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Full text of "Österreichische botanische Zeitschrift"

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THE  UNIVERSITY 


OF  ILLINOIS 


LIBRARY 

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Theft,  mulilation,  and  underlining  of  books 
are  reasons  for  disciplinary  action  and  may 
result  in  dismissal  from  the  University. 
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1988 

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Oest.Botan.ZeitscMft  MS^n 


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'k^tu^i.^fj^^c.U^  ^  4U^^fX^-(^^^,,^^ 


Oesterreichjsche 

BOTANISCHE  ZEITSCHRIFT. 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Botanik  nnd  Botaniker,(iärtner,Oekonomen,Forstmänner,ierzte 
Apotheker  und  Techniker. 

Mit 


Aiidorfer,  Aucrswald,  Bartsch,  Bayer,  Bermann,  €ohn,  Degeiikolb,  Fucke,  FraiiKiifeld, 
Goeppert,  Gruiidl,  Gruiiow,  Hans,  Hechel,  flepp,  Hille.,  fluheiiackcr,  Höheiibühel,  Hulubj, 
Hülsen,  Janka,  Jiiratzka,  Rastropp,  Eeck,  Keller,  Kerner,  Knapp,  Krasan,  Krenberger, 
Kristof,  Lagger,  Landerer,  Lang,  Lojka,  Neilreich,  Oertel,  Paneic,  Pantocsek,  Pichl- 
luajrr.,  Pittuni,  Preissmann,  Rehuian,  Reichardt,  Reissek,  Schultz,  Schur,  Sekera, 
Senoner,  üechtritz,  Vogel,  Vulpius,  Wiesner,  Winkler. 

Redigirt 


D^  Alexander  Skofitz, 

Magister  der  Pharmacie,  der  kais.  Leop.  Carol.  Akademie   der   Naturforscher   uud   mehrerer 
Gelehrten-Gesellschafteu  Mitglied. 


XVIII.   Jahrgang^. 

(Mit  1  Lithogpraphie.) 


WienlH68. 

Verlas-  von.  O.  Grerold. 


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Oesterreichische 

Botanisclie  Zeitsclirift 

Gemeinnützig^es  Organ 

für 

Die  Ssterreichische  Exemplare, 

botnnlücbe   Zeltschrift              RniniliL    nn<1    Rnfnitiki^r  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint                            DUlrtlUli    UHU    UUldUlKCI ,  zogen  werden  sollen,  sind 

denErsteu  jeden  Monats.  Mo»  bei  der  Redaktion 

Man^pmrnnenn  auf^seibe  (;^j.^j,,.p^  Ockononieii,  Forslmännei',  Aerzle,   '''^'^I^:^^ 

f.?  Thlr.  10  NgrÖ  Im  Wege  des 

„i?rfl.^63u/.  a.t  w.  Apolheker  und  Tecliniker.  ^^ptänutefaulT* 

halbjährig.  Oerol.l  et  Comp. 

Inserate  ia  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  ^Ta     <  ^''    ^^ '"  ^^'®  übrigen 

10  kr.  Ost.  W.  Jl  1  Buchhandlungen. 


XVIII.  Jahrgang.  Will.  Jänner  I8(>8. 

ZNHAI.T:  Gallerie  österr.  Botaniker.  —  Qnercvs  filipendvla.  Von  Dr.  Ke  r  ner.  —  Pliytographisclie 
Fragmente.  Von  Dr.  Scliur.  —  Zur  MoosQora  des  Neulraer  Coniitates.  Von  Dr.  Holuby.  —  Ve.ne- 
tationsverhältnisse  Ungarns.  Von  Dr.  Kerner.  —  Literaturberichte.  Von  Dr.  R  eich  ardt.  Jura  tzka. 
Correspondenz.  Von  Dr.  Krasan,  Janka,  Vogel,  Landerer.  —  Rosenalbum.  —  Personalnolizeu- 
—  Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten.  —  Literarisches.  —  Botanischer  Tauschvereiu.  —  Correspondenz 
der  Redaktion. 


Gallerie  österreichischer  Botaniker. 

XII. 

Freiherr  von  Hohenbühel,  genannt  Heufler  zu  Basen. 

(Mit  einem  litbographirten  Porträt.) 

Immer  kleiner  wird  die  Zalil  der  Männer,  denen  das  Verdienst 
gebührt,  in  dem  viertelhundertjährigen  Zeitabschnitt  nach  dem  Er- 
scheinen von  Host's  Flora  austriaca  der  botanischen  Wissenschaft 
in  Oesterreich  als  Träger  gedient  zu  haben.  Wie  sich  nach  dem 
Erscheinen  dieses  Werkes,  auch  wenn  dasselbe  bloss  als  ein  äusseres 
Merkzeichen  des  Beginnes  der  darauffolgenden  Periode  angesehen 
wird,  eine  neue  und  erfolgreiche  Bewegung  auf  dem  Felde  der  all- 
gemeinen botanischen  Wissenschaft  in  unserem  Vaterlande  kundgab, 
so  erwachte  auch  auf  dem  Felde  der  Erforschung  der  heimischen 
Vegetation  im  ganzen  Umfange  des  Kaiserstaates  eine  verjüngte  und 
umfassende  Thätigkeit.  Wie  wir  unter  den  Trägern  dieser  Periode 
in  der  erstangedeuteten  Richtung  Endlicher,  Fenzl,  Schott  und 
Unger  in  der  Vorderreihe,  nennen  müssen,  so  gebührt  dem  Manne, 
dessen    Name  und  Bildniss    den  Eingang  des   laufenden  Jahrganges 

Oesterr.  betan,  Zeitschrift  1.  Heft.  1868.  ^^  ^  >  /fl  ^r*^Ä.^  l 

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der  öslerreichischen  botanischen  Zeitschrift  zieren,  unter  den  Trä- 
jjern  in  der  zweitangedeuteten  Richtung  der  Platz  in  vorderster 
Reihe.  Die  Geleise  der  Wissenschaft  greifen  seitdem  weiter  aus  mit 
jedem  Tage;  die  Speciaiarheit  des  Einzelnen  mit  ihrem  individuellen 
Stempel  (ritt  in  den  Hintergrund  und  geht  auf  in  dem  Ganzen, 
wenn  ihre  Resultate  als  bleibendes  Gut  der  Wissenschaft  einverleibt 
worden  sind,  und  so  ist  es  wohl  an  uns  die  Merksteine  zu  fixiren, 
welche  eine  vieljährige  und  reiche  Thatigkeit  auf  ihrem  Wege  zu- 
rückgelassen hat,  besonders  wenn  dies,  wie  im  vorliegenden  Fall, 
nicht  ausschliesslich  auf  einem  Gebiete  geschehen  ist.  Dass  dies 
der  Beschränktheit  des  zugemessenen  Raumes  halber  hier  nur  sehr 
knrzgefasst  geschehen  kann,  wird  der  Leser  entschuldigen, 

Ludwig  Freiherr  von  Hohenbühel,  genannt  Heufler 
zu  Rasen  wurde  am  26.  August  1817  zu  Innsbruck  geboren,  als 
der  jüngste  Sohn  des  k.  k.  Kämmerers  Joseph  David  Ritter  von 
Heufler  zu  Rasen  und  Perdon  egg.  ans  dessen  Ehe  mit  Josepha 
Freiin  Lichten  t  hu  rn  von  und  zu  Achenrain.  Das  Geschlecht 
der  Heufler  zu  Rasen  und  Perdonegg  gehört  zu  den  ältesten  tiro- 
lischen Landesgeschlechtern,  denn  seine  Stammreihe  beginnt  mit 
Johannes  um  das  Jahr  1270.  Dieses  Geschlecht  zählt  manche  aus- 
gezeichnete, in  vielfacher  Beziehung  hervorragende  Häupter  in  seinen 
Reihen,  unter  anderen  den  gelehrten  Adalbert  Heufler  zu  Ra- 
sen, Abt  des  Stiftes  Admont,  der  im  Jahre  1675  zu  dieser  Würde 
gewählt  wurde.  L.  Freiherr  von  Hohenbühel  besuchte  das  Gym- 
nasium und  Lyceum  zu  Klagenfurt;  hierauf  für  die  juridischen  Stu- 
dien die  Universität  in  Innsbruck  1835 — 1837,  und  in  den  nächst- 
folgenden Jahren  die  Universität  in  Wien.  Früh  unternommene 
Ausflüge  in  seiner  Heimat  Tirol,  welche  sich  öfter  wiederholten, 
regten  seine  Neigung  zu  Reisen  und  Nalurbeobachtungen  an.  Sein 
erster  Lehrer  in  der  Botanik  war  der  ver<liente  Florist  Kokeil 
und  der  Geograph  Karl  Schmutz,  welche  zur  Zeit  seiner  Studien 
in  Klagenfurt  wohnten.  Seine  ersten  Ausflüge  nach  Erlangung  grös- 
serer botanischer  Kenntnisse  galten  dem  durch  Wulfen  classisch 
gewordenen  Boden  der  Satniz,  hierauf  wurden  die  Grenzgebirge 
Kärntens,  der  Eisenhut  und  die  Koralpe  (beide  1833)  besucht. 
Gleich  im  Anbeginn  wandte  F.  v.  H.  seine  botanischen  Studien  mit 
besonderer  Vorliebe  den  Kryptogamen  und  zumeist  den  Lichenen 
zu.  Im  Herbste  1836  machte  F.  v.  H.  eine  Reise  nach  München, 
wo  er  mit  dem  seither  verstorbenen  Professor  0.  Sendtner  eine 
dauernde  freundschaftliche  Verbindung  anknüpfte,  welche  auf  die 
Entwickclung  seiner  kryptogamischen  und  pflanzengeographischen 
Studien  einen  wesentlichen  Eiiifliiss  ausübte.  Die  nächste  Folge  da- 
von war  die  Erforschung  der  Laubmoose  der  Gegend  von  Innsbruck, 
und  schon  auf  den  im  Jahre  1837  in  der  Gegend  von  Innsbruck 
unlernommenen,  nahezu  hundert  botanischen  Excursionen  hatte  F. 
V.  IL  über  800  Phan(^rogamen  blühend  gesammelt  und  beobachtet. 
Bereits  im  Herbsle  1837,  als  F.  v.  H.  die  Universität  in  Wien  be- 
zog,.  hatte    er   mit  seinem    Landsmanne  und   Studiengenossen,  dem 


nachherigen  Professor  und  Mineralogen  Dr.  Stolter  (gest.  1848) 
den  Gedanken  einer  naturwissenschaftlichen  Erforschung  Tirols  ge- 
fasst  und  setzte  seine  Vorarbeiten  für  eine  Flora  von  Tirol  eifrig 
fort.  In  Wien  konnte  es  nicht  fehlen,  dass  er  mit  den  Botanikern 
insgesamrnt  bekannt  wurde  und  in  nähere  Beziehungen  mit  den 
Ersten  derselben  trat.  Aus  dieser  Zeit  schreibt  sich  auch  seine  Be- 
kanntschaft mit  dem  Geographen  Prof.  Simony  her.  Im  folgenden 
Jahre  (1838)  wurde  ihm  und  seinem  Freunde  Stotter  das  Fach 
der  Naturgeschichte  am  tirolischen  Ferdinandeum  theilweise  zur 
Leitung  übergeben;  später  wurde  F.  v.  H.  zum  Director  der  bota- 
nischen, Stotter  zu  jenem  der  mineralogischen  Abtheihing  gewählt. 
Ein  Ausflug,  dessen  Ausbeute  für  die  Wissenschaft  von  besonderer 
Bedeutung  war,  wurde  im  Seplember  1839  in  den  Hauptstock  der 
Oetzlhaler  Gletscher  unternommen  und  mit  dem  üeborgang  über 
den  Similaun  nach  Süden  geschlossen.  Dieser  Ausflug  gab  Veran- 
lassung zu  den  mit  Stotter,  welcher  den  geognostischen  Theil 
bearbeitete,  gemeinschaftlich  verfassten  „Geognostisch  -  botanischen 
Bemerkungen  auf  einer  Reise  durch  Oetzlhal  und  Schnals",  in  deren 
Anhang  eine  ausführliche  und  qnellenmässige  Vergleichung  hinsicht- 
lich des  Unterschiedes  von  Nordlirol  und  Südtirol  in  der  Verbrei- 
tung gewisser  Pflanzenspecies  enthalten  ist.  Diese  Arbeit  hat  über 
die  Verbreitung  der  Pflanzen  im  Norden  und  Süden  der  Alpenkette 
auf  österreichischem  Gebiete  erst  das  rechte  Licht  verbreitet. 

Der  frühere  Aufenthalt  F.  v.  H.'s  in  Wien  blieb  auch  für  das 
tirolische  Landesmuseum  nicht  ohne  Nutzen.  Das  Herbar  des  Mu- 
seums, bisher  nur  aus  einzelnen  kleineren  Sammlungen  bestehend, 
wurde  nach  dem  Muster  des  k.  k.  botanischen  Hofcabinetes  in  Wien 
angelegt,  in  zwei  Haupttheile,  ein  lirolisches  und  ein  allgemeines 
Herbar  gesondert,  und  binnen  drei  Jahren,  von  1839  —  1842,  von 
4000  auf  18.000  Nummern  gebracht.  Gleichzeitig  wurde  durch  das 
Zusammenwirken  mehrerer  Botaniker  Tirols  von  Seite  des  Ferdinan- 
deuins  die  Herrichlung  von  dreizehn  gleichen  Sammlungen  der  Lan- 
desflora unternommen,  von  denen  zwölf  zur  tauschweisen  Versendung 
an  die  hervorragendsten  botanischen  Museen  von  Europa  verwendet 
wurden.  Vom  Frühlinge  1842  bis  in  den  Sommer  1843  hielt  F.  v. 
H.,  der  nach  beendeten  Studien  in  den  Staatsdienst  getreten  war, 
in  Trient  sich  auf,  und  benutzte  seine  Müsse  zu  botanischen  Reisen 
in  die  umliegenden  Gebirge,  insbesondere  (1842)  auf  den  Monte 
Baldo.  Als  Franz  Graf  Stadion  Gouverneur  im  österreichisch- 
illyrischen  Küslenlande  geworden  war,  bat  F.  v.  H.  (1843)  um  seine 
Uebersetzung  dahin,  und  als  diese  genehmigt  wurde,  fasste  er  den 
Entschluss  dem  eifrigen  Landesforscher  Franz  Freiherrn  Haus- 
mann in  Botzen,  welcher  Müsse,  Liebe  und  Fähigkeiten  zur  Ver- 
fassung einer  Flora  Tirols  in  hohem  Grade  in  sich  vereinigte,  die 
sämmtlichen  schriftlichen  Materialien,  die  er  in  der  Absicht,  selbst 
eine  solche  Flora  zu  schreiben,  gesammelt  hatte,  mit  Ausschluss 
der  kryptogamischen  Abtheilung  zur  Verfügung  zu  stellen,  sein  tiro- 
lisches Herbar,    mit   Ausschluss  der   Zellenpflanzen,   dem  Ferdinan- 

1  * 


(leiim  als  Geschenk  zu  widmen  und  "Aausmann  zur  Verfassung 
einer  tirulischen  Phanerogamenflora  aufzufordern.  Dieser,  der  selbst 
schon  bedeutende  Vorstudien  und  Sauinilungen  in  dieser  Richtung- 
gemacht  halte,  brachte  diese  Idee  ¥.  v.  H.'s  in  der  ihm  g-ewidme- 
ten,  1851—1854  in  Innsbruck  erschienenen,  über  hundert  Druck- 
bogen starken  „Flora  von  Tirol",  welche  die  Gefässpflanzeri  enthält, 
zur  Ausführung.  Mit  Ausnahme  Niederösterreichs,  welches  in  Neil- 
reich's  Flora  ein  musterhaftes  Werk  in  gleicher  Richtung  besitzt, 
kann  kein  anderes  Land  der  3Ionarchie  sich  eines  gleichgearteten 
Florenwerkes  rühmen,  das  in  diagnostischer,  pflanzengeographischer 
und  kritischer  Beziehung  den  an  dasselbe  gestellten  Anforderungen 
so   vollkommen  entspräche. 

Im  Jahre  1846  erfolgte  die  Ernennung  F.  v.  H.  zum  k.  k. 
Kreiscommissär  in  Istrien,  welche  Stelle  er  bis  zum  F>ühlinge  1849 
^ersah.  Die  in  dieser  Stellung  erworbenen  Landeskenntnisse  setzten 
ihn  in  den  Stand,  im  Jahre  1848  und  in  den  darauffolgenden  Jahren 
die  Interessen  Istriens,  welche  mit  dem  engen  Anschliiss  an  Oester- 
reich  zusammenl'allen,  in  mehreren  publicistischen  Aufsätzen  zu 
erörtern,  welche  spater  mit  ähnlichen  Aufsätzen  über  Tirol  gesam- 
m.elt  im  Druck  erschienen  sind.  Auf  botanischem  Gebiete  fällt  in 
diese  Zeit  die  pflanzengeographisch  wichtige  Abhandlung:  „Die  Go- 
latzberge  in  der  Tschitscherei"   Qm\[  einer  Karte). 

Die  vorerwähnten  publicistischen  Arbeiten,  mit  welchen  F.  v. 
H.  im  Jahre  1848  mit  Saclikenntniss  und  erfolgreich  den  damaligen 
Führern  der  italienischen  Partei  in  Istrien  entgegengetreten  war, 
wurden  Veranlassung,  dass  ihn  Minister  Brück  1849  in  das  Han- 
delsministerium berief,  und  hierdurch  den  Grund  für  seine  folgenden 
Beförderungen  im  Staatsdienst  legte.  Noch  im  Sommer  desselben 
Jahres  wurde  F.  v.  H.  zum  Secretär  im  Ministerium  für  Cultus  und 
Unterricht  ernannt.  In  dieser  neuen  Sphäre  war  derselbe  auch  im 
Unterrichtswesen  literarisch  thätig  und  setzte  seine  botanischen 
Studien  an  den  reichen  Quellen  der  Literatur  und  der  Sammlungen, 
die  ihm  in  Wien  offen  standen,  unablässi;^  fort.  Im  Jahre  1850, 
während  eines  amtlichen,  auf  die  Reorganisation  des  Schulwesens 
Bezug  nehmenden  Aufenthalles  in  Siebenbürgen,  unternahm  F.  v. 
H.  eine  mehrtägige  Reise  in  die  Arpascher  Hochgebirge,  an  der 
Grenze  der  Wallachei,  welche  er  in  der  zur  Veröfifenllichung  der 
erfundenen  Verbesserung  der  Ectypa  C^^afurselbstdruck)  im  Jahre 
1853  erschienenen  Gelegenheilsschrift:  „Eine  Probe  der  kryptoga- 
mischen  Flora  des  Arpaschthales  in  den  siebenbürgischen  Karpa- 
then",  einem  Prachtdrucke  der  k.  k.  Hof-  und  Staatsdruckerei,  im 
grössten  Folioformat  mit  lateinischem  und  deutschem  Text  und  mit 
7   Tafeln  beschrieben  hat. 

Im  Spätsommer  des  Jahres  1851  fljhrte  F.'n  v.  H.  eine  grössere 
Reise  zunächst  auf  den  Brocken,  hierauf  nach  Holland,  England, 
Schottland,  Irland,  und  bei  der  Rückkehr  an  den  Rhein.  Im  Jahre 
1851  unternahm  er  eine  Reise  nach  Italien,  in  welcher  die  Bestei- 
gung des  Aetna  einen  der  Hauptmomente  bildete.    Die  botanischen 


Sammlung-en  dieser  Reisen  wurden  dem  k.  k.  bolanischen  Hofcabi- 
nete  gewidmet;  die  Erlebnisse  und  Eindrücke  anf  der  italienischen 
Reise  in  einer  grösseren  Driicksclirifl  \erö(leiitliciit,  nachdem  die 
„Wiener  Zeiluno"  schon  im  Verlaute  der  Heise  Briefe  über  dieselbe 
milgetheill  halle. 

Als  imJahrel85l  derzoologiscii-botanischeVerein,  seit  dem  Jahre 
1858  k.  k,  zoologisch  -  botanische  Gesellschaft,  gegründet  wurde, 
war  F.  V.  H.  unter  dessen  ersten  Theilnehmern,  wurde  1852  zu 
einem  von  dessen  Vice-Präsidenlen  erwählt  und  diese  Wahl  später 
mehrmals  wiederholt.  An  den  Publicationen  dieser  Gesellschaft  hat 
er  durch  eine  Reihe  von  Arbeiten  sich  forllaufend  bis  in  die  letzte 
Zeit  betheiligt. 

Am  16.  Mai  1853  wurde  F.  v.  H.  zum  Seclionsrathe  im  Mini- 
sterium für  Cullus  und  Unterricht  befördert  und  am  2.  April  1857 
ernannte  ihn  Seine  Majestät  der  Kaiser  zu  Alleihöchst  Seinem  wirk- 
liciien  Kämmerer.  Am  13.  September  1864  verlieh  ihm  die  Stadt- 
gemeinde Stenssburg  in  Kärnten  wegen  seiner  wissenschaftliciien 
und  gemeinnützigen  Verdienste  um  Kärnten,  in  seiner  Eigenschaft 
als  Naturforscher  und  Minislerialbeamter,  das  Elirenbürgerrecht.  Am 
20.  Jänner  1864  ernannte  ihn  Seine  Majestät  der  Kaiser  zum  Mini- 
sleriairalhe  im  Ministerium  für  Cultus  und  Uulerrichl,  und  erhob 
ihn  am  11.  Juli  1865  zugleich  mit  seinem  Bruder  Carl  Ritter  von 
Heufler  zu  Rasen  und  Perdon  egg  in  den  Freiherrnsland  des 
österreichischen  Kaiserstaates,  mit  Annahme  des  alten  Geschlechts- 
naiucns  von  Hohenbühel  und  dem  Beisatze  genannt  Heufler 
zu  Rasen.  In  dem  am  4.  September  1865  hierüber  ausgefertigten 
Diplom  wird  seiner  27jährigen  ausgezeichneten  Staatsdienste  und 
seiner  in  anderer  Richtung  erworbenen  Verdienste  eingehend  Er- 
wälinung  gelhan.  Beson<lers  hervorgehohen  werden  darin  seine 
Leislungen  als  k.  k.  Kreiscommissär  in  Islrien,  namentlich  im  Jahre 
1848,  so  wie  als  Ministerialcommissär  zur  Ordnung  des  gesammlen 
Unlerrichtswesens  in  den  späteren  Jahren,  ebenso  der  Erfolg  seiner 
Mission  zur  Reorganisirung  des  Schulwesens  in  SiebenbürgiMi,  welche 
dort  eine  freiwillige  Annahme  der  Reformen  von  Seile  der  nach 
Confessionen  geschiedenen  ünterrichlsbehörden  des  Grossfürsten- 
thumes  herbeiführte,  die  das  Ministerium  in  den  deulsch-slavisciien 
Königreichen  und  Landern  schon  früher  eingeführt  hatte.  Nach  Her- 
vorhebung seiner  Thätigkeit  im  Diplome  als  Seclionsrath  und  Refe- 
rent in  verschiedenen  Richtungen,  als  Mitglied  der  Ministeiialcoiu- 
mission  in  Vereinsangelcgenheiten,  als  Mitglied  der  Centralcommis- 
sion  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale  und  der 
slalislischen  Centi'alcommission,  wird  auf  seine  wissenschaftlichen 
Verdiensie  in  der  Botanik  und  Länderkunde  besonders  Gewicht  ge- 
legt, und  ausserdem  seine  Verdienste  in  praktischer  landwirlh- 
schaftlicher  Richtung  namhaft  gemacht,  welche  auf  zweckmässige 
Anträge  zu  Verbesserungen  und  Einführungen  neuer  Methoden  und 
Behandlungsweisen  in  verschiedenen  Fächern  beruhen.  Seine  Be- 
richte  über    die    Traubenkrankheit,    welche    an  die  rebenbaueiiden 


6 

Gemeinden  des  Kaiserstaates  vertlieilt  wurden ,  enthalten  die  Mit- 
theilung der  Schwefelbiüthe  als  Gegenmittel,  dessen  Anwendung  nun- 
mehr allgemein  als  der  einzige  Schutz  gegen  diesen  furchtbaren 
Feind  des  Weinstockes  anerkannt  ist.  Mit  Beziehung  auf  eine  schon 
früher  erfolgte  En'schliessung  wird  F.  v.  H.  auch  das  Allerhöchste 
Wohlgefallen  über  die  Widmung  der  ausgewählten  botanischen 
Sammlungen  von  seinen  Reisen  für  das  k.  k.  botanische  Hofcabinet 
ausgesprochen,  so  wie  die  Anerkennung  der  als  k.  k.  Kämmerer 
geleisteten  Dienste. 

Gemäss  seiner  amtlichen  Stellung  und  seines  bleibenden  Aufent- 
haltes in  Wien  in  den  späteren  Jahren,  konnte  F.  v.  H.  seine  bo- 
tanischen Forschungen  in  der  freien  Natur  nur  zeitweilig  und  in 
Pausen  pflegen.  Die  Zeit  während  der  jährlichen  Sommerferien 
wurde  hierzu  aber  eifrig  benützt,  und  indem  derselbe  stets  einen 
anderen  Ort  in  verschiedenen  Ländern  der  Monarchie  für  seinen 
Ferialaufentlialt  wählte,  war  es  ihm  möglich  reiche  kryptogamische 
Ausbeute,  auf  die  besonders  ausgegangen  wurde,  zu  gewinnen  und 
zahlreiche  Beobachtungen  namentlich  auf  mykologischem  und  liche- 
nologischem  Gebiete  zu  machen,  welche  die  österreichische  Krypto- 
gamenflora  sehr  bereichert  haben.  Eppan  und  Folgeria  in  Südtirol, 
Kindberg  im  Mürzthale  Steiermarks,  Gloggnitz  sammt  weiterer  Ge- 
birgsumgebung  in  Niederösterreich,  Traunkirchen  in  Oberösterreich, 
Kufstein  sammt  Gebirgsrayon  im  weiteren  Umfange  in  Tirol,  Grein 
in  Oberösterreich,  Müh  lacken  in  Oberösterreich,  verschiedene  Thäler 
Südtirols  in  der  Eppaner  Gegend  und  zuletzt  Baden  in  Unteröster- 
reich, waren  vom  Jahre  1853 — 1867  die  Orte  und  Gegenden,  wo 
er  einen  Theil  des  Hochsommers  und  des  Herbstes  zugebracht  hat. 

Die  literarische  Thätigkeit,  die  F.  v.  H.  bereits  entfaltet  hat, 
ist  eine  reiche  und  umfassende,  und  bewegt  sich  auf  dem  Gebiete 
der  Naturwissenschaft,  und  auf  diesem  vornehmlich  auf  jenem  der 
systematischen  Botanik  und  der  Pflanzengeographie,  ferner  auf  jenem 
der  Publicistik,  (\es  Uuterrichtswesens  und  der  Geographie.  Seine 
Publicationen  sind  zum  Theil  als  selbstständige  Druckwerke,  zum 
Tlieil  als  Abhandlungen  in  verschiedenen  Zeitschriften  erschienen. 
Dieselben  hier  speciell  anführen  zu  wollen,  würde  weitaus  den  zu- 
gemessenen Raum  überschreiten.  Eine  annäherende  Vorstellung  des 
Umfanges  und  Inhaltes  der  botanischen  Arbeiten  gibt  die  nachfol- 
gende Aufzählung:  a)  Phanerogamen  und  Kryptogamen  gemeinsam 
betreffend:  11  Abhandlungen,  worunter  auch:  „Ein  botanischer 
Beitrag  zum  deutschen  Sprachschatze.  Aus  einem  Sendschreiben  an 
die  Brüder  Jakob  und  Wilhelm  Grimm"  (unter  diesen  Abhand- 
lungen 5  selb.stständig  erschienene  Druckwerke),  b)  Phanerogamen 
allein  belrCiTend:  7  Abhandlungen,  c)  Kryptogamen,  ohne  Unter- 
schied der  Klassen;  6  Abhandlungen,  d)  Farne:  7  Abhandlungen, 
worunter  als  Hauptarbeit:  „Asplenii  species  europaeae",  e)  Laub- 
moose: 10  Abhandlungen,  f)  Lichenen:  7  Abhandlungen,  g)  Pilze: 
16  Abhandlungen,  h)  Algen:  6  Abhandlungen,  i)  zur  Geschichte  der 
Botanik  (Vereine,  Museen  Betreff'endes,  biographische  Skizzen  etc.) 


20  Abhandlungen  und  kleinere  Aufsätze.    Hierzu  kt)niint   nocli  eine 
Anzahl  von  Recensionen  und  kleineren  Anzeigen. 

Unter  den  Publicalionen  F.  v.  H.'s,  die  dem  nicht  botanischen 
Gebiet  angehören,  sind  „Oeslerreich  und  seine  Kronliinder.  Ein  geo- 
graphischer Versuch"  (5  Theile  Wien  1854—185(3)  und  „Historisch- 
politische  Studien  und  kritische  Fragmente  aus  den  Jahren  1848 
bis  1853.  Beiträge  zur  Geographie  und  Geschichte  von  Oesterreich. 
Von  einem  Tiroler"  (Wien  1854)  besonders  zu  nennen.  Das  er.stere 
"Werk  namentlich  hat  grosse  Anerkennung  gefunden  und  diese  bis 
heule  sich  bewahrt. 

F.  V.  H.  hat,  ausser  den  schon  frülier  erwälinlen  Verdiensten 
um  die  Flora  seines  Heimallandes  Tirol,  sich  namentlich  um  die 
Kennlniss  der  kryptogamischen  Vegetation  in  Oesterreich  und  der 
pflanzengeographischen  Verhältnisse  dieses  Staates  ein  grosses  Ver- 
dienst erworben.  In  beiden  Richtungen  reicht  sein  Verdienst  mehr- 
fach über  die  Landes<frenzen  hinaus.  Auf  kryptogamischem  Gebiet 
hat  er  durch  seine  reichen  Sammlungen  und  sein  ausgezeichnetes 
Herbar  österreichischer  Krypiogamen,  das  in  seiner  Art  ein  Unicum 
ist  (vergl.  darüber  A.  Pokorny:  Verhandl.  d.  zool.  bot.  Ges.  1853 
S.  167),  welches  F''achniänner  vielfach  benutzten,  und  woraus  er 
Mittheilungen  an  botanische  Freunde  machte,  zur  Hebung  des 
Kryplogameustudiums  in  weiteren  Kreisen  wesentlich  beigetragen. 
Einen  besonderen  Werth  haben  seine  Schriften,  die  über  pflanzen- 
geographische und  landschaftlich-physiognomische  Verhältnisse  sich 
\erbreilen.  Die  Beschreibung  seines  Ausfluges  in  das  Oetzlluil,  der 
Golatzberge  in  der  Tsitscherei,  des  Arpascher  Gebirgslhales,  die 
Aufzeichnungen  von  der  italienischen  Reise  gehören  besonders  hie- 
her.  Es  ist  scheinbar  nicht  schwierig  eine  reiche  Vegetation  oder 
selbst  nur  eine  Anzahl  hervorragenderer  Pflanzenformen  in  den  Ver- 
hältnissen des  Vorkommens,  der  Beziehung  zum  Boden,  zur  übrigen 
Umgebung  und  zum  Ganzen  der  Landschaft  aufzufassen  und  sie 
hierin  anschaulich  und  klar  darzustellen.  In  der  That  ist  die  Sache 
aber  nicht  leicht,  wenn  es  gilt,  das  abstracto  Wissenschaft  liehe  mit 
dem  concreten  bildlichen  Element  zu  verbinden  und  beide  in  Gleich- 
gewicht und  Harmonie  zu  bringen,  und  doch  ist  dies  bei  allen 
pflanzengeographischen  Verhältnissen,  die  mit  der  physiognomischen 
Erscheinung  innig  zusammenhängen,  unumgänglich  nöthig.  Hier  kann 
nur  eine  künstlerische  Auffassung  in  Verbindung  mit  der  wissen- 
schaftlichen der  Darstellung  zur  vollkommen(!n  Einheit  und  Bildlich- 
keit verhelfen.  Diese  künstlerische  Auffassung,  welche  unter  den 
Botanikern  so  selten  ist,  und  nichts  weniger  als  ein  dilettantisches 
Element  bildet,  hat  man  Gelegenheit  in  den  betreffenden  Arbeiten 
F.  V.  H.'s  allgemein  zu  finden.  Allerdings  hat  diese  Auffassung 
nichts  gemein  mit  jener  süsslichen  Sentimentalität  und  überspannten 
Romantik,  die  leider  noch  häufig  in  physiognomischen  Schilderungen 
gefunden  wird,  und  sie  völlig  ungeniessbar  macht  für  den  nüch- 
ternen Leser. 

Zahlreiche  naturwissenschaftliche  Academien,  Gesellschaften  und 


8 

Vereine  haben  F.  v.  H.  im  Laufe  der  Jahre  zu  ihrem  Ehrenmilgliede, 
wirklichem  oder  correspondirendem  Mitgliede  ernannt,  und  zwar 
die  kais.  Leopoldinisch-Karolinische  Academie  der  Naturforscher  unter 
dem  academischen  Namen  (seines  im  Jahre  1797  verstorbenen 
Landsmannes,  des  Botanikers  und  Entomologen  Johann  von  Lai- 
charding,  ferner  die  Aca(Jemien  in  Padua,  Verona  und  Roveredo, 
die  königl.  bot.  Gesellschaft  in  Edinburgh,  die  kais.  Gesellschaft 
der  Naturwissenschaften  in  Cherbourg,  die  phys.  medic.  Gesellschaft 
in  Erlangen,  die  naturforschende  Gesellschaft  in  Halle  a.  d.  S.,  die 
königl.  bot.  Gesellschaft  in  Regensburg  und  andere  Gesellschaften 
in  Nürnberg,  Prag,  Brunn,  Triest,  Hermannstadt,  ßassano  u.  dgl.  m. 

Der  Name  F.  v.  H.'s  wurde  mehreren  Pflanzengattungen  beige- 
legt und  es  führt  ihn  eine  beträchtliche  Zahl  von  Species.  Unter 
den  Pilzen  gibt  es  eine  von  Bail  aufgestellte  Heuflera  Betulae 
(Herb.  typ.  mycol.  n.  180)  und  eine  von  Schulz  er  aufgestellte 
Hohenbühlia  petaloides  (Verh.  d.  z.  b.  Ges.  1866.  45),  unter  den 
Lichenen  eine  von  Trevisan  beschriebene  Heufleria  conica  (Spighe 
e  Paglie  L  19.).  Unter  den  Species  finden  sich  aus  der  Abtheilung 
der  Gefässpflanzon  nach  ihm  henannt:  Sessleria  Heufleriana  Schur, 
Asplenium  Heußeri  Reichardt,  Equisetum  variegatum  A.  A.  Heuf- 
leri  Milde,  Bromelianthus  Heiiflerianus  Massal.  und  Dombeyopsis 
Heufleriana  Massal.,  die  beiden  letzteren  fossil.  Unter  den  Zellen- 
pflanzen trefl"en  wir  unter  den  Algen:  Melosira  Heußeri  Menegh., 
Gloionema  Heußeri  Menegh.,  Finnularia  Heußeri  Grün.,  Gloeo- 
thece  Heußeri  Grün.,  Stauroneis  Heufleriana  Grün.,  Schizothrix 
Heußeri  Grün.,  Nitzschia  Heufleriana  Grün.,  Conferra  Heußeri 
Ztnard.,  unter  den  Pilzen:  Potyporus  Heufleri  Schulz  er,  Geo- 
glossum  Heußerianum  Bail,  unter  den  Lichenen:  Biatora  Heufle- 
riana Poetsch,  Pyrodesrnia  Heufleriana  Massal.,  Acarospora 
Heufleri  Körber,  unter  den  Limbinoosen:  Uypmim  Heußeri  iursiiz. 
Der  grösste  Theil  dieser  Species  ist  von  ihm  entdeckt  worden. 
Auch  eine  bisher  ungenannte  Felsenspitze,  der  „Heuflerkogel"  in 
der  Hauptkette  der  Centralalpen  Tirols,  zwischen  Passeier  und  Oetz- 
thal,  11.251  Wiener  Fuss  hoch,  trägt  nunmehr  seinen  Namen  (vergl. 
v.  S  unklar  „Oetzthalgruppe  S.  44.)" 

Von  einem  Manne,  der,  in  den  Jahren  voller  Rüstigkeit  ste- 
hend, glücklich  im  Familienkreise  lebend,  auf  die  Zurückziehung 
von  einer  regen  wissenschaftlichen  Thätigkeit  noch  lange  nicht  zu 
denken  hat,  darf  man  wohl  auch  für  die  Zukunft  eine  Reihe  schätz- 
barer Untersuchungen  erwarten.  Und  so  dürfen  wir  der  Hoffnung 
uns  hingeben,  dass  F.  v.  H.  insbesondere  auf  dem  Gebiete  der 
Kryptogauien,  und  speciell  der  Mykologie,  uns  noch  mit  mancher 
wcrthvollen  Entdeckung  bereichern  werde.  Sein  letzter  vorjähriger 
Beitrag  zur  Pilzflora  Oesterreichs  in  der  österr.  botan.  Zeitschrift 
ist  überraschend  gross  und  wird  ohne  Zweifel  noch  manchen  ähn- 
lichen im  Gefolge  haben.      S.  R. 


Quercus  fiUpendaia.  penduUna^  frucH' 

pendula. 

Von   A.  K  e  r  n  e  r. 

In  einer  Correspondenz  ddto.  Diako\är  20.  Juli  1867  (vergl. 
Oe.  b.  Z.  XVII,  294)  erwähnt  Janka  einer  der  Quercus  peduncu- 
lata  zunächst  stehenden  durch  die  sehr  verlängerten  herabhängen- 
den Fruchtstiele  ausgezeichneten  Eichenart  Slavoniens  und  in  einer 
Correspondenz  ddto.  10,  Nov.  1867  wird  dieselbe  Eichenart  auch 
von  Schlosser  besprochen  und  mit  dem  Namen  Q.  filipendula 
Schloss.  und  Vukot.  belegt. 

Janka  war  so  gütig,  mir  Exemplare  dieser  Eiche,  welche  er 
gleichfalls  Q.  filipendula  benannt  hat,  von  zwei  Standorten  aus  Sla- 
vonien  zuzusenden,  und  ein  Vergleich  dieser  Exemplare  mit  Schlos- 
ser's  Beschreibung  lässt  nun  keinen  Zweifel,  dass  Q.  filipendula 
Schloss.  und  Vukot.  und  Q.  filipendula  Janka  vollkommen  iden- 
tische Pflanzen  sind. 

Ich  bin  nun  aber  in  der  Lage,  auch  weiterhin  zu  konstatiren, 
dass  dieselbe  Eichenart  auch  mit  Quercus  pendulina  Kitaibel  auf 
das  geaueste  übereinstimmt.  Wenn  die  in  Schultes  Oest.  Flora 
und  in  Kitaibel's  Add.  ad  Fl.  hung.  gegebenen  kurzen  Beschrei- 
bungen hierüber  einen  Zweifel  lassen  könnten,  so  wird  dieser 
Zweifel  durch  ein  Originalexemplar  der  Q.  pendulina  Kit.,  welches 
sich  im  Herbar  der  hiesigen  Universität  befindet,  vollständig  ge- 
hoben *).  Es  stimmt  nämlich  dieses  von  Kitaibel's  Hand  mit 
„Quercus  pendulina  mihi''  bezeichnete  Exemplar  in  allen  Stücken 
mit  den  von  Janka  erhaltenen  Exemplaren  überein  und  es  hat 
daher  diese  Eichenart  den  Namen  Q  uercus  pendulina  Kit.  zu 
führen. 

Kurz  vor  meiner  Abreise  aus  Ungarn  fand  ich  diese  Eiche  auf 
einer  im  Oktober  1860  in  das  Tapiothal  ausgeführten  Exkursion  in 
den  Wäldern  bei  Koka,  Szecsö  und  Szt.  Märton  Käta  und  sie  dürfte 
wohl  durch  das  ganze  Tieflandsgebiet  an  der  unteren  Donau  zu 
finden  sein;  denn  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  auch  Quercus 
pedunculata  S.  australis  Heuffel,  von  welcher  es  in  der  Enum. 
pl.  Bau.  Tem,  p.  195  heisst  „pedunculo  longissimo  apicem  folii  at- 
tiiigente  aut  superante  ,  cupulae  squamis  appendice  brevi,  glabra, 
libera  terminatis.  Q.  pendulina  Kit.?"  mit  Kitaibel's  Q.  pendulina 


*)  Die  hiesige  Universität  erhielt  vor  Jahren  das  vom  Unterrichtsmini- 
sterium angekaufte  Trattinikische  Herbar,  und  unter  den  zahlreichen  Packen 
dieses  Herbariums  befand  sich  auch  ein  Faszikel  mit  Pflanzen  aus  der  Hand 
Kitaibel's  grösstentheils  mit  Arten,  die  Kitaibel  selbst  aufgestellt  hatte  und 
v^'elche  der  Autor  wie  es  scheint  seiner  Zeit  nach  Wien  (ob  direkt  an  Trat- 
tinik,  ist  mir  nicht  bekannt)  sandte,  wahrscheinHch  um  von  dort  die  Meinung 
eines  Korrespondenten  über  seine  neuen  Arten  zu  hören. 


ein  und  dieselbe  Pflanze.  Auch  ^Quercus  fructipendula"'  ein  Name, 
welchen  Kitaibel  in  seinem  Itinerar.  einer  bei  Grosswardein  gefun- 
denen Eiche  provisorisch  beigelegt  zu  haben  scheint,  dürfte  auf 
Q.  pendulina  zu  beziehen  sein. 

Schliesslich  möchte  ich  noch  bemerken,  dass  mir  in  der  näch- 
sten Umgegend  der  „schönen  Schäferin"  bei  Ofen,  wo  Kitaibel 
seine  Q.  pendulina  angibt,  diese  Eiche  nicht  aufgefallen  war;  wohl 
aber  finde  ich  in  einem  Notizbuch  vom  Jahre  1858,  welches  ich 
auf  einer  Excursion  nach  dem  nicht  weit  von  der  „schönen  Schä- 
ferin" gelegenen  Maria  Einsiedel  führte,  folgende  Notiz  „Quercus 
peditnculata  bei  M.  Einsiedel  häufig,  eine  Form  mit  sehr  lang  ge- 
stielten hängenden  Früchten  auf  Sandstein  gegen  das  Leopoldifeld 
zu;  die  gewöhnliche  mit  kürzer  gestielten  Früchten  bei  der  Kirche 
von  Einsiedel."  —  Leider  liegen  mir  von  diesen  beiden  dort  beob- 
achteten Eichen  keine  Exemplare  vor  und  ich  vermag  daher  auch 
nicht  mit  Bestimmtheit  zu  sagen,  ob  diese  auf  Sandstein  zwischen 
dem  Leopoldifeld  und  Maria  Einsiedel  wachsende  Eiche  Q.  pendu- 
lina Kit.  ist  oder  nicht.  —  Was  ich  aus  der  Ofener  Gegend  im 
Herbar  von  Eichen  aus  der  Gruppe  der  Q.  pedunculata  besitze,  ge- 
hört theils  zur  gewöhnlichen  durch  ganz  Deutschland  verbreiteten 
Q.  pedunculata,  theils  zur  Q.  pedunculata  ß.  brevipes  Heuffel, 
einer  Eiche,  welche  zum  wenigsten  eben  so  gut  den  Anspruch 
auf  Trennung  von  Q.  pedunculata  machen  kann,  wie  Quercus 
pendulina  Kit. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 
lü. 

Ueber  Artemisia  annua  L. 

Annua,  vivide  niridis,  glabra  sed  paruni  viscida,  recens  ex- 
siccataque  odorem  balsamicum  exkalens  —  Radix  descendens  ra- 
mosa  monocephala  —  Caulis  1 — 3  ped.  strictus  erectus  a  medio 
superne  ramosus,  interdum  purpureo-fuscocoloratus  angulato-stri- 
atus;  rami  ramuliqae  in  angiilum  acutum  assurgentes.  —  Folia 
radicalia  primordialia?  caulinia  inferior a  elongata  circumscriptione 
ovato-oblonga  cum  petiolo  9 — 12  poll.  longa,  partitiones  primarii 
ab  inmcem  nalde  remoti,  petioli  striali  subteretes;  folia  caulinia 
media  circumscriptione  subtriangularia  sessilia;  omnia  bi-tripin- 
nata;  rachi  edentata;  pinnuli  integerrimi  plus  tninusve  serrata 
acuminata  lineari-lanceolati.  —  Inflorescentia  paniculato-ra- 
cemosa,  foliosa  a  media  caulis  egredentia  florum  ditissima.  — 
Anthodia   copiosissima    15 — 20  flora,  recens  semiglobosa,  sicca- 


11 

t 

tione  globosa,  longiwtcule  pedicetlata,  cernua,  pedicelli  multibrac- 
teati,  bracteae  lineares  simplices  vel  pinnatae.  —  Perantkodii 
foliola  glabra,  exterioria  oblongo-linearia  herbacea,  media  ob- 
long a-elUptica  dorso  viridia  margine  scariosa.  intenora  suborbi- 
culata  albo-scariona.  —  Floscuii  centrales  inierdum  semiaperfa 
marinalesqiie  fertUes.  —  Recept acutum  tenue  pilosum  scrobi- 
culatum  depresse  globosum.  —  Achenia  matura? 

Synoiiima:  A.  hyrcana  Spr.  syst.  3,  p.  494  secund.  Ledeb. 
FI.  Ross.  II,  II.  p.  592;  A.  suaveolens,  A.  exilis,  A.  plumosa  Fisch 
et  Bess.  1.  c;  A.  no.  108  Gmel.  sib.,  A.  elegans  Fisch.  —  In 
Weinbergen  auf  Schuft  und  Gerolle  an  unbebauten  Orten  am  linken 
Ufer  des  Alserbaches  am  Rande  eines  Weingartens  zwischen  Wein- 
haus und  Dornbach,  auf  einem  Räume  von  9 — 10  Klafter  mehr  als 
200  Exemplare,  dicht  gedrangt  beisammiMi.  18.  October  1867. 

Das  Vorkommen  dieser  seltenen  Pflanze  in  unserem  Wiener 
Florengebiete,  und  zwar  in  solcher  Menge,  ist  höchst  merkwürdig 
und  interessant,  da  sie  zugleich  für  die  Flora  von  Deutschland  eine 
neue  Pflanzenart  darstellt.  Sie  wurde  bis  jetzt,  soviel  ich  mich  erinnere 
und  in  den  oben  genannten  Autoren  vorgemerkt  finde,  nur  im  öst- 
lichen und  südlichen  Europa  ,  z.  B.  Russland,  in  Syrmien,  von  wo 
ich  selbige  aus  der  Hand  Heuffel's  besitze;  dann  bei  Essek  und 
Scmlin,  wo  sie  Neil  reich  in  seiner  Aufzählung  der  ungarischen 
und  slavonischen  Pflanzenarten  p.  112  anführt;  ferner  wird  sie  von 
Sprengel,  Steudel;  Spr.  syst.  3,  p.  493  —  Ledeb.  Flor. 
Ross.  22,  p.  592  in  Sibirien,  Persien  und  Cliina  angegeben;  end- 
lich gibt  sie  Heuffel  in  seiner  En.  banat.  p.  97  als  eine  Bürgerin 
der  Flora  des  österreichischen  Kaiserslaates  an.  Aus  allen  diesen 
Angaben  geht  hervor,  dass  der  hiesige  von  mir  entdeckte  Standort 
A'\e»ev  Artemisia  annua  als  die  nördliche  Granze  der  Verbreitung  zu 
betrachten  ist,  wo  sie  nach  einer  Ueberspringung  von  50  —  100  Mei- 
len unvermuthet  auftritt. 

Wo  diese  Pflanze  herkommt,  ob  sie  schon  früher  unbeachtet 
da  gewesen,  diese  Fragen  kann  ich  in  diesem  Augenblick  nicht 
beantworten,  indessen  vermuthe  ich,  dass  sie  in  den  dem  Standorte 
angränzenden  Weinbergen,  die  ich  in  dieser  Zeit  nicht  untersuchen 
durfte,  vorkommen  mag,  und  wenn  sie  eingeschleppt  sein  sollte, 
dieses  nur  durch  Weinreben  geschehen  sein  könnte.  Gärten  sind 
in  der  Nähe  des  Standortes  nicht.  —  Der  Grund  und  Boden,  auf 
dem  die  Pflanze  wächst,  scheint  durch  Verwesung  von  Pflanzen, 
die  aus  dem  Weingarten  geworfen  worden  sind,  gebildet  zu  sein 
und  dürfte  mit  der  Angabe  Heuffe  l's  übereinstimmen. —  Dass  die 
Pflanze  in  unserer  Flora  beständig  sein  wird,  darf  ich  nicht  be- 
haupten, obschon  ihr  üppiger  Wuchs  andeutet,  dass  das  Medium 
im  Allgemeinen  ihrer  Natur  entspricht.  —  Die  späte  Blüthezeit, 
18.  Oktober  noch  ohne  reife  Früchte,  mag  wohl  die  Ursache  sein, 
dass  diese  Artemisia  übersehen  wurde,  indem  um  diese  Zeit  die 
hiesigen  Botaniker  die  Exkursionen  schon  einzustellen  pflegen. 

In    nächster    Beziehunu    steht    diese    Artemisia   annua  mit  A. 


12 

Tournefortiana  Rchb.  icon.  exot.  1,  p.  6,  t.  5,  doch  ist  diese  letz- 
tere durch  den  pyramidalen  schlanken  Wuchs,  die  aufrecht  angedrück- 
ten Blüthenäste,  die  anders  geformten,  weniger  gefiederten  ßlälter  mit 
gezähnter  Mittelrippe  und  durch  die  vor  dem  Aufblühen  mehr  eiför- 
migen Anthodien  leicht  zu  unterscheiden;  auch  blüht  A.  Tournefor- 
tiana um  2 — 3  Wochen  später  und  hat  einen  viel  schwächeren  Geruch 
als  unsere  A    annua. 

Ich  werde  noch  öfter  Gelegenheit  haben,  in  diesen  Fragmen- 
ten ähnliche  Erscheinungen  zu  berühren  und  auf  die  Einwanderung 
oder  das  Auftreten  gleichsam  fremder  Pflanzen  aufmerksam  zu  ma- 
chen. —  Es  wird  auch  nicht  an  Botanikern  fehlen,  die  meine  dies- 
fälligen  Angaben  dadurch  zu  entwerthen  meinen,  wenn  sie  sagen, 
dass  dieses  mein  Auffinden  ein  zufälliges  sei  und  das  meine  ange- 
führten Standorte  nicht  mehr  existirten.  —  Den  ersteren  Einwurf 
will  ich  zugeben,  den  anderen  aber  nicht,  weil,  wenn  die  Pflanze 
mit  dem  Standort  zugleich  verschwindet,  dem  Entdecker  nicht  die 
Schuld  davon  beizumessen  sein  dürfte.  —  Welch  eine  Pflanzenwelt 
ist  vor  unserer  Zeitrechnung  untergegangen  und  wer  mochte  ihr 
einstiges  Dagewesensein  bezweifeln.  In  solchen  Fällen  hilft  keine 
breite  Erklärung,  die  Pflanze  ist  einmal  da  und  da  es  eine  allge- 
meine Ansicht  ist,  dass  keine  Pflanze  ohne  Samen  entstehen  kann, 
so  muss  dieser,  entweder  auf  eine  oft  unbegreifliche  Weise,  einge- 
schleppt, oder  unter  günstigen  Umständen  im  Schoose  der  Erde 
verborgen  gelegen  haben,  bis  ein  Zufall  ihn  biossiegte  und  die  Einwir- 
kung von  Luft,  Licht,  Wärme  und  Feuchtigkeit  ermöglichte. 

IV. 
Gentiana  cru  data  mutilal  a  absque  corolla. 

In  der  allgemeinen  Charakterisirung  der  Gentianeen  heisst 
es  unter  anderen  Merkmalen:  Calyx  gamopetaius  persistens.  Co- 
rolla gamopetala  hypogina  plus  ininusve  4—W-ßda  marcescens. 
Stamina  fundo  coroUae  inserta  tot  quot  corollae  laciniae  et  iis 
alternal 

In  der  Diagnose  von  Gentiana  cruciata  L.  wird  als  Haupt- 
merkmal angegeben:  Calyx  et  corolla  quadrifida  vel  in  floribus  in- 
ferioribus  axillaribus  solitariis  quinqueßdis.  Stamina  4 — 5  basi 
corollae  inserta  laciniis  ulterna,  i.  e.  laciniis  calycis  opposital 

Wir  entnehmen  aus  diesen  Angaben ,  dass  auf  die  Anzahl, 
Grösse,  Stellung  und  auf  die  symmetrischen  Verhältnisse  aller  Blu- 
mentheile  besonders  Rücksicht  genommen  und  auf  die  Symmetrie 
aller  Theile  zueinander  besonderes  Gewicht  gelegt  wird,  und  dass 
die  UnVeränderlichkeit  in  Form  und  Stellung  als  unbedingt  ange- 
nommen wird,  da  dieses  zur  konsequenten  Charakterisirung  der 
Gentianeen  erforderlich  ist,  und  in  der  That  liefern  Stellung  und 
Symmetrie  die  wichtigsten  natürlichen  Merkmale  bei  der  spezifi- 
schen  und  systematischen  Aufstellung. 

Bei  der  in   Rede   stehenden   Gentiana   cruciata  sind  die  oben 


13 

angedeuteten  regelmässigen  Verhältnisse  der  Blumentheile  dadurch 
verändert  und  gestört,  dass  ein  Kreis  der  Blüthendecken  nämlich 
die  Corolla  gänzlich  fehlt,  und  die  den  Gentianeen  eigenthümliche 
Symmetrie  im  Bau  der  Blume  aufgehoben  ist.  —  Es  ist  wohl  kaum 
nöthig  zu  erinnern,  dass  wir  es  hier  mit  derjenigen  Erscheinung  zu 
thun  haben,  welche  die  Botaniker  im  Allgemeinen  mit  Fehlschlagen 
(aborlus}  bezeichnen,  welche  Bezeichnung  sich  aber  wohl  eigent- 
lich nur  auf  die  Fehlschlagung  oder  Unfruchtbarwerdung  des  Frucht- 
knotens weniger  aber  auf  das  Verschwinden  der  Blüthendecken  und 
Staubgefässe  anwenden  lässt.  —  Bei  unserer  Gentiana  cruciata 
findet  eigentlich  eine  Verstümmelung  (mutilatio)  der  Blume  in  so- 
fern statt,  als  der  zweite  Kreis  derselben  und  zwar  die  Corolla 
nicht  vorhanden  ist,  und  nicht  etwa  durch  Verkümmerung,  sondern 
indem  a  priori  die  Corolla  gar  nicht  gebildet  wurde,  was  deutlich 
daraus  hervorgeht,  dass  die  Staubgefässe  auf  dem  Kelche  sitzen, 
und  dass  diese  nicht  den  Kelchzähnen  gegenüber  stehen,  wie  dieses 
in  der  normalen  Blume  der  Fall  ist,  sondern  mit  dieser  alterniren. 
—  Wir  haben  es  also  mit  einer  Gentianenblume  zu  thun,  welche 
nun  aus  drei  Kreisen:  aus  dem  Kelch,  den  Staubgefässen  und  dem 
Griffel  besteht.  —  Die  Mündung  und  die  Zähne  des  Kelches  sind 
blau  gefärbt,  die  Antheren  sind  gelb  und  aufrecht,  die  Staubfäden 
an  der  Basis  häutig  ausgebreitet,  das  Pistill  sammt  der  Narbe  ist 
mit  den  Staubgefässen  in  gleicher  Höhe;  das  Ovarium  ist  mit  Eichen 
angefüllt,  nur  weiss  ich  nicht,  ob  die  Samen  keimfähig  geworden 
wären,  da  die  Pflanze  bald  nach  dem  Verblühen  verwelkte. 

Interessant  ist  diese  Umwandlung  der  Blume  auf  jeden  Fall, 
da  dieselbe  einen  neuen  Beweis  liefert,  dass  die  Natur  in  ihrer 
Formenbildung  sich  in  keine  feste  Gränzen  einzwängen  lässt.  Was 
würde  ein  Botaniker  thun,  wenn  er  eine  Gegend  fände,  wo  nur 
diese  Monstrosität,  wenn  ich  diese  Erscheinung  so  nennen  darf, 
vorkäme  und  deren  Entstehung  nun  in  der  unabänderlichen  chemi- 
schen und  physikalischen  Beschaffenheit  des  Mediums  ihren  Grund 
haben  dürfte.  Er  würde  wahrscheinlich  eine  Gentiana  apetala,  oder 
wenigstens  eine  G.  cruciata  apetala  aufstellen! 

Die  Pflanze,  an  welcher  diese  Beobachtung  gemacht  wurde, 
wächst   im  botanischen  Garten  des  k.  k.  Theresianums.  Aug.  Septbr. 

V. 

Ficaria  calthaefolia  Rchb.  exe.  p.  718;  icon.  f.  4571. 

Syn.:  Ranunculus  calthaefolius  Bluff  et  Fingh.  Comp.  1,  2, 
p.  293,  Neilr.  Nachtr.  p.  220.  —  Neilr.  Aufzählung  d.  ung.  und 
slav.  Pf.  p.  240,  Ledeb.  Boss.  I.  p.  31,  wo  sie  in  beiden  Werken 
als  R.  Ficaria  L.  var.  aufgeführt  wird. 

Zum  besseren  Verständniss  werde  ich  hier  nach  den  vor  mir 
liegenden  hiesigen  Exemplaren  eine  kurze  Beschreibung  geben,  so 
ungenügend  selbige  denen,  welche  die  Pflanze  nicht  sehen,  sein 
mag,  wie  jede  Beschreibung  immer  nur  als  Nothbehelf  zu  betrach- 


14 

ten  ist,  weil  genaue  Ansohauunor  und  damit  verbundene  geistige 
Assimilirung   durch  nichts  ersetzt  werden  kann. 

Radiär  conferte  grumosa^  ßbris  numerosis  napuliformibus 
elongatisve  saepe  clavatis,  siccate  ßisris.  —  Caudicu lus  subter^ 
raneus  brevissimus  1 — 2  poll.^  a  basi  ad  apicem  sensim  incras- 
satus  apice  fasciculum  foliorum  florumque  proferens  et  platam 
acaulem  formans.  Folia  radicalia  bina  longissima  petiolata,  ma- 
jora;  foliis  caudiculi  snpra  terram  in  orbem  terrae  adpressa  varie 
magnitudinis  et  plus  minus  longe  petiolata^  omnia  carnosa  subro- 
tundo-cor  data  viel  cor  data  obtnsa,  repando-grosse  crenata  glabra 
concoloria  (i  e.  non  maculata)  siccatione  flava- vir idia-,  recens  opaca, 
lobis  parallelis  vel  incunibentibus.  —  F leres  mlnoi'is  quam  F. 
ranunculotdes  axillares,  sub  anthesi  erecta,  pedunculati  teretes 
striati  nudi  vel  folio  minimo  media  instructa,  post  anthesin  recur- 
vati  folium  suum  subaeqiinntes.  —  Calyx  trisepalus,  sepala  mox 
caduca  ovate  longitudinatiter  striata  corotla  duplo  breviora.  Pe- 
tala  7 — 9 — li  aurea  nitida  elliptica  obtiisa  stamina  duplo  Ion- 
giora.  Carpella  in  capitulum  globosurn  congesta,  obovato-globosa, 
obtusa  brevissime  pedicellata  tenue  pnbescentia.  —  Planta  3 — 9  polL 
alta,  folia  4  —  24  lin.  longa  et  lata,  i/iterdum  repando- crenata, 
quandoque  integerrima,  petiola  foliorum  radicaliiim  cum  caudiculo 
basi  in  terra  conditi. 

An  schattigen  Orten  zwischen  Gesträuch  in  den  Remisen  desLaaer 
Berges  (häufig!)  dann  im  Prater  unweit  der  Brücke,  welche  nach 
der  Freudenau  führt.  April  1867.  —  Auch  aus  Ungarn  besitze  ich 
diese  Pflanze,  wo  solche  von  Herrn  Vrabelyi  „ad  balneum  sul- 
phureum  paradensi"  d.  10.  April  1867  gesammelt  wurde.  —  Diese 
letztere  Pflanze  zeichnet  sich  durch  grössere  Zartheit,  durch  fast 
ganzrandige  dunkler  grüne  Blätter  und  seichlere  Herzlappen  aus. 
Sie  dürfte  der  F.  nudiraulis  Kern.  östr.  bot.  Zeit.  1863,  p.  188 
entsprechen.  Aus  Dalmatien  herstammende  im  k.  k.  Hoslischen  bot. 
Garten  kultivirte  Exemplare  stimmen  mit  der  im  Prater  wachsenden 
vollkommen  überein.  —  Von  F.  transsilvanica  Schur  ist  unsere 
Wiener  Pflanze  weit  verschieden. 

Ich  muss  hier  noch  bemerken,  dass  ich  bei  Ficaria  calthae- 
folia  nie  die  Knollchen,  wie  solche  bei  F.  ranunculoides  so  häufig 
vorkommen,  bemerkt  habe  und  dass  F.  calthae folia  sich  regel- 
mässig durch  Samen  fortpflanzt,  während  bei  F.  ranunculoides,  auf 
manchen  Standorten  die  Samen  nie  zur  Reife  kommen,  sondern 
eine  Vermehrung  durch  die  Knollchen  stattfindet. 

VI. 

Iris  germanica  L. 

Die  Pflanze,  welche  fast  in  allen  Floren  angegeben  wird,  aber 
in  wenigen  wirklich  wildwachsend  vorkommt,  habe  ich  in  diesem 
Sommer  in  den  Remisen  des  Laaer  Berges  in  mehreren  Gruppen 
gefunden  und  ich  will  nicht  behaupten,   dass   dieses  ihr  natürlicher 


15 

Standort  ist,  da  sie  wildwachsend  auf  Felsen  angegeben  wird,  ob- 
wohl der  Laaer  Berg  ein  Standort  ist,  wo  eine  Verschleppung  aus 
Gärten  unwahrscheinlich  ist.  In  Siebenbürgen  kommt  sie  nicht  sel- 
ten in  den  Weinbergen  der  Hügelregion  vor,  wohin  sie  mit  dem 
Dünger  aus  Bauerngärten  absichtslos  hierher  gebracht  wird. 

VII. 

Elatine   Aisinastrum  L. 

Diese  Pflanze  habe  ich  auf  dem  Laaer  Berge  in  einer  schlam- 
migen Lache  mit  Mentha  Pulegium,  Gratiola  officinalis  u.  s.  w.  auf 
derselben  Stelle  gefunden,  wo  ich  dieselbe  vor  etwa  40  Jahren 
gesammelt  habe.  —  Nach  Neilreich's  Nachträge  zur  Flora  von 
Niederösl erreich  1866,  p.  89  dürfte  diese  Elati?ie  Aisinastrum  von 
Reuss  auf  demselben  Standorte  gefunden  worden  sein. 

VIII. 

Carex  nutans  Host. 

Wird  auf  dem  Laaer  Berge  immer  seltener,  da  die  Lachen 
gänzlich  verwachsen  sind,  wo  dieselbe  vor  30 — 40  Jahren  häufig  war. 
Gegenwärtig  kommt  sie  noch  einzeln  in  den  Remisen  und  nassen 
\  ertiefungen  vor,  wo  ich  einige  Exemplare  in  diesem  Jahre  sammelte. 

Wien,  im  December  1867. 


Zur  Moosflora  des  Neutraer  Komitates. 

Von  Jos.  L.  Holuby. 

Am  29.  Juli  und  22.  August  besuchte  ich  die  Neatraer  Jawo- 
rina  und  die  an  deren  Fusse  zerstreuten  Klippenkalk-Hügel;  dann 
machte  ich  vom  11.  bis  16.  September  eine  Fussreise  von  Lubina 
über  Myjawa  und  Wrbowce  nach  Skalitz  und  von  dort  über  die 
Wälder  ^^iede^  zurück.  An  Phanerogamen.  obwohl  ich  alles  was 
unterkam,  notirte,  werden  kaum  zwei  Arten  für  das  Comilat  neu 
sein:  daher  ich  sie  jetzt  übergehe,  und  nur  eine  Aufzählung  der, 
auf  dem  erwähnten  Gebiete  beobachteten  Leber-  und  Laubmoose 
geben  will. 

Am  Fusse  der  Jaworina  sammelte  ich  auf  nassen,  quelligen 
Wiesen:  Hypuum  arruatum  Lindh.,  H.  commutatiim  Hedw.,  Cam- 
plothecium  lulescens  B.  Seh.,  Bryum  pseudotriquetrum  Schwgr., 
Marchantia  polymorpha  L..  Aneura  pinguis  Dum. 

Auf  dem  mächtigen  Klippenkalkfelsen  Predhradskä  Skala:  Or- 
thotrichum  anomalum  Hdw.,    0.   cupulatum  Hoffm.,    0.  speriosiim 


16 

N.  H.,  Leucodon  sciuroides  Schvvgr.,  Anomodon  vi/icM/osws  H.  T., 

A.  tongifolius  auch  an  Buchenstämmen,  nicht  selten.  Bryum  caespi^ 
ticium  L.,  B.  argenteum  L.,  B.  capillare  Hdw.,  B.  roseicm  Schreb., 
Mnium  undulatum  H  d  w. ,  M.  cuspidatum  H  d  w. ,  Necker a  compla- 
nata  B.  Seh.,    Homalothecium  sericeum  B.  Seh.,    H.  Philippeanum 

B.  Seh.,  Pylaisia  polyantha  Schpr.,  Climacium  dendroidesW.  M., 
Eurrhynchiutn  praelongum  B.  Seh.,  Amblystegium  serpens  Schp., 
Hypnum  Sommer feltii  Myr.,  H.  cupressiforme  L. ,  H.  molluscum 
Hdw.,  H.  Schreberi  Willd.,  H.  purum  L.,  Hylocomium  triquetrum 
Schpr.,  Metzgeria  furcata  N.,  Frullania  dUatata  N.,  Madotheoa 
platyphylla  N.,  Radula  complanata  Dum.,  Chyloscyphus  polyanthus 
N«,  Lophocolea  minor  N.,  Plagiochila  asplenioides  N. 

Auf  der  Hüg-elreihe  Korince  fand  ich  an  felsigen  Stellen  in 
den"  Nähe  einer  Ouelle-  Pellia  epiphylla  N,  E.,  Wehsia  viridula 
Brid.,  Dicranella  naria  Sehimp.,  Fissidens  osfnundoides  Hedw., 
Grimmia  apocaty a  Uedw.,  Didymodon  j'ub ellus  Br.  Sehimp.,  Tri- 
chostomum  rigidulum  Sni.,  Barbula  fallax  He dw.,  Mnium  puncta- 
tum  Hedw. 

Auf  allen  Felsen  und  steinigen  Stellen  wächst  Barbula  ruralis 
Hedw.  seltener  dagegen  B.  muralis  Hedw.,  Grimmia  pulvinata 
H.  T.  sitzt  auf  allen  Felsblocken.  An  Quellen  der  Bergwiesen  sah 
ich  oft  Philonotis  fontana  Brid.  in  Gesellschaft  des  Hypnum  cu- 
spidatum L.  jedoch  nur  steril. 

Auf  der  Jaworina  selbst  wurde  mitgenommen:  von  einem  allen 
Buchenstamme  Madotheca  laeingata  Dum.  und  auf  feuchtem  Wald- 
Boden  Scapania  curta  N.  E.  gesehen,  nebst  mehreren  Jungerman- 
nien,  die  aber  sämmtlich  steril  waren.  Auf  trockener  Erde,  an  Wegen 
wächst  ziemlich  häufig:  Racomitrium  canescens  Brid.,  Polytrichum 
piliferum  Schreb.,  P.  jiiniperinum  Hedw.,  Pogonatum  urnigerum 
Brid.,  P.  aloides  P.  B.  seltener,  Atrichum  undulatum  P.  B. 

An  Baumstämmen  sehr  häufig  Isothecium  myurum  Brid.,  Ano- 
modon attenuatus  Hartm.,  Pterigynandrum  filiforme  Hedw.  Es 
freute  mich  auch  Diphyscium  foliosum  Mohr,  auffinden  zu  können. 

An  Quellen  im  Kies  ist  überall  Webera  albicans  Schpr.  je- 
doch nur  steril,  zu  sehen;  an  schattigen  Stellen  wächst:  Dicranum 
scoparium  Hedw.,  Fissidens  taxifolius  Hedw.,  Funaria  hygrome- 
irica  Hedw.  häufig  an  Brandstellen,  Webera  nutans  Hedw.  selten, 
Polytrichum  formosum  Hedw.,  Barbula  subvlata  Brid.,  Eurrhyn- 
chium  striatum  Br.  Seh.,  Plagiothecium  sylvatium  Br.  Seh.,  Hylo- 
comium splendens  Sehimp. 

Im  Bache  an  Steinen:  Hypnum  palustre  L,  Fissidens  incurvus 
Schwgr. ,  Brachylhecium  rutabulum  Br.  Scli,,  B.  rinulare  Br. 
Seh.,  Dichodontiiim  pellucidum  Schp.  sehr  selten,  Lophocolea  bi- 
dentata  N.  auf  faulenden  Holzstüeken  im  Bache.  Rhynchostegium 
rusciforme  Br.  Seh.  ist  an  überrieselten  Steinen  nicht  selten  zu 
haben. 

Bei  Myjawa,    Wrbowce    und    Skalitz  fand  ich    in  Wäldern,  auf 
Wiesen,  an  Bäumen  ausser  den  hier  erwähnten  Moosen  noch:  Ce- 


17 

ratodon  purpureiis  Britl.,  Orthotricfium  obtusifolium  Schrd.  be- 
sonders auf  Nussbäiimen  und  Pappeln,  0.  pumilum  Schwagr,,  0. 
leiocarpum  B.  Seh.,  Leskea  polycarpa  Ehrli.,  Bryuni  argenteum 
L.  im  Pfarrliof  in  Wrbowce,  in  grosser  Menge  auf  der  Erde  grün. 
Webera  cruda  Schp.  an  feuchten  schattigen  Stellen  der  Wäl- 
der, nicht  häufig,  mitunter  in  Gesellschaft  des  Mmum  stellare  Hedw, 
Dies  wären  also  die  Moose,  welche  ich  auf  der  Javvorina  und  dem 
Skalilz  -  Wrbowce'r  Gebirg  heuer  gesammelt  habe.  Es  sind  deren 
darum  nur  so  wenige,  da  ich  meine  Aufmerksamkeit  vorzugsweise 
den  Caricibus,  Hieracien  und  Rubis  zuwendete,  und  namentlich  aus 
der  letztem  Gattung  ziemlich  viele  Formen  heimbrachte. 

Ns.  Podhragy,  den  28.  October  1867. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
VII. 

195.  Helianthemum  Fumana  (L.)  —  Auf  felsigen  Bergabhängen 
und  auf  wüsten  Sandliügeln.  Im  mittelungar.  Berglande  in  der  Pilis- 
gruppe  auf  den  Hügeln  bei  Dorogh  nächst  Gran,  auf  den  Dolomit- 
felsen bei  dem  Leopoldifelde  und  im  Auwinkel,  am  Adlersberg  und 
Spissberg  bei  Ofen,  auf  den  Hügeln  bei  Budaörs  und  auf  der  „grossen 
Heide,"  auf  dem  Cerilhienkalkplateau  bei  Teteny.  In  der  Vertes- 
gruppe  auf  den  Dolomitfelsen  bei  Gant  und  Csäkvär.  Im  Tieflande 
auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  R.  Palota,  P.  Szt.  Mihäly  nächst 
Pest,  Steinbruch,  Soroksar,  Monor  und  Pills,  Puszta  Sälosär  nächst 
Talär,  Szt.  György.  Auch  auf  den  Sandhügeln  der  Csepelinsel  und 
im  Sande  bei  Keer  in  der  Stuhlweissenburger  Niederung.  —  In 
der  Tiefebene  und  im  Biliariagebirge  nicht  beobachtet.  —  Dolomit, 
Kalk,  Tert.  und  Diluv.  Sand.  95—240  Met. 

196.  Helianthemum  canum  (L.)  —  Auf  felsigen  Bergabhängen, 
auf  Sandhügeln  und  auf  trockenen  Bergwiesen.  Im  mittelungar. 
Berglande  in  der  Pilisgruppe  auf  der  Slanitzka  und  dem  Sandberge 
bei  P.  Csaba,  auf  den  Hügeln  bei  der  Krotendorfer  Mühle,  im 
Leopoldifelde  ,  am  Johannisberg ,  Adlersberg  und  Spissberg  bei 
Ofen,  auf  der  „grossen  Heide"  bei  Teteny  und  auf  den  Dolomit- 
kuppen bei  Budaörs.  In  der  Vertesgruppe  bei  Csäkvär  und  Gänt. 
Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  sehr  selten  bei  Pest.  —  In  der 
Tiefebene  und  im  Biliariagebirge  nicht  beobachtet.  Fehlt  auf  dem 
Trachyte  und  den  höheren  Dachsteinkalkbergen  (z.  B.  Piliserberg, 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  1.  Heft.  ISfS.  2 


18 

Nagyszäl)  im  mittelungar.  Berorlande.  Gewöhnlich  kombinirt  mit 
Helianthemum  Fumana,  Biscutella  laemgata^  Draba  lasiocarpa  und 
Paronychia  capitata^  mit  welchen  Arten  es  im  Gebiete  auch  fast  die 
gleiche  Verbreitung  zeigt.  —  Dolom.,  Kalk,  Tert.  und  Diluv.  Sand. 
—  95-460  Met. 

197.  Helianthemum  rupifragum.  —  Im  Bihariagebirge  und  zwar 
in  der  Vulcangruppe  an  felsigen  Stellen  der  Abfälle  des  Snprapietri 
Poienile  bei  Vidra  im  Aranyosthale  in  Gesellschaft  der  Asperula 
capitata  Kit.,  Dianthus  petraeus  W.  K.,  Edrajanthus  Kitaibelii  BC. 
und  Hypericum  umb eil atum  Kern  er.  —  Kalk.  —  1100  Met.  —  Ich 
habe  dieses  Heliantheiimm  in  dem  „Pflanzenleben  der  Donaulän- 
der" S.  296  als  H.  alpestre  aufgeführt.  Nach  nochmaliger  Verglci- 
chung  mit  sehr  zahlreichen  Exemplaren  des  H.  alpestre  aus  den 
verschiedensten  Gegenden  der  Alpen,  habe  ich  aber  jetzt  die  Ueber- 
zeugung  gewonnen,  dass  diese  Ptlanze  eine  von  H.  a/pesfre(Jac  q.) 
verschiedene,  meines  Wissens  noch  nicht  beschriebene  Art  ist.  Die 
Blätter  derselben  sind  durchwegs  lineal  und  spitz;  ihre  Länge 
schwankt  zwischen  12  und  20  und  ihre  Breite  zwischen  1  und  S"''" 
und  gewöhnlich  sind  sie  8mal  so  lang  als  breit.  Längs  dem  Mil- 
telnerv  und  dem  schwach  umgebogenen  Blattrande  sind  dieselben 
mit  vorwärts  gerichteten  Haaren  besetzt ,  von  denen  die  obersten 
an  der  Blattspitze  sich  pinselförmig  vereinigen.  —  Die  Blätter  des 
^.  a/pesfre  (J  a  c  q.)  sind  immer  ganz  flach,  länglich,  stumpf,  höch- 
stens lö'^'^lang  und  höchstens  4mal  so  lang  als  breit;  die  Haare 
derselben  sind  mehr  abstehend  und  an  der  stumpfen  Spitze  niemals 
pinselförmig  zusammenschliessend.  —  Leider  zeigen  die  von  mir 
im  Herbste  gesammelten  Exemplare  nur  yerdorrte  Fruchtstiele  und 
ich  bin  daher  nicht  in  der  Lage  auch  die  Blüthen  und  Früchte  ge- 
nauer zu  beschreiben;  nach  dem  was  vorliegt,  scheint  meine  Pflanze 
in  dieser  Beziehung  mit  H.  alpestre  ÜdiCi[.')  und  H.  canum  {L.^  &\e 
grösste  Aehnlichkeit  zu  besitzen.  Siebenbürgische  Botaniker  dürf- 
ten vielleicht  in  die  Lagre  kommen,  diese  an  dem  ang-eg-ebenen 
Standorte  häufig  wachsende  Pflanze  auch  in  früheren  Enlwicklungs- 
stadien  zu  beobachten  und  dann  die  obige  Beschreibung  zu  er- 
gänzen. 

198.  Helianthemum  obscurum  Pers.  —  Breit-  und  schmal- 
blätterig; letzteres  insbesonders  auf  dem  lockeren  Sandboden  des 
Tieflandes.  —  Auf  trockenen  Wiesen  und  Grasplätzen  und  an  Aen 
Säumen  der  Wälder.  —  Im  mittelungar.  Berglande  auf  der  Matra 
bei  Gyöngyös,  am  Nagyszäl  bei  Waitzen,  auf  den  Bergen  bei  Gross- 
Maros,  in  der  Pilisgriippe  auf  den  Wiesen  bei  Szt.  Läsziö  im  Cen- 
trum des  Piliser  Trachytstockes,  bei  Gran  und  Set.  Andrä,  auf, der 
Slanitzka  bei  P.  Csaba,  bei  dem  Leopoldifeld,  im  Auwinkel,  auf 
den  Wiesen  nächst  dem  Normabaum  und  der  Berger'schen  Villa, 
am  Schwabenberg  und  im  Wolfsthal  bei  Ofen.  Auf  der  Kecske- 
meter  Landhöhe  am  Ränt'S  bei  Pest,  bei  Soroksär,  Pills  und  Monor. 
Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  im  Sande  bei  Vasvari  nächst  Nyir- 
Bätor.  Im  Bihariagebirge  auf  dem  tert.  Vorlande  bei  Grosswardein, 
HoHodu  und  Belenyes,  auf  den  Kalkfelsen  des  Bontoskö  bei  Petrani, 


19 

auf  (lern  Vasköher  Kalkplateau  bei  Campu  und  Colesci  ,  im  Rezbä- 
nyaer  Zuge  im  Thalbüden  bei  Fenatia,  und  am  Rande  des  Batrina- 
plateaus,  aufder  Pieira  lunga  und  Pietra  mimcelului.  In  der  Vulcan- 
gruppe  auf  dem  Plateau  und  den  Abfallen  des  Suprapietri  poienile 
bei  Vidra.  Im  Gebirge  der  weissen  Koros  auf  den  tert.  Hügeln  bei 
Halmaza  und  Buteni.  — Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  Dolom.,  Tert.Lehm- 
und  Sandboden;  vorherrschend  aber  über  Kalk  und  Dolomit.  — 
95—1100  Met. 

199.  Helianthemum  tomentosum  S  m.  —  Zwischen  Wachhol- 
dergestrüpp  auf  den  Sandhügeln  bei  Puszta  Sälosär  und  auf  dem 
Erdöhegy  nächst  Tatar  Szt.  György  auf  der  Kecskemeler  Landhöhe. 

—  Hier  in  sehr  schönen  bis  zu  40  Ctm.  hohen  Exemplaren;  sonst 
aber  im  Gebiete  nirgends  beobachtet.  —  Diluv.  Sand.  —  110  — 
130  Met. 

200.  Viola  hirta  L.  —  Auf  Wiesen  und  unter  Gebüsch  in 
lichten  Wäldern.  Im  mittelungar.  Berglande  sehr  verbreitet.  In  der 
Matra  bei  Paräd,  am  Nagyszäl  bei  Waitzen,  auf  dem  Lösszug  des 
Vinisni  vrch  bei  Gomba,  in  der  Pilisgruppe  bei  Gran,  P.  Csaba, 
Set.  Andrä,  am  Piliserberg  bis  zu  dessen  höchster  Kuppe,  auf  den 
Höhen  bei  Krotendorf,  auf  allen  Bergen  bei  Ofen.  Auf  der  Kecske- 
meter  Landhöhe  bei  R.  Palota  und  Pest,  und  auf  offenen  Wald- 
plätzen in  den  Monor-Piliser  Eichenwäldern.  Im  Bihariagebirge  bei 
Grosswardein,  Felixbad  und  auf  dem  tertiären  Vorlande  bis  Bele- 
nyes;  in  der  Hegyesgruppe  auf  {\Qn  Nulliporenkalkbänken  bei  Chi- 

zindia  südlich  von  Buteni,  in  d(^r  Gruppe  des  Plesi^i  bei  Monesa  /  i/v 
und  auf  dem  Plateau  von  Vasköh  bei  Campu  und  Vasköh,  endlich 
auf  dem  Batrinaplateau,  wo  an  den  felsigen  Abstürzen  bei  der 
Geisterhöhle  nächst  der  Mulde  Oncesa  an  den  Quellen  der  Szämos 
der  höchste  Standort  im  Gebiete  beobachtet  wurde.  Auf  allen  im 
Gebirge  vorkommenden  Substraten.  —  95—1300  Met. 

201.  Viola  collina^e SS.  —  Aut  grasigen  Plätzen  am  Adlers- 
berge bei  Ofen.  Wahrscheinlich  auch  noch  anderwärts  im  Berg- 
lande; doch  liegen  mir  nur  von  obigem  Standorte  Exemplare  vor, 
wükhe  unzweifelhaft  zu  V.  collina  gehören.  —  Lehmboden.  — 
200—250  Met. 

202.  Viola  ambigua  W.  K.  -  Auf  grasigen  Plätzen,  insbeson- 
ders  auf  den  mit  Pollinia  bestockten  Stellen  auf  der  Kecskemeter 
Landhöhe,  am  Räkos  bei  Pest,  bei  Monor  und  auf  der  Puszta  Peszer 
bei  AIsö-Dabas.  —  Nach  Heuffel  auch  „im  ebenen  Theile  des 
Arader  Komitates."  —  Diluv.  Sandboden.  —  95 — 125  Met. 

203.  Viola  odorata  L.  —  Unter  Gebüsch  an  den  Rändern  der 
Wälder.  Im  mittelungar.  Berglande  in  der  Pilisgruppe  bei  P.  Csaba, 
am  Piliserberge,  am  Johannisberg  und  Schwabenberg  bei  Ofen;  auf 
der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  Nagy-Köros.  Im  Bihariagebirge  bei 
Grosswardein  und  Belenyes.  Im  Gebiete  weit  seltener  als  V.  hirta. 

—  Kalk,  Tert.  Lehm-  und  Sandboden.  —  95—250  Met. 

204.  Viola  mirabilis  L.  —  Unter  Gebüsch  an  den  Rändern 
der  Laubwälder.  Im  mittelungar.  Berglande  am  Nagyszäl  bei  Waitzen, 

2* 


20 

in  der  Pilisgruppe  am  Piliserberg-  und  Johannisberg,  in  den  Bu- 
chenwäldern bei  dein  Normabauin  ober  dem  Auwinkel  und  insbe- 
sonders  häufig  auf  dem  Plateau  des  Schvvabenberges  und  im 
Wolfstliale  bei  Ofen.  In  der  Vertesgruppe  am  Csokaberge  bei  Moor. 
Im  Tieflande  und  im  ßihariagebirge  nicht  beobachtet.  —  Kalk.  — 
250—1070  Met. 

205.  Viola  arenaria  DC.  —  Auf  begrastem  sandigen  Boden 
und  auf  den  Terrassen  felsiger  ßergabhänge.  —  Im  miltelungar. 
Berglande  in  der  Pilisgruppe  zwischen  P.  Csaba  und  Vörösvär  und 
am  Adlersberg  bei  Ofen.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  am  Rä- 
kos  bei  Pest.  —  Dolom.  Tert.  und  Diluv.  Sand.  —  95—260  Met. 

206.  Viola  cinerascens.  —  (Dreiachsig,  Blatter  20 — 40°''^  breit 
und  lang,  rundlich -herzförmig,  stumpflich,  sowie  die  Blattstiele, 
Stengel  und  Blüthenstiele  grauflaumig.  Biüthen  gross,  15 — IS'^'^im 
Durchmesser,  in  Farbe  und  Zeichnung  mit  Viola  silvestris  überein- 
stimmend ,  Kapsel  fein  flaumig.  Der  Stengel  zur  Zeit  der  ersten 
Blüthe  aufsteigend  60 — SO"'"'  hoch  ,  später  niederliegend,  winkelig 
hin-  und  her  gebogen  und  bis  zu  200°^""  verlängert.  —  Stimmt 
durch  die  grauflaumige  Bekleidung  der  vegetativen  Organe  und  des 
Fruchtknotens  mit  Viola  arenaria  D  C.  überein,  ist  aber  in  allen 
Tbeilen  fast  doppelt  so  gross  und  macht  insoferne  mehr  den  Ein- 
druck der  Viola  silvestris  Rchb.;  von  beiden  übrigens  durch  die 
im  Laufe  des  Sommers  sehr  verlängerten  niederliegenden  Stengel 
unterschieden.  —  Die  hier  aufgestellte  Pflanze  ist  auf  keinen  Fall 
mit  V.  rupestrisRchh.  Ic.  XIII.  Fig.  4499  zu  identifiziren,  welche 
von  Gren.  et  Godr.  in  der  Fl.  d.  Fr.  179  wohl  mit  Recht  für  eine 
grossblüfhige  V.  arenaria  erklärt  wird.  Sie  stimmt  nämlich  weder 
mit  der  R  eichen  bach'schen  Abbildung  überein,  noch  passt  auf 
sie  die  Bezeichnung  „glabriuscula"  (Rchb.  Fl.  excurs.  705),  da 
im  Gegentheile  unsere  Pflanze  in  allen  Theilen  grauflaumig  er- 
scheint. —  Im  Jahre  1861  sammelte  ich  diese  Viola  auch  auf  den 
sonnigen  Hügeln  längs  der  Sill  südlich  von  Innsbruck  und  habe 
selbe  seither  im  Garten  jährlich  beobachtet ,  ohne  eine  Aenderung 
weder  in  der  Behaarung  noch  in  der  eigenthümlichen  Wachs- 
thumsweise  zu  bemerken.) 

Im  mittelungar.  Berglande  in  der  Pilisgruppe  auf  der  Sla- 
nitzka  bei  P.  Csaba.   —  Kalk.  —  300—380  Met. 

207.  Viola  sihestris  Rchb.  —  In  Laubwäldern,  insbesondere 
in  Mischwäldern  mit  vorherrschenden  Buchen.  —  Im  mittelungar. 
Bergland  in  der  Maira  bei  Paräd ,  am  Nagyszäl  bei  Waitzen  ober 
dem  Steinbruch,  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Schwabenberg  und 
Lindenberg  bei  Ofen,  auf  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba  und  insbeson- 
ders  häufig  am  Piliserberg  bis  zu  dessen  höchster  Kuppe.  —  Fehlt 
im  Tieflande.  —  Im  Bihariagebirge  auf  dem  tert.  Vorlande  von 
Grosswardein  bis  Belenyes;  auf  dem  Batrinaplateau  häufig  auf  allen 
Höhen  zwischen  Resbänya  und  Petrosa  von  der  Pietra  muncelului 
bis  herab  nach  Petrosa.  Auf  dem  Vasköher  Plateau  am  Vervul 
Ceresilor  und  in  der  Gruppe  des  Plesiu  ober  Mouesa.     In  der  He- 


21 

gyesgruppe  bei  Slalina  und  auf  der  Chiciora  südösfl.  von  Buteni. 
Im  Gebirge  des  Aranyos  und  in  der  Valea  Odinculia  bei  Distidiul. 

—  Sienit,  Trachyt ,  Schiefer,  Kalk,  Tert.  Schotler  und  Sandstein. 

—  150— 1:?00  Met. 

208.  Viola  Rwiniana  Rchh. —  In  Laubwäldern,  Im  mittelung. 
Berglande  an  der  Nordseite  des  Piliserberges  und  auf  der  Slanilzka 
bei  P.  Csaba.  —  In  der  an  unser  Gebiet  angrenzenden  Bakony- 
gruppe  in  den  Buchenwäldern  bei  Ezstergäl  nächst  Zircz  mit 
Viola  silvestris.  —  Kalk.  —  380—1000  Met. 

209.  Viola  mixta  Qsilvestris  X  stricta').  —  (Zweiachsig,  Stengel 
aufrecht  100  —  230'^°'  hoch,  beblättert,  kahl  wie  die  ganze  Pflanze. 
Blätter  IV2 — 2mal  so  lang  als  breit,  aus  herzförmiger  Basis  läng- 
lich-eiförmig ,  ober  der  Mitte  etwas  geschweift ,  kurz  zugespitzt. 
Nebenblätter  länglich,  gefranst,  klein,  jene  der  mittleren  stengel- 
ständigen Blätter  3  — 4mal  kürzer  als  der  nicht  geflügelte  Blattstiel. 

—  Hält  die  Mitte  zwischen  V.  silvestris  und  F.  stricta.  Durch  den 
Mangel  grundständiger  Blätter,  den  schlanken  aufrechten  Stengel 
und -die  verlängerte  Blatlspreite  stimmt  selbe  mit  V.  stricta  über- 
ein, der  vordere  Theil  der  Blätter  zeigt  aber  keine  nach  Aussen 
sch|i]7konvexen  Seitenränder,  sondern  ist  dort  etwas  geschweift- 
zugespitzt wie  bei  V.  silvestris.  Die  Blattstiele  sind  ungeflügelt, 
wie  bei  V.  silvestris  und  die  Nebenblätter  bei  weiten  nicht  so  gross 
und  lang  wie  bei  F.  stricta,  sondern  zart,  kurz  und  stark  gefranst 
wie  bei  F.  silvestris.  Der  Sporn  überragt  die  Kelchanhängsel  fast 
um  das  doppelte  wie  bei  F.  silvestris.) 

Am  Plateau  des  Schwabenberges  bei  Ofen,  gegen  den  Norma- 
baum  zu,  in  Gesellschaft  der  F.  silvestj'is  Rchb.  und  F.  stricta 
Hornem.,  aus  welchen  dieselbe  höchst  wahrscheinlich  durch  Ba- 
slarlirung  hervorgegangen.   —  Thonboden.  —  350  Met. 

210.  Viola  stricta  Hornem.,  Koch  (F.  Ruppii  Rchb.).  —  Auf 
Bergwiesen  und  insbesonders  an  moosigen  Plätzen  an  den  Wald- 
rändern. —  Im  mittelungar,  Berglande  in  der  Matra  bei  Paräd,  in 
der  Pilisgruppe  auf  den  Wiesen  am  Plateau  des  Dobogokö  zwischen 
Dömos  und  Csaba  und  am  Schwabenberg  bei  Ofen.  Im  Tieflande 
nicht  beobachtet,  dagegen  ziemlich  häufig  im  Bihariagebirge  und 
zwar  insbesonders  am  Rande  des  Batrinaplateaus  auf  der  Tataroea, 
dem  Dealul  vetrilor ,  Pietra  lunga  und  bis  herab  auf  die  Wiesen 
bei  der  Höhle  nächst  Fenatia.  Häufig  in  dem  Thale  südlich  vom 
Köbänyaberg  bei  Grosswardein.  —  Trachyt,  Kalk,  liebt  so  wie 
Viola  canina  eine  thonige  Erdkrume.  —  125 — 1300  Met. 

(Fortsetzung  folgt.) 


i2 


Literaturberichte. 


—  „Filices  Europae  et  Atlantidis,  Asiae  minoris  et 
Sibiriae."  Auctore  Dr.  J.  Milde.  Lipsiae  sumptibus  A.  Felix 
1867.  80  p.  IV  et  311. 

Mit  nicht  g"enug  anzuerkennender  Unermüdlichkeit  ist  Milde 
als  botanischer  Schriltsteller  Ihätig-.  Erst  vor  wenigen  Monalen  wurde 
von  ihm  in  diesen  Blättern  die  ausgezeichnete  Monographie  der 
Equiseten  angezeig-t  und  schon  ist  wieder  ein  zweites  eben  so  ge- 
lungenes Werk  erschienen.  Das  vorliegende  Opus  sollte  eigentlich 
eine  Bearbeitung  der  Farne  Europa's  und  der  Atlantis  werden.  Dem 
Wunsche  mehrer  botanischer  Freunde  entsprechend  erweiterte  Milde 
seinen  ursprünglichen  Plan,  indem  er  noch  Kleinasien  und  Sibirien 
hinzufügte  und  bei  drei  Gattungen,  Osmunda,  Botrychium  und  Equi- 
setum  eine  vollständige  Monographie  sämmtlicher  bekannter  Arten 
ausarbeitete.  Vielleicht  wäre  es  bei  einer  zweiten  Ausgabe"  des 
Werkes  (die  nicht  ausbleiben  wird)  angezeigt,  noch  das  übVige 
aussertropische  Asien  und  Nordamerika  hinzuzufügen  und  das  Werk 
zu  einer  Synopsis  der  Farne  der  nördlichen  gemässigten  Zone  zu 
erweitern.  Der  Umfang  würde  nicht  bedeutend  zunehmen,  die  pflan- 
zengeographische Behandlung  aber  bedeutend  gewinnen.  Auch  bei 
dieser  Arbeit  verfügte  Milde  über  ein  sehr  reiches,  theiiweise  noch 
unbearbeitetes  Materiale;  namentlich  hatte  er  Gelegenheit,  sämmt- 
liche  einschlägige  Originale  von  Fee,  Regel,  Presl,  Hooker, 
Moore  u.  m.  A.  zu  untersuchen.  Dadurch  wurde  es  ihm  möglich, 
viele  Arten  auf  ihre  richtige  Stellung  zurückzuführen.  Das  von 
Milde  dem  vorliegenden  Werke  zu  Grunde  gelegte  System  ist  im 
Ganzen  jenes  von  Metten  ins,  doch  war  Milde  überall  bestrebt,  es 
w^eiter  auszubauen,  wie  namentlich  die  Galtungen  Athyrium,  Aspie- 
nium,  Ct/stopteris,  Botrychium  u.  m.  a.  beweisen.  Bei  der  Behand- 
lung der  Gattungen  und  Arten  legte  Milde  einen  besonderen 
Werth  auf  die  Ermittlung  der  architectonischen  Verhältnisse,  sowie 
auf  die  Feststellung  der  mikroskopischen  Merkmale,  um  die  ein- 
zelnen Species  sicher  und  fest  zu  begründen.  Damit  steht  in  engster 
Verbindung  die  Gliederung  der  Formen  nach  klimatischen  Varietäten, 
bei  deren  Behandlung  sich  viel  Neues  herausstellte.  Diese  Vorzüge 
der  Bearbeitung  Milde 's  manifestiren  sich  am  glänzendsten  bei  den 
gemeinen,  über  das  ganze  Gebiet  verbreiteten  Arten  wie  z.  B.  bei 
Athyrium  Filix  feniina  Roth  (p.  49 — 52),  Aspidium  Filix  mas  S  w. 
Cp.  118  —  125),  A.  spinulosum  S  w.  (p.  132 — 140)  u.  v.  a.  Dass 
bei  den  einzelnen  Arten  alle  betrelfenden  Angaben  von  Milde  auf 
das  gewissenhafteste  geprüft  wurden  und  dass  nur  das  durch  Au- 
topsie richtig  Befundene  im  Werke  benützt  wurde,  versteht  sich 
bei  einer  Arbeit  Milde 's  gleichsam  von  selbst.  Dadurch  erhält  das 
neueste  Werk  Milde 's  einen  hohen  Werth  und  wird  ein  unent- 
behrliches Handbuch  für  Jeden,  der  sich  mit  einheimischen  Filicinen 
beschäftigt.    Auf    weiteres   Detail    kann   hier  bei  dem  beschränklcn 


123 

Räume  einer  Anzeige  nicht  eingegangen  werden.  Mögen  die  geehr- 
ten Leser  dieses  Blattes  3Iihl  e's  Werk  selbst  in  die  Hand  nehmen 
und  es  genau  durchgehen,  sie  werden  staunen  über  die  Fülle  in- 
teressanter und  werthvoUer   neuer  Daten,    welche  dasselbe  enthalt. 

Dr.  H.  W.  Reichardt. 
„Vorarbeiten  zu  einer  Cryptogamenflora  von  Mäh- 
ren u.  österr.  Schlesien."  IV.  Laubmoose  (I.Serie).  Bearbeitet 
von  Dr.  J.  Kalmus.  (_Separalabdruck  aus  dem  V.  Bande  der  Ver- 
handlungen des  naturforschenden  Vereines  1866).  Verlag  des  Ver- 
fassers. Brunn  1867.  —  Mit  Vergnügen  bringen  wir  diesen  Abschnitt 
der  Vorarbeiten  der  Cryptogamenflora  dieses  Gebietes  zur  Anzeige, 
welchen  der  strebsame  Verfasser  im  Bewussfsein  der  noch  sehr 
unvollständigen  Erforschung  des  Gebietes  nur  desshalb  schon  jetzt 
der  Oefl'enllichkeit  übergibt,  um  die  Reihenfolge  der  vom  Vereine 
beabsichtigten  einschlägigen  Publicationen  nicht  zu  unterbrechen. 
Als  Grundlage  für  das  nach  Schimper's  Synopsis  geordnete  und 
347  Arten  enthaltende  Verzeichniss  dienten:  0.  Sendtner's  Be- 
merkungen über  die  im  Gesenke  vorkommenden  Laubmoose,  Flora 
1840;  Dr.  A.  Pokorny's  Vegetationsverhältnisse  von  Iglau,  Wien 
1862;  J.  Milde 's  Arbeiten  über  die  schlesische  Moosflora;  Dr. 
Plukar's  Aufzählung  der  um  Teschen  aufgefundenen  Laubmoose 
(Progr.  des  k.  k.  ev.  Gymnasiums  in  Teschen  1855);  die  Abhand- 
lungen von  Wawra,  Pokorny,  Reichardt,  Juratzka  und 
Roemer  in  den  Verhandlungen  der  zool.  bot.  Gesellschaft;  sodann 
Verzeichnisse,  welche  ihm  von  Spazier,  Tb.  Hein,  Schliephacke 
mitgetheilt  wurden,  endlich  die  von  ihm,  v.  Niessl  und  Makowsky 
gesammelten  und  vom  Referenten  durchgesehenen  Moose.  —  Auf 
den  Inhalt  des  Verzeichnisses  übergehend,  finden  wir  aus  der  Ord- 
nung der  Cleistocarpen  nur  6  Arten  z.  Th.  mit  sehr  beschränkten 
Standorten  aufgeführt,  und  diese  dürften  sich  vorläufig  nur  auf  5 
reduziren,  da  das  Pleuridium  subulatum,  eine  sehr  seltene  Art, 
wahrscheinlich  von  allen  angeführten  Standorten  zu  PL  alternifo- 
liiim  gehört.  Diese  Zahl,  die  kaum  den  dritten  Theil  der  für  Nied.- 
Oesterreich  bekannten  16  Arten  erreicht,  gibt  ein  beredtes  Zeugniss 
für  die  bisherige  nur  tlieihveise  und  oberflächliche  Erforschung  des 
Gebietes.  Die  Gattung  Seligeria  scheint  übersehen.  Schon  Seliger 
hat  eine  Art,  die  S.  pusilla  an  den  Kalkfelsen  der  Quarklöcher 
gesammelt;  sie  dürfte  sich  wohl  noch  an  anderen  Orten  finden. 
Auch  ist  das  Vorkommen  der  Seligeria  recurnata  mehr  als  wahr- 
scheinlich. Barbula  inclinata ,  welche  nebenbei  als  im  Gebiete 
noch  nicht  gefunden  erwähnt  wird,  dürfte  sehr  wahrscheinlich  im 
südl.  Mähren  z.  B.  auf  den  Polauerbergen  zu  finden  sein.  Grimmia 
leucophnea  kommt  auch  bei  Iglau  vor,  wo  sie  von  Dr.  Pokorny 
mit  Gr.  co^nmutata  gesammelt  wurde.  Grimmia  alpestris  ist  vom 
Verfasser  im  Kessel  des  Gesenkes  entdeckt  worden  und  für  das 
Gebiet  neu.  Uedwigia  ciliata  wird  auch  auf  Kalk  vorkommend  an- 
gegeben, was  zweifelhaft  erscheint.  Bryum  marginatum  ist  iden- 
tisch   mit    Bryum   Mildeanum;    das    wahre    Br.    marginatum  ist  in 


24 

Oesterreich  noch  nicht  gefunden.  Philonotis  calcarea  ist  nnr  von 
einem  einzigen  Standorte  angeführt.  R.  v.  Frauenfeld  hat  diese 
Art  sehr  schön  fruktifizirend  auf  dem  Hostein  in  Mähren  gesam- 
melt. Aus  Versehen  scheint  bei  Polytr.  strictum  eine  Var.  ß.  al- 
pestre  aufgeführt.  Eine  Varietas  alpestris  existirt  nur  von  Polytr. 
Juniperinum,  und  diese  stellt  eben  das  Polytr.  strictum  dar.  Von 
den  erst  in  neuerer  Zeit  richtig  unterschiedenen  Arten,  welche  das 
alte  Hypnum  aduncum  der  Bryol.  eur.  und  der  Synopsis  in  sich 
begriff*),  ist  das  Hypnum  Sendtneri  noch  nicht  beobachtet  wor- 
den. Bei  der  Var.  laxifolium  des  H.  aduncum  ist  der  Autorname 
Jur.  durch  Schpr.  zu  ersetzen.  Hypn.  revolvens  dürfte  wahrschein- 
lich zu  H.  intermedium  gehören.  Hypn.  Heufleri,  vom  Verfasser  als 
neu  für  das  Gebiet  erwähnt,  wurde  bereits  von  Sendtner  am  Pe- 
terstein gesammelt  und  als  H.  cupre^siforme  ß.  implexum  vertheilt. 
Hypn.  pratense  ist  zu  streichen  und  der  Standort  zu  H.  arcuatum 
zu  setzen.  H.  alpestre  erscheint,  wie  die  Art  selbst,  sehr  zweifel- 
haft! Hypnum  eugyreum  (bei  Jablunka,  Plucar)  gehört  zu  H.  mol- 
luscum.  Hypnum  sudeticum  ist  Synonym  mit  Hypn.  pseudostrami- 
neum  und  gehört  nicht  in  die  Gruppe  der  echten  Hypna,  sondern 
als  kurzblätterige  Varietät  zu  H.  fluitnns.  Sphagnum  cuspidatum  ist 
Synon.  mit  Sph.  recurvum,  daher  die  Standorte  des  ersteren  zu 
letzterem  zu  ziehen  sind.  —  Mehrere  wohl  aus  Versehen  aufge- 
nommene Standorte  sind  zu  streichen,  z.  B.  Gmünd  (bei  Splachnum 
ampullaceuni)  als  in  Niederösterreich  gelegen,  insbesondere  aber 
Weisswasser,  womit  das  im  böhm.  Riesengebirge  gelegene  gemeint 
ist.  Mit  diesem  Standorte  fallen  aber  auch  die  ausschliesslich  von 
demselben  angeführten  Arten  vorläufig  hinweg,  nämlich:  Brachyo- 
dus  Irichodes,  Cinclidotus  fontinaloides,  Racomitrium  patens,  We- 
bera  cucullata.,  W.  Ludwigü,  Tetrodontium  Brownianum  und 
Sphagnum  Lindbergii.  Werden  von  den  verzeichneten  347  Arten 
diese  7  mit  den  oben  besprochenen  5  Arten:  Bryum  marginatum^ 
Hypnum  sudeticum^  H.  pratense,  H.  eugyreum  und  Sphagnum  cu- 
spidatum ab  — ,  die  Seiigeria  pusilla  aber  hinzugerechnet,  so  ver- 
bleiben 336  für  das  Gebiet  bekannte  Arten,  unter  welchen  über- 
dies noch  einige  z.  Th.  bereits  oben  erwähnte  Arten  als  mehr 
oder  weniger  zweifelhafte  Vorkommnisse  zu  betrachten  sind.  Indem 


*)  Diese  und  ihre  Synonyme  sind: 

1.  Hypnum   aduncum   Hedw. ,    zu   dem  des  H.   Kneiffii    als   laxe    Form 

gehört. 

2.  —  Sendtneri  Schpr.   in  Suppl.  Bryol.  eur.  =  H.   Wilsoni  Schpr.  olira. 

in  litt. 
ß.   Wilsoni  Schpr.  eine  Wasserform. 

Zu  dieser  Art  gehören  auch  die  Varr.  hamatum  und  gigantewn 
der  Bryol,  eur.  und  Synopsis. 

3.  —  vernicosum,  Lindberg  =  H.  pellucidum  Wils, 

4.  —  intermedium  Lindberg  in  Hartm,  fl.  sc.  ed  9,  1864!    =  H.  Sendt- 

neri  Schp.    oiim    in   htt.  =  H.  Cossoni   Schp.    in    Suppl.    Bryol. 
eur,  1866! 


25 

mit  Rücksicht  aiit  die  Beschaffenheit  und  Ausdehnung  des  Gebietes 
gewiss  noch  gegen  60  Arten  vorkommen,  so  können  wir  schliess- 
lich nur  den  Wunsch  aussprechen,  dass  es  dem  Herrn  Verfasser  in 
Verbindung  mit  seinen  bryologischen  Freunden  gelingen  möge, 
durch  weiter  fortzusetzende  Erforschungen  die  noch  vorhandenen 
Lücken  möglichst  auszufüllen.  J.  Juralzka. 


Correspondenz. 

Görz,  den  25.  November  1867. 

Schon  wochenlang  räumt  der  böse  Reif  unter  den  zarten  Be- 
wohnern unserer  Fluren  auf.  Der  Botaniker  sieht  mit  grossem  Leide 
die  schönen  Sprösslinge  in  ihrem  blühendsten  Alter  dahinsterben. 
Ich  würde  jedoch  Unrecht  haben,  wenn  ich  behaupten  wollte,  dass 
diesem  kein  Stoff  mehr  übrig  bleibe.  Unsere  einheimische  Flora  ist, 
des  milden  Klimas  wegen,  reich  an  Pflanzenarten,  vi^elche  diesen 
ganzen  Monat  ausdauern,  worunter  etliche  selbst  überwintern.  Solche 
sind  z.  B.  Senecio  vulgaris,  Parietaria  diffusa.)  Capsella  Bursa  pa- 
storis,  Poa  annua,  Beltis  perennis,  Mercnrialis  annua,  Veronica 
polita  und  Buxbaumii,  Euphorbia  helioscopia  und  Stellaria  media. 
Diese  Pflanzen  findet  man  an  heileren  Frühmorgen  im  December 
und  Jänner  gewöhnlich  von  Frost  erslarrt,  so  dass  sie  wie  dürre 
Reiser  hart  und  spröde  anzufühlen  sind;  kaum  hat  sie  aber  der 
wohlthätige  Strahl  der  Morgensonne  getroffen,  so  kehren  sie  wie- 
der in's  Leben  zurück,  ohne  weder  in  den  Blatt-  und  Stengelthei- 
len,  noch  an  den  zarten  Blüthen  einen  Schaden  durch  das  Einfrieren 
erlitten  zu  haben.  Eine  gleiche  Eigenschaft  besitzen  auch  die  er- 
sten Frühjahrspflanzen.  Wenn  aber  hier  der  Frost  auch  nicht  direct 
zerstörend  wirkt,  so  übt  er  doch  einen  mittelbar  nachtheiligen  Ein- 
fluss  auf  die  in  Rede  stehenden  Pflanzen  aus;  denn  so  oft  während 
der  Erstarrung  die  Pflanze  von  einem  trockenen  Winde  bestrichen 
wird,  trocknet  sie  bis  auf  ihre  unterirdischen  Theile  aus,  da  nach 
dem  Einfrieren  kein  Saftumlauf  mehr  stattfindet.  Die  so  ganz  oder 
zum  Theile  getödteten  Pflanzen  findet  man  welk  und  ausgetrocknet, 
ohne  dass  eine  (durch  schwärzliches  Ausseiien  angedeutete)  Zer- 
setzung eingetreten  wäre.  —  Dieselben  Pflanzen,  welche  den  Frost 
so  standhaft  ertragen,  erweisen  sich  als  unfähig,  der  meist  mit 
Trockniss  verbundenen  Sommerwärme  zu  widerstehen,  sie  bleiben 
daher  während  der  Monate  Juli  und  August  theils  ganz  aus,  theils 
ziehen  sie  sich  in  die  schattigsten  Orte  zurück.  Das  gilt  aber  nicht 
von  den  perennirenden  Arten.  So  ist  z.  B.  der  bekannte  Mäuse- 
dorn QRuscus  aculeatus)  nicht  nur  im  Stande,  die  Sommerhitze 
zu  ertragen,  sondern  erhält  sich  auch  mit  seinen  oberirdischen 
Trieben  blühend  durch  den  ganzen  Winter,   mag   dieser  nocii  so 


26 

streng-e  sein.  Wir  finden  an  dieser  Pflanze  ein  ganz  merkwürdiges 
Verhalten  gegen  die  Jahrestemperatur.  Ruscus  aculeatus  gehört 
bekanntlich  dem  wärmeren  Europa  an  und  hat  an  den  Südabhängen 
der  Alpen  seine  nördlichste  Grenze;  nichts  destoweniger  blühet 
diese  Pflanze  nicht  im  Sommer,  während  der  wärmeren  Monate, 
sondern  beginnt  erst  mit  Ende  August  ihre  kleinen  grünlich  vio- 
letten Blüthen  zu  entwickeln  und  blühet  dann  ununterbrochen  bis 
Ende  April,  so  dass  die  rechte  Blüthezeit  gerade  in  die  kälteste 
Periode  des  Winters  fällt.  Eine  Kälte  von  —  6^  R.  bewirkt  nur  ein 
kaum  bemerkbares  Welken,  nie  eine  wirkliche  Beschädigung  der 
Blüthen.  —  Nicht  minder  eigenthümlich  verhält  sich  die  fleisch- 
farbige Schnabelheide  (Erica  car^ned).  Diese  öfl'net  bei  uns 
erst  gegen  die  Mitte  des  Monates  Juli  ihre  Blätterknospen,  aus 
welchen  bald  die  in  ihrer  Anlage  fertigen  grünlichen  Blüthenknospen 
zum  Vorschein  kommen.  In  den  ersten  Tagen  des  Monates  August 
sind  diese  letzteren  bereits  so  weit  entwickelt,  dass  man  inwendig 
schon  die  characteristische  dunkle  Farbe  der  Staubgefässe  wahr- 
nimmt, und  man  glaubt,  dass  sich  längstens  in  8 — 10  Tagen  die 
Knospen  öffnen,  die  Pflanze  daher  ihren  vollen  Blüthenreiz  entfalten 
müsse.  Allein  man  wartet  vergebens.  Keine  noch  so  bedeutende 
Sonnenwärme  will  die  blassen  Blumenkronen  färben.  Erst  in  der 
ersten  Hälfte  des  Monates  Jänner  erblickt  man  einige  rothgefärbte 
vollständig  geöffnete  Blüthen.  Dann  aber  erscheint  die  Pflanze  bald 
in  ihrer  vollen  Pracht,  eine  wahre  Zierde  unseres  Winters.  —  So 
unerklärlich  diese  regelmässige  Verzögerung  der  Blüthezeit  bei 
Erica  cariiea  sein  mag,  so  natürlich  scheint  mir  die  hier  jährlich 
gemachte  Beobachtung,  dass  die  Blüthezeit  mancher  Frühjahrspflan- 
zen durch  einen  lockeren  gedüngten  Boden  beschleunigt 
wird.  Bei  uns  stehen  z.  B.  schon  gegen  die  Mitte  des  Monates  De- 
cember  auf  gedüngten  humusreichen  Aeckern  Draba  verna  und 
Cardamine  hirsnfa  in  Blüthe,  während  sie  an  anderen  Stellen  erst 
in  der  zweiten  Hälfte  des  Monates  Februar  zu  blühen  anfangen. 
Manche  Pflanzen,  welche  an  ihren  gewöhnlichen  Plätzen  als  Früh- 
ling^spflanzen,  d.  h.  als  solche,  deren  Blüthezeit  in  die  Monate  März 
und  April  fällt,  bekannt  sind,  blühen  hier  auf  solchen  Feldern  mei- 
stens den  ganzen  Winter  hindurch,  indem  sie  bereits  im  Herbste 
anfangen.  Hieher  gehört  z.  B,  Cerastium  glomeratum,  brachypeta- 
lum  (zum  Theile),  Erodium  cicutarium,  Veronica  polita  und  Bux- 
baumii.  Auch  Diplotcixis  muralis,  Malva  sylvestris ,  Pyrethrum 
Parthenium,  Euphorbia  Peplus  und  mehrere  andere  Arten  überwin- 
tern unter  dieser  Bedingung  sehr  leicht.  Daraus  ersieht  man  hin- 
länglich, wie  nothwendig  es  ist,  bei  phänologischen  Angaben  auch 
die    materielle    Beschaff'enheit    des  Bodens    in  Rechnung  zu  ziehen. 

Franz  Krasan. 

F^legyhdza,  am  2.  December  1867. 
Gerade  am  Tage,    den   ich   zum    Antritt    meiner  siebenbürger 
Reise  bestimmt   hatte,    war   die    Schiiffahrt   wegen   Treibeis  einge- 


27 

stellt  und  ich  musste  den  Landweo-  einschlagen  und  die  nächste 
Eisenbahnstalion  am  kürzesten  Weg  zu  erreichen  suchen.  Mit  vie- 
ler Mühe  geiang  das  Uebersetzen  der  Donau  bei  Baja.  Von  Baja 
gelangte  ich  dann  in  3  Tagesmärschen  (ich  führe  mein  Pferd  mit) 
hieher  nach  Felegyhaza;  von  hier  setzte  ich  die  Reise  per  Bahn 
fort.  —  Ich  passirte  ausserordentlich  interessante  Gegenden.  Mir 
thut  leid,  dass  ich  diese  Gegend  nicht  zu  früiierer  Jahreszeit  be- 
trat. Sand  war  vorherrschend.  2  Corispermum-Arlen  waren  noch 
im  Gerippe  zu  erkennen ;  Anchusa  tinctoria  sehr  häufig.  Gestern 
fand  ich  noch  fructificirendti  Köpfchen  jenes  Taraxacum,  das  ich 
noch  nicht  kannte.  —  Vorgestern  und  gestern  traf  ich  mehrere 
Salzstriche  an,  wo  man  Cnjpsis  aculeata  und  Suaeda  salsa  noch 
unterscheiden  konnte.  Ueberaus  häufig  war  Lepidium  perfoliatiim, 
Alyssum  tortuosum  etc.  V.  v.  Janka. 

Dresden,  den  26.  November  1867, 
Nachdem  ich  in  Dresden  wieder  heimisch  geworden  bin  und 
namentlich  den  Zustand  meiner  Sammlungen  durchmustert  habe, 
von  denen  ich  3  Jahre  lang  getrennt  war,  so  kann  ich  in  der 
Freude  meines  Herzens  nicht  umhin,  Ihnen  mitzutheilen,  dass  der 
Abschnitt  meines  Herbars,  den  ich  bis  jetzt  revidirt  habe,  sich  in 
dem  langen  Zeiträume,  ohne  Aufsicht,  musterhaft  gehallen  hat. 
Diesen  Erfolg  verdanice  ich  einer  Einrichtung,  die  mir  ein  guter 
Genius  vor  meiner  Abreise  eingegeben  hat.  Jedes  Paket  steht  näm- 
lich in  einem  Sack  von  grauem  aber  festem  Papier,  das  vorher  mit 
Sublimat-Auflösung  getrankt  war.  Die  Mündung  des  Sackes  ist 
3mal  umgebogen  und  sodann  sind  noch  die  betreffenden  Ecken  umge- 
knickt. Auf  der  dadurch  gebildeten  Leiste  befinden  sich  die  nötlii- 
gen  Notizen.  In  einigen  Säcken  fand  ich  die  Leichen  des  Anobium 
paniceum  Lin.,  des  alleinigen  Verwüsters,  den  ich  fürchte.  Die 
Käfer  hatten  jedenfalls  vorher  in  dem  Pakete  gewohnt  und  waren 
nun  nicht  gerade  auf  Lorbeern,  sondern  mehr  auf  Euphorbien  ge- 
storben. Wer  die  Metamorphose  des  lusects  kennt,  wird  überzeugt 
sein,  dass  an  eine  weilere  Fortpflanzung  in  den  Säcken  niclit  zu 
denken  ist,  da  ohne  ein  Schwärmen  der  Männchen  in's  Fieie,  im 
Juli  und  August,  keine  Begattung  vorgenommen  wird.  Aus  diesem 
Grunde  hüte  man  sich  auch,  in  den  genannten  Monaten  und  na- 
mentlich gegen  Abend  das  Herbarium  zu  oft  bloszulegen,  welche 
Vorsicht  ich  schon  seit  langer  Zeit  mit  Nutzen  gebrauclie.  Insecten- 
kästen  öffne  ich  in  jener  Periode  nur  mit  der  grössten  Aufmerksam- 
keit, denn  es  ist  wunderbar  mit  welchem  Spürvermögen  und  welcher 
Schnelligkeit  eine  solche  kleine,  neuvermählte  Bestie  die  Gelegen- 
heit benützt,  um  ihr  Ei  an  passender  Stelle  abzusetzen.  Die  Larve 
lebt  dann  10  Monate  lani,'  auf  Kosten  unserer  Sammlungen  (und 
Möbeln j,  denn  die  Puppenruhe  ist  eine  äusserst  kurze.  Die  Kosten 
der  Papiersäcke  (circa  6  Thir.  ='9  fl.  für  500  Stk.)  und  die  etwas 
verminderte  Bequemlichkeit  bei  der  Benutzung  des  Herbars  stehen 
in  keinem  Verhdllnisse  zu  dem  Vorlheile,  unsere  Sfimmiung  staub- 


28 

und  würmerfrei  zu  erhalten.  Für  jene  wenigstens,  die  ihre  Schätze 
auf  längere  Zeit  ohne  Aufsicht  lassen  müssen  und  weder  die  Mittel 
noch  den  Raum  zu  festschliessenden  Schränken  besitzen,  weiss  ich 
kein  probateres  Mittel.  Das  Vergiften  der  einzelnen  Exemplare  war 
in  der  Zeit,  wo  ich  meine  botan.  Studien  begann,  nicht  gebräuch- 
lich, seitdem  haben  die  Mühe  und  gewisse  Nachtheile  mich  davon 
zurückgeschreckt.  Eduard  Vogel. 

Athen,  den  15.  November  1867. 

Wir  können  dieses  Jahr  als  ein  für  Griechenland  günstiges 
bezeichnen.  Staphiden  und  Feigen,  die  Hauptprodukte  des  Landes 
haben  eine  ergiebige  Erndte  geliefert.  Die  Weinlese  fiel  ebenfalls 
reichlich  aus  und  die  Traubenkrankheit  hat  beinahe  gänzlich  aufge- 
hört. Dagegen  ist  die  Olivenerndte  eine  nur  mittelmässige  zu  nennen 
und  die  jonischen  Inseln,  deren  Reichthum  in  Oel  besteht,  erziel- 
ten nur  eine  Viertelerndte.  Auch  die  Getreide-Erndte  fiel  in  den 
meisten  Gegenden  sehr  ärmlich  aus  und  der  grössere  Theil  des 
Bedarfes  muss  nun  aus  Russland  eingeführt  werden.  Alle  anderen 
Früchte  sind  in  Menge  gediehen,  besonders  aber  die  Wallaniden 
auf  der  Insel  Zea,  woselbst  gegen  50  000  Zentner  gesammelt  wur- 
den. Im  October  kommen  die  Kastanien  auf  die  Stappelplätze  des 
Orients.  Um  denselben  einen  milden  süssen  Geschmack  zu  geben, 
werden  sie  gleich  nach  der  Enthülsung  in  ausgemauerte  Gruben 
gelegt  und  darin  belassen,  bis  sie  zu  schwitzen  beginnen,  was  in 
10  bis  15  Tagen  geschieht.  —  Digitalis  ferruginea  wird  in  Grie- 
chenland von  empyrischen  Aerzten  in  Form  einer  Latwerge  gegen 
den  Keuchhusten  und  zwar  mit  gutem  Erfolge  angewendet.  Obwohl 
diese  Pflanze  in  grossen  Dosen  gegeben  wird,  so  kennt  man  doch 
keinen  Fall  einer  Vergiftung  und  es  ist  wahrscheinlich,  das  in  die- 
ser Digitalis-Art  das  Digitalin  gar  nicht  oder  doch  nur  in  geringer 
Menge  vorhanden  ist.  Unlängst  hatte  ich  die  gewiss  seltene  Gele- 
genheit, einen  Granatapfel  zu  sehen,  der  in  seinem  Innern  eine 
zweite,  aber  nicht  ausgebildete  Frucht  eingeschlossen  enthielt. 

L  a  n  d  e  r  e  r. 


Rosen-Album. 

Unter  diesem  Titel  gibt  der  in  Wien  lebende  Künstler  Franz 
Komlösy  eine  Sammlung  von  Rosen-Abbildungen  heraus,  die  in 
Lieferungen  zu  je  4  Blättern  erscheinen  und  nach  und  nach  die 
hervorragendsten  Formen  sowohl  wildwachsender  als  in  Gärten  ge- 
zogener Rosen  bringen  soll.  Die  einzelnen  Rosenarten,  von  Kom- 
lösy mit  der  Genauigkeit  eines  Porträts  nach  der  Natur  in  Farben 
ausgeführt,  werden  in  Grefe's  lithografischem  Atelier  ausgear- 
beitet   und    bei  Reilfenstein    in   Farbendruck   vervielfältigt   werden. 


29 

Jeder  Abbildung  wird  der  Name  der  betreffenden  Rose  in  deut- 
scher, ungarischer,  französischer  und  englischer  Sprache  beigefügt, 
auch  dabei  ihr  Vorkommen  oder  der  Name  ihres  Züchters  angege- 
ben werden.  Mit  der  3.  Lief,  sollen  die  Pranumerantcn  zur  Autbe- 
wahrung der  losen  Tafeln  ein  entsprechendes  Album  erhalten.  Der 
Künstler,  welcher  sich  mit  Vorliebe  der  Blumenmahlerei  zugewendet 
hat,  beabsichtigt  durch  dieses  Werk  den  Uosenzüchtern  und  Rosen- 
freunden eine  Sammlung  zu  bieten,  die  in  jeder  Beziehung  nicht 
allein  vom  Standpunkte  der  Kunst,  sondern  auch  von  dem  der  Wis- 
senschaft vollkommen  befriedigen  soll.  Dass  Komlösy  sich  keine 
unerreichbare  Aufgabe  gestellt  hat,  diess  bethätigen  die  bereits 
erschienenen  4  Probeblätler,  welche  von  ihm  im  osterr.  Kunstver- 
eine ausgestellt  wurden  und  daselbst  auch  Sensation  erregten.  Ge- 
wiss sind  sie  einer  erhöhten  Aufmerksamkeit  vollkommen  würdig, 
diese  so  prächtigen  und  doch  so  zart  ausgelührten  Rosenbilder, 
welche  den  Künstler,  den  Rosenkenner  und  den  Blumenfreund  in 
gleicher  Weise  anziehen  und  überraschen.  Zu  wünschen  wäre  es 
nur,  dass  dieses  anmuthsvolle  Kunstwerk,  so  wie  es  seine  unge- 
theilte  Bewunderung  und  Anerkennung  findet,  auch  der  nöthigen 
Unterstützung  nicht  entbehren  würde,  damit  es  gedeihe  und  seinem 
Ziele  glücklich  zugeführt  werde,  zum  Wohle  der  Rosenkunde  ins- 
besondere, wie  zu  dem  der  Kunst  überhaupt.  Anregend  nach  beiden 
Seiten  wird  es  unzweifelhaft  schon  in  seinem  Beginn  wirken. 


Fersonalnotizen. 

Dr.  Karl  Heinrich  Schultz  Bipontinus  ist  am  17.  Decem- 
ber  nach  längerem  schmerzlichen  Leiden  gestorben. 


Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten. 

—  In  der  Sitzung  der  k.  k.  zool.  botan.  Gesellschaft  am 
6.  Nov.  sprach  Dr.  H.  W.  Reichard  t  über  das  Wohnhaus  von 
Carl  Culsius  in  Wien.  Aus  den  Schriften  des  Clusius  gehl  näm- 
lich unzweifelhaft  hervor,  dass  er  während  seines  Aufenthaltes  in 
Wien  1573  bis  1587  hei  Dr.  Job.  Aichholz  wohnte.  Wie  sich 
grundbücherlich  nachweisen  lässt,  war  das  Haus  von  Aichholz  in 
der  Wollzeile  an  der  Ecke  der  Strobelgasse  und  führt  gegenwärtig  die 
Nr.  10.  Sodann  bespricht  er  das  jüngst  erschienene  Werk  Dr. 
Milde's  über  die  Farne  Europa's,  der  Atlantis  und  Sibiriens.  — 
J.  A.  Knapp  sprach  über  die  Ergebnisse  seiner  im  Sommer  1867 
unternommenen  Reise  nach  Galizien.  Er  gedachte  der  vorhandenen 
floristischen  Vorarbeiten,    die   so    viele   zweifelhafte  Angaben  ent- 


30 

halten,  machte  die  von  ihm  in  der  podolischen  Hochebene  bemerk- 
ten interessanten  Pflanzen,  worunter  sich  auch  manche  JNovitäten 
für  die  Landesflora  vorfinden,  namhaft  und  betonte  die  Xuthwen- 
digkeil  einer  unparteiischen  Sichtung  des  vorhandenen  Materiales, 
die  er  auch  bald  in  Aussicht  stellte.  —  R.  v.  Frauenfeld  legte 
zum  Schlüsse  ein  Manuskript  vor:  das  wissenschaftliche  Leben  Mas- 
salongo's,  von  Dr.  K  remp  elhuber,  welches  zur  Aufnahme  in 
die  Druckschriften  bestimmt  wurde. 

—  Der  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaft- 
licher Kenntnisse  in  Wien  hat  das  Programm  der  Montags- 
vorträge veröß'enllicht.Xach diesem  werden  Vorträge  halten:  2.  Dcbr. 
Dr.  Vogel  ^Ueber  vegetabilische  Fette  und  feltliefernde  Pflanzen." 
—  13.  Jann.  Dr.  Pokorny,  „Leber  den  Lrsprung  der  Alpenpflan- 
zen." —  3.  Febr.  Dr.  VViesner,  „Ueber  den  Tabak.-  —  9.  März. 
Dr.  Reichhardt.  „Heber  einige  der  wichtigsten  durch  Pilze  her- 
vorgerufenen Krankheiten  der  Nutzpflanzen.'^  —  23.  März.  v.  llayek, 
„Ueber  phosphorescirende  ^'Äturkörper.''  —  30.  März.  Dr.  Korn- 
hub er,  „üeber  das  Leben  des  Radeschwammes." 

—  In  einer  Sitzung  der  schieschen  Gesellschaft  für 
vaterländische  Cultur,  in  Breslau,  am  14.  November  nahm 
Dr.  Milde  zuerst  Gelegenheit,  den  Vorsitzenden,  Professor  Cohn, 
wegen  der  neuerdings  wieder  in  Rassland,  sowie  auch  in  einem 
Inserat  der  Breslauer  Zeitung  für  Schlesien  als  Culturpflanze  ange- 
priesenen Asclepias  syriaca  zu  interpelliren.  In  Erwiderung  erin- 
nerte Ret.,  dass  Asclepias  syriaca  L.,  wie  ihr  botanischer  JXarae 
jetzt  lautet,  Asclepias  Cornuti  Dec.  nicht  in  Syrien,  sondern  in 
JVord-Amerika,  von  Virginien  bis  Canada  einheimisch,  im  letzten 
Jahrhundert  bis  in  die  neueste  Zeil  wegen  ihrer  seidenartigen 
Saamenhaare  als  Surrogat  der  Baumwolle,  und  wegen  ihres  feinen 
Bastes  als  Surrogat  des  Flachses  empfohlen,  auch  i!u  Kleinen  ange- 
baut worden  ist.  Eine  Zusammenstellung  der  «dteren  schlesischen 
Culturversuche  enthält  das  Gutachten,  welches  Referent  im  Auf- 
trage des  landwirlhschaftlichen  Central -Vereins  für  Schlesien  im 
Jahre  1858  in  den  Mittheilungen  des  Central -Vereins  verößentlicht 
hat.  Zu  definitiver  Entscheidung  dieser  Frage  hat  auf  des  Referenten 
Veranlassung  Dr.  Hugo  Meitzen  die  Asclepias  Cornuti  zum  Ge- 
genstand specieller  Untersuchung  gemacht  und  die  Resultate  als 
Inaugural-Dissertation  ([Leber  den  Werth  der  Asclepias  Cornuti  als 
Gespinnstpflanze,  Göttingen  1862}  veröß"entlicht.  Aus  diesen  Ver- 
suchen ergibt  sich,  dass  die  Saamenhaare  (Fruchtseide)  der  Ascle- 
pias Cornuti  sich  allein  gar  nicht,  mit  Baumwolle  gemischt  in  der 
hiesigen  Baumwollspinnerei  sich  allerdings  zu  einem  glänzend-gelb- 
lichen Gespinust  verarbeiten  Hessen,  jedoch  wegen  grosser  ßrü- 
chigkeit,  die  auf  der  schwachen  Verdickung  der  Haare  und  ihrem 
grossen  Reichthum  an  Kieselerde  beruiit,  ähnlich  Glasfaden,  leicht 
aussplittern  und  daher  keine  Dauerhaftigkeit  besitzen.  Dieselbe  Brü- 
chigkeit charakterisirt  auch  den  Bast  der  Pflanze,  der  sich  noch 
dazu  nur  schwer  rein   darsteilen  lasst.   Auch   zur  Papierfabrikatiun 


31 

ist  die  Fnichtseidc  niolil  zu  vcrwertheii,  da  der  Centner  sich  vor- 
aussichtlich auf  10  Tlilr.  stellen  würde;  hiernach  nuiss  der  Asde- 
pias  Cornuti  der  Werlh  als  Gespinnstptlanze  abgesprochen  werden. 
Hieran  knüpfte  Referent  eine  iMittiieilung-  über  eine  in  der  neuesten 
Zeit  vielfach  reproducirle,  angeblich  antike  und  erst  vor  Kurzem 
in  der  Tiber  gefundene  Büste,  welche  die  aus  Ovid's  iMetamorphüsen 
IV.  bekannte,  von  Apollo  in  ein  Heliotropium  verwandelte  Clytie 
darstellt.  Die  neuere  Symbolik  hat  diese  Blume  als  Sonnenrose  ge- 
deutet, die  ihr  Haupt  stets  nach  der  Sonne  dreht;  in  der  That  stellt 
obiges  Kunstwerk  die  Büste  eines  Madchens  dar,  die  sich  aus  einer 
stylisirfen  Sonnenblume  erhebt.  Da  aber  die  Sonneuroie  iHelianthus  an- 
tluus^  aus  Amerika  stammt  und  daher  den  Alten  nicht  bekannt  sein 
konnte,  so  ist  der  moderne  Ursprung  der  Büste  evident.  Hierauf 
folgte  ein  Vortrag  desselben  über  die  Familie  der  Osmundaceen. 
Die  Familie  der  Osmundaceen  wurde  zuerst  iSlO  durch  von  Rob. 
Brown  aufgestellt.  Ihr  Haupt-Charakler  liei;t  im  Sporangiiim.  wel- 
ches von  kopfförmig(M*  Gestalt  ist  und  einen  deulliclien  Halslheii 
oder  Stiel  zeigt.  Am  Hinterkopfe  findet  sich  der  me!ir(>re  (bis  10) 
Zellen  breite  und  3 — i  Zellen  hohe,  unvoUsländige  Ring,  vorn  da- 
gegen verläuft  in  verticaler  Richtung  eine  Naht,  in  welcher  das 
Sporangium  aufspringt.  Die  Sporen  sind  mit  drei  Leisten  bezeichnet 
und  enlhalfen  in  der  Mitte  einen  grünen  Körnerhaufen  sammt  Cy- 
toblasten.  Die  Sporangien  sind  bei  Osmunda  zu  kugligen  Frucht- 
häufchen vereinigt,  welche  je  eine  einfache  oder  gabelige  Vene 
einnehmen.  Die  Bildung  derselben  erfolgt  dadurch,  dass  zuerst  an 
den  sterilen  Fiederchen  Lappen  auftreten,  deren  jeder  stets  das 
Gebiet  einer  secundären  Vene  mit  ihren  Aesten  umfa<st.  sich  jedoch 
nie  weiter  ausdehnt.  Diese  Lappen  werden  immer  tiefer,  das  Paren- 
chym  schmäler  und  entfärbt,  die  Nervation  immer  einfacher,  die 
secundären  Nerven  zuletzt  ganz  einfach  oder  höchslens  gabelig. 
Die  Sporangien  erscheinen  stets  in  der  Richtung  der  Nerven,  nie 
auf  Parenchym  zwischen  den  Nerven  und  zwar  sowohl  auf  der 
Blaltoberseile,  als  auf  der  Unterseite.  Der  Sorus  ist  demnach  stets 
hervorgegangen  aus  einer  Umbildung  des  Parenchyms,  die  Gefass- 
bündel  ziehen  sich  nie  in  die  Sporangien  hinein.  Bei  der  Keimung 
entsteht  ein  oberirdischer,  grüner,  zweilappiger  Vorkeim,  der  nicht 
blos  auf  seiner  Unterseile,  sondern  regelnuissig  auch  an  seinem 
Rande  Aniheridien  trägt.  Die  Arcliegonien  treten  auf  einer  Zellen- 
leiste auf,  die  in  senkreihler  Richtung  von  dem  Einschnitte  des 
zweilappigen  Vorkeimes  an  bis  zu  seinem  unteren  Ende  hin  auf- 
tritt. Eine  ausführliche  Darstellung  der  Entwickelungsgeschichte  wird 
in  nächster  Zeit  Herr  Dr.  Kny  liefern.  O.^niiinda  besitzt  ein  kräf- 
tiges Rhizom,  welches  von  diclit  anliegenden  ßlal(>tieUisten  bekleidet 
ist,  die  sich  ganz  am  Grunde  aulfaFlend  tlügelähnlich  häutig  ver- 
breitern. Blattstiel  und  Fiedern  enthalten  ein  hufeisenförmiges  Ge- 
fässbündel  mit  einwärts  geschlagenen  Enden.  Die  Spreite  selbst  ist 
von  dreifacher  Art,  entweder  einfach  gefiedert  oder  doppelt  gefie- 
dert,  oder  einfach  gefiedert-fiedertheilig.    Fiedern   und    Fiederchen 


32 

sind  stets  der  Spindel  eingelenkt  und  fallen  selbst  bei  0.  regalis 
im  Gelenk  ab.  Das  grüne  Parenchyin  läuft  bei  allen  Arten  in  Form 
eines  schmabm  Saumes  an  den  Spindeln  herab  und  in  der  Anord- 
nung der  Fiederchen  und  Nerven  herrscht  constant  das  Gesetz  der 
Catadromie.  Sowohl  die  Nervation,  als  auch  die  ßeschaffenheit  und 
Stellung  der  Fructification  haben  sich  zum  Zwecke  einer  Classifi- 
cation als  unbrauchbar  erwiesen,  das  einzig  brauchbare  Merkmal 
gibt  die  Fiederung  ab.  Zu  den  gefiederten  gehören :  1)  0.  javanica. 
2)  0.  PresUana.  Zu  den  doppelt  gefiederten:  3)  0.  regalis.  4)  0. 
lancea.  5)  0.  bipinnata.  Zu  den  gefiedert-fiedertheiligen:  6)  0. 
cinnamomea.  7)  0.  Claytonia.  Unter  diesen  Arten  hat  0.  regalis 
die  grösste  geographische  Verbreitung.  Sie  findet  sich  in  allen  Erd- 
Iheilen,  nur  nicht  in  Australien,  wo  überhaupt  keine  Osmunda^ 
sondern  nur  das  verwandte  Gluns  Todea  vorkommt.  0.  PresUana 
und  0.  Javanica  leben  nur  im  heissen  Asien,  0.  bipinnata  und  0. 
lancea  nur  in  Japan,  0.  cinnamomea  in  Amerika  und  im  Amurlande, 
0.  Clayloniana  in  Amerika  und  im  Himalaya.  F.  Cohn. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  Von  Herrn  von  Janka  mit  Pflanzen  aus 
Ungarn.  --  Von  Herrn  HiFle  mit  Pfl.  aus  Kurhessen.  —  Von  Herrn  Dr.  Hart- 
mann mit  Pfl.  aus  Oberösterreich.  —  Von  Herrn  Reuss  mit  Pfl.  aus  Nieder- 
österreich. —  Von  Herrn  v.  Uechtritz  mit  Pfl.  aus  Schlesien.  —  Von  Herrn 
0er tel  mit  Pfl.  der  Wetterau  und  aus  der  Schweiz.  —  Von  Herrn  Hülsen, 
mit  Pfl.  aus  Posen.  —  Von  Herrn  Gr.  Du  Moulin  mit  Pfl.  aus  Baiern. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Churchill,  Breidler  und 
Preissmann. 


Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  J.  „Für  diesesnial  zu  spät  erhalten."  —  Herrn  H.  in  M. ,  Herrn 
U.  in  B.,  Herrn  D.  in  R. :  Wird  mit  Dank  benützt."  —  Herrn  P.:  „Da  ich 
selbst  im  Namen  Dr.  Nymann's  der  zool.-botan.  Gesellschaft  dessen  Syllog. 
flor.  eur.  übergeben  habe,  so  muss  das  Buch  sieh  in  der  Bibliothek  befinden." 


Literariches. 

—  Der  schweizerische  Obst-  und  Weinbauverein  zu  St.  Gallen 
hat  begonnen  eine  „Monatsschrift  für  Obst-  und  Weinbau"  heraus- 
zugeben» 

Redakte-ur  unrl  Herau.sgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold. 
Druck  nad    Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  Buchdruck erei  (M.  Salzer.) 


Oesterreicliisehc 

Botanische  Zeitsclirift. 

Gemeinnütziges  Organ 

für 
Die  österreichische  Exemplare, 

botanische    Zeitschrift  RAfailllr    niill     RnfaillL-AP                die  frei  durrh  die  Post  be- 

erscheint  «WlrtUI»    Mllll    UUKlUinri,              zogen  werden  sollen,  sind 

denErsten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redalitlon 

Man^pränmnenn  auf^selbe  (;:|j.(q^,j.    0^1,0110111011,  ForSlmäniiei',  kmit      ^'r  p^än^re^Tren; '' 

C3  Tblr.  10  ygrj  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder  innillf'Lpr    1111(1    Tpi'hllikpP                       Bu' hliandels   übernimmt 

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Will    Jahigaiig.  Wlg^.  Februar  I8<»8. 

INHAIiT:   Vegetationsverhältnisse  Cngaros.  Von  Dr.  Kerner.  —   Phytögraphische    Fragmeute.   Von 
Dr.  Scliur.  —  Zur  Flora  der  Petzeualpe.  Von  Kristof.  —    Die  europ:  Triticum-Arten.  Von    Janka. 

—  Dreimal  arretirt.    Von  Frli.  v.  Holienbühel.  —  Literaturbericlite.  Von  Dr.  Reich ardt,  Knapp. 

—  Correspondenz.  Von  Janka,  Hülsen,  Dr.  Hochenacker,  Landerer.  —  Versammlung 
deutscher  Naturforscher.  —  Personalnolizen  —  Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten.  —  Literarisches.  — 
Correspondenz  der  Redaktion.  —  Inserate. 

Die  Vegetaiions-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
VIII. 

211.  Viola  canina  L.  —  Auf  Bergwiesen  und  auf  sandigen  et- 
was feuchten  Grasplätzen  und  Sumpfwiesen.  —  Im  mittelung.  ßergl. 
ziemlich  selten.  In  der  Pilisgruppe  bei  Szt.  Läszlö  nächst  Set.  Andrä, 
am  Dobogokö,  bei  Maria  Einsiedel,  am  Schwabenberg  bei  Ofen  und  auf 
der  ^grossen  Heide"  ober  Teteny.  Auf  der  Kecskeiueter  Landh.  am 
Räkos  bei  Pest.  —  In  der  Tiefebene  nicht  beobachlet.  —  Im  ßiha- 
riageb.  im  Rezbänyaer  Zuge  zwischen  dem  Schmelzofen  bei  liez- 
bänya  und  der  Margine  und  am  Rande  des  Batrinaplateaus  auf  den 
Höhen  zwischen  Rezbänya  und  Petrosa,  namentlich  auf  der  Scirbina 
und  Tataroea  und  zwar  hier  insbesonders  an  solchen  Stellen,  wo 
der  Liassandstein  zu  Tage  geht.  —  Schiefer,  tert.  u.  diluv.  Sand 
und  auf  der  thonigen  Erdkrume,  welche  sich  durch  Verwitterung 
aus  dem  Traclivte  und  thonigen  Kalkgestein  herausgebildet.  95  bis 
1300  Met. 

Oesterr.     betan.  Zeitschrift  2.  Heft.   1868.  3 


34  ■ 

212.  Viola  pumila  Chaix.  ap.  Vi  11.  {^pratensis  Koch.)  — 
Auf  feuchten  Wiesen,  inshesonders  an  den  der  Ueberschwernmung 
ausgesetzten  Stellen  zwischen  hohem  Grase  auf  der  von  dem  Ueber- 
schvvemmungswasser  abgesetzten  schlammigen  Erde.  —  In  der  Sär- 
viz  bei  Stuhlweissenburg,  im  Inundationsgebiete  der  Donau  auf  den 
Sumpfwiesen  längs  dem  Eisenbahndamme  zwischen  Gran  Nana  und 
Gross  Maros,  bei  R.  Palota,  am  Räkos  und  auf  der  Csepelinsel  bei 
Pest;  in  der  Tiefebene  im  Inundalionsgeb.  d.  Berettyö  auf  der  F. 
Ecseg  bei  Kisujszällas  und  vom  Tieflande  einwärts  in  die  Thäler 
des  ßihariagebirges  längs  der  schwarzen  Koros  bis  Belenyes  und 
im  Geb.  d.  schnellen  Koros  bis  Grosswardein.  —  Eine  gewöhnliche 
Begleiterin  der  Clematis  integrifolia.  —  All.  —  75 — 200  Met.  — 
{Viola  stagnina  Kit.  ist  nach  meiner  Ansicht  von  F.  pumila  nicht 
verschieden,  da  oft  an  einem  und  demselben  Exemplare  Blätter  mit 
schwach  herzförmiger  und  solche  mit  eiförmiger  in  den  Blattstiel 
zugeschweilter  Basis  vorkommen  und  anderseits  auch  an  Exempla- 
ren, welche  die  letztere  Blattform  zeigen,  die  Nebenblätter  der 
minieren  siengelständigen  Blätter  nur  halb  so  lang  als  der  Blatt- 
stiel erscheinen.  Die  Blätter  der  im  Laufe  des  Sommers  sich  sehr 
verlängernden  und  häufig  auch  verzweigenden  Stengel  sind  auch 
bei  jenen  Exemplaren  deren  erste  Blätter  eine  eiförmige  Basis  zei- 
gen immer  deutlich  herzförmig  und  kurz  gestielt,  und  Kitaibel 
gründete,  wie  diess  schon  Reichenbach  in  Fl.  exe.  708  bemerkte, 
seine  V.  stagnina  offenbar  auf  solche  nur  im  Sommer  beobachtete 
Sprossen.) 

213.  Viola  elatior  Fries.  —  Zwischen  Gebüsch  auf  den  Sumpf- 
wiesen am  Räkos  bei  Pest.  Sehr  selten  und  nur  in  wenigen  Exem- 
plaren an  einer  einzigen  Stelle  beobachtet.  —  Alluv.  —  95  Met.  — 
(Was  Sadler  in  Fl.  Com.  Pest.  p.  113  mit  „Viola  persicifolia"^ 
gemeint  hat,  ist  mir  unklar.) 

214.  Viola  biflora  L.  —  An  quelligen  Stellen  und  auf  be- 
schatteten moosigen  Felsen  der  Fichten-  und  Krummholzregion.  — 
Im  Bihariageb.  im  Rezbänyaerzuge  an  dem  nordwestl.  Abfalle  des 
Vervul  Biharei,  unter  dem  Tomnatecu  gegen  das  Poienathal  und 
inshesonders  häufig  an  den  obersten  Quellen  des  Aranyos  in  der 
Valea  Cepi  unter  der  Kuppe  der  Cucurbeta.  Auf  dem  Batrinaplateau 
im  Kessel  Ponora,  an  den  Quellen  des  Galbinabaches,  am  nördlichen 
Abfalle  der  Varasioea,  in  der  Schlucht  unter  der  Stäna  Oncesa  und 
an  der  Pietra  Betrana.  —  Schiefer,  Kalk.  —  1060—1785  Met. 

215.  Viola  arvensis  Murr.  —  Auf  wüstem  Sandboden,  an 
steinigen  Bergabhängen  und  auf  bebautem  Lande.  Sehr  verbreitet 
durch  das  ganze  Tiefland  und  die  Thäler  des  Berglandes.  Gran, 
Visegrad,  Csaba,  Stuhlweissenburg,  Ofen,  Waitzen,  Pest,  Soroksar, 
Monor,  Nagy  Koros,  Grosswardein,  Tenke,  Desna,  Buteni.  —  Auf 
dem  Sandberge  bei  P.  Csaba,  auf  der  Csepelinsel  und  auf  der  Kecs- 
kemeter  Lauühöhe  oft  nur  1 — 2  Zoll  hoch.  C^^-  Kitaibeliana  R.  S  eh.). 
Diese  stellenweise  in  Hei  den  von  vielen  hundert  Exemplaren  auf  den 
Flugsandhügeln.   —   Das  höchste  beobachtete  Vorkommen  auf  gra- 


35 

sigon  stclnig-en  Plalzen  an  der  Füippe  <les  Piliserberges.  —  Trachyt, 
Kalk,  teil.,  dil.  und  all.  Sand-  und  Lehmboden.  —  75 — 1070  Met. 

216.  Viofa  tricolor  L.  —  An  felsigen  Stellen,  in  den  Laub- 
wäldern, im  Sande  der  Fluss-  und  ßachufer,  seltener  auf  Wiesen 
und  auf  bebautem  Lande,  [ui  millelung.  Bero;l.  selten;  in  der  Matra 
auf  der  Veronkaret  bei  Gyöngyös,  im  Steinbruche  am  Nagyszäl  bei 
Wailzen  und  in  der  Pilisgruppe  unter  der  Kuppe  des  Johannisberges 
bei  Oten.  Häufiger  im  ßihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  und  den 
niederen  Kalkbergen  bei  Grosswardein,  Lasuri  und  Belenyes,  in 
den  Thälern  bei  Petrosa  und  Rezbänya  und  insbesonders  im  Gebiete 
des  Arauyos  bei  Distidiul,  Negra  und  Vidra,  wo  sie  ganz  ähnlich 
wie  in  den  Alpenthälern  aucii  auf  den  vergrasten  zeitweilig  als 
Wiesen  benützten  Feldern  stellenweise  massenhaft  auftritt.  —  Sie- 
nit,  Kalk,  Sandstein,   tert.   u.   alluv.   Sandboden.  —  125 — 885  Met. 

217.  Viola  declinata  W.  K.  —  Auf  Wiesen,  und  zwar  gewöhn- 
lich an  solchen  Stellen,  wo  Nardus  striata  als  tonangebendes  Gras 
erscheint;  nicht  selten  auch  unter  den  Gebüschen  der  Juniperus 
naaa,  welche  solche  Wiesen  häufig  unterbrechen,  in  der  Fichten- 
uml  Krummholzregion;  vereinzelt  bis  in  die  Buchenregion  herabstei- 
gend. Im  Bihariageb.  im  Rezbänyaerzuge  sehr  häufig  von  der  Margine 
und  Ruginosa  über  den  Vervul  Biharei,  den  Sattel  La  Jocn,  die 
Valea  Cepi  und  die  Gehänge  der  Cucurbeta  bis  an  die  Abfälle  des 
Tomnatecu  in  das  Poienathal  und  auf  siebenbürgischer  Seile  bis  in 
das  Aranyosthal  nach  Negra  hinab.  Im  Petrosaerzuge  an  den  Ge- 
hängen des  Bohodei.  Am  Batrinaplateau  in  der  Mulde  On-cesa,  bei 
der  Calinesa,  und  in  allen  Mulden  von  der  Valea  isbucu  bis  zur 
Varasoea,  im  Kessel  Ponora  und  am  Rande  des  Plateaus  auf  den 
Höhen  zwischen  Rezbänya  und  Petrosa,  auf  der  Staiiesa  «nd  Scir- 
bina.  An  allen  diesen  Standorten  mit  violetten  ßlüthen,  am  östl. 
Abfalle  der  Tataroea  aber  (am  unteren  Ende  der  ausgedehnten 
Wiesen,  welche  die  Höhen  der  Tataroea  zieren,  dort  wo  der  Weg  in 
die  Valea  seca  hinabführt)  dann  im  Gebiete  des  Aranyos  oberhalb 
Negra  auch  mit  gelben  und  gelb-violetten  Blüthen.  (Solche  Exem- 
plare von  Viola  lutea  Sm.  kaum  anders  als  durch  die  kurzen  die 
halbe  Kelchlänge  nicht  überragenden  Kapselklappen  und  kürzere  ver- 
hälfnissmässig  breitere  Zipfel  der  Nebenblätter  zu  unterscheiden.) 
Porphyr,  Schiefer,  Sandslein,  niemals  auf  Kalk!  Im  Gebiete  des 
Batrinaplaleaus  immer  nur  in  jenen  Mulden,  wo  der  Liassandstein 
zu  Tage  geht.  —  830—1500  Met. 

Viola  palustris  L.  —  Die  Angabe,  dass  diese  Pflanze  in  der  Fasanerie 
bei  Grosswardein  wachse  (Sleffek-,  Oe.  b.  Z.  XIV.  183j  ist  offenbar  unrichtig. 

218.  Reseda  Phyteuma  L.  —  An  sonni;)en,  steinigen  Platzen 
der  Bergabhänge,  auf  wüstem  Sandboden  und  an  lehmigen  Abrissen 
an  den  Säumen  der  Weingärten.  —  Im  mittelung.  Bergl.  in  der 
Pilisgruppe  auf  dem  Sandberge  und  auf  der  Flugsandfläche  bei  dem 
Hohen  Stein  nächst  P.  Csaba,  bei  Vorösvar  und  Solmar,  im  Leo- 
poldifeld  und  am  Blocksberg  bei  Ofen,  bei  Promontor  und  Ercsin. 
Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  auf  sandigen  Plätzen    bei  Pest.  — 

3  ''' 


36 

Doloni.  Kalk ,  torl.  diliiv.  u.  alluv.  Lehm-  u.  Sandboden.  —  95  bis 
300  Met. 

219.  Reseda  inodora  Rchb,  —  An  gleichen  Standorten  wie 
die  frühere,  aber  viel  seltener.  Bei  Wailzen  gegen  Gross-Maros, 
am  Spissberg  und  Blocksberg  bei  Ofen,  bei  Kaloz  im  Stuhlweissenb. 
Com.  —  Dolom.  Kalk,  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  —  75  —  220  Met. 

220.  Reseda  lutea  L.  —  Auf  den  Geröllhalden  niederer  Berge 
und  auf  wüsten  Sandhügeln,  auf  Aeckern  und  Dämmen,  in  den 
Eisenbahnhöfen,  an  den  Strassen,  auf  unkultivirten  Plätzen  in  den 
Dörfern,  zwischen  Weingärten  und  in  Hohlwegen.  —  Im  mittelung. 
Berglande  häufig.  Gyöngyös,  Waitzen,  Gran,  Set.  Andrae,  Ofen, 
Promontor,  Stuhlweissenburg.  Auf  der  Kecskemeter  Landh.  bei 
Pest,  Monor  und  Pilis.  In  der  Tiefebene  bei  Szolnok  und  Szegedin. 

—  {Im  Bihariageb.  wurde  sonderbarerweise  diese  in  Ungarn  ver- 
breitetste  Resedaart  nicht  beobachtet).  —  Trachyt,  Kalk,  tert, 
diluv.  u.  alluv.  Sand-  und  Lehmboden.  Nach  Hildebrandt  bei 
Ret  Szilas  in  der  Niederung  an  der  Sarviz  auch  auf  Salzboden.  — 
75—400  Mel. 

221.  Reseda  luteola  L.  —  An  gleichen  Standorten  wie  die 
früheie  Art,  aber  im  Ganzen  seltener.  Bei  Grosswardein  und  Ofen, 
bei  letzterem  Orte  vereinzelt  und  nicht  in  jedem  Jahre;  nach 
Kit  auf  sandigem  Boden  zwischen  Ecser  und  Szt.  Märton  Käta  im 
Tapiogebiete.  —  Tert,  diluv.  u.  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  — 
95—110  Met. 

222.  Parnassia  palustris  L.  —  Auf  sumpfigen  Wiesen,  an 
Quellen  und  auf  feuchten  humusreichen  Terrassen  felsiger  Abstürze. 
Im  mittelung.  Bergl.  selten.  In  der  Matra  bei  Paräd  und  in  der  Pi- 
lisgruppo»  auf  den  Sumpfwiesen  gegen  Krotendorf.  Auf  der  Kecske- 
meter Landhöhe  am  Räkos  und  nächst  der  Gubacs  Csarda  bei  Pest. 

—  Fehlt  in  der  Tiefebene.  —  Im  Bihariageb.  auf  dem  ßatrinapla- 
teau  auf  der  Pieira  Betrana,  in  der  Valea  isbucu  und  nächst  dem 
Eingang  in  die  Geisterhöhle  bei  der  Oncesa,  im  Kessel  Ponora,  auf 
der  Tataroea  und  am  Dealul  vefrilor.  Im  Petrosaerzuge  am  südl. 
Gehänge  des  Cornu  Muntilor;  im  Rezbänyaerzuge  am  südlichen 
Abfalle  des  Vervul  Biharei,  in  der  Fundul  isvorului  und  vom  Ge- 
birgskamme  bis  hinab  in  die  Thäler  des  grossen  und  kleinen 
Aranyos  nach  Negra  und  Vidra.  In  der  Vulcangruppe  auf  dem  Pla- 
teau des  Suprapietra  poienile.  In  der  Gruppe  des  Plesiu  in  den 
Thalmulden  Bratcöia  und  Dinesa  ober  Monesa.  Der  tiefste  Standort 
im  Geb.  d.  Bihariasystems  im  Vorlande  nächst  dem  Felixbad  bei 
Grosswardein;  der  tiefste  Standpunkt  im  ganzen  Gebiete  an  den 
Quellen  bei  der  Gubacs  Csarda  an  der  Donau  unter  Pest.  95  Met. 
Unter  der  Seehöhe  von  600  Met.  selten,  über  dieser  Höhe  im  Ge- 
biete sehr  häufig.  Der  höchst  gelegene  Standort  im  Gebiete  1650 
Met.  —  Porphyrit,  Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  Liassandstein,  tert.  u. 
diluv.  Lehm  und  Sand,  —  Im  Gebiete  auf  kalkreichem  Boden  ent- 
schieden häufiger  als  Ober  kalkarmen  Substrate. 

223.  Drosera   rotundifolia   L.    —    Auf  den   Hochmooren    der 


37 

Nadolholzregion  iin  Bihariageb.  —  Im  Rezbänyaerzuge  in  dein  klei- 
nen Sphagnetum  längs  dem  Saumwege,  welcher  vom  Sattel  La 
Joc'U  nach  Negra  im  Aranyosthale  hinabführt;  häufiger  auf  dem 
Torfmoor  in  der  Valea  isbucu,  einem  Thaikessel  im  Batrinaplaleau, 
aus  welchem  die  Szamos  ihren  Ursprung  nimmt.  —  Schiefer,  Lias- 
sandstein.  —  950—1200  Met. 

224.  Aldrovanda  vesiciilosa  L.  —  In  Wasserlümpein  und  Was- 
sergräben. —  In  der  Tiefebene  im  Geb.  der  schnellen  Koros  bei 
Koros  Tarjan  westl.  von  Grosswardein,  in  den  Ecseder  Sümpfen 
und  häufig  in  dem  Abzugskanale  der  Berettyö  Särret  bei  Füzes 
Gyarmat.  —  Alluv,  —  75  —  95  Met. 

225.  Polygala  major  Jacq.  —  Auf  trockenen  Bergwiesen, 
auf  otl'enen  Grasplätzen  in  lichten  Wäldern  und  an  steinigen  ßerg- 
abhängen.  Im  mitlelung.  Berglande  in  der  Magustagruppe  bei  Gross- 
Maros,  auf  dem  Nagyszäl  bei  Waitzen  und  bis  auf  die  letzten  Aus- 
läufer des  Höhenzuges  bei  Steinbruch  nächst  Pest;  in  der  Pilis- 
gruppe  auf  dem  Visegrader  Schlossberg  und  in  grosser  Menge  in 
den  Weingebirgen  bei  Set.  Andrä,  auf  den  Bergen  bei  Ofen,  im 
Leopoldifeld,  im  Wolfsthal,  am  grossen  und  kleinen  Schwabenberg 
und  insbesonders  massenhaft  im  Auwinkel,  auf  der  Slanitzka  bei 
F.  Csaba  und  am  Piliserberge  bis  zu  dessen  höchster  Kuppe.  — 
In  der  Tiefebene  und  im  Bihariageb.  nicht  beobachtet.  —  Trachyt, 
Kalk.  —  180—1070  Met. 

226.  Polygala  neglecta.  —  (Stengel  aufsteigend,  einfach,  voll- 
ständig kahl  wie  die  ganze  Pflanze.  Blätter  lineal-lanzeltlich,  spitz, 
ganzrandig,  die  oberen  sehr  schmal,  die  untersten  etwas  breiter, 
aber  eben  so  wie  die  oberen  zerstreut  und  nicht  rosettig.  Blüthen- 
traube  einfach,  die  Blülhen  kurz  gestielt;  der  Stiel  5 — 6mal  kürzer 
als  die  Kelchflügel,  die  Traube  daher  verhältnissmässig  schmal  und 
höchstens  25'°'°  breit.  Deckblätter  3,  die  seitlichen  so  lang  als  die 
Knospensliele,  das  mittlere  etwas  länger,  aber  auch  dieses  die  Blü- 
thenknospen  niemals  überragend,  daher  die  Traube  an  der  Spitze 
nicht  schopfig  sondern  abgerundet  erscheint.  Die  Kelchflügel  läng- 
lich-ellyptisch,  zur  Zeit  der  vollen  Blülhe  pfirsichblülhroth,  später 
verblassend  und  von  weisslichgrüner  Farbe,  dreinervig,  die  zwei 
Seitennerven  an  der  äusseren  Seite  und  der  Mittelnerv  an  seinem 
verdickten  Ende  schlanke  theilweise  anastomosirende  Adern  aussen- 
dend. Die  drei  kürzeren  Kelchblättchen  Vs  so  lang  als  die  Kelch- 
flügel, länglich,  lineal,  spitz  mit  grünem  oder  rölhlichem  Kiele  und 
schmalem  häutigen  Saume.  Die  rosafarbige  Blumenkrone  über  die 
Kelchflügel  weit  hinausragend  mit  kämmig  zerschlitztem  Anhängsel. 
Fruchtknoten  gestielt,  der  Stiel  zur  Zeit  des  Aufblühens  doppelt  so 
lang  als  der  Fruchtknoten.  Kapsel  mit  schmalem  durchscheinendem 
Rande,  vorne  mit  herzförmigem  Ausschnitt,  an  der  Basis  allmälig  in 
den  ungeflügelten  Träger  verschmälert,  der  nur  halb  so  lang  als  die 
reife  Kapsel  ist.  —  Die  zunächst  verwandte  habituel  sehr  ähnliche 
P.  major  Jacq.  unterscheidet  sich  erstens  durch  die  Form  der 
Blüthen-    und  Furchltraube,    welche  durch   die    absolut  und  relativ 


38 


längeren  mehr  entfernt  stehenden  Blüfhen-  und  Fruchtstiele  ein 
breileres  lockereres  Aussehen  erhält,  durch  die  doppelt  so  langen 
Deckblätter,  welche  über  die  Blüthenknospen  hinausragen  und  der 
Spilze  der  im  Aufblühen  begriffenen  Traube  jenes  schöpfige  Ausse- 
hen geben,  welches  auch  die  Polyg.  comosa  auszeichnet  und  wel- 
ches von  Jacquin  in  der  von  P.  major  in  Fl.  aust.  Vol.  V.  t.  413 
gegebenen  Abbildung  ganz  richtig  dargestellt  wird,  durch  die  drei 
mit  einem  meistens  viel  glänzenderem  häutigen  Rande  eingefassten 
im  Verhältniss  zu  den  Flügeln  viel  längeren  Kelchblättchen,  durch 
längere  Fruchtknoten-  und  Kapselstiele  und  durch  die  plötzlich  in 
den  Stiel  verschmälerte  reife  Kapsel. 
Polyg.  neglecta 

3_4mm  lg._ 
2mm  ]tr, 

10-15™"  lg.,  5-6™"  brt. 
4mm  \^ 

2mm  \gr 
5—6"™  Iff. 


Längere  Deckblätter  . 
Kürzere  „ 

Kelchflügel 

Kurze  Kelchblätlchen 
Blülhenstiele   .    .    .    . 

Kapsel 

Fruchtknoten  u.  Kap- 
selstiel      


P.  major 

6  — 8"'">  lg. 
3mm  |g_ 

10-15"""  lg.,  5-6""°  brt. 
5—6'"'"  Ig. 
3 — 4mm  lg. 

5_6mm  lg._ 


'^0 


2  — 3mm  lg. 
Auf  dem  Särhegy  bei  Gyöngyös  in  der  Matra  und  auf  dem 
Nagy  Egedhegy  bei  Erlau  von  Herrn  v.  Vrabelyi  gesammelt  und 
mir  gütigst  mitgetheilt.  —  Möglicherweise  gehören  auch  einige  der 
oben  bei  P.  major  angegebenen  Standorte  zu  dieser  Pflanze. 

227.  Polygnla  vulgaris  L.  —  Auf  trockenen  und  feuchten 
Wiesen.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Matra  bei  Paräd  und  Gyöngyös 
in  der  Magustagruppe  bei  Gross-Maros.  In  der  Pilisgruppe  am  Do- 
bogokö,  bei  Visegrad,  Szt.  Läszlö,  Set.  Andrä,  auf  den  Sumpfwiesen 
nächst  der  Pulvermühle  bei  Altofen  und  auf  dem  Schwabenberg- 
plateau bei  Ofen.  Auf  der  Kecskemeter  Landh.  auf  allen  trockenen 
und  feuchten  Wiesenformationen  bei  Palota,  Pest,  Steinbruch,  So- 
roksar,  Üllö,  Pilis,  Alberti.  Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande 
und  den  niederen  Kalkbergen  bei  Grosswardein,  Holodu,  Belenyes, 
dann  bei  Rezbänya,  Fenatia,  Körösbänya,  Plescutia,  Monesa  und 
auf  siebenbürgischer  Seite  bei  Vidra  und  Negra.  Der  höchste  beob- 
achtete Standort  auf  feuchten  Wiesen  bei  dem  zuletzt  genannten 
Orte.  —  Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  Sandstein,  tert.  dil.  u.  alluv. 
Lehm-  und  Sandboden.  —  95—1100  Met. 

228.  Polygala  comosa  Schk.  —  An  gleichen  Standorten  wie 
die  frühere,  aber  im  Gebiete  weit  seltener.  —  Im  mittelung.  Bergl. 
auf  dem  Schwabenberge  bei  Ofen.  —  Auf  d.  Kecskemeter  Landh. 
in  sehr  schönen  üppigen  Exemplaren  auf  den  Wiesen  zwischen  Pest 
und  Soroksar.  Im  Bihariageb.  auf  der  Stanesa  oberhalb  Rezbänya, 
dann  in  der  Gruppe  des  Plesiu  in  dem  Thalkessel  Bratcoea  bei 
Monesa  und  in  der  Vulcangruppe  auf  dem  Plateau  des  Suprapietra 
poienile  bei  Vidra.  —  Kalk,  diluv.  Sand.  —  95-1100  Met. 

229.  Polygala  amara  Jacq.  —  Auf  felsigem  Boden,  aul  Gras- 
plätzen, in  lichten  Wäldern  und  an  steinigen  Bergabhängen.  —  Im 


39 

Gebiete  nur  an  zwei  Punkten  beobachtet,  nämlich  in  der  Pilisgruppe 
auf  dem  Grasplatze  nächst  dem  Brunnen  am  Fusse  der  Slanitzka 
bei  F.  Csaba,  dort  wo  eine  Baumreihe  von  Corylus  Colurna  ge- 
pflanzt steht ,  und  dann  an  den  östlichen  Abstürzen  der  Pietra 
muncelului  zwischen  Petrosa  und  Rezbänya  im  Bihariagebirge.  — 
Kalk.  —  250— 1280  Mel.  CPolyg.  amara  Sadler  Fl.  Com.  Pest.  315 
bezieht  sich  wie  aus  der  Beschreibung  „floribus  coerulescentibus, 
praecedenti  (P.  vulgari)  minoribus"  hervorgeht,  auf  die  nächstfol- 
gende Art). 

230.  Polygala  austriaca  C  r  t  z.  —  Auf  etwas  feuchten  mit 
Carex  montana  bewachsenen  Bergwiesen  und  auf  sumpfigem  Boden 
in  den  Niederungen.  —  Im  mittelung.  Bergl.  sehr  selten;  in  ver- 
einzelten Exemplaren  nächst  dem  Normabaum  ober  dem  Auwinkel 
bei  Ofen  und  auf  den  Sumpfwiesen  zwischen  Altofen  und  Kroten- 
dorf.  Etwas  häufiger  auf  sumpfigen  Wiesen  auf  d.  Csepelinsel,  im 
Stadtwäldchen  und  am  Räkos  bei  Pest.  —  Kalk.  Diluv.  u.  alluv.  Sand- 
boden. —  95—400  Met. 

Wir  ersuchen  folgende  Fehler  im  letzten  Hefte  zu  berichtigen: 
Seite  17,  Zeile  26  Tatar  St.  György      statt:  Tatar,  Szt.  György 


18 

r) 

27  verdorrte 

n 

yerdorrte 

19 

^ 

25  Plesiu 

n 

Plesin 

20 

» 

46  Rezbänya 

« 

Resbänya 

21 

„ 

2  Gebiete 

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Gebirge 

21 

„ 

2  Distidiul 

^t 

Distidiul 

21 

n 

20  schwachkonvexen 

r> 
iOi- 

scharfkonvexen, 

Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr,  Ferdinand  Schur. 

IX. 

Thalictrum  JacquinianumKoch.  syn.  ed.  2,  p.  3. 

Th.  vulgare  Kit.  var./S.  viride  ex  parte.  —  Th.  flexuosum  Beruh, 
var.  stipellatum  Schur.  —  Aufwiesen  zwischen  hohem  Grase  und 
Gebüschen:  Im Prater  zwischen  der  Hauptalleeund  dernThiergarten;  in 
der  Brigittenau  in  der  Nähe  der  Kapelle  am  1.  Juni  1867,  (einzeln), 
zwar  noch  nicht  blühend  aber  durch  die  Beschaffenheit  der  Blätter 
und  den  Habitus  der  Pflanze  leicht  zu  erkennen.  Merkwürdig  ist 
der  Standort  auf  der  Wiese  im  Prater  zwischen  Ruderal-  und 
Ackerpflanzen.  —  Die  Stipellen  scheinen  bei  den  Thalictrum- Arien. 
vom  Typus  des  2%.  minus  kein  konstantes  Merkmal  zu  sein;  denn 
deutlich  sind  sie  nur  an  den  ersten  Ramifikationen  der  untersten 
Blätter  und  auch  hier  nur  im  jungen  Zustande  der  Pflanze  wahrzu- 
nehmen. 


40 

In  iiioiner  Etuiiii.  plant,  Tianssilv.  und  im  Sertiim  fl.  Trans- 
silv.  p.  1.  habe  icli  Tk.  flexuosuiii  Beruh,  und  Th.  Jacquinianum 
Koch,  als  zwei  selbslstandige  Arien  behandelt,  spätere  Untersu- 
chungen haben  mich  bestimmt,  beide  Arten  zu  vereinigen  und 
als  eine  Art,  als  Tk.  ßexuosum  Bernh.,  mit  mehreren  Varietäten 
anzusehen,  z.  B.  in  folgender  Weise: 

a.  Th.  flexuosum  Berh.  genuinum  Rchb.  fl.  germ.  exe.  p. 
728.  Rchb.  icon.  XIV.  fig.  4628.  Glabrum,  2—3  ped.  foliis  radica- 
libus  instructum,  foliis  omnibus  omnino  exstipellatis. 

ß.  Th.  flexuosum  puberulum  Schur  En.  p.  8,  var.  a.  praece- 
dens    sed   caule  inferne  vayiiiis  foliisque  subtus  dense  pubescentibus- 

y.  Th.  flexuosum  siipellatum  glabrum.  =  Th.  Jacquinianum 
Koch.  syn.  ed.  2,  p.  3;  Schur  En.  p.  8.  Serlum  p.  1. 

8.  Th.  flexuosum  hirteUum  Schur  En.  p.  8,  no.  45  var.  a. 
Canie  inferne,  vagiuis  fuliorum  infiinorum  dense  hirtellis,  pilis  ple- 
riiiiiqiie  glandidiferis  ramificatiunibus  priniariis  stipellis  hyalinis  no- 
talis.  Schur  serl.  no.   16.  a. 

Th.  coUiiium  Wallr.  seh  ed.  p.  259;  Ledeb.  Boss.  1.  p.  11 
gehört  unstreitig  zu  Thalictrum  flexuosum  Bernh.  ist  aber  eine 
schlanke,  reichblättrige  und  kleinlappige  Form.  Im  Florengebiet  von 
Wien  habe  ich  selbige  noch  nicht  beobachtet.  Aus  Ungarn  ist  es 
mir  bekannt  und  zwar  aus  der  Gegend  von  St.  Georgen  bei  Press- 
biirg.  In  Siebenbürgen  ist  es  in  der  Hiigelregion  nicht  selten,  na- 
mentlich bei  Hermannstadt,  wo  es  mit  Th.  flexuosum  und  Jacqui- 
nianum in  den  Weinbergen  bei  dem  Dorfe  Hammersdorf  gemein- 
schaftlich vorkommt.  Nach  Janka  kommt  es  auch  In  der  Mezöseg. 
Zu  unterscheiden  ist  Th.  coUinum  recht  gut  durch  seinen  eigen- 
thümlichen  Habitus,  allein  scharfe  Unterscheidungsmerkmale  habe 
ich  nicht  finden  können.  —  In  meinem  Sertum  habe  ich  Th.  collinum 
bei  Th.  minus  als  var.  a.  parvifolium  aufgezählt.  Herr  Fuss  in 
seiner  Flora  transs.  excurs.  bringt  Th.  collinum  Wallr.  in  eine 
eigene  Ahlheilung  mit  Th.  simplex  und  gibt  ihm  petioli  stipellati, 
welche  Widersprüche  nicht  leicht  zu  erklären  sind. 

Thalictrum  angustifolium  Jacq.  (L.  ex  parle). 

Da  i(;h  das  Wühlen  in  alten  vergilbten  Büchern  nicht  liebe,  so 
muss  ich  unentschieden  lassen,  ob  L  i  n  n.  oder  Jacq.  das  Prioritätsrecht 
der  Benennung  gebühre.  Rchb.  fl.  germ.  excurs.  citirt  Linn.  als 
Autor.  Diesen  verschiedenen  Angaben  der  Autoren  liegen  unstreitig 
sehr  verschiedene  Formen  zu  Grunde  und  man  müsste  die  Origi- 
nalpflanzen vorliegen  haben,  um  darüber  definitiv  entscheiden  zu 
können.  Dass  unter  Th.  angustifolium  Jacq.  mehrere  heterogene 
Formen  stecken,  ist  bekannt  und  unsere  Wiener  Flora:  Neilr.  Fl. 
v.  Wien  p.  452—453  beweiset  dieses  zur  Genüge.  Der  Prater, 
welcher  im  Jahre  1867  in  einem  Theile  ein  Bild  der  Zerstörung 
durch  Ucherschwemmung  darbot,  gewahrte  aber  auf  anderen  Punkten 


41 

wieder  eine  sehr  üppige  Vegefalion,  so  z.  B.  in  den  Parthien  rechts 
von  der  neuen  Strasse  zum  Lusthause,  wo  das  Th.  angustifolium 
in  mehreren  Formen  zu  beobachten  war,  von  denen  ich  die  her- 
vorrangendsten  hier  erörtern  will. 

a.  calcum.  =  Th.  angustifolium  legitimum  mihi.  Schur  Enum. 
pl.  Transsilv.  p.  10.  —  Caule  nitido  purpureo  striato  angulato, 
glabro.  Foliis  glabris,  obscure  viridibus,  supra  opacis,  subtus  palli- 
dioribus,  laciniis  foliorum  infimorum  oblongo-linearibus,  planis,  ob- 
tusiusculis  vel  subito  acuminatis,  ad  apicem  caulis  sensim  angu- 
stioribus,  laciniis  foliorum  summorum  linearibus,  margine  revolutis. 

Zwischen  Gesträuch  und  hohen  Kräutern  im  Prater,  in  den 
Partien  rechts  vom  neuen  Wege  zum  Lusthause.  Juli. 

ß.  pubescens.  Praecedens  sed  caule,  vaginis  petiolis  foliisque 
subtus  tenue  pubescentibus,  laciniis  foliorum  acuminatis,  lobis  pri- 
mariis  inaequaliter  2—3  fidis.  Caule  2 — 4  ped.  Sepalis  ochroleucis. 
Antheris  luteis.  —  Thalictrum  angustifolium  Jacq.  et  Auetor  plu- 
rim.  Th.  nigricans  Gaud.  non  DC.  nee  Jacq.  —  Auf  sandigem 
Boden  zwischen  Gesträuch  in  der  Brigiltenau  und  im  Prater  in 
der  Umgebung  der  Badeanstalten.  Juli. 

y.  variifolium  =  Th.  flavum,  y.  nariifoiium  Neilr.  Fl.  v.  Wien, 
p.  453.  -^^  Th.  angustifolium  var.  ß.  heterophyllum  Koch  syn,  ed. 
2.  p.  Ci.  =  Th.  angustifolium  variifolium  Rchb.  icon.  XIV.  lab.  42. 
=  Th.  nigricans  Jacq.  non  DC.  Th.  Morisonii  Gmel.  —  Im  Pra- 
ter an  schalligen  Orten  zwischen  hohem  Gesträuch,  rechts  vom 
neuen  Wegen  zum  Lusthnuse.  Juli  1867  ^zahlreich  5 — 6  Fuss  hoch). 

d.  Pseudo-flavum  Schur.  Praecedens  sed  laciniis  foliorum  ma- 
ximis  obtusiusculis,  foliorum  summorum  oblongo-linearibus,  margine 
inconspicue  revolutis.  Foliis  omnibus  minus  dissectis.  Radice  fibrosa. 
Floribus  siccatis  aureo-flavis.  —  Zwischen  Gestrauch  am  Wiener 
Donaukanal  mit  Rudbeckia  laciniata,  Senecio  saracenicus,  Dipsacus 
pilosus  u.  s.  w.  Aug.  1867. 

Tj.  angustissimum.  Schur  En.  p.  10,  59.  Th.  angustifolium  a. 
stenophyllum  Koch  syn.  ed.  2,  p.  6.  Th.  flavuin  ß.  angustissimum 
Neilr.  Fl.  v.  Wien  p.  453.  Th.  angustifolium  L.  et  Auetor.  plurim. 
=  Th.  Bauhini  Spr.  syst.  2.  p.  672,  =  Th.  Bauhinianum  Wallr. 
sched.  264.  =  TÄ.  angustifolium  Rchb.  fl.  exe.  germ.  p.  729  et 
icon.  XIV.  lab.  41.  =  TA.  angustifolium  Jacq.  sec  Neilr.  Fl.  v. 
Wien  p.  453. 

Caule  angulato  inferne  vaginis  foliorum  infimorum,  petiolis 
foliisque  subtus  pubescentibus,  laciniis  foliorum  angustissimis  revo- 
lutis subtus  pubescentibus,  supra  opacis.  Caule  gracile  2 — 3  ped. 
admodum  folialo,  panicula  magis  congesta,  habiUi  Th.  gallioidi  sub- 
simile,  radice  fibrosa.  (=  Th.  Pseudo-gallioides  Schur  herb).  Auf 
Moorwiesen  zwischen  Steiuhof  und  Erlau  bei  Wien,  auf  Waldwiesen 
in  der  Umgebung  des  grünen  Baumes.  Juli,  August  1867. 

Zu  diesen  hier  aufgeführten  Formen  könnte  ich  noch  einige 
hinzufügen,  wie  z.  B.  Th.  laserpitiifolium  Willd.,  Th.  lucidum,  Th. 
peucedanifoiium  Griseb.,    welche   aber   im    Gebiete  der  Flora  von 


42 

Wien  von  mir  nicht  beobachtet  wurden,  sondern  aus  Ungarn  und 
Siebenbürgen  mir  bekannt  sind.  Alle  hierher  gehörenden  Formen, 
welche  dem  Typus  von  Th.  angushfolium  entsprechen,  haben  eine 
faserige  Wurzel,  (radix  fibrös  aj,  wodurch  selbige  von  denen  zum 
Typus  des  Th.  flavum  L.  gehörenden  Arten  genügsam  unterschieden 
werden  können,  wenn  man  nicht  (a  priori)  diese  auf  der  Hand 
liegenden,  von  der  Natur  gebotenen  Unterschiede,  als  werthlos  ne- 
giren  will. 

XI. 

Thalictrum  flavum  L.  sp.  770. 

Das  echte  Th.  flavum  L.  wird  zwar  in  der  Flora  von  Wien 
angegeben,  Neilr.  Fl.  v.  Wien  p.  452.  Doch  habe  ich  selbiges 
hier  nicht  beobachtet.  In  sehr  schönen  6'  hohen  Exemplaren  habe 
ich  diese  Pflanze  bei  Pressburg  an  der  Donau  auf  dem  Wege  nach 
Theben,  und  in  Siebenbürgen  am  Zibin  bei  dem  Dorfe  Neppendorf 
zwischen  Schilf  gefunden.  Im  Norden  von  Deutschland  ist  es  nicht 
selten,  wo  ich  es  bei  Königsberg  und  Danzig  gesammelt  habe.  Wer 
die  echte  Pflanze  einmal  gesehen  hat,  wird  dieselbe  nie  mehr  mit 
Th.  angustifolium  identifiziren  können.  Vorzüglich  ist  die  mit  dem 
Stengel  allmälig  verlaufende  einfache  kriechende  Wurzel  ausge- 
zeichnet und  charakteristisch  und  nimmt  man  noch  die  stete  Gegen- 
wart der  Stipellen  dazu,  so  hat  man  zwei  scharfe  unterscheidende 
Merkmale,  welche  man  bei  keiner  Form  von  Th.  angustifolium  an- 
triffst. Nur  bei  Th.  simplex  L.  und  Th  gallioides  Nestl.  findet  man 
eine  ähnliche  Wurzelbildung,  die  Blattformation  bei  diesen  beiden 
letzteren  ist  aber  sehr  verschieden  und  die  Stipellen  fehlen  ihnen 
gänzlich.  Die  Exemplare  von  Th.  flavum  aus  der  Gegend  von  In- 
zersdorf  am  Wiener  Berg  sind  nicht  das  wahre  Th.  flavum  L.  son- 
dern eine  schlanke  Form  mit  feiner  zerschlitzten  Blättern,  welche 
ich  für  das  wahre  Th.  nigricans  Lej  et  Curt.  comp.  207,  (non 
Jacq.)  halte.  Ueber  Th.  nigricaus  DC.  und  Th.  nigricans  Jacq. 
bin  ich  nicht  im  Reinen,  glaube  aber,  dass  beide  mit  Th.  flavum  L. 
identisch  sind.  Th.  heterophyllum  Lej  gehört  zum  Th.  nigricans 
desselben  Autors,  ebenso  Th.  medium  Host,  nach  dessen  herb,  austr. 

Nach  meiner  unmassgeblichen  Meinung  finde  ich  die  Zusam- 
menwerfung von  Th.  flavum  L.  und  Th.  angustifolium  Jacq.  sehr 
unnatürlich,  da  beide  Arien  mit  ihren  Formen  jede  für  sich  einem 
anderen  Typus  angehören  und  eine  ganz  verschiedene  morpholo- 
gische Entwicklung  haben,  welche  schon  bei  der  Keimung  beginnt 
und  sich  in  den  verschiedenen  Vegetationsphasen  deutlich  kund 
gibt.  —  Uebergänge  aus  einer  Art  'n\  die  andere  dürfen  den  Bota- 
niker wohl  nicht  bestimmen,  eine  Art  zum  Sammelstock  von  he- 
terogenen Formen  zu  machen,  durch  welche  man  sich  dann  nur 
schwierig  hindurch  arbeitet,  sondern  es  ist  unsere  Aufgabe,  die 
charakteristischen  Endglieder  einer  Formenreihe  festzustellen. 
Auch    halle    ich    es    immer  für  einen  Fehler,    selbst  wenn    wissen- 


43 

schaffliche  Gründe  obwalten,  alte,  anerkannte  Arten  aufzuheben, 
obschon  man  in  gewissen  Fallen  diesem  Uebel  schwer  entgehen 
kann.  —  Leider  hat  der  Verfasser  diesen  Fehler  sich  auch  oft  zu 
Schulden  kommen  lassen,  was  er  sehr  bedauert.  —  Und  welchen 
Nutzen  gewährt  es.  dass  wir  in  der  Flora  \on  Wien  nur  Th.  flavuDi 
und  kein  Th.  angustifolium  haben  sollen,  da  es  doch  in  der  Xatur 
existirt  oder  besser  von  den  Botanikern  hineingestellt  worden  ist? 
—  Welchen  Gewinn  würde  die  Wissenschaft  haben,  wenn  man 
nach  dem  Beispiel  einiger  Botaniker  auf  eine  sehr  unnatürliche 
WVise  das  natürlich  Gesonderte  vereinigen  und  Th.  gallioides  zu 
r/t.  flacum  L.  ziehen  w«»llte?  —  Ich  halte  solches  Vorgehen  für 
einen  grossen  Rückschritt  und  dem  gegenwärtigen  Standpunkt  der 
Naturwissenschaft  und  deren  Bestrebungen   wenig  entsprechend. 


Zur  Flora  der  Petzenalpe  in  Kärnthen. 

Von  Lorenz  Kristof. 

Die  Petzenalpe  gewährt  ein  hohes  Interesse  und  liefert  unter 
Anderem  auch  ausgesprochene  Belege  für  die,  so  viel  ich  weiss, 
von  Kerner  zuerst  eingehend  dargelhaiie  Wahrheit,  dass  auch 
dislincte  Sciiiefer-  oder  eigentlich  kalkfeindliche  Pflanzen  auf  Kalk- 
gebirgen und  zwar  an  Stellen  vorkommen  können,  wo  der  Kalk 
durch  eine  dichte  Humuslage  oder  durch  Verwitterung  mergeliger 
Schichten  und  die  daraus  hervorgehende  thonige  und  kalklose  ßo- 
denkrume  für  dieselben  unschädlich  gemacht  worden  ist.  Saxifraga 
muscoides  Wulf  und  insbesondere  Primula  minima  L.  überdecken 
hier  ganze  Strecken,  erstere  den  Grat  der  Alpe  vom  sogenannten 
Veski  Legar  bis  über  den  Triangulirungspunkt  (6650'J  hinaus  und 
hier  auf  dem  zerklüfteten  Boden  die  Massenvegetalion  bildend  — 
letztere  an  tiefer  gelegenen  Stellen,  v  Kleti,  v  Skafi ,  nach  Jabor- 
negg  auch  insbesondere  um  die  Knepezquelle  herum  förmliche 
Purpurteppiche  bildend  —  und  mussteu  mich  also  ebenso  sehr 
erfreuen  und  überraschen,  als  die  vielen  sonstigen  Seltenheiten, 
von  denen  im  Nachfolgenden  die  Rede  sein  wird.  Leider  war  ich 
durch  eine  schwankende  Witterung  genöthigt,  meine  Parthie  zu 
beschleunigen  und  konnte  somit  die  Alpe  nicht  einer  mehrseiligen 
Durchstreifung  unterziehen.  Meine  diessmaligen  Mittheilungen  sind 
demnach  noch  sehr  einseitig  und  für  eine  Veröffentlichung  kaum 
geeignet.  Ich  hoffe  jejloch  im  nächsten  Jahre  einen  lieferen  Ein- 
blick in  den  Vegelationscharakler  derselben  thun  zu  können.  Ich 
machte  den  Ausflug  von  Globasnitz  aus,  das  nächst  Siltersdorf  auf 
seinen  vor  ungünstigen  Luftströmungen  geschützten  Hügeln,  — 
die  nebenbei  gesagt,    botanisch  noch  so  gut  als  unbekannt,    in  der 


44 

Folge  vielleicht  noch  manchen  beachtenswerthen  Beitrag  zur  Flora 
Kärntens  liefern  werden,  einen  eigenlhünilichen  rothen  Wein  er- 
zeugt, der  als  sogenannter  „Sittendorfer"  mit  Recht  einen  beinahe 
europäischen  Ruf  geniesst. 

Ich  lasse  nun  vorderhand  blos  ein  Verzeichniss  derjenigen 
Gefässpflanzen  folgen,  die  mir  auf  meinem  Gange  besonders  auf- 
flelen  und  zwar  halte  ich  mich  da  an  die  volksfhümlichen  Bezeich- 
nungen der  verschiedenen  Stellen,  an  denen  man  vorüberkömml, 
wenn  man  den  steileren  Weg  zur  Alpenhülte  von  Backendorf  (Vecni 
stan)  einschlägt,  von  da  durch  die  sogenannte  Turjaca,  eine  ausge- 
dehnte Alpenirifte,  zum  Veski  Cegar  aufsteigt  und  dann  über  den 
nordwestlichen  Kamm  der  Alpe  zum  Triangulirungspunkte  Hoch- 
pelzen (66500  gelangt.  Man  ist  auf  diesem  Wege  sowohl,  als  auch 
nach  der  ganzen  Kante  der  Alpe  hin  häufig  genöthigt,  einem  dich- 
ten, undurchdiinglichen  Gebüsche  von  Pinus  Mughus  Scop.  oder 
einem  unheimlichen  Abgrunde  auszuweichen  und  kommt  so  fast 
unwillkürlich  zur  Auffindung  der  interessantesten  Pflanzen  dieser 
Alpe.  Ich  konnte  hier  leider  nicht  sehr  lange  verweilen,  da  mich 
Jupiter  pluvius  jeden  Augenblick  zu  begrüssen  drohte  und  so  eilte 
ich  denn  über  Stock  und  Stein  dem  seit  ein  paar  Jahren  verlas- 
senen und  darum  schon  fast  ganz  zerfallenen  Luzki  stan  zu,  von  wo 
ich  nach  einer  Stunde  zum  breiten  Wege  gelangte,  der  von  der 
Luza  auf  grossen  Umwegen  und  desshalb  auch  ziemlich  sanft  ab- 
fallend, nach  Globasnitz  führt. 

Im  Antheile  der  Turnerhube,  bei  der  sogenannten  Curla,  einer 
Quelle,  bei  der  die  Hirten  und  überhaupt  die  öfteren  Besteiger  der 
Petzen  meist  einen  Augenblick  zu  verweilen  und  auszuruhen  pfle- 
gen, bei  der  „Ura"  und  „na  sediji",  einer  ziemlich  ebenen  Berg- 
lehne kommen  vor:  Arahis  c»7«ofa  R.  Br.,  Calamintha  alpina  ham., 
Campanula  pusilla  Haenke,  Daphne  Mezer eum  L.,  Digitalis  gran- 
diflora  Lam.,  Erica  carnea  L. ,  Euphorbia  amygdaloides  L.,  Fe- 
stuca  alpina  Gaud.,  Gymnadenia  conopsea  R.  Br.  und  odoratis- 
sitna  Rieh.,  Helleborus  niger  L.,  Laserpitium  peucedanoides  L., 
Lathyrus  pratensis  L.,  Lonicera  alpigena  L. ,  Lotus  corniculatus 
L.,  Paederota  Ageria  L. ,  Poa  alpina  L.  (ß.  mvipara^ ,  Saxifraga 
cuneifolia  L.  und  Silene  Saxifraga  L. 

Von  den  Pflanzen,  die  den  weiteren  Weg,  „v  Krizu",  „v  Rav- 
nih",  bis  zum  Yecni  stan  charakterisiren,  erwähne  ich  besonders: 
Aconitum  Lycoctonum  L.,  Adenostyles  albifrons  Reichb.  und  al- 
pina Bl.  e.  F.,  Arabis  alpina  L.  und  vocfiinensis  Sp.,  Astrantia 
carniolica  Wulf.,  Atragene  alpina  L.,  Dentaria  enneaphyllos  L., 
Doronicum  Pardalianches  L.,  Melampyrum  silvaticum  L.,  Pliyteuma 
nigrum  Schm.,  Pyrola  rotundifoiia  L.,  Ranunculus  aconitifolius 
L.  und  montanus  Willd.  Um  die  Alpenhütte  (Vecni  stan)  herum, 
in  der  man  eine  ebenso  freundliche,  als  dürftige  Unterkunft  findet, 
beherrschen  den  Boden  in  nächster  Nähe  —  wie  gewöhnlich  — 
Rumex  alpinus  L.,  und  Veratrum  albiim  L.,  im  weiteren  Umkreise 
aber  besonders:    Botrychium    Lunaria   Sw. ,    Phleum    alpinum   L., 


45 

Phytenma  orhicnlare  L.,  Polygonum  vwiparum  L.,  und  Rhododen- 
dron lüisutum  L.,  das  ^in  der  Luza"  viel  liefer  zur  Thaisohle  her- 
absteiget, als  hier. 

Wendet  man  sich  nun  von  der  Hütte  nach  links  und  steigt 
man  die  ebenso  steile,  als  iippig^e  Tiirjaca  hinauf,  so  kommt  man 
nach  ungefähr  IV2  stündigem  Marsche  zu  einer  schief  verlaufen- 
den, tiefen  Felsenkluft,  Klet,  Keller  genannt,  aus  der  mir  ein  Bäuer- 
lein  aus  Loibeg,  den  mir  mein  Schwiegervater  als  Führer  requirirl 
und  mitgegeben  und  der  volle  16  Sommer  auf  dieser  Alpe  als  Hirt 
zugebracht  hatle,  in  Ermanglung  frischen  Quellwassers  einige  Stücke 
des  hier  wahrscheinlich  nie  verschwindenden  Eises  hervorholte  und 
an  einem  schüsseiförmig  ausgehühllen  Felsblocke  auflhauen  Hess. 
Dem  Eingange  dieses  Naturkellers  sind  eigenthümlich :  Primula 
minima  L.  und  speotabilis  Traft.,  Ranunculus  alpestris  L.,  Solda- 
nella alpina  L.  und  minima  Hoppe,  in  der  Turjaca  hingegen  machen 
sich  besonders  bemerkbar:  Bellidiastrum  Michelii  Cass.,  Campa- 
nula  Scheu chzeri  Vi  11.,  Crepis  aurea  Cass.,  Galium  kelveticum 
Weig.  und  supinum  Lam.,  Geum  rivale  L.,  Habenaria  viridis  R. 
ßr.,  Imperatoria  Ostruthium  L.,  Leontodon  ha>tilis  L.  Qu.  vulgaris), 
Pedicularis  verticillata  L.,  Saxifraga  cuneifolia  L.,  Sedum  atratum 
L.,  Silene  alpestris  Jacq.  und  eine  Aquilegia,  die  ich  zu  Hause 
angekommen,  nicht  mehr  genau  bestimmen  konnte,  da  mir  die  zu  de- 
finirenden  Blüthentheile  unterdess  zu  Grunde  gegangen  waren  und 
ich  auch  nur  2  schwache  und  halbzerfressene  Exemplare  aufge- 
funden und  mitgenommen  hatte. 

Von  der  bezeichneten,  kühlen  Felsenkluft  aufsteigend  erreichten 
wir  in  kurzer  Zeit  den  sogenannten  Veski  legar,  eine  flache,  phy- 
siognomisch  und  botanisch  gleich  interessante  Einsattlung,  auf  der 
ich  besonders:  Alsine  Gerardi  Willd.,  Carex  capillaris  L.,  Cher- 
leria  sedoides  L.,  Gentiana  pumila  Jacq.  und  Veronica  alpina  L. 
einsammelte,  während  mir  auf  dem  Wege  dahin  Homogyne  discolor 
Cass.,  Silene  acoulis  L.  mit  der  seltenen  Var.  pedunculata,  Sta- 
tice  alpina  Hoppe  und  die  alpinen  Formen  von  Alchemilla  vulgaris 
L.,  Polygala  amara  L.  und  Tofjeldia  calyculata  Whig,  (l — 2" 
hoch)  besonders  in  die  Augen  fielen.  Am  Veski  legar  fand  ich 
ausserdem  noch  ein  Erigeron  mit  durchaus  1  köpfigen  Stengeln 
in  grosser  Menge;  es  steht  dem  Erigeron  uniflorus  L.  entschieden 
näher,  als  dem  Erigeron  alpinus  L.  und  ich  bedaure,  seine  genauere 
Bestimmung  vorderhand  gleichfalls  ganz  hingestellt  sein  lassen  zu 
müssen,  zumal  ich  es  leider  auch  übersehen  habe,  die  geologische 
Constitution  jenes  Ortes  einer  aufmerksameren  Betrachtung  zu  un- 
terziehen. 

Ich  komme  nun  zum  schönsten  Abschnitte  der  Parthie,  der 
Umgebung  des  Triangulirungspunktes  und  der  zwischen  diesem  und 
dem  Veski  legar  gelegenen,  nordwestl.  Kante  der  Alpe. 

Ausser  manchen  soeben  genannten  Arten  fand  ich  da,  wie 
schon  erwähnt,  besonders  massenhaft  Saxifraga  muscoides  Wulf., 
nebstdem  aber  noch  liÄuüg  AntUyllis  alpestris  Hegels c\\w.,  Biscu- 


'46 

tella  laevigata  L.  (4— 5"  liocli),  Carex  atrata  L.,  Draha  aizoides 
L.,  Gentiana  acaulis  L.,  Helianthenimn  oelandicuvi  W  hl  hg.,  Poten- 
tilla  aurea  L.,  Saxif'raga  androsacea  L.,  und  crustata  Vest.  und 
Sesleria  sphaer acephala  Ard. 

Die  von  Herrn  Baron  M.  v.  J  a  b  o  rn  e  g  g-  am  nordsei- 
tigen  Abhänge  der  Hauptkante  ob  Feistiilz  aufgefundenen  und 
mir  freundlichst  mitgetheillen  Arten:  Achillea  atrata  Tsch.,  Pa- 
paver  alpinum  L. ,  Saxifraga  squariosa  Sieb  und  Saussiirea 
pygmaea  Sprg.,  so  wie  die  in  der  Gegend  der  Knepezquelle  von 
ilim  entdeckten,  mir  gleichfalls  mitgelheilten  beiden  Seltenheiten: 
Bupleurum  graminifolium  Vaiil  und  Saxifraga  Hohenwartn  Stbg. 
konnte  ich  —  bei  der  kurzen  Zeit,  die  ich  der  schwankenden  Wit- 
terung wegen  in  dieser  Höhe  zubringen  konnte,  leider  nicht  finden. 

Dem  nächsten  Umkreise  der  Höhenpyramide  gehören  vorzugs- 
weise an:  Achillea  Clavennae  L.,  Arenaria  ciliata  L.,  Dryas  octo- 
petata  L.,  Nigritella  angustifolia  Rieh,  (die  hellpurpurne  Varietät, 
die  ich  herzlich  gern  zur  suaveolens  gemacht  hatte  — ),  Pedicularis 
Jacquini  Koch,  Phyteuma  Sieberi  Sprg.  u.  Potentilla  Clusiana  Jacq. 

Nachdem  wir  hier  einen  Augenblick  verweilt  hatten,  während 
dessen  es  der  Führer  nicht  verabsäumte,  mich  auf  die  nahen,  unheil- 
schwangeren Wolken  aufmerksam  zu  machen,  traten  wir  rasch  den 
schon  Eingangs  bezeichneten  Heimweg  an. 

„V  Sraufi  und  „v  Skafi"  nahmen  wir  wieder  Primula  minima, 
Statice  alpina ,  Gentiana  und  Silene  acaulis  wahr  und  fanden 
neu:  Geum  montannm  L.,  Myosotis  alpestris  Schmidt,  Salix  re- 
tusa  L.,  Sorbus  Chamaemespilus  Cniz.  und  Pinguicula  alpina  L. 
Weiter  hinab  schritten  wir  duich  ein  Dickicht  von  Juniperus  nana 
W.  und  nicht  hoch  ob  dem  Luzki  stan  erfreuten  mich  an  einer 
sonnigen  Stelle  die  schönsten   Exemplare   von    Gentiana  nivalis  L. 

Die  Wolken  hatten  sich  unterdessen,  wohl  mehr  zu  meinem 
Aerger  als  Vergnügen  verzogen  und  wir  konnten  nun  an  einer 
ebenen  Stelle  angelangt,  umgeben  von  einer  grossen  —  Pferde- 
heerde, nicht  ungestört  unser  verspätetes  Mittagsessen  zu  sich  nehmen. 

Die  schönen  und  langen  Luzawiesen,  zu  denen  wir  ungefähr 
eine  Stunde  später  gelangten,  boten  uns  Botrychium  Lunaria  Sw. 
in  sehr  grossen  Exemplaren;  ferner  Astrantia  carinthiaca  Hoppe, 
Campanula  Cermcaria  L.,  Cirsium  Erisithales  Scop.,  Linum  visco- 
sum  L.,  Betonica  Alopecuros  L.  Die  letztgenannte  Pflanze  fanden 
wir  noch  fast  auf  dem  ganzen  weiteren  Wege  in  Hülle  und  Fülle 
und  sie  verschwand  uns  erst,  gemeinschaltlich  mil  Gentiana  cru- 
ciata  L.  etwa  Va  Stunde  vor  Globasnitz. 

Schliesslich  bemerke  ich  noch,  dass  ich  heuer  in  der  zweiten 
Hälfte  des  August  beim  sogenannten  Echo  am  Kreuzberge  ob 
Eberndorf  (am  oberen  Rande  des  Hofbauer'schen  Ackers)  die 
schöne  Euphrasia  lutea  L.,  wovon  ich  Ihrer  Tauschanstalt  mitfolgend 
auch  17  Exemplare  übersende,  als  neu  für  die  Flora  Kärntens  auf- 
gefunden habe.  Dasselbe  gilt  von  Sarothamnus  scoparius  Wimm,, 
der    ob     den)    Wege   zwischen    meiner   Kristof- Realität    und   der 


47 

Kirche  Hpilio-ensladf  (bei  Schwabegg;  in  Unterkiirnfen^  wiUI  vorkonimf. 
Er  wurde  aber  von  Hrn.  Baron  Jabornegg  schon  vor  2  Jahren 
hier  gesehen. 

Schwabegg,  im  November  1867. 


Die  europäischen  Triticum-Arten. 

Von  Victor  v.  Janka. 

1.  Glumae  dorso  bicarinatae,  inter  carinas  canaliculatae  vel 
planae:  Triticum  rillosum   P.  Beauv.  (T.  creticum  L.?) 

Glumae  unicarinatae  vel  dorso  rotundatae,  semper  con- 
vexae.  2. 

2.  Glumae  lalae  naviculares  plus  minusve  ventricosae  subparal- 
lelae  vel  apice  constrictae  marginibus  lateralibus  sese  superne 
plerumqiie  langentes  v.  tegentes  flosculosque  arcte  invol- 
ventes.  3. 

Glumae  haud  naviculares,  numquam  ventricosae,  apice 
divergentes.   19. 

3.  Glumae  spicularum  nunc  omnium  distincte  aristatae,  nunc  so- 
lum  spicuiae  terminalis,  reliquariim  muticae,  4. 

Glumae  numquam  aristatae  (arista  in   glumis  nulla),  13. 

4.  Glumae  spicularum  omnium  2 — 4- aristatae:  aristae  omues 
glumis  ipsis  multo  longiores.  5. 

Glumae  vel  omnes  1-aristatae,  vel  solum  spicuiae  supre- 
mae  (terminalis}  glumae  longe  aristatae,  reliquae  muticae  v. 
breviter  aristatae.  8. 

5.  Spicuiae  2:  T.  (^Aegilops')  biunciale  Vis. 

Spicuiae  3 — plures.  6. 

6.  Glumarum  aristae  in  spiculis  omnibus  subaequales;  spica  ovata.  7. 

Glumarum  aristae  in  spiculis  1 — 2  inferioribus  brevio- 
res,    in  superioribus  sursum  longiores;  spica  cylindracea: 

T.  (^Aegilops)  triunciale  Godr.  Gren. 

7.  Glumarum  aristae  patentes  a  basi  ad  apicem  scabrae;  arista 
intermedia  laterales  superans: 

T.  (^Aegilops)  ovatum  Godr.  Gren. 

Glumarum   aristae  rectae  basi  laeves,    laterales  interme- 

diam  superantes:        T.  QAegilops')  triaristatum  Godr.  Gren. 

8.  Spicuiae  terminalis  arista  glumacea  spicae  dimidiam  longitu- 
dinem  vel  totam  superans.  9. 

Spicuiae  terminalis  arista  glumacea  spicae  dimidia  lon- 
gitudine  multo  brevior.   12. 

9.  Glumae  omnes  longe  1-arislatae: 

T.  (Aegilops)  uniaristata  Vis. 


48 

Glumae  spiculae  terminalis  soliini  longo  aristatae.   10. 

10.  Spiculae  2 — 3  valde  venlricosae;  glumae  spiculae  terminalis  in- 
aequaliter  3-aristatae:  arista  media  lon^fe  complanata  robusla, 
tola  inflorescentia  longiur: 

T.  (^Aegilopii^  comosum  Sibth.  et  S  m. 
Spiculae    numerosiores    cylindricae ,    haud    ventricosae; 
glumae  spiculae  terminalis  uniarisfatae.   11. 

11.  Spicularum  lateraliurn  glumae  apice  plerumque  truncato-biden- 
tatae:  dente  rhachi  conliguo  arislato;  spiculae  terminalis  glu- 
mae plerumque  3-dentalae :  dente  mediö  in  aristam  spicae 
dimidiam  longitudinem  superante  excurrens: 

T.  (^Aegilops^  cylindricum  Godr.  Gren. 
Spicularum    lateralium    glumae    apice    acute  3-dentatae: 
dente  rhachi  contiguo  subaristaet'ormi;  spiculae  terminalis  glu- 
mae indivisae  in  aristam  spica  longiorem  excurrentes : 

T.  i^Aegüops)  caudatum  Godr.  Gren. 

12.  Spica  spiculas  5 — 8  gerens,  ob  glumas  basi  valde  yentricosas 
apiceque  constrictas  nodulosa  : 

T.  i^Aegüops')  ventricosum  Tausch. 
Spica    spiculas  3 — 4    gerens  subcontinua;    i.    e.    ghnnae 
basi  sub ventricosae  vix  constrictae: 

T.  QAegilops)  fragile  Parlat. 

13.  Glumae  subquadratae  apice  truncatae  edentulae: 

T.  (^Aegilops)  Tauschii   Coss. 
Glumae   angustiores   apice   altenuatae  emarginalo-biden- 
tatae  vel  indivisae  aculae,  muticae  v.  mucronatae.  14. 

14.  Flosculi  omnes  (fertiles  longissime  —  steriles  brevius  — ) 
arislati :  T.  (Crithodiuiri)  aegüopoides  Link. 

Flosculi  pro  parte  mutici.  15. 

15.  Flosculi  1 — 2  inferiores  spicularum  omnium  aristati.  16. 

Flosculi    2    inferiores    solum    spiculae    terminalis    longe 
arislati,  reliqui  omnes  mucronati :  T.  Aucheri  Boiss. 

16.  Spiculae  2— 3-florae:  flosculus  inferior  solum  aristatus;  glu- 
mae sub  —  3-nerves.   17. 

Spiculae  sub  —  5-Horae:  flosculi  2  inferiores  longe  ari- 
stati; glumae  multinerves:  T.  ligusticum  Bert. 

17.  Arista  palea  ipsa  brevior:  T.  baeoticuin  Boiss. 

Arista  paleam  longe  superans:  T.  monococcuin  L. 

18.  Glumae  lineares  paleis  inferioribus  diffornjes  basi  solutae  i.  e. 
haud  cohaerentes.  19. 

Glumae  paleis  inferioribus  conformes  basi  contiguae.  21. 

19.  Glumae  inaequales:  altera  duplo  minor  vel  abortu  minuta: 

T.  ramosum  Trin. 
Glumae  subaequales.  20. 

20.  Folia  plana  demum  margine  involufa;  flosculi  remotiusculi; 
rhizoma  repens:  T.  Pseudo-Agropyrwn  Gris. 

Folia  angusta  convoluta;  flosculi  contigui;  rhizoma  fibro- 
sum:  T.  Rouxü  Gren.  et  Duv! 


4d 

2i.   Slpioa  ovoidea,  ovoideo-vel  lanceolato-oblong-a.  22. 
Spica  linearis.  25. 

22.  Aiimia;  gluniae  denium  margine  corneae-  vagina  supreina  plus 
minus  inflata.  23. 

Perenne;   glumae   iunnulatae;    vagina   supreina  adpressa: 

T.  cristatum  S  c  h  r e  b. 

23.  Spica   hirsuta;  glumae  flores  aequantes:     T.  Orientale  M.  a  B^ 

Spica  glabra;   glumae  flosculis  paullo  breviores.  24. 

24.  Vagina  suprema  valde  inflala,  tumida:  T.  prostratum  L. 

Vagina  suprema  paullo  inflata:  T.  squarrosum  Roth. 

25.  Glumae  carinatae^  nerves  laterales  nuUi  v.  obsoleti.  26. 

Glumae  dorso  rotundatae  nervis  numerosis  subaequalibus 
percursae.  28. 

26.  Flores    glabri;    glumae   ovato-lanceolatae    mucronatae  v.  mu- 
ticae;  rhizoma  fibrosum;  spiculae  ovato-lanceolatae.  27. 

Flores  dense  villoso-lanati;    glumae    lanceolatae,  acumi- 
natae,  glabrae;  rhizoma  repens;    spiculae  ellipticae: 

T.  dasyanthum  Ledeb. 

27.  Rhachis  laevis;  glumae  mucronatae:         T.  desertorum  Fisch. 

Rhachis  scabriuscula;  glumae  obtusiusculac: 

T.  sibiricum  Willd» 

28.  Aristae  divergentes  (patenti-recurvae):  T.    strigosum  M.  a  B. 

Aristae  retae  vel  nuUae.  29. 
j9.    Glumae  spiculas  longifudine  aequantes  vel  trienle  breviores.  30. 
Glumae  spiculam    dimidiam  aequantes,    nee   (saltem  ple- 
rumque)  longiores.  37. 

30.  Glumae    paleaeque    longe  acuminatae;    folia   plana  plerumque 
flaccida.  31. 

Glumae  paleaeque  acutae  v.  obtusae.  34. 

31.  Glumae  7 — 9  nerves  margine    carlilagineae: 

T.  panormitanum  Bert. 
Glumae  3 — 5  nerves  margine  anguste  membranaceae.  32. 

32.  Aristae  flosculis  longiores:  T.  caninum  Schreb. 

Arislae  flosculis  breviores.  33. 

33.  Rhizoma  fibrosum;  spiculae  violaceae:  T.  violaceum  Hörnern. 

Rhizoma  repens;  spiculae  herbaceae:  T.  repens  L. 

34.  Glumae  lineari-oblongae;  palea  inferior  rotundata  truncata   v. 
emarginata   mucronulata:  T.  Ponzolzii  Godr. 

Glumae    lanceolatae j    palea    inf.    acuta,    obtusiuscula    v. 
obfusa.  35. 

35.  Glumae    acutae    v.   obtusae;    palea  inferior  acuta  v.  obtusius- 
cula; spiculae  confertiusculae.  36. 

Glumae  rotundatae   v.  truncatae;   palea   inf.  obtusa;  spi- 
culae laxae,  remotae:  T.  jimceum  L. 

36.  Glumae  aculae  v.  obtusiusculae;  spica  haud  fragilis: 

T.  acutum  DC. 
Glumae  obtusae;   spica  fragilissima: 

T.  obtusiusculum  Lge.  (2'.  acutum  Fries). 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  2.  Heft.  1«C8.  4 


50 

37.  Glumae  acuminalae  vel  acutae  mucronalae;  palea  inferior  acuta* 

T.  pungens  Schreb. 
Glumae   oblusae  rotundatae  v.  truncatae;    palea  inferior 
(sallem    flosculorum    inferioruiii)    obtusa    vel    truncata    relu- 
saque.  38. 

38.  Glumae  sublineares: 

T. truncatum  W  a  1 1  r.  (T.  Samgnionii  d e  N.,  T.  campestre  Godr.  Gren.) 
Glumae  lineari-oblongae  v.  lanceolalae.   39. 

39.  Glumae  oblusae  mucronalae;  spica  tetragona: 

T.  pycnanthum  Godr.  Gren. 
Glumae  rolundalae;  spicae  distichae.  40. 

40.  Glumarum  nervus  medianus  dorsalis  pauUo  prominulus: 

T.  elongatum  Host. 
Glumarum  nervus  medianus  haud  prominulus.  41.=  ^*^«^, 

41.  Palea  inferior  aristala;  rhizoma  caespitosum: 

T.   mresoens  P  a  n  c. 
Palea  inferior  mutica;  rhizoma  repens: 

T.  scirpeum  Presl. 
Grosswardein,   am  13.  December  1867. 


Dreimal  arretirt. 

Autobiographische  Mittheiinng  eines  botanisirenden 
Natarfreandes. 

Von 
Ludwig  Preiherrn  von  Hohenbühel,  genannt  Heufler  zu  Rasen. 

Die  deutschen  Naturforscher  Dr.  P.  Ascherson,  A.  Engler, 
M.  Kuhn  und  C.  Reimann  beschlossen  auf  ihrer  im  August  und 
September  1864  unternomuycnen  botanischen  Reise  nach  den  gali- 
zischen  und  ungarischen  Karpalen,  nachdem  sie  die  interessantesten 
Punkte  auf  der  Nordseite  des  Gebirges  besucht  hatten,  von  Javorina 
aus  durch  das  Kupferschächtenthal  und  über  die  botanisch  so  be- 
rühmten Leiten  nach  der  Südseite  des  Gebirges  vorzudringen.  Gerade 
als  sie  daran  waren,  über  die  Ausführung  ihres  Beschlusses  zu 
debatliren,  wurde  ihren  Zweifeln  und  Berathungen  durch  einen 
Gensdarmen  ein  schnelles  Ende  gemacht.  Mit  gutem  Gewissen  über- 
reichten sie  ihm  auf  sein  Verlangen  ihre  Passkarten  als  Legitima- 
tion. Er  konnte  aber  nicht  begreifen,  wie  man  mit  so  kleinen 
Kärtchen  eine  so  weite  Reise  machen  könne,  meinte,  dahinter 
müsse  etwas  stecken  und  theilte  ihnen  dann  nach  einigem  Kopf- 
schülleln  und  mit  wichtiger  Miene  mit,  dass  sie  seine  Gefangenen 
wären  und  am  anderen  Tage  nach  dem  vier  Meilen  entfernten 
Käsmark   escortirt  werden  würden.  Da  keine  Vorstellungen   halfen, 


51 

so  nahnion  sie  dio  Sache  zulelzt  als  Spass  Und  am  15.  August 
niarschiiien  sie  uiiler  einer  Wache  von  drei  Gensdaruien  mit  gela- 
denen Gewehren  nach  Kiismark;  die  soviel  versprechenden  Leiten 
konnten  sie  nun  aus  der  P'erne  beobachten.  In  Kesmark  angelangt 
mussten  sie  noch  auf  der  Pritsche  übernachten,  weil  der  comman- 
dirende  Hauptmann  nicht  zu  finden  war.  Am  16.  wurden  sie  endlich 
unter  vielen  Entschuldigungen  frei  gelassen.  (_Verh.  des  bot.  Ver.  für 
Brandenburg,  Heft  VII.  Seite  151  —  152  und  Oesterr.  bolan.  Zeit- 
schrift 1865,'   S.    275). 

Dieses  Abenteuer  erinnerte  mich  lebhaft  an  die  eigenen  ähnlichen 
Erlebnisse.  Juvat  Socios  habere  nialorum.  Es  war  im  Mai  1838,  also 
vor  fast  30  Jahren;  ich  war  ein  langhaariger  Student  und  hatte 
einen  Ferientag  benutzt,  um  die  Convallaria  latifolia  am  Laaer 
Berge  bei  Wien  aufzusuchen.  Wer  kennt  es  nicht,  das  von  schmet- 
ternden Nachtigallen  tönende  Eichengebüsch  auf  dem  letzten  Aus- 
laufer des  Hügelrückens,  der  die  Gloriette  von  Schönhrunn,  das 
Gatlerhölzl,  die  Spinnerin  am  Kreuze  und  endlich  dieses  reizende 
\A'äldclien  trägt,  einst  ein  stolzer  Eichwald,  unter  dessen  Schatten 
die  Täublinge  und  Milchlinge  wuchsen,  welche  zu  Krapf's  Pilz- 
bildern so  schöne  Originale  geliefert  haben.  Wie  es  jetzt  nach  den 
angefangenen  und  spater  eingestellten  Befestigungsarbeiten  aus- 
sieht, weiss  ich  nicht.  Nun  denn,  ich  bückte  mich  gerade  jubelnd 
über  eine  Stelle,  wo  im  Schatten  die  gesuchte  Convallaria  wuchs. 
Da  hiess  es:  Halt  und  arretirti  Ein  Wächter  der  dortigen  Repphüh- 
nerhruten  stellte  meine  botanischen  Forschungen  ein  und  ich  und 
mein  Begleiter  „Quel  giorno  piü  non  vi  legemmo  avante"  (Haute 
Inf.  V.  139)  im  grünen  Buche  der  Natur.  Von  zwei  Wächtern  he- 
gleitet mussten  wir  eiligst  fort,  und  bevor  nicht  die  Kornfelder 
Simmerings  begannen,  wurden  wir  nicht  mehr  freigelassen.  Seitdem 
bin  ich  oft  wieder  dort  gewesen,  aber  nie  ohne  Behutsamkeil  und 
voll  Respekt  vor  den  Warnungstafeln,  die  ich  damals  in  schuld- 
losem Eifer  des  Explorirens  ohne  Zweifel  ühersehen  hatte. 

Nun  verflossen  22  lange  Jahre.  Ich  hatte  in  dieser  Zeit  die 
Scylla  und  Charybrlis  durchschifft,  den  Canal  gekreuzt,  das  irische 
Meer  durchschnitten,  den  gefürchteten  Quarner  in  kleinen  und 
grossen  Booten  mehrmal  durchsegelt,  ich  war  über  Gletscherge- 
hänge gerutscht,  hatte  den  Vesuv  bestiegen,  war  unter  dem  Aschen- 
regen des  Aetna  geritten  und  hatte  neben  der  feurigen  Lavazunge 
übernachtet,  aber  nie  mehr  war  ich  gefangen  genommen  worden, 
bis  an  einem  heissen  Augusttage  des  Jahres  1860  ein  UnterolTizier 
der  Kufsteiner  Festungsartillerie  mich  erspähte,  als  ich  von  einem 
Garten  am  Inn,  wo  ich  das  erste  und  bis  jetzt  das  lelztemal  das  früher 
unter  dem  Namen  Sphaeria  flaccida  bekannte  schöne  und  seltene 
Cronartliim  auf  den  Blättern  der  Pfingstrose  in  unsäglicher  Menge 
gefunden  hatte,  durch  das  jähe  Dickicht  emporgeklommen  war  und 
unter  der  Festungsmauer  die  gemachten  Beobachtungen  in  mein 
Notizbuch  eintrug.  Er  halte,  ohne  seine  Nähe  zu  verrathen.  Wache 
geholt  und  während  ich  gerade  in  seliger  Betrachtung  des  Kaiserge- 

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birges  tiuf  der  Höhe  rastete  und  auslugte,  ward  ich  das  zweitemal 
arrelirt.  Mehrere  Soldaten  nahmen  mich  in  die  Mitte,  das  Notizbuch 
ward  als  Corpus  delicti  abgenommen  und  ich  in  feierlichem  Zuge 
zuerst  durch  ein  Gässchen,  dann  durch  die  Hauptstrasse  der  Stadt 
Kufstein  auf  das  Platzkommando  geführt.  Nie  werde  ich  die  mitlei- 
digen Blicke  der  Frauen  und  Mädchen  vergessen,  welche  mir 
auf  jenem  Zuge  begegneten.  Denn  es  war  Sonntag,  das  schönste 
Wetter  und  daher  alles  voll  Menschen.  Damals  war  mein  Schwager, 
der  Hauptmann  Baron  Hermann  Licht ent  hurn,  Platzkommandant 
in  Kufstein.  Als  ich  eintrat,  hielt  er  das  Zusammentreffen  mit  den 
Wachen  für  zufallig  und  glaubte,  ich  mache  ihm  einen  Besuch. 
Das  mehrfache  Missversländniss  klarte  sich  natürlich  unter  Lachen 
und  Scherzen  alsogleich  auf  und  ich  erhielt  die  zur  Besteigung  des 
Festungsberges  nöthige  Passirkarte,  an  die  ich  in  dem  Bewusst- 
sein  der  Harmlosigkeit  meiner  Forschungen  früher  nicht  gedacht 
hatte.  Da  ich  einmal  das  Genus  Cronartium  genannt  habe,  kann 
ich  meine  Verwunderung  nicht  unterdrücken,  wie  Bonorden  in 
seiuem  Handbuche  der  Mykologie  S.  314  Cronartium  aus  dem 
Reiche  der  Pilze  ausschliessen  und  für  einen  blossen  Blattauswuchs 
erklären  konnte.  Es  ist  nicht  denkbar,  dass  dieses  Urtheil  sich  auf  mi- 
kroskopische Beobachtung  gründet  und  auch  ohne  diese  ist  es  ein 
ganz  apartes  Curiosum.  Gerade  von  dem  im  Einzelnen  so  vortreff- 
lichen Bonorden  wäre  ein  solches  Urlheil  nimmer  zu  erwarten 
gewesen.  Allein  das  ist  eben  eine  Ausnahme  und  solchen  Ausnah- 
uien,  gerade  oft  den  unbegreiflichsten  sind  alle  Weibgebornen  unter- 
worfen. Ouandoque  dormitat  et  bonus  Homerus. 

Nun  aber  zum  dritten,  ernsten  Falle.  War  der  erste  eine 
blosse  kleine  Fatalität  gewesen,  der  zweite  ein  kurzes  Lustspiel, 
so  war  dieser  jüngste  und  ich  will  hoffen  letzte,  ein  Schauspiel, 
dessen  endliche  Lösung  zwar  nach  Wunsch  erfolgte,  dessen  Ver- 
lauf aber  höchst  peinlich  war  und  mir  noch  in  der  Erinnerung 
gräulich  ist.  Wir  zählten  1866,  der  Waffenstillstand  mit  Preussen 
war  geschlossen;  ich  war  mit  Frau  und  Kindern  in  raschester  Eile 
aus  den  staubigen,  glühenden  Strassen  Wiens  in  das  grüne  frische 
Oberösterreich  gezogen.  Welch  ein  Wechsel!  Abends  noch  an  der 
Wien,  um  im  Dampfschifffahrtshause  die  leidige  Kunde  zu  erfahren, 
dass  noch  kein  Schiff  disponibel  sei,  weil  während  des  Krieges  alle 
Fahrzeuge  in  Ungarn  geborgen  worden  waren.  Des  anderen  Tages 
früh  Morgens  in  Amstetten,  dann  unter  strömendem  Regen,  aber 
angeweht  von  leisem  Ostwinde,  des  schönen  Wetters  Boten,  und 
angelacht  von  Wald  und  Wiesen  mit  dem  aliersaftigsten  Laub-  und 
Tannengrün  zur  Donau  und  im  kleinen  Kahne,  denn  auch  die  Tie- 
fenbacher Schiffbrücke  war  des  Krieges  wegen  abgebrochen,  nach 
Grein,  wo  der  „Schwall"  den  Vorhof  bildet  der  nahenden  Katarak- 
ten, die  unter  dem  Namen  des  Donaiistrudels  aller  Welt  bekannt 
sind  und  durch  die  Kunst  der  Ingenieure  in  nicht  ferner  Zeit  nur 
mehr  der  Geschichte  der  durch  die  Menschen  herbeigeführten  Aen- 
derungen  der  Erdoberfläche  angehören  werden.  Nördlich  von  Grein 


53 

gegen  den  Böhmerwald  zu  dehnt  sich  das  Machland  aus,  eine  unbe- 
schreiblich abgelegene  Gegend,  in  der  die  Bäche  und  Flüsse  in 
tiefen  Schluchten  sich  durch  das  granitene  Gebein  der  Berge  wüh- 
len, die  Kalkarnmth  des  Bodens  ein  schwachknochiges  Geschlecht 
bedingt,  einsam  auf  den  Berghöhen  lebend,  ohne  Städte  und  mit 
sparsamen  Dörfern,  aber  voll  aller  Forste,  alter  Burgen,  alter  Kir- 
chen und,  wo  der  Tannenwald  einen  Ausblick  erlaubt,  mit  der 
prächtigsten  Fernsicht,  wie  von  einem  hohen  Throne  aus  auf  das 
Alpenland  im  Süden  der  Donau,  zuerst  auf  die  Stromufer,  dann 
auf  die  anschwellenden  Hügel,  weiter  auf  die  Voralpen  und  auf 
die  nackten  Kalkgipfel,  endlich  auf  die  Gletscher  und  Firnspitzen. 
Wer  die  Nordalpen  mit  Einem  Blicke  in  ihrer  ganzen  Herrlichkeit 
übersehen  will,  der  steige  im  Frühschein  des  Morgens  nach  einem 
Gewitter  auf  eine  Kuppe  des  Machlandes.  Eine  solche  Kuppe  ist 
St.  Thomas  am  Blasenstein,  wo  ich  im  Jahre  1862  gewesen  war 
und  sehnsüchtig  nach  der  nördlicher  gelegenen  Burgruine  Rutten- 
stein  geblickt  hatte.  Dieses  Ruttenstein  war  das  Ziel  einer  kleinen 
botanischen  Reise,  welche  ich  von  Grein  aus  den  7.  August  1866 
mit  meinem  damals  zehnjährigen  Sohne  Hans  unternahm.  Eine  Car- 
riolpost  führte  uns  nach  Minichdorf,  wo  übernachtet  wurde.  Des 
anderen  Tages  lange  vor  Sonnenaufgang  gingen  wir  bei  der  grell- 
sten Morgenröthe  in  das  Thal  der  Naarn,  die  in  ihrem  keltischen 
Namen  ein  Denkzeichen  der  alten  Landesbevölkerung  gleich  den 
anderen  Flüssen  des  Mühlvierlels,  dessen  unteren  Theil  das  Mach- 
land ist,  darbietet.  Dort  fand  ich,  seit  dem  Jahre  1833,  wo  ich  sie 
an  den  Ufern  des  Gurkflusses  in  Kärnten  beobachtet  hatte,  wieder 
zum  ersfenmale  die  rosenroth  blühende  Spiraea  salicifoUa,  dann 
am  Hügel  von  Ruttenstein  in  den  Mauerritzen  und  auf  den  Schutt- 
halden äusserst  zahlreich  und  üppig  den  seltsamen  Scleranthus 
perennis.  Unterdessen  hatte  sich  über  das  Land  gegen  die  Donau 
ein  solches  Meer  von  schleichenden,  wurmartigen  iVebeln  gezogen, 
die  Sonne  hatte  sich  so  verfinstert,  die  Wolken  waren  so  graublau 
und  ballenartig  geworden,  dass  ich  nie  ein  drohenderes,  schreck- 
licheres Vorspiel  eines  kommenden  Unwetters  gesehen  hatte.  Nun 
galt  es  zu  eilen.  Nur  im  Fluge  konnte  ich  noch  hie  und  da  eine 
Pflanze  von  der  nächsten  Umgebung  des  geraden  Weges  aufneh- 
men. So  hatte  ich  damals  das  nordische  Hypnum  ochraceum  kurz 
vor  Pierbach  am  Flussufer  gefunden.  In  diesem  Dorfe  war  um 
keinen  Preis  ein  Wagen  zu  bekommen  gewesen.  Während  ich 
unter  den  ersten  schweren  Regentropfen  gegen  Zellhof  anstieg, 
fasste  ich  den  Entschluss  im  dortigen  Gasfhause  den  ärgsten  Sturm 
abzuwarten  und  um  eine  Fahrgelegenheit,  die  mich  bis  Grein 
führen  sollte,  zu  schicken.  Während  ich  in  der  Stube  sass  und  den 
gemachten  und  noch  zu  machenden  Weg  auf  einem  von  mir  mit- 
genommenen Anschnitte  der  S  t  einhaus erischen  Karte  von  Nie- 
derösterreich, die  auch  einen  Theil  von  Oberösterreich  umfasst, 
studierte,  näherte  sich  mir  ein  Gerichtsdiener  von  Pregarten  und 
forderte  mich  auf,   ihm    in  das   Nebenzimmer  zu  folgen.    Dort  fand 


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ich  zwei  als  Zeugen  berufene  Bauern.  Als  ich  mit  meinem  Sohne 
Hans  eintrat,  fragte  er  mich  im  Namen  des  Gerichtes  um  meinen 
Pass.  Ich  sagte,  dass  ich  keinen  habe,  indem  ich  in  Grein  in  der 
Sommerfrisclie  sei,  von  woher  ich  einen  botanischen  Ausflug  gemacht 
habe.  Allein  das  half  nichts.  Ich  und  mein  Sohn  wurden  der 
genauesten  Untersuchung  unterzogen.  Die  Landkarte,  ja  das  blosse 
Erscheinen  in  diesem  Thale,  wo  Touristen  zu  den  gänzlich  unbe- 
kannten Wesen  gehören,  hatte  in  dieser  Zeit,  wo  man  überall 
preussische  Spione  witterte,  Verdacht  erregt.  Der  Besitzer  von 
Greiuburg,  dem  prächtig  gelegenen  Schlosse  ober  Grein,  dem  auch 
Zellhof  und  Ruttenstein  gehören,  d.  i.  der  regierende  Herzog  von 
Sachsen -Koburg  war  ein  Verbündeter  Preussens  gewesen.  Sein 
Güterdirektor  war  wegen  Verdachtes  solcher  Umtrieije  in  Wien  im 
Gefängnisse  und  die  Untersuchung,  welche  dessen  Unschuld  erwiesen 
hat,  war  noch  nicht  zu  Ende  geführt.  Zufällig  war  ein  Koburgischer 
Jäger  am  Wirthstische  gesessen  und  ich  hatte  mich  mit  Verwen- 
dung der  Karle  mit  ihm  in  ein  Gespräch  über  die  Gegend  einge- 
lassen. Das  hatte  den  Verdacht  auf's  höchste  gesteigert.  Ich  war 
also  ein  Spion.  Ich  war  auch  einer,  aber  die  Gegenstände  meiner 
Espionage  waren  schöne  Pilze,  seltene  Moose,  grüne  Farne;  sonst 
hatte  ich  nichts  auszuspioniren.  Mein  Notizbuch  war  voll  lateini- 
scher Pflanzennamen.  Der  Gerichfsdicner  und  die  Bauern  verstanden 
aber  nur  deutsch;  also  ein  neuer  Verdacht,  unverständliche  Notizen 
in  einer  fremden  Sprache.  Der  Gerichtsdiener  erklärte  mir  nun,  ich 
sei  sein  Gefangener  und  müsse  mit  meinem  Sohne  nach  Pregarten 
zu  Gericht.  Es  war  ein  Wetter,  um  keinen  Hund  auf  die  Strasse 
zu  jagen,  kein  Wagen  vorhanden,  Hans  und  ich  in  leichten  Klei- 
dern, bereits  erschöpft  durch  den  Marsch  seit  4  Uhr  Morgens  und 
durch  die  Aufregung  dieser  Szene.  Pregarten  war  vier  Stunden 
weit  entfernt.  Dorthin  sollten  wir  zu  Fusse  bei  Sturm  und  Platz- 
regen wandern.  Das  war  mehr  als  eine  Unannehmlichkeit,  weit 
mehr,  es  war  eine  Lebensgefahr,  namentlich  für  das  zarte  Kind, 
das  bei  dem  ersten  Worte,  dass  ich  ein  Gefangener  sei,  in  Thräncn 
ausbrach  und  auf  das  rührendste  um  meine  Befreiung  bat.  Die 
Lage  war  fast  eine  verzweifelte.  Ich  musste  trachten  durch  Gründe 
zu  überreden;  allein  wie  schwer  war  es  die  richtige  Grenze  zu 
finden,  nicht  zu  beleidigen,  wo  ich  widerlegen,  nicht  aufzureizen, 
wo  ich  besänftigen  wollte.  Es  musste  mir  an  der  Rückkehr  nach 
Grein  Alles  daran  liegen.  In  welche  namenlose  Angst  hätle  ich 
meine  Frau  und  meinen  älteren  Sohn  gestürzt,  wenn  ich  zwei, 
drei  Tage  ausgeblieben  wäre,  nachdem  ich  an  dem  bestimmten 
Tage  erwartet  war.  In  Pregarten  keine  Postverbindung  mit  Grein, 
ausser  über  Linz.  Erst  in  Linz  persönliche  Bekannte,  die  das  Miss- 
verständniss  lösen  konnten.  Es  verflossen  nun  zwei  qualvolle  Stun- 
den, in  denen  das  Zünglein  hie  und  wieder  schwankte.  Mit  Schauder 
erinnere  ich  mich  jener  Stunden,  in  denen  ich  meiner  und  meines 
Sohnes  persönlicher  Freiheit  beraubt  war.  Damals  ward  mir  klar, 
wie   so  die  -Freiheitsstrafe  die  empfindlichste  aller   Strafen  sei  und 


55 

so  zu  sagen  alle  anderen  in  sich  fasse.  Das  geringe  Geld,  welches 
ich  bei  mir  hatte  und  offenbar  nur  zu  einem  ganz  kurzen  Ausfliige 
hinreichte,  der  mitgenommene  Knabe,  die  richtigen  Antworten  auf 
eine  Menge  Kreuz-  und  Querfragen  über  Personen  in  Linz,  die 
Pilze,  Moose  und  Flechten,  die  Blumen  und  Kräuter  in  meiner  Bo- 
tanisirbüchse  trugen  endlich  den  Sieg  über  die  Zweifel  an  den 
Angaben  über  mich  und  den  Zweck  meiner  Reise  davon.  Ich  war 
wieder  frei.  Tieferschüttert  bestieg  ich  den  endlich  aufgetriebenen 
Wagen  und  kehrte  noch  am  selben  Abend  nach  Grein  zurück.  Die 
sinkende  Sonne  beleuchtete  das  prächtige  Schauspiel  der  drei  Burgen 
Klamm,  Greinburg  und  Kreutzen,  welche  scheinbar  sehr  genähert 
die  Gegend  beherrschten  und  der  Donau  in  der  Tiefe,  welche  am 
Rande  Grein's  gleichsam  einen  See  bildet,  in  dem  die  Dampfer  und 
Holzschiffe  eine  lebhafte  Staffage  bilden.  Mit  der  Dämmerung  war 
ich  wieder  zu  Hause;  allein  erst  nachdem  ein  mehrtägiges  Fieber 
das  gestörte  Gleichgewicht  hergestellt  hatte,  konnte  ich  wieder 
einigermassen  die  verlorne  Stimmung  wiederfinden.  Das  Machland 
aber  sah  ich  nimmer  wieder. 


Literaturberichte. 

—  „Gartenflora  von  Norddeutschland  für  angehende 
Botaniker,  Gärtner,  Lehrer  und  Blumenfreunde"  bearbeitet  von  F. 
C.  Laban.  Hamburg  bei  Meissner.  1867.  Octav  p.  314. 

Der  Verfasser  des  vorliegenden  Werkes  beabsichtigte  nur  eine 
Anweisung  zum  Selbstbestimmen  der  in  den  Gärten  Norddeutschlands 
im  freien  Grunde  vorkommenden  Bäume,  Sträucher,  Stauden 
und  Kräuter  zu  schreiben.  Er  schliesst  somit  alle  Pflanzen  des  kalten 
und  warmen  Hauses  vollkommen  aus  und  beschränkt  sich  auf  einen 
viel  engeren  Kreis  von  Culturgewächsen,  als  es  Bosse  und  Ber- 
ger in  ihren  sehr  guten  Handbüchern  thaten.  Das  vorliegende  Buch 
zerfällt  in  drei  Hauptabtheilungen.  Die  erste  p.  1—49  dient  zum 
Bestimmen  der  Gattungen  und  folgt  dem  L in n eischen  Systeme. 
Die  zweite  bei  weitem  grössere  (p.  50 — 290)  ermöglicht  das  Auf- 
finden der  Arten  und  enthält  die  Gattungen  in  der  Reihenfolge  des 
Systemes  von  De  Candolle.  Die  dritte  endlich  gibt  eine  Ueber- 
sicht  über  die  Charaktere  der  einzelnen  vorkommenden  natürlichen 
Familien  (p.  290—313).  In  sämmtlichen  drei  Schlüsseln  ist  das  Detail 
des  behandelten  Materiales  nach  der  analytischen  Methode  gruppirt. 
Dem  Zwecke  des  Buches  entsprechend  werden  hauptsächlich  jene 
Merkmale  hervorgehoben,  welche  in  die  Augen  fallen  und  die  Pflanze 
leicht  erkennen  lassen.  Bei  den  Arten  werden  nebst  den  nöthigsten 
Differentialcharakteren  noch  angegeben  die  beiläufige  Grösse,  die 
Blüthezeit,   die  Lebensdauer,   endlich   das  Vaterland.   Der  Verfasser 


56 

bewährt  sich  dabei  als  ein  praktisch  erfahrener  Kenner  der  Garten- 
pflanzen und  dem  entsprechend  kann  sein  Werk  für  Anfänger  und 
Dilettanten  auch  als  ein  ganz  praktischer  Schlüssel  zum  Finden  des 
Namens  der  im  Freien  ausdauernden  Gartenpflanzen  anempfohlen 
werden.  Dr.  H.  W.  Reichardt. 

Spravvozdanie  Komisyi  Fizograficznej  c.  k.  Tovvarzystvva  nau- 
kowego  Krakowskiego  etc.  Krakow  1867.  (Bericht  der  physiographi- 
schen  Commission  der  Krakauer  gelehrten  Gesellschaft).  Die  Giün- 
dung  dieser  Gesellschaft  wurde  seiner  Zeit  von  Manchem  mit  Freuden 
begrüsst,  man  glaubte  eine  neue  Aera  für  die  naturwissenschaft- 
liche Durchforschung  Galiziens  herangebrochen  und  erwartete  von 
ihr  eine  Thätigkeit;  wie  sie  in  einem  Lande,  das  in  seinen  ver- 
schiedenen Beziehungen  zur  Wissenschaft  unbekannt  dasteht,  ange- 
zeigt ist.  Der  vorliegende  Band  ist  das  erste  Lebenszeichen,  das 
dieselbe  von  sich  gegeben,  eine  Reihe  von  verschiedenen  Abhand- 
lungen finden  sich  vor,  die  insgesammt  zu  besprechen  der  kurze 
Raum  nicht  gestattet,  wesshalb  nur  die  botanische  Abtheilung 
berücksichtigt  werden  soll.  Dieselbe  enthält  fünf  botanische  Auf- 
sätze. 1.  Vegetation  der  Umgebung  von  Lezajsk  von  V.  Jablonski. 
Der  Verfasser,  bekannt  durch  seine  Beiträge  zu  Herbich's  letzten 
Arbeiten,  schildert  die  Vegetation  dieses  im  Rzeszower  Kreise  ge- 
legenen Städtchens,  das  er  öfters  besuchte  und  zählt  dann  unter 
Angabe  der  Standorte  gegen  513  Arten  auf.  Interessant  ist  das 
Auffinden  der  Scabiosa  australis  Wulf.,  die  für  Galizien  neu  ist. 
Verfasser  führt  sie  als  S.  inflexa  Kluk  auf.  Dieser  den  westeuro- 
päischen Botanikern  ungeläufige  Name  ist  älter  als  der  Wulfen 's 
und  wurde  von  Christof  Kluk  in  seinem  „Dykcyonarz  roslinny" 
etc.  Warschau  1788  im  dritten  Bande  S.  56  aufgestellt.  Die  Vor- 
würfe, die  Waga  in  seiner  „Flora  Polonica  Warschau  1848"  den 
deutschen  Floristen  machte,  waren  nur  zu  gerecht,  da  Wulfen's 
Name  ein  nichtssagender  und  unrichtiger  ist.  Kluk's  Beschreibung 
ist  so  trefflich,  dass  Ref.  als  er  sie  durchlas,  die  fragliche  Pflanze 
für  S.  australis  hielt,  was  er  später  von  Andern  bereits  bestätigt 
fand.  Die  J  ablonsk  ische  Arbeit  ist  ein  wichtiger  Beitrag  zur 
Flora  dieses  Kreises  und  befri  digt  vollkommen.  Von  den  folgenden 
Aufsätzen:  2.  Stryer  Pflanzen  von  Pastor  Zipser.  3.  Pfl.  von  Za- 
hle, der  Czarna  Hora  und  Burkuts  im  Kolomea-Kreise  von  P.  Wit- 
wicki.  4.  Pfl.  aus  der  Umgebungvon  Sokolnik  im  sandomirer  Walde 
von  Dr.  J.  Jachno.  5.  Kryptogamische  Gewächse  aus  der  Umgebung 
von  Biala  von  J.  Rabl,  kann  dieses  nicht  gesagt  werden.  Sie 
stellen  bloss  alphabetische  Verzeichnisse  dar,  die  Nomenclatur  der- 
selben trägt  nichts  Modernes  an  sich,  mit  der  Synonymik  wurde 
leicht  gehandhabt,  Namen  wie  Juncus  communis  E.  Meyer  und  J 
effusus  L.  u.  s.  w.  stehen  unbeanstandet  neben  einander.  Sie  wurden 
nach  Pflanzensammlungen,  welche  diese  Herren  der  physiographi- 
schen  Gesellschaft  überschickt  haben,  zusammengestellt,  erhielten 
somit  ihre  Adjuslirung  von  einem  Redactionsmitgliede,  was  uns  um 
so  mehr  befremdet,  da  wir  an  der  Spitze  der  Commission  Männer, 


57 

die  auf  dem  heutigen  Standpunkte  der  Phytografie  nicht  aber  auf 
dem  vor  40  Jahren  stehen,  wähnten.  Weiter  folgen  phänolog-ische 
Beobachtungen  begonnen  in  Lemberg  von  Dr.  Rohrer,  im  Kra- 
kauer botanischen  Garten  von  der  Direclion  desselben  und  in  Po- 
degrodzie  von  Dr.  Grzegorzek.  Schliesslich  ist  noch  zu  erwäh- 
nen die  Uebersicht  der  bisher  trigonometrisch  gemessenen  Punkte 
der  Tatra  und  der  benachbarten  Thäler  von  Dr.  E.  Janota.  Es 
ist  diess  eine  mit  grosser  Sorgfalt  und  Literaturkenntniss  (diese 
reicht  bis  zum  Jahre  1620  zurück)  zusammengestellte  Arbeit, 
welche  inedirte  Angaben  von  Blasius  enthält  und  unter  Zahl  5. 
Beiträge  zur  Verbreitung  der  Bäume  und  Sträucher  in  der  Tatra 
liefert.  Schliesslich  was  den  Antrag  des  Dr.  Czer  wiako  wsk  i, 
Sammlungen  in  verschiedenen  Gebenden  Galiziens  vornehmen  zu 
lassen  und  diese  zu  honoriren,  betrifiPt,  so  hält  Ref.  diess  für  total 
unzweckmässig  und  es  angezeigter  wäre,  die  botanisch  unbekannten 
oder  interessanten  Punkte  durch  junge  Forscher,  an  denen  es  auch 
in  Galizien  nicht  mangelt  bereisen  zu  lassen.  xA.domonere  voluimus 
non  mordere,  prodesse  non  laedere.  Josef  Armin  Knapp. 


Correspondeuz. 

Grosswardeln,  den  13.  December  1867. 

Auf  der  Hieherreise  machte  ich  von  Czegled  aus  einen  Ab- 
stecher nach  Pesth,  um  daselbst  2  Tage  zuzubringen.  Ich  sah  da- 
selbst im  Nationalmuseum  wegen  einiger  dubiösen  Pflanzenarten 
im  Herbur  Kitaibel's  und  in  den  Sammlungen  Friwa  Ids  zki's 
aus  Rumelien  nach,  fand  aber  nicht  Alles,  was  ich  suchte.  Nament- 
lich thut  mir  leid,  KU  Qih  el's  Grosswavde'mer  Corydalis  clamculata 
nicht  angetrofTen  zu  haben.  Von  Hibiscus  fulvus  befindet  sich  im 
Kitaibel's  Herbar  1  Exemplar;  aber  der  Standort  ist  nicht  näher 
angegeben.  —  In  der  Friwaldszkischen  Sammlung  kam  ich  auf 
mehrere  interessante  Sachen.  So  z.  B.  findet  sich  daselbst  unter 
dem  Namen  Sesleria  sphaer acephala  eine  Pflanze,  die  ich  für  Alo- 
pecurus  brachystachys  M.  a  B.  halte;  ein  Crocus  bißorus  von  Kar- 
lova  ist  eine  ganz  neue  Art,  die  Pancic  auch  in  Serbien  als  C. 
minimus  aufführt  und  die  ich  in  Briefen  Crocus  Pancicii  nannte 
etc.  etc.  —  Der  kleine  botanische  Garten,  den  ich  mit  mir  führe,  be- 
findet sich  ganz  wohl.  Die  zwei  Zwiebel  der  Kazaner  Tulpe  haben 
bereits  zollhoch  gelrieben;  Hieraciiim  rhodopaemti  kommt  ganz  gut 
fort;  Iris  Reichenbachii,  lepida  ebenfalls.  Auch  Ferula  üeuffelii 
entfaltet  schon  Knospen,  obwohl  ich  die  derben  Rhizome  blos  in 
Tücher  eingewickelt  habe  und  erst  in  Siebenbürgen  eingraben  will, 

J  a  n  k  a. 


58 

Staykowo  in  Posen,  den  19.  December  1867. 

Erigeron  droebachensis  hält  Dr.  Ascherson  nur  für  eine 
auf  feuchterem  Boden  wachsende  Varietät  von  Erigeron  acre,  dem 
widerspricht  aber  ihr  hiesiges  Vorkommen  ganz  entschieden,  da  sie 
hier  an  dem  Südostabhange  eines  sehr  dürren  Höhenzuges  steht, 
während  Erigeron  acre  häufig  auf  viel  fruchtbarerem  Boden  vor- 
kommt, und  doch  unterscheidet  sie  sich  ausser  durch  die  schwache  Be- 
haarung auch  auffallend  durch  den  hohen  kräftigen  Wuchs.  Ich 
werde  im  nächsten  Jahre  Versuche  mit  Aussaat  des  Samens  auf 
verschiedenem  Boden  anstellen.  Veronica  anagalloides  Guss.  habe 
ich  hier  ebenfalls  an  mehreren  Stellen  gefunden.  Die  Behaarung 
kann  als  Hauptmerkmal  nicht  gelten,  da  dieselbe  nach  meinen 
Beobachtungen  an  allen  Formen  von  Veronica  Anagallis  aquatica 
L.  vorkommt,  auch  an  Formen  die  im  tiefen  Wasser  wachsen.  Da- 
gegen scheint  die  den  Kelch  überragende  Kapsel  ein  viel  besseres 
Merkmal  zu  sein,  da  ich  bis  jetzt  wenigstens  noch  kein  Exemplar 
gefunden  habe,  das  diese  Form  der  Kapsel  gezeigt  hätte  und  nicht 
auch  Drüsenhaare  an  den  Fruchtstielchen  und  fast  ganzrandige 
Blätter  hatte.  R.  Hülsen. 

Kirchheim  u.  T.  Kgr.  Württemberg,  Jänner  1868. 

Es  können  gegen  frankirte  Einsendung  des  Betrages  folgende 
Pflanzensammlungen  von  mir  bezogen  werden.  Die  Preise  sind  in 
Gulden  und  Kreuzern  rheinisch,  in  Thalern  und  Silbergroschen 
preussisch  Courant  und  in  Franken  und  Centimen  angegeben.  1.  Blytt 
aliorumque  pl.  Scandinaviae.  Sp.  40—300.  fl.  1.36—12.0,  Thlr.  0. 
28—7.0,  Frcs.  3.44  —  25.80.  —  2.  Musci  frond.  Angliae,  Scotiae, 
Hiberniae.  Sp.  100.  fl.  12.0,  Thlr.  7.0,  Frcs.  26.  —  3.  Huet  du  Pa- 
villon pl.  m.  Pyrenaeorum  or.  et  centr.  et  Pedmontii,  Sp.  200  —  244. 
fl.  23.20—28.28,  Thlr.  13.10  —  16.8,  Frcs.  50.0—61.0.  —  4.  Mabille 
pl.  ins.  Corsicae.  Sp.  300.  fl.  36.0,  Thlr.  21.0,  Frcs.  78.0.  —  5.  Cesati, 
Caruel,  Savi  pl.  Italiae  borealis.  Sect.  IX.  Sp.  20—100.  fl.  2.Ü— 10.0, 
Thlr.  1.5—5.22,  Frcs.  4.28—21.40.  Auch  die  Lieferungen  I—VIII. 
stehen  zu  Diensten.  —  6.  Huet  du  P.  pl.  Siciliae,  Calabriae,  mont. 
Aprutior.  Sp.  217—583.  fl.  25.19—68.0,  Thlr.  14.14—38.26,  Frcs. 
54.25—145.75.  —  7.  Todaro  Flora  sicula  exsiccala.  Sp.  600.  fl.  56.0, 
Thlr.  32.0,  Frcs.  120.0.  —  8.  Heldreich,  aliorumque  pl.  Graeciae. 
Sp.  20-96.  fl.  2.24—11.31,  Thlr.  1.12—6.22,  Frcs.  5.20—24.96.  — 
9.  Huet  d.  P.  aliorumque  pl.  orientales.  (Graeciae  Asiae  min.,  Crelae.) 
Sp.  101.  fl.  18.51,  Thlr.  tO.23,  Frcs.  40.40.  —  10.  Kotschy  pl.  Persiae 
australis  rariores.  Sp.  100—400.  fl.  16.0—64.0,  Thlr.  9.4—36.16,  Frcs. 
34.30 — 137.20.  —  11.  Kotschy  pl.  Persiae  australis  vulgatiores.  Sp. 
20—100.  fl.  2.0—10.0,  Thlr.  1.5—5.22,  Frcs.  4.28—21.40.  —  12.  Ba- 
lansa  pl.  Lydiae.  (Smyrnae  caet.)  Sp.  112.  fl.  15.40,  Thlr.  8.29, 
Frcs.  33.60.  —  13.  Balansa  pl.  Ciliciae  C"'-  Tauri)  Phrygiae,  Cap- 
padociae.  Sp.  160.  fl.  22.24,  Thlr.  12.24,  Frcs.  48.0.  —  14.  Kotschy 
pl.  m.  Tauri  Ciliciae.  Sp.  20-70.   fl.  2.48.-9.48,   Thlr.  1.18-5.18, 


59 

Pres.  6—21.  —  15.  Blanche  pl.  Syriae.  Sp.  170.  fl.  23.48,  Thir.  13.18, 
Frcs.  51.0.  —  16.  A.  Fuchs  pl.  m.  Himelaya.  Sp.  20—100.  ft.  2.48—14.0, 
Thlr.  1.18—8.0,  Frcs.  6.0—30.0.  —  17.  Metz  pl.  Indiae  orientalis. 
(Prov.  Canara,  Mahratt.  auslr.,  Malabar.)  Sp.  50—660.  fl.  5.0—92.24, 
Thlr,  2.26  -52.24,  Frcs.  10.70—198.0.  —  18.  Metz  pl.  montium 
Nilagiri.  Sp.  50—720.  fl.  6.0-108.0,  Thlr.  3.15—62.22.  Frcs.  13.0 
—231.48.  —  19.  Thwaites pl.  zeylanicae.  Sp. 20— 1480.  fl.3.36— 266.24, 
Thlr.  2.2—152.28,  Frcs.  7.72—571.28.  —  20.  PI.  indicae,  qiiarum 
patria  specialis  ignota.  Determ.  Hasskarl.  Sp.  15—110.  fl.  1.30  —  11.0, 
Thlr.  0.26—6.10,  Frcs.  3.21—23.54.  —  21.  Choulette  aliorumque  pl. 
Algeriae.Sp.20-500.fl.  2.0— 50.0, Thlr.  1.5— 28.20,Frcs.  4.28— 107.0. 

—  22.  Paris  aliorumque  pl.  boreali-africanae  e  prov.  Sahel,  Kabylia  et 
e  deserto  Sahara.  Sp.  100—200.  fl.  12.0-24.0,  Thlr.  7.0—14.0,  Frcs. 
26.0—52.0.  —  23.  Kralik  et  Schiniper  pl.  Aegypti.  Sp.  20—175.  fl. 
2.0—21.36,  Thlr.  1.5—12.15,  Frcs.  4.28—45.50.  —  24-  Perrottet  et 
Brunner  pl.  Senegamb.  Sp.  10—90.  fl.  1.24— 12.3n,  Thlr.  0.24—7.6, 
Frcs.  3.0—27.0.  —  25.  Kumlien  pl.  civit.  Amer.  bor.  Wisconsin. 
Sect.  II.  Sp.  20-lOO.fl.  2.24-12.0,  Thlr.  1.12-7.0,  Frcs.  5.20— 26.0. 
Auch  von  der  ersten  Lieferung  sind  noch  Exemplare  vorhanden.  — 
26.  Lesquereux  Musci  frond.  Americae  borealis.  Sp.  80.  fl.  11.12, 
Thlr.  6.12,  Frcs.  24.0.  —  27.  PI.  territ.  rei  publ.  Ecuador.  Nur  z. 
Theil  bestimmt.  Sp.  20-130.  fl.  3.12-20.48,  Thlr.  1.25—11.26, 
Frcs.  6.86  —  44.60.  —  28.  Germain  pl.  chilenses.  Sp.  28—96.  fl.  5.14 

—  17.55,  Thlr.  3.0-9.20,  Frcs.  11.20—38.40.  —  29.  Verrieux  alio- 
rumque pl.  x\ovae  Hollandiae.  Sp.  18-100.  fl.  3.15-18.0,  Thlr. 
1.26—10.10,  Frcs.  6.95—38.60.  —  30.  Preiss  pl.  Novae  Hollandiae 
austro-occident.  Sp.  240.  fl.  36.0,  Thlr.  20.17,  Fres.  87.16.  —  Mit 
Ausnahme  der  Beckerschen  Wolgapflanzen  und  der  Breulelschen 
Pflanzen  von  den  Antillen,  die  vergriffen  sind,  sind  die  übrigen  P. 
57 — 60  des  Jahrganges  1867  dieser  Zeitschrift  aufgeführten  Pflan- 
zensammlungen noch  von  mir  zu  beziehen.  Buchhandlungen ,  die 
Bestellungen  zu  vermitteln  die  Güte  haben,  werden  höflichst  ersucht, 
sich  Kosten  für  Transport  und  Geldzusendung,  sowie  Provision  von 
den  Abnehmern  vergüten  zu  lassen.     Dr.  R.  F.  Hochenacker. 

Athen,  den  21.  Dccemb.T  1867. 
Im  Oktober  fiel  hier  der  erste  Regen.  Zu  dieser  Zeit  blühet 
eben  eine  Convolr)ulus-Ar\  mit  schönen  blauen  Blumen  und  diese 
zeigten  sich  bald  nach  dem  Regen  roth  punktirt,  gleichsam  als 
hätte  man  sie  aUe  mit  einer  Saure  besprengt.  Ich  beobachtete  diese 
Erscheinung  schon  mehrmals  und  schreibe  sie  der  Salpetersäure 
zu,  die  sich  in  Folge  elektrischer  Einwirkung  in  der  Atmosphäre 
bildet.  —  Seit  einer  Reihe  von  Jahren  sind  die  Griechen  grosse 
Freunde  aller  Arten  Bäder  geworden,  so  namentlich  auch  der  Mee- 
resbäder. Auf  verschiedenen  Inseln  des  griech.  Archipels  sind  Kräu- 
terbäder im  Gebrauche,  zu  denen  man  verschiedene  Strandpflanzen 
verwendet,  so:  Statice  maritima,  Zostera  marina,  Hedysarum  Al- 
hagi,  Sahola,  Halimus  u.  a.  Diese  Bäder,  welche  durch  den   Pflan- 


60 

zenabsud  chlor-,  jod-  und  bromhaltig  werden,  erweisen  sich  sehr 
heilsam  bei  Skrophelnkrankheiten.  —  Im  Kloster  des  heil.  Minas  auf 
der  Insel  Faros  befindet  sich  eine  Juglans  regia,  deren  Früchte 
kleiner  sind  als  die  gewöhnlichen  Nüsse  und  deren  sehr  dünne 
Schalen  sich  ganz  durchlöchert  und  zerschlitzt  bilden.  Will  man 
eine  solche  Nuss  zum  Keimen  bringen,  so  muss  man  sie  in  Baum- 
wolle oder  ein  Stückchen  Tuch  gehüllt  in  die  Erde  legen,  damit 
die  Feuchtigkeit  auf  sie  langsamer  einwirken  könne.  Ohne  den  Ge- 
brauch dieser  Massregel  verfault  sie  stets  im  Boden.  —  Die  Rinde 
von  Ailanthus  glandulosa  zeigt  sich  sehr  wirksam  gegen  den  Band- 
wurm. Ich  habe  schon  bei  vielen  Leuten  dieses  Mittel  mit  dem 
besten  Erfolge  versucht.  —  Es  gibt  bei  uns  eine  Morus-hrX,  deren 
wohlschmeckende  Früchte  vom  Safte  strotzen,  aber  Finger  und 
Lippen  so  nachhältig  rolhblau  färben,  dass  man  es  vorzieht,  sie 
nicht  zu  geniessen;  obwohl  sie  sehr  kühlend  sind.  Sonderbar  ist  es, 
dass  die  Blätter  des  Baumes  auch  das  einzige  Mittel  bieten,  die 
Farbe  zu  entfernen,  welche  augenblicklich  verschwindet,  wo  sie  in 
Berührung  mit  dem  Safte  dieser  Blätter  gebracht  wird.  —  Aus  den 
gerösteten  Knollen  der  Asphodelus  bereiten  die  Orientalen  eine 
dextrinhältige  Substanz,  die  von  Schuhmachern,  Buchbindern  u.  a. 
als  Kleister  verwendet  wird.  Der  frische  Saft  dieser  Knollen  aber 
wird  vom  Volke  in  Form  von  Einreibungen  gegen  mancherlei  Haut- 
krankheiten gebraucht.  —  Conyza  squarrosa  kommt  in  Griechen- 
land allenthalben  vor  und  man  benützt  die  Pflanze  zum  Fange  von 
Flöhen  und  Mücken,  die  an  ihrer  klebrigen  Oberfläche  hängen  blei- 
ben. Auf  Kreta  wird  die  Pflanze  als  letztes  Mittel  gegen  typhöse 
Fieber  angewendet.  Zu  diesem  Zwecke  wird  das  Bett  des  Kranken 
mit  derselben  bestreuet  und   er  selbst  mit  ihr  vollkommen  bedeckt. 

Landerer. 


Versammlung  deutscher  Naturforscher  und 

Aerzte. 

Die  41.  Versammlung  deutscher  Naturlorscher  fand  in  Frank- 
furt a.  M.  vom  19.  bis  zum  24.  September  v.J.  statt.  In  der  Sektion 
für  Botanik  kamen  nachfolgende  Gegenstände  zur  Verhandlung: 

In  der  Sitzung  am  19.  Sept.  unter  dem  Vorsitze  von  J.  D. 
Wetter  hau  wies  PoU  ender,  gestützt  auf  den  Briefwechsel  zwi- 
schen Malpighi  und  H.Oldenburg,  welcher  bei  dem  Erscheinen 
von  Malpighi's  „Anatomes  plantarum  idea"  Sekretär  der  Royal 
Society  war,  die  Selbstständigkeit  der  Forschungen  von  Grevv 
neben  denen  Malpighi's  ausführlich  nach  und  gab  sodann 
einige  Bemerkungen  über  seine  neueste  Arbeit  „über  das  Entstehen 
und  die  Bildung  der  kreisrunden  OefTnungen  in  der  äusseren  Haut 


61 

dos  Blülhcnstaubes."  —  Hildebr and  sprach  über  den  Einfluss 
der  Bastartirung  auf  die  Fruchtbildung.  Neubert  bemerkte,  dass 
die  Bastartfruchtbildung  nur  zwischen  schon  hybridisirten  Arten 
bekannt  sei.  Kanitz  erwähnte  einer  Bastartfruchtbildung  zwischen 
Lycopersicum  esculentum  und  Capncum  annuum.  —  Hildebrand 
zeigte  einen  15jahrigen  von  Gcisblallranken  umschlungenen  und  diese 
überwallenden  Birkenstamm  vor.  Der  untere  Theil  des  überwallten 
Statnmstückes  vom  Geisblatte  hatte  9,  der  mittlere  4  und  der  obere 
6  Jahresringe.  Fleischer  erwähnte  ein  ähnliches  Vorkommen  an 
Eschen.  —  Hildebrand  sprach  über  die  Pollinien  der  Asclepia- 
deen.  Die  Pollenschläuche  entwickeln  sich  nur  aus  bestimmten  Re- 
gionen, aui  scharfen  Winkel  des  aui  Träger  haftenden  Polliniums. 
Das  am  Fusse  eines  Insektes  hängende  Pollinium  wird  später  so 
gewendet,  dass  diese  Stellen  der  Narbenfläche  beim  Abstreifen 
vom  Insektenfusse  zugekehrt  werden.  Derselbe  besprach  ferner 
Achlya  racemosa  Hild.,  Syzygites  ampeUnos  Hild.  und  S.  echi- 
nocarpus  Hild.  —  Bail  besprach  den  Zusammenhang  zwischen 
Empusa  Muscae  und  Mticor  racemosus.  Im  Wasser  schwimmende 
Fliegen  lassen  nicht  Empusa  sonder  Achlya  entstehen.  Saprolegnia 
und  Achyla  sind  nicht  zu  trennen.  Fliegen,  welche  auf  feuchtem 
Moose  liegen,  erzeugen  neben  Empusa  auch  Mucor  racemosus. 
Auch  Raupen  werden  durch  Empusa  getödtet.  Raupen  von  Noclua 
piniperda  verheerten  bei  Danzig  22.000  Morgen  von  Wäldern,  sie 
wurden  fast  gänzlich  durch  Empusa  wieder  vernichtet.  Aus  der  an 
den  Puppen  vorkommenden  Pilzbildung  entstand  durch  Cultur  ein 
neuer  Mucor  CRhizopus^,  auch  Zygosporenpflanzen,  sowie  Pflänz- 
chen  zweier  Cephalosporiumarten  wurden  erzogen.  —  Hoffmann 
erwähnte,  dass  es  ihm  gelungen  sei  aus  Mucor  zu  erziehen  Achlya, 
indem  er  erstere  auf  Fischschuppen  übertrug.  Unter  Wasser  bilde 
sich  Saprolegnia,  an  der  Luft  aber  Mucor.  —  Wetterhan  theilte 
mit,  dass  Barkhausia  setosa ,  welche  1865  bei  Frankfurt  an 
einem  einzigen  Standorte  nur  sehr  spärlich  vorgekommen  sei,  im 
nächsten  Jahre  in  reichlicher  Menge  aufgetreten  sei. 

In  der  zweiten  Sitzung  am  20.  Sept.  unter  dem  Vorsitze  von 
Prof.  Hoffmann,  theilte  Thome  seine  Untersuchungen  der  Reis- 
wasserstühle mit,  in  welchen  er  eine  neue  Fadenpilzform,  Cylin- 
drotaenium,  nebst  Bacterien  vorfand.  Jener  Fadenpilz  unterscheidet 
sich  von  Oidium  durch  die  succedaup  Abschnürrung  der  Sporen. 
Hallier  fand  neben  dieser  Form  noch  eine  zweite  Fruktifikation, 
eine  mit  Sporen  erfüllte  Blase,  welche  er  zu  Urocystis  zieht.  Frische 
dem  Epithel  der  Zunge  entnommene  Zellen  werden  nun,  mit  Bac- 
terien zuammengebracht,  sichtlich  schneller  desorganisirt.  Solche 
inficirte  Zellen  des  Epithelgewebes  der  Zunge  gleichen  in  ihrem 
Zustande  vollständig  den  in  dem  Darm  der  Cholerakranken  sich 
vorfindenden  Epithelzellen.  Die  den  Darmzelkm  anhaftenden  Kör- 
perchen stimmen  mit  den  in  den  Reiswassersttihlen  befindlichen 
Bacterien  überein.  Desinficirung  wird  durch  Eisenvitriol  leichter 
herbeigeführt,   als  durch  Chlorkalk,   am  leichtesten  aber  durch  Mi- 


neralsäuren,  Prof.  Hoffmann  setzte  seine  Bedenken  über  das 
Vorgetragene  auseinander.  Die  Baclerien  selbst  können  keine  Zer- 
setzung hervorrufen,  sie  setzen  schon  eine  Zersetzung  voraus.  Es 
gebe  keine  specifischen  Cholerapilze,  so  wie  keine  specifischen 
Gahrungspilze  existiren,  vielmehr  allverbreitete  Schimmelpilze,  je 
nach  den  Bedingungen,  die  einzelne  Gahrungsformen  veranlassen. 
So  erklärte  er  auch  die  vermeintlichen  Cholerapilze  für  Formen 
von  Baclerien,  Oidiiim,  Mucor,  PenicilUum.  Prof.  Pettenkofer 
wies  darauf  hin,  dass  Contagiositat  des  Cholerakeimes  keine  direkt 
wirkende  sei.  Sie  werde  vielmehr  bedingt  von  der  Mitwirkung  des 
Bodens,  in  welchen  die  Cholerastühle  gelangen,  dann  von  der  Jah- 
reszeit. Bei  botanischen  Untersuchungen  über  die  Cholerakeime 
sind  daher  die  Bodenverhältnisse  zu  verschiedenen  Zeiten  des  Jahres 
zu  beobachten. 

In  der  dritten  Sitzung  am  21.  Sept.  unter  dem  Vorsitze  des 
Dr.  Hasskarl  besprach  Woronin  eine  eigenthümliche  Enlwicke- 
lungsweise  einer  neuen  Pyrenomyceten-Gattung  Sordaria,  welche 
3  Fruklifikationsformen  besitzt.  —  Bail  besprach  seine  neuere 
Arbeiten  über  Gahrungspilze.  Die  Hefe  stelle  keinen  eigenthüm- 
ichen  Pilz  dar,  sondern  sie  entstehe  durch  Keimung  der  Sporen 
bekannter  Pilze  in  der  Maische.  —  Nöllner  gedachte  der  Ent- 
wickelung  grünen  organischen  Schlammes  unter  Umständen,  die 
ihm  für  eine  Generatio  sponlanea  zu  sprechen  scheinen;  ferner 
seiner  Untersuchungen  über  den  Einfluss  farbigen,  besonders  grünen 
Lichtes  auf  die  Entvvickelung  der  Laubmoose:  ferner  der  Bestim- 
mung der  Moosspecies  nach  den  Blättern  vermittelst  des  polari- 
sirten  Lichtes,  endlich  der  Bildung  des  Salpeters,  seiner  Aufnahme 
aus  dem  Boden  und  seines  Wiederzerfalls  in  der  Pflanze.  Letzterer 
sei  der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  zuzuschreiben,  da  Salpeterkry- 
stalle  sich  besonders  in  dem  Lichte  nicht  ausgesetzten  Pflanzentheilen 
finden.  —  Ohler  zeigte  Stöcke  von  Cissus  discotor  mit  sich  vom 
Lichte  abwendenden  Ranken;  ein  Beispiel  von  negativem  Heliotropismus. 

In  der  vierten  Sitzung,  den  23.  Sept.  unter  dem  Vorsitze  von 
Prof.  Wigand  besprach  Wetter  h an  eine  abnorme  Bildung  von 
Salvia  pratensis,  welche  sich  seit  5  Jahren  sowohl  im  Freien  als 
in  den  Garten  versetzt  konstant  erhält.  —  Hasskarl  theilte  eine 
Untersuchung  der  Grasblüthe  von  Dr.  Schenk  mit.  Lelzlerem  ist 
es  gelungen,  in  einer  Grasblüthe  neben  den  2  bekannten  Lodiculae 
noch  2  kleinere  derartige  Bildungen  aufzufinden.  Ihm  scheint  die 
Grasblüthe  aus  einer  Anzahl  alterniiender,  auf  ungleicher  Höhe  um 
den  Fruchtknoten  stehender,  zweigliederiger  Virtel  zusammenge- 
setzt, nämlich:  1.  Kreis  glumae,  2.  paleae,  3.  und  4.  Lodiculae  und 
5.  Kreis  Staubblätter.  Die  Dreizahl  der  Staubfäden  entsteht  nach 
ihm  dadurch,  dass  bei  einem  2  gliederigen  Kreise  3  nerviger 
Blätter  von  dem  einen  Blatte  nur  die  Mitlelrippe,  von  dem  andern 
aber  die  2  Seitennerven  zur  Antherenbildung  kommen.  Bei  Barn- 
husa  gelangen  alle  6  Nerven  der  2  Blätter  des  Staubblatikreises 
zur  Entwickelung.  Prof.   Wigand  bemerkte,    dass  er  die  palea  in- 


63 

ferior  für  ein  Deckblatt,  die  palea  superior  für  ein  am  Blüthenstiel 
befindliches  Vorblatt  halte.  Nach  ihm  ist  die  Blüthe  nackt,  die  Vir- 
telbildung  beginnt  erst  mit  den  Staubfäden.  Die  Entwickelungsge- 
schichte  lässt  die  Lodiculae  nur  als  Anhangsei  der  palea  superior 
erkennen. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Nitschke  ist  zum  ausserordentlichen  Professor  der 
Botanik  an  der  philosophischen  Akademie  zu  Münster  ernannt  worden. 

—  Dr.  A.  M.  Zumagligni  starb  am  14.  November  in  Biella 
in  Piemont. 

—  Dom.  Bilimek  hat  sich  nach  Miramare  begeben,  um  dorten 
als  Direktor  die  kais.  Mexik.  naturhistorischen  Sammlungen  zu 
bewahren. 


Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten. 

—  In  der  Sitzung  der  zool.  bot.  Gesellschaft  am  4.  De- 
cember  berichtet  Prof.  Simony  über  eine  bei  Hallstadt  auf  der 
Klausalpe  in  der  Höhe  von  2000'  vorkommende  Hänge-  oder  Schnürl- 
fichte,  Pimisabies  ß.  mminalis  Whlnb  g.  Diese  im  mittleren  Schweden 
an  einzelnen  Orten  vorkommende  und  dort  schon  über  100  Jahre 
bekannte  Fichte  unterscheidet  sich  von  den  Verwandten  durch  die 
verhältnissniässig  dünnen,  hängenden,  nackten  und  nur  an  den  Spitzen 
belaubten  Aeste  und  Zweige,  und  durch  den  tetragonalen  Oiier- 
schnitt  der  Nadeln.  In  Älilteleuropa  sind  bisher  nur  wenige  Standorte 
bekannt.  Ein  solcher  ist  in  der  Nähe  des  Badeortes  Schmeks  in 
Oberungarn;  im  Wiener  botan.  Garten  befindet  sich  ein  etwa  10 
Jahre  altes  Exemplar,  E.  Hackel  bemerkt,  dass  eine  Hängefichte 
auch  in  der  sächsischen  Schweiz,  und  R.  v.  Frauenfeld,  dass 
eine  solche  im  Parke  von  Lilienfcld  vorkomme.  —  Dr.  Reuss 
jun.  berichtet  über  die  Ergebnisse  seiner  im  verflossenen  Frühjahre 
unlernommenen  Exkursion  inistrien  undauf  den  quarnerischen  Inseln. 
—  R.  V.  Frauenfeld  theilt  mit,  dass  in  Folge  der  in  der  letzten 
Sitzung  mitgetheilten  Forschungen  des  Gustos  Dr.  H.  \V.  Rei- 
chardt  über  das  Haus,  in  welchem  K.  Clusius  während  seines 
Aufenthaltes  in  Wien  wohnte,  der  Ausschuss  beschlossen  habe,  auf 
dem  Hause  Nr.  10  in  der  Wollzeile  eine  Gedenktafel  zu  errichten, 
deren  Kosten  durch  eine  Subskription  unter  den  Gesellschaftsmit- 
gliedern gedeckt  werden  sollen.  —  Dr.  H.  W.  Reichardt  berichtet 
über  einen  zweiten  Standort  des  Scolopendrium  vulgare  auf  dem 
Geisberge  bei  Wien,   und  über  das  Vorkommen   von   Sempermvmm 


64 

montanum  auf  der  südlichen  Abdachung-  des  „Stuhleck"  an  der  nie- 
derüsterr.  Grenze  in  Obersteiennark.  —  J.  Juratzka  berichlet 
über  Campanula  latifoiia,  welche  für  Böhmen  bisher  nur  von  einem 
einzigen  Standorte,  nämlich  aus  dem  Elbegrunde  im  Riesengebirge 
(Tausch)  bekannt  war,  dass  E.  Ha  ekel  einen  neuen  Standort  der- 
selben, in  einem  Haine  zu  Schönborn  bei  Warnsdorf  in  grosser 
Menge  aufgefunden  habe,  —  ferner  über  das  Vorkommen  des  Ophio- 
glossum  'culgatum  var.  polyphyllum  Milde  auf  dem  Rollberge  bei 
Nienies  in  Böhmen,  woselbst  es  von  Schaut  a  gefunden  und  an 
Ha  ekel  mitgetheilt  wurde.  Milde  gibt  in  seiner  Abhandlung  „über 
einige  Sporenpflanzen  der  deutschen  Flora"  (Ahhandl.  d.  zool.  bot. 
Ges.  1867,  p.  828)  nur  einen  deutschen  Standort  dieser  interes- 
santen Farenform  bei  Gräfenberg  am  Wege  nach  Reiwiesen  an.  J.  J» 

—  In  der  Sitzung  der  kais,  Akademie  der  Wissenschaften  am 
31.  Oktober  übersandte  Prof.  F.  Unger  einen  „Beitrag  zur  Ana- 
tomie und  Physiologie  der  Pflanzen",  der  von  der  Ausfüllung  der 
Spiralgefässe  durch  Zellgewebe  handelt.  Schon  den  ältesten  Ana- 
tomen war  es  bekannt,  dass  sich  die  luftführenden  Spiralgefässe 
mehrerer  unserer  Holzgewächse  im  Alter  mit  Zellgewebe  erfüllen. 
Man  konnte  diese  Erscheinung  nicht  erklären,  und  es  ist  J.  Schiei- 
den der  erste,  welcher  die  Vermuthung  aussprach,  dass  nicht  die 
darin  ausgeschiedenen  Substanzen  Veranlassung  zur  Entstehung 
neuer  Zellen  seien,  sondern  dass  sich  hiebei  die  an  die  Gefässe 
anstossenden  Zellen  betheiligen.  Diese  Ansicht  wurde  von  einem 
„Ungenannten"  durch  vortrelflich  ausgeführte  Untersuchungen  vor 
12  Jahren  thatsächlich  nachgewiesen.  Gegen  diese  nunmehr  von 
allen  Anatomen  gelheiite  Ansicht  hat  vor  kurzem  Prof.  J.  Böhm 
nicht  bloss  Zweifel  erhoben,  sondern  auf  eigene  Untersuchungen 
fussend  eine  diametral  entgegengesetzte  Meinung  verölTentlicht. 
Prof.  Unger,  gleichfalls  der  früheren  Ansicht  huldigend,  hat  nun 
in  der  vorgelegten  Abhandlung  neue,  triftige  Beweise  für  die  ältere 
Ansicht  beigebracht,  nach  welcher  ein  Hineinwachsen  nachbarlicher 
Zellen  in  den  olTenen  Gefässraum  umständlich  dargelegt  und  durch 
Zeichnungen  erläutert  wird.  Dass  die  Einwirkung  der  Luft  und  na- 
mentlich der  Sauerstoff"  derselben  höchst  wahrscheinlich  der  Erreger 
dieser  Zellwucherung  sei,  geht  vorzüglich  aus  den  Experimenten 
Böhm's  hervor,  die  weiter  verfolgt  manche  neue  Thatsache  im 
Pflanzenleben  zu  olTenbaren  versprechen. 

—  In  einer  Sitzung  des  naturwissenschaftlich.  Vereines 
in  Graz  am  30.  November  sprach  Dr.  J.  B,  Holzinger  über 
das  zu  London  1864  in  englischer  Sprache  erschienene,  mit  pracht- 
vollen Illustrationen  ausgestaltete  Reisewerk  von  J.  Gilbert  und. 
G.  C.  Churchill:  „The  Dolomite  Mountains",  welches  Werk  von 
G.  A.  Zwanziger  in's  Deutsche  übersetzt  wurde,  und  wovon 
soeben  der  2.  Band  die  Presse  verliess.  J.  Gilbert  und  G.  C. 
Churchill,  beide  Geologen,  der  letztere  auch  Botaniker,  halten 
sich  in  Absicht  auf  geologische  Forschungen  vorgenommen,  eine 
von  der  oevvöhnli<;hen  Route  enulischer    Reisender  auf  dem  Conti- 


65 

nente  abweichende  Richtung  einzuschlagen  und  hiezu  den  Kern 
des  Dolomitgebietes  gewählt,  das  sich  in  Tirol,  Kärnten,  Krain  und 
Friaul  am  ausgedehntesten  findet  und  den  ganzen  Alpenzug  von 
Bozen  bis  Cilli  umfasst.  Bei  ihrer  dreijährigen  Alpenfahrt  wollten 
die  Engländer  Erfahrungen  aus  möglichst  vielen  Gesichtspunkten 
sammeln,  wobei  sie  es  durchaus  nicht  verschmähten,  sich  thunlichst 
zu  anjüsiren.  Die  Herren  nahmen  sogar  ihre  Frauen  mit,  von  denen 
insbesondere  Mistress  Churchill  eine  vortreffliche  Zeichnerin  ist. 
Ihre  Gesellschaft  war  keineswegs  der  Expedition  hinderlich,  son- 
dern es  bemerken  vielmehr  die  Herren  ausdrücklich,  dass  sie  den- 
selben „gar  manche  interessante  Situationen"  verdanken,  ja  dass, 
wenn  sich  die  Damen  herbeigelassen  hätten,  selbst  die  Reise  zu 
beschreiben,  das  Buch  bei  weitem  unterhaltender  ausgefallen  wäre. 
Da  es  den  Reisenden  mehr  darum  zu  thun  war,  dem  Touristenpu- 
blikum Englands  einen  Wegweiser  in  die  österreichische  Alpenwelt, 
als  eine  trockene  Abhandlung  über  das  Wesen  der  Dolomitberge 
zu  geben,  so  haben  sie  eine  Vortragsweise  gewählt,  die  für  das 
grosse  Publikum  anziehend  sein  sollte.  Sie  haben  also  grössten- 
theils  in  Tagebuchform,  mit  Zugrundelegung  einer  eingehenden 
Schilderung  des  landschaftlichen  Charakters  jeder  Gegend  ihre 
Reise  beschrieben  und  die  Aufzeichnungen  durch  charakteristische 
Episoden  über  Gebrtiuche,  Trachten  und  Manieren  der  deutschen, 
slovenischen  und  italienischen  Bevölkerung,  durch  Anführung  von 
Sagen  der  Vorzeit  u.  s.  w.  interessant  gemacht,  auch  jede  nur 
halbwegs  merkwürdij>e  Ruine,  die  Burgen  und  Schlösser  ihrer  Tour 
bezüglich  der  Lage,  Bauart  und  historischen  Bedeutung  besprochen 
und  als  Resultat  einer  scharfen  Beobachtungsgabe  in  Hülle  und 
Fülle  Localskizzen  naturhistorischen  Inlialtes  gegeben.  Beinahe  jede 
der  vielen  Haltstationen  wurde  von  den  Reisenden  einer  Kritik  hin- 
sichtlich der  Herberge  unterzogen,  in  welcher  Beziehung  es  aber 
leider  nicht  viel  zu  loben  gab,  so  dankbar  sich  auch  die  Engländer 
in  ihrem  Werke  für  jede  nur  halbwegs  erträgliche  Bewirthung 
zeigten.  Der  Vortragende  knüpft  hieran  die  Bemerkung,  dass  trotz 
Humphry  Davy's  Ausspruch,  das  österreichische  Alpenland  sei  fast 
schöner  als  die  Schweiz,  vorerst  das  Beispiel  der  letzteren  nach- 
geahmt und  auch  für  den  Comfort  der  Reisenden  gesorgt  werden 
müsse.  „Die  Dolomitberge"  sind  ein  nach  Anlage  und  Ausführung 
höchst  praktisches  Handbuch,  welches  kein  Tourist,  dessen  Wan- 
derung durch  die  eben  genannten  Länder  geht,  wird  ganz  igno- 
riren  können,  wenn  er  anders  in  kurzer  Zeit  und  auf  gute  Art 
den  Hauptreiz  dieser  vaterländischen  Gegenden  würdigen  und  das 
richtige  Verständniss  dafür  mitbringen  will.  Dass  gerade  G.  A. 
Zwanziger,  der  Kenner  eines  grossen  Theiles  der  österreichi- 
schen Alpenwelt  und  anerkannt  tüchtige  Naturforscher,  sich  um 
die  Uebersetzung  des  Werkes  angenommen,  ist  für  das  Buch  selbst 
die  beste  Empfehlung.  Obgleich  im  Ganzen  mit  echt  englischem 
Pickwicklerhumor  geschrieben,  ist  das  Werk  doch  in  den  Partien, 
die  der  Darstellung    des    Charakters    der  landschaftlichen  Scenerie 

Oesterr.  botan  .  Zeitsclirift.  2.  Heft.  186*.  5 


66 

gewidmet  sind,  mit  ebensoviel  Tiefsinn  als  Gründlichkeit  gearbeitet. 
Wo  die  Reisenden  von  dem  Zauber  besonderer  Nalurschönheiten 
überwältigt  sind,  wird  ihre  Sprache  poetisch,  ja  ergreifend.  Die 
sehr  gewissenhafte  Uebersetzung  würde  vielleicht  noch  mehr  an- 
muthen,   wenn  sie  weniger  englisch  gedacht  wäre. 

—  Der  botanische  Verein  in  Landshut  beging  den  23. 
Oktober  den  3.  Jahrestag  seiner  Gründung.  Der  Verein,  jetzt  aus 
72  Mitgliedern  bestehend,  iiielt  alle  14  Tage  periodische  Versamm- 
lungen. In  den  Monaten  Oktober  bis  März  wurde  ein  bot.  Curs 
abgehallen,  welcher  17  Theilnehmer  hatte.  —  Bei  den  Exkursionen 
betheiligten  sich  die  Schüler  des  Gymnasiums.  In  Bezug  auf  die 
Erforschung  der  Flora  waren  die  Exkursionen  von  besonderem  Er* 
folge,  da  folgende  17  nach  dem  Wissen  des  Vereines  für  die  Lokal- 
flora neue  Arten  aufgefunden  wurden.  Amaranthus  retroßexus  L., 
Laserpitium  pruthenicum  L. ,  Selinnm  Carvifolia  L. ,  Thysselinum 
palustre  Hotfm.,  Comarum  pakistre  L.,  Ranunculus  aqaatüis  L., 
Potamogeton  rufescens  Schrad.,  Valerianeila  Morisonii  DC,  Ficris 
hieracioides  L.,  Uieracium  ramosum  W.  K.,  Antheniis  tinctorid  L., 
Melampyrum  arcense  L.,  Geranium  phaeum  L.,  Polypodium  vulgare 
L.,  Polystichum  spinulosum  D  C,  Lycopodium  complanatum  L.,  Ohara 
flexilis  L.  Was  aber  dem  Vereine  zur  besonderu  Ehre  gereicht, 
besteht  darin,  dass  es  zum  Theile  sein  Verdienst  ist,  dass  die  Na- 
turgeschichte als  Lehrgegenstand  an  den  humanistischen  Gymnasien 
in  Bayern  eingeführt  wurde  und  dieses  Verdienst  wird  selbst  da- 
durch nicht  geschmälert,  dass  jene  Einführung  durch  Minist.-Reskr. 
vom  1.  Juni  1867  nur  „versuchsweise  gestattet"  werde.  Man 
möchte  doch  fragen,  was  ist  da  zu  versuchen  und  in  wessen 
Interesse? 


Literarisches. 

—  Ein  nach  Koch  systematisch  gestelltes  Verzeichniss  der 
Gefässpflanzen  der  Umgebung  von  Graz  findet  sich  im  Jahresbericht 
des  k.  k.  Obergymnasiums  zu  Graz  1867  gegeben  von  Hrn.  Pro- 
fessor Th.  Weymayr:  Es  sind  1145  Phanerogamen  und  —  31 
Cryptogamen  mit  Angabe  der  beireffenden  deutschen  Namen  und 
Fundörter,  —  Prof.  W^eymayr  gibt  auch  ein  orographisches  Bild 
des  bezüglichen  Gebietes,  (Murthal  von  Peggau  bis  Wildon.),  gibt 
Andeutungen  über  die  geologischen  und  meteorologischen  Verhält- 
nisse und  endlich  eine  Uebersicht  der  vorzüglichsten  Culturge- 
wächse  etc.  '  Sr. 

—  „Betrachtungen  der  Pflanzen  und  ihrer  einzelnen  Theile." 
Von  Dr.  Wilhelm  Neubert.  8»  p.  58  und  10  Tafeln.  Stuttgart 
bei    Gustav    Weise  1867.    Die    vorliegende    Brochüre    bildet  den 


67 

Separatabzug  eines  im  „deutschen  Magazin"  erschienen,  gleich- 
namigen Aufsatzes.  Der  Tendenz  des  deutschen  Magazines  entspre- 
chend ist  die  vorliegende  Arbeit  populär  gehallen  und  iür  einen 
nicht  botanisch  gebildeten  Leserkreis  berechnet.  Es  genügt  daher 
in  diesem  Fachblatte  die  kurze  Anzeige,  dass  der  Herr  Verfasser 
die  wichtigsten  Capitel  aus  der  Anatomie  und  Organographie  be- 
spricht und  allgemein  fasslich  darzustellen  versucht.  Zur  Erläuterung 
sind  10  Tafeln   mit  schemalischen   Abbildungen   beigelugt. 

Dr.  H.  W.  R. 
—  Vom  officiellen  Ausstellungsbericht,  herausgegeben 
durch  das  k.  k.  österreichische  Centralcomite  ist  die  3.  Lieferung 
erschienen.  Sie  enthält  den  Gartenbau,  als  1.  Theil  des  Berichtes 
über  die  Land-  und  Forstwirthschaft  auf  der  Wellausstellung  zu  Paris 
im  J.  1867.  Der  Bericht,  abgefasst  von  J.  G.  Beer,  in  diesem  Fache 
eine  unserer  ersten  Autoritälen,  behandelt:  1.  den  reservirten  Park 
der  Ausstellung,  in  welchem  die  Ausstellungen  für  die  gesammte 
Gartenkunde  und  deren  Hilfsmittel  stattfanden;  2.  die  neuen  Einfüh- 
rungen, Züchtungen  und  Preispflanzen,  dabei  die  Methoden  zur  Ein- 
führung neuer  Pflanzen.  (Hier  beschreibt  Beer  in  einer  „Uebersicht 
der  neu  eingeführten  Pflanzen,"  mit  Angabe  ihrer  Aussteller,  erstere 
nach  ihren  hervorragendslrn  Eigenschalten);  3.  das  Gemüse  und  Obst 
auf  der  Ausstellung.  Weitere  Abschnitte  des  Berichtes  besprechen 
4.  die  Blumenmärkte  in  P;iris;  5.  die  Kulturen  der  Parfunipflanzen; 
6.  die  Obstkultur  in  Frankreich;  7.  die  vorzüglichsten  Obst-  und 
Traubensorten  in  Frankreich;  endlich  8.  die  Communalgärlen  und 
Parkanlagen  in  und  um  Paris.  Alle  diese  Abschnitte  enthalten  eine 
Fülle  höchst  interessanter  und  wissenswerlher  Mitlheilungen  über 
Pflanzen,  Kulturen  und  Anstallen  und  machen  das  Heft  nicht  allein 
für  den  Hortologen  und  Landwirlh  sondern  auch  für  den  Botaniker 
sehr  werthvoll.  Als  Anhang  schliesst  ein  Bericht  über  die  Gebäude 
und  Geräthschaften  für  den  Gartenbau,  verfasst  von  Rudoph  Ma- 
tt ega,  das  108  Seiten  in  Grossoct.  starke  Heft,  welches  mit  einer 
lilh.  Tafel  in  eleganter  Auflage  bei  B  r  a  u  m  ü  1 1  e  r  in  Wien  er- 
schienen ist. 


Correspondenz  der  R  edaktion. 

Herrn  F.  H.  in  E.  „Flechten,  Algtn  und  Moose  erwünscljt."  —  Herrn  C. 
„Sie  können  säramtliche  12  bis  jetzt  erschienene  Porträte  um  5  fl.  erhalten." 
—  Herrn  Br.  M.  in  P.:  „Ihr  Schreiben  H.  Knapp  übergeben,"  —  Herrn  M.  in 
S.,  dann  Dr.  E.  in  B.  und  W.  in  G. :  „An  die  z.  b.  G."4  fl.  gezahlt."  —  Herrn 
P.  in  K.:  „Der  z.  b.  G.  4  fl.  bezalilt.  Dem  H.  Knapp  Ihre  Anfrage  mitge- 
theilt."  —  Herren  G.  in  D.  und  P.  in  G. :  ..Wird  mit  Dank  benutzt." 


68 


Inserate. 

Durch  alle  Buchhandlungen  ist  unentgeltlich  zu  erhalten  die  erste 
Nummer  der  neuen  Zeitschrift: 

Der  Natur for scher. 

Wochenblatt  zur  Verbreitung  der  Fortschritte  in  den  Naturwissenschaften. 
Für  Gebildete  aller  Berufsklassen. 
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kann  jederzeit  direkt  brieflich  vom  Unterzeichneten  die  Schachtel  ä  4  fl.  Oe.  W. 
gegen  Einsendung  des  Betrages,  da  die  Postnachnahme  nicht  stattfinden  kann, 
bezogen  werden.  Für  einen  nicht  so  alten  Bruch  ist  eine  Schachtel  hinreichend. 
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tragung von  Insertions-Aufträgen  jeden  ümfanges  und  führen  nach- 
stehend die  hierdurch  erwachsenden  Vortheile  zur  gefälii;^en  Berücksichtigung  an. 

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stigst gestellten  Conditionen  sind  wir  in  den  Stand  gesetzt,  die  uns 
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einmalige  Abschrift  des  Inserats  genügt  auch  bei  Aufgnbe  für  mehrere 
Zeitungen.  6.  Ungesäumte  Realisation  amTage  der  Auftragerlheilung.  7.  üeber- 
setzungen  in  alle  Sprachen  werden  kostenfrei  ausgeführt.  8.  Kosten- 
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Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofltz.  —  Verlag  von    Gerold  et  Comp. 
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XVIII.  Jaliisaiig.  WU,^,  März  i8«8. 

ZNHAI.T:  Trifolium  proctrtim.  Von  Janka.  —  Oarex  paeudo-Buxbaiimii.  Von  Wiiikler.  — 
Eine  \';\T.  iJcs  Cerast.  triviale.  Voll  Uer  li  trilz.  —  Zur  Flora  des  Batwites.  Von  Dr.  Panoic.  — 
Ve.L'elatiiiMSverlialtnissf  Utiiiariis.  Von   Dr.K'irner.  —   Pliyto.ufrapliisclie  Frairniriite.    Von   Ür.  Scliiir. 

—  Cyneraceen  der  Wcilcraii.  Von  Hille.  —  Litt-raturbirielitc.  Von  Juralzka.  —  Correspondenz. 
Von  "Sfkcra.  .lanka,  Krasan.  Dr.  Pocke.  —  Jaliresbirichl  des  bolaii.  Tanschvenins.  —  Pcr- 
sonalnolizeti,        Vereine,  (iesellsdial'teii.  Anstalten.   —  (.iterarisclies.  —  Sammlungen.  —  Mittiieiltintriii. 

-  Correspondenz  der  Redaktion.  —  Inserate. 


TrlfoUani  procerutn  Rochel. 

Von  Victor  v.  Janka. 

Vor  fünf  Jahren  hielt  ich  mich  in  dieser  Zeitschrift  darüber 
auf,  dass  in  Heulfel's  hnuineralio  planlaruni  ßanatiis  Tenie.sieiisis 
pasf.  52  Trifolium  procerum  Koch,  als  Synonym  zu  Trifolium  pal- 
lidum VV.  et  K.  gezogen  sei. 

Dieser  Ansicht  tritt  nun  Dr.  iNeilreich  in  der  „Aufzälilunij- 
der  in  Ungarn  und  Siavonien  bisher  beobachteten  Gefasspflanzen" 
pag.  334  mit  der  Bemerkung  entgegen:  „Rochel  erklart  selbst 
sein  T.  procerum  für  synonym  mit  T.  pallidum  (Roch.  Reise  84)." 

Nichtsdestoweniger  verharre  ich  bei  meiner  früheren  Meinun«, 
indem  ich  auch  heule  noch  wie  vor  behaupte,  dass  Trifulium  pro- 
cerum Rochel  keinesfalls  Synonym  von  T.  pallidum  W.  et 
K.   sein  kann. 

Ich  habe  unzählige  Mengen  von  Trifolium  pallidum  W.  et  K. 
theils  in  den  Jahren  18^1  und  1863  am  Ki  taibel'schen  Original- 
standort  „in  pratis  et  ar\is  comilalus  Bihariensis  inter  iViagno-Vara- 
diniim  et  Szent  Jobb",  theils  wieder  1867  in  der  Draugngend  des 
Komilales  Baranya,  ferner  in  Siavonien  und  in  der  Banater  Milifiir- 
grenze  beobachtet;    es   liegen  mir    aus    allen   diesen  Gegenden  im 

Oeäterr.     betan,  Zeitscluift  3.  Heft.   18Ü8.  ■  6 


70 


Herbar  über  200  Exemplnre  —  in  allen  Grössen  von  2  Zoll  hohen, 
köpfigen,  bis  3'  hoben  ästigen  —  von  IrockeiKMi  und  feucblen 
Standorten  vor;  ich  bin  aber  noch  auf  keines  geralhen,  dem  sich 
die  Beschreibung  von  T.  procerum  auch  nur  im  geringsten  an- 
passen Hesse. 

Trifolium  procerum  Roch,  konnte  ich  bisher  zwar  weder 
lebend  noch  getrocknet  zu  Gesicht  bekommen  und  vermag  nuch  in 
Bezug  auf  diese  Art  eben  nur  auf  die  Abbildung  und  Beschreibung 
in  des  gewissenhaften  Roche  1  anerkannt  vorzüglichem  Werke: 
„Plantae    Banatus   rariores"  (1828)  lab.  XIV.,  pag.   5ü   zu  stützen. 

—  Diese  indess  bieten  der  Anhaltspunkte  für  meine  Auffassung 
genug  dar. 

Schon  ein  blos  oberflächlicher  Vergleich  der  Rochel'schen 
Abbildung  mit  tab.  36  in  W.  et  K.  „Descriptiones  et  icones  plan- 
tar, rarior.  Hungariae"  vol.  I.,  Trifolium  pallidum  darstellend,  muss 
die  Idee  des   Nichtzusammengehörens    beider    Gewächse  einflössen. 

—  Der  weitere  Einblick  in  die  Beschreil)ungen  verschafll  Einem 
die  Ueberzeugung,  dass  man  es  hier  mit  zwei  total  verschiedenen, 
Arten  zu  thun  hat. 

Eine  kurze  übersichtliche  Darstellung,  in  der  ich  die  Haupt- 
diirerential-Charaktere  beider  Trifolien  einander  entgegenhalte,  wird 
diess  am    besten  versinnlichen: 


Trifolium  procerum  Rochel. 

C  a  p  i  t  u  1  a    n  u  d  a    p  e  d  u  n  c  u  1  a  t  a 

peduncuius  capitulo  3 — 4-pl() 

longior. 
C  0  r 0 1 1  a  calyce  plus  duplo  longior. 
Calycis  denies  subulati. 


Stipulae   subulatae   v.   line- 
ar i  -  a  c  u  t  a  e. 


Trifolium  pallidum  W.  et   K. 
Capitula   pari  loliorum    opposi- 
torum  involucrafa. 


Corolla  calyce  vix  duplo  longior. 
Calycis  dentes  basi  trianguläres, 

dein  filiformes. 
S  t  i  p  u  1  a  e  1  a  t  i  s  s  i  m  a  e ,  o  v  a  I  a  e , 
abrupte         suliaristalo- 
caudalae. 

Wie  man  demnach  diese  beiden  Pflanzen  identiliciren,  <labei 
aber  Trifoliujn  pallidum  W.  et  K.  als  von  T.  pratense  L.  ver- 
schieden betrachten,  —  weiters  daneben  T.  medium,  T.  exspansum, 
T.  diffusum  etc.  als  Arten  gesondert  stehen  lassen  kann,  ist  nicht 
recht  begreiflich. 

Ich  vermeide  jetzt  mehr  ins  Detail  einzugehen;  obige  Unter- 
schiede sind  eclatant!  Und  möge  man  sich  immerhin  ein  Trifolium 
procerum  mit  an  der  Basis  eingehüllten  Blüthenköplen  und  kürzeren 
Korolien  oder  umgekehrt  ein  T.  pallidum  init  langgestiellen,  an 
der  Basis  nackten  ßlülhensländen  und  längeren  Korollen  eini)ilden. 
—  Der  Versuch  einer  Vereinigung  dieser  zwei  Arten  wird  in 
Anbetracht  der  bei  jeder  ganz  anders  gestalteten  stipulae  steten 
Widerstand  finden! 

Wenn  nun  Rochel  selbst  sein  Trifolium  procerum  einerlei 
mit  T.  pallidum  W.  et  K.  nennt,  so  kann  das  unmöglich  mit  rich- 
tigen Dingen  zugegangen  sein;   —   und    es  lässl  sich  dieser  Miss- 


71 

gfrilT  rlnzig-  und  allein  nur  durch  Annahme  eines  —  lapsus  calami*) 
erklären. 

Ohne  Zweifel  meinte  Rochel  statt  Trifol.  pallidum:  T.  snpi- 
niim  oder  T  reclinatuin  W.  et  K.,  !nit  weh  li'  lelzt(M"ein  er  ohnehin 
sein  T.  pmceium  vergleicht,  indeni  es  I.  c.  nach  der  Beschreibung- 
heis^il:  .,Accedil  7'.  rfc/ma/o  Kil.  sed  salis  diversa  capilulis  o  va  t  o- 
glohosis,  segujenlis  calycinis  sul)uiatis  subpunm'niihus,  ififirno 
rejiqiiis  longiori  sed  non  iatiori,  oninibus  pa  ten  ti-pilosis  et 
ciliatis,  semper  erectis,  caule  crecto  rain  osiss  inio,  foliolis 
lan  ceo  latis.'' 

In  Wirklichkeit  kommen  bis  auf  die  denies  calycis  erecti,  alle 
diese  Merkmale,  welche  Rochel  dem  7'.  reclinalum  abspricht. 
diesen»  mehr  oder  minder  zu,  in  der  Hauptsache  übrig-^^ns,  nämlich 
in  den  oben  beim  Vergleich  mit  T.  pallidum  hervorgehobiMien 
Essenlialcharakteren,  stimmen  T.  procerum  Roch,  und  T.  reclina- 
tum  W.  et  K.  vollkommen  überein. 

Schliesslich  mnss  ich  noch  bemerken,  dass  ich  Trifolium  re- 
clinatum  W.  K.  nach  dem  Materiale  meines  Herbars  aus  dem  Banal 
und  Serbien  nicht  zu  unterscheiden  im  Stande  bin  von  Trifoliuut 
supinum  aus  der  Hand  Savi's  und  dass,  da  Sa  vi  sein  Trifolium 
in  den  observationes  in  varias  Trifoliornm  species  i.  J.  1810  be- 
sclirieben  und  abgebildet  hat,  während  Kitaibel's  Trifolium,  re- 
nlinntum  erst  1812  piiblicirt  erschien,  die  Sa vi'sche  Benennung  zu 
gellen  hat,  vorausgesetzt,  dass  Trifolium  echinahim  Ma  B.  davon 
verschieden  ist.  Sollte  die  caucasische  Arl,  die  ich  nicht  kenne, 
sich  als  identisch  mit  T.  supinum  Sa  vi  erweisen,  sowie  Lede- 
bour  in  der  Flora  rossica  und  Grisebach  im  Spicilegium  florae 
rumelicae  annehmen,  so  hat  T.  echinatum  als  vom  Jahre  18Ü8  her- 
rührender Name  die  Priorität. 

Szent  Gothärd  bei  Szamos  Ujvär  (Siebenbürgen),  am  7.  Fe- 
bruar 1868. 


Carex  pseudo-BttdßbauvnU  Winkler. 

Von  M.  Winkler, 

Bei  einer  genauen  Sichtung  meiner  Carices  finde  ich  2  Exem- 
plare einer  Spezies,  die  mir  neu  erscheint,  und  di(!  ich  1853  unter 
C.  Buxbaumii  in  Böhmen  sammelte.  Der  habituellen  Aehnlichkeit 
mit  Buxbaumii  wegen,  nenne  ich  sie  C  pseudo- Buxbaumii  und 
gebe  von  derselben  nachstehende    Definition: 

*)  Dieser  lapsus  calami  wiederholt  sich  zufälligerweise  auch  an  anderen 
Orten;  denn  in  der  Trifolien-Sammlung  des  Ha y na Id' sollen  Herbars  ftind  icli 
1865  unter  den  Heuffel'schen  Trifolien  eine  handsichriftliche  Notiz  von  Ro- 
chel, vermöge  welcher  T.  procerum  ebenfalls  synonym  mit  T.  pallidum  vviire, 

Janka. 
6* 


72 

Carex  pseudo-Bnxhanmii  Win  kl  er; 

Radice  fibrosa; 

Culmo  erecto   triquetro,  superne  scabro,   in  ferne  folioso,   pedalis 

sesquipedalis ; 
Folia  linear ia^   striata^   margine  scabrn,    ultra   Uneam  lala  modo 

cnlmum  superanlia,  modo  bretiora; 
Bracteae  evaginosae,  inferiores  foliaceae^  lineares,  spicam  totam 

duplo  superans,   superiores  successive  breviores,  angustiores } 
Glumae  castaneo-fuscae,    nervo    carinali    viridi,   femineae  ocalae 

obtusiusculae,  utriculis  brevioribus,  masculae  oblongae. 
Spica    composita,   inferne   ititerrupta,   superne    continua.    spiculis 

suboctonis  sub  atlernis,  ovatis  tiel  Innceolatis,  sessilibus.  Spi- 

cula  terminalis  androggna,  superne  feminea^  inferne  mascula, 

laterales  femineae; 
U triculo  elliptico,  ootnpresso,  nercato,  ro  tro  brevinsimo  indiviso, 

Stigmatibus  duobus. 

Von  Carex  Buxbaumii,  mit  welcher  vorliegende  Spezies  eine 
gewisse  Iiabituelle  Aelinlichkeit  hal,  ist  sie  beslinnnt  geschieden, 
durch  die  Zahl  <ler  Narben,  die  sitzenden  kürzeren  und  zahlreichen 
Aehrchen,  die  sehr  langen  unteren  Aehrehendeckblatler,  die  kürzeren 
Deckscliuppen,  die  weiblichen  ßlülhen  und  den  abgesluinpl'len  Schna- 
bel der  Frucht.  Die  Fruclil  (welche  allerdings  noch  nicht  ihre  volle 
Reif»*  erlangt  hal),  ist  flach,  niallgrün,  etwa  6.  nervig,  zeigt  jedoch 
am  Rücken  die  Anleutung  eines  Kieles,  ohne  die  dreiseitigi;  Form 
der  Frucht  von  Buxbaumii  anzuneliuien.  Bei  massiger  Vergrösserung" 
erscheint  sie  feinpunklirt,  am  Rande  gegen  den  Schnabel  zu  fast 
feinstachlich  rauh.  Der  Schnabel  ist  kurz,  rund  und  verschieden 
ausgerissen,   weder  abgeschnillen,  noch  zweiziihnig. 

Die  Aehrchen  variiren  in  ihrer  Form  ausserordenliich,  einige, 
namentlich  die  unlersle  und  oberste  sind  fast  lineal-lanzelllich.  an- 
dere kurz  eiförmig.  Der  Absland  von  einander  ist  gleichlalls  wech- 
selnd, bei  einem  Exemplare  steht  das  unlersle  Aehrchen  fast  um 
seine  doppelle  Länge  von  dem  nächsten  ab,  dieses  erreicht  mil  der 
Spitze  den  Grund  des  folgenden,  welches  mil  den  nächsten  4.  Aehr- 
chen fast  gedrängt  steht.  Das  oberste  mannweibige,  er^cheinl  der 
unteren  männlichen  Blülhen  wegen  etwas  keulenförmig,  und  das 
ihm  zunächst  stehende  ist  fast  halbkuglig  nur  durch  wenige  Blütlien 
gebildet.  Bei  dem  2.  Exemplare  erreicht  die  Spilze  des  untersten 
Aehrchens  den  Grund  des  folgenden,  dieses  aber  sieht  fast  um 
seine  ganze  Länge  von  dem  nächstfolgend  eiförmigen  Aehrchen  ab. 
In  gleicher  Entfernung  folgen  wieder  2  eiförmige,  und  ein  drittes 
nur  durch  eituge  ßlüthen  angedeutetes,  worauf  unmittelbar  das 
endständige  mannweibige  kommt.  Bei  diesem  Exemplare  sind  die 
Biälter  sehr  lang,  und  überragen  den  Halm  um  mehrere  Zoll, 
bei  »lem  anderen  erreichen  sie  etwa  die  Aehre, 

Die  flalme  sind  oben  an  den  Kanten  rauh,  unten  fast  glatt,  und 
die  grundsländigen  Scheiden  zeigen  nur  einzelne  Fasern,  von  Spros- 
sen oder  Auslaufern  der  Wurzel  bemerke  ich  keine  Andeutung. 


73 

Es  ist  wahrscheitilich,  dass  Hie  vorli('g;en(lo  Pflanze  hybriden 
Ursprungs  ist,  und  in  diesem  Falle  wäre  Buxbaumü  sicher  als  die 
eine  der  StanjHiellern  anzunehmen,  während  die  andere  in  remola 
oder  canescens  zu  suchen  wäre.  Für  Erstere  sprechen  die  langen 
DeckblätJer;  aber  der  nicht  zweispaltige  Schnabel,  so  wie  die  steif 
aufrechte  Haltung  des  Halmes  und  der  Blätter,  stehen  dem  ent- 
geg^'n.  Mit  canescens  würde  die  Form  des  Schnabels,  und  der  auf- 
rechte Habitus  eher  zu  vereinigen  sein,  aber  die  ungewöhnlich  langen 
Deckblätter  müssen  befremden. 

Vielleicht  finden  sich  in  den  Herbarien  meiner  früheren  Tausch- 
freunde noch  anderweitige  Exemplare  hiervon,  welche  die  Diagnose 
vervollständigen  lassen.  Die  Botaniker  Böhmens  möchte  ich  ersu- 
chen ihre  Aufmerksamkeit  dieser  Pflanze  zuzuwenden.  Des  Sland- 
punkles  erinnere  ich  mich  noch  ziemlich  genau,  es  ist  eine  kleine, 
zum  Theil  mit  Sträuchern  bewachsene  Wiese,  etwa  %  Stunde  von 
Teplitz  zwichen  Kosten  und  Wernsdorf,  dem  letztgenannten  Orte 
näher  gelegen.  Den  Tag  des  Einsammelns  finde  ich  nicht  bemerkt, 
sie  scheint  sich  jedoch  etwas  früher  zu  entwickeln  als  Buxbaumü, 
denn  die  zu  gleicher  Zeit  gesammellen  3  Exemplare  von  Buxbaumü^ 
welche  dabei  lagen,  zeigen  noch  ganz  unvollkommene  Früchte, 
während  sie  an  den  beiden  Exemplaren  von  pseudo-Buxbaumü 
schon  ganz  deutlich  entwickelt  sind. 

Giesmansdorf  bei  Neisse  den  3.  Februar  1868. 


mittheiliingeii  über  eine  Varietät 

des 

Cer  a  s  ii  u  in    triviale   L  k. 

Von  R.  V.  Uechtritz. 

Schon  vor  etwa  12  Jahren  fand  ich  in  einem  schattigen,  etwas 
feuchten  Laubwalde  beim  Dorfe  Skalilz  unweit  Strehlen  in  Schle- 
sien in  Gesellschaft  von  Poa  remota  Fries  und  Arabis  Gerardi 
Bess.  eine  Form  des  Cerastium  triviale,  die  sich  in  der  Tracht 
von  der  gewöhnlichen  Pflanze  sehr  abweichend  darstellte  und  die 
mir  bis  dahin  niemals  vorgekommen  war.  Ich  bezeichnete  dieselbe 
vorläufig,  da  ich  sie  in  den  mir  zu  Gebole  siehenden  Bücliern  nir- 
gends erwähnt  fand,  in  meiner  Sammlung  als  C  triviale  ß.  nemX)- 
rale  und  (heilte  sie  später  auch  mehreren  meiner  botanischen 
Korrespondenten  unter  diesem  Nan)en  mit.  Seitdem  habe  ich  auf 
meinen  Exkursionen  in  Schlesien  die  nämliche  Pflanze  mehrfach 
gesammelt  (unter  andern  um  Nimkau,  Cranst  und  Arnoldsmühl  bei 
Breslau  und  bei  Brieg,   stets   in   feuchten  schattigen  Laubwäldern), 


74 

aber  nie  Geleg(>nlifi(  g-ofiinden,  sie  cinor  genauem  Untersiicluing 
nnd  Vergleiclmng  mit  «lein  gewölinliclien  C.  tnriale  zu  würdigen. 
Diese  bot  sich  mir  erst  im  vergangenen  Sommer  währen«!  eines 
längern  Aufenlhalts  in  Obernik,  wo  die  oben  erwälinte  Korn»  in 
nächster  Nahe  meiner  Wohnuno-  an  einitjen  Orten  ziemlich  zahl- 
reich  vorivam. 

In  ihrer  ausgeprägtesten  Gestall  sieht  diese  Pflanze  auf  den 
ersten  Blick  dem  C.  triviale  Lk.  wenig  ähnlich.  Die  belrächllicheren 
Grössendimensionen  der  meislen  Theile,  namenilich  der  Blätter  lassen 
anfangs  kaum  die  Vermuthung  aufkommen,  dass  wir  es  mit  einer 
blosstMi  Varietät  j(?ner  so  gemeinen  Pflanze  zu  thun  haben.  Die 
reichlich  1 — 2'  hohen,  etwas  schlaffen  blüthenlragenden  Siengel 
schlagen  meist  an  ihrer  etwas  niederliegenden  Basis  aus  den  Ge- 
lenken Wurzeln;  am  untern  Theile  sind  sie  mehr  oder  weniger  rauh- 
haarig, obenwärts  dagegen  nebst  den  Blülhenslielen  kurzhaarig  und 
von  zahlreich  eingemengten  Drüsenhaareii  etwas  klebrig.  Die  Blü- 
then  stehen  in  endständigen,  lockern,  nuMst  armblüthigen,  zuletzt 
sperrigen  Trugdolden.  Die  untern  Deckblätter  sind  öfter  ziemlich 
gross,  krautig,  ohne  trockenhäuligen  Rand,  doch  wechselt  dies  wie 
bei  der  Grundform  und  es  finden  sich  auch  nicht  selt«!n  Individuen, 
an  denen  sämmtliche  Deckblätter  klein  und  an  der  Spitze  und  am 
Rande  trockenhäutig  sind.  In  den  Kelchen,  Kapseln  und  Samen  habe 
ich  keine  bemerkenswerthe  Differenz  gefunden,  ebensowenig  in  der 
Grösse  der  Pelalen,  die  ich  nie  den  Kelch  überragend  fand.  Die 
Fruchtstiele  dagegen  sind  im  Ganzen  etwas  länger  als  bei  der 
Grundform  und  oft  3—4  mal  länger  als  der  Kelch.  Vorzüglich  ab- 
weichend aber  ist  die  Form  und  die  Beschaffenheit  der  Blätter. 
Die  mittlem  und  obern  der  blühenden  Stengel  sind  sehr  gross, 
1^2 — -V'i"  la'ig%  V2 — 1"  breit,  länglich-eiförmig  oder  breit-langlich 
bis  lanzettlich,  sämmtlich  etwas  zugespitzt.  Vor  allem  aber  in  die 
Augen  fallend  ist  die  abweichende  Form  der  Blätter  der  sterilen 
Triebe,  mit  denen  aucli  die  untersten  der  blühenden  Stengel  über- 
einstimmen. Während  sie  bei  dem  typischen  C.  trivinle  in  der  Ge- 
stalt nicht  wesentlich  von  denen  der  blühenderi  Triebe  dill'eriren 
und  nur  allmälig  in  den  Blattstiel  verlaufen,  gleichen  sie  bei  unserer 
Form  beinahe  den  untern  der  Stellaria  media;  wie  bei  dieser  sind 
sie  breit-eiförmig  oder  breit-elliptisch,  spitz,  plötzlich  in  einen  dem 
Blatte  an  Länge  oft  gleichkommenden  Stiel  zusammengezogen.  Ab- 
weichend zeigt  sich  ausserdem  auch  die  Konsistenz  und  Nerval ion 
der  Blätter.  Bei  einem  weit  zarteren  Bau  und  einer  viel  freudiger 
grünen  Färbung  sind  dieselben,  gegen  das  Licht  gehalten,  fast 
durchscheinend  und  lassen  den  Verlauf  der  Nerven  zweiter  und 
dritter  Ordnung  stets  deutlich  erkennen.  Genau  bemerkbar  ist  zu- 
dem, zumal  gegen  die  Spitze  des  Blattes  hin  ein  dem  Blattrande 
paralleler,  oft  mit  demselben  fast  zusammenfallender,  etwas  stär- 
kerer Längsnerv,  welcher  auch  bei  andern  Alsineen,  z.  ß.  bei 
Stellaria  nemorum  auftritt.  Bei  dem  typischen  C.  triinale,  selbst 
bei  dessen  grossblättrigen  Formen    ist    das  Blatt  weit   derber,  malt 


f5 

dunkelgrün,  daher  nicht  so  durchscheinend  und  den  Verlauf  der 
reineren  Nerven  so  deullich  zeigend;  der  erwähnte  randläufige  Nerv 
jässt  sich  wenigstens  von  dem  unbewaffneten  Auge  nicht  oder  nur 
sehr  undeutlich  verfolgen. 

Die  in  Rede  stehende  Form  würde  einem  Anhänger  der  Jor- 
danschen  Schule  gewiss  die  beste  Gelegenheil  zur  Aufstellung  einer 
neuen  Art  bieten,  aber  auch  ein  nüchterner  Beobachter  könnte 
wohl  verleitet  werden,  eine  solche  in  ihr  zu  suchen,  fänden  sich 
nicht  deutliche  Uebergänge  zur  Grundart  und  zwar  diese  im  Gan- 
zen häufiger  als  die  extremen  Formen,  in  manchen  Gegenden  sogar 
ohne  die  letzlern.  So  kommen  nicht  selten  Individuen  vor,  bei 
denen  die  unfern  Biälter  der  blühenden  Stengel,  sowie  die  der 
Laublriebe  sämmllich  wie  bei  dem  gewöhnlichen  C.  triviale  läng- 
lich oder  länglich- lanzettlich  und  in  den  Blattstiel  allmälig  ver- 
schmälert sind,  während  die  obern  Blätter  der  fruchtbaren  Trieho 
sich  in  der  Gesl?ll  und  in  den  Grössendimensionen  bereits  wie  bei 
der  Form  nemorale  verhallen.  Solche  Exemplare  sammelte  ich  bei 
Nimkau,  Trebnilz  und  Strehlen  und  bei  Obernik  halte  ich  erst 
neuerlich  die  beste  Gelegenheit,  die  Uebergänge  in  der  Blaftform 
genau  zu  verfolgen.  Der  zartere  Bau  und  die  erwähnte  eigenthüm- 
liche  Nervatur  der  Biälter  fehlt  in  dessen  auch  bei  allen  diesen 
Mittelgliedern  nicht,  die  ebenfalls  in  quelligen  Gebüschen  und  Laub- 
wäldern gefunden  werden,  ebensowenig  die  Drüsenbekleidung  der 
obern  Stengelregion,  die  bei  C.  triviale  ttjpicnm  nur  ausnahms- 
weise und  dann  in  minderem  Grade  aufzutreten  pflegt. 

Was  aber  der  in  Rede  stehenden  Varietät  ein  ganz  besonderes 
Interesse  verleiht,  ist  der  Umstand,  dass  sie  sich  in  ihrer  ausge- 
prägtesten Gestalt  in  keinem  wesentlichen  Stücke  von  einer  andern 
bisher  meines  Wissens  als  Art  nicht  angefeindeten  Pflanze,  dem  C. 
sylvaticum  W.  et  Kit.  unterscheidet.  Die  nahe  Beziehung  der 
schlesischen  Pflanze  zu  letzterem  war  mir  gleich  anfangs,  als  ich 
sie  das  erste  Mal  bei  Sirehlen  fand,  nicht  entgangen,  doch  fehlte 
es  mir  damals  an  geeignetem  Material,  um  die  Sache  genauer  zu 
prüfen.  Jetzt,  wo  ich  zahlreiche  Exemplare  des  C.  sylvaticum  aus 
verschiedenen  Gegenden  (Kellermühle  und  Kapkeim  bei  Königsberg, 
Mauerbach  und  Purkersdorf  bei  Wien,  Görz,  Huszt  in  der  Marma- 
ros)  vergleichen  kann,  ist  mir  die  grosse  Verwandtschaft  beider 
Pflanzen  noch  einleuchtender  geworden  und  ich  vermag  wie  gesagt 
kein  Merkmal  zu  finden,  durch  welches  eine  durchgreifende  Ver- 
schiedenheit bedingt  würde.  Das  C.  triviale  nemorale  zeigt  in 
seiner  ausgeprägtesten  Form  ganz  die  nämliche  Tracht  und  diesel- 
ben Grössenverhältnisse  und  stimmt  in  der  Gestalt,  Nervatur  und 
Konsistenz  der  Blätter  sowie  im  Bau  und  in  der  Bekleidung  der 
Rispe  genau  mit  den  Exemplaren  des  typischen  C.  sylvaticum 
überein.  Nur  zwei  Differenzen  machen  sich  bemerkbar:  einmal  ist 
bei  der  letztern  Art  der  frockenhäutige  Hautrand  der  Kelchblätter 
durchweg  etwas  schmäler,  als  bei  der  hiesigen  Form  und  dann  sind 
bei  dieser  wie  schon  erwähnt  wurde,  die  Fetalen  nie  länger  als  der 


JH. 

Fvcicli,    während   sie   l)ei   C.  sylnaticum   bekrtiinllich   denselben   um 
das  üo|)p('Ile  üborrügen. 

Es  f'rä'^t  sich  nun,  ob  die  ervväiuiten  Unterschiede  konstant 
sind  und  ausreichen,  um  die  Trenniinu;^  beider  Pflanzen  torlan  zu 
rechlferligen.  —  Was  den  schmälern  Haulrand  der  Kelche  bei  C. 
sylv)nticum  anbelrilFt,  so  ist  dies  ein  Charakter,  dem  meines  Erach- 
leiis  kein  erhel)liches  Gewicht  beizuleiren  isl.  Denn  wenn  si('h  auch 
sämintliche  mir  vorliegenden  Individuen  dieser  Art  hierin  ziemlich 
beständig-  zeigen,  so  zeigt  sich  andrerseits  das  C  triviale  in  diesem 
PiMikle  veränderlicher.  Gewöhnlich  verläuCl  wohl  hei  dieser  Arl  der 
kraulige  Theil  der  Kelchblätter  nicht  in  die  Spitze,  ist  dies  aber 
wie  nicht  selten  geschieht  der  Fall,  so  ist  zugleich  der  trocken- 
häulige  Rund  viel  weniger  breit  und  nicht  wesentlich  von  dem  des 
C-  sylraticum  verschieden.  Die  Grösse  der  Fetalen  endlich  ist  wohl 
ein  sehr  augenlälliger,  aber  noch  weniger  zur  Trennung  brauch- 
barer Unterschied.  Es  ist  bekanntlich  für  mehrere  Alsineen-Gatlnngen 
charakteristisch,  dass  in  ihren  Blüthen  bald  das  eine,  bald  das  andere 
Geschlecht  vorwi(;gend  ausgebildet  ist,  womit  dann  die  versehie- 
dene  Grösse  der  Blumenblätter  im  Zusammenhange  steht,  in  dein 
die  der  Blätter  mit  vorherrschend  männlichen  Organ(!n  grösser,  die 
der  mehr  weiblichen  aber  kleiner  zu  sein  pflegen.  Solche  dimorphe 
Blüthen  finden  wir  beispielsweise  bei  vielen  Stellarien,  unter  an- 
dern bei  S.  graminea  und  S.  glauca,  nicht  minder  aber  bei  den 
Cerastien.  Zieht  man  dies  in  Erwägung,  so  erscheint  die  Vermu- 
Ihung  gewiss  nicht  unberechtigt,  dass  C.  sylvnticuni  W  K.  vielleicht 
nichts  anderes,  als  die  ausgesprochen  androdynamische  Form  der- 
selben Varietät  des  C.  triviale  sein  möchte,  welche  ich  als  Var. 
neniorale  bezeichnet  habe.  Dass  die  Grösse  der  Petahm  bei  C.  syl- 
vaticum  nicht  immer  die  nämliche  ist,  beweisen  die  Exemplare 
mein(T  Samndung;  die  von  Königsberg  und  Wien  besitzen  meist 
Blumenblätter,  die  höchstens  doppelt  so  lang  als  der  Kelch  sind, 
während  sie  bei  den  ungarischen  und  Görzer  Pflanzen  reichlich 
V/2 — 2  mal  länger  sind.  Auch  Fenzl  (in  «1er  Bearbeitung  der 
Alsineen  für  die  Flora  rossica)  nennt  die  Blumenblätter  bei  dieser 
Art  '/j — 2  mal  länger  als  den  Kelch  und  Mertens  und  Koch  er- 
wähnen in  ihrer  deutschen  Flora,  dass  sie  ein  kullivirtes  Exeniplar 
mit  den  Kelch  nur  wenig  überragenden  Pelalen  ges«!hen.  Umgekehrt 
isl  auch  das  typische  C.  trimale  eine  in  dieser  Hinsicht  sehr  ver- 
änderliche Pflanze;  Exemplare  mit  Fetalen  von  der  halben  Länge 
des  Kelchs  sind  fast  ebenso  häufig  als  die  mit  gleichlangen  und  gar 
nicht  selten  findet  man  solche,  bei  denen  die  Blumenblätter  den 
Kelch  um  ein  Beträchtliches,  manchmal  fast  um  das  Doppelte  über- 
ragen. —  Am  auffallendsten  in  dieser  Beziehung  sind  einige 
Exemplare,  welche  von  Deschmann  am  rechten  Saveufer  bei  Mi- 
tatovska  skala  unweit  Sagor  in  Krain  als  C.  sy/vnticum  gesammelt 
wurden.  Diese  verhallen  sich  zu  der  eehlen  Pflanze  dieses  Namens, 
mit  welcher  sie  die  grossen,  ilen  Kelch  um  mehr  als  das  Doppelte 
überra"»Miden  Blumenblätter  jfcmeinsam  haben  genau  so  wie  das  C. 


17 

triviale  neiiiorale  zum  gewöhiiliclicn  C.  triviale,  in  dem  sie  in  den 
übrigen  Merkmalen  einen  deullichen  Liebergang  zu  lelzlerer  Art 
bilden.  Bei  einer  Höhe  von  %  bis  liöchslens  1'  zeigen  sie  sämml- 
licii  die  kleinen,  wenig  diirL'bscheinendcn,  fast  nur  den  Millelnerv 
deutlich  hervortrelenlassenden  Blätter  des  C.  triviale,  welchem  sie 
überdiess  in  der  Tracht,  abgesehen  von  den  grossen  Fetalen,  völlig 
gleichen.  Die  obern  Blätter  sind  länglich  bis  lineal-länglich,  seltener 
länglich-eiförmig,  etwa  4 — 6'"  lang  und  3 — 4'"  breit,  die  untern  und 
die  der  sterilen  Triebe  sind  meist  allmälig  in  den  Blattstiel  ver- 
schmälert, wie  bei  C.  triviale,  doch  sind  sie  gewöhnlich  mehr  zu- 
gespitzt. An  einzelnen  Individuen  verlaufen  sie  dayejion  minder 
allmälig  in  den  Blatlsliel  und  erinnern  so  wieder  mehr  an  C.  syl- 
talicuiii.  Diese  Form  scheint  an  dem  erwähnten  Standorte  nicht 
seilen,  denn  ich  habe  später  auch  durch  den  Wiener  Tauscliverein 
von  Pidoll  daselbst  gesammelte  Exemplare  erhallen,  welche  den 
Deschmannschen  ganz  ähnlich  sind,  aber  zum  Tlieil  noch  längere 
Fetalen  zeigen,  welche  fast  an  die  des  C.  alpinuin  erinnern. 

Durch  das  Vorhandensein  dieser  doppellen  Zwischenformen 
werden,  soweit  sich  diess  an  getrockneten  Fflan/.en  verfolgen  lässt, 
die  Unterschiede  zwischen  C.  triviale  und  C.  sylvaticiim  in  der 
That  völlig  illusorisch,  so  dass  eigentlich  nichts  mehr  der  Verbin- 
dung beider  im  Wege  stehen  würde.  Da  es  jedoch  meines  Erach- 
tens  eine  der  ersten  Fflichten  des  descriptiven  Beobachters  sein 
muss,  bei  der  Einziehung  allgemein  angenommener  Arten  minde- 
stens mit  der  nämlichen  Gewissenhaftigkeit  wie  bei  der  Gründung 
neuer  zu  Werke  zu  gehen  und  da  überdiess  die  geographische 
Verbreitung  des  C.  sylvaticum  eine  von  der  des  C.  triviale  ver- 
schiedene ist  ^),  so  begnüge  ich  mich  mit  obigen  Andeutungen  und 
überlasse  die  Entscheidung  der  hiermit  angeregten  Frage  denen, 
die  Gelegenheit  haben,  das  typische  C.  sylvaticum  lebend  zu  beob- 
achten, vor  allen  den  Botanikern  Wiens,  aus  dessen  nächsten  Um- 
gebungen ja  die  Mehrzahl  der  in  den  Herbarien  verbreiteten  Exem- 
plare dieser  Fflanze  zu  stammen  pflegt.  —  Selbst  für  den  mir  nicht 
sehr  wahrscheinlichen  Fall,  dass  durch  weitere  Untersuchungen  an 
den  lebenden  Fflanzen  eine  bestimmte  Grähze  zwischen  C.  triviale 
und  C.  sylvaticum  konstalirt  werden  sollte,  ist  durch  die  Existenz 
der  erwähnten  Zwischenformen  ihre  nahe  Verwandtschaft  bewiesen, 
die  schon  von  Mertens  und  Koch,  dann  später  auch  von  Fenzl 
(in  Ledebours  fl.  rossica)  und  von  Neilreich  erkannt  wurde, 
welche  diese  Fflanzen  neben  einander  stellen;  zugleich  wird  die 
Unzweckmässigkeit  der  Eintheilung    der   Cerastien   nach  der  Länge 


*)  C.  sylvaticum  W.K.  findet  sich  in  Nord-  und  Mittel-Ilalien,  in  Dal- 
matien,  Croatien,  Siebenbürgen,  Ungarn,  dann  in  SürJtirol ,  Krain  ,  Steiermark, 
Unterüslerreich,  Mähren,  Galizien,  ausserdem  in  Volhynien  und  üstpreussen 
(und  wohl  auch  in  Polen).  Seine  Verbreitung  ist  daher  fast  analog  der  von 
Scabiosa  inflexa  Kluck  (8.  australis  Wulf.).  C.  triviale  wächst  dagegen  in 
ganz  Europa. 


78 

der  Blumenblätter,  wie  sie  noch  jetzt  in  den  Floren  häufig-  benutzt 
wird,  gewiss  einleuchtend,  da  nach  dieser  C.  sylviiticum  neben  das 
so  wenig  verwandte  C.  arvense  gebracht  wird. 

Auffällig  scheint  es  übrigens,  wenn  eine  so  bemerkenswerthe 
Form,  wie  das  C.  triviale  nemorale  auf  alle  Fälle  ist,  in  der  That 
so  selten  beobachtet  sein  sollte,  wie  man  aus  dem  Schweigen  der 
Bücher  zu  schiiessen  berechtigt  wäre.  Vielleicht  ist  daher  diese 
Pflanze  schon  von  Manchen  geradezu  für  C.  sylvaticum  angesehen 
worden,  was  zumal  zur  Fruchtreife,  wo  sich  beide  oft  zum  Ver- 
wechseln gleichen,  leicht  geschehen  kann.  Mit  dieser  Vermuthung 
im  Einklänge  stehend  ist  eine  briefliche  Mitlheilung  von  Professor 
Celakovsky,  nach  welcher  das  böhmische  C.  sylraticum  nicht 
zur  echten  Pflanze,  sondern  zu  C.  triviale  als  forma  sylvatica,  um- 
brosa  gehört.  C.  triviale  S.  lancifolium  Schur  (Enum.  pl.  Transsylv. 
p.  119),  scheint  nach  dessen  kurzer  Beschreibung  und  nach  den 
Worten  „subsimile  C.  sylvalici"^  ebenfalls  mit  C.  triviale  nemorale 
identisch  oder  wenigstens  eine  der  Zwischenformen  zwischen  die- 
sem und  dem  echten  C.  triviale. 

Breslau,  Anfang  Dezember  1867. 


Zur  Flora  des  Banates. 

Yen  Dr.  J.  Pancic  *). 

Der  Umstand,  dass  Neilreich  meine  Orobanche  Echinopis 
in  seinen  Nachträgen  zu  Maly's  Enumeratio  plantarum  aufgenommen 
hat,  legte  mir  gleichsam  die  Pflicht  auf,  diese  Orobanche  noch  ein- 
mal an  Ort  und  Stelle  eingehender  zu  studiren.  Zu  diesem  Zwecke 
reisle  ich  am  22.  Juni  a.  St.  zu  Dampfschiff  nach  Pancsova  und 
sass  schon  am  selben  Morgen  um  11  Uhr  auf  dem  Wagen  in  der 
Richtung  von  Versetz.  Die  Wegränder  von  Novoselo  nach  Alibunär 
waren  dicht  mit  buntem  Gemisch  von  blühenden  oder  bereits  fruk- 
tificirenden  Kräutern  besäumt.  Ich  sammelte:  Carduus  hamulosus 
Ehrh.,  Astragalus  asper  Jacq.,  Delphinlum  Orientale  Gay  (zwi- 
schen Petrovoselo  und  Alibunär)  und  zwei  Centaurea-Arten  aus 
der  Gruppe  der  paniculata,  aber  erst  im  Aufblühen  begriffen.  Die 
eine  ist  sicher  die  zweijährige  C.  Biebersteinii  DC,  die  andere  ihr 
ziemlich  ähnlich,  aber  perennirend  habe  ich  bisher  vielleicht  mit 
Unrecht  für  C.  vallesiaca  angesehen;  sie  hat  etwas  längere  Früchte 
als  C.  Biebersteinii  und  einen  verhältnissmässig  noch  kürzeren 
Pappus,  etwa  wie  die  C.  paniculata,   von  der  sie  sich  durch  etwas 


*)  Aus  einem  Briefe  an  Janka. 


79 

grössere  Blüllienköpfo,  orösseren  Silitippen-Appendix,  zahlreicliere 
Zähne  daran  und  besonders  durcli  die  Dauer  unlerscheidel. 

Mein  Wunsch,  noch  heute  „Fonlina  Fetje"  zu  besuchen,  war 
<lurch  die  ünkenulniss  des  Kutschers  vereitelt.  — -  In  Alibunär  — 
am  Rande  der  Salzsleppe  und  in  dem  dort  angegebenen  salzigen 
Sumpf  —  hoffte  ich  mit  der  Interessanten  zu  treffen,  wurde  aber, 
um  5  Uhr  daselbst  angelangt,  ganzlich  eiitlauschf;  denn  die  Sande 
lagen  weit  abseits  südlich,  und  der  Sumpf  oder  vielmehr  eine  Pfütze 
in  der  Mitte  einer  fast  kahlen  Trift  war  allenihalbon  von  weiden- 
dem und  wühlendem  Vieh  umgeben.  Ich  sammelte  blos  einige  küm- 
merliche Exemplare  von  Aster  pannonicus  J  acq.,  Lepigonum  medium 
Wahlbg.,  Lotus  tenuis  Kit.,  Trifolium  redinatum  \Y.  K.,  Glyceria 
dislans  Wahlbg.,  Camphorosma  ovata  WIC  (^noch  nicht  blühend) 
und  eine  mir  Anfangs  sehr  fremdartige  Graminee  —  durch  die 
Hufe  der  Thiere  sehr  verändert,  —  die  sich  indess  spater  als  Fe- 
stuca  arundinacea  Schreb.  var.  mit  schmäleren  und  kürzeren 
Blättern  und  zusammengezogener  Rispe  als  verwandt  mit  F.  glau- 
cescens  Boiss.  Walpers  Repert.  erwies;  niedrigere  Exemplare 
erinnern  durch  ihre  sperrig  abstehenden  Blätter  sehr  an  Juncus 
squari  usus. 

Der  Tag  neigte  schon  zu  Ende  und  mir  blieb  nichts  weiter 
übrig,  als  das  Aufsuchen  (\qs  Gasthofes,  wo  ich  meine  Reiseeffekten 
zurückgelassen  hatte.  Hier  zog  ich  genaue  Erkundigungen  ein  über 
den  Weg,  den  ich  morgen  einschlagen  sollte,  denn  der  in  Pancova 
gemiethete  Kutscher  wollte  von  keinem  Weg  durch  die  Sande 
wissen  und  war  überhaupt  Todfeind  von  Seitentouren.  Am  folgenden 
Morgen  früh  5  Ui;r  war  ich  bereits  auf  der  Strasse  nach  Karlsdorf, 
wo  ich  einen  Führer  durch  die  Steppe  zu  treffen  hoffte.  Gleich  vor 
Alibunär  notirte  ich  die  Tags  zuvor  beobachtete  Festuca,  und  in 
einer  Schlucht,  die  zum  Piateau  führt,  auf  welchem  Karlsdorf  liegt: 
Taraxacum  serotinum  Sadl.  und  Reseda  inodora  Rchb. 

In  Karlsdorf  versprach  mir  ein  gefälliger  deutscher  Wirth 
einen  Aufseher,  der  in  der  Sandsleppe  am  besten  Rath  wüsste  zu 
beschaffen,  und  richtig  erschien  bald  darauf  ein  junger  Forstbeamle, 
der  sich  bereit  erklärte,  mich  zu  begleiten.  Nachdem  noch  einige 
Erfrischungen,  die  auf  einem  Gang  durch  die  Steppe  unentbehrlich 
sind,  besorgt  wurden,  fuhren  wir  von  Karlsdorf  in  südlicher  Rich- 
tung ab.  —  Zuerst  ging  der  Weg  durch  ein  unübersehbares  Meer 
von  Saaten  —  Mais  und  Korn  — ,  so  üppig,  als  diess  nur  das 
herrliche  Banat  besonders  in  massig  feuchten  Jahren,  wie  das  heu- 
rige 1867  aufzuweisen  im  Stande  ist.  Nach  einem  Stündchen  wichen 
die  Felder  zurück  und  an  deren  Stelle  traten  Wiesen  mit  ziemlich 
üppigem  Graswuchs;  endlich  wurde  der  Boden  sandiger,  die  Gras- 
narbe schütterer,  es  stellten  sich  allmälig  allerlei  Ammophyten  ein : 
Erysimum  canescens  Ehr h.,  die  hochwüchsigen  Gypsophilen,  einige 
Centaurea  aus  der  Gruppe  der  C.  paniculala,  Mattia  umbellata 
Schult.,  Poeonia  tenuifolia,  Allium  rotunditm  L.,  A.  flavescens 
Bess.,  hier  und  da  eine    Gruppe  vor  Echinops  u.  a.  —    An  einem 


so 

dicht  beraslcn  Wiesenraiul  angelangt,  stiegen  wir  an  einem  ziem- 
lich jtihen  Abhang  hinab  und  waren  in  Vakarec,  einem  von  den 
vielen  Sandsireifen,  die  in  der  Richtung  des  iierrschenden  Ostwindes 
das  sanft  gewellte  Plateau  des  BÖio  bedo  durchbrechen,  und  eben 
die  Stellen  sind,  wo  man  seit  ßachofen  allerlei  Versuche  zur 
Bewältigung  des  Sandes  vornimmt.  Wo  der  Sand,  wie  in  Vakarec, 
locker  und  von  Holzpflänzen  nicht  geschützt  isl,  wird  von  der 
Walddireklion  Echinops  Ritro  (?  zur  Zeit  meines  Besuches  noch 
nicht  blühend)  im  Grossen  angebaut,  und  die  überaus  häufigen 
Gruppen  dieser  massig  grossen  Kugeldistel  bilden  auch  die  kral- 
ligste Wehr  gegen  das  Weilerrücken  der  Sandfluthen,  worin  sie 
durch  die  langbehoste  Festuca  vaginata  (Maushafer)  und  Triticum 
glaucum  R.  et  Seh.  var.  wacker  unterstützt  werden.  Im  Schutze 
dieser  zähen  Sandbändiger  gedeihen  dann  allmälig  allerlei  minder 
kräftige  oder  schwerer  keimende  Gewächse,  von  denen  mir  beson- 
ders ein  starker  und  am  Belo  bedo  ziemlich  häufiger  Anflug  von 
Hanthium  —  ob  strumarium  oder  eine  andere  ihm  verwandle  Art, 
liess  sich  an  den  noch  zu  jungen  Pflanzen  nicht  beurtheilen  —  auffiel. 

Von  den  zwei  schon  beim  Betreten  des  Sandes  beobachtelen 
Centaurea-Arien  ist  die  eine  ausdauernd  und  wahrscheinlich  Heu f- 
fel's  C.  arenaria;  —  ob  auch  C.  arenaria  Ma  B.?  —  kann  ich 
vor  der  Hand  nicht  sagen ,  denn  die  Pflanze  entwickelte  kaum  die 
ersten  Blüthen;  mir  schienen  die  Anthodialschuppen  viel  grössere 
alulas  und  kleinere  appendices  zu  haben,  als  die  mir  bekannte  C. 
arenaria.  Die  andere  Art  ist  sicher  zweijährig  und  nach  Prof. 
Grisebach  C.  ciliata  Friv.;  sie  wächst  auch  in  Serbien  sehr 
häufig  an  ähnlichen  Lokalitäten  und  ich  glaube  sie  a.  1865  au«;h 
hinter  dem  Stadiwäldchen  bei  Pesth  beobachtet  zu  haben.  Viele 
meiner  bot.  Freunde  haben  diese  Pflanze  von  mir  unter  dem  Namen 
C.  Mierghii  SorA.  erhalten.  In  Vakarec  war  der  Hauptzweck  meiner 
Reise  erreicht,  denn  ich  traf  hier  in  einer  Unzahl  von  eben  blü- 
henden Exemplaren  die  gesuchte  Orobanche  Echinopis.  —  Hier 
ihre  Beschreibung: 

Orobanche  Echinopis  ^). 

Rubido-fuscescen.s,  bracteis  ovato-lanceoldlis  acuminatls  flores 
aeqnantibus  superioribus  comatis;  sepalis  plurinerviis  inaequaliter 
bißdis  segmento  postico  longiore  acuminatissiino  tubum  corollae  su- 
perante,  corolla  campanulato-tubulosa  medio  dorso  rectiuscula^ 
basi  apiceque  arcnata  labiis  inaequaliter  denticulatis,  superiore 
integro  emarginato  avt  bifida ,  inferiore  trilobo  lobis  rotundatis 
medio  submajore,  staminibus  ad  tertium  corollae  adnatis,  ßlamentis 
facie  interna  ad  medium  dense  papillosis,  papillis  orticulatis,  a 
medio  sparsim  undique  glandipilibus,  antheris  obovntis  sensim  in 
mucrones  basilares  aheuntibus  oertice  calvis,  germine  apice  toto- 
que  stylo  sparsim  glandipili,  stigmate   transversim  oblongo  cerino. 

Caulis  spithameus,  1 — interdum  2-pedalis,  spica  4 — 9-uncia- 
lis  compacta   rarius  basi  interrupta,   corolla  21 — 22°""  /.,    stami- 

*)  Neu  für  die  Flora  des  Danatos 


81 

nibus  7"""  supra  basin  Caroline  affixis,  indnmentum  glanduloso" 
pitosum  sat  densnm.  Statuta  ac  colore  proxima  0.  elatior  Sutt. 
di/fert:  segmentis  calycinis  suhaequalibus  tubo  corollae  breviori- 
6ms,  antheris  vertice  pitosis  ac  stigmate  mox  rufescente.  0.  Bue^ 
kiana  Koch  sec.  Reichenbach  Icon.  flor.  germ.  XX.  t.  186  affinis 
conformatione  corollae  ac  anthenarinii,  differt:  colore  partium  lange 
pallidiore,  filamentis  a  media  yiabris,  stigmate  rotundato  apice 
purfiureo.  Longius  distant.  0.  gracilis  Sm. ,  0.  vnriegata 
Wallr.  et  C.  condenaata  Moris;  prior  in  plagis  orientaiibas 
copiosissima  supra  Genistis  ac  jam  eminus  dignoscenda  colore 
atro-fusco  habet  antheras  basi  abrupte  npiculatas,  0.  variegata 
eas  insuper  tertice  pilosulas^  quo  ultimo  charactere  etiant  0.  can- 
densatn  sat  facile  dignascitur. 

Habitat  copiasi:>sima  in  arena  mobili  ad  Vakarec  et  Fontina 
f'etje  agris  Romanorum  in  Banatu  parasiticu  in  radice  Echinopis 
Ritronis  (?').  Florel  Julio. 

Ich  iiiachle  mich  an's  Work,  um  mehrere  Exemplare  von  dieser 
Orobanche  für  meine  Freunde  auszugraben,  sliess  aber  auf  eine 
Schwierigkeit,  die  ich  früher  in  Funtina  felje  nicht  erfaliren  hatte: 
hier  war  nämlich  der  Sand  lockerer  und  tiefer,  und  das  Ausbringen 
von  Exemplaren,  wie  ich  sie  von  Orobanche  in  meinem  Herbar, 
gegen  den  allgemein  herrschenden  Usus  gerne  sehe,  d.  i.  in  Ver- 
band mit  der  Niihrpflanze,  war  eben  nicht  leicht  ausführbar.  Nach 
vielen  verunglückten  Versuchen  grub  icii  endlich  ein  Exemplar 
aus,  dessen  