — Verbanb 
ber DrtS*kraitFenfaffen im 3)eutfd)en SReicfe. — $)ic Firmen* 
oermaltung in Elfafe*Sothringen; Armenpfleger*£ag in Strafe* 
bürg. — £anbroerfer* unb SunungSoorlage in S)eutfd)lanb. 

AuS bem Snhalt ber lefeten Septembernummern ber „Sozialen 
$rajiS" feien folgenbe Auffäfee heroorgehoben: $>ic Erhöhung ber 
Veamtengchälter in Vreufeen. — 3)ie englifchc Enquete über ArbeitS* 
IofigFeit. Von Dr. 6. Soero (£pnbon). — 3>ie beutfefeen ©croerF* 
fchaftS*£)rganifationen im Qahre i895. Von E. Vegieu, Viitglieb 
beS VeicfeSiagS (Hamburg). — $)ie amtlichen Vorfcfeläge zur SRcoifion 
ber beutfefeen SlrbeiteroerficherungS*®cfefee. Von Stabtratfe §. 
o. Öranfenberg (Vraunfdjmeig). — VilbungS* unb ^IrbeitS* 
oerhältniffe im ^anbclSgeioerbe. Von Dr. jur. Vt. Cuarcf (Sranf* 
furt a. 2R.). — 2)ie Verbefferuna ber 9age ber konfeftionSarbeiter 
auf genoffenfchaftlidjem S3ege. Von Dr. ,£)irfchberg (Verlin). 
— ^ie änfgaben ber §anbmerfs*Drganifation in bem bentf^en 
3nnungS*ßntrourf. Von Dr. 9lnbr. Voigt (granffurt a. Vt.). — 
5)er Allgemeine Verbanb beutfdjer ßrmerb‘3* unb SirthfcfeaftS* 

©arl pe^mann* «erlag tn «crltn W. aRaucrftra&e 44. - ©ebnuTt bei Julius Sitteufclb ln 


merffam zu uiad)cn, bie barauS entftäubni, bafe bas 9?ed]t all 
©eroerbctrcibeuben, ihre Streitigfeiteu rafd), fchnell unb unter ;) 
Ziehung oon Arbeitnehmern unb Arbeitgebern entfefeieben z u Kd: 
befchräuft fei auf biejenigen, bie nach ber ganz äufeerlid) non r: 
j ölemerbcorbuung gemachten Scfeeibuug gerabe bem lefetcrcn (^i% 

I unterstellt feien. 

I dnblidh regte noch (>ierftein*SDortmunb bie intereffante 
I roiefetige grage an, ob nicht bie Snnungcn burch Aufhellung e*r= 
heitlid)er ArbeitSorbnitngen für bie Verhiuberung ber Streitigfiifc 
beS fleiucn VetricbeS forgen fönnten, mic es bie ArbeitSorbnuntfc; 
für ben ©rofebetrieb mit beftem (Erfolge beroirfen. So fonnic >.i 
Dberbürgcrmeifter ©afener, meld;cr ben Vorfife führte, im SdituK 
mort mit Vecht barauf hiumeifen, bafe bie heutige Vcrfantmluiig Uli 
9?othmenbigfcit, berartige Vefprecfeungcn regelmäfeig unb in a.: 
gebehnter ©Seife herbeizuführen, bargettjau habe. 

Aus bem Vericpt bcS ©efchäftSführerS fei fchlie&iii 
mitgethcilt, bafe oon ben etrna 275 bcftchenbeit ©eiDerbe- 
erichten bis jefet 112 bem Verbaitbe beigetreten finb, ur^ 
afe noch beftänbig neue VcitrittSerflärungen aus allen Zfyeilen 
beS 9?eichS einlaufen. ®ie finanziellen Verhältniffe beS Verboutl 
finb befriebigenb, ba bie SRothroenbigfeit einer geroiffen Auss 
behnung ber VerbanbSthätigfcit behufs oollftänbiger Sammlurai 
ber gerichtlichen Gntfdjeibungen, ber Auszüge aus ben Veridiien ir,K 
ben ftatiftifd)en S)ateit aüfeitig anerfauut ift, mürben oout AuSi'diu 
bem ©efdjäftsfiihrer bie SRittel zur ©emiunuitg oon ^>iilfSarbeiicüi 
beroilligt. 3m Uebrigen hat ber Verbanb nicht nur gefnefet, jur 
gortentroidelung ber SRed)tfpred)ung unb bes Rechtes bcS Arbeit#: 
uertrageS beizutragen, er hat vielmehr aud) zuerfl unb nachhald 
bie Aufmerffamfeit auf bie Einrichtungen zur Vermiiibcrung ba 
geroerblicheit Streitiafeiten (Arbeitszettel, kontraftbüdjer lt. f. ro.i 
gelenft, er hat bie Angriffe gegen bie ©emerbegcrichte, bie aHec- 
biitgs roohl ihren §öhepunft über[cf)ritten haben, beobachtet uni' 
Zur allgemeinen kenittnife gebradjt unb, fomeit nothmenbig, roiber-' 
legt. Ebenfo hat er bie Angriffe gegen bie Enbgültigfeit uni: 
fofortige VoDftrecfbarfett ber Entfärbungen aufnterffant oerfolgt, 
mobei er gÜerbingS nid)t in ber £^age mar, irgenbroeldje Shatfacheu 
in Erfahrung z« bringen, melche biefen Angriffen ^Berechtigung 
oerliefeen. Er hat ber ^isfuffion über bie AuSbehnung ber Eto 
merbegerichte auf kaufleute, ^ienftboten, lanbroirthfdiaftlidje Arbeiia 
ben nöthigen Äaum gegeben, bie foziolpolitifche Aufebarmadiung 
ber ©emerbegeritf)te, iitSbefonberc il;re AuSgeftaltmtg als Eimgung$= 
ämter unb Arbeitsämter, bie ihrer Beziehungen z u ^ en 

ArbeitSnachmeiS*Stelleu nad) Vtöglichfeit beforbert. 2)aS Verbanb** 
organ ift herbei fletS bereit, beiben ^heilen, Arbeitnehmern un^ 
Arbeitgebern, bas Vtort zu geben. 

1 ©enoffenfehaften im 3ahre 1895. Von Dr. §an£ Erüger (Ehar-' 
Iottenburg). — 2)ie Selbftoermaltung ber beutfehen kranfenfaffen 
Von S. ©emehr (Elbcrfelb). — AuS bem SRotizentheil: 
Vorgehen oon ©cmerbegerichtS*Veififecrn gegen bie 3uuungS*Vor* 
läge; bie fionboncr Schneiber*3uuung als SdjiebSgericht; Urthcil 
beS Soitboner Sd)iebSamteS im Väcfergemerbe; permanentes Schiebs* 
geridjt im Vaugeroerbe; £ohnflaufeln in ben VecgebungS*23ebin= 
gungen bclgifcher kommunen; Vorgehen mürtiembergtfdjer Stabte 
gegen geroerbliche Vefdjäftigung oon Schulfinbern; Vefchäftigung 
; meiblicher ArbeitSlofcn in kolmar; ßohnberoegungen ftäbtifcher 
j Arbeiter in ®eutfchlanb; kinbexfpeifungen in beutfehen Stabten; 

! Vereinigung fozialiftifrijer ©emcinberäthe in Vaben; Eeniral* 
oerbanb beutfeher ©emeiubebeamtert; fat^olifd^*foktaler kurfuS in 
S<hroäbifch=®münb; VolfSzählung in Vufetanb; Koalitionsfreiheit 
unb grober Unfug; Sohnbcroeguiig im Sonboner Schneiber* 
geroerbe; fdjroarze Öifte ber Vauunteruehmer ©eraS; Arbeiter al« 
Sabrifinfpeftoren in Belgien; kinberarbeit unb 9ta)fen*Entartung 
in Sizilien; SreiroiHige ^pgienefommiffion ber Berliner Aerzic. 

Stänbige Aubrifen ber „Sozialen V*a£iS": . Ad* 
gemeine Sozial* unb Söirthfchaftspolitif; kommunale Sozialpolitif; 
Soziale ^uftänbe; grauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer* 
oerbänbe; ©eroerbcgerichtc, Einigungsämter, ArbeiterauSfchüffe; 
Arbeiterfdhufe unb ©croerbeinfpeftion; Verfidjerung, Sparfaffen; 
Armenpflege; ©ohnungSroefcn; ©efuubheitSpflege, Ernährung; Er* : 
Ziehung, Schule, BolfSbilbung; Suftiz; ginangen; Sanbroirtfefchaft, 

t anbroerf unb Subuftrie; $anbcl, krebit; Verfehr; Sitterarifche Äeu* 
rfcheinungcn. 

®ie „$ 0 ji«r< Profis, jrrnlr«(6Caf( fär crfd&emt jeben ©onnerftnii 

unb foftet oicrtcljabrlid) 2.^504 cinf^liefelt^ bet SPlonatSbellage „jia-: 
(äktocrbeßcridjt". ßu belieben buTd^ fäntmllii^e tpoftanftalten unb ^ucbbanblungen 
! fomte bireft butdb bie Jßetlagöbucbbanblung (Earl ^e^mannS ©erlag, ^Berlin W., 

1 SDinucrftr. 44). 

Serlln "VV. — «erantroortlld) fnr bte Kebaflion: Dr J. Jaftroiu ui ivbailoUeuburg^Öeriiu, 





II. 3aH«"8 


Serlin unb Ofranffurt <*• ®l., ben 5. SRooemBer 1896. 


Stammet 2. 


fits ((5frt)crbrgfriil(t. 

2nittljeilungen bes Derbanbes beutfcfyer (ßemerbegertcfyte. 


SRebaftionSauSfäuf}: ©tabtratb Dr. Jltfdf in gfranffurt a. 3R. unb SBfagiftrat8=Slffeffor ®uno in ©erlin. 

Meint am ttSen ^nnerUg i«*« ?Bo««fs. $eröU£geber: ?«•* |4 * rfl * 1 ^* rl * 

6orl S^mannS Verlag, Vetlin w., 2Kauexftr. 44. Dr. ft V 0 XV+ Koftenfreie ©eilage gur „©ogialen ©rajiS*. 


AUc für bie Dtebaftion bc« „©etnerbeflericbtS" beftimmten «Scnbungcn bittet man a» abteffiten: An Jperrn SftagiftratS.Affeffor ©uno, ©erlin w., SBormfet ©tr. 2. 


3 n 

ftcdftrprtdiung .13 

3't £«ft förawinflung ber gort* 
fe^ung beS 9lrbcitßöerf>attniffeö au* 
löfftg? (&reifl»©en>eTbcgerid)t Altena, 
Kammer Sfibenfcbeib j fiaubgeridjt 
■Vagen.) 

©ebeutung eines oor bem (Einigung«» 
amt gefdjloffenen Vergleichs. Kann 
ber.einjelnc Arbeiter barauS 3Red)te 
betleiten, obtoobl bet Arbeitgeber mit 
if)nt abtoeicbenbe ©ebingungen nach* 
ttflglicb oeieinbatt bat? (©eioeTbc* 
geticbt Berlin.) 

©leiebbeit ber KünbigungSfrift (§. 122 
ber (?)emerbeorbnung). SBelcbe goige 
tritt ein, menn ungleiche Triften be» 
ömigett finb? (©en>erbegerirf)t Verliit.) 
^Tudnerbot. Kann ber Arbeiter ben 
$b**l feines ÖobneS, ber mit feinet 
auSbriirflid)en ©enebnngung bireft an 
einen ©djanfiuirtb füt entnommene 
SBanrcn abgefübrt ift r bon bem Ar* 


alt. 

beitgeber in ©argablung »erlangen? 
(©etoerbegeriebt Königsberg i. $.) 
„©ntioenbung" als ©ntlaffungSgtunb? 
(©etoerbegeriebt Stuttgart.) 

^infgungsämter.16 

®et SJiagiftrat ©erlin »ot feinem 
©etterbegeriebt als ©inigungSamt. 
Ablehnung beS ©cbiebSgericbtS im 
berliner KonfeftionS* Streif. 

?LUgf nt int* iUwr Smrtr&tgerlibff 
ttitb JlrtoettÄttertrug.17 

Sie SnnungS • ©cbieb8gerid)te 
in ber ©ra^iS: 

I. StatiftifcbeS. ©on Dr. ©. 
©räber. 

II. SnnungS* ©cbtebSgeri djte 
in ©erlin. Von SKagiftratS* 
Affeffor SB. ©uno. 

©rtiebtung neuer ©ekoerbegeriebte. 


SnbaltSangaben ber „©ogialen ©rapS". 


Abbrutf fümmtlieber Artifel ift 3 eitli ngen unb ßeitfdjrtften geftattet, jebodj nut 
mit »oder Quellenangabe. 


lUdjtfpredjung. 

3ft $aft jur ©rgmingung ber gortfefcung beS Arbeits» 
©crbältniffeS ^uläffia(Vefcblüffe beS Kreis-©cmerbegeridjts 
Altena, Kammer Sübcufdjcib, unb beS l'aubgcridjts §agcn. SWitgetbcilt 
uont Veigeorbneten grau! itt Sübcnfcbcib.) 

$urcb Urtbeil beS Krei$»®eroerbegericbtS Altena, Kammer Süben- 
febeib, mar ein Arbeiter oeiurtljeilt, bie bei bem Arbeitgeber ohne oor* 
bertge Kiinbigimg unb ohne gefefclidjen ©ritnb oerlaffenc Arbeit bis 3 U 
einem beftimmtcu ^jetlpuitfte mieber aufgunebmen unb bis aur recht* 
mäßigen Auilöfuug beS ArbcüSoerbältniffeS fortgufeßen. $)a Vcflagter 
biefem UrtbctlSfprucbe feine goige Ieiftete, fo beantragte Kläger, ben- ; 
felben bureb ^aft a«r ©rfüllung feiner ßScrbinblirfjfcit anaubalten. 33 e- | 
flagter mürbe baraufbin a« einer $aft »on 3 Stagen ucrurtbeilt. SRaeb ' 
fBoflftrecfung biefer Strafe beantragte Kläger, ben SBcflagten, ber bie ' 
Slrbeit noch immer niebt mieber aufgeriommcii batte, in eine neue $afl- 
ftrafc an ncrurtbeilen. ©S mürbe alSbaun ein meitercr -ipaftbefcbluß 
crlaffcn, gegen ben 33eflagter bas 2tecbtSmitteI ber SBcfdjmerbc eiulegte, 
mit ber ^cgrünbmig, ba[j er burdj Abbüfeung ber 3 Sage £>aft »feine 
StbulD gcfiibut habe". S)as Sefcbmerbegcridjt (ßanbgericbt Öagen) bob 
ben ^aftbeidjluf} auf. I 

©riinbe: ^Sie SBieberaufnabme eines ArbeitSoerbältniffeS gebärt 
niebt an benjentgen ^anblungcn, an beren ©ramingung baS ^roaefegeriebt 
bie |>aft anorbtien fann. ^'atb §• 774 ber ©iotlproacborbnuiig ift bie 
Anorbnung ber £>aft nur anr ©ramitigung folcbcr ^anblungen ftattbaft, 
roelcbc cinerfeits niebt burdj einen dritten »orgenommen merbett fönnett 
unb anbercrfeitS ausfeblieblieb »on bem SBiüen beS ©cbulbtiers abbängen. 
©ine foldje .£>anblung ift bie SBieberaufnabme unb gortfe&ung eines 
ArbeitSuerbältniffeS ber oorlicgcnbeit Art nidjt. Settit einmal bängt 
nach bem Sinne ber ©iuilproaefeorbnung eine 4>ant>luiig, au beren 2$or- 
nabntc befonbere gä^igfeiten anaumenben finb — ber Sdjulbner beait- 
fpruebt für feine Srtftungcn einen XageS-ArbeitSücrbienft uon M . 7 /5 o —, 
niebt auSicbltefdid) uon bem SBilleit beS ScbttlbnerS ab, unb fobann 
betrifft ber §. 774 Abf. 1 ber GtMlpro$efjorbmmg offenbar nur gana 


beftimmte §anblungen, mie SReebnungSlegung, ßeijtung beS CffetibarungS- 
eibcS, niebt aber eine ©efammtbeit oon ^anblnngen, mie fic ein ArbeitS* 
oerbältnib mit ficb bringt, ©tefem Umftanbe trägt andj baS ©emerbe- 
gericbtSgcfeb bureb bie «orfcbrtft beS §. 51 SRecbnung." 

Sebeittung eines oor bem ©inigungSamt gefcbloffenen 
Vergleichs. Kann ber c i na ein e Arbeiter baranS dlccbte ber 5 
leiten, obmofjl ber Arbeitgeber mit ibm abmeid;enbe Ve» 
bingungen naebträglicb oereinbart bat? (Urtbeil beS ©emerbe- 
gericbtS Verlitt, Kammer I, Vornbenber 9WagiftratS=Affcffor Secbom). 

5)ie SRäberin ©. ift oom ganuar 1895 bis 27. gnui 1896 für ben 
©ebneibermcifter 9t. als SBefienarbeiterin auf ©tiieflobu bcfdjäftigt ge- 
mefen. Am 19. gebruar er. ifi oor bem ©inigungSamt bcs ©emerbe- 
geridjts gur Beilegung beS in ber KoufeftionS* unb ©dineiberbrandjc 
auSgebrocbeneu etreifs oon einer «ngabl Vertreter ber Arbeitgeber. 
Arbeitnehmer unb 3 l atfdjenmeifter oereinbart morben, bafe bie Kon- 
feftionäre oorbebaltlicb genauerer befinüiuer gefifebung oorläufig auf 
alle bisher babin gegablten Söljne einen 3ufcblag oon 12V* 0 ,o, jeben- 
falls aber bie ßöljne eines näher begegneten SKinimaUarifS gableu 
foOten, unb bafe biefer 3ufdjlag oon ben 3mifebeiimeifiern ben Arbeitern 
gegablt merben fofle. S)ie Varteien fmb bei biefer Verbanblung meber 
als paftirenbe Steile beroorgetreten, nod) haben fie ben oerbaubelnbcii 
gntereffcntcii befonbere Voamadbt erteilt. VeHagter bat jebodj, fo 
lange er felbft ben 12 l /s progentigen Suftblag oon feinen Arbeitgebern 
erhielt, auch feinerfeits feinen Arbeitern benfelbeu gcgnblt, unb fo bat 
aud) bie Klägerin eine 3eit lang einen 3ufeblag oon 12 l / 3 % auf ihre 
Söhne erhalten. Aisbann aber bat ber Veflagte ber Klägerin erflärt, 
es gäbe fernerhin reine ^rogente mehr, ba er aueb oon bem ©efebäft, 
für melebeS er liefere, feine ^rogentc mehr befomme. Srobbem bat bic 
Klägerin meiter Arbeit ooit bem Vertagten genommen, oerlaiigt abei 
mit oorliegenber Klage, ba& ber Veflagte ihr auf bie feit jener ©r 
flärung im ©efammtbetrage oon 52, 84 gegablten Söhne noch 12 l /a %, 

alfo 5,ns M. naebgable, ba er ni^t berechtigt gemefen märe, fub oon 
ber Vereinbarung beS 19. gebruar er. loSgufagen. 

5)ie Klage mürbe abgemiefen. 

©rünbe: ©clbft menn bie Parteien fteb an ben Verbanblungcn 
oov bem ©emerbegeriebt, beren ©rgebnife baS fßrooiforium oom 19. ge¬ 
bruar er. gemefen ift, bireft ober inbireft betbeiligt hätten, müßte ben- 
noch bem Veflagten baS Sleebt gugeftanben merben, aubere, als bic 
barin fefigefefcten Söhne gu oereiubaren. 5)eun jenes ^rooiforium ift 
lebiglidj eine Offerte ber Arbeitgeber an bie Arbeitnehmer, auf ©runb- 
läge ber barm aufgenommenen Veftimmimgeu fernerhin unb bis auf 
Weiteres ArbeitSoerlräge fcblicfjen gu moDen. $>er Offerent ift aber 
nicht au feine Offerte gebunben, fann biefelbe oielmebr aurüdgieben unb 
fann ferner nicht oom Oblaten gegmungen merben, auf ©runb ber 
Offerte abgufcblie&en. danach ift ber Veflagte, meil er rcdjtgeitig bie 
Aufhebung ber 3ufoge erflärt bat, nidjt oerpflicbtet, bie ^rogente nacb- 
gngaifien unb gmar umfomeniger, als er ftcb am 19. gebruar nicht per- 
fönlidb oerpflidjtet, fonbern lebiglicb bas oon Anbcren oereinbarte 
oiforium befolgt bat. Sarin liegt aber baS Kriterium bafiir, bab jene 
Abmadjung oom 19. gebruar er. nic^t ein Vergleich im cioilrecbtlicben 
Sinne mar — benn ©ergießen fann man ficb nur mit inbioibnelf be¬ 
ftimmten ©egnern , fouberu ba& es eine Offerte für ferneres 3ufntnmen< 
arbeiten, eine griebeuSbotfcbaft an eine uubeftimmte ©efammtbeit ber 
Sntercffenten mar, melcbe, menn nicht befolgt, nur gur goige haben 
fann, ba& Sficmanb beim bem Veflagten mehr Arbeit nimmt, bafe ber 
©treif mieberauflebt, melcber aber rechtlich nicht erglommen merben 
fann. mt 9terf,t betonte ber Veflagte, Klägerin hätte aufbören fotten 








15 


Saß ©pmerbegeridjt. ©littfeertungen beß ©erbanbcß beutfdjer ©cwerbegeridjtc. Sir. 2. 


16 


Zu arbeiten, als ihr ber ©cgfaß ber ©rozente befannt gegeben 
würbe.*) 

A nm. b. Sieb. Sie grage, inwieweit ffierabrebungeu oor bem 
©inigungßamt bie ©arteicn binbnt, unb anberc ©erobrebungen auß» 
fchliefeen, wirb oermutblich in ber impften gelt öfter bie ©cwerbe- 
aerid)tc befcfeäftigeu. Sic $rage wirb nadj ber ^nbiuibualität beß 
^aßeß oerfehiebcn $u beurteilen fein. An ftdj ift bie ©ejahung auch bei 
tollen eiiiigungßamtltdjen ©rotofoflen nicht unbebingt außgefthloffen, 
bie zwifdjen ©efammt«©arteien ju 0tanbe fommen, wenn j©. in ber 
^orm beß ©rotofoflß unb in ber ©eooßmädjtigung ber beiberfcitigen 
Vertreter bafetn ©orjorge getroffen ift. 

®Ieidj^eit ber Künbigungßfrift (§. 122 ber ©ewerbeorbnung). 
©Seldje golge tritt ein, wenn ungleiche Triften bebungeu 
Unb? (Urteil beß ©ewerbegerichtß Berlin, ©orf.: ©lagifiratßaffeffor 
^ohmeger.) 

Ser Sauarbeiter ©. behauptet, im 3uli 1896 ohne gcfeplidjeu ©ruitb 
unb ohne Küitblgung oom SJlaurermeifter Sdj. entlaffen ju fein, unb 
beanfprudjt für l SBodje unb 2 Sage, roäfjrenb melier er befdiäfti- 
gungßloß gewefen fein wifl, Öopnentfchäbigung in ^öfje oon M 48. 
'Seftagter legt ein @djriftftnct oor, 3*taltß beffen Kläger burdj Slamenß* 
unterfd)rift anerfannt höbe, bafe feine Künbigung ftattfinbe, ber ©eflagtc 
befugt fein foße, ben Kläger ju feber $eit ju entlaffen, ber Kläger 
feinerfeitß am Abenb jeben Arbeitßtageß baß Arbeitßoerhältnife 
töfeu biirfc. Ser Kläger giebt zwar ju, biefc ©rflärung untcrfc^rieben 
$u haben, fidjt aber ihre ©ültigfrit auß bem ©runbe au, wert in ber« 
jclben bie Auffünbiguugßfriiicu für beibe Kontrahenten uidjt gleidj bc= 
ftimmt feien; ein öinwanb, mit bem er fd)oit bei Abgabe ber Unter» 
fdjrift beroorgetreten fein miß, unb ber fidi audj alß jutreffenb erwieß. 

Sie ©ewerbeorbnung beftimmt in ihrem §. 122, „bafe ein Arbeitß- 
oerhältuife jroifeben ben ©efeßeu ober ©epülfen unb ihren Arbeitgebern 
burch eine jebem Sfjrilc freiftebenbe, 14 Sage oorber erftärte Auffünbi* 
gung gelöft roerben fatin, menn nicht ein Anbereß oerabrebet ift. ©Serben 
anbere Auffünbigungßfriften oereinbart, fo muffen fte für beibe Sljrile 
gleich fein. ©ereinbarnngen, welche biefer ©efiimmung guioibcrlaufen, 
ftnb nichtig * Ser hierin jum Außbrucf gelangte ©runbfap, ba& für 
beibe Kontrahenten aßc biejenigen Abreben gleich fein müffen, welche 
eine ©inwirfung auf bie ©efiimmung ber Seit außüben, mit beren Ab* 
tauf feit ber einfeitigen Kunbgebung beß Auftöfungßroißenß baß Ärbeitß» 
oerhältnife ein ©nbe fiuben fofl, gilt nadj ber Haftung beß §. 122 nicht 
außfeßliejjlicb für bie einfachen ftnft-Serfnngerungcn, .Kürzungen unb 
^Aufhebungen, fonbern auch für bie ftäße, in welchen feftgefept wirb, 
baß bie Auffünbigitng nur au beftimmteu Sagen, ju einer beftiturn¬ 
ten Sageßjeit erfolgen bürfe ober unjuläfftg fei. — Ser ©eflagte hat 
ftch baß Siecht oorbeßalten, ben Kläger „z u jeher 3 e it", b. h- jn ieber 
beliebigen Sageßftunbc zu entlaffen. Sem Kläger ftanb biefeß Siecht 
nicht zu, er war gehalten, ntinbeftenß biß z«m Ablauf beß Arbeitßtageß 
ben ©ertrag ju erfüflen, erft mit biefem 3 e itpunfte burftc er oon betn* 
felben abgeßeu. gür ben Kläger war bamit eine eintägige Kütibigungß» 
frift beitimmt. ©ß liegt barin eine offenbare ©eridjicbenbeit, bie, ba ßc 
oon bem §. 122 nicht gcbulbet wirb, bie über bie Auflöfung beß Arbcitß» 
oert)ältuiffeß getroffene Abrebe nichtig madjt. — 3el)lte eß alfo, ba bie 
oom Seflagtcn beregte Abrebe alß nidjt getroffen gelten muß, überhaupt 
an einer Vereinbarung über bic Kiinbigung, fo bewenbet eß bei ber 
gefe&lidjen ©eftimmung beß §. 122, baß in ©rmangelung einer auber* 
weiten Abrebc baß Arbeitßoerhaltuiö nadj Ablauf einer 14 tägigen 
Auffünbigungßfrift gelöft werben fann. (©ergl. o. fianbntann, ©emerbe* 
orbnung, Anm. .3 ju §.122, unb (Schcufcl, ©ewerbeorbttung, Anm. 7 
*u §. 122). 

Srucfocrbot. Kann ber Arbeiter ben Sljeil fcineß Sohneß, 
ber mit feiner außbrücflichen ©cnebmigung bireft an einen 
8<hattfwirtl) für entnommene S3aarcn ab geführt ift, oon bem 
Arbeitgeber in ©aarjahlung oerlangt werben? (Urtheil beß 
©ewerbegerichtß Königsberg i. $r. ©orftpenber: ©tabtratl) Sohl-) 

©in ©auunternehmer hotte feinem SKaurerpolicr, welcher regelmäßig 
bie Außjal)lung beß Sohneß an bie ©efeßen unb Arbeiter beforgte, ben 
Sohn $ur Auß^ahlung richtig übergeben; ber ©laurerpolier hotte jebodj 
einen Sbcil beß Sohneß eineß ©efeßen nicht an biefen, fonbern au einen 
©chanlwirtl) gejahlt. Ser ©efeße flagt gegen ben ©auunternehmer auf 
Auszahlung feiiteß ooßen oerbienten Sohneß. — Scr SWaurcrpolier, 
welcher alß ©ertreter beß beflagtcu ©auunternehmerß oor ©cridjt er» 
fchien, gab zu, bafe er einen Sljeil beß oom Kläger oerbienten Sohneß 
im ©ctrage oon 10 /5 o JU einbcljalten unb an einen 8chanfwirth für 

*) 3» einem anbern ©rfcnntnifc berfelben Kammer wirb biefer 
©ebanfeugang folgenbermabeti burchgeführt: 3^ne 3 u foge ift etwaß 
Aehnlicheß, wie bie Annonce eiitcß Kaiifntannß, ber z» beftimmteu ©reifen 
feine SSaarcn anpreift; wie lepterer jeberzeit wiberufeu fann unb nicht 
gezwungen werben fann, auf feine Annonce hin zu »erlaufen, fo fönneu 
auch bie ©eflagtcn nicht für immer unb gegenüber ^cbermaun an ihre 
3ufage gebunben erachtet werben. 


burch ben Kläger entnommene SBaaren abgeführt höbe, behauptet aber, 
bafe er oon bem Kläger außbrücflich hierzu bie ©eitehmigung erhalten 
habe unb ft<h ber Kläger baljer biefen Abzug gefaßeu laffen muffe. — 
Saß ©ericht erad)tetc beit oon bem ©ertreter beß ©eftagten erhobenen 
©inwanb, bafe ber Kläger fleh mit bem Abzüge unb ber Abführung beß 
©etrageß oon 10,so JC. an ben 8choufwirth einuerfianbeu erflärt habe, 
für unerheblich, ba nach §. 115 ber ©cwerbeorbnuitg bie ©ewerbc* 
treibenben ocrpflichtet feien, bie Söfene ihrer Arbeiter baar außzuzahlco, 
unb ferner in §. lloa ber ©ewerbeorbnuug außbrücflich beftimmt fei, 
bafe Sohn- unb Abfchlagßzahlungeti au Sritte auf ©ruub oon Siechtß* 
gefchäfteit, welche nach §. 2 beß ©efepeß, bctreffeitb bie ©efchlagnahtnc 
beß Arbeitß- ober Sienftlohueß, oom 21. $uni 1869 rcchtlid) unwirffam 
feien, nicht erfolgen bürfen. Sic Außzahlung beß Sohneß au ben 
SWaurerpolier befreie ben ©eflagten nicht oon ber 3ohlungßpflicht bem 
Kläger gegenüber. Ser bettagte ©auunternehmer würbe z«t 3ohlu«g 
beß burch feinen ©olier einbehaltenen unb au ben @d)anfwirth abgc* 
führten ©etrageß oon 10^o JL oerurtheilt. 

„©ntwenbung" alß ©ntlaffungßgrunb. (§. 128 3 ber ©e» 
werbeorbnung. — Urtheil beß ©ewerbegerichtß ©tuttgart, cingefa^^t 
oom ©orftpenben Dr. ^artenftein.) 

Scr Kläger oerlangt ©ntfehäbigung, weit er ohne Künbigmig cut* 
laffen worben ift. Ser ©cflagte wenbet ein, ber Kläger habe fich ein» 
©ntwenbuug fdjulbig gemacht. 

Ser z» ©runbe liegenbe Sorgang ift folgeitber: 3«* Sleftauraut 
beß ©eflagten befiubet ft«h oben rin Offizierßfafino. 3» bicfcui faub am 
29. Januar ein geft ftatt, bei bem ber Kläger zu h^lK« hotte. Ser 
©eflagte fagte ihm außbrücflich, er fofle gewife nichtß trinfen (weil cv 
nämlich bei einer anberen ©elegcnljcit oorl)er einmal zu oicl getruufeu 
hatte). Scr Kläger tranf nun oben nid)tß, nahm aber eine glafdjr 
©hontpagner mit hinunter unb tranf fie mit einem Koßcgeu auß. ©r 
behauptet, er fei bazu oon ber erften Drbounanz beß Kafenoß, bem @r* 
freiten K., außbrücflich ermächtigt worben, auch habe ihm ber SBirth» 
fchaftßführer beß Kafinoß, Sergeant S., mehrfach Z« Srinfen augeboten, 
©etbc haben bieß aufß ©eftimmtefte beftritten. ©ie haben angegeben, 
bafe fic zu einer berartigeu.^retgebigfeit tebiglich fein Sled)t hätten; 
nur baß fei richtig, bafe auß angebrochenen, aber noch nicht lerrru 
ftlafchen bie ©ebienuug zuweilen SSciu nehme, waß aud; ertaubt fei. 
©inc ganze ^lafche fei uoch niemalß einem gegeben worben. K. giebt 
an: alß ber Kläger iljn um eine ftlafchc gebeten habe, habe er au߬ 
brücflich erwibert, baß fönne er nicht. Scr Kläger habe ihn nachher 
ju einer ihm giinftigen Auefage zu ocrlciteu gejucht, (waß ber Kläger 
aflerbingß beftreitet). 

Saß ©ericht war ber Anfuhr, bafe bie 3 u ftimmung ber Kafmo- 
Drbonnanz, felbft wenn ftc erfolgt wäre, bem Kläger nodj lange fein 
Slecfet gäbe, eine ftlaftfje ©hontpagner zu nehmen. ®r wufetc baß ganz 
Zweifellos, bafe weber ber ©efreite noch ber 9Birthfdjaftßführer©hampagncr- 
flafchett herfchenfen bürfen, unb bafe, wenn fie eß thäten, fic tljre ©flicht 
ocrlepten. ©r würbe alfo burch beren ©rlaubuife nicht cntlaftet. ©icl- 
mehr hot er fuh einer ©ntwenbuug fchulbig gemacht, unb bie ©ntlaffung 
war beßhalb gerechtfertigt. 

(Einigungsämtcr. 

Scr SRagiftrat Vcrlin »or feinem <$cmerbegerid)t alß (^tnignngß* 
amt. 3m ^Berliner ©aßarbciter-*gtreif ift jum erffeu s JUtal Ker 
gjß oorgefominen, bafe bic Stabtgemembe felbft alß ©artet an 
einem ©inigungßuerfahren betheiligt mar. Sie flreifenbeit ftäbti« 
fehen ©aßarbeiter h a l tcn baß ©cwcrbrgericht angcrufen, unb auf 
beffeit ©eratilaffung hatte ber SKagiftrat fid; ber Anrufung ange* 
fchloffeit. Sie ©crhanblungen führten aut 6. Dftober ju einem 
Vergleich. Serfelbe ift auch um beßwiHeit bemerfenßroerth, rneil 
bic babei jur «Sprache gefommenen Schwierigfeitcit Anlafe ju einer 
Aenberung ber ©olizeioerorbnung über Ausnahmen oon bec 
Sonntagsruhe mürben (ogl. bie ausführliche Sarfteßung in ber 
„0ojialeit ©raftS", Sir. 5, 0p. 104/6). 

Ablehnung beß Schiedsgerichts im ©erlincr ^onfe!tionS*Strcif. 
Scr itt fccf)Smonatlid)er Arbeit oom ^emerbegericht Vcrlin anßge- 
arbeitetc 0d)icbsfprudj (ogl. bie Vertage zu Ar. 6 beß „©Jcroerbe- 
gerichlß") in bem AuSftanb ber Vcrliiter Herren* unb Knaben» 
Konfeftion ift oon ben KonfcFtionären abgelehnt worben. Slac^bcm 
biefe ifeüungnabmc ber Arbeitgeber befannt geworben war, lehnten 
i bie Arbeiter gleid)faUS ben 0d)icbsfpruch ab; als ©runb ttmrbe 
| in öffcntlidjeu ©erfamntlungen angegeben, cS habe fid; gezeigt, bafe 
! uerfdjicbcnc Konfeffionäre auch belfere Dualitäten nur nach bent 
SKinbcfltarif bezahlen wollten, bafe fouad) ber SJlinimaltarif ron 
ben Arbeitgebern als Normaltarif auch fü r beffere Dualitäten be- 
hatibelt würbe; man bürfe bazu nid)t burch Unterwerfung unter ben 
0d)icbsfprud) eine .vSattbhabe bieten. Sein ©emerbegericht blieb 



11 


Du* ©emer&eflerid)t. SWitÜtrilimgen beS Berbanbes beutuper Qeioerbegeridjlt. Kr. 2. 


18 


t \ur übrig, ba# negatioe ©rgrbnip in ber gefe^tid^ oorgefcpriebenen I 
gorm, burcp bie £ageSgeitungen pom 23. September 1896 uub 
burcp öffentlichen Vlnfdjlag, befannt gu macpen. ©inen BeroeiS 
bafür, roie gleicproobl bie gefM’tellungen beS ©inigungSamtS felbft 
auf Unternepmcrfreifc geroirft unb bie internationale 2 lufmerffamfcit 
auf fiep gezogen haben, liefert eben jept bie Beurtpeilung burcp beu 
Scbroeigerifcpen £>anbels* unb gnbufirie * Bereiu (ogl. „Sogjalc 
^rajis" 8 p. 12 G). 

Mgetneitie? über (KtmrrbegttCdjtt unb 
^rbeUsJoertrog. 

Die 3-nmingÖ=3<^|tcbögcric^tr in ber fragte. 

I. StatiftifcpeS. 

lieber bic Dpätigfcit ber heutigen Innungen fehlt es an jeber 
amtlichen Statiftif. Kicpt einmal auf goitfcpung ber Bfittpeilungen 
über bic '»fahl tcr gnnungen uub bereit s J)iitglieber, bie Brofeffor 
Stieba im £)aubroörterbud) ber StaatSroiffenfcpaften 23b. IV 0. 590 ff. 
nach Eingaben bes KcicpSamts beS gnnern brachte, ift gu rechnen. 

©lücflicper ©eife hat bie gnitiatioc ber ftatiftifcfjen Remter ber 
beutfepett ©ropftäbte biefe Üliefe auSgufüllen oerfuept. Das 
Statijtifcpe gabrbuep beutfdjcr Stabte*) bringt Ueberficpten über 
bie Berbältuiffe ber gnnungen aus faft allen Stabten mit über 
50 000 ©iitroopnern. £>icr ftnben mir auch eine 3uf<nninen}teHung 
über bie gnnungS*0<pieb8gerid)te. ©s ift nun groar möglich, bap 
auch in Heineren Stählen gunung&*Sd)iebSgericpte beftepen; inbeffen 
fattn bereu 3af)l ober gar ber Umfang ihrer ^^ätigfeit nicht er* 
peblicp fein, roie bie folgenben 3 *ffem ergeben. 

gn mehr als ber £älfte ber größeren benffd)cu Stabte babru 
bic gnnungen non bem Kccpt, nach §. 79 bes ©eroerbegeriepts* 
©efepcS gnnuitgS*Sd)iebSgeridE)le gu bilben, überhaupt feinen ©e* 
braud) gemacht, barunter Stabte mit relatiu ftarfer gnnungSent* 
toicflung, mie Hamburg, ßeipgig, DreSbcn, ©hemnip u. 21. m. ©S 
beftanben inSgefammt 66 gnnungS*0tpieb$gericpte in 21 Stabten 
unb groar in: 

Berlin, München, BreSlau, Sfölu, Sföagbeburg, $januooer, 
Düffclborf, 2Utona, ©Iberfelb, Farmen, Braunfcprorig, Dort* 
munb, Mannheim, ©ffen, Staffel, ©rfurt, ^ofen, ©ieSbabeit, 
Duisburg, granffurt a/0, unb BotSbam. 

2luperbem befipen bie gnnungSauSfcpüffe uon Berlin, 9Hagbe* 
bürg, Barmen, $afle, granffurt a/0, unb Botöbam genteinfame 
Schiebsperichlc, bie für inSgefammt 110 gnnungen mit runb 
17 000 Sßitgliebern guftänbig finb. 17 Stabte mit eigenem ober 
aemeinfchaftlichem ScpiebSgericpt ber gnnungen machten nähere 
Angaben, aus beneit erfid)ilid) ift, bap für 15 370 Btttglieber ober 
41,9% ber ©efanimtgapl ber gnnungS*Bfiiglieber biefer Stäbte 
biefe als ScpiebSgericpt guftänbig toareit. Die 3°hl ber ben 
Scpiebsgericptfii fchroebeiibeu Strutfad/en belief fiep auf 931, ober 
auf je 16,5 SJJitglicber entfiel je eine Streitfacpe. 

21m meifien mürbe bas gnnungS-ScpiebSgericpt angerufen in 
Ißofen, nämlich 33 Btal bei 3 gnnung$=Sd)icb$gcricpten für 243 
SJtitglieber, b. p. auf je 7 , 4 Sflitglieber entfiel eine Streitfache. 2lm 
gcringftcu mar ihre Dpätigfeit in Breslau (im gapre 1391), roo* 
telbft niept roeniger als 10 gnnuugS-SdnebSgcrichtc für gange 
551 SRitglieber beftanben (bie etma % aller giinnugS*Biitglieber 
betrugen). Dafelbft mürben nur 10 Streitfachen anhängig gemacht, 
b. p. auf je 55,i Sftitglieber entfiel eine. Unter ben 19 Stäbten, 
roelepe brauchbare (obwohl tpeilroeife lücfenhafte) 21 ngaben bantals 
lieferten, mit inSgefammt 47 3ttnuugS*8d)iebSgcrid)teu müffcit boep 
minbeftcnS äße, bie unter 100 3JUtgliebcr paben, als mertploS be* 
^ei^nct merben; es finb bieS 12 in 9 Stäbten, alfo ein erheblicher 
Dpeil ber ©efanttntjahl. Darunter finb 3 . B. 2 3nnungS*ScpiebS* 
geriepte in Duisburg mit 33 SRitglicbern unb 2 Strcitfacpen, bie 
tu 1893 beftepeu blieben unb für 901130 19 SKitgliebcr fompetent 
Toareit. 2lbcr auep bie für SJliimpeu uub Stöln beftehmben 3nnungS* 
ScpiebSgericbtc, bie fiep auf nur 148 be 3 ro. 110 s Uiitglieber er* 
fireefteu, finb felbft nach mübem SKapftab als unuiipe Spielerei 311 
bescidpten. 

gür baS 3ahr 1893 paben 37 Stäbte 2lugabeu gemaept, bie 
im Borjahre berichteten. (Sine Stabt {(ilberfclb) mit 1 gannngS* 
Scpiebsgericht, beffen itglicbcr^af)l unbefannt blieb, fiel bieomal 

*) ^erausgegeben oon Dr. Keefe, Direftor be« ©tatiftifepen 8tmts 
ber ©tabt s ^re«lau. Die Angaben beS 4. Jahrgang« 1896 (&. 283) 
beilepen Tup auf baS gapr 1S92 (für Breslau 1891), bie beS 5. gahr» 
gangs 1896 (©. 284) auf 1893. ^n Borbcricpt für 1896 wirb be* 
merft, bafj „bie Befcpaffung bcS Material« auf grope ©cbmierigfeiten unb 
paffioeu SBiberfianb feitenS ber Bertreter ber 3nnungen geftopen fei*. 


aus, bagegen traten pini« ©örlip mit 1 Scpkfo&fleridji fnr ßl 9ßit* 
gliebep uub 5 Streitfacpen unb greiburg i./B. mit 2 begro. 97 
besm. 8 . Sa^Ä^fammt mürben 77 3nnungS*ScpiebSgeri<hte in 
24 Stäbten gesäplt — alfo 2 mepr für bie oergleicpbaren als im 
Bonapre. Sd)icbägcricpte ber 3nnnugSnuöfcpüife beftanben in 
Berlin (mit 12 095 Btiigliebern unb 746 Streitfacpen), Btogbeburg, 
Barmen, £>atle a./S., granffurt a./£. uub $otSbam. Die 3 a hl 
brr SJFitglicber 0011 gaumigen mit gemeinfamen ober eigenen 
StpiebSgeridjten betrug in 19 Stäbten 20 848 ober 55 , 6 % ber 
©cfamml 3 apl ber gnnungSmitgliebcr biefer Stäbte. Dies mürbe 
gegen bas Borjapr eine 3unapme oon 5472 ben gnnungS*ScpicbS* 
gericpten angefcploffener 2J5tgIicber ergeben; allein baoon finb ab* 
ju^iepeu bie erflmaiig beriepteuben Stäbte greiburg i./B. unb ©örlip 
mit 3 ufaminen 158 unb bie gum erften 9Kale ipre BFitgliebSgiffern 
angebenbeu Stäbte 2J?agbeburg uub §>alle a./S, mit gufammen 
2958 s JD?itgliebcrn. Somit ergiebt fi$ nur eine 3 una & me DOn 
2362 angeicploffeuen Biitgliebent, bie faft auSfcplieplicp auf Berlin 
(um 1478) unb BreSlau (utn 493 Sföiiglieber) entfällt. 2luprrbem 
Iäpt fid) nur in Barmen uub granffurt a./0. eine erpeblicpe 3a* 
napme an Bfitgliebern fonftatiren, roäprcnb bie anberen ftaguireu 
ober tpeilroeife 3 urücfgepen. gm Berpältnip gur ©cfammtgiffer 
ber gnnungSmitgliebcr ift bie ber 2J?itglicber oon 3nnungS*©ditebS* 
gericpten beträcptlicp in Berlin, BJagbeburg, Bannen, mo pe bie 
weitaus grofte s IReprgapl berfelben umfapt. 21 uperbem weifen uoep 
über 50 % ber 3nuungSmitglieber auf bie ScpiebSgericpte in §alle 
unb granffurt a./0., alle übrigen finb barunter. Die fleinften 
3iffern pat Duisburg mit 2 (!) ScpiebSgericpte« für 19 Blitglieber, 
benen feine eilige Streitfacpe oorlag, bann ©ieSbaben 1 begm. 
37 begm. 0 , Dortmunb mit 1 begm. 58 begm. 3, Bfannpeim 1 
begm. 59 begn. 0 u. f. f. Unter 100 s U2itglicber paben ins* 
efammt 11 gnnungS*Sd)iebSgencpte in 8 Stäbten. Die 3 a ^ 
er anhängig gemachten Streitfacpen belief fiep im ©angen auf 
931, b. p. je eine auf 19 ,1 Bfiiglieber. Diefelben roaren für baS 
Borjapr fo unooQftänbig angegeben, bap eine Bergleicpung uns 
faum angängig erfepeiut, roie beim autp bie Biitgliebcr* 3 unapine 
ebenfo gut auf eine ooUftänbigere 21 ufnapme gurücfgefüprt werben 
fann Äm meiften angerufen mürben bie 3nnuitg$*ScpiebSgericpte 
in ^ofeii unb .£>annooer, am roenigften in BreSlau unb ben 
Heineren Stäbten, roo ipre Dpätigfeit faft Sfull mar. 

Ueberblicft man biefeS 3iff e ^nbilb, fo Iäpt fiep trop feiner 
Sücfenpaftigfeit fooiel feftfteÜeu: ber Umfang unb bie 3<*hl 
gnnungS*Sd)iebSgerid)te ift feineSroegS fo uubebeutenb, mie £>err 
Siabtratp Büttner annimmt.*) Unter ben ©ropftäbten bürften 
fepon jept bie ©emerbegeriepte in Berlin, Bfagbebnrg unb Breslau 
unter ber foufurrirenben tpätigfeit ber 3uninigS^StpiebSgericpte 
gu leiben paben, unter ben Heineren Stäbten elroa £>alle' a./S., 
Barmen, $ofen unb granffurt a./0. ©enti bieS bislang roeniger 
in bie Gricpcinung tritt, fo ift bie geringe 21uSbepnung unb noep mepr 
bie gropcmpeils noep geringfügigere Dpätigfeit ber 3 nnungen bie 
©aupturfaepe. Das mürbe fiep gu Ungunften ber ©emerbegeriepte 
mit 2lnuahmc beS ©ntrourfeS ber ^anbmerferoorlage änbern, unb 
baher ift rS fepr berechtigt, wenn er oou biefen aufs 2 leuperfte 
befämpft wirb. 

Berlin. Slubolf ©räper. 

II. 3unungS*ScpiebSgerid)te in Berlin. 

Bon ben in Berlin beftepenben 68 gnnungen gehörten im 
gapre 1895/96 46 bem gemäp § 102 9feicpS*©croerbeorbnung er* 
richteten gnnungSauSfdjup an, gu beffen Slufgaben — gemeinfame 
©aprnepmung oon SRedjten unb Pflichten ber oereinigten gnnungen 
— auep bie (£rrid)tung eines gnnungs-ScpiebSgericptS gepört. 
Diefcö 3unungS*ScpiebSgericpt beS §nnungSauSfcpuffeS müpte 
baper für alle 46 gnnungen fungiren. 11 gnnungen finb aber 
niept in ber Sage geroefen, einen ©efeüenauSfcpup gu bilben begm. 
©efeUcnbeiripcr gum ScpiebSgericpt wählen gu laffen. ©ine gum 
gnnungsausfepup fürglicp pmgugetretene gnnung pat ein eigenes 
Scpicbsgericpt beibepallen, fo bap baS gemeinfame Sd^iebSgericpt 
für 34 gnnungen mit 12 107 ÜJfitgliebern beftanb. Das Scpiebs* 
geriept ocrpanbelte im 3apre 1895 778 Streitfälle (gegen 897 im 
3apre 1894). 2 gnnungen mit 380 begm. 115 Stfitgliebern patten 
eigene ScpiebSgericpte, bie 3apl ber oerpanbelten Sacpen ift nur 
oon ber lepteren gnnung mit 13 angegeben, ©egeitüber ben 12000 
Brogeffen, bie uom ©eroerbegeriept gu erlebigen finb, ift bie 3 apl 
ber beim ScpicbSgcridjt anhängigen Sacpen auffallenb gering. 
7 gnnungen finb nur baburep in ber ßage geroefen, ©efeüen- 
Beifiper gutn ScpiebSgericpt gu eutfenben, bap flc in ipr Statut 
bie Beftimmung anfgenomuicu paben: galls bie ©efellen bie SBapl 

*) ©. Kr. 1 ©p. 4. 




19 


©a« ©ewerbegericpt. RMttljeilungfn bc8 VerbanbeS beuifcper ©croerbrgeridüe. 9?r. 2. 


eines EJefeßenauSfcpuffeS oerroeigent, ernennt ber Vorftanb ben 
EefellenauSfcpup. ®tefer ernannte EJefellenauSftpup erroäplt bann 
bte Veifiper. 06 bie fo gu Stanbe gefommenen Veiftperroaplen ber 
SSorfcfjrift in § lOOd ber Eeroerbeorbnung, wonach bie Seifiger 
„oon ben Eefetfen ober einer Vertretung berfelben gn wählen ftnb", 
genügen, ift minbeftenS groeifelpaft. 

Rucp bei anbereu 3nnungen ooflgiepen fiep bie Baplen gum 
EJefeßeuauSfcpup in einer Beife, bie minbeftenS gu Vebenfen Rnlap 
giebt. Vollftänbige Vergeidpniffe ber bei 3nnnngS*$ßitgliebern in 
Vlvbeit ftepeubcii EefeHen, wie fte bie SnaangSftatuten oorfdpreiben, 
werben feiten geführt. ßfteift begnügt fief) bie Sanung bamit, an 
bie 5Ritglicber bie Rufforbcrung gu richten, ihre Eefefien oon ber 
Baploerfantmlung in Henntnip gu fepen. Manche 3nnungen machen 
ben Bapltcrmtu nur im 3nnung$bureau, RrbeitSnacpweiS ober 
$ranfcnfaffen*Vureau befannt. So fommt eS, bap beifpielSwcife 
bie Baploerfammluitg gur BapI beS EefellenauSfcpuffeS ber circa 
2200 SRitglieber gäplenben Sdpupmacper=3nnung aus faum einem 
Supenb ©efetten beftanb. Sine Prüfung ber fiegitimation ber als 
©efeöen*Veifiper gum 3nnungS*0cpiebSgericpt gemelbeten Verfonen 
finbet faum ftatt. Sie ©cmerbc*Scputation als RufficptSbepörbe 
hat bem Eewcrbegericpt roieberpolt erflärt, bap fie nur im Nahmen 
ber Angaben bes SnnungSauSfcpuffcS Rtittpeilung über benVeftanb 
beS 3aaang§*ScpiebSgericptS machen fönne, ohne bamit für bie 
orbnungSmäpige Vcfepung cinguftepen. 

Rirf)t feiten fommt es uor, bap für einzelne 3«nungen baS 
SchiebSgeridjt geitmeife uuper Sitnftion tritt, 5 * 6 ) ja, bap ftlaaen, bie 
wegen Unguftänbigfeit oom Eeroerbegcricpt ab» unb an bnS ScpicbS* 
gericht gewiefen roaren, nad) einiger 3 e ü tüicber au bas Eeroerbe* 
geriet gurürfgelangten, roeil ingwifepeu bie Eefeflen*Veiftper Der 
3unung auSgcfcpieben feien ober ihr Rml niebergelegt hätten ober 
roeil bie Saaung Uofc Rufforbcrung Veifiper nicht angegeben pabe. 
Siefe Unficperpeit beS VeftanbcS beS ScpiebSgerupto gefäprbet 
gerabegu bie RecptSfidjerpeit. — Sie Eemeinfamfeit beS 
SnnungSauSfdpuffeS befepränft fich nun roefentlicp auf bie 
Räume, bie Verfonett beS Vorftpenbeit unb beS VrotofottfiiprerS. 
Sagegen muffen bei jeher Sache bie Veifiper berjenigeu 3nnung 


*) 3nt Saufe beS Jahres 1896 für 2 Innungen. 


roitroirfen, welcher bie Parteien angehören. Es WÜ fiten tafie r, roenn 
beifpielSroeife 10—15 Klagen gegen 2Tngef>örige oon eben fo oielen 
Snnungen ungefähr gleichseitig entgehen, gu einer Sipung 40 bis 
60 oerfepiebene Veifiper gefaben roerben. Es Bleibt, um baS gu 
oermeiben, nur übrig, bie eingepenben Klagen fo gu fammetn, bap 
mehrere Slreitfacheit berfelben Snnung gufammen sur Verpanblting 
fotnmen fönnen, roaS nur auf Soften ber Scpnefligfeit beS Ver* 
fahrenS möglich ift- ^Me RufficptSbepörbe ift nicht in ber #age, 
biefer burep bie Vefonberpeit ber gangen Einrichtung bebingten 
ßangfamfeit entgegengutreten. 

Sie Befchränfte Rtttroirfung ber .EefeDen Bei Vefepung ber 
Ricpterbanf, ber fchleppenbe EefcpäftSgang, baS mangelhafte, oöHig 
formlofe Verfahren oon bem ScpiebSgericpt, enblitp bie RuSficpt, 
ben RedjtSftreit noch oor bem gleichfalls Iangfam progebircnbeit 
unb bagu foftfpieligcn orbentlichen Eeridjt in groei 3uftangen fort* 
führen gu müffen, machen es erflärlicp, bap baS ScpiebSgericpt oon 
ben EefeÜen in oerpältnipmäpig feltenen Säßen angerufen roirb. 

RlS Vorppenbe fungiren beim ScpiebSgericpt beS Snnungs* 
auSfchuffeS VechtSanroälte, bie pd) gur nnentgeltüdhen Uebernahme 
beS 2lmteS bereit erflärt haben. Sod) tritt oft ein SSechfel ein. 
6rft fürglich haben alle Vorppenben ihr ?lmt niebergelegt. 

2Sir haben fo im 3nnung$*0thiebSgerid)t in Verlin ein wenig 
erfreuliches ßlebilbe oor uns, baS faum bie (Garantien georbneter 
Rechtspflege bietet. V?an möchte ihm feine Verallgemeinerung für 
baS gange $aubroerf roünphen. 

Verlin. 2S. ©uno. 

(Errichtung neuer ^ewerbegertchte. Ser ©emeinberath ooit 
3erbft hat bie Errichtung eines ©croeröegerichtS befchloffen. Vis 
jept Beppt im §ergogthum Inhalt nur bie §auptftabt Seffau eilt 
Eeroerbegericht. Siefer folgt 3 er ^ft (17000 Einwohner) obgleich 
bie gröperen Stäbte Vernburg (32000) unb Stülpen (25000) nodi 
fein EJewerbegericht haben, vlucp in 3erbft erfolgte ber Slnfdjlup 
nur mit 13 gegen 12 Stimmen, wobei bie bes VürgermeiftcrS bie 
Vtehrpeit madpte. — «hingegen begiept pep bie Vtittpeilnng in Rr. 5, 
bap baS Statut für ÖormS fertiggefteßt fei, nidjt auf ein bewerbe* 
geriept, fonbern auf ben mit ipm in Verbinbung ftepenben 5lrbeitS* 
naeproeis. Ein @em?rbegericht befipt 2BormS bereits auf Erunb 
beS Statuts oom 4. 9Rai 1894. 


Sie gleichseitig hiermit ausgegebene Rr. 6 ber VJocpenfcpnft 
„Soziale $ra^iS r Eentralblatt für Sogialpoliti^ enthält: 

Sie Vobenfenfungen beim Vergbau. Von Vrof. E. Re per. 
— VSeiblidje ^iilfStpätigfcit. Von Dr.jur. E. RJuenperberg. 
— Sie Sntereffenoertretung beS £anbwer!s. Von Dr. 2lubr. 
Voigt. — Soplfaprts - ^lufroenbungcn an ben preupifdjen 
Staats* unb an ben frangöfifepen Eifenbapnen; Schweigerifcpe 
Unternehmer über Scpwiplöhnc in ber beutfepen Ä'onfeftionS* 
3nbnfirie; ^IrbeitSoerpältniffe in 'pennjijloanien; VürgerrecptS* 
EJefep in Hamburg. — Stäbtildjc ßefepaÖen; Stäbtifd)c Varfs; 
Erridjtung ftäbti|d)er EJaSwerfc in V>icn; Stommnnale Strapen* 
reinigung unb aRüßabfiipr für §aÖe. Moftcnbecfung burep 
Umfapfteuer; Sd)eitern ber Vauplapfteuer in Verlin unb 
SreSben; gortbilbung ber ®emeinbe=llmfapfteueru bei Elrunb* 
ftücfert in Vreupen; Stäbtifd)e ?frbcitSnad)weife. — Eongrep 
beS Allgemeinen Vereins ber Töpfer unb VernfSgenoffen 
Seutfdpanbs; Ser belgifcpe Vergarbeiterfongrep; Vlffogiation 
ber niept organifirten Arbeiter in Eitglanb; ?lrbeiterglaSpütte 
in $llbi; Einführung ber 3 e & n Pnnbenfcpicht im galfennuer 
Reoier. — £eßncrfd)up in 0efterreicp; s Poligeioerorbnung über 
bie äupere ^eiligpaltung ber Sonn* unb Seiertage in Vreupen; 
Vrogep wegen ßopnoerfürgung gegen bie fogialiftifdje V r °* 
buftio * ©enoffenfepaft Vooruit in ©ent; ^lusbepnung ber 
gabrifinfpeftioit in Ruplaub. — Verbot oon Sterbefapen in 
$reupen; Sürforge für ausgesteuerte ^ranfenfaffenmitglieber 
in Snrmftabt. — Reue Vauorbnungen in beutfdt)en Stabten. 
— Vefudp Hamburger ©ewerbcfcpulen feit 1865: Schulen 
für fcpwacpbegabte SUnber in ^rcupen. 

SluS bem 3«palt ber lepten Dftobernummern ber „Sogialen 
^ßrayiS" feien folgenbe Suffäpe peroorgepoben: Sic Slrbeiter* 
Bewegung in Ruplanb. Von 3aarobgew. — Uebernapme 
bes |)eiloerfahrenS burep bie 3uualiben*VerpcperungSanftalten naep 
ber beutfepen VerficperungSnooefle. Von Dr. VMlp. Rotp (Sranf* 
furt a. R*.). — Ser Vaufcpwinbel in Vagern. Von Dr. jur. 

Si. o. VJangolbt (Qranffurt a. 3R.). — Sas VegnabigmigSrecpt. 


— Sie beutfepen Slrbeitslofengäplungen. I. Sie bisherigen Er- 
gebniffc im Singcmeineu. Von Dr. E. £urfd)berg (Verlin). 
II. Sie Ergebniffe ber fommunalen RrbeitSlofenftatiftif in Stult* 
gart. — SaS Rrbeiterinftitut in Stocfpolm. Von SSilpelminc 
E3rotjopann*Sobrn (Eparlottenburg). — Sie Vebropnng ber 
^onfumoereinc in Seutfcplanb. Von Dr. .^ans Erüger (Epar* 
Iottenburg*VcrIin). — Sic öfterreid)ifcpe ©a'plreform. Von ^rioat* 
bogent Dr. 2. Vt. Martinanit (VJien). — SaS Steuerprioilcgium 
ber Veamten in ^reupen. Von StmtSgericptSratp .?>. Saftrom 
(Verlin). — Sie fogialpoütifcpe Seite ber VBäprungSfrage. Von 
Dr. E. Soew (©ien). — Ser fogialbemofratifcpe Parteitag in 

Elotpa. Von 2B. VIoS 3R. b. R. (Stuttgart). — Sie öfterreiepifepe 
VerufSftatiftif oon 1890. Vom Ejepeimcn RegierungSratp Dr. 
Möllmann (01benburg i. Er.). — Rus bem Rotigentpeil: 
RotpftanbSarbeitni in Reu * Süb * V?aleS; Rrbeiterfcpup beim Vau 
bei $arifrr "BeltauSftcIIung; ErfcpäftSergebniffe ber E)eroerbe*RuS* 
ftellungeit in Verlin unb Rürtiberg; 5tongrep ber jüngeren 
Eoangelifcp-Sogialen in Erfurt; Vorfcplägegu einem ReicpSgefep über 
fommunale RrbeitSlofenoerruperung; Verpanblnngen bcS bemofra* 
tifepen Vereins in Qtanffurt a. 3R. über fommunale RrbeitSlofen» 
oerfitperung; Sicherung ber Rrbeiterlöpne bei Unteroergebung oon 
Eemeinbearbeiten in Strapburg. 

Staubige Rubrifen ber „Sogialen SßrafiS": RD- 
gemeine Sogial- unb BirtbfcpaftSpolitif; kommunale Sogialpolitif; 
Sogiale 3aftänbc; Sfauenfrage; Rrbcilerberoegung; Unternehmer» 
oerbänbe; Eerocrbegericptc, Einigungsämter, RrbeiterauSfcpüffe; 
Rrbeiterfdjup unb EJcroerbeinfpeftion; Verficperung, Sparfaffen; 
Rrmenpflege; BopnungSroefcn, EefunbpeitSpflcge, Ernährung; Er* 
giepung, Scpule, Volföbilbung; Saftig; Sinangen; ßanbwirtpfcpaf!, 
|>anbwerf unb Eropinbuftrie; §anbel, Sirebit; Verfepr; ßitterarifepe 
Reu*Erfdpeinungen. 

©te ^?roiis, fffatr«r6C«tt (Br $ojlatpflruni“ erfd^eiitt jeben ©onnerftaa 

unb foftet oicrteljcitjrlic^ 2 M 50 & etnf^lie&ltdj ber Ü)ionotSbeilaoe *©a$ 
©eteerbegeritht". 3 U bejtetjen bur^ f&mmtlidje ^oftanftalten unb ^ucbbanblungen 
fotnte bireft burdj bie iBetlagSbuc^bönblung (Karl ^e^mannS SSerlag, Scrlin W., 
ÜWaueritr. 44). 


,,©nS ©ctocrbeprridji" erfc^cint am ersten ©onnerftag jeben 9JtonntS im Üttinbeftumfang üon Vs Söogeu unb ift burdj aUe ^ucbbanblungen, Spebiteuje 
unb SPoftämter (^ßoftjeitungSnummer 2811») 3U belieben, ©er ^3reiS beträgt für baS 3 rt t) r SW* h bei birefter pofifreier ßufenbung burdb bie 9krlag$ijanblung 3W. 1,40. 


ttarl Oegtnann« fierlag in Berltn W. SRauerftrafee 44. — ©ebrutft bet 3ullu8 Sittenfelb in »etltn W. — »erantroortli^ für bte Webaftion: Dr. 3 . ^afirotü in (SfjartoMenburgsSerlin. 










II. 


23erlirt uttb granffurt a. 9tt., ben 3. $ejcm6er 1896. 


Kummer 3. 


§as ©fwfrb^ridjt 

ZUittfyeilungen bes Derbanbes beutfcfyer (ßewerbegericfyte- 


SttebaHionSauSfdiujj: ©tabtratfj Dr. flefdj in grantfuri a. 2Ä. unb 2RagiftrotS=Slffeffor ffium» in ffleriin. 

#rf#el«t *m ntta i ^omurBufl jrtfn ?Hoiiü(5. $eraU$geber: ^" l5 ,4 * rfl * 1 ^° irlL 

Dr. ^4 JX&JltTO W 4 Koftcnfreie Beilage 3 »« „Sozialen ©rajiS". 


Cfarl £>el)Tnann 8 ©erlag, Berlin w., SRauetftr. 44. 


Aße für ble JJUbaftion beS „©ewerbegeridjtfl" beftimmten Senbungen bittet man ju abrefftren: Sin £errn 2Ragiftrat0»Slffeffor (Juno, ©erlin w., SBormfet Sit. 2 . 


j»?djtrprul)ung .21 | 

£aben ungerechtfertigte .ftnnbtungen 
beS Arbeitgebers auf bie Beurthei* 
lung nacbfolgenber beleibigcnber 
Acußcrungen be$ Arbeiters ©influfc? 
— Berechnung ber ©ntfchabigung 1 
wegen fünbigungSlofcr föntlaffung 
nacf) babifdjem Sanbrecht. (©ctoerbc» 
gcricbt Karlsruhe.) 

©infd)iebung eines Sanfihcnunter» 
nehmerS. (©ewerbegeridjt Königs* 
borg i. ©.) 

„Uuterfd)lagung" als ©ntlaffungS* 
grunb? (©ewerbegeridjt Stuttgart.) 

SÖirb bie BerufungSfrift burdj bie im 
©arteibetrieb gefächenen 3 > 1 fteßung 
bcS llrtbeilS in Sauf gefefct? 3» 
welchem 3 c itpunft muß ber Berjidjt 
auf 3 u fteßung beS UrthcilS auS* 


a 11. 

gcfprodjen werben, um wirffam 311 
feinY (Sanbgcridjt Stuttgart.) 

©intgungsämter.24 

SaS ©cmerbegericht Königsberg als 
©inigungSamt im Sdjmiebeftreif. 

©inigungSömter in ©nglanb 1895. 

JUlgeraeints über (Btmtrbtgnlttjtt 
unb £rbf üsoerirag. 25 

Konferenz ber Slrbeiter * Beifiber 
beutfdjer ©etoerbegcrlebte. 

DeftetreidjifdjeS ©ewerbegcridjts» 
©efefc. 

gütcratur. 2 s 

©röber, Sie Bebeiitung beö bürger¬ 
lichen ©efcbbuchS für benArbeiter* 
ftanb. 

SnbaltSangabeit ber „Sozialen ©rajiS". 


Slbbrud fömmtlicher ArHfel ift 3«tungen unb 3 e üfä l *ften ßeftattet, iebodj nur 
mit öofler »Quellenangabe. 

Redjtfpredjung. 

fabelt ungerechtfertigte $anblungen bes Arb ciigc&erS 
auf bie Beurteilung nadjfolgcnbcr bcleibigenber Acußerun- 
geit beS Arbeiters (Einfluß? 

Berechnung ber ©ntfehäbigung wegen fünbigungslofer 
©ntlaffung nach babifdjem Sanbredjt. (Urtljeile bes ©ewerbe» 
gerichtS Karlsruhe, ©orjijjcnber SRechtSanwalt ©oedh)- 

A. ©eflagter tabelt eine oon bem Kläger gemeinfam mit einem 
anbern Slrbeiter gefertigte Arbeit, weil biefelöc unrichtig gearbeitet fet 
unb verlangt, baß Kläger bie leicht unb in fiirjer 3eit bemerk 
fteOigenbe Umänberung außerhalb ber Arbeitszeit auf feine Koften oor- 
nehme. Kläger weigerte ftdj beffen, worauf ihm ©eflagter fiinbigte 
unb nochmals baffelbe ©erlangen an Kläger fteflte; Kläger erwiberte: 
„Sa feib ntir Alle Diel 311 bumm bazu!* hierauf erfolgte bie ©nt- 
iaffung beS Klägers. 

SaS ©emerbegericht fprach bem Kläger Sohnentfchäbigung 51 t, 
jeboch nur in ®olje ber Hälfte beS SchabenS aus folgenben ©rftnben. 

SSach §• 123 3iffer 5 ©ewerbeortmuug fann ein Arbeiter bann ent= 
laffen werben, wenn er fich gegen ben Arbeitgeber „grober ©cleibigungen" 
3 ur Saft faßen läßt unb es ift zweifellos AedjtenS, baß bei ©eiirttjeilung 
ber grage, ob eine „grobe ©eleibigung'' oorliegt, bie ©eranlaffung zu 
ber beleibigenben Aeußerung unb baS ©erhalten beS Arbeitgebers oon 
entfdjeibenber ©ebeutung fmb. %n oorliegeitbem galle hat nun baS 
©eridjt angenommen, baß ber ©eflagte nicht bcredjtigt war, bie $er* 
fteüung ber oerpfufdjten Arbeit auf Koften beS Arbeiters zu oerlangen 
unb baß biefer fich um fo mehr in -einer gereizten Stimmung befanb, 
als ©eflagter baS ©erlangen ber fterfteflung auf Koften beS Arbeiters 
nadi erfolgter Kütibigung wieberholte; eS fann baffer in ber Aeußerung 
bes Klägers nur eine ungehörige Saftlofigfeit, nicht aber eine grobe 
©eleibigung im Sinne bes §. 123 3iff cr 5 ©ewerbeorbnung erblicft 
werben, hierauf folgt, baß bie ©ntlaffung beS Klägers in unglaub¬ 
licher Aufwallung unb Ucbereiluug, fomit unberedjtigter Sßeife erfolgte, 
unb baß ber ©eflagte bent Kläger eutfd)äbigungSpflichtig ift. 

3BaS aber baS ©faß ber (Sntfrfjäbigung betrifft, fo fornnit in ©c* 
tvacfjt, baß Kläger burrfj feine ungehörige taftlofc Aeußerung 311 ber 
übereilten ©ntlaffung ©eranlaffung gegeben fjat, fomit fich im ©Iitoer= 


| fchulben beflnbet; ©eflagter fann brSljalb in Anwenbung bes 2anb» 

; redjtS Seite 1382 ff., §. 12 beS OlefeßeS 00 m 6 . üflärz 1845 nicht für 
ben galten Schaben, fonbern nur für bie Hälfte beffelbcit in Anfprudjj 
genommen werben. 

B- Sufileidj würbe bie ©ntlaffung für nicht gerechtfertigt erachtet 
j in folgcnbem gaß: 

! Auf ©runb ber Auslagen ber 3*ugrn ift erwiefen, baß ber SWafdjineu* 
I meifter ben Klager, ohne baß eine irgenb zur ©ntf^ulbigung hinreidjenbe 
i ©eranlaffung oorangegangen wäre, burd) einen Sdjlag ins ©eficht tot* 
! lieh mißhanbelte. SBeitn bann ber Kläger bem SRafdjtnetimeifter gegen¬ 
über eine broljenbe Steßung einnaljm unb äußerte „er fdjlage iljm eine 
hin, baß er unter bie ©tafeßine fafle" fo muß biefe ©ebroljung — welcher 
übrigens irgenb eine Shätlichfeit nicht folgte — als burd) bie ooran- 
gegangene ©Hßhanblung beS Klägers burch ben SRafchinenmcifter eut- 
fchulbigt erachtet werben unb fann bie ©cflagten nicht berechtigen, bie 
(Sntlaffung beS Klägers anSzufpredjcn. 

©infdjiebung eines 3 ro U£h c »unternehmerS. (Urthcil beS 
©ewerbegerichtS Königsberg i. ^5r. ©orjifcenber: Stabtrath ^ßohl.) 

©in Bauunternehmer halle bie ^ußaröeiten an einem ©aufe einem 
SÄaurergcfeflen 3- im Afforb übertragen unb biefem überlaffcn, jid) bie 
Zur Ausführung ber Arbeiten nothweubigen Arbeiter anzunehmen. (Siner 
ber oon bem ©taurergefeßen 3 - eingefteßten äJtaurergcfeßeu würbe oon 
3- ohne gefcßlidjcn ©runb ohne (Einhaltung ber 14 tägigen Künbiguugs= 
frift entlaffen. 5)cr entladene SKaurergefcßc flagte gegen ben ©auuntev- 
nehmer auf Sah^ung bes Sohnes für 14 Sage nach ®ntlaffung mit 
4,50 JC pro Sag, währenb welcher 3^11 er ohne Arbeit geblieben war. 
S)cr beflagtc ©auunternehmer oerwies ben Kläger an ben SDtaurcr- 
gefeßen 3 > ba biefer ber Arbeitgeber beffelben gewefen fei unb biefer, 
auf ber ©eridjtsfteflc gleichfaßS anwefenb, erfannte aud) au, ber Arbeit¬ 
geber beS Klägers gewefen zu fein- i>er Kläger hielt jeboch feine Klage 
gegen ben ©auunternehmer aufrecht, ba biefer feiner Anfidjt nad) als 
fein Arbeitgeber anzufprcchen fei unb er oon bem ©taurergefeßeu 3- 
hoch nichts erhalten würbe. 

SaS ©ericht fteßte feft, baß ber oerbiente Afforblofjn unter ben bei 
ben ^uparbeiten befdjäftigten ©iaurergefeßen einfchließlidj beS ©taurcr» 
gefeßen 3 * glcidjmäßig ocrtheilt worben war, baß alfo ber Maurer* 
gefeße 3- feinen Untirnchmcrgewinn erzielt habe, fowie ferner, baß bic 
Sofjuliften wöchentlich bem ©auunternehmer cingcreidjt würben unb 
biefer auf ©runb biefer Sohnliften bie Abschlagszahlungen au 3- 
weiteren Auszahlung an bie anberen ©efeflen geleiftet hatte. SaS ©e* 
werbegericht nahm auf ©runb biefer geftfteßungen an, baß ber SKaurcr- 
gefeße 3- nur als fog. ©artiefuhrer unb nicht als felbftftänbigcr Arbeit¬ 
geber anzufehen fei, oielmchr ber ©auunternehmer ber Arbeitgeber fei, 
welcher für bie #aublungen feines ©eauftragten, bes ©faurergefeflett 3 » 
aufzufommen habe, unb oerurtheilte ben beflagten ©auunternehmer nach 
bem Klageanträge. 

„Unterfchlagung" als ©ntlaftungSgrunb. (§. 123 2 ber ©e- 
werbeorbuung. — Urtheil bes ©ewcrbegcridjts Stuttgart, cingefanbt 
00 m ©orftbenben Dr. §artenfiein.) 

Ser Kläger, grifeurgehülfe ©., ift oom ©eflagte», grifeur, 2ß. ent- 
laffen worben uttb oerlangt ©utfehäbigung. Ser ©eflagte bringt oor: 
@r habe ben Kläger entlaffen, weil er fich einer Uuterfdjlaguug fdjnlbig 
gemadjt habe, ©in unbefanuter ©aft, ben ber Kläger rafirt hatte, hat 
nämlidj biefem 25 ©f. gegeben, währenb baS Aafircn nur 20 ©f. foftet. 
Ser ©eflagte behauptet, ber Kläger habe feinen AnfjaltSpunft bafür 
gehabt, baß bie 5 ©f. ihm gehören foßen, beStjalb hätte er fk nicht an 
ftdj nehmen, fonbern itt bic tfabeufaffe legen fofleu. Statt beffen habe 
er bic 5 ©f. für fidj behalten, ©s fomitte oft oor, baß Kmiben mebr 








24 


23 


$aS ©ewerbegeridjt. BHttfjeilungen beS BerbanbeS beutfdjer ©ewerbegcrichte- Rr. 3. 


als ben Breis begabien, uiib bah fic bcn lleberfdjuh nicht bem ©eljilfen, 
fonbent bem Bringipal guwenben wollen. (Sr fei bcSbalb nadj §. 123 2 
©ewetbcorbnung gur ©ntfaffung berechtigt gewefen. — Ber Kläger 
erwiberte: Ber grembe habe bie 5 fßf. in einer ABeife gegeben, bic ge¬ 
geigt habe, bah fte ein Brinfgelb für ihn fein fallen. (Sr habe fie beS« 
halb in bie bafür beftimmte SBüd^fc gefteeft. SIS ihm ber Beflagtc Vor¬ 
halt gemalt habe, habe er fich fofort angeboten, fi<b unterfuchen gu 
laffen, um naebguwetfeu, bah er bic 5 Ißf. nicht habe. 

©$ ift nicht roahr, bah häufig bie Äunben auch bem Inhaber eines 
grifeurgefdjäfts mehr gafjlen, als er oerlangt. BieS hatte auch feinen 
Sinn, ba er ja felbft ben ^rei« anfefct unb alfo roohl fo oicl forbern 
mirb, bah er babei beftehen fann. SBenn cS beim Beflagten fdjon oor* 
gefommen ift, fo ift mahl ber ©runb ber, bah ein Kunbe ben fehr jung 
auSfehenben Beflagten für einen ©eljilfen gehalten hat. gut Sroeifel 
ift alfo angunehtnen, bah baS, was über ben $reis hinaus gegeben 
mirb, bem ©ebilfeit gugebacht ift, gumal wenn ber Kunbe non biefem 
bebient worben ift. <5$ wäre eine fehr merfwürbige Unterteilung, bah 
er bem (Schilfen, ber ihn bebient, nichts, unb bem ^ringipal, mit bem 
er garnichtö gu thun hatte, 5 Bf* geben wollte, IgebeufaUS Iaht cS fich 
im uorliegenben galle bem Kläger abfolut nicht wiberlegen, bah er bie 
5 fßf. als Brinfgelb angefehen bat. (Sbenfowenig ift nachgewiefen, bah 
er he für fich genommen hat, oielmebr ift feine Behauptung, er habe 
fic in bie ben (Schilfen getneinfante Bücbfe gefteeft, nicht wiberlegt. Ber 
Bcflagte hat bemnaefj ben Beweis einer Unterfchlagung in feiner Steife 
geliefert, ber Anfprudj beS Klägers ift baher gerechtfertigt. 

SSirb bie Berufungsfrift burefj bie im Barteibetricb ge- 
fchehene Suftcllung bcSUrtheilS in Sauf gefegt? $n welchem 
3eitpunft muh bcrBergicht auf Stellung bcSUrtheilS aus- 
gefprochen werben, um wirffam gu fein? (Urtheil beS 2anb- 
gerichtS Stuttgart oom 12. 9Wai 1896.) 

gu Sachen R. ca. ©. hat am 16. ganuar 1896 bas ©ewerbe- 
geridit Stuttgart folgenbeS Urtheil oerfünbet: „Ber Kläger wirb mit 
feiner Klage abgewiefen . . . Ber Streitwert!) wirb in ber Borflage auf 
70 M., in ber SBiberflage auf 36 Ui. feftgefefct . . .* üinc Aufteilung 
biefeS UrthetlS non Amtswegen an bie Parteien hat nicht ftattgefunben, 
nieimehr würbe gunäcfjft nur am 20. ganuar 1896 bem Kläger eine Aus¬ 
fertigung beS UrtljeilS in formlofer SBeife crtheilt. Biefe Ausfertigung 
lieh ber jefcige flägerifche BrojchbeuoHmächtigtc RedjtSamoalt St. gugleich 
mit ber BerufungSfdjrift bem Bcflagtcn am 14. gebruar 1896 guftcHen. 
Am 27. beffelben Btonats fam beim ©ewerbegeridjt eine oom 26. battrte 
fdjitftlidjc Grflnrung beS Klägers ein, bah er auf bie Aufteilung beS 
UrthetlS nergichte. 

gn gweiter gnftaug wieberholtcn bie Parteien ihre oor bem ©c- 
werbegericht geftellten Anträge. BaS ©ericht befrfjloh, bie Berhanblung 
gunächft auf bie grage gu befdjränfen, ob bie Berufung orbnungSmäßig 
begw. rechtgeitig eingelegt worben fei, unb entfdjtcb biefe grage in oer- 
neinenbem Sinne. 

©rünbe: Radj §. 55 Abf. 3 beS ©cfe&cS, betreffenb bie ©cwerbc- 
gerid)te nont 29. guli 1890 fann ber Beginn ber Rothfrift für ©tn- 
Iegung ber Berufung in boppelter SBeife bewirft werben, einmal mit 
Suftellung beS UrtheilS unb ferner mit bem Bcrgichtc einer Partei auf 
bie 3ufteDung, unb gwar Beginnt im Iefcteren gaöc bie Rothfrift mit 
ber Bcrfiinbigung ber ©ntfdjcibung. S5?aS nun gunächft bie grage be¬ 
trifft, welche Bebentung ber oom flägerifdjen Brogcbbfuollmärfjtigten 
bewirften Aufteilung beS UrtljeilS an ben Beflagten gufommt, fo ergiebt 
ftch aus ber Beftimmuug beS §. 30 Abf. 1 beS cit. ©cfcfecs, bah cS in 
bem Berfahren oor ben ©ewerbegeridjteu eine Aufteilung im ^artei¬ 
betrieb überhaupt nicht giebt. Ba auch bic Aufteilung beS UrtheilS 
nod) gu biefem „Berfahren oor ben ©eroerbegericfjten" gehört, fo war 
bie oom flägerifdjen Anwalt bewirftc Aufteilung beö UrtheilS an bcn 
Beflagten ein oollig bebcutungSlofer Aft, ber inSbcfonbere nidjt ben 
Beginn ber Rotfjfrift gur golge haben fonnte. Ba fidj nadj §. 55 Abf. 3 
Sah - beS cit. ©efefceß bic (Sinlegmtg ber Berufung, foweit biefe* feine 
befonberen Beftimmungcn giebt, nach ben Borfcfjriften ber ©ioilprogefj- 
orbnung richtet, fo finbet hierher ber §. 477 Abf. 2 ber Gioilprogeh* 
orbnung Anwenbnng. 

hiernach ift, ba wie oben gegeigt eine Aufteilung be* UrtheilS über» 
Ijaupt nicht als erfolgt gu betrachten ift, bic Oinlcgung ber Berufung 
wirkungslos, infoweit bie Söahrung ber gürmlidjfciten beS Rechts¬ 
mittels eben mit ber Behauptung ber 3uftcllung beS UrtheilS begrüntet 
werben will. 

Run fann nach §. 55 Abf. 3 cit. (oergl. §. 8<> Abf. 2) bie Aufteilung 
beS UrtheilS erfefct werben burdj ben Bcrgicht auf biefe Aufteilung, unb 
gwar mit ber SSirfung, bah bie Rotfjfrift mit ber Bcrfiinbigung beS 
UrtheilS beginnt. Rad) bem Wortlaut beS Abf. 3 cit. — „fofertt auf 
bie 3ufteöung oergichtet war" — fefct biefe Beftimmung offenbar oor* 
aus, bah ber Bergidji oor ber Bcrfiinbimg be» Urtheil* — alfo wohl 


regelntähig in ber oorljergehenbeu münblichen Berhanblung — aus» 
gefprochen worben ift, unb es ift ntinbeflenS fehr fraglich, ob einem 
fpäter auSgefprodjenen Bergichte noch bie ASirfung gufommt, bie Roth- 
frift (coentuell mit Rütfbatirung ihres Beginns auf ben Sritpunft ber 
Berfünbuug beS UrtheilS) in fiauf gu fepen. SBoIIte man aber je an¬ 
nehmen, bah ber Bergicht auch nach Bcrfünbung beS UrtheilS guläffig 
fei, fo würbe auch in biefem gall baS im §. 477 Abf. 2 ber ©ioilprogefc» 
orbnung gitm AuSbrudf gefommene Bringip (oergl. ©aupp, 2. Banb 
S. 19 IV.), wonach bie BerufungSfrift gur ©inlegung ber Berufung 
beftimmmt ift, Amoenbung finben. S)a nun bie grift oor bem Bergidjtc 
nicht in Sauf gefefct ift, fo ift nach bem angeführten $ringip bie oor 
bem Bergidjt eingelegte Berufung in berfclben SBeife wirfungSloS, wie 
bie oor ber 3ufteHung (in ben regelmäfjigen gälten) erfolgte ©inlcgung 
beS Rechtsmittels. 

Aus biefen ©rünben war bie oom Kläger eingelegte Berufung als 
unguIäfFtg gtt oerwerfen. 

dittigttngsämter. 

gkmerbegericht Königsberg als GimgungSantt im Sch^irbe- 
ftreif. $a$ @ewerbegerid;t Königsberg \ßx. ift im Auguft b. 3 . 
gum gweiten 9Rale als ©inigungSamt angerufen, ©inige 80 6d)niiebe 
(fogenannte Aitfdjläger unb ^djirrmeifter) hatten in einer ©ifen* 
bahnwaggonfabrif bic Arbeit niebergelegt; fie behaupteten, bah bis* 
her ihr Bcrbienft bet ber jebeStn'aligen i'ofjngahlung oon ihren 
betreffenben SRciftern feftgefefet fei, unb bah üorher nicht über- 
fehen fönnten, was fie oerbient hätten; fie oerlangfen, bah beftimntte 
Accorbfäbc für fie feftgeftcllt unb ihnen befannt gemacht würben. 
2)ie 3ttfd;läger behaupteten aufierbem, bah bei einer lOfiiinbigen 
täglichen Arbeitsgeit fjüdjftenS auf einen wöchentlichen S3erbienft 
oon 14—15 < // gefommen feien; fie oerlangten, bah bie Accorb- 
fäfec fo hoch normirt würben, bah ber Serbicnft 16,50—18 , // 
erreichten. — (iS fatn folgenbe Vereinbarung gu @tanbe: 

1. .Ocrr X. N. (gabrifbefifccr) ift bereit, jebent Sdürrmcifter bie Afforbfube 
für bicjeitijten ©tiiefe, mit bcTcn BeaTbcituiirt ber Betreffenbe bcfdbäftigt i|f, 
fchriftlicb niitgutljcilcn; 2 . ber oon ben ©djirrmeiftern unb Aufddftflern oerbiente 
2olm foU bereut oertljcilt loerben, bn& bie ßufdjlfigcr 40 Bf* öön jeber Rüirf 
erhalten; 3. bie Bertretcr ber ©djirrmcifter unb Aufd)Iäcier erflärcn fiefj au§» 
brticflid) mit biefen Bereinbarunncn cinoerftanbcn lmb mateid) im Ramen fännnt» 
lieber übriflen ©dürrmeifter unb Aufdüäflcr bereit, bie Arbeit in ber ©t.'fdjcit 
Söaitijonfnbrif am Biittlood), ben 12 . Auguft 189G, Btorgenfi 6 Ubr, micbet 
aufjunebmen; 4. £>err N. X. ift bereit, bic fämintlithen ©djirrmeiftet unb ßu* 
fcblöger, mcldje in feiner gnbrif am Btontnp, bcn 3. b. 9J?tS. be 3 tt). bcn folgenben 
S:agcn bie Arbeit niebergelegt hoben, »icbcr cinguftellcn, falls fich biefelbcn ber 
Bcreittbarung gcinäf; am SOtittmod), bcn 12 . b. B?., Biorg. 6 llljr 311 Arbeit ftcllen. 

^ie Arbeit in ber gabrif würbe ber Vereinbarung gemäh 
wieber aufgenomtnen. 3 U betnerfen ift, bah auch biefe* s J.)taI bas 
©cwerbegericht oon ben Parteien nidjt aus eigener Snitialioe an« 
gerufen ift. ©rft auf Anregung beS Vorfihenben beS ©emerbe- 
gerichts, 6tabtrath ^oljh riefen bie ©djtniebe baS ©inigungsamt 
an, wäfjretib ber gabrifbefiher erflärte unb biefeS auch in ber 
Berhanblung nochmals gum AuSbrncf brachte, bah ^aS ©ewerbe- 
geridbt nidjt als ©inigungsamt anejerufen hd&C/ fich aber auf bie 
Berhanblung oor bemfclbett cinlaffcit wolle. 

©intgungSamtcr in ©nglanb 1895. S)ie eben oeröffcntlidjte 
©tatiftif ber ©irifcS in ©nglanb währenb beS QahreS 1895 thedt 
mit, baß im Beridjtsjahrc 45 ©trifeS, an benen 58 898 Arbeiter 
beteiligt waren, im Biege ber (SinigungSämter ober ©djicbsgeridjte 
bciaclegt würben, gegenüber 42 ©trifcS oon 18 325 Arbeitern im 
Saijre 1894; 17 «Streitfälle würben einigungsamtlich, 28 fdjicbS« 
gerichtlich beigelegt. Bethriligt fiitb folgenbe Snbuftrien; 


Aahl 

ber gäHe. 

3ahl 

ber Bctbeiligtcii. 

Bergbau. 

12 

6165 

Gifeninbuftrie . . . 

1 

2 530 

©djtffbau .... 

7 

1 258 

©djuhinbuftrie . . . 

3 

46 400 

Xertilinbuftrie . . . 

3 

787 

Meramifchc Snbuftric . 

1 

150 

Baugewerbe .... 

13 

1 204 

Berfdjiebcne Snbuftricn 

5 

404 


45 

58 898 


©oweit baS l?abour-5)epartement Kcnntnih oon permanenten 
(SinignitgScimtern hat, eyiftirten 1895 68 foldtjer Aemter; 3 neue 
finb im Berichtsjahre hiiuugcfotnmen. ©S beftehen: 
im Bergbau 12, ©ifeuinbuflric 7, übrige SRetaKinbuftric 2, ©chipau 7, ©cöub* 
inbiiftrie 15, .ftlciberinbuftric 2 , ^crtilmbuftric 7, Srudinbuftrie 2, feramifdje 
gnbuftrie 1, Baugewerbe 8 , S'ocf» uub ^afenarbeit 2, anbere 3, inSgcfammt 68. 

Vabeit biefe Aemter gwar eine iutenfioe Shätigfeü gu enfalten 
— 39 oon ihnen hatten 1282 giiöe gu cntfdjcibcn —, fo hatte iin 




Sa$ ©eroerbegeridjt. SWittbetlungen beS BerbanbeS beutf<$er ©ewerbegerichte. Br. 3. 


*26 


Berichtsjahre, toa$ bic Beilegung oon StriFeS anlangt bie Brioat- 
initiatioe einzelner Snbioibuen, bie als Mittler auftraten, bo<h ben 
größeren Erfolg. Bon ben 45 einigungSamtlich beigelegten StriFeS 
würben beigelegt Durch: 

Einigung, SchiebSgericht. 3 u f antmcn - 
Remter 7 4 11 

^rioatiuitiatioe 10 24 34. 

Allgemeine? über (Bcmetbegeridjte unb 
Arbeitsertrag. 

die Sonfmnj ber Ärbeiter'Beifi^er betttfdjer ©etoerbegerichie, 

Sie am 35. unb 16. Booembct in Halle ftattfanb, mar oon ben 
Seifigem oon 42 ©ewerbcgericf)teu mit insgefammt 42 delegierten 
fccfchicft. die Bertreter gehörten 21 Berufen an, bie übergroße 
SDRebrljeit ben Holzarbeitern, 10 barunter Stifcfjlcr. Bertreten waren: 

2eip\ig (3), A>aUe (3), Berlin (2), ©harlottcnburg, gdjöneberg, SBranbenburg 
o. Königsberg, 9J?agbeburg, Jjpalberftabt, SBeihenfelS, SUiüblhaujen i. $1)., ßcifc, 
©era, ©rci 3 , STeSben, CSIjcmni^, Söbeln, ©era, Braunichmeig, £annooer, ^>ilbcÖ« 
beim, Bremen, Hamburg, S2übecf, ÄicI, B2anbSbecf, 9ütona, iWülheim a. SRI)-, 
Gaffel, SJtünchen, 9lug8burg, J^urjburg, Nürnberg, SWannhcini, Sf^Iobn unb 
Sübenfdjeib, .s}annobet unb Vinben, (Erfurt unb Weimar, Bremerhaüeit, ©eefte» 
iniinbe unb l'efje (je 1 gemeinfam). 

die Konferenz mar oon ben Beifißertt beS ©cwerbegeridfjts 
£übetf einberufen ^auptfad>Ii«^ zwecFS Stellungnahme zu bent 
veröffentlichten Entwürfe ber ©ewerbcuooellc unb feiner Scftim* 
tminaen über 3nnung$*Schicb$geri<hte. 211$ weitere Aufgaben 
ergaben ftfh bie Erörterung einer Drganifation ber 2lrbciter*Bei* 
fißer, fowie eine Beiljc oon fragen bec Kompetenz ber (Bewerbe* 
^ericf)te, ber 2lu$bilbung ihre« BerfahrenS wie ihrer fozialpoli* 
tifdjen SöirFfamFeit, ber Bechte unb Pflichten ber Beider unb ihres 
BerhältmffeS z u ihren SSöhlern. 

Bon einer feften Drganifation würbe theils au$ oereinSgefeß* 
liehen BebenFen, theils mit Bütfficht auf bie bereits übergroße 3»* 
anfpruchnahmc ber betheiligten 2lrbciterfd)id)len Slbftanb genommen. 
Einmüthig bagegen würbe eine lofe DrganifationSform gefdjaffen, 
bic, oertreten burdf) eine Komutiffion ber Berliner Beifißer, ben 
2(uStaitfch unb bie Beröffentlichung intereffirenber Entfdjcibungen 
bewirFen unb eine größere Einheitlichkeit ber DrganifationSftatuten 
ber einzelnen ©erichte, wie ein gemeinfamcS Borgehen in wichtigen 
fragen anbahnen foll. 211$ Drgatt für Bcröffentlichungen würbe 
mit 21 gegen 20 0timmen ba$ „©eroerbegericht" gewählt, beffen 
BebaFtton bereit ift, fowohl thatfäcßltchen Btitthcilungen, wie 
fachlichen BieinungSäußerungen an biefer 0telle ebenfo Baum zu 
gewähren, wie auch aus ber SBitte ber 2lrbeitgcber*Beifißer bort 
^Sublifationen erfolgt finb. 

die Bcfprcdjung ber SnnungSnooellc lehnte fi«h, cingeleitet 
oon BarthelS*Sübecf, an bie Schrift oon Dr. Duarcf unb an bie 
Bcröffentlichungen beS „©ewcrbcgcrichts* an. 2lts HauptbebenFen 
würben geltenb gemacht: eine Bcrringerung ber dljätigt'eit ber 
burch fchnelle, billige, fachFunbige unb unparteiifche Bed)tfprecf)ung 
oolfsthümlich geworbenen ©ewerbegerichte, bie auch als EinigungS* 
ärnter mehr unb mehr z u * ©eltung Famen, z u fünften ber 
3nnungS=0chiebSgerichte, bie im ganzen Kleingewerbe jene oer* 
Drängen würben; in Jolgc beffen oerlangfamte unb oertheuerte 
Besprechung, Berbrängung unabhängig benFenber 2lrbeiter aus 
ben (Berichten, Leitung ber Berhanblung burch 3ntereffenten, Ein* 
fchränFung ber Freiheit ber Slrbeiter^Beififeev burd; bas 3 u f ammcn * 
ftßen mit ben eigenen üJFeiftern. die Befchwerben gegen bie 
3nnung$*0chiebSgeri<hte würben burch ein reifes, theilmeife fehr 
ftarFeS 2Katerial geftüßt, ber Broteft gegen bie brohenbe ©efähr* 
bung einftimmig befdjloffett. Ebenfo füllen überall ^)ßrotcft* 
oerfammlungen \ux 2lufrüitelung ber Arbeiter oeranftaltet werben. 
— BJan erklärte bie ©ewerbegeridjte für baS werthooflftc Ergebniß 
ber fozialpolitifchen 2lera, baS bie Sympathie ber Arbeiter ge* 
wonnen unb bie 2lntipathie ber Unternehmer im SBefentlidjeu über* 
munben habe. 3n biefem 0inne forberte man eine Erweiterung 
ber 3uftänbigFeit burch Ueberweifung ber ben orbentlichen ©erichten 
juftehenben Mlagefachen gegen Entfcheibung ber SnnungSoorftänbc 
tn SebrlingSfragen an bie ©ewerbegerichte. 

Einftimmig unb ohne disfuffion würbe bie Einbeziehung beS 
©efinbeS unb ber Sanbarbeiter, beSgleid^en nach einem Beferat 
£ipin$ftS*&eipzig bie ber HanblungSgehilfen in ben 3 u ftänbig* 
FeitSbcreich ber ©ewerbegeridjte geforbert. 

darauf folgte nach einer Einleitung oon Biartienfeen-Hamburg, 
ber bie ^flidjien uub Bechte bec Beififter erörterte unb mit 6<härfe 
ben rein richterlichen, ohne Bücffidjt auf Parteien ber @ered)tigFeit 
bienenben Eha^aFtcr ber redjtf preßen ben dhätigFcit ber Beififeer 
heroorhob, eine eingehenbe Befpredjung ber örtlidjen Berhältniffe 


mit ben fich barauS ergebenben Bef^werben unb Be^tSfragcn. 
Bamentlich bie dhätigFeit einiger Berliner unb leipziger Bor* 
fifeenber würbe bemängelt, baS oielfache Ueberwiegen ber Bergleiche 
als eine Benachteiligung ber Arbeiter gefchilbert. 

Bezüglich ber Fommunalen 2lrbeitSnad)weifc würbe Fein Be* 
fd;lufe gefaxt. Blan war jebodj einig in ber 2luffaffung, gemäfe 
bent Befdjluffe beS ©ewerFfchaftsFongreffeS bie Beueinrid)tung ber* 
artiger Bachweife nicht zu ocrlangeit, fid) bagegen an ben beftehen* 
ben zu beiheiligen. Bamentlid) bie Einfteüung ber dhätigFeit ber Bad)* 
weife im Salle oon 2lrbeiterftreitigFeitcn 'würbe als unentbehrliche 
Sicherung gegen Drganifirung beS StreiFbredherwefenS bezeichnet. 

