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SCHOpt.
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§as (Staofrbejeridjl.
ttltttfyeÜungen bes Vetbanbes beutfcfyer (Bewerbegericfyte.
3ugleid|
$eüage ?ur „Rialen Praxis“.
Reba&itonsausfdjujj: Staötratlj Dr. fkfcß, Sranfcfurt a. HI. unb Hlagiilratsaffcjfor £uno, Berlin.
Qerausgegeben Don
Dr. §. $a|irott>
in Berlin.
1. tmfe 2, §aJpgatt0.
2fyril 1896 bis September 1892.
tftit Sad}=, (Drts* unb 2Iutoren = Hegifier.
I
©ie HJttitbetlungen beß ©erbanbcß beutfdjer ©emerbcgericbtc mürben im 3>uli 1893 begrunbct unb erftbienen
aunüdjft im Hinang ju ben „©lättern für fojiale ©tajiß", welche bon Dr. 91. ©rfitfner in ftranffurt a./3Ji.,
feit 3uli 1894 bon Dr. 3 . 3aftro» in ©etlin betaußgegeben mürben. ©iefeß ©erbültnife bauerte aunüdjft
linberfinbert fort, alß auß ber ^Bereinigung ber ©lütter mit bem „Soaialpolitifcben ©entralblatt" im Slpril 1895
bie SBodjenfdjrift „Soaiale Sßrajiß, (Sentralblatt für <So 3 iaIpolitiI" ^eroorging. ©eit bem 1. 9(pril 1896
mürben biefe äKittbcilungen unter bem Jpaupttitei „©aß ©emerbegeriebt" ju einer SJionatßfcbxift umgeftaltet,
melcbe fomobl fetbfiftünbig, mie audj alß ©eigabe aur „(Sojialen ©rayiö" erf^eint. ©er erfte Jahrgang biefet
SRonatßfcbrift umfaßt bie ßeit bom Slpril 1896 biß September 1896, ber ameite bie bollen 12 SHonate bom
Oftober 1896 biß (September 1897. ©iefe beiben Sa^flüngc finb in bem borliegenben Snbaltßberaeitbnifc
enthalten, (©aß Unbalißberaeitbnijj ber früheren ÜJlittbeilungen ftnbet man in: „©lütter für foaiale ©rajiß",
^albiabr II, III, IV unb „©oajale ©rajiß", Safagang III/IV, V.)
^prlaa««?lr1:to 27 m
Insults
<®ie fetten galjlm Be^eid&nett ben Sa^rgang, bie mageren bie ©patte.)
I. g>ac$regi|ler.
(®ic mit * &ejeicf}iiften Seiträfle ftnb Ieitenbe «uffäfee.)
(©tattfttf bet ftechtfprechting f. u. „«dgemetne«".)
Ärirfa - Qtaaetbmbmnig.
Xitel V 31 im allgemeinen.
3ft ein Serfmelfter, bet aufterhalb be« Betriebe«
t^dtig tft, aL 8 gabrifarbelter anjufeljen? ... 1 , 4
©eroerbegefjülfe ober HanblungSgehülfe?. ft, i
(Seftnbe* ober ©eroerbegehülfin ?. 1 , j
«ehört ein X^ierbfinbtger ln einer Menagerie in ben
„gewerblichen «rbeitem"?. ft, 2t
Häuferbau al« ©cwerbebetrleb. Snwteweit tft ba«
öewerbegerlcht für «lagen gegen ben Haus eigen*
thümer juftänbtg?. 1 # 71
Sft ein «r^tte», ber für tyrtoate Saupläne fertigt
unb bie Bauleitung übernimmt al« ©cwerbe*
tretbenbcr anjufeljen?.1, it
Sft ba« ©eroerbegerldjt wftänbig für bie «lagen ber
Im Setriebe ber Sfcrbe*«ifenbahnen bcfödfttgten
Serfonen?.Ä, 72
Sft ba« @eroerbegertcf)t juftänblg für bie «läge eines
«riiften (fflown mit brefftrlen Hunben) gegen
ben Snbaber eine» ©pcjfalttätemXIjeatetS? . . 1, 43
Sft ba« ©ewerbegertcht juftänblg für «lagen oon
öe^tlfen ln SaubfchaftSgärlnerelen?. »,115
3 ft ba« ©ewerbegertcht für Taufmännlf^e ©ehilfen ln
gewerblichen Betrieben juftänbig?. 1 , 87
Sft ba« ©ewerbegertcht juftänblg für «lagen beS
Binnenfthlffer«? ©hroerlcfcung.ü, 120
Segrtff be« «rbeitgeber«. 2>er 3 nfjaber eine« Stenft*
mann* 3 nftttui« ift nicht «rbettgeber ber Slenft*
männer. Sa« ©ewerbegertcht tft hternach für
©trettlgletten jwlfchen ihm unb ben Xlenftmännern
nicht mftänblg. 1 , 29
©tnfthtebung etnet 3 ®tf^enanlemehaierS . . . . », 22
Haftung brttter Serfonen für ben »röettSlohn ber
Bauarbeiter. 9 72
Oirb ber Sauunternehmer burcö ben 00 m Äolonnen*
führer gefchloffenen Bcrtrag unmittelbar ben
«rbettem gegenüber oerpütchtet? . 30
ogt iu 8 122 (Sollmacht Heimarbeiter).
8 100 e.
Sft ber Sehroerfrag giftig, ben etn nicht jur Snming
gehöriger Metfter entgegen bem Setbot be«
8 100 « bet ©ewerbtotbnung abfcfjllefet? . . . l, ie
8 lis.
«ann auch *>er oertragSbtüchige «rbelier ein Beugntft
forbern?.», ßs
SnhaU be« 3eugntffc«. Sft ber Sufaft juläffig, bah
bafl 3engnt| nur ln golge be« Urteil« be«
©eroerbegertcht« ertheilt roerbe unb bah gegen
ba« Unheil Serufung eingelegt fet?. ft, 01
Sft ber «rbettgeber, bet bem «rbeitSjeugtilft gegen
ben ©Wen be« «rbeiter« eine «ngabe über ben
«ünblgungSgrunb iiifügt, fchabertSerfaHpfad>tig ? ft, «
§ 115
f. 8H9».
§§ 116, 115 a.
Xrurfocrbot. Rcnm ber «Tbeltcr ben Xfjcil feine«
Sohne«, ber mit feiner au«brikfli<hen Genehmigung
btreft an einen ©chanfrottth für entnommene
©aaren abgefüljrt ift, oon bem «rbetfgebet in
SaarjaljUmg oalangen?. ft, 15 1
8 115a.
Sofjnjahlung auf ©runb etner «effton. Sarf bet
«rbettgeber bfefe geltenb machen, wenn ber «t*
beiter feinen Sohn nldjt am SäOigWtStage,
fonbem erft nachträglich forbert.
8 117
f. § U9a.
§ 119 a (auch §§ US, 117).
„Brämlen" für erhöhte «rbeUSlelftung neben bem
feften Sohn, ©ine Sefttmmung ber «rbettSorb*
nung, wonach folche Srämten nur jur «uSjnfjlung
fommeu, roenn ber «rbeiter bi« ju einem gerotffeu
3ettpunrt ln bem «ibettSoerhältnth oerbleibt, Ift
rechtsungültig.
10 ©leichheit ber «ünblgung«frlft. ©eiche golge tritt ein,
roenn ungleiche grlftcn bebungen ftnb?. . . .»,15.99
Siegt folche oor, wenn fleh ber «rbeitgeber cm«be.
72 bungen hat, ben «rbeiter jeberjeii |n entlaffen,
f obalb er mtt ihm nicht jufrieben tft? . . , .ft, cö
Sft eine Sufage gültig, b. ft ber «rbeiter nach ße*
43 enbtgter Seljrjeit noch eine befttmmte Seit beim
Schrmeifter bleibe?. % 29
Sft eine ©ntlaffung gerechtfertigt, roetl ber «rbeiter
bem reotbirenben Soltjeibeamtm unrichtige «n*
gaben über ben Setrieb gemacht habe? • ... ft,
Sft ber «rbeiter, ber oor «blauf bet «üublgmtg8frlft
entlaffen roorbeti ift unb für bie Beftjelt bejafjlt
fein roitt, oerpfltchtet, bie «rbeit roteber aufju-
nehmen?.t,
öntfchäblgungSanfprnch eine« entlaffenen «tbetter«.
©Irb berfeibc baburch blnfdatg, baft ber «rbeiter
fleh »elgert, bie «tbelt wteber atofjunefimeit? . »,
§ 124.
«ann ber «rbeiter, ber bei ©tüdlohn ntcht au«»
relchenb befchäftlgt Ift, bte Slfferenj irolfchen
bem SurchfchnittSlohn unb bem wirtlichen Sohn
clnlfagen ?.1,
Hat ber flfforbarbetter «nfpruch auf ©ntfehäbigung
für bte geit, rodhrenb welcher er wegen Material*
mangel« fttaiiegen muftte?.*,
3>arf etn Mäbcheu ben Stenft oeriaffen, wenn In ba«
thr angewtefene ©chlafjimntet ju einem anberen
Mäbchen etn Mann eingelaffen wirb? .... 1,
8 134, 124B.
*, 115 kWe ©ntlaffung bet «fforbarbeiiem ! ! ! ! ! 1,84.3« I ^ at ^
SoOmacht. Sft ber «rbeitgeber haftbar, wenn er einen
Sertreter beoottmächtigt hat, «rbelfer mtt Se*
fchränfung ber gefeftltchcn »flnbigung«frtft cm»
»unehmen, ber Seoonmächligte abet ohne folthe
hat, auch bann 6chaben«erfaft ju letften,
wenn er nachher 00 m «rbeitgeber gemtfthanbelt
worben ift?.
Sefchränfung engagtrt hat?.», 107 ftortfefcung be« Sehroerhältnlffe« troft Serfauf be«
Unter welchen Umftänben ift ber Heimarbeiter ä!8
©ewerbegehttfe tm ©inne be« § 122 ber «ewerbe*
orbmmg asipfehen?. 7
8 123 (ogl. 8 iss b).
„©ntroenbuug" al« «ntlaffungegtunb?. ft, 16
„Unterfchlagung- alt «ntlaffung«gnmb?. ft, 22
3U bie «ntlaffung be« «rbeiter« gerechtfertigt, ber
wegen einer 8reifjeU8ftrafe einige Sage oon ber
«rbeit fortbleibt?.. 6
Rann ber ©chlffbmann wegen unbefugten Seriaffen«
ber «rbeit entlaffen »erben, well er ba« ©chiff
wteberholt Sacht« oeriaffen hat? .... 1, 16 -I 6
Sft ber «rbeitgeber berechtigt, ben «rbeiter ntcht etn*
juftelleu, w«t bcrfelbe nicht |U ber fepgefc&ten
©lunbe, fonbem 2 ©luftbeit fpäter mr «rbeit
§ 182.
©a« ift etn „fcftriftlicher Sehroertrag" ?.
§ iss.
Unter welchen Umftänben berechtigt Unfätjtgfelt jur
fofortlgcn ©ntlaffung eine« ©crfmelfter«, 3elch-
ncr« 2 C.? Segriff ber „wlchttgen ©tünbe" . .
9 18ÖA.
©ehört ein 3 u f$netber tu ben «ngeftedten häheter
16—16 3 ^ etn Shlerbänbtger ben höheren «ngefteOten betju*
lählen?.
I 183 b (Ogl. § 123).
erfchelnt?.1, 41 3ft ^tebpahlioerbacht unb Borleben etn wteftttger
Sft bie CntlaffHng eine« «rbelier« wegen 3«fpäh
fommen« gerechtfertigt?. *,32
3ft e« eine „grobe Seletbtgung", wenn etn «rbeiter
einen Sertreter be« «rbeitgeber« al« „©tretf*
brecher" bcjetchnet?.1, 29
©hroerlegung (Schiffer gegen XtreTtion).», 125
Haben ungerechtfertigte Hanblungen be« «rbeitgeber«
auf bte Beurteilung rachfolgeuber beleiblgeitbcr
«enfterungen be« «rbelier« ©influft? ....», 21
Rann ber «rbeiter, ber wegen Rrmifbett fortgeblieben
ift, entlaffen werben, roenn er fleh |«r Sortfeftung
ber «rbeit melbet?. 15
©irb ba« «rbeitSofThältnift burefj ©rfranfung be«
1 «rbeiter« oon felbft aufgelöft?.», 43
I „Uitgchorfam" als ÖntlaffmtgSgnmb?. ft, 116
| Rann bev «rbeiter entlaffen werben, weil et ben «n*
I orbnungen be« «rbeitgeber« in Stiug auf bte j
1 fjäiwliiljcn ©inrlchtungcn nicht naiijgefümrnen ift? ft, 11 li
©runb jur Söfung be« «rbettBoerhäliniffe« be«
©errmelfter«?.», 113
$§ 134a bM 184«.
2>te SledjlSfraft ber «rbeit«orbnmtgfn. ©a« gehört
baju, baft etne «rbettsorbnung al« rechtmäfttg
erlaffni unb al« rcchtSoerbinblich für bie «rbeiter
betrachtet werben fanu? Muft tnSbefonbere ber
«rbeiter beit «uSfchluft ber RünbtgungSfrtft ln
einer oorfchriftSmäftlg erlaifcnen «rbcitSorbnung
aud) bann gegen fleh gelten Iaffcit, wenn bie
«rbeitsorbnimg ihm nicht befjänbtgt tft unb er
fie auch ,lif ht gelefen hat?. »,37
§ 134 b.
IJlothrocubigcr guhalt ber Wrbctt«orbunng. Haben
allgemeine i ereinbarnngen 3 wlfchcn ben «rbcüent
unb bem «rbettgeber neben biefent Snhnlt
©iitigfeit?.», M
142663
3ft in t>er Arbeitiorbnung eine Strafe für ben fraß
oorgefegen, bat bet Arbeiter bte Aibelt oerlügt,
fo ift btefe Strafe aueg bann omtenbbar, wenn
alb enotefrn angefegen rotrb, bafc er barauf aui«
gegt, bte ©ntlaffung gerbetiufügren.», 106
tefefe, betr. bte •eneebegeti^te.
§ 2 .
Sgl. oben 9lel<gi*©ewerbeotbnung. Sit. VII trn tflg.
3ft bai ©ewerbegertegt für Klagen aub einem oer*
tragimäfjlgen Äonfurrenjoerbot luftänbtgf . . 1, 86
8 21.
SröHt aueg bab unentfegulbtgte Auibletben aub
Slenar» unb Auifftu&pgungen unter ben § 21
bei ©eroerbegerlegtigefegei?. ft, 4t
9 27.
Ablehnung oon »eintet it beb ©ewerbegeriegti, »eil
Pe ein perfönltegci 3ntereffe am Huigang bei
Strettei gaben f. *,86
$ 80 .
©trb ble Berufungifrtp bureg ble tm Sartelbetrfeb
gefegegene 3ufteßung beb Urtgetli in Sauf
gefegt 9 . *,23
§ 42.
3ft ber ©tnfprueg rolrffam eingelegt, wenn ble ©in*
fpruegifegrlft ntegt unterfegrieben ift? .... 1 , 29
§ 51.
3ft |>aft tur ©riwtngung ber gortfegiing beb
Arbettioergältniffei julüffig?.*, 13
9 65.
BuIäfPgfett ber Berufung, wenn ber ©ertg ber oon
megreren Klägern in etner Klage geltenb ge»
maegten Anfprficge 100 Starr überfteigt? . . . *, 8
©trb bureg ble Ergebung einer ©Ibernage auf megr
alb 100 Starr auig bab Urtgeit über ble SorHage
berufungifäglg ?.*,124
©ertg beb Streitgegenpanbeb bet ber Klage auf Aub»
fteflung etneb 3eugntffeb. SuläfPgreit ber Prüfung *, 124
3n welcgem Seiipunft mug ber Serjlcgt auf 3u*
fteßung beb Urtgetli aubgefproCgen werben, um
wirffnm iu fein?. *,28
8 57.
3n gewerbegertcgtltegen Streltfacgen pnb auig ble
Scgrdbgebügren, weUge tm 9tecgtbgülfe*Serfcgr
bet ben orbentliigen ©erlegten erwaigfen, ntigt
tu erfegen. *,66
§ 66 .
Bebeutung etneb oor bem ©Inlgungiamt geschloffenen
Bergtetegi. Kann ber elnjelnc Arbeiter baraub
Wecgte gerieften, obroogl ber Arbeitgeber mit
igm abweligenbe Bebtugungen naegträgltcg oer>
etnbart gat?.*, 14
ftonhenvetßdfcntiigjseftfe.
8 7 .
3ft ein unregelmügtger Arbeiter franlenoerpegerungi*
pplegttg ?.*, 56
8 6.
3ft ber Prüfung ber Buftfinblgrett bte Saegbarfteßung
ber Klage iu ©runbe iu legen?. *,73
Ciuilptoieiorbnmig.
(Beroeiilaft f. u.: ©emetne« ^rioatrcigt ?c.)
§ 8-
ffi.’rtg beb 6 tteltgegenftanbeb bei ber Klage auf Aub-
fteflung eineb 3 eugnlffei. hat bab Berufungi»
geriigt bte ffiertgfeftfegung beb ©erocrbegeriigtb
natgjuprüfen?. *,57
§ 232.
Können Anfprücge, bte oor ble ©eroerbegertigte ge*
gören, mit foltgen, für weltgc bte orbcntltcgen
©erlegte juftdnblg Pnb, oerbunben werben? . . *, 43
§ 255.
3 aglung beb Sogncf bureg Angabe oerfcgloijener
iüten. ©er gat }u bewelfen, ob ble Sütc ooß;
lägltg war?. *,97
§ 774.
3P $>aft tur ©riwtngung ber gortfegung beb Arbettb»
oergältniffeb juläffig?. *,13
(Dem eine« $rinatted)ty fanbredjt jc.
Afforbarbcit.1, 83-30
ARorblogu. gp ble Klaufel gtlttg, bag ber ATIorb»
arbelter, welcger ben Afforb (fretwlDlg ober ge*
twungen) litcgt ferttgfteQt, nur Stunbcnlogn
ergalten falle?. *,98
Sogntaglung für Feiertage. 8 , 57
Stug bet Arbeitgeber bem Arbeiter Sogn für bte*
jentge Seit tagten, wägrenb weiftet er wegen
Arbeitbmangetb bie Arbeit mgen lägt, ogne ben
Arbeiter ju entlaffen?.», 65
Stegt beiu erfranften Arbeiter ein Anipruig auf Sogn*
taglung wägreub ber 3ctt ber ©rfraufuitg tu? . *, 72
hat ber Arbeiter Anfprucg auf gortiaglutig beb
Arbeltblognb wägrenb etneb bretwöigtgen SRtlliär*
blenfteb?. ....*, 66
Slug bet Arbeitgeber bem Arbeiter Sogn für bte Seit
tagten, wägrenb welcger er wegen ©cbmangcli
ble Arbeit rügen lägt, ogne bte Arbeiter tu ent*
taffen?.1, 27
hat ber Arbeiter, ber tm ©oigenlogn ftegt, Anfprucg
auf Beiaglung oon Ueberftunben? Kann für
Ueberftunben, bte ben Borfegrtften über einen
Stajtmalarbeltstag sumtber gelelftet Pnb, über
gaupt 3aglung geforbert werben?. *,99
©rteger Sognfag tft bem Aibdter tu geraägren, wenn
bet ber Annagme nlcgti über bie fiogngöge oer*
etnbart tft?.*, 105
Sie Anwenbbarfett bei Seutfegen Buegbruefer*Tatlfi 1, 80
3ft bte Seretnbarang gültig, wonaeg ber auf SCrinf-
gtib geftellte Beblenfiele notg einen beftlmmtcn
Betrag an ben Stenflgerrn ju tagten gat? . . 1, 71
Bebeutung einet Bereinbarang twlftgen bem Unter*
negmet unb feinen Arbeitern über bie Be*
fegränfung ber Arbettitett tum 3®«<* 6« Ber»
melbung oon Arbcltercniiaffnngen.*, 6
Kann ber Btenftniietge*Bertrag, ben ber Sorbepfcer
etnei ©efftäfti mtt bem Arbeiter gefcgloffen gat,
oon bem neuen 3ngabec ftlßfcgwelgenb fortgefegt
werben?.1, 80
Smoiecoett tft eine Abrebe blnbenb, tn ber Pcg betbe
Zgetle oerfpreegen, bag bai Arbettioecgältntg
bauernb fein foQe?. *,43
haftet ber Arbeitgeber für recgtteltlge herauigabe ber
Segttlmattonipaplere an ben ausgetretenen Ar*
beiter?.*,107
Scgabenerfag wegen Stcgtauigäubtgung bcrOulttungi*
farte. ©trb folcger babureg auigefegloffeit, bag
ber Arbeiter oerabfäumt gat, bie tur ©rlangung
ber Karte geeigneten Segritle tu tgun? ....*, 115
Berecgnung ber ©ntfegäbtgung wegen fünbigungilofer
Sntloffung naeg babifegem fianbreegt ....*, 21
Können bie Arbeiter oom »ertrage turüeftreten unb
Scgabenierfag forbern, wenn ber Arbeitgeber bte
Bebtngungen bei Sertragei ctnfeitfg änbert?. . », »0
Kann tm ©eblet bei preugtfegen fianbretgti ber
Arbeltioertrag bureg einfettigen 9tü cf tritt jur Auf*
löfung gebraegt werben?.8, 12 t
3ft ble Hbmclbung bei Arbetteri bet ber Kranrenfaffe
fettend bei Arbettgeberi a!i Ginwtfltgung in bte
Söfung bei Arbeitioergältniffci anjufegen? . . *,123
3wetjägrtge »eriägrungifrtft bei preuglfcgeu tteegti
für Arbettilogn. ©Ut biefelbe aueg für fficrl*
metfter?.1, 42
Boflmacgt. Sgl. su 9leicgi*©ewerbeorbnuitg. 8 122.
SBerfaffmtfj unb SBcrfa^re«.
(3nnungi»Scgiebigericgte f. u. „Aflgemetnci*'.)
äJegnabtgiingigefuct} wegen Orbnungiftrafe. 3°*
ftänbigfelt bei prenglfcgen hanbelimtuifteri . . ft, 116
* Serufungifumme, «rrelcgen ber —, bnteg Serbtnbung
megrercr Klagen.
I. Som Slaglftali<Affeffoc ©. ©uno.
II. «tnfenbung oom Königllcg. ©ewerbegertegt
Köln.1, is-15
©erlegtiftanb, Ser oerelnbarte — im geroerbegertegt*
Ilftcn Serfagren. Son (f) ©eg. Sufttjratg
o. ©ilniowift.*, 44—47
©ärtnergegülfen, Secgtifteßung ber —.*, oo
—, Sie recgtllcge Stellung ber beulfcgen. Son
Ag. Stüller, hamburg.*, 127—129
©efegeeteste. («ewägrung oon — an ble Seipger . *, 1 io
Segroergällntg, 3ft für Streltlgreltcn aui bem — bie
3nnungibcgörbe ober bai 3n»mngi*6cgiebigericgt
luftänbig? Son Kreligertfttiratg S. hilft *, 10 s —110
ftegreganfprücge, UnsufiänbtgteU ber ©ewerbegerlegte
für —.*, 110
Scgucßigfeit bei Secfagrcni beim ©ewerbegeriegl ©otga 1, 3 1
Stempelfrcigeit ber ©ewerbegertcgi»Scgteb0fprü(ge tn
Sreugen.1, 48
Sageisett ber Stgungen bei ©emerbegerfegtf . . . *, 116
©aglen, Serlegung bet Slün(gener©ewerbegertcgti* —
auf einen Sonntag. *,68
Buftdnbigreitifragen, Sletnungi«Huitaufft über —
iwtfegen Amtigerlegt unb ©ewerbegertegt Stettin *, 47
Sufteßung bei ©ewerbegeriegti an Auildnber . . . *, 58
(Smigtmgdihttter»
(Stattptf f. u. .Hßgemetnei-.)
Arbettinaegweti, ©tntgungiamt unb —.1, 88
Safel, Sermtttelungiamt tn —. ft, 49. 110
Serltn, Ser Slagtftrat — oor feinem ©ewerbegertegt
all ©inlgungiamt. *,16
Sranbeuburg a. h>» ®ai ©ewerbegertegt iu — ali
©tnigungiamt.*, 9
Bremen, (ftufgungidmter am ©ewerbegertegt —. Son
Dr. A Blenbermann, Sorflgenbet bei «e-
werbegeriegti Bremen. ft, 74-77
Buftbruefer» ©ewerbe, ©Inlgungidmter tm fran*
löftfcgen —.»,101
Buegbruefer»6tretfi, Sie Sgdttgtett bei ©tntgungiamti
fieipilg tur Sergütung etnei bentfegen — . . 1, 17—18
Seift, ftabitMlintgungiamt unb Segiebigericgt tn — *, 50
Siamantfegleifer>Auiftanb, Ablegnung bei ©inigungi»
amtei tm — in hattau. Begriff ber Arbetti*
ftrelttgrclt.», 48
©lnlgungiamti>©efegei, Bewdgrung bei engllfcgen . ft, 120
©nglanb, ©inigungidmler tn — 1895 . ft, 24
—, ©efeg, betreffenb bte ©tntgungidmter tn — . . 1, 78
—, Sie Stegiftrtrung ber frelwlßlgeu ©inlgungidmter
tn —.», 10
Slfagdotgrtngtfegen, Uusuftdnbtgfett ber — ©ewerbe>
gerügte für etnlgungiamlllege Sgätigrett . . . *, 78
granfreteg, ©Intgungiämter tn — 1896 .», 100
—, Sai elntgungi* unb feglebigeriegtltege Betfagren
bet Arbeltietnfleßungen tn —.*, 9
hafenftrelf, «inigungidmler tm — tn homburg unb
tn Bremen. *,88
Konfeftion, ©rgebungen bei ©ewerbegeriegti Berltn
tn ber h«r«n» unb Knaben* —.I, 19
-, Bertegt über bte ©rgebungen, erftattet oon
gabrirant O. ©etgert .1, 80-88
-, Segtebifprueg bei ©ewerbegeriegti Berlin tn bem
aßgemeinen Auiftanb ber Serltner httren* unb
Knaben* —.1, 77—80
Konfefttoni*6tretf, Ablegnung bei Scgtebigerlegti Im
Berliner—.», 16
Korbmacger*6trelf, Sai ©ewerbegertegt hant&urg a ii
©inlgungiamt tm — Aßgemeine ©rfagruugen.
Son Dr. S. Äoaef, Sorpgenber bei ©ewerbe*
gertegti haniburg.1, 44—46
Slatni, ©inlgungidmter am ©ewerbegertegt — . . *, 111
Slagregelung, »aegtrdgliege — oon Sertretem oor bem
©tnlgungiamt tn Köln.*, 48. 101
<ftcu*6eelanb, StrettSergütung unb ©tntgungidmter
tn —. *,79
9tem»2)orf, Sgätigfeit bei ftaatltcgen ©Intgungiamlei
unb Segiebigerlegtei tn —.», 49
SorbofUBagn, Segtebirtcgterltcge Segltegtung ber
Streittgfeiten iwtfegen ber engltfcgen — unb igren
Angefteßten.»,116
Stuttgart, Sai ©ewerbegertegt — ali ©tnlgungiamt.
Son Dr. @. hartenftein, Borfifeeiiber bei
©ewcrbegerlftli Stuttgart. *,77
Scgmtebeftreif, Sai ©ewerbegertegt Königiberg ali
©tnlgungiamt tm —. *,24
Segugmncgcrflreif, Sai ©Inlgungiamt tm Serltner — *, 78
—, Beilegung bei — tn Slatni bureg bte ©ewerbe*
gertcgta*Borpgenben.1, 80
Slfeglerftretr, ©lutgungiamt tm Kieler.», 125
©ürjburg, Seglctifprucg bei ©ewerbegeriegti — . .1, 74
Simmererpretr, ©tntgungiamt tm Bforjgetmer . . *, 120
©utaifytett unb Anträge«
(Statlftlf f. u. „Aßgemelnfi".)
Anträge im ©ewerbegeriegt öcra: Sogubücger, ©oegcit^
Iögnung, «rbelt^jcttel. 1 , 6
Arbettiorbnung, Sulnfftger 3ugaU ber —. ©utaegten
bei ©ewerbegeriegti Sortmuub. *,07
ArbeUioergällTtlffe, Anträge betreffenb — berfläbtifegen
Arbeiter ln Köln unb 3?ranffurt a. SH. ... 1, 40
Aufruf ber Arbeltncgmcr-Beefiger bei ©ewerbegeriegti
haße (©cPnbeorbnung, faufmänntfegei ferfonal,
Bcrufungii'umme).1, 10
Bauarbeiter, Schüfe ber — gegen fiohnoerlufte. An«
träge Im Geroerbegertcht Berltn.1, 80
gaugeroerbe# Petitionen beb Geroerbegertchll ‘Erter
gegen JWlgftänbe im —.1, 74
$aulbfener# Stnb — unb fsSehtnnen ber Reftaura«
teure je. Geroerbegehtlfen ober Btenftboten? Rn«
trag beb Geroerbegerichtl Berlin unb DHnlfterial*
Gntfältegung.ft, 68
SnnungfcRooelle, Gefahren ber —. Rnlrdge ber Ge*
roerbegerldjte Stuttgart# granffurt a. JDL# Berlin b# 100
ßofenbücher für Okra. Beben Een ber gabrtfanten . 1, 20
8o&ntai)iungltage für Bortmunb.ft# m
geugnil über RQrlUQlett# Anfpruch bei Arbeiter! auf
etn—. pienarbef<hlugbelGcroer6cgerMhtf$anau 9, 33
&ttgeitteittt& Mar @e&ediegmd|fe uub
Slr&ett&toertrag*
Arbcttlorbnungen# Rechtlperbinbltchfett ber — . . . 9# n
Arbeitsertrag# Belgtfcher Gefefeentrourf# betreffenb — ft, 1
Arbeitsertrag, Ber — auf ber Berliner fteroerbeaub«
fteüung.1# l
Rrbeltliettel# Verbreitung ber —. Vorgehen bei Röntg*
liefen Geroerbegerichtl Köln.ft# n
Arbettljettel, Reidflgefefeltche Befttmmungeu über
fio^nbfltffer unb —.ft# K
Rrbettljettel unb Vertraglbücher tn Köntglberg t. p. ft# (
Bauarbeiter# Schüfe ber — # gegen fiohnoerlufte tn
Rero^orf.1#
Belgien# Geroerbegerichte tn —.1# 76. ft# i
* Berlin# Ber Safjrelbertcbt bei Geroerbegerlcht» —
Bon Stabtrath Dr. Jt. glefch.ft# 53 -I
Beruflgenoffenfcbaft in granffurt a. BL# 3 u f a mmen*
rolrfen oon Geroerbegertcht unb —.1#
granlreitg unb Algier 1805# Geroerbegerichte tn — . ft, i
Gärtnergehilfen# Redjtlftenung ber —.ft# i
—# Bie rechtliche Stellung ber beutfchen —. Bon
Ag. Btüller# Hamburg.ft# 137—1
•Semelnbegertdjte# Bie roürttemberglfchen —. Bon
Dr. G.$artenftein# Vorfifeenber bei Gewerbe*
gertcfetl Stuttgart.1, 69—
Gef eh# betreffenb bte Äbänberung ber Geroerbeorbtiung,
Ruljug aul bem Gntrourf unb ber Begrünbung
bei —.1, 52-i
- — ogL auch »Gutachten unb Anträge*# »Ber«
banbiangelegen beiten*.
* Geroerbegericht unb ftTbeitloerirag. Bon 6tabtrath
Dr. K. glefch.1,1-
Geroerbegerichie in Beutfchlanb# Reue — . 1, 88. 48. ft#
•Geroerbegerlchteu# Bai Verlangen nach neuen —.
I. Kaufmänntfcbe Schieblgerlchie. Bon S. ft.
Becfer, Vorfifeenber bei Känigl. Geroerbe«
gerlchtl Köln.
II. Bie Sompeteni^Srroeitening bet Geroerbe*
Berichte. Bon Stabtrath Dr. R. glefch 1« 21 -
Geroerberüthe# Bte Geroerbegerichte tn ben gabrel«
berichten ber preugtfcfeen —.1#
Grogtnbuftrte unb Geroerbegericht.ft, l
©anbellmtntftertum, «rlaffe bei preuglfchen —
(ftrbeitlgettel, Ginigunglämter# faufmänntfcfee
Geroerbegerichte).1#
3nnung6*SooeIIe, Bie 3nnungl*Scbteblgericfete ln
ber —. Bgl. oben Gcfefe.ft, 1
$nnungl*S<hleblgertchte in Beutfchlanb.ft, l
gnnunglfchteblgertdjte, Bie — in ber Brasil:
I. Gtatlfttfdjel. Bon Dr. R. Gräfe er;
n. SnnunglsSchieblgerichte tn Berlin. Bon
8Ragiftratl*Rffeffor SB. Cuno .... ft# 17-
gnoalibenoerficherunglfarte, Gtnbehaltung ber — ft, 102—1
fteDnercRrbeitlnachroell bei ber Berliner Geroerbe«
Aufteilung. ST^öttgrett bei Geroerbegerichtl. . 1#
Ronfereni bet «rbelter*Beiflfeer beutfcfeer Geroerbe«
geeichte.ft#
Rranfettgelb# (Tnrechitung oon — auf Gntfcfeäblgung
wegen fünbigungllofer Qntlaffung. Rachträgltcfje
Stnroenbung.ft#
ftrupp^chen Berroaltungen# Geroerbegerlchtlfälle tn — ft,
Sofenabgüge# Heber — beim Arbeitsertrag. Bom
Geroerbegerichtl«Borftfeenben © o l f f *Offenbach
ft, 116—1
Sohnbücher unb flrbeitliettet# Retchlgefefeliche Be«
ftimmungen über —.ft, 1
Sohnforberungen# Brioilegtrung ber — tm engltfchen
Gonfurlrecht.ft,
fiöfenung# Bie — ber 3 f rgeleiar6etter. Bon ff. fl.
Becfer# Geroerbegericht3«Borftfeenbcr ber Stabt
Köln.ft, fii-
Sohmahlung unb Gegenrechnung. Bon Stabtrath
Dr. Soetbeer# Borfifeenber bei Geroerbegerichtl
Rtel.ft# 84-
Oefterrelch, Geroerbegerichte in —.ft#
Oefterreichifchel Geroerbegertchtlgefefe.ft,
Rom# Gerocrbegericht für —.ft,
Schieblgerlchie, Kaufmänntfcbe —. 3®h l ber ein«
fchlägigen Streitigfeiten.ft,
Scfeaufpleler unb Geroerbegertcht.1#
Schteblgertchte# Kaufmänntfcbe. Refolutton bei
Reichltagel .ft,
Schteblgertchte all einfimeiliger Grfafe für fauf«
männifche Geroerbegerichte .1,
I Schmeii# Geroerbegerichte in ber —.1#
61 a t i ft i r. Bie Besprechung ber beutfcheu Geroerbe«
Berichte 1896. Statifttfche Crgebnlffe.
Borbemerfung. Bon fRagiftratl*Rffefior
AB. Gunoj
BabeEc I. Ueberficht nach Gerichten;
BabeOe Ii. Ueberficht nach Staaten unb
Sanbelthellen.ft, 81-96
— ber Ginigunglämter# Gutachten unb flntrdge bet
ben beutfcheu Gerocrbegertchten 1896.
Babelle I. Ueberficht nach Gerichten.
BabeOe ll. Ueberficht nach Staaten . ft, 180-182
Streitobfefte# $öhe ber — oor Geroerbegerichten . . 1, 82
Verbreitung ber Geroerbegerichte tm Beutfchen Reich* 1—8
VertraglbrüchigfeU oon Arbeiterinnen in ber piaueuer
Sticferet - gnbuftrie. Gefefegebertfche Vorfcf)läge
aul bem Bericht bei Geroerbegerichtl .... 1, 75
Bertetchnifi# BabeDarifchel — ber beutfchen Geroerbe«
geriete.1, 7-10. 32
Vorfifeenbe# Stänbige — beim Geroerbegertcht Berlin ft, 79
Zittvcatm.
Grdb er, Bie Bebeuiung bei Bürgerlichen Gefefebuchl
für ben Arbetterftanb.ft, 28
pterftorff# Bte ffarl*3etg«Stiftung# ein Verfuch
tut goribflbung bei grogtnbuftrieHen Arbeitlrechtl ft, 104
© o 1 f f # Ber gabrlfarbeiter unb feine rechtliche Stellung ft, 36
Seriantäangelegettljeitett.
Hulfchüffe# Sufammenfefeung ber — ... 1, 10. ft# 95
Beitrittlerflürungen.1, 10. ft, ii. 3«. 60. 129
Gingänge.1, 10
Geoerbegtrt(htl«8efprechung. ft, 129
Geroerbegerichtl'ftonfereni.ft, 120
* gnminglnooeOe unb Geroerbegerichte .... 1, 49—52
• _•
1. Bie Refolutton bei Verbanbltagel.
Q. Ber Bericht bei Korreferenten# Stabtrath
Büttner.fietpitg.ft, 1-6
3nnungloorlage# ffrflärung iur —. Vom Rulfchug
bei Verbanbel beulfcher Geroerbegerichte . . ft, 69—71
— pgl oben »Gutachten unb Anträge*# »Allgemeine!*.
WUihetlungcn betr. fceraulgabe bei »Geroerbegerichtl*. ft, 121
Verbanbltag, gernerel oom —.ft, n
3ufammenfunft oon Geroerbegertdjtl«SRltgHebem aul
Anlag bei ArmenpfIeger«Bagel in Stragburg . 1# 40
Srieffaften.
Snhaltlangaben ber »Sojlalen Brajil*
Rümmer.
am Sd)lug jeber
II. ^rtsreflipfer.
(S. — ©totiflif tm 2. 3aljr0ang.)
Machen. 1# 7# 47; (Berg) 1, 7; S. 89.
Algier, ft, 50.
Allenftetn. 1, 7; S. 85.
Altena. 1, 9; 1, 32; Rechtfpredjung ft, 13; S. 87.
Altenburg. 1, 8; Sdjiebigericht für bie Bäcfer-gnnuug ft, 4.
Altenborf. 1, 7.
Riteneffen. 1# 7.
Altona. 1, 7; 3nnungl*Sthieblgcri<hteft, 17; Belfifeer ft, 25;
Gärtner ft# 127. 128; 8. 87.
Am ber g. 1, 7.
Anhalt 3nnungl‘6<hteblgerichtc ft# 101 ; S. 95.
Anflam. 1, 9; S. 85.
Annaberg i. S. 1, 8.
Anlbach- 1, 7.
Apolba. 1, 8; S. 91.
Rfdjaffenburg. 1, 7; 8.89.
Afcherlleben 1, 7.
Auglburg. 1# 7; Beififeer ft, 25; S. ^o.
Maben (Grogfe.). 3nnungl«Schieblge id)te »# 101 ; S. 83.
95. 131.
Bamberg. 1, 7; 8.89.
Barmen. 1, 7; 3ahrdbcricht 1, 10; 3nnung!«6chiebl«
gerlcgte ft, 17. 18; Arbeit!orbnungen 119; S. 89. 131.
Bafel «Stabt (Kanton). Gefefe betr. Vermlttlunglamt
ft, 49; ft, 116.
8 au feen. 1,8; 8.91.
Bapern. Kaufmännlfcfee Schteblgertchte 1# 24; 3nnungl«
Schteblgertchte ft# 101; 8.88. 95. ist.
8aureut!j. 1# 7.
Beecf. I# 7.
Belgien, ft, 112 ; gagrelbericht 1# 76; Ginigunglämter
ft# 101; Gefefeentrourf betr. Arbeitsertrag ft, 60.
Berlin. 1, 7. 8. 28; ft, 104; RechtfP«<him8 1« 33. 84. 35;
1# 41; ft, 14. 15. 38. 40. 41. 56. 64. 66. 98. 105. 107;
ft, 113; Sintgunglamt ft, 16; ft# 78; Kaufmännifche
Schieblgerichte 1, 22; gnnung&Schleblgertchte ft# 17;
ft, 18-20; 3ufiänbtgfett ft, 48; Antrag betr. gnnungl«
oorlage ft# 100; Gcroerbegeljülfen ober Blenftbotcn? ft, r>8:
Schüfe gegen Sognoerlufte 1, 80; ffflInet«Arbclt8narf)iüci8
| bei ber Geroerbeaulftellung 1,1»; Arbcltlocrtrag auf bei
, GcroetbcaulfteUuiig 1# 39; Konfeftion 1, 19; Brigfidube
in ber Konfertton 1# 6; ft, 101 ; Schiriftgericht betr. Kon*
feltton 1# 77-88; ft, 16; Stänbige Vorfifeenbe ft, 79; Bet*
ftfeer 1# 25; ft, 25; $öhe ber Strettobjette 1# 82; Gärtner
ft# 127. 128; Sabrelbertchi ft, 63 - 66; S.84. 85. 95. 129.
Bernburg, ft# 20.
Beutfeen 0V6. 1# 7; c8anb) 1, 7; (Berg) 1# 7.32; S. 87.
Btberadj. 1, 10; 8. 91.
Biebrich. 1# 9; 8. 89.
Bielefelb- 1, 7; 8.87. 131.
Steltfe. ft# 27; ft# 80.
Sfanlenburg a. $. 1# 10; S. 98.
Bocholt. 1# 7.
Bochum. 1# 7; (Berg) 1, 7; Geroerbegertchtlfälle in Krupp*
fd)en Berroaltungen ft, 50; S. 87.
Solfenfeauit. 1,9; 8.85.
Bona, ft# 50.
Bonn. 1,7; 8.89.
Borbecf. 1, 7.
Bottrop. 1, 7.
j 8osh<*gcn«Rumnicl*burg. 1, 7.
jBramfclje. 1,9.
VI
ScanbenBurg a./$. I, 7; Gfntgnngtamt *, 9; Bei*
ftb« *, 25'; S. 88; 95 ($rop.) 129.
Braunfdfmetg. 1,8; Raufmännifdje Sdjtebfgetfd)te 1, 47;
(etabt), gufieHungen an HuSlänbet *, 58; Betfiber*, 25;
3nnungS*Gd)teb$gerid)te *, 17; (Gro&b f nogtf)uin), 3n*
nung&6d?ieb8gerid)ie 8, 101; 8. 98. 05. 181.
Bremen. 1,8; ffinigungSaml*, 88. 71— 77; Beider *, 25;
Gärtner *, 127. i?8; S. 82. 88. 93. 95. 181.
Bremerbauen. 1, 8; *, eo; Betfiber *, 25; 8.93.
SreSIau. 1, 7; 3nnungS*6d)febSgerld}ie *, 17. 18 ; (Steg *
8»|.). 3nnung^*6cf}lebSgeri(bfe *, 101; S. 84. 85. 12».
»rteg. 1, 7; S. 86.
Bromberg. 3af)teSbericbt 1, 10; Gärtner *, 127; S. 85.
Brooflgn. GlnigimgSamt *, 49.
Brünn. S, 27; *, 80.
Brüffel. *, 112 .
Bübelibotf. 1,9; 8. 87.
Buer 1, 7.
Burg. 1, 7; *, 60; S. 87.
Surgfteinfurt 1, 9; S. 87.
Burf<betb 1, 7; 8. 89.
«elfe. 1, 7; S. 87.
SQarlerot. *, 112 .
Sfjatlottenburg. 1, 7; Betfiber 9, 25; S. 85.
Gfjfnintb. 1, 8; 3timing§:S(bteb$gerlci}!e *, 17; Seifiger
*, 26; (ßanb) 1, 8; S. 83. 9t.
Gonftanttne. *,50.
®an|tg. 1, 7; (2anb) 1, 7; S. 85.
Darmftabt. 1,8,89.
Seift, gabrlMStaigungSamt unb 6(blebSgerfdjt *, 50.
Seffau. 1, 8; *, 20; 3af)reSberld)t 1, io; 8.93
Strfetjau. 1, 9; S. 85.
Säbeln. 1, 8; Seipfcer «, 25; 8. 91.
Sortmunb. 1, 7. 18; 3te<btfpre<bung 1, 4. 72; *, 97. 106;
3nnungi * 6tbiebSgeitd)te *, 17. 18; HrbeitSorbnung
*, 67; ßobnjablungStage *, 111; Gärtner *, 128 ;
3aljr&8öfrict)t 1, 10 ; (8anb) 1, 7; (Betg); S. 83. 87. 131.
SreSben. 1, 8. 26; »etbtfpredjung *, 114. 123; SnnmtgS*
6cblebigertd)te *. 17; Beleber *, 25; Gärtner », 128 ;
(ßanb) 1, 8; 8. 84. 91. 131.
Srtren. 1, 7.
Xüffelborf (T). 1,7; 3mumgS * €it)tebSgcrfd)t? », 17;
Grofjtnbuftrtc linb Geioerbegetlcbtc 118; «vbeit »gelte!
1, 18; S. 89.
Sutlburg. 1, 7; 3nmmg$ * 6£bteb6ßcrid)te *, 17. 18;
3abreSbert(bt 1, 10 ; S. 89.
Surlacfj. 1, 10; S. 91.
<8ber8n>albe. 1, 7; S. 85.
(Sbtngen. *, 95; S. »1.
Ctfenad). 1, 8; S. 91. 131.
Stileben. 1, 7.
GIberfelb (!). 1, 7; 3nnung§*edjleb&gericbie *, 17;
HrbettSorbnungen 1 19; 3a^relberld)t 1, 10; S. 89.
Glbtng. 1, 7; S. 85. 129.
Glmiborn. 1, 9; S. 87. 129.
<5lfa&'£ot$rtngen, Unjuftänbtgfeit für clutgungSamiltcbe
S^ätigtelt *, 78; S. 82. 83. 95.
Slfterberg t./®. *,95.
Sit glaub, Gefefe, betr. GtnlgungSämter 1, 73. 126; Gtntguugl*
ämtcr *, 10. 24. 116; ßobnforberungcn ltn ftonfurSrecbt
*, 68 .
Grfurt. 1, 7. 47; 3nnung8*6cblebSgert<bte *, 17; Betfiber
*, 25; S. 87.
erlangen. 1, 7; S. 89.
Grfenbadj. 1» 9; S. 89.
Gfdjroellcr. 1, 7.
Sffen (Stabt) 1, 7. *, 36; 39nitug5*6d)lcbsgeciti}tc Ä, 1 7;
GeroerbeqericbtSfäUe tn ftrupp’fdjen Cenualtnngen *, 5<i;
(ßanb) 1, 7. io; (Berg) 1. 7; S. 8». 131.
Gelingen. 1,8; S. »l.
Gnpen. 1, 7.
$$ed)enf)elm. i, 9 ; s. 89. 131.
ft infterroalbc. 1, 9; S. 85.
ftlcnSburg. 1, 7. 47; S. 87. 129.
^ 0 r ft. 1, 7; S 85.
ftranfentbal t./Bf. 1, »; S. 8».
ftranlfurt a./SDI. 1, 7. 18; *, 11 «; fHedjtfprtrfjung 1, 5.
15. 27. 29; *, 6. 40. 44. 08. 98 107. 115; ijuftällblgf tt
*, 1 s; vö!)c ber Shritobjefte 1, SJ; Bcifioer 1, 25;
'.’irl'dlonaililünB 1, i%| ?tuo‘fun 1 t^ftclie Ä, 5t; Antrag
betr. ?lrbcit*DeiIuUinijfe 1, 4';. Antrag betr. 3nnur.g4'--
porlage *, um; Gauner*, 12 “; 3a!)rc*b.ru1jt 1, 10;
S. 81, 8», 131.
ftrauffurt aJO. 1, 7. in; 3nnmigS*S;litrbSgerirf)te *, 17 .
18 ; (Jieg.*Bci.) ftnuuiigojdjtcb^&ld/c *, loi; S. 85.
ftranfretdj. 9, 60; Stntgungiämter *, 9. 100 . 101 .
ftfrauftabt 1, 9; 8.85.
ftretberg t/G. 1,8; 8.91.
ftretburg i/B. 1,8; 3 nnung*s 6 d)febSgcildjte *, 18; S. 91.
ftretburg t/ 6 $l. 1, 9; S. 85.
ftrteblanb 1/64L 1,9; S.85.
ftürftcnwalbe a./@pr. 1, 7.
ftürib. 1. 7; S. 89. 131.
ftulba. 1, 9; S. 83. »9.
(ßaarben. GtnigungSamt *, 125.
Geeftemilnbe. 1, 7; Bcifitjer *, 25; S. 87.
Geislingen. 1, 10 ; S. fli.
(0elnfjaufen. 1, 9; S. 89.
GelfenftrGen. 1, 7; (»erg) 1, 7; S. 87.
Gera. 1, 8 ; Stedjtfpredjung 2, 115; Belftyer *, 25; ßofjn*
bücber, Bo^cnlöfjnung, »rbettSicitel 1, 6—29; 8. 93.
Glebldjenfteln. 1, 7.
Gieren. 1, 8 ; S. 91.
Glaudjau. 1 , 8 ; (ßanb) 1, 8 ; S. 91.
Gleirolfr. 1, 7. 10 ; S. 87.
Glogau. 1, 7 .
Gmünb. 1, 8 ; 8. öl.
Gnefen. 1, 7.
Gäpptngen. 1, 8 ; S. 9i.
^örltfi. 1, 7; Snnmtfl^ScbiebSgerlrt)! *, 18; S.85. 129.
Götttngen. 1, 7;*, 11 ; S. 87 .
Gotfja. 1, 8 . 10 ; Stcdjtfpredjung *, 38. 65; 3 afirc 8 bcvtd)t
1, 10. 3t; 8. 93. 131.
Gotteiberg. 1, 9; *, 11; S. 85.
Graben». 1, 7.
Graubenj. 1, 7; S. 85.
Grcifitoalb. 1, 7.
Grelj. 1, 8 . 10 ; »etftyer *, 25; S. 93.
Grimma. S. 91.
Grünberg. 1, 7; *, 1 29; S.85.
Guben. 1, 7.
Güftron». 1 , 8 .
$agen t./©. 1,7; 8. 87.
Hagenau. 1, 8 .
^alberftabt 1, 7; Scifi^r 2, 25; S. »7.
^all (edjroäb.*) l, m); S. 91.
©alle a/ 6 . 1, 7; Snnungi* 6 d)tebigert<bie *, 17. 18;
Hufruf bec Wrbcltnef)ntcr*»eirtber 1, 16; Jtonfereuj ber
?lrbelter*2?etpfrer », 25; ©ö^e bec Gireitobiefte 1, 32; S. 87
©amburg. 1, 8 ; *, 79; Glnigungiamt 1, 44; *, 38;
3nnung8s6d)ieb8gcrtd)te *, 17; »elfitw 1, 25; *, 25;
Gärtner *, 127; S. 83. 84. 98. 95. 131.
©amein. 1, 7.
© a m m. 1, 7.
©anau. 1, 7; föcdjtfpredjung *, io5; Siamantf^leifcr*
«uSftonb *, 48; «nfputcb auf ein $ut 8 nt{} ber e^r«
ltdjfett *, 33; S. 89.
©annooer (Stabl). 1, 7; 3nnungl<edjiebSgerid)te*, 17.18.
Stirtbfrl, 26; *, 25; (ßanb) 1, 7; S. 87. 95 (®ioo.) 129.
©arburg. 1, 7; S.87.
©artmanniborf. 1, 10 ; S. 91.
©aipe. 1 , 38.
©attingen. 1,9; S.87.
©a 9 nau. 1,9; S.85.
©ebbeiborf. 1, 9 ; S. 89.
©etbelberg. 1, 8; S. 91.
©etben^e'im. 1, io; 8. 91.
©eilüronn. 1, 8 ; S. 91. 181.
©clmftebt ( 6 t«bt) 1, 10 . 32; (Cerg) 1, io. 32; S. 93.
©erforb. 1 7.
©erne. 1, 7.
©rrifelb. 1,9; 8 . 89.
©effen (Gropf).). 3unungi:6d)tebSgericbte *, 101; S 83.
95. 131.
©effen*Süaffau. S. 95.
©tlbcSfjciiu. 1, 7. io. 47; »elfter *, 25; S.87.
©irfctjberg. 1, 7; S. 85. 129.
©öd)ft. 1, 9; S. 89. 131.
©öltningen. 1, 9; S. 89.
©örbc. 1, 7; S. 87.
©of. 1,7; 2, 95.
©openftetn f./S. 1, 10 ; S. 91.
©oqeriroerba. 1, 9; S.85.
3 a ft r o io. 1 , 9 ; S. 85.
3 e n a. 1, 8; *, 60; S. 91.
Serfit- 1, -•
Jugolfia bt. 1, 7.
3nororajlaro. 1, 7;*, <;o; S. 85
3nftcrburg. 1, 7; S. 85.
‘3ffnbnrg. einigung^amt linb WrbettSnartjnjelS 1, ItÄ,
3 i er lob u. 1, 7; l?eiftl)fr *, 25: S.87. isi.
stallen. *, so.
Stie^oe. 1, 88.
Siellei. *, 111.
ftatferilautern. 1, 7; S. 8».
Ralf. 1, 7.
Rannftatt. 1, 8; S. 91. 131.
Rarlirube. 1, 8; «eGtfprecbung 1, 6. 27. 71; *, 7. 21;
Suftänbigreit *, 48; gufammenlunft 1, 20; *, 129;
S. 91. ist.
Raffel. 1, 7; *, 28; 9?e$tfpred)uug 1, 29; Sunung«.
6d}iebigertd)te *, 17; »eipb« *, 25; 8. 9». Iti.
Raftei. 1,10; 8. 91.
Rattorotb (6iabt) 1, 7. 32; », 129; (8erg) 1, 7; (Rreli)
1, 82; S.87.
Rempten. 1, 7. 82.
Retitu. 1 , 9 ; S.85.
Riet 1, 7. 10; We<^tfpre<butig *, 8; Glnigmigiamt; «et»
R|er *, 25; $afcttSb«rt4< 1, 10; S 8t.
Rnefebed. 1, 9; S. 87.
Robleni. 1, 7; ißatib) 1, 7; S. 89. isi.
Roburg. 1, 8; *, 60; 8.93.
Röln. 1, 7. 10; fted)tfpredjung *, 72; Gintgungiaint *,
48, 101; 3nnungi*6cb(ebißertd)te *, 17; GrofelRbuftrie
unb Geiocrbegcrtcbt *, 118; Seiftber 1, 26; «trbeltijettel
*, 112; Hrbeitinacbmeii *, C; «rbettiorbnungen 119;
Antrag betr. «ibelteoerbältHlffe 1, 46; ©ö^e ber Gtreiis
obicfle 1, 82; 3ahrefiberi(bt 1, 10; S. 84. 89.
Königsberg i. 1, 7; *, 104; 9tedjtfpicd)ung 1, 42; *,
ö. 15. 22. 32. 05. 71. 98. 115; Ginigungianit *, 24;
Selfi&er *, 25; «rbeitSjeitel unb 8eitragibü($er *, 60;
S. 84. 85. 129.
Rönigibrfttf. 1, 10; S. 91
Röntgibütte. 1, 7.
Röpenid. 1, 7.
ftöMtn. 1,7; S.85.
ftötben. 1, 8; *, 2a
Rolberg. 1, 7.
ftolntar LG 1, 8.
Ronftans- 1, 8.
Roftbetm. 1, 48.
RottbuS. 1,7; S.85.
ftrefelb. 1, 7; 9ted)tfprfd)ung *, 65; S 8».
Rreujnatb. 1,7; 8.89.
ftrimmttfebau. 1, 8; S. 9i.
ftroloftbtn. 1,9; S.85.
»tu ft rin. 1,7; 8.85.
Ru im. 1, 9.
8abr. 1,10; 8.91.
ßaßouotere. *, 112.
ßambreebt. 1, 9; *, 129; S. 89.
ßanbSberg a./©. 1, 7; *, li; gabreSbertcbi 1,10; S.85.
ßauböljut 1, 7.
ßattgenberg 1, 88
ßangenbtelau. 1, 7.
ßangenbreer. 1, 7.
ßauenburg. 1,9; 8.87.
ße^e. 1, 7; Beifiber *, 25; S. 87.
ßeip)ig. 1, 8. 18; Wecbtfprecfjung 1. 16. 36; StnigungSamt
1, 18; 3nnungS*6cbtebSgcri(bte *, 17; Beifiber *, 25;
3ufammenfunft 1, 40; *, 120; S. 83. 84. 91. 181.
ßemberg. 1, 7.
ßemgo. 1, 10; S. 98.
iiennep. 1, 82; S. 89.
ßeobfdjüb- 1,9; S.87.
ßiebtenberg. 1, 7.
ßidjterfelbc (Groß*)- 1/ 7.
2iegnib- 1, 7; S.85.
Öimmer. 1,9; S.87.
ßinben. 1, 7; Beirtbct *, 25; S. 87.
ß i n j. 1, 9; S. 89.
ßlpine. 1, 7.
ßlppe. 3nmingb*£d)tcbSgcvl(bte Ä, 101; S. 95.
fiöbtau. 1, !s.
i? liefen n» aI bc. 1, 7.
ßubtolgSbuvg i \, 8; *, 95.
ßnbiolgsbafen. 1, 7; S. 89. 131.
ß ü b e d. 1. 8; Beiftbcr *. 25; S. 83. 93. 95. 130. 131.
ßübcnfdjetb. 1, 7. 82 ; Bciftber *, 25.
Üiineburg. 1, 7; *, 129; S.87.
ßugau. S. 91.
ÜWagbeburg. 1, 7. 10; 3nnung«-ed)icbSgeTtcf)te *, 17. 18»
Geroerbcgtrldjt? * f^älie in Kuiup’fcben Benoaltungen
*, 50; Betpper *, 25; 3abrfibrrtdjt 1, 10; (ifteg .Bej.)
3nnungS*€d)tfbSgerid)te *, 101; S.87. 120.
2»nlns 1, 8; einigungSämter *, Hl; 6<bubm<id)er *Gtrtfe
1, uü; S. 91. 131.
Vit
0talfiatt»8ur&ad). 1, 7; S.89.
Dtannftetm. 1* 8; Innung«« 6d)tfb8geit(ftte SB* 17. 18;
Seiftet SB* 35; gaftreBberftt 1, io; 8.91. 181.
IRarburg. 1* 7.
SRarlenburg ©./$r. 1, 9; (Saitb) 1* 9; S. 85
2Rarienroerber (Steg. - »e».), 3nnung6* ©AtebSgertcfjte
SB, ioi ; S. 85.
SRarftrtft. 1, io. SB* 79; S. 93.
äRarfetlle. Sucfjbnnfers&ongref] ft, ioi.
SReerane. 1, 8; S. 91. 131 .
IRelbrttft. 1, 7 .
SReiftett. 1, 8.
SRelle. 1, 9 .
SKelfungen. 1* 9; 8. 89.
äRemel. 1, 7; S. 85.
SRerfeburg. 1, 7; S.87.
SReferift. 1, 9; S.85.
SReft. 1, 8. SB* n. 79; S. 98.
SRtnben. 1, 7; S. 82. 87.
üittroetba. I, io; 8. 91 .
SRolenbeef* et. 3eatt SB* 112 .
IRombadj. 1*10:8.91.
SRfl&lftaufen t. Elj. 1, 7; Seiftet ft, 25; S. 87.
SRÜlftaufen t«. 1* 8. 79; S. 93.
SRftlftetm a./»b. 1* 7; Seiftet SB, 25; 1, 7; S.89.
3R Atljetm a, b. Muht, ft, 60; S. 89.
SRüftdjeit. 1, 7. ft, 26; ffledjtfpretftung 1, 86, 2, 72;
3nnung8 * 6<ftleb6gertcf}te SB, 4. 17; ©eroerbegerfttfc
©aljlen *, 58; Stifter 1* 25. 2, 25; 84. 89.
SRündjen*®labBa<$ (f). 1*7; S.89.
SKÜnfter. 1. 7; S. 87.
SRgBl oro tft. 1, 9 ; S. 87.
Waumb urg. 1,7.
Keifte. 1, 7;S. 87.
Keumünfter. 1, 7; S. 87.
ffi eunftreften. 1, 7 .
»eurupptn. 1, 7 .
Keufalj a./0. 1*9; S.85.
»eufeelanb, <5inlgung6ämter SB, 79.
Keuft. 1, 7.
Keuftabt a./©. 1,7; 8 . 89 .
»euftabt 0 ./ 6 . 1, 7.
Äeutomtf<$eL 1 * 9 ; S.85.
Steuulm. 1*9; S.89.
Keuroleb. 1 * 9 ; S.89.
SRero^orf* «talgungSamt unb ScTjlebägfrftt. 2, 49.
»orbftaufen. 1* 7 ; S. 87 .
Nürnberg. 1* 7; Seiftet SB* 25 ; S.89.
Oberläufen. 1. 7 .
Oberlabnftein. 1* 9; S. 89.
OeBlau. 1*10; 8. 98.
Oefterretdj* (SeroerbegertdjtSgefeft. SB, 26. 80.
Offenbar. 1, 8; (2anb) 1* «; S. 91 . ist.
Dffenburg t/ö. 1, 10 ; 8. 91.
Oftlau. 1*9; S.85.
Oftltgd. 1* 7 .
Olbenburg. 1* 8; gaftreBberidjt 1* 10 ; S. 91. 96.
Dplabeit. 1* 9; S. 89.
Oppeln. 1* 7; (Scg^Sej.) 3nnung8*6(ftieb8actt<fttc *, 101 .
Oran. SB* 50.
OrtelBburg. SB* 95.
Of(fter£leben. 1*9;S. 87 .
OBnabrütf. 1* 7; S. 87.
Ofterftols. 1, 9;S. 87.
Oftpreuften, «eioerberätfte. 1* 47; S. 85. 95.
Ofttomo. 1*9; S.85.
$abetbotft. 1* 7.
Saril. (BtntgungMmter SB* 101 .
Saffau. 1*7; 8.89.
Seine. 1* 9. 47; 8.87. 139.
Senlg. 1, io;S.9l.
©foriftetm. 1* 8; Ölnlgungfamt SB* 126 ; S. 91.
S^lUppepfUe. SB* 50.
Slefeften. 1* 8.
Stnnebetg. 1, 9; «fivtner SB* 127; S. 87.
SltmafenB. 1* 7. 10; S.89.
Sttna. 1* 8.
S lauen t/8. 1* 8; Setftlfpretftung 1, 15; Bertrag8brüifttg*
feit 1, 75; S. 84. 91. 131.
$lef$eu. 1*9; 9.85.
Sommern. S. 95.
Sofen (6tabt). 1* 7; 3nnung8*6cftiebagerlcftie SB, 17. 18.
©äfte ber etceltobjefte 1* 32; S. 85. 95 (Stoo.)
Sotibam. 1* 7;SB, 129 ; 3nnung8;6tfticb8gerld)te SB* 17. 18;
(SReg.*Sej.) 3nnung8*6<ftleb8gerid)te SB* 10); S. 85.
Srenilau. 1* 7.
Sreuften. 3nnung8*6d)ieb3geticftte SB* 101 ; faufmänntftc
©ffttcbSgerftte 1* 34; ©tempelf reiftet! ber ©cfttebPfprüdjc
I X, 43; Srlaffe beb ©anbcl8minifteriura8 1* 18; (Seroerbe*
I rfitfte 1* 46; Otörtner SB* 127; S. 83. 95. 131 .
Ouebltnburg. 1, 7.
Äanboro. 1* 7.
»aiftenoro. 1* 7; S.85. 129.
Sattbor. I, 7.
SRaoenBburg. 1* 10; S. 91. 131 .
Äaroitfdj. 1*9. SB* 60; S.85.
9te«fltngftaufen. 1* 7.
Stegendburg. 1* 7.
Ketdjcnbatft t/6(ft. 1*9; S.85.
Seldjenbatft t/8. 1*8.
Keitftenberg t./S. 1* 38.
Stetfftenberg (»öftm.). 1* 27.
Stcmfdjetb. 1* 7; Unjuftänbtgfcit für Stegrcftanfpriicftc
2, 101 ; S. 89.
ScnbSburg. 1* 9; S. 87.
Stuft ä. & 3nnung8*©<ftlebSgerid)tc SB* 101 ; S. 95.
Seutltngeu. 1* 8; S. 9t. 131 .
Stftciulanb. SB* 79; (Brofttnbufirle unb ©crocrOegerüftte
2, 118; S. 88. 89. 96.
Stftepbt 1, 7.
Stjborf. 1* 7. 38.
So ui. SB* 80.
SoftOCf. 1* 8. 38.
6aalfclb. 1* 10 ; SB, 129; S. 93.
Saufen (Stöntgr.). 3uuungS*6cfticb8gertcfttc SB* 101 ; S. 83*
95. 131.
— ($tOi>.) S. 95.
6acftfen*Hlienburg. 3nnung8*S<ftleb«acri(fttc SB* 101 .
©ad)fen«(5oburg»«otfta. S. 95. 181.
6a{ftfen*3Retnlngen. S. 95.
6acftfen*ffielaiar. 3nnung8«S<ftieb8gerlcftte SB, 101 ;S. 95.
181.
©aarbrütfen. 1*7; S.89.
6anft Softann. 1* 7.
©cftalfc. 1* 7.
©tfttlbberg. 1*9; S.85.
©(ftleften. S. 95.
6<ftleBrotg. 1* 7; (Seg*öej.) 3nnung8»6(ftleb8gertcftte SB,
101; 8. 87. 95.
©cftmtegeL 1*9; S.85.
©«ftuctbeutilftL 1* 7 .
©tftöneberg. 1* 7; »elfter 2, 25; 8 . 85 .
6(ftöntngen. 1* 10 ; S. 93.
©tftramberg. 1* 10 ; S. 91.
©eftroba. 1*9;S. 86.
©eftroabadj. 1*9; S.89.
©eftroetbntft. 1* 7; S. 82. 85.
6(ftroelm. 1*9. S. 87.
ecfttoenntngen. SB* 96.
6 (ft ro er ln. 1* 8.
6(ftrotebu8. 1*9; 8. 85.
6legen. 1, 7 ; S. 87.
©öramerba. 1* 9 ; S. 87.
6oeft. 1* 7.
©ollngen (f). 1*7; 8. 89.
©onneberg. SB* 95 .
©panbau. 1, 7; lageSjelt ber ©jungen SB* U6: (BefefteB*
tegte SB* ne; S. 85.
©P eg er, 1*7.; S.89.
©targarb MPomm. 1* 7.
©taftfurt. 1* 7.
©teglift. 1, 7 .
©tenbal. 1* 7.
Stettin. 1, 7; SB, 104. 125; Scdjtfyictfjmig 1* 27. 7i;fc, 30.
43. 98; 3uftänblgfett SB, 47: (Strct-j Sattboiu) l, 7 ; s.85.
| ©tolp. 1, 7; S. 85. 129.
| ©tralfunb. 1,7; S.85.
©traftburg t/d. 1* 8. 79; 3u|ammcnfunft 1* 40; SB, l.
130; S. 93.
©traiibing. 1* 7.
©tuttgart 1, 8; Se^lfpretftung 1, SG. 43. 73; SB* 7. 15.
32. 33. 39. 43. 56. 107; dinlgungbamt SB* 77; ttntrag
betr. SnnungBoorlage SB, 100 ; $öl)e ber Streltobjeftc 1*
| 32; HrbeUBjettel 1* 18; S.83. 91. 131.
5ar norot ft. 1* 9 ; S. 87.
£cgef. 1*9; S.85.
Xeutftern. 1* 9; S. 87.
Xfjann. 1* 10; SB* 79; S. 93.
Xftorn. 1* 7; SB* 129; S. 85.
«tlftt. 1* 7. 49.
Erter. 1* 7; SB, 86; Petition betr. »augeroerbc 1* 74;
3aftre8bertcftt 1* 10; S. 89. I3i.:
Zuttlingen. 1* 10 . 48; S. öl. 131.
Uerfenborf. 1* 7 .
Uetf ermilnbe. 1* 9; S. 85.
Uelieu. 1* 9; S. 87.
Ulm. 1* 8; S.91.
SOelbert. 1*7; S.89.
Bicrfcn. 1, 7.
BofjrotnfeL 1*9; S.89.
tBBalb. 1, 7.
SEöalbenburg. 1* 9; (»erg) 1, 0; S.85.
tBanbSbetf. 1* 7; »elfter SB* 25; ©ärtncr SB, 127; (ßanb)
1* 7; S. 87. 129.
SBanfen. 1,9; S.85.
ftöartenberg (®roft-). 1*9; S.85.
SÖattenfcftetb. 1, 7 .
©elmar. 1* 8; 1 10 ; »elfter 1, 25; S. 91.
©eifteuburg a./6. 1, 9; S.89.
©elftenfel8. 1, 7. 10 ; »elfter SB, 25; S. 87.
©eiftenfee (Äeu*). 1* 7 .
©erbau. 1* 8.
©efeL 1, 7.
©eftfalen. S. 95.
©eftpreuften. öeroerberätfje 1, 47; S.85. 95.
©eftlar. 1*9; S.89.
©len. 1, 27.80.
; ©ieSbaben. 1* 7; «ccfttfpredjung l* »e; Innung#*
6d)icb8gerftte SB, 17 . 18; (JReg.sSej.) «eroerberöt^e 1, 47;
S. 89.
©tlftelmBftaoen. 1* 7 ; S. 87.
©IBmar. 1, 32.
Sitten. 1* 7.
©Ittenberg. 1, 7 .
Sittingen. 1, 9; S. 87.
©Ittftotf. 1,9; S.85.
©otfeubütteL 1, 8; S. 93.
©orbtS. 1, 9 ; S. 87.
©ormS. 1, 8. 48; SB, 20; S. 91. 131.
©ürttemberg. «emeinbegerftte 1* 69-70; Ja^reBberftte
1* 10 ; S. 83. 95. 131.
©üriburg. 1*7; ©eftiebBfprucft 1* 74; »elfter SB, 25; S. 89.
©urien. 1, 8.
3abrie. 1* 7 . 9. 47; ^aftresberftt 1, 10 ; S.87.
3cift, 1, 7; »elfter SB, 25; S.87.
Berbft. 1* 8; SB, 70.
Seulenroba. SB* 95.
Bittau. 1, 8;S. 91 .
Brotcfau. 1, 8. 88; S. 9i.
III. Jtafomt s^eoiftev.
(S. — 23orftfrcnber; 8g.-$. = »ibeitgeber-Seififeer; Rn.-®. = Hrbeünebmer-Sfitifcer.)
Blanlenftein, SWagii'iratSsHjfeffoc in Berltn . ... *, 57
Blenbermann, Ritter Dr. H., in Bremen (8.)... 9, 74
Boecff), »e<9t«anroalt in Äarlbrutje (8.) 1, 6. 28. 71; *, 7.21
Brafcf), Dr., SRagtftratj8*Hffeffor tn Berlin .... 9, 38
Brtnfmann, Bürgermelfter in Äöntg8berg L 8c. (8.) 8, 65
99. 115
Büttner, Stabtratlj tn Setpitg. 1/17
tSuno, 89., TOagtftrat8*Rffeffor in Berltn % 13, 41; 8, 18. 41
81. 105
Betfer, C. H, in Söln (8.).1,21;*, 61. 72
glef$, Dr. Ä., Stabtratlj in granffurt a. 8t. (8.) 1, l. 23.40;
*, 40. 58
granf in Sübenfdjelb (8.).*, 13
gflrft, Stagtftrat8*«ffeffor in Berltn.*, 88
Qkrftetit, affcffot in Bortmnnb.1, 4; *, 97
Bräter, Dr. 9tub., in Berlin. *,17
fcartenfteln, Dr. ®„ tn Stuttgart ( 8 .) 1, 69; *, 16. 22. 29
43. 56. 77. 108. 124
$elln>tg, TOagtftrat«*Äffeffor tn Berlin ( 8 .) .... 1, 35
$enrtct, Senator in ttottja ( 8 .).*, 38. 66
$tlfe, 8 ., ftTei*gtri$t 6 ratl) a. 8 . tn Berlin . . . .*,108
gafiroto, Dr. 3 ., $rioatboient. *,85
Saubünger, Hffeffoc tn Stettin ( 8 .).*, 80. 98
ßeo, Dr., TOagtftratfcHffeffor tn Berltn.1, 84
ßotjmenet, SRagtftrat 8 *affeffor in Berltn. *,15
Wette, RatfifrReferenbar tn Blauen L 8. (8.) . . t, 15
SRüDer, «g., in Hamburg (Än.*8.).*,127
Roatf, Dr. tn Hamburg (8.). 1/44
8of)l, Stabtratt) tu »öntgSbcrg t Br. (8.) 1, 42. *, 0. 15. ?s
32. 71
Bofjlmann, Dr., Waglftrati*Hffeffor in granlfurt a. TO. (B.) 1,5
29. *, 6. 98. 107. 115
Röttgen, Dr., RedjManroalt tn Bortmunb (8.) . . Ä, io€
Sdjmteber, a»agtftrata-' «ffeffor in Berlin (8.) . . . », sr>
Sdjulj, o-, 5Ragtftrat8*«ifeffor tn Berlin tB.) . . . 1, 33
Soetbeer, Dr., Stabtratlj tn ftiel (8.).Ä, 34
Stübing, ®en»erbert<$ter in Bredben (8.) .... Ä, 128
Bedjoro, TOagiftrats*Mffeffor in Berltn (8.) . . .», 14, 11.1
Unger, TOagtftrati«affeffor in Berltn.Ä, 40
Betgert, O., gabrtfant tn Berlin («g^B.) .... 1, so
Btlmontfft, 0 ., ©etjetrarr gufttiratlj tn Berltn (t) • *, 44
Bolff, (8.) tn Offenbar, Beigeorbneter.®, 116
I. gaßrgang. Serlin unb Sranffurt a. SW., ben 2. April 1896. Wntttmer 1.
I)as (•Sfmrrbfjfridjt.
ZTXitt^cilungcn bes üerbanbes beutfcßer <ßett>erbegertd?te.
9tebaßion8au8f<j)u&: ©tabtratl) Dr. Qltfä in granffurt a. 30?. unb 5D?agiftratS=2tffeffor ffiuno in Söerlin.
gtfc#fiaf um er#« £»«net#«| frt« Herausgeber' ^ r<i< l*|tU4 1 !#•«*.
(£arl £el)marat$ ©erlag, Berlin W., SWauerftT. 44. Df. X&+ Äoftenfreie Beilage jut „Sozialen ©rariS".
ÄHc für bie Webaftion be# ,,©eweTbegeriebt8 4, beftimmten «Sjentomgen bittet man $u abreffhren: 51n £errn 9Kagiftrat««9lffeffor ©uito, Serlin w., 29ormjci ©tr. 2.
3 tt Ij a 11 . I höherem $Raße, als für anbere ©erießte. $ie dinljeitlidjfeit ber
©ctoerbeaericbt unb «tbeits. | öobnbüeber,Söoebenlöbnung,Arbeit«, j SRecßtfprecbung, wie flc für anbere ©erießte bureß einen gemeinfamen
oberften ©ericßtSbof gewahrt wirb, muß l;ier, wo aus oft erörterten
©rünben bic ^Berufung böcßftens in gang befeßränften 3Raße er*
wünfeßt fein fann, babureß ungebahnt werben, baß bie ©ewerbe*
geriete felbft ftef) mistigere Entfdjeibungen gegenfeitig mittbeileu
unb fo ihre llrtßeile einer medjfelfeitigen itriti! unterwerfen. SöaS
übrigens bie ©ewerbegeriebte oon ben anberen ©erichten am wefent*
licßften unterfeßeibet, was eine gemeinfame £fjcitigleit berfelben,
wie fie bureß unfere Vtitibeilungen ermöglicht werben foH, gerabegu
notßwenbig macht, ift nicht ber Ausfcßluß uon ben VerufungS»
Jammern ber ßanbgericßte — gur Cognition ber bühnen ©eridjjte
gelangen ja auch bie amtSgcrid)tlicben Urtbeilc nur gang auSnabms*
roeife —, fonbern ber ©egenftanb, mit bem eS bie ©etoerbe*
geriebte gu tbun hoben, unb. bie Sorm, in ber fie baS SRecßt gu
finben fueben.
3b^ Öbjcft ift ber ArbeitSocrtrag, mtb fie fueßen baS SRecßt
gu finben unter s lftit wir Jung ber Arbeiter. SRacß beibeit Wich*
tungeit nehmen bie ©eroerbegeriebte unter ben oielgeftaltigeit SDr*
ganifationen unferer ©eritbtsoerfaffung eine gang befonbere Stellung
ein, unb roeitn Stoff unb Sonn itt ber Statur überaß auf einanber
einroirlen, fo ift baS im geiftigen Sebett nicht weniger unb auf bem
©ebiete ber SRedjtSentwidelung unb SRecßtSfinbiing gang befonberS
ber Saß. gebe neue Auffaffung oon Staat unb SRecßt febafft ftd)
nicht nur ihr eigenes ^rioatreebt, fonbern auch ihren eigenen $rogeß.
2)ie Vrittßeilungen, roelcbe bei Verbanb beutfeber ©e werbe* | $)er Veamteuftaat, bas Sanbrecßt unb bie aßgemeine ©erießts*
geriebte feit feiner Vegrünbung im 3aßrc 1893 oeröffentlicßte, orbnung in $reußen hängen ebenfo gufatnmcit, wie ber Sßarlamen*
erfebeinen oom heutigen £age an in einer mehr felbftänbigen 5lrt, tarismus unb bie ©eftbroorenengerießte in Stontreicß ober Belgien;
welche, wie wir hoffen, ihren VSirfungS* unb ikferfreis wefentlicb baS ftarre Seftßalteit am alten 9Rilitär=Strafprogeß beweift, baß
erweitern wirb. 2)aS ©ewerbegeriebt wiß bie Stenntniß beS geltenben für biefen VerwaltungSgweig bie Auffaffung oom Verßältniß ber
SRecßtS über ben gewerblichen ArbeitSoertrag burd) Veröffentlichung einzelnen Staatsbürger pitn Staat nod) nicht burebgebrungen ift,
intereffauter ©ewerbegeridjtS • llrtßeile aus aßen beutfeßen bie in ben anberen ©ebieten ber Staatstßätigfeit bereit h^rfebt.
SRecbtSgebieteu oertiefen unb oerbreiten. SSerfaffung unb SSer* 3)aS materieße SRecbt, baS oon ben Unfaß^ScbiebSgeridjten u. f. w.
fahren ber ©ewerbegeriebte, ihre 3 u f aiTtmen f e b un 9 < örtlich auSgebt, wirb wefentfid) beeinflußt oon ber, wenn auch befebränften
oerfebiebenen 23eftimmungen über SBäblerliften, SBablformen 2 C. SKitwirfung, bic bort ben fonft oon ber Wecbtfprecbung auSge*
werben nach wie oor ©egenftanb ber Sefprecbung bilben. Weben fcbloffenen Arbeitern oerftattet würbe.
ber redjtfprecbcnben 2:hötigfeit ift bie SöirJfamfeit in ©utagten Slber jette ©eridjte, bie in bem WeidjS*3SerficberungSamt iljre
unb Einträgen bisher noch weniger entwicfelt. SBir hoffen jeboeb, S3ereiniguitg finben, hoben oor beit ©ewerbegeriebten, betten fie
baß eine forgfatne Sericbterftattung über biefe bis jeßt noch mehr ber äußeren ©eftalt nach oerwanbt fittb, einen gewaltigen SSortbeil
oereingelten Vorgänge in 3 u ^ un fl ebenfo anregettb wir Jen wirb, oorauS. 5)er gefammte §Redt)tSftoff, ben ßc 311 bearbeiten hoben,
wie bieS in öejug auf bie Sbätigfeit ber ©ewerbegeriebte liegt oor ihnen in ber Sorm weniger grnttblegenber ©efeße, in
als (^inigungSäntter offenfid)tlicb ber Soß gewefen ift. SSäßrenb welchen jebe einzelne 33eftimmung baS Wefultat niühfamer Arbeit
bie Seftimmungeit beS ©ewerbegcricbtS*©efeßeS über biefe für ben fo* berufener ÜRänner ift, itt welchen ficb für jebe Seftimmung auf baS
gialen Srieben fo wichtige (Einrichtung in ber erftett 3 e ^ im ^htbli* ©enauefte feftfteßen läßt, in wie weit ber SBortlaut beS ©cfeßeS
fum faft unbefannt waren, hoben bie Anrufungen 3 ugcttoatmen, ber Abfidjt beS ©efeßgeberS enifprießt, unb itt welchen für jebe
feitbem ber 2*erbanb bie erfien ocreiugeltcn Soße fammelte, für bas materieße SRedjt berübrettbe Scftimmung baS gefamntte IKaterial
fachgemäße ÜBefprecßung unb Verbreitung forgte, fo ben beteiligten gur Verfügung fteßt, baS bie 3nriSprubeng unb bk SRecßtfprcdjung
Iheifen bie Anrufung naßelegte unb ben Vorftßenben aus ber ©r» bisher, bei ber Vebanbluttg ber Srageti oom casus unb culpa,
faßrung gefeßöpfte-Veifpiele an bie H fl nb gab. oon Hoftpßicbt, Scßabeitvcrfaß, &aufalue£us u. f. w. aufgebäuft ßat.
Von bem gefammten hier lurg ffiggirten Stoff foß bie reeßt* 3nt ©egenfaß ßiergu follett bie ©ewerbegeridjte einen Wecßts*
fpreeßenbe ^hötigJeit ber ©ewerbegerießte naeß wie oor im Vtittel* ftoff bewältigen, ber bisher ttod) niemals gefammclt, gefd)toeige
punfte bleiben. Sür bie ©ewerbegerießte befteßt baS Vebürfniß benn bearbeitet worben ift, ben bisher bie juriftifdje Literatur unb
einer ©entralfteße für ben Austaufcß ißrer Erfahrungen in ungleich Sobifatur gleidj wenig beachtet hoben. 3)ie 36 —48 Vtarf, bie als
oertrag. Jüott ^taotratp Dr. x.
.1
Kted|tfprfitning. 4
„Vtämien" für ert)öf)te SlrbeitSleiftung
neben bem feften Sobn. (Sine S3e*
ftimntunQ ber tKrbeitSotbnung, wo«
na^ folc^e ^hrömien nur ^ur 3tu8*
3 aßiung fommen, wenn ber Arbeiter
bi# §u einem gemiffen geitpunft in
bem 21rbeit§öerf)ält:ni& Derbleibt, ift
rechtsungültig, (©etoerbegericht unb
^anbgericht Sortmunb.)
©efinbe ober ©eroerbcgehilfin?
merbegericht ^ranffurt a. 9Jt.)
Sft bie Entlaffung beS Strbeiter« ge«
rechtfertigt, ber »egen einer §reiheitS*
ftrafe einige Sage non ber Sürbeit
fortbteibt? (©emerbegeridjt 5larlö*
ruhe.)
^utaißttn unb Anträge.c
«nhüge im ©emerbcgericht ©eta:
aettei.
ItUgrnuineo über ©tnurbegertißU
unb ^rbrttonertrag . 6
©erbreitung ber ©ewerbegeriebte im
2)eutf(ben Gleich.
SabeUarifiheä ©erjeichnih ber beutfehen
©erocrbegerichte.
©ewerbegerichte in ber ©chtoeia.
Bufammenwtrfen non ©ewerbegertcht
unb $Beruf8genoffenf<baft in S ta ui ! ‘ i
furt a. SW.
©ebub ber ©auarbeitec gegen Sohn«
oerlufte in Wew»^orf.
Serbanbs-^ngelrgenbtiten.... 10
3ufammenfebung ber SluSfchüffe.
99eitritt8*©rtlarungen.
©ingünge.
^nbdltöangaben ber „©o.jialen ißrarif'".
^Inaeigen.
^Ibbmcf fainrntlicher Stxtifel ift Bettungen unb 3«tfchriiteit geftattet, jeboeb nur
mit ooUct sQuellcnangabe.
(ßewerbegeridjt unb SCrbeit^mertrog.
Za» ©eroerbegcridR. SttitfReilungen beS 23crbanbcS beutfdjcr ©erocrbegericRtc. Ar. 1.
23etrag eines groeiroödjentlichen Arbeitslohnes ben gewöhnlichen
betrag brr geroerbegcrichtlicheu .Silagen barfteflen, bleiben rocit
gurücf hinter bent geringen Streitobjeft ber Ißrogeffe, oon benen
Seuffert’s Ardjio ober bte bänberetdjen EntfcReibungen beS SReicRS*
geriete Ranbelu, unb alle bte SRaterien, roeldic bie ©eroerbegericRtS*
SSorRRcnben bcfd)äftigen, — man benfe g. 23. an bie SRedjtSfragen
aus bent Afforb*33erbältniffc, bie .Vfontroocrfen über ben23egriff unb
bie Anfprüdjc aus ber oor^eitigeit Entlaffung, bie ©erooRnReiten
unb Hebungen im ArbeitSoertrag beS einen ober anberen §anb*
roerfS __ finb noch niemals ©egenftanb ber fleinften 2 >oftor*
®iffertation, gefcRroeige bernt einer eingcRenben monograpRifcben
23earbeitung geroorben.
So finb bie ©erocrbegerid)tS=S3orRRenben gar oft in berßagc,
baR Re in ben ©cfefcbüdjern unb in ber ßitteratur baS poRtioe 9iec^t
für iRre EntfcReibungen oergebcnS fucRcn, baR Re burdj Seobadjtung
ber in ben eingelnen ©eroerben, an ben ein 3 elnen 0 rten bcfteRenben
Auffaffung unb &ebräudjc baS AecRt, baS Re im einzelnen (Streit¬
fälle Rnben follen, erft müRfam famnteln, ja Rbaffen müffen; unb
roie Re nur burcR bie gleich rege Mitarbeit ber 93eifiRer aus ben
beibeit roirtRfchaftlicbcn Parteien — b. b- burcR bie Sorm ber ©c*
merbegeriebte — Riergu i n @tonb gefefet roerben, fo ergiebt Rcb für
alle gur SRccbtfprecbung an ben ©eroerbegeriebten 23erufcne bie Auf«
gäbe, auch an bem Stoff, bett biefe ©eridjte beRanbcln, an ber
Entroicfelung beS fRecRtS beS ArbeitSocrtragS tnitguarbeüen.
$aS befannte ©cRlagroort, monacb unfere SSolfsroirtRfcbaft auf
3 toei ©ruubpfeilern, bem ^rioateigentbum unb bem freien ArbcitS*
oertrag, beruht, entfprid)t ja ben tbatfäcblicben SerRältniffen, ab«
gefeben oielleicbt baoon, baR überall neben jenen beiben nod) bie
öffentliche Armenpflege ftebt, bie ja, in aßen flulturftaaten gleich*
mäRig eine ftönbige Snftituiion, eine organifcRe Ergängung aller
unferer focialen Einrichtungen geroorben ift. ^öri^rcttb aber unfere
AccRtSroiffenfcbaft ben einen „©runbpfeiler", baS SßrioatetgentRum,
mit ber äuRerften Sorgfalt aufgefübrt Rai unb fortroäbrcnb gu oer*
flärfett bemiibt ift, b at R e beit anberen oöHig unbeachtet gclaffeit.
®er ArbeitSoertrag ift (auch Riet mieber abgefeben oon ber Armen«
pflege) baS einzige Mittel, baS ber (Staat bem größten ^^cile aller
Staatsbürger — nämlich allen Unoenttögenben — 3 ur ©croinnung
ihres ßebenSunterRaltS gur Verfügung ftcHt; unfere SuriSprubeng
aber Rrilt biefeS einzige -Wittel ihrer Beachtung für unroürbig unb
glaubt, alles oon ihr gu SBerlangenbe erfüllt 3 U hoben, roenn Re
barauf Rmroeift, baR bie ArbeitSfraft in ber 3bee 00 m SAenfcRen
IoSgelöft roerben fömte, unb baR alsbanti — im juriftifeben 23egriffS*
Rtmmel, um mit Sharing gu reben — biefe oott allem ßeiblicRen
loSgelöfte ArbeitSfraft cbenfo oermietbet unb gemietet roerben föttne,
roie ein £auS ober ein ^ferb.
$)ic Auffaffuitg ift in ber £Reoric richtig unb Re fann habet
ohne Sdjaben oerroertbet roerben, fo lange Sentattb auf feine
ArbeitSfraft iRatfäcRIicb geitroeifc oergidjtcn fann, b. b. feine per*
fönliche SreiRcit uitb feine materielle Erifteng fortfübren fann, auch
ohne im gegebenen Augenblic! feine ArbeitSfraft gu oerroertben,
unb einerlei, gu roeld)en S3ebingungeit er es im einseinen gfafl
tbut. Sie trifft baber gu auf ben befannteit $anbeftcn=©alfer,
cui quis vestimenta polienda dederit, unb oielleicbt auch auf ben
$)icnftmann ober ©rofcRfenfutfcber, bie, fo tauge feine obrigfeit*
liehen Sareit befteben, nach ^Belieben forbern fönnen. Aber bie
Analogie oerfagt, unb bie flaffenben ßücfen in unferm Specht treten
beroor, foroie ber gan 3 e fföenfcR mit feiner phpfifcRen Ejifteng roie
mit feinem Anfprud) auf greiReit unb Selbftbeftimmung oon ben
23ebiitgungen abhängig ift, gu benen er feine ArbeitSfraft oer*
njcrtRet, roeil er roeber gleichzeitig anbere ArbeitSoerträgc eingeben,
noch feine ArbeitSfraft auf längere 3eit oon fi<h IoSlöfen, b. R. gu*
roarten fann.
©erabe bie ßeute, bie nur burch ben unauSgefeRten AbfchluR
001 t ArbeitSoerträgcn Reh oon ber Armenpflege fern halten fönnen,
finb burch baS ©croerbegeri<btS=©efet} gur SfcRcilnaRmc am dichter«
amt berufen; unb fpegiell burch ben leRtcn Abfafe beS § 18 beS
©erocrbcgcrichtS=©efc| 5 cS (§Red)t ber SBeifiRer auf ©ntfehäbigung für
ArbcitSoerfäumniR) in ben Staub gefefet, biefer SSernfitng golge gu
leiften; unb gerabe bie Verträge, bei benen jeneSiftion am roenigften
zutrifft, als ob ber s Dtcnfd) IoSgelöft oon feiner ArbeitSfraft unb
unterftüRt oon ^rioatoermögen feine Stellnng in ber SReebtSgemein*
fchaft behaupten fönne, bilben baS faft auSfchlieRlithe ArbeitSfelb
ber ©eroerbegerichte.
©erabe hieraus bürfte Reh aber oon felbft ergeben, baR es unfere
Aufgabe fein muR, nicht nur gur Äafuiftif, fonbern auch gur $)og*
matif biefer Verträge beigutragen, baR alfo auch fpegiell unfere
9)Httbeilungen nicht nur ©ntfeheibungen fammeht, fonbern auch oer-
fudRen müffen, bie WechtSfäRe gu formuliren, roeldje ben Anfchau-
ungen ber 23eiRRer entfpre^en unb bie SCbatfacben in Spftem ju
bringen, burch melche jene AnfcRauungen ihre 23egrüitbung Rnben.
. 3Ran oerroeife bem gegenüber nicht auf baS bürgerliche ©efeR«
buch unb bie umfangreiche ßitteratur, bie baffelbe gu £age förbert.
2)aS bürgerlich^ ©efeRbuch enthält baS ^rioatrccht, b. b* ^>aS
SRecRt beS ^rioateigentbumS, — bie SRecRtSfäRe, nach benen fich burch
©eburt unb 2ob, burch $eiratlj unb Sd;eibuug, burch £>anbel unb
©anbei SSermögenSoerfchiebungcn ooügieben. Auch ben ArbeitS-
oertrag betrachtet ber ©ntrourf im ©roRen unb ©äugen lebiglicb
als eines ber oielen SRecRtSgeRbafte, bie folche SermögenSoer*
fcRiebungen gu beroirlen im Stanbe Rnb, unb es ift, roie roir be*
reits bei anberer SSeranlaffung auSgefprocheu, minbefienS groeifel«
haft, ob ihm bieferbalb ein SSorrourf gemacht roerben fann.*)
3faRt man aber einmal ben Arbeitsertrag oon bem Stanbpunft
auf, ben roir f)\et eingunebmeit oerfuchten, — als eine bem Ißrioat«
eigentbum gleichroertbige ©runblage ber beseitigen Staats* unb
SRecbtSorbnung, als ben Vertrag, obneroelchen bieSobuftrie
nicht bie 2 Renfchenfräfte gu erlangen oermag, beren fie
gur 23eberrfchung ber Waturfräfte bebarf, als bie Ein¬
richtung, roelche bergeit allein ben 00 m &cfiR ber ?ro»
buttionSmittel AuSgefchloffenen gur Erfüllung feiner
SBerpflichtungen gegen ben Staat unb gegen feine ffamilie
in ben Stanb feRen, bie allein iRm gur Aufrechterbaltung einer
felbftftänbigen Stellung innerhalb ber SSoifSroirthfcRaft oerbelfen foH,
— fo ergiebt Reh fofort, roie rocit biefer Vertrag über bie engen
ScRranfen beS heutigen $rioatred)tS RinauSgebt, unb roie oerfeRrt es
roäre, feine oollftänbige ^Regelung oon einigen Stiteln in bem einen
ober anberen AbfcRniit beS bürgerlichen ©efeRbucRs gu erhoffen.
2)ie Hauptarbeit, roclcRe Staat unb SRecRt für ben ArbeitSoertrag
gu leiften Raben, roirb oiclmcRr nach roie oor auf bem ©ebiet ber
Spegial*©cfcRgebung, beS SonberrecRtS, liegen. ®ic Arbeiteroer*
ficRcrungS*©efeRe, bie im ©efentlicRen ßobnregulirungS«©cfeRe Rnb,
b. R. bafür Sorge tragen füllen, baR ber Arbeiter burcR ben
ArbeitSoertrag bie SRittel gur AufrccRtcrbattung feiner bürgerlichen
Sclbftftänbigfeit (für bie bloRe Eyifteng forgte bie Armenpflege auch
früher!), roäRrenb gelegentlicher Störungen ober nach gänglicRer
Aufhebung feiner ArbeitSfäRigfeit Rnben fann, beRanbcln nur einen
| fleinen XReil ber ficR Rier auftRuenben Probleme. 3)aS ©eroerbe*
1 gerichtS«©efeR RcRert bem ArbeitSoertrag, aud) inforoeit er noch
: feine materielle Regelung gefunben Rat, roenigftenS bie feiner oolfs*
i roirthfchaftlicRen Sebeutung entfprecRenbe Stellung im Spftem ber
1 ©ericRtSorganifation, unb biefe gefonberte Stettung roirb bagu bei*
tragen, baR auch unfere SuriSprubeng iRn meRr als bisRcr beachten
muR unb beachten fann. ES ift bie Aufgabe namentlich ber ©e*
roerbegerichtS*23orRRenben, iRr baS SOfaterial Ricrgu gur Verfügung
gu ftcllen, unb unfere SRittReilungen follen hierbei nach ^RoglicRfeit
mitroirfen!
Sranffurt a /2 _Ä. fy I c f df).
ncdjlfprtdiuwsi.
grämten" für erRöRte Arbeitsleiftung neben bemfeften
fioRn. Eine 23eftimmung ber Arbeitäorbnung, roonachfoIcRe
Prämien nur gur AuSgaRlung fommen, roenn ber Arbeiter
bis gu einem gcroiffen 3 e itpunft in bem ArbeitSoerRältniR
oerbleibt, ift rechtsungültig. — (Eeroerbcorbnung §.119a. UrtReil
beS EcroerbegericRtS ©ortmunb — 2$orf.: Affeffor ©erftein — unb beS
Snnbgerichts $>ortmunb.)
Älager roar in ber S e it 00 m 27. gebruar 1898 bis 9. April 1894
auf bem gu 2)orünunb belegenen SBerfe ber Sellagten, ber 3mfRütte,
*) $gl. baS AunbfcRreiben an bie ©eroeibegericRtc in Ar. 20 unb
bie barauf cingegangcncn ©utadjten in Ar. 26 ber „Sogialen ^rajiS"
Ba« ©ewerbegericht. SRittheilungen be« Berbanbe« heutiger OcrocröeQcric^te. Br. 1.
aU ©todjer angeftellt. Er erhielt einen täglichen Sohn non, 1 ,70 M.\
baneben begog er, wie fämmtliche Stoker auf ber Borimunber 3wf*
hütte, eine Prämie für biejenige Cuantiiät 3inf, tucld^e über ben burch*
fchnittlich feftgefefcten Brocentfafc binauft au« bem Bohmatcrial gewonnen
würbe. Biefe grämte betrug für bie einzelnen Stocher in ber angegebenen
Beriobe 1 Pfennig für ba« mehr gewonnene Äilogramm 3inf. §• 7
ber auf bem beflagten SBerfe geltenben Arbcit«orbnung beftimmt, bafj
biefe Brärnie erft am 1. Dftober jeben 3otjre« gur Ausgablung gelangt,
rnb bafj bie betr. Arbeiter nur bann einen AnfprudE) auf btefelbe
haben, wenn fie bi« gum 1. Cftober be« 3obrcS, in welchem bie Aus¬
zahlung erfolgt, tm Bicnfie ber bell, ©efeüfcbaft oerbleibcn. Entgegen
biefer Beftimmung werben bie Prämien ben Arbeitern ber Sinlfjütte an
ben einzelnen 2obngaf)lung«=2;ermtnen gu */a auSbegablt, nur ein drittel
berfelben wirb auf ©ruub be« §. 7 ber Arbeit«orbnung bi« gum 1. Df*
tober jeben 3obre8 jurücfbeljalten. Bementfpredjenb finb bem Hläger
bi« gum 30. September 1893 bie Prämien 00 Ü au«bega|lt worben;
für bie Seit nom 1. Cftober 1898 bi« 9. April 1894 bat er nur */3
berfelben mit 386,so M. erhalten, l /s mit 193 ,40 M. ift iljm auf ©runb
be« fraglichen §. 7 einbehalten.
Äläger »erlangt in biefer Älage Sah^ng be« ^rämienrefte« oon j
193^0 M.\ Beflagte glaubt gut Soljlung nicht »erpflidfjtet gu fein, ba !
Kläger nicht bi« gum 1. Cftober 1894 bei ihr ausgefallen habe.
Ba« ©ewerbegericht Bortmunb »erurtheilte bie Beflagte gur Soblmtg,
weil e« bie Beftimmung be« §. 7 al« gegen §. 117 ber ©ewerbeorb-
nung unb bie guten Sitten oerftofjenb anfah- Bezüglich ber grage,
ob bie Prämie rechtlich al« Sohn angufehen fei, führt ba« ©ewerbe- |
geriet au«: „AI« Sohn im Sinne ber ©emerbeorbnung gilt bie bem
Arbeiter al« ©egenleiftung für bie »on ihm gur Verfügung gefteQte
ArbeitSfraft gu gewährenbe Vergütung. (Bofin, Arb.-Berf. I S. 191 ff.)
Unter welcher Bezeichnung biefe Vergütung gewährt wirb, ift gleich«
gütig. 3m »orliegenben galle ift bie« befonber« flar, ba bie „Brämte"
erheblich grober, al« ber fige Sohn unb legerer fo gering bemeffen ift, bafj
er für ftch allein jene Bergütung unmöglich barfieQen fann. Bie« empfinbet
bie Beflagte fehr wohl, ba fte entgegen ber Beftimmung be« §. 7 ber
Ärbeitsorbnung 2 /a ber „Brämic" gugleich mit bem Sohne auögahlen
labt unb nur l /3 gurüefbehält, währenb fte hoch nach §• 7 ba« Stecht
hätte, bie Brämie »oüftänbig eingubehalten/
©egen ba« »erurtheilenbe ErfenntnIS legte bie Beflagte Berufung
ein. Ba« Sanbgericht Bortmunb aber betätigte ba« Erfenntnifj mit
folgenber Begrünbung:
Burch ben feftgefefcten Sohn »on 1,70 M. würbe nur ba« burch»
fchnittlidj feftgefepte Arbeitsquantum abgegoltcn. Burch bie SKehr-
leiftung be« Äläger« würbe baher bem Bermögen ber Beflagten ein
Bufcen gugeführt, auf welchen fte rechtlich ebenfall« nur Änfpruch
hatte burch eine Bfeljrleiftung ihrerfeit«, unb barau« erflärt ficb bie
Berabrebung binfnhtlich be« Sohngufchlage«. hiernach fmb bie Be¬
träge, um welche e« ftch »orliegcnb hanbelt, al« Sohn für gelieferte
Arbeiten gu cbaraftcriftren, unb gwar um fo mehr, al« nicht angunehmen j
ift, bafe ein 3infarbeiter lebigüch für ben Betrag »on 1,70 M. bie (
Arbeit eine« gangen Sage« »errichten würbe. An jener rechtlichen
Statur ber einbehaltenen Beträge wirb felbftrebenb baburch nicht« ge«
änbert, ba& bie Beflagte biefelben ihrerfeit« al« ^B^ömie" bezeichnet
Ba« ergiebt fchon bie einfache Erwägung, ba& im »orliegenben Salle
für fech« SJtonate (1. Cftober bi« 9. April) gu einem „Sohn" oon circa
300 M. (61 M. pro SJtonat) eine fogenannte „Brämie" oon circa
600 M . (8 x 193,4 o) ftch gefeHen würbe, unb ba& Beflagte baher bei
BorauSfefeung ber Bichtigfeit ihrer Auffaffung biefen gangen lefeteren
Betrag bem Kläger hätte »orentljalten fonnen. Es bonbeit ftch um
wirtlich »erbienten Soljn, um ©egenleiftung für gelieferte Seifiungen; bie
Entziehung begw. Bichtgahlung ber in grage ftehenben Beträge bebeutet
einen BermögenSnadjtheil für ben Äläger, welcher rechtlich nur unter
ben Begriff ber Äonoentionalftrafe ftch fubfumiren liefee. Bie Berab¬
rebung einer folgen ift aber bei einem Arbeit«»ertrage ber in Betracht
fommenben Art nur innerhalb ber im §. 119a ber Beich« * ©ewerbe-
orbnurtg gegogenen ©rengen wirffam, wonach bie Sohneinbehaltung
gur Sicherung ber bebungenen Strafe im ©efammtbetrage ben Betrag
eine« burchfchnittlichen ©ochenlohne« nicht überfteigen barf.
©efinbe ober ©ewerbegehilfin? (©ntfeh- b. ©ewerbegeriebt«
gu Swnlfnrta.Stt.; Borfifeenber: ©eri<ht«affeffor Boljltnann).
Bie Klägerin war bei einem Beftaurateur al« Ätüd^enmäbchen be-
fdjäftigt gewefett. Sie »erlangte flagenb einen Sohnreft. Ber Beflagte
wanbte Unguftänbigfeit be« ©ericht« ein, inbem er ein oon ber Borget*
behörbe au«geftellte« ©efinbebuch ber Klägerin oormie«.
Bie Srage ber Unguftänbigfeit würbe »emeint, weil bie Klägerin
im ©ewerbebetrieb be« Beflagten befchäftigt gewefen war. An ihrer
rechtlichen Stellung änbert nicht«, bafe fte im Sefifc eine« ©efinbebudhe«
ift. Be«halb fann ber Beflagte fleh Überhaupt nicht auf bie Beftimmung 1
einer ©eftnbeotbnuttg Berufen, wenn auch bie Srantfurter ©eftnbeorbnung
»otn 25. SRärg 1822 in §. 2 gu bem ©eftnbe gäfjlt: Köchinnen, S^ägbe,
ÄeHner unb SWarqeur« in ben SBirth«* unb Äaffeehäufent. Biefe frühere
lanbe«rechtliche Beftimmung ift burch bie ©emerbeorbnung al« aufter
Straft gefefet angufehen.
3ft bie ©ntlaffung be« Arbeiter« gerechtfertigt, ber
wegen einer gu »erbüfjenben 3*eiheit«{irafe einige Bage
»on ber Arbeit fortbleibt? (Urtheil be« ©ewerbegericht« 5farl«ruhf/
Borf. Becht«anwalt Boecfh).
Ber Arbeiter, welcher eine polizeiliche ober gerichtliche f?rci^eit0-
ftrafe gu erflehen hat, h<*t fi<h biefe Strafe burch eigene« fchulbhafte«
Berhalten gugegogen unb mufe gerabe fo behanbelt werben, wie ber-
jenige Arbeiter, welcher bie Arbeit unbefugt »erlaffen hot; ber Arbeit*
geber ift baher gemäfi § 123 3iff- % ber ©ewerbeorbnung gur ©ntlaffung
be« Arbeiter« beiedjtigt. ®enn alfo im »orliegenben Solle Beflagter
bie ©ntlaffung be« ohne »orherige öntfchulbigung fortgebliebenen
Kläger« au«gefpro<hen hot, al« er ftch na äj »erbü^ter Strafe wieber
gum Antritt meibete, fo hot er lebiglith »on einem ihm guftehenben
Bechte ©ebrauch gemalt.
Cgutadjten «nfc Anträge.
^ Anträge im @fet»erbegeriiht ®era: Sohnbücher, 9Bo<henlähnnttg f
Arbeit« 5 ettel. Ber Audfchug be« gemeinfamen ©ewerbegericht«
©eia befdjäftigte ftdh in feiner Sibung im Anfang b. 3- mit brei
Anträgen. Au« ber ÜJtitte ber Arbeiter*33eifibet war ein Antrag
formulirt, welcher für alle medhonifdhen SBcbercien Sohnbüdher in
beftimmter gorm obligatorifch madhen wollte. 3« biefelben foEten
genaue Angaben gemacht unb ba« Sohnbuch bem Arbeiter au«*
gebänbigt werben. 3ur Segtünbuug würbe auf bie leichte 2Jtög*
Uchfeit einet Ueberoorlheilung bet Arbeiter, fpegieU in ber Bejtti*
inbuftrie, ^ingenjiefen, benen in »ielen gabrifen bei ber Soljngablung
nur eine fummarifdhe Abrechnung gegeben werbe, währenb bie ab*
gerechneten Stücfe nach Qualität unb Sänge oft oerfdhieben feien,
fobaft ber Arbeiter bie Jpölje be« Sohne« nicht berechnen unb feine
tfontrole über richtige Öegahlung üben fönne, gumal wenn felbft
bie fummarifdhen Sohngettel gurüefgegeben werben miijfen. Ber
gabrifantenoerein hotte fleh gegen foldje Sohnbücher au«gefpro<hen
tt>egen bet bamit »erbunbeuenÖeläftigungen unb$ladFereien,fowie weil
baburch gewifiermafjen ©efchäftögeheimniffe berratheu würben(!).
3Rachbem in ber Bebatte feiten« oe« SOorfthenben feftgefteEt war,
bah f°Wh c Regelung nicht burdh Drtöftatut getroffen werben bürfe,
alfo nur ein SBunfch au«gefpro<hen werben fönne, liehen bte
Arbeiter ben Antrag al« gwecflo« faEen. (Sin weiterer Antrag auf
(Srlah eine« £)rt«ftatut«, betreffenb Einführung wödhentlidher Sohn-
gahlung, würbe mit 9 gegen 8 Stimmen angenommen. 3n ber
Erörterung würbe barauf ^tngetoiefen, bah in ben SSebereien in
©era 14 tägige Sohngahlung am greitag üblich fei, wobei aber nur
bie bi« gum Sonnabenb borher gelieferte Arbeit begahlt werbe.
Abf<hlag«gahlungen würben in ber Siegel nur auf Anfuchen unb
in ungureichenber $öhe gewährt. Ein britter Antrag auf Ein¬
führung gebruefter Arbeit«gettel (wie foldhe jefct auch in ^reuhen
non ber megterung empfohlen werben) würbe abgelehnt. Söegrünbet
war berfelbe unter anberem mit bem ^inwei« barauf, bah bem
Arbeiter gewöhnlich bte Sohnhöhe, in«befonbere bet Afforbarbeit,
nidht mitgetheilt werbe, fobah er nur, wenn er wtffe, wa« fein
Vorgänger »erbient hot, ft<h ein 23ilb non bem gu erwartenben
Sohne machen fönne. — hiernach fcheinen in ben gabrifen ber
fReufjifchen Bejtilinbuftrie ähnliche QKihftänbe gu beftehen, wie pe
in ber £>au«inbuftrie ber Äonfeftion bur^ ben jüngften Streif in
Berlin unb an anberen £)rten aufgebeeft Pnb; Bie Arbeiter be*
ftnben Jt<h in Unfenntnih über ben ihnen guftehenben Sohn unb finb
wiEfürlicher Sohnberechnung au«gefehi. Audh bie ^onfeftionäre
unb 3ttif<henmeifter in ber ^'onfeftion famen, al« ihnen gugemuthet
würbe, einen Barif au«guhängen unb Sohngettel au«guhänbtgen,
mit bem Einwurf: ba würben ihre ©ef<häft«geheimniffe »errathen!
Bie Anträge ber Arbeiter*33eiflfceT haben alfo gweifello« auf einen
groben 9Jti|ftanb hingewtefen.
^Ugcmdne^ über CSfnierhtgertdjtc trab
^rbeiteaertrog.
Verbreitung ber ©ewerbegerichtc im Beutfchen fReich* Aachbcm
ba« Statiftifdje Beich«amt bie Ergebniffe ber Bolf«gählung »ont
2. Begember 1895 für alle ©etneinben über 10 000 Einwohner »er*
öffentlicht hot, lä§t ftch bie Verbreitung ber ©ewerbegeriepte midi
$n§ ©ciuerbcgeri<bt- SRittbcilungen beS BcrbanbeS beutfdjer ©ewerbegericbte. 9?r. 1
8
($ri>&en!laffen bcr ©täbte genauer feftfteEen. S)ie Aufnahme über | errietet ^ ^aben. $ur in ^ot^bam, BBanbSbecf unb ©tbroabiftb*
ben Beftanb an ©eroerbegerirfjten, reelle ber Serbanb im SÄugufi i #aE ift ingroifcben bie (Sröffrtuna erfolgt,, fobafc bie ©efammi$afjl
0 . 3 . oeranftaltet bat 1 ), ergab 272 ©eroerbegericbte. ©ie fonntc | auf 275 geftiegen ift. 3m gfolgenoen fuhren mir in jeber ©röfjenflaffe
bamalS nur mit ben (hgebniffen ber BolfSsäblung ooit 1890 oer* 1 bie ©emeinben auf, für rodele ©eroerbegerübte errichtet ftnb uni>
glidpen roerben. Snsnnfdben finb eine Sinsabl ©täbte in böberc 1 taffen bis fyzah &u 15 000 ©inroobnern in Heiner ©cfjrift bie ©€*
©rö&enflaffen emporgeftiegen, ohne jebodf) bisher ein ©eroerbegeridjt | meinben folgen, bie noch ohne @eroerbegeri<bt ftnb.
? r e i! | e 11 .
Bapern.
©aebfen.
SBürltem«
Baben.
Reffen.
llebrige
BunbeS*
berg.
floaten.
CHfafe-
öoi&r,
3etRenernÄtuna. Berg = Berg*©ettetbegeti<bt; f, = fdnigltrf), bej. faiferlid^; * = gebt über einen ©emeinbebejirf ljinauß; cu = angeftbloffen; + - in Vorbereitung
I. 28 ©roftftäbte mit über 100 000 ©itttooljttent. (36 ©etoerbcgerufjte in 28 ©emetnben.)
Königsberg; Rangig, *©an$ig (öanb); Berlin, ©bartotten*
bürg; ©tettin, *6tettin (Kreis ftanboro); Breslau; SÄagbe*
bürg, fallen. ©.; *8Utona; $annooer, *$amioöer (öanb);
©ortmunb, *$ortntunb (Öanb), *$)ortmunb (Berg); granf*
furt a. Wt.; Köln(f), *S)üffelborf (!), Slberfelb (!), Barmen (f),
♦Krefelb (!), Slawen, *2lacben (Berg).
HRümben,
Nürnberg.
Öeipjig,
Bresben,
*$re8ben
(öanb),
©bemnifc,
©bentnife
(Öanb).
©tuttgart.
Braun*
febmeig,
Hamburg,
♦Bremen.
©trafen
bürg (f).
II. 29 ©emetnben mit 50 000 bis 100000 ©tnmobnern. (24 ©emerbegeritbte in 23 ©emeinben.)
©Aöneberg, granffurt a. 0., ^otSbam; Bofen; ©orlifc,
öicgnifc; ©rfurt; 'Kiel; Bochum, *Bod£jum (a. Berg);
Kaffel, SBieSbaben; <5ffen, *@ffen (Öanb), *®ffen (a.Berg),
©uißburg, *2Rün<ben*©labba<b (f).
Augsburg.
Blauen.
*9Rannbeim,
Karlsruhe,
*greiburg.
SWaing.
♦öübetf.
*8Rül«
banfen (l),
*3Refc (!).
ORijborf, t©panbau, 9ftünfter.)
(tSSiir^burgJI
(t 3® tdau.)
—
—
(Oarmftabt.)
—
—
III. 70 ©emeinben mit 25 000 bis 50 000 ©itttoob**™» (50 ©emerbegeridjte in 46 ©emetnben.)
©Ibing; £bom; Branbenburg a. KottbuS, SanbSberg,
gorfi; *Öentberg; Beutben, *Beutben (Öanb), *Beutben
(Berg), ©(broeibnifc, *KonigSbütte (a. Berg); £albcrftabt,
9ÄübIbanfen, 9iorMiau[en, SBeifjenfelS; glcnSburg; Dßna*
brütf, Marburg, ftilbeSf®* 111 / Ötnbcrt, ©Otlingen; Bielefelb,
$agen, ©elfenftrcben, *©elfcnfircben (a. Berg), *SSitten
(a. Berg); $anau; *9famfdjetb (f), *Boitn, *©o!ingen (f),
♦irier, Koblens, *&obIeng (Öanb), *9Jlülbeim a. Bbetn (f),
SRüUjeim a. 9lubr, *0berbanfen (a. Berg).
gürtb,
KaiferS*
lautern,
Bamberg,
♦öubroigs*
bafen-
3ütau.
Ulm,
©eilbronn,
$eibelberg,
Bforjbeim.
Offenbacb,
*0ffenba^
(Öanb),
SBormS.
♦©era,
5)eüau,
©otba,
Seimar,
Olbenburg.
(3:ilfit; ©üben, Stdbtenbctg, 9ßeu»2Bei6enfee: ©tralfunb, ©targarb;
KßnigSbötie; SBitten; 3Ulenbotf, BoTbecf, Cberbaufen,
JRbepbl» 9ttetbritf>, 9?euB.)
(9flegen§butg,
Bapreutp,
$of.)
(gteiberg.)
(aftoftod,
©«b®erin,
Slllenbutg,
Bernburg.)
(Kolmar.)
IV. 51 ©emeinben mit 20 000 bis 25 000 ©inftoljnertt. (29 ©emerbegeriebte in 27 ©emeinben.)
♦SlUenftein, gnflerburg; ©rauben,^; ©tolp; *gnoiorastam;
©leiroife, Reifee, ♦Kattoroib, *Katton)i(j(a.Berg), Brieg, 3eib;
*9teumünfter, SBoitbSbecf, *SEBanbSbed! (Öanb), Öüncburg;
gferlobn, : ‘ ,: 3Rinben, Öübent'd)ctb, *?lctflingbaufcii (a. Berg);
9)?alftatt*Burbad), * s J2eunfird)cn (a. Berg).
BinnafenS,
©rlangen.
©lauebau,
*©laudjau
(Öanb),
Bauten,
STOeerane.
©klingen,
Kaunflabt.
©iejjen.
©ifenadb,
©reij,
Spolba.
©reifötoalb; ©liefen; Oppeln, ©fogau, fRatibor, töanbölnit; Vlfcberß*
leben, ©töleben, Oucblinburg, Naumburg, ©tcnbal; Jpcrforb,
SRcdlingfjmifctr, ©üreti, Bierfen, t^eunfirdicn, ‘Befei, yilteneffcn.)
(gngolftabt,
Arnberg.)
(SRetcbenbcub,
Krimmit«
febau.)
(Kolben.)
V« 86 ©emeinben mit 15 000 bis 20000 ©intnobnem. (28 ©etoerbegeri<bte in 28 ©emeinben.)
♦3Rcmel; 5latbenon), ©berSroalbe, Kiiftrin; ©rünberg, *$irfd}--
berg; Burg; SSilbelmSbauen, ©eile, Öebe, ©eeftemünbe;
♦§erne (a. Berg), Siegen, *£örbe, *9Battenftbeib (a. Berg);
Kreujnadj, ;i: ©aarbr‘ücfeu (Berg), ObligS (a), Belbert,
Burfftcib, Kalt (a), Balb (a).
©peper,
Baffau,
Sieuftabt
a.
Aempten.
®öbeln.
Sleutlingeu,
©münb,
©öppingen.
Bremer-
baoen,
SBolfcn-
büttel, 3cna.
(Btenalau, Öudenwnlbe, Köpenirf, Stegfilj, Borbagen*9iummeIßburg,
©roB'öicbterfelbe, ^örftenffialbe, Neuruppin \ Kößliit, Kolberg,
©rabo®; 3 fl brse, ©cbneibemübl, ^erfib; ?leu|tabt O.S., Sangen#
biclau, Sipine; Staßfurt, Btcrfeburg, Sötllenberg, ©icbicbenftein ;
Sd)leö®tg; .Jameln; Ba öct öorn, .fterne, ©elialfe, Bottrop, Bodjolt,
Ucdenborf, Buer, ©oeft, BJattenfdjeib, Sangenbrccr; iRarburg;
©ftfnocilcr, Beerf, ©aarbrüden, ©anft Sopann, ©upen. 1
(Kempten,
SitSbad),
2lfrf)affenburg,
©traubing.)
(Ööbtau,
SReifeen,
üöerbau,
Bicfcben,
SBurjen,
Birna,
9lnnaberg.)
(Öub»igS*
bürg.)
(Konftanj.i
(©üftTom,
Koburg,
Berbft.)
(4?agenau.)
') 3. ba§ außfubrlicbc Berseidjnifj in $r. 4 biefeß gabrgangS ber „Sozialen $ra£i§*.
1
Das ©ewerbegeriept. äRittpeilungcu bcS BerbanbeS beutfd^rr ©cwerbegeiicpte. Nr. 1.
io
Baijern.
©aepfen.
SBürttem»
berg.
Baben.
Aitgerbem beftnben fid| 108 ©ewerbegeriipte in folgettbett 106 Heineren ©emeinbeu.
*Dir[cpau, SPiarienburg, *$Jarienbitrg(Öanb), Sfulm, gaftrow. graufen» SHittmeiba, Bauens* *ÖaIjr, Äaftel, ©cpöningen, *iWarfird)
— SBittftocf, *Tegel, 3 *^e^tit / ginflcrwnlbe, ©cprotcbuS. — tpal, Königs- Burg, *Durladj, HJJontbacp. Blanfen» (f),
Anflam,*Uccfcrmiinbe.—grauftaöt,©rf)roba,*Neutomi[cpfl, örlenOarf), brücf, £>art» Tuttlingen, Dffenburg. bürg; *£fjann
*Blcfd)cn, *©cpmiegel, *9)£cfcrtp, *3tfjilbberg, *Nawitf<p, 9amprecpt, mannSborf, Biberadj, §elmf!ebt (f).
^Sbrolofc^iit, Dftroroo-Neidjenbad), SBalbenbnrg, Sßalben» ©cpwabacp, Dobenflcht, ©eislingen, (Berg);
Burg (Berg), Tarnoroip, äJh)8loroi(j, Ncufala, greiburg SBeipen* Beiüg. ftctbenheim, ©aalfelb;
i. ©cpl., gricblanb t. ©d)l., ©ottcSbcrg, Dplau, SBanfen, Burg, ©cpram- Deslau;
®rop*2Bartcnbcrg, *Bolfenpaiju, *®ai)nau, §oijerSwcrba, Neu*ltlm. Berg, Öemgo.
*8 a br3e, ßeobfcpiip. — DfdjerSlcbcn, Teucpern, *2BorbiS, ©cpwäbifd)»
©ömmerba, Neitbsburg, *(5lm8f)orn, Sauenburg, *Biune- $aH.
Berg, BiibclSborf. — $cine, Sinntier, Uelsen, ftncfebecf,
SBittingen, DftcrboTj, Stelle, Bramfdje. — Burgftcutjurt.
*©djroelm, Hattingen, Altena. — gulba, Bicbricp, ftöcpft,
©elnhaufen, gedjenhcün, $ersfelb, Steifungen, Dberlapn»
ftein. — SBepTar, .'pebberSborf, $5uningen, Stits, Bopwinfel,
Dplaben, Ncumieb.
©cwerbegertcpfe in ber ©ipwei** Nacp bem SapveSbericpt beS
(EentralfefreiariatS ber ©ewerbegericpte ber ©tabt Bern, bie erft feit
(5nbe Sanuar 1895 in Tpätigfeit getreten finb, würben im ge»
nannten 3a^re 277 ©efcpäfte in 283 ©ericptsftpungen bepanbelt,
bie 106 Abenbe — bie ©ipuitgen finbeit 8 Upr AbenbS ftatt —
in Anfprucp nahmen. Bon biefeit 277 ©treitigfeiten finb 178
burcp Bergleicp ober AbftanbSerflärung erlebigt worben. 5Rur 99
gelangten 3 iir gerichtlichen ©ntfcpeibung, unb nur in wenigen gätten
würbe babei ber ©ticpentfcpeib ber Borfipenben notpwenbig. Bon
biefen 99 Urtpeileit fielen 65 ganj ober tpeilwcife 3 U ©unften be®
Klägers, 34 311 ©unften beS Beflagtcn auS. 266 Klagen t>on
Arbeitnehmern ftanben nur 11 öon Arbeitgebern gegenüber. ©ocp
ftnb babei bie pro 3 effuaIifcp erhobenen SBi'berflagen nicht geregnet.
3n 172 gätten betrug ber ©treitgegenftanb unter 50 grfS., in 53
non 50—100 grfS. ©a£ Bfaytmum ber äompetens ift 400 grfS.
©ie AuSbepmmg ber ©ericptsbarfeit auf bie ©ienftboten, Tage*
löstet (in nidpt ftänbiger Arbeitsteilung) unb Tagelöhnerinnen,
Börfcnangeftettte, (Schreiber k . wirb gewflnfcpt. OefterS paben
audp £>anbwerfer unb ©efdpäftsleute in Keinen ©treitigfeiten mit
ihren Üunben bie ©emerbegerichte in Anfprudp nehmen wollen.
Nodp Soge ber ©efcpgebung muhten fte abgewiefen werben; allein
eS jeigt bieS, wie fe^r baS einfache, rafdpe unb beinahe foftenlofe
Verfahren ber ©ewerbegericpte im Sßublifum Anflang finbet. 3 n
fehr ütclen gatten bebarf eS jwifd^en ben ftreitenben ' 5 flKeien nur
ber Aufklärung über bie ftreitigen gragen öon fadhmännifdher unb
berufSgenöffifeher ©eite, ber man SBertrauen fdhenft, um eine freunb*
lidhe Beilegung beö ©treiteö 311 erwirfen.
3ufammcnwtrTen non ©fWerbcgericht unb BcrnfSgenoffenfchnft in
granffnrt a/3W. Auf Aufudjeit ber §cffens^af[auf(hcn BaugewerfS*
Berufögenoffenfdjaft giebt baS ©etoerbegcricht granffurt a/ s Ä. biefer
oon allen ^rojeifen gegen ^erfoneit, bereit ©igeufdjaft als Bau»
Unternehmer in grage gezogen werben fann, Nachricht, bamit
bie ©eitofienfdjaft in bie Sage oerfept wirb, bei 3citctt 3U unter»
fncheit, wer als ber eigentliche Unternehmer an3ufchen ift (§ 3
beö Baii»UnfafloerfidheruugS»©efeöeS), ober wer (§27) neben bem
Unternehmer 3ur 3(*h^ n 9 for gefeplidjen Beiträge ocrpfliihtet ift.
©<b tt h ber Bauarbeiter gegen Sohnbcrlnfte in 91cw*2)ar!. ®er
Borftaub beS arbeit$ftatiftif3)cn Amts ^u Aero»?)orf fdjlägt oor,
bas ©efep jum ©d)iip ber Bauarbeiter unb »hanbwerEer gegen
Sohnoerlufte, mechanic lien law (ngl. ben Auffap oon glefd) in
ben BerbanbS»aKittheilungen: ©03iale ^ra^iS 9tr. 12 biefeS Sah**
gangS), baljin auSjubehnen, ba& jeber ©ruttbeigenthümer, ehe
er eine 3<*$lung (in ben Unternehmer macht, beit Nachweis oer»
langen muf;, bap alle Tagelöhner unb Arbeiter im Bau oott be»
3«hlt finb. TaS 9iew»?)orEer Drgait für bie Sniereffett bcS ©riittb»
eigenthumS*) (Record and guide 00m 28. 3)f3cmber 1895) be»
*) Aus ber erwähnten geitfdjrift, welche oonftänbige Berjetchttiffe
ber in Acw*^)orf oorgefommenen ginmobilienoerfäufe, Berpfänbnngen,
Befdjlitgnahmen u. f. w. enthält, ift 311 erfehen, bafc in ber 3 f it oout
20—27. Dezember 1^95 nicht weniger als 42 liens genommen unb 3!
burd) pithlung erlebigt waren, barunter einige wegen eines Betrages
oon nicht ntel}r als 20 , 45, 70 Dollars, ein Beweis, bap bas AcdjtS*
inftitut thatfächlidj feinen 3metf, ben ^anbwerfern unb Arbeitern bis
3 um Icpten Dagclöhner, ben ein im Afforb bezahlter Bauanfdjläger ftd)
311 §ülfe eingefteUt hat, 6 d)up gegen bie Swifd)enuntemehmer unb
©chetnuntemchmer ju geben, wirlltch erfüllt.
fämpft biefen Borfchlag mit ber Ausführung: in ben meiften
gatten fönnten bie Unternehmer ihre Arbeiter nicht johlen, wenn
fic nicht oor her ©elb oom Bauherrn bcfommeit h oben; ber
Borfchlaa werbe alfo ba 3 u führen, bap alle biefc Heineren Unter»
nehmer befeitigt werben. —■ gür uns in D)eutfdjlanb fann biefe
grage 3 imä(f)ft unerörtert bleiben, ©chon bie Nachahmung beS be»
ftehenben ©efepeS würbe einen bebeutenben gortfepritt barfteHcn.
öccbnnbsfangelegEttfjeitfn.
©er AuSfcpup beS BerbanbeS ©eutfdjec ©ewerbegeriepte beftept
gegenwärtig aus folgenben SNitgliebern: Dr. ©apner, Dber»Bürger*
meifter, SNain 3 . Dr. glefdh, ©tabtratp, granffurt a/SN. (©efcpäftS*
füprer). p. ©cpul 3 , NtagiftratSaffeffor, Berlin. SNenfinger, NccptS*
ratp, SKüncpen. Dr. §artenftein, ©tuttgart. Boecfp, ©tabtratp,
Karlsruhe. Büttner, ©tabtratp, fieipgig. ginf, ©enator, §annnoper.
©er NebaftionSauSfcpup beftept aus: ©tabtratp Dr. glefcp,
granFfnrt aß OR, unb SNagiftratSaffeffor ©uito, Berlin. An fiepteren
(Berlin 2S., SSorntferftr. 2) finb alle bie Nebaltion beS „©ewerbe»
gericptS" betreffenben ©enbungen 3 U abrefftren.
3n bem Bierteljapr 1896 finb folgenbe 12 ©e»
roerbegeriipte bem Berbanbe neu bei ge treten: ©ffen»öanbfreis,
granffurt a/0., ©leiwip, ©otpa, ©reii, g)ilbeSpeim, 5liel, ^ölit
(königlich), SDtagbeburg, BirmafenS, SBeimar, SBcipenfelS.
Weitere Beitrittserklärungen finb 3 U riepten ait ben ©efcpäftS»
füprer beS BerbanbeS: ©tabtratp Dr. glefcp, granffurt a/Bt.,
(liefern £>of. ©er SdpreSbeitrag beträgt 20 9Rarf. 3ebeS bem
Berbanbe beitretenbe ©ewerbegeriept erpält naep wie por bie „«Soziale
BrajiS" wöcpentlicp 3 ugefanbt (nebft bem „©ewerbegeriept" als
BJonatSbeilage).
SapreSberi^te über 1895 finb bisher eingegangen: poit
fämmtlicpen 14 württembergifepen ©eroerbegeriepten (pgl. bie Be»
fpreepung in Nr. 26 ber „©ojialen ferner pon Barmen,
Bromberg, ©effau, ©ortmunb, ©uiSburg, ©Iberfelb, granffurt a/SN.,
©otpa, Shel, Äöln, Sanbsberg a/B3., Bfagbeburg, SNannpeint, 0 lben*
bürg, Trier, 3(*& r i c -
©ie gleidhseitig hiermit ausgegebene Nummer 27 bet Sßocpen*
feprift ,,© 03 tale frajtS, ©entralblatt für ©ogialpolitif" entpält:
„Bäcfereigenoffenfdpaften". Bon Dr. $. Tpiep (Offen*
badp) — „©ntwurf eines ©dpupgefepeS für baS Sabenpcrfonal
in ©eutfcplanb." Bon Dr. £luardf (granffurt a./SN.).
— „Organifute 2Bopltpätigfeit in Sonbon." Bon Dr.
©. Soew (Sonbon). — Defterreicpifdper ©efefeentwurf über
BerufSgenoffenfcpaften ber ßanbwirtpe; B^eupifcper ^anbelS*
fammer*©ntwurf; NeicpSenguete über bie Arbeitöoerpältniffe
bet Kleiber* unb Sßäfcpefonfeftion in ©eutfdhlanb;
enquete über Berliner Bapierarbeiterinnen. — ©täbtifcpeS
ßeicpen*guprwerf in Blünfter; Borträge im Biai^et Alter*
tpumSoerein, ©egenleiftung für ftäbtifdhe ©uboentionierung;
©täbtifdpe Negie ober Sßrioatbetrieb für bie ©trapenbapnen in
BreSlau; ©täbtifcpeArbeiterwopnungen in3üridp; kommunale
Arbeitermopnungen in Benebig; NegierungSpräflbialoerfügung
über ftäbtifepe BerwaltungSbericpte in Oppeln. — 3nter-
tl
©aS ©ciücrBcgcricfjt. SÄitthciluugcn be$ ©erBanbeS beutidjer OJenjerBegeridfjte. S?r. I.
1
nationaler foaialiftifcher Arbeiters unb ©etoerlfchaftS^ongrefc !
in Bonbon; Statiftif ber eoangelifdjen Arbeiteroereine ©eutfd)*
lanbS. — 33auarbeiter»0^ub in Sadjfen; «Sonntagsruhe ber
9fte<htSantt)altS=93ureanBeamten; ^Beilegung eines Streifs burdf)
ben gabrifinfpeftor in ßübeef. — (Singriffe eines Unter*
ne^merS in bie Selbfioertoaltung feiner 33etriebS=$ranfenfajfe.
— 9Jtietl)S*S^iebSgeri4t in 3ürid^ u. a. m.
Aus bem JnBalt ber ÜJläranumniern ber „Soaialen 'PrajiS" j
feien folgenbe Auffäfce heroorgeljoben: ©ie Parteien in Selbftaeidp j
nungen: 1) ©er Parteitag ber älteren @l)riftlidj*Sozialen. 33on
$. o. ©erladj (Berlin). 2) ©ie fojialiftifd)e Partei in Stalien.
S?on $rof. ©. Saloiolt (Palermo). — ©ie Skbifdje gabvifinfpeftion j
int 3 a h*e 1895. 93on $rof. 4p. ■äperfner (Karlsruhe). — ©ie
preufjifche SRidjterfperre. — Schufc ber Arbeiterinnen gegen fittlidje
©efahren. S3on grau ©. ©naua-JIühnc (Berlin). ©ie 9ftct)ifion |
ber beutfd^en SeemannS*Drbnimg. 33on 9Rci<hStag§=Abgeorbneter j
SB. Sftefcger (Hamburg). — ©ie ©emerbereform in Defterreidj; |
ÖanbtnerfSpolitif unb Arbeitsertrag. S3on ©r. ß. Verlauf (SBicn). j
— ©er ©efchäftSbericht beS 9tcichS*3$erfi<herungSami3 für 1895. j
S3on Stabtrath £>. n. granfenberg OBraunfchweig). — ©ie^rajiS :
beS ©efefceS über AbaahlungSgefdjafte. 33ott AintSgerid)tS=9ftatb
3 a ftr o to (S3erlin). — Hamburger SBaifenpflege. 33on ©r.
St. 33rüeiner (Stümberg). - ©ie S3etoegung ber ©runbpreife in I
33ern. 33on ©r. jur. n. SJtangolbt (granfjurt a/üR.) — ©as
©olfSbegebren itadj SSerftaatlidhung ber ©ifen&ahnen in ber StJ&tDeta.
©on Stabtrath A. Stecf (33ern). — AuS bem Slotijentheil: Sozial*
poIitifd)e ©efefcgebung inAmerifa; Stäbtifdje ArbeitSna<hmei$fteHen
in ©eutfeblanb; StäbtifcheS ©inigungSamt in 33erbinbung mit bem
Arbeitsnachweis itt SBinterthur; Siadjweifungcn über bie Arbeit**
ncrbältniffe ber ftäbtifchen Arbeiter in ßeipaig; kommunale Bobn-
unb Arbeiterpolitifin holläubifchen SubmiffionSbebingungen; SBürger*
fteig*9teinigung bur<h Arbeitslofe in irier; Ortsftatut für bie
Böbnung 9Jtinberjäl)riger in SteeS; Drtöftatut jum Stufte ber 33ai:^ j
£>anb werter in Ißreufjen; Stäbtifch« S3augerüft*tfontroleure in 3örtcb:
Vergeben einer Äranfenfaffe gegen gefunbljeitSf^äbigenbe SBetricb?* '
©inrid)tungen; Stabtfölnifcher 33crfi(berung$oerein gegen Arbettö*
loftgfeit.
Stänbige Stubrifeu ber „Sozialen ^rujriS": Atfge*
meine Sozial* unb SBirthfchaftSpoIitü; kommunale Soflialpolitif;
Soziale 3uftänbc; grauenfrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer*
oerbänbe; ©ewerbegerichte, ©inigungSämtcr, ArbeiterauSfchüfte;
Arbeiterfd&nfc unb ©ewerbeinfpeftion; 33erfid§erung, Sparlafien;
Armenpflege; SBohnungSwefen; ©cfunbheitSpflege, ©rnährung; Orr*
aiebttng, S<bule, 33olfSbilbung; 3uftij; ginanjen; BanbrnirthJchaH,
£anbwert unb ©rofjinbuftrie; ipanbel, ^rebit; 93ertehr; fiitterariftbc
Steu*©rfd^einungen.
©ie „$Ofiale Jfritri*“, EentralBlatt für Sojialpolitif, eridjeint icben ©onnerStag unb foftet oierteliäfjrlidj 2 SÄ. 50 ©f. emfdjjfteilnb
ber SÄouatsBeilage Ja« t£fett»evfcegtrid)t“« _8u belieben burdE) fämmtUcbe ^oftanftalten unb Sutbbanblungen foroie bireft bureb bie ©erlagt
Banblung (darf #«!|am»aS Serlag, Serlin W., wauttftr. 44).
#ari* c^öe^manns Vertag, ^erfin W., ^Uauerftr. 44 .
mtb Stantswilfenr^aftlidjer §crlag.
Da« 2 iet<fo&aefd$ betreffend die (Bemerbegeriibte.
29 . ^ult 1890 .
©rläutert non
Dr. f. MHUjelmt „ Ilf , Dr. p. |»r(t
Öeljeinier OBer*StcgierungSratb unb Oortragcnbev ^tatf) ©ebeimer Dberbergratb unb uortragenber Statt)
im Aeid^Samt be§ gnnern. im SÄinifterium für §aubel unb ©emevbe.
380 griteit. ?rei* eleg. geb. p. pojifrei p. 9,30.
=^= (Ermäyngtev preis bis 50 . 2 lptil t 896 2 U. r, ==
Tcv anerfannt Por^üglicfje dlommcutav Begleitet BnS ©efep Oou 'Paragraph 31 t ‘pavagiaul) mit auSfübrlirfieu, Häven
unb gemcinbcrftänblicf) gehaltenen ©rlftutevungcn. oln 1 .oauptaugeumerf Haben bie 'Bearbeiter babei folgenbeit befünbeiv
Nichtigen fünften jngetuanbt:
1 . ber ©vläutevung uttb Umgvenaung bevjenigeu ©egrifrSbeftininumgcn bei* ©etucvBeov&iumg, mehhe für bie yuitibbabuitg beo
©efeOeS Dom 29. 3uli 1W0 gvunblegcnb fiitb (©etuevbe, gcnicrblirijcv Arbeiter tt. a. m.);
2. ber ©ntftefjungc'gefd)ict)tc beS C> 5 cfct 5 cö unb feinem 3 ll i nnuncn bange mit beit ©nttuürfen non 1-S73. IS?4 uttb 1 sts;
3. ber geftftcUung unb Erläuterung berjeuigen Beftinnuimgcn bei* (iimlpro^cgorönuug, tnelihe im gemerbegeridjtlidjeu Bevfabreu
öitr Amuenbuitg fomnten föitncu;
4. einer ciugel)enbcrcn Berüdfidjtiguug bei* Bcrhäftuine beS Bergbaues tueldje gegenwärtig baS öffentlid'te 3uterefie in crbüDtem
Waage in Anfprudi nehmen.
Anliangc folgen bem iiommentav beS ©efeueo felbfl bie amtlidicn 3?orfcfjlägc beS WinifterS für van bei unb ©etnerbe
5111 * Aufhellung non Orts , sUcic«*, 'protun.^ial Statuten für ©ciucröcgeridjte, "fotuic 511111 Sdilug ein bie fchnclle Ovicntt
vuiig fcl)r cvleuhterubeC' Sadircgiftcr.
Um bie Anfftiffitifi M praffifdi toerthboUen, barjugliih empfoBleneit Sßerfed inSBefonbere ben bem $erlianbe angefcBloffenen
©etoerbeaeridjten, fomie allen benjenigen ^ntereffenten nnb Seljörben jn erlebtem, benen ihr ©tat bie Aufgabe bi«|er ntd^t
geflattete, gäbe id| mii| entfibloffen, eS bt» |uttt 30. ^.prtl 1896 3 U einem
ermäßigten ^nsnatjmcpmlc uon 7 Math
}u liefern unb Herbe binfu$tlii$ ber Seglei^ung, too bie (ftatänerbältniffe es erforbern, gern na4 SBunfdj in 3tunbungen ober
jablungen toiHigen.
®oeBen erfdiicu im gleichen ©erläge:
l^rudifaihEn ber liiammiffian für SCrfietterftattfttfi.
gerbanblnngen |lr. 8 .
ßfrirfil iiliec die frfiefinng fielreffeniC rfic HifieUsjeit, Itüinlignngsfriflßii und die Lehrlings«llfrünlfiiilTe im ÄandefsgeroerBr.
Aus bem SnhaltSüeraeidjuiffe BefoitbcrS Beroo rauh eben:
llotfdjlnge Aber hie Regelung her Uerhftltni|)e her augc|Mtcn iu offenen ffnheugefdinften.
■■■■■ '■ golio gormot. ©reiS 80 ©f. .. . ..
(^etperbegeri d)t" erfcheint ant erften ©ouner[tag jeben Monats im 9)2inbefiumfang uon */.> Sogen. Jür
baS Halbjahr April—September nehmen 23cftelliingen 311 m greife uon 50 fammtliche Sßoflanftaltcn unb öudhhüublungen
an. ©egen ©infenbung non 70 $Pf. in S3riefmarfen an ©ari .$et)ittattn$ Verlag, ^Berlin W v WJaucrftrafe 44 erfolgt
bie bireftc gufenbung am ©age beS ©rfdheinenS.
Oiir! e»ci)momn< in Berlin W. i'jancritiMfj': 14. öimt? Uos tu Öcrlin W. - 'itcran:u’i)vtluli im öü tücbaftion: I>r. §. Suftruiu tu o'ljtjriöttfnltm^eöerltn.
I. 3a^fiati0*
©erlitt uttb Qfrattffurt a. SD?., ben 7. 9)?ai 1896.
Kummer 2.
Ins ©cmfrbcgfritlit.
ZTUttheilungen bes Vevbatxbes beutfcfyer <&ewevbegevid}te.
9iebaflion8au8fd&u&: ©tabtratlj Dr. JUfdi in g-ranlfurt o. SW. unb SWagiftral8=&ffeffor @uno in ©erlin.
$rf4rinl «m rrffrti |»«(t|ti| jrt« Herausgeber* IPrei* jl$rU4 1 JHiii
^atl ^rnann« »eitag, ©erltn W., SKauetftr. 44. Dr« X 0 Äofienfrete ©eitage aut „©oaialen $Jraji«".
Stile ffi* bie Aebaftion be« „©ewerbegerldjt«" beftimmten ©enbungen bittet man ju abrcfftren: 8tn £erm 9Dtagiftrat«»3lffeffor ©uno, ©etlin W. ( SBormfet ©tx. 2.
3 n if a i t.
(s-rxeidjen bet ©etufungSfumme |
b u x dj ©erbinbung meuteret
Klagen.
I. ©on SWagiftrat« * fflffeffor SB.
©uno.13
II. ©tnfenbung bom Jfgl. ©ewetbe*
getimt &ötn.14
JjU^tfyrcibung.15
&ann bet Slrbeiter, ber wegen föanf»
Ijett fortgeblieben ift,entlaffen »erben,
toenn er fid? aur 5*>rtfebung ber Arbeit
melbet? (©ewerbegeridjt flauent. ©.)
tfann ber ©djiffSmamt »egen unbe*
fugten ©erlaßen« ber Arbeit entlaffen
weTben, »eil er ba« ©djiff wieber»
tjolt Btacbtfl berlaffen bat? (©ewerbe*
gexidjt f^ronffutt o/äft.)
3ft ber Öebroertrag giltig, ben ein
nicht $ut Innung gehöriger Stteifter
entgegen bern Verbot be« §. 100 e
bet©ewerbeorbnung abfd&Ik[jt? (@c*
Werbegericht Betpaig.)
3ft ein Qlrchitclt, ber für ©rioate ©au*
plöne fertigt unb bie©auletiung über»
nimmt, al« ©ewerbetreibenbet an»
©utmhten unb Anträge. 16
Slufruf ber 9lrbeitnebmer*©etft&er be8
©ewevbegeridjt« ^aHe (©efinbeorb»
nung, faufmännifdje« ©erfonal, ©e«
rufungSfumme).
Sinignitgsümter.17
2)le $bätig!eit be« ©inigungö»
amt« öeipaig aut Verhütung
eine« beutfchen ©uc^btutfer»
©trelf«. ©onStabtratfjQs.öüttnex.
über ®etuerbegertit|te
unb Jlrbeitduertrag.18
©rlaffe beö preu&ifdjen^anbelSmintfte*
rium« (9lrbeit«acitel, ©inigungSämter,
faufnifinnifche ©ewetbegeridjtc).
aMtner»2trbeit«nad}toeiS bei ber ©er*
liner ©eweibe*9IuSfteflung. $f)ätfg»
feit be« ©ewerbegeridit«.
^erbnnbs-3lngelegenbetten.... 19
©rhebungen be« ©ewerbegericht« ©erlin
in ber Herren* unb tfnaben*5fonfeftion.
aufehen? (©ewerbegericht2öie«baben.) 1 Snhf»It«angaben ber „©oataten ©ra£t«".
9lbbrud fümmtlicher Slrtifel Ift Beitungen unb Beitfchriften geftattet, jeboch nur
mit Poller Ctueflenangabe.
(Ernidjett ber ßertifttitgsfutmne burd) üerbittöung
mehrerer lUagen.
i.
$)ie Verufung gegen Urteile ber ©eroerbegetichie ift nur au*
läffig, toenn ber Sfrth beS ©treitgegenftanbeS cinhunbert SDlarf
überfteigt. Senn mehrere Kläger Anfprücfje gegen benfelben Ve*
Üagten in einer Silage ergeben, fo muffen jur SBeredjnung beS
©treitroerthä bie ©treitfummen sufammengerechnet roerben. 3)a
nun bie meiften geroerbegerithtlichen Etagen ju SßrotofoK beS ©e*
ricbtSfrfjtciberS erflärt roerben, fo bangt bic VerufungSfähigrcit oon
beut äußerlichen Umftanb ab, ob ber ©eriebtsfeb^iber bie mebreren
filagen in einem Sßrotofoll gufammenfa^t ober einzeln aufnimrot.
2 )er ©eriebtsfebreiber ift bei Slufitabme ber ^lage felbftänbig
unb unabhängig oon richterlichem (SinfhiB- 3 U feinen ^fliebten
roixb es geboren, nicht eigenmächtig barüber ^u entfebeiben, ob er
bie ntebieren Slnfprücbe in einem ^rotofoü oereittigen roiÜ ober
nicht; er roirb bie Parteien auf bie Solge aufmerffam machen
muffen, bafe bie ©erbinbung ber mehreren Silagen ba^u führe,
Streitigfeiten, roclcbe eiii 3 eln bureb baS ©eroerbegeriebt enbgültig
entftbieben roerben fonnen, bcrufungSfäbig 31 t machen, ©eine
Pflicht ift es alfo, ber übereinftintmeitben (Sntfcblie&itng
ber Kläger es ju überlaffen, ob fie für ihre $lage eine
ober sroei Snftanjeit roünfcbeit; baS Siecht, roiber beit Sillen
ber Parteien mehrere Silagen 31 t oerbinbeit, fteljt beut ©eridjts»
[Treiber nid)t 3 U.*) 3n ber Siegel roerben bie Kläger im Sntcreffe
*) ©eroer6egericbts=©i'icb §. 55, ©iuilproaefcOrbmmg §. 5.
ber ©cbneHigfeit unb Sifligfeit beS Verfahrens bie groeite Snftnn 3
nicht roünfcben. @s ift baber burcbauS berechtigt, toenn grunb»
fäfelicb baoon ausgegangen roirb, bie Silagen ei^eln auf 3 unebmen.
^un fann weiterhin baS ©eroerbegeriebt entroeber*) bie Ver*
binbung mehrerer in einer Silage erhobenen Slnfprücbe 3 um 3roecf
ber gleichseitigen Verbanblung unb dntfebeibung, ober**) bie ge*
trennte Vcrbanblmtg mehrerer in einer Silage erhobenen Slnfprüche
anorbttett. gür folche Gntfcbliefjungen beS ©eridhtS fommen ju*
nächft nur 3roecfmäBigfeitSgrünbe in Srage, drroägungen barüber,
ob burch folche Verbinbung ober Trennung bie fachliche (Srlebigung
beS ^roseffeS geforbert roirb. Stach ber in ber $ra£is ber Be¬
rufungsgerichte anfeheinenb übereinftimmenb oertretenen SlnRcht
fann aber fotd^e Verbinbung ober Trennung über ben junächft
erftrebten 3 wecf hinaus bie proseffuale ßage ooÖftänbig änbern.
Vücffichtlidh ber Srage, ob bie ^Berufung suläfftg ift ober nidht,
fieht bie VrayiS ben ^Serth beS ©treitgegenftanbeS" in bem 3eit*
punfte als maggebenb an, in welchem baS geroerbegerichtliche
Urtheil erlaffen roirb. Serben alfo mehrere Vroseffe mit einem
Dbjeft oon je unter 100 oerbunben, fo roirb bie Berufung für
guläfftg erachtet, fofern bie 3ufammenrechnung ^r einselnen Serthe
mehr als 100 M. ergiebt; umgefehrt würbe eine Trennung ber
Verhanbluttg einen berufungsfähigen VechtSftreit in mehrere ber
Berufung nicht unterliegenbe auflöfett.
Von bem Velieben beS ©croerbegerichtS, je nachbem eS bie
eine ober bie anbere Slnorbnung erlä&t, h^ngt eS alfo ab, ob eine
nicht berufungsfähige ©ache berufungsfähig roirb, unb umgefehrt.
Sehnliches fommt auch in bem orbentlicfjcn ^rosej} oor, aber nur
in sroeiterSnftans rücffichtlich ber3ulä[ftgfeit berVeoiftonSinftan 3 .***)
Sür bie befchränfte 3 u ^ a ff un 0 Berufung gegen bie Urtheile
ber ©eroerbegcrichte finb roefcntlich fosialpolitifche Grroägungeit
mafegebenb geroefen. Vtan wollte babitrch bem Qntcreffe ber Ar¬
beiter an fchneller unb foftenlofer ©ntfeheibung ber geroerblichen
©treitigfeiten Rechnung tragen. ®ie ©eroerbegerichte müffen baher
barauf Vüdftcht nehmen, ba& Re nicht ohne 3 toingenben ©tunb
burch proseffuale Snorbnungen bie 3tüäfftgfeit ber Verufung er*
weitem ober eitifthränfen. Sine Vtafenahtne, bie an Reh im Snter*
effe ber fachlichen Verhanblung beS VedjtsftreitS als sroccfmäfeig
Reh barfteHt, muR als unsroeefmäfeig erfcheinen, wenn fte basu führt,
bie proseffuale Cage ber Parteien in fo erheblichem Vtafee, ber
Sbftcht beS ©cfehgeberS entgegen, 3 U änbern. ^5aS ©ewerbegericht
roirb baher Vebenfen tragen müffen, bie Vcrbiitbuitg bann aitsu*
roeitbeit, wenn baburcf) bie VerufungSfiunme Übertritten würbe.
Verliit. S. 6 uno.
II.
3u ber gleichen Stage treibt ber VorRhnibc beS Mgl. ©e-
roerbegerichtS ^öln:
Stach meiner Anftt empRehlt cS fich nicht, bie Silagen oer-
tiebetter Arbeiter gegen einen Unternehmer 31 t oerbinben, nament*
lidE> bann nicht, wenn burch 3 ll fammenrcchnung ber oerti^fueu
*) 6iüilproaefe*0rbnung §. 138.
■*) cbenöa §. 136.
***) ebcnba §. 508; ©utfch. bfv Sleich^gerichtS ©b. 6 ©. 416.
15
Das ©crocrbegeridjt. Arittbeilungen be$ BerbanbeS bcutfd^cr ©erocrbegerichtf. Ar. 2.
16
Stlagefummen bie BerufungSfumme erreicht wirb. Geroöhnlidj
hanbelt cS fid) bei berariigen Klagen um fogenamtte Baufdjroinbler,
bie jebe Gelegenheit ergreifen, bie Klagen in bie Sänge gu giehen;
©ine Berbinbuitg folcfjer Klagen hat h^r nie ftottgefunben, roohl
aber hat baS Gericht in einem Satte, in betn eine Angafjl Arbeiter
gemeinfchaftlich Älage gegen einen Sauunternehm er angeftrengt
hatten, bie Trennung angeorbnet. ©3 roirb bei beut hMiS*« Ge»
roerbegericht bei Anbringung ber ftlage burch bie Geri<ht8fcf)reiberei
bahin geroirtt, bafj jeher Arbeiter für ftch allein Ragt, roenn es ftch
nicht eiroa um eine Afforbarbeit hanbelt, bie oon mehreren Ars
beitern gemeinfchaftlich übernommen unb auSgefütjrt roorben ift.
Das Gericht fommt baher nicht in bie Sage, ex officio bie
Trennung beS BerfaljrenS anguorbnen.
Itedjtfpredjung.
Äaitn ber Arbeiter, ber roegen Äranfheit oon ber Arbeit
fortgeblieben ift, entlaffen toerben roenn er fid) gur gort*
fefcung ber Arbeit melbet? (Urtheil be$ ©eroerbegcrichtS flauen i.B.
Sorflfeenber: Acferenbar Aktie.)
Der Kläger hat bei ber Beflagten mehrere Monate lang als Auf»
(aber gegen einen SBochenlohn oon 15 M. in Arbeit gefianbeu. Sn ber
Seit oom 25. Roo. bis gum 2. Deg. hat er bei ber Arbeit gefehlt. Am
lebten Dage hat er feine Arbeit roieber aufgenommen, jebodj, fobalb ber
Snhabcr ber besagten girma feiner anft^tig rourbe, fofort roieber auf»
hören unb ben $of oerlaffen muffen, ©eine ©ntfdjulbigung, bafi er bie
S3o<he oorher franfheitshalber nicht habe gut Arbeit tommen fönnen, ift
nicht beachtet roorben. ©r forbertSahlung einer ©ntfdjäbigung oon 80 M.
Die Betlagte ift ber Anficht, bafi fie gur foforttgen ©ntlaffung beS
ÄlagerS berechtigt geroefen, ba biefer eine oolle SBoche unentfchulbigt
oon ber Arbeit roeggeblieben fei. 0b ber Kläger thatfächlich Trant
geroefen fei, roiffe fie nicht. 3ebenfall3 fei fie nicht oerpfüchtet, fich um
Arbeiter, bie unentfchulbigt aus ber Arbeit roeggeblieben, noch roeiter
gu tümmern. Rathbem feftgeftettt roar, bajj ber Kläger in ber fragltchen
Seit roirtlich tränt roar, rourbe Betlagte oerurtheilt.
©rünbe. Daher Kläger in ber SEBoche oom 25. bis 80. Roo. tl)ai-
fädjlidj tränt unb arbeitsunfähig geroefen ift, fo tann oon einem unbe¬
fugten Berlaffeu ber Arbeit im ©inne beS §. 128 3 ©eroerbeorbnung
nicht bie Rebe fein. Auch tann Betlagte ftch bei ihrer Steigerung, ben
Stläger nach feiner ©ieberherftellung roeiter gu befchäftigten, nicht auf
§. 123® ©eroerbeorbnung ftüfcen, wonach ©ehilfen fofort entlaffen toerben
tonnen, roenn fte gur gortfefcung ber Arbeit unfähig finb. BorauS-
fefeung ber Änroenbbarfcit bcs §. 128® ©eroerbeorbnung ift, toie fchon
beffen SBortlaut ergiebt, einmal, bah ber Arbeiter gur 3 c ü ber ©nt¬
laffung noch gur gortfefcung ber Arbeit unfähig ift unb ferner, bah bie
©ntlaffung auSbrütflich gegen ihn auSgefprochen roirb. hieran roirb
auch baburch, bah an ©tette beS arbeitsunfähigen Arbeiters roährenb
ber Dauer ber ArbeitSunfähigteit bereits ein anberer Arbeiter eingefiellt
roorben fein mag, RichtS geänbert; es mühte benn fein, bah bem Ar¬
beitgeber ber Aufenthalt beS behinberten Arbeiters nicht betannt unb
auch feine Afcöglichfeit oorhanben roäre, biefen Aufenthalt gu ermitteln,
hiermit foH nicht gefagt fein, bah es nic^t auch Pflidjt beS gur gort»
fejjung ber Arbeit unfähigen Arbeiters roäre, bem Arbeitgeber über bie
Urfache feines ©egbleibcnS fobalb als möglich Aadjridjt gu geben,
^ebenfalls aber roirb burch bie Berfäumung biefer Pflicht ber Arbeit¬
geber, roenn er oon bem ©ntlaffungsgrunbc beS §. 123® ©eroerbeorbnung
©ebrauch machen roitt, ber ihm obliegenben Berpflidjtung, ben Arbeiter
ober beffen Angehörige oon ber erfolgten ©ntlaffung roährenb ber
Arbeitsunfähigfeit Äenntnih gu geben, nicht überhoben. Das Verhalten
ber Beflagten ift in oorliegenbem gatte um fo ungerechtfertigter, als
ber Äläger bem VauSmann ber Beflagten oon feiner ©rfranfung, beoor
er bie Arbeit oerlieh, Atittfjeilung gemacht hat unb bafjer mit Recht an¬
nehmen tonnte, bah biefer bie Betlagte über bie Urfache feines gehlens
unterrichten roürbe. Die Betlagte roar fonach nicht berechtigt, ben
Kläger am 2. Deg., als er gur gortfefcung ber Arbeit roieber fähig unb
auch bereit roar, roeiter gu arbeiten, ohne Stünbigung gu entlaffen.
$ann ber ©chiffSmann roegen unbefugten BerlaffenS ber
Arbeit (§. 123 Abf. 2 ©eroerbeorbnung) entlaffen roerben, roeil er
baS ©djiff roicberljolt RadjjtS ohne ©rlaubnifi beS ©chifferS
oerlaffen hat? (§§-21, 23 beS ©cf. o. 15. Sani 1895 betr. bie
prioatrechtlichen Berhältniffe ber Binnenfchifffahrt.*) — Urtheil beS ©e»
roerbegeriebts granffurt a./At.)
*) Ueber bie Regelung beS ArbeitSoertrageS in biefem ©efefc oergl.
bereits: „©ogiale BrajtS", 38- V, Ar. 4.
Der 5Mäger als ©chiffSmann unterfteht ber ©eroerbeorbnung (§. 21
beS AcichSgefefceS oom 15. Sani 1896) unb tann ^iernad^ (©eroerbe¬
orbnung §. 123 3 ) roegen unbefugten BerlaffenS ber Arbeit unb be¬
harrlicher Berroeigerung bes ©ehorfamS ohne Ätünbigung entlaffen
roerben. Die Pflicht gum ©ehorfam unb gum Aushalten bei ber Arbeit
flnb für ihn aber befonberS ausgeprägt noch burd) ben §. 23 bes Reidfjß-
gefefceS oom 15. Suni 1895, roonadh ihm bie Berpflichtung befonberS auf¬
erlegt ift, jebergeit alle für ©chiff unb Sabung ihm übertragenen
Arbeiten gu oerrichten unb baS ©chiff ohne ©rlaubnifj beß
©chifferS nicht gu oerlaffen. ©erabe biefen für ihn befonberS
wichtigen Berpflichtungen hat aber Kläger guroibergehanbelt. ©eine
Behauptung, ba& Beflagter baS Berlaffen beS ©Riffes erlaubt habe,
hat er nicht gu beroeifen oermocht, unb es bebarf baher nicht einmal
bes ©ingeljenS barauf, ob ihm roirtlich baS in ber ©chiffmannSorbnung
für bie Aheinfdjiffe enthaltene begügli^e Berbot unbefannt geroefen fei,
unb ob er roirtlich gufällig, ftetS roenn Beflagter biefeS Berbot feiner j
Btannfchaft mittheilte, nicht amoefenb geroefen ift. ©ß rnu&te oieimehr I
fein Berhalten als ein foldjeS betrachtet roerben, baß eine Au&eradjjt-
laffung ber für ben ©chiffSmann roefcntlichften, burch baS ©efefc jogar j
befonberS eiugejchärftcn, Obliegenheiten enthält unb beShalb als eine Ber- i
Weigerung ber Arbeit unb beharrlicher Ungehotfam im ©iune ber ©e- !
roerbeorbnung aufgefafet roerben mufi.
SP ber Sehroertrag giltig, ben ein nicht gur Snuuitg ge¬
höriger SÄeifter entgegen bem Berbot beS §. lOOe ber ©e-
roerbeorbnung abfchliefit? (Urtheil beS ©eroerbegeridjtS Scipgig.)
Der SHäger ©ch- ift bei bem ©Iaferraeifier ©. auf ©runb eines
Sehroertrags feit 15. April 1892 als Sehrling in ©tettung geroefen.
Der Betlagte gehörte, wie bem Äläger nachträglich betannt geworben
ift, ber in Seipgig beftehenben ©laferitmung nicht an. Unter Begug*
nähme barauf, bafe burch Befchlufi ber flöniglichen ÄreiShauptmannfchaft 1
gu Öeipgig oom 10. April 1890 auf ©runb beS §. 100 e ber AeichS-
geroerbeorbnung angeorbnet roorben ift, baft ©eroerbetreibenbe bes
©lafergeroerbeS in Scipgig fiehrlinge nicht annehmen bürfen, wenn fte
ber ©laferinnung nicht angeboren, hat ber Äläger ben Sehroertrag
roegen Aidjtigtcit angefochten unb Verausgabe beS Arbeitsbuches be- t
anfprudtjt. Der Betlagte hat roiberfprochen unb erflärt, er wolle fofort
ber ©laferinnung gu Seipgig beitreten.
Das ©eroerbegericht hat ben Beflagten oerurtheilt, roeil ber Sehr¬
oertrag ben Bestimmungen bes §. 100 e Stffcr 3 ber Aei<bsgeroet6e» '
orbnung guroiber abgefchloffen unb baher nach §• 793 bes ©ächfifefien
Bürgerlichen ©efefcbudjS nichtig fei. Durch bie ertlärte Bereitroittigteit
beS Beflagten gum Beitritt in bie ©laferinnung fei bie befteljenbe
Aichtigfeit bes SehroertragS nicht gehoben roorben (§. 104 beS Bürger¬
lichen ©efefcbuchS.)
3ft ein Architelt, ber für $*ioate Baupläne fertigt unb
bie Bauleitung übernimmt, als ©eroerbetreibenber an-
gufehen? (Urtheil beS ©eroerbegerichtS SBieSbabett.)
Die grage rourbe bejaht unb baher bie Suftänbigfeit beS ©eroerbe¬
gerichtS angenommen, nachbein feftgeftettt roar, bafi ber betr. Architeft
bie Anfertigung ber Baupläne unb bie Bauleitung auch für folche
Väufer übernehme, für bie eine befonberS fünftlerifche AuSftattung ni^t
oerlangt roerbe. Die Dljätigfeit fei baher nicht als eine bober?/ roiffen-
fdjaftlicbe unb fünftlerifche angufehen, in bem Betriebe eines folgen
BauburcauS oieimehr ein gewerbliches Unternehmen gu erbliden.
(Butadjten mt)t Anträge.
Aufruf ber Ar beifuehmet Seifiger beS GcroerbegerichtS Vatte a.©.
Die Arbeitnehmer-Beifi(jer beß Geroerbegerichts Verne a. ©. oer-
öffentlichen in fogialbemotratifdjen Blättern einen Aufruf, in welchem
fte alle glcidjgefinnten Bciftfeer Deutfd)lanbS aufforberu, an ihrem
Geroerbegeridjt bie ©inberufung einer Gcfammtfibung gu beantragen,
in ber gleid)lautenbe Aefolutionen „für Abfd)affung ber oorRnt*
flutl)lid)en Geftnbeorbnung" 3 roc ^ Ünterbreitung an ben Reichs¬
tag eingebracht roerben fotten. Aufeerbem foH ber Refolution ein @a{}
eingefügt roerben, ber bie Unterredung aller tin VanbelSgerocrbc au*
cfteüteu ^erfoncit unter bie Geroerbeorbnung, foroie eine ©rhöhung
eS berufungsfähigen ©trcitobjeftS auf 200 RU. forbert. — 2Sieroeit
bie Befugnife ber Geroerbcgericf)te reicht, fid) mit 2Sorfc£)lägen gur 35er*
befferung ber GeroerbcsGefchgebung gu befaffeu, ift fdjmec feftguftellen.
Aus bem Aufruf ift nicht gu crfeheit, ob Berfaffer biefe Befugnife all¬
gemein, über bie ©rmädjtigung bes §.70 hinaus, annehmen, ober ob fie
meinen, bafj ihr Antrag unter §. 70 falle. Rad) biefem Paragraphen
ift baS Gerocrbegeridjt berechtigt, Anträge gu ftetten „in gewerb¬
lichen Stagen, roeldje bie feiner GeridjtSbarfeit unterftehenben Be¬
triebe berühren". Senngleich nun Gcfinbc unb VanblungSgehülfeu
17
$a$ ©eroerbegericht. SKittheilungen beS VerbanbeS beutfdjer ©eroerbegerichte. Kr. 2.
is
oom ©eroerbegericht auSgefdjloffen Rnb, fo ließe Reh bod) fagen,
baß bie betriebe ber ©aft* unb ©chanfroirthfehaften, roelche ©e»
finbe, ber $anblungSgefd)äfte, welche tfommiS befdjäftigeu, um ihrer
gewerblichen Arbeiter willen groeifelloS bent ©eroerbegericht unter*
ftehen. 3)ie Regelung ber ©eRnbe* unb £>anbIungSgehülfen*Ver*
tjältniffe form immerhin als eine geroerbliche Sroge bezeichnet
roerben, welche bie ber ©eroerbcgerid)tsbarfeit uuterftehenben Ve*
triebe „berührt". ®er VorRßenbe beS ©eroerbegeridjts $aHe a. ©.
Rat bie Seratljung ber Anträge im Ausfluß nicht gugelaffen.
Anberroeitige ©ntfegeibungen Rnb bis jeßt noch nicht befannt ge*
worben.
dtnigung^ämter.
$ie beS ©inigungSamtS Seidig gut Verhütung eines
beutfehett Vud)bntder*StreifS.
3« ber ßobnbemegung ber beutfefjen Suchbruder, welche am
16. April mit einer einftroetligen Einigung unb Vorbereitung eines
ftänbigen XarifatntS ihren oorläuRgeu AbRhluß fanb,*) Rel bent
©eroerbegericht Seipgig eine £ljätigfeit S»/ wie Re bisher in ber
einigungSamtlicben Wirffamfeit beutfeher ©eroerbegerichte noch nicht
üorgefommen roar.
$cr ©ehülfeuoerbanb hatte feine Sorberungen (£erabfeßung
ber Arbeitszeit auf 9 6tunben einfdjließlich Raufen, ©rfjöhung ber
Sarifpofitionen unt 5 begro. 15 °/ 0 ) unter Anbroljung fofortigen
©treifS geftellt. 3« gemeinfamen Verhanblungett in Seipiig roar
es am ll.SKärg ben Arbeitgebern, nicht ohne erhebliche (Schwierig*
feilen, gelungen, bie ©cßülfen non fofortiger ArbeitSeinftellung ab*
gufjalten unb ihr ©inoerftänbniß mit ber Vornahme einer ein*
gehenben KeoiRon beS Vuihbruder*£arifS zu erzielen. SDiefe
KeoiRon fottte burch je 9 Vertreter ber Vuchbruderei«VeRßer unb
ber Vu<hbruder*©ebiilfen ©eutfchlanbS erfolgen.
S)ie Vertreter ber ©rfteren roaren oorhanben in ben Vertretern
beS alle SeRßer untfaffenben S£)eutfd)cn Vuchbruder-VereinS. ®ie
©ehülfen jebo<h, bie gum Sheil bem „Verbanbe ber S)eutfchen
Vud)bruder" angehören, gum £h e il aber fich oon biefem fern*
halten, fehlte eS an foldjen Vertretern, bie oon ber ©efammtheit
ber ©eher unb Bruder ®eutfd)lanbs als oertretungSberedjtigt an*
erfannt roorben roören. ©ine lebiglid) ron ben Vcitßeni aus*
gegangene Aufforberung gar Vertreterroahl würbe roaljrfcheinltdh
ebenforoentg oon ©rfolg geroefen fein, roie eine Aufforberung, bie
nur oon bem einen ober bem auberen Zfycilt ber ©ehülfen erlaffen
roorben roäre.
Aus biefem ©runbe fam man auf ben AuSroeg, baS ©ini»
gungSamt beS ©eroerbegerichtS ßetpgig um AuSfchreibung einer
in gang ®eutfd)lanb oorzunehmenben Wahl oon VeooHma^tigten
ber Sud)bruder*©efjülfen z u erfuchen. 3)aS ©eroerbegericht ift
biefem ©rfuchen nadjgefomnten. Kach §. 61 beS ©eroerbegerichtS*
©efeßeS fann baS ©inigungSamt nicht nur über bie Vebittgungen
ber Wieberaufnahme beS ArbeitSoerhält niffeS, fonbern aud) über
btejenigen ber Sortierung 5 c g leßtereit, alfo auch gur Ver¬
hütung eines erft beoorftehenben ©treifS thätig roerben. Sebenf*
lieh erfd^ien eS nur, ob bas ©inigungSamt fieipgig gur Verhütung
eines ©treifS bie £anb bieten biirfe, ber im SaUe beS Ausbruches
feineSfallS auf ben Segirf beS ©eroerbegerichtS Setpgtg befdjränft
geblieben roäre. ©ooiel roar ohne Weiteres flar, baß baS öiefige
©inigungSamt gu einer materiellen ©ognition nur für ben
Seipgiger Vegirf guftänbig geroefen roäre. $)a aber bie Aus*
fdjreibung ber Wahlen nur eine oorbereitenbe gmnblung barfteüte,
für bereu Vornahme eS fonft an einer objeftioen, über ben Parteien
Rehenbett ©teile gäugltd) gefehlt haben roürbe, rourben bie urfprüng*
liehen Vebenfen überrounben.
©S galt nun gunächft, im ©inoerftänbniffe mit je einem Ver*
treter ber Vctheiligten bie für bie Wahl maßgebenben ©runbfäße
feftguftellen. ©ie begoaen Reh im Wcfenllidjeu auf bie ©intheilung
ber Wählerfdjaft in SÖahlfreife, roas im Anfchluffe an bie Greife
ber 5)eutfchen Vuchbruder*VerufSgcnoffenfchaft gefchah, auf bie
Seftfebung ber SSählbarfeit unb ber Wahlberechtigung, foroie auf
bie ©rforberniffe bezüglich ber Sotm unb beS notbtoenbigen 3n*
haltS ber Wahlgettel. ©inige ©chroierigfeit bot bie Örage, roie bie
mit Vorbrud oerfehenen Sormulare gu ben Wahlgetteln unter bie
Wähler gu oertheiteu feien. 2)ie ©ehülfen hatten bei ber Vor*
Beratung in fieipgig auf ÖeRMung möglichft furger SnRett be*
ftanben. SDeShalb erfchien eS unthunlich, fich etroa an bie ©e*
meinbebehörben aller S)rudorte S)eutfchlanbS mit bem ©rfuthen um
*) ©iehe bcu Vericht in Kr. 31 ber „©ogialen ^rayiS".
Vertheilung ber ihnen gugufenbenben ©timmgcttel gu roenben, gumal
eS fraglich roar, ob bie Vehörben einem berartigen ©rfuchen ent»
fprocheit haben roürben. SRan Befcfjlofj bal;er, bie ©timmgettel an
fämmtliche Vudhbruderei*VeRher ©eutfchlanbs mit ber Sitte um
AuShänbigung an ihre ©ehülfen gu fenben, Se^tere aber öffentlich
jur Abforberung gu oeranlaffen. tiefer Vermittlerrolle haben fi<h
bie Sud)bruderei*SeRfcer in banfenSroerther Weife faft einhellig
untergogen; nur brei oon allen glaubten. Re ablehuen gu müffen,
worauf bereit ©ehülfen bie Wahlgettel unmittdbar gugefchidt rourben.
S)ie Wahlbetheiligung roar eine fehr rege, lieber 23 000
©timmgettel gingen trofc ber fnapp bemeffenen Srift rechtzeitig bei
bem ©inigungSamt fieipgig ein. 3Rit ber SeRReHang beS Wahl 9
ergebniffeS roar bie ^hätigfeit beS lefeteren oorläuRg beenbet, nur
bie Anträge auf Aenberung beS Tarifs, oon benen friftgemciR 90
eingingen, nahm eS noch entgegen.
$)ie gewählten Seooümächtigten ber S)eutfchen Suchbruder»
©ehülfen Rnb am 15. April 1896 in Seipgig mit ben SßringipalS*
oertretern gur Serathung über jene Anträge gufammengetreteu unb
haben am nächften Xage nicht nur einen für beibe Sfjeile ehren*
oollen WaffenftiUftanb auf 3 3ah^e, fonbern au&erbem auch bie
©infefeung eines ftänbigen £arifamts oereinbart.*) .
Seipgig. ©. Süttner.
■Mgemcines über <Hctnerbegeri4)te uttb
^rbfitsuertrag.
©rlaffe beS preu^tfehett ^aubelSminiftenitmS. ©eitenS beS
prcuRifchen SRinifteriumS für |>anbel unb ©eroerbe wirb in einem
©rlafe oom 10. Sebruar auf bie „oon ben ©eroerbegeridjten SDüffel-
borf unb ©tuttgart getroffene ©inrichtung ber ArbeitSgettel" auf*
merffam gemacht unb unter Darlegung ber in ben Wittheilungen
beS VerbanbeS fdjon oft erörterten ©rünbe für beren Küfclid)feit ben
©eroerbegerichten empfohlen: Re möchten berartige gormulare ben
Arbeitgebern ihres SegirfS mit bem ©rfuchen zugänglich machen,
Reh ihrer bei Annahme oon Arbeitern in möglichft weitem Umfang
gu bebienen. ©S wirb bagu bemerft, baß nach & em ©tempeltarif
(Kr 71, 2 b) beS am 1. April in $raft getretenen neuen ©tempel*
efefceS „Verträge, burch welche ArbeitS* unb SDienftleiftungen auf
eftimmte ober unbeftimmte 3 e ^ 9 e 9 en 8 U geroiRen Seiten roieber*
JehrenbeS ©ntgelt (öohn, ©ehalt u. bergl.) oerfprocheit roerben,
ftempelfrei Rnb, wenn ber SahreSbetrag ber ©egenleiftung
1 500,//^. nicht überfteigt." ©S ift oieUeicht nicht gu fühn, roenn
wir glauben, baß biefer ©rlaß inbireft roohl oon unferem
VerbanbSorgan beeinflußt ift, baS ja feit ßangem bie 2>üffcIborfer
©inrichtung, unb beren oon oerfchiebenen ©eroerbegerichten (®ort*
munb, ßeipgig, Sranlfurt u. f. ro.) unb ben beutfdjen ©eroer!f<haften
oorgefcßlagene Kachahmungen eingehenb oerfolgt. — ©in weiterer
©rlaß — oom 15. 3ftärg — macht auf ben in ber Kummer oom
27. gebruar oeröffentlidjten Auffaß beS Ktit*$erauSgeberS ber
Sftitthcilungen, § crrn Aff eff or ©uno, über bie fjkayiS beS Serliner
©eroerbegerichtS als ©inigungSamt aufmerffam, in welchem be*
fonberS ausgeführt rourbe, baß bie erfolgreichere Wirffamfeit beS
©eroerbegeridjtS als ©inigungSamt oor Allem bamit begrünbet
werbe, baß eS in leßter 3^it ben Vorgängen auf bem ArbeitSmarlt
größere Aufmerffamfeit gefdjenft, befonberS auch SRittheilungen
ber SageSpreffe über ßohnberoegungen genau oerfolgt, roo möglich
fchon oor beni Ausbruch oon ©treifS gühlung mit ben Setheiligten
gefucht unb banaeß geftrebt habe, ohne 3^ü^rluft burch grünbliche
Verhanblungen mit ben Varteien bie ©treitpunlte feftguftellen, um
thunlichft halb eine Seilegung ber 3®iftigleiten angubahnen. —
©nblich bcfchäftigt Reh ein brüter, ben §anbelsfammern gu»
gegangener ©rlaß oom 1. April mit bem Vorfrage faufmännifcher
©eroerbegerichte. ©S h e i§t in bemfelben:
„9tu8 ben Greifen beS ^anbelöftanbcS, tnSbcfonbetc öon ©crcintflungen ber
^anblunflögebulfen ift neucvbtngö mebrfad) bie SÖilbung Don ben ©eroerbe»
geriebten äbnlidjcn faufmännifdjen 6 cbieb§gericbten jur ©ntfebetbung
oon «Streitigfeiten jroifeben ©efeböftöinbobern unb ihren ÜlngeftcUten in Anregung
gebradjt roorben. ßur Unterftübnng beS SBorfcblageö roirb unter Slnberem auö*
geführt, bafe bie ©ehülfen bei (Streitigfeiten auS ihrem ©ienftüerhältniffe ben
orbentLidjen KechHroeg nur feiten ju befreiten pflegten, rocil fie bie mit bem
fprojcjjüerfahren oerbunbenen crheblitben ©clbopfer unb bie lange ®auer beS
Verfahrens freuten. ©S ift mir oon ^ntereffe, über bie biefeit ^Behauptungen 311
©runbe liegenbett thatfädjlidbcn SBerljältniffe näher unterrichtet 3 U roerben, unb
ich erfudbe bie 4 ?anbel$fatnmcrn unb faufmännifdjen Korporationen, fich — nach
Anhörung ber ©ehilfenfchaft — gcfälligft bariiber 311 äußern, ob nach ben in
Shrem ©efchäftSbcjirfe gemachten Erfahrungen bie Silbung befonberer fauf»
männifdjer SchiebSgerichte na«h 8 lrt ber ©erocrbegeridjte roünfchenSroerth unb
burihführbar crfcheint. gür bie 33curtheilung roirb inSbcfonbere bie grö^w ober
*) ©iclje ben Vcridjt in Kr. 3L ber „©ogialen VrajiS".
19
Saß ©eroerbegericßt. BRittheilungen beß Verbanbeß beutfdjer ©eroeröegeridjte. Ar. 2.
20
geringere #äufigfeit bet tm bortiaen Seattle atttfdjen ftaufleuten unb ihren 8ln*
gefteüten Porgefommenen Streitlgfeiten redjtltd&er SRatut foteie bie grage in
iöetradjt !ommcn f inwieweit etwa bie für bie Auftänbigfeit unb ba8 Verfahren
Pot ben Kammern für £anbel8fa<hen gegebenen Vorgriffen ficf) nicht at8 geeignet
ober auSreicfjenb ertoiefen haben, um bie qu 8 bem faufmünnifdjett SienftPerf)äItnt&
herborgehenben (Streitigfeiten fadjgemäfc unb fdjteunig ju criebigen. Veaietyenben«
falls märe auch 3 « erwägen, ob ber Umftanb, bafe bie gadjbeifitjer bei ben Slam»
tnetn für «ftanbelSfadjen fidj nur aus ber ßaljl her felbftftänbigen ©efdfäftdleutc er«
gän3en,aufbie3nanfpruchnahmeber^>anbeISgeri(hteDurchbie©ehiIfenfchafteintbirft."
^cttiier* Arbeite itadjtoeiS bei ber Verliner ©etoerbeauSfteflung.
Sßütiafeit beS ©etoerfcegertdjtß. Sie Lettner, ftöcßeunb VerufSgenoffen
oon Verlin füßren barüber 33efd^rocrbc, baß geroiffenlofe flommiffio-
näre unb Agenten bie SRotßlage ber Stettenfucßenben auS 6 euten unb
für Vermittlung einer ©teile unoerßältnißmäßig ßoße, ja oft roueße*
rifeße ©ebüßren oerlangen. Um biefent Unroefen einigermaßen, unb
namentlich für bie Sauet ber ©eroerbeausftettung, ju fteuern, hatten
fte ftdß an baS ©eroerbegerießt geroanbt unb gebeten, ßelfenb einju»
greifen. SRicßt feiten fomnte eS oor, baß ber Vermittler ben ©irtß
3 U Überreben fueßt, biefen ober jenen 3 U entlaffen, ba er eine beffere
unb brauchbarere £raft für biefe Stelle naeßroeifen !önue. Saburcß,
baß ber Slommifftonär ftels ein guter ©aft fei unb große 3 e<ße
mache, fänben fuß SSirtße genug, Die biefen ©inflüfterungen ©eßör
fdjenften unb ‘©ntlaffungen ooruühmen nur um beS guten ©afteß
mitten, ferner betriebe in ben meifien gatten ber Sfommiffionär
felbft zugleich eine ©aftroirtßfcßaft, roobureß ber Stellenfuchenbe
oerpflicßtet fei, fein fauer oerbienteS ©elb bei ihm 3 U oerjeßren unb
unter Vernacßläffijjung ber gamilie 00 m frühen borgen bis 3 um
fpäten Slbenb bei ihm fieß auf 3 ußalten, um 3 ur .fjanb 3 U fein, roenn
eine Stelle frei mürbe u. f. m. Ser Vorfißenbe beS ©eroerbe»
gerießts, Affeffor 0 . Scßuls, leitete zunaeßft Verhattblungen mit ben
maßgebenbften $oielbefißern unb Aefiaurateuren ein unb Iub feßließ*
lieh fämmtli<he bei ber AuSftettung betheiligten Sfteftaurateure, £>oteI-,
Sßeater- unb Vrauereibefißer 3 u einer Stonferens im ©ebäube be$
©eioerbegericßtS am 25. April ein. Ser größte Sßeil ber ©ingelabenen
erfeßien. Saß Aefultat ber Verßanblungen mar, baß fämmtliche Sin*
roefenbe ^ugaben, Daß ein eßrlofeS AuSbeutungSfpftcm feitenS einzelner
$ommiffianäre unb Agenten bei ©elegenheit ber Stellenoermittlung
betrieben mürbe. ©S fam 3 ur Sprache, baß eS oorgefommen, baß ein*
3 elne Lettner bem ftommiffionär nur für ben SRacßroeiS einer Stelle
biß 100 ttRarf unb mehr ßaben 3 aßlen müffen. SiefeS Sreibcn
mürbe feßarf oerurtheilt. Säntmtlicße Anroefenbe oerpflichteten fich,
fortan, ittSbefotibere mährenb ber Sauer ber AuSftellung, ihren
Vebarf an £ülfsfräflcn unter Vcrmeibung ber $ommiffionäre nur
burch Vermittelung folgenber Vereine 3 U becfcit: ©aftroirtße* 3 nnung,
©aftroirthS*©ehiilfen*Verein, Verliner ftellner-Verein, iMner-Verein
beS ©ftenb-VcjirfS, Verbanb beutfeßer ©afthofgehülfen, Seutfcßer
5Mner*Vunb. Siefe Vereine nehmen garfeine, ober nur gan 3 ge¬
ringe ©ebühren, helfen fich gegenfeitig au$ unb fmb in ber Sage,
felbft ben größten Aitforberungen 3 U genügen, ©in Abreffen«
oer 3 eichniß biefer Vereine mürbe jebem Anroefeitben auSgcßänbigt.
Sie oerfpraeßen, unter ihren Bottegen lebhaft baßin 3 U roirfeu, baß
auch biefe bei Vebarf oon Graften fi<ß berfelben bebienten.
BerlmnösiangcIcgcttljcitEn.
Ser VebaftionSauSfcßuß ßat bie ©rßebungen beS Verliner
©eroerbegerießts über bie 3 uftänbe inber$erren*unb$tnabenfonfeftion
ben SRitgliebern beS VcrbanbeS babureß 3 ugänglicß gemaeßt, baß
er bie einfeßlägige Slrbeit oon D. VJcigcrt als außerorDentlicße Vei-
lage 311 9Rr. 29 ber „Soaialen VrariS" oeröffentlicßte. Sen Abonnenten
beS „©emerbegeri^tS" fteßen ©jemplare biefer Kummer, fomeit ber
Vorratß reießt, bei bem ©eftßaftsfüßrcr beS VerbanbeS (Stabtratß
Dr. glefcß, grauffurt a/5)taiu, ©lafcrn .jpof) 3 ur Verfügung.
Sie gleicß 3 eitig hiermit ausgegebene 9ftr. 32 ber VSocßenfcßrift
„Soziale Vra^iS f ©entralblatt für Sozialpolitik enthält:
Ser itteießstag unb ber Senninßanbel. Von V^of. ©uftao
©oßn (©öttiugcn). — Sie Vrügelftrafe in Vußlanb. Von
2. SBerblunSfi (Verlin); Sie Seutfche §anbmerfS*©nquete,
oon Vrof. ©I. S^euburg (©rlangeit); Üebcreinfommen 3 toifcßen
Srucfereibenpern unb ihren Seßern in ©Iermoitt-gerranb;
Arbeiter in ber franaöfifeßen 3 änbhol 3 * 3 nbuftrie; fießrlingS-
3 iicßterei im beutfeßen grifeur- unb Varbiergeroerbe. —
kommunale fiehr*2Ber!ftätten in Vern; StäbtifcßeS VolfS-
bureau in 3?ußla; ©rrießtung einer ftäbtifeßen ©ärtnerei
für ßeipgig; AlterSoerforgung ber Arbeiter im ßenne*
au; ©aSoerbrautß in 60 beutfeßen Stäbten; DrtSftatut über
ohn 3 aßlung an Vlinberjährige; Stabtmagiftrat $of cilv'
Arbciterfcßuß-Vehörbe. — Snternationaler VergarbeiterFongxref)
in Aachen; UnterftüßungSfaffen im 9iußrreoier, Vorgeßerx beS
©eroerfoercinS cßriftlicßer Vergarbeiter; ©eroerfoereiti (g>irfc^ =
Suncfer) ber prapßifcßen Verufe unb 3D?aler Seutfcßlanbö. —
ArbeitSnacßroeiS bureß Äranfenfaffen; $erabfeßung ber Altcrö»
gren 3 e für bie Altersrente; VermögenSbeftanb ber Arbeiter^
oerfid)erung ©nbe 1894; AlterSoerforgung in Sänemarf. —
SöoßnungSämter in granfreieß, Scßrocbcu unb Velgien. —
©infüßrung beS achten ScßuIjaßreS an ben baperifeßen SSoIF^*
fcßulen; Scßeitern beS preußifeßen £cbrerbefolbungS*©efeße£;
©eroerbefcßulroefen im babifeßen ßanbtage. — Vorgehen ber
Viberncßer Vtalermeifter gegen Viißftanoe im Submiffionö*
roefen. — 3^eite fiefung beS beutfeßen Vörfenentrourf^ ;
^reußiftße ©entral*©enoffenfcßaftSfaffe.
Aus bem Snßalt ber leßten Aprilnummern ber ^Sozialen
VrayiS" feien folgenbe Auffäße heroorgeßoben: SeßrlingSme/ir/r
im Seutfcßen ^leingeroerbe. Von V*of. Sö- @tieba (Sttoftod). —
Sie näcßften Aufgaben ber VeitßSfontmiffion für Arbeiterftatijtit.
Von Dr. A. Vrauit (Verlin). — Sie Neuregelung beS Armen*
roefenS im Danton Vern. Von Stabtratß A. Stecf (Vern). —
Steue Vauorbnungen in beutfeßen Stäbten. Von Dr. jur.
St. 0 . Vtangolbt (granffurt a. Vt.). — Vrin^pal unb Angeftetttc
— Sie Vorbilbung ber Vergleute als Arbeiterforberung. Von
Vergmann gr. Sßiemann (Vocßum). — Sic Vertßcilung ber
preußifeßen VolfSfcßullaften in Stabt unb £anb. Von g. Seroö,
©eneralfefretär ber ©efettfeßaft für VolfSbilbung (Verlin). —
Äinberfpeifungen in beutfeßen Stäbten — ArbeitSoerßältniffe an
italienifcßen ©ifenbaßnen. Von Dr. 2. Albertini (Aom). — Sie
tfcßecßoflaoifcße fosialiftifeße Partei in Defterreicß. Von 3oß. $rapfa
(Vrünn). — Ser Stanb ber Arbeiterfcßußfragen in Seutfcßlanb.
Von ^ßrioatbo^ent Dr. 3 . 3aftroro (Verlin). — Staatsfuboention
für baS Vßeinifcß-Söeftfälifcße Öoßlenfpnbifat. Von D. §ue (©ffen).
— Ser Acßtftunbentag in Auftralien. Von Dr. ©. ßoero (Öonbon).
— AuS bem 5J?oti^cntßeiI: Uebereinfommen jjroifcßen gabrifanten
unb Arbeitern in ber gärberinbuftrie in gorffßire. — kommunale
gleifcßoerforgung in ßiffaboit. — Seytilarbeiterftreif in Cottbus.
— ©rfter beutfeßer $anblungSgeßülfentag. — ©rfter Kongreß
fojialiftifcßer ^anblungSgeßiilfen tn Seutfcßlanb. Streif in ber
©ßifagoer ÄonfeftionSinbuftrie. — Sie englifcße Regierung unb
fair vvages. — ttRiethSfdiiebSgericßte in 3^^- — kommunale
Arbeiterrooßnungen mit Staatsßülfe in ©enf. — StäbtifdjeS Sub=
miffionSroefen in Stuttgart. — AuSfcßluß intereffirter ©emeinbe*
oertreter, Scßußbeftimmungen in Verlin, Vtagbeburg unb ßeipzig.
— ArbeitSlofenfaffe bei ber Sparfaffe in Vologna. — Deffenilicße
ßefeßallen in Seutfcßlanb. — ^pgieniftße Station ber DrtS*
^ranfenfaffe ^»eibelberg. — ©eroerberätße unb Unternehmer in
Preußen. — Ablehnung ftäbtifeßer Arbeiterpolitif in §atte unb
Seip 3 ig. — Vcfämpfung fojialer Veftrebungcn in Seutf^lanb. —
ArbeitSocrmittelung burd^ Vereine in Seutfcßlanb. — Vkiblicße
gabrifinfpeftoren in granfreid). — ^ßrioate VerfitßerungSfaffc gegen
ArbeitSloßgfeit in $örbe. — Stäbtifcße Vaufontroleure für granf*
furt a. 2R. — üttajimal*ArbeitS 3 eit unb VtafimaUArbeitSloßn für
ftäbtifeße Arbeiter in Sßintertßur. — Verfügung ber Arbeitszeit
in Seutfcßlanb. — VHnimallößne in ben SubmiffionSbcbingungen
belgifdjer Kommunen. — Ueber „Sie ©rßebungen beS Verliner
©inigungSamteS in ber Herren* unb Shiabenfonfeftion". Von
gabrifant 0. Steigert, fieße oben Sp. 19.
Stänbige Nubrifeit ber „Sozialen V*ayiS": All¬
gemeine Sojial» unb 2öirtßfcßaftSpolitif; kommunale Sosialpolitif;
So 3 ialc 3 ll ftänbc; grauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer-
oerbänbe; ©emerbcgerid)te, ©inigungSärnter, ArbeiterauSfd)iiffe;
Arbeiterfdßuß unb ©croerbeinfpcftion; Verficßerung, Sparfaffen;
Armenpflege; SöoßnungSroefen; ©efunbßeitSpflege, ©rnäßrung; ©r-
j sießung, Scßule, VolfSbilbung; Suftiz; ginanzen; Sanbroirtßfcßaft,
^anbtoerf unb ©roßinbuftrie; §anbel, Sirebit; Verfeßr; Sitterarifcße
| Neu=©rfcßeimtngen.
I 0ie „SojiaCf Troiis, <fcntraC 6 rott für ^»o.jiafpofitifi ‘ 4 CTfdjciut jebcit ®onnerrtaa
unb Joj'tct Diertcljährtid) 2.« 50 cinfdiliefjlitf) ber äJJonatSbeilafle „SaS
! ©ewerbcflerict)t''. ,gu belieben burd) jämmtlicbe ^oftanftalten unb ;öud)f)cinbIunoen
| fowic bireft burd) bie 2krlaflubud)l)anblunö (t?arl ^etjmanuS Verlag, Berlin w.,
! SWaiicrfir. 44).
,,©aS ©ewetbegeriebt“ erfebeint am eriteu ©oimcrftag i.eben lOtonatS im iOJ-inbeftumfaug non Vs Jöogert. /viir baS .^albjaOr 9tprit—September nebmeii
33eftettungeu 311m greife bon 60 $f. fämmtliche fßoftanftatten unb S3ud)i)aublungcn au. Wegen (yinfeubung bon 70 i|3f. in ^riefmarfcii au Gart .^epmanu^
Verlag, Berlin w., ©iauerftratje 44 erfotgt bie birefte ß^f^nbung am 2age beS ßvfdjeiueiiS.
Gacl ^eijmaimS Verlag tu Serlin W. «Dhiucri'tvabc 44. — Okbrucft bei ßufiit« eittenfetb ln Scrltu W. — ^craiUiuortlfd) für bte SRcbaftion: Dr. 3 . SaftroiD tu Gf)arIoitenburg*Scrtiu.
i. 3«W«8*
©erlitt uttb granffurt a. W., ben 4. 3uni 1896.
Kummer 3.
ftts ©Eiüfrbcgcridit.
ZHittheilungen bes üerbanbes beutfdjer (ßemerbegeridjte.
SBebaltionSausföuj}: ©tabtratl) Dr. {lefrij in 3fran!furt n. 2R. unb 2Kagiftrat3=Slffeffor ®uno in ©erlin.
$ff4$tin( «m »Hai frt« 8»©««t*. $eraußgeber: ^ rfi * 1 ^ HarR-
Dr* ^4 ^ ft |l V 0 VUV Äofienfrcic Jöeilaße jur „«Solaren ^rajiS".
(Sari ^eQmannS öctlag, ©ctliit W., 9 J?auetftr. 44 .
«De für bie Ütebaftion be« „©etoetbegeridjt«" beftininiteu ©enbungen bittet man au nbreffiren: An £errn SOtagiftratfi-Slffeffor (Suno, ©erlin w., Söorntfet ®tr. 2 .
f n if a l t
3 )aß ©erlangen nach neuen ©e»
luerbegeridjten.
I. Äaufntünnifcpe ©d&iebSge*
richte, SBon GS. A. S)ecfer,
©orftbenber beß tfgl. ©ewerbe»
geriet« 5 ? 5 In. 21
II. 25 te Z?ompetena*©ru>ette*
rung bet ©emerbegertdjte.
©on ©tabtratb Dr.St ftlefcb,
Qrtonlfurt a. ©?. 23 i
ÜUcbtrpreißunB. 27
ÜHufe ber Arbeitgeber bem Arbeiter *
Sobn für bie 3 rtt wüljrenb j
welcher er wegen ©elbmattgelS bie '
Arbeit ruben läfjt, ohne bie Arbeiter i
jn entlaffen? (©ewerbegeridjt unb
Sanbgericbt (Stettin).
«£at ber Arbeiter, ber bie Arbeit un»
befugt Derlaffen ^at, auch bann
©djabcuSerfcip ju leiften, wenn er
nadjljer boui Arbeitgeber gewiß*
banbeit worben ift? (©ewerbegeriebt
granffurt a. 2 Jt.)
©arf ein Sfläbdjen ben ©ienft ber«
taffen, wenn in baß ibt angewiefene
©cblaf 3 immer ju einem anberen ,
9 Jtäbd)en ein SWann eingelaffen wirb? ,
(©ewerbegeriebt tfarlörulje.)
3 ft eß eine „grobe ©eleibigung" im
Sinne beß §. 123 0 ?r. 4 , wenn ein
Arbeiter einen ©ertreter beß Arbeit» i
geberß alß „©treifbredjer" bezeichnet?
(©ewerbegeriebt ^rantfurt a. 2 Jt.)
©egriff beß Arbeitgcberß. ©er Inhaber I
cineö ©ienftmann» 3 nftitutß i,‘t nicht !
Arbeitgeber ber ©ienftmünner. ©aß
©ewerbegeridjt ift hiernach für
©treitigfeiten jwifdben il)m unb ben
©ienftinänncrn nidjt auftünbig. ©e*
. werbegeriebt (ryranffurt a. SD?.)
3 ft ber ©infprudj wirffam eingelegt,
wenn bie ©infprucbßfdjrift nicht unter*
jdjricben ift? (©eroerbegeridjt Slaffel.)
©utatßten unb Jntrfigc . 29
Öobnbücber für ©era. ©ebenfen ber
gabrifanten.
Antrüge im ©ewerbegeriebt ©erlin:
Scbub ber ©auarbeiter gegen Cohn*
berlnfte.
©intgungafimter. 30
©eilegung beß 6 chuhmacher*<Streif§ in
SDiainz bureb bie ©ewerbegeriebtß*
©orfijjenben. I
JUlgcmcines über ©fnurbegerldjt*
unb &rbfit$oertrag.31 j
©djneüigfeit beß ©erfabrenß beim ©e*
werbegeriebt ©otba.
£öhe ber ©treitobjette oor ©ewerbe* j
geriebten.
ßum ©erjeidjniß ber ©ewerbegeriebte.
Snbnltßangaben ber „Sozialen gJrajiö".
Abbrud fümmtlicber Artifel ift S^tungen unb 3 e itf<hrift*n geftattet, jeboeb nur
mit ooder Quellenangabe.
Bit£ Bcrlangen nadj neuen ©cwerbegetidjten.
i.
&aufraä»mfdje ©djtebßgeridjic.
Bott 3 e ^ SU 3 C ** bringen ©utadjten non £mnbelßfattitnern
unb Faufmänttifcbeu Vereinen über ©rridjtuug non Faufmännifcben
©ebiebß geriebten in bie DeffentlicfjFeit. i)er ineitau^ größte ifjeü
ber befragten Sin geteilten erflärt fid) für (5rri(f)tung non fold)cn
©eriebiett, glaubt aber in einer Heineren Sfnzabl, ff mit aller ©e*
malt bagegen fträuben ju ntüffen, baß bie befteljenben ©ewerbe*
geriete mit ber ©cßlf tung ber ©treitigFeiten groifc^en Faufntän*
nif cn Singeftentcn uttb beren Prinzipalen betraut tnerben follen.
2öie e3 Fommt, ba& ein £ljeil ber befragten Vereine non bett
©emerbegeric^tett nid^tS rniffen will, finbet man fofort b^rauß,
wenn man bie gefeüfd)aftli(be 0teßung ber einzelnen SOHtglieber
ber fo urtbcilenben Sereirte näher anftebt. ®iefc Vereine fefeen fttb
Zum überwiegenbenXb^ Z u f am ^ en ausprofuriften,^orrefponbenteu,
Äutbbaltern in febr gut bonorirten ©teDfungen. ®aber betrachtet
man e8 alö eine ©erle^ung ber ©tanbe^ebre, wenn man fein Sftedjt
bei bemfclben ©eriebt fudjen foll, bei welkem bie gewerblichen
Arbeiter ihre Klagen anbringen, hierbei uergi&t man aber, ba&
auch bie attberen ©eriebte einen jeben Bürger ob«e Unterfcbieb non
Slang unb ©tanb anboren.
Begrüttbeter erfdjeint bie Bcfürdjluitg berfelbeit Bereinc, ba&
bie ©ewerbegeridbte itt ihrer bnttigen ^ufamittetifcbung nicht in ber
Sage feien, !aufntännifd)c ©treitigfeiten faebgemä& zu bebanbeln
unb zu beurtbeilen. wirb nun bi$ beute wohl noch föiemanb
baratt gebacht haben, ben ©ewerDegericbteit bie Schlichtung ber*
artiger ©treitigfeiten fo ohne Bkitereß zu Überträgen. ©S Fann
fogar zugegeben werben, baß beute mancfjed ©ewerbegeridjt unter
feinen Beifiperit auß bent ©taube ber Slrbeitgebir eilte geringe
Slttzaljl Faufntäitnifd) gebilbeter (Elemente befißt, mib baß biefe letz¬
teren unter ben Beifißem auä bem ©tanbe ber SlrDeitnehtner gättz-
Iicb fehlen. wirb babureb aber feine^wegö begriinbet, baß bie
©emerbegeridjte nicht gleichzeitig alß Faufmäniiifcbe ©cbiebßgeridjte
amtiren Fönntett. ©obalb man bei jebeut beftibcnbeit ober zu er*
riebteuben ©ewerbegeriebt eine befonbere SFatntnrr für Faufmämtifdjc
©treitigFeiten errichtet, beren Beifiber zu gleichen 5£bettcn oott ben
^anbeltreibettben, bezw. ben §anblungßgcbülfcit gewählt werben,
bat man auf bem billigten, einfachftcn, rafdjefteii unb beften ÜBege
eine große Anzahl oon folcbett ©cbiebegeridjten, bie für ben Stauf*
mannßftaitb ebenfo ttotbwenbig Ttnb, toic für bie gewerblichen Sir*
beiter, ©leicbzeitig hätte man auf biefem Söegc alle bi§b^ laut
geworbenen BebenFen befeitigt uttb allen billigen Söiinfcben Sied;*
ttung getragen.
$>ic auß ben Streifen ber ©anblungßgebülfeit eingebenben ©ut-
aebten ftub baber zuerft barauf zu prüfen, ob bie ©ntaebter folgen
Greifen angeboren, für welche bie ©cbiebßgeridjte überhaupt ge*
fchaffen werben follen. 2)ie 3 u ftänbigFeit biefer ©eriebte wirb
febenfallß bureb einen beflimmten ©ebaltßbetrag begrenzt beffett
#öbe fich toobl bei 2000 J(, finbett bürfte, wie biefer Betrag
gegenwärtig bie 3 u ftänbigFeit ber ©ewerbegeriebte für teebnifebe
Beamte unb SBerFmeifter begrenzt. Bei Slbfaffuttg ihrer ©utadjten
haben aber bie oben gefebilberten Bercine, wenn auch nidjt auß*
fcbließüd), fo boeb in überwiegenbent 9)taße att ihre SJHtglieber
gebaut unb überfchett, baß bie £>öbe ber ©alaire biefer 9)litglieber
benfelben unmöglich machen wirb, bie ©d)iebßgerid)te anzurufett.
Qbcer weniger gut fituirten Sfoflegeit buben bie Bereine nicht gc*
bad)t uttb bic große Slnzaljl ber Sabengcbülfeit uttb Sabcngeljül*
finnen ooOftänbig itberfeben. 2öic groß aber ber ©tanb ber Sabett*
gebülfen beiberlei ©efcbledjtß ift, mag barauß berechnet werben,
baß man bie 3*# ber allein in Berlin befdjäftigten Sabeitgebül*
finnen auf 12—15000 febäßt.
©otten bie ©ebiebßgeriebte allen Faufmännifdhen SlttgeftelHcn
Zitm Stoßen gereichen, fo muß biütger Bktfe banadb geftrebt
werben, baß folcbe in Fürzefter S^ift an möglidjft oieleit Drten er*
richtet werben. Unb baß ift auf bie oorgefcblagette Slrt am
eiufacbften zu erreichen. 2Ran wirb fogar nicht frtjl geben, itt ber
Slnnabmr, baß manche ©emeinbe, welche bißber mit ber (Errichtung
eineß ©ewerbegeriebtß ^ögerte, fich zu biefem ©djritte entfließen
wirb, um ein Faufmännifeß ©cbiebßgecicbt zu erlangen. SBie feßr
bie in 3frage Fommenben Stäube 3ulratten zu ben ©ewerbe*
geriebten gefaßt haben, unb wie groß beren SBunfdj ift, ihre Klagen
fdjon beute bei biefen ©erften anhängig tnadjen zu Föttnett, zeigt
bie tägliche ©rfabcung ber ©ewerbegeridjte. ©ß milffen im Saufe
beß Sabreß febr oiele Silagen oon Faufmännifcben SlngefteOteu
23
Sa* ©cwerbcgericht. SBittheilungen be$ BcrbanbeS beutfcfjer (Beiucrbegcric^tc. Br. 3.
‘24
Zurüdfgeroiefen roerben, roeil gegenwärtig bas ©eroerbegericht für bie*
felbcn nicht gufiänbtg ift. Sie Kläger ftnb manchmal fehr fdjrocr
ju belehren unb Rieben betrübt oon bannen, wenn ihnen am
©eroerbegericht nicht geholfen roerben Fann.
Sie Bereinigung ber geplanten Faufmännifchen SchiebSgerichte
mit ben beftehenben (Berichten zu einem einzigen Berichte mit ge* '
trennten Kammern, hat aber manche Bortheile, ©anz abgefehen
oon ber tfoftenfrage bietet fleh barin bie ficherfte ©ernähr für rafche
drlebigung ber StreitigFeiten. dS roirb böSroißigen Parteien nah^
ZU unmöglich gemacht, bie ©egenfeite burch Beftreiten ber ßuftänbig-
feit oon einem ©erichte zum anberen zu fchleppen unb baburd)
bie drlebigung hinauszuziehen. 3>n ber BrajiS roirb eine haar*
fcharfe Begrenzung ber 3uftänbig!eit fich roohl fchlecht ermöglichen
Iaffen; baher fann böfer B3iße folcherlci dinreben leicht oerfudhen.
Saß berartige dinreben aber thatfächlid; oerfucht roerben, zeigt bie
drfahrung bei ben ©croerbegerichten.
Sie Angefteßten, für welche bie faufmännifchen SchiebSgerichte
in# fieben gerufen roerben foHen, finb im Allgemeinen nicht in ber
Sage, langwierige Brozeffe zu führen. fyba oerlorcnc Sag be*
beutet einen mehr ober minber großen Bcrluft für ben HanblungS*
gehülfen, für ben bie rafche drtebigung beS BechtSfireitcS fchon
au# bem ©runbe ebenfo nothwenbig ift, wie für ben gewerblichen
Arbeiter, weil bie ©eijälter ber großen Mehrzahl ber erfteren an
Höhe hinter bem Öofjne ber HanbroerfSgefeflen zurüdfftehen. Sazu
Fommt noch, baß eS einem HanblungSgeßüIfen au einem Fleincren
Drte fdfjroer werben bürfte, eine neue paffenbe Stellung ober eine ge*
eignete $erfon za finben, welche feine Bertretung in bem BechtS*
ftreite übernehmen fönnte ober wollte. Sa ein längere# befihäfti*
gungSlofe# Berweilen an bem Drte aber mit Sofien oerfnüpft ift,
fo gereicht eine rafche drtebigung ihm felbft im ßafle beS Unter*
liegen# immer noch Z UTn ^ufcen.
$ötn. d. A. Sc cf er.
II.
Sie ^ompeteuz-driocitermtg ber ©etoerbegerichte.
Ser foeben erfchienene Bericht beS Borfißenben beS ©eroerbe*
geridht# ßßainz, ßtechnungSrath Amenb, über bas abgelaufene ©e*
fchäftöjahr fcßließt mit folgenben Ausführungen:
3n einer auffällig großen 3 a &l oon Säßen (27) ift baS ®c«
roerbegericht zur Scßlidjtung oon Streitigfeiten sroifc^en Sienft-
herrfchaft unb Sienftboten angegangen worben. SBenn auch bie
Öefctercn im Aßgemeinen nicht unter ben Begriff ber geroerb*
liehen Arbeiter faßen, unb bcsbalü bie3uftänbigfeit be§ (bewerbe*
gerußt# auSgefdjloffen erfeßeint, fo war baffelbe boch bemüht,
ba$ ihnt gefchenfte Bertrauen nadj Sl)unlid)feit zu redjtfertigen,
unb es hat fein Bebenfeu getragen, wenigfteitS infoweit oer-
mittelnb einjutreten, als auf eine gütliche Beilegung ber beließen*
ben SReinungSoerfdjiebenßeiten ßingewirft würbe. 3it nicht we¬
niger als 21 Sollen ift es benn auch gelungen, eine Einigung
herbeizuführen unb bamit beiben Xßcileti uunotßige Weiterungen
unb ftoften zu erfparen. 3n brei Säßen würbe bie Silage f.
Zurficfgcnommcit, weil ber Beflagte ber Sabuttg feine ^olge ge- !
leiftet hatte, unb in brei Säßen erflärten bie Parteien, ihr'Stecht j
weiter fliehen zu woßen. Bei mehreren Silagen, bie aus Greifen j
ber lanbwirlhfdjaftlichen Arbeiter angebrarfit worben waren,
mufete baS ©ericht feine Unjuflnnbigfeit ausfpredjen.
AngeftcßtS folcßer drfahruugen, bie oielfacß auch anberwärts ge¬
macht worben finb, wirb ber gegenwärtig im ©ang befinblichen,
weite Streife umfaffenben Bewegung, welche auf eine drweiterung |
ber Buftänbigfeit ber ©cwerbcgeridjte abzielt, eine gewiffe Be¬
rechtigung nicht abgefprodjen werben biirfen. ©enigftenS ift nicht
erftnblicß, welche unitberwinblichen Schwierigfeiten eine Regelung
ber Berßältniffe ber Sienflboten, bei in ber Sanbwirtß-
fchaft bcfcßäftiqtcn Berfonen unb ber faufmännifdhen
©eioerbSgeßiilfcn in ber gleidj einheitlichenSBeife entgegenfteßen
foßten, bie für bie gewerblichen Arbeiter nach ber Anfidjt afler
unbefangen Urtheileitben mit gutem drfolge burchgeführt ift; fei
eS burd) bie AuSftattung ber ©ewerbcgcricßte mit weitcrgeßcuben
Befugtiiffcn, ober, wie folrfjeS für bie faufmännifchen Angefteßten
oielfad) ocrlangt wirb, burdj Bilbung befonbercr, ben ©ewerbe-
gerichten ähnlicher, fnufutäunifeßer Sd)icbSgerid)tc. ©eint auch j
nicht oerfannt werben fann, baß bie ©eroerbegeridjte in ihrer i
heutigen Berfaffung unb bem eng begrenzten ©irfungsfreis neue, ;
wefentlid) oerfeßiebene Aufgaben faum zu übernehmen oermögen
unb bie Beladung insbefonbere mit ben Strntigfciteu ber$ienft* j
boten unb länblidjen Arbeiter mit iljrcn Arbeitgebern eine ooß-
ftänbige Umgeftaltung ber für bie lefcteren zur 3 c *t mafe-
gebenben ©efehgebung nothwenbig machen würbe, fo uerbienen
boch bie aus Sntereffcntenfreifen laut geworbenen ©unfehe unb
bie auf bie ©rftreefung beS ©eltungsbereicheS beS ©eroerbc-
gerid)tS-©efeheS auf weitere Beoölteruugsflaffen gerichteten 33e*
ftrebungen eine cingehenbe fachliche ©iirbigung. S^benfaH^
wirb bie S^age, welche bie retfjtlidjc unb bamit zugleich bie
wirthfd)a f tlid)e Bcfferfteßung breiter BolfSfchichten bezweeft, ntc^t
oon ber SagcSorbnung abgefe^t werben fönnen, beoor nidjt
eine befriebigenbe ßöfung gefunben ift.
Ser Bericht be# ©ewerbegcridjts Btatnz ift ber erfte un# be*
fannt geworbene, ber fich mit biefen Sftagen befchäftigt. Sie 3rage
felbft ift aber feine neue mehr,*) unb fie ift gerabe in ben lefetcn
BJonaten oon ben oerfchiebenften Seiten her erörtert roorben.
3m 9teich#tage hat bie fozialbemofratifche graFtion einen ©efrjj-
entmurf, betr. bie AuSbehnung ber ©emerbegeriebte auf Stcnft-
boten unb länblidje Arbeiter eingebrad)t; Btictheroereine rooßen
fleine Btiethftreitigfeiten burch bie ©ewerbegerichte entfdjieben
haben; faufmännifche Bereine**) erörtern bie 3rage ber Unter*
fteßung ber Streitigfeiten znjifchen SlommiS unb Prinzipal unter
bie ©ewerbegerichte ober bie Bilbung eigener faufinänntfcher Schieb#*
gerichte. Sie lejjlere Srage wirb fogar in B^uBrn***) unb Bapeiw
bereits oon ben Biiuiftcrien erwogen unb ift beit ^anbelsfammern
Zur Begutachtung oorgelegt worben.
9inn ift eS nicht Aufgabe unb nicht Siecht ber Herausgeber
ber BerbanbS-Bfittfjeitungen, in biefen Blättern Bauten# beS Ber-
BanbS Stellung z» biefer Bewegung zu nehmen. 2Bir Fonftatiren
nur, bafj ber fo oielfad) auftretenbe ©unfeh nach ^ompctenz*dr*
Weiterung ber ©ewerbegerichte ober nach Bilbung gleichartiger ©c=
richte für einzelne Berufsgruppen ganz unerflärlid) wäre, roenn
bie abfpredhenben unb ^ö^nifchen Urtheile, welche inSbefonbere
in einzelnen Greifen ber ©rofeinbuftrie ab unb zu über bie &f)ätig*
feit ber ©ewerbegerichte gefaßt werben, auch nur irgenö roeldjc
thatfäd)liche Berechtigung hätten. Bäir fonftatiren ferner, ba& ber
eigentliche ©ruitbgebanfe ber Drganifation ber ©ewerbegerichte —
Shcilnaljtne ber Unbemittelten an ber Bechtfprechung; H cr anziehung
oon BcrtrauenSmännern ber betheiligteu Berufsgruppen, unb zroar
fowohl aus ben Arbeitgebern wie aus ben Arbeitnehmern — afl=
gemeine Sympathie gefunben unb werbenbe Straft bis in anbere
drmerbsfreife hinein betätigt haben. 23ir möchten aber zugleid)
hiermit auf einige BüdfmirFungen aufmerFfam machen, welche bie
^ompeteuz=drweiterungen (worunter roir hier auch bie Stcubilbung
befonberer ©ewerbegerichte für befonbere Berufsgruppen oerftehem
möglicher SSeife auf bie beftehenben ©ewerbegerichte, bie ©c^
meinben unb auf bie 3uftiz s Drganifation haben Fönnten.
Sie £ompetenzerwciterung bebeutet für bie ©ewerbegerichte
Zunächft ArbeitSoermehrung; unb biefeArbeitSoermel)rung wirb natür*
li^ erheblich größer fein, wenn neben baS ©ericht für gewerbliche
Arbeiter befonbere Schiedsgerichte für anbere Berufe (Äaufleute,
Sienftboten u. f. w.) treten, als wenn bem beftehenbem ©ewerbe*
gerichte auch biefe Streitigfeiten Übermiefen werben. 3nt Uebrigcn
wirb fie fi<h für bie einzelnen ©ewerbegerichte in fehr oerfchiebencr
B3eifc äußern. 3u größeren Stabten bebingt fie föeuanfteüung
oon ^erfonen, Beubefchaffung oou SifcungSräumcn u. f. w. unb
biefeS BeibeS ziemlich gleichmäßig, in Weidner Öorni fie auef)
erfolgt, ds wirb bebeutenber Anfprüche an bie Dpfermißigfeit
*) Blau fann lagen, fie ift älter, als bas ©ewerbegericbt$*@e|e&
felbft Bereits 18SS hat Bcrfaffer in feinem, bem Bcrcirt für Armenpfleflf
erftatteten ©utachten über bic SBobnungSnotb oorn Stanbpunft ber
! Armenpflege bie Ucbcrweifmiq ber BagateQ-BJictbftreitigfeiten art fpezielle
-SdjiebSgerichie ober an bie auf ©runb ber ©ewerbeorbnung (§ 120a)
beftcljcnben gewerbltdien Sdjiebögeridjte uorgefdjlagen. (Schriften be§
BereinS für Armenpflege Yi S. 155.) SMe oou biefem Berein bem*
nädjft gebilbete Uitterfommiffion, ber u. A. ber bamaiige Dber-Bürger-
meifter BZiquel angehörte, bat biefen Borfchlag abopürt unb bem Ber*
eilt einen bczüglidjen ©ifejjeSoorfcblag (Abänberung beS § 14 beS @e*
richlSoerfaffungSgefctjes) uorgelcgt, ber in ben Bereinsfchtiften Hrit XI
S. 68 abgebrueft ift
**) So zu Cfiern b. 3. ber erfte fozialbemofratifche unb bet* erfte
beutfdjc (autifemitifrbe) $anblungSgel)ülfen=Slonflreß (Bgl. Soziale $ra£i$
Br. 29), iener für Sfonipctenz=©rweiterung ( biefer für befonbere lauf*
männifdje SdjiebSgcrichtc. leßterem Sinne cbcnfaßS ber VI. Ber*
Danbstag ber faufmännifchen Bereine BabcuS unb ber Bfalj in Baftatt
(17. B?ai) unb bie 3r?ie Bereinigung ber #anbel$angefteflten in
B?ünd)cu (21. B?ai).
**'% Bgl. Br. 2 beS ©cwerbegeridjts, Sp. 18.
25
$)aS ©eroerbegeridjt. Mitteilungen be* Ser&önbeS beugter ©ewerbegeritte. Ar. 3.
26
ber ©emeinben bebürfen, wenn oerßütet werben foD, baß bie 33er*
meßrung ber ArbeitSlaft nid^t gu einer ©erlangfantung beS @e*
ftäftSgangeS unb bamit gu einer oergögerten ©rlebigung ber ein*
gelnen ^rogeffe füßre. dagegen werben Heine ©ewerbegeridjte,
b. ß. ©ewerbegeritte in Heineren 6täbtcn, burrf) bie Sfompeieng*
erweüerung fe^r günftig beeinflußt ja oielfat crft lebensfähig
werben. 3« einer ©töbt non wenigen Saufenb ©inwoßnern pflegt
bie 3oßl ber Streitigfeiten fo gering gu fein, baß — ba bot nicht für
jebe eingelue Sat« bie ©ciftfcer gufammengenifen werben fönnen —,
S3ergögerungen faft unoermeiblit finb. ©Serben bagegen außer ben
gewerblichen Arbeitern aut bie 3)ienftboteu, bie Sfaufleute u. f. w.
bem ©ewerbegeritt unterworfen, fo ift für eine regelmäßige ©e*
ftäftigung unb bamit für eine regelmäßige ©icbcrfeßr ber Sinnigen
oon felbft geforgt.
ü&ot mittiger freilit ioäre bie Stompetengerweiteruug für
bie 3ufammenfeßung beS ©ewerbegeritts. £>ie ©cifißfr
werben gewählt, unb gwar entweber (fo iu München, Öranffurt a. M.,
$annooer u. f. w.) burt oöllig freie 3Saßl ober (fo in Berlin,
Hamburg, Stöln) burt «ine nat ©erufSgruppen erfolgenbe 3Baßl.
S)ie SSahloorftläge gehen gunätft, foweit bie Arbeiter in 33etratt
fommen, häufig nnb mit Außen für bie Säte oon ben gatoer*
einen unb ©ewerfftafteu aus. Solte Drganifalioneu befteßen
für bie lanbwirthftnftliten Arbeiter, bie ©ienftboten u. f. w. faft
not Q ac nitt uitb finb aut bei ben ^anblungSgeßilfen not im
erften Anfang. $>ie Äompetengerwciterung wirb ben Anhieb
3 ur Drganifation ßoffentlit ftärfen; einftweilen wirb aber gunätft
ba8 fehlen folter 3BaßIoorftlagS4törper unb fpäter oielleitt bie
übergroße Angaßl berfelben bie an fid; wünftenSroertße ©ertßeilumj
ber ©eifißer auf bie ©erufSgruppen erftweren. ©ielleitt hieraus,
oielleitt aus bem ©eflreben, fit oon beit Arbeitern mehr gu
fteiben, erflärt ftdß ber oielfat geäußerte 3Bunft ber |janblungs*
geßilfen nat Gilbung befonberer faufmännifeßer Stiebsgeritle,
ber u. ©. nur in größeren Stätten, ba aut bie einfate fX om*
petengerweiterung gur ©ilbuug neuer Kammern beS ©ewerbegeritts
führen muß, Berechtigt ift.
SBiel einfater als für bie Arbeiter liegt es in biefer ©egießung
für bie Arbeitgeber. Sie finb weniger an 3aßl uub besßalb
weniger geneigt gur Uebernaßme neuer ©ßrenämter, aber aut eher
int Stanbe, für bie paffenbe Auswahl ihrer SSertreter, felbft oßne
fefte Drganifation, gu forgen. 3obcm beftäftigen oiele oon ißnen
Arbeiter ber oerftiebenen talegorien — gewerkte £ülfSar beiter,
^ienfjboten, ©anblungSgeßülfen -, müßten alfo beim 33efteßen
perftiebener <Sthieb0geritte oor jebem berfelben für einen Sßeil
ißrer Angeftellten Aett tießmen unb fämen für jebeS ber ©eri<ßte
als ©eifißer in ©etraeßt. Sie würben baßer oeimutßlit ber $om*
petengerweiterung ber nun einmal befleßettben ©ewerbegerittc ben
23orgug oor ber Aeuftaffung weiterer StiebSgeridjte geben.*)
3m Uebrigen wäre bie Äompetcngrrmeiterung für bie rid)ter*
lite $ßätigfeit beS ©ewerbegeritts natürlich oßne ©rlang. 3mg*
lit ift aber, weiten ©influß fte auf feine ©irffainfeit als
©imgungsamt fowie auf feine ©ebeuiung als gutad)tenbe unb
antragftellenbe ©cßörbe haben würbe, ©iefer ©influß ift crft im
©Serben, unb ec wirb wcfentlit erftwert, folauge bas MajoriiätS«
'Baßlfpftem bafür forgt, baß jeweils nur eine politifte Partei
— halb bie focialbemofratifcße, halb bie eoangelift*focia!e ober
bie fatßolifte — für bie ©eftimmung ber ©eifißer allein maß*
gebenb ift. ©S wäre baßer immerhin oon Außen, wenn wenigftenS
ber ©inmanb, baß im ©ewerbegeritt ja nur gewerblite Arbeiter
gu ©Sort fämen, befeitigt würbe. 3)er naße Iiegenben ©rwägung,
baß ben fJat s Sd)iebSgeritten größere Sacßfenntniß unb eine all*
feitigere ©rörterung ber SSerßältniffe gugeftrieben werben motte
als ben erweiterten ©ewerbegeritßten, fteßt bie — a priori
minbeftenS ebenfo begrünbete — ©efünßtung gegenüber, baß gerabc
bie Häufung ber oerftiebenen ©eritte ber Autorität ber ©ut*
atten, Stiebsfprüte, Anträge eines eingelnen unter ißnen ftäb*
lit fein fönne, gumal^ ba fit bie fragen faum je fo abgweigen
*) 3)ie Mictßftreitigfeiten anlangenb, mag barauf Ijingewiefe»
werben, baß [ton bergeit bie Arbeitgeber*$öcißßer überwiegeub S>au£=
beftßer, b. ß. ©ermietßer gu fein pflegen, wäßrenb bie Arbeiter gugleit
aut bie Mietßer ber fleinen SBoßnungen barfteflen.
werben, baß auSftließlit bie oon bem eingelnen ©eritt oertreteneu
3ntercffenfreife berührt werben.
2. $)ie ©ewerbegeritte befteßen financicll auSftließlit gu
Caften ber ©cmeinbe; fte fteflen gewiffermaffett einen Beitrag bar,
ben bie ©emeinben gu ben Äofteit ber 3uftig*5Drganifation leifien.
tiefer Beitrag ift fton jeßl nitt gering; in ©erlitt, Müudßen,
Bresben erfeßt bas ©ewerbegeritt tneßrere ooQbefeßte AmtSgtritie.
Aber er warb bisher weniger beattet, weil bie hier oerßanbelten
Streitigfeiten gum größeren Steil, ^i ne ©ewer6egcritte oor*
ßanbett gewefen wären, nitt etwa ben Amtsgeritten gugefallen,
fonbern einfat wegen ber UngulänglitHit beS gewößnliten ©eritts*
oerfaßrenS gar nitt anhängig gematt worben wären, ©ei ber
©crßanblung über bie ^ompeteng*AuSbeßnung wirb aber, biefeS
Moment, baS oielleitt fton jeßt manten Öinangminifter gu
©unften ber Maßregel beeinflußt, nitt unbeattet bleiben fönnen.
2Benn berartige ©eritte notßwenbig finb, fo befteßt fein ©runb,
warum ißre Sfoften oon ben ©emeinben getragen werben follen, —
gumal bie ©rrittung nitt etwa in bereu freiem ©elieben fteßt,
fonbern ißnen oon ben ftaatlitcn ©eßörben burt Anorbnung auf*
erlegt werben fann (©emerbegerittS*©efeß §. 1). MinbeftenS
müßte bot c t ,,c 33eitragSpflitt beS Staates ftatuirt werben, bie
etwa nat Maßgabe ber ©rfparungen gu reguliren wäre, weite
burt bie Jtompetengermcilerung ober burt bie ©ermeßrung ber
gat^tlebSgeritle für ben 3uftigßsFuS ergiclt werben. Dber eS
nüißle ber Staat, um ben ©emeinben bie neue Obliegenheit gu
erleittern, fit ein für alle Mal bereit erflären, einen $ßeil ber
entfteßenben Soften — etwa bie $älfte — gu erfeßen, wie bieS ja
äßulicß fton bei gewiffen Stullaften, g. ©. ben Soften beS goit-
bilbnngSftulwefenS, geftießt.
3. 3« tetnift * juriftift« ©iufitt unb im ©ahmen ber
Suftig* Drganifation unterfteiben fit bie ©ewerbegeritte
oon ben Amtsgeritten insbefonbere bureß ißr ©erfahren unb
babunß, baß ber ©orftßenbe nitt oom Staatsoberhaupt ernannt,
fonbern oon einem ©emciubefoDegium erwäßlt wirb (©emerbe*
gcritt§ s ©efeß §. 11). ©isßec waren bieS „Ausnahmen, weite bie
Siegel beftätigen" — bie Acgel nämlit, baß cioilrettlite Urtßeilc
nur bureß bie oon ber ßanbeS*©entraloerwaltuug befteüten ©ießter,
nur auf bem umftänbliten 9Beg beS Amts* unb CanbgericßtS*
^3rogcffeS nat ber ©ioilprogeßorbnung, unb nur unter ©orbeßalt
ber Aufhebung burt eine ßößere 3nftang gefallt werben bürften.
2)ie ©ewerbeftreitigfeiten waren gleitfoni oon ber großen Maffe ber
fßrogeffc abgefplittert unb einer befonberen, burt bie Umoußtigfeit beS
©egenftanbeS entftulbbareu ©cßanblung unterworfen worben, bie
oon ben Aittern an ben „orbentliten ©eritten" (§ 13 ©eritts*
oerfaffungS*©cfeßeS) gelegentlit etwas oon oben herab augefeßeu
warb. 9iad) ber ^ompeteng*©rweiterung fdßeiben fit bagegen bie
früher ben Amtsgeritten gugewiefenen Streitigfeiten in gwei große
Maffen. ^ie einen werben nat bem ftwerfälligen ©erfahren beS
§ 456 ff. ber ©ioilprogeßorbnung entfeßieben; ber ©influß beS
AidjterS — ber nitt einmal ocrlangeit fann, baß bie Partei per*
fönlit oor ißm erfdßeint (oergl. §. 132 ©ioilprogeßorbnung mit
§. 40 beS ©ewerbegcrkßtSgefeßeS) — ift beftränft; feine Urtßeilc
finb ftetS ber s J?atpriifuug burt bie öan&geritte unterworfen,
bereu Mitglieber baßer Ißatfätlit un b io ber Anfid;t beS ^ublifumS
als feine ©orgefeßte erfteinen, ©ei ben auberen bagegcit ift ber
9tid)ter in weit ßößerem ©rab £>err beS ^rogeßfioffeS; baS ©er*
fahren ift ftuell, baS Urtßeil ift enbgiiltig — mit ber ©ebingung
freilit/ baß jebe ©artei oerlaugen fann, baß eS nitt oom ©itter
allein, fonbern unter 3ogießung oon ©etfißcru erlaffeu werbe.*)
©h’irben biefe Unterftiebc baburt wdt gemadjt werben, baß
bei bem einen ©eritt ber ©itter, fei er audj nod) fo mig* eignet,
nnabfeßbar ift, wäßrenb er bei bem anbern burd) 9Jitt-'l s 3icberii>ahI
entfernt werben fann? Dberbaburd), baß bei bcrAuSwaßl brv^)iid)ters
für baS eine ©erid)t (ogl. ben in Preußen im ©krbeu begriffenen
Affc!!oreu* s J?aragrapßcit) befonbcreS ©eiuidjt auf feine „gefellftaft 5
lid)e Stellung" unb was bamit gufnmmeuhängt, gelegt werben
wirb, wäßrenb bie ©emeinben in ber l ? nge finb, bie ©efanntfdjaft
*) nßtilid) wie bas ©erfahren in ©nglanb oor ben comify
ourts (ogl. ©neift, ©ugl ©erwallungsrett 075).
27 Jn$ ©ewerbegericht. SHttheüungen beS VerbanbeS beutfdjcr ©ewerbegerichtf. Sr. 8.
mit ben örtlichen Verhältniffen uttb baS Sntereffe an bcm oon ben i
@<hiebSgerichten 311 beherrfdjcnbett SechtSgebiet uorzugSweife $u .
beröcfftditigen? !
Jic Beantwortung btefcr gragen wirb bereits bie nädjfte 3 ufunft
bringen. @djon jefet aber geigt fich, bafe bie $ompetenz*drroeiterung
auf eine Reform ber dtuilprozefeorbnung, auf Vefdjleunigung
unb Verbilligung beS Verfahrens, auf ftärferen dinflufe bcS SidjterS
auf bie Sßrojefjbehanblung ^inbrängt^ unb bafe fie jubent für bie
grage ber ©eridjt£«0rganifation nicht nur wegen ber Verftärfung
beS £aienelements oon Velang ift, fonbern auch namentlich baburd),
ba& fie neben ben oom ©taatS-Dberfjaupt, b. h thatfädjlid)
oon ber Suftisuerroaltung, ernannten ben oon ber ©emeinbe* j
oertretung erwählten dichter fcfct.
Welche Sichtung &tefe dntwitfclung roeiter nehmen roirb, fteht bahin.
Sknn ber $anbel nicht nur unfer ganjcS ßioilrecht mit neuen
3 been befruchtet, fonbern auch unfere Suftijorganifation zu wefent*
liehen gortfehritten ©eranlafet hat, — man benfe an ben Vöedjfel* |
prozefe, bie $anbclsgerid)te, bas StanhirSredjt — fo fällt bent bis« 1
her oernachläfeigten Arbeitsrecht biefelbe Aufgabe, unb in noch er* j
höhtem TOafee, zu. SE)ie $ompetenz*drroeiterung ber ©eroerbe* j
gcricfjte bebeutet bie Schaffung befonberer ©erid)te für baS |
ArbeitSred)t.
0b biefe ©eridjte für baS ArbeitSred)t bann auch noch bie
Aufgaben als dinigungSamt unb 3ntereffcnoertretuug behalten
fönnen, ober ob fidj für biefe roichtigen Obliegenheiten befonbere j
Drganifationen — ArbeitSfammern im eigentlichen Sinn — bilben 1
loerben, baS finb roeitauSfehenbe fragen, beren fiöfung ber weiteren !
3 ufunft überlaffeit bleiben mag! |
granffurt a. 5ft. Ä. fSrlcfch- ,
üedjtfpredjung.
Stufe ber Arbeitgeber bem Arbeiter Sohn für bie 3 c *t
zahlen, wäferenb welcher er wegen ©elbmangelS bie Arbeit
ruhen labt ohne bie Arbeiter juentlaffeit? (Urteil beS ©ewerbe»
gcridjtS unb Sanbgerichts ©tettin.)
(Sine Aujaljl 8i mm ergefeflen hatten am ©onnabenb oon ben beiben
Arbeitgebern ben fälligen Sohn nicht befontmen fönnen, weil Sefeterc
oon ber Vanf fein ©elb ethalten hatten. 3h f er Angabe nadj tourbe
Shnen gefagt, fte foHten ftd) gebulben, eS werbe weiter gearbeitet, fo-
halb (Mb eingchc. Jie Kläger warteten jehn Sage unb legten bann, ba
bie beiben Sauunternehmer (Mb nicht erhielten, bie Arbeit nieber. ©ie
©erlangten mit ber am 29. Januar 1895 angebrachten SHage an rücf*
ftänbigem Sohn unb an (Sntfchäbigung für bie SBartejeit 405 M.
tfünbigungSfrift war beiberfeitig ausgefdjloffen. Jurdj Urteile beS ©e-
werbegcrichtS oom 81. Januar unb 6. Februar 1895 würben bie Arbeit¬
geber oerurtheilt.
Jie Serufung würbe burch Urtheil beS königlichen Sanbgerichts
ju ©tettin, IV. dioülauinter, oom 11. gebruar 1896 zurüdgewiefen.
©rünbe: Sie erfte dntfcheibnng wirb burch baS drgebnife ber
neuen SeweiSaufnaljme gehalten. Janadj fmb bie Kläger, bie an ben
Seflagtcn für bie .£>crftellimg ber 3inunerarbeitcn eines beftimmten
SaueS angenommen worben waren unb bie bemgemäfe, obgleidj fie
feberjeit ifjrcrfeits bie Arbeit nieberlegen unb oon bem Seflagten jeber-
jeit entlaffen werben fonnten, anneljmen burften, baf? ihre VcrtragS-
gebunbenheit fo lange bauere, bis entweber ber Sau fertig fei, ober fte
auSbriidlidj entlaffen würben, niemals oon bem Seflagten aus ber
Arbeit entlaffen worben, ©ie fmb oielmehr oon ben Seflagten burch
bie Sertröfiung, bafe jeben Jag bie 3af)lung beS rüdftänbigen Sohnes
erfolgen werbe unb bann bie Arbeit wieber oormärts gehe, ueranlafet
worben, ftd) jur Verfügung ihrer Arbeitgeber $u halten, als bie Arbeit
am 19. Januar 1895 ftoefte. Jie Seflagtcn müffen ihnen beShalb für
bie 3eit, wo fie feierten, ben Sohn zahlen, ben bie Kläger oerbient hätten,
wenn fte bie Arbeit fortgcfejjt hätten. Ja bie Seflagten als ©runb
ber ArbcitSftocfung fortgefejjt lebiglich ©elbmangel bezeichnet haben, fo
ift bantit fdjon ihre Sehauptung, bafe bie gortfüljrung ber Arbeiten
wegen grofieS nicht habe ftattfinben fönnen, wiberlegt.
(Anm.: An biefem Urtheil fmb nebenbei bie 3eitangaben intereffant;:
JaS ©ewerbegeridjt hat nach Jtoei be^o. ftebett Jagen ein Urtheil er¬
laffen. Auf bie dntfdjeibung bcS Sanbgerichts unb batnit auf Saljlung
beS ihnen zuftefeenben SetrageS mufeten bie Äläger ein 3ahr walten.)
§at ber Arbeiter, ber bieArbeit unbefugt oerlaffen hat,
auch bann ©chabenSerfafe ju Ieiften, wenn er nachher oont
Arbeitgeber gemifefjanbclt worben ift? (§. 124b, §. 124 Abf. 2
©ewerbeorbnung. — Urtheil beS ©ewerbegerichtS granffurt a. St.)
Jer Kläger hat bie Arbeit am 26. Starz unberechtigter fBetfe oer
laffen. Jie (oom Seflagten gegen rüdftänbigen Sohn in »0:
8,50 Sur Aufredjttung oerwanbte) ©<haben$erfa$»gorberunö 100 :
mithin an ftdj gerechtfertigt. Auch fann mit biefer ©djabenßerja^
gorberung gegen bie Sohnforberung fompenfirt werben; beim 6 ert.
gorberungen rühren aus bem ArbeitSuerljältniffe hfr wnb es Ijantc!
ftch — ba Äläger gegen V?onatSlol)n angcftcUt war — um ben Slrbrr.f=
lohn aus einer noch nicht abgefchloffenen Sohnperiobe, ber iebenfaH.
erft mit ber rechtSntäfeigen Auflöfung beS ArbeitSoertrageS fällig gerpen*;
wäre, fo bafe Kläger burdj bie ^flidjt beS Seflagten jur Saar$a hlur.
ben äonfcnS (§. 115 ©ewerbeorbnung) nicht anrufen fann. ©leidhwcf
fonnte bem Antrag beS Seflagten auf Abweifung ber Sflage nicht rr
oollcm SJlafee entfprochen werben. ©S war baS SBegbleiben beS Älägeir
wenn auch jn Anfang, fo bo<h nid)t währenb ber ganjen J)auer t;:
ÄünbigungSfrift ungerechtfertigt. Seflagter hat iljn, als er nach feinen:
Austritt feine Rapiere holen wollte, thätlich mifebanbclt unb ihm baburd'
jebenfaHS oon biefem Jage ab, baS Stecht $um Austritt gegeben ($ I
3 iffer 2 ©ewerbeorbnung), was Kläger bis bahin nicht hatte. ?«■:
burdj bie ArbeitSeinfteDung oom 26. SRärj an entftanbene Beaten
enbigte alfo bereits am folgenben Jage mitbec thätlichen 9Äifeh an ^ an i7
beS Klägers. Seflagter fann hiernach nurfür noch nicht smei
Jage drfap oerlangcn, unb cS erfchien baher gerechtfertigt, ben ©chabfn4=
erfafe, ber ohne weiteren VachwciS auf 2,50 M. für j^ben »ollen Jag,
berechnet werben fonnte (§. 124b), auf 4,95 JC. feftjufefcen. I
Jarf ein Stäbchen ben Jienft oerlaffen, wenn in baS ihr I
angewiefene ©d;lafjimmer ju einem anberen Stäbchen eir
3Jtann eingelaffen wirb? (Urtheil beS ©ewerbegerichtS ÄarlSraEit
Vorfifeenber 9icd)tanwalt Soedh).
Kläger behauptet, bie Scflagte fei bei ihm als Äücheiimäbchen nr.
einem StonatSlofeu oon 12 M nebft 5foft unb ©ohnitng eingetreten
habe aber ohne Äüubigung wibcrrechtlicher Seife beit 2)ienft oerlaffen:
er oerlaugt dntfdjäbigung unb Südzahlung beS auSgefoIgteu ©afi*
gelbes.
Seflagte giebt zu, bafe fte beu Jienft ohne ftünbigung oerlaffen j
habe, ift aber ber Anficht, bafe fie hierzu ooDauf berechtigt getoefen jrt |
©ic habe mit gioei anberen Stäbchen in einem gemeinfamen 3inimer I
fdjlafen müffen. dineS biefer Stäbchen habe in ber erften Sacht einen |
oerheiratheten Staun Samens Steuer mit ins 3ünmer genommen m:t< |
mit beiufelben in einem Sott gcfd)lafeit; bieS fei am anberen Storgen bcm
Kläger mitgetheilt worben, trofebnn fei in einer fpätcren 9tad)t wieber
berfclbc Steuer in baS ©d)Iafzimmer eingebrungen in ber gleichen Abjtht
ber Scgchnng unfittlicher ^anblungen. Auf Sorhalt habe Stläger
gefagt, er fömtc ba nidjts machen, bie ©äfie blieben ihm fonft weg;
Seflagte ©erliefe in golge beffen ben Jienft.
Kläger giebt zu, bafe bie ÄeHnerin, welche mit ber Seflagten ein
Simuicr gemeinfant mit einer weiteren Sebienfteten bewohnte, in ber
erften Sacht nach bem dintritt ber Seflagtcn einen $crrn in ba?
©chlafzimnter mitgenommen hat, unb bafe in einer fpäteren Sacht ber
genannte t>cr^ciratf)ctc Stann in bas ©djlafzimmer ber Sötäbchen cinbrang.
dr fiettt in Abrebe, bafe er am Jage, nachbem bie ffeünerin einen
^errn in baS ©djlafzimmer gebracht hatte, fjtanwn Stenntnife erhifl5
giebt aber zu, bafe biefeS Stäbchen heute noch in feinen SDienften fleht
©rünbe: Jer Arbeitgeber, welcher feiner Arbeiterin SBofjnung zu
fteÜen hat, ift oerpflichtet, bafür zu forgen, bafe fie in bem ihr überladenen
©djlafjimmer — mag baSfclbe oon ihr allein ober gemeinfant mit Anberen
benufjt werben — ftch aufhalten fann, ohne bafe fie ber Sumutfjung aus*
gefefct wirb, entweber felber unfitlliche ^anblungen ju begehen ober bie
Scgefjung berartiger §anblungen burch Anbere in bem gemeinfamen
©chlafraum zu geftatlen. Äommt er biefer Verpflichtung nidjt nah,
ober läfet er, falls ein berartiger Vorfall fich ohne fein Vcrfchulben
ereignet, nicht fofort Semebur eintreten, fo fefet er ftch feinerfeits
bem begrünbeten Vorwurf aus, bafe er bie Arbeiterin zu oerleitcn fuc^r,
in bem gemeinfamen ©djfafraum bie Verübung unfittlidjer ©anblungcn
burch Jritte zu geftatten, eoent. auch felber foldjc ^anblungen ju ocr*
üben; in einem folgen galle wäre bann bie Veftimmung beS §. 124 :i
ber ©ewerbeorbnung begrünbet unb bie Arbeiterin zum fofortigcu Ser*
laffen ber Arbeit berechtigt.
JaS ©eridjt nimmt nun in oorliegenbem gaHe auf ©runb ber
übereinflimntenben Angaben beiber Jheile als erwiefen an, bafe bie in
bem gemeinfamen ©chlafzimmer wohnenbe Kellnerin in ber erften Saht
einen §errn mitgebracht hat, unb bafe weiter in einer zweiten Saht
wieber ein $err in baS genieinfame ©chlafzimmer eingebrungen ift,
fowie bafe bic an bem in ber erften Sacht ftattgehabten Vorfall be
theiligte SteHncriu h f ule noch im Jienft bes ÄlägerS ftch befinbet
JaS ©eridjt nimmt aber ferner auf ©runb ber AuSfage ber Veflagten,
welche einen burdjauS glaubhaften dinbrud machte, weiter als erwiefen
an, bafe bem ftläger ber Vorfall ber erften Sacht alsbalb am barauf-
folgenben Stargen burch baS brüte in bem 3iuimer wohnenbe Stäbchen
30
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$aS ©croerbegeridjt. SKittfjfilmigcn be« VerbanbeS beutfdjer ©croerbegerichte. 9?r. 3.
mitgct^cilt mürbe, fowie, bah ber Kläger weiter auf Vorhalt erwibcrte,
er fön ne ba nichts machen, bie ©äfie blieben iljm fonft weg.
AuS obigen feflgefieOtcu Sbatfa^cn folgt, bah Kläger feine Vcr*
binblirf)feiten gegenüber ber Vcflngtcn nicht erfüllt I;nt -- er hätte bie
bei bent erften Vorfall betheiligte Kellnerin alsbalb entlaffen nnb baS
3ttnmer ber Bcflagten oor bem ©inbringen non ©äflen idjüfecu muffen
—- unb bajjBcHagte auf ©runb ber seeftiimmmg bes § 121 * ber ©emerbe*
crrbmmg berechtigt war, ben Sienft alobalb ju oerlaffen; cS muh ober
weiter gefagt werben, bafj fie hierzu nicht nur nach bem ©efefo bc»
reebtigt, fonbern auch zweifellos moraliidi ucrpflidjtet war.
hieraus folgt, bah bie .Klage abgewiefen werben muhte.
3 ft cs eine grobe Beletbigun g im ©iune be$ §. 12 :} Ar. 4,
wenn ein Arbeiter einen Vertreter bes Arbeitgebers als
„ © treifbredjer" bezeichnet? (Urtheil beS ©emerbegeridjts grnnf*
furt a. HJt. Voiftfcenber: ©erichtSaffeffor $ßol)lmann.)
Ser Kläger hot oon bem gaftor §cx bcflagten girma in einer
öffentlichen Verfammlung ber ©djriftgicßtT unb Buchbrucfer gefagt, „er
fülle in Defterrcich bie Volle eines Streifbrcdjerö gcfpielt hoben". Stach
feinen eigenen Angaben hot er biefc Acufjcrung gctbnu, um beit Sü¬
ll orern zu zeigen, mit wem fie e$ in ber $erfon beS gaftorS 31 t tlnut
hätten, Ser gaftor ber bcflagten girma gehörte 30 beit organifirteit
Arbeitern. Scr Kläger ift in golge biefeS Vorfalls ohne ftünbigung
entlaffen worben. Sie ©iitlaffimg ift für gerechtfertigt erflärt worben,
weil baS 2Bort „©treifbredjer" für einen organifirteit Arbeiter baS Ber»
laffen ber Drgaitifation, bamit einen Berratl; att ber eigenen Sache
tmb eine ehrlofe $anblung bejeidjiict. ©rfdjwrrettb ift ins ©ewicht ge¬
fallen, bah bie Aeuheruttg tu einer öffentlichen Bcrfammluug gethau ift
mtb ber Kläger mit bent gaftor ber bcflagten bis zu feiner ©ntlaffung
auf famerabfdjaftlichem gufjc gefianbctt hot.
begriff beS Arbeitgebers. Ser gnfjaber eines Sienft*
mannsinftituts ifl nicht Arbeitgeber ber Sicnftmäniicr. SaS
©ewerbegeridj t ift l)icrnach für Streitigfeiten zwifdjen ihm
unb ben einzelnen Sienftntättnern nicht zuftättbig. (Urtheil
beS ©ewcrbcgcrichts granffurt a. uom 7. 3Jtai 1896. Borfibeitbcr:
©crirfjtSafjfffor ißoblmnnn.)
Sie 3 u ftänbigfcit bes ©emerbegcrid;tS ift eine flusfdjlichlidjf nnb
non Amtswegen zu prüfen, guftanbig ftnb bie ©emcrbcgerichtc aber nur
für Streitigfciten zwifchen Arbeitgebern nnb Arbeitern, ©in JoldjcS Bei*
höltnifj hot zwifchen ben Parteien nicht bcftaitbeu. S?enu and; gemäh
Ar. 5 bes Statuts ber „SdjiebfärrdjemAtiftalt'' ber Bef tagte bie Bet»
pflidttiuig bat, beit ihr unterftellten Sdjicbfdrrdjerit möglichft Arbeit jn
oerfchaffen, fo oergiebt fie Arbeit jebodj nidjt, fonbertt vermittelt ftc nur.
Bfait mag baS Berbältmfo ber Anftalt |tt ihren Sdjicbfärrchern als
©arantie- ober 3?ürgfdjaftSDerhältnih bczeidjttcn. Arbeitgeber bleibt im
einzelnen gaü immer berjenige, ber bie Arbeit crthcilt hot. Siefer zoljlt
audj ben Sohn. Sie ©dpcbfärrdjcr fiub nicht einmal ucrpflidjtet, mit
betn Gefragten abzttrcchnen.
Aus biefen ©rütibcn muhte fid; baS ©eridjt für unzuftdnbig er*
Hären unb, ohne itt eine fadjlidjc Prüfung einzutreten, bie Klage ab*
weifen.
3ft ber ©infprud} tuirffant eingelegt, wenn bie ©in*
fprud)Sfchrift nicht unterfd; rieben ift? (Urtheil bcS ©ewerbe*
gerichts Kaffel).
©rüubc: Stad; § 08 bes ©ewcrbcgerid;tS = ©efeheS fatni ber ©in»
fprudj gegen ein Berfäumnihurtbcil burd; ©iurcichuiig einer ©rflärung
bei bem ©ewerbegerid;t eingelegt werben, unb cS ftnb für beit 3n()nlt
biefer ©rflärung gemäß § 23 bij. bie entfpred;enben Beftimmnugen ber
©ioilprozehorbnung über ben ©infprud) maggebeiib. Ser l;icr in Betradit
fotnntenbe § 305 beS Icfjtcreu ©efc^cs enthält zwar feine ausbriidlichc
Borfdjrift bariiber, bah bie ©iuiprud)Sfd;rift bie AnmciiSuutrrfdjrift beS
AntragftctlcrS enthalte. Saß öieS gleid)wol)l ein nothwrnbiges ©rforbernih
bilbet, folgt aber ans nUgfmeinen Sirdjisgrunbfäjjnt, ittbent bie Unter*
fdjrift erft bie Sßrrfcftion b-S ^iilleu» fonftatirt. ^n biefem Sinne l;at
audj baS 91eid)SgeJdjt — ‘3efd)luf> uom 22.3Kärz 1893; SBanb 31,
S. 378 -- entid)teb(ti ^icrnadj war ber ©infpnid; ber bcflagten
als unzuläffig zu oerwerfen.
(Butarf)ten «nt» Anträge.
Sohttbücher für ©era. Sebettfett ber gabrifanten. Qu (Kcra war
aus ber teilte ber Vlrbcitcr-^eifitjcr citt Antrag formulirt, wclrfjcr für
aIIcmcd;aiti|d;ctrBcbereten^of;iibüdjcrin hcfiimmtcigoiin oblicjatorifd)
machen wollte. 3f l beit 2>erf;anMitngeit bariiber (ugl. 9tr. 1 bcS „©e.«
roerbegeridjtS") wirb uns ootn 'gabrifanteiiücrcin mitgetheilt, baß bie
gabrifantni bas ^oihanbenfcin non llnfidierheiten über bie Üot)n* 1
anfpriidje befreiten. „Qu ben meiflnt größeren Webereien werben
biejettigen Notizen, wcldjc für ben Arbeiter oon ^iertl; fiub, als :
Sänge unb 93reite beS StücfeS, fowie 6chuhs a ^/ btm Betrcffenben
1 Arbeiter bei ©mpfangnabmc beS zu nerarbeitenben SÄaterialS
fdhriftlid) in gorm eines fogenannten ©tuhlgettels übergeben,
auherbetn werben laut §. 5 ber grabriforbnung einem jeben Ar*
beiter auf Verlangen bie feften Sohnfäfee mitgctheilt, fowie jebe
weiter geroünfd;te AuSfunft ertheilt." — S)er in Bezug genommene
§. 5 beftimmt: „S)ie feften Sohnfähe werben jebem Arbeiter auf
Verlängert mitgethcilt." S)ic ©rtheiluug weiterer AuSfunft (wie¬
wohl wir nicht baran zweifeln wollen, bafe fte oorfommt) ift alfo
in ber gfabriforbnung bis jept uid;t oorgefchrieben. Auherbem ift
für ben öerncrftchenben fdjwer oerftänblich, weSweaen bie Sohn-
fäfee bloh „auf Verlangen" mitgetheilt werben unb nicht jebem
Arbeiter ein ©jemplar eittgehanbtgt wirb. S»aS SJtinbefte, was zu
forbern wäre, wäre übrigens, bah gunäc^ft wenigftens baS, was
„in ben mcifteu gröhern Webereien" gefchieht, in allen gefchehe.
Anträge im ©cWerbegericht Berlin: Schuh ber Bauarbeiter
gegen Sohnnerlnfte. S)er Ausfdhuh beS ©ewerbegeri^tS Berlin
oeThanbelte in mehreren ©thungen Pom Sezentbet 0 . 3- bis
©nbc üJlärz b. 3 übet einen Vortag ber Arbeiter = Beider,
ben ©tlah eines ©efefeeS ju beantragen, welches ein prioilegirteS
Vorrecht für alle Söhne in Bauarbeiter - gorberungen
bet eintretenber ©ubhaftation einräumt. SBährenb bie grage bet
Sftibftäube im Baugewerbe meift im ©tnne eines ©dhnheS bet
Baul;anbwerfet behanbelt ju werben pflegt, würbe in ein»
gehenber Verbanblung be§ AuSf^uffeS unter Beibringung reichen
ÜKaterialS bie Diothwenbigfeit eines ©chufjeS ber Bauarbeiter
gegen unfoltbe Bauunternehmer unb Swifthcnunternebmer betont.
Unter Abftanbnahnte nott ber gorberung eines ^l}pot^efarifd^en
Vorrechts würbe bie ©infühtung einet petfönlichen Haftung ber-
jenigen, in bereu 3 n ^ c ^effc ber Bau auSgeführt wirb, beS Bau¬
unternehmers unb BaugelbgeberS (nach Analogie beS § 27 beS
Bau*UnfaHoerftdjerungS-©efefce8) in folgenber SBeife beantragt:
gür bie gorberungen ber bei Ausführung eines Baus b&
fchäftigten Arbeiter aus bem gewerblichen ArbeitSoerhältnih hof^l
im gaUe ber SohlungSunfähigfeit beS Arbeitgebers (Kolonnen*
führerS, 3tüif^cnuuternehmerS) ber Bauherr unb im gaUe oon
beffen 3al)IungSunfähigfett ber Baugelbgebcr. ©inb 3wif^enunter-
nehmer oorhattben, fo hoften btefe not bem Bauherrn unb zwar
fämmtlicf) folibarifdj. S)er Arbeiter, ber auf ©runb biefer Beftim-
mungen einen Vormann in Anfpntch nehmen will, mu§ innerhalb
acht Sagen nach gäüigfeit feiner gorberung bem Voratann unter
Angabe ber ^)öhe ber gorberung Anzeige erftatten. S)et An¬
gezeigte, ber behauptet, bah ein 3roif<h enmam t lh m haftet,
hat innerhalb brei Sagen leßtercm oon bem Aitfpruch Anzeige
Zit erftatten unb bem Arbeiter Aadjricht baoon zu geben. S)et
Baugelbgeber ift oon ber Haftung frei, fofern ber Baugelb-Vertrag
00 t ber Anzeige burch 3al)lung oollftänbig erfüllt ift unb et
biefeS burch Anfchlag auf bem Bau befannt gemacht hat.
Auherbem würben folgenbe gefcfcliche ÜRahnahmen für er-
forberlich erachtet:
1. burch Aenberung bcS $anbelSgefe(}bu<hS ju beftimmen,
„bah, wer gewcrbSmähig Bauten auf führt, als Kaufmann zu
betrachten unb üerpflidjtet fei, feine girma eintragen z u laffen
unb faufuiännifche Bücher z u fühten"; 2. burch zutteffenbe
Acnbeumg ber tfonfurSotbnung bie Beftimmiftigen wegen be»
trüglichen BanfrottS zu Oerfchärfen; 3. burch zutteffenbe Aenbe¬
rung bcS ©tvafgefeßbuchs bie Beftimmungen über ben Betrug
unb betrftgerifcf)en Banfrott zu oerfchärfen.
(Eiuigiiugsfimtcr.
Beilegung beS ©chnhmacher-StreifS in Vfatng burch bie ©eloerbe-
gerid)tS-Vorfthenben. gür bie ©utwicflung, roddjc bie einigungS-
amtlidje Sl;ätigfeit ber ©ewcrlcgcridjtc nimmt, finb auch folche
©ddidjlimgen 0011 Sntcrcffe, in bencn nid;t bas ©ewerbegerid;t alo
folcbco, fonbern bie Vorfipenbeu peijöulid) atigerufcn waren. 3n
ber Viainzcr ©d;uf;fabrif ©id;baum »t © 0 . tralcn ©nbe s D^ärz
b. 3 . bie 3wicfer unb AuSpuper in Ausflatib, weil über bie Sohn»
jäpc für bie Arbeit au einer neu aufgcilellteit s D?afchine eine Ver»
ftänbigung mit ber gabrifleitung nid)t l;erbeigefiif)rt werben fonntc.
Sa and; nerfdjiebeue fpater unternommene Ver|udjc ber fircitenben
Parteien felbfl, z 11 einer ©iuigung zu gelangen, fehl gefchlagen
waren, fanb auf ©rfudjtit ber Arbeiteroertrctcr zwifd;cn biefem unb
bem gabrifinbaber am 30. 51iärz eine Auofprad;c oor bem Vor»
nßcubcn beS ©ewerbcgeridits, Acd;nungSrath Antenb, ftatt; ein
Anrufen bes ©cwerbegeiid;to als ©iniguugsatnt war beibcrfeitS
nicht beliebt worben, hierbei gelang cs zwar, über bie fämmtlicheii
©treitpiniftc, bic [ich auf bic Sohnfrage, bie gleichmähigc Bertheilung
Ta« GiJerocrbcgnicfjt. SRittheilungen be« Verbanbf« beutfher ©emerbcgeri^tf. Ar. 3.
32
31
ber Arbeit, bie gleichzeitige Ausgabe bed gefatntnten ArbeitdmaterialS,
ben 0d)luß ber Arbeitszeit am Samftag um 6 Uhr u. A. m. er«
ftrecften, eine Verftänbigung $u erzielen, dagegen lehnte ber Arbeit¬
geber bie 3 ll billtgung ber angefprohcneit Vergütung für ben Saß.
baß ein Arbeiter roährcnb ber regelmäßigen Arbeitdzeit in Solge un-
gureirfjcnber Vefhäftigung eine Stunbe ober länger au ber Sortierung
bearbeit gcljiubert toerbe, untergmiroeidbarauf ab, baß fleinerc Unter*
bredjungeu uuoermeiblid) feien unb in allen gleidprtigcn betrieben
oorfommen. Tie SabnHeitung rooüe (toic fdjou in ber beftcl;enben
gabriforbming) bie 3ufage geben, baß jeber^rit, oorfommenbe Vc* j
triebdftöniugen ausgenommen, fiir audreidjeube Vefhäftigung bec i
Arbeiter unb Arbeiterinnen Sorge getragen unb allen hierüber er* '
bobeunt Vefhroerbeu fob.ilb als möglich abgeßolfen roerben fofle.
liefet? 3 u geftäubmß fanb inbeß nicht ben Veifaü ber audftäubigen
Arbeiter, bie in Aiiiffidji auf bie feitßer gemachten trenig giim'tigen
Grfabrungcn uoüc ©ernähr bafiir oerlangten, baß iic für bie golge
gegen uiiücrfhiilbde Unlcrbrcdjungeu nurfinm gcfd)iißt feien, unb
rourbe ebeitfo in einer am gleichen Abnib ilattgefunber.cn allge*
meinen ArbeikT*Vcrfamtnliiiig ald oollftäubig unannehmbar be*
Zeichnet, Tie baranfbin abgebrodjenrit Verhandlungen mürben am
10. April, nadjbent tu ber 3wifdicuzcit noch oerfdjicbene Giniguugd*
ücrfud)c ftattgefuuben hatten, bie inbeß bei bem ftarren SeftOalten
beiber Xßede au bem vertretenen Staubpuuft fdjeitern mußten, oou
bem Dber*Vürgennetfter Dr. ©aßnec nodjmald aufgenommeu unb
hierbei oou bem Sabrifiuljaber bie Giflariutg abgegeben, baß er in
3ufunft auf oollftäubige unb gleichmäßige Vefhäftigung feiner
Arbeiter Vebadjt nehmen, bei ftillcm ©efcßäftdg rnge aber jur 23er*
meibung oon Verzögerungen bie Arbeitszeit uerfürzen toerbe, ebeufo
baß alle an bem Au&ftaub Vctbeiligteu roieber in Arbeit treten
foÜen. Ta bie audftäubigen Arbeiter mit biefer 33Ucherung 311*
trieben 10areu, mürbe ber Audftanb für bcenbigt erflärt unb bie
aldbalbige ©ieberaufiia(;me ber Arbeit rerabrebet.
Allgemeine? über (Brmrrbcgcrldjtc unb
Arbeitsertrag.
©#«ctttgfeit bcö Verfahrend beim ©etoerbegeriht« Aad) bem
Jahresbericht bed ©eroerbegerihtd ©otha mürben im Jahre 1895
| oon 77 Streitfällen 51 am Tage nah ber Klagcerfjebuitg erlebigt.
' Aur oier Sahen erforberten länger ald eine 28od)e bid jum
I Audtrag.
Heber bie #öhe ber Streitobjeftc oor ©eroerbegerihien roerbett
in ben Verroaltungdbrrihtcn nahfolgenber Stabte Angaben ge*
mäht:
Ta«
Streit*
Verlin
Köln
Sranffurt
a./Af.
Stuttgart
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5322
43,6
510
31,5
638
34 , 2
760
62,„
173
34,7
162
64
20— 50
4546
87,3
791
48, 8
83!
44,c,
340
27,5
251
50,3
98
32,7
50 - 100
1751
14,4
205
I 2 ,a
‘274
15
86
6,0
49
9,8
28
7,7
100—200
433
3,5
71
4,5
69
3,5
' 38
1 3,
22
' A ' »4
16|
6 ,1
200-300
82j
O .7
24
1,5
311
1,7
2
0,4
1
I 0 ,,
300u.mel)r
64!
0,5
18
l.i
1 «!
1
7 !
0,5
2
0,4
—
12198
100,0
1620
100,0
1861
I00,o
1231; 100,01
4991
100,0
30o|
M,o
Jn ^ofeit, §aße, Stuttgart machen alfo bie Streitfälle mit
Dbjeft unter 50 , ft faft 9 /io, in Berlin, flöht, Sranffurt a./9R.
8 / 10 aller Salle aud. Ter Untafdjicb in ber £>öße bed Streit*
roerthed biirfte mit ber oerfd;iebencn £)Öl;c bed l ? of;ned ^ufammen*
hängen.
3«nt Verzeichnis ber ©etoerbegerihte in Ar. 1 finb einzelne
AmnerFuitgen binzujufitgen. 3 U ©nippe IV: Kattoroiß ift ber Stß
Zrocier ©en)erbegerirf;te (Kattoroiß*Kreid unb Kattounß*Stabt) unb
J ift außerbem an baö Verg* unb ©eroerbcgerid;t Veuthen 0/S.
! augefhloffcu. ^übeufdjeib ift ber Siß einer flammer bed ©eroerbe*
geridjjtd Altena; bie (Gruppe jäßlt im ©an$en 30 ©eroerbegerihte. —
3u (Gruppe V: flimpten unb ^iidmar finb oßue OJeroerbegcriht;
bie (Gruppe zählt 27 Ojerocrbcgerid)tc. — 3 11 ^peilte 9/10: Lennep
f'Bcftfaleii) ift Siß eitted ©erocrbegeridjtd. ^ehnftebt befißt außer
bem 2krg=Ü)eroerbegcrid)t für bad ©erzogthum Vraunfhmcig auh
ein ©croerberiht für ben ©emeinbebezirf.
^ie gleihs^tig hiermit audgegebene Ar. 36 ber 2Bohcnfhrift
„Soziale Vragid, ^entralblatt für Sozialpolitik enthält:
SDie SiimilienherFunft ber preußifheu 3unften. Von 0bcr*
lehrer Dr. (5. pudert (Aeißc). — Dcfterreihifh^ unb
beuifhc ©eroerbeinfpeftion. Von Dr. jur. 5A. 0uarcf
(Sranffurt a/2JF.). — Arbeiter ald VergrocrFdinfpeftoren für
Velgieu. Von ^Srof. ©. Vanberoelbe (Vrüffel). — i)ie
beutfdjc AranFenocrfiherung im 3abre 1893. Von Dr.23.Aotl;
(Sranffurt a'AF.). —- Arbeitdnadjroeife unb Aaturaioer*
pflegungdftationen in Vöhmen; Sid;erungdhppotheF für Vau*
hanbmerfer in Sahfeit; Stäbtifhed Auftiondl;aud für Verlin;
2Iiitomaiifhc Sparfaffen in italicnifhen Stabten; Oladfteuor
ald Kampfmittel inflrefclb; Steuer*dinzief)uitg b 11 rcf) Vaitfen
in Verlin; Stäbtifhcr Vauarbeiter*Shuß in Aürubcrg;
II. ^“ternationalcr Vevgarbeiter*flongreß; Xariforganifation
ber beutfhnt Vuhbrucfcr; Sd)mcizcrifd)e ©eroerffd;aften;
^rioate Vergbau=$oli.zei im 0. £ielc=23inflerfd;en 9tegalbe,zirf;
2lhtuhr-Sd;luß unb Varbiergeroerbe in Deutfhlanb; Si‘cie Arjt*
roal)l bei ber ftäbtifd;en Armenpflege in Al;ei)bt; Vcrpahlung
ftäbtifhen ©elänbed an Aiinberbemitteltc in SJannftabt unb
in 'Verlin; Staatlidjer Öchrmitteluerlüg im flanton 3ürih‘>
Aeugeftaltung bed VoIfdfd;ulunterrihted; Vunb beu!fd;er
Srauenoereinc.
2hid bem Suhult ber leßlcit ARainummern ber „Sozialen
s ]>rajid" feien folgenbe 2luf|äbe Ijeroorgeboben: 3>ie AFotiou Saoon
gegen Sohnoerzögerungen. Von Stabtratf; A. Stecf (Vcrn). —
Vorfhläge 311 foimnunaler 2lrbeitdlofcn*Vcrftd)crung. Von Vrof.
©. 91 bl er (Vafel). — Tie ©nguete übtr Srauniarbeit in 23ien
Von Aboofat Dr. ©. v. Sürth (V3ien). — Tie beutfd;e ©efeß*
gebung über bie Siirforgcpflidjt für erFranfted ©efiube. Von Sinanz--
ratl) Dr. S- 33- 2t. 3i ,n uierntanu (Vraunfdjmeig). — Sittlid)*
feitdfdjuß für rociblicße AngcitcÜtc in faufniännifdieu ©efdiäfteu.
1 Von Agned Jierrmann (Sriebciiau). — Tie bentfhe ^anbmerfd*
I enquete. Von $rof. ©I. Aeubnrg (Grlaitgen). — Ter Acihdtag
| unb ber Terminßanbel. Von $rof. ©. Gopn (©öttiugen). — Ter
i Kampf ber ftäbtifhen Vureau*öülfdarbeiter in Verlin. Von
I A. Vobtnann (Verlin). — Tie s Arbeitdgcnoffenfd;aften in Stalien.
| Von Dr. Ö. Albertini (Aom). — Aud bem Aotizentßeil:
I ©eroerbegeriht unb Ginigungdämter für TänctnarF; Ginigungd*
j ämter in SrauFreih; Staatlid;ed Ginigungdamt in s JAaffad)ufettd;
' Släubiged Shiebdgcridjt in ber Sd)iffbau*3ubuftrie am Tpne;
I >JanbelsFatmncr ald Ginigungdamt in ber ©teuer 'perltnutterFuopf*
| Subuitrie; Stabt*flöluifdje Verfid;erungdfaffc gegen ArbcitdlofigFeit
im ©inter; Stäbti|d)e Arbeitduad;roetdftcllcu; M'analftcuer nah
bem Aiietßrocrtß in Aadjen; Tic ÜJiaifeier: 3’Udabunfting im
Tuidburger Sparfaffenftatut; Stauen ald Armer Pflegerinnen itt
beutfdjcu Stabten; fl’ommunalbetrieb in eitglifcben Stabten; 3 tt,c iter
Kongreß ber zentralifirten ©e:rerffd)afteu Tcutfdilanbd; Unfall*
Dcrfußerung in ftäbtifd;er Aegic in s Dhind)cn; Vefampfung fozialer
Veftrebungen in Tcutldjlanb; Vvogrcffioc Vemeffung bed ©affer*
gelbed nad; bem Aiietl;roertß in §>auau u. a. m.
Stänbige AubriFeit ber „Sozialen ’ißtajid": AH*
gemeine Sozial* unb ©irt&fdjaftöpolitiF; Kommunale Sozialpoliiif;
soziale 3 u ftäube; Sraueitfrage; Arbeiterbcroegung; Unternehmer*
oerbäube; ©erocrbegerid)tc, Ginigungdämter, Arbeiteraudfd;uffe;
1 Arbcitcrfhuß • unb OJcroerbeiufpeftiou; Verfichrrutig, Sparfaffen;
! Armenpflege; ©ohuuugdroefcn, ©efunbhcitdpflege, Gntäfjntng; Gr*
| ziebung, Shule, VolFsbilbuug; Ouftiz; Sutaiizen; Sanbroirthl*h a fh
§anbmerf unb ©roßinbuflrie; Raubet, Krebit; VerFcßr; Sitterarifhe
Aeu=Gr[d)eiuuugen.
^ie ,,f»ojinfo ^nvtio, ffcnlrufOfaft für Soiinlpölilifs“ erfrijefnt jebL*n Joi1lKl*ftaa
unb foftet mert.ijübrlirf) ‘2 JL 50 .4 e t it f di l i c1 irf) ber Ü/onotdbeiUitie
©ciuetbenerirlit“. .3» begehen burd) faimullidie ^oitani'tnlten unb ^udilumbluiuicn
, foiuie bireft buvd) "bie iserti^budjtjanbluiiQ ((iurl .^epmannö Üeiiag, Berlin W.,
! ÜlUnucritr. 44).
,,^)ad (ftciuerbegei'irf)*" crfdxtiit ntn erden ©oitnerftaft jeben s .lUoiMt3 int miiitbeduniüina uon s 8ogeit. ♦yür bad .‘oalbjalir 'Mprit — September nelnnen
33ci’tcUungen jmn greife bau 50 fantmtlt.te 'poftanitalten 1111 b iöud)l)anbiiii§en an. Wedelt ^inienbmuj bon 70 ItPf. in Vrieiuiarfen au i£arI t^ic^iiiannd
Scrlafl, Berlin \v., aucrftraöc 44, erfolgt bie birettc 3 u ) c,löuil v? am 2aae bed C5 - r)d)eiiieiid.
ffarl ^egmann» Scrlag ln Berlin W. SDJaucrftrafec 14. - Gkbrucft bei Julius eittcnfclö in iöerllu W. — «erautroortlidj für bte tRcbaftion: Dr. 5 . $.iftronj tb öfjnrlottfiilmrgsScrltn.
I.
©erlin unb fjranffurt a. SD?., ben 2.3uli 1896.
9tatntntr 4,
fas ®>£JDerbrpriit)t.
Znittfyetlungen bes Derbanbes beutfcfyer <5ewerbegerici?t<>.
3tebaltion8au8fd&u&: Stabtratf) Dr. in gfranffurt o. SD?, unb SD?agiftrat8=2lffeffor ®uno in ©erlin.
Jfttit t«|rft4 1 «Uri.
Äoftenfreie Beilage jur „©oralen BrajiS".
fttytM «m erflm JowurJUg fett» p«R«tf.
Garl Hermann« Betlag, Berlin W., SJtouerftr. 44.
Herausgeber:
Dr. $• ütnftrtfw.
«He für bie SfUbaftion be« „©ewerbegerichtÄ" beftimmten ©enbungen bittet man ju abrefftten: «n Herrn SKagiftratÄ-Slffeffor ©uno, Berlin w., Sormfer 6tr. 2.
«fforbarbeit (©emerbegeri^t
Berlin.)
A. Äann bet «rbeiter, ber bei ©tücf-
lobn nicht auSreicbenb befchüfttgt
ift, bie ©iffereng gtoifcben bem
©urcbfcbnttts-Sohn unb bem »irf«
licken einflagen?
B. Sfiglicbe ©ntlaffung bei «fforb*
arbeitern.
C. 3ft bie Beftimmung ber «rbeit«-
oxbnung über tägliche Beenbigimg
be« «rbettfloerhältniffeS auch auf
ben Arbeiter an»enbbar, bem eine
befttmmtc «rbeit in «Worb über¬
tragen ift?
Äann ber ©ienftmiethe-Bertrag, ben
bet Botbefifcet eine« ©efebäft« mit
bem «rbeiter gefdjloffen bat, non bem
neuen Sn^aber ftiHf<b»eigeigenb fort-
gefeit »erben? (@e»erbegericbt unb
Sanbgeridjt SDliincben.)
©ie «n»enbbarfeit be« ©eutfdjen
Budjbrucf er * ©arif« (©ewerbegeriebt
©tuttgart).
3ft ba« ©emerbegeriebt für Klagen
au« einem oertragflmäfeigen Äon-
furrengöerbot juftänbig? («eich«-
geridjt.)
3ft ba« ©emerbegeriebt für fauf-
männifebe ©ehilfen in ge» erb Heben
Betrieben guftönbig? («mt«gericbt
Öeibatß.)
©ttttgungoämter.38
©inigungSamt unb «rbeit«na<b»ei«.
JUlgerae ittes über ©rarerbegertchte
unb JLrluttswrtrag.38
Berbanblungen über bie ©rriebtung
neuer ©emerbegeriebte.
©er «rbeitöbertrag auf ber Berliner
©e»erbeau«fteHung.
# rtefhapen.40
(Bctr. u. « ßufanunenfunft bon ©e-
»erbegericbtfi-SJtttgliebern au« «nlafj
be« «rmenpfleger»Sage« in ©trab*
bürg.)
SnbattSangaben ber „Sozialen igrayi«".
Snljalt
..33
«bbruc! fämmtlicber «rtifel ift Bettungen unb 3ettfcbriften geftattet, febotb nur
mit öoHer {Quellenangabe.
Redjtrprtdjmtg.
Äfforbarbeit.
A. Äann ber «rbeiter, ber bei ©tücflohn nicht au«-
reidbenb befebäftigt ift, bie ©iffereng gwifchen bem ©urch-
fdjnittslohn unb bem wirflichen Sohn einflagen? (Urtheil
be« ©emerbegericht« Berlin, Äammer 2 , Borfifcenber Bfagiftratöaffeffor
o. ©chulg).
Äläger ift im ©eroerbebetriebe be« Beflagten al« Hutmad&er oom
18. Dftober 1894 bi« gum 6 . «pril 1895 auf ©tücflohn Befebäftigt ge-
mefen. «m letztgenannten Sage Ijnt er bie «rbeit neriaffen, weil er
in ben beiben lefcten Soeben feiner Beifügung ftatt be« burehfebnitt-
lidjen SodjenoerbienfteS — nach flägerifdjer «ngabe non 21 JL —
nur 6,01 begm. 2,es JC nerbient f)at. @r forbert im norliegenben
BechtSftreit Satzung ber ©iffereng gwifchen bem nerbienten unb bem
©urchfchnitt«lohn unb gtnar für bie Sothe
a) nom 24. bi« 80. SJtärg 21 weniger 6,oi M. = 14,99 M.
b) • 31.3ftärgbi«6.«pril21 - 2,es - = 18,37 *
gufammen 83^6 M.
Äläger hat behauptet, bah btefe ©ifferengen im Sofjnoerbienft
baburch entftanben feien, bah Beflagter ihm böswillig weniger «rbeit
gegeben habe, al« er thatfächlich gehabt habe, ©r habe bie Sofjnarbeiter
beoorgugt unb biefen «rbeit gegeben, bie eigentlich ihm gugefommen
wäre. — Beflagter behauptet, ber ©urchfchnittSoerbienfi be« Äläger«
habe nom 6. Januar ab bi« 16. äftärg ca. 12 M. betragen. 3m
Uebrigen fei e« ihm unmöglich gewefen, ben Äläger auSreidbenb gu
befchäftigen, ba genügenbe Beifügung weber für bie Sohn- noch
für bie «fforbarbeiter norhanben gewefen fei. ©a« ©emerbegericht er-
fannte auf «bweifung au« folgenben ©rünben:
©er 3^8* ©. bat in burchau« glaubwürbiger SBeife befunbet, ba&
in ber B«t bi« gum 15. HRärg fehr wenige Orbre« eingegangen waren,
unb ba& in golge beffen im Betriebe be« Beflagten fehr wenig gu thun
war. gerner hat ber 3 e **8 c befunbet, bafe bem Äläger entgegen ber
urfprünglichen «bficht be« Beflagten gehn ©ufeenb ©trohhüte in «rbeit
gegeben worben waren, obwohl biefe «rbeit eigentlich ben Sohnarbeitem
gufaüen foHte.
Bach aHebem hat ba« ©eridht für erwiefen erachtet, bah eine Bö«*
willigfeit be« Beflagten bem Äläger gegenüber nicht oorlag. <5« ift
ferner burch bie münbliche Berhanblung feftgefteHt worben, bah Äläger
bie gorberung an ben Beflagten, ihn genügenb gu befchäftigen, niemals
gefieHt hat. Äläger hat am 6. «pril 1895 feine ©teDung oerlaffen.
Se|tere« h^tte er fchon früher thun fönnen, benn nach §. 124 Biffer 4
ber ©ewerbeorbnung fianb ihm ba« ftecht gu, bie «rbeit oor «Blauf
ber nertragflmähigen 3 ci t unb ohne «uffünbigung gu oerlaffen, fall«
ber «rbeitgeber bei ©tücflohn nicht für genügenbe ©efchäftigung forgt.
Senn er bie« unterlief), fo fann er, ba bei ber Sachlage oon einer
©chäbigung feinerfeit« burch Beflagten nicht bie Bebe ift, Beflagten
nicht oerantwörtlich machen.
«nmertung ber Bebaftion: ©ie Be<ht«oerhältniffe ber «fforb-
arbeiter finb bisher in ber iuriftifchen Siteratur nur [ehr ungenügenb
behanbelt worben, ©ie Braji« ift fehr fdjmanfenb unb faft immer mit
allgemeinen Stebemenbungcn begrünbet. ©ine fonfequente, auf ba« Sefen
be« Berhältniffe« eingchenbe Begrünbung fehlt. Senn man al« gum
Sefen be« «rbeitöoertrage« gehörig anfieht, bah ber «rbeiter feine
gange «rbeitSfraft bem «rbeitgeber mährenb ber «rbeitsftunben gur
Berfügung fteHt, wogegen ber «rbeitgeber in biefer 3*it ben «rbeiter
befchäftigen muh unb bie Bereinbarung be« ©tücflohn« nur eine SJfrobi»
fifation ber Sohnberechnung barftcllt, fo ift ber «rbeiter beteiligt,
3uweifung oon fo oiel ©tücflohnarbeit gu forbern, bah feine «rbeit«-
geit au«gefüHt wirb. Sie ber ©agelohnarbeiter auch bie ©tunben BegahU
oerlangt, an benen er innerhalb ber «rbeitögeü unbefdjäftigt geblieben
ift, fo wirb auch ber @tücflo|narbeiter ba« gleiche Becht haben, ©eine
Älage muh bahnt begrünben, bah er bie ©tunbengahl, in ber er
mühig ging, angiebt unb oerhältnihmäjjige Bejahlung forbert, wie er
fle in biefer 3 e tt hätte oerbienen fönnen. Hierbei wirb fogar baoon
au«gugehen fein, bah ber «rbeitgeber, ber «rbeit im «fforb oergiebt,
bei ben «rbeitern bie ©rwartung heroorruft, bah minbeften« ber im
betreffenben ©ewerbe übliche ©ageloljn werbe oerbient werben.
B. ©äglidje ©ntlaffung bei «fforbarbeitern. (Urtheil be«
©emerbegericht« Berlin, Borftfcenber SRegierungSaffeffor Dr. Seo, beftätigt
oom Sanbgericht I, ©ioilfammer 8).
3u §. 2 ber «rbeit«orbnung war beftimmt, bah eine Äünbigung
be« «rbeitSoerhältniffeö nicht ftattfinbet, baffelbe oielmehr jeber 3nt
oon beiben ©h e *len gelöft werben fann. Badh §. 4 berfelben erhält ber
«rbeiter, ber eine übernommene «fforbarbeit burch eigene« Berfchulben
nicht beenbet, für bie aufgewenbete 3 e tt ben für bie Äranfenfaffe gelten-
ben ©urchf<hnitt«=©agelohn, wenn er aber ohne jebe« Berfchulben bie
«fforbarbeit nicht beenbigen fann, eine auf ©runb be« ©unbfdjnitts-
arbeit«oerbienfte« gu bemeffenbe ©ntfehäbigung für bie geleiftete «rbeit«-
geit. ©er Äläger war entlaffen, nachbem er an einer ihm übertragenen
«fforbarbeit für bie ein «fforblohn oon 140 M. oereinbart war,
17 ©tunben gearbeitet hatte; er erhielt bie in §. 4 feftgefcfcte ©ntfehäbi¬
gung mit 7,u JL gegablt; mit ber Älage forberte er ben Beft be«
«fforblohne« oon 132 ,m M. ©eine Älage würbe abgewiefen.
©rüttbe: SRach ber «rbeitöorbnung war ber Beflagte berechtigt,
ben Äläger jeber 3 c *t ohne oorherige Äünbigung gu entlaffen. ©iefe
Beftimmung ber «rbeit«orbnung wirb für ben oorliegenben gaH nicht
baburch befeitigt, bah bem Äläger eine «rbeit in «fforb gegeben ift.
©enn bie Uebcrtragung einer folgen «rbeit inooloirt einmal an ftch
35
$aß ©eroerbegcridjt. Wittheilungen beß ©erbanbeß beutfcher ©eroerbegerichte. Rr. 4.
36
feineßroegß auch einen arbeitßoertrag auf bie für bie Srlebigung ber I
arbeit erforberliche Seit, fobann aber ergiebt auch §. 4 ber arbeitßorb» !
nung in feinen ©eftimmungen über bie ©egahlung unterbrochener afforb¬
arbeit, bah §. 2 auch auf biefe ©egug haben foD. Kläger !ann baljcr
nur ©ergütung für bie bereits geleitete Arbeit foTbem.
Rnmerfung ber Rebaftion. auch biefe« Erfenntnifj roirb oer-
öffentlich!, um gur weiteren Erörterung ber Rcchtßfteßung beß afforb»
arbeiter« anguregen. Ber gleirfje gafl roirb oft oorfommen. gn Berlin
roenigftenß fmb bie arbeitßorbnungen oielfadj gleichlautenb. aber bie
Schlußfolgerung au« §. 4 auf bie ©ebeutung be« §. 2 ift bebenflich;
bem SSefen ber afforbarbeit fdjeint bie anmenbung be« §. 2 gu roiber»
fpredjen.
Sntgegengefefct erfannte ba« ©eroerbegericht ©erlin, Äammer 8,
©orftfcenber Wagifiratßaffeffor §eHroig, im folgenben gall:
C. gft bie ©eftimmung ber arbeitßorbnung über tägliche
©eenbigung be« arbeitßoerhältniffeß auch auf ben arbciter
anmenbbar, bem eine beftimmte arbeit übertragen ift, unb
ber hierbei „im afforb", b. h-nach Wafjgabebeß gort fchreitenß
ber arbeit, begafjlt roirb? (Urteil be« ©eroerbegericht« ©erliu,
Kammer 8, ©orfifcenbcr: Wagifiratßaffeffor $eHroig.)
Ber Sfläger ift uon ber ©erroaltung ber ©aßroerfe ber Stabt ©erlln
al« arbeitet angenommen roorben unb groar ift er einem Rohrleger al«
£ülfßarbeiter gngetfjeilt roorben, ber mit ber Segung ber ©aßleitung in
bem ©emeinbefcfjuigebdube in ber ©ofcforoßfiftrahe betraut roar. Bie
gange gu oerlegenbe Seitung umfaßte etroa 2000 Weter; für ben Steter
oerlegter Seitung ift ein afforbfafc oon 45 Pfennig gugebiDigt roorben,
ber in angemeffener SBeife groifchen bem Rohrleger unb feinem $ülfß-
arbeiter gu uertfjeiten roar. Ber Sfläger forbert ben Sohn für bie lebten
500 Weter oerlegter Seitung mit 19 Pfennig pro Weter, gufammenn
95 Warf, ©eflagter roenbet ein, bah gur ©oüenbuug be« afforb« ge¬
höre, bah bie ©aßmeffereinrichtung unb bie Segung ber ©erbinbungß-
xof)Xt mit ber ©aßrohrleitung, für welche arbeiten eine befonbere ©er-
gütung nicht gegart roerbe, orbnungßmäfeig außgeführt roerbe. Biefe
arbeiten feien bi« jefct noch nicht beenbet roorben. ©error fie begonnen
roorben feien, fei ber Kläger am 22. guli entlaffen roorben. Bie Ent-
laffung be« Stlägerß ohne oorfjerige Äünbigung fei nach ber für bie
ftäbtifcfjen ©aßanftatten gelienben arbeitßorbnung guläfftg geroefen.
ai« ber Kläger entlaffen roorben fei, fei bie leichtere arbeit beenbet
geroefen, roäfjrenb bie fchroerere noch beoorgeftanben habe, bie non bem
an Stelle be« Kläger« eingeftellten neuen $ülfßarbeiter gu leiften ge¬
roefen fei. Eß Iaffe ftch gur 3 cit überhaupt nicht berechnen, welcher
Sohnbetrag bem Kläger noch guftehe. Ber ©eflagte hat fich eoentueÜ
bereit erflärt, bem Kläger baßjenige oon bem afforblofjn noch außgu»
gahlen, roaß nach ©egahlung beß für bie ©aßmeffereinrichtung ange¬
nommenen $ülfßarbeiterß noch übrig bleiben roürbe.
Bie gorberung beß Äflägerß rourbe für begrünbet erachtet auß
folgenben ©rünben. Ber Kläger grünbet feine gorberung barauf, bah
am 22. guli, bem Bage feiner Entlaffung, 500 Weter Rohrleitung oerlegt
roaren, für bie ber afforblobn noch nicht gcgaljlt roorben roar; er lagt
ben Umftanb unberüdffic^tigt, bah noch bie ©aßmeffereinrichtung h^gu*
ftellen unb baß ©erbinbungßrohr gu oerlegen roar, roofür eine befonbere
©ergütung nicht befahlt roerben foflte, fobah feine gorberung, roenn er
an biefen arbeiten noch theilgenommen hätte, fich nicht erhöht haben
roürbe. Bie Entfcheibung bängt bemnach oon ber ©eantroortung ber
grage ab, weichen Einfluß bie oor beenbigter aff orbarbeit erfolgte
Entlaffung beß Kläger« auf feine Sohnforberung hat. Rach ber oor*
gelegten unb anerfannten arbeitßorbnung unter Rr. II finbet eine
gegenfeitige auffünbigung beß arbeitßoerhältniffeß nicht ftatt, bie Söfung
fann gu jeher Seit erfolgen. Unter Rr. 4 ift beftimmt, bah ber Sohn
entroeber nach einem Sage«- ober Stunbenlohnfafce ober nach einem
afforbfafce gu berechnen ift. Rach Rr. IV abf. 3 hat jeber Arbeiter,
welcher eine übernommene afforbarbeit burch eigene« ©erfchulben nicht
beenbigt, für bie oerroenbete Seit nur Rnfpruch auf benjenigen Sohn,
welcher ihm bei ©efchäftigung im Bagelüljn gufteht.
Baß ©eroerbegericht ift jebodf) ber anftcht geroefen, bah biefe ©e-
fümmungen im oorliegenben gaHe unberüeffiegtigt bleiben müffen, weil
eß ftch nicht um afforbfafe unb afforbarbeit im Sinne ber arbeit߬
orbnung hanbie. Eß ift oielmehr mit ben bie Rohriegerarbeiten auß*
führenben arbeitern, alfo bem Rohrleger unb bem ihm beigegebenen
Kläger ein afforboertrag berart gefchloffen roorben, bah ihnen bie
Segung ber Rohrleitung in bem Schulgebäube alß ©angeß gegen einen
beftimmten Entgelt übertragen roorben ift. Baß ©eroerbegericht erachtet
beßhalb bie Entlaffung beß Kläger« oor ©eenbigung be« übernommenen
afforbß für unguläfüg unb bie in ber arbeitßorbnung enthaltene Se*
ftimmung über bie jebergeitige Entlaffung für bie Bauer beß afforbeß
für aufgehoben. Bie oorherige Entlaffung beß SKägerß fann beßhalb
einen Einfluh auf feine Sohnforberung nicht haben; er hat nicht einen
Sohnfafc im ©erhältnijj ber oon ihm geleiftetcn gu ber noch ga Iciftenbcn
arbeit, fonbern benjenigen Sohn gu forbern, ber ihm nach beenbigtem
afforbe noch gugeftanben haben roürbe.
ftann bet Bien ftmiethe-© er trag, ben ber ©orbefifcer eine«
©efchäftß mit bem arbeiter gefchloffen hat, oon bem neuen
gnhaber ftillfchroeigenb fortgefegt roerben? (relocatio tacita bei
5)ienftmiethe; Urtheil beß ©eroerbegericht« unb beß Sanbgerichtß Wünchen).
Äläger roar in bie Äunftanftalt oon St. alß Wafchinift unter ©erein-
barung einmonatlicher, nur am erften eine« jeben Wonatß guläffiger
Äünbigung eingetreten. Später oerpachtete $f. fein ©efchäft an ben Be¬
nagten, ohne bah lefcterer mit bem Kläger einen ©ertrag gefchloffen
hätte. Rach ©erlauf einiger 3 C ** würbe feiten« beß ©eflagten bem
Kläger groeimal, unb groar ftetß im Saufe beß Wonatß ober hoch nur
auf 14 Sage hinauß gefünbigt unb fobann Ätläger am 18. Wai 1895
entlaffen. auf erhobene Stlage oerurtheilte baß ©eroerbegericht Wündjen
ben ©eflagten gur ©egahlung be« Sohne« für bie 3 e M uom l 8 - 3Wai
biß 1. guli 1896 an Kläger, weil biefem nicht rechtßgiltig gefünbigt
roorben fei. Bie gegen biefeß Urtheil eingelegte ©erufung rourbe vom
ftönigl. Sanbgerichte Wünchen I gurüdfgeroiefen:
©rünbe: S23enn auch ber ©eflagte mit bem Kläger feinen neuen
©ertrag gefchloffen hat, fo hat er hoch ben bei Uebernabme be« $ad)t-
objefteß beftehenben Bienftmiethe*©ertrag groifchen ©erpächter unb Äläger
ftiflfthrueigenb erneuert, inbem er nicht außbriitflich benfelben alß für
ihn nicht rechtßoerbinblich erflärte. Biefe fogenannte relocatio tacita
finbet fich auch h'w gar anroenbung fontmenben bagerifdhen
Sanbrechtc %. IV. c 6 § 19 außbrücflich aufgeführt. Ba ©eflagter bei
antritt beß ©achtoerhältniffeß nicht nur baß arbeitß- unb Wafchinen-
material, fonbern auch bie arbeitßfräfte ftiUfchroeigenb weiter benu^t hat,
ba ben arbeitern roeber mitgetheilt roorben ift, bah öon h cu te ab
für einen neuen $errn arbeiteten, noch auch bie biß bahin geltenbe ar¬
beitßorbnung aufgehoben ober hoch geänbert roorben ift, fo fann eine
ftillfchroeigenbe Erneuerung beß Bienftmiethe»©ertrageß nicht in abreöe
geftellt roerben; barau« folgt oon felbft, bah ber ©eflagte auch an bie
©eittguugen beß früheren ©ertrage« gebunben ift, alfo nur am erften
eine« Wonntß auf einen Wonat hinaus fünbigen fann. Eine anberroeitige
oertragßroibrige Äünbigung ift Äläger nicht oerpflid^tet alß recht«»
»oirffam angunehmen.
Bie anroenbbarfeit beß Beutfchen ©uchbrucfer-Barifß.
(Entfcheibung beß ©eroerbegericht« Stuttgart.) Ber Kläger ift oom
15. april biß gum 6. guni bei bem ©eflagten geroefen, am 6. guni ift
er ohne ^ünbigung entlaffen roorben.
Sr oerlangt Entfchäbigung für 14 Bage. Eine arbeitßorbnung be-
fteht nicht im ©efchäfte beß ©eflagten, bagegen begeidfjnet ftch biefer fei bft
alß tariftreu. Er erroibert: Ber Kläger fei gur außhilfe für ein be»
ftimmteß SBerf eingefteflt roorben; nachbem bieß fertig geworben fei,
fei baß arbeitßoerhältnih gelöft. Ber Kläger führt auß: Er fei aller*
bingß gur außhilfe engagirt roorben, attein nach §. 36 4 beß allgemeinen
Beutfchen ©uchbrucfer-Barifß roerbe jebe außhilfßfteHe nach 4 SBochen in
eine folche mit Äünbigung oerroanbelt. Ber ©eflagte macht geltenb, in
einem fo fleinen Betrieb (2—4 arbeiter) fei biefe ©eftimmung nicht burdfj-
führbar, unb an jebe Eingelheit beß Barifß fönne er ftch nicht fireng binben.
Baß ©ericht hat bem aittrage beß Älägerß entfprochen. 3n>ar ift
ber Barif nicht in bem Sinne binbenb, bah baß ©ericht anberroeitige
abmachuugen einfach ignoriren bürfte. allein ba ber ©eflagte felbft ftch
alß tariftreue Brucferei begeidjnet, fo muh ber Barif fo lange angeroenbet
roerben, alß nicht flar unb beutlich feine ©eltuitg außgefchloffen ift. Ber
©eflagte hat nun in feiner SSeife ben Rachroeiß gebracht, bah bie« ge»
fchehen fei. $iergu wäre inßbefonbere nöthig geroefen, bah bem Kläger
nach ablauf ber 4 SBochen noch einmal gefagt roorben wäre, auch i e ht
fei er gur außhilfe unb nur biß gur ©eenbigung beß SBerfeß eingefteHt.
gft baß ©eroerbegericht für Klagen auß einem oertrag«»
mähigen Äonfurrengoerbot guftänbig? (Entfcheibung beß Reich«»
geriet«, II. Eioilfenat, Seipgig, 19. Roo. 1895, — Reich«gerichtß-©eilage
beß Reichßangeigerß 1896, S. 62.)
Ber ©eflagte trat am 1. Wärg 1891 alß 3uf<hneiber in bie Bienfte
ber SUägerin, rourbe aber am 31. Begember 1894 oon biefer nach oor-
außgegangener oertragßmähiger Äünbigung entlaffen unb begrünbete
bann in St. g. ein eigene« ©efchäft gum 3rcedfe ber anfertigung oon
©errenfleibem nach Wah- Bie Klägerin behauptet, bagu fei er nicht
berechtigt geroefen, weil er ftch unter geftfefcung einer Äonoentional-
ftrafe oon 3000 M. oerpflichtet habe, fich nach einem außtritte für bie
Bauer oon 6 gahren roeber in St. g. felbft noch in einem Umfreife
oon 5 Weilen gu etabliren ober an einem gfonfurrenggefdf)äfie gu be*
theüigen. Sie hat in ber 5Hage beantragt, ben ©eflagten gur auf*
löfung feine« ©efchäftß gu oerurtheilen, ihm bie ©egrünbung eine«
l folchen in St. g. wie im Umfreife oon 5 Weilen bauen biß guttt
37
Da$ ©eroerbegericht. Sföittheilungen bc$ SerbanbeS beutfdjer ©emerbegerichte. Ar. 4.
38
1. Januar 1900 gu unter jagen, eoentueU iljn gur Salbung non 3000 M.
tiebft ginfen oom Klageantrag an gu oerurtbeilen. Der Aeflagte bat
Abroeifung ber Klage beantragt. — Durdj Urteil beS ßanbgerichts gu
S. oom 14. SJtärg 1895 mürbe ber £>auptantrag ber Klägerin gugc-
fprochen. ©egen bicfe Enfcheibung bat ber Söeflagte Serufung einge¬
legt. 3“* Segrünbung bat er u. A. geltenb gemacht, ba$ Sanbgeridjt
fei unguftanbig gemefen, meil bie Sache oor baS ©eroerbegericht
gehöre. Durch Urtheil beS 0ber-2anbeSgerichtS gu K. oom 18. 3uli
1895 mürbe bie Berufung gurüdgeroiefeu. Diefe (Sntfdjeibung mürbe
im SBefcntlichen auf folgenbe ©rünbe geftüfct. Sie 3 u ftdnbigfeit beS
2anbgerid)t$ merbe mit Unrecht beftritten. SBenn ber S3eflagte . S3e-
triebsbeamter ober SBerfmeifier ober mit höheren tecbnifcben Dienft-
leiftuugen betrauter AngefteUter im Sinne beS §. 2 beS AeichSgefe&eS
oom 29. 3uli 1890 gemefen fei, roie bie Klägerin behaupte, fei bie jju*
ffänbigfeit beS ©eroerbegerichts fchon beShalb auSgefchloffen, meil fein
Sahreöoerbienft ben Setrag oon 2000 M. überftiegen habe. Sei er als
geroöhnlicher geroerblicher Arbeiter angufehen, fo gelte baffelbe, meil
eine Streitigfeit ber iti §. 3 3iffcr 1 bis 4 beS ermähnten ©efefccS be¬
gegneten Art nicht in grage flehe. . . .
©ntfeheibungsgrunbe. „Der oon bem AeotfionSfläger erhobene
Angriff fonnte nicht für begrünbet erachtet roerbeu. Sei ber auf Ueber-
tretung eines fogenannten Konfurrengoerbots geftüfeten Klage hanbelt
es fidj nicht um eine ßeiftung ober einen ©ntfchäbigungSanfpruch „aus
bem ArbettSoerhältnih", mie ihn §. 3 beS AetdjsgelefceS oom 29. 3uli
1890, betreffenb bie ©emerbegerichte, in §. 3 Abf. 1 3iff- 2 oorauSfefct.
Sielmehr roirb bie Klage auf einen Sßebenoertrag geftüfct, ber mit bem
auf bie Aufteilung beS SeUagten im flägerifchen ©efchäft begüglichen
Sertrage oerbunben morben ift unb fid) auf baS Verhalten beffelben
nach Seenbigung beS ArbeitSoerhältmffcS begieht. Sab Anfprüche aus
derartigen Serträgen nicht gur 3aftänbigfeit ber ©eroerbegericht gehören,
ergiebt ftch gubem mit ooHer Scftimmtheit aus Abf. 2 ber ermähnten
Sorfchrift, in melier gur Sefeitigung oon 3n>eifeln auSbrüdlich gefagt
mürbe, bah begüglidj) folcher Streitigfeiten, roelchc htaftchtlich ber in
fofdjen Serträgen bebungenen Konoentionalftrafen entfielen, bie 3a*
ffänbigfeit ber ©emerbegerichte nicht begrünbet fei. Aus biefer Sor¬
fchrift fann, obgleich fie nur oon Konoentionalftrafen fpridjt, nicht
riroa gefolgert roerben, bab EntfcbäbtgungSanfprüchc aus berartigen
Serträgen ober Anfprüdje auf Einteilung beS uertragsroibrig begrün¬
beten ©efchäfts oor baS ©eroerbegericht gehören foHen. Siclmehr
mub angenommen merben, bab bas ©efefc nur beShalb lebiglidj oon
©treitigfeiten über Konoentionalftrafen fpricht, meil biefe geroöhnlich
bebungen roerben, fofern ein Konfurrenguerbot erfolgt, ©ine Ent-
fchäbigungSforberung fteht übrigens im oorliegenben gaße gar nicht tn
grage, unb bie Einteilung beS ©efchäfts, baS na<h bem Austritt beS
Seflagten aus bem flägerifchen ©efchäft oon ihm begrünbet mürbe,
fonnte, mie oben bargelegt mürbe, auch abgefeben oon ber in Abf. 2
beS §. 3 enthaltenen Sorfchrift nicht als eine „Seiftung aus bem Ar-
beitSoerhältniffe" angefehen merben. Sa auch in anberen Sichtungen
nicht erftchtlich ift, bah bie angefochtene ©ntfeheibung auf einer ©efefceS»
oertefeung beruhe, muhte hernach bie Seoifton gurüdgeroiefeu roerben."
3ft baS ©eroerbegericht für faufmännifche ©ehilfen in
geroerblichen Setrieben gufiänbig? (Urtheil beS Amtsgerichts
Seipgig oom 15. April 1896.)
SBäljrenb gegrnmärtig bie grage, ob bie Kompeteng ber ©eroerbe-
gerichte auf faufmännifche Angefteüte auSgebehnt merben foH, in $anbels-
fammern unb Sereinen allgemein erörtert mirb, 1 ) hat baS Amtsgericht
fieipgig ein Urtheil gefällt, roonad) faufmännifche ©ehilfen in ge*
merblidhen Setrieben bereits |e^t ben ©eroerbegerichten
unter ft änben, unb groar aus folgenben ©rünben:
„SaS ©eroerbegericht ift gemäfc §§. 1, 3 3tffer 2 beS ©efefceS oom
29. 3uli 1890 betreffenb bie ©emerbegerichte, für geroerbliche Streitig*
feiten groifchen Arbeiter unb Arbeitgeber unb groar für Streitigfeiten
über bie Seiftungen unb ©ntfdjäbigungs-Anfprüche aus bem ArbcitSoer-
hältnih guftänbig. Ser Seflagte ift Arbeitgeber tnt Sinne beS ©efe|eS.
©r ift ©eroerbetreibenber als Sapegicrermeifter unb Serorationsmaler.
AIS Arbeiter aber haben nach §• 2 beS ©cfe&eS biejenigen ©efellen, ©e-
hilfen, gabrifarbeiter unb Seljrtinge gu gelten, auf bie ber 7. Sitel ber
©eroerbeorbnung Amoenbung finbet. Aach biefem jinb gewerbliche Ar¬
beiter alle biejenigen Serfonen, bie in einem geroerblichen Unternehmen
auf ©runb eines SertragSoerhältniffeS als ©efellen, ©ehilfen, ßehrliuge,
SetriebSbeamte, SBerfmeifter, Dechnifer, gabrifarbeiter ober in ähnlichen
Stellungen für 3roede beS ©eroerbebetriebeS befchäftigt roerben. 0b bie
betreffenben $erfonen mit Arbeiten, bie technifche Kenntniffe oerlangen,
ober mit anberen Arbeiten befchäftigt roerben, rnadjt für ihre Unter¬
teilung unter Sitel 7 feinen Unterfchieb: roefentlich ift, bah fte in einem
*) Sergl. ben leitenben Auffafe in ooriger Summer.
©eroerbebetrieb im Sinne ber ©eroerbeorbnung tljätig finb. Keine An-
roenbung finben bie Seftimtnungen auf ©ehilfen in ^anbelsgcfdhäften
(§. 76). SaS ftnb aber nicht alle $crfoneit, bie faufmännifche Sienftc
leiften, fonbern, roie fdjon ber SBortlaut beS ©efe^eS an bie $anb giebt,
Serfoncn, bie in ^anbelSgefchäften faufmännifche Sienfte leiften, alfo
nicht Sßerfonen, bie in einem reinen ©eroerbebetrieb Sienfte leiften, bie
eine geroiffc faufmännifche Schulung oorauSfefcen. Saher ift ber Such*
haltet guroeilen ^anblungSgehilfe, guroeilen ©eroerbegehilfe, je nachbem
ber Setrieb, in bem er feine Shätigfeit finbet, ein ftanbelsbetrieb, be-
giehentlich eine Sereinigung oon ©eroerbe- unb ^anbelsbetrieb, ober
reiner ©eroerbebetrieb ift. Ser Kläger aber ift ©ehilfe im ©eroerbe beS
Seflagten, alfo ©eroerbegehilfe. Sie Klage roar bal)er gemäfj §. 5 beS
©efefceS abguroeifen."
(SS ift im gntofie ber Sache gu bebauern, bafe gegen baS Urtheil
feine Serufung eingelegt, fonbern bie Sache in ber Shat oor baS ©e*
roerbegericht gebracht mürbe (roo fte burch Sergleid) ihre (Srlebiguitg
fanb). 3at Serhältnifj mit ber feitherigen S^ai’iS roohl ber meiften
©emerbegerichte mürbe, roenn bie Anficht beS amtsgerichtlichen UrtbeilS bie
aßgemeine märe, ber©efchäftsfreis ber@eroerbegeridhte roefentlich erroeitert.
CHttigmnaSatttt unb ArbeitSnadjtoeiS. Qn bem
Stäbtchen Qfenburg, baS gum Segtrfe beS ©eroerbegerichts beS
SanbfreifeS Dffctibach gehört, traten bie Arbeiter ber bort in
giemlich großer Angahl oorhanbenen Sd)reittereien in Streif, inbem
fte einen etroaS höheren ßohn unb Einführung ber gehnftiinbigen
ArbeitSgeit oerlangten. SaS guftänbige ©eroerbegeri^t geigte ftch
auf Anrufung ber Arbeiter bereit, als Einigungsamt auf Beilegung
beS Streifs hinguroirfen. 3 ll 9^^ manblen fidf) aber bie Arbeiter
an bie ftäbtifche ArbeitSoermütelungS-Anftalt gu gfranffurt a./Sf.,
mit bem Erfuchen bie Anftalt möge Sfenburger Sdhreinermeiftern
feine Arbeiter mehr oermitteln, roogu bemerft roirb, baß Sfenburg
etroa Stunben oon granffurt entfernt liegt, fo baff bie 3fenburger
Arbeitgeber ftch bei Arbeiterbebarf regelmäfeig borthin roenben. S)er
Sorftfeenbe ber SerroaltungSfomntifRon ber ArbeitSoermittefungS*
Anftalt trat bemnäd)ft mit bem Sorfifcenben beS ©eroerbegerichtS
beS SanbfreifeS in Serbinbung, unb baS ©eroerbegericht fällte
Enbe Stai feinen Sdbiebsfprud) bahin, bafe eS bie gorberungen
ber Arbeiter in allen roefenilidjen fünften für gerechtfertigt eröärte.
Nachbem biefer Spruch beS EinigungSamtS erfolgt roar, orbnete
ber Sorfifcenbe ber ArbeitSoermittclungS-Anftalt feinerfeitS an, bah,
bem Antrag ber Arbeiter entfpredjenb, bie ArbeitSoermittelung für
Schreiner nach 3fenburg eingeftellt fein folle, roelche Anorbnung
bie Kommiffion in ihrer Sijjung oom 5. guni einftimmig ge¬
nehmigte. S)ie SerroaltungSfomrniffion fprach fjch herbei roohl
mit Aecht bahin aus, bah bie Anftalt jebenfalls in folchen gäflen
ihre Shätigfeit oerroeigern mühte, roo bie ©efahr entftänbe, bah
baburd) bie Durchführung beS SchiebSfpruchS eines ©eroerbe-
gerichtS gehemmt roürbe.
Der gall geigt flar, roie unmöglich eS ift, bie grage, ob
ArbeitSoermittelungS-Anftalten im gafle eines Streifs ihre Dbätig»
feit einfteUen foHen, allgemein gu beantroorten. gebenfalls roürbe
bie ArbeitSoermittelungS-Anftalt granffurt a/ÜJf., roenn fie
anberS oerfahren roäre, bie Autorität beS einigungsamtlichen
Spruches abgefdjroächt haben. AnbererfeitS barf freili^ bie
Sperrung beS ArbeitSnachroeifeS in ihrer Sebeutung nicht über-
fchäfei roerben. Solange bie ArbeitSorganifationen fdjroadj ftnb,
ftehen ben Arbeitgebern Sfittel genug gur Serfügutig (Annoncen,
Agenten, 3ßünngSnotigen), um fiel) Arbeiter gu oerfefjaffett, unb bie
ArbeitSoermittelungS-SteÖe, roelc|e ohne eingeheubfte Prüfung
lebiglich roeii ein Streif befiehl, ihre Shätigfeit, einfteUen rooUte,
mühte geroärtigen, oon ben Arbeitgebern in 3nfunfi nid^t mehr
benufct unb baburch überhaupt nnfelos gu roerben.
jMgetiteitu? fibet ©cwerbegtridjtc unb
Arbeitsertrag.
Serhanblnngen über bie Errichtung neuer ©emerbegerichte
fanben neuerbingS ftatt in ben fommunaleu Sertretungen oon &aSpe,
Sh^hoe, ßangenberg (©era), Ufeidjenberg i. SS., SUijborf, Aoftocf,
3roicfau. 3n Aijborf — einem SSorort Berlins — hat bie Mehr¬
heit ber ©eineinbeoertretung auffaUeuber s Beife baS 23cbürfuih nach
Errichtung eines ©eiuerbegerichts beftritten; baS SSerfahren oor bem
©emeinbeoorfteher — gegen helfen Entfchcibung innerhalb 10 Dagen
Klage bei bem orbentlichen ©ericht erhoben roerben fann — fei
89
$aS ©cuierbcßeridjt. HJhttfjeilungen be« Verbanbe« beutfdjer ©croerbcgeridjte. Ar. 4.
40
fchneHer, gwecfmäSiger unb weniger foftfpielig! ! ) — ®a eS im
ilebrigcn für bcn VerbanbSauSfchuf pd)ft fchwierig ift, baS Söaljre
unb galfdie an einfd)Iägigen 3 eitungSna(f)ri<f)ien gu fchciben, ins*
befonbere bic ©rünbe gu würdigen, weldje in einem ober anberen
Salle für ober gegen bie Errichtung fpredjen, fo mären mir fehr
banf&ar, menn uns feiten« ber AuSfchüffe, Verbänbe u. f. w.,
welche bie Errichtung betreiben, bie bezüglichen Vefcheibe ber ein*
fdjlägigen Vehörben groeefs Veröffentlichung gugingen. Qit $>armftabt,
beffen ftäbtifdje Vehörben ber Errichtung eines ©cwerbegerid)tS bisher
gleichfalls miberftrebten, hoben bie fo^talbemoFratifchen Abgeorbneten
m ber3mciteuKammer beS&anbtagS folgenbe Anfrage geftellt: „Hat bie
©roSh- Regierung ÄenntniS oon bem in biefem grübjahr in auSge*
behntem Vta&e ftattgefunbenen Veftreben, unter bcn Arbeitern $)arm*
ftabtS befferc ArbeitSbebingungcn au ergieleit, ans meinem Ve*
ftreben oielfach ©treiiigfeiten entftanben, bie unter bie 3 uftänbigfeit
ber©ewerbegcricf)te gehören mürben? 3 ft bie Regierung genullt, angu*
orbnen, baS bie Verwaltung ber ©tabt S)armftabt nad) SDtafjgabe
beS §. 142 ber ©ewerbeorbnung ein ©etüerbegeridjt zu errichten hat?"
$er ArbeitSbertrag auf ber berliner ©ctoerbcanSfteflnng. Sn
einer menig bemerken Ecfe ber ©ruppe XVI11 (5BoblfabrtS*Etnri<h s
tungen) ber Verliner ©eroerbeauSfteOung befinden ftch ©egenftänbe,
welche ftch auf baS Verhältnis ber Arbeitgeber unb Arbeitnehmer
nt einattber beziehen. AuSgeftellt haben: bie ©cheringfd)e cf>emifche
gabrif, bie ©pinblerfdje gärberei unb bie £>amburg*Verliner
Saloujtefabrif ^einrich greefe. 2)ie AuSfteöung ber erftgenannten
girota befteht jefet (gwei Monate nach Eröffnung) aus einem leeren
Wembbrett, oor welkem gwei Ejemplare gebrnefter VereinSftatuten
liegen, ©pinbler hat hauptfächlich bie 9BohtfahrtS*Einrid)tiingen in
©pinblerSfelb auSgefteHt. 3« einem ©ammeiheft oon gormularen
für ben gabrifbetrieb befinbet fich auch bie ArbeitSorbnuna, fomie
baS gormular eines ßefjroertrages. ©ehr inftruftio für baS
©tubium beS mobemen ArbeitSoertrageS in ber Sßrayi« ift bie
1 ) $ie Äuffaffung ift um fo unoerftänblidjer, als — moraaf bei*
läufig hier aufmerlfam gemacht fein mag —, ber Öemeinbeoorfteher ftch mit
©treitigfeiten „über Seiftungen unb Entfchäbigungen au* bem Arbeit«*
üerhältnifc, fomic über eine in Beziehung auf baffelbc bebungene Äon»
oentionalftrafe" (§.8 Ar. 2 ©eroerbegcrichtS-Eefefc) überhaupt nicht
befaffen barf (§71 ®eroerbcgericht8*©efcfe).
Anstellung ber greefefchen gabrif, melche eine geroiffe fogial-
politifche Verühmtheit babnreh erlangte, bab fte guerft in ^eutfeh»
lanb bcn Ad)iftunben*£ag 311 m Veftanbtheil beS ArbeitSoertrageS
machte. Eine graphifclje 2>arfteOung ber erarbeiteten 3Bo<henIöne itt
bem Sahrgchnt 1885/96 geigt, ba{j bie aHmählid)e Verfügung ber
Arbeitszeit bcn ßobn nicht oerrinejert, fonbern erhöht hat. 2>er
ArbeitSoertrag in ber greefefchen gabrif beruht auf beut ©runb-
gebanfett ber ©elbftoermaltung ber Arbeiter, beren AuSfchuft weit«
gehenbe Vefugniffe hat. 3)ie gabriforbnung trägt nicht bloft bte
in ber ©ewerbeorbnung oorgefchriebene Unterfchrift beS Arbeit*
gebet«, fonbern auch bie ber Arbeiteroertretung. ©egen Drb*
nungsftrafen ift Verufung guläffig, unb gmar mahlmeife beim
Arbeitgeber ober bei ber Arbeiteroertretung. $aS ©pftem ber
©eroinnbetfjeiligung ift in einer gmeiten graphifchen $)arfteHung
oeranfchaulicht. Ettt Exemplar beS AuffapeS, in rcelchem greefe
feine Erfahrungen befprochen hat („3ehn Sahre in einem Arbeiter¬
parlament," ^reufcifthe Saljrbücher 1895) ift ebenfalls auSgefieHt
ßriefhafteu.
©etoerbegeridjt SnbtotgShafat. darüber, ob in biefem $erbft
eine 3 u fammenfunft ber VerbanbSmitglieber ftattfinbet, fchroeben
noch w Verhanblungen. Vielfach ift geroünfeht roorben, ba& ähn»
Iidh, roie im oorigen 3ab** in fieipgig, fo bieSmal in ©übbeutfd)®
lanb, gelegentlid) ber im ©eptember in ©trafeburg ftattfinbenben
Verfammlung beS Vereins für Armenpflege eine groanglofe Ve*
fprechung ber burd) biefc Verfammlung ohnehin nach ©tra&burg ge*
führten ©cmerbegerichtS*Vorfihenben ftattfinbe. ES fönntenurerroünfeht
fein, menn zahlreiche Aeufjerungen über bicfeS Vorhaben an bie
Herausgeber ober an bie AuSfct)u 6 mitglieber erfolgen.
in Halberftabt $>ie Srage, ob ©chaufpieler ben Veftim*
mungen ber ©epnoeorbnung unterliegen, ift gu oemeinen. ^ie
©eftnbeorbnuug regelt baS Verhältnis groifchen Herrfd)aft unb
©efinbe. Snr bie Anmenbung ber ©efinbeorbnung ift bie Sttatur
ber übernommenen $>ienfte in HauS unb SBirthfchaft bei 3 n*
gehörigfeit gut häuSlid)en ©emeinfehaft unb Unterordnung unter
Die HanSgeroalt entfdjeibenb.
3)ie gleichzeitig hiermit ausgegebene 9h:. 40 ber Söodjenfchrift
r ,© 05 ia(e ^?rajiS, Eentralblatt für Sozialpolitik" enthält:
5)aS 9Jciuifterium Verlepfch- Von V^inatbogent Dr. 3-
3aftroro (Verlin). — Arbeiterpolitif ber ©tabt Amfterbam
bei Äongeffioneu unb Eigenbetrieb. Von V- 0 fftebe be
©root (Valf). — S)er ©efepentrourf beS VunbeS ber fianb*
roirthe über bie Snoalibenoerftcherung. Von ©tabtrath
t . 0 . S^anfenberg (Vraunfchmeig). — ArbeitSgeit unb
ormunbfehaft in ben ©rubenbegirfen; 9ieue Sorm bau*
geroerblid;er Kooperation in Eitglanb; ®ienftbücher für meib«
liehe SDienftboten in Vaben; VreuSifcheS Anerben*©efep. —
Untertreibung gmif^en 5)epofiten unb ©pareinlagen bei ber
92euftäbter Äreisfparfaffe; ©täbtifcheS Arbeiter*©encfungShauS
in Elöerfelb; Sohnnachmeifungen über bie ftäbtifdjen Arbeiter
im VerroaItungSberid;t oon 9BormS; AuSfchluS ber SDeffentlich*
feit bei ©tabtoerorbneten=©ihungen. — Verbanb beutfeher
Vuchbrucfer*©ehülfen; Verein fthroeigerifcher Eifenbahn* unb
2)ampffchiff s Angefieüter; ©efammtoerbaitb ber eoangelifchen
Arbeiteroereine £>eutfchlanbS; ^atholifche Arbeiteroereine in
©übbeutfchlanb; Haaptaerfammlung beS beutfd^en VerbanbeS
faufmännifcher Vereine. — Vabeoorrichtungen für Vergleute
in Dberfchlefien; ©eroerbeinfpeftion in 9teuS l S.; Sabrif*
infpeftion in ©ad)fcu*9Keimngtn. -- ^ranfenoerficherung im
3ahre 1894. — ©taatlid^e ©chulinfpeftorinnen in Eitglanb;
leibliche Aergte am 3Mbourner ÄranfeithauS; Stauen im
beutfehen Eifenbahnbienft.
Aus bem 3»halt ber lefcten 3 uninummern ber „©ojialen
^rajiS" feien folgenbe Auffäpe h crü orgehoben: Sohnarbeitenbe
Äinber in ber pommerfd)eit öanbioirtbfchctft. Von fiehrer Albert
©chulh (2öampen*©reifSioalb). — S)er 7. eoangeIifch*fogialc Äon*
gre&. Von Pfarrer V- ©Öhre (granffurt a/Ö.). — 3)aS
Telegramm beS ÄaiferS über bie Ehriftlid)*©ogialen. Von bem*
feigen. _ Qu* ^lenarberathung beS Vürgerlicheit ©efehbuch^'
I. $>ie AechtSfähigfeit ber Vereine. Von AmtSgeruhtSrath
t . Saftroro (Verlin); II. $>ie Ehefcheibung roegen ©eifteSfranfheit.
on AechtSamoalt Dr. fi. Selb (Vtaing). — 3)ie gorforge für
erfranfteS ©efinbe in ben DrtSftatuten beutfeher ©täbte. Von
ginaugrath Dr. g. 2Ö. 9t. 3immerinann (Vraunfchroeig). — $>ie
ArbcitSlofen*Verficherung unb ber ©pargtoang. Von Dr. E. ßoero
(ßoitbon). — Aus bem 9iotigeuthcil: ÄommunaleS EinigungSamt
in VeroierS; Aupbarmadjung ber ArbeitSnad)ioeife gröSerer ©täbte
für baS ßanb; DrtSftatut über wöchentliche fiohngahlnng für ©era;
9Jhnbeftlohn für ftaatlidje Arbeiten in Velgien; Aefultate ber
ArbeitSlofen*3ähluitg oon 1895 in Hamburg; Vefämpfung fogialer
Veftrebungen in ^)eulfchlanb; Vereinfachung beS ©<hreibroerfS bei
ben preuSifchen Vehörbeit; UebcrroachungS*Äommiffion ber Arbeiter¬
union in Winterthur gur Ausführung ber Arbeiterfchuh*®efepe;
Veroegung gegen baS ©chwipfpftent in ber fübbeutfehen Äonfeftion;
Vorgehen beS 92eufeelänber gabrifinfpeftorats gegen Uebergeit-
Arbeit unb ©chmifefpftem; Väcferfchup im preuSifchen Abgeorbneten-
haufe; 9tegeptreoifion bei Äranfenfaffen; VII. ÄongreS ber fran*
göfifchen Eifenbahn*Arbeiter.
©tänbige 9tubrifen ber „©ogialen VrajiS": AE*
gemeine ©ogial- unb SBirthfchaftSpolitif; Äommunale ©ogialpolitif;
©ogiale 3 u ftänbe; grauenfrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer*
oerbänbe; ©ewerbegerichte, Einigungsämter, ArbeiterauSfchüffe;
Arbeiterfdjup unb ©ewerbeinfpeftion; Verficherung, ©parfaffen;
Armenpflege; 9BohnungSwefen; ©efunbhcitSpflege, Ernährung; Er*
giehung, ©dhule, VolfSbilbung; Saftig; ginangen; ßanbioirtpfchaft,
Hanbwerf unb ©roSinbuftrie; Hanbel, Ärebit; Verfehr; ßilterarifche
Seu*Erftheinitngcn.
©ie „Sojiofc 'yrfliis, £<ittr«r6t*!! f8r ^ojioCpoCUiR“ cr^eint jeben Sonnerftöß
unb Joftct Dicrtcljabrltcb 2 .ä 50 & einfd)lte§lidj ber SWonatSbetlafle *S)a$
©ewerbegerid^t". 3u beateben butib fämmtücbe ^ottanftolten unb Sucbbönblungen
fotote bireft bureb bie S3erIogSbucbt>anblun0 ((Earl ^etjmannS Söerlag, Berlin W M
SKaucrftr. 44).
„SDaS öctuerbegerlrbt“ eitcbeint am erfteu ©onnerftag jeben 3Honati3 im «Cinbeftumfang üon J / 2 öogen. gftr ba8 ^albjabr Ettprll—©eptember nehmen
©efteüungen aum ^reije oon bO%l fämmtltcbc ^ojtanjtaiten unb SBuchhanblungen an. ©egen Einfenbung bon 70 iPf. in a3riefmarfen an (Sari Rebmanns
Serlag, Berlin w., 'JJCauerftraße 44, erfolgt bie birefte 3ufenbung am Sage be« Erfdjeittcnä.
(jarl «eqmann«' »erläfl'TtTsöcrltn W. »iauerftrafee 44. - ©ebrueft bet 3uUufi ©ittenfelb in »crltn W. - BcrantroortHcb für Me «ebafüwi: Dr. 3 . gaftroro ln (Sfjarlottenburg.öerltn.
SJmntner 5.
I. gfafjrgang. Serlin unb [jfranffurt a. 9W., ben 6. Sluguft 1896.
fas (iftfiDfrbegfrittjt.
tTtittfyeUungen bes Derbattbes beutfcfyer <8ewerbegerid?te.
3flebaltion8au8fdjufj: ©tabtrotf) Dr. jlrfdj in granlfurt a. 2R. unb 3Wa0iftrat8=Slffeffor @uno in ÜBerlin.
?nl» 1 nirl.
frr4tinl «m nl« leb» P#n«ts.
(Earl $epmann8 Betlag, Berlin w. r SWauerftr. 44.
Herausgeber:
Dr. |U gtajlrjcr«».
Koftenfreie Beilage gut „©ojialen ^Brayt«".
Stile für bie StebafHon be$ „©emetbegericbtS" beftimmten ©enbuitgen bittet man ju abreffiren: An Herrn SWagiftratS-Affeffot (Euno, Berlin W., Wormfer ©tr. 2.
Jnljali
P$$tRnrf$»n$.41
3ft bet Arbeitgeber berecbtigt, ben
Arbeiter niebt einguftellen, »eil bei»
felbe nicht gu bet feftgefepten ©tunbe,
fonbern 2 ©tunben fp&ter gut Arbeit
erfcbeint? (©emerbegericbt Berlin.)
3ft bei Arbeiter bei bor Ablauf bet
KünbigungSfrift entlaffen morben ift,
unb füt bic 9left^cit begablt fein ®iU,
berpflichtet bie Arbeit wieberaufguneb*
men? (©emerberiebt Königsberg i.B*)
1.3®eiiöbrige Berjähtungöfrift beS
preufetfeben 9ied)t6 füt Arbeitslohn,
©ilt biefelbe auch für SBerfmeifter?
2. ein ©erfmeifter, ber aufeer*
halb beS Betriebes tfjötig ift, als
gabrifarbeiter angufepen? (Steicbö*
getimt.)
WaS ift ein „fcbriftlicper tfebrbertrag"
im ©inue beö §. 132 ©ewetbeotbnung ?
(©emerbegericbt Stuttgart.)
3ft baS ©emerbegericbt guftänbig für
bie Klage eine! Artiften - (Elomn mit
breffirten Hunten- gegen ben gnbabet
eines ©pe|ialitäten>Dbeater6? (ßanb*
geriebt Köln.)
gerfafluitg unb gerfnljmi .... 43
©tempelfteibeit ber ©emerbericbtS-
©<biebSfptfi(be in fireuben.
(Stntgungalmtrr .. .44
DaS ©emerbegericbt Hamburg
als ©inigungSamt im Korb«
macber*©treif« SUlgemeine ©t*
fabiungen. Bon Dr.ß.Stoad f Bot*
ftpenbet beS©e»erbegeti(btSJpamburg.
•ntaibten unb Anträge.46
StntrÖge, betteffenb ArbeitSberbältniffe
bet ftabtifdjen Arbeitet in Köln unb
granffuct a. SW.
JUlgenuiuru über «roerbegertibte
unb JlrbetUnertrug.46
Die ©emetbegeriebte in ben SabreS«
berichten bet preufeifeben ©emerber&tbe.
©djieb8gerid)te als einftmeiliget ©tfafc
füt taufmännifebe ©emetbegeriebte.
Beftrebiutgen auf (Errichtung non
©emerbegeriebten.
SnbattSangaben bet „©ogialen $ragi6*.
Abbturf fömmtlicbet Strtifel ift 3eitungen unb Beitfcbriften geftattet, jeboeb nur
mit nottet Quellenangabe.
lUdpfpctdiung.
3ft ber Ärbeitgeber berechtigt, ben Arbeiter niebt eingu-
ftellen, weil ber felbe niebt au ber feftgefefcten ©tunbe, fonbern
2 ©tunben fpäter gur Arbeit erfdjeint? (Urtheil bcS ©eroerbe-
gertebts Serttu, Kammer 3, Soiftyenber SWagiftratS-Affeffor (Euno).
Der SWaler 93. mar non bem SWalermeifter St. angenommen unb
guai folgenben Dag, SWorgtnS 6 Ubr, auf bie ÄrbeitSfteHe gum beginn
ber Arbeit befteüt morben. Da Klager niebt pünltlicb erfebien, glaubte
Besagter, Kläger werbe ibn im ©tidj laffen, unb [teilte einen ftd)
melbetiben anberen SWaler ein. Als Kläger um 8 Ubr erfdjten unb
fein Ausbleiben bamit entfcbulbigte, bafj er erft fein HanbroerlSgeug non
ber früheren ArbeitSfieOe geholt bube, mürbe ihm bedeutet, bafe fein
Blnfc ingrotfehen befefet fei. ©ein Anfprudj auf ßohnentfehäbigung brang
bureb-
©rünbe: Staeb §• 128 3 ber ftei<bS*@emerbeorbnung tonnen @efeilen
unb ©ebilfen fofort cntlaffen roerben, menn fie bie Arbeit unbefugt
uerlaffen ober fonft ben nach bem ArbeitSoertrage tbnen obliegenben
Berpfliebtungen naebgufommen bebarrlieb oermeigern. Hiernach fann
ber Arbeiter nidht febott beSbol^ entlaffen merben, mctl er fteb einmal,
felbft 1 — 2 ©tunben, oerfpätet. ©rft in einem längeren unentf^ulbigten
gernbleiben uon ber Arbeit, baS über ben Stabmen einer bureb Srrthum
über bie (Entfernung, Berfäumcn be« guge«, Aufenthalt burdh Beforgung
non gamilienangelegenbeiten, Wahrnehmung eines Dermins, felbft Ber*
feblafen gu oerurfacbenbcn Berfpätung hm^Ö^t ^ ani1 e * n unbe¬
fugtes Berlaffen, baS einer beharrlidjen Bertoeigerung ber Arbeit
gleicbfteht, gefunben merben. ©S ift nidjt Abfiebt ber ©emerbeorbuung,
bas jcbnelle Söfen beS ArbeitSoerhältniffcS gu begünftigeu, beShalb
Inüpft fie baS ©ntlaffungSre^t an erfebmerte Borauöfepung. Dafe
hieraus bem Arbeitgeber gerabe in bem gab, menn ber Arbeiter bie
Arbeit an biefem Dag erft beginnen foH unb fidj oerfpätet, ©dbmierig-
feüen ermaebfen fönnen, meil er nicht meifj, ob ber Arbeiter noch
fommen mirb, ift anguertennen, tann aber bie Auslegung beS ©efefccS
nicht beeinfluffen. Der Arbeitgeber mu& fieb aubermeit fiebern, inbem
er entroeber ficb auSbebingt, bafe baS ArbeitSoerhältnife nur unter ber
auflofenben Bedingung pünttlidhen Antritts gefebloffeu mirb, ober ber
©rfafemann nur bebinguugSmeife eingefteDt mirb.
Anmerlung ber Siebaltion: gn eingelnen ©emerben foH es
herlömmlieber ©ebraueb fein, baß-ber neu ‘ eintretenbe ©efeüe erft in bie
Werfftatt fornmt, menn ben anberen ©efellen bie Arbeit auSgetheilt ift.
3n ©emerbeftreitigfeiten aus Buebbinbereien, KonfcftionSfebneibereicn,
SWöbelfcbreinereien warb belunbet, bafe bie SWeifler biefen fpäteren (Ein¬
tritt fogar gern fäben, meil babureb ©tbroäbereien oermieben mürben,
unb bie nothmenbige Untermeifung bei neuen ©efellen über WerfftattS-
orbnung u. f. m. beffer oon ©tatten gebe.
3P ber Arbeiter, ber oor Ablauf ber KünbigungSfrift
entlaffen morben ift unb für bie Steftgeit begablt fein mill,
oerpfiiebtet, bie Arbeit mteber aufgunehmen. (Urtheil beS @e-
merbegeriebts Königsberg i/Br., Borfibenber ©tabtratb Bohl-)
©in Werffübrer mar bei einem SWöbelhänbler gegen 150 SWarf
monatlichen Sohn mit einmonatlieber KünbigungSfrift eingefteflt. Am
1. guü fünbigte ber SWöbelhänbler bem Werfführer, entliefe benfelben
aber bereits am 15.3uli. AIS ber Werffiihrer bei AuSgahlung beS
Sohnes unb AuShäubigung ber Bapitre ben Anfprucb auf Begabung
für ben gangen SWonat guli erhob, ba bie KünbigungSfrift erft mit
Ablauf beS SWonatS enbige, erHärte ber SWöbelhänbler ficb bereit, ben
Wetfführer noch bis ©nbe guli gu befebäftigen; ber Werlführer nahm
jeboeb bie Arbeit nicht auf unb llagte gegen ben SWöbelhänbler auf
gahlung beS ooüen HWonaiSloljneS, ba er einmal entlaffen fei unb beS*
halb nicht oerpfiiebtet getoefen fei, ber Aufforberung, bie Arbeit mieber
aufgunehmen, golge gu triften. — Das ©emerbegeriebt roieS ben Kläger
mit feiner Klage ab, ba ber Bellagte berechtigt geroefen fei, bie gu Un-
reebt erfolgte (Entlaffung gurüefgunehmen, unb gefehlte ©rünbe, melcbe
ben Kläger gum fpfortigen Berlaffen ber Arbeit berechtigten, nicht oor*
lagen.
1. gmeijäbrige BerjährungSfrift beS preufjifdhen SlecbtS
für Arbeitslohn- ©ilt biefelbe auch für Werlmeifter?
2. $ft ein Werlmeifter, ber außerhalb beS Betriebes
tbätig ift, als gabrilarbeiter angufehen? (Urtheil beS Strichs*
geriebts, VI. ©ioilfenats, oom 18. April 1896 i. ©. Dehnle c/a Brauer.
— Surifttfcfic Wcienfcbrift oom 27. guni 1896.)
Wemi in §. 1 Str. 5 beS ©efefceS oom 81. SWärg 1838 neben ben
HanbroerlS*©efeIIen, Dagelöhnern unb anberen gemeinen Honbarbeitem
bie „gabrifarbeiter" genannt roerben, fo ift biefeS Wort, roie febon bie
Stedjtfpredjung beS Breufeifcben DbertribunalS angenommen bot im
meiteren ©inne aufgufaffen, bergeftalt, bafe baruntcr auch Werlmeifter,
gabrilmeifter, Sraumeifter u. f. m., lurg, alle gu oerfteben ftnb, bie oon
ber neueren ©efefegebung als „geroerbli^e Arbeiter* begeidhtiet werben.
(Bergl. bie Ueberfcbrift beS DU. 7 ber ©ew.Drb- nach ber tfaffunü bes
©efe^eS oom 1. 3u»u 1891, St.©.Bl. ©. 261 —, ferner ©triethorft Arcbio
Bb. 59 ©. 196 unb Stehbein, ©ntfdj. Bb. 1 ©. 1020 mit ben bortigeit
(Eitaten-) Bet allen biefen gewerblichen Arbeitern bonbeit es [xd), was
nach ben (Eingangsworten beS ©cfepeS oom 31. SWärg 1838 mafegebenb
ift, um Sofjnforberungeu, bie fogleicb ober in lurger 3 p U berichtigt gu
werben pflegen unb bei benen aus ber langen Dauer ber orbentlidjen
BeriäfjrungSfriften eine Unficberheit beS Stecbts entfteht.
Keine Anwenbung firibet aHerbittgS bie Str. 5 beS §. 1 auf folcbe
Werlmeifter, bie außerhalb bes ©ewerbebetriebeS bcS ©ewerbcunter*
nehmerS biefem fclbftftänbig gegenüber ftefecn, unb nur bureb befonbere
48
$aS ©eroerbegericßt. SJHttfjeilungen be$ BerbanbeS beutfcßer ©croerbegericßte. 9fr. 5.
44
Verträge beftimmtc*) £anblungen ober Seiftungen ju ben 3*oeden beS
©eroerbebetriebeS übernommen haben; oielmebr feßt bie Stellung eines
Sabrifarbeiters ober gcroerblicßen Arbeiters ftets eine Befdjäftigung im
©eioerbebetriebe beS Unternehmers mit einem gemiffen 2Jiaße ber Unter*
orbuung unb Unfelbftftänbigfeit oorauS.
23aS ift ein „fcfjriftlidjer Sefjroertrag" im Sinne beS
§. 182 ©eroerbe*0rbnung? (©ntfeheibung bes ©eroerbegerid)ts Stutt¬
gart.) $ie Beflagte ift feit bem 1. SWai in ber Sehre bei ber Klägerin.
Sie ift nun ausgetreten. $ie Klägerin oerlangt, baß fie in bie Sehre
gurüdfehre unb fie bis gum 1. 9touem6er fortfeße, ober 15 M. begahle.
©cßriftlicß liegt nur bie oom Bater ber Beflagten untergeiebnete ©rflä»
rung oor: „3cß Untergeicßneter erlaube hiermit meiner 2ocßter ©., baß
fie baS Stäben bei grau S>. erlernt. Seßrgeit 6 SDfonate." Sie Beflagte
roeigert fuß, ba lein fcßriftlicßer Vertrag beftebe, unb meil außerbem
leine Arbeit oorbanbeit fei, mit ber fie angemeffen befebäftigt loerben
lonne.
Ohne (Singeben auf ben gmeiten ©runb mar bie Klage abgumeifen.
Senn in bem Schreiben lann lein fcßriftlicßer Seßroertrag gefeben rocr»
ben, $iergu märe erforberlicb eine Urtunbe, in ber Aecßte unb Pflichten
beiber 2fjeile beftimmt ftnb unb bie oon beiben unterfdjriebcn ift.
3ft bas ©eroerbegerießt guftänbig für bie Klage eines
Ariifteit (©loron mit breffirten #unben) gegen ben 3nßaber eines
SpeglalitätcntbeaterS? (Urtbeil beS SanbgericßtS Köln als Be*
rufungSgericbt oom 80. Bfärg 1891.)
SBaS bie oon bem Beflagten auch in groeiter gnftang roieberbolte
©iurebe ber Unguftänbigleit beS ©emerbegericbtS betrifft, fo ift jle mit
Sftecßt oom S3orb erricht er gurüefgemiefen morben. Sei ben $>arbietungen
beS ApoflotßeaterS als Spegialitätentbeater maltet lein höheres gntereffe
ber Kunft ober SSiffenfcßaft oor. $)er Setrieb beS Sellagten unterliegt
baßer gemäß §. 83 a ©emerbeorbnung ben Seftimmungen ber ©eroerbe;
orbuung. Sa in biefern Setrieb ber Kläger auf ©runb eines SertrageS
gegen ©ntgelt bie jjroede bf* Unternehmers bureb feine Sßätigleit
förberte, fo lommen auf ben Kläger als geroerblidjen Arbeiter bie Be-
ftimmungen beS 7. SitelS ber ©emerbeorbnung gur Anroenbung, unb es
mar, ba es ficb im oorliegenben Salle um bie Auflöfung beS ArßeitS*
oerbältniffeS begm. bie Seiftungen unb GittfcbäbigungSanfprücbe aus bem
ArbeitSoerbältniffc banbeit, bie 3nftänbigtcit beS ©emerbegericbtS nach
§§. 1, 2, 3 i web 2 begrünbet.
äecfafjfuttg unb Berfahren.
©iempelfreißeit ber ©eroerbcgericßtS*3d)ieb£fprücße in Preußen.
&er preußifeße Öinanjminifler: bat im ©inoerftänbniß mit Sem
ÜJtinifter für §anbel unb ©eroerbe ficb babin auSgefprodjett, baß
bie oon ben ©eroerbegerießten als ©inigungsämtern gemäß
§. 67 beS ©efeßeS, betreffenb bie ©eroerbegeriebte oom 29.3uü 1890
abgugebenben ©cßiebsfprücbe ber Stempelabgabe ber 5£arif*
ftelle 57 beS ©tempelfteuergefeßeS oom 31. 3uli 1895 nicht unter»
liegen. $)iefe STarifftelle unterroirft in Uebereinftimmung mit ber
STariffteUe „©rfenntniffe" beS früheren ©tempelgefeße.S oom 7. 9Jtärg
1822 nur folcße ©cßiebSfprücße ber ©tempeiabgabe, bie auf ©runb
gefeßließer Borfcßriften g. 93. ber Paragraphen 866 unb 868 ber
SReicßSsSioilprogeßorbnung ooUftrecfbar, alfo geeignet finb, einen
StecbtSftreit unter ben Parteien in ähnlicher Böeife mie bie llrt^eile
ber orbeniließen ©erießte gu erlebigen. 3 U SdjiebSfprücßen biefer
Art geboren aber bie oon ben ©inigungsämtern abgugebenben
©cßiebSfprücße nicht, meil fie, obmohl ihnen im ©efeß bie ad*
gemeine 93egeicbnung als „©cßiebsfprucß" beigelegt ift, feinen gur
3mangSooflftrccfung geeigneten Sitel geroähren, auch nidjt beftimmt
finb, unter ben 93etheiligten 9tecbt gu fcfjaffen, fonbern nur eine
©runblage für eine Regelung ber Berßältniffe gmifchen Arbeit*
nehmer unb Arbeitgeber bilben. Sie Ausfertigungen ber ©cßiebS*
fprüdje unterliegen auch nicht bem AuSfcrtigungSftempel ber £arif*
ftelle 10, meil nach §. 57 beS ©eioerbegeridRSgefeßeS in 93erbitibung
mit §. 2 beS S)eutfcben ©eridjtSfoftengefebeS in bem ©treitoer*
fahren oor ben ©emerbegeriebten bie ©rbebung oon ©tempelge*
bühreit für bie im Verfahren errichteten Urlunben auSgefd)loffen
ift, unb es als ber Abfid)t beS ©efefceS entfprecbenb augefehen
roerben muh, ba& für baS ©inigungSoerfahren baffelbe gelten foH.
2)ie mebrerroäbuten ©cbiebSfprücbe finb hiernach oon jeber ©tempel*
abgabe befreit.
*) Anm. b. 9t eb. 23ie bann noch oon bem begriffe bc§ SBerf*
nieifterS bie 9tebe fein famt, ift aus bem gebrudten Sbeil beS ©rfemit*
uiffeS nicht gu erfeben.
(Eittigtmpiamttr.
^aS ©etoerbegerifbt Hamburg als CNstigimgSamt im Korbmacher-
Streit. Allgemeine ©rfahrmtgen.
3m9)tärg b-3- fanb in Hamburg ein ©eneralftreif berKorbmacber
unb &orbmacf)eritinen ftatt. AuS ber ^emijobn-SBrancbe (93eflecbtung
oon Ä'orbflafd&en) manbten ficb bie Arbeitnehmer an baS ©etoerbe*
geriebt mit bem Anträge auf Vermittelung ihrer SDiffcreng mit
ihren Arbeitgebern, ben oon ihnen näher begegneten Korbniadjer*
meiftern. 3)a nun erfahrungsgemäß baS gange Unternehmen [ehr
häufig baran febeitert, baß eS ben Parteien nidj)t gelingt, ficb über
eine gemcinfatne Anrufung (§. 62 beS ©eroerbegerid)tSgcfebeS) gu
einigen, fo übernahm ich eS oon AmtSroegen, bei ben betreffenben
9Reiftern aiuufragen, ob fie ber Anrufung fid> angufcbließen geneigt
feien. Üßacbbent fie urfprüttglicb, aus bereits in ber ©ad;e felbft
liegenben ©rünben, ben Anf^luß gemeigert batten, biefe Anffaffung
aber miberlegt roorbett, erflärten fie ihre 93ereitroiÜigfeit gum Anfcbluß-
©S fanben nun am 26. Vtärg unb 1. April gietnlid) auSge*
behüte AuSeianberfeßungen ftatt. 3m ©treif befanben ficb
150 Korbmacher unb Korbmacberinneii ber betreffenben 93rgncbe.
©ie Sorbernng bcrfelben befdjränlte Reh auf eine ©tböhung beS
©tüdlobneS für bie gu beflcdjteuben 2)emijohnS je nach bem Siter*
geholte berfelben. 5)a bie 9)M)ter fog. Swifdjcnmeifter ftnb, bie
ihre Aufträge roefentlich oon ©prit* ober ©laStabrilanten erhalten,
fo empfahl eS Rd), folcbe nad) Angabe ber Arbeiter als AuSfunftS»
perfonen git ben ©ißungett eingulaben. $>er jeßige ©tüdloßn, mie
er ficb aus beni oon ben Arbeitern beigebradjten Sobntarif ergab,
mürbe auch oon ben SDßeiftern als burebaus unauSlömmlicb begeidbnet;
auch rour.be eine Dppofitiou gegen bie beantragten Pofitionen eines
neuen Tarifs nicht gemacht Allein bie 9MRer erflärten, baß Re
Reh ibten Arbeitgebern gegenüber in einer fo gebriidten Sage be*
fanben, baß ihnen eine % ©rböbung beS SoßneS unmöglich fei. ©in
näheres ©iugeben auf bie VeredRigmtg biefer Sbatfad)e erfebien
bureb ^ en '"festeren Verlauf ber ©acbe gur 3^it nicht angegeigt.
SDie Sabrifanten machten gelfertb, baß für Re baS in Sßebe ftebenbe
©efebäft ein Verluftgefcbäft fei, baß Re bei ber Konfurreng, roelche
bem Arhfel im AuSlanbe, forote in ben ©efängniffen gemacht
merbe, in ber Sage feien, febon jeßt benfelben billiger gu beließen,
als Re ißn hier begabien, unb baß, roeun Re fieß auf eine ©rhoßung
ber Soßne einließen, Re fid) bureß größere Peftellungen auSmärtS
fcßabloS ju halten genötßigt feßen mürben.
©S ift ni(ßt gu oerfennen, baß ber ©treitgegenftanb für bie
©rgielung güHidher 93ci(egüng roenig banfbar mar. SDie Sßätigleit
erforbert fetnerlei roefeiitlicß tecßnifdje Kenntniffe ober ©efcßicflicß*
leiten, ©ie Rnbet baßer, auch abgefeßen oon ben ©efängniffen,
in Keinen ©täbten unb felbft auf SDörfern, mo billiger als in ber
©roßftabt gearbeitet roirb, eine reeßt erßeblicße Konfurreng, fo baß
man, roenn man Rcß auf ben rein gefdjäftlicben ©tanbpunlt fteflt,
ber ®arftellung ber gabrifanten bie SBeredjtigung nießt oerfagen
lann. ©Icicßmobl gelang es, ben VorfteHungen beS.Untergeicßneten,
bie Sabrifanten gu ber ©rflärung gu oeranlaffen, bie ©ueße uoeß
einmal in Ucberlegung gu gießen unb namentlich eine nochmalige
befonberS genaue Berechnung angufteden; hierbei follte ber Um*
ftanb berüdRchtigt roerben, baß bie 93efled)tung ber S)emijohnen
hoch nicht als bie Söaare felbft, an ber oeröient roerben foll, fon*
bem nur als ein — roenn auch nothm.enbigerSchuß berfelben
in 93etracßt lonimt unb beShalb bei ber angufteflenben Berechnung
roeniger ©emicht auf ben ©eroinn an ber. Sledßterei an unb für
fi<h, als auf ihre Berbinbung mit ber SSaare felbft gu legen fei.
3u meinem Bebauern erßielt ich aöer oon bem roefentlich in
tracht fommenbeu Sabrifanten bieSchriftliche 3Rittßeilung, baß er
nach mehrmaliger ein^ehenber Prüfung ber Kalfulationen nicht in
ber Sage fei, ben Meiftern ben bisher gegaßlten Sohn gu erhöhen.
S)emnächft fanb am 1. April bie gmeite ©ißung beS ©ini*
gungSamteS ftatt, gu roelcßer auf Antrag noch groei Sabrifanten
geloben rourbeu, fo baß biefe burch brei Herren oertreten roaren.
9fad) weiteren AuSeinanberfcßungen erflärten Reh bie Sabrifanten
mit meinem baßingebenben Borfdßlage einoerftanben:
„benjenigen für Re arbeitenbeu SLUciftern, roeld)e geneigt
finb, eine gleiche ©rhoßung ißren Arbeitern gu geroäßren,
eine ©rßößung gugubiüigen. S)er ©rßößung in quanto fofi
als ©runblage ber oon ben Arbeitern beigebraeßte neue
£arif bienen."
S)a bie betreffenben Itteifter ber Sabrifanten in ber ©ißung
nießt anmefeub maren, fo rourbe oerabfeßiebet, baß bie Arbeiter fuß
mit benfelben in Berbinbung feßen unb baS Befultat ißrer Ber»
ßanblungen bem ©inigungSamte mittßeilcn füllten, bis gu folcßer
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46
$aß ©eroerbegericht. BEittheilungen beß Betbanbeß beutfcper ©eroerbegeridjte. Nr. 5.
BEitlpeilung aber bie Sipung oertagt werbe. Begeicpnenb ift, bap
feit bem 1. April eine foldje Sfittpeilung bem ©inigungßamte nicpt
gugegangen. dagegen habe i<p auperamtlicp erfahren, bap eine
Einigung erhielt unb bap beu rocüauß größte Streit ber Auß*
flänbigen offenbar, foroeit Arbeitßgelegeupeit oorpanben, roicber in
bie Arbeit eingetreten. Nicpt unerwähnt will id) fdjliefelic^ laffen,
bap ber £oit, welcher in ben Sipungen non allen Seiten beob*
äd)tet würbe, burepauß roürbig unb leibenfcpaftßloß unb bie 53er*
paublung rein fad)lid) gemefat.
3cp fniipfe an biefen Bericht bie oiellcicpt nid)t uneewünfepte
©rflärung, bap meine Auffaffung über baß oom ©inigungßamt
uub ben Parteien gu beobadjtenbe Verfahren burd) bie Sahruel)*
tftungen unb ©inbrüdfe beftätigt werben, welche biefer erfte Berfucp
oor unferem ©inigungßqmte heroorgebraept pat.. 3d) prägifire bie*
felbeu bapin:
1. 34) erachte cß für burd)anß wünfepenßwerth, bap bei ein*
feitigem Anrufen beß ©inigungßamtö biefeß felbft bie Herbeiführung
ber ipeilnahme an ber Anrufung feitenß ber anberen $axtei in
bie |>anb nehme. SDenn cß ift, namentlich für bie Arbeiter, fehr
fcpmterig, biefc 3:heilnahme h c rheiguführen; nicht, weil eß ber
änberen Partei an gutem Sitten fehlt, fonbern, weil Ntipoerftänb*
niffe unb Unflarheiten unterlaufen, bie leicht, roie im uorliegenben
gatte, burd) ein amtlidjeß ©intreten befeitigt werben fönnett. geh
habe ©runb gu ber Einnahme, bap in ber Borfcprift beß §. 62
mefentlich Beranlaffung gu. fud)en, bap feit 1891 ijnfer ©ewerbe*
geridjt alß ©inigungßamt im 3apre 1896 gum erften üßale an*
gerufen. mürbe, maß fieper nicht mit ber Abfid)t beß ©efepgeberß
gu oereinigen ift.
2. 34) erachte auch bann, wenn ein Bergleid) nicht gu Stanbe
gu bringen, bie Xhätigfeit beß ©inigungßamteß fo weit tpunlicp
nicht erfdjöpft, oielmepr ein Dffenhalten berfclben beßpalb in popem“
©rabe erfprieplid), roeil eine offene, facpUd)* unb unbefangene
Anßfpradje beiber Parteien bur4)öuß geeignet ift, flärenb unb b$*
rupigenb gu roirfen unb rounfepenßroerthe Nacpmirfungeu herbei*
gujührcn. beßhalb füllte' f] '
• " 3. bie Leitung beß Autieß bemüht fein, auch nach S44 u & bex
iefultatloß gebliebenen Berpaubtungen einen Spielraum für foldje
Nad)wirfungen gu laffen, roorauß folgt, bap eß fiep nicht empfiehlt, bem
Schluffe ber Berpanbluitgen unmittelbar ben Scpiebßfprucf) folgen gu
laffen, oielmepr ben Parteien bie Siöglkpfcit gu laffen, fid) oiellcicpt
auperamtlid) in golge ber gewonnenen ©inbriiefe gu. oerftänbigen.
^)enn oon bem Scpiebßfprudje oerfpreepe ich mir einen roefentlidjen Er*
folg nicht. $>ap ihm juriftifd) ber Bottftrecfungßtitel fehlt, bebarf
einer Außfüprung nicht. Aber audh feinen moralifctten- Sertp oer*
mag ich nicht pod/angufdjlagen. ©ß ift eine befannte Erfahrung, bap
iebeß Urtpeil auf benjenigen oerftimmenb wirft, gegen beneßaußge*
fatten, unb beßhalb für ihn wenig StnreigTjat, fkh ihm, ro^nn er nicht
ijagu genöthigt, gu unterwerfen, ©ß önbert hieran auch ber Um*
ftanb nichtß, bafe bei ben ®d)iebßfprüd)en Arbeitgeber unb Arbeit*
nehmet mitgeroirft haben. Sbtnn bie gleiche $titwirfung finbet
auch im ©iemeibegerihte ftatt,* unb boch fann man bem beft*
begrünbeten Urteile gegenüber oon beiii Unterlieaenben fehr häufig -
bie Aeußerung hören: „3th Ö^hc weiter 1", auch bg, wo ein Seiler*
gehen gcfehlid) außgefchloffen ift. ©ß möchte baber im Allgemeinen
Jaum gu erwarten fein, bafe ftch ber nach bem Schiebßfprud) Unter*
Iegeue freiwillig bcmfelben unterwerfen würbe. Unfer frühereß
Schiebßgericht, roelcheß nur oon gachgenoffen Befcfet war, unb
gegen beffen ©ntfeheibungen ber S3erurtheilte baß orbentliche ©ericht
anrufen burfte, rnufete baran gu ©runbe gehen, bafe faft feine
feiner ©ntfeheibungen unangefochten blieb, dagegen biirftc in ber
©rroartung beß Sd)ieößfprucheß für bie Setheiligten ein Sporn
liegen, noch einmal auf ©runb ber in ben Serhanblungen gu Sage
getretenen Äußerungen bie Sache in Ueberlegung gu nehmen j
pnb eß oorgugiehett, etne freiwillige ©inigung herbeiguführen, alß i
fid) bem oietleidjt unliebfamen Schiebßfpruche außgufefcen. ©rreichen :
lie&e fleh Biefer 3roecf baburd), bafe nach Seeluft ber Serhanblnngen, I
fattß ein Vergleich nicht gu Staube gefommen, baß ©inigungßamt
bie Serfiinbigung beß Schiebßfprucheß etwa auf 14Xage außfefjte,
bann aber oerfiinbete, wiefern nicht iinmifchen Anträge beiber
Parteien auf Sieberaufnahme beß Serfahrenß geftettt würben,
©in gefefcti<h^&iubcrni& einem foldjen Sorgehen nicht im Sege.
4. Sollte baß ©inigungßamt, wenn boch einmal geftreift
werben fott, eß fich angelegen fein laffen, einen generellen Außftanb
in einen partiellen gu uerwanbelit; theilß, weil ber ßefctere weniger
fchäblid) bie wirthfdjaftlichen Sntereffen beiber Parteien berührt,
theilß, weil baß Seifpiel gur Nachahmung reigt. greüich wäre eß
oon biefem ©efichtßpunfte auß noch oiel empfehlenßroerther, wenn
bie Anrufung beß ©inigungßamteß ftetß oor ^roflainirung eineß
Streifß flattfänbe.
5. Siirbe ich plauben, ba& in benjenigen gätten, in beneu eß
fich um Sohn* unb bamit gufammenhängenben gragen honbelt unb
bie Sebürfnifefrage anerfannt werben mufe, bie Iciftungßfähigere
Partei ben ©runbfap oon Angebot unb Nachfrage nicht gar gu
fehr in ben Sorbergrunb treten laffe. $iex hanbelt eß fidh ja
in erfter fiiuie, in ber Seoölferung 3 u fMföenheit mit ihrer
Situation unb Arbeitßfreube an bem ©rfolg fleißiger Arbeit gu
fdhaffen, unb ba fottte ber ^eiftungßfähigere nid)t außfchliefelich baß
eigene äugenblicflid)e ©clbiutercffe berüdfichtigen, fonbern feine
Hcmblungßweife atnh burch höhere ethifdje ©runbfäfee leiten laffen,
alß burch rin Nechenejempel, roieoiel er weniger oerbienen würbe,
wenn er gerechten unb billigen Anforb^rungen gu genügen bereit
wäre. Ser rote ich S^hrc lang im ©ewerbegcrichi gefeffen* ber
wirb ftd) oft eineß tiefen Niittctbenß bei Setrachtung ber Qol)n*
oerhältniffe in gewiffen Branchen nicht haben erjoehren fönneu.
3ch h fl öe in mettrem langen i^eben immer..gefunben, bah in H nm *
bürg ber fchötte ©runbfab beß Öeben unb fieben laffenß; gegolten,
unb ich finbe, öafc berfelbf, wenn irgenbroo, in ben hier fraglichen
Serhällniffen am ^lafee wäre, dagegen fottte
6. ber SSorfifeenbe beß ©ewerbcgerid)tß ftch bemühen, fo weit
eß in feiner 3Äad)t fteht, oon ber Stellung außftchtßlofer Anträge
gurücfguhalten. Tahiti rechne ich in erfter Cinie folche, burd)
welche bie gefchäftliche ©hre, ober bie roirthfdiaftlidje Selbftftänbig*
feit, refp. geiorfferrnöBeit baß roirthfchoftliche Haußrccht ber ünbern
Partei, fei eß ber Arbeitgeber ober Arbeitnehmer, oerlept erfcheinen mühte.
3^ glaube groar; baß Purch biefe Äußerungen baß ^h cmc *
über bie ©eftaltung beß ©inigungßamteß unb ben Betrieb itt bem*
felbert nicht erfchöpft raerbe, allein ich ineinte, bie mir gebotene
Betahlaffung nicht ünbenüpt laffen gu foflen, um meine Anficht
über gunä4ftliegenbegfagen in ber gebuchten Nichtung außgufprechen*
Hamburg. . __ & Noacf.
i ; (Kutad)ten unfi ^ntiräge.
Anträge, betr* Arbeit$perlj|ältniffe ber ftäbtifdjen Arbeiter in
ftäln niib granffürt g. SW. Nach be'tft 3 a hreßbericht für baß
£öutgli<he ©eroerbegerid)t Stöln füt 1895/96 würbe bafelbft oon
ben Arbeitnehmer^Beifipern ein Anttag eingebracht, welcher für
alle in ftäblifchen Betrieben bejehäftigten Arbeiter bie Einführung
oon,roö^entlid)en üohnperioben, foroie SNinimällöhne unb SNajimal*
Arbeitßgeit begweefte unb be.i Subtliifftoncn ben Unternehmern bie*
felbert Bebiitgunaen aüfeplcgt' roiffeit wollte. ®er Antrag würbe
jeboch nicht gur xjerqthung geftettt., ^er Borftpenbe war ber An*
fiept, ber Antrag fei unguläffig, weil er an bie Stabt $öln alß
Arbeitgeberin unb nicht älß SerroaltUng gerichtet fei. Alß Arbeit*
geberin fei bie Stabt Slöln in ber ^age, ben Antrag gurüdgu*
weifen, weil berfelbe. gegen bie Natur beß Arbeitßoertrpgeß oer*
ftope, ba nach §1 105 ber ©ewerbeörbnung' bie geftfepung ber Ber*
hältniffe gwifchen' felbftftänbigen ©eroerbetreibeuben unb ben
gewerblichen Arbeitern, oorbehaltlidj ber ,bur* Neichßgefep be»
grünbeten Befchränfuitgen ©egenftanb freier UeoereinEnnft fei. —
©ang ähnliche Anträge würben auch beim ©eroerbegericht granffurt
geftettt unb ooit biefem bem Ntagiftrgt oorgelegt, nachbem ber
BorBpenbe bie Äontpeteng alß zweifelhaft' begeiepnet ptte‘ ohne ftch
inbep ber Berpanblung gu roiberfepertl, .^Der granffurter
Ntagifirat pnt bann bem ©eroerbegericht eröffnet, bap er baffelbe
gur Berätfjung berattiger Anträge nicht für fompetent eraepte. —
2)ie Beantwortung Ber ^ompetengfrage hängt baüon ab, ob man
fiep ben Antrag gerichtet benft an bie Stabtgemeinbe alß Arbeit*
geberin, ober alß $erfon beß Öffentlichen Necptß unb alß Ne*
präfentantin. eineß erheblichen Stücfeß ber ftaatlichen ©ewglt. Ser
ber Auficht ift, bafe ein Arbcitßoerhältnip mit bem Staat, eben
weil eß mit bem Staat unb nidjt mit einer Sßrioatperfon ein*
gegangen ift unb roeil eß bie görberuitg ber ftaatlichen Aufgaben,
nid)t bie 3 ro ccfe eineß ^rioatunternehmenß betrifft, fein außfdjfiep*
lieh prioatrechtlicheß ift, wirb eper geneigt fein, bie ^ompeteng gu
bejapen. _
Mgetiieine? über (ßemftbegcridjtc mtb
^rbeitgöertrog.
®ie gitwtrbegtrt^te in >en ^a^eSieridlten ber bren^if^e*
@efe?rterätlje. 3n ben 1895 er „Sa^resberidjten ber Äömgh^.
preufeifdjen Regierung«» unb ©eroerberättje unb Sergbet)örben* *)
Berlin, Berlag oon 2B. 2. Bruer.
47
©aß ©eroerbegericpt. SRittpeilungen be« ScrBanbeß beutfcper GeioerBegericpte. 9Rr. 5.
48
peBen bic 9luffid)tßbeamten bcr ^rooingen Oft- unb Befipreufeen,
foioie bcr Stegierungßbegirfe SBießbaben unb Slawen übeteinfümmenb
bic pe 3o*H ber Skrgleicpe in ber geroerbegericptlicpen Tpätigfeit
peroor. 3n Slacpen mürben ekle Sacpen baburd) erlebigt, bafe
ftpott bcr ©eritptßfcpreiber Bei Sbnapme bcr Älage fiep um einen
Äußgleicp bemühte. Tie aufeerorbentlicp geringe Tpätigfeit ber
Sprudpfammer 3o^ r S e oom Serg*©etoerbegerid)t SBeutpen O./0.
roirb barauf gurücfgefüprt, bafe bic Berfßoerwaltungen eifrig Be*
müpt feien, bie föeftimmungeu ber Slrbeitßorbnung innc gu Balten.
„Sietteidji ifi in biefer Birfung eine roefentlicpe Sebeutung beß
93frg*@etoerbegcridptß gu crblidfen" (0. 552). 3« Stoßburg
fdpeiierte ber »erfuep ber außftänbigen Maurer, baß Ginigungß*
amt angurufen, am Biberfprudp ber Snnungßmeifter. Benn ber
Shiffidptßbeamte für Grfurt peroorpebt, Ba& Bie ©eroerbegeriepte baß
SBeitrauen ber Slrbeitnepmer geniefeen, fo ift niept gang flar, ob
mepr baß Vertrauen ober etroa bie Ginfehigfeit beffelben betont
fein fofl. Tefto ttarer ift aber, »ad ber Slufficptßbeamte für
©ilbeßpeim über bie beiben bort neu eröffneten ©etoerbegeridpte
außfüprt:
SBeri$t&ja!jre ift hi #ilbeßhetm ein ©etnetbegeriefjt in« geben getreten.
Vißh« würben 70 Streitfälle anhängig gemalt, bie grobe SHebrjaijI aber burth
©eraleid) ober 3mrücfnahme beigelegt, eS finb nur 5 Urtheile auf ©runb fon*
trqjnftorifcher ©erbanblung gefällt worben. ©er SBoriifcenbe erfennt an, bafj bie
«Seifiger, ^leithbiel welcher Partei fie angehörten, ihr 8Ricf>teramt burebau«
nnparteiif$ oermaltet höben. 3KII einer einzigen Ausnahme finb
alle Urtheile einftimmig erfolgt, ©ie non inbuftricllen Äreifen
gehegte ^Befürchtung, ba§ bie bon ben Arbeitnehmern gewählten
tBeififcer iu einer einfeitigen Stellungnahme ju ©unften ber
Arbeiter hinneigen würben, war nicht berechtigt, ©et Sorftfctnbe
beß im 3fah^e 1894 in Peine errichteten ©ewerbegeridjtß hat biefelbe Erfahrung
gemacht."
Scpiebßgertdfte alß ttnfttoeiltger Grfai? für faufniäiimffpe ©e*
toerBegerkpte. Tie ©anbeiß farnmet Skaunfdproeig bat auf Anfrage
beß Staatßminifteriumß fiep für bie Grricptung faufmännifeper ©c*
merBegericpte außgefproeben.
„SBeldjen 2öerth ©chiebSgerichte, in benen beibe 3ntereffengruppen nertreten
finb, erlangen fönnen { ba« hoben bie ®eWerbegerichte bewiefen. ftüt bie richtige
ffiütbiqung be« ArbeitöOcrtrag«, ber Rechte unb Pflichten, bie fidj au« ihm er*
geben ja für bic weitere ©ntwicfelung biefe« Segriff« im ©inne unfere« ntobemen
ÜBirtbfcbafiSlebcnS ftnb fie non erheblicher Vebeutung geworben, Vor allem aber
finb fie in ftolge be« großen Vertrauen«, ba« ihnen im allgemeinen bie Arbeiter
entgegenbringen, im ©tanbe gewefen, in ben rncitau« meiften Jütten eine frieb*
liehe (Einigung au eraielen unb fo niele £luellen be« £aber« unb ber ©rbitterung
au nerftopfen. (£« fann nicht ameifelhaft fein, ba& folche ©chieb«gerichte audh für
ben ßanbelöftanb eine ähnliche ©ebeutung erlangen würben. 3fa, e * ift nicht
au«gefchloffen, bafe fie bei bem engeren perfönlichen Verhältnife, in bem ber Prin*
|ipal a«m ©ehilfen fteht, noch beffere ©rfolge eTaielen. Auch im ^anbelöitanbe
entftehen bie meiften ©treitigfeiten biefer Art au« ber mangelhaften Äenntniß bet
au« bem Vertrage entfpringenben SRechte unb ©erbinbfidjfeiten. ffierben bie ©at*
teien non fßerfonen, in beren ©achfenntnib unb Unpartheilichfeit fie noQe« Ver¬
trauen feben, in ruhiger SBeife belehrt, fo werben fie leichter ju einer ©inigung
geneigt fein, bie ja faft immer im beiberfeitigen Sntereffe liegt".
Um fd)on unter bem beftebenben Rechte bie 3R6gli<f)feit ber
Sort^eile einer foldjen 3ubi!atur gu erreichen, fjat bie ©anbcls*
fammer auf freiroifliger ©runblage, gur Senufeung na^ §§. 851 ff.
ber Gioilprogefeorbuung, ein faufmänuifdK^ GinigungSamt unb
0d)ieb5gericBt in8 Öeben gerufen, beffett Statut fi^ nadb Wog*
lidjfeit bem ©eroerbegeritBtSgefefe anfdjliefet, aber baß $ringip
gütlichen Slußgleii^S nod) me^r in ben SSorbergrunb ftcOt.
KJeftreBmtgeu auf ©rrithtimg oon ©etoerbegcriftitfn finb bergeit
im ©ang in Tuttlingen in SÖürttemberg, in $oftf)eim bei Waing,
in TilfU, roo gur Spraye fam, bafe ber S3orfifeenbe beß ©eioerbe*
geric^tß $önigßbcrg, $ohf, baß Serien eineß ©eroerbegeridjtß iu
bcr groeitgröfeten 0tabt ber $rooing entfc^icben beflagt babc. Sit
©ormß ift baß Statut für baß fünftige ©ecoerbegeridjt nunmehr
feftgeft eilt, fo bafe beffen Grridjtung roobl unmittdbar BeoorfteBt.
T)ie gteidjgeitig B^rmit außgegeBene dir. 45 ber ©o^enfdjrift
„Segiale $rajiß, (kmmMatt für Sogialpolttif" enthält:
S)ie Sogialpoliti! auf ber JÖerliner ©eroerbeaußftellung;
— S)k SBaBlre^tß-Slußbebnung in ^ollanb. SSon $.
©offtebe be ©root. — 2)ie Sragc ber 2lrBeitßlofen*S5er«
fteberung in ihrem gegenwärtigen Stanbe. S5on $rof.
©eorg Slbler. — IV. Snternationaler Sogialiften* uno
©eroerff(baftß*iTongrefe in Sonbon. — kommunale Theater*
genfur in TuißBurg; ©ö&e ber 3infen bei ftäbtifd)en Selb*
bäufern in Teutfcblanb; kommunale StrafeenBab» in Sbeffielb;
Sage ber ftäbtifdjen Öeuerroebrleute in Stuttgart utib Nürnberg;
Stäbtif(be2lrBeitßna(bn)eiß*0telIen; II. Saperifcber StäMetag,
$rote[t gegen bie Seoorgugung oon Wilitäranroärtern im
©emciubebknft. — SrauenarBeit in preufeifeben Sabiifen;
Slrbeitßgeit Bei $ooperatiD*©efeflfd)aften in Gnglanb; SterB*
Iiibfeit an £ungen:<bruinbfucbt im ^önigreid) Sacbfen. —
ÖaBrifinfpeftion in £oburg = ©otba. — ^oligeilidje Wit*
tbeilung oon Unfällen an bk Ä'ranfenfaffen in ^3raunfd)n>eig;
Gnglifie UnfaQftatiftif. — Serbanbßtag fädjfifcbcr Snnungen.
— Sobmmgßnotb in üeineren Stäbten; Tedjuifcbe f?ort*
febritte beim 23au Heiner 'Bobnungen. — Sftücfgang ber
S^olfßBilbung in Sftufelanb; ßinberarbeit auf bem ^anbe in
©effen.
2luß bem 3nbaW Ber lefeten 3ulinummern ber „Sogialen ^rayiß"
feien folgenbe 2tuffäfee b^oorgeboben: Tie fogialiftifd)en ^arteieu
Sranfreiajß. SSon Dr. di. Sdjiiller (^ßariß). — Tie amerifanifebe
©efepgebung gur SeFämpfung beß Sdjroipfpftemß: I. Slügemeincß.
9?ero^3otF- S8on Dr. G. Soeio (Sonbon). II. Tie ©efepgebung
oon Waffacbufettß. SSon grau ©elene Simon (Sonbon). —
Gifenbabnarbeiter*Scbup in Guglanb. SSon $rof. ©uftao Gopu
(©öttingen). — Tie Turcpfübrung beß ÄommunaIabgaben*@efepeß
in Sßreufeeu, inßbefonbere in ben pommerfeben Stählen. SSon
Sürgermeifter Wattbeß (Slolp i. $.). — Tie Biener politifdjen
Parteien unb bie SSolfßbilbuug. Sion fjkioatbogeut Dr. £. W.
©artmann (Bien). — Tee $Sor*Gnttourf eines beutfd)en ©anbclß*
©efepbudbß. SSon Dr. jur. W. Jüuarcf. — Ter bculfcpc flrbeiter*
|d)up in ber ^irayiß. Sion Rrau Glifabetp ©nautf*5Uibne
(Berlin). — Ter bürgerlidpe Sogialißmuß in Guglanb. Sion
Dr. G. Öoero (Öonboii). — Sinb pöbere ©etreibepreife opne Brot*
oei-tpeuerung möglich? Sion Dr. G. Taoib’ (Waing). — Slrbeiter* j
roobmiiigß* s Serbältniffe in einem roeftfälifcpen Snbujtriefreifc. Sion
Dr. St o. Wangolbt (^ranffiirt a. W.). — Sluß bem Slotigen» |
tpeil: Slbfcplufe beß 33ürgerlicpeu ©efepbudjß für baß Teutfdje
föeid); etpifcp-fogialmiffenfcbaftlicbe Siorlragßfurfe in 3ön^; Fircplid)*
fogiale ©ruppein Teutfd)lanb;fogialbemofratif(peSiarteiIage in 3talicn,
granfreid), Tänemarf; Sefämpfung fogialer Sieftrebungen in
Teutfcplanb; ftäbtifdpe ßefepalle in Berlin; ftäbtifeper betrieb oon
Speifrbäufern; Strife ftäbtifeper ©afenarbeiter in $rait!furt a. 3J?.;
ftäbtifepe Slpotpefe alß .Viampfmittel gegen pope Stetpnungen für
Bießbaben; Strafeenbapn*S(ngeitelIte uub fläblifcpc S^erroaltung tn
Ceipgig; Sonntagßrupe inftäbtifdpen©aßanfialten; Slrbcitßoerpältniffe
in beuWarmorbrücpenDonWaffa*Garrara;33crDeaung in Söpmen unb
SlrBcitßgcit in Guglanb; Slrbeitßgeit in3opan; Bacpßtpum ber tobten
|>anb in <ßreufeen; öopnbemegungen fcproeigerifdjer ©emerffcpaftßs
Sierbänbe oon 1887 biß 1895; Arbeitet innen * Drganifalioneii in
Gnglanb; ©irfcp * Tuncferfdje ©emerfoereine in Tiiitfdjlanb; 91b»
fcpkbung ftrifenber Arbeiter alß Siagabunben in Defterreicp; Strife«
in Sntnfreicp uon 1890 biß 1895; 33ierbopfott in ber Scpmeig;
fogialiftifdjer ©eroerffepaftß* unb Slrbeiteroerbanb für Sforbamerifa;
Sierbanb ber Siereine ber 93ucpbrucfer, Scpriftgiefeer unb oerroanbter
S3erufe £)eiterrcicpö; Unterftüpungßoerein beutfeper Tabacfarbeiter;
©eiocrbeinfpeftion in Glfafe*^olpringen; gefcplicpc Regelung ber
©cimarbeit. Siorbericpt für Defterreicp; Sorgepcn ber ©anbelßfammer
gu S3klefelb für freiroiHigen 9Hpr*8abcnfd)lufe: ftaatlicpeß Ginigungß*
amt für ben ftanton 93afel; Slrbeiteraußfcpüife in beutfepen gabrifen;
X. Tcutfcper S^erufßgcnofknfdjaftßtag; llebcrnapme beß ©eilocr*
faprenß für Sungcnfranfe burep bie 3noaliben*9Serrtd)erungß*9(n»
ftalten; SufeBefleibung für Scpulfinber auf Scpulfoften in ^Sreufeen;
©ütefiuber in ißreiifeen; ^oligeioerorbnung gegen geioerblicpe S^e*
fcpäftigung oon Scpulfinbern in Spanbau; 33erid)t über bie Tpätig*
feit ber toeiblicpcn Slcrgte in ©oßnien.
Stänbige ^lubrifen ber „Sogialen ?rafiß": 91II»
gemeine Sogial* uub Söirtpfcpaftßpolitif; Vfommunale Sogialpolitif;
Sogiale 3oftänbe; Srauenfrage; Slrbeiterbemegung; Unternepmer*
oerbänbe; ©eroerbcgeridjte, Ginigungßämler, Slrbeiteraußfcpüffe;
9Irbeiterfd)up unb ©eroerbeiufpeftion; 23erficpernng, Sparfaffcn;
Slrmcnpflege; SBopnungßroefeu, ©efunbpeitßpflege, Grnäprung; Gr*
giepung. Scpule, SBolfßbÜbung; Saftig; Sinangcn; Öanbmirtpfcpaft,
©anbmerf unb ©rofeinbuftrie; ©anbei, £rebit; SSerfcpr; Sitterarifcpe
s Jieii*Gr|d)cinnngen.
©ie M 5ojio(r ^rasls, gentwt&fatt fit etjeheint jeben ©onnerftoj
unb foftet nierteljährlich 2 JC 50 ^ etnfiliefelich ber 2J?onat«beilage „©n«
©ewerbeqeridjt". 3« beateben burdh fämmtliche Voftanftalten unb Vuchhonblunqen
fowie bireft burch Die VerlaflSbucbbönMung (Carl Jpehmann« Verlag, Vetlin w,
Waueritr. 44).
, # ©a« (0eU)erbC0erlcfif erfcheint am erften ©onnerjtag jeöen iUonat« int :Uituöcttumfanq non V* Vogen, fyftr ba« Halbjahr April—©eptember nehmen
Vefteüungen aunt greife non 60'pr. fammtlide Poftanitalten unb Vwhbanblungen an. ©egen ©tiijenbung non 70 pf. in Vriefmarfen an Garl ^epmann«
Verlag, Verlin \V., Plauerftrafje 44, erfolgt bie birefte 3nfenbung am Sage beö ©rjebeiuenö.
(5!ar[ Oepntann? Verlag tn Serien w. ®iai eritrafee 44. — deDrucft bet 3uiiua Sittenfeil) in Serlin w. — ^erantroortiirt) für Die Aebaftion: Dr. 3 . Jafiroro in Charlotten jur8*Scrlln.
I. Saljrflaitfl.
töertin unb gftanffurt a. 90?., ben 27. äuguft 1896.
Soitber«9lummtr.
ü(ts CStrufrbcgfridit.
Ztttttßeilungen bes Derbanbes beutfd?er (ßctverbegeridjte.
SJebaftionSauäfdfjufj: ©tabtratlj Dr. Ultfdj in gronlfurt a. SIR. unb SWagiflrat8=2lffe|}or ®ut» in Söerlin.
0 tf 4 tiai «m etßta leben &en*te Herausgeber: * rtii 1
Dr. Ct ft X 0 WV Äoficttfteie Beilage aut „©oaialen
Sari .fcetymann« ©erlag, Serlln W., SWauerftr. 44.
Btte für bie Rebaftton be« „©ewerbegeildjt«* beftimmten Senbungen bittet man a“ abreffiten: Bit £errit 9Wagiftrat«»Bfyeffor ©uno, ©erlin W., Söormfer ©tr. 2.
Infjali
Snituitgö-Robelle unb ©emerbe*
geriete, ©on ©tabtratlj Dr. St.
Brief*.49
Wuöaug au« bem Entwurf unb
au« ber ©egrflnbung be« ©e«
fefce« betreffenb bie Bbatibe*
rung ber ©eroerbeorbnuug. 52
©rieffaften.68
3nl)alt9angabe ber „©oaialen ©raji«".
Bbbrudf fämmtlidjer Brtifcl ift 3«Üungen unb 3 e itfdjriften geftattet, iebo* nur
mit Dotier Quellenangabe.
33ei ber ßeroorragenben BSidßtigfeit, roeldße bie
neuerbittgS beabficßtigte Aenberung ber ©eroerbeorb*
nung für bie ©ntroicflung, ja für bie 0 rorteyiftenj ber
©eroerbcgeridjte haben faun, bebarf es feiner befonberen
Rechtfertigung, meint mir bie roichtigften Beftimmungeu
beS Entwurfes unferen Btitgliebern in einem Auszug
oorlegeit, za bem ber oorangeßenbe Auffaß eine Art
Kommentar bilben folf.
3mtung?-H0t»fUe uni» fl&ewerbegeddjte.
Der ReicßSanzeigcr oom 3. uub 6 . Auguft enthalt ben ©nt*
roitrf eines ©efeßes, betreffenb bie Abänberuitg ber ©eroerbe*
orbitmtg fammt Begrünbung.*) B3ir bringen aus ber umfangreichen
Bcröffentlicßung einen Auszug, ber bie Beftimmungen enthält,
melche für bie ©eroerbegerichte non befottberem 3utereffe finb. ©S
finb bieS ^unädjft bie Borfcßriften, melche für bie fünftige B3irf*
famfeit ber ©eroerbegerichte oon Bebeutung finb, unb fobann bie
Beftimmungen über bie fiehrlingSoerßältniffe, melche bie gegen*
roärtigen §§. 126 — 133 ber ©eroerbeorbnung z u erfeßen be*
ftimmt finb.
^aS nun zanäcßft bie letzteren angeht, fo glauben mir, baß
biefelben eine fehr brauchbare ©runblage für bie Reugeftaltung
beS bisherigen Rechts beS SeßrlingSoerhältniffeS abgeben. Die
Pflicht beS Staates gegen bie ßeranroaeßfenbe ©eneration erfeßöpft
fich nicht mit ber Durchführung beS ScßulzroangeS, fonbern fte be*
fteht ininbeftenS eben fo fehr roie gegen bie Schüler, auch gegen
bie Scßulentlaffenen unb noch nicht felbftftänbigen jungen ßeutc.
»ou bem ungeheueren ©ebiet ber fogenannten Schubpflege, baS
hier aitjubauen ift, unb git bem z* B. auch bie beffere ©eftaftung beS
BormunbfchaftSrechtS, beS SöaifenratßS u. f. m. gehören, ift bie
#eßrlings*3ürforge nur ein fleitter Dheil. A 6 er als Berfucß, bie
hier oorhanbenen ßücfeu auszufüllen, unb eine beffere AuSbilbung
ber Lehrlinge zu fiebern, ftnb bie bezüglichen Beftimmungen beS
Sntrourfs jebenfaHs beacßteuSroertß, namentlid) ba burch ben
prinzipiell äußerft michtigen §. 126, nach meinem alle mit teeßnifeßen
HülfSleiftungen regelmäßig bcfchäftigten Berfoiten unter 17 Saßten
im 3 ro rifri als ‘fießrlinge gelten füllen, zugleich bafür geforgt ift,
baß ber begriff ber CcßrlingS*3ürforge nicht allzu fehr eingeengt
*) Budj in einem Sonber * Bbbrucf, mit einer Einleitung oon
Dr. jur. 2. $ off manu als ©rofdiüre erfdjieneu. (Rorbbeutfdjc Buch*
brueferet; 128 Seiten.)
ift unb Umgehungen ber ©eroerbeorbnungS-Borfcßriften tnöglichft
gehinbert merbeit fönnen.
AuberS fteht eS mit benjctiigcn Borfcßriften beS Entwurfs,
melche fi<ß auf bie ©eroerbegerichte beziehen. Diefe laffen fich
ganz einfach &aßin zufammenfaffen, baß baS Befaßen ber ©c*
merbegerichte fünftig abhängig ift oon bem ©nneffen ber unteren
ftaatlichen BeraltungSbeßörben, unb baß oorauSficßtlid), roenn bie
Beftimmungen beS ©ntrourfs Recht merben, eine oollftänbige ßahm*
Iegung ber gefammten Dhätigfeit ber ©eroerbegerichte bemirft
merben roirb. Nichtig finb hier inSbefonbere folgenbe »eftim*
mungen:
Sür faft alle ©etuerbe (ber ©ntmurf zählt ihrer im §. 82 nicht
meniger als 85 auf!) follen 3 »nungen errichtet merben, benen
fämmtlidje ©eroerbetreibeube beS örtlichen »ezirfs ber Snnung
fraft ©efeßeS angehören (§. 82b). 3“ ben Aufgaben biefer Snnungen
gehört inSbefonbere bie ©ntfeheibung geroerblicher Streitigfeiten
Zroifcßen ben 3nnungS*3Ritgliebern uub ihren fiehrliugen, fomie bie
Sürforge für ^erbergsmefen unb BrbeitSnachmeis (§. 84). 3ebe
3nnung ift aber außerbein ^befugt", SchiebSgcrichte zu errichten,
melche berufen finb, bie jeßt beit ©ciuerbcgeridjtcn unlerliegenben
Streitigfeiten zn>ifd;en ben 3nnungS*Rfitgliebern unb ihren ©efeQen
(©ehülfen) unb Arbeitern, an Stelle ber fonft zuftänbigen »e*
hörben zu entfeßeiben (§. 84a). Die bezüglichen 23efd)Iüffe bebürfen
allerbingS ber ©eneßmigung ber höheren »erroaltuttgSbehörben
(§. 86 b) roie überhaupt bie Ausübung ber fäntmtlicheu, ben
Snnungen zugeroiefenen SBefugniffe burcßauS abhängig ift oon bem
©rmeffen ber »erroaltungSbeßörben, roeil eben ber ©efeßgeber zu
ben Säßigfeiten unb bem guten ©illen ber 3 anungen — oergl.
bie „Söegrünbung" inSbefonbere §§. 75 unb 78 beS Sonber*
^IbbrucfS — eigentlich nur ein feßr mäßiges »ertrauen hat. Diefe
3nnungS*Scßiebsgerid)te haben aber itidjt etroa, roie bie ©eroerbe*
gerießte baS Recßt ber enbgültigen — alfo rafeßen, foftenlofeit,
ber SBeacßtung ber ©ericßtS*Unterrooifenen fußeren — Slburtheilung
geroerblicßer Streitigfeiten, fonbern fie geben nur »orentfeßeibungen,
gegen bie innerhalb zehn Sagen baS „orbentlicße ©eriißt" augerufen
roerben fartn (§. 86 e), beffen Urtßeil lüiebcr ber Berufung u. f. ro.
Zugänglich ift.
s BaS bebeuten nun biefe »orfeßriften? Daß bie BerroaltungS*
beßörben namentlich bereit feßr geneigt fein roerben, ben Snnungen
ein größeres 3“trauen zn feßenfen, als eS bie SSerfaffer beS ©nt*
rourfs felbft tßun, ift nießt unroahrfdjeinlicß. Die Snnungen roerben
alfo bas Recht zur BÜbmtg ber Sdjiebsgericßte befominen; eS finb
alsbann bie ©eioerbegericßte für alle in ißrem Bezirfe iiegenben
Snnungen außer Dßätigfeit gefeßt, unb es oerbleiben ißneu mithin
nur noeß bie Streitigfeiten in ber ©roßinbuftrie. Damit entfällt
aber audß baS Sntcreffe aller in ben 3nnuugSgcioerben bcfdjäftigten
Arbeitnehmer unb Arbeitgeber an ißrem Beftaitb. Die B3aßl*
betßeiligung roirb eine ungeheuer oiel geringere unb bie 3 afannnen*
feßuttg eine oiel einfeitigere,unbzmar namentlich auf ber Seite ber Arbeit*
geber, für bie feßon jeßt baS ©eioerbcgeridjt faft auStißließliiß als
recßtfprcdjenbe Beßörbc in Betrad)t fant, ba ißneu Stellen z ur
Bertretung ihrer Sntereffen audj fonft za ©ebote ftanbeit, unb ba
bie gemeinfcßaftlid)e Arbeit mit ben Arbeitnehmern oon ißneu leiber
51
TaS Geroerbegericht. SRittheilungcn beS BerbanbeS beutfdjer Gfroerbfgeridjte. Sonbcr-Bumnter.
52
oictfad) als ungehörige 3 uututhung unb nicht als fokale Pflicht
aufgefafct rourbe. SSentt ficf> bereits jefet bewerten Iäfet, bafe feiteuS
ber BerroalluitgSbchörben nid)t immer ber geuiigenbe SSertfj auf
bie Heranziehung non Gutachten ber Geroerbegerichte, auf bie Be*
ad)tung oon Einträgen berfelben gelegt roirb, fo roirb biefc (Gering*
fchä<jung fünftig einen meit größeren Schein oon Berechtigung
haben, als bisher. SÄatt !ann hiergegen nicht einroenben, bafc ja
bie Bed)tfpred)ung ber Snnuug gleichfalls eine unparteiliche fein
roirb, unb bafj bie Innungen bezro. bie Hanbroerfer-Kammem zu
allen Aufgaben einer Sntereffen-Bcrtretung roeit beffer auSgeftattet
fein roerben, als es bie Geroerbegerid)te je roaren, — in roelcher
Beziehung nur auf bie §§. 91c unb 91 e uerroiefen fein mag. Tie
Besprechung ber Snnuitgett enthalt roeber biejenigen (Garantien
ber UnparleilichFeit, noch bie Sicherung ber SchncÜigFeit ber Gnt-
fcheibung, roelrfjc bie Geroerbegericfjie bieten. TaS Elftere nicht
roegen ber Art ihrer 3ufammcnfepung; bas JOefetere nicht roegen ber
B?öglid)Feit ber Berufung an bie Amtsgerichte; ganz abgefehen oon
beut nttenblichen SSirrroarr, ber baburch hexDorgerufen roerben mujj,
ba& an bemfelbett Ort Tubettbe oon 3unung§-3d)iebSgerichtett be*
ftefjen, bafe Berufungen an bie Amtsgerichte tnöglicherroeife bie Auf¬
hebung uott Urteilen zur golge haben fönnett, bie bereits oollftrecft
finb (§. 86 e Abf. 3). Tic Sntereffen-Bertrctung burch bie £attbroerFer-
Kammern aber ftellt eben nur eine Bertretung ber Sntereffen ber
Arbeitgeber bar. Ter GcfeHeu-AuSfchufj, ber lebiglich Ginfpritd)
gegen Befchlüffe ber SnnuttgS-Bcrfammlung erheben unb baburch
bie Gntfcheibung ber Auffichisbehörbe h er ^ c *fü^rcn Fann
(§. 85 c). erfefct nicht bie freie SRitroirfung ber Arbeiter bei ben Gut¬
achten ber Geroerbegerichtc. 3ft aber anzunehmen, bah bie Geroerbe¬
gerichte, beren gunftioueu in ber SRecf)tfprechung unb in ber Gr-
ftattung oon Gutachten u. f. ro. berart befchränFt finb, Fünftig noch
bie Autorität haben roerben, als GinigungSamt einzutreten? gruher
mag matt ja ber An ficht gcroefen fein, bah StreiFS eine Gigett-
thütnlichFeit ber Grohinbuftrie feien, bie ja bett Geroerbegerichten
Zunächft noch oorbehaltett bleibt. Tic lefeten Sah« haben aber
gezeigt, bah StreiFS ebenfo oft itttb oiellcicht mit gröberer Heftig*
Feit als itt ber Grohinbuftrie- in ben $anbroerFett burchgefochten
roerben tnüffett. An einem Organe, bas hier eintreten Fönttte, fehlt
es natürlich, roentt an Stelle ber Geroerbegerichte für baS £anb-
roerF nichts eintritt, als bie HanbroerFs-AttSfchüffe unb §attbroerFer-
Katnmerit.
Butt finb roir roeit entfernt, bie je^ige Geftaltung ber Geroerbe-
gerid)te als eine ooIlFotnmene 31 t erachten; ittSbefonbere ift ihre
AuSftaltung als Sutereffen-Bertretung, roie bereits bemerFt, z u
biirfltg, bei* Schüfe ber Btinberheiten bei Abftitnmungcn über
Gutachten unb Anträge fogar bitrchauS ungettügenb. Aber
fie roaren ettlroicfelungSfähig; burch Ginführung ber $ro-
portional-Bkhl, burch Sicherung beS BecfetS ber BHnberheit zur
Abgabe oon Sonbergulachten u. f. ro. hatten fid) bie jefet bei Gut¬
achten unb Anträgen häufigen BFajorifirungcn oernteiben Iaffcn.
Gs hatte fich an bie Geroerbegerichte bereits ber Fräftige Keim beS
öffentlich organifirteit ArbeitSnachroeifeS angefthloffen, eS hätte fidh
hiermit leicht bie Regelung beS §crbcrgSroefenS oerbinbeit laffen;
bah berArbeitSnachroeiS, ebenfo roie bie AuSFuuftSertheilung unb Gut*
fcheibung in BechtSftreitigFeiten nicht oon bett Arbeitgebern allein,
fonbern nur oott beiben Parteien mit ooller Gleichberechtigung ge¬
leitet unb beauffichtigt tuet ben barf, unb beSljalb ähnlich roie
bie Geroerbegerichte organifirt fein muh, ift geroiffermahen
Gemeingut geworben. Aber gcrabe ber ArbeitSnachroeiS unb baS
mit ihm fo nahe 3 ufammenhäugenbc HerbcrgSroefen roerben gleich*
falls ben Stillungen zugeroiefen (§. 84). GS fönneu alfo an bie
Stellen ber ftäbtifchen ArbeitSuaihroeifc bie ber Snnungen treten,
unb bie gtimiiigeii felbft ftttb, roenigftettS für bie gröberen
Stäbte, ber Aufficht ber ftäbtifchen Bcl)örben entrüeft unb ben unteren
BerroaltungSbehörben untcrftellt roorbett, oott beren Grmeffen mithin
auch baS Gebeihett unb gortbeftelieit ber öffentlichen ArbeitSuachroeife
jener in ber lebten 3 eit aÖfeitig fo freubig begriihten 3 uftitutioneit,
fünftig abhängig ift.
Alles bieS ift aber, roie fchliehlid) bemerFt feilt mag, ooll-
ftäubig unabhängig uoit beut eigentlichen 3^ccf beS GefefeeS
„3'oaugSorgaitifaltou beS HattbroerFS, Bcgelitng beS
&ef)rlingSroefenS, BteiftertitelS" roie bie offizielle Inhalts¬
angabe beS GtttrourfS lautet. Tie befonbereu 3»tereffen ber Fleiticu
Arbeitgeber erheifchen zroeifelloS eine befonbere Orgatiifation, roie
fie bie Grohinbuftrie längft in ihren Berbänbett u. f. ro. fid)
gegeben hat. Tie Grunblinien biefer Orgaitifation Fönnten ganz
rool;l bie oon bettt Gntrourf bezcichttelen ber 3ro<ing$inmiiig (ohne
Befähigungsnachweis), ber Hattbroerfer-AuSfchnffe unb ber £>anb-
roerFer-Kammertt fein. Aber es mühte bie Organifatioit befchränFt
fein, auf bie Aufgaben unb Sntereffen, welche bie Snituitgs-
BFitglieber, b. h- hie Arbeitgeber für fich allein haben; cs
mühten auSgefchtebeit feilt biejettigen, welche bie nicht ber gntiung
angchörigen Arbeiter mit ben BFeiftern gemeinfchaftlich unb unter
iltnftänbcn im Gegenfafe z u ben 3Reifiern haben. Ter Arbeits¬
nachweis, baS $erbcrgSroefen, bie Gntfcheibung gewerblicher Streüig-
Feiten bürfteit alfo itid)t in bie Kompetenz ber 3nnuttgen eiugezogeu
roerben, uttb eS Fönnte bann auch bie ftaatliche Auffid)t, roelche
nach bm Gntrourf jebett freien Schritt ber gttmntgen hemmt, unb
eigentlich ben StaatsFommiffar zum roirFlichen Leiter ber fämmtlidjeu
SnmingS-Arbeiteu macht (oergl. §. 89 e itttb §. 92) tntb auch machen
will (oergl. bie BFotioe, ittSbefonbere zu 102 beS Separatabbrucfs)
in BkgfaH Fommett. Ten Bufeen oott biefer BefdjrättFuttg hätte
alfo bie Selbftoerroaltung ber Snnitng uttb bie für gemeitt-
fchaftlichc Arbeit ber Arbeitgeber unb Arbeiter begrünbeten Organi-
fationen, 3 « benen oor allem baS Geioerbegericht gehört.
granFfurt a. 3R. K. gltfch-
dntnmtf eine? (ßefefjes, betreffend Hie Abänderung
ber Gewerbeordnung. *)
Ä it $ i u g.
(ffio bie ’ßaraflrapljenja^l elnseflammert ift, tft ber Snfjolt be3 ^aiaflrapfjcn nur njeiiiueifc
lötebergefleben.)
Artifel 1 .
An bie Stelle beS Titels VI ber Gerocrbeorbmttig treten ttad)-
folgettbe Beftimmungcn:
I. Organifatioit beS £anbroerFs.
§. 81. 3nr B3al)rnehmuttg ber gntcreffen beS HanbroerFs unb
Zur Regelung beS SehrliitgSroefeitS im HanbroerF finb Sunmtgcu,
HattbroerFsauSfchüffe unb HaubroerFsFammerit zu errid)tctt.
A. SuJaugSinituttgett.
§. 82. gür bie itt betn nad)folgettben Berzeidjnih auf geführten
Gewerbe pnb Snttungeit z» errichten:
Barbiere, Bäcfcr, Battbagiflett, Böttcher, Brauer, Bruitttcn-
utacher, Buchbittber, Buchbrucfcr, Bürfteti- unb Bittfdtnacher,
ftonbitoren, 5)achbecFcr, 3 )raf)t 3 ieher, 3)red)Slcr, garbett-, Stein-,
3inF», SFupfer-, Stal)t=2)ruc!er, gärber, getlenhauer, grifeure
unb BerrücFeumad)er, GaS- unb BtofferleitungS-Snftafiatenrc,
Gelb- unb SRothgieher, Gerber, 3i nns / BFdaOgieher,
Glafer, GlocFeugieher, Giolb- unb Silberarbeiter, Graoenre,
Hanbfchuhmadjcr, Hutmad)er, Kammmacher, Klempner, Korb¬
macher, Kürfdjtter, Kupferfrf)micbe> Btaler, ÖadFierer, BFaurer,
(glcifcher), 9Rüfler, 9.Riihtenbauer, SRufifinftrumentc-
macher, Gabler, 9FageIfd)miebe, Bofatnentierer, Sattler, SRietner,
Xäfd^tter, Sd)iffDauer, Schleifer, Sd)loffer, Schutiebe, Sd)tteiber,
Sdjornfteinfegcr, Sdjreiner (Xifd)ler), Schuhmacher, Seifen¬
fieber, Siebmacher, Sporer, Biichfen- uttb ©iitbeuntacher,
Sonnen- unb SRegenfthirtnmacher, Spielroaarcitoerfertiger,
Steinmepe, Steinfe^er, Stricfer, 3BirFer, StucFateure, Tape¬
zierer, Töpfer, Tuchmacher, Uhrmacher, Bergolber, Berfertiger
grober $olzroaareu, SBagiter (Babe- unb Stellmacher), Bkber,
Zimmerer.
Tiefes Berzeichttife Fann burd^ BefchluS beS BnnbcSrathS uttb
mit feiner 3uftimmung für baS Gebiet eines BunbesftaatS ober
Thcile eines foId)ett burch Anorbnung ber ßanbeS-Geittralbehörbe
abgeänbert roerben.
(§. 82a.) Tie Sttnungen roerben für örtliche BezirFe errichtet,
welche ber Begel nach fo abzngrcnzen finb, ba& Fein Btitglieb buid)
*) Ter Auszug enthält anSfchlieblich biejenigen Beftimmungcn bee
GutrouifS, lueldte [ich auf bie Organifation, bie Befugniffe ber Stillungen,
ber Sminugs-Sclnebsgeridjtf, beS £unibroerFS=AuSfcl)uffcS unb ber Hanb*
roerFSfatmnent inforoeit beziehen, als biefc Stellen Fünftig bie
berzeit bett Geroerbegcridjten zugeroiefeneu gunFttonen ber
I Bcd)tfpred)uttg unb bei* gntereffeuuertretung oerfel)eit foQeit.
54
53 $aS ©erocrbegeridjt. äJtittbetlungeu beS BerbanbeS beutfdjer ©crocrbegcridjte. Sonbcr»Rummcr.
bie ©ntfcrnung feines SöohnortcS oom 6i(j ber Snnuug bcl)inbcrt I
wirb, am ©cnoffenfd)aftsleben theilgunebmen unb bie SnnungSciu*
ridjtungcn gu benufeeu.
3>ie Sanungen roerben ber Regel nad) für ein ©eroerbe er*
richtet. Soweit in einem ber Borfcbrift beS oorftebenben SlbfafceS
cnlfpredjenben Begirf bie 3af)l ber Slngebörigen eines ©eroerbeS
gur Bilbung einer Ieiftuugsfäbigen Snnung nicht auSrcidjt, fönneit
oerroanbte ©eroerbe gu einer Snnuug oeremigt merben.
(§. 82k) 2llS Biitglieber geboren ber Snnung alle biejenigen
au, roeltbe baS ©eroerbe, wofür bie Snnung errietet ift, als
ftebcnbcS ©eroerbe felbftftäubig beireiben, mit Ausnahme berjenigen,
roeltbe bas ©eroerbe fabrifmä&ig betreiben.
2>aS ©leiebe gilt non .ganbroerfern, roeltbe in lanbroirtbfebaft*
licken ober geroerblitben Betrieben gegen ©ntgelt beftbäftigt finb,
fofern fie ber Regel nach ©efellen ober Lehrlinge ballen.
©eroerbetreibenbe, roeltbe mehrere ©eroerbe betreiben, geboren
berjenigen Snnung als Biitglieber an, roeltbe für baS bauptfäcblicb
oon ihnen betriebene ©eroerbe errichtet ift.
§. 82 c. Berechtigt, ber für ihr ©eroerbe errichteten Snnung
für ihre Berfon beigutreten, ftnb:
1. biejenigen, roeltbe baS ©eroerbe fabrifmäfjig betreiben;
2. biejenigen, roeltbe in einem Betriebe bcS ©eroerbeS als 2Berf*
meifter ober in ähnlicher Stellung tbätig finb;
3. biejenigen, roeltbe in bem ©eroerbe als feibftftänbige ©eroerbe*
ireibcube ober als Bkrfmcifter ober in ähnlicher Stellung
tbätig geroefen finb, biefc $bötigleit aber aufgegeben haben
uitb eine attbere gewerbliche ^bätigfeit nicht ausüben;
4. bie in lanbroirtbfdjaftlicben ober gewerblichen Betrieben gegen
©utgelt befebäftigten §anbroerfer, roenn fie ber Siegel natb roeber
©efellen noch Lehrlinge halten. , ^
liefen $erfonen ift ber Austritt aus ber Snnung jebergeit ge»
ftattet, roenn baS Statut eine oorberige Slngeige barüber nicht oer*
langt. 2>ie Sinnige famt frübeftenS fetbs Btonate oor bem 2lus*
tritt oerlangt roerben.
§. 84. Aufgabe ber Snnuug ift:
1. bie Bflege beS ©emeingeifteS, foroie bie 2lufred)terbaltung unb
Stärfung ber StanbeScbre unter ben ÜRitgliebern;
2. bie Sörberung eines gebeiblid)cn BerbältniffeS groifebeu Bteifiern
unb ©efellen (©ebilfen), foroie bie Qürforge für baS .J>erbergS*
roefen unb beti SlrbeitSnacbroeiS;
3. bie ^Durchführung unb ilcberroad)ung ber Borfcbriften über baS
LebrlingSroefen.
Sorocit foltbe Borf^riftcn nicht anberroeit erlaffen finb,
bat bie Snnung biefelben gu erlaffen (§. 84d 5);
4. bie ©ntfebeibung oon Streitigfciteu ber im §. 3 beS ©efefceS,
betreffenb bie ©eroerbegeritbte, oom 29. 3uli 1890 (Beides*
©cfcfcblatt Seite.141) unb im §. 53a beS $ranfenoerficbernngS=
gefefeeS oom 3 ©efefcblait Seite 379) be*
geid)ueten 2lrt groifeben ben SnnungSmitgliebem unb ihren
Lehrlingen;
5. bie Bilbung oon ^rüfuugSauSfcbüffcn gur Hbitabme ber ©e*
fclleuprüfung.
§♦ 84a. SDic Snnung ift befugt:
1. Beranftaltungen gurSörberung ber geroerblitben, teebnifeben unb
fittlitben 2luSbitbung. ber Bteifter, ©efellen (©ebilfen) unb
Lehrlinge gu treffen, inSbefonbere Schulen gu uuterftü(jen, ju
errichten unb gu leiten, foroie über bie Benubnitg unb ben
Befud) ber oon ihr errichteten Stbulen Borfcbriften gu er*
Iaffen;
2. gur Unterftiibung ihrer Btitglieber unb bereu Hngcbörigen, ihrer
©efeHeu (©ebilfen), Lehrlinge unb Arbeiter in Öäöen ber Stranf*
beit, beS £obeS, ber SlrbeitSunfäbigfeit ober fonftiger Bebiirf*
tigfeit Waffen gu errichten;
3. SchiebSgericbte gu erritbten, roeltbe berufen pub, Streitigfeiten
ber im §. 3 beS ©cfefeeS, betreffenb bie ©eroerbegeridjte, oom
29. Sali 1890 (ReicbS*©efefcblatt (Seite 141) uno im §. 53a
15 ^uni 1883
beS ftranfcnoerficherungSgefebcS oom x(Tstpril 1892
fehblatt Seite 379) begegneten Slrt groifeben ben SnnungSmit*
glieberit tutb ihren ©efellen (©ebilfen) unb Arbeitern an Stelle
ber fonft guftänbigen Bebörbcn gu entfd)eiben;
4. Beranftaltungen gur Sörberung ber gemein famen, getoerblidjen
unb roirtbfdjaftlitben Sntereffen ihrer Btitglieber, roie bie ©r*
riebtung oon Borftbubfaffen, gemeinfamen ©in* unb Berlaufs*
gefebäften unb bergleidjen an^uregen unb biefelben bureb 3luf*
roenbuugen aus bem angefammelteu Bermögeu ju unterftüben.
Beiträge bürfett ju biefem 3 roc( ^ nicht erhoben roerben.
(§. 84d.) 3)ie Saaaagöücrfammluug bcftbließt über alle 'Llit-
gelegenbeiten ber Snnung, beren Söabritebmung nicht uad) Bor*
ftbrift bcS ©efefceS ober beS Statuts bem Borftanb obliegt.
2)cr SnnungSoerfantmlung mu& oorbebalten bleiben:
5. ber ©rla& ber Borfdjriften gur näheren Regelung beS Lcf)r»
lingSroefenS nach Btafegabc beS §. 84 3^ff cr 3 2lbfa(j 2;
8. bie Söabl ber Btitglieber ber Bebörben jur ©ntftbeibung ber
im §. 84 3iff c * 4 «ab §. 84a 3^ffcc 3 be^eichitcten Streitig*
feiten, foroeit biefelben auS ber 3abl 3anungSmitglieber ^u
entnehmen finb.
(§. 84h.) Berechtigt jur Söabl ber Bertretcr unb ftimmberecb*
tigt in ber SanutigSocrfammlung finb nur biejenigen 3itnmtg§ s
nutglieber, welche
1. fich iat Befitje ber bürgerlichen ©b*enred)te befinben ober in
golge gerichtlicher Slnorbnung in ber Beifügung über ihr Ber*
mögen nicht befdjränft finb;
2. baS 25. Lebensjahr jurücfgelegt haben.
SBählbar ju pitgliebern beS BorftanbeS unb ber SluSfthüffc
(§. 84 b Slbfah 2), foroie $u Btitgliebern ber im §. 84d 3*ff cc 8
bejeichneten Bebörbcn finb nur folcbe 3nnungSmitglieber, roeltbe
1. gum Hmt eines Stoffen fähig finb (§§. 31, 32 beS ©eridjtS*
2. baS^ 30. Lebensjahr oollenbet unb
3. in bem ber 2Ba|l oorangegangeneu Sabre für fich ober ihre
Samilie Slrmenunterftiihung aus öffentlichen Btitteln nicht
empfangen ober bie empfangene Slrmenunterftübung erftattet
haben. *
§. 85. 3ur 5thcilnahme an ber Sahl bcS ©efeIlenanSfd)uffeS
(§. 84b Slbfajj 3) finb bie bei einem 3nnuugSmitgIieb befebäftigten
©efellen (Oiehilfen) berechtigt, roeld)e
1. fichirn Befih ber bürgerlichen @b renr ecbtc befinben;
2. baS 21. Lebensjahr oollenbet haben.
Sählbar ift jeber roablbered)tigte ©efelle, roeldjer
1. gum 21 mt eines Schöffen fähig ift (§§. 31, 32 beS ©erid)tSoer*
fafjungSgefeheS);
2. in bem ber SSahl oorangegangeneu Sabre für fich ober feine
Öamilie aus öffentlichen Mitteln Slrmenunterftüfeung nicht
empfangen ober bie empfangene Slrmenunterftühung erftattet hat.
3ur 2:hc*laahme an ben ©ef^äften ber Saiiano^ roeltbe bie
Regelung bcS LehrlingSroefeitS gum ©egenftanb haben, fönnen nur
foldjc ©efellen (©ebilfen) hcrangegogen roerben, roeltbe bie ©e*
fellenprüfung abgelegt haben. SSäbrenb ber erften fechS Sabre
nach bem 3«frafttreten biefer Beftimmungen fönnen auch ©efellen
(©ebilfen), roeltbe eine ©efcllenprüfung nicht abgelegt haben, ge*
roählt roerben, roenn fie eine Lehrgeit oon minbeftcnS groei Sabren
gurüdgelegt haben.
^ie feal)l gum ©efellenauSfcbufe leitet ein SKitglieb beS Sa*
nungSoorftanbcS unb, roenn ein foldieS nicht oorhanben ift, ein
Bertreter ber 2lufficbtsbebörbc.
§. 85a. Öür bie Btitglieber bcS ©cfellenauSfcbuffcS fmb
©rfafemänner gu wählen, roeltbe für biefelben in BcbinberungS»
fällen ober im $aHe beS 2luSfd)cibenS für ben Beft ber SBahl-
periobe in ber Reihenfolge ber SSahl cingutreten haben. Söirb
beffen ungeachtet ber ©efelleuauSftbufe nicht oollgählig, fo hat er
fid) für ben Reit ber SBahlgeit burtb 3 uroa hl gu ergängen.
§. 85b. Btitglieber beS ©efellenauSfdjuffeS, rocld)e aus ber
Befthäftigung bei einem SimangSmitglicbe auSfcbeibeu, behalten
bie ÜJtitglieb|d)aft, roenn fie im Begirf ber Sauung oerbleiben unb
binnen brei Btonateu roieber in bie Befd)äftiguug bei einem
SunungSmitgliebe ein treten.
§. 85c. 2)er ©efelleuauSfdjuh ift bei ber Regelung beS Lehr*
lingSroefenS unb bei ber ©efeflenpriifung, foroie bei ber Begrün*
buitg unb Berroaltung aller (Smridjtungen gu betheiligen, für
roeltpc bie ©efellen (©ehilfen) Beiträge cntrid)tcn ober eine befonbere
Rtütjeroaltung übernehmen, ober roeltbe gu ihrer Unterftüfcung be*
ftimmt fmb.
^)ie nähere Regelung biefer Betheiligung hat bureb baS Statut
mit ber Btafegabe gu erfolgen, bafe
1. bei ber Beratung unb Befd)luf 3 faffung beS SnitungSoorftanbeS
minbefteuS ein Rtitglieb beS ©efcllenauSfd)uffeS mit ooOem
Stimmrecht gugulaffen ift;
2. bei ber Beratung unb Befthlufefaffung ber SaaungSocrfamm»
Iung feine fämmtlicben Btitglieber mit oollem Stimmred)t gu*
gulaffen finb;
3. auf Eintrag bcS ©efellenauSfcbuffeS bie StuSfübrung oon Be*
fd)iü[fcu ber 3nnnngSoerfammlung aufgufdjieben unb bie ©nt»
fdjeibung ber 2luf[id)tSbchörbe herbeiguführen ift;
4. bei ber Berroaltung oon ©inrichtnugcn, für roeid)e bie ©efellen
55
Sets ©rroerbegeritf;t. Wittljeilimgen be« Berbanbes bfiitfcber ©ewcr6cgericbtc. Sonbcr-Aummcr.
56
(©ebilfen) Aufroenbuitgcn gu machen haben, abgefel;cn oon ber
Berfon beS SSorfiöenbeit, ©efeHen, welche ooni ©efelleuauSfchug
gewählt roerben, in gleicher 3abl 5“ beteiligen finb rote bie
SnnungSmitglieber.
(§. 86.) Sie (Einrichtung ber Berroaltung ber Snnung unb
bie BechtSoerl;ältniffe ihrer SRitglieber finb, foroeit baS ©efeg nicht
bartiber beftimmt, burd) baS Statut gu regeln.
SDaffelbe mug Bcfiimntung treffen über:
8. bie Bilbung unb bie ©efd;äftsfiibrung bcS ©efeHenauSfcbuffeS;
9. bie Llcberroadjung ber Beobachtung ber für bie Befchäftigung
ber ©efellen (©ebilfen), Lehrlinge unb Arbeiter, ben 93cfud) ber
JEortbilbungSfcgule unb bie Siegelung beS #el;rlingSroefen8 er*
laffetten Beftimmung bnrdg bie Snnung;
10. bie Bilbung ber Bebörbe unb baS Verfahren gur (Entfcbeibung
ber im |. 84 3iffer 4 beneidenden Streitigfeiten.
(§. 86b.) Bcfcglüffe ber Snnung über (Errichtung oon Sd)ieb8*
geridjten gur (Entfcbeibung oon Streitigfeiten großen 3nnung8*
mitglicbern unb ihren ©efeflen (©ebilfen j unb Arbeitern, foroie oon
Sfranfenfaffect, auf roeld;e bie Borfcbriften beS §. 73 beS kaufen*
üerfid;eruiigSgefege8 gutreffen, bebürfcit ber ©enebmigung ber
höheren BerroaltutigSbebörbe. Bor ber ©enebmigung ift bie ©e*
meiitbebebörbe^ beS DrteS, an roelcbem bie Snnung ihren Sig bat,
foroie bie Auffid;tSbebörbe gu bereit. Sie ©enebtnigung fann nach
(Ermeffeit oerfagt roerbett. ©egen bie Verfügung ber höhnen 35er*
roaltungSbcbörbe ftebt ben Beteiligten binnen oier SSocben bie
Befdgroerbc an bie £anbcS*(EentralbeI;örbe gu.
Sie für (Einrichtungen ber im §. 84 a 3*ff er 2 unb 3 begeicb*
neten Art erforberlidjeit Beftimmungen finb in Siebenftatuten gu*
fatnmengufaffeu. Siefelben bebürfen ber ©enebmigung ber höheren
BerroaltuiigSbebörbe nad) Anhörung ber Aufficbtsbebörbe. Sie
©enebmigung fann nach (Ermeffeit oerfagt roerben. ©egen bie
35erfagung fann binnen oier Söodjen Beftf)roerbe an bie SanbeS»
©entralbebötbe eingelegt roerben. Abänberungen ber fRebenftatuten
unterliegen ben gleichen Borfdhriften.
§. 86c. Sie auf ©runb beS §. 84a 3iff cr 3 errichteten
3nnung§fd)ieb3gerid}te müffen minbeftenS aus einem SSorfifeeitben
unb groei Bciftgern befteben.
Sie Seifiger unb beren 6teüoertreter fittb gur $alfte aus ben
SnnuttgSimtgliebcrn, gur §älfte aus ben bei ihnen befchäftigten
©efellen (©ebilfen) unb Arbeitern gu entnehmen. Auf baS 3Babl*
recht finben bie 35orfchriften ber §§. 10, 13 Abfag 1, 14 Abfag 1
beS ©cfegeS, betreffeitb bie ©eroerbegeridbte, oom 29. Suli 1890
(3teicbs*©efegblatt Seite 141) Anroenbung.
Sie erfteren finb oon ber SnnungSoerfammluug, bie legieren
oott ben ©efellen (©ebilfen) unb Arbeitern gu roäblen. Ser 35or*
fifecitbc roirb oon ber Anffid;t3bel;örbc beftimmt; er braucht ber
Snnung nicht atigugebören.
Sie Beifiger erhalten für jebe Sigung, welcher fie beigeroobut
haben, Bergütmig ber baaren Auslagen unb eine (Entfcbäbigiutg
für 3eitoerfäummg; bie $öbe ber legteren unb ber Betrag ber bem
Borfigenbett gu geroäbrenben 35ergütung finb im Sfebenjtatut feft*
gufegen.
Sinb Wahlen nicht gu Staube gefommen, ober oerroeigeru bie
©eroäblten bie Sienftleiftung, fo Ijat bie Auffid;tsbebörbe bie Bei*
figer aus ber 3abl ber wählbaren SnnungSmitglieber, ©efellen
(©ebilfen) unb Arbeiter gu ernennen.
§. 86d. (Erfolgt burch baS SnnungSfcbiebSgeritbt eine 35er*
urtbeilung auf 35ornabme einer £>anblung, fo ift ber Bcflagtc gu*
gleid; auf Antrag bcS Klägers für ben 5all, bag bie §anblung
nirfjt binnen einer gu beftimmenben Örift oorgettommen wirb, gur
3abliiug einer nad; bem ©rmeffen beS ©erichts feftgnfefecnbcn (Ent*
fchäbiguug gu oerurtbeilen. 3» biefent Öaße ift bie 3roangSooH*
ftreefung in ©emäfrbcit ber §§. 773 unb 774 ber (Eiuilprogcfjorb*
nung auSgcfchloffcn.
§. 86e. Sie (Entfcheibungcn ber Snnung (§. 84 3iff cc 4)
unb ber 3nnungSfchtebSgerid)tc (§. 84 a 3iff cr 3) finb fd;riftlich
abgufaffen; fie geben in KcdbtSfraft über, roenn nicht binnen einer
9?otf)frift oon gehn Sagen eine Partei Älage bei bem orbentlid;cn
©eridjt erbebt. Sie grift beginnt gegen eine bei ber 35er*
fünbigung nid;t anwefenbe Partei mit ber 33cl)änbigung ber ßnt*
fcheibutig.
3luS 35crgleichen, welche nad; Erhebung ber SHage oor ber
Snnung ober bem Snnungöfd;iebsgericht gefd^roffeu fmb, finbet bie
3roangSooIlftrcdung ftatt.
Sie (Entfdjeibnngen fönnen oon 3lmtSwcgen für oorläufig ooll*
ftredbar ccfläit werben, roenn fie bie in 3iff cr 1 ^ §• 3 beS
©cfcfceS, betreffeitb bie ©eroerbegerichle, oom 29. Snli 1890 (3?eich0*
©efehblatt Seite 141) bcgcichneten Streitigfeiten betreffen, ober ber
©egenftanb ber 35erurtbeilung an ©elb ober ©clbcSroertb bic
Summe oon 100 2Rarf nicht überfteigt.
Sie oorläufige 35oHftredfbarfeit ift nidjt auSgufprcchen, roenn
glaubhaft gemacht roirb, bafe bie 35oDftrecfung bem Schulbner einen
nicht gu erfehenben SRadjtbeil bringen roürbe; and; fann fie oon
einer oorläuRgcti SicherheitSleiftung abhängig gemad)t roerben.
Sie 35oHftrccfutig erfolgt, fofern bie 'Partei bie5 beantragt,
auf (Erfudjen ber Snnung ober beö 3nnung$fd;ieb0gericbt$ burrf;
bie 55oIigeibebörbc nach Stafjgabc ber 3Sorfd;riftcn über bas 33er*
roaltungsgroang3üerfaf;rcn; roo ein folcheö 35erfabren nicht be*
ftebt, finben bie 33cftimmungen über bie 3njangSoollftrerfung in
bürgerlichen SRechtSflreitigfeiten 31nroenbung. (Ein unmittelbarer
3roang gur 35ornal;me einer .ganblung ift nur im 3aHe bcS §. 127 d
guläffig.
3|t rechtgcitig tlage erhoben, fo finbet ber §. 047 ber (Eiuil*
progefeorbnung entfprechenbe 3lnroenbung.
§. 88. Sie Snnungen unterliegen ber 3lufficht ber unteren
35erroaltnitg§bebörbe.
Sie WuffuhtSbeborbe Übermacht inSbefonbere bie Befolgung
ber gefehlid;en unb ftatutarifchen 35orfchriften unb fann biefelbett
burch Slttbrobung, Seftfefcung unb 35oIIftreefung oon DrbnungS-
ftrafen, bereit betrag in bie Snnutigäfaffc fliegt, gegen bie Snbaber
ber Snnung^ätnter, bie 33eauftragten ber 3nnung unb, foroeit fie
an ben ©efd)äften ber Snnung tbeilnebmen, gegen Snmingdmit*
glieber unb ©efdlen (®el;ilfen) ergroingeu.
Sie ift befugt, ber Snnung, roenn fte c$ unterlägt, igr gu*
ftehenbe Hitfprüche geltenb gu machen, einen Vertreter gur geridjt*
liehen 35erfoIgung ber Angelegenheit gu beftellen.
Sie beruft unb leitet bie SnnungSoerfammlung, roenn ber
Storftanb bicfelbe gu berufen Reh roeigert.
Heber Abäitberung bcö Statuts unb (Errichtung unb Abänbe*
rung oon 5Rebenftatuten fann oon ber 3nnung$oerfammlung nur
im Beifein eines 35ertreterS ber 3luffichtSbel;örbe befthloffcn roerben.
©egen bie Anorbnungen unb (Eniftheibungen ber AufRcbtS*
bebörbe ift binnen oier feoeben bie Befchroerbe an bie höhere
35erroaltuttgSbebörbe guläffig.
B. £janbroerfsau8f<hüffe.
§. 89. 3ur 3Babrnebmung ber gemeinfatnen geroerblicbeii
Sntereffen ber ©eroerbetreibenben eines BegirfS, roelche eines ber
im §. 82 begegneten ©enterbe als ftebenbeS ©enterbe felbftftänbig
unb nidjt fabrifmägig betreiben, ober gu ben im §. 82 b Abfag 2
begegneten nid;t fclbftftänbigen .ftanbtoerfern gehören, ifi eilt
^tanbroerfSauSfchug gu errichten.
Sür bie in bem Begirfe oertretenen ©ewerbe, für roelche eine
Snnung nicht beftebt, bat bet £anbroerfSau8fd;ug bie ber 3nnung
nach §• 34 Ziffer 1, 2, 3 Abfag 1 unb 3iffer 4 obliegenben Auf*
gaben gu erfüllen.
Ser ^tanbroerfSauSfchug ift befugt, bie im §. 84 a 3iff cr . 1 be¬
gegneten 35eranftaltungen gu treffen, bie bafelbft unter 3rffer 4
begegneten 35eranfialtungen anguregen, foroie UnterftiigungSfaffen
für SReifter unb beren Angehörige in SäHen ber SfranflKit, bcS
Sobes, ber ArbeitSunfähigfcit ober fonftiger Bebürfügfeit eingu*
richten; folchen llnterftügungsfaffcn angugehören, barf feiner ber
Beteiligten oerpflicgtct roerben.
Surch Bcfchlug eiugelner ober aller Snnungen beS BegirfS fann
für ben ftreis ihrer 3Ritglieber bem JtanbroerfSauSfchuffe mit feiner
3uftimmung bie Regelung bcS .jperbergSwefenS unb beS 3lrbcitS*
nad)roeifeS foroie bie (Entfd^eibung oon Streitigfeiten ber im §. 84
3iffer 4 begegneten Art übertragen werben.
§. 89a. Ser £>anbroerfSau8f<bug roirb burch eine Berfügung
ber höheren BerroaltungSbebörbe errichtet, in roelcher gngleich fein
Begirf gu beftimmen ift.
Ser Begirf fann nach Anhörung ber §anbroerfsfammer oon
ber böh^rn 35ermaltungSbebörbe abgeänbert roerben. Sn biefem
Solle bat eine 35ermögenSauSeinanberfcgung nach Blaggabc beS
§. 86 c gu erfolgen.
Streitigfeiten barüber, ob ein ©eroerbetreibenber bem $anb*
roerfSauSfchuffe unterftebt, entfeheibet bie AuffichtSbehörbe; auf bie
(Entfdjeibung finben bie Borfchriften beS §. 83 c Anroenbung.
§. 89b. Ser £>anbroerfSauSf<bug beftcht aus:
1. Bertretem ber Snnungen, roeldhe ihren Sig innerhalb feines
BegirfeS haben;
2. Bertretern ber im §. 82 b Abfag 1 unb 2 begegneten $anb=
werter beS BegirfeS, welche eines ber im §. 82 aufgcfnbrten ©e*
werbe betreiben unb einer Snnung nid;t angehören.
‘ Sic" 3abl nnb bie Bertbeilung ber Berlrder ift unter Berücf*
fichtigung beS BerhältniffeS ber,3ahl öer einer Snnung nicht an*
57
OaS ©erocrbcgeridjt. 5)?ittl)cilungcn beS VcrbanbcS bcutfchcr ©croevbcgeridjte. 3oubcr«Rummcr.
r>s
ehörenben Hanbroerfer ju ber 3aßl ber gnnungSmitgliebcr burd)
aS Statut fefoufeßen.
§. 89 e. Oie SXufjid^töBe^örbc fjat Bei bcm HanbroerfSauS*
fißuffe einen Stommiffar jn Befteüen; berfelBe Bat bie Red)te eines
VorftanbSmitgiiebeS.
®er $oinmiffar fann jeber^eit oon ben ©cfyriftftücfen beS $anb*
roerfSauSfd)uffeS ©inficht nehmen, ©egenftänbe 3 ur Verathung
Hellen unb bie ©inbertifung beS HanbroerfSattSfdjuffeS unb feiner
Organe oerlattgen. (Sr fann Vefd)lüffe beS HanbroerfSauSfchuffeS
unb feiner Organe, roeldjc bereit Vcfugttiffe übecfd)reiten ober bie
©efeße oerleßett, mit anffdjicbenber VMrfung Beanftanben; über bie
Veanftanbung entfdjeibet nad) Anhörung beS HanbtoerfSausfdjuffeS
ober feiner Organe bie AuffichtSbehörbe.
§• 90* Vei jebem HanbroerfSauSfcßuß ift ein ©efettenausfdjuß
3 u Bilbett.
SOerfelBe Befteht aus Vertretern:
1. ber ©efeffenausfehüffe ber Snnungen beS VejirfeS;
2 . berjenigeu ©efellett (©ehilfett), melcBe Bei Hanbroerfern ber im
§. 89b ABfaß 1 3iff cr 2 Be^eicBneten Art Befd)äftigt ftttb.
Oie Vertreter ju 1 roerben oon ben ©efeilenautfftf)äffen aus
ber 3aßl bez Bei 3nnungSmitgliebern BefcBäftigten ©efettett (©e*
Biilfen), bie Vertreter ju 2 oon ben bafelbft BejeicBnetert ©efcllen
(©eBiilfen) ans iBrer Rütte geroählt.
OaS ©aljluerfaBren rairb burcB eine oon ber Böh^a Ver*
roaltungSBehörbe 511 erlaffcnbe 2BaBIorbnmtg geregelt.
Auf bie 3 u fantmeufeßutig beS ©efettenauSfehuffeS, bie 2Sahl
feiner Vtitglieber, baS ©rlöfcßen ber VlitgliebfcBaft, foioie auf bie
VetBeiligung beS ©efellenauSfcBuffeS an ben Aufgaben beS §anb*
roerfSauSfd)uffeS finbeit bie Vorschriften ber §§. 85 Bis 85 c ent*
fpretBenbe Anroenbung.
gär bie Verkeilung ber Rlitglieber ift baS Verhältniß, in
roeldjem im HanbroerfSauSfcßuffe bie Vertreter ber Snnungen 311
ben Vertretern ber einer Snnung nicBt angeBörenben Hanbroerfer
fteBen, maßgebend
(§. 90c.) 5ür ben HanbroerfSauSfcßuß ift ein Statut 31 t er*
Iaffeit. Auf baffelbe finben bie Vorfdjriften ber §§. 86 Abfaß 3
unb 86 a entfpredjenbe Anroenbung.
9. bie Vilbung ber VeBörbe unb baS Verfahren jur (Sutidjeibung
ber im §. 84 3iffer 4 be 3 eidjneten Streitigfeiten;
C. Hanbroerfsfammern.
§. 91. 3ur Vertretung ber ^ntereffen beS .f>anbtoerfS iBrcS
Ve^irfS finb «janbroerfSfammern 51 t errieten.
Oie ©rrießtung erfolgt burd) eine Verfügung ber £anbeS*
©entralbchörbe, in melcBer ber Vejirf ber HanbroerfSfammer 511
Beftimnteu ift.
Ourcß Verfügung ber £anbeS*©cntralBehörbe fann ber Ve^irf
ber HanbroerfSfammer aBgeänbert toerben. 3n biefent Salle Bat
eine VermögettSauSeinanberfeßung nacB SJtaßgabe beS §. 88 c $u
erfolgen.
§. 91b. Oie Haitbrocrfsfammer fann ftd) nacB näBerer Ve*
ftitnmung beS Statuts Bis 311 einem fünftel iBrer Vlitgliebe^aßl
burd) ^uroaßl oon facßoerftäitbigen Verfoncit ergänzen unb $u ihren
VerBanblungen SacBocrftänbige mit Berathenber Stimme ju^ieBeit.
91c. Oer HanbroerfSfammer liegt inSbefonbcre oB:
1. bie näBcre Regelung beS fieBrlingSroefenS;
2. bie Ourcßführung ber für baS £cBrlingSrocfcn gcltenbcu Vor*
fcßrifteit 311 überroaeßen;
8 . bie Staats* unb ©emeiitbeBchörben in ber Sörberung beS
HanbtoerfS bureß tBaifäcßlid)e Rtittheilungcn unb Grftattung
oon ©utadjfen über Sragen 311 unterftüBen, meldjc bie Verljält*
niffe beS £>anbioerfS berüBrcn;
4. V3ünf(Be unb Anträge, meliBe bie VerBältniffe beS §anbtoerfS
BerüBrcn, 3 U BeratBen unb ben VcBörbeit oor 3 ulegen;
5. bie Vilbung oon VrüfungSauSfcBüffen 3 ur ^BnaBme ber ©e*
feDenprüfung (§§. 131 unb 131a);
6 . bie Vilbung oon 9luSfd)iiffen 3111 * (Stiffrfjcibung über Vean*
ftanbungen oon Vefdjliiffen ber V^üfungSauSfcBüftc (§. 132).
2 )ic §aubmerfsfammer foH in allen tüidjtigen, bie ©efammt*
intcreffen beS f)anbrocrfs BerüBrenben SlngelcgeuBciten geljört
roerben.
Sie ift befugt, Veranftaltungen 311 c görberung ber geioerb*
IicBen, teiBnifcBen unb fittlid^en ?luSbilbung ber SUcifter, ©cfellen
(©eBitfen) unb £eBrlinge 311 treffen, foroie SacBfcBulen 311 crrid)ten
unb 311 unterftüpen.
5)ie Snnungen unb §>anbroerfSanSfd)iiffe finb oerpflidjtet, ben
oon ber $anbelSfammer innerBalb iljrcr gaiiäubigfcit dlaffcnen
Slnorbnuiigeu Solgc 30 leiften.
§. 91d. 5)ie §anbroerFsfammcr ift Berechtigt, aus ihrer SOtittc
?luSfd)iiffe 3 U bilben unb mit Befonberen regelmäßigen ober oor*
iibergeBenben ÜlufgaBen 311 Betrauen.
35ie Slusfdjüffe fönnen 30 -ihren VerBanblungen SaiBoerftänbige
mit BeratBenber Stimme 3 U 3 ieBen.
§. 91 e. 2)ie $anbroerfsfammer B fl i öuä ihfer VHtte einen
Vorftanb 30 roäBlett, roeltBem nad) näherer Veftimtnung beS
Statuts bie laufenbe Verroaltung unb ©eftBäftSführuug obliegt.
'Oer VefcBlußfaffuitg ber ©efammtheit ber §anbrocrfsFammcr
bleibt minbefteuS oorbehalten:
1. bie 38af)l beS VorftanbeS unb ber 5luSfd)üffe;
2. bie Seftftettung beS Haushaltsplanes, bie ^Prüfung unb 2lb*
nähme ber SahreSreiBnung, bie Vereinigung oon Ausgaben,
roeltBe im Haushaltsplan nicht oorgefehen fmb, foroie bie 2luf*
nähme oon Anleihen;
3. bie SBgaBe oon ©uta<Bten unb Anbringung oon Anträgen Bei
ben VeBörben unb gefeBgeBenben $örperfd)aften über ©egen*
ftänbe, rocld)e bie ©efammtintereffen, inSbefonbere bie ©efeß*
gebung über bie Verljältniffe beS HanbrocrfS, Betreffen;
4. ber ©rlaß oon VorfcBriften 3 ur Regelung beS SehrlingSroefcnS;
5. bie ©ahl beS SefretärS.
Sott bie Anftellung für mehr als fcd)S Sal)^ erfolgen, fo ift
bie ©eiiel)migung ber Auffi<Bt 8 l>eBi>rö e crforberlich-
Oie Vorfd)riften 311 t Regelung beS üehrlingSroefenS Bebürfeit
ber ©enehmigung ber ßanbcS* 6 entralbeBörbe unb finb 311 oer=
öffentlichen.
§♦ 92. Vci ber Hanbroerfsfammer ift oon ber AuffidjtsBehörbe
ein ^ommiffar 3 U Beftefleu. Oerfelbe Bat bie VecBte eines Vor*
ftanbSmitglicbeS, aber fein Stimmrecht; er muß auf Verlangen
jebe^eit gehört roerben. UeBrigen finben bie Vorfd)riftcn beS
§. 89e ABfaß 2 entfprechenbe Anroenbung.
§. 92a. Vei ber HanbroerfSfammer ift ein ©cfellenauSfcBuß
3 U Bilben.
Oie 3aBl feiner Vlitglieber unb ihre VertBeilung auf bie ein*
3 elnen ©efettenauSfchüffc beS Vc 3 irfS roirb burcB baS Statut ber
HanbroerfSfamrner Beftimmt.
5ür bie Vlitglieber finb ©rfahmänner 3 U roählen, roeld;e für
biefelben in VeBinberungSfällen unb im Satte beS AuSftBeibenS
für ben SReft ber VlaB^eit in ber Reihenfolge ihrer 3Bal)l ein 3 u*
treten Baben.
Oie Vtitglieber unb Stelloertreter roerben unter Seitung ber
AufficBtSbeBörbe mittels fdjriftlicher ABftitnmung oon ben ©efettcu*
auSfcBüffen ber HaubroerfSauSfcBüffe gereäl)lt.
Auf bie 2Bal)l6ercd)tigung unb bie V;äBlBarfeit finbeit bie Vor*
feßriften beS §. 85 entfprechenbe Anroenbung.
§. 92b. Oer ©efettenaitSfcBuß muß mitroirfen:
1. Beim ©rlaß oon VorfcBriften, reelle bie Regelung beS £el;r*
IingSroefeitS 30 m ©cgeitftanbe Baben;
2. Bei Abgabe oon ©utachten mtb ©rftattung oon Vcridjten über
Angelegenheiten, melcBe bie VerBältniffe ber ©efetten (©ehilfeu)
unb ßehrliuge Berühren;
3. Bei ber ©ntfdjcibung über Veanftanbungen oon Vefchlüffeit ber
$riifungSauSfd)üffc (§. 132).
Rtit biefer Maßgabe finben bie VorfcBriften beS .§. 85c
Abfaß 2 entfpredjeitbe Anroenbung; im gatte ber 3tff cc 2 ift ber
©efetteitauSfcBuß nur berechtigt, ein bcfottbcreS ©utad)ten ab 3 ugcben
ober einen befonberen Veridjt 3 U erftatten.
§. 94. Oie HanbroerfSfamuter unterliegt ber Auffidji Ber
höheren Verroaltungsbet)örbe, in bereit Ve 3 irf fte ihren Siß hat.
Oie VorfcBriften ber §§. 88 Abfaß 2 Bis 6 unb 90e finbeit
mit ber Rlaßgabe entfpredjcnbe Anroenbung, baß über bie Ve*
fchroerben gegen Aitorbnitngett mtb ©ntfcBeibungen ber AufficßtS*
Behörbe bie £anbeS*©entralbehörbe eutfeheibet.
Oie ßattbcS*©entraIBeBörbc ift 3 um ©rlaß oon s Bal)Iorbnuugeit
befugt.
D. ©enteinfame Vefiimmungen.
§. 96a. Oie VcBörbeit finb oerpflicBtet, ben ittt Völlige
biefeS ©efeßcS an fie crgeBenbctt GrfucBeu ber gttuungen, Hattb*
roerfSauSfcBüffc mtb HanbrocrfSfatnntertt mtb ihrer Organe 311 ent*
fpredjcit. Oie gleiche Verpflichtung liegt ben Organen ber 3nnmigcit,
HanbroerfSauSfchüffe unb Hanbroerfsfamtncrit untereinanber ob.
Oie burd) bie Erfüllung biefer Verpflichtung entftchenbcn Sloften
finb ooit beit Snmitigeu, HaubroerfSauSftBiijfen unb HanbroerfS*
fatnmertt als eigene VerroaltuugSfofteu 311 erftatten.
§. 96(1. Oie Innungen, HaubroerfSauSfd)üffe unb HanbrocrfS*
Fammcnt bürfett 31 t anberen 3 a)ecfen als ber Erfüllung ihrer gefeß*
liehen unb ftatutarifdjen Aufgaben foroie ber Oecfung ihrer Ver*
59
2 )aS GJeroerbegeridjt. SKitthciluugen bcö BerbnnbcS beutfcfjer (Gcroerbegeridjte Sonbcr*9lmnmer.
60
loaltuugsfofteit roeber Beiträge ergeben, noch Berroenbuugen aus
ihrem Bermögeit machen.
Sie finb befugt, für bie Benufcung ber oon ihnen getroffenen
Einrichtungen, Sadjfchulen, Verbergen, Arbeitsnachweis unb ber-
gleiten, Gebühren 311 erheben. 2 >ie h^ crau f begiiglicheit Anorb-
nuugen unterliegen ber (Genehmigung ber AuffichtSbehörbe.
(§. 97b.) $>ic Blitgliebcr ber BrüfungSauSfcf)üffc, ber SnnungS-
oorftänbe, ber £>anbroerfSauSfchüf[e, ber $anbroerfsfammern unb
ber (GefeHenauSfchüffe oerroalteit ihr Amt als (Ehrenamt unent¬
geltlich, hoch erhalten fie nach näherer Bcftimmung beS Statuts
Vergütung baarer Auslagen unb eine Eutfchäbigung für 3 c i ts
oerfäumnife.
2>ie llebernahme fann nur aus (Grünbeu oertoeigert roerben,
aus beiten bie Söahl 3 um Seifiger eines (Geroerbegerichts (§. 18 beS
(GefefceS, betreffenb bie (Geroerbegerid)te, 00 m 29. Sitli 1890, BeichS»
(Gefefcblatt Seite 141) abgelcbnt rocrbeit fann.
§. 97d. Säe Innungen, £anbroerfSauSfd)üffe unb $anb»
roerfsfammeru ftnb befugt, bnreh Beauftragte bie Befolgung ber
gefehlten unb ftatutarifchen Borfchriflcn su überroadjen unb oon
ber Einridjtung ber Betriebsräume, ber für bie llnterfunft ber
ßchrlinge beftimmten SRäurne, ber Verbergen unb bes ArbeitSuad)-
rocifeS Kenntnis 31 t nehmen.
£üe Berpflidjteten haben beit als foldjen legitimirten Beauf¬
tragten ber. beteiligten Snnungen, £)anbroerfSauSfd)üffe unb £>anb-
roerfSfamraern auf Erforbern roähreub ber BetriebS 3 eit ben 3u-
tritt gu ben BJerfftätten unb ilnterfunftSräumcu, foroie gu ben
fonft in Betragt fommenbcit Bäumlichfeiten 3 U geftatten unb ihnen
AuSfunft über alle (Gegeitftänbe gu geben, roclche für bie (Erfüllung
ihres Auftrages oon Bebeutung finb; fie föniten h^rgu auf An¬
trag ber Beauftragten oon ber ÖrtSpoligeibehorbe angehalten
roerben.
tarnen unb SSofjnfifc ber Beauftragten ftnb oon ber Snnung,
bem #anbroerfSauSfd)uffe unb ber £)anbroerfsfammer ber AnffichtSs
behörbe ajigugeigen.
$ie Beauftragten finb oerpflichtet, ben im §. 139 b begeidjueieit
Beamten auf (Erforbem über ihre UeberroachungSthätigfeit unb
bereu Ergebniffe BJittheilung gu machen.
Befürchtet ber Betriebsunternehmer oon ber Berichtigung beS
Betriebes burch ben Beauftragten ber Snnung, beS £>anbroerfs-
auSfchuffeS ober ber Jjaubrocrfsfammer eine Sdjäbigung feiner
©efchäftsintereffen, fo fann er bie Befidjtigung bttrdh einen anberen
Sad)oerftänbigen beanfprucheu. 3» biefem Salle hat er bem Bor-
ftanbe ber Snnung, beS .£>anbroerfSauSfd)uffeS ober ber §anbroerfs-
fammer, fobalb er ben tarnen beS Beauftragten erfährt, eine ent*
fprechenbe Blittheilung gu machen unb einige geeignete ^erfonen
gu begeichnen, welche auf feine Soften bie erforberlidjen Befid)-
tigungen oorgunehmen unb bem Borftanbe bie erforberliche AuS-
funft über bie oorgefunbenen Berhäitniffe gu geben bereit ftnb.
Sn (Ermangelung einer Berftänbigung groifdjcn bem Betriebs¬
unternehmer unb beni Borftanbe entfeheibet auf Anfuchen beS
Iefcteren bic AnffichtSbehörbe.
II. greie Snnungen.
(§. 100.) Selbftänbige (Geroerbctreibenbe, roelche roeber einer
3mangSinnuitg angehören, nod) bem f>aitbroerfSauSfd)ii& unter-
ftchen, fönnen gur Sörberung ber gemeinfameu gewerblichen Sn*
tereffen gu einer freien Snnung gufammentreten.
Aufgabe ber freien Snnung ift:
2 bie Sörberung eines gebeihlidjen BerhältniffcS groifdjen Bleiftern
unb (Gehilfen, foroie bie giirforge für baS £)crbcrgSroefeit unb
ben Arbeitsnachweis;
3. bie nähere Regelung beS SehrlingSroefenS unb bie «Jürforge
für bie technifche, geroerbliche unb fittlidje AuSbilbnng ber
Lehrlinge;
4. Streitigfeiten ber im §. 84 3iff e * 4 begegneten Art gioifchen
ben SnnungSmitglicbern unb ihren fiehrlingen gu entfdjeiben.
(§. 100 b.) 3)ie Aufgaben ber Snnung, bie (Einrichtung ihrer
Berroaltung unb bie BedjtSoerbältniffe ihrer Gllitglieber roerben,
forocit baS (Gefefc barüber nicht beftimmt, burd) bas SnnungSftatut
geregelt.
$>affelbe inuf} Beftimmung treffen:
1 . über Glameit, Sijj unb Begirf ber Snnung;
2 . über bie Aufgaben ber Snnung, foroie über bic bauernben
(Einridjiungeit gur Erfüllung biefer Aufgaben; nainentlich finb
bie nadjfülgeitbeu Berhäitniffe beS &ef)riiiigSroefcnS gu regeln:
a) bic oon ben SnnuiigSmitgliebcrn bei ber Annahme oon
lYhrlingcu gu crfüHcubeii BorauSfefcungen unb formen,
foroie bic Malier ber Sehrgeit;
b) bie Ucberroachung ber Beobachtung ber für bie Befdjäf-
tigung ber (Gehilfen, Lehrlinge unb Arbeiter, beit Befucf)
ber gortbilbuitgsfchule unb bie Siegelung beS öchrlingS-
roefenS erlaffenen Beftimmungen burd) bie 3nnung;
c) bic Berpflichtung ber Bteifter, ihre Lehrlinge gum Be-
fud)e ber SortbilbungSfchule ober ber Sachfchulc aitgu-
halten;
d) bie Bcenbigung ber Cehrgeit, bic AuSfdjreibung ber
Lehrlinge oor ber Snnung unb bie (Erteilung beS Sehr¬
briefs;
e) bie Bilbung ber Behörbe unb baS Berfahren gur Eiti-
fdjeibung ber im §. 84 unter 9lr. 4 begeichneten Streitig-
feiten.
(§. 100d.) Soll in ber Snnung eine (Einrid)tung ber im
§. 100 Sbfafc 3 unter 3iff e * 4 nnb 5 oorgefehenett 2lrt getroffen
roerben, fo ftnben bie Borfchriften bes §. 86 b Slbfafe 2 unb 3 ent-
fprechenbe Stnioenbung.
5ür ©ntfeheibungen ber Snnung in Streitigfeiten ber im
§. 100 2lbfafc 2 3iffa 4 begeichneten Hrt gelten bie Borfchriften
beS §. 86 e.
(§. 101.) $ie oon ben SnnungSmitgliebern befchäftiatcn (Ge¬
hilfen nehmen an ben SnnungSoerfammlungcn unb an ber Ber¬
roaltung ber Snttutig nur iitforoeit theil, als bieS in bem SnnungS¬
ftatut oorgefehen ift. (Eine fold^c Sheilnahmc mu& ihnen ein¬
geräumt roerben an ber Abnahme oon (Gehilfenprüfuugcn, foroie
an ber Begrünbung unb Berroaltung aller (Einrichtungen, für
welche fie Beiträge entrichten ober eine befonbere Blühroaltung
übernehmen, ober welche gu ihrer Unterftüfcung beftimmt finb.
(§. 103 b.) $)ie Snnungen unterliegen ber Sluffidjt ber ©e-
meinbcbchörbß.
III. SnnnngSoerbänbe.
§. 104. 3 ,oa ngSinnungen unb freie Snnungen gleicher unb
oerroanbter (Geroeibe fönnen gu Berbänben gufammentreten; ber
Beitritt ift burd) bie SnuunaSoerfammlung gu befd)Iiehen.
$ie Sunungöuerbäitbe haben bie Slufgabe, gur Söahrnchmung
ber Sntereffcn ber in ihnen oertretenen (Gewerbe bie Snnungen,
£)anbroerfSauSfchüffc unb §anbroerfsfainmeni in ber Berfolgung
ihrer gcfegiichcn Aufgaben, foroie bie Bcbörbcn burch Borfd)lÖge
unb Anregungen gu uuterftühen; fie finb befugt, ben 2lrbeitSna<h*
rocis gu regeln, foroie Sachfchulen gu errichten unb gu unterftüfcen.
^uS ber Begrünbung gu bem (Enttourf eines (Gefe^cS, betreffenb
bie ^Ibänbernng ber (Gctoerbeorbnung.
®ic Erfahrung hat gegeigt, bafc cS auf ber (Grunblagc ber
Beftimmungen ber (Gerocrbcorbitung oon 1869 uidjt möglid) ge-
roefeit ift, bic Snnungen gu fräftigeu, ihrer Aufgabe gerocid)fene
Korporationen roicbcr gu beleben unb ben — nach ber gcfchid)t-
üchcu (Entroicfcluug feines StanbeS unb unter ben Bcrhältniffcn
beS inobernen BJirthfchaftSlebenS in befonberem BZahe auf einen
genoffenfcbaftlidjcu 3 ufamntcnfchluh ^ingeiütcfciten — «sjaubroerfet
oor ber Bercingclung gu bewahren.
(Ebenforocnig hat cS fi<h als möglich ertoiefen, mit §ülfe ber
Beftimmungen über bas SchrlingS- unb (GefcUenrocfcn eine Beffe-
rung ber auf biefen (Gebieten im Sanbroerferftanb hcnwrgctretcuen
Blifeftänbc h c rhcigufiihren. Blit Gled)t wirb in ber Begrünbung
ber Glooellc gur (Geroerbcorbnung ooiit 18. SnÜ 1881 barauf Ijin-
geroiefeit, bah burch jene Borfchriften groar befunbet werbe, bafe
ber Staat ein aud) in ber (Gefehgcbung gu berüdfichtigcnbeS Snter»
effe an einer tüchtigen, gewerblichen unb fittlidjcn 2(uSbilbung ber
Sehrlinge habe, aber bie Blittel bes Staates, namenilid) bie &l)ätig-
feit feiner Behörben, nidjt auSrcid)teu, um bic Erfüllung gu über¬
wachen; bicS fönne nur babnrd) gefcheljen, bafj organifirte BerufS-
gemenifdjafteu ihren Bcitgliebern gu bem (Enbe beftimmte Berpflich-
tuugen aufcrlcgten unb bereu (ErfüHuttg burch genoffenfdjaftlidje
Einrichtungen überwachten unb nöthigenfaltS ergroäitgen; cbenfo fönne
baS §erbergSroc[eit, roeldjes im Slügeineinen feit bem Berfad ber
3 nnuugen barnieberliegc unb bis jetjt nur burd; bie Sdjätigfeit
freier Bereine eine Bcfferuug erfahren habe, foroie bie früher mit
bcntfclben im engflen 3 ufammeuhange fteljenbc wichtige Aufgabe
ber ?lrbcitSocriuitteliing nur burd) bie Xhätigfeit ber orgaitifirten
BerufSgeinciufd)afteu biejenige BP e ge roieberfinbeu, bereu fie im
fittlidjcn unb roirib|d)aftlitf)en Sutereffe ber ©efcllen bebiirften.
4)aS (Gefeh oon 1881 oerfolgte bei biefen (Erwägungen auS-
gefprodjeitcrmaien ben 3 ,üec t ^i e Snnungen roieber gu Organen
ber gewerblichen Sclbftoerroaltmig werben git laffcit.Eine
fil $a§ ©croerbcgeridjt. SRittheilungen beS BerbanbeS bentfcßer ®erocrbegerid)te. <oonber-9cummrr. 62
Erweiterung erfuhr biefe BFaßnnbnte burd) bic Sßoocfle gur ©e*
roerbeorbnung oom 18. 2>egeinber 1884, bie eS ermöglichte, bic
Befugniß gunt galten oon Lehrlingen auf beu Kreis bcr BFitglieber
ber Snnung gu befcßränFeit. Weitere ©cßrittc auf ber fo betretenen
Bahn gefeßaben burd) bie Sfcooette gur ©eroerbeorbnuug oont
23. April 1886 unb 6 . Suli 1887, non benen .... bie lefetere
Beftimotungen traf, nach benen ben Snnungen unter gewiffen Bor*
anSfefcungen bie Befugniß eingeräumt roerben Fann, gur Beftrei*
tung ber Koften einzelner oon ihnen getroffenen Einrichtungen audj
bie ihnen nicht beigetretenen ©cwerbcircibeuben h^angugießen.
Es ift anguriFennen, baß bie Snnungen ba, ioo fic im $aitb*
werFeiftanb feiten Bobcn gefnnbett höben, theilroeife gu recht erfreu*
liehen Ergebniffen ihrer äßätigFeit, namentlich auf bem ©ebiet beS
LebrlingSwcfcnS, beS gewerblichen Unterrichte unb beS ©i'Üföfaffen*
toefenS gelangt finb. Es rechtfertigt bieS ben ©cßluß, baß man
auf bem eittgefd)lagenen BSegc toohl gu einer ©efunbung ber Ber*
häitniffe hätte gelangen Fönnen, wenn bie Annahme, eS würbe ftcfj
nad) ber Reform ber ©efeßgebung ber übermiegenbe Xßril ber
§anbwerfcr ben faFultatioen Snnungcn anfdjließett, richtig gewefen
roäre. $>iefc Einnahme hat fid) jeboeß nie irrig erroiefen. 3 « ben
breiten ©d)id)tcn beS $anb»erFerftanbcS ift ber ©etneinfinn äugen*
fd)rinlich nicht lebmbig genug, um ben 33iberroittett gegen bie
ilniecorimnng beS unmittelbaren eigenen Bortßeils unter bic 3nter*
effen ber ©efammtheit mit bauembem Erfolg beFämpfeit gu Fönnen.
3m ©roßen unb ©attgen ftnb baher bie reJblicfjen Bemühungen
einer Attgahl einfießtiger £>anbwerFer, bei ihren BerufSgenoffen bie
Erfenntniß oon ber 9iotf>roenbigfeit beS freiroittigen AttfcßluffeS an
bie Snnungen unb ber pcrfönlicßen Xheilnahme an ber Erfüllung
ihrer Aufgaben waeßgurufen, ohne bureßgreifenbe töefultate ge*
blieben. 3)en Snnungcn ift eS nicht gelungen, ben größeren Xßeil
ber $anbroerFer in fteß 3 « oereinen, unb oielfach hat fieß nur rin
Keiner Brucßtheil gttnt Anfcßluß an fte bereit finben laffen. ©o*
roeit baS oorhanbene ftatiftifeße SRaterial reicht, Fann angenommen
roerben, baß nur etroa ein 3rijntel fätnmtlicher §anbroerFer beu
Snnungen beigetreten ift. ©ementfprecßenb haben bie auf 3?rei*
roiHigFeit bccui)enben Snnungen nicht bie persönlichen Kräfte unb
bie finanziellen drittel gewonnen, bie fie befähigt haben roürbeu,
eine allgemeine Befferung ber Sage beS £>anbtoerFö heebrigufüßren....
tiefer EntwicFclungSgang hat 3 U oer Uebergeugung geführt, baß
jebe Drganifation beS §anbroerFS fo lange beS rechten Erfolges
entbehren muß, als fte auf ben Bobeit ber Sreiroiöigfeit gefteüt ift.
4)ie in bem Entwurf oorgefchlagene Drganifation fott eine ooÖ*
fläitbige, baS gan 3 e §aubwcrf untfaffettbe unb ba 3 u beftimmt fein:
1. bie cjleidjgeitig ^crBeisufiißrenbe gcfefeliche Neuregelung beS
LehrlingSmefeuS ausgugeftalten unb burcßgufiihren,
2. bie übrigen Sntereffett beS ©anbmerFerftattbeS roahr 3 unehtnen,
inSbefottDere auf feine allmähliche Ergießung 30 genoffenfeßaft*
lid)er SßätigFeit ßinguwirFen, unb
3. eine ©tanbeSoertretung gegenüber ber ©efeßgebuttg unb ber
Berwaltnng barzufteücn.
3u bem Enbe fott ber §anbroerFerftanb eine ©lieberuitg in
Snnungen, öattbwerFSauSfcßüffe unb $anbwerFSFammcnt erhalten.
£ie unterfte ©tufe, „bie Snnung", ift als 3mangSinnuitg
gebacht, welcher Fraft ©efeßeö, ohne baß e§ beS auSbrücflid^en
dintrittS ober ber Aufnahme bebiirfte, äße im 3 nnungäbe 3 irF oor*
hanbetten felbftftänbigen £>anbroerfer beö ®eroerbe 3 toeigeS, für
roelchen bie Smtung errichtet ift, al§ 3Kilglieber angehören. 511^
uoihroenbige Aufgaben ber Fünfligeit Snnungen ftttb im Söefent*
liehen biefelben hmgefteßt, welche ber bisherige §. 97 ber ©eroerbe*
orbnung ben beftehenbeu Snnungen sugeroiefen hat.
2 )ie Aufgaben, welche ber Snnung hifntach sugeroiefen roerben
fotten, ftnb namentlich bie pflege beä ©emeingeifteö unb ber
©tanbeeehre, foroie bie Süriarge für ba^ Sehrlingöroefen. Sine
roirFfame pflege beS SehrlingSwefeitö ift in oolletn ^afec nur oott
Snnungen 3 u erwarten, roeldje auö ©ettoffen beffelbert $anbroerF 0
ober minbeftend au 0 ©enoffen oerroanbter ,§aubroerFe beftehen.
^)ie Erfahrungen, bie mit ben bisherigen Snnungen gemadjt ftnb,
haben gezeigt, baö Snnungen, welche auö Angehörigen ber oer*
fchiebenfteit ^anbroerFe jufammengefejjt finb, bie fogeuaunten ge*
mifchten Snuungeu, ihren Aufgaben nur in feljr befchränftem 'IRabe
haben genügen Fönnen. ^er Entwurf ficht beShalb nur bie 33iU
buitg oon Sachinnttngcn unb Snnungen oerroanbter £>anbroerFe
oor, wobei als oerroanbte $anbroerFe folche angefehen finb, welche
nach örtlichem Brauche oielfach gemeinfam betrieben werben unb
in ihrer XechniF einanber fo nahe fteljen, ba& bcr Betrieb beS
einen sugleid) ein auSreidjeitbeS Bcrftänbiiig für bie tcchnifcßen
SertigFeiten, beit gefdjäftlid;cn Betrieb unb bie roidjtigften Siitcrcffeu
beS anberen gewährleiftet.
ÜReben ber ©enteinfantFcit ber gewerblichen XhätigFeit ihrer
Btitglieber ift für bie erfolgreiche Sntwufelung ber Snnung aud)
bie sroecfmäfeige Abgren 3 uug ihres Be 3 irFs oon roefentlicher Be*
beutung. Sine Fräfttge BJirFfamFcit ber Snnung ift um fo weniger
3 u erwarten, je mehr beit einzelnen Britgliebern burch bie räum*
liehe Entfernung oorn ©ifee ber Snnung bie ^brilnaljme an bem
genoffenfdjaftlichen Seben unb bie Benufeung ber oon ber Snnung
getroffenen Siurid)tungen erfchroert wirb, hiernach wirb bie im
Entwurf oorgefehene SnnungSbilbung nur infoweit burdjgefiihrt
werben Fönnen, als bie BorauSfefcung jutrifft, bafe in einem Be 3 irF,
welcher feiner AuSbehnung nach allen barin oorhanbeiteu .fianb*
roerFern bie Sheilnahme am SnnungSleben ermöglicht, bie ein 3 elnen
^aitbrocrFe für fi<h aßein ober in Berbinbung mit anberen oer*
roanbten ^mnbwerFen bie gur Bilbung einer leifiungSfähigen©enoffen*
fchaft erforberliche 3ahl non felbftftänbigen ^anbroerFern aufweift....
Sbenfo giebt eS BegirFe, itt welchen bie BeoölFeruitg fo bünn
unb bie gewerbliche £hätigFeit fo wenig entwicFelt tft, ba& nur
in eingelnen 3meigeit beS §anbwerFS eine gur Bilbung einer lebeitS*
unb IriJtungSfäbigen Snnung genügenbe 3.ahl non £>anbwerFerit
gefuitben wirb. ES wirb baher überall eine — in bünn beoöl*
Ferien ©egenben gröbere, in bidjt beoölFerten Fleinere — Angabi
oon JmnbroerFern übrig bleiben, bie oon ber SnnungSbilbung nicht
erfaßt werben Faun. Sollte man biefe .^anbwerFer bei ber Drgani*
fation gang unberücFfichtjgt laffen, fo würbe man weite Sheife beS
£>anbwerFerftanbeS ber bisherigen Bereingelung auch ferner über*
laffen unb ihren ©efellen unb Sehrlingen bie görberung unb ßfür*
forge oorenthalten, welche ihnen burch bie neue gefefcliche Regelung
gefiebert werben fott. ES ift baher auch für biefe ^anbroerfer eilt
Organ gu fchaffeit, welches für fte bie ber Snnung gugeroiefeneu
Aufgaben . . . gu übernehmen hat.
$)ie hiernach für bie beteiligten Snnungen unb für bie nicht 5
Forporirten £>anbwerFer erforberliche Bertretung fott nach bem
Borfchlage beS Entwurfs burch bie Errichtung oon „$anbrocrFS*
auSfchüffen" gefchaffen * werben. ®ie baburch herbeigefuhrle Ber»
einigung beS Forporirten unb beS nidjtForporirtcn £>anbwerF$ . . .
bietet oor einer gefonberten Drganifation für beibe Kategorien oon
ßanbroerFern beu großen Borgug, baß babei nicht nur bie Snter*
effen ber betheiligten Snnungen ober ber nidjtForporirten t ^anb*
werFcr, fonbern oor Allem bie loFalen Sntereffen beS gefamntleit
£>anbroerFs, insbefonbere aud) hinßttlich ber Regelung beS .^erbergS*
roefenS unb beS ArbeitSnadjweifeS, roahrgeuommen werben Fönnen.
2)ie §anbroerFSauS|d)üffe fallen gugleich ben im BegirFe oor*
hanbeneit Snnungen bie s JUtöglichFeit, fich für eiitgelne ihrer Auf*
gaben gu einer gemeinfamen ShätigFeit gu ocreinigen, geben, bie
namentlich für bie Bornahme ber Wahlen unentbehrliche Unterlage
für bie leßte ©tufe ber Drganifation, bie .’panbwerFSFammer, bilbeit
unb biefer als auSführenbe Organe ihrer XhätigFeit bienen. . . .
3ur Beroottftänbigung ber Drganifation beS §anbroerFS be*
barf eS noch eines BertretungS* unb ©elbftoerroaltungSFörperS für
größere BegirFe, wie er für §anbel unb Snbuftrie bereits feit län*
gerer Rät ttt ben weiften beutfeßett ©taaten unb für bie £nitb*
wirthfd;aft feit Kurgem in Braßen in ben SanbroirthfchaftSFammern
befteßt. tiefes Organ fott.bie „^anbroerFsFammer“ fein, bie als
gufamntenfaffeitbe Bertretung beS gefammteit £>anbwerFS eines
größeren BegirFS aus ben SBaßlen ber §anbwerFSauSfchüffe, in
benen bereits bic Bcrtreter ber Forporirten unb ber ntchtForporirten
§anbroerFer ocreinigt ftnb, h^roorgehen fott.
S)ie ^anbwcrFsFammcr wirb naturgemäß eine hoppelte Auf»
gäbe haben, ©ie wirb einmal bie ©efammtintereffen beS j&anb*
toerFS unb bie Sntereffen aller in ihrem BegirF oorhanbeiteu £>anb*
werFe gegenüber ber ©efeßgebuitg unb ber Berroaltmtg beS ©taateS
gu oertreten haben, unb gtoar foroohl burch @rftattuna ber oon beu
©taatSbcßörben einguholenben ©utachten, als auch oureß bie aus
ißrer eigenen Snitiatioe h erüor 9 e h c nben Anregungen, daneben
wirb fte als ©elbftoerwaltungSorgan bie Aufgabe haben, bicjcnigeit
gur Regelung ber Berßältniffe beS >3anbwerFS erlaffeiten gefehlicßcn
Beftintmungcn, weltße noeß einer Srgängung bureß Eingeloorfcßriftcn
bebiirftig utib fähig finb, für ißren BegirF weiter auSgubaucn, bie
^urd)führuttg ber gefeßlicßen unb ber ooit ihr fclbft erlaffeneit
Borfcßriftcn tu ihrem BegirFe gu regeln unb gu überwachen, unb
ettblid) folcße auf bie Sörberung beS ,£>anbwerFS abgielenbe Beran*
ftaltuugeu gu treffen, 311 beren Begrünbungunbilnterhaltung bieKräftc
ber eingelnen Snnungen unb .'oanbroerFsauSfchüffe nid)t auSreicßett.
©oll bie neue Drganifation bie ißr gugebaeßte Bebeutung ge»
wititteit, fo wirb fie aneß bie ©cfelleu ntitumfaffen unb ißnen eine
beit gegenwärtigen Berhältniffctt beS ©efedenftanbeS eitfprecßenbc
©telluug auweifeu miiffen. deshalb fotten auf jeher ©tufe ber
Drganifation bie ©efellen bureß einen AuSfcßuß oertreten fein,
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Dn§ (Scroerbegertdjt. ©itttljcilimgen beS Berbanbeö bcutfdjer ©eroerbcgerid)te. Sonber Bummer.
welchem bei allen ©efchäfteu ber Snitung, beS £jatibroerfSauSfd)uffeS
ober ber £>anbroerferfammer, bie baS Sntereffe ber ©efeHeti unb
Lehrlinge berühren ober Stiftungen irgenb einer 2lit oou ben ©c*
feilen in Bitfprud) neunten, eine ÜJiitroirfnng eingerämnt loirb.
tiefer SJiitroirfung fann eine roirflidje Bebcutung nid)! burd) ge*
fet?licf)e Regelung beS StimmoerhnltuiffeS in ben gur gemeinfamett
Befd/lufefaffung gelangenben 21ngelcgenl)eiten gefiebert roerben; eS
muh oielntehr gu bem (Snbe bem ©efeUcnauSfd)u& bas Bed)t bei*
gelegt roerben, gegen Bcfcbliiffe beS DrganS, bei welchem er bie
©efelleri gu oertreten h«t, Biberfprud) gu erbeben mit ber Bir*
futig, ba& in biefem Salle bie guftänbige Bchörbe über bie Blei*
nungSoerfchiebenfjeit gu entfebeiben bat.
Sie aQe anberen Drgane ber Selbftoerroaltung finb aud) bie
für baS £>anbroerf gu begriinbenben ber 9luffid)t ber guftänbigen
StaatSbefjörben gu unterteilen, welche bie Erfüllung ber ben ein*
gelnen Drgatien auferlegtcn SBerpflicf)tungen, foroie bie Beobad)tung
ber gefefclidjen unb ftatutarif<ben Borfchriften gu überwachen unb
nötigenfalls gu ergroingen haben. Rad) ben bisher gemachten
(Srfabruugen muh aber, wenn bie beabficfjligte Drganifation für
baS £>anbroerf roirflich bie erhofften (Srfolgc haben foH, noch eine
roeitergebenbe Biitroirfung ber Behörben oorgefeben toerben. Dies
finbet feine Begrtinbiing ebenfo febr in ber gefd)id)tlichcn lieber*
lieferung beS |ianbroerferftanbeS, n>ie in ber (Srgiebutig unb 2luS«
bilbuug beS eiugeluen .£>anbroerferS. Sind) bei grober Diidjtigfeit
in ben unmittelbar gu feinem Berufe gefjörenben ©efchäfteu läßt
ber .fmnbroerfer im Vlllgemeineit bod) häufig eine gemiffe in ber
Batur ber Berhältuiffe liegeubc Schroerfälligfeit unb namentlid)
einen Mangel au JÖnitiatioe erfctinen, inSbcfonbere menn cS ficb
um eine gemeinfame Dljötigfeit banbeit, bereu örüdjte für bie (Sin*
gelnen nid)t ohne BeitercS auf ber $anb liegen. Slucb macht ficb
nicht feiten eine ungureidjenbe ©croanbtheit unb Sicherheit in ber
Behanblung ber unter ben heutigen Berbältiiiffeit nicht gu cntbel)*
renbeit gefd)äftlid)eii Sonnen ^iitbcrnb fühlbar, welche bie Dhötig*
feit ber §anbroerfer gerabe an folgen fünften, roo ihre Sntercffen
mit befonberem Badjbrucf geltenb gu machen mären, lähmt. 3«
biefer Begiehung fmb in Defterreich bie gleichen Beobachtungen
gemacht roorben; auch bort ift, oon oereingelten Ausnahmen abge*
j'efjen, überall ba, roo bie 3roangSgenofienfdjnftco beS Uletn*
gerocrbeS erfreuliche unb anerfenneitSroerÜ)e (Srfolge aufguroeifen
haben, bicS nicht am lefelcn (Snbe ber bauentben Anregung unb
unmittelbaren SJiitroirfung ber ftaatlichen ober ftäbtifd)en Behörben
gu oerbanfen.
Bährenb bei ber eingelnen Sonung ohne befonbere Beranftal*
tung eine roohlroolleube ^(uffichtöbe^örbe auSreidjcnbe §anbhahcn
gu einer förberubeu ©inroirfung auf ihre ^hätigfeit finben roirb,
empfiehlt es fid), bei bem £>anbroerfSauSfchnh unb ber .panbtoerfS*
faminer befonbere Borforge, unb groar burd) Bcftellung eines be*
l)örblid)eit ftommiffarS gu treffen, roeld)er bem (Singelneu in Be*
tracht fommenben Drgane als Btitglieb angehören, beffen fachliche
unb gefchäftlid)e S3eiftungSfähigteit burch feine oorauSfid)tlich^ö^ere
Bilbung unb größere ©efchöftSfunbe oerftärfen unb gugleid) eine
geroünfd)tc ©ernähr für bie fachgemäße, oon perfönlicheit Sntereffen
unbeeinträchtigte Behanblung ber (^efeijafte barbieten foll. Die für
biefeS 2lmt geeigneten ^erfonen roerben groar oorgugSroeife in beit
iliitgliebern ber Staats* unb Sfommunaloerroaliung gu finben, bod)
roirb es unbebenflid) fein, nach bem Borgauge in Defterreid) auch
Brinatperfoncu mit biefem 51mte gu betrauen.
2)ie roefentlid;e Bebeutung ber geplanten Drganifation roirb
barin gu erblicfen fein, ba& mit ihr bem §aubroerferftanb ein fefter
Boben gewonnen roirb, auf roelchem er ben Äatnpf gegen bie Biih 5
ftänbe feiner Üage, an welchem er gegenwärtig franft, mit oereinten
kräften anfnehmen fann. ^
2)ie Bertretung, welche bnreh bie oerfd)iebenen Stufen ber
Drganifation geraffen roirb, giebt bem ^anbroerferftanbe bie
Sidjerheit, bafe bei allen weiteren Schritten ber Oefehgebuug, bie
baS .J)aubroerf berühren, unb bei ben SDtajjnahmeit ber Behörben
ber ©eroerbeocrroaltung uid)t ohne Berücffichtigung ber ?lnfchau*
uugen unb Söiinfche ber unmittelbar betheiligten Sachoerftänbigen
oorgegangen roirb.
3u ben eingelnen Beftimmungeu beS (SutrourfS ift Solgenbes
gu bewerfen:
3u Hrtifel 1.
I. Drganifation beS §anbrocrfs.
A. 3maugSinnuugen.
3u §§. 84 unb 84a.
^ie im 81 gufamiueugcftelltcn 3mecfe f welche bie notl) s
roeubigen Aufgaben ber 3 n »ung bilben füllen, finb bicfelbeu, welche
in ber £>auptfache bereits im §. 97 ber ($erocrbcorbnung als noth s
roenbige Aufgaben ber freien Snuuugen aufgeführt finb, unb, wie in
ber Begrünbung gn biefer Beftimmung mit 9ted)t bewerft roirb,
gefchichtlid) ben roefentlichen Snhalt beS 3miungSlebenS bilben,
oon allen Innungen, wenn auch in oerfchiebenem Btafec, erfüllt
werben fönnen unb gugleich oon jeber 3nnung erfüllt roerben
müffen, wenn fie uid)t bie Berechtigung, als eine im öffentlichen
Sntereffc aufrecht gu erhaltenbe Morporation anerfannt gu roerben,
oerliercn will.
3ur felbftftänbigen Regelung beS ÖehrlingSroefenS foll bie
3nnung fernerhin, roenigftenS ber SRegel nach, nicf)t mehr befugt,
fonbern oielmehr barauf befd)räitft fein, bie Durchführung ber gu
biefem Behuf erlaffetten gefeplicheu Borfchriften unb ber auf ©runb
beS ©cfcfceS con anberen guftänbigen Stellen, inSbefonbere ber
§anbroerfsfammer getroffenen ?lnorbuungen in bie Söege gu leiten
unb gu überwachen, fo bafc bie Snnung nur inforoeit, als folche
Borfdhriften unb Slnorbnungen nicht oorhanben fmb, mit felbft*
ftänbigen Snorbnungen oorgehen fatin.
Die oon bem Wortlaute beS §. 97 3iffet 4 ber ©eroerbeorb*
nuttg abroeid)enbe Saffutig beS §. 84 3iff er 4 beS (SntrourfS ift in
Bücffidjt auf bie burd) §.78 Slbfajj 1 beS ©efefeeS über bie ©e*
roerbegerichte ooui 29. 3nli 1890 erfolgte Aufhebung beS §. 120a
ber ©croerbegerid)te nothroeiibig geworben.
®ie im §. 84 a 3iff cr 3 oorgef^Ingene (Srroeiterung ber 3 Us
ftänbigfeit ber Schiebsgerichte auf bie (Sntfcheibung oon Streitig*
feiten groifd)en ben Snnwngsmitgliebern unb ben oon ihnen be*
fdjäftigten ungelernten Arbeitern begroeeft, eine bei ber ?lnroenbung
beS ©eroerbegerid)tSgefeheS heroorgetretene Sücfe gu ergängen. 9tac|
ber Raffung beS §. 13 flbfah 3 biefeS ©efefccS war offenbar beab*
fichtigt, aud) biefe Kategorie oon Arbeitern ber 3uftänbigfeit ber
3nnuugSfchiebSgerid)te gu unterfteüen. J)iergu hätte eS inbeffen
einer anberroeitett Raffung beS §. 79 beS ©efe(jeS beburft. Den
hieraus fich ergebenben Unguträglichfeitcn fott bur<h ben Borfchlag
beS Entwurfs abgeholfen roerben.
3u §. 84b bis 85c.
2)ie Ausübung beS SSahlrcchtS in ber SnnungSoerfammlung
ift oon ber 3itrü^Iegung beS 25. DebcnSjahreS abhängig gemadht;
für bie s Böl)lbarfeit gu ben SunungSämtern foll bie 3orücflegung
beS 30.1'ebenSjabreS ^eforbert roer-ben,- um eine geroiife ©eroähr
für eine ruhige nub fad)gemähe SluSiibung ber mit biefen Remtern
oerbunbeuen 9ted)te unb Pflichten gu gewinnen (§. 84h).
J)infid)tlid) beS Alters bie Slnforberungen beS §. 84h §lbfah 1
unb 2 and) bei ben Bahlen gum ©efeüenauSfd)uh gu ftellcn, er*
fd)eint nid)t rathfam. 2>er 5?luSfd)Iuj3 ber ©efellen unter 25 Sah^n
oon ber Bahlberechtigutig unb berjenigen unter 30 Sohren oon
ber Bäfjlbarfeit würbe mit SRiicfficht auf baS geroöl)nlid)e Durch*
fd)uittSalter ber ©efellen eine unbillige Bcfchränfnng beS Bahl*
rechts bebentcn; ber Borgang im § 13 Slbfafc 1 beS ©eroerbe*
gerid)tsgefepes fann hier nicht burchfchlagenb fein, ba er bie
Bilbung eines DrganS ber Rechtspflege gutn ©egeuftanbe hot
roähretib eS fid) im oorliegcnben 3all um eine Sotereffentenoer*
tretung honbelt. ^vür beibe öälle roirb baher bie 3 ur ücflegung
beS 21. DebenSjahreS genügen müffen (§. 85).
Die Beftimmungeu im §. 85c weichen oou ben bisherigen
Borfchriften im §. 100 a Slbfafc 1 ber ©eroerbeorbnung infofern
ab, als bie ©efeflen fiinftighin obligatorifch nicht nur bei ber
Prüfung ber fiehrlinge, fonbern bei affen fragen betheiligt roerben
follen, welche bie Regelung beS SehrlingstoefenS betreffen, alfo
unter anberem auch bei ber Öeftfehung ber Dauer ber fiehrgeit
(§. 84 3iffer 3), unb als bie, wie bisher bem Statut überlaffene nähere
Siegelung ber Betheiligung ber ©efellen an ber Berroaltung bet
Smiung mit ben im Slbfafc 2 begegneten Btafjgaben foll erfolgen
müffen. (Sine Betheiligung ber ©efellen an ber Siegelung beS
£el)rlingSroefen5 roirb bereits in bem für bie beftehenben Snttungen
ansgearbeiteten SRormalftatut (§. 39) empfohlen, hiernach foll ber
2hiSfd)u6 für baS DehrliugSroefen aus bem Dbermeifter ober einem
oon bem 3mtungSDorftaub aus feiner Witte gu roähletiben Steü*
oertreter als Borfijjenben unb aus oier Biitgliebern beftehen, oon benen
groei aus ben Weiftern unb groei aus ben ©efellen gewählt roerben.
3u §§. 86 bis 86 b.
Die bei ber Durchführung beS &ranfenuerfid)eruugSgefcbeS
gemachten (Srfabnittgen hoben gegeigt, bafj baS (Sntftef)cu oon
SnnuugSfranfeufaffen Fjäufiig beit Beftaub ber Drtsfraitfcnfaffen in
Sragc gefteHt unb gu einer 3ci'fplitterung ber Kräfte geführt hot,
welche für beibe Dl)eile unerroüufcht unb ber allgemeinen (Snt*
roicfelung ber ilrantenoerficherung nicht förberlid) war. 3« öhn*
lieber Beife fann baS ©ntftehen eines 3ttitoit9^fd)iebSgerichtS gur
65
S)a$ @eroerbegerid)t. SD^itt^rilungen be$ BerbanbeS beutfdjer ©eroer&egerichte. Sonber-Rummer.
66
Entfcheibung t)on Streitigfeiten aroifchen SnnungSmitgliebern unb
ihren Gefeßen gur ©efährbung beS BeftanbeS bcr auf ©runb beS
GefefceS, betreffenb bie ©cwerbegerichte, ooin 29. 3uli 1890 (SRcic^ö*
©efefcblatt Seite 141) errichteten ©eroerbegcrichie fuhren, beren
Suftänbigfeit baburd) eine erhebliche Einfd)räuFung erfährt. 3«
beibeu Säßen roirb baher oon beit Behörben bie §rage, ob eine
biefer 3nnungSeinrid)tungen überhaupt gugulaffen ift, oorioeg gu
prüfen unb bie Entfcheibung ber guftänbigen Befjörbe barüber h*r*
beijuführen fein, ob ber auf bie Errichtung eines SchiebSgerichtö
ober einer ftaffe abgielcnbc Befd)luß einer Snming genehmigt
werben fanu.
©irb biefe Entfcheibung, tuie bisher, fo lange aufgehoben,
bis baS erforderliche Statut ber gur Genehmigung guftänbigen
Behörbe oorgelegt ift, fo entfteht bie ©efahr, baß bie oft fehr
mühfanteit Borarbeiten unb bie Sluffieflung unb Beratung bcs
Statuts in oielett fJäUen vergeblich oorgenommen roerben. SDie
Entfcheibung roirb nicht oor Anhörung ber ©emeinbe* unb ber
2luffid)tSbehörbc erfolgen fönnen, im übrigen aber bem pflicht-
mäßigen Ermeffen ber Behörbe gu überlaffen fein. BeibeS erfcheint
nothroenbig, roeil gegen Einrichtungen biefer 2lrt Bebenfeii aus
örtlichen Berhältuiifeii entstehen tonnen, welche einer eingchenbeit
Erörterung unter Btitwirfung ber ben Berhältniffeu naheftehenben
Lofalbehörben bebürfen unb bereit Einfluß auf bie Entfcheibung
über Eriheiluttg ober Berfagung ber Genehmigung ftth gefeßlich
nicht feftfteflen läßt, foitbern bem Ermeffen im einzelnen Säße an*
heimgegeben roerben muß (§. 86 b Äbfafe 1 ).
3u §§. 86 c bis 86 e.
Bei ber Bebeutung, roelche bie SnnungSfchiebSgerichte mit
SRücfficht auf bie aufehnliche Erweiterung ihrer 3uftänbigfeit tünftig
geroinnen fönuen, bebarf es einer SluSgeftaltung ber für fic bisher
gültigen, roeuig crfdjöpfeuben Borfcßriften, roobei in einer Bethe
oon Einzelheiten bem oon felbft als Borbilb gegebenen ©efeße,
betreffenb bie ©ewerbegerichte, oom 29. 3nli 1890 (Beicßö-Eefeß*
blatt Seite 141) gu folgen fein roirb. Einer näheren Begrünbung
ber hiernach in ben §§. 86 c bis 86 e oorgefchlagenen Ergänzungen
roirb eS faum bebürfen, ba fie burdjroeg aus ben gleiten Er*
roägungen heroorgegangen, roeldje burch jenes ©efeß als berechtigt
anerfaitnt roorben finb.
©egen ber Erroeiterung bcr 3»ftänbig!eit ber SnnungSfchiebS*
gerichte ift auf bie Begrünbung gu §. 84a 31 t oerroeifen.
3« §• 88.
Bei ber $urd)fübrnng ber Drganifation, roelche für Stabt
unb Lanb in gleicher ©eife gu erfolgen hat, roerben bie ©emeinbe*
behörben an tleinereu Orten oorauSficßtlich nicht immer im Staube
fein, ben an Bebeutung erheblich geroaeßfenen Aufgaben gerecht gu
roerben, roelche bie roefentlich oeränberte SteOnug ber Innungen
aud) für ben $reiS unb bie Slrt ber Xhäüö^it ber SluffichtS*
behörben gur Solge hat. Es erfcheint baher unter gleichzeitiger
Berücffichtigung beS ÜmftanbeS, baß bie 3nnungett ihre ^hätigfeit
ber Siegel nach hoch nur auf Heinere räumliche Begirfe gu be*
fcßränFen haben unb einen SelbftoerwaltungSförper oon überroiegenb
örtlicher Bebeutung barfteßen, groeefmäßig, gu ihrer Sluffichtsbehörbe
— abroeießenb oon ber bisherigen Beftimmung im §. 104 Slbfaß 1
ber ©eroerbeorbnung — bie untere BerroaltungSbeßörbe gu befteßen,
gumal bamit für große £ßeile beS BeicßS, roieg.B. für Breußen, ber
trabitionefle unb natürliche 3 u fammenhang ber Stabtobrigfeit mit
bem ftäbtifchen ©eroerbe in aßen ©emeiubeti oon einiger Bebeutung
aufrecht erhalten roerben fann, roährenb anberer|eitS für bie
Eentralbehörbeu ber BunbeSftaaten bie 9D?öglid)Feit gefchaffen roirb,
auch anbere Behörben, als bie ©emeinbebehörben mit ber 2luffid)t
über bie Snuungen gu betrauen (§. 155 s ifbfaß 2 ber ©eroerbe*
orbnung).
B. #anbroerfSauSfcßüffe.
§. 89 bis 90e.
$ie oon bem $anbroerfSauSfd)uß freiroiflig gu überuehmenben
Aufgaben haben gegenüber ben Befugniffen ber Sitmmg (§. 84 a)
burc| §• 89 Slbfaß 2 eine Einfcßränfnng bahin erfahren, baß ihm
baS Bedjt gur Errichtung oon Staffen, in roelchen bie ©efeßen,
Lehrlinge unb Arbeiter ber BerficßerungSpflicht nach ßJlaßgabe beS
$h:aiifenoerfiiherungSgefeßeS genügen, foroie gur Errichtung oon
SchiebSgerichteu nicht guftehen foß, ba anberufaßS bie aßgemeiue
Drganifation ber Atranfenoerficßerung unb ber ©eroetbegerießte burch
bie LoSlöfung aßer Slngeßöiigen beS £mnbroerferftaubcS in ihrer
groeefmäßigen ©eftaltung unb in ben uncrläßlidjeiiBorbcbingungen für
eine erfpriefeliche©ir!famfeil empfinblich beeinträchtigt werben würbe.
©eroiffe nothroenbige Aufgaben ber 3unuug, wie baS f>erbergS*
roefen unb ber SlrbeitSnachroeiS roerben ba, 100 bie Snmtngcu nur
eine geringe 9RitgIiebergahl aufroeifen, mit aröherem Äachbrucf unb
bcfferem Erfolge in Angriff genommen roerben fönnen, wenn fuh
mehrere 3nnungen gur ^erfteßung gemeinfdjaftlid)er Einridt)tungen
oereinigen. ^ür eine folche Bereinigung bietet ber ©anbroerfSauS*
fchufe ben natürlichen Präger bar. 3m §. 89 ?lbfah 4 ift baher
oorgefehen, bafe bie Innungen berechtigt finb, bcu ^anbroerfSauS«
fd)u& mit feiner 3uftiininung für folche gemeinfamen Einrichtungen
an ihre Stefle gu fijjen.
®ie lichrliugSftreitigfeiteu bei ber Snnung foßeu in Heber*
einfiiininiing mit ber gegenwärtigen ©efe(jgebung burch ein Organ
ber Sunuug gu cntfcheibeu fein, beffeu Btilglieber auSfchliefelid) ber
3Rcifterfd)aft angehöreu. 2 )ic 3 ufammeufehung finbet ihre SRccht*
fertigung in ber 9?atur biefer Streitigfeiten unb in ber Stcßung,
roeldje bie 3 «nung als ©cnoffenfdjaft gu ben il;r angehörenben
Cehrherrcu unb Lehrlingen einnimmt. ^Immerhin faun namentlich
bei Snnuiigcn mit geringer Biitgliebergabl bei ben nahen Be¬
ziehungen ber Suaungsinitglieber gu einanber leid)t ber Einroanb
erhoben roerben, ba§ eine folche 3ufammenfchung beS entfeheibenben
SnuungSorganS bie oöflige Unparteilichfeit ber Entfdjeibungen
nicht genügenb fidjerfteße. 3» biefer Erfenntnifc haben bie auf
©ruub ber gegenwärtigen ©efehgebung befteh^nbeu 3nnungSauS*
fchüffe (§. 102 ber ©eroerbeorbnung) barauf Bebadjt genommen,
bie Entfcheibung oon CehrlingSftreitigfeiten au Steße ber ihnen
angehörenben 3 nnuugen gu übernehmen. 3>ie hiermit gemalten
Erfahrungen haben gegeigt, bah eine folche Regelung nicht nur für
baS ©emicht ber Entjcheibungen nach aufeen hin oortheilhaft ift,
fonbern auch ben Bortheil hat, bafe bie Berhältniffe, welche hin*
fichtlich ber ßehrlingShaltung bei ben einzelnen 3«nungen beftehen,
gur ftenntnifj ber 3nuungSauSfdhüffe gelangen, benen bamit bie
roißfommene ©anbhabc geboten roirb, wenn auch nur auf bem
©ege gütlidjer Borfteßuugcit unb burd) ©eltenbmachung eines
moralifchcn SDrucfS, auf bie Betheiligten befferub einguroirfen.
t ieruad) empfiehlt eS fich, auch bem #anbroerfSauSfchuffe, beffen
ufammenfehung eine hinreichenbe ©ernähr für ein fachgemäßes
Berfahrcn barbieten bürfte, fünftig bie ©öglichfeit gu geben, an
Steße ber ihm angehörenben 3nnungen bie Entfcheibung ber Lehr*
lingSftreitigleiten gu übernehmen.
12)ie bem $anbroer!SauSfchuffe gefteßten Aufgaben roerben feine
©efchäfte ziemlich umfangreich geftalten unb inSbefonbere bei ber
Sürforge für bie SluSbilbung ber Lehrlinge oon Blciftern, welche
einer Siinung nid;t angehören, ein erheblidjeS Blafe oon ©efchäftSfunbe
unb einen nid)t unbebeutenben Slufroanb oon 3rit unb Blühe erforbern.
3)er Entwurf fafjt baher bie Blöglichfeit ins Sluge, biefeS
2 lmt bem Mommiffar ber SluffichtSbehörbc gu übertragen, bei beffeu
Auswahl Borforge getroffen roerben fann, bafc er im Stanbe ift,
fid) Obliegenheiten biefer Steßung mit Erfolg gu roibmeu.
5)a bie ©al)l beS Borfipenben ber freien Entfchliebung beS 9luS*
fchuffeS anheimgegeben ift, fo barf angenommen roerben, ba& ber
Äommiffar, fafls er gu jenem Hmte gewählt roirb, ber BertrauenS*
mann beS HuSfchuffeS ift unb fdiou aus biefem Grunbe eine ©e*
währ für eine eijprie&liche ®efd)äftsführung barbietet. 3 ür bie[en
Saß ift cS unerläßlich, beim |>anbroerfSauSfchuffc bem Mommiffar
ber §luffichtSbehörbe — abroeichenb oon feiner Stcßung bei ber
§anbroerfsfammer (§. 92) — bie ooßen SRedjte eines BorftanbS*
mitgliebeS, alfo auch baS Stimmrecht im Borftanbe beigulegen.
C. 5>anbioerFSfainmern.
3u §§. 91 bis 95.
$>ie ^anbroerfsfammer ift, abgefehen oon auberen Aufgaben,
gur Bertretung ber 3ntereffeu fämintlichec ^anbroerfer ihres Be*
girfS unb gur Regelung beS LehrliugSroefcnS berufen; für bie ©ahl
ihrer Btitgliebcr bieten ßd; baher als bie natürlichen ©ahlförper
bie ihr angehörenben $anbrocrfSausfd)iiffe bar.
Unter ben Befugniffen unb Obliegenheiten, welche nach bem
Borfdjlag beS §. 91c Slbfafe 1 3*ffrr 1 oon ber $anbroerfSfammcr
gur Regelung beS LehrlingSroefeuS roahrgunehmen ftnb, fommeu
namentlid) in Betracht:
1 . ber Erlaß näherer Beftimmungen über 5orm unb 3«h a it ber
Lehrocrträge,
2. bie fubfibiäre Befugniß gur Sritfeßung ber 3 a ^ 8 er Lehrlinge
(§• 130),
3. bie Öeftfeßuug ber ^)auer ber Lehrgeit (§. 130a Slbfafc 2),
4. bie Entbinbung oon biefer 2)auer im Eingelfaße,
5. bie Entfcheibung über bie Beanftanbung oon Befcßlüffen ber
BrüfungSauSfchiiffe gur Slbnahme ber ©efeflenprüfung burch 8 en
Borfiheuben (§. 132).
§US loeitere Berpflichtung ber ^»aubelsfammer tritt bie Bilbung
oon BrüfungSauSfchüffcu hingu, welche im Bereich ber 3“ftänbig*
67
$a§ ©eroerb egend) t. SNtftbeilungen beS BerbonbeS beutfdjer ©eroerbegertcbte. ©onber-Nummer.
68
feit bei £anbroerfSau$fchuffeS bie ©efettenprüfung abjunefjmen haben ,
(§§. 131 unb 131a).
Um ber $anbroer?S!ammer ben ihr gebübrenben Einfluß auf
bie ©eftaliuitg ber Verbältniffe beS $aiibroetls ihres BesirfS su ftcbern,
ift ben Bebörben $ur Pflidjt gemocht, fie in ben auf biefem ©ebiet
Iiegenben wichtigeren fragen gutachtlich gu hören (§. 91c Abfaß 2).
3Äit Nücfficht auf ben Umfang, melden bie ^bötigfett ber
Kammer oorauSfidjtlich geroinnen roirb, roirb bie orbnungSniäßige
Elebigung ihrer ©efefjäfte ben in ebrenamtlicber Stellung fun-
girenben Vtitglieberu in ber Siegel nur sugemutbet werben fönnen,
wenn roenigfteuS bie laufenben Arbeiten bureb eine gefcßulte Sfraft
beforgt roerben. 3 » ber baburtf) bebingten Aufteilung eines
©efrelärS roirb zugleich baS Viitlel gegeben, für bie fiaubroerfS-
fammer einen binreichenb gefdjäftdfunbigeu Beamten 311 geroinnen.
5>ie Baßl bei ©efretärS roirb ber Kammer überlaffen, jebod) für
ben Satt ber Aufteilung auf längere 3«t ihre Betätigung burch
bie Beßörbe norjufeben fein (§. 91 e Abfaß 1 3*ff* r 5 ).
55ie Auorbnungen, welche bie £>anbroerfs!ammet jur näheren
Regelung beS LehrlingSroefenS trifft, roerben für bie Lehrlings»
uerhältniffe non folcher Tragweite fein, baß bie Nachprüfung ißreS
SnbaliS bureb bie 3 *utralinftan 3 nicht entbehrt roerben fann. Nach
bem Vorfrage beS Entwurfs (§. 91 e A 6 faß 2) fallen baber bie
Vorfchrifien Der §anbroer!sfaminer 3 iir Regelung bei Lehrlings*
roefenS ber ©enehmigung ber ßanbe§*3eutralbebörbe bebürfeu.
5)ie ©rünbe, roelche bie Befiettung eine^ amtlichen $ommiffar$
bei bem $anbroerfSau3f<huß sroeefmäßig erfcheiuen laffen, treffen in
erhöhtem SNaße bei ber #anbroerfsfammer 3 U, ba ber ftreis ber
ihr jugeroiefenen-Aufgaben erheblich weiter reicht unb bie Bebeutnng
ihrer SbÖtigfeit für baS ©emeinroohl ungleich größer ift; ber
$ommiffar roirb im Allgemeinen bie Nedjte eines VorftanbSmit*
gliebeS hoben muffen, aber bcs Stimmrechts entbehren fönnen, ba
bie ©rünbe, roelche ei sroeefmäßig erfebeinen laffeu, bem ^omtniffar
beS £>anbroerF3au3f<huffe3 biefeS Nedjt bei^ulegeit, hier bei bem Vor»
banbenfein eines ©efretärS jum roefentlithen5;heilhinroegfatten (§.92).
3u §. 95a.
Einseine BunbeSftaaten haben burch Errichtung oon .fiattbels-
nttb ©eroerbefammeru ober oon ©eroerbefammern fthon bisher für
eine Vertretung beS baS £anbroerf mitnmfaffcnben ftlcingetoerbeS
©orge getragen. ES roirb baber ratbfaui fein, biefen Wammern
auch im Nahmen ber Drganifation beS .jwnbroerfS ben Sortöeflanb
in bet Beife ju ermöglichen, baß fie bie £>anbroerfsfammcr erfeßen
fönnen, roeuu fie in ihrer 3 u fammcnfeßung unb ihren Organen
ben VorauSfcßungcu genügen, roelche ihre Eigenfchaft als Ver»
tretungöförper beS £>anbroerfs, unb jroar forooßl ber NJcifter roie
ber ©efelleu, ficherfietteu.
D. ©emeinfame Vcftinitnungen.
3 « §• 96 d.
5>aS Nedjt ber 3uuungen, ^aitbroerfSauSfchüffc unb £anbroerfs*
faiiinurii, für bie Beuußung ihrer im 3ntereffe ber Beteiligten ge*
troffeneit Einrillungen, roie Verbergen u. bergl., ©ebübren su er¬
beben, barf nicht fo auSgeübt roerben, baß biefe Einrichtungen
lebiglid) als Einnabmegucflen sunt 3 ,lj ecf ber £erabminberung Der
SnnmtgSbeiträge nuSgeiiußt roerben. Um bieS auSsufdjließen, foQ
ber AuffichtSbehörbe bei Beftimmung ber ©ebührenfäße eine 9NÜ-
roirfuug eiugeränmt roerben (Abfaß 2 ).
3 « §• 96 e.
5)ie Vorf(f)riffeu biefeS Paragraphen entfprechen beit für bie
glcicbliegeitben Verbältniffe sntreffenben Beftimmungen beS §. 40
beS WranfeuoerficberuitgSgefeßeS.
3u §• 97 d.
Um ben Snnungen, fwnbroerFSauSfcbüffen unb |janbroerte*
famntern bie ber Abfuht beS Entwurfs entfpredßenbe Erfüllung
ihrer Aufgabe, inSbefonbere eine roirffame Auffidjt über bie Be¬
folgung ber für bie Befchäftigung ber ©efeQett (©ebülfen), Lehr¬
linge unb Arbeiter unb für baS LebrlingSroefen geltenben Be»
ftimmungen ju ermöglichen, fchlägt ber §. 97 d oor, ihnen nach bem
Borgange ber UnfattoerficherungSgefeße bas Necßt jur Beflettung
oon Beauftragten auSbrücflicb cingiträumen, beuen es inSbefonbere
obliegen foll, in ben ißrer Einroirfnng unterftebenben Betrieben bie
Befolgung ber gefeßlicheu unb ftatutarifchen Borfdjriften 311 über¬
wachen unb oon ber Einrichtung ber Betriebsräume, ber für bie
Unterfunft ber Lehrlinge beftimmteit Näuine, ber Verbergen unb
beS ArbeitSnachroeifeS Sfenntniß 311 nehmen, ^er Entrourf gebt
hierbei bauon aus, jt)aß in ber Bcfteüiing folcßer Beauftragten eine
roerthoolle Unlerftiißung ber ©eroerbeauffichtsbeamten 3 U erblicfen
iit, 3 untal bie ^batigfeit biefer Beamten, fclbft bei einer erheblichen
Vermehrung ihrer 3abl int £>inblicf auf ißre foititigen Aufgaben eine
folche Ergän 3 ung immer noch roünfchenSroertb erfebeinen laffeu mürbe.
Befürchtet ber BctriebSinbaber aus ber Veoifion burch einen
beftintmten Beauftragten eine ©chäbigung feiiiet ©efebäftSintereffen
— unter welch leßteren Begriff aud) bie SBabruitg etwaiger ©e*
fchäftSgebeimniffe fällt —> fo foll ißm nach bem‘ Vorbilbe beS
§s 83 beS UnfalloerftcherungsgefeßeS oom 6 . Quli 1884 bie Be»
fugniß suftehen, auf feine Soften eine Berichtigung burch attbere
©achoerftänbige bfrbei 3 ufübren.
II. greie 3nnuitgen.
3u §§. 100 bis 103b.
Nach ben h^r oorgefeheueit Beftimntungen fottett 3a»uagcn
oon ©croerbelreibenben, roeldje Nid)thanbroerfer Rnb, im ©efetit-
liehen unter ben bisherigen gefcßliiheu Beftimmungen aud| fernerhin
Sugelaffeu roerben. ES hat baba bcrSnbalt ber §§. 97 bis lOOd,
101 , 103 unb 104 ber ©eroerbeorbiumg roicber Aufnahme gefuttben,
roäbrenb aus ben in ber allgemeinen Bcgnuibuitg bargelegten
©rünben bie §§ 100e bis 100 m in Vkgfatt gebracht finb (oergl.
auch Artifel 2 3iff« 9). 3m Uebrigen ftub burd) bie Saffnug beS
§. 100 Abfaß 3 bei Entwurfs, abroeidjenb oon bem 3nßalt beS
gegenwärtigen §. 97 a ber ©eioerbcorbnuug, bie 3unuugen biefer
Art, welche als „freie Snnungett" be^eic^itet werben, utn ben ©egen*
faß 3 U ben im Nahmen ber 3mang$organifatioit ftehmben „3nmngS-
innuttgen" aud) fprad)lid) beroorsuheben, beS NecßteS aur Errichtung
oon ftranfenfaffrtt für ©ehülfen unb Lehrlinge unb oon 3aauitgS-
©cbiebSgericbten entflcibet, ba für ben Beftanb foldjer Einrichtungen
in ben Äreifcn ber b^f iw Srage fommenben ©eroerbetreibenben
ein Bebürfniß nicht an 3 uerfeunen ift.
flrirffeöftrit.
®r haben bie oorlirgeube ©onber-Nutnmer oeranftaltet, um
beS briitgeubeit ©toffeS ,^ecr 3 U roerben, nnb roerben 3 U gleichem
3roedf bie nädjfte Nummer uin eine Än 3 ahl ©palten oerftarfen.
B?ir bitten um Entfd)ulbigung, wenn gleichwohl einjelne Eilt*
feubungeit Verzögerungen erleiben, unb bemerfeu, baß wir fpe^reü
auch bie uns in leßter 3 f it roieberholt 3 ugegangenett VteiitungS*
Aeußerungen 0011 Arbeitnehmern unb -gebern 3 U ein^elitett ber Der*
öffentlichten Erfenntniffe gern uitb mit $)anf — wenn auch mit¬
unter in gefügter Sarm — ocröffenllidjett roerben.
i)ie Nebaltioit.
SDie gleichseitig hiermit ausgegebene Nr. 48 ber 9Bpchenf<hrift
„Soziale $ra^iS f Eentralblatt für So 3 ialpolitif / enthält:
5>ie lanbioirthfchafilicheii Nobftoff*©enoffenfchaften in
®eutfd)Ianb. Von Dr. Xl)ieß (Cffenbach a ÜJt.). —
Lohupolitif in ben ®rucferei*©ubmiffioiten ber englifchen
Negierung. Von Dr. L. Staßenfteiu (Berlin). — ie Er*
gebniffe ber öiterreichifthen Unfaüoerficherung im Sabre 1894.
Von ©. ^aff ('Bien). — 55er ©trife ber ©pinncr in
©t. Petersburg. Von Dr. p.«©(butia!off (©t. Peters¬
burg).—©taatlidjc ArbeitSoermittching in ©ad)fcu- s Dieiningen.
— ©taatlicbe ArbeilSfammer in ©enf. — Vtinbeftlobn für
ftäbtifebeArbeiten in Leip 3 ig. — grürforge für oerlaffeue Räbchen
burch Verfagtnig beS VcrebelidjuugSseugitiffeS in Nürnberg.
— kommunale ©arglieferung in Viel. — ©onntagSarheit in
Belgien. — llebereinfommen im Lonboner Buchbruc!er-©e»
werbe. — Verbältniffe ber Victallarbeiter BraunfcbrocigS. —
Snteruationalc ^onferens ber Leberarbeiter. — ©tatiftir ber
C>irfch^5)un(ferfchen ©eioerfoereiite. — Arbeiterfdjuß für gefunb*
beitSgefäbrlidje Betriebe in Englaub. — ©taatlid)e ffeueroer»
fidierung unb Altersorrforgung für Neu*©eclaub. — Staatliche
AlterSoeriidjcrung fiirEnglanb. — proteft ber55eutfd)en Bäcfer-
innungengrgcnBfajimaUArbdtStag unb3roangS*0rganifatioti.
S5le „£oji«fe flr erföeint jebem 2)omievfiag
unb foftet üiertdinbiUdj 2 JL 50 4 einfd^Iiefeltcb ber SWonatSbeilafle „S5 qö
© eiüerbegericbf'. 3 U b^ljen bureb fämmtlicbe tpoftonftalten unb iBucbbanblungcn
fowte bireft biird) bie VerlaQfibudrtanbluitfl (Earl Rebmann« Verlag, Verlfe w„
Mnuerftr. 44).
„®aS Cttetuevbefieriffit“ erftbeint am erfteu ©onnerftag jeben s JÜtonatö im 2)tinbeftumfang oon */ 2 Bogen. &ür bafl jpatbjaßr Ölpril—September nebmen
Beitdlungeii jum greife bon 50 Vf- fämmtlicbe Voftonftalten unb Sntbbanblunaen an. ©egen Einfcnbung oon 70 Vf. in Briefmarfen an «arl ^epmann«
Betlag, Berlin w., Vtauerftrage 44, erfolgt bie birefte ßufenbung am 2age oeS Erf^einen^.
«arl öegmann* £ erlag tn Cerlln W. SWanerflrafte 44. - «earutft bei Ofultu« CUtenfelb In Derltn W. — «erarttroortllb für Me «ebaftlon: 0. fBlebfelbl ln SerHn.
I. 3a$t0<mfl.
Sßerlin unb granffurt a. ©?., bett 3. September 1890.
92nmmer 6.
Da» (uSctörrbejfridjt.
tfTittfyetlungen bas Derbanbes. beutfcfyer <&avoaxba$ax\&\ia.
WebaftionSauSfcbufj: ©tabtratb Dr. Jlffdj in granffurt a. SW. unb IWagiftratSsAffeffor ®uno in Berlin.
frr^fiMt «■ w««» p«*n*rita \t><* &»*«!$. Herausgeber: ^ rel ‘ f4,rtl4 1
(Satt ^e^mann« ©erlag, ©erltn w., SWauerftr. 44. Dl\ Q* J)£ Ct Jl V 0 ***♦ tfoflenfteie ©eilagt jur „©oatalen Prajiß".
Sltle für bie SRebaftion beß „©ewetbegertdjtß" beitinnnten ©enbungen bittet man au cibrcffircn: An ^ertn ERagiftratß.Affeffor (Juno, Berlin W., SBormfer ©tr. 2.
2 n Ij
$ 5 ic mütttembergifcben ©e* I
meinbegeridjte. ©oit Dr. ©.
garten fl ein, ©orfityenber beß ©e* |
toerbcgeridjtß ©tuttgart.t >9 i
lUdjtrpredjwig . 71
Sft bie ©etcinbarung gültig, monadj
ber auf Irinfgelb geftellte ©ebienitcte
nod) einen beftinimten ©etrag an beit
©ienftljcrrn 311 aalten l)at? (Öemerbc*
geridjt ftarlßruhe.)
^änieTbaii als ©emetbebetrieb. $n*
mierocit ift baS ©ewerbegeriebt für
Ätagen gegen ben .vauöeigentbümer
auftänbig? (©cmerbegerid)t ©tettin.)
£ofjn 3 al)Iung auf ©ruitb einer (Jeffion
gegen §. 115 a bet ©einerbeorbnung.
£cirf ber Arbeitgeber biofe geltenb
machen, meint ber Arbeiter feinen Vofjn
nicht atu ftüfligfeitötagc fonbern erft
nadjträglid) forbert. (©erggemerbe«
geridjt unb Öanbgeridjt ©ortmunb.)
alt.
^ortfefcung beS Scfjroerhältniffeß trab
üßerfauf beß©efd)nftß. (©emerbegeridit
©tuttgart.)
©iitlguttgofimter. 73
©efeb, betreffenb bic GinigungSänitcr
in ©nglanb.
©d)iebßfprudj beß ©emerbegcridjtS
29ürabutg.
©utadjten unb Jntrfigc.74
Petitionen beß ©emerbegeridjtß Stier
gegen 3Rifjftänbe im ©augemerbe.
JlUgem* ittro über ©emertttgertiljt*
unb Jrbettsomrag.75
©ertragöbrödiigfeit boit Arbeiterinnen
in ber ptatiencr ©tttferei=3nbufiric.
©efebgebcrifd)e ©orfdjläge auß bent
©eridjt beß ©emerbegeriebtß.
Sbatigfeit ber ©emcrbegeridjtc in
©elgien.
Snbaltßangaben ber „©oaialen ©rariß".
Abbrucf fainnitlicber Artifel ift 3 c itungcn unb ßcitföriften geftattet, jebodj nur
mit ooller Quellenangabe.
©ufterorbeittlidje ©eitage.
Sie mürttcmberrjifdjen (Beuicinöegeridjte.
35oit bett oerff^iebeniien (Seiten wirb ber Wunfd) geäußert,
bafj auch für nicht gewerbliche Streitigfeitcu mit fleinem Streit*
rofrt^c ©eriebte nach Art ber ©eroerbegeriebte mit fcbleunigem 33er*
fahren unb geringen Sofien errietet roerben. $)a ift e$ oieöeidjt
oon Sntereffe, bie Drganifation fennen 31 t lernen, bie bei uns itt
Württemberg biefem Bebürfniffe einigermafjen Rechnung trägt,
nämlich bie ©emeinbegeriebte.
25a« ©eridjtSoerfaf[ungS*©cfeb bat für oermögenSred)tlid)e
Anfprüdje bis ju 60,// unter geroiffen Befcbränfungen ©emeinbe»
geriete jugclaffen (§. 14). Bon biefer ©rtnäcbtigung bat man in
Württemberg ©ebraud) gcmad)t, roo bis babin bie ©cmeinbegeridjle
orbentlid)e ©eriebte erfter 3 nftan$ geroefett roaren, unb bat biefe
©emeinbegeriebte je nach ber ©röfje ber ©emeinbe bei einem
Streitroertb non 30, 40 unb 50 J(, für juftänbig erflärt (©efep
00 m 18. Auguft 1879). Sieben einer gro&en Slnjabl oon Klagen
aus Stauf fommen befonbcrS häufig RHeibSftreitigfeiteu unb Klagen
oon $)ienftboten oor, alfo gerabe folcbe, bie ber SBefdjIeunigung be*
fonberS bebürfen. $)a 8 ©enteinbegeriebt bilbet ber ©emeinberatb,
in größeren Stabten eine Slbtbeilung son brei SÄitgliebern, ober,
wenn ber SSorfifc einem ©emetubebeamten übertragen ift, oon gtoet
Hitgliebern beS ©emeinberatb^. ^ie 3 u ft € ßuugen gefebeben gegen
cmfa<be ©mpfattgSbeftbeinigung, ira ilebrigen rietet fid^ baS Ser*
f«b^u tn bet ^muptfadje nafb ber ©ioilprojefe'Drbnung, nur bürfen
Weber Parteien, no«b 3engen unb Sa<bn«ftänbige beeibigt werben,
^rojefjbeoollmäcbtigte ftnb jugdaffen, bie Partei bat fi« aber felbft
ju begabten unb fann feinen ©rfafe com unterlicgenbeu ©cgner
forberit. 3)ie ©ntfd)eibung ift oorläufig üottftrecfbar, gegen fic
fiitbet binnen 10 Sagen Berufung auf bent orbentlitbett Sic<btö*
toeg ftatt.
Sie s $ro 3 effe toerben namenüteb in gröfecren ©emetnben, roo
ein geeigneter Sorfifcenber oorbattben ift, fcbneHer bcenbigt als beim
orbentlicben ©eriebt, aber fle roerben — unb baS ift natürlid) ein
grober Wadjtbeil — nur bann toirf(icf) bcenbigt, toenn ein SSergleicb
3 u Stanbe fommt. Wirb bagegett ein Urtbeit erlaffen, fo bat
bicfeS nur bett (Sbarafter eines SorbcfdjeibS, uub roemt nun bej
unterliegenbe Sbeit bie Berufung auf bent orbenttidjen SHccbtSmeg
einlcgt, fo roirb baS Serfabren in Wirflitbfeit nicf)t abgefür^t,
fonbertt ocrläitgert.
Scbroierigfeiten entftebeu amb, roenn auswärtige 3cugen 3 U
oernebuten ftnb. ©ntroeber lägt man fte burd) eine auswärtige
©emeinbebeborbe oernebnten, bann ift baS ©rgebnifc oft genug
unbrauchbar — ober man labet fie oor baS ©eriebt — bann ent*
fteben erhebliche Soften, llebcrgaupt finb bie ©ebübreu (1 JL für
einen ©ergleid) ober eine tflagepiriicfnabtne nach tnüiiblicber 33 er-
banblung, 2 bis 3 dt, für eine Gntfcbeibung, mo$u bann noch bie
fiabegebiibren fommen) bei fleinem Streitwert ocrbältnifemäBig
hoch. 2 Tud> ift ber SBortbeil ber bcfdjleunigten ©rleöigung nid)t
bei allen ©emeinbegeriebteu gefiebert. $n flcincren ©etneinben tritt
Der ©emeinberatb nicht fo häufig ^ufammen, Deshalb oerfud)t bann
oft genug ber DrtSoorfteber bie Sache ins teilte 31 t bringen. Sin
eilt geregeltes S 8 erfal)rcit ift ba nicht 31 t benfcn, oft wirb ohne jebe
münblid)e 33erbanblung eine Verfügung erlaffen, ©ine flare unb
formri^tige, bureb Berufung anfechtbare ©utfdjcibnng ift mandjmal
nur mit großen Scbwierigfciteit unb oicler 5 ßer 3 Ögerung 311 erlangen.
Stimmt man noch ba 3 u, bafe ber Slrbeitcrftanb, bie Söienftboten
unb bergletdjen, bie ja in ben ©emeinberätf;en faft nie oertreten
ftnb, babureb oon ber $b c ^uabnte an bicfcit ©eriebten faft überatt
auSgefcbloffen ftnb, fo wirb matt ju bent Sd)luffe fommen, ba&
bie ©emeinbegeriebte 3 war ba, wo ein geeigneter SBorfipenber oor*
banbett ift, ben Amtsgerichten oot'^it^iebcn futb, bag fie aber ben
berechtigten Anfprüd)ett ber unteren 5llaffcn auf bcfd)Ieunigte3uft4
für ihre ffeiueren Streitigfeiten unb auf Xbciliiabme an biefer
Wecbtfprecbuiig nicht genügen.
$ur ©eridjte, gegen bereu ©ntfdjcibung fein Rechtsmittel 311 *
läffig ift, garantiren ein rafcbeS 33erfabren, unb in fleinett Streitig*
feiten ift, fo paraboy es flingen mag, für baS $ublifum bie
„Singfeit" oft wichtiger als bie „Ricbtigfeit" ber ©ntfdjeibung,
weil eS feine 3 ^it ba 3 u bub wochenlang auf eine febött gebrecbfelte,
mit langen ©rünben oerfebene ©utfebeibung gu warten. 2 )arum
mufe, ob nun bie 3 uftänbigfeit ber ©ewerbegericble erweitert, ober
baS 83erfabren oor ben AmtSgeridjten umgefialtet wirb, bie Sorbe*
rmtg babin geben: für bie fleineren Streitigfeiten etn S3erfabren
3 u erlangen, ähnlich bem ber ©ewerbegeriebte mit AuSfcblufe ber
Berufung unb mit gleichberechtigter £b c Üuabme beS StanbeS ber
Arbeiter, SDicnftbotcn u. f. w. an ber Rccbtfprecbung.
Stuttgart. ©. garten ft ein.
71
BaS ©eroerbegericht. SJfittßeilungen beS VerbanbeS beutfcßer ©eroerbegericßte. Kr. 6.
72
Hcdjtfpredjung.
3fl bie Vereinbarung gültig, roonacß bei auf Brinfgelb
geftellte Bebienftete nod) einen bcftimmten Betrag an ben
Bienftljerrn gu gaßlen hat? (Urtheil beS ©eroerbegcricfjtö karlS-
ruße, Vorf. KecßtSanroalt Boecfß)-
Ber ^auSburfcße 2. mar bei bem Hotelier S. oom 4. Äuguft 1895
bis 14. 3uni 1896 in Bienft. ör begog feinen 2oßn, mußte oielmeßr
oon ben bezogenen Brinfgelbern ben Betrag non 27 Ui. pro SBotße an
S. abliefern. Bei feinem Austritt aus bem Bienft mürben ihm oon ber
non ißm gefteflten Äaution 81 M. gurücfgcljalten. @r forbert Verurtßeilung
beS ^otelierd gur Saßlung biefeS Betrages. — Ber Bcflagte menbet
ein, baß kläger bie gugefagten 27 Ui. für bie leßteu brei SBodjen nod)
nußt begaßlt habe; bie 27 Ui . bilbeten eine ©ntfdjäbigung bafiir, baß
bem Kläger, me Id) er außer ben geroöfjnlidjen Bienftleiftungcn imftaufe bie
Keifenbcn non unb nad) bem Baßnßof gu geleiten unb für beren ©epäcf
gu forgen habe, bas hierfür eingeßenbe Brinfgelb überlaffen merbe. —
kläger ermibert, baß er bie fraglichen 27 Ui. für bie gange übrige
Bienftgcit mit Ausnahme ber leßten brei SBocßen begaßlt habe, meil er
roäßrenb biefer 3rit auch bie entfprecßenben (Sinnahmen gehabt habe,
um bie 27 Ui. neben bem für fich unb feine Familie crforberlichen Auf-
manb erübrigen gu fönnen. 3a ben leßten brei Soeben fei bieS aber
nicht mehr ber ftaß geroefen, unb groar habe baS feinen ©runb barin,
baß anbere Seute bie Keifenben gu unb non ber Bahn geleitet hätten,
roäßrenb man ihm anbere Arbeiten übertragen hätte. 3n ben leßten
brei Soeben hätte bie (Sinnahme an Brinfgelb ßöcßftenS 80 M. be-
tragen. Ber Beflagte oermag über bie #öße beS BrinfgelbeS in biefer
3eit feine Angaben gu machen. — Beflagter mürbe gur Saßlung oer-
urtheilt.
©rünbe. Ber oorüegenbe Vertrag, monach ber Kläger nicht nur
feinen Sohn erhält, [onbern oerpflichtet ift, „roöcßentlicb 21 Ui. oon
bem Srinfgelb, meines ihm oon ben ©äften gegeben roirb, an ben
Beflagten auSgufolgen", fann nicht in bem Sinne aufgefaßt merben,
baß ber Kläger unter aßen Umftänben oerpflichtet märe, bem Beflagten
roocßentiid) 27 M. gu begahlen; benn in biefent Sinne aufgefaßt, mürbe
ber Vertrag nicht nur gegen bie guten Sitten oerftoßen unb beShalb
(gemäß 2K. S. 1188 unb 1131) feine KecßtSroirfung ßeroorbringen,
fonbern er mürbe auch (gemäß 2K. S. 1174) nichtig fein, ba ber Be¬
flagte fcinerlei ©arantie für irgenb einen SKinbeftbetrag oon Brinfgelb
übernommen hat, es fomit Iebiglid) oon ber Siflfür beS Bellagten ab¬
hängt, roie oft er bem kläger ©elegenheit gum Verbienen oon Brinf-
gelbern geben miß. gür gültig fann ein berartigeS Uebereinfommen,
mie baS oorliegenbe, nur bann erachtet merben, menn man eö bahin
auffaßt, baß bic Abgabe oon 27 Ul an ben Arbeitgeber nur bann ftatt*
finben foß, menn kläger mährenb ber 3eit, für melche er eine Abliefe¬
rung machen foß, in Sirflicßleit fo oiel Brinfgelb oerbient, baß er
hieroon nach Bcftreitung beS angemeffenen Unterhaltes für
fich unb f*ine Familie ben ermähnten Betrag abliefern fann. Baß
biefe VorauSfeßung im oorliegenbcn gaße gutrifft, muß oerneiitt merben.
Ber Beflagte, roelcher gur Begrünbung feines AnfpruchS auf §erauS-
gahlung oon 3 x 27 Ui. tßatfäd)Iicb begrünbcn unb eoentueß beroeifen
müßte, mie oiel Kläger an Brinfgclb mährenb ber lebten brei Soeben
eingenommen hat, oermag in biefer Begießung überhaupt feine näheren
Angaben gu machen, fo baß bas ©ericht Iebiglich auf bie ©rflärungen
beS Klägers angeroiefen ift, roelcher feine (Sinnahme mährenb ber in
Betradjt fommenben brei Soeben auf hächftenS 80 Ui. angiebt. BaS
©ericht ift aber ber Anjicht, baß oon biefem, einer roöchentlichen (Sin¬
nahme oon ca. 27 Ui. entfprechenben Betrag einem oerheiratheten Spanne
bißiger Seife feine Ablieferung gugemuthet merben fann.
§äuferbau als ©eroerbebetrieb. Snurieroeit ift bas @e-
merbcgericht für Klagen gegen ben $auSeigenthümer gu*
ft an big? (Urtßeil beS ©emerbegerichtS Stettin.)
BaS ©eroerbegericht Stettin hat an bem ©runbfaße feftgehalten,
baß klagen oon geroerblicßen Arbeitern gegen &auSeigentbümer, fofern
leßtere nicht ben $äuferbau als ©emerbe betreiben, oor baS orbentUcße
©ericht gehören. Auch hier mie anbcrroärtS*) befteljt jeboeb feitenS ber
Beiftfeer ber Sunfch, bafe auch biefe Klagen ber 3«ftänbigfcit ber ®e-
roerbegerichte untermorfen merben möchten. 3n ber BnigiS mirb es
nicht immer gang leicht fein, bie ©eroerbSmäftigleit beS ©äuferbaueS
nadigumeifen.
Vorlieg enb flagte ein Bautechnifer gegen einen Ingenieur, ber auch
^eiganlagen in Raufern herrichtet, unb einen früheren Äaufmann,
fpäteren Kentier, auf 3ahlaa0 oon 380 Jt. theilS rüdfiänbigen ©ehaltS,
*) Bergt. Selbftoermaltung 1894 Kr. 3; Unger „Bie 3uftänbigfeitS=
frage in ©eroerbeftreitfadjen". Äritif eines Berliner Urteils oom
21. Koocmber 1893.
theilS ©ntfehäbigung megen unrechtmäßiger (Sntlaffung. BaS Urtheil
beS ©emerbegerichtS oom 2. Dftober 1894 ging, mie oormeg bemerft
merben mag, auf Abmeifung megen ber SchabenSforberung, meil ein
Viißbrauch beS Vertrauens barin gefunben mürbe, baß Kläger groei
fubmittirenben SKalermeiftern bie greife beS Äonfurrenten oerfchafft, bann
bie 3umenbung ber Arbeiten an fie bei ben Bauherren betrieben unb
bafür unb für einige fleine Beinarbeiten u. f. m. oon beit beiben
SRalern fich hatte 300 JC frootfion oerfpreeßen taffen; megen beS rücf-
ftänbigen 2ohnS mar auf einen ©ib erfannt.
Sie ber Ingenieur unb ber Kaufmann Bauherren getoorben roaren,
ergiebt ber Bhatbeflanb beS erften UrtheilS: „Ber Bifchlermeifter S.
hat hierfelbft in ber g.ftraße einen Keubau errichtet, beffen fertig-
fteßung ihm aßein unmöglich getoorben, meil ihm bie ©elbmittel aus«
gegangen ftnb. (Sr hat baS ©runbftücf ben ©läubigem autichretifch
oerpfänbet. Bie ©laubiger (außer ben Beflagten ein Agent oerfchie-
bener Baugelber-Banfeit, ein Sdhueibemühlen-Befther unb ein Schacht-
nteifter) haben bie Beflagten beauftragt, bie gertigfteDung beS KohbanS
gu betoirfen, unb treten beibe ber Außcnroelt gegenüber als bie eigent¬
lichen Bauherren auf. Kläger hat behauptet, baß Beflagte auch noch
anbere Keubautcn aufführten, alfo gemerbsmäßig bie ©erfießung unb
ben Verfauf oon Käufern betrieben. Beflagte haben biefe Behauptung
nicht beftritten unb auch ihre ^affiolegitimation nicht bemängelt. Be¬
flagte haben bann ben Kläger Anfang April 1894 als Bauführer gur
ffertigfleflung beS oben gebachten KeubaueS gegen monatlich 165 JC.
©ehalt engagirt."
hiernach mar bie 3uftänbigfeit angenommen. (SS helfet in ben
©rünben:
„Ba baS ©ehalt beS Klägers jährlich 1980 JH. beträgt, alfo
noch unter 2000 JC, bleibt unb ba Beflagte nicht beftritten haben,
ben Bau oon Käufern gemerbmäßig gu betreiben, fo ift bie 3«*
ftänbigfeit beS ©emerbegerichtS gegeben."
©egen baS Urtheil legte ber Kläger aus materieflen ©rünben Be¬
rufung ein; Beflagte erhoben Anfd)lußberufung unb beftritten nunmehr,
gemerbsmäßig Bauten auSguführen. Bie BemeiSerhebung ergab, baß
Beflagte nidjt als gemerbsmäßige Unternehmer in ben Äataftem ber
Korböftlichen BaugemerfS-BerufSgenoffenfchaft eingetragen fmb, auch
baS £>ausbaugeroerbe gur Steuer nicht angemelbet haben. Boligeilicße
©rmittelungen erbrachten nichts barüber, baß Beflagte noch bei anberen
Keubauten betheiligt feien, ©ine ©ibcSgufcßiebung an Beflagte ift nicht
erfolgt.
Kunmeßr mürbe bas Urtheil beS ©emerbegerichtS burch Urtheil
beS königlichen SanbgerichtS gu Stettin oom 6. Kooember 1895 megen
Unguftänbigfeit aufgehoben.
©rünbe; „Bie Saftänbigfcit beS ©emerbegerichtS, bei melchem
bie klage angebracht ift, ift nur unter ben VorauSfeßungen ber §§. 1 ff.
©emerbegerichtSgefeßeS, bann aber auSfd)Iießlich begrünbet, fo baß Proro¬
gation beS ©eridjtSftanbcS nach §§. 38—40 ber Sioüprogcßorbnung unftatt«
haft ift. Bei biefer Kecßtslage ergab fich für baS ©ericht bic Kechts-
pflicht, oon AnitSmegen gu prüfen, ob bic VorauSfeßungen für bie 3«*
ftänbigfeit beS ©emerbegerichtS oorlagen. 3 U biefeu VorauSfeßungen
gehört in erfter Steiße, baß eS ficß um eine gemerblicßc Streitigfeit
groifeßen Arbeitgebern unb Arbeitern im Sinne ber §§. 1, 2, 3 ©eroerbc-
gerießtsgefeßes ßonble. Kun ift aber bie Behauptung beS klägerS, baß
Beflagte baS ftauSbaugemerbe betreiben, oon ben Beflagten beftritten
unb burdj ÄuSfunft beS biefigen VtagiftratS unb ber königlichen
Poligeibireftion, mona^ Beflagter X. Ingenieur ift — unb Be«
flagter $. kaufmann, SKaterialmaarenhänbler (nad^ ÄuSfunft ber
Poligci auch ©igentßümer eines SRiethSßaufcS) mar unb beibe ben frag¬
lichen $auSbau in Voßmacßt oon ßßitintereffenten, um ben Bau fertig
gu befommen, hoben auSfüßren laffen, roiberlegt.
©S ßoubelt fuß oorliegenb meßt um eine Streitigfeit gmifeßen einem
geroerblicßen Arbeiter cinerfeits unb ©emerbeunternehmern anberer-
feitS, roie erforberlicß märe, um bie 3 u fiänbigfeit beS ©emerbegerichtS
gu begrünben" u. f. m.
Soßngaßiung auf ©runb einer ©effion gegen §. 115a ber
©eroerbeorbnung. Barf ber Arbeitgeber biefe geltenb machen,
menn ber Arbeiter feinen 2oßn nicht am gälligfeitstage
fonbern erft nachträglich forbert (Urtßeil beS Berg-©eroerbegerichtS
Bortmunb oom 14. April 1895, beftätigt burch Urtßeil beS Sanb-
gerießts Bortmunb oom 11. 3<*nuar 1896).
Bergmann S. — SKitglieb beS konfuntoereinS ber $td)t ©ourl —
ßatte ben Vorftanb ber Bergarbeiter-©eroerffcßaft ©ourl angeroiefen,
roäßrenb feiner Arbeit auf ber 3 e <h c -°o n feinem Soßn ftets fooiel
gurüdgußalten, mas er für fiebcnSmittel 2 c. an bie ©eroerffcßaftslajfe
biefe» Vereins oerfcßulbete." Später mürbe in Solge einer ©rinnerung
beS Dber-Bergamts Bortmunb bie Anmeifung burch ritte Voßmacßt
erfeßt. Bie babureß begangene Verleßung beS §. 115 a ber ©emerbe«
73
Sa« ©ewerbegericht. SWitthetlungen be« ©erbonbe« beutfd&er ©ewerbegeridjte. Nr. 6.
74
orbnung §at gur ©eftrafung be$ ©ergwerfS-SireftorS Springoöllm I
geführt. Sie nachträglich erhobene fllage auf AuSgablung ber an brn !
Äonfumoerein abgeführten Beträge I)at gur fllageabweifung geführt.
Sie Berufung würbe oerworfen.
Aus ben ©rünben be$ UrtljeiU ber II. gnfiang: Nach bem
erft burch ba« ©efeb oom 1. 3uni 1891 angeführten §. 115 a ber ©e-
snerbeorbnung bürfen Söhne unb Abjdjlagögablungen an Sritte nicht
erfolgen auf ©runb oon Necht«ge|chäftfn 2 c., welche nach §. 2 be«
©efefce« betreffenb bie ©cfchlagnahme be« Arbeit«* unb Sienftlohnß
rechtlich unroirffam ftnb. fllägerm*) überfchäfct aber bie cioilrechtliche
Sragweitc biefer ©orfchriften, wenn fie annimmt, bafe fie auch je&t noch
bie eingeflagten Sohnbeträge oon ber ©eflagten forbern fönne, tro^bem
ihr ©bemann bie gäüigfeitstage habe ablaufen laßen, ohne feinen Sohn
gu forbern. Au« ben gefefelichen ©ejtinunungen ift nur ba« ©ine mit
Beftimmtheit gu entnehmen, ba| bem Arbeiter, wenn er feinen oerbienten
Sohn am gäßigfeitßtage forbert, feine ©inrebe au« einer ©efchlagnahnte
feiten« britter ober auö einem NcchtSgefchäft gwifchen ihm unb einem
Sritten, begw. au« einem einfeitigen Nedjtßgefchäft feinerfeit«, entgegen-
gcfefct werben fann. Sagegen ift nicht beftimmt, welche ©irfungen bie
Sahlungen be« Sohne« an Sritte haben foß, wenn ber ©ergütung«-
berechtigte feinen Sohn am gäßigfeitßtage nicht forbert. Namentlich
finbet fich feine ©eftimmung — bafj ber Arbeiter auch in folchem galle,
wie im gaßc be« §. 116 ber ©emerbeorbnung gu jeher jjrit Sahlung
oerlangen fann ohne bafj ihnen eine ©inrebe au« ber erfolgten Ab*
führung an Sritte entgegengefefet werben fann. Sie SBirfungen folchcr
3ahlungen nach ben gäßigfeitßtage« finb oielmehr nach allgemeinen
Nechtögrunbfäfeen gu beurtheilen. — 3n biefer Eegieljung ift heroor-
guheben, bab @., wie bie fortgefefcte Snanfpruchnahme be« flrebit« be«
flonfumoerein« unb bie Nidjtfotberung am gäßigfeitßtage beweift, un¬
zweifelhaft auch nachträglich noch mit bem ©erfahren ber ©eflagten
einoerftanben gewefen ift unb e« genehmigt hat. Siefe $anblung3roeife
— hatte er nur ein eingtge« 9RaI am gälligfeitßtage feinen oollen Sohn
geforbert, fo würbe für bie golge jebe Abführung beffelben an ben
flonfumoerein unterblieben fein — berechtigte jefct bic ©eflagte gegen
bie fllageforberung ben öinwanb ber Arglift bahin gu erheben, bafe bie
Klägerin ungerechtfertigter SBeife unb ohne gefefclichen ©runb auf flofien
be« Arbeitgeber« fich bereichern wolle.
Anmerfung: Sa« hi« nur im Au«gug gebrachte intereffante
Urtheil ift ooflinhaltlich abgebrueft im „©ergbau* (Organ be« Bei-
banbe« ber ©ereine technifcher ©rubenbeamten).
gortfefcung be« Sehroerhaltniffe« trofc ©erfauf be« ©e-
fchäft«. (öntfeheibung be« ©ewerbegericht« Stuttgart.) HRit fchrift-
Iichem Sehroertrage ift ber flläger, ber guoor in einem anbern ©efdjäfte
gewefen war, am 20. Sali 1895 beim Seflagten in bie Sehre getreten.
Sie Sehre fodte 1 gahr unb 3 SRonate bauern. Ser flläger ift am
1. guni ausgetreten unb oerlangt fein Arbeitsbuch unb ein 3*ugni&
über feine Sehre. ®r behauptet, bie Sehre fei baburch aufgelöft, bah
ber ©eflagte fein ©efchäft an feinen Sohn unb einen Anbern oerfauft
habe. — Ser ©eflagte bittet um Abweifung ber fliege unb oerlangt im
SBege ber SBiberflage gortfefcung ber Sehre bi« gum 20. Oftober ober
©ntfdjäbigung. lieber ben ©erfauf be« ©efchäft« hat ber ©eflagte, ohne
ba& ber flläger wiberfprochen hat, folgenbe Angaben gemacht: ©r bleibe
technifcher Seiter be« ©efchäft«, fei baher immer ba unb leite bie Auö-
bilbung beS Sehrliug«; nur reife er nicht mehr, wie bi«her, fo bafe er
fi<h in SSirflichfeit bem Schrling noch mehr wibmen fönne. ©in Sfjril
ber Arbeiten, nämlich bie in früheren ©erträgeit übernommenen, werbe
oon ihm noch auf eigene Nennung ausgeführt, ©r halte bedhalb bie
Auflöfung bc« Sehroerhältniffe« nicht für begrünbet.
Sa« ©ewerbegericht hat bie fllage abgewiefen unb ber SBiberflage
entfprechenb erlannt
Nach bem, wa« über ba« ©erbleiben be« ©eflagten im ©efchäft
oorgetragen worben ift, fann bie Sehre nicht als beenbigt angefehen
werben. ©« fann nicht allein barauf anfommen, ob ber Sehrmeifter
gerabe formell ©efchäftsinhaber ift, wenn er nur bie oolle ©erantmor-
tung für bie AuSbilbung be« Sehrling« noch haben fann, unb bie« ift
hier ber gaß. Ser flläger ift baher gur Nücffehr in bie Sehre ocr-
p flieh tet.
(Jiniguntjsämter.
®efe^ r Betreffenb bie ©inigungSümter in ©nglanb« Am
7. Auguft l. 3* ^at eine oom englifdjen Parlamente ootirte Biß
„betreffenb beffere Borforge gur Verhütung unb Schlichtung oon
*) Sie SBittwe be« 3. war nach beffen Sob in ben NechtSftreit
eingetreten.
ArbeitSftreitigfeiten" bie föniglicbe Sanftion erhalten. Sie roichtigften
Beftimmungen be« ©efefceS ftno: Sie beftehenben wie fpäter ein¬
gerichteten GinigungSämter ober SchiebSgerichte mögen fic^ unter
©infenbung ihrer Reglement« beim ^anbelSamte regiftrtren laffen
unb bem §anbel«amte auf ©Bunftf) Bericht über ihre Shätigfeit,
©erhanblungen u. f. ro. erstatten. Sem 4>anbel«amte toirb beim
Auftauchen oon ArbeitSftreitigfeiten ba« Necht einer 3nitiatioe gu-
geftanben; e« fann eine llnterfuchung be« galle« einleiten unb
alle ihm gur Schlichtung ber Sifferenj geeignet erfdjeinenben Schritte
thun ober auf ©Bunfch einer ber beteiligten Streitparteien ad hoc
ein ©inigungSamt ober SchiebSgericht ernennen, foioie, faß« beibe
Parteien bamit einoerftanben finb, einen S<hieb8richter wählen.
©Beiter faßt bem £anbel3amte bie Aufgabe gu, für bie Einrich¬
tung oon ©inigungSämtern in foldjen Siftriften Sorge gu tragen,
in welchen eS an ähnlichen Snftitutionen fehlt, ©on 3«t gu 3 c it
foß ba« §anbel«amt über feine Shätiafeit, betreffenb bie ©inigung«»
ämter, ©ericht an ba« Parlament erstatten.
S(hteb«fBrmh be« ©BürgBurg* Sa« al«
©inigung«amt angerufene ©ewerbegericht ©Bürgbura hat ben
Au«ftanb in ber 3--3R- SR-’fe^en Suchbrucferei burch folgcnben
Sd)ieb«fpruch beenbigt:
„^ext ©arl N. als ©ertretet bet gitma ©ebr. N. erflfirt, ba§ ec
fein üolleS ©erfonal aum ©ettieb feine« ©efchäft« gut 3 eit »icbet beifamraen
hat, bab er trofebem loieber bereit fei, bie 11 ©erheiratljeten ber AuSftänblqen
(folgen bie Namen) innerhalb 14 Sagen mieber in fein ©efchäfi aufjunehmen.
ferner erflärt ,^crr N., bafe bie in ben übrigen ©ruefereien üblichen Ar*
beitsftunben an ben nicht gefefclichen geiertagen bereit« oor AuSbruch be« AuS*
ftanbeS bet ibm augeftanben waren, .^crr N. nimmt bie beim ©ewerbe*
geriet gegen bie 46 auöftanbigen Arbeiter auf 3 l,r ß^ a 5lung be« guoiel auSbe*
aablten Arbeitslöhne« eingereichten fllagen unter ber ©orau«fefcung au^üd, bafe
bie bei ihm eintretenben Arbeiter biefe 3 u ^ e 4 CI hlung 3urüderfeben. Ser ©er*
treter bet ftreifenben ©ehülfen, ^terr «Schriftfeher ©alcntin ift mit bem
©orftehenben einoerftanben."
Siefer beibe Shcüe befriebigenbe gütliche Ausgleich hätte faum
ergielt werben Jönnen, wenn ber neue ©ntwurf gur Örganifirung
be« ^anbiocrf« (oergl. Sonbernummer oom 27. Auguft 1896) fdfon
al« (Sefefe beftänbe, benn bann würben bie ©uchbrucfer gu einer
3nnung gehören, unb e« würbe mithin an einem ©inigungSamt
für bie« (bewerbe fehlen.
Äutßdjtcn unb Anträge.
Petitionen be« ©ewerbegericht« Srier gegen SNihftänbe im
SangewerBe. Sie oft beobachtete 3:^atfacf)c, ba& Bauarbeiter mit
ihren gorberungen ausfaßen, weil Bauten im SubmifiionSmege
an einen Bfinbeftforbernben oergeben würben, ber fid) al« leiftung«-
unfähig erwie«, hat ba« ©ewerbegericht Srier gu Petitionen an
ben ^anbelsminifter Brefelb unb an ba« AbgeorbnctenbauS oer-
anla&t, welche unter bem 7. 3fuli eingereicht würben. Sie ßJfife-
ftänbe unb bie bisher oon Sanungen :c. gemachten Borfchläge gut
Abhülfe würben bereit« im gebruar in einer Senlfchrift be« ®e*
werbegerichtsfefretär« Olafen gufammengefa^t. 3m Anfchlufe an
biefe Senffchrift befchäftigte fich ber flun]t» unb ©ewerbcoerein für
Srier unb Umgegetib in ber §auptoerfammlung oom 22. April
mit ber Angelegenheit, ©r empfahl al« ©runblage bie Borfchläge,
bie ber Berbanb Seutfcher ©ewerbeoereine im oorigen 3ah^ in
flaffel formulirte 1 ) unb bie aßerbing« in erfter Sinie ben Schuh
ber Bauhanbwerfer gegen unreeße Aonfurrenten gur Aufgabe
haben. Sie Petition be« ^ewerbegericht« an beit £>aubei«mimfier
betont, bafe bie SubmiffionSoorfdjriften für ftaatlidje Betriebe in
ber Praxis oft oerlept werben unb bafj e« für Prooingial* unb
Aommunalbehörben gar feine fold)c Borfchriften giebt; Tie empfiehlt,
berartige Borfchriften nach bem ÜJfufter ber babifefjen Berorbnung
oom 7. 3uni 1890 gu erlaffen, fowie nad) ben Aaffeler Befchlüffen
bie Boranfchläge nicht mehr gu oeröffentlichen, bamit ba« Angebot
nach Progeuten oerhinbert werbe; bie Preife foßen bur^ fach*
oerftänbige Au«f<hüffe periobifch feftgefefet werben. Sie Petition
an ba« Abgeorbnetenhan« oerlangt, ba& bie Baufchöffcn-Aemter,
für welche fi<h ba« Abgeorbnetenhan« am 18. 9ftai auSgefprochen
hat, nicht fafultatio, fonbern obligatorifch für aße Städte einge¬
richtet werben foßen. Seiten« be« ©eroerbegericbtSDorfifcenben
Dr. o. Nell finb bie Petitionen fämmtlichen TsJewerbegerichten ber
Nheinprooing unb ©Beftfalen«, fowie auch anberen gröfeeren ©e-
werbegerichten gu coentueßem Anfdjluh mitgethcilt worben.
©ergl. ff Sogiale Pra£is" V, Nr. 5.
76
$ct£ ©eroer&egeridjt. SRittheilungen bei ©erbottbed beutfdjer ©eroerbegerichtf. 92r. 6.
76
ÄUgemeines über (Brwrrbegcridjte unb
^rbeltssoertrug.
Bertragdbrfidjigfeit mu $(r6ettrritttsett in ber $lanencr Sticftret*
tubuftrie. ttefepgckrifche Sorfcfflige and bem Bericht bed Qefcerbe*
S erichid. 2öie im Borjahre, fo flagt auch in bem Bcrid)t iibec bad
>af)r 1895 ber Borfipenbe bed @eroerbcgericf)td flauen über ben trop
aller Borhaltungen unoeränbert ftarfen $ang bed weiblichen £>ülfd*
perfonald in ber bortigen Sticfereiinbuftrie, ohne £ünbigmtg plöfc*
Iid) bie Arbeit gu ocrlaffen. gum betriebe einer Schiffchen*
Stidfmafchine außer bem Sticfer groei £>iilfdperfonen (gäblerin unb
Aufpafferin) geboren, fo ^abe öad ©egbleiben aud) nur einer
Arbeiterin gur Solgc, bafj bie Arbeit unterbrochen roerben mufe.
3e fchroerer drfafc gu befdjaffen ift, befto größer fei ber Schaben,
ber bem Befiper ber Sticfmafchine ertoächft; ein Schaben, gu bem
bie paar Marf dntfehäbigung, gu bereu 3 a Ö^ lll, 9 Arbeiterin
oerurtheilt roerben fann, häufig in gar feinem Berhältniffe flehe.
SSährcnb baher im Allgemeinen bie Äuffafftnig oerbreitet ift, ba§
ed nicht nur rocrthlod, fonberit häufig fogar nnflug fei, einen ocr*
tragdbrüchigen Arbeiter gur Snnchaliung ber Sünbiguugdfrift
groingen gu wollen, bleibe in ber bortigen Sticfereiinbuflrtc ben
Arbeitgebern gar nichtd Anbereö übrig, ald auf Erfüllung bed
Bertragd unb erft an groeiter SteHe auf dntfehäbigung 51 t flagen.
$un fei ed groar erfreulicher ©Seife bidher nicht feiten gelungen,
bei ber tnünblichen Bcrhanbluttg ben oertragdbriiehigeu $h e rt Sur
drfenntnijj feined llurrchtd gu bringen. Aber nicht ininber häufig
feien bod) aud) bie gälle, roo alle 3urcben oergeblich finb, unb roo
fich ber Arbeitgeber nor bie 9?othroenbigfeit geftellt fieht, jtch ntit
einer geringfügigen dutfdjäbigung gu begnügen unb bie belreffettbe
Mafdjine üielleidjt brei, oier Sage ober noch länger flehen 31 t laffen,
bid drfafe für bie fortgefaufene Arbeiterin gefunben ift. &ach ber
Subifatur bed 9?eid)dgerid)td gehören mcchanifche geroerblidje
Arbeiten 51 t betten, bie aud) burch dritte oorgenommen roerben
fönnett (ohne Aiicfficht barauf, ob in ©Sirflid)feit foldje Bertreter
gu haben finb), unb alfo nicht gu betten, bie burd) ^erfonalarreft
ergroungeit roerben fönneu. BJenigftend gegenüber folgen oertragd*
brüchigen Arbeitern, bie barauf pochen, baf$ ber ©erichtdoollgieher
bei ihnen nichtd finbet, oerlangt ber Bericht eine drgängung be$
§. 51 bed dJeroerbegeridjtdgefefced, bahin gehenb, bafj nach frud)t*
Iofer djefutiou in Begug auf ben dntfehäbigungdanfprud) bie
groangdrocife 3 u rücfführung gur Arbeit angeorbnet roerben fann.
SDie Berechtigung ber Slritif uttb bie Sdjroere ber Uebelftäube,
gegen bie fic fich roettbet, finb nicht gtt oerfennen. Unter ben ge*
fchilbertett Berhältiüffen bedeutete ber Beriragdbruch dingeliter nicht
bloß eine Sdjäbiguttg bed Unternehmend, fonbern häufig auch bet
in unfreiwillige Unthätigfeit perfekten Mitarbeiter. Allein bie Srage
roill auch nach anberett Seiten erroogen fein. ©Sie ber Bericht felbft
heroorhebt, roürbe ber Borfchlag bagu führen, gur Erfüllung bed
Arbeitdocrtraged ben 3 ro ang gegen ben Arbeiter gugulaffctt, aber
nicht gegen ben Unternehmer. ©Senn ber Bericht barauf hinroeift,
bah fcf)on nach geltenbem Sftcdjt ein folchcr ^erfonalgroang gegen*
über Lehrlingen guläffig fei, fo fptedjen bei jenen päbagogtfche
©rüttbc ntit, roährenb bei bieffti gerabe bie heutige Regelung für
rücfftänbig, nicht aber für nachabmendroertf) gilt. Scbcufalld müßte
gunächft uttterfucht roerben, roofjer bie .f>äufigfeit ber Bcrtrags*
Brüche in ber ^lauener Sticfereiinbuftric rührt.
Shätigfcit ber GSerocrbegerttf)te in Zeigten« f>ad belgifche
Arbeitdamt oeröffentlichte ben Bericht über bie ihätigfeit ber Conseils
de Prud’horames im Sabre 1895. 5)ie £f)ätigfeit biefer d)e*
roerbegerid)te hat im lebten Sabre eine anfel;nlid)e Steigerung
erfahren; bie 3al)l her oon ihnen enlfdjiebenen Streitfälle flieg
001 t 5768 auf 7153, road einer 3 una hme um 24 ^rogeut ent*
fpricht. 5)te 3unahtne fällt audfchlieihliih auf folcbe Streitigfeiten
groifchett Arbeitgebern unb Arbeitern, itt beticn bad ©eroerbegeridjt
gefefclicb fompetent ift (6816 gegen 4775), roährenb bie Streitig*
feiten unter Arbeitern ober unter Arbeitgebern ait ber Steigerung
feittett Anthcil b a &en. ^ Streitigfeiten, bie freiwillig oor bie
©eroerbegeriebte gebradjt ronrben, finb oon 154 auf 128 gurücf*
gegangen. SSou ben 7153 Sadjen ronrben giitlid) gefchlichtct 5365
(= 75%)), bunh Anerfemitnih,i8ergid)t 2 c. erlebigt: 1134 (^15,9° 0 ).
^)urd; Urteil: 632 (= 8,8%). Unerlebigt blieben noch 22 (= 0,3 %).
Alfo and) in ^Belgien roirb roeitaud ber größte Streit ber Sachen
burch b etl gütlichen (Sinfluß bed ©croerbegerichtd gcfd)lid)tet.
2)ie gleichseitig hiermit audgegebene 9fr. 49 ber ASochenfchrift
„Sogtale $ra^id f ^entralblatt für Sozialpolitik enthält:
®ie 9fooeIIe gu ben baprifchen Oiefeijen über £>eimatlj
unb Armenpflege. Son Dr. jur. (£. Muenfterbcrg. —
Audfunftd*Stellcn unb Arbeiter*Sefretariate. 9Son Dr.
SRoth- — Seftrcbungen ber beutfehen Sd)neiber gur §»er*
fteflung oon 23etriebdroerf)tätten. S3on Soh- ^imnt. —
SSanbernbe § au ^haltungd*Schule im ^anbfreid Siegen. —
Unentgeltliche ÜBeerbigung in ber Stabt 23crn. — Schuh bed
©aftroirthfd)aftd*^erfonald unb .Stinberfchuh burch ftäbtifched
SRegulatio in ßeipgig. — §aftbarmachung ber ^audbefiper
für Stcuerfchulbeu ber Mieter. — SSorgehcn roürttem*
bergifcher Stäbte gegen bie Aufteilung oon Militär*An*
Wärtern im 51ommmialbienft. — Schweiger Sohnberoegungeit
unb Streifd im 3ahre 1895. — Drgauifation unb S3e*
roegung ber ©ifenbahuer in Oefterreid). - iloflcn ber
Arbeitd*ßinftcÜungen in Amerifa. — Achtflunbentag im
englifchcn s $oftbienfte. — Umfragen über ben Achtuho^aben*
fchluh im beutfehen §aitbel. — Sonntagdruhe im beutfehen
©üteioerfehr. — ©eneralbericht bed beutfehen SSereiitd für
Armenpflege unb SSohlthätigfeit. — (Sentraiftelle für Arbeiter*
Wohlfahrt in Hamburg. — Srauen ald Armenpflegerinnen
in ber $rooing $ofcn. — SSorgehcn gegen bad Schlaf*
fteHenroefcn in fä<hfifd)en Stäbten. — ASohuungdoerein für
Miindjen*@)labbach. — 3nnungd*3Sorlage unb fübbeutfeher
^anbroerfertag. — i?itterarifd)e 9feu*Srf^cinungen.
Audbem3»h fl ft ber lebten Auguitnummern ber„Sogialen$rayid //
feien folgenbe Auffähe heroorgeljoben: ^ie Sogialpolitif auf ber
Berliner ®eroerbeaudfteflung. — ^Sie 32abIred)td*Audbehuung in
^oöanb. Bon B- ©offtebe be ©root (Groningen). — 2>ie
Jrage ber Arbeitdlofen*Berficherung in ihrem gegenwärtigen Stanbe.
Bon ^Srof. ©eorg A bl er (Bafel). - 2)ec internationale fogialiftifchc
Stongrefe in Bonbon. Bon Brof. Banberoelbe (Brüffel). —
2)ie gegenfeitige Audhiilfe ber 51ranfenfaffen. Bon Stabtrath
£). o. granfenberg (Braunfchroeig). — Sfommunale BSohnuttgd*
politif in ber Sdjroeig unb in ©eutfchlanb. Bon Dr. jur. 0 .
Maugolbt (Srauffurt a. M.). — ÖJcroerffdjaften unb Sogial*
bemofratie. Bon Dr. jur. M. Cuarcf (Sranffurt a. M.). — 2)ie
^ranfeuoerftchcrung ber ^aublmtgdgehülfen. Bou Sofcf Silber*
mann (Berlin) — £ohnpolitif in ben 2>rucferei*8iibmtfftoneit
ber cnglifchen Sfegierung. Bon Dr. Slahcufteiu ^Berlin). —
2)er Strife ber Spinner in St. ^Sctcrdburg. Bon Dr. ^S. Sdjutiafoff
(St. ^eterdhurg). — Aud bem 9fotigentheil: §öhe ber 3^ n N bei
jtäbtifdjcn ^eihhäufern in S)eutfd)lanb. — Ber|id)crung beim
ftäbtifcheu Äraitfenhaud. — Sohngeinährmtg an ftäbtifdjc Arbeiter
in Barmen roährenb militärifcher Hebungen. — Minimallöhne irt
ben Submifftondbcbinguitgen Belgier ©emeinben. — Minbeftlohn
für ftäbti)‘d)e Arbeiten in Seipgig. — Sürforge für oerlaffene
Mäbchett burdj Berfagnng bed Bcrehelichungd*3cugniffcd in 9füru*
berg. — ilebereinfommcn im fionboner Buchbruder*©eroerbe. —
^lampf um ben Achtitunöenlag. — Staatlid)e Seueroerficherung
unb Alterdoerforgung für 9feu*Seelanb. — ©emeiufarner Mietfj*
oertrag ber ^auohefiper* unb Miether*Drganifatton in Berlin.
Stänbige SRubrifen ber „Sogialert ißrajid": AIT*
gemeine Sogial* unb ©irthfcbaftdpoiitif; kommunale Sogialpolitif;
Sogiale 3uftänbe; Sraueitfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer*
oerbänbe; ©eroerbegerichte, (Sinipungdämter, Arbeitcraudfdhüffe;
Arbeiterfd)up unb ©eroerbeinfpeftton; Berfidjerung, Sparfaffen;
Armenpflege; 9Bohnungdroefcn; ©efunbheitdpflcge, Ernährung; dr*
gtehung, Sd)ule, Bolfdbilbung; 3uftig; Sinangen; Canbroirthfchaft,
^anbroerf unb Snbuftrie; $anbel, £rebit; Bcrfehr; Sitterarifche Aeu*
drfchcinungcn.
S5ie gratis, frntr«C6f«H fiu ^ojitCp^mift 11 exfebeint jeben S)onnerftag
unb lo ft et Dlertel jährlich 2 Ji 50 ^ ehifd^Uefelicb ber SERonatSbetfage
©ewerbegertebt". ßu bqicfjen burdb tpoftanftaUen unb jBucbbanblungm
fotoie bireft bureb bie BerlagSbucbbanblung (Gari ^e^mannd Vertag, Lettin W.,
iÖlauerftr. 44).
„®ad Oetoevfieoeridit 0 erfdjeint am elften ffionnerftag jeben SRonatd im SRinbeftumfang non */* ©ogen. ba8 Halbjahr Stprit—September nehmen
»efteUungen a“ni ©reife non 60 ©f. fammttidje ©oftanftalten unb »ucbbanblungen an. ©egen dinfenbung »on 70 ©f. in ©riefmatfen an Carl ^epmann«
©erlag, ©erlinW., mtauerftrafee 44, erfolgt bie birefte ßufenbung am Sage oe« drf^rinend.
Carl Peomanni Berlafl tn »erlm W. aRauerftrafee 44. — «ebrutft bei 3uUu« 6ittenfelb in Berlin W. — BeranttoortUtb für Me «ebattion: C. fBtebfelbt ln Berlin.
I. Safjtgang.
SBcrlin unb ftranlfurt a. SD?., ben 3. September 1896.
Wuramer 6.
Beilage ju ft. 6 ks Jflnerkgerit()te“
Deröffentlicpung bes Verbautes beutfäev <Bewerbegerid}te.
SRebaftionSauSfc&ufj: ©iabtratf) Dr. Jlefrij in (Jrantfurt a. SW. unb 3WagiftratS=2lffcffor ®mto in ©erlin.
3 n tf a l i.
Scpiebßfprud) beß ©eroerbe* j Bericpt über bie drpebunflen
geridjtß Berlin in bem allgc* ; in ber Berliner Herren* unb
meinen Auöftanb ber Berliner | Kiiaben*KonfeftionSinbnfttie,
Herren* unb Älnaben-Kon* ' eTftattct oon gabrifant 0. Slöeigcrt
feftionSinbnfirie.77 I 80
Abbrncf föinnitlicper Aitifel ift 3<ätun<ien unb 3eiijcptiften geftnttet, jebodj nur
mit Doller Quellenangabe.
2 Bir bringen alß befonbere Beilage jur oorliegett*
•ben Kummer einige ben Konfeftionßftrcif betreffenbe
Aftenftiicfe; sunäepft beit abfcplteßenben Scptebßfprucp
beß berliner ® ewerbegerieptß, fobaitn ben Üöericpt
beß ©eroerbegericptßTnitgliebeß, §errn gafcrifanten
D. Steigert, ber mit ber VericpterftattUng über bie an*
geteilten Grpebungeu betraut mar.
3 ftaßgebcnb für unferen Gntfcphtß $ur £>eraußgabe
ber Sonbernummer oom 27. Auguft, roie biefer G^tra*
Beilage mar 3 unäcpft ber äußere ©ruttb, baß mir ber
Slecplfprecputtg möglicf)ft wenig $Kaum entjie^en wollten;
außerbem aber intereffirt eß gewiß fcimmtlidje (bewerbe*
gerirf)te, 31 t fepen, in wclcper oor^iiglicpen VSeife baß
<5)en>erbegerid)t Berlin fiep alß Ginigungßamt bewäfjrt
pat. ®iefe Aufgabe tritt feiten an bie ©eroerbegeriepte
peran, ift aber, roie gerabe ber oorliegenbe Soll 3 eigt,
minbeftcitß eben fo roieptig toic bie gunftion ber Sftecpt*
fpreepung. Vöettn ber in ber Sonbernummer Be*
fproepette ©efeßentrourf bie ©efaßr nape legt, baß ben
©ewerbegeriepten bie panbwerfßmäßigen Betriebe ent*
^ogen roerben, fo geigen bie peute oeröffentlidpten Alten*
ftücfe gleichmäßig, roiefeproer eß ift, biefe Trennung oor*
junepmen, unb legen außerbem bie Qrage nape, ob baß
$anbtoerf felbft wopl tput, auf bie Speilnapme an ber
Drganifation 31 t oer 3 icptett, ber allein bißper feiten0
ber ©efeßgeBung roenigftettß einige ber Befugniffe
überroiefen finb, welche ein GinigungSamt Befißen muß.
$d)ied$rprud) des (Beweirbegeridjts ßerlitt in dem
allgemeinen 3Ut.sftand der Jßeclinet fjcmn- und
ßnaben-ßonfehtionsindultrie.
gn Sachen betxeffenb ben allgemeinen Außftanb in ber Herren»
unb KnaBeit-ftonfeftionßinbuftrie Verlittß erläßt baß oon ben ftreifenben
Arbeitnehmern unb 3 roifdjenmeiftern unb oon ben Konfefüonären alß
Ginigungßamt angerufene ©eroerBegericpt ju Berlin in ber Sißung oom
14. Auguft 1896 burep
1 . V*agiftratß»Affeffor 0 . Scpul 3 , alß Vorfißcnben,
2 . SabrifDcftpec Dr. «erf4el, I ,, arB eilBeBer-SB«iP 6 er,
3. gabrifatiten SSetgert, J ö v
4. Rentier Vrotf, alß Vertrauensmann ber Arbeitgeber,
ei llnelbex Sfife,} at8
7. Scpneiber SBittc alß Vertrauenßmaitn ber Arbeitnehmer,
in ©cmäßpeit beß §. 67 ber Aeicpß-GeroerBeorbnung, betreffenb bie Ge¬
ro er Bcgcricpte, 00 m 29. guli 1890 unb beß §.76 beß Drtßftatutß für bie
Stabt Verlin, betreffenb baß ©eroerbegeriept 3 U Berlin, 00 m aür^nü»«'
1892, folgenben ©cpiebßfprucp:
2)er naepftepenbe SD7inbefttarif ift alß eine angemeffene Bege*
lung ber sroifepen ben Äonfeftionarcn, Smifcpenmeiftern unb
Arbeitnehmern ber ©erren* unb Änaben*Äonfe!tton Berlinß be-
ftepenben Streitigfeiten bejüglicp ber beseitigen 2opn* unb Arbeitß-
oerpältniffe $u eraepten.
®ie v Bcfiimmungen beß Vergleicpß oom 19. gebruar treten
außer Äraft.
9tiebrig{ie Copnfäpe für bie Herren* unb ßnabenfoufeftion.
(5)er 2 arif wirb pier niept abgebruclt.j
Allgemeine Beftimmungen.
1 . ^er Sarif ift ein Sftinbefttarif, na^ welcpem bie niebrigften
Cualitätcn beß betreffenben Artifelß ju lopnen ßnb. gür beffere
Cualitäten ßnbet ein Sopnjufcplag ftatt, beffen gortfepung ber freien
Vereinbarung unterliegt.
2 . Unter ben Vfinbeftlopnfäpen biefeß $arifß bürfen Arbeiten oon
ben Äonfeftionären an 3 lt, tf^ crlTnc if^ cr °bcr Arbeitnehmer unb oon ben
3njifcpenmeiftern an Arbeitnehmer niept außgegeben roerben.
3. Sämmtlicpe 3utpaten fmb oom Äonfeftionär bejiepungßroeife
3 roifcpenmcifter ju liefern.
4. Sie Sopnjaplung muß roöcpentlicp an einem beftimmten Sage
erfolgen. Ser 3 a ^t a 9 ift burep Außpang befannt 311 rnaepen.
5. Ser Sarif ift in ben ©efcpäftßräumen ber tfonfeftionäre unb
3roifcpenmeifter, in beiten bie Außgabe unb Gmpfanguapme ber Arbeit
ftattfinbet, außjupängen. Bei Außgabe.ber Slrbeit an bie Arbeiter ift
ber Bopnfap mitjutpeilen, toelcper für jebeß Stücf gejaplt roirb.
6 . Sie Abfertigung (Außgabe unb dmpfangnapme ber Arbeit) pat
mit möglicpfter Vefcpleunigung ju erfolgen.
7. Sebent 3mifcpcnmeifter be 3 iepungßroeife Slrbeitcr ift ein Sopttbucp
auß 3 ufertigctt, in roelcpeß bei Außgabe ber Arbeit beutlirf) bie Sopnfäpe
für biefclbc eitt 3 utragen ftnb.
©rünbe: 9facpbem burep ben Vergleich oom 19. gebruar 1896
bem ©inigungßamte ber Sluftrag ertpeilt toorben ift, über bie geft»
fteHung eineß fpe^ialifirten 2RinimaI=2opntarifß weiter 31 t oerpattbeln,
bie geftftellung eineß folcpett burep Vergleich ober ©cpicbßfprud; perbei*
3 ufüpren unb bie erforbcrlicpctt ©ntnblagen burep umfangreiche Veroeiß-
aufnapme unter 3 it 3 iepung oon Vertretern ber brei betpeiligteu Kate¬
gorien, roelcpe fiep 311 m ©rfcpeinett oor bem Ginigungßatnt oerpflicpteten,
3 u befepaffen, pat baß ©irtigungßatnt auf breitefter ©runblage dr-
pebungen über bie in bem pier fraglicpcn Snbuftrie 3 ioeige obiualtenbett
Soptt- unb Slrbeitßoerpältniffe angeftedt. An ben bießbcjüglicpen Ver«
panblungen pabeit fiep Vertreter ber Arbeitnehmer regelmäßig betpeiligt.
Sie 3wifepemiteifier paben au ben Grpcbungcit nur furse 3eit Speil
genommen. Sie Konfeftionäre paben, itacpbent fie in roenigeu Sipungeit
oertreten waren, ipre Vfitroirfung an ben Arbeiten beß dinigungßamtß
ooflftänbig eingefteHt unb mit bett jur Aufflärung erforberlicpen Sn*
formationen meift 3 urücfgepalten, naepbetn ein großer Speit ber be=
tpeiligten girmen, obwohl fie bem Vergleiche beigetreten waren, bie
bewilligten gorberungen oon Anfang an niept ober nur tpeilroeife er¬
füllt unb fcpließlicp burep eine beut dinigungßamte 3 «geftcnte Gingabe
fiep einfeitig oon bem gcfcploffencit Vcrgleidjc Ioßgefagt patten.
Anß biefent offenbaren Vrucp ber getroffenen Vereinbarungen oon
Seiten einer großen Vtepsapl ber Konfeftionäre pat baß Giuiguttgßamt
bie Ueber 3 eugung gewinnen ntüffen, baß eß benfelbnt bei ipreti in bem
Vergleiche oom 19. gebruar 1896 ben Arbeitnehmern gemachten 3 h*
geftänbniffen nur um eine Beilegung beß ipneu in ber $ocpfaifoit
fepabettbringenben Streifcß 31 t tpun getoefen ift, baß fie aber niept bc»
abficptigteu, an biefen Vereinbarungen auep naep ber Saifou feft 3 u*
palten unb auf ©runblage berfelbeu 3 U einer bauernben Verftättbigung
mit ipren Arbeitnehmern 3 U gelangen.
3 u ber gteidjen Ueber 3 eugung ift baß Ginigungßamt bei Gelegen¬
heit oon Verpanblungen gelangt, roelcpe einen Abfcpluß ber Streitig¬
leiten burep einen oon einer Sariffontmiffion auß 3 uarbeitenben beßtii*
tioen Sarif be 3 roedten. Siefe Verpanblungen paben, obmopl ftep an
benfelben bie SnpoPat maßgebenber Äonfeftionßfirmen betpeiligteu, 31 W
79
2>a$ ©etoerbegericht. SRittheilungen beS BerbanbeS beutfdjer ©ewerbegerichte. Br. 6.
80
AuffteEung eine» oon ben lefeteren für annehmbar erflärten, oon ben
Arbeitnehmern angenommenen XarifS geführt, welcher nach genauer
Prüfung burch ba$ SinigungSamt mit uitwefcntlichen Ergänzungen ben
Beteiligten unterbreitet worben ift, in jebem ©tabium feiner Aus*
arbettung aber ben SBiberfpruch aEer ÄonfeftionSfirmcn, ja fogar ber-
jenigen, beren gnfjaber benfelben aufgefieEt batten, in bem 2Ra&e er»
fahren hat, baß bie ftonfeftionäre jebe weitere Sfjätigfeit beS EinigungS»
amteS ablebnten.
2)aS EüiigungSamt bat au$ biefem Berhaltcit ber ftonfeftionäre
feine Beralaffung jur Sinfteflung feiner Sfjätigfeit entnehmen fönnen,
ba ein cinfeitiger Bücftritt non bem gefd) (offenen Bertrage, nadfjbem
berfelbe burch Aufhebung beS Streifs feitenS ber Arbeiter erfüllt worben,
als unjuläffig erachtet werben muhte. Ebcnfotuenig fonnte ber bem
EinigungSamte in ben Berfjattblungen unb (Eingaben ber Äonfeftionäre
unb in ber oon benfelben infpirirten treffe gemachte Borrourf ber Ein-
feitigfeit unb Berfdjleppung eine gortjefoung ber grünblichen Erhebungen
ohne Sheilnahme ber Slonfeftionäre oerhinbern.
Auf ©runb ber ftattgebabten Ermittelungen hat baS Einigungsamt
bie Ueberjeugung gewonnen, baß thatfädjlid) in bem gnbuftriezweige
ber Herren- unb Sfnabenfonfeftion 2Rihftänbe befielen, inbem bie ge*
zahlten Söljne in uielen gäEeu auf ein Biocau gefutifcn ftnb, weites
ein menfchcnwürbigeS $afeiu ber Arbeitnehmer trofe angeftrengter,
fleißiger Arbeit nicht ermöglicht.
ES hat fich ergeben, baß bieS 3nrüifgehen ber Söhne im B3efeut»
liehen nicht in ben Abfaßoerl)ältmffen ber Brandjc feinen Erunb hat,
fonbern in bem Beftreben einzelner girmen, mit auswärtigen ©efefjäften,
welche unter ganz anberen Iofalen SBerfjältniffen eine befonberS geringe
SBaare hrrfteflen, 3 u fonfurriren. Sah eine fold;e Stonfurren$ mit
fleinerett flöhen ( 3 . B. Afchaffenburg), in welchen bie Sebeushaltung
ber Arbeiter eine oiel weniger foftfpielige ift als in ber £>auptftabt, ein
frudjtlofeS Bemühen ift, hat fich flar h^rauSgefteflt. Es muhte beS*
halb bie Auflehnung ber Arbeiter gegen ben auf biefer Erunb*
läge ermacfjfenen Sobnbrucf als eine burchauS berechtigte auerfannt
werben.
Auf ber anberen Seite fonnte aber auch feftgefteEt werben, bah
eine Anzahl oon SfonfeftionSfirmen beS ^icHgen BlafeeS Söhne zahlt/
welche als angemeffene unb auSfömmliche bezeichnet werben müffen.
&as Einigungsamt war nicht in ber Sage, einen allgemeinen Sohn*
tarif für ben in grage fommenben EefchäftSzweig aufjufteBen, ba fo*
wohl bie AuSftattung ber einzelnen ArbeitSgegenftänbe, wie bie An*
fprüche, welche an bie Ausführung ber Arbeit geftcEt werben, fo oer-
fchiebenartige finb, bah eine Jarifirung nidjt möglich erfdjien. Aus
bem gleichen ©runbe hat es ftch auch als unmöglich herauSgefteEt, bem
Borfchlage ber Arbeitnehmer, ben bie Arbeitgeber theilweife gebilligt
hatten, 311 folgen unb einen fpejialiftrten Sohntarif für bie belferen
Qualitäten ber einzelnen Artifcl auszuarbeiten, beim feiner ber Suter*
effenten ift im ©tanbe gemefen, irgenb welche objeftiue SRerfmale jur
Bestimmung ber za tarifirenben Qualität anzugeben.
Unter biefen Untfiänben war baS Einigungsamt nur in ber Sage,
bie niebrigften 2of)ufä&e für bie geringften, in Berlin h*rzufienenben
Qualitäten ber einzelnen Artifel feftzulegen.
1 ®urch biefe geftfefcung aflein fann einem Oerabfmfen ber Söhne
unter ein znr Ejiftenz eines Arbeiters in Berlin erforberlicheS 2Rafj
oorgebeugt unb oerhütet werben, bah biejenigen Artifel, welche in Berlin
nach ben obwaltenben Berhältniffen ohne Beeinträchtigung einer
menfehenmürbigen SebenShaltung ber Arbeiter nidjt ^ergefteEt werben
fönnen, einen ungerechtfertigten Sohnbrucf auSüben.
AuS biefen ©efuhtSpunften ift ber im fcenor beS ©chiebSfpruchS
niebergelegte SRinbefttarif aufgefteEt worben, berfelbe umfaht afle
wefentlichen, in biefer Branche in grage fommenben Artifel unb beruht,
auf ben eingchenben Erhebungen, welche oor bem ©ewerbegerichte
ftattgefunben haben. $>ie SWinbeftfäfee beffelben ftimmen in aEen wefent¬
lichen fünften mit ben oon ber Bertretung ber Stonfeftionäre in ber
BergleichSoerhanblung 00 m 19. gebruar 1896 oorgefdjlagenen ©ä&en
überein, fo bah ber Einwanb ber Arbeitgeber, bah biefe SRinbeftfäfee
ohne 3<häbigung beS gnbuftriezroeigeS nicht getragen werben fönnen,
auSgefdjtoffen crfcheint. Auf ber anberen ©eite haben bie Bertreter
ber Arbeitnehmer ihre auSbrüdliche guftimmung ju biefen SRiubeftfäfcen
erflärt. ©elbftoerftänblich gelten biefe SRinbeftfäfce nur für bie geringfte
Qualität ber ArbeitSleiftung, fo bah iebe erhöhte Anforberung an bie-
felbe befonberS burch einen Sufcf^lag abzugelten ift. Diefer gufölag
muh, ba bie SRehrleiftung nicht burch obfeftioe Bterfmale zu fenn-
Zeichnen ift, ber freien Bereitibarung übcrlaffen bleiben. ES wirb fich
bemnach aus biefem gufchlage zu ben ERinbcftlöhnen eine burchgehenbe
Erhöhung ber bisher oon oielen girmen gezahlten niebrigen greife für
beffere Qualitäten ergeben müffen.
$ie Bertheilung beS Sohnfafces unter bie Swifchenmeifter unb bie
einzelnen bei ber £>erfteEung betheiligten Arbeiter*ftategorien ift auf
©runb einer Begleichung beS über ben bisherigen SRobuS ber Ber¬
theilung gefammclten SRatcrialS erfolgt.
$ie geftfefeung eines wöchentlichen, zum BorauS beftimmten unb
im ©cfchäftslofal beS Arbeitgebers bezieljungSweife SmifchenmeifterS
burch Aushang befanut zu gebenben 3al)ltageS muh als eine beredjtigte
gorberung ber Arbeitnehmer bezeichnet werben, bie auf eine regel*
mähige, püuftliche Sohnzahluitg angewiefen fmb. &ie Bestimmung beS
3ahItageS muh bent 3ahlenbeu nach ben befonberen Berljältniffeu feines
©efdjäftS überlaffen bleiben.
Ebenfo erfcheincn bie bezüglich beS AuShangeS beS Tarifs unb ber
obligatorifchen Einführung oon Sohnbüchern auf Anregung ber Arbeit¬
nehmer getroffenen Beftimmungen als zweefmähig unb ohne Beläftigung
ber gutereffenten burdjführbar. $>a ber Sarif nur SRinbeftfäfte für
niebrigftc Qualitäten enthält, ift für bie 2lmtigfcit einer Sarifforamifflon
fein Baum gegeben.
Auch eine Befdjleunigung ber Abfertigung, bie nach ben gemachten
Ermittelungen oft ein ftuitbenlangeS 2Barten bebingt, ift bringenb za
empfehlen, um bie Arbeitnehmer oor Berlufteit zu fdiü^en. Eine Ent*
fchäbigung für längere SBartezeit fonnte aber als angenteffen nid^t er«
achtet werben. AEgcmcine Bormett für baS Berfahren bei ber Ausgabe
unb Empfangnahme ber Arbeit aufzufteEen, hebert bie Berfchicbcn*
artigfeit ber ©efcbäftseinridjtungcn ber einzelnen girmen.
$ic Beftimmungen beS Bergleichs 00 m 19. gebruar 1896, welche
bis zur Beenbigung beS BerfaljrenS oor bem EinigungSamte in Straft
bleiben fönten, treten fämmtlidj burch biefen ©chiebsfprud; auher Sßirf*
famfeit.
gcj.: 0 . ©djulz-
ßecid)t übet bie (Erljebungctt in bet fierlinet
Herren* unb finaben-fionfektionsinbufitie,
erftattet in ber üffentlidjen ©i^ung be8 SinigungSamtS
am 14. Üluguft 1896
oon gabrifant 0. Steigert.
Sn ©emähh^it beS § 7 beS BcrgleidjS oom 19. gebruar
tiefes SaljreS haben oor bem GinigungSamt 65 ^ermiite ftattge*
funbeit unb zwar:
ttn gfebrnar.5
* B^ärz.26
* April.9
* Wai .17
unb * Sani. 8
Zn|amtneu 65.
Snt April ftnb bie Erhebungen burch bie Bcrhanblungett oor
ber BcichSfontmiffion fomie burd) baS Dfterfeft unterbrocheu
worben. Auch fiitb natürlich hierbei nicht in Betracht gezogen bic
öffentlichen als auch nicht öffentlichen ©ifcungen beS oollbefefcteit
Einigungsamts, fowic bie ©ifeiutgen ber $arif*$otnmiffion.
lieber bie Befultate ber Erhebungen oont oebruar unb 3Rärz
biefcS Sah^S ift bereits in ber öffentlichen ©itjung 'oom 9. April
beridjtet worben, .picr foE nur noch furz barauf hinQemiefcn
werben, bafe bie Erhebungen bis zu bem gebadjten 3^itpanfte fich
lebiglidh auf bie Qohn- unb ArbeitSoerhältniffe ber $ofen* unb
Böeftenbrandhc erftreeften unb baS Ergebnis hatten, bafe bie Both s
wenbigfeit einer Qohn*Aufbefferung hierin als oorhanben feftgefteEt
würbe. 2)ie 34 ©ifeungen in ben Btonaten April, EWai unb Sani
biefeS SahreS haben hauptfächlidj gur SeftfteEung ber in ber
t errenfonfeftion für Saquets, Sfödfe, ^aletots 2C. mtb ber in ber
nabenfonfeftion gezahlten Qöhae unb Arbeitszeiten gebient. S)ie
Befultate ber lebten Erhebungen finb in ben folgenben XabeEen
fnapp gufammengefafet mtb gablettmäfzig feftgelegt.
I. 3a>tf(henmetfiter für gacfetS, BBcfe, BaletotS jc,
Bon 57 crfchieneitcn S^tf^eameiftern biefer Branche würbe bei 49
berfelben feftgefteEt, bah fte gufammen 115 männliche, 19 weibliche Ar¬
beiter unb 6 fiehrlinge befchäftigt haben unb bei 8 berfelben auch beren
grauen in ben SSerfftätten iljatig gewefeit ftnb.
S)er Bruttoocrbieuft biefer 49 BZeifter betrug nach ihren Angaben:
pro SBoche 1912, 50 M. ober 39^s M. pro EReifter. ^ieroon waren gu
Jürgen für Unfoflen 407 ,59 JC., es oerbleiben Betto 1504 , 9 l M. ober
80,71 pro 3Reifter. 30 oon biefen 3Reiftern haben angegeben, baß fte pro
SBodje 990 ©tütf Saquets, Böcfe, BaletotS 2 c. gur Ablieferung gebracht
haben. ®ie AtbeitSgeit betrug 10—17 ©tunben unb würbe bei 41 feeiftern
wie folgt feftgefteEt:
bei 2 2 10 11 6 5 3 2 _ 41 EReiftern
auf 10 ll 12 13 14 15 16 17 ~ ©tunben.
Hl
$)a# ©ewerbegeridjt. SRittheiluugen be# Berbanbe# beutfdjer (Bemerbegerid^te. Kr. 6.
82
3n bcn Heineren ©erfftätten ift noch oielfad) bic ©ontag#arbeit
üblich- Sine Anzahl SJfeifter babcrr bcr airfic ergangenen Borlabung, oor
bem öinigung#amt xu erfcheinen, feine Solgc gegeben unb auch ihre
Arbeiter oeranlajjt, fernjublciben.
II. 3 ®ifdjenmeifter bcr Änabewftonfeftion.
Au# ben Angaben ber vor bem (5inigung#amt erfchieneuen
56 3 ro iföenmeifter ber Änaben-Sfonfeftion ergab fich, ba& 18 pro
©od>e 4410 Anzüge Kr. 1 bis 6 berficflten, wozu fie ber Hilfe oon 18
männlichen unb 200 weiblichen Arbeitern beburften unb 6 pro ©oche
1135 Anzüge Kr. 7 bi# 12 anfertigten, ju welchem Smecfe fie H männliche
unb 108 weibliche Arbeiter befefjäftigten. l ) ßin Sheil ber ©rfdjiencnen
machte gänzlich unzulängliche Angaben unb lehnte bie Kambaft=K?ad)ung
noit Arbeitern unter nichtigen Borwänben ab. ©ine grofoe Anzahl ber
Borgelabenen biefer Branche ift auögeblieben. hierzu bürfte haupt»
•fachlich ba# Verhalten ber in bie 19 er Äfonuniffion ber gwifcijemiteifter
entfanbten SKitglieber be# herein# fclbftänbiger ©djnetbermcifter ber
ftuaben-ftonfeftion ben Anlafe gegeben haben. Ser frühere erfte Bor»
fifcenbe biefe# Berein# ift zwar erfdjienen, hat jeboch eine bie Smecfe
ber ©rfjcbuugen förbernbe Auäfunft nicht z» ertheilen oermocht, ebenfo-
wenig ift er feinem Besprechen, oon Bereinöwegen eine Anzahl Au#»
funftSperfonen namhaft }ii machen, nachgefommen.
©ein Kadjfolger hat einmal fein Fernbleiben entfchulbigt unb bann
bie Borlabungen gänzlich unbeachtet Xaffett. 25er zweite Borftjjenbe hat
jwar eine Sipe einer Anzahl ber oon ihm befchäftigten Arbeiterinnen
Zu ben Aften cingereicht, hierbei aber überfehen, bie Abreffen berfelben
anzugeben. Sem wieberholten (irfuchen, periönlich &u erfdjeineu ober
wettigften# nachträglich bie Abreffcn ber Arbeiterinnen aufzugeben, h fl t
biefer Herr nicht emfprochen. Gin anbere# SRitglieb ber tfommiffion ift
•ebenfall# auSgebltcben. ©enn man zu biefeu Borgängen nodi bcu Um»
ftemb in Betracht zieht bafj ber Borftanb be# Bereut# fclbftänbiger
©djneibermeifter, an ben Berhanblungcn ber Sariffomtniffion fich nicht
'betheiligt hat, bann mufc man nothwenbiger ©cifc zu bem ©djluffc
gelangen, bafj biefe Herren ben Bertrag oon 19. Februar er. nicht mit
bcr ernfthaften Abjidjt gefdjloffen haben, ihn 3 U erfüllen.
III. Heimarbeiter, bie mit ihren Fronen bireft für Srntfeftimtäre arbeiten.
©# ftnb oernomnten worben 81 Arbeiter, bie ftth mit ber ^erftellung
oon Sacfett#, Köcfen, Baletot# :c. befestigen. $ieroon entfallen 28
auf Heimarbeiter, bie gemeinfam mit ifjreu Ehefrauen bezm. anberen
crwadjfcnen Familien*Angehörigen bireft für StonfeftionSfirmen thätig
ftnb. lieber ihre Sofjnuerhältniffe giebt bie nachfolgenbe Aufteilung
ciugehenbe Kechenfdjaft.
foften
: 4 M. 1 4
3tunben*
jaftl pro
iagiffiotte
a
S
£o()u
* \A
Uu»
foften
*44 U
gietto-
«erbtenft
! A
12
72
1
26
g|‘20
19
80
15
90
1
27
—
360
23
40
13
78
1
27
—
1005
16
95
13
78
1
27
_
7 -
20
—
14
84
1
29
—
6 96
22
05
12
72
1
80
—
4 90
25
10
12
72
1
30
—
7 83
22
17
12
72
! 1
33
—
6 80
26
20
12
72
1
34
-
2 60
81
40
15
90
1
35
_
7 -
28
_
14
84
1 1
85
—
8 —
27
—
12
72
1 1
35
50
6 35
29
15
10
60
: 1
45
4 60
40
40
15
18
90
108
28
728
jöO
1
156 58
566
92
1! 22 50 6
1' 223
ll 23
ll 24
11 25
Alle 28 Heimarbeiter oerbienen bemnach z u fammen pro ffioche
723,50 M. Brutto, ober 25,84 M. pro ©chneiber. Sie ©efammt-Unfoften
betrugen 156,58 M. Brutto ober 5*9 M. pro ©chneiber; fontit bleibt
ein Ketto»Berbienft oon 20, S5 M. pro ©oche unb ©chneiber.
Bon biefen 28 Heimarbeitern haben
_1 7 4 5 4 4 2 1
10 12 13 14 15 16 17 18 ©tunbeit
pro Sag, mithin burchfchnittlich 14 ©tunben pro Sag = 84 ©tunben
pro ©oche gearbeitet.
Auf obige 20,25 ©odjenuerbienft ergiebt bie# für bie Arbeit#»
(tunbe.24 Pfennig
5)a jeboch bie Shätigfeit einer ©chtieiberfrau mit
tninbeften# 7* be# Kettooerbienfte# in Anfafe z« bringen
ift, alfo mit . . ...6
fo oerbleiben für bie Shätigfeit eine# ©chneiber# nur
jjro ©tunbe.
18 Pfennig
IT. ©erfftatt&StüiHohtt; ttnb 3eitlohn=Arbetter.
Bon ben oben angeführten 81 Arbeitern waren ferner 53 in ©erf*
ftätten thätig, unb zwar 80 auf ©tüdfloh« unb 23 auf ©ochenloljn.
2)ie Sohn- unb Ärbeit#zeitoerhältniffe ber 30 ©tücflohnarbeiter ftnb in
ben Tabellen fpezialiftrt.
30 ©tücflohnarbeiter.
lln^
SJletto*
8lrbeU3|ett j
Un-
9Utto-
?Crbett8jctt
ttofjtt
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foften
öcrbicuft
pro
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foften
®erbienft
pro
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M | 4
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M !4
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£agj«Bocf)«
1
02
9 ,98
13
78
1
1
16 !-
1
95
14 05 12
—
1
08
11
92
13
78
1
18 1-
1
11
16 ; 89 14
—
1
22
11
78
12
72
' 1
18 1-
0
98
17 02 13
—
2
46
11
54
12
72
1
18 1-
1
22
16 78 15
—
2
18
11
82
13
78
1
18 —
2
02
15 98 13
-
0
18
11
82
13
78
1
18 i—
1
67
16 33 13
—
1
58
12
42
12
72
1
18 j—
1
78
1622 12
—
1
50
18
50
14
84
1
18 -
1
57
16 43 14
—
1
78
13
22
12
72
1
20 -
1
78
18 22 12
—
1
47
13
53
13
78
1
20 -
o]
95
19 05 14
—
1
52
13
48
13
78
1
20 —
i;
67
18 33 14
—
0
98
14
02
15
90
1
22 -
2
12
19 88 13
—
1
08
14
92
15
90
1
23 -
i
75
21 25 12
—
2
OS
13
92
15
90
1
24 —
2
82
21 18 15
—
5
77
!
15
23
15
90
1
24
2 j
21 55 15
30
511 !-
48 |
74
462 126 401!
25ie 30 ©tüdlohn-Arbeiter haben zufammen mithin 511 pro
©ochc Brutto ober Jt 17, 03 pro HWaitn oerbient. Hierauf haben ftc
*ß 48,74 llnfoften gehabt ober JL 1,63 pro Htfami, e# oerblcibeit alfo
*41 462,26 pro ©oche Ketto ober M 15,40 pro ©tücflohnarbeiter.
Bott biefen 30 ©tücflohn*Arbeitem haben
8 10 5 7 = 30
12 13 14 15 ©tunben pro $ag,
mithin burchfdinittlich 12 V 2 ober 80 ©tunben pro ©oche gearbeitet. Auf
bie 1 0,40 JL ©ochenuerbienft ergiebt bie# für bie Arbeit#ftuttbe 19*4 Bf.
Bon ber anberen Kategorie ber ©erfftatt#-Arbeiter, bett auf Seitlohn
ftehenben, ftnb 28 uernommen, für bie folgeitbc 25aten ergaben:
13 78
13 78
16 96
16 96
14 84
16 96
14 84
17 102
16 96
14 84
|£afl, «Botte
*) Unt« »nobenaniügen 91r. 1 MS 6 werben «njüge für Knaben tm «Her oon jroet
fciS attt 3 a hren oerftanben; JRr. 7 Dia 12 belieben fic$ auf btc fjöfjtren mterCfategorlen.
1 12 — — 51 11 49 11 66 1 18 - 51 17 49 12| 72
1 14 — - 51 18 49 10 60 1 18— — 51 17 49 12 72
1 15 — — 51 14 49 18 78 1 18 — — 47 17 53 14 84
1 15 — - 32 14 68 12 72 J 18 - — 51 17 49 12 72
1 15 - — 32 14 6" 12, 72 1 19 - — 51 18 49 13 78
1 15 - - 48 14 52 15; 90 1 19 - - 51 I8;49 15 90
1 15 - — 48 14 52 15 90 1 20 - — 47 19 ! 53 14 84
1 16 - — 51 15 49 12 72 1 21 - - 51 2049 13 78
1 17[- - Bl 16 49 12 72 1 21 - 51 2()|49 12 72
1 18 - - 51 17 49 13 78 1 23 - 61 22 49 12 72
1 18 — - 51 17 49 12 72 1 24 - 51 2sj49 13 78
1 18- - 5, 17 49 12j 72 23 f 40 7|-| U 2l| 395|79| 2 91 1746
®iefe 23 Sohnarbeiter haben alfo zufammen 407 ,4t pro ©oche
oerbient ober 17 /7 o Jt Sohn pro SRann empfangen. Herauf haben fte
11,si Jt. Unfoften ober 0 /49 Jt pro SRantt gehabt, e# bleiben banadi
395,79 ober 17,*i Jt. Ketto für ben SettloH« ® Arbeiter. Bon ihnen
haben 1:10, 1: ll, 11:12, 5:13, 2:14, 3:15 ©tunben pro Sag alfo
burchfchnittlich 76 ©tunben pro ©oche gearbeitet. Auf obige 17 •>, Jt
ergiebt bie# für bie ©tunbe = 22 6 / l0 Bl- Mithin ift ber Berbienfi
beö felbftftänbigen Heimarbeiter# geringer, al# ber beö
©erfftatt»Sohnarbeiter«, welcher wieberum weniger oerbient
al# fein im feften Sohne ftehenber Äollege. 2)iefe Shatiache ift
eine natürliche Folge be# fielen Herabbrücfen« ber «rbeit#löhne ohne
Kücfftcht auf bie Unfoften, bie bem Heim» bezw. ©tücflohn»Arbeiter
erwachten.
V. Heim^Arbettertmten in ber ftnabcnfoitfeftion.
5)ie analogen Aufftellungen über bie Arbeiterinnen fmb unter 3u*
grunbelegung ber nach bem Streife gejohlten Söhne, alfo mit bem
Sohnauffdjlage oon 12 l / 9 °/ 0 , foweit berfelbe gewährt worben ift, feft-
aeftettt worben. ®ie arbeit#lofe Seit fonnte fclbftoeStänblidh nid&t in
Aitfa& gebracht werben, fonbern e# ift nur ber wirflidje Berbienft einer
au# bcn Sohnbüchern fich ergebenben längeren Arbeit#periobe bc*
rechnet worben, ©enben mir un# auch hi« wieberum z«nächft ber Heim»
83
$aS ©eroerbegerid)t. SDiittBeilmigen beS SßerbanbeS beutfcher ©eroerbegerichte. 9^r. 6.
84
arbeit zu, fo Bieten bie folgenben $)aten ein genaues 93ilb über bieder*
Bältniffe non ben 82 oernommenen ^eim^SlrBeiterinncn für Knaben*
Anzüge SRr. 1 Bis 6.
93erblenft
tßetto-
Serbfenft
'a'
£
55
pro
ffiodjc
Hnrofien
Sücrbicuft
1 cs'
1 «
pro
ffio<f)e
Unfoftfn
ScrbtMift
JK.
4
M
4
JK.
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1
JK.
‘ ^
J6.
A
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A
1
4
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90
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1
7
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1
10
6
40
1
4
—
0
90
3
10
1
7
25
1
05
6
20
1
5
—
0
90
4
10
1
8
—
1
40
6
60
1
4
50
1
30
3
20
1
7
50
1
08
6
42
1
4
45
0
55
3
90
1
8
50
1
33
7
17
1
5
-
02
3
98
1
9
—
2
13
6
87
1
4
50
0
88
3
62
1
9
—
1
50
7
50
1
4
50
1
18
3
32
1
8
50
2
—
6
50
1
5
—
0
90
4
10
1
8
75
1
30
7
45
1
3
50
0
85
2
65
1
8
50
1
40
7
10
1
6
—
0
90
5
10
1
9
—
3
13
5
87
1
6
50
1
20
5
80
1
8
50
1
63
6
87
1
6
—
1
30
4
70
1
8
50
1
32
7
18
1
6
—
1
05
4
96
1
8
50
1
32
7
18
1
5
50
1
33
4
17
1
9
—
1
—
8
—
1
6
—
1
38
4
62
1
8
50
1
53
6
97
1
5
50
1
10
4
40
1
8
50
1
48
7
02
1
6
—
1
20
4
80
1
8
50
1
15
7
35
1
6
50
1
30
5
20
1
8
60
l
10
7
40
1
7
—
1
05
5
95
1
10
—
1
60
8
40
1
6
50
1
73
4
77
1
9
50
1
68
7
82
1
7
—
0
90
6
10
1
9
50
1
68
7
82
1
6
50
1
12
5
38
1
10
—
1
05
, 8
95
1
7
—
1
90
5
10
1
9
50
1
35
8
15
1
6
50
1
20
5
30
1
9
50
l
73
7
77
1
7
—
l
10
5
90
1
9
50
1
10
8
40
1
6
50
1
10
5
40
1
10
—
1
73
8
27
1
7
—
1
05
5
95
1
11
—
1
40
9
60
1
6
50
1
05
5
45
1
11
—
l
10
9
90
1
6
25
1
05
5
20
1
10
25
1
38
8
87
1
7
—
1
10
5
90
1
10
50
1
05
9
45
1
7
—
0
90
6
10
1
11
—
1
30
9
70
1
7
—
1
38
5
62
1
10
75
1
70
9
05
1
6
50
1
10
5
40
1
11
—
2
17
s
83
1
8
—
0
90
7
10
1 1
12
—
2
17
9
83
1
7
85
1
88
5
47
1 1
11 j
25
1
48
9
77
1
8
—
1
44
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; 1
13 1
—
1
11
11
89
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S
—
1
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50 j
1 1
14 |
50
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I 1
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5
15
16
—
2
53
13
47
1
7
50
1
43
6
07 ;
1 1
21 ■
—
1
70
19
30
Sftcfapitulation.
Raffen mir bcr Befferen lleberfuht halber bic 82 einzelnen 2>atcn
nach 13 um je 1 JC. fteigenben Lohngruppen zufamnten, fo ergeben fid;
folgenbe 3iff crn:
aöotfjcnuerbicnft
pro ^erfüll
M
arbeite*
rinnen
Serbicnft
M A
Unfoften
M \ A
?Jetto
Serbicnft
M | 4
Jurctjfdjuttte
lid) pto i<cr«
fim u. 'J'Jodjc
M 4
4—5
10
45
20
9
38
35
82
3
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| 82
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109
71
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| 99
6
83
2er 3>urd)fdjnittSloBu einer ^eintarBeiterin in ber berliner Knaben*
fonfeftion ( 9 tr. 1 Bis 6 ) Beträgt fomit nach ben SSeruehmungen pro
2Bod)e 6,83 Ul.; über bie Hälfte verbienen in bcr ©aifon unter 7 M. t
jmei drittel weniger als 8 Ul. in ber SBotfje. gür Knaben-Anzüge
ftr. 7 Bis 12 mürben 20 Heimarbeiterinnen pernommen, beren Lohn*
ücrbältniffe in folgenber SSeife feftgelegt morben ftnb:
‘) liefe jßoFjnfatcßorie roar unter ben oernominencn Heimarbeiterinnen niefjt oertrefen.
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1 15
10
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196
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46
157
79
Sei ben oier mit einem f uerfehenen ^ofttionen ift bie oon beit
Arbeiterinnen beja^Itc Hülfeleiftung mit eingerechnet; fo jaBU bie lefct*
aufgefüBrte, welche 8,15 M. Unfoften bered;net, 6 Ui. für Hülfe. 2>iefe
20 Heimarbeiterinnen oerbienen fomit jufammen 157,79 M. 9tefto, ,alfa
febe Arbeiterin 7 #S 9 Ui. pro SBothe.
YI. 2Berfftatt=Arbeiterimten.
SBenben mir uns nun ju ber lebten ©ruppe, fo mürben 18 SSecf*
ftatt-Arbeiterinnen für Knaben-Anzüge 9t r. 1 Bis 6 oernommen, beren
SoBnoerBältniffe im einzelnen bie folgenbe Tabelle fühlbar macBt.
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91
172
84
gaffen mir aud) Bier mieber nadj um je 1 Ul. fteigenben Lohnhöhen
Zulammen, fo oerbienten burdüchuittlid;: 6 Arbeiterinnen pro 3Bod;e
ii 8,15 Ui 6 ä 9/25 Ui., 3 a 10 , 5 o 2 a 11,es Ui. unb 1 a 18,68 Ul.
gür zwei drittel ber Sßerf|tatt*Arbeitcrinnen erreichte ber 2Bodjen=
oerbienft nod) nid)t bie Hübe oon 10 Ul., für ein drittel Blieb er gar
unter 9 Ul. feurc^fcjnitt oerbient hiernach eine 2Berfftatt=ArBeiterin
in ber ©aifon 9 # «o pro SSodje.
Aud; Bei ben Löhnen ber Arbeiterinnen jeigt fid; fomit
mieber bie ÜB)atfad)e, baß bie in Setriebs.ftätten Arbci*
teuben, fo uuzureicheuö iBre Löhnung (9,c 0 Ul. pro 23od;c)
aud; ift, immer nod) einen Böhmen Loh» beziehen, als bic
31 t Haufe Arbeitenben, beren SoBnburifdjnitt nur 6,83 u/.
beträgt, ein Atoment, baS gemife bie Vorzüge bcr Betriebs*
ftä 11 e 11 für bic Arbeiter beutlicB genug BerauSfpringen läpt.
2ie Arbeitszeit betrug 10 bis 16 ©tunben pro 2ag im Sjnrdjfcfjnitt.
AudB Bier tritt bie gleiche (Srfd;cinung mie bei ben Löhnen ber Arbeiter
für Satfctt*, SRocfc, Paletots :c., 511 Sage, bafe nämlich bie Höh* ber
Unfoften zu ben Arbeitslöhnen in feinem richtigen SerBältuifj flefjt, ba
erftere ftets fid; gleich geblieben, Iejjtere aber fortlaufenb Berabgebrüdt
morben ftnb. 2iefer fortlaufenbe Lohnbrucf Bat bei aÜ’ biefen Arbeiter*
Kategorien nothgebrungen baBin geführt, bafe ftc, um baS zum Lebens»
unterhalt AötBigfte zu erringen, il;re Arbeitszeit in gefunbhcitsfdjäblidjer
9Beife auSjubehncu gezwungen mürben.
@S fei nod;malS h e ^orgehoben, ba& bie 5Bcrl;anblungen, in
welchen biefe Sftefultate geroonnen mürben, öffentlich unb fontra*
biftorifd; maren, moburd; für jebe ber brei betheiligten Parteien
baS Qragerecfjt im oollften ilmfange gemährt mürbe. $)ie gfeft*
ftettiutg ber Löhne erfolgte hauptfäd}lici) auf Üirunb ber non ben
Konfeftionären für bie 3 nj if c ^ ent neifter unb non ben 3 nj M c ^ eilsa
meifterit für bie Arbeiter unb Arbeiterinnen auSgefteßtcn, non
ben Parteien bem (SinigungSatnte norgelegten Lohnbücher.
§ierburch roar bie SöafiS für eine wahrheitsgetreue geftfteßung
ber zur 3eit gezahlten Löhne gegeben. 2)ie non ben Parteien an*
gegebenen Arbeitszeiten zur §erfteßung ber nerfd;iebenen SefleibungS*
ftücfe mürben unter Hinzuziehung ber anroefenben 0ad;ocrftänbigen
geprüft unb bemgemäB feftgefefct. 3n gleicher SSeife mürbe bei
Öeftfteßung ber ben 5Dteifteru unb Arbeitern entftanbenen lluloften
nerfahren; begüglid; biefeS fünftes mufe jebod) ausbrücflid; betont
merben, bafe bie Angaben ber SReifter grö&erer Söerfftätten häufig
nnnoDftänbig maren unb baS S3eftreben heroortreten liefen, bnrc|
85
das ©eroerbegericbt. SWitt^eilungen beS BerbanbeS beutfdjer ©erocrbegeridjte. Kr. 6.
86
gu hoh c Angaben ber Unfoften ihren Kettooerbienft möglidjft gering
erteilten gu Iaffett. (Es ift aber biefem Umftaitbe gebührettD
Kennung getragen. das (Eiuigungöaiiit hat roährenb ber 3eit biefer
feiner dhätigfeit oorgelaben: | £)icrüon finb erfdjienen:
56 ftonfefttonäre, I 22 Slonfefiionäre,
323 3wifd)eumeijter, 183 3wifd)enmeiftcr,
256 Arbeiter unb | 156 Arbeiter unb
576 Arbeiterinnen, 325 Arbeiterinnen,
gufani. 1211 AusfuuftSperfonen. | gufant. 686 AusfunftSperfouen.
diejenigen Sfoitfeftionäre unb 3wifchenmeifter, bie ber erfteu
Borlabung nicht Solge leifteten, finb, ba oon ihrer dheilnafjme bie
Ausführung beS BertrageS oom 19. Sebruar b. 3- abhängig
roar, mieberholt gelaben unb eS ift ihnen auch theilweife anheimgegeben
loorben, felbft ben dag gu beftintmen, an bem He ihrer burch § 7
beS BertrageS oom 19. Öebruar b. 3- übernommenen Berpflidjtung
nachfommen wollten. dem Bertrage oom 19. Öebruar b. 3- waren
62 konfeftiouSfirmen ber Herren* unb Sl'nabenfonfeftion, mithin brei
Biertel bet ©efammtheit ber in Betracht fomntenben Firmen bei*
getreten. Bon biefen finb 56 girmen gelaben, jeboch nur 22 er¬
fdjienen. Bon ben 22 Sirmen, bie fich an ben (Erhebungen be*
theüigten, entfallen 15 auf bie 3«* bis (Enbe Bßärg b. 3- $a<h
biefer 3 C ^ finb ,lur noc h 7 erfchienen, oon benen 5 erflärten,
ba& fie fich nach wie ÜOr an ben Bertrag oom 19. gebruar b. 3-
gebunben erachteten. Bon ben übrigen 2 — beibe Bhlglieber ber
fogenautiteuKeuner-ftommiffton — erflärte einer, baff er nur erfchienen
fei, um öffentlich gu fouftatireit, ba& er baS — unten im B$orl»
laut wiebergegebene — Schreiben oom 24. April, moburdj 7 Btit»
glieber ber Keuner-Sfommiffion KamenS ber ©efammtheit ber
Herren* unb Slnabenfonfeftion erflärten,
„bajj biefelben fich an bie Bcreinbarungen oom 19. gebruar
b. 3- mehr gebunben unb folche für hinfällig erachten"
nicht unierfchrieben habe, weil er eilt foltfjeS Borgehett mit feiner
fanfmänntfehen ©h re m<h* für vereinbar halte, mäh reu b ber anbere
angab, er habe nur als Bhtglicb ber Keuner-tfotnmiffion unb nicht
in feiner (Etgenfchaft als Bhtmhaber einer StonfeftionS-Öirma baS
Schreiben oom 24. April unterzeichnet, mürbe aber tro^bem fofort
jebem Bergleidje ohne llntcrfdjieb ber Preiserhöhung beitreten,
meun baS (EinigutigSamt bafür forgen moile, bafe biefem Bergleidje
auch ohne Ausnahme bie Slonfeftionäre anberer Stäbie, roie Breslau,
Stettin, Afchaffenburg 2 C. beiträten.
das (Einiguugeamt unb mit ihm bie gefammte öffentliche
Meinung hatte ein Kedjt, ftch ber Hoffnung bingugeben, bafj baS
Abfointnen oom 19. Öebruar b. 3- bie ©ruttblage gu einem bau*
ernben Sriebeit in ber Herren- unb StnabeufonfeftioiiS-Branche
Berlins bilben mürbe. Sie aus ben Berhanblungen begro. bem
3"halte bes BertrageS oom 19. Öebruar b. 3- h en) orging, mu&te
jeber ber bamals Aitmefenben ben (Etnbrucf mit fich nehmen, bafe
bie Arbeitgeber bereit maren, bie berechtigten ö^rbe*
rungen ber Arbeiter, ihre &ohtt* unb Arbeitsoerhältniffe
gu oerbeffern, anguerfenuen unb bafj namentlich bei ben
©ro&»$onfeftionären nunmehr bie (Erfenntnife gur ©el*
tung gefommen fei, bafe fie minbeftenS moralifch oer*
pflichtet mären, bafür gu forgen, bafe bie inbireft burch
fie bekräftigten Arbeiter ejiftengfähige Arbeitslöhne em¬
pfingen. die 3mifdjenmeifter hatten ihren guten Sillen, bie Btiß»
jtänbe gu befeitigen, baburch befunbet, bafj fie auf jebeit Bor¬
theil aus bem Bergleiche oom 19. Öebruar b. 3- für fich
oergidjteten unb fich oerpflichteten, ben ßohngufdjiag
ooll unb gang ihren Arbeitern gu ©ute fomrnen gu laffen.
die Arbeiter enblich hatten fich mit bem begnügt, roaS äugen-
blicflich gu erreichen toar, unb namentlich auf bie gur 3eit nicht burch-
führbare Öarberung ber (Erridjtung oon BetriebSmerfftätten oergichtet.
Seiber ift biefeS beabfichiigte (Eittgegenfommett nicht ausgeführt
morben, beim fchon in ber öjfentlidjeti Sifcung bcS (EinigungSanttS
oom 24. Öebruar b. 3- hat fidj baffelbe genötigt gefehen, nach
eingehenber Berhanblung folgenben Befdjlug gu oerfünben:
„das (Einigungsamt hat einftimmig ben Berfuch ein*
gelner Stonfeftioitsfirmen, an ben, nach AufidjtbeStEinigungS»
arnts, burchaus flarcn Beftimmungen beS am Bhttrooeh gc*
fdjloffenen Bergleichs gu rütteln, mißbilligt unb oerurtheilt."
3ur felbeit 3eit mürbe befannt, bafj eine ber größten ^ieftgen
Sfonfeftionsfirmeit ber Brandje, entgegen ben Beftimmungen ber
1 unb 2 bcS Beitrages oom 19. öebruar b. 3 / au ihre
raifchenmeifter niebrigere Uöhne gahle unb baß bie betreffenben
3mifchenmeifter ftch biefem uertragSmibrigen Borgehen angefdjloifcn
hätten, die Keuner-Äommifiion — ffommiffton ber Ä'onfeftiouäre —
hat ihre Berpflidjtung nicht erfüllt, biefeit Borgang gur Sfeitntnifj
ihrer Auftraggeber mit bem (Erfuchen gu bringen, bie oertragS¬
brüchigen 3mifchenmeifter nicht mehr gu befchäftigeii, obgleich ba¬
mals bie ^anblungSmeife ber gebauten Ötrma unb beren 3mtfdjcn-
mcifter oon ben übrigen $onfeftionS-ötrmcn allgemein oerurtheilt
mürbe. Als Kächfter entgog fich ben ocrgleid)Smäßig feftgcftcllten Be-
bmgungeit ein SJtitglieb ber Keuner-Stommiffion felbft, baS fidj in
heroorragenber Seife an ber Ausarbeitung beS Btinbeft-Öohutarifs,
fomie an bem 3 u i!anbefommen beS BertrageS oom 19. Öebruar
b. 3- betheiligt hatte, inbent er anerfannte, ba& bie ßöhne auf-
gebeffert unb burch einen Btinbcft-ßohntarif eine ©renge nad) unten
gegogen merben muffe, das Berfahren btefeS ^)crrn mürbe gmar
oon beit Äonfeftionären ebenfalls oerurtheilt, §. 5 beS BertrageS
oom 19. öebruar b. 3- jeboch ebenfomenig gegen ihn in Anmen*
bung gebradjt, als gegen ein anbereS Btitglieb ber Hommiffion,
baS oon Anbeginn ftatt 12 x /2 Progent 3 u f<hlag nur circa 6 Progent
an feine 3mifchenmeifter gahlte. die Keuncr-ftontmiffion mußte am
19. Öebruar b. 3-, bafj fie nur oon einem dheil ber tna&gebenben
82 Öirmen -- circa 50 — ermächtigt mar, bie 3utereffen ber
^errett» unb ÄnabenfonfcftionS- Branche oor bem (Einigungsamt
gu oertreten, unb erft ben angeftrengteften Bemühungen beS
(EiniguugSamteS ift es gelungen, bie gahl ber 3 u ftimmenben
gu bem Bertrage oom 19. Öebruar b. 3- auf 62 gu erhöhen.
Sürbc nun bie Keuner-Äommiffion oeretnl mit ihren Auftrag¬
gebern gegen bie oorgebachlett brei Öirmen oorgegangen fein,
unb märe mit aller (Energie für ftrifte durchführung bes BertrageS
oom 19. Öebruar b. 3- gemirft morben, bann hätten bie noch aus»
ftehenben Öirmen fchliefelich ber Kothmenbigfeit fich nicht entgiehen
föitnen, gleichfalls bem Bertrage oom 19. öebruar b. 3- beigutreten.
Am 25. Öebruar begann bie im §. 7 beS BertrageS oorge«
fehene umfangreiche Beroeisaufnahme, bie nidjt nur bie gegen-
roärtigen ßohnoerhältniffe fefifteDen, fonbern auch bcni auSbrücf»
liehen Berlangen ber ©ro6 e ilonfeftionäre entfprechenb ben (ErmeiS
bringen follte, bafj bie ben 3mifchenmeiftern gegahltcn ßohnfäpe
genügten, ben oon biefeit befchäftigten Arbeitern efijtengfähige Üöhne
gu gemähren. diefem Berlangen ift, mie bie mit größter Sorg¬
falt geleiteten (Erhebungen ergeben, im ooflften Umfange eittfprodjen
morben. 3n betn Blähe jeboch, in welchem burch bie (Erhebungen
feftgeftedt mürbe, ba& bie ©rofc*$onfeftionäce ber Herren» unb
knabenfonfeftionS‘Bran<he felbft bie Schulb an ben niebrigen
fiöhnett tragen, oerminberte ftch beren Sntercffe an ben (Ermittelungen
beS (EittigungSamtS, unb je näher baS Dfterfeft h^rannahte, b. h-
bie Sontmerjaifon gu (Eitbe ging, mehrten ftch bie oerftedten unb
offenen Angriffe gegen baS (Einigungsamt burch beren Organ, beit
„(Eonfectionär".
Um ben Sänften nach einer befinitioen ©rlebigung ber Ber¬
hanblungen gu entfpredjen, würbe in ber öffentlichen Sifcung beS
©inigungSamteS am 9. April b. 3$. befdjloffett, eine genügte
komntiffton gu bilben behufs Beratung eines feften darifs. diefe
ilommiffion, in ber alle Parteien oertreten maren, hat oerfchiebene
Sifcungen abgehalten unb unterm 21. April b. 3- einen oon ben
— ber Äommiffiott angehörenben — ftonfeftionären in Borfchlag ge¬
brachten feften darif im Pringip angenommen, bem ber am 19. Öe*
bruar b. 3- feftgeftellte BriititnalÖohntarif als ©runblage biente.
(Es erübrigte nur bie 3 u fti mmun Ö ber Parteien, bie in be»
fonberen Berfammlungett berfelben eingeholt merben follte. die
Bertreter ber 3wifchcnmeifter ber Änaben-Äonfeltion haben an
biefen Berathungen fid) nicht betheiligt. die Arbeiter unb bie
3wifdjenmeifter ber £)erren»Üonfeftion haben biefem, oott beit
Ä'onfeftionären oorgefchlagenen, feften darif ihre 3 u ftimmung er-
theilt, bie Urheber beffelben aber haben, in ihrem unb ihrer Bull»
machtgeber Kamen, ihn abgelehnt unb gleidjgeitig fich oon bem
Bertrage oom 19. Öebruar b. 3- burch Schreiben oom 24. April b. 3-
befinitio loSgefagt. dies Schreiben lautet:
Berlin, ben 24. April 1896.
„3« ©acheit, betreffenb ben AuSftanb ber $oitfeftiouSfthneiber
ber ^>erren=5tonfeftioit h^ 3- s ^r. 254 ©ero.-©er. 96, tnad;en
mir folgenbe Btittheilung ergebenft: 3« ber am 23. April er.
ftattgehabten Berfattttnluiig oon konfeftiottären, gu melcher alle
hiefigett ©ngroS-öirmett gelaben uttb iit meldjer biefelben zahlreich
erfchtetieit maren, ift ber tteuerbittgS oott eiitgelneu Arbeitgebern
unb Arbeitnehmern ausgearbeitete unb oorgefdjlagene üot;rttarif
burd) BiehrheitSbcfdjlufj abgelchnt unb für unannehmbar erflärt
roorbett. 3« ben Berhanblungen biefer Berfamtnlutig ift gleidjgeitig
eine fo grofjc Berfchiebettheit ber Bteittungeu unb 3atereffert ber
einelnett iionfeftionäre gu dage getreten, ba& mir bie Btöglid) s
feit, irgenb einen feften fpegialifirten Btinimal-ßohntarif in ab¬
fehbarer 3 e it burd) Bcrgleich gu Staube gu bringen, begtoeifeln
müffen. die Berfammäten erflärten gmar, ba& fie unabläffig
bemüht bleiben moUctt, in bireften Berhanblungen mit ihren
87
DaS ©eroerbegericht. SRitthetlungen beS SerbanbeS beutfdjer ©croerbegerichte. Rr. 6.
88
Arbeitern bic Öohnfäfce, foroeit bieg irgenb angängig, gu er*
höhen; über bie ©runblagen eins RtinimaUtfohntonfS ergaben
bie Erörterungen inbefj feinerlei llebereinftinunung. Die Ser* ;
einbaruitgen nom 19. Februar b. 3- mären prooiforifdje, in ber
SorauSfcfcung be$ 3 u ^ an ^ e ^ ommcnö e ' neg feften, befmüioen
£ofjntarifS getroffene. 3)0, rote ermähnt, baS 3 u f* öll & e fo mmen
eines folgen Darifs im 2Bege beS Sergleid}S gunächft nicht gu
erhoffen ift, fo erachten fid) bie ftonfeftionäre an bie Sereiit*
baruitgen oom 19. Februar b. 3. nun nid)t mehr gebunben
unb erfiären biefe für hinfällig." (tarnen )
DicfeS Schriftftücf ift nach jeher 9licf)tuiig bin haltlos Es
roirb in bemfelbeit groar gefagt: bie Rtajorität einer gasreich Be*
fugten Serfammlung, gu ber fämmtlicfje hiefige EngroS*girtnen
eingelaben roorben, ^abe ben oon beit brei Rfitgliebern ber Neuner*
Äommiffion ausgearbeiteten feften 2Rinimal*Darif abgelebnt; babei
roirb aber nicht angegeben:
a) roieoiele ber ^iefigen EngroS-girmcn überhaupt in biefer
Serfammlung oertreten roaren;
b) welche Angafil ber Auwefenben für unb roelchc Angahl
gegen ben oorgefd)lagenen Darif geftimmt haben.
Rur eins geht aus bent Sriefe ungroeifeibaft heroor, ba& bie
brei RÜtglieber ber Reuner^ommiffton, bie Urheber beS feften
Tarifs, ftch ohne Sebenfen oon ihren burch Sertrag oont 19. ge*
bruar b. 3- freiwillig übernommenen Serpflichtungen IoSfagten.
$urg nach biefem Sriefe erfchien im „£onfectionär" oom 30. Hpril
b. 3- ein Artifel, ber für bie Ablehnung beS Tarifs oier fünfte
als mafjgebenb angab unb groar unter folgenbcr Segrünbung:
^unft 1. UnooHftänbigfeit.
Diefelbe roirb barin gefunben, bafj einzelne Artifel, g. S.
SUnberpaletotS, überhaupt nicht aufgeführt roerben.
Sßunft II. SJtangelhafte ^rägifirung ber ArbeitS--£ategorien.
ES fehle jebe Erläuterung ober Angabe über bie Ausführung
ber oerfdjiebenen Arbeitsqualitäten; eS finb bereu fcd)S.
$un!t III. Unfad;mäjjige geftfefcung ber einzelnen greife.
Eingelne ßohnfä&e ftänbeit mit ber Arbeitsteilung in feinem Ser*
hältniß, fo bafj auch oftmals — unb baS oerbiene heroorgehoben gu
roerben — ber £ohn entfprechcnb ber Arbeit gu gering fei.
Sun ft IV. Die $öl;e ber Rtinimalpreife.
„Die geftfteüung ift für einen großen ^h^il ber gimteit*
iuhaber oon nicht gu unterfchäfcenber Sebeutung; fdjon bie
wenigen SSochen beS ^aufirenS, in welchem hiermit gerechnet
roerben mu&te, haben gelehrt, bafe man mit 3ngeftänbni[fcn oor*
fidjtig gu Sterfe gehen, nochguutal einmal bewilligte liohnfäjge
auch gehalten roerben müffett. Es ift faum benfbar, bafj
bie Arbeiter, toeldje boch auch gadjleute finb, oon ber
Durchführung bicfeS Darifs übergeugt fein föttnen. 9Jtau hat
rooljl mit biefem Darif nur bei* gorm genügen wollen.
Der Darif ift eben nur beShalb oorgelegt roorben, um einen
folgen oorgelegt gu haben. Auch auf biefer (Seite fdjeint man
fdjon erfaßt gu haben, bafg ein einfeitlicher oon affen gabri*
fanten erfüllbarer Darif bei ber Serfchiebenartigfeit ber
St'onfeftionSforten eine Unmöglichfeit ift. Dber will inan ben
gabrifanten jefct ben befinitioen Darif aufoftrotjiren, nur um fie
nachher als wortbrüchig hinfteflen gu fönnen? 28er oon feinen
Kontrahenten Serpflidjtungeu forbert, oon bereu unmöglicher
Erfüllung er oorher übergeugt ift, hat bei eoentuellem Ser*
tragSbruch felbft bie Serantroortung gu tragen."
Soweit bic Rechtfertigung ber KonfeftionS*girmen, bie, roie bereits
erwähnt, nicht bem EinigungSamt guging, fonbern in ihrem Drgan,
bem „Koufectionär", erfdjien. hierauf ift ifjatfächlich gu bemerfen:
3« Snnft I.
28ie bereits erwähnt, ift ber in Rebe ftehenbe Darif nach bem
Sqrfchlage ber brei Rtitglieber ber Reuner-Kotnmiffion aufgefteHt
roorben, benen man bie ^ier^u nöthige Sadjfenntni& gutrauen
burfte. Senn biefe Herren, oielleicht unabfichtlich, ben Artifel „f inber*
paletotS" in bem oon ihnen rebigirten Darif nicht aufgeführt
haben, fo hat baS Einigungsamt biefe üücfe burch nad)träglid)e Er*
hebungen auSgefüllb
3u Sunft II.
Senn bie Srägifirung ber Arbeitsfategorieu mangelhaft war,
bann mufjte bk Reuuer-Kommiffion ber gabrifanten oon festeren
beauftragt roerben, unter Rfitroirfung ber anberenbetbeiligten Parteien
unb beS Einigungsamtes, biefem Uebelftanbe abguhelfen. Auch
lag mithin feine Seranlaffung oor, bie Serhanblungen abgubrechett.
3u Sunft III.
Senn bie gabrifanten in Sirflichfeit beforgt roaren, bafc bie oon
ihren brei Scrtretern in Sorfchlaggc brachten Dariffäfee tbeilrocife bie
(Earl Oetjniann« «erlag ln »crUit W. SWnucrftrafcc 4L — Webrucft bei ^ufitid eit
Sntereffen ber 3wifchenmeifter refp. Arbeiter oerlebten,war eS ihnen
unbenommen, entfpredjenbe AbänbcrungS*Soifchläge eingubringen;
untfomehr, als berDarif lebiglich ihre SorfchlägegumAuSbrucfbrachte.
3u $unft IV.
Senn auch baS Abfommett ooni 19. gebruar b. 3- in Segug
auf bie Erhöhung ber bis bahin gegahlten Öohnfäfce ein pro»
oiforifcheS war, fo ift boch in ber Serhanblung felbft oon ber
Reuuer*Eommiffiou namens ber ©efammtheit ber Eonfeftionäre
betont worben, bafj ber ooit ihn^t in Sorfchlag gebradjte Rtinimal*
lohn*Darif als eine Rothroeubigfcit erfannt worben fei, weil es in
Serlin Sd)uubpreife gäbe, bie auSgemergt roerben
müßten. Erfahrene EJefchäftSlcute, roie bie Leiter beS cfonfeftionS*
EleroerbeS im Aflgemeiiten unb bie Sitglieber ber Reunerfontmiffion
inSbefonbere pnb, unter benen fid) nicht nur tüchtige ftaufleute,
fonbern auch eine Angabi ieebnifeh gcfchuller gachleute befiuben,
fönnen boch unmöglich einen 9DtinimaIlobn*Darif mit fo cinaehenber
Scgrünbung in Sorfdjlag gebracht haben, ben burd)guführen fie
aufer Stanbe finb.
(Gegenüber ben neuerbittgS geltenb geutadjtcn Sehauptungen,
ba& ber in Serlin im Aufblühen begriffene 3weig ber niebereu
Sfonfeftion burch gefileguitg eines Riinitnal*DarifS ruiuirt roerben
würbe unb bafe Serlin genötigt fei, mit Sreölau, Stettin unb
Afchaffenburg gu foufurriren, hat fid) baS EintgungSamt oeranla^t
gefeben, audh nad) biefer Rid)tung lfm Erhebungen angufteüen.
Diefelbeu haben in llebereinftimmung mit ben Ermittelungen ber
ReidhSfommiffion ergeben, baf} in Serlin nur ein bcffcreS Elenre
fabrigirt wirb, als SreSlau, Stettin unb Afchaffenburg hrrfteffen,
mithin jebec Serfuch, erfolgreich mit biefen flöhen gu foufurriren,
groerfloS ift unb nur gu einem weiteren «£)eruutcrbrücfen ber ArbeitS*
löhne führen mürbe. Drofcbcm Afchaffenburg bebeutenb billiger
arbeitet roie Stettin, haben bie Stettiner töonfeftionäre ber Herren*
uub£uabenfonfeftionfreiroilligcinen s I)iiuimal*DarifmitihrenArbeitern
oereinbart, ber aus ben DurdjfdjnittSlöhneu ber bis bahin gegahlten
höchften unb niebrigften fioljnfäöe gebilbet roorben ift. Sic haben
bei hoher Sfonoentionalftrafe fid) oerpflichtet, unter biefen Siuitnal*
Cohnfäben in 3 u ^ un fl Arbeiter nicht mehr gu entlohnen.
3um Schlug mag es geftattet fein, ein Sort über bie mehr¬
fad) rokberholten Angriffe auf bic Dhätigfeit beS EiuigungSamteS gu
erroibern: Statt in gemeinfamec Arbeit mit bem Einigungsamtebeftrebt
gu fein, bie ©runblagen für einen bauerttben griebcu gu fchaffen,
haben bie Honfeftionäre eS oorg gogen, iu ihren Eingaben unb burch
ihr Drgan „beit Moufectiomir" bie Dhätigfeit beS EiuigungSamteS
berabgiifegcn uub gegen bic Erhebungen beffelben ben Sorronrf ber
Eiufeitigfeit oorgubriugen unb fdjIieBlid) bas Einiguugsamt fogar
ber Serfchleppung ber Serhanblungen gu bcfd)ulbigcn. Senn bie
^fonfeftionäre fid) für befugt erachteten, ben Erhebungen beS
EinigungSamteS ben Sorrourf ber Eiufeitigfeit gu machen, bann
hätten fie gum Rüubeften biefen Sorrourf aud) begriinben müffeit.
^iergu bot fich i^nen bie befte (Gelegenheit, inbem fie oor bem
(Geroerbegerichte erfchienen unb ihre abroeid)mben AuSfagen bepo*
nirten. Dafe fie bieS nicht gethan, fonbent bem gegebenen Sorte
guroiber oor bem (Geroerbegerichte ausgeblieben finb, beioeift bie
©runblofigfeit ihrer Sehauptuug.
SaS ben Sorrourf ber Serfchleppung anbelangt, fo war es
nach bem Eingang beS Schreibens oom 24. April b. 3$- für baS
EinigungSamt flar, bafe alle Serfuche, eine Einigung ber Parteien
herbeiguführen, an ber pringipieÜeu Abneigung ber Äonfeftionäre
gegen eine fold)e feheitern mufeten. Diefer Sachlage gegenüber
fonnte baS EinigungSamt feiner ihm burch baS Sertrauen feiner
Säl)ler uub bie Serufung ber Setheiligten übertragenen Pflicht
nur burch einen auf forgfält*gfte Sammlung unb Sid)tung beS
Riaterials gegrünbeten Schiebsfpruch gu entfpred)en fuchen. Dafj
biefe Sammlung unb Sichtung beS RlaterialS bei ber mangelnbeii
llnterftiifcung ber in bie Serhältniffe genau eingeroeihten ^on*
feftionäre uub 3 It >if ( h e ttmeifter. eine überaus mühfelige unb geil*
raubenbe fein mu&te, roirb jebem oerftänbig unb oorurtheilSloS
Denfenben flar fein.
DaS EinigungSamt giebt biefe Erflärung im Ranten jebeS
eingelnen RlitgliebeS beffelben ab. Es ift fid) beroufct, im oolleu
GJtafce feine Sd)iilbigfeit gethan gu h^heu; au biefem Seroufttfein
erfüllter s f> l flid)t änbert jebe fleinliche Semängelutig feitenS burd)*
aus nicht unparteüfeher intereffirter Greife nichts. DaS EinigungS*
amt ift übergeugt, ba& eS fid) burd) forgfältige ÄlarftcÜuug ber,
roie eS fid) ergeben hat, ber Aufhellung bringeub bebiirftigen ArbeitS*
oerhältniffe ber ^onfeftionSbrand)e ein Serbienft erworben hed unb
weift jeben ihm gemachten Sorrourf ber Eiufeitigfeit ober ber Ser*
fd)leppung auf baS Entfchiebenfle gurücf.
ticnfclb in Berlin W. — ©cranhuortU^ füc bic SJebafilon: €k 'AMcöfdM tu Berlin.
II. SUtyflttKfl*
Berlin utib grmiffurt n. 2R., bcn 1. Oftober 1896.
Kummet 1.
|tts ®ftt)frbfgeritlit.
Zttittheilungen bes Derbanbes beutfcfyer (ßemerbegeriebte.
SRebaftionSau&fd&ujj: ©tabtratf) Dr. Jlefdj in granffurt a. SK. unb 3J?agiftrat§=?lffeffor ®uno in Berlin.
ftr 4 Hni cm rr*m jewmMfl uu* jfiuto. $erauflgeber: ^ rd * WtU * 1 ^ irl *
gatl £ehmannS »erlag, »erlin W., Sttauerftr. 44. Dr. fl fl X 0 W+ Koftenfreie »eilage jur „©ojialen SJrajifl 1 '.
9((Ic für Me SRebaTtion befl „©etüerbegeridjtfl" beftfmmten ©enbungen bittet man 311 abreffiren: An £errn ÜHagifiratfl«Affeffor (Suno, »erlin W., SEBormfer Str. 2 .
3lllj
onnungflnoöcllc unb (bewerbe*
geriete. 1
I. ©ie fRefolution befl »erbatibfl=
togefl.
II. ©er »eritbt befl Korreferenten,
Stabtrath »ftttner«2eip3ig.
JteihtfpredjMig . 5
3ft ber Arbeitgeber, ber bem Arbeitfl*
.jeuonig gegen ben SBiflen befl Ar»
beiterfl eine Angabe über ben Kün* |
bigungögrunb 3 ufiigt, fdjabenflerfab«
pflichtig? (©eioerbegeridjt König«»
berg i. ».)
»ebeutimg einer »ereinbaruug amifd&en
bem Unternehmer unb feinen Arbeitern
über bic »efchtänfung ber Arbeit«»
3 «it 311111 3 roerf *>ex »ermeibung bon ,
Arbeiterentlaffungen. (©eroerbegericht i
ftranlfurt a. 3R.)
Unter welchen Umftänben berechtigt
Unfähigst 3 ur fofortigen ©nttaffung
einefl ÜBerfmeifterö, ;U'id)nctö :c.?
»egriff ber „toidjtigcn ©riinbe" §. 133
ber ©eioerbeorbnung. (©«werbe«
geriet unb finiibgeridjt ©tuttgart.)
Unter welchen Umftänben ift ber ,£>eiiH*
arbeitet alfl ©ewerbegehilfe im Sinne
a 11.
befl §. 122 ber ©ewerbeorbnitng an^u*
feljen? (©ewerbegevidjt Karlsruhe.)
1 . Butäffigfcit ber »erufung, wenn
ber ÜÖertl) ber bon mehreren Klägern
tu einer Klage geltenb gemachten An«
fprftche 100 iDi. uberfteigt.
2 . ©emcrbegehülfe ober £anblungfl*
gehülfeV (©ewerbegeridjt unb Vanb*
gericht Kiel.)
GBinigungaffmter. 9
©afl ©ewerbegeridjt 3U »ranbenbuvg
a. £. alfl ©inigungflaiiit.
©aö einigungß* uttb fdjiebögeridjiliche
»erfahren bei Arbeitseinteilungen in
,vranfreich.
©ie gtegiftrirung ber freiwilligen
©Inigungfläinter in Gnglanb.
JUlgtmeines über <Btvmbt$txldilt
int* Jrbeitflnertnig.io
Kaufntännifcbe ©chiebögcrichte. B ll hl
ber einfdjlägigen ©treitigfeiten.
Uerftanftfl&ngclegentjeiUn.... n
»eitrittSerflfirungen.
fernere« bom »erbanbfltage.
Inhaltsangaben ber „Soilaten ^rajifl".
Abbrucf fütumtlichcr Artifcl ift Bedungen unb 3 e ‘tfchriften ö e ftattet, jebod) nur
mit polier Quellenangabe.
3ntiung$tu>tieUe unb (Bewerbcgerirljtc.
I. $te 9fefo(ution befl JBcrbanftfltogefl.
„©er ©nttourf betreffenb bie Abänberung ber ©ewerbeorbnung enthält in
feinen »orfdpriften über bie ©nichtmtj) bon Snniuigfl»©cbiebflgcrichtcn »e«
ftimmungen, tuelche bie Aecbtfprechung in ben aufl bem gewerblichen Arbeit«»
uertrag entfpringenben ©treitigfeiten unb bie Auflbilbung befl Arbcitflbertragfl«
:Ued)tö, fotuie bie ©ntwicfelung ber ©inigungSäutter in erheblicher 29eifc gc*
fährben. ©iefe »eftimmungen finb baljer 31 t ftrcicheii."
Am 23. September fanb in Stra&burg t. Glfafc eine oon
bem Auflfchufe berufene Sibung oon »erbanbßmitgliebern, fornie
überhaupt oon »orftfceubcn beutfd^er ©eroerbegeridjte ftatt, meiere
inflbefonbere ben 3 ‘ü«* baüe, ben ^itiflub 3 U beraten, ben bic
SnnuugflnooeHe auf bie dntwieffung ber ©emerbegeriebte hoben
raerbe ober hoben fönne. Srobbem nur eine einmalige Ginlabung
roenige $agc oor ber »erfammlung felbft erlaffen mar, hatten fiel)
über 60 ©eroerbegeriebte, oertreten bureb ih« S3orfibeubeu, eilige*
funben. Slufeerbem maren aud) SeiHber ber naibftgelegeiicu ©e*
loerbegericbfe, fo oon Strafeburg unb Ifarlflruhe, anraefenb.
i)er Imuptgegenftanb ber Söerathung roarb bureb ausführliche
Referate oon Stabtratf) Büttner, bem S3orfibcnben befl ©eroerbe*
geridjtfl i # eipgig, unb Stabtratb ®oecfb/ 93orftbenben befl ©e*
roerbegeriebtfl Ülarlflrube, eingclcitet. s Bährenb ber erfte Referent
unter s 4nerfenmtng ber föidjtigfeit ber 5üiflfübrutige!i befl ©efcbäftfl*
fübrerfl befl S^erbanbefl Stabtratb Dr. Ölefd) 1 ) bie ?lnfid)t äußerte,
3 n ber ©onbernumnter befl „©cmerbegeridjtfl" uom 27 . Auguft,
mofelbft aueb bie »orlage im Aufliuge abgebrueft ift.
ba& biefe Sluflfübrungen oielleicbt bo<b etroafl gn pefftmiftifeh feien, 2 )
ba nicht anjunebmen fei, bafe bie Staalflregierungen irgenbroel^be
bcn ©eroerbrgeriebien abträgliche ©ntioitflung ber 3 ouungfl*Stbicbfl*
geridjte geftatten mürben, betonte ber Korreferent gerabe bie großen
©efabreit, bie baraufl entfprängen, bafe auf ©runb befl Gntmurffl
bie gefamntte 3 ufuitft ber ©eroerbegerid)te bem ©rmeffen ber $Re*
gieruug, b. b- bem belieben ber S3ermaliuugflbeamteit anheim ge*
geben fei. Gfl lägen 23eifpiele genug bafür oor, bafj man in bem
s iüitnfd)e, ben Smiungen eutgegeniufommen uttb gefällig ju fein,
biefelben jur Uebernahme ber nach & cm ®efeh ihnen freigeftellten
Aufgaben getoiffermafeen oeranla&t höbe, ©fl fei baher möglich,
ba& gur SSilbuug oon 3 nnungflgerid)ten bireft aufgeforbert toerbe,
um bie jefet uuooflfommen erfcheinettbe, bureh bafl ©emerbegerichtfl*
gefe|j geraffene Sheilnahme ber Arbeiter an ber föedjtfprechung
u. f. m. eiiijubämmen. $)iefe Schicbflgerichte mürben fchlecbt arbeiten,
meil bafl Verfahren umftänblich, Iangfam unb iheuer fei; unb
jmar umfomehr, alfl ben 3 unungfl*Schicbögeri(hten atte bie 5 un!*
tiouen ber orbeutlichen ©erichte nid^t äufteheu, roelche bie ©eroerbe»
geridjte ber^cit haben. 3 o, bic 3 nnungfl*SchiebSgerichtc mürben
oielleicbt gar nicht funFtiotiiren, menn bic Arbeiter bie Setheiliguug
ablchuteu; aber ftc mürben bie Auflbehnung ber ©eroerbegerichte
hemmen, ebenfo bie ©ntmicflung einefl einheitlichen Arbeitflrechtefl
unb oor Adern bcn (Sinflufj ber ©emerbegerichte alfl ©inigungfl»
ämtev bei Streitigfeiten u. f. ro. hfntmen. Gr glaubt baher, bafj,
fo oiel auch fonft gegen ben Gntrourf mit ber mechanifcbcn Drgani*
fatiou befl §aubmerffl fagen fei, bic anroefenben Vertreter ber
©emerbcgcridjte ficb einftimmig in einer Stefolution äußern fodten,
meldjc ftreug unb ficber ifolirt ben ^auptpuuft, bic 3 iuneifung ber
Gntfdjcibung gemerblidjcr Streitigfeiteu au bie 3nnungfl=3cbieb5*
geriebte unb bic babureb beroirfte Hemmung ber ©emerbcgeridjte
auf bafl Scbärffte feunjeidjue. Gr fcfjlug bemgemäß folgenbe SHc*
folutiou oor:
©ic 311 Strasburg oerfammelteu »orftfeetibcn oon ©eroerbegeriebteu
befdjlicBcii:
1. ©er Gutmuif, betreffenb bie Abänberuitg ber ©cmcrbeorbuuiig,
enthält in feinen »orfdjriftcn über bie Grrid;tuug oon Sinnmgfl*
©djiebflgeriebten »eflimmungen, merdjc bie SRedjtfpredjung in ben
aufl bem gemerblidjeit Arbcitfloertrag entfpringenben Streitig*
feiten unb bic Auflbilbung befl Arbeitflucrtragfl-Aecbteö fomie bic
Gulmicfclung ber Ginigungflämtcr in crbeblidjcr SBcifc gefährben.
©iefe »eflimmungen Hub bnljer 311 flrcidjeu.
2. ©er Auflfdjufj befl »erbaubefl beutfdjer ©emerbegerichte wirb er*
fudjt, biefe »efcbliiffe in geeigneter 2Bcife 3111* Kenmnifj ber 311*
ftänbigeu ©teilen 311 bringen.
©)er Aeferent Stabtratf; »fittuer erflärte ficb mit biefer Ae=
folutiou auflbriicflicb einoerftanben. 3 « ber bcmnäcbft anfcblicSenben
Debatte roirb bie Annahme biefer SRefolutiou auf bafl 92acbbrüdf*
lidjftc, inflbefonbere oon Guno*»erlin unb ißobl'Königflberg, em*
pfoblctt unb oon $obl Icbiglicb noch ber 3 l| f a (j gcmüufdjt, bafj
and) auflgcfproihcn merbc, ba& bie bereüfl berseit beftchetibe 3 U *
meifuug ber Gntfcheibung in fiebrlingflftreitigfeiten au bie 3nnuttgfl*
fdjiebflgeridite unrichtig fei, bafe aber iebenfaHfl, menn fie bei*
J ) ©a alfo infoferii ber Korreferent einen etiuafl abmeicbeubeu
©tnnbpimft cinnabm, laffeu mir feinen »etidjt unten im ©ortlaut folgen.
£aS ©eiueibcgevirfjt. Vtittheilungen beS Veibaitbcs bcutfdjer Glciucrbcgcridjlc. Ar. l.
behalten werbe, bie guläffige Berufung itid)t ait bie Amtsgeridjte
ober Laubgerichte, foubern bic ©eroerbcgerid)te gehen miiffc. Gilt
Seifiger beS ®ewerbegerid)ts Karlsruhe, Sd)uhmachcrmciftcr Schntibt,
fuchte unter auSbrücflichcr unb roarnter Anerkennung bei* Leitungen,
fpegicll beS ©eroerbegerühtS Karlsruhe, bic Begebungen bcr
Innungen in Schüfe jn nehmen, unb insbcfonbere bie t>on Bohl
beantragten 3 u fäbe angugreifen. 2 )ie Berfatnmlung roar iitbefe
wohl mit Recht wenig geneigt, bie Srage ber 3roangSorgamfatioit
bcs HanbroerfS im Allgemeinen ju bisfutiren. GS imirbc oielutchr
nach weiteren Ausführungen oon ReimaruS*Btagbeburg unb einem
Schlu&roort bcr Referenten, in bem BoecFh namentlich betonte, bafe
eS ftch nid)t empfehle, in ber blutigen Sifcuttg Abäitberungen bcs
gegenioartigen ©efepes ju ocrlaitgcit, lebiglich befc^Ioffcn unb groar
mit Ginftimmigfeit, bie obige Refolutiott bem Hu^fcfjuffe gur
Vertretung gegenüber beit beteiligten AmtSftelleit guguroeifeu.
Au&erbuit mürbe mit allen gegen oicr Stimmen bie Rcfolutioit
Bohl in folgenber 2 forut angenommen:
„$ie enbgültige Gntfcbeibuug in SehrlingSftrcittgFciten im gall bcr
ft läge gegen beit Borentfcheib ber 3 »nungöbebörbe foUte nidjt burd)
bie Amtsgerichte begro. fianbgerichte, fonbern bureb bie ©eroerbcgcridjte
ge[dDt merben."
Sir glauben, bajg biefe einmütige Acujjerung einer fo grofeett
Attgahl oon ®eroerbegerichtS*Borripeubeu eine gemiffe Sirfung haben
folltc unb b^beit roerbe, fie finb roeber Arbeitnehmer, noch Arbeit*
geber, unb es mar oont AuSfdjuffe roof;l richtig, gerabe bei biefer
Angelegenheit bie Ginlabungen in erfter Linie nur an bie Vor*
fipenbeit, nicht an bie Beifiper bcr ©eroerbegcrid)le ergehen 311
Iaffett —, fte fittb alfo bei ber örage ber 3 rofl ngSorganifation
felbft unintereffirt, übten aber eine gu billigenbe SclbftbefchränFung,
wenn fte fich aud) 001 t ber Beratung berfelbett [enthielten. 3”
ber Hauptfrage bagegen, bafc bie Gntmicfeluug bcr ©crocrbegerichte
nid)t gehemmt merben barf, ba& eS gerabegu ein ferneres nationales
ilnglücf märe, roenn biefe michtigftc Grrungenfdjaft ber fogial*
politifchen Gpodje oon 1890, bas (>lercerbegcrid)t^gcfeö/ gefährbet
mürbe, roarett bie fämmtUcheu Anroefenben oollitcinbig einig. $>ie
angenommene Refolutioit erfchöpft felbfloerftäitblid) beit ©egeuftaitb
nicht unb toill ihn nicht crfchöpfett ( 3 . V. ber Gefahren für bie
Gntmicfelung ber ArbeitSnad)toeife, ber gutad)tenben ShätigFeit ber
©eroerbegeridjte u. f. m. ift nicht gebacht). Aber fie bezeichnet beu
Haupt* unb BrennpunFt ber ©efaljren, uitb eS fanit roohl als ein Ber*
bienft beS BerbattbeS bezeichnet merben, bafo er auf biefe bisher
not Ttid)t beachtete ©efaljr mit Radjbrucf uitb 00 m richtigen Drt
— nätnlich oon einer Berfatnmlung ber ©erocrbegerid)ts=Vor*
fijjcubeit — aus aufmerffam gemacht hat.
II. $er Bertdji be$ Korreferenten.
lieber beu Gntmurf eines ©efepeS, betreffettb bie Abäitbmntg
bcr ©eroerbeorbnung bezüglich ber 3roangsorganifatiou beS Haob*
roerFS u. f. ro. ift in einem oon Herrn ©tabtrath Dr. Slefd),
JrattFfutt, herrührenben Artüel in ber Sonberuummer beS
„©eroerbegericht" 00 m 27. Auguft 1896 unb feitbem in ähnlicher
Seife auch oon atiberer Seite bie Befürchtung auSgefprochen
roorben, ba&, rnenn bie Beftimmmungett beS GntiourfeS Redjt
mürben, bieS eine oollftänbige Lahmlegung ber gefatnmlen Sljätig*
feit ber ©eroerbegerid)te 3 ur Solge haben mürbe. l 3Mefe 33c*
fürchtung toirb bamit begrünbef, bap nach bem Gntmurf zu beit
Aufgaben bcr Innungen gehören foH: 1. bie SBilbung oon
3nnungs*Sd)iebSgerid)tcu unb 2. bie gürforge für baS H er bergö*
mefeit unb bett ArbeitönachroeiS. gertter roirb 3. barauf hi ” 5
gemiefeu, bafe ba5 Attfeheit ber ©eroer 6 egerid)te al3 VcgutachtungS*
Drgatic baburd) leiben miiffc, ba& burth ben Gntmurf auch bie
HahbroerfSfammer mit bem Rechte ber Abgabe oon ©utadjten
unb Stellung oon Anträgen bei Vehörben unb gefejjgebenbcn
Mörperfchaften au^geftattet merben.
lefetere Befürchtung mirb oon mir int Scfentlidjeit ge*
theilt. Sennglcich betont merben ntufe, bafj ba^ ben ©emerbe-
aeridjten itn § 70 be§ ©eroerbegcrid)t§gefebeS juertheilte Red)t gleichen
ijtthalt^ neben ber Befuguifj ber Hanbiocrf^Fammcrn fortbeftehh
fo erfdjeint bod; bie Beftimnuiitg be3 Gntmurfs alö eine über-
fliiffige. llebrigcuä enthält ber Gntmurf eine mefentliche Ver*
fd)led)tcrung infofern, als nadj ber Vorfd;rifi itt $ 92b
Abf. 3 bc3 jur Btitmirfung bei Abgabe oon ©utadjteu
Zit berufeube ©efelleuauöfdjiilj mir zur Abgabe eines Sotiber:
1
gutachtenö beredjtigt ift, mähreub itad) bem ©eiocrbegeridjtd*
gefep bie Arbeitgeber unb bie Arbeiter gemeinfam ein ©utari)tcu
abzugeben haben. AnbererfeitS ift auzuerfentteit, baft für bie*
jenigeu Buube§ftaatcu, in melchett bereits Organe zur Vertretung
ber Sotereffen bc3 Hanbmerfö (©eroerbefammern) oorhaitbeu fiitb,
ber Gttttouif infofent eine Verbefferung mit )id) bringt, alc> er in
gemiffen QäHeit bie SRilmirfung eines ©cfellcnait3fchuffe$ oorfdjreibt,
mähreub bisher iit jenen Drgancit nur bie Arbeitgeber oertreten
roareit.
Sa^ jebod) bie Befürchtungen unter 1 uitb 2 aulangt, fo er*
fcheiitett mir biefe als zuroeitgehenb.
. 3« 1 : Gö fei zmtäd)ft baran erinnert, ba& cS bamals, ab
ben 3»uungctt bas Recht zur Grrid)tung oott Sd)iebsgerid)teit er*
theilt tourbe, itod) feine ©emerbegcrid)te gab. Gs mar aud) ba=
ntalS ttid)t uorauS^nfefjeit, ba& bic fchott lättgft im ©äuge befinblid)en
Bestrebungen auf Ginfühning oon ©cmerbcgerichteu balb zu einem
Grfolgc führen mürben. $er ©ebattfe, bie Strcitigfcilcu zmifchm
Arbeitgebern uitb Arbeitern über bie Verpflichtungen aus bem
Arbeiiouertrage nicht zur Gntfcheibuitg oor bett juriftifdjen Ridjter
Zu oermetfett, fonbern biefe einem Mollegium oon BerufSgettoffen
ber ftreitenbeu Varteicu gu übertragen, mar entfcf)icbeu gu billigen.
23ar es bod) ber ttämlidje ©ebattfe, bem bie ©emerbcgerid)te im
Sefetttlichen ihreGntftehung oerbanfett. 2)aS Redjt zurGrndjtung oon
3nnungS*0chiebSgend)tcn hat nun burd) ben Gntmurf infofent eine
allerbingS nur unmefeutlidje Aeitberung erfahren, als eS auf bie
Gntfd)eiöung oott Streitigfeitcn gmifchett ben Sunuugsmitglicberit
unb ihren ungelernten Arbeitern auSgebchnt roorben ift unb als
ben 3unuitgS»3chiebSgerid)ten eilte bem § 51 beS ©emerbegciichtS*
efetjeS cittfprcchenbc Befugnifj gugefprothen morbett ift. UcbcrbieS
at baS Recht ber Bilbuttg oon 3u»ungS=SchtebSgerid)ten baburd)
gattg erheblich an Bcbentung gewonnen, bafj bcr Gntmurf ben
©ruttbfap ber 3 att gSiiiuiiucz aufftellt. aber jenes Recht im
Sefentiichen fchon jahrelang beftattben hat, fo roirb eS gered)tfcr*
tigt fein, bie oorauöfidjtlidje Sirfuttg ber Beftimmitng in § 84 a
3iffer 3 beS GntrourfS nach ber ©irfmtg zu beurtheden, bie bas
bisher fchott gcltenbc Red)t thatfächüch anSgeiibt hat. Diefc
SBirfung aber ift eine ganz oerfchroiitbenb fteiite gemefen. 5>cntt
nur gattg oereittgelt haben bie Snnungen, bic ja in Rorbbeutfdjlaub
fehr gahlreid) oertreteu finb, oon bem Rechte ©ebraud) gentadjf.
GS ift beifpielSmeife in Berlin gefd)eheu. Abgefchcit baoott, bafg
bort mehrere einzelne 3nnungeu jebe für fid) ein SdjicbScgcri^t er*
richtet haben, ift oou ben 46 ben 3unungSauSfd)ug bilbenbett
Snmiugeit ein gcmeinfaineS SchicbSgeridit gegrünbet morben. lieber
ben Umfang ber 'iTbätigfeit biefer Sdjiebsgeridjte habe ich nichts
BcftimmteS in Gifahriitig bringen fömtett. ^ebenfalls ift nicht gu
bettterfen gemefen, bafe bas Berliner ©emerbegerid)t unter biefem
3uftaube gelitten hätte. Sottft ift mir ttttr noch SLRündjcn als eilt
0rt befaitttt, too einzelne. 3onnngS=Sd)iebsgend)te befielen. 1 )
Söenn aitBerbem einzelne Sunungctt in auberen Stäbten ebenfalls
oerfudjt haben, oon jener Vefugitift ©cbrattch gu machen, fo ift cs
beim Verfud) geblieben. 3>aS llnteruchmcu ift baran gefcheitert,
bafj foroohl bie untere als bie böb;crc VermaltungSbehörbe, bereu
befonbere ©ettehmiguttg gu jener Ginrid)tuttg auch fd)ott bisher er*
forberlich mar, bie betreffenben Sunttttgeu auf bie Vcbeitfcn f;in*
roiefett, bie gegen bie Grridjtuug oou 3unungs=Sd)iebsgertd)leit
fprechctt. So gefdjal) es oor etma brei 3ah rcn i« Leipzig gegen*
über ber Bäcfciinnuitg utib ber Buchbrucferinuitng, fo burd) bat
BezirfSausfchiiö gu sSicSbaben gegenüber bcr ©laferinnmtg gu
Öranffurt a. VF.
2)iefe BebenFen finb im Söcfentlicheit folgenbe: 3>ie Unter*
lagen gur UrthcilSfiitbung muffen bei bett 3n”ungS*3djicbSgend)ten
rneift uitoollFommen bleiben, ba fie nicht bie Befugttifj haben,
3eugett unb Sad)uerftänbige gu bcciben unb ben Varlcicit Gibe
burd) ilrtheil ober Bemcisbefd)lufe aufguerlegett. Gine Verfd)leppuug
ber ^rogeffe ift ttidjt 311 hiutcrtrcibcu. ba baS 3unuiigs*SchiebS*
gericht ttid)t bie öähigfeit befipt, bie Parteien itttb bie 3 cugcu zum
Grftheinett in beiti Termine gu gmingnt. Grgeht bann eine Gut*
fcheibung, fo ift fte nur eine Vorcutfcbeibung, ba fie burd) Klage
bei bem orbettilichen ©erichte anfechtbar ift. Gitblid) fei nod) auf
bie erhcblidjen Koflett hinflcmicfen, bic bas Verfahren ben $Jtit*
gliebertt ber 3unuttg forool)l als aud) beu Parteien auferlcgt. Gut*
hält baS Verfahren oor bem 3nnurtgSgerid)i fd)ott gegenüber bettt*
M Anm. b. Reb. Vereinzelt ift bieS nnrfi fonft bcr galt. So
g. V. für bie Vädferinmmg in Altenbnrg, mo es aderbittgs ein 0)e*
mcrbegcridit nicht nicht. GS fehlt ait jeber Stntifiif ber Gummas*
^chiebScteridjte. VMttl)eilungeii bnrüber aus bem 2cferfrcife bcs „6)c-
mcrbegeridjts" nu'irnt fcl)r enoüiifdjt.
£as Gcwcrbegcrid)t. Biitthciluugcu beS BcrbunbcS bcutjdjcr Gcmcrbegcridjtc. Ar. I.
G
jelügen oor beut orbentlidjen ©eridjte eine inefeiillidjc Berfd)led)te*
rung, fo ift bies in noch uiel böserem 3J?aße ber Jall gegenüber
bcm oor beni ©ewcrbcgeridjie, roie bieS ja f)icr allgeineiii befannt
ift. 3<h weife nur furz auf bie Bcrcinfacf)iiiig bcS 3uftelluitgS*
roefeitS, auf bie Abfiirzung ber GiulafiungSfrift, fotuic ber Gin*
fpruchsfrift, auf ben Brozeßbetrieb non AtntSroegen unb auf bie
bei beu meiftcu SäUcn oorljonbeite Suappcflabilität ber ©eroerbe*
geridjtSeiitfcheibungeu bin.
Dffenbar finb eS and) nur bie oben ermähnten Bcbeufen ge»
roefeit, bie bie 3 «nungen Bieber abgebalten haben, uo» ber ihnen
eingeränmtcn Befugniß ©ebrand) gu madjen, inie fie bcnit auch bie
oben genannten 3itnungen bazu Bewogen haben, non ber Gr*
riebtung eines 3unungs»Sd)iebSgerid)tS abzufeljeii. hiernach ift
aber bie Mitnahme wohl gerechtfertigt, baß es auch in 3 ufunft f°
fein wirb unb baß eine Beeinträchtigung ber ©eroerbegcridjte roie
bisher nicht cintreten roirb, bieS um fo mehr, als ber Gntiourf bie
Grrichtung non 3nnungS»Sd}iebsgerid)teii gegenüber bem bisher
geltenben Rechte in einer ^ejiebung fogar erfahrner*. bisher genügte
eS nämlich, gemäß §. 100 a ber ©eroerbeorbnung, menn oor ber
Grrid)tung eines folchen (Berichtes bie ©efeHen „gehört" mürben.
3m §. 85c 3iffer 2 bcS GutmurfS mirb bagegen oorgefchrieben,
baß bei ber Beratung unb äöefrf)Iu 6 faffung über bie Bilbitug eines
3nnungS*0chicbSgciichts bie |ämmtlid)cn 9Kitglieber beS ©efellett*
auSfahuffeS mit ooUem Stimmrechte zuzulaffcn fiub: eine Bcitiiuinuug,
bic bei ber befannien Abneigung ber Arbeiter gegen berartige
Sonbcrgerichte fiepet: bie Bilbnng non 3nnungsgcnd)ten febr er*
feproerert roirb. Bet einem SBiberfprudje ber ©efellett mirb aber
feitenS ber bohren BerroaltungSbepörbcn ooranSficbtlich bie ©c*
nebmigung oerfagt merben.
©egeniiber bem föinroeife enblich barauf, baß ber Gntmurf bic
3maugSinnnng cinfiibre unb baß baljer tbatfächlich roeit mehr
Snnungeit als bisher bic Befugniß zur Grricptung non Scpiebs*
gerichteu erhalten, fei noch auf §. 83a beS GutmurfS aufitterffam
gemadjt. §ier ift beftimmt, baß gegen bic Verfügung, rooburd)
eine 3unung errichtet merben fofl, ben Betpciliglen eine Befaproerbc
Zuftcpt, unb baß biefer Sefdjroerbe fd^ott bann ftattgegeben merben
fann, menn fid) hcrausfteöt, baß ber angefochtenen Anorbmutg bie
Bkprzahl ber babei betheiligten ©croerbetreibenben roibcrfprid)t."
Bei ber ben 3wangSttinungen abgeneigten Stimmung ber füb»
beutfapen ©eroerbetreibenben barf man aunehmen, baß tu Siib*
bcutfdjlanb non biefer SBcftimmung (bie übrigens auf ber für^lid)
in Berlin ftattgehabten £>attbroerfer*Konfcrenz bereits als „Luftloch"
für bie Sübbeutfcheu be^eirfjnet mürbe) möglichft ausgiebiger ©c*
brauch gemacht wirb unb baß baher auch in 3 ufunft Bie Anzahl
ber in Siibbeutfcplaitb beftehenben 3 unungen nid)t rocfentlicp
road)fen roirb.
SRach allebem fmb bie non §erru Stabtrath Dr. Slefap ge»
äu&erten Befürchtungen meines GracptenS entfapicbeu als ju weit*
gehenb 311 bezeichnen. 3 utmerf)itt bin and) icf) ber Meinung, ba |*3
bas ben 3 nauitgen ertheilte 3^ed)t für Diefe irgenb einen' s IBertt)
nid)t befipt, baß im ©egeulheil, falls eine Snnung non bem Rechte
©ebrauch tnadjt unb ein ScpiebSgeridjt grünbet, für alle Be*
theiligteu eine Berfchlimmerung ihrer &acje eintritt.
3d) faplage baher in erfter Sinie oor, bie Stretdjung non
3 iffer 3 bes § 84a ju beantragen. Auf alle ßälle aber ift
für biejenigeit Bezjrfe, roo ©einerbege’ridite Bcftchen, bie Grridjtung
non 3nnuugS»SchiebSgeridjten burdjauS überfliiffig. 3d) fdjlagc
baher in zweiter fiinie nor, einen 3ufap zu §. 81a bes GutmurfS
Zu beantragen, ber ben Snnungeit bas Aerfjt ber Grriihtung non
SdjiebSgeridjten nur unter ber BorauSfefcung ertfieilt, bafe
nicht für beu Bewirf ber betr. 3nnung bereits ein ©ernerbegerid)t
beftcht. §. 84a mürbe baher folgenbe Raffung erhalten inüffeu:
„4)ie 3nnnngen finb befugt: .... 3., foferu nicht für ben Bejirf
ber Snnuug bereits ein ©emerbegeridjt beftefjt, SdjiebSgeridjte ,311
errid)ten 11 . f. 10 ."
3u 2. ferner wirb ans ber Beftimmung im §. 84 3*ffer 2
beS GutmurfS, mo als Aufgabe ber Snnungeit bie giirforge für
ben SlrbcitSnad)weis bezeichnet wirb, bie Bcfürrijtung hergcleitet,
eS mochten nunmehr an bie Stelle ber an bie ©crocrbcgerichtc au»
gefd)(offcucn ftäbtifdjeu ^IvbeitsncrmittclungSftcllcn bic ^irbeitsuad)*
weife ber Sauungeu treten.
2 lud) biefe Befürchtung nermag id) nid)t, wenigfteus uidjt in
bem Umfange 311 ihcileit, in roeldiem fie anSgcfprothen worben ift.
3unächft fommt in Bctrmht, bafz bie Aiirforge für ben ?lrbeits*
nachroeiS bereits jc^t 311 beu gefeplichen Aufgaben ber 3anungen
gehört unb bag trohbem, unb zwar and) in oiclcu größeren Stabten
Siorbbentfdjlanbs, mo bereits zahlreiche 3nniiugS*i ) lrbeitSuachroeife
bcftchen, ein öffentlicher, fei es ftäbtifdjer, fei es ftäbtifd) fuboeu» '
tioiürter Arbeitsnachweis fid) güuftig entwid’elte. GS hat fid) ge»
Zeigt, baß beibe Ginrid)tuugen recht gut neben ciitanber befleißen
fönnen, ba fid) bie 3anuugcu mit ber Bcrmittelung non Arbeit
nur für bie bei |>aubroerfcrit befchäftigteu Arbeiter befaffen, jnäl)*
renb eS ben ftäbtifdjeu Arbeitsuadjmeifeu nur feiten gelungen ift, bie
ArbeitSoermittelung für aobere als ^abrifarbeiter unb fogeuannte
ungelernte Arbeiter in ihren ©efchäftsbercid) 311 ziehen. AUerbiugs
mirb in Siibbeutfchlanb, mo ja bisher nur wenige 3anungen be*
ftanben unb baher beu öffentlirijeu ArbeitSnad)ioeifen burch bie
Snuungen faft gar feine ftonfurrenz bereitet mürbe, eine fühlbare
Acnberung eintreten, norauSgefept, baß bort nid)t fd)on baS oben
erwähnte „tfuftlod)" bes §. 83a feine Sdjulbigfeit Jhut. 3*nmcrl)iu
bleibt and) ben fübbeutfdjeu ArbeitSnermittclungSftericn nod) l)i ,ls
reichenbe Arbeit, ba nad) ben ncröffcntliditeu ©efd)äftsberichten aud)
bort bisher fepon mehr als bie .§älfte ber ArbcitSgefud)c 0011 nu»
gelernten unb Sabrifarbeitcrn auSging.
UebrigeuS lehrt baS mir fefjr beadjteuSroerth crfcheinenbc Bei*
fpiel non äöln, baß bie 3 ntercffeu ber Sreunbe einer an bic ©e»
mcrbegerichte anzuglicberiiben ArbeitSoermittelung fid) mof)l mit
bem bie giirforge für ben Arbeitsnachweis ben Snnuugen als
Aufgabe zurocifcnbeu ©efepe nercinigeit laffeit. Unter beu Korpo¬
rationen, meldjc bort mit finanzieller llntcrftüßung feiteuS ber
Stabtgemeinbc ztneefs gemeinfdiaftlidicn Betriebes eines ArbcitS»
itachweifeS z u fammengetrcten finb, befinben fid) auch mehrere
Innungen. Sie erfüllen auf biefe Seife bic ihnen gefteHte Auf*
gäbe ber Sürforgc für ben Arbeitsnachweis genau fo gut, als
wenn fie ihre befonbereu ArbeitSocrmittelungSftellen aufrecht er*
halten hätten. Gine ähnlidjc Ginricptung, roie. in Köln, läßt fid)
aber and) anbermärts treffen.
^)iecnad) erfdieint cS mir für bie Boifipenben ober bie jjfreunbc
ber ©emerbegerid)te iüd)t geboten, gegen bie Beftimmung in §. 84
3iffcr 2 beS GutmurfS, bie, wie getagt, mir geltcnbeS 5Wccht roieber»
holt, oorfteflig z» merben.
Ucdjtfprcdjung.
3ft ber Arbeitgeber, ber bem Arbeitszeugiiiß gegen ben
SBtllen bcS Arbeiters eine Angabe über ben &uiibigungs*
grunb jufiigt, fchabenScrtappflid)tig? (llrtheil bcS ©cwcrbc-
gcridjts AtönigSOerg i/^pr., Borfipenber Stabtrath ^opl.)
$cr Schloffcrmeifter SB. hat bem Sdjloß'ergefcllcn 9W. bei beffeu am
2U. 3uni erfolgten Gntlaffung ein AibcitSzcugniß über bie Art unb
Malier ber Befchäftigung auSgcftcDt mit bcm Sdjlußfap: „©ruitb bcS
SienfiauStiittS: 9Sieberl)oIte Srunfenheit mährenb ber Arbeitszeit.'-
2ropbcm ber Sd)lnßergefcIIe auSbriicflich nur ein 3 cu 9 l ü& über bie Art
unb ^aucr feiner Befd)äftigung unter gortlaffung bcS Sdjlußfapes ocr»
langte, ift ipm ein foldjeS erft auf bie am 8. Juli erhobene Klage in
ber tnünblidjcn Berhaublung am 10. Juli auSgcftellt. *£cx ©djloffer«
meificr giebt an, baß er ben ©ruub be§ ^ienftauStrittS in baS Arbeit?*
Zeugniß gcfd)ricben „um feine Kollegen ju warnen". — Xer Sdjloffcr»
gefeite behauptet, baß er 00 m 1. Juli ab gegen 2 , 7 r, .//. täglidieu
2of)n Arbeit gefunben hätte, wenn er im Befipe eines ArbcitSzeugniffcS
nur über bie Art unb Raiter feiner Bcfchäftiguitg gemefeu märe, unb
beantragt, beu Bcflagten zar 3ahl«ag non 2,75 M. pro !Jag für bic
3fit ootn 1.—10. Juli = 27 /5 o M. zu nerurtheilen. — ali?
3eugc ueruoTumcnc Sdjloffermeifter K. hat befunbet, baß ber Kläger bei
if)iri am 1. Juli um Arbeit augefragt habe unb er benfelbeu nur bcö*
halb uid)t in Arbeit eingcftcllt habe, weil in bem ArbcitSjeugniß als
Grunb beu ^ienftauStrittS mieberholtc Ürunfenhcit mährenb ber Arbeit?*
jeit angegeben war. Gr zal)le feinen GcfeDcu %<■—3,ui .//. pro
2ctg 2ol)n.
2)er Beflagte mürbe zur 3 a hlung non 27,50 M. nerurthcilt, ba
er gemäß $ 113 Gcm.Orb. nidjt berechtigt gemefeu fei, baS Arbeit?»
Zeugniß gegen beu SBiflcu bes Kläger? audj auf bie Jiihrung beffelbcu
auSZiibefmen, unb er baher für ben hierburd) bem Kläger cntftaubeiicu
Sd)abeu auffommert miiffe. tiefer Schaben fei in £>öf)c bc? ent¬
gangenen ArbcitSocrbienfteS für 10 S’age mit 2,:., Jt. pro Jag 311
betneffen.
Bebcutung einer Bercinbarung 3 snifd)cn bcm Unter¬
nehmer unb feinen Arbeitern über bic Befdjräit fntig ber
Arbeitszeit znm 3wecf ber Bermeibung oou Arbcitcrenu
Iaffungeu. (llrtheil bcS Gcroerbcgeridits Jranffurt a. Bh 00 m 22 . Juli
lHsr,. Borfipcnbcr Affeffor fohlmannl.
0ie Arbeitszeit in ber Jabrif bes Bcflagten ift oor ^fiiigfteu im
Ghuunfiäubniß mit beu Arbeitern auf ■'> 2agc in ber SBoche ermäßigt
warben. Iror.beut ift ihm, bcm Kläger, am 13 Juli gcfiinbigt worben
7
25aS ©ewerbcgcridjt. äRittfjcilungen bcS VerbaitbcS beutfchcr ©cwerbegerichtc. 9?r. 1.
ft
©ri'tnbc: 25ic VeweiSaufitaljitte hat ergeben, baß non Seiten ber
Veflagten eine Vereinbarung über bie Verfügung ber Arbeitszeit mit
ben Arbeitern getroffen ift, um mcitere Entlaßungen jit oermeiben. Von
©eiten bes nnterbanbelnben Vertreters ber Vertagten ift babei bie
Aeußerung gethan worben, baß nach ocrfürjter Arbeitszeit feine weiteren
Entlaßungen ftattfinben füllten. ^entnadj ift ©egcttftaitb ber Verein¬
barung ber Veftagten mit ihren Arbeitern unb inSbefonbere bent
Kläger u. a. geroefen, baß baS oorhanbeue Aibeiterperfonal bauernb
weiter befdjäftigt würbe. 25a infoweit ber Vertrag oon ber Vertagten
fetbft nidjt innc gehalten ift, oieltneljr einfeitg oon ihr aufgetoft ift, fo
ift ber Kläger berechtigt, SdjabcnSerfaß zu oerlatigen. tiefer bercdjnet
fich u. f* w.
Unter welchen Umftäiibeit berechtigt Unfdhigfeit zur
fofortigen Entlaffuttg eines SBerfmeifterS, S^uerS 2 c.?
Vcgriff ber „widjtigen ©rüttbe" (§. 133 ber ©ewerbeorbnung).
(Urtheit beS ©ewerbegerichtS Stuttgart, beftätigt burdj baS ber 2. Giuil-
famnter am Sanbgericht Stuttgart.)
25er Kläger, Vauzcichner K., ift oom Vertagten, Ardjiteftcu Sch-,
ohne Künbigung entlaffeu worben unb oerlangt Entfchäbigutig. 25er
Vertagte macht unter Aubcrem geltenb: 25er Kläger ljabe ih m foi ber
Anftelluug auf bie grage, wo er bisher gewefen fei, ein tjicfigeS
Ardjitcftenburcau genannt unb als feinen ©ehalt 7 .//. tciglidj an¬
gegeben, er habe aber oerfchwiegeit, bah er tu Iefeter Seit mit wefeiit-
lieh geringerem ©ehalt auShülfSweife beim ©aniifowVauamt gearbeitet
habe. 2)er Kläger fönne bie cinfadjften 3 c i<huitngcn nicht machen unb
fei für fein Vureau unbrauchbar.
2)te VeweiSaufnahme hat ergeben, bah bie Seiftungen beS Klägers
recht befdjeibene waren, baS ©ewerbegericht hat aber feiner Klage troß-
bent ftattgegeben. 25er Vertagte hätte ein 3eugniß oerlaitgen ober fidj
bei bem früheren Prinzipal erfuitbigeit, ober beit Kläger auf ^ßrobe
anfteDen tnüffen, ftatt beffen ift er bem Kläger mit einer heutzutage
nicht mehr gewöhnlichen VcrtrauenSfeligfeit entgegen gefommeu. 9?adj
Analogie ber in §. 133 c ber ©ewerbeorbming angeführten gaffe muh
angenommen werben, bah ein VTanget, ber fdjott oor Eingebung bcS
25ienftuertrags befiehl, nur bann geltenb gemacht werben fann, wenn
ber Arbeitgeber bicfcit 2ÄangeI bei gehöriger UmFtdjt nicht hätte erlernten
fönttett.
25ie erhobene Verufuug hat baS Sanbgeridjt oerworfen. 2öenn ber
Kläger auf bie grage beS Vertagten, ob er fich bem ^3oftcn eines erfteit
3eichnerS gcroadjfeti fühle, in bejaheitbem Sinne beantwortet, unb auf
bie weitere grage, | ü0 er feit^cr gewefen fei, feine Aufteilung bei
Ardjitcft E. hfroorgehobeit, oon feiner Verwenbuttg auf bem ©arnifon-
Vauantt gcfdjwicgcn hat, fo fann hierin ein auf Säufchung beS Ve¬
rlegten abzielenbeS Verhalten nicht gefutibett werben. $emt barauS,
bah Kläger ben Anforberungeit, bie Veflagtcr an feinen erften Scidjner
ftent, etwa nidjt etitfprach, folgt nidjt, bah er ft<h bewuht gewefen ift,
bas nicht leifteit zu fönuett, was er fid) als feine fünftige Aufgabe beim
Vertagten oorftelleu muhte; umfoweuiger, als leßterer felbft nidjt zu be¬
haupten oerntotfj tc, bah er ben Kläger barüber, was oon ihm erwartet
werbe, beS Näheren unterrichtet habe. Hat weiterhin ber Kläger auf
bie grage beS Vcflagten, wo er feither gewefen fei, auch btoh non feiner
Verweitbimg bei E. gefprochen, fo lag hierin feine Unwahrheit. &enn
er muhte biefe Aeußerung nidjt nothwenbig als grage nach feiner
lebten Anftelluug oerftetjen, fonbern fonntc biefelbe als Grfuitbigung
nach früheren Stellungen überhaupt auffaffen. (SS ift aber begreiflidj,
bah er zunächft biejeuige Stellung erwähnt hat, welche ihm am meiften
Zur Empfehlung bienen fomite, unb wenn ihn bann ber Veflagte über
bie 3eit biefer Verwcnbung, Veginn unb Ettbe berfelben gar nid)t weiter
gefragt hat/ fo lag für ihn fein Anlah oor, audj noch oon feiner
2)ienftleiftung beim ©arnifon-Vauamt etwas zu erwähnen. 25ah aber
and) bie 2)ieufte bes Klägers für ben Vcflagten nicht unbraudjbar unb
werthlos gewefen finb, ergiebt fich barauS, bah biefer, obwohl er nach
feinem eigenen Vorbringen fdjon in ben erften acht Sagen bie mangelitbe
Vcfähigutig beS Klägers erfannt half beufelbcu bodj noch (etwa oier
SBochcn) behielt unb fidj feine 25ienfte gefallen lieh- Unter allen Um»
ftänben aber bat es ber Veflagte feiner eigenen Sorglofigfeit zu 3 u»
fdireiben, wenn er in bem Kläger einen für ihn rninber braudjbarcn
Arbeiter in 25ienft befontmen lj«t- Er hätte, wie uom Unterrirfßcr mit
©raub ausgeführt worben ift, nicht unterlaßen biirfen, oor Abfchluh
beS 2>ienftoertragS ftdj zu überzeugen, ob berfelbc bie Eigcnfdjafteit,
welche juc Verfefjung ber Stelle nothwenbig waren, auch wirflidj befifee.
Unter welchen Umftänben ift ber Heimarbeiter als ©e-
wcrbegchilfe im Sinne beS § 122 ber ©ewerbeorbnung au-
Zufehen? (Urtheit beS ©ewerbegerichtS Karlsruhe, Vorßßenbor Stabt»
ratb Vo ecf h )
Kläger ift in feiner Vehnufuug mit Anfertigung oon VJeflen für ein
Kleibergefrfjäft befdjäftigt. Er war mit bem üßreis, ben itjm Veflagtcr
für eine anzufertigenbe SBefte bot, nidjt zutrieben. Als ihm ^ternuf
weitere Arbeit oerweigert würbe, forberte er 14tägige Öotjnentfchäbigung.
Sein Attfprurfj würbe abgewiefen mit folgenber Vegrünbung:
25ie Vcßimmuttg bcS §. 122 ber ©ewerbeorbnung wonach znüfdjen Ar¬
beitgeber unb Arbeiter eine KünbigungSfrift oon 14 Sagen einzuhalteu ift,
gilt nur für foldjc Arbeiter, welche als „©efcllen unb ©etjilfen" zn betrachten
finb. Vci beibeit Kategorien oon Arbeitern wirb oorauSgcfeßt, bah ft«
fich in wirthfdjaftlidjer Abhängigfeit oon bent Arbeitgeber befittben
unb ruh befielt Anordnungen zu unterwerfen ha&cu; hierbei ift cS nidjt
oon cntfchcibenbcr Vebentung, ob bic Arbeiter bei bem Arbeitgeber in
einem oon tiefem geßefften ArbcitSlofal arbeiten ober ob fte ihre Ar¬
beit zu Haus als Heimarbeiter fertigen unb bamit ihre Verpßidjtungcn
gegenüber bem Arbeitgeber erfüllen. SBetttt aber, wie hi**/ be* Heim¬
arbeiter oöllig unabhängig oott bem Arbeitgeber ift, wenn er bezüglich
jeber einzelnen ifjm angetragenen Arbeit nach freiem Ermeffen ent-
fcheibett fann, ob unb unter welchen Vcbingitttgen er biefelbe über¬
nehmen will, wenn eS ihm oollfommett frei fleht, ob unb in welchem
Umfange er oon 25ritten Arbeiten übernehmen will — bann fann oon
einem ftänbigen Arbeitsoerljältnih überhaupt feine Acbe fein; eS haubelt
fich bann üielmeljr in jebent einzelnen gaffe um eine beftintmte einzelne
Arbeit, welche Kläger fclbftänbig übernommen hnt. Von einer Än-
wettbung bes § 122 ber ©ewerbeorbnung auf ben oorlicgettben gaff
fatttt fomit feine Aebe fein.
1. Suläffigfeit ber Verufuug, wenn ber SSerth ber oon
mehreren Klägern itt einer Klage geltenb gemachten An-
fpriidje 100 JC. überfteigt.
2. ©ewerbegehülfe ober Huublungsgehülfe? (Urtheil bcS
©ewerbegerichtS Kiel oom 18. guiii 1895; bcS Köttiglidhen Sanbgeridjts
Kiel oom 14. 2)ezembcr 1895.)
25ie H ’fäjc Vudjfjaublitttg itt Kiel — Veflagte — hatte in Hamburg
eine gröbere Anzahl ^erfoiten — Kläger — zum Vertriebe oon Kanal-
bilbern wäfjrenb ber Kanalfefttage für Kiel angenommen. Kläger füllten
für jebes Stiicf ber Vilberfammlung att bie Veflagte 0,so JC. zahl™,
währeitb fie felber l,so JC. unb mehr oom Vublifum nehmen foffteit.
DUchtoerfauftc Vilber foffteit für 0,so JC zurüefgenommen werben. Kläger
trafen am 13. guni 1895 in Kiel ein, fonnten aber erft, ba bic polizei¬
liche ©enehtitigung zum Vilberoertrieb nodj nicht oorlag, mehrere Jage
fpäter bie 2ljätigfeit beginnen, weshalb ft* Entfdjäbigutigsflage erhoben.
25aS ©ewerbegericht zu Kiel nahm feine JJuftänbigfeit an aus fol-
gettben ©rüitben:
2)ie fadjlidje 3 l, ftäitbigfeit beS ©ewerbegeridjtS tourbc angenom¬
men, weil Kläger als „gewerblicher" „Arbeiter" im Sinne beS
VII. 2itels ber ©ewerbeorbnung in Verbinbuttg mit §. 2 beS ©ewerbe-
gerichtSgcfejjcS oom 29. guli 1890 augefehen würben. S^eifelhaft hätte
fein föttnen, ob fte nidjt oielmchr felbftftänbige Unternehmer wären. 2)a
fte inbeßen fein Aififo hatten, ittfofern bie nicht oerfauften Ejemplarc
oon ber Veflagten zurüefgenommen würben, unb ba bie ifteife i n g Ca
wißem Umfange begrenzt uttb bie Kläger oon ber Veflagten in fiogis
genommen waren, fo würben fic gleich fouft Austrägern, Haussierten
u. f. to. als abljärtgig oott ber Veflagten, als Arbeiter bezw. ©eljülfctt
in beren ©ewerbe augefehen unb war ijkntadj ohne Aüdßdjt auf bie
Höbe bes ObjeftS baS ©ewerbegericht zuftänbig.
2)aS Sanbgeridjt zu Kiel wies jebodj bie Klage wegen Unzuftanbig»
feit bcS ©ewerbegeridjtS mit nachftcljeiibcr Vegrünbung ab:
2)ie 3>däffigfeit ber Verufuug ber Vcflagten gegen bas Urtheil bcS
©ewerbegeridjtS oom 18. gutti 1895 wirb oott ben Klägern mit Unredjt
beanftanbet. 9Jach §. 55 bes? ©ewerbegcrirtSgefeheS ift im oorliegenben
gaffe bie Verufuug zuläffig, weil ber Streitwertfj für bie Vcrufungs*
inftanz ben Vetrag oon 100 M. überfteigt. Es ift unerheblich/ bafe ber
Streitwerth für jeben einzelnen Klager nur 8 JC. beträgt, ba zur Er¬
mittelung bes Streitwerts im Sinne beS §. 55 itt ©emäfjfjeit beS §. 5
Eioilprozcborbuuttg bie Anfprüdje ber flägerifdjett Streitgenoßen zu-
fantmengerechnet werben mäßen. (Vcrgl. Seußerts Ardjio Vb. 37
9h*. 167, Vb. 39 9Gr. 264.) 2)ie eingelegte Verufuug ift baßer an ßcß
ftattljaft, audj friß- uttb formgcredjt erfjobeu. 2)agegen muß bie oott
ber Veflagten zunächft oorgefdjüfcte Einrebe ber fachlichen Unzuftänbig-
feit beS ©ewerbegertcijts für begrünbet erachtet werben. 2)aS ©ewerbe¬
gericht hat im angefochtenen Urtljcilc ßdj für fachlich zuftänbig erachtet,
weil bic Kläger im Sinne bes §. 2 beS ©efefccS ootn 29. gult 1890
unb bes VII. SitelS ber ©ewerbeorbnung als „gewerbliche Arbeiter"
anzujefjeu feiett. 25cm fatttt nicht beigetreten werben. ES ift zunädjft
in hohem V?aßc zweifelhaft, ob bic Kläger nach ihrem, auS bem ange«
fodjtencit Urtljcilc erßchtlidjeu VertragSoerljältniß nicht als fclbftftän»
bi ge ©ewerbetreibeube angefeljeu werben titüßen. Sic bezogen bie oott
ihnen zu oerfaufeuben V?appett :c. zu einem feiten greife oon ber Ve-
ftagten unb behielten ohne jebc weitere Vergütung für ihre Xtjütigfeit
bcu aus bem VJeitcruerfnitf erzielten SWchrerlöS für fich, fo baß bas
10
$>a3 GJcmcrbegeridjt. SRitltjeilimgeii be$ ©erbanbcS beulfdjer (ScioerBcgerid^te. Sir. 1.
^liifiFo ifires Unternehmens im Aflgemeincn fic traf, wenn bnffelbc and)
Durch ifjre ^Befuguiü 311c Aiicfgabc bei* SSanrtu an bie ©eftngte gemin-
Dort mürbe. S)er llmjtanb, baß iljncn etn fefter ©crfaufSpreis oorge*
fdjrieben mar uitb baß bie ©eftagte ihnen ba§ 9 tadjtlogiS [teilte, oermag
für ihre etwaige ©ehülfeneigcnfrfjaft mir wenig ins ©emirfjt 3U faßen.
bebarf inbeffen einer beflimmten ©ntßheibung hierüber nicht, ba bic
tfläger, menn fie wirflich als ©ebülfen unb nicht als felbftftänbige <$e»
merbetreibenbe anjufe^en mären, both auf feinen ftafl ©ewerbegeßülfen
int Sinne beS Titels VII ber ©ewcrbeorbmtng, fonbern faufmännifc^e
Kehiilfen im Sinne beS ©anbdSgefeßbuchS mären. $ie Seflagte felbfi
ijt als 23ucf}fjanblung lebiglich Kaufmann im ©inne bcS ©anbelSgefeß-
IwrfjS. ©ejüglid) ber Angefteßten eines Kaufmanns ift je nach ber ©atur
ber Süenfte, wclrfje beu wefentlidjen 2fjeil ihrer $f)ätigfett bilben, 3U
unterfcheiben, ob fie ©anblungSgehülfcn im ©inne beS ©anbclsgefeß*
&ud;S ober ©ewerbegefjülfen im ©inne beS Titels VII ber ©eraerbe*
orbnnng fiub. 3» beu ^anblungSgcljülfeit geboren biefenigen, melcbe
uiefenilidj ober nbermiegenb faufmännißhe $ienfte leiften, roie Saben*
uerfäufer, Buchhalter, Aetfeube unb bergleitben. 3» &en ©emerbe*
geholfen fmb bagegen nur biejenigen 311 rechnen, melcbe bei ber #er*
fteßung, Aufbewahrung, ©erfenbung ber SSaaren unb begleichen ted)-
nifcbe ober fonftige untergeorbnetc förperliche $)ienfte Ieiften. (©ergl.
2taub, £>anbel$gefeßbud) Artifel 57 §. 3.) 3m oorltegenben ftalle ift
gweifeltoS, baß bie £bätigfeir, 311 melcber bie Kläger angenommen waren,
eine rein faufmännifebe mar, ba biefclbe auSfdßießlich in bem ©erfaufen
uon SÖaaren, mithin im Abfd)luß oou £anbel$geftfjäften, beflanb. ©S
ift für ifjre ©igenfrfjaft als $anbluugggef)ülfen auch unerheblidj, baß fie
mir auf furje 3eit angenommen maren, ba hierfür nur bie Art ihrer
©efdjäftiguug entfebeibet.
£a fjiertiadj auf bie Kläger ber $itcl VII ber ©emerbeorbnung
nicht nnmcnbbar ift, mar baS ©emerbegeriebt fachlich nicht suftäubig.
diiUgungsämter.
2)aS ©enicrBegeridjt ©ranbeuburg a. als ©iutguttgSamf.
3ut Sflfyre 1893 ift baS ©etoerbegerid)t ©ranbenburg jum erften
'JA'ale als ©iniguugSamt oon beu Arbeitern ber Berliner ftunftbrucf»
unb ©erlagsanftalt oormals 21 . u. ©. Kaufmann angerufen worben
unb gwar, uadjbem bie ArbeitSauSfeßung bereits 10 Wochen ge*
bauert hotte- ^ie Arbeitgeberin lehnte cS ab, mit ben ©trifenben
por Dem ©iniguugSamt 311 oerhanbelu, meil baS Benehmen ber*
felben während ber 10 ©Soeben ein berurtigeS gemefen fei, baß oon
einer BHebereiiifteflung fccrfelbeu nicht bie Aebe fein fönue. Söäre
ber ©inigungSoerfud) bei Beginn ber Bewegung unternommen,
bann mürbe fie — bie Arbeitgeberin — gern oor bem ©eroerbc*
Gericht erfliegen fein, ©ier alfo ift bie ähätigfeit beS ©eroerbe*
cjertdilS lebiglid) roegen ber oerfpäteten Anrufung ergebitißloS ge*
wefen. — Ö^nnnr 1896 fanb bei einem ©auunternebmer eine
partielle AuSfefcuiig ber 'Arbeit ftait unb bie ^Arbeiter riefen baS
©eroerbegcrid;t als ©inigungsamt att, aber mtebentm lehnte ber
2lrbcitgeber baS C^rfrfjeiiicn oor bem ©emerbegeridjt ab, meil baS
Benehmen ber Seilte unb iuSbefonbere bie ©chmähungeit in ihrer
treffe eine ©inigung unmöglich gemacht hätte»- — @nbli<b ift baS
©eroerbegerid)t im ätär^ b. 3s. oon beu früheren Arbeitern einer
Seberfabrif angerufen worben, hoch and; hier weigerte fich ber
Arbeitgeber, oor bem ©inigungäamt ju oerljanbeln, ba er ein ©ec*
hanbeln für auSfid;tSloS hielt unb fid; fofort nadh 2luSbrnd; beS
Streifs anbere Arbeiter angenommen i>atte.
Sßach beu in ©raubenburg gemachten ©rfahrungen würbe eS
wünfchenSwerth fein, weint bem ©orfifceuben baS tftedjt gegeben
würbe, baS ©iiiigungSamt auf Anrufen fd;on einer ©artei 311 fon*
ftituiren unb bann beibe Parteien, wie jur ^rojeßocrhanblung 311
laben. Arbeitgeber mürbe foldjer Labung in Den meiften g-äflen
folgen, währertb er fich jeßt oft etwas 31 t oergeben glaubt, wenn er
feine 3uftimmnng 311 c ©inleitung oon ©ergleid;Soerhanblitugen giebt.
$£aS ©inignngS* unb fd;iebSgcncht(tdje ©erfahren bei Arbeit#*
einftcffungeii in 5}ranfreidj. ^ad; bem fran^öfiftfjen ©efeß oom
27. 1892, bete. baS ©iitigmigS» unb fdt)iebSgerid)llühe ©er*
fahren in tfoüeftioftreitigfciten 3 toifd;en Arbeitgebern, unb Arbeitern
tonnen Arbeitgeber, Arbeiter unb Angeftellte im galle oou 5tolleftio*
ftieitigfeiten (difterents d’ordre collectif) über bie ÄrbcitSbebiugungen
bie Streitfragen einem ©inigungS*M'oniitee, uitb falls oor biefem
eme ©itiiguug nidjt erhielt wirb, einem SdjiebSgeridjt unterbreiten,
^ec AiieDensridjter h»t bic Amnelbuug ber geguerifchcu Partei
imierljalb 24 Stiutbeu gujiiftellcii, worauf biefc tfjm innerhalb
lagen bie ©eaiitioortuug siigefjcii laffo.i muß, lribritvuMfls
Ablehnung beS ©inigungSoerfttchS angenommen wirb. 3»i 3»He
bei* Annahme labet ber 3riebenSrichter bie ©arteien ober bereu
©ertreter 311 einem ©inigungSfomitee ein. 58irb iu biefer ©er*
baublung bie ©iniguitg erhielt, fo wirb bariiber ein ^Srotofofl oom
3riebenSrid)ter aufgenommen unb oon ben ^arteten unter 3 eidjnet;
anbcrcnfaüs labet erfterer biefe ein, SthiebSrid)ter ju bezeichnen.
33enn im gaße einer ArbeitSeinfteßung feine ber Parteien auf
bas ©inigungSoerfahren anträgt, erläßt ber JvriebenSridhter aus
eigener atntlidjer 3 »ßi»tioe bie oorerwähnten ©inlabungen. 9?ach
bem ©ericht beS Arbeitsamts (Office du travail) betrug bie An 3 ahl ber
Säße, in beneit baS ©xnigungSamt gebilbet würbe, auf Anrufung 0011
3 ai)l ber ArbeitS*
eiufteßungeti im
Arbeit¬
gebern
Ar*
beitern
beibe»
oon
Amts-
wegen
gufam»
tuen
1893 . .
5
56
2
46
109
1894 . .
4
51
2
44
101
1895 . .
2
46
3
84
85
634
391
405
3n aßen brei Safcen ift alfo bie Anrufung feitenS ber Arbeit*
geber nur in oerfdjmiubenb geringen Säßen erfolgt. 35em ent*
fpredjcnb h»tcn auch bie Argeitgeber in ben 295 Säßen, in benen
währenb ber brei 3»h^ eine Anrufung erfolgt ift, baS ©inigungS*
atnt weit öfter abgelehnt (87 mal), als bie Arbeiter (10 mal). 3»
5 Säßen lehnten beibe £heile ab; in 25 Säßen war bie ArbeitS*
einfteßung oor ber 5lonftituirung bereits erlebigt. 3» 16 Säßen
haben übrigens bie Arbeiter nach erfolgter Ablehnung oon ihren
Sorberungen Abftanb genommen. $)er ©ireftor beS Arbeitsamts
beflagt in feinem ©eridjt, baß eS in ben beiheiligten Streifen nod)
erheblid) an hi» rc i4enbem ©erftänbniß für 3'oecf unb Sinn beS
©JefeßeS mangele. 3»»äd)ft fcheinc man oielfadh ber irrigen Anficht
3 U fein, baß Der Antrag auf ©inigungSoerfahren eeft bann suläffig
fei, wenn bie ArbeitSeinfteßung bereits erflärt fei. ÜRur in
20 Säßen feit ©rlaß beS WefeßeS fyat man oor ©rflärung ber
ArbeitSeinfteßung oon bem ©efeß ©iebraiich gemacht, unb eS ift
wohl wat)ifdjeinlich, ^»6 gerabe bie frühieitig oeranftalteteu
©inigungSocrfudje am meiften AuSftd)t auf ©rfolg fabelt. ^h»t*
fachlich h»&e» 0 ffßbe oon biefea Anträgen mehr als bic £>älftc
ben ©rfolg gehabt, baß ber Ausbruch überhaupt oermieben würbe,
währenb oon beu fpälec beantragten ©inigiutgSoerfuchen nur eine
ffllinberjahl snr Beilegung geführt h»t- ®»»S hefonberS aber
beflagt eS ber ©ericht, baß mau $wifd)eu bem ©inigungSoerfahren
unb bem fchiebSgerichtlidjen ©erfahren nicht genügenb unterfcheibe.
Währenb man es wohl begreiflich finben fönne, baß bie Parteien
©ebenfen trügen, einem ^Dritten als 0d)iebSrichter bie©ntf<hei>
bung 3 U iiberlaffen, feien hoch bafür fanm ftichhaßige ©rünbe
oorjubringen, baß man ftd) oor bem ©inigungSoerfahren fcheue,
welches in ber ^auptfache nur auf einen AuStaufch unb eine
Älarftellung ber Anfdjauungen ^inauSlaufc, woburch ber
Sreiheit ber Vlftion auf feiner Sette präjub^irt werbe.
2)ie ßfcgiftriruttg ber freiwißigett ©tnigmtgSämter in ©nglaitb.
2)aS englifche §anbelSamt h»i » l *t ©inweis auf bie neue Con-
ciliation Bill oom 7. Augnft ein Auitbfchreibeu an aße ©inigungS*
ämter unb Sd)iebSgeridjte oerfenbet, in bem fie eingelaben werben,
fich behörblicf) regiftrircit 3 U laffen. ©S wirb in bem ©ircular
betont, baß bie Aegiftrirung feinerlei amtliche Beaufsichtigung unb
Äontrole inooloirt; fie foß oielinehr einerfeitS basu bienen, baS
©ublifunt über ben Sortfchritt DeS ©inigungSwefeitS unb ber oer*
fd)iebenen ©iethobeu frieblicher Beilegung oon ArbeitSftreitig[feiten
31 t informtrett unb anbercrfeitS baS ©anbelSamt in Ausübung
feiner einigiingSamtltchen 3»itiatioe unb Shätigfeit oor lieber*
griffen in bie Sphäre freiwißig errichteter ©inigungSätnter fchüßen.
^ligtmeinc? über ©cwerbegcridjte unb
^rbeitenertrag.
ftanfinSnntfd|e Schubsgerichfe. ber etnfd)lägigen Streitig*
feiten. 3 um erften ßJfal feitbem fich bie ©anbelsfamntern auf
minijterieße ©eranlaffitng über bie oon ben ©ehilfenorganifationcu
angeregten faufmännifchen S(hicbSgerid)te 3 itr billigen, rafchen unb
faefjoerfainbigen ©rlebiguitg oon Streitigfeiten jwifchen ^ritt 3 ipaleu
unb ©leljilfen aus bem ArbeitSoerhältniß gutachtlid) äußern, h»l
eine preußifche ©anbelsfammer ejafteS ftatiftifcheS Material über
bie 3‘nanfpruihnahme ber orbeutlicheit ®erid;te burch foldje Streitig*
feiten erhoben. ©S fiub Dies bie Acltcften ber Äfanfmaiiufdjnft iu
9)iagbebnrg. ®aS oom SRagbeburgcr fiattbgerichtc beu Aelteften
ber Stnufmannfcljaft mitgelhcilte Material über bie bei ben ©erichtS*
bi’höibeu in 9JZagbcburg in beu 3»hict 1891—1895 anhängig
11
$)aß (Sfiucrucamdjt. SRitttjcilungen bcS SerbanbcS beutfcfecr Glcroerbcgeridjte. SRr. 1. 1-
geroefeneit bürgerlichen $Rcd)tSftrcitigfeiten aus bem Aed)tSorrI)äliuif;
Ztoifdjcn bem (Sigenthüincr einer .vmnbelSnicbcrlaftnug unb befjni
faufmämtifdjeit Angeftellteu ergab golgcnbeS:
J. Seim2anbgeri<ht,EioilFantment — | — | 2 2 | 4
Seim Sanbgeridjt, kanunent j ,
für hanbelSfadjen ....
1 1 1
! 5 1 2 , 8
2. Sei ben Amtsgerichten SRagbe-
bürg (Altftabt, Sucfau unb
SReuftabt) . ..
20 ! 21
i 1 f. Ä
1 29 : 27 25
3: Sei ben- übrigen zum SanbeS-
geridjtöbezirf gehörigen 1 7
Amtßgert^ten ... _._^
!
o J 8
l ! i
, i
r» | ii 8
3n8gefammt im SangerichtS*
bezirf SRagbeburg ....
26 25
41 87 40
25anad) hätte in ben lebten Sauren eine nicht unerhebliche 3 Uß
nähme ber faufmännifchen ArbeitSftreitigfeiten fchon bei ben orbent*
liehen (Berichten fiattaefünben: -^icfelbe fällt umfomchr ins ©eroicht,
als bie koften, bie Sangfatnfeit unb bie Umftänblidjfeif beS orbent*
liehen ©erid)tSoerfahrcnS oft in gar feinem VerhäUuife ju bem
©egenftanb fielen, um ben es fid) 3« fabeln pflegt unb in ber
Siegel auf ben SRechtfuchcnben gerabegu abfehreefenb roirfeu.
X>erbattd$aiigdtgent)citen.
3>em Berbanbe finb beigetreten: bie ©eroerbegeridhte in ®ofte3*
berg> ©öttingen, ßanbSberg a. SB., foroie baS kaiferlicfje ©eroerbc*
geridjt in 2Refe.
SJeriiereS tu>m VerfmtibStage. SBenngleich bie Berfammlung
oon ©eroerbcgericht$*Vorftfeenben, welche am 29. September in
Strafeburg ftattfanb, in erfter £inie bitrd) bie SunungSnooelle
ocranlafet mar (bergt ben leitenben Auffafe in biefer SRumntcr), fo
mürbe bie konferenz gleichzeitig auch 3 U einem SReinungSnuStaufd)
über eine Steife oon Otogen aus ber VrayiS benufet. Beigeorbneter
Btolf*Dffenbach brachte baS Berfeältuife bcS §. 51 ber ©eroerbc*
orbnuitg zu §. 124 zur Sprache, Bünbner, Vorfifeenber be$ ©c*
merbegerichtS £ubroigsf)afen, bie grage ber Vertretung dRinber*
jähriger oor ben ©eroerbegerichten, Sufti^rath $)ecfer*köln bie grage
ber Kompetenz ber ©eroerbegeridjte für Strafecnbahnftreitigfeiten,
roaS bem ©efd)äftSführer Stabtratfj Slefdj Anlafe gab, auf bie
SRenge ber einer ftcheren fiöfung ganz unfähigen Streitfragen auf*
$)ie gleichzeitig hiermit. ausgegebene $Rr. 1 ber ©tochenfchrift
tt Soziale frajiS, Eentralblatt für Sozialpolitik' enthalt:
SDer Frauentag. Von Anna Saftroro. — SDie beutfehe
Berufszählung. Bon Dr. E. -Jrirftfjberg; Sozialpolitik
konfular*Berid)terfiattung in 2)eutfd)lanb unb Englanb. —
kommunale giirforge für bie Sleifchoerforgung ©SieitS;
Sreibänfe für bie fianbgemeittben im kreife SRainj; Sfäbtifche
9tabfahrer*Uebnngsbahn unb£aron*tenniS=VIäfee in^annooer;
kommunales Programm für eoangelifche Arbciteroereine;
V. roeftpreufeifdjer Stäbtetag. — VerbanbStag ber fatholifchen
Arbeiteroereinc SübbeutfchlanbS; £ag ber Vauarbeitcr
Schlesiens, ©aligienS unb ber Buforoina.— Schüfe für SRühlen*
arbeiter in ®eutfd)lanb; Unierbemannung englifcher Schiffe;
Sabdfinfpeftion unb grauenoereine in Baben. — Verbanb
ber DrtS*kraitFenfaffen im 3)eutfd)en SReicfe. — $)ic Firmen*
oermaltung in Elfafe*Sothringen; Armenpfleger*£ag in Strafe*
bürg. — £anbroerfer* unb SunungSoorlage in S)eutfd)lanb.
AuS bem Snhalt ber lefeten Septembernummern ber „Sozialen
$rajiS" feien folgenbe Auffäfee heroorgehoben: $>ic Erhöhung ber
Veamtengchälter in Vreufeen. — 3)ie englifchc Enquete über ArbeitS*
IofigFeit. Von Dr. 6. Soero (£pnbon). — 3>ie beutfefeen ©croerF*
fchaftS*£)rganifationen im Qahre i895. Von E. Vegieu, Viitglieb
beS VeicfeSiagS (Hamburg). — $)ie amtlichen Vorfcfeläge zur SRcoifion
ber beutfefeen SlrbeiteroerficherungS*®cfefee. Von Stabtratfe §.
o. Öranfenberg (Vraunfdjmeig). — VilbungS* unb ^IrbeitS*
oerhältniffe im ^anbclSgeioerbe. Von Dr. jur. Vt. Cuarcf (Sranf*
furt a. 2R.). — 2)ie Verbefferuna ber 9age ber konfeftionSarbeiter
auf genoffenfchaftlidjem S3ege. Von Dr. ,£)irfchberg (Verlin).
— ^ie änfgaben ber §anbmerfs*Drganifation in bem bentf^en
3nnungS*ßntrourf. Von Dr. 9lnbr. Voigt (granffurt a. Vt.). —
5)er Allgemeine Verbanb beutfdjer ßrmerb‘3* unb SirthfcfeaftS*
©arl pe^mann* «erlag tn «crltn W. aRaucrftra&e 44. - ©ebnuTt bei Julius Sitteufclb ln
merffam zu uiad)cn, bie barauS entftäubni, bafe bas 9?ed]t all
©eroerbctrcibeuben, ihre Streitigfeiteu rafd), fchnell unb unter ;)
Ziehung oon Arbeitnehmern unb Arbeitgebern entfefeieben z u Kd:
befchräuft fei auf biejenigen, bie nach ber ganz äufeerlid) non r:
j ölemerbcorbuung gemachten Scfeeibuug gerabe bem lefetcrcn (^i%
I unterstellt feien.
I dnblidh regte noch (>ierftein*SDortmunb bie intereffante
I roiefetige grage an, ob nicht bie Snnungcn burch Aufhellung e*r=
heitlid)er ArbeitSorbnitngen für bie Verhiuberung ber Streitigfiifc
beS fleiucn VetricbeS forgen fönnten, mic es bie ArbeitSorbnuntfc;
für ben ©rofebetrieb mit beftem (Erfolge beroirfen. So fonnic >.i
Dberbürgcrmeifter ©afener, meld;cr ben Vorfife führte, im SdituK
mort mit Vecht barauf hiumeifen, bafe bie heutige Vcrfantmluiig Uli
9?othmenbigfcit, berartige Vefprecfeungcn regelmäfeig unb in a.:
gebehnter ©Seife herbeizuführen, bargettjau habe.
Aus bem Vericpt bcS ©efchäftSführerS fei fchlie&iii
mitgethcilt, bafe oon ben etrna 275 bcftchenbeit ©eiDerbe-
erichten bis jefet 112 bem Verbaitbe beigetreten finb, ur^
afe noch beftänbig neue VcitrittSerflärungen aus allen Zfyeilen
beS 9?eichS einlaufen. ®ie finanziellen Verhältniffe beS Verboutl
finb befriebigenb, ba bie SRothroenbigfeit einer geroiffen Auss
behnung ber VerbanbSthätigfcit behufs oollftänbiger Sammlurai
ber gerichtlichen Gntfdjeibungen, ber Auszüge aus ben Veridiien ir,K
ben ftatiftifd)en S)ateit aüfeitig anerfauut ift, mürben oout AuSi'diu
bem ©efdjäftsfiihrer bie SRittel zur ©emiunuitg oon ^>iilfSarbeiicüi
beroilligt. 3m Uebrigen hat ber Verbanb nicht nur gefnefet, jur
gortentroidelung ber SRed)tfpred)ung unb bes Rechtes bcS Arbeit#:
uertrageS beizutragen, er hat vielmehr aud) zuerfl unb nachhald
bie Aufmerffamfeit auf bie Einrichtungen zur Vermiiibcrung ba
geroerblicheit Streitiafeiten (Arbeitszettel, kontraftbüdjer lt. f. ro.i
gelenft, er hat bie Angriffe gegen bie ©emerbegcrichte, bie aHec-
biitgs roohl ihren §öhepunft über[cf)ritten haben, beobachtet uni'
Zur allgemeinen kenittnife gebradjt unb, fomeit nothmenbig, roiber-'
legt. Ebenfo hat er bie Angriffe gegen bie Enbgültigfeit uni:
fofortige VoDftrecfbarfett ber Entfärbungen aufnterffant oerfolgt,
mobei er gÜerbingS nid)t in ber £^age mar, irgenbroeldje Shatfacheu
in Erfahrung z« bringen, melche biefen Angriffen ^Berechtigung
oerliefeen. Er hat ber ^isfuffion über bie AuSbehnung ber Eto
merbegerichte auf kaufleute, ^ienftboten, lanbroirthfdiaftlidje Arbeiia
ben nöthigen Äaum gegeben, bie foziolpolitifche Aufebarmadiung
ber ©emerbegeritf)te, iitSbefonberc il;re AuSgeftaltmtg als Eimgung$=
ämter unb Arbeitsämter, bie ihrer Beziehungen z u ^ en
ArbeitSnachmeiS*Stelleu nad) Vtöglichfeit beforbert. 2)aS Verbanb**
organ ift herbei fletS bereit, beiben ^heilen, Arbeitnehmern un^
Arbeitgebern, bas Vtort zu geben.
1 ©enoffenfehaften im 3ahre 1895. Von Dr. §an£ Erüger (Ehar-'
Iottenburg). — 2)ie Selbftoermaltung ber beutfehen kranfenfaffen
Von S. ©emehr (Elbcrfelb). — AuS bem SRotizentheil:
Vorgehen oon ©cmerbegerichtS*Veififecrn gegen bie 3uuungS*Vor*
läge; bie fionboncr Schneiber*3uuung als SdjiebSgericht; Urthcil
beS Soitboner Sd)iebSamteS im Väcfergemerbe; permanentes Schiebs*
geridjt im Vaugeroerbe; £ohnflaufeln in ben VecgebungS*23ebin=
gungen bclgifcher kommunen; Vorgehen mürtiembergtfdjer Stabte
gegen geroerbliche Vefdjäftigung oon Schulfinbern; Vefchäftigung
; meiblicher ArbeitSlofcn in kolmar; ßohnberoegungen ftäbtifcher
j Arbeiter in ®eutfchlanb; kinbexfpeifungen in beutfehen Stabten;
! Vereinigung fozialiftifrijer ©emcinberäthe in Vaben; Eeniral*
oerbanb beutfeher ©emeiubebeamtert; fat^olifd^*foktaler kurfuS in
S<hroäbifch=®münb; VolfSzählung in Vufetanb; Koalitionsfreiheit
unb grober Unfug; Sohnbcroeguiig im Sonboner Schneiber*
geroerbe; fdjroarze Öifte ber Vauunteruehmer ©eraS; Arbeiter al«
Sabrifinfpeftoren in Belgien; kinberarbeit unb 9ta)fen*Entartung
in Sizilien; SreiroiHige ^pgienefommiffion ber Berliner Aerzic.
Stänbige Aubrifen ber „Sozialen V*a£iS": . Ad*
gemeine Sozial* unb Söirthfchaftspolitif; kommunale Sozialpolitif;
Soziale ^uftänbe; grauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer*
oerbänbe; ©eroerbcgerichtc, Einigungsämter, ArbeiterauSfchüffe;
Arbeiterfdhufe unb ©croerbeinfpeftion; Verfidjerung, Sparfaffen;
Armenpflege; ©ohnungSroefcn; ©efuubheitSpflege, Ernährung; Er* :
Ziehung, Schule, BolfSbilbung; Suftiz; ginangen; Sanbroirtfefchaft,
t anbroerf unb Subuftrie; $anbcl, krebit; Verfehr; Sitterarifche Äeu*
rfcheinungcn.
®ie „$ 0 ji«r< Profis, jrrnlr«(6Caf( fär crfd&emt jeben ©onnerftnii
unb foftet oicrtcljabrlid) 2.^504 cinf^liefelt^ bet SPlonatSbellage „jia-:
(äktocrbeßcridjt". ßu belieben buTd^ fäntmllii^e tpoftanftalten unb ^ucbbanblungen
! fomte bireft butdb bie Jßetlagöbucbbanblung (Earl ^e^mannS ©erlag, ^Berlin W.,
1 SDinucrftr. 44).
Serlln "VV. — «erantroortlld) fnr bte Kebaflion: Dr J. Jaftroiu ui ivbailoUeuburg^Öeriiu,
II. 3aH«"8
Serlin unb Ofranffurt <*• ®l., ben 5. SRooemBer 1896.
Stammet 2.
fits ((5frt)crbrgfriil(t.
2nittljeilungen bes Derbanbes beutfcfyer (ßemerbegertcfyte.
SRebaftionSauSfäuf}: ©tabtratb Dr. Jltfdf in gfranffurt a. 3R. unb SBfagiftrat8=Slffeffor ®uno in ©erlin.
Meint am ttSen ^nnerUg i«*« ?Bo««fs. $eröU£geber: ?«•* |4 * rfl * 1 ^* rl *
6orl S^mannS Verlag, Vetlin w., 2Kauexftr. 44. Dr. ft V 0 XV+ Koftenfreie ©eilage gur „©ogialen ©rajiS*.
AUc für bie Dtebaftion bc« „©etnerbeflericbtS" beftimmten «Scnbungcn bittet man a» abteffiten: An Jperrn SftagiftratS.Affeffor ©uno, ©erlin w., SBormfet ©tr. 2.
3 n
ftcdftrprtdiung .13
3't £«ft förawinflung ber gort*
fe^ung beS 9lrbcitßöerf>attniffeö au*
löfftg? (&reifl»©en>eTbcgerid)t Altena,
Kammer Sfibenfcbeib j fiaubgeridjt
■Vagen.)
©ebeutung eines oor bem (Einigung«»
amt gefdjloffenen Vergleichs. Kann
ber.einjelnc Arbeiter barauS 3Red)te
betleiten, obtoobl bet Arbeitgeber mit
if)nt abtoeicbenbe ©ebingungen nach*
ttflglicb oeieinbatt bat? (©eioeTbc*
geticbt Berlin.)
©leiebbeit ber KünbigungSfrift (§. 122
ber (?)emerbeorbnung). SBelcbe goige
tritt ein, menn ungleiche Triften be»
ömigett finb? (©en>erbegerirf)t Verliit.)
^Tudnerbot. Kann ber Arbeiter ben
$b**l feines ÖobneS, ber mit feinet
auSbriirflid)en ©enebnngung bireft an
einen ©djanfiuirtb füt entnommene
SBanrcn abgefübrt ift r bon bem Ar*
alt.
beitgeber in ©argablung »erlangen?
(©etoerbegeriebt Königsberg i. $.)
„©ntioenbung" als ©ntlaffungSgtunb?
(©etoerbegeriebt Stuttgart.)
^infgungsämter.16
®et SJiagiftrat ©erlin »ot feinem
©etterbegeriebt als ©inigungSamt.
Ablehnung beS ©cbiebSgericbtS im
berliner KonfeftionS* Streif.
?LUgf nt int* iUwr Smrtr&tgerlibff
ttitb JlrtoettÄttertrug.17
Sie SnnungS • ©cbieb8gerid)te
in ber ©ra^iS:
I. StatiftifcbeS. ©on Dr. ©.
©räber.
II. SnnungS* ©cbtebSgeri djte
in ©erlin. Von SKagiftratS*
Affeffor SB. ©uno.
©rtiebtung neuer ©ekoerbegeriebte.
SnbaltSangaben ber „©ogialen ©rapS".
Abbrutf fümmtlieber Artifel ift 3 eitli ngen unb ßeitfdjrtften geftattet, jebodj nut
mit »oder Quellenangabe.
lUdjtfpredjung.
3ft $aft jur ©rgmingung ber gortfefcung beS Arbeits»
©crbältniffeS ^uläffia(Vefcblüffe beS Kreis-©cmerbegeridjts
Altena, Kammer Sübcufdjcib, unb beS l'aubgcridjts §agcn. SWitgetbcilt
uont Veigeorbneten grau! itt Sübcnfcbcib.)
$urcb Urtbeil beS Krei$»®eroerbegericbtS Altena, Kammer Süben-
febeib, mar ein Arbeiter oeiurtljeilt, bie bei bem Arbeitgeber ohne oor*
bertge Kiinbigimg unb ohne gefefclidjen ©ritnb oerlaffenc Arbeit bis 3 U
einem beftimmtcu ^jetlpuitfte mieber aufgunebmen unb bis aur recht*
mäßigen Auilöfuug beS ArbcüSoerbältniffeS fortgufeßen. $)a Vcflagter
biefem UrtbctlSfprucbe feine goige Ieiftete, fo beantragte Kläger, ben- ;
felben bureb ^aft a«r ©rfüllung feiner ßScrbinblirfjfcit anaubalten. 33 e- |
flagter mürbe baraufbin a« einer $aft »on 3 Stagen ucrurtbeilt. SRaeb '
fBoflftrecfung biefer Strafe beantragte Kläger, ben SBcflagten, ber bie '
Slrbeit noch immer niebt mieber aufgeriommcii batte, in eine neue $afl-
ftrafc an ncrurtbeilen. ©S mürbe alSbaun ein meitercr -ipaftbefcbluß
crlaffcn, gegen ben 33eflagter bas 2tecbtSmitteI ber SBcfdjmerbc eiulegte,
mit ber ^cgrünbmig, ba[j er burdj Abbüfeung ber 3 Sage £>aft »feine
StbulD gcfiibut habe". S)as Sefcbmerbegcridjt (ßanbgericbt Öagen) bob
ben ^aftbeidjluf} auf. I
©riinbe: ^Sie SBieberaufnabme eines ArbeitSoerbältniffeS gebärt
niebt an benjentgen ^anblungcn, an beren ©ramingung baS ^roaefegeriebt
bie |>aft anorbtien fann. ^'atb §• 774 ber ©iotlproacborbnuiig ift bie
Anorbnung ber £>aft nur anr ©ramitigung folcbcr ^anblungen ftattbaft,
roelcbc cinerfeits niebt burdj einen dritten »orgenommen merbett fönnett
unb anbercrfeitS ausfeblieblieb »on bem SBiüen beS ©cbulbtiers abbängen.
©ine foldje .£>anblung ift bie SBieberaufnabme unb gortfe&ung eines
ArbeitSuerbältniffeS ber oorlicgcnbeit Art nidjt. Settit einmal bängt
nach bem Sinne ber ©iuilproaefeorbnung eine 4>ant>luiig, au beren 2$or-
nabntc befonbere gä^igfeiten anaumenben finb — ber Sdjulbner beait-
fpruebt für feine Srtftungcn einen XageS-ArbeitSücrbienft uon M . 7 /5 o —,
niebt auSicbltefdid) uon bem SBilleit beS ScbttlbnerS ab, unb fobann
betrifft ber §. 774 Abf. 1 ber GtMlpro$efjorbmmg offenbar nur gana
beftimmte §anblungen, mie SReebnungSlegung, ßeijtung beS CffetibarungS-
eibcS, niebt aber eine ©efammtbeit oon ^anblnngen, mie fic ein ArbeitS*
oerbältnib mit ficb bringt, ©tefem Umftanbe trägt andj baS ©emerbe-
gericbtSgcfeb bureb bie «orfcbrtft beS §. 51 SRecbnung."
Sebeittung eines oor bem ©inigungSamt gefcbloffenen
Vergleichs. Kann ber c i na ein e Arbeiter baranS dlccbte ber 5
leiten, obmofjl ber Arbeitgeber mit ibm abmeid;enbe Ve»
bingungen naebträglicb oereinbart bat? (Urtbeil beS ©emerbe-
gericbtS Verlitt, Kammer I, Vornbenber 9WagiftratS=Affcffor Secbom).
5)ie SRäberin ©. ift oom ganuar 1895 bis 27. gnui 1896 für ben
©ebneibermcifter 9t. als SBefienarbeiterin auf ©tiieflobu bcfdjäftigt ge-
mefen. Am 19. gebruar er. ifi oor bem ©inigungSamt bcs ©emerbe-
geridjts gur Beilegung beS in ber KoufeftionS* unb ©dineiberbrandjc
auSgebrocbeneu etreifs oon einer «ngabl Vertreter ber Arbeitgeber.
Arbeitnehmer unb 3 l atfdjenmeifter oereinbart morben, bafe bie Kon-
feftionäre oorbebaltlicb genauerer befinüiuer gefifebung oorläufig auf
alle bisher babin gegablten Söljne einen 3ufcblag oon 12V* 0 ,o, jeben-
falls aber bie ßöljne eines näher begegneten SKinimaUarifS gableu
foOten, unb bafe biefer 3ufdjlag oon ben 3mifebeiimeifiern ben Arbeitern
gegablt merben fofle. S)ie Varteien fmb bei biefer Verbanblung meber
als paftirenbe Steile beroorgetreten, nod) haben fie ben oerbaubelnbcii
gntereffcntcii befonbere Voamadbt erteilt. VeHagter bat jebodj, fo
lange er felbft ben 12 l /s progentigen Suftblag oon feinen Arbeitgebern
erhielt, auch feinerfeits feinen Arbeitern benfelbeu gcgnblt, unb fo bat
aud) bie Klägerin eine 3eit lang einen 3ufeblag oon 12 l / 3 % auf ihre
Söhne erhalten. Aisbann aber bat ber Veflagte ber Klägerin erflärt,
es gäbe fernerhin reine ^rogente mehr, ba er aueb oon bem ©efebäft,
für melebeS er liefere, feine ^rogentc mehr befomme. Srobbem bat bic
Klägerin meiter Arbeit ooit bem Vertagten genommen, oerlaiigt abei
mit oorliegenber Klage, ba& ber Veflagte ihr auf bie feit jener ©r
flärung im ©efammtbetrage oon 52, 84 gegablten Söhne noch 12 l /a %,
alfo 5,ns M. naebgable, ba er ni^t berechtigt gemefen märe, fub oon
ber Vereinbarung beS 19. gebruar er. loSgufagen.
5)ie Klage mürbe abgemiefen.
©rünbe: ©clbft menn bie Parteien fteb an ben Verbanblungcn
oov bem ©emerbegeriebt, beren ©rgebnife baS fßrooiforium oom 19. ge¬
bruar er. gemefen ift, bireft ober inbireft betbeiligt hätten, müßte ben-
noch bem Veflagten baS Sleebt gugeftanben merben, aubere, als bic
barin fefigefefcten Söhne gu oereiubaren. 5)eun jenes ^rooiforium ift
lebiglidj eine Offerte ber Arbeitgeber an bie Arbeitnehmer, auf ©runb-
läge ber barm aufgenommenen Veftimmimgeu fernerhin unb bis auf
Weiteres ArbeitSoerlräge fcblicfjen gu moDen. $>er Offerent ift aber
nicht au feine Offerte gebunben, fann biefelbe oielmebr aurüdgieben unb
fann ferner nicht oom Oblaten gegmungen merben, auf ©runb ber
Offerte abgufcblie&en. danach ift ber Veflagte, meil er rcdjtgeitig bie
Aufhebung ber 3ufoge erflärt bat, nidjt oerpflicbtet, bie ^rogente nacb-
gngaifien unb gmar umfomeniger, als er ftcb am 19. gebruar nicht per-
fönlidb oerpflidjtet, fonbern lebiglicb bas oon Anbcren oereinbarte
oiforium befolgt bat. Sarin liegt aber baS Kriterium bafiir, bab jene
Abmadjung oom 19. gebruar er. nic^t ein Vergleich im cioilrecbtlicben
Sinne mar — benn ©ergießen fann man ficb nur mit inbioibnelf be¬
ftimmten ©egnern , fouberu ba& es eine Offerte für ferneres 3ufntnmen<
arbeiten, eine griebeuSbotfcbaft an eine uubeftimmte ©efammtbeit ber
Sntercffenten mar, melcbe, menn nicht befolgt, nur gur goige haben
fann, ba& Sficmanb beim bem Veflagten mehr Arbeit nimmt, bafe ber
©treif mieberauflebt, melcber aber rechtlich nicht erglommen merben
fann. mt 9terf,t betonte ber Veflagte, Klägerin hätte aufbören fotten
15
Saß ©pmerbegeridjt. ©littfeertungen beß ©erbanbcß beutfdjer ©cwerbegeridjtc. Sir. 2.
16
Zu arbeiten, als ihr ber ©cgfaß ber ©rozente befannt gegeben
würbe.*)
A nm. b. Sieb. Sie grage, inwieweit ffierabrebungeu oor bem
©inigungßamt bie ©arteicn binbnt, unb anberc ©erobrebungen auß»
fchliefeen, wirb oermutblich in ber impften gelt öfter bie ©cwerbe-
aerid)tc befcfeäftigeu. Sic $rage wirb nadj ber ^nbiuibualität beß
^aßeß oerfehiebcn $u beurteilen fein. An ftdj ift bie ©ejahung auch bei
tollen eiiiigungßamtltdjen ©rotofoflen nicht unbebingt außgefthloffen,
bie zwifdjen ©efammt«©arteien ju 0tanbe fommen, wenn j©. in ber
^orm beß ©rotofoflß unb in ber ©eooßmädjtigung ber beiberfcitigen
Vertreter bafetn ©orjorge getroffen ift.
®Ieidj^eit ber Künbigungßfrift (§. 122 ber ©ewerbeorbnung).
©Seldje golge tritt ein, wenn ungleiche Triften bebungeu
Unb? (Urteil beß ©ewerbegerichtß Berlin, ©orf.: ©lagifiratßaffeffor
^ohmeger.)
Ser Sauarbeiter ©. behauptet, im 3uli 1896 ohne gcfeplidjeu ©ruitb
unb ohne Küitblgung oom SJlaurermeifter Sdj. entlaffen ju fein, unb
beanfprudjt für l SBodje unb 2 Sage, roäfjrenb melier er befdiäfti-
gungßloß gewefen fein wifl, Öopnentfchäbigung in ^öfje oon M 48.
'Seftagter legt ein @djriftftnct oor, 3*taltß beffen Kläger burdj Slamenß*
unterfd)rift anerfannt höbe, bafe feine Künbigung ftattfinbe, ber ©eflagtc
befugt fein foße, ben Kläger ju feber $eit ju entlaffen, ber Kläger
feinerfeitß am Abenb jeben Arbeitßtageß baß Arbeitßoerhältnife
töfeu biirfc. Ser Kläger giebt zwar ju, biefc ©rflärung untcrfc^rieben
$u haben, fidjt aber ihre ©ültigfrit auß bem ©runbe au, wert in ber«
jclben bie Auffünbiguugßfriiicu für beibe Kontrahenten uidjt gleidj bc=
ftimmt feien; ein öinwanb, mit bem er fd)oit bei Abgabe ber Unter»
fdjrift beroorgetreten fein miß, unb ber fidi audj alß jutreffenb erwieß.
Sie ©ewerbeorbnung beftimmt in ihrem §. 122, „bafe ein Arbeitß-
oerhältuife jroifeben ben ©efeßeu ober ©epülfen unb ihren Arbeitgebern
burch eine jebem Sfjrilc freiftebenbe, 14 Sage oorber erftärte Auffünbi*
gung gelöft roerben fatin, menn nicht ein Anbereß oerabrebet ift. ©Serben
anbere Auffünbigungßfriften oereinbart, fo muffen fte für beibe Sljrile
gleich fein. ©ereinbarnngen, welche biefer ©efiimmung guioibcrlaufen,
ftnb nichtig * Ser hierin jum Außbrucf gelangte ©runbfap, ba& für
beibe Kontrahenten aßc biejenigen Abreben gleich fein müffen, welche
eine ©inwirfung auf bie ©efiimmung ber Seit außüben, mit beren Ab*
tauf feit ber einfeitigen Kunbgebung beß Auftöfungßroißenß baß Ärbeitß»
oerhältnife ein ©nbe fiuben fofl, gilt nadj ber Haftung beß §. 122 nicht
außfeßliejjlicb für bie einfachen ftnft-Serfnngerungcn, .Kürzungen unb
^Aufhebungen, fonbern auch für bie ftäße, in welchen feftgefept wirb,
baß bie Auffünbigitng nur au beftimmteu Sagen, ju einer beftiturn¬
ten Sageßjeit erfolgen bürfe ober unjuläfftg fei. — Ser ©eflagte hat
ftch baß Siecht oorbeßalten, ben Kläger „z u jeher 3 e it", b. h- jn ieber
beliebigen Sageßftunbc zu entlaffen. Sem Kläger ftanb biefeß Siecht
nicht zu, er war gehalten, ntinbeftenß biß z«m Ablauf beß Arbeitßtageß
ben ©ertrag ju erfüflen, erft mit biefem 3 e itpunfte burftc er oon betn*
felben abgeßeu. gür ben Kläger war bamit eine eintägige Kütibigungß»
frift beitimmt. ©ß liegt barin eine offenbare ©eridjicbenbeit, bie, ba ßc
oon bem §. 122 nicht gcbulbet wirb, bie über bie Auflöfung beß Arbcitß»
oert)ältuiffeß getroffene Abrebe nichtig madjt. — 3el)lte eß alfo, ba bie
oom Seflagtcn beregte Abrebe alß nidjt getroffen gelten muß, überhaupt
an einer Vereinbarung über bic Kiinbigung, fo bewenbet eß bei ber
gefe&lidjen ©eftimmung beß §. 122, baß in ©rmangelung einer auber*
weiten Abrebc baß Arbeitßoerhaltuiö nadj Ablauf einer 14 tägigen
Auffünbigungßfrift gelöft werben fann. (©ergl. o. fianbntann, ©emerbe*
orbnung, Anm. .3 ju §.122, unb (Schcufcl, ©ewerbeorbttung, Anm. 7
*u §. 122).
Srucfocrbot. Kann ber Arbeiter ben Sljeil fcineß Sohneß,
ber mit feiner außbrücflichen ©cnebmigung bireft an einen
8<hattfwirtl) für entnommene S3aarcn ab geführt ift, oon bem
Arbeitgeber in ©aarjahlung oerlangt werben? (Urtheil beß
©ewerbegerichtß Königsberg i. $r. ©orftpenber: ©tabtratl) Sohl-)
©in ©auunternehmer hotte feinem SKaurerpolicr, welcher regelmäßig
bie Außjal)lung beß Sohneß an bie ©efeßen unb Arbeiter beforgte, ben
Sohn $ur Auß^ahlung richtig übergeben; ber ©laurerpolier hotte jebodj
einen Sbcil beß Sohneß eineß ©efeßen nicht an biefen, fonbern au einen
©chanlwirtl) gejahlt. Ser ©efeße flagt gegen ben ©auunternehmer auf
Auszahlung feiiteß ooßen oerbienten Sohneß. — Scr SWaurcrpolier,
welcher alß ©ertreter beß beflagtcu ©auunternehmerß oor ©cridjt er»
fchien, gab zu, bafe er einen Sljeil beß oom Kläger oerbienten Sohneß
im ©ctrage oon 10 /5 o JU einbcljalten unb an einen 8chanfwirth für
*) 3» einem anbern ©rfcnntnifc berfelben Kammer wirb biefer
©ebanfeugang folgenbermabeti burchgeführt: 3^ne 3 u foge ift etwaß
Aehnlicheß, wie bie Annonce eiitcß Kaiifntannß, ber z» beftimmteu ©reifen
feine SSaarcn anpreift; wie lepterer jeberzeit wiberufeu fann unb nicht
gezwungen werben fann, auf feine Annonce hin zu »erlaufen, fo fönneu
auch bie ©eflagtcn nicht für immer unb gegenüber ^cbermaun an ihre
3ufage gebunben erachtet werben.
burch ben Kläger entnommene SBaaren abgeführt höbe, behauptet aber,
bafe er oon bem Kläger außbrücflich hierzu bie ©eitehmigung erhalten
habe unb ft<h ber Kläger baljer biefen Abzug gefaßeu laffen muffe. —
Saß ©ericht erad)tetc beit oon bem ©ertreter beß ©eftagten erhobenen
©inwanb, bafe ber Kläger fleh mit bem Abzüge unb ber Abführung beß
©etrageß oon 10,so JC. an ben 8choufwirth einuerfianbeu erflärt habe,
für unerheblich, ba nach §. 115 ber ©cwerbeorbnuitg bie ©ewerbc*
treibenben ocrpflichtet feien, bie Söfene ihrer Arbeiter baar außzuzahlco,
unb ferner in §. lloa ber ©ewerbeorbnuug außbrücflich beftimmt fei,
bafe Sohn- unb Abfchlagßzahlungeti au Sritte auf ©ruub oon Siechtß*
gefchäfteit, welche nach §. 2 beß ©efepeß, bctreffeitb bie ©efchlagnahtnc
beß Arbeitß- ober Sienftlohueß, oom 21. $uni 1869 rcchtlid) unwirffam
feien, nicht erfolgen bürfen. Sic Außzahlung beß Sohneß au ben
SWaurerpolier befreie ben ©eflagten nicht oon ber 3ohlungßpflicht bem
Kläger gegenüber. Ser bettagte ©auunternehmer würbe z«t 3ohlu«g
beß burch feinen ©olier einbehaltenen unb au ben @d)anfwirth abgc*
führten ©etrageß oon 10^o JL oerurtheilt.
„©ntwenbung" alß ©ntlaffungßgrunb. (§. 128 3 ber ©e»
werbeorbnung. — Urtheil beß ©ewerbegerichtß ©tuttgart, cingefa^^t
oom ©orftpenben Dr. ^artenftein.)
Scr Kläger oerlangt ©ntfehäbigung, weit er ohne Künbigmig cut*
laffen worben ift. Ser ©cflagte wenbet ein, ber Kläger habe fich ein»
©ntwenbuug fdjulbig gemacht.
Ser z» ©runbe liegenbe Sorgang ift folgeitber: 3«* Sleftauraut
beß ©eflagten befiubet ft«h oben rin Offizierßfafino. 3» bicfcui faub am
29. Januar ein geft ftatt, bei bem ber Kläger zu h^lK« hotte. Ser
©eflagte fagte ihm außbrücflich, er fofle gewife nichtß trinfen (weil cv
nämlich bei einer anberen ©elegcnljcit oorl)er einmal zu oicl getruufeu
hatte). Scr Kläger tranf nun oben nid)tß, nahm aber eine glafdjr
©hontpagner mit hinunter unb tranf fie mit einem Koßcgeu auß. ©r
behauptet, er fei bazu oon ber erften Drbounanz beß Kafenoß, bem @r*
freiten K., außbrücflich ermächtigt worben, auch habe ihm ber SBirth»
fchaftßführer beß Kafinoß, Sergeant S., mehrfach Z« Srinfen augeboten,
©etbc haben bieß aufß ©eftimmtefte beftritten. ©ie haben angegeben,
bafe fic zu einer berartigeu.^retgebigfeit tebiglich fein Sled)t hätten;
nur baß fei richtig, bafe auß angebrochenen, aber noch nicht lerrru
ftlafchen bie ©ebienuug zuweilen SSciu nehme, waß aud; ertaubt fei.
©inc ganze ^lafche fei uoch niemalß einem gegeben worben. K. giebt
an: alß ber Kläger iljn um eine ftlafchc gebeten habe, habe er au߬
brücflich erwibert, baß fönne er nicht. Scr Kläger habe ihn nachher
ju einer ihm giinftigen Auefage zu ocrlciteu gejucht, (waß ber Kläger
aflerbingß beftreitet).
Saß ©ericht war ber Anfuhr, bafe bie 3 u ftimmung ber Kafmo-
Drbonnanz, felbft wenn ftc erfolgt wäre, bem Kläger nodj lange fein
Slecfet gäbe, eine ftlaftfje ©hontpagner zu nehmen. ®r wufetc baß ganz
Zweifellos, bafe weber ber ©efreite noch ber 9Birthfdjaftßführer©hampagncr-
flafchett herfchenfen bürfen, unb bafe, wenn fie eß thäten, fic tljre ©flicht
ocrlepten. ©r würbe alfo burch beren ©rlaubuife nicht cntlaftet. ©icl-
mehr hot er fuh einer ©ntwenbuug fchulbig gemacht, unb bie ©ntlaffung
war beßhalb gerechtfertigt.
(Einigungsämtcr.
Scr SRagiftrat Vcrlin »or feinem <$cmerbegerid)t alß (^tnignngß*
amt. 3m ^Berliner ©aßarbciter-*gtreif ift jum erffeu s JUtal Ker
gjß oorgefominen, bafe bic Stabtgemembe felbft alß ©artet an
einem ©inigungßuerfahren betheiligt mar. Sie flreifenbeit ftäbti«
fehen ©aßarbeiter h a l tcn baß ©cwcrbrgericht angcrufen, unb auf
beffeit ©eratilaffung hatte ber SKagiftrat fid; ber Anrufung ange*
fchloffeit. Sie ©crhanblungen führten aut 6. Dftober ju einem
Vergleich. Serfelbe ift auch um beßwiHeit bemerfenßroerth, rneil
bic babei jur «Sprache gefommenen Schwierigfeitcit Anlafe ju einer
Aenberung ber ©olizeioerorbnung über Ausnahmen oon bec
Sonntagsruhe mürben (ogl. bie ausführliche Sarfteßung in ber
„0ojialeit ©raftS", Sir. 5, 0p. 104/6).
Ablehnung beß Schiedsgerichts im ©erlincr ^onfe!tionS*Strcif.
Scr itt fccf)Smonatlid)er Arbeit oom ^emerbegericht Vcrlin anßge-
arbeitetc 0d)icbsfprudj (ogl. bie Vertage zu Ar. 6 beß „©Jcroerbe-
gerichlß") in bem AuSftanb ber Vcrliiter Herren* unb Knaben»
Konfeftion ift oon ben KonfcFtionären abgelehnt worben. Slac^bcm
biefe ifeüungnabmc ber Arbeitgeber befannt geworben war, lehnten
i bie Arbeiter gleid)faUS ben 0d)icbsfpruch ab; als ©runb ttmrbe
| in öffcntlidjeu ©erfamntlungen angegeben, cS habe fid; gezeigt, bafe
! uerfdjicbcnc Konfeffionäre auch belfere Dualitäten nur nach bent
SKinbcfltarif bezahlen wollten, bafe fouad) ber SJlinimaltarif ron
ben Arbeitgebern als Normaltarif auch fü r beffere Dualitäten be-
hatibelt würbe; man bürfe bazu nid)t burch Unterwerfung unter ben
0d)icbsfprud) eine .vSattbhabe bieten. Sein ©emerbegericht blieb
11
Du* ©emer&eflerid)t. SWitÜtrilimgen beS Berbanbes beutuper Qeioerbegeridjlt. Kr. 2.
18
t \ur übrig, ba# negatioe ©rgrbnip in ber gefe^tid^ oorgefcpriebenen I
gorm, burcp bie £ageSgeitungen pom 23. September 1896 uub
burcp öffentlichen Vlnfdjlag, befannt gu macpen. ©inen BeroeiS
bafür, roie gleicproobl bie gefM’tellungen beS ©inigungSamtS felbft
auf Unternepmcrfreifc geroirft unb bie internationale 2 lufmerffamfcit
auf fiep gezogen haben, liefert eben jept bie Beurtpeilung burcp beu
Scbroeigerifcpen £>anbels* unb gnbufirie * Bereiu (ogl. „Sogjalc
^rajis" 8 p. 12 G).
Mgetneitie? über (KtmrrbegttCdjtt unb
^rbeUsJoertrog.
Die 3-nmingÖ=3<^|tcbögcric^tr in ber fragte.
I. StatiftifcpeS.
lieber bic Dpätigfcit ber heutigen Innungen fehlt es an jeber
amtlichen Statiftif. Kicpt einmal auf goitfcpung ber Bfittpeilungen
über bic '»fahl tcr gnnungen uub bereit s J)iitglieber, bie Brofeffor
Stieba im £)aubroörterbud) ber StaatSroiffenfcpaften 23b. IV 0. 590 ff.
nach Eingaben bes KcicpSamts beS gnnern brachte, ift gu rechnen.
©lücflicper ©eife hat bie gnitiatioc ber ftatiftifcfjen Remter ber
beutfepett ©ropftäbte biefe Üliefe auSgufüllen oerfuept. Das
Statijtifcpe gabrbuep beutfdjcr Stabte*) bringt Ueberficpten über
bie Berbältuiffe ber gnnungen aus faft allen Stabten mit über
50 000 ©iitroopnern. £>icr ftnben mir auch eine 3uf<nninen}teHung
über bie gnnungS*0<pieb8gerid)te. ©s ift nun groar möglich, bap
auch in Heineren Stählen gunung&*Sd)iebSgericpte beftepen; inbeffen
fattn bereu 3af)l ober gar ber Umfang ihrer ^^ätigfeit nicht er*
peblicp fein, roie bie folgenben 3 *ffem ergeben.
gn mehr als ber £älfte ber größeren benffd)cu Stabte babru
bic gnnungen non bem Kccpt, nach §. 79 bes ©eroerbegeriepts*
©efepcS gnnuitgS*Sd)iebSgeridE)le gu bilben, überhaupt feinen ©e*
braud) gemacht, barunter Stabte mit relatiu ftarfer gnnungSent*
toicflung, mie Hamburg, ßeipgig, DreSbcn, ©hemnip u. 21. m. ©S
beftanben inSgefammt 66 gnnungS*0tpieb$gericpte in 21 Stabten
unb groar in:
Berlin, München, BreSlau, Sfölu, Sföagbeburg, $januooer,
Düffclborf, 2Utona, ©Iberfelb, Farmen, Braunfcprorig, Dort*
munb, Mannheim, ©ffen, Staffel, ©rfurt, ^ofen, ©ieSbabeit,
Duisburg, granffurt a/0, unb BotSbam.
2luperbem befipen bie gnnungSauSfcpüffe uon Berlin, 9Hagbe*
bürg, Barmen, $afle, granffurt a/0, unb Botöbam genteinfame
Schiebsperichlc, bie für inSgefammt 110 gnnungen mit runb
17 000 Sßitgliebern guftänbig finb. 17 Stabte mit eigenem ober
aemeinfchaftlichem ScpiebSgericpt ber gnnungen machten nähere
Angaben, aus beneit erfid)ilid) ift, bap für 15 370 Btttglieber ober
41,9% ber ©efanimtgapl ber gnnungS*Bfiiglieber biefer Stäbte
biefe als ScpiebSgericpt guftänbig toareit. Die 3°hl ber ben
Scpiebsgericptfii fchroebeiibeu Strutfad/en belief fiep auf 931, ober
auf je 16,5 SJJitglicber entfiel je eine Streitfacpe.
21m meifien mürbe bas gnnungS-ScpiebSgericpt angerufen in
Ißofen, nämlich 33 Btal bei 3 gnnung$=Sd)icb$gcricpten für 243
SJtitglieber, b. p. auf je 7 , 4 Sflitglieber entfiel eine Streitfache. 2lm
gcringftcu mar ihre Dpätigfeit in Breslau (im gapre 1391), roo*
telbft niept roeniger als 10 gnnuugS-SdnebSgcrichtc für gange
551 SRitglieber beftanben (bie etma % aller giinnugS*Biitglieber
betrugen). Dafelbft mürben nur 10 Streitfachen anhängig gemacht,
b. p. auf je 55,i Sftitglieber entfiel eine. Unter ben 19 Stäbten,
roelepe brauchbare (obwohl tpeilroeife lücfenhafte) 21 ngaben bantals
lieferten, mit inSgefammt 47 3ttnuugS*8d)iebSgcrid)teu müffcit boep
minbeftcnS äße, bie unter 100 3JUtgliebcr paben, als mertploS be*
^ei^nct merben; es finb bieS 12 in 9 Stäbten, alfo ein erheblicher
Dpeil ber ©efanttntjahl. Darunter finb 3 . B. 2 3nnungS*ScpiebS*
geriepte in Duisburg mit 33 SRitglicbern unb 2 Strcitfacpen, bie
tu 1893 beftepeu blieben unb für 901130 19 SKitgliebcr fompetent
Toareit. 2lbcr auep bie für SJliimpeu uub Stöln beftehmben 3nnungS*
ScpiebSgericbtc, bie fiep auf nur 148 be 3 ro. 110 s Uiitglieber er*
fireefteu, finb felbft nach mübem SKapftab als unuiipe Spielerei 311
bescidpten.
gür baS 3ahr 1893 paben 37 Stäbte 2lugabeu gemaept, bie
im Borjahre berichteten. (Sine Stabt {(ilberfclb) mit 1 gannngS*
Scpiebsgericht, beffen itglicbcr^af)l unbefannt blieb, fiel bieomal
*) ^erausgegeben oon Dr. Keefe, Direftor be« ©tatiftifepen 8tmts
ber ©tabt s ^re«lau. Die Angaben beS 4. Jahrgang« 1896 (&. 283)
beilepen Tup auf baS gapr 1S92 (für Breslau 1891), bie beS 5. gahr»
gangs 1896 (©. 284) auf 1893. ^n Borbcricpt für 1896 wirb be*
merft, bafj „bie Befcpaffung bcS Material« auf grope ©cbmierigfeiten unb
paffioeu SBiberfianb feitenS ber Bertreter ber 3nnungen geftopen fei*.
aus, bagegen traten pini« ©örlip mit 1 Scpkfo&fleridji fnr ßl 9ßit*
gliebep uub 5 Streitfacpen unb greiburg i./B. mit 2 begro. 97
besm. 8 . Sa^Ä^fammt mürben 77 3nnungS*ScpiebSgeri<hte in
24 Stäbten gesäplt — alfo 2 mepr für bie oergleicpbaren als im
Bonapre. Sd)icbägcricpte ber 3nnnugSnuöfcpüife beftanben in
Berlin (mit 12 095 Btiigliebern unb 746 Streitfacpen), Btogbeburg,
Barmen, £>atle a./S., granffurt a./£. uub $otSbam. Die 3 a hl
brr SJFitglicber 0011 gaumigen mit gemeinfamen ober eigenen
StpiebSgeridjten betrug in 19 Stäbten 20 848 ober 55 , 6 % ber
©cfamml 3 apl ber gnnungSmitgliebcr biefer Stäbte. Dies mürbe
gegen bas Borjapr eine 3unapme oon 5472 ben gnnungS*ScpicbS*
gericpten angefcploffener 2J5tgIicber ergeben; allein baoon finb ab*
ju^iepeu bie erflmaiig beriepteuben Stäbte greiburg i./B. unb ©örlip
mit 3 ufaminen 158 unb bie gum erften 9Kale ipre BFitgliebSgiffern
angebenbeu Stäbte 2J?agbeburg uub §>alle a./S, mit gufammen
2958 s JD?itgliebcrn. Somit ergiebt fi$ nur eine 3 una & me DOn
2362 angeicploffeuen Biitgliebent, bie faft auSfcplieplicp auf Berlin
(um 1478) unb BreSlau (utn 493 Sföiiglieber) entfällt. 2luprrbem
Iäpt fid) nur in Barmen uub granffurt a./0. eine erpeblicpe 3a*
napme an Bfitgliebern fonftatiren, roäprcnb bie anberen ftaguireu
ober tpeilroeife 3 urücfgepen. gm Berpältnip gur ©cfammtgiffer
ber gnnungSmitgliebcr ift bie ber 2J?itglicber oon 3nnungS*©ditebS*
gericpten beträcptlicp in Berlin, BJagbeburg, Bannen, mo pe bie
weitaus grofte s IReprgapl berfelben umfapt. 21 uperbem weifen uoep
über 50 % ber 3nuungSmitglieber auf bie ScpiebSgericpte in §alle
unb granffurt a./0., alle übrigen finb barunter. Die fleinften
3iffern pat Duisburg mit 2 (!) ScpiebSgericpte« für 19 Blitglieber,
benen feine eilige Streitfacpe oorlag, bann ©ieSbaben 1 begm.
37 begm. 0 , Dortmunb mit 1 begm. 58 begm. 3, Bfannpeim 1
begm. 59 begn. 0 u. f. f. Unter 100 s U2itglicber paben ins*
efammt 11 gnnungS*Sd)iebSgencpte in 8 Stäbten. Die 3 a ^
er anhängig gemachten Streitfacpen belief fiep im ©angen auf
931, b. p. je eine auf 19 ,1 Bfiiglieber. Diefelben roaren für baS
Borjapr fo unooQftänbig angegeben, bap eine Bergleicpung uns
faum angängig erfepeiut, roie beim autp bie Biitgliebcr* 3 unapine
ebenfo gut auf eine ooUftänbigere 21 ufnapme gurücfgefüprt werben
fann Äm meiften angerufen mürben bie 3nnuitg$*ScpiebSgericpte
in ^ofeii unb .£>annooer, am roenigften in BreSlau unb ben
Heineren Stäbten, roo ipre Dpätigfeit faft Sfull mar.
Ueberblicft man biefeS 3iff e ^nbilb, fo Iäpt fiep trop feiner
Sücfenpaftigfeit fooiel feftfteÜeu: ber Umfang unb bie 3<*hl
gnnungS*Sd)iebSgerid)te ift feineSroegS fo uubebeutenb, mie £>err
Siabtratp Büttner annimmt.*) Unter ben ©ropftäbten bürften
fepon jept bie ©emerbegeriepte in Berlin, Bfagbebnrg unb Breslau
unter ber foufurrirenben tpätigfeit ber 3uninigS^StpiebSgericpte
gu leiben paben, unter ben Heineren Stäbten elroa £>alle' a./S.,
Barmen, $ofen unb granffurt a./0. ©enti bieS bislang roeniger
in bie Gricpcinung tritt, fo ift bie geringe 21uSbepnung unb noep mepr
bie gropcmpeils noep geringfügigere Dpätigfeit ber 3 nnungen bie
©aupturfaepe. Das mürbe fiep gu Ungunften ber ©emerbegeriepte
mit 2lnuahmc beS ©ntrourfeS ber ^anbmerferoorlage änbern, unb
baher ift rS fepr berechtigt, wenn er oou biefen aufs 2 leuperfte
befämpft wirb.
Berlin. Slubolf ©räper.
II. 3unungS*ScpiebSgerid)te in Berlin.
Bon ben in Berlin beftepenben 68 gnnungen gehörten im
gapre 1895/96 46 bem gemäp § 102 9feicpS*©croerbeorbnung er*
richteten gnnungSauSfdjup an, gu beffen Slufgaben — gemeinfame
©aprnepmung oon SRedjten unb Pflichten ber oereinigten gnnungen
— auep bie (£rrid)tung eines gnnungs-ScpiebSgericptS gepört.
Diefcö 3unungS*ScpiebSgericpt beS §nnungSauSfcpuffeS müpte
baper für alle 46 gnnungen fungiren. 11 gnnungen finb aber
niept in ber Sage geroefen, einen ©efeüenauSfcpup gu bilben begm.
©efeUcnbeiripcr gum ScpiebSgericpt wählen gu laffen. ©ine gum
gnnungsausfepup fürglicp pmgugetretene gnnung pat ein eigenes
Scpicbsgericpt beibepallen, fo bap baS gemeinfame Sd^iebSgericpt
für 34 gnnungen mit 12 107 ÜJfitgliebern beftanb. Das Scpiebs*
geriept ocrpanbelte im 3apre 1895 778 Streitfälle (gegen 897 im
3apre 1894). 2 gnnungen mit 380 begm. 115 Stfitgliebern patten
eigene ScpiebSgericpte, bie 3apl ber oerpanbelten Sacpen ift nur
oon ber lepteren gnnung mit 13 angegeben, ©egeitüber ben 12000
Brogeffen, bie uom ©eroerbegeriept gu erlebigen finb, ift bie 3 apl
ber beim ScpicbSgcridjt anhängigen Sacpen auffallenb gering.
7 gnnungen finb nur baburep in ber ßage geroefen, ©efeüen-
Beifiper gutn ScpiebSgericpt gu eutfenben, bap flc in ipr Statut
bie Beftimmung anfgenomuicu paben: galls bie ©efellen bie SBapl
*) ©. Kr. 1 ©p. 4.
19
©a« ©ewerbegericpt. RMttljeilungfn bc8 VerbanbeS beuifcper ©croerbrgeridüe. 9?r. 2.
eines EJefeßenauSfcpuffeS oerroeigent, ernennt ber Vorftanb ben
EefellenauSfcpup. ®tefer ernannte EJefellenauSftpup erroäplt bann
bte Veifiper. 06 bie fo gu Stanbe gefommenen Veiftperroaplen ber
SSorfcfjrift in § lOOd ber Eeroerbeorbnung, wonach bie Seifiger
„oon ben Eefetfen ober einer Vertretung berfelben gn wählen ftnb",
genügen, ift minbeftenS groeifelpaft.
Rucp bei anbereu 3nnungen ooflgiepen fiep bie Baplen gum
EJefeßeuauSfcpup in einer Beife, bie minbeftenS gu Vebenfen Rnlap
giebt. Vollftänbige Vergeidpniffe ber bei 3nnnngS*$ßitgliebern in
Vlvbeit ftepeubcii EefeHen, wie fte bie SnaangSftatuten oorfdpreiben,
werben feiten geführt. ßfteift begnügt fief) bie Sanung bamit, an
bie 5Ritglicber bie Rufforbcrung gu richten, ihre Eefefien oon ber
Baploerfantmlung in Henntnip gu fepen. Manche 3nnungen machen
ben Bapltcrmtu nur im 3nnung$bureau, RrbeitSnacpweiS ober
$ranfcnfaffen*Vureau befannt. So fommt eS, bap beifpielSwcife
bie Baploerfammluitg gur BapI beS EefellenauSfcpuffeS ber circa
2200 SRitglieber gäplenben Sdpupmacper=3nnung aus faum einem
Supenb ©efetten beftanb. Sine Prüfung ber fiegitimation ber als
©efeöen*Veifiper gum 3nnungS*0cpiebSgericpt gemelbeten Verfonen
finbet faum ftatt. Sie ©cmerbc*Scputation als RufficptSbepörbe
hat bem Eewcrbegericpt roieberpolt erflärt, bap fie nur im Nahmen
ber Angaben bes SnnungSauSfcpuffcS Rtittpeilung über benVeftanb
beS 3aaang§*ScpiebSgericptS machen fönne, ohne bamit für bie
orbnungSmäpige Vcfepung cinguftepen.
Rirf)t feiten fommt es uor, bap für einzelne 3«nungen baS
SchiebSgeridjt geitmeife uuper Sitnftion tritt, 5 * 6 ) ja, bap ftlaaen, bie
wegen Unguftänbigfeit oom Eeroerbegcricpt ab» unb an bnS ScpicbS*
gericht gewiefen roaren, nad) einiger 3 e ü tüicber au bas Eeroerbe*
geriet gurürfgelangten, roeil ingwifepeu bie Eefeflen*Veiftper Der
3unung auSgcfcpieben feien ober ihr Rml niebergelegt hätten ober
roeil bie Saaung Uofc Rufforbcrung Veifiper nicht angegeben pabe.
Siefe Unficperpeit beS VeftanbcS beS ScpiebSgerupto gefäprbet
gerabegu bie RecptSfidjerpeit. — Sie Eemeinfamfeit beS
SnnungSauSfdpuffeS befepränft fich nun roefentlicp auf bie
Räume, bie Verfonett beS Vorftpenbeit unb beS VrotofottfiiprerS.
Sagegen muffen bei jeher Sache bie Veifiper berjenigeu 3nnung
*) 3nt Saufe beS Jahres 1896 für 2 Innungen.
roitroirfen, welcher bie Parteien angehören. Es WÜ fiten tafie r, roenn
beifpielSroeife 10—15 Klagen gegen 2Tngef>örige oon eben fo oielen
Snnungen ungefähr gleichseitig entgehen, gu einer Sipung 40 bis
60 oerfepiebene Veifiper gefaben roerben. Es Bleibt, um baS gu
oermeiben, nur übrig, bie eingepenben Klagen fo gu fammetn, bap
mehrere Slreitfacheit berfelben Snnung gufammen sur Verpanblting
fotnmen fönnen, roaS nur auf Soften ber Scpnefligfeit beS Ver*
fahrenS möglich ift- ^Me RufficptSbepörbe ift nicht in ber #age,
biefer burep bie Vefonberpeit ber gangen Einrichtung bebingten
ßangfamfeit entgegengutreten.
Sie Befchränfte Rtttroirfung ber .EefeDen Bei Vefepung ber
Ricpterbanf, ber fchleppenbe EefcpäftSgang, baS mangelhafte, oöHig
formlofe Verfahren oon bem ScpiebSgericpt, enblitp bie RuSficpt,
ben RedjtSftreit noch oor bem gleichfalls Iangfam progebircnbeit
unb bagu foftfpieligcn orbentlichen Eeridjt in groei 3uftangen fort*
führen gu müffen, machen es erflärlicp, bap baS ScpiebSgericpt oon
ben EefeÜen in oerpältnipmäpig feltenen Säßen angerufen roirb.
RlS Vorppenbe fungiren beim ScpiebSgericpt beS Snnungs*
auSfchuffeS VechtSanroälte, bie pd) gur nnentgeltüdhen Uebernahme
beS 2lmteS bereit erflärt haben. Sod) tritt oft ein SSechfel ein.
6rft fürglich haben alle Vorppenben ihr ?lmt niebergelegt.
2Sir haben fo im 3nnung$*0thiebSgerid)t in Verlin ein wenig
erfreuliches ßlebilbe oor uns, baS faum bie (Garantien georbneter
Rechtspflege bietet. V?an möchte ihm feine Verallgemeinerung für
baS gange $aubroerf roünphen.
Verlin. 2S. ©uno.
(Errichtung neuer ^ewerbegertchte. Ser ©emeinberath ooit
3erbft hat bie Errichtung eines ©croeröegerichtS befchloffen. Vis
jept Beppt im §ergogthum Inhalt nur bie §auptftabt Seffau eilt
Eeroerbegericht. Siefer folgt 3 er ^ft (17000 Einwohner) obgleich
bie gröperen Stäbte Vernburg (32000) unb Stülpen (25000) nodi
fein EJewerbegericht haben, vlucp in 3erbft erfolgte ber Slnfdjlup
nur mit 13 gegen 12 Stimmen, wobei bie bes VürgermeiftcrS bie
Vtehrpeit madpte. — «hingegen begiept pep bie Vtittpeilnng in Rr. 5,
bap baS Statut für ÖormS fertiggefteßt fei, nidjt auf ein bewerbe*
geriept, fonbern auf ben mit ipm in Verbinbung ftepenben 5lrbeitS*
naeproeis. Ein @em?rbegericht befipt 2BormS bereits auf Erunb
beS Statuts oom 4. 9Rai 1894.
Sie gleichseitig hiermit ausgegebene Rr. 6 ber VJocpenfcpnft
„Soziale $ra^iS r Eentralblatt für Sogialpoliti^ enthält:
Sie Vobenfenfungen beim Vergbau. Von Vrof. E. Re per.
— VSeiblidje ^iilfStpätigfcit. Von Dr.jur. E. RJuenperberg.
— Sie Sntereffenoertretung beS £anbwer!s. Von Dr. 2lubr.
Voigt. — Soplfaprts - ^lufroenbungcn an ben preupifdjen
Staats* unb an ben frangöfifepen Eifenbapnen; Schweigerifcpe
Unternehmer über Scpwiplöhnc in ber beutfepen Ä'onfeftionS*
3nbnfirie; ^IrbeitSoerpältniffe in 'pennjijloanien; VürgerrecptS*
EJefep in Hamburg. — Stäbtildjc ßefepaÖen; Stäbtifd)c Varfs;
Erridjtung ftäbti|d)er EJaSwerfc in V>icn; Stommnnale Strapen*
reinigung unb aRüßabfiipr für §aÖe. Moftcnbecfung burep
Umfapfteuer; Sd)eitern ber Vauplapfteuer in Verlin unb
SreSben; gortbilbung ber ®emeinbe=llmfapfteueru bei Elrunb*
ftücfert in Vreupen; Stäbtifd)e ?frbcitSnad)weife. — Eongrep
beS Allgemeinen Vereins ber Töpfer unb VernfSgenoffen
Seutfdpanbs; Ser belgifcpe Vergarbeiterfongrep; Vlffogiation
ber niept organifirten Arbeiter in Eitglanb; ?lrbeiterglaSpütte
in $llbi; Einführung ber 3 e & n Pnnbenfcpicht im galfennuer
Reoier. — £eßncrfd)up in 0efterreicp; s Poligeioerorbnung über
bie äupere ^eiligpaltung ber Sonn* unb Seiertage in Vreupen;
Vrogep wegen ßopnoerfürgung gegen bie fogialiftifdje V r °*
buftio * ©enoffenfepaft Vooruit in ©ent; ^lusbepnung ber
gabrifinfpeftioit in Ruplaub. — Verbot oon Sterbefapen in
$reupen; Sürforge für ausgesteuerte ^ranfenfaffenmitglieber
in Snrmftabt. — Reue Vauorbnungen in beutfdt)en Stabten.
— Vefudp Hamburger ©ewerbcfcpulen feit 1865: Schulen
für fcpwacpbegabte SUnber in ^rcupen.
SluS bem 3«palt ber lepten Dftobernummern ber „Sogialen
^ßrayiS" feien folgenbe Suffäpe peroorgepoben: Sic Slrbeiter*
Bewegung in Ruplanb. Von 3aarobgew. — Uebernapme
bes |)eiloerfahrenS burep bie 3uualiben*VerpcperungSanftalten naep
ber beutfepen VerficperungSnooefle. Von Dr. VMlp. Rotp (Sranf*
furt a. R*.). — Ser Vaufcpwinbel in Vagern. Von Dr. jur.
Si. o. VJangolbt (Qranffurt a. 3R.). — Sas VegnabigmigSrecpt.
— Sie beutfepen Slrbeitslofengäplungen. I. Sie bisherigen Er-
gebniffc im Singcmeineu. Von Dr. E. £urfd)berg (Verlin).
II. Sie Ergebniffe ber fommunalen RrbeitSlofenftatiftif in Stult*
gart. — SaS Rrbeiterinftitut in Stocfpolm. Von SSilpelminc
E3rotjopann*Sobrn (Eparlottenburg). — Sie Vebropnng ber
^onfumoereinc in Seutfcplanb. Von Dr. .^ans Erüger (Epar*
Iottenburg*VcrIin). — Sic öfterreid)ifcpe ©a'plreform. Von ^rioat*
bogent Dr. 2. Vt. Martinanit (VJien). — SaS Steuerprioilcgium
ber Veamten in ^reupen. Von StmtSgericptSratp .?>. Saftrom
(Verlin). — Sie fogialpoütifcpe Seite ber VBäprungSfrage. Von
Dr. E. Soew (©ien). — Ser fogialbemofratifcpe Parteitag in
Elotpa. Von 2B. VIoS 3R. b. R. (Stuttgart). — Sie öfterreiepifepe
VerufSftatiftif oon 1890. Vom Ejepeimcn RegierungSratp Dr.
Möllmann (01benburg i. Er.). — Rus bem Rotigentpeil:
RotpftanbSarbeitni in Reu * Süb * V?aleS; Rrbeiterfcpup beim Vau
bei $arifrr "BeltauSftcIIung; ErfcpäftSergebniffe ber E)eroerbe*RuS*
ftellungeit in Verlin unb Rürtiberg; 5tongrep ber jüngeren
Eoangelifcp-Sogialen in Erfurt; Vorfcplägegu einem ReicpSgefep über
fommunale RrbeitSlofenoerruperung; Verpanblnngen bcS bemofra*
tifepen Vereins in Qtanffurt a. 3R. über fommunale RrbeitSlofen»
oerfitperung; Sicherung ber Rrbeiterlöpne bei Unteroergebung oon
Eemeinbearbeiten in Strapburg.
Staubige Rubrifen ber „Sogialen SßrafiS": RD-
gemeine Sogial- unb BirtbfcpaftSpolitif; kommunale Sogialpolitif;
Sogiale 3aftänbc; Sfauenfrage; Rrbcilerberoegung; Unternehmer»
oerbänbe; Eerocrbegericptc, Einigungsämter, RrbeiterauSfcpüffe;
Rrbeiterfdjup unb EJcroerbeinfpeftion; Verficperung, Sparfaffen;
Rrmenpflege; BopnungSroefcn, EefunbpeitSpflcge, Ernährung; Er*
giepung, Scpule, Volföbilbung; Saftig; Sinangen; ßanbwirtpfcpaf!,
|>anbwerf unb Eropinbuftrie; §anbel, Sirebit; Verfepr; ßitterarifepe
Reu*Erfdpeinungen.
©te ^?roiis, fffatr«r6C«tt (Br $ojlatpflruni“ erfd^eiitt jeben ©onnerftaa
unb foftet oicrteljcitjrlic^ 2 M 50 & etnf^lie<dj ber Ü)ionotSbeilaoe *©a$
©eteerbegeritht". 3 U bejtetjen bur^ f&mmtlidje ^oftanftalten unb ^ucbbanblungen
fotnte bireft burdj bie iBetlagSbuc^bönblung (Karl ^e^mannS SSerlag, Scrlin W.,
ÜWaueritr. 44).
,,©nS ©ctocrbeprridji" erfc^cint am ersten ©onnerftag jeben 9JtonntS im Üttinbeftumfang üon Vs Söogeu unb ift burdj aUe ^ucbbanblungen, Spebiteuje
unb SPoftämter (^ßoftjeitungSnummer 2811») 3U belieben, ©er ^3reiS beträgt für baS 3 rt t) r SW* h bei birefter pofifreier ßufenbung burdb bie 9krlag$ijanblung 3W. 1,40.
ttarl Oegtnann« fierlag in Berltn W. SRauerftrafee 44. — ©ebrutft bet 3ullu8 Sittenfelb in »etltn W. — »erantroortli^ für bte Webaftion: Dr. 3 . ^afirotü in (SfjartoMenburgsSerlin.
II.
23erlirt uttb granffurt a. 9tt., ben 3. $ejcm6er 1896.
Kummer 3.
§as ©fwfrb^ridjt
ZUittfyeilungen bes Derbanbes beutfcfyer (ßewerbegericfyte-
SttebaHionSauSfdiujj: ©tabtratfj Dr. flefdj in grantfuri a. 2Ä. unb 2RagiftrotS=Slffeffor ffium» in ffleriin.
#rf#el«t *m ntta i ^omurBufl jrtfn ?Hoiiü(5. $eraU$geber: ^" l5 ,4 * rfl * 1 ^° irlL
Dr. ^4 JX&JltTO W 4 Koftcnfreie Beilage 3 »« „Sozialen ©rajiS".
Cfarl £>el)Tnann 8 ©erlag, Berlin w., SRauetftr. 44.
Aße für ble JJUbaftion beS „©ewerbegeridjtfl" beftimmten Senbungen bittet man ju abrefftren: Sin £errn 2Ragiftrat0»Slffeffor (Juno, ©erlin w., SBormfet Sit. 2 .
j»?djtrprul)ung .21 |
£aben ungerechtfertigte .ftnnbtungen
beS Arbeitgebers auf bie Beurthei*
lung nacbfolgenber beleibigcnber
Acußcrungen be$ Arbeiters ©influfc?
— Berechnung ber ©ntfchabigung 1
wegen fünbigungSlofcr föntlaffung
nacf) babifdjem Sanbrecht. (©ctoerbc»
gcricbt Karlsruhe.)
©infd)iebung eines Sanfihcnunter»
nehmerS. (©ewerbegeridjt Königs*
borg i. ©.)
„Uuterfd)lagung" als ©ntlaffungS*
grunb? (©ewerbegeridjt Stuttgart.)
SÖirb bie BerufungSfrift burdj bie im
©arteibetrieb gefächenen 3 > 1 fteßung
bcS llrtbeilS in Sauf gefefct? 3»
welchem 3 c itpunft muß ber Berjidjt
auf 3 u fteßung beS UrthcilS auS*
a 11.
gcfprodjen werben, um wirffam 311
feinY (Sanbgcridjt Stuttgart.)
©intgungsämter.24
SaS ©cmerbegericht Königsberg als
©inigungSamt im Sdjmiebeftreif.
©inigungSömter in ©nglanb 1895.
JUlgeraeints über (Btmtrbtgnlttjtt
unb £rbf üsoerirag. 25
Konferenz ber Slrbeiter * Beifiber
beutfdjer ©etoerbegcrlebte.
DeftetreidjifdjeS ©ewerbegcridjts»
©efefc.
gütcratur. 2 s
©röber, Sie Bebeiitung beö bürger¬
lichen ©efcbbuchS für benArbeiter*
ftanb.
SnbaltSangabeit ber „Sozialen ©rajiS".
Slbbrud fömmtlicher ArHfel ift 3«tungen unb 3 e üfä l *ften ßeftattet, iebodj nur
mit öofler »Quellenangabe.
Redjtfpredjung.
fabelt ungerechtfertigte $anblungen bes Arb ciigc&erS
auf bie Beurteilung nadjfolgcnbcr bcleibigenber Acußerun-
geit beS Arbeiters (Einfluß?
Berechnung ber ©ntfehäbigung wegen fünbigungslofer
©ntlaffung nach babifdjem Sanbredjt. (Urtljeile bes ©ewerbe»
gerichtS Karlsruhe, ©orjijjcnber SRechtSanwalt ©oedh)-
A. ©eflagter tabelt eine oon bem Kläger gemeinfam mit einem
anbern Slrbeiter gefertigte Arbeit, weil biefelöc unrichtig gearbeitet fet
unb verlangt, baß Kläger bie leicht unb in fiirjer 3eit bemerk
fteOigenbe Umänberung außerhalb ber Arbeitszeit auf feine Koften oor-
nehme. Kläger weigerte ftdj beffen, worauf ihm ©eflagter fiinbigte
unb nochmals baffelbe ©erlangen an Kläger fteflte; Kläger erwiberte:
„Sa feib ntir Alle Diel 311 bumm bazu!* hierauf erfolgte bie ©nt-
iaffung beS Klägers.
SaS ©emerbegericht fprach bem Kläger Sohnentfchäbigung 51 t,
jeboch nur in ®olje ber Hälfte beS SchabenS aus folgenben ©rftnben.
SSach §• 123 3iffer 5 ©ewerbeortmuug fann ein Arbeiter bann ent=
laffen werben, wenn er fich gegen ben Arbeitgeber „grober ©cleibigungen"
3 ur Saft faßen läßt unb es ift zweifellos AedjtenS, baß bei ©eiirttjeilung
ber grage, ob eine „grobe ©eleibigung'' oorliegt, bie ©eranlaffung zu
ber beleibigenben Aeußerung unb baS ©erhalten beS Arbeitgebers oon
entfdjeibenber ©ebeutung fmb. %n oorliegeitbem galle hat nun baS
©eridjt angenommen, baß ber ©eflagte nicht bcredjtigt war, bie $er*
fteüung ber oerpfufdjten Arbeit auf Koften beS Arbeiters zu oerlangen
unb baß biefer fich um fo mehr in -einer gereizten Stimmung befanb,
als ©eflagter baS ©erlangen ber fterfteflung auf Koften beS Arbeiters
nadi erfolgter Kütibigung wieberholte; eS fann baffer in ber Aeußerung
bes Klägers nur eine ungehörige Saftlofigfeit, nicht aber eine grobe
©eleibigung im Sinne bes §. 123 3iff cr 5 ©ewerbeorbnung erblicft
werben, hierauf folgt, baß bie ©ntlaffung beS Klägers in unglaub¬
licher Aufwallung unb Ucbereiluug, fomit unberedjtigter Sßeife erfolgte,
unb baß ber ©eflagte bent Kläger eutfd)äbigungSpflichtig ift.
3BaS aber baS ©faß ber (Sntfrfjäbigung betrifft, fo fornnit in ©c*
tvacfjt, baß Kläger burrfj feine ungehörige taftlofc Aeußerung 311 ber
übereilten ©ntlaffung ©eranlaffung gegeben fjat, fomit fich im ©Iitoer=
| fchulben beflnbet; ©eflagter fann brSljalb in Anwenbung bes 2anb»
; redjtS Seite 1382 ff., §. 12 beS OlefeßeS 00 m 6 . üflärz 1845 nicht für
ben galten Schaben, fonbern nur für bie Hälfte beffelbcit in Anfprudjj
genommen werben.
B- Sufileidj würbe bie ©ntlaffung für nicht gerechtfertigt erachtet
j in folgcnbem gaß:
! Auf ©runb ber Auslagen ber 3*ugrn ift erwiefen, baß ber SWafdjineu*
I meifter ben Klager, ohne baß eine irgenb zur ©ntf^ulbigung hinreidjenbe
i ©eranlaffung oorangegangen wäre, burd) einen Sdjlag ins ©eficht tot*
! lieh mißhanbelte. SBeitn bann ber Kläger bem SRafdjtnetimeifter gegen¬
über eine broljenbe Steßung einnaljm unb äußerte „er fdjlage iljm eine
hin, baß er unter bie ©tafeßine fafle" fo muß biefe ©ebroljung — welcher
übrigens irgenb eine Shätlichfeit nicht folgte — als burd) bie ooran-
gegangene ©Hßhanblung beS Klägers burch ben SRafchinenmcifter eut-
fchulbigt erachtet werben unb fann bie ©cflagten nicht berechtigen, bie
(Sntlaffung beS Klägers anSzufpredjcn.
©infdjiebung eines 3 ro U£h c »unternehmerS. (Urthcil beS
©ewerbegerichtS Königsberg i. ^5r. ©orjifcenber: Stabtrath ^ßohl.)
©in Bauunternehmer halle bie ^ußaröeiten an einem ©aufe einem
SÄaurergcfeflen 3- im Afforb übertragen unb biefem überlaffcn, jid) bie
Zur Ausführung ber Arbeiten nothweubigen Arbeiter anzunehmen. (Siner
ber oon bem ©taurergefeßen 3 - eingefteßten äJtaurergcfeßeu würbe oon
3- ohne gefcßlidjcn ©runb ohne (Einhaltung ber 14 tägigen Künbiguugs=
frift entlaffen. 5)cr entladene SKaurergefcßc flagte gegen ben ©auuntev-
nehmer auf Sah^ung bes Sohnes für 14 Sage nach ®ntlaffung mit
4,50 JC pro Sag, währenb welcher 3^11 er ohne Arbeit geblieben war.
S)cr beflagtc ©auunternehmer oerwies ben Kläger an ben SDtaurcr-
gefeßen 3 > ba biefer ber Arbeitgeber beffelben gewefen fei unb biefer,
auf ber ©eridjtsfteflc gleichfaßS anwefenb, erfannte aud) au, ber Arbeit¬
geber beS Klägers gewefen zu fein- i>er Kläger hielt jeboch feine Klage
gegen ben ©auunternehmer aufrecht, ba biefer feiner Anfidjt nad) als
fein Arbeitgeber anzufprcchen fei unb er oon bem ©taurergefeßeu 3-
hoch nichts erhalten würbe.
SaS ©ericht fteßte feft, baß ber oerbiente Afforblofjn unter ben bei
ben ^uparbeiten befdjäftigten ©iaurergefeßen einfchließlidj beS ©taurcr»
gefeßen 3 * glcidjmäßig ocrtheilt worben war, baß alfo ber Maurer*
gefeße 3- feinen Untirnchmcrgewinn erzielt habe, fowie ferner, baß bic
Sofjuliften wöchentlich bem ©auunternehmer cingcreidjt würben unb
biefer auf ©runb biefer Sohnliften bie Abschlagszahlungen au 3-
weiteren Auszahlung an bie anberen ©efeflen geleiftet hatte. SaS ©e*
werbegericht nahm auf ©runb biefer geftfteßungen an, baß ber SKaurcr-
gefeße 3- nur als fog. ©artiefuhrer unb nicht als felbftftänbigcr Arbeit¬
geber anzufehen fei, oielmchr ber ©auunternehmer ber Arbeitgeber fei,
welcher für bie #aublungen feines ©eauftragten, bes ©faurergefeflett 3 »
aufzufommen habe, unb oerurtheilte ben beflagten ©auunternehmer nach
bem Klageanträge.
„Unterfchlagung" als ©ntlaftungSgrunb. (§. 123 2 ber ©e-
werbeorbuung. — Urtheil bes ©ewcrbegcridjts Stuttgart, cingefanbt
00 m ©orftbenben Dr. §artenfiein.)
Ser Kläger, grifeurgehülfe ©., ift oom ©eflagte», grifeur, 2ß. ent-
laffen worben uttb oerlangt ©utfehäbigung. Ser ©eflagte bringt oor:
@r habe ben Kläger entlaffen, weil er fich einer Uuterfdjlaguug fdjnlbig
gemadjt habe, ©in unbefanuter ©aft, ben ber Kläger rafirt hatte, hat
nämlidj biefem 25 ©f. gegeben, währenb baS Aafircn nur 20 ©f. foftet.
Ser ©eflagte behauptet, ber Kläger habe feinen AnfjaltSpunft bafür
gehabt, baß bie 5 ©f. ihm gehören foßen, beStjalb hätte er fk nicht an
ftdj nehmen, fonbern itt bic tfabeufaffe legen fofleu. Statt beffen habe
er bic 5 ©f. für fidj behalten, ©s fomitte oft oor, baß Kmiben mebr
24
23
$aS ©ewerbegeridjt. BHttfjeilungen beS BerbanbeS beutfdjer ©ewerbegcrichte- Rr. 3.
als ben Breis begabien, uiib bah fic bcn lleberfdjuh nicht bem ©eljilfen,
fonbent bem Bringipal guwenben wollen. (Sr fei bcSbalb nadj §. 123 2
©ewetbcorbnung gur ©ntfaffung berechtigt gewefen. — Ber Kläger
erwiberte: Ber grembe habe bie 5 fßf. in einer ABeife gegeben, bic ge¬
geigt habe, bah fte ein Brinfgelb für ihn fein fallen. (Sr habe fie beS«
halb in bie bafür beftimmte SBüd^fc gefteeft. SIS ihm ber Beflagtc Vor¬
halt gemalt habe, habe er fich fofort angeboten, fi<b unterfuchen gu
laffen, um naebguwetfeu, bah er bic 5 Ißf. nicht habe.
©$ ift nicht roahr, bah häufig bie Äunben auch bem Inhaber eines
grifeurgefdjäfts mehr gafjlen, als er oerlangt. BieS hatte auch feinen
Sinn, ba er ja felbft ben ^rei« anfefct unb alfo roohl fo oicl forbern
mirb, bah er babei beftehen fann. SBenn cS beim Beflagten fdjon oor*
gefommen ift, fo ift mahl ber ©runb ber, bah ein Kunbe ben fehr jung
auSfehenben Beflagten für einen ©eljilfen gehalten hat. gut Sroeifel
ift alfo angunehtnen, bah baS, was über ben $reis hinaus gegeben
mirb, bem ©ebilfeit gugebacht ift, gumal wenn ber Kunbe non biefem
bebient worben ift. <5$ wäre eine fehr merfwürbige Unterteilung, bah
er bem (Schilfen, ber ihn bebient, nichts, unb bem ^ringipal, mit bem
er garnichtö gu thun hatte, 5 Bf* geben wollte, IgebeufaUS Iaht cS fich
im uorliegenben galle bem Kläger abfolut nicht wiberlegen, bah er bie
5 fßf. als Brinfgelb angefehen bat. (Sbenfowenig ift nachgewiefen, bah
er he für fich genommen hat, oielmebr ift feine Behauptung, er habe
fic in bie ben (Schilfen getneinfante Bücbfe gefteeft, nicht wiberlegt. Ber
Bcflagte hat bemnaefj ben Beweis einer Unterfchlagung in feiner Steife
geliefert, ber Anfprudj beS Klägers ift baher gerechtfertigt.
SSirb bie Berufungsfrift burefj bie im Barteibetricb ge-
fchehene Suftcllung bcSUrtheilS in Sauf gefegt? $n welchem
3eitpunft muh bcrBergicht auf Stellung bcSUrtheilS aus-
gefprochen werben, um wirffam gu fein? (Urtheil beS 2anb-
gerichtS Stuttgart oom 12. 9Wai 1896.)
gu Sachen R. ca. ©. hat am 16. ganuar 1896 bas ©ewerbe-
geridit Stuttgart folgenbeS Urtheil oerfünbet: „Ber Kläger wirb mit
feiner Klage abgewiefen . . . Ber Streitwert!) wirb in ber Borflage auf
70 M., in ber SBiberflage auf 36 Ui. feftgefefct . . .* üinc Aufteilung
biefeS UrthetlS non Amtswegen an bie Parteien hat nicht ftattgefunben,
nieimehr würbe gunäcfjft nur am 20. ganuar 1896 bem Kläger eine Aus¬
fertigung beS UrtljeilS in formlofer SBeife crtheilt. Biefe Ausfertigung
lieh ber jefcige flägerifche BrojchbeuoHmächtigtc RedjtSamoalt St. gugleich
mit ber BerufungSfdjrift bem Bcflagtcn am 14. gebruar 1896 guftcHen.
Am 27. beffelben Btonats fam beim ©ewerbegeridjt eine oom 26. battrte
fdjitftlidjc Grflnrung beS Klägers ein, bah er auf bie Aufteilung beS
UrthetlS nergichte.
gn gweiter gnftaug wieberholtcn bie Parteien ihre oor bem ©c-
werbegericht geftellten Anträge. BaS ©ericht befrfjloh, bie Berhanblung
gunächft auf bie grage gu befdjränfen, ob bie Berufung orbnungSmäßig
begw. rechtgeitig eingelegt worben fei, unb entfdjtcb biefe grage in oer-
neinenbem Sinne.
©rünbe: Radj §. 55 Abf. 3 beS ©cfe&cS, betreffenb bie ©cwerbc-
gerid)te nont 29. guli 1890 fann ber Beginn ber Rothfrift für ©tn-
Iegung ber Berufung in boppelter SBeife bewirft werben, einmal mit
Suftellung beS UrtheilS unb ferner mit bem Bcrgichtc einer Partei auf
bie 3ufteDung, unb gwar Beginnt im Iefcteren gaöc bie Rothfrift mit
ber Bcrfiinbigung ber ©ntfdjcibung. S5?aS nun gunächft bie grage be¬
trifft, welche Bebentung ber oom flägerifdjen Brogcbbfuollmärfjtigten
bewirften Aufteilung beS UrtljeilS an ben Beflagten gufommt, fo ergiebt
ftch aus ber Beftimmuug beS §. 30 Abf. 1 beS cit. ©cfcfecs, bah cS in
bem Berfahren oor ben ©ewerbegeridjteu eine Aufteilung im ^artei¬
betrieb überhaupt nicht giebt. Ba auch bic Aufteilung beS UrtheilS
nod) gu biefem „Berfahren oor ben ©eroerbegericfjten" gehört, fo war
bie oom flägerifdjen Anwalt bewirftc Aufteilung beö UrtheilS an bcn
Beflagten ein oollig bebcutungSlofer Aft, ber inSbcfonbere nidjt ben
Beginn ber Rotfjfrift gur golge haben fonnte. Ba fidj nadj §. 55 Abf. 3
Sah - beS cit. ©efefceß bic (Sinlegmtg ber Berufung, foweit biefe* feine
befonberen Beftimmungcn giebt, nach ben Borfcfjriften ber ©ioilprogefj-
orbnung richtet, fo finbet hierher ber §. 477 Abf. 2 ber Gioilprogeh*
orbnung Anwenbnng.
hiernach ift, ba wie oben gegeigt eine Aufteilung be* UrtheilS über»
Ijaupt nicht als erfolgt gu betrachten ift, bic Oinlcgung ber Berufung
wirkungslos, infoweit bie Söahrung ber gürmlidjfciten beS Rechts¬
mittels eben mit ber Behauptung ber 3uftcllung beS UrtheilS begrüntet
werben will.
Run fann nach §. 55 Abf. 3 cit. (oergl. §. 8<> Abf. 2) bie Aufteilung
beS UrtheilS erfefct werben burdj ben Bcrgicht auf biefe Aufteilung, unb
gwar mit ber SSirfung, bah bie Rotfjfrift mit ber Bcrfiinbigung beS
UrtheilS beginnt. Rad) bem Wortlaut beS Abf. 3 cit. — „fofertt auf
bie 3ufteöung oergichtet war" — fefct biefe Beftimmung offenbar oor*
aus, bah ber Bergidji oor ber Bcrfiinbimg be» Urtheil* — alfo wohl
regelntähig in ber oorljergehenbeu münblichen Berhanblung — aus»
gefprochen worben ift, unb es ift ntinbeflenS fehr fraglich, ob einem
fpäter auSgefprodjenen Bergichte noch bie ASirfung gufommt, bie Roth-
frift (coentuell mit Rütfbatirung ihres Beginns auf ben Sritpunft ber
Berfünbuug beS UrtheilS) in fiauf gu fepen. SBoIIte man aber je an¬
nehmen, bah ber Bergicht auch nach Bcrfünbung beS UrtheilS guläffig
fei, fo würbe auch in biefem gall baS im §. 477 Abf. 2 ber ©ioilprogefc»
orbnung gitm AuSbrudf gefommene Bringip (oergl. ©aupp, 2. Banb
S. 19 IV.), wonach bie BerufungSfrift gur ©inlegung ber Berufung
beftimmmt ift, Amoenbung finben. S)a nun bie grift oor bem Bergidjtc
nicht in Sauf gefefct ift, fo ift nach bem angeführten $ringip bie oor
bem Bergidjt eingelegte Berufung in berfclben SBeife wirfungSloS, wie
bie oor ber 3ufteHung (in ben regelmäfjigen gälten) erfolgte ©inlcgung
beS Rechtsmittels.
Aus biefen ©rünben war bie oom Kläger eingelegte Berufung als
unguIäfFtg gtt oerwerfen.
dittigttngsämter.
gkmerbegericht Königsberg als GimgungSantt im Sch^irbe-
ftreif. $a$ @ewerbegerid;t Königsberg \ßx. ift im Auguft b. 3 .
gum gweiten 9Rale als ©inigungSamt angerufen, ©inige 80 6d)niiebe
(fogenannte Aitfdjläger unb ^djirrmeifter) hatten in einer ©ifen*
bahnwaggonfabrif bic Arbeit niebergelegt; fie behaupteten, bah bis*
her ihr Bcrbienft bet ber jebeStn'aligen i'ofjngahlung oon ihren
betreffenben SRciftern feftgefefet fei, unb bah üorher nicht über-
fehen fönnten, was fie oerbient hätten; fie oerlangfen, bah beftimntte
Accorbfäbc für fie feftgeftcllt unb ihnen befannt gemacht würben.
2)ie 3ttfd;läger behaupteten aufierbem, bah bei einer lOfiiinbigen
täglichen Arbeitsgeit fjüdjftenS auf einen wöchentlichen S3erbienft
oon 14—15 < // gefommen feien; fie oerlangten, bah bie Accorb-
fäfec fo hoch normirt würben, bah ber Serbicnft 16,50—18 , //
erreichten. — (iS fatn folgenbe Vereinbarung gu @tanbe:
1. .Ocrr X. N. (gabrifbefifccr) ift bereit, jebent Sdürrmcifter bie Afforbfube
für bicjeitijten ©tiiefe, mit bcTcn BeaTbcituiirt ber Betreffenbe bcfdbäftigt i|f,
fchriftlicb niitgutljcilcn; 2 . ber oon ben ©djirrmeiftern unb Aufddftflern oerbiente
2olm foU bereut oertljcilt loerben, bn& bie ßufdjlfigcr 40 Bf* öön jeber Rüirf
erhalten; 3. bie Bertretcr ber ©djirrmcifter unb Aufd)Iäcier erflärcn fiefj au§»
brticflid) mit biefen Bereinbarunncn cinoerftanbcn lmb mateid) im Ramen fännnt»
lieber übriflen ©dürrmeifter unb Aufdüäflcr bereit, bie Arbeit in ber ©t.'fdjcit
Söaitijonfnbrif am Biittlood), ben 12 . Auguft 189G, Btorgenfi 6 Ubr, micbet
aufjunebmen; 4. £>err N. X. ift bereit, bic fämintlithen ©djirrmeiftet unb ßu*
fcblöger, mcldje in feiner gnbrif am Btontnp, bcn 3. b. 9J?tS. be 3 tt). bcn folgenben
S:agcn bie Arbeit niebergelegt hoben, »icbcr cinguftellcn, falls fich biefelbcn ber
Bcreittbarung gcinäf; am SOtittmod), bcn 12 . b. B?., Biorg. 6 llljr 311 Arbeit ftcllen.
^ie Arbeit in ber gabrif würbe ber Vereinbarung gemäh
wieber aufgenomtnen. 3 U betnerfen ift, bah auch biefe* s J.)taI bas
©cwerbegericht oon ben Parteien nidjt aus eigener Snitialioe an«
gerufen ift. ©rft auf Anregung beS Vorfihenben beS ©emerbe-
gerichts, 6tabtrath ^oljh riefen bie ©djtniebe baS ©inigungsamt
an, wäfjretib ber gabrifbefiher erflärte unb biefeS auch in ber
Berhanblung nochmals gum AuSbrncf brachte, bah ^aS ©ewerbe-
geridbt nidjt als ©inigungsamt anejerufen hd&C/ fich aber auf bie
Berhanblung oor bemfclbett cinlaffcit wolle.
©intgungSamtcr in ©nglanb 1895. S)ie eben oeröffcntlidjte
©tatiftif ber ©irifcS in ©nglanb währenb beS QahreS 1895 thedt
mit, baß im Beridjtsjahrc 45 ©trifeS, an benen 58 898 Arbeiter
beteiligt waren, im Biege ber (SinigungSämter ober ©djicbsgeridjte
bciaclegt würben, gegenüber 42 ©trifcS oon 18 325 Arbeitern im
Saijre 1894; 17 «Streitfälle würben einigungsamtlich, 28 fdjicbS«
gerichtlich beigelegt. Bethriligt fiitb folgenbe Snbuftrien;
Aahl
ber gäHe.
3ahl
ber Bctbeiligtcii.
Bergbau.
12
6165
Gifeninbuftrie . . .
1
2 530
©djtffbau ....
7
1 258
©djuhinbuftrie . . .
3
46 400
Xertilinbuftrie . . .
3
787
Meramifchc Snbuftric .
1
150
Baugewerbe ....
13
1 204
Berfdjiebcne Snbuftricn
5
404
45
58 898
©oweit baS l?abour-5)epartement Kcnntnih oon permanenten
(SinignitgScimtern hat, eyiftirten 1895 68 foldtjer Aemter; 3 neue
finb im Berichtsjahre hiiuugcfotnmen. ©S beftehen:
im Bergbau 12, ©ifeuinbuflric 7, übrige SRetaKinbuftric 2, ©chipau 7, ©cöub*
inbiiftrie 15, .ftlciberinbuftric 2 , ^crtilmbuftric 7, Srudinbuftrie 2, feramifdje
gnbuftrie 1, Baugewerbe 8 , S'ocf» uub ^afenarbeit 2, anbere 3, inSgcfammt 68.
Vabeit biefe Aemter gwar eine iutenfioe Shätigfeü gu enfalten
— 39 oon ihnen hatten 1282 giiöe gu cntfdjcibcn —, fo hatte iin
Sa$ ©eroerbegeridjt. SWittbetlungen beS BerbanbeS beutf<$er ©ewerbegerichte. Br. 3.
*26
Berichtsjahre, toa$ bic Beilegung oon StriFeS anlangt bie Brioat-
initiatioe einzelner Snbioibuen, bie als Mittler auftraten, bo<h ben
größeren Erfolg. Bon ben 45 einigungSamtlich beigelegten StriFeS
würben beigelegt Durch:
Einigung, SchiebSgericht. 3 u f antmcn -
Remter 7 4 11
^rioatiuitiatioe 10 24 34.
Allgemeine? über (Bcmetbegeridjte unb
Arbeitsertrag.
die Sonfmnj ber Ärbeiter'Beifi^er betttfdjer ©etoerbegerichie,
Sie am 35. unb 16. Booembct in Halle ftattfanb, mar oon ben
Seifigem oon 42 ©ewerbcgericf)teu mit insgefammt 42 delegierten
fccfchicft. die Bertreter gehörten 21 Berufen an, bie übergroße
SDRebrljeit ben Holzarbeitern, 10 barunter Stifcfjlcr. Bertreten waren:
2eip\ig (3), A>aUe (3), Berlin (2), ©harlottcnburg, gdjöneberg, SBranbenburg
o. Königsberg, 9J?agbeburg, Jjpalberftabt, SBeihenfelS, SUiüblhaujen i. $1)., ßcifc,
©era, ©rci 3 , STeSben, CSIjcmni^, Söbeln, ©era, Braunichmeig, £annooer, ^>ilbcÖ«
beim, Bremen, Hamburg, S2übecf, ÄicI, B2anbSbecf, 9ütona, iWülheim a. SRI)-,
Gaffel, SJtünchen, 9lug8burg, J^urjburg, Nürnberg, SWannhcini, Sf^Iobn unb
Sübenfdjeib, .s}annobet unb Vinben, (Erfurt unb Weimar, Bremerhaüeit, ©eefte»
iniinbe unb l'efje (je 1 gemeinfam).
die Konferenz mar oon ben Beifißertt beS ©cwerbegeridfjts
£übetf einberufen ^auptfad>Ii«^ zwecFS Stellungnahme zu bent
veröffentlichten Entwürfe ber ©ewerbcuooellc unb feiner Scftim*
tminaen über 3nnung$*Schicb$geri<hte. 211$ weitere Aufgaben
ergaben ftfh bie Erörterung einer Drganifation ber 2lrbciter*Bei*
fißer, fowie eine Beiljc oon fragen bec Kompetenz ber (Bewerbe*
^ericf)te, ber 2lu$bilbung ihre« BerfahrenS wie ihrer fozialpoli*
tifdjen SöirFfamFeit, ber Bechte unb Pflichten ber Beider unb ihres
BerhältmffeS z u ihren SSöhlern.
Bon einer feften Drganifation würbe theils au$ oereinSgefeß*
liehen BebenFen, theils mit Bütfficht auf bie bereits übergroße 3»*
anfpruchnahmc ber betheiligten 2lrbciterfd)id)len Slbftanb genommen.
Einmüthig bagegen würbe eine lofe DrganifationSform gefdjaffen,
bic, oertreten burdf) eine Komutiffion ber Berliner Beifißer, ben
2(uStaitfch unb bie Beröffentlichung intereffirenber Entfdjcibungen
bewirFen unb eine größere Einheitlichkeit ber DrganifationSftatuten
ber einzelnen ©erichte, wie ein gemeinfamcS Borgehen in wichtigen
fragen anbahnen foll. 211$ Drgatt für Bcröffentlichungen würbe
mit 21 gegen 20 0timmen ba$ „©eroerbegericht" gewählt, beffen
BebaFtton bereit ift, fowohl thatfäcßltchen Btitthcilungen, wie
fachlichen BieinungSäußerungen an biefer 0telle ebenfo Baum zu
gewähren, wie auch aus ber SBitte ber 2lrbeitgcber*Beifißer bort
^Sublifationen erfolgt finb.
die Bcfprcdjung ber SnnungSnooellc lehnte fi«h, cingeleitet
oon BarthelS*Sübecf, an bie Schrift oon Dr. Duarcf unb an bie
Bcröffentlichungen beS „©ewcrbcgcrichts* an. 2lts HauptbebenFen
würben geltenb gemacht: eine Bcrringerung ber dljätigt'eit ber
burch fchnelle, billige, fachFunbige unb unparteiifche Bed)tfprecf)ung
oolfsthümlich geworbenen ©ewerbegerichte, bie auch als EinigungS*
ärnter mehr unb mehr z u * ©eltung Famen, z u fünften ber
3nnungS=0chiebSgerichte, bie im ganzen Kleingewerbe jene oer*
Drängen würben; in Jolgc beffen oerlangfamte unb oertheuerte
Besprechung, Berbrängung unabhängig benFenber 2lrbeiter aus
ben (Berichten, Leitung ber Berhanblung burch 3ntereffenten, Ein*
fchränFung ber Freiheit ber Slrbeiter^Beififeev burd; bas 3 u f ammcn *
ftßen mit ben eigenen üJFeiftern. die Befchwerben gegen bie
3nnung$*0chiebSgeri<hte würben burch ein reifes, theilmeife fehr
ftarFeS 2Katerial geftüßt, ber Broteft gegen bie brohenbe ©efähr*
bung einftimmig befdjloffett. Ebenfo füllen überall ^)ßrotcft*
oerfammlungen \ux 2lufrüitelung ber Arbeiter oeranftaltet werben.
— BJan erklärte bie ©ewerbegeridjte für baS werthooflftc Ergebniß
ber fozialpolitifchen 2lera, baS bie Sympathie ber Arbeiter ge*
wonnen unb bie 2lntipathie ber Unternehmer im SBefentlidjeu über*
munben habe. 3n biefem 0inne forberte man eine Erweiterung
ber 3uftänbigFeit burch Ueberweifung ber ben orbentlichen ©erichten
juftehenben Mlagefachen gegen Entfcheibung ber SnnungSoorftänbc
tn SebrlingSfragen an bie ©ewerbegerichte.
Einftimmig unb ohne disfuffion würbe bie Einbeziehung beS
©efinbeS unb ber Sanbarbeiter, beSgleid^en nach einem Beferat
£ipin$ftS*&eipzig bie ber HanblungSgehilfen in ben 3 u ftänbig*
FeitSbcreich ber ©ewerbegeridjte geforbert.
darauf folgte nach einer Einleitung oon Biartienfeen-Hamburg,
ber bie ^flidjien uub Bechte bec Beififter erörterte unb mit 6<härfe
ben rein richterlichen, ohne Bücffidjt auf Parteien ber @ered)tigFeit
bienenben Eha^aFtcr ber redjtf preßen ben dhätigFcit ber Beififeer
heroorhob, eine eingehenbe Befpredjung ber örtlidjen Berhältniffe
mit ben fich barauS ergebenben Bef^werben unb Be^tSfragcn.
Bamentlich bie dhätigFeit einiger Berliner unb leipziger Bor*
fifeenber würbe bemängelt, baS oielfache Ueberwiegen ber Bergleiche
als eine Benachteiligung ber Arbeiter gefchilbert.
Bezüglich ber Fommunalen 2lrbeitSnad)weifc würbe Fein Be*
fd;lufe gefaxt. Blan war jebodj einig in ber 2luffaffung, gemäfe
bent Befdjluffe beS ©ewerFfchaftsFongreffeS bie Beueinrid)tung ber*
artiger Bachweife nicht zu ocrlangeit, fid) bagegen an ben beftehen*
ben zu beiheiligen. Bamentlid) bie Einfteüung ber dhätigFeit ber Bad)*
weife im Salle oon 2lrbeiterftreitigFeitcn 'würbe als unentbehrliche
Sicherung gegen Drganifirung beS StreiFbredherwefenS bezeichnet.
Einftimmig würbe bie 2lufhebung ber Berufung gegen Urteile
ber ©ewerbegerichte geforbert. der Befehlt, ber eine Erweiterung
beS 2lntrags H a ^ c au f Erhöhung ber Berufungsgrenze auf
200 BFarF barftettt, würbe bamit begrünbet, bafc bie Berufung bie
Bortheile beS billigen unb namentlich beS fchleunigenS BerfahrenS
Zu Bidjte mache; bafc ihre SBöglichFeit beShalb häufig einer Ber*
binbung mehrerer Streitfachen, bic baS StreitobjeFt erhöhen würbe,
im Bkge ftehe, unb fo häufig ohne Both zahlreichere Störungen
ber 2lrbeit herbeigeführt würben.
ferner wurbe bie obligatorifche Einführung ber ©emerbegerid)t
unb bie 2öahl ber Bcififcer au Sonntagen, wie üe in BFündhcn
oon Anfang an in ©eltung unb für Staffel zugefagt ift, geforbert.
SBit allen gegen ^roei Stimmen unterftellten bie Bertreter bie
aufjergerid)tlid)e dhätigFeit (unb nur biefel ber Beifther ber
äufficht ber ©ewerFfchaften. Es foll bamit eine Stontrole geftaffen
werben für ben Eifer, mit bem bie Bcififcer ihren SBählern gegen*
über bie Bflidü ber Berichterftattung, ber rechtlichen VlufFlärung er*
füllten, unb mit bem fie an ben zum 2lu$taiifch ber Erfahrungen
unb zur Befprechung wichtiger Urtheilc eingerichteten unb oon ber
Konferenz empfohlenen 3ufammenFünften ber Beififeer fi<h be*
tl)eiligten. — die allgemeine Einrichtung oon 2luSfchüffen, bie
Beranftaltung regelmäßiger StatiftiFen nat 3ahl unb ©efammt*
höhe bec Dbjefte Durch bie Borfifeenben, bie 2luSftattung bec Bei*
fißer mit bem nöthigeu ©efeheSmaterial würbe empfohlen unb foll
gccignetenfallS geforbert werben.
dem Berliner 2luSfd)uß, ber in ben delegirten BMHarg unb
Körften über geeignete Kräfte oerfügt, würbe bie Sammlung ber
DrtSftatuten unb bie 2lu$arbeitung einer Eingabe an bic gefep*
gebenben Körperhaften z^ccfS einheitlicher unb zweefmäßiger ©e*
ftaltung ber Statuten aufgetragen. 3ut ilebrigen foE er eine
Sarnmel* unb 2luSFunftSfteEe für bie 2(rbeiter*Beifißer ber ge*
fammten ©ewerbegeridjte barflellen unb Deren Sünfche ben öffeut*
liehen Drgancn unb ©efefcgebern übermitteln.
3m *folgcnben ftellen wir ben Wortlaut ber angenommenen
2lnträge zufnmnten:
I. Äotifcrcti 3 fietjt öon einer ieften Crpanitation ab, empfiehlt bngeßen,
einen Cfentralpunft 3 U beftinnnen, ber in intereflirenben f©enicinfranen Geeignete
©dbritte .^nr Seritanbigung unternimmt unb cüent. bie sBeifitjer 3115 loniereii 3 cn 311 «
fammenberuit. Sie Qluffidjt über bie äkiübcr(9lrbcitnc&mer), aitBer ihrer geriebtlichdt
Sbötigfcit, empfiehlt bie jlonfcrcn.) bcu örtlidjen ©emerffdjajten. 9118 geeigneter
(Scntralpunft mirb Berlin beftimmt. II. 9U8 QSublifationSorgan für Urtheile u.91.
wirb „SaS ©eroerbegeriefit" gcmählt. III. öinen hohen Neidjötag crfuchen bic
ac. 95erfammelten ( ben; Jöcftimmungen in ber .ftanbmcrferüorlage, fomcit bicfelben
fich auf ben 91u8bau unb bie 9icugrünbung bon 3nnung6«gd)ieb§gerid)ten beziehen
(§§ 84, 84a unb S 6 e) bie ©enehmigung }u öerfageit. Sie Konferenz beantragte
ferner: Sie enbgiltige C5:ntfcheibung in VehTlingSüreitigfeiten im >yafle ber Klage
gegen ben SSorcntfcheib ber SnitungSbehörbe fällte nicht burch bie 9lntt8= be.nn.
Vanbgerid)te, fonbern burch bic ©emcrbegcrichte gefüllt inerben. IV. Sie ©crlinet
Kollegen merben beauftragt, bie Vütfeit bce. ©efepcS, ber SBalilorbnungen. ber
DrtSftatuten unb bie Crtoftatuten fclbft einer Prüfung 311 unterziehen unb auf
©ruub ber ©rgebniffe einen ©ittiourf bei bem rlicidiStag ein’,ureidien, ßu biefem
ßmeefe hat baö ©emerbegeridjt jebeö Drteö fein Statut in Berlin eingifenben.
V. a) Sie üereinigten iBeifi^ex ftellen an bie DteidiSregierung baö (5rfud)cn, bem
SHetchStage einen ©efehentmurf oorzulegen, burdi meldien bie redittiche ©tellung aller
fßetfonen, bie je^t ben ©efinbeorbnungen unterftehen, einheitlich geregelt mirb in
bem ginne, ba& bie ©efinbeorbnungen aufgehoben unb bic ifjneri llnterftehenben
unter bie ©ewerbeorbnung gefteflt merben. b) Scr.stongreB erachtet bie je(jt ben
^anblungSgehilfcit gemährte fHechtShilfe oIS ben beränberteu fozialen SJerhaltniffen
nicht mehr entfprechenb, für ungenügenb, für 31 t foftfpielig unb laitgmierig unb
crfliirt fich für bie 91uSbchnung ber ©cmerbegcrid)te auf bie ^anblung 8 gel)ilfeu,
meil ihnen baburd), ohne bic fpeziellen ^erufSintereffen ju oerlctjen, eine fchnelle
unb billige mie fachgemüfje ©rlebigung ihrer Klagen möglich ift. SemacinäB
fpridbt fiÄ ber Kongreß auch für baS SBahlrecht unb bie SBüIjlbarfeit ber ^anb»
Iung«gcl)ilfen 311 m ©emerbegericht auS. c) ©8 hat firf) burdt) bie bisherige l^rariS
ber ©emerbcgerid)te bemerfbar gemadjt, bah bic ©inlcgung ber ^Berufung gegen
Urtheile, in benen baS Dbjeft über 100 9Jiar! betrügt, als ein Uebelftanb an«
jufchen ift. ©8 üerträgt fich bieS nicht mit ben wirthfchaftlichen SSerhaltniffen,
unb ber Kongreß erachtet e 8 oon grofcem Sntcreffc für bie 9lrbeitcrfchaft, bah
Berufungen gegen bie Urtheile ber ©emerbegcrichte nicht mehr zuläffig fein fotlen.
Defterrtic^if^eS ©etocrbegeri4tS*©efe^. das öfterreic^ifdje
2lbgeorbneten§auS otn 30. DFtoDcr gugteic^ mit bem ©efeße,
betreffenb bie Beform beS EioilprozeffeS ein ©efeß, betreffenb bie
Erridjtung oon ©ewcrbegeric^ten, angenommen, beffen Entwurf ber
Snitiatioe beS liberalen 2lbgeorbnclcn Baernreit^er entfprang. Bcibc
©aS ©croerbegcridjt. 3}?ittl>cilunqcn beS Scrbanbeß beutfcßer ©croerbegeridjte. Nr. 3.
©efeße [offen am 1. $uli 1898 in Kraft treten. öbgleid) mau
audfj in Defterreid) oor ber allgemeinen obgligatorifcßen Ginfühung
her ©eroerbegeridjte gurucffcfjretfte unb eine Neiljc oon Arbeiter*
fategorien nod) oon ben Bohlthatcn ber fummarifdjen Jvad)»3uriS«
biftion auSgefdjloffen fyai, fo bebeutet baS ©efeß immerhin einen
auch oon ben Arbeitern anerfannten roefentlidjcn 3ortfd)ritt. Sisher
mären in Oeftcrrcicf) bie Arbeiter mit ber gerichtlichen Durchfeßuttg
ihrer Anfprüche auf bie politifdjen Sehörben angemiefen, ein Aus*
naljmeguftanb, ber nunmehr aufhören toirb, inbetn ber neue Gioil=
progeß baS ^rin^ip ber Trennung oon Snftij unb Serroaltuna
auch für bie Arbeiter burdjführt. Der ißerfonenfreiS, auf ben fiep
bie ©eroerbegeridjte erftreden, umfaßt bie gcroerblicben $ülfSarbeiter
einfchließlid) ber Dagelöhner, HauSinbuftrieüeu unb HanbelSange*
[teilten. AuSgefchloffen bleiben bie in StaatSroerfftätten be»
fdjäftigten Arbeiter, Bergarbeiter, lanbroirthfchaftlidje Arbeiter unb
HauSgefinbe. Die beiben legten Kategorien bleiben in ihren S^ed^iö»
angelegen^eiten leiber aud) fnvberfjin ben politifdjen Sehörben
unterteilt, LehrlingSftreitigfeiten roerben ben beftefjenbeu SnnuitgS«
SdjiebSgerichteit gugeroiefen. Dbligatorifd) ift bie Ginführung ber
©eroerbegerichte unb bereu Kompetenz bloß für bie Drte Bien,
Neichenberg, Srünn unb Sieliß, roo fold)e bereite auf ©runb eines
älteren, (übrigens faft gang auf bem Rapier gebliebenen) ©efeßeS,
betreffend bie fafultatioe Grridjtung oon ©etuerbegcrid)ten, befielen.
Die (Errichtung an anberen Orten ßat gu erfolgen, „roetin bie be*
tbeiligten tfRinifterien nach Anhörung ber Öanbtagc bas Sebiirfniß
hiergu als oorhanben anfeljen". Die Kompetcng umfaßt: Streitig*
feiten betreffenb Loh», Antritt, öortfeßung unb Auflöfuug beS
ArbeitS* unb LefjruerhältniffeS unb bieSbegiiglicße GntfchäbigungS*
anfprüd^e mit Inbegriff oon Loljnabgügen unb .Honoentional*
[trafen; Streitigfeiten begüglich beS Arbeitsbuches; Unterftüßungs*
faffen; oon Unternehmern beigeftellte Bohnungen; außerbem
Streitig feiten oon Arbeitern nntereinanber begiiglidj gemeinsam
übernommener Arbeit. — Die Seifiger roerben oon ben Arbeitern
geroäblt, unb groar baben auch bie Arbeiterinnen aftiocS Bald*
recht, bod) roerben bie Sorfißenben unb bereu Stelloertrcter oon
ber Regierung ernannt. Der Sorftßenbe muß ftetS Suriit unb
Staatsbeamter fein. Die Koften ber ©eroerbegerichte trogen ber
Staat unb bie beteiligten ©emetnben.
ßitteratur.
i Die Scbeutmtg beS Sürgerlidien ©efeßbudjS für ben Arbeiter*
! ftatib. Son Landgerichts *Nath unb NeidjtStagS*Abgeorbneh’ii
©röber, Stuttgart 1897, Sof. Notfj. 38 S. (50 Sf.).
, ©ie roenigen Seftimmungeit beß ©iirgerlidben ©efefebudjß, bie eine geirifjc
Nücffiditnalnne auf bie nnrtljfdwftlid) fctjtDädberen ÜBeDölferungßflaffen erfennen
; Iaffen, roerben in bem üorliegcnbeit 'Scfjriftc^cn beß befannten C.'icntriiinfrdlbgr«
ordneten in cxefdjicttcr Söeifc perDorgcljobcn: daß lübifancdevbot; baß 2Sud)cr*
tietbot (§. i;)8 2lbf. 2,; bie Seftimmungcn im Xitel ©ienftoerttag, toeldje ben
©ienftl)erru jur f vfir)orge im <yall ber (vrfraulung beß in bie tjöuSlicbe (&*
! mcinjdjaft aufgenommenen Xienftocvpflidjtcten (inöbejonbere and) beä ©euttbcj
■ bi6 auf bie ©auer üoit C, 2Dßod)en) foroie jur ^ürforge gegen ©cfäbrbung oon
Scbcn unb ©efunbbcit unb in ftnfcljuiig ber Söobn* unb (Eibiafräume, ber 2?er«
Pflegling, ber Slrbcitd* unb Cyrbolungbieit foldten Crinridjtungeu ocrpflicbten,
roeldjc mit 3türffid)t auf 0>cfuubl)cit, Sittlidjfeit, Religion crforbcr(icT) finb; bafi
nad) ber Äünbignng ben ©ienftoerpftidjteten angemeffene ßeit junt 2luffud)en eine-.'
andern ©ienftoerpältniffc« geroaprt roerben inuß; yiuftjebung bcö ßüdjtigungö«
rcd)t§ gegenüber bem (befinde; (Srmabigung iinocrI)altitif)inanig hoben iüiaflerlülinS
unb miocvljüitiiifmiäfjig l)of)cr Üertragbitrafcu; auf bem ©ebiet beb 0J2ietböreibt3
bab iUedjt jur iUüumuua bei erbeblicbcr ©ejäbrbung ber ©efunbbeit, bie 3?e*
fdbränfuug bed Pfandrechts beß iÜermietbcrö; einige '^eftimmungen beß ebeüdjeu
©iiterrecbtß .pi ©unftcit ber ,vrau und bie Sftegehmg ber xHnfprfidje auß der außer«
cbelidjcn (Edjroängeruitg. Ü)iau fiebt, eß finb tbeilroeife roid)tige ^?tiifäße jur
©urd)bred)ung beß ©rnubfabcß ber formalen ©leid)l)eit unb PertragSfrcibeit,
bie freilich nur bann roerben fruchtbringend roirfen fönnen, wenn eine faebgemaße
| Stnroenbung in der Prajiß bajufommt.
5)ic gleitgeitig hiermit ausgegebene 9ir. 10 ber Bodjenfdjrift
„Boftialt <£eutraU>(att für Sogialpolitt^ enthält:
x)ie bentfte Strafprogeß*92ooelle. Son Srioatbogcnt
Dr. .3. Saftroro. — ^)ie Parteien in Sclbftgeidjmutgen;
5)er nationalfogiale Serein. Son Saflor s ß. ©Öhre; 3>ic
Srogrammreoifion ber fd)roeigerifchen So^ialbetnofratie. Son
Üanbrath St. ©fd)toinb. — 3>ie Sommer*Aufnahme ber
s 2lrbeitSlofen in Berlin. Son Dr. (5. §ird)bcrg. — 3>ic
«fogialpolitifdje Partei" bei ben 9Jieberöfterreid)ifd)eu
üanbtagSroaf)len; Sdjußoerein mccfleitburgifd)er Üaubleute;
iHmerifamfdje Umfrage über BähruugS* unb fiohnoerhältiiiffe
in 9tußlanb :c.; Siitcrpeflation im beutfd)en SUeidjStage über
bie GrbroffelungSftcucr gegen Konfumoereiue; Sbätigfeit
beS Nürnberger NrbeiterfcfretariatS im 1895/96. —
(Snquete über bie Scfeitiguug ftäbtifcfjer NbfaUftoffc;
Lohnerhöhung für ftäbtifdje Arbeiter in Stuttgart; Arbeiter*
auSfdjuß ber ftäbtifd)en ©aSarbciter Scrliti; Stäbtifthe
NrbeitSnadjtoeife. — Lithographen*Strife in Serlin, s 21u*
roenbung oon Sertragsbrud) * Klaufeln; Drganifation ber
jtibifd)en Arbeiter in Ntandjefter. — Labenpcrfonal«©efeß für
©nglanb. — SDeutfdje Unfall»NooeHe; Konfereng ber „be*
fottöercu Kaffeneinrichtungen" für bie SnoalibenDerfid^erung;
3roangsoerfidjerung bes änroaltftanbcS.
SluS bem Sn^alt ber legten Nooembernumment ber „Sogialeit
SrajiS" feien folgenbe Nuffäge fjeroorge^oben: SDie Sluflöfung ber
Slrbeitslofcn * 5laffe in St. ©allen. Sou ^rof. ©. Nbler. — ^ie
töbllid)eu Unfälle im preußiftfjeit unb eitglifdjcu Sergbau im o^hre
1895. Son £). Juie. — (Gutachten bcutfd)er §aubelsfaimncrn gum
§anbclS*©cfegbHd). Son Dr. jur. 9J?. Duarcf. — Nuitlidje (immetai
über SlrbcitSocrmittelung. Sott bcinfelbett. — Neuorbuung ber
offenen Slrmenpflege in Bfaing. Sou Seigeorbu. Dr. ©g. Schmibt.
— I'ie Seform ber Nrntcttpflege in Steicrmarf. Son ^rofeffor
G. 5Ntfif)ler. — Die Seform ber Serltitcr Ltrmcnpflege. Sott
Dr. jur. G. s JÜluenfterberg. — Die ©cfunbheit ber Arbeiter unb
ihr gcfeßUd)er Sdjuß. Son Sabiratb §. o. Araufettborg. —
Släbtifche SfiethSocrträge. Son ,v>. §orn. — 21uS bem
Notige nt heil; Arbeiter als SabrilCiirehorett, Spcgialgefeß für
bie South Metropolitan Gas Compauy; Sefämpfuug fogialer Be*
ftrcbuugen in Deutfdjlanb; ©erocrffchäfts* unb Nvbeitcr*Sefrctariatc
in ber Sdjtoeig unb in Dcutfdjlanb; Arbeitsamt in CuccuSlaiib;
Monferoatioer Delegirtentag m Serlin; Sorteiiag ber fd)ioeigerifd)eti
Sogialbnitofratie; StäbtifdjeS AuSfunftSbureau in 'JJZüIbaufert
i. G.; _Sauarbeitcrfchug*Scrhanblungen ber Stabtoerorbneten in
Sraunfcfjroeig; SNinimallohtt bet ©emeinbearbeiten itt Srüffef;
Sntcreffenfonflifte ber ©emeinbeoertreter: SiinifteriaUGntfdjeibung
in Reffen, Sorlagc beS Scagbeburger OTagiflratS; Kommunaler
Sldjtftunbentag in GalaiS; Släbtifdje SanitdtSioache im STnfdh/ns
ait bie Seuerioehr in Sraunfd)roeig; Arbeiterfd)uß in ftäbtifetjeu
Sctrieben; Kommunale Serntiüelung im Säcfcritrcif in £t)ou;
Staatsbeitrag bei fominuttalcn ©ctnälbefäufcit in Selgien; ©emerb*
liehe Kittbcc* nrtb A : raucnarbeit in Deutfd)laitb; Negeluttg ber Ar*
beitSoerhältniffe ber Serliner Sureau*Angcftelftcn; NcidtStagS*
Debatte über Duelle unb Dffigiere; Arbeitcrfdjug in Sdjroigläbeit
in Sfarglatib; Serfdjärfuug ber ^fabrifinfpeftion in Nero*?)orf;
Sonntagsruhe in Abüofatur*Kangleien in Defterreich; Arbeiterfdju^
in belgifehcn gifgclioerfen; Hutentehmer*Gnqncte über beit Normal-'
Arbeitstag in Dcftcrrcicb; Mqgienifdjc Station ber DrtSfronfenfaiie
§eibelbcrg; 3 fl hl ber Qtioaiiben* unb Altersrenten in Deutfd)lanb;
Gnquete über Serficherung gegen Haftpflicht; ArbeitSlofeu*Kaife ber
Sauarbeiter in Sologna; ©eiocrffdjaftliche ArbcitSlofett*Serfid)crnng
itt ber belgifd)en Dertil=3ubuftrie; AlterSuntcr)tüßungS=Kaiie fiir
©enf; ^oligcilicßc UnfaUoerhütungs*Sorfchrifteu für lanbroirtfi*
fchaftlid)e Setricbe itt Sabcit; Bahlred)tS=Gntgiehnng bei Armen*
unterftüßuitg in Gngtanb; Siicthcaufroaub für Arbeiterroohnungen
in bcutfdjen Stiibten; Bohnungsfrage unb gahrrab; Grftellung
fleiner Bohnungen burch ben Ärmenrath in Straßbttrg; Sdiul*
finber als Steiufdjläger; Sdjulfiubcr*Arbcitcn in Lanbroirtl)fdiait
unb ©etoerbe; 3itfpigieittinneit beS HanbarbeitSunterrichtS in
SreSlau unb Serlin; Slumcnpflcgc burd) Sdjulfinber; Gentraloerein
für bie C>ntercffen beS Detailreifeno.
Stättbigc Nubrifett ber „Sogialcn SrajiS"; All*
gemeine Sogial* unb Birtbfchaftspolitif; Kommunale Sogialpolitif;
Sogiale 3uftünbc; Arancufrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer*
oerbänbe; ©eroerbcgeridjte, GinigungSütnter, ArbeiterauSf(hihl e ‘«
| Arbeiterfcfjug unb ©crocrbeinfpcftion; Serficherung, Sparfaffeti;
. Armenpflege; BohuuugSrocfcn, ©efuubhcitSpflege, Grnährung;
! giehung, Sdjulc, Soltsbilbung; Suftig; ginangen; Lanbroirthfd) 0 ^
| Hanbrocrf unb ©roßinbuftrie; §aitbel, Sirebit; Serfehr; ßitteranfetje
! Neu=Gcfcheinintgen.
*.5o,5i«Cf "yrmif;, <fentro(6faft fflr Sojiafporilift“ erfdjeint jeden ©onncvfta^
unb foftet uierteljäürlid) 2 Ji 50 4 einfrfiliefjlid) ber l^onatßbcilagc «® d -
©erocrbeijcridjt". 3 U bepepen burd) fiimmtlidje Sßoftauftalten unb öuchhmtblunö« 11
foroie bireft burd) bie ^erlagßbuchdondlung (C5art ^cpmannß Verlag, Berlin ^ *
! 3}2auerftr. 44).
„©nß (gc)ucrbcaertd)t" erfdjeint am elften ©onneritag ieben '.Otonatß im 'JJiinbeftnmfang Don % Sogen unb ift burd) alle ^u.tbiiubtuugen, 0 pebiteim’
unb Sgoftämfev Opoitjettungßnummer 2M1«) ]U begehen, ©er ^}reie- betragt fiir baß ^saljr :Ui. 1, bet birefter poftfreier ßufeubung burd) bie ^erkgßljanblurig 2Jt. M"-
iSarl ^eßnianne Vertag in Berlin W. Sßtatteriiraöe 44 . — ©ebrneft bei Sittmleib in Berlin W. — Sßcrantroorrdd; ftir bie iHebafiton: Pr. 3. g.türem in C'fnn'letienbtti‘fl 5 Scr:in.
II. 3afycjan8
SB erlitt unb granffurt a. 3X„ ben 7. Januar 1897.
Stammet 4.
fas (Brtoerbfgfridit
2tTittheilung<m bes Derbartbes beutfcfyer (Sewerbegeridjte.
5RebaItion8au6fd&uj}: ©tabtrat^ Dr. |lefdf in granffurt a. SR. unb 3Ragifirat8=a|feffor ®uno in SBerlin.
Ü|r(i4 1 |V«ri.
Koftcnfteie ©eilage jur „Sojialen ©raji«".
(frf^rinl «m rrflra ?«nnrrft«| fffr« }ß«n*ts.
©arl £epmann 8 ©erlag, ©erlin w., 3 Wauctftr. 44 .
Herausgeber:
Dr. JU
8 tU e fQr bie «Rebaftion be« „©ewerbegertcht«" beftimmten Senbungen bittet man $u abreffiren: An Herrn SJlagiftratS.Affeffor ©uno, ©erlin W. ( ABormfer ©tr. 2 .
Sf^tritreiiiung
Sit eine ßufage a&l% bäß ber Ar*
. beiter ttacb beenbigter gebleit noch
eine beftimmte ßeit beim Behrmeiftcr
bleibe? (©eroerbencrid)t Stuttgart.)
SBitb ber ©auimternehnier bureb ben
»om Kolomtenführer gefchloffencn
©ertrag unmittelbar ben Arbeitern
gegenüber »erpflichtet? Können bie
Arbeiter öom ©ertrage jurüeftteten
unb SdjabenSerfap forbeut, wenn ber
Arbeitgeber bie Sebtngungen be«
©eTtrageo einteilig änbert? (©etoerbe*
geriet Stettin.)
3 ft bie ©ntlafjung eine« Arbeiter«
wegen Sufpatfonimen« gerechtfertigt ?
(©ewerbegeriebt Königsberg i. ©r.)
05 et)ört ein lljicrbänbiger in einer
üNcnagcrie 311 ben „qetoerblichcn
Arbeitern“? 3 'm ©ejahungSfaüe, —
ift er ben im §. 133 » ber ©croerbc*
orbnung be^eiebneten höheren An*
gefledten beijujäblen? (AeidjSgericht.)
(fcinigungsätnter.33
©Inigungöamter im £afenftreif in
Hamburg unb in ©renten.
©utadjtcn unb Anträge.33
Anfprudj be« Arbeiter« auf ein 3 cu fl*
ni§ über ©htlidjfeit. ©lenarbefc&lufj |
be« ©ewerbegeriebt« Hanau.
i&Ugemeincs über ©r®*rbegertdjU
unb |lrbeitsn*rtratj.34
Sobnjablung unb ©egentedj*
n u n g. ©on ©tabtratb Dr. © 0 e t b e e r,
©orftfeetiber be« ©eroerbegeridjt« Kiel,
8J*rbnnbu-llngeUgtntjtittn .... 36
©eitrittSerflarungen.
gittcrutur.36 j
äöolff, ®er §abrifar 6 eiter unb feine |
redjiltdje Stellung. j
SnbnltSangaben ber „©ojiaten ©raji«". |
Abbrutf fammtlicber Arttfel ift 3 «tungen unb 3 *itf<h*ift*n geftattet, jebodj nur
mit ©oller Quellenangabe.
tUdpfpredfiing.
üntjali
.. 20
3 ft eine3ufage gültig, bah ber Arbeiter nach beenbigter
Setjrgeit nodj eine beftimmte 3 c it beim Sehtnteifter bleibe?
(Urtbeil bcS ©emerbegcrichts Stuttgart, ©orfifcenber Dr. Hartenftein).
2ie Klägerin ift bei ber ©eflagten eingetreten, um baS ©ügeln
(glätten) ju lernen. Unter Anberem ift in bem fchriftlichen flehruertrag
beftimmt: „2ie ©. $. (Klägerin) macht jicf| int ©inocrfiänbnih ihres
©aters »erbinblich, nach beenbigter Sehrjeit 3 wei 3 ö h rc als ©iiglerin
bei K. 9t. (©eflagte) ju »erbleiben, unb nach Ablauf biefer Seit in gar
feinem Konfurrenjgefrfjäft Arbeit ju nehmen, bei ©ermeibung einer an
K. 9t. fofort 311 eutrichtenben Konuentionalftrafe »on 100 JL unb fo»
fortiger Aufgabe ber betreffenben Stellung, unb gelten biefe ©eftim»
mungen gleichfalls im $afle eine« freiwidigen ober unfreiwilligen Aus¬
tritts/ 2ic Klägerin bat ©ntfehäbigung »erlangt, weil bie ©eflagte
ihren ©erpflicfjtungen nicht nachgefommen fei. 2 ie ©eflagte erhob
SBiberflage auf bie 100 JL, weil bie Klägerin bie jmei 3afjre nicht
auSgehalten habe, funbern unter falfdjer ©orfpiegelung bie ©eflagte
bewogen höbe, fte gehen ju laffett, unb weil fte in ein anbereS ©efchäft
getreten fei.
2ie SBiberflage mürbe abgemiefen mit folgenber ©egrünbung:
2ie ©eftimmung, baß bie Klägerin 3 i»ei Soh^ ber ©e-
flagten bleiben muffe, roährenb bie ©eflagte feinerlei ©erpflichtung
übernimmt, fie folange 3 u behalten, »erftöfet gegen §. 122 ber ©enterbe»
orbnung, wonach bie KünbigungSfriften für beibe Jhcilc gleich fein
müffen. ®iefe ©eftimmung ift oerlefct, wenn nur einem 3:f)eil auf längere
Seit baS Künbigungsredjt abgefproefjen ift. 3fl bie Sefiimmung bes
©ertrags ungültig, fo fann wegen ihrer ©erlefcung auch feine Kon»
»entionalftrafe geforbert werben. Soweit ftch aber bie SBiberriage
barauf fiüfet, bafe bie Klägerin in ein anbcreS ©efchäft getreten fei, ift
baS ©emerbegeridjt jur ©ntfdjeibung nicht juftänbig (§. 3 Abf. 2 beS
©ewerbcgerichts=©efepe§).
A3irb ber ©auunternehmer burch ben »om Kolonnen»
führer gef^loffenen ©ertrag unmittelbar ben Arbeitern
gegenüber »erpflidjtet? Können bie Arbeiter »om ©ertrag
$ur fief treten unb Sch ab enSerfafc forb cm, wenn ber Arbeitgeber
bie ©ebingungen beS ©ertraget einfeiiig änbert? (Urtheil beS
©emerbegerichtS Stettin, ©orfipenber Affeffor Saubünger, unb beS Sanb»
gerichtS Stettin.)
I. 2er aJtaurermeiftcr A. h«t int §erbft unb SSinler einen großen
©eubau (©cfbau) aufgefübrt. 2ie Kläger haben jufammen mit bem
Steinträger ber in einem ©orproieffe geflagt hat, unb bem Kolonnen^
führer SB. bis jum 20 . 3unuar 1896 bie Steine für biefen ©eubau hoch»
getragen. SBegeu biefeS Steinetragens hßüc ber ©eflagte mit bem
Kolonnenführer SB. einen fürstlichen ©ertrag »om 21 . ©ouember 1895
gefthloffen, in welchem eS ^eißt:
^ber Steinträger A3, übernimmt bie ©eförberung ber Steine
unb beS SRörlelS auf bem Neubau nach allen ©läfeen unb
Stellen, bic ifjm »oti Herrn A. bejw. beffen ©ertretern an»
gewiefen werben. SB. h^i bafür 31 t forgeu, bah nie HRangel an
Steinen eintritt, muh nlfo bementfprechenb Beule anftellen. 2 ic
»on bemfelben angeftellten Beute müffen ficifeig, nüchtern unb au*
ftänbig fein, unb foll Hmo A. refp. beffen ©ertretern baS ©edjt
juftehen, bie fofortige ©ntlaffung ber fidfe ungebührlich benehmen*
ben Beute her&eigufiihren."
AIS ©reis ift auSgemad^t 1,40 JC für je 10(X) in ben Keller ju
liefernbe Steine, 1,60 JL für bie in baS ©rbgcfchoh 3 u liefernben unb j.e
eine SKarf mehr für bie in eine fyöfyeve ©tage 511 beförbernben, alfo
2,60 JL für bie erfte, 3^o JL. für bie $meite, 4 ,00 JL für bie briltc ©tage
unb 5,60 JL für ben Stempel. 9tachbem bie ©ingmauern unb bie jehm
jöDigen SBänbe fertig waren, lieh ©eflagter bie fünfeötligen SBänbe, baS
ftnb 311 m groben Sbetle bie feine ©alfen tragenben SBänbe, mauern.
SBegen biefer SBänbe wollte er nunmehr, wie er angiebt, um ber
Schwierigfeit ber ©erechnuug ju entgehen, einen für ade ©tagen
gleichen 2urchfchnittSpreiS »on 2 , 6 o JL beji». 2,70 JL. »ereinbnrcn. Segt
man ben ©ertrag 311 ©runbe, fo würbe, ba hier Keller unb 2ach weg-
faDeu, fich ein 2urchfchnittSpreiS » 01 t 3, 10 .*L (l,co 4 - 2 ,eo + 3,60 H- 4 ,eo
= 12 , 40 ) ergeben. Kläger beftanben auf einem 2ur<hfchniitSpreife »bn
3 ,io JL. t falls nicht etagenmeife bc^afelt werben [öde. 2a fich ber ©c-
flagte 3 U biefem ©reife nicht oerftchen wodte, legten fic am 20 . Sßnuar
1896 bie Arbeit nieber. — Kläger behaupten, bah He berechtigt gemefen,
»om ©ertrage 3 urücf 3 utreten, ba ©eflagter feitierfeits fiefj geweigert habe,
ben ©ertrag 3 U erfüdeu. 2 a feine Seigerung unbegrünbet fei, habe
er ihnen ihren Schaben 5 U erfefcen. S)a fic arbeitslos geblieben, hätten
fie baS 3 U »erlangen, was fte auf bem ©au uerbient haben würben,
wenn ihrerieits ber ©ertrag hatte erfüllt werben lönnen. Sie hätten
minbeftcnS noch eine SBodje Arbeit gehabt unb ntinbeftenS noch je
28,50 & »erbient. — 2er ©eflagte begehrt Abweifung ber Klage. Seine
©inwenbungen gehen bahin: 1 . ©r habe adein mit SB. 3 U thun, biefer
habe auch ben ©ertrag adein unterfdjrieben; 2 . ber ©ertrag Bejiefee
fid) nicht auf bie fünf^öQigert SBänbe, wegen biefer habe er ftets be*
jonbers accorbirt; 3. ben Klägern habe nach §• ^24 ©ewerbeorbuung
ein ©runb aufjuhören nicht 3 ur Seite geftanben. ©eflagter hat auf
ridjtcrlicheS ©efragen 3 ugegebeu, bah bie SWarfen 3 ur Snoalibitäts*
unb AlterSuerficherung geflebt habe.
©rüube. 2aS ©ericht hat 3 unächft »on Amtswegen feilte 3 U *
ftänbigfeit 31 t prüfen, bie 311 »erneineu gewefeu wäre, wenn SB. als
felbfiflänbiger Unternehmer 311 gelten hätte. 2ic 3aftänbigfeit war ju
bejahen, ba ber in 9iebe ftchenbe ©ertrag nicht als ein SBerfuerbingungs*
»ertrag, fonbern als eine locatio conductio operarum (Accorbüertrag)
auf 3 ufaffen ift. @S ift im ©augewerbe üblid), bah Stciuträger* imb
31
Da« ©eroerbegericht. ©Kttfjeilungert be« ©erbanbe« beutfcher ©erocrbegeridjte. Rr. 4.
32
©ufcörbeitcn im ©ruppenaceorbe ^ergcfteQt werben (oergl. Guno,
Arbeiter ober Unternehmer? Slätrer für fociale $raji« 1894 Seite 146).
Da« fließt nicht au«, baß im Gingelfaße ein SBcrfuerbingungßoertrag
oorliegcn fann. aisbann muß aber auch gu erfennen fein, bafc ber
mit bem Bauherrn abfdjlteßenbe thatiädjlich feiner gangen Stellung
nach al« ein Unternehmer angufehen ift. Da« ift oorliegenb nicht ber
gall. SB. ift mit ben anbercu Steinträgern ins gegangen, hat
alio feinen Untern e hm er gewinn gehabt, Gr nennt ftd) fribft im
©ertrage „Steinträger". Seine gange Grfcheinung ift bie eine« ge»
wohnlichen Arbeiter«, ber nicht int Stanbc erfd)eint, eine gröbere Summe
felbftftänbig gu gahlen. SBie bie ©erhanblung ergab, hat er fdjon
früher bei ?l. als einfacher Steinträger, nicht einmal al« „erfter ©?ann",
gearbeitet, ©orliegenb fäüt außerbem in« ©ewidjt, bafj ber ©eflagte
bie Warfen gefleht hat. S3aren Äläger nicht ieine Arbeiter, fonbern
Arbeiter be« 28., fo ging ihn ba« gar nicht« an. außerbem hat er fid)
auch ein Gntlaffung«red)t oorbehalten. SB. hat ben ©ertrag oiclmehr
für feine fßerfoti unb zugleich al« ©ertreter ber Kläger unter)chrieben.
©er Unternehmer hat hier, wie flet«, ber ©equemltdjfcit halber nur mit
bem ftolonnenführer oerhanbelt, ber bie einjelncn Steinträger fennt
unb an ber $anb hat. Späteren« burch (Eintritt in bie Arbeit traten
biejenigen ftläger, bie bei ber erften ©erbanbtung mit SB. noch nicht
gugegen waren, bem ©ertrage bei (cf. wegen ber 3uftänbigfeit«frage
hinfidjttich be« aufpruche« einer Steinträger*#olonue auch ba« bie 3u*
ftänbigfeit be« ©eroerbegericht« anerfennenbe Urtheil be« Banbgcridjt«
Seipgig uom 25. Cftobcr 1894, Sociale.SrajiS 1895 Seite 131). ©er
©ertrag lä&t nun feinen 3 e U cI baran, ba& fi<h bie oereinbarten Sähe
auf alle SBänbe beziehen füllten, Die Steinträger haben bie Steine
nach allen Stellen unb ©Iahen gu bringen, bie ihnen angegeben werben,
©ie SBeigerung ber flläger, für ben billigen ©urchfcfjnittSprei« oon
2,70 •*. gu arbeiten, war bcsljalb begrünbet, benn ba ©eflagter bie Gr*
füüung be« ©ertrage« feinerfeit« weigerte, fonnten auch Kläger non
bemfelbcn juriieftreten. ©ie SBeigerung be« ©eflagten, bie gictnlich ben
©hat&fftanb be« §. 124 3iff« 4 erfüllt, beruht auf grobem ©eridjulbcn.
Rach §. 285 J. 5 Allgemeine« Banbrecht hat berjenige, ber bei Grfüßuttg
be« ©ertrage« feine Pflichten au« grobem ©erfehen oerlcht, bem Änbcrn
ba« gange 3ntercffe gu oergüten. §. 410 I. 5 allgemeinen flanbred)ts ftebt
nicht im SBege (cf. ©ernburg, ©rioatrecht, britte auflagc Seite 61
Rote 9). Da& bem auf ©runb be« §. 124 ber ©ewerbeorbnung 3urücf-
tretenben eine flohnentfehäbigung bi« gum ablauf ber ©ertrag«geit gufteht,
ift in ber neueren ©raji« anerfannt. (Urtheil be« Sanbgeridjt« I
ffierlin oom 5. Cftober 1892, ©lätter für Rechtspflege im ©egirf be«
ifammergericht« ©anb Ul Seite 115.) 0b aber ein ©rbeitgeber ben
arbeitet baburd) gum auf hören gmingt, bafj er an bem oerbienten
Bohne einen abgug macht, ober baburdj, bah ec fi<h tm Saufe ber
arbeit weigert, pro futuro bi« gum Schluß ber ©ertrag«geit ben au«*
bebungenen Sohn gu gahlen, ift im ©runbe einerlei. 3« beiben gäHen
ift ba« ©erfehen ein grobe«, unb bie Sachlage gang gleich gu beur¬
teilen, mag ber Rücftritt au« §. 124 3*ffer 4 ©ewerbeorbnung ober
auf ©runb ber lanbeSrechtlichen ©eftimmungen erfolgen.
II. ©ie eingelegte ©erufung ift burch Urtheil be« königlichen
fianbgericht« gu Stettin, IV. Gioilfammer, oom 29. September 1896
oermorfen.
©rünbe. ©0 fönnte fraglich fein, ob bie Kläger al« gewerbliche
arbeiter angufehen finb unb baher ba« ©ewerbcgericht überhaupt gu^
ftänbig ift. ©ie« ift gu bejahen ©ie Kläger fmb al« Steinträger
immerhin ©ehiilfen im ©faurergeroerbe, wenn auch nur ©efjülfen oon
untergeorbneter ©ebeutung, oljne erhebliche tcchnifd^e Äenntniffe.
3n ber Sadie felbft ift bie ©ntfdjeibung be« ©eroerbegerid)t« für
burchau« gutreffenb gu erachten. Unter Serüdfidjtigung ber gangen
Sachlage unb ber ©crhältniffr, wie fie bei größeren ©auteu gwifdjen
bem ©auherrti unb ben ©auarbeitern uotorifch obwalten, ift angunehmen,
bah SB- beit ©ertrag oom 25. Rooember 1895, fowoljl für fich wie aud)
al« ©efchäftfiführer ber erft noch „angnfteflenben* Beute mit bem ©eflagten
abgefchloffcn hat, bah bie Kläger fobann biefen ©ertragSabfchlufc gum
©Knbcftcn baburch, bah fl* unter ben feftgefefeten ©ebiugungen bie
arbeit aufnahmen, genehmigt unb hiermit ben ©ertrag gu einem aud)
für fic oerbinbIid)cn gemad)t haben (§§. 142, 143 I. 13, §§. 59, 69 I. 4
allgemeine« ßanbrccfjt. Reichsgericht ©anb 10 Seite 257). Gine Stüfcc
für biefe annahnie, wenn aud) nicht oon entfdjeibenber ©ebeutung ge»
währt ber Umftanb, bah ber ©eflagte in bem ©ertrage ftd) ba« Recht
oorbehalten hat, „bie fofortige Gntlaffung ber ftd) ungebührlich be»
tragenbeu Beute" herbeiguführen, fowic bie fcftftefjenbe 2hatfad)c, bafj
ber ©eflagte ben ftlägcru bie SRavfen für bie ^aoalibität«» unb alter«*
oerfidjerutig in ihre harten cingcflcbt hat unb bah bie Kläger in 21 n*
fehung ber Ringmauern unb ber gehngöDigeu SBänbe bie im ©ertrage
feftgefepteii Böhne gcgaljlt erhalten hoben, ^ternad) ift alfo ein oertrag*
lidje« ärbeit«oeihältnih gwifcheu ben ©arteien IjcrgefteHt unb bie ©affiu«
Iegitimatioit be« ©eflagten uidjt gu begmcifeln.
l Sei ©eurtheilung be« RechtSgrunbe« ber eingeflagten anfpriidie
Iaht fich in ber Gntfdjribung be« ©ewerhegericht« eine irrige auffaffung
nicht erfennen. Rach bem SBortlaute in ber gaffung be« ©ertrage«
fmb bie bort feftgefc^ten Böbnc für bie onnenmänDc nicht auögeichloffen
worben, ©ine in Stettin etwa herrfdjetibe abwcichenbe Uebung fann
in btefer $inficht gegenüber ber fchriftlidjen 3BiHeii«oereiubarung, wenn
fte crforberlichcn gall« burch Slu«leguttg be« ©ertrage« gu ermitteln
j ift (§§. 266, 267 I. 5 allgemeine« Saubrecht) tiidjt in« ©emidjt fallen.
; 3nfoferti nun ber ©eflagte, wie erwiefnt ift, fid) geweigert hat, ben
j Älägern in anfehung ber ^mtenwänbe weber bie für bie eingelnen
I ©tagen au« bem ©ertrage h^raorgeheubeu Böhne noch einen hiernach
! gu berechnenben ©urd)fchniti«lohn gu gewähren, hat er bie thatfäcfjliche
Unterlage bafür gegebfn, baß gu feinen Ungunfteu ber §. 124 ©ewerbe*
orbnung unb § 285 1. 5 allgemeine« Banbrecht gur anwenbung fommen.
3ft bie Gntlaffung eine« arbeiter« wegen 3aipätfommcn5
gerechtfertigt? (Urtheile be« ©ewerbegericht« Äönig«berg t. ©r.;
©orftpenber Stabtrath ©ol)l)
©erncint bei einmaliger ©erfpätung in folgcubcm Sari: Gin
arbeiter murbe oon einem SRaurermfifter, auf bcffcit ©au er mit brm
fragen oon Äalf befchäftigt war, fofort emlafien, weil er 10 ©iinuten
nach 6 Uhr SRorgen® gur arbeit erfcfjicn. 3)cr arbeiter bcaufprucht
ben Bohn für ben 2ag ber Gntlaffung. 2^a bie arbeit unfireitig
bereit« um 6 Uhr SRorgeit« beginnen tollte unb bie anberen Rrbeiter
fid) auch fdjon, als Kläger erfchieu, bei ber arbeit befanbeu, erachtete
ftch ©cflagter gur fofortigen Gntlaffuug be« ftläger« für beredjttgt, ba
— wie er au«führte — anbernfaO« jebe XiSgiplin aufhören würbe. —
Da« @ewerbegerid)t ocrurtheilte ben ©eflagten nach &cm Älagcantrage,
ba eine einmalige ©erfpätung oon etwa io ©Knuten nidjt al« wtber»
rechtliche« ©erlaffen ber arbeit angufehen fei.
©ejabt bei wteberholter ©erfpätung in folgenbent ^aü: Xer
Äläger (^rtfeurgehilfe) behauptet, baß er oon bem ©eflagten (©arbicr) ohne
Ginhaltung ber ocrabrcbetcn breitägigen ftünbigungSfrift unb ohne gefep«
liehen ©runb entlafien fei unb beantragt, ben ©eflagten gur Zahlung be«
Bohne« unb ftoftgelbc« für brei Jage gu uerurthcilen. Sfläger würbe
mit feiner Älagc abgewiefen, ba bie ©eweisaufnahme ergab, baß ber
©eflagte bem Äläget bei bem Gngagement mitgethcilt hat, baß bte
arbeitSgeit in feinem ©efehäfte um 5 l /s Uhr SRorgeu« beginne, unb
Äläger felbft gugegeben hat, troh mehrfacher ©crmarnmrg mict>erf)olt
erft um 6 3 /* Uhr gur arbeit erfchieneit gu fein. 3« biefen wtebcrholten
erheblichen ©erfpatungen faf) ba« ©ewerbcgericht eine beharrliche ©er=
Weigerung ber bem SHäger nad) bem arbeit«oertragc obliegcnbcn ©er»
Pachtungen, bie ben ©eflagten gur Gntlaffung be« Kläger« ohne uor*
aufgegangene Äüubigung gemäö §• 123 Rr. 3 ©ewerbeorbnung be¬
rechtigte.
©ehört ein Dhierbdnbiger in einer ©tenagerie gu ben
„gewerblichen arbeitern"? 3ni ©ejal)ung«faUe, — ift er
ben im §. 133a ber ©ewerbeorbnung begegneten höheren
angeftellten beigugählen?(Urtheil be« Reidj«gericht«, VI. Gioilfenat.i
Der Kläger war bei einem ©fcnagcrtebeftfjer al« „dompteur‘‘ ange¬
nommen. Seine arbeiten beftanben einerfeit« in ber 3^hiaung unb
abrichtung oon witbeu Dhieren unb anbererfeit« in beren ©orfiihruiig
bei ben SchaufteDungen. SU« au« biefem ©erhältnig ein Streit eutftanb,
hat ber „dompteur^ bte begügliche Älage beim Sanbgericht Hamburg
erhoben. Der ©eflagte hat oerlangt, bafe ber Rechtöftreit oor ba« ©e*
werbegericht oerwiefen wirb. Der Streit ift bt« an baß Reichsgericht
gebracht worben unb ba« ßeßtere hat burch Urtheil oom 21. ©?ai 1896
(Gntfcheibungen be« Reid)«gericht« in Gioilfachen ©b. 37 S. 66) fid)
für bie 3aftänbigfeit ber orbentlichen ©eridjtc außgefprochen.
au« ben ©rünben. S53a« gunächft bic Beiftungen bei Den Schau 1
fteflungnt anbelangt, fo fönnen biefe feiucSfaöS al« folchc eine« im
©fenageriebetriebe befchäftigten „arbeiter«" augefehen werben. Soldic
SchouftcHungen begwedfen, bem fßublifum gu geigen, in welchem ©rabc
wtlbe Dhiere ber ^errfchaft be« Sfenfdjeu unterworfen werbe::
fönneu. 0b man bei berartigen ©orführungen oon einem tjö^cren
wiffenfchaftlidhen 3ntereffe fprecheti bürfc, fann begtoeifelt rocrbcn;
jebenfaU« läfet ftch aber nicht fagcti, ba& babei ber ©orführenbe
gur fterftcllung eine« ©ewerbßcrgeugniffe« bc« ©tenageriebefißer« mit*
wirfe, oielmchr hanbelt c« ftch im SBefentltchcn barum, gu bciocifeit,
welche ^errfchaft gerabe ber betreffenbe dompteur für feine ©erfon
über bie Dh^re erlangt. SBie bet ©orfteßungen oon Schaufpielem,
Sängern u. j. w., bie nicht gu ben arbeitern unb ©ewerbßgehilfeit be«
Dhcaterunternehmer« gerechnet werben fönnen,*) liegt ber Sdjwcrpunft
auch hier in ber ©orführung ber eigenen Seiftung be« dompteurs. —
Soweit bent Älägcr obgelcgen hat, bie Dfmre gu gähnten unb gur ©er*
*) Da^ bem fo ift, hat ba« Rcidjßgericht bereit« in einent älteren
j Urtheil oom 21. ©?ärg 1987 iGntfdjciDitngen be« Reichsgeridit« ©atib 17
I Seite 86) angenommen.
33
Bai (Dewerbegeridjt. SRittbeiluitgen bei Berbonbei beutfd§er ®etgerbegert<hte. 8Rr. 4.
roenbutig bei Borftedungen geeignet gu machen, befianb bagegen feine
Stiftung atterbingö in einer Bearbeitung bei SRaterialS, welche* ber
Beflagte in feinem Gewerbebetrieb benufct. allein hierauf fann ent*
fchetbenbei ®cwi<ht fdioit beiljalb nicht gelegt werben, weil biefe arbeiten
fleh im ©efentlichen nur als Borbereitungen für bie BorfteQung bar*
flellen, in benen ber Kläger bie BfRere oorfüljren foQte. Sie füllten
babei an feine $erfon gemahnt unb angelernt werben, ihm 311 ge*
horchen. aber auch wenn man biefe 3 ^bmuitg ali eine felbftftänbige
Arbeit gu betrauten mürbe ftch baraui nitbti für bie guftänbig*
feit bei Gewerbegerichts ergeben. Bie 3ähmung unb abriebtung grober
■Baubtbierc fefct einen h°hen Grab perföulichen SRutfji unb förper«
lieber Kraft unb Gewanbtheit, eingebeube Äenntnig ber einzelnen £&icr*
Gattungen unb ber fpegieQ gu bebanbelnben Bhierinbioibuen uorauS.
Bie (Erwerbung biefer Kenntnis erforbert eine befonbere, feineimegi im
allgemeinen bei jebern normalen HRenfchen oorauSgufefecnbe Befähigung
fomie bauernbe eingebenbeBefcbäftigung mit Bbteren ber fraglichen art.
3ugleid) ift bie Stellung bei Bbierbäubigeri eine oerantwortungiooQe,
ba bai ibm anuertraute SWaterial mertbuou ift unb fein ©erth bureb
bie Bcbanbluug wefentlicb erhöbt ober oerringert werben fann. HJ?it
Bücfficbt herauf muf} für ben Betrieb einer HJtenagerie, welche nicht
tbloi begroeeft, ben Befud;ern ben anblitf ber Bljiere gu oerfchaffen, in
ber biefe oielmehr auch einer abriebtung gum 3‘oecfe befonberer Schau¬
stellungen unterworfen werben, bem £f)i cr bänbiger eine Stellung guge-
fprodjcn werben, welche mit ber einei ©erfmetfterS ober einci mit
höheren tedjnifcben Bienftleifiungcn betrauten angefteKten in anberen
Gewerbebetrieben auf einer Stufe fleht. ds feblägt baher iufoweit jeben*
lad* bie auinahmebeftimmung im gweiteit abfa^e gum §. 2 bei GefefceS
00 m 29. 3uli 1890 hier ein.*)
CEinitjttttgsn tntcr.
©inigiuiaSnittter int §afcnfhrrif in Hamburg unb in Bremen.
<5nbe SRoocmocr traten fajt gleicbgeitig bie Scbauerlcute §amburg£
unb Bremens in Streif. 3n Bremen würbe ber Borfcblag bei
<9eroerbegerid)t£*Botiifcenben, bai dinigungiamt angurufen, oon
beiben Seiten angenommen unb ei gelang, ben Streif in
feinen erften Anfängen gu beenbigen. Sn Hamburg würbe oon
iortigen Honoratioren, baruuter aud) bem ©ewerbegeridjti-Bor*
fifcen& cn ' ein Schiebigerichl£*Borfchlag gemacht; berfelbe würbe
001 t ben Arbeitern angenommen, oon ben Unternehmern aber ab*
^erotefen. Ber Streif ^at in Hamburg alle Kategorien oon Hafen*
Arbeitern unb auch bie Seeleute ergriffeu. (Sine BarfteHung bei
Bremer dinigungiamts hot ber bortige Borfifcenbe in Sfcr. 11 ber
„Sogialen BrayiS" gegeben, wofelbft ($r. 10 nnb 11) auch bie
.Hamburger Streitigfeiten oon Unternehmer* unb arbeiterfeite aui
Jbefprocbcn finb.
(ßutadjten unt) Anträge.
Itfpntch bei Arbeiters auf ein über Gbrlitbfeit $lenar*
bei ©ewerbegerichti *§mnau. Bie Frage, ob ein Arbeiter ber
doelmetall*Brand)e berechtigt ift, oon feinem 2lrbeügeber ein 3eugnif}
über feine (Shrlidjfeit gu oerlangen, b<U bai ©ewerbegerid)t H an <*a
in einer Blenar*Sifcung unter Teilung bei Borfifcenbcn, Ober*
Üürgermeifteri Dr. ©ebefd)uf}, gegen bie Stimmen ber arbeitet*
Beifiber oerneiut. Bie ©olbarbeüer H auauS haben ihre Uttgu*
friebenheit mit biefer dntfd)eibung in folgenbem Befchtuf} auibruc!
gegeben:
„ 3 n anbetraeftt, eS eine uubeftieitbare Bljaifadje ift, baS in ber bieftgen
<?belmetall* 3 nbuftrie pfc arbeitet fich in ihren 3 eii 0 tiifjen auch über ihre ©brltd)«
feit auSweifen möffen, unb bafc biefe Sbatfadje fotöoljl bon bem butd» bai Ge*
»erbeflericht ali (£ad)t>crftänbiflen bernommenen Unternehmer ali auch bon
Jänimtlid)en unter ben Beififeexn bertreteucn Fachleuten, arbeitern unb Unter¬
nehmern, auibrudlid) anerfannt morben ift, — ift ei uni unbegreiflich, bah bie
Bfehrheit bei ©eroerbegericbtS, nämlich bie Unternehmer unb ber Jüoriifccnbe,
•entfehieben hat: bie (Ehrlicbfeit gehöre nidjt ,)um Betragen, ber Unternehmer fei
baher burd) bie §§ 113 SIbf. 2 unb 129 ber (Semerbeorbiiung nicht bcrpflichtet,
t>aä ßcnflitifj aud) auf bie ©hrlidjfeit bei arbeitctS auigubehnen. auf Grunb
biefer ©ntfeheibung ift ei bem Unternehmer ermöglicht, einen üödig unfcbulbigen
arbeitet baburd), baf} er ihm nidjti über feine ©hrlichfeit ini ßeuflnife fchreibt,
Ihatfächlich in ben Berbadjt ber Uiiebrlid)feit ju fe^ett unb ihm ein ferneres F.o*t*
Tommen in unferer Branche unmöglich gu machen. Bie Sntereffen ber ^iefi^en
Gbelmetall-arbeiter finb baburch jehmer gefd)äbigt."
Sie uni oon Seiten einei arbeiter*BeifiherS mitgetheilt wirb,
haben bie Unternehmer gegen ben 3 roan 9/ M in bem 3 cu 9 n i&
über bie dhUichfeit auigufprechen. ben praJtifchen ©eftchlipunft
^eltenb gemacht, bafj fie bann gegwungen würben, einem arbeiter
bie @^rLic^fcit gu bereinigen, oon beffen Unehrlichfett fie gwar
*) Bie citivtc Borfdjrift fefct aber immer ooraui, bab ber an*
gefteHte ein Sahre^einfommcn uott wettigfieiti 2000 M. hat; eine Bor*
ausfefcutig, bte in bem erörterten Falle nnfchcinenb unftreitig oorlag.
übergeugt feien, aber bie Beweife nicht Beibringen fönnten. Bern*
gegenüber weifen bie arbeitet barauf hin, haft ei infonfequent fei^
wenn bie Unternehmer oon jebem arbeitet ein 3* u 9 n i& ü6er bie
dhrlichfeit oerlangen, ein folchei aber nur auSfteQen, wenn ei
ihnen beliebe, di fei eine grofee Hä r * c unb Ungcrechtigfeit, wenn
auf eine bloftc Bermuthung hin, bie hoch auch unbegiiiubet fein
fönne, einem arbeiter bie dhrlichfeit nicht bereinigt würbe, wai
thatfächlich auf baffelbe h erau Sfomme wie bie Befchulbigung ber
Unehrüdjfeit. S^ber SKeitfd) habe folange aitfprudh auf an*
erfentutng feiner dhrlid)feit ali Beweife bei ©cgetitheils nicht oor*
liegen. B)ie §§ 113 abf. 2 unb 129 ber ©ewerbeorbttung wollten
bem arbeitet fowie Xi.hrling bie Möglich feit geben, ein 3 eu 9nife
über alle bte Umftänbc gu erlangen, welche für bie Brauchbarfeit
bei arbeiter* maftgebenb finb; bagu gehöre eben nach bem Brauch
in ber dbelmetall*3nbuflrie Hunaui bie dhrlichfeit. ^öiihrung"
unb „Betragen" umfaßten bai gange Berljalteu bei ber arbeit,
mithin auch dhrlichfeit.
jUlgemeitte? übet <Bcinerbegecid)te nnb
^tbeit^aertrag.
Sohttgahfuttg unb ©egettrechnuug.
Bie Frage, ob ei bem arbeitgeber erlaubt ift, bei ber ßoljn*
gahlung eine ©egenforberung in abgug gu bringen, befchäftigt
tagtäglich bie ©ewerbegerichte. aber bis jejjt ift bie SRechtfprechung
felbft innerhalb bcffelben S^echtigebietei burdjauS oerfchieben. dinige
©ewerbegerichle weifen bie 3lufrechnung ohne Söeiterei gurücf,
anbere laffen fie wieber unbefchränft gu, noch anbere machen citblich
bie 3nlaffung ber ©egenforberung oon bereu Siquibität abhängig.
3u bem Bürgerlich'H ©efcjjbnch, weldjei am 1.3unuar 1900
in Kraft tritt, ift bte Streitfrage ettfcfiieben. §. 394 beftimmt hier*
über: „Soweit eine Forberung ber Bfänbung nic^t unterworfen
ift, finbet bie aufrechnung gegen bie Forderung nicht ftatt." di
fragt ftch, ob hiermit neues iHecht gefchaffeit ift ober ob nicht oiel*
mehr bereits geltenbei Stecht wieberholt wirb.
Sßrüft man gunächft bie Beftimmungeu ber Reichs*©ewerbe*
orbnung, fo fagt §. 115 bafelbft bireft: „Bie ©ewerbetreibenben
finb oerpflichtet, bie Üöhne ihrer arbeiler in 3teid)£währutig gu
berechnen unb baar auigugahlen." Btan follte meinen, bafj hier»
burch flar genug gum auibruef gebracht ift, ba& ber ©ewerbe*
treibenbe fich oon feiner Berpflichtung gur auigahlung bei arbeiti*
lohnei nicht burch Kompenfation befreien fann, benn bie Kornpen*
fation ift feine 3.ahfung, gefchwcige benn Baargahluttg, fonbern
fie wirft nur wie eine 3 a hhing („pro soluto compensationem
haberi oportet“, leg. 4 cod. de comp. 4, 31). Ber ©läubiger
erhält nicht bai, wai ec gu forbern hat, fonbern nur ein aequi*
oalent, nämlich bie Befreiung oon einer entfprechenben Sthulb,
wai aber natürlich für ben arbeiter, welcher oon feinem arbeiti*
lohn ben Cebeniuntcrbalt beftreiten foll, nicht annähernb ben gleichen
Sßerlh hab Bafe bie ©ewerbeorbnung jebe anbere Tilgung ber
Üohnfchulb ali bie burch Baargaf)lung hol auifd)liefeen wollen,
mag auch weiter baraui gefchloffen weroen, ba& in gewijfen Faden
auinahmen gugelaffeit fmb (oergl. §. 115 abf. 2, betreffenb Kre*
bittren oon BJaaren, §§. 119a, 134, betreffenb ßohneinbehaltungen
gur Sicherung bei drfa|jei einei aui miberrechtlichcc auflöfung
bei arbeitioerhältniffei ermad)fenben Schabcni u. a. tn.). dr*
freulicherweife hat fid) nunmehr auch bai ^Reichsgericht auf ben
hier oertretenen Stanbpunft gefteHt, inbem ei bireft auigefprochen
hat, baf} burch §. 115 ber ©ewerbeorbnung, foweit nicht aui»
nahmen gefefclich auibiücflich gugelaffeit ftnb, grunbfä|}lid^ jeher
Sohnabgug wegen perföulid)er Forberungen bei arbeitgeberi gegen*
über bem arbeiter unguläffig unb nach §. 146 1 frimincü ftrafbar
ift (oergl. dntfdjeibungen bei Steichigerichti in Straffachen Bb. 26
S. 208 ff.).
Ber gröfete Xheil ber Kommentatoren ber ©ewerbeorbnung
oertritt aber leiber noch bie auf bie SRechtfprechung nicht ohne
dinffufj gebliebene anfidjt, ba& nach abRcht bei ©efefcci — aber
hoch jebenfafls entgegen bem flaren Sortlaut — burd) ben §. 115
bie Frage wegen 3“iaifigfeit ber Kompenfation gar nicht berührt
fei. Jiebigltd) foll bie Borfchrift bai Berbot bei fogenannlen Brucf*
fpftemi gefcfclid) feftlegcn. Senn wir nun biefe anfidjt auch in feiner
SÖeife theilen, fo woüen wir boeb ben Berfud) machen, bic Unguläffig*
feit ber Kompenfation noch anbccweit reidiigefeplich gu begriinbeu.
SJach §. 1 bei Beichsgefetjci, betreffenb bie Bezugnahme be6
arbeiti* ober Bicnftlohuei 00 m 21. Sani 1869 (B.©.Bl. S. 242)
ift bie Befdjlagtiafjme b i arbeitölohnei erft bann gcjtattct, nach*
bem bie Seiftuitg ber arbeiten erfolgt unb nachbem ber Bag, an
welchem bie Bergütung gefcfclich, oertragi* ober gemohnheitimäRig
36
©a« ©eroer&egeridjt. SRitt^eilungen fce« BeromtbeS beutfdjer ©eroerbegeridite. 9tr. 4. 36
jti entrichten mar, abgelaufen ift, ohne bafe ber BerfügungS*
bered)tigte bicfelbe eingeforbert tmt. 2>iefe Beftimmungen fönnen
gemäß §. 2 nicht mit rechtlicher 2Sirfung burch Vertrag au«*
gefdjloffen ober befdjränft roerben, unb im Abf. 2 Reifet eS: „So*
roeit nadj biefen Beftimmungen bie Bef<hlagttahme unguläffig ift,
ift and) jebe Berfügung burch ©effion, Anroeifung, Berpfänbung
ober burd} ein anbereS 9ted)t3gefdjäft ohnerechtlicheSSirfung."
Hietnadj roirb alfo je ber Verfügung, nicht nur fcitenS bee £ohn*
empfängerS, fonbern gleichermaßen aud) feitenS beS ÖohnfchulbncrS
bie redjtlidje ©irffamfeit uerfagt, unb baS Söort „9techtSgefchäft"
ift nad} Abftd)t beS (^efefeeS, roeldjeS einen möglichft roeilgefjenben
Sdjufc beS Lohnempfängers geroährleiftcn will, im roeiteften Sinne
ru oerftehcn. Unter biefen begriff fällt aud) bie Kompenfation.
3luf bie Streitfrage beS „ipso jure compensatur“ fann hier nid)t
näher eingegangen roerben. Sooiel fleht feft, bie Kompenfation
fcfet bie ©rflärung beS ScßulbnerS begro. ©IäubigerS, mit feiner
3orberung aufred)nen gu wollen, oorauS, unb biefe ©rflärung be*
jroecft, baS SorberungSrecht beS ©läubigers aufguheben, unb groar
um beSroillen mcbt weniger, rocil aud) ber Sdjulbner fein öorberungS*
recht oerliert. Stnmer roiQ ber fompenfirenbe Sdjulbner, baß ber
©läubiger nicht baS erhalten foQ, roaS er an fid) gu oerlangen
berechtigt roäre. Nichts anbereS ift aber ein SRechtSgefdjäft, als
bie auf bie ©ntfteljung, ben Untergang ober bie Beränberung oon
Rechten gerichtete BrioatroillenSerFtärung (oergl. B*inbfd)eib
I. §. 69). ©S beftebt alfo fein Hinberniß, auch bie Kompenfation
in biefetn Sinne als ein $Rect)t*ge|chäft aufgufaffen. Mithin ift
reichSgefcfclich bie Kompenfation gegen bie Lohnforberung nur
unter benfelben BorauSfcfcungeu roie bie Befd)lagnal)me guläffig.
Unb mit nollem 9ted)t! ©>enn bie Kompenfation wirft !aum anberS
als bie Befchlagnahme. Sehr richtig bewerten in bicfer Hinficht
bie SRotioe gurn §. 288 (jeßt §. 394) beS bürgerlichen ©efeßbud)S:
„©$ roäre an fid) fchon eine Sufonfeguen^, menn, obrooijl baS
©efeß eine Sorberung ber ©jefution entzieht, bem Sdjulbner ge*
ftattet roäre, gegen eine foI<he Sorberung eine ©egetiforbcrung gur
Aufrechnung gu bringen unb auf biefe feeife, ähnlich roie im s Bege
ber ©g'efution, ben ©laubiger gu groiugen, fich in bie $Rid)t*
befriebigung gu fügen. ©S macht fid) beSfjalb ber ©haraEter
ber Aufrechnung als einer auf pofitioer gefeßlidjer 3ulaffuiig
beruhenden, bem ©läubiger aufgegroungenen befriebigung geroiffer=*
maßen als Sclbftejefution gellcnb."
hiernach fomme id) gu bem Schluß baß, falls bie Kompen*
fation nid)t fchon burch §. 115 ber ©eroerbeorbnung unbebingt
oerbolen fein foDte, foroeit nicht beftimmte Ausnahmen gugriaiien
finb, biefelbe nach bem SReichSgefefc, betreftenb bie befchlagnahmc
beS Arbeitslohnes, hoch nur unter benfelben befebränfungeu, roie
bie bcfdjlagnahnte guläffig ift; b. h- Jbcr Öohnfchulbnec fann nur
bann fompenfiren, roenn bie Arbeit bereits geleiftet unb ber
3ahlungStermin abgelaufen ift, ohne bafj ber Arbeiter feinen Sohn
geforbert hat-
Stiel. _ Soetbeer.
Uecbanb^angeicgentjdten.
^)cm Sftbiulf finb beigetreten: ®aS ©eroerbegericht 2:rier unb
baS ©eroerbegericht für ben StabtfreiS ©ffen a.'Si
ettterotur.
^5er fjabrifarbeiter unb feine rechtliche Stellung. SSon ©. ÜÖotff,
SSorüb^bem beS ©eroerbegerichts Dffenbach. 5$ran!furt a.
§. Söechholb. ißreiS 2 JC. flO ©rempl. 15 JC).
2 )ie Heine Sirift enthält eine Buf^nimenitenunfl ber bie red)tlirf)c Steflung
beö ^nbrifarbeiterö regelnbcit gefc^Iidjcn ©eftimniunfien, cinfAlieblicb Set auf bie
8 (rbeiteröerfi(beiung beaugli^en. 3 ,n Söefentlidjen toerben bie Sltorte beä ©efeöeS*
tertefi miebergegebett, felbftnnbige 8 lu^fült)nmgeit finbett fid) nur üereinjelt. SbaS
SSerbienft beö SBerfafjerö ift bie überficbtlicbe (Sruppiruiiu ber in ben üerfctjiebenen
©efefcen jerftreuten ^eftimmungen 3 . 33. betcr, tneltbe auf bie ^ompetena ber
(ttetuerbegeriebte bon (^iitflub fntb. S>ie 33orftf)riften beö ^ÜTgcrlicben Öefcbbucbeö
finb berücffid)tigt. 3luf©eite]6 ift bei CrTtthifntung ber 8lufrecbnung gegen ?obn*
forberungen, § 394 beö 33iirgerltcbcn C^efepbudjeS, nidjt beamtet, »elcber bie 3Iur<=
redjttung gegen foId)c gorberungen, bie, wie bie Voljnforberung, bet fPfanbung
nicht untermorren finb, nnterfagt.' (®gl. ben Stuffab üon «Soetbeer in bicfer 9?ummerj.
9iur inforoeit finb Jünftig 'itb^ige ffir mangelbnfte Vlrbeit julftfftg, alö ber Slrbeitgebcr
fid) auf mangelnbe (Erfüllung ber Verpflichtung beö Arbeiters beruft (§. 3^0
beö Bürgerlichen ©efebbudjö.) g-ür Arbeiter unb Arbeitgeber, bie fidj fdtnell über
ihre 9ied)tÖpflicbtcn orientiren tooücn, ift bie Schritt geeignet.
$)ie gleichseitig hienntt ausgegebene fRr. 14 ber ©odjenfehrift
„Sogtale IfajtS, ©entralblatt für Sogialpolitif" enthält;
4)ie geh^itnen Stonbuitcnliflen. SSon ^rioatbogent
Dr. 3- Softroro; ®ie ©ntroiirfe einer Stäbteorbnung unb
einer l'anbgemeinbeorbnung für §effen*SCaffau. Son Stabt*
rath Dr. Alefch; ^)ie neuen 33auorbnungS * ©nmbfäbe
im Königreich Sachfen. SSou Dr. jur. K. o. 9Rangolbt.
—- Snlrafttreten beS 9teich^-SörfengelebeS. Selbftauflöfuug
beutfdjer ^robuftenbörfen; Ceffentliche lanbroirlfjfchaftltc^e
Vorträge im Streife Xeltoro; Kommiffion oon geroerblichen
Sachoerftänbigen für ©h* 00 un ^ Sapan. — Petition
helfen * naffanifcher ©aftroirthe gegen ben AuSfdjlufj oom
Sürgermeifteramt in ben ©emeinbeorbnungS * ©ntmürfen;
®olfs6anfmähige AuSgeftaltung ber Sprottauer Krcis-Spar*
faffe; Stäbtifcffe ArbeitSnachroeife; Sefretariat ber fogialiftifd)en
©emeinberätbe Belgiens. — Schroibarbeit in ber Wiener
Schuhiubuftrie. — grauenberoegung in ©nglanb; 3 r aaen-
petition um 3 u l Q ff un 9 ber Serliner Armenflcge; ©e=
meinbepflcgerin in $ofen. — ©eroerffdjaftliche ArbeitSlofen*
Unterftiibung in Qranfreid). — Koalition ber Arbeitgeber
ber berliner Klempnerei 2 C. — Weunftuubentag im öfter*
reichifchen ^uchbrucfer*©eroerbe; Arbeilerfchub bei Staats*
arbeiten in Safel. — SHedjnungSergebniffe ber beutfefjen
3noalibenoerfi^erung; iöerufSgenoffenfchaftliche Unfalloer* ;
hütung in 93raunfd)roeig. — Kurfe über Armenpflege in ;
Berlin. — Anonijmität in Söerlincr Cbbad)Iofen*Afplcn..
Aus bem Snhalt ber lebten 2)egembernummern ber „Sogialen
s $rajiS" feien folgenbe Aufiäpe h^orgehobeu: Strife unb ©ini* j
gungSamt in Hamburg unb in Bremen: I. ’X'ic ArbeitScerhältniffe im j
Hamburger §afeu. S3om SRcichlagSabgcorbneten A. o. ©Im; II. 2>er
Stanbpunft ber Unternehmer im Hamburger §afen * Strife. Bon
Kapitän 9t. Sauberer; III. SDaS ÖinigungSamt im Bremer £>afen»
Strife. Bon dichter Dr. Bienbermann. — Berliner Smmobiliar*
Steuern. Bon Dr. ^ßrcufe. — ©rfahniugeu mit ben oolfS*
thümlichen Uniocrfitäfsfurfen in SSicn. Bon ^rioatbogent Dr.
2 . 9Jt. § artmann. — SDaS ©uchergefeb in bet BrayiS. Bon ;
BedjtSanroalt Dr. 2 . 3ulb. — ®ie Reform beS .§eimaths* unb I
ArnienrechtS in Defterreich. Bon Dr. $. Sriebjung. — Armen*
pflege unb ©ohlthätigfeit. ©ine frittfdje Betrachtung. Bon Dr.
jur. K. o. Btangolbt. — S)ie ©eroerffdjaftsberoegung in Ceitcr*
| reid). Bon Dr. Ab. Braun. — Hafenarbeiter in ©nglanb. Bon
| Dr. jur. 9)f. Cuarcf. — ®ie ©efammtergebniffe ber beutfd)en
ArbeitSlofen*3ählnngen. Bon Dr. ©. €>irfc^Dcrg. — Selbfthilfe
unb Staatsljilfe im ©enoffenfchaftSroefen. I. S)er groeite inter*
nationale ©enoffenfchaftS * Kongreß gu ^on Dr. HauS
©rüger; II. 3)ic Staatshilfe im Ianbroirlhfchaftlühen ©enoffen*
fdjafisroefen. Bon Dr. K. ^h^6* — beutfd)e Sogialpolitif
im 3ahre 1896. — Aus bem 9totigentheil: N Bahl s ©iitred)tung
oon HaiibUingSgehilfen in Sonbon; Statifiif ber StcIIenberocrber
bei ber Seine*Bräfeftur; Scheitern ber bentfchen Strafprogefc*
9tooelIe; ©eutralifation beS ArbeilSnachroeifcS ftir ben 9teg.*Beg.
SDüffclDorf; Sogialiftifche 5anbarbeiter * ©nquete in Sranfreich;
Bauern*Scfretariat für bie Schweig; Sogialpolitifche ©ruppe ber
SchrocigcrtfchenBunbeSoerfammlung; B^bortionSroahl für iBürttem*
berg; Kommunale Strafeenbahnen in ©nglanb; Kommunale Krippen
in ÜiÜe; Unentgeltliche Scichenbeftattung in Bern; B^rifcr Stabt*
. bahn in ftäbtifcher 9?egie; Regelung ber 9Siuterbcfchäfligiing ber
! ArbeitSlofen in /sranffurt a./B?.; Kommunale ArbeilSDerhättuiffe
in Bonbon; Stäbtifche ©leftrigitätSroerfe in Cefterreich; ©runbfiütfs*
Umfafefteuern in B^uBen; 9tiefenbörfer unb 3mergftäbte in ^)eutfch s
lanb; Unregelmä^igfeitcn in ben 9tegiebauten ber Stabt Sonboit.
Stänbige 9tubrifen ber „Sogialen B^afiS": All¬
gemeine Sogial* unb SSirthfchoftSpolitif; Kommunale Sogialpolitif;
j Sogiale 3uftänbe; Srauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer*
oerbanbe; ©eroerbegcrichte, ©inigungSäinter, ArbeiterauSfchüffe;
Arbeiterfdjub unb ©croerbeinfpeftion; Berfid)erung, Sparfaffen;
Armenpflege; BSoljnungSroefen; ©efunbheitSpflcge, ©rnähmng; ^r*
giehung, Schule, BolFsbilbung; Suftig; Sinangen; £anbroirthfchaft,
t anbroerf unb ©rohinbuftrie; Hanbel, Sirebit; Berfehr; Sitterarifche
eu*©rfcheinungen.
Sie ..^ojiafe ?rofi$, ffatr«f8C«ii für crfcheint jeben S)onnetftag
unb Joftet Dicrteljcihrltch 2 .« 50 4 einfdhliefe!tc§ ber SWonatöbellage „S)aö
©etoetbcgeri^l". 3 U bejiehen burd) fümmtlicbe B°ftanftalten unb Buchbanbhingen
fotoie bireft burch bie VetlagöbuchhcmMmifl (CSarl ^chmonnö Verlag, Berlin w.
Vtauerftr. 44).
CKetverbcgericht“ erfdjeint am erfien ©onnerftag jebeit SRonatö im SRinbeftumfang Pon V» Bogen unb ift burch aß* Buchhanblungcn, Spebiteure
unb V°f lSm ter (Boftjeitungönummer 2811») 31t beziehen, ©er B^^iö beträgt für baö ^ahr Wl. 1, bet birefter poftfreier ßufenbuttg burch bie Berlagöhanblung 3Jf. 1,40.
Sari fcegmannö 5Berlag tn »erlin W. änauerftrafee 44. — ©ebrueft bei guliuS etttenfelb in »critn w. — SerantiDortlicb für bte «ebaftion: Dr. 3. gafttoro in afjorloUenbiir0*»erUn.
ii.
®etlin unb ^ranffurt a. SW., ben 4. JJeBruar 1897.
Kummer 5.
fits ((ktDcrbfßcridjt.
ZHittfyeilungen bes Perbanbes beutfcfyer (ßemetbegericfyte.
Webattionßau8fd)ufj: ©tabtratlj Dr. ttt granlfurt a. SW. unb SWaßtftrat8*SlfTejfor dünn in ©erlin.
gff#tist «« (tfn |mn|l«| |rt« ^mfi.
(&ail HepmairaS »erlag, »erlin W., SJtauerftr. 44
Herausgeber:
Dr. gt. gtafltrjanr.
?cti» i<|rn4 1 9<ii
Äoftenfrele »eilage jur „Sozialen »rajiS*.
9TUe für ble Stebaftion bei „©ewerbegerfchts* beftimmten Genbungen bittet man )u abreffiten: An Herrn 5Dta0iflrat8»AfJeffot ©uno, »erlin w., ©ormfet ©ir. 2.
3nljalt
37
Herfaffung unb ^erfahren .... 44
gt*iWprt$tttiB
Die StechtSfraft ber Arbeit!*
orbnungen. ffia« gehört bazu, bafj
eine ArbeitSorbnung als redjtmöfjig
erlaffen unb als recbtSOerbinblich
für bie Arbeitet betrachtet »erben
fann? 9Jtufc inSbefonbere bet Arbeiter
ben AuSfdjlujj ber ÄünbigungSfrift iu
einer oorfdjriftSmöfjig etlaffenen Ar*
beitflorbnung auch bann gegen fid)
gelten Iaffen,»enn bte ArbeitSorbnung
ihm nicht behänbigt ift unb et fle
auch nicht gelefen hat? (©ewetbe-
gerichte »erlin, gfranffurt a. SR.,
©otha; ^anbgericht »erlin I.)
3n»ie»eit ift eine Abrebe binbenb, in
ber fi<h beibe Dbeile uerfprechen, bah
baS ArbeitSPerhältnifj bauemb fein
fofle? (©emerbegericht Stuttgart.)
©trb baS ArbeitSOerhättnifj butdj ©t«
franfung beS Arbeiters bon felbft
aufgelöft ? (»ejirfSauSfchufi ©tettin.)
Äönnen Anfptßche, bie bor bie ©e-
»erbegerichte gehören, mit folgen,
für »eiche bie orbentliihen ©erlebte
juftönbig finb, berbunben »erben?
(Amtsgericht »erlin I.)
gällt auch baS unentfchulbigte AuS«
bleiben auS »lenat* unb AuSfcbufj«
fifeungen unter ben §. 21 beS ©e*
Werbegeridjt8»©efebe8? (©ewerbege*
rieht unb Sanbgericht granffurt a. 9R.)
Der bereinbarte ©erichtSftanb
im ge»erbegerichtliihen »er«
fahren, »on (t) ©eh- Suftijrath
b. ©Umo»8li
SReinungS» AuStauf <b über ßuftänbig«
feitsfragen s»if<ben Amtsgericht unb
©emerbegericht Stettin.
$iniguitgdamter.48
Ablehnung beS ©inigungSamteS im
Diamantfchleifer«Au8ftanb in Hanau,
»egriff ber ArbeitSftreitigfeit.
9? adjträ gliche 3Ka|regefung bon »er«
tretem borbemCinigungSamtintfÖln.
»ermittelungSamt in »afel.
Dhötigleit beS ftaatlcchen ©inigungS«
amteS unb SchiebSgerichteS in üRew«
2JorT.
gfabrif * ©inigungSamt unb ©chiebS«
gericht in Delft.
JUlgtmeines über Smerbsgertilftf
unb ^.rbettsoertrag.50
@e»erbegeridjt8«gfäHe in ÄTUpp’fchen
»ermaltungen.
©emerbegerichte in granfreich unb
Algier 1895.
»elgifcher ©efefcenttturf, betreffenb
ArbeitSberhrag.
Anrechnung bon Zfranfengelb auf ©nt*
fchöbigung »egen f ünbigung8lofer©nt»
iaffung. Sfacbträglicbe ©inmenbung.
Inhaltsangaben ber „Sozialen 5j3rayiS".
Abbrud fömmtlicher Artifel ift Bungen unb ßeitfehriften geftattet, feboch nur
mit bofler Quellenangabe.
Redjtfpredjmig.
Die StechtSfraft ber ArbeitSorbnungen.
©a$ gehört bazu, bah eine ArBeitSorbnung als recht-
mäfeig erlaffen unb als redjtsoerbinblich für bie Arbeiter
Betrachtet werben fann? SRuh inSBefoubere ber Arbeiter ben
AuSfchluB ber ÄünbtgungSfrift in einer oorfchriftSmähig
erlaffenen ArBeitSorbnung «euch bann gegen fidj gelten
Iaffen, wenn bie ArBeitSorbnung ihnt nicht beljänbigt ift
unb er fie auch "icht gelefen hat?
©emerbeorbnung §. 134 a: gfir {ebegabrif, in »eichet in ber Siegel minbeftenS
20 Arbeiter befebäftigt »erben, ift . . . eine ArbeitSorbnung ju erlaffen . . .
Der ©rlafc erfolgt burch Aushang (§. 134e Abf. 2). — Die ArbeitSorbnung mu§
ben Beitpunlt, mit »eldjem fie in ©irffamfeit treten foö, angeben unb bon bem«
jenigen, »elcher fie erläfjt, unter Angabe beS Datums unterzeichnet fein. — Ab«
önberungen ihres Inhalts fönnen nur burch ©rlafj bon ^Nachträgen ober in ber
©elfe erfolgen, bah an ©teile ber beftehenben eine neue ArbeitSorbnung erlaffen
wirb. — Dte ArbeitSorbnungen unb Nachträge ju benfelben treten ffüheftenS jwei
SBochen nach ihrem ©rlafj in ©eltung.
§. 134b: Die ArbeitSorbnung inufj »eftimmungen enthalten: . . . 5. fofern
bie »erwirfung bon ^ohnbetragen burch ArbeitSorbnung ober ArbeitSbertrag auS«
bebungen »irb, über bie »ermenbung ber bermirften »etrage.
§ 134c: Der Schalt ber ArbeitSorbnung ift, fomeit er ben ©efefcen nicht
juwiber läuft, für bie Arbeitaeber unb Atbeitcr rechtSoerbinbli^.
§. 134 e Abf. 2: Die ArbeitSorbnung ift an geeigneter, allen betheiligten
Arbeitern zugänglicher ©teile auSzuhängen. Der AuShang muh ftetS in lesbarem
ßuftanb erhalten »erben. Die ArbeitSorbnung ift iebem Arbeiter bei feinem
©intritt in bie »efch&ftigung |U behönbigen.
Diefe gruttblegenbett »eftimmungen ber ©emerbeorbnung über bie
ArbeitSorbnung ftnb AuSgangSpunfte einer lebhaften Streitfrage ge«
worben. ©S flehen ftch h ie r folgenbc Meinungen gegenüber:
A. Die burch AuShang erlaffcne ArbeitSorbnung wirb bem einzelnen
Arbeiter gegenüber nur baburch gütig, bah fl* ihut Behänbigt
wirb (§. 184 e ABf. 2).
B. ©S ift nothwenbig, bafe bie ArbeitSorbnung zum »eftanbtheil
beS mit bem Arbeiter gesoffenen ArbeitSoertrageS gemacht
wirb, was
&) nach ben einen auSbrüdlich (burch Hinweis auf bie auS*
hängenbe ArbeitSorbnung) gefchehen muh,
b) nach ben anberen auch ftiQfchweigenb (baburch, bah ber Ar«
beiter ftenntnif) nimmt unb in ftenntnift ber ArbeitSorbnung
arbeitet) gefchehen fann.
C. Die erfaffene ArbeitSorbnung gilt burch ben AuShang ohne
Weiteres für jeben in bie gabrif eintretenben Arbeiter.
A. Die elfte Anfidjt wirb in folgenden Urtheüen uertreten:
©emerbegericht öerlin, Äamrner IV (»orftbenber Affcffor
Dr. »rafch): ffienn ber §. 134 a Abf. 1 ber ©emerbeorbnung beftimmt,
bah ber ©rlaft einer ArbeitSorbnung burch AuShang erfolgt, fo ergiebt
fich auS ber parenthetifch hiuiugefügten »erweifung auf §. 134 e Abf. 2
feinem gefammten Inhalt nach, bah Jur »erfeftion beS ©rlaffeS bie
»eobachtung ber fätnmtlichen, in Iefcterer Etorm enthaltenen gormen
(a. baS Aushangen ber ArbeitSorbnung an geeigneter, aQett betheiligten
Arbeitern zugänglicher Stelle, b. bie ©rhaltung beS Aushanges in les¬
barem ßuftanbe unb c. bie »ehänbigung ber ArbeitSorbnung an jeben
Arbeiter bei feinem ©intritt in bie »efdjäftigung) erforberlich ift. Hier¬
nach bilbet bie AuShanbtgung ber ArbeitSorbnung an ben Arbeitnehmer
nach bem ©efefe eine wefentliche »orauSfefcung für beren ©irffamfeit
für unb gegen ben einzelnen Arbeitnehmer. Hatte ber ©efrfegeber hier¬
für fchon ben AuShang ber ArbeitSorbnung für augreidjjenb erachtet, fo
hatte baS in bent parenthetifchen Htuweis zum AuSbrucf fommen müffen.
DaS ©ebot ber AuShanbigung ber ArbeitSorbnung an ben Arbeit¬
nehmer entfpricht eben einem ber Statur ber Sache entfprungenen
bringenben »ebürfnift beffelben; bem Arbeitnehmer foü nicht zuge-
muthet werben, zum »eftanbtheil feines ArbeitSoertrageS eine ArbeitS¬
orbnung zu machen, beren ooüe iragmeite ihm bei einem flüchtigen
gelegentlichen Durchrefen ober Anhören ihrer »eftimmungen unmöglich
flar werben fann.
©ewabegericht zu »erlin, Äammer VIII (»orfifeenber SRagiftratS-
Affeffor gürft): Der ©efefcgeber will in §. 134e Abf. 2 anorbnen, in welcher
©eifc ber AuShang zu erfolgen hat, bamit bie präfumtioe SlechtSoerbinb-
liebfeit für Arbeitgeber unb Arbeitnehmer, bie ihm §. 184 c beilegt, Sinn
unb »erechtigung habe. 3nfomeü ftnb bie »orfchriften DrbnungSoor-
fchriften. Aber fie enthalten zwingenbeS Stecht. Dies ergiebt ber ©ort-
laut („ift auSzuhangen", „muh erhalten werben„, „ift zu bebanbigen");
aber auch baS praftifche »ebürfnih brängt bahin. ©S hie&e ber Arglift
unb ©fjifaue Dhür unb Dhor öffnen, wenn man annehmen wollte, ber
Arbeitgeber fönnte bie ArbeitSorbnung unbefchabet ihrer SiechtSgiltigfeit
in irgenb einem oerfteeften ©infei feiner Arbeitsräume, oieQeicht in
griechifchen ober hebräifchcn »uchftaben gefchrieben, 3 um AuShang bringen.
Stimmt man aber an, ba& bie Sähe 1 unb 2 beS Abf. 2 beS §. 134 •
ZwingenbeS Stecht enthalten, fo muh baS ©leidje für Sah a gelten. . .
Die ÄuSljänbigung ift »orauSfefcung ber ©irffamfeit ber ArbeitS¬
orbnung.
Ba. Die Anficht zu Ba wirb oertreten in einem feljr intereffant unb
ausführlich begrünbeten Urtbeil beS ©ewerbegerichts ©otha (»orfifcenber:
Senator H^urici). ©in Arbeiter hatte ben ßiegeleibep|jer auf bem Hofe
ber B^fielei um Arbeit angefprochen, worauf lehterer ihm gefagt hatte,
89
Das ©eroerbegeridjt. BUtthetlungen beS BerbanbcS beutfdjer ©ewerbegeridjte. Br. 5.
40
er folle am nächfien SRorgen einlreten. Bon ber für ben Betrieb erlaffenen
ArbeitSorbnung mar hierbei nicht bie Bebe, bem Arbeiter mar bamals auch
nicht befannt, ba& eine folche erlaffen fei. Später fab er bie Arbeit«*
orbnung, bie in ben Arbeitsräumen au$hängt. G$ fragt (Ich, ob ber
in ber ArbeitSorbnung oorgefcljene AuSfchlufj ber KünbigungSfrift auf
ben Arbeiter Anwenbung ftnbe. Dies mürbe verneint.
©rüitbe: Die ArbeitSorbnung ift ein BertragSentrourf, ben ber
Arbeitgeber bem bei ihm Befchäftigung fuchenben Arbeiter anbietet, fie
bilbet bie ©runblage be§ ArbeitSoertrageS. Die Beftimmungen
über ArbeitSorbnungen finb burch bie BooeEe non 1891 in bie ©eroerbe-
Drbnung aufgenommen roorben. Die bezüglichen Beftimmungen beS
BegierungS-GntwurfeS finb nur mit menigen, nicht grunbfäfclidjen
Äenberungen ©efefo geroorben. 2Jfan mirb baher unbcbenflich bie Be¬
grünbung beS BegierungSentwurfeS gur Auslegung be« ©efefecö heran*
jiehen bürfen, zumal bagegen im BeidjStage fein ©iberfprudj erhoben
worben ift. Bach bf* Bcgrünbung zu §§• 134 a unb b „ffettt bie ArbeitS*
orbnung ein für allemal biejenigen Bebingungen auf, roelche ber
Arbeitgeber ben bei ihm Scfdjäftigung fuchenben Arbeitern anbietet,
unb benen fich baher jeber Arbeiter, ber in bie Befchäftigung eintreten
will, untermerfen rnufc. Sie erleichtert bamit ben AbfdEjlufe bcS ArbeitS*
oertrage« mit jebem einzelnen Arbeiter." Danach muh ft<h alfo ber
Arbeiter ben Bebingungen ber ArbeitSorbnung untermerfen. Bon
einer folgen Unterwerfung fann natürlich uicht bie Bebe fein, wenn
ber Arbeiter garnitht weife, bafe eine ArbeitSorbnung befiehl. Bach
§. 105 ber ©ewerbeorbnung ift bie gefifefeung ber Berhältniffc zmifdjen
ben felbftftanbigen ©eroerbetreibenben unb ben gewerblichen Arbeitern
©egenftanb freier liebereinfunft. GS märe eine Ijächft auffällige
Ausnahme oon biefern ©runbfafe, wenn bie Beftimmungen ber oon ber
einen Partei einfeitig erlaffenen ArbeitSorbnung für bie anbere Partei,
ohne bafe btefe etmaS oon ihnen weife, binbenb fein füllten. Kenn
beshalb Sttangels befonberer Bereinbarung eine Partei annehmen mufj,
bafe bie gefefetidjen Beftimmungen z- B. über Künbigung unb Gut-
Iaffung anmenbbar feien, fo füllen hoch bie oon biefen oietteicht wefent*
lieh abmeichenben Beftimmungen ber ArbeitSorbnung, oon beren Be*
flehen bie Partei gar nichts gemubt hat, binbenb fein? Gine fo auffällige
Ausnahme oon bem ©runbfafe beS §. 105 hatte baS ©efefe mit unzmri=
heutigen ©orten zum AuSbrucf bringen müffen, unb wenn es fie hätte
fefifeben motten, auch fidjer gebracht. Das ift aber nicht gefächen.
Auch bie Beftimmungen im lebten Sab beS Abf. 1 § 13 la unb bcS
Abf. 1 §. 184c nöthigen nicht zu einer folcfjen Auslegung, ©enn bort
beftimmt wirb „ber Grlab erfolgt burch Aushang", fo mag bahin ge*
fteHt bleiben, ob bie ArbeitSorbnung mit bem Dage ihres 3n!rafttretenS
ohne ©eitere« auf alle z- St. beS GrlaffeS in Arbeit befinbUdjen
Bcrfonen anmenbbar mirb. Die Beftimmung läfet {ebenfalls nicht
ben ©itteu beS ©efefegeberS erfennen, ba& bie ArbeitSorbnung für alle
auch fpäter in Arbeit tretenben Berfouen, felbft roenn fie oon
ihrem Begehen nichts gemußt haben, binbenb fein fotte. DaSfelbe gilt
oon ber Beftimmung, bah „ber Inhalt ber ArbeitSorbnung, foroeit er
ben ©efejjen nicht zuroiberläuft, für bie Arbeitgeber unb Arbeiter rechts»
oerbuiblidj ift". Auch hier bietet bie Begrünbung beS GntmurfeS, beffen
Beftimmung wörtlich in baS ©efefe übergegangeit ift, ber Auslegung
eine wertljüotte ©anbhabe. Da hei&t es, „ber §. 134c bringe jurn AuS*
bruef, bafe bie ArbeitSorbnung bie ©runblage beS ArbeitSoer-
trageS fei, unb bafe bie barin enthaltenen Beftimmungen für biegegen*
feitigen Bedjte unb Bflidjten beS Arbeitgebers unb ber Arbeiter ntafe-
gebenb finb". Der Snhalt ber ArbeitSorbnung ift alfo redjtSüerbinblidj,
Weil (ie bie ©runblage beS ArbeitSoertrageS ift. Dies ift aber nur
bann ber gatt, wenn bie Parteien fie bewufeiermafeen zur ©runblage
beS ArbeitSoertrageS gemacht haben. Dies fefet zum ©inbeften
oorauS, bafe beibe Parteien oon bem Beftehen ber ArbeitSorbnung
Kenntnife gehabt haben. 3f* bieS aber nicht ber gall gewefen, fo haben
fie bie ArbeitSorbnung auch nicht zur ©runblage beS ArbeitSoertrageS
gemacht, unb bann fann beren 3nhalt auch nicht rechtSoerbiublich für
fie fein. — Der ©efefegeber fonnte beim Grlafe ber oben angezogenen
Beflimmungen auch feljr mohl oon ber BorauSfefeung auSgehen, bafe
feine unter Strafanbrohung gegebene Borfdfjrift — §. 134 c Abf. 2 —:
„Die ArbeitSorbnung ift jebem Arbeiter bei feinem Gintritt in bie Be*
fdjäftigung z u behäitbigen" befolgt werbe, ©irb biefe Borfchrift be*
folgt, fo ift ber Snbalt ber ArbeitSorbnung attcrbingS für ben
Arbeitgeber unb bie Arbeiter redjtSuerbinbltd). Dagegen Ijatte ber
©efefcgcber feine zmingenbe Beranlaffung, für ben gall, bafe feine
Borfchrift nicht befolgt werbe, befonbere Anorbnungen z u treffen. —*
Dafe ber ©efefegeber bie ArbeitSorbnung nicht ohne Büdlich t auf
bie Kenntnife ber Parteien für binbenb erflären wollte, geht fcfjlicfe*
lieh aud) auS ber Beftimmung beS lebten AbfafeeS im §. 134a unb
auS ber Begrünbung biefet Beftimmung unb bcS §. 134 d hcruor. ©ie
an ber oben angezogenen Stelle ber Begrünbung wirb auch h^r be*
tont, bah ber Arbeiter „(ich ben Bebingungen ber ArbeitSorbnung
unterwerfen" müffe. Daoon fann aber eben feine Bebe fein, roenn er
oon ihrem Beftehen nichts gewußt hat. ©äfjrenb bie Kommentare oon
Schiefer unb Gngelmann fich z u ber grage nicht äufeern, wirb fie oon
fianbmann (2. Aufl. Bb. II B 5 zu §. 134a S. 927 unb B. 2 zu §. 134c
S. 946) abweichenb oon ber oben entroicfelten Auffaffung beantwortet.
Die bafür angegebenen ©rünbe finb oben bereits wiberlegt. Sanbmann
miberfpricht ftch aber auch felbft. 3n Anm. 3 zu §. 105 S. 688 fagt
er: „Die geftfefeung beS BerhältniffeS zmifchen bem ©ewerbetreibenben
unb feinem Arbeiter fann auch mittclft einer ArbeitSorbnung ober
gabriforbnung erfolgen, welche ber Arbeitgeber auffieüt unb ber
Arbeiter acceptirt. Die auSbrücflicfje ober burch Annahme ber
Arbeit nach SBittheilung ber gabriforbnung fiittfdjweigeiib er»
folgte Unterwerfung eines Arbeiters unter eine beftehenbe
ArbeitSorbnung ift als ein Bertrag zu betrachten."*) Sobann führt
Sanbmann in Anm. 1 z u §. 134a S. 921 foIgenbeS au«: „®aS bie
rechtliche Batur einer ArbeitSorbnung anlangt, fo ift Iefctere nach ber
Ijcrrfchenben Anficht als ein oom Arbeitgeber aufgeftettter BcriragS*
entrourf zu betrachten, welcher baburch rechtsoerbinbliche
Kraft erlangt, bafe ber Arbeitnehmer auSbrücfUch ober
ftilljthroeigenb bei feinem Gintritt in bie Befchäftigung mit ber»
felben fich einoerfianben erllärt." ©eiter befampft fianbmanu
mit Be<ht bie Änficht oon Beljm, wonach bie ArbeitSorbnung als ein
©efefo im materiellen Sinne beS ©orteS aufzufaffen fei. Dicfe Streit¬
frage hatte aber nur einen rein afabemifchen ©ertb, wenn man bie
BechtSocrbinblichfett ber ArbeitSorbnung für ben Arbeiter nicht auf
beffen guftimmung zurüefführen wollte. Die Auffaffung beS ©erichtS
wirb auch °au ben ©ewerbcgcrichten Berlin unb Sßenig getheilt (f.
Blätter für fo^iale BrajiS, IV. Halbjahr, Br. 89 oom 18. September
1894 S. 90 — oergl. auch bie Gntfdjeibung beS ©emerbegerichts
Stuttgart, Soziale BrajiS, IV. Sahrflang, Br. 38 oom 17. 3uni 1895
S. 664 —, bie atterbingS zu weit gehen bürfte).
Bach bem zmifchen ben Barteien gesoffenen Arbeitsoertrage Tmb
baher bie Bebingungen ber ArbeitSorbnung auf baS BechtSoerbältnifj
ber Barteien nicht anmenbbar. GS fragt fleh, ob btefe Auffaffung
baburch eine Acnberung erleibet, bafe Kläger, mäfjrenb er in ber Siegelei
beS Besagten arbeitete, bie ArbeitSorbnung, bie bort aushängt, gefehen
hat. Das ©ericht hat auch biefe grage oerneint. Der einmal ge*
fchloffeue Bertrag fonnte nur burch eine übereinftimmenbe ausbrücfliche
ober ftittfehweigenbe ©illenSerflärnng ber Barteien geändert werden.
Gine folche liegt nicht oor. 3« bem AuShang fonnte man oieUetä)t
eine Offerte beS Beflagten an bie Abreffe beS Klägers erblidcn. Der
Kläger hatte jeboch feinerlei Berpflichtung, fich auf biefe Offerte zu er¬
flären. Gine ftittfehwetgenbe Suftimmung fann auch aus feinem ©eiter¬
arbeiten nicht gefolgert werben, zumal er bazu nicht nur berechtigt,
fonbern fogar ucrpflidjtet war (f. auch Urthcil beS ©ewerbegerichtS
München in ben Blättern für foziale BrajiS III. Halbjahr Br. 65 oom
29. Httärz 1894 S. 111).
Bb. ©ewerbegeridjt Berlin KammerVIII (Borfibrnber ©erichtSaffeffor
Unger). „Der blofee AuShang hat aber noch feineSwegS, wie Befragter
irriger ©eife annimmt, bie Kraft, bie Beftimmungen ber ArbeitSorbnung
rechtsmirffam für bte Barteien zu machen. Denn bie ArbeitSorbnung
ift rechtlich nicht eine autonome Safcung objeftioen BechtS oon Seiten
beS gabrifbefijjerS, fonbern ausweislich ber Berhanblungen beS BeichS*
tages (Sten. Berichte Bb. I S. 137, Bb. IV ©. 2C88) unb ber im ©efefc
felbft gebrauchten AuSbrucfSweife (ogl. §. 134b Br. 6 „AuSbebingen")
ein BertragSentwurf, eine lex contractus. hieraus ergiebt Tubr ba& ber
3nhalt einer ArbeitSorbnung, fo lange er noch nicht zum Bewufjtfein
beS anberen DheilS, b. h- beS Arbeiters, gelangt ift, biefem gegenüber
auch Teine BedjtSwirffamfeit zu aufeern oermag."
C. Die Anfnht ju C wirb cnblidj oertreten in 8 Urt|cilen, oon
benen baS Iefete in ber Berufungsinstanz beflätigt ift:
©cwerbegericht granffurt a. ©. (Borfifeenber Stabtrath Dr. glefch).
„Der gnhalt ber ArbeitSorbnung ift nad) §. 134 c ber ©ewerbe*
orbnung, foweit er bem ©efefce nicht zuwibcrläuft, für ben Arbeit*
gebet unb Arbeiter redjtSöerbinblicf). Der Grlab ber ArbeitS¬
orbnung erfolgt aber nach §. 134 & burch AuShang. Giner auSbrücf*
liehen Bcfanntgabe ber ArbeitSorbnung an ben einzelnen Arbeiter bebarf
cS hieruadj weber um bie ArbeitSorbnung zu einer gütig erlaffenen
noch um Tie zu einer für ben einzelnen Arbeiter recbtSoerbinblidjen zu
machen, wenn auch bie Behänbigung an jeben einzelnen Arbeiter oor*
gefchrieben unb bereu llnterlaffung nach §. 149 ber ©ewerbeorbnnng ftraf*
bar ift. GS wirft hiernach, ben Borfchriften ber ©ewerbeorbuuttg ent*
fprcdjcnb, ber Grlafe einer ArbeitSorbnung feiteuS beS Unternehmers
ganz ähnlich, wie ber eines ©cfefceS feitcnS ber Staatsgewalt. Die
Kcnntniö bcS guhalts wirb, wenn nur bie Bublifation in ber erforber»
liehen ©eife erfolgt ift, bei ben Betheiligten oorauSgcfebt. Die Berufung
*) S. hierzu unten bie Darlegung beS Sanbgeri^tS Berlin.
41
$aS Heweriegericht. ©fittheilungen beS ©erbanbeS beutßher ©ewerbegerichte. ©r. 5.
42
auf Unfenntniß bcr ©eftimmungen fann nicht baoor fehlen, baß biefe
©eftimmungen als für baS ©ertragSoerhältniß maßgebenb erachtet
»erben."
©ewerbegericht Berlin, ffawmer V (©orpfeenber SRagiflratSafieffor
Öuno); „SBoüte man annehmen, baB bie ArbeitSorbnung nur bann
Xbeil bes ArbeitSoertragS wäre, wenn bie$ befonberS oereinbart bejw.
ber Arbeiter befonberS barauf oerroicfen würbe, bejw. erft bann, wenn
bem Arbeiter bie ArbeitSorbnung ausgehänbigt ift, fo würbe ber Arbeit¬
geber bie SBirffamfeit ber ArbeitSorbnung einfach baburd) iHuforifch
machen fönnen, ba& er fle jwar ben gefehlten 5Borf4»riften eutfpredjenb
auShängt, aber feinen Arbeiter barauf oerroeifi unb fie bei Abfcßluß
be$ ArbeitSoertragS unberüdfid)tigt läßt." 2>ie gabriforbnung würbe
bann feine anbere ©ebeutung hoben als bie eines SJtufterS ober gormu-
larS, welches bem Abfdjluß beS ArbeitSoertrageS mit bem einzelnen
Arbeiter ju ©runbe gelegt wirb. $er einheitliche ArbeitSbebin-
gungen für alle Arbeiter ju phaffen, unb burch „flare ffunbgebung ber
©ebingungen beS ArbeitSoertrageS ben Arbeiter über feine Siechte unb
Pflichten ju unterrichten" wäre oerfeblt. öS ift nicht ju oerfennen, ba&
biefe ©ebeutung bcr ArbeitSorbnung ber ©ertragstheorie ju wiberftreiten
fcheint. öS ift hier entgegen ber Sheorie beS freien ArbeitSoertrageS
ber $hotfache Rechnung getragen, baB ber einjelne Arbeiter im All¬
gemeinen nicht in ber Sage ift, bem Arbeitgeber bie ©ebingungen, ju
benen er arbeiten will, oorjufchretbcn; er hot inSbefonbere in bem ein¬
heitliche Drbnung unb ßeitung erforbernben ©roßbetrieb nur bie SBahl,
ob er ju ben com Arbeitgeber fcftgefefcten ©ebingungen ober überhaupt
nicht in Arbeit treten will. $>amit auch bie 3ntere[fen ber Arbeiter bei
geftfeßung ber ArbeitSorbnung berüdjtdjtigt werben, pnb bie ©orfchriften
in §. 134d über Anhörung bcr Arbeiter gegeben, währenb bie ffontrole
barüber, baB ber ^n^alt ber ArbeitSorbnung ben ©efeßen entfpricht,
burch bie im §. 134 f uorgefchene Prüfung bcr ©erwaltungSbehörbe er¬
möglicht werben foll. öS pnbet ftch auch auf anberen ©ebieten beS Öioil-
rechts, baB einer ber ©ertragphließenben bie ©ebingungen, ju welchen er
abfchlieBen will, öffentlich befannt giebt, man benfe an ben ©ertragS-
fchluB mit einer öifenbahn auf ©runb ber ©erfehrSorbnung. — hier¬
nach wirb mit bem öintritt beS Arbeiters in eine gabrif mit mehr
als 20 Arbeitern bie ArbeitSorbnung ©eftanbtheil beS ArbeitS-
oertrageS, foweit nicht juläfpger ©Seife AbweidjenbeS oereinbart wirb.
öS fragt ftch nur, ob bie ArbeitSorbnung orbnungSmäBig erlaffen ift.
—- §. 134 a beftiramt: $er örlaB erfolgt burch Aushang, daraus, baB
hierju §. 134 a Abf. 2 angejogen wirb, hol man folgern wofleit, es
muffe allen ©orfchriften im §. 134c Abf. 2 genügt werben. öS foll
alfo nicht genügen, baB ber AuShgng, burch ben ber örlaB wirffam
wirb, an geeigneter, allen betheiligten Arbeitern jugänglicher ©teile er¬
folgt, fobaB Sage nach bem fo bewirften örlaB bie gabriforbnung
„in ©eltung tritt" (§. 134a Abf. 4). öS foll oielmehr auch erforberlidj
fein, baB »ber AuShang ftetS in lesbarem 3 ußonb erhalten werbe",
demnach würbe alfo, wenn bie „SeSbarfeit beS AuShangeS" ober ber
„AuShang" felber wegfiele, baS örforbetuiB eines gültigen „AuShangeS"
befeitigt, mag man nun annehmen, baB nunmehr ber „örlaB" mit rüd-
wirfenber ffraft unroirffant wirb, ober baB nur für bie golge lein „örlaB"
mehr oorliegt. £>ieS örgebniB würbe bem Arbeitgeber einen bequemen
SBeg weifen, ftch einer Iäftigen ArbeitSorbnung ju entlebigen: er ent¬
fernt ben AuShang, macht ihn unleferlich, bann wäre bie unter ben ffautelen
ber §§. 134 d—f erlaffene ArbeitSorbnung bebeuiungSloS. ©iefeS ör¬
gebniB wiberfprädje jweifelloS ber Abficht beS ©efeßgeberS unb ber ©or»
fchrift im §. 184 a Abf. 3, wonach ju Aenberungen einer einmal „er-
laffenen" ArbeitSorbnung biefelben gormalitäten erforberlidj pnb, wie jur
erften öinführung. S)aS Snftanbbaltcn beS „AuShangS" (= beS auSge»
hängten ©chriftftücfs) fann alfo nicht 3 U bem in §. 184a für bie ©Sirffam-
feit beS „örlaffeS" oorgefehenen „AuShang" (= Aushängen) gehören,
©och weniger fann aber fchon bem ©Sortpnn nach SU bem jurn örlaB
ber ArbeitSorbnung crforberlidjen „AuShang" gehören, baB bie „ArbeitS¬
orbnung jebem Arbeiter bei feinem öintritt in bie ©efdjäftigung be-
hänbigt wirb", ©Sollte man bas annehmen, fo würbe ja ber im
§. 184 a als einheitlicher Alt oorgefehenc örlaB in fo oiele
einzelne Sljeilbanblungen jerlegt, als Arbeiter angenommen werben
©tatt einer einheitlichen, 14 Sage nach bem ÖrlaB burch Aushängen
für alle jeßigen unb jufünftigen Arbeiter giltigen ArbeitSorbnung, wie
fie ber ©efeßgeber erfirebt, würbe für jeben Arbeiter ein befonberer
„ÖtlaB" burdj ©ehänbigung eintreten, mit jebem Arbeiter würbe auf
©runb ber auShängenben ArbeitSorbnung burch ©ehänbigung berfelben
ein ArbeitSoertrag gefchloffen, ber nun bie öigenthümlichfeit hätte, baB
er nicht münblich ober fdjriftlidj burch Hinweis auf bie ArbeitSorbnung,
fonbern nur burch ben gormalaft ber ©ehänbigung gütig würbe unb
auch baS 14 Sage nach ber ©ehänbigung (§. 134a Abf. 4). SieS
örgebniB wiberfpridjt bem §. 184a Abf. 2 , welcher einen einheit¬
lichen 3eitpunft für ben ©eginn ber ©Sirffamfeit ber ArbeitSorbnung
oorpeht. ©tan tnuB hernach bie ©orfchriften in §. 184 e Abf. 2 (Saß 2
unb 8 als OrbnungSoorphriften anfe|en, bereu ©idjtbefolguiMI nach
§. 149 ©r. 7 OrbnungSftrafe jur golge hot, aber bie ©etbiSoerbjiblich'?
feit ber burch einen bem §. 134e Abf. 2 ©a| 1 entfpreebenben AuShang
erlaffenen ArbeitSorbnung nicht mehr in grage fieQen fann."
©ewerbegericht ©erlin, Kammer 8 (©orftbenber SKagiftratSaffeffor
©lanfenftein): Sie grunblegenben ©cfiimmungen über bie ArbeitSorbnung
enthalten bie §§. 134a, 134c: bie „ArbeitSorbnung ift ju erlaffen, ihr
örlaB erfolgt burch AuShang; ber Inhalt ift für Arbeitgeber unb Arbeiter
recbtSoerbinblicb." S)iefe ©orfchriften wiberftreiten ber Annahme, baB «ine
ArbeitSorbnung bem einzelnen Arbeiter gegenüber nur bann gilt, wenn
ihre ©iltigfeit mit jebem einzelnen Arbeiter befonberS oereinbart ift.
S>aB fie in biefem gaH gelten würbe, ift felbpoerftänbljch; es wäre
uuerpnblich, weichen 3 roc ^ bie grunblegenben ©eftimmuugen hätten.
0b ntan babei ber ArbeitSorbnung bie ©ebeutung eines für bie gabrif
erlaffenen ©efefceS ober nur bie eines ©ertragSentmurfS beimiBt, ift ohne
Selang. Auch in lefcterem galle würbe bie Unterwerfung beS Arbeiters
unter ihre ©eftimmungen fchon aus feinem öintritt in bie ©efchäftigung
ju folgern fein (ogl. ©chencfel Anm. 3 ju 134c, Sanbmamt unb ©chider
Anm 2 ju §. 134 c, ftehm in $irthS Annalen beS beutfehen Reichs
Jahrgang 27 ©. 182 ff.). $)iefe Auffaffung enthält auch nicht etwa
infofern eine unbillige $ärte gegen ben Arbeiter, als ihm babei ©e-
bingungen aufgejwungen Würben, bie er noch nicht fennt unb oieHeidjt
miBbilligt. Senn für einen fachgemäBen 3«holt ber ArbeitSorbnung
giebt baS ©efeb wefentüche ©arantien. 2Siü fidj ber Arbeiter barauf
nicht oerlaffen, fo mag er oor Antritt beS ArbeitSoerhältniffeS p<h über
bie ©ebingungen beffelben unterrichten.*)
SiefeS Urtheil würbe in ber SerufungSinftanj oom Ääniglichep
Sanbgericht I ©erlin (öioilfammer 8 , ©orfifeenber Sanbgeri^ts-
bireftor ff raufe) mit folgenber Segrünbung beftätigt: gür bie ®e-
fammtheit ber in ber gabrif bes ©eflagteu befchäftigten Arbeiter
war bie ArbeitSorbnung bereits rechtSoerbinblich geworben ju ber Seit,
als bie ffläger in ben ©etrieb eintraten. $enn ber örlaB ber ArbeitS¬
orbnung ift feitenS bes ©eflagten gernäB §• 184» Ber ©eichSgewerbe-
orbnuug unftreitig fchon lange oorher burch AuShang erfolgt. $ieS ift
mit ©üdjicht auf bie beftimmte AuSbrudSweife beS ©cfe^cs: „S)er örlaB
erfolgt burch AuShang" §inreic^cnb, um ber ArbeitSorbnung rechtS-
oerbinbliche ffraft für ben Arbeitgeber unb bie Arbeiter beijulegen
I (ogl. o. fianbmann, bie ©ewerbcorbnung für baS beutfehe ©eich, 2 . Auf¬
lage, ©tünchen 1895 ju §. 134 a ©eite 927 ©oie 5.) — öinwenbungen
nach ber Stiftung hin, baB bie ArbeitSorbnung nicht auf legalem SBege
ju ©tanbe gefommen unb in ffraft getreten fei, hoben bie ffläger nicht
erhoben, bie ihrerfeitS ßefdjejene ©emängelung beS AuShangS bejiehf
fich nicht auf biejenige Seit, wo burch ben AuShang bie ArbeitSorbnpng
erlaffen würbe, fonbern erft auf bie fpätere Seit, wo pe in baS ArbeitS-
oerhältniB beim ©eflagten eintraten; um biefe 3^it aber war bie ArbeitS¬
orbnung bereits gültig. $)ie 2batfadje bes öintrittS eines Arbeiters
in bie ©efchäftigung beim Arbeitgeber genügt aber, um eine „befteljenbe"
ArbeitSorbnung für beibe $heite oerbinblicp ju machen unb bie ©echt$*
oerbinblichfeit ihres Inhalts ift baoon, baB ber Arbeiter oon bem In¬
halt thatfächlich ffenntniB genommen hot ober oon einer oorguS-
gegangenen öinhänbigung ber ArbeitSorbnung an ihn uidji abhängig
(ogl. o. ßanbmann, am angeführten Orte ju §. 134 c Äbfah 1, ©eite 946
©ote2). — 2)ie ©efümmung beS §. 134 e Äbfafc 2 ber ©ei<hS-®ewerbe-
Drbnung: „$>ie ArbeitSorbnung ift jebem Arbeiter bei feinem öintritt
in bie ©efchäftigung ju behänbigen" ift (ogl. o. Sanbmann ju §. 134e
Abfafc 2 , ©eite 955 ©ote 8 ) unter ©erüdp^tigung ber oorhergehenben
©eftimmungen beS ©efefceS nur als eine DrbnungSoorfchrift aufjufaPen,
beren ©ichtbeachtung auf ©runb bes §. 149 Abfafc 1 , 3tff cr 7 l- c. ©e-
ftrafuug nach pch jiehen fann, bie ©ültigfeit ber ArbeitSorbnung aber
nicht beeinträchtigt. 2>ie ffläger mußten baher beim Öintritt in baS
ArbeitSoerhältniß mit bem ©efteben ber ArbeitSorbnung rechnen, ba ber
örlaß berfelben obligatorifd) war. $ie oon ihnen jur Segrünbung
ihrer entgegengefefcten ©echtSanfchauungen h^ongejogene ©teile o. Sanb¬
mann ©eite 688 Abfafc 1 bejieht fich auf bie ©efchäftigung in einem
©etriebe, welcher ben im §. 184 a ber ©emerbeorbnung bcjeichneten
Umfang nicht hot, für ben ber örlaB ber ArbeitSorbnung nur fafultatio
ift; pe fann alfo h^r nidjt entfeheibenb fein. — 2>ie ArbeitSorbnung
bilbet bie ©runblage beS bie Parteien binbenben ©ertrageS unb jwar
ohne ©üdpdjt barauf, ob ber AuShang, nachbem er bem §. 134 e ber
©ewerbeorbnung entfprechenb fchon bewirft war, währenb bes ÄrbettS-
oerhältnipes ber ffläger noch fortbeftanben h fl t ober nicht. — $ie
*) Annterfung ber ©ebaftion: ör muß ia wi^en — ©efejße
gelten als befannt —, baß für gabrifen mit mepr als 20 Arbeitern
eine ArbeitSorbnung erlagen fein muß. Allenfalls fönnte er weaen
SrrthumS oom ©ertrage jurüdtreten, wenn er bei ber Annahme nicht
gewußt hot, baß cS pch um eine gabrif mit mehr als 20 Arbeitern
hanbelt.
43
So« ©eroerbegericht. Mitteilungen be« ©erbonbe« beutfdjer ©eroerbegeridfjte. Rr. 5.
44
gefefctiche giftton, ba& bte Kläger Beim Eintritt in ba« ArbeitSoerBältnib
fltf) ben au« ber Arbeitßorbnung erflc^tUc^en ©ebingungen be« Arbeit«*
oertrage« untenoorfen Buben, Bat jur golge u. f. ro.
3nroieroeii ift eine Abrebe Binbenb, in ber ficB Beibe
^Beile oerfpredjen, ba& baß ÄrBeitöuer^altnife bauernb
fein folle? (Urt^eil be« ©eroerbcgerichtS Stuttgart, ©orftfcenber
Dr. Hartenftein).
Sem Äläger, einem Monteur, ift am 24. Dftober auf 14 Sage
gefünbigt roorben, er min bie Äönbigung nicht anueBmen unb Hagt,
ba& ber ©eflagte verpflichtet roerben foüe, iBm Bi« zum 31. DejemBer
Arbeit jur ©erfügung ju ftellen, ober, entfpredjenb feinem ©erbienft, für
jeben arbeitßlofen Sag 6,50 JC ju Bezahlen. 3m grühjahr biefe« 3aBwS
BaBe iBm ber ©eflagte ba« ©erfprecBen aBgenommen, ba& er bauernb
Bei iBm BleiBe, er BaBe ft cf) bie ®anb barauf geben laffen, unb BaBe
bann gefagt: „fo lange bie girma ©. g. S. geführt roirb, BeBalten Sie
3B* C Steüuitg Bei mir." Somit fei für jeben oon Beiben bie Stünbigung
attSgefdjloffen geioefen. ©r Batte ftcB baraufhin nie für Berechtigt ge*
Balten, ohne 3ufiintmung be« Seflagten eine anbere Stellung anju-
neBmen. SeSBalb oerlange er aber auch, ba& iBn ber ©eflagte folange
Behalte, Bi« er eine paffenbe Stellung gefunben BaBe. (Sr nehme an,
ba& ba« Bi« jum 1. Sanuar gefcBeBen fönne, unb BefcBränfe ftd) baBer
barauf, ©efdjäftigung Bi« ju biefer 3*it ja oerlangen. — Ser ©eflagte
ertoibert; (Sr erinnere {ich be« SBortlaut« be« ©erfprecBen« nicht mehr;
fo, roie e« ber Stläger barftelle, habe er jebenfall« nicht gefagt. Samal«
feien ihm ber Obermonteur unb noch anbere Monteure mitten in ber
ftrengften Arbeit roeggegangen, er habe beßBalb junt Äläger gefagt, ob
er ihn auch oerlaffen rooÜe. SaBei habe er ihm jugefichert, bafj er
bauernbe Arbeit habe, unb ettoa gefagt: „fo lange bie Montage fo fort
geht, Baben Sie Arbeit," ober ettoa« AeBnliche«. Run fei jefct bie Arbeit
roefentlich Heiner geroorben, unb eine ©efchäftigung oon im ©anjen
über lVa 3aB«a (ber Äläger mar fthon oor biefem ©erfprecBen 1 3aB*
lang Beim Seflagten) fönne hoch roohl al« „bauernb" Bezeichnet toerben.
— 3» Ber ©emeiöaufnahme Bat ber einzige 3 eu 0 c Be« ©cfpräch« an*
gegeben, ber ©eflagte Babe fleh oom Kläger mit§anbfchlag oerfprechen
laffen, er roerbe feinen ©offen Bei ihm niemal« oerlaffen unb Babe bar*
auf ettoa zu ihm gefagt: „Solange toie ich Arbeit BaBe, Baben Sie
auch Arbeit." Sarauf mürbe ber ©eflagte oerurtBeilt, ben Kläger Bi«
jum 30. Rooember ju BeBalten mit ber folgenben ©egrünbung:
Ser näBere 3«BaIt be« ©erfprecBen« fteht aHerbing« nicht oöüig
feft, hoch ift fooiel ft eher, ba& 3*ber bem Anbern gufagte, ba« Arbeit«*
oerljältnih nicht Balb ju löfen. Sa Beibe SBeile ftd) gebunben Baben,
fo ift ein foldje« ©erfprecBen iuläfftg unb oerftöfjt nicht gegen §. 122
ber ©eroerbeorbnutig. Sollte nun tro^bem jeber SBcil mit 14 tägiger
Äünbigung ba« ©erhältnifj löfen fönnen, fo Batte ba« ganje ©erfprecBen,
ba« Aflern nach hoch oon ©eiben bantal« mit einer gemiffen geierlichfeit
gegeben morben ift, feinen SBertB. Auf ber anbern Seite fann nicht
al« Sinn ber ©arteien angenommen merben, ba& überhaupt niemal«
eine Äünbigung geftattet fein foQe. Sa« ©ericht Bat beßBalb ange*
nommen, ba& auf ©runb ber Abrebe roenigften« jeber SBeil bem anbern
angemeffene griff laffen müffe, fleh nach (Srfafc untzufehen. AI« ange*
meffene griff Bat eö unter ©erücffichtigung ber ©efchäftßoerBältniffe bie
Seit Bi« jum 30. Rooember angenommen.
SBirb ba« ArbeitSoerhältnifj bur<h ©rfranfung be« Sir*
Beiter« oon felbft aufgelöft? (Urtheil be« ©ejüf«au«fthuffeö Stettin
in Sachen Armenoerbattb Stettin c. Armenoerbanb ©reifenhagen.)
Ser ©eridjtShof Bat ben SBortlaut be« §. 123 ber Reidj«*@eroerbe*
orbnung unb inßbefonbere bie SBorte „fönnen entlaffen roerben" baBin
aufgefafct, Baf) e« jur Herbeiführung ber ©ntlaffung ftet« einer nach
auben Bin unjmeibeutig jum AuSbrucf gelangenben SBiÜenSerflärung
Bebarf, bab ba« ©orliegen eine« ©nilaffungSgrunbe« allein auch Bei
langem Anbauern unmöglich bie ©ntlaffung B cf BeifüBren fann, mettn
oon feiner Seite eine hierauf gerichtete SBiHenöfunbgebung erfolgt ift.
3mar Bat ber Arbeitgeber in bem oorliegenbcn gälte Befunbet, bab er
ba« ArbeitSoerBciltnib feinerfeitö nicht mehr al« fortbauemb angefehen
Babe; biefe perfönliche Ueberjeugung ber einen ©artei fann aber um fo
weniger ben AuSfchlag geben, al« ber Arbeitgeber felbft in ber bem ©.
ertheüten Arbeit«befcheinigung ein oont gebruar 1893 bi« 7. März 1896
anbauernbe« ArbeitßoerBältnifc bereinigt Bat, ohne bie 3eü in Abzug
ju bringen, in welcher er angeblich ba« ©erhältnib al« aufgelöft be*
rächtet Bat.
Äönnen Anfprüdje, bie oor bie ©eroerbegerichie gehören,
mit folchen, für roelche bie orbentlichen © er ich te zuftänbig
finb, oerbunben merben? (UrtBeil be« Amt«geri<ht« ©erlin I, Ab*
tBeilung 43.)
©in außgefchiebener ©efeHe (Schuhmacher) Bat beim Amtsgericht
©erlin I eine Seihe oon gorberungen gegen feine frühere Meiftcrin unb
mar fämmtlich in einer unb berfelben Älage erhoben. Sie meiften
biefer gorberungen betreffen feine Seiflungen au« bem ArbeitSoerhältnif}:
e« Banbelt fleh bei ihnen um Außlagen, bie im Aufträge ber Meifterin
gemacht ftnb, um ein ©ogelbauer, ba« für fie angefauft ift, um einen
Sermin, ben ber ©efefle für bie Meifterin roahrgenommen Bat unb für
ben er (Sntfchäbigung oerlangt, u. bgl. 3 lüei gorberungen aber haben
eine anbere Unterlage: Ser ftläger Bat roährenb ber ©efeüenzeit für
bie Meifterin auch ben Sebereinfauf beforgt unb ift zu biefem Sroetfe
Zum SeberBänbler gefahren. (Sr oerlangt bafür an gahrgelb unb ©er*
fäumnibfoften 8 ,io M. Sobann Bat er eine Rechnung oon 27 M. für
Reparaturen unb gliefarbeiten aufgemacht, bie er roährenb ber ganzen
©efeüenzeit neben ben gemöhnlichen Stücfarbeiten geleiftet Bat unb für
bie er nicht entfehäbigt morben fei. Sa« Amtsgericht ©erlin I hat burdj
Urtheil oom 18. Sezember 1896 über bie zuerft ermähnten Anfprüdje
fachlich erfannt, betreff« ber lefcteren Anfprüche oon 8 ,io M . unb 27 Jt.
fleh bagegen für unzuftänbig erHärt:
„meil biefe« SoBnforberungen für gemerbliche Seiflungen bt*
Kläger« in feiner ©igenfehaft al« ©efeüe finb. Solche Anfprüche
gehören oor bie ©eroerbegerichte (§. 3 Rr. 2 unb §. 5 be« @e*
roerbegefefce« oom 29. 3uli 1890). ©ine ©erbinbung berfelben
mit Anfprüchen, melche oor bie orbentlichen ©eridjte gehören, ift
gemäfe §. 232 ber ©ioilproze^orbnung unzuläfftg."
gällt auch ba« unentfchulbigte Ausbleiben au« ©lenar*
unb AußfchuBfibungen unter ben §. 21 be« ©emerbegericht«*
©efefce«? (©efthlüffe be« ©emerbegericht« unb be« Saiibgericht« granb
furt a. M.)
Sa« ©emerbegericht ber Stabt granlfurt a. M. fah fleh burch ba«
toieberBolte gernbleiben eine« grofeen 2B e i^ Ber Arbeitgeberfeite au«
ben ©lenar* unb AuSfchuftfibungen, ba« feine gefammte SBätigfeit
hemmte, oeranlafjt, gegen bie in ber ©lenar*©erfammlung am 9. ganuar
1896 außgebliebenen Mitglieber, eine Orbnung«ftrafe oon 1 M feflzu-
feben. Sie hingegen eingelegte ©efchmerbe ift oon bem Äöniglichen
Sanbgericht oerroorfen roorben.
©rünbe: Ser ©efchmerbefÜBrer Bat bie Anorbnung lebiglich au«
bem ©runbe angefochteu, ba& gemäb §. 27 be« Ort«ftatut« eine Strafe
nur megen Ausbleiben« in ben Spruchfib un ß en angebroht fei. Sie« ift
Zunächft ooüfommen unrichtig. Ser ermähnte ©aragraph fagt außbrücf«
lieh, baö außerbem jebe« SichentzieBen oon ben Obliegenheiten eine«
©eiftber« ftrafbar fei. 3a biefen Obliegenheiten gehört aber bie Sljril*
nähme an einer angeorbneteu ©lenarflbung, mie ftch ohne Weite re«
barau« ergiebt, ba& bie in biefen ©lenarjlbangen za etlebigenben
©efchäfte (§. 18) ohne SBeifaaBme ber ©eiftber nicht oorgetiommen
roerben fönnen. Ueberbie« bezroeeft ber §. 27 be« Drtsfiatut« nur eine
SBiebergabe ber im §. 21 be« ©efebe« oom 29. 3ali aufgenommenen
©erfügung. 3a legerer ©eftimmung ift auch oon Sibungen ganz aü-
gemein bie Rebe.
öerfaj]fung nnb öcrfaljrcn.
2>tr bereinbarte (8rricht«ftanb im getoerbcgerichtlithcn ©erfahren.
©ine Streitfache, roelche zar Suftänbigfcit ber Amt«* ober Sattb*
geriete gehört, lann nicht burch ©ereinbarung ber ©arteten oor ba«
©emerbegericht gebracht roerben, unb ebenforoenig umge!ehrt eine @e*
roerbegerichtS'Sache oor bie orbentlidjen ©erichte. Somit ift aber noch
nicht gefagt, bafj im geroerbegerichtlichen ©erfahren überhaupt eine Ser*
einbarung ber ©arteien über ben ©eridjtsftanb außgefchloffen fei. ©«
bleibt noch bte grage übrig, ob in einer Streitfache, bie zur Kompetenz
ber ©eroerbegerichte gehört, bie ©arteien ftatt be« ©emerbegericht« am
Orte ber ©rfüüung burch ©ereinbarung ein anbere« feftfefcen fönnen.
Siefe grage roirb oerfchieben beantwortet. SBilBelmi u. Surft 1 )»
Sdjier 8 ), Mugban 3 ), Haa« 4 ) erflären bie ©ereinbarung für zuläfftg,
meil fie nicht unterfagt fei. ©adjem 5 ) Bult fte für unzuläfftg. ©ine gleich*
mäßige ©raji« But ftch no <$ nicht B^außgebilbet.
Sie Rebaftion But bie Abftcht, bie oerfdjtebenen Stanbpunfte zur
©rörterung zu bringen, unb beginnt Beute mit bem nadjfotgenben Auf-
fah, roelcher bie lebte Arbeit au« ber geber be« oerftorbeneitcn ©eh-
guftizrath« Dr. o. SBilmoroSH barfteüt.
ÜJteine« ©rächten« ift eine ©rorogation ber ©arteten auf ein
örtlich nicht zuftänbige« ©emerbegericht nicht znläffig.
2 )ie ©erichtSoerfaffung, bie ©orfchriften über bie 3nftänbig*
feit, foroie ba« ©erhältni| ber ©erid)te zu einanber gehören bem
*) §• 6 A. 2 ; §. 25 A. 2 ; S. 100 , 101 .
2 ) §. 5 Ä. 2 ; §. 25 A. 2 .
3 ) §. 6 A. 2.
4 ) §. 5 A. 2 .
5 ) ©benba.
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Saft ©ewerbegericht. SRittijeilungett beft PerBattbeft beutf^er ©eroerBegertchte. Kt. 5.
46
öffentlichen flehte an. Sie Proge&behanblung fott nicht ber
Beliebigen Peftimmung bec Parteien uberlaffen fein, fonbem
im Sntereffe ber georbneten ^Rechtspflege nach ben gefefclichen
Porfcbriften erfolgen unb ber freien Peftimmung ber Parteien
nur fooiel einräumen, als baft ©efefc felbft gutäfit. Sarauft
folgt, ba& für bie 3uläffigfeit ber Prorogation es nicht genügt,
ba& He im ©cfefce nicht burch eine auSbrücfliche Seftfefcung ber
AuSfchlie&Uchfeit eines ©eridfiSfianbeft ober burch enifprechenb
anbere AuSbrücfe o er Boten ift; fonbern ber PeweiS für bie 3“*
Iäfßgfeit ift nur baburch gu führen, bafi fie burch boS ©efefc aus»
brüalich geftattet ift.
Sa bie ©eroerbegerichte nicht orbentlidhe ©erichte im (Sinne
beft ©erichtSoerfaffungS»@efefceS unb ber ©$D. finb, fonbern
reichSgefefelich gugelaffene befonbere ©erichte (§§. 13, 14 Kr. 4
@er.Perf.®ef.), fo finben bie Porfchriften über bie im meiten
Umfange guläfßge Prorogation ber orbenilichen ©erichte im ©ebiete
ber Anwenbbarfeit Der ©5ßD. ungmeifelljaft auf bie ©eioerbegerichte
feine birefte Anwenbung. Siefe Peftirnmungen ber ©PD. fepen
orbentliche ©erichte foroohl für baS ©ericht, an beffen Stelle baft
prorogirte treten foü, als auch für baS prorogirie oorauft (§. 3
©inf.©ef. gur ©pD.). Sie baftren wefentlich barauf, ba& bie
orbeutlidjen ©erichte burch bie allgemeinen ©erichtSftänbe, bie gu»
läfßgen befonberen ©erichtSftänbe unb bie genaue Pertheilung über
bie gange ©taatsfläche ein IücfenlofeS Kep oon ©erichten gleicher
Drganifation unb gleicher Kidjtcrelemente für alle Sh^f^ beS
Seutfchen Keines barfteÜen, fobafc bie ©leid)merthigfcit ber Auf¬
gaben unb ber dichter Bei ©rfefcung beS einen orbentlichen ©eridjts
burch ein anbereS burchfchnittlich feinen wefentlid)en Unterfdjieb
begrünbet. Sagegen finb bie ©eioerbegerichte nicht für alle Pegirfe
oorhanben, fonbern nur fafultatio je nach Skbürfnifj (§§. 1, 6
©©©.) für ihre fpegieHen Aufgaben; bie Peftimmung ber ©ewerbe»
richter burch feahl (§§. 9—22) fchafft je nach ben geographifdjen,
fogialen unb fulturellen Unterstehen fehr oerfchiebeue Kidjter»
elemcnte unb nöthigt burch bie lofale Perfdfiebenheit ber ©egenben
unb ber fpegieHen ©ewerbe» unb ArbeitSoerhältniffe gu einer ent»
fprechenb oerfchiebenen Perücffiihtigung ber gu beurtheilenben
^fragen, fobafj weber bie ben einzelnen ©eroerbegerichten gefielltcn
Sragen, noch bie ©eioerbegerichte felbft unbebingt gleichwertig finb.
Sariiber, ob bei biefen abweidjenben Perhältmffen ben Parteien
ebenfalls bie Prorogation oon einem ©etoerbegericht auf ein anbereS
geftattet ift, hat bas ®@©. feine birefte Porfchrift gegeben; bie
öfrage ift aus bem Snholt unb ber Auslegung ber Peftirnmungen
gu beantworten, welche baft ©efefc über Die örtliche 3ufiänbigfeit
überhaupt enthält, baS ift aus §. 25 unb möglicher 28eife aus §. 24.
2öäre nur bie Porfchrift beS §. 25 gegeben,
„3 u f*onbig ift baSjenige ©eroerbegeridht, in beffen Pegirf bie
ftreitige Perpflichtung gu erfüllen ift."
fo mürbe bamit gugleid) bie AuSßhliefjIichfeit biefeS ©emerbegerichlS
beftimmt fein, benn wenn gur ©rwirfung ber 3 u ßoubigfeit noth«
roenbig ift, bafi im Pegirf beS ©erichts bie ftreitige Perpflichtung
gu erfüllen ift, fo ift ein anbereS ©ericht, für welches biefe Por»
auSfefcung nicht gutrifft, überhaupt nicht guftänbig. ©iner aus»
brücflichen ©rflärung, bafe jenes ©ericht „auSfchüefjlich" guftänbig
fei, bebarf es nicht, ©ine folche Unterfcheibung hat Pebeutung
unb ©runb nur, wenn an fid) begw. unter Umftänben bie 3 Uß
fiänbigfeit mehrerer ©erichte begrünbet fein fann, wie für bie
orbentlichen ©erichte nach ber ©pD. §§. 12—37 neben ben aUgc*
meinen ©erichtSftänben bie oerfchiebenen befonberen ©erichtSftänbe.
SBo bagegen nur eine Kategorie oon ©erichten guftänbig fein foü,
unb biefelbe Pebingung für bie 3uftänbigfeit aller ©erichte erforbert
wirb, ift bie 3 u ftänbigleit ber ©erichte, welche biefer Pebeutung
entfprechen, ftets eine auSfchlicfelich^
©S fragt fith, ob an biefer Pebeutung beS §. 25 ber §. 24
etwas änbert:
„Auf bas Perfahren oor ben ©emerbegericf)ten finben, foweit
im Kachfiehenben nicht befonbere Peftirnmungen getroffen
finb, bie für baS amtsgerichtliche Perfahren geltenben Por»
fdjriften ber ©ioilprogefHDrbnung entfprechenbe Anwenbung."
Sie Srage ift eine hoppelte, 1. ob unter btefe Porfchriften beft
»amtftgerichtlichen PerfahrenS" an fiel) auch biejenigen Peftim»
mungen ber ©PD. fallen, welche bie 3«lä)figfeit einer Prorogation
auf ein an fich unguflänbigeS ©ericht fanftioniren, unb wenn bieS
gu bejahen ift, 2. welche Pebeutung biefe Ptöglichfeit einer An»
wenbung beS §. 25 hat: ob unb wie bie 3ulofßgfeit ber Proro»
gationjneben‘§. 25 befiehl, ob §. 24 ben^§. 25 auSfd)lief$t ober
oon bi'efem auftgefchloffen wirb.
3u 1: Saft PeiÄSgericht behanbelt in ben „©ntfcheibungen"
Pb. 33 6. 430 einen gau, in welchem in bem Pegirfe, wo bie
ftreitige Perpflichtuna gu erfüllen mar, ein ©ewerbegericht nicht
beftano unb oom Kläger baft orbentliche ©ericht beft Sohnfiheft
beft Pellagten angegangen war. Saft KeichSgericht billigt bieft
unb oerwirft bie ©inrebe ber Unguftänbigfeit, welche oerlangte, baf*
baS am PSohnfifce beS Pellagten befinbhehe ©ewerbegericht habe
angegangen werben müffen. ©S bemerft, bafi baS ©ewerbegericht
beftSBohnfifceS als folcheS überhaupt nicht guftänbig fei; ber§.25 tonne
nicht aus §. 24 ergängt werten; §. 24 erlläre nur bie für baS amtS»
gerichtliche ,Perfahren" geltenben Porfchriften, alfo nur bie §§. 456 ff.
©P0. für entfprechenbanwenbbar, begtehe fich alfo garnicht auf bie
Peftirnmungen über ben ©erichtsftanb, §§. 12 ff. ©PD. 3 ul, ächft
fcheint freilich biefe ©infdjränlung ber Porfchriften für baS amtft*
gerichtliche „Perfahren" enifprechenb ber Pebeutung ber gleichen
ä laffifigirung beS „PerfahrenS" oor Amtsgerichten im §. 456 (unb
Ueberfchrift) baS Katürlichfte; es würben bann bie im §. 456 be»
gogenen Porfchriften beS Ianbgerichtlichen PerfahrenS, Puch H
Abfchnitt 1, §§. 230—455, foweit fie nicht für Amtsgerichte mobi»
figiit finb, unb bie beS AbfchnittS 2, §§. 456—471, als PerfahrenS»
Porfchriften mafigebenb fein. 3 um »erfahren würben bann jmar
bie Porfchriften barüber gu rechnen fein, in weicher Söeife feitehS
ber ©erichte unb ber Parteien ber ©inwanb unb bie Perüdfichtigung
ber Unguftänbigfeit gu behanbeln feien (§§. 247 ff., 465), nicht
aber bie objeftioen Porfchriften barüber, welches ©ericht gu¬
ftänbig fei. 3tibe& ber 3 u fammenhang, in welchem §. 24 fteht,
macht eft bebenflich, ob nicht bas Perfahren hier im weiteren Sinne
ber gefammten Progefibebanblung oerftanben ift unb auch bie Por¬
fchriften über bie bei ber Perhanolung angumenbenben attgemeinen
progeffualifchen ©runbfäpe, alfo auch ber allgemeinen Peftirnmungen
beS erften PudjeS, §§. 1—229, einbegriffen fein füllen (Pgl. §. 530
©pD. unb §§. 10, 15 eoent. 1, 3 ©inf.®ef. ©p0.). Senn im
©@©. enthält ber zweite Abfchnitt, §§. 24—60, bie Ueberfchrift:
„Perfahren" unb bem §. 24 folgen aufcer bem bie 3afiänbigfeit
betreffenben §. 25 eine Keihe oon Peftirnmungen, welche nicht baS
Perfahren ber §§. 230 ff., 456 ff., fonbern bie aÄgemeinen ©runb»
fäfte beS erften Pucheft ber ©P0. mobifigiren. ÜJlan wirb alfo nicht
an fich fchon bie §§. 12—40 begw. §§.38—40 ©pD. auSfcheiben bürfen.
Sagegen folgt bie Unguläffigfeit ber Prorogation begw. bie
Unanmenbbarfeit ber §§. 38—40 ©PO. auf ©ewerbegerichte aus
bem Perhällniffe beft §. 24 beS ©©©. gum §. 25. Ser §. 24 Be»
fdjränlt bie entfprechenbe Anweubbarleit ber ©pD., „foweit im
Kachftebenben ni^t befonbere Peftirnmungen getroffen finb". ©ine
folche befonbere Peftimmung ift aber für bie örtliche 3 uftänbigfeit
im §. 25 getroffen, unb gmar in einer SBeife, bafe bamit bie An»
wenbung irgenb welcher anberen Porfchriften ber ©PD. über ört¬
liche 3 u ftänbigleit unvereinbar ift. SieS ergeben gunächft fchon
Qnhalt unb Sraffung beft §. 25 felbft. Kotljmenbig ift barnach gur
ßuftänbigfeit eines ©ewerbegerichts, bafi in beffen Pegirl bie
fireitige Perpflichtung gu erfüüen ift. SieS hot feinen guten
inneren ©runb barin, bafi ein folcheS ©ewerbegericht ber $enntni&
unb bem Perftänbnifj ber für ben Arbeitsoertrag unb bie ©r»
füüung mafigebenben Perhälhtiffe näher fteht, als jebeS anbere
©ericht unb biefelöen am beften gu beurteilen oermag. Pefteht
in einem folgen Pegirfe fein ©ewerbegericht, fo werben in ber
Kegel feine charafteriftifchen Pefonberheiten für bie bortigen Arbeiter»
Perhältniffe oorliegen, welche bie ©rrichtung eines ©ewerbegerichts
gum Pebürfnifi machten.
Sebenfaös ift in ©rmangelung einer ba^in gehenben Por¬
fchrift eine 3ofg er ung nicht begrünbet, baft bann im 28iberfprucb
mit §.25 ein anbereS ©ewerbegericht guftänbig fei. ©S bewenbet
bann bei ber Subifatur ber orbentlichen ©erichte in einem folgen
Pegirfe (ogL KeichSger. Pb. 33 ©. 431), welche nur burd) baS
Peftehen eines guftänbigen ©ewerbegerichts nach §§• 5, 6 aus»
gefchloffen finb. PSeber an Stelle eines für ben fonfreten gaH
guftänbigen ©ewerbegerichts, wenn ein folcheS in bem betreffenben
Pegirfe befiehl, noch an Stelle beft anbernfallS guftänbigen orbent¬
lichen ©erichts fann wirffam auf ein an fich örtlich unguflänbigeS
©ewerbegericht prorogirt werben. Sem miberfprid)t bie burch bie
obligatorifche Pebingung — ©rfüüungSpflicht für bie ftreitige
Perpflichtung im Pegirfe beS angegangenen ©erichts — gebotene
AuSf<hlie&li<hfeit beS ©erichtSfianbeS beS §.25. Schon bie Saffung
beS §. 25 ergiebt, bafi für bie örtliche 3ufiä n &iöföt ber ©ewerbe¬
gerichte neben bem §. 25 nicht noch irgenb eine Peftimmung ber
amtsgerichtlichen Porfchriften gelten foü, bafc oielmehr an Stelle
aller 3ufiänbigfeitSüorfd)riften für baS amtsgerichtliche Perfahren
nur ber §. 25 gu gelten hot. 3n ©rmangelung irgenb welchen
anberen 3 u fofceS unb einer anberen 3 u fiänbigfeitS»$ategorie hot
bie Peftimmung: „3 u fiänbig ifi *c." bie Pebeutung: „Kur gu¬
ftänbig ift :c."
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$)a* ©eroer&egeridjt. URittpeilungen beS Berbanbei beutfd^er ©croerbegmcpte. Rr. 5.
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3ebc anbcrc Kombination, in melier auper bem §. 25 nocp
eine ber 3uftänbigfeitS-Borfeptiften bei §§. 12—40 ©.$.0. für bie
©eiperbegeridjte gelten füllte, roi'trbe gu faeproibrigett Siefnltaten
führen. 2)er §. 25 ©©©. entfpriept bem BertragSerfülIungS-
©erieptsftanbe beS §. 29 ©$D. SBoHte man annepmen, bap
neben bem §. 25 nocp alle Borfcpriften ber §§. 12—40 ©B£).
für bie ©eroerbegeriepte mapgebenb fein foflen, fo mürbe bieS bem
§. 25 bie Bebeutung beilegen: And) ba$ ©eroerbegeriept ift gu»
ftänbig, in beffen Begirfe bie ftreitige Berpflidjtung gu erfüQen ift.
3)ieS mürbe fepon eine anbere Saffung bie jepige erforbern
linb es mürbe inhaltlich unocrftänblicp fein, rocSpalb im §. 25 nod)
ein folcpeS ©eroerbegeriept für guftänbig erflärt märe, ba ja fd)oit
burd) §. 29 ©$D. baffelbe erflärt ift (ogl. ReicpSger. 33, 430).
Cpnepin pat §. 25 offenbar mit Rücffidjt auf beit angegebenen
inneren ©runb ben 3n>ccf, ßofalifirung beS ©rfüflungS-©ericptS»
ftanbcS als Bebingung jeher 3 u ft«itbigfeit eines ©eroerbegeriepts
aufguftetlen unb iebe anbere 3 u ftänbigfeit beS BJopnfipcS ober
fonftiger befonberer ©erieptsftänbe auSgufcpliepeit. — Sollte man
an nehmen, bap §. 25 ben ©ericptsftanb ber ©ifüllung an bic ©teile
ber gefeplicpen ©erieptsfiäube ber §§. 12—37 ©$£). gefept ^ätte,
baueben aber bie §§. 38—40, b. p. bie 3uläffigfeit beS prioat»
autonomen prorogirten ©cricptSftanbeS auf ©runb beS §. 24
©©©. hefteten bleiben füllte, fo mürbe einer folgen Berbinbung
eines einzigen gefeplicpen auSfd)lieplid)en ©ericptSftanbeS mit ber
3uiäffigfeit einer Prorogation ber ©ibcrfprnd) entgegenftepen, bap
ein niept auSfdjlieplicper ©ericptsjianb fcl)lt, roäpreno nur für folcpe
bie amtSgericptlidjen 3uftänbigfeitSoorfcpriften eine Prorogation gu»
laffen. Sine berartige befcpränfte unb mobiftgirle „befonbere Be»
ftimmung" im ©inne beS §. 24 mürbe aud) eine anbere prägifere
SWebaftion unb Unterfcpeibung notpioenbig gemad)t paben. ®i c
jepige Qaffung, roclcpe eine anbere 3 ll fiänbigfeit, als bie gefeplicpe
bes |. 25 nid)t anbeutet, fiept einer folcpen Kombinations-Auslegung
gerabegu entgegen; ebenfo ber rationelle ©runb für bie burd) §.25
gebotene Bebingung ber „(Erfüllung" unb ber allgemeine ©runbfap,
bap bas bem öffentlichen Rechte angepörige Pro^epred)t nur burep
ungroeibeutige gefeplicpe Borfd)riften ber prioatautonomie überlaffen
roerben fattn.
(Gegenüber biefen notpmenbigen Saigerungen aus bem Snpalt
unb ber Saffung ber §§. 24, 25 ift eS niept oon Bebeutung, bap
bie SRotioe ©. 27 erflären: 2>en ©ericptsftanb gu einem auSfcpliep»
Iicpen im ©inne ber ßp0. gu maepett, feple eS an einem genügenben
©rnnbe. ©ofern am (Erfüllungsorte ein ©eroerbegeriept beftept,
ift bie 9)töglid)fcit einer 9ticpt*Ausfd)lieplicpfeit gar niept oorpanben.
$>aS ©efep fclbft pat ben ©ericptsftanb beS §. 25 gu einem aus»
fcplieplid)en gemacht, inbem eS ipit allein als juläffig erflärt; unb
einer Bezeichnung als auSfcplieplicp gegenüber anberen ©etoerbe»
geriepten bebarf eS abmeiepenb oon ber ©pD. niept, roeil ein anberer
©emerbegeridjtsftanb nid)t guläffig ift.
©o mie bie oben begeiepneten OrganifationSoerpältniffe ber
orbentlicpen ©eridjte bie 3 u l fl lf un 9 prorogirter ©erieptöftänbe für
biefelben — abgefepett oon ben ausfcplieplicpen — erflärlicp unb
für bie Parteien mitunter münfcpenSmertp machen, fo tnad)en eS
bagegen bie oben bezeicpneieit, eparafteriftifep abmeiepenben Be*
fonberpeiten ber fafultatioen, im Bereiche befonberer Gigentpiimlicp»
feiten roirfenben ©eroerbegeriepte erflärlidp, bap ber prioatautonomen
Prorogation berfelben unter einanber fein Raum gelaffen ift. £)ie
©eroerbegeriepte füllen eben nur in ben ©ebieten roirfen, in roelcpett
für bie befonbere Bepanblung ber Arbeiteroerpättuiffe ein Bebürfnip
empfunben roirb, bieS Bebürfnip foO burep bie (Errichtung eines
Zuftänbigen ©eroerbegeriepts feinen AuSbrutf unb burd) bie B?apl
ber Szepter eine befonbere Berücffidjtigung erhalten. S^af* bei
manepeu fragen ein an fiep naep §. 25 niept zuftäubigeS ©emerbe-
geriept bie foufrete Aufgabe in gleicproertpiger, gefunber (Ent*
fepeibung löfeu fönnte unb niept für jebe ©ntfepeibung eine be*
fonbere ©igentpiimlicpfeit ber Berpälhtiffe in Betracpi fommt,
änbert nidptS an ber burep biefe (Erroägungen rationell begrünbeten,
oorftepenb bezeiepneten grunbfäplicpcn ©teöuiig ber ©eriepte z u I
einanber. I
hiernach fann oon ben Parteien auf ein au fid) naep §. 25
örtlicp unzuftänbigeS ©eroerbegeridjt überhaupt niept prorogirt
roerben, meber an ©teile eines gefeplid) naep §. 25 örtlicp zu*
ftänbigen ©eroerbegeriepts, nod) an ©teile eines gefepliep guftänbigen
orbentlicpen ©eriepts.
©parIottenburg=Berlin. o. SöilmoroSfi.
^fetnungS^uStaitfcp über ßuftäubtgfettsfragcn jtoifepen KmtS«
geriept unb ©etoerbegerupt ©tettin. Ilm 3 u (länbigfeitS * ©treitig*
feiten tpunlicpft zu oermeiben, pat bas ©eroerbegeriept über oer*
fepiebene Sragen mit bem piefigen Königlichen ÄmtSgericpt bic
gegenfeitigen Önficpten auSgetaufcpt.
1. ®S roar oorgefommen, ba& in geroerblicpen ©treitfaepen
3apIungSbefeple erlaffen roaren. ^aburep roaren bie ©aepen bei
bem ?lmtSgeriept anhängig geroorben, unb eS mupte erft eine 3urücf*
naptne beS 3 a Pi li ng3befeplS erfolgen. @S beftept ©inoerftänbnip,
ba& für bie oor bas ©eroerbegeridjt gepörenben Slnfprücpe bas geriept«
liepe s 3Äapnoeufapren auSgef^loffcit ift.
2. 3rocifelpaft ift, ob baS ©eroerbegeriept für Klagen auf
Verausgabe oon ©aepett unb ber übrigen Arbeitspapiere zuftänbig
ift. 3)aS ©erocrbegerid)t Sranffurt a. Bt. pat fid) bejapenb auSge*
fproepen (©ojiale Braris 3g. IV, 9fr.36). Berlin roegeit ber JQuittungS*
farten oerneineub (Blätter 111. Valbj. 9fr. 57). 2)aS piefige ©eroerbe*
geriept pat, fid) ber erfteren Anfiept attgefcploffen. 3)iefe roirb oom
Königlichen ÄmtSgcridjt gelpeilt, ©ie erfepeint auep praftifcp groeef*
mäpig. ©erabe pier ift ein fcpleunigcS Berfapren oon 9fötpen; ber An-
fprud) pängtmrift mit einem anberen jufammen (g. B. 9ficptauSftellung
beS 3 eu 9 n Uf^^ unb dinbepalten ber OuittungSfarte. 5)aS ©eroerbe¬
geriept femtt bie ifopnoerpältniffe am beften unb fann beit ©epaben
leicpt tajriren. Suriftifd) aber griinbet fiep bie 3 u f*änbigfeit barauf,
bafe bic ©aepe auf ©ruub bes ArbeitSoerpältniffeS übergeben begro.
eingebraept ober auf ©runb einer geroerblicpen ©treitigfeit
oorentpalten roirb. Auep §. 3 Abfap 2 fann man perangiepen.
2)aS Königliche Amtsgericht pat eine ©cpabenSflage roegen @in-
bepaltung ber CuiltungSfarte roegen llnguftänbigfeit abgeroiefen.
3. Kein ©inoerftänbnig ift barüber erzielt, inroiefern 9fecptS-
nacpfolger oor bem ©eroerbegeriept flagen föniten. derartige Sälle
fntb nteprfad) pier oorgefommen. 3>aS Amtsgericht oerneint feine
3uftänbigfeit. (Es fiiprt an, baft fonft ber Arbeiter burep 3 e ffan
bie Xpättgfcit beS ©eroerbegeriepts üöüig lapm legen föntte, map-
renb auep ber Arbeitgeber ein Aecpt pabe, bap bie ©aepe oor bem
©eroerbegeriepte oerpanbelt roerbe. (ES ftüpt fich auep auf 9Jfugban
Anrn. 6 zu §. 3. Auep bei Klagen aus $fänoungS* unb lieber-
roeifungSbeftpliiffen oerneint eS für geroiffe Säflc feine 3uftänbigfeit,
Z. B. roenn bic Sorberung oom 2>rittfcpulbncr beftritten roirb. 3DaS
©eroerbegeridjt ftept auf bem atibern ©tanbpunfte. (Bergl. Dtto,
©erocrbliepe ©treitigfeiten, ©. 31). 3n biefen gäUcn treten bie
perfönliepctt Beziehungen groifepen Arbeitgeber unb Arbeitnehmer
guriief. ©in Bergleicp roirb ücp niept mepr fo leicpt enieleu laffen.
Ueberbcin roirb bas Berfapren für ein möglicperroeifc nur aus
fiaien bcftepenbeS ©eriept gu fompligirt. ©S mufj jept bie Rechts¬
nachfolge, g. B. bie ©rbbereeptiguna, erörtert, cS müffen Seftamente,
©rbbefd^eiuigungeti, 3 e lfionSurfunocn ciugefepcn, bie 3uftcQung bcS
BfänbungSbefd)luffeS geprüft roerben u. f. ro. @S roäre oon
Sntereffe, bic Anfidjt anberer ©croerbcgeridjte gu erfapeeit. Bis
jept ift nur ein ocrneiitenbeS ilrtpeil beS ©eroerbegeriepts Karlsruhe
abgebrueft (Blätter für ©ogiale Brag’is o. 15. fjebruar 1894).
€ittfguttg?ötnter.
Ablehnung bcS ©inigungSamteS im 2)tamantf(htetfer-AnSftanb
in £>anan. Begriff ber ArbeitSftreitigfeit. 3n V anau e ^ n
Unternehmer--Kartell ber SDimaiitfcplciferci in ber 3^it ber ©efcpäftS*
ftiße ben fiohntarif fjerabgefept, roorauf 200 ©d)leifer ain 1. 2)eg.
fünbigten utib naep Ablauf ber KünbigungSfrift am 15. $eg. in
ben AnSftanb traten. Als bie ©treifenben bas ©eroerbegeriept als
©inigungSamt anriefen, Icpnteit bie Unternehmer ihr ©rfepeiuen
mit ber Begrüubung ab, bap bie Arbeiter orbnungSgentäp ge-
fiiubigt hätten unb auep orbnungsgemäp entlaffen roorbeu feien,
fobafj ein ©treife „in biefem ©tttne" eigetitlid) nid)t oorliege. —
SDicfe Bcgrünbuug ift irrtpiiinliep uub foüte niept opne Weiteres
pingenommen roerben. 2>ap ein ©treife notptoenbigcrrocife mit Ber»
tragSbrucp erfolgen tnüffe, ift eine roiHfiirlicpe Behauptung, ©ang
forreft fd)rcibt auep § 61 beS ©eroerbegcrid)tS=(9efepeS oor, bap
baS ©inigungSamt angerufen roerben fönne in 3üüen oon ©treitig-
fiiten „über bie Bebingungen ber ßortfepung ober Söieber»
auf na pme beS ArbcitSoerhältniffeS."
Aafpträgliipe Biaftregelnng oon Bcrtretern oor bem ©inignngS-
amt in Köln. Am 3al)ics|'djlup roaren faft alle an bem AuSftanb
in ber Kölner BauimooH-Spinnerei unb Weberei Betheiligten
roieber cingefteOt. AuSgefeploffeu blieben: eine fjamilie K., eine
©pinmrin, bie in ben Bcrfammluiigen ber AuSftänbigcn oiele
Reben gepalten patte, foroic bie brei Bectreterinnen ber ©pinne¬
rinnen oor bem ©inigungSamt. BkS biefe leptgenanoten Ber-
treterinnen betrifft, fo patte ipre AuSfperrung eine über ben lofalen
49
Das ©eroerbegertd)t. 2Jlittb<ilungett be« VerbattbeS beutf^er ©eroerbegeriffjte. SRr. 5.
60
QraH roeit f)inauSreitf|enbe Vebeutung. @8 ift oon prinzipieller Ve*
beutung, ob Arbeiter, rodele bie Vertretung oor bem ©inigungS*
amte übernehmen unb olfo ihre ©eneigtheit, an einer (Einigung
mttguroirfen, gang BefonberS bofumentiren, bieS nachträglich büßen
foHen.
©rrmittefunaSamt iw ©afcl« 3 m Sanuar oerljanbelte ber
©roße Gtath gu Vafei über einen SRcgieruitgSanlrag, betreffenb ein
VennittclungSamt groifdjeu Arbeitgebern unb Arbeitnehmern bei
fiohnftreitigfciteu :c. ©ine fiänbiae VerntütelungSbebörbe 311
fdjaffen, fei cS auS ben Streifen ber VerufSangel)ürigcu überhaupt,
fei eS auS ben Veifißerit ber CGeiucibcgeäd)te, mürbe als uit*
ihunlich Bezeichnet; man begnügte fich bamit, bie Vilbung einer
VermittelungSfommifjion burd) bie Regierung je für ben ein*
gelnen 3 aH gefefelicf; u 01311 frf;rei 6 en. G?ad) bem in erfter Öcfuitg
angenommenen furzen (Gefcßentrourfc foft bei allen Streitigfeiten,
bie gu einer ArbeitSeiufleßuug gu führen brohen ober bereits ge*
führt ha&en, ben Parteien (Gelegenheit gu einem VermittelungS*
oerfahren amtlichen ©harafterS geboten merben. Auf Verlangen
einer ber ftreitenben Parteien ober bei wichtigeren Säßen and) non
ftd) aus hat ber GtcgierungSrath ein Vermittelungsamt gu bilben,
baS unter bem Vorfiße eines feiner Vtitglieber ober eines Dele*
girten ber Vcfjörbe oerhanbelt unb aus einer gleichen 3af)I Arbeit*
geber unb Arbeitnehmer beS betreffenben ©eroerbcS gufamtnengefeßt
wirb. Vei Streitigsten in einem einzelnen ©efd)äfte fann bie
Vennittelung auch ohne bie Vilbung einer VermitteluunSfonuniffion
erfolgen. ©S ift Sache beS SRegicrungSpräfibiumS, bie nöthigen
Anorbnungen gu treffen. Da an amtlichen 3wang nid)t gu benfen
mar, fo miß man burd) Appeß an bie Dcffeutlid)feit roirfen. 2Senn
nämlich oon einer Partei ober auch oon beiben Parteien ber Ver*
miitelungSantrag gurüefgeroiefen roirb, fo roirb biefe Dhatfacfje
unter Beifügung ber roefentlichen angegebenen ©rünbe für bie
3urücfroeifung int Amtsblatt beS ÄantonS publigirt, ebenfo bie
Ablehnung eines VergleichSoorfdjIageS. AnbererfeitS roirb auch
ein abgefchloffener Vergleich feinem roefentlichen Schalte nach
amtlich oeröffentlicht unb fo feftgelegt.
Spiigfett beS ftaatlidjen ©iniaungSauiteS unb Sd)tebSgfrid)teS
in Aero=?)orf. 9fad) bem 9. 3ai)re$berid)t beS Board of Con-
ciliation and Arbitration im Staate §ßeto*?)orf haben in bem 3abre
00 m 1. Giooember 1894 bis 1895 in bem Staatsgebiet 417 StrifeS
ftattgefunben. Das ©inigungSamt hat 1895 in 28 Atonfliften ein*
gegriffen, unb groar in 24 Säßen auf eigene Snitiatioe, in 2 Säßen
auf Verlangen ber Arbeitgeber unb in 2 Säßen auf Verlangen
ber Arbeiter. Das Amt hat eS aufgegeben, oor jebem anberen
Schritt eine 3 u fammenfunft ber Delegirtcn ber Streitparteien
herbeiguführen, nachbcm biefeS Vefireben oft gu einem fofortigen
Sdjeitern ber ©iitigungSoerfuche führte. DaS Amt holt oiclmehr
erft ©rfunbigungen bei beiben Parteien ein unb erft nach biefen
Vefpredjungen, in melden fich manchmal fchon ber Vkg gu einer
Einigung geigt, fchlägt es eine gemeinfamc Vefpred)ung ber beiber*
fertigen Delegirten oor. 3« fünf Säßen fanb baS Amt ben Streit*
faß bereits oor feinem weiteren Eingreifen crlcbigt; in groei Säßen
oon StrifeS nnorganifirtcr Arbeiter fanb baS Amt feinen Veooß*
mädjligten ber Strifenben oor, mit bem cS hätte unierhanbeln
fönnen, in fed )8 Säßen oerrocigerten eS bie Unternehmer, mit ben
Arbeitern gu unterhanbeln, in fed)S anberen Säßen oerrocigerten
bie Arbeiter bie Dheilnahtne an llnterhanblungen. Die erfteren
fechS StrifeS enbigten mit groei Vergleichen unb oier Gticberlagen
ber Arbeiter, bie leßtercit fed )8 StrifeS entfehieben fich fäinmtliih
gu (Gunften ber Arbeiter. Von ©rfolg begleitet roar baS ©ingreifen
beS Amtes bloß in oier Säßen; in bret baoon erzielte eS einen
Ausgleich, unb in einem fonnte eS ben Unternehmer gur Annahme
ber Sorberungen ber Arbeiter bewegen. — Außer biefen biretten
Snterocntionen erwies fid) baS Amt als mißlich, inbem bie be*
ftehenben Sad) s ©inigungSäuiter oft einen Unparteiifdien aus bem
ftaatlichen ©iniguitgsantte foopiiren. Die perhältnißtnäßig gering*
fügige offigiefle Dhätigfcit beS Voarb ift offenbar auf eine be*
beutenbe Slottfurrcug im ©inigungSroefen gmuefguführen. So
melbet ber Verist auch bie erfolgte ©riinbuug eines prioaten
permanenten ©inigungSamtcS für bie Stabt G2cto*?)orf. (Gelegent*
lieh beS StrifeS ber bei ben cleftrifcheu Straßenbahnen in Vroofltju
bebienfteteu 4300 Arbeiter (3annar/Sebruar 1895), in bem baS
Amt groifd)en groei ber beteiligten fünf (Gefeflfchafteu ntrb bereit
Arbeiter eine ©irügung crgielte, führte baS Amt eine ©nquete über
ben Strife burd) unb erftattete hierüber ber Delegation einen
Veri.cht, in bem eS für bie obligatorifd)e fdjiebSgerichtliche Vei*
Iegung oon Streitigfeiten in Unternehmungen oon öffentlichem
Sntereffe eintrat.
Sftfcrif*(£inigung$amt ttnb Sd)i rlSgericht in Delft« Die nieber*
länbifthe Preßhefe* unb Spirituofenfabrif gu Delft, welche burch
etne 9teil)c oon fogialpolitifdjen ©inridjtungcn bemerfenSroerth ift,
Befifet auch eigenartige Einrichtungen gur Sorberung beS ©in*
oerrtehmenS gnnfehen ber Dircftion unb ben Arbeitern. Der hiergu
beftimmtc „Sfcrnel" ift ein parlamcntartig getheiltcr Arbeiter*
au 8 fd)uß; er befteht aus brei Kammern: eine für bie fieiter ber
einzelnen Departements, eine für SBcrffüIjrer unb Oberbuchhalter,
in ber bie groei älteften biefec Angefteflten 1111 b fed )8 gewählte
Delcgirle fißen, unb fdjließlicf) eilte für bie Arbeiter, worin fich bie
oier älteften Arbeiter unb groölf gewählte Delegirte befinben. 3eber
biefer AuSfrfjiiffe roäl)lt felbft feinen Vorfißcnbett unb Schriftführer,
unb bie Veridjlc ihrer Sinnigen werben ber Dircftion gur Slenntniß*
nähme oorgclegt. Die Entweihung über Arbeitsangelegenheiten
roirb in ben halbjährigen gemeinfamen Verfammlungen ber brei
AuSfchüffe unter Vorfiß eines ber Sobrifbireftoren gefäßt. Sieben
biefett als ©inigungSamt fungirenben „Kernel" befteht ein perma*
nenteS 5abrifS*0chtebSgcrid)t, baS aus unparteiifd)en, ber Subrif
nicht ungehörigen ^erfonett befteht, unb groar aus fünf Vtitgliebern,
nämlich groei Arbeitgebern, bie bie Direftion ins SchiebSgeridji
belegirt, groei nicht in ber Subrif befchäftigtcn Arbeitern, bie bie
Arbeiter ber Sabrif wählen, unb ein oon biefen oieren gewählter
Sßräfibeut, ber roeber Arbeitgeber noch Arbeiter ift.
3Ulgcttteitte$ übet ©Ewrrhegeriitytc ttnb
^rbeüsocdrag.
©eroerbegerichtS * Säße in Verwaltungen« 3n
fämmtlichen sfruppf^en 5öerfen (©ffen, ©ochum, Vtagbeburg 2 c.)
ift feit bem SnSlebenireten ber (Geroerbegerichte etne genaue
Statiftif über bie Streitfälle geführt toorben. Auf 45994 Arbeiter
famen 25 Säße, unb groar fämmtlid) Klagen oon Arbeitern gegen
bie Sintia. Daoon enbefett groei gu (Gunfteit beS Arbeiters, 17 gu
©unfien ber Sicma, 4 burd) Vergleich, 2 burch 3 urücfnahme ober
auf anbere Söeife. Vrogcntual auf bie abgefdjloffenen ArbeitSoer*
träge bered)iiet, ergiebt bicS 0,054% ober auf 1840 ArbeitSocrträge
1 Vrogeß, fpecieß bei beit VergroerfSoerioaltungen fogar nur
0,018% ober auf 5267 ArbeitSoerträge 1 Vrogeß. 3« ber ®aupt*
fache beroeift biefe Statiftif, wie baS 3nftitut ber ©eroerbegerichte
burch fein bloßes Veftehen unb bie Vtöglichfeit ber Anrufung für
ben Arbeiter hdlfom wirft, fo baß cS in ber Siegel gar nidßt gunt
^rogeffe gu fommen braucht.
©eroerbegerichte in Sfnmtrcty unb Algier 1895. Dem amt*
licken AuSroetfe gufolge haben 1895 in S^nfreid) 136 ©eroerbe*
gerichte (Couseils de prud'hommes) funftionirt, bie 51 666 Streit*
fäfle (1561 mehr als 1894) gu erlebigeu holten. Von leßtereu
würben 21 899 im AuSgleid^Soerfahren beigelegt, 10 303 würben
oon beit Parteien oor ber AmtShanbluitg gurüefgegogen, 292 waren
gu ©ubc beS Vcrid)tSjabrcS in ber Schwebe unb tn 19 172 Säßen
fonnteit bie prud’hommes feine ©iuigung erzielen; biefe Streitig*
feiten gelangten größtenteils oor ©ericht gum AuStrag. Von ben
Streitfäflen oor bett prud’hommes betrafen: SehrlittgSroefcn 770,
Äiittbigting 7516, Öobitfragett 33 716, fd)Icd)te Arbeit 849, bioerfe
Säße 8815, barunter Sragcu »on ArbeitSlofen*©ntfchäbigung, 9leife*
fpefen 11 . f. ro. — 3u Algier waren 1895 fünf ©erocrbegerid)te (je
eines in Algier, Vona, ©onftantine, ^ßBilippcoille unb Oran) tl)ätig;
fte hatten 2087 Streitfäße gn entleiben, baS [mb 425 mehr als
in 1894.
öelgifthcr ©efepentrourf, betreffenb ArbeitSbertrag« Seit ©nbe
oorigeit 3af)ttS liegt ben belgifd)en Kammern ber SRcgierungS*
entrourf eines ©efeßeS oor, welcher bett ArbeifSoertrag in Velgien
aßgemein ungefähr fo regeln foß, wie bicS Ditel VII ber beutfdßen
(Geioerbeorbnung tl)ut, mit bem aßerbingS bebeutenben Unterfchieb,
baß Velgien bie länblicßen Arbeiter bett inbuftrießeu gleichfteßett roifl.
Die bcfannteit Vefchränfungen beS ArbeiterrcchteS, weld)e bie fron*
gö|i|'d)e 9teoolutions*©efeßgebung ber S^hre XI unb XII einführte
(Verbot ber Koalition mtb obligatorifd)eS ArbcitSbud)) fiitb bereits
burd) ©efeß oout 10 . Sali 1883 aufgehoben Seitbetn blieben nur
bie oagett uub lügenhaften Veftintmuiigen beS Code civil. Sie gu
crfejjen unb gu oerbeffern, ift bie Aufgabe beS ootliegettben ©nt*
rourfS. Die Arbeiterin roirb bem Arbeiter mit Vegug auf baS
Vertragsrecht glcichgcfteßf, bie ßohugahluttg bagegett ttid)t gefeßlid)
als ©aargaßlung oorgefd)rieben, foubern bem DrtSgebrand) über*
51
©a« ©rwerbegeridjt. SWittbetlungen be« ©erbanbeS beutfcher ©eroerbegertchte. Rr. 5.
52
lajfen, bic fonftigcn ©flirten be« Unternehmer« unb be« Arbeiter«
währenb be« ©ertragSoerhältniffe« werben geregelt (SdjabenSerfafc
für TOaterial, Stöerfgeuge ober SBaare unb im 3aBe ber böSwiÜigen
Ab[id)t, Verbot ber 3urücfbehaltung ber ©erzeuge, bie bem Arbeiter
gehören, ©orfeßrift, baß Arbeitsräume, SidjerheitSoorfehrungen,
$ogi« unb koft in gutem 3uftanb fein muffen); fchließlich fitib bie
künbigung«» unb dntlaffungSbebingungcn geregelt, wobei wieber
auffällt, baß bezüglich ber künbigung beim 9Rangel einer ©erein-
barung auf ben DitSgebraud) oerwiefen wirb; nur in beit Unter¬
nehmungen, für welche burd) frühere« ©efefc ArbeitSorbnungen
oorgcfchrieben ftnb, foH eine wöchentliche künbigung fubftbiär
gelten, $>ie griften müffen beiberfeitS gleich fein, im 3roeifel«faEe
gilt bie längfte für beibe ®ie dntlaffung«* begro. AuS-
trittSgrünbe weichen nicht oiel oon benjenigen ber beutfcheit ©e»
werbeorbnung ab, nur baß auch ber Unternehmer ben Arbeiter
entlaffen fann, ber bie (Sicherheit be« ©eiriebe« gefährbet, unb ber
Arbeiter austreten fann, beffen ©efunbheit unb ßeben im ©etrieb
? iefährbet werben. Au« Deutfchlanb ift fchließlich auch bie ©uße
ür kontraftbruch in ähnlicher ©Seife herübergenommen, fowie bie
(Sinbehaltung einer gewiffen State be« Sohn« bafür; ganj originefl
bagegen erfdjeint ber lefcte Artifel Nr. 23, nad) welchem bie minbers
jährige Arbeiterin, bie bei betn Arbeitgeber in ßogi« ift, berechtigt
ift, ben ©ertrag aufgulöfen, faü« bie Srau ober Haushälterin be«
Unternehmer« ftirbt ober weggeht.
Anrechnung bon kraufeiigelb auf dntfdjäbiguug wegen fünbi*
gmtgSlofer (Sntlaffnng. Raditräglidje Cflstwenbung. $>ie AuSfunftS*
fteEe für Arbeiterangelegenheiten gu Öranffurt a. 3R. h^tte oor
furgem ftch mit folgenber Angelegenheit gu Befaffen. din SBäfcherei»
©eftfcer ^atte am 16. September eine ©afchfrau ohne oorauSge*
gangene künbigung entlaßen unb war beöhalb burch Urtheil be«
©ewerbegericht« oom 24. September gur 3 a hhmg be« 14tägigen
ßohne« oerurtheilt worben. ©Sie bem ©eflagten nachträglich be»
fannt würbe, erfranfte bie ©Safdjfrau am £age nach ihrer dnt»
Iaffung, war aber gunächft noch arbeit«fähig; erft am 25. September
(bem iage nach ber ©erhanblung) würbe bie ©Safdjfrau arbeits¬
unfähig unb begog nach einer ©efdjeinigung ber DrtS-kranfenfaffe
oom 28. September ab (nach Ablauf ber breitägigen karenggeii)
kranfeugelb. $)er ©eflagte weigerte ftch baraufhin, bie gange,
im Urtheil ber Klägerin gugefprodjene dntfehäbigung gu
gahlen, fobaß ba« 3mang«ooEftrecfung8»©erfabrcn gegen ihn ein¬
geleitet würbe. Seiten« ber Au«funft«fteEe, bie ber ©eflagte um
Rath erfülle, würbe ihm anheim gegeben, gemäß §.686 ber dioil»
progcß*Drbnung dinwenbung gegen ben Snbifatanfprud) im SBege
ber klage bei bem ©ewerbegericht geltenb gu machen unb auf eirtft-
weilige dinfteflung ber 3roangSooEftrecfung angutragen. Auf biefe
©Seife würbe bann bie im erften Urtheil feftgefefcte dntfehäbigung
für 14 £age auf eine dntfdjäbigung für bie 3eit m>m 17. bis
incl. 24. September herabgefeßt werben fönnen. £)er §. 686 fcheint
hier au« bem ©runbe anwenbbar gu fein, weil ber ©runb auf
ben flc^ bie dinwenbung be« bellagten 55Bäfd)erei*93efibcr8 begieht,
nämlich ber Eintritt ber Arbeitsunfähigfeit ber ©Safchfrau erft nach
bem Schluß ber münbUchen ©erhanblung oom 24. September ein¬
getreten ift, alfo burch dinfprudj im Termin felbft nicht geltenb
gemacht werben fonnte, unb weil anbererfeit« ba« 3roang8ooü»
ftrecfung«-©erfahren noch nicht beenbet war.
$>ie gleichgeitig hiermit ausgegebene Sfr. 19 ber ©Sod)enfchrift
,,Sogiale ©ragi«, deutralblatt fir ©ogialpolitif' enthält:
2)ie HungerSnoth in Snbiett. ©on Dr. ©. karpele«. —
2)ie ßage be« ArbeitSmarfteS unb bie 9Rarft»©erid)terftattung.
— $>er StljeegoE. SSon ©ürgermeifter Dr. ©Seiß. — ©Sahl*
Programm ber fogialbemofratifchen ©artei in Dcfterreidj;
©echenfchaftsbericht be« ruffifchcti ©unbe« für ©efreiung ber
Arbeiterflaffe; Neue Ausgaben ber Reich«* ©ewerbeorbnung.
— ©eufionSfaffe für fiäbtifdje Wiener unb Arbeiter in
Sranffurt a. SR.; Stäbtifdje Arbeiter. Sorberungen unb
©efchliiffc; ßebettSläitglicbe AufteEung ber ©emeinbebeamten.
©erhanblungen be« ©ereinS ber ©emeinbebeamten gu ©erlin;
Stäbtifche Au«funft«ertheilung in Stuttgart; kommunaler
Spirituofen-AnSfdhanf in dnglanb; ©emeinbeorbnutig für
BJfeiningen. — ©erliner ©äcfer-dnquete; Statiftif ber töd¬
lichen ÜnfäEe im englifc^eii ©ergbau 1895; ©rünbung eine«
difenwerfe« burch Arbeiter in ©ort Angele«. — Arbeit«*
cinfteEungen in SDefterreich 1895/96; Spinnerftrife in ©eter«-
burg; ßoefout unb Strife in ben Schiefcrbrüthen oon
©ethcSba. SteEung be« cnglifchen $anbel«minifter« gur
SnteroentionSfrage. — ^)ie ItnfaE-SfoocEe im 9?eid)Stag. —
AuSbchnung be« UnterftühungSmohnfib-dtefefeeS auf ©aqern
unb dlfab-ßothringen. ©erhanblungen be« ©eidjStage«. —
Uiiioerfitp-^tenfion in Dyforb; ©efchränfung ber unentgelt¬
lichen ßehrmittel in ©iener ©oIf«fd)ulen.
Au« bem 3nh<Bt ber Iefeten 3fanuar-Hummern ber „Sozialen
©rayi«" feien folgenbe Auffäfce heroorgehoben: 2)ie fogialpohtifche
SteEung ber konfumoercine. ©on Dr. ^>an« drüger. — ^>ie dr*
finbung ber ©etroleum*©lühlampe unb ihre wirthfcf)öftli(he ©ebeu-
tung. ©on Dr. ßuj. — Arbeiter*Schlafftätlen in ©len. ©on
©rof. d. SRifdjler. — 2>ie freien ©ereinigungen ber (Betreibe-*
hänbler. ©on ©rioatbogent Dr. 3-Snftrow. — Armenpflege unb
©ohltbätigfeit. Schulb- unb ©erbienftredjnung. ©on Dr. jur. k.
o. ©angolbt. — ©eRnbe-SRärfte. ©on Dr. jur. 9R. Duarcf.—
©ie Starifgebilbe ber frangöfifthen difenbabnen. ©on difenbahn-
®ireflor 0. be £erra. - 2)ie Armenftatiftif ber beutfd)en ©rofe-
ftäbte 1896. ©on Dr. $. ©ettich- — Au« bem SRotigentbeil:
3ahre«bericht be« englichen ßabour*5)epartment; 3nhrc«berid)t be«
Nürnberger ArbeiterfefretariatS; ©erftaatlichung ber frangöfifchcn
Sübfanäle; dentralifation ber öffentlichen Arbeitsnachweis-Stellen
am untern SRain; dentralifation ber öffentlichen ArbeitSDermittelung
in ©aqern; Statiftif ber Strafen gegen Sogialbemofraten in 2)eutfch*
lanb 1894—1896; ©efämpfung fogialer ©eftrebungen in $>eutfch-
lanb; SRaRregeln gegen bie Sogialbemofratie in 3ltien; Stäbtifche
Arbeiterfefietariale m ©eutfchlanb; Stäbtifcher ©auarbeiterfchuh
in SRündjen; SelbfioerRdierung englifcher ©emeinben gegen Sfeuer«-
gefabr; Arbeiteroerfnherung bei ftäbtifchen Arbeiten in SRon«; Sub-
oention ber Stabt Antwerpen für fterilifirte kinbermilth; ©öüige
Sonntagsruhe im ©rofehnnBel, DrtSftatut in Sürth; ©aSpolitif in
9Ragbeburg; Stäbtifche NothftaiibS-Arbeiten; Srauengenoffenfchaft«-
©unb in dnglanb, drweiterung ber SaBrif-®efebgebung; Armen¬
pflegerinnen in Srlanb; AuRerorbentlicher kongrefe belgifcher ©erg-
leute; ©echtsfchuh be« ©ereinS fchmeigerifdjet difenbahn-AngefteEter;
ßohnbewegung oon dhoriftinnen in Sunberlanb; ©ewerfoerem
englifcher kranfenpffegerinnen; ©efcbleunigung ber 3(?B re§ ^ cr \^ te
bei bcutfdjen ©ewerbegerichten; ©roleft gegen bie ©erlmer
©oligeioerorbnung über Sonntagsheiligung; 9 Uhr-Schlufe oer
Apothefen in ber Schweig; ©eunftunbentag in ben ©krfftätten ber
Söiener Straßenbahn; bie beutfehe ©ewerbeinfpeftion im Reichs¬
tage; 3nternationaleS ©ureau für Arbeiterfchuh, Scheitern ber
fdjmeigcrifchen ©läne; dintreten italienifcher ©aumwoE-SnbuftrieEer
für Abfchaffung ber Nachtarbeit; dnquete über gewerbliche Haft¬
pflicht in ©eutfdjlanb; ©igilanten ber ©erufSgenoffenfchaften;
©egenfeitigfeit«*kaffen für echulfinber in ©elgien; ©erein für
©erficberung gegen ArbeitSlofigfeit in köln; drgebniffe be« Spar¬
oerein« für konfirmanben in ©raunfehweig; SSohnungSbau burch
beutfehe Stäbte; Aergtliche 2öohnunq«*3nfpeftoren in ©taing; ©or*
fchläge gu ©efepentwürfen gegen ben ©aufchwinbel in ©reußen;
©utachteu ber Hamburger ©emerbefammet über ben ©aufchminbel;
UniversiW Extension in ßeipgig, ©München unb ©erlin; Statiftif
europäifdjer krüppelheime; 3 u fömmenarbeiten ber ßanbe«- unb
©olfsbibliothef in ©rag.
Stänbige Rubrifen ber ^Sogialen ©ragi«": AE-
gemeine Sogial» unb A&irtbfd)aftSpolitif; kommunale Sogialpolitif;
Sogiale 3 u ftänbe; Örauenfrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer»
oerbänbe; ©ewerbegerichte, dinicjungSämter, ArbeiterauSfdhüffe;
Arbeiterfchuß unb ©ewerbeinfpeftion; ©erficherung, Sparfaffen;
Armenpflege; ©ohnungSwefen; ©efunbheitspflege, drnährung; dr-
giehung, Schule, ©olfsbübung; 3uftig; Sinangen; ßanbwirthfchjfh
Hanbwerf unb ©roßinbuftrie; Habbel, krebit^; ©erfehr; ßitterarifche
Reu-drfcheinungen.
2)ie gratis, fmfittihfi fftr erf^eint leben S)onnetftaa
unb foftet ölerteliäbtlicb 2^C50^ einfd^Ueblich ber SRonattbeitage
(Setnerbegertcbt' 1 . B u belieben burd> fämmtlidbe ^ßoftanftalten unb £Bud)b<mb!ungen
fotoie btreft bureb bie ©erlagÄbucbbanblung (Sari ^e^mannS Verlag, ©erlin W.
HJlauerftr. 44).
,,^a« <Set»erbegevfdl|t <4 erfebeint am erften S)onnerftag jeben SRonat« im äninbeftumfang oon Vs S3ogen unb ift burdj alle Bucbbanblungen, Spebiteure
unb ©oftfimter (©oftseitungdnummer 2811a) au beateben, ©er ©reis betrögt für bafl SW. 1» bet birefter poftfreter 3uf«nbung bur^ bie fBertagfibwibtung SW. 1,40.
Carl &tgmaiml Serlag tn Berlte W. mauerftrabe 44. — Cebrurft bet Sullui 6 tttenfelb in Berltn W. — Berantttortlty für bie KcbaRtos: Dr. 3 . 3aftxon> in Cbarlottenburg-Berlin.
II. 3ot)tflawfl-
(Berlin imb ^ronffuri a. SD?., ben 4. 9J?äq 1897.
ftnmmct <>.
ins ©fwerbcgfridit.
2 Tüttfyeilungen bes Vevbanbes beutfdjer (Bewerbegerichte.
SRebattiondauefcbufj: ©tabtratf) Br. gltfdf in granlfurt a. SD?, unb SD?agiftTatS<9ffeffor Cnw m (Berlin.
ffT4«M *m «tu« lei« »*mü. Herausgeber: * wl * W*n 4 1 W«»i
Carl $e$mamt* »«laß, Berlinw.,HRauerftT.44. Dl*. jU tt?+ Äoftenfreie Beilage jus .Sojialen ^sagift*.
8Qe für bie ftcbaftton bei .©etoerbegeri^tfl* befümmten Genbungen bittet man ju abteffiten: 9tn §etm 3Rügiffrai4««ffeffot Cuno, Berlin SBormfet Gtr. 2.
Sttljai t
®er Sabieiberiibt bei ©ewerbe- gerillt« nacbjuprüfen? (2anbgcricf)t
geriet« Berlin. Bon StabtTotb Berlin I.)
Dr. k. glefcb.53 j unb $erfßtjrrn .... 58
.56 i ©erlegung ber SÄÜncbener ©etoerbe»
3fteinunregelniäfeigerArbeiter franfen» | gericötS*äBablen auf einen Sonntag.
öerfitberungSpfliibttg? (©eroerbeoc* ßuftctlungen bei ©etterbegeritb« an
ric^t Stuttgart.) Stuölänber.
£at ber Arbeiter Stnfprudj auf frort* f ©UtflÜJteu Hüb $ »trüge.58
jablung bei SlrbeitilobnS rofttjrenb j ©inb #auSbiener unb Köchinnen ber
eine« breiioödjigcn Btllitörbienfte« ? , Beftaurateure ac. ©etoerbegeljitfen
(©emerbegeridjt Bern). I ober ©ienftboten? Antrag beS ©e*
Bottjwenbtgei 3 „batt ber «rbeitS* tterbegeridjt« Berlin unb Btinifteriai.
orbnung. $aben allgemeine Ber* tfrntfibltefeung.
einbarungen jroiföen ben Arbeitern ^Ugtnieltie» über Atattrbtgtf tltytf
unb bem Arbeitgeber neben biefem ; ntlb |Lrbeit»oertmg.60
3nl)alt ©iltigfeit? — Sofmjefjlung ArbeitSjettel unb Bertragibüdjer in
für gefeblitbf freiertage. (©emerbe. I Königsberg i. %
gerieft Berlin.) Bcd)t$ftcHung bei ©örtnergebilfen.
ffiertb befl Streitgegenftanbe« bei bet |Terbanb*-3ln0el*g*nbeitfn_60
Klage auf Aufteilung eine« ßeug* ' BeitTittflerflftrungen.
niffe«. #at baS ^Berufungsgericht -
bie 28ettb*8reftfefcung be« ©emerbe- I 3”5ait«angaben ber „Sojialen BragiS 4 '.
«bbTurf fämmtlidjer Artifel tft Bettungen unb 3«tf<brifien geftattet, jebodj nur
mit boder Quellenangabe.
Ber 3 ai)repberid)t bes ©etoerbegetldjte Berlin.
$)er 3a§reö6cric^t bei ©eroerbegeriebt« Berlin für ba« ©e*
fdjoftsiafjr 1895/96 fteOt bieStnal ein ftattlicbe« §eft oon 16 ©eiten
be« befannten gropen unb eng gebrueften gormat« be« Ber«
roaltungSbericbtS bei Berliner Sßagiftrat« bar. $)er Beriet ift
gang au&erorbentlicb reichhaltig, rote bie« ber Bebeutung be«
größten beutfdjen ©eroerbegerichts entfpriebt. fBir b^ben au« bem*
felben, bie ©eroerbegerichts* ©treitigfeiten anlangenb, gunächft bie
erfreuliche £b a lfa<b 6 beroor, bap ba« Berliner ©eroerbegeriebt, ebenfo
roie anbere ©eroerbegerichte, im ©ergangenen 3<*h« weniger
Klagen gu entfeheiben hotte, al« im Borjabre; ber befte Beweis,
bafj bie fonftante Besprechung in ©eroerbegericbtsfacben allmählich
ihren ©influp geltenb gu machen beginnt.
$)a« ©eroerbegeriebt Berlin ift in 8 Kammern eingekeilt:
1. ©chneiberei unb Näherei, 2. Xejtit«, ßeber-, Bup*3nbuftrie, 3. Bau¬
gewerbe, 4. §olg« unb ©djnifcftoffe, 5. Btetall, 6. Nahrung, Beher¬
bergung, ©rquiefung, 7. HanbelS* unb BerfehrS*©rroerb, 8. Allge¬
meine«. Bor biefen Kammern inSgefammt rourben 11 696 Brogeffe
anhängig (im Borjabre 12 376), roooon 5 282 bureb Bergleicb unb
2254 bureb ©nburtbeil nach ftreitiger Berbanblung entfliehen
rourben. Bon biefen ^rogeffen führten nur 41, alfo 1,82 Bn>gent gu
Berufungen (bei im ©anjen 466 Klagen über mehr als 100 Sßarf),
unb oon biefen 41 Berufungen batten nur 14 ©rfolg. 2Bir finb
weit entfernt, biefe geringe 3®bt oon Berufungen ohne ©eitere« auf
bie Borgügli<b!eü ber ergangenen Urteile gurüdfgufübren unb
hieraus bie Unbegrünbetbeit ber gegen bie ©eroerbegeriebte oft unb
inSbefonbere auch in Berlin erhobenen Anftbulbigungen bebugiren
gu wollen, ©er biefe Angriffe oerfolgt, roei&, bafe pe faft immer
ftcb nicht gegen ergangene Urteile richten, fonbern bem Aerger
herüber AuSbrucf geben, baj* ber Bnngipal ^ wegen ber geringften
Äleinigfeit" oon bem Arbeiter mehrfach auf« ©eriebt citirt werben
lönne, unb fchlieplich, fchon um ber Lauferei gu entgehen, einen
Bergleich machen müffe. ©ir fyabtn gerabe besbalb fchon roieber«
holt an biefer ©teile bie Anficht au«gefproben, bafj e« richtig fein
würbe, nicht adgu oiel ©ewid^t auf ba« 3aftanbe!ommen einer
möglikft gro&eit Angahl oon Bergleichen gu legen unb bie Parteien,
bie llrtheil haben wollen, nicht gum Bergleich gu brängen. Anberer-
feit« beroeift bie Shatfache, bap oon ben, oon Arbeitern ange-
ftrengten ^Sroscffen, welche nicht burd) Bergleich erlebigt rourben,
runb 82Vu ^Srogent, oon ben Ilagenben Arbeitgebern nur runb
49 Brogent abgeroiefen worben pnb, roie wenig ©runb bie mitunter
gehörte Anficht bat, bafj beim ©eroerbegeriebt bie Arbeiter leichter
Becht befätnen al« bie Arbeitgeber, freilich tritt biefe Behauptung
umfo beftimmter auf, je heftiger bie SHaffengegenfäbe in ben ein*
gelnen ©tobten finb, unb wirb baber aud) burch bie 3ablen !aum
gu befeitigen fein!
3)er Bericht giebt ferner AuSfunft über bie Skatigfeit be« ©e-
roerbegericht« al« ©inigung«amt unb al« AuSfcpui für©ut*
achten. 3n lefeterer Begiepung ift freilich wenig gu bemerfen, ba
ba« ©eroerbegeriebt nur über 3 oon 6 eingegangenen Anträgen
(ßobnoorrechte ber Baubanbrocrfer-Sorberungen. — 3ft ba« ©e*
ftnbe ber ©aftroirthe als ©eroerbegehülfe ober $>ienflbote angufeben?
— Abänberungen ber Beftimmungen über ©onntagSruhe) beraihen
unb befcbloffen bat.
Um fo roichliger ift ber Bericht über bie Shätigfeit als
©inigungSamt. ©inleitenb wirb bemerft, bap bas ©eroerbe-
geridht erftmal« am 14. ©eptember 1895, alfo 2 1 /* Sabre nach
feiner ©rrichtung al« ©inigung«amt angerufen roorben fei. 3)ie«
habe baran gelegen, bag ba« ©eroerbegeriebt anfang« fleh bamit
begnügte, abguroarten, ob bie Barteien e« anrufen rourben. Bun*
mehr aber nimmt ba« ©eroerbegeriebt einen oeränberten ©taitbpuntt
ein, w inbem e« als feine Aufgabe anpebt, Borgänge auf bem
ArbeitSmarft gu oerfolgen, Fühlung gu gewinnen mit einer Be¬
wegung, bie gum ©trife gu führen brobt, roomöglich burch fön
©inroirfen fchon ben Ausbruch be« ©trife« gu oerbinbern." 3nbem
ba« Berliner ©eroerbegeriebt biefen ©taubpunft einnimmt, geigt e«,
bap eS ptb ber Bebeutung feiner Aufgaben ood berougt unb ge«
roiHt ift, benfelben in ihrem gangen Umfange gerecht gu werben.
2)er Bericht giebt fobann, inbem er begüglidb be« Berfabrenö in
©inigungSamtS-Sachen auf ben in unferen 2Rittbeilnngen erfchie*
nenen Auffah be« BtagiftratSapeffor« ©uno, beffen ©rgebnipe ooll*
inhaltlich gum AuSbrucf gebracht roerben, binroeift, brei Tabellen.
SDie erfte (A, 26 Bummcrn) umfapt bie AuSftänbe, bei benen ba«
©eroerbegeriebt mit ben Beteiligten groar Berhanblungen gepPogen,
eine Anrufung be« ©iniguitgSamte« aber oon feiner ©eite erfolgt
ift; bie groeite (B, 7 Bummern) biejenigen, bei benen ba« ©eroerbe¬
geriebt nur oon einer ©eite angerufen rourbe; enblicb bie britte,
umfangreiepfte (C), bie 11 Arbeitseinteilungen, roeldjje ba« ©e-
roerbegericht burch Bergleich ober ©ebiebsfprueb gum formalen ©nbe
gebracht h^t* Alle Tabellen enthalten Bubrifen gur Angabe ber
am eingelnen ©trife betbeiligten Arbeiter unb Arbeitgeber, be«
©runbe«, ber S)auer unb ber Art ber Beenbigung be« ©trife«;
bie Iefete überbieö ben Söortlaut be« ©dfjiebsfprucb« ober Bergleich«.
55
$a0 ©eroerbegericß. SRttthetlungen beS Serftonbe* beutfcßer ©ewerbegerichte. 9?r. 6.
56
©erabe biefc Tabellen enthalten eine tJüCfc be£ intcrcffantcn
^Materials; eS roirb barin referirt, forooß über fogenannte
„©trifeS", bei benen Iebiglich ein Arbeitgeber unb 4 Öacfirer
(A 16) ober 7 Stoßarbeiter (A 19) ober 7 ©djußnadjer (A 24)
getroffen waren, unb baneben über ben ftonfeftionSftrife (C 11),
ber mehrere taufenb ©chneiber unb Malierinnen, einige Ißnbert
3nrifdjenmeifter unb 92 Äonfeftionäre betraf, ober über ben
3immererftrile (C 9), in meinem 2000 3tntmeret gegen 192 Bau*
geroerbemeifter ftanben, ben Bifcßerftrife (A 10), 10 600 Bifcßer
gegen 1020 SBerfftätten. SRan erfieß aus biefen 3aßeitangabett
fofort, oon welch ungeheurer SSußigfeit bie Bhatigfeit eines @e*
roerbegcricßS, baS feine Aufgaben richtig erfaß, fein fann; man
erfleht aber auch batauS, wie falfd) es ift, AHeS, was Strife
genannt roirb, nach je ber Micßung einheitlich zu behanbeln. Ber
Bericht theilt bie AuSftänbe ein, je nachbem burch biefelben eine
roirtßdjaftlidje Aufbefferung (höherer £oljn, fürgere Arbeitszeit,
SRinbeftroochenlohn anftatt Afforbarbeit u. f. ro.) ober eine Mfacß*
frage (©utlaffung nic^t organifirter Arbeiter, ©inftellung entlaffeiter
Arbeiter, Freigabe beS 1. MJai) ober beibeS gufammen zur ©nt«
fdjetbung gebracht roerben foDL ©r ftettt feft, baß oou ben 44 in
ben Tabellen gefefjilberten StrifeS 21, barunter 18, welche roirtß
fchaftlidje Aufbefferung erftrebten, gum Siege führten. ©r erroähnt
fobann fpezieK bie bei mehreren ber StrifeS aufgetretene Srage
ber ©rfeßuitg ber Afforbarbeit burch Sfinimalloßi, rocldje Sorbe*
rung er als inhuman, unpraftifch unb für bie ©efammtßit ber
Arbeiterfchaft oerberblich Bc^eid^nete, roeil bie Arbeitgeber bann
entroeber fchroächere Arbeiter eittlaffen, ober ben Ausfall burch $reiS*
auffchlag auf ihre ^robufte einjuholen genötßgt roären, rooburch
bie einzelnen Snbuftricbe^irfe bei ber Sfonfurtcnz beS 3n* unb AuS*
lanbeS einfach z u ©cunbe gehen rnüffen. BaS Seßtere ift fidjerlidß
roie bie Berhältniffe heute liegen, bis zu einem geroiffen ©rabc richtig.
Bie Arbeiter beS einen Orts fönnen ihre Sorberungen nie rocfentlich
über bie Anfprüdjc ihrer Kollegen in billigeren Orten beS gleichen
3nbuftriegebietS hinaus fteigern. Ber Bericht fteEt in biefer Beziehung
3 . B. bezüglich beS SfrmfeftionSftrifeS feft, „baß bie Söhne in Berlin
in oiclen Ffällen auf ein Mioeau gefunfen feien, roelcheS ein menfehen*
roürbigeS Bafein ber Arbeitnehmer trofe angeftcengter fleißiger Arbeit
nicht mehr ermöglicht", — bah &i eS über feinen ©runb zum ruefent*
liehen Bßeil in ber $onfurrenz Keiner Bläfce, z* B- Afdjaffenburg,
habe, „in welchen bie SebenSftellung ber Arbeiter eine nie! roeniger
foftfpiclige ift als in ber $auptftabt". BieS ließe fich noch baßn
ergänzen, baß fpezieö auch &ic Machtheile ber Afforbarbeit in Keinen
päßen unb auf bem flachen Sanbe, roo es roenigftenS an gefunber
Suft nicht fehlt, roo ber Arbeiter bie Afforbarbeit (Stücfarbeit) für
ben auswärtigen Arbeitgeber nicht als feinen einzigen Berbienft
betrachtet, geringer ftnb, als in ben ©roßftäbten, in benen ber
Arbeiter auSfcßießlich auf ben Berbienft angcroiefen ift, ben er
beim Arbeitgeber finbet, unb in benen ber Arbeitgeber bei ber
groben Ausmaß an Arbeitern baS Mtojimalmaß bes BerbienfteS
burch ftetes §erabfeßen ber Afforblöhne nach ber Arbeitsfähigfeit
ber gefd)icfteften Arbeiter normiren fann. Suunerßtt ober möchte
ber AuSfpruch bes Berichts in biefer ©infeitigfeit zu roeit gehen.
Ber Afforblohn bebeutet in berfelbcn Art eine untere Stufe beS
SößtungSfßtemS, b. ß gegenwärtig bes Unterhalts ber Arbeiter,
roie es bei Beamten bie biätarifdjc Befchäftigung im ©egenfaß z u ber
etatsmäßigen tft Als 3iA unb Prinzip bürfte ber ilampf gegen
ben Afforblohn aHerbingS eine burchauS richtige Sofung für Bie*
jenigen fein, welche bie Befferung ber Sage ber Arbeiter erftreben.
Ber Bericht feßießt feine Barftellung ber X^ötigfeit beS ©e*
werbergerichtS als ©inigungSamt mit ber nodjmaligen SÄahnung
an bie Betheiligten, bie Bermittelung beS ©inigungSamteS nicht
erft anzurufen, wenn eine ArbeitScinftellung bereits ftattgefunben
hat, fonbern fchon oorher, wenn fie auSzubrechen broht. ©ir
möchten uns biefer Mahnung ooll anfeßießen. 23ürbe fie befolgt,
fo wäre ber fuherfte Bkg gegeben, um baS fdjiebsricßerliche ©in*
greifen ber ©emerbegeridjte oon ber Ausnahme zur Megel z«
machen unb um ben mittelalterlichen 3uftanb bcS Suuft* unb
SehberechtS, ber gegenwärtig bezüglich beS Kampfes um bie ArbeitS*
bebingungen befteht, in ben ber georbneten ©ntfeheibung nach Mecß
unb Billigfeit zu oerroanbeln. BaS Berliner ©eroerbegericß hat
burch feine Xßätigfeit im oergangenen 3aßre ßergu fräftig unb
erfolgreich mitgearbeitet unb ßerburd) bie führenbe Stellung unter
ben beutfehen ©eroerbegerichten erworben.
Sranffurt a. Bf. St. f?Ief
Rjrdjtfpredjmig.
3 ft ein unregelmäßiger Arbeiter franfenoerfidjerungs*
pflichtig? (Urtheil beS ©eroerbegericßS Stuttgart, Borjißenber:
Affeffor $artenftein.)
Ber Äläger ift feit zmei fahren beim Beflagten befchäftigt geroefen;
er hat im Afforb $olz gefägt unb gefpalten, — nebenher hat er unbe*
ftrtüen auch in anberen ©efchäften hi« unb ba gearbeitet. ^Regelmäßig,
wenn ein beftimmteS Duantum $oIz oerarbeitet roar, rourbe er aus»
bezahlt. 3m Anfang bes 3ahw* bat er ben Beflagten, er möge ifo
Zur Äranfenfaffe anmelben, er rooüe gerne bie Beiträge bezahlen. Sa
Beflagte that bie«, er bat bie Beiträge zur Äranfenfaffe regelmäßig
bem Kläger im ooüen Betrage oom Sohne abgezogen. $cr JHägtr
oerlangt nun ben Betrag ßrauS, ber ihm über ben gefeßiehen Antbril
hinaus abgezogen worben ift. Ber Beflagte erwibert: ber Jtläger je:
gar nicht üerftdjcrungSpflicßig, er fei nicht als ftänbiger Arbeiter anju*
fchen. Oft fei er franf geroefen ober fonft nid)t h«gcgangen, ohne ba?
er fich etwa entfhulbigt hatte, er fei einfad) gefommen, wenn es ihm
gepaßt habe. 3m ©anzen werbe er burthfcßnittlid) ungefähr 4 Jage in
ber SBodje beim Beflagten gearbeitet haben. Micßig fei allerbings,
baß er, wenn ein Duantum ausbezahlt gewefen fei, ohne weitere Be*
fteüung weiter gearbeitet habe. Ba alfo ber Äläger nur berechtigt,
nicht oerpflidjtet gewefen fei, in bie Jfranfenfaffe einzutreten, muffe ei
auch bas Zlranfengelh ganz bezahlen. — BaS ©emerbegerieß hat ben
Äläger als ocrfuherungSpflidjtig angefehen.
©rünbe: Mach §. 1 beS 5frauFenoerricherungS*©efebeS ftnb nur
foldje Arbeiter oon ber BerfichcrungSpflicht ausgenommen, beren Be*
fchäftigung „burdj bie Matur bes ©egenftanbs ober im BorauS burch
ben ArbeitSoertrag auf einen 3 c it ra um oon weniger als einer Sohe
befhränft ift". ÄeiueS oon beiben trifft beim ftläger 3 U. Ber Um*
ftanb, baß ihm fein Afforblohn jeweils nach Boüenbung eines ArbeitS*
quantumS, anftatt in regelmäßigen 3al)tp«tol> c u ausgeznßt worben ift,
macht nichts aus. Mach §. 80 beS ftr.-B.-®. ift bie Bercinbarung un*
gütig, baß ber Kläger bas Äranfcitgelb ooD bezahlen falle; oielmehr
barf ber Arbeitgeber nießt mehr als a /3 oon ihm »erlangen. Ber
Äläger fann bie zu oiel abgezogenen Beträge wiebererfeß »erlangen.
§at ber Arbeiter Anfpruch auf Fortzahlung beS ArbeitS«
lohneS währenb eines breiwoeßigen SKUitärbieiifteS? (Urtheil
beS ©ewerbegeridits Bern).
©inem ©cßriftfeßer, ber bereits mehrere 3aße in berfelben Arbeite
fteDc geftanben hat, hat baS ©emerbegerieß in Bern für einen brei*
wöchentlichen HRilitärbienß ben Arbeitslohn zugefprodjen. Saut bem
fdjweizertfdjen Dbligationenredjt (Art. Mr. 1 ) ift ber Arbeitgeber bei
einem auf längere Bauer abgefdjloffenen Bieuftuertrag »erpflichtet, bem
Arbeiter bet un»erfd)ulbcter ArbeitSoerhtnbcrung (ftranfljeit, 2Rilitar*
bieitft ober ähnliche ©rünbe), auf uerhältuißmäf 3 ig furze 3 e *t, ben
Sohn gleichwohl auSzuznh’en. BaS ©ewerbegerieß bat nun im obigen
Falle angenommen, baß ein auf längere Bauer abgefeßoffener ©ertrag
auch ba »orliege, wo oierzehntägige Ähinbigung ben Bienftuertrag jeber*
Zeit auflöfen fönne, aber tbatfäcßidj baS Bienftoerhältniß längere 3 eit
minbeftenS ein Saß hintcreinanber fortbeftehe.
BaS burch ©ticbcntfcheib bcS Borfißenben gefällte Urtheil hat in
ben Greifen ber Arbeitgeber einige ©rregung hfroorgerufen. ©orooß
ber föanbwerfcr* unb ©cwerbeocrein tu Sern, als ber ©entraloorftanb
beS ©djwcizertfchen ©ewerbcoereinS in 3ürich haben befchloffen, MeßS“
gutachten über bie Fragen cinzufjolen. Bie Arbeitgeber werben roaß'
fcheinlid) »erfnehen, auf bem BertragSwege ben Folgen ber geroerbe*
gerichtlichen ©efeßeSinterprctation z« entgehen.
Mach bem fiinftigen Büigcrltchen ©cfeßbuch für baS Beutfdje Meich
würbe bie ©ntfeheibung bes Berner ©ewerbegcrichts burcßauS gerecht*
fertigt fein. Benu banadb ift ber Arbeiter nidjt bloß bei einem auf
längere Bauer abgefeßoffenen, fonbern bei jebem Bienftoertrag be*
reeßigt, ben Sohn zu forbern, wenn er ohne Berfdjulben für eine oer*
hältnißmäßig nicht erßbliche 3<ät an ber Bienftleiftung oerhinbert ift
(§. 616). ©s muß alfo nur bie 3<üt ber Betjinbening im Berhältniß
Zur Bienfizeü im ©anzen nicht erheblidj lang fein, was man bei einer
breimödjigen SRüitärzeit im Berhältniß jit mehr als einjähriger Bienfi-
Zeit woß nicht annehmen fann.
Mothwenbiger 3»halt ber ArbcitSorbitung. ^aben all¬
gemeine Bereinbarungen zroifeßen ben Arbeitern unb bem
Arbeitgeber neben biefem Inhalt ©iltigfeit? — Sohnzahlung
57
So* ©eroerBegmdjt. SRttt^eilungen be* BerBonbe* beulfcher ©emerbegeridjte. Sh:. 6.
58
für gef etliche geiertage. (Urtheile be* ©emerbegeridjt« Berlin,
Kammer 8 , Borgpenber SRagiftratSaffeffor Blanfenfiein.)
A. Bei einer SoBnberoegung im Berliner Budjbtnbergemerbe Batten
bie Arbeiter ihre gorberungen in einer Brncffchrift oom 22 . September
1896 niebergelegt unb biefe ben einzelnen Arbeitgebern mit ber Bitte
um Annahme überreicht. Audj ber Bellagte, für beffen Betrieb eine
ArbeitSorbnung obligatorifch unb aud) tfjatfäcfjlich erlaffen ift, Bat bie
iBnt übergebene 2)racffd)rift mit feiner SuftimmungSerflärung oerfeBen.
3n ber 5)rucff<hrift mar uuter Anberem bie Begahiung ber gefeplidjeu
geiertage geforbert morben. darauf geftüpt, oerlangt Kläger Zahlung
be* ihm DorentBaltencn Sohne* für ben Bufetag, ben er auf 4,so M.
entfpred)enb feinem SBodjenloljn oon 27 M. beregnet. Beflagter miß
feine 3 uftimmung nur unter ber auflöfenben, thatfächlidj nicht erfüllten
Bebiugung ertBeiit Baben, bafj auch feine Koufurrcnten bie gorberungen
ihrer Arbeiter anerfennen mürben, tiefer ©inroanb ift groar oom
• ©emerbegericht für unerheblich erflärt morben, Kläger ift aber ab*
ßemiefen morben.
©rünbe: 9?ad) §. 184b fix. 2 SteidjSgemerbeorbnung muh bie
ArbeitSorbnung Beftimmungen enthalten über 3 e *t unb Art ber Ab¬
rechnung unb Sohngafjlung. hierunter faßt auch megen ihrer grunb»
fähigen Bebeutung bie grage ber Sofjngahlung für gefepliche geiertage.
2)ie für Parteien ma&gebcnbe ArbeitSorbnung enthält barüber Sticht*
unb muh baher anbermeittg ergänzt merben. ©ine folche ©rgängmig
famt gmar einseinen Arbeitern gegenüber burcB befonbere Ber*
träge BerBeigeführt merben. dagegen famt eine allgemeine Siegelung
obligatorifcher Beftimmungen ber Arbeit*orbnung auSfchliefjltch in ber
gorm ber Arbeit*orbnung ober eine* Stadjjtrage* baju erfolgen, ein
einfacher prioatrechtlichcr Bertrag ift unoerbinblidh. Dljue Stüdficht auf
bie 3 u ftiuimung*er!lärung be* Beflagten mar alfo ber Klageanfpruch
nach aßgemetiten redjtlidjen ©rroäguitgen ju beurtheilen. %a nun
Kläger unftreitig nach ber ArbeitSorbnung bejonber* gelöhnte Ueberftunben
auf ©rforbern 511 leiften Batte unb fich oerfäumte Arbeit*ftunben oom Sohn
fürgen laffeu mufete, fo galt al* oereinbart, bah Kläger nur für mirflich
geleiftetc Arbeit gelöhnt merben follte. $er gugeficherte SBodjenlohn
001 t 27 M. mar alfo nicht* anbere* al* bie Begegnung ber Summe,
bie Kläger bei regelmäßiger gnnehaltung ber Arbeitzeit oon
6 x 10 = 60 Stunben unb bei einem Stunbenlohn oon 45 Pfennig im
Saufe einer SBodje oerbienen fotttc. Kläger fann alfo für bie 3*ü/ in
ber er ohne oertretbare Schulb be* Beflagten nicht gearbeitet Bat, feine
Bezahlung forbern.
B. dagegen mürbe ber Klage ftattgegeben in folgenbein gaH:
(Sin anberer Arbeitgeber Batte gleichfalls bie gorberungen ber
Arbeiter anerfannt unb bemgemäß in einem Abfchnitt ber für ihn noth*
menbigen (§. 134a Steichßgemerbeorbnuug) ArbeitSorbnung ben Safe
aufgenommen: „$ie geftfepung be* Sohne* erfolgt laut Be|iimmung
oom 22 . September 1896." ©egen bie Klage auf Begabung be* Sohne*
für ben Buhtag menbete Beflagter ein, bie „Beftimmung* fei mieber
aufgehoben burdj ein Schreiben, ba* ber Bertreter ber Arbeitgeber auf
beren Befchluh Bin an bie Sohnfommiffton ber Arbeiter gefanbt Babe,
unb mit bem bie Arbeiter, inSbefonbere auch Kläger fich öurdj fonflu-
bente ©anblungen einoerftanben erflärt Babe.
©rünbe: SBenn auch ber Siegel nach ber „gnljalt ber Arbeit*-
orbnung* au* bem $cjtc berfelben erfichtlidj fein muh, fo unterlag eö
hoch feinem Bebenfen, allgemeine Beftimmungen, Tarife u. bergl, bie
grotfd)en Arbeitgebern unb Arbeitern für einen gangen ©rmerbSgmetg
oereinbart mürben unb baher aßen Betheiligten befannt finb, auch
bann al* gnhalt einer ArbeitSorbnung angufchen, roenn fie ohne aus¬
führlichen Abbrucf nur in einer jeben 3n>eifel auSfchliehenben SBcife
<itirt ftnb. 2)aS ift oorliegenb angenommen morben. 2)ie Beftimmung
oont 22 . September 1896 galt alfo ihrem gangen gnhalte nach al*
XBeil ber ArbeitSorbnung unb mar oerbinblicf) bi* gur orbnung*-
mähigen Aufhebung, fciergu genügte nach §. 134a Abfnp 3 Sieich*-
-gemerbeorbnung bie behauptete Bereinbarung nicht. 2>ie Aufhebung
fonnte nur in gorm eine* Nachtrags gur ArbeitSorbnung erfolgen.
SBerth be* Streitgegenftanbc* bei ber Klage auf Aus¬
heilung eine* 3 c ugniffe*. $at ba* Berufungsgericht bie
SSertfj-geftfepung be* ©emerbegertdjtS uadjguprüfen :* (Ur-
theil be* Sanbgericht* Berlin I, ©ioilfammer 8 .)
©in SJfonteur hatte flagenb beantragt, ben Beflagten gu oerurtheilen,
ihm eine beftimmte Summe gu gahlen unb ein oorfchriftSmähige* 3cugniß
über bie Art unb Sauer feiner Belüftigung gu erteilen, eoentueß ihm
für jeben Sag ber 3ögerung eine ©ntfdjäbigung oon 3 M. 80 &f. gu
gahlen. 2>aS ©emerbegeridjt Batte ben SBerth be* Streitgegenftanbe*
inSgefammt auf 80 M. feftgefept. S)cr nodj bem Klageantrag oerur-
theilte Beflagte legte Berufung ein, inbem er geltenb machte, ber SBerth
be* Streitgegenftanbe* fei auf mehr al* 100 M. gu fchäpen. 2)aS
Sanbgericht hielt ft<h für berechtigt, bie oom @emerbegerid)t getroffen^
SBerth-geftfefcung nachguprüfen, erachtete foldje aber nach eigener Prüfung
für gerechtfertigt unb mir* beShalb bie Berufung al* unguläffig gurücf.
©rünbe: 2)er Streitmerth ifl inforoeit, al* nicht bie 3ahl»«fl
ber beftimmten Summen ocrlanot ift, nach freiem ridjterltdjcn ©rmeffen
gu beftimmen (§. 8 ber ©ioilprogefjorbnung); hierbei ift ber SBerth be*
oom Kläger beanfpruchteu Siecht* auf ©rtljcilung be* 3euguiffc* nach
bem 3 ci -ipuufte ber (burdj SufteDung oom 12. SRärg 1896 geschehenen)
©rhebung be« Anfpruch* gu fdjäfcen (§. 4 bafelbft). ^ie eigenen An¬
gaben be* Kläger* über ben SBerth fm& bei biefer Sdjäpung nicht
auSfchlaggcbeub unb burefj bie SlechtSocrtheibigung ber Beflagten, iu«-
befonbere auch nach ber Slidjtung hi«, bafe bie AuSfteßung be« oer-
langten Seugniffe» für fte bebeutenbe gefdjäftliche Slachtheilc gur golge
haben fönnc, erleibet ber au* ber Klage fich ergebenbe Streitgegenftanb
feine Beränberung (ogl. bie ©utfcheibung be« Sleich«gericht«, Banb 88
auf Seite 4), ber Streitmerth ergiebt fich nur au* bem gntcreffe,
ba* ber Kläger an bem Befih be« 3*ugnijfe* oaa bem 3 e üP UIl ^ c ab,
mo er mit ber Klage bie AuSfteßung oerlaugte, bi« bahin haben
fonnte, mo bie befiehenbe Ungemißhcit barüber, ob ba« 3 eu 9 n *6 S u er *
theilen ift ober nicht, burch Urteil befeitigt mirb. Biefer 3 c itraum ift,
ba oor bem ©croerbegericht entfprecf)cnb ben §§. 33, 84 be« ©efefccS, betr.
bie ©emerbegerichte, in mögltchft nahen Terminen oerhanbelt merben
fann, auf nur etroa gmei SBochen angunehmen. — ©in höherer Streit¬
merth mar auch barauß nidjt gu entnehmen, baj) ber Kläger noch ben
Antrag gefteßt hat, bie Beflagte für ben goß ber 3öö crull 9 5 U ciner
©ntfehäbigung gu oerurtheilen. 2)enn biefer Antrag gielt nur bahin ab,
nach SJlafjgabe be« §. 51 be* ©efe^e«, betr. bie ©emerbegerichte, bie
3roang*ooflftrecfung megen be« £auptanfprud)S gu erfepen; felbft menn
ber SBerth biefe« Anträge* höher gu fdjäpen märe al« berjenige be« in
erfter Sleihe gefteßten Antrages, fo mürbe für beit Streitmerth hoch nur
ber erftere al« ber minbermerthige ma&gcbenb fein, ba bie Beflagte in
ber Sage ift, burch Seiftung bc* minberroerthigen fich oon ber Ber-
pflichtung au« bem in groeüer Steilje gefteßten Anträge gu befreien.
öerfnfluuij null Oerfoljrni.
Verlegung ber i§lind)ener ©emcrbegcrichtö - SBahlcn auf einen
Sonntag* 2)er SKagiftrat oon SJhindjen hat, mieber holten An¬
regungen au« ben Streifen ber Stabtoerorbneten entfprechenb, im
2)egember o. 3. bie SBahlcn ber Beifiper bc« ©eroerbegericht« auf
einen Sonntag oerlcgt.
3nfteßnngen be« ©ietoerbegeriiht« an An«(änber. 3)ie 6Dienft-
magb Blarie SB. flagte bei bem Braunfdhmeiger ©emerbegeridht
gegen beit SJtoIfenbereiter Sofrpi) S., ber fie bort in feiner Btilch*
fur*Anftalt al* ©emerbegehülfin befchäftigt hatte unb bann nach
feiner £>eimath AppertgeH guriiefgefehrt mar, auf rücffiänbigen ßohn.
Auf ba« ©efuch be« ®erocrbegcrid)tS = Borfipenben an ba* Braun-
fdjtoeigifchc SKinifterium, bie Aufteilung an ben Beflagten 3U oer-
mitteln, ift am 17. Dftober 1896 ermiberf, ba& e* nadj bem —
gufolge eine* Schreiben* be* Steich*fangier* auch bie ©eroerbe-
gerichtc betreffenben — llebereinfommen gmifchett bem Sfeich unb
ber Schroeig oom 1./10. 2)egember 1878 einer biplomatifdjen Ber-
mittelung im oorliegenben Säße nicht bebürfe; ba* ©emerbegericht
Babe fich megen ber 3 u ftröung ber Klage mit bem guftänbigen
Schroeigerifchen ©crichte unmittelbar in Berbinbung gu fepen.
©utttdjtc» unb Anträge.
©inb $auSbicner unb Kdchiunen ber 97eftanrateure 2 c. ©etoerbe-
geholfen ober 2)ienftbotcn? Antrag be« ©emerbegeridjt« Berlin unb
3Kinifterinl-©ntfchlie§nng. gau*btener in ©imerbebetricbeu, Köchinnen
in ©aft* unb Schaiifroirthfchafien, felbft Kellnerinnen*) merben melfa<h
oon ber Sßoligei unb ben Arbeitgebern al« ©eftnbe angefehen unb
behanbelt unb roirb beShalb oon ihnen ber Befip oon ©efinbe*^)ienft-
büchern geforbert. Sladh ben ©efinbeorbmtngcn finb metft in biefe
Bücher ^eugitiffe eingutragen, bie fich auch ohne befonberen Antrag
über gührung unb Seiftungen au«fprechen. dagegen fieljt bie neuere
Theorie unb $rari« inSbefonbere ber ©emerbegerichte biefe
^Serfonen al* ©eroerbegehiilfen an, bie nur, menn fic minberjährig
finb, eine* Arbeitsbuch*, nicht aber eine« ©efinbebuch* bebürfen,
bie ferner Anfpruch auf ein 3™9ni& nach §. 113 ber Steidj«.
©eroerbeorbnung haben, roeldje« fich über ihre giihrung unb
Seiftimgen nur ausfprechen barf, menn fie e« oerlangen. Au«
biefer 3n>iefpaliigfeU ber poligcilichcn unb gerichtlichen Auffaffung
ergeben fich unliebfame golgerungen. SBenn beifpiclSroeife ber
Arbeitgeber ber polizeilichen Anforberung entfprechenb etn mahrheit«-
gemäfef* 3 cu 9 n i§ in ba* ©efinbe-SDienftbud) eingetragen hat, auf
*) Betfptelßroeife in 9Kün<hen, nach einer SRittBeilung bc« bortigeu
®emcrbcgcricht*»Borfipenbfn StcchtSratl) Dr. 5n?cnftnger.
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£o4 ©eroerbegericßt. 8Ritt$eilungen befl SerBanbe« beutfdjer ©eroerbegerichie. Br. 6.
60
©runb beffen bcr Arbeiter feine anbere Arbeit finbet, wirb er
möglicßerweife gum ScßabenSerfaß oerurtßeilt, weil er gegen bie
Beftimmung beS §.113 ber BeicßS*©ewerbeorbnung ließ Derfeßlt
hat. ©aS ©ewerbegeriefjt Berlin fyaite beshalb unter ^inroeid auf
feine BtafiS fowie eine aleicfjlautenbe ©ntfcfjeibung beS Kammer*
gcric^td bem Boltjeipräfibenten non Berlin anheim gegeben, gu
prüfen, ob nicht eine Aenberung feiner B r °jiS im Sinne ber
gerichtlichen Entweihungen fid) empfehlen bürfte. ©er Boligei*
Bräfibent ^attc inbefe bem ©ewerbegericht erwibert, baß ihm beffen
Becßtfprecßung feine hinreießenbe Beranlaffung gebe, bie oon ihm
in ber Begel beobachtete BrayiS abguänbern.
Snfolgc biefeS BefcßeibeS richteten 31 Arbeitgeber*Beifißer be$
©ewerbegerießts an ben AuSfcßuß für ©utachten unb Anträge be*
güglicß gewerblicher fragen einen Antrag, bie guftanbigen Behorbeit
um enbgültige Entfcßeibung ber angeregten 2frage 3 U erfuchen.
©er AuSfcßuß gelangte einftimmig gu Der Anficht, baß bie in
Betracht fommenbeit Berfonen als ©ewerbegeßülfen angufehen feien,
unb befcßloß bem Einträge gemäß, hierauf ging bem ©eroerbe*
gericht nachftehenber Erlaß ber Herren IRinifterS beS 3nncrn unb
für Hanbel unb ©eroerbe oom 17. Auguft gu:
$)ie fjragc, ob bie bei Öaft« unb ©djanfn>irtf)cn befdjfiftigten &au8biener,
ÄÖdjinnen ic. ju ben ©enjerbcgcfjilien ober jum #au8gefinbe ju re$nen feien,
läßt fidj allgemein Weber in bem erftcren nodj in bem leiteten «Sinne entfdjeiben.
3fn ber BrariS wirb al« Siegel baoon auSgegangen werben !önnen, bafe bie hier
in ©etradit fontmenben ^Jerfonen als @ewerbegel)ilfen angefef)en werben muffen,
fofern nicht aus ben befonberen Umftanben beö einzelnen ftalleö ober etwaigen
auSbrücflidjen Abmachungen im ©ienftbertrage fidj erniebt, baß bie Befcbäftigung
im £>au$bienft ubcrwiegt. — ©er Äufraffung beö biefigen ßönigticben Ißolfyei-
prftfibenten, bafe folcbc ^Jerfonen in ber Kegel bem ©eftnbe jujujäblen feien, ber«
mögen wir nixbt behutreten. Schon aus bem Umftanbe, bafe bie wenigiten ©aft«
wirtbe ohne ihren ©ewerbebetrieb fidj ©ienftperfonal oon ber Hirt ober in bem
Umfange, wie hier in Kebe ftebenb, 3. B. einen ^auSbiener, eine befonbere
&öd)in u. f. w. halten würben, ergiebt fidj, ba§ bieS Berfonal in ber £auptfacbe
gewerblicbcn 3ntereffen 311 bienen pflegt.
©er Boliäeipräfibent hat oon biefer Entfcßeibung ben Boligci*
reoieren mit ber Anweifung Kenntniß gegeben, in Streitfällen
gioifchen ©aft* unb ©chanfioirthen unb threm ©ienftperfonal bie
Betheiligten in ber Siegel an baS ©eroerbegcricht gu oertoeifen unb
nur bann, wenn fein 3 ro eifel barüber befteht, baß biefe B«fonen
gum ©eftnbe gu rechnen finb, ober toenn baS ©ewerbegericht bie
Entfcßeibung abgelehnt hat, in eine Erörterung beS Streitfalles
etngutreten begro. ettDaige Anträge ber Barieien auf polizeiliche
Entfcßeibung (§. 172 unb 173 ber ©eftnbeorbnung) entgegengu-
nehmen. Auch fei barauf gu achten, baß in Säßen, in benen jene
Berfonen als ©eroerbegehülfen angufehen finb, ©ienftbiieber nicht
auSgeftellt werben, begto. eine Eintragung oon ©ienft-AbfcßiebS*
geugniffen in ©efiube*©ienftbücher, roelcße früher bereits auSgefteßt
roorben finb, unterbleibt.
©urch baS Eingreifen beS ©ewerbegerießts ift fonach wenigfteitS
für Berlin bie polizeiliche Einmifchung in baS gewerbliche Bertrags-
oerhältniß befeitigt. Es wirb nunmehr möglich fein, ben Brauch,
baß Arbeitgeber oon Kellnerinnen, HauSbienern 2 c. ein ©ienftbuch
forbern unb burch Berweigerung ber Aufteilung ohne ©ienftbuch
beffen Srüßrung ergwingen, allmählich auSgurotten. Es liegt hi«
einer ber Säße oor, in benen burch Bnoatoertrag eine Becßtslage
hei beigeführt wirb, bie burch baS ©efeß gwar nicht bireft oerboten
aber auch nicht beabfichtigt ift.
Mseitttliu$i übet ftemerbegetiibte tmb
ÄrbeUjnerttag.
ArbeitSgettel unb BertragSbücher in Königsberg i. B-
©ewerbegeri^t Königsberg hat fept ebenfaßS ein Formular für
ArbeitSgettel empfohlen. Slußerbem hat aber ber bortige AuSfchufe
beS ©ewerbegerichtS auch bie Einführung oon fogenannten Ser*
tragsbüchern empfohlen, biefelbcit tragen auf jeher Seite am
Kopf bie ArbeüSbebingungen; unb werben je bem Arbeiter nach ber
Anfteflung gur Unterschrift oorgelegt. Sie empfehlen fich inSbe*
fonbere in ©efchäften, wie g. B. in Baugefchäften, in welchen bie Ar*
beiter nicht auf bem Bureau förmlich angenommen, fonbern auf
I ben Baufteßen, oon Solitfen, Skcfführern u. f. w. formlos ein*
efteßt werben, entbinben aber natürlich nicht oon ber Berpflidhtung
er genauen ^Rittheilung ber ArbeitSbebinguttgen an jeben
eingelnen neuangeftellten Arbeiter.
BiechtSfe Inttg ber ©ärtnergehilfeu. ©er Eentraloerein ber
©ärtner erläßt einen Aufruf, in welchem bie Unftcherheit über bie
SRechlSfteßung ber ©ärtner lebhaft beflagt wirb. Balb werben bie
©ärtner als ©ewerbegehilfen, balb als ©efinbe, balb als Ianb*
wirthfchaftliche Arbeiter angefehen.
An fich gehört ber ©ärtner gu ben lanbmirthfchaftlichen
Arbeitern. Bielfach Ift aber bie ©ärtnerei über ben Nahmen ber
lanbwirtbfchaftlichen ihätigfeit hinausgegangen, ©ie Kunft* unb
§>anbclSgärtnerci fteflt guweilen einen rein faufmännifchen, gewerb*
liehen Betrieb bar, fobaß bie ©ebilfen in einem foldjen als ©eroerbe*
gehilfeit angufehen fein werben, ©ic Srage wirb baher nicht all¬
gemein entfliehen werben fönnen. ßftittheilung etwaiger gericht*
lieh« Entfcheibungen über bie S*age ift erwünfeht.
Berbattfcaagelegatliettett.
©emBerbaiibebetttf(her©etiierbegen(hte finb beigetreten bie Herren
Borfißenben ber ©ewerbegerichtc: Bremerhafen,Burg,3cna,3<iororaj*
law, Koburg,Btaroitfch, fowie bcS Kgl. ©ewerbegerichtSüRühlheint a.Ä.
©ie gleichseitig hiermit ausgegebene Br. 24 ber 28ochen fihrift
„Sogiale Eentralblatt für Sogialpolittf' enthalt u. A.:
Braftifche 2BobnungSftatiftif unb ftäbtifche Wohnungsämter.
Bon Dr. Bettich-Stuttgart, ©ireftor beS ftatiftifchen Bureaus
ber Stabt. — ArbeitS*©enoffenfchaften unb öffentliche Submiffioiien.
Bon Dr. B. KarpeleS *fionbon; ©rinffpruch beS beutfehen
KaiferS gegen bie Sogialbemofratie; fianbräthliä)es Borgehen
gegen liberale Bauernocreine in Stolp; ©ewerffchaftS*Enquete
über BJlißftänbe im Baugewerbe; Arbeitergiige auf ben frangöfi*
fchen Etfenbafjnen. — Kommunale Banf für Wien; StäbtifcheS
Drehetter in ßftagbeburg; ©üuger* unb Afche-Abfuhr in ftäbtifcher
Begie für ©era; ArbeitSlofen-Enquetc in BRonS; Strife ftäbtifcher
Hafenarbeiter in Stagbeburg; ßßünchener Bf«bebal)». Eingreifen
beS BRiciifteriumS; Berein ber beutfehen geftungSftäbte; Stabte*
tag für Elfaß*Cothringen. — Befämpfung beutfeher Eifenbahn*
arbeiter*Drganifationen. — BorwegifcheS ©efeß über Beftrafung
oon poIitifd)ca Beeinfluffungen bur^ Arbeitgeber; Borfchläge ber
beutfehen Kommiffton für Arbeiterftatiftif betr. bie Kleiber* unb
Wäfchefonfeftion ; Berhanblungen über ben Achtftunben-Antrag im
©eutfd)cn Beirf)Stage. — AuSbehnung ber Kranfenoerficherung
auf HauSinbuftrieße,HanblungSgehüIfen unbKommunalbebicnftete
in Berlin ; Berfi^erungSreoiforen beim Boltgeipräfibium in Berlin.
Wöchnerinnenhcint für Berlin; Bereinigung gur gürforae für franfe
Arbeiter in fieipgig. — Wohnungsämter für Defterreich; Wohnun*
gen für SlaatSangefteflte in Bafel. Slabtrath Stecf*Bern. —
öortbilbungSfchulwefen in Breußen. — ArbeftSni^weiS. Cittera*
rifche Centralfteße für öerichterfiattung über ^Irbeitsnachweis;
©er Arbeitsmarft im Februar; ©te ZHethobe ber Berichte 1 fiat»
tung über ben Arbeitsmarft; Statiftif ber Urbeitsoermittelung
in Bayern; 3ahresberichte fommnnaler unb fiaatlicher 2lrbeits*
nachwetfe; Heue fiäbtifche 2lrbeitsnachioeife; 0effentlidte
Pereinsanfialten für Arbeitsoermittelung; Arbeitsnachtoeife für
entlaffene Beferoifien.
Aus bem Snhalt ber leßtcn 3ebruar*Summer her w Sogialen
Brajis" feien folgenbe Auffäße h«oorgehoben: ©ie ßehren beS
Hamburger Hafen-StrifeS. Bon Bnoatbogent Dr. 3- Saftroro.
— Armenpfiege nnb Wohlthätigfeit; ©efammturtheil imb Beform.
Bon Dr. jur. K. 0 . 3Rangolbt. — ©er ungartfehe 3elbarbeiter*
Kongreß. Bon Dr. E. B. 3 Krejcfi. — ArbeitSlofigfeit unb
Arbeitsnachweis. Bon Dr. jur. ©. Hartenftein. — ©er Entwurf
eines HanbelsgefeßbuchS im BeichStage. Bon Dr. jur. 2R. Cuardt.
— ©ie Barteien in Selbftgeichnungen: ©ie nationalliberale Bpttei.
Bon SanbgcrichtSratb W. Kulcmann. — ©ic fchrocigexif<b«i
Konfumgenoffcnfchaften. Bon Dr. H anö SBüller. — Erwerbs*
ober Hausarbeit ber Arbeiterfrau? Bon 8?rau Henriette 3ürtb-
Stänbige Bubrifen ber „Sogialen B ra JtS": Aß»
gemeine Sogial- unb WirthfchaftSpolitif; Kommunale Sogialpolitif;
Sogiale 3nftänbe; Örauenfcage; Arbeiterbewegung; Unternehmer*
oerbänbe; ©ewerbegerichte, Einigungsämter, ArbeiterauSfdjüffe;
Arbeiterfd^uß unb ©ewerbeinfpeftton; Berficßerung, Sparfaffen;
Armenpflege; WoßnungSwefen; ©efunbheitSpflege, Ernährung; Er¬
gießung, Scßule, BolfSbilbung; Suftig; ginangen; ßanbwirthfchaft,
Hanbwerf unb ©roßinbuftrie; Hanbel, Sirebit; Berfeßr; ßitterarifche
Beu-Erfcßeinungen.
£)ie Wratis, fcMlrarsuu für ,S«;ia[p*nfi&“ erfd^eint jebett S)onnerftng
unb foftet Uterteljabrltcb 2 JL 50 4 einfdjUe&n$ ber aRonatdbeilage
@e»erbegeridjt". ßu be3teben burd^ föntmtlidbe Ißoftanftalten unb Butbbanbhragen
joflrie bireft burdj bie BetlagSbucbbünblung (Earl ^epmannS Berlag, Berlin w.,
gfamerftr. 44)._-_
,,^aS (0etucrbeflcriibt #< erfcpeiiit am eriten S)onnerftag jeben SJlonatS iui IKinbeftunifang oon Vs Bogen unb ift burdj alle Budjbanblungen, ©pebtteure
unb ypftamter (ipoft 3eitung8nummet 2811 «) 3U be3ie^en. g)er ^rei8 betragt fftr boSSabr^R. 1 , bei birefter poftfreier ß ufe nbun g butt b bie BetlagSfranblung 3 R. 1 , 40 .
Cacl «erlag in »crlln W. Wauerftrabe 44 . — •ebrurft bei 3uUu# Ctttenfelb in 9 etB» W. — »erantwörtlich für bte «ebaftton: Dr. 3. 3 aftro» in (t^arlotienburg-Berlin.
I
n.
Serlin unb gfranffuri a. 2R., ben 1. Slpril 1897.
fflttmmer 7.
las ©nurrtegeridit.
ZUitthetlungen des Derbanbes beutfd?er (ßeroerbegericbte.
8lebaFtion«auSfchu&: ©tabtrath Dr. fUfdj in gfranffurt a. HJh unb aKagiftraid^ffeffor 4£mu> in Berlin.
fsf4«M m «tu» i*« 9 mb. $eratidgebcr: * rrt<,,|rfl4 1 F,fl
(Satt £>epmaim« ©«lag, ©«Ibt W., SRauerftt. 44 Df. S« *$*♦ Äoftenfrete ©eilage |ut „Sojialcn ©ta|if".
Stile für bie ©ebaftion be« „©eaerbegetlCbt«" beftiminten ©cnbungen bittet man ju abreffiren: Sin #errn 3ttagiftrat«*Affeffot (Suno, ©erlin NW., Sburmftr. 30a.
3nhali
Xie Cöbnung ber ßiegcleiar*
beiter, ©on <S.Sl.$)ecfer, ©e»exbe*
gericbtS • Sorii^enber bet ©tabt
Köln.61
lUditrpridjung.64
3 fnbnlt beö ßeiiflitiffe«. 3ft ber 3 U *
fa| juläffifl, ba§ baS 3 €U ß n t§ nur
in $olge beS llrtbeilS befi ©t»et6e*
geridjt« crtbeilt »erbe unb bafe gegen
baß Urtbeil ©erufung eingelegt fei?
(Sanbgericbt ©erlin I.)
Rann auch ber nertragäbrüdjige Sir*
beiter ein 3 cu A n *B forbetn? (©c*
toerbegeTicbt Königsberg t. ©r.)
9J?ufc ber Slrbeitgcbcr bem Slrbeiter
tfofjit für biejenige ßdt sableu,
wftbtenb melcber er »egen Arbeite*
mangels bie Slrbeit ruljett läfet, ohne
ben Slrbeiter an entlaffen? (©«werbe*
geriebt (Srefelb.)
©teicbbdt ber KünbigungSfrift. liiegt
foldje not, »enn ficQ ber Arbeitgeber
auöbebungen bat, ben Arbeiter jeher*
3 eit au entlaffen, fobalb er mit U)m
nicht jufrieben ift? (©emerbegeriebt
©utba.)
Sn getterbegericbtllcben «Streitfacben
finb auch bie ©djreibgebütjren, »eiche
im SRedjtefjiUfe • ©erlebe bei ben
orbentlicben ©cricbten crwad&fen,
nicht au erfe^en. (DberlanbeSgericbt
ftranffurt a./9K. unb ©emerbegeriebt
©taina)
Ablehnung bon ©eiftjjerit be$ ©e*
»erbegeriebtö, »eil fie ein perfön»
lidjeS 3nlereffeS am AuSgang beS
Streites hoben? (®e»erbegericbt
©ern.)
©utaihten unb Anträge. 67
ßulöfiiger Inhalt ber ArbeitSorbnung.
©utaebten beS @e»erbegericbtS ®ort*
munb.
JlUgeitttittt* über <9enrerbegeriit|te
unb llrbeiUoertrag.68
©rioilegirung bet Öobnforberungen
im englifeben KonfurSrecbt.
1 SnholtSangaben ber „Sojialen ©rajiS".
Abbrucf fömmtltdjer Artitel ift 3dtungen unb 3 e ltförtften geftattet, jebodfr nur
mit notier Quellenangabe.
Bie fföijmmg öer Jirgeleiarbeiter.
3m Srrü^io^r Beginnen bie Arbeiten auf ben 3i e 9^eicn
wieder, unb ed ift daher roohl nic^t gang überflüffig, einmal gu
fe^en, ob bie Slrt ber Sludlöhnung ber 3i e 9 e I e * ar ^ c *l er &em ©eiftc
unb bem SBortlaut ber ©eroerbeorbnung entfpric^t. 3n jiingfter
3eit hoben 3iwleibefifoer neue Formulare gu ihren Verträgen mit
ben 3i c 9 e ^meiftern ^crfteOeit Iaffen, unb in biefen Formularen
finbet man fogar eine Seftimmung, roelihe ber ©eroerbeorbnung
birelt guroiber tauft.
3n biefen Serträgen iibergiebt ber 3i c 9 c Ieibefifcer bem 3i c 9 e ^
meijter bie gange Slrbeit gegen einen beftimmten Slccorblohn; bem
3iegelmeifter bleibt ed überlaffen, bie nothroenbigen SJlitarbeiter an*
guroerben. Freie §anb erhält ber 3 i e 9 c lnteifter in S3egug auf
Sinnahme unb ©ntlaffung biefer Slrbeiter nicht, oielmehr „darf er
nie unb in Feiner Form einen Slrbeiter gegen ben SBillen bed
3iegeleibefifcerd annehmen begm. behalten." 2)er Vertrag oerpflichtet
ben 3^9dmeifter ferner, bem 3 i e 9 eleibefifoer pünFllich alle Slngaben
gu machen, bie megen ber Äranfen*, Unfall* unb Snoalibenoerficherung
erforberlich finb.
©3 fällt nun bei biefen Verträgen auf, baf* ber SBortlaut ber*
felben oerfchieben ift, je nachbem biefelben für ben Felbbranb* ober
für ben Stingofenbetrieb beftimmt finb, unb groar oerfchieben in
Söeftimmungen, bie für beibe Slrten ber 3* c 9 e i e i 9^ich fein fönnen,
bie nicht bie Slrt beS Betriebes, foubern anbere Einrichtungen be*
treffen. ^)iefe SSerfchiebenheit lägt oermutben, bafi man befirebt
gemefen ift, bie Felbbranbgiegeleien al« ben Fobrifbetrieben nicht
gleichfiehenb erfcheinen gu laffen. Es fällt befonberS auf, bafc in
ben Verträgen für F^Ibbranbgiegeleien oon einer SlrbeitSorbnung
gar nicht gefprochen roirb, mährenb in ben Verträgen für S'Hng*
ofengiegelei bem 3 i e 9 elmeifter bie ^flicfjt anfcrlegt toirb, bafiir
Sorge gu tragen, bafe jeber Slrbeiter bei feinem Eintritt einen S16*
bruef ber Slrbeitöorbnung erhält.
Sinb nun aber unbeftritien bie 3icgeleieu im Slügemeinen al$
Fabrifbetriebe gu betrachten, fo finb Felbbranbgiegeleien nicht au3*
genommen. 9Kan roirb auch roenige ber Icfctercn Setriebe finben,
in benen in ber Siegel nicht minbeftcnS 20 Slrbeiter befchäftigt
roären. ®enn bie 3ohI ber in einem folgen Setriebe befchäftigten
Seute fegt fich gufammeu aug bem ^flugtneifier nebft feinen
Slrbeitern, foroie auö ben oon bem 3i e 9 e ^ibefiher noch weiter be*
fihäftigten Slrbeitern, Äarrenfchicbern, Dfenfefcern, Fuhrleuten ober
roie auch immer biefelben benannt roerben mögen. E§ hot alfo
auch ber 23efifeer einer Felbbranbgiegelei eine SlrbcitSorbnung gu
erlaffen, roie bieö ber §. 134 a in SScrbinbung mit §. 154 Slbf. 2
ber ©eroerbeorbnung oorfchreibt, unb es gilt für biefe Setriebe
auch ber Slbf. 2 be3 §. 134, roelcher eS bem Unternehmer unter*
fagt, für ben FoH ber reäjtSroibrigen Sluflöfung beö Slrbeitöoer*
hältniffeS burd) ben Slrbeiter, bie SerioirFung beS rücfftänbigen
^ohneg über ben Setrag beS burcgfcgnittUcgen SSochenlohneö hmoiu5
auögubebingen. Ed gilt natürlich für biefe Setriebe ferner ber
§. 134b, beffen 9lr. 5 beftimmt: „fofern bie SSerroirFung oon
Sohnbeträgen nach SJtafigabe ber Seftimmung bed §. 134 Slbf. 2
burch SlrbeitSorbnung ober Slrbeitöoertrag audbebungen roirb, Sin*
gäbe über bie SSerroenbung ber oerroirften Seträge in ber Slrbeitd*
orbnung." Sollen bal;er bie auf ©runb bed Slbf. 2 bed §.134 in
ber Slrbeitdorbnung audbebnngenen Sohnbeträge ald Erfah für
erroa^fenben Schaben betrachtet roerben, fo ift bied audgubebingen,
im anberen Folie roürbe man folche roohl ald „Strafgelder" be*
trachten müffen. Slach §. 119a Slbf. 1 Fann nämlich eine derartige
Sohneinbchaltnng old „Sicherung bed Sthabenderfajjed" ober ald
„oerabrebete Strafe" audbebungeu roerben. Slach ber ©eftimmung
bed Slbf. 2 bed §. 134b müffen aber alle Strafgelder gum Selten
ber Slrbeiter ber Fobrif oerroenbet roerben. ^)ad Siecht bed Slrbeit*
geberd, Schabenerfafc gu fordern, bleibt durch biefe Seftimmung
unberührt, aber biefer Schabenderfafc rnufi im 5Flageroege geltend
gemacht roerben.
Ed Flogen die 3i c 9 c ^*orbeiter nun häufig gegen bie 3i e 9 c ^
meijter roegen rücfftänbigen Sohned, unb da erhebt ber 3^9elmeifter
ben Einroanb, er höbe ben Sohn gurücfbehalten, um fich gegen
etroaigen ffontraFtbruch bed Slrbeiterd gu fichern. Slbgefehen nun
baoon, bafi in ben mciften Föüen ber cingeflagte Sohnreft bebentenb
höher ift, ald ber Setrag eined SBochenlohned, überfielt ber 3^9«I S
meifter auch regelmäfiig bie Slrbeitdorbnung, roeldje ber 3iegeleibefijer
erlaffen hot, unb roelche fchon Seftimmungen roegen bed etroaigen
Sertragdbruched unb ber Serroenbung der Strafgelder enthält.
$)afj aber ber 3icgelmeifier nicht noch weitere Strafen, bie in ber
Slrbeitdorbnung nicht oorgefehen finb, oerhängen darf, fagt doch
ber §. 134c Slbf. 2 ber ©eroerbeorbnung. Sber Einroanb bed 3i c 9*I»
meifterd ift alfo nicht ftichholtig. Xgatfacge ift ed, bafi bem
3iegeleiarbeiter in ben feltenften Folien ber oolle Sohn am Fällig*
Feitdtage audgegahlt roirb, meiftend erhält er nur Slbfihlagdgahlungen,
unb fo roächft bad ©nthaben bed Slrbeiterd an ben 3* c 9^weifter
oon S3o<he gu SSoche. ift auch 9 ö r nicht anberd möglich.
63
Sa« ©ewerbegerießt. SKittßeilungen be« Berbanbe« beutfcßer ©ewerbegericßtc. 9fr. 7.
64
benn e§ geßt au« bcn BertragSbeftimmungen ßeroor, baß bic Ab-
fdßlagSgaßlungen be« 3i c 0 c ^ c ^ c f'6 ei:S nid)* f° 9 ro 6 ftn&> *mß ^ cr
3iegelmetfter feine Arbeiter oott auSlößiteit fönne. So erhält ber
Sßflugmeifter in einer grelbbranbgtegelet, „bet ocrtragSmä&igem Öort*
fdßreiten ber Arbeit, für jeben Arbeiter pro ©ocße eine AbfcßlagS*
gaßlung oon 8 JL, oorauSgefeßt, baß für ben Betrag oertrag«*
mäßig Steine geliefert ftnb". ©ie bie ßoßngaßlungen feiten« be«
Befißer« einer Bittgofengiegelei erfolgen [offen, barübcr fagt ber
Bertrag golgenbe«: „3 um 3medfe ber Anfcßaffung oon SRaßrungS-
mittein unb ßeben«bebürfniffen erfolgen ABftßlagSgaßlungen feiten«
be« Beftßer« gu |>änben be« Bf elfter«, für leßtercn unb feine Seute
am 1. unb 15. jeben Bfonat« mit je 20 jft pro SJfann. Außer*
bem erhält ber Bfeifier gu Sßftngfien unb am 30. Auguft einen
Borfdßuß oon 15 jfC pro Bfann.* — @S ift ja richtig, baß ber
3iegelmeifter unb feine Arbeiter ©oßnung begw. Scßlaffieffe auf
ber 3icgelei ßaben, e« muß aueß berüdfficßtigt werben, baß,
wenigften« auf grelbbranbgiegeleien, aueß jugenblicße Arbeiter be*
fdßäftigt werben. Aber auch bann genügen biefe AbfcßlagSgaßlungen
nießi, um ben oerbienten ßoßn ooH auSgugaßleu.
©elcße Sidßerßeit bietet ber Bflug* ober 3 i c 9 e imeifier feinen
Arbeitern für bie richtige AuSgaßlung be« fioßnrefte«? 3m All¬
gemeinen gar feine. Sie betreffenben 3 ro iWenunterneßmer finb
nießt« Anbere« al« Arbeiter, bie gaßlen, wenn bie Campagne, ober
beffer gefagt, ba« ©etter im £aufe be« Sommer« günftig war,
bie aber gaßluugSunfäßtg finb, wenn fie am (Snbe ber ArbeitSgcit
oon bem 3 i c 9 c Ieibefißer nießt« meßr gu forbern ßaben. 3« bem
Icßteren Salle ßaben bann bie Arbeiter ben Sommer über woßl
©oßnung unb ßebenSunterßalt geßabt, aber bie erhofften Spar¬
pfennige für bie arbeit«Iofe ©interSgeit bleiben au«, wenn mißt
auf ©runb ber genannten Berträge unb ber Arbeit«orbnung be«
3iegeleibefißer« biefer leßtere al« Arbeitgeber p betrachten ift.
Unb abgefeßen oon (Srfenntniffen be« 9feicßS*Berfidßenmg«amteS
fönnte woßl bie Arbeit«orbnung felbft ben 3^geleibefißer pm Arbeit¬
geber biefer 3i c 9Aeiarbeiter ftempeln .*) Siefe Arbeitsorbnungen,
weltße jebetn Arbeiter bei Beginn be« ArbeitSoerßältniffe« au«*
geßänbigt werben müffen, beleßren ben Arbeiter über Beginn unb
Stauer ber Arbeitszeit, über Soßngaßlung, Beiträge pr Sfranfen*
faffe 2C., über Strafen unb über bie Berwenbung biefer Straf¬
gelber u. f. w. 3n einer Beftimmung werben bann bie 3^9^*
arbeiter beleßrt, baß ißnen ber Soßn oon ben Bflug* ober 3^9*1*
meiftern auSgegaßlt wirb. Spießt beleßrt aber werben bie Arbeiter
barüber, baß ttaeß ber Anfidßt be« 3ie9eleibefißer« ber $flug- ober
3iegelmeifter ißr Arbeitgeber ift unb baß fie etwaige ßoßnanfprüdße
nur gegen biefen unb nidßt gegen ben 3 * e 9 clcibefißer geltenb
maeßen fottnen.
3n ben Berträgen werben bie 3^9dmeifter oon beit Beftßern
nun ferner barüber beleßrt, baß e§ notßmenbig fei, in einem auf
jeber 3i e 9 c * e i aufliegenben Bucße ba« gange Arbeit«oerßäItniß jebe«
einzelnen Arbeiters einptragen unb ftdß ben ©mpfang ber Ab*
fcßlagSgaßlungen oon bem Arbeiter in biefent Bucße befeßeinigen p
laffen. 3 U &ent gangen ArbeitSoerßältniffc geßört aber aueß bie
#öße be« oereinbarten ßoßne«, unb biefe Angabe wirb erfaßrungS*
mäßig ftet« unterlaffen. Bei ber großen 3oßt &er Streitigfeiten
gwifeßett 3^9 eI meiftern unb beren Arbeitern fpielt gerabe biefe
Unterlaffung eine Hauptrolle, weil bie Parteien über bie §öße be«
öoßne« ftreiten.
^)ie 3icgeleibertßer madßen bie 3 ^ 9 clmeifter bann aueß noeß auf
bie Beftimmungen be« §. 115 ber OJemerbeorbnung aufmerffam,
erflären e« aber al« erlaubt: „baß ber Bfeifter an feine Arbeiter
außer ber Befähigung aueß fonftige fiebeit«* unb ©enußmittel**)
pm Selbftfoftenpreife oerabfolgt. Sür Berluft bureß Einbuße
oon Bfaaß unb öewidßt 2C. ift ein $rei«auffcßlag bi« gu
10 B^ogent auf ben ©infaufSprei« geftattet". ©inen foldßeu
Auffcßlag geftattet ber §. 115 ber ©eroerbeorbnuitg aber nidßt.
Scßenfel fagt barüber (Bb. 2 S. 293), baß bie« unter feinen Um»
*) Anm. b. 9t. Sn« SReidßSgericßt bat itt einem Urtßeil oont
18. April 1896, abgebrueft in Bb. 37 @. 278 ber ©itlfcßeibutigen, ben
^iegelmeifter al« SBerFfüßrer (Angeftefften) be« Siegeleibefi^er« erriärt.
**) Änm ber SRcb.: Gienußmittel aufÄrcbit 31 t oerabjolgen, ift uadß
^ 115 überhaupt oerboten.
ftänben erlaubt fei, unb fommt gu-bent Scßluffe, baß ber Arbeitgeber
babureß für mandße ©aaren ba« auSgelegte ©elb nießt gang gurüd*
erßalten werbe. 3 u r ©efräftigung feiner Anficßt oerweift ©cßenfel
auf bie 9teicß«tag«*Berßanblungen (1870, Stenograpßifcße Beritßie
S. 1079—1081) unb ben 9teicß«tag«*5tommifüon«beridßt (1891
S. 38).
$>a bie 3i c 9 c Imeifter über bie Beftimmungen be« §. 115 noeß
lange nießt genügenb unterrichtet finb, fo ift e« um fo meßr gu be--
bauern, baß bie Befißer ißren SReiftern aueß noeß falfcße Beßren
geben, ©eil aber fo oiele 3uwibcrßanblungen gegen ben ange*
gogenen B ara 9 ra Pß cn 9 crabe oon ben 3 * e 9 c ^meiftern begangen
werben, füllten bie 3icgeleibefitjer fuß eine ftrenge Beaufficßtigung
gur ^fließt madßen, e« würbe woßl bann aueß ber fürcßlerlidje
ScßnapSfonfum auf ben 3i c 9 e ^ien aufßören. 3m 3oß*e 1896
würben am öewerbegeridßt £öln brei Söffe oerßanbclt, in loelcßes
e« gu 2^age fam, baß bie 3iegclmeiftcr ißreu Arbeitern in 98 Sagen
98 Siter, begto. in 116 Sagen 120V*2 ßiter, begw. in 71 Sagen
120 l /2 ßiter Scßnap« in Anrechnung auf ben fioßn oerabfolqt
hatten*)
@« ift alfo fein gar großer Unterfdßieb gwifeßen ben ßoßnoer»
ßältniffen ber 3 i e 9 e ^mrbeiter unb benen ber Bauarbeiter, man
fann woßl f^gen, baß bie erfteren noeß ungünftiger geftefft fmb.
al« bie Ießteren, weil bie ißnen geleiftetcn AbfcßlagSgaßlungen Faum
gwei drittel eine« mäßigen Sageloßne« bilben, unb ber richtige
©ingang be« anberen Srittel« nießt gefiebert ift. Aueß ßier tßäte
Abßiilfe brittgenb $otß.
^öln. A. Secfcr.
Eeitjlfprciljüng.
Snßalt be« Seugniffe«. 3ft ber 3ufaß guläffig, baß ba«
Seugniß nur in golge be« Urtßeil« be« @ewerbegeri(ßt«
ertßeilt werbe unb baß gegen ba« Urtßeil Berufung ein=
gelegt fei? (Urtßeil be« fianbgerießt« Berlin I, ©ioilfammer 8.1
©ine <5IeFiri3ität«gefeIIf(ßaft war 00 m (Sewerbegericßt oerurtßeiU,
bem Kläger ein S^ugniß barüöer au«gufteffen, baß er aueß au«ßulf«meife
al« SRonteur befeßäftigt worben ift, eoentueü für jeben 2ag ber 3öge^
rung 00 m Sage ber Urtßcil«gufteIIung ab 4 9Rar! gu gaßlen. Sie @efell*
feßaft fteffte barauf am 1. April 1896 bem Kläger folgenbe« Seugniß au«:
Set (Sari 2tt. ift Oon un« am 27. £)!tobcr 1894 als ^auSbiener unb Atbeiter
engagirt worben unb in biefer ©igenfdjaft bi« jum 22 . Februar 1896, bem Sage
feiner fofortigen ©ntlaffunß befebaftißt flewefen. Sa bcrfelbe aueß ßin unb »ieber
auSßülföweife bei SDiontagen gearbeitet I)at, fo finb mir üom (^eroerbegerießt §u
Berlin oerurtßeilt worben, ein 3 e ugmß barüber auS 3 ufteHen,
baß er aueß auSßüifSweiie als Biouteur befeßäftigt worben ift
©egen biefcS Urtßeil foü Befeßwerbe unb Berufung eingelegt Werben . . .
unb wirb auf bie fpätcre SßätigFeit be« 3R. bei ber ©lettrotetßnifcßen ^abri! «.
Be^ug genommen Werben.
Ser ffläger erßob uunmeßr auf ©runb be« erften Urtßeil« Älage
auf ©rtßeilung ber BoHftrecfung«flaufel wegen ber bi« gum Sage be«
weiteren Urtßeil« (14. 3uli 1896) auflaufcnben Beträge. Beflagter würbe
oerurtßeilt. Sie eingelegte Berufung würbe jurüefgewiefen.
Au« ben ©rünben. Sa« 3 c u9«i& 1. April 1896 entfprießt
nidßt bem Urtßeil be« ©ewerbegerießt« uttb bem Sinne be« ©efeße«. <H
entßält gwar aueß bie 00 m ©ewerbegerießt geforberten ©orte „baß er
aueß au«ßülf«meife al« SRonteur befeßäftigt worben iß", aber mit 3u*
faßen, bie bie Aicßligfeit biefer Befdßeinigung in Abrebe begießung«n>etje
in grage fieffen. Bellagte bringt gum Au«brudf, fie füge fidß bureß Au«-
fieffung be« 3 eu 9niff^ lebiglicß bem Urtßeile be« ©ewerbegerießt«. SRit
ber weiteren Bemalung, fie werbe Befeßwerbe unb Berufung gegen ba«
gewerbegevießtließe Urtßeil einlegcn, giebt fte gu erfennen, baß fie bie
©ntfeßeibung für falfcß ßäit. Surcß ba« 3f«9»i6 1. April 1896
ßat alfo Beflagte bie ißr bureß ba« Urtßeil 00 m 21. April 1896 aufer¬
legte Berpflicßtung nießt erfüllt. Ser Kläger ift baßer bereeßtigt, bie
Boüftrccfungßflaufel au« biefent Urtßeil naeß §. 667 ©ioilprogeßorbnung
gu forbern.
Ser ©inwanb ber Befragten, baß ber Äfläger weber al« SRonteur
bei ißr gearbeitet, noeß gu einer foleßen Sßätigfeit geeignet fei, ift für
biefen Aecßtßftreit, wo nur gu prüfen ift, ob bie Beflagte ba« in bem
Urtßeil 00 m 24. Btärg geforberie 3^«Q«U5 bem Äläger ertßeilt ßat, un*
erßeblicß. Au« bemfelben ©runbe waren bie Anfüßrungcn ber Beflagten,
# ) Anm. ber Aeb.: gn foldßem Uebermaß gewäßrt, ift Brannt¬
wein nießt meßr al« 2eben«mittel gu betrachten, feine Berabfolgung auf
Ärebit in Anrechnung auf bett Soßn alfo unguläfjig unb ßrafbar; ogl.
©ntfeßeibungen be« Äeicßßgericßt« 00 m 14. 9Rai 1889 unb 10. Januar
1890, Aeger, ©rgängungßbanb I ©. 45 unb 242.
65
S)o6 üemerbegericht. SHttbeilungen beS SerbanbeS beutfdjer ©ewerbegerichte. Rr. 7.
66
bie ftch auf ben Staben beS Kläger« unb bie £>öfjc ber ihm guge*
fprocheneu ©ntfdjjäbigung befielen titelt gu berüdfichtigen.
Kann auch ber »crtragSbrüchigc Arbeiter ein 3 eu 8 n ift
f orbern? (Urteil beS ©ewerbegerichtS Königsberg, ©orfifcenber Bürger«
nteifier ©rinlmann.)
2)er 2ifd)IergefeQe ©. bat »or ©eenbigung einer oon ibnt über«
nommenen Allorbarbeit bie Arbeit beim ©ifchlermeifter ©dj. ohne redeten
©hrunb niebergelegt. ©ei feinem Abgänge bat er roieberbolt bie ÄuS-
fteUung eines geugniffeS über bie Art unb ©auer feiner ©efebäftigung
beim ©etlagten non biefem »erlangt, ©elfagier bat bie Ausstellung
biefeS geugniffeö »erweigert unb weigert ficb beffen auch nach unge¬
teilter Klage.
©aS ©ewerbegeri(bt bat ben ©ellagten nach bem Klageanträge gur
ttuSftellung beS erforberten 3fugniffeS oerurtbeilt.
©rünbe: Rach bem SBortlaut beS §. 113 ReicbSgewerbeorbnung
fönnen bie Arbeiter „beim Abgänge" baS geugnij} »erlangen. $ätte
ber ©efcfcgeber biefe Berechtigung »on einem gu ©echt erfolgten Abgang
beS Arbeiters abhängig machen wollen, fo batte er bieS gweifelloS
ebenfo gum ÄuSbrud gebracht, wie im §. 107 bafelbft, nach welcher ©or»
fchrift baS Arbeitsbuch eines minberjäbrigen Arbeiters bemfelben nur
„bei rechtmäßiger Söfung beS ÄrbeitsoerbältniffcS" auSgebänbigt gu
rcerben braucht. Aber auch fonft fpricht SRancbeS für bie bem Kläger
künftige Auslegung beS §. 113. einmal fann ©effagter ©rfafc beS ihm
nachweislich entftanbenen ©chabenS ober fogar aus §. 124b ohne
jeben ©adjmeiS ©chabenScrfafj forbern. ©obann aber würbe man ftch,
wenn man bem ©ellagten baS ©echt gur ©orentbaltung beS 3^ugniffeS
eiuräumen wollte, hoch fragen müffen, wie lange benn eigentlich biefe
©orentbaltung erlaubt fein foQ. ©ei Sobnarbeit lönnte man antworten:
»iergebn Sage, bis bie KünbigungSfrift um ift. ©ei Allorbarbeit würbe
man »ergebenS nach einem ©nbtermin für baS ©orentbaltungSredbt
fuchen. Ober follte ber Arbeiter, ber ein 3 eu Ö»ü& über feine Ießte ©e=
fcfcäftigung braucht, um neue Arbeit gu finben, fo lange an neuem
(Srwerb »erbinbert fein, als er fich nicht bagu »erfteben wiQ, bie an«
gefangene Atlorbarbeit gu beenbigen? ©aS läme auf eine unerlaubte
©ötbigung hinaus. ©6 wirb beSbalb wohl mit ©echt angenommen
werben bürfen, bah ber minberjäbrige Arbeiter, ber noch auf Arbeits«
buch befchäftigt wirb, burch ftrengere ©orfchriften als ber erwachfene
Arbeiter gum ©Inhalten feines ArbeitSocrtrageS bat genötigt werben
foKen.
3ufafc beS ©tnfenberS. Smmerbin läßt bie angeregte grage
3weifel bei ihrer ©eantwortung übrig, um fo mehr, als Weber bie
SRotioe noch bie ©erbanblungen beS ©eichstags über bie ©ooefle »on
1891 barüber Äuffdjluh geben, in welchem Sinne bie gegenfäfeliche AuS«
brudsweife in §. 107 unb §. 118 gebraucht ift, »gl. ©lätter für fogiale
$ragi8 ©r. 44 oom l.©o»ember 1898 fowie ©r. 52 »om 27. ©egember 1893.
SRufc ber Arbeitgeber bem Arbeiter Sohn für biejenige
3cit gablen, wäbrenb welcher er wegen Arbeitsmangel
bie Arbeit ruhen läßt, ohne ben Arbeiter gu entlaffen?
(Urtbeil beS Königlichen ©eroerbegeridjtS ©refelb.)
©er Kläger war bis gum 28. 9£ai 1896 in ber Färberei ber ©e»
flagten als felbftftänbiger gärbergefeHe gegen einen SSodjettlobn »on
20 M befchäftigt. ©ie ©ellagte bat in ber 3«üt »om 20. bis 26. SRai
1896 einen ©heil ihrer Arbeiter, barunter ben Kläger, feiern laffen, weil
nicht genügenb Arbeit »orbanben war. Kläger beanfpruchte Sohn für
biefe geiertage, ©ie ©ellagte legte ein ©ücbelcben »or, auf beffen
erftem ©latte golgenbeS oergeiebnet ftebt:
,,©ie uachftebenb untergeichneten Arbeiter belunben hiermit,
meine ArbeitSorbnung in ©mpfang genommen gu haben unb im
galle fie gum geiern genötigt fein follten, hierfür leine ©er*
gütung gu beattfprudjen.
©refelb, ben 30. September 1894.
(Unterfdjrift.)"
Auf ben folgenben Blättern befinbet ftch eine Rcil)c oon RantenS»
unterfthriften, barunter biejenige beS Klägers, Gs würbe jeboch nach»
gewiefen, baß bem Kläger bas ©ücbelcben »ott bem gärbermeifter mit
ben ©orten gur Unterfdjrift »orgelegt worben: „Sie müffen ftch ein¬
tägige Künbigung unterfdjreiben," unb bah oon bem ©ergibt auf Soljn-
»ergütung nicht gefprochen fei. ©ach biefer AuSfage würbe bie ©ellagte
jur 3ablung oerurtbeilt.
©rünbe. ©S ift burcbauS wabrfcbeinlidj, bah ber Kläger burch
bie ©orte beS gärbermeifterS in ben ©lauben oerfefct worben ift, er
unterfebreibe nur bie eintägige Künbigung. SBenn auch nicht ange»
nommen werben foQ, baß ber übrige gnbalt beS befagten ©ermerls
abfidhtlich bem Kläger oerfchwiegen ober gar feiner Kenntnis ent«
gogen worben ift, fo bat jeboch baS (Bericht in bem Umftanbe, bah bem
Kläger ber ©ernterl überhaupt nidjt oorgelcfen worben ift, eine Rach»
läffigteit erblidt, welche oott ber ©ellagten gu »ertreten ift. — ©ie ©e«
flagte hält ftch felbft für »erpflichlet, bie geiertage gu begabien, io lange
fie nicht eine fcbriftlicbe Bergidjjtleiftung herauf in $änben bat. Aber
abgefeben auch bieroon erfcheint ber Anfpruch beS Klägers gerechtfertigt,
©ie ©ellagte bat babureb, bafj Tie bem Kläger baS ArbeitSocrbältnifj
nicht auflüubigte, ben Kläger oeranlaftt, ftch gu ihrer ©erfügung gu
halten, ©ie ©ellagte ift beSbalb verpflichtet, bem Kläger für bie 3 e »t
wäbrenb welcher er gefeiert bat, beseitigen Sohn gu gablen, welchen er
oerbient hätte, wenn er bie Arbeit fortgefefct hätte.
©leichb^it ber KünbigungSfrift. Siegt foIche »or, wenn
fich ber Arbeitgeber auSbebungen bat, ben Arbeiter jeher»
geit gu entlaffen, fobalb er mit ihm nicht gufrieben ift?
(Urtbeil beS ©ewerbegerichtS ©otba, ©orfifcenber: Senator ©enrici.)
©er hanbarbeiter %. war »om ©ellagten ohne Künbigung entlaffen
worben, ©einer Klage auf ©ntfehäbigung feßte ©etlagtcr ben ©in»
wanb entgegen, er fei gur ©ntlaffung beS Klägers berechtigt gewefen,
ba er bei ber Annahme beffelben mit ihm auSbrüdlich oereinbart habe,
ba& er ihn jebergeit ohne »orberige Künbigung entlaffen lönne, fobalb
er mit ihm nicht gufrieben fei. ©ellagter würbe oerurtbeilt.
©rünbe. ©ie Abrebe befagt nichts AnbereS, als bah ©ellagter
ben Kläger eben jebergeit ohne befonberen ©runb entlaffen lönne.
©enn bie »oüftänbig in bie SBifllür beS ©etlagten gefteUte ©ebingung
„fobalb er mit ihm nicht gufrieben fei" bat leine rechtliche ©ebcutung.
©arnach wäre alfo nach ber Behauptung beS ©ellagten eine Künbi¬
gungSfrift nur für ihn gegenüber bem Kläger, nicht aber umgetebrt,
auSgefcbloffen. ©ine folche ©ereinbarung wäre aber, als bem §. 122
ber ©ewerbeorbnung guwiberlaufenb, nichtig, ©ie Behauptung beS Be¬
nagten ift mithin unbeachtlich, ©ach bem ©efefce burfte er baS Arbeits«
»erbältniß nur nach »orangegangener oiergebntägiger Künbigung Iöfen.
3n gewerbegerichtlichen ©treüfachen finb auch bieSchreib-
gebübren, welche im RechtSbülfe-Berlebr bei ben orbentlichen
©eridjten erwachfen, nicht gu erfefcen. (©efc^luß beS OberlanbeS-
gerießts granlfurt a./SJ?., ergangen auf ©efchwerbe beS ©emerbegeriebts
9Raing.*)
©aS Königliche Amtsgericht Homburg o. b. welches oom Amts¬
gericht SRaing um ©ernebmung »on 3e»ö*n erfucht worben war, batte
Grfafc ber erwadjfenen ©dfjreibgebübren »erlangt. Auf bie hingegen
unter §inweiS auf §. 57 Äbf. 6 beS ©ewerbegeridfjtS-QefefeeS erhobene
©eanftanbung feßte baS genannte Amtsgericht bie Schreibgebübren
wieber ab. ©egen biefen ©efcblujj oerfolgte bie StaatSanwaltfdjaft baS
Rechtsmittel ber ©efchwerbe, unb baS Sanbgcridjt hob ben amtSgericht«
liehen ©efeblufj wieber auf. ©aS ©ewerbegeridjt 2Kaing legte gegen
bie ©ntfdjeibung beS fianbgerichtS ©efchwerbe au baS Oberlanbesgericht
granlfurt a./Ti. ein. SefctereS hob ben ©efchluh beS fianbgeridjts mit
ber ©egrünbung auf, bah nach §. 60 beS ©emerbegericbts»©efefeeö unb
nach § 165 beS ©erichtSoerfaffungS - ©efe^eS in »orliegenbem galle
Koften ber RechtSbülfe »on ber erfudjenben ©ebörbe nur bei Bor*
banbenfein einer gablungspflichtigen Partei gu erftatten wären, baf*
aber nach §• 57 Äbf. 6 beS ©emcrbegeridjts * ©efebeS in ©egug auf
©chreibgebübren eine gablungSpflidjtigc ©artei nicht oorbanben fei.
Ablehnung oon 33eifißerit beS ©ewerbegerichtS, weil fie
ein pcrfönlidjes gntereffe am Ausgang beS Streites haben?
(©ntfeheib beS ©ewerbegerichtS Bern oom 4. 2Rärg 1897)
3n golge beS in Rr. 6 gemelbcten UrtbeileS flagte ein gweiter ©djrift-
iefcer auf AuSbegablung feines SobneS für bie 3eit feiner Äbwefenbcit im
HRilitärbienft (gemäß § 341 beS fd&meigerifcben DbligationenrechtS). ©er
bellagte ©ritigipal erhob ©ittmenbung gegen bie ©ejebung beS (Berichts,
©r machte geltenb, bah bie beiben Arbciterbcifiber fowobl wie ber Kläger
ber ©ewerlfchaft ber ©uchbrudergebilfen angebörten. ©er Kläger fei
nun gur Stellung feines KlagebcgebrenS burch bie ©ewerlfchaft »er»
anlafct worben, bie ein $>«tcreffc an bem öntfdjcibc beS ©erichtS nach
feiner pringipieQen Seite bin habe. SRitbin fei es nad) Artilel 30 beS
©elreteS über bie ©ewerbegerichte unguläffig, bah SRitglieber ber ©e«
werlfdjaft als Richter in biefem galle üben, ©er angegogene Artilel 30
lautet: „©in SRitgltcb beS ©ewerbegerichtS foH an ber ©erbanblung
unb ©eurtbeilung einer Rechtsfache nicht ibeilnebmen, wenn es ftch in
einem ber in §. 8 beS ©efcbbucheS über baS ©erfahren in ©ioilrechtS-
ftreitigleiten aufgegäblten gäDe befinbet." .... §. 8 ber ©toilprogeh-
orbnung gäblt unter ben gäüen beS ÄuSfchluffeS einer ©erichtSperfon
auf: .... „2. wenn fte an bem AuSgang beS Streites ein unmittel¬
bares ober mittelbares gtttereffe bat; .... 4. wenn fte .... in ber
©treitfache Rath ertbeilt bat." ©eltenb gemacht würbe oom ©in-
fprechenben bas unmittelbare unb mittelbare gntereffe ber Arbeitnehmer*
beiftßcr am Ausgang beS ©treiteS refp. an ber Auslegung unb An*
toenbuttg beS ArtilelS 341 beS Obligationenrechts.
©aS ©cwerbcgericht erlannte aber, bah bie beiben Arbeitgeber*
bei fi her in bem ©treite ebenfalls ein unmittelbares, minbeftenS eitt
*) ©gl. ©ntfeheibung beS fianbgerichts ©uisburg: „Blätter für
fogiale ißrajiS" Rr. 79 oom 5. guli 1894.
67
©a« ©eroerBegeridjt. SJhtthfüungen be« ©erBanbe* beutfcher ©eroerbegeridhte. Wr. 7.
68
mittelbare« Sntereffe h a & f N/ Ba fie bei Anmenbung unb Auslegung oon
Artifet84L be« 05ligationenrcd)IS in gleicher SBeife intereffirt feien wie
bie ArBeitnehnier&eifißev. And) fie fifcen in bem ©emerbegeridjt h eu t e
al« ©eifißer, morgen al« ©eflagte. 3« ben meiften fallen, mo c$ fid)
um prinzipielle fragen fjanbelt, werben in frolge ber Drganifation ber
©eroerbegeridfre fomofjl bie Arbeitgeber», al« bie Ar6ettnehnier*©etft&er
i^ren parteiftanbpunft oertreten unb ber Obmann wirb bie ©crant-
ioortlicf)feit be« ©ntfdjeibc« auf ftdj nehmen muffen. Sa« Bericht Be*
fthloß fobann mit 3 Stimmen (ArBettnehtnerBeijifcer unb Obmann) gegen
2 Stimmen (Arbeitgeberbeiftfcer), bie Einfpradje be« ©eflagtcn gegen
bie ©efefcung be« ©crid)te« fei abjuroeifen.
©egen biefen ©ntftheib hot Bie beflagte Partei ben gegebenen Acfur«
an ba« Dbcrgeritht ergriffen. 3Bürbe ber Aefur« begrünbet erflärt, fo
mürben alle prinzipiellen Streitfragen ber Auslegung unb Anmenbung
ber ©eftimmungen be« Dbligationcnretht« über ben ©icitftoertrag, bei
benen bie Sntercffcn ber Arbeitgeber unb ber Arbeitnehmer einanber
gegeiuiberftünben, ber Cognition ber ©eroer6egertd)tc entzogen. ©a«
aber mürbe einfach eine Sahmlegung biefer ©eritfite bebeuten.
An nt. b. 9t eb. Aach ©eutfehem Stecht mürbe eine Ablehnung nur
au« bem ©eftd)t$punfte ber „©cforgniß ber ©efangenheit* in frrage
fommen fönnen (§. 42 ber ©ioilprozeborbnung). Solche ift aber
zweifellos barauS nicht hcrzuleitcn, baft ber ^öciTt^cr felbft einmal in
bie Sage fommen fönnte, ben gleichen Aitfpruch geltenb ju machen, ©ie
AuSfchliefjungSgrünbc finb j n §. 41 bafelbft genauer beftimmt. Sticht
jebe« mittelbare Sntereffe genügt, fonbern nur ba« ©erhältniß eine«
©fitberechtigten, HRitoerpflichteten, Äegrcfepflidjtigen; auch nid)t jebe Aatf)*
crtheüung, fonbern nur baS ©erl)ältni[j be« proze&beDoflmäcbtigten ober
©eiftaube«.
©Htadjten unb Anträge.
3uläfftgcr ^nlialt ber ArbeitSorbmtng. ©utadjteu bc$ ’ife*
wcrBcgcridjt« Toritnmtb. 3n faft fämtlidjcn in Tortmunö erlaffeitett
Arbeit«orbnungeu ift eine ©eftimmung enthalten, wonach Arbeiter,
melcfje fid) 311 ber Arbeit, für bie fie angenommen fittb, unfähig
Zeigen, in ben erften 14 Tagen nach ihrer Annahme ohne tmr*
herige künbiguttg entlaffen werben fönnen.
Auf ©eraidaffung ber königlichen ©emerbeinfpeftion h<*i Bie
^olizei*5BermaItnng ben betreffenden Arbeitgebern aufgegeben, biefe
©eftimmuitg abzuänbern, ba fie einen ©erftofj gegen § 122 ber
©eroerbcorbntutg (Verbot ungleicher Miinbigungefriften) enthalte.
®ic Arbeitgeber haben fid) hiergegen bei' bei: königlichen 9te»
gicrung in Arnsberg befdjmcrt; 6 ic|e bat ba^ Wemcrbegericht be-
auftragt, fich über bie ©cfdhmcrbepunfte gutachtlid) zu äußern unb
ba« (Gutachten baranf au«zubebnen, welche Acnberungcu ber in
Torhnunb crlaffenen ArbeitSorbnungen nad) Anfidjt be« (bewerbe-
geriet« gefefclid) ttoth wett big, unb welche au« (Mittben ber
©illigfeit unb 3 ro cc frnäftigfeit wiinfchen«werth finb. —
- Ta« ©erocrbcgericfyt hielt bie ©efehwerben für begriinbet au«
folgenben (Erwägungen:
©ie angctod)tcne ©eftimmung famt beSljalb nicht ohne ©eitere« unb aßge»
mein nl« eine Abmachung über bie freftfeßung einer ÄünbigungSfrtft angefehen
werben, weil auöbrürflid) barin gefagt wirb, baß ber Arbeiter innerhalb ber erften
14 Sage nur in bem fräße entlaffen werben fann, „wenn er fich zu ber Arbeit, für
bie er angenommen ift, unfähig zeigt", SBcnn min ein Arbeiter innerhalb ber
erften 14 Sage entlaffen wirb, ber fähig ift, bie Arbeit auSjuführen, au ber er
angenommen — ein Umftanb, ber thatfädblich feftgcftcHt werben fann —, fo wirb
er ohne frrage ben wegen biefer ©iitiaffung angeftrengten Prozeß auf ©Hebet*
einfteßung bezw. Sdjabenerfaß gewinnen, ©iefe ©eftimmung enthält baher
feineöweg« eine freftfeßung ber AünbigungSfrift; fie bebeutet Dielmehr, namentlich
mit Aürffidjt auf ihre für bie erften 14 Stage befchränftc Anmenbung, bie freft*
Iegung einer Probezeit; fie enthält einen in feiner Anmenbung auf bie erften
14 Sage befchränften AufhcbungSgrunb be« abgefchloffenen ©ertrage«. (£« ift
aber nicht Derboten berartige Probezeiten unb AufhebungSgrünbe in ben Arbeit«*
Dertrag aufzunchmen. ©enn ieboch bUTch eine berartige ©eftimmung, inöbejonbere
faß« biefe fo aßgcmcin gehalten ift, baß fie nicht auf beftimmte ihatföchlidje ©er»
hältniffe zurüdgeführt werben fann, ba« ©efetj umgangen werben foß, fo ift bies
infoweit unzuläifig. hierbei giebt bie Sänge ber Probezeit unb bie Art ber bem
Arbeiter übertragenen Arbeit bem dichter im einzelnen fräße einen Anhalt *üt
bie ©eurtbeilung ber frrage, ob eine Öefeijiimgeliung bcabjicbtigt ift.
Aebnlid) liegt ber fraß, wenn ba« ATbcitÖocrbältniß auf ®runb ber Arbeit---»
orbnung bei „llngefchicflichfeit", bei „nicht befriebigenben Seiftungen" bc« Arbeiter«
Don Seiten be« Arbeitgeber« aufgelegt werben fann. ©8 ift flar, bah berartige
©eftimmungen zur Umgehung bc« ©efeije« führen, baß fie einen Söiberfprucfc
mit § 1-2 ber ©emetbcorbnung enthalten, benn c« ift nicht möglich bie thatfäd}*
liehen ©orauöfeßungen, auf beiten bie Anwenbbarrcit biefer Abmachungen beruht,
im einzelnen fräße feftzufteßen. Auf biefe ©eife würbe ber ungefefclidje 3 u ftanb
herbeigeführt werben, baß in ber Shat ber Arbeitgeber bei« 8 ted)t hat, bie Arbeiter
au« biefen Scheingrünben jeberzeit zu entlaffen, währenb bie Arbeiter fid» an bie
Dertragliche ^ünbigung halten müßten.
2 Bcitcrl)iu liat bao ©JcwerbecpTiiljt eine czanzc fHeiüe uott ©c*
ftimmungen ber Arbcit«orbitungcit al« ben^efepcnzuwibcrlaufcnD be*
Zeichnet in«befonberc foweit umjefcölitfie Strafen rorgefd)riebm unb
Aadiläfficzfeit, llncjefdii cf lief)feit. Streit) udjt, llnred)tlid)feit, ^runt*
fuc^t, nid)t befriebicp’ube Seiftung u. f. w. al« ©ntlaffuitg«grunb auf=
acfiibrt waren. Ta« ©)ewcrbencrid)t bat fid) Iiicrbei auf biejenigen
Jcftfetuinncn befd)rärtft, weld)c e« mit ben beftebenben ^cfet.zen in
offenfid)tlid)en ©.'iberfprud) fattb, iitbcm e« au«fiil)rtc: „’töcim ©or-
banbenfeitt 0011 Zweifeln über bie fetz lieb feit einzelner Scft immuneren
in bett Arbciteorbmiucjcit muß c« ber 9 ?ed)t|*pred)ung überlaffen
bleiben, biefe 'ivracjc 001t Tvall zu 3 *a^ W entfri)ciben. 23 cuit mm
ba« Wcmerbegcridjt burcf) (Erftathing eine« in biefer ©eziebnnu z«
weit gebeubett ©hitarfiten« and) nur ben Sdjcin erwerft, al« ob e«
ficb infolgebeffeit iit ©ezuej auf feine Sfecbtfprecbung irgenbwie be*
einfluffen laffcu fönnte, |o würbe bie« fein Anfeben al« reebi-
fpredjenbe ©d)örbe beeinträchtigen."
Ta« weiter erforbertc b)ntad)tcn über bie au« ©riinben ber
©illigfeit mtb 3^ecfmä|unfeit wünfcbcn«wcrtben Aenbentngen ab*
Zugeben F)ßt ba« OJewerbegericbt abgclcbnt:
®cn Arbeitgebern ift e« frcigcftellt, bürch bie Arbeit«orbnung ben Arbeit«»
Dertrag fo zu gehalten, wie e« ihnen paßt; nur muffen fie bei ©rlaß beffelben
ben beftehenben ©efeßen entfprechenb foldje ©eftimmungen au« ben Arbeit«*
orbnungeu weglaffcn, bereu Aufnahme Derboten ift, fowic biejenigen ©eftimmungen
aufnehmen, welche verlangt werben. Abgefehen hieroon fönnen fie in ber Arbeit«»
orbnung ben ©ertrag nad) ihrem ©elieben begrenzen, namentlich ift ihnen bie
©ntfeheibung oorbehatten, foldie ©eftimmungen aufzunehnten, welche fie für zweef*
mäßig holten, unb bie zur Aufredjterhaltung ber technifchen unb wirtbfdiaftlichen
•Crbnung in ben einzelnen ©etricben nach ihrer Anficht nothwenbig finb. fru
zweiter Sinie ift e« bann b* n Arbeitern burd) § 134d unb 0 ber ©ewerbcotbnung
freigeftellt, über bie ßwedmäfiigfeit einzelner ©eftimmungen ihre ©ebenTen ju
äußern. ®nblidi ift bie föniglidie ©ewerbeinfpeftion bezw. bie ©olizeiDerwaltung
berufen, ihrerfeit« bei Prüfung ber einzelnen Arbcitöorbnungen bie Aufnahme
ZWecfmäßigcr unb bie ©efeitigung uiizwecfmäßiger ©eftimmungen hei beizuführen,
©ezüglid) ber bereits crlaffenen über 100 ArbeitSorbnungen fann ba« ©ewerbe«
gericht unmöglich fcftftellcn, welche einzelnen ©eftimmungen unzweefmäßig finb,
unb welche fid) zur Aufnahme empfehlen, bazu müßten bie einzelnen ©etriebr,
inSbefonbere aud) in ©ezug auf ihre mirthfd)aftli<heu unb technifchen ©erhältniffe
einer eingehenben Prüfung unterzogen werben, eine Arbeit, bie nicht burchfuhTbar
ift. 9?ocb Diel weniger fann man in biefer ^Richtung für bie Qutunft irgenb
welche ©orichläge machen; man muß e« eben ben ©ctheiligten überlaffen, bic
Aufnahme z»edmäßigcr ©eftimmungen in bie ArbeitSorbnungen nach ©oridirift
ber beftehenben ©efeße hetbeizuführen.
ÄUgcuieinc? Aber <bemcrbcgerid)te unb
^rbeitenertrag.
^Tiöifcfllriing Ber 2o^itforBcruugcn itn ntglifcftcn Äonfsrirc^i
S)a« engltfd)e Unterbau« Bot in zweiter fiefung einen ©efepentrourf
angenommen, burd) welken bie gorberungen oon iöcamten unb
Arbeitern wegen rürfftänbiger ©e^alte uub £öf)ne bei bem konfurfe
einer Aftiengefeflfdjaft aui gegenüber ben ^eübern ber 8 d)ulb*
oerfc^rcibun ,en ber ©efellfdjaft (debenture holders) prioilegirt
werben. Ta« allgemeine ©efeb oon 1888 befaß nad) richterlicher
@ntfd)eibung feine SSirffatnfeit in bem angeführten 3aHe._
Tie gleichzeitig hiermit au«gcgebenc $r. 27 ber ©ochenfchrift
„Soziale $ra$i£, (iientralBlatt für Soztalpoliüf^ enthält u. A.:
Sanbwtrthfd)aftlid)e Ausfuhrprämien. Son §eittr. Abler*
5Sien. — Tie gefunbheitlidje 3ürforge itt bem 9feich«gefeb*@ntwurf
über ba« Au«wanberung«mefen. 5Öon $afcnarzl Dr. $. 9iocht*
$atnburg. — Ter ®efd)äft«bericht be« 9feid)«*2Serficherung«amt«
für 1896. S3on Stabtratl) £>. 0 . 3ranfenberg*33raunfd)wcig.
— ^öauarbeiterfthub für Sranffurt a. 9Ä.; Stäbtifcher 9fegic»
betrieb in ©omo (3talien); Stäbttfche 3SoIf«parf« itt Teutfchlanb;
23äcferfchub im beutfehen 9?eich«tage; 3 ntcrnationale Arbeiter*
fd)ufc*koitfercnzen; Ablehnung be« norwegifd)en Strafgefeße«
gegen polittfd)e Seeinfluifungen burth Arbeitgeber.
Stänbige Slubrifen ber ^Sozialen $rayi«": All¬
gemeine Sozial- uttb Sirthfchoftepolitif; kommunale Sozialpolitik
Soziale 3uftänbe; Srauenfrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer-
oerbänbe; ©ewerbegerichte, @inigung«ämter, Arbeiterauöfchüffe;
Arbeiterfchub unb ©ewerbeinfpeftion; 93erftcherung, Sparfaffen;
Armenpflege; 5Bohnung«wefen; ©efunbheitspflege, Ernährung; Er¬
ziehung, Schule, Solf«bilbung; Quftis; ginanzen; ßanbmirthfchöfh
Jianbroerf unb ©ro&inbuftrie; ^aitbel, krebit; SSerfehr; ßitterarifthe
Seu - Erfdjeinungen. — „Ter 2 lrbeitsmarft #/ 2Uitth«lungen ber
üterarifchen <£entraljlelle für ^Irbeitsnachmeife.
S)ie „«Sojiat« ?rotis, fit c $ 0 jia(poritift“ eTfdßeint leben Doimerfta^
unb Toftet oterteljährlich 2 M 50 £ ein f i lieh lieh Ber SWonatSbetlage ,©a«
©ewexbegericht". 3 U beziehen buidj fftmmtUchc Poftanftalten unb öuchhanbliingeB
fowte bireft burch bte ©erlagäbuchhanblung ((Sari ^epmann« ©erlag, ©erliu w.,
ÜKauerftr. 44).
Setoerbegertcht" erfcheint am erften ©onnerftag feben SJtonat« im ©tinbeftumfang Don Va ©ogen unb ift burd) aße ©uchhonblungen, Spebtteure
unb ©ofiömter (PoftzeitungSnummer 2811«) zu beziehen, ©er ©reis beträgt für ba« 3»aßr 3W. 1 , bei birefter poftfreier ßnfenbung burch Bie ©erlagShanblung 3W. 1,40.
Carl ^epsatinf Qerlag tn Berlin W. Kauerfttaße 44. — Clebrucft bei 3uttuf Bittenfetb in Berlin W. — Berantnortlich für bie Rebafttim: Dt. 3 . 3aftro* itt CharlottenburB*BerUn.
II.
Berlin unb Jranffutl a. 2R., ben 6 . TOai 1897.
Stemmer 8.
(ffinorrbrgmtlit.
ZTltttheilungen bes Derbanbes beutfcfyer <5eu>erbegertcbte.
Stebattiim&auftföuf}: ©tabtrat^ Dr. jUfö in granffurt a. 3R. unb 3Wa0iftrat8»«ffeffor ®niw in Berlin.
•44«m m «*« f*« w***- Herausgeber: * wl * w***4 * »«*•
Carl getynaimi Sexlag, Strttn W., SRanetftt. 44 Dr* ^ J! ft Jl V 0 %&+ ftof t en f rcte Setlage juk „Goaialen ffragts*.
tote für bie ffiebaftton beß „©eroerbegerlchtß" befttmmten ©enbungen bittet man au obrefftren: 8In £errn SRagtftratS-Äffeffox ©uno, ©erlin NW., ©hurmftr. 30a.
©tflürung jur SfnnungSbotlage.
93ont ?lußfd>ufj beß SerbanbeS
beutfdjer ©eroerbegerichte.. 69
jU4flfpr*4nng.71
©ntfchöbigungßanfpnuh eines ent«
Iaffenen ÖtbeiterS. SBirb berfelbe ba«
burdj hinfällig, bafe ber Arbeiter fidj
metgert, bie Arbeit roieber aufju«
nehmen ? (©eroerbegertcbtßöntgSbeTg.) I
Üteht bem erfranften Sirbetter ein I
9btfpru$ auf Sopnaahlung m&btenb
ber ßeit ber ©Tfranfung au? (Sanb» ,
geriet Serlin I.)
Haftung britter fßerfoneu für ben
Arbeitslohn ber Sauarbeiter. (©e*
roerbegericht u. fianbgcridjt attündjen.)
Sft ba« ©eroerbegericht juftänblg für
bie Älagen ber im Schiebe bet
©ferbe« ©ifenbahnen bcfdjäftigten
Sßetfonen? (©eroerbegericht Äöln.)
©e^ört einßuf^neiber 3 U ben im §. 133 a
ber ©etoerbeorbnung bejeidjneten An»
geftelltenhöherer9lrt? 3ft berfßnifung
ber 3 «ftünbigfeit bie ©achbarftettung
ber Älage gn ©runbe 3 U legen ? (Amtß* j
geriet unb £anbgericht Serlin I.)
<5fittgung*ämter. 74
©inigungßämter am ©etoetbe*
geriet Sternen. Son Dr. 81.
Sienbermann, Sotfifeenber beS
©etoerbegerichtß Sternen.
©aß ©eroerbegericht (Stuttgart
als ©inigungßamt. Son Dr. ©.
garten ft ein, Sorftfcenber beS ©e*
werbegertdjtß Stuttgart.
©aß ©inigungßamt im SetlinetSthub-
macherftreif.
Unjuftänbigfeit ber elfafrlotbringifdjen
©eroerbegerichte für einigungSamt«
liebe ©bätigfett
©treif«Serbfitung unb ©inigungßämter
in 9 f 2eu«<SeeIanb.
JWgentein« über ©nMrtregertdjte
unb llrbrttsnrrtrag.79
Stänbige Sorfthenbe beim ©eroerbe«
geriet Serlin.
tfaufmännifdjc ScbiebSgericbte. 9tc*
fotution beS 8 fteid)ßtageß.
©emerbegeriebte in Defterreicb.
©emerbegeriebt für 9ftom.
SnbaltSangaben ber „Sojialen ©rajifi".
hieran eine aufterorbratltibe Setlage, entbaltenb bie ©tattftif ber
8 fted)tfprechung beutfeher ©emerbegeriebte rc.
Abbxuc! fümmtli^er Artifel ift Seitungen unb 3 e ibft^riften geftattet, jeboeb nur
mit netter Quellenangabe.
Inhalt
$er ©ntrourf eines ©efe^es, betreffenb bie Abänberung ber
©eroerbeorbnung, ber bem Reichstag am 15. 3Jtär3 oorgelegt mürbe,
enthalt, foroeit bie ©eroerbegerichte in S3etrac§t fommen, alle bie
Seftimmungen mieber, roeldje ber in3roifdfjen fallen gelaffene ©ntrourf
gebraut tjatte (oergl. bie ©oitber-Rumuter beS ,,©eroerbegerid)ts"
oom 27. Augufi 1896), gegen ben fid) bie Refolution ber ©tra&-
Bürger ©onferen3 ber ^orfibenben beutfe^er ©eroerbegcridjte gemattbt
Satte. 3 )ie hart am 23. September 1896 auf Referat ber ©eroerbe*
gericSiSsSSorfibenben ber Stabträtbje Söiittnersfieipjig unb Sörfl)*
ÄarlSruSe, non ben SBorfifcenben üon 60 ©emerbegeritbten erlaffenc
9 iefoIution lautet:
1. ^)er ©ittmurf, betreffenb bie SIbänberung ber ©emerbe*
orbnung, enthält in feinen SSorfdjriften über bie ©rrichtung
non 3nttung3*©djieb£gerid)ten Seftimmungen, meldje bie
^ethtfpre^ung in ben aus bem geroerblichen SlrbeitSoertrag
entfpringenben ©treitigfeiten unb hierinSbilbung beS ^IrbeitS*
nertragSs^echteS, fomie bie ©ntroicfelung ber ©inigungS-
ämter in erheblicher Söcife gefährben. ®iefe Scftimmungcn
fmb baher 311 ftreichen.
2)ie enbgültige ©utfeheibung in fiehtlingSftreitigfeiten im
Qfatt ber ^lage gegen ben Sorentfcheib ber SnnungSbehörbe
füllte nicht burd) bie 2lmtSgerid)te beaiehungSmeife fianbgerichte,
jonbem burch bic ©erocrbcgerid)te gefällt roerben.
2. ®er 3IuSfchu(5 ber SßerbanbeS mirb erfüll, biefe 33 e*
fchlnffe in geeigneter ©eife 3iir ^enntnih ber guftänbigen
©teilen 31t bringen.
l S)er 3lusfchu§ h^* ®on biefer !Refolution 'forcohl bem Reichs¬
tage, als bem ReidjSjuftisamte ^enntnife gegeben, freilich, mie es
fdjeint, ohne jeben ©rfolg, benn ber ©ntrourf enthält bie in ber
Refolution angebeuteten SRängel aufs Reue, unb in ben Reichstags*
SSerhanblungen ift ber heraus für bie ©croerbegeridjte entfpringen¬
ben ©efaljr bisher feine ©rroähnung gefdjehen.
Snbem mir baher auf bie ausführlich 6 SSiebergabe ber Referate
in Rr. 1 beS SahrgangS 2 biefer Slatter, ferner auf bie ©onber-
Rummer 00 m 27. Sluguft 1896 unb auf bie Darlegungen über bie
3nnungS*©chiebSgeridjte in Rr. 2 biefeS S^hrgangS oermeifen,
fügen mir in ber gegenmärtigen ©adjlage nur fur 3 baS golgenbe
hinju:
; Söie ber frühere ©ntmurf, meift aud^ bte je^ige Sorlaae ben Sunungen bie
, Aufgabe bet ©ntfcbctbuug gemerblicbet ©heitigfeiten amffdjen beu 3nnungS«
SWitglieberu unb iljrcit Sel)rlingen ju (§. 81a 9h. 4) unb giebt ihnen bie Sefugnife
j im ©rrid)tung bon ©djicbögericbteii für geroerbliche ©treitigfeiten mit ihren
©efetten (©ehülfen) unb Arbeitern (§. 81b 9?r. 4). 8 IttcrbingS bebarf ber Iehtere
I Sejcblufe ber ©enehmtgung bet höh^«« SerroaltungSbchörbe, roeldje borhet bie
1 ©emeinbebehörbe beS Qr tS, an bem bte Innung nj ten jjat, foroie bie ®uf«
1 fichtSbehörbe ju hören hat unb bie ©enehntigung nach ©rmeffen betfagen fann
I (§. 85 tttbf. 1).
j ©ic Seifiger ber gnnungS«©chieb 8 gerichtc — bie mit minbeftenS einem
1 Sorfifcenbett unb jroei Seiftfcern befc^t finb — »erben aur ^»alfte bon ber 3nnung§«
! Serfamntlung au« ben 3nnungS*uttitgliebern, jur Jpalfte bon ben bei biefen oe*
| fehöftigten ©efellett unb ülrbeitern geroählt. ©er Sorfihenbe »irb bon bet äuf«
I fidptöbebörbe beftimmt utib braucht nicht 3nnungS*9Jlitglieb $u {ein (§. 91, 1 u. 2).
®ie Seifiger erhalten ©ntfeheibigung für eine 3 dh>erfftumnif 3 , bte aber im ©egen«
Job flu §• 18 beS ©eroerbegeTiit 8 *©cfcheS auch abgelehitt »erben fann (§. 91
&bf. 4). ©aö Ütecht jur ßabung bon 3 eu 0 cn unö ©athberftänbigen, foroie jur
Slbttahme bon ©iben haben bte Innungen unb 3 nnungö* 0 chiebSgcrichte nicht,
©ie auf Wrunb formlofen SerfahrenS ergehettben ©ntfeheibungen finb binnen
10®agcn burd) Klagen bei ben orbentlidhen ©eridjten attjufcchten (§. 91b 9lbf. 4);
gegen baS alöbattn ergehenbe atntßgerichtliche Urtheil ift Serufung aulöffig. ©ie
Innungen haben baß Sfiecht, Verbergen unb 8 irbeitßnachroeife 3 U errichten unb
für beren Senkung ©ebiihren ju erheben (§§. 81, 88 8 lbf. 3). Snßbcfonbere
haben bie 3 mtungß*Serbünbe baß Stecht ber Regelung beß Ülrbeitßnadjroetfeß
(§. 104). ©ie 3nn un 0 c n unterliegen ber 91 ufficht ber unteren Scrroaltungß«
Sehörben, nidht mehr roie im §. 104 ber ©etoerbeotbnung ber ©etneinbebehörben
(§. 96). ©ie ©rridjtung bon 3 lD artgß* 3 anwn 0 c u auf ©runb einer 2JteI)rheitß«
81bftimmung, b. h- ber ÜJtehrheit berfenigen, bie fich an ber 3lbftimmung betbeiligen,
nicht ber SDtehrheit ber Jpanbroerfer überhaupt, ift juläffig (§§. 100 , 100 a ff.), ©ic
^>anbroetfer* 3 unungcn eineß fflejirfeß, foroie bie fonftigen jur ^orberurtg ber ge«
»erblichen ;sntereffen beß ^anbroetfß beftehenben Sereinigungen roählen bic
i .hanbroerfer'-ilaintnem, benen inßbcfonbcre bie Serathung bon SBüitfchen unb
i 91 ntrügen, roeldje bie Serhültniffe beß .ftanbroerfß berühren, obliegt nnb bie in
! allen roidjtigen, bie ©efammt«3ntereffen beß 4?anbroerfö berührettben 9lngelegen*
beiten gehört roerben fotten (§. 103 ff., inßbefonbere §. 103 c u. g), allerbingß aber
nicht nur unter ber ftattbigen 91uffi(ht ber höheren SerroaItungß«Sel)örben Üehen,
fonbern auch nur unter ©heilttahme eitteß bon ber 9Iiiffichtßbehörbe beftettten
jtommiffarS berathen föntten (§. 1031 u. m).
lleberbliift man biefe Seftimmuugen, fo 3 eigt ftc^, bafe alle bie
^Bebeufen, bie in unferen früheren SluSfü^rungen unb Referaten
geltenb gemalt; roaren, in oolleu Straft fortbefte^en. ©S bdngt
fünftig lebiglid) oou bem ©rmeffen ber^SerroaltungSbebörben ab,
ob bie SnmingSmitglieber fammt if)ren fie^rlingeu, ©efetten, Ar¬
beitern aus ben ©crocrbegeridjten ausfdjcibcn unb bie rafdje, foften-
lofe Red)tfprediung ber ©emerbegerid)te mit bem umftänblic^en,
formlofen, aller pro 3 cffualen 6 )arantieen cntbeljrenbeu Sktfaljren
ber 3nnungs-©d)iebsgeric^te oertaufc^en foüen. Dabei bieten biefe
ni<f>i einmal bie 23ürgf<fjaft ber llnparteilidjfeit, ba ja ber SSor-
fifeenbe felbjt Arbeitgeber fein !ann unb nid)t feiten fein mirb,
gür baS ©emerbegeriebt bleiben bann nur bic ©treitigfeiten ber
©rofe-Snbuftrie. Die oou ben ©eroerbegeri<f)ten erftrebte Anbahnung
einer einheitlichen Red)tfprechung auf bem oon ber RecbtSroiffen*
71
BaS ©croerbegericßt. SJtittßeilungen beS BerbanbeS beutfcßer ©eroerbegericßte. Ar. 8 .
fcßaft fo arg oeraacßläffigten ©ebiete beS geroerblidjen Arbeite*
oertragS roirb burcß bie 3 ^fplitterung in ©eroerbegericßte unb Diele
Heine SnnungS*0cßiebSgerid)te mit geringer Sprucßtßätigfeit in
gragc gefteHt. B)a bie Arbeiterberoeguttg fteß an bie Scßetbung
groifd)cit §aitbtoerf unb ©roßinbuftrie nießt feßrt, bie ©eroerbe*
geriete aber für baS £>aitbroerf nießt meßr in grage fällten, mürbe
ißre Autorität jum ©intreten als ©inigungSamt aufs Aeußerfte ge*
fcßroäd)t, ißre feßon jeßt mtooHfommcn norutirte Befugniß gur
Stellung oon Anträgen unb ©rttjeilung oon ©utaeßten gegen¬
über bem Aecßt ber §anbrocrfer*AuSfcßüfTe, mit ißrer Anficßt ge¬
hört 31 t roerben, oollftänbig rerblaffen. £>tc giirforge für beit
ArbeitSnadjroeiS unb für bas .pevbergSroefen roirb ben Innungen
gugeroiefen. B>ies enthält nid)t nur eine roefentlidje ©iiifdjränfung
ber fo fräftig aufblübenben ftäbtifdjen ArbeitSnacßrocife, fonbern
bringt gang allgemein ftatt ber roiinfcßenSrocrtben ©entralifation bie
Abfpaltung beS Arbeitsnacßroeifcs für bas ymnbroerf oon bem
ArbeitSitadjrociS für einen gefammten gnbuftriegrocig. Unb bics
AlleS, obrooßl gerabe bie berührten ^uiiftioiien ber Äedßtfpredjung,
beS ©inigungSamteS, ber gutatfjtlidjen Acußerung über geroerblid)e
fragen, ber gürforge für ben Arbeitsnachweis bie ©roßinbuftrie
unb §anbrocrf gleichmäßig berühren.
Büe im Borftcßenbett ermähnten llebelftänbe mürben einiger*
maßen oerringert, menn roenigftens bem §.,81 bes [GntroitrfS,
roelcßer bie gäüe aufg-äßlt, in bencit einem gnmmgsftatut bie ©e*
nebmigung gu oerfagen ift, ßingugcfiigt mürbe:
4. menn baS gnnnngSftatut ein gnmingS,- 3d)iebSgericßt
uorfteht für Streitigfeiten, für melche ein befießenbeS ©eroerbe*
gerieft guftänbig ift.
gn ber oorliegenbeit gaffung aber enthält ber ©ntmurf für
bie ©eroerbegericßte bie ©efaßr einer ine Unabfchbare '30 fteigernben
5 Xu^^öf)turig 31 t (fünften einer (Einrichtung, toeldje mit geringeren
©arantieen auSgeftattet ift, unb melche fid) überall, mo fie bi 0 f>cr
perfudjt mürbe, als meniger Iciftungsfäßig erroiefen l;at.
B>ie gürforge für bie gebcihlid^c ©ntroirflung bes fleinen vuinb*
roerferftanbeS ift groeifcllos eine roießtige fo^ialpolitifc^e Angelegen*
heit, bie beS lebtjafteften gntercffeS namentlich ber ©erocrbcgcridjte
fteßer fein bürfte. Aber biefc gürforge hat nichts bamit 311 thun,
baß in ber jeßigcit mie in ber früheren Vorlage ben neuen £>aitb*
merferorganifationen bie Aedjtfprecßung oon gemerblidhcn Streitig*
feiten, alfo eine Angelegenheit 3 ugeroiefen roirb, roeldje nüßt be*
fonbern ober auch nur »ormiegenb bie .fmnbroerfsmeifter, fonbern
bie ©cfannntßeit ber Arbeitnehmer unb Arbeitgeber aller betrieb»*
großen gleichmäßig angeßt.
Ber AuSfcßuß beS BerbanbeS betttfefter ©eroerbegericßte. 3
Dr. ©aßner, Oberbürgermeister, SAaing. Dr. glefcß, Stabtratl;,
granffurt a. 9A. (©efcßäftsfüßrcr). 0 . 0cßulg, $ütagiftratS*Affeffor,
Berlin. Dr. 9 Jtenginger, AedßtSratß, SJtündjcn. Dr. .garten fiein,
Stuttgart. Boecfß, Stabtratlj, Karlsruhe. Dr. Sßagler, Stabt*
rath, öeipgig. ginf, Senator, §annooer.
Hrdjtrprcdjnng.
©ntfdjäbigungSanfprucß eines entlaffenen Arbeiters
©trb berfelbe baburch hinfällig, baß ber Arbeiter fich mei-
gert, bie Arbeit roieber auf 3 unefjmen? (Urtheil beS ©eroerbe*
geriditS Königsberg, Borfißenbcr Stabtrath ^ohl.)
©in Kutfdjer war oon einem Suhrhalter am 3. 3uli ohne gefeß-
liehen ©runb unb ohne oorherige Künbigung entlaffen. 5)er Äutfther
fragte gegen ben guhrhaltcr auf 3ahlang beS Sohnes für 14 Sage 00 m
4. 3uli ab. Am 7. Suli erflärte fich ber Seflagte oor ©ericht bereit,
ben Kläger 00 m 7. 3nli Mittags ab bis 3 um Ablauf ber 14tägigen
KünbigungSfrift in ber bisherigen SBeife unb gegen ben bisherigen
Öohn roieber 3 U befchäftigen; ber Kläger lehnte jebodj bie ©ieberauf*
nähme ber Arbeit bei bem ©eflagten ab. — ®as ©ericht mar ber An-
ficht, baß btefe Steigerung beS Klägers jum ©iebereintritt unbegrünbet
fei, ba ein gefeßlidjer ©runb 311 m fofortigen ffierlaffen ber Arbeit nicht
oorlag, fo baß Kläger nur für bie Seit vom 4. bis sum 7. SKittagS ben
Sohn forbern lönne. 3)er Seflagte mürbe $ur 3 a hlung beS Sohnes
für 3 l /a 2age ( 00 m 4. bis 7. SRittagS) oerurtheilt, mit feiner roeiter*
gehoben gorberung mürbe Kläger abgemiefen.
Steht bem erfranften Arbeiter ein Anfprudj auf Sohn*
Sahlung mähtenb ber 3t ©rfranfung ju? (Urtheil be«
Sanbgerichts Berlin 1, ©toilfammer 8.)
2 )ie grage, ob unb auf mie lange bem gegen S«tlohn befdhäfttgten
gemerblichen Arbeiter, melcher burch Kranfheit $ur gortfeßung ber Arbeit
unfähig roirb, ein Anfprucf) auf gortentridjtung beS Sohnes suftebc,
menn er 00 m Arbeitgeber nicht entlaffen roirb, ift roeber burch §. 123*,
noch burch fonftige Beftimmungen ber ©eroerbeorbnung geregelt, gür
bie ©ntfeheibung biefer gragc ift baher ber guljalt beS BertrageS unb
bas in Betracht fommenbe bürgerliche Aecht maßgebetib. 2)a im Ber«
trage eine bieSbesüglidje Beftimmung nicht enthalten ift, fo fommen bie
Borf^riften beS Allgemeinen Sanbred)ts über bie Bcrträge mit ge«
bungenen ^anbarbeitern unb tagelöhnern (I. 11 §.894 ff.) ergän 3 enb
jur Anroenbung. gür bie Berträge über .^anblungen, melche maß*
gebenb finb (§. 894 1. c.), gilt aber ganj allgemein bie Aegel, baß ber
Anfprud) auf Sohn oon ber Seiftung ber auSbebungenen
lung abhängig ift (ugl. görfter- ©cciuS, 5|?r. ^rioatredn Sanb li
6 . 138 Ar. 7). Baßer fießt bem Arbeiter, melcher an ber 2ciftunj)
ber Arbeit oerhinbert mirb, ein Anfpruch auf Soßn für bie 3ett ber
Beßinberung aueß bann nießt 3 U, menn bie gortfeßuug ber Arbeit bur<h
einen oon ißm nid)t oerfcßulbcten, in feiner Berfon ßeroorgetreten Uni»
ftanb, mie Kranfßeit, Unfall 2 c., unmöglich wirb (cf. Scßenfel, @emerbe»
orbnung, 2 . Auflage, Anm. 6 ju §. 115).
Haftung brüter B e rfonen für ben Arbeitslohn ber Bau«
ar beit er. (Urtßeil beS ©eroerbegeridjts unb Sanbgeri^tS SWüncßen.)
Ber Btourer A. beanfprueßte oon bem Bauunternehmer B. 3 a ßl ut1 9
eines Soßnreftes oon 9 & unb Aücferftattung eines Betrages oon
93 M, roelcßc er — Kläger — im Auftrag beS Seflagten an beifen
Seute als ff Scßuß" auSbeiaßlt habe. Ungeacßtet ber ©inroenbungen
beS Beflagten, er habe mit bem Kläger in feinem BertragSoerßältniß ge-
fianben, ba ©inftedung, Bejaßlung unb ©ntlaffung ber Arbeiter an bem
Baue Sache beS SttaurermciftcrS ©. (SchmiegeroaterS beS B.) unb naß
beffen Bcrßaftung beS BaumeifterS B. gemefen fei, mürbe Seflagter
3 ur 3 fl ßl un 9 heS eiugeflagtcn Betrages oerurtßeilt unb bie gegen baS
be 3 Üglidje Urtßeil beS ©emerbcgencßtS SKüncßen 00 m 17. guni 18%
eingelegte Berufung burch Urtßeil beS Kgl. SaubgcricßtS Bftüncßen 1 00 m
19. ganuar 1897 3 urücfgemiefen. gn biefem Urtßeil mirb in roefent-
ließet Uebcreinftimmung mit ben ©rünben beS erftinftansieflen Urtbeili
ausgeführt:
Bcfiagter hat fteß als Arbeitgeber gerirt unb als foldjer auch Sc-
Saßluiig oerfproeßen. ©rroiefen ift, baß ber Beflagte nach ber ©ntfer»
nung oon 6 . felbft einen Arbeiter entlaffen hat, baß er ben Kläger auf»
forberte, er foQe aufpaffen, bamit nichts oorfontme unb baß er £u
uerfd)iebenen SKaurern fagte: „Seute, arbeitet nur fort, 3 a ßl er *ü n üß.“
Baburd) gab er 3 U erfennen, baß er bie Arbeiter unb barunter au$
ben Kläger, menn berfelbe auch feiner^eit oon ©. eingeftellt roorben
mar, ießt als unmittelbar in feinem Bienft fießenb betrachtete, unb er
ift bemjufolge auch 3 ur Se 3 aßlung beS Arbeitslohnes oerp^ießiet. Audi
ber Anfprud) auf Aücferftattung beS oom Kläger an bic Arbeiter be»
jaßlten BorfcßuffeS erfeßeint begrünbet. Aadß ber Berßaftung oon 6 .
fam ber Baumeifter B. auf ben Bauplaß; ba fteß bie Seute roeigerten,
unter bemfelben ju arbeiten, forberte fie Bcfiagter mit bem Bemerfen,
baß er 3 aßler fei, auf, fort 3 uarbciten unb beauftragte, als fie „Schuf)"
oerlangten, ben Kläger, bie Seute auS 3 ube 3 aßlen. ©iner ber 3 eu 9 en '
meldjer B^ifttrauen gegen ben Beflagten hegte, fueßte ben Kläger Davon
ab 3 ußalten, morauf Bcfiagter auSbrücflid) 311 m Kläger fagte, „jahlen
Sie nur bie Seute aus, icß gebe gßnen baS ©elb am Samffag roieber. -
Sonacß ßat Bcfiagter ben Kläger mit ber AuS 3 ahlung be« BorfcßujfeS
als Arbeiter beauftragt unb ißm aueß auSbrücflicß bie Aücferftattung
beS auSbejaßlten ©elbeS oerfproeßen. hiernach ift aber Beflagter fo*
rooßl auf ©runb feine« BerfprecßcnS als naeß ben gefeßließen Befiint*
mungen über baS SKanbat 3 ur Bezahlung beSfenigen Betrages oer*
pfließtet, roelcßen Kläger in feinem Aufträge an bie Arbeiter bf 3 aßU ßat.
gft baS ©emerbegerießt suftänbig für bie Klagen ber im
Betriebe ber Bf cr be*©ifenbaßnen befcßäfttgten B^rfonen?
(Urtßeil beS Königlichen ©eroerbegcricßtS Köln, Borfißenber ©. Ä. Beder.)
Ber Scßaffner K. ber Kölnifcßcn ©traßenbaßn»©efellfcßaft gu Köln
erßob Klage auf 3 a ßlw”9 e t |ic ^ Soßnentfcßäbigung megen funbigungs*
lofer ©ntlaffung. BaS Königliche ©emerbegerießt ju Köln mieS ben
Kläger megen Unguftänbigfeit ab.
©rünbe: Baß Bf^rbebaßn-Untemeßmungen als ©ifenbaßn-Unter*
neßmungen gu betrachten finb, ergiebt fieß aus bem ©efeße über Klein*
baßnen unb Brtoat-Anfdjlußbaßnen oom 28. guli 1892 (®efeß-©amml.
©. 225 unb bie AuSfüßrungS-Anmeifung oom 22. Auguft 1892, 9Rin.*Bl
©. 328). Biefelbe Anfcßauung liegt aueß bem §. 6 beS ©efeßeS oom
28. 3Rat 1885, betreffenb bie AuSbeßnung ber Unfaltoerficßerung, gu
©runbe, beffen Begrünbung (AeicßStagS-Berhanblungen Bb. V S. 254
73
Sag ©ewerbegeridjt SÄ itf h**lungen beg Scrbanbe« beutfdger ©erocrbegerichte. fix. 8.
74
faßt: „öifenbahn umfaht im roeiteften Sinne alle gur Seförberung oon I
fScrfonen ober ©ütern mitteift elementarer Kraft ober auf Schienen be-
ftimmte Srangportmittel, auch bie fleineren Strahen-, Sferbe», elef triften
Salinen unb ähnlichen Unternehmungen (ogl. auch <intfdjeibung beg
Steicljggerichtg oom 17.SÄärg 1880 (Sb. 1 6 . 247) unb beg $Reid)gober-
banbetegerichtS (Sb. 21 ©. 237). Stach §. 6 ber ©emerbeorbnung finbet
aber bie ©emerbeorbnung feine Anrocnbung auf ©ifenbahn-Unter-
nehntungen. $ieraug märe an fich gu folgern, bah bem ©eroerbegericht
auch feine Sefugnift guftefjt, über Streitigleiten gu entleiben, ioelche
groifdhett Setriebgunternehmern ber Sferbebahn unb ihren Arbeitern ent¬
gehen. Surch §. 6 ber ©emerbeorbnung ftnb jeboch bie ©ifenbahn-
Unternehmungen nicht fdjledjthin, fonbern nur ber ©eroerbebetrieb biefer
Unternehmungen alg Serfehrganftalten non ber ©eltung biefeg
©efefeeg auggefchloffen (Urtheil beg Steid)ggerid)tg oom 22 . ©eptember
1882, ©ntfd>eibungen in ©ioilfachen VU1 ©. 64). Alg ©rgeuger oon
©ifenbahn-SJtaterial finb bagegen bie ©ifenbaljnen oon ben Seftimmungen
ber ©emerbeorbnung nicht auggenommen, unb e$ fallen baher bie Ar¬
beiter ber ©ifenbafjnea 2C. in ben Steparatur-©erfftätten, Sßagenbau*
SBcrfftätten, furg bie Arbeiter beg inneren, im ©egenfafce gum äujjeren
Sienfte, bem ©treefenbetriebe, unter bie ©emerbeorbnung (ogl. auch
©chenfel, Kommentar gur ©emerbeorbnung ©. 67, (Sngelmann, beggl.
0. 69, ©ilhelmi u. Surft, Kommentar gum ©efefee oom 29. 3uli 1890
S. 282 ff.). — Kläger ftanb alg Schaffner bei ber Seflagten in Stellung,
gehört alfo gu ben Arbeitern beg äußeren (Scrlehrg») Setriebeg unb
fann Daher nach bem Soraufgcführten nicht alg Arbeiter im Sinne beg
Sit VII ber ©emerbeorbnung unb nach §■ 1 Abf. 1 unb §. 2 Abf. 1 beg
Seichggefefceg, betreffenb bie ©emerbegerichte, oom 29 $iili 1890 auch
nicht alg Arbeiter im Sinne biefeg ©efefceg angefehen merben.*)
©ehört ein 3»f<hneiber gu ben im §. 133a ber ©eroerbe*
orbnung begegneten Angeftellten ^o^erer Art? 3ft ber
Prüfung ber 3uftänbigfeit pi c Sachbarftellung ber Klage
ju ©runbegu legen? (Urtheil beg Ämtggerid)tg Serliit I, Abtheilung 43,
unb beg Sanbgerichtg Serlin I, ©ioilfammer 14.)
©in Suf^ueiber in einer Sdjlafrocffabrif mar gegen 180 M.
monatlich engagirt unb nach oiermöcheutlicher Künbigung am 1. gebruar
1896 entlaffen morben. ©r behauptet, bah nach bem 3nfjalt feiner
Shätigfeit, unb ba er einen breimonatlichen Augbilbunggfurfug auf ber
©chnciberafabemie burchgemacht habe, er 3 U ben im §. 133 a ber ©enterbe-
orbnung begeichneten Angeftellten höherer öualiftfatiou gehöre, benen nur
mit ferfjg ©odhen grift unb immer nur gum ßuartalgoierteljahr ge»
fünbigt merben bürfe, unb hat beghalb auf 3ahlung feineg Sohneg für
einen meiteren SJtonat gelingt unb gioar beim Amtsgericht Serlin I.
Ser Seflagte hat fich bamit oertheibigt, bah er ben Kläger nur alg
gewöhnlichen ©emerbegehilfen anfehen miß. Seibe ^nftangen finb ber
Auffaffung beg Seflagten beigetreten, meichcn aber in ber Segrünbung
beg UitheilS oon einanber ab.
1 . Sag Amtsgericht Serlin 1 hat burdj Urtheil oom 10 . Suli 1896
ben Anfpruch beg Klägerg materiell abgemiefen. Sie ©rünbe führen aug:
©g ift gunächft gu benterfen, bah bie — oon Amtgroegen gu prüfenbe
— 3 uftänbigfeit ber orbentlichen ©erichte gegenüber bem ©eroerbegericht
fid; auö bem Umftanbe ergiebt, bah ber Kläger feine Klage auf bie
Sehauptung ftüfct , bah er gu ben im §. 133a ber ©emerbeorbnung
begeichneten Angeftellten gehört unb bah gugleich fein ©ehalt im Sahreg-
betrage ftch auf mehr alg 2000 M. beläuft (§. 2 Abf. 2 beg ©eroerbe-
gerichtggefefceg oom 29. 3uU 1890). Sie 3 u rcchnung beg Klägerg
unter bie im §. 138a ber ©emerbeorbnung begeichneten Kategorien ift
aber fachlich nicht anguorfennen. 3 U ben ©erfmeiftertt gehört er nicht,
bemt beren Kriterium ift nach ber citirten Sorfcfjrift, bah fte mit ber
Seitung ober Seauffichtigung entroeber beg gangen Setriebeg ober einer
Abtheilung beffelben beauftragt ftnb. Ser Kläger hat alg bezügliche
Ihätigfeiten angegeben, bah er feibftftänbig gugcfchnitten unb SÄufter
entworfen, ein Such über bie ihm übergebenen Stoffe unb bie guge-
fthnittenen ©egenftänbe geführt, bie Sertheiluiig ber Arbeit unter bie
Äuhenarbeiter beforgt unb bie Sefugnifj gu (üngagement unb ©ntlaffung
ber lefcteren gehabt, enblich bie fertigen Sachen gunt Säger abgclicfert
habe, lefctereg jeboch in ber Art, bah ber Seflagte jebeg Stücf oorher
feinerfeilg geprüft habe, hierin ift bie Shätigfeit eines ©erfmeifterg nicht
gu erblicfen. Söflig augfeheiben muh hierbei bag 3 u fth l, ribcn unb ©nt»
werfen oon SÄuftern, foroie bie gührmtg p e g Sucfjcg hierüber; benn bieg
ftnb Sfjättgfeiten beg Klägerg alg eittgelnen, für ftch ftehenben Arbeiterg;
eg ift nicht erftchttich, inroiefern itt biefen, ihn mit ber Shätigfeit anberer
fßerfonen gar nicht in Serbinbung bringenben fcanblungen eine „Seitung
öber Seaufftchtigung" beg Setriebeg ober einer Abtheilung beffelben liegen
tonnte; benn inbem ber Kläger gugefchnitten, SÄufter entmorfen unb ein
Kontrolbuch über feine Shätigfeit geführt h<*t, hat er meber irgenb
*) ®gl gu biefer grage Sogiale Srajig oom 18. ganuar, 16. ge-
bruar, 16. SÄarg 1894.
gemanb geleitet noch irgenb gemanb beauffnhtigt. ©g erübrigt nur
feine Scgiehung gu ben Auftenarbeitern unb bie Ablieferung ber Sachen
gunt Säger, gn ber lefctern Art feiner Shatigteit geigt ftch aber gerabe
bie oon ihm eingenommene unfelbftftänbige Stellung. Senn roenn ber
Seflagte bie Prüfung jebeg eingelnen Stücfeg oorbchielt, fo
hat er bamit gerabe betunbet, bah bem Kläger bie bag ©harafte-
riftifche beg ©ertmeifterg augmachenbe Selbftftänbigfeit hierin nicht
anoertraut hat. gn bem Serhältnth gu ben Auhenarbeitem aber für
fich aücin ift bie ©igenfdjaft eineg ©erfmeifierg nicht gu erblicfen. Sei
ber ©efammtmürbigung ift auch gu berücffnhtigen, bah nach ber eigenen
Angabe beg Klägers feine Annahme unter ber Segeichnung eineg ©erf-
meifters nicht erfolgt ift, mährenb folchefi hoch ba, roo man einen ffierf-
meifter annimmt, bag Katurgemähe unb liebliche ift. — Auch gu ber
gmeiten Kategorie ber „mit höheren tedjnifchcn Sienftleiftungen betrauten"
Serfonen ift Kläger nicht gu rechnen. Sag ®efefc giebt feine nähere
Augfunft über ben Segriff alg in beigefügten Seifpielen, unb auch 'bie
©ntfiehungggcfchichte beg ©efe^eg giebt feinen meiteren Anhalt. (Ser-
gleiche Starcinomgfi, ©emerbeorbnung gu §. 133a Annt. 2 .) äftan ift
beghalb auf bie Sergleichung mit ben gefeilteren Seifpielen geroiefen.
Sag ©efeh begännet nun alg bie in Setracht fommenben Kategorien:
„HKafchinentechnifer, Sautechnifer, ©h e *nifer unb bergleichen". 9fun ift
eg gunächft abgulehnen, ben Kläger, mie er oerlangt hat, fchon bem
©ortlaute nach unter bie 3ci$ n K 3 u rechnen, roeil er auch SÄufter gu
geichnen gehabt habe, benn ein Sufchneiber roirb baburch nicht ein
3 ci^ner, bah er auch etroag gu geichnen hat unb foldfjeg gelernt hat
Unter einem 3*ühner iw* Sinne beg ©efefceg ift nicht Setnanb gu oer»
ftehen, ber bag gu feinem Serufe gehörige Seichnen mitgelernt hat,
fonbern Semanb ber bie 3ei<henfunft alg folche in ihrer Allgemeinheit
oerfteht. — ©g fann fich nur um bie ©leidjartigfeit beg Klägerg
mit ben hier aufgefteßten Kategorien hanbelm Siefe ift gu oerneinen.
Senn bag SRah ber Sorbilbung ber hier genannten Kategorien ift ein
rocfeniltch gröfjereg, alg bah eg auf eine Stufe gefteflt merben fönnte
mit ber Sorbereitung, bie in einem breimonatlichen Sefuch ber Schneiber-
afabemie befteht. ©g fann beghalb bie Shätigfeit eineg in biefer ©eile
oorgebilbcten 3ufchneiberg nicht gu ben „höheren tedjnifdjen Stcnft-
leiftungen" im Sinne beg §. 133a ber ©emerbeorbnung geregnet merben,
toobet eg nicht erheblich ift, ob eg algbann möglicherweife in ber
Konfeftiongbranche folche höheren technifchen Sebienfteten überhaupt
nid^t giebt.
2 . Auf bie oom Kläger eingelegte Serufung hat bag Sanbgcricht
Serlin I (©ioilfammer 14) burch Urtheil oom 1 . Segember 1896 bag
Urtheil bahin abgeaubert, bah ber Kläger mit ber Klage nicht materiell,
fonbern nur „wegen Ungufiänbigfeit beg ©erichtg" abgewiefen wirb.
Sag Serufunggurtheil führt in Uebercinftimmung mit bem erften Urtheil
aug, bah ber Kläger nicht gu ben in §. 133 a ber ©emerbeorbnung auf»
geführten ^ßerfonen gehöre, fonbern ©emerbegehilfe fei, fo bah bie
3 uftänbigfeit beg orbentlichen ©eridjtg auggefchloffen fei, unb fährt bann
fort: Ser Argumentation beg erften Blichterg, ber biefe 3uftänbigfeit um
begroiflen angenommen hat weU ber Kläger feine Klage auf bie Se¬
hauptung ftüpte, bah k ju ben in §. 133 a ber ©emerbeorbnung
begeichneten S^rfonen gehöre unb bah f«u ©ehalt bie Summe oon
2000 M jährlidj überftiegeit habe, fann nicht beigetreten merben; eg
muhte oielmehr feftgefleflt merben, ob ber Kläger gu biefen Serfonen
gehöre, unb menn fich bas ©egentheil ergab, bie Ungufiänbigfeit beg
angerufenen ©erichtg auggefprochen merben.
dinignngsnnttfr.
^htigunggämter am ©twerbegeridjt Sremttt«
S)ag ©eroerbegericht Sretnen ift neuerbingg roieberum groeimal
alg ©iniguncjgamt tljätig gemefen. ®g hanbelte fich bag eine 9J?al
um einen brei SSodjen hinburth fortgefefeteti ©eneralftrcif, bag anbere
3)lal um einen plö^lid) auggebrodjenen unb fcf)neH beenbigten Streif
in einem umfangreichen ©ingelbetriebe. S)a, roie bei früheren eini»
unggamtlidjcn Sertjanblungen bes ©eroerbegerichtg, fo auch in biefen
eiben Säßen im Verfahren ©ingelljeiten beroortraten, welche für
anbere ©emerbegerichte oon Sntereffe fein fönnen, fo fei ber Serlauf
ber Angelegenheit im golgenben gur ©arfteßung gcbrad;t.
I. 9£ad)bem fchon oor mehreren ©od)en 9?adjrichten burch bie
öffentlichen Slätter gelaufen roaren, bah bie Schuhmachergchülfen
ber Stabt Sremen pheren ßohn unb beffere Arbeiigbebinaungen
beanfpruchten, erlieften fie auf ©ruttb einer am 15. 9)tärg abgehal¬
tenen öffentli^en Sdjuhmacheroerfammluna ein ^funbfehreiben nebft
Sarif unb Skrfftattforberung an bie SReifter, worin folgenbe gor-
berungen enthalten waren:
1. ©rrichtung oon Setriebgwerfftätten. 2. Abfchaffung
oon ©ohnung unb Koft beim Arbeitgeber. 3. 3*inftünbige
75
Da$ ©eroerbegeridjt. SRitthetlungen beS Verbanbcf beutfdjer Öeroerbegeridjte. Wr. 8.
Arbeitszeit. 4. Grhöhuttg beS StiicflobnS. 5. Üftimmallobu
für Wochenarbeiter oon 18 «/ h. 6 öieferuttg fämmtltd)iT
Fourititureii burd) ben Arbeitgeber. 7. Vergütung oon
Ueberftuttben mit 15 Vf. 8 . Vergütung jeber Stunbe, roo
ber Arbeitgeber feine Arbeit liefert, mit 30 Vf. 9. Ginfepung
einer gemixten £ohnfoinntiffion mit bem Aedjte, jeber 3 e ü
bie Lohnbücher ber Arbeitnehmer xu reoibiren. 10 . ®eit
1. ®toi ohne jebe Viaßregeluttg als $eiertag attguerfennen.
Am 1. April begann ber Vorfipenbe beS ©etoerbegerichtS feine
Bemühungen, mit bett ÜDieiftern uttb (behülfen Fühlung ju ge*
mimten. Am Sonntag ben 4. April hatte er eine llttterreoung mit
ben Vertretern ber ©ehülfen unmittelbar oor einer öffentlichen
Sthuhmadjeroerfammlung, in ber ber Streif befchloffen uttb zugleich
ber Antrag, baS GinigungSamt beS ©eroerbegerichts anzugehen,
angenommen mürbe. Am 6 . April fdjloffen fid) bie Vertreter ber
SKeifter biefem Anträge an.
3n Bremen finb runb 1000 felbftftänbige SReifter, oon benen
6 größere ©efchäfte neben menigen Werfftatt*Arbeitern oielleidü 50
bis 60 Heimarbeiter befchäftigen. Weitere etroa 125 Vteifter be*
fehäftigen nicht ganz 200 (behülfen. Aunb 870 Vteifter arbeiten
baher ohne ©efjülfen. Gine Sd)itf)foaarenfabrif mit Dampfbetrieb,
bie etma 100 ©ehülfen befchäftigt, mar att bem Streif nicht be¬
teiligt.
Am 7. April fanb bie erfte, faft fcd)S Stunben bauernbe
Sipung beS GiniguttgSantteS ftatt, in berfelben Befepung mie am
2. Dez* o. 3. bei Schlichtung beS nafenarbeitcr=0trciFS. J ) Seber
Dheil hatte brei Vertreter gefanbt. 3 u nächft mürbe in geheimer
Sipung mit ben ©ehülfen unb bann mit ben Vteifterit einzeln unb
barauf in öffentlicher Sipung mit beibett genteinfchaftlich oerhanbelt
mit folgenbent Grgebniffe:
®ic 1 . Qrorberung, VetricbSwerrft&tten, würbe als nur afltnäljlid) ausführbar
ni^t aufrecht erhalten, jumal geltcnb gemacht würbe, bafc manche berheirathete
Arbeiter Heimarbeit Dorjägen. — 3 U 2 mürbe oon ben ©ehütfen geltenb ge*
macht, baß bie SBobnungen, gumal bei Dielen fleinen Üfteiftern, nur au« öufcerit
mangelhaften (Schlafftellen beftänben. ©S würbe eine Einigung bahin erhielt,
bafc bie ÜJteiftcr fich 31 t berpflichten haben, falls fie ©ehülfcn SSohnung gewähren,
ein b^bareS 3 * mmer oon, namentlich wenn e$ für Mehrere beftimmt ifi,
genügenber Stöße, mit bem nothwenbigen äJtobiliar, als 2 ifd), (Stühle, Äleiber»
behälter, SDafchgeleqenheit, unb für ^cbeit ein befwnbereS auSreichenbe« ©eit ju
liefern. — 3u 3. ©ie 3 ehnftünbige 3 lrbeit§ 3 eit, bon 7 biö 7 Uhr, mit je V* «stunbe
grühftüdES« unb VeSperpaufe unb IVa ©tunbe ÜJiittagSpaufe würbe bewilligt, ©benfo
bie gwrberimg p 6 wegen (Sicherung ber ftournituren. $>tc ft-orbcrunqcn ju 4
unb 8 , Vergütung für Ueberftunben unb arbeitölofe Stunben, ließen bie ©ehülfen
als unausführbar fallen, ba faft nur in Stücflobn gearbeitet wirb unb fie jumal
für einen fleinen 3)teiftcr, ber nur einen ©ehütfen befchäftigt, unerfüllbar wären,
©benfo bie ftorberung 3 U 9, 3ftcüifioit ber Lohnbücher, bic nur eine Quelle neuer
3 wiftigfeiten bilben würbe, enblich bic fyorberung 3 U 10 als allgemein polttifcben
3nI)altS unb nid)t geeignet, mit einer Lohnbewegung öerquieft ju werben.
Wegen her gorberung unter 5, SRinimallohn, mar eine
Einigung nicht $u erzielen. Da auch eine an betn [eiben Aftcnb
tagenbe ©eljülfenüerfainmlung an biefer Forderung feftfticlt, rnäftrenb
bie getroffenen Vereinbarungen oon iftr rate oon ber 3ttttungS=
oerfammlmtg gebilligt murben, unterließen e§ bie Vertreter beiber
Dheile, unter fiel), mie oerabrebet mar, jur Vereinbarung be§ Darifä
gufammen^utreten.
Daö (Sinigung^amt trat beSftalb am 12. April oon Weitem
gufammeu. Die Vieifter erklärten, fie oerträten nur bie Sumtng
mit etroa 126 Viciftern, bie aber nicht fämmtlid) Oiehülfen be*
fdhäfttgteit. Die (behülfen fpradjcu ihre llcberjeugung au^, baß
eine Einigung mit ber Snnung bie Vcenbigiuig be» Streife jur
3 olge haben roerbe. Tiegen ber ^orbentng be^ SWtnimalloIjnä
mürbe fdjlief 3 licb eine Oinigung baftin erhielt, baß fie gegenüber
ben 3 unun_g«fmeiftcrn — unb bamit tftatfädjlidj moftl überhaupt —
fallen gclaffeu mürbe.
Damit maren alle Streitpunfte bis auf ben feft^ufteflcnbcn
Darif erlebigt. Veibe ^fteile rcünfchten in ben je aus 7 V cr foaen
beftehenben Cohntommiffioncn unter [ich bariiber 31 t ocrhanbeln.
(SS mürbe befchloffen, baS G-inigungSamt fofle itadj ber feft er»
marteten balbigctt Vereinbarung beS Darifs jitr formellen Veen*
bigung bes Verfahrens mieber gufammentreten. Oine bis fpät in
bie 9?arf)t hinein geführte Verftanblung ber ßohnfommiffionen an
einem ber nädiften Dage oerlief ohne (Srgebnife.
Der Vorfißenbe beS OinigungsamteS toanbte fid) bcSfjalb an
einen ihm befannteu früheren €d)uhmacher* s Dtetfter, ber fid) ^itr
Vuhc gefeilt hat. 9iad)bent biefer fid) mit ben oon beibeit weiten
aufgeftellten Darifen genau hefannt gemacht hatte, hielt ber Unter*
geichnete mit biefem unparteiifd)en 3ad)ocr|tänbigen unb ben
beiber fettigen Vertretern an jmet Abenben mehrftiinbige ©iftungen
ab, in benen fchliefjftch eine Vereinbarung über ben gefammten
l ) Vgl. Sogtale ^ßraris ^0* VI, Ar. 12.
Xarif erhielt mürbe, ber bie beiberfeitigen Verfammlungen enn
25. April bis auf einige unbebeutenbe, oon beiben Dhetlen
nehmigte Aenberungen 3 uftimmten. Die HAeifter hatten einen eigener
erhöhten Darif bem (Sntrourfe ber ©ehülfen gegenübergeftellt, ber
bann in ben ermähnten Verhanblungen noch in nicht aflgu zahl¬
reichen Sähen erhöht mürbe.
Vlit ber 3ufiinunung ber beiberfeitigen Verfammlungen roar
ber Streif beenbet. Die ©ehülfen nahmen am 27. April bie Slrbett
mieber auf. Die ArbeitSbebiitgungen finb in einer ©er ff tan-
Drbnung, mie fie auf ©runb Der Verhanblungen oor bem (5ini*
aungSamtc feftgeftellt ift, unb in bem oereinbarten Darif genau
teftgeftellt.
Der Verlauf beS einigungsamtlichen Verfahrens bürfte oon
Aeuem beroiefen haben, bah gänglidh unrichtig ift, roemt manche
Blatter, mie noch fiirglid) bie „©ren^boten", behaupten, bie ©inu
gungSämter in Deutfd)latib hätten fid) nicht beroährt. 9hir fanr
nid)t energifcf) genug barauf ^ingctuicfeii roerben, bafe bie Vor*
fihcnbeti ber ©emerbegerid)te nicht märten bürfen, bis bie ftreitenben
Dheilc ihnen fotnmen, baß es oielmehr ihre Vflicht ift, fie gur
Stellung beS Antrages 311 oeranlaffen.
Sobann mag noch bemerft roerben, bafe eS ftch in biefem Jallc
als ein Fehler ermiefen I)öt unb auch wo ¥ immer als ein Jebler
erroeifeit bürfte, toetin baS GirtigungSamt bie Fortführung ber Ver=
hanblungen ben Betheiligten allein iiberläfjt. Als fehr glucflicb
erroics fid) bagegen bei ben Darifoerhanblungen bie H' n 3 u zi e ^ UT1 0
beS Sad)oerftänbigen, allerbingS eines befonberS tüchtigen uni
umfidjtigen Vermittlers, ber fi<h von Anfang an baS Vertrauen
beiber Dheile gemann.
II. Am Dienftag ben 27. April brachten bie SJiorgengeitungen
bie Vadjricht, ba& am Dage oorher in ber 3ute-Spinnerei unt*
»©eberei ein Streif auSgebrochen fei, oon runb 1400 Arbeitern
ftreiften ungefähr 800. Der Vorfifcenbe beS ©etoerbegerichtS roanbie
ftch am felben Dage an ben Direftor mit bem Grfuchen, bas
GinigungSamt beS ©etoerbegerichtS an 3 urufen, unb fudjte mit ben
AuSfiänbigen Fühlung 3 U gemimten. Gr erfuhr, baß bie unmittel*
bare Verattlaffung beS Streifs bie folgenbe mar: Die F^infpinne«
rinnen, etroaS über hunbert an 3 a hl> hatten gu brei oerfchiebenen
SJtalen, roeil fie mit ber Arbeitszeit, ben Raufen unb ihrem Ver*
bienfte un 3 ufrieben toarett, plöplid) alle oon ihnen bebienten Ala*
fchinett abgeftrilt unb bann i|re Forberungen formulirt, benen
gegenüber fte smetmal Gntgegenfomtnen fattben. Das britte IRal
entlieh ber Direftor fofort fünf Arbeiterinnen, bie er für bie An*
ftiftertitnen beS feittcS GradjtenS für beit Betrieb fehr gefährlichnt
AbftellenS ber Viafd}iiicu hielt. Da ingmtfdjen oier biefer Arbeitr*
rinnen in eine ^ohnfomtniffion 3 um 3aterf ber Verhanblungen tnn
bem Direftor geroäl)lt maren (maS biefer jebod) 3 Ut 3 e *t ber Gtn*
laffuttg nicht gemuht gu haben erfldrt), fahlen bie SfoHegimten bic
Gntlaffung ihrer Vertreterinnen als eine Sßahregelung auf, unb es
legten beshalb sunächft faft fämtntliche Femfpinnerinneu bie Arbeit
nieber.
Die Arbeiterinnen toarett göttlich unoorbereitet in ben Streif
eingetreten, gegen ben Vat beS ©eroerffchaftSfartellS. Für ben
Betrieb mar bie ArbeitSeinfieHung ber F?tttfpinnerinnen oerhättg-
tiißooÜ, ba fie ben Weberinnen unb übrigen Arbeitern unb Arbeite*
rinnen ben Arbeitsftoff zuberciteti mußten unb ohne fie auch bie
übrigen Arbeiter nicht arbeiten tonnten. Ob bie übrigen Arbeiter
unb Arbeiterinnen ernftlid) bie Arbeit haben einftellen wollen ober
ob fie nur in Folge beS entftaubenen WirrroarrS that(äd)liä) aut*
hörten 3 U arbeiten ober auch feine Arbeit 3 ugemiefen erhalten
fonuten, roirb ihnen fd)merlid) felbft flar gemorben fein. Am
27. April zeigten fid) jcbcttfalls alle übrigen Arbeiter zur Arbeit rotüig.
Der Unterzeichnete formte oon oortt herein nur bie Heber*
Zeugung gemimten, baß ber Streif fopfloS begonnen fei, unb baß
eS zuui llngliicfe ber Arbeiterinnen einfdjlctgen tnüffe, menn er nicht
fchleunigft beigelegt mürbe. Hierzu fam, bah bic Fabrif fo fehr
erweitert ift, bah fie beinnäctjft bie boppelte 3 a hl oon Arbeitern
unb Arbeiterinnen befchäftigen roirb, bah bie Gröffnung beS er*
roeiterten Betriebes nahe beoorfteht unb baß bem Unterzeichneten
glaubhaft ocrfid)crt toitrbe, baß fdjon ArbeitSfräfte für ben er*
roeiterten Betrieb menn nicht feft gerconuett hoch auf ©runb ge*
pflogetter Verhanblungen leicht zu getoittnen feien, bie bann guitäd))!
bie AitSftänbigen mürben erfepen fönnen.
Am 29. April riefen beibe Dheile baS GinigungSamt beS ©e*
merbegerichts an, baS am 30. April Borgens in berfelben Bc*
fepung mie bet bem einige Dage oorher beetibeten 6 d)uhmacher*
ftreif zofammentrat. Die Fabrif mar burch ben Direftor, bie
Feinfptnnerinnen maren bur§ brei Arbeiterinnen aus thter VHtte
oertreten.
77
$a* ©ewerbegericßt. ©üttßeUungen be$. BerbanbeS bentfdjer ©fwetbcgeruhte. Är. 8.
78
3n einer öffentlichen, oom @ewerffd)aftsfartell einberufenen
Berfammlung ber Streifenben oom 29. April waren mit bem Be*
M e, baS (EinigungSamt angu rufen, folgenbe gorberungett auf*
t:
1. (EinfteHung ber fünf „©emaßregelten". 2. Abfcßaffung
ber Afforbarbeit, eoentuell (Einführung non Afforbbüdjern.
3. bei (Einführung beS £ageIol)neS bestimmte Soßnfäße für
bie oerfeßiebenen ArbeitSgtoeige; bei Beibehaltung ber Afforb*
arbeit ein Auffcßlag. 4. Reform bei Afforb*(Eontrolft)ftemS.
5. Berbefferung ber Anfleiberäume u. f. in.
&ie Berßanblungen mit ben für bie[en 3*oecf gönglicß un*
gefaulten grauen boten ißre Schwierig!eiten. (ES waren Boß«
minnen, bie loSgelöft aus ißren Heimat blichen Berljättniffen ftch
ferner in ißre ßage als Vertreter einer großen Arbeiterfcßaft fanben
unb angftlich »aurücf ftetS lamen auf ißr erflcs äSort." Unb
boeß war bie Art, wie fie gu $unft 1 für bie ißrer Uebergeugung
nad) gang unfcßulbigen Kolleginnen eintraten, rüßrenb. ^Sie er*
reiften aber nur, was ber ®treftor nou Anfang an bewilligt batte:
bie (EinfteHung non brei Arbeiterinnen, unb baneben nocß eine
nicht oom Betriebe auSgeßenbe 3uficberung, baß bie beiben nicht
(Eingefteflten oor . Rotß bewahrt werben foHten, bis fie anbere
Arbeit fanben. $ie Berßanblungen gu 2—4 machten beSßalb un*
geahnte Scßmierigfeiten, weit bic Arbeiterinnen ficß in ben legten
24 Stunben befounen batten, baß fie lebiglicb £ageloßn oerlangten,
was ber ©ireftor unbedingt ablebnen gu müffen erflärte, ba bie
bann notbmenbige feßarfe Kontrolle ber halb über 2000 Arbeiter
ibm perfönlicß guwiber fei unb autb eine Duelle gu Reibereien
gwifeßen ben Arbeitern unter einanber unb mit ben Auffebern
oilben würbe. Schließlich würbe eine (Einigung babin erhielt, baß
ber Soßntarif in einigen für bie Arbeiterinnen ungünftigen ßoßn*
(äßen erhobt unb überhaupt im (Einzelnen geprüft unb bureß
$>rucf ben Arbeiterinnen gugänglicß gemalt werben foKe. S)ie
Arbeiterinnen ßolkn ficb barüber beflagt, baß bie Kontrolle ber ab*
gelieferten Afforbarbeit gur Berechnung beS BerbknfteS eine un*
genügenbe fei. (Es würbe ihnen bie (Einführung eines ÄontroH*
bu(ßS für jebe Arbeiterin gugefichert, worin beren abgelieferte
Arbeit unb Berbienft eingetragen werben follen. ®ie Sorberungen
gu 5 wegen ber Anfleiberäume u. f. w. erflärten bie Arbeiterinnen
bereits als bureß ingroifeßen erfolgte 3 u P £ b erun 9 cn erlebigt.
gormell würbe eine Bereinbarung ui ber Sißung beS (EmigungS*
amteS noch nicht erhielt, ba ber $>ireftor gwar unter ber Bebingung,
baß am SRorgen beS 1. Blai bie Arbeit wieber aufgenommen
würbe, guftimmte, bie Arbeiterinnen aber fteß bie 3uftimmuug
ihrer an bemfelbeit Racßmittage gufammen fomntenben Kolleginnen
oorbebielten, bie benn auch erfolgt ift.
Somit ift ber unüberlegt begonnene Streif rafcb beenbigt. &ie
Arbeiterinnen hoben eine Aufbefferung ihrer aHerbingS auch jeßt
notß nicht glängenben Sohne erlangt. S)ocß hot ber 2)ireftor in
Ausficht gestellt, baß er bie nod) beoorftehenbe genaue geftftetlung
bes XarifS mit BSoßlrooIlen für bie Arbeiter unb Arbeiterinnen
Dornebmeu werbe, aud) nach Biöglidjfeit für weitere 3u*oenbungen
gu ben beftebenben SöoblfahrtSanftalten unb für gute SBoßnungen,
namentlich für bie beinnäcßft eintreffenben neuen Arbeiter, für ben
erweiterten Betrieb forgen werbe.
Bremen. A. Bien ber mann.
$aS ©ftoerbcgcrtd)t Stuttgart als (EimgungSamt.
3um erften Btole ift baS ©ewerbegerießt Stuttgart mit (Erfolg
als (EinigungSamt thätig gewefett, nachbem eS in gwei früheren
Süllen feinen (Erfolg ergielt hotte.
Am 28. Roo. 1896 traten bie fämmtlichen (28) gorrner ber
(Eifeitgießerei (E. £>äußler in Stuttgart in eilten Streif. 2)er un¬
mittelbare Anlaß war bie (Entlaffung gweier Arbeiter, bie bie BMittfcße
ber Arbeiterfchaft auf ftrengere (Einhaltung ber lOftünbigen Arbeits¬
zeit unb beffere Bezahlung bem Arbeitgeber oorgetrageit hatten,
feine furj nad)l)er oom Btetallarbeiteroerbanb oerfuchte Einigung
feheiterte an ber Steigerung beS Arbeitgebers, jene beiben wteber
an^unehmen. 2>er Betrieb war üößig gefcßloffeu, ba fein Streif*
bred;er fam.
(Enblicb, am 2. April riefen bie noch am Drt befinblicßen
7 gorntcr bas ©inigungSamt an. Sn ber Berbanblung oom
13. April erflärte ber Arbeitgeber, bie Arbeiter [eien an ber langen
Arbeitzeit fclbft fchulb, weil fie ^ur (Erhöhung ihres SoßneS immer
noch mehr (^uß)tücfe machen mtb bcsßalb au ©ießtagen gar nicht
aufbören wollen. Rach sweiftünbiger Berbanblung fam ein Ber-
S 3 U Staube. S£er Arbeitgeber oerpflidjtete fidj, bie lOftiinbige
tSjeit einsuholten, unb bic Sonner oerfprachen, ebenfalls ba*
für ju forgen, baß fte innerhalb biefer 3 e ^ f er ^9 werben. 2)ic in
ben anberen hefigen ©ießereien gejahUen greife follten maßgebenb
fein. @twa oom Arbeitgeber angeorbnetc Ueberarbeit fott
mit 25 Ißroaeitt Auffcßlag befahlt werben. 2)et Arbeitgeber oer*
fprad) auch noch, für Befeitigung einiger fleinerer Bef<hwerben in
Beziehung auf Bkrfyeug gu forgen.
®ie Arbeiter, bie im leßten Augenblicf noch bie Söieberein*
führung ber 14tägigen ft'ünbigung forberten, oergichteten auf 3«*
reben ber Arbeiter-Beifißer auf biefc Sorberung. $)er Arbeitgeber
oerfprach, nad) Biaßgabe ber eingebenben Aufträge in erfter Sinie
feine früheren ?lrbeiter (auch i en e beiben entlaffenen) eingufteüen;
erft nachbem biefe bei ihm ober in anbern Stellen Arbeit ge-
funbeu hoben, fann er fid) beliebig (Erfaß fudjen. Bfaßregelungen
biirfen nicht ftattfinben.
2)amit war ber faft 5 Bfonate bauentbe Streif beenbigt.
Stuttgart. _ $artenftein.
^ai dintgmtgSamt im Berliner Scbnbmacherftreif* Abermals
ift burch baS rechtzeitige (Eingreifen bes Berliner dewerbegerichtS
in feiner (Eigenfchaft als dinigungSamt eilt großer Streif, ber in
feinen ^folgen fernere wirthfcbaftliche Schaben h^beigufübren
brohte, fchnell beigelegt worben. 2)er Sachoerßalt ift folgenber:
Sn einer größeren Sd)ubroaaren*3abrif hatte fid) ein Bterffübrer
bei ben Arbeitern berart mißliebig gemacht, baß biefe oom Arbeit¬
geber bie fofortige (Entlaffung biefes BtonneS mit ber Drohung
forberten, bie Arbeit fogieich nieberlegen gu wollen, wenn ihrem
Berlangen nicht entfprochen würbe. Gleichzeitig hanbelte eS fid) in
einer anberen gabrif um ßohnbifferengen unb um bie gorberung,
bie bei biefer girrna angeftettten Arbeiterinnen gu entlaßen. @in
Berbanbeln über bie £obnbiffetengen würbe bi^ oon ber oon ben
Arbeitern ber betreffenben girnta aus ihrer SWitte gewählten Äom*
iniffton baoon abhängig gemacht, baß guoor bie Arbeiterinnen
fänimtlicb entlaffen würben. Sn beiben gäöen würbe baS An*
fumen ber Arbeiter gurüefgemiefen, unb eS erfolgte oon biefer Seite
bie Arbeitseinteilung. Um aber biefen plößlichctt Arbeitsgeber*
legungen gewaeßfen gu fein, batte fuß bereits oor längerer 3«t
ein Arbeitgeber-Berein gebilbet, bem runb 39 ber bebeutenbften
Sdßuhfobrifen Berlins angehörten. 2>iefer Bcrein machte bie Sache
ber gebuchten beiben ginnen gu ber feinigen, forberle bie Streifen-
beit auf, bie Arbeit uitoergüglid) wieber aufgunefjmen, wibrigenfaÜS
mit Schluß ber BJocße (13. Btärg) bie AuSfperrung begw. ^ünbigung
fämmtlicßer bei ben Berbanbsfabrifen befcßäftigten Arbeiter (runb
1200) erfolgen würbe. $)ie einzelnen Btüglieber beS BerbanbeS
waren oerpflichtet, biefen BcreinSbefcßluß bei Bermeibung hoher
Sfonoentionalftrafen gu refpeftireu.
Rocß oor Schluß ber Söocße nahm baS ©eroerbegerießt bie
Angelegenheit in bie fjanb, unb eS würben oor Ausführung beS
BefcßlufieS oorläufige Bereinbaruitgen mit Bertretern beiber Steile
getroffen, beren Sanftionirung oon ben Befdjliiffen fdßlcunigft ein*
guberufenber Berfammlnngen ber betbeiligten Arbeitgeber begw.
Arbeitnehmer abhängig gemacht würbe. 2Rit Rüdfidjt barauf, baß
bie Arbeitgeber bie BJieberetnftellung ber AuSgefperrten begw.
Streifenben oon ber Untergeid)nung eines ReoerfeS abhängig
macßten, itthaltSbeffen bie Arbeiter fid) oerpflicßten foflten, aus ber
Drganifation beS BereinS beutfeßer Schuhmacher auSgutreten unb
biefelbe mit feincrlei ©elbmitteln gu unterftüßen — eine gorberung
oon ber bei beit Boroerhaublungen nießt bie Rebe war —, famen
bie oorläufigen Abmachungen gmar noeß nießt gur Annahme, fie
füßrlen aber nunmehr gu einer förmlichen Anrufung beS (EinigungS*
amteS feiteuS beiber 2l)eile, baS bereits am 18. Btärg unter bent
Borftß beS BtagiftralS-AffefforS o. Scßulg gufammentrat. 5)cm
(Einigungsamt gelang es, einen Bergleicß gu fcßließen, iiißaltS beffen
bie Arbeiter im SBefentlicßeit auf ißre gorberungen oergießteten, bie
Arbeitgeber ben ReoerS fallen ließen unb bie ftünbigungen gurücf*
nahmen, ber gabrifantettoerbanb für bie 3ufuitft bei Streitigfeiten
Berßanblungen mit einer Äomtniffion aus ber Bütte ber bei ißm
befcßäftigten Arbeiter gufagte, wäßrenb für einzelne gabrifen Heine
Aeuberuitgen ber Soßnfäße gugefießert würben.
3ur Anrufung beS (EiiiiguugSamteS hatte, wie faft immer,
feine Partei Tnß oerftehen wollen. S)er ßinlabung bes ©ewerbe*
gericßtS gu Berhanblungeit leifteten beibe Sßeile fofort golge, unb
biefe Berßanblungen führten 3ur beiberfeiligen Anrufung mit
ber SBirfung, baß ber Streif in oier Sagen beigelegt würbe.
Ungnftänbigfett ber elfaß-lothringifcßen ©ewcrbegeriißte für
dntgmtgSömtlicbe ^ßfttigfett ®aS ©ewerbegerießt in Straßburg i. (E.
ßat eS abgeleßnt, einer Anrufung als (Einigungsamt in einer
Streitigfeit gmifdjeii ben Steiiißauern unb bem Baugewerfoerein
golge gu geben. ^)amit ift bie öffentliche Aufmerffarafeit auf bie
auffaüenbe Sßatfacße gelenft, baß nießt allen beutfeßen ©ewerbe*
79
©at ©ewerbtgtridji SRitibetluitgen bei SBerfcanbeß beutfdjer ©ewerbegetid&te. Nr. 8
80
gerieten bic Öunftion alß ©inigungßami guftebt. 3n ©lfaß»£otb*
ringen befielen gur 3 f ü fünf ©ewerbegericbte unb gwar in:
SNarfird), 9Kefc, Eßülbaufen, ©traßburg unb &bunn. SDiefelben
beruhen auf bem elfaß*lotbringifd)en ttanbcßgefefe oom 23. 9»ärg
1880, melcbcß biefen ©erid)teit bie genannte Sefugniß nicht guweift.
$>a ihre 3ufummenfefcung aber beit Vefiimtnungen beß §. 12 beß
Ncidjßgefebeß über bie ©emerbegeriebte entfpridjt, fo finb fie gemäß
ber Seftimmmtg in §. 80 biefeß ©efeßeß unoeranbei t befleißen ge*
blieben. Dem beroorgelretenett llebeljtanbe lönnte baßer nur bureb
eine Slbänberuitg beß elfaß*lotbrittgi|d)eu üanbcßgefeßcß oom
23. ®ärj 1880, wie bieß beifpielöroeife für bie Kgl. ©emerbegeriebte
ber Nbeinpcouing bur<b baß preußifebe (S^efefe oom 11. Suli 1891
gegeben ift, abgebolfett werben. Slud) baß $amburgifd)e ©efefc
betreffenb bie ©eroerbegeridjte oom 12. fjfebruar 1892 tjat bie Sin*
roenbbarfeit ber Beftimmungen über baß ©tniguitgßamt für baß
bamburgifebe ©emerbegerid)t oorgefeßrieben, wäßrettb für £übecf,
wo auch baß lanbeßgefeplitbe ©eroerbegerießt gemäß §. 80 fortbefießt,
ein befonbereß ©efeß, betreffenb bie ©ittfeßung eineß ©inigungß*
amteß, oom 23.3uni 1890, ergangen ift.
©treif-Serbätmig nnfe ©tmgungßämtcr in 9tat*Seel«tib. Der
Streif im Nßebereibetrieb, ber mäßrenb beß SWonatß 3anua£ in
Sluftralien oiel Störung unb Aufregung oerurfaeßie, bat Ncu*See*
lanb unberührt gelaffen. Nicßtßbeftoroeitiger haben bie Sltatrofen
biefer Kolonie gur felben 3 ß ü nicht nur eine Öobnerßöbung oct*
langt, fonbern auch biß gu einem geroiffen ©rabc burdjgefeßt. Slber
fie gingen mißt auf bem 2öege beß ©treifß oor. ,,Diefe iWetßobe
ift," wie ber Sericf)terftatter ber £onboner Dailt) Nemß mit ©tolg
bemerft, „beute auf Ncu*6edanb oeraltet." Durd) ©inridjtuttg oon
©inigungßämtern unb einem 3enlral*6cbiebßgeridjt but baß ©efeß
für einen außgebilbeten Apparat gur Beilegung aller Koitfltfle
gtoifeben Unternebmern unb Slngefteüten geforgt. Sab reit b ber
Dauer ber ©cblicßtungßüerbanblungcn barf nad) bett Vorfcßriften
beß ©efeßeß meber gu ©treifß tiodt gu Slußfperrmtgett gegriffen
werben. Die SWatrofen uon Neu*©eelanb haben baber im 3unuar
nicht geftreift, fonbern ihre Sringipale — oerfdjiebeue ©cbiffßgefeQ*
febaften — nor ein ©iniguugßamt citirt, beffen ©djiebßfpnub beibe
Parteien, roenn auch nicht ohne SKurren, tßat(äd)Iid) auerfannt
haben, ©ine bemerfenßroertbe ©rfaßtung, bie bei bem ©rperimettl
beß ftaatlicben ©<bli<btungßrocfenß auf Neu*3eelanb gentadjt roorben
ift, beftebt barin, baß neuerbingß bic geroerblidjcn Konfliffe febon
bureß bie lofaleit ©inigungßämter erfter Snfiang oidfad) cubgültig
beigelegt morben ftnb. 3n beu erften Sällcit, wo ber oom ©taat
inß £eben gerufene Apparat itt Slttfprucß genommen mürbe, er*
roiefen fid; biefe ©inigungßämter alß erfolglos, unb bie ©treitfragen
mürben in baß 3 ß ntral*©cßiebßgerid)t alß Serufungßinftatig gebracht.
Neuerbingß aber ift man allgemein geneigt, bic ©mpfeßluugen ber
©inigungßämter attgunebmen unb bie Koften utib 3ritoerfäutnniffe,
bie mit ber Berufung an baß böl) ere unb mit 3n3angßrcd)tcn auß*
geftaitete Tribunal oerbunben fittb, gu erfparen. ©eit 3nfrafttreten
beß ©efefeeß über bie gewerbliche SBermitteluug foflen auf Neu*
©eelanb feine roillfürlicben Unterbrechungen im ©emerbebetrieb
oorgefommen fein. — __
SUlgemettte? Aber Qeroerbegeriifyte mtb
Ärbritsmertrog.
©tünbtge Sorfibtttbe Beim ©emerbegenrbt öerlin. Seim
Serltner ©eroerbegeriebt waren feit feinem Sefteben — 10. Äpril
1893 — fämmtlidje Sorfibenbe nnb fteDoertretenbe Sorftbenbe nur
im Nebenamt tbätig. SNit bem Sacbfen ber ©efebäfte ftieg bie
3abl ber Sorfibenbett, fo bafe gulebt 12 Sorftbenbe unb brei ftell*
3)ie gleichseitig hiermit außgegebene Nr. 32 ber Socbenfdjrift
„©ogtale $ra|I§ # ©rntralblatt fär ©ogialpoliti^ enthalt u. 51.:
S)ie i3age beß babifeben ^anbwerfß. Son Dr. 3)?. £ed)t.
— ^)aß neue frangöfifebe 5lrbeitßnadjweiß*©efeb. Sott ^rof.
Naoul 3ot> — ©ogialbemofrattfdbe SDftcr*Kougrefte iit £>ollanb,
Selgiett, 3)eutfd)lanb; 3lHgemeitter beutfdjer §)anbwerfertag;
©ogialpolitifcbeß Kommunalprogramm in Bonbon; ©täbtifebe
Slpotbefe in Sonnß; ©treif ber SDiamatttfcbleifer in Umfter*
bam; Unentgeltliche Nedjtßpflege tm Kanton 3 U 9*» ® cr
Slrbeitßmarft im Slpril.
©tänbige Nubrifen ber „©ogialen $rajiß": SIE*
gemeine ©ogial- unb Sirtbfcbaftßpolitif; Kommunale ©ogialpolitif;
oertretenbe Sorftb«nbe amtirten. ©ß befteben bei biefem Bericht
acht beruflich geglieberte Kammern, bie 3*>lge war baber, ba& bei
oerfdjiebenen Kammern geitweife mehrere Nid)ter abtoccbfdnb ben
Sorfife butten. S)iefer llmftanb wirfte einer gleidjmäfeigcn 9led>t=
fprcdiung entgegen, ©eit Anfang Slpril finb bem ©ewerbegeriebt
mit ©infd)lu& beß erften Sorftfeenben ftebeu guftänbige Nieter im
Hauptamt ü6erwiefen, ttub gwar fünf 3Ragiftratß*Stf}efforen unb
gwei @ericbtß*Slffefforen. ®iefe Neueinrichtung wirb für bie 2!uß*
bilbung einer fcfteti $royiß in ber Ned)tfprecbuttg oortbeilbaft fein.
KanfttiSnnifd|[e ©dbiebßgericbte. NefoluHoit beß Netfbßtageß. 3m
Slnfcbluß an bie einftimmige cnbgiltige Slttitabme beß neuen beutjebett
■tmnbelßgefebbucbeß am 7. Slpril fprad) ber Neid)ß!ag in einer Nc--
folution baß ©rftteben an bie Serbünbeten Negierungen auß, „halb-
tbunlicbft bie Sorleguttg eineß ©efffccntmuTfß gu ocTanlaffen, wonach
gur ©ntfcbeibmtg oon ©treitigfeiten gwifebett $riitgipalcn einerfeit?
unb Jtanblungßgebilfen mtb Sebrltngcn aubererfeitß fanfntännifdje
©tbiebßgeriebte erriditet werben." 3« ^ cn Kommifftonßberatbungen
batte ber Negierungßoertretcr mitgetbeilt, bog in ßolgc mehrerer
©ingaben ber NeicbßfanUer eine Umfrage bei ben oerbiinbeten Nr*
gierungen oeranftaltd habe. 2>ie bißb^ngen Antworten lauteten
ablebnenb, bie prengifdje ftebc nod) auß. Scun fenter ber Neaie*
rungßoertretcr betont batte, bafe ber Neicbßtaa bei Seratbung beß
©ewerbegcrid)tß*©efebeß bie fauftttännifeben ©cbiebßgerid)te abeje*
lehnt bube, fo ift biefeß Slrgument bureb bie nunmehrige pofitwe
©tefluugttabme beß Neicbßtagcß erlebigt. Huch baß neue öfter*
reid)ifd)e ©emerbegerid}tß=®cfc(} but befonbere Kammern für fauf=
ntönttifd)e ©treitigfeiten oorgefebett.
©emerbegeriebte in Cefterreidj. 3 U öfteixeidjifdjcn ©e*
werbegerid)tß*©efcb, wdcbcß am 1. 3uü 1898 in Kraft treten fofl,
ftttb, 3citung^nad>rid)tcn gufolgc, im Suftigminifterium bereit« bie
Vorarbeiten gu ben Slußfübniugßbeftimmungett im ©attge. — S)ie
Sicttcr 3unftifd;c ©cfeüfd)a[t butte in ber ©ifcung oom 31. Nfärg
auf bie iageßorbnung gefegt: ,,^ie ©rfabrungeit in ben beutfd^en
©ewerbegetiebtett." ®er Neferent, ^rioatbogent Dr. 3uftrow*Scrlin,
befprad) biefe ©rfabrnngeii unter §inblicf auf bie Uebereinftim*
tnungen unb bie Slbmeidbungen beß öfterreid)ifcbeii ©efefccß. —
©egenwärti^ befijjt Dcfterreicb brei ©cwcrbegeridjte (für ©ro6*
inbuftrie): tu Sien, Sriiun unb SBielig. ©in oierteß itt Neichen*
berg formte wegen örtlicher ©treitigfeiten nicht in Kraft treten.
nach ben Seftimntungen beß neuen ©cfefceß bie ©ewerbegeridjte
gwar im SMgenteittcn nur fafultutio fittb, aber obligatorifcf) für
bie Drtc, an betten gur 3 ß it beß 3nfrafttretenß eitt ©eroer&egcridjt
beftebt fo entfcblofe ficb bie Neid)enberger Slrbeiterfcbaft, in ben
ftreitigen fünften ttaebgugeben. Slnt 1. Slpril ift baß bortige ©e*
werbegeridjt in Kraft getreten. — Sou Srüttit liegen im 3ab l * ß ^ s
bericht ber .^anbdßfammcr bereitß bie ©rgebniffe für 1896 oor.
^attad) fameit 114 Klagen oor baß Srünner ©ewerbegeridjt für
bie ^ejtiltubuftrie; oon biefen würben 45 oor ber Serglcicbßccr*
banblung guntdfgcgogen, 66 fanben ihre ©rlebiguttg burd) aufeer*
gcric^tlicgert Vergleich, un & blog brei Klagen würben burd) llrtbeil
erlebtgt. ®aß Sriinner ©ewerbegeriebt für bie SNetaEinbuflrie butte
8 ©treitfaEe im Sertcblßjabre, oon welchen 5 bureb gerichtlichen,
2 bureb außergerichtlichen Vergleich unb einer burd) Urtbeil er*
Iebigt würben.
©ctoerbegerid)t für Nom. ^ßräfeftur but ben ©emeinbe*
ratb in Nom auf ©ruttb beß ©efeßeß über bie ^robioiri oom
3ubre 1893 aufgeforbert, ©ewerbegeridjte für bie fedjß widjtigfteu
Snbuftriegweige, nämlich bie Vefleibungßinbuftrie, bie $>olginbuftrie,
bie Nfetalliubuftrie, Vucbbrucfergcwerbe unb ^apierinbuftrie, baß
^ranßportwefen unb baß Säcfergcwerbe einturid^ten. Sißber beftebt
| nod) nicht ein $>ufeenb ©emerbcgerid)te in Stulieil.
©ogiale 3 u ftänbe; Srauettfrage; Slrbeiterbewcgung; Unternehmer*
oerbänbe; ©emerbegeriebte, ©inijjungßämtcr, Slrbeiteraußfchüffe;
Slrbeiterfchufe unb ©ewerbeinfpefhott; Verftcberung, ©parfaffen;
Slrmenpflege; Sobnungßwefen; ©efuitbbeitßpflege, ©rnäbrung; ©r*
giebung, ©chule, Volfßbilbung; Suftig; Sinangcn; Sanbtoirtbf(hufh
g>anbwerf unb ©roßinbuftrie; ^attbel, Krebit; Verfebr; ßitterarifchc
Neu * ©rfebeittungen. — „Der 2lrbeitsmarft." Ulittheilungen bor
literarifdien Centralßefle für ^Irbeitstiadimets.
2)ie frntr«(l(*tt flr <$ 04 Ufp#JM& ,< erfc^elnt jeben ©onnerftag
unb foftet öicrteljä^tlicb 2.^50^ etnfd^Uefeltcb bet SWonatSbeilage „©aß
Öettetbegeri^^. 3 U bimb fämmüi^e goftanftaUen unb ©ucbbonblunfleit
fatote biteft butcb bie SBetiagöbutbbmtblung (Garl Rebmann« ©erlag, Berlin W.j
SJiauerftr. 44).
,»©aß <Oen> t>egfrtdjl" erfdjeint am eri'tcn ©onnerftag icben ÜJionatd im SKinbcftumfang uon Va Bogen unb ift burdj alle Budbljanblungen, ©pebiteure
unb ©ofttottex (©oftjeitungenummer 2811«) ju bejteben. ©er ©reiß betragt für ba« 3ai)t 9W. 1, bei Wrcfter poftfreier 3«fcnbung bureb bie Betlagöbanblung SW. 1,40.
Carl Oeymaiml Bertaa in Bcrltn W. Wauerftrabt 44. — Cebxucft bet 3uUul Ctttenfen» in Berlin W. — Bcranttoortlity fflr bie Kebatilon: Dr. 3 . Safirow in C^arCDtienbucfe«8etItn. '
II. Saßtflaitfl.
Kummer 8.
Berlin unb JJranrfurt a. 9B., ben fi. 2)7ai 1897.
JU|eriitbentIid)e feilage ju jtr,8 ks Jfmerkgeri^te“.
Deröffentlidjung bes Derbanöes beutfeher (Beroerbegerichte.
9?ebaftionSau$fchuß: Stabtratf) Dr. Jlffdj in $ranffurt a. 9$. unb 3)iaQtftrafS^Hffcffor (Kuno in Berlin.
3 n iy a 11.
Pie SedUfyye^uufl brr beutRhen ©rwrrbrgeridjte 1896. StatifHfdj*
(ßrßfimtfle.
Borberaerfung. Bon ÜWagiftratä.Affcffor 2ö. (Srnio. 81
Tabelle I. llebcrfic^t nach ©eridjten. 85
Sabefle II. llcberfic^t «ac$ Staaten unb Sanbebtbeilen. i)5
Beue ©enjerbefleriebte in ©eutföfanb.
Mtetbanb beutfdj« ©eioerbegerihte. 3 u fanimenfet)mig ber 9lu6fd>ßfje.
\Hbbtucf föuuntli^et Slitifel ift BeUungen unb Qeitf^riften geftattet, jebadj nur
mit Doller IQueQcnaitgabe.
Bie Rcdjtfpredjung brr beutfdjrn (Setnerbegecid)te
1896 . Ötnti/Hfdjc CJrgebnilJe.
S)er Berbatib beutfeßer ©ewcrbegcridRe ßal feit feiner Be*
grunbung neben ber regelmäßigen ©inzelbericßterRattung über bie
Xßätigfeit ber bcutfdjeu ©ewerbegerichte in Besprechung, in ©ut*
adjteii unb Anträgen, in ©inigungsämtern, eine ©rgänjung bureß eine
fummartRhe Statiftif inS Auge gefaßt. 2U0 erfte Srucßt biefer
BeRrcbung erRßien iui Dftober 1895 eine ooßRänbige UeberR(ßt
über ben BeRanb au ©ewerbcgeridRea in allen beutfe^ett Staaten
mit Angabe ißrer SwRänbigfeit. 1 ) 3ßr folgte im April 1896 eine
Statiftif ber ©ewerbegerichte nach ben ©rößenfategorien ber beutfd^en
Stabte. 2 ) Um aber nidjt bloß ben BeRanb au ©ewerbe*
gerieten, fonbern auch i^re S^ätigfeit ftatiftifdg zu erfaffeit, mürbe
eine betailirte Aufnahme über baS 3aßr 1896 befc^loffen. ©ie
Ausführung biefeS BefdßluffeS ift baS gemeiitfame SBerf beS
Magifiratiöffeffor ©uno unb beS Ißrioatbozenten Dr. 3aftrow.
$)ie einzelnen ©rgebntffc erßeßeu aus ben nacßfolgenben 3ufamtnen*
Rettungen.
lieber bie ©efcßäfiSihätigfeit ber auf ©runb beS BeußSgefepeS
uom 29. 3uli 1890 befießenben ©eroerbegerießte wirb oon biefeit
all jährlich nad) einem non bem BeicßSamt beS Snnern aufgeftettten
Öormular Berußt erftattet. 3)aS erfte im 3aßre 1892 oerroenbete
Sormular erfa&te bie gefammte richterliche £ßätigfeit ber ©ewerbe*
geriete in nur 6 Spalten; baS feit 1893 benufcte ftormular hat
für bie SRechtfprechuiig 9 Spalten eiugeführt. Bisher finb bie ©r*
gebuiffe ber BeridRe nicht neröffentlicht worben. Auch werben bie
auf ©runb lanbgefe(Rid)cr BeRtmmung errichteten ©ewerbegeridRe
in bem amtlichen Bericht nur fummarifch angegeben, ©in weiteres
Sormular für Berichte beutfeßer ©ewerbegeridRe ift non ben Be*
arbeitern beS AbRhntttS_„©ewerbegerichte" im RatiftiRßen 3aßrbucb
beutfeher Stabte entworfen, ©s erfaßt neben ber 3aßl ber Älagen
unb ü;rer ©rlebigung, auf bie fuß bic amtliche Statiftif befeßränft,
befonbers eingeßenb ben Streitwerth ber Klagen unb zählt gefonbert
bie nom Borfißenben allein unb bie non bem befehlen ©eridR er*»
lebigten Klagen, währenb gleichzeitig auch aber SBahlbetßeiligung,
©iunahmeit unb ftoften ein Ueberblid gegeben würbe. 3)ie im
ftatiftifchen Sahrbud) beutfeher Stabte für 1896 erfchieneue lieber*
ficht behanbelt nur 39 Stabte über 50000 ©inwoßner unb giebt
bie 3a0len erft für baS 3ahr 1893 an.
Slls ber Berbanb beutfeher ©ewerbegerichte fich bie Aufgabe
(teilte, enblich einmal eine UeberRcßt über bie ©efchäftsthättgteit
aller ©ewerbegerichte im S)eutfchen Speiche für bas eben oerfloflene
3ah^ 1896 Zu geben, war er auf felbftänbige ©rmittelung burdh
Nachfrage bei ben einzelnen ©erid)ten angewiefen. ©r mußte fich
l ) Bergl. bie au&erorbentliche Beilage 3u ben BerbanbSmit-
theilungen in 9lr. 4 Jahrgang 6 ber ,Sojialcn Bca«iS"*
*) ^«fll* ©ewerbegericht - »r. 1 unb baju bie Bemerfungcn
in »r. 8.
an baS amtliche Sormular aulehnen, fchon um ben einzelnen ©e*
werbegerichten bie Sföiibe boppelter Auszählung thunlichft za er*
fpareu. ®a aber bie oeröffentlidjteu 3ahreSberidjte barauf fthließeu
ließen, baß audj über bcu Serif) beS StreilgegeuftanbeS unb bie
Stauer ber ©rlebigung ber ftlagen meift Auszählungen bewirft
würben, fdjienen bezügliche 3 u fabfragen unbebenflich.
Aus biefer ©rwägung heraus ift baS ber iiachfolgeubeu lieber*
ficht za ©runbe gelegte 3ormular entftanben. 2)er ©rfolg fchetnt
uns 2Redjt gegeben za haben, wenn wir zanächft nur wenige fragen
ftatifiifch z u cufaffen fuchten. Bon ber überwiegenben Mehrzahl
ber ©ewerbegerichte gingen birefte Antworten biS 9Ritte Februar
ein. 3ar ©rgänzung ber Süden manbteu wir uns an bie höheren
BerwaltungSbehörbeu ber ©iuzelftaaten, bie faft fämmtlich in feffr
auerfeuuenSwerther Seife nufere 3*aede förberten. Als fchließlid)
nod) einige Süden oerbtieben, würbe uns geftattet, biefe aus ben
amtlichen 3 a h^u beS preußifcheu §anbelSminifteriumS unb bes
BeichSamiS beS Snnern za ergänzen, was aüerbingS nur in ben
Spatien 4, 6, 21 - 34 möglich war.
3a bem angemanbteit ßorniular entfprechen bie Spalten 4—6,
21—34 bem amtlichen Formular. Bur finb bei ben anhängig ge*
morbcuen Klagen im lluterfd)ieb oon ber amtlichen Statijtif bic
oon Arbeitern gegen Arbeitgeber unb uuigefebrt geführten ^ro^effe
getrennt aufgefiihct. 1 ) ©ine fachliche Differenz gegen bie amtliche
Statiftif liegt oor in Spalte 25. 3)aS amtlid;e Sorutular läßt in
ber enlfpred)enben Spalte nur bie ^rojeffc zahlen, bie burd)
3uriidnahme ber ^lage erlebigt finb. Seme SragefteOung führt
bazu, bie ^rozeffe, in beuen beibe ©eile nicht erfreuen finb ober
feine Anträge gefteöt fmb, in beiten eine außergerichtliche ©inigung
ftattgefunben hat, ber Kläger abgereift ift ober fonft bas Satereffc
an ber gortfeßung beS ^rozeffeS oerloreu hat, nicht als „erlebigt"
Zu zählen. Sonnell tritt aüerbingS nur ein Buhen bes ^rozeffcS
ein, bis bie Anfepuug eines neuen BerhanblungStermiuS beantragt
wirb (§. 37 Abf. 3 bes ©ewerbegerid)tSgefeßeS). ©rfahrungSmäßig
werben jeboch folthe $rozeffe in ben feltenfteu Säßen wieber auf*
genommen unb werben baher oon beit ©emerbegeriebten meift als
erlebigt behanbelt. Bei genauer Beantwortung beS amtlichen
SormularS ergiebt Reh baher eine große 3af)l ooit am Schluffe bes
3ahreS unerlebigtcn ^rozeffen, bie z 111 * 1 Qrößten Sl)eil niemals
erlebigt werben, baßer in ben Ueberfichten oon 3aßr Z u 3aßr fort*
gefcßleppt werben müßteu. BeifpielSweife $ä^lt (nach genaueren
uns oorliegenben 9Kittheilungeu) Bremen 19 aus 1895 in baS
3aßr 1896 übernommene Sachen, oon beuen nur 1 erlebigt,
18 uuerlebigt in baS Qaßr 1897 übernommen Rnb; 2 baoou
Rheinen fchon aus bem 3aßre 1894 zu Rammen, aus 1896 würben
weiterhin 20 uuerlebigt in bas 3ah* 1897 übernommen. Stutt*
gart läßt wenigRenS nach bem ©nbe beS groeiteti 3aßreS bie auch
in biefem nicht erlebigten oorfährigen aus ber lleberRcht oer*
Rhwinben. Bon 36 im 3ah« 1894 unerlebigt gebliebenen Klagen
Rnb im 3aßre 1895 nur 10, oon 53 im 3ahre 1895 unerlebigt
gebliebenen nur 9 im 3aßre 1896 zur ©rlebigung gefommen. liefen
thatfächlidjen Berhältnijfen hat bie nachfolgeube Statiftif Becßnung
getragen, inbetn Re in Spalte 25 auch ^Sro^cffe zählen ließ, bie
„ruhen", liegen geblieben Rnb, unb nach Auffaffung beS ©eridRS
als erlebigt betrachtet werben müffen. Als unerlebigt in baS neue
3afjt 1897 übernommen bleiben bann nur bie ^ßrozeffe, bie am
Schluffe beS 3ah^ mirflich noch im ©efdßäftsgang waren, meift
alfo bie in ben lepten £agen ober ©odßen eiugegangenen Klagen.
(3n ber lleberRcht Rnb bieje 3ahlen ber „unerlebigten" Sachen nicht
oeröffentlicht, ihre Angabe war aber ber Sfontrole halber hanbfehrift*
lieh erforbert worben.)
^ 3a einigen wenigen gäQen, in benen bie Trennung nicht burd)*
geführt ift, ging bieS, fooiel feftgefteQt werben fonnte, barauf zurüd,
baß Klagen oon Arbeitgebern gar nicht ober faft gar nicht oorgefommen
waren. Bie Ziffer ift (wie 3. B. bei Sdjweibuih, Br. 68, SRinben Br. 125 ,
2C.) 3wif<heii 6p. 4 unb 5 gefteQt, bei ber Suntmirung aber 30 Sp. 4
geregnet, ©utfprccßenb ift bei ©Ifaß-Sothringen oerfaßren.
s:j $)aS ©eroerbegfricpt. Mittpeilungcn be« $erbanbe$ beutfiper ©croerbegericpte. #r. s. 84
©oroeit bicfcr llnterfcpieb beamtet ift, ergeben fiep erpeblicpe
SDifferengen gegen bie 3 aplen b« atntüd&cn ©tatiftif. ©erieptet
boep beifpieteroeife £cipgig, baß 450 ©aepen burd) Klagegutücf*
napme uitb außergeridjtlicpeit Vergleich erlebigt feien, roäprenb
490 ^rogeffe baburd) ihre ©rlebigung faitbcn, baß fiep bie Parteien,
opne einen Eintrag gu stellen, roieber entfernten ober im angefeßten
Termine niept erjcpieneit finb. tlnerlebigt ins neue 3 apr über*
nommen mürben nur 16 Klagen. &ie amtliche ©tatiftif giebt gu
Üeipgig in ©polte 8 nur 450 ©aepen, bie oorliegenbe in ©palte 25
940 ©aepen. 3n ®ortmitnb mürben burep 3 ur iicfnapme &er Klage
nur 69 $rojeffe erlebigt, auf anbere Weife (burd) aufeergericf)tlic^eii
SScrgleicp, Ausbleiben beiber Parteien) 183 = 17,»$rojent. 3nt ( ner«
bin pängt bie ^Beantwortung ber grage gu ©palte 25 oon bem
tpatfädjlicpen Sraucp bei ben einzelnen ©eroerbegeriepten ab, unb
ijt eine ooße Uebereinftimmung niept erhielt. Senn aber felbft,
roie in ©tuttgart gefepepen, alle am ©epluß be$ SapreS 189(5 in
Aeft gebliebenen Klagen (53) in ©palte 25 initgegäplt finb, obroopl
einige roopl noip it>re ©rlebigung fiuben roerben, ift ber Segler
geringer, als roenn naep ber amtlicpen ©tatiftif fo oiele Klagen
unerlebigt fepeinen. S5iellei(§t ift eS möglid), burep eine ber oor*
ftepenben Anregung entfpreepenbe ©rgängung unb (Erläuterung su
bem amllidjen Formular eine einheitliche 3 äplung bei ben ©eroerbe*
geriepten gu erjielen. Aucp roirb ficb für bie 3 u ^nft oielleicpt
ber $oüftäubigfeit halber bie Aufnahme groeier neuer SRubrifen:
„aus bem Vorjahr unerlebigt übernommene Klagen", „am ©cplujfe
beS Sab^eS unerlebigt geblieben" (im oorgebaepten ©inne) em*
pfeblen. ©palte 4 —6 + 3apl ber unerlebigt übernommenen Klagen
muß bann gleich fein: bie ©efammtgapl ber erlebigten (©palte 33)
+ ber 3“bl ber am ©ebluffe beS 3apreS unerlebigten.
©S mag hier nod) barauf pingeroiefen merben, baß bie
©umrne oon ©palte 7—13 oft ber 3ap(‘ber überhaupt anhängig
gemorbenen Klagen (©palte 4-6) nicht gleicpfommt. ®a in golge
ber regelmäßigen Koftenlofigfeü beS geroerbegericptlicpen SerfaprcuS
jur geftfeßung bes ©treitroertpS oft fein ©runb oorliegt, finb oon
manepen ©eroerbegeriepten bie Klagen auf Aufnahme ber Arbeit,
AuSfteÜen oon 3 eu 9 niffen, Verausgabe oon papieren nicht in bie
Wertpflajfen eingereiht. (3n ©pemniß beifpielSroeife na* panb*
fcpriftlidjcn Mittpeilungen 240 Klagen biefer Art.) Auch bieten
bie ©djäpungeit beS WerlpS in folgen gällen Anlaß gu $er*
fepiebenpeiten; 3 . S. eiflärt fid) bie große 3 Q hl ber Magen mit
berufungsfähigem Dbjcft in gulba barauS, baß Magen auf (Sr*
tpeilung oon Jeugniffeu als unfepäßbar mit 200 Marf Wertp an*
gefept finb.
$>ie 3nfammenftellung fud)t alle ©eroerbeejeriepte gu erfaffen,
foroopl bie auf ©runb beS SReicpSgefeßeS errichteten, einfcpließlicp
ber iberg*©eroerbegericpte, mie bie auf ßaubeSgefeß berupenben
Königlid) preußifepen ©eroerbegerid)te ber SRpeinprooinj, bie fäcp*
fifepen &erg*©cpiebsgericpte, bie ©eroerbegeriepte «pamburg, 33remen,
l'iibecf unb bie Kaiferlicpen ©emerbegeriept in ©lfaß*Cothringen.
3>ie ©rpebung bietet gum erften Mal ein 93ilb bauen, in
mcld)em Umfang Das ©efep über bie ©eroerbegerüpte in ©eutfep*
Innb in Wirffamfeit gelangt ift. $)er SBegirf, für roelcpen ©eroerbe*
geriepte beftepen (oon ben S3erg*©emerbegeri(pten abgefepen), um*
faßt 30 $rogent ber ©inroobncrjapl beS SDeutfdjeu 5Reid)eS. ^ie
©eelengapl ber ©emerbegericptsbe 3 irfe betrug:
in Preußen .... 11,os fDfiÜionen,
* kapern .... l, 0 s
* Württemberg. . . 0,40
* 23aben. 0,38
* Veffen. 0,24 =
= ©aepfen . ... 1,46 *
* anberen ©taaten 1,73
©umma 16,34 Millionen,
b. p. bei 52,25 Millionen ©inroopnern beS gangen 9teicpeS 31,27 $ro»
gent ber ©inroopnergapl.
Sie ©efammtgapl ber anhängig gemorbenen $rogeffe beträgt
faft 69 000, oon beneit 67 500 als erlebigl naepgemiefen roerben.
7,g ^rogent aÜcr ©ireitigfeiten finb oon Arbeitgebern gegen Arbeiter
angcllreiipt.*) 3 11 Ö*>lge ber ausfdjließlidjett SSermertpung ber
3aplen einzelner ©roßftäbte pat man bisper häufig bie ®cpaupluug
aufftellcn pören, baß bie ©emerbegericple nur beit Arbeitern gu
©ute fomnten, für bie Arbeitgeber bedeutungslos feien. Spat*
fäcplicb bat cS ja ber Arbeitgeber in ber V a nb, 5 ur( ^ Senupuitg
ber iptn 00 m ©efep geftatteten 5öorfid)tSmaßregeln (öopngaplung
nad) ber ArbeitSleiftung, Öopneinbepaltung, Kaution, 33ermirfungs--
flaufeln, ©trafen) fid) gegen bie föotroenDigfeit gu fiepern, roegen
feiner Anfprüdpe erft flagen gu miiffen; er fann bic Saft, itn Wege
ber «läge fein Sftecpt fuepen gu müfien, meift bem Arbeiter gu=
fepieben. gür ben gall aber, baß er fiep niept auSreicpcnb geficperl
bat, iuSbefonbere für ben gall beS «onftraftbrueps, finbet Der
Arbeitgeber gerabe in ben größeren ©täbten mit übermiegenbem
Arbeitsangebot leiept ©rfap, ober er fepeut bie Umftänbe beS ^rogejfeS,
ba für ipit baS ©treitobjeft roenig iöebeutung pat. SaS mürbe
bie geringe 3 d pl ber oon Arbeitgebern angestrengten s ßrogef)e pin*
reidjenb erflären. tonmepr geigt uns bie ©tatiftif, baß in mantpen
©ebieten, inSbefonbere mit roenig entmicfelter Snbuftrie, bie Arbeit*
geber oorgugSroeife eS finb, bie baS ©emerbegeriept in Anfprud)
nepmen, ja baß felbft in ©egenben mit pocpenlroicfelter 3nbuftrie
bie Arbeitgeber in überrafepenb großer 3apl beim ©emerbegeriept
flagen. (Es fei auf bie 3aplen beS ©eroerbegericptS flauen in
©aepfen oermiefen, in befien ©ttcferei-Snbuftrie anfepeinenb in golge
unregelmäßiger ^robuftionSoerpältniffe, geitroeife ftarfen Sebarfs
an ArbeitSfräften ber «ontraftbruep, inSbefonbere ber roeiblicpeu
Arbeiter, auffaöenb päufig gur 3nanfprucpnapme beS ©eroerbe*
geriepts bureb bie Arbeitgeber Anlaß giebt. Säßt mau einige
©roßftäbte, mie Berlin, granffurt a/M., ©öln, SreSlau, Königsberg,
Dresden, Müntpen, Hamburg, außer Setracpt, fo fteigt ber Ißrogent*
fap ber flaaenben Arbeitgeber auf 10 Sßrogent.
Sprer Aufgabe, tpunlidjft auf giitlicpen AuSaleicp ber ©treitig*
feit pingumirfett, finb bie ©emerbegericple in ooUent Maße gereept
geroorben. 9fur 19 500 ^ßrogeffe führten gum ©nburtpeil (Daooit
5 200 SSerfäumnißurtpeile) =. 28,5 $rogent, roaprenb über 70 ^to*
gent frieblicp gefcpli*tet mürben. Man mirb auep bie burep Ser*
giept, Auerfenntniß, 3urücfnapme, außergerichtliche ©inigung, liegen*
laßen erlebigten ^rogeffc erfahrungsgemäß meift auf ben ©influß
ber auSgleicpenben £pätigfeit bes AicpterS gurücffüpren bürfen.
S)er ^rogentfap ber burtp Urtpeil erlebigten ©aepen finft bis auf
7 unb 12 $rogent bei beit großen ©eroerbeperiepten in Seipgig unb
2)re8ben, bie an fontrabiftorifepen ©ittfcpetbungen gang auffaUcnb
gerinae ^rogeittfäpe aufgumeifen paben.
Aucp ber Aufgabe jcpleuniger ©rlebigung ber ^rogeffe roerben
bie ©eroerbegeriepte gereept. 57 $rogent finb in ber erften Wocpe
naep ber Klageerpebung erlebigt, nur 17, ß $n)gent erforberten mehr
als groei Wod)en. Aucp bie größeren ©täbte finb trop lofalet
©djtbierigfeiten erfolgreich bemüpt, bie fcpleunigfte ©rlebigung gu
erjielen; felbft itt ©erlin roaren 72 ^rogent ber Klagen in groei
Wocpeit erlebigt.
$ie 3aple« über ben ©treitroertp geigen, baß eS fiep bei ben
gemerblicpeu ©treitigfeiten oormiegenb um geringe Dbjefte panbelt,
bie an bie orbcntliipen ©eriepte gu bringen megen ber barnit oer*
bunbenen Müpe unb Koftcn fiep faum lopnen mürbe. ®ie ©e*
merbegeriepte paben eS ben Arbeitern erft möglich gemaept, bie ipr
©rmerbSlcben betreffenben ©treitigfeiten gur gericptlicpen ©ntfcpcibung
ju bringen, mäprenb fie früher meift ftillfcpmeigenb bie SSeltimmung
beS Arbeitgebers als unabänberlicp pinnepmen mußten. 3 1 « Vau$ 5
palt ber Arbeiter fpielen aucp bie Seinen SÖeträge, um bie es fid)
pier panbelt, eine SRoHe.
Berlin. W. ©uno.
*) ®ie oben ©p. 82 1 ermäpnteii Anomalien finb nur oon un«
erpebltcpem ©influß.
SftiUfjpiluitfjfn bf£ Sfrhtnhrs? bnitffijpr (9NUcvt)w$yvid)tc« $r. h.
2«6eHc L llcberjirfjt imdj ©eridjtcH
Pfniningig
genteroene
«lußfiv, qou
® o<* J»,rt miJ)iVnflt!T flftoorb^trii
fftaiJUf butten *lneu £trc'tnwrtf)
-3>dC»n ; het ftrlfbtfli.mg
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Diene ©ctucrkgendfte in $cutfd)tanb. 5üij}er ben 284 ©e»
roerbegerid)ten, n>eld)e unfere Statiftif aufroeift, waren gur3*it bet
Slufftellung biefer Statiftif nad) amtlicher SluSfunft bereits für
7 roeitere ©eroerbegerid)te Statuten genehmigt, aber nod) nicht in
$raft getreten, nämlich für: DrtelSburg (D.*Br.), $of (Bagern),
Subroigsburg, ©hingen uitb Schroenningeu (Württemberg), Sonne¬
berg (Sad)fen=3Jtein.), 3eulenroba (Dteufj ä. ß.). 3 c *i un 9 önac ^ r ^i en
zufolge ift ferner bie (Errichtung eines ©eroerbegtridjtS befd)Ioffen
in ©Ifterberg i. SB. (Sfgr. Sadjfen).
Berbaub bentfd^er ©ett>erbegerirf)te. 3 u f am menfefcung ber
HuSfdjüffe. SJiachbem Stabtrath Büttner, ßeipgig, behufs lieber»
nähme eines anberen ftäbtifdjen 3)egernatS bie ßeitnng beS bortigen
®en>erbegerid)tS niebergelegt hat, ift an feine Stelle fein SRadjfoIger,
Stabtrath Dr. Wagler, auf ©runb beS §. 5 ber BerbanbSfafcungen
burch einftimmigen 23efd^lu& beS ?luSfd)uffeS gugetoähU toorben.
$>ie nunmehrige 3ufammenfe{}ung beS 2(uSfd)uffeS ift bie folgettbe:
Dr. ©afener, Dberbürgermeifter, 9Raing; Dr. Sflefd), Stabtrath,
Sranffurt a.ßJt. (©efdjäftsführer); ü. 0 djulg, TOagiftratöaffeffor,
Berlin; Bienginger, Dted)tSrath, 9Hünd)en; Dr. §artenfteiu, Stutt¬
gart; Boecfh, Stabtrath, Karlsruhe; Dr. Wagler, Stabtrath,
ßcip^ig; Srint, Senator, ^annooer.
$>er $RcbaftionSauSfd)uf 5 beftetjt unoeräitbert auS: Stabt»
rath Dr. 0lefd), Sranffurt a./3)l., uitb DßagifiratSaffeffor ©uno,
Berlin. Sin ßefcteren (Berlin N.W., Sfjutmftr. 30a) finb alle bie
Dtebaftion beS ,,©eroerbegerid)tS" betreffenben Senbungen gu
abreffiren.
Beitritts erflärungen finb 3 u rid)ten an ben ©efdjäftS*
fü^rer beS BerbanbeS: Stabtratb Dr. 0lef<b, 0ran!furt a./9tt.,
©Iefernbof.
Carl Oegtnann* Scrtag ln Berlin W. UMauerftia&e 44. — (äebrmft bet 3uliuä etllcnfelb in Berlin W. — Berantiuortlid) für bie »tebaftton: Dr. 3 . Saftvow in Ct|atlottenburg*8erUn.
n. 3 n^t 0 atifl
Serlin unb granffuri a. SD?., ben 3. Suni 1897.
SRummcr 9.
ü<t« (üktDcrbfgmdjt.
Znittfyeilungen bes Derbanbes beutfdjer (ßewerbegertdüe.
{Reba!tion8au8f($uf}: ©tabtratfy Dr. fkfiij in 0f?an!furt a. SK. unb SKagiftrat8=Sljfeffor (&wm in Berlin.
gkittüi •« «tim irt« $trau«gebcr: *«•* 1 • l * flL
©arl ^e^mantif Bctlag, Berlin w., fWauerftr. 44. Dr. J)t. | laftvow. Äoflenfreit Beilage pe «Saiialen
Äße für bic Bebaltion be« „©eroerbegerichtS" beftimmten <Senbungen bittet man )U abrefftren: An #erm Btogiflral§4lffeff0t ©uno, Berlin NW., Xburmftr. 30».
.In Ij
.»7
ßaljlung be« Sohne« burch Eingabe
öerfdjloffener B&ten. ©er bat zu
beweifen, ob bie ©fite ooßaubtig
merr? (©eroetbegerldjt ©ortmunb.)
AfforbTohn. Sft bie fttcmfel giftig, baß
bet Afforbatbeiter, welcher bnt Afforb
(freitoißig ober gezwungen) ttidyt
ferttgfteßt, nur ©hinbeulobn erhalten
falle? (©ewerbegeridjtgranffurta'M.) 1
#at ber Afforbarbeiter Anfpruij auf |
©ntfebäbigung für bie ßeit, watyrenb j
»eldjer er wegen Materialmangel«
ftißliegen muhte? (©ewerbegeriebt
Stettin.)
$at ber Oltbeiter, ber im ©odjenlobn
ftebt, Anfijnteb auf Bejahung Don
Ueberfilinben? ftann für Heber*
ftnnben, bie ben Borfdjriften über I
einen SRayimalarbeitStag zuwiber
geleiftet finb, überhaupt Gablung
geforbert werben? (©ewerbegeriebt
ÄbnigSberg.)
©letdjbeit ber ÄünbigungSfrift. ©eiche
gfolge tritt ein, wenn ungleiche griften
bebungeu finb? (©ewerbegeriebt
Berlin.) <
llt
«&ufcn$Un «ab Anträge.100
©efabren ber 3nnungS*Bo0eße. An»
trüge ber ©emerbegeridjte Stuttgart,
gremffurt a. M. ( Berlin.
ttinigungsämter.100
©inigungSamtet in granfretcb 1896.
©inigungöämter im franaöfifäen
Bu(bbrurfer*©eWetbe.
Badjtraglidje Mafcregefung bon Ber*
tretern oor bem ©inigungSamt in
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Jllgemrittw fiter ©rotrtegertöjtt
anb JlrtettwertrHg.101
3nnungÖ*©(bieb»geri(bte in ©eutfdj*
lanb.
BcitbSgefeblidje Beftimmungen über
Sobnbüdjct unb ArbeitSzettel.
©inbebaltung ber Snoalibenber*
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Dr. Suliuö ^ierfto«ff f ©ie ©arl*
3eiß»©tiftnng, ein Berfudj zur gort-
bilbung be« gro&tnbuftrteßen Arbeit«»
recht«.
Inhaltsangaben ber „Sozialen BwjiS".
Abbrud fammtlicber Artifel ift Bedungen unb S^tfebriften geftattet, ieboeb nur
mit Doller Quellenangabe.
itedjtfjjrerijnng.
3abl«ng be« Sohne« burch Eingabe oerfcbloffener ©üten.
©er bat zu beweifen, ob bie ©üte oolljablig war? (Urtbeil
be« ©ewerbegeriebt« ©ortmunb, Borftfecnber: ©ericbtSaffeffor ©erftein.)
©ntfprecbenb ber Borfcbrift be« §. 20 ber bet bem ©ijen- unb Stahl*
roerf $. geltenben ArbeitSorbnung wirb ben Arbeitern ber oerbiente
Sohn in oerfdjloffenen Soljnbüten überreicht; auf ber einen ©eite biefer
©üten ift bie Abrechnung betreff« be« Sohne« au« ben Sohnlifieit an¬
gegeben; ber biefc Rechnung abfcbliehenbe Betrag foß in ber ©üte enthalten
fein, ©ie ©iitjahlung biefer Beträge in bie ©üten gefdjtebt in folgenber
©eife: ©in Beamter ber SSerfe zahlt ben burch bie Sohnliften ermittelten
Betrag be« Sohne« au«, ein zweiter Beamter, welcher feine Äenntntfe
baoon hat* welche Beträge jur Auszahlung gelangen foßen, notirt bie
Hom erfien Beamten ausgefallen Beträge ber Beihe nach «nf einem
Sfontrolbogen, ein briiter Beamter füllt bie Beträge fobamt in bie
eingelncn Sohnbüten itnb Hebt lefetere ju. Äläger bat ftch noch am
Äbenb nach ber am 12. Januar 1897 erfolgten Söhntmg Bei bem
BccbmingSfüljrer bet Beflagten barüber befchwert, bafj in feiner Sohtt*
büte, beren Abrechnung mit einem Betrage non 27, 2 o M . abfchltefet,
20 M. gefehlt hätten. Kläger oerlangt in biefer 5flage bie Anzahlung
biefeß Betrage«, ©er Betrag würbe ihm fugefprodjen.
©rünbe: ©ie Eingabe einer oerfchloffcucn ©utc Faun nicht ohne
©eitere« al« Zahlung angefehen werben. Bielmehr gilt bie lieber*
reidjung ber ©üte nur unter ber Borau8fefcuug al« Sahlunß be«.
Söhn^. bah in biefer Sohnbütc ber barauf rtotirte Betrag ooit
27,? 0 M. thatfadblich oorhanben war. ©8 ift Sache ber Beffagten,
welcher biefe Behauptung auffießt, ben Bewei« herüber anjutreten
unb ben pofitioen 97achwei« ju liefern, baö in ber hi cr frag¬
lichen Sohnbütc ber beftimmte Betrag oon 27,so Jt. eingc-
fdjloffen war. Bon ber Berpflichtung, biefen beftimmten Bewei« im
einzelnen gaße 311 erbringen, wirb fie nicht burch bie aßerfdt« ju-
geftanbene ©hatfache befreit, bah fie int Allgemeinen bie crforberlnben
Borfehrungen getroffen hat, um bie öingahlung in bie ©üten moglidjft
genau unb ber Abrechnung entfprechenb oorjunehmen. ©enn felbft bei
ber peinlichften Borficht ift e« nidjt außgefchloffen, bah megen ber
groben Anjahl ber unmittelbar hintereinanber erfolgenben ©injahlungen
in bie ©üten eilt Srrthum ober ein Berfehen fi^ ereigne, ©iefen »on
ber Beflagten }u uerlangcnben Bachwei« hat fte nicht erbracht, fie ift
auch roobl Faunt in ber Sage, bie« ju thun. ©8 bleibt alfo bei ber
hier beliebten Ueberreichung be« Sohne« in nerfchtoffenen ©üten in aßen
gäfleit bie Beweidlafi ju Ungunfteu be« Sah^nben beftehen.
Afforblohn. 3ft bie SMaufel gütig, bah ber Afforb-
arbeiter, weicher ben Aftorb (freiwillig ober gejwungert)
nicht fertigflellt, nur Stunbenlohn erhalten .folle? (Urtheil
be« ©ewerbegeridht« granffurt a./9Ä., Borfihenber: Affeffor Bohtniann.)
©er ©ifenbreher 0. hatte bei ber gabrif D. im Afforblohn ge¬
arbeitet. ©er julept übertragene Afforb waren 35 Baar @piubeln ; ba«
Baar ju 2,so JC. Auf ben ©efammtprei« be« Afforb« oon 98 M. hat
bet ÄMäger im Abfdjlag al« ©aglohn 65 M befommen. ©r be¬
hauptet, ben Afforb bi« auf einen geringen ©heil fertig gefteßt ju
haben, unb oerlangt ben ©efammtreft be« oereinbarten Brdfe« mit
33 M. BeHagter beantragt Abweifung, weil Äläger einen Beoer«
unterfchrieben hat, in beffeu Br. 3 e« Reifet: „©erbe ich einen Afforb
unterbrechen, freiwißig ober geswungen, fo habe ich für bie bereit«
barauf oerwenbetc Arbeitzeit nur meinen gewöhnlichen ©aglohn $u
bcanfpruchen." ©en ©aglohn habe ber Kläger erhalten unb be«halb
auf ben Afforb nicht« mehr $u beanfpruchen.
©rünbe: ©ie Beftimmung be« Beoerfe« hat, wie nicht bezweifelt
werben fann, ben ©harafter einer Äonoentionalftrafe. ©benfo unbe-
benflich ift e«, bah für ben freiwißigen Austritt oor Becnbigung be«
Afforboerhältniffe« ber Arbeiter ßch einer ftonoentionalftrafc unter¬
werfen fann. ©ie Beftimmung jeboch, bah bie Sfonoentionalftrafc auch
oerfaßen fein foße, wenn ber Arbeiter geswungen bie Arbeit aufgeben
muffe, binbet ihm für aße gäfle, felbft für ben be« Äontraftbmdj« bt«
Arbeitgeber«, bie £>änbe. ©ine folche weügehenbe Beftimmung oerftöht
baher gegen bie guten 0 itten unb fann beßhalb, auch wenn fie oer-
einbart worben ift, auf ©iltigfeit feinen Anfprudj haben- ©a ber
5fläger gegen feinen ©ißen ben Afforb hat unterbrechen muffen, fo
ftebt ihm bcmnach trofc ber Beftimmung unter Br. 3 be« Beoerfe« für
bie gelciftcte Arbeit bet Afforb-Antheil 311 -
§at ber Afforbarbeiter Anfprudj auf ©nifthäbigung für
bie Seit, mäljteub welcher er wegen Materialmangel« ftül-
Uegen muhte? (Urtheil be« ©ewerbegeriebt« Stettin, ©ingefanbt oon
Magiftratöaffeffor Sauöünger.)
Ätäger, ein ©ifchlcrgefeße, hatte behauptet, bah et bei $erfteflung
einer ©arnitur längere 3 e tt, inßbefonbere einen ganzen Sonnabeub,
habe ftißliegen müffen, weil 00 m ©rechfiler nicht bie paffeuben gühc
geliefert feien, ©r oerlangte ©ntfehäbigung für biefe 3 *it/ bie ihm su-
gcfprochen würbe.
©rünbe: ©ie Bereinbarung oon Afforbarbeit ift im Angemeinen
nicht bahin su oerftehen, bah ber betreffenbe Arbeiter bie Ausführung
einer beftimmten Arbeit übertragen erhält — in welchem gafle er oiel-
mef)r al« felbftänbiger Unternehmer bafte$en unb in fein 2lrbett8oer*
hältuih SU bem Arbeitgeber treten würbe — foubern oielmehr nur ba*
hin, bah bie Seiftuiig beftimmter Arbeiten ben Maßftab für ben Betrag
be« bem Arbeiter zu zatjleuben Arbeitslöhne« abgeben foß, unb fo liegt
bic Sache auch im oorliegenben gaße unzweifelhaft. Batürlidje Bor^
99
SaS ©ewerbegeridfjt. Mitteilungen beS VerbanbeS heutiger ©ewer&egerichte. Kr. 9 .
100
auSfe&uttg tiefer Vereinbarung ift bann aber, bafj ber Arbeitgeber ben
Arbeiter bann auch in bte Sage oetfefcen mufj, ohne Aufenthalt flott
fortguarbeiien, bafc ber Arbeitgeber alfo iitSbefonbere baS notljwenbige
Material bem Arbeiter bereithalten mufc, beim fonft würbe bie 3u»er-
läffigfeit jene« MafjftabeS ooDfommen oerfagen. 3m oorliegenben §aHe
hat nun ber Beflagte baS Material gu ber ©arnitur ungwetfelhaft nicht
bereit gehabt. Kach ber Beweisaufnahme ift ber ©erichtshof nicht
gweifelhaft gewefen, ba& ber Kläger in ber Shat ^at ftiMiegen müffen,
Begw. bodj mit bem $in unb $er ber gur AuShülfe oorgenommenen
fleinen ^antirungen bie 3cit nur ^irtgebrad^t hat, bte er ^ättc beffer
oerroenben fönnen, wenn ber Beflagte bas Material 3 ur rechten 3 eit
hergegeben hätte. Siefe geftfteflungen rechtfertigen eine Berurtfjeilung
beS Besagten.
$at ber Arbeiter, ber im SBodfjenlohn fteht, Anfpruch auf
Bezahlung non Uebcrftunben? Kann für Ucbcrftunben, bie
beit Vorfdhriften über einen MajrimalarbeitStag guwiber
gelciftet finb, überhaupt 3ahlung geforbert werben? (Urtheil
beS ©ewcrbegeridjts Königsberg, Borfipenber Bürgermeifter Brinfmann.)
Ser Bäcfergefefle 3- h at oom 2. bis 20. 3uli 1896 gegen 7 M.
SSochenlohn au&er freier Station bei bem Bädermeifter S-, in Arbeit
geftanbeit unb in biefer 3 C ^ fooiel ©tunben über bie burdfj bie Ber-
orbnutig bcs BunbeSratS oom 4. Märg 1896 für Kadfjtarbeit gugelaffene
BefchäftigungSgcit uon gwölf ©tunben gearbeitet, ba| nach feiner Be¬
rechnung noch noße fünf weitere Arbeitstage non je gwölf ©tunbeu
ArbeitSäeit herauSfommen. ©r nerlangt für biefe Mehrarbeit eine ©nt*
fchäbigung non 2 M. für feben MefjrarbeitStag, gufammen non 10 M .
Sie Klage würbe foftenpflichtig abgewiefett.
©rünbe: Sie Folgerung beS Klägers: weil bie Befdjäftigung in
Bätfereien jur Kadjlgcit auf gwölf ©tunben begrenzt fei, fönne er für
bie Mehrftuuben befonbere ©nifdjäbigung nerlangen, ift ungutreffenb.
AllerbingS hatte er bie Mehrarbeit oerweigern fönnen. Saburch aber,
bafe er bieS nicht gethan, hat er einen Mehranfpruch über beit oerab-
rebeten SBodhenloIjn ohne befonbere Abrebe nicht erworben, möglicher-
weife fogar auch burd) Abrebe, weil gegen ein VerbotSgefefc nerftofeenb,
nicht erwerben fönnen. Unter feinen Umftänben h a ^ ft<h Me Abrebe
beS SBochenlohneS ohne anberweite Abmachung in eine folche auf
Sohngahlung nach ©tunben nerwattbeln fönnen.
©leichhcü ber KünbigungSfrift. SBeldjc Solfle tritt ein,
wenn ungleiche Triften bebungen finb? Urtheil beS ©ewerbe-
gerichtS Berlin, Vorftfccnber MagiftratS-Affeffor ©dfjmieber.*)
Kläger hat bei Beginn beS ArbeitSoerhältniffeS beim Beflagten ein
©chriftftücf untergeichnet, 3nf)altS beffen er unter ber Bebingung in
Arbeit trat, bafi er ohne uorangegangene Künbigung gu jeher ©tunbe
beS SageS entlaffen werben fann, wogegen ihm baS Kcdfjt gufteht, am
©chluffe eines jeben Arbeitstages feine ©ntlaffung gu oerlangen zc.
Kläger ift nun am Anfang eines Arbeitstages entlaffen worben
unb forbert jefct Sohngahlung für biefen Sag fowie weitere Sage, an
betten er arbeitslos war.
Sie ©ntfeheibung über biefen Anfpruch hängt Iebigltdfj baoon ab,
ob begw. in welchem Umfang bie Künbigungsabrebe ber Parteien gültig
ift. Sie ©ewerbeorbnuttg beftimmt im §. 122, bafe oereinbarte Kün-
bigungSfriften für beibe Stjeile gleich fein müffen; „Vereinbarungen,
welche biefer Beftimmuitg gumiberlaufen, finb nichtig." hiernach ift im
norliegenben Säße bie Vereinbarung, bafj Kläger ftünblich, Beflagter
nur am ©chluffe beS Arbeitstages baS ArbeitSoerijältnifi löfen bürfe,
nichtig. SBoöte man nun annchmen, bie gange Künbigungsabrebe fei
nichtig, eS fei alfo über bie Künbigung überhaupt rechiSmirffam nichts
oereinbart, fo würbe nach §. 122 ber ©ewerbe-Drbnung, erfter ©ap,
bie gefefclidhe 14 tägige Künbigung $lafc greifen, eS würbe alfo ber
ArbeitSoertrag unter einer Bebingung ftehen, bie auSgufchliefjen bie
Barteten gerabe übereinftimmenb gewollt haben. Siejer überein-
ftimmenbe VertragSwillen ber Kontrahenten barf aber nicht einfach
igtiorirt werben, ©inig waren bie beiben Kontrahenten baritber, ba&
bie gefejjlidje KünbigungSfrift auSgefchloffen werben follte, ba& beibe
Sfjeile in fürgerer 3«t bas ArbeitSuerljältnife einfeitig löfen fönnen
füllten, jie waren fogar noch foweit einig, ba& biefe einfeitige Söfung
an jebem Sage guläffig fein follte. £>ättc cs hierbei fein Bewenben
gehabt, fo würbe bie KiinbigungSabrebe gültig fein unb nicht gegen
§. 122 cit. uerfiofoen. Kim aber hat fidj Beflagter noch e in weiter-
gehcnbeS Kocht auSbebungen, oljne bieS auch bem Kläger gugugeftehen.
©rft biefe Abrebe uerftöftt gegen baS B^ngip ber ©leichheit ber
Ki'mbiguiigSabreben, unb beShalb ift auch nur biefe Abrebe nichtig;
auch ber Beflagte barf alfo nur ebenfoweit oon ber gefe^licheu Kün¬
bigungSfrift ftch entfernen wie ber Kläger.
*) Vergl. bie ©ntfeheibung im II. 3ahrgang Kr. 2 ©palte 15,
wcld)c bie gange Abrebe für ungiltig erflärt, b. b. 14 tägige Künbigungs*
frift gelten täfet.
Man fann audj nicht etwa fagen, Parteien feien einig barübet
gewefen, bafc ihr VertragSoerhältnife fo fchnell wie möglich lösbar fein
foUe, bie 3ncongrueng ber Abrebe beftehe alfo barin, ba& ber Kläger
länger an ben Vertrag gebunben fei als ber Beflagte, nichtig fei alfo
biejenige Abrebe, ber gu $olge für ben einen Sheil eine längere
KünbigungSfrift feftgefefct fei als für ben anberen. Vorftehenbe Argu¬
mentation würbe beShalb unrichtig fein, weit nicht AuSfchlufe ber
Künbigung baS reguläre, bie Korm ift, oon ber nur nertragSmäfeig
abgewichen werben fann, fonbern weil nach §. 122 cit. eine 14 tägige
KünbigungSfrift bie Korm ift, oon ber bie Kontrahenten eben nur
gleich weit ab weichen bürfen.
Semnach burfte Kläger nicht, wie gefdjehen, am Morgen
fonbern nur am Abenb entlaffen werben. Sa nun Kläger am Ver¬
trage fefthielt, auch bereit war, feine VertragSpflichten gu erfüllen,
hieran aber burd) ben Besagten, ber ihn nicht mehr arbeiten lie&,
felbft oerhiubert würbe, fo fann er nach §• 861 Allgemeines Sanbredji
I. Sitel 5, §§. 888, 889 Allgemeines Sanbrecht I. Sitet 11 für biefen
Sag ©cfjabenerfafc forbern. Mit feiner Mehrforberung ift er bagegefi
abgumeifen. _
(ÜCatnrilten uni Anträge.
Gefahren ber 3wnungSPorlage. Anträge ber ©etoerbegerichtc
(Stuttgart, ^ranffnrt a* Verltm S)er Reichstag hat bte, Me
©ewerbegerichle bebrohenben Veftimmungen ber 3nnungSoorlage
in gwetter Sefung atn 25. 3ßai angenommen, ft^ fobann aber
bis gutn 22. Sunt oertagt. Sie 3 i mfdh en S e it mu& noch oon ben
eiligeinen ©ewerbegerichten benuht werben, um bieSbegüglicf)e An¬
träge in Bfenar- ober AuSfchu6fih un 9 en angunehmen, unb fte an
bie CanbeSregierungen, an baS KeichSamt beS Snnern, fowie an
ben KeichStag gelangen gu laffett. Kach Stuttgart unb Sranf-
furt a. (oergl. ©ogiale BrajtS Kr. 33 unb 34) hat jefet auch
ber AuSfchufe beS Berliner ©eroerbegerichtS in feiner ©ifcung oom
28. 3Kai mit allen gegen eine Stimme einen oon je 30 Arbeit¬
geber- unb Arbeitnehmer-Beifi&er gestellten Antrag gum Befchlufe
erhoben. S)er Berliner Antrag hat folgenben Wortlaut:
Sie guftänbigen Behörben gu erfuchen, bte Beftinunungen bex KobeÜe gur
©ewetbe*Drbnung bahtn abguänbern, bah 3nnuitgS*©d)iebSgexicbte an ben*
jeniQeit Drten nicht neu errichtet »cerben bürfen, an betten ©eroerbegerichte be»
reitö beftehen unb bah nach bem 3nfrafttreten ber Koöeitte erridbtete 3nnuttgS*
©chiebSgerid)tc aufgulöfen finb, fofern für ben Bctreffenbcn Begirf ©etoerbegertd^te
errietet rocTben. Sementfpredjenb wirb beantragt, eingufdjalten:
§ 81a. Aufgabe ber Snnungen ift: ... 4. an Orten, für »eiche
fein ©ewerbegeridjt int ©tnne beä ©efeheS oont 29. 3uli 1890 errichtet
ift ober »irb, bie ©ntfdtcibung oon ©treitigfeiten ber tm § 3 beS @e*
»erbegericht 8 *©efeheS oom 29. 3nli 1890 (Keid)SgefchbIatt ©. 14t) unb
im § 53 a beö KranfenoerfichernngSgefeijcS (DteidjSgefetjblatt 1892 ©.379)
begetchneten Art 3 »ifchen ben 3nnungSmttgltcbern unb ihren Sehtlingen.
§ 81b. Sie Snnungen finb befugt, tl)re SBirffamfeit auf anbere
ben 3 n nun 9 Sm ttgltebern gentetnfante gewerblidje 3 ntcreffen als bie im
§ 81a begeichneteit auSgubcbnen. 3 n sbe f°nbere fteht ihnen gu:.
4. an Orten, für »eiche fein ©ewerbcgericht int ©inne beS ©efe&eS oom
29. 3 u ü 1890 errichtet ift ober »irb, ©chiebßgertchte 3 U erridjten.
§91b. (eOetttucU) Sie ©ntfeheibungen ber 3nmmg (§81a3tffet 4)
unb ber 3nnung8»©chteb8gcrtcbte (§ 81b ßiffer 4) finb fchriftlich abgu-
faffen, fie gehen in Kechtöfraft über, »enn nid)t binnen einer Kothfrift
oon gehn Sagen eine Partei Klage bei bem orbentlichen ©ericht, be 3 ».
an Orten, für »eiche ©e»erbegerichte im ©inne beS ©efebeS Oom
29. 3uli 1890 errichtet finb ober »erben, bet bem ©e»erbegerichr, erhebt.
(Eittigung^ämter.
@inignngSStcftr in fjfranfrcirf) 1896. amtlichen ®aten
gufolge fanb baS ®efeh oom 27. Segember 1892 über ©inigungS-
ämter unb ©chiebSgerichte in Sranlreich währenb beS SahreS 1896
in 104 gäüen Attwettbung, baoon in 6 gällen oor Ausbruch beS
©treifS. S)ie ©efatnmtgahl ber ©treifS betrug 476, bemgema^
würbe in 21,86 Brogent ber ©treitfälle (gegen 20,44 Iprogent in
1895) 3aflud)t gu ben gefehmäfeigen ©inigungSämtern genommen.
3n 57 gäHen gefchah bieS feitettS ber Arbeiter, in 4 Öäüen feitenS
ber Arbeitgeber, in 4 Säßen feitenS beiber ©treütheile unb in 39
Säßen interoenirte ber Sriebcnsridjter ex officio. B3aS ben ©rfolg
ber einigungSantilidhen Shätigfeit anlangt, fo tourbe in 7 Säßen bie
Arbeit oor Beenbiguitg beS Verfahrens aufgenommen, unb gwar
nad) ber Arbeiter ooit ihren SorMnmgen { n 5, nach
Ausgleichen in 2 Säßen; bei ben übrigen 97 Säßen würben in 44
bie ©iniguttgSoerfiidje nbgcleljnt, unb gwar 41 mal burch bie Unter¬
nehmer ltnb 3 mal burd) bie Arbeiter. 3n 53 Säßen fant eS gur
Konftituirung beS ©inigungSamleS, baS auef) 21 ©treifS im Ber-
gleidjSwege beenbetc; in 22 anberen Säßen würben fchiebSgcricht-
lid)e Anträge gefteßt, bie theilS oon beit llutcruehmern (12), theilS
oon ben Arbeitern (2), theilS oon beiben (5) gurüefgewiefen unb
bloB in 3 Säßen angenommen würben. — 2>ie ^ßarifer Breffe h^t
10L
Das ©croerbegericht. SRittheilungen beS VerbanbeS beutfdjer ©eroerbegerithie. Nr. 9.
102
bic ermähnten Daten mehrfach ju einem Angriff auf bie Qnftitution
ber EinigungSämter auSgenufct, bie als oöttig refultat- unb roertbloS
Vingeftellt mürben, inbem auf ben „eflatanten NMfjcrfolg" ber Ein¬
richtung hingcroiefen mürbe. NJit befferetn Rechte hätte Tie baS
bezügliche franzöfifchc ®efefc als Näfjerfolg bezeichnen fönnett, beffen
33eftimmungen roenig geeignet finb, bie Einigungsämter populär
311 machen. 3 mmerhiu bleibt bic X^atfadje beftehen, bafe bie
(SinigunqSäinter 21 Streifs beigelegt. Qm Uebrigen ift eS in granfretch,
n»ie in Deutfchlanb zu oiel oerlangt, ba& fief) baS Qjnftitut in ber
furzen Spanne 3dt non oier 3ahreit fefjon hätte einbiirgern füllen.
Snnerhalb ber Srjnbifate macht baS EtnigungSmefen in granfrcich
übrigens ganz erfreuliche 2 rortfcf)ritte (ogl. bie folgenbe Notiz).
EinigtutgSämter im fratigdfifc^ett V ndjb nufer gern erbe. Die Such»
bruefer unb Verleger in granfretch hatten auf ihrem Kongreffe tn
SiRarfeiÜe 1895 befc^loffcn, eine aus neun Unternehmern beftehenbe
5fommif|ion ju belegtreti, bie beauftragt mürbe, mit ben Arbeiter-
belegirten über gemeinfame 0 rbnung non Arbeitsfragen 3 U unter*
banbeln. Die gemifchte Komtniffion tagte bereits oerfdjiebene 9Rale,
unb ihre Arbeit mar eine allfeits befriebigenbe. Sie trat SNitte
9Wai anlä&lich beS gadjfongreffeS ber Unternehmer in VariS mieber
Zufammen unb befestigte fi<h mit ber grage ber Sireifoerhütung.
3m uoHen Einoerftäubnifj entmarfen bie Arbeiter- unb Unter*
nehmerbelegirtcn bic ©rnnbzüge eines „Code“, ber alle gäHe non
"Differenzen z^ifchen Arbeitern unb Arbeitgebern oorfieht unb für
jebe Eoentualität Verfügungen trifft, bnreh bie ber Streitfall er*
lebigt roerben folle, ohne bafj es zum Streif fommen biirfe. ES
mürbe beftimmt, bafc in ben michtigftcn Eentren ber 3nbujirie ge¬
machte Negional-Kommiffioneu gefetjoffen merben foQen, bie als
Einigungsämter unb SchiebSgerichtc nach bem Nlufter, baS fid> in
belgifchen Koblcnreoieren beroährt hat, fungiren füllen.
Nachträgliche 9Ra§regelmtg non Vertretern oor bem EinignngS*
amt in Köln. 3 U bn biesbezüglidjcn Noti$ in Nr. 5 biefeS 3ahr*
gangS giebt bie Slötnifdjc VaumtooIIfptnnerei unb Vkberei in einem
Schreiben an uns bie Erflärung ab: „bafe bie Angaben biefeS
ArtifelS oon A bis 3 unwahr finb." VHr oerfehlen nicht, unfern
liefern ooit biefem fubjeftioen NteinungSauSbrucf Kenntnifj zu geben,
ber freilich nid>t erfehen läßt, maS eigentlich berichtigt merben foH;
beim bafe bie in jener Notiz genannten Verfonen in ber gabrif
nicht mieber befdjäftigt roorben finb, mirb nicht in Abrebe gefteOt.
JUigenwine? über Gtooerbegetid)te trab
^rbriteuertrag.
QmujngS-SdjiebSgerichte in Dentfd}t<mb. 3m 3abre 1895 be«
ftanben in Vreufcen nach ben an bas ^anbelSminifterium er¬
gangenen amtlichen Reibungen 474 QunungS-Schiebögerichte. gür
1896 fehlt eine 3ufammenfteIIung, roenn auch bie 3ahlett aus
einzelnen NegierungSbezirfen befannt finb. Doch febeinen bie
3ahlen, bie nicht auf bireften Erhebungen beruhen, nicht oöHig
Zuoerläfftg. Die 3nnuiigSfchiebSgerid)te erfcheinen um fo z a W*
reicher, je roeniger entroicfelt bie Qnbuftrie tu einem Vezirf ift. Am
Zahlreichften finb fie im Vezirf Ntarienroerber, in meinem 1895
165 QunuugSfchiebSgeridjte beftauben hüben füllen. ES folgen:
NegierungSbezirf @d)leStüig mit 54, :Nagbeburg 48, Dppeln 46,
granffuri a/0. 35, VreSlau 24, VotSbam 20. 3« ben roeftlichen
^ßrooinzen ftitben fiel) QnnungSfchicbSgerichte nur oereinzelt. AuS
bem übrigen Deutfchlanb fönnen mir folgenbe 3 a ^ en mittheilen:
im Königreich Sachfen beftehen 73, in Vraunfthroeig 30,
Sägern 15, Neufj ä. S. 7, Inhalt 5, 0a<hfen-3Beimar 4, ©rofj-
herzogthum Reffen 3, Sachfen-Altenburg unb Lippe je 1, in ben
übrigen Staaten leinS. Die 3 a fR en aus Saben fiitb uns nicht
befannt gemorben. Das ftatiftifche Suh^uch beutfeher Stabte
Zählt für 1893 unter 42 beutfd)en Stabten mit mehr als 50 000
Einmohnern in 24 Stabten 77 3nnungSfd)iebSgerichte.
NddjSgefchlüfje Seftimmuitgett über Lohnbücher unb ÄrbeitS-
Zettel. Das Eintreten ber bentj'chen Eleroerbegcrichte für eine fchrift-
liche geftlegung ber ?lrbcttsbebingnngeu in gorm oon fiohnbü^ern
unb ^rbeitszettcln h a t jt'ht beit Erfolg gehabt, bag bic NeichS-
regierung beit Serfuch ntad^t, im s Begc ber Eefebgebung für ben
SunbeSratl; bic Soflmadjt zur Einführung oott Lohnbüchern unb
SlrbeitSzctteht zu erlangen. Der bem Reichstag gegen Enbe ber Scffton
noch oorgelegle Ecfepentmurf, betreffenb bie Nbänberuiig ber ©e-
merbeorbnung mtb bcS 5h*anfcn=Serfid)erungSgefeheS ift zmar zunächft
burd) bie üJtißftänbc in ber Serlincr Konfeftion oeranlaßt, jeboch ad*
getnciit gehalten.*) Der biesbeziiglidje §. 114a be* EntmnrfS lautet:
*) Vcrgl. über ben (Sntmurf: „Soziale ^raris", Nr. 35 beS laufen^
ben Jahrgangs.
9ür beftimmte ©e&erbe fann ber SunbeSratb Lohnbücher ober Stbeiteftettcl
borfchretben , in benen 8trt unb Umfang ber übertragenen Arbeit, bet Ölfforb»
arbeit bie ©tüdjahh ferner bic Lohnfäbe unb bic 33ebinguugen für bie LtcfeTung
oon SBerFzcugert unb Stoffen ju ben übertragenen Arbeiten oon bem SIrbeitgcbet
ober bem bazu ©eooümacbtigten zu beurfunben finb. — $(iif bie (Eintragungen
finben bie SBorfd&riften be5 § 111 Stbfah 2 bis 4 entfprechenbe lUmoenbung. —
®aö Lohnbuch ober ber ÖlrbeitSjcttet ift oon bem Arbeitgeber auf feine Äoftcn
ZU befchaffen unb bem Arbeiter nach ©oÜzietjung ber Dorfdjriebenen ©intragntigen
oor ober bei ber Uebetgabe ber Arbeit foftenfrei au$zul)änbigen. — ©ie (Ein«
richtung ber Lohnbücher unb Arbeitszettel toirb burd) ben NeichSFanzler beftimmt.
— ©ic Oott beut ©unbeSratl) getroffenen Anorbnungen finb burch „NetchS»
©efeßblatt zu ocröffentlichen uuö bem Reichstage bei feinem nächften 3«fantmen*
tritt zur Ä'enntnifjnahme oorzulcgcn.
Der h^r in Sezug genommene §. 111 Slbfafc 2 bis 4 hunbelt
hauptfächlich uoit bent Verbote, bie Eintragung mit geheimen
SNerfntalett zur Kennzeichnung beS Arbeiters zu oerfehen. 3n ber
Segrünbung beS EithourfS ^eißt cS:
„Jm Allgemeinen toirb bie (Einführung oon Lohnbüchern gegenüber ben
Arbeitszetteln aus bem ©runbe ben Sorzug oerbienen, meil burch Lohnbücher
ber ©efahr beS ©crlietenS einzelner ©efcheinigungen bis z u einem getoiffen ®rabe
oorgebeugt mirb. Auch mirb babutd) nicht nur ein ©emeiSntittel für etmaige
Lohnftreitigfeiten gefchaffen, fonberit bem Arbeiter auch eine, im Jntereffc einer
georbneten 23irthfd)aftSfül)rung ermünfehte unb fidjere Unterlage für bie ©e«
rechnnng feines JahreSberbienfteS an bie ^anb gegeben, immerhin ift eS nicht
auSgefdjloffen, bafj bie (Einrührung oon Lohnbüchern fich in einzelnen ©emerben
meniger empfiehlt, ©er (ürntmurf fchlügt baher por, ftatt ber Lohnbücher aud&
bie (Einführung oon ArbeitSzettcln zu geftatten. ©ie ©eftimmung barüber, ob
Lohnbücher ober Arbeitszettel zu oermenben finb, ober ob bem Arbeitgeber bie
2öal)l zroifdKn beiben geftattet merben foH, mirb bem ©unbeSrath zu überlaffen
fein. Auch über beu Jnhalt ber ©eurfunöung mirb fich innerhalb gemiffer oor*
Zufchreibenber ©renzen nur unter Serücffichtigung ber befonberen ©erhältniffe in
ben einzelnen Snbuftrieztoeigen eine fachgemabe Regelung treffen laffe it."
2Bcnttgleich eine Durchberathung beS EntmurfS in ber bieS»
maligen Seffiou nicht red)t möglich fein mirb, fo ift hoch $ u
erroarten, bafe bie Einbringung im $erbft b. 3^- mieberholt
merben mirb.
Einbehaltung ber 3nüalibenüerfhhenwgS=Karte* Seitens beS
Sorfipeubeti eines Ijeffifd^cn ©eroerbegerichts ift folgenbe Anfrage
an uns gelangt:
*3» Reffen merben bie 3 imalibität$farten 5f ran fenfaffe
bezm. ©nneinbe*KranFenrerftdierung aufberoahrt unb burd) biefelben auch
bie Warfen oerflebt. ©in Arbeiter einer ©aufirma hatte nun nnbeftritten
Zumiber ber ArbeitSorbnung bie Arbeit ocrlaffen unb mar barnach
getnäb §■ 124 b ber ©emerbcorbnung fchabenserfahpflichtig- ®r fuchte
nach Arbeit unb inufete gu biefem ©ehufc nach 9Rainz; ba hätte er
Arbeit erhalten, menn er feine CuittungSfarte gehabt hätte. Deren
Verausgabe mürbe ihm jeboch t»ou ber ©emeiubc*KranfcnDerficherung
auf Vcranlaffung ber Vnuftrma oermeigert, unb jmar mar beabfichtigt,
erft nad) Ablauf ber ocrtragSmäfeigen KünbigungSfrift bie Karte heraus«
Zugeben.
r*3<h habe Vergleich nad) langem SBiberfpruch mit folgenber SRoti*
oirung h^beigeführt:
„Die girma hat Anfpruch auf S<habcnSerfafe megen ©er*
laffenS ber Arbeit (§. 124 b). ©er Arbeiter hat Anfpruch auf Er-
ftattung beS SdjabenS, ber ihm burch Vermeigerung ber Veraus¬
gabe entftanbeu (§. 108 beS gnualibitäts* unb AlterSoerfidjerungS-
gefeheS). ©urd) Aufrechnung refultirt bie ©ergleichsfumtne."
ES märe mir angenehm, 3h* c Anficht über bie Vermeigerung ber
Verausgabe ber Karte zu hären unb ob Sie etma fdjon eine berartige
Entfcheibung gefällt haben: ba& auch bei oertragSmibrigem Verlaffen
ber Arbeit bie DuittungSfarte nicht zurücfbehalien merben Fann. M
'^' .Diefe Anfrage ift oon uns jmei Ecmerbegerichts-Sorrthcnben
mitgetheilt morben, roelchc Re oerf(hieben öeantroortet hohen.
A.
Eine Entfcheibung über bie grage megen ber Vermeigerung ber
Verausgabe ber gnoalibitälSFarte hat baS hteüge ©emerbegeriht m. SB.
noch nicht getroffen, gn ben oorfommenben Streitfällen habe ich atich
bei ben VergleidjSoerhanblungcn u. f. ro. aber ganj auf ben oon bem
hefftfdjen ©croerbegeridjt eingenommenen Stanbpunlt gefteDt. SReiue
DebuFtion mar hierbei mefcutlich bic folgenbe:
§. 108 beS Alters- unb gnoalibitätSoerficherungSgefebeS unterfagt
bem Arbeitgeber bie 3 u rüdhaltung ber CuittungSFarte unb macht ihn
für aüe Nachtheile nerantmortlich, mclche aus ber Samibcrhanblnng
entfielen; §. 148 bebrof)t mit Strafe bis ju 300 M. biejenigen ^er*
fonen, mclc|e eine CuittungSFartc miberrcchtlid) uorenlhaltcti. Der
Arbeitgeber, meld)cr eine ÖuittungsFarte gurüdhält, ift hiernach unter
allen Umftänben fdjabenSerfahpflichtin, ftraibar aber nur bei rotberredjt-
licher 3arüdr)altnng Nun bat ber Arbeitgeber, ber einen Arbeiter audj
nur einen ©ag mährenb ber Kalcnbcrmodje befdjäftigt hat, für biefen
bie ©eiträge zu cniridjtcii, unb zmar burd) GinFlcbeu beS entfprcd)enben
©etrages oon SRarfen in bie Cuittungsfarte. DiefcS EtnFleben, baS
einen 2beil ber Lohnzahlung enthält, braucht natürlich erft bei bem
LohnzahiungStermin zu gegeben (§. 101, §. 10 Alters* unb JnoalibitätS-
lierficlierungsgefeh)- Vis bahin ift alfo bie 3uriicfhaltung, fogar miber
ben SBiüen beS Arbeiters, geftattet (108‘ 2 ) unb Faun barauS noch nicht ein¬
mal ein ScbabenSerfafcaniprud) entliehen. Aber aud) abgefehen hierooit
Fann bem Arbeiter, bem bic JuoalibenFarte ooreuthalten mirb, bodj, fo
lange als er oerpflidjtet ift, in ber Arbeit auSzuharren, alfo fo lange, als
103
Da« ©ewerbegericht. SJlÜtheilungen bed Berbanbel beutfchcr @cro erbeg friste. Sir. 9.
104
bie Hüubigungdfrtft bauert, ein ©djaben burd) bie Boren tljaltung nic^t
enlftehen, ba er nicht berechtigt ift, wätjrenb ber Dauer ber Hiinbigungd-
frift ein an bered Arbeitdocrhältnifc eingugefjen, oielmebr feine Arbeitd*
fräftc bem Arbeitgeber, ber gur Audhaltung bed Bcrtragd bereit ift, gur
Berfiigung gu fteflen hat. Der Arbeitgeber, ber bie Harte, bie ihm
auf bie Dauer bed Arbeitdoertraged übergeben ift, wäljrcnb ber Dauer
bed Sertraged behält, begeht feine SEBibcrrectjtlidtjfeit, auch nicht, wenn
ber Arbeiter feinerfeitd fidj bem Bertrag entzieht. Died änbert ftch
aHerbingd, wenn ber Unternehmer nach Ablauf ber Hünbigungdfrift bie
Harte gurücfhält. Diefe Aetcntion ift roiberredjtlid), weil fte ben Be*
bingungen roiberfpridjt, unter benen bie Harte ihm übergeben roarb, fie
mürbe alfo einen ©djabenderfaßanfprudj (unb fogar einen ©trafanfprudj)
heroorrufen, wenn auch unter Uinftänben bem Anfpruch bed Arbeiterd
möglidjerweife ber ©ntfdjäbigungdanfpruch bed Sßringipald ald Hom-
penfation gegeniibergefieUt werben fönnte.
B.
Dem Arbeitgeber fomie dritten ift unterfagt, bie Quittungdfarte
nach Einflebung berSWarfen roiber ben SBillen bed 3nhaberd guruef-
gubeijalten. Diefe Beftitnmung ift öffentliched Stecht nnb ftrift gu inter*
pretiren. Ser bie Harte guriirfbefeält, macht ftch für alle Stachtbeilc Der*
antwortlich (§. 108 Abf. 3 a. a. 0.) unb ftrafbar (§. 148 Sir. 3). Die roiber
Sillen bed ^nljaberd erfolgte 3urücfbef)altung ift gugleich wiberredjtlidj
(cf. Suft, Kommentar gum Snualibitäid» unb Alterdoerfichcrungdgefefo).
3u beachten ift nur, bafj ber Inhaber feinen Sillen erllären mufe, bie
übergebene Harte gurücfguerbalteu, fei cd, ba& er fie felbft forbert, fei
ed, bafe er bie $ülfe ber $otigei in Anfpruch nimmt.
Die Anpcht, baß bad 3 u rütfbcljalten ber Quittungdfarte bid gum
Ablauf ber Hünbigungdfrift fein roiberredjtlid) cd fei unb ben Arbeitgeber
nur, falld bad 3 ul *ücfbef)alteu roiber ben Sillen bed Arbeitrrd erfolge,
haftbar, nidjt ftrafbar mache, oermifebt m. (5. ^rioat* unb öffentliched
Stecht Stach Sßrioatredjt fann m. auch nidjt gefagt roerben, bafe ber
etngelne Arbeiter oerpflichtet ift, bie Hünbigungdfrift über gu ar*
beiten. Senn er fontraftbrüchig wirb, giebt ed fein anbered SRittel,
ald uon ihm eine (Sntfchäbigung einguflagen. Ed giebt feinen 3mang,
bei unmittelbar oeranlaffen füllte, bafe ber Arbeiter bie Arbeit roieber
aufnimmt, roeber einen polizeilichen, roie bei bem Seljrliug, nodj einen
gerichtlichen burd) ©elbftrafen. Der Arbeitgeber ^at nur Anfprudj auf
bie Bermögendleifluug burch ben Arbeiter ober bie Entfrfjäbigung
bafür. Sill mau fchliefjlidj bad Brioatrcdjt allein beriief tintigen, fo
mufe man bad Uebergeben ber Harte ald einen ^interlegungdoertrag
auffaffeti. Die Verausgabe einer hinterlegten ©adje fann aber nicht
burch ©egenanfprüche nerljinbert roerben. Stetention ift oerboten, alle
Anfprüche muffen im Srge ber HIage geltenb gemacht roerben. ©egen
biefe rein priuatred)tlichc Auffaffung mürbe fprechen, baß feine ber
Parteien an einen befoitberen Vinterlegungdoertrag benft, bie Quittung*»
larte oielmehr ald Arbeitdpapier übergeben roirb, gu welchem fte ge¬
worben ift.
C. !
Sir möchten ald unfere Anficht Ijiergu golgenbed bemerfen: Die j
Quittungdfarte foD unb barf fein Arbeitdpapier fein. Der Arbeitgeber i
hat feinen Aitfprudj auf Audljänbigung berfelbeu. Stur bei ber Sohn* |
gahlnng mufj fte ber Arbeiter beljufd ©inflebend ber SJtarfen oorlegen. ;
Senn §. 108 Abfafc 2 bed Snoalibitätdüerfidjernngdgefebed nur bad !
3urücfbel)allen ber Harte nach (Sinfleben ber SJtarfe unterfagt, fo i
ift batnit nidjt bad 3nrücfbehalten bid gum Einflebcu erlaubt. Denn bad 1
©efefc geht baoon aud, baß ber Arbeiter bei ber Soljngablung erft feine I
Harte oorlcgt; cd will ihn fiebern, bah « fie fofort nach ber Sohn* |
gafjlung gurücferljält. ber $rajid hat ftdj freilich ber Brauch gebilbet, j
bah ber Arbeitgeber fidj gleidj beim Dienflantritt bie Harte übergeben j
Iaht, Ed ift aber immer gu betonen, bah bied nur aud Bequcmlicbfeit |
für beibe Iljeile Qcfctjiefjt. Siü ber Arbeiter feine Harte nidjt aud- !
häubigeu, fo muh fie il)in bclaffen roerben.*) 3 ul * Vorlegung bei ber j
Sohngaljlung fann er baburch gegroungen werben, bah ihm anbernfalld
*) S«ii. bic in Ar. öl ber Sojialcn Sraji« oom 27. Scptcmbcc 1894 abßcbrutftc «nt*
fdjcibung bed t»croerDc=@ertcfit« Serltn, loonad) bet «ibettgebev nicht berechtigt ift, beu feft*
ongeiiomnieiteu Arbeitet mn bedrotnen ju entlaffeti ober nidjt einjuftetlen, ruetl er feine
Ouitimigdfarie nidjt cibgtebt.
c 2)ie gleichzeitig hiermit audgegebenc Sir. 36 ber SSodjenfchrift
^Soziale prajtd, (ientralhlatt für Soztatyolitif" enthält it. A. :
Jpanbeldhochfdjulen unb $anbeldrotfienfd)aft. Sou $rofeffor
©uftao (Sotjn. — ©efdjäfldumfähe ber englifdjen ©roh-Houfum*
üereine 1896. — iBörfennottrungen über H'trchhofd*Afticn in Gbin-
burgh; Erhebungen über beit Hleinhanbel in SDeutfdjIanb;
6ogiaIe S3ethätigung ber eDangclifdjen ©ciftlitfjfeit; Evlah bed
Sabifdjett Dberfirdjenratljd. — €täbiifdje fogialc Hommiffimt
in Harldruhc; oon gadj-^ü^ialpolitifcnt. — Der
2lrbeitsmctrFt im ZTlai.
©tänbige Stubrifen ber „Sojialen $rayid": AH-
gemeine Sogial- unb SSirthfdjaftdpolitif; Hommunale ©ogialpolitif;
bie Sohnaahlung bid gur Sorlegung ber Harte oerroeigert roirb. Ser
roefentliche3mecf ber eingeheiibenl^orfdjriften in §. 103 ift ed, gn oerhinbern.
bah bie Cuittuiigdfarte irgenbroie ald Segitimationdpnpier gleich bem
Arbeitdbudj bed jngenblidjcu Arbeiterd benußt roirb. Deshalb finb bie
gälle, in benen eine 3urücfbrf)altung ber Quittungdfarte roiber Sillen be?
Arbeiters guläfjig ift: „groeefd Umtaufched, Houtrole, Berichtigung, Auf=
redmung burch bie guftänbigen Beljörben unb Organe", in §. 108 Abfafc 2
audbrücflich aufgeführt. Unfercd ©rachtend mad^t fidj baher ber Arbeit¬
geber ftrafbar unb fdjabenderiafepflichng, wenn er bie Quittungdfarte
roiber ben SiHeu bed Arbeiterd um bedroillen gurüdbehält, weil bad Arbeits*
oerljältnih noch nicht beenbet ift. (Situ* aubere gragc ift, inwiefern bem
Arbeiter bnrdj bie ©inbeljaltung ein ©djabe entftanben ift. Da ber Arbeit*
geber forbern fann, bah ber Atbeiter, fo lange er ihm noch gur Arbeit
oerpfliditet ift, non einem anberen Arbeitgeber nicht befdjäftigt wirb (§. 123
Sir. 1 , §. 125 Abf. 2 ©eroerbe-Orbu .), fo entfteht oielleicht fein ©(habe,
ebenfo wie bem Arbeitgeber burch ben Bertragdbrud) oielleicht fein
©djabe entfteht. Dad ift Dljatbcftanbdfrage. ^>ier fommt ed barauf
an, bie Stedjtdfrage fcharf gu faffen.
SRittljeüungen über geridjtliche Gntfchcibungeit in biefrr
f^rage wären erwünfdjt (gu ftänbeu bed Aebaftiond*Audfchufifd,
Berlin NW., Dhurmftrahe 30a).
Eine wo^ weiter im engften 3 u f am menhang ftehenbe fjrage,
biejenige ber 3 ll ftäubigfeit bed ©eroerbegerichtd, ift in beiben
Sleufeerungeit nidjt berührt. D)ad Ejewerbegcridjt Berlin Derneint
neuerbingd feine 3uftänbigFeit (ogl. Blätter für fo&ialc fßragid Sir. 57
oom 1. Februar 1894, fowie llrtheil bed üanbgerichtd SJlünchen in
gleichem ©iitne in Sir. 39 Dom 27. ©eptember 1893). Anbere
©eroerbegerid)te g. B. ©tettin, Hönigdberg nehmen bem praftifdjen
Bebürfnih entfprechenb ihre 3 u ltänbigfeit an, foroeit bie Hlage
gegen ben Arbeitgeber gerichtet ift.
Cltterotnr.
Dr. Sitlind ^terftorff: ^ie (Jarl•= * Stlftntti, ein
Berfudj gur fjortbilbung bed grofeiubuftriellen Arbeitdrechtd
©onberabbruc! aud ©djmoüerd 3ahrbuch für Elefehgebung. ^etpgig,
Duncfer & §umblot, s ^reid 1 , ff
Die ©chrift qiebt eine höchft lehrreiche ©arftclluttg ber ©eftaltunq bed
Arbeitfloeitroafi bet ber förjlicb erfolgten Untmanblunfl bed Betriebs bed fein«
mechanifcben ä.nftitutd (Jarl ßeifc in Sena in eine Stiftung.*) Abtteidienb oon
ber patriardjalifchen Auffaffung bcö gvohiubuftriellen Arbeitdberhöltniffed, toobei
ftch bie Sohlfahrtdeinrichtung mefentlich ald blofte Aeuherung bed SohltooQend
ber Unternehmer für bie oon ihnen abhängigen Arbeiter barftellt, ift ber Berfudj
gemacht, bie Acchtdftellung bet Arbeiter bem Unternehmer gegenüber grunbfählicb
gu änbern, ben Arbeiter oon bem SohltooUen bed Unternehmerd unb feiner
Organe unabhängig ju fteHen, jebe SiHfür tn ber Behanblung ber Arbeiter unb
bie .^errfchaft einseitiger Stürffichten auf ben jemeiligen Untcrnehmerboriheil aud«
gufchltehen. Um biefe StedEjtöitellung ber Arbeiter bnuernb gu fiebern unb bon
ber Anfchauung bed jetoeiligen Betriebdintjaberd unabhängig gu machen, hat ber
Sntjaber, gJrofeffor (Sari Abbe, feine bidherige UnternehmerfteUung mit bet eined
an^efteflten Dtitgliebed ber ©cfdbäftdleitung ber ©tiftung bertaufcht. — SJltt Aecbt
metft bet Berfaffer barauf hin, bah, gattg abgefehen bon ben großen materiellen
ßugeftänbniffen ber ©tiftung, bic Siegelung bed Arbeitdbertraged in bem
©tiftungdftatut ald SEJfufter für alle grohinbuftrfellen Betriebe, tndbefonbere au^
für bic ©taatdbetriebe, gelten fömte. Die Erfüllung ber ^orberung, baß ber
Arbeiter nicht ald ber perfDnltdj Untergebene betrachtet, fonbem in ihm eine
glcid)bcTed)tigte Bertragdpartei gemürbigt mirb, erljeifcht feine materiellen Opfer
unb ift hoch bie ©runbbebingung aller fruchtbaren ©ogialpolitif. Sic weit ift
bie Blehrgaljl ber Unternehmer noch bon biefer (Jrfenntnife entfernt! Der
(Jharafter bed gTOßinbuftTiellen Betricbed ift bei ber ©tiftung aufredjterhalten:
in bie genoffenfdjaftlidje Leitung ber Arbeiter geht ber Betrieb nicht über, an
ber ©teuung ber Sohnarbeit im Organidmud bed Betriebeä ift nichtd geänöert.
Der Berfaffer bcgeichnet baher ben (Shatafter ber ©tiftung ald: antifapitaliftifch
aber nicht fogialiftifd). Der Stifter lotH ben S^mädbcn ber mobenten Arbeitd«
berfaffung begegnen, ohne burd) ein patrtaritalifdjed ©pftem ben ©tol$ bed freien
SWaitited int Arbeiter 311 untergraben. Dtc fleine Abljanblung bilbet eine mefent«
liehe ©rgängmtg bed „Statutd ber ©tiftung".
Aiil. cotialc j3ra£d 91r. 27, 6 . >;go. _
©ogialc 3^äitbe; Örauctifrage; Arbeiterbewegung; Unternehmer»
uerbeinbe; ©ewerbegertfhte, Einigungdärnter, Arbeiteraudfdjüffe;
Arbeiterfthuö unb ©croerbeinfpeftion; Berficherung, ©parfaffen;
Armenpflege; SSoljnungdroefen; Eiefunbfjcitdpflcge, Ernährung; ©r-
giehung, ©djulc, BoUsbilbung; Suftig; Sinangen; Canbwirthf(höft,
^onbroerf unb ©rofjinbuftrie; ^aitbel, Hrebit; Berfehr; Sitterarifdje
Sleu - Erfcljeinungen. — „Der Zlrbeitsmarft." 2Tlittheilungen ber
literarifdjen (TentralfieUe für Arbeitsnachweis.
Die „So.jiofe 'iProm, CTeBfrafifaff für ^ojialportlferfcheint jeben Donnerftai
unb foftet bieTteljährlich 2 50 ^ einfdiliehlid) ber Blonatdbetlage w Dad
©emerbegcricht". ßu bc^ieljcn burd) fämmtlidic ^ßoftanftaltcn unb Bu^hanblungen
fotoie bireft burch bie Berlagdbuchhanbluttg ((Jarl J&ebmaiind Berlaq, Berlin W.,
SJlauerftr. 44).
„Dad tiktoerfrefltriefet“ erfcheint am erften Donncrftag jeben 9J?onatd int Blinbeftnmraiig ooit \'j Bogen unb ift burd) alle Budilianblungen, ©pebiteure
»n b Boftäm ter (Boftgeitungdnummer 2811») 3 U be 3 iel)en. Der Breid beträgt für bad ßahr ü)l. 1, bei birefter poftfreier Sufenbuiig bnrdi bic Berlagdtjanblung SR. 1,40.
«arl ^epmannd «erlag tn Serien W. Slauerftraße 44. - «ebnirft bei ^ulm« €ittenfelb m Serltn W. — ftcmntroortUd) für bte Aebaftion: IV. gafiroio ln GfinrlPttcnburg^Scrlin
II. Sotjtgatifl'
SBerlin unb gfranlfuri a. 2R., ben 1. Suli 1897.
Kummet 10.
|as ©ftüfrbcgfridjt.
aTtttjeilungen bes Vevbanbes beutfcjer (Sewerbegericbte.
Sfebaltioneaueföufj: ©tabtratl) Dp. £Uf4 in gfranlfittt a. SR. unb 3Raflifhrat».aM« «»«* in ©erlitt.
Yvii# wn* l VUriL
gratis! *m «rft n |tl« P®««ü.
(Karl Vepmamt* Berlag, Berlin w., SRauerftr. 44
Herausgeber:
Dr. |U |tafirj(>rnr*
koftenfteie Beilage jur »©ojlaleu fJrajifl 1 '.
«CHe für bie Sftebaftion beS „©etterbegeridjtS" beftimmten ©enbungen bittet man 3 U abreffiten: An VeTtn BlagifttolS.Affeffor ©und, Berlin NW., Sfrutmjtt. 30«.
3x1 Ij
f2edjtfpr*ri)img.105
Heidjer Sopnfafc ift bem Arbeiter 31 t
gewahren, wenn bei ber Annahme
nidjtS übet bie Öohnhöb« oereinbart
ift*? (©ewerbegericht Vanau unb ,
©ewerbegericht Berlin.) |
3ft in ber ArbeitSorbnung eine ©träfe j
für ben ,yall Dorgefeljen, ba§ ber ;
Arbeiter bie Arbeit Perläfct, fo ift j
biefe ©träfe audj bann anwenbbar,
wenn als erwiefen angefeben wirb,
baß er barauf auSgeht, bie ©nt*
laffung herbeiaufübren. (©ewerbe*
gericht Sortmnnb.)
Bottmacht. 3ft ber Arbeitgeber ^aft*
bar, wenn er einen Bcrtreter bebofl*
mädbtigt bat, Arbeiter mit Be*
fdjranfung ber gefefclichcnkünbigungS»
frift an 3 unebmen, ber Beöoflmächtigte
aber ohne folcbe Befcb^nfung enga*
girt bat? (Sanbgericbt Berlin.)
haftet ber Arbeitgeber für rechtjcitige
Verausgabe ber SegltimationSpapiere
an ben ausgetretenen Arbeiter? (@e*
werbegeridjt granffurt a. SR.)
3ft eine Entlaffung gerechtfertigt, weit
ber Arbeiter bem reoibirenben Bolzet*
alt
beamten unrichtige Angaben über ben
Betrieb gemacht ba&e? (©ewerbe*
geriet Stuttgart.)
gerfalfung unb @*rfaljr*n... 108
3ft für ©treitigfeiten auS bem
Sebrüerbältniffe bie 3nnungS»
beljörbe ober ba$ 3 vnung 8 -
©chiebSgeiicht juftänbig? Bon
ÄreiSgeridjtSratb B. Vilfe.
Sie 3nuungS*©dbiebSgeridbte in bet
3 nnung$*Aoö«tle.
Unauftönbigfeit ber ©emerbegeriebte
für 3tegrefeanfprücbc.
QBtnigungdämter.111
Einigungsämter am ©emerbegeriebt
SRainj.
(ButadfUn unb Anträge.in
«obnaablungStage für ©ortmunb.
JUlgrmetnrs über ©tawrbegf ririjtf
tmb 3 lrb*tt*omrag.112
©emerbegeriebte in Belgien 1896.
Berbreitung ber ArbeitS 3 ettel. Bor*
geben beS königlichen ©ewerbe-
gericbtS köln.
3nbaItSangaben ber „©oaialen fprajiS".
Anaeigen.
Abbrud fämmtlicber Artilel ift 3 e *tungen unb Seitfdjrtften geftattet, jeboeb nur
mit ooder Quellenangabe.
Red)tfpred)uttg.
Speicher Sofjnfab ift bem Arbeiter $u gewähr*»!/ wenn
bei ber Annahme nichts über bie Sohnfjöh* vereinbart ift?
(Befdjluh beS ©ewerbegerichtS £anau. Urtheil beS ©ewerbegerichtS
Berlin.)
1* Sas ©e werbegeridjt ju Vanau hat fitb in einer oorjährigen
Blenarfipung bahin ausgefprodjen, bah in einem folgen galle, roie es
auch tn ber Bijouteriebranche nach SRittljeilung eines ©athverfiänbigen
üblich ift bem Arbeiter ber Sohn ju gewähren fei, welchen er in feiner
lebten ©teile gehabt hat, oorauSgefefct, bah jwifchen bem Austritt auS
ber früheren unb bem ©intritt in bie neue ©teile fein $u langer
3n>ifchenraum liegt unb ber Arbeiter im SBefentlichen in berfelben SSeife
wie früher befdjäftigt wirb.
2. Sas ©ewerbegericht Berlin (kammer 8 , Borftfcenber: SRagiftratS*
Affeffor Euno) hat über biefe grage folgenbermahen entfehieben: Ser
SRalergehüIfe k. war oom 21 . bis 25. April 1896 bei bem SRaler-
nteifier ©ch- befdjäftigt gewefen; er forbertc für 407a in ber angegebenen
Seit geleitete Arbeitsftunben Sohn, welchen er in Ermangelung
einer getroffenen Abrebe mit je 45 Pfennig für bie ©tunbe berechnete.
S)er Beflagte erflärte, ben bei ihm fonft üblichen Soljnfafj non
45 Pfennig für bie ©tunbe bem kläger nicht gewähren 3 U fönnen, weil
berfelbe ju wenig gefdjafft habe. Er bewillige bem kläger nur
30 Pfennig für bie ©tunbe. Beflagter würbe jur Satzung oon
45 Pfennig für bie ©tunbe ücrurtljeilt.
©rünbe: SRangels nertragSmä&iger geftfehung eines SohnfafeeS
hat bas ©ericht ben Betrag non 45 Pfennig für bie ©tunbe für an»
geraeffen erachtet, ba biefer $reis in ber betreffenben SScrfftätte für
©ehötf«n üblich ift. SRit feinem Einwanbe, ber kläger habe ju Iangfam
gearbeitet, fonnte ber Beflagte nicht gehört werben, benn ber Sohn
foflte jweifcIIoS nicht nach SRafjgabe ber gcleifteten Arbeit, fonbern nadh
SRaßgabe ber ©tunbenjaf)! berechnet werben. SBoEfte fi^ Beflagter nor*
behalten, bem kläger weniger als ben üblichen Sohn ber übrigen
©efeüen ju jahlen, faHS er weniger als biefe leifie, fo mufete er bieS
auSbebingen. SRangels Abrebe gilt ber in ber SBerfftatt übliche Sohn
als gewollt. SSiUEürltdje Sohnfeftfefeung nach fubjeftioem Ernteffen über
ben SBerth ber geleiteten Arbeit fteht bem Beflagten nicht gu.
3ftin ber ArbeitSorbnung eine ©träfe für ben gall uor*
gefehen, bafe ber Arbeiter bie Arbeit uerlä&t, fo ift biefe
©träfe auch bann anwenbbar, wenn als erwiefen angefehen
wirb, baß er barauf ausgeht bie Eutlaffung herbeijuführen.
(Urtheil beS ©ewerbegericht« ©ortmunb. Borfibenbcr StechtSanwalt
Dr. Stöttgen.)
kläger hat vom 3 bis 24. SRärs b. 3 . bei ber Berflagten als Dreher
gearbeitet. Auf ©runb be§ § 18 ber ArbeitSorbnung, welcher lautet:
„Ohne genügenbe Entfchulbigung barf fein Arbeiter eine ©dtjicht
ausbleiben. Bet wieberholtcm Ausbleiben währenb ein unb beS*
felben SRonatS famt ber AuSgebliebene fofort entlaffen werben.
SBcr ohne genügenbe Entfchulbigung mehr als 3 wei Sage aus*
bleibt, ocrliert baS Stecht auf SSeiteibefchäftigung unb gilt als
wiberrechtlich aus bem ArbeitSoerhältnih ausgefdjteben. 3n
liefern gaHe fowie überhaupt in jebem galle ber Auflöfung beS
ArbeitSoerhältniffeS ohne Einhaltung ber uereinbartenkünbigungS»
frift nerwirft ber Arbeiter ben rücffiänbigeit Sohn bis 3 um Be¬
trage feines burd)fcf>nittlidjeit SochenlohneS 3 U ©unften ber
kranfenfaffe beS SSerfeS"
würbe bem kläger oon ber Berflagten bei feiner Entlaffung am
24. SRar 3 ber Sohn für 6 Sage abge 3 ogen, währenb kläger behauptet,
bafe ihm, weil er, bem Berbot entgegen, bei ber Arbeit geraucht habe,
nach ber ArbeitSorbnung nur ber Sohn für 1 Sag als ©träfe ab»
ge 3 ogen werben Tonne. Er beanfprudjt baher beit Sohn für 6 Sage
mit 13,50 SRarf. Berflagte begehrt Abweifung, inbent fte ben § 18 auch
für anwenbbar hält, wenn fie genötigt fei einen Arbeiter 3 U entlaffen;
fte h p bt hervor, bafc kläger es gewefen, ber baS ArbeitSüerhältnifc bur<h
fein Berhalten aufgelöft habe, inbem er bie oerweigerte foforlige Ent¬
laffung baburch habe er 3 wingen wollen, bah er bem Berbot entgegen
Bei ber Arbeit geraubt habe, woburch bie Ejaftheit ber Arbeit gefäljrbet
worben fei.
$>a 8 ©ericht hat ben kläger abgewiefen.
AuS ben ©rünben: Sie Auffaffung ber Beflagten, bah nach
ber ArbeitSorbnung bie Berwirfung beS rücfftänbigcn Sohnes bis 3 um
Betrage beS burchf^nittlichcn SBochenlohncS in allen benjeitigen gäHen
eintrete, in welchen bie Auflöfung beS AcbeitSoerhältniffeS ohne Ein¬
haltung ber künbigugSfrift erfolge, namentlich auch bann, wenn bie
Entlaffung burdj ben Arbeitgeber auSgefprochett werbe, ift unhaltbar.
Ser ©erichtshof hat aber nach 2age ber ©ache angenommen, bah
kläger es gewefen ift, ber baS ArbeitSoerhältnih aufgelöft hat- ES
unterliegt feinem Bebenfen, bah eine „Auflöfung 4 ' im ©inne ber ArbeitS*
orbnung nicht nur burch auSbrücfliche Erflärungen, wie Abforberung
ber EntlaffungSpapiere ober bergleichen, fonbern auch burch fonflubente
©anblungeu unb Unterlaffungen erfolgen fann. 3«^ Annahme, bah
folchc Vanblungen norliegen, bebürfe cS nicht einmal beS gernbleibenS
auS ber gabrif, auch bas Benehmen beS Arbeiters au ber ArbettSfielle
unb bei ber Arbeit fann, wenn es in fdjroffem SBiberfpruch fteht 3 U ben
ihm nad) bem Arbeitsoertrage Obliegenheit Pflichten, su ber Anficht be¬
rechtigen, bah er baS Berhälinih nuflöfen will. 3m oorliegenben gaQ
ift erfiä)tlidh, bah ber kläger barauf ausgegangen ift, feine Entlaffung
3 u erjwingen. Als ihm fofortige Entlaffung unter Vinweis auf bie
ArbeitSorbnung oerweigert würbe, hat er 3 unächft gefeiert, bann aber
107
Sa« ©ewerbegcrichi. SRittheitungen be« Verbaute« beutfdjer ©emerbegeridfjte. 9?r. 10.
10s
fich in einer Seife an bie Arbeit begeben, welche, wie er mußte auf
bem ©erfe ber Veflagten nicht gebulbet werben fann. ©enn er trofc
Verbot ba« Bauchen nicht unterlieg, fo geigte er bamit, bah er bie
girma gwingen wollte, iljm ba« ©eiterarbeiten ju unterfagen, bah er
alfo vorfäfclich bie fofortige Aufhebung be« ArbeitSverhältniffe« herbei*
geführt §at. Unter biefen Umfiänben ift ftläger ber ben Vertrag Auf-
löfenbe unb bie Auöhänbigung ber ißaptere unb Verweifung be« Klägers
oon ber ÄrbrttSftelle nur eine golge ber ©iUenöerfläning be« SMäger«
Vollmacht. Sft ber Arbeitgeber haftbar, wenn er einen
Vertreter bevollmächtigt hat, Arbeiter mit Vefchränfttng
ber gefeblidjen $f ünbigungSfrift angunehmen, ber Vevoll-
mächtigte aber ohne folche Vefdjränfung engagirt hat?
(Urtheil be« SanbgerichtS Berlin, Äantmer 8.)
Unter Abänberung be« Urtheil« be« ©emerbegeridjt« würben bie
Kläger mit ihrer tflage auf önifchäbigung wegen lunbigungölofer ©nt-
Iaffung abgewiefcn, obwohl mit ihnen eine Vereinbarung überVefchränfung
ber gefehlten Äünbigungöfrift nicht getroffen war
©rünbc. Sie Kläger ftnb in ba« ArbettSverhältnih bei bem Ve«
flagten nicht burch Abreben mit biefem felbft, fonbern burch Abreben
mit ben von ihm beauftragten ©crFmeifter ©. gewonnen worben.
Sejjterer war bei Abfchlufj be« ArbeitSverlragc« Bevollmächtigter be«
Veflagten, bie von biefem erteilte Vollmacht gur Annahme ber Arbeiter
erftreefte fich nur auf bie Annahme von Arbeitern für eine beftimmte,
binnen 5furgem fertig gu fieüenbe Anlage berart, bah bie Sauer ber
Vefchäftiguug von ber gertigfieüung biefer Anlage abhing unb fomit
bie befteljenbe gefefclidje ÄünbigungSfrifi von 14 Sagen auögefdjloffen
war. ©enn alfo wirflich bie Äläger, wie fie behaupten ohne jebe Ve*
fchränfung al« Arbeiter angenommen worben finb, fo ift von biefem
Bevollmächtigten be« Veflagten bie ©renje be« Vollmacht-Auftrage«
Übertritten worben. Sie« fteht ben Älägern entgegen, ba fie in ber
Sage waren, bei Abf<hlu& be« Vertrage« fich über ben Inhalt be« VoH-
macht«*Auftrage« gu erfunbigen unb ihrerfeit« nicht behauptet ift, bah
ihnen etwa beftimmte, bem Inhalt be« Aufträge« entgegenftehenbe An¬
gaben gemacht worben finb, benn ihre eigenen Anführungen beuten barauf
hin, bah über bie Art unb Sauer ber Vefchäftiguug überhaupt 5Rid&t«
vereinbart worben ift.
Sem Veflagten gegenüber wäre ber ©ntfdjäbigungSanfpruch nur
bann begrünbet, wenn bie angeblich uneingefchränft gesehene Annahme
ber Arbeiter feinem auSbrücflich erflärten Aufträge entfprochen hätte,
ober fpäterhin minbeften« ftiüfchweigenb von ihm genehmigt worben
wäre.
Anmerfung: Sa« Öanbgericht fpricht fi<h nicht barüber au«, wie
feine ©ntfdjeibung mit §. 122 ber ©emerbeorbnung in ©inflang gu
bringen ift, welcher bem Vertragöoerl)ältni« tnangel« befonberer Abrebe
einen beftimniten Snhal giebt ben‘Vertrag«wiflfimgängl. CifjarnTtcriftifch
für bie Anfchauuitg be« fianbgericht« von ben Vorgängen bei Annahme
von Arbeitern auf Bauten ift e« aber, bah ben Arbeitern nigemuthet
wirb, fich nach bem Sn^alt be« Voümacht-Auftragc« be« fßolier« gu
erfunbigen. Sa« follte ein Arbeiter mal ri«fieren!
haftet ber Arbeitgeber für rechtgeitige Verausgabe ber
ÖegitimationSpapiere au ben ausgetretenen Arbeiter? (Ur-
theil be« ©emerbegerichtS granffurt a.2W., Vorjtyeuber Affcffor Vöhlntann.)
Sa« ©ewerbegeridjt granffurt a. SK. hat am «'». Dftobcr einen
Arbeitgeber gur SaljlnnQ einer ©ntfehäbigung oernrthcilt, weldjer einem
ausgetretenen Arbeiter bie Legitimationspapiere nicht redjtgeitig berau«*
gegeben hat- Sie von ihm vorgebradjtcn ©iureben, er habe bie Rapiere
nidjt redjtgeitig gefunben, fte bann fpäter einem SteUenocrmittlcr gu*
gefdjicft, ben Arbeiter iiberbie« aufgeforbert, nochmal« bei iljm nachgu*
fragen, würben verworfen. Sn ben ©rünben wirb au«geführt:
Sic Eingabe ber Rapiere feiten« be« Kläger« an ben Veflagten
unb bie 3unicfbehöltung feiten« be« festeren [teilt fich bar, al« ein mit
bem ArbeitSoertrage verbunbenet* Aufbewaljrungewcrirag. Ser Veflagte
war baljer mit Aufhoren be« Arbeitsuerhältniffe« verpflichtet, bem
Jtläger bie Rapiere auSguljänbigen. ©enn er, trofcbem orbnuugSmähig
gefünbigt war, bie« nicht tfjuit fonute, al« ber Kläger ben Sicnft bei
ihm verlieh, fo gerieth er bamit in Vergug. Ser Äläger war nun nicht
mehr verpflichtet, irgenb welche (Schritte gut ©rlangmtg ber Rapiere
felbft gu thun, fonbern berechtigt gu verlangen, bah ihm biefelben
unmittelbar gegeben ober gugcfdjicft würben. ©S fam be«balb auch
nicht barauf an, ob ber Äläger am itädjften Sage noch einmal nach
feinen papieren uachgefragt hat ober nidjt. Ser Veflagte hat, nadjbem
er bie Rapiere gefunben hat, biefe beut Stellenvcrmittler V- gefanbt.
hiermit hat er fich oon feinen Verpflidjtungen nidjt befreit; benn V-
war nidjt gnnt ©mpfattg ber Rapiere Iegitimirt, unb bie Senbung au
einen beliebigen Sritten fonnte bem Kläger nicht neue Verpflichtungen
aufcrlcgcn. Sie ©inrebe be« Veflagten, bah er bie Abreffe be« Kläger«
nicht gewuht habe, erfcheint an fich unerheblich, ba er fie hätte feftfteHen
Iaffeit fönnen, fpäteften« burch Nachfrage bei bent Kläger, al« biefer
ba« Ärbeitöverhältnih aufgab. — ©rgiebt ft<h fomit, bah ber Beflagg
feiner Vertragsverpflichtung guwiber gehanbelt hat, fo folgt Darauf
gegenüber bem Kläger eine ©ntfchäbigungSpflidjt.
Sft eine öntlaffung gerechtfertigt, weil ber Arbeiter be?
revibirenben Voligeibeamten unrichtige Angaben über ber
Betrieb gemacht habe? (Urtheil be« ©emerbegeridjtS ©iuttgari
Vorfthenber Dr. Vartenftein.)
Ser VädfergefeDe S. verlangt ©ntfdjäbigung, weil er ohne Äür.*
bigung entlaffen worben ift. Ser Veflagte macht geltenb, ber Äläger
habe bei ber poligeilithen SRcoifion wegen ©inhaltung be« 12ftünbigen
Arbeitstage« fälfdjlidjerweife angegeben, er müffc jeben Sag eine V^lbr
Stunbe gu lange arbeiten; be«halb habe er ihn entlaffen.
Ser ftläger beljarrt barauf, bah feine Angabe wahr gewefen fr,
©ine geftfteDung ift unmöglich, ba ber Veflagte auher bem ftlagrr
feinen ©ehilfen befdjäftigt. Sie ift aber auch nicht nöthig, ba, feltn
wenn bie Angabe nicht richtig wäre, bie ©ntlaffnng barauf nicht gcfiiij;
werben fann, weil feiner ber in §. 128 ber ©ewerbeorbnung genannten
gäüe vorliegt, unb weil bie ©ntlaffung nur au« bem bort angeführten,
nicht aber au« beliebigen anbern ©rünben, bie bem SWeifter genügtnb
erf^einen, guläffig ift.
Verfa))fttitg nnb Vtrfaljrcn.
3ft für ©treitigfetten au« bem fiehrVerhültniffe bie gfumutgSbehürbe
(©ewerbeorbnung §. 97, 4) ober ba« gfnimng«=©chieb«geriiht (©e*
werbeorbnung §. 97 a, 6) jaftäabtg?
9ia(h §- 1 ber unter bem 16. Dftober 1893 genehmigten
^ebenfafcung be« VunbcS ber Berliner Vuchbrucferci*Vcrther(3nnung!
betreffenb ba« Schiebögericht ift ba« Bunbe«fchieb«gericht berufen
unb au«fchliehli(h guftänbig für bie Cnttfcfjeibung oon Streitigfeiten
jwifcheit ben Bunbe«mitglieberit unb beren ©efeüen unb Lehrlingen
tm Umfange be« §. 3 Ab). 1 be« 9teidj«gefefoe« betreffenb bic
wcrbegerichte vom 29. 3uli 1890. Aud) Ijat in bem §. 44 be«
3nnung«ftatut« eine barauf begiigliche Befiimmung Aufnahme ge*
funben. 3n Solge beffen ift feiten« bc« ttgl. ^oligeipräfibium« gu
Berlin unter bem 18. SKooember 1895 auf ©rititb ber ©ewerbe*
orbnung §. 100e angeorbnet, bah Streitigfeiten au« ben Lehr*
oerhältniffen ber vorerwähnten Art auf Anrufen eine« ber ftretten*
beit Shetle oon bem Schiebögericht be« Buitbe« auch bann gu
entfdjcibeu ftnb, wenn ber Arbeitgeber, obwohl er ein in ber
Snnung oertretene« ©ewerbe betreibt unb felbft gur Aufnahme in
bie Snnung fähig fein würbe, gleidjwohl ber Snnung nicht aitge*
hört. Semetttfprcdjenb hnt ber Bunbeöoorftanb burch ein 9tunb*
fchreiben vom 16. Segember 1895 bie auherhalb ber Snnung
ftehenben Snhnbcr oon Buchbrucfereibetrieben aufgeforbert, ihre
Streitigfeiten au« bem Lehroerhälhiiffe burch ba« BunbeSfchicb«*
geriet entfdjeiben gu laffen.
Stcfe« Vorgehen giebt gu redjtlichcn Bebenfen infofern Anlaß,
al« es bem gcfejjgebcrifchen ©illen nicht entfpricht, Streitigfeiten
au« bem Lcljrocrfjältniffe ber (intfdjeibutig bc« 3nnung«s0djicb«=
geridjt« gu unterwerfen. Soldjc« geljt unoerfeitnbar au« §. 79 be«
©ewerbegerid)t«=©efcbe« oom 29. Suli 1890 heroor, wonach bie
3uftänbigfeit ber Snmmgen gur ©utfcheibung oon Streitigfeiten
gwifdjen Arbeitgebern unb ihren Lehrlingen (©ewerbeorbnung §. 97
dir. 4, §. lOOe 9fr. 1) fowie bie 3ujtänbigfeit ber 3nnung«*Schieb«*
geridjte (©ewerbeorbnung §. 97a 9fr. 6, §. lOOi Abf. 2) burch
biefe« ©efeö feine ©infdjränfung erlctben. Senn bamit wirb flar
itnb ungweibeutig gum Aubbrucf gebradjt, bah in ben burdh bie
©ewerbeorbnung eingeführten Spruchbehörben nicht« geänbert
werben, aber auch weiter, bah groei unter fich oerfchiebene Spruch*
behörben befteHt würben unb gur ©ntfdjeibung ber Streitigfeiten
au« bem ßchroerhältniffc unb au« bem Arbcit«oerhältniffe jebe
berfelben unter Au«fchluh ber anberen nach bem gefehgcbcrifchen
©iUen guftänbig fein füllen, werben bie SRotioe Seite 42/43 gu
bem ©nttourfe §. 72, welcher ben ©ewerbegericht« - ©efeüen §. 79
bilbet, fowie ber $ommiffton«beridf)t S. 19 unb ber Stenographifch^
Bericht Seite 451 ff. ergeben.
S)ie 3 u ftänbigfeit«grengc befttmmen mithin bie burch bie
3nming«noveIIe oom 18. Snli 1881 in bie ©ewerbeorbnung ein*
gefügten §§. 97 unb 97 a. Bon benfelben enthält ber §. 97 bie
obligatorifchen unb §.. 97 a bie fafultatioen 3nnung«aufgaben.
föadj §.97 ift Aufgabe’ber neuen Snnung gu 4. Streitigfeiten ber
im §. 120a, (an beffen Stelle nach §. 78 be« ©ewerbegericht«*®e*
fefee« jefct beffen §. 3 tritt), bcgeichneteu Art gwifchen ben Snnung«*
mitgliebern unb ihren Lehrlingen an Stelle ber ©emeinbebehörbe
gu entfeheiben. Auf ©runb ber ©ewerbeorbnung §. 98a muh ba$
109
©eroerbegericßt. SRittljeilungen beS VerbanbeS beutfdjer ©eroerbegerichte. Ar. 10
110
3nnungSftatut Veftimmung treffen gu 2e über bie Vilbung ber
Seßörben unb baS Verfahren gur Entfcßeibung ber im §. 97 9£r. 4
Begeicßncten (Streitigkeiten. ©arauS folgt unroiberlegbar, baß nur
ber 3nnung3au8fd)uf$ für baS SeßrlingSroefen mit ber Entfcßeibung
derartiger (Streitfälle befaßt roerben fou unb ferner, baß beffen $u*
fammeufeßung im 3nnungSftatute geregelt fein muß. ©ieS ergtebt
aud) ber Entwurf eines 3nnungSftatutS nebft Erläuterungen in ber
©efanntmacßung oom 11. 3<wuar 1882 (Eentralblatt für baS
©eutfcße SReicß, 247) foroie bie bagu erlaffcne preußifcße SRinifterial-
Verfügung oom 9. SJlärg 1882.
©er §. 97a ermächtigt bie Sunungen, ScßicbSgericßte gu
errichten, welche berufen finb, Streitig feiten ber oorbegeidjneten Art
*roif<ßen ben SnnungSmitgliebern unb bereu ©efellen an Stelle ber
fonft guftänbigen Veßörbeit gu entfcßeiben. gär bie auf ©runb
beS §. 97 a gu erricßtenben ScßiebSgericßte regelt §. 100d bie
näheren Vefümmungen. 9&acß Ießtercn müffen bie Veifißer je gur
4?alfte aus ben 3nnungSmitgliebern unb beren ©efeHett entnommen
fein unb roirb ber Vorfißenbe oon ber AufficßtSbeßörbe beftimmt.
(5r braucht ber Snnung nicht angugehören. Aa(ß §. 98 c ftnb bie
erforbetlicßen Veftimmungen für bas ScßiebSgericßt in Stebenftatuten
gufammengufaffen.
©er 3 u f aiTITnen ^ ari 9 a ^ cr ^* c f er flauen unb ungroeibeutigen
SRecßtSregeln läßt als gefeßgeberifeßen Willen erfennen, baß
Streitigfeiten
a) aus bem Seßroerßältniffe nur burch SnnungSmitglieber,
b) aus bem ArbeitSoerßältniffe aber burch SnnungSmitglieber
unb beren ©efellen foroie einen Vorfißenben entfdjieben
roerben foHen, roelcher ber Snnung nicht angugehören
braucht.
©ieS tritt noch mehr ßccoor aus ben §§. 100e Abfaß groifchen
3iff. 2 unb 8 foroie 100 i Abf. 2. ©enn auf ©runb beS §. 100e
3iff. 1 fann für ben Vegirf einer Snnung, beren Sßätigfeit auf
bem ©ebiete beS SeßrlingSroefenS fich bewährt hat, burch öic höhere
SSerroaltungSbehörbe nach Anhörung ber AufficßtSbeßörbe beftimmt
roerben, baß Streitigfeiten aus ben &eßn>erßältniffen ber im §. 3
beS ©erocrbegericßtS-©efeßeS begeießneten Art auf Anrufen eines
ftreitenben ©heiles oon ber guftänbigen Snnungsbehörbe auch bann
gu entfeheiben finb, roenn ber Arbeitgeber, obwohl er ein in ber
Snnung oertreteneS ©eroerbe betreibt unb felbft gur Aufnahme in
bie Snnung fähig fein würbe, gleichwohl ber 3nnung nicht ange»
hört, roährenb auf ©runb beS §. lOOf burch bie höhere Ver-
roaltungSbeßörbc beftimmt roerben fann, baß bergleichen Arbeit¬
geber unter 3iff* 3 3 « ben Sfoften beS oon ber Snnung errichteten
ScßiebSgericßtS ßerangegogen roerben bürfen. Sft biefe Veftimmung
hinfichtluh öeS ScßiebSgericßteS getroffen, fo tritt baS Ießtere auf
©runb ber ©eroerbeorbnung §. 105c Abf. 2 an bie Stelle ber
fonft guftänbigen Veßörbe, roenn baffclbe oon einem ber ftreitenben
©ßeile angerufen roirb. daraus erhellt, baß auch hei ber Aus¬
beutung ber 3nftänbigfeitSgrenge auf außerhalb ber Snnung oer-
bleibenbe VetriebSunterneßmer ftreng unterfeßieben roirb groifchen
ber Snnungsbehörbe unb bem 3nnungS-Sd)iebSgericßte. AuS ber
Veftimmung in bent Abf. 2 hinter 3Ü"f- 2 beS §. lOOe, wonach
nur bie $omtniffion gur Prüfung ber öeßrlingc gur £>älfte oon
ber Snnung, gur §älfte oon ber AufjtcßtSbeßörbe berufen roerben
foll, folgt unroiberlegbar, baß für bie SnnungSfprucßbeßörbe beS
§•97 3tff. 4 eine gleiche 3nfammenfeßung nicht geroünfeßt rourbe.
Sft biefen IRecßtSregeln bie Atierfennung nicht gu oerfagen, fo
muß man gu ber Schlußfolgerung gelangen, baß cS bem gefeß-
geberifeßen Willen nicht entfpricht, (Streitigkeiten aus bem Seßr-
oerßältniffe ber Snnungsbehörbe ber ©eroerbeorbnung §. 97
3tff. 4 gu entgießen unb bem Snnnngs-Scßtebsgcridjte beS §. 97 a
Qiff. 6 gu unterwerfen. Es roürbe beShalb roeber ber Sehrherr
noch ber Sehrling oor bem 3»nungS=ScßiebSgerid)te SRecßt gu
nehmen unb gu geben brauchen unb ein über Streitigfeiten aus
bem Sehroerhältniffe gefälltes Erfenntniß beS SnnungS-ScßiebS-
gerieftes nicht ooUftrecfbar fein, auch nicht rechtskräftig ben be¬
theiligten Parteien gegenüber roerben fönnen. Auf ©runb ber
Eioilprogeßorbnung §. 513 roürbe bie Entfcßeibung als auf einer
Verleßung bes ©efeßeS berußenb angufehen fein, welche baS SnnungS-
(ScßiebSgericßt über Streitigfeiten aus bem Sehroerhältniffe trifft,
foroie nach beffen §. 542 ber Seichtigkeit unterliegen, toeil baS er-
jfennenbe ©erießt nicht oorfchriftSmäßig befeßt roar. Um nicht
AecßtSunfidjerßeit in bie baoon betroffenen Greife gu bringen, er-
fcheint eS beShalb geboten, burch ein Aacßtragsftatut bie Mängel
beS gegenwärtigen abgufteüen, roogu ©eroerbeorbnung §. 98 b Abf. 2
3iff. 1/ §• 98 c, §.104 Abf. 3 bie gefeßlichen Unterlagen bilben.
3)aß roeber ber Snnungsbehörbe noch bem 3nnungS*S<hiebSgerichte
ber Ausgleich oon ArbeiteraüSftänben übertragen roerben fann,
oielmehr hierfür ausschließlich baS ©eroerbegerießt gujtänbig ift,
ergeben bie ftenographifchen SBericßte Seite 645, wonach SnnungS*
Scßiebsgeridhte nießt als Einigungsämter auSgebilbet finb unb
beSßalb bei Streitigfeiten groiftßen SnnungSmeifter unb -©efeHen
fein Sßeil geßinbert ift, ein ©eroerbegericßt als Einigungsamt
angurufen.
^Berlin. S. C>ilfe.
Qu SnnungS-S^tebSgertihte itt ber SnnnngS-9tobeHe. Durdj
bie Scßlußabftimmung über bie SnnungS-Aooelie in ber SfteidjStagS-
fißung oom 24. S»ni (oergl. bie gleicßgeitig hiermit ausgegebene
Aunnuer ber „Sogialen ißrajis") mürben bie iBeftimmungeri über
SnnuitgS-SdjiebSgcricßte troß ihrer roeitgehenben Eingriffe in bie
©eroerbegericßtS-Serfaffung bei Einführung oon 3mangsinnungen
unoeränbert gelaffen. Es lagen bagu Anträge oon beit beibcn 23olfSs
Parteien, foroie oon ber fogialbemofratifcßcn Jraftion oor. ^ie erfteren
beeften fieß in ber .gmuptfaeße mit ben SSorfcßlägen beS 2krbanbeS
beutfeßer ©eroerbegeridjte unb roareit im Wortlaut tßeilroeife ben
Sfranffurter unb ^Berliner Anträgen entnommen (oergl. bie oorige
Kummer beS „©eroerbegerießts"); fie rourben naeß einigen ober-
fläcßlüßen unb unrichtigen E)egenbemerfungen beS Abg. ©amp ab-
gelehnt. S)ie fogialbemofratifcßen Anträge hingegen rourben an¬
genommen unb begeießnen roenigftenS in einem fünfte einen 3ort*
feßritt. ©aß bie S?otßfrift gur gericßtlid)en Anrufung gegen Ent-
feßeibung ber Snnungen unb SnnungS-ScßiebSgericßte oon io Sagen
auf einen 3Ronat oerlängert ift (§. 91), läßt fid) groar oerfeßiebeu
beurtßeilen. Einen groeifcllofen önrtfcßritt bezeichnet aber bie An¬
nahme beS Antrages gu §. 91, wonach bei 23erfcßleppung burd)
bie SnnungS-SdjiebSaerichte baS ©eroerbegericßt (ober roenn ein
folcßeS nid)t befteßt, baS orbentlicße ©erießt) guftänbig wirb, ©ie
bieSbegüglicßc Seftimmung im §.91 lautet:
„2)tc SlnbctQumuncj beö wften SertninS füll innerhalb acht Saßen na*
Eingang ber ßfage erfoigen unb bie Entfärbung nach Uttöglic^feit befchleunigt
toerben. SBirb bie achttägige ^rift nicht innegehaiten, fo fann ber Kläger oer«
langen, ba§ ftatt beö 3«n u ”Ö ä *®chifh8geri(ht8 an ben Orten, too Eetoerbegerichte
beftehen, biefe unb, too fol*e nicht beftehen, bie orbentlichen ©erichte entf*eiben.
S?ie8 ©erlangen ift bem barna* guftänbigen ©etocrbegericht ober orbcntli^en
©ericht unb bem 3nnung8*@chieb8gericht f*riftlich mitjutheilen."
©ertn bie ©cfaßr, baß burd) Vermehrung ber SunungS-Scßiebs-
erießte eine ©urcßlö^crung ber ©eroerbegeri^te eintrete, beftehen
leibt, fo ift immerhin bcmerfenSrocrtß, baß ber preußifeße «sjanbelS-
minifter Vrefelb erklärt ßat, cS folle baS ©ciichmiguiigSrecßt bagu
benußt werben, um Beeinträchtigungen ber ©eroerbegcricßte gu oer-
meiben. ©ie ©eroerbegcricßte roerben baßer gut thun, too ber ^lau
eines Snnungs-Scßic&sgerithts anftaucf>t, bie Angelegenheit oon
AmtSroegeu in ^Icrtar- ober Ausfcßiißiißungen gu erörtern unb fo
früßgeitig wie möglid) in gönn eines Antrages auf (vJrunb §. 70,
Abf. 8 beS ©croerbegeri<ßtS-©cfeßcS bei ber oberen Verroaltungs-
beßörbe oorfteOig gu roerben. hierbei roirb auf bie Erklärung bes
«^anbelSminifterS Brefelb in ber JReicßStagSftßiing oom 22. Smü
Begng gu neßmen fein, ©iefe Erklärung ßat folgenbcn 'Bortlaut:
„3>n ber ©emerbeorbnung — §. 08 c — ift auSbrurfli* oorgefehen bie ©e*
nehnttgung ber Errichtung bon 3 nni,n flWieb8gerichten burd) bie ©ermaltungö«
behörbe, welche bte ©enchmiguitg nach ©rmeffen oerfagen fann. 2öirb bie
©enehmigung aber nicht Oerfagt, fembern ertheilt, fo ift ©efd)tuetbe bagegen an
bie yanbeSjentralbchörbc auläffig. ^gch Weiß alfo nicht, bafe ba genügenbe ©arantie
nicht gegeben fei, um in foldjem gall, too toirflich ©ebenfen oorliegen, bie ©e*
nehmtgung ju oerhinbent. ber ©egrönbung ber ©eftimmung be8 §. 98 c ift
fogar atiSbrücfUd) gefagt, bet btefer ©rüfung folle auf bie örtlichen ©erbältniffe
Aücffidjt genommen werben. S)a ift hoch nicht flu beforgen, baß bur^ btc Irr*
ridjtung eine« 3nnung8*£chteb8gericht8 in ber £bat ein ftörenber Eingriff in be*
ftehenbe ©erbältniffe ftattfinben fönnc."
Uugußänbigfeit ber ©eUierbegericßte für 9tegreßanfprücße. ©aß
bie ©eroerbegericßte nießt guftänbig ftnb in 0ällen, in benen ein
Arbeiter baS ArbeitSoerßältniß oßne Äünbiguitg ocrlaffen ßat, wegen
beS SRegreßanfprucßS aus § .125 ber Aeid;Sgeroerbeorbnung gegen
ben neuen Arbeitgeber gu entfeßeiben, erfcßeiitt groeifelloS. Vom
©eroerbegericßt gu SRemfcßeib roirb nun auf foIgenbcS Vcbenfen
aufmerffam gemacht: ©iefe befeßränfte 3 u fiönbigfeit füßre gu
Beiterungen, bie geeignet finb, ben Anfprud) ber Verleßten in ben
meiften gälten ittuforifcß gu machen, ^raftifcß fei baS Ergebniß
faft überall, baß ber Arbeiter fuß mit SRücfficßt auf feine geringe
^fänbbarfeit oon bem ©eroerbegericßt Jontumagireit Iaffe, roäßrenb
ber neue Arbeitgeber oor bem AmtSgerid)t burd) roirflicße unb oer-
meintlicße Einreoen bie Entfcßeibung fo lange ßiugieße, baß oon
einer roirffamen Veftrafung beS Vertragsbruchs nießt meßr bie Siebe
fein fönne. Wir oerfennen nid)t, baß biefe Vebenfeit gecedilfertigte
ftnb, unb würben eine eoentuette Erweiterung ber Üompcteng ber
©eroerbegericßte auch nach öiefer SRicßtung ßin für feßr fegenSreicß
halten.
111
©a« ©cnjer&cgeritfjt. 9Kittf)eilungen be8 Bcrbanbe* beutfdier ©eroerbegeridjte. Sir. 10.
112
(Ein igutt grämtet.
CnnigiingSämter am ©etoerbegeridjt Blainj. 3m Saufe beS
©ef<häft3iaf)re3 1896 rourbe ba£ ©erocrbegerict)t ÜJiain^ non ben
pereinigten ‘Bauarbeitern oon 5)laittg unb Umgegenb gut Beilegung
ber gruifdjen ihnen unb Den Bauunternehmern beftchenben Sohn*
ftreitigfeiten al£ ©iuigungSamt angcrufen. 3n ber Sifcung beö
lepteren oom 15. 3 l| li 1896 fam eine Bereinbarung gu Stattbe,
burd) iucldjc bie ftreitigen fünfte fämmtlid) bie nmnfd)en3roerihe
©rlebigung fanben. — Am 9. Blärg 1897 richtete bie £ohn=$otn»
miffion ber Bereinigten Sünder, Btaler unb Sacfirer oon SRaing
unb Umgegenb an ben Borftfeenben be£ ©eroerbegerichtö baö (Br*
fudjen, berfelben gum 3 ro ccfe giitlidjer Berftänbigung über bie ge*
forberte Sohnerhöhung unb bie gestellten Arbeitsbedingungen ©e*
legenheit gur Sluöfpracfje mit ihren Blciftern auf bem neutralen
Bobett beö ©erocrbcgcrichtö gu geben. Auch h^r gelang e3 in
einer Bcrhanblung, bie am 11. SHärg 1897 ftattfjatte, über alle
ftreitigen fünfte eine Einigung gu ergielen. 9lur bie Sohnfrage
rourbe offen gelaffcn unb bie dntfeheibung über ba3 non ben
SKciftcrn gemachte, eine Aufheiterung bes StunbenlohueS um brei
Pfennige gufichernbe Angebot ber Befchlufefaffung ber betheiligten
Arbeitnehmer porbehalten. ^iefelbcit gaben fid) fpäterhin auch öa*
mit gufrieben, fo ba& eine Arbeitseinteilung glüeflid) oermieben
mürbe. (SahreSberüht be£ ©eroerbegerichtö SÄaing.)
(ßutndjten unb Anträge.
SoftttgahlungStagr für Dortnratib. Das ©eroerbegeridjt Dort*
mutib put ben Arbeitgebern burd) öffentlithc Befanntmad)ungen
empfohlen, Samstag* auf feinen A-all gu löhnen. lUit Aiicffidit
auf ben ^Nittrood)* unb Samstag* ftattfinbenben >>auptmod)enmarft
iit ben 3ntcrcffcntcn ber bringenbe !Aatf) ertheilt roorben, bie
Sühnungen Dicuftag* ober Freitag* erfolgen gu laffen. Biaftgebcnb
hierfür mar bic ©rroägung, bag ber Sonnabeub megen bee baraiii*
folgenben Sonntage* ' für bie (Empfänger bes Sohnes mohl am
ungünfiigftcn gewählt fei. Die (Erfahrung lehrt, baß oicle Arbeiter
ber Berfiihrung unterliegen, ben erhaltenen Betrag im Anfd)hiB an
bic Söhnmtg oft bie in bcu Bloutag hinein im SÖirtl)»häufe gu
uergehren; es mirb ferner ben Arbeitern crfchmert, ben erhaltenen
Sohn alsbalb gur Anfdjaffnng oon Sebenemitteln u. f. w. %u
nermenben.
JUlgeuwine^ übet dtanexlugeKiifytt unb
^rbriteurrtrug.
©cTOerbcgerichte t« Belgien 1896. Das belgifche Arbeitemm
oeröffentlicht nad)ftehenbe Daten über bie Dhätigfcit ber Bntb’honinie*
im3ahre 1896. Den oorhanbenen 27 ©eroerbegerichten mürben 7624
Streitfälle oorgelegt (gegenüber 7153 im Borjahre); hier non rour*
ben 5757 ober 75 Brogent burd) Ausgleich beigelegt, 698 ober
11 Brogent mürben burch Urtheil erlebigt unb 1118 Streitfälle
mürben oon ben Parteien fallen gelaffcn. < 3>ie befchäftigtften ®e*
roerbegerichte ftnb:
Streitfälle in
1896
1895
Sa Soupiere . . .
984
998
Brüffel.
965
757
©harlcroi ....
825
709
3?eHe§ ....
706
545
B^oleubecf St. 3^*au
571
485
Berbreitung ber ArbeitSgettcl. Borgehen bei ftüisfgttyett ©c-
roerbegcridjtö ÄÖln. Das ©eroerbegeri<ht $öln bemerft in feinem
Sahreäbertdjt, bafe bort, um ben oom ©eroerbegericht ausgegebenen
BertragSformularen (ArbeitSgetteln) Eingang gu oerfchaffen, bie*
feiben jeber Sabung beigefügt roerben; ein Berfahren, bas jtd) riel*
leidet auch in anberen Stabten empfehlen bürfte.
Die glcicbgeitig hiermit ausgegebene 9lr. 40 ber BSodjenfchrift
„Soziale ©entralblatt für Sogialpolitit" enthält u. A.:
Der ©rnte*Streif in Ungarn. Bon |)nnbeI*fammer*Sefretär
Dr. @. 3 Mrejcft. 2)er Biuuigipal-Sogialiömuö in ©nglanb.
Bon (Bb. B er u ft ei u. ^)er gegenroärtige Staub ber SBohnungS»
frageiit Seutfdilanb. Bon Dr. jur. &. o. Biangolbt. — Reform
ber lanbmirth|d;aftlichen Arbeitöoerhältniffe iit Dcfterreich;
(vrgebniffc ber Aeid)Stag§fc|fion; ®entfd)e 3itnungdnoüeHe;
Tentfcheö*Blargarinegefep: Bcfätnpftmg fogialer Beftrebungen
in "i)eutf(hlanb. — Stäbtifdjea Bierfdjauf * 3teguiatio für
3)re5ben; itongre^ ber fogialtftifd)eu ©emeiuberäthe Belgiens;
Siberalcr Hrciöoereiit 9?orbt)aufen gur görberung ber Selbft*
ocrmaltung. — Bergarbeiterau^jtanb im tf)üringifd)cn Braun*
fohlenreoier; ©erocrf|d)aftlid)e ArbeitSftatiftif bcS öfterreid)ifchen
BmhbnufgemerbeS. — Adjtftunbentag im öftcrreid)ifd)en Berg*
bau. Sogialbemofratifdjer Antrag; ©emerbeiitfpcftion tu
Biedlenburg; Äranfenoerficherung ber unftäubigcit Arbeiter.
Aufhebung ber BerficherungSpflidjt. — Berringerte Sterblich»
feit in Sonboner Blufterhäufern. — 2echuif(he0 UnterridjtS*
mefen in Sonbon; Unterricht unb Arbeit in ben prenfeiiehen
Sanbgemeinben; Berbot ber Minberarbeit in ©aftroirthfehaften
für Hamburg.
Stänbige 91ubrifen ber „Sogialen All*
gemeine Sogial* unb SBirthfchaft^politif; kommunale Sogialpolitif;
Sogiale 3uftänbe; Srauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer*
oerbänbe; ©emerbegerichte, ©inigungSämter, ArbeüerauSfchüffe;
Arbeiterfdhup unb ©eroerbeinfpeftton; Berfuherung, Sparfaffen;
Armenpflege; SBofjnungöroefen; ©efunbheitSpflege, ©rnährung; ©r*
giehung, Schule, Bolfsbilbung; Suftig; Öinangen; Sanbroirthfdjaft,
^anbmerf unb ©rofeinbuftrie; ^anbel, tfrebit; Berfehr; Sitterarifche
Äeu - ©rfcheinungen. — „Der Arbeitsmarft." Ulittheilungen ber
literarifchen CentralfleQe für Arbeitsnachtoeis.
©ie , f ^*|t«c« Praxis, feutr«I6C«tt (Sr erfd^int jeben ©oimerftag
unb foftet bietteljä^rli^ 2 JC 50 ^ einfthliebltch bex äRonatöbetlage t ©a«
©eöcxbcgcri^t". 3 U beziehen buxdj fammtUdje ^oftanftoltcn unb Sucbbaublungtn
fowie bireft bureb bie Bextagdbuchhanblung (<£axl Rebmanns ©etlag, Betlin w.,
SKauerftr. 44).
©arf «Xiepmannd Verlag
Berlin vv ., SRaucrftr. 44.
Cafdjenbud?
bc6
©furerbe- nnb ^rbeitnrfdjts
3um täglichen ©ebraud)e bearbeitet
1>01t
6 k arg <£*oert,
iUegtcninfljJcutb,
umaearbcitetc Auflage
!l. b M . 189 Seiten ftarf, in biegfamem Umfchlag.
Brei« 1,60 «tt, poftfrei 10 Bf. mehr.
Bei uns ist erschienen:
J. Haas, Kommentar zum Reichs-Gesetz
betr. die Gewerbegerichte, s m.,
gcb. 6 M.
Archiv für öfff. Recht. IX. 4: IPF* „Ale der bei weitem beete von
den vier genannten Commentaren ist der von Haas zu bezeichnen.“
Göttingen.
Vandenhoeck & Ruprecht.
0etoer*e<)cxi4t" erfc^etnt enn eTftcu ©onnerftog jeben 2Honat6 im SDlhtbeftumfanfl bon V» Sogen unb ift but(b olle ©udjbanblungen, ©pebitente
unb BoÜömtet (BofaeitunßSmnmner 2811») 3U bejieben. ©er BteiS betrftgt für baö 3abr 9K. 1, bei birefter poftfreier 3ufenbung burth bie BerIog8hanbIung SJt 1,40.
«Carl pepmannS »erlag in »erlin W. aWauetftrafee 44. — «ebrurft bet Juliu# CUienfelb in Berlin W. — »erantnoriUcb für bie »Nbaftion: Dr. 3. Saflrow in C^crtotienbinipeerlin.
II. gafjtflattg,
©erlin unb fjranffiirl d. 2)7., ben 5. Huguft 1897.
Hummer 11.
fas ©fioftbcgfrittjl.
ntittBjetlungen bes Perbanbes beutfcfyer (ßewerbegertcbte.
SfcbaftionSaueföug: stabtrattj Dr. jUftlj in gfranffurt «. SR. unb SKagifttat«=2lffeffor ®un# in Betlin.
ff fßitat Ml «f« f«ft« 9 m«ü. V rd * i«f>n4 ! 9ni
(Kar! #e$mcmnf Setlag, Betlin W. f SÄauetfta. 44.
Herausgeber:
Dr. |i. Iiaflrxm».
jtoflenfrete Beilage jut „©ojlalen Btaji«®
Stfle für bie Stebaftton beß „©etDetb€getl(btS M beftiminten ©enbungen bittet man ju abrefftten: 8ln Herrn SÄagiftratß-affeffor ©uno, Betlin NW., Shunnftr. 30 a.
3nljalt
113
Uerfaflung uni» ^erfahren ... ii6
#*#tfpr*#ung
3ft BiebftablSoerbadjt unb Botleben
ein »tdjtigeT ©runb aut 25fung beß
arbettSoerhältniffeß beSSBerfmeiftcrß ?
(©ewerbegeridjt Berlin).
5?ctnn bet atbeiter entlaßen werben,
weil et ben Ülnotbnungen beS Arbeit*
gebetd in Beäug auf bie häußlicben
(finrldjtungen nicht nacbgefommentfi?
(©etoerbegetidjt Breöben).
„UngehoTfam" als ©nttaffungSgrunb?
(@eroerbegeri#t ®eta.)
©djabenerfafo wegen 9H#tattßhänbiguitg
bet Duittungöfarte. ffiitb folcfeet
babutcb außgefdjtoffen, bafe bet «t*
beitet berabfdumt bat, bie jut @t»
langung bet Äarte geeigneten ©cferitte
$u tbun? (®ewetbegeri<bt Äönigß-
berg i./$r.)
baß ©ewetbegericbt auftönbig für
Klagen bon ©efeülfen in 2anbfdjaftß*
gärtnetelen? (©ewetbegeticbt granf*
furt a. 3Ä.).
SageSgett bet ©ifeungen beß bewerbe*
geriete. ©ew3brung bon ©efefeeß-
testen an bie Seifner.
BegnabigungSgcfucfe wegen Orbnungß*
fttafe. ßuftSnbigfeit beß preufeifcfeen
HanbelßminifterS.
©itttgangßftmtcr. 116
©aflertfcfeeß öefefe betteffcnb Bet«
mittelungßamt.
©cbiebßricbtetlicbe ©djlidjtimg bet
©trcitigfeiten gtoifcfeeH ber englifdjen
Siorboft*Babn unb ihren Slngeftettten.
$ttg*utrht** füttr ©nwr&f gert#tf
Mb XfMimttitm .116
UebetSobnabaügebeimSltbeitß«
bertrag. Born @ewerbegerid)tß*
Botfibenbcn 2Bolff«Offenbacfe.
©rofehtbuftrie nnb ©etoetbegeridjt.
Stecfetßöetblnblicfefelt ber arbeitßoeb*
nungen.
fiC* <5enm;twgerl#tß - jUm-
ferm?. 120
gnbnltßangaben bet „©ogtalen BrajiS".
abbrud fäntmilidbet ®rtifet ifl ß^tungen unb 3*rtfc^xiftcit geftattet, jebo# nnt
mit polier Quellenangabe.
U«d)tfpKdjaiig.
3ftBiebftahIßuerba#t unbBorleben ein wichtiger ©runb
gur 2öfung beß arbeiißoerhältniffeß beß SBerfmetfterß?
§. 133 b ber Stei#ßgcwerbeorbnung. (Urt^etl beß ©ewerbegcrichtß
Berlin, Äammer I, I. 2259/95 - Borfifeenber: SÄagiftratßaffeffor Se#ow -
unb beß 2anbgeri#tß I Berlin).
Ber gufcbneiber 2. war oon bern Snhaber cineß HrrrengarbeToben-
gcfcbäftß oorgeitig entlüften unb forbert Hagenb Soßung fetncß 2obneß
biß Äblauf ber ÄünbigungSfrift auf ©runb folgenbcn 3:^atBeftanbe0:
Bellagter hat am 26. Oktober 1895 beut Kläger ben Borwurf ge¬
macht, biefer habe ibm gutterfioffe unb anbereß arbeitsmaterial ent*
werfbet. Bet Kläger habe baß gerabe fo gema#t, rote bei feinem
trüberen arbettßgeber SÄ. Kläger bat fxd^ barauf gegen biefen Bornmrf
ocrtbeibigt, ber Berflagte hat ihn aber alßbalb wegen beß Berbadjtß
beß Bicbftahlß auß bem Bienft entlüften, unb er bat am 31. Dftober
1895 gegen ben flläger eine ©trafangetge wegen beß angeblich ihm
gegenüber oerübten Bicbftahlß unb wegen eineß bet bem früheren Ärbeit*
geber SÄ. nerübtcn 2)iebftablß erftattct. 5)urch baß baraufbin erlaffene
rechtßfräftige Urtbeil ift ber Äläger non ber Änflage beß Biebflablß in
einem Salle — betreffenb ben BeHagten alß Befchäbigten — frei-
gefprochen, wegen beß Biebftablß gegen Bt. jeboch gu gwci Soeben ®e-
fängnib nerurtbeilt worben. 3njwif<ben batte auch ber Älager feiner-
feitß am 7. Stooember 1895 wegen ber in bem Borwurf beß SJiebftablß
enthaltenen Beleibigung gegen ben Besagten bie ^rioatflagc erhoben;
bie Eröffnung beß §auptoerfahrenß ift jeboeb burch ben @erichtßbefchlu&
oom 1.2>ani 1890 unb ben Befcblufc beß Befchwerbegerichtß 00 m 27. 3uni
1896 abgelcbnt worben.
3n biefem Icbteren Befchluffe ift außgefübrt, ba& ber Bcflagte,
welcher in bem ©trafoerfabren alß 3 C »9 C eiblich befunbet habe, bafj er
längere Seit nor ber Sntlaffung beß ftlägerß Argwohn gegen ihn gehegt
unb nach örfunbigung bet bem früheren ^ringipal SÄ. über fein Bor¬
leben ihn fcharf beobachtet habe, berechtigt gewefen fei, baß unerflärliche
Hbhanbenlommen oon Stoffen auß feinem ©efchäftc auf bie ©chulb beß
Älägerß auTÜdguführen, ba& er fonach burch feine, gur SÄotioirung ber
fofortigen ©ntlaffung gemachten Borhaltungen in SBaljrnehmung berech¬
tigter gefchäftltdjcr Sntereffen gehanbclt habe. 3n jenem Befchluffe bc-
finbet fich ferner ber ©ab, bie Sreifpr?<hutig beß 2. im <$aHe @. beweife
nicht, bafj etwa feine oolligc Unfchulb feftgefteDt fei, fie fei oiclmehr
nur erfolgt, weil eine ftrifte Ueberfübrung nicht möglich gewefen fct.
Baß ©ewerbegericht erachtete bie ©ntlaffung auf biofeen, nachher
nicht betätigten Berbadht beß ^iebftaljlß hin für unguläfftg; ber Bieb-
ftahl bei bem früheren arbeitgeber fönne nicht in Betracht fommen.
Beflagter hätte fich oorher erfunbigen mfiffen. ©r würbe gur Sahlnng
ber 2ohnentfchäbigung oerurtheilt.
®aß 2anbgertcht I h°& ^aß Urtheil auf mit folgenber Begrünbung:
2>le ©ntlaffung tft oott bem Beflagten am fraglichen Sage auß*
gefprochen worben, weil er ftch für beftohlcn ^telt unb weil er ben
Äläger alß Shäter biefeß S)iebftahlß in Berbacfjt hatte. S)urch baß ein*
geleitete ©trafoerfabren ift ber Berbacht nicht betätigt worben; beim
baß ©trafoerfahren hat gu einer tfeeilweifen greifpre<bung, unb gwar
gerabe in bem ben BeHagten alß Befchäbigten betreffenben gaHe ge¬
führt, anbererfeitß ift aber ber bei bem früheren Srbeitgeber SÄ. be¬
gangene Biebftahl beß Älägerß in Wefem Berfahren bewiefen worben;
bie beßhalb erfolgte Beftrafung mit 14 Sagen ©efängnife rechtfertigt
nun aüerbingß nicht of)ne Söcitereß bie oom BeHagten fchoit oorher
außgefprochene ©ntlaffung, gumal bie Beftrafung wegen einer Sljat er¬
folgt war, bie nicht blofe gum ©chaben eineß anberen alß beß BeHagten
(oergl. 2anbmannß Äommentar ber ©ewerbeorbnung 2. aut- §• 123
Siote 4), fonbern auch noch oor antritt beß Sienftoerhältniffeß gefchal).
®ie nachträglich erfolgte Betrafung hat aber hier bie Bebeutung, bafe
fich baburch baß SÄifetrauen, welcheß ber Bellagte am 26. Oftober 1895
außfprach unb ihm ben ©tunb gur fofortigen ©ntlaffung beß ftlägerß
gab, alß ein beredjtigieß erweift- ®ie im ©trafoerfahren eiblich bc-
Iräftigte angabe beß BeHagten, bafe er fuh für befohlen hielt, war
na# freier richterlicher Uebergeugnng für wahr angutiehmen, unb ber
BeHagte war auß anlafe beß bei SÄ. begangenen S)iebftafjlß berechtigt,
ben ftläger beßjenigen Bertrauenß für unwürbig gu halten, weldjeß für
eine gortfefeung beß Bienfioerhältniffeß nöthig war. Sen Äläger trifft
hierbei noch ein Berfchulben infofern, alß er baß neue Bienftoerhältnife
bei bem BeHagten eingegangeit war, no# beoor er baß früher oon ihnt
begangene Bergehen burch ©träfe gefühnt ober fl# wcttigftenß oer*
gewiffert hatte, bafe bie ihm nachteilige Shatfa#e auß feinem Bienft-
oerhältniffe bei SÄ. bem Beflagten befannt fei (oergl. bie analog au-
wenbbare Beftimmung im §. 123 abf. 2 ber ©ewerbeorbnung). SÄa#
beit Umfiänben beß gaüeß mufete benina# auß ber nachträglich wegen
Biebftahlß erfolgten Beftrafung beß Älägerß entnommen werben, bafe
ber BeHagte ihn gur gortfefeung beß Bicnftoerhältniffeß für unwürbig
hielt unb au# für unwürbig gu fjalten berechtigt war, bafe fonadj citt
wichtiger, bie auftjebung beß Bicnftoerhältniffeß rechtfertigenber ©runb
oorlag. (§. 183 b ber ©ewerbeorbnung, oergl. au# bie Stei#ßgertchtß-
entf#eibung in Bb. 32 ©. 249.)
ftann ber arbeiter entlaffen werben, weil er ben an»
orbnuitgen beß arbeitgeberß in Begug auf bie häußlt#cn
@inri#tungen ui#t nachgcfommen ift? (Urtheil beß ©ewerbc-
geri#tß Breßben).
Ber gletfchergefelle ©. war oom gleif#crmeiftcr S- entlaffen worben,
weil er an gwet auf eiiiauberfolgeuben Sagen erft na# 12 Uhr Stacfjtß
begw. gegen 2 Uhr SÄorgenß 11 a# Haufe gcfommeit war, obgleich ibm
115
Ja» ©eroerbegeridht. Mitteilungen bei Berbanbe» beutfdjer ©eroerbegeriehte- 9?r. 11.
110
bei ber Annahme außbrürflidj Qefagt morben roar, ba& er fiel« um 10 Ufjr
Abenb» 31 t §aufe fein muffe, unb obgleich er nach bcm erften 3 ufpätfonimen
uerroarnt morben mar. ©eine ©ntfchäbigungßflagc mürbe abgemiefen.
©rünbe: Aach §• 121 ber ©croerbeorbimng finb ©cfcHcn unb
©efjülfcn uerpflichtet, ben Anorbmuigen be» Arbeitgeber» in Bf 3 iehung
auf bie ihnen übertragenen Arbeiten unb auf bie fjäußlidjen (5in-
ridjiuttgen gorge 3 u leiften. Jer Seflagte hat für bie in feinem
$aufe mobnenben ©efeOfen bie Anorbnung getroffen unb auch beut
Kläger befannt gegeben, bafe biefe um 10 Ufjr Abenb», menn nid)t
befonbere ©rlaubntfj erthcilt morben ift, 3 U #aufe SU fein haben. Jie
Befolgung biefer Anorbnung gehörte fomit 3 U ben nach beut Arbeit»«
uertragc bem Kläger obliegenbcn Serpflichtungen. Ja ber Sllägcr un-
geartet einer ihm ertheitten Serroarming biefer Serpflichtung mieberholt
nicht nachgefommen ift, mar auf ©ruttb uon §. 123 Ar- 8 ber ©eroerbe«
orbnung ber Seflagte für berechtigt 31 t erachten, ben Stläger ohne uor*
herige Auffftnbigung gu entlaffen.
„Ungehorfam* als ©ntlaf fuitgßgrunb? (Urtheil be» ©e»
roerbegeridjt» su ©era.)
Jer flagenbe gabrifarbeiter ift entlaffen morben, roeil er etma brei
Meter non bem gabrifinhaber in beffen Sriuatfomtoir ftehenb, ber mieber»
holten Aufforberung, näher h^an 3 utreten, nicht nachgefommen ift.
Ja» ©eroerbegeridjt hat feine ©chabcn»erfajjflage unter folgenber
Segrünbung abgemiefen: Aach §. 17 ber Arbcitöorbnung fann fofortige
©ntlaffung bet Ungeborfam gegen ^ 3 rtn 3 ipale cintrcten. Jaburch, bafj
Stläger ber roieberholten Aufforberung bei? Beflagten näher Ikranjn*
treten nicht golgc geleiftet hat, hat er [ich un 3 meifelhaft eine# Unge-
horfantß gegen feinen $riti 3 ipal fchulbig gemacht, Jer ©tnroanb be»
Klägers, er habe gefürchtet, Besagter föuntc hanbgreiflich roerbett, roeil
bie» in früheren gällen bei anbern Arbeitern uorgefommen fei, ift un¬
erheblich fchon au» bem ©runbe, meil Kläger roenigften» ben ©illen,
bem Befehl nach 3 ufommen, baburch 3 eigen fonnte, bafj er einen Schritt
näher trat, ©r märe bann immer noch smei Meter non bemBeflagten
entfernt geroefen unb hatte ©eitere» abmarten föniten, jebenfatt» batte
er eine» Ungehorfam» ftch bann nicht fchulbig gemacht.
Anmerfung ber Aebaftion: Unfere» ©rächten» ift ber Begriff *Un»
chorfam" fo allgemein unb fubjeftioem ©rmeffen be» Brtttyipal» an-
eim gefteHt, bafj bie gefffe&ung biefe» ©ntlaffung»grunbe» bem §. 122
ber Betcf)»*®emerbeorbnung 3 umiberläuft. Jer Arbeiter ift auch nur
uerpflichtet, beit Anorbnungett in Se 3 icf)ung auf bie übertragenen
Arbeiten unb auf bie häuslichen ©inricfjtungen golge 3 U leiften. (§. 121
A.0.0.) $ätte beßhalb nicht geprüft merben miijfen, ob eine unter
§. 121 faüeube Anorbnung be» Arbeitgeber» oorlag, ober nicht oielmehr
einer gan 3 minfürlidjen gorberung berechtigter ©cife ber ©ehorfam
nerfagt mürbe? Jer Arbeiter ift hoch fein roiHenlofer ©flaue ber Saunen
feine» Arbeitgeber» (uetgl. meiter unten bie Äußerungen über bie
Aechtßfraft ber Arbeit»orbnungen).
©chabenerfab roegen Aidjtaußhänbigung ber Quittung»-
farte. ©trb foldjer baburch auögefchloffen, bafe ber Arbeiter
oerabfäumt hat, bie 3 ur ©rlangung ber Starte geeigneten
©cfjritte 3 u thun? (Urtheil be» ©eroerbegericht» Stönig«berg i./^r.,
Borftfcenber Bürgermeifter Brinfmann.)
Jie Kellnerin $. ift beim Aeftaurateur 0. bi» 3 um 1 . guli 1896
in ©tellung geroefen. Bei ihrer ©ntlaffuug ift ihr äranfenfaffenbuth
unb Snualibenfarte 00 m Beflagten einbehalten morben. ©ie hatte
bann 3 roar 16 Jage hinburch bei einem auberen Aeftaurateur Aamen» 2.
Stellung gefunben. ©eil fie aber ber uon ihr cingegangenen Bebin-
gung gemäfj Buch unb Starte nicht habe befchaffen fönnen, ift fie
mieber entlaffen. Auf ihre am 21 . guli angefteüte Älage hat fie
Starte unb Such am 24. guli au»gehänbigt erhalten, ©ie uerlangt
jefet noch 2 M. pro Jag ©chabenöerfafc uom Jage ihrer ©ntlaffung
burch 2. bi» 311 m 24. 3ult einfchliefjlich. Klägerin mürbe mit ihrem
Stlageanfpruch abgemiefen.
©riinbe: SHägerin hätte ben ihr angeblich entftanbenen ©chaben
leicht abmenben fönnen, menn fie fofort nach bem 1 . Suli unb nach
ber ©eigerung be» Beflagten, ihr Buch unb Starte h e *au» 3 ugeben,
Stlage erhoben hätte, ©ie hat hi fr Jn umfomeljr Seranlaffung gehabt,
nl» ihr ihrer eigenen Angabe nach bie Beibringung uon Starte unb
Buch uon 2. 3 ur Bebiitgung gemacht morben mar. $ätte fie balb
nach bem 1 . Suli Stlage erhoben, fo märe fie ohne 3roeifel redji 3 eitig,
mie jefct in brei Jagen, in ben Befife uon Buch unb Starte gefommen.
5Bcil fie bie» nicht getljan, uielmehr brei Soeben nu^Io» hatte uer-
ftrcichen Kaffen, hat fie fich bei Abmenbung bc» ihr brohenben, nur
mittelbaren Schaben» eine» groben Berfchen» fchulbig gemacht unb
ift nach §• I 9 Allgemeine» 2anbredjt I, 6 ihre» ©chabenerfabanfprucb»
uerluftig gegangen.
gft ba» ©emcrbegericht juftänbig für Silagen uon ©e»
hülfen in 2anbfchaft»gärtncrcien? Urtheil bc» ©crocrOegcridjt»
'M granffurt n M. Sorfitjenbcr: Magiftratvaffeffor Dr. Bohlmann.
Jie Silage eine» ©ärtnergeljülfen ift megen Un 3 uftäitbigfeit tes
©emerbegericht» abgemiefen, ba ber Beflagte feine eigene ©ärtnerei
befafj, fonbem auf einem ©runbftücfe bet einem Briuatmann freie
©ohnung hatte, rnofür er bort unb auf bem Bachbargrunbftücfe bie
©ärten in 0rbnung halten mufete. ©r übernahm nebenbei bie Unter*
haltung unb Anlegung fonftiger ^außgärten, 3 U melchrm er fich
uorübergehenb Arbeiter annahm, ©inen ^anbel mit Blumen ober
©emüfe betrieb er nicht.
©ine gemcrbliche ©treitigfeit mürbe nicht al» uorliegenb erachte:,
meil c» fuh um einen gnll ber 2anbfchaft»gärtnerei hanbelte. AI» folche
fei anjufehen bie Bemirtfchaftung uon ©ärten, fei e» bafj fie barm
befteht ©ärten an 3 ulegen ober 3 U unterhalten, hierin allein habe bie
Jhätigfeit be» Beflagten befianben.
Uetfafjung uttb fietfaijrtn.
Jagcß^ctt bet St|intge« be» Ci«:isi|rEssg Ho»
©efehcßte^teit an bie 93 eift^er. Auf Anregung ber Arbeiterbeifuier
be» Wctucrbegencf)t» 311 ©panbau merben bie ©iuungeii biefe*
(Berichte Anci)mittag» abgehalten. Pfcrner bat bie ©tabtuerorbneten-'
uerfannnluug bcfchioffen, oier ©remplarc ber Beid)»=0)erocrbeurbniiiig
auf ©tabtfoften 311 bcfrfjaffcn, um fie ben uier Beifiljent bei ben
BerbanMuitgen 3m* Verfügung 31t ftellen. ©in weiterer Antrag,
bau jeber Beifiber ein ©remplar ber 5 Reid)»-(^eroerbeurbming auf
©tabtfufteu erhalte, bannt er in ber Sage fei, fid) 311 .f>anfe 311
tnfonnircu nnb auf fragen uon Slollegctt über Streitfälle Au»fuiift
311 geben, mürbe abgelehnt. — lln» fdjeint bodi cmpfel)Ien»mcrt,
bie Beifiber mit bem 3111* Auöiibiiiig ihre» Amt» erforberlidjeit notb=
roenbigften (Mcfctje»matcrial 311 uerfelien. ^n Berlin ertjält jeber
Beifiber ein ©rcmplar be» 0 rt»ftatnt» unb ber ©leroerbeorbming
(Kommentar non Berger).
Ocgnabtguttgßgefmh wegen Drbuungßftrafe. Bnft&nbtgfett bc»
preuftifdien $attbel»minifter»* Bott bem ©leroerbegencht 3U graut*
fiirt a/üfe. mar eine ©rbnungoftrafe erfannt morben. 3 >er Bcftrafte
reichte ein (>iuabeugefiidj ein, meld)e» bcm Minifter für §aubcl unb
©kmerbe 3iigefertigt mürbe unb bcmnädjft burdi Bermittelung ber
Stöniglidjen äiegierung abfehläglid) erfebigt roorbett ift. ^ie (?r*
lebigung ber uon ben orbentlidjen ©)crid)teu erfaituten ©trafen
gefdiiebt bnrdj ben 3nfti3miniftcr.
CEitiigungsämter.
Boflertffhe» ®efe^ betreffenb Bernttttelungßamt. ®er große
9 tath be» Slanton» Bafel*©tabt hat ein ©efeb, betreffenb ©rridhtung
eine» Bermittelung»amt» bei 2ohtiftreitigfeiten, genehmigt, tuel^e»
ba» erfte berartige ©efefc in einem fd)tuet3erifchen Sbanton ift. $a»
Bermittelunaßamt ift nicht an ba» ©eroerbegericht angegliebert,
fonbem tuiro in jebent ©iii3elfalle (auf Anrufen ober oon Amt»-
roegen) burch &en SRegierung»rath sufammengefeht. 3 um ^ or *
bbenben roirb ein SJlitglieb be» 9 ?cgierung»rath» ober ein anberer
Unbeteiligter ernannt. Bet ben Bablifationen über ©thieb»fprüdhe,
auch über Ablehnungen feiten» ber Parteien, foHen ftet» ©riinbe
mit publijtrt roerben.
S^iebirtchtetliche Schlichtung ber Streitigfeiten gwifchen ber
engUfdjett ^orboft-öah» unb ihren AngefteHten. 3™ifth en bem
^ireftorium ber engltfdicn 9 lorboft*@ifenbahn unb bem Borftanb
bc» Bcrein» eitglifd;er ©ifcnbahn-Angeftellten ift uor einiger 3 c *t
eine Bcrftänbigung baniber erhielt morben, bafe bie jiutfdheit ber
erftgenannten ©efeufdjaft unb ihren Arbeitern fd)mebenbett Streit¬
fragen über Arbeit»3cit uttb Sobnucrhältniffe fdhieb»rid)terlid) ent*
fdliebcu merben füllen. Am 10. Btai ift man fidh nun and) über
bie B er f on ©thieb»rid)ter» einig gemorbett: e» ift ber 0orb
Saute» be ^ereforb, ein fii^Iid) 311m $eer Beforberter Abuofat,
ber lange einen Arbeiterroahlfrci» uon ^ancafhire im fßariameitt
oertrat ntib fchon utclfadi al» ©d;ieb»rid;tcr gemerblidjc Streitig-
feiten gefd)Iid)tet hat.
3UIgcmeinf? über ®nuetbcgerid)Ie unb
^fbrit^uettrag.
lieber ßohnab^üge beim Arbeitßoertrag.
Sn Ar. 4 bc» ©emcrbegericht» ift unter ber Uebcrfchrift:
„2ohn3ahInng nub ©egcnmhmtng" bie für bic ©emerbegerichte fo
eminent midjtigc ginge ber Vobnabjügc befprod)cn unb fommt bei
> 3 err Bcrfaffcr 31t bem ©djlitß, baß ber &ohnfdjulbner nur bann
foinpeuiiren föttne, menn bic Arbeit geleiftet unb ber 3 ablitng»-
in
©a$ ©emerbegeridjt. Sßittheilungen befl fierbanbeS beutfcper ©eroerbegeriipte. SRr. 11
118
termin abgelaufen ift, opnc bap ber Arbeiter feinen £opu ge*
forbert pat.
3n gleicher Kummer ift Bei Sefprecpung meinet SdpriftcpenS,
„SDer gabriFarbeiter unb feine recptlicpe Stellung" bcmerFt, eS fei
in bemfelbeit ber §. 394 beS 23ürgerltcpen ©efepbucpS niept beamtet,
roelcper bie Aufrechnung gegen folcpc Jorberungen, bie ber ^fänbung
nicht unterliegen, unterfage.
3)iü Slüdiidjt auf ben meittragenbeit ©influp, ben bie AuS*
füprungen niept nur auf bie SRecptfprecpung ber ©emerbegeriepte,
fonbern auch meinet ©racptenS auf bie ©eftaltung beS Arbeite
oertrageS überhaupt unb baS gute SBerpältnip gmifepen Arbeitgeber
unb Arbeitnehmer auSguüben geeignet finb, bürfte eine roeüere
SBefprecpung an £anb FonFreter gäUe nicht ohne gntereffe fein.
3unächft bürfte, fomeit mir beFannt, ber ©err SBerfaffer mit
ber Snterpretation aus §. 115 ber ©emerbcorbnung ziemlich ifolirt
flehen. Abgefehen oon ber bereits ermähnten allgemeinen Auffaffung,
bap, rok auch Abfap 2 beS §. 115 meines ©radjtenS erlernten läpt,
bie genannte SBeftimmung lebiglich baS 23crbot beS SrucffpftemS
bebeute, glaube ich barauf ptumeifen 311 fotten, bap gerabe im
£mnbel unb 2krFepr ber AuSbrucf „baar in tttekpSroäprung" lebig*
lieh bie Art ber 3aplung beim. baS gur 3öh*ung gu beitupenbe
3aplungSmittel bebeutet. Welche Skrmirrutig mürbe es anftiften,
joenn beim ©anbei unb ©elboerFepr, ber gropentpeilS auf bem
AufredjnungSoerFepr ( 3 . 23. kontoForrent) bafirt, bk ©erichte fic©
plöplid) bie Slecptfprecpung aneignen rooflten, bap bei ©efchäften,
in benen jene Art ber 3öWung bebungen ift, jept bie Aufrechnung
auSgefchloffen fei? (Eine gleiche Sebeutnng glaube ich aud) bem
fraglichen AuSbrucf in ber ©emerbeorbnung beimeffcit 3 U fotten;
id) glaube nicht, bap cS angebt, lebiglich aus bem Wortlaut bie
beliebte Auslegung pergunepmen, felbft roenn biefelbe in einer
(Enlfcpeibnng beS äleicpSgcricptS 3 um AuSbrucf geFommett ift.
28aS nun, abgefehen oon ben Sforberungcn aus 2Baaren*
frebitirung, roeitere £opnabgüge betrifft, fo föniteit biejenigen gur
Sicherung beS ©rfapeS eines aus ber roiberrecptlicpen Auflöfung
beS ArbeitSoerpältniffeS erroachfencn ScpabenS unb ber 23eitragS*
antheile 3 ur kranFen*, 3noalibitätS* unb AlterSoerfidjerung hier
auSfcheiben, meil auf pofitioer ©cfepeSbeftimmung beruhenb.
3)ie meiteren fonfreten gälte laffen jjebodj meines ©rachtenS
bie ScpmierigFeit beS oertretenen lebiglich juriftifchen StanbpunFtS
erfennen.
©3 ift 3 . 23. üblich, bap Arbeitgeber, foferu eine 23efcplagnahme
beS Arbeitslohnes 2 c. nach 3Eapgabe beS ©efepeS 00 m 21. gebruar
1869 3 U ©unften einer Steuerforberung etroa erfolgt, alsbalb bk
riiefftanbige Steuer beS Arbeiters gaplen unb ben oorgelegten 23e*
trag bei ber öopttgaplung abgiepen. Soll nun ein ©eroerbegeriept,
roenn ber Arbeiter bei ber Öopngaplung biefem 23erfabreu rniber*
ftreitet, bie ©iltigfeit folcher lebiglid) im Sntereffe ber Arbeiter er*
folgten ©anblungSrocife für ungiltig erflären ober gar als ftrafbar?
SSirb nicht oielmehr ein ©eriept, bem eS barum 3 U thun ift, ein
auf £reue unb ©lauben gmifchett Arbeitgeber unb Arbeiter beruhen*
BeS Serpältnip gu mähren, unb gu fchaffen, forreftec interpretiren,
toenn eS annimmt, bap ber Arbeitgeber mit ftillfchroeigenber 3«*
ftimmung beS Arbeiters bemfelben eine AbfcplagSgahlung in §öpe
ber Steuerforberung geleiftet unb in jenes Auftrag an ben Steuer*
Boten abgeführt höbe? 3)ie Snterpretation ntup hier erforberlicben*
falls bie juriftifchen SchmierigFeiten ober S<hroerfällig!eiten befeitigen
unb tropbem liegt thatfädjlid) eine Aufrechnung ober £opn*
übgug oor.
Su ähnlicher SSeife Hegt eS mit ben fogenannten „23orfchüffen".
23orfdjüffe merben nicht geleiftet unter Schaffung einer 23erpflich*
tung, ben oorgefchoffenen 23etrag ab 3 uoerbtenen, menn auch
in ber 23orauSfepung, bap bieS gefthepen Fönne unb merbe. ©S
ift ein ©ntgegenFommen, roeldjeS ber Arbeitgeber bem Arbeiter
Ieiftet; er giebt tpaifäcplicp ein Darlehen, mohl in allen Q-ätten
unter ber ftillfcproeigenben ober auSgefprocpenen öebingung, bap
Bei ben Sopngapluitgen ein nicht brüefeuber Abgug erfolge, tiefes
gange auf ©ntgegenFommen beruhenbe 23erpältnip, mcIcheS lebiglich
im Qntereffe beS Arbeiters gefchaffen mirb, mürbe 3 um Sladjtpeil
ber Arbeiter befeitigt merben, menn bie Slecptfprecpimg ben ftreng
juriftifchen StanbpunFt einnehmen mürbe; es mürbe bem SÖlipbraucp
mit bem 2BoplmolIcn ber Arbeitgeber, ja bem 23clrug ©pür unb
£por geöffnet, oor bem bie Arbeitgeber fiep nur burep 23ermeigerung
ber S3orfd)üffe mürben fepüpen Fönnen gnm 9lad)tpeil ber Arbeiter.
— 3 )aS ©etoerbegeriept mirb gur ©rpaltung oon Sreue unb ©lauben
geeigneter 2Seife im Streitfall bapin entfdjeibeu, bap ber £opn,
inforoeit Abgug erfolgt, bereits begaplt fei. — ^hatfädjlicp läpt
fid) aber mopl nicht beftreiten, bap ein Sopuabgug, eine Aufrechnung
auf eine oieUcidjt mefentlicp pöpere ^nrlepeiiSforberung oorliege.
S)ap bem Arbeitgeber gegen ben Arbeiter ein ScpabenSerfap*
anfpruep entftepe, menn bkfer fcpulbpafter SBeife mangelhafte
Arbeit liefert (cfr. §§. 276, 292, 633, 640, 633 bürgerlichen ©efep*
bucpS), läpt fidj mopl niept beftreiten, abgefepen baoon, bap cS in
ben meiften gabriforbnungeu beftimmt ift. ©ebiglicp bie ©eltcnb*
maepung, bap bie Arbeit ben üblichen, bebungeneit utib oorauS*
gefepten 23ebingungeit nidjt entfpreepe unb bap fonad) ber bebungene
Sopn niept ober nur tpeilmeife erroadpfen unb fonad) gu gaplcn
fei, füprt bagu, bap bei ber Sohngapluna niept bie AuSgaplung
beS ooften SopneS erfolge, bap ein ßopnabgug, eine Aufredjnung
erfolge. ©S mürbe meines ©racptenS gu bebenFlicpeu öolgeu
füpren, menn bie ©emerbegeriepte lebiglidj auS bem ©runbe, bap
münblicp ober auf bem öopngettel bie 3)HnberauSgaplung als
„Abgug" für mangelhafte Arbeit ©errechnet ift, bie UnguläffigFeit
auSfprecpen mürben. 3 uma ^ gröperen Scpäben fiept ber Arbeit*
geber bie UneyequirbarFeit burd) Urtpeil ein. Soll barutn ein
sßrioileg für leichtfertiges Arbeiten gefchaffen merben? 2)er billig
benfenbe Arbeiter mirb nichts gegen Abzüge in Aatcn eingumenben
paben unb eS ift meines ©racptenS bk Sßflicpt eines ©eroerbe*
geriepts, folange ein Arbeiter in bem ArbeitSoerpältnip bleibt unb
bie Abgüge guläpt, bapin gu interpretiren, bap er bei jeber Sopn*
gaplung freiroiflig einen ipeil feiner Scpulb abtrage, bap Feine
uuguläffige ober gar ftrafbare ©anblung oorlieae, obroopl äuperlicp
Anfredjmtug ftattfinbet. — 3ft ber Arbeiter Dagegen fo unbillig
benFenb, bap er niept für feine 23erpflichtung auffommen miß, fo
mirb ja bod) oon einer Seite bie £öfuitg beS ArbeitSoerpältniffeS
bie fjolge fein. — ©S märe aber meines ©racptenS gu bebaueru
unb mürbe einen bebenflicpen ©influp auf bie Arbeit unb baS
ArbeitSoerpällnip auSüben, menn bie fRetptfprecpung ber ©eriepte
bie Arbeitgeber gmingen mürbe, gur 2öaprung mohlberecptigtcr
Sntcreffen einen ftrengeren StanbpunFt, als er nad) meinen ©r*
faprungen in loyaler 2Beife geübt mirb, gur Anroenbung gu bringen,
g. 23. Kautionen gu oerlangen ober Urtpeile 3 U erroirFen unb alsbalb
naep ber 3apl»ng Sefcplagnapme beS bereits auSgegaplten ÖopneS
burep ben ©ericptSooHgieper gu perbeifüpren.
3n gleicher 2Beife, mie im oorigen gaH, oerpält eS fiep meines
©racptenS mit Abgiigen gum ©rfap beS ScpabenS aus fcpulbooller
23efcpäbigung oon SÖerFgeug, Material, gfenfterfcpciben u. bgl.
3 d) era^te an §aitb biefer, mopl giemlicp erfepöpfenb ermähnten
unb bepanbelten praftifepen eS gerabe für eine Aufgabe ber
©emerbegerid)te, burd) eine ber 23illigleit unb ber Aufretpierpaltung
eines guten 2$erpältniffeS groifdjen 2lrbeitgebern unb Arbeitnehmern
Rechnung tragenbe Snterpretation gärten unb 9?ad)tpeile, bie eine
lebiglicp juriftifepe Sepanblung ergiebt, auSguglcicpen. 3n biefem
Sinn fd)eint eS auep bebenFlicp, bei einer Furgen ©arftellung bet
SRecple unb Pflichten auS bem ArbeitSoertrag bem §. 394 beS
^Bürgerlichen ©efepbucpS bie roeittragenbe 23ebeutung bei ben in
SBetracpt Fommenben oorbepanbelten Sötten guguerFcnnen, mie eS in
Bern fraglichen Anffap gefepepen ift ober auf eine Aeitberung einer
billigen 9iecptfpred)ung ober gur Störung ber tpatfäcplich üblicpett
Siegelung gegenfeitiger Anfprücpe pingumirFen lebiglicp um beS*
mitten, meil für bie fraglichen gätte bie AuSbrücFe: „ßopnabgüge",
„©egenreepnung" ober „Ausführung" (glompenfation) üblich fiitb.
Offenbacp. Söolff.
©roptnbttftrie mtb ©etoerBegerifht Slacp 3citungSna<hricpten
merben in ben Greifen ber rpeinifepen ©ropittbufirie ©rpebnngen
oeranftaltet über bie 3 nanfprucpnahme ber ©emerbegend)te burd)
Arbeiter in ben ©ropinbuftric*23etrieben, um baburep ÄngriffSmittel
gegen bie ©emerbegeriepte gu geminnen unb ihre 11 cb er fl ü f fi g fei t
bargutpun. 23on ben bis jept erfepienenen 3öpreSberid)tcu ber
königlichen ©emerbegeriepte ber Stpeinprooing tput ber Mölnifcpe
bar, oap aus geringer 3 imnfprucbuapme gar niept bie ©utbeprlicpfcit
folgt, ber 3>üffeIborfer, bap für ben boftigen SBcgirF fiep gar niept
einmal geringe 3 naufprud)napme behaupten läpt.
köln. r ,91u8 bem llniftanbc, bafe bie 3 nQ nfprud)iiai)nie ber ©etterbegeri^te
burdb btc Arbeiter ber ©roBinbuftrie berbaUniBmnfeig unbebeutenb ift, ift rootjl nicht
ber ©rf)hife 311 jieben, „baß bie ber ©rotjinbuitrie aufneamungenen ©etterbegerichte
böllig entbehrlich feien", »ie eS in bem Bericht über bie ^nuptberfommlung beS
SBereinS ber 3nbuftrieüen beS DtegierungSbeairfö Äöln beißt. 3” b« ©ropinbuftric
fommen aQerbingö weniger klagen bor, wie im kleingewerbe, aber nicht, weil
fie ©TO&inbuftrie ift, fonbern weil eben burdj bie gefcfelicb »orgefchriebenett
SlrbeitSorbnungen baS ißertrag^üerbaltniß geregelt wirb. ©3 ift aber auch btc
9techtfprechung ber ©ewerbegerichte infofern oon iöebcutung, als fie fefte ©runb*
fä^e fchafit, bie befanut Werben unb auch aur fNnwcnbung gelangen, ^ierju
fommt bann noch, bah bie ©roßinbuftrie nicht Icid>t gegen biefc ©runbfäße ber*
ftofcen wirb, weil fie cS bermeiben wifl, efi auf eine gerichtliche ©ntfrfjcibung arw
fommen 3 U laffen, bie gegen fie außfaflen fünnte. 9)iait fann baljer wohl fagen,
ba^ bie llrtbeilc ber ©ewerbegerichte auf bie Arbeitgeber crgicherifrf) Wirfen".
©üffclborf. „©ine ©egenubcrfteCfung ber klagen, welche auf bie ^nbnftric
unb bie übrigen ©rwerbSjweige entfallen, ergiebt, bap bon ben 15*29 angemelbcteu
Streitfällen bon ber ^effeibung3inbuftric abgefehen, 4'SO ber
£as ©ciuerbfgertdjt. äJtittbeilungcn bes ©erbanDe« beutfrfjer derocrbegericpte. Kr. 11.
120
119
angeboren. $ieie fyeftftcHiiiig bürfte eine in großinbiMriellen Ärcifcit öcrcinjclt
sorfommenbe Auffaffung, welcher auf einer ©erfammlung bcö Vereins ber
ßnbuftricflen beS MegicrungSbcgirfä Köln am 5. April bs. AuSbrucf gegeben
wurbc, wiberlegeit, bic Annahme nämlich, bafc bic ©eweTbegericbte für bie ©tob-
inbrntrie nbüig entbehrlich feien 'löcttn leßteve aud) in >volae ihrer uorjuglidjen
(rinvicbtuitgen in ihren ©etricbäftüiten naturgemäß weniger ©ifferenjen mit ihren
Arbeitern haben, alö bieo in Kleinbetrieben ber fyall ift, fo ergiebt bod) nor»
itetjenbe 3 Q ^» bei Welcher bie ©roßinbirtrie mit 153 oder auf bie ßnbuitrie
entfallenben jg-älle betheiligt in, baß bie ©ewerbegeriebte für bic Ghrlebigung ber
Streitigfeiten mit ihren Arbeitern bod) nicht ganj übcrflüfftg fiub Anbererfeitö
in ’,u erwägen, baß baß Dteichßgefeh betreffenb bie Crrridjtung ber ©crocrbcgericbte,
ein Arbeiterfcbußgefcß unb in erfter Vinie für bie 'Arbeiter gefdjaffen ift, baß
habet alle 'Arbeiter, auch bie in bet ©ro&inbuftric befihäftigten, barauf Anfprucb
haben, Streitigfeiten mit ihren Arbeitgebern nach biefem ©efefce crlebigcn ju laffen.'*
ftiedjtSüerbinblupfeit ber ftrbeitöorbttuitgnt. 3« einer längeren
3ufdjrift oertritt ein Arbciterbcifiper beä ©eioerbegcridjtö bannen,
$>. 9hi$fcn, ben feiner Anfid)t nad) Den Anfcpauungcn unb
begriffen ber ÜReprgapI ber Sidercffeitten allein entfpredxnben
StanbpunFt: baß gut* ©iltigfeit ber ArbcitSorbnung, bie lebiglicp
rin dpeil be8 Arbeitsertrages fei, c$ ber üöepäitbigung an ben
Arbeiter bebürfe. das fei auep ber StanbpunFt beS ©enterbe*
geriepts Farmen. dS fei gu roünfcpen, baß ade ©eroerbegeriepte
itt $(enar|ipungcn gu ber grage Stellung nehmen unb fiep hierbei
niepi an bie Anfiepten oon Autoritäten unb Kommentaren, fonbern
lebiglicp an bie ©eruerbeorbmmg fclbft hielten.
demgegenüber fpridjt fid) eine ^nfdjrift bcS ©orftpenben be$
©eroerbegeuiepts Gölu foroic eine Scfauntmacpung beS ©eroerbe*
geriepts gu dlbcrfelb für bie Anficpt aus, baß allein ber drlaft
Der ArbcitSorbnung beren 93erbinblicf)feit begriinbet.
5Bir miiffen oon einem ooÖftänbigen Abbrucf abfefjen, gumal
biefe 3ufiprifteit neue ©eficptSpunfte uid)t enthalten, tnöcpten aber
peroorpeben, baß unfereS GradftenS bie leptere, auf ben ©ortlaut
unb innerem 3 u f a mmenpaug ber ©orfdjriften ber ©ciocrbeorbnung
unb beren Söegriinbuug in ben ©efcpgebungSmaterialien geftüpte
Auslegung ben Sntereffeit auep ber Arbeiter am meiften entfpriept.
$aep biefer Auffaffung haben für gabrifeit mit mehr als 20 Sir«
beitem bie gefepgebetiben gaftoren bemüht unb abficptlicp mit ber
biSh^^en prioatrecpllicpen Drbnung beS ArbeitSoertrageS unb ben
barauf benthetiben „Aufhaltungen unb SRecptSbegriffen" ber Arbeit«
gebet unb Arbeitnehmer gebrod)en unb haben beit ArbcitSocrtrag,
fomeit bie ArbeitSorbnung eingreift, formen beS öffentlichen SRecptS
uutcrftcflt. ©etm bie Grfcitntniß oon bem öffcntlid)«red)tlicpen
GparaFter ber ArbcitSorbnung burd)bringt unb ben mit ber Prüfung
ber ArbeitSorbnuitgen betrauten ©epörben (§. 134 f $R.-@.-D.) unb
ben ©eroerbegcricplen als felbftoerftänblid) erfdjeint, roirb es mög¬
lich fein, einfeitige unb roiUfürlicpe fomie „ben guten Sitten guroiber*
laufertbe" (b. p. hier bie freie ©iüenSbetpätigung beS Arbeiters
über bie SBebürfniffe bcS SBctriebcS hinaus einfehränfenbe) ^Beftim*
mungen ber Slrbeitsorbnung jii befeitigen. ds fei hier oerroiefen
auf baS bebeuifame in 9?r. 7 Sp. 67 abgebruefte (Gutachten beS
^erocrbegerichtS dortmunb. Seiber rocift bis jept nur bie ©ürttem«
bergifepe 5luSführungS«5Berorbnung oom 19. gebruar 1892 bie gu«
ilänbigcit ^epörben an, auper auf bie mit bem @cfep in ©iberfprudh
fiepen ben auch auf „offenbar unbillige unb ungmerfmäpige SBe«
itimmungen" ber SlrbeitSorbnung gu achten unb auf ipre Slcnberung
ober Sefcitiguitg, im ©ege giitlid)eit 33enehmcnS mit ben Slrbci;.-
gebern hingnmirfen. diefer öffentlid)*rechtlid;e liharaftcr ber 2lrbciif,
orbnung toitb jebeiifaQs noch meiter auSgebaut merben miiffen.
deswegen füllten aber gerabe bie Arbeiter fid) ^iiten, biefe öffentlich-
rechtliche Sebcuturtg ber SlrbeitSorbnung in 3 lüe U e l S 11 gtcbeit,
weil ein einzelner Slrbeiter oielleicht gerabe bei ber prioatrechtliiai
Sluffaffung ber SlrbeitSorbnung beffer fahren mürbe.
@etnetbcg(Vid)t?-fiottfc«n3.
3m ^onat September finben in Karlsruhe hintcreinanber
gmei 5Berfamm(ungcn ftatt an beneit ooranSficiitlich eine größere
Slngabl fommnualcr s l>crmaltuiig^mämtcr, banmtcr andi oiele
(^ciüerbcgcvid)ts*S?orftpcnbc theilnclnucn metben: bie Slrbeit^nadi«
rociS-Monfcrcng (IM. September) unb ber Kongreß beS beutfeben
Vereins fia öffentliche ^cfunbbcitSpflcgc Ul. bis 16. Scptcmbcn.
3?ornusrid)tlid) roirb biefer Slnlap, ähnlich roir in ben Vorjahren in
Scipjig unb Straßburg berSlnlap ber Slrmcnpflcgcr=Iagc, roicbcrum
gu einer groanglofcit ^efpreepung in 0)eroerbegcnd)tSangclcgcnheiten
benupt roerben, für roclcpe
Soitnkg, 12« September
in ^luSfid)! genommen ift. HlS ©egenftäitbc ber SJcfprechung
roiirbcn fiep barbieten:
1. die drrid)tnng oon 3imuugS*Sd)iebSgerid)teu. Ü?ei N ^e=
ratpung ber 3niuings^iOoeIle hat in ber 9teid)Stag^
fipung oon 21. 3uni ber prcußifdje .^anbelsmiiiiitcr'm
?(uSficht gcftcllt, baß bie Mcuchmigung neuer 3»iunigc*
Scpicbögericptc uid)t erfolgen foll, wenn baburep ein
ftörenber diugriff in bic 5?eipältmffe bes beftchcnben 6>of
roerbegeriditS erfolgt. dS roärc oon ©idjtigfeit, fid; über
bie «vorm gu oerftänbigen, in ber bie Ojcroerbcgcridite
geeigneten 3allS oorgugehen haben.
2. Streitfragen über bic Kompctcng ber GJerocrbcgcriditc
(begriff beS ©erfmeifterS, ber höheren teepuifdjen dienft*
leiftiiitg ?c., Ocgeuforberung uitb Kompcnfation, Sdpabcii^*
erfapflagcit :c.).
3. Streitfragen aus ber SRccptfprcchung (3roifcpen = Unter*
nehmer, ^aufcproinbel, begriff ber ^Ifforbarbeit 2C.)
4. 'DieiuuugsauStaufch über basj Verfahren bei dinigungo«
ämteru.
5. GinheitlidjcS Sorgcpcn ber öcroerbcgcricpte bei ©utadjten
unb Einträgen oon allgemeinem 3niercffc, uamentlid) gc*
genfeitige ÜJtittpeiluug bcrfclben.
Genauere 5Öcnad)richligiingen bleiben oorbepalten. Gine 5Ra»
tpcilung barüber, ob bie dheilnapme an ber ^efpreepung beabfuhtigt
roirb, ift jeboep fcpoti jept (?ln ben Öefcpäftsfüprer beS SerbanbeS
beutfeper ©eroerbegeriepte. granffurt a. 3Jt., dlefern ^)of) crroünfdit.
ÜBon bem Öurcau ber ^IrbeitSnadproeiS-Konfereng finb für bie Herren
©erofrbegericptS*33oriipenben eine s Ängapl dinlabungSfcpreiben gur
Verfügung gcftcllt roorben.
die gleicpgeitig hiermit ausgegebene $r. 45 ber ©oepenfeprift
„Sogtale $ragtS, Gentralblatt für Sogklpolifttf 4 enthält u. 31.:
Kleiitgerocrblicpe Kartelle. $oit Dr. Slnbrcas 3?oigt.
— 21rbcitsfammern itt ben 9hcberlanbcn; StatiftifcpcS Central*
amt für Ungarn; ’JJrcisaitfgabcn ber Qin&iiftricllcn Ojefellfipaft
oon mülpaufcn. — Mommimalanlcipen in deutfdjlanb: (>Jrunb»
l'äße fiir bic Vergebung ftäbtifeper Arbeiten in Marlornpe;
Monflift gmifipen ber fiJasgcfellfdjaft unb bent ftäbtifd)en Glcftri«
gitätsroerf in dortmunb; Stäbtifdicr Scprointmlchrcr für 3?olfS*
Hpiilcr in üütaing. — Mohleitgräber*3lusftaitb in beit bereinigten
Staaten. — bctriebs«©crfftätten in ber Slitgsburgcr MonfcftionS*
3nbuftrie. boit £) biattutat; ^rcitpifcpe 3iuSfüpriuigSoer*
orbnung gutn Slrbcitcrfdjup in ber Koufcftiou; befepäftigung oon
Sdnilfinbern itt Tvabrifott. drlap ber fjrnitffurter 91egiertiug.—
IV. ontcruationalcr Kongreß für 2(rbcitSitnfälIe ttttb Sogial*
oerfiipenutg. —- der erfte Jahresbericht bes ftäbtifchen 2lrbeitts*
amtes Zliündicit; Allgemeine Arbeitsnachroeis«Konfereng;
Xeutralifation bes Arbeitsnad]ireifes in fjeffen; lüodientage
für Ciftenoerfenbungeu ber Arbeitsnacbtoeife; Erfahrungen am
Düffelborfer Centralbureau; Arbeitsoermittelung bes Cattbes*
oerbanbes für tDohlthätigfeit in 5teiermarf; Arbeitsnachweis
in üerbtnbung mit tlaturaloerpffegung ht Aargau; Arbeit*•
Börfen m Jranfreich; Staatlicher Arbeitsnachweis für Zleit-
Süb*lDales; der Arbeitsmarft im 3 U K-
Stänbige IRubrifen ber „Sogialen $raris": All¬
gemeine Sogial* unb ©irtpfcpaftSpolitif; Kommunale Sogialpolitif;
Sogiale 3 u ftänbc; grauenfrage; Arbeiterberoegung; Unternehmer-
oerbänbe; ©eroerbegeriepte, dinigungSämter, ArbeiterauSfcpüffe;
Arbeiterfdpup unb ©croerbeinfpeftton; Sßerftcperung, Sparfaffen;
Armenpflege; ©opnungSroefen; ©efunbpcitSpflege, drnäprung; dr*
giepung, Scpule, 5Bolfsbilbung; Saftig; ginangett; fianbroirlpf^aft,
t anbroerf unb ©roßittbufirie; $anbel, Kcebtt; SSerfepr; fiitterarifipe
eu - drfepeinungen. — „der ArbeitsmarFt." ZHitthcilungen ber
literarifcpen Centralftelle für Arbeitsnachweis.
$>ie „Sojiafc ■yrnsris, fftt •«!«“ eTfdjeint jtbcit ©onnerfla:
unb foßet oierteljäljrtic^ 2 JL 50 4 einidjlte&lidj ber SKonatÄbeilagc
©ewerbegeridjt". ßu be.jieljen bureb fammtlidEje spoftanftalten unb Sucbbanblunticn
[owic bireft burcf) bie ißerlac;öbucbbanblung ((Sari ^ic^mann« ©erlag, ©erlt« w.,
OJtauerftr. 44).
totimetbtQttUbt“ erfebeint am crjten ©onnerftag jeben ÜJ?onntfi tm 9J?inbe|tumtaitg t>on V* ©ogeu utib ift bureb alle Sudbbnnblungen, ©pebiteure
unb ©oftämter (©oftjeitungönummex 2811») ju belieben. £cr ©retö beträgt für ba5 ßabr ÜK. 1, bei bireftcr poitfreicr ßufenbung bureb bie ©erlagöbanblung SÄ. 1,40.
«arl Cie^mann* Setlag tn »erlln W. 3«auet|'trafee 44. — «efcrucft bei ^uliuii Stttenfeib in Berlin W. — Serantroortiic^ für bie «ebaftion: Dr. 3 . Saftroro ln «barlottenbur8*®erl>n-
II. 3a^rfl««fl.
'-Berlin unb Jranffurl a. SK., ben 2. September 1897.
ftnntmtr 12.
|as ©emerbrgfrid|t.
ZttittheUungen bes Derbanbes beutfd?er (ßewerbegericbte.
fflebattionSauaföufj: ©tabtratl) Dr. fUfty in Qrtanlfurt a. SR. unb 3Äaßiftrat8»SlffeRot &mt# in SBerlin.
HlWt m a$m I«*« JNnd $crau8grf>tt: *-*• •** rit * 1
Earl gtymamt* ©erlag, ©etlht w., SWauerftr. 44 Dr. f|t. Ha fl ran». Äoftatfrete Beilage §ut „Soilaleu fhaji«*.
®He für bie SRebaftton be« „©emerbegerfchts" beftimmten Settbuitgeit bittet man ju abreffiren: Sin £errn 9Jlagiftrat«*9lffeffor Euno, Berlin NW., Sßurmftr. 30a
JVn bie c$efer.
2)a idt) am 30. September ron ber Teilung ber „©ogialen IßrajiS" unb beS „®eroerbegerid(jtS" jurüdtrete, fo ift
bie oorltegenbe Kummer bf« „©emerbeQericht«" bie lefcte, bie unter meiner Verausgabe erfcheint. Snbem ich non bem SKebaftionS*
auafchufc, mit meinem gemcinfam id& ba« „©emerbegericht" in feiner gegenwärtigen ©eftalt begrünben unb leiten burfte, fomte
üou ben SWitarbeitem unb fiefem be« Slatte« Hbfchieb nehme, ift e« mir eine angenehme Pflicht, biefen aßen, fomie ben gerren
SSorfijjenben ber ©ewerbegerichte für ihre ftet« bereitroiflig gebotene Unterftüfcung auch an biefer ©teile meinen gan$ befonberen
3>anf 3 u fagen.
©§arlottenburg«SerIin, ben 30. Wuguft 1897. Dr, ^
®er ftuöfdfjuh be« SBerbanbe« beutfdfjer ©emerbegerichte wirb am 12. ©eptember in ÄarlSrulje übet ba« SBerhältnifj
beraten, ba« fünftig swifchen biefen ßftittheilungen unb ber „©oaialen *ßra£iS" befielen foß.
©d[jon jefet aber ift e« unfere $füdjt, gerrn Dr. ^aftrow für bie Jorberung S)auf $u fagen, bie mir bei iljm oom
erften £agc feiner £^9^* bk „Soziale $ra£i«" in allen ba« „©emerbegericht" ange^enben Gingen gefunben hßfan*
Sßie hierbei ftet« gmifchen un« ooße Uebereinftimmung in aßen wichtigen fo^ialpolitifchen fragen unb befonber« in aßen
fünften befianben hat, welche bie Aufgaben ber ©emerbegerichte unb bie gortentroicfCung be« 2lrbeit«oertrag« au« bem
9ßriuatre<ht gum öffentlichen ßted&t betreffen, fo hoffen wir, ba|j er bem SSerbanbe beuifcher @ewerbegeri(hte auch fünfiig feinen
9tath unb feine äftitmirfung nicht entziehen wirb.
Der Hebaftionsausfcfjuf bes Perbanbes beutfe^er (Semerbegertdjte.
Dr. Utfä). Ctino.
3 tn bie gefer.121/122
gedjtfpreihung.121
Staun im ©ebiet be« preufjifcben Sanb*
red)t« ber SlrbeitSbertrag burd) ein«
feitigen 9tüdtritt jut Sliiflöfunfl
gebracht tuerben? (üteidjägericht,
VI. Eioilfenat.)
■;vft bie Slbiuelbung be« Arbeiter« bei
ber Äraiifenraffe'feitenfi be« Slrbeit*
gebet« ol« Eimuilltgung iit bie
Vöfung be« SlrbcitÄbcrbRltniffcfl 0113 U«
feljen? (©etuerbegetidjt ©reöbeu.)
SBertl) be« Streitgegenftaube« bei ber
jUage auf SluSjteUung eines 3 eu ß*
niffeS. ^ulaffigfeit ber Prüfung.
(yanbgerid)t granffurt <ii±U.)
äöirb burd^ bie Erhebung einer Söiber*
flage auf mehr alö 100 Jt auch ba3
llrttjeil über bie ©orflage berufungd»
fähig? (Sanbgeridit Stuttgart.)
3ft baS ©elocrbegcrid)t juftanbig für
Älagen beö ©innenfehifferd? Ehtber*
le^ung. (©emerbegericht Stettin.)
3n tj al t
ftintjungiämtcr.125
EinigungSamt im Vieler Xifthler*
Streif.
EinigungSamt im ©forjheimer ßim«
merer*Streif.
©emöhrung beS englifchcit Einigung«*
anit«*©efehe«.
JUlgtmeiRfi über <$tnKrb*gerid}te
unb llrbetUuertrog.127
SHe rechtlidhe Stellung berbeut»
fchen ©artnergehülfen. ©on
SJg. Füller, Hamburg.
gerimnbfi-|lii 0 c!eiienlietteii ... 129
©eitrittSerflarungen.
©ett)erbegeri(ht«»©efprechung.
Statiftif ber Eintgungöömter,
©utadjten unb Anträge bei
ben beutfdjen ©cmerbegeridj*
ten 1806
Üabeite I. Ueberfidht naih ©erid^ten.
Tabelle II. Ueberfidjt na^ Staaten.
Slbbrucf fümmtlidher Slrtifel ift »nb 3 e iif^ r ifi c n geftattet, jcboch nur
mit bottet £luellenaugabe.
lledjtfprcdjung.
5“bann im ©ebiet be« preugifd)eu ßanbretbt« ber Slrbeit«*
uertrag burch etitfeiftgen öiürftritt jur ftuflofung gebrarfjt
toerben? (Urtheil De« Sieichögeridjt«, VI. Eioil^Senat, oom 14. Sanitär
LS97, Entfcbeibimgeu bc« 9fleicl)«gcri<5t5 ©b. 38 6. U4ff.)
S)er Kläger hatte beit ©eflagten int Sommer 1893 auf 5 Satyre al«
tedjnifdjett Setter feiner in S. belogenen Spinnerei angenommen gegen
4000 SÄarf ©eljalt, ©eminnantbeil, freie SBohnuttg ttn Erbgefthofe be«
$aufc«,-beffen erfte« ©toefroerf ber Kläger mit feiner Familie berool)nte.
$lm 8. Sluguft 1895 erflärte ber Äläger beit ©eflagten auf ©ritnb be«
§. 138 e ber ©emerbe'Drbnung für entlaßen uttb erhob, ba ©eflagter
fuh titthi fügte, Älage auf Räumung ber 2Bohnuitg, wogegen ber Se-
flagte SStberflage auf gortjahlung be« ©ehalt« erhob.
Sieich^gertcfjt ließ c« bahtn gefteflt, ob bie Entlaßuttg itadh
§ 133 e ber ©emerbc-Drbnuitg gerechtfertigt fei, beftätigte aber bie ber
Älage ftattgebenbe ©orentfeheibung mit folgender ©egrüttbung:
Sieben beit ©orfchriften in §§ 133a bt« 133e ftnb bie lanbeärcdfjt*
Itrfjett ©eftinunungcu in §§ 408, 409 I 5 allgemeinen Sanbrccht« in
Straft geblieben, na<h roelthen bei ©ertragen, bereit $auptgcgenftatib
^anblungeii finb, 35erientge, welcher behauptet, baß ber Slnbere bie Er¬
füllung nicht fontraftmäBtg geleiftet habe ober letften foitne, fofort oon
bem ©ertrag abgeben fattit, unb wenn ftcfj fein Sorhaben al« uttbe*
grünbet erweift, bem ©egttec lebiglid) ein Sufprud; auf Schablo«haltung
juftcht. . . . ite Slnwenbbarteit ber ©orfchriften in §§ 408, 409 I 5
ift für ba« ©ecbteuerbältnib jwif^cn einem Staufmaun unb feinem
§aitblung«gchilfen in ber ©cchtfpredjung wieberholt auerfannt worben
(Entfdjeibuttgen be« ©etd)«=0berhanbel«gericht« ©b. 13 B. 223, ©b. 16
@. 171, ©b. 17 S. 220ff., Entfcbeibutigeit be« 9ieid)«gcridht« ©b. 30
@. 373), wirb and) itt ber Sitcratur, wennfeßon nid)t uneingefchränft,
angenomitieit (ogl. bie Stommentare junt ^anbelögefehbud) oon Staub
ju ari. 62 § 4a, ^ucheit-^ürtfeh ju &rt. 62 unter 2, u. $?abtt ju
Ärt 62 § 5 amu. 11, ©iafower, 10. Sluß. S. 78 Slum. 5a, Eofad,
^>anbcl«redjt S. 98). SBeber ber SBortlaut, noch bie Entffebuug«ge|chidjte
ber §§ 133a bi« 133 e ber ©ewerbe-Orbiumg, uoeß bie ©atitr ber Sache
tiefer Kummer liegt ba« Quhaltöbcr^etchuiji über beit 1. unb 2* Jahrgang be« „©eioerbegericht«" bei.
123
Ja« ©ewerbcgeridjt. SDfitthciluugcii bc« Serbanbc« bfuifdjcr ©emerbegeridjtf. Ar. 12.
124
bietet ©runb gu ber Annahme, ba& etwa« Anbere« für bie gäße gelten |
fofl, bie in biefen, ben Art. 62 ff. be« JanbelSgefepBudj« no^gebilbeten :
Sorfchriften geregelt finb (ogl. auch ben Kommentar gur ©ewerbe* |
Drbnung non 2anbmann, 2. Aufl. Sb. 2 Annt. 2b gu §. 33b; Aelj* |
Bein, ©ntfdjeibungen be« preu&. Dbertribunal« 2. Aufl. Sb. 1 ©. 578);
aud) bie ©rünbe, welche Sofa cf gegen bie Anmcnbbarfeit ber §§ 408,
409 1 5 21.2.91. auf bie Anfprüche bei $anbtung«gehilfen gegen ben
Srtngipal gcltenb gemalt ljat, fommen h^* ntd)t in Betracht. — Ser
Seflagte faitn fomit, nadjbem ber Kläger am 8. Auguft 1895 feinen Sücf-
tritt nom Sertragc beftimmt erflärt hot, nicht mehr Scrtrag«erfüßung 1
uerlangen, oielmehr aud) bann, ineitn iener Aücftritt fich al« ungerecht* I
fertigt erweifen foßte, nur ©djablolholtung beantragen, ©r muft bafjer, |
ba bie Scnu^ung ber ihm nom Kläger eingeräumten ©oljnung Iebiglid)
einen Jh*il ber ihm gugebifligten Sergutung für feinen Jienft bilbete, |
jebenfafl« bie ©ofjnung räumen.
Anmerfung ber Aebaftion: ©a« für OanblungSgebilfcii, ©erf* |
meifter, Jedjtiifer gilt, ntu& Mangel« abmeidjenber Scfiimmung auch für |
gewerbliche Arbeiter gelten, obwohl ba« Acid)«gfrid)t bie gragc nidjt i
jo aßgemein fa&t. Jic (Sntfdjeibung bebeutet: §m ©ebiet be« preufji*
fdjen Ungemeinen 2atibre<htS giebt cS bet bent reidjSgefehlid) geregelten ,
ArbeitSuertrag feine Klage auf (Srfüflung, ba fid) jeher il)eil burch bie !
einfache, noch jo wiflfürliche ©rflärung, ba& ber ©egner bie örfüßung 1
nic^t fontraftmäfeig geleiflet habe ober leiften fötine, b. h- burch ein«
feitigen Aüdtritt nom Sertrage loSlöfcn faitn unb nur, wenn ber Aücf* |
tritt nidjt nad) ben reichSgefe&lichen 23eftimmuugcn gerechtfertigt ift, auf
©chabenSerfafc fjaftet. HJtit Anerfennung biete« ©runbfabe«, ber bisher
für ben gewerblichen Arbeit«oertrag in ber juriftifd;en $raji« utiferc«
©iften« nicht anerfannt tnurbe, burch ben höchfteit ©eridjtöhof gewinnt
bie gatue 2ehre nom SertragSbrud) eine anbere ©eftalt. Jer Arbeiter
fann ftd) ebenfo wie ber Arbeitgeber jeber geit non bem Sertrage lo«= |
jagen, ber SertragSerfüfluiig fidj entgiehen, b. f) SertragSbrud) beim
geroerblidjeti Arbeitsertrag ift nach prcufjifchem Aedjt erlaubt, hoi
nur ©chabenSerfafcpflidjt gur f^olge. ©ine Klage auf ©rfüßung (gort'
fejjung be« Ärbeitsuertrage«, Aiicffchr gur Arbeit) ift abguroeijen.
daraus mürbe fid) bie weitere Konfequeng ergeben, baft für ba«
©ebiet be« preufeifchen Angemcinen 2anbre<ht« aud) bem ohne ©runb
auStretenben Arbeiter ba« Arbeitsbuch unb ba« 3 fU 9 n i& entgegen §§ 107,
113 9l.©.0. ausguhänbigen ift, ba er nach §§ 40s, 409 1 5 berechtigt
ift, einfeitig ben Sertrag aufguheben, ja bafc §§ 124 b, 125 91.©.0. im
©ebiet be« 2anbred)tS unanwenbbar finb, weil eS iuof)l ein gruublofe«,
aber nidjt ein rechtswibrige« Serlaffen ber Arbeit giebt. Cb wohl
bas AcidjSgcricht an biefe Konfcquengen gebadjt bat? Jafr biefe iuidj*
tigen fragen in ber gangen 2iteratur bisher nirgenbs non ©runb aus
behanbelt finb, lä&t fo recht bie ftiefmiitterliche Sehanblung beS gewerb-
liehen Arbeitsertrages burch bie 9iechtSwiffenfchaft erfennen.
3ft bie Abmelbung beS Arbeiter« bei ber St ranfenfaffc
feiten« be« Arbeitgeber« als Einwilligung tnbie2öfung bc§
Arbeit«oerhältniffe« angufehen? (Urtheil be« ©ewerbegeridjts
SreSbcn, Sorft|?enber: ©tübiug.)
®er Scflagte, Silbhaucrgefjülfe 2., war laut Sereinbarung bcrcch«
tigt, uadj richtiger $crtigfteßung be« non ihm angefangenen 0tiicfeS
ba« ArbeitSoerhältnih gu löfcn; er h at 3 ute|>t einen ftrie« mit Sdjilb
unb ©efjänge übernommen, am 5. Auguft 1896 aber ba« ArbeitSer*
hältnifc gelöft, ohne biefe Afforbarbeit norfjer fertig gefteßt gu hoben.
S)er Kläger, Silbhauer ©., ntelbete bemnächft bem Seflagtcn am
8. Auguft 1896, nadjbem er ihn oorljer nergeblich gur gertigftellung ber
angefaitgenen Arbeit aufgeforbert hatte, bei ber CrtSfranfeufaffe ab unb
beantragte bemnächft mittel« Klage nom 13. Auguft 1896, benSeflagten
gur ^ertigfteflung ber Arbeit euentueß @chabcnScrfa|j gu nerurtheilen.
Ser Seflagte würbe nerurtheilt, tropbem er gcltenb machte, bafj Kfäger
burd) bie Abmelbung bei ber DrtSfranfeuFnffe fein ©innrrftänbnife mit
ber nertragöwibrigen fiöfung be« Arbeitsnerhältniffc« funb gegeben höbe.
©rünbe: Sie An« utib Abmelbung be« Arbeitnehmer« bei ber
KranTenfaffe ift nidjt glcidjbebeutenb mit ber ©iugebung unb 2öfimg be«
ArbeitSuerhältniffeS, beim ein Arbeit«oerl)ältnih befiehl, and) wenn ber
Arbeitnehmer nidjt gegen Kraufljeit ncrfichert ift.*) $ie Abmelbung bei
ber Kranfenfaffe faitn baher im gegebenen galle nur al« ein eqmptom,
Sewei«mittel bafiir oerwerthet werben, bafc ber Arbeitgeber ba« Arbeit««
nerhältnifj mit bem abgcmelbetcn Arbeiter al« gelöft augcfchcit hoben
miß. Sorwiegenb l)ot ba« ©eridjt ber Angabe bc« Kläger« ©tauben
gefchenft, bah er bie Abmelbung nur bewirft höbe, weil er ftdj gejc(j=
lieh bagu ucrpflidjtct erachtete unb anbererfeit« weil er nicht auf gang
unbeftimmtc 3^it hinau« gur gohlung ber Kaffeiibciträqe für ben i } c*
flagten oerpfliditct fein wußte. £>iergu muhte ba« ©eridjt geführt wer*
ben burd) bie ©rwäguug, ba& ber Kläger burrfi bie Arbeitöniebcr^
leguiig feine« ©chiilfen in eine g^angSlagc oerfe[U worben war, bie
er burd) einen Sergicht auf bie $a4igftcßmiQ ber begonnenen Arbeiten
*) Unb anbrerfeit« bcftef)t bie SerrtrhcriuigSpflicht nur wäfjrcub ber
Sauer ber Sefdjäftiguug, nidjt wäljrcitb ber Sertrag«baucr.
(Aum. ber 9Reb.)
unnothiger ©eife felbft noch mehr oerfchärft hoben würbe. 3)te Abftcht
be« Kläger«, ben Seflagten au« feiner Serpflichlung, bie begonnene
Arbeit gu ooßenben, nicht gu entlüften, geht auch ohne ©eitere« baraus
fjeroor, bab ber Kläger bereit« am fünften Sage nach Abmelbung
bei ber Kranfenfaffe gegen ben Seflagten auf bie Sarttgfteßung fc er
gonnenen Arbeit Klage beim ©ewerbegertdjt eingeretcht hot.
©erth be« ©trettgegenftanbe« bei ber Klage auf Aus*
ftellung eine« Seugniffe«. 3uläffigfeit ber Prüfung. (Urtheil
be« 2anbgericht« granffurt a/Sf.)*)
$ie beflagte girma war oerurtheilt worben, einem Satfer binnen
14 Sagen bei Reibung einer ©ntfehäbigung non 50 9Rf. ein 3 cu 9 ni B
beflimmten Inhalt« über oierjährige Sefchäftigung auSgufteflen.
Sa« Königliche Sanbgeridjt gu granffurt a/3R. erachtet bie Se*
rufuug für guläfftg.
©rünbe: 9fach freiem ©rmeften be« ©ericht«, ba« für bie ©ertlj*
feftfepung nach §• 3 ©-S D. maftgebenb ift, ift ber ©erth be« oom
Kläger uertaugten 3f«9nift^ auf mehr al« 100 2Rf. angufchlagen. ©enn
auch ber Kläger fchon 14 'Jage nach feinem Austritt bet ber Seflagten
bereit« wieber eine aubere ©teße gefunben hat, fo fann ba« hoch ben
baueruben ©erth be« ftch über einen 3ritraum oon mehr al« oier
fahren erftreefenben 3«»9niff f ö umfoweniger oerminbern, al« Kläger
felbft bie AuSfieflung eine« folchen oerlangt, obgleich er gur ber
Klageerhebung eine anbere ©teßung gefunben hotte. (Sr legt bcmnach
unb gwar mit 9ied)t grobe« ©ewidjt auf ein folche« 3 eu 9 R i|* ba« ihm
bei ber 2änge feiner Sefchäftigung bei ber Seflagten unb bereit Anfehen
in faufmäimifdjen Kreifen fein gortfommen unb titSbefonbere feine Se-
merbung um anbere ©teßen nicht blo« oorübcrgeljeitb fonbern bauernb
erleichtern wirb. Aud) auf ©eiten ber Seflagten ift ba« 3 »tereffe an ber
AuSfteflung eine« nach ihrer Anftcfjt richtigen 3<W9 R iffefi gerabe wegen be«
SertrauenS gu ihrem 9)ufe unb wegen ber cioilrechtlidjen Haftung für
etwaigen burch ein falfdjc« 3 fl, 9 ni & bei ©ritten oerurfachten ©chaben
auf ntel)r al« 100 9RF. gu fehäftett. Saft bie ©chäfeitng be« ©ewerbe-
gericht«, weldjc in ber euentueßen 3»bißigung einer ffintfdhäbigung in
§öl)e oon nur 50 3ftf. liegt, bie Serufuitg nicht auSgufchliefjen oermag,
bebarf feilte« weiteren SRachwcifcS.
©trb burch bie Grljebung einer ©iberflage auf mehr
al« 100 JC auch ba« Urtheil über bie Sorflage berufutig«fähtg‘"
UrUjeil be« 2aubgeiid)t« ©tuttgart, 3ioi^ommcr 1),
Ser Kläger war oont Seflagten entlüften worben unb oerlangt
35 X. ©utfehäbigung. $>er Seflagte begrünbete bie ©ntlaftung bamit,
j baft ber Kläger fid) geweigert höbe, bie if)tn aufgetragenc Arbeit (einen
1 ©attg gur S°f*) «u oerridjteu uub behauptete, burch biefe Scrwcigcrwtg
fei ihm ein Sdjabc oon M. 108,to entftanben, ben er im ©ege ber
©iberflage forbert. Ja« ©ewcr&cgericht Ijiclt bie ©ntlnffung nicht für
j begrünbet uub fprad) bem Kläger 35 M. gu, bie ©iberflage wie« e«
al« unbegriiiibet uub ihrem Setrage itad) uttbewiefett ab.
Jer Seflagte legte Serufuitg ein. gm Jermiti oergidjtete ber Sc=
Hagte auf bie ©iberflage unb oerlangte nur noch Abweifung ber Sorflage.
Jiefcm Antrag entfprad) bic ©ioilfammer, iubent fte bie Klage abwics.
lieber bie rcdjtlidje 3oläffigfeit ber Semfung fpricht ftd) bie Sioil-
fammer gar nicht au«, obgleich im Urtheil erfter gnftang auSbrüdlich
heroorgehoben war, bab ba« UrUjeil iu bei* Sorflage nidjt Berufung«*
fähig fei. lieber bie Berechnung be« ©erth« be« ©treitgegenftaube«
enthält ba« ©etüfrbegericht«*©cfefc feine Sorfdjrift; ©ioilprogeB*0rbnung
j §. 5 beftimmt, bnft eine 3uiammeurechuung bc« Glegenftanb« ber Klage
unb ©iberflage nidjt fiattfiube (anber« uatürlid) bei ber Koftenab«
rechumig, uergl. §. 11 bc« ©eridjtsfofleugefe^c«). Jer Kommentar oon
£>an3 gu §. 55 be« ©iMuerbcgerhhtS=©efet}eS behauptet aßerbiitg«, baft jener
§. 5 ber ©iotlprogei>0rbnung hier feine Aiiwenbiing finbe, bafj alfo ein
Urtheil fdjoit bann anfedjtbar fei, weint nur Klage unb ©iberflage
gufammen über 100 M. betragen, er hot aber biefen ©ah nicht be*
1 grünbet. Jie übrigen Kommentare oertocifen burdjioeg einfadj auf bie
I §§. 3—9 ber ©ioilprogetVOrbiiung, ohne ftd) weiter über bie grnge
I ausgufpredjcu. Ja aber nad) §. 24 bc« ©ewcrbegericht« s ©efehe« bie
Sorfdjrifteu ber Giuilprogef^Crbmtug angutuenbeu ftnb, fotoeit im
©efeh feine aubre Scfiimmung getroffen ift, fo wirb ber §. 5 berdioil*
| progej 3 = 0 rbnuug aud) hier fachgemäß angeweubet werben ntüfteu.
Jemgemäß ift ein Urtheil nidjt anfed)tbar, wenn ber ©egenftaiib ber
Sor- uub ©iberflage je unter 100 ,//. bleibt, auch wenn beibe gufam*
mcngeredjiict einen höheren Setrag ergeben, gerabe wie ba« Amt«*
geridjt guftänbig bleibt, wenn Klage unb ©iberflage gufammen über
3<jO X. betragen, wenn nur jebe einzelne unter biefetn Setrage bleibt.
Jie logifdje golge biefe« ©rgcbniffc« fdjeint mir gu fein, baß ba«
Urtheil in ber Sorflage aud) bann unanfechtbar ift, wenn bie ©iber*
ftage auf mehr al« lüo M. geht. Jeuti wenn im erften gafle jebe ber
beiben (Sutfchcibiitigen für ftdj gu behaubelu ift, fo fann unb raufe bic«
and) int gwciten fo fein.
I *) Sgl. bagu ba« in Ar. 50 ©p. 58 abgebrudte UrUjeil be« 2anb*
I geridjt« Serlin.
125
$)aß ©eroerbegeridfjt. SRittbeilimgen beß ©erbaitbeß beutf^ec ©croerbegericbte. Sftr. 12.
126
3ch glaube nidjt, ba& biefe« örgebnifi irgenbroie bebenflich ift; eß |
erhält einfach Bett SRedjtöjuflanb, ber oorfjanbeu märe, menn jebe ber
Klagen gefonbert erhoben mürbe. $>ie entgegengefefcte Hnpc^t bagegeu
macht es möglich, jcbert Streit berufimgsfäljig gu machen, inbrm man
eine SBiberflage in eutfprechenber §öhe 4 crljebt. 3n ber ©erufutigßinftang
wirb auf biefc oergidjtet — eine SWinberung beß Streitroerthß in ber
groeiten Snfiang fr^abet ja nidjt mehr — unb fo entfeheibet baß ©eru*
fungßgericht lebiglid) über bie^Klage, obgleich beren Streitroerth unter
100 M. bleibt. S)iefe golge ift nicht fo umün^rfc^einlic^, alß eß otel*
leicht erfdjeinen fonnte §ier Batte.' längere $e\t ein ^otelbefiber, ber
non feinem ^erfonal nicht feiten oerflagt mürbe, bie ©erooljnheit, eine
SBiberflage auf 101—103 JC gu erheben, meil ihm ber ©etreffenbe
©efchirr in biefem Berti) gerbrodjen Babe. (Sr Batte ficB offenbar non
einem Aedjtßfunbigen biefen Aaih ertBeilen Iaffett, unb er nerfuBc fo
g. ©. auch in einem Salle, mo ein Kellner nur meitige SBodjen bei ihm
gemefen mar, alfo moBl unmöglidj jo niel gerbrodjen Baben fonnte.
Sinmal geftanb er fogar in ber ©erBanblnng offen gu, bafc er ftcB
bamit nur bie 9Höglidjfeit maBren mode, ©erufung ciugulegen. SReljr*
fad) mürbe ber Klage entfpredjenb erfannt unb bie Biberftage abge-
roiefen, unb babei ftetß bauon außgegangen, ba& baß UrtBeil in ber
©orflage nicht anfechtbar fei. ©erufung Bat ber äftann nie erhoben
unb fchliefelich roofjl eingefehen, ba& er ftch nur überfluffige Koften ner*
urfachte, namentlich bann, menn bie Klage felbft abgemiefen mürbe;
mcnigftenß hat er feine $rnjiß je^t aufgegeben.
Stuttgart. ©. $ arten fte in.
3ft baß ©emerbegericht juftäubig für Klagen beß ©innen*
fchifferß? ©Broerlchung. (UrtBeil beß ©eroerbegeridjtß Stettin.)
Kläger ift SDHiglieb ber $ampfergenoffeu[d)aft mit bcfdjränfter $af*
tuitg unb mar ferner oom ©orftanbe bcrfelben feit bent 1. SWai 1892
alß Sdjiffßfiifjrer gegen 130 3ftarf ©ehalt ntonatlidj befchäftigt. Sr ift
itt Stettin am 9. 2Äai 1896 entlaffen unb verlangt, ba er nur Biß ®ube
SWai 1896 ©ehalt etBalten, baß ©el)alt für ben ©tonal 3uni mit
130 SRarf.
©eflagte mill gur Sutlaffung beß Klägerß Berechtigt gemefen fein,
meil Kläger fidj burch einen ©rief oom 2. 9J?ai 1896 ber ©hruerlefcttug
gegen bie 3)ireftion fchulbig gemacht Babe.
2)aß ©eroerbegeridjt oerurtljeilte nadj bem Klageanträge.
©rüttbe: 9iadj §. 20 beß ©imieufchifffahrtßgefefceß hat ber Schiffs*
führet Anfpruch auf fedjSroödjentlichc Künbigutig gum Schluffe eineß
©ierteljahreß. $in[idjtlich ber Sntlaffung ber Sdjiffsfiiljrer gelten bic
für ©ctriebßbeamte beftimmten ©orfdjriften ber ©emerbeorbttung, nach
beneu bie Sntlaffung berechtigt ift, menn ein roidjiiger @iunb, in$*
befoubere eine ©hroerlefcung oorliegt. Kläger befdjroert fi<h in bem
fraglichen ©riefe über ben fortgefefcteu SKafdjimftenroechffl. Sr nahm
hierbei an fidj alß ©enoffe berechtigte Sntereffen mahr. 2>ie gorm ift
freilid) nicht gu billigen, baß ©cridjt hat jebodj eine Sfjroerlebuug gegen
bie $)ireftion auß bem ©runbe nidjt für uorliegettb erachten formen,
meil bie $)ireftoreit gurrt Sfjcil felbft früher Schiffer gemefen unb &ug*
brüber beß Klägers -fint, fo baB Kläger nidjt annehmen formte, baj 3 fie
ein fräftigeß Bort mifjbeuten mürben. !
S)ie hiergegen eingelegte ©erufung mürbe burch Urtljeil beß König»
lidjen Sanbgeridjtß gu Stettin uermorfen, iubem im ©deutlichen bie
©rünbe beß ©orberrichterß alß gutreffeub begeichnet unb ber gegen bie
3uftänbigfeit beß ©emerbegerichtß gerichtete Sinmanb mit folgenbei
©egritnbung uermorfen mürbe:
SRa<b §• 20 beß ©iunenfchifffafjrtßgefefceß oom 15. $uni 1895 unter*
fieljt ber Sdjiffer ben ©orfdjriflert, melche für bie im §. 133a ber
©eroerbeorbnung begeidjneten ^erfonen gelten. Sür biefe ift aber baß
©emerbegericht auSfrfjliefelid) guftänbig (§§. 2 unb 3 beß ©efefceß, bc»
treffeub baß ©emerbegeridjt uoni 29. 3uli 1890). Someit alfo ber
3ahrcßoerbieuft beß Schifferß ben ©etrag non 2000 SJtarf nid)t über«
fteigt, gehören feine Streitigfeiten mit bem Schiffßeigner Biufichiluh beß
^ienftoerhältniffeß uor bie ©emerbegcrichte.
dinignti^äntkc.
^infgungßamt im Vieler ^if(hIcr*Strctf. ^)ie Arbeiter beß
2;ifdBIergeroerbeß — fomohl Sau* alß Wöfccllifdjler in Stiel unb
©aarben, unter 2lußfchlu& ber SBerffarbciter — traten am 13.?lpril
b. 3- plöfelidj in einen giemltd) aQgemeinen ?lußftanb ein. Sofort
nach Sefanntroerben beffelbett roanbte fid> ber ©orfifjenbe beß ©e*
roerbegerichtß Stabtrath Dr. Soetbcer an betbe Parteien mit ber
Anfrage, ob fie nidjt baß ©emerbegeridjt alß Sinigungßamt an*
rufen möchten. $)icß gefdjah fogfeid) beiberfeitß mit gröftlcr Se*
reitroiUigfeit. Srfirebt murbeit uon beit Arbeitern: Slrbeitßgeit oott
9V-2 ftalt 10 Stunben, Sftinbeftfiunbenlohn oon 40 Pfennigen ftatt
35 Pfennigen, perfönlicher ^ohitauffchlag oon 5 Pfennigen, Sr*
höhung ber Srtforblöhite um 10 ^Srogent, 3 u Wa0 25
gent für Ueberftunben, ©ergütung für baß SelbfiBalten oon $anb*
merfßgeug. ®ret ©ihungen fanben ftatt. 5)ie erfle öffentlidj
am 22. s 4pril, bie groeite nicht mehr öffentlich, faft unmiltelbar
barauf. 3n biefer nmrbe feitenß beß Sinigungßamtß folgenber
©ergleich^oorfchlag gemacht:
1. ©et Stunbenloljn ttirb auf 38 ©f. feftflefefet. — 2. Sür Ueberftunben
tüirb ein SluffcBlaß bon 25 ^rogent ßeioahrt. — 3. SMe Arbeiter nehmen nach 9lb«
jchlub ber ©ereinbarunq bie Arbeit mieber auf. ©le Slrbeitfleber berpflttbten ftd> gut
tlufnahme oon Slrbeitern, fotoeit 9lrbeit norhanben ift unb merben Feinen Slrbeit«
fuhenben um bcßroillen, meil er fich am Streif betfjeiligt Bat, abmeifen. Sbenfo
berpptdjten fnh aber auch bie Arbeiter, biejeniflen 9lrbeiter, meldje am Streif nicht
bctbciliftt oercefen finb, unbelaftist gu laffen. — 4. 2>ie Arbeiter treten unter ben-
felben Sohnbebinaungeit mie bißh« in Arbeit, jeboch mirb benjenißen, melche
bisher einen 2obn bon 40 gjf. ober menifler pro Stitnbe begogen, eine perfönliche
Zulage bon 2 Sßf* pro Stuttbe gemährt. — 5. Sü r baS Selbitbalten bon ^>anb-
merfSgeug merbeit für bie ©ßodje 60 ©f. bergütet. — 6. SS miTb alßbalb ein ge-
meinfamer 9luSfchuh gebilbet, befteheub auß je 3 ©ertretern ber Slrbeitgeber unb
Örbeituehmcr a) gut ©erathung unb 9(uffteUung bon 8lfforbtarifen, b) gur Qfcft»
ftettuitg ber ©ergütung für 9lufecnarbeit ( c) gur Regelung ber Ärbeitßgeit, d) alß
bauernoe ©inrichtung gur Schlichtung bon Streitigfeiten.
3n einer brüten Sifjung am 28. Slprit fanben bie fünfte 2,
3, 5 unb 6 beiberfeitige 3wflimmuug. ©egett bie Sfeftfefcung eineß
©tinbeftlohneß firäubten T^h Arbeitgeber, um nid)t alten, nünber
arbeitsfähigen ober eben auß ber &ehce gefommenen jungen fieuten
ben hohen Sohn gahten gu muffen. Sie machten aber einen bie
©erftänbiguug erleidhternben ©egenoorfchlag. ^)aß Sinigungßamt
befchlo& bieferhalb, mit 3 u füroniung beiber Parteien, oon ber 2lb*
gäbe eineß Schiebßfpruchß Abftanb gu nehmen. Heber bie beiben
ftreiligeu fünfte h^e« ^ anu &i c Parteien bireft oerhanbelt unb
gelangten bereitß am 5. 9)tai gu einer Sinigung, roonach ber SRor*
mallohn für 3JtöbelarBeit auf 38 Pfennige unb für ©anarbeit auf
40 Pfennige feftgefefet tourbe, mobei bem Arbeitgeber freifteheu
foü, an burdjauß unerfahrene unb abfolut untüchtige ©efefien
meniger, jeboch nicht unter 35 Pfennige pro Stunbe gu gahlen.
Streiiigfeitcn h^ranß Tutb oon bent Außfchufc gu regeln. $>aß
Sinigungßamt barf ftch alfo gmeifelloß baß grofee 33erbtcitft gu*
fdjreiben, burch fein fchneffeß unb gefdjidteß Siitgreifen eine ©er»
ftäubiguug ber Parteien unb rafdje ©eilegung beß Streifß Ijcrbei*
geführt gu hfl&en, ohne ba& ein formeller @<hiebßfprudj nötljig
iourbe. Sin befonberer Srfolg ift, bafe nunmehr eine oon beiben
Seiten anerfamtte ©erlretung befiehl, meldje berufen ift, bie ©c»
bingungcit beß Arbeitßoertragß gu regeln unb Streiligfeiten gn
fchii^teu.
©imgmtfißamt im tßforgheimer 3<«*merer=Streif. 3« $forg»
heim fjatten oie 3intmerer an bie Arbeitgeber Snbe 3um Sorbe»
rung auf Abfiirgung ber Arbeitßgcit oon 11 auf 10 Stunben, Sr*
höhung beß £of)ncß um 15 ^ßrogent, 20 ^ßrogent für Ueberftunben,
©eredjnnng beß ^ohneß nadj Stunben, roöchentlidje, ftatt oiergehn»
tägige Sobngafjtuug geftedt. ^)a bie Arbeitgeber einer Sinlabung
gu" birefteu ©erhaublungen nicht 3°^g c leiftetcn, riefen bie Arbeiter
jur ©enncibung beß Streifß baß ©emerbegericht alß Sinigungß»
amt an, bie Arbeitgeber traten ber Anrufung bei. Sß mürbe am
23. 3»li folgenber ©ergleidj ergieli: 1. roöchentlidje ßohngahlung
berart, bafr jeber Arbeiter eine halbe Stunbe nach 0?cicrabenb im
©efih beß öohneß ift. 2. ©cgeluug ber Arbeitßgeit baburd), ba&
bie Sntlofjnung nidjt nach Etagen, fonbern nach ©tunben beredBnet
mirb. 3. ©otn 15. ®iärg 1898 ab gehnftiinbige Arbeitßgeit. 4.
Stunbenlohn oom 1. Auguft an je nadj £eiftung beß Arbeihtefjmerß
28—36 Pfennige, ©ont 15. ©färg 1898 an gefjnprogcntigc Sohn*
erhöhung. 'Baffer* unb föadjtarbcit mirb um 20 ©rogent aufge*
j beffert, für Sonntagßarbeit ift baß ^Doppelte beß Stunbenlohneß git
I gahlen. — S)ie 3ai)l ber beifjeiligten Arbeitnehmer betrug ca. 130,
; ber Arbeitgeber 12.
©etoähruug beß euglifcheu Stmgttngßottttß*©efeheß. ’&er erfte
©ericht beß englifcheit ©emerbeminifterinmß über - bic ©cmähruug
beß ain 1.3uuuar 1895 in Kraft getretenen ©efeöeß über Sdjlidjtung
oon gemerblidjen Koufliften (Conciliatioa Act in Trade disputes)
ift foeben erfdjictten. Sr erftreeft fidj über gefjn ©lOinite. Bährciib
biefer 3^it finb bem Amt 31 Anträge auf feine ©ermittelungß»
bienfte gugcgaitgeu, baooit 9 oon Unternehmern, 1 6 oon Arbeitern,
3 oon oeibeit SheHen gemeinfam. ©ou beit 31 TyäUcit mieß baß
2ltnt 7 alß ungeeignet guriief, 19 murbett bttrdj ©crmittelnug auf
bem im ©efefc oorgcgeidjnetett Bege gefdjltdjtet, 4 burdj felbft*
ftänbige Sinigung ber Parteien mäljrenb ber Unterhanbliingcn bei*
gelegt, bei oicrett mar feine Schlichtung tnöglidj, unb einer mar
bei Abfdjlufj beß ©eridjtß ttodj uiterlebigt.
127
128
Da* ©eroerbegericßt SRtttßeUungen be* Serbcmbe* heutiger ©eroerbegericßte. Ar. 12.
Msettteiiu? üknt flkwerbegeiii^te tntfe
Ätbeiteptrtrag.
Die rechtliche Steffung ber beutfcßctt ©firtnergeßfilfen.
Set ben Serßanblungen ber am 28. gcbruar unb 1.SRäcg
b. 3. in Hamburg ftattgefunbenen ©eneraloerfammlung beS 3 Clts
traloereiitS ber ©ärtner mürbe feftgefieflt, baß über bie recßtlicße
Stellung ber Gärtner bei ©ersten unb SerroaltungSbeßörben eine
bebauerficße Unflarßeii ßcrrfcßt.
Sei beit ©croerbegericßtSmaßlen in Hamburg im Soßre 1892
waren bei ber 3ufammenfeßung ber ©ruppen gur 2öaßl ber Sei¬
figer bie ©ärtner außer Ad)t gelaffen. Der $auptoorftanb
3entralpereinS ber ©ärtner, in ber Meinung, baß ein Srctßum
potliege, ba bis baßin in Hamburg aueß bie ©ärtner bem ©e*
roerbegericßt unterteilt waren, manbte ficß an ben Senat mit ber
Sitte um Aufflärung.
3it einer Aubieng, rneldje ber ©efcßäftsfüßrer beS SereinS auf
biefe ©ingabe erhielt, würbe bemfelben bie ©rflärung abgegeben,
baß bie ©ärtner als lanb- unb forftmirtßfcßaftlicße Arbeiter
als ©rgeuger uon roßen Aaturprobuftcn bem ©efeß nießt unter*
ftettt unb beSßalb unter ben betreffenben ©ruppen nießt anfgefüßrt
feien, troßbem bie Sebürfnißfragc nießt abgeleugnct werben fönne,
ba unter bem biSßer befteßenben ©efeß eine perßältnißmäßig große
Angaßl oon gäfleit gerabe aus ©ärtncrfreifen ßerriißrten. Alle
©egengrünbe halfen nid)tS, bie ©ärtner blieben auSgefcbloffeit.
Aud) im benachbarten Altona würben bie ©ärtner nicht gu
ben ©ewerbegeriißtSroaßlen gugelaffen. Auf eine bieSbegüglicße
©tngabe an bte königliche Regierung erhielt ber ^auptoorftanb beS
3entraloeretnS folgen ben Sefißeib:
„Auf bie ©ingabe oom 19. p. 2R., betreffenb bte 3nftänbigleit
beS ©eroerbegerießts für ©ärtner, erwibere ich, baß ber ©eltungS*
bereich beS SRcicßSgefeßeS pom 29. Snli 1890, betreffenb bie ©e«
werbegeriebte, fteß auf bie bei ber ©ewinnung uon roßen
SRaturergeugniffen befcßäftigten Arbeiter nießt erftreeft. Die
©ärtner finb beSßalb unter bie 3öäßler ber Seiftßcr für baS ©e*
werbegerießt in Altona mit SRecßt nid)t aufgenommen worben."
AnberS liegt bie Sacße in Sr einen. Dorifelbft werben bie
©ärtner naeß ber Einlage gum ©efeß, betreffenb bie ©emerbefam*
metn, oom 6. Dftober 1875, gu ben ©ewerbetreibenben gerechnet.
SRacßbem bureß baS ©efeß pom 30. September 1877 für bie Stabt
Sremcn unb baS fianbgebiet ein ©ewerbegerießt eiugefeßt war,
würben bie näheren Seftimmungen für bie 2Baßl ber Seifißer aus
bem Stanbe ber Arbeitnehmer bureß ein SRegulatio ber ©ewerbe*
fommiffion uont 15. Aooembcr 1877 getroffen, in weldjem bie
©ärtner mit aufgefüßrt finb. Darnach werben bie ©ärtner aueß
jeßt bei bem neuen ©efeß, betreffenb baS ©emerbegeridjt in Srenten,
pom 6. SJtärg 1892, beßanbelt unb unter bie SSäßter ber Seifiber
für baS ©ewerbegerießt aufgenommen. Der Soflftänbigfeit halber
fei aueß gleich mit angeführt, baß bie Sremer ©ärtnercibefißer ficß
auf furge 3 e ü einer ©ärtnerinnung erfreuten, beren Statut am
2. 3»ü 1891 genehmigt würbe, bie aber halb barnaeß wieber fanft
entfcßlafcit ift.
Ü^acß bicfcit ©utfeßeibungen finb alfo bie ©ärtner in Hamburg
uub Altona lanb- unb forftroirtßfdjaftlicße Arbeiter unb ©rgeuger
non roßen SRaturproöuften unb baßer mit SRecßt unfähig, in
Sremen jeboeß ©ewerbetreibenbe unb baßer mit SRecßt fäßig,
mit gu wäßleu bei ber SJaßl ber Arbeiterbeifißer gum ©ewerbe*
gcrid)t.
Aueß in Sreußen feßlt jebe einheitliche ^Regelung biefer Sadie.
3n Srotnberg finb bie ©ärtner waßlbered)tigt bei ben
SSaßlcn gum ©croerbegerid)*, baffelbe war ber gnll bei ben ©e=
wcrbegeritfjtSwablcn in 8?ranffurt a./9R. im gcbruar biefeS gaßreS,
in Serlin wieberum finb bie ©ärtner laubmirtßfdjnftlicße Arbeiter
unb als foldje uon ben Stahlen gum ©ewerbegeridjt auSgcfcßloffcu.
Staun nun andj bic ©ärtner in ben weiften gällcn nießt baS
SRecßt ßabeu, Seifißer gum ©ewerbegerießt gu wählen, fo ift hier*
bureß bodj nid)t gefügt, baß bei gewerblichen Streitigfeiten in beit*
jeuigett Stabten, in weldjcn bie ©ärtner uießt wäßleu bürfen, bic
©ewerbegeridjte überhaupt perfagen. Aber aud) in biefer .Jinficßt
ift IbieJ.Sachlage burdjauS unflar unb uubeftinimt uub bem ©p
meffeu bec> S^icßters außcimgefteilt, ob er bie ©cmerbegeritßte ober
bie orbentlicßeit ©eridjte für gnftänbig erflären will.
Sn Hamburg, Altona unb ©anbsbeef werben bie gewerb=
ließen-Streitigfeiten im ©ärtnergemerbe oon ben ©cwcrbcgcridjten
erledigt, in festerer Stabt bcfihen bie ©ärtner iibriqens aueß baS
Saßlrecßt.
3n ^inneberg entfeßieb baS Amtsgericht im Saßre 1893,
baß für ©ärtnergeßilfen bie ©ewerbegerießte guftänbig feien, in
bemfelben ^inneberg aber entfeßieb baS ©ewerbegerießt im Saßre
1894, baß eS nießt guftänbig fei, unb oermieS bie ^lageuben an
baS Amtsgericht in Altona.
3n Altona ift für Streitigfeiten im ©ärtnergemerbe laut
©ntfcßeibuug beS Amtsgerichts oom Saßre 1892 baS ©ewerbegerießt
guftänbig, ebenfalls in Sremen unb in Dortmunb. ©ärtner*
geßilfen fmb lanbwirtßfcßaftlicße Arbeiter, fo lautet wieberum eine
©ntfeßeibung beS ©ewerbegericßtS in DreSben oom 9. Dftober
1892, meSßalb bie Älage oor baS Amtsgericht oerwiefen würbe.
3u welchen fonfequengen biefer 3 u f tani)
fo reeßt braftifcß ein im Saßte 1896 in Serlin oorgefommener
gall, weldjer aud) in einer Petition au ben fReicßStag als Seifpicl,
rPie unfießer baS SRecßtSperßältniß ber ©ärtnergeßilfen ift, ange¬
führt würbe.
©in (Gärtnergehilfe, melcßer in einer Sauinfcßule SerlinS
befcßäftigt würbe, fam mit bem ©efcßäftSfüßrer berfelben in
Streitigfeiten unb fueßte bie $ilfe beS Serlin er ©ewerbegeridjts
gur Scßlicßtung berfelben naeß. DiefeS glaubte bie Sacße abweifen
gu müffen, weil bie ©ärtnerei gur fianbwirtßfcßaft geßört unb
bemuaeß baS AmtSgericßt Serlin I guftänbig fei. Das Amts¬
gericht l erfannte auf A6meifuitg ber Älage, ba ber ©ärtnergeßilfe
laubwirtßfcßaftlicßer Arbeiter fei unb bie ©emerbeorbnung feine
Auwenbung finben fönne. Aun würbe Serufung beim öanb-
gerießt 1 Serlin eingelegt unb biefe ßatte ©rfolg, baS £anbgcrid)t
permieS bie Sacße an baS ©ewerbegerießt mit ber Segrünbung, bie
©ärtnerei fei ein ©ewerbe, folglicß fei ber ©eßilfe ein ©eraerbe*
geßilfe unb baS ©ewerbegeri^t guftänbig. Droßbem entfeßieb
bann baS ©ewerbegerid)t, baß ber ©ärtnergeßilfe lanbwirtß*
fcßaftlicßer Arbeiter fei, unb ber ©eßtlfe würbe mit feiner Sflage
abgewiefen.
Diefe Seifpiele, bereu 3^1 noeß beliebig nermeßrt werben
fönnte, mögen genügen. Sie geigen, baß bie rccßtlitße Stellung
ber ©ärtner überaus unflar unb uneutfcßiebeit ift unb begreiflid)
ift ber, in weiteften Greifen ber arbeitneßmenben ©ärtner geßegte
SSunfd), enblicß einmal JHarßeit über bie grage gu erhalten, ob
bie ©ärtncrgeßülfeu ©ewerbegeßülfen, ober lanbwirtßfcßaftlicße
Arbeiter ober ©cfinbe feien. Aicßt nur in Segtig auf bie ©etuerbe*
orbnuug ift bie ©ntfeßeibung über biefe grage pon großer Sßicßtig-
feit, aueß bie gefammtc gewerfftßaftlicße^ Drgauifatiou ber ©ärtner
wirb bureß btefeti 3 u fimib auf baS ernftlicßfte gefäßrbet.
Der §. 6 ber ©ewerbeorbitung, welcßer alle biefenigen Serufe
begeießuet, weldfje ber ©ewerbeorbnnng nid)t unterließen, füßrt ja
bie ©ärtnerei nießt auf. Demnach fönnte man auneßmeit, baß bie
Seftimmungen ber ©ewerbeorbitung aueß auf bie ©ärtnerei An¬
weisung fmbeit müßten, wenn eS nießt außer biefeit auSbrüeflicß
aufgefiißrten ©ewerbSgweigen noeß eine gange SRciße attberer gäbe,
wel^e als uießt unter bie Seftimmungen ber ©emerbeorbnung
fallenb eraeßtet werben.
3u biefen gäßlt aueß ©arten- unb Weinbau, überhaupt ber
gefamtnte lanbwirtßfcßaftlicße Setrieb. 5öeun biefeS aueß nießt
auSbrücflid) anSgefprocßen wirb, fo geigt mtS bod) bie $rajiS beS
$Reid)Sgcrid)tS, baß baffelbe beftäubig an biefem ©runbfaße feftßält.
Db man aber bte heute fo ßoeß entwiefelte ©ärtnerei als eilten
lanbwirtßfeßaftlicßeii Setrieb auffafftit fann, ift eine gragc, welcße
nießt fo leießt gu beantworten ift. Der Segriff beS ©ewerbeS läßt
fieß wohl ebenfo fd)toer befitiirett, als ber Segriff ber gabrif.
Unfere mit allen teeßnifdjen ©rrimgenftßaftcn oerfeßciten ©ärlttereien
mit ißrett ©laSßäufcrn, ^iftbeetfäften, Dampf- unb ©afferßeigungen
fönnen bod) woßl nid)t fo oßttc weiteres als laubwirtßfcßaftlicßer
Setrieb begeid)iiet werben, ©s werben itt ben ©ärinereicit aueß
, nießt nur Urprobufte ßergeftellt, fonbern oftmals nur oerooll*
1 fommnet. ©S werben auf fünftlicßem Söege ©ingriffe in ben
©ntwicflungSgaiig ber SßfTnngeu gemaeßt unb bicfelbcu gu einer 3eit
I gum fionfum geeignet gemaeßt, welcße bem tiatürlüßen ©ntwicflungS-
gaitg ber ^ßflangen nid)t cntfprid)t. Droß aHebem läßt fteß nießt
leugnen, baß bie ©ärtnerei feßr naße mit ber yanbwirtßfcßaft Per»
wanbt ift intb eS wirb woßl feßr feßmer ßaltcn, ßier bie ©reitge
gu gießen, wo baS ©ewerbe anfänqt uub ber lanbipirtßfdjaftticße
Setrieb aufßört. SJ7ait foüte beSßalb ben fürgeften 'Beg cinfcßlagen
! unb eiufad) and) bie Ianbmirtßfd)afÜicßen Arbeiter unter bie Sc-
ftitnimntgen ber ©ewerbeorbitung fteHen. Aber ba ßicrgu woßl
: poriäupg nod) feine AuSficßt porßanben ift, wirb ben ©ärtner»
geßiilfcn woßl feine atibere Söaßl bleiben, als nadj Kräften Material
gu famtnelu, um bie ilnßaltbarfeit beS bergeitigeu 3 u )lflnbeS gu
beweifeu uub uad) Kräften auf eine Aeiiberung gu bringen. Auf
, irgeub weldje .piilfc pou Seiten ber §anbelSgärtucr fclöft ift ßier»
129
£>a8 ©ewerbegericht. SJrittheilungen beS BerbanbeS beutfdjer ©ewerbegerichte. Kr. 12.
130
bei nicht ju regnen. 2)ie Herren füllen fid) unter bem beseitigen I
3«ftanbe ganj wohl, fie brauchen feine ©eroerbeftcuer ju gahleit,
bie Beftimmuitgen ber ©ewerbeorbnung über ben Arbeiterfdjufc
geniren fte nicht unb fc^Iiej^Iic^ haben fie aud) noch eilt Mittel in
£>änben, um einer Drganifation ber ©ärtnergehülfen erfolgreich
entgegen treten &u fönnen; ba ja baS ©efittbe ein SfoalitionSrecht
nicht beftßt, S3ei ber BrajiS ber ©erid^te, bie ©ärtnergehülfen
anftatt oor baS ©eroerbegeridjt, oor bie orbentlichen ©evid^te ju
perweifen, mag auch nicht sulcht ber Umftanb in betracht gejogen
werben, baß bie Sohn* unb ArbeitSoerhältniffe ber ©ärtner über*
aus trauriae fmb unb namentlich baS $oft* unb ßogiSgeberwefen
im $aufe BeS Arbeitgebers beinahe überall baS gelb beßerrfcht.
♦Öier hat bie geroerffdjaftliche Drganifation ber ©ärtner ein weites
Selb für ihre St^ätigfeit offen, möge fie für Aufhebung beS Sfoft-
unb SogiSroefenS rotrfen, bann rotrb fid) wahrfdjeinitch in ber
SßrajiS ber ©erichte bie Auffaffung einbürgern, baß aud) bie
ÖJärtnergehülfen ber ©ewerbeorbnung unterftehen.
Hamburg. Ag. fföüller.
Anmerfnng ber Kebaftiou: ©pejieH ber Ießte $unft geht
rooßl $u weit. ®cm8gemeinfdjaft jwifdjen Arbeitgeber unb ©eßülfen
beruht im ©ärlnergewerbe auf ber ©igentfjümlichfeit ber Arbeit felbft,
bie ganj oerfdjtebeu uon ber bloßen Sanbwirtbfcßaft, aber ähnlich wie
im Bäder* unb Bteßgergewerf ein fortwäljrenbeS, locnn aud) oft ftunben*
weife unterbrodjeneS (Eingreifen ber ©ehülfen in ben iprobuftionSprojeß
forbert. (©inbetfeit ber SKiftbeetfenfter bei Kadjtfröflen, Begießen, 6d)ut)
oor &u fengenber @omte, u. f. w.). $)ie Sfunfigärtnerei in allen ihren
3weigen (Blumen* unb £aubet$gärtnerei, SanbfcßaftSgärtnerei) ift
uon ber bloßen Sanbroirtbfdwft, bie ben ©oben befteDt unb bie grucht
einljeimft, ohne ben BrobuftionSproseß felbft ftu beeinflußen ober baS
erhielte Brobuft ju oerhinbern, uerfdjieben. $ie ^erfiellung oon Bouquets,
Blumenarrangements, bie Berfeßung oon Bßaujen in Blumentöpfe unb
bergleidjen fteflt jmeifelloS eine Bearbeitung beS lanbioirthfchaftlich er¬
hielten KoßfioffcS bar, unb eben beSßalb barf bie eigentliche ©ärtnerei
mit ihren Kebengemerbeti (Blumen&inbereien unb berglcid)en) nid)t jur
2anbwirtl)fdjaft gerechnet werben, fo wenig als ein mit 3)?iftbeeten, ireib*
häufern, $ei$ungSDorrid)tungen u. f. w. auSgeftatteteS ©tüd Sanb noch
als ein bloßes Aderfelb betrachtet werben fnnn.
öcrbottö^angetegenfjeiteö.
$em Berbanbe bentfdjer ©ewerbegerichte finb beigetreten bie
Herren Borfißenben ber ®emerbegerid)te: Aflenftein, ©öttingen,
©rüuberg i. ©cßl., tfattoroifc, Sambrecßt, öüneburg, BotSbam, ©aal*
felb, Sßorn.
©ewerbcgeridjtS^Befpredjung. 3m Aitfcßluß an bie Ausfluß*
fifeung beS BerbanbeS beutfeßer ©ewerbegerichte wirb bie geplante
allgemeine ©eroerbegericßtS-Befprechung ©onntag, ben 12. ©ep*
tember b. 3 - in Karlsruhe i. B. im ©ißungSfaal beS ©tabtratßS
ftattfinben. STageSorbnuug: 1. Dberbürgermeifter Dr. ©aßner-
Btainj: Bericht über bie Berbanblungen beS AuSfdjuffeS, inS-
befonbere baS fünftige Berßältniß $ur „©oralen ^rayiS". —
2. BlagiftratSaffeffor ©uno* Berlin: 2>ie fünftigen 3nnungS»
fehiebsgerießte unb baS ©ewerbegericht. — 3. Amtsrichter Blenber-
mann, Borfißenber beS ©ewerbegericfjtS Bremen: SDie ©emerbe*
geriete als ©iniguugSämter. — 4. Dr. fmrtenftein, Borfißenber
beS ©ewerbeaerichts ©tnttgact, unb ©tabtrath Boedh*^arlSruhe:
3nwieweit ift ein einheitliches Borgehen ber ©ewerbegerichte bei
ber ©tcllung oon Anträgen unb bei ber Borbereitung oon ©ut*
achten möglich unb jwedmäßig? — 5. (Erfahrungen aus ber fte<ht*
fprechung, fowie fonftige BHttheilungen. — AbenbS 8 Uhr: 3n*
fammenfein mit ben ÜJlitgliebern ber ArbeitSna(hweiS*5b)nferen5 im
„©tabtgarten".
ötatiftik öer (Kinigungsämtcr, ©utadjte» uak !<•
träge bet ben bentfdjen ©emerbegerid)ten 1396.
llnferer ©tatiftif bet Kechtfprechung in ber außerorbentlichen
Beilage gu Kr. 8 laffen wir eine ©tatiftif ber ©inigungSämter,
fowie ber ©utachten unb Anträge folgen. ®iefeI6e ift weniger
ergiebig. 3n Bejug auf ©utachten unb Anträge war baS 3ohf 1896
befonberS bürr, weil, wie eS fcheint, feine einzige allgemeine Um*
frage ftattgefunben hat; für ben Umfang ber ©utachten^hätigfeit
in ben ®emerbegerid)ten bietet biefeS 3ah^ lein geeignetes Bei*
fpiel. $)ie ^hätigfeit ber ©ewerbegerichte als ©inigungSämter ift
erft in ben Anfängen begriffen unb hat ftdß jebenfaüS im laufenbeit
3al)re fchon weit mehr entwiefeit, als bieS im oorigen 3ahre ber
3aQ war. Smmerhin bietet auch &kfe ©tatiftif bereits manche
intcreffanten ©injelergebniffe. 0für bie ©iniguitgSämter haben wir
in ©palte 14 auch bie BermitlelungSthätigfeit ber Borfifcenbcn,
welche fich nicht auf baS ©ewerbegerichtSgefeß grünbete, gu. er¬
mitteln gefucht. hierbei ift Sübecf, wo ©ewerbegericht unb ©inigungS*
amt IanbeSgefeßlich getrennt, aber ber Borftfcenbe gemeinfam ift,
nicht in ©palte 14 gefteHt 2)ie ©rfolge ber einigungSamtlichen
Berfnche gehen aus ber Tabelle nur wenig heroor. ©er gaü,
weber eine ©inigung ju ©taube fommt, noch ein ©d)iebsfpruch an¬
genommen wirb, auf ©runblage ber einigungSamtlichen ©rmitte*
Jungen fich aber nachher bie Parteien bennoch einigen, ift nicht
feiten, entzieht ßch bis jeßt aber ber genauen ftatiftifchen geft*
fteHuug.
Tabelle I. lieberficht nach ©erichtem
(Stolonuc l bejcic^nct blc Kummet beS betreffenben ©eroctbcgcridjiS in bet föe<$tfpred)ungSt*6tatlftif: «ufeecorbentltdje »flloge »u Kr. 8.)
Kr.
0) e w c r b c g e r i d) t
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rufuugeit
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achten
ber
l§. 70
gefirmelt
Hn*
träge
gälle anber-
weiter Ber*
mittlungS«
tl)ätiglrit beS
Borfißjenben
1.
2.
3
4.
5.
6.
'7.
8.
9.
10. ,
11.
12.
13.
14.
1.
Äönigsberg i. $r. . . .
2
2
_
_
_
_
_
_
_
8.
(Elbing.
—
—
—
—
—
—
—
—
1
—
—
15.
Berlin.
11
6
5
—
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1
—
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t
17.
Branbenburg n/£>. . . .
1
—
1
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1
—
—
—
—
—
—
21.
Katbenoro.
1
1
—
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i
—
—
—
—
—
87.
©tolp i/$.
1
—
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—
—
1
—
—
—
51.
Breslau.
—
—
—
—
—
—
—
—
—
1
65.
©örliß.
2
_
2
2
—
—
—
—
—
68.
$irfd|&erg i/Schl.
—
—
—
: —
—
—
i
—
82.
®?agbeburg .
1
1
—
—
—
—
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—
—
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i
—
97.
©ImSfjorn.
1
—
—
—
—
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1
—
—
98.
glenSburg.
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
1
104.
SBanbSbed (©iabt) . . .
1
1
—
—
—
—
—
—
—
1 _
—
106.
©anno oer.
—
—
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112.
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1
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tljätigfeit b«
Sorfi&enb?n
Uebertrag .
126. Sielefelb.
127. 2)ortmunb (Stabt) .
186. 3ferIot)n.
139. Staffel.
140. gedjpitfjeim ....
148. Sranffurt a/3R. . .
149. $ötf;ft a/3J?. . . .
152. Sboblenj (2anbFrei§) .
160. Sannen.
163. ®ffen (Stabt) . . .
177. Stier.
©a. i. ftönigreidj ^reujjen
2ubroig$ljafen a/Sfj.. . .
Sürtfj. . • .
Sa. i. ftönigreid) Samern
SreSben (©tabt) . . . .
ScipStQ.
3Äeerane.
flauen i/S. . . . . .
©a. i. Äonigteid) Sachen
SaoenSburg.
Stuttgart.
fjeilbronn.
ßannftatt.
Stcutlmgen.
12 i 15
— I 1
242.
247.
©a. t. $önigreit$ 2Biirttctnberg
^arlöru^e.
SRannljeim.
3 —
3 —
2 1
1
1
1
1
1
1
1
- . —
2
5 2
2
©a.i. @ro§^er 3 ogt^um Saben
5 ! 1
2 1
2
— —
2
—
— —
—
250.
SRainj.
1 1 1
_ 1
_
_ _
_
1 ; —
2")
256.
Offenbar (SanMrefö) . .
1 ! - !
1
—
—
— —
—
—
— 1 —
266.
SBormS.
—
—
— —
—
—
1 —
—
©a. i. ©rof^erjogtljum Reffen
(Sifenadj.
Sraunfdjmcig . . . . .
©ottja.
Sübed.
Sremen.
Hamburg.
l 10 / -
— 6
Tabelle II. Ueberfidjt lt a dj Staaten«
Sßreu&en. 24 12 9 j — 2 | 6 1 2 11 12 I 15 11
Sägern. — — — | — — j — — — | — — l 2
Saufen. 2 1 — — — j — — 1 ; — 1 — 4
SBurttemberg. 3 1 — 1 _____ 5 2 2
Saben. 5 12 2 — i — — 2 — — 1 — —
Reffen. 2 1 1 — — — — — 2 — 2
©arfjfeit-SBeimar .... 11 : — — — — — — — — — —
Sraunfcbrocig. — _ — — — — — — j — — — 1
©ad;fcn*(£oburg*©otlja . . l 1 — — — — — — — 2 — —
Sübecf. 1 — lj— 1 — — I — — — —
Sremen. 2 1 ; — — — — ! — — ! 1 — — —
Hamburg . . . ...| 1 1 - | ! _ 1 1 — _ 6 _ 6 _J_ 1
Summa ... 42 ; 18 | 14 2 4 6 1 6 | 2 28 24 23
>) 311 jmei göllen ift baö (5Semerbcgeiirf)t ol? CSininiingbaml nur »du Seiten einer ^nvtei nngeruff.n. 3 m elften ftnl« fant oliuc Sljätigrcit beä CinigungSamlS fofovt r.
CTitfcglcid) ju Staube, im anbcrcu fyallc lernte ber oubere 2t)dl bic Anrufung beb G:nigung#intcd nb. $iu brüten ftallc bat ber iUu|it>cnbe Dcrbatibelt, bte Streiiigfeit ift bann at::
of)iic »nrufnng beö ( 5 inignng«.imt 3 crlcbigt. — 2 ; Später bur,1) ulagc crlcbigt. — 3 ,t Sic Parteien riefen tu einem g-aüe bie »evionlnljc Bermtttclung beä »orfifeenben an. Sic fjierh-
erjiclte Bercinbarung mürbe and} jur (Sruublage einer fpäteren (yinignng. — IGMirbc citebigt burdj prionie Brrcinbarung ber Parteien tmr gecidjtlidjcr Berhnnbliing. - ; ’) HuSfpcmutf
fänmitltdjer Bauarbeiter. Sie Bcrmittelung nmrbc fpätcr 00 m Cberbürgetm-’lftcr übernommen. — {] i Beilegung ber bejügltdicn Siffercnj mürbe bie Anrufung fofort irieber jurü? ;
genommen, cf)e uod) bab Ginigung«amt in Sfjättgfcit getreten mar. — 7 > 3 TI einem ftaüe fain mii bent Sibettgrbec nnb ben »crtrcleru ber ?dbeiter eine Berfttinbigung 511 Staube, tr *..1
jebod) roegeu ber uoibefjaltcnen nnb oou ber aiefammtbeit ber ?lrbctlct abgclcfjtrtcu isaulimigung unmirlfam blieb. Jnt jmcilcu ftaiie lehnte ber Arbeitgeber iebe weitere ©ertjanblunq atf.
rocil bte ffiertccter ber Arbeiter nldit jn beu »on ihm felbft befdjaftigten 'Jlrbeitcnt geljoucn. — K ) Sas Gmigungc-aait tft jmar xmei i'tal fetiena bcu Arbeiter augerufen morben, jebodj nur
ein SDJal, nnb »oar jutti größten Shell of)uc Siefultat in Sbatigfeit gemefen. Sab jmcite Btal fdjeiterte ber ®crfud) au ber Sü'cuernng ber Wrbettgebcr atidj itiretfeitS ba§ CStnigungsarr'
anjurufen. — Sab (Semcibegcridjt Ift nid)t alö (iintgungbamt betreut, fonbcrn nur beiten Borfiiienber futigirt jugteid) and) al« Borftbeuber bcci öinigungöamle». — 1 ’) Sie SCIjätigfelt t-:
«tuigungOamt» in bem einen fjaOe enbeic batnit, bafe gletd; ttac^ Beginn ber Berijanblnng be« tSIuljungJiamt» bie firelfcnbcit öelmlfcn bie ?lrbeil mtcbci aufnaf)men.
®atl ^egmann» »erlag in Berlin W. »lauerftrafee 44 . — (Sebrucft bet 3uliu$ ©ittenfelb in Berlin W. — »erantroortlidb für bie fRebaftlon: Dr. 3. Safirow in <B>atIoti«tburg*8erIiji-