Einftimmig würbe bie 2lufhebung ber Berufung gegen Urteile 
ber ©ewerbegerichte geforbert. der Befehlt, ber eine Erweiterung 
beS 2lntrags H a ^ c au f Erhöhung ber Berufungsgrenze auf 
200 BFarF barftettt, würbe bamit begrünbet, bafc bie Berufung bie 
Bortheile beS billigen unb namentlich beS fchleunigenS BerfahrenS 
Zu Bidjte mache; bafc ihre SBöglichFeit beShalb häufig einer Ber* 
binbung mehrerer Streitfachen, bic baS StreitobjeFt erhöhen würbe, 
im Bkge ftehe, unb fo häufig ohne Both zahlreichere Störungen 
ber 2lrbeit herbeigeführt würben. 

ferner wurbe bie obligatorifche Einführung ber ©emerbegerid)t 
unb bie 2öahl ber Bcififcer au Sonntagen, wie üe in BFündhcn 
oon Anfang an in ©eltung unb für Staffel zugefagt ift, geforbert. 

SBit allen gegen ^roei Stimmen unterftellten bie Bertreter bie 
aufjergerid)tlid)e dhätigFeit (unb nur biefel ber Beifther ber 
äufficht ber ©ewerFfchaften. Es foll bamit eine Stontrole geftaffen 
werben für ben Eifer, mit bem bie Bcififcer ihren SBählern gegen* 
über bie Bflidü ber Berichterftattung, ber rechtlichen VlufFlärung er* 
füllten, unb mit bem fie an ben zum 2lu$taiifch ber Erfahrungen 
unb zur Befprechung wichtiger Urtheilc eingerichteten unb oon ber 
Konferenz empfohlenen 3ufammenFünften ber Beififeer fi<h be* 

tl)eiligten. — die allgemeine Einrichtung oon 2luSfchüffen, bie 
Beranftaltung regelmäßiger StatiftiFen nat 3ahl unb ©efammt* 
höhe bec Dbjefte Durch bie Borfifeenben, bie 2luSftattung bec Bei* 

fißer mit bem nöthigeu ©efeheSmaterial würbe empfohlen unb foll 

gccignetenfallS geforbert werben. 

dem Berliner 2luSfd)uß, ber in ben delegirten BMHarg unb 
Körften über geeignete Kräfte oerfügt, würbe bie Sammlung ber 
DrtSftatuten unb bie 2lu$arbeitung einer Eingabe an bic gefep* 
gebenben Körperhaften z^ccfS einheitlicher unb zweefmäßiger ©e* 
ftaltung ber Statuten aufgetragen. 3ut ilebrigen foE er eine 

Sarnmel* unb 2luSFunftSfteEe für bie 2(rbeiter*Beifißer ber ge* 
fammten ©ewerbegeridjte barflellen unb Deren Sünfche ben öffeut* 
liehen Drgancn unb ©efefcgebern übermitteln. 

3m *folgcnben ftellen wir ben Wortlaut ber angenommenen 
2lnträge zufnmnten: 

I. Äotifcrcti 3 fietjt öon einer ieften Crpanitation ab, empfiehlt bngeßen, 
einen Cfentralpunft 3 U beftinnnen, ber in intereflirenben f©enicinfranen Geeignete 
©dbritte .^nr Seritanbigung unternimmt unb cüent. bie sBeifitjer 3115 loniereii 3 cn 311 « 
fammenberuit. Sie Qluffidjt über bie äkiübcr(9lrbcitnc&mer), aitBer ihrer geriebtlichdt 
Sbötigfcit, empfiehlt bie jlonfcrcn.) bcu örtlidjen ©emerffdjajten. 9118 geeigneter 
(Scntralpunft mirb Berlin beftimmt. II. 9U8 QSublifationSorgan für Urtheile u.91. 
wirb „SaS ©eroerbegeriefit" gcmählt. III. öinen hohen Neidjötag crfuchen bic 
ac. 95erfammelten ( ben; Jöcftimmungen in ber .ftanbmcrferüorlage, fomcit bicfelben 
fich auf ben 91u8bau unb bie 9icugrünbung bon 3nnung6«gd)ieb§gerid)ten beziehen 
(§§ 84, 84a unb S 6 e) bie ©enehmigung }u öerfageit. Sie Konferenz beantragte 
ferner: Sie enbgiltige C5:ntfcheibung in VehTlingSüreitigfeiten im >yafle ber Klage 
gegen ben SSorcntfcheib ber SnitungSbehörbe fällte nicht burch bie 9lntt8= be.nn. 
Vanbgerid)te, fonbern burch bic ©emcrbegcrichte gefüllt inerben. IV. Sie ©crlinet 
Kollegen merben beauftragt, bie Vütfeit bce. ©efepcS, ber SBalilorbnungen. ber 
DrtSftatuten unb bie Crtoftatuten fclbft einer Prüfung 311 unterziehen unb auf 
©ruub ber ©rgebniffe einen ©ittiourf bei bem rlicidiStag ein’,ureidien, ßu biefem 
ßmeefe hat baö ©emerbegeridjt jebeö Drteö fein Statut in Berlin eingifenben. 
V. a) Sie üereinigten iBeifi^ex ftellen an bie DteidiSregierung baö (5rfud)cn, bem 
SHetchStage einen ©efehentmurf oorzulegen, burdi meldien bie redittiche ©tellung aller 
fßetfonen, bie je^t ben ©efinbeorbnungen unterftehen, einheitlich geregelt mirb in 
bem ginne, ba& bie ©efinbeorbnungen aufgehoben unb bic ifjneri llnterftehenben 
unter bie ©ewerbeorbnung gefteflt merben. b) Scr.stongreB erachtet bie je(jt ben 
^anblungSgehilfcit gemährte fHechtShilfe oIS ben beränberteu fozialen SJerhaltniffen 
nicht mehr entfprechenb, für ungenügenb, für 31 t foftfpielig unb laitgmierig unb 
crfliirt fich für bie 91uSbchnung ber ©cmerbegcrid)te auf bie ^anblung 8 gel)ilfeu, 
meil ihnen baburd), ohne bic fpeziellen ^erufSintereffen ju oerlctjen, eine fchnelle 
unb billige mie fachgemüfje ©rlebigung ihrer Klagen möglich ift. SemacinäB 
fpridbt fiÄ ber Kongreß auch für baS SBahlrecht unb bie SBüIjlbarfeit ber ^anb» 
Iung«gcl)ilfen 311 m ©emerbegericht auS. c) ©8 hat firf) burdt) bie bisherige l^rariS 
ber ©emerbcgerid)te bemerfbar gemadjt, bah bic ©inlcgung ber ^Berufung gegen 
Urtheile, in benen baS Dbjeft über 100 9Jiar! betrügt, als ein Uebelftanb an« 
jufchen ift. ©8 üerträgt fich bieS nicht mit ben wirthfchaftlichen SSerhaltniffen, 
unb ber Kongreß erachtet e 8 oon grofcem Sntcreffc für bie 9lrbeitcrfchaft, bah 
Berufungen gegen bie Urtheile ber ©emerbegcrichte nicht mehr zuläffig fein fotlen. 

Defterrtic^if^eS ©etocrbegeri4tS*©efe^. das öfterreic^ifdje 
2lbgeorbneten§auS otn 30. DFtoDcr gugteic^ mit bem ©efeße, 
betreffenb bie Beform beS EioilprozeffeS ein ©efeß, betreffenb bie 
Erridjtung oon ©ewcrbegeric^ten, angenommen, beffen Entwurf ber 
Snitiatioe beS liberalen 2lbgeorbnclcn Baernreit^er entfprang. Bcibc 



©aS ©croerbegcridjt. 3}?ittl>cilunqcn beS Scrbanbeß beutfcßer ©croerbegeridjte. Nr. 3. 


©efeße [offen am 1. $uli 1898 in Kraft treten. öbgleid) mau 
audfj in Defterreid) oor ber allgemeinen obgligatorifcßen Ginfühung 
her ©eroerbegeridjte gurucffcfjretfte unb eine Neiljc oon Arbeiter* 
fategorien nod) oon ben Bohlthatcn ber fummarifdjen Jvad)»3uriS« 
biftion auSgefdjloffen fyai, fo bebeutet baS ©efeß immerhin einen 
auch oon ben Arbeitern anerfannten roefentlidjcn 3ortfd)ritt. Sisher 
mären in Oeftcrrcicf) bie Arbeiter mit ber gerichtlichen Durchfeßuttg 
ihrer Anfprüche auf bie politifdjen Sehörben angemiefen, ein Aus* 
naljmeguftanb, ber nunmehr aufhören toirb, inbetn ber neue Gioil= 
progeß baS ^rin^ip ber Trennung oon Snftij unb Serroaltuna 
auch für bie Arbeiter burdjführt. Der ißerfonenfreiS, auf ben fiep 
bie ©eroerbegeridjte erftreden, umfaßt bie gcroerblicben $ülfSarbeiter 
einfchließlid) ber Dagelöhner, HauSinbuftrieüeu unb HanbelSange* 
[teilten. AuSgefchloffen bleiben bie in StaatSroerfftätten be» 
fdjäftigten Arbeiter, Bergarbeiter, lanbroirthfchaftlidje Arbeiter unb 
HauSgefinbe. Die beiben legten Kategorien bleiben in ihren S^ed^iö» 
angelegen^eiten leiber aud) fnvberfjin ben politifdjen Sehörben 
unterteilt, LehrlingSftreitigfeiten roerben ben beftefjenbeu SnnuitgS« 
SdjiebSgerichteit gugeroiefen. Dbligatorifd) ift bie Ginführung ber 
©eroerbegerichte unb bereu Kompetenz bloß für bie Drte Bien, 
Neichenberg, Srünn unb Sieliß, roo fold)e bereite auf ©runb eines 
älteren, (übrigens faft gang auf bem Rapier gebliebenen) ©efeßeS, 
betreffend bie fafultatioe Grridjtung oon ©etuerbegcrid)ten, befielen. 
Die (Errichtung an anberen Orten ßat gu erfolgen, „roetin bie be* 
tbeiligten tfRinifterien nach Anhörung ber Öanbtagc bas Sebiirfniß 
hiergu als oorhanben anfeljen". Die Kompetcng umfaßt: Streitig* 
feiten betreffenb Loh», Antritt, öortfeßung unb Auflöfuug beS 
ArbeitS* unb LefjruerhältniffeS unb bieSbegiiglicße GntfchäbigungS* 
anfprüd^e mit Inbegriff oon Loljnabgügen unb .Honoentional* 
[trafen; Streitigfeiten begüglich beS Arbeitsbuches; Unterftüßungs* 
faffen; oon Unternehmern beigeftellte Bohnungen; außerbem 


Streitig feiten oon Arbeitern nntereinanber begiiglidj gemeinsam 
übernommener Arbeit. — Die Seifiger roerben oon ben Arbeitern 
geroäblt, unb groar baben auch bie Arbeiterinnen aftiocS Bald* 
recht, bod) roerben bie Sorfißenben unb bereu Stelloertrcter oon 
ber Regierung ernannt. Der Sorftßenbe muß ftetS Suriit unb 
Staatsbeamter fein. Die Koften ber ©eroerbegerichte trogen ber 
Staat unb bie beteiligten ©emetnben. 


ßitteratur. 


i Die Scbeutmtg beS Sürgerlidien ©efeßbudjS für ben Arbeiter* 
! ftatib. Son Landgerichts *Nath unb NeidjtStagS*Abgeorbneh’ii 
©röber, Stuttgart 1897, Sof. Notfj. 38 S. (50 Sf.). 

, ©ie roenigen Seftimmungeit beß ©iirgerlidben ©efefebudjß, bie eine geirifjc 
Nücffiditnalnne auf bie nnrtljfdwftlid) fctjtDädberen ÜBeDölferungßflaffen erfennen 
; Iaffen, roerben in bem üorliegcnbeit 'Scfjriftc^cn beß befannten C.'icntriiinfrdlbgr« 
ordneten in cxefdjicttcr Söeifc perDorgcljobcn: daß lübifancdevbot; baß 2Sud)cr* 
tietbot (§. i;)8 2lbf. 2,; bie Seftimmungcn im Xitel ©ienftoerttag, toeldje ben 
©ienftl)erru jur f vfir)orge im <yall ber (vrfraulung beß in bie tjöuSlicbe (&* 
! mcinjdjaft aufgenommenen Xienftocvpflidjtcten (inöbejonbere and) beä ©euttbcj 
■ bi6 auf bie ©auer üoit C, 2Dßod)en) foroie jur ^ürforge gegen ©cfäbrbung oon 
Scbcn unb ©efunbbcit unb in ftnfcljuiig ber Söobn* unb (Eibiafräume, ber 2?er« 
Pflegling, ber Slrbcitd* unb Cyrbolungbieit foldten Crinridjtungeu ocrpflicbten, 
roeldjc mit 3türffid)t auf 0>cfuubl)cit, Sittlidjfeit, Religion crforbcr(icT) finb; bafi 
nad) ber Äünbignng ben ©ienftoerpftidjteten angemeffene ßeit junt 2luffud)en eine-.' 
andern ©ienftoerpältniffc« geroaprt roerben inuß; yiuftjebung bcö ßüdjtigungö« 
rcd)t§ gegenüber bem (befinde; (Srmabigung iinocrI)altitif)inanig hoben iüiaflerlülinS 
unb miocvljüitiiifmiäfjig l)of)cr Üertragbitrafcu; auf bem ©ebiet beb 0J2ietböreibt3 
bab iUedjt jur iUüumuua bei erbeblicbcr ©ejäbrbung ber ©efunbbeit, bie 3?e* 
fdbränfuug bed Pfandrechts beß iÜermietbcrö; einige '^eftimmungen beß ebeüdjeu 
©iiterrecbtß .pi ©unftcit ber ,vrau und bie Sftegehmg ber xHnfprfidje auß der außer« 
cbelidjcn (Edjroängeruitg. Ü)iau fiebt, eß finb tbeilroeife roid)tige ^?tiifäße jur 
©urd)bred)ung beß ©rnubfabcß ber formalen ©leid)l)eit unb PertragSfrcibeit, 
bie freilich nur bann roerben fruchtbringend roirfen fönnen, wenn eine faebgemaße 
| Stnroenbung in der Prajiß bajufommt. 


5)ic gleitgeitig hiermit ausgegebene 9ir. 10 ber Bodjenfdjrift 
„Boftialt <£eutraU>(att für Sogialpolitt^ enthält: 

x)ie bentfte Strafprogeß*92ooelle. Son Srioatbogcnt 
Dr. .3. Saftroro. — ^)ie Parteien in Sclbftgeidjmutgen; 
5)er nationalfogiale Serein. Son Saflor s ß. ©Öhre; 3>ic 
Srogrammreoifion ber fd)roeigerifchen So^ialbetnofratie. Son 
Üanbrath St. ©fd)toinb. — 3>ie Sommer*Aufnahme ber 
s 2lrbeitSlofen in Berlin. Son Dr. (5. §ird)bcrg. — 3>ic 
«fogialpolitifdje Partei" bei ben 9Jieberöfterreid)ifd)eu 
üanbtagSroaf)len; Sdjußoerein mccfleitburgifd)er Üaubleute; 
iHmerifamfdje Umfrage über BähruugS* unb fiohnoerhältiiiffe 
in 9tußlanb :c.; Siitcrpeflation im beutfd)en SUeidjStage über 
bie GrbroffelungSftcucr gegen Konfumoereiue; Sbätigfeit 
beS Nürnberger NrbeiterfcfretariatS im 1895/96. — 

(Snquete über bie Scfeitiguug ftäbtifcfjer NbfaUftoffc; 
Lohnerhöhung für ftäbtifdje Arbeiter in Stuttgart; Arbeiter* 
auSfdjuß ber ftäbtifd)en ©aSarbciter Scrliti; Stäbtifthe 
NrbeitSnadjtoeife. — Lithographen*Strife in Serlin, s 21u* 
roenbung oon Sertragsbrud) * Klaufeln; Drganifation ber 
jtibifd)en Arbeiter in Ntandjefter. — Labenpcrfonal«©efeß für 
©nglanb. — SDeutfdje Unfall»NooeHe; Konfereng ber „be* 
fottöercu Kaffeneinrichtungen" für bie SnoalibenDerfid^erung; 
3roangsoerfidjerung bes änroaltftanbcS. 

SluS bem Sn^alt ber legten Nooembernumment ber „Sogialeit 
SrajiS" feien folgenbe Nuffäge fjeroorge^oben: SDie Sluflöfung ber 
Slrbeitslofcn * 5laffe in St. ©allen. Sou ^rof. ©. Nbler. — ^ie 
töbllid)eu Unfälle im preußiftfjeit unb eitglifdjcu Sergbau im o^hre 
1895. Son £). Juie. — (Gutachten bcutfd)er §aubelsfaimncrn gum 
§anbclS*©cfegbHd). Son Dr. jur. 9J?. Duarcf. — Nuitlidje (immetai 
über SlrbcitSocrmittelung. Sott bcinfelbett. — Neuorbuung ber 
offenen Slrmenpflege in Bfaing. Sou Seigeorbu. Dr. ©g. Schmibt. 
— I'ie Seform ber Nrntcttpflege in Steicrmarf. Son ^rofeffor 
G. 5Ntfif)ler. — Die Seform ber Serltitcr Ltrmcnpflege. Sott 
Dr. jur. G. s JÜluenfterberg. — Die ©cfunbheit ber Arbeiter unb 
ihr gcfeßUd)er Sdjuß. Son Sabiratb §. o. Araufettborg. — 
Släbtifche SfiethSocrträge. Son ,v>. §orn. — 21uS bem 
Notige nt heil; Arbeiter als SabrilCiirehorett, Spcgialgefeß für 
bie South Metropolitan Gas Compauy; Sefämpfuug fogialer Be* 
ftrcbuugen in Deutfdjlanb; ©erocrffchäfts* unb Nvbeitcr*Sefrctariatc 
in ber Sdjtoeig unb in Dcutfdjlanb; Arbeitsamt in CuccuSlaiib; 
Monferoatioer Delegirtentag m Serlin; Sorteiiag ber fd)ioeigerifd)eti 


Sogialbnitofratie; StäbtifdjeS AuSfunftSbureau in 'JJZüIbaufert 
i. G.; _Sauarbeitcrfchug*Scrhanblungen ber Stabtoerorbneten in 
Sraunfcfjroeig; SNinimallohtt bet ©emeinbearbeiten itt Srüffef; 
Sntcreffenfonflifte ber ©emeinbeoertreter: SiinifteriaUGntfdjeibung 
in Reffen, Sorlagc beS Scagbeburger OTagiflratS; Kommunaler 
Sldjtftunbentag in GalaiS; Släbtifdje SanitdtSioache im STnfdh/ns 
ait bie Seuerioehr in Sraunfd)roeig; Arbeiterfd)uß in ftäbtifetjeu 
Sctrieben; Kommunale Serntiüelung im Säcfcritrcif in £t)ou; 
Staatsbeitrag bei fominuttalcn ©ctnälbefäufcit in Selgien; ©emerb* 
liehe Kittbcc* nrtb A : raucnarbeit in Deutfd)laitb; Negeluttg ber Ar* 
beitSoerhältniffe ber Serliner Sureau*Angcftelftcn; NcidtStagS* 
Debatte über Duelle unb Dffigiere; Arbeitcrfdjug in Sdjroigläbeit 
in Sfarglatib; Serfdjärfuug ber ^fabrifinfpeftion in Nero*?)orf; 
Sonntagsruhe in Abüofatur*Kangleien in Defterreich; Arbeiterfdju^ 
in belgifehcn gifgclioerfen; Hutentehmer*Gnqncte über beit Normal-' 
Arbeitstag in Dcftcrrcicb; Mqgienifdjc Station ber DrtSfronfenfaiie 
§eibelbcrg; 3 fl hl ber Qtioaiiben* unb Altersrenten in Deutfd)lanb; 
Gnquete über Serficherung gegen Haftpflicht; ArbeitSlofeu*Kaife ber 
Sauarbeiter in Sologna; ©eiocrffdjaftliche ArbcitSlofett*Serfid)crnng 
itt ber belgifd)en Dertil=3ubuftrie; AlterSuntcr)tüßungS=Kaiie fiir 
©enf; ^oligcilicßc UnfaUoerhütungs*Sorfchrifteu für lanbroirtfi* 
fchaftlid)e Setricbe itt Sabcit; Bahlred)tS=Gntgiehnng bei Armen* 
unterftüßuitg in Gngtanb; Siicthcaufroaub für Arbeiterroohnungen 
in bcutfdjen Stiibten; Bohnungsfrage unb gahrrab; Grftellung 
fleiner Bohnungen burch ben Ärmenrath in Straßbttrg; Sdiul* 
finber als Steiufdjläger; Sdjulfiubcr*Arbcitcn in Lanbroirtl)fdiait 
unb ©etoerbe; 3itfpigieittinneit beS HanbarbeitSunterrichtS in 
SreSlau unb Serlin; Slumcnpflcgc burd) Sdjulfinber; Gentraloerein 
für bie C>ntercffen beS Detailreifeno. 

Stättbigc Nubrifett ber „Sogialcn SrajiS"; All* 
gemeine Sogial* unb Birtbfchaftspolitif; Kommunale Sogialpolitif; 
Sogiale 3uftünbc; Arancufrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer* 
oerbänbe; ©eroerbcgeridjte, GinigungSütnter, ArbeiterauSf(hihl e ‘« 

| Arbeiterfcfjug unb ©crocrbeinfpcftion; Serficherung, Sparfaffeti; 

. Armenpflege; BohuuugSrocfcn, ©efuubhcitSpflege, Grnährung; 

! giehung, Sdjulc, Soltsbilbung; Suftig; ginangen; Lanbroirthfd) 0 ^ 

| Hanbrocrf unb ©roßinbuftrie; §aitbel, Sirebit; Serfehr; ßitteranfetje 
! Neu=Gcfcheinintgen. 

*.5o,5i«Cf "yrmif;, <fentro(6faft fflr Sojiafporilift“ erfdjeint jeden ©onncvfta^ 
unb foftet uierteljäürlid) 2 Ji 50 4 einfrfiliefjlid) ber l^onatßbcilagc «® d - 
©erocrbeijcridjt". 3 U bepepen burd) fiimmtlidje Sßoftauftalten unb öuchhmtblunö« 11 
foroie bireft burd) bie ^erlagßbuchdondlung (C5art ^cpmannß Verlag, Berlin ^ * 
! 3}2auerftr. 44). 


„©nß (gc)ucrbcaertd)t" erfdjeint am elften ©onneritag ieben '.Otonatß im 'JJiinbeftnmfang Don % Sogen unb ift burd) alle ^u.tbiiubtuugen, 0 pebiteim’ 
unb Sgoftämfev Opoitjettungßnummer 2M1«) ]U begehen, ©er ^}reie- betragt fiir baß ^saljr :Ui. 1, bet birefter poftfreier ßufeubung burd) bie ^erkgßljanblurig 2Jt. M"- 

iSarl ^eßnianne Vertag in Berlin W. Sßtatteriiraöe 44 . — ©ebrneft bei Sittmleib in Berlin W. — Sßcrantroorrdd; ftir bie iHebafiton: Pr. 3. g.türem in C'fnn'letienbtti‘fl 5 Scr:in. 




II. 3afycjan8 


SB erlitt unb granffurt a. 3X„ ben 7. Januar 1897. 


Stammet 4. 


fas (Brtoerbfgfridit 

2tTittheilung<m bes Derbartbes beutfcfyer (Sewerbegeridjte. 


5RebaItion8au6fd&uj}: ©tabtrat^ Dr. |lefdf in granffurt a. SR. unb 3Ragifirat8=a|feffor ®uno in SBerlin. 

Ü|r(i4 1 |V«ri. 

Koftcnfteie ©eilage jur „Sojialen ©raji«". 


(frf^rinl «m rrflra ?«nnrrft«| fffr« }ß«n*ts. 


©arl £epmann 8 ©erlag, ©erlin w., 3 Wauctftr. 44 . 


Herausgeber: 

Dr. JU 


8 tU e fQr bie «Rebaftion be« „©ewerbegertcht«" beftimmten Senbungen bittet man $u abreffiren: An Herrn SJlagiftratS.Affeffor ©uno, ©erlin W. ( ABormfer ©tr. 2 . 


Sf^tritreiiiung 

Sit eine ßufage a&l% bäß ber Ar* 

. beiter ttacb beenbigter gebleit noch 
eine beftimmte ßeit beim Behrmeiftcr 
bleibe? (©eroerbencrid)t Stuttgart.) 

SBitb ber ©auimternehnier bureb ben 
»om Kolomtenführer gefchloffencn 
©ertrag unmittelbar ben Arbeitern 
gegenüber »erpflichtet? Können bie 
Arbeiter öom ©ertrage jurüeftteten 
unb SdjabenSerfap forbeut, wenn ber 
Arbeitgeber bie Sebtngungen be« 
©eTtrageo einteilig änbert? (©etoerbe* 
geriet Stettin.) 

3 ft bie ©ntlafjung eine« Arbeiter« 
wegen Sufpatfonimen« gerechtfertigt ? 
(©ewerbegeriebt Königsberg i. ©r.) 

05 et)ört ein lljicrbänbiger in einer 
üNcnagcrie 311 ben „qetoerblichcn 
Arbeitern“? 3 'm ©ejahungSfaüe, — 
ift er ben im §. 133 » ber ©croerbc* 
orbnung be^eiebneten höheren An* 
gefledten beijujäblen? (AeidjSgericht.) 


(fcinigungsätnter.33 

©Inigungöamter im £afenftreif in 
Hamburg unb in ©renten. 

©utadjtcn unb Anträge.33 


Anfprudj be« Arbeiter« auf ein 3 cu fl* 
ni§ über ©htlidjfeit. ©lenarbefc&lufj | 
be« ©ewerbegeriebt« Hanau. 

i&Ugemeincs über ©r®*rbegertdjU 
unb |lrbeitsn*rtratj.34 

Sobnjablung unb ©egentedj* 
n u n g. ©on ©tabtratb Dr. © 0 e t b e e r, 
©orftfeetiber be« ©eroerbegeridjt« Kiel, 

8J*rbnnbu-llngeUgtntjtittn .... 36 
©eitrittSerflarungen. 

gittcrutur.36 j 

äöolff, ®er §abrifar 6 eiter unb feine | 
redjiltdje Stellung. j 


SnbnltSangaben ber „©ojiaten ©raji«". | 


Abbrutf fammtlicber Arttfel ift 3 «tungen unb 3 *itf<h*ift*n geftattet, jebodj nur 
mit ©oller Quellenangabe. 


tUdpfpredfiing. 


üntjali 

.. 20 


3 ft eine3ufage gültig, bah ber Arbeiter nach beenbigter 
Setjrgeit nodj eine beftimmte 3 c it beim Sehtnteifter bleibe? 
(Urtbeil bcS ©emerbegcrichts Stuttgart, ©orfifcenber Dr. Hartenftein). 

2ie Klägerin ift bei ber ©eflagten eingetreten, um baS ©ügeln 
(glätten) ju lernen. Unter Anberem ift in bem fchriftlichen flehruertrag 
beftimmt: „2ie ©. $. (Klägerin) macht jicf| int ©inocrfiänbnih ihres 
©aters »erbinblich, nach beenbigter Sehrjeit 3 wei 3 ö h rc als ©iiglerin 
bei K. 9t. (©eflagte) ju »erbleiben, unb nach Ablauf biefer Seit in gar 
feinem Konfurrenjgefrfjäft Arbeit ju nehmen, bei ©ermeibung einer an 
K. 9t. fofort 311 eutrichtenben Konuentionalftrafe »on 100 JL unb fo» 
fortiger Aufgabe ber betreffenben Stellung, unb gelten biefe ©eftim» 
mungen gleichfalls im $afle eine« freiwidigen ober unfreiwilligen Aus¬ 
tritts/ 2ic Klägerin bat ©ntfehäbigung »erlangt, weil bie ©eflagte 
ihren ©erpflicfjtungen nicht nachgefommen fei. 2 ie ©eflagte erhob 
SBiberflage auf bie 100 JL, weil bie Klägerin bie jmei 3afjre nicht 
auSgehalten habe, funbern unter falfdjer ©orfpiegelung bie ©eflagte 
bewogen höbe, fte gehen ju laffett, unb weil fte in ein anbereS ©efchäft 
getreten fei. 

2ie SBiberflage mürbe abgemiefen mit folgenber ©egrünbung: 

2ie ©eftimmung, baß bie Klägerin 3 i»ei Soh^ ber ©e- 

flagten bleiben muffe, roährenb bie ©eflagte feinerlei ©erpflichtung 
übernimmt, fie folange 3 u behalten, »erftöfet gegen §. 122 ber ©enterbe» 
orbnung, wonach bie KünbigungSfriften für beibe Jhcilc gleich fein 
müffen. ®iefe ©eftimmung ift oerlefct, wenn nur einem 3:f)eil auf längere 
Seit baS Künbigungsredjt abgefproefjen ift. 3fl bie Sefiimmung bes 
©ertrags ungültig, fo fann wegen ihrer ©erlefcung auch feine Kon» 
»entionalftrafe geforbert werben. Soweit ftch aber bie SBiberriage 
barauf fiüfet, bafe bie Klägerin in ein anbcreS ©efchäft getreten fei, ift 
baS ©emerbegeridjt jur ©ntfdjeibung nicht juftänbig (§. 3 Abf. 2 beS 
©ewerbcgerichts=©efepe§). 


A3irb ber ©auunternehmer burch ben »om Kolonnen» 
führer gef^loffenen ©ertrag unmittelbar ben Arbeitern 
gegenüber »erpflidjtet? Können bie Arbeiter »om ©ertrag 
$ur fief treten unb Sch ab enSerfafc forb cm, wenn ber Arbeitgeber 
bie ©ebingungen beS ©ertraget einfeiiig änbert? (Urtheil beS 
©emerbegerichtS Stettin, ©orfipenber Affeffor Saubünger, unb beS Sanb» 
gerichtS Stettin.) 

I. 2er aJtaurermeiftcr A. h«t int §erbft unb SSinler einen großen 
©eubau (©cfbau) aufgefübrt. 2ie Kläger haben jufammen mit bem 
Steinträger ber in einem ©orproieffe geflagt hat, unb bem Kolonnen^ 
führer SB. bis jum 20 . 3unuar 1896 bie Steine für biefen ©eubau hoch» 
getragen. SBegeu biefeS Steinetragens hßüc ber ©eflagte mit bem 
Kolonnenführer SB. einen fürstlichen ©ertrag »om 21 . ©ouember 1895 
gefthloffen, in welchem eS ^eißt: 

^ber Steinträger A3, übernimmt bie ©eförberung ber Steine 
unb beS SRörlelS auf bem Neubau nach allen ©läfeen unb 
Stellen, bic ifjm »oti Herrn A. bejw. beffen ©ertretern an» 
gewiefen werben. SB. h^i bafür 31 t forgeu, bah nie HRangel an 
Steinen eintritt, muh nlfo bementfprechenb Beule anftellen. 2 ic 
»on bemfelben angeftellten Beute müffen ficifeig, nüchtern unb au* 
ftänbig fein, unb foll Hmo A. refp. beffen ©ertretern baS ©edjt 
juftehen, bie fofortige ©ntlaffung ber fidfe ungebührlich benehmen* 
ben Beute her&eigufiihren." 

AIS ©reis ift auSgemad^t 1,40 JC für je 10(X) in ben Keller ju 
liefernbe Steine, 1,60 JL für bie in baS ©rbgcfchoh 3 u liefernben unb j.e 
eine SKarf mehr für bie in eine fyöfyeve ©tage 511 beförbernben, alfo 
2,60 JL für bie erfte, 3^o JL. für bie $meite, 4 ,00 JL für bie briltc ©tage 
unb 5,60 JL für ben Stempel. 9tachbem bie ©ingmauern unb bie jehm 
jöDigen SBänbe fertig waren, lieh ©eflagter bie fünfeötligen SBänbe, baS 
ftnb 311 m groben Sbetle bie feine ©alfen tragenben SBänbe, mauern. 
SBegen biefer SBänbe wollte er nunmehr, wie er angiebt, um ber 
Schwierigfeit ber ©erechnuug ju entgehen, einen für ade ©tagen 
gleichen 2urchfchnittSpreiS »on 2 , 6 o JL beji». 2,70 JL. »ereinbnrcn. Segt 
man ben ©ertrag 311 ©runbe, fo würbe, ba hier Keller unb 2ach weg- 
faDeu, fich ein 2urchfchnittSpreiS » 01 t 3, 10 .*L (l,co 4 - 2 ,eo + 3,60 H- 4 ,eo 
= 12 , 40 ) ergeben. Kläger beftanben auf einem 2ur<hfchniitSpreife »bn 
3 ,io JL. t falls nicht etagenmeife bc^afelt werben [öde. 2a fich ber ©c- 
flagte 3 U biefem ©reife nicht oerftchen wodte, legten fic am 20 . Sßnuar 
1896 bie Arbeit nieber. — Kläger behaupten, bah He berechtigt gemefen, 
»om ©ertrage 3 urücf 3 utreten, ba ©eflagter feitierfeits fiefj geweigert habe, 
ben ©ertrag 3 U erfüdeu. 2 a feine Seigerung unbegrünbet fei, habe 
er ihnen ihren Schaben 5 U erfefcen. S)a fic arbeitslos geblieben, hätten 
fie baS 3 U »erlangen, was fte auf bem ©au uerbient haben würben, 
wenn ihrerieits ber ©ertrag hatte erfüllt werben lönnen. Sie hätten 
minbeftcnS noch eine SBodje Arbeit gehabt unb ntinbeftenS noch je 
28,50 & »erbient. — 2er ©eflagte begehrt Abweifung ber Klage. Seine 
©inwenbungen gehen bahin: 1 . ©r habe adein mit SB. 3 U thun, biefer 
habe auch ben ©ertrag adein unterfdjrieben; 2 . ber ©ertrag Bejiefee 
fid) nicht auf bie fünf^öQigert SBänbe, wegen biefer habe er ftets be* 
jonbers accorbirt; 3. ben Klägern habe nach §• ^24 ©ewerbeorbuung 
ein ©runb aufjuhören nicht 3 ur Seite geftanben. ©eflagter hat auf 
ridjtcrlicheS ©efragen 3 ugegebeu, bah bie SWarfen 3 ur Snoalibitäts* 
unb AlterSuerficherung geflebt habe. 

©rüube. 2aS ©ericht hat 3 unächft »on Amtswegen feilte 3 U * 
ftänbigfeit 31 t prüfen, bie 311 »erneineu gewefeu wäre, wenn SB. als 
felbfiflänbiger Unternehmer 311 gelten hätte. 2ic 3aftänbigfeit war ju 
bejahen, ba ber in 9iebe ftchenbe ©ertrag nicht als ein SBerfuerbingungs* 
»ertrag, fonbern als eine locatio conductio operarum (Accorbüertrag) 
auf 3 ufaffen ift. @S ift im ©augewerbe üblid), bah Stciuträger* imb 










31 


Da« ©eroerbegericht. ©Kttfjeilungert be« ©erbanbe« beutfcher ©erocrbegeridjte. Rr. 4. 


32 


©ufcörbeitcn im ©ruppenaceorbe ^ergcfteQt werben (oergl. Guno, 
Arbeiter ober Unternehmer? Slätrer für fociale $raji« 1894 Seite 146). 
Da« fließt nicht au«, baß im Gingelfaße ein SBcrfuerbingungßoertrag 
oorliegcn fann. aisbann muß aber auch gu erfennen fein, bafc ber 
mit bem Bauherrn abfdjlteßenbe thatiädjlich feiner gangen Stellung 
nach al« ein Unternehmer angufehen ift. Da« ift oorliegenb nicht ber 
gall. SB. ift mit ben anbercu Steinträgern ins gegangen, hat 

alio feinen Untern e hm er gewinn gehabt, Gr nennt ftd) fribft im 
©ertrage „Steinträger". Seine gange Grfcheinung ift bie eine« ge» 
wohnlichen Arbeiter«, ber nicht int Stanbc erfd)eint, eine gröbere Summe 
felbftftänbig gu gahlen. SBie bie ©erhanblung ergab, hat er fdjon 
früher bei ?l. als einfacher Steinträger, nicht einmal al« „erfter ©?ann", 
gearbeitet, ©orliegenb fäüt außerbem in« ©ewidjt, bafj ber ©eflagte 
bie Warfen gefleht hat. S3aren Äläger nicht ieine Arbeiter, fonbern 
Arbeiter be« 28., fo ging ihn ba« gar nicht« an. außerbem hat er fid) 
auch ein Gntlaffung«red)t oorbehalten. SB. hat ben ©ertrag oiclmehr 
für feine fßerfoti unb zugleich al« ©ertreter ber Kläger unter)chrieben. 
©er Unternehmer hat hier, wie flet«, ber ©equemltdjfcit halber nur mit 
bem ftolonnenführer oerhanbelt, ber bie einjelncn Steinträger fennt 
unb an ber $anb hat. Späteren« burch (Eintritt in bie Arbeit traten 
biejenigen ftläger, bie bei ber erften ©erbanbtung mit SB. noch nicht 
gugegen waren, bem ©ertrage bei (cf. wegen ber 3uftänbigfeit«frage 
hinfidjttich be« aufpruche« einer Steinträger*#olonue auch ba« bie 3u* 
ftänbigfeit be« ©eroerbegericht« anerfennenbe Urtheil be« Banbgcridjt« 
Seipgig uom 25. Cftobcr 1894, Sociale.SrajiS 1895 Seite 131). ©er 
©ertrag lä&t nun feinen 3 e U cI baran, ba& fi<h bie oereinbarten Sähe 
auf alle SBänbe beziehen füllten, Die Steinträger haben bie Steine 
nach allen Stellen unb ©Iahen gu bringen, bie ihnen angegeben werben, 
©ie SBeigerung ber flläger, für ben billigen ©urchfcfjnittSprei« oon 
2,70 •*. gu arbeiten, war bcsljalb begrünbet, benn ba ©eflagter bie Gr* 
füüung be« ©ertrage« feinerfeit« weigerte, fonnten auch Kläger non 
bemfelbcn juriieftreten. ©ie SBeigerung be« ©eflagten, bie gictnlich ben 
©hat&fftanb be« §. 124 3iff« 4 erfüllt, beruht auf grobem ©eridjulbcn. 
Rach §. 285 J. 5 Allgemeine« Banbrecht hat berjenige, ber bei Grfüßuttg 
be« ©ertrage« feine Pflichten au« grobem ©erfehen oerlcht, bem Änbcrn 
ba« gange 3ntercffe gu oergüten. §. 410 I. 5 allgemeinen flanbred)ts ftebt 
nicht im SBege (cf. ©ernburg, ©rioatrecht, britte auflagc Seite 61 
Rote 9). Da& bem auf ©runb be« §. 124 ber ©ewerbeorbnung 3urücf- 
tretenben eine flohnentfehäbigung bi« gum ablauf ber ©ertrag«geit gufteht, 
ift in ber neueren ©raji« anerfannt. (Urtheil be« Sanbgeridjt« I 
ffierlin oom 5. Cftober 1892, ©lätter für Rechtspflege im ©egirf be« 
ifammergericht« ©anb Ul Seite 115.) 0b aber ein ©rbeitgeber ben 
arbeitet baburd) gum auf hören gmingt, bafj er an bem oerbienten 
Bohne einen abgug macht, ober baburdj, bah ec fi<h tm Saufe ber 
arbeit weigert, pro futuro bi« gum Schluß ber ©ertrag«geit ben au«* 
bebungenen Sohn gu gahlen, ift im ©runbe einerlei. 3« beiben gäHen 
ift ba« ©erfehen ein grobe«, unb bie Sachlage gang gleich gu beur¬ 
teilen, mag ber Rücftritt au« §. 124 3*ffer 4 ©ewerbeorbnung ober 
auf ©runb ber lanbeSrechtlichen ©eftimmungen erfolgen. 

II. ©ie eingelegte ©erufung ift burch Urtheil be« königlichen 
fianbgericht« gu Stettin, IV. Gioilfammer, oom 29. September 1896 
oermorfen. 

©rünbe. ©0 fönnte fraglich fein, ob bie Kläger al« gewerbliche 
arbeiter angufehen finb unb baher ba« ©ewerbcgericht überhaupt gu^ 
ftänbig ift. ©ie« ift gu bejahen ©ie Kläger fmb al« Steinträger 
immerhin ©ehiilfen im ©faurergeroerbe, wenn auch nur ©efjülfen oon 
untergeorbneter ©ebeutung, oljne erhebliche tcchnifd^e Äenntniffe. 

3n ber Sadie felbft ift bie ©ntfdjeibung be« ©eroerbegerid)t« für 
burchau« gutreffenb gu erachten. Unter Serüdfidjtigung ber gangen 
Sachlage unb ber ©crhältniffr, wie fie bei größeren ©auteu gwifdjen 
bem ©auherrti unb ben ©auarbeitern uotorifch obwalten, ift angunehmen, 
bah SB- beit ©ertrag oom 25. Rooember 1895, fowoljl für fich wie aud) 
al« ©efchäftfiführer ber erft noch „angnfteflenben* Beute mit bem ©eflagten 
abgefchloffcn hat, bah bie Kläger fobann biefen ©ertragSabfchlufc gum 
©Knbcftcn baburch, bah fl* unter ben feftgefefeten ©ebiugungen bie 
arbeit aufnahmen, genehmigt unb hiermit ben ©ertrag gu einem aud) 
für fic oerbinbIid)cn gemad)t haben (§§. 142, 143 I. 13, §§. 59, 69 I. 4 
allgemeine« ßanbrccfjt. Reichsgericht ©anb 10 Seite 257). Gine Stüfcc 
für biefe annahnie, wenn aud) nicht oon entfdjeibenber ©ebeutung ge» 
währt ber Umftanb, bah ber ©eflagte in bem ©ertrage ftd) ba« Recht 
oorbehalten hat, „bie fofortige Gntlaffung ber ftd) ungebührlich be» 
tragenbeu Beute" herbeiguführen, fowic bie fcftftefjenbe 2hatfad)c, bafj 
ber ©eflagte ben ftlägcru bie SRavfen für bie ^aoalibität«» unb alter«* 
oerfidjerutig in ihre harten cingcflcbt hat unb bah bie Kläger in 21 n* 
fehung ber Ringmauern unb ber gehngöDigeu SBänbe bie im ©ertrage 
feftgefepteii Böhne gcgaljlt erhalten hoben, ^ternad) ift alfo ein oertrag* 
lidje« ärbeit«oeihältnih gwifcheu ben ©arteien IjcrgefteHt unb bie ©affiu« 
Iegitimatioit be« ©eflagten uidjt gu begmcifeln. 


l Sei ©eurtheilung be« RechtSgrunbe« ber eingeflagten anfpriidie 
Iaht fich in ber Gntfdjribung be« ©ewerhegericht« eine irrige auffaffung 
nicht erfennen. Rach bem SBortlaute in ber gaffung be« ©ertrage« 
fmb bie bort feftgefc^ten Böbnc für bie onnenmänDc nicht auögeichloffen 
worben, ©ine in Stettin etwa herrfdjetibe abwcichenbe Uebung fann 
in btefer $inficht gegenüber ber fchriftlidjen 3BiHeii«oereiubarung, wenn 
fte crforberlichcn gall« burch Slu«leguttg be« ©ertrage« gu ermitteln 
j ift (§§. 266, 267 I. 5 allgemeine« Saubrecht) tiidjt in« ©emidjt fallen. 
; 3nfoferti nun ber ©eflagte, wie erwiefnt ift, fid) geweigert hat, ben 
j Älägern in anfehung ber ^mtenwänbe weber bie für bie eingelnen 
I ©tagen au« bem ©ertrage h^raorgeheubeu Böhne noch einen hiernach 
! gu berechnenben ©urd)fchniti«lohn gu gewähren, hat er bie thatfäcfjliche 
Unterlage bafür gegebfn, baß gu feinen Ungunfteu ber §. 124 ©ewerbe* 
orbnung unb § 285 1. 5 allgemeine« Banbrecht gur anwenbung fommen. 

3ft bie Gntlaffung eine« arbeiter« wegen 3aipätfommcn5 
gerechtfertigt? (Urtheile be« ©ewerbegericht« Äönig«berg t. ©r.; 
©orftpenber Stabtrath ©ol)l) 

©erncint bei einmaliger ©erfpätung in folgcubcm Sari: Gin 
arbeiter murbe oon einem SRaurermfifter, auf bcffcit ©au er mit brm 
fragen oon Äalf befchäftigt war, fofort emlafien, weil er 10 ©iinuten 
nach 6 Uhr SRorgen® gur arbeit erfcfjicn. 3)cr arbeiter bcaufprucht 
ben Bohn für ben 2ag ber Gntlaffung. 2^a bie arbeit unfireitig 
bereit« um 6 Uhr SRorgeit« beginnen tollte unb bie anberen Rrbeiter 
fid) auch fdjon, als Kläger erfchieu, bei ber arbeit befanbeu, erachtete 
ftch ©cflagter gur fofortigen Gntlaffuug be« ftläger« für beredjttgt, ba 
— wie er au«führte — anbernfaO« jebe XiSgiplin aufhören würbe. — 
Da« @ewerbegerid)t ocrurtheilte ben ©eflagten nach &cm Älagcantrage, 
ba eine einmalige ©erfpätung oon etwa io ©Knuten nidjt al« wtber» 
rechtliche« ©erlaffen ber arbeit angufehen fei. 

©ejabt bei wteberholter ©erfpätung in folgenbent ^aü: Xer 
Äläger (^rtfeurgehilfe) behauptet, baß er oon bem ©eflagten (©arbicr) ohne 
Ginhaltung ber ocrabrcbetcn breitägigen ftünbigungSfrift unb ohne gefep« 
liehen ©runb entlafien fei unb beantragt, ben ©eflagten gur Zahlung be« 
Bohne« unb ftoftgelbc« für brei Jage gu uerurthcilen. Sfläger würbe 
mit feiner Älagc abgewiefen, ba bie ©eweisaufnahme ergab, baß ber 
©eflagte bem Äläget bei bem Gngagement mitgethcilt hat, baß bte 
arbeitSgeit in feinem ©efehäfte um 5 l /s Uhr SRorgeu« beginne, unb 
Äläger felbft gugegeben hat, troh mehrfacher ©crmarnmrg mict>erf)olt 
erft um 6 3 /* Uhr gur arbeit erfchieneit gu fein. 3« biefen wtebcrholten 
erheblichen ©erfpatungen faf) ba« ©ewerbcgericht eine beharrliche ©er= 
Weigerung ber bem SHäger nad) bem arbeit«oertragc obliegcnbcn ©er» 
Pachtungen, bie ben ©eflagten gur Gntlaffung be« Kläger« ohne uor* 
aufgegangene Äüubigung gemäö §• 123 Rr. 3 ©ewerbeorbnung be¬ 
rechtigte. 

©ehört ein Dhierbdnbiger in einer ©tenagerie gu ben 
„gewerblichen arbeitern"? 3ni ©ejal)ung«faUe, — ift er 
ben im §. 133a ber ©ewerbeorbnung begegneten höheren 
angeftellten beigugählen?(Urtheil be« Reidj«gericht«, VI. Gioilfenat.i 

Der Kläger war bei einem ©fcnagcrtebeftfjer al« „dompteur‘‘ ange¬ 
nommen. Seine arbeiten beftanben einerfeit« in ber 3^hiaung unb 
abrichtung oon witbeu Dhieren unb anbererfeit« in beren ©orfiihruiig 
bei ben SchaufteDungen. SU« au« biefem ©erhältnig ein Streit eutftanb, 
hat ber „dompteur^ bte begügliche Älage beim Sanbgericht Hamburg 
erhoben. Der ©eflagte hat oerlangt, bafe ber Rechtöftreit oor ba« ©e* 
werbegericht oerwiefen wirb. Der Streit ift bt« an baß Reichsgericht 
gebracht worben unb ba« ßeßtere hat burch Urtheil oom 21. ©?ai 1896 
(Gntfcheibungen be« Reid)«gericht« in Gioilfachen ©b. 37 S. 66) fid) 
für bie 3aftänbigfeit ber orbentlichen ©eridjtc außgefprochen. 

au« ben ©rünben. S53a« gunächft bic Beiftungen bei Den Schau 1 
fteflungnt anbelangt, fo fönnen biefe feiucSfaöS al« folchc eine« im 
©fenageriebetriebe befchäftigten „arbeiter«" augefehen werben. Soldic 
SchouftcHungen begwedfen, bem fßublifum gu geigen, in welchem ©rabc 
wtlbe Dhiere ber ^errfchaft be« Sfenfdjeu unterworfen werbe:: 
fönneu. 0b man bei berartigen ©orführungen oon einem tjö^cren 
wiffenfchaftlidhen 3ntereffe fprecheti bürfc, fann begtoeifelt rocrbcn; 
jebenfaU« läfet ftch aber nicht fagcti, ba& babei ber ©orführenbe 
gur fterftcllung eine« ©ewerbßcrgeugniffe« bc« ©tenageriebefißer« mit* 
wirfe, oielmchr hanbelt c« ftch im SBefentltchcn barum, gu bciocifeit, 
welche ^errfchaft gerabe ber betreffenbe dompteur für feine ©erfon 
über bie Dh^re erlangt. SBie bet ©orfteßungen oon Schaufpielem, 
Sängern u. j. w., bie nicht gu ben arbeitern unb ©ewerbßgehilfeit be« 
Dhcaterunternehmer« gerechnet werben fönnen,*) liegt ber Sdjwcrpunft 
auch hier in ber ©orführung ber eigenen Seiftung be« dompteurs. — 
Soweit bent Älägcr obgelcgen hat, bie Dfmre gu gähnten unb gur ©er* 

*) Da^ bem fo ift, hat ba« Rcidjßgericht bereit« in einent älteren 
j Urtheil oom 21. ©?ärg 1987 iGntfdjciDitngen be« Reichsgeridit« ©atib 17 
I Seite 86) angenommen. 




33 


Bai (Dewerbegeridjt. SRittbeiluitgen bei Berbonbei beutfd§er ®etgerbegert<hte. 8Rr. 4. 


roenbutig bei Borftedungen geeignet gu machen, befianb bagegen feine 
Stiftung atterbingö in einer Bearbeitung bei SRaterialS, welche* ber 
Beflagte in feinem Gewerbebetrieb benufct. allein hierauf fann ent* 
fchetbenbei ®cwi<ht fdioit beiljalb nicht gelegt werben, weil biefe arbeiten 
fleh im ©efentlichen nur als Borbereitungen für bie BorfteQung bar* 
flellen, in benen ber Kläger bie BfRere oorfüljren foQte. Sie füllten 
babei an feine $erfon gemahnt unb angelernt werben, ihm 311 ge* 
horchen. aber auch wenn man biefe 3 ^bmuitg ali eine felbftftänbige 
Arbeit gu betrauten mürbe ftch baraui nitbti für bie guftänbig* 
feit bei Gewerbegerichts ergeben. Bie 3ähmung unb abriebtung grober 
■Baubtbierc fefct einen h°hen Grab perföulichen SRutfji unb förper« 
lieber Kraft unb Gewanbtheit, eingebeube Äenntnig ber einzelnen £&icr* 
Gattungen unb ber fpegieQ gu bebanbelnben Bhierinbioibuen uorauS. 
Bie (Erwerbung biefer Kenntnis erforbert eine befonbere, feineimegi im 
allgemeinen bei jebern normalen HRenfchen oorauSgufefecnbe Befähigung 
fomie bauernbe eingebenbeBefcbäftigung mit Bbteren ber fraglichen art. 
3ugleid) ift bie Stellung bei Bbierbäubigeri eine oerantwortungiooQe, 
ba bai ibm anuertraute SWaterial mertbuou ift unb fein ©erth bureb 
bie Bcbanbluug wefentlicb erhöbt ober oerringert werben fann. HJ?it 
Bücfficbt herauf muf} für ben Betrieb einer HJtenagerie, welche nicht 
tbloi begroeeft, ben Befud;ern ben anblitf ber Bljiere gu oerfchaffen, in 
ber biefe oielmehr auch einer abriebtung gum 3‘oecfe befonberer Schau¬ 
stellungen unterworfen werben, bem £f)i cr bänbiger eine Stellung guge- 
fprodjcn werben, welche mit ber einei ©erfmetfterS ober einci mit 
höheren tedjnifcben Bienftleifiungcn betrauten angefteKten in anberen 
Gewerbebetrieben auf einer Stufe fleht. ds feblägt baher iufoweit jeben* 
lad* bie auinahmebeftimmung im gweiteit abfa^e gum §. 2 bei GefefceS 
00 m 29. 3uli 1890 hier ein.*) 

CEinitjttttgsn tntcr. 

©inigiuiaSnittter int §afcnfhrrif in Hamburg unb in Bremen. 

<5nbe SRoocmocr traten fajt gleicbgeitig bie Scbauerlcute §amburg£ 
unb Bremens in Streif. 3n Bremen würbe ber Borfcblag bei 
<9eroerbegerid)t£*Botiifcenben, bai dinigungiamt angurufen, oon 
beiben Seiten angenommen unb ei gelang, ben Streif in 
feinen erften Anfängen gu beenbigen. Sn Hamburg würbe oon 
iortigen Honoratioren, baruuter aud) bem ©ewerbegeridjti-Bor* 
fifcen& cn ' ein Schiebigerichl£*Borfchlag gemacht; berfelbe würbe 
001 t ben Arbeitern angenommen, oon ben Unternehmern aber ab* 
^erotefen. Ber Streif ^at in Hamburg alle Kategorien oon Hafen* 
Arbeitern unb auch bie Seeleute ergriffeu. (Sine BarfteHung bei 
Bremer dinigungiamts hot ber bortige Borfifcenbe in Sfcr. 11 ber 
„Sogialen BrayiS" gegeben, wofelbft ($r. 10 nnb 11) auch bie 
.Hamburger Streitigfeiten oon Unternehmer* unb arbeiterfeite aui 
Jbefprocbcn finb. 


(ßutadjten unt) Anträge. 

Itfpntch bei Arbeiters auf ein über Gbrlitbfeit $lenar* 

bei ©ewerbegerichti *§mnau. Bie Frage, ob ein Arbeiter ber 
doelmetall*Brand)e berechtigt ift, oon feinem 2lrbeügeber ein 3eugnif} 
über feine (Shrlidjfeit gu oerlangen, b<U bai ©ewerbegerid)t H an <*a 
in einer Blenar*Sifcung unter Teilung bei Borfifcenbcn, Ober* 
Üürgermeifteri Dr. ©ebefd)uf}, gegen bie Stimmen ber arbeitet* 
Beifiber oerneiut. Bie ©olbarbeüer H auauS haben ihre Uttgu* 
friebenheit mit biefer dntfd)eibung in folgenbem Befchtuf} auibruc! 
gegeben: 

„ 3 n anbetraeftt, eS eine uubeftieitbare Bljaifadje ift, baS in ber bieftgen 
<?belmetall* 3 nbuftrie pfc arbeitet fich in ihren 3 eii 0 tiifjen auch über ihre ©brltd)« 
feit auSweifen möffen, unb bafc biefe Sbatfadje fotöoljl bon bem butd» bai Ge* 
»erbeflericht ali (£ad)t>crftänbiflen bernommenen Unternehmer ali auch bon 
Jänimtlid)en unter ben Beififeexn bertreteucn Fachleuten, arbeitern unb Unter¬ 
nehmern, auibrudlid) anerfannt morben ift, — ift ei uni unbegreiflich, bah bie 
Bfehrheit bei ©eroerbegericbtS, nämlich bie Unternehmer unb ber Jüoriifccnbe, 
•entfehieben hat: bie (Ehrlicbfeit gehöre nidjt ,)um Betragen, ber Unternehmer fei 
baher burd) bie §§ 113 SIbf. 2 unb 129 ber (Semerbeorbiiung nicht bcrpflichtet, 
t>aä ßcnflitifj aud) auf bie ©hrlidjfeit bei arbeitctS auigubehnen. auf Grunb 
biefer ©ntfeheibung ift ei bem Unternehmer ermöglicht, einen üödig unfcbulbigen 
arbeitet baburd), baf} er ihm nidjti über feine ©hrlichfeit ini ßeuflnife fchreibt, 
Ihatfächlich in ben Berbadjt ber Uiiebrlid)feit ju fe^ett unb ihm ein ferneres F.o*t* 
Tommen in unferer Branche unmöglich gu machen. Bie Sntereffen ber ^iefi^en 
Gbelmetall-arbeiter finb baburch jehmer gefd)äbigt." 

Sie uni oon Seiten einei arbeiter*BeifiherS mitgetheilt wirb, 
haben bie Unternehmer gegen ben 3 roan 9/ M in bem 3 cu 9 n i& 
über bie dhUichfeit auigufprechen. ben praJtifchen ©eftchlipunft 
^eltenb gemacht, bafj fie bann gegwungen würben, einem arbeiter 
bie @^rLic^fcit gu bereinigen, oon beffen Unehrlichfett fie gwar 


*) Bie citivtc Borfdjrift fefct aber immer ooraui, bab ber an* 
gefteHte ein Sahre^einfommcn uott wettigfieiti 2000 M. hat; eine Bor* 
ausfefcutig, bte in bem erörterten Falle nnfchcinenb unftreitig oorlag. 


übergeugt feien, aber bie Beweife nicht Beibringen fönnten. Bern* 
gegenüber weifen bie arbeitet barauf hin, haft ei infonfequent fei^ 
wenn bie Unternehmer oon jebem arbeitet ein 3* u 9 n i& ü6er bie 
dhrlichfeit oerlangen, ein folchei aber nur auSfteQen, wenn ei 
ihnen beliebe, di fei eine grofee Hä r * c unb Ungcrechtigfeit, wenn 
auf eine bloftc Bermuthung hin, bie hoch auch unbegiiiubet fein 
fönne, einem arbeiter bie dhrlichfeit nicht bereinigt würbe, wai 
thatfächlich auf baffelbe h erau Sfomme wie bie Befchulbigung ber 
Unehrüdjfeit. S^ber SKeitfd) habe folange aitfprudh auf an* 
erfentutng feiner dhrlid)feit ali Beweife bei ©cgetitheils nicht oor* 
liegen. B)ie §§ 113 abf. 2 unb 129 ber ©ewerbeorbttung wollten 
bem arbeitet fowie Xi.hrling bie Möglich feit geben, ein 3 eu 9nife 
über alle bte Umftänbc gu erlangen, welche für bie Brauchbarfeit 
bei arbeiter* maftgebenb finb; bagu gehöre eben nach bem Brauch 
in ber dbelmetall*3nbuflrie Hunaui bie dhrlichfeit. ^öiihrung" 
unb „Betragen" umfaßten bai gange Berljalteu bei ber arbeit, 
mithin auch dhrlichfeit. 

jUlgemeitte? übet <Bcinerbegecid)te nnb 
^tbeit^aertrag. 

Sohttgahfuttg unb ©egettrechnuug. 

Bie Frage, ob ei bem arbeitgeber erlaubt ift, bei ber ßoljn* 
gahlung eine ©egenforberung in abgug gu bringen, befchäftigt 
tagtäglich bie ©ewerbegerichte. aber bis jejjt ift bie SRechtfprechung 
felbft innerhalb bcffelben S^echtigebietei burdjauS oerfchieben. dinige 
©ewerbegerichle weifen bie 3lufrechnung ohne Söeiterei gurücf, 
anbere laffen fie wieber unbefchränft gu, noch anbere machen citblich 
bie 3nlaffung ber ©egenforberung oon bereu Siquibität abhängig. 

3u bem Bürgerlich'H ©efcjjbnch, weldjei am 1.3unuar 1900 
in Kraft tritt, ift bte Streitfrage ettfcfiieben. §. 394 beftimmt hier* 
über: „Soweit eine Forberung ber Bfänbung nic^t unterworfen 
ift, finbet bie aufrechnung gegen bie Forderung nicht ftatt." di 
fragt ftch, ob hiermit neues iHecht gefchaffeit ift ober ob nicht oiel* 
mehr bereits geltenbei Stecht wieberholt wirb. 

Sßrüft man gunächft bie Beftimmungeu ber Reichs*©ewerbe* 
orbnung, fo fagt §. 115 bafelbft bireft: „Bie ©ewerbetreibenben 
finb oerpflichtet, bie Üöhne ihrer arbeiler in 3teid)£währutig gu 
berechnen unb baar auigugahlen." Btan follte meinen, bafj hier» 
burch flar genug gum auibruef gebracht ift, ba& ber ©ewerbe* 
treibenbe fich oon feiner Berpflichtung gur auigahlung bei arbeiti* 
lohnei nicht burch Kompenfation befreien fann, benn bie Kornpen* 
fation ift feine 3.ahfung, gefchwcige benn Baargahluttg, fonbern 
fie wirft nur wie eine 3 a hhing („pro soluto compensationem 
haberi oportet“, leg. 4 cod. de comp. 4, 31). Ber ©läubiger 
erhält nicht bai, wai ec gu forbern hat, fonbern nur ein aequi* 
oalent, nämlich bie Befreiung oon einer entfprechenben Sthulb, 
wai aber natürlich für ben arbeiter, welcher oon feinem arbeiti* 
lohn ben Cebeniuntcrbalt beftreiten foll, nicht annähernb ben gleichen 
Sßerlh hab Bafe bie ©ewerbeorbnung jebe anbere Tilgung ber 
Üohnfchulb ali bie burch Baargaf)lung hol auifd)liefeen wollen, 
mag auch weiter baraui gefchloffen weroen, ba& in gewijfen Faden 
auinahmen gugelaffeit fmb (oergl. §. 115 abf. 2, betreffenb Kre* 
bittren oon BJaaren, §§. 119a, 134, betreffenb ßohneinbehaltungen 
gur Sicherung bei drfa|jei einei aui miberrechtlichcc auflöfung 
bei arbeitioerhältniffei ermad)fenben Schabcni u. a. tn.). dr* 
freulicherweife hat fid) nunmehr auch bai ^Reichsgericht auf ben 
hier oertretenen Stanbpunft gefteHt, inbem ei bireft auigefprochen 
hat, baf} burch §. 115 ber ©ewerbeorbnung, foweit nicht aui» 
nahmen gefefclich auibiücflich gugelaffeit ftnb, grunbfä|}lid^ jeher 
Sohnabgug wegen perföulid)er Forberungen bei arbeitgeberi gegen* 
über bem arbeiter unguläffig unb nach §. 146 1 frimincü ftrafbar 
ift (oergl. dntfdjeibungen bei Steichigerichti in Straffachen Bb. 26 
S. 208 ff.). 

Ber gröfete Xheil ber Kommentatoren ber ©ewerbeorbnung 
oertritt aber leiber noch bie auf bie SRechtfprechung nicht ohne 
dinffufj gebliebene anfidjt, ba& nach abRcht bei ©efefcci — aber 
hoch jebenfafls entgegen bem flaren Sortlaut — burd) ben §. 115 
bie Frage wegen 3“iaifigfeit ber Kompenfation gar nicht berührt 
fei. Jiebigltd) foll bie Borfchrift bai Berbot bei fogenannlen Brucf* 
fpftemi gefcfclid) feftlegcn. Senn wir nun biefe anfidjt auch in feiner 
SÖeife theilen, fo woüen wir boeb ben Berfud) machen, bic Unguläffig* 
feit ber Kompenfation noch anbccweit reidiigefeplich gu begriinbeu. 

SJach §. 1 bei Beichsgefetjci, betreffenb bie Bezugnahme be6 
arbeiti* ober Bicnftlohuei 00 m 21. Sani 1869 (B.©.Bl. S. 242) 
ift bie Befdjlagtiafjme b i arbeitölohnei erft bann gcjtattct, nach* 
bem bie Seiftuitg ber arbeiten erfolgt unb nachbem ber Bag, an 
welchem bie Bergütung gefcfclich, oertragi* ober gemohnheitimäRig 



36 


©a« ©eroer&egeridjt. SRitt^eilungen fce« BeromtbeS beutfdjer ©eroerbegeridite. 9tr. 4. 36 


jti entrichten mar, abgelaufen ift, ohne bafe ber BerfügungS* 
bered)tigte bicfelbe eingeforbert tmt. 2>iefe Beftimmungen fönnen 
gemäß §. 2 nicht mit rechtlicher 2Sirfung burch Vertrag au«* 
gefdjloffen ober befdjränft roerben, unb im Abf. 2 Reifet eS: „So* 
roeit nadj biefen Beftimmungen bie Bef<hlagttahme unguläffig ift, 
ift and) jebe Berfügung burch ©effion, Anroeifung, Berpfänbung 
ober burd} ein anbereS 9ted)t3gefdjäft ohnerechtlicheSSirfung." 
Hietnadj roirb alfo je ber Verfügung, nicht nur fcitenS bee £ohn* 
empfängerS, fonbern gleichermaßen aud) feitenS beS ÖohnfchulbncrS 
bie redjtlidje ©irffamfeit uerfagt, unb baS Söort „9techtSgefchäft" 
ift nad} Abftd)t beS (^efefeeS, roeldjeS einen möglichft roeilgefjenben 
Sdjufc beS Lohnempfängers geroährleiftcn will, im roeiteften Sinne 
ru oerftehcn. Unter biefen begriff fällt aud) bie Kompenfation. 
3luf bie Streitfrage beS „ipso jure compensatur“ fann hier nid)t 
näher eingegangen roerben. Sooiel fleht feft, bie Kompenfation 
fcfet bie ©rflärung beS ScßulbnerS begro. ©IäubigerS, mit feiner 
3orberung aufred)nen gu wollen, oorauS, unb biefe ©rflärung be* 
jroecft, baS SorberungSrecht beS ©läubigers aufguheben, unb groar 
um beSroillen mcbt weniger, rocil aud) ber Sdjulbner fein öorberungS* 
recht oerliert. Stnmer roiQ ber fompenfirenbe Sdjulbner, baß ber 
©läubiger nicht baS erhalten foQ, roaS er an fid) gu oerlangen 
berechtigt roäre. Nichts anbereS ift aber ein SRechtSgefdjäft, als 
bie auf bie ©ntfteljung, ben Untergang ober bie Beränberung oon 
Rechten gerichtete BrioatroillenSerFtärung (oergl. B*inbfd)eib 
I. §. 69). ©S beftebt alfo fein Hinberniß, auch bie Kompenfation 
in biefetn Sinne als ein $Rect)t*ge|chäft aufgufaffen. Mithin ift 
reichSgefcfclich bie Kompenfation gegen bie Lohnforberung nur 
unter benfelben BorauSfcfcungeu roie bie Befd)lagnal)me guläffig. 
Unb mit nollem 9ted)t! ©>enn bie Kompenfation wirft !aum anberS 
als bie Befchlagnahme. Sehr richtig bewerten in bicfer Hinficht 
bie SRotioe gurn §. 288 (jeßt §. 394) beS bürgerlichen ©efeßbud)S: 
„©$ roäre an fid) fchon eine Sufonfeguen^, menn, obrooijl baS 
©efeß eine Sorberung ber ©jefution entzieht, bem Sdjulbner ge* 
ftattet roäre, gegen eine foI<he Sorberung eine ©egetiforbcrung gur 
Aufrechnung gu bringen unb auf biefe feeife, ähnlich roie im s Bege 
ber ©g'efution, ben ©laubiger gu groiugen, fich in bie $Rid)t* 


befriebigung gu fügen. ©S macht fid) beSfjalb ber ©haraEter 
ber Aufrechnung als einer auf pofitioer gefeßlidjer 3ulaffuiig 
beruhenden, bem ©läubiger aufgegroungenen befriebigung geroiffer=* 
maßen als Sclbftejefution gellcnb." 

hiernach fomme id) gu bem Schluß baß, falls bie Kompen* 
fation nid)t fchon burch §. 115 ber ©eroerbeorbnung unbebingt 
oerbolen fein foDte, foroeit nicht beftimmte Ausnahmen gugriaiien 
finb, biefelbe nach bem SReichSgefefc, betreftenb bie befchlagnahmc 
beS Arbeitslohnes, hoch nur unter benfelben befebränfungeu, roie 
bie bcfdjlagnahnte guläffig ift; b. h- Jbcr Öohnfchulbnec fann nur 
bann fompenfiren, roenn bie Arbeit bereits geleiftet unb ber 
3ahlungStermin abgelaufen ift, ohne bafj ber Arbeiter feinen Sohn 
geforbert hat- 

Stiel. _ Soetbeer. 

Uecbanb^angeicgentjdten. 

^)cm Sftbiulf finb beigetreten: ®aS ©eroerbegericht 2:rier unb 
baS ©eroerbegericht für ben StabtfreiS ©ffen a.'Si 

ettterotur. 

^5er fjabrifarbeiter unb feine rechtliche Stellung. SSon ©. ÜÖotff, 
SSorüb^bem beS ©eroerbegerichts Dffenbach. 5$ran!furt a. 

§. Söechholb. ißreiS 2 JC. flO ©rempl. 15 JC). 

2 )ie Heine Sirift enthält eine Buf^nimenitenunfl ber bie red)tlirf)c Steflung 
beö ^nbrifarbeiterö regelnbcit gefc^Iidjcn ©eftimniunfien, cinfAlieblicb Set auf bie 
8 (rbeiteröerfi(beiung beaugli^en. 3 ,n Söefentlidjen toerben bie Sltorte beä ©efeöeS* 
tertefi miebergegebett, felbftnnbige 8 lu^fült)nmgeit finbett fid) nur üereinjelt. SbaS 
SSerbienft beö SBerfafjerö ift bie überficbtlicbe (Sruppiruiiu ber in ben üerfctjiebenen 
©efefcen jerftreuten ^eftimmungen 3 . 33. betcr, tneltbe auf bie ^ompetena ber 
(ttetuerbegeriebte bon (^iitflub fntb. S>ie 33orftf)riften beö ^ÜTgcrlicben Öefcbbucbeö 
finb berücffid)tigt. 3luf©eite]6 ift bei CrTtthifntung ber 8lufrecbnung gegen ?obn* 
forberungen, § 394 beö 33iirgerltcbcn C^efepbudjeS, nidjt beamtet, »elcber bie 3Iur<= 
redjttung gegen foId)c gorberungen, bie, wie bie Voljnforberung, bet fPfanbung 
nicht untermorren finb, nnterfagt.' (®gl. ben Stuffab üon «Soetbeer in bicfer 9?ummerj. 
9iur inforoeit finb Jünftig 'itb^ige ffir mangelbnfte Vlrbeit julftfftg, alö ber Slrbeitgebcr 
fid) auf mangelnbe (Erfüllung ber Verpflichtung beö Arbeiters beruft (§. 3^0 
beö Bürgerlichen ©efebbudjö.) g-ür Arbeiter unb Arbeitgeber, bie fidj fdtnell über 
ihre 9ied)tÖpflicbtcn orientiren tooücn, ift bie Schritt geeignet. 


$)ie gleichseitig hienntt ausgegebene fRr. 14 ber ©odjenfehrift 
„Sogtale IfajtS, ©entralblatt für Sogialpolitif" enthält; 

4)ie geh^itnen Stonbuitcnliflen. SSon ^rioatbogent 
Dr. 3- Softroro; ®ie ©ntroiirfe einer Stäbteorbnung unb 
einer l'anbgemeinbeorbnung für §effen*SCaffau. Son Stabt* 
rath Dr. Alefch; ^)ie neuen 33auorbnungS * ©nmbfäbe 
im Königreich Sachfen. SSou Dr. jur. K. o. 9Rangolbt. 
—- Snlrafttreten beS 9teich^-SörfengelebeS. Selbftauflöfuug 
beutfdjer ^robuftenbörfen; Ceffentliche lanbroirlfjfchaftltc^e 
Vorträge im Streife Xeltoro; Kommiffion oon geroerblichen 
Sachoerftänbigen für ©h* 00 un ^ Sapan. — Petition 
helfen * naffanifcher ©aftroirthe gegen ben AuSfdjlufj oom 
Sürgermeifteramt in ben ©emeinbeorbnungS * ©ntmürfen; 
®olfs6anfmähige AuSgeftaltung ber Sprottauer Krcis-Spar* 
faffe; Stäbtifcffe ArbeitSnachroeife; Sefretariat ber fogialiftifd)en 
©emeinberätbe Belgiens. — Schroibarbeit in ber Wiener 
Schuhiubuftrie. — grauenberoegung in ©nglanb; 3 r aaen- 
petition um 3 u l Q ff un 9 ber Serliner Armenflcge; ©e= 
meinbepflcgerin in $ofen. — ©eroerffdjaftliche ArbeitSlofen* 
Unterftiibung in Qranfreid). — Koalition ber Arbeitgeber 
ber berliner Klempnerei 2 C. — Weunftuubentag im öfter* 
reichifchen ^uchbrucfer*©eroerbe; Arbeilerfchub bei Staats* 
arbeiten in Safel. — SHedjnungSergebniffe ber beutfefjen 
3noalibenoerfi^erung; iöerufSgenoffenfchaftliche Unfalloer* ; 
hütung in 93raunfd)roeig. — Kurfe über Armenpflege in ; 
Berlin. — Anonijmität in Söerlincr Cbbad)Iofen*Afplcn.. 

Aus bem Snhalt ber lebten 2)egembernummern ber „Sogialen 
s $rajiS" feien folgenbe Aufiäpe h^orgehobeu: Strife unb ©ini* j 
gungSamt in Hamburg unb in Bremen: I. ’X'ic ArbeitScerhältniffe im j 
Hamburger §afeu. S3om SRcichlagSabgcorbneten A. o. ©Im; II. 2>er 
Stanbpunft ber Unternehmer im Hamburger §afen * Strife. Bon 
Kapitän 9t. Sauberer; III. SDaS ÖinigungSamt im Bremer £>afen» 
Strife. Bon dichter Dr. Bienbermann. — Berliner Smmobiliar* 
Steuern. Bon Dr. ^ßrcufe. — ©rfahniugeu mit ben oolfS* 
thümlichen Uniocrfitäfsfurfen in SSicn. Bon ^rioatbogent Dr. 

2 . 9Jt. § artmann. — SDaS ©uchergefeb in bet BrayiS. Bon ; 
BedjtSanroalt Dr. 2 . 3ulb. — ®ie Reform beS .§eimaths* unb I 


ArnienrechtS in Defterreich. Bon Dr. $. Sriebjung. — Armen* 
pflege unb ©ohlthätigfeit. ©ine frittfdje Betrachtung. Bon Dr. 
jur. K. o. Btangolbt. — S)ie ©eroerffdjaftsberoegung in Ceitcr* 

| reid). Bon Dr. Ab. Braun. — Hafenarbeiter in ©nglanb. Bon 
| Dr. jur. 9)f. Cuarcf. — ®ie ©efammtergebniffe ber beutfd)en 
ArbeitSlofen*3ählnngen. Bon Dr. ©. €>irfc^Dcrg. — Selbfthilfe 
unb Staatsljilfe im ©enoffenfchaftSroefen. I. S)er groeite inter* 
nationale ©enoffenfchaftS * Kongreß gu ^on Dr. HauS 

©rüger; II. 3)ic Staatshilfe im Ianbroirlhfchaftlühen ©enoffen* 
fdjafisroefen. Bon Dr. K. ^h^6* — beutfd)e Sogialpolitif 
im 3ahre 1896. — Aus bem 9totigentheil: N Bahl s ©iitred)tung 
oon HaiibUingSgehilfen in Sonbon; Statifiif ber StcIIenberocrber 
bei ber Seine*Bräfeftur; Scheitern ber bentfchen Strafprogefc* 
9tooelIe; ©eutralifation beS ArbeilSnachroeifcS ftir ben 9teg.*Beg. 
SDüffclDorf; Sogialiftifche 5anbarbeiter * ©nquete in Sranfreich; 
Bauern*Scfretariat für bie Schweig; Sogialpolitifche ©ruppe ber 
SchrocigcrtfchenBunbeSoerfammlung; B^bortionSroahl für iBürttem* 
berg; Kommunale Strafeenbahnen in ©nglanb; Kommunale Krippen 
in ÜiÜe; Unentgeltliche Scichenbeftattung in Bern; B^rifcr Stabt* 

. bahn in ftäbtifcher 9?egie; Regelung ber 9Siuterbcfchäfligiing ber 
! ArbeitSlofen in /sranffurt a./B?.; Kommunale ArbeilSDerhättuiffe 
in Bonbon; Stäbtifche ©leftrigitätSroerfe in Cefterreich; ©runbfiütfs* 
Umfafefteuern in B^uBen; 9tiefenbörfer unb 3mergftäbte in ^)eutfch s 
lanb; Unregelmä^igfeitcn in ben 9tegiebauten ber Stabt Sonboit. 

Stänbige 9tubrifen ber „Sogialen B^afiS": All¬ 
gemeine Sogial* unb SSirthfchoftSpolitif; Kommunale Sogialpolitif; 
j Sogiale 3uftänbe; Srauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer* 
oerbanbe; ©eroerbegcrichte, ©inigungSäinter, ArbeiterauSfchüffe; 
Arbeiterfdjub unb ©croerbeinfpeftion; Berfid)erung, Sparfaffen; 
Armenpflege; BSoljnungSroefen; ©efunbheitSpflcge, ©rnähmng; ^r* 
giehung, Schule, BolFsbilbung; Suftig; Sinangen; £anbroirthfchaft, 

t anbroerf unb ©rohinbuftrie; Hanbel, Sirebit; Berfehr; Sitterarifche 
eu*©rfcheinungen. 

Sie ..^ojiafe ?rofi$, ffatr«f8C«ii für crfcheint jeben S)onnetftag 

unb Joftet Dicrteljcihrltch 2 .« 50 4 einfdhliefe!tc§ ber SWonatöbellage „S)aö 
©etoetbcgeri^l". 3 U bejiehen burd) fümmtlicbe B°ftanftalten unb Buchbanbhingen 
fotoie bireft burch bie VetlagöbuchhcmMmifl (CSarl ^chmonnö Verlag, Berlin w. 
Vtauerftr. 44). 


CKetverbcgericht“ erfdjeint am erfien ©onnerftag jebeit SRonatö im SRinbeftumfang Pon V» Bogen unb ift burch aß* Buchhanblungcn, Spebiteure 
unb V°f lSm ter (Boftjeitungönummer 2811») 31t beziehen, ©er B^^iö beträgt für baö ^ahr Wl. 1, bet birefter poftfreier ßufenbuttg burch bie Berlagöhanblung 3Jf. 1,40. 

Sari fcegmannö 5Berlag tn »erlin W. änauerftrafee 44. — ©ebrueft bei guliuS etttenfelb in »critn w. — SerantiDortlicb für bte «ebaftion: Dr. 3. gafttoro in afjorloUenbiir0*»erUn. 




ii. 


®etlin unb ^ranffurt a. SW., ben 4. JJeBruar 1897. 


Kummer 5. 


fits ((ktDcrbfßcridjt. 

ZHittfyeilungen bes Perbanbes beutfcfyer (ßemetbegericfyte. 

Webattionßau8fd)ufj: ©tabtratlj Dr. ttt granlfurt a. SW. unb SWaßtftrat8*SlfTejfor dünn in ©erlin. 

gff#tist «« (tfn |mn|l«| |rt« ^mfi. 


(&ail HepmairaS »erlag, »erlin W., SJtauerftr. 44 


Herausgeber: 

Dr. gt. gtafltrjanr. 


?cti» i<|rn4 1 9<ii 


Äoftenfrele »eilage jur „Sozialen »rajiS*. 


9TUe für ble Stebaftion bei „©ewerbegerfchts* beftimmten Genbungen bittet man )u abreffiten: An Herrn 5Dta0iflrat8»AfJeffot ©uno, »erlin w., ©ormfet ©ir. 2. 


3nljalt 


37 


Herfaffung unb ^erfahren .... 44 


gt*iWprt$tttiB 

Die StechtSfraft ber Arbeit!* 
orbnungen. ffia« gehört bazu, bafj 
eine ArbeitSorbnung als redjtmöfjig 
erlaffen unb als recbtSOerbinblich 
für bie Arbeitet betrachtet »erben 
fann? 9Jtufc inSbefonbere bet Arbeiter 
ben AuSfdjlujj ber ÄünbigungSfrift iu 
einer oorfdjriftSmöfjig etlaffenen Ar* 
beitflorbnung auch bann gegen fid) 
gelten Iaffen,»enn bte ArbeitSorbnung 
ihm nicht behänbigt ift unb et fle 
auch nicht gelefen hat? (©ewetbe- 
gerichte »erlin, gfranffurt a. SR., 
©otha; ^anbgericht »erlin I.) 
3n»ie»eit ift eine Abrebe binbenb, in 
ber fi<h beibe Dbeile uerfprechen, bah 
baS ArbeitSPerhältnifj bauemb fein 
fofle? (©emerbegericht Stuttgart.) 
©trb baS ArbeitSOerhättnifj butdj ©t« 
franfung beS Arbeiters bon felbft 
aufgelöft ? (»ejirfSauSfchufi ©tettin.) 
Äönnen Anfptßche, bie bor bie ©e- 
»erbegerichte gehören, mit folgen, 
für »eiche bie orbentliihen ©erlebte 
juftönbig finb, berbunben »erben? 
(Amtsgericht »erlin I.) 
gällt auch baS unentfchulbigte AuS« 
bleiben auS »lenat* unb AuSfcbufj« 
fifeungen unter ben §. 21 beS ©e* 
Werbegeridjt8»©efebe8? (©ewerbege* 
rieht unb Sanbgericht granffurt a. 9R.) 


Der bereinbarte ©erichtSftanb 
im ge»erbegerichtliihen »er« 
fahren, »on (t) ©eh- Suftijrath 
b. ©Umo»8li 

SReinungS» AuStauf <b über ßuftänbig« 
feitsfragen s»if<ben Amtsgericht unb 
©emerbegericht Stettin. 

$iniguitgdamter.48 

Ablehnung beS ©inigungSamteS im 
Diamantfchleifer«Au8ftanb in Hanau, 
»egriff ber ArbeitSftreitigfeit. 

9? adjträ gliche 3Ka|regefung bon »er« 
tretem borbemCinigungSamtintfÖln. 
»ermittelungSamt in »afel. 

Dhötigleit beS ftaatlcchen ©inigungS« 
amteS unb SchiebSgerichteS in üRew« 
2JorT. 

gfabrif * ©inigungSamt unb ©chiebS« 
gericht in Delft. 

JUlgtmeines über Smerbsgertilftf 
unb ^.rbettsoertrag.50 

@e»erbegeridjt8«gfäHe in ÄTUpp’fchen 
»ermaltungen. 

©emerbegerichte in granfreich unb 
Algier 1895. 

»elgifcher ©efefcenttturf, betreffenb 
ArbeitSberhrag. 

Anrechnung bon Zfranfengelb auf ©nt* 
fchöbigung »egen f ünbigung8lofer©nt» 
iaffung. Sfacbträglicbe ©inmenbung. 

Inhaltsangaben ber „Sozialen 5j3rayiS". 


Abbrud fömmtlicher Artifel ift Bungen unb ßeitfehriften geftattet, feboch nur 
mit bofler Quellenangabe. 


Redjtfpredjmig. 


Die StechtSfraft ber ArbeitSorbnungen. 

©a$ gehört bazu, bah eine ArBeitSorbnung als recht- 
mäfeig erlaffen unb als redjtsoerbinblich für bie Arbeiter 
Betrachtet werben fann? SRuh inSBefoubere ber Arbeiter ben 
AuSfchluB ber ÄünbtgungSfrift in einer oorfchriftSmähig 
erlaffenen ArBeitSorbnung «euch bann gegen fidj gelten 
Iaffen, wenn bie ArBeitSorbnung ihnt nicht beljänbigt ift 
unb er fie auch "icht gelefen hat? 

©emerbeorbnung §. 134 a: gfir {ebegabrif, in »eichet in ber Siegel minbeftenS 
20 Arbeiter befebäftigt »erben, ift . . . eine ArbeitSorbnung ju erlaffen . . . 
Der ©rlafc erfolgt burch Aushang (§. 134e Abf. 2). — Die ArbeitSorbnung mu§ 
ben Beitpunlt, mit »eldjem fie in ©irffamfeit treten foö, angeben unb bon bem« 
jenigen, »elcher fie erläfjt, unter Angabe beS Datums unterzeichnet fein. — Ab« 
önberungen ihres Inhalts fönnen nur burch ©rlafj bon ^Nachträgen ober in ber 
©elfe erfolgen, bah an ©teile ber beftehenben eine neue ArbeitSorbnung erlaffen 
wirb. — Dte ArbeitSorbnungen unb Nachträge ju benfelben treten ffüheftenS jwei 
SBochen nach ihrem ©rlafj in ©eltung. 

§. 134b: Die ArbeitSorbnung inufj »eftimmungen enthalten: . . . 5. fofern 
bie »erwirfung bon ^ohnbetragen burch ArbeitSorbnung ober ArbeitSbertrag auS« 
bebungen »irb, über bie »ermenbung ber bermirften »etrage. 

§ 134c: Der Schalt ber ArbeitSorbnung ift, fomeit er ben ©efefcen nicht 
juwiber läuft, für bie Arbeitaeber unb Atbeitcr rechtSoerbinbli^. 

§. 134 e Abf. 2: Die ArbeitSorbnung ift an geeigneter, allen betheiligten 
Arbeitern zugänglicher ©teile auSzuhängen. Der AuShang muh ftetS in lesbarem 
ßuftanb erhalten »erben. Die ArbeitSorbnung ift iebem Arbeiter bei feinem 
©intritt in bie »efch&ftigung |U behönbigen. 


Diefe gruttblegenbett »eftimmungen ber ©emerbeorbnung über bie 
ArbeitSorbnung ftnb AuSgangSpunfte einer lebhaften Streitfrage ge« 
worben. ©S flehen ftch h ie r folgenbc Meinungen gegenüber: 

A. Die burch AuShang erlaffcne ArbeitSorbnung wirb bem einzelnen 
Arbeiter gegenüber nur baburch gütig, bah fl* ihut Behänbigt 
wirb (§. 184 e ABf. 2). 

B. ©S ift nothwenbig, bafe bie ArbeitSorbnung zum »eftanbtheil 
beS mit bem Arbeiter gesoffenen ArbeitSoertrageS gemacht 
wirb, was 

&) nach ben einen auSbrüdlich (burch Hinweis auf bie auS* 
hängenbe ArbeitSorbnung) gefchehen muh, 
b) nach ben anberen auch ftiQfchweigenb (baburch, bah ber Ar« 
beiter ftenntnif) nimmt unb in ftenntnift ber ArbeitSorbnung 
arbeitet) gefchehen fann. 

C. Die erfaffene ArbeitSorbnung gilt burch ben AuShang ohne 
Weiteres für jeben in bie gabrif eintretenben Arbeiter. 

A. Die elfte Anfidjt wirb in folgenden Urtheüen uertreten: 

©emerbegericht öerlin, Äamrner IV (»orftbenber Affcffor 
Dr. »rafch): ffienn ber §. 134 a Abf. 1 ber ©emerbeorbnung beftimmt, 
bah ber ©rlaft einer ArbeitSorbnung burch AuShang erfolgt, fo ergiebt 
fich auS ber parenthetifch hiuiugefügten »erweifung auf §. 134 e Abf. 2 
feinem gefammten Inhalt nach, bah Jur »erfeftion beS ©rlaffeS bie 
»eobachtung ber fätnmtlichen, in Iefcterer Etorm enthaltenen gormen 
(a. baS Aushangen ber ArbeitSorbnung an geeigneter, aQett betheiligten 
Arbeitern zugänglicher Stelle, b. bie ©rhaltung beS Aushanges in les¬ 
barem ßuftanbe unb c. bie »ehänbigung ber ArbeitSorbnung an jeben 
Arbeiter bei feinem ©intritt in bie »efdjäftigung) erforberlich ift. Hier¬ 
nach bilbet bie AuShanbtgung ber ArbeitSorbnung an ben Arbeitnehmer 
nach bem ©efefe eine wefentliche »orauSfefcung für beren ©irffamfeit 
für unb gegen ben einzelnen Arbeitnehmer. Hatte ber ©efrfegeber hier¬ 
für fchon ben AuShang ber ArbeitSorbnung für augreidjjenb erachtet, fo 
hatte baS in bent parenthetifchen Htuweis zum AuSbrucf fommen müffen. 
DaS ©ebot ber AuShanbigung ber ArbeitSorbnung an ben Arbeit¬ 
nehmer entfpricht eben einem ber Statur ber Sache entfprungenen 
bringenben »ebürfnift beffelben; bem Arbeitnehmer foü nicht zuge- 
muthet werben, zum »eftanbtheil feines ArbeitSoertrageS eine ArbeitS¬ 
orbnung zu machen, beren ooüe iragmeite ihm bei einem flüchtigen 
gelegentlichen Durchrefen ober Anhören ihrer »eftimmungen unmöglich 
flar werben fann. 

©ewabegericht zu »erlin, Äammer VIII (»orfifeenber SRagiftratS- 
Affeffor gürft): Der ©efefcgeber will in §. 134e Abf. 2 anorbnen, in welcher 
©eifc ber AuShang zu erfolgen hat, bamit bie präfumtioe SlechtSoerbinb- 
liebfeit für Arbeitgeber unb Arbeitnehmer, bie ihm §. 184 c beilegt, Sinn 
unb »erechtigung habe. 3nfomeü ftnb bie »orfchriften DrbnungSoor- 
fchriften. Aber fie enthalten zwingenbeS Stecht. Dies ergiebt ber ©ort- 
laut („ift auSzuhangen", „muh erhalten werben„, „ift zu bebanbigen"); 
aber auch baS praftifche »ebürfnih brängt bahin. ©S hie&e ber Arglift 
unb ©fjifaue Dhür unb Dhor öffnen, wenn man annehmen wollte, ber 
Arbeitgeber fönnte bie ArbeitSorbnung unbefchabet ihrer SiechtSgiltigfeit 
in irgenb einem oerfteeften ©infei feiner Arbeitsräume, oieQeicht in 
griechifchen ober hebräifchcn »uchftaben gefchrieben, 3 um AuShang bringen. 
Stimmt man aber an, ba& bie Sähe 1 unb 2 beS Abf. 2 beS §. 134 • 
ZwingenbeS Stecht enthalten, fo muh baS ©leidje für Sah a gelten. . . 
Die ÄuSljänbigung ift »orauSfefcung ber ©irffamfeit ber ArbeitS¬ 
orbnung. 

Ba. Die Anficht zu Ba wirb oertreten in einem feljr intereffant unb 
ausführlich begrünbeten Urtbeil beS ©ewerbegerichts ©otha (»orfifcenber: 
Senator H^urici). ©in Arbeiter hatte ben ßiegeleibep|jer auf bem Hofe 
ber B^fielei um Arbeit angefprochen, worauf lehterer ihm gefagt hatte, 








89 


Das ©eroerbegeridjt. BUtthetlungen beS BerbanbcS beutfdjer ©ewerbegeridjte. Br. 5. 


40 


er folle am nächfien SRorgen einlreten. Bon ber für ben Betrieb erlaffenen 
ArbeitSorbnung mar hierbei nicht bie Bebe, bem Arbeiter mar bamals auch 
nicht befannt, ba& eine folche erlaffen fei. Später fab er bie Arbeit«* 
orbnung, bie in ben Arbeitsräumen au$hängt. G$ fragt (Ich, ob ber 
in ber ArbeitSorbnung oorgefcljene AuSfchlufj ber KünbigungSfrift auf 
ben Arbeiter Anwenbung ftnbe. Dies mürbe verneint. 

©rüitbe: Die ArbeitSorbnung ift ein BertragSentrourf, ben ber 
Arbeitgeber bem bei ihm Befchäftigung fuchenben Arbeiter anbietet, fie 
bilbet bie ©runblage be§ ArbeitSoertrageS. Die Beftimmungen 
über ArbeitSorbnungen finb burch bie BooeEe non 1891 in bie ©eroerbe- 
Drbnung aufgenommen roorben. Die bezüglichen Beftimmungen beS 
BegierungS-GntwurfeS finb nur mit menigen, nicht grunbfäfclidjen 
Äenberungen ©efefo geroorben. 2Jfan mirb baher unbcbenflich bie Be¬ 
grünbung beS BegierungSentwurfeS gur Auslegung be« ©efefecö heran* 
jiehen bürfen, zumal bagegen im BeidjStage fein ©iberfprudj erhoben 
worben ift. Bach bf* Bcgrünbung zu §§• 134 a unb b „ffettt bie ArbeitS* 
orbnung ein für allemal biejenigen Bebingungen auf, roelche ber 
Arbeitgeber ben bei ihm Scfdjäftigung fuchenben Arbeitern anbietet, 
unb benen fich baher jeber Arbeiter, ber in bie Befchäftigung eintreten 
will, untermerfen rnufc. Sie erleichtert bamit ben AbfdEjlufe bcS ArbeitS* 
oertrage« mit jebem einzelnen Arbeiter." Danach muh ft<h alfo ber 
Arbeiter ben Bebingungen ber ArbeitSorbnung untermerfen. Bon 
einer folgen Unterwerfung fann natürlich uicht bie Bebe fein, wenn 
ber Arbeiter garnitht weife, bafe eine ArbeitSorbnung befiehl. Bach 
§. 105 ber ©ewerbeorbnung ift bie gefifefeung ber Berhältniffc zmifdjen 
ben felbftftanbigen ©eroerbetreibenben unb ben gewerblichen Arbeitern 
©egenftanb freier liebereinfunft. GS märe eine Ijächft auffällige 
Ausnahme oon biefern ©runbfafe, wenn bie Beftimmungen ber oon ber 
einen Partei einfeitig erlaffenen ArbeitSorbnung für bie anbere Partei, 
ohne bafe btefe etmaS oon ihnen weife, binbenb fein füllten. Kenn 
beshalb Sttangels befonberer Bereinbarung eine Partei annehmen mufj, 
bafe bie gefefetidjen Beftimmungen z- B. über Künbigung unb Gut- 
Iaffung anmenbbar feien, fo füllen hoch bie oon biefen oietteicht wefent* 
lieh abmeichenben Beftimmungen ber ArbeitSorbnung, oon beren Be* 
flehen bie Partei gar nichts gemubt hat, binbenb fein? Gine fo auffällige 
Ausnahme oon bem ©runbfafe beS §. 105 hatte baS ©efefe mit unzmri= 
heutigen ©orten zum AuSbrucf bringen müffen, unb wenn es fie hätte 
fefifeben motten, auch fidjer gebracht. Das ift aber nicht gefächen. 
Auch bie Beftimmungen im lebten Sab beS Abf. 1 § 13 la unb bcS 
Abf. 1 §. 184c nöthigen nicht zu einer folcfjen Auslegung, ©enn bort 
beftimmt wirb „ber Grlab erfolgt burch Aushang", fo mag bahin ge* 
fteHt bleiben, ob bie ArbeitSorbnung mit bem Dage ihres 3n!rafttretenS 
ohne ©eitere« auf alle z- St. beS GrlaffeS in Arbeit befinbUdjen 
Bcrfonen anmenbbar mirb. Die Beftimmung läfet {ebenfalls nicht 
ben ©itteu beS ©efefegeberS erfennen, ba& bie ArbeitSorbnung für alle 
auch fpäter in Arbeit tretenben Berfouen, felbft roenn fie oon 
ihrem Begehen nichts gemußt haben, binbenb fein fotte. DaSfelbe gilt 
oon ber Beftimmung, bah „ber Inhalt ber ArbeitSorbnung, foroeit er 
ben ©efejjen nicht zuroiberläuft, für bie Arbeitgeber unb Arbeiter rechts» 
oerbuiblidj ift". Auch hier bietet bie Begrünbung beS GntmurfeS, beffen 
Beftimmung wörtlich in baS ©efefe übergegangeit ift, ber Auslegung 
eine wertljüotte ©anbhabe. Da hei&t es, „ber §. 134c bringe jurn AuS* 
bruef, bafe bie ArbeitSorbnung bie ©runblage beS ArbeitSoer- 
trageS fei, unb bafe bie barin enthaltenen Beftimmungen für biegegen* 
feitigen Bedjte unb Bflidjten beS Arbeitgebers unb ber Arbeiter ntafe- 
gebenb finb". Der Snhalt ber ArbeitSorbnung ift alfo redjtSüerbinblidj, 
Weil (ie bie ©runblage beS ArbeitSoertrageS ift. Dies ift aber nur 
bann ber gatt, wenn bie Parteien fie bewufeiermafeen zur ©runblage 
beS ArbeitSoertrageS gemacht haben. Dies fefet zum ©inbeften 
oorauS, bafe beibe Parteien oon bem Beftehen ber ArbeitSorbnung 
Kenntnife gehabt haben. 3f* bieS aber nicht ber gall gewefen, fo haben 
fie bie ArbeitSorbnung auch nicht zur ©runblage beS ArbeitSoertrageS 
gemacht, unb bann fann beren 3nhalt auch nicht rechtSoerbiublich für 
fie fein. — Der ©efefegeber fonnte beim Grlafe ber oben angezogenen 
Beflimmungen auch feljr mohl oon ber BorauSfefeung auSgehen, bafe 
feine unter Strafanbrohung gegebene Borfdfjrift — §. 134 c Abf. 2 —: 
„Die ArbeitSorbnung ift jebem Arbeiter bei feinem Gintritt in bie Be* 
fdjäftigung z u behäitbigen" befolgt werbe, ©irb biefe Borfchrift be* 
folgt, fo ift ber Snbalt ber ArbeitSorbnung attcrbingS für ben 
Arbeitgeber unb bie Arbeiter redjtSuerbinbltd). Dagegen Ijatte ber 
©efefcgcber feine zmingenbe Beranlaffung, für ben gall, bafe feine 
Borfchrift nicht befolgt werbe, befonbere Anorbnungen z u treffen. —* 
Dafe ber ©efefegeber bie ArbeitSorbnung nicht ohne Büdlich t auf 
bie Kenntnife ber Parteien für binbenb erflären wollte, geht fcfjlicfe* 
lieh aud) auS ber Beftimmung beS lebten AbfafeeS im §. 134a unb 
auS ber Begrünbung biefet Beftimmung unb bcS §. 134 d hcruor. ©ie 
an ber oben angezogenen Stelle ber Begrünbung wirb auch h^r be* 
tont, bah ber Arbeiter „(ich ben Bebingungen ber ArbeitSorbnung 


unterwerfen" müffe. Daoon fann aber eben feine Bebe fein, roenn er 
oon ihrem Beftehen nichts gewußt hat. ©äfjrenb bie Kommentare oon 
Schiefer unb Gngelmann fich z u ber grage nicht äufeern, wirb fie oon 
fianbmann (2. Aufl. Bb. II B 5 zu §. 134a S. 927 unb B. 2 zu §. 134c 
S. 946) abweichenb oon ber oben entroicfelten Auffaffung beantwortet. 
Die bafür angegebenen ©rünbe finb oben bereits wiberlegt. Sanbmann 
miberfpricht ftch aber auch felbft. 3n Anm. 3 zu §. 105 S. 688 fagt 
er: „Die geftfefeung beS BerhältniffeS zmifchen bem ©ewerbetreibenben 
unb feinem Arbeiter fann auch mittclft einer ArbeitSorbnung ober 
gabriforbnung erfolgen, welche ber Arbeitgeber auffieüt unb ber 
Arbeiter acceptirt. Die auSbrücflicfje ober burch Annahme ber 
Arbeit nach SBittheilung ber gabriforbnung fiittfdjweigeiib er» 
folgte Unterwerfung eines Arbeiters unter eine beftehenbe 
ArbeitSorbnung ift als ein Bertrag zu betrachten."*) Sobann führt 
Sanbmann in Anm. 1 z u §. 134a S. 921 foIgenbeS au«: „®aS bie 
rechtliche Batur einer ArbeitSorbnung anlangt, fo ift Iefctere nach ber 
Ijcrrfchenben Anficht als ein oom Arbeitgeber aufgeftettter BcriragS* 
entrourf zu betrachten, welcher baburch rechtsoerbinbliche 
Kraft erlangt, bafe ber Arbeitnehmer auSbrücfUch ober 
ftilljthroeigenb bei feinem Gintritt in bie Befchäftigung mit ber» 
felben fich einoerfianben erllärt." ©eiter befampft fianbmanu 
mit Be<ht bie Änficht oon Beljm, wonach bie ArbeitSorbnung als ein 
©efefo im materiellen Sinne beS ©orteS aufzufaffen fei. Dicfe Streit¬ 
frage hatte aber nur einen rein afabemifchen ©ertb, wenn man bie 
BechtSocrbinblichfett ber ArbeitSorbnung für ben Arbeiter nicht auf 
beffen guftimmung zurüefführen wollte. Die Auffaffung beS ©erichtS 
wirb auch °au ben ©ewerbcgcrichten Berlin unb Sßenig getheilt (f. 
Blätter für fo^iale BrajiS, IV. Halbjahr, Br. 89 oom 18. September 
1894 S. 90 — oergl. auch bie Gntfdjeibung beS ©emerbegerichts 
Stuttgart, Soziale BrajiS, IV. Sahrflang, Br. 38 oom 17. 3uni 1895 
S. 664 —, bie atterbingS zu weit gehen bürfte). 

Bach bem zmifchen ben Barteien gesoffenen Arbeitsoertrage Tmb 
baher bie Bebingungen ber ArbeitSorbnung auf baS BechtSoerbältnifj 
ber Barteien nicht anmenbbar. GS fragt fleh, ob btefe Auffaffung 
baburch eine Acnberung erleibet, bafe Kläger, mäfjrenb er in ber Siegelei 
beS Besagten arbeitete, bie ArbeitSorbnung, bie bort aushängt, gefehen 
hat. Das ©ericht hat auch biefe grage oerneint. Der einmal ge* 
fchloffeue Bertrag fonnte nur burch eine übereinftimmenbe ausbrücfliche 
ober ftittfehweigenbe ©illenSerflärnng ber Barteien geändert werden. 
Gine folche liegt nicht oor. 3« bem AuShang fonnte man oieUetä)t 
eine Offerte beS Beflagten an bie Abreffe beS Klägers erblidcn. Der 
Kläger hatte jeboch feinerlei Berpflichtung, fich auf biefe Offerte zu er¬ 
flären. Gine ftittfehwetgenbe Suftimmung fann auch aus feinem ©eiter¬ 
arbeiten nicht gefolgert werben, zumal er bazu nicht nur berechtigt, 
fonbern fogar ucrpflidjtet war (f. auch Urthcil beS ©ewerbegerichtS 
München in ben Blättern für foziale BrajiS III. Halbjahr Br. 65 oom 
29. Httärz 1894 S. 111). 

Bb. ©ewerbegeridjt Berlin KammerVIII (Borfibrnber ©erichtSaffeffor 
Unger). „Der blofee AuShang hat aber noch feineSwegS, wie Befragter 
irriger ©eife annimmt, bie Kraft, bie Beftimmungen ber ArbeitSorbnung 
rechtsmirffam für bte Barteien zu machen. Denn bie ArbeitSorbnung 
ift rechtlich nicht eine autonome Safcung objeftioen BechtS oon Seiten 
beS gabrifbefijjerS, fonbern ausweislich ber Berhanblungen beS BeichS* 
tages (Sten. Berichte Bb. I S. 137, Bb. IV ©. 2C88) unb ber im ©efefc 
felbft gebrauchten AuSbrucfSweife (ogl. §. 134b Br. 6 „AuSbebingen") 
ein BertragSentwurf, eine lex contractus. hieraus ergiebt Tubr ba& ber 
3nhalt einer ArbeitSorbnung, fo lange er noch nicht zum Bewufjtfein 
beS anberen DheilS, b. h- beS Arbeiters, gelangt ift, biefem gegenüber 
auch Teine BedjtSwirffamfeit zu aufeern oermag." 

C. Die Anfnht ju C wirb cnblidj oertreten in 8 Urt|cilen, oon 
benen baS Iefete in ber Berufungsinstanz beflätigt ift: 

©cwerbegericht granffurt a. ©. (Borfifeenber Stabtrath Dr. glefch). 
„Der gnhalt ber ArbeitSorbnung ift nad) §. 134 c ber ©ewerbe* 
orbnung, foweit er bem ©efefce nicht zuwibcrläuft, für ben Arbeit* 
gebet unb Arbeiter redjtSöerbinblicf). Der Grlab ber ArbeitS¬ 
orbnung erfolgt aber nach §. 134 & burch AuShang. Giner auSbrücf* 
liehen Bcfanntgabe ber ArbeitSorbnung an ben einzelnen Arbeiter bebarf 
cS hieruadj weber um bie ArbeitSorbnung zu einer gütig erlaffenen 
noch um Tie zu einer für ben einzelnen Arbeiter recbtSoerbinblidjen zu 
machen, wenn auch bie Behänbigung an jeben einzelnen Arbeiter oor* 
gefchrieben unb bereu llnterlaffung nach §. 149 ber ©ewerbeorbnnng ftraf* 
bar ift. GS wirft hiernach, ben Borfchriften ber ©ewerbeorbuuttg ent* 
fprcdjcnb, ber Grlafe einer ArbeitSorbnung feiteuS beS Unternehmers 
ganz ähnlich, wie ber eines ©cfefceS feitcnS ber Staatsgewalt. Die 
Kcnntniö bcS guhalts wirb, wenn nur bie Bublifation in ber erforber» 
liehen ©eife erfolgt ift, bei ben Betheiligten oorauSgcfebt. Die Berufung 

*) S. hierzu unten bie Darlegung beS Sanbgeri^tS Berlin. 



41 


$aS Heweriegericht. ©fittheilungen beS ©erbanbeS beutßher ©ewerbegerichte. ©r. 5. 


42 


auf Unfenntniß bcr ©eftimmungen fann nicht baoor fehlen, baß biefe 
©eftimmungen als für baS ©ertragSoerhältniß maßgebenb erachtet 
»erben." 

©ewerbegericht Berlin, ffawmer V (©orpfeenber SRagiflratSafieffor 
Öuno); „SBoüte man annehmen, baB bie ArbeitSorbnung nur bann 
Xbeil bes ArbeitSoertragS wäre, wenn bie$ befonberS oereinbart bejw. 
ber Arbeiter befonberS barauf oerroicfen würbe, bejw. erft bann, wenn 
bem Arbeiter bie ArbeitSorbnung ausgehänbigt ift, fo würbe ber Arbeit¬ 
geber bie SBirffamfeit ber ArbeitSorbnung einfach baburd) iHuforifch 
machen fönnen, ba& er fle jwar ben gefehlten 5Borf4»riften eutfpredjenb 
auShängt, aber feinen Arbeiter barauf oerroeifi unb fie bei Abfcßluß 
be$ ArbeitSoertragS unberüdfid)tigt läßt." 2>ie gabriforbnung würbe 
bann feine anbere ©ebeutung hoben als bie eines SJtufterS ober gormu- 
larS, welches bem Abfdjluß beS ArbeitSoertrageS mit bem einzelnen 
Arbeiter ju ©runbe gelegt wirb. $er einheitliche ArbeitSbebin- 

gungen für alle Arbeiter ju phaffen, unb burch „flare ffunbgebung ber 
©ebingungen beS ArbeitSoertrageS ben Arbeiter über feine Siechte unb 
Pflichten ju unterrichten" wäre oerfeblt. öS ift nicht ju oerfennen, ba& 
biefe ©ebeutung bcr ArbeitSorbnung ber ©ertragstheorie ju wiberftreiten 
fcheint. öS ift hier entgegen ber Sheorie beS freien ArbeitSoertrageS 
ber $hotfache Rechnung getragen, baB ber einjelne Arbeiter im All¬ 
gemeinen nicht in ber Sage ift, bem Arbeitgeber bie ©ebingungen, ju 
benen er arbeiten will, oorjufchretbcn; er hot inSbefonbere in bem ein¬ 
heitliche Drbnung unb ßeitung erforbernben ©roßbetrieb nur bie SBahl, 
ob er ju ben com Arbeitgeber fcftgefefcten ©ebingungen ober überhaupt 
nicht in Arbeit treten will. $>amit auch bie 3ntere[fen ber Arbeiter bei 
geftfeßung ber ArbeitSorbnung berüdjtdjtigt werben, pnb bie ©orfchriften 
in §. 134d über Anhörung bcr Arbeiter gegeben, währenb bie ffontrole 
barüber, baB ber ^n^alt ber ArbeitSorbnung ben ©efeßen entfpricht, 
burch bie im §. 134 f uorgefchene Prüfung bcr ©erwaltungSbehörbe er¬ 
möglicht werben foll. öS pnbet ftch auch auf anberen ©ebieten beS Öioil- 
rechts, baB einer ber ©ertragphließenben bie ©ebingungen, ju welchen er 
abfchlieBen will, öffentlich befannt giebt, man benfe an ben ©ertragS- 
fchluB mit einer öifenbahn auf ©runb ber ©erfehrSorbnung. — hier¬ 
nach wirb mit bem öintritt beS Arbeiters in eine gabrif mit mehr 
als 20 Arbeitern bie ArbeitSorbnung ©eftanbtheil beS ArbeitS- 
oertrageS, foweit nicht juläfpger ©Seife AbweidjenbeS oereinbart wirb. 
öS fragt ftch nur, ob bie ArbeitSorbnung orbnungSmäBig erlaffen ift. 
—- §. 134 a beftiramt: $er örlaB erfolgt burch Aushang, daraus, baB 
hierju §. 134 a Abf. 2 angejogen wirb, hol man folgern wofleit, es 
muffe allen ©orfchriften im §. 134c Abf. 2 genügt werben. öS foll 
alfo nicht genügen, baB ber AuShgng, burch ben ber örlaB wirffam 
wirb, an geeigneter, allen betheiligten Arbeitern jugänglicher ©teile er¬ 
folgt, fobaB Sage nach bem fo bewirften örlaB bie gabriforbnung 
„in ©eltung tritt" (§. 134a Abf. 4). öS foll oielmehr auch erforberlidj 
fein, baB »ber AuShang ftetS in lesbarem 3 ußonb erhalten werbe", 
demnach würbe alfo, wenn bie „SeSbarfeit beS AuShangeS" ober ber 
„AuShang" felber wegfiele, baS örforbetuiB eines gültigen „AuShangeS" 
befeitigt, mag man nun annehmen, baB nunmehr ber „örlaB" mit rüd- 
wirfenber ffraft unroirffant wirb, ober baB nur für bie golge lein „örlaB" 
mehr oorliegt. £>ieS örgebniB würbe bem Arbeitgeber einen bequemen 
SBeg weifen, ftch einer Iäftigen ArbeitSorbnung ju entlebigen: er ent¬ 
fernt ben AuShang, macht ihn unleferlich, bann wäre bie unter ben ffautelen 
ber §§. 134 d—f erlaffene ArbeitSorbnung bebeuiungSloS. ©iefeS ör¬ 
gebniB wiberfprädje jweifelloS ber Abficht beS ©efeßgeberS unb ber ©or» 
fchrift im §. 184 a Abf. 3, wonach ju Aenberungen einer einmal „er- 
laffenen" ArbeitSorbnung biefelben gormalitäten erforberlidj pnb, wie jur 
erften öinführung. S)aS Snftanbbaltcn beS „AuShangS" (= beS auSge» 
hängten ©chriftftücfs) fann alfo nicht 3 U bem in §. 184a für bie ©Sirffam- 
feit beS „örlaffeS" oorgefehenen „AuShang" (= Aushängen) gehören, 
©och weniger fann aber fchon bem ©Sortpnn nach SU bem jurn örlaB 
ber ArbeitSorbnung crforberlidjen „AuShang" gehören, baB bie „ArbeitS¬ 
orbnung jebem Arbeiter bei feinem öintritt in bie ©efdjäftigung be- 
hänbigt wirb", ©Sollte man bas annehmen, fo würbe ja ber im 
§. 184 a als einheitlicher Alt oorgefehenc örlaB in fo oiele 
einzelne Sljeilbanblungen jerlegt, als Arbeiter angenommen werben 
©tatt einer einheitlichen, 14 Sage nach bem ÖrlaB burch Aushängen 
für alle jeßigen unb jufünftigen Arbeiter giltigen ArbeitSorbnung, wie 
fie ber ©efeßgeber erfirebt, würbe für jeben Arbeiter ein befonberer 
„ÖtlaB" burdj ©ehänbigung eintreten, mit jebem Arbeiter würbe auf 
©runb ber auShängenben ArbeitSorbnung burch ©ehänbigung berfelben 
ein ArbeitSoertrag gefchloffen, ber nun bie öigenthümlichfeit hätte, baB 
er nicht münblich ober fdjriftlidj burch Hinweis auf bie ArbeitSorbnung, 
fonbern nur burch ben gormalaft ber ©ehänbigung gütig würbe unb 
auch baS 14 Sage nach ber ©ehänbigung (§. 134a Abf. 4). SieS 
örgebniB wiberfpridjt bem §. 184a Abf. 2 , welcher einen einheit¬ 
lichen 3eitpunft für ben ©eginn ber ©Sirffamfeit ber ArbeitSorbnung 
oorpeht. ©tan tnuB hernach bie ©orfchriften in §. 184 e Abf. 2 (Saß 2 


unb 8 als OrbnungSoorphriften anfe|en, bereu ©idjtbefolguiMI nach 
§. 149 ©r. 7 OrbnungSftrafe jur golge hot, aber bie ©etbiSoerbjiblich'? 
feit ber burch einen bem §. 134e Abf. 2 ©a| 1 entfpreebenben AuShang 
erlaffenen ArbeitSorbnung nicht mehr in grage fieQen fann." 

©ewerbegericht ©erlin, Kammer 8 (©orftbenber SKagiftratSaffeffor 
©lanfenftein): Sie grunblegenben ©cfiimmungen über bie ArbeitSorbnung 
enthalten bie §§. 134a, 134c: bie „ArbeitSorbnung ift ju erlaffen, ihr 
örlaB erfolgt burch AuShang; ber Inhalt ift für Arbeitgeber unb Arbeiter 
recbtSoerbinblicb." S)iefe ©orfchriften wiberftreiten ber Annahme, baB «ine 
ArbeitSorbnung bem einzelnen Arbeiter gegenüber nur bann gilt, wenn 
ihre ©iltigfeit mit jebem einzelnen Arbeiter befonberS oereinbart ift. 
S>aB fie in biefem gaH gelten würbe, ift felbpoerftänbljch; es wäre 
uuerpnblich, weichen 3 roc ^ bie grunblegenben ©eftimmuugen hätten. 
0b ntan babei ber ArbeitSorbnung bie ©ebeutung eines für bie gabrif 
erlaffenen ©efefceS ober nur bie eines ©ertragSentmurfS beimiBt, ift ohne 
Selang. Auch in lefcterem galle würbe bie Unterwerfung beS Arbeiters 
unter ihre ©eftimmungen fchon aus feinem öintritt in bie ©efchäftigung 
ju folgern fein (ogl. ©chencfel Anm. 3 ju 134c, Sanbmamt unb ©chider 
Anm 2 ju §. 134 c, ftehm in $irthS Annalen beS beutfehen Reichs 
Jahrgang 27 ©. 182 ff.). $)iefe Auffaffung enthält auch nicht etwa 
infofern eine unbillige $ärte gegen ben Arbeiter, als ihm babei ©e- 
bingungen aufgejwungen Würben, bie er noch nicht fennt unb oieHeidjt 
miBbilligt. Senn für einen fachgemäBen 3«holt ber ArbeitSorbnung 
giebt baS ©efeb wefentüche ©arantien. 2Siü fidj ber Arbeiter barauf 
nicht oerlaffen, fo mag er oor Antritt beS ArbeitSoerhältniffeS p<h über 
bie ©ebingungen beffelben unterrichten.*) 

SiefeS Urtheil würbe in ber SerufungSinftanj oom Ääniglichep 
Sanbgericht I ©erlin (öioilfammer 8 , ©orfifeenber Sanbgeri^ts- 
bireftor ff raufe) mit folgenber Segrünbung beftätigt: gür bie ®e- 
fammtheit ber in ber gabrif bes ©eflagteu befchäftigten Arbeiter 
war bie ArbeitSorbnung bereits rechtSoerbinblich geworben ju ber Seit, 
als bie ffläger in ben ©etrieb eintraten. $enn ber örlaB ber ArbeitS¬ 
orbnung ift feitenS bes ©eflagten gernäB §• 184» Ber ©eichSgewerbe- 
orbnuug unftreitig fchon lange oorher burch AuShang erfolgt. $ieS ift 
mit ©üdjicht auf bie beftimmte AuSbrudSweife beS ©cfe^cs: „S)er örlaB 
erfolgt burch AuShang" §inreic^cnb, um ber ArbeitSorbnung rechtS- 
oerbinbliche ffraft für ben Arbeitgeber unb bie Arbeiter beijulegen 
I (ogl. o. fianbmann, bie ©ewerbcorbnung für baS beutfehe ©eich, 2 . Auf¬ 
lage, ©tünchen 1895 ju §. 134 a ©eite 927 ©oie 5.) — öinwenbungen 
nach ber Stiftung hin, baB bie ArbeitSorbnung nicht auf legalem SBege 
ju ©tanbe gefommen unb in ffraft getreten fei, hoben bie ffläger nicht 
erhoben, bie ihrerfeitS ßefdjejene ©emängelung beS AuShangS bejiehf 
fich nicht auf biejenige Seit, wo burch ben AuShang bie ArbeitSorbnpng 
erlaffen würbe, fonbern erft auf bie fpätere Seit, wo pe in baS ArbeitS- 
oerhältniB beim ©eflagten eintraten; um biefe 3^it aber war bie ArbeitS¬ 
orbnung bereits gültig. $)ie 2batfadje bes öintrittS eines Arbeiters 
in bie ©efchäftigung beim Arbeitgeber genügt aber, um eine „befteljenbe" 
ArbeitSorbnung für beibe $heite oerbinblicp ju machen unb bie ©echt$* 
oerbinblichfeit ihres Inhalts ift baoon, baB ber Arbeiter oon bem In¬ 
halt thatfächlich ffenntniB genommen hot ober oon einer oorguS- 
gegangenen öinhänbigung ber ArbeitSorbnung an ihn uidji abhängig 
(ogl. o. ßanbmann, am angeführten Orte ju §. 134 c Äbfah 1, ©eite 946 
©ote2). — 2)ie ©efümmung beS §. 134 e Äbfafc 2 ber ©ei<hS-®ewerbe- 
Drbnung: „$>ie ArbeitSorbnung ift jebem Arbeiter bei feinem öintritt 
in bie ©efchäftigung ju behänbigen" ift (ogl. o. Sanbmann ju §. 134e 
Abfafc 2 , ©eite 955 ©ote 8 ) unter ©erüdp^tigung ber oorhergehenben 
©eftimmungen beS ©efefceS nur als eine DrbnungSoorfchrift aufjufaPen, 
beren ©ichtbeachtung auf ©runb bes §. 149 Abfafc 1 , 3tff cr 7 l- c. ©e- 
ftrafuug nach pch jiehen fann, bie ©ültigfeit ber ArbeitSorbnung aber 
nicht beeinträchtigt. 2>ie ffläger mußten baher beim Öintritt in baS 
ArbeitSoerhältniß mit bem ©efteben ber ArbeitSorbnung rechnen, ba ber 
örlaß berfelben obligatorifd) war. $ie oon ihnen jur Segrünbung 
ihrer entgegengefefcten ©echtSanfchauungen h^ongejogene ©teile o. Sanb¬ 
mann ©eite 688 Abfafc 1 bejieht fich auf bie ©efchäftigung in einem 
©etriebe, welcher ben im §. 184 a ber ©emerbeorbnung bcjeichneten 
Umfang nicht hot, für ben ber örlaB ber ArbeitSorbnung nur fafultatio 
ift; pe fann alfo h^r nidjt entfeheibenb fein. — 2>ie ArbeitSorbnung 
bilbet bie ©runblage beS bie Parteien binbenben ©ertrageS unb jwar 
ohne ©üdpdjt barauf, ob ber AuShang, nachbem er bem §. 134 e ber 
©ewerbeorbnung entfprechenb fchon bewirft war, währenb bes ÄrbettS- 
oerhältnipes ber ffläger noch fortbeftanben h fl t ober nicht. — $ie 


*) Annterfung ber ©ebaftion: ör muß ia wi^en — ©efejße 
gelten als befannt —, baß für gabrifen mit mepr als 20 Arbeitern 
eine ArbeitSorbnung erlagen fein muß. Allenfalls fönnte er weaen 
SrrthumS oom ©ertrage jurüdtreten, wenn er bei ber Annahme nicht 
gewußt hot, baß cS pch um eine gabrif mit mehr als 20 Arbeitern 
hanbelt. 



43 


So« ©eroerbegericht. Mitteilungen be« ©erbonbe« beutfdjer ©eroerbegeridfjte. Rr. 5. 


44 


gefefctiche giftton, ba& bte Kläger Beim Eintritt in ba« ArbeitSoerBältnib 
fltf) ben au« ber Arbeitßorbnung erflc^tUc^en ©ebingungen be« Arbeit«* 
oertrage« untenoorfen Buben, Bat jur golge u. f. ro. 

3nroieroeii ift eine Abrebe Binbenb, in ber ficB Beibe 
^Beile oerfpredjen, ba& baß ÄrBeitöuer^altnife bauernb 
fein folle? (Urt^eil be« ©eroerbcgerichtS Stuttgart, ©orftfcenber 
Dr. Hartenftein). 

Sem Äläger, einem Monteur, ift am 24. Dftober auf 14 Sage 
gefünbigt roorben, er min bie Äönbigung nicht anueBmen unb Hagt, 
ba& ber ©eflagte verpflichtet roerben foüe, iBm Bi« zum 31. DejemBer 
Arbeit jur ©erfügung ju ftellen, ober, entfpredjenb feinem ©erbienft, für 
jeben arbeitßlofen Sag 6,50 JC ju Bezahlen. 3m grühjahr biefe« 3aBwS 
BaBe iBm ber ©eflagte ba« ©erfprecBen aBgenommen, ba& er bauernb 
Bei iBm BleiBe, er BaBe ft cf) bie ®anb barauf geben laffen, unb BaBe 
bann gefagt: „fo lange bie girma ©. g. S. geführt roirb, BeBalten Sie 
3B* C Steüuitg Bei mir." Somit fei für jeben oon Beiben bie Stünbigung 
attSgefdjloffen geioefen. ©r Batte ftcB baraufhin nie für Berechtigt ge* 
Balten, ohne 3ufiintmung be« Seflagten eine anbere Stellung anju- 
neBmen. SeSBalb oerlange er aber auch, ba& iBn ber ©eflagte folange 
Behalte, Bi« er eine paffenbe Stellung gefunben BaBe. (Sr nehme an, 
ba& ba« Bi« jum 1. Sanuar gefcBeBen fönne, unb BefcBränfe ftd) baBer 
barauf, ©efdjäftigung Bi« ju biefer 3*it ja oerlangen. — Ser ©eflagte 
ertoibert; (Sr erinnere {ich be« SBortlaut« be« ©erfprecBen« nicht mehr; 
fo, roie e« ber Stläger barftelle, habe er jebenfall« nicht gefagt. Samal« 
feien ihm ber Obermonteur unb noch anbere Monteure mitten in ber 
ftrengften Arbeit roeggegangen, er habe beßBalb junt Äläger gefagt, ob 
er ihn auch oerlaffen rooÜe. SaBei habe er ihm jugefichert, bafj er 
bauernbe Arbeit habe, unb ettoa gefagt: „fo lange bie Montage fo fort 
geht, Baben Sie Arbeit," ober ettoa« AeBnliche«. Run fei jefct bie Arbeit 
roefentlich Heiner geroorben, unb eine ©efchäftigung oon im ©anjen 
über lVa 3aB«a (ber Äläger mar fthon oor biefem ©erfprecBen 1 3aB* 
lang Beim Seflagten) fönne hoch roohl al« „bauernb" Bezeichnet toerben. 
— 3» Ber ©emeiöaufnahme Bat ber einzige 3 eu 0 c Be« ©cfpräch« an* 
gegeben, ber ©eflagte Babe fleh oom Kläger mit§anbfchlag oerfprechen 
laffen, er roerbe feinen ©offen Bei ihm niemal« oerlaffen unb Babe bar* 
auf ettoa zu ihm gefagt: „Solange toie ich Arbeit BaBe, Baben Sie 
auch Arbeit." Sarauf mürbe ber ©eflagte oerurtBeilt, ben Kläger Bi« 
jum 30. Rooember ju BeBalten mit ber folgenben ©egrünbung: 

Ser näBere 3«BaIt be« ©erfprecBen« fteht aHerbing« nicht oöüig 
feft, hoch ift fooiel ft eher, ba& 3*ber bem Anbern gufagte, ba« Arbeit«* 
oerljältnih nicht Balb ju löfen. Sa Beibe SBeile ftd) gebunben Baben, 
fo ift ein foldje« ©erfprecBen iuläfftg unb oerftöfjt nicht gegen §. 122 
ber ©eroerbeorbnutig. Sollte nun tro^bem jeber SBcil mit 14 tägiger 
Äünbigung ba« ©erhältnifj löfen fönnen, fo Batte ba« ganje ©erfprecBen, 
ba« Aflern nach hoch oon ©eiben bantal« mit einer gemiffen geierlichfeit 
gegeben morben ift, feinen SBertB. Auf ber anbern Seite fann nicht 
al« Sinn ber ©arteien angenommen merben, ba& überhaupt niemal« 
eine Äünbigung geftattet fein foQe. Sa« ©ericht Bat beßBalb ange* 
nommen, ba& auf ©runb ber Abrebe roenigften« jeber SBeil bem anbern 
angemeffene griff laffen müffe, fleh nach (Srfafc untzufehen. AI« ange* 
meffene griff Bat eö unter ©erücffichtigung ber ©efchäftßoerBältniffe bie 
Seit Bi« jum 30. Rooember angenommen. 

SBirb ba« ArbeitSoerhältnifj bur<h ©rfranfung be« Sir* 
Beiter« oon felbft aufgelöft? (Urtheil be« ©ejüf«au«fthuffeö Stettin 
in Sachen Armenoerbattb Stettin c. Armenoerbanb ©reifenhagen.) 

Ser ©eridjtShof Bat ben SBortlaut be« §. 123 ber Reidj«*@eroerbe* 
orbnung unb inßbefonbere bie SBorte „fönnen entlaffen roerben" baBin 
aufgefafct, Baf) e« jur Herbeiführung ber ©ntlaffung ftet« einer nach 
auben Bin unjmeibeutig jum AuSbrucf gelangenben SBiÜenSerflärung 
Bebarf, bab ba« ©orliegen eine« ©nilaffungSgrunbe« allein auch Bei 
langem Anbauern unmöglich bie ©ntlaffung B cf BeifüBren fann, mettn 
oon feiner Seite eine hierauf gerichtete SBiHenöfunbgebung erfolgt ift. 
3mar Bat ber Arbeitgeber in bem oorliegenbcn gälte Befunbet, bab er 
ba« ArbeitSoerBciltnib feinerfeitö nicht mehr al« fortbauemb angefehen 
Babe; biefe perfönliche Ueberjeugung ber einen ©artei fann aber um fo 
weniger ben AuSfchlag geben, al« ber Arbeitgeber felbft in ber bem ©. 
ertheüten Arbeit«befcheinigung ein oont gebruar 1893 bi« 7. März 1896 
anbauernbe« ArbeitßoerBältnifc bereinigt Bat, ohne bie 3eü in Abzug 
ju bringen, in welcher er angeblich ba« ©erhältnib al« aufgelöft be* 
rächtet Bat. 

Äönnen Anfprüdje, bie oor bie ©eroerbegerichie gehören, 
mit folchen, für roelche bie orbentlichen © er ich te zuftänbig 
finb, oerbunben merben? (UrtBeil be« Amt«geri<ht« ©erlin I, Ab* 
tBeilung 43.) 

©in außgefchiebener ©efeHe (Schuhmacher) Bat beim Amtsgericht 
©erlin I eine Seihe oon gorberungen gegen feine frühere Meiftcrin unb 
mar fämmtlich in einer unb berfelben Älage erhoben. Sie meiften 


biefer gorberungen betreffen feine Seiflungen au« bem ArbeitSoerhältnif}: 
e« Banbelt fleh bei ihnen um Außlagen, bie im Aufträge ber Meifterin 
gemacht ftnb, um ein ©ogelbauer, ba« für fie angefauft ift, um einen 
Sermin, ben ber ©efefle für bie Meifterin roahrgenommen Bat unb für 
ben er (Sntfchäbigung oerlangt, u. bgl. 3 lüei gorberungen aber haben 
eine anbere Unterlage: Ser ftläger Bat roährenb ber ©efeüenzeit für 
bie Meifterin auch ben Sebereinfauf beforgt unb ift zu biefem Sroetfe 
Zum SeberBänbler gefahren. (Sr oerlangt bafür an gahrgelb unb ©er* 
fäumnibfoften 8 ,io M. Sobann Bat er eine Rechnung oon 27 M. für 
Reparaturen unb gliefarbeiten aufgemacht, bie er roährenb ber ganzen 
©efeüenzeit neben ben gemöhnlichen Stücfarbeiten geleiftet Bat unb für 
bie er nicht entfehäbigt morben fei. Sa« Amtsgericht ©erlin I hat burdj 
Urtheil oom 18. Sezember 1896 über bie zuerft ermähnten Anfprüdje 
fachlich erfannt, betreff« ber lefcteren Anfprüche oon 8 ,io M . unb 27 Jt. 
fleh bagegen für unzuftänbig erHärt: 

„meil biefe« SoBnforberungen für gemerbliche Seiflungen bt* 
Kläger« in feiner ©igenfehaft al« ©efeüe finb. Solche Anfprüche 
gehören oor bie ©eroerbegerichte (§. 3 Rr. 2 unb §. 5 be« @e* 
roerbegefefce« oom 29. 3uli 1890). ©ine ©erbinbung berfelben 
mit Anfprüchen, melche oor bie orbentlichen ©eridjte gehören, ift 
gemäfe §. 232 ber ©ioilproze^orbnung unzuläfftg." 

gällt auch ba« unentfchulbigte Ausbleiben au« ©lenar* 
unb AußfchuBfibungen unter ben §. 21 be« ©emerbegericht«* 
©efefce«? (©efthlüffe be« ©emerbegericht« unb be« Saiibgericht« granb 
furt a. M.) 

Sa« ©emerbegericht ber Stabt granlfurt a. M. fah fleh burch ba« 
toieberBolte gernbleiben eine« grofeen 2B e i^ Ber Arbeitgeberfeite au« 
ben ©lenar* unb AuSfchuftfibungen, ba« feine gefammte SBätigfeit 
hemmte, oeranlafjt, gegen bie in ber ©lenar*©erfammlung am 9. ganuar 
1896 außgebliebenen Mitglieber, eine Orbnung«ftrafe oon 1 M feflzu- 
feben. Sie hingegen eingelegte ©efchmerbe ift oon bem Äöniglichen 
Sanbgericht oerroorfen roorben. 

©rünbe: Ser ©efchmerbefÜBrer Bat bie Anorbnung lebiglich au« 
bem ©runbe angefochteu, ba& gemäb §. 27 be« Ort«ftatut« eine Strafe 
nur megen Ausbleiben« in ben Spruchfib un ß en angebroht fei. Sie« ift 
Zunächft ooüfommen unrichtig. Ser ermähnte ©aragraph fagt außbrücf« 
lieh, baö außerbem jebe« SichentzieBen oon ben Obliegenheiten eine« 
©eiftber« ftrafbar fei. 3a biefen Obliegenheiten gehört aber bie Sljril* 
nähme an einer angeorbneteu ©lenarflbung, mie ftch ohne Weite re« 
barau« ergiebt, ba& bie in biefen ©lenarjlbangen za etlebigenben 
©efchäfte (§. 18) ohne SBeifaaBme ber ©eiftber nicht oorgetiommen 
roerben fönnen. Ueberbie« bezroeeft ber §. 27 be« Drtsfiatut« nur eine 
SBiebergabe ber im §. 21 be« ©efebe« oom 29. 3ali aufgenommenen 
©erfügung. 3a legerer ©eftimmung ift auch oon Sibungen ganz aü- 
gemein bie Rebe. 


öerfaj]fung nnb öcrfaljrcn. 


2>tr bereinbarte (8rricht«ftanb im getoerbcgerichtlithcn ©erfahren. 

©ine Streitfache, roelche zar Suftänbigfcit ber Amt«* ober Sattb* 
geriete gehört, lann nicht burch ©ereinbarung ber ©arteten oor ba« 
©emerbegericht gebracht roerben, unb ebenforoenig umge!ehrt eine @e* 
roerbegerichtS'Sache oor bie orbentlidjen ©erichte. Somit ift aber noch 
nicht gefagt, bafj im geroerbegerichtlichen ©erfahren überhaupt eine Ser* 
einbarung ber ©arteien über ben ©eridjtsftanb außgefchloffen fei. ©« 
bleibt noch bte grage übrig, ob in einer Streitfache, bie zur Kompetenz 
ber ©eroerbegerichte gehört, bie ©arteien ftatt be« ©emerbegericht« am 
Orte ber ©rfüüung burch ©ereinbarung ein anbere« feftfefcen fönnen. 

Siefe grage roirb oerfchieben beantwortet. SBilBelmi u. Surft 1 )» 
Sdjier 8 ), Mugban 3 ), Haa« 4 ) erflären bie ©ereinbarung für zuläfftg, 
meil fie nicht unterfagt fei. ©adjem 5 ) Bult fte für unzuläfftg. ©ine gleich* 
mäßige ©raji« But ftch no <$ nicht B^außgebilbet. 

Sie Rebaftion But bie Abftcht, bie oerfdjtebenen Stanbpunfte zur 
©rörterung zu bringen, unb beginnt Beute mit bem nadjfotgenben Auf- 
fah, roelcher bie lebte Arbeit au« ber geber be« oerftorbeneitcn ©eh- 
guftizrath« Dr. o. SBilmoroSH barfteüt. 


ÜJteine« ©rächten« ift eine ©rorogation ber ©arteten auf ein 
örtlich nicht zuftänbige« ©emerbegericht nicht znläffig. 

2 )ie ©erichtSoerfaffung, bie ©orfchriften über bie 3nftänbig* 
feit, foroie ba« ©erhältni| ber ©erid)te zu einanber gehören bem 


*) §• 6 A. 2 ; §. 25 A. 2 ; S. 100 , 101 . 

2 ) §. 5 Ä. 2 ; §. 25 A. 2 . 

3 ) §. 6 A. 2. 

4 ) §. 5 A. 2 . 

5 ) ©benba. 



45 


Saft ©ewerbegericht. SRittijeilungett beft PerBattbeft beutf^er ©eroerBegertchte. Kt. 5. 


46 


öffentlichen flehte an. Sie Proge&behanblung fott nicht ber 
Beliebigen Peftimmung bec Parteien uberlaffen fein, fonbem 
im Sntereffe ber georbneten ^Rechtspflege nach ben gefefclichen 
Porfcbriften erfolgen unb ber freien Peftimmung ber Parteien 
nur fooiel einräumen, als baft ©efefc felbft gutäfit. Sarauft 
folgt, ba& für bie 3uläffigfeit ber Prorogation es nicht genügt, 
ba& He im ©cfefce nicht burch eine auSbrücfliche Seftfefcung ber 
AuSfchlie&Uchfeit eines ©eridfiSfianbeft ober burch enifprechenb 
anbere AuSbrücfe o er Boten ift; fonbern ber PeweiS für bie 3“* 
Iäfßgfeit ift nur baburch gu führen, bafi fie burch boS ©efefc aus» 
brüalich geftattet ift. 

Sa bie ©eroerbegerichte nicht orbentlidhe ©erichte im (Sinne 
beft ©erichtSoerfaffungS»@efefceS unb ber ©$D. finb, fonbern 
reichSgefefelich gugelaffene befonbere ©erichte (§§. 13, 14 Kr. 4 
@er.Perf.®ef.), fo finben bie Porfchriften über bie im meiten 
Umfange guläfßge Prorogation ber orbenilichen ©erichte im ©ebiete 
ber Anwenbbarfeit Der ©5ßD. ungmeifelljaft auf bie ©eioerbegerichte 
feine birefte Anwenbung. Siefe Peftirnmungen ber ©PD. fepen 
orbentliche ©erichte foroohl für baS ©ericht, an beffen Stelle baft 
prorogirte treten foü, als auch für baS prorogirie oorauft (§. 3 
©inf.©ef. gur ©pD.). Sie baftren wefentlich barauf, ba& bie 
orbeutlidjen ©erichte burch bie allgemeinen ©erichtSftänbe, bie gu» 
läfßgen befonberen ©erichtSftänbe unb bie genaue Pertheilung über 
bie gange ©taatsfläche ein IücfenlofeS Kep oon ©erichten gleicher 
Drganifation unb gleicher Kidjtcrelemente für alle Sh^f^ beS 
Seutfchen Keines barfteÜen, fobafc bie ©leid)merthigfcit ber Auf¬ 
gaben unb ber dichter Bei ©rfefcung beS einen orbentlichen ©eridjts 
burch ein anbereS burchfchnittlich feinen wefentlid)en Unterfdjieb 
begrünbet. Sagegen finb bie ©eioerbegerichte nicht für alle Pegirfe 
oorhanben, fonbern nur fafultatio je nach Skbürfnifj (§§. 1, 6 
©©©.) für ihre fpegieHen Aufgaben; bie Peftimmung ber ©ewerbe» 
richter burch feahl (§§. 9—22) fchafft je nach ben geographifdjen, 
fogialen unb fulturellen Unterstehen fehr oerfchiebeue Kidjter» 
elemcnte unb nöthigt burch bie lofale Perfdfiebenheit ber ©egenben 
unb ber fpegieHen ©ewerbe» unb ArbeitSoerhältniffe gu einer ent» 
fprechenb oerfchiebenen Perücffiihtigung ber gu beurtheilenben 
^fragen, fobafj weber bie ben einzelnen ©eroerbegerichten gefielltcn 
Sragen, noch bie ©eioerbegerichte felbft unbebingt gleichwertig finb. 

Sariiber, ob bei biefen abweidjenben Perhältmffen ben Parteien 
ebenfalls bie Prorogation oon einem ©etoerbegericht auf ein anbereS 
geftattet ift, hat bas ®@©. feine birefte Porfchrift gegeben; bie 
öfrage ift aus bem Snholt unb ber Auslegung ber Peftirnmungen 
gu beantworten, welche baft ©efefc über Die örtliche 3ufiänbigfeit 
überhaupt enthält, baS ift aus §. 25 unb möglicher 28eife aus §. 24. 

2öäre nur bie Porfchrift beS §. 25 gegeben, 

„3 u f*onbig ift baSjenige ©eroerbegeridht, in beffen Pegirf bie 
ftreitige Perpflichtung gu erfüllen ift." 
fo mürbe bamit gugleid) bie AuSßhliefjIichfeit biefeS ©emerbegerichlS 
beftimmt fein, benn wenn gur ©rwirfung ber 3 u ßoubigfeit noth« 
roenbig ift, bafi im Pegirf beS ©erichts bie ftreitige Perpflichtung 
gu erfüllen ift, fo ift ein anbereS ©ericht, für welches biefe Por» 
auSfefcung nicht gutrifft, überhaupt nicht guftänbig. ©iner aus» 
brücflichen ©rflärung, bafe jenes ©ericht „auSfchüefjlich" guftänbig 
fei, bebarf es nicht, ©ine folche Unterfcheibung hat Pebeutung 
unb ©runb nur, wenn an fid) begw. unter Umftänben bie 3 Uß 
fiänbigfeit mehrerer ©erichte begrünbet fein fann, wie für bie 
orbentlichen ©erichte nach ber ©pD. §§. 12—37 neben ben aUgc* 
meinen ©erichtSftänben bie oerfchiebenen befonberen ©erichtSftänbe. 
SBo bagegen nur eine Kategorie oon ©erichten guftänbig fein foü, 
unb biefelbe Pebingung für bie 3uftänbigfeit aller ©erichte erforbert 
wirb, ift bie 3 u ftänbigleit ber ©erichte, welche biefer Pebeutung 
entfprechen, ftets eine auSfchlicfelich^ 

©S fragt fith, ob an biefer Pebeutung beS §. 25 ber §. 24 
etwas änbert: 

„Auf bas Perfahren oor ben ©emerbegericf)ten finben, foweit 
im Kachfiehenben nicht befonbere Peftirnmungen getroffen 
finb, bie für baS amtsgerichtliche Perfahren geltenben Por» 
fdjriften ber ©ioilprogefHDrbnung entfprechenbe Anwenbung." 

Sie Srage ift eine hoppelte, 1. ob unter btefe Porfchriften beft 
»amtftgerichtlichen PerfahrenS" an fiel) auch biejenigen Peftim» 
mungen ber ©PD. fallen, welche bie 3«lä)figfeit einer Prorogation 
auf ein an fich unguflänbigeS ©ericht fanftioniren, unb wenn bieS 
gu bejahen ift, 2. welche Pebeutung biefe Ptöglichfeit einer An» 
wenbung beS §. 25 hat: ob unb wie bie 3ulofßgfeit ber Proro» 
gationjneben‘§. 25 befiehl, ob §. 24 ben^§. 25 auSfd)lief$t ober 
oon bi'efem auftgefchloffen wirb. 

3u 1: Saft PeiÄSgericht behanbelt in ben „©ntfcheibungen" 
Pb. 33 6. 430 einen gau, in welchem in bem Pegirfe, wo bie 


ftreitige Perpflichtuna gu erfüllen mar, ein ©ewerbegericht nicht 
beftano unb oom Kläger baft orbentliche ©ericht beft Sohnfiheft 
beft Pellagten angegangen war. Saft KeichSgericht billigt bieft 
unb oerwirft bie ©inrebe ber Unguftänbigfeit, welche oerlangte, baf* 
baS am PSohnfifce beS Pellagten befinbhehe ©ewerbegericht habe 
angegangen werben müffen. ©S bemerft, bafi baS ©ewerbegericht 
beftSBohnfifceS als folcheS überhaupt nicht guftänbig fei; ber§.25 tonne 
nicht aus §. 24 ergängt werten; §. 24 erlläre nur bie für baS amtS» 
gerichtliche ,Perfahren" geltenben Porfchriften, alfo nur bie §§. 456 ff. 
©P0. für entfprechenbanwenbbar, begtehe fich alfo garnicht auf bie 
Peftirnmungen über ben ©erichtsftanb, §§. 12 ff. ©PD. 3 ul, ächft 
fcheint freilich biefe ©infdjränlung ber Porfchriften für baS amtft* 
gerichtliche „Perfahren" enifprechenb ber Pebeutung ber gleichen 
ä laffifigirung beS „PerfahrenS" oor Amtsgerichten im §. 456 (unb 
Ueberfchrift) baS Katürlichfte; es würben bann bie im §. 456 be» 
gogenen Porfchriften beS Ianbgerichtlichen PerfahrenS, Puch H 
Abfchnitt 1, §§. 230—455, foweit fie nicht für Amtsgerichte mobi» 
figiit finb, unb bie beS AbfchnittS 2, §§. 456—471, als PerfahrenS» 
Porfchriften mafigebenb fein. 3 um »erfahren würben bann jmar 
bie Porfchriften barüber gu rechnen fein, in weicher Söeife feitehS 
ber ©erichte unb ber Parteien ber ©inwanb unb bie Perüdfichtigung 
ber Unguftänbigfeit gu behanbeln feien (§§. 247 ff., 465), nicht 
aber bie objeftioen Porfchriften barüber, welches ©ericht gu¬ 
ftänbig fei. 3tibe& ber 3 u fammenhang, in welchem §. 24 fteht, 
macht eft bebenflich, ob nicht bas Perfahren hier im weiteren Sinne 
ber gefammten Progefibebanblung oerftanben ift unb auch bie Por¬ 
fchriften über bie bei ber Perhanolung angumenbenben attgemeinen 
progeffualifchen ©runbfäpe, alfo auch ber allgemeinen Peftirnmungen 
beS erften PudjeS, §§. 1—229, einbegriffen fein füllen (Pgl. §. 530 
©pD. unb §§. 10, 15 eoent. 1, 3 ©inf.®ef. ©p0.). Senn im 
©@©. enthält ber zweite Abfchnitt, §§. 24—60, bie Ueberfchrift: 
„Perfahren" unb bem §. 24 folgen aufcer bem bie 3afiänbigfeit 
betreffenben §. 25 eine Keihe oon Peftirnmungen, welche nicht baS 
Perfahren ber §§. 230 ff., 456 ff., fonbern bie aÄgemeinen ©runb» 
fäfte beS erften Pucheft ber ©P0. mobifigiren. ÜJlan wirb alfo nicht 
an fich fchon bie §§. 12—40 begw. §§.38—40 ©pD. auSfcheiben bürfen. 

Sagegen folgt bie Unguläffigfeit ber Prorogation begw. bie 
Unanmenbbarfeit ber §§. 38—40 ©PO. auf ©ewerbegerichte aus 
bem Perhällniffe beft §. 24 beS ©©©. gum §. 25. Ser §. 24 Be» 
fdjränlt bie entfprechenbe Anweubbarleit ber ©pD., „foweit im 
Kachftebenben ni^t befonbere Peftirnmungen getroffen finb". ©ine 
folche befonbere Peftimmung ift aber für bie örtliche 3 uftänbigfeit 
im §. 25 getroffen, unb gmar in einer SBeife, bafe bamit bie An» 
wenbung irgenb welcher anberen Porfchriften ber ©PD. über ört¬ 
liche 3 u ftänbigleit unvereinbar ift. SieS ergeben gunächft fchon 
Qnhalt unb Sraffung beft §. 25 felbft. Kotljmenbig ift barnach gur 
ßuftänbigfeit eines ©ewerbegerichts, bafi in beffen Pegirl bie 
fireitige Perpflichtung gu erfüüen ift. SieS hot feinen guten 
inneren ©runb barin, bafi ein folcheS ©ewerbegericht ber $enntni& 
unb bem Perftänbnifj ber für ben Arbeitsoertrag unb bie ©r» 
füüung mafigebenben Perhälhtiffe näher fteht, als jebeS anbere 
©ericht unb biefelöen am beften gu beurteilen oermag. Pefteht 
in einem folgen Pegirfe fein ©ewerbegericht, fo werben in ber 
Kegel feine charafteriftifchen Pefonberheiten für bie bortigen Arbeiter» 
Perhältniffe oorliegen, welche bie ©rrichtung eines ©ewerbegerichts 
gum Pebürfnifi machten. 

Sebenfaös ift in ©rmangelung einer ba^in gehenben Por¬ 
fchrift eine 3ofg er ung nicht begrünbet, baft bann im 28iberfprucb 
mit §.25 ein anbereS ©ewerbegericht guftänbig fei. ©S bewenbet 
bann bei ber Subifatur ber orbentlichen ©erichte in einem folgen 
Pegirfe (ogL KeichSger. Pb. 33 ©. 431), welche nur burd) baS 
Peftehen eines guftänbigen ©ewerbegerichts nach §§• 5, 6 aus» 
gefchloffen finb. PSeber an Stelle eines für ben fonfreten gaH 
guftänbigen ©ewerbegerichts, wenn ein folcheS in bem betreffenben 
Pegirfe befiehl, noch an Stelle beft anbernfallS guftänbigen orbent¬ 
lichen ©erichts fann wirffam auf ein an fich örtlich unguflänbigeS 
©ewerbegericht prorogirt werben. Sem miberfprid)t bie burch bie 
obligatorifche Pebingung — ©rfüüungSpflicht für bie ftreitige 
Perpflichtung im Pegirfe beS angegangenen ©erichts — gebotene 
AuSf<hlie&li<hfeit beS ©erichtSfianbeS beS §.25. Schon bie Saffung 
beS §. 25 ergiebt, bafi für bie örtliche 3ufiä n &iöföt ber ©ewerbe¬ 
gerichte neben bem §. 25 nicht noch irgenb eine Peftimmung ber 
amtsgerichtlichen Porfchriften gelten foü, bafc oielmehr an Stelle 
aller 3ufiänbigfeitSüorfd)riften für baS amtsgerichtliche Perfahren 
nur ber §. 25 gu gelten hot. 3n ©rmangelung irgenb welchen 
anberen 3 u fofceS unb einer anberen 3 u fiänbigfeitS»$ategorie hot 
bie Peftimmung: „3 u fiänbig ifi *c." bie Pebeutung: „Kur gu¬ 
ftänbig ift :c." 



47 


$)a* ©eroer&egeridjt. URittpeilungen beS Berbanbei beutfd^er ©croerbegmcpte. Rr. 5. 


48 


3ebc anbcrc Kombination, in melier auper bem §. 25 nocp 
eine ber 3uftänbigfeitS-Borfeptiften bei §§. 12—40 ©.$.0. für bie 
©eiperbegeridjte gelten füllte, roi'trbe gu faeproibrigett Siefnltaten 
führen. 2)er §. 25 ©©©. entfpriept bem BertragSerfülIungS- 
©erieptsftanbe beS §. 29 ©$D. SBoHte man annepmen, bap 
neben bem §. 25 nocp alle Borfcpriften ber §§. 12—40 ©B£). 
für bie ©eroerbegeriepte mapgebenb fein foflen, fo mürbe bieS bem 
§. 25 bie Bebeutung beilegen: And) ba$ ©eroerbegeriept ift gu» 
ftänbig, in beffen Begirfe bie ftreitige Berpflidjtung gu erfüQen ift. 
3)ieS mürbe fepon eine anbere Saffung bie jepige erforbern 
linb es mürbe inhaltlich unocrftänblicp fein, rocSpalb im §. 25 nod) 
ein folcpeS ©eroerbegeriept für guftänbig erflärt märe, ba ja fd)oit 
burd) §. 29 ©$D. baffelbe erflärt ift (ogl. ReicpSger. 33, 430). 
Cpnepin pat §. 25 offenbar mit Rücffidjt auf beit angegebenen 
inneren ©runb ben 3n>ccf, ßofalifirung beS ©rfüflungS-©ericptS» 
ftanbcS als Bebingung jeher 3 u ft«itbigfeit eines ©eroerbegeriepts 
aufguftetlen unb iebe anbere 3 u ftänbigfeit beS BJopnfipcS ober 
fonftiger befonberer ©erieptsftänbe auSgufcpliepeit. — Sollte man 
an nehmen, bap §. 25 ben ©ericptsftanb ber ©ifüllung an bic ©teile 
ber gefeplicpen ©erieptsfiäube ber §§. 12—37 ©$£). gefept ^ätte, 
baueben aber bie §§. 38—40, b. p. bie 3uläffigfeit beS prioat» 
autonomen prorogirten ©cricptSftanbeS auf ©runb beS §. 24 
©©©. hefteten bleiben füllte, fo mürbe einer folgen Berbinbung 
eines einzigen gefeplicpen auSfd)lieplid)en ©ericptSftanbeS mit ber 
3uiäffigfeit einer Prorogation ber ©ibcrfprnd) entgegenftepen, bap 
ein niept auSfdjlieplicper ©ericptsjianb fcl)lt, roäpreno nur für folcpe 
bie amtSgericptlidjen 3uftänbigfeitSoorfcpriften eine Prorogation gu» 
laffen. Sine berartige befcpränfte unb mobiftgirle „befonbere Be» 
ftimmung" im ©inne beS §. 24 mürbe aud) eine anbere prägifere 
SWebaftion unb Unterfcpeibung notpioenbig gemad)t paben. ®i c 
jepige Qaffung, roclcpe eine anbere 3 ll fiänbigfeit, als bie gefeplicpe 
bes |. 25 nid)t anbeutet, fiept einer folcpen Kombinations-Auslegung 
gerabegu entgegen; ebenfo ber rationelle ©runb für bie burd) §.25 
gebotene Bebingung ber „(Erfüllung" unb ber allgemeine ©runbfap, 
bap bas bem öffentlichen Rechte angepörige Pro^epred)t nur burep 
ungroeibeutige gefeplicpe Borfd)riften ber prioatautonomie überlaffen 
roerben fattn. 

(Gegenüber biefen notpmenbigen Saigerungen aus bem Snpalt 
unb ber Saffung ber §§. 24, 25 ift eS niept oon Bebeutung, bap 
bie SRotioe ©. 27 erflären: 2>en ©ericptsftanb gu einem auSfcpliep» 
Iicpen im ©inne ber ßp0. gu maepett, feple eS an einem genügenben 
©rnnbe. ©ofern am (Erfüllungsorte ein ©eroerbegeriept beftept, 
ift bie 9)töglid)fcit einer 9ticpt*Ausfd)lieplicpfeit gar niept oorpanben. 
$>aS ©efep fclbft pat ben ©ericptsftanb beS §. 25 gu einem aus» 
fcplieplid)en gemacht, inbem eS ipit allein als juläffig erflärt; unb 
einer Bezeichnung als auSfcplieplicp gegenüber anberen ©etoerbe» 
geriepten bebarf eS abmeiepenb oon ber ©pD. niept, roeil ein anberer 
©emerbegeridjtsftanb nid)t guläffig ift. 

©o mie bie oben begeiepneten OrganifationSoerpältniffe ber 
orbentlicpen ©eridjte bie 3 u l fl lf un 9 prorogirter ©erieptöftänbe für 
biefelben — abgefepett oon ben ausfcplieplicpen — erflärlicp unb 
für bie Parteien mitunter münfcpenSmertp machen, fo tnad)en eS 
bagegen bie oben bezeicpneieit, eparafteriftifep abmeiepenben Be* 
fonberpeiten ber fafultatioen, im Bereiche befonberer Gigentpiimlicp» 
feiten roirfenben ©eroerbegeriepte erflärlidp, bap ber prioatautonomen 
Prorogation berfelben unter einanber fein Raum gelaffen ift. £)ie 
©eroerbegeriepte füllen eben nur in ben ©ebieten roirfen, in roelcpett 
für bie befonbere Bepanblung ber Arbeiteroerpättuiffe ein Bebürfnip 
empfunben roirb, bieS Bebürfnip foO burep bie (Errichtung eines 
Zuftänbigen ©eroerbegeriepts feinen AuSbrutf unb burd) bie B?apl 
ber Szepter eine befonbere Berücffidjtigung erhalten. S^af* bei 
manepeu fragen ein an fiep naep §. 25 niept zuftäubigeS ©emerbe- 
geriept bie foufrete Aufgabe in gleicproertpiger, gefunber (Ent* 
fepeibung löfeu fönnte unb niept für jebe ©ntfepeibung eine be* 
fonbere ©igentpiimlicpfeit ber Berpälhtiffe in Betracpi fommt, 
änbert nidptS an ber burep biefe (Erroägungen rationell begrünbeten, 
oorftepenb bezeiepneten grunbfäplicpcn ©teöuiig ber ©eriepte z u I 
einanber. I 

hiernach fann oon ben Parteien auf ein au fid) naep §. 25 
örtlicp unzuftänbigeS ©eroerbegeridjt überhaupt niept prorogirt 
roerben, meber an ©teile eines gefeplid) naep §. 25 örtlicp zu* 
ftänbigen ©eroerbegeriepts, nod) an ©teile eines gefepliep guftänbigen 
orbentlicpen ©eriepts. 

©parIottenburg=Berlin. o. SöilmoroSfi. 

^fetnungS^uStaitfcp über ßuftäubtgfettsfragcn jtoifepen KmtS« 
geriept unb ©etoerbegerupt ©tettin. Ilm 3 u (länbigfeitS * ©treitig* 
feiten tpunlicpft zu oermeiben, pat bas ©eroerbegeriept über oer* 


fepiebene Sragen mit bem piefigen Königlichen ÄmtSgericpt bic 
gegenfeitigen Önficpten auSgetaufcpt. 

1. ®S roar oorgefommen, ba& in geroerblicpen ©treitfaepen 
3apIungSbefeple erlaffen roaren. ^aburep roaren bie ©aepen bei 
bem ?lmtSgeriept anhängig geroorben, unb eS mupte erft eine 3urücf* 
naptne beS 3 a Pi li ng3befeplS erfolgen. @S beftept ©inoerftänbnip, 
ba& für bie oor bas ©eroerbegeridjt gepörenben Slnfprücpe bas geriept« 
liepe s 3Äapnoeufapren auSgef^loffcit ift. 

2. 3rocifelpaft ift, ob baS ©eroerbegeriept für Klagen auf 
Verausgabe oon ©aepett unb ber übrigen Arbeitspapiere zuftänbig 
ift. 3)aS ©erocrbegerid)t Sranffurt a. Bt. pat fid) bejapenb auSge* 
fproepen (©ojiale Braris 3g. IV, 9fr.36). Berlin roegeit ber JQuittungS* 
farten oerneineub (Blätter 111. Valbj. 9fr. 57). 2)aS piefige ©eroerbe* 
geriept pat, fid) ber erfteren Anfiept attgefcploffen. 3)iefe roirb oom 
Königlichen ÄmtSgcridjt gelpeilt, ©ie erfepeint auep praftifcp groeef* 
mäpig. ©erabe pier ift ein fcpleunigcS Berfapren oon 9fötpen; ber An- 
fprud) pängtmrift mit einem anberen jufammen (g. B. 9ficptauSftellung 
beS 3 eu 9 n Uf^^ unb dinbepalten ber OuittungSfarte. 5)aS ©eroerbe¬ 
geriept femtt bie ifopnoerpältniffe am beften unb fann beit ©epaben 
leicpt tajriren. Suriftifd) aber griinbet fiep bie 3 u f*änbigfeit barauf, 
bafe bic ©aepe auf ©ruub bes ArbeitSoerpältniffeS übergeben begro. 
eingebraept ober auf ©runb einer geroerblicpen ©treitigfeit 
oorentpalten roirb. Auep §. 3 Abfap 2 fann man perangiepen. 
2)aS Königliche Amtsgericht pat eine ©cpabenSflage roegen @in- 
bepaltung ber CuiltungSfarte roegen llnguftänbigfeit abgeroiefen. 

3. Kein ©inoerftänbnig ift barüber erzielt, inroiefern 9fecptS- 
nacpfolger oor bem ©eroerbegeriept flagen föniten. derartige Sälle 
fntb nteprfad) pier oorgefommen. 3>aS Amtsgericht oerneint feine 
3uftänbigfeit. (Es fiiprt an, baft fonft ber Arbeiter burep 3 e ffan 
bie Xpättgfcit beS ©eroerbegeriepts üöüig lapm legen föntte, map- 
renb auep ber Arbeitgeber ein Aecpt pabe, bap bie ©aepe oor bem 
©eroerbegeriepte oerpanbelt roerbe. (ES ftüpt fich auep auf 9Jfugban 
Anrn. 6 zu §. 3. Auep bei Klagen aus $fänoungS* unb lieber- 
roeifungSbeftpliiffen oerneint eS für geroiffe Säflc feine 3uftänbigfeit, 
Z. B. roenn bic Sorberung oom 2>rittfcpulbncr beftritten roirb. 3DaS 
©eroerbegeridjt ftept auf bem atibern ©tanbpunfte. (Bergl. Dtto, 
©erocrbliepe ©treitigfeiten, ©. 31). 3n biefen gäUcn treten bie 
perfönliepctt Beziehungen groifepen Arbeitgeber unb Arbeitnehmer 
guriief. ©in Bergleicp roirb ücp niept mepr fo leicpt enieleu laffen. 
Ueberbcin roirb bas Berfapren für ein möglicperroeifc nur aus 
fiaien bcftepenbeS ©eriept gu fompligirt. ©S mufj jept bie Rechts¬ 
nachfolge, g. B. bie ©rbbereeptiguna, erörtert, cS müffen Seftamente, 
©rbbefd^eiuigungeti, 3 e lfionSurfunocn ciugefepcn, bie 3uftcQung bcS 
BfänbungSbefd)luffeS geprüft roerben u. f. ro. @S roäre oon 
Sntereffe, bic Anfidjt anberer ©croerbcgeridjte gu erfapeeit. Bis 
jept ift nur ein ocrneiitenbeS ilrtpeil beS ©eroerbegeriepts Karlsruhe 
abgebrueft (Blätter für ©ogiale Brag’is o. 15. fjebruar 1894). 


€ittfguttg?ötnter. 


Ablehnung bcS ©inigungSamteS im 2)tamantf(htetfer-AnSftanb 
in £>anan. Begriff ber ArbeitSftreitigfeit. 3n V anau e ^ n 

Unternehmer--Kartell ber SDimaiitfcplciferci in ber 3^it ber ©efcpäftS* 
ftiße ben fiohntarif fjerabgefept, roorauf 200 ©d)leifer ain 1. 2)eg. 
fünbigten utib naep Ablauf ber KünbigungSfrift am 15. $eg. in 
ben AnSftanb traten. Als bie ©treifenben bas ©eroerbegeriept als 
©inigungSamt anriefen, Icpnteit bie Unternehmer ihr ©rfepeiuen 
mit ber Begrüubung ab, bap bie Arbeiter orbnungSgentäp ge- 
fiiubigt hätten unb auep orbnungsgemäp entlaffen roorbeu feien, 
fobafj ein ©treife „in biefem ©tttne" eigetitlid) nid)t oorliege. — 
SDicfe Bcgrünbuug ift irrtpiiinliep uub foüte niept opne Weiteres 
pingenommen roerben. 2>ap ein ©treife notptoenbigcrrocife mit Ber» 
tragSbrucp erfolgen tnüffe, ift eine roiHfiirlicpe Behauptung, ©ang 
forreft fd)rcibt auep § 61 beS ©eroerbegcrid)tS=(9efepeS oor, bap 
baS ©inigungSamt angerufen roerben fönne in 3üüen oon ©treitig- 
fiiten „über bie Bebingungen ber ßortfepung ober Söieber» 
auf na pme beS ArbcitSoerhältniffeS." 

Aafpträgliipe Biaftregelnng oon Bcrtretern oor bem ©inignngS- 

amt in Köln. Am 3al)ics|'djlup roaren faft alle an bem AuSftanb 
in ber Kölner BauimooH-Spinnerei unb Weberei Betheiligten 
roieber cingefteOt. AuSgefeploffeu blieben: eine fjamilie K., eine 
©pinmrin, bie in ben Bcrfammluiigen ber AuSftänbigcn oiele 
Reben gepalten patte, foroic bie brei Bectreterinnen ber ©pinne¬ 
rinnen oor bem ©inigungSamt. BkS biefe leptgenanoten Ber- 
treterinnen betrifft, fo patte ipre AuSfperrung eine über ben lofalen 





49 


Das ©eroerbegertd)t. 2Jlittb<ilungett be« VerbattbeS beutf^er ©eroerbegeriffjte. SRr. 5. 


60 


QraH roeit f)inauSreitf|enbe Vebeutung. @8 ift oon prinzipieller Ve* 
beutung, ob Arbeiter, rodele bie Vertretung oor bem ©inigungS* 
amte übernehmen unb olfo ihre ©eneigtheit, an einer (Einigung 
mttguroirfen, gang BefonberS bofumentiren, bieS nachträglich büßen 
foHen. 

©rrmittefunaSamt iw ©afcl« 3 m Sanuar oerljanbelte ber 
©roße Gtath gu Vafei über einen SRcgieruitgSanlrag, betreffenb ein 
VennittclungSamt groifdjeu Arbeitgebern unb Arbeitnehmern bei 
fiohnftreitigfciteu :c. ©ine fiänbiae VerntütelungSbebörbe 311 
fdjaffen, fei cS auS ben Streifen ber VerufSangel)ürigcu überhaupt, 
fei eS auS ben Veifißerit ber CGeiucibcgeäd)te, mürbe als uit* 
ihunlich Bezeichnet; man begnügte fich bamit, bie Vilbung einer 
VermittelungSfommifjion burd) bie Regierung je für ben ein* 
gelnen 3 aH gefefelicf; u 01311 frf;rei 6 en. G?ad) bem in erfter Öcfuitg 
angenommenen furzen (Gefcßentrourfc foft bei allen Streitigfeiten, 
bie gu einer ArbeitSeiufleßuug gu führen brohen ober bereits ge* 
führt ha&en, ben Parteien (Gelegenheit gu einem VermittelungS* 
oerfahren amtlichen ©harafterS geboten merben. Auf Verlangen 
einer ber ftreitenben Parteien ober bei wichtigeren Säßen and) non 
ftd) aus hat ber GtcgierungSrath ein Vermittelungsamt gu bilben, 
baS unter bem Vorfiße eines feiner Vtitglieber ober eines Dele* 
girten ber Vcfjörbe oerhanbelt unb aus einer gleichen 3af)I Arbeit* 
geber unb Arbeitnehmer beS betreffenben ©eroerbcS gufamtnengefeßt 
wirb. Vei Streitigsten in einem einzelnen ©efd)äfte fann bie 
Vennittelung auch ohne bie Vilbung einer VermitteluunSfonuniffion 
erfolgen. ©S ift Sache beS SRegicrungSpräfibiumS, bie nöthigen 
Anorbnungen gu treffen. Da an amtlichen 3wang nid)t gu benfen 
mar, fo miß man burd) Appeß an bie Dcffeutlid)feit roirfen. 2Senn 
nämlich oon einer Partei ober auch oon beiben Parteien ber Ver* 
miitelungSantrag gurüefgeroiefen roirb, fo roirb biefe Dhatfacfje 
unter Beifügung ber roefentlichen angegebenen ©rünbe für bie 
3urücfroeifung int Amtsblatt beS ÄantonS publigirt, ebenfo bie 
Ablehnung eines VergleichSoorfdjIageS. AnbererfeitS roirb auch 
ein abgefchloffener Vergleich feinem roefentlichen Schalte nach 
amtlich oeröffentlicht unb fo feftgelegt. 

Spiigfett beS ftaatlidjen ©iniaungSauiteS unb Sd)tebSgfrid)teS 
in Aero=?)orf. 9fad) bem 9. 3ai)re$berid)t beS Board of Con- 
ciliation and Arbitration im Staate §ßeto*?)orf haben in bem 3abre 
00 m 1. Giooember 1894 bis 1895 in bem Staatsgebiet 417 StrifeS 
ftattgefunben. Das ©inigungSamt hat 1895 in 28 Atonfliften ein* 
gegriffen, unb groar in 24 Säßen auf eigene Snitiatioe, in 2 Säßen 
auf Verlangen ber Arbeitgeber unb in 2 Säßen auf Verlangen 
ber Arbeiter. Das Amt hat eS aufgegeben, oor jebem anberen 
Schritt eine 3 u fammenfunft ber Delegirtcn ber Streitparteien 
herbeiguführen, nachbcm biefeS Vefireben oft gu einem fofortigen 
Sdjeitern ber ©iitigungSoerfuche führte. DaS Amt holt oiclmehr 
erft ©rfunbigungen bei beiben Parteien ein unb erft nach biefen 
Vefpredjungen, in melden fich manchmal fchon ber Vkg gu einer 
Einigung geigt, fchlägt es eine gemeinfamc Vefpred)ung ber beiber* 
fertigen Delegirten oor. 3« fünf Säßen fanb baS Amt ben Streit* 
faß bereits oor feinem weiteren Eingreifen crlcbigt; in groei Säßen 
oon StrifeS nnorganifirtcr Arbeiter fanb baS Amt feinen Veooß* 
mädjligten ber Strifenben oor, mit bem cS hätte unierhanbeln 
fönnen, in fed )8 Säßen oerrocigerten eS bie Unternehmer, mit ben 
Arbeitern gu unterhanbeln, in fed)S anberen Säßen oerrocigerten 
bie Arbeiter bie Dheilnahtne an llnterhanblungen. Die erfteren 
fechS StrifeS enbigten mit groei Vergleichen unb oier Gticberlagen 
ber Arbeiter, bie leßtercit fed )8 StrifeS entfehieben fich fäinmtliih 
gu (Gunften ber Arbeiter. Von ©rfolg begleitet roar baS ©ingreifen 
beS Amtes bloß in oier Säßen; in bret baoon erzielte eS einen 
Ausgleich, unb in einem fonnte eS ben Unternehmer gur Annahme 
ber Sorberungen ber Arbeiter bewegen. — Außer biefen biretten 
Snterocntionen erwies fid) baS Amt als mißlich, inbem bie be* 
ftehenben Sad) s ©inigungSäuiter oft einen Unparteiifdien aus bem 
ftaatlichen ©iniguitgsantte foopiiren. Die perhältnißtnäßig gering* 
fügige offigiefle Dhätigfcit beS Voarb ift offenbar auf eine be* 
beutenbe Slottfurrcug im ©inigungSroefen gmuefguführen. So 
melbet ber Verist auch bie erfolgte ©riinbuug eines prioaten 
permanenten ©inigungSamtcS für bie Stabt G2cto*?)orf. (Gelegent* 
lieh beS StrifeS ber bei ben cleftrifcheu Straßenbahnen in Vroofltju 
bebienfteteu 4300 Arbeiter (3annar/Sebruar 1895), in bem baS 
Amt groifd)en groei ber beteiligten fünf (Gefeflfchafteu ntrb bereit 
Arbeiter eine ©irügung crgielte, führte baS Amt eine ©nquete über 
ben Strife burd) unb erftattete hierüber ber Delegation einen 
Veri.cht, in bem eS für bie obligatorifd)e fdjiebSgerichtliche Vei* 
Iegung oon Streitigfeiten in Unternehmungen oon öffentlichem 
Sntereffe eintrat. 


Sftfcrif*(£inigung$amt ttnb Sd)i rlSgericht in Delft« Die nieber* 
länbifthe Preßhefe* unb Spirituofenfabrif gu Delft, welche burch 
etne 9teil)c oon fogialpolitifdjen ©inridjtungcn bemerfenSroerth ift, 
Befifet auch eigenartige Einrichtungen gur Sorberung beS ©in* 
oerrtehmenS gnnfehen ber Dircftion unb ben Arbeitern. Der hiergu 
beftimmtc „Sfcrnel" ift ein parlamcntartig getheiltcr Arbeiter* 
au 8 fd)uß; er befteht aus brei Kammern: eine für bie fieiter ber 
einzelnen Departements, eine für SBcrffüIjrer unb Oberbuchhalter, 
in ber bie groei älteften biefec Angefteflten 1111 b fed )8 gewählte 
Delcgirle fißen, unb fdjließlicf) eilte für bie Arbeiter, worin fich bie 
oier älteften Arbeiter unb groölf gewählte Delegirte befinben. 3eber 
biefer AuSfrfjiiffe roäl)lt felbft feinen Vorfißcnbett unb Schriftführer, 
unb bie Veridjlc ihrer Sinnigen werben ber Dircftion gur Slenntniß* 
nähme oorgclegt. Die Entweihung über Arbeitsangelegenheiten 
roirb in ben halbjährigen gemeinfamen Verfammlungen ber brei 
AuSfchüffe unter Vorfiß eines ber Sobrifbireftoren gefäßt. Sieben 
biefett als ©inigungSamt fungirenben „Kernel" befteht ein perma* 
nenteS 5abrifS*0chtebSgcrid)t, baS aus unparteiifd)en, ber Subrif 
nicht ungehörigen ^erfonett befteht, unb groar aus fünf Vtitgliebern, 
nämlich groei Arbeitgebern, bie bie Direftion ins SchiebSgeridji 
belegirt, groei nicht in ber Subrif befchäftigtcn Arbeitern, bie bie 
Arbeiter ber Sabrif wählen, unb ein oon biefen oieren gewählter 
Sßräfibeut, ber roeber Arbeitgeber noch Arbeiter ift. 


3Ulgcttteitte$ übet ©Ewrrhegeriitytc ttnb 
^rbeüsocdrag. 

©eroerbegerichtS * Säße in Verwaltungen« 3n 

fämmtlichen sfruppf^en 5öerfen (©ffen, ©ochum, Vtagbeburg 2 c.) 
ift feit bem SnSlebenireten ber (Geroerbegerichte etne genaue 
Statiftif über bie Streitfälle geführt toorben. Auf 45994 Arbeiter 
famen 25 Säße, unb groar fämmtlid) Klagen oon Arbeitern gegen 
bie Sintia. Daoon enbefett groei gu (Gunfteit beS Arbeiters, 17 gu 
©unfien ber Sicma, 4 burd) Vergleich, 2 burch 3 urücfnahme ober 
auf anbere Söeife. Vrogcntual auf bie abgefdjloffenen ArbeitSoer* 
träge bered)iiet, ergiebt bicS 0,054% ober auf 1840 ArbeitSocrträge 
1 Vrogeß, fpecieß bei beit VergroerfSoerioaltungen fogar nur 
0,018% ober auf 5267 ArbeitSoerträge 1 Vrogeß. 3« ber ®aupt* 
fache beroeift biefe Statiftif, wie baS 3nftitut ber ©eroerbegerichte 
burch fein bloßes Veftehen unb bie Vtöglichfeit ber Anrufung für 
ben Arbeiter hdlfom wirft, fo baß cS in ber Siegel gar nidßt gunt 
^rogeffe gu fommen braucht. 

©eroerbegerichte in Sfnmtrcty unb Algier 1895. Dem amt* 
licken AuSroetfe gufolge haben 1895 in S^nfreid) 136 ©eroerbe* 
gerichte (Couseils de prud'hommes) funftionirt, bie 51 666 Streit* 
fäfle (1561 mehr als 1894) gu erlebigeu holten. Von leßtereu 
würben 21 899 im AuSgleid^Soerfahren beigelegt, 10 303 würben 
oon beit Parteien oor ber AmtShanbluitg gurüefgegogen, 292 waren 
gu ©ubc beS Vcrid)tSjabrcS in ber Schwebe unb tn 19 172 Säßen 
fonnteit bie prud’hommes feine ©iuigung erzielen; biefe Streitig* 
feiten gelangten größtenteils oor ©ericht gum AuStrag. Von ben 
Streitfäflen oor bett prud’hommes betrafen: SehrlittgSroefcn 770, 
Äiittbigting 7516, Öobitfragett 33 716, fd)Icd)te Arbeit 849, bioerfe 
Säße 8815, barunter Sragcu »on ArbeitSlofen*©ntfchäbigung, 9leife* 
fpefen 11 . f. ro. — 3u Algier waren 1895 fünf ©erocrbegerid)te (je 
eines in Algier, Vona, ©onftantine, ^ßBilippcoille unb Oran) tl)ätig; 
fte hatten 2087 Streitfäße gn entleiben, baS [mb 425 mehr als 
in 1894. 

öelgifthcr ©efepentrourf, betreffenb ArbeitSbertrag« Seit ©nbe 
oorigeit 3af)ttS liegt ben belgifd)en Kammern ber SRcgierungS* 
entrourf eines ©efeßeS oor, welcher bett ArbeifSoertrag in Velgien 
aßgemein ungefähr fo regeln foß, wie bicS Ditel VII ber beutfdßen 
(Geioerbeorbnung tl)ut, mit bem aßerbingS bebeutenben Unterfchieb, 
baß Velgien bie länblicßen Arbeiter bett inbuftrießeu gleichfteßett roifl. 
Die bcfannteit Vefchränfungen beS ArbeiterrcchteS, weld)e bie fron* 
gö|i|'d)e 9teoolutions*©efeßgebung ber S^hre XI unb XII einführte 
(Verbot ber Koalition mtb obligatorifd)eS ArbcitSbud)) fiitb bereits 
burd) ©efeß oout 10 . Sali 1883 aufgehoben Seitbetn blieben nur 
bie oagett uub lügenhaften Veftintmuiigen beS Code civil. Sie gu 
crfejjen unb gu oerbeffern, ift bie Aufgabe beS ootliegettben ©nt* 
rourfS. Die Arbeiterin roirb bem Arbeiter mit Vegug auf baS 
Vertragsrecht glcichgcfteßf, bie ßohugahluttg bagegett ttid)t gefeßlid) 
als ©aargaßlung oorgefd)rieben, foubern bem DrtSgebrand) über* 



51 


©a« ©rwerbegeridjt. SWittbetlungen be« ©erbanbeS beutfcher ©eroerbegertchte. Rr. 5. 


52 


lajfen, bic fonftigcn ©flirten be« Unternehmer« unb be« Arbeiter« 
währenb be« ©ertragSoerhältniffe« werben geregelt (SdjabenSerfafc 
für TOaterial, Stöerfgeuge ober SBaare unb im 3aBe ber böSwiÜigen 
Ab[id)t, Verbot ber 3urücfbehaltung ber ©erzeuge, bie bem Arbeiter 
gehören, ©orfeßrift, baß Arbeitsräume, SidjerheitSoorfehrungen, 
$ogi« unb koft in gutem 3uftanb fein muffen); fchließlich fitib bie 
künbigung«» unb dntlaffungSbebingungcn geregelt, wobei wieber 
auffällt, baß bezüglich ber künbigung beim 9Rangel einer ©erein- 
barung auf ben DitSgebraud) oerwiefen wirb; nur in beit Unter¬ 
nehmungen, für welche burd) frühere« ©efefc ArbeitSorbnungen 
oorgcfchrieben ftnb, foH eine wöchentliche künbigung fubftbiär 
gelten, $>ie griften müffen beiberfeitS gleich fein, im 3roeifel«faEe 
gilt bie längfte für beibe ®ie dntlaffung«* begro. AuS- 

trittSgrünbe weichen nicht oiel oon benjenigen ber beutfcheit ©e» 
werbeorbnung ab, nur baß auch ber Unternehmer ben Arbeiter 
entlaffen fann, ber bie (Sicherheit be« ©eiriebe« gefährbet, unb ber 
Arbeiter austreten fann, beffen ©efunbheit unb ßeben im ©etrieb 

? iefährbet werben. Au« Deutfchlanb ift fchließlich auch bie ©uße 
ür kontraftbruch in ähnlicher ©Seife herübergenommen, fowie bie 
(Sinbehaltung einer gewiffen State be« Sohn« bafür; ganj originefl 
bagegen erfdjeint ber lefcte Artifel Nr. 23, nad) welchem bie minbers 
jährige Arbeiterin, bie bei betn Arbeitgeber in ßogi« ift, berechtigt 
ift, ben ©ertrag aufgulöfen, faü« bie Srau ober Haushälterin be« 
Unternehmer« ftirbt ober weggeht. 

Anrechnung bon kraufeiigelb auf dntfdjäbiguug wegen fünbi* 
gmtgSlofer (Sntlaffnng. Raditräglidje Cflstwenbung. $>ie AuSfunftS* 
fteEe für Arbeiterangelegenheiten gu Öranffurt a. 3R. h^tte oor 


furgem ftch mit folgenber Angelegenheit gu Befaffen. din SBäfcherei» 
©eftfcer ^atte am 16. September eine ©afchfrau ohne oorauSge* 
gangene künbigung entlaßen unb war beöhalb burch Urtheil be« 
©ewerbegericht« oom 24. September gur 3 a hhmg be« 14tägigen 
ßohne« oerurtheilt worben. ©Sie bem ©eflagten nachträglich be» 
fannt würbe, erfranfte bie ©Safdjfrau am £age nach ihrer dnt» 
Iaffung, war aber gunächft noch arbeit«fähig; erft am 25. September 
(bem iage nach ber ©erhanblung) würbe bie ©Safdjfrau arbeits¬ 
unfähig unb begog nach einer ©efdjeinigung ber DrtS-kranfenfaffe 
oom 28. September ab (nach Ablauf ber breitägigen karenggeii) 
kranfeugelb. $)er ©eflagte weigerte ftch baraufhin, bie gange, 
im Urtheil ber Klägerin gugefprodjene dntfehäbigung gu 
gahlen, fobaß ba« 3mang«ooEftrecfung8»©erfabrcn gegen ihn ein¬ 
geleitet würbe. Seiten« ber Au«funft«fteEe, bie ber ©eflagte um 
Rath erfülle, würbe ihm anheim gegeben, gemäß §.686 ber dioil» 
progcß*Drbnung dinwenbung gegen ben Snbifatanfprud) im SBege 
ber klage bei bem ©ewerbegericht geltenb gu machen unb auf eirtft- 
weilige dinfteflung ber 3roangSooEftrecfung angutragen. Auf biefe 
©Seife würbe bann bie im erften Urtheil feftgefefcte dntfehäbigung 
für 14 £age auf eine dntfdjäbigung für bie 3eit m>m 17. bis 
incl. 24. September herabgefeßt werben fönnen. £)er §. 686 fcheint 
hier au« bem ©runbe anwenbbar gu fein, weil ber ©runb auf 
ben flc^ bie dinwenbung be« bellagten 55Bäfd)erei*93efibcr8 begieht, 
nämlich ber Eintritt ber Arbeitsunfähigfeit ber ©Safchfrau erft nach 
bem Schluß ber münbUchen ©erhanblung oom 24. September ein¬ 
getreten ift, alfo burch dinfprudj im Termin felbft nicht geltenb 
gemacht werben fonnte, unb weil anbererfeit« ba« 3roang8ooü» 
ftrecfung«-©erfahren noch nicht beenbet war. 


$>ie gleichgeitig hiermit ausgegebene Sfr. 19 ber ©Sod)enfchrift 
,,Sogiale ©ragi«, deutralblatt fir ©ogialpolitif' enthält: 

2)ie HungerSnoth in Snbiett. ©on Dr. ©. karpele«. — 
2)ie ßage be« ArbeitSmarfteS unb bie 9Rarft»©erid)terftattung. 

— $>er StljeegoE. SSon ©ürgermeifter Dr. ©Seiß. — ©Sahl* 
Programm ber fogialbemofratifchen ©artei in Dcfterreidj; 
©echenfchaftsbericht be« ruffifchcti ©unbe« für ©efreiung ber 
Arbeiterflaffe; Neue Ausgaben ber Reich«* ©ewerbeorbnung. 

— ©eufionSfaffe für fiäbtifdje Wiener unb Arbeiter in 
Sranffurt a. SR.; Stäbtifdje Arbeiter. Sorberungen unb 
©efchliiffc; ßebettSläitglicbe AufteEung ber ©emeinbebeamten. 
©erhanblungen be« ©ereinS ber ©emeinbebeamten gu ©erlin; 
Stäbtifche Au«funft«ertheilung in Stuttgart; kommunaler 
Spirituofen-AnSfdhanf in dnglanb; ©emeinbeorbnutig für 
BJfeiningen. — ©erliner ©äcfer-dnquete; Statiftif ber töd¬ 
lichen ÜnfäEe im englifc^eii ©ergbau 1895; ©rünbung eine« 
difenwerfe« burch Arbeiter in ©ort Angele«. — Arbeit«* 
cinfteEungen in SDefterreich 1895/96; Spinnerftrife in ©eter«- 
burg; ßoefout unb Strife in ben Schiefcrbrüthen oon 
©ethcSba. SteEung be« cnglifchen $anbel«minifter« gur 
SnteroentionSfrage. — ^)ie ItnfaE-SfoocEe im 9?eid)Stag. — 
AuSbchnung be« UnterftühungSmohnfib-dtefefeeS auf ©aqern 
unb dlfab-ßothringen. ©erhanblungen be« ©eidjStage«. — 
Uiiioerfitp-^tenfion in Dyforb; ©efchränfung ber unentgelt¬ 
lichen ßehrmittel in ©iener ©oIf«fd)ulen. 

Au« bem 3nh<Bt ber Iefeten 3fanuar-Hummern ber „Sozialen 
©rayi«" feien folgenbe Auffäfce heroorgehoben: 2)ie fogialpohtifche 
SteEung ber konfumoercine. ©on Dr. ^>an« drüger. — ^>ie dr* 
finbung ber ©etroleum*©lühlampe unb ihre wirthfcf)öftli(he ©ebeu- 
tung. ©on Dr. ßuj. — Arbeiter*Schlafftätlen in ©len. ©on 
©rof. d. SRifdjler. — 2>ie freien ©ereinigungen ber (Betreibe-* 
hänbler. ©on ©rioatbogent Dr. 3-Snftrow. — Armenpflege unb 
©ohltbätigfeit. Schulb- unb ©erbienftredjnung. ©on Dr. jur. k. 
o. ©angolbt. — ©eRnbe-SRärfte. ©on Dr. jur. 9R. Duarcf.— 
©ie Starifgebilbe ber frangöfifthen difenbabnen. ©on difenbahn- 
®ireflor 0. be £erra. - 2)ie Armenftatiftif ber beutfd)en ©rofe- 
ftäbte 1896. ©on Dr. $. ©ettich- — Au« bem SRotigentbeil: 
3ahre«bericht be« englichen ßabour*5)epartment; 3nhrc«berid)t be« 
Nürnberger ArbeiterfefretariatS; ©erftaatlichung ber frangöfifchcn 
Sübfanäle; dentralifation ber öffentlichen Arbeitsnachweis-Stellen 
am untern SRain; dentralifation ber öffentlichen ArbeitSDermittelung 
in ©aqern; Statiftif ber Strafen gegen Sogialbemofraten in 2)eutfch* 
lanb 1894—1896; ©efämpfung fogialer ©eftrebungen in $>eutfch- 


lanb; SRaRregeln gegen bie Sogialbemofratie in 3ltien; Stäbtifche 
Arbeiterfefietariale m ©eutfchlanb; Stäbtifcher ©auarbeiterfchuh 
in SRündjen; SelbfioerRdierung englifcher ©emeinben gegen Sfeuer«- 
gefabr; Arbeiteroerfnherung bei ftäbtifchen Arbeiten in SRon«; Sub- 
oention ber Stabt Antwerpen für fterilifirte kinbermilth; ©öüige 
Sonntagsruhe im ©rofehnnBel, DrtSftatut in Sürth; ©aSpolitif in 
9Ragbeburg; Stäbtifche NothftaiibS-Arbeiten; Srauengenoffenfchaft«- 
©unb in dnglanb, drweiterung ber SaBrif-®efebgebung; Armen¬ 
pflegerinnen in Srlanb; AuRerorbentlicher kongrefe belgifcher ©erg- 
leute; ©echtsfchuh be« ©ereinS fchmeigerifdjet difenbahn-AngefteEter; 
ßohnbewegung oon dhoriftinnen in Sunberlanb; ©ewerfoerem 
englifcher kranfenpffegerinnen; ©efcbleunigung ber 3(?B re§ ^ cr \^ te 
bei bcutfdjen ©ewerbegerichten; ©roleft gegen bie ©erlmer 
©oligeioerorbnung über Sonntagsheiligung; 9 Uhr-Schlufe oer 
Apothefen in ber Schweig; ©eunftunbentag in ben ©krfftätten ber 
Söiener Straßenbahn; bie beutfehe ©ewerbeinfpeftion im Reichs¬ 
tage; 3nternationaleS ©ureau für Arbeiterfchuh, Scheitern ber 
fdjmeigcrifchen ©läne; dintreten italienifcher ©aumwoE-SnbuftrieEer 
für Abfchaffung ber Nachtarbeit; dnquete über gewerbliche Haft¬ 
pflicht in ©eutfdjlanb; ©igilanten ber ©erufSgenoffenfchaften; 
©egenfeitigfeit«*kaffen für echulfinber in ©elgien; ©erein für 
©erficberung gegen ArbeitSlofigfeit in köln; drgebniffe be« Spar¬ 
oerein« für konfirmanben in ©raunfehweig; SSohnungSbau burch 
beutfehe Stäbte; Aergtliche 2öohnunq«*3nfpeftoren in ©taing; ©or* 
fchläge gu ©efepentwürfen gegen ben ©aufchwinbel in ©reußen; 
©utachteu ber Hamburger ©emerbefammet über ben ©aufchminbel; 
UniversiW Extension in ßeipgig, ©München unb ©erlin; Statiftif 
europäifdjer krüppelheime; 3 u fömmenarbeiten ber ßanbe«- unb 
©olfsbibliothef in ©rag. 

Stänbige Rubrifen ber ^Sogialen ©ragi«": AE- 
gemeine Sogial» unb A&irtbfd)aftSpolitif; kommunale Sogialpolitif; 
Sogiale 3 u ftänbe; Örauenfrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer» 
oerbänbe; ©ewerbegerichte, dinicjungSämter, ArbeiterauSfdhüffe; 
Arbeiterfchuß unb ©ewerbeinfpeftion; ©erficherung, Sparfaffen; 
Armenpflege; ©ohnungSwefen; ©efunbheitspflege, drnährung; dr- 
giehung, Schule, ©olfsbübung; 3uftig; Sinangen; ßanbwirthfchjfh 
Hanbwerf unb ©roßinbuftrie; Habbel, krebit^; ©erfehr; ßitterarifche 
Reu-drfcheinungen. 

2)ie gratis, fmfittihfi fftr erf^eint leben S)onnetftaa 

unb foftet ölerteliäbtlicb 2^C50^ einfd^Ueblich ber SRonattbeitage 
(Setnerbegertcbt' 1 . B u belieben burd> fämmtlidbe ^ßoftanftalten unb £Bud)b<mb!ungen 
fotoie btreft bureb bie ©erlagÄbucbbanblung (Sari ^e^mannS Verlag, ©erlin W. 
HJlauerftr. 44). 


,,^a« <Set»erbegevfdl|t <4 erfebeint am erften S)onnerftag jeben SRonat« im äninbeftumfang oon Vs S3ogen unb ift burdj alle Bucbbanblungen, Spebiteure 
unb ©oftfimter (©oftseitungdnummer 2811a) au beateben, ©er ©reis betrögt für bafl SW. 1» bet birefter poftfreter 3uf«nbung bur^ bie fBertagfibwibtung SW. 1,40. 

Carl &tgmaiml Serlag tn Berlte W. mauerftrabe 44. — Cebrurft bet Sullui 6 tttenfelb in Berltn W. — Berantttortlty für bie KcbaRtos: Dr. 3 . 3aftxon> in Cbarlottenburg-Berlin. 











II. 3ot)tflawfl- 


(Berlin imb ^ronffuri a. SD?., ben 4. 9J?äq 1897. 


ftnmmct <>. 


ins ©fwerbcgfridit. 

2 Tüttfyeilungen bes Vevbanbes beutfdjer (Bewerbegerichte. 

SRebattiondauefcbufj: ©tabtratf) Br. gltfdf in granlfurt a. SD?, unb SD?agiftTatS<9ffeffor Cnw m (Berlin. 

ffT4«M *m «tu« lei« »*mü. Herausgeber: * wl * W*n 4 1 W«»i 

Carl $e$mamt* »«laß, Berlinw.,HRauerftT.44. Dl*. jU tt?+ Äoftenfreie Beilage jus .Sojialen ^sagift*. 

8Qe für bie ftcbaftton bei .©etoerbegeri^tfl* befümmten Genbungen bittet man ju abteffiten: 9tn §etm 3Rügiffrai4««ffeffot Cuno, Berlin SBormfet Gtr. 2. 


Sttljai t 

®er Sabieiberiibt bei ©ewerbe- gerillt« nacbjuprüfen? (2anbgcricf)t 
geriet« Berlin. Bon StabtTotb Berlin I.) 

Dr. k. glefcb.53 j unb $erfßtjrrn .... 58 

.56 i ©erlegung ber SÄÜncbener ©etoerbe» 

3fteinunregelniäfeigerArbeiter franfen» | gericötS*äBablen auf einen Sonntag. 

öerfitberungSpfliibttg? (©eroerbeoc* ßuftctlungen bei ©etterbegeritb« an 
ric^t Stuttgart.) Stuölänber. 

£at ber Arbeiter Stnfprudj auf frort* f ©UtflÜJteu Hüb $ »trüge.58 

jablung bei SlrbeitilobnS rofttjrenb j ©inb #auSbiener unb Köchinnen ber 
eine« breiioödjigcn Btllitörbienfte« ? , Beftaurateure ac. ©etoerbegeljitfen 

(©emerbegeridjt Bern). I ober ©ienftboten? Antrag beS ©e* 

Bottjwenbtgei 3 „batt ber «rbeitS* tterbegeridjt« Berlin unb Btinifteriai. 

orbnung. $aben allgemeine Ber* tfrntfibltefeung. 

einbarungen jroiföen ben Arbeitern ^Ugtnieltie» über Atattrbtgtf tltytf 

unb bem Arbeitgeber neben biefem ; ntlb |Lrbeit»oertmg.60 

3nl)alt ©iltigfeit? — Sofmjefjlung ArbeitSjettel unb Bertragibüdjer in 

für gefeblitbf freiertage. (©emerbe. I Königsberg i. % 

gerieft Berlin.) Bcd)t$ftcHung bei ©örtnergebilfen. 

ffiertb befl Streitgegenftanbe« bei bet |Terbanb*-3ln0el*g*nbeitfn_60 

Klage auf Aufteilung eine« ßeug* ' BeitTittflerflftrungen. 

niffe«. #at baS ^Berufungsgericht - 

bie 28ettb*8reftfefcung be« ©emerbe- I 3”5ait«angaben ber „Sojialen BragiS 4 '. 

«bbTurf fämmtlidjer Artifel tft Bettungen unb 3«tf<brifien geftattet, jebodj nur 
mit boder Quellenangabe. 


Ber 3 ai)repberid)t bes ©etoerbegetldjte Berlin. 

$)er 3a§reö6cric^t bei ©eroerbegeriebt« Berlin für ba« ©e* 
fdjoftsiafjr 1895/96 fteOt bieStnal ein ftattlicbe« §eft oon 16 ©eiten 
be« befannten gropen unb eng gebrueften gormat« be« Ber« 
roaltungSbericbtS bei Berliner Sßagiftrat« bar. $)er Beriet ift 
gang au&erorbentlicb reichhaltig, rote bie« ber Bebeutung be« 
größten beutfdjen ©eroerbegerichts entfpriebt. fBir b^ben au« bem* 
felben, bie ©eroerbegerichts* ©treitigfeiten anlangenb, gunächft bie 
erfreuliche £b a lfa<b 6 beroor, bap ba« Berliner ©eroerbegeriebt, ebenfo 
roie anbere ©eroerbegerichte, im ©ergangenen 3<*h« weniger 
Klagen gu entfeheiben hotte, al« im Borjabre; ber befte Beweis, 
bafj bie fonftante Besprechung in ©eroerbegericbtsfacben allmählich 
ihren ©influp geltenb gu machen beginnt. 

$)a« ©eroerbegeriebt Berlin ift in 8 Kammern eingekeilt: 
1. ©chneiberei unb Näherei, 2. Xejtit«, ßeber-, Bup*3nbuftrie, 3. Bau¬ 
gewerbe, 4. §olg« unb ©djnifcftoffe, 5. Btetall, 6. Nahrung, Beher¬ 
bergung, ©rquiefung, 7. HanbelS* unb BerfehrS*©rroerb, 8. Allge¬ 
meine«. Bor biefen Kammern inSgefammt rourben 11 696 Brogeffe 
anhängig (im Borjabre 12 376), roooon 5 282 bureb Bergleicb unb 
2254 bureb ©nburtbeil nach ftreitiger Berbanblung entfliehen 
rourben. Bon biefen ^rogeffen führten nur 41, alfo 1,82 Bn>gent gu 
Berufungen (bei im ©anjen 466 Klagen über mehr als 100 Sßarf), 
unb oon biefen 41 Berufungen batten nur 14 ©rfolg. 2Bir finb 
weit entfernt, biefe geringe 3®bt oon Berufungen ohne ©eitere« auf 
bie Borgügli<b!eü ber ergangenen Urteile gurüdfgufübren unb 
hieraus bie Unbegrünbetbeit ber gegen bie ©eroerbegeriebte oft unb 
inSbefonbere auch in Berlin erhobenen Anftbulbigungen bebugiren 
gu wollen, ©er biefe Angriffe oerfolgt, roei&, bafe pe faft immer 
ftcb nicht gegen ergangene Urteile richten, fonbern bem Aerger 
herüber AuSbrucf geben, baj* ber Bnngipal ^ wegen ber geringften 


Äleinigfeit" oon bem Arbeiter mehrfach auf« ©eriebt citirt werben 
lönne, unb fchlieplich, fchon um ber Lauferei gu entgehen, einen 
Bergleich machen müffe. ©ir fyabtn gerabe besbalb fchon roieber« 
holt an biefer ©teile bie Anficht au«gefproben, bafj e« richtig fein 
würbe, nicht adgu oiel ©ewid^t auf ba« 3aftanbe!ommen einer 
möglikft gro&eit Angahl oon Bergleichen gu legen unb bie Parteien, 
bie llrtheil haben wollen, nicht gum Bergleich gu brängen. Anberer- 
feit« beroeift bie Shatfache, bap oon ben, oon Arbeitern ange- 
ftrengten ^Sroscffen, welche nicht burd) Bergleich erlebigt rourben, 
runb 82Vu ^Srogent, oon ben Ilagenben Arbeitgebern nur runb 
49 Brogent abgeroiefen worben pnb, roie wenig ©runb bie mitunter 
gehörte Anficht bat, bafj beim ©eroerbegeriebt bie Arbeiter leichter 
Becht befätnen al« bie Arbeitgeber, freilich tritt biefe Behauptung 
umfo beftimmter auf, je heftiger bie SHaffengegenfäbe in ben ein* 
gelnen ©tobten finb, unb wirb baber aud) burch bie 3ablen !aum 
gu befeitigen fein! 

3)er Bericht giebt ferner AuSfunft über bie Skatigfeit be« ©e- 
roerbegericht« al« ©inigung«amt unb al« AuSfcpui für©ut* 
achten. 3n lefeterer Begiepung ift freilich wenig gu bemerfen, ba 
ba« ©eroerbegeriebt nur über 3 oon 6 eingegangenen Anträgen 
(ßobnoorrechte ber Baubanbrocrfer-Sorberungen. — 3ft ba« ©e* 
ftnbe ber ©aftroirthe als ©eroerbegehülfe ober $>ienflbote angufeben? 
— Abänberungen ber Beftimmungen über ©onntagSruhe) beraihen 
unb befcbloffen bat. 

Um fo roichliger ift ber Bericht über bie Shätigfeit als 

©inigungSamt. ©inleitenb wirb bemerft, bap bas ©eroerbe- 
geridht erftmal« am 14. ©eptember 1895, alfo 2 1 /* Sabre nach 
feiner ©rrichtung al« ©inigung«amt angerufen roorben fei. 3)ie« 
habe baran gelegen, bag ba« ©eroerbegeriebt anfang« fleh bamit 
begnügte, abguroarten, ob bie Barteien e« anrufen rourben. Bun* 
mehr aber nimmt ba« ©eroerbegeriebt einen oeränberten ©taitbpuntt 
ein, w inbem e« als feine Aufgabe anpebt, Borgänge auf bem 

ArbeitSmarft gu oerfolgen, Fühlung gu gewinnen mit einer Be¬ 
wegung, bie gum ©trife gu führen brobt, roomöglich burch fön 
©inroirfen fchon ben Ausbruch be« ©trife« gu oerbinbern." 3nbem 
ba« Berliner ©eroerbegeriebt biefen ©taubpunft einnimmt, geigt e«, 

bap eS ptb ber Bebeutung feiner Aufgaben ood berougt unb ge« 

roiHt ift, benfelben in ihrem gangen Umfange gerecht gu werben. 
2)er Bericht giebt fobann, inbem er begüglidb be« Berfabrenö in 
©inigungSamtS-Sachen auf ben in unferen 2Rittbeilnngen erfchie* 
nenen Auffah be« BtagiftratSapeffor« ©uno, beffen ©rgebnipe ooll* 
inhaltlich gum AuSbrucf gebracht roerben, binroeift, brei Tabellen. 
SDie erfte (A, 26 Bummcrn) umfapt bie AuSftänbe, bei benen ba« 
©eroerbegeriebt mit ben Beteiligten groar Berhanblungen gepPogen, 
eine Anrufung be« ©iniguitgSamte« aber oon feiner ©eite erfolgt 
ift; bie groeite (B, 7 Bummern) biejenigen, bei benen ba« ©eroerbe¬ 
geriebt nur oon einer ©eite angerufen rourbe; enblicb bie britte, 
umfangreiepfte (C), bie 11 Arbeitseinteilungen, roeldjje ba« ©e- 
roerbegericht burch Bergleich ober ©ebiebsfprueb gum formalen ©nbe 
gebracht h^t* Alle Tabellen enthalten Bubrifen gur Angabe ber 
am eingelnen ©trife betbeiligten Arbeiter unb Arbeitgeber, be« 
©runbe«, ber S)auer unb ber Art ber Beenbigung be« ©trife«; 
bie Iefete überbieö ben Söortlaut be« ©dfjiebsfprucb« ober Bergleich«. 










55 


$a0 ©eroerbegericß. SRttthetlungen beS Serftonbe* beutfcßer ©ewerbegerichte. 9?r. 6. 


56 


©erabe biefc Tabellen enthalten eine tJüCfc be£ intcrcffantcn 
^Materials; eS roirb barin referirt, forooß über fogenannte 
„©trifeS", bei benen Iebiglich ein Arbeitgeber unb 4 Öacfirer 
(A 16) ober 7 Stoßarbeiter (A 19) ober 7 ©djußnadjer (A 24) 
getroffen waren, unb baneben über ben ftonfeftionSftrife (C 11), 
ber mehrere taufenb ©chneiber unb Malierinnen, einige Ißnbert 
3nrifdjenmeifter unb 92 Äonfeftionäre betraf, ober über ben 
3immererftrile (C 9), in meinem 2000 3tntmeret gegen 192 Bau* 
geroerbemeifter ftanben, ben Bifcßerftrife (A 10), 10 600 Bifcßer 
gegen 1020 SBerfftätten. SRan erfieß aus biefen 3aßeitangabett 
fofort, oon welch ungeheurer SSußigfeit bie Bhatigfeit eines @e* 
roerbegcricßS, baS feine Aufgaben richtig erfaß, fein fann; man 
erfleht aber auch batauS, wie falfd) es ift, AHeS, was Strife 
genannt roirb, nach je ber Micßung einheitlich zu behanbeln. Ber 
Bericht theilt bie AuSftänbe ein, je nachbem burch biefelben eine 
roirtßdjaftlidje Aufbefferung (höherer £oljn, fürgere Arbeitszeit, 
SRinbeftroochenlohn anftatt Afforbarbeit u. f. ro.) ober eine Mfacß* 
frage (©utlaffung nic^t organifirter Arbeiter, ©inftellung entlaffeiter 
Arbeiter, Freigabe beS 1. MJai) ober beibeS gufammen zur ©nt« 
fdjetbung gebracht roerben foDL ©r ftettt feft, baß oou ben 44 in 
ben Tabellen gefefjilberten StrifeS 21, barunter 18, welche roirtß 
fchaftlidje Aufbefferung erftrebten, gum Siege führten. ©r erroähnt 
fobann fpezieK bie bei mehreren ber StrifeS aufgetretene Srage 
ber ©rfeßuitg ber Afforbarbeit burch Sfinimalloßi, rocldje Sorbe* 
rung er als inhuman, unpraftifch unb für bie ©efammtßit ber 
Arbeiterfchaft oerberblich Bc^eid^nete, roeil bie Arbeitgeber bann 
entroeber fchroächere Arbeiter eittlaffen, ober ben Ausfall burch $reiS* 
auffchlag auf ihre ^robufte einjuholen genötßgt roären, rooburch 
bie einzelnen Snbuftricbe^irfe bei ber Sfonfurtcnz beS 3n* unb AuS* 
lanbeS einfach z u ©cunbe gehen rnüffen. BaS Seßtere ift fidjerlidß 
roie bie Berhältniffe heute liegen, bis zu einem geroiffen ©rabc richtig. 
Bie Arbeiter beS einen Orts fönnen ihre Sorberungen nie rocfentlich 
über bie Anfprüdjc ihrer Kollegen in billigeren Orten beS gleichen 
3nbuftriegebietS hinaus fteigern. Ber Bericht fteEt in biefer Beziehung 
3 . B. bezüglich beS SfrmfeftionSftrifeS feft, „baß bie Söhne in Berlin 
in oiclen Ffällen auf ein Mioeau gefunfen feien, roelcheS ein menfehen* 
roürbigeS Bafein ber Arbeitnehmer trofe angeftcengter fleißiger Arbeit 
nicht mehr ermöglicht", — bah &i eS über feinen ©runb zum ruefent* 
liehen Bßeil in ber $onfurrenz Keiner Bläfce, z* B- Afdjaffenburg, 
habe, „in welchen bie SebenSftellung ber Arbeiter eine nie! roeniger 
foftfpiclige ift als in ber $auptftabt". BieS ließe fich noch baßn 
ergänzen, baß fpezieö auch &ic Machtheile ber Afforbarbeit in Keinen 
päßen unb auf bem flachen Sanbe, roo es roenigftenS an gefunber 
Suft nicht fehlt, roo ber Arbeiter bie Afforbarbeit (Stücfarbeit) für 
ben auswärtigen Arbeitgeber nicht als feinen einzigen Berbienft 
betrachtet, geringer ftnb, als in ben ©roßftäbten, in benen ber 
Arbeiter auSfcßießlich auf ben Berbienft angcroiefen ift, ben er 
beim Arbeitgeber finbet, unb in benen ber Arbeitgeber bei ber 
groben Ausmaß an Arbeitern baS Mtojimalmaß bes BerbienfteS 
burch ftetes §erabfeßen ber Afforblöhne nach ber Arbeitsfähigfeit 
ber gefd)icfteften Arbeiter normiren fann. Suunerßtt ober möchte 
ber AuSfpruch bes Berichts in biefer ©infeitigfeit zu roeit gehen. 
Ber Afforblohn bebeutet in berfelbcn Art eine untere Stufe beS 
SößtungSfßtemS, b. ß gegenwärtig bes Unterhalts ber Arbeiter, 
roie es bei Beamten bie biätarifdjc Befchäftigung im ©egenfaß z u ber 
etatsmäßigen tft Als 3iA unb Prinzip bürfte ber ilampf gegen 
ben Afforblohn aHerbingS eine burchauS richtige Sofung für Bie* 
jenigen fein, welche bie Befferung ber Sage ber Arbeiter erftreben. 

Ber Bericht feßießt feine Barftellung ber X^ötigfeit beS ©e* 
werbergerichtS als ©inigungSamt mit ber nodjmaligen SÄahnung 
an bie Betheiligten, bie Bermittelung beS ©inigungSamteS nicht 
erft anzurufen, wenn eine ArbeitScinftellung bereits ftattgefunben 
hat, fonbern fchon oorher, wenn fie auSzubrechen broht. ©ir 
möchten uns biefer Mahnung ooll anfeßießen. 23ürbe fie befolgt, 
fo wäre ber fuherfte Bkg gegeben, um baS fdjiebsricßerliche ©in* 
greifen ber ©emerbegeridjte oon ber Ausnahme zur Megel z« 
machen unb um ben mittelalterlichen 3uftanb bcS Suuft* unb 
SehberechtS, ber gegenwärtig bezüglich beS Kampfes um bie ArbeitS* 
bebingungen befteht, in ben ber georbneten ©ntfeheibung nach Mecß 
unb Billigfeit zu oerroanbeln. BaS Berliner ©eroerbegericß hat 


burch feine Xßätigfeit im oergangenen 3aßre ßergu fräftig unb 
erfolgreich mitgearbeitet unb ßerburd) bie führenbe Stellung unter 
ben beutfehen ©eroerbegerichten erworben. 

Sranffurt a. Bf. St. f?Ief 


Rjrdjtfpredjmig. 

3 ft ein unregelmäßiger Arbeiter franfenoerfidjerungs* 
pflichtig? (Urtheil beS ©eroerbegericßS Stuttgart, Borjißenber: 
Affeffor $artenftein.) 

Ber Äläger ift feit zmei fahren beim Beflagten befchäftigt geroefen; 
er hat im Afforb $olz gefägt unb gefpalten, — nebenher hat er unbe* 
ftrtüen auch in anberen ©efchäften hi« unb ba gearbeitet. ^Regelmäßig, 
wenn ein beftimmteS Duantum $oIz oerarbeitet roar, rourbe er aus» 
bezahlt. 3m Anfang bes 3ahw* bat er ben Beflagten, er möge ifo 
Zur Äranfenfaffe anmelben, er rooüe gerne bie Beiträge bezahlen. Sa 
Beflagte that bie«, er bat bie Beiträge zur Äranfenfaffe regelmäßig 
bem Kläger im ooüen Betrage oom Sohne abgezogen. $cr JHägtr 
oerlangt nun ben Betrag ßrauS, ber ihm über ben gefeßiehen Antbril 
hinaus abgezogen worben ift. Ber Beflagte erwibert: ber Jtläger je: 
gar nicht üerftdjcrungSpflicßig, er fei nicht als ftänbiger Arbeiter anju* 
fchen. Oft fei er franf geroefen ober fonft nid)t h«gcgangen, ohne ba? 
er fich etwa entfhulbigt hatte, er fei einfad) gefommen, wenn es ihm 
gepaßt habe. 3m ©anzen werbe er burthfcßnittlid) ungefähr 4 Jage in 
ber SBodje beim Beflagten gearbeitet haben. Micßig fei allerbings, 
baß er, wenn ein Duantum ausbezahlt gewefen fei, ohne weitere Be* 
fteüung weiter gearbeitet habe. Ba alfo ber Äläger nur berechtigt, 
nicht oerpflidjtet gewefen fei, in bie Jfranfenfaffe einzutreten, muffe ei 
auch bas Zlranfengelh ganz bezahlen. — BaS ©emerbegerieß hat ben 
Äläger als ocrfuherungSpflidjtig angefehen. 

©rünbe: Mach §. 1 beS 5frauFenoerricherungS*©efebeS ftnb nur 
foldje Arbeiter oon ber BerfichcrungSpflicht ausgenommen, beren Be* 
fchäftigung „burdj bie Matur bes ©egenftanbs ober im BorauS burch 
ben ArbeitSoertrag auf einen 3 c it ra um oon weniger als einer Sohe 
befhränft ift". ÄeiueS oon beiben trifft beim ftläger 3 U. Ber Um* 
ftanb, baß ihm fein Afforblohn jeweils nach Boüenbung eines ArbeitS* 
quantumS, anftatt in regelmäßigen 3al)tp«tol> c u ausgeznßt worben ift, 
macht nichts aus. Mach §. 80 beS ftr.-B.-®. ift bie Bercinbarung un* 
gütig, baß ber Kläger bas Äranfcitgelb ooD bezahlen falle; oielmehr 
barf ber Arbeitgeber nießt mehr als a /3 oon ihm »erlangen. Ber 
Äläger fann bie zu oiel abgezogenen Beträge wiebererfeß »erlangen. 

§at ber Arbeiter Anfpruch auf Fortzahlung beS ArbeitS« 
lohneS währenb eines breiwoeßigen SKUitärbieiifteS? (Urtheil 
beS ©ewerbegeridits Bern). 

©inem ©cßriftfeßer, ber bereits mehrere 3aße in berfelben Arbeite 
fteDc geftanben hat, hat baS ©emerbegerieß in Bern für einen brei* 
wöchentlichen HRilitärbienß ben Arbeitslohn zugefprodjen. Saut bem 
fdjweizertfdjen Dbligationenredjt (Art. Mr. 1 ) ift ber Arbeitgeber bei 
einem auf längere Bauer abgefdjloffenen Bieuftuertrag »erpflichtet, bem 
Arbeiter bet un»erfd)ulbcter ArbeitSoerhtnbcrung (ftranfljeit, 2Rilitar* 
bieitft ober ähnliche ©rünbe), auf uerhältuißmäf 3 ig furze 3 e *t, ben 
Sohn gleichwohl auSzuznh’en. BaS ©ewerbegerieß bat nun im obigen 
Falle angenommen, baß ein auf längere Bauer abgefeßoffener ©ertrag 
auch ba »orliege, wo oierzehntägige Ähinbigung ben Bienftuertrag jeber* 
Zeit auflöfen fönne, aber tbatfäcßidj baS Bienftoerhältniß längere 3 eit 
minbeftenS ein Saß hintcreinanber fortbeftehe. 

BaS burch ©ticbcntfcheib bcS Borfißenben gefällte Urtheil hat in 
ben Greifen ber Arbeitgeber einige ©rregung hfroorgerufen. ©orooß 
ber föanbwerfcr* unb ©cwerbeocrein tu Sern, als ber ©entraloorftanb 
beS ©djwcizertfchen ©ewerbcoereinS in 3ürich haben befchloffen, MeßS“ 
gutachten über bie Fragen cinzufjolen. Bie Arbeitgeber werben roaß' 
fcheinlid) »erfnehen, auf bem BertragSwege ben Folgen ber geroerbe* 
gerichtlichen ©efeßeSinterprctation z« entgehen. 

Mach bem fiinftigen Büigcrltchen ©cfeßbuch für baS Beutfdje Meich 
würbe bie ©ntfeheibung bes Berner ©ewerbegcrichts burcßauS gerecht* 
fertigt fein. Benu banadb ift ber Arbeiter nidjt bloß bei einem auf 
längere Bauer abgefeßoffenen, fonbern bei jebem Bienftoertrag be* 
reeßigt, ben Sohn zu forbern, wenn er ohne Berfdjulben für eine oer* 
hältnißmäßig nicht erßbliche 3<ät an ber Bienftleiftung oerhinbert ift 
(§. 616). ©s muß alfo nur bie 3<üt ber Betjinbening im Berhältniß 
Zur Bienfizeü im ©anzen nicht erheblidj lang fein, was man bei einer 
breimödjigen SRüitärzeit im Berhältniß jit mehr als einjähriger Bienfi- 
Zeit woß nicht annehmen fann. 

Mothwenbiger 3»halt ber ArbcitSorbitung. ^aben all¬ 
gemeine Bereinbarungen zroifeßen ben Arbeitern unb bem 
Arbeitgeber neben biefem Inhalt ©iltigfeit? — Sohnzahlung 




57 


So* ©eroerBegmdjt. SRttt^eilungen be* BerBonbe* beulfcher ©emerbegeridjte. Sh:. 6. 


58 


für gef etliche geiertage. (Urtheile be* ©emerbegeridjt« Berlin, 
Kammer 8 , Borgpenber SRagiftratSaffeffor Blanfenfiein.) 

A. Bei einer SoBnberoegung im Berliner Budjbtnbergemerbe Batten 
bie Arbeiter ihre gorberungen in einer Brncffchrift oom 22 . September 
1896 niebergelegt unb biefe ben einzelnen Arbeitgebern mit ber Bitte 
um Annahme überreicht. Audj ber Bellagte, für beffen Betrieb eine 
ArbeitSorbnung obligatorifch unb aud) tfjatfäcfjlich erlaffen ift, Bat bie 
iBnt übergebene 2)racffd)rift mit feiner SuftimmungSerflärung oerfeBen. 
3n ber 5)rucff<hrift mar uuter Anberem bie Begahiung ber gefeplidjeu 
geiertage geforbert morben. darauf geftüpt, oerlangt Kläger Zahlung 
be* ihm DorentBaltencn Sohne* für ben Bufetag, ben er auf 4,so M. 
entfpred)enb feinem SBodjenloljn oon 27 M. beregnet. Beflagter miß 
feine 3 uftimmung nur unter ber auflöfenben, thatfächlidj nicht erfüllten 
Bebiugung ertBeiit Baben, bafj auch feine Koufurrcnten bie gorberungen 
ihrer Arbeiter anerfennen mürben, tiefer ©inroanb ift groar oom 

• ©emerbegericht für unerheblich erflärt morben, Kläger ift aber ab* 
ßemiefen morben. 

©rünbe: 9?ad) §. 184b fix. 2 SteidjSgemerbeorbnung muh bie 
ArbeitSorbnung Beftimmungen enthalten über 3 e *t unb Art ber Ab¬ 
rechnung unb Sohngafjlung. hierunter faßt auch megen ihrer grunb» 
fähigen Bebeutung bie grage ber Sofjngahlung für gefepliche geiertage. 
2)ie für Parteien ma&gebcnbe ArbeitSorbnung enthält barüber Sticht* 
unb muh baher anbermeittg ergänzt merben. ©ine folche ©rgängmig 
famt gmar einseinen Arbeitern gegenüber burcB befonbere Ber* 
träge BerBeigeführt merben. dagegen famt eine allgemeine Siegelung 
obligatorifcher Beftimmungen ber Arbeit*orbnung auSfchliefjltch in ber 
gorm ber Arbeit*orbnung ober eine* Stadjjtrage* baju erfolgen, ein 
einfacher prioatrechtlichcr Bertrag ift unoerbinblidh. Dljue Stüdficht auf 
bie 3 u ftiuimung*er!lärung be* Beflagten mar alfo ber Klageanfpruch 
nach aßgemetiten redjtlidjen ©rroäguitgen ju beurtheilen. %a nun 
Kläger unftreitig nach ber ArbeitSorbnung bejonber* gelöhnte Ueberftunben 
auf ©rforbern 511 leiften Batte unb fich oerfäumte Arbeit*ftunben oom Sohn 
fürgen laffeu mufete, fo galt al* oereinbart, bah Kläger nur für mirflich 
geleiftetc Arbeit gelöhnt merben follte. $er gugeficherte SBodjenlohn 
001 t 27 M. mar alfo nicht* anbere* al* bie Begegnung ber Summe, 
bie Kläger bei regelmäßiger gnnehaltung ber Arbeitzeit oon 
6 x 10 = 60 Stunben unb bei einem Stunbenlohn oon 45 Pfennig im 
Saufe einer SBodje oerbienen fotttc. Kläger fann alfo für bie 3*ü/ in 
ber er ohne oertretbare Schulb be* Beflagten nicht gearbeitet Bat, feine 
Bezahlung forbern. 

B. dagegen mürbe ber Klage ftattgegeben in folgenbein gaH: 

(Sin anberer Arbeitgeber Batte gleichfalls bie gorberungen ber 

Arbeiter anerfannt unb bemgemäß in einem Abfchnitt ber für ihn noth* 
menbigen (§. 134a Steichßgemerbeorbnuug) ArbeitSorbnung ben Safe 
aufgenommen: „$ie geftfepung be* Sohne* erfolgt laut Be|iimmung 
oom 22 . September 1896." ©egen bie Klage auf Begabung be* Sohne* 
für ben Buhtag menbete Beflagter ein, bie „Beftimmung* fei mieber 
aufgehoben burdj ein Schreiben, ba* ber Bertreter ber Arbeitgeber auf 
beren Befchluh Bin an bie Sohnfommiffton ber Arbeiter gefanbt Babe, 
unb mit bem bie Arbeiter, inSbefonbere auch Kläger fich öurdj fonflu- 
bente ©anblungen einoerftanben erflärt Babe. 

©rünbe: SBenn auch ber Siegel nach ber „gnljalt ber Arbeit*- 
orbnung* au* bem $cjtc berfelben erfichtlidj fein muh, fo unterlag eö 
hoch feinem Bebenfen, allgemeine Beftimmungen, Tarife u. bergl, bie 
grotfd)en Arbeitgebern unb Arbeitern für einen gangen ©rmerbSgmetg 
oereinbart mürben unb baher aßen Betheiligten befannt finb, auch 
bann al* gnhalt einer ArbeitSorbnung angufchen, roenn fie ohne aus¬ 
führlichen Abbrucf nur in einer jeben 3n>eifel auSfchliehenben SBcife 
<itirt ftnb. 2)aS ift oorliegenb angenommen morben. 2)ie Beftimmung 
oont 22 . September 1896 galt alfo ihrem gangen gnhalte nach al* 
XBeil ber ArbeitSorbnung unb mar oerbinblicf) bi* gur orbnung*- 
mähigen Aufhebung, fciergu genügte nach §. 134a Abfnp 3 Sieich*- 
-gemerbeorbnung bie behauptete Bereinbarung nicht. 2>ie Aufhebung 
fonnte nur in gorm eine* Nachtrags gur ArbeitSorbnung erfolgen. 

SBerth be* Streitgegenftanbc* bei ber Klage auf Aus¬ 
heilung eine* 3 c ugniffe*. $at ba* Berufungsgericht bie 
SSertfj-geftfepung be* ©emerbegertdjtS uadjguprüfen :* (Ur- 
theil be* Sanbgericht* Berlin I, ©ioilfammer 8 .) 

©in SJfonteur hatte flagenb beantragt, ben Beflagten gu oerurtheilen, 
ihm eine beftimmte Summe gu gahlen unb ein oorfchriftSmähige* 3cugniß 
über bie Art unb Sauer feiner Belüftigung gu erteilen, eoentueß ihm 
für jeben Sag ber 3ögerung eine ©ntfdjäbigung oon 3 M. 80 &f. gu 
gahlen. 2>aS ©emerbegeridjt Batte ben SBerth be* Streitgegenftanbe* 
inSgefammt auf 80 M. feftgefept. S)cr nodj bem Klageantrag oerur- 
theilte Beflagte legte Berufung ein, inbem er geltenb machte, ber SBerth 
be* Streitgegenftanbe* fei auf mehr al* 100 M. gu fchäpen. 2)aS 
Sanbgericht hielt ft<h für berechtigt, bie oom @emerbegerid)t getroffen^ 


SBerth-geftfefcung nachguprüfen, erachtete foldje aber nach eigener Prüfung 
für gerechtfertigt unb mir* beShalb bie Berufung al* unguläffig gurücf. 

©rünbe: 2)er Streitmerth ifl inforoeit, al* nicht bie 3ahl»«fl 
ber beftimmten Summen ocrlanot ift, nach freiem ridjterltdjcn ©rmeffen 
gu beftimmen (§. 8 ber ©ioilprogefjorbnung); hierbei ift ber SBerth be* 
oom Kläger beanfpruchteu Siecht* auf ©rtljcilung be* 3euguiffc* nach 
bem 3 ci -ipuufte ber (burdj SufteDung oom 12. SRärg 1896 geschehenen) 
©rhebung be« Anfpruch* gu fdjäfcen (§. 4 bafelbft). ^ie eigenen An¬ 
gaben be* Kläger* über ben SBerth fm& bei biefer Sdjäpung nicht 
auSfchlaggcbeub unb burefj bie SlechtSocrtheibigung ber Beflagten, iu«- 
befonbere auch nach ber Slidjtung hi«, bafe bie AuSfteßung be« oer- 
langten Seugniffe» für fte bebeutenbe gefdjäftliche Slachtheilc gur golge 
haben fönnc, erleibet ber au* ber Klage fich ergebenbe Streitgegenftanb 
feine Beränberung (ogl. bie ©utfcheibung be« Sleich«gericht«, Banb 88 
auf Seite 4), ber Streitmerth ergiebt fich nur au* bem gntcreffe, 
ba* ber Kläger an bem Befih be« 3*ugnijfe* oaa bem 3 e üP UIl ^ c ab, 
mo er mit ber Klage bie AuSfteßung oerlaugte, bi« bahin haben 
fonnte, mo bie befiehenbe Ungemißhcit barüber, ob ba« 3 eu 9 n *6 S u er * 
theilen ift ober nicht, burch Urteil befeitigt mirb. Biefer 3 c itraum ift, 
ba oor bem ©croerbegericht entfprecf)cnb ben §§. 33, 84 be« ©efefccS, betr. 
bie ©emerbegerichte, in mögltchft nahen Terminen oerhanbelt merben 
fann, auf nur etroa gmei SBochen angunehmen. — ©in höherer Streit¬ 
merth mar auch barauß nidjt gu entnehmen, baj) ber Kläger noch ben 
Antrag gefteßt hat, bie Beflagte für ben goß ber 3öö crull 9 5 U ciner 
©ntfehäbigung gu oerurtheilen. 2)enn biefer Antrag gielt nur bahin ab, 
nach SJlafjgabe be« §. 51 be* ©efe^e«, betr. bie ©emerbegerichte, bie 
3roang*ooflftrecfung megen be« £auptanfprud)S gu erfepen; felbft menn 
ber SBerth biefe« Anträge* höher gu fdjäpen märe al« berjenige be« in 
erfter Sleihe gefteßten Antrages, fo mürbe für beit Streitmerth hoch nur 
ber erftere al« ber minbermerthige ma&gcbenb fein, ba bie Beflagte in 
ber Sage ift, burch Seiftung bc* minberroerthigen fich oon ber Ber- 
pflichtung au« bem in groeüer Steilje gefteßten Anträge gu befreien. 


öerfnfluuij null Oerfoljrni. 

Verlegung ber i§lind)ener ©emcrbegcrichtö - SBahlcn auf einen 
Sonntag* 2)er SKagiftrat oon SJhindjen hat, mieber holten An¬ 
regungen au« ben Streifen ber Stabtoerorbneten entfprechenb, im 
2)egember o. 3. bie SBahlcn ber Beifiper bc« ©eroerbegericht« auf 
einen Sonntag oerlcgt. 

3nfteßnngen be« ©ietoerbegeriiht« an An«(änber. 3)ie 6Dienft- 
magb Blarie SB. flagte bei bem Braunfdhmeiger ©emerbegeridht 
gegen beit SJtoIfenbereiter Sofrpi) S., ber fie bort in feiner Btilch* 
fur*Anftalt al* ©emerbegehülfin befchäftigt hatte unb bann nach 
feiner £>eimath AppertgeH guriiefgefehrt mar, auf rücffiänbigen ßohn. 
Auf ba« ©efuch be« ®erocrbegcrid)tS = Borfipenben an ba* Braun- 
fdjtoeigifchc SKinifterium, bie Aufteilung an ben Beflagten 3U oer- 
mitteln, ift am 17. Dftober 1896 ermiberf, ba& e* nadj bem — 
gufolge eine* Schreiben* be* Steich*fangier* auch bie ©eroerbe- 
gerichtc betreffenben — llebereinfommen gmifchett bem Sfeich unb 
ber Schroeig oom 1./10. 2)egember 1878 einer biplomatifdjen Ber- 
mittelung im oorliegenben Säße nicht bebürfe; ba* ©emerbegericht 
Babe fich megen ber 3 u ftröung ber Klage mit bem guftänbigen 
Schroeigerifchen ©crichte unmittelbar in Berbinbung gu fepen. 

©utttdjtc» unb Anträge. 

©inb $auSbicner unb Kdchiunen ber 97eftanrateure 2 c. ©etoerbe- 
geholfen ober 2)ienftbotcn? Antrag be« ©emerbegeridjt« Berlin unb 
3Kinifterinl-©ntfchlie§nng. gau*btener in ©imerbebetricbeu, Köchinnen 
in ©aft* unb Schaiifroirthfchafien, felbft Kellnerinnen*) merben melfa<h 
oon ber Sßoligei unb ben Arbeitgebern al« ©eftnbe angefehen unb 
behanbelt unb roirb beShalb oon ihnen ber Befip oon ©efinbe*^)ienft- 
büchern geforbert. Sladh ben ©efinbeorbmtngcn finb metft in biefe 
Bücher ^eugitiffe eingutragen, bie fich auch ohne befonberen Antrag 
über gührung unb Seiftungen au«fprechen. dagegen fieljt bie neuere 
Theorie unb $rari« inSbefonbere ber ©emerbegerichte biefe 
^Serfonen al* ©eroerbegehiilfen an, bie nur, menn fic minberjährig 
finb, eine* Arbeitsbuch*, nicht aber eine« ©efinbebuch* bebürfen, 
bie ferner Anfpruch auf ein 3™9ni& nach §. 113 ber Steidj«. 
©eroerbeorbnung haben, roeldje« fich über ihre giihrung unb 
Seiftimgen nur ausfprechen barf, menn fie e« oerlangen. Au« 
biefer 3n>iefpaliigfeU ber poligcilichcn unb gerichtlichen Auffaffung 
ergeben fich unliebfame golgerungen. SBenn beifpiclSroeife ber 
Arbeitgeber ber polizeilichen Anforberung entfprechenb etn mahrheit«- 
gemäfef* 3 cu 9 n i§ in ba* ©efinbe-SDienftbud) eingetragen hat, auf 

*) Betfptelßroeife in 9Kün<hen, nach einer SRittBeilung bc« bortigeu 
®emcrbcgcricht*»Borfipenbfn StcchtSratl) Dr. 5n?cnftnger. 



69 


£o4 ©eroerbegericßt. 8Ritt$eilungen befl SerBanbe« beutfdjer ©eroerbegerichie. Br. 6. 


60 


©runb beffen bcr Arbeiter feine anbere Arbeit finbet, wirb er 
möglicßerweife gum ScßabenSerfaß oerurtßeilt, weil er gegen bie 
Beftimmung beS §.113 ber BeicßS*©ewerbeorbnung ließ Derfeßlt 
hat. ©aS ©ewerbegeriefjt Berlin fyaite beshalb unter ^inroeid auf 
feine BtafiS fowie eine aleicfjlautenbe ©ntfcfjeibung beS Kammer* 
gcric^td bem Boltjeipräfibenten non Berlin anheim gegeben, gu 
prüfen, ob nicht eine Aenberung feiner B r °jiS im Sinne ber 
gerichtlichen Entweihungen fid) empfehlen bürfte. ©er Boligei* 
Bräfibent ^attc inbefe bem ©ewerbegericht erwibert, baß ihm beffen 
Becßtfprecßung feine hinreießenbe Beranlaffung gebe, bie oon ihm 
in ber Begel beobachtete BrayiS abguänbern. 

Snfolgc biefeS BefcßeibeS richteten 31 Arbeitgeber*Beifißer be$ 
©ewerbegerießts an ben AuSfcßuß für ©utachten unb Anträge be* 
güglicß gewerblicher fragen einen Antrag, bie guftanbigen Behorbeit 
um enbgültige Entfcßeibung ber angeregten 2frage 3 U erfuchen. 
©er AuSfcßuß gelangte einftimmig gu Der Anficht, baß bie in 
Betracht fommenbeit Berfonen als ©ewerbegeßülfen angufehen feien, 
unb befcßloß bem Einträge gemäß, hierauf ging bem ©eroerbe* 
gericht nachftehenber Erlaß ber Herren IRinifterS beS 3nncrn unb 
für Hanbel unb ©eroerbe oom 17. Auguft gu: 

$)ie fjragc, ob bie bei Öaft« unb ©djanfn>irtf)cn befdjfiftigten &au8biener, 
ÄÖdjinnen ic. ju ben ©enjerbcgcfjilien ober jum #au8gefinbe ju re$nen feien, 
läßt fidj allgemein Weber in bem erftcren nodj in bem leiteten «Sinne entfdjeiben. 
3fn ber BrariS wirb al« Siegel baoon auSgegangen werben !önnen, bafe bie hier 
in ©etradit fontmenben ^Jerfonen als @ewerbegel)ilfen angefef)en werben muffen, 
fofern nicht aus ben befonberen Umftanben beö einzelnen ftalleö ober etwaigen 
auSbrücflidjen Abmachungen im ©ienftbertrage fidj erniebt, baß bie Befcbäftigung 
im £>au$bienft ubcrwiegt. — ©er Äufraffung beö biefigen ßönigticben Ißolfyei- 
prftfibenten, bafe folcbc ^Jerfonen in ber Kegel bem ©eftnbe jujujäblen feien, ber« 
mögen wir nixbt behutreten. Schon aus bem Umftanbe, bafe bie wenigiten ©aft« 
wirtbe ohne ihren ©ewerbebetrieb fidj ©ienftperfonal oon ber Hirt ober in bem 
Umfange, wie hier in Kebe ftebenb, 3. B. einen ^auSbiener, eine befonbere 
&öd)in u. f. w. halten würben, ergiebt fidj, ba§ bieS Berfonal in ber £auptfacbe 
gewerblicbcn 3ntereffen 311 bienen pflegt. 

©er Boliäeipräfibent hat oon biefer Entfcßeibung ben Boligci* 
reoieren mit ber Anweifung Kenntniß gegeben, in Streitfällen 
gioifchen ©aft* unb ©chanfioirthen unb threm ©ienftperfonal bie 
Betheiligten in ber Siegel an baS ©eroerbegcricht gu oertoeifen unb 
nur bann, wenn fein 3 ro eifel barüber befteht, baß biefe B«fonen 
gum ©eftnbe gu rechnen finb, ober toenn baS ©ewerbegericht bie 
Entfcßeibung abgelehnt hat, in eine Erörterung beS Streitfalles 
etngutreten begro. ettDaige Anträge ber Barieien auf polizeiliche 
Entfcßeibung (§. 172 unb 173 ber ©eftnbeorbnung) entgegengu- 
nehmen. Auch fei barauf gu achten, baß in Säßen, in benen jene 
Berfonen als ©eroerbegehülfen angufehen finb, ©ienftbiieber nicht 
auSgeftellt werben, begto. eine Eintragung oon ©ienft-AbfcßiebS* 
geugniffen in ©efiube*©ienftbücher, roelcße früher bereits auSgefteßt 
roorben finb, unterbleibt. 


©urch baS Eingreifen beS ©ewerbegerießts ift fonach wenigfteitS 
für Berlin bie polizeiliche Einmifchung in baS gewerbliche Bertrags- 
oerhältniß befeitigt. Es wirb nunmehr möglich fein, ben Brauch, 
baß Arbeitgeber oon Kellnerinnen, HauSbienern 2 c. ein ©ienftbuch 
forbern unb burch Berweigerung ber Aufteilung ohne ©ienftbuch 
beffen Srüßrung ergwingen, allmählich auSgurotten. Es liegt hi« 
einer ber Säße oor, in benen burch Bnoatoertrag eine Becßtslage 
hei beigeführt wirb, bie burch baS ©efeß gwar nicht bireft oerboten 
aber auch nicht beabfichtigt ift. 

Mseitttliu$i übet ftemerbegetiibte tmb 
ÄrbeUjnerttag. 

ArbeitSgettel unb BertragSbücher in Königsberg i. B- 

©ewerbegeri^t Königsberg hat fept ebenfaßS ein Formular für 
ArbeitSgettel empfohlen. Slußerbem hat aber ber bortige AuSfchufe 
beS ©ewerbegerichtS auch bie Einführung oon fogenannten Ser* 
tragsbüchern empfohlen, biefelbcit tragen auf jeher Seite am 
Kopf bie ArbeüSbebingungen; unb werben je bem Arbeiter nach ber 
Anfteflung gur Unterschrift oorgelegt. Sie empfehlen fich inSbe* 
fonbere in ©efchäften, wie g. B. in Baugefchäften, in welchen bie Ar* 
beiter nicht auf bem Bureau förmlich angenommen, fonbern auf 
I ben Baufteßen, oon Solitfen, Skcfführern u. f. w. formlos ein* 
efteßt werben, entbinben aber natürlich nicht oon ber Berpflidhtung 
er genauen ^Rittheilung ber ArbeitSbebinguttgen an jeben 
eingelnen neuangeftellten Arbeiter. 

BiechtSfe Inttg ber ©ärtnergehilfeu. ©er Eentraloerein ber 
©ärtner erläßt einen Aufruf, in welchem bie Unftcherheit über bie 
SRechlSfteßung ber ©ärtner lebhaft beflagt wirb. Balb werben bie 
©ärtner als ©ewerbegehilfen, balb als ©efinbe, balb als Ianb* 
wirthfchaftliche Arbeiter angefehen. 

An fich gehört ber ©ärtner gu ben lanbmirthfchaftlichen 
Arbeitern. Bielfach Ift aber bie ©ärtnerei über ben Nahmen ber 
lanbwirtbfchaftlichen ihätigfeit hinausgegangen, ©ie Kunft* unb 
§>anbclSgärtnerci fteflt guweilen einen rein faufmännifchen, gewerb* 
liehen Betrieb bar, fobaß bie ©ebilfen in einem foldjen als ©eroerbe* 
gehilfeit angufehen fein werben, ©ic Srage wirb baher nicht all¬ 
gemein entfliehen werben fönnen. ßftittheilung etwaiger gericht* 
lieh« Entfcheibungen über bie S*age ift erwünfeht. 

Berbattfcaagelegatliettett. 

©emBerbaiibebetttf(her©etiierbegen(hte finb beigetreten bie Herren 
Borfißenben ber ©ewerbegerichtc: Bremerhafen,Burg,3cna,3<iororaj* 
law, Koburg,Btaroitfch, fowie bcS Kgl. ©ewerbegerichtSüRühlheint a.Ä. 


©ie gleichseitig hiermit ausgegebene Br. 24 ber 28ochen fihrift 
„Sogiale Eentralblatt für Sogialpolittf' enthalt u. A.: 

Braftifche 2BobnungSftatiftif unb ftäbtifche Wohnungsämter. 
Bon Dr. Bettich-Stuttgart, ©ireftor beS ftatiftifchen Bureaus 
ber Stabt. — ArbeitS*©enoffenfchaften unb öffentliche Submiffioiien. 
Bon Dr. B. KarpeleS *fionbon; ©rinffpruch beS beutfehen 
KaiferS gegen bie Sogialbemofratie; fianbräthliä)es Borgehen 
gegen liberale Bauernocreine in Stolp; ©ewerffchaftS*Enquete 
über BJlißftänbe im Baugewerbe; Arbeitergiige auf ben frangöfi* 
fchen Etfenbafjnen. — Kommunale Banf für Wien; StäbtifcheS 
Drehetter in ßftagbeburg; ©üuger* unb Afche-Abfuhr in ftäbtifcher 
Begie für ©era; ArbeitSlofen-Enquetc in BRonS; Strife ftäbtifcher 
Hafenarbeiter in Stagbeburg; ßßünchener Bf«bebal)». Eingreifen 
beS BRiciifteriumS; Berein ber beutfehen geftungSftäbte; Stabte* 
tag für Elfaß*Cothringen. — Befämpfung beutfeher Eifenbahn* 
arbeiter*Drganifationen. — BorwegifcheS ©efeß über Beftrafung 
oon poIitifd)ca Beeinfluffungen bur^ Arbeitgeber; Borfchläge ber 
beutfehen Kommiffton für Arbeiterftatiftif betr. bie Kleiber* unb 
Wäfchefonfeftion ; Berhanblungen über ben Achtftunben-Antrag im 
©eutfd)cn Beirf)Stage. — AuSbehnung ber Kranfenoerficherung 
auf HauSinbuftrieße,HanblungSgehüIfen unbKommunalbebicnftete 
in Berlin ; Berfi^erungSreoiforen beim Boltgeipräfibium in Berlin. 
Wöchnerinnenhcint für Berlin; Bereinigung gur gürforae für franfe 
Arbeiter in fieipgig. — Wohnungsämter für Defterreich; Wohnun* 
gen für SlaatSangefteflte in Bafel. Slabtrath Stecf*Bern. — 
öortbilbungSfchulwefen in Breußen. — ArbeftSni^weiS. Cittera* 
rifche Centralfteße für öerichterfiattung über ^Irbeitsnachweis; 
©er Arbeitsmarft im Februar; ©te ZHethobe ber Berichte 1 fiat» 
tung über ben Arbeitsmarft; Statiftif ber Urbeitsoermittelung 


in Bayern; 3ahresberichte fommnnaler unb fiaatlicher 2lrbeits* 
nachwetfe; Heue fiäbtifche 2lrbeitsnachioeife; 0effentlidte 
Pereinsanfialten für Arbeitsoermittelung; Arbeitsnachtoeife für 
entlaffene Beferoifien. 

Aus bem Snhalt ber leßtcn 3ebruar*Summer her w Sogialen 
Brajis" feien folgenbe Auffäße h«oorgehoben: ©ie ßehren beS 
Hamburger Hafen-StrifeS. Bon Bnoatbogent Dr. 3- Saftroro. 

— Armenpfiege nnb Wohlthätigfeit; ©efammturtheil imb Beform. 
Bon Dr. jur. K. 0 . 3Rangolbt. — ©er ungartfehe 3elbarbeiter* 
Kongreß. Bon Dr. E. B. 3 Krejcfi. — ArbeitSlofigfeit unb 
Arbeitsnachweis. Bon Dr. jur. ©. Hartenftein. — ©er Entwurf 
eines HanbelsgefeßbuchS im BeichStage. Bon Dr. jur. 2R. Cuardt. 

— ©ie Barteien in Selbftgeichnungen: ©ie nationalliberale Bpttei. 
Bon SanbgcrichtSratb W. Kulcmann. — ©ic fchrocigexif<b«i 
Konfumgenoffcnfchaften. Bon Dr. H anö SBüller. — Erwerbs* 
ober Hausarbeit ber Arbeiterfrau? Bon 8?rau Henriette 3ürtb- 

Stänbige Bubrifen ber „Sogialen B ra JtS": Aß» 
gemeine Sogial- unb WirthfchaftSpolitif; Kommunale Sogialpolitif; 
Sogiale 3nftänbe; Örauenfcage; Arbeiterbewegung; Unternehmer* 
oerbänbe; ©ewerbegerichte, Einigungsämter, ArbeiterauSfdjüffe; 
Arbeiterfd^uß unb ©ewerbeinfpeftton; Berficßerung, Sparfaffen; 
Armenpflege; WoßnungSwefen; ©efunbheitSpflege, Ernährung; Er¬ 
gießung, Scßule, BolfSbilbung; Suftig; ginangen; ßanbwirthfchaft, 
Hanbwerf unb ©roßinbuftrie; Hanbel, Sirebit; Berfeßr; ßitterarifche 
Beu-Erfcßeinungen. 

£)ie Wratis, fcMlrarsuu für ,S«;ia[p*nfi&“ erfd^eint jebett S)onnerftng 

unb foftet Uterteljabrltcb 2 JL 50 4 einfdjUe&n$ ber aRonatdbeilage 
@e»erbegeridjt". ßu be3teben burd^ föntmtlidbe Ißoftanftalten unb Butbbanbhragen 
joflrie bireft burdj bie BetlagSbucbbünblung (Earl ^epmannS Berlag, Berlin w., 
gfamerftr. 44)._-_ 


,,^aS (0etucrbeflcriibt #< erfcpeiiit am eriten S)onnerftag jeben SJlonatS iui IKinbeftunifang oon Vs Bogen unb ift burdj alle Budjbanblungen, ©pebtteure 
unb ypftamter (ipoft 3eitung8nummet 2811 «) 3U be3ie^en. g)er ^rei8 betragt fftr boSSabr^R. 1 , bei birefter poftfreier ß ufe nbun g butt b bie BetlagSfranblung 3 R. 1 , 40 . 


Cacl «erlag in »crlln W. Wauerftrabe 44 . — •ebrurft bei 3uUu# Ctttenfelb in 9 etB» W. — »erantwörtlich für bte «ebaftton: Dr. 3. 3 aftro» in (t^arlotienburg-Berlin. 


I 









n. 


Serlin unb gfranffuri a. 2R., ben 1. Slpril 1897. 


fflttmmer 7. 


las ©nurrtegeridit. 

ZUitthetlungen des Derbanbes beutfd?er (ßeroerbegericbte. 


8lebaFtion«auSfchu&: ©tabtrath Dr. fUfdj in gfranffurt a. HJh unb aKagiftraid^ffeffor 4£mu> in Berlin. 
fsf4«M m «tu» i*« 9 mb. $eratidgebcr: * rrt<,,|rfl4 1 F,fl 

(Satt £>epmaim« ©«lag, ©«Ibt W., SRauerftt. 44 Df. S« *$*♦ Äoftenfrete ©eilage |ut „Sojialcn ©ta|if". 


Stile für bie ©ebaftion be« „©eaerbegetlCbt«" beftiminten ©cnbungen bittet man ju abreffiren: Sin #errn 3ttagiftrat«*Affeffot (Suno, ©erlin NW., Sburmftr. 30a. 


3nhali 


Xie Cöbnung ber ßiegcleiar* 
beiter, ©on <S.Sl.$)ecfer, ©e»exbe* 
gericbtS • Sorii^enber bet ©tabt 


Köln.61 

lUditrpridjung.64 


3 fnbnlt beö ßeiiflitiffe«. 3ft ber 3 U * 
fa| juläffifl, ba§ baS 3 €U ß n t§ nur 
in $olge beS llrtbeilS befi ©t»et6e* 
geridjt« crtbeilt »erbe unb bafe gegen 
baß Urtbeil ©erufung eingelegt fei? 
(Sanbgericbt ©erlin I.) 

Rann auch ber nertragäbrüdjige Sir* 
beiter ein 3 cu A n *B forbetn? (©c* 
toerbegeTicbt Königsberg t. ©r.) 

9J?ufc ber Slrbeitgcbcr bem Slrbeiter 
tfofjit für biejenige ßdt sableu, 
wftbtenb melcber er »egen Arbeite* 
mangels bie Slrbeit ruljett läfet, ohne 
ben Slrbeiter an entlaffen? (©«werbe* 
geriebt (Srefelb.) 

©teicbbdt ber KünbigungSfrift. liiegt 
foldje not, »enn ficQ ber Arbeitgeber 
auöbebungen bat, ben Arbeiter jeher* 
3 eit au entlaffen, fobalb er mit U)m 


nicht jufrieben ift? (©emerbegeriebt 
©utba.) 

Sn getterbegericbtllcben «Streitfacben 
finb auch bie ©djreibgebütjren, »eiche 
im SRedjtefjiUfe • ©erlebe bei ben 
orbentlicben ©cricbten crwad&fen, 
nicht au erfe^en. (DberlanbeSgericbt 
ftranffurt a./9K. unb ©emerbegeriebt 
©taina) 

Ablehnung bon ©eiftjjerit be$ ©e* 
»erbegeriebtö, »eil fie ein perfön» 
lidjeS 3nlereffeS am AuSgang beS 
Streites hoben? (®e»erbegericbt 
©ern.) 

©utaihten unb Anträge. 67 

ßulöfiiger Inhalt ber ArbeitSorbnung. 
©utaebten beS @e»erbegericbtS ®ort* 
munb. 

JlUgeitttittt* über <9enrerbegeriit|te 
unb llrbeiUoertrag.68 

©rioilegirung bet Öobnforberungen 
im englifeben KonfurSrecbt. 

1 SnholtSangaben ber „Sojialen ©rajiS". 


Abbrucf fömmtltdjer Artitel ift 3dtungen unb 3 e ltförtften geftattet, jebodfr nur 
mit notier Quellenangabe. 

Bie fföijmmg öer Jirgeleiarbeiter. 

3m Srrü^io^r Beginnen bie Arbeiten auf ben 3i e 9^eicn 
wieder, unb ed ift daher roohl nic^t gang überflüffig, einmal gu 
fe^en, ob bie Slrt ber Sludlöhnung ber 3i e 9 e I e * ar ^ c *l er &em ©eiftc 
unb bem SBortlaut ber ©eroerbeorbnung entfpric^t. 3n jiingfter 
3eit hoben 3iwleibefifoer neue Formulare gu ihren Verträgen mit 
ben 3i c 9 e ^meiftern ^crfteOeit Iaffen, unb in biefen Formularen 
finbet man fogar eine Seftimmung, roelihe ber ©eroerbeorbnung 
birelt guroiber tauft. 

3n biefen Serträgen iibergiebt ber 3i c 9 c Ieibefifcer bem 3i c 9 e ^ 
meijter bie gange Slrbeit gegen einen beftimmten Slccorblohn; bem 
3iegelmeifter bleibt ed überlaffen, bie nothroenbigen SJlitarbeiter an* 
guroerben. Freie §anb erhält ber 3 i e 9 c lnteifter in S3egug auf 
Sinnahme unb ©ntlaffung biefer Slrbeiter nicht, oielmehr „darf er 
nie unb in Feiner Form einen Slrbeiter gegen ben SBillen bed 
3iegeleibefifcerd annehmen begm. behalten." 2)er Vertrag oerpflichtet 
ben 3^9dmeifter ferner, bem 3 i e 9 eleibefifoer pünFllich alle Slngaben 
gu machen, bie megen ber Äranfen*, Unfall* unb Snoalibenoerficherung 
erforberlich finb. 

©3 fällt nun bei biefen Verträgen auf, baf* ber SBortlaut ber* 
felben oerfchieben ift, je nachbem biefelben für ben Felbbranb* ober 
für ben Stingofenbetrieb beftimmt finb, unb groar oerfchieben in 
Söeftimmungen, bie für beibe Slrten ber 3* c 9 e i e i 9^ich fein fönnen, 
bie nicht bie Slrt beS Betriebes, foubern anbere Einrichtungen be* 
treffen. ^)iefe SSerfchiebenheit lägt oermutben, bafi man befirebt 
gemefen ift, bie Felbbranbgiegeleien al« ben Fobrifbetrieben nicht 
gleichfiehenb erfcheinen gu laffen. Es fällt befonberS auf, bafc in 
ben Verträgen für F^Ibbranbgiegeleien oon einer SlrbeitSorbnung 
gar nicht gefprochen roirb, mährenb in ben Verträgen für S'Hng* 


ofengiegelei bem 3 i e 9 elmeifter bie ^flicfjt anfcrlegt toirb, bafiir 
Sorge gu tragen, bafe jeber Slrbeiter bei feinem Eintritt einen S16* 
bruef ber Slrbeitöorbnung erhält. 

Sinb nun aber unbeftritien bie 3icgeleieu im Slügemeinen al$ 
Fabrifbetriebe gu betrachten, fo finb Felbbranbgiegeleien nicht au3* 
genommen. 9Kan roirb auch roenige ber Icfctercn Setriebe finben, 
in benen in ber Siegel nicht minbeftcnS 20 Slrbeiter befchäftigt 
roären. ®enn bie 3ohI ber in einem folgen Setriebe befchäftigten 
Seute fegt fich gufammeu aug bem ^flugtneifier nebft feinen 
Slrbeitern, foroie auö ben oon bem 3i e 9 e ^ibefiher noch weiter be* 
fihäftigten Slrbeitern, Äarrenfchicbern, Dfenfefcern, Fuhrleuten ober 
roie auch immer biefelben benannt roerben mögen. E§ hot alfo 
auch ber 23efifeer einer Felbbranbgiegelei eine SlrbcitSorbnung gu 
erlaffen, roie bieö ber §. 134 a in SScrbinbung mit §. 154 Slbf. 2 
ber ©eroerbeorbnung oorfchreibt, unb es gilt für biefe Setriebe 
auch ber Slbf. 2 be3 §. 134, roelcher eS bem Unternehmer unter* 
fagt, für ben FoH ber reäjtSroibrigen Sluflöfung beö Slrbeitöoer* 
hältniffeS burd) ben Slrbeiter, bie SerioirFung beS rücfftänbigen 
^ohneg über ben Setrag beS burcgfcgnittUcgen SSochenlohneö hmoiu5 
auögubebingen. Ed gilt natürlich für biefe Setriebe ferner ber 
§. 134b, beffen 9lr. 5 beftimmt: „fofern bie SSerroirFung oon 
Sohnbeträgen nach SJtafigabe ber Seftimmung bed §. 134 Slbf. 2 
burch SlrbeitSorbnung ober Slrbeitöoertrag audbebungen roirb, Sin* 
gäbe über bie SSerroenbung ber oerroirften Seträge in ber Slrbeitd* 
orbnung." Sollen bal;er bie auf ©runb bed Slbf. 2 bed §.134 in 
ber Slrbeitdorbnung audbebnngenen Sohnbeträge ald Erfah für 
erroa^fenben Schaben betrachtet roerben, fo ift bied audgubebingen, 
im anberen Folie roürbe man folche roohl ald „Strafgelder" be* 
trachten müffen. Slach §. 119a Slbf. 1 Fann nämlich eine derartige 
Sohneinbchaltnng old „Sicherung bed Sthabenderfajjed" ober ald 
„oerabrebete Strafe" audbebungeu roerben. Slach ber ©eftimmung 
bed Slbf. 2 bed §. 134b müffen aber alle Strafgelder gum Selten 
ber Slrbeiter ber Fobrif oerroenbet roerben. ^)ad Siecht bed Slrbeit* 
geberd, Schabenerfafc gu fordern, bleibt durch biefe Seftimmung 
unberührt, aber biefer Schabenderfafc rnufi im 5Flageroege geltend 
gemacht roerben. 

Ed Flogen die 3i c 9 c ^*orbeiter nun häufig gegen bie 3i e 9 c ^ 
meijter roegen rücfftänbigen Sohned, unb da erhebt ber 3^9elmeifter 
ben Einroanb, er höbe ben Sohn gurücfbehalten, um fich gegen 
etroaigen ffontraFtbruch bed Slrbeiterd gu fichern. Slbgefehen nun 
baoon, bafi in ben mciften Föüen ber cingeflagte Sohnreft bebentenb 
höher ift, ald ber Setrag eined SBochenlohned, überfielt ber 3^9«I S 
meifter auch regelmäfiig bie Slrbeitdorbnung, roeldje ber 3iegeleibefijer 
erlaffen hot, unb roelche fchon Seftimmungen roegen bed etroaigen 
Sertragdbruched unb ber Serroenbung der Strafgelder enthält. 
$)afj aber ber 3icgelmeifier nicht noch weitere Strafen, bie in ber 
Slrbeitdorbnung nicht oorgefehen finb, oerhängen darf, fagt doch 
ber §. 134c Slbf. 2 ber ©eroerbeorbnung. Sber Einroanb bed 3i c 9*I» 
meifterd ift alfo nicht ftichholtig. Xgatfacge ift ed, bafi bem 
3iegeleiarbeiter in ben feltenften Folien ber oolle Sohn am Fällig* 
Feitdtage audgegahlt roirb, meiftend erhält er nur Slbfihlagdgahlungen, 
unb fo roächft bad ©nthaben bed Slrbeiterd an ben 3* c 9^weifter 
oon S3o<he gu SSoche. ift auch 9 ö r nicht anberd möglich. 









63 


Sa« ©ewerbegerießt. SKittßeilungen be« Berbanbe« beutfcßer ©ewerbegericßtc. 9fr. 7. 


64 


benn e§ geßt au« bcn BertragSbeftimmungen ßeroor, baß bic Ab- 
fdßlagSgaßlungen be« 3i c 0 c ^ c ^ c f'6 ei:S nid)* f° 9 ro 6 ftn&> *mß ^ cr 
3iegelmetfter feine Arbeiter oott auSlößiteit fönne. So erhält ber 
Sßflugmeifter in einer grelbbranbgtegelet, „bet ocrtragSmä&igem Öort* 
fdßreiten ber Arbeit, für jeben Arbeiter pro ©ocße eine AbfcßlagS* 
gaßlung oon 8 JL, oorauSgefeßt, baß für ben Betrag oertrag«* 
mäßig Steine geliefert ftnb". ©ie bie ßoßngaßlungen feiten« be« 
Befißer« einer Bittgofengiegelei erfolgen [offen, barübcr fagt ber 
Bertrag golgenbe«: „3 um 3medfe ber Anfcßaffung oon SRaßrungS- 
mittein unb ßeben«bebürfniffen erfolgen ABftßlagSgaßlungen feiten« 
be« Beftßer« gu |>änben be« Bf elfter«, für leßtercn unb feine Seute 
am 1. unb 15. jeben Bfonat« mit je 20 jft pro SJfann. Außer* 
bem erhält ber Bfeifier gu Sßftngfien unb am 30. Auguft einen 
Borfdßuß oon 15 jfC pro Bfann.* — @S ift ja richtig, baß ber 
3iegelmeifter unb feine Arbeiter ©oßnung begw. Scßlaffieffe auf 
ber 3icgelei ßaben, e« muß aueß berüdfficßtigt werben, baß, 
wenigften« auf grelbbranbgiegeleien, aueß jugenblicße Arbeiter be* 
fdßäftigt werben. Aber auch bann genügen biefe AbfcßlagSgaßlungen 
nießi, um ben oerbienten ßoßn ooH auSgugaßleu. 

©elcße Sidßerßeit bietet ber Bflug* ober 3 i c 9 e imeifier feinen 
Arbeitern für bie richtige AuSgaßlung be« fioßnrefte«? 3m All¬ 
gemeinen gar feine. Sie betreffenben 3 ro iWenunterneßmer finb 
nießt« Anbere« al« Arbeiter, bie gaßlen, wenn bie Campagne, ober 
beffer gefagt, ba« ©etter im £aufe be« Sommer« günftig war, 
bie aber gaßluugSunfäßtg finb, wenn fie am (Snbe ber ArbeitSgcit 
oon bem 3 i c 9 c Ieibefißer nießt« meßr gu forbern ßaben. 3« bem 
Icßteren Salle ßaben bann bie Arbeiter ben Sommer über woßl 
©oßnung unb ßebenSunterßalt geßabt, aber bie erhofften Spar¬ 
pfennige für bie arbeit«Iofe ©interSgeit bleiben au«, wenn mißt 
auf ©runb ber genannten Berträge unb ber Arbeit«orbnung be« 
3iegeleibefißer« biefer leßtere al« Arbeitgeber p betrachten ift. 
Unb abgefeßen oon (Srfenntniffen be« 9feicßS*Berfidßenmg«amteS 
fönnte woßl bie Arbeit«orbnung felbft ben 3^geleibefißer pm Arbeit¬ 
geber biefer 3i c 9Aeiarbeiter ftempeln .*) Siefe Arbeitsorbnungen, 
weltße jebetn Arbeiter bei Beginn be« ArbeitSoerßältniffe« au«* 
geßänbigt werben müffen, beleßren ben Arbeiter über Beginn unb 
Stauer ber Arbeitszeit, über Soßngaßlung, Beiträge pr Sfranfen* 
faffe 2C., über Strafen unb über bie Berwenbung biefer Straf¬ 
gelber u. f. w. 3n einer Beftimmung werben bann bie 3^9^* 
arbeiter beleßrt, baß ißnen ber Soßn oon ben Bflug* ober 3^9*1* 
meiftern auSgegaßlt wirb. Spießt beleßrt aber werben bie Arbeiter 
barüber, baß ttaeß ber Anfidßt be« 3ie9eleibefißer« ber $flug- ober 
3iegelmeifter ißr Arbeitgeber ift unb baß fie etwaige ßoßnanfprüdße 
nur gegen biefen unb nidßt gegen ben 3 * e 9 clcibefißer geltenb 
maeßen fottnen. 

3n ben Berträgen werben bie 3^9dmeifter oon beit Beftßern 
nun ferner barüber beleßrt, baß e§ notßmenbig fei, in einem auf 
jeber 3i e 9 c * e i aufliegenben Bucße ba« gange Arbeit«oerßäItniß jebe« 
einzelnen Arbeiters einptragen unb ftdß ben ©mpfang ber Ab* 
fcßlagSgaßlungen oon bem Arbeiter in biefent Bucße befeßeinigen p 
laffen. 3 U &ent gangen ArbeitSoerßältniffc geßört aber aueß bie 
#öße be« oereinbarten ßoßne«, unb biefe Angabe wirb erfaßrungS* 
mäßig ftet« unterlaffen. Bei ber großen 3oßt &er Streitigfeiten 
gwifeßett 3^9 eI meiftern unb beren Arbeitern fpielt gerabe biefe 
Unterlaffung eine Hauptrolle, weil bie Parteien über bie §öße be« 
öoßne« ftreiten. 

^)ie 3icgeleibertßer madßen bie 3 ^ 9 clmeifter bann aueß noeß auf 
bie Beftimmungen be« §. 115 ber OJemerbeorbnung aufmerffam, 
erflären e« aber al« erlaubt: „baß ber Bfeifter an feine Arbeiter 
außer ber Befähigung aueß fonftige fiebeit«* unb ©enußmittel**) 
pm Selbftfoftenpreife oerabfolgt. Sür Berluft bureß Einbuße 
oon Bfaaß unb öewidßt 2C. ift ein $rei«auffcßlag bi« gu 
10 B^ogent auf ben ©infaufSprei« geftattet". ©inen foldßeu 
Auffcßlag geftattet ber §. 115 ber ©eroerbeorbnuitg aber nidßt. 
Scßenfel fagt barüber (Bb. 2 S. 293), baß bie« unter feinen Um» 


*) Anm. b. 9t. Sn« SReidßSgericßt bat itt einem Urtßeil oont 
18. April 1896, abgebrueft in Bb. 37 @. 278 ber ©itlfcßeibutigen, ben 
^iegelmeifter al« SBerFfüßrer (Angeftefften) be« Siegeleibefi^er« erriärt. 

**) Änm ber SRcb.: Gienußmittel aufÄrcbit 31 t oerabjolgen, ift uadß 
^ 115 überhaupt oerboten. 


ftänben erlaubt fei, unb fommt gu-bent Scßluffe, baß ber Arbeitgeber 
babureß für mandße ©aaren ba« auSgelegte ©elb nießt gang gurüd* 
erßalten werbe. 3 u r ©efräftigung feiner Anficßt oerweift ©cßenfel 
auf bie 9teicß«tag«*Berßanblungen (1870, Stenograpßifcße Beritßie 
S. 1079—1081) unb ben 9teicß«tag«*5tommifüon«beridßt (1891 
S. 38). 

$>a bie 3i c 9 c Imeifter über bie Beftimmungen be« §. 115 noeß 
lange nießt genügenb unterrichtet finb, fo ift e« um fo meßr gu be-- 
bauern, baß bie Befißer ißren SReiftern aueß noeß falfcße Beßren 
geben, ©eil aber fo oiele 3uwibcrßanblungen gegen ben ange* 
gogenen B ara 9 ra Pß cn 9 crabe oon ben 3 * e 9 c ^meiftern begangen 
werben, füllten bie 3icgeleibefitjer fuß eine ftrenge Beaufficßtigung 
gur ^fließt madßen, e« würbe woßl bann aueß ber fürcßlerlidje 
ScßnapSfonfum auf ben 3i c 9 e ^ien aufßören. 3m 3oß*e 1896 
würben am öewerbegeridßt £öln brei Söffe oerßanbclt, in loelcßes 
e« gu 2^age fam, baß bie 3iegclmeiftcr ißreu Arbeitern in 98 Sagen 
98 Siter, begto. in 116 Sagen 120V*2 ßiter, begw. in 71 Sagen 
120 l /2 ßiter Scßnap« in Anrechnung auf ben fioßn oerabfolqt 
hatten*) 

@« ift alfo fein gar großer Unterfdßieb gwifeßen ben ßoßnoer» 
ßältniffen ber 3 i e 9 e ^mrbeiter unb benen ber Bauarbeiter, man 
fann woßl f^gen, baß bie erfteren noeß ungünftiger geftefft fmb. 
al« bie Ießteren, weil bie ißnen geleiftetcn AbfcßlagSgaßlungen Faum 
gwei drittel eine« mäßigen Sageloßne« bilben, unb ber richtige 
©ingang be« anberen Srittel« nießt gefiebert ift. Aueß ßier tßäte 
Abßiilfe brittgenb $otß. 

^öln. A. Secfcr. 


Eeitjlfprciljüng. 

Snßalt be« Seugniffe«. 3ft ber 3ufaß guläffig, baß ba« 
Seugniß nur in golge be« Urtßeil« be« @ewerbegeri(ßt« 
ertßeilt werbe unb baß gegen ba« Urtßeil Berufung ein= 
gelegt fei? (Urtßeil be« fianbgerießt« Berlin I, ©ioilfammer 8.1 

©ine <5IeFiri3ität«gefeIIf(ßaft war 00 m (Sewerbegericßt oerurtßeiU, 
bem Kläger ein S^ugniß barüöer au«gufteffen, baß er aueß au«ßulf«meife 
al« SRonteur befeßäftigt worben ift, eoentueü für jeben 2ag ber 3öge^ 
rung 00 m Sage ber Urtßcil«gufteIIung ab 4 9Rar! gu gaßlen. Sie @efell* 
feßaft fteffte barauf am 1. April 1896 bem Kläger folgenbe« Seugniß au«: 

Set (Sari 2tt. ift Oon un« am 27. £)!tobcr 1894 als ^auSbiener unb Atbeiter 
engagirt worben unb in biefer ©igenfdjaft bi« jum 22 . Februar 1896, bem Sage 
feiner fofortigen ©ntlaffunß befebaftißt flewefen. Sa bcrfelbe aueß ßin unb »ieber 
auSßülföweife bei SDiontagen gearbeitet I)at, fo finb mir üom (^eroerbegerießt §u 
Berlin oerurtßeilt worben, ein 3 e ugmß barüber auS 3 ufteHen, 

baß er aueß auSßüifSweiie als Biouteur befeßäftigt worben ift 

©egen biefcS Urtßeil foü Befeßwerbe unb Berufung eingelegt Werben . . . 
unb wirb auf bie fpätcre SßätigFeit be« 3R. bei ber ©lettrotetßnifcßen ^abri! «. 
Be^ug genommen Werben. 

Ser ffläger erßob uunmeßr auf ©runb be« erften Urtßeil« Älage 
auf ©rtßeilung ber BoHftrecfung«flaufel wegen ber bi« gum Sage be« 
weiteren Urtßeil« (14. 3uli 1896) auflaufcnben Beträge. Beflagter würbe 
oerurtßeilt. Sie eingelegte Berufung würbe jurüefgewiefen. 

Au« ben ©rünben. Sa« 3 c u9«i& 1. April 1896 entfprießt 

nidßt bem Urtßeil be« ©ewerbegerießt« uttb bem Sinne be« ©efeße«. <H 
entßält gwar aueß bie 00 m ©ewerbegerießt geforberten ©orte „baß er 
aueß au«ßülf«meife al« SRonteur befeßäftigt worben iß", aber mit 3u* 
faßen, bie bie Aicßligfeit biefer Befdßeinigung in Abrebe begießung«n>etje 
in grage fieffen. Bellagte bringt gum Au«brudf, fie füge fidß bureß Au«- 
fieffung be« 3 eu 9niff^ lebiglicß bem Urtßeile be« ©ewerbegerießt«. SRit 
ber weiteren Bemalung, fie werbe Befeßwerbe unb Berufung gegen ba« 
gewerbegevießtließe Urtßeil einlegcn, giebt fte gu erfennen, baß fie bie 
©ntfeßeibung für falfcß ßäit. Surcß ba« 3f«9»i6 1. April 1896 

ßat alfo Beflagte bie ißr bureß ba« Urtßeil 00 m 21. April 1896 aufer¬ 
legte Berpflicßtung nießt erfüllt. Ser Kläger ift baßer bereeßtigt, bie 
Boüftrccfungßflaufel au« biefent Urtßeil naeß §. 667 ©ioilprogeßorbnung 
gu forbern. 

Ser ©inwanb ber Befragten, baß ber Äfläger weber al« SRonteur 
bei ißr gearbeitet, noeß gu einer foleßen Sßätigfeit geeignet fei, ift für 
biefen Aecßtßftreit, wo nur gu prüfen ift, ob bie Beflagte ba« in bem 
Urtßeil 00 m 24. Btärg geforberie 3^«Q«U5 bem Äläger ertßeilt ßat, un* 
erßeblicß. Au« bemfelben ©runbe waren bie Anfüßrungcn ber Beflagten, 

# ) Anm. ber Aeb.: gn foldßem Uebermaß gewäßrt, ift Brannt¬ 
wein nießt meßr al« 2eben«mittel gu betrachten, feine Berabfolgung auf 
Ärebit in Anrechnung auf bett Soßn alfo unguläfjig unb ßrafbar; ogl. 
©ntfeßeibungen be« Äeicßßgericßt« 00 m 14. 9Rai 1889 unb 10. Januar 
1890, Aeger, ©rgängungßbanb I ©. 45 unb 242. 



65 


S)o6 üemerbegericht. SHttbeilungen beS SerbanbeS beutfdjer ©ewerbegerichte. Rr. 7. 


66 


bie ftch auf ben Staben beS Kläger« unb bie £>öfjc ber ihm guge* 
fprocheneu ©ntfdjjäbigung befielen titelt gu berüdfichtigen. 

Kann auch ber »crtragSbrüchigc Arbeiter ein 3 eu 8 n ift 
f orbern? (Urteil beS ©ewerbegerichtS Königsberg, ©orfifcenber Bürger« 
nteifier ©rinlmann.) 

2)er 2ifd)IergefeQe ©. bat »or ©eenbigung einer oon ibnt über« 
nommenen Allorbarbeit bie Arbeit beim ©ifchlermeifter ©dj. ohne redeten 
©hrunb niebergelegt. ©ei feinem Abgänge bat er roieberbolt bie ÄuS- 
fteUung eines geugniffeS über bie Art unb ©auer feiner ©efebäftigung 
beim ©etlagten non biefem »erlangt, ©elfagier bat bie Ausstellung 
biefeS geugniffeö »erweigert unb weigert ficb beffen auch nach unge¬ 
teilter Klage. 

©aS ©ewerbegeri(bt bat ben ©ellagten nach bem Klageanträge gur 
ttuSftellung beS erforberten 3fugniffeS oerurtbeilt. 

©rünbe: Rach bem SBortlaut beS §. 113 ReicbSgewerbeorbnung 
fönnen bie Arbeiter „beim Abgänge" baS geugnij} »erlangen. $ätte 
ber ©efcfcgeber biefe Berechtigung »on einem gu ©echt erfolgten Abgang 
beS Arbeiters abhängig machen wollen, fo batte er bieS gweifelloS 
ebenfo gum ÄuSbrud gebracht, wie im §. 107 bafelbft, nach welcher ©or» 
fchrift baS Arbeitsbuch eines minberjäbrigen Arbeiters bemfelben nur 
„bei rechtmäßiger Söfung beS ÄrbeitsoerbältniffcS" auSgebänbigt gu 
rcerben braucht. Aber auch fonft fpricht SRancbeS für bie bem Kläger 
künftige Auslegung beS §. 113. einmal fann ©effagter ©rfafc beS ihm 
nachweislich entftanbenen ©chabenS ober fogar aus §. 124b ohne 
jeben ©adjmeiS ©chabenScrfafj forbern. ©obann aber würbe man ftch, 
wenn man bem ©ellagten baS ©echt gur ©orentbaltung beS 3^ugniffeS 
eiuräumen wollte, hoch fragen müffen, wie lange benn eigentlich biefe 
©orentbaltung erlaubt fein foQ. ©ei Sobnarbeit lönnte man antworten: 
»iergebn Sage, bis bie KünbigungSfrift um ift. ©ei Allorbarbeit würbe 
man »ergebenS nach einem ©nbtermin für baS ©orentbaltungSredbt 
fuchen. Ober follte ber Arbeiter, ber ein 3 eu Ö»ü& über feine Ießte ©e= 
fcfcäftigung braucht, um neue Arbeit gu finben, fo lange an neuem 
(Srwerb »erbinbert fein, als er fich nicht bagu »erfteben wiQ, bie an« 
gefangene Atlorbarbeit gu beenbigen? ©aS läme auf eine unerlaubte 
©ötbigung hinaus. ©6 wirb beSbalb wohl mit ©echt angenommen 
werben bürfen, bah ber minberjäbrige Arbeiter, ber noch auf Arbeits« 
buch befchäftigt wirb, burch ftrengere ©orfchriften als ber erwachfene 
Arbeiter gum ©Inhalten feines ArbeitSocrtrageS bat genötigt werben 
foKen. 

3ufafc beS ©tnfenberS. Smmerbin läßt bie angeregte grage 
3weifel bei ihrer ©eantwortung übrig, um fo mehr, als Weber bie 
SRotioe noch bie ©erbanblungen beS ©eichstags über bie ©ooefle »on 
1891 barüber Äuffdjluh geben, in welchem Sinne bie gegenfäfeliche AuS« 
brudsweife in §. 107 unb §. 118 gebraucht ift, »gl. ©lätter für fogiale 
$ragi8 ©r. 44 oom l.©o»ember 1898 fowie ©r. 52 »om 27. ©egember 1893. 

SRufc ber Arbeitgeber bem Arbeiter Sohn für biejenige 
3cit gablen, wäbrenb welcher er wegen Arbeitsmangel 
bie Arbeit ruhen läßt, ohne ben Arbeiter gu entlaffen? 
(Urtbeil beS Königlichen ©eroerbegeridjtS ©refelb.) 

©er Kläger war bis gum 28. 9£ai 1896 in ber Färberei ber ©e» 
flagten als felbftftänbiger gärbergefeHe gegen einen SSodjettlobn »on 
20 M befchäftigt. ©ie ©ellagte bat in ber 3«üt »om 20. bis 26. SRai 
1896 einen ©heil ihrer Arbeiter, barunter ben Kläger, feiern laffen, weil 
nicht genügenb Arbeit »orbanben war. Kläger beanfpruchte Sohn für 
biefe geiertage, ©ie ©ellagte legte ein ©ücbelcben »or, auf beffen 
erftem ©latte golgenbeS oergeiebnet ftebt: 

,,©ie uachftebenb untergeichneten Arbeiter belunben hiermit, 
meine ArbeitSorbnung in ©mpfang genommen gu haben unb im 
galle fie gum geiern genötigt fein follten, hierfür leine ©er* 
gütung gu beattfprudjen. 

©refelb, ben 30. September 1894. 

(Unterfdjrift.)" 

Auf ben folgenben Blättern befinbet ftch eine Rcil)c oon RantenS» 
unterfthriften, barunter biejenige beS Klägers, Gs würbe jeboch nach» 
gewiefen, baß bem Kläger bas ©ücbelcben »ott bem gärbermeifter mit 
ben ©orten gur Unterfdjrift »orgelegt worben: „Sie müffen ftch ein¬ 
tägige Künbigung unterfdjreiben," unb bah oon bem ©ergibt auf Soljn- 
»ergütung nicht gefprochen fei. ©ach biefer AuSfage würbe bie ©ellagte 
jur 3ablung oerurtbeilt. 

©rünbe. ©S ift burcbauS wabrfcbeinlidj, bah ber Kläger burch 
bie ©orte beS gärbermeifterS in ben ©lauben oerfefct worben ift, er 
unterfebreibe nur bie eintägige Künbigung. SBenn auch nicht ange» 
nommen werben foQ, baß ber übrige gnbalt beS befagten ©ermerls 
abfidhtlich bem Kläger oerfchwiegen ober gar feiner Kenntnis ent« 
gogen worben ift, fo bat jeboch baS (Bericht in bem Umftanbe, bah bem 
Kläger ber ©ernterl überhaupt nidjt oorgelcfen worben ift, eine Rach» 
läffigteit erblidt, welche oott ber ©ellagten gu »ertreten ift. — ©ie ©e« 
flagte hält ftch felbft für »erpflichlet, bie geiertage gu begabien, io lange 


fie nicht eine fcbriftlicbe Bergidjjtleiftung herauf in $änben bat. Aber 
abgefeben auch bieroon erfcheint ber Anfpruch beS Klägers gerechtfertigt, 
©ie ©ellagte bat babureb, bafj Tie bem Kläger baS ArbeitSocrbältnifj 
nicht auflüubigte, ben Kläger oeranlaftt, ftch gu ihrer ©erfügung gu 
halten, ©ie ©ellagte ift beSbalb verpflichtet, bem Kläger für bie 3 e »t 
wäbrenb welcher er gefeiert bat, beseitigen Sohn gu gablen, welchen er 
oerbient hätte, wenn er bie Arbeit fortgefefct hätte. 

©leichb^it ber KünbigungSfrift. Siegt foIche »or, wenn 
fich ber Arbeitgeber auSbebungen bat, ben Arbeiter jeher» 
geit gu entlaffen, fobalb er mit ihm nicht gufrieben ift? 
(Urtbeil beS ©ewerbegerichtS ©otba, ©orfifcenber: Senator ©enrici.) 

©er hanbarbeiter %. war »om ©ellagten ohne Künbigung entlaffen 
worben, ©einer Klage auf ©ntfehäbigung feßte ©etlagtcr ben ©in» 
wanb entgegen, er fei gur ©ntlaffung beS Klägers berechtigt gewefen, 
ba er bei ber Annahme beffelben mit ihm auSbrüdlich oereinbart habe, 
ba& er ihn jebergeit ohne »orberige Künbigung entlaffen lönne, fobalb 
er mit ihm nicht gufrieben fei. ©ellagter würbe oerurtbeilt. 

©rünbe. ©ie Abrebe befagt nichts AnbereS, als bah ©ellagter 
ben Kläger eben jebergeit ohne befonberen ©runb entlaffen lönne. 
©enn bie »oüftänbig in bie SBifllür beS ©etlagten gefteUte ©ebingung 
„fobalb er mit ihm nicht gufrieben fei" bat leine rechtliche ©ebcutung. 
©arnach wäre alfo nach ber Behauptung beS ©ellagten eine Künbi¬ 
gungSfrift nur für ihn gegenüber bem Kläger, nicht aber umgetebrt, 
auSgefcbloffen. ©ine folche ©ereinbarung wäre aber, als bem §. 122 
ber ©ewerbeorbnung guwiberlaufenb, nichtig, ©ie Behauptung beS Be¬ 
nagten ift mithin unbeachtlich, ©ach bem ©efefce burfte er baS Arbeits« 
»erbältniß nur nach »orangegangener oiergebntägiger Künbigung Iöfen. 

3n gewerbegerichtlichen ©treüfachen finb auch bieSchreib- 
gebübren, welche im RechtSbülfe-Berlebr bei ben orbentlichen 
©eridjten erwachfen, nicht gu erfefcen. (©efc^luß beS OberlanbeS- 
gerießts granlfurt a./SJ?., ergangen auf ©efchwerbe beS ©emerbegeriebts 
9Raing.*) 

©aS Königliche Amtsgericht Homburg o. b. welches oom Amts¬ 
gericht SRaing um ©ernebmung »on 3e»ö*n erfucht worben war, batte 
Grfafc ber erwadjfenen ©dfjreibgebübren »erlangt. Auf bie hingegen 
unter §inweiS auf §. 57 Äbf. 6 beS ©ewerbegeridfjtS-QefefeeS erhobene 
©eanftanbung feßte baS genannte Amtsgericht bie Schreibgebübren 
wieber ab. ©egen biefen ©efcblujj oerfolgte bie StaatSanwaltfdjaft baS 
Rechtsmittel ber ©efchwerbe, unb baS Sanbgcridjt hob ben amtSgericht« 
liehen ©efeblufj wieber auf. ©aS ©ewerbegeridjt 2Kaing legte gegen 
bie ©ntfdjeibung beS fianbgerichtS ©efchwerbe au baS Oberlanbesgericht 
granlfurt a./Ti. ein. SefctereS hob ben ©efchluh beS fianbgeridjts mit 
ber ©egrünbung auf, bah nach §. 60 beS ©emerbegericbts»©efefeeö unb 
nach § 165 beS ©erichtSoerfaffungS - ©efe^eS in »orliegenbem galle 
Koften ber RechtSbülfe »on ber erfudjenben ©ebörbe nur bei Bor* 
banbenfein einer gablungspflichtigen Partei gu erftatten wären, baf* 
aber nach §• 57 Äbf. 6 beS ©emcrbegeridjts * ©efebeS in ©egug auf 
©chreibgebübren eine gablungSpflidjtigc ©artei nicht oorbanben fei. 

Ablehnung oon 33eifißerit beS ©ewerbegerichtS, weil fie 
ein pcrfönlidjes gntereffe am Ausgang beS Streites haben? 
(©ntfeheib beS ©ewerbegerichtS Bern oom 4. 2Rärg 1897) 

3n golge beS in Rr. 6 gemelbcten UrtbeileS flagte ein gweiter ©djrift- 
iefcer auf AuSbegablung feines SobneS für bie 3eit feiner Äbwefenbcit im 
HRilitärbienft (gemäß § 341 beS fd&meigerifcben DbligationenrechtS). ©er 
bellagte ©ritigipal erhob ©ittmenbung gegen bie ©ejebung beS (Berichts, 
©r machte geltenb, bah bie beiben Arbciterbcifiber fowobl wie ber Kläger 
ber ©ewerlfchaft ber ©uchbrudergebilfen angebörten. ©er Kläger fei 
nun gur Stellung feines KlagebcgebrenS burch bie ©ewerlfchaft »er» 
anlafct worben, bie ein $>«tcreffc an bem öntfdjcibc beS ©erichtS nach 
feiner pringipieQen Seite bin habe. SRitbin fei es nad) Artilel 30 beS 
©elreteS über bie ©ewerbegerichte unguläffig, bah SRitglieber ber ©e« 
werlfdjaft als Richter in biefem galle üben, ©er angegogene Artilel 30 
lautet: „©in SRitgltcb beS ©ewerbegerichtS foH an ber ©erbanblung 
unb ©eurtbeilung einer Rechtsfache nicht ibeilnebmen, wenn es ftch in 
einem ber in §. 8 beS ©efcbbucheS über baS ©erfahren in ©ioilrechtS- 
ftreitigleiten aufgegäblten gäDe befinbet." .... §. 8 ber ©toilprogeh- 
orbnung gäblt unter ben gäüen beS ÄuSfchluffeS einer ©erichtSperfon 
auf: .... „2. wenn fte an bem AuSgang beS Streites ein unmittel¬ 
bares ober mittelbares gtttereffe bat; .... 4. wenn fte .... in ber 
©treitfache Rath ertbeilt bat." ©eltenb gemacht würbe oom ©in- 
fprechenben bas unmittelbare unb mittelbare gntereffe ber Arbeitnehmer* 
beiftßcr am Ausgang beS ©treiteS refp. an ber Auslegung unb An* 
toenbuttg beS ArtilelS 341 beS Obligationenrechts. 

©aS ©cwerbcgericht erlannte aber, bah bie beiben Arbeitgeber* 
bei fi her in bem ©treite ebenfalls ein unmittelbares, minbeftenS eitt 

*) ©gl. ©ntfeheibung beS fianbgerichts ©uisburg: „Blätter für 
fogiale ißrajiS" Rr. 79 oom 5. guli 1894. 




67 


©a« ©eroerBegeridjt. SJhtthfüungen be« ©erBanbe* beutfcher ©eroerbegeridhte. Wr. 7. 


68 


mittelbare« Sntereffe h a & f N/ Ba fie bei Anmenbung unb Auslegung oon 
Artifet84L be« 05ligationenrcd)IS in gleicher SBeife intereffirt feien wie 
bie ArBeitnehnier&eifißev. And) fie fifcen in bem ©emerbegeridjt h eu t e 
al« ©eifißer, morgen al« ©eflagte. 3« ben meiften fallen, mo c$ fid) 
um prinzipielle fragen fjanbelt, werben in frolge ber Drganifation ber 
©eroerbegeridfre fomofjl bie Arbeitgeber», al« bie Ar6ettnehnier*©etft&er 
i^ren parteiftanbpunft oertreten unb ber Obmann wirb bie ©crant- 
ioortlicf)feit be« ©ntfdjeibc« auf ftdj nehmen muffen. Sa« Bericht Be* 
fthloß fobann mit 3 Stimmen (ArBettnehtnerBeijifcer unb Obmann) gegen 
2 Stimmen (Arbeitgeberbeiftfcer), bie Einfpradje be« ©eflagtcn gegen 
bie ©efefcung be« ©crid)te« fei abjuroeifen. 

©egen biefen ©ntftheib hot Bie beflagte Partei ben gegebenen Acfur« 
an ba« Dbcrgeritht ergriffen. 3Bürbe ber Aefur« begrünbet erflärt, fo 
mürben alle prinzipiellen Streitfragen ber Auslegung unb Anmenbung 
ber ©eftimmungen be« Dbligationcnretht« über ben ©icitftoertrag, bei 
benen bie Sntercffcn ber Arbeitgeber unb ber Arbeitnehmer einanber 
gegeiuiberftünben, ber Cognition ber ©eroer6egertd)tc entzogen. ©a« 
aber mürbe einfach eine Sahmlegung biefer ©eritfite bebeuten. 

An nt. b. 9t eb. Aach ©eutfehem Stecht mürbe eine Ablehnung nur 
au« bem ©eftd)t$punfte ber „©cforgniß ber ©efangenheit* in frrage 
fommen fönnen (§. 42 ber ©ioilprozeborbnung). Solche ift aber 
zweifellos barauS nicht hcrzuleitcn, baft ber ^öciTt^cr felbft einmal in 
bie Sage fommen fönnte, ben gleichen Aitfpruch geltenb ju machen, ©ie 
AuSfchliefjungSgrünbc finb j n §. 41 bafelbft genauer beftimmt. Sticht 
jebe« mittelbare Sntereffe genügt, fonbern nur ba« ©erhältniß eine« 
©fitberechtigten, HRitoerpflichteten, Äegrcfepflidjtigen; auch nid)t jebe Aatf)* 
crtheüung, fonbern nur baS ©erl)ältni[j be« proze&beDoflmäcbtigten ober 
©eiftaube«. 

©Htadjten unb Anträge. 

3uläfftgcr ^nlialt ber ArbeitSorbmtng. ©utadjteu bc$ ’ife* 
wcrBcgcridjt« Toritnmtb. 3n faft fämtlidjcn in Tortmunö erlaffeitett 
Arbeit«orbnungeu ift eine ©eftimmung enthalten, wonach Arbeiter, 
melcfje fid) 311 ber Arbeit, für bie fie angenommen fittb, unfähig 
Zeigen, in ben erften 14 Tagen nach ihrer Annahme ohne tmr* 
herige künbiguttg entlaffen werben fönnen. 

Auf ©eraidaffung ber königlichen ©emerbeinfpeftion h<*i Bie 
^olizei*5BermaItnng ben betreffenden Arbeitgebern aufgegeben, biefe 
©eftimmuitg abzuänbern, ba fie einen ©erftofj gegen § 122 ber 
©eroerbcorbntutg (Verbot ungleicher Miinbigungefriften) enthalte. 
®ic Arbeitgeber haben fid) hiergegen bei' bei: königlichen 9te» 
gicrung in Arnsberg befdjmcrt; 6 ic|e bat ba^ Wemcrbegericht be- 
auftragt, fich über bie ©cfdhmcrbepunfte gutachtlid) zu äußern unb 
ba« (Gutachten baranf au«zubebnen, welche Acnberungcu ber in 
Torhnunb crlaffenen ArbeitSorbnungen nad) Anfidjt be« (bewerbe- 
geriet« gefefclid) ttoth wett big, unb welche au« (Mittben ber 
©illigfeit unb 3 ro cc frnäftigfeit wiinfchen«werth finb. — 

- Ta« ©erocrbcgericfyt hielt bie ©efehwerben für begriinbet au« 
folgenben (Erwägungen: 

©ie angctod)tcne ©eftimmung famt beSljalb nicht ohne ©eitere« unb aßge» 
mein nl« eine Abmachung über bie freftfeßung einer ÄünbigungSfrtft angefehen 
werben, weil auöbrürflid) barin gefagt wirb, baß ber Arbeiter innerhalb ber erften 
14 Sage nur in bem fräße entlaffen werben fann, „wenn er fich zu ber Arbeit, für 
bie er angenommen ift, unfähig zeigt", SBcnn min ein Arbeiter innerhalb ber 
erften 14 Sage entlaffen wirb, ber fähig ift, bie Arbeit auSjuführen, au ber er 
angenommen — ein Umftanb, ber thatfädblich feftgcftcHt werben fann —, fo wirb 
er ohne frrage ben wegen biefer ©iitiaffung angeftrengten Prozeß auf ©Hebet* 
einfteßung bezw. Sdjabenerfaß gewinnen, ©iefe ©eftimmung enthält baher 
feineöweg« eine freftfeßung ber AünbigungSfrift; fie bebeutet Dielmehr, namentlich 
mit Aürffidjt auf ihre für bie erften 14 Stage befchränftc Anmenbung, bie freft* 
Iegung einer Probezeit; fie enthält einen in feiner Anmenbung auf bie erften 
14 Sage befchränften AufhcbungSgrunb be« abgefchloffenen ©ertrage«. (£« ift 
aber nicht Derboten berartige Probezeiten unb AufhebungSgrünbe in ben Arbeit«* 
Dertrag aufzunchmen. ©enn ieboch bUTch eine berartige ©eftimmung, inöbejonbere 


faß« biefe fo aßgcmcin gehalten ift, baß fie nicht auf beftimmte ihatföchlidje ©er» 
hältniffe zurüdgeführt werben fann, ba« ©efetj umgangen werben foß, fo ift bies 
infoweit unzuläifig. hierbei giebt bie Sänge ber Probezeit unb bie Art ber bem 
Arbeiter übertragenen Arbeit bem dichter im einzelnen fräße einen Anhalt *üt 
bie ©eurtbeilung ber frrage, ob eine Öefeijiimgeliung bcabjicbtigt ift. 

Aebnlid) liegt ber fraß, wenn ba« ATbcitÖocrbältniß auf ®runb ber Arbeit---» 
orbnung bei „llngefchicflichfeit", bei „nicht befriebigenben Seiftungen" bc« Arbeiter« 
Don Seiten be« Arbeitgeber« aufgelegt werben fann. ©8 ift flar, bah berartige 
©eftimmungen zur Umgehung bc« ©efeije« führen, baß fie einen Söiberfprucfc 
mit § 1-2 ber ©emetbcorbnung enthalten, benn c« ift nicht möglich bie thatfäd}* 
liehen ©orauöfeßungen, auf beiten bie Anwenbbarrcit biefer Abmachungen beruht, 
im einzelnen fräße feftzufteßen. Auf biefe ©eife würbe ber ungefefclidje 3 u ftanb 
herbeigeführt werben, baß in ber Shat ber Arbeitgeber bei« 8 ted)t hat, bie Arbeiter 
au« biefen Scheingrünben jeberzeit zu entlaffen, währenb bie Arbeiter fid» an bie 
Dertragliche ^ünbigung halten müßten. 

2 Bcitcrl)iu liat bao ©JcwerbecpTiiljt eine czanzc fHeiüe uott ©c* 
ftimmungen ber Arbcit«orbitungcit al« ben^efepcnzuwibcrlaufcnD be* 
Zeichnet in«befonberc foweit umjefcölitfie Strafen rorgefd)riebm unb 
Aadiläfficzfeit, llncjefdii cf lief)feit. Streit) udjt, llnred)tlid)feit, ^runt* 
fuc^t, nid)t befriebicp’ube Seiftung u. f. w. al« ©ntlaffuitg«grunb auf= 
acfiibrt waren. Ta« ©)ewcrbencrid)t bat fid) Iiicrbei auf biejenigen 
Jcftfetuinncn befd)rärtft, weld)c e« mit ben beftebenben ^cfet.zen in 
offenfid)tlid)en ©.'iberfprud) fattb, iitbcm e« au«fiil)rtc: „’töcim ©or- 
banbenfeitt 0011 Zweifeln über bie fetz lieb feit einzelner Scft immuneren 
in bett Arbciteorbmiucjcit muß c« ber 9 ?ed)t|*pred)ung überlaffen 
bleiben, biefe 'ivracjc 001t Tvall zu 3 *a^ W entfri)ciben. 23 cuit mm 
ba« Wcmerbegcridjt burcf) (Erftathing eine« in biefer ©eziebnnu z« 
weit gebeubett ©hitarfiten« and) nur ben Sdjcin erwerft, al« ob e« 
ficb infolgebeffeit iit ©ezuej auf feine Sfecbtfprecbung irgenbwie be* 
einfluffen laffcu fönnte, |o würbe bie« fein Anfeben al« reebi- 
fpredjenbe ©d)örbe beeinträchtigen." 

Ta« weiter erforbertc b)ntad)tcn über bie au« ©riinben ber 
©illigfeit mtb 3^ecfmä|unfeit wünfcbcn«wcrtben Aenbentngen ab* 
Zugeben F)ßt ba« OJewerbegericbt abgclcbnt: 

®cn Arbeitgebern ift e« frcigcftellt, bürch bie Arbeit«orbnung ben Arbeit«» 
Dertrag fo zu gehalten, wie e« ihnen paßt; nur muffen fie bei ©rlaß beffelben 
ben beftehenben ©efeßen entfprechenb foldje ©eftimmungen au« ben Arbeit«* 
orbnungeu weglaffcn, bereu Aufnahme Derboten ift, fowic biejenigen ©eftimmungen 
aufnehmen, welche verlangt werben. Abgefehen hieroon fönnen fie in ber Arbeit«» 
orbnung ben ©ertrag nad) ihrem ©elieben begrenzen, namentlich ift ihnen bie 
©ntfeheibung oorbehatten, foldie ©eftimmungen aufzunehnten, welche fie für zweef* 
mäßig holten, unb bie zur Aufredjterhaltung ber technifchen unb wirtbfdiaftlichen 
•Crbnung in ben einzelnen ©etricben nach ihrer Anficht nothwenbig finb. fru 
zweiter Sinie ift e« bann b* n Arbeitern burd) § 134d unb 0 ber ©ewerbcotbnung 
freigeftellt, über bie ßwedmäfiigfeit einzelner ©eftimmungen ihre ©ebenTen ju 
äußern. ®nblidi ift bie föniglidie ©ewerbeinfpeftion bezw. bie ©olizeiDerwaltung 
berufen, ihrerfeit« bei Prüfung ber einzelnen Arbcitöorbnungen bie Aufnahme 
ZWecfmäßigcr unb bie ©efeitigung uiizwecfmäßiger ©eftimmungen hei beizuführen, 
©ezüglid) ber bereits crlaffenen über 100 ArbeitSorbnungen fann ba« ©ewerbe« 
gericht unmöglich fcftftellcn, welche einzelnen ©eftimmungen unzweefmäßig finb, 
unb welche fid) zur Aufnahme empfehlen, bazu müßten bie einzelnen ©etriebr, 
inSbefonbere aud) in ©ezug auf ihre mirthfd)aftli<heu unb technifchen ©erhältniffe 
einer eingehenben Prüfung unterzogen werben, eine Arbeit, bie nicht burchfuhTbar 
ift. 9?ocb Diel weniger fann man in biefer ^Richtung für bie Qutunft irgenb 
welche ©orichläge machen; man muß e« eben ben ©ctheiligten überlaffen, bic 
Aufnahme z»edmäßigcr ©eftimmungen in bie ArbeitSorbnungen nach ©oridirift 
ber beftehenben ©efeße hetbeizuführen. 

ÄUgcuieinc? Aber <bemcrbcgerid)te unb 
^rbeitenertrag. 

^Tiöifcfllriing Ber 2o^itforBcruugcn itn ntglifcftcn Äonfsrirc^i 

S)a« engltfd)e Unterbau« Bot in zweiter fiefung einen ©efepentrourf 
angenommen, burd) welken bie gorberungen oon iöcamten unb 
Arbeitern wegen rürfftänbiger ©e^alte uub £öf)ne bei bem konfurfe 
einer Aftiengefeflfdjaft aui gegenüber ben ^eübern ber 8 d)ulb* 
oerfc^rcibun ,en ber ©efellfdjaft (debenture holders) prioilegirt 
werben. Ta« allgemeine ©efeb oon 1888 befaß nad) richterlicher 
@ntfd)eibung feine SSirffatnfeit in bem angeführten 3aHe._ 


Tie gleichzeitig hiermit au«gcgebenc $r. 27 ber ©ochenfchrift 
„Soziale $ra$i£, (iientralBlatt für Soztalpoliüf^ enthält u. A.: 

Sanbwtrthfd)aftlid)e Ausfuhrprämien. Son §eittr. Abler* 
5Sien. — Tie gefunbheitlidje 3ürforge itt bem 9feich«gefeb*@ntwurf 
über ba« Au«wanberung«mefen. 5Öon $afcnarzl Dr. $. 9iocht* 
$atnburg. — Ter ®efd)äft«bericht be« 9feid)«*2Serficherung«amt« 
für 1896. S3on Stabtratl) £>. 0 . 3ranfenberg*33raunfd)wcig. 
— ^öauarbeiterfthub für Sranffurt a. 9Ä.; Stäbtifcher 9fegic» 
betrieb in ©omo (3talien); Stäbttfche 3SoIf«parf« itt Teutfchlanb; 
23äcferfchub im beutfehen 9?eich«tage; 3 ntcrnationale Arbeiter* 
fd)ufc*koitfercnzen; Ablehnung be« norwegifd)en Strafgefeße« 
gegen polittfd)e Seeinfluifungen burth Arbeitgeber. 

Stänbige Slubrifen ber ^Sozialen $rayi«": All¬ 


gemeine Sozial- uttb Sirthfchoftepolitif; kommunale Sozialpolitik 
Soziale 3uftänbe; Srauenfrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer- 
oerbänbe; ©ewerbegerichte, @inigung«ämter, Arbeiterauöfchüffe; 
Arbeiterfchub unb ©ewerbeinfpeftion; 93erftcherung, Sparfaffen; 
Armenpflege; 5Bohnung«wefen; ©efunbheitspflege, Ernährung; Er¬ 
ziehung, Schule, Solf«bilbung; Quftis; ginanzen; ßanbmirthfchöfh 
Jianbroerf unb ©ro&inbuftrie; ^aitbel, krebit; SSerfehr; ßitterarifthe 
Seu - Erfdjeinungen. — „Ter 2 lrbeitsmarft #/ 2Uitth«lungen ber 
üterarifchen <£entraljlelle für ^Irbeitsnachmeife. 

S)ie „«Sojiat« ?rotis, fit c $ 0 jia(poritift“ eTfdßeint leben Doimerfta^ 

unb Toftet oterteljährlich 2 M 50 £ ein f i lieh lieh Ber SWonatSbetlage ,©a« 
©ewexbegericht". 3 U beziehen buidj fftmmtUchc Poftanftalten unb öuchhanbliingeB 
fowte bireft burch bte ©erlagäbuchhanblung ((Sari ^epmann« ©erlag, ©erliu w., 
ÜKauerftr. 44). 


Setoerbegertcht" erfcheint am erften ©onnerftag feben SJtonat« im ©tinbeftumfang Don Va ©ogen unb ift burd) aße ©uchhonblungen, Spebtteure 
unb ©ofiömter (PoftzeitungSnummer 2811«) zu beziehen, ©er ©reis beträgt für ba« 3»aßr 3W. 1 , bei birefter poftfreier ßnfenbung burch Bie ©erlagShanblung 3W. 1,40. 

Carl ^epsatinf Qerlag tn Berlin W. Kauerfttaße 44. — Clebrucft bei 3uttuf Bittenfetb in Berlin W. — Berantnortlich für bie Rebafttim: Dt. 3 . 3aftro* itt CharlottenburB*BerUn. 








II. 


Berlin unb Jranffutl a. 2R., ben 6 . TOai 1897. 


Stemmer 8. 


(ffinorrbrgmtlit. 

ZTltttheilungen bes Derbanbes beutfcfyer <5eu>erbegertcbte. 

Stebattiim&auftföuf}: ©tabtrat^ Dr. jUfö in granffurt a. 3R. unb 3Wa0iftrat8»«ffeffor ®niw in Berlin. 

•44«m m «*« f*« w***- Herausgeber: * wl * w***4 * »«*• 

Carl getynaimi Sexlag, Strttn W., SRanetftt. 44 Dr* ^ J! ft Jl V 0 %&+ ftof t en f rcte Setlage juk „Goaialen ffragts*. 

tote für bie ffiebaftton beß „©eroerbegerlchtß" befttmmten ©enbungen bittet man au obrefftren: 8In £errn SRagtftratS-Äffeffox ©uno, ©erlin NW., ©hurmftr. 30a. 


©tflürung jur SfnnungSbotlage. 
93ont ?lußfd>ufj beß SerbanbeS 
beutfdjer ©eroerbegerichte.. 69 

jU4flfpr*4nng.71 

©ntfchöbigungßanfpnuh eines ent« 

Iaffenen ÖtbeiterS. SBirb berfelbe ba« 
burdj hinfällig, bafe ber Arbeiter fidj 
metgert, bie Arbeit roieber aufju« 
nehmen ? (©eroerbegertcbtßöntgSbeTg.) I 
Üteht bem erfranften Sirbetter ein I 
9btfpru$ auf Sopnaahlung m&btenb 
ber ßeit ber ©Tfranfung au? (Sanb» , 
geriet Serlin I.) 

Haftung britter fßerfoneu für ben 
Arbeitslohn ber Sauarbeiter. (©e* 
roerbegericht u. fianbgcridjt attündjen.) 
Sft ba« ©eroerbegericht juftänblg für 
bie Älagen ber im Schiebe bet 
©ferbe« ©ifenbahnen bcfdjäftigten 
Sßetfonen? (©eroerbegericht Äöln.) 
©e^ört einßuf^neiber 3 U ben im §. 133 a 
ber ©etoerbeorbnung bejeidjneten An» 
geftelltenhöherer9lrt? 3ft berfßnifung 
ber 3 «ftünbigfeit bie ©achbarftettung 
ber Älage gn ©runbe 3 U legen ? (Amtß* j 
geriet unb £anbgericht Serlin I.) 


<5fittgung*ämter. 74 

©inigungßämter am ©etoetbe* 
geriet Sternen. Son Dr. 81. 
Sienbermann, Sotfifeenber beS 
©etoerbegerichtß Sternen. 

©aß ©eroerbegericht (Stuttgart 
als ©inigungßamt. Son Dr. ©. 
garten ft ein, Sorftfcenber beS ©e* 
werbegertdjtß Stuttgart. 

©aß ©inigungßamt im SetlinetSthub- 
macherftreif. 

Unjuftänbigfeit ber elfafrlotbringifdjen 
©eroerbegerichte für einigungSamt« 
liebe ©bätigfett 

©treif«Serbfitung unb ©inigungßämter 
in 9 f 2eu«<SeeIanb. 

JWgentein« über ©nMrtregertdjte 
unb llrbrttsnrrtrag.79 

Stänbige Sorfthenbe beim ©eroerbe« 
geriet Serlin. 

tfaufmännifdjc ScbiebSgericbte. 9tc* 
fotution beS 8 fteid)ßtageß. 
©emerbegeriebte in Defterreicb. 
©emerbegeriebt für 9ftom. 

SnbaltSangaben ber „Sojialen ©rajifi". 


hieran eine aufterorbratltibe Setlage, entbaltenb bie ©tattftif ber 
8 fted)tfprechung beutfeher ©emerbegeriebte rc. 

Abbxuc! fümmtli^er Artifel ift Seitungen unb 3 e ibft^riften geftattet, jeboeb nur 
mit netter Quellenangabe. 


Inhalt 


$er ©ntrourf eines ©efe^es, betreffenb bie Abänberung ber 
©eroerbeorbnung, ber bem Reichstag am 15. 3Jtär3 oorgelegt mürbe, 
enthalt, foroeit bie ©eroerbegerichte in S3etrac§t fommen, alle bie 
Seftimmungen mieber, roeldje ber in3roifdfjen fallen gelaffene ©ntrourf 
gebraut tjatte (oergl. bie ©oitber-Rumuter beS ,,©eroerbegerid)ts" 
oom 27. Augufi 1896), gegen ben fid) bie Refolution ber ©tra&- 
Bürger ©onferen3 ber ^orfibenben beutfe^er ©eroerbegcridjte gemattbt 
Satte. 3 )ie hart am 23. September 1896 auf Referat ber ©eroerbe* 
gericSiSsSSorfibenben ber Stabträtbje Söiittnersfieipjig unb Sörfl)* 
ÄarlSruSe, non ben SBorfifcenben üon 60 ©emerbegeritbten erlaffenc 
9 iefoIution lautet: 

1. ^)er ©ittmurf, betreffenb bie SIbänberung ber ©emerbe* 
orbnung, enthält in feinen SSorfdjriften über bie ©rrichtung 
non 3nttung3*©djieb£gerid)ten Seftimmungen, meldje bie 
^ethtfpre^ung in ben aus bem geroerblichen SlrbeitSoertrag 
entfpringenben ©treitigfeiten unb hierinSbilbung beS ^IrbeitS* 
nertragSs^echteS, fomie bie ©ntroicfelung ber ©inigungS- 
ämter in erheblicher Söcife gefährben. ®iefe Scftimmungcn 
fmb baher 311 ftreichen. 

2)ie enbgültige ©utfeheibung in fiehtlingSftreitigfeiten im 
Qfatt ber ^lage gegen ben Sorentfcheib ber SnnungSbehörbe 
füllte nicht burd) bie 2lmtSgerid)te beaiehungSmeife fianbgerichte, 
jonbem burch bic ©erocrbcgerid)te gefällt roerben. 

2. ®er 3IuSfchu(5 ber SßerbanbeS mirb erfüll, biefe 33 e* 
fchlnffe in geeigneter ©eife 3iir ^enntnih ber guftänbigen 
©teilen 31t bringen. 


l S)er 3lusfchu§ h^* ®on biefer !Refolution 'forcohl bem Reichs¬ 
tage, als bem ReidjSjuftisamte ^enntnife gegeben, freilich, mie es 
fdjeint, ohne jeben ©rfolg, benn ber ©ntrourf enthält bie in ber 
Refolution angebeuteten SRängel aufs Reue, unb in ben Reichstags* 
SSerhanblungen ift ber heraus für bie ©croerbegeridjte entfpringen¬ 
ben ©efaljr bisher feine ©rroähnung gefdjehen. 

Snbem mir baher auf bie ausführlich 6 SSiebergabe ber Referate 
in Rr. 1 beS SahrgangS 2 biefer Slatter, ferner auf bie ©onber- 
Rummer 00 m 27. Sluguft 1896 unb auf bie Darlegungen über bie 
3nnungS*©chiebSgeridjte in Rr. 2 biefeS S^hrgangS oermeifen, 
fügen mir in ber gegenmärtigen ©adjlage nur fur 3 baS golgenbe 
hinju: 

; Söie ber frühere ©ntmurf, meift aud^ bte je^ige Sorlaae ben Sunungen bie 
, Aufgabe bet ©ntfcbctbuug gemerblicbet ©heitigfeiten amffdjen beu 3nnungS« 
SWitglieberu unb iljrcit Sel)rlingen ju (§. 81a 9h. 4) unb giebt ihnen bie Sefugnife 
j im ©rrid)tung bon ©djicbögericbteii für geroerbliche ©treitigfeiten mit ihren 
©efetten (©ehülfen) unb Arbeitern (§. 81b 9?r. 4). 8 IttcrbingS bebarf ber Iehtere 
I Sejcblufe ber ©enehmtgung bet höh^«« SerroaltungSbchörbe, roeldje borhet bie 
1 ©emeinbebehörbe beS Qr tS, an bem bte Innung nj ten jjat, foroie bie ®uf« 

1 fichtSbehörbe ju hören hat unb bie ©enehntigung nach ©rmeffen betfagen fann 
I (§. 85 tttbf. 1). 

j ©ic Seifiger ber gnnungS«©chieb 8 gerichtc — bie mit minbeftenS einem 
1 Sorfifcenbett unb jroei Seiftfcern befc^t finb — »erben aur ^»alfte bon ber 3nnung§« 

! Serfamntlung au« ben 3nnungS*uttitgliebern, jur Jpalfte bon ben bei biefen oe* 
| fehöftigten ©efellett unb ülrbeitern geroählt. ©er Sorfihenbe »irb bon bet äuf« 

I fidptöbebörbe beftimmt utib braucht nicht 3nnungS*9Jlitglieb $u {ein (§. 91, 1 u. 2). 
®ie Seifiger erhalten ©ntfeheibigung für eine 3 dh>erfftumnif 3 , bte aber im ©egen« 
Job flu §• 18 beS ©eroerbegeTiit 8 *©cfcheS auch abgelehitt »erben fann (§. 91 
&bf. 4). ©aö Ütecht jur ßabung bon 3 eu 0 cn unö ©athberftänbigen, foroie jur 
Slbttahme bon ©iben haben bte Innungen unb 3 nnungö* 0 chiebSgcrichte nicht, 
©ie auf Wrunb formlofen SerfahrenS ergehettben ©ntfeheibungen finb binnen 
10®agcn burd) Klagen bei ben orbentlidhen ©eridjten attjufcchten (§. 91b 9lbf. 4); 
gegen baS alöbattn ergehenbe atntßgerichtliche Urtheil ift Serufung aulöffig. ©ie 
Innungen haben baß Sfiecht, Verbergen unb 8 irbeitßnachroeife 3 U errichten unb 
für beren Senkung ©ebiihren ju erheben (§§. 81, 88 8 lbf. 3). Snßbcfonbere 
haben bie 3 mtungß*Serbünbe baß Stecht ber Regelung beß Ülrbeitßnadjroetfeß 
(§. 104). ©ie 3nn un 0 c n unterliegen ber 91 ufficht ber unteren Scrroaltungß« 
Sehörben, nidht mehr roie im §. 104 ber ©etoerbeotbnung ber ©etneinbebehörben 
(§. 96). ©ie ©rridjtung bon 3 lD artgß* 3 anwn 0 c u auf ©runb einer 2JteI)rheitß« 
81bftimmung, b. h- ber ÜJtehrheit berfenigen, bie fich an ber 3lbftimmung betbeiligen, 
nicht ber SDtehrheit ber Jpanbroerfer überhaupt, ift juläffig (§§. 100 , 100 a ff.), ©ic 
^>anbroetfer* 3 unungcn eineß fflejirfeß, foroie bie fonftigen jur ^orberurtg ber ge« 
»erblichen ;sntereffen beß ^anbroetfß beftehenben Sereinigungen roählen bic 
i .hanbroerfer'-ilaintnem, benen inßbcfonbcre bie Serathung bon SBüitfchen unb 
i 91 ntrügen, roeldje bie Serhültniffe beß .ftanbroerfß berühren, obliegt nnb bie in 
! allen roidjtigen, bie ©efammt«3ntereffen beß 4?anbroerfö berührettben 9lngelegen* 
beiten gehört roerben fotten (§. 103 ff., inßbefonbere §. 103 c u. g), allerbingß aber 
nicht nur unter ber ftattbigen 91uffi(ht ber höheren SerroaItungß«Sel)örben Üehen, 
fonbern auch nur unter ©heilttahme eitteß bon ber 9Iiiffichtßbehörbe beftettten 
jtommiffarS berathen föntten (§. 1031 u. m). 

lleberbliift man biefe Seftimmuugen, fo 3 eigt ftc^, bafe alle bie 
^Bebeufen, bie in unferen früheren SluSfü^rungen unb Referaten 
geltenb gemalt; roaren, in oolleu Straft fortbefte^en. ©S bdngt 
fünftig lebiglid) oou bem ©rmeffen ber^SerroaltungSbebörben ab, 
ob bie SnmingSmitglieber fammt if)ren fie^rlingeu, ©efetten, Ar¬ 
beitern aus ben ©crocrbegeridjten ausfdjcibcn unb bie rafdje, foften- 
lofe Red)tfprediung ber ©emerbegerid)te mit bem umftänblic^en, 
formlofen, aller pro 3 cffualen 6 )arantieen cntbeljrenbeu Sktfaljren 
ber 3nnungs-©d)iebsgeric^te oertaufc^en foüen. Dabei bieten biefe 
ni<f>i einmal bie 23ürgf<fjaft ber llnparteilidjfeit, ba ja ber SSor- 
fifeenbe felbjt Arbeitgeber fein !ann unb nid)t feiten fein mirb, 
gür baS ©emerbegeriebt bleiben bann nur bic ©treitigfeiten ber 
©rofe-Snbuftrie. Die oou ben ©eroerbegeri<f)ten erftrebte Anbahnung 
einer einheitlichen Red)tfprechung auf bem oon ber RecbtSroiffen* 












71 


BaS ©croerbegericßt. SJtittßeilungen beS BerbanbeS beutfcßer ©eroerbegericßte. Ar. 8 . 


fcßaft fo arg oeraacßläffigten ©ebiete beS geroerblidjen Arbeite* 
oertragS roirb burcß bie 3 ^fplitterung in ©eroerbegericßte unb Diele 
Heine SnnungS*0cßiebSgerid)te mit geringer Sprucßtßätigfeit in 
gragc gefteHt. B)a bie Arbeiterberoeguttg fteß an bie Scßetbung 
groifd)cit §aitbtoerf unb ©roßinbuftrie nießt feßrt, bie ©eroerbe* 
geriete aber für baS £>aitbroerf nießt meßr in grage fällten, mürbe 
ißre Autorität jum ©intreten als ©inigungSamt aufs Aeußerfte ge* 
fcßroäd)t, ißre feßon jeßt mtooHfommcn norutirte Befugniß gur 
Stellung oon Anträgen unb ©rttjeilung oon ©utaeßten gegen¬ 
über bem Aecßt ber §anbrocrfer*AuSfcßüfTe, mit ißrer Anficßt ge¬ 
hört 31 t roerben, oollftänbig rerblaffen. £>tc giirforge für beit 
ArbeitSnadjroeiS unb für bas .pevbergSroefen roirb ben Innungen 
gugeroiefen. B>ies enthält nid)t nur eine roefentlidje ©iiifdjränfung 
ber fo fräftig aufblübenben ftäbtifdjen ArbeitSnacßrocife, fonbern 
bringt gang allgemein ftatt ber roiinfcßenSrocrtben ©entralifation bie 
Abfpaltung beS Arbeitsnacßroeifcs für bas ymnbroerf oon bem 
ArbeitSitadjrociS für einen gefammten gnbuftriegrocig. Unb bics 
AlleS, obrooßl gerabe bie berührten ^uiiftioiien ber Äedßtfpredjung, 
beS ©inigungSamteS, ber gutatfjtlidjen Acußerung über geroerblid)e 
fragen, ber gürforge für ben Arbeitsnachweis bie ©roßinbuftrie 
unb §anbrocrf gleichmäßig berühren. 

Büe im Borftcßenbett ermähnten llebelftänbe mürben einiger* 
maßen oerringert, menn roenigftens bem §.,81 bes [GntroitrfS, 
roelcßer bie gäüe aufg-äßlt, in bencit einem gnmmgsftatut bie ©e* 
nebmigung gu oerfagen ift, ßingugcfiigt mürbe: 

4. menn baS gnnnngSftatut ein gnmingS,- 3d)iebSgericßt 
uorfteht für Streitigfeiten, für melche ein befießenbeS ©eroerbe* 
gerieft guftänbig ift. 

gn ber oorliegenbeit gaffung aber enthält ber ©ntmurf für 
bie ©eroerbegericßte bie ©efaßr einer ine Unabfchbare '30 fteigernben 
5 Xu^^öf)turig 31 t (fünften einer (Einrichtung, toeldje mit geringeren 
©arantieen auSgeftattet ift, unb melche fid) überall, mo fie bi 0 f>cr 
perfudjt mürbe, als meniger Iciftungsfäßig erroiefen l;at. 

B>ie gürforge für bie gebcihlid^c ©ntroirflung bes fleinen vuinb* 
roerferftanbeS ift groeifcllos eine roießtige fo^ialpolitifc^e Angelegen* 
heit, bie beS lebtjafteften gntercffeS namentlich ber ©erocrbcgcridjte 
fteßer fein bürfte. Aber biefc gürforge hat nichts bamit 311 thun, 
baß in ber jeßigcit mie in ber früheren Vorlage ben neuen £>aitb* 
merferorganifationen bie Aedjtfprecßung oon gemerblidhcn Streitig* 
feiten, alfo eine Angelegenheit 3 ugeroiefen roirb, roeldje nüßt be* 
fonbern ober auch nur »ormiegenb bie .fmnbroerfsmeifter, fonbern 
bie ©cfannntßeit ber Arbeitnehmer unb Arbeitgeber aller betrieb»* 
großen gleichmäßig angeßt. 

Ber AuSfcßuß beS BerbanbeS betttfefter ©eroerbegericßte. 3 

Dr. ©aßner, Oberbürgermeister, SAaing. Dr. glefcß, Stabtratl;, 
granffurt a. 9A. (©efcßäftsfüßrcr). 0 . 0cßulg, $ütagiftratS*Affeffor, 
Berlin. Dr. 9 Jtenginger, AedßtSratß, SJtündjcn. Dr. .garten fiein, 
Stuttgart. Boecfß, Stabtratlj, Karlsruhe. Dr. Sßagler, Stabt* 
rath, öeipgig. ginf, Senator, §annooer. 


Hrdjtrprcdjnng. 

©ntfdjäbigungSanfprucß eines entlaffenen Arbeiters 
©trb berfelbe baburch hinfällig, baß ber Arbeiter fich mei- 
gert, bie Arbeit roieber auf 3 unefjmen? (Urtheil beS ©eroerbe* 
geriditS Königsberg, Borfißenbcr Stabtrath ^ohl.) 

©in Kutfdjer war oon einem Suhrhalter am 3. 3uli ohne gefeß- 
liehen ©runb unb ohne oorherige Künbigung entlaffen. 5)er Äutfther 
fragte gegen ben guhrhaltcr auf 3ahlang beS Sohnes für 14 Sage 00 m 
4. 3uli ab. Am 7. Suli erflärte fich ber Seflagte oor ©ericht bereit, 
ben Kläger 00 m 7. 3nli Mittags ab bis 3 um Ablauf ber 14tägigen 
KünbigungSfrift in ber bisherigen SBeife unb gegen ben bisherigen 
Öohn roieber 3 U befchäftigen; ber Kläger lehnte jebodj bie ©ieberauf* 
nähme ber Arbeit bei bem ©eflagten ab. — ®as ©ericht mar ber An- 
ficht, baß btefe Steigerung beS Klägers jum ©iebereintritt unbegrünbet 
fei, ba ein gefeßlidjer ©runb 311 m fofortigen ffierlaffen ber Arbeit nicht 
oorlag, fo baß Kläger nur für bie Seit vom 4. bis sum 7. SKittagS ben 
Sohn forbern lönne. 3)er Seflagte mürbe $ur 3 a hlung beS Sohnes 
für 3 l /a 2age ( 00 m 4. bis 7. SRittagS) oerurtheilt, mit feiner roeiter* 
gehoben gorberung mürbe Kläger abgemiefen. 


Steht bem erfranften Arbeiter ein Anfprudj auf Sohn* 
Sahlung mähtenb ber 3t ©rfranfung ju? (Urtheil be« 
Sanbgerichts Berlin 1, ©toilfammer 8.) 

2 )ie grage, ob unb auf mie lange bem gegen S«tlohn befdhäfttgten 
gemerblichen Arbeiter, melcher burch Kranfheit $ur gortfeßung ber Arbeit 
unfähig roirb, ein Anfprucf) auf gortentridjtung beS Sohnes suftebc, 
menn er 00 m Arbeitgeber nicht entlaffen roirb, ift roeber burch §. 123*, 
noch burch fonftige Beftimmungen ber ©eroerbeorbnung geregelt, gür 
bie ©ntfeheibung biefer gragc ift baher ber guljalt beS BertrageS unb 
bas in Betracht fommenbe bürgerliche Aecht maßgebetib. 2)a im Ber« 
trage eine bieSbesüglidje Beftimmung nicht enthalten ift, fo fommen bie 
Borf^riften beS Allgemeinen Sanbred)ts über bie Bcrträge mit ge« 
bungenen ^anbarbeitern unb tagelöhnern (I. 11 §.894 ff.) ergän 3 enb 
jur Anroenbung. gür bie Berträge über .^anblungen, melche maß* 
gebenb finb (§. 894 1. c.), gilt aber ganj allgemein bie Aegel, baß ber 
Anfprud) auf Sohn oon ber Seiftung ber auSbebungenen 
lung abhängig ift (ugl. görfter- ©cciuS, 5|?r. ^rioatredn Sanb li 
6 . 138 Ar. 7). Baßer fießt bem Arbeiter, melcher an ber 2ciftunj) 
ber Arbeit oerhinbert mirb, ein Anfpruch auf Soßn für bie 3ett ber 
Beßinberung aueß bann nießt 3 U, menn bie gortfeßuug ber Arbeit bur<h 
einen oon ißm nid)t oerfcßulbcten, in feiner Berfon ßeroorgetreten Uni» 
ftanb, mie Kranfßeit, Unfall 2 c., unmöglich wirb (cf. Scßenfel, @emerbe» 
orbnung, 2 . Auflage, Anm. 6 ju §. 115). 

Haftung brüter B e rfonen für ben Arbeitslohn ber Bau« 
ar beit er. (Urtßeil beS ©eroerbegeridjts unb Sanbgeri^tS SWüncßen.) 

Ber Btourer A. beanfprueßte oon bem Bauunternehmer B. 3 a ßl ut1 9 
eines Soßnreftes oon 9 & unb Aücferftattung eines Betrages oon 
93 M, roelcßc er — Kläger — im Auftrag beS Seflagten an beifen 
Seute als ff Scßuß" auSbeiaßlt habe. Ungeacßtet ber ©inroenbungen 
beS Beflagten, er habe mit bem Kläger in feinem BertragSoerßältniß ge- 
fianben, ba ©inftedung, Bejaßlung unb ©ntlaffung ber Arbeiter an bem 
Baue Sache beS SttaurermciftcrS ©. (SchmiegeroaterS beS B.) unb naß 
beffen Bcrßaftung beS BaumeifterS B. gemefen fei, mürbe Seflagter 
3 ur 3 fl ßl un 9 heS eiugeflagtcn Betrages oerurtßeilt unb bie gegen baS 
be 3 Üglidje Urtßeil beS ©emerbcgencßtS SKüncßen 00 m 17. guni 18% 
eingelegte Berufung burch Urtßeil beS Kgl. SaubgcricßtS Bftüncßen 1 00 m 
19. ganuar 1897 3 urücfgemiefen. gn biefem Urtßeil mirb in roefent- 
ließet Uebcreinftimmung mit ben ©rünben beS erftinftansieflen Urtbeili 
ausgeführt: 

Bcfiagter hat fteß als Arbeitgeber gerirt unb als foldjer auch Sc- 
Saßluiig oerfproeßen. ©rroiefen ift, baß ber Beflagte nach ber ©ntfer» 
nung oon 6 . felbft einen Arbeiter entlaffen hat, baß er ben Kläger auf» 
forberte, er foQe aufpaffen, bamit nichts oorfontme unb baß er £u 
uerfd)iebenen SKaurern fagte: „Seute, arbeitet nur fort, 3 a ßl er *ü n üß.“ 
Baburd) gab er 3 U erfennen, baß er bie Arbeiter unb barunter au$ 
ben Kläger, menn berfelbe auch feiner^eit oon ©. eingeftellt roorben 
mar, ießt als unmittelbar in feinem Bienft fießenb betrachtete, unb er 
ift bemjufolge auch 3 ur Se 3 aßlung beS Arbeitslohnes oerp^ießiet. Audi 
ber Anfprud) auf Aücferftattung beS oom Kläger an bic Arbeiter be» 
jaßlten BorfcßuffeS erfeßeint begrünbet. Aadß ber Berßaftung oon 6 . 
fam ber Baumeifter B. auf ben Bauplaß; ba fteß bie Seute roeigerten, 
unter bemfelben ju arbeiten, forberte fie Bcfiagter mit bem Bemerfen, 
baß er 3 aßler fei, auf, fort 3 uarbciten unb beauftragte, als fie „Schuf)" 
oerlangten, ben Kläger, bie Seute auS 3 ube 3 aßlen. ©iner ber 3 eu 9 en ' 
meldjer B^ifttrauen gegen ben Beflagten hegte, fueßte ben Kläger Davon 
ab 3 ußalten, morauf Bcfiagter auSbrücflid) 311 m Kläger fagte, „jahlen 
Sie nur bie Seute aus, icß gebe gßnen baS ©elb am Samffag roieber. - 
Sonacß ßat Bcfiagter ben Kläger mit ber AuS 3 ahlung be« BorfcßujfeS 
als Arbeiter beauftragt unb ißm aueß auSbrücflicß bie Aücferftattung 
beS auSbejaßlten ©elbeS oerfproeßen. hiernach ift aber Beflagter fo* 
rooßl auf ©runb feine« BerfprecßcnS als naeß ben gefeßließen Befiint* 
mungen über baS SKanbat 3 ur Bezahlung beSfenigen Betrages oer* 
pfließtet, roelcßen Kläger in feinem Aufträge an bie Arbeiter bf 3 aßU ßat. 

gft baS ©emerbegerießt suftänbig für bie Klagen ber im 
Betriebe ber Bf cr be*©ifenbaßnen befcßäfttgten B^rfonen? 
(Urtßeil beS Königlichen ©eroerbegcricßtS Köln, Borfißenber ©. Ä. Beder.) 

Ber Scßaffner K. ber Kölnifcßcn ©traßenbaßn»©efellfcßaft gu Köln 
erßob Klage auf 3 a ßlw”9 e t |ic ^ Soßnentfcßäbigung megen funbigungs* 
lofer ©ntlaffung. BaS Königliche ©emerbegerießt ju Köln mieS ben 
Kläger megen Unguftänbigfeit ab. 

©rünbe: Baß Bf^rbebaßn-Untemeßmungen als ©ifenbaßn-Unter* 
neßmungen gu betrachten finb, ergiebt fieß aus bem ©efeße über Klein* 
baßnen unb Brtoat-Anfdjlußbaßnen oom 28. guli 1892 (®efeß-©amml. 
©. 225 unb bie AuSfüßrungS-Anmeifung oom 22. Auguft 1892, 9Rin.*Bl 
©. 328). Biefelbe Anfcßauung liegt aueß bem §. 6 beS ©efeßeS oom 
28. 3Rat 1885, betreffenb bie AuSbeßnung ber Unfaltoerficßerung, gu 
©runbe, beffen Begrünbung (AeicßStagS-Berhanblungen Bb. V S. 254 






73 


Sag ©ewerbegeridjt SÄ itf h**lungen beg Scrbanbe« beutfdger ©erocrbegerichte. fix. 8. 


74 


faßt: „öifenbahn umfaht im roeiteften Sinne alle gur Seförberung oon I 
fScrfonen ober ©ütern mitteift elementarer Kraft ober auf Schienen be- 
ftimmte Srangportmittel, auch bie fleineren Strahen-, Sferbe», elef triften 
Salinen unb ähnlichen Unternehmungen (ogl. auch <intfdjeibung beg 
Steicljggerichtg oom 17.SÄärg 1880 (Sb. 1 6 . 247) unb beg $Reid)gober- 
banbetegerichtS (Sb. 21 ©. 237). Stach §. 6 ber ©emerbeorbnung finbet 
aber bie ©emerbeorbnung feine Anrocnbung auf ©ifenbahn-Unter- 
nehntungen. $ieraug märe an fich gu folgern, bah bem ©eroerbegericht 
auch feine Sefugnift guftefjt, über Streitigleiten gu entleiben, ioelche 
groifdhett Setriebgunternehmern ber Sferbebahn unb ihren Arbeitern ent¬ 
gehen. Surch §. 6 ber ©emerbeorbnung ftnb jeboch bie ©ifenbahn- 
Unternehmungen nicht fdjledjthin, fonbern nur ber ©eroerbebetrieb biefer 
Unternehmungen alg Serfehrganftalten non ber ©eltung biefeg 
©efefeeg auggefchloffen (Urtheil beg Steid)ggerid)tg oom 22 . ©eptember 
1882, ©ntfd>eibungen in ©ioilfachen VU1 ©. 64). Alg ©rgeuger oon 
©ifenbahn-SJtaterial finb bagegen bie ©ifenbaljnen oon ben Seftimmungen 
ber ©emerbeorbnung nicht auggenommen, unb e$ fallen baher bie Ar¬ 
beiter ber ©ifenbafjnea 2C. in ben Steparatur-©erfftätten, Sßagenbau* 
SBcrfftätten, furg bie Arbeiter beg inneren, im ©egenfafce gum äujjeren 
Sienfte, bem ©treefenbetriebe, unter bie ©emerbeorbnung (ogl. auch 
©chenfel, Kommentar gur ©emerbeorbnung ©. 67, (Sngelmann, beggl. 
0. 69, ©ilhelmi u. Surft, Kommentar gum ©efefee oom 29. 3uli 1890 
S. 282 ff.). — Kläger ftanb alg Schaffner bei ber Seflagten in Stellung, 
gehört alfo gu ben Arbeitern beg äußeren (Scrlehrg») Setriebeg unb 
fann Daher nach bem Soraufgcführten nicht alg Arbeiter im Sinne beg 
Sit VII ber ©emerbeorbnung unb nach §■ 1 Abf. 1 unb §. 2 Abf. 1 beg 
Seichggefefceg, betreffenb bie ©emerbegerichte, oom 29 $iili 1890 auch 
nicht alg Arbeiter im Sinne biefeg ©efefceg angefehen merben.*) 

©ehört ein 3»f<hneiber gu ben im §. 133a ber ©eroerbe* 
orbnung begegneten Angeftellten ^o^erer Art? 3ft ber 
Prüfung ber 3uftänbigfeit pi c Sachbarftellung ber Klage 
ju ©runbegu legen? (Urtheil beg Ämtggerid)tg Serliit I, Abtheilung 43, 
unb beg Sanbgerichtg Serlin I, ©ioilfammer 14.) 

©in Suf^ueiber in einer Sdjlafrocffabrif mar gegen 180 M. 
monatlich engagirt unb nach oiermöcheutlicher Künbigung am 1. gebruar 
1896 entlaffen morben. ©r behauptet, bah nach bem 3nfjalt feiner 
Shätigfeit, unb ba er einen breimonatlichen Augbilbunggfurfug auf ber 
©chnciberafabemie burchgemacht habe, er 3 U ben im §. 133 a ber ©enterbe- 
orbnung begeichneten Angeftellten höherer öualiftfatiou gehöre, benen nur 
mit ferfjg ©odhen grift unb immer nur gum ßuartalgoierteljahr ge» 
fünbigt merben bürfe, unb hat beghalb auf 3ahlung feineg Sohneg für 
einen meiteren SJtonat gelingt unb gioar beim Amtsgericht Serlin I. 
Ser Seflagte hat fich bamit oertheibigt, bah er ben Kläger nur alg 
gewöhnlichen ©emerbegehilfen anfehen miß. Seibe ^nftangen finb ber 
Auffaffung beg Seflagten beigetreten, meichcn aber in ber Segrünbung 
beg UitheilS oon einanber ab. 

1 . Sag Amtsgericht Serlin 1 hat burdj Urtheil oom 10 . Suli 1896 
ben Anfpruch beg Klägerg materiell abgemiefen. Sie ©rünbe führen aug: 
©g ift gunächft gu benterfen, bah bie — oon Amtgroegen gu prüfenbe 
— 3 uftänbigfeit ber orbentlichen ©erichte gegenüber bem ©eroerbegericht 
fid; auö bem Umftanbe ergiebt, bah ber Kläger feine Klage auf bie 
Sehauptung ftüfct , bah er gu ben im §. 133a ber ©emerbeorbnung 
begeichneten Angeftellten gehört unb bah gugleich fein ©ehalt im Sahreg- 
betrage ftch auf mehr alg 2000 M. beläuft (§. 2 Abf. 2 beg ©eroerbe- 
gerichtggefefceg oom 29. 3uU 1890). Sie 3 u rcchnung beg Klägerg 
unter bie im §. 138a ber ©emerbeorbnung begeichneten Kategorien ift 
aber fachlich nicht anguorfennen. 3 U ben ©erfmeiftertt gehört er nicht, 
bemt beren Kriterium ift nach ber citirten Sorfcfjrift, bah fte mit ber 
Seitung ober Seauffichtigung entroeber beg gangen Setriebeg ober einer 
Abtheilung beffelben beauftragt ftnb. Ser Kläger hat alg bezügliche 
Ihätigfeiten angegeben, bah er feibftftänbig gugcfchnitten unb SÄufter 
entworfen, ein Such über bie ihm übergebenen Stoffe unb bie guge- 
fthnittenen ©egenftänbe geführt, bie Sertheiluiig ber Arbeit unter bie 
Äuhenarbeiter beforgt unb bie Sefugnifj gu (üngagement unb ©ntlaffung 
ber lefcteren gehabt, enblich bie fertigen Sachen gunt Säger abgclicfert 
habe, lefctereg jeboch in ber Art, bah ber Seflagte jebeg Stücf oorher 
feinerfeilg geprüft habe, hierin ift bie Shätigfeit eines ©erfmeifterg nicht 
gu erblicfen. Söflig augfeheiben muh hierbei bag 3 u fth l, ribcn unb ©nt» 
werfen oon SÄuftern, foroie bie gührmtg p e g Sucfjcg hierüber; benn bieg 
ftnb Sfjättgfeiten beg Klägerg alg eittgelnen, für ftch ftehenben Arbeiterg; 
eg ift nicht erftchttich, inroiefern itt biefen, ihn mit ber Shätigfeit anberer 
fßerfonen gar nicht in Serbinbung bringenben fcanblungen eine „Seitung 
öber Seaufftchtigung" beg Setriebeg ober einer Abtheilung beffelben liegen 
tonnte; benn inbem ber Kläger gugefchnitten, SÄufter entmorfen unb ein 
Kontrolbuch über feine Shätigfeit geführt h<*t, hat er meber irgenb 

*) ®gl gu biefer grage Sogiale Srajig oom 18. ganuar, 16. ge- 
bruar, 16. SÄarg 1894. 


gemanb geleitet noch irgenb gemanb beauffnhtigt. ©g erübrigt nur 
feine Scgiehung gu ben Auftenarbeitern unb bie Ablieferung ber Sachen 
gunt Säger, gn ber lefctern Art feiner Shatigteit geigt ftch aber gerabe 
bie oon ihm eingenommene unfelbftftänbige Stellung. Senn roenn ber 
Seflagte bie Prüfung jebeg eingelnen Stücfeg oorbchielt, fo 
hat er bamit gerabe betunbet, bah bem Kläger bie bag ©harafte- 
riftifche beg ©ertmeifterg augmachenbe Selbftftänbigfeit hierin nicht 
anoertraut hat. gn bem Serhältnth gu ben Auhenarbeitem aber für 
fich aücin ift bie ©igenfdjaft eineg ©erfmeifierg nicht gu erblicfen. Sei 
ber ©efammtmürbigung ift auch gu berücffnhtigen, bah nach ber eigenen 
Angabe beg Klägers feine Annahme unter ber Segeichnung eineg ©erf- 
meifters nicht erfolgt ift, mährenb folchefi hoch ba, roo man einen ffierf- 
meifter annimmt, bag Katurgemähe unb liebliche ift. — Auch gu ber 
gmeiten Kategorie ber „mit höheren tedjnifchcn Sienftleiftungen betrauten" 
Serfonen ift Kläger nicht gu rechnen. Sag ®efefc giebt feine nähere 
Augfunft über ben Segriff alg in beigefügten Seifpielen, unb auch 'bie 
©ntfiehungggcfchichte beg ©efe^eg giebt feinen meiteren Anhalt. (Ser- 
gleiche Starcinomgfi, ©emerbeorbnung gu §. 133a Annt. 2 .) äftan ift 
beghalb auf bie Sergleichung mit ben gefeilteren Seifpielen geroiefen. 
Sag ©efeh begännet nun alg bie in Setracht fommenben Kategorien: 
„HKafchinentechnifer, Sautechnifer, ©h e *nifer unb bergleichen". 9fun ift 
eg gunächft abgulehnen, ben Kläger, mie er oerlangt hat, fchon bem 
©ortlaute nach unter bie 3ci$ n K 3 u rechnen, roeil er auch SÄufter gu 
geichnen gehabt habe, benn ein Sufchneiber roirb baburch nicht ein 
3 ci^ner, bah er auch etroag gu geichnen hat unb foldfjeg gelernt hat 
Unter einem 3*ühner iw* Sinne beg ©efefceg ift nicht Setnanb gu oer» 
ftehen, ber bag gu feinem Serufe gehörige Seichnen mitgelernt hat, 
fonbern Semanb ber bie 3ei<henfunft alg folche in ihrer Allgemeinheit 
oerfteht. — ©g fann fich nur um bie ©leidjartigfeit beg Klägerg 
mit ben hier aufgefteßten Kategorien hanbelm Siefe ift gu oerneinen. 
Senn bag SRah ber Sorbilbung ber hier genannten Kategorien ift ein 
rocfeniltch gröfjereg, alg bah eg auf eine Stufe gefteflt merben fönnte 
mit ber Sorbereitung, bie in einem breimonatlichen Sefuch ber Schneiber- 
afabemie befteht. ©g fann beghalb bie Shätigfeit eineg in biefer ©eile 
oorgebilbcten 3ufchneiberg nicht gu ben „höheren tedjnifdjen Stcnft- 
leiftungen" im Sinne beg §. 133a ber ©emerbeorbnung geregnet merben, 
toobet eg nicht erheblich ift, ob eg algbann möglicherweife in ber 
Konfeftiongbranche folche höheren technifchen Sebienfteten überhaupt 
nid^t giebt. 

2 . Auf bie oom Kläger eingelegte Serufung hat bag Sanbgcricht 
Serlin I (©ioilfammer 14) burch Urtheil oom 1 . Segember 1896 bag 
Urtheil bahin abgeaubert, bah ber Kläger mit ber Klage nicht materiell, 
fonbern nur „wegen Ungufiänbigfeit beg ©erichtg" abgewiefen wirb. 
Sag Serufunggurtheil führt in Uebercinftimmung mit bem erften Urtheil 
aug, bah ber Kläger nicht gu ben in §. 133 a ber ©emerbeorbnung auf» 
geführten ^ßerfonen gehöre, fonbern ©emerbegehilfe fei, fo bah bie 
3 uftänbigfeit beg orbentlichen ©eridjtg auggefchloffen fei, unb fährt bann 
fort: Ser Argumentation beg erften Blichterg, ber biefe 3uftänbigfeit um 
begroiflen angenommen hat weU ber Kläger feine Klage auf bie Se¬ 
hauptung ftüpte, bah k ju ben in §. 133 a ber ©emerbeorbnung 
begeichneten S^rfonen gehöre unb bah f«u ©ehalt bie Summe oon 
2000 M jährlidj überftiegeit habe, fann nicht beigetreten merben; eg 
muhte oielmehr feftgefleflt merben, ob ber Kläger gu biefen Serfonen 
gehöre, unb menn fich bas ©egentheil ergab, bie Ungufiänbigfeit beg 
angerufenen ©erichtg auggefprochen merben. 


dinignngsnnttfr. 

^htigunggämter am ©twerbegeridjt Sremttt« 

S)ag ©eroerbegericht Sretnen ift neuerbingg roieberum groeimal 
alg ©iniguncjgamt tljätig gemefen. ®g hanbelte fich bag eine 9J?al 
um einen brei SSodjen hinburth fortgefefeteti ©eneralftrcif, bag anbere 
3)lal um einen plö^lid) auggebrodjenen unb fcf)neH beenbigten Streif 
in einem umfangreichen ©ingelbetriebe. S)a, roie bei früheren eini» 
unggamtlidjcn Sertjanblungen bes ©eroerbegerichtg, fo auch in biefen 
eiben Säßen im Verfahren ©ingelljeiten beroortraten, welche für 
anbere ©emerbegerichte oon Sntereffe fein fönnen, fo fei ber Serlauf 
ber Angelegenheit im golgenben gur ©arfteßung gcbrad;t. 

I. 9£ad)bem fchon oor mehreren ©od)en 9?adjrichten burch bie 
öffentlichen Slätter gelaufen roaren, bah bie Schuhmachergchülfen 
ber Stabt Sremen pheren ßohn unb beffere Arbeiigbebinaungen 
beanfpruchten, erlieften fie auf ©ruttb einer am 15. 9)tärg abgehal¬ 
tenen öffentli^en Sdjuhmacheroerfammluna ein ^funbfehreiben nebft 
Sarif unb Skrfftattforberung an bie SReifter, worin folgenbe gor- 
berungen enthalten waren: 

1. ©rrichtung oon Setriebgwerfftätten. 2. Abfchaffung 
oon ©ohnung unb Koft beim Arbeitgeber. 3. 3*inftünbige 



75 


Da$ ©eroerbegeridjt. SRitthetlungen beS Verbanbcf beutfdjer Öeroerbegeridjte. Wr. 8. 


Arbeitszeit. 4. Grhöhuttg beS StiicflobnS. 5. Üftimmallobu 
für Wochenarbeiter oon 18 «/ h. 6 öieferuttg fämmtltd)iT 

Fourititureii burd) ben Arbeitgeber. 7. Vergütung oon 
Ueberftuttben mit 15 Vf. 8 . Vergütung jeber Stunbe, roo 
ber Arbeitgeber feine Arbeit liefert, mit 30 Vf. 9. Ginfepung 
einer gemixten £ohnfoinntiffion mit bem Aedjte, jeber 3 e ü 
bie Lohnbücher ber Arbeitnehmer xu reoibiren. 10 . ®eit 
1. ®toi ohne jebe Viaßregeluttg als $eiertag attguerfennen. 

Am 1. April begann ber Vorfipenbe beS ©etoerbegerichtS feine 
Bemühungen, mit bett ÜDieiftern uttb (behülfen Fühlung ju ge* 
mimten. Am Sonntag ben 4. April hatte er eine llttterreoung mit 
ben Vertretern ber ©ehülfen unmittelbar oor einer öffentlichen 
Sthuhmadjeroerfammlung, in ber ber Streif befchloffen uttb zugleich 
ber Antrag, baS GinigungSamt beS ©eroerbegerichts anzugehen, 
angenommen mürbe. Am 6 . April fdjloffen fid) bie Vertreter ber 
SKeifter biefem Anträge an. 

3n Bremen finb runb 1000 felbftftänbige SReifter, oon benen 
6 größere ©efchäfte neben menigen Werfftatt*Arbeitern oielleidü 50 
bis 60 Heimarbeiter befchäftigen. Weitere etroa 125 Vteifter be* 
fehäftigen nicht ganz 200 (behülfen. Aunb 870 Vteifter arbeiten 
baher ohne ©efjülfen. Gine Sd)itf)foaarenfabrif mit Dampfbetrieb, 
bie etma 100 ©ehülfen befchäftigt, mar att bem Streif nicht be¬ 
teiligt. 

Am 7. April fanb bie erfte, faft fcd)S Stunben bauernbe 
Sipung beS GiniguttgSantteS ftatt, in berfelben Befepung mie am 
2. Dez* o. 3. bei Schlichtung beS nafenarbeitcr=0trciFS. J ) Seber 
Dheil hatte brei Vertreter gefanbt. 3 u nächft mürbe in geheimer 
Sipung mit ben ©ehülfen unb bann mit ben Vteifterit einzeln unb 
barauf in öffentlicher Sipung mit beibett genteinfchaftlich oerhanbelt 
mit folgenbent Grgebniffe: 

®ic 1 . Qrorberung, VetricbSwerrft&tten, würbe als nur afltnäljlid) ausführbar 
ni^t aufrecht erhalten, jumal geltcnb gemacht würbe, bafc manche berheirathete 
Arbeiter Heimarbeit Dorjägen. — 3 U 2 mürbe oon ben ©ehütfen geltenb ge* 
macht, baß bie SBobnungen, gumal bei Dielen fleinen Üfteiftern, nur au« öufcerit 
mangelhaften (Schlafftellen beftänben. ©S würbe eine Einigung bahin erhielt, 
bafc bie ÜJteiftcr fich 31 t berpflichten haben, falls fie ©ehülfcn SSohnung gewähren, 
ein b^bareS 3 * mmer oon, namentlich wenn e$ für Mehrere beftimmt ifi, 
genügenber Stöße, mit bem nothwenbigen äJtobiliar, als 2 ifd), (Stühle, Äleiber» 
behälter, SDafchgeleqenheit, unb für ^cbeit ein befwnbereS auSreichenbe« ©eit ju 
liefern. — 3u 3. ©ie 3 ehnftünbige 3 lrbeit§ 3 eit, bon 7 biö 7 Uhr, mit je V* «stunbe 
grühftüdES« unb VeSperpaufe unb IVa ©tunbe ÜJiittagSpaufe würbe bewilligt, ©benfo 
bie gwrberimg p 6 wegen (Sicherung ber ftournituren. $>tc ft-orbcrunqcn ju 4 
unb 8 , Vergütung für Ueberftunben unb arbeitölofe Stunben, ließen bie ©ehülfen 
als unausführbar fallen, ba faft nur in Stücflobn gearbeitet wirb unb fie jumal 
für einen fleinen 3)teiftcr, ber nur einen ©ehütfen befchäftigt, unerfüllbar wären, 
©benfo bie ftorberung 3 U 9, 3ftcüifioit ber Lohnbücher, bic nur eine Quelle neuer 
3 wiftigfeiten bilben würbe, enblich bic fyorberung 3 U 10 als allgemein polttifcben 
3nI)altS unb nid)t geeignet, mit einer Lohnbewegung öerquieft ju werben. 

Wegen her gorberung unter 5, SRinimallohn, mar eine 
Einigung nicht $u erzielen. Da auch eine an betn [eiben Aftcnb 
tagenbe ©eljülfenüerfainmlung an biefer Forderung feftfticlt, rnäftrenb 
bie getroffenen Vereinbarungen oon iftr rate oon ber 3ttttungS= 
oerfammlmtg gebilligt murben, unterließen e§ bie Vertreter beiber 
Dheile, unter fiel), mie oerabrebet mar, jur Vereinbarung be§ Darifä 
gufammen^utreten. 

Daö (Sinigung^amt trat beSftalb am 12. April oon Weitem 
gufammeu. Die Vieifter erklärten, fie oerträten nur bie Sumtng 
mit etroa 126 Viciftern, bie aber nicht fämmtlid) Oiehülfen be* 
fdhäfttgteit. Die (behülfen fpradjcu ihre llcberjeugung au^, baß 
eine Einigung mit ber Snnung bie Vcenbigiuig be» Streife jur 
3 olge haben roerbe. Tiegen ber ^orbentng be^ SWtnimalloIjnä 
mürbe fdjlief 3 licb eine Oinigung baftin erhielt, baß fie gegenüber 
ben 3 unun_g«fmeiftcrn — unb bamit tftatfädjlidj moftl überhaupt — 
fallen gclaffeu mürbe. 

Damit maren alle Streitpunfte bis auf ben feft^ufteflcnbcn 
Darif erlebigt. Veibe ^fteile rcünfchten in ben je aus 7 V cr foaen 
beftehenben Cohntommiffioncn unter [ich bariiber 31 t ocrhanbeln. 
(SS mürbe befchloffen, baS G-inigungSamt fofle itadj ber feft er» 
marteten balbigctt Vereinbarung beS Darifs jitr formellen Veen* 
bigung bes Verfahrens mieber gufammentreten. Oine bis fpät in 
bie 9?arf)t hinein geführte Verftanblung ber ßohnfommiffionen an 
einem ber nädiften Dage oerlief ohne (Srgebnife. 

Der Vorfißenbe beS OinigungsamteS toanbte fid) bcSfjalb an 
einen ihm befannteu früheren €d)uhmacher* s Dtetfter, ber fid) ^itr 
Vuhc gefeilt hat. 9iad)bent biefer fid) mit ben oon beibeit weiten 
aufgeftellten Darifen genau hefannt gemacht hatte, hielt ber Unter* 
geichnete mit biefem unparteiifd)en 3ad)ocr|tänbigen unb ben 
beiber fettigen Vertretern an jmet Abenben mehrftiinbige ©iftungen 
ab, in benen fchliefjftch eine Vereinbarung über ben gefammten 

l ) Vgl. Sogtale ^ßraris ^0* VI, Ar. 12. 


Xarif erhielt mürbe, ber bie beiberfeitigen Verfammlungen enn 
25. April bis auf einige unbebeutenbe, oon beiben Dhetlen 
nehmigte Aenberungen 3 uftimmten. Die HAeifter hatten einen eigener 
erhöhten Darif bem (Sntrourfe ber ©ehülfen gegenübergeftellt, ber 
bann in ben ermähnten Verhanblungen noch in nicht aflgu zahl¬ 
reichen Sähen erhöht mürbe. 

Vlit ber 3ufiinunung ber beiberfeitigen Verfammlungen roar 
ber Streif beenbet. Die ©ehülfen nahmen am 27. April bie Slrbett 
mieber auf. Die ArbeitSbebiitgungen finb in einer ©er ff tan- 
Drbnung, mie fie auf ©runb Der Verhanblungen oor bem (5ini* 
aungSamtc feftgeftellt ift, unb in bem oereinbarten Darif genau 
teftgeftellt. 

Der Verlauf beS einigungsamtlichen Verfahrens bürfte oon 
Aeuem beroiefen haben, bah gänglidh unrichtig ift, roemt manche 
Blatter, mie noch fiirglid) bie „©ren^boten", behaupten, bie ©inu 
gungSämter in Deutfd)latib hätten fid) nicht beroährt. 9hir fanr 
nid)t energifcf) genug barauf ^ingctuicfeii roerben, bafe bie Vor* 
fihcnbeti ber ©emerbegerid)te nicht märten bürfen, bis bie ftreitenben 
Dheilc ihnen fotnmen, baß es oielmehr ihre Vflicht ift, fie gur 
Stellung beS Antrages 311 oeranlaffen. 

Sobann mag noch bemerft roerben, bafe eS ftch in biefem Jallc 
als ein Fehler ermiefen I)öt unb auch wo ¥ immer als ein Jebler 
erroeifeit bürfte, toetin baS GirtigungSamt bie Fortführung ber Ver= 
hanblungen ben Betheiligten allein iiberläfjt. Als fehr glucflicb 
erroics fid) bagegen bei ben Darifoerhanblungen bie H' n 3 u zi e ^ UT1 0 
beS Sad)oerftänbigen, allerbingS eines befonberS tüchtigen uni 
umfidjtigen Vermittlers, ber fi<h von Anfang an baS Vertrauen 
beiber Dheile gemann. 

II. Am Dienftag ben 27. April brachten bie SJiorgengeitungen 
bie Vadjricht, ba& am Dage oorher in ber 3ute-Spinnerei unt* 
»©eberei ein Streif auSgebrochen fei, oon runb 1400 Arbeitern 
ftreiften ungefähr 800. Der Vorfifcenbe beS ©etoerbegerichtS roanbie 
ftch am felben Dage an ben Direftor mit bem Grfuchen, bas 
GinigungSamt beS ©etoerbegerichtS an 3 urufen, unb fudjte mit ben 
AuSfiänbigen Fühlung 3 U gemimten. Gr erfuhr, baß bie unmittel* 
bare Verattlaffung beS Streifs bie folgenbe mar: Die F^infpinne« 
rinnen, etroaS über hunbert an 3 a hl> hatten gu brei oerfchiebenen 
SJtalen, roeil fie mit ber Arbeitszeit, ben Raufen unb ihrem Ver* 
bienfte un 3 ufrieben toarett, plöplid) alle oon ihnen bebienten Ala* 
fchinett abgeftrilt unb bann i|re Forberungen formulirt, benen 
gegenüber fte smetmal Gntgegenfomtnen fattben. Das britte IRal 
entlieh ber Direftor fofort fünf Arbeiterinnen, bie er für bie An* 
ftiftertitnen beS feittcS GradjtenS für beit Betrieb fehr gefährlichnt 
AbftellenS ber Viafd}iiicu hielt. Da ingmtfdjen oier biefer Arbeitr* 
rinnen in eine ^ohnfomtniffion 3 um 3aterf ber Verhanblungen tnn 
bem Direftor geroäl)lt maren (maS biefer jebod) 3 Ut 3 e *t ber Gtn* 
laffuttg nicht gemuht gu haben erfldrt), fahlen bie SfoHegimten bic 
Gntlaffung ihrer Vertreterinnen als eine Sßahregelung auf, unb es 
legten beshalb sunächft faft fämtntliche Femfpinnerinneu bie Arbeit 
nieber. 

Die Arbeiterinnen toarett göttlich unoorbereitet in ben Streif 
eingetreten, gegen ben Vat beS ©eroerffchaftSfartellS. Für ben 
Betrieb mar bie ArbeitSeinfieHung ber F?tttfpinnerinnen oerhättg- 
tiißooÜ, ba fie ben Weberinnen unb übrigen Arbeitern unb Arbeite* 
rinnen ben Arbeitsftoff zuberciteti mußten unb ohne fie auch bie 
übrigen Arbeiter nicht arbeiten tonnten. Ob bie übrigen Arbeiter 
unb Arbeiterinnen ernftlid) bie Arbeit haben einftellen wollen ober 
ob fie nur in Folge beS entftaubenen WirrroarrS that(äd)liä) aut* 
hörten 3 U arbeiten ober auch feine Arbeit 3 ugemiefen erhalten 
fonuten, roirb ihnen fd)merlid) felbft flar gemorben fein. Am 
27. April zeigten fid) jcbcttfalls alle übrigen Arbeiter zur Arbeit rotüig. 

Der Unterzeichnete formte oon oortt herein nur bie Heber* 
Zeugung gemimten, baß ber Streif fopfloS begonnen fei, unb baß 
eS zuui llngliicfe ber Arbeiterinnen einfdjlctgen tnüffe, menn er nicht 
fchleunigft beigelegt mürbe. Hierzu fam, bah bic Fabrif fo fehr 
erweitert ift, bah fie beinnäctjft bie boppelte 3 a hl oon Arbeitern 
unb Arbeiterinnen befchäftigen roirb, bah bie Gröffnung beS er* 
roeiterten Betriebes nahe beoorfteht unb baß bem Unterzeichneten 
glaubhaft ocrfid)crt toitrbe, baß fdjon ArbeitSfräfte für ben er* 
roeiterten Betrieb menn nicht feft gerconuett hoch auf ©runb ge* 
pflogetter Verhanblungen leicht zu getoittnen feien, bie bann guitäd))! 
bie AitSftänbigen mürben erfepen fönnen. 

Am 29. April riefen beibe Dheile baS GinigungSamt beS ©e* 
merbegerichts an, baS am 30. April Borgens in berfelben Bc* 
fepung mie bet bem einige Dage oorher beetibeten 6 d)uhmacher* 
ftreif zofammentrat. Die Fabrif mar burch ben Direftor, bie 
Feinfptnnerinnen maren bur§ brei Arbeiterinnen aus thter VHtte 
oertreten. 





77 


$a* ©ewerbegericßt. ©üttßeUungen be$. BerbanbeS bentfdjer ©fwetbcgeruhte. Är. 8. 


78 


3n einer öffentlichen, oom @ewerffd)aftsfartell einberufenen 
Berfammlung ber Streifenben oom 29. April waren mit bem Be* 

M e, baS (EinigungSamt angu rufen, folgenbe gorberungett auf* 
t: 

1. (EinfteHung ber fünf „©emaßregelten". 2. Abfcßaffung 
ber Afforbarbeit, eoentuell (Einführung non Afforbbüdjern. 
3. bei (Einführung beS £ageIol)neS bestimmte Soßnfäße für 
bie oerfeßiebenen ArbeitSgtoeige; bei Beibehaltung ber Afforb* 
arbeit ein Auffcßlag. 4. Reform bei Afforb*(Eontrolft)ftemS. 
5. Berbefferung ber Anfleiberäume u. f. in. 

&ie Berßanblungen mit ben für bie[en 3*oecf gönglicß un* 
gefaulten grauen boten ißre Schwierig!eiten. (ES waren Boß« 
minnen, bie loSgelöft aus ißren Heimat blichen Berljättniffen ftch 
ferner in ißre ßage als Vertreter einer großen Arbeiterfcßaft fanben 
unb angftlich »aurücf ftetS lamen auf ißr erflcs äSort." Unb 
boeß war bie Art, wie fie gu $unft 1 für bie ißrer Uebergeugung 
nad) gang unfcßulbigen Kolleginnen eintraten, rüßrenb. ^Sie er* 
reiften aber nur, was ber ®treftor nou Anfang an bewilligt batte: 
bie (EinfteHung non brei Arbeiterinnen, unb baneben nocß eine 
nicht oom Betriebe auSgeßenbe 3uficberung, baß bie beiben nicht 
(Eingefteflten oor . Rotß bewahrt werben foHten, bis fie anbere 
Arbeit fanben. $ie Berßanblungen gu 2—4 machten beSßalb un* 
geahnte Scßmierigfeiten, weit bic Arbeiterinnen ficß in ben legten 
24 Stunben befounen batten, baß fie lebiglicb £ageloßn oerlangten, 
was ber ©ireftor unbedingt ablebnen gu müffen erflärte, ba bie 
bann notbmenbige feßarfe Kontrolle ber halb über 2000 Arbeiter 
ibm perfönlicß guwiber fei unb autb eine Duelle gu Reibereien 
gwifeßen ben Arbeitern unter einanber unb mit ben Auffebern 
oilben würbe. Schließlich würbe eine (Einigung babin erhielt, baß 
ber Soßntarif in einigen für bie Arbeiterinnen ungünftigen ßoßn* 
(äßen erhobt unb überhaupt im (Einzelnen geprüft unb bureß 
$>rucf ben Arbeiterinnen gugänglicß gemalt werben foKe. S)ie 
Arbeiterinnen ßolkn ficb barüber beflagt, baß bie Kontrolle ber ab* 
gelieferten Afforbarbeit gur Berechnung beS BerbknfteS eine un* 
genügenbe fei. (Es würbe ihnen bie (Einführung eines ÄontroH* 
bu(ßS für jebe Arbeiterin gugefichert, worin beren abgelieferte 
Arbeit unb Berbienft eingetragen werben follen. ®ie Sorberungen 
gu 5 wegen ber Anfleiberäume u. f. w. erflärten bie Arbeiterinnen 
bereits als bureß ingroifeßen erfolgte 3 u P £ b erun 9 cn erlebigt. 

gormell würbe eine Bereinbarung ui ber Sißung beS (EmigungS* 
amteS noch nicht erhielt, ba ber $>ireftor gwar unter ber Bebingung, 
baß am SRorgen beS 1. Blai bie Arbeit wieber aufgenommen 
würbe, guftimmte, bie Arbeiterinnen aber fteß bie 3uftimmuug 
ihrer an bemfelbeit Racßmittage gufammen fomntenben Kolleginnen 
oorbebielten, bie benn auch erfolgt ift. 

Somit ift ber unüberlegt begonnene Streif rafcb beenbigt. &ie 
Arbeiterinnen hoben eine Aufbefferung ihrer aHerbingS auch jeßt 
notß nicht glängenben Sohne erlangt. S)ocß hot ber 2)ireftor in 
Ausficht gestellt, baß er bie nod) beoorftehenbe genaue geftftetlung 
bes XarifS mit BSoßlrooIlen für bie Arbeiter unb Arbeiterinnen 
Dornebmeu werbe, aud) nach Biöglidjfeit für weitere 3u*oenbungen 
gu ben beftebenben SöoblfahrtSanftalten unb für gute SBoßnungen, 
namentlich für bie beinnäcßft eintreffenben neuen Arbeiter, für ben 
erweiterten Betrieb forgen werbe. 

Bremen. A. Bien ber mann. 

$aS ©ftoerbcgcrtd)t Stuttgart als (EimgungSamt. 

3um erften Btole ift baS ©ewerbegerießt Stuttgart mit (Erfolg 
als (EinigungSamt thätig gewefett, nachbem eS in gwei früheren 
Süllen feinen (Erfolg ergielt hotte. 

Am 28. Roo. 1896 traten bie fämmtlichen (28) gorrner ber 
(Eifeitgießerei (E. £>äußler in Stuttgart in eilten Streif. 2)er un¬ 
mittelbare Anlaß war bie (Entlaffung gweier Arbeiter, bie bie BMittfcße 
ber Arbeiterfchaft auf ftrengere (Einhaltung ber lOftünbigen Arbeits¬ 
zeit unb beffere Bezahlung bem Arbeitgeber oorgetrageit hatten, 
feine furj nad)l)er oom Btetallarbeiteroerbanb oerfuchte Einigung 
feheiterte an ber Steigerung beS Arbeitgebers, jene beiben wteber 
an^unehmen. 2>er Betrieb war üößig gefcßloffeu, ba fein Streif* 
bred;er fam. 

(Enblicb, am 2. April riefen bie noch am Drt befinblicßen 
7 gorntcr bas ©inigungSamt an. Sn ber Berbanblung oom 
13. April erflärte ber Arbeitgeber, bie Arbeiter [eien an ber langen 
Arbeitzeit fclbft fchulb, weil fie ^ur (Erhöhung ihres SoßneS immer 
noch mehr (^uß)tücfe machen mtb bcsßalb au ©ießtagen gar nicht 
aufbören wollen. Rach sweiftünbiger Berbanblung fam ein Ber- 

S 3 U Staube. S£er Arbeitgeber oerpflidjtete fidj, bie lOftiinbige 
tSjeit einsuholten, unb bic Sonner oerfprachen, ebenfalls ba* 
für ju forgen, baß fte innerhalb biefer 3 e ^ f er ^9 werben. 2)ic in 


ben anberen hefigen ©ießereien gejahUen greife follten maßgebenb 
fein. @twa oom Arbeitgeber angeorbnetc Ueberarbeit fott 
mit 25 Ißroaeitt Auffcßlag befahlt werben. 2)et Arbeitgeber oer* 
fprad) auch noch, für Befeitigung einiger fleinerer Bef<hwerben in 
Beziehung auf Bkrfyeug gu forgen. 

®ie Arbeiter, bie im leßten Augenblicf noch bie Söieberein* 
führung ber 14tägigen ft'ünbigung forberten, oergichteten auf 3«* 
reben ber Arbeiter-Beifißer auf biefc Sorberung. $)er Arbeitgeber 
oerfprach, nad) Biaßgabe ber eingebenben Aufträge in erfter Sinie 
feine früheren ?lrbeiter (auch i en e beiben entlaffenen) eingufteüen; 
erft nachbem biefe bei ihm ober in anbern Stellen Arbeit ge- 
funbeu hoben, fann er fid) beliebig (Erfaß fudjen. Bfaßregelungen 
biirfen nicht ftattfinben. 

2)amit war ber faft 5 Bfonate bauentbe Streif beenbigt. 

Stuttgart. _ $artenftein. 

^ai dintgmtgSamt im Berliner Scbnbmacherftreif* Abermals 
ift burch baS rechtzeitige (Eingreifen bes Berliner dewerbegerichtS 
in feiner (Eigenfchaft als dinigungSamt eilt großer Streif, ber in 
feinen ^folgen fernere wirthfcbaftliche Schaben h^beigufübren 
brohte, fchnell beigelegt worben. 2)er Sachoerßalt ift folgenber: 

Sn einer größeren Sd)ubroaaren*3abrif hatte fid) ein Bterffübrer 
bei ben Arbeitern berart mißliebig gemacht, baß biefe oom Arbeit¬ 
geber bie fofortige (Entlaffung biefes BtonneS mit ber Drohung 
forberten, bie Arbeit fogieich nieberlegen gu wollen, wenn ihrem 
Berlangen nicht entfprochen würbe. Gleichzeitig hanbelte eS fid) in 
einer anberen gabrif um ßohnbifferengen unb um bie gorberung, 
bie bei biefer girrna angeftettten Arbeiterinnen gu entlaßen. @in 
Berbanbeln über bie £obnbiffetengen würbe bi^ oon ber oon ben 
Arbeitern ber betreffenben girnta aus ihrer SWitte gewählten Äom* 
iniffton baoon abhängig gemacht, baß guoor bie Arbeiterinnen 
fänimtlicb entlaffen würben. Sn beiben gäöen würbe baS An* 
fumen ber Arbeiter gurüefgemiefen, unb eS erfolgte oon biefer Seite 
bie Arbeitseinteilung. Um aber biefen plößlichctt Arbeitsgeber* 
legungen gewaeßfen gu fein, batte fuß bereits oor längerer 3«t 
ein Arbeitgeber-Berein gebilbet, bem runb 39 ber bebeutenbften 
Sdßuhfobrifen Berlins angehörten. 2>iefer Bcrein machte bie Sache 
ber gebuchten beiben ginnen gu ber feinigen, forberle bie Streifen- 
beit auf, bie Arbeit uitoergüglid) wieber aufgunefjmen, wibrigenfaÜS 
mit Schluß ber BJocße (13. Btärg) bie AuSfperrung begw. ^ünbigung 
fämmtlicßer bei ben Berbanbsfabrifen befcßäftigten Arbeiter (runb 
1200) erfolgen würbe. $)ie einzelnen Btüglieber beS BerbanbeS 
waren oerpflichtet, biefen BcreinSbefcßluß bei Bermeibung hoher 
Sfonoentionalftrafen gu refpeftireu. 

Rocß oor Schluß ber Söocße nahm baS ©eroerbegerießt bie 
Angelegenheit in bie fjanb, unb eS würben oor Ausführung beS 
BefcßlufieS oorläufige Bereinbaruitgen mit Bertretern beiber Steile 
getroffen, beren Sanftionirung oon ben Befdjliiffen fdßlcunigft ein* 
guberufenber Berfammlnngen ber betbeiligten Arbeitgeber begw. 
Arbeitnehmer abhängig gemacht würbe. 2Rit Rüdfidjt barauf, baß 
bie Arbeitgeber bie BJieberetnftellung ber AuSgefperrten begw. 
Streifenben oon ber Untergeid)nung eines ReoerfeS abhängig 
macßten, itthaltSbeffen bie Arbeiter fid) oerpflicßten foflten, aus ber 
Drganifation beS BereinS beutfeßer Schuhmacher auSgutreten unb 
biefelbe mit feincrlei ©elbmitteln gu unterftüßen — eine gorberung 
oon ber bei beit Boroerhaublungen nießt bie Rebe war —, famen 
bie oorläufigen Abmachungen gmar noeß nießt gur Annahme, fie 
füßrlen aber nunmehr gu einer förmlichen Anrufung beS (EinigungS* 
amteS feiteuS beiber 2l)eile, baS bereits am 18. Btärg unter bent 
Borftß beS BtagiftralS-AffefforS o. Scßulg gufammentrat. 5)cm 
(Einigungsamt gelang es, einen Bergleicß gu fcßließen, iiißaltS beffen 
bie Arbeiter im SBefentlicßeit auf ißre gorberungen oergießteten, bie 
Arbeitgeber ben ReoerS fallen ließen unb bie ftünbigungen gurücf* 
nahmen, ber gabrifantettoerbanb für bie 3ufuitft bei Streitigfeiten 
Berßanblungen mit einer Äomtniffion aus ber Bütte ber bei ißm 
befcßäftigten Arbeiter gufagte, wäßrenb für einzelne gabrifen Heine 
Aeuberuitgen ber Soßnfäße gugefießert würben. 

3ur Anrufung beS (EiiiiguugSamteS hatte, wie faft immer, 
feine Partei Tnß oerftehen wollen. S)er ßinlabung bes ©ewerbe* 
gericßtS gu Berhanblungeit leifteten beibe Sßeile fofort golge, unb 
biefe Berßanblungen führten 3ur beiberfeiligen Anrufung mit 
ber SBirfung, baß ber Streif in oier Sagen beigelegt würbe. 

Ungnftänbigfett ber elfaß-lothringifcßen ©ewcrbegeriißte für 
dntgmtgSömtlicbe ^ßfttigfett ®aS ©ewerbegerießt in Straßburg i. (E. 
ßat eS abgeleßnt, einer Anrufung als (Einigungsamt in einer 
Streitigfeit gmifdjeii ben Steiiißauern unb bem Baugewerfoerein 
golge gu geben. ^)amit ift bie öffentliche Aufmerffarafeit auf bie 
auffaüenbe Sßatfacße gelenft, baß nießt allen beutfeßen ©ewerbe* 



79 


©at ©ewerbtgtridji SRitibetluitgen bei SBerfcanbeß beutfdjer ©ewerbegetid&te. Nr. 8 


80 


gerieten bic Öunftion alß ©inigungßami guftebt. 3n ©lfaß»£otb* 
ringen befielen gur 3 f ü fünf ©ewerbegericbte unb gwar in: 
SNarfird), 9Kefc, Eßülbaufen, ©traßburg unb &bunn. SDiefelben 
beruhen auf bem elfaß*lotbringifd)en ttanbcßgefefe oom 23. 9»ärg 
1880, melcbcß biefen ©erid)teit bie genannte Sefugniß nicht guweift. 
$>a ihre 3ufummenfefcung aber beit Vefiimtnungen beß §. 12 beß 
Ncidjßgefebeß über bie ©emerbegeriebte entfpridjt, fo finb fie gemäß 
ber Seftimmmtg in §. 80 biefeß ©efeßeß unoeranbei t befleißen ge* 
blieben. Dem beroorgelretenett llebeljtanbe lönnte baßer nur bureb 
eine Slbänberuitg beß elfaß*lotbrittgi|d)eu üanbcßgefeßcß oom 
23. ®ärj 1880, wie bieß beifpielöroeife für bie Kgl. ©emerbegeriebte 
ber Nbeinpcouing bur<b baß preußifebe (S^efefe oom 11. Suli 1891 
gegeben ift, abgebolfett werben. Slud) baß $amburgifd)e ©efefc 
betreffenb bie ©eroerbegeridjte oom 12. fjfebruar 1892 tjat bie Sin* 
roenbbarfeit ber Beftimmungen über baß ©tniguitgßamt für baß 
bamburgifebe ©emerbegerid)t oorgefeßrieben, wäßrettb für £übecf, 
wo auch baß lanbeßgefeplitbe ©eroerbegerießt gemäß §. 80 fortbefießt, 
ein befonbereß ©efeß, betreffenb bie ©ittfeßung eineß ©inigungß* 
amteß, oom 23.3uni 1890, ergangen ift. 

©treif-Serbätmig nnfe ©tmgungßämtcr in 9tat*Seel«tib. Der 
Streif im Nßebereibetrieb, ber mäßrenb beß SWonatß 3anua£ in 
Sluftralien oiel Störung unb Aufregung oerurfaeßie, bat Ncu*See* 
lanb unberührt gelaffen. Nicßtßbeftoroeitiger haben bie Sltatrofen 
biefer Kolonie gur felben 3 ß ü nicht nur eine Öobnerßöbung oct* 
langt, fonbern auch biß gu einem geroiffen ©rabc burdjgefeßt. Slber 
fie gingen mißt auf bem 2öege beß ©treifß oor. ,,Diefe iWetßobe 
ift," wie ber Sericf)terftatter ber £onboner Dailt) Nemß mit ©tolg 
bemerft, „beute auf Ncu*6edanb oeraltet." Durd) ©inridjtuttg oon 
©inigungßämtern unb einem 3enlral*6cbiebßgeridjt but baß ©efeß 
für einen außgebilbeten Apparat gur Beilegung aller Koitfltfle 
gtoifeben Unternebmern unb Slngefteüten geforgt. Sab reit b ber 
Dauer ber ©cblicßtungßüerbanblungcn barf nad) bett Vorfcßriften 
beß ©efeßeß meber gu ©treifß tiodt gu Slußfperrmtgett gegriffen 
werben. Die SWatrofen uon Neu*©eelanb haben baber im 3unuar 
nicht geftreift, fonbern ihre Sringipale — oerfdjiebeue ©cbiffßgefeQ* 
febaften — nor ein ©iniguugßamt citirt, beffen ©djiebßfpnub beibe 
Parteien, roenn auch nicht ohne SKurren, tßat(äd)Iid) auerfannt 
haben, ©ine bemerfenßroertbe ©rfaßtung, bie bei bem ©rperimettl 
beß ftaatlicben ©<bli<btungßrocfenß auf Neu*3eelanb gentadjt roorben 
ift, beftebt barin, baß neuerbingß bic geroerblidjcn Konfliffe febon 
bureß bie lofaleit ©inigungßämter erfter Snfiang oidfad) cubgültig 
beigelegt morben ftnb. 3n beu erften Sällcit, wo ber oom ©taat 
inß £eben gerufene Apparat itt Slttfprucß genommen mürbe, er* 
roiefen fid; biefe ©inigungßämter alß erfolglos, unb bie ©treitfragen 
mürben in baß 3 ß ntral*©cßiebßgerid)t alß Serufungßinftatig gebracht. 
Neuerbingß aber ift man allgemein geneigt, bic ©mpfeßluugen ber 
©inigungßämter attgunebmen unb bie Koften utib 3ritoerfäutnniffe, 
bie mit ber Berufung an baß böl) ere unb mit 3n3angßrcd)tcn auß* 
geftaitete Tribunal oerbunben fittb, gu erfparen. ©eit 3nfrafttreten 
beß ©efefeeß über bie gewerbliche SBermitteluug foflen auf Neu* 
©eelanb feine roillfürlicben Unterbrechungen im ©emerbebetrieb 
oorgefommen fein. — __ 

SUlgemettte? Aber Qeroerbegeriifyte mtb 
Ärbritsmertrog. 

©tünbtge Sorfibtttbe Beim ©emerbegenrbt öerlin. Seim 
Serltner ©eroerbegeriebt waren feit feinem Sefteben — 10. Äpril 
1893 — fämmtlidje Sorfibenbe nnb fteDoertretenbe Sorftbenbe nur 
im Nebenamt tbätig. SNit bem Sacbfen ber ©efebäfte ftieg bie 
3abl ber Sorfibenbett, fo bafe gulebt 12 Sorftbenbe unb brei ftell* 


3)ie gleichseitig hiermit außgegebene Nr. 32 ber Socbenfdjrift 
„©ogtale $ra|I§ # ©rntralblatt fär ©ogialpoliti^ enthalt u. 51.: 

S)ie i3age beß babifeben ^anbwerfß. Son Dr. 3)?. £ed)t. 
— ^)aß neue frangöfifebe 5lrbeitßnadjweiß*©efeb. Sott ^rof. 
Naoul 3ot> — ©ogialbemofrattfdbe SDftcr*Kougrefte iit £>ollanb, 
Selgiett, 3)eutfd)lanb; 3lHgemeitter beutfdjer §)anbwerfertag; 
©ogialpolitifcbeß Kommunalprogramm in Bonbon; ©täbtifebe 
Slpotbefe in Sonnß; ©treif ber SDiamatttfcbleifer in Umfter* 
bam; Unentgeltliche Nedjtßpflege tm Kanton 3 U 9*» ® cr 
Slrbeitßmarft im Slpril. 

©tänbige Nubrifen ber „©ogialen $rajiß": SIE* 
gemeine ©ogial- unb Sirtbfcbaftßpolitif; Kommunale ©ogialpolitif; 


oertretenbe Sorftb«nbe amtirten. ©ß befteben bei biefem Bericht 
acht beruflich geglieberte Kammern, bie 3*>lge war baber, ba& bei 
oerfdjiebenen Kammern geitweife mehrere Nid)ter abtoccbfdnb ben 
Sorfife butten. S)iefer llmftanb wirfte einer gleidjmäfeigcn 9led>t= 
fprcdiung entgegen, ©eit Anfang Slpril finb bem ©ewerbegeriebt 
mit ©infd)lu& beß erften Sorftfeenben ftebeu guftänbige Nieter im 
Hauptamt ü6erwiefen, ttub gwar fünf 3Ragiftratß*Stf}efforen unb 
gwei @ericbtß*Slffefforen. ®iefe Neueinrichtung wirb für bie 2!uß* 
bilbung einer fcfteti $royiß in ber Ned)tfprecbuttg oortbeilbaft fein. 

KanfttiSnnifd|[e ©dbiebßgericbte. NefoluHoit beß Netfbßtageß. 3m 
Slnfcbluß an bie einftimmige cnbgiltige Slttitabme beß neuen beutjebett 
■tmnbelßgefebbucbeß am 7. Slpril fprad) ber Neid)ß!ag in einer Nc-- 
folution baß ©rftteben an bie Serbünbeten Negierungen auß, „halb- 
tbunlicbft bie Sorleguttg eineß ©efffccntmuTfß gu ocTanlaffen, wonach 
gur ©ntfcbeibmtg oon ©treitigfeiten gwifebett $riitgipalcn einerfeit? 
unb Jtanblungßgebilfen mtb Sebrltngcn aubererfeitß fanfntännifdje 
©tbiebßgeriebte erriditet werben." 3« ^ cn Kommifftonßberatbungen 
batte ber Negierungßoertretcr mitgetbeilt, bog in ßolgc mehrerer 
©ingaben ber NeicbßfanUer eine Umfrage bei ben oerbiinbeten Nr* 
gierungen oeranftaltd habe. 2>ie bißb^ngen Antworten lauteten 
ablebnenb, bie prengifdje ftebc nod) auß. Scun fenter ber Neaie* 
rungßoertretcr betont batte, bafe ber Neicbßtaa bei Seratbung beß 
©ewerbegcrid)tß*©efebeß bie fauftttännifeben ©cbiebßgerid)te abeje* 
lehnt bube, fo ift biefeß Slrgument bureb bie nunmehrige pofitwe 
©tefluugttabme beß Neicbßtagcß erlebigt. Huch baß neue öfter* 
reid)ifd)e ©emerbegerid}tß=®cfc(} but befonbere Kammern für fauf= 
ntönttifd)e ©treitigfeiten oorgefebett. 

©emerbegeriebte in Cefterreidj. 3 U öfteixeidjifdjcn ©e* 
werbegerid)tß*©efcb, wdcbcß am 1. 3uü 1898 in Kraft treten fofl, 
ftttb, 3citung^nad>rid)tcn gufolgc, im Suftigminifterium bereit« bie 
Vorarbeiten gu ben Slußfübniugßbeftimmungett im ©attge. — S)ie 
Sicttcr 3unftifd;c ©cfeüfd)a[t butte in ber ©ifcung oom 31. Nfärg 
auf bie iageßorbnung gefegt: ,,^ie ©rfabrungeit in ben beutfd^en 
©ewerbegetiebtett." ®er Neferent, ^rioatbogent Dr. 3uftrow*Scrlin, 
befprad) biefe ©rfabrnngeii unter §inblicf auf bie Uebereinftim* 
tnungen unb bie Slbmeidbungen beß öfterreid)ifcbeii ©efefccß. — 
©egenwärti^ befijjt Dcfterreicb brei ©cwcrbegeridjte (für ©ro6* 
inbuftrie): tu Sien, Sriiun unb SBielig. ©in oierteß itt Neichen* 
berg formte wegen örtlicher ©treitigfeiten nicht in Kraft treten. 
nach ben Seftimntungen beß neuen ©cfefceß bie ©ewerbegeridjte 
gwar im SMgenteittcn nur fafultutio fittb, aber obligatorifcf) für 
bie Drtc, an betten gur 3 ß it beß 3nfrafttretenß eitt ©eroer&egcridjt 
beftebt fo entfcblofe ficb bie Neid)enberger Slrbeiterfcbaft, in ben 
ftreitigen fünften ttaebgugeben. Slnt 1. Slpril ift baß bortige ©e* 
werbegeridjt in Kraft getreten. — Sou Srüttit liegen im 3ab l * ß ^ s 
bericht ber .^anbdßfammcr bereitß bie ©rgebniffe für 1896 oor. 
^attad) fameit 114 Klagen oor baß Srünner ©ewerbegeridjt für 
bie ^ejtiltubuftrie; oon biefen würben 45 oor ber Serglcicbßccr* 
banblung guntdfgcgogen, 66 fanben ihre ©rlebiguttg burd) aufeer* 
gcric^tlicgert Vergleich, un & blog brei Klagen würben burd) llrtbeil 
erlebtgt. ®aß Sriinner ©ewerbegeriebt für bie SNetaEinbuflrie butte 
8 ©treitfaEe im Sertcblßjabre, oon welchen 5 bureb gerichtlichen, 
2 bureb außergerichtlichen Vergleich unb einer burd) Urtbeil er* 
Iebigt würben. 

©ctoerbegerid)t für Nom. ^ßräfeftur but ben ©emeinbe* 
ratb in Nom auf ©ruttb beß ©efeßeß über bie ^robioiri oom 
3ubre 1893 aufgeforbert, ©ewerbegeridjte für bie fedjß widjtigfteu 
Snbuftriegweige, nämlich bie Vefleibungßinbuftrie, bie $>olginbuftrie, 
bie Nfetalliubuftrie, Vucbbrucfergcwerbe unb ^apierinbuftrie, baß 
^ranßportwefen unb baß Säcfergcwerbe einturid^ten. Sißber beftebt 
| nod) nicht ein $>ufeenb ©emerbcgerid)te in Stulieil. 

©ogiale 3 u ftänbe; Srauettfrage; Slrbeiterbewcgung; Unternehmer* 
oerbänbe; ©emerbegeriebte, ©inijjungßämtcr, Slrbeiteraußfchüffe; 
Slrbeiterfchufe unb ©ewerbeinfpefhott; Verftcberung, ©parfaffen; 
Slrmenpflege; Sobnungßwefen; ©efuitbbeitßpflege, ©rnäbrung; ©r* 
giebung, ©chule, Volfßbilbung; Suftig; Sinangcn; Sanbtoirtbf(hufh 
g>anbwerf unb ©roßinbuftrie; ^attbel, Krebit; Verfebr; ßitterarifchc 
Neu * ©rfebeittungen. — „Der 2lrbeitsmarft." Ulittheilungen bor 
literarifdien Centralßefle für ^Irbeitstiadimets. 

2)ie frntr«(l(*tt flr <$ 04 Ufp#JM& ,< erfc^elnt jeben ©onnerftag 

unb foftet öicrteljä^tlicb 2.^50^ etnfd^Uefeltcb bet SWonatSbeilage „©aß 
Öettetbegeri^^. 3 U bimb fämmüi^e goftanftaUen unb ©ucbbonblunfleit 

fatote biteft butcb bie SBetiagöbutbbmtblung (Garl Rebmann« ©erlag, Berlin W.j 
SJiauerftr. 44). 


,»©aß <Oen> t>egfrtdjl" erfdjeint am eri'tcn ©onnerftag icben ÜJionatd im SKinbcftumfang uon Va Bogen unb ift burdj alle Budbljanblungen, ©pebiteure 
unb ©ofttottex (©oftjeitungenummer 2811«) ju bejteben. ©er ©reiß betragt für ba« 3ai)t 9W. 1, bei Wrcfter poftfreier 3«fcnbung bureb bie Betlagöbanblung SW. 1,40. 

Carl Oeymaiml Bertaa in Bcrltn W. Wauerftrabt 44. — Cebxucft bet 3uUul Ctttenfen» in Berlin W. — Bcranttoortlity fflr bie Kebatilon: Dr. 3 . Safirow in C^arCDtienbucfe«8etItn. ' 





II. Saßtflaitfl. 


Kummer 8. 


Berlin unb JJranrfurt a. 9B., ben fi. 2)7ai 1897. 

JU|eriitbentIid)e feilage ju jtr,8 ks Jfmerkgeri^te“. 

Deröffentlidjung bes Derbanöes beutfeher (Beroerbegerichte. 

9?ebaftionSau$fchuß: Stabtratf) Dr. Jlffdj in $ranffurt a. 9$. unb 3)iaQtftrafS^Hffcffor (Kuno in Berlin. 


3 n iy a 11. 

Pie SedUfyye^uufl brr beutRhen ©rwrrbrgeridjte 1896. StatifHfdj* 


(ßrßfimtfle. 

Borberaerfung. Bon ÜWagiftratä.Affcffor 2ö. (Srnio. 81 

Tabelle I. llebcrfic^t nach ©eridjten. 85 

Sabefle II. llcberfic^t «ac$ Staaten unb Sanbebtbeilen. i)5 


Beue ©enjerbefleriebte in ©eutföfanb. 

Mtetbanb beutfdj« ©eioerbegerihte. 3 u fanimenfet)mig ber 9lu6fd>ßfje. 

\Hbbtucf föuuntli^et Slitifel ift BeUungen unb Qeitf^riften geftattet, jebadj nur 
mit Doller IQueQcnaitgabe. 

Bie Rcdjtfpredjung brr beutfdjrn (Setnerbegecid)te 
1896 . Ötnti/Hfdjc CJrgebnilJe. 

S)er Berbatib beutfeßer ©ewcrbegcridRe ßal feit feiner Be* 
grunbung neben ber regelmäßigen ©inzelbericßterRattung über bie 
Xßätigfeit ber bcutfdjeu ©ewerbegerichte in Besprechung, in ©ut* 
adjteii unb Anträgen, in ©inigungsämtern, eine ©rgänjung bureß eine 
fummartRhe Statiftif inS Auge gefaßt. 2U0 erfte Srucßt biefer 
BeRrcbung erRßien iui Dftober 1895 eine ooßRänbige UeberR(ßt 
über ben BeRanb au ©ewerbcgeridRea in allen beutfe^ett Staaten 
mit Angabe ißrer SwRänbigfeit. 1 ) 3ßr folgte im April 1896 eine 
Statiftif ber ©ewerbegerichte nach ben ©rößenfategorien ber beutfd^en 
Stabte. 2 ) Um aber nidjt bloß ben BeRanb au ©ewerbe* 
gerieten, fonbern auch i^re S^ätigfeit ftatiftifdg zu erfaffeit, mürbe 
eine betailirte Aufnahme über baS 3aßr 1896 befc^loffen. ©ie 
Ausführung biefeS BefdßluffeS ift baS gemeiitfame SBerf beS 
Magifiratiöffeffor ©uno unb beS Ißrioatbozenten Dr. 3aftrow. 
$)ie einzelnen ©rgebntffc erßeßeu aus ben nacßfolgenben 3ufamtnen* 
Rettungen. 

lieber bie ©efcßäfiSihätigfeit ber auf ©runb beS BeußSgefepeS 
uom 29. 3uli 1890 befießenben ©eroerbegerießte wirb oon biefeit 
all jährlich nad) einem non bem BeicßSamt beS Snnern aufgeftettten 
Öormular Berußt erftattet. 3)aS erfte im 3aßre 1892 oerroenbete 
Sormular erfa&te bie gefammte richterliche £ßätigfeit ber ©ewerbe* 
geriete in nur 6 Spalten; baS feit 1893 benufcte ftormular hat 
für bie SRechtfprechuiig 9 Spalten eiugeführt. Bisher finb bie ©r* 
gebuiffe ber BeridRe nicht neröffentlicht worben. Auch werben bie 
auf ©runb lanbgefe(Rid)cr BeRtmmung errichteten ©ewerbegeridRe 
in bem amtlichen Bericht nur fummarifch angegeben, ©in weiteres 
Sormular für Berichte beutfeßer ©ewerbegeridRe ift non ben Be* 
arbeitern beS AbRhntttS_„©ewerbegerichte" im RatiftiRßen 3aßrbucb 
beutfeher Stabte entworfen, ©s erfaßt neben ber 3aßl ber Älagen 
unb ü;rer ©rlebigung, auf bie fuß bic amtliche Statiftif befeßränft, 
befonbers eingeßenb ben Streitwerth ber Klagen unb zählt gefonbert 
bie nom Borfißenben allein unb bie non bem befehlen ©eridR er*» 
lebigten Klagen, währenb gleichzeitig auch aber SBahlbetßeiligung, 
©iunahmeit unb ftoften ein Ueberblid gegeben würbe. 3)ie im 
ftatiftifchen Sahrbud) beutfeher Stabte für 1896 erfchieneue lieber* 
ficht behanbelt nur 39 Stabte über 50000 ©inwoßner unb giebt 
bie 3a0len erft für baS 3ahr 1893 an. 

Slls ber Berbanb beutfeher ©ewerbegerichte fich bie Aufgabe 
(teilte, enblich einmal eine UeberRcßt über bie ©efchäftsthättgteit 
aller ©ewerbegerichte im S)eutfchen Speiche für bas eben oerfloflene 
3ah^ 1896 Zu geben, war er auf felbftänbige ©rmittelung burdh 
Nachfrage bei ben einzelnen ©erid)ten angewiefen. ©r mußte fich 

l ) Bergl. bie au&erorbentliche Beilage 3u ben BerbanbSmit- 
theilungen in 9lr. 4 Jahrgang 6 ber ,Sojialcn Bca«iS"* 

*) ^«fll* ©ewerbegericht - »r. 1 unb baju bie Bemerfungcn 
in »r. 8. 


an baS amtliche Sormular aulehnen, fchon um ben einzelnen ©e* 
werbegerichten bie Sföiibe boppelter Auszählung thunlichft za er* 
fpareu. ®a aber bie oeröffentlidjteu 3ahreSberidjte barauf fthließeu 
ließen, baß audj über bcu Serif) beS StreilgegeuftanbeS unb bie 
Stauer ber ©rlebigung ber ftlagen meift Auszählungen bewirft 
würben, fdjienen bezügliche 3 u fabfragen unbebenflich. 

Aus biefer ©rwägung heraus ift baS ber iiachfolgeubeu lieber* 
ficht za ©runbe gelegte 3ormular entftanben. 2)er ©rfolg fchetnt 
uns 2Redjt gegeben za haben, wenn wir zanächft nur wenige fragen 
ftatifiifch z u cufaffen fuchten. Bon ber überwiegenben Mehrzahl 
ber ©ewerbegerichte gingen birefte Antworten biS 9Ritte Februar 
ein. 3ar ©rgänzung ber Süden manbteu wir uns an bie höheren 
BerwaltungSbehörbeu ber ©iuzelftaaten, bie faft fämmtlich in feffr 
auerfeuuenSwerther Seife nufere 3*aede förberten. Als fchließlid) 
nod) einige Süden oerbtieben, würbe uns geftattet, biefe aus ben 
amtlichen 3 a h^u beS preußifcheu §anbelSminifteriumS unb bes 
BeichSamiS beS Snnern za ergänzen, was aüerbingS nur in ben 
Spatien 4, 6, 21 - 34 möglich war. 

3a bem angemanbteit ßorniular entfprechen bie Spalten 4—6, 
21—34 bem amtlichen Formular. Bur finb bei ben anhängig ge* 
morbcuen Klagen im lluterfd)ieb oon ber amtlichen Statijtif bic 
oon Arbeitern gegen Arbeitgeber unb uuigefebrt geführten ^ro^effe 
getrennt aufgefiihct. 1 ) ©ine fachliche Differenz gegen bie amtliche 
Statiftif liegt oor in Spalte 25. 3)aS amtlid;e Sorutular läßt in 
ber enlfpred)enben Spalte nur bie ^rojeffc zahlen, bie burd) 
3uriidnahme ber ^lage erlebigt finb. Seme SragefteOung führt 
bazu, bie ^rozeffe, in beuen beibe ©eile nicht erfreuen finb ober 
feine Anträge gefteöt fmb, in beiten eine außergerichtliche ©inigung 
ftattgefunben hat, ber Kläger abgereift ift ober fonft bas Satereffc 
an ber gortfeßung beS ^rozeffeS oerloreu hat, nicht als „erlebigt" 
Zu zählen. Sonnell tritt aüerbingS nur ein Buhen bes ^rozeffcS 
ein, bis bie Anfepuug eines neuen BerhanblungStermiuS beantragt 
wirb (§. 37 Abf. 3 bes ©ewerbegerid)tSgefeßeS). ©rfahrungSmäßig 
werben jeboch folthe $rozeffe in ben feltenfteu Säßen wieber auf* 
genommen unb werben baher oon beit ©emerbegeriebten meift als 
erlebigt behanbelt. Bei genauer Beantwortung beS amtlichen 
SormularS ergiebt Reh baher eine große 3af)l ooit am Schluffe bes 
3ahreS unerlebigtcn ^rozeffen, bie z 111 * 1 Qrößten Sl)eil niemals 
erlebigt werben, baßer in ben Ueberfichten oon 3aßr Z u 3aßr fort* 
gefcßleppt werben müßteu. BeifpielSweife $ä^lt (nach genaueren 
uns oorliegenben 9Kittheilungeu) Bremen 19 aus 1895 in baS 
3aßr 1896 übernommene Sachen, oon beuen nur 1 erlebigt, 
18 uuerlebigt in baS Qaßr 1897 übernommen Rnb; 2 baoou 
Rheinen fchon aus bem 3aßre 1894 zu Rammen, aus 1896 würben 
weiterhin 20 uuerlebigt in bas 3ah* 1897 übernommen. Stutt* 
gart läßt wenigRenS nach bem ©nbe beS groeiteti 3aßreS bie auch 
in biefem nicht erlebigten oorfährigen aus ber lleberRcht oer* 
Rhwinben. Bon 36 im 3ah« 1894 unerlebigt gebliebenen Klagen 
Rnb im 3aßre 1895 nur 10, oon 53 im 3ahre 1895 unerlebigt 
gebliebenen nur 9 im 3aßre 1896 zur ©rlebigung gefommen. liefen 
thatfächlidjen Berhältnijfen hat bie nachfolgeube Statiftif Becßnung 
getragen, inbetn Re in Spalte 25 auch ^Sro^cffe zählen ließ, bie 
„ruhen", liegen geblieben Rnb, unb nach Auffaffung beS ©eridRS 
als erlebigt betrachtet werben müffen. Als unerlebigt in baS neue 
3afjt 1897 übernommen bleiben bann nur bie ^ßrozeffe, bie am 
Schluffe beS 3ah^ mirflich noch im ©efdßäftsgang waren, meift 
alfo bie in ben lepten £agen ober ©odßen eiugegangenen Klagen. 
(3n ber lleberRcht Rnb bieje 3ahlen ber „unerlebigten" Sachen nicht 
oeröffentlicht, ihre Angabe war aber ber Sfontrole halber hanbfehrift* 
lieh erforbert worben.) 

^ 3a einigen wenigen gäQen, in benen bie Trennung nicht burd)* 
geführt ift, ging bieS, fooiel feftgefteQt werben fonnte, barauf zurüd, 
baß Klagen oon Arbeitgebern gar nicht ober faft gar nicht oorgefommen 
waren. Bie Ziffer ift (wie 3. B. bei Sdjweibuih, Br. 68, SRinben Br. 125 , 
2C.) 3wif<heii 6p. 4 unb 5 gefteQt, bei ber Suntmirung aber 30 Sp. 4 
geregnet, ©utfprccßenb ift bei ©Ifaß-Sothringen oerfaßren. 





s:j $)aS ©eroerbegfricpt. Mittpeilungcn be« $erbanbe$ beutfiper ©croerbegericpte. #r. s. 84 


©oroeit bicfcr llnterfcpieb beamtet ift, ergeben fiep erpeblicpe 
SDifferengen gegen bie 3 aplen b« atntüd&cn ©tatiftif. ©erieptet 
boep beifpieteroeife £cipgig, baß 450 ©aepen burd) Klagegutücf* 
napme uitb außergeridjtlicpeit Vergleich erlebigt feien, roäprenb 
490 ^rogeffe baburd) ihre ©rlebigung faitbcn, baß fiep bie Parteien, 
opne einen Eintrag gu stellen, roieber entfernten ober im angefeßten 
Termine niept erjcpieneit finb. tlnerlebigt ins neue 3 apr über* 
nommen mürben nur 16 Klagen. &ie amtliche ©tatiftif giebt gu 
Üeipgig in ©polte 8 nur 450 ©aepen, bie oorliegenbe in ©palte 25 
940 ©aepen. 3n ®ortmitnb mürben burep 3 ur iicfnapme &er Klage 
nur 69 $rojeffe erlebigt, auf anbere Weife (burd) aufeergericf)tlic^eii 
SScrgleicp, Ausbleiben beiber Parteien) 183 = 17,»$rojent. 3nt ( ner« 
bin pängt bie ^Beantwortung ber grage gu ©palte 25 oon bem 
tpatfädjlicpen Sraucp bei ben einzelnen ©eroerbegeriepten ab, unb 
ijt eine ooße Uebereinftimmung niept erhielt. Senn aber felbft, 
roie in ©tuttgart gefepepen, alle am ©epluß be$ SapreS 189(5 in 
Aeft gebliebenen Klagen (53) in ©palte 25 initgegäplt finb, obroopl 
einige roopl noip it>re ©rlebigung fiuben roerben, ift ber Segler 
geringer, als roenn naep ber amtlicpen ©tatiftif fo oiele Klagen 
unerlebigt fepeinen. S5iellei(§t ift eS möglid), burep eine ber oor* 
ftepenben Anregung entfpreepenbe ©rgängung unb (Erläuterung su 
bem amllidjen Formular eine einheitliche 3 äplung bei ben ©eroerbe* 
geriepten gu erjielen. Aucp roirb ficb für bie 3 u ^nft oielleicpt 
ber $oüftäubigfeit halber bie Aufnahme groeier neuer SRubrifen: 
„aus bem Vorjahr unerlebigt übernommene Klagen", „am ©cplujfe 
beS Sab^eS unerlebigt geblieben" (im oorgebaepten ©inne) em* 
pfeblen. ©palte 4 —6 + 3apl ber unerlebigt übernommenen Klagen 
muß bann gleich fein: bie ©efammtgapl ber erlebigten (©palte 33) 
+ ber 3“bl ber am ©ebluffe beS 3apreS unerlebigten. 

©S mag hier nod) barauf pingeroiefen merben, baß bie 
©umrne oon ©palte 7—13 oft ber 3ap(‘ber überhaupt anhängig 
gemorbenen Klagen (©palte 4-6) nicht gleicpfommt. ®a in golge 
ber regelmäßigen Koftenlofigfeü beS geroerbegericptlicpen SerfaprcuS 
jur geftfeßung bes ©treitroertpS oft fein ©runb oorliegt, finb oon 
manepen ©eroerbegeriepten bie Klagen auf Aufnahme ber Arbeit, 
AuSfteÜen oon 3 eu 9 niffen, Verausgabe oon papieren nicht in bie 
Wertpflajfen eingereiht. (3n ©pemniß beifpielSroeife na* panb* 
fcpriftlidjcn Mittpeilungen 240 Klagen biefer Art.) Auch bieten 
bie ©djäpungeit beS WerlpS in folgen gällen Anlaß gu $er* 
fepiebenpeiten; 3 . S. eiflärt fid) bie große 3 Q hl ber Magen mit 
berufungsfähigem Dbjcft in gulba barauS, baß Magen auf (Sr* 
tpeilung oon Jeugniffeu als unfepäßbar mit 200 Marf Wertp an* 
gefept finb. 

$>ie 3nfammenftellung fud)t alle ©eroerbeejeriepte gu erfaffen, 
foroopl bie auf ©runb beS SReicpSgefeßeS errichteten, einfcpließlicp 
ber iberg*©eroerbegericpte, mie bie auf ßaubeSgefeß berupenben 
Königlid) preußifepen ©eroerbegerid)te ber SRpeinprooinj, bie fäcp* 
fifepen &erg*©cpiebsgericpte, bie ©eroerbegeriepte «pamburg, 33remen, 
l'iibecf unb bie Kaiferlicpen ©emerbegeriept in ©lfaß*Cothringen. 

3>ie ©rpebung bietet gum erften Mal ein 93ilb bauen, in 
mcld)em Umfang Das ©efep über bie ©eroerbegerüpte in ©eutfep* 
Innb in Wirffamfeit gelangt ift. $)er SBegirf, für roelcpen ©eroerbe* 
geriepte beftepen (oon ben S3erg*©emerbegeri(pten abgefepen), um* 
faßt 30 $rogent ber ©inroobncrjapl beS SDeutfdjeu 5Reid)eS. ^ie 
©eelengapl ber ©emerbegericptsbe 3 irfe betrug: 

in Preußen .... 11,os fDfiÜionen, 

* kapern .... l, 0 s 

* Württemberg. . . 0,40 

* 23aben. 0,38 

* Veffen. 0,24 = 

= ©aepfen . ... 1,46 * 

* anberen ©taaten 1,73 

©umma 16,34 Millionen, 

b. p. bei 52,25 Millionen ©inroopnern beS gangen 9teicpeS 31,27 $ro» 
gent ber ©inroopnergapl. 


Sie ©efammtgapl ber anhängig gemorbenen $rogeffe beträgt 
faft 69 000, oon beneit 67 500 als erlebigl naepgemiefen roerben. 
7,g ^rogent aÜcr ©ireitigfeiten finb oon Arbeitgebern gegen Arbeiter 
angcllreiipt.*) 3 11 Ö*>lge ber ausfdjließlidjett SSermertpung ber 
3aplen einzelner ©roßftäbte pat man bisper häufig bie ®cpaupluug 
aufftellcn pören, baß bie ©emerbegericple nur beit Arbeitern gu 
©ute fomnten, für bie Arbeitgeber bedeutungslos feien. Spat* 
fäcplicb bat cS ja ber Arbeitgeber in ber V a nb, 5 ur( ^ Senupuitg 
ber iptn 00 m ©efep geftatteten 5öorfid)tSmaßregeln (öopngaplung 
nad) ber ArbeitSleiftung, Öopneinbepaltung, Kaution, 33ermirfungs-- 
flaufeln, ©trafen) fid) gegen bie föotroenDigfeit gu fiepern, roegen 
feiner Anfprüdpe erft flagen gu miiffen; er fann bic Saft, itn Wege 
ber «läge fein Sftecpt fuepen gu müfien, meift bem Arbeiter gu= 
fepieben. gür ben gall aber, baß er fiep niept auSreicpcnb geficperl 
bat, iuSbefonbere für ben gall beS «onftraftbrueps, finbet Der 
Arbeitgeber gerabe in ben größeren ©täbten mit übermiegenbem 
Arbeitsangebot leiept ©rfap, ober er fepeut bie Umftänbe beS ^rogejfeS, 
ba für ipit baS ©treitobjeft roenig iöebeutung pat. SaS mürbe 
bie geringe 3 d pl ber oon Arbeitgebern angestrengten s ßrogef)e pin* 
reidjenb erflären. tonmepr geigt uns bie ©tatiftif, baß in mantpen 
©ebieten, inSbefonbere mit roenig entmicfelter Snbuftrie, bie Arbeit* 
geber oorgugSroeife eS finb, bie baS ©emerbegeriept in Anfprud) 
nepmen, ja baß felbft in ©egenben mit pocpenlroicfelter 3nbuftrie 
bie Arbeitgeber in überrafepenb großer 3apl beim ©emerbegeriept 
flagen. (Es fei auf bie 3aplen beS ©eroerbegericptS flauen in 
©aepfen oermiefen, in befien ©ttcferei-Snbuftrie anfepeinenb in golge 
unregelmäßiger ^robuftionSoerpältniffe, geitroeife ftarfen Sebarfs 
an ArbeitSfräften ber «ontraftbruep, inSbefonbere ber roeiblicpeu 
Arbeiter, auffaöenb päufig gur 3nanfprucpnapme beS ©eroerbe* 
geriepts bureb bie Arbeitgeber Anlaß giebt. Säßt mau einige 
©roßftäbte, mie Berlin, granffurt a/M., ©öln, SreSlau, Königsberg, 
Dresden, Müntpen, Hamburg, außer Setracpt, fo fteigt ber Ißrogent* 
fap ber flaaenben Arbeitgeber auf 10 Sßrogent. 

Sprer Aufgabe, tpunlidjft auf giitlicpen AuSaleicp ber ©treitig* 
feit pingumirfett, finb bie ©emerbegericple in ooUent Maße gereept 
geroorben. 9fur 19 500 ^ßrogeffe führten gum ©nburtpeil (Daooit 
5 200 SSerfäumnißurtpeile) =. 28,5 $rogent, roaprenb über 70 ^to* 
gent frieblicp gefcpli*tet mürben. Man mirb auep bie burep Ser* 
giept, Auerfenntniß, 3urücfnapme, außergerichtliche ©inigung, liegen* 
laßen erlebigten ^rogeffc erfahrungsgemäß meift auf ben ©influß 
ber auSgleicpenben £pätigfeit bes AicpterS gurücffüpren bürfen. 
S)er ^rogentfap ber burtp Urtpeil erlebigten ©aepen finft bis auf 
7 unb 12 $rogent bei beit großen ©eroerbeperiepten in Seipgig unb 
2)re8ben, bie an fontrabiftorifepen ©ittfcpetbungen gang auffaUcnb 
gerinae ^rogeittfäpe aufgumeifen paben. 

Aucp ber Aufgabe jcpleuniger ©rlebigung ber ^rogeffe roerben 
bie ©eroerbegeriepte gereept. 57 $rogent finb in ber erften Wocpe 
naep ber Klageerpebung erlebigt, nur 17, ß $n)gent erforberten mehr 
als groei Wod)en. Aucp bie größeren ©täbte finb trop lofalet 
©djtbierigfeiten erfolgreich bemüpt, bie fcpleunigfte ©rlebigung gu 
erjielen; felbft itt ©erlin roaren 72 ^rogent ber Klagen in groei 
Wocpeit erlebigt. 

$ie 3aple« über ben ©treitroertp geigen, baß eS fiep bei ben 
gemerblicpeu ©treitigfeiten oormiegenb um geringe Dbjefte panbelt, 
bie an bie orbcntliipen ©eriepte gu bringen megen ber barnit oer* 
bunbenen Müpe unb Koftcn fiep faum lopnen mürbe. ®ie ©e* 
merbegeriepte paben eS ben Arbeitern erft möglich gemaept, bie ipr 
©rmerbSlcben betreffenben ©treitigfeiten gur gericptlicpen ©ntfcpcibung 
ju bringen, mäprenb fie früher meift ftillfcpmeigenb bie SSeltimmung 
beS Arbeitgebers als unabänberlicp pinnepmen mußten. 3 1 « Vau$ 5 
palt ber Arbeiter fpielen aucp bie Seinen SÖeträge, um bie es fid) 
pier panbelt, eine SRoHe. 

Berlin. W. ©uno. 

*) ®ie oben ©p. 82 1 ermäpnteii Anomalien finb nur oon un« 
erpebltcpem ©influß. 






SftiUfjpiluitfjfn bf£ Sfrhtnhrs? bnitffijpr (9NUcvt)w$yvid)tc« $r. h. 


2«6eHc L llcberjirfjt imdj ©eridjtcH 


Pfniningig 
genteroene 
«lußfiv, qou 


® o<* J»,rt miJ)iVnflt!T flftoorb^trii 
fftaiJUf butten *lneu £trc'tnwrtf) 


-3>dC»n ; het ftrlfbtfli.mg 


flii brr {hl*bl$H»g> burrtu 


^erücr&fßcncfjt 


f Xh mit ♦ fMrlfictjncfm 
«eben fiücr fecit 

arji r> 1)4 ttdu > 


.-. v[- 

• : • 


te; 4i». 


X*' ; ‘> V l'rV 4 i ' l.litdO l f, 

f* t> . l* Tv 171 7'V : 


t. »i'it 


r ;%p£*«f£ ; *V*: 

I ; '5$$Qßv$ 

| ' Jj#a» 

• wwi • 

' • -'iSt* 
«Kj^n ^irti 

. £W< :•/•:•; 

: 

■ ; *#****. .. 

p«fi 

Ifrtittr . 

; MförnKäfll .’ 

?£$&$£!&, 

&&- 

*$&&&*■ >. . 

,*>«. * ;3H #«i 
in 


■ ***»;&»,. 

W>JbV, 

T3<\; 
23 fc> /t 


f :V». : * v *»‘>; ;iiis»- -.■■•>&- hJ fc3?& 

•* •'•>.. 1 i *7.-#. 7i-iV ? ! «J| 
r» <&> api*» »| ~ “i-| 


jvt; 22, 
J&w] - j - 

^r'Äl.ö'r U H 

rs uH ti ; n. 


!ß2f «i) w Ktöl’27. 
Ähw,|-Vl ~ 


1 * • 

: » : ; 

'äpW®fe ii £-' 

*^j»aW4ft}V ■ 

rapfei i-.\ i ■ ’ 

: j; ■ • -. 

Ä' ,'." ,-Ä 
i‘ -5« 

^äNÄifciUll* s 


5 » ^ovn ip. Stuvembtx iöuu ah. 


Hi 

[ %> S £•?£! 

:SS« -: . 
!'S' ~ ~ 

ff 

! %, 

' 5 -k' 

; .§:« 

5l 

' • •■£*.'Sc ' 

ixn 

1. r %. 

^•äk'eI' 

m» 
r ’ % ■! 

■a.- 
-« . 

’ ; %t 

J £ • ; 

%; 

■ ■£'. 

• n '\ 














Sföittljfiftinfjfn M SkrtuvnbcS fttnifi$rr fäfimfcfßmditf. 9?r. s. 


*S^iä* . 4 * 

’ftpfU'.'lM 
i-i . 

WMutfii 

.lfUj 

, ifytii&tittti. 
iHfytiiö) j ,»j 

■ 

«amr*. SK- 
s »t^i.ot[n0cii 


Ä(-H*W 
ii4|ii &>w< 




y.MiMfäfe iv i- w.f&i 

• Mii ,, . 

if^/U ’ ‘ 

&ww*m'w ■ *;•- 

^.ÄIW8$?UÖ fJjMjW' f*/ 
ÜpIm. 

>.• .■ ; 

i», ^t^‘!i; 

d ■ (»$.. . 

:•.. 7; ■ r 


LI. tf-fttrigrflrii ^tafyfrif 


(^«ribvrffrrt. 

Sflündjen . 
$ahau , 


*fiufcT»lß#f)afert u 
*®rfen&ad) . 
fttanlcrnftat 
KailtröJcuicrrt 
*vambrcd}t * , 
9ftuflat>l a. £>. 
9?lna<ifeii8 > 
evt^rc . i • • •• 

•— 

33ümi)tt<t ... . ;iV; 

Slütrtömt . 
OKiangcv 
föttfl • 
e#teai)ödf. . 
S0CiU<«U.ii-fl ff- £ • 

. htbuvfl ‘» 

TKUHtttfSg -) ’. . : 
$v-r?ujuy?W. 

«UßSÖMrg , 

9t«! itlffl 


M 4.40 

j&ttfö 

•4 000 

in »xifi 

£*&»»> 


': t?<? »5i iuT ; -^ r 

' £*■ . —' 

f:#g« • .Vf" füi 04„f -J 
■ **>5 ' %' •• i'ä .* ^ y* 5 &»„. 
.o:m 1.'--.:. 


ASUQO *•’ 
Tuuaa iHi «0 


Sfeföft ui 
£»’«** * 











91 


2>a* ©eroerbeflmdjt. SHtUjeilunflen bc* »erbanbe* beutfdjer ©«»frbcgcridjte. Wr. 8. 


\)2 



III. ftöitia¥ci$ ^acftfcit. 


203. 

Krrisl?nuptni. Bauern. 
Saugen (Stabt).... 

23G68 

70 

14 

_ 

60 

64« 

32 

34* 

1 




65|69* 

26 

28« 

2 

2« 

321 34* 



35 

37* 

2 

2,i 

2 

2„ 

22 

23* 

93 

204. 

ftflntgSbrihf ..... 

3101 

22 

•j 

-• 

20 ! 

83* 

4 

Mi? 



— 

— 

34; 100 

— 




19 70,, 

— 

— 

1 

4* 

— 


3 

12* 

1 

4„ 

24 

205. 

Sütau. 

28133 

06 

4 

— 

67 67,. 

24 

24,, 

7 

7, 

2 

2/ 

85 85, 

8 

8, 

7 

7/ 

59 50/, 

5 

5/ 

2 

2,. 

2 

2, 

23 23, 

9 

9/ 

10O 

206. 

?*rf-£4t*S|. . . 

Kms*l?<iuptm. Drrsbfn. 

f. unten 































207. 

TDrelbeit. 

334 0G6 

3652 

234 

12 

1796 

52* 

llfi? 

34* 

356 

10* 

100 

2* 

8720 


109 

2* 

21 

0,5 

rto 

59,, 

— 

— 

uw 

28« 

G 

0* 

313 

8, 

174 

4* 

8882 

208. 

*2>re#ben>9t, ftmtöf). . . S 

c. 70 000 

192 

— 

¥ 


¥ 


? 

¥ 


f 


? 


? 


00 

48* 

— 

_ 

27 

14* 

J 

0* 

28 

15,, 

30 

21,i 

185 

209. 

♦grelberg, Seri-S^tebsg. . 
Krris«f)auptni. Ccipjig. 

f. unten 






762 

























210. 

Selpit«. 

300 963 

2589 

312 

19 

1V1 

57* 

33* 

159 


56 

2* 

2501 

00.8 

148 

5* 

115 

4/ 

m» 60/, 

-1 

— 

940 

32* 

— 

— 

137 


58 


2854 

211. 

Döbeln. 

15 760 

47 

15 

— 

38 

61* 

15 

24,3 

5 

8,i 

4 

6* 

40 

70, 

9 

14* 

4 

6* 

31 50, > 


— 

21 

33* 

— 

— 

1 

1* 

9 

14* 

62 

212. 

*®nmma, jBerg - «^giebsg. 

f. unten 





























213. 

SartmannSborf .... 

4719 

4 

1 

— 

2 

40 ,: 

3 

10 

60, 

_ 

_ 

— 

_ 

5 100 

_ 


_ 

_ 

3 

60, 

_ 

_ 


40,. 

_ 

— 

_ 

_ 


_ 

r» 

214. 

SRtttrodba. 

13458 

21 

1 

— 

11 

50, 

45, s 

1 

4,6 

— 

— 

18 81* 

3 

13.6 

1 


12 

54* 

_ 

— 

6 

27* 

1 

4* 

1 


2 

9,i 

22 

215. 

Sentg. 

7iteis>fynipitii. «gwirfflu. 

6562 

12 

3 

~ 

14 

87* 

1 

6/3 

31 


1 

6* 

15 

100 

- 


— 


10 

66* 

- 

— 

4 

26* 

1 

6* 

~ 


— 


15 

216. 

217. 

Ggemntg. 

, «ratet). u. iroat . . 

1G099J 

722 

84 

6 

3;2 

65/ 147 

i 

25* 

1 5* 

22 

3* 

639 

70,4 

113 

! 14, 

53 

6* 

415 

51* 

— : 

— 

261 

32* 

4 

! 0* 

35 

4* 

90 

1U 

805 


—, Rammet Ghemntg . 

9225 

82 

15 

, — 

61 

62* 

21 

21* 

5 

1 5,j 

10 

10* 

66,68/ 

24 

1 24*: 

7 

7* 

49 

50* 

3 

3, 

: 22 ! 

22* 

— 

— 

15 

15« 

8 

8* 

07 


—, • 6ioIlbe«g • 

63067 

38 

3 

, — 

23 

56* 

13 

31* 

1 1 

| 2*1 

4 

9* 

24160/ 

r, 

12* 

11 

.27* 

25 

62* 

_ 

— 

5 

12*i 

1 

2* 

3 

7* 

6 

15J 

40 


—, * fiimbadj. . 

30 700 

31 

13 

— 

26 

50;' 

14i 81* 1 

1 2*! 

3 

6« 

29|65, 0 

11 

25« 

4 

% 

19 

43* 

_! 

— 

13 

29*1 

3 

6* 

2 

4* 

7 

15* 

44 

218. 

OHautgau. 

24 885 

54 

22 

j — 

53 

60* 

15 

19* 

6 

! 7* 

2| 

2* 

— 

— 

I — 


— 


22 

29, 

_ 1 

— 

14 

18*! 

28 

36* 

2 

2* 

10 

13* 

76 

210. 

, Wmt«f). 

77 066 

35 

5 

— 

27 

67,,' 

12 

30, 



1 

2« 

24 

60^ 

! 0 

22* 

7 

17* 

31 

77* 

_ 

— 

8 

20, 

_ 


— 


1 

2* 

40 

220. 

$ot>enfteln. 

7 534 

8 

1 

— 

0 

100 

— 


— 

i — 

— 


9 

100 

i — 


— 


4 

44* 

— 

— 

2l 

22* 

_ 

_ 

1 

ü« 

2 

! 22 * 

0 

221. 

ftrtromttfdjau .... 

c. 19 000 

47 

— 

? 

— 

? 

— 

? 

j — 

? 

— 

9 

— 

| 9 

— 

? 

— 

22 

52* 

— 

— 

10 

23* 

1 

: 2 * 

2 

4,g 

7 

16* 

42 

222. 

♦Sugau, 9erg*$4irts|. . 

f. unten 














1 
















223. 

SReetane. 

23 074 

60 

3 

> — 

43 

68* 

18 

28* 

2 

3* 

- 

— 

@3 

100 

_ 

— 

— 

_ 

32 

50* 

— , 

— 

8 

12* 

5 

7 * 

— 

— 

18 

28* 

63 

224. 

Stauen i. B. 

57 274 

412 

311 

1 

502 

81, „ 

02 

15, 

15: 2* 

5 


572 

n 7 

110 

16* 

45 

C,i 

403 

54* 

— ! 

— 

188 

25* 

1 10 

1 * 

46 

6* 

89 

12„ 

736 

225. 

•3roldaU/ S*«m - 

f. unten 






























flftnf fähige 3«fl- 










i 18 














I 








^djirbsgrridjfe guf. . . 


28 

— 

- 

9 

30 

1 

3/3 

2 

6., 

i 60 

0 

7„ 

4 

! 14* 

22 

78* 

8 

28* 

— . 

— 

, 15 

; 53 * 

\ 2 

7 , 1 ! — 

— 

3 

i 10 * 

28 


IV. ftötttgtetcf) SBtfrttemberg, 



DonaufreU. 
































226 . 

Ulm. 

30 303 

83 

16 

— 

70 


20 

20* 

G 

6.1 

3 


G2 

64 * 

23 

24 , 

11 

11« 

34 

34 * 

— 

— 

21 

21* 

2 

2 

11 

ll,i 

31 

31 * 

00 

227 . 

Stberad). 

8 151 

t? 

2 

— 

10| 66* 

3 

20* 

2 

18 * 

— 

- 

12 

80 * 

3 

20* 

— 

— 

9 

60 * 

— 

— 

4 

26 « 

i 

6,7 

— 


1 

6* 

15 

228 . 

Wettlingen. 

6 780 

16 

— 


■2 

75 * 

2 

12* 


6* 

1 j 6* 

5 

03 « 

1 

6« 

— 

— 

14 

87 * 

— 

— 

1 

«,3 

1 

6* 


— 

— 


16 

220. 

(Göppingen. 

16 1KO 

32 

17 


34 

69 * 

13 

26 * 

1 

2« 

1! 2J 

35 

71 * 

3 


11 

22* 

21 

43 * 

— 

— 

14 

28 « 

— 

- 

7 

14 * 

7 

14 * 

40 

230 . 

Kaoeittburg. 

12 705 

42 4 

— 

SO 

65 * 

11 

23 * 

4 

8,7 

1| 2* 

46 

100 

- 


- 


31 

67 « 

— 

- 

10 

21* 

- 


— 


5 

10* 

46 

231 . 

Stuttflart. 

158 821 

1017 

118 

2 

695 

61 m 

320 

28 * 

80 

7 « 

4 i 

3 * 

062 

88 * 

95 


27 

2 * 

499 

43 « 

_ 

_ 

272 

23 * 

_ 

_ 

51 

4 * 

315 

27 « 

1137 

232 . 

Gelingen. 

23 018 

84 

20 

— 

80 

78 « 

21 20 * 


• ^ 

— 


101 

97 „ 

3 

2 * 

— 

- 

78 

75 * 

— 

— 

21 

20 * 

— 

— 

l 

1 * 

4 

3 « 

104 

233 . 

$etibronn. 

33 463 

04 

10 

— 

66 

58 « 

42 

37 * 

4 

3 * 

1 

"Ö /9 

74 

66 « 

38 

33 * 

— 

— 

33 

29 * 

— 

— 

20 

17 * 

3 

2/7 

11 

9 .« 

45 

40 « 

112 

234 . 

Rannftatt. 

22591 

118 

6 

— 

80 

64 * 

33 

26 * 

9 

7 /j 

2 

,$ 

94 

76 * 

5 

4 * 

24 

I 19 « 

70 

56 * 


1 — 

31 

25 * 

2 

1 « 

7 

5,7 

14 

11 * 

124 


Jonflfreis. 










1 






















235 . 

«mfinb. 

18000 

18 

1 

— 

9 

47 « 

8 

42 /, 

2 

10 *: 

— 

— 

10 

100 

— 

— 

— 

— 

6 

31 * 

5 

26*1 

7 

86 * 

_ 

— 

1 — 

— 

i\ 

5 * 

10 

236 . 

6 aH. 

9171 

10 

2 

— 

15 

71 « 

3 

14 /, 

3 

14*1 

— 

— 

21 

100 

i — 

1 _ 

_ 

— 

13 | 

61 * 

— 


6 

28 * 

1 

4 * 

— 

— 

1 ! 

4 * 

21 

237 . 

$eibenl)eint. 

9 063 

7 

23 

— 

24 

80 , 

4 

13 * 

— 


2 


12 

40 * 

j 11 

36 « 

7 ! 

23 * 

9 

30 * 

— 


9 

«Ci 

— 


! 21 

6,7 

10 : 

33 * 

80 


5 dH»or 3 t»iiI&frris 





l 



















1 








238 . 

{Reutlingen. 

10828 

36 

18 

, — 

18 ; 

33 * 

28 51 * 

6 

11,11 

2 

8 « 

28 

51 * 

1 — i 

1 — 

26 

48 * 

20 

87 * 

! — 

1 — 

i 17 

31*1 

— 

— 

1 2 

' 3 * 

1 15 

27 * 

54 

239 . 

Sdjtamberg. 

7122 

7 | 

1 — 

— 

6 

85 *, 

— 

— 

1 

14 *; 

— 

: — 



2 

28 * 

5 

71 « 

2 

28 * 

: — 

— 

; — 


— 

— 

, — 


! 5 

71 « 

7 

240 . 

Tuttlingen. 

11673 

24 

l 

— 

4 

56 * 

10 [ 40 * 

! — j 


1 

4, 

23 

92 * 

2 

8 ,. 

— 


13 

52 * 

— 

— 

5 

20 * 

_ 

— 

i — 

| — 

1 7 

28 * 

25 

241 . 

Gbtngrn. 

7 680 

42 ! 

| 23 

- 

44 

67*1 

191 29 * 

i — 

— 

2 | 

1 3 „ 

46 

70 * 

19 

29 * 

— 

; - 

25 

36 « 

I — 

1 — 

. 17 

26 * 

: b 

12/3 

21 3 « 

13 

20 * 

65 


T. ätabctt. 


242. 

ftarI*Tiif>c t. S. 

84 030 

628 

01 - 

204} 4 6, s :258 39* 

73 

ll*i 18 

2« 

485 76* 113 

17*1 37 


101 15*! - 

- >194 30* 1 - ! - 

37 

5*1303} 47« 

635 

243. 

•SuTlacg. 

18017 

54 


? 1 - 1 ? 1 - 

¥ 

— 1 

9 


? 1 -1 ? 

- ! ? 


6 11« 

| '4 26' — - 


- 84! 62* 

54 

244. 

•jjretburg ISB. 

59 341 

270 

27 - 

201 67* 1 71! 23* 

18 


7 

2* 

136 45/ 132 

43« 34 


06 31* - 

- 1106 ! 35.,! 1, 0,3 

36 

11*1 631 20* 

302 

245. 

frtbelberfl. 

35000 

203 

15, 2 

138 63.«, 53 24* 

11 

• r >« j 

14 


167 77*! 25 

l'J 24 

11« 

120 55* - 

- i 50: 27«! 61 2* 

5 

2*1 261 12/ 

216 

246. 

* 8af>r. 

16 880 

21 

11 - 

17: 53,! 10 31* 

4 

12« 

1 

3« 

20 00*1 3 

9,7! - 


21 65* - 

- i V 3« 1! 3« 

11 

3«j 8; 25* 

32 

247. 

* Stannljelm. 

122015 

583 

10I — 

32t159* 146 27« 

50 

9* 

22 

4, 

2ÜC 37* 179 

1 33* 161 

20* 

105: 36« - 

- 165 30*' 18! 3* 

47 

| 8« 115 21* 

540 

248. 

Cffenburg. 

0 741 

58 

5' — 

38 60*; 15 23* 

5 

7V 

"5 


42 66* 6 

! 9„, 15 

23* 

2 3« - 

- ! 45’ 71«; - , - 

3 

4* 13 ; 20* 

68 

249. 

f fuugetm. 

33331 

146 

96) - 

125! 57«! 61; 25* 

25 

10«' 

31 

12* 

179t74/,| 50} 20*[ 13 

5« 

1241 51* 3 

1/3, 39| 16«| 8, 3* 

18! 

1 7*| 48, 19V 

240 


Yi. ©rofföa^ogtyum Reffen. 


250 

9Rain|. 

76 084 

416 

18 

3 

251. 

•legen. 

20900 

77 

12 


252. 

ftaftel a. 81g.. 

B2O0 

9 

— 


253. 

SMotnöatg. 

3 060 

6 1 

— 

6 

254. 

Offenbar (Stabl) . . . 

41 000 

441 

177 

— 

255. 

, Sanbttei« .... 

62154 

821 

11 


256. 

ÄSorm«. 

28600 

101, 

16 

- 


22-2! 50^ 161 86* 40 9„| 141 
54! 60, 7 | 24 27,9 ! 5 5* 6} 

5 55*' 4' 44,J - ! - 

6 100 - : - I - i — 


313 55,-’ 22*2. 35« 45 7,. io; 

51, 54* 28, 30,, ; 11' 11* 3 

L01 40,9; 87 42,41 15) 7* 2 


Ui 67 15,4 141 3* 

>*! 7 8,| 6' 6*! 
- I - — 0,100 I 

v 233V- - 
)*l 40 6, 4 ; 171 2, r 


206, 47« 
861 40* 
9(100 
; 4 66* 
302 63« 
65| 70 
114| 55« 


1 0* 

167 

38*' 1 

0*1 

20 j 

4*! 

41 

9*1 

436 


22 

24, 7 - 

~ j 

20 

22* j 

11 

12« 

89 

_ ! 

! 

— 1 — 



_ i 

2 

83* 

6 


152 

24« 4 

0* 

24 

3*! 

40 

7*1 

621 


15 

1.6, J 3 

Kr 

1 

1«! 

7 

7* 

93 

12 5,9 

50 

28* - , 

1 

5 

2,«| 

15 

7* 

205 


YII. ©rofeffctjogtfjJiitt ü»icfncnburg 8(fm)ctin (-). 

YUI. ®xi>fäcT%otit1)um £«djfen^dmar. 


257. 

SBelmac. 

26 67o 

56 

0 — 

34 52*’ 

191 29* 

10 

15*| 2, 3« 

52(80/. 

8 

12*! 

5! 7. 7 

30, 46,., - - 

0 1 5 ".7 

5 7« 

lß: 24*1 

65 

258. 

Vipolba. 

20 798 

122 

- — 

? , “ 1 

?! — 1 

? ; 


? I — 


- ? 1 - 

67 r>4* 

28 22/, - — 

4 3, 3 

23 10« 

122 

259. 

Gtfenadi. 

24 346 

02 

34 - 

92 74* 

28' 22* 

4; 

50] — ! — ] 

lio 06/, 

4 

X. 

1 0* 

74 50.7 - 

20 23*:- - 

8 6« 

! 13; 10* 

124 

260. 

Seua. 

15500 

3 

1 - 

*- I — i 

2 50 

2: 


2i 50) 

l| 

25; 

1, 25 

3, 75 - | — 


, “ — 

i I 25 

4 


IX. &rofc!)er$00tf>»ra (-). 

X. (&roftf)crp0tf)tim Clbenburg. 

| 25 472| 80] 6) - | 47, 52*, 20, 32*, llj 12*| 3) 3*1 77,81*j 12| 12«) 6j 6*| 40, 42* - , - | 25, 26*! 1. 1« 4, 4*, 25] 26*| 95| - 


261. | Clbenbuig 






























































£)n« dfioerbeßeridjt. SRittbetlungcn be$ BerbmibeS brui[$er <$len>rrb<grrid)te. Hr. k. 



0)eu)frbfßeridjt 
($le mit * betetdjneten 


aeroorbene ® on ben ÖI, * dn 8 l 8 flf«>orbfnen 

ftiafteit oon »lagen Rotten einen etccttweitl) 


v*' 11 •••“ ■ “»»v-*"*“» iSLfc ^ i “ . ~ v co“ > «© 51 5 -=2^ - c ■“ 

«v« «Mt Kn «anbikff 8f . "s.'ssllf S ^ 1 S’ I = 8 I SB |b s 5 ^ l| 

be*icf t)inau#.) ... Ss ^? i t , «e £. I ff££ €g|g, w ig-a 

2 i* :s i I *8 1*3 * 1 *-i litt, 3 .1 

.._ _ TO= .... = ... « 1 "iS -’Ä''% _I"/■.I _ L%.I...' % ._ "/■.•_!. J .%. 3. _ LV _.J 

2 | fl | 4 I 6 | (5 7 | 8 9 | 10 j 11 ; Ig lS ! 14 16 | 16 17 18 10 j 20 21 | 2‘J 1 23 24 * 25 i 2« | 271 23 29 1 30 


2>o»er ber Ptlebiflimci 


V(rt bec drlebigung. burrfj: 


S*» ~ 0 

s 8 §® 

B- Sc4 


w c» c 

2 : ** 


A £ £ C<ä- ja 

S g*J?o 5 

Ä ' *?£<« • S E V 

J? SS.. J . a l 5 1 af 

£ I ?£» fcj •C’ 3 

W I £«) 'goll: 1 S £ 

® *** = &-9\2j « 1 80 

„ .5-.! I 4 I 1 .V 1 _J 


_lJ7 t l_ 

8 ! | 82 I 33 


XI. $crsogtf)!tm «r<mnfcf)h>eiß. 


202. 

203 

£Taunf(fimeig .... 
Slanfensurg. 

115 138 
ca. 5 200 

457! 

49l 

8 1 

1 

319 

68*; 100 

21*! 32! 

6*1 14 j 3/o 

281 60* 1361 

29.i 

48 

10 * 

262 

18 

56* - - 
36* 

93 20* 
15 30* 

2 

0 * 

23 

13 

2 Ü: 

8» 18* 
4 8* 

465 

r»o 

204. 

belmfieot. 

3 000 

7 

2 — 

7 

77* 1 

lu\-\ 

- 1 1 ll/i 

9 100 - 

— 

— 

— 

4 

«*!- ~ 

l 1 iu 


— 

1 

11 * 

3j 33* 

9 

*205. 

• «erg #«. 

- 

— 

— , — 

— 


_ — 1 — 

— — — 

— 

— 

— 

— 



— 

— 

— 



— 

266 

6d)0ntnaen. 

CBalfenbutiel. 

8100 

9 

4 - 

— 

— , _ 

[ —. — 1 

— ■ — 1 — 

— — _ ■ 

— 


■ — 

7 

53, H - ' - i 

3 ; 23* 

— 

! _ 

— 

- 

! 3 23,] 

13 

207. 

15 525 

11 

- - 

8 

\ti„ i 2 : 

18«l - I 

-1 1 ! 9 ,. 

8 72,7! 2 

18* 

1 


9 

81* - - 1 

9.J 

-! 

! - 

- 

- 

1 !»„ 

11 


XII. $cr£ 0 gtljum ga(bfcii3ftcimnßeu* 

| Saalfelb i. T[)fir. . . .| 10 0J»| 3* 5 - | 17| 43^| 13] 33^| 6| IS* 3| 7, 7 | 88188*, 5 11*1 - | - | 27 62* 3 7* 4j 9* I 2„ 2 4* 

XIII. $cY$ogtl)ttm 2ott»fcit 5(Ücttbutg (—). 

XIV. $ct£0gtl)itm ®ac^fem$l0burg=C^0t^0. 


G 1S.J 43| 


200 

»olba .... 

. . . 31671 

1041 

34! - 

73 

52* 

46 33* 

13 9,4 C 4* 

135 97* 2 1*; 1 


89 

G4, b ! - - | 

35 25 * 1 1 0, : 5 

3* 8 

5*1 1381 

270. 

ftobaeg 3 ) . . . 

. . . 18 688 

25 


23 

65* 

9 25* 

1 i„, 2 r, , 

11 31^. 19 59* 2 

6* 

16 

47 . 7 J - j - | 

9 25* - : - , 3 

8* 7 

20,1 35 

271- 

♦OeÄlau .... 

. . . 2 706 

9 

10j - 

v; 

~ 

? | - - 

t - * ■ - 

? -;?(-? 

— 

2 


2 25* j - - - 

4 

• r *0, 1 8| 


XV. $e¥&0gt$utn 3Cntfrtlt. 

272. | * Deffau.| 42 3051 78 4 1| 36 43*3G 43* 5! 6* ß 7*| 58 GO.., 2225* 7 8*| 33 87* - — 19 21* 2 2* 8 9, y 25.28*1 87| 1 

XVI.—XVIII. $iirftentf)iimcr 3rf)t0ftr&btt*g:Wub0lfitabt, 2^toar$bitrß:£onbcr«ifjaufcit, fBalbect (-). 


273. | Qkei* 


XIX. $iirftctttf)um fflctift ä. fc. 

| 23 U00 1 70 r»; — I 41 57,; 21 33 4; 5* 2 2J 05,86,; 0, 12, | 1 1.J 28 37*-! - ; 20, 26, 7 8 10, 7 4 5* 15 20J 75| 


XX. $$ürftcutb»m SRcuf ) j. %. 

| 62 044 | 200 10 - |104 48,j 82} 38,, 20 : ‘J, 3 I 10j 4*| 15G J , 6 47! 21* 17»| r,„| ‘K) 41*! - | - | 53 24* 10 4,0! 18 8, 2 ; 47 21J 21S| 


XXI. ^fiivflettt^um ^^attmbitrg i*t^^e. (-). 

XXII. $tt¥flent||ttm Sippe. 

275.| fiemgo.| 8 200 1 23 2 - | l»j WA 6; 24*! - ( - I- - | 9!3«, 0 ! 7 28*| 91 36, | 1 4. \ - j - , 7 28* 1 4,’ 12 48* 4 lf v | 25| - 


27G. | »fiflbetf 


XXIII. ffteic uttb ^anfeftabt «ttöecf. 

| 83 324| 89 5[ - | 20! 31*! 391 47; io| 12,1 8 2*| 70 79*; I3j 13* 7! 7*| 50 52., 

XXIV. 3fveic ^anfeftabt Bremen. 


7 08„ - - . — 1 19 19*| 9G| 


I ‘Cremen. 

. . I 173600 1 586 

19 _ 1319; 52*1199 

32*: 54 

8* 33 r 

>*| 5U8 1 - 

; C1I — 16! - 12211 37*' - 1 

- Ißt 27* 7 

1* 52 R.,,-144 24^1 5851 

1 Cremerbaueu. . . 

. . | 181441 65 

- - | 28; 43*| 17, 

26*j 14 

21*: 6 fl 

„1 39 60, 

! 19, 29* 7| 10*1 231 35*i - 

- 20, 30* 1 

1* 3 4. 0 18 27,; | 65| 


280. etra&bura (»alf.) 

281. »Xbonn (Ralf.) . 

282. *SRarftnfi (ftaif.). 

283. *»tau>aÜTen (Jfaif) 

284. n»e| (ftaif.) . . 


. ca. 12000 15 , — ? 1 - ? I - 

. ca. 7o000 327 — 

. ca 140000 203 — ¥ I - I ? : - 


XXV. $teie ȟb $atifeflabt Hamburg. 

48*1809; 80*14001 15* 157 5*|t809 67* 598 i 22* 262 9*| 

XXVI. 9)ei(b^l0nb (Slfafcgotbtittgeti. 

— ?; — ? — ? , iv - ? - ?- 

- ■ v I - V - , ? - I ? - V - V - 

__ ? - ? - V - ? - 


1301 

48*129 

4*'400 

15*‘ 65 

2*|210 7* 564 

2I„|20C9| 

108 

31* 

- 69 

31* - 

- i - i - 40 

49* 

217 

21 

1 44* — 

- 24 

51* -- 

- : - j 2| 

4/3 

47 

9 

60* - 

- 6 

40* - 



15 

81 

124* - 

- 125 

37* - | 

- i - ! - 123 

37* 

329 

63 1 

I 30* - 

- 74 

36* -| 

- ; - 1 - 671 

82 * 

204 


:1 , Seil ?8 2luril 1H96. 






























95 


$>rtg (Seiucrbegeridjt. $?ittf|ettunflfii beS 9?erbanbe$ beulfifjer ÖJewerbegeridjte. <Rr. ft. 


96 


Tabelle II. Mebcrfldjt nad) Staaten nab £anbe$ti)eUen. 


Staaten 

unb 

2anbeStbeiIe. 

Seelen* 

ä“t>i 

ber 

©e* 

ritbti* 

bejiife. 

«n 

«ei 

ftlo 

CS M 

OA 

BS 

4# 41 

ZI *0 

•e* 

t)dng 

porbe 

gen 

- ö 

I! 

f: 

s| 

t0 

ne 

on 

I» 

ff 

ii 

1* 

« 

Bon 

Klagen 

*5 

0 

CM 

9» 

2 

I % 

ben anhängig geworbenen 
batten einen ©trettwertt) 

ä ss 

•» . 1 1 

! §5 i 

1 H 2 . s 

'=* j *5» | O 

; % 1 % 1 _°k 

M 

0 

03 

1 

Xauc 

€T 

O 

S 

s 

3 

° 

r ber Grlebigung 

M c s 

a>‘ 6* 'S‘ > £' 

|8 |B 

.5 2 - 3 

a •£* 

^ % %. 

t 

$ 

» 

°/„ 

«rt ber Crlcb 

. ' S u n sL 

■BJ8 1 MH 

00®* S.“ 

1 °/n 1 °/o 

gung, burdj: 

S9 | & 

5 c — 

5 1 

0 ; m 3 

» » 

1 % 1 ' % 

i| 

a s 

% 

5 

s 

| 

*5" 

00 

« 

c 

'S 

fc 

m 

2? 

» 

c 

ti» 

1 u. 2 

8 

« 

5 

6 

7 


9 

10 

11 

12 j 13 114 

15 | 16 

17 ' 18 

19 20 j 

21 

22 

23 

24 

26 

26 

27 

28 

29 

SO 

31 i 82 

SS 

84 

Broo. Dftpreufeen . . . 

2440C-. 

1634 

34 

J 

1 

1058| 6\?„ 

420 

25* 126 

7,5 65 

3* 

1166 

70* 

78 4* 

42425* 

802 

49 n 



805 

IS* 

4 

0« 

135 

8« 

1 

885 23« 

1631 

2 

« Meftprenfeen . . 

877021 

778 

30 

1 

385 50m 

280 

37, 

67 

7* 84 4,5 

521 

66 ,5 

144 18, 4. 118 2.5., 

337 

42* 

6 

0 .8 

223 

28 ,; 

24 

3s 

34 

4/t 

164, *0.9 

788 

r, 

Stabt Berltn. 

1800000 

12805 

433 

8 

0248 


48U3! 36* 

1650 

12 ,5 535 

4-0 

2331 

18* 

62* 

6675, 52, H 

3632 28* 

6086 

48 * 

8 

Os 

8026! 23* 

67 

0, r , 

1136 

9* 

232(i!M 4 

1208S 

5« 

Brop. Sranbenfiurg . . 

005864 

1737 

84 

10 

751 


548 

34* 

186 

11* 84 5* 

979 

161; 10* 

429 27* 

724 

40 , 3 

4 

0* 

376! 21s 

26 


12K 

7« 

533 *0,9. 

1791 

12 

* Sommern . . . 

851247 

775 

87 

— 

484 

co* 

280 

28* 

68 

7* SO 

3,7 

487 

54* 

1651 20* 

203 25* 

226 28« 

8 

0* 

1ÖS| 20* 

10 

Ifi 

72 

9* 

82640^ 

79» 

« 

•• tßofen. 

640587 

788 

64 


461 

56, j 

250 30,4 

62 

7, 5 49 6, 

90 

41,i 

78' 35, 6 

5t 23* 

332 40*1 13 

1* 

248 

30, j 

5 

0« 

56 

6« 

1 7 1 *0^ 

825 

6 

* ©Rieften .... 

1532784 

3218 

396 

10 

2233 

0 %7 

978i 27* 

214 

6V, 183; 3* 

1563 

47* 

594 18* 

1139 34 «, 

1315 3 7, 0 

27 

0„ 

921 

26 ,5 

43 

1 >4 

Sil 

3 tf) 

851 24« 

8478 

21 

* 6a<f)fen .... 

70U204 

1966 

145 

2 

1130 

i/4 ,,1 

685 

3a ,0 

182 

8 *l 7v 3* 

1808 



182 8 n 

677 

32* 

18 

0* 

546 

26* 

51 


161 

i ,7 

«29 30« 

2088 

11 

• Sd^Ieirotg ^olftelu 

452824 

1178 

29 

— 

476 


497 

4U 

143 

12, 87 

7* 

\ 608 56* 

2521 23* 

224 20* 

418 

35«, 4 

0* 

188 


10 


97 

8 ., 

476 3.9« 

1198 

15 

» äannnooer . • . 

558527 

1945 

80 

21 

992 

47* 

669 32* 

233 

11* 176 

8* 

1126 55,i 

6O0I 24, 7 

413*0,2 

693 

33* 

8 

0« 

423 

20 ,4 

51 


818 15« 

683 .28« 

2071 

7 

• ©cftfafen . . . 

820890 

2085 

850 

8 

1175 


976 37* 

288 

1t* 162 

1307 


714, 27* 

613 21* 

1069 

35* 

18 

0 „ 

676 

22.7 

89 

3« 

257 

8 c. 

872 29* 

2981 

19 

* $effen>9iaffau . . 

494939 

2626 

83 

17 

1176 

45* 

1251 

46* 

172 

6* 90 

3* 

1793 66* 

624) 23* 

287 10* 

1156 42* 

13 

0 ,r, 

523 

19* 

23 

0 ,R 

838 12« 

658! 24« 

2711 

12 

Stfjetnproplni. 

2530305 

931111072 

7 

4093 

45* 

3914 

38* 

1012 

9* 604 5* 

3386 

59* 

1199, 20* 

1144*0.0 

5233 

51* 

125 

k 

20501*0,, 

83 

0* 

575 

■>/6 

2165' 21« 

10231 

37 

<Ad«tft. freiten . . . 

l1085297 

41430:2848 

86 

21261 

4.9,i 

15501 

35* 

4889 

10* 2128 4* 

16675 

44* 

11717 31 .5 

8789 23* 

19067 

44« 

288 

0* 

9668 

22« 

49i 

/,il«618i 8« 

10133 *.?, 4 

43215 

201* 

Bagern red)t$ b H&firJ. 

884139 

2820 

186 

1 6 

120al4ft M 

1138l 38* 

487 

16*. 121 


1435 

50* 

902; 31 , 5 

5281 18* 

1040 

34*' — 
42* 22 

- 

721 

23* 

44 


250 

8,J 955 31« 

8010 

12 

Bagern »nt8b.«f).(BfaI|) 

169049 

726 

113 

! 9 

491 «5<s,« 

264 

31* 

02 

7* 1 24 

2* 

ölfij 01^0 

239 28 , 3 

90! 10* 

349 

2* 

242 

29« 

9 

ln 

39 

4« 

170*0* 

831 

1 

einige. SUgern. . . . 

1069188 

3546 

299 

16 

1694 

44 , 7 
5a* 

1102! 37* 

549 

14* 145 

3, H 

I960 

52* 

1141! 30* 

013 16* 

1389! 30*! 22; 0* 

963 

25* 

53 

u 

289! 7* 

1125*0,, 

8841 

13 

• .... 

1455292 

8181 

1048 

40 

4447 

28461 30 . 8 

592 

7,«; 228 

•V/, 

800« 90,v. 

588 6* 

299 3 4 

5297 

57* 

8 

0« 

2681 

29« 

67 

0« 

614 

6* 

555 6« 

9222 

14 

* 33iiftra6erg . . 

403456 

1651 

270 

2 

1207 

62* 

537|^ 

120 

6* 58 

3* 

1550 

83 ,1 

205 11,, 

111 5* 

877 45*\ 5 

0* 

455 

23« 

18] 0* 

941 4.« 

474 24* 

1928 

11 

#r0i$<rj#Sl|. INten . . 

879255 

1912 

184 

2 

1163 55,« 

627; 30* 

191 

£*i 100 

4.8 

1288! 67/, 

6081 25,, 

284 74,, 

665 

31* 

8 

0 .4 

616 


34 1« 

147 

7,i 

«12*0* 

2082 

7 

- «tiefen . . 

241798 

1225 

234 

9 

782 

53* 

526 

36j\ 

116 

8,.\ 85 

2* 

1224 


178 1 22,9 

61 4* 

826 «56V 15 

1 « 

415 

28 ,4 

8 

0« 

70 

4« 

125 8 , 6 

1459 

— 

* $a<$ftn- 













1 

1 











1 



$fcinur . 

87314 

278 

44 

— 

126 65* 

49 

25* 

16 

*J 2 

u 

173 89* 

13' 6* 

7 3* 

174 

55* 

— 

- 

00 

21* 

5 

u 

17 


53 16« 

815 

— 

* $$«staxg. 

25472 

89 

6 

— 

47 52„ 

29 

32* 

1t 

12*' 8 
6* 10 

3* 

77 

81* 

12 12 , 0 

6; 6* 

40 42 n 

— 

— 

25 

26* 

1 

ll 

4 

4 « 

25*0,3 

96 


<*«j«gt|. |Sra«nr4»ftfl . 

* 

146963 

533 

14 

2 

834 6*^ 

103 

21* 

32 

3* 

298 

61* 

138 28* 

1 

49 10* 

| 

300 _ 54* 

" 

' 

113 

20* 

2 

o, 4 

87 

6« 

90 17* 

548 

4 

THetningen . 

10000 

88 

5 

— 

17 

43* 

13 

33* 

6 

15* 8 

7* 

38 

88* 

5; 11 ,0 


27 62* 

8 

7,0 

4 

9« 

1 

2« 

2 

4« 

6 13« 

43 

- 

























>9 10* 



mm - . • 

50360 

138 

44 

— 

96 

65* 

55 

31* 

14 

8* 8 

4* 

146 

86* 

21 12* 

3 1* 

107 

59« 

— 


46 

25« 

1 


8 

4h 

181 

— 

* Jlninlt . . . 

42305 

78 

4 

1 

86 

43* 

36 

43* 

5 

b\. 6 


58 

66* 

8b* 

22 25* 

7 8, 

38 

37* 

- 

_ 

19 

2U 

2 

2* 

8 

9« 

25*0* 

87 

I 

?flr(lrat«. 3«nl i. <#. • 

28000 

70 

5 

— 

41 

öl n 

24 

33* 

4 

5* 2 

2* 

65 

9 12* 

1 u 


— 

— 

20 

26« 

8 

10« 

4 


15*0^ 

75 

— 

‘ ?lf*i 4. , . 

62044 

206 

10 


104 

48 „ 

82 

38, . 

20 

9* 10 


156 

71* 

47: 21* 

15 6* 

90 

41* 

— 

— 

53] 24* 

10 

4« 

18 

8/t 

47*/* 

216 

2 

* Jipee . . . 

8200 

23 

2 

— 

19 

76, 0 

6 

24„ 

— 



9 

36* 

7 28, o 

9 36* 

1 

4* 

— 

— 


1 

4* 

12 

48, 

4|/6V 

25 

— 

?reie n. JftleA 

88824 

89 

6 

— 

20 


39 

47 /( 

10 

12,ii 8 

9* 

70 

79* 

18 13* 

7 7* 

50 

52« 

— 

— 

27 i 28« 

- 


- 

- 

19 19* 

90 

— 

* Bremen 

191744 

651 

19 

— 

847 

51* 

216 

32* 

08 

10* | 39 


547 

84* 

80 12* 

23 3* 

244 

37* 

— 


181| 27* 

8 


55 

8 * 

162 24 .9 

050 

— 

> 

^eiAsf. ftfa|-ietlfIngen 

086085 
865818 

2519 

810 

145 

S 

1301 

48* 

809 

30* 

400 

15* i 167 

5* 

1809 

67* 

598 22* 

262 9 * 

1801 

282 


129 

4/8 

400 

298 

15« 

36« 

05 

2« 

210 

7« 

564*4, 

282*0* 

2669 

812 

11 

SriilfibeS 9)eid» . . 

16349409 

63462 5176 

I 

1 ,ü( j 

33048 

50* 

22400 

34* 

i ! 

6543, 

10* 294sj 4,5 

34098 


152971 25*: 

10546 17* 

80798 

45* 

428 

0 * 

16057 

23« 

775! 1« 

5207 

7, 

14291 21« 

1 

67556 

272 


Diene ©ctucrkgendfte in $cutfd)tanb. 5üij}er ben 284 ©e» 
roerbegerid)ten, n>eld)e unfere Statiftif aufroeift, waren gur3*it bet 
Slufftellung biefer Statiftif nad) amtlicher SluSfunft bereits für 
7 roeitere ©eroerbegerid)te Statuten genehmigt, aber nod) nicht in 
$raft getreten, nämlich für: DrtelSburg (D.*Br.), $of (Bagern), 
Subroigsburg, ©hingen uitb Schroenningeu (Württemberg), Sonne¬ 
berg (Sad)fen=3Jtein.), 3eulenroba (Dteufj ä. ß.). 3 c *i un 9 önac ^ r ^i en 
zufolge ift ferner bie (Errichtung eines ©eroerbegtridjtS befd)Ioffen 
in ©Ifterberg i. SB. (Sfgr. Sadjfen). 

Berbaub bentfd^er ©ett>erbegerirf)te. 3 u f am menfefcung ber 
HuSfdjüffe. SJiachbem Stabtrath Büttner, ßeipgig, behufs lieber» 
nähme eines anberen ftäbtifdjen 3)egernatS bie ßeitnng beS bortigen 
®en>erbegerid)tS niebergelegt hat, ift an feine Stelle fein SRadjfoIger, 
Stabtrath Dr. Wagler, auf ©runb beS §. 5 ber BerbanbSfafcungen 


burch einftimmigen 23efd^lu& beS ?luSfd)uffeS gugetoähU toorben. 
$>ie nunmehrige 3ufammenfe{}ung beS 2(uSfd)uffeS ift bie folgettbe: 
Dr. ©afener, Dberbürgermeifter, 9Raing; Dr. Sflefd), Stabtrath, 
Sranffurt a.ßJt. (©efdjäftsführer); ü. 0 djulg, TOagiftratöaffeffor, 
Berlin; Bienginger, Dted)tSrath, 9Hünd)en; Dr. §artenfteiu, Stutt¬ 
gart; Boecfh, Stabtrath, Karlsruhe; Dr. Wagler, Stabtrath, 
ßcip^ig; Srint, Senator, ^annooer. 

$>er $RcbaftionSauSfd)uf 5 beftetjt unoeräitbert auS: Stabt» 
rath Dr. 0lefd), Sranffurt a./3)l., uitb DßagifiratSaffeffor ©uno, 
Berlin. Sin ßefcteren (Berlin N.W., Sfjutmftr. 30a) finb alle bie 
Dtebaftion beS ,,©eroerbegerid)tS" betreffenben Senbungen gu 
abreffiren. 

Beitritts erflärungen finb 3 u rid)ten an ben ©efdjäftS* 
fü^rer beS BerbanbeS: Stabtratb Dr. 0lef<b, 0ran!furt a./9tt., 
©Iefernbof. 


Carl Oegtnann* Scrtag ln Berlin W. UMauerftia&e 44. — (äebrmft bet 3uliuä etllcnfelb in Berlin W. — Berantiuortlid) für bie »tebaftton: Dr. 3 . Saftvow in Ct|atlottenburg*8erUn. 













n. 3 n^t 0 atifl 


Serlin unb granffuri a. SD?., ben 3. Suni 1897. 


SRummcr 9. 


ü<t« (üktDcrbfgmdjt. 

Znittfyeilungen bes Derbanbes beutfdjer (ßewerbegertdüe. 

{Reba!tion8au8f($uf}: ©tabtratfy Dr. fkfiij in 0f?an!furt a. SK. unb SKagiftrat8=Sljfeffor (&wm in Berlin. 

gkittüi •« «tim irt« $trau«gebcr: *«•* 1 • l * flL 

©arl ^e^mantif Bctlag, Berlin w., fWauerftr. 44. Dr. J)t. | laftvow. Äoflenfreit Beilage pe «Saiialen 

Äße für bic Bebaltion be« „©eroerbegerichtS" beftimmten <Senbungen bittet man )U abrefftren: An #erm Btogiflral§4lffeff0t ©uno, Berlin NW., Xburmftr. 30». 


.In Ij 

.»7 

ßaljlung be« Sohne« burch Eingabe 
öerfdjloffener B&ten. ©er bat zu 
beweifen, ob bie ©fite ooßaubtig 
merr? (©eroetbegerldjt ©ortmunb.) 
AfforbTohn. Sft bie fttcmfel giftig, baß 
bet Afforbatbeiter, welcher bnt Afforb 
(freitoißig ober gezwungen) ttidyt 
ferttgfteßt, nur ©hinbeulobn erhalten 
falle? (©ewerbegeridjtgranffurta'M.) 1 
#at ber Afforbarbeiter Anfpruij auf | 
©ntfebäbigung für bie ßeit, watyrenb j 
»eldjer er wegen Materialmangel« 
ftißliegen muhte? (©ewerbegeriebt 
Stettin.) 

$at ber Oltbeiter, ber im ©odjenlobn 
ftebt, Anfijnteb auf Bejahung Don 
Ueberfilinben? ftann für Heber* 

ftnnben, bie ben Borfdjriften über I 
einen SRayimalarbeitStag zuwiber 
geleiftet finb, überhaupt Gablung 
geforbert werben? (©ewerbegeriebt 
ÄbnigSberg.) 

©letdjbeit ber ÄünbigungSfrift. ©eiche 
gfolge tritt ein, wenn ungleiche griften 
bebungeu finb? (©ewerbegeriebt 
Berlin.) < 


llt 

«&ufcn$Un «ab Anträge.100 

©efabren ber 3nnungS*Bo0eße. An» 
trüge ber ©emerbegeridjte Stuttgart, 
gremffurt a. M. ( Berlin. 

ttinigungsämter.100 

©inigungSamtet in granfretcb 1896. 
©inigungöämter im franaöfifäen 
Bu(bbrurfer*©eWetbe. 

Badjtraglidje Mafcregefung bon Ber* 
tretern oor bem ©inigungSamt in 
min. 

Jllgemrittw fiter ©rotrtegertöjtt 
anb JlrtettwertrHg.101 

3nnungÖ*©(bieb»geri(bte in ©eutfdj* 
lanb. 

BcitbSgefeblidje Beftimmungen über 
Sobnbüdjct unb ArbeitSzettel. 
©inbebaltung ber Snoalibenber* 
ftcberungßfarte. 

Jttteratttr. 104 

Dr. Suliuö ^ierfto«ff f ©ie ©arl* 
3eiß»©tiftnng, ein Berfudj zur gort- 
bilbung be« gro&tnbuftrteßen Arbeit«» 
recht«. 


Inhaltsangaben ber „Sozialen BwjiS". 


Abbrud fammtlicber Artifel ift Bedungen unb S^tfebriften geftattet, ieboeb nur 
mit Doller Quellenangabe. 


itedjtfjjrerijnng. 

3abl«ng be« Sohne« burch Eingabe oerfcbloffener ©üten. 
©er bat zu beweifen, ob bie ©üte oolljablig war? (Urtbeil 
be« ©ewerbegeriebt« ©ortmunb, Borftfecnber: ©ericbtSaffeffor ©erftein.) 

©ntfprecbenb ber Borfcbrift be« §. 20 ber bet bem ©ijen- unb Stahl* 
roerf $. geltenben ArbeitSorbnung wirb ben Arbeitern ber oerbiente 
Sohn in oerfdjloffenen Soljnbüten überreicht; auf ber einen ©eite biefer 
©üten ift bie Abrechnung betreff« be« Sohne« au« ben Sohnlifieit an¬ 
gegeben; ber biefc Rechnung abfcbliehenbe Betrag foß in ber ©üte enthalten 
fein, ©ie ©iitjahlung biefer Beträge in bie ©üten gefdjtebt in folgenber 
©eife: ©in Beamter ber SSerfe zahlt ben burch bie Sohnliften ermittelten 
Betrag be« Sohne« au«, ein zweiter Beamter, welcher feine Äenntntfe 
baoon hat* welche Beträge jur Auszahlung gelangen foßen, notirt bie 
Hom erfien Beamten ausgefallen Beträge ber Beihe nach «nf einem 
Sfontrolbogen, ein briiter Beamter füllt bie Beträge fobamt in bie 
eingelncn Sohnbüten itnb Hebt lefetere ju. Äläger bat ftch noch am 
Äbenb nach ber am 12. Januar 1897 erfolgten Söhntmg Bei bem 
BccbmingSfüljrer bet Beflagten barüber befchwert, bafj in feiner Sohtt* 
büte, beren Abrechnung mit einem Betrage non 27, 2 o M . abfchltefet, 
20 M. gefehlt hätten. Kläger oerlangt in biefer 5flage bie Anzahlung 
biefeß Betrage«, ©er Betrag würbe ihm fugefprodjen. 

©rünbe: ©ie Eingabe einer oerfchloffcucn ©utc Faun nicht ohne 
©eitere« al« Zahlung angefehen werben. Bielmehr gilt bie lieber* 
reidjung ber ©üte nur unter ber Borau8fefcuug al« Sahlunß be«. 
Söhn^. bah in biefer Sohnbütc ber barauf rtotirte Betrag ooit 
27,? 0 M. thatfadblich oorhanben war. ©8 ift Sache ber Beffagten, 
welcher biefe Behauptung auffießt, ben Bewei« herüber anjutreten 
unb ben pofitioen 97achwei« ju liefern, baö in ber hi cr frag¬ 
lichen Sohnbütc ber beftimmte Betrag oon 27,so Jt. eingc- 


fdjloffen war. Bon ber Berpflichtung, biefen beftimmten Bewei« im 
einzelnen gaße 311 erbringen, wirb fie nicht burch bie aßerfdt« ju- 
geftanbene ©hatfache befreit, bah fie int Allgemeinen bie crforberlnben 
Borfehrungen getroffen hat, um bie öingahlung in bie ©üten moglidjft 
genau unb ber Abrechnung entfprechenb oorjunehmen. ©enn felbft bei 
ber peinlichften Borficht ift e« nidjt außgefchloffen, bah megen ber 
groben Anjahl ber unmittelbar hintereinanber erfolgenben ©injahlungen 
in bie ©üten eilt Srrthum ober ein Berfehen fi^ ereigne, ©iefen »on 
ber Beflagten }u uerlangcnben Bachwei« hat fte nicht erbracht, fie ift 
auch roobl Faunt in ber Sage, bie« ju thun. ©8 bleibt alfo bei ber 
hier beliebten Ueberreichung be« Sohne« in nerfchtoffenen ©üten in aßen 
gäfleit bie Beweidlafi ju Ungunfteu be« Sah^nben beftehen. 

Afforblohn. 3ft bie SMaufel gütig, bah ber Afforb- 
arbeiter, weicher ben Aftorb (freiwillig ober gejwungert) 
nicht fertigflellt, nur Stunbenlohn erhalten .folle? (Urtheil 
be« ©ewerbegeridht« granffurt a./9Ä., Borfihenber: Affeffor Bohtniann.) 

©er ©ifenbreher 0. hatte bei ber gabrif D. im Afforblohn ge¬ 
arbeitet. ©er julept übertragene Afforb waren 35 Baar @piubeln ; ba« 
Baar ju 2,so JC. Auf ben ©efammtprei« be« Afforb« oon 98 M. hat 
bet ÄMäger im Abfdjlag al« ©aglohn 65 M befommen. ©r be¬ 
hauptet, ben Afforb bi« auf einen geringen ©heil fertig gefteßt ju 
haben, unb oerlangt ben ©efammtreft be« oereinbarten Brdfe« mit 
33 M. BeHagter beantragt Abweifung, weil Äläger einen Beoer« 
unterfchrieben hat, in beffeu Br. 3 e« Reifet: „©erbe ich einen Afforb 
unterbrechen, freiwißig ober geswungen, fo habe ich für bie bereit« 
barauf oerwenbetc Arbeitzeit nur meinen gewöhnlichen ©aglohn $u 
bcanfpruchen." ©en ©aglohn habe ber Kläger erhalten unb be«halb 
auf ben Afforb nicht« mehr $u beanfpruchen. 

©rünbe: ©ie Beftimmung be« Beoerfe« hat, wie nicht bezweifelt 
werben fann, ben ©harafter einer Äonoentionalftrafe. ©benfo unbe- 
benflich ift e«, bah für ben freiwißigen Austritt oor Becnbigung be« 
Afforboerhältniffe« ber Arbeiter ßch einer ftonoentionalftrafc unter¬ 
werfen fann. ©ie Beftimmung jeboch, bah bie Sfonoentionalftrafc auch 
oerfaßen fein foße, wenn ber Arbeiter geswungen bie Arbeit aufgeben 
muffe, binbet ihm für aße gäfle, felbft für ben be« Äontraftbmdj« bt« 
Arbeitgeber«, bie £>änbe. ©ine folche weügehenbe Beftimmung oerftöht 
baher gegen bie guten 0 itten unb fann beßhalb, auch wenn fie oer- 
einbart worben ift, auf ©iltigfeit feinen Anfprudj haben- ©a ber 
5fläger gegen feinen ©ißen ben Afforb hat unterbrechen muffen, fo 
ftebt ihm bcmnach trofc ber Beftimmung unter Br. 3 be« Beoerfe« für 
bie gelciftcte Arbeit bet Afforb-Antheil 311 - 

§at ber Afforbarbeiter Anfprudj auf ©nifthäbigung für 
bie Seit, mäljteub welcher er wegen Materialmangel« ftül- 
Uegen muhte? (Urtheil be« ©ewerbegeriebt« Stettin, ©ingefanbt oon 
Magiftratöaffeffor Sauöünger.) 

Ätäger, ein ©ifchlcrgefeße, hatte behauptet, bah et bei $erfteflung 
einer ©arnitur längere 3 e tt, inßbefonbere einen ganzen Sonnabeub, 
habe ftißliegen müffen, weil 00 m ©rechfiler nicht bie paffeuben gühc 
geliefert feien, ©r oerlangte ©ntfehäbigung für biefe 3 *it/ bie ihm su- 
gcfprochen würbe. 

©rünbe: ©ie Bereinbarung oon Afforbarbeit ift im Angemeinen 
nicht bahin su oerftehen, bah ber betreffenbe Arbeiter bie Ausführung 
einer beftimmten Arbeit übertragen erhält — in welchem gafle er oiel- 
mef)r al« felbftänbiger Unternehmer bafte$en unb in fein 2lrbett8oer* 
hältuih SU bem Arbeitgeber treten würbe — foubern oielmehr nur ba* 
hin, bah bie Seiftuiig beftimmter Arbeiten ben Maßftab für ben Betrag 
be« bem Arbeiter zu zatjleuben Arbeitslöhne« abgeben foß, unb fo liegt 
bic Sache auch im oorliegenben gaße unzweifelhaft. Batürlidje Bor^ 















99 


SaS ©ewerbegeridfjt. Mitteilungen beS VerbanbeS heutiger ©ewer&egerichte. Kr. 9 . 


100 


auSfe&uttg tiefer Vereinbarung ift bann aber, bafj ber Arbeitgeber ben 
Arbeiter bann auch in bte Sage oetfefcen mufj, ohne Aufenthalt flott 
fortguarbeiien, bafc ber Arbeitgeber alfo iitSbefonbere baS notljwenbige 
Material bem Arbeiter bereithalten mufc, beim fonft würbe bie 3u»er- 
läffigfeit jene« MafjftabeS ooDfommen oerfagen. 3m oorliegenben §aHe 
hat nun ber Beflagte baS Material gu ber ©arnitur ungwetfelhaft nicht 
bereit gehabt. Kach ber Beweisaufnahme ift ber ©erichtshof nicht 
gweifelhaft gewefen, ba& ber Kläger in ber Shat ^at ftiMiegen müffen, 
Begw. bodj mit bem $in unb $er ber gur AuShülfe oorgenommenen 
fleinen ^antirungen bie 3cit nur ^irtgebrad^t hat, bte er ^ättc beffer 
oerroenben fönnen, wenn ber Beflagte bas Material 3 ur rechten 3 eit 
hergegeben hätte. Siefe geftfteflungen rechtfertigen eine Berurtfjeilung 
beS Besagten. 

$at ber Arbeiter, ber im SBodfjenlohn fteht, Anfpruch auf 
Bezahlung non Uebcrftunben? Kann für Ucbcrftunben, bie 
beit Vorfdhriften über einen MajrimalarbeitStag guwiber 
gelciftet finb, überhaupt 3ahlung geforbert werben? (Urtheil 
beS ©ewcrbegeridjts Königsberg, Borfipenber Bürgermeifter Brinfmann.) 

Ser Bäcfergefefle 3- h at oom 2. bis 20. 3uli 1896 gegen 7 M. 
SSochenlohn au&er freier Station bei bem Bädermeifter S-, in Arbeit 
geftanbeit unb in biefer 3 C ^ fooiel ©tunben über bie burdfj bie Ber- 
orbnutig bcs BunbeSratS oom 4. Märg 1896 für Kadfjtarbeit gugelaffene 
BefchäftigungSgcit uon gwölf ©tunben gearbeitet, ba| nach feiner Be¬ 
rechnung noch noße fünf weitere Arbeitstage non je gwölf ©tunbeu 
ArbeitSäeit herauSfommen. ©r nerlangt für biefe Mehrarbeit eine ©nt* 
fchäbigung non 2 M. für feben MefjrarbeitStag, gufammen non 10 M . 
Sie Klage würbe foftenpflichtig abgewiefett. 

©rünbe: Sie Folgerung beS Klägers: weil bie Befdjäftigung in 
Bätfereien jur Kadjlgcit auf gwölf ©tunben begrenzt fei, fönne er für 
bie Mehrftuuben befonbere ©nifdjäbigung nerlangen, ift ungutreffenb. 
AllerbingS hatte er bie Mehrarbeit oerweigern fönnen. Saburch aber, 
bafe er bieS nicht gethan, hat er einen Mehranfpruch über beit oerab- 
rebeten SBodhenloIjn ohne befonbere Abrebe nicht erworben, möglicher- 
weife fogar auch burd) Abrebe, weil gegen ein VerbotSgefefc nerftofeenb, 
nicht erwerben fönnen. Unter feinen Umftänben h a ^ ft<h Me Abrebe 
beS SBochenlohneS ohne anberweite Abmachung in eine folche auf 
Sohngahlung nach ©tunben nerwattbeln fönnen. 

©leichhcü ber KünbigungSfrift. SBeldjc Solfle tritt ein, 
wenn ungleiche Triften bebungen finb? Urtheil beS ©ewerbe- 
gerichtS Berlin, Vorftfccnber MagiftratS-Affeffor ©dfjmieber.*) 

Kläger hat bei Beginn beS ArbeitSoerhältniffeS beim Beflagten ein 
©chriftftücf untergeichnet, 3nf)altS beffen er unter ber Bebingung in 
Arbeit trat, bafi er ohne uorangegangene Künbigung gu jeher ©tunbe 
beS SageS entlaffen werben fann, wogegen ihm baS Kcdfjt gufteht, am 
©chluffe eines jeben Arbeitstages feine ©ntlaffung gu oerlangen zc. 

Kläger ift nun am Anfang eines Arbeitstages entlaffen worben 
unb forbert jefct Sohngahlung für biefen Sag fowie weitere Sage, an 
betten er arbeitslos war. 

Sie ©ntfeheibung über biefen Anfpruch hängt Iebigltdfj baoon ab, 
ob begw. in welchem Umfang bie Künbigungsabrebe ber Parteien gültig 
ift. Sie ©ewerbeorbnuttg beftimmt im §. 122, bafe oereinbarte Kün- 
bigungSfriften für beibe Stjeile gleich fein müffen; „Vereinbarungen, 
welche biefer Beftimmuitg gumiberlaufen, finb nichtig." hiernach ift im 
norliegenben Säße bie Vereinbarung, bafj Kläger ftünblich, Beflagter 
nur am ©chluffe beS Arbeitstages baS ArbeitSoerijältnifi löfen bürfe, 
nichtig. SBoöte man nun annchmen, bie gange Künbigungsabrebe fei 
nichtig, eS fei alfo über bie Künbigung überhaupt rechiSmirffam nichts 
oereinbart, fo würbe nach §. 122 ber ©ewerbe-Drbnung, erfter ©ap, 
bie gefefclidhe 14 tägige Künbigung $lafc greifen, eS würbe alfo ber 
ArbeitSoertrag unter einer Bebingung ftehen, bie auSgufchliefjen bie 
Barteten gerabe übereinftimmenb gewollt haben. Siejer überein- 
ftimmenbe VertragSwillen ber Kontrahenten barf aber nicht einfach 
igtiorirt werben, ©inig waren bie beiben Kontrahenten baritber, ba& 
bie gefejjlidje KünbigungSfrift auSgefchloffen werben follte, ba& beibe 
Sfjeile in fürgerer 3«t bas ArbeitSuerljältnife einfeitig löfen fönnen 
füllten, jie waren fogar noch foweit einig, ba& biefe einfeitige Söfung 
an jebem Sage guläffig fein follte. £>ättc cs hierbei fein Bewenben 
gehabt, fo würbe bie KiinbigungSabrebe gültig fein unb nicht gegen 
§. 122 cit. uerfiofoen. Kim aber hat fidj Beflagter noch e in weiter- 
gehcnbeS Kocht auSbebungen, oljne bieS auch bem Kläger gugugeftehen. 
©rft biefe Abrebe uerftöftt gegen baS B^ngip ber ©leichheit ber 
Ki'mbiguiigSabreben, unb beShalb ift auch nur biefe Abrebe nichtig; 
auch ber Beflagte barf alfo nur ebenfoweit oon ber gefe^licheu Kün¬ 
bigungSfrift ftch entfernen wie ber Kläger. 

*) Vergl. bie ©ntfeheibung im II. 3ahrgang Kr. 2 ©palte 15, 
wcld)c bie gange Abrebe für ungiltig erflärt, b. b. 14 tägige Künbigungs* 
frift gelten täfet. 


Man fann audj nicht etwa fagen, Parteien feien einig barübet 
gewefen, bafc ihr VertragSoerhältnife fo fchnell wie möglich lösbar fein 
foUe, bie 3ncongrueng ber Abrebe beftehe alfo barin, ba& ber Kläger 
länger an ben Vertrag gebunben fei als ber Beflagte, nichtig fei alfo 
biejenige Abrebe, ber gu $olge für ben einen Sheil eine längere 
KünbigungSfrift feftgefefct fei als für ben anberen. Vorftehenbe Argu¬ 
mentation würbe beShalb unrichtig fein, weit nicht AuSfchlufe ber 
Künbigung baS reguläre, bie Korm ift, oon ber nur nertragSmäfeig 
abgewichen werben fann, fonbern weil nach §. 122 cit. eine 14 tägige 
KünbigungSfrift bie Korm ift, oon ber bie Kontrahenten eben nur 
gleich weit ab weichen bürfen. 

Semnach burfte Kläger nicht, wie gefdjehen, am Morgen 
fonbern nur am Abenb entlaffen werben. Sa nun Kläger am Ver¬ 
trage fefthielt, auch bereit war, feine VertragSpflichten gu erfüllen, 
hieran aber burd) ben Besagten, ber ihn nicht mehr arbeiten lie&, 
felbft oerhiubert würbe, fo fann er nach §• 861 Allgemeines Sanbredji 
I. Sitel 5, §§. 888, 889 Allgemeines Sanbrecht I. Sitet 11 für biefen 
Sag ©cfjabenerfafc forbern. Mit feiner Mehrforberung ift er bagegefi 
abgumeifen. _ 


(ÜCatnrilten uni Anträge. 


Gefahren ber 3wnungSPorlage. Anträge ber ©etoerbegerichtc 
(Stuttgart, ^ranffnrt a* Verltm S)er Reichstag hat bte, Me 
©ewerbegerichle bebrohenben Veftimmungen ber 3nnungSoorlage 
in gwetter Sefung atn 25. 3ßai angenommen, ft^ fobann aber 
bis gutn 22. Sunt oertagt. Sie 3 i mfdh en S e it mu& noch oon ben 
eiligeinen ©ewerbegerichten benuht werben, um bieSbegüglicf)e An¬ 
träge in Bfenar- ober AuSfchu6fih un 9 en angunehmen, unb fte an 
bie CanbeSregierungen, an baS KeichSamt beS Snnern, fowie an 
ben KeichStag gelangen gu laffett. Kach Stuttgart unb Sranf- 
furt a. (oergl. ©ogiale BrajtS Kr. 33 unb 34) hat jefet auch 
ber AuSfchufe beS Berliner ©eroerbegerichtS in feiner ©ifcung oom 
28. 3Kai mit allen gegen eine Stimme einen oon je 30 Arbeit¬ 
geber- unb Arbeitnehmer-Beifi&er gestellten Antrag gum Befchlufe 
erhoben. S)er Berliner Antrag hat folgenben Wortlaut: 

Sie guftänbigen Behörben gu erfuchen, bte Beftinunungen bex KobeÜe gur 
©ewetbe*Drbnung bahtn abguänbern, bah 3nnuitgS*©d)iebSgexicbte an ben* 
jeniQeit Drten nicht neu errichtet »cerben bürfen, an betten ©eroerbegerichte be» 
reitö beftehen unb bah nach bem 3nfrafttreten ber Koöeitte erridbtete 3nnuttgS* 
©chiebSgerid)tc aufgulöfen finb, fofern für ben Bctreffenbcn Begirf ©etoerbegertd^te 
errietet rocTben. Sementfpredjenb wirb beantragt, eingufdjalten: 

§ 81a. Aufgabe ber Snnungen ift: ... 4. an Orten, für »eiche 
fein ©ewerbegeridjt int ©tnne beä ©efeheS oont 29. 3uli 1890 errichtet 
ift ober »irb, bie ©ntfdtcibung oon ©treitigfeiten ber tm § 3 beS @e* 
»erbegericht 8 *©efeheS oom 29. 3nli 1890 (Keid)SgefchbIatt ©. 14t) unb 
im § 53 a beö KranfenoerfichernngSgefeijcS (DteidjSgefetjblatt 1892 ©.379) 
begetchneten Art 3 »ifchen ben 3nnungSmttgltcbern unb ihren Sehtlingen. 

§ 81b. Sie Snnungen finb befugt, tl)re SBirffamfeit auf anbere 
ben 3 n nun 9 Sm ttgltebern gentetnfante gewerblidje 3 ntcreffen als bie im 

§ 81a begeichneteit auSgubcbnen. 3 n sbe f°nbere fteht ihnen gu:. 

4. an Orten, für »eiche fein ©ewerbcgericht int ©inne beS ©efe&eS oom 
29. 3 u ü 1890 errichtet ift ober »irb, ©chiebßgertchte 3 U erridjten. 

§91b. (eOetttucU) Sie ©ntfeheibungen ber 3nmmg (§81a3tffet 4) 
unb ber 3nnung8»©chteb8gcrtcbte (§ 81b ßiffer 4) finb fchriftlich abgu- 
faffen, fie gehen in Kechtöfraft über, »enn nid)t binnen einer Kothfrift 
oon gehn Sagen eine Partei Klage bei bem orbentlichen ©ericht, be 3 ». 
an Orten, für »eiche ©e»erbegerichte im ©inne beS ©efebeS Oom 
29. 3uli 1890 errichtet finb ober »erben, bet bem ©e»erbegerichr, erhebt. 


(Eittigung^ämter. 

@inignngSStcftr in fjfranfrcirf) 1896. amtlichen ®aten 

gufolge fanb baS ®efeh oom 27. Segember 1892 über ©inigungS- 
ämter unb ©chiebSgerichte in Sranlreich währenb beS SahreS 1896 
in 104 gäüen Attwettbung, baoon in 6 gällen oor Ausbruch beS 
©treifS. S)ie ©efatnmtgahl ber ©treifS betrug 476, bemgema^ 
würbe in 21,86 Brogent ber ©treitfälle (gegen 20,44 Iprogent in 
1895) 3aflud)t gu ben gefehmäfeigen ©inigungSämtern genommen. 
3n 57 gäHen gefchah bieS feitettS ber Arbeiter, in 4 Öäüen feitenS 
ber Arbeitgeber, in 4 Säßen feitenS beiber ©treütheile unb in 39 
Säßen interoenirte ber Sriebcnsridjter ex officio. B3aS ben ©rfolg 
ber einigungSantilidhen Shätigfeit anlangt, fo tourbe in 7 Säßen bie 
Arbeit oor Beenbiguitg beS Verfahrens aufgenommen, unb gwar 
nad) ber Arbeiter ooit ihren SorMnmgen { n 5, nach 

Ausgleichen in 2 Säßen; bei ben übrigen 97 Säßen würben in 44 
bie ©iniguttgSoerfiidje nbgcleljnt, unb gwar 41 mal burch bie Unter¬ 
nehmer ltnb 3 mal burd) bie Arbeiter. 3n 53 Säßen fant eS gur 
Konftituirung beS ©inigungSamleS, baS auef) 21 ©treifS im Ber- 
gleidjSwege beenbetc; in 22 anberen Säßen würben fchiebSgcricht- 
lid)e Anträge gefteßt, bie theilS oon beit llutcruehmern (12), theilS 
oon ben Arbeitern (2), theilS oon beiben (5) gurüefgewiefen unb 
bloB in 3 Säßen angenommen würben. — 2>ie ^ßarifer Breffe h^t 





10L 


Das ©croerbegericht. SRittheilungen beS VerbanbeS beutfdjer ©eroerbegerithie. Nr. 9. 


102 


bic ermähnten Daten mehrfach ju einem Angriff auf bie Qnftitution 
ber EinigungSämter auSgenufct, bie als oöttig refultat- unb roertbloS 
Vingeftellt mürben, inbem auf ben „eflatanten NMfjcrfolg" ber Ein¬ 
richtung hingcroiefen mürbe. NJit befferetn Rechte hätte Tie baS 
bezügliche franzöfifchc ®efefc als Näfjerfolg bezeichnen fönnett, beffen 
33eftimmungen roenig geeignet finb, bie Einigungsämter populär 
311 machen. 3 mmerhiu bleibt bic X^atfadje beftehen, bafe bie 
(SinigunqSäinter 21 Streifs beigelegt. Qm Uebrigen ift eS in granfretch, 
n»ie in Deutfchlanb zu oiel oerlangt, ba& fief) baS Qjnftitut in ber 
furzen Spanne 3dt non oier 3ahreit fefjon hätte einbiirgern füllen. 
Snnerhalb ber Srjnbifate macht baS EtnigungSmefen in granfrcich 
übrigens ganz erfreuliche 2 rortfcf)ritte (ogl. bie folgenbe Notiz). 

EinigtutgSämter im fratigdfifc^ett V ndjb nufer gern erbe. Die Such» 
bruefer unb Verleger in granfretch hatten auf ihrem Kongreffe tn 
SiRarfeiÜe 1895 befc^loffcn, eine aus neun Unternehmern beftehenbe 
5fommif|ion ju belegtreti, bie beauftragt mürbe, mit ben Arbeiter- 
belegirten über gemeinfame 0 rbnung non Arbeitsfragen 3 U unter* 
banbeln. Die gemifchte Komtniffion tagte bereits oerfdjiebene 9Rale, 
unb ihre Arbeit mar eine allfeits befriebigenbe. Sie trat SNitte 
9Wai anlä&lich beS gadjfongreffeS ber Unternehmer in VariS mieber 
Zufammen unb befestigte fi<h mit ber grage ber Sireifoerhütung. 
3m uoHen Einoerftäubnifj entmarfen bie Arbeiter- unb Unter* 
nehmerbelegirtcn bic ©rnnbzüge eines „Code“, ber alle gäHe non 
"Differenzen z^ifchen Arbeitern unb Arbeitgebern oorfieht unb für 
jebe Eoentualität Verfügungen trifft, bnreh bie ber Streitfall er* 
lebigt roerben folle, ohne bafj es zum Streif fommen biirfe. ES 
mürbe beftimmt, bafc in ben michtigftcn Eentren ber 3nbujirie ge¬ 
machte Negional-Kommiffioneu gefetjoffen merben foQen, bie als 
Einigungsämter unb SchiebSgerichtc nach bem Nlufter, baS fid> in 
belgifchen Koblcnreoieren beroährt hat, fungiren füllen. 

Nachträgliche 9Ra§regelmtg non Vertretern oor bem EinignngS* 
amt in Köln. 3 U bn biesbezüglidjcn Noti$ in Nr. 5 biefeS 3ahr* 
gangS giebt bie Slötnifdjc VaumtooIIfptnnerei unb Vkberei in einem 
Schreiben an uns bie Erflärung ab: „bafe bie Angaben biefeS 
ArtifelS oon A bis 3 unwahr finb." VHr oerfehlen nicht, unfern 
liefern ooit biefem fubjeftioen NteinungSauSbrucf Kenntnifj zu geben, 
ber freilich nid>t erfehen läßt, maS eigentlich berichtigt merben foH; 
beim bafe bie in jener Notiz genannten Verfonen in ber gabrif 
nicht mieber befdjäftigt roorben finb, mirb nicht in Abrebe gefteOt. 


JUigenwine? über Gtooerbegetid)te trab 
^rbriteuertrag. 

QmujngS-SdjiebSgerichte in Dentfd}t<mb. 3m 3abre 1895 be« 
ftanben in Vreufcen nach ben an bas ^anbelSminifterium er¬ 
gangenen amtlichen Reibungen 474 QunungS-Schiebögerichte. gür 
1896 fehlt eine 3ufammenfteIIung, roenn auch bie 3ahlett aus 
einzelnen NegierungSbezirfen befannt finb. Doch febeinen bie 
3ahlen, bie nicht auf bireften Erhebungen beruhen, nicht oöHig 
Zuoerläfftg. Die 3nnuiigSfchiebSgerid)te erfcheinen um fo z a W* 
reicher, je roeniger entroicfelt bie Qnbuftrie tu einem Vezirf ift. Am 
Zahlreichften finb fie im Vezirf Ntarienroerber, in meinem 1895 
165 QunuugSfchiebSgeridjte beftauben hüben füllen. ES folgen: 
NegierungSbezirf @d)leStüig mit 54, :Nagbeburg 48, Dppeln 46, 
granffuri a/0. 35, VreSlau 24, VotSbam 20. 3« ben roeftlichen 

^ßrooinzen ftitben fiel) QnnungSfchicbSgerichte nur oereinzelt. AuS 
bem übrigen Deutfchlanb fönnen mir folgenbe 3 a ^ en mittheilen: 
im Königreich Sachfen beftehen 73, in Vraunfthroeig 30, 
Sägern 15, Neufj ä. S. 7, Inhalt 5, 0a<hfen-3Beimar 4, ©rofj- 
herzogthum Reffen 3, Sachfen-Altenburg unb Lippe je 1, in ben 
übrigen Staaten leinS. Die 3 a fR en aus Saben fiitb uns nicht 
befannt gemorben. Das ftatiftifche Suh^uch beutfeher Stabte 
Zählt für 1893 unter 42 beutfd)en Stabten mit mehr als 50 000 
Einmohnern in 24 Stabten 77 3nnungSfd)iebSgerichte. 

NddjSgefchlüfje Seftimmuitgett über Lohnbücher unb ÄrbeitS- 
Zettel. Das Eintreten ber bentj'chen Eleroerbegcrichte für eine fchrift- 
liche geftlegung ber ?lrbcttsbebingnngeu in gorm oon fiohnbü^ern 
unb ^rbeitszettcln h a t jt'ht beit Erfolg gehabt, bag bic NeichS- 
regierung beit Serfuch ntad^t, im s Begc ber Eefebgebung für ben 
SunbeSratl; bic Soflmadjt zur Einführung oott Lohnbüchern unb 
SlrbeitSzctteht zu erlangen. Der bem Reichstag gegen Enbe ber Scffton 
noch oorgelegle Ecfepentmurf, betreffenb bie Nbänberuiig ber ©e- 
merbeorbnung mtb bcS 5h*anfcn=Serfid)erungSgefeheS ift zmar zunächft 
burd) bie üJtißftänbc in ber Serlincr Konfeftion oeranlaßt, jeboch ad* 
getnciit gehalten.*) Der biesbeziiglidje §. 114a be* EntmnrfS lautet: 

*) Vcrgl. über ben (Sntmurf: „Soziale ^raris", Nr. 35 beS laufen^ 
ben Jahrgangs. 


9ür beftimmte ©e&erbe fann ber SunbeSratb Lohnbücher ober Stbeiteftettcl 
borfchretben , in benen 8trt unb Umfang ber übertragenen Arbeit, bet Ölfforb» 
arbeit bie ©tüdjahh ferner bic Lohnfäbe unb bic 33ebinguugen für bie LtcfeTung 
oon SBerFzcugert unb Stoffen ju ben übertragenen Arbeiten oon bem SIrbeitgcbet 
ober bem bazu ©eooümacbtigten zu beurfunben finb. — $(iif bie (Eintragungen 
finben bie SBorfd&riften be5 § 111 Stbfah 2 bis 4 entfprechenbe lUmoenbung. — 
®aö Lohnbuch ober ber ÖlrbeitSjcttet ift oon bem Arbeitgeber auf feine Äoftcn 
ZU befchaffen unb bem Arbeiter nach ©oÜzietjung ber Dorfdjriebenen ©intragntigen 
oor ober bei ber Uebetgabe ber Arbeit foftenfrei au$zul)änbigen. — ©ie (Ein« 
richtung ber Lohnbücher unb Arbeitszettel toirb burd) ben NeichSFanzler beftimmt. 
— ©ic Oott beut ©unbeSratl) getroffenen Anorbnungen finb burch „NetchS» 
©efeßblatt zu ocröffentlichen uuö bem Reichstage bei feinem nächften 3«fantmen* 
tritt zur Ä'enntnifjnahme oorzulcgcn. 

Der h^r in Sezug genommene §. 111 Slbfafc 2 bis 4 hunbelt 
hauptfächlich uoit bent Verbote, bie Eintragung mit geheimen 
SNerfntalett zur Kennzeichnung beS Arbeiters zu oerfehen. 3n ber 
Segrünbung beS EithourfS ^eißt cS: 

„Jm Allgemeinen toirb bie (Einführung oon Lohnbüchern gegenüber ben 
Arbeitszetteln aus bem ©runbe ben Sorzug oerbienen, meil burch Lohnbücher 
ber ©efahr beS ©crlietenS einzelner ©efcheinigungen bis z u einem getoiffen ®rabe 
oorgebeugt mirb. Auch mirb babutd) nicht nur ein ©emeiSntittel für etmaige 
Lohnftreitigfeiten gefchaffen, fonberit bem Arbeiter auch eine, im Jntereffc einer 
georbneten 23irthfd)aftSfül)rung ermünfehte unb fidjere Unterlage für bie ©e« 
rechnnng feines JahreSberbienfteS an bie ^anb gegeben, immerhin ift eS nicht 
auSgefdjloffen, bafj bie (Einrührung oon Lohnbüchern fich in einzelnen ©emerben 
meniger empfiehlt, ©er (ürntmurf fchlügt baher por, ftatt ber Lohnbücher aud& 
bie (Einführung oon ArbeitSzettcln zu geftatten. ©ie ©eftimmung barüber, ob 
Lohnbücher ober Arbeitszettel zu oermenben finb, ober ob bem Arbeitgeber bie 
2öal)l zroifdKn beiben geftattet merben foH, mirb bem ©unbeSrath zu überlaffen 
fein. Auch über beu Jnhalt ber ©eurfunöung mirb fich innerhalb gemiffer oor* 
Zufchreibenber ©renzen nur unter Serücffichtigung ber befonberen ©erhältniffe in 
ben einzelnen Snbuftrieztoeigen eine fachgemabe Regelung treffen laffe it." 

2Bcnttgleich eine Durchberathung beS EntmurfS in ber bieS» 
maligen Seffiou nicht red)t möglich fein mirb, fo ift hoch $ u 
erroarten, bafe bie Einbringung im $erbft b. 3^- mieberholt 
merben mirb. 

Einbehaltung ber 3nüalibenüerfhhenwgS=Karte* Seitens beS 
Sorfipeubeti eines Ijeffifd^cn ©eroerbegerichts ift folgenbe Anfrage 
an uns gelangt: 

*3» Reffen merben bie 3 imalibität$farten 5f ran fenfaffe 

bezm. ©nneinbe*KranFenrerftdierung aufberoahrt unb burd) biefelben auch 
bie Warfen oerflebt. ©in Arbeiter einer ©aufirma hatte nun nnbeftritten 
Zumiber ber ArbeitSorbnung bie Arbeit ocrlaffen unb mar barnach 
getnäb §■ 124 b ber ©emerbcorbnung fchabenserfahpflichtig- ®r fuchte 
nach Arbeit unb inufete gu biefem ©ehufc nach 9Rainz; ba hätte er 
Arbeit erhalten, menn er feine CuittungSfarte gehabt hätte. Deren 
Verausgabe mürbe ihm jeboch t»ou ber ©emeiubc*KranfcnDerficherung 
auf Vcranlaffung ber Vnuftrma oermeigert, unb jmar mar beabfichtigt, 
erft nad) Ablauf ber ocrtragSmäfeigen KünbigungSfrift bie Karte heraus« 
Zugeben. 

r*3<h habe Vergleich nad) langem SBiberfpruch mit folgenber SRoti* 
oirung h^beigeführt: 

„Die girma hat Anfpruch auf S<habcnSerfafe megen ©er* 
laffenS ber Arbeit (§. 124 b). ©er Arbeiter hat Anfpruch auf Er- 
ftattung beS SdjabenS, ber ihm burch Vermeigerung ber Veraus¬ 
gabe entftanbeu (§. 108 beS gnualibitäts* unb AlterSoerfidjerungS- 
gefeheS). ©urd) Aufrechnung refultirt bie ©ergleichsfumtne." 

ES märe mir angenehm, 3h* c Anficht über bie Vermeigerung ber 
Verausgabe ber Karte zu hären unb ob Sie etma fdjon eine berartige 
Entfcheibung gefällt haben: ba& auch bei oertragSmibrigem Verlaffen 
ber Arbeit bie DuittungSfarte nicht zurücfbehalien merben Fann. M 

'^' .Diefe Anfrage ift oon uns jmei Ecmerbegerichts-Sorrthcnben 
mitgetheilt morben, roelchc Re oerf(hieben öeantroortet hohen. 

A. 

Eine Entfcheibung über bie grage megen ber Vermeigerung ber 
Verausgabe ber gnoalibitälSFarte hat baS hteüge ©emerbegeriht m. SB. 
noch nicht getroffen, gn ben oorfommenben Streitfällen habe ich atich 
bei ben VergleidjSoerhanblungcn u. f. ro. aber ganj auf ben oon bem 
hefftfdjen ©croerbegeridjt eingenommenen Stanbpunlt gefteDt. SReiue 
DebuFtion mar hierbei mefcutlich bic folgenbe: 

§. 108 beS Alters- unb gnoalibitätSoerficherungSgefebeS unterfagt 
bem Arbeitgeber bie 3 u rüdhaltung ber CuittungSFarte unb macht ihn 
für aüe Nachtheile nerantmortlich, mclche aus ber Samibcrhanblnng 
entfielen; §. 148 bebrof)t mit Strafe bis ju 300 M. biejenigen ^er* 
fonen, mclc|e eine CuittungSFartc miberrcchtlid) uorenlhaltcti. Der 
Arbeitgeber, meld)cr eine ÖuittungsFarte gurüdhält, ift hiernach unter 
allen Umftänben fdjabenSerfahpflichtin, ftraibar aber nur bei rotberredjt- 
licher 3arüdr)altnng Nun bat ber Arbeitgeber, ber einen Arbeiter audj 
nur einen ©ag mährenb ber Kalcnbcrmodje befdjäftigt hat, für biefen 
bie ©eiträge zu cniridjtcii, unb zmar burd) GinFlcbeu beS entfprcd)enben 
©etrages oon SRarfen in bie Cuittungsfarte. DiefcS EtnFleben, baS 
einen 2beil ber Lohnzahlung enthält, braucht natürlich erft bei bem 
LohnzahiungStermin zu gegeben (§. 101, §. 10 Alters* unb JnoalibitätS- 
lierficlierungsgefeh)- Vis bahin ift alfo bie 3uriicfhaltung, fogar miber 
ben SBiüen beS Arbeiters, geftattet (108‘ 2 ) unb Faun barauS noch nicht ein¬ 
mal ein ScbabenSerfafcaniprud) entliehen. Aber aud) abgefehen hierooit 
Fann bem Arbeiter, bem bic JuoalibenFarte ooreuthalten mirb, bodj, fo 
lange als er oerpflidjtet ift, in ber Arbeit auSzuharren, alfo fo lange, als 



103 


Da« ©ewerbegericht. SJlÜtheilungen bed Berbanbel beutfchcr @cro erbeg friste. Sir. 9. 


104 


bie Hüubigungdfrtft bauert, ein ©djaben burd) bie Boren tljaltung nic^t 
enlftehen, ba er nicht berechtigt ift, wätjrenb ber Dauer ber Hiinbigungd- 
frift ein an bered Arbeitdocrhältnifc eingugefjen, oielmebr feine Arbeitd* 
fräftc bem Arbeitgeber, ber gur Audhaltung bed Bcrtragd bereit ift, gur 
Berfiigung gu fteflen hat. Der Arbeitgeber, ber bie Harte, bie ihm 
auf bie Dauer bed Arbeitdoertraged übergeben ift, wäljrcnb ber Dauer 
bed Sertraged behält, begeht feine SEBibcrrectjtlidtjfeit, auch nicht, wenn 
ber Arbeiter feinerfeitd fidj bem Bertrag entzieht. Died änbert ftch 
aHerbingd, wenn ber Unternehmer nach Ablauf ber Hünbigungdfrift bie 
Harte gurücfhält. Diefe Aetcntion ift roiberredjtlid), weil fte ben Be* 
bingungen roiberfpridjt, unter benen bie Harte ihm übergeben roarb, fie 
mürbe alfo einen ©djabenderfaßanfprudj (unb fogar einen ©trafanfprudj) 
heroorrufen, wenn auch unter Uinftänben bem Anfpruch bed Arbeiterd 
möglidjerweife ber ©ntfdjäbigungdanfpruch bed Sßringipald ald Hom- 
penfation gegeniibergefieUt werben fönnte. 

B. 

Dem Arbeitgeber fomie dritten ift unterfagt, bie Quittungdfarte 
nach Einflebung berSWarfen roiber ben SBillen bed 3nhaberd guruef- 
gubeijalten. Diefe Beftitnmung ift öffentliched Stecht nnb ftrift gu inter* 
pretiren. Ser bie Harte guriirfbefeält, macht ftch für alle Stachtbeilc Der* 
antwortlich (§. 108 Abf. 3 a. a. 0.) unb ftrafbar (§. 148 Sir. 3). Die roiber 
Sillen bed ^nljaberd erfolgte 3urücfbef)altung ift gugleich wiberredjtlidj 
(cf. Suft, Kommentar gum Snualibitäid» unb Alterdoerfichcrungdgefefo). 
3u beachten ift nur, bafj ber Inhaber feinen Sillen erllären mufe, bie 
übergebene Harte gurücfguerbalteu, fei cd, ba& er fie felbft forbert, fei 
ed, bafe er bie $ülfe ber $otigei in Anfpruch nimmt. 

Die Anpcht, baß bad 3 u rütfbcljalten ber Quittungdfarte bid gum 
Ablauf ber Hünbigungdfrift fein roiberredjtlid) cd fei unb ben Arbeitgeber 
nur, falld bad 3 ul *ücfbef)alteu roiber ben Sillen bed Arbeitrrd erfolge, 
haftbar, nidjt ftrafbar mache, oermifebt m. (5. ^rioat* unb öffentliched 
Stecht Stach Sßrioatredjt fann m. auch nidjt gefagt roerben, bafe ber 
etngelne Arbeiter oerpflichtet ift, bie Hünbigungdfrift über gu ar* 
beiten. Senn er fontraftbrüchig wirb, giebt ed fein anbered SRittel, 
ald uon ihm eine (Sntfchäbigung einguflagen. Ed giebt feinen 3mang, 
bei unmittelbar oeranlaffen füllte, bafe ber Arbeiter bie Arbeit roieber 
aufnimmt, roeber einen polizeilichen, roie bei bem Seljrliug, nodj einen 
gerichtlichen burd) ©elbftrafen. Der Arbeitgeber ^at nur Anfprudj auf 
bie Bermögendleifluug burch ben Arbeiter ober bie Entfrfjäbigung 
bafür. Sill mau fchliefjlidj bad Brioatrcdjt allein beriief tintigen, fo 
mufe man bad Uebergeben ber Harte ald einen ^interlegungdoertrag 
auffaffeti. Die Verausgabe einer hinterlegten ©adje fann aber nicht 
burch ©egenanfprüche nerljinbert roerben. Stetention ift oerboten, alle 
Anfprüche muffen im Srge ber HIage geltenb gemacht roerben. ©egen 
biefe rein priuatred)tlichc Auffaffung mürbe fprechen, baß feine ber 
Parteien an einen befoitberen Vinterlegungdoertrag benft, bie Quittung*» 
larte oielmehr ald Arbeitdpapier übergeben roirb, gu welchem fte ge¬ 
worben ift. 

C. ! 

Sir möchten ald unfere Anficht Ijiergu golgenbed bemerfen: Die j 

Quittungdfarte foD unb barf fein Arbeitdpapier fein. Der Arbeitgeber i 
hat feinen Aitfprudj auf Audljänbigung berfelbeu. Stur bei ber Sohn* | 
gahlnng mufj fte ber Arbeiter beljufd ©inflebend ber SJtarfen oorlegen. ; 
Senn §. 108 Abfafc 2 bed Snoalibitätdüerfidjernngdgefebed nur bad ! 
3urücfbel)allen ber Harte nach (Sinfleben ber SJtarfe unterfagt, fo i 
ift batnit nidjt bad 3nrücfbehalten bid gum Einflebcu erlaubt. Denn bad 1 
©efefc geht baoon aud, baß ber Arbeiter bei ber Soljngablung erft feine I 
Harte oorlcgt; cd will ihn fiebern, bah « fie fofort nach ber Sohn* | 
gafjlung gurücferljält. ber $rajid hat ftdj freilich ber Brauch gebilbet, j 
bah ber Arbeitgeber fidj gleidj beim Dienflantritt bie Harte übergeben j 
Iaht, Ed ift aber immer gu betonen, bah bied nur aud Bequcmlicbfeit | 
für beibe Iljeile Qcfctjiefjt. Siü ber Arbeiter feine Harte nidjt aud- ! 
häubigeu, fo muh fie il)in bclaffen roerben.*) 3 ul * Vorlegung bei ber j 
Sohngaljlung fann er baburch gegroungen werben, bah ihm anbernfalld 

*) S«ii. bic in Ar. öl ber Sojialcn Sraji« oom 27. Scptcmbcc 1894 abßcbrutftc «nt* 
fdjcibung bed t»croerDc=@ertcfit« Serltn, loonad) bet «ibettgebev nicht berechtigt ift, beu feft* 
ongeiiomnieiteu Arbeitet mn bedrotnen ju entlaffeti ober nidjt einjuftetlen, ruetl er feine 
Ouitimigdfarie nidjt cibgtebt. 

c 2)ie gleichzeitig hiermit audgegebenc Sir. 36 ber SSodjenfchrift 
^Soziale prajtd, (ientralhlatt für Soztatyolitif" enthält it. A. : 

Jpanbeldhochfdjulen unb $anbeldrotfienfd)aft. Sou $rofeffor 
©uftao (Sotjn. — ©efdjäfldumfähe ber englifdjen ©roh-Houfum* 
üereine 1896. — iBörfennottrungen über H'trchhofd*Afticn in Gbin- 
burgh; Erhebungen über beit Hleinhanbel in SDeutfdjIanb; 
6ogiaIe S3ethätigung ber eDangclifdjen ©ciftlitfjfeit; Evlah bed 
Sabifdjett Dberfirdjenratljd. — €täbiifdje fogialc Hommiffimt 
in Harldruhc; oon gadj-^ü^ialpolitifcnt. — Der 

2lrbeitsmctrFt im ZTlai. 

©tänbige Stubrifen ber „Sojialen $rayid": AH- 
gemeine Sogial- unb SSirthfdjaftdpolitif; Hommunale ©ogialpolitif; 


bie Sohnaahlung bid gur Sorlegung ber Harte oerroeigert roirb. Ser 
roefentliche3mecf ber eingeheiibenl^orfdjriften in §. 103 ift ed, gn oerhinbern. 
bah bie Cuittuiigdfarte irgenbroie ald Segitimationdpnpier gleich bem 
Arbeitdbudj bed jngenblidjcu Arbeiterd benußt roirb. Deshalb finb bie 
gälle, in benen eine 3urücfbrf)altung ber Quittungdfarte roiber Sillen be? 
Arbeiters guläfjig ift: „groeefd Umtaufched, Houtrole, Berichtigung, Auf= 
redmung burch bie guftänbigen Beljörben unb Organe", in §. 108 Abfafc 2 
audbrücflich aufgeführt. Unfercd ©rachtend mad^t fidj baher ber Arbeit¬ 
geber ftrafbar unb fdjabenderiafepflichng, wenn er bie Quittungdfarte 
roiber ben SiHeu bed Arbeiterd um bedroillen gurüdbehält, weil bad Arbeits* 
oerljältnih noch nicht beenbet ift. (Situ* aubere gragc ift, inwiefern bem 
Arbeiter bnrdj bie ©inbeljaltung ein ©djabe entftanben ift. Da ber Arbeit* 
geber forbern fann, bah ber Atbeiter, fo lange er ihm noch gur Arbeit 
oerpfliditet ift, non einem anberen Arbeitgeber nicht befdjäftigt wirb (§. 123 
Sir. 1 , §. 125 Abf. 2 ©eroerbe-Orbu .), fo entfteht oielleicht fein ©(habe, 
ebenfo wie bem Arbeitgeber burch ben Bertragdbrud) oielleicht fein 
©djabe entfteht. Dad ift Dljatbcftanbdfrage. ^>ier fommt ed barauf 
an, bie Stedjtdfrage fcharf gu faffen. 

SRittljeüungen über geridjtliche Gntfchcibungeit in biefrr 
f^rage wären erwünfdjt (gu ftänbeu bed Aebaftiond*Audfchufifd, 
Berlin NW., Dhurmftrahe 30a). 

Eine wo^ weiter im engften 3 u f am menhang ftehenbe fjrage, 
biejenige ber 3 ll ftäubigfeit bed ©eroerbegerichtd, ift in beiben 
Sleufeerungeit nidjt berührt. D)ad Ejewerbegcridjt Berlin Derneint 
neuerbingd feine 3uftänbigFeit (ogl. Blätter für fo&ialc fßragid Sir. 57 
oom 1. Februar 1894, fowie llrtheil bed üanbgerichtd SJlünchen in 
gleichem ©iitne in Sir. 39 Dom 27. ©eptember 1893). Anbere 
©eroerbegerid)te g. B. ©tettin, Hönigdberg nehmen bem praftifdjen 
Bebürfnih entfprechenb ihre 3 u ltänbigfeit an, foroeit bie Hlage 
gegen ben Arbeitgeber gerichtet ift. 

Cltterotnr. 

Dr. Sitlind ^terftorff: ^ie (Jarl•= * Stlftntti, ein 

Berfudj gur fjortbilbung bed grofeiubuftriellen Arbeitdrechtd 
©onberabbruc! aud ©djmoüerd 3ahrbuch für Elefehgebung. ^etpgig, 
Duncfer & §umblot, s ^reid 1 , ff 

Die ©chrift qiebt eine höchft lehrreiche ©arftclluttg ber ©eftaltunq bed 
Arbeitfloeitroafi bet ber förjlicb erfolgten Untmanblunfl bed Betriebs bed fein« 
mechanifcben ä.nftitutd (Jarl ßeifc in Sena in eine Stiftung.*) Abtteidienb oon 
ber patriardjalifchen Auffaffung bcö gvohiubuftriellen Arbeitdberhöltniffed, toobei 
ftch bie Sohlfahrtdeinrichtung mefentlich ald blofte Aeuherung bed SohltooQend 
ber Unternehmer für bie oon ihnen abhängigen Arbeiter barftellt, ift ber Berfudj 
gemacht, bie Acchtdftellung bet Arbeiter bem Unternehmer gegenüber grunbfählicb 
gu änbern, ben Arbeiter oon bem SohltooUen bed Unternehmerd unb feiner 
Organe unabhängig ju fteHen, jebe SiHfür tn ber Behanblung ber Arbeiter unb 
bie .^errfchaft einseitiger Stürffichten auf ben jemeiligen Untcrnehmerboriheil aud« 
gufchltehen. Um biefe StedEjtöitellung ber Arbeiter bnuernb gu fiebern unb bon 
ber Anfchauung bed jetoeiligen Betriebdintjaberd unabhängig gu machen, hat ber 
Sntjaber, gJrofeffor (Sari Abbe, feine bidherige UnternehmerfteUung mit bet eined 
an^efteflten Dtitgliebed ber ©cfdbäftdleitung ber ©tiftung bertaufcht. — SJltt Aecbt 
metft bet Berfaffer barauf hin, bah, gattg abgefehen bon ben großen materiellen 
ßugeftänbniffen ber ©tiftung, bic Siegelung bed Arbeitdbertraged in bem 
©tiftungdftatut ald SEJfufter für alle grohinbuftrfellen Betriebe, tndbefonbere au^ 
für bic ©taatdbetriebe, gelten fömte. Die Erfüllung ber ^orberung, baß ber 
Arbeiter nicht ald ber perfDnltdj Untergebene betrachtet, fonbem in ihm eine 
glcid)bcTed)tigte Bertragdpartei gemürbigt mirb, erljeifcht feine materiellen Opfer 
unb ift hoch bie ©runbbebingung aller fruchtbaren ©ogialpolitif. Sic weit ift 
bie Blehrgaljl ber Unternehmer noch bon biefer (Jrfenntnife entfernt! Der 
(Jharafter bed gTOßinbuftTiellen Betricbed ift bei ber ©tiftung aufredjterhalten: 
in bie genoffenfdjaftlidje Leitung ber Arbeiter geht ber Betrieb nicht über, an 
ber ©teuung ber Sohnarbeit im Organidmud bed Betriebeä ift nichtd geänöert. 
Der Berfaffer bcgeichnet baher ben (Shatafter ber ©tiftung ald: antifapitaliftifch 
aber nicht fogialiftifd). Der Stifter lotH ben S^mädbcn ber mobenten Arbeitd« 
berfaffung begegnen, ohne burd) ein patrtaritalifdjed ©pftem ben ©tol$ bed freien 
SWaitited int Arbeiter 311 untergraben. Dtc fleine Abljanblung bilbet eine mefent« 
liehe ©rgängmtg bed „Statutd ber ©tiftung". 

Aiil. cotialc j3ra£d 91r. 27, 6 . >;go. _ 

©ogialc 3^äitbe; Örauctifrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer» 
uerbeinbe; ©ewerbegertfhte, Einigungdärnter, Arbeiteraudfdjüffe; 
Arbeiterfthuö unb ©croerbeinfpeftion; Berficherung, ©parfaffen; 
Armenpflege; SSoljnungdroefen; Eiefunbfjcitdpflcge, Ernährung; ©r- 
giehung, ©djulc, BoUsbilbung; Suftig; Sinangen; Canbwirthf(höft, 
^onbroerf unb ©rofjinbuftrie; ^aitbel, Hrebit; Berfehr; Sitterarifdje 
Sleu - Erfcljeinungen. — „Der Zlrbeitsmarft." 2Tlittheilungen ber 
literarifdjen (TentralfieUe für Arbeitsnachweis. 

Die „So.jiofe 'iProm, CTeBfrafifaff für ^ojialportlferfcheint jeben Donnerftai 
unb foftet bieTteljährlich 2 50 ^ einfdiliehlid) ber Blonatdbetlage w Dad 

©emerbegcricht". ßu bc^ieljcn burd) fämmtlidic ^ßoftanftaltcn unb Bu^hanblungen 
fotoie bireft burch bie Berlagdbuchhanbluttg ((Jarl J&ebmaiind Berlaq, Berlin W., 
SJlauerftr. 44). 


„Dad tiktoerfrefltriefet“ erfcheint am erften Donncrftag jeben 9J?onatd int Blinbeftnmraiig ooit \'j Bogen unb ift burd) alle Budilianblungen, ©pebiteure 
»n b Boftäm ter (Boftgeitungdnummer 2811») 3 U be 3 iel)en. Der Breid beträgt für bad ßahr ü)l. 1, bei birefter poftfreier Sufenbuiig bnrdi bic Berlagdtjanblung SR. 1,40. 

«arl ^epmannd «erlag tn Serien W. Slauerftraße 44. - «ebnirft bei ^ulm« €ittenfelb m Serltn W. — ftcmntroortUd) für bte Aebaftion: IV. gafiroio ln GfinrlPttcnburg^Scrlin 



II. Sotjtgatifl' 


SBerlin unb gfranlfuri a. 2R., ben 1. Suli 1897. 


Kummet 10. 


|as ©ftüfrbcgfridjt. 

aTtttjeilungen bes Vevbanbes beutfcjer (Sewerbegericbte. 

Sfebaltioneaueföufj: ©tabtratl) Dp. £Uf4 in gfranlfittt a. SR. unb 3Raflifhrat».aM« «»«* in ©erlitt. 

Yvii# wn* l VUriL 


gratis! *m «rft n |tl« P®««ü. 


(Karl Vepmamt* Berlag, Berlin w., SRauerftr. 44 


Herausgeber: 

Dr. |U |tafirj(>rnr* 


koftenfteie Beilage jur »©ojlaleu fJrajifl 1 '. 


«CHe für bie Sftebaftion beS „©etterbegeridjtS" beftimmten ©enbungen bittet man 3 U abreffiten: An VeTtn BlagifttolS.Affeffor ©und, Berlin NW., Sfrutmjtt. 30«. 


3x1 Ij 

f2edjtfpr*ri)img.105 

Heidjer Sopnfafc ift bem Arbeiter 31 t 
gewahren, wenn bei ber Annahme 
nidjtS übet bie Öohnhöb« oereinbart 
ift*? (©ewerbegericht Vanau unb , 
©ewerbegericht Berlin.) | 

3ft in ber ArbeitSorbnung eine ©träfe j 
für ben ,yall Dorgefeljen, ba§ ber ; 
Arbeiter bie Arbeit Perläfct, fo ift j 
biefe ©träfe audj bann anwenbbar, 
wenn als erwiefen angefeben wirb, 
baß er barauf auSgeht, bie ©nt* 
laffung herbeiaufübren. (©ewerbe* 
gericht Sortmnnb.) 

Bottmacht. 3ft ber Arbeitgeber ^aft* 
bar, wenn er einen Bcrtreter bebofl* 
mädbtigt bat, Arbeiter mit Be* 
fdjranfung ber gefefclichcnkünbigungS» 
frift an 3 unebmen, ber Beöoflmächtigte 
aber ohne folcbe Befcb^nfung enga* 
girt bat? (Sanbgericbt Berlin.) 
haftet ber Arbeitgeber für rechtjcitige 
Verausgabe ber SegltimationSpapiere 
an ben ausgetretenen Arbeiter? (@e* 
werbegeridjt granffurt a. SR.) 

3ft eine Entlaffung gerechtfertigt, weit 
ber Arbeiter bem reoibirenben Bolzet* 


alt 

beamten unrichtige Angaben über ben 
Betrieb gemacht ba&e? (©ewerbe* 
geriet Stuttgart.) 

gerfalfung unb @*rfaljr*n... 108 

3ft für ©treitigfeiten auS bem 
Sebrüerbältniffe bie 3nnungS» 
beljörbe ober ba$ 3 vnung 8 - 
©chiebSgeiicht juftänbig? Bon 
ÄreiSgeridjtSratb B. Vilfe. 

Sie 3nuungS*©dbiebSgeridbte in bet 
3 nnung$*Aoö«tle. 

Unauftönbigfeit ber ©emerbegeriebte 
für 3tegrefeanfprücbc. 
QBtnigungdämter.111 

Einigungsämter am ©emerbegeriebt 
SRainj. 

(ButadfUn unb Anträge.in 

«obnaablungStage für ©ortmunb. 
JUlgrmetnrs über ©tawrbegf ririjtf 
tmb 3 lrb*tt*omrag.112 

©emerbegeriebte in Belgien 1896. 

Berbreitung ber ArbeitS 3 ettel. Bor* 
geben beS königlichen ©ewerbe- 
gericbtS köln. 

3nbaItSangaben ber „©oaialen fprajiS". 

Anaeigen. 


Abbrud fämmtlicber Artilel ift 3 e *tungen unb Seitfdjrtften geftattet, jeboeb nur 
mit ooder Quellenangabe. 


Red)tfpred)uttg. 

Speicher Sofjnfab ift bem Arbeiter $u gewähr*»!/ wenn 
bei ber Annahme nichts über bie Sohnfjöh* vereinbart ift? 
(Befdjluh beS ©ewerbegerichtS £anau. Urtheil beS ©ewerbegerichtS 
Berlin.) 

1* Sas ©e werbegeridjt ju Vanau hat fitb in einer oorjährigen 
Blenarfipung bahin ausgefprodjen, bah in einem folgen galle, roie es 
auch tn ber Bijouteriebranche nach SRittljeilung eines ©athverfiänbigen 
üblich ift bem Arbeiter ber Sohn ju gewähren fei, welchen er in feiner 
lebten ©teile gehabt hat, oorauSgefefct, bah jwifchen bem Austritt auS 
ber früheren unb bem ©intritt in bie neue ©teile fein $u langer 
3n>ifchenraum liegt unb ber Arbeiter im SBefentlichen in berfelben SSeife 
wie früher befdjäftigt wirb. 

2. Sas ©ewerbegericht Berlin (kammer 8 , Borftfcenber: SRagiftratS* 
Affeffor Euno) hat über biefe grage folgenbermahen entfehieben: Ser 
SRalergehüIfe k. war oom 21 . bis 25. April 1896 bei bem SRaler- 
nteifier ©ch- befdjäftigt gewefen; er forbertc für 407a in ber angegebenen 
Seit geleitete Arbeitsftunben Sohn, welchen er in Ermangelung 
einer getroffenen Abrebe mit je 45 Pfennig für bie ©tunbe berechnete. 
S)er Beflagte erflärte, ben bei ihm fonft üblichen Soljnfafj non 
45 Pfennig für bie ©tunbe bem kläger nicht gewähren 3 U fönnen, weil 
berfelbe ju wenig gefdjafft habe. Er bewillige bem kläger nur 
30 Pfennig für bie ©tunbe. Beflagter würbe jur Satzung oon 
45 Pfennig für bie ©tunbe ücrurtljeilt. 

©rünbe: SRangels nertragSmä&iger geftfehung eines SohnfafeeS 
hat bas ©ericht ben Betrag non 45 Pfennig für bie ©tunbe für an» 
geraeffen erachtet, ba biefer $reis in ber betreffenben SScrfftätte für 
©ehötf«n üblich ift. SRit feinem Einwanbe, ber kläger habe ju Iangfam 
gearbeitet, fonnte ber Beflagte nicht gehört werben, benn ber Sohn 


foflte jweifcIIoS nicht nach SRafjgabe ber gcleifteten Arbeit, fonbern nadh 
SRaßgabe ber ©tunbenjaf)! berechnet werben. SBoEfte fi^ Beflagter nor* 
behalten, bem kläger weniger als ben üblichen Sohn ber übrigen 
©efeüen ju jahlen, faHS er weniger als biefe leifie, fo mufete er bieS 
auSbebingen. SRangels Abrebe gilt ber in ber SBerfftatt übliche Sohn 
als gewollt. SSiUEürltdje Sohnfeftfefeung nach fubjeftioem Ernteffen über 
ben SBerth ber geleiteten Arbeit fteht bem Beflagten nicht gu. 

3ftin ber ArbeitSorbnung eine ©träfe für ben gall uor* 
gefehen, bafe ber Arbeiter bie Arbeit uerlä&t, fo ift biefe 
©träfe auch bann anwenbbar, wenn als erwiefen angefehen 
wirb, baß er barauf ausgeht bie Eutlaffung herbeijuführen. 
(Urtheil beS ©ewerbegericht« ©ortmunb. Borfibenbcr StechtSanwalt 
Dr. Stöttgen.) 

kläger hat vom 3 bis 24. SRärs b. 3 . bei ber Berflagten als Dreher 
gearbeitet. Auf ©runb be§ § 18 ber ArbeitSorbnung, welcher lautet: 

„Ohne genügenbe Entfchulbigung barf fein Arbeiter eine ©dtjicht 
ausbleiben. Bet wieberholtcm Ausbleiben währenb ein unb beS* 
felben SRonatS famt ber AuSgebliebene fofort entlaffen werben. 
SBcr ohne genügenbe Entfchulbigung mehr als 3 wei Sage aus* 
bleibt, ocrliert baS Stecht auf SSeiteibefchäftigung unb gilt als 
wiberrechtlich aus bem ArbeitSoerhältnih ausgefdjteben. 3n 
liefern gaHe fowie überhaupt in jebem galle ber Auflöfung beS 
ArbeitSoerhältniffeS ohne Einhaltung ber uereinbartenkünbigungS» 
frift nerwirft ber Arbeiter ben rücffiänbigeit Sohn bis 3 um Be¬ 
trage feines burd)fcf>nittlidjeit SochenlohneS 3 U ©unften ber 
kranfenfaffe beS SSerfeS" 

würbe bem kläger oon ber Berflagten bei feiner Entlaffung am 
24. SRar 3 ber Sohn für 6 Sage abge 3 ogen, währenb kläger behauptet, 
bafe ihm, weil er, bem Berbot entgegen, bei ber Arbeit geraucht habe, 
nach ber ArbeitSorbnung nur ber Sohn für 1 Sag als ©träfe ab» 
ge 3 ogen werben Tonne. Er beanfprudjt baher beit Sohn für 6 Sage 
mit 13,50 SRarf. Berflagte begehrt Abweifung, inbent fte ben § 18 auch 
für anwenbbar hält, wenn fie genötigt fei einen Arbeiter 3 U entlaffen; 
fte h p bt hervor, bafc kläger es gewefen, ber baS ArbeitSüerhältnifc bur<h 
fein Berhalten aufgelöft habe, inbem er bie oerweigerte foforlige Ent¬ 
laffung baburch habe er 3 wingen wollen, bah er bem Berbot entgegen 
Bei ber Arbeit geraubt habe, woburch bie Ejaftheit ber Arbeit gefäljrbet 
worben fei. 

$>a 8 ©ericht hat ben kläger abgewiefen. 

AuS ben ©rünben: Sie Auffaffung ber Beflagten, bah nach 
ber ArbeitSorbnung bie Berwirfung beS rücfftänbigcn Sohnes bis 3 um 
Betrage beS burchf^nittlichcn SBochenlohncS in allen benjeitigen gäHen 
eintrete, in welchen bie Auflöfung beS AcbeitSoerhältniffeS ohne Ein¬ 
haltung ber künbigugSfrift erfolge, namentlich auch bann, wenn bie 
Entlaffung burdj ben Arbeitgeber auSgefprochett werbe, ift unhaltbar. 
Ser ©erichtshof hat aber nach 2age ber ©ache angenommen, bah 
kläger es gewefen ift, ber baS ArbeitSoerhältnih aufgelöft hat- ES 
unterliegt feinem Bebenfen, bah eine „Auflöfung 4 ' im ©inne ber ArbeitS* 
orbnung nicht nur burch auSbrücfliche Erflärungen, wie Abforberung 
ber EntlaffungSpapiere ober bergleichen, fonbern auch burch fonflubente 
©anblungeu unb Unterlaffungen erfolgen fann. 3«^ Annahme, bah 
folchc Vanblungen norliegen, bebürfe cS nicht einmal beS gernbleibenS 
auS ber gabrif, auch bas Benehmen beS Arbeiters au ber ArbettSfielle 
unb bei ber Arbeit fann, wenn es in fdjroffem SBiberfpruch fteht 3 U ben 
ihm nad) bem Arbeitsoertrage Obliegenheit Pflichten, su ber Anficht be¬ 
rechtigen, bah er baS Berhälinih nuflöfen will. 3m oorliegenben gaQ 
ift erfiä)tlidh, bah ber kläger barauf ausgegangen ift, feine Entlaffung 
3 u erjwingen. Als ihm fofortige Entlaffung unter Vinweis auf bie 
ArbeitSorbnung oerweigert würbe, hat er 3 unächft gefeiert, bann aber 












107 


Sa« ©ewerbegcrichi. SRittheitungen be« Verbaute« beutfdjer ©emerbegeridfjte. 9?r. 10. 


10s 


fich in einer Seife an bie Arbeit begeben, welche, wie er mußte auf 
bem ©erfe ber Veflagten nicht gebulbet werben fann. ©enn er trofc 
Verbot ba« Bauchen nicht unterlieg, fo geigte er bamit, bah er bie 
girma gwingen wollte, iljm ba« ©eiterarbeiten ju unterfagen, bah er 
alfo vorfäfclich bie fofortige Aufhebung be« ArbeitSverhältniffe« herbei* 
geführt §at. Unter biefen Umfiänben ift ftläger ber ben Vertrag Auf- 
löfenbe unb bie Auöhänbigung ber ißaptere unb Verweifung be« Klägers 
oon ber ÄrbrttSftelle nur eine golge ber ©iUenöerfläning be« SMäger« 

Vollmacht. Sft ber Arbeitgeber haftbar, wenn er einen 
Vertreter bevollmächtigt hat, Arbeiter mit Vefchränfttng 
ber gefeblidjen $f ünbigungSfrift angunehmen, ber Vevoll- 
mächtigte aber ohne folche Vefdjränfung engagirt hat? 
(Urtheil be« SanbgerichtS Berlin, Äantmer 8.) 

Unter Abänberung be« Urtheil« be« ©emerbegeridjt« würben bie 
Kläger mit ihrer tflage auf önifchäbigung wegen lunbigungölofer ©nt- 
Iaffung abgewiefcn, obwohl mit ihnen eine Vereinbarung überVefchränfung 
ber gefehlten Äünbigungöfrift nicht getroffen war 

©rünbc. Sie Kläger ftnb in ba« ArbettSverhältnih bei bem Ve« 
flagten nicht burch Abreben mit biefem felbft, fonbern burch Abreben 
mit ben von ihm beauftragten ©crFmeifter ©. gewonnen worben. 
Sejjterer war bei Abfchlufj be« ArbeitSverlragc« Bevollmächtigter be« 
Veflagten, bie von biefem erteilte Vollmacht gur Annahme ber Arbeiter 
erftreefte fich nur auf bie Annahme von Arbeitern für eine beftimmte, 
binnen 5furgem fertig gu fieüenbe Anlage berart, bah bie Sauer ber 
Vefchäftiguug von ber gertigfieüung biefer Anlage abhing unb fomit 
bie befteljenbe gefefclidje ÄünbigungSfrifi von 14 Sagen auögefdjloffen 
war. ©enn alfo wirflich bie Äläger, wie fie behaupten ohne jebe Ve* 
fchränfung al« Arbeiter angenommen worben finb, fo ift von biefem 
Bevollmächtigten be« Veflagten bie ©renje be« Vollmacht-Auftrage« 
Übertritten worben. Sie« fteht ben Älägern entgegen, ba fie in ber 
Sage waren, bei Abf<hlu& be« Vertrage« fich über ben Inhalt be« VoH- 
macht«*Auftrage« gu erfunbigen unb ihrerfeit« nicht behauptet ift, bah 
ihnen etwa beftimmte, bem Inhalt be« Aufträge« entgegenftehenbe An¬ 
gaben gemacht worben finb, benn ihre eigenen Anführungen beuten barauf 
hin, bah über bie Art unb Sauer ber Vefchäftiguug überhaupt 5Rid&t« 
vereinbart worben ift. 

Sem Veflagten gegenüber wäre ber ©ntfdjäbigungSanfpruch nur 
bann begrünbet, wenn bie angeblich uneingefchränft gesehene Annahme 
ber Arbeiter feinem auSbrücflich erflärten Aufträge entfprochen hätte, 
ober fpäterhin minbeften« ftiüfchweigenb von ihm genehmigt worben 
wäre. 

Anmerfung: Sa« Öanbgericht fpricht fi<h nicht barüber au«, wie 
feine ©ntfdjeibung mit §. 122 ber ©emerbeorbnung in ©inflang gu 
bringen ift, welcher bem Vertragöoerl)ältni« tnangel« befonberer Abrebe 
einen beftimniten Snhal giebt ben‘Vertrag«wiflfimgängl. CifjarnTtcriftifch 
für bie Anfchauuitg be« fianbgericht« von ben Vorgängen bei Annahme 
von Arbeitern auf Bauten ift e« aber, bah ben Arbeitern nigemuthet 
wirb, fich nach bem Sn^alt be« Voümacht-Auftragc« be« fßolier« gu 
erfunbigen. Sa« follte ein Arbeiter mal ri«fieren! 

haftet ber Arbeitgeber für rechtgeitige Verausgabe ber 
ÖegitimationSpapiere au ben ausgetretenen Arbeiter? (Ur- 
theil be« ©emerbegerichtS granffurt a.2W., Vorjtyeuber Affcffor Vöhlntann.) 

Sa« ©ewerbegeridjt granffurt a. SK. hat am «'». Dftobcr einen 
Arbeitgeber gur SaljlnnQ einer ©ntfehäbigung oernrthcilt, weldjer einem 
ausgetretenen Arbeiter bie Legitimationspapiere nicht redjtgeitig berau«* 
gegeben hat- Sie von ihm vorgebradjtcn ©iureben, er habe bie Rapiere 
nidjt redjtgeitig gefunben, fte bann fpäter einem SteUenocrmittlcr gu* 
gefdjicft, ben Arbeiter iiberbie« aufgeforbert, nochmal« bei iljm nachgu* 
fragen, würben verworfen. Sn ben ©rünben wirb au«geführt: 

Sic Eingabe ber Rapiere feiten« be« Kläger« an ben Veflagten 
unb bie 3unicfbehöltung feiten« be« festeren [teilt fich bar, al« ein mit 
bem ArbeitSoertrage verbunbenet* Aufbewaljrungewcrirag. Ser Veflagte 
war baljer mit Aufhoren be« Arbeitsuerhältniffe« verpflichtet, bem 
Jtläger bie Rapiere auSguljänbigen. ©enn er, trofcbem orbnuugSmähig 
gefünbigt war, bie« nicht tfjuit fonute, al« ber Kläger ben Sicnft bei 
ihm verlieh, fo gerieth er bamit in Vergug. Ser Äläger war nun nicht 
mehr verpflichtet, irgenb welche (Schritte gut ©rlangmtg ber Rapiere 
felbft gu thun, fonbern berechtigt gu verlangen, bah ihm biefelben 
unmittelbar gegeben ober gugcfdjicft würben. ©S fam be«balb auch 
nicht barauf an, ob ber Äläger am itädjften Sage noch einmal nach 
feinen papieren uachgefragt hat ober nidjt. Ser Veflagte hat, nadjbem 
er bie Rapiere gefunben hat, biefe beut Stellenvcrmittler V- gefanbt. 
hiermit hat er fich oon feinen Verpflidjtungen nidjt befreit; benn V- 
war nidjt gnnt ©mpfattg ber Rapiere Iegitimirt, unb bie Senbung au 
einen beliebigen Sritten fonnte bem Kläger nicht neue Verpflichtungen 
aufcrlcgcn. Sie ©inrebe be« Veflagten, bah er bie Abreffe be« Kläger« 
nicht gewuht habe, erfcheint an fich unerheblich, ba er fie hätte feftfteHen 
Iaffeit fönnen, fpäteften« burch Nachfrage bei bent Kläger, al« biefer 


ba« Ärbeitöverhältnih aufgab. — ©rgiebt ft<h fomit, bah ber Beflagg 
feiner Vertragsverpflichtung guwiber gehanbelt hat, fo folgt Darauf 
gegenüber bem Kläger eine ©ntfchäbigungSpflidjt. 

Sft eine öntlaffung gerechtfertigt, weil ber Arbeiter be? 
revibirenben Voligeibeamten unrichtige Angaben über ber 
Betrieb gemacht habe? (Urtheil be« ©emerbegeridjtS ©iuttgari 
Vorfthenber Dr. Vartenftein.) 

Ser VädfergefeDe S. verlangt ©ntfdjäbigung, weil er ohne Äür.* 
bigung entlaffen worben ift. Ser Veflagte macht geltenb, ber Äläger 
habe bei ber poligeilithen SRcoifion wegen ©inhaltung be« 12ftünbigen 
Arbeitstage« fälfdjlidjerweife angegeben, er müffc jeben Sag eine V^lbr 
Stunbe gu lange arbeiten; be«halb habe er ihn entlaffen. 

Ser ftläger beljarrt barauf, bah feine Angabe wahr gewefen fr, 
©ine geftfteDung ift unmöglich, ba ber Veflagte auher bem ftlagrr 
feinen ©ehilfen befdjäftigt. Sie ift aber auch nicht nöthig, ba, feltn 
wenn bie Angabe nicht richtig wäre, bie ©ntlaffnng barauf nicht gcfiiij; 
werben fann, weil feiner ber in §. 128 ber ©ewerbeorbnung genannten 
gäüe vorliegt, unb weil bie ©ntlaffung nur au« bem bort angeführten, 
nicht aber au« beliebigen anbern ©rünben, bie bem SWeifter genügtnb 
erf^einen, guläffig ift. 


Verfa))fttitg nnb Vtrfaljrcn. 


3ft für ©treitigfetten au« bem fiehrVerhültniffe bie gfumutgSbehürbe 
(©ewerbeorbnung §. 97, 4) ober ba« gfnimng«=©chieb«geriiht (©e* 
werbeorbnung §. 97 a, 6) jaftäabtg? 

9ia(h §- 1 ber unter bem 16. Dftober 1893 genehmigten 
^ebenfafcung be« VunbcS ber Berliner Vuchbrucferci*Vcrther(3nnung! 
betreffenb ba« Schiebögericht ift ba« Bunbe«fchieb«gericht berufen 
unb au«fchliehli(h guftänbig für bie Cnttfcfjeibung oon Streitigfeiten 
jwifcheit ben Bunbe«mitglieberit unb beren ©efeüen unb Lehrlingen 
tm Umfange be« §. 3 Ab). 1 be« 9teidj«gefefoe« betreffenb bic 
wcrbegerichte vom 29. 3uli 1890. Aud) Ijat in bem §. 44 be« 
3nnung«ftatut« eine barauf begiigliche Befiimmung Aufnahme ge* 
funben. 3n Solge beffen ift feiten« bc« ttgl. ^oligeipräfibium« gu 
Berlin unter bem 18. SKooember 1895 auf ©rititb ber ©ewerbe* 
orbnung §. 100e angeorbnet, bah Streitigfeiten au« ben Lehr* 
oerhältniffen ber vorerwähnten Art auf Anrufen eine« ber ftretten* 
beit Shetle oon bem Schiebögericht be« Buitbe« auch bann gu 
entfdjcibeu ftnb, wenn ber Arbeitgeber, obwohl er ein in ber 
Snnung oertretene« ©ewerbe betreibt unb felbft gur Aufnahme in 
bie Snnung fähig fein würbe, gleidjwohl ber Snnung nicht aitge* 
hört. Semetttfprcdjenb hnt ber Bunbeöoorftanb burch ein 9tunb* 
fchreiben vom 16. Segember 1895 bie auherhalb ber Snnung 
ftehenben Snhnbcr oon Buchbrucfereibetrieben aufgeforbert, ihre 
Streitigfeiten au« bem Lehroerhälhiiffe burch ba« BunbeSfchicb«* 
geriet entfdjeiben gu laffen. 

Stcfe« Vorgehen giebt gu redjtlichcn Bebenfen infofern Anlaß, 
al« es bem gcfejjgebcrifchen ©illen nicht entfpricht, Streitigfeiten 
au« bem Lcljrocrfjältniffe ber (intfdjeibutig bc« 3nnung«s0djicb«= 
geridjt« gu unterwerfen. Soldjc« geljt unoerfeitnbar au« §. 79 be« 
©ewerbegerid)t«=©efcbe« oom 29. Suli 1890 heroor, wonach bie 
3uftänbigfeit ber Snmmgen gur ©utfcheibung oon Streitigfeiten 
gwifdjen Arbeitgebern unb ihren Lehrlingen (©ewerbeorbnung §. 97 
dir. 4, §. lOOe 9fr. 1) fowie bie 3ujtänbigfeit ber 3nnung«*Schieb«* 
geridjte (©ewerbeorbnung §. 97a 9fr. 6, §. lOOi Abf. 2) burch 
biefe« ©efeö feine ©infdjränfung erlctben. Senn bamit wirb flar 
itnb ungweibeutig gum Aubbrucf gebradjt, bah in ben burdh bie 
©ewerbeorbnung eingeführten Spruchbehörben nicht« geänbert 
werben, aber auch weiter, bah groei unter fich oerfchiebene Spruch* 
behörben befteHt würben unb gur ©ntfdjeibung ber Streitigfeiten 
au« bem ßchroerhältniffc unb au« bem Arbcit«oerhältniffe jebe 
berfelben unter Au«fchluh ber anberen nach bem gefehgcbcrifchen 
©iUen guftänbig fein füllen, werben bie SRotioe Seite 42/43 gu 
bem ©nttourfe §. 72, welcher ben ©ewerbegericht« - ©efeüen §. 79 
bilbet, fowie ber $ommiffton«beridf)t S. 19 unb ber Stenographifch^ 
Bericht Seite 451 ff. ergeben. 

S)ie 3 u ftänbigfeit«grengc befttmmen mithin bie burch bie 
3nming«noveIIe oom 18. Snli 1881 in bie ©ewerbeorbnung ein* 
gefügten §§. 97 unb 97 a. Bon benfelben enthält ber §. 97 bie 
obligatorifchen unb §.. 97 a bie fafultatioen 3nnung«aufgaben. 
föadj §.97 ift Aufgabe’ber neuen Snnung gu 4. Streitigfeiten ber 
im §. 120a, (an beffen Stelle nach §. 78 be« ©ewerbegericht«*®e* 
fefee« jefct beffen §. 3 tritt), bcgeichneteu Art gwifchen ben Snnung«* 
mitgliebern unb ihren Lehrlingen an Stelle ber ©emeinbebehörbe 
gu entfeheiben. Auf ©runb ber ©ewerbeorbnung §. 98a muh ba$ 



109 


©eroerbegericßt. SRittljeilungen beS VerbanbeS beutfdjer ©eroerbegerichte. Ar. 10 


110 


3nnungSftatut Veftimmung treffen gu 2e über bie Vilbung ber 
Seßörben unb baS Verfahren gur Entfcßeibung ber im §. 97 9£r. 4 
Begeicßncten (Streitigkeiten. ©arauS folgt unroiberlegbar, baß nur 
ber 3nnung3au8fd)uf$ für baS SeßrlingSroefen mit ber Entfcßeibung 
derartiger (Streitfälle befaßt roerben fou unb ferner, baß beffen $u* 
fammeufeßung im 3nnungSftatute geregelt fein muß. ©ieS ergtebt 
aud) ber Entwurf eines 3nnungSftatutS nebft Erläuterungen in ber 
©efanntmacßung oom 11. 3<wuar 1882 (Eentralblatt für baS 
©eutfcße SReicß, 247) foroie bie bagu erlaffcne preußifcße SRinifterial- 
Verfügung oom 9. SJlärg 1882. 

©er §. 97a ermächtigt bie Sunungen, ScßicbSgericßte gu 
errichten, welche berufen finb, Streitig feiten ber oorbegeidjneten Art 
*roif<ßen ben SnnungSmitgliebern unb bereu ©efellen an Stelle ber 
fonft guftänbigen Veßörbeit gu entfcßeiben. gär bie auf ©runb 
beS §. 97 a gu erricßtenben ScßiebSgericßte regelt §. 100d bie 
näheren Vefümmungen. 9&acß Ießtercn müffen bie Veifißer je gur 
4?alfte aus ben 3nnungSmitgliebern unb beren ©efeHett entnommen 
fein unb roirb ber Vorfißenbe oon ber AufficßtSbeßörbe beftimmt. 
(5r braucht ber Snnung nicht angugehören. Aa(ß §. 98 c ftnb bie 
erforbetlicßen Veftimmungen für bas ScßiebSgericßt in Stebenftatuten 
gufammengufaffen. 

©er 3 u f aiTITnen ^ ari 9 a ^ cr ^* c f er flauen unb ungroeibeutigen 
SRecßtSregeln läßt als gefeßgeberifeßen Willen erfennen, baß 
Streitigfeiten 

a) aus bem Seßroerßältniffe nur burch SnnungSmitglieber, 

b) aus bem ArbeitSoerßältniffe aber burch SnnungSmitglieber 
unb beren ©efellen foroie einen Vorfißenben entfdjieben 
roerben foHen, roelcher ber Snnung nicht angugehören 
braucht. 

©ieS tritt noch mehr ßccoor aus ben §§. 100e Abfaß groifchen 
3iff. 2 unb 8 foroie 100 i Abf. 2. ©enn auf ©runb beS §. 100e 
3iff. 1 fann für ben Vegirf einer Snnung, beren Sßätigfeit auf 
bem ©ebiete beS SeßrlingSroefenS fich bewährt hat, burch öic höhere 
SSerroaltungSbehörbe nach Anhörung ber AufficßtSbeßörbe beftimmt 
roerben, baß Streitigfeiten aus ben &eßn>erßältniffen ber im §. 3 
beS ©erocrbegericßtS-©efeßeS begeießneten Art auf Anrufen eines 
ftreitenben ©heiles oon ber guftänbigen Snnungsbehörbe auch bann 
gu entfeheiben finb, roenn ber Arbeitgeber, obwohl er ein in ber 
Snnung oertreteneS ©eroerbe betreibt unb felbft gur Aufnahme in 
bie Snnung fähig fein würbe, gleichwohl ber 3nnung nicht ange» 
hört, roährenb auf ©runb beS §. lOOf burch bie höhere Ver- 
roaltungSbeßörbc beftimmt roerben fann, baß bergleichen Arbeit¬ 
geber unter 3iff* 3 3 « ben Sfoften beS oon ber Snnung errichteten 
ScßiebSgericßtS ßerangegogen roerben bürfen. Sft biefe Veftimmung 
hinfichtluh öeS ScßiebSgericßteS getroffen, fo tritt baS Ießtere auf 
©runb ber ©eroerbeorbnung §. 105c Abf. 2 an bie Stelle ber 
fonft guftänbigen Veßörbe, roenn baffclbe oon einem ber ftreitenben 
©ßeile angerufen roirb. daraus erhellt, baß auch hei ber Aus¬ 
beutung ber 3nftänbigfeitSgrenge auf außerhalb ber Snnung oer- 
bleibenbe VetriebSunterneßmer ftreng unterfeßieben roirb groifchen 
ber Snnungsbehörbe unb bem 3nnungS-Sd)iebSgericßte. AuS ber 
Veftimmung in bent Abf. 2 hinter 3Ü"f- 2 beS §. lOOe, wonach 
nur bie $omtniffion gur Prüfung ber öeßrlingc gur £>älfte oon 
ber Snnung, gur §älfte oon ber AufjtcßtSbeßörbe berufen roerben 
foll, folgt unroiberlegbar, baß für bie SnnungSfprucßbeßörbe beS 
§•97 3tff. 4 eine gleiche 3nfammenfeßung nicht geroünfeßt rourbe. 

Sft biefen IRecßtSregeln bie Atierfennung nicht gu oerfagen, fo 
muß man gu ber Schlußfolgerung gelangen, baß cS bem gefeß- 
geberifeßen Willen nicht entfpricht, (Streitigkeiten aus bem Seßr- 
oerßältniffe ber Snnungsbehörbe ber ©eroerbeorbnung §. 97 
3tff. 4 gu entgießen unb bem Snnnngs-Scßtebsgcridjte beS §. 97 a 
Qiff. 6 gu unterwerfen. Es roürbe beShalb roeber ber Sehrherr 
noch ber Sehrling oor bem 3»nungS=ScßiebSgerid)te SRecßt gu 
nehmen unb gu geben brauchen unb ein über Streitigfeiten aus 
bem Sehroerhältniffe gefälltes Erfenntniß beS SnnungS-ScßiebS- 
gerieftes nicht ooUftrecfbar fein, auch nicht rechtskräftig ben be¬ 
theiligten Parteien gegenüber roerben fönnen. Auf ©runb ber 
Eioilprogeßorbnung §. 513 roürbe bie Entfcßeibung als auf einer 
Verleßung bes ©efeßeS berußenb angufehen fein, welche baS SnnungS- 
(ScßiebSgericßt über Streitigfeiten aus bem Sehroerhältniffe trifft, 
foroie nach beffen §. 542 ber Seichtigkeit unterliegen, toeil baS er- 
jfennenbe ©erießt nicht oorfchriftSmäßig befeßt roar. Um nicht 
AecßtSunfidjerßeit in bie baoon betroffenen Greife gu bringen, er- 
fcheint eS beShalb geboten, burch ein Aacßtragsftatut bie Mängel 
beS gegenwärtigen abgufteüen, roogu ©eroerbeorbnung §. 98 b Abf. 2 
3iff. 1/ §• 98 c, §.104 Abf. 3 bie gefeßlichen Unterlagen bilben. 
3)aß roeber ber Snnungsbehörbe noch bem 3nnungS*S<hiebSgerichte 


ber Ausgleich oon ArbeiteraüSftänben übertragen roerben fann, 
oielmehr hierfür ausschließlich baS ©eroerbegerießt gujtänbig ift, 
ergeben bie ftenographifchen SBericßte Seite 645, wonach SnnungS* 
Scßiebsgeridhte nießt als Einigungsämter auSgebilbet finb unb 
beSßalb bei Streitigfeiten groiftßen SnnungSmeifter unb -©efeHen 
fein Sßeil geßinbert ift, ein ©eroerbegericßt als Einigungsamt 
angurufen. 

^Berlin. S. C>ilfe. 

Qu SnnungS-S^tebSgertihte itt ber SnnnngS-9tobeHe. Durdj 
bie Scßlußabftimmung über bie SnnungS-Aooelie in ber SfteidjStagS- 
fißung oom 24. S»ni (oergl. bie gleicßgeitig hiermit ausgegebene 
Aunnuer ber „Sogialen ißrajis") mürben bie iBeftimmungeri über 
SnnuitgS-SdjiebSgcricßte troß ihrer roeitgehenben Eingriffe in bie 
©eroerbegericßtS-Serfaffung bei Einführung oon 3mangsinnungen 
unoeränbert gelaffen. Es lagen bagu Anträge oon beit beibcn 23olfSs 
Parteien, foroie oon ber fogialbemofratifcßcn Jraftion oor. ^ie erfteren 
beeften fieß in ber .gmuptfaeße mit ben SSorfcßlägen beS 2krbanbeS 
beutfeßer ©eroerbegeridjte unb roareit im Wortlaut tßeilroeife ben 
Sfranffurter unb ^Berliner Anträgen entnommen (oergl. bie oorige 
Kummer beS „©eroerbegerießts"); fie rourben naeß einigen ober- 
fläcßlüßen unb unrichtigen E)egenbemerfungen beS Abg. ©amp ab- 
gelehnt. S)ie fogialbemofratifcßen Anträge hingegen rourben an¬ 
genommen unb begeießnen roenigftenS in einem fünfte einen 3ort* 
feßritt. ©aß bie S?otßfrift gur gericßtlid)en Anrufung gegen Ent- 
feßeibung ber Snnungen unb SnnungS-ScßiebSgericßte oon io Sagen 
auf einen 3Ronat oerlängert ift (§. 91), läßt fid) groar oerfeßiebeu 
beurtßeilen. Einen groeifcllofen önrtfcßritt bezeichnet aber bie An¬ 
nahme beS Antrages gu §. 91, wonach bei 23erfcßleppung burd) 
bie SnnungS-SdjiebSaerichte baS ©eroerbegericßt (ober roenn ein 
folcßeS nid)t befteßt, baS orbentlicße ©erießt) guftänbig wirb, ©ie 
bieSbegüglicßc Seftimmung im §.91 lautet: 

„2)tc SlnbctQumuncj beö wften SertninS füll innerhalb acht Saßen na* 
Eingang ber ßfage erfoigen unb bie Entfärbung nach Uttöglic^feit befchleunigt 
toerben. SBirb bie achttägige ^rift nicht innegehaiten, fo fann ber Kläger oer« 
langen, ba§ ftatt beö 3«n u ”Ö ä *®chifh8geri(ht8 an ben Orten, too Eetoerbegerichte 
beftehen, biefe unb, too fol*e nicht beftehen, bie orbentlichen ©erichte entf*eiben. 
S?ie8 ©erlangen ift bem barna* guftänbigen ©etocrbegericht ober orbcntli^en 
©ericht unb bem 3nnung8*@chieb8gericht f*riftlich mitjutheilen." 

©ertn bie ©cfaßr, baß burd) Vermehrung ber SunungS-Scßiebs- 
erießte eine ©urcßlö^crung ber ©eroerbegeri^te eintrete, beftehen 
leibt, fo ift immerhin bcmerfenSrocrtß, baß ber preußifeße «sjanbelS- 
minifter Vrefelb erklärt ßat, cS folle baS ©ciichmiguiigSrecßt bagu 
benußt werben, um Beeinträchtigungen ber ©eroerbegcricßte gu oer- 
meiben. ©ie ©eroerbegcricßte roerben baßer gut thun, too ber ^lau 
eines Snnungs-Scßic&sgerithts anftaucf>t, bie Angelegenheit oon 
AmtSroegeu in ^Icrtar- ober Ausfcßiißiißungen gu erörtern unb fo 
früßgeitig wie möglid) in gönn eines Antrages auf (vJrunb §. 70, 
Abf. 8 beS ©croerbegeri<ßtS-©cfeßcS bei ber oberen Verroaltungs- 
beßörbe oorfteOig gu roerben. hierbei roirb auf bie Erklärung bes 
«^anbelSminifterS Brefelb in ber JReicßStagSftßiing oom 22. Smü 
Begng gu neßmen fein, ©iefe Erklärung ßat folgenbcn 'Bortlaut: 

„3>n ber ©emerbeorbnung — §. 08 c — ift auSbrurfli* oorgefehen bie ©e* 
nehnttgung ber Errichtung bon 3 nni,n flWieb8gerichten burd) bie ©ermaltungö« 
behörbe, welche bte ©enchmiguitg nach ©rmeffen oerfagen fann. 2öirb bie 
©enehmigung aber nicht Oerfagt, fembern ertheilt, fo ift ©efd)tuetbe bagegen an 
bie yanbeSjentralbchörbc auläffig. ^gch Weiß alfo nicht, bafe ba genügenbe ©arantie 
nicht gegeben fei, um in foldjem gall, too toirflich ©ebenfen oorliegen, bie ©e* 
nehmtgung ju oerhinbent. ber ©egrönbung ber ©eftimmung be8 §. 98 c ift 
fogar atiSbrücfUd) gefagt, bet btefer ©rüfung folle auf bie örtlichen ©erbältniffe 
Aücffidjt genommen werben. S)a ift hoch nicht flu beforgen, baß bur^ btc Irr* 
ridjtung eine« 3nnung8*£chteb8gericht8 in ber £bat ein ftörenber Eingriff in be* 
ftehenbe ©erbältniffe ftattfinben fönnc." 

Uugußänbigfeit ber ©eUierbegericßte für 9tegreßanfprücße. ©aß 

bie ©eroerbegericßte nießt guftänbig ftnb in 0ällen, in benen ein 
Arbeiter baS ArbeitSoerßältniß oßne Äünbiguitg ocrlaffen ßat, wegen 
beS SRegreßanfprucßS aus § .125 ber Aeid;Sgeroerbeorbnung gegen 
ben neuen Arbeitgeber gu entfeßeiben, erfcßeiitt groeifelloS. Vom 
©eroerbegericßt gu SRemfcßeib roirb nun auf foIgenbcS Vcbenfen 
aufmerffam gemacht: ©iefe befeßränfte 3 u fiönbigfeit füßre gu 
Beiterungen, bie geeignet finb, ben Anfprud) ber Verleßten in ben 
meiften gälten ittuforifcß gu machen, ^raftifcß fei baS Ergebniß 
faft überall, baß ber Arbeiter fuß mit SRücfficßt auf feine geringe 
^fänbbarfeit oon bem ©eroerbegericßt Jontumagireit Iaffe, roäßrenb 
ber neue Arbeitgeber oor bem AmtSgerid)t burd) roirflicße unb oer- 
meintlicße Einreoen bie Entfcßeibung fo lange ßiugieße, baß oon 
einer roirffamen Veftrafung beS Vertragsbruchs nießt meßr bie Siebe 
fein fönne. Wir oerfennen nid)t, baß biefe Vebenfeit gecedilfertigte 
ftnb, unb würben eine eoentuette Erweiterung ber Üompcteng ber 
©eroerbegericßte auch nach öiefer SRicßtung ßin für feßr fegenSreicß 
halten. 



111 


©a« ©cnjer&cgeritfjt. 9Kittf)eilungen be8 Bcrbanbe* beutfdier ©eroerbegeridjte. Sir. 10. 


112 


(Ein igutt grämtet. 


CnnigiingSämter am ©etoerbegeridjt Blainj. 3m Saufe beS 
©ef<häft3iaf)re3 1896 rourbe ba£ ©erocrbegerict)t ÜJiain^ non ben 
pereinigten ‘Bauarbeitern oon 5)laittg unb Umgegenb gut Beilegung 
ber gruifdjen ihnen unb Den Bauunternehmern beftchenben Sohn* 
ftreitigfeiten al£ ©iuigungSamt angcrufen. 3n ber Sifcung beö 
lepteren oom 15. 3 l| li 1896 fam eine Bereinbarung gu Stattbe, 
burd) iucldjc bie ftreitigen fünfte fämmtlid) bie nmnfd)en3roerihe 
©rlebigung fanben. — Am 9. Blärg 1897 richtete bie £ohn=$otn» 
miffion ber Bereinigten Sünder, Btaler unb Sacfirer oon SRaing 
unb Umgegenb an ben Borftfeenben be£ ©eroerbegerichtö baö (Br* 
fudjen, berfelben gum 3 ro ccfe giitlidjer Berftänbigung über bie ge* 
forberte Sohnerhöhung unb bie gestellten Arbeitsbedingungen ©e* 
legenheit gur Sluöfpracfje mit ihren Blciftern auf bem neutralen 
Bobett beö ©erocrbcgcrichtö gu geben. Auch h^r gelang e3 in 
einer Bcrhanblung, bie am 11. SHärg 1897 ftattfjatte, über alle 
ftreitigen fünfte eine Einigung gu ergielen. 9lur bie Sohnfrage 
rourbe offen gelaffcn unb bie dntfeheibung über ba3 non ben 
SKciftcrn gemachte, eine Aufheiterung bes StunbenlohueS um brei 
Pfennige gufichernbe Angebot ber Befchlufefaffung ber betheiligten 
Arbeitnehmer porbehalten. ^iefelbcit gaben fid) fpäterhin auch öa* 
mit gufrieben, fo ba& eine Arbeitseinteilung glüeflid) oermieben 
mürbe. (SahreSberüht be£ ©eroerbegerichtö SÄaing.) 


(ßutndjten unb Anträge. 


SoftttgahlungStagr für Dortnratib. Das ©eroerbegeridjt Dort* 
mutib put ben Arbeitgebern burd) öffentlithc Befanntmad)ungen 
empfohlen, Samstag* auf feinen A-all gu löhnen. lUit Aiicffidit 
auf ben ^Nittrood)* unb Samstag* ftattfinbenben >>auptmod)enmarft 
iit ben 3ntcrcffcntcn ber bringenbe !Aatf) ertheilt roorben, bie 
Sühnungen Dicuftag* ober Freitag* erfolgen gu laffen. Biaftgebcnb 


hierfür mar bic ©rroägung, bag ber Sonnabeub megen bee baraiii* 
folgenben Sonntage* ' für bie (Empfänger bes Sohnes mohl am 
ungünfiigftcn gewählt fei. Die (Erfahrung lehrt, baß oicle Arbeiter 
ber Berfiihrung unterliegen, ben erhaltenen Betrag im Anfd)hiB an 
bic Söhnmtg oft bie in bcu Bloutag hinein im SÖirtl)»häufe gu 
uergehren; es mirb ferner ben Arbeitern crfchmert, ben erhaltenen 
Sohn alsbalb gur Anfdjaffnng oon Sebenemitteln u. f. w. %u 
nermenben. 


JUlgeuwine^ übet dtanexlugeKiifytt unb 
^rbriteurrtrug. 

©cTOerbcgerichte t« Belgien 1896. Das belgifche Arbeitemm 
oeröffentlicht nad)ftehenbe Daten über bie Dhätigfcit ber Bntb’honinie* 
im3ahre 1896. Den oorhanbenen 27 ©eroerbegerichten mürben 7624 
Streitfälle oorgelegt (gegenüber 7153 im Borjahre); hier non rour* 
ben 5757 ober 75 Brogent burd) Ausgleich beigelegt, 698 ober 
11 Brogent mürben burch Urtheil erlebigt unb 1118 Streitfälle 
mürben oon ben Parteien fallen gelaffcn. < 3>ie befchäftigtften ®e* 
roerbegerichte ftnb: 



Streitfälle in 


1896 

1895 

Sa Soupiere . . . 

984 

998 

Brüffel. 

965 

757 

©harlcroi .... 

825 

709 

3?eHe§ .... 

706 

545 

B^oleubecf St. 3^*au 

571 

485 


Berbreitung ber ArbeitSgettcl. Borgehen bei ftüisfgttyett ©c- 
roerbegcridjtö ÄÖln. Das ©eroerbegeri<ht $öln bemerft in feinem 
Sahreäbertdjt, bafe bort, um ben oom ©eroerbegericht ausgegebenen 
BertragSformularen (ArbeitSgetteln) Eingang gu oerfchaffen, bie* 
feiben jeber Sabung beigefügt roerben; ein Berfahren, bas jtd) riel* 
leidet auch in anberen Stabten empfehlen bürfte. 


Die glcicbgeitig hiermit ausgegebene 9lr. 40 ber BSodjenfchrift 

„Soziale ©entralblatt für Sogialpolitit" enthält u. A.: 

Der ©rnte*Streif in Ungarn. Bon |)nnbeI*fammer*Sefretär 
Dr. @. 3 Mrejcft. 2)er Biuuigipal-Sogialiömuö in ©nglanb. 
Bon (Bb. B er u ft ei u. ^)er gegenroärtige Staub ber SBohnungS» 
frageiit Seutfdilanb. Bon Dr. jur. &. o. Biangolbt. — Reform 
ber lanbmirth|d;aftlichen Arbeitöoerhältniffe iit Dcfterreich; 
(vrgebniffc ber Aeid)Stag§fc|fion; ®entfd)e 3itnungdnoüeHe; 
Tentfcheö*Blargarinegefep: Bcfätnpftmg fogialer Beftrebungen 
in "i)eutf(hlanb. — Stäbtifdjea Bierfdjauf * 3teguiatio für 
3)re5ben; itongre^ ber fogialtftifd)eu ©emeiuberäthe Belgiens; 
Siberalcr Hrciöoereiit 9?orbt)aufen gur görberung ber Selbft* 
ocrmaltung. — Bergarbeiterau^jtanb im tf)üringifd)cn Braun* 
fohlenreoier; ©erocrf|d)aftlid)e ArbeitSftatiftif bcS öfterreid)ifchen 
BmhbnufgemerbeS. — Adjtftunbentag im öftcrreid)ifd)en Berg* 
bau. Sogialbemofratifdjer Antrag; ©emerbeiitfpcftion tu 
Biedlenburg; Äranfenoerficherung ber unftäubigcit Arbeiter. 
Aufhebung ber BerficherungSpflidjt. — Berringerte Sterblich» 
feit in Sonboner Blufterhäufern. — 2echuif(he0 UnterridjtS* 


mefen in Sonbon; Unterricht unb Arbeit in ben prenfeiiehen 
Sanbgemeinben; Berbot ber Minberarbeit in ©aftroirthfehaften 
für Hamburg. 

Stänbige 91ubrifen ber „Sogialen All* 

gemeine Sogial* unb SBirthfchaft^politif; kommunale Sogialpolitif; 
Sogiale 3uftänbe; Srauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer* 
oerbänbe; ©emerbegerichte, ©inigungSämter, ArbeüerauSfchüffe; 
Arbeiterfdhup unb ©eroerbeinfpeftton; Berfuherung, Sparfaffen; 
Armenpflege; SBofjnungöroefen; ©efunbheitSpflege, ©rnährung; ©r* 
giehung, Schule, Bolfsbilbung; Suftig; Öinangen; Sanbroirthfdjaft, 
^anbmerf unb ©rofeinbuftrie; ^anbel, tfrebit; Berfehr; Sitterarifche 
Äeu - ©rfcheinungen. — „Der Arbeitsmarft." Ulittheilungen ber 
literarifchen CentralfleQe für Arbeitsnachtoeis. 

©ie , f ^*|t«c« Praxis, feutr«I6C«tt (Sr erfd^int jeben ©oimerftag 

unb foftet bietteljä^rli^ 2 JC 50 ^ einfthliebltch bex äRonatöbetlage t ©a« 
©eöcxbcgcri^t". 3 U beziehen buxdj fammtUdje ^oftanftoltcn unb Sucbbaublungtn 
fowie bireft bureb bie Bextagdbuchhanblung (<£axl Rebmanns ©etlag, Betlin w., 
SKauerftr. 44). 


©arf «Xiepmannd Verlag 

Berlin vv ., SRaucrftr. 44. 


Cafdjenbud? 

bc6 

©furerbe- nnb ^rbeitnrfdjts 

3um täglichen ©ebraud)e bearbeitet 

1>01t 

6 k arg <£*oert, 

iUegtcninfljJcutb, 

umaearbcitetc Auflage 
!l. b M . 189 Seiten ftarf, in biegfamem Umfchlag. 

Brei« 1,60 «tt, poftfrei 10 Bf. mehr. 


Bei uns ist erschienen: 

J. Haas, Kommentar zum Reichs-Gesetz 
betr. die Gewerbegerichte, s m., 

gcb. 6 M. 

Archiv für öfff. Recht. IX. 4: IPF* „Ale der bei weitem beete von 

den vier genannten Commentaren ist der von Haas zu bezeichnen.“ 


Göttingen. 


Vandenhoeck & Ruprecht. 


0etoer*e<)cxi4t" erfc^etnt enn eTftcu ©onnerftog jeben 2Honat6 im SDlhtbeftumfanfl bon V» Sogen unb ift but(b olle ©udjbanblungen, ©pebitente 
unb BoÜömtet (BofaeitunßSmnmner 2811») 3U bejieben. ©er BteiS betrftgt für baö 3abr 9K. 1, bei birefter poftfreier 3ufenbung burth bie BerIog8hanbIung SJt 1,40. 


«Carl pepmannS »erlag in »erlin W. aWauetftrafee 44. — «ebrurft bet Juliu# CUienfelb in Berlin W. — »erantnoriUcb für bie »Nbaftion: Dr. 3. Saflrow in C^crtotienbinipeerlin. 















II. gafjtflattg, 


©erlin unb fjranffiirl d. 2)7., ben 5. Huguft 1897. 


Hummer 11. 


fas ©fioftbcgfrittjl. 

ntittBjetlungen bes Perbanbes beutfcfyer (ßewerbegertcbte. 


SfcbaftionSaueföug: stabtrattj Dr. jUftlj in gfranffurt «. SR. unb SKagifttat«=2lffeffor ®un# in Betlin. 

ff fßitat Ml «f« f«ft« 9 m«ü. V rd * i«f>n4 ! 9ni 

(Kar! #e$mcmnf Setlag, Betlin W. f SÄauetfta. 44. 


Herausgeber: 

Dr. |i. Iiaflrxm». 


jtoflenfrete Beilage jut „©ojlalen Btaji«® 


Stfle für bie Stebaftton beß „©etDetb€getl(btS M beftiminten ©enbungen bittet man ju abrefftten: 8ln Herrn SÄagiftratß-affeffor ©uno, Betlin NW., Shunnftr. 30 a. 


3nljalt 


113 


Uerfaflung uni» ^erfahren ... ii6 


#*#tfpr*#ung 

3ft BiebftablSoerbadjt unb Botleben 
ein »tdjtigeT ©runb aut 25fung beß 
arbettSoerhältniffeß beSSBerfmeiftcrß ? 
(©ewerbegeridjt Berlin). 

5?ctnn bet atbeiter entlaßen werben, 
weil et ben Ülnotbnungen beS Arbeit* 
gebetd in Beäug auf bie häußlicben 
(finrldjtungen nicht nacbgefommentfi? 
(©etoerbegetidjt Breöben). 

„UngehoTfam" als ©nttaffungSgrunb? 
(@eroerbegeri#t ®eta.) 

©djabenerfafo wegen 9H#tattßhänbiguitg 
bet Duittungöfarte. ffiitb folcfeet 
babutcb außgefdjtoffen, bafe bet «t* 
beitet berabfdumt bat, bie jut @t» 
langung bet Äarte geeigneten ©cferitte 
$u tbun? (®ewetbegeri<bt Äönigß- 
berg i./$r.) 

baß ©ewetbegericbt auftönbig für 
Klagen bon ©efeülfen in 2anbfdjaftß* 
gärtnetelen? (©ewetbegeticbt granf* 
furt a. 3Ä.). 


SageSgett bet ©ifeungen beß bewerbe* 
geriete. ©ew3brung bon ©efefeeß- 
testen an bie Seifner. 

BegnabigungSgcfucfe wegen Orbnungß* 
fttafe. ßuftSnbigfeit beß preufeifcfeen 
HanbelßminifterS. 

©itttgangßftmtcr. 116 

©aflertfcfeeß öefefe betteffcnb Bet« 
mittelungßamt. 

©cbiebßricbtetlicbe ©djlidjtimg bet 
©trcitigfeiten gtoifcfeeH ber englifdjen 
Siorboft*Babn unb ihren Slngeftettten. 

$ttg*utrht** füttr ©nwr&f gert#tf 
Mb XfMimttitm .116 

UebetSobnabaügebeimSltbeitß« 
bertrag. Born @ewerbegerid)tß* 
Botfibenbcn 2Bolff«Offenbacfe. 

©rofehtbuftrie nnb ©etoetbegeridjt. 

Stecfetßöetblnblicfefelt ber arbeitßoeb* 
nungen. 

fiC* <5enm;twgerl#tß - jUm- 
ferm?. 120 


gnbnltßangaben bet „©ogtalen BrajiS". 


abbrud fäntmilidbet ®rtifet ifl ß^tungen unb 3*rtfc^xiftcit geftattet, jebo# nnt 
mit polier Quellenangabe. 


U«d)tfpKdjaiig. 

3ftBiebftahIßuerba#t unbBorleben ein wichtiger ©runb 
gur 2öfung beß arbeiißoerhältniffeß beß SBerfmetfterß? 
§. 133 b ber Stei#ßgcwerbeorbnung. (Urt^etl beß ©ewerbegcrichtß 
Berlin, Äammer I, I. 2259/95 - Borfifeenber: SÄagiftratßaffeffor Se#ow - 
unb beß 2anbgeri#tß I Berlin). 

Ber gufcbneiber 2. war oon bern Snhaber cineß HrrrengarbeToben- 
gcfcbäftß oorgeitig entlüften unb forbert Hagenb Soßung fetncß 2obneß 
biß Äblauf ber ÄünbigungSfrift auf ©runb folgenbcn 3:^atBeftanbe0: 

Bellagter hat am 26. Oktober 1895 beut Kläger ben Borwurf ge¬ 
macht, biefer habe ibm gutterfioffe unb anbereß arbeitsmaterial ent* 
werfbet. Bet Kläger habe baß gerabe fo gema#t, rote bei feinem 
trüberen arbettßgeber SÄ. Kläger bat fxd^ barauf gegen biefen Bornmrf 
ocrtbeibigt, ber Berflagte hat ihn aber alßbalb wegen beß Berbadjtß 
beß Bicbftahlß auß bem Bienft entlüften, unb er bat am 31. Dftober 

1895 gegen ben flläger eine ©trafangetge wegen beß angeblich ihm 
gegenüber oerübten Bicbftahlß unb wegen eineß bet bem früheren Ärbeit* 
geber SÄ. nerübtcn 2)iebftablß erftattct. 5)urch baß baraufbin erlaffene 
rechtßfräftige Urtbeil ift ber Äläger non ber Änflage beß Biebflablß in 
einem Salle — betreffenb ben BeHagten alß Befchäbigten — frei- 
gefprochen, wegen beß Biebftablß gegen Bt. jeboch gu gwci Soeben ®e- 
fängnib nerurtbeilt worben. 3njwif<ben batte auch ber Älager feiner- 
feitß am 7. Stooember 1895 wegen ber in bem Borwurf beß SJiebftablß 
enthaltenen Beleibigung gegen ben Besagten bie ^rioatflagc erhoben; 
bie Eröffnung beß §auptoerfahrenß ift jeboeb burch ben @erichtßbefchlu& 
oom 1.2>ani 1890 unb ben Befcblufc beß Befchwerbegerichtß 00 m 27. 3uni 

1896 abgelcbnt worben. 

3n biefem Icbteren Befchluffe ift außgefübrt, ba& ber Bcflagte, 
welcher in bem ©trafoerfabren alß 3 C »9 C eiblich befunbet habe, bafj er 


längere Seit nor ber Sntlaffung beß ftlägerß Argwohn gegen ihn gehegt 
unb nach örfunbigung bet bem früheren ^ringipal SÄ. über fein Bor¬ 
leben ihn fcharf beobachtet habe, berechtigt gewefen fei, baß unerflärliche 
Hbhanbenlommen oon Stoffen auß feinem ©efchäftc auf bie ©chulb beß 
Älägerß auTÜdguführen, ba& er fonach burch feine, gur SÄotioirung ber 
fofortigen ©ntlaffung gemachten Borhaltungen in SBaljrnehmung berech¬ 
tigter gefchäftltdjcr Sntereffen gehanbclt habe. 3n jenem Befchluffe bc- 
finbet fich ferner ber ©ab, bie Sreifpr?<hutig beß 2. im <$aHe @. beweife 
nicht, bafj etwa feine oolligc Unfchulb feftgefteDt fei, fie fei oiclmehr 
nur erfolgt, weil eine ftrifte Ueberfübrung nicht möglich gewefen fct. 

Baß ©ewerbegericht erachtete bie ©ntlaffung auf biofeen, nachher 
nicht betätigten Berbadht beß ^iebftaljlß hin für unguläfftg; ber Bieb- 
ftahl bei bem früheren arbeitgeber fönne nicht in Betracht fommen. 
Beflagter hätte fich oorher erfunbigen mfiffen. ©r würbe gur Sahlnng 
ber 2ohnentfchäbigung oerurtheilt. 

®aß 2anbgertcht I h°& ^aß Urtheil auf mit folgenber Begrünbung: 

2>le ©ntlaffung tft oott bem Beflagten am fraglichen Sage auß* 
gefprochen worben, weil er ftch für beftohlcn ^telt unb weil er ben 
Äläger alß Shäter biefeß S)iebftahlß in Berbacfjt hatte. S)urch baß ein* 
geleitete ©trafoerfabren ift ber Berbacht nicht betätigt worben; beim 
baß ©trafoerfahren hat gu einer tfeeilweifen greifpre<bung, unb gwar 
gerabe in bem ben BeHagten alß Befchäbigten betreffenben gaHe ge¬ 
führt, anbererfeitß ift aber ber bei bem früheren Srbeitgeber SÄ. be¬ 
gangene Biebftahl beß Älägerß in Wefem Berfahren bewiefen worben; 
bie beßhalb erfolgte Beftrafung mit 14 Sagen ©efängnife rechtfertigt 
nun aüerbingß nicht of)ne Söcitereß bie oom BeHagten fchoit oorher 
außgefprochene ©ntlaffung, gumal bie Beftrafung wegen einer Sljat er¬ 
folgt war, bie nicht blofe gum ©chaben eineß anberen alß beß BeHagten 
(oergl. 2anbmannß Äommentar ber ©ewerbeorbnung 2. aut- §• 123 
Siote 4), fonbern auch noch oor antritt beß Sienftoerhältniffeß gefchal). 
®ie nachträglich erfolgte Betrafung hat aber hier bie Bebeutung, bafe 
fich baburch baß SÄifetrauen, welcheß ber Bellagte am 26. Oftober 1895 
außfprach unb ihm ben ©tunb gur fofortigen ©ntlaffung beß ftlägerß 
gab, alß ein beredjtigieß erweift- ®ie im ©trafoerfahren eiblich bc- 
Iräftigte angabe beß BeHagten, bafe er fuh für befohlen hielt, war 
na# freier richterlicher Uebergeugnng für wahr angutiehmen, unb ber 
BeHagte war auß anlafe beß bei SÄ. begangenen S)iebftafjlß berechtigt, 
ben ftläger beßjenigen Bertrauenß für unwürbig gu halten, weldjeß für 
eine gortfefeung beß Bienfioerhältniffeß nöthig war. Sen Äläger trifft 
hierbei noch ein Berfchulben infofern, alß er baß neue Bienftoerhältnife 
bei bem BeHagten eingegangeit war, no# beoor er baß früher oon ihnt 
begangene Bergehen burch ©träfe gefühnt ober fl# wcttigftenß oer* 
gewiffert hatte, bafe bie ihm nachteilige Shatfa#e auß feinem Bienft- 
oerhältniffe bei SÄ. bem Beflagten befannt fei (oergl. bie analog au- 
wenbbare Beftimmung im §. 123 abf. 2 ber ©ewerbeorbnung). SÄa# 
beit Umfiänben beß gaüeß mufete benina# auß ber nachträglich wegen 
Biebftahlß erfolgten Beftrafung beß Älägerß entnommen werben, bafe 
ber BeHagte ihn gur gortfefeung beß Bicnftoerhältniffeß für unwürbig 
hielt unb au# für unwürbig gu fjalten berechtigt war, bafe fonadj citt 
wichtiger, bie auftjebung beß Bicnftoerhältniffeß rechtfertigenber ©runb 
oorlag. (§. 183 b ber ©ewerbeorbnung, oergl. au# bie Stei#ßgertchtß- 
entf#eibung in Bb. 32 ©. 249.) 

ftann ber arbeiter entlaffen werben, weil er ben an» 
orbnuitgen beß arbeitgeberß in Begug auf bie häußlt#cn 
@inri#tungen ui#t nachgcfommen ift? (Urtheil beß ©ewerbc- 
geri#tß Breßben). 

Ber gletfchergefelle ©. war oom gleif#crmeiftcr S- entlaffen worben, 
weil er an gwet auf eiiiauberfolgeuben Sagen erft na# 12 Uhr Stacfjtß 
begw. gegen 2 Uhr SÄorgenß 11 a# Haufe gcfommeit war, obgleich ibm 











115 


Ja» ©eroerbegeridht. Mitteilungen bei Berbanbe» beutfdjer ©eroerbegeriehte- 9?r. 11. 


110 


bei ber Annahme außbrürflidj Qefagt morben roar, ba& er fiel« um 10 Ufjr 
Abenb» 31 t §aufe fein muffe, unb obgleich er nach bcm erften 3 ufpätfonimen 
uerroarnt morben mar. ©eine ©ntfchäbigungßflagc mürbe abgemiefen. 

©rünbe: Aach §• 121 ber ©croerbeorbimng finb ©cfcHcn unb 
©efjülfcn uerpflichtet, ben Anorbmuigen be» Arbeitgeber» in Bf 3 iehung 
auf bie ihnen übertragenen Arbeiten unb auf bie fjäußlidjen (5in- 
ridjiuttgen gorge 3 u leiften. Jer Seflagte hat für bie in feinem 
$aufe mobnenben ©efeOfen bie Anorbnung getroffen unb auch beut 
Kläger befannt gegeben, bafe biefe um 10 Ufjr Abenb», menn nid)t 
befonbere ©rlaubntfj erthcilt morben ift, 3 U #aufe SU fein haben. Jie 
Befolgung biefer Anorbnung gehörte fomit 3 U ben nach beut Arbeit»« 
uertragc bem Kläger obliegenbcn Serpflichtungen. Ja ber Sllägcr un- 
geartet einer ihm ertheitten Serroarming biefer Serpflichtung mieberholt 
nicht nachgefommen ift, mar auf ©ruttb uon §. 123 Ar- 8 ber ©eroerbe« 
orbnung ber Seflagte für berechtigt 31 t erachten, ben Stläger ohne uor* 
herige Auffftnbigung gu entlaffen. 

„Ungehorfam* als ©ntlaf fuitgßgrunb? (Urtheil be» ©e» 
roerbegeridjt» su ©era.) 

Jer flagenbe gabrifarbeiter ift entlaffen morben, roeil er etma brei 
Meter non bem gabrifinhaber in beffen Sriuatfomtoir ftehenb, ber mieber» 
holten Aufforberung, näher h^an 3 utreten, nicht nachgefommen ift. 

Ja» ©eroerbegeridjt hat feine ©chabcn»erfajjflage unter folgenber 
Segrünbung abgemiefen: Aach §. 17 ber Arbcitöorbnung fann fofortige 
©ntlaffung bet Ungeborfam gegen ^ 3 rtn 3 ipale cintrcten. Jaburch, bafj 
Stläger ber roieberholten Aufforberung bei? Beflagten näher Ikranjn* 
treten nicht golgc geleiftet hat, hat er [ich un 3 meifelhaft eine# Unge- 
horfantß gegen feinen $riti 3 ipal fchulbig gemacht, Jer ©tnroanb be» 
Klägers, er habe gefürchtet, Besagter föuntc hanbgreiflich roerbett, roeil 
bie» in früheren gällen bei anbern Arbeitern uorgefommen fei, ift un¬ 
erheblich fchon au» bem ©runbe, meil Kläger roenigften» ben ©illen, 
bem Befehl nach 3 ufommen, baburch 3 eigen fonnte, bafj er einen Schritt 
näher trat, ©r märe bann immer noch smei Meter non bemBeflagten 
entfernt geroefen unb hatte ©eitere» abmarten föniten, jebenfatt» batte 
er eine» Ungehorfam» ftch bann nicht fchulbig gemacht. 

Anmerfung ber Aebaftion: Unfere» ©rächten» ift ber Begriff *Un» 
chorfam" fo allgemein unb fubjeftioem ©rmeffen be» Brtttyipal» an- 
eim gefteHt, bafj bie gefffe&ung biefe» ©ntlaffung»grunbe» bem §. 122 
ber Betcf)»*®emerbeorbnung 3 umiberläuft. Jer Arbeiter ift auch nur 
uerpflichtet, beit Anorbnungett in Se 3 icf)ung auf bie übertragenen 
Arbeiten unb auf bie häuslichen ©inricfjtungen golge 3 U leiften. (§. 121 
A.0.0.) $ätte beßhalb nicht geprüft merben miijfen, ob eine unter 
§. 121 faüeube Anorbnung be» Arbeitgeber» oorlag, ober nicht oielmehr 
einer gan 3 minfürlidjen gorberung berechtigter ©cife ber ©ehorfam 
nerfagt mürbe? Jer Arbeiter ift hoch fein roiHenlofer ©flaue ber Saunen 
feine» Arbeitgeber» (uetgl. meiter unten bie Äußerungen über bie 
Aechtßfraft ber Arbeit»orbnungen). 

©chabenerfab roegen Aidjtaußhänbigung ber Quittung»- 
farte. ©trb foldjer baburch auögefchloffen, bafe ber Arbeiter 
oerabfäumt hat, bie 3 ur ©rlangung ber Starte geeigneten 
©cfjritte 3 u thun? (Urtheil be» ©eroerbegericht» Stönig«berg i./^r., 
Borftfcenber Bürgermeifter Brinfmann.) 

Jie Kellnerin $. ift beim Aeftaurateur 0. bi» 3 um 1 . guli 1896 
in ©tellung geroefen. Bei ihrer ©ntlaffuug ift ihr äranfenfaffenbuth 
unb Snualibenfarte 00 m Beflagten einbehalten morben. ©ie hatte 
bann 3 roar 16 Jage hinburch bei einem auberen Aeftaurateur Aamen» 2. 
Stellung gefunben. ©eil fie aber ber uon ihr cingegangenen Bebin- 
gung gemäfj Buch unb Starte nicht habe befchaffen fönnen, ift fie 
mieber entlaffen. Auf ihre am 21 . guli angefteüte Älage hat fie 
Starte unb Such am 24. guli au»gehänbigt erhalten, ©ie uerlangt 
jefet noch 2 M. pro Jag ©chabenöerfafc uom Jage ihrer ©ntlaffung 
burch 2. bi» 311 m 24. 3ult einfchliefjlich. Klägerin mürbe mit ihrem 
Stlageanfpruch abgemiefen. 

©riinbe: SHägerin hätte ben ihr angeblich entftanbenen ©chaben 
leicht abmenben fönnen, menn fie fofort nach bem 1 . Suli unb nach 
ber ©eigerung be» Beflagten, ihr Buch unb Starte h e *au» 3 ugeben, 
Stlage erhoben hätte, ©ie hat hi fr Jn umfomeljr Seranlaffung gehabt, 
nl» ihr ihrer eigenen Angabe nach bie Beibringung uon Starte unb 
Buch uon 2. 3 ur Bebiitgung gemacht morben mar. $ätte fie balb 
nach bem 1 . Suli Stlage erhoben, fo märe fie ohne 3roeifel redji 3 eitig, 
mie jefct in brei Jagen, in ben Befife uon Buch unb Starte gefommen. 
5Bcil fie bie» nicht getljan, uielmehr brei Soeben nu^Io» hatte uer- 
ftrcichen Kaffen, hat fie fich bei Abmenbung bc» ihr brohenben, nur 
mittelbaren Schaben» eine» groben Berfchen» fchulbig gemacht unb 
ift nach §• I 9 Allgemeine» 2anbredjt I, 6 ihre» ©chabenerfabanfprucb» 
uerluftig gegangen. 

gft ba» ©emcrbegericht juftänbig für Silagen uon ©e» 
hülfen in 2anbfchaft»gärtncrcien? Urtheil bc» ©crocrOegcridjt» 
'M granffurt n M. Sorfitjenbcr: Magiftratvaffeffor Dr. Bohlmann. 


Jie Silage eine» ©ärtnergeljülfen ift megen Un 3 uftäitbigfeit tes 
©emerbegericht» abgemiefen, ba ber Beflagte feine eigene ©ärtnerei 
befafj, fonbem auf einem ©runbftücfe bet einem Briuatmann freie 
©ohnung hatte, rnofür er bort unb auf bem Bachbargrunbftücfe bie 
©ärten in 0rbnung halten mufete. ©r übernahm nebenbei bie Unter* 
haltung unb Anlegung fonftiger ^außgärten, 3 U melchrm er fich 

uorübergehenb Arbeiter annahm, ©inen ^anbel mit Blumen ober 
©emüfe betrieb er nicht. 

©ine gemcrbliche ©treitigfeit mürbe nicht al» uorliegenb erachte:, 
meil c» fuh um einen gnll ber 2anbfchaft»gärtnerei hanbelte. AI» folche 
fei anjufehen bie Bemirtfchaftung uon ©ärten, fei e» bafj fie barm 
befteht ©ärten an 3 ulegen ober 3 U unterhalten, hierin allein habe bie 
Jhätigfeit be» Beflagten befianben. 


Uetfafjung uttb fietfaijrtn. 

Jagcß^ctt bet St|intge« be» Ci«:isi|rEssg Ho» 

©efehcßte^teit an bie 93 eift^er. Auf Anregung ber Arbeiterbeifuier 
be» Wctucrbegencf)t» 311 ©panbau merben bie ©iuungeii biefe* 
(Berichte Anci)mittag» abgehalten. Pfcrner bat bie ©tabtuerorbneten-' 
uerfannnluug bcfchioffen, oier ©remplarc ber Beid)»=0)erocrbeurbniiiig 
auf ©tabtfoften 311 bcfrfjaffcn, um fie ben uier Beifiljent bei ben 
BerbanMuitgen 3m* Verfügung 31t ftellen. ©in weiterer Antrag, 
bau jeber Beifiber ein ©remplar ber 5 Reid)»-(^eroerbeurbming auf 
©tabtfufteu erhalte, bannt er in ber Sage fei, fid) 311 .f>anfe 311 
tnfonnircu nnb auf fragen uon Slollegctt über Streitfälle Au»fuiift 
311 geben, mürbe abgelehnt. — lln» fdjeint bodi cmpfel)Ien»mcrt, 
bie Beifiber mit bem 3111* Auöiibiiiig ihre» Amt» erforberlidjeit notb= 
roenbigften (Mcfctje»matcrial 311 uerfelien. ^n Berlin ertjält jeber 
Beifiber ein ©rcmplar be» 0 rt»ftatnt» unb ber ©leroerbeorbming 
(Kommentar non Berger). 

Ocgnabtguttgßgefmh wegen Drbuungßftrafe. Bnft&nbtgfett bc» 
preuftifdien $attbel»minifter»* Bott bem ©leroerbegencht 3U graut* 
fiirt a/üfe. mar eine ©rbnungoftrafe erfannt morben. 3 >er Bcftrafte 
reichte ein (>iuabeugefiidj ein, meld)e» bcm Minifter für §aubcl unb 
©kmerbe 3iigefertigt mürbe unb bcmnädjft burdi Bermittelung ber 
Stöniglidjen äiegierung abfehläglid) erfebigt roorbett ift. ^ie (?r* 
lebigung ber uon ben orbentlidjen ©)crid)teu erfaituten ©trafen 
gefdiiebt bnrdj ben 3nfti3miniftcr. 

CEitiigungsämter. 

Boflertffhe» ®efe^ betreffenb Bernttttelungßamt. ®er große 
9 tath be» Slanton» Bafel*©tabt hat ein ©efeb, betreffenb ©rridhtung 
eine» Bermittelung»amt» bei 2ohtiftreitigfeiten, genehmigt, tuel^e» 
ba» erfte berartige ©efefc in einem fd)tuet3erifchen Sbanton ift. $a» 
Bermittelunaßamt ift nicht an ba» ©eroerbegericht angegliebert, 
fonbem tuiro in jebent ©iii3elfalle (auf Anrufen ober oon Amt»- 
roegen) burch &en SRegierung»rath sufammengefeht. 3 um ^ or * 
bbenben roirb ein SJlitglieb be» 9 ?cgierung»rath» ober ein anberer 
Unbeteiligter ernannt. Bet ben Bablifationen über ©thieb»fprüdhe, 
auch über Ablehnungen feiten» ber Parteien, foHen ftet» ©riinbe 
mit publijtrt roerben. 

S^iebirtchtetliche Schlichtung ber Streitigfeiten gwifchen ber 
engUfdjett ^orboft-öah» unb ihren AngefteHten. 3™ifth en bem 
^ireftorium ber engltfdicn 9 lorboft*@ifenbahn unb bem Borftanb 
bc» Bcrein» eitglifd;er ©ifcnbahn-Angeftellten ift uor einiger 3 c *t 
eine Bcrftänbigung baniber erhielt morben, bafe bie jiutfdheit ber 
erftgenannten ©efeufdjaft unb ihren Arbeitern fd)mebenbett Streit¬ 
fragen über Arbeit»3cit uttb Sobnucrhältniffe fdhieb»rid)terlid) ent* 
fdliebcu merben füllen. Am 10. Btai ift man fidh nun and) über 
bie B er f on ©thieb»rid)ter» einig gemorbett: e» ift ber 0orb 
Saute» be ^ereforb, ein fii^Iid) 311m $eer Beforberter Abuofat, 
ber lange einen Arbeiterroahlfrci» uon ^ancafhire im fßariameitt 
oertrat ntib fchon utclfadi al» ©d;ieb»rid;tcr gemerblidjc Streitig- 
feiten gefd)Iid)tet hat. 

3UIgcmeinf? über ®nuetbcgerid)Ie unb 
^fbrit^uettrag. 

lieber ßohnab^üge beim Arbeitßoertrag. 

Sn Ar. 4 bc» ©emcrbegericht» ift unter ber Uebcrfchrift: 
„2ohn3ahInng nub ©egcnmhmtng" bie für bic ©emerbegerichte fo 
eminent midjtigc ginge ber Vobnabjügc befprod)cn unb fommt bei 
> 3 err Bcrfaffcr 31t bem ©djlitß, baß ber &ohnfdjulbner nur bann 
foinpeuiiren föttne, menn bic Arbeit geleiftet unb ber 3 ablitng»- 



in 


©a$ ©emerbegeridjt. Sßittheilungen befl fierbanbeS beutfcper ©eroerbegeriipte. SRr. 11 


118 


termin abgelaufen ift, opnc bap ber Arbeiter feinen £opu ge* 
forbert pat. 

3n gleicher Kummer ift Bei Sefprecpung meinet SdpriftcpenS, 
„SDer gabriFarbeiter unb feine recptlicpe Stellung" bcmerFt, eS fei 
in bemfelbeit ber §. 394 beS 23ürgerltcpen ©efepbucpS niept beamtet, 
roelcper bie Aufrechnung gegen folcpc Jorberungen, bie ber ^fänbung 
nicht unterliegen, unterfage. 

3)iü Slüdiidjt auf ben meittragenbeit ©influp, ben bie AuS* 
füprungen niept nur auf bie SRecptfprecpung ber ©emerbegeriepte, 
fonbern auch meinet ©racptenS auf bie ©eftaltung beS Arbeite 
oertrageS überhaupt unb baS gute SBerpältnip gmifepen Arbeitgeber 
unb Arbeitnehmer auSguüben geeignet finb, bürfte eine roeüere 
SBefprecpung an £anb FonFreter gäUe nicht ohne gntereffe fein. 

3unächft bürfte, fomeit mir beFannt, ber ©err SBerfaffer mit 
ber Snterpretation aus §. 115 ber ©emerbcorbnung ziemlich ifolirt 
flehen. Abgefehen oon ber bereits ermähnten allgemeinen Auffaffung, 
bap, rok auch Abfap 2 beS §. 115 meines ©radjtenS erlernten läpt, 
bie genannte SBeftimmung lebiglich baS 23crbot beS SrucffpftemS 
bebeute, glaube ich barauf ptumeifen 311 fotten, bap gerabe im 
£mnbel unb 2krFepr ber AuSbrucf „baar in tttekpSroäprung" lebig* 
lieh bie Art ber 3aplung beim. baS gur 3öh*ung gu beitupenbe 
3aplungSmittel bebeutet. Welche Skrmirrutig mürbe es anftiften, 
joenn beim ©anbei unb ©elboerFepr, ber gropentpeilS auf bem 
AufredjnungSoerFepr ( 3 . 23. kontoForrent) bafirt, bk ©erichte fic© 
plöplid) bie Slecptfprecpung aneignen rooflten, bap bei ©efchäften, 
in benen jene Art ber 3öWung bebungen ift, jept bie Aufrechnung 
auSgefchloffen fei? (Eine gleiche Sebeutnng glaube ich aud) bem 
fraglichen AuSbrucf in ber ©emerbeorbnung beimeffcit 3 U fotten; 
id) glaube nicht, bap cS angebt, lebiglich aus bem Wortlaut bie 
beliebte Auslegung pergunepmen, felbft roenn biefelbe in einer 
(Enlfcpeibnng beS äleicpSgcricptS 3 um AuSbrucf geFommett ift. 

28aS nun, abgefehen oon ben Sforberungcn aus 2Baaren* 
frebitirung, roeitere £opnabgüge betrifft, fo föniteit biejenigen gur 
Sicherung beS ©rfapeS eines aus ber roiberrecptlicpen Auflöfung 
beS ArbeitSoerpältniffeS erroachfencn ScpabenS unb ber 23eitragS* 
antheile 3 ur kranFen*, 3noalibitätS* unb AlterSoerfidjerung hier 
auSfcheiben, meil auf pofitioer ©cfepeSbeftimmung beruhenb. 

3)ie meiteren fonfreten gälte laffen jjebodj meines ©rachtenS 
bie ScpmierigFeit beS oertretenen lebiglich juriftifchen StanbpunFtS 
erfennen. 

©3 ift 3 . 23. üblich, bap Arbeitgeber, foferu eine 23efcplagnahme 
beS Arbeitslohnes 2 c. nach 3Eapgabe beS ©efepeS 00 m 21. gebruar 
1869 3 U ©unften einer Steuerforberung etroa erfolgt, alsbalb bk 
riiefftanbige Steuer beS Arbeiters gaplen unb ben oorgelegten 23e* 
trag bei ber öopttgaplung abgiepen. Soll nun ein ©eroerbegeriept, 
roenn ber Arbeiter bei ber Öopngaplung biefem 23erfabreu rniber* 
ftreitet, bie ©iltigfeit folcher lebiglid) im Sntereffe ber Arbeiter er* 
folgten ©anblungSrocife für ungiltig erflären ober gar als ftrafbar? 
SSirb nicht oielmehr ein ©eriept, bem eS barum 3 U thun ift, ein 
auf £reue unb ©lauben gmifchett Arbeitgeber unb Arbeiter beruhen* 
BeS Serpältnip gu mähren, unb gu fchaffen, forreftec interpretiren, 
toenn eS annimmt, bap ber Arbeitgeber mit ftillfchroeigenber 3«* 
ftimmung beS Arbeiters bemfelben eine AbfcplagSgahlung in §öpe 
ber Steuerforberung geleiftet unb in jenes Auftrag an ben Steuer* 
Boten abgeführt höbe? 3)ie Snterpretation ntup hier erforberlicben* 
falls bie juriftifchen SchmierigFeiten ober S<hroerfällig!eiten befeitigen 
unb tropbem liegt thatfädjlid) eine Aufrechnung ober £opn* 
übgug oor. 

Su ähnlicher SSeife Hegt eS mit ben fogenannten „23orfchüffen". 
23orfdjüffe merben nicht geleiftet unter Schaffung einer 23erpflich* 
tung, ben oorgefchoffenen 23etrag ab 3 uoerbtenen, menn auch 
in ber 23orauSfepung, bap bieS gefthepen Fönne unb merbe. ©S 
ift ein ©ntgegenFommen, roeldjeS ber Arbeitgeber bem Arbeiter 
Ieiftet; er giebt tpaifäcplicp ein Darlehen, mohl in allen Q-ätten 
unter ber ftillfcproeigenben ober auSgefprocpenen öebingung, bap 
Bei ben Sopngapluitgen ein nicht brüefeuber Abgug erfolge, tiefes 
gange auf ©ntgegenFommen beruhenbe 23erpältnip, mcIcheS lebiglich 
im Qntereffe beS Arbeiters gefchaffen mirb, mürbe 3 um Sladjtpeil 
ber Arbeiter befeitigt merben, menn bie Slecptfprecpimg ben ftreng 
juriftifchen StanbpunFt einnehmen mürbe; es mürbe bem SÖlipbraucp 
mit bem 2BoplmolIcn ber Arbeitgeber, ja bem 23clrug ©pür unb 
£por geöffnet, oor bem bie Arbeitgeber fiep nur burep 23ermeigerung 
ber S3orfd)üffe mürben fepüpen Fönnen gnm 9lad)tpeil ber Arbeiter. 
— 3 )aS ©etoerbegeriept mirb gur ©rpaltung oon Sreue unb ©lauben 
geeigneter 2Seife im Streitfall bapin entfdjeibeu, bap ber £opn, 
inforoeit Abgug erfolgt, bereits begaplt fei. — ^hatfädjlicp läpt 
fid) aber mopl nicht beftreiten, bap ein Sopuabgug, eine Aufrechnung 
auf eine oieUcidjt mefentlicp pöpere ^nrlepeiiSforberung oorliege. 


S)ap bem Arbeitgeber gegen ben Arbeiter ein ScpabenSerfap* 
anfpruep entftepe, menn bkfer fcpulbpafter SBeife mangelhafte 
Arbeit liefert (cfr. §§. 276, 292, 633, 640, 633 bürgerlichen ©efep* 
bucpS), läpt fidj mopl niept beftreiten, abgefepen baoon, bap cS in 
ben meiften gabriforbnungeu beftimmt ift. ©ebiglicp bie ©eltcnb* 
maepung, bap bie Arbeit ben üblichen, bebungeneit utib oorauS* 
gefepten 23ebingungeit nidjt entfpreepe unb bap fonad) ber bebungene 
Sopn niept ober nur tpeilmeife erroadpfen unb fonad) gu gaplcn 
fei, füprt bagu, bap bei ber Sohngapluna niept bie AuSgaplung 
beS ooften SopneS erfolge, bap ein ßopnabgug, eine Aufredjnung 
erfolge. ©S mürbe meines ©racptenS gu bebenFlicpeu öolgeu 
füpren, menn bie ©emerbegeriepte lebiglidj auS bem ©runbe, bap 
münblicp ober auf bem öopngettel bie 3)HnberauSgaplung als 
„Abgug" für mangelhafte Arbeit ©errechnet ift, bie UnguläffigFeit 
auSfprecpen mürben. 3 uma ^ gröperen Scpäben fiept ber Arbeit* 
geber bie UneyequirbarFeit burd) Urtpeil ein. Soll barutn ein 
sßrioileg für leichtfertiges Arbeiten gefchaffen merben? 2)er billig 
benfenbe Arbeiter mirb nichts gegen Abzüge in Aatcn eingumenben 
paben unb eS ift meines ©racptenS bk Sßflicpt eines ©eroerbe* 
geriepts, folange ein Arbeiter in bem ArbeitSoerpältnip bleibt unb 
bie Abgüge guläpt, bapin gu interpretiren, bap er bei jeber Sopn* 
gaplung freiroiflig einen ipeil feiner Scpulb abtrage, bap Feine 
uuguläffige ober gar ftrafbare ©anblung oorlieae, obroopl äuperlicp 
Anfredjmtug ftattfinbet. — 3ft ber Arbeiter Dagegen fo unbillig 
benFenb, bap er niept für feine 23erpflichtung auffommen miß, fo 
mirb ja bod) oon einer Seite bie £öfuitg beS ArbeitSoerpältniffeS 
bie fjolge fein. — ©S märe aber meines ©racptenS gu bebaueru 
unb mürbe einen bebenflicpen ©influp auf bie Arbeit unb baS 
ArbeitSoerpällnip auSüben, menn bie fRetptfprecpung ber ©eriepte 
bie Arbeitgeber gmingen mürbe, gur 2öaprung mohlberecptigtcr 
Sntcreffen einen ftrengeren StanbpunFt, als er nad) meinen ©r* 
faprungen in loyaler 2Beife geübt mirb, gur Anroenbung gu bringen, 
g. 23. Kautionen gu oerlangen ober Urtpeile 3 U erroirFen unb alsbalb 
naep ber 3apl»ng Sefcplagnapme beS bereits auSgegaplten ÖopneS 
burep ben ©ericptSooHgieper gu perbeifüpren. 

3n gleicher 2Beife, mie im oorigen gaH, oerpält eS fiep meines 
©racptenS mit Abgiigen gum ©rfap beS ScpabenS aus fcpulbooller 
23efcpäbigung oon SÖerFgeug, Material, gfenfterfcpciben u. bgl. 

3 d) era^te an §aitb biefer, mopl giemlicp erfepöpfenb ermähnten 
unb bepanbelten praftifepen eS gerabe für eine Aufgabe ber 

©emerbegerid)te, burd) eine ber 23illigleit unb ber Aufretpierpaltung 
eines guten 2$erpältniffeS groifdjen 2lrbeitgebern unb Arbeitnehmern 
Rechnung tragenbe Snterpretation gärten unb 9?ad)tpeile, bie eine 
lebiglicp juriftifepe Sepanblung ergiebt, auSguglcicpen. 3n biefem 
Sinn fd)eint eS auep bebenFlicp, bei einer Furgen ©arftellung bet 
SRecple unb Pflichten auS bem ArbeitSoertrag bem §. 394 beS 
^Bürgerlichen ©efepbucpS bie roeittragenbe 23ebeutung bei ben in 
SBetracpt Fommenben oorbepanbelten Sötten guguerFcnnen, mie eS in 
Bern fraglichen Anffap gefepepen ift ober auf eine Aeitberung einer 
billigen 9iecptfpred)ung ober gur Störung ber tpatfäcplich üblicpett 
Siegelung gegenfeitiger Anfprücpe pingumirFen lebiglicp um beS* 
mitten, meil für bie fraglichen gätte bie AuSbrücFe: „ßopnabgüge", 
„©egenreepnung" ober „Ausführung" (glompenfation) üblich fiitb. 

Offenbacp. Söolff. 

©roptnbttftrie mtb ©etoerBegerifht Slacp 3citungSna<hricpten 
merben in ben Greifen ber rpeinifepen ©ropittbufirie ©rpebnngen 
oeranftaltet über bie 3 nanfprucpnahme ber ©emerbegend)te burd) 
Arbeiter in ben ©ropinbuftric*23etrieben, um baburep ÄngriffSmittel 
gegen bie ©emerbegeriepte gu geminnen unb ihre 11 cb er fl ü f fi g fei t 
bargutpun. 23on ben bis jept erfepienenen 3öpreSberid)tcu ber 
königlichen ©emerbegeriepte ber Stpeinprooing tput ber Mölnifcpe 
bar, oap aus geringer 3 imnfprucbuapme gar niept bie ©utbeprlicpfcit 
folgt, ber 3>üffeIborfer, bap für ben boftigen SBcgirF fiep gar niept 
einmal geringe 3 naufprud)napme behaupten läpt. 

köln. r ,91u8 bem llniftanbc, bafe bie 3 nQ nfprud)iiai)nie ber ©etterbegeri^te 
burdb btc Arbeiter ber ©roBinbuftrie berbaUniBmnfeig unbebeutenb ift, ift rootjl nicht 
ber ©rf)hife 311 jieben, „baß bie ber ©rotjinbuitrie aufneamungenen ©etterbegerichte 
böllig entbehrlich feien", »ie eS in bem Bericht über bie ^nuptberfommlung beS 
SBereinS ber 3nbuftrieüen beS DtegierungSbeairfö Äöln beißt. 3” b« ©ropinbuftric 
fommen aQerbingö weniger klagen bor, wie im kleingewerbe, aber nicht, weil 
fie ©TO&inbuftrie ift, fonbern weil eben burdj bie gefcfelicb »orgefchriebenett 
SlrbeitSorbnungen baS ißertrag^üerbaltniß geregelt wirb. ©3 ift aber auch btc 
9techtfprechung ber ©ewerbegerichte infofern oon iöebcutung, als fie fefte ©runb* 
fä^e fchafit, bie befanut Werben unb auch aur fNnwcnbung gelangen, ^ierju 
fommt bann noch, bah bie ©roßinbuftrie nicht Icid>t gegen biefc ©runbfäße ber* 
ftofcen wirb, weil fie cS bermeiben wifl, efi auf eine gerichtliche ©ntfrfjcibung arw 
fommen 3 U laffen, bie gegen fie außfaflen fünnte. 9)iait fann baljer wohl fagen, 
ba^ bie llrtbeilc ber ©ewerbegerichte auf bie Arbeitgeber crgicherifrf) Wirfen". 

©üffclborf. „©ine ©egenubcrfteCfung ber klagen, welche auf bie ^nbnftric 
unb bie übrigen ©rwerbSjweige entfallen, ergiebt, bap bon ben 15*29 angemelbcteu 
Streitfällen bon ber ^effeibung3inbuftric abgefehen, 4'SO ber 



£as ©ciuerbfgertdjt. äJtittbeilungcn bes ©erbanDe« beutfrfjer derocrbegericpte. Kr. 11. 


120 


119 


angeboren. $ieie fyeftftcHiiiig bürfte eine in großinbiMriellen Ärcifcit öcrcinjclt 
sorfommenbe Auffaffung, welcher auf einer ©erfammlung bcö Vereins ber 
ßnbuftricflen beS MegicrungSbcgirfä Köln am 5. April bs. AuSbrucf gegeben 
wurbc, wiberlegeit, bic Annahme nämlich, bafc bic ©eweTbegericbte für bie ©tob- 
inbrntrie nbüig entbehrlich feien 'löcttn leßteve aud) in >volae ihrer uorjuglidjen 
(rinvicbtuitgen in ihren ©etricbäftüiten naturgemäß weniger ©ifferenjen mit ihren 
Arbeitern haben, alö bieo in Kleinbetrieben ber fyall ift, fo ergiebt bod) nor» 
itetjenbe 3 Q ^» bei Welcher bie ©roßinbirtrie mit 153 oder auf bie ßnbuitrie 
entfallenben jg-älle betheiligt in, baß bie ©ewerbegeriebte für bic Ghrlebigung ber 
Streitigfeiten mit ihren Arbeitern bod) nicht ganj übcrflüfftg fiub Anbererfeitö 
in ’,u erwägen, baß baß Dteichßgefeh betreffenb bie Crrridjtung ber ©crocrbcgericbte, 
ein Arbeiterfcbußgefcß unb in erfter Vinie für bie 'Arbeiter gefdjaffen ift, baß 
habet alle 'Arbeiter, auch bie in bet ©ro&inbuftric befihäftigten, barauf Anfprucb 
haben, Streitigfeiten mit ihren Arbeitgebern nach biefem ©efefce crlebigcn ju laffen.'* 

ftiedjtSüerbinblupfeit ber ftrbeitöorbttuitgnt. 3« einer längeren 
3ufdjrift oertritt ein Arbciterbcifiper beä ©eioerbegcridjtö bannen, 
$>. 9hi$fcn, ben feiner Anfid)t nad) Den Anfcpauungcn unb 
begriffen ber ÜReprgapI ber Sidercffeitten allein entfpredxnben 
StanbpunFt: baß gut* ©iltigfeit ber ArbcitSorbnung, bie lebiglicp 
rin dpeil be8 Arbeitsertrages fei, c$ ber üöepäitbigung an ben 
Arbeiter bebürfe. das fei auep ber StanbpunFt beS ©enterbe* 
geriepts Farmen. dS fei gu roünfcpen, baß ade ©eroerbegeriepte 
itt $(enar|ipungcn gu ber grage Stellung nehmen unb fiep hierbei 
niepi an bie Anfiepten oon Autoritäten unb Kommentaren, fonbern 
lebiglicp an bie ©eruerbeorbmmg fclbft hielten. 

demgegenüber fpridjt fid) eine ^nfdjrift bcS ©orftpenben be$ 
©eroerbegeuiepts Gölu foroic eine Scfauntmacpung beS ©eroerbe* 
geriepts gu dlbcrfelb für bie Anficpt aus, baß allein ber drlaft 
Der ArbcitSorbnung beren 93erbinblicf)feit begriinbet. 

5Bir miiffen oon einem ooÖftänbigen Abbrucf abfefjen, gumal 
biefe 3ufiprifteit neue ©eficptSpunfte uid)t enthalten, tnöcpten aber 
peroorpeben, baß unfereS GradftenS bie leptere, auf ben ©ortlaut 
unb innerem 3 u f a mmenpaug ber ©orfdjriften ber ©ciocrbeorbnung 
unb beren Söegriinbuug in ben ©efcpgebungSmaterialien geftüpte 
Auslegung ben Sntereffeit auep ber Arbeiter am meiften entfpriept. 
$aep biefer Auffaffung haben für gabrifeit mit mehr als 20 Sir« 
beitem bie gefepgebetiben gaftoren bemüht unb abficptlicp mit ber 
biSh^^en prioatrecpllicpen Drbnung beS ArbeitSoertrageS unb ben 
barauf benthetiben „Aufhaltungen unb SRecptSbegriffen" ber Arbeit« 
gebet unb Arbeitnehmer gebrod)en unb haben beit ArbcitSocrtrag, 
fomeit bie ArbeitSorbnung eingreift, formen beS öffentlichen SRecptS 
uutcrftcflt. ©etm bie Grfcitntniß oon bem öffcntlid)«red)tlicpen 
GparaFter ber ArbcitSorbnung burd)bringt unb ben mit ber Prüfung 
ber ArbeitSorbnuitgen betrauten ©epörben (§. 134 f $R.-@.-D.) unb 
ben ©eroerbegcricplen als felbftoerftänblid) erfdjeint, roirb es mög¬ 
lich fein, einfeitige unb roiUfürlicpe fomie „ben guten Sitten guroiber* 
laufertbe" (b. p. hier bie freie ©iüenSbetpätigung beS Arbeiters 
über bie SBebürfniffe bcS SBctriebcS hinaus einfehränfenbe) ^Beftim* 
mungen ber Slrbeitsorbnung jii befeitigen. ds fei hier oerroiefen 
auf baS bebeuifame in 9?r. 7 Sp. 67 abgebruefte (Gutachten beS 
^erocrbegerichtS dortmunb. Seiber rocift bis jept nur bie ©ürttem« 
bergifepe 5luSführungS«5Berorbnung oom 19. gebruar 1892 bie gu« 
ilänbigcit ^epörben an, auper auf bie mit bem @cfep in ©iberfprudh 
fiepen ben auch auf „offenbar unbillige unb ungmerfmäpige SBe« 
itimmungen" ber SlrbeitSorbnung gu achten unb auf ipre Slcnberung 


ober Sefcitiguitg, im ©ege giitlid)eit 33enehmcnS mit ben Slrbci;.- 
gebern hingnmirfen. diefer öffentlid)*rechtlid;e liharaftcr ber 2lrbciif, 
orbnung toitb jebeiifaQs noch meiter auSgebaut merben miiffen. 
deswegen füllten aber gerabe bie Arbeiter fid) ^iiten, biefe öffentlich- 
rechtliche Sebcuturtg ber SlrbeitSorbnung in 3 lüe U e l S 11 gtcbeit, 
weil ein einzelner Slrbeiter oielleicht gerabe bei ber prioatrechtliiai 
Sluffaffung ber SlrbeitSorbnung beffer fahren mürbe. 


@etnetbcg(Vid)t?-fiottfc«n3. 


3m ^onat September finben in Karlsruhe hintcreinanber 
gmei 5Berfamm(ungcn ftatt an beneit ooranSficiitlich eine größere 
Slngabl fommnualcr s l>crmaltuiig^mämtcr, banmtcr andi oiele 
(^ciüerbcgcvid)ts*S?orftpcnbc theilnclnucn metben: bie Slrbeit^nadi« 
rociS-Monfcrcng (IM. September) unb ber Kongreß beS beutfeben 
Vereins fia öffentliche ^cfunbbcitSpflcgc Ul. bis 16. Scptcmbcn. 
3?ornusrid)tlid) roirb biefer Slnlap, ähnlich roir in ben Vorjahren in 
Scipjig unb Straßburg berSlnlap ber Slrmcnpflcgcr=Iagc, roicbcrum 
gu einer groanglofcit ^efpreepung in 0)eroerbegcnd)tSangclcgcnheiten 
benupt roerben, für roclcpe 


Soitnkg, 12« September 

in ^luSfid)! genommen ift. HlS ©egenftäitbc ber SJcfprechung 
roiirbcn fiep barbieten: 

1. die drrid)tnng oon 3imuugS*Sd)iebSgerid)teu. Ü?ei N ^e= 
ratpung ber 3niuings^iOoeIle hat in ber 9teid)Stag^ 
fipung oon 21. 3uni ber prcußifdje .^anbelsmiiiiitcr'm 
?(uSficht gcftcllt, baß bie Mcuchmigung neuer 3»iunigc* 
Scpicbögericptc uid)t erfolgen foll, wenn baburep ein 
ftörenber diugriff in bic 5?eipältmffe bes beftchcnben 6>of 
roerbegeriditS erfolgt. dS roärc oon ©idjtigfeit, fid; über 
bie «vorm gu oerftänbigen, in ber bie Ojcroerbcgcridite 
geeigneten 3allS oorgugehen haben. 

2. Streitfragen über bic Kompctcng ber GJerocrbcgcriditc 
(begriff beS ©erfmeifterS, ber höheren teepuifdjen dienft* 
leiftiiitg ?c., Ocgeuforberung uitb Kompcnfation, Sdpabcii^* 
erfapflagcit :c.). 

3. Streitfragen aus ber SRccptfprcchung (3roifcpen = Unter* 
nehmer, ^aufcproinbel, begriff ber ^Ifforbarbeit 2C.) 

4. 'DieiuuugsauStaufch über basj Verfahren bei dinigungo« 
ämteru. 

5. GinheitlidjcS Sorgcpcn ber öcroerbcgcricpte bei ©utadjten 
unb Einträgen oon allgemeinem 3niercffc, uamentlid) gc* 
genfeitige ÜJtittpeiluug bcrfclben. 

Genauere 5Öcnad)richligiingen bleiben oorbepalten. Gine 5Ra» 
tpcilung barüber, ob bie dheilnapme an ber ^efpreepung beabfuhtigt 
roirb, ift jeboep fcpoti jept (?ln ben Öefcpäftsfüprer beS SerbanbeS 
beutfeper ©eroerbegeriepte. granffurt a. 3Jt., dlefern ^)of) crroünfdit. 
ÜBon bem Öurcau ber ^IrbeitSnadproeiS-Konfereng finb für bie Herren 
©erofrbegericptS*33oriipenben eine s Ängapl dinlabungSfcpreiben gur 
Verfügung gcftcllt roorben. 


die gleicpgeitig hiermit ausgegebene $r. 45 ber ©oepenfeprift 

„Sogtale $ragtS, Gentralblatt für Sogklpolifttf 4 enthält u. 31.: 

Kleiitgerocrblicpe Kartelle. $oit Dr. Slnbrcas 3?oigt. 
— 21rbcitsfammern itt ben 9hcberlanbcn; StatiftifcpcS Central* 
amt für Ungarn; ’JJrcisaitfgabcn ber Qin&iiftricllcn Ojefellfipaft 
oon mülpaufcn. — Mommimalanlcipen in deutfdjlanb: (>Jrunb» 
l'äße fiir bic Vergebung ftäbtifeper Arbeiten in Marlornpe; 
Monflift gmifipen ber fiJasgcfellfdjaft unb bent ftäbtifd)en Glcftri« 
gitätsroerf in dortmunb; Stäbtifdicr Scprointmlchrcr für 3?olfS* 
Hpiilcr in üütaing. — Mohleitgräber*3lusftaitb in beit bereinigten 
Staaten. — bctriebs«©crfftätten in ber Slitgsburgcr MonfcftionS* 
3nbuftrie. boit £) biattutat; ^rcitpifcpe 3iuSfüpriuigSoer* 
orbnung gutn Slrbcitcrfdjup in ber Koufcftiou; befepäftigung oon 
Sdnilfinbern itt Tvabrifott. drlap ber fjrnitffurter 91egiertiug.— 
IV. ontcruationalcr Kongreß für 2(rbcitSitnfälIe ttttb Sogial* 
oerfiipenutg. —- der erfte Jahresbericht bes ftäbtifchen 2lrbeitts* 
amtes Zliündicit; Allgemeine Arbeitsnachroeis«Konfereng; 
Xeutralifation bes Arbeitsnad]ireifes in fjeffen; lüodientage 
für Ciftenoerfenbungeu ber Arbeitsnacbtoeife; Erfahrungen am 


Düffelborfer Centralbureau; Arbeitsoermittelung bes Cattbes* 
oerbanbes für tDohlthätigfeit in 5teiermarf; Arbeitsnachweis 
in üerbtnbung mit tlaturaloerpffegung ht Aargau; Arbeit*• 
Börfen m Jranfreich; Staatlicher Arbeitsnachweis für Zleit- 
Süb*lDales; der Arbeitsmarft im 3 U K- 

Stänbige IRubrifen ber „Sogialen $raris": All¬ 
gemeine Sogial* unb ©irtpfcpaftSpolitif; Kommunale Sogialpolitif; 
Sogiale 3 u ftänbc; grauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer- 
oerbänbe; ©eroerbegeriepte, dinigungSämter, ArbeiterauSfcpüffe; 
Arbeiterfdpup unb ©croerbeinfpeftton; Sßerftcperung, Sparfaffen; 
Armenpflege; ©opnungSroefen; ©efunbpcitSpflege, drnäprung; dr* 
giepung, Scpule, 5Bolfsbilbung; Saftig; ginangett; fianbroirlpf^aft, 

t anbroerf unb ©roßittbufirie; $anbel, Kcebtt; SSerfepr; fiitterarifipe 
eu - drfepeinungen. — „der ArbeitsmarFt." ZHitthcilungen ber 
literarifcpen Centralftelle für Arbeitsnachweis. 

$>ie „Sojiafc ■yrnsris, fftt •«!«“ eTfdjeint jtbcit ©onnerfla: 

unb foßet oierteljäljrtic^ 2 JL 50 4 einidjlte&lidj ber SKonatÄbeilagc 
©ewerbegeridjt". ßu be.jieljen bureb fammtlidEje spoftanftalten unb Sucbbanblunticn 
[owic bireft burcf) bie ißerlac;öbucbbanblung ((Sari ^ic^mann« ©erlag, ©erlt« w., 
OJtauerftr. 44). 


totimetbtQttUbt“ erfebeint am crjten ©onnerftag jeben ÜJ?onntfi tm 9J?inbe|tumtaitg t>on V* ©ogeu utib ift bureb alle Sudbbnnblungen, ©pebiteure 
unb ©oftämter (©oftjeitungönummex 2811») ju belieben. £cr ©retö beträgt für ba5 ßabr ÜK. 1, bei bireftcr poitfreicr ßufenbung bureb bie ©erlagöbanblung SÄ. 1,40. 

«arl Cie^mann* Setlag tn »erlln W. 3«auet|'trafee 44. — «efcrucft bei ^uliuii Stttenfeib in Berlin W. — Serantroortiic^ für bie «ebaftion: Dr. 3 . Saftroro ln «barlottenbur8*®erl>n- 








II. 3a^rfl««fl. 


'-Berlin unb Jranffurl a. SK., ben 2. September 1897. 


ftnntmtr 12. 


|as ©emerbrgfrid|t. 

ZttittheUungen bes Derbanbes beutfd?er (ßewerbegericbte. 

fflebattionSauaföufj: ©tabtratl) Dr. fUfty in Qrtanlfurt a. SR. unb 3Äaßiftrat8»SlffeRot &mt# in SBerlin. 


HlWt m a$m I«*« JNnd $crau8grf>tt: *-*• •** rit * 1 

Earl gtymamt* ©erlag, ©etlht w., SWauerftr. 44 Dr. f|t. Ha fl ran». Äoftatfrete Beilage §ut „Soilaleu fhaji«*. 


®He für bie SRebaftton be« „©emerbegerfchts" beftimmten Settbuitgeit bittet man ju abreffiren: Sin £errn 9Jlagiftrat«*9lffeffor Euno, Berlin NW., Sßurmftr. 30a 


JVn bie c$efer. 

2)a idt) am 30. September ron ber Teilung ber „©ogialen IßrajiS" unb beS „®eroerbegerid(jtS" jurüdtrete, fo ift 
bie oorltegenbe Kummer bf« „©emerbeQericht«" bie lefcte, bie unter meiner Verausgabe erfcheint. Snbem ich non bem SKebaftionS* 
auafchufc, mit meinem gemcinfam id& ba« „©emerbegericht" in feiner gegenwärtigen ©eftalt begrünben unb leiten burfte, fomte 
üou ben SWitarbeitem unb fiefem be« Slatte« Hbfchieb nehme, ift e« mir eine angenehme Pflicht, biefen aßen, fomie ben gerren 
SSorfijjenben ber ©ewerbegerichte für ihre ftet« bereitroiflig gebotene Unterftüfcung auch an biefer ©teile meinen gan$ befonberen 
3>anf 3 u fagen. 

©§arlottenburg«SerIin, ben 30. Wuguft 1897. Dr, ^ 


®er ftuöfdfjuh be« SBerbanbe« beutfdfjer ©emerbegerichte wirb am 12. ©eptember in ÄarlSrulje übet ba« SBerhältnifj 
beraten, ba« fünftig swifchen biefen ßftittheilungen unb ber „©oaialen *ßra£iS" befielen foß. 

©d[jon jefet aber ift e« unfere $füdjt, gerrn Dr. ^aftrow für bie Jorberung S)auf $u fagen, bie mir bei iljm oom 
erften £agc feiner £^9^* bk „Soziale $ra£i«" in allen ba« „©emerbegericht" ange^enben Gingen gefunben hßfan* 
Sßie hierbei ftet« gmifchen un« ooße Uebereinftimmung in aßen wichtigen fo^ialpolitifchen fragen unb befonber« in aßen 
fünften befianben hat, welche bie Aufgaben ber ©emerbegerichte unb bie gortentroicfCung be« 2lrbeit«oertrag« au« bem 
9ßriuatre<ht gum öffentlichen ßted&t betreffen, fo hoffen wir, ba|j er bem SSerbanbe beuifcher @ewerbegeri(hte auch fünfiig feinen 
9tath unb feine äftitmirfung nicht entziehen wirb. 

Der Hebaftionsausfcfjuf bes Perbanbes beutfe^er (Semerbegertdjte. 

Dr. Utfä). Ctino. 


3 tn bie gefer.121/122 

gedjtfpreihung.121 

Staun im ©ebiet be« preufjifcben Sanb* 
red)t« ber SlrbeitSbertrag burd) ein« 
feitigen 9tüdtritt jut Sliiflöfunfl 
gebracht tuerben? (üteidjägericht, 
VI. Eioilfenat.) 

■;vft bie Slbiuelbung be« Arbeiter« bei 
ber Äraiifenraffe'feitenfi be« Slrbeit* 
gebet« ol« Eimuilltgung iit bie 
Vöfung be« SlrbcitÄbcrbRltniffcfl 0113 U« 
feljen? (©etuerbegetidjt ©reöbeu.) 
SBertl) be« Streitgegenftaube« bei ber 
jUage auf SluSjteUung eines 3 eu ß* 
niffeS. ^ulaffigfeit ber Prüfung. 

(yanbgerid)t granffurt <ii±U.) 
äöirb burd^ bie Erhebung einer Söiber* 
flage auf mehr alö 100 Jt auch ba3 
llrttjeil über bie ©orflage berufungd» 
fähig? (Sanbgeridit Stuttgart.) 

3ft baS ©elocrbegcrid)t juftanbig für 
Älagen beö ©innenfehifferd? Ehtber* 
le^ung. (©emerbegericht Stettin.) 


3n tj al t 


ftintjungiämtcr.125 

EinigungSamt im Vieler Xifthler* 
Streif. 

EinigungSamt im ©forjheimer ßim« 
merer*Streif. 

©emöhrung beS englifchcit Einigung«* 
anit«*©efehe«. 

JUlgtmeiRfi über <$tnKrb*gerid}te 
unb llrbetUuertrog.127 

SHe rechtlidhe Stellung berbeut» 
fchen ©artnergehülfen. ©on 
SJg. Füller, Hamburg. 

gerimnbfi-|lii 0 c!eiienlietteii ... 129 

©eitrittSerflarungen. 

©ett)erbegeri(ht«»©efprechung. 


Statiftif ber Eintgungöömter, 
©utadjten unb Anträge bei 
ben beutfdjen ©cmerbegeridj* 
ten 1806 

Üabeite I. Ueberfidht naih ©erid^ten. 
Tabelle II. Ueberfidjt na^ Staaten. 
Slbbrucf fümmtlidher Slrtifel ift »nb 3 e iif^ r ifi c n geftattet, jcboch nur 

mit bottet £luellenaugabe. 


lledjtfprcdjung. 

5“bann im ©ebiet be« preugifd)eu ßanbretbt« ber Slrbeit«* 
uertrag burch etitfeiftgen öiürftritt jur ftuflofung gebrarfjt 
toerben? (Urtheil De« Sieichögeridjt«, VI. Eioil^Senat, oom 14. Sanitär 
LS97, Entfcbeibimgeu bc« 9fleicl)«gcri<5t5 ©b. 38 6. U4ff.) 


S)er Kläger hatte beit ©eflagten int Sommer 1893 auf 5 Satyre al« 
tedjnifdjett Setter feiner in S. belogenen Spinnerei angenommen gegen 
4000 SÄarf ©eljalt, ©eminnantbeil, freie SBohnuttg ttn Erbgefthofe be« 
$aufc«,-beffen erfte« ©toefroerf ber Kläger mit feiner Familie berool)nte. 
$lm 8. Sluguft 1895 erflärte ber Äläger beit ©eflagten auf ©ritnb be« 
§. 138 e ber ©emerbe'Drbnung für entlaßen uttb erhob, ba ©eflagter 
fuh titthi fügte, Älage auf Räumung ber 2Bohnuitg, wogegen ber Se- 
flagte SStberflage auf gortjahlung be« ©ehalt« erhob. 

Sieich^gertcfjt ließ c« bahtn gefteflt, ob bie Entlaßuttg itadh 
§ 133 e ber ©emerbc-Drbnuitg gerechtfertigt fei, beftätigte aber bie ber 
Älage ftattgebenbe ©orentfeheibung mit folgender ©egrüttbung: 

Sieben beit ©orfchriften in §§ 133a bt« 133e ftnb bie lanbeärcdfjt* 
Itrfjett ©eftinunungcu in §§ 408, 409 I 5 allgemeinen Sanbrccht« in 
Straft geblieben, na<h roelthen bei ©ertragen, bereit $auptgcgenftatib 
^anblungeii finb, 35erientge, welcher behauptet, baß ber Slnbere bie Er¬ 
füllung nicht fontraftmäBtg geleiftet habe ober letften foitne, fofort oon 
bem ©ertrag abgeben fattit, unb wenn ftcfj fein Sorhaben al« uttbe* 
grünbet erweift, bem ©egttec lebiglid) ein Sufprud; auf Schablo«haltung 
juftcht. . . . ite Slnwenbbarteit ber ©orfchriften in §§ 408, 409 I 5 
ift für ba« ©ecbteuerbältnib jwif^cn einem Staufmaun unb feinem 
§aitblung«gchilfen in ber ©cchtfpredjung wieberholt auerfannt worben 
(Entfdjeibuttgen be« ©etd)«=0berhanbel«gericht« ©b. 13 B. 223, ©b. 16 
@. 171, ©b. 17 S. 220ff., Entfcbeibutigeit be« 9ieid)«gcridht« ©b. 30 
@. 373), wirb and) itt ber Sitcratur, wennfeßon nid)t uneingefchränft, 
angenomitieit (ogl. bie Stommentare junt ^anbelögefehbud) oon Staub 
ju ari. 62 § 4a, ^ucheit-^ürtfeh ju &rt. 62 unter 2, u. $?abtt ju 
Ärt 62 § 5 amu. 11, ©iafower, 10. Sluß. S. 78 Slum. 5a, Eofad, 
^>anbcl«redjt S. 98). SBeber ber SBortlaut, noch bie Entffebuug«ge|chidjte 
ber §§ 133a bi« 133 e ber ©ewerbe-Orbiumg, uoeß bie ©atitr ber Sache 


tiefer Kummer liegt ba« Quhaltöbcr^etchuiji über beit 1. unb 2* Jahrgang be« „©eioerbegericht«" bei. 










123 


Ja« ©ewerbcgeridjt. SDfitthciluugcii bc« Serbanbc« bfuifdjcr ©emerbegeridjtf. Ar. 12. 


124 


bietet ©runb gu ber Annahme, ba& etwa« Anbere« für bie gäße gelten | 
fofl, bie in biefen, ben Art. 62 ff. be« JanbelSgefepBudj« no^gebilbeten : 
Sorfchriften geregelt finb (ogl. auch ben Kommentar gur ©ewerbe* | 
Drbnung non 2anbmann, 2. Aufl. Sb. 2 Annt. 2b gu §. 33b; Aelj* | 
Bein, ©ntfdjeibungen be« preu&. Dbertribunal« 2. Aufl. Sb. 1 ©. 578); 
aud) bie ©rünbe, welche Sofa cf gegen bie Anmcnbbarfeit ber §§ 408, 
409 1 5 21.2.91. auf bie Anfprüche bei $anbtung«gehilfen gegen ben 
Srtngipal gcltenb gemalt ljat, fommen h^* ntd)t in Betracht. — Ser 
Seflagte faitn fomit, nadjbem ber Kläger am 8. Auguft 1895 feinen Sücf- 
tritt nom Sertragc beftimmt erflärt hot, nicht mehr Scrtrag«erfüßung 1 
uerlangen, oielmehr aud) bann, ineitn iener Aücftritt fich al« ungerecht* I 
fertigt erweifen foßte, nur ©djablolholtung beantragen, ©r muft bafjer, | 
ba bie Scnu^ung ber ihm nom Kläger eingeräumten ©oljnung Iebiglid) 
einen Jh*il ber ihm gugebifligten Sergutung für feinen Jienft bilbete, | 
jebenfafl« bie ©ofjnung räumen. 

Anmerfung ber Aebaftion: ©a« für OanblungSgebilfcii, ©erf* | 
meifter, Jedjtiifer gilt, ntu& Mangel« abmeidjenber Scfiimmung auch für | 
gewerbliche Arbeiter gelten, obwohl ba« Acid)«gfrid)t bie gragc nidjt i 
jo aßgemein fa&t. Jic (Sntfdjeibung bebeutet: §m ©ebiet be« preufji* 
fdjen Ungemeinen 2atibre<htS giebt cS bet bent reidjSgefehlid) geregelten , 
ArbeitSuertrag feine Klage auf (Srfüflung, ba fid) jeher il)eil burch bie ! 
einfache, noch jo wiflfürliche ©rflärung, ba& ber ©egner bie örfüßung 1 
nic^t fontraftmäfeig geleiflet habe ober leiften fötine, b. h- burch ein« 
feitigen Aüdtritt nom Sertrage loSlöfcn faitn unb nur, wenn ber Aücf* | 
tritt nidjt nad) ben reichSgefe&lichen 23eftimmuugcn gerechtfertigt ift, auf 
©chabenSerfafc fjaftet. HJtit Anerfennung biete« ©runbfabe«, ber bisher 
für ben gewerblichen Arbeit«oertrag in ber juriftifd;en $raji« utiferc« 
©iften« nicht anerfannt tnurbe, burch ben höchfteit ©eridjtöhof gewinnt 
bie gatue 2ehre nom SertragSbrud) eine anbere ©eftalt. Jer Arbeiter 
fann ftd) ebenfo wie ber Arbeitgeber jeber geit non bem Sertrage lo«= | 
jagen, ber SertragSerfüfluiig fidj entgiehen, b. f) SertragSbrud) beim 
geroerblidjeti Arbeitsertrag ift nach prcufjifchem Aedjt erlaubt, hoi 
nur ©chabenSerfafcpflidjt gur f^olge. ©ine Klage auf ©rfüßung (gort' 
fejjung be« Ärbeitsuertrage«, Aiicffchr gur Arbeit) ift abguroeijen. 

daraus mürbe fid) bie weitere Konfequeng ergeben, baft für ba« 
©ebiet be« preufeifchen Angemcinen 2anbre<ht« aud) bem ohne ©runb 
auStretenben Arbeiter ba« Arbeitsbuch unb ba« 3 fU 9 n i& entgegen §§ 107, 
113 9l.©.0. ausguhänbigen ift, ba er nach §§ 40s, 409 1 5 berechtigt 
ift, einfeitig ben Sertrag aufguheben, ja bafc §§ 124 b, 125 91.©.0. im 
©ebiet be« 2anbred)tS unanwenbbar finb, weil eS iuof)l ein gruublofe«, 
aber nidjt ein rechtswibrige« Serlaffen ber Arbeit giebt. Cb wohl 
bas AcidjSgcricht an biefe Konfcquengen gebadjt bat? Jafr biefe iuidj* 
tigen fragen in ber gangen 2iteratur bisher nirgenbs non ©runb aus 
behanbelt finb, lä&t fo recht bie ftiefmiitterliche Sehanblung beS gewerb- 
liehen Arbeitsertrages burch bie 9iechtSwiffenfchaft erfennen. 

3ft bie Abmelbung beS Arbeiter« bei ber St ranfenfaffc 
feiten« be« Arbeitgeber« als Einwilligung tnbie2öfung bc§ 
Arbeit«oerhältniffe« angufehen? (Urtheil be« ©ewerbegeridjts 
SreSbcn, Sorft|?enber: ©tübiug.) 

®er Scflagte, Silbhaucrgefjülfe 2., war laut Sereinbarung bcrcch« 
tigt, uadj richtiger $crtigfteßung be« non ihm angefangenen 0tiicfeS 
ba« ArbeitSoerhältnih gu löfcn; er h at 3 ute|>t einen ftrie« mit Sdjilb 
unb ©efjänge übernommen, am 5. Auguft 1896 aber ba« ArbeitSer* 
hältnifc gelöft, ohne biefe Afforbarbeit norfjer fertig gefteßt gu hoben. 
S)er Kläger, Silbhauer ©., ntelbete bemnächft bem Seflagtcn am 
8. Auguft 1896, nadjbem er ihn oorljer nergeblich gur gertigftellung ber 
angefaitgenen Arbeit aufgeforbert hatte, bei ber CrtSfranfeufaffe ab unb 
beantragte bemnächft mittel« Klage nom 13. Auguft 1896, benSeflagten 
gur ^ertigfteflung ber Arbeit euentueß @chabcnScrfa|j gu nerurtheilen. 
Ser Seflagte würbe nerurtheilt, tropbem er gcltenb machte, bafj Kfäger 
burd) bie Abmelbung bei ber DrtSfranfeuFnffe fein ©innrrftänbnife mit 
ber nertragöwibrigen fiöfung be« Arbeitsnerhältniffc« funb gegeben höbe. 

©rünbe: Sie An« utib Abmelbung be« Arbeitnehmer« bei ber 
KranTenfaffe ift nidjt glcidjbebeutenb mit ber ©iugebung unb 2öfimg be« 
ArbeitSuerhältniffeS, beim ein Arbeit«oerl)ältnih befiehl, and) wenn ber 
Arbeitnehmer nidjt gegen Kraufljeit ncrfichert ift.*) $ie Abmelbung bei 
ber Kranfenfaffe faitn baher im gegebenen galle nur al« ein eqmptom, 
Sewei«mittel bafiir oerwerthet werben, bafc ber Arbeitgeber ba« Arbeit«« 
nerhältnifj mit bem abgcmelbetcn Arbeiter al« gelöft augcfchcit hoben 
miß. Sorwiegenb l)ot ba« ©eridjt ber Angabe bc« Kläger« ©tauben 
gefchenft, bah er bie Abmelbung nur bewirft höbe, weil er ftdj gejc(j= 
lieh bagu ucrpflidjtct erachtete unb anbererfeit« weil er nicht auf gang 
unbeftimmtc 3^it hinau« gur gohlung ber Kaffeiibciträqe für ben i } c* 
flagten oerpfliditct fein wußte. £>iergu muhte ba« ©eridjt geführt wer* 
ben burd) bie ©rwäguug, ba& ber Kläger burrfi bie Arbeitöniebcr^ 
leguiig feine« ©chiilfen in eine g^angSlagc oerfe[U worben war, bie 
er burd) einen Sergicht auf bie $a4igftcßmiQ ber begonnenen Arbeiten 

*) Unb anbrerfeit« bcftef)t bie SerrtrhcriuigSpflicht nur wäfjrcub ber 
Sauer ber Sefdjäftiguug, nidjt wäljrcitb ber Sertrag«baucr. 

(Aum. ber 9Reb.) 


unnothiger ©eife felbft noch mehr oerfchärft hoben würbe. 3)te Abftcht 
be« Kläger«, ben Seflagten au« feiner Serpflichlung, bie begonnene 
Arbeit gu ooßenben, nicht gu entlüften, geht auch ohne ©eitere« baraus 
fjeroor, bab ber Kläger bereit« am fünften Sage nach Abmelbung 
bei ber Kranfenfaffe gegen ben Seflagten auf bie Sarttgfteßung fc er 
gonnenen Arbeit Klage beim ©ewerbegertdjt eingeretcht hot. 

©erth be« ©trettgegenftanbe« bei ber Klage auf Aus* 
ftellung eine« Seugniffe«. 3uläffigfeit ber Prüfung. (Urtheil 
be« 2anbgericht« granffurt a/Sf.)*) 

$ie beflagte girma war oerurtheilt worben, einem Satfer binnen 
14 Sagen bei Reibung einer ©ntfehäbigung non 50 9Rf. ein 3 cu 9 ni B 
beflimmten Inhalt« über oierjährige Sefchäftigung auSgufteflen. 

Sa« Königliche Sanbgeridjt gu granffurt a/3R. erachtet bie Se* 
rufuug für guläfftg. 

©rünbe: 9fach freiem ©rmeften be« ©ericht«, ba« für bie ©ertlj* 
feftfepung nach §• 3 ©-S D. maftgebenb ift, ift ber ©erth be« oom 
Kläger uertaugten 3f«9nift^ auf mehr al« 100 2Rf. angufchlagen. ©enn 
auch ber Kläger fchon 14 'Jage nach feinem Austritt bet ber Seflagten 
bereit« wieber eine aubere ©teße gefunben hat, fo fann ba« hoch ben 
baueruben ©erth be« ftch über einen 3ritraum oon mehr al« oier 
fahren erftreefenben 3«»9niff f ö umfoweniger oerminbern, al« Kläger 
felbft bie AuSfieflung eine« folchen oerlangt, obgleich er gur ber 
Klageerhebung eine anbere ©teßung gefunben hotte. (Sr legt bcmnach 
unb gwar mit 9ied)t grobe« ©ewidjt auf ein folche« 3 eu 9 R i|* ba« ihm 
bei ber 2änge feiner Sefchäftigung bei ber Seflagten unb bereit Anfehen 
in faufmäimifdjen Kreifen fein gortfommen unb titSbefonbere feine Se- 
merbung um anbere ©teßen nicht blo« oorübcrgeljeitb fonbern bauernb 
erleichtern wirb. Aud) auf ©eiten ber Seflagten ift ba« 3 »tereffe an ber 
AuSfteflung eine« nach ihrer Anftcfjt richtigen 3<W9 R iffefi gerabe wegen be« 
SertrauenS gu ihrem 9)ufe unb wegen ber cioilrechtlidjen Haftung für 
etwaigen burch ein falfdjc« 3 fl, 9 ni & bei ©ritten oerurfachten ©chaben 
auf ntel)r al« 100 9RF. gu fehäftett. Saft bie ©chäfeitng be« ©ewerbe- 
gericht«, weldjc in ber euentueßen 3»bißigung einer ffintfdhäbigung in 
§öl)e oon nur 50 3ftf. liegt, bie Serufuitg nicht auSgufchliefjen oermag, 
bebarf feilte« weiteren SRachwcifcS. 

©trb burch bie Grljebung einer ©iberflage auf mehr 
al« 100 JC auch ba« Urtheil über bie Sorflage berufutig«fähtg‘" 
UrUjeil be« 2aubgeiid)t« ©tuttgart, 3ioi^ommcr 1), 

Ser Kläger war oont Seflagten entlüften worben unb oerlangt 
35 X. ©utfehäbigung. $>er Seflagte begrünbete bie ©ntlaftung bamit, 
j baft ber Kläger fid) geweigert höbe, bie if)tn aufgetragenc Arbeit (einen 
1 ©attg gur S°f*) «u oerridjteu uub behauptete, burch biefe Scrwcigcrwtg 
fei ihm ein Sdjabc oon M. 108,to entftanben, ben er im ©ege ber 
©iberflage forbert. Ja« ©ewcr&cgericht Ijiclt bie ©ntlnffung nicht für 
j begrünbet uub fprad) bem Kläger 35 M. gu, bie ©iberflage wie« e« 
al« unbegriiiibet uub ihrem Setrage itad) uttbewiefett ab. 

Jer Seflagte legte Serufuitg ein. gm Jermiti oergidjtete ber Sc= 
Hagte auf bie ©iberflage unb oerlangte nur noch Abweifung ber Sorflage. 
Jiefcm Antrag entfprad) bic ©ioilfammer, iubent fte bie Klage abwics. 

lieber bie rcdjtlidje 3oläffigfeit ber Semfung fpricht ftd) bie Sioil- 
fammer gar nicht au«, obgleich im Urtheil erfter gnftang auSbrüdlich 
heroorgehoben war, bab ba« UrUjeil iu bei* Sorflage nidjt Berufung«* 
fähig fei. lieber bie Berechnung be« ©erth« be« ©treitgegenftaube« 
enthält ba« ©etüfrbegericht«*©cfefc feine Sorfdjrift; ©ioilprogeB*0rbnung 
j §. 5 beftimmt, bnft eine 3uiammeurechuung bc« Glegenftanb« ber Klage 
unb ©iberflage nidjt fiattfiube (anber« uatürlid) bei ber Koftenab« 
rechumig, uergl. §. 11 bc« ©eridjtsfofleugefe^c«). Jer Kommentar oon 
£>an3 gu §. 55 be« ©iMuerbcgerhhtS=©efet}eS behauptet aßerbiitg«, baft jener 
§. 5 ber ©iotlprogei>0rbnung hier feine Aiiwenbiing finbe, bafj alfo ein 
Urtheil fdjoit bann anfedjtbar fei, weint nur Klage unb ©iberflage 
gufammen über 100 M. betragen, er hot aber biefen ©ah nicht be* 
1 grünbet. Jie übrigen Kommentare oertocifen burdjioeg einfadj auf bie 
I §§. 3—9 ber ©ioilprogetVOrbiiung, ohne ftd) weiter über bie grnge 
I ausgufpredjcu. Ja aber nad) §. 24 bc« ©ewcrbegericht« s ©efehe« bie 
Sorfdjrifteu ber Giuilprogef^Crbmtug angutuenbeu ftnb, fotoeit im 
©efeh feine aubre Scfiimmung getroffen ift, fo wirb ber §. 5 berdioil* 
| progej 3 = 0 rbnuug aud) hier fachgemäß angeweubet werben ntüfteu. 
Jemgemäß ift ein Urtheil nidjt anfed)tbar, wenn ber ©egenftaiib ber 
Sor- uub ©iberflage je unter 100 ,//. bleibt, auch wenn beibe gufam* 
mcngeredjiict einen höheren Setrag ergeben, gerabe wie ba« Amt«* 
geridjt guftänbig bleibt, wenn Klage unb ©iberflage gufammen über 
3<jO X. betragen, wenn nur jebe einzelne unter biefetn Setrage bleibt. 
Jie logifdje golge biefe« ©rgcbniffc« fdjeint mir gu fein, baß ba« 
Urtheil in ber Sorflage aud) bann unanfechtbar ift, wenn bie ©iber* 
ftage auf mehr al« lüo M. geht. Jeuti wenn im erften gafle jebe ber 
beiben (Sutfchcibiitigen für ftdj gu behaubelu ift, fo fann unb raufe bic« 
and) int gwciten fo fein. 

I *) Sgl. bagu ba« in Ar. 50 ©p. 58 abgebrudte UrUjeil be« 2anb* 
I geridjt« Serlin. 



125 


$)aß ©eroerbegeridfjt. SRittbeilimgen beß ©erbaitbeß beutf^ec ©croerbegericbte. Sftr. 12. 


126 


3ch glaube nidjt, ba& biefe« örgebnifi irgenbroie bebenflich ift; eß | 
erhält einfach Bett SRedjtöjuflanb, ber oorfjanbeu märe, menn jebe ber 
Klagen gefonbert erhoben mürbe. $>ie entgegengefefcte Hnpc^t bagegeu 
macht es möglich, jcbert Streit berufimgsfäljig gu machen, inbrm man 
eine SBiberflage in eutfprechenber §öhe 4 crljebt. 3n ber ©erufutigßinftang 
wirb auf biefc oergidjtet — eine SWinberung beß Streitroerthß in ber 
groeiten Snfiang fr^abet ja nidjt mehr — unb fo entfeheibet baß ©eru* 
fungßgericht lebiglid) über bie^Klage, obgleich beren Streitroerth unter 
100 M. bleibt. S)iefe golge ift nicht fo umün^rfc^einlic^, alß eß otel* 
leicht erfdjeinen fonnte §ier Batte.' längere $e\t ein ^otelbefiber, ber 
non feinem ^erfonal nicht feiten oerflagt mürbe, bie ©erooljnheit, eine 
SBiberflage auf 101—103 JC gu erheben, meil ihm ber ©etreffenbe 
©efchirr in biefem Berti) gerbrodjen Babe. (Sr Batte ficB offenbar non 
einem Aedjtßfunbigen biefen Aaih ertBeilen Iaffett, unb er nerfuBc fo 
g. ©. auch in einem Salle, mo ein Kellner nur meitige SBodjen bei ihm 
gemefen mar, alfo moBl unmöglidj jo niel gerbrodjen Baben fonnte. 
Sinmal geftanb er fogar in ber ©erBanblnng offen gu, bafc er ftcB 
bamit nur bie 9Höglidjfeit maBren mode, ©erufung ciugulegen. SReljr* 
fad) mürbe ber Klage entfpredjenb erfannt unb bie Biberftage abge- 
roiefen, unb babei ftetß bauon außgegangen, ba& baß UrtBeil in ber 
©orflage nicht anfechtbar fei. ©erufung Bat ber äftann nie erhoben 
unb fchliefelich roofjl eingefehen, ba& er ftch nur überfluffige Koften ner* 
urfachte, namentlich bann, menn bie Klage felbft abgemiefen mürbe; 
mcnigftenß hat er feine $rnjiß je^t aufgegeben. 

Stuttgart. ©. $ arten fte in. 

3ft baß ©emerbegericht juftäubig für Klagen beß ©innen* 
fchifferß? ©Broerlchung. (UrtBeil beß ©eroerbegeridjtß Stettin.) 

Kläger ift SDHiglieb ber $ampfergenoffeu[d)aft mit bcfdjränfter $af* 
tuitg unb mar ferner oom ©orftanbe bcrfelben feit bent 1. SWai 1892 
alß Sdjiffßfiifjrer gegen 130 3ftarf ©ehalt ntonatlidj befchäftigt. Sr ift 
itt Stettin am 9. 2Äai 1896 entlaffen unb verlangt, ba er nur Biß ®ube 
SWai 1896 ©ehalt etBalten, baß ©el)alt für ben ©tonal 3uni mit 
130 SRarf. 

©eflagte mill gur Sutlaffung beß Klägerß Berechtigt gemefen fein, 
meil Kläger fidj burch einen ©rief oom 2. 9J?ai 1896 ber ©hruerlefcttug 
gegen bie 3)ireftion fchulbig gemacht Babe. 

2)aß ©eroerbegeridjt oerurtljeilte nadj bem Klageanträge. 

©rüttbe: 9iadj §. 20 beß ©imieufchifffahrtßgefefceß hat ber Schiffs* 
führet Anfpruch auf fedjSroödjentlichc Künbigutig gum Schluffe eineß 
©ierteljahreß. $in[idjtlich ber Sntlaffung ber Sdjiffsfiiljrer gelten bic 
für ©ctriebßbeamte beftimmten ©orfdjriften ber ©emerbeorbttung, nach 
beneu bie Sntlaffung berechtigt ift, menn ein roidjiiger @iunb, in$* 
befoubere eine ©hroerlefcung oorliegt. Kläger befdjroert fi<h in bem 
fraglichen ©riefe über ben fortgefefcteu SKafdjimftenroechffl. Sr nahm 
hierbei an fidj alß ©enoffe berechtigte Sntereffen mahr. 2>ie gorm ift 
freilid) nicht gu billigen, baß ©cridjt hat jebodj eine Sfjroerlebuug gegen 
bie $)ireftion auß bem ©runbe nidjt für uorliegettb erachten formen, 
meil bie $)ireftoreit gurrt Sfjcil felbft früher Schiffer gemefen unb &ug* 
brüber beß Klägers -fint, fo baB Kläger nidjt annehmen formte, baj 3 fie 
ein fräftigeß Bort mifjbeuten mürben. ! 

S)ie hiergegen eingelegte ©erufung mürbe burch Urtljeil beß König» 
lidjen Sanbgeridjtß gu Stettin uermorfen, iubem im ©deutlichen bie 
©rünbe beß ©orberrichterß alß gutreffeub begeichnet unb ber gegen bie 
3uftänbigfeit beß ©emerbegerichtß gerichtete Sinmanb mit folgenbei 
©egritnbung uermorfen mürbe: 

SRa<b §• 20 beß ©iunenfchifffafjrtßgefefceß oom 15. $uni 1895 unter* 
fieljt ber Sdjiffer ben ©orfdjriflert, melche für bie im §. 133a ber 
©eroerbeorbnung begeidjneten ^erfonen gelten. Sür biefe ift aber baß 
©emerbegericht auSfrfjliefelid) guftänbig (§§. 2 unb 3 beß ©efefceß, bc» 
treffeub baß ©emerbegeridjt uoni 29. 3uli 1890). Someit alfo ber 
3ahrcßoerbieuft beß Schifferß ben ©etrag non 2000 SJtarf nid)t über« 
fteigt, gehören feine Streitigfeiten mit bem Schiffßeigner Biufichiluh beß 
^ienftoerhältniffeß uor bie ©emerbegcrichte. 


dinignti^äntkc. 


^infgungßamt im Vieler ^if(hIcr*Strctf. ^)ie Arbeiter beß 
2;ifdBIergeroerbeß — fomohl Sau* alß Wöfccllifdjler in Stiel unb 
©aarben, unter 2lußfchlu& ber SBerffarbciter — traten am 13.?lpril 
b. 3- plöfelidj in einen giemltd) aQgemeinen ?lußftanb ein. Sofort 
nach Sefanntroerben beffelbett roanbte fid> ber ©orfifjenbe beß ©e* 
roerbegerichtß Stabtrath Dr. Soetbcer an betbe Parteien mit ber 
Anfrage, ob fie nidjt baß ©emerbegeridjt alß Sinigungßamt an* 
rufen möchten. $)icß gefdjah fogfeid) beiberfeitß mit gröftlcr Se* 
reitroiUigfeit. Srfirebt murbeit uon beit Arbeitern: Slrbeitßgeit oott 
9V-2 ftalt 10 Stunben, Sftinbeftfiunbenlohn oon 40 Pfennigen ftatt 
35 Pfennigen, perfönlicher ^ohitauffchlag oon 5 Pfennigen, Sr* 


höhung ber Srtforblöhite um 10 ^Srogent, 3 u Wa0 25 
gent für Ueberftunben, ©ergütung für baß SelbfiBalten oon $anb* 
merfßgeug. ®ret ©ihungen fanben ftatt. 5)ie erfle öffentlidj 
am 22. s 4pril, bie groeite nicht mehr öffentlich, faft unmiltelbar 
barauf. 3n biefer nmrbe feitenß beß Sinigungßamtß folgenber 
©ergleich^oorfchlag gemacht: 

1. ©et Stunbenloljn ttirb auf 38 ©f. feftflefefet. — 2. Sür Ueberftunben 
tüirb ein SluffcBlaß bon 25 ^rogent ßeioahrt. — 3. SMe Arbeiter nehmen nach 9lb« 
jchlub ber ©ereinbarunq bie Arbeit mieber auf. ©le Slrbeitfleber berpflttbten ftd> gut 
tlufnahme oon Slrbeitern, fotoeit 9lrbeit norhanben ift unb merben Feinen Slrbeit« 
fuhenben um bcßroillen, meil er fich am Streif betfjeiligt Bat, abmeifen. Sbenfo 
berpptdjten fnh aber auch bie Arbeiter, biejeniflen 9lrbeiter, meldje am Streif nicht 
bctbciliftt oercefen finb, unbelaftist gu laffen. — 4. 2>ie Arbeiter treten unter ben- 
felben Sohnbebinaungeit mie bißh« in Arbeit, jeboch mirb benjenißen, melche 
bisher einen 2obn bon 40 gjf. ober menifler pro Stitnbe begogen, eine perfönliche 
Zulage bon 2 Sßf* pro Stuttbe gemährt. — 5. Sü r baS Selbitbalten bon ^>anb- 
merfSgeug merbeit für bie ©ßodje 60 ©f. bergütet. — 6. SS miTb alßbalb ein ge- 
meinfamer 9luSfchuh gebilbet, befteheub auß je 3 ©ertretern ber Slrbeitgeber unb 
Örbeituehmcr a) gut ©erathung unb 9(uffteUung bon 8lfforbtarifen, b) gur Qfcft» 
ftettuitg ber ©ergütung für 9lufecnarbeit ( c) gur Regelung ber Ärbeitßgeit, d) alß 
bauernoe ©inrichtung gur Schlichtung bon Streitigfeiten. 

3n einer brüten Sifjung am 28. Slprit fanben bie fünfte 2, 
3, 5 unb 6 beiberfeitige 3wflimmuug. ©egett bie Sfeftfefcung eineß 
©tinbeftlohneß firäubten T^h Arbeitgeber, um nid)t alten, nünber 
arbeitsfähigen ober eben auß ber &ehce gefommenen jungen fieuten 
ben hohen Sohn gahten gu muffen. Sie machten aber einen bie 
©erftänbiguug erleidhternben ©egenoorfchlag. ^)aß Sinigungßamt 
befchlo& bieferhalb, mit 3 u füroniung beiber Parteien, oon ber 2lb* 
gäbe eineß Schiebßfpruchß Abftanb gu nehmen. Heber bie beiben 
ftreiligeu fünfte h^e« ^ anu &i c Parteien bireft oerhanbelt unb 
gelangten bereitß am 5. 9)tai gu einer Sinigung, roonach ber SRor* 
mallohn für 3JtöbelarBeit auf 38 Pfennige unb für ©anarbeit auf 
40 Pfennige feftgefefet tourbe, mobei bem Arbeitgeber freifteheu 
foü, an burdjauß unerfahrene unb abfolut untüchtige ©efefien 
meniger, jeboch nicht unter 35 Pfennige pro Stunbe gu gahlen. 
Streiiigfeitcn h^ranß Tutb oon bent Außfchufc gu regeln. $>aß 
Sinigungßamt barf ftch alfo gmeifelloß baß grofee 33erbtcitft gu* 
fdjreiben, burch fein fchneffeß unb gefdjidteß Siitgreifen eine ©er» 
ftäubiguug ber Parteien unb rafdje ©eilegung beß Streifß Ijcrbei* 
geführt gu hfl&en, ohne ba& ein formeller @<hiebßfprudj nötljig 
iourbe. Sin befonberer Srfolg ift, bafe nunmehr eine oon beiben 
Seiten anerfamtte ©erlretung befiehl, meldje berufen ift, bie ©c» 
bingungcit beß Arbeitßoertragß gu regeln unb Streiligfeiten gn 
fchii^teu. 

©imgmtfißamt im tßforgheimer 3<«*merer=Streif. 3« $forg» 
heim fjatten oie 3intmerer an bie Arbeitgeber Snbe 3um Sorbe» 
rung auf Abfiirgung ber Arbeitßgcit oon 11 auf 10 Stunben, Sr* 
höhung beß £of)ncß um 15 ^ßrogent, 20 ^ßrogent für Ueberftunben, 
©eredjnnng beß ^ohneß nadj Stunben, roöchentlidje, ftatt oiergehn» 
tägige Sobngafjtuug geftedt. ^)a bie Arbeitgeber einer Sinlabung 
gu" birefteu ©erhaublungen nicht 3°^g c leiftetcn, riefen bie Arbeiter 
jur ©enncibung beß Streifß baß ©emerbegericht alß Sinigungß» 
amt an, bie Arbeitgeber traten ber Anrufung bei. Sß mürbe am 
23. 3»li folgenber ©ergleidj ergieli: 1. roöchentlidje ßohngahlung 
berart, bafr jeber Arbeiter eine halbe Stunbe nach 0?cicrabenb im 
©efih beß öohneß ift. 2. ©cgeluug ber Arbeitßgeit baburd), ba& 
bie Sntlofjnung nidjt nach Etagen, fonbern nach ©tunben beredBnet 
mirb. 3. ©otn 15. ®iärg 1898 ab gehnftiinbige Arbeitßgeit. 4. 
Stunbenlohn oom 1. Auguft an je nadj £eiftung beß Arbeihtefjmerß 
28—36 Pfennige, ©ont 15. ©färg 1898 an gefjnprogcntigc Sohn* 
erhöhung. 'Baffer* unb föadjtarbcit mirb um 20 ©rogent aufge* 
j beffert, für Sonntagßarbeit ift baß ^Doppelte beß Stunbenlohneß git 
I gahlen. — S)ie 3ai)l ber beifjeiligten Arbeitnehmer betrug ca. 130, 
; ber Arbeitgeber 12. 

©etoähruug beß euglifcheu Stmgttngßottttß*©efeheß. ’&er erfte 
©ericht beß englifcheit ©emerbeminifterinmß über - bic ©cmähruug 
beß ain 1.3uuuar 1895 in Kraft getretenen ©efeöeß über Sdjlidjtung 
oon gemerblidjen Koufliften (Conciliatioa Act in Trade disputes) 
ift foeben erfdjictten. Sr erftreeft fidj über gefjn ©lOinite. Bährciib 
biefer 3^it finb bem Amt 31 Anträge auf feine ©ermittelungß» 
bienfte gugcgaitgeu, baooit 9 oon Unternehmern, 1 6 oon Arbeitern, 
3 oon oeibeit SheHen gemeinfam. ©ou beit 31 TyäUcit mieß baß 
2ltnt 7 alß ungeeignet guriief, 19 murbett bttrdj ©crmittelnug auf 
bem im ©efefc oorgcgeidjnetett Bege gefdjltdjtet, 4 burdj felbft* 
ftänbige Sinigung ber Parteien mäljrenb ber Unterhanbliingcn bei* 
gelegt, bei oicrett mar feine Schlichtung tnöglidj, unb einer mar 
bei Abfdjlufj beß ©eridjtß ttodj uiterlebigt. 



127 


128 


Da* ©eroerbegericßt SRtttßeUungen be* Serbcmbe* heutiger ©eroerbegericßte. Ar. 12. 


Msettteiiu? üknt flkwerbegeiii^te tntfe 
Ätbeiteptrtrag. 


Die rechtliche Steffung ber beutfcßctt ©firtnergeßfilfen. 

Set ben Serßanblungen ber am 28. gcbruar unb 1.SRäcg 
b. 3. in Hamburg ftattgefunbenen ©eneraloerfammlung beS 3 Clts 
traloereiitS ber ©ärtner mürbe feftgefieflt, baß über bie recßtlicße 
Stellung ber Gärtner bei ©ersten unb SerroaltungSbeßörben eine 
bebauerficße Unflarßeii ßcrrfcßt. 

Sei beit ©croerbegericßtSmaßlen in Hamburg im Soßre 1892 
waren bei ber 3ufammenfeßung ber ©ruppen gur 2öaßl ber Sei¬ 
figer bie ©ärtner außer Ad)t gelaffen. Der $auptoorftanb 
3entralpereinS ber ©ärtner, in ber Meinung, baß ein Srctßum 
potliege, ba bis baßin in Hamburg aueß bie ©ärtner bem ©e* 
roerbegericßt unterteilt waren, manbte ficß an ben Senat mit ber 
Sitte um Aufflärung. 

3it einer Aubieng, rneldje ber ©efcßäftsfüßrer beS SereinS auf 
biefe ©ingabe erhielt, würbe bemfelben bie ©rflärung abgegeben, 
baß bie ©ärtner als lanb- unb forftmirtßfcßaftlicße Arbeiter 
als ©rgeuger uon roßen Aaturprobuftcn bem ©efeß nießt unter* 
ftettt unb beSßalb unter ben betreffenben ©ruppen nießt anfgefüßrt 
feien, troßbem bie Sebürfnißfragc nießt abgeleugnct werben fönne, 
ba unter bem biSßer befteßenben ©efeß eine perßältnißmäßig große 
Angaßl oon gäfleit gerabe aus ©ärtncrfreifen ßerriißrten. Alle 
©egengrünbe halfen nid)tS, bie ©ärtner blieben auSgefcbloffeit. 

Aud) im benachbarten Altona würben bie ©ärtner nicht gu 
ben ©ewerbegeriißtSroaßlen gugelaffen. Auf eine bieSbegüglicße 
©tngabe an bte königliche Regierung erhielt ber ^auptoorftanb beS 
3entraloeretnS folgen ben Sefißeib: 

„Auf bie ©ingabe oom 19. p. 2R., betreffenb bte 3nftänbigleit 
beS ©eroerbegerießts für ©ärtner, erwibere ich, baß ber ©eltungS* 
bereich beS SRcicßSgefeßeS pom 29. Snli 1890, betreffenb bie ©e« 
werbegeriebte, fteß auf bie bei ber ©ewinnung uon roßen 
SRaturergeugniffen befcßäftigten Arbeiter nießt erftreeft. Die 
©ärtner finb beSßalb unter bie 3öäßler ber Seiftßcr für baS ©e* 
werbegerießt in Altona mit SRecßt nid)t aufgenommen worben." 

AnberS liegt bie Sacße in Sr einen. Dorifelbft werben bie 
©ärtner naeß ber Einlage gum ©efeß, betreffenb bie ©emerbefam* 
metn, oom 6. Dftober 1875, gu ben ©ewerbetreibenben gerechnet. 
SRacßbem bureß baS ©efeß pom 30. September 1877 für bie Stabt 
Sremcn unb baS fianbgebiet ein ©ewerbegerießt eiugefeßt war, 
würben bie näheren Seftimmungen für bie 2Baßl ber Seifißer aus 
bem Stanbe ber Arbeitnehmer bureß ein SRegulatio ber ©ewerbe* 
fommiffion uont 15. Aooembcr 1877 getroffen, in weldjem bie 
©ärtner mit aufgefüßrt finb. Darnach werben bie ©ärtner aueß 
jeßt bei bem neuen ©efeß, betreffenb baS ©emerbegeridjt in Srenten, 
pom 6. SJtärg 1892, beßanbelt unb unter bie SSäßter ber Seifiber 
für baS ©ewerbegerießt aufgenommen. Der Soflftänbigfeit halber 
fei aueß gleich mit angeführt, baß bie Sremer ©ärtnercibefißer ficß 
auf furge 3 e ü einer ©ärtnerinnung erfreuten, beren Statut am 
2. 3»ü 1891 genehmigt würbe, bie aber halb barnaeß wieber fanft 
entfcßlafcit ift. 

Ü^acß bicfcit ©utfeßeibungen finb alfo bie ©ärtner in Hamburg 
uub Altona lanb- unb forftroirtßfdjaftlicße Arbeiter unb ©rgeuger 
non roßen SRaturproöuften unb baßer mit SRecßt unfähig, in 
Sremen jeboeß ©ewerbetreibenbe unb baßer mit SRecßt fäßig, 
mit gu wäßleu bei ber SJaßl ber Arbeiterbeifißer gum ©ewerbe* 
gcrid)t. 

Aueß in Sreußen feßlt jebe einheitliche ^Regelung biefer Sadie. 

3n Srotnberg finb bie ©ärtner waßlbered)tigt bei ben 
SSaßlcn gum ©croerbegerid)*, baffelbe war ber gnll bei ben ©e= 
wcrbegeritfjtSwablcn in 8?ranffurt a./9R. im gcbruar biefeS gaßreS, 
in Serlin wieberum finb bie ©ärtner laubmirtßfdjnftlicße Arbeiter 
unb als foldje uon ben Stahlen gum ©ewerbegeridjt auSgcfcßloffcu. 

Staun nun andj bic ©ärtner in ben weiften gällcn nießt baS 
SRecßt ßabeu, Seifißer gum ©ewerbegerießt gu wählen, fo ift hier* 
bureß bodj nid)t gefügt, baß bei gewerblichen Streitigfeiten in beit* 
jeuigett Stabten, in weldjcn bie ©ärtner uießt wäßleu bürfen, bic 
©ewerbegeridjte überhaupt perfagen. Aber aud) in biefer .Jinficßt 
ift IbieJ.Sachlage burdjauS unflar unb uubeftinimt uub bem ©p 
meffeu bec> S^icßters außcimgefteilt, ob er bie ©cmerbegeritßte ober 
bie orbentlicßeit ©eridjte für gnftänbig erflären will. 

Sn Hamburg, Altona unb ©anbsbeef werben bie gewerb= 
ließen-Streitigfeiten im ©ärtnergemerbe oon ben ©cwcrbcgcridjten 
erledigt, in festerer Stabt bcfihen bie ©ärtner iibriqens aueß baS 
Saßlrecßt. 


3n ^inneberg entfeßieb baS Amtsgericht im Saßre 1893, 
baß für ©ärtnergeßilfen bie ©ewerbegerießte guftänbig feien, in 
bemfelben ^inneberg aber entfeßieb baS ©ewerbegerießt im Saßre 
1894, baß eS nießt guftänbig fei, unb oermieS bie ^lageuben an 
baS Amtsgericht in Altona. 

3n Altona ift für Streitigfeiten im ©ärtnergemerbe laut 
©ntfcßeibuug beS Amtsgerichts oom Saßre 1892 baS ©ewerbegerießt 
guftänbig, ebenfalls in Sremen unb in Dortmunb. ©ärtner* 
geßilfen fmb lanbwirtßfcßaftlicße Arbeiter, fo lautet wieberum eine 
©ntfeßeibung beS ©ewerbegericßtS in DreSben oom 9. Dftober 
1892, meSßalb bie Älage oor baS Amtsgericht oerwiefen würbe. 

3u welchen fonfequengen biefer 3 u f tani) 
fo reeßt braftifcß ein im Saßte 1896 in Serlin oorgefommener 
gall, weldjer aud) in einer Petition au ben fReicßStag als Seifpicl, 
rPie unfießer baS SRecßtSperßältniß ber ©ärtnergeßilfen ift, ange¬ 
führt würbe. 

©in (Gärtnergehilfe, melcßer in einer Sauinfcßule SerlinS 
befcßäftigt würbe, fam mit bem ©efcßäftSfüßrer berfelben in 
Streitigfeiten unb fueßte bie $ilfe beS Serlin er ©ewerbegeridjts 
gur Scßlicßtung berfelben naeß. DiefeS glaubte bie Sacße abweifen 
gu müffen, weil bie ©ärtnerei gur fianbwirtßfcßaft geßört unb 
bemuaeß baS AmtSgericßt Serlin I guftänbig fei. Das Amts¬ 
gericht l erfannte auf A6meifuitg ber Älage, ba ber ©ärtnergeßilfe 
laubwirtßfcßaftlicßer Arbeiter fei unb bie ©emerbeorbnung feine 
Auwenbung finben fönne. Aun würbe Serufung beim öanb- 
gerießt 1 Serlin eingelegt unb biefe ßatte ©rfolg, baS £anbgcrid)t 
permieS bie Sacße an baS ©ewerbegerießt mit ber Segrünbung, bie 
©ärtnerei fei ein ©ewerbe, folglicß fei ber ©eßilfe ein ©eraerbe* 
geßilfe unb baS ©ewerbegeri^t guftänbig. Droßbem entfeßieb 
bann baS ©ewerbegerid)t, baß ber ©ärtnergeßilfe lanbwirtß* 
fcßaftlicßer Arbeiter fei, unb ber ©eßtlfe würbe mit feiner Sflage 
abgewiefen. 

Diefe Seifpiele, bereu 3^1 noeß beliebig nermeßrt werben 
fönnte, mögen genügen. Sie geigen, baß bie rccßtlitße Stellung 
ber ©ärtner überaus unflar unb uneutfcßiebeit ift unb begreiflid) 
ift ber, in weiteften Greifen ber arbeitneßmenben ©ärtner geßegte 
SSunfd), enblicß einmal JHarßeit über bie grage gu erhalten, ob 
bie ©ärtncrgeßülfeu ©ewerbegeßülfen, ober lanbwirtßfcßaftlicße 
Arbeiter ober ©cfinbe feien. Aicßt nur in Segtig auf bie ©etuerbe* 
orbnuug ift bie ©ntfeßeibung über biefe grage pon großer Sßicßtig- 
feit, aueß bie gefammtc gewerfftßaftlicße^ Drgauifatiou ber ©ärtner 
wirb bureß btefeti 3 u fimib auf baS ernftlicßfte gefäßrbet. 

Der §. 6 ber ©ewerbeorbitung, welcßer alle biefenigen Serufe 
begeießuet, weldfje ber ©ewerbeorbnnng nid)t unterließen, füßrt ja 
bie ©ärtnerei nießt auf. Demnach fönnte man auneßmeit, baß bie 
Seftimmungen ber ©ewerbeorbitung aueß auf bie ©ärtnerei An¬ 
weisung fmbeit müßten, wenn eS nießt außer biefeit auSbrüeflicß 
aufgefiißrten ©ewerbSgweigen noeß eine gange SRciße attberer gäbe, 
wel^e als uießt unter bie Seftimmungen ber ©emerbeorbnung 
fallenb eraeßtet werben. 

3u biefen gäßlt aueß ©arten- unb Weinbau, überhaupt ber 
gefamtnte lanbwirtßfcßaftlicße Setrieb. 5öeun biefeS aueß nießt 
auSbrücflid) anSgefprocßen wirb, fo geigt mtS bod) bie $rajiS beS 
$Reid)Sgcrid)tS, baß baffelbe beftäubig an biefem ©runbfaße feftßält. 
Db man aber bte heute fo ßoeß entwiefelte ©ärtnerei als eilten 
lanbwirtßfeßaftlicßeii Setrieb auffafftit fann, ift eine gragc, welcße 
nießt fo leießt gu beantworten ift. Der Segriff beS ©ewerbeS läßt 
fieß wohl ebenfo fd)toer befitiirett, als ber Segriff ber gabrif. 
Unfere mit allen teeßnifdjen ©rrimgenftßaftcn oerfeßciten ©ärlttereien 
mit ißrett ©laSßäufcrn, ^iftbeetfäften, Dampf- unb ©afferßeigungen 
fönnen bod) woßl nid)t fo oßttc weiteres als laubwirtßfcßaftlicßer 
Setrieb begeid)iiet werben, ©s werben itt ben ©ärinereicit aueß 
, nießt nur Urprobufte ßergeftellt, fonbern oftmals nur oerooll* 

1 fommnet. ©S werben auf fünftlicßem Söege ©ingriffe in ben 
©ntwicflungSgaiig ber SßfTnngeu gemaeßt unb bicfelbcu gu einer 3eit 
I gum fionfum geeignet gemaeßt, welcße bem tiatürlüßen ©ntwicflungS- 
gaitg ber ^ßflangen nid)t cntfprid)t. Droß aHebem läßt fteß nießt 
leugnen, baß bie ©ärtnerei feßr naße mit ber yanbwirtßfcßaft Per» 
wanbt ift intb eS wirb woßl feßr feßmer ßaltcn, ßier bie ©reitge 
gu gießen, wo baS ©ewerbe anfänqt uub ber lanbipirtßfdjaftticße 
Setrieb aufßört. SJ7ait foüte beSßalb ben fürgeften 'Beg cinfcßlagen 
! unb eiufad) and) bie Ianbmirtßfd)afÜicßen Arbeiter unter bie Sc- 
ftitnimntgen ber ©ewerbeorbitung fteHen. Aber ba ßicrgu woßl 
: poriäupg nod) feine AuSficßt porßanben ift, wirb ben ©ärtner» 
geßiilfcn woßl feine atibere Söaßl bleiben, als nadj Kräften Material 
gu famtnelu, um bie ilnßaltbarfeit beS bergeitigeu 3 u )lflnbeS gu 
beweifeu uub uad) Kräften auf eine Aeiiberung gu bringen. Auf 
, irgeub weldje .piilfc pou Seiten ber §anbelSgärtucr fclöft ift ßier» 



129 


£>a8 ©ewerbegericht. SJrittheilungen beS BerbanbeS beutfdjer ©ewerbegerichte. Kr. 12. 


130 


bei nicht ju regnen. 2)ie Herren füllen fid) unter bem beseitigen I 
3«ftanbe ganj wohl, fie brauchen feine ©eroerbeftcuer ju gahleit, 
bie Beftimmuitgen ber ©ewerbeorbnung über ben Arbeiterfdjufc 
geniren fte nicht unb fc^Iiej^Iic^ haben fie aud) noch eilt Mittel in 
£>änben, um einer Drganifation ber ©ärtnergehülfen erfolgreich 
entgegen treten &u fönnen; ba ja baS ©efittbe ein SfoalitionSrecht 
nicht beftßt, S3ei ber BrajiS ber ©erid^te, bie ©ärtnergehülfen 
anftatt oor baS ©eroerbegeridjt, oor bie orbentlichen ©evid^te ju 
perweifen, mag auch nicht sulcht ber Umftanb in betracht gejogen 
werben, baß bie Sohn* unb ArbeitSoerhältniffe ber ©ärtner über* 
aus trauriae fmb unb namentlich baS $oft* unb ßogiSgeberwefen 
im $aufe BeS Arbeitgebers beinahe überall baS gelb beßerrfcht. 
♦Öier hat bie geroerffdjaftliche Drganifation ber ©ärtner ein weites 
Selb für ihre St^ätigfeit offen, möge fie für Aufhebung beS Sfoft- 
unb SogiSroefenS rotrfen, bann rotrb fid) wahrfdjeinitch in ber 
SßrajiS ber ©erichte bie Auffaffung einbürgern, baß aud) bie 
ÖJärtnergehülfen ber ©ewerbeorbnung unterftehen. 

Hamburg. Ag. fföüller. 

Anmerfnng ber Kebaftiou: ©pejieH ber Ießte $unft geht 
rooßl $u weit. ®cm8gemeinfdjaft jwifdjen Arbeitgeber unb ©eßülfen 
beruht im ©ärlnergewerbe auf ber ©igentfjümlichfeit ber Arbeit felbft, 
bie ganj oerfdjtebeu uon ber bloßen Sanbwirtbfcßaft, aber ähnlich wie 
im Bäder* unb Bteßgergewerf ein fortwäljrenbeS, locnn aud) oft ftunben* 
weife unterbrodjeneS (Eingreifen ber ©ehülfen in ben iprobuftionSprojeß 
forbert. (©inbetfeit ber SKiftbeetfenfter bei Kadjtfröflen, Begießen, 6d)ut) 
oor &u fengenber @omte, u. f. w.). $)ie Sfunfigärtnerei in allen ihren 
3weigen (Blumen* unb £aubet$gärtnerei, SanbfcßaftSgärtnerei) ift 
uon ber bloßen Sanbroirtbfdwft, bie ben ©oben befteDt unb bie grucht 
einljeimft, ohne ben BrobuftionSproseß felbft ftu beeinflußen ober baS 
erhielte Brobuft ju oerhinbern, uerfdjieben. $ie ^erfiellung oon Bouquets, 
Blumenarrangements, bie Berfeßung oon Bßaujen in Blumentöpfe unb 
bergleidjen fteflt jmeifelloS eine Bearbeitung beS lanbioirthfchaftlich er¬ 
hielten KoßfioffcS bar, unb eben beSßalb barf bie eigentliche ©ärtnerei 
mit ihren Kebengemerbeti (Blumen&inbereien unb berglcid)en) nid)t jur 
2anbwirtl)fdjaft gerechnet werben, fo wenig als ein mit 3)?iftbeeten, ireib* 
häufern, $ei$ungSDorrid)tungen u. f. w. auSgeftatteteS ©tüd Sanb noch 
als ein bloßes Aderfelb betrachtet werben fnnn. 


öcrbottö^angetegenfjeiteö. 


$em Berbanbe bentfdjer ©ewerbegerichte finb beigetreten bie 
Herren Borfißenben ber ®emerbegerid)te: Aflenftein, ©öttingen, 
©rüuberg i. ©cßl., tfattoroifc, Sambrecßt, öüneburg, BotSbam, ©aal* 
felb, Sßorn. 

©ewerbcgeridjtS^Befpredjung. 3m Aitfcßluß an bie Ausfluß* 
fifeung beS BerbanbeS beutfeßer ©ewerbegerichte wirb bie geplante 
allgemeine ©eroerbegericßtS-Befprechung ©onntag, ben 12. ©ep* 


tember b. 3 - in Karlsruhe i. B. im ©ißungSfaal beS ©tabtratßS 
ftattfinben. STageSorbnuug: 1. Dberbürgermeifter Dr. ©aßner- 
Btainj: Bericht über bie Berbanblungen beS AuSfdjuffeS, inS- 
befonbere baS fünftige Berßältniß $ur „©oralen ^rayiS". — 
2. BlagiftratSaffeffor ©uno* Berlin: 2>ie fünftigen 3nnungS» 
fehiebsgerießte unb baS ©ewerbegericht. — 3. Amtsrichter Blenber- 
mann, Borfißenber beS ©ewerbegericfjtS Bremen: SDie ©emerbe* 
geriete als ©iniguugSämter. — 4. Dr. fmrtenftein, Borfißenber 
beS ©ewerbeaerichts ©tnttgact, unb ©tabtrath Boedh*^arlSruhe: 
3nwieweit ift ein einheitliches Borgehen ber ©ewerbegerichte bei 
ber ©tcllung oon Anträgen unb bei ber Borbereitung oon ©ut* 
achten möglich unb jwedmäßig? — 5. (Erfahrungen aus ber fte<ht* 
fprechung, fowie fonftige BHttheilungen. — AbenbS 8 Uhr: 3n* 
fammenfein mit ben ÜJlitgliebern ber ArbeitSna(hweiS*5b)nferen5 im 
„©tabtgarten". 


ötatiftik öer (Kinigungsämtcr, ©utadjte» uak !<• 
träge bet ben bentfdjen ©emerbegerid)ten 1396. 


llnferer ©tatiftif bet Kechtfprechung in ber außerorbentlichen 
Beilage gu Kr. 8 laffen wir eine ©tatiftif ber ©inigungSämter, 
fowie ber ©utachten unb Anträge folgen. ®iefeI6e ift weniger 
ergiebig. 3n Bejug auf ©utachten unb Anträge war baS 3ohf 1896 
befonberS bürr, weil, wie eS fcheint, feine einzige allgemeine Um* 
frage ftattgefunben hat; für ben Umfang ber ©utachten^hätigfeit 
in ben ®emerbegerid)ten bietet biefeS 3ah^ lein geeignetes Bei* 
fpiel. $)ie ^hätigfeit ber ©ewerbegerichte als ©inigungSämter ift 
erft in ben Anfängen begriffen unb hat ftdß jebenfaüS im laufenbeit 
3al)re fchon weit mehr entwiefeit, als bieS im oorigen 3ahre ber 
3aQ war. Smmerhin bietet auch &kfe ©tatiftif bereits manche 
intcreffanten ©injelergebniffe. 0für bie ©iniguitgSämter haben wir 
in ©palte 14 auch bie BermitlelungSthätigfeit ber Borfifcenbcn, 
welche fich nicht auf baS ©ewerbegerichtSgefeß grünbete, gu. er¬ 
mitteln gefucht. hierbei ift Sübecf, wo ©ewerbegericht unb ©inigungS* 
amt IanbeSgefeßlich getrennt, aber ber Borftfcenbe gemeinfam ift, 
nicht in ©palte 14 gefteHt 2)ie ©rfolge ber einigungSamtlichen 
Berfnche gehen aus ber Tabelle nur wenig heroor. ©er gaü, 
weber eine ©inigung ju ©taube fommt, noch ein ©d)iebsfpruch an¬ 
genommen wirb, auf ©runblage ber einigungSamtlichen ©rmitte* 
Jungen fich aber nachher bie Parteien bennoch einigen, ift nicht 
feiten, entzieht ßch bis jeßt aber ber genauen ftatiftifchen geft* 
fteHuug. 


Tabelle I. lieberficht nach ©erichtem 


(Stolonuc l bejcic^nct blc Kummet beS betreffenben ©eroctbcgcridjiS in bet föe<$tfpred)ungSt*6tatlftif: «ufeecorbentltdje »flloge »u Kr. 8.) 


Kr. 

0) e w c r b c g e r i d) t 

HU* 

rufuugeit 

uon 

beiben 

Steilen 

% 1) ä t i ( 

cijieltcii alige* 

Ser* gebciicn 

eins e$iebS* 

batungen fprAC^e 

(feit g 

Unter* 

tuerfun* 

gen 

unter 

©djlebS* 

fprfidje 

IS ©i 
3abl bei 
«blefjnuuf 
unter 6 

ber 

Mibeil-- 

ge6cr 

n i g u n 

en ber Uut 
f)i€böfprüdj 

bcc 

Arbeiter 

g S a m t. 

eriocrfiiug 
c feiten# 

bcibcc 

Parteien 

erfoIgCofcu 
GlnigungSiieriudje 
im ^aüc i 
mt* ! hl 

juftaubc- 

foiinneu# aubeveti 
etne# ! 

Schieb#* j tJoHe« 
fprudj# | 

3af)I 

flemät 

abge 

gebcneit 

@ut* 

achten 

ber 
l§. 70 

gefirmelt 

Hn* 

träge 

gälle anber- 
weiter Ber* 
mittlungS« 
tl)ätiglrit beS 
Borfißjenben 

1. 

2. 

3 

4. 

5. 

6. 

'7. 

8. 

9. 

10. , 

11. 

12. 

13. 

14. 

1. 

Äönigsberg i. $r. . . . 

2 

2 

_ 

_ 


_ 

_ 


_ 

_ 


_ 

8. 

(Elbing. 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

1 

— 

— 

15. 

Berlin. 

11 

6 

5 

— 

— 

4 I 

1 

— 

— 

— 

! 4 

t 

17. 

Branbenburg n/£>. . . . 

1 

— 

1 

— 

— ! 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

21. 

Katbenoro. 

1 

1 


— 

— 


i 

— 

— 

— 

— 

— 

87. 

©tolp i/$. 

1 

— 


! 

— 

— 


1 


— 

— 

— 

51. 

Breslau. 

— 

— 

— 


— 

— 

— 

— 

— 

— 


1 

65. 

©örliß. 

2 

_ 

2 


2 

— 


— 

— 

— 


— 

68. 

$irfd|&erg i/Schl. 

— 


— 


— 

: — 


— 

— 

i 


— 

82. 

®?agbeburg . 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

! — 

— 

— 

— 

i 

— 

97. 

©ImSfjorn. 

1 

— 

— 

— 


— 

j — 

— 

1 

— 


— 

98. 

glenSburg. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

104. 

SBanbSbed (©iabt) . . . 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 


— 

— 

1 _ 

— 

106. 

©anno oer. 

— 

— 

— 

j - 

— 


; — 


— 

1 

| — 

— 

112. 

?eine. 

1 

— 


! — 

— 

— 

! — 

1 

— 

— 

— 

— 


©eite . . . 

22 

! 11 

8 

~ 

2 

5 

1 

2 

1 

3 

: 4 ' 

3 






































1 Bl 


$a$ ©eroerbegeridjt. SRitttjeilungen be8 Ser&aitbeS beutfäer (Sciücrbegeric^te. 9?r. 12 



erstellen 1 abgc* 
Ser- gcbcnnt 
| ein* SdjiebS 
I barungeii | fprüdje 


% f) ä 1 1 g f c i t als <5 i n i g u n g 3 a m t. 
$af)l bet 

I Hblefjuungeit bei Unterroerfung I 
unter 6djieb8fpriief)e feiten» I 


Satjl ber 
gemäfi §• 70 


erfolg (ofen 
tttnigungSoerfndje 
im ^ölle 
8Jtdjt- | j n 
nuilanbe» 

fommens anberen 


gäHe anbei 
tueiter Ser* 
utiülung** 
tljätigfeit b« 
Sorfi&enb?n 


Uebertrag . 

126. Sielefelb. 

127. 2)ortmunb (Stabt) . 

186. 3ferIot)n. 

139. Staffel. 

140. gedjpitfjeim .... 

148. Sranffurt a/3R. . . 

149. $ötf;ft a/3J?. . . . 

152. Sboblenj (2anbFrei§) . 

160. Sannen. 

163. ®ffen (Stabt) . . . 

177. Stier. 


©a. i. ftönigreidj ^reujjen 

2ubroig$ljafen a/Sfj.. . . 

Sürtfj. . • . 

Sa. i. ftönigreid) Samern 
SreSben (©tabt) . . . . 

ScipStQ. 

3Äeerane. 

flauen i/S. . . . . . 

©a. i. Äonigteid) Sachen 

SaoenSburg. 

Stuttgart. 

fjeilbronn. 

ßannftatt. 

Stcutlmgen. 


12 i 15 

— I 1 


242. 

247. 

©a. t. $önigreit$ 2Biirttctnberg 

^arlöru^e. 

SRannljeim. 

3 — 

3 — 

2 1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

- . — 

2 


5 2 

2 


©a.i. @ro§^er 3 ogt^um Saben 

5 ! 1 

2 1 

2 


— — 

2 

— 

— — 

— 

250. 

SRainj. 

1 1 1 

_ 1 

_ 


_ _ 

_ 


1 ; — 

2") 

256. 

Offenbar (SanMrefö) . . 

1 ! - ! 

1 

— 

— 

— — 

— 

— 

— 1 — 


266. 

SBormS. 



— 

— 

— — 

— 

— 

1 — 

— 


©a. i. ©rof^erjogtljum Reffen 

(Sifenadj. 

Sraunfdjmcig . . . . . 

©ottja. 

Sübed. 

Sremen. 

Hamburg. 


l 10 / - 

— 6 


Tabelle II. Ueberfidjt lt a dj Staaten« 


Sßreu&en. 24 12 9 j — 2 | 6 1 2 11 12 I 15 11 

Sägern. — — — | — — j — — — | — — l 2 

Saufen. 2 1 — — — j — — 1 ; — 1 — 4 

SBurttemberg. 3 1 — 1 _____ 5 2 2 

Saben. 5 12 2 — i — — 2 — — 1 — — 

Reffen. 2 1 1 — — — — — 2 — 2 

©arfjfeit-SBeimar .... 11 : — — — — — — — — — — 

Sraunfcbrocig. — _ — — — — — — j — — — 1 

©ad;fcn*(£oburg*©otlja . . l 1 — — — — — — — 2 — — 

Sübecf. 1 — lj— 1 — — I — — — — 

Sremen. 2 1 ; — — — — ! — — ! 1 — — — 

Hamburg . . . ...| 1 1 - | ! _ 1 1 — _ 6 _ 6 _J_ 1 

Summa ... 42 ; 18 | 14 2 4 6 1 6 | 2 28 24 23 

>) 311 jmei göllen ift baö (5Semerbcgeiirf)t ol? CSininiingbaml nur »du Seiten einer ^nvtei nngeruff.n. 3 m elften ftnl« fant oliuc Sljätigrcit beä CinigungSamlS fofovt r. 
CTitfcglcid) ju Staube, im anbcrcu fyallc lernte ber oubere 2t)dl bic Anrufung beb G:nigung#intcd nb. $iu brüten ftallc bat ber iUu|it>cnbe Dcrbatibelt, bte Streiiigfeit ift bann at:: 
of)iic »nrufnng beö ( 5 inignng«.imt 3 crlcbigt. — 2 ; Später bur,1) ulagc crlcbigt. — 3 ,t Sic Parteien riefen tu einem g-aüe bie »evionlnljc Bermtttclung beä »orfifeenben an. Sic fjierh- 
erjiclte Bercinbarung mürbe and} jur (Sruublage einer fpäteren (yinignng. — IGMirbc citebigt burdj prionie Brrcinbarung ber Parteien tmr gecidjtlidjcr Berhnnbliing. - ; ’) HuSfpcmutf 
fänmitltdjer Bauarbeiter. Sie Bcrmittelung nmrbc fpätcr 00 m Cberbürgetm-’lftcr übernommen. — {] i Beilegung ber bejügltdicn Siffercnj mürbe bie Anrufung fofort irieber jurü? ; 

genommen, cf)e uod) bab Ginigung«amt in Sfjättgfcit getreten mar. — 7 > 3 TI einem ftaüe fain mii bent Sibettgrbec nnb ben »crtrcleru ber ?dbeiter eine Berfttinbigung 511 Staube, tr *..1 
jebod) roegeu ber uoibefjaltcnen nnb oou ber aiefammtbeit ber ?lrbctlct abgclcfjtrtcu isaulimigung unmirlfam blieb. Jnt jmcilcu ftaiie lehnte ber Arbeitgeber iebe weitere ©ertjanblunq atf. 
rocil bte ffiertccter ber Arbeiter nldit jn beu »on ihm felbft befdjaftigten 'Jlrbeitcnt geljoucn. — K ) Sas Gmigungc-aait tft jmar xmei i'tal fetiena bcu Arbeiter augerufen morben, jebodj nur 
ein SDJal, nnb »oar jutti größten Shell of)uc Siefultat in Sbatigfeit gemefen. Sab jmcite Btal fdjeiterte ber ®crfud) au ber Sü'cuernng ber Wrbettgebcr atidj itiretfeitS ba§ CStnigungsarr' 
anjurufen. — Sab (Semcibegcridjt Ift nid)t alö (iintgungbamt betreut, fonbcrn nur beiten Borfiiienber futigirt jugteid) and) al« Borftbeuber bcci öinigungöamle». — 1 ’) Sie SCIjätigfelt t-: 
«tuigungOamt» in bem einen fjaOe enbeic batnit, bafe gletd; ttac^ Beginn ber Berijanblnng be« tSIuljungJiamt» bie firelfcnbcit öelmlfcn bie ?lrbeil mtcbci aufnaf)men. 

®atl ^egmann» »erlag in Berlin W. »lauerftrafee 44 . — (Sebrucft bet 3uliu$ ©ittenfelb in Berlin W. — »erantroortlidb für bie fRebaftlon: Dr. 3. Safirow in <B>atIoti«tburg*8erIiji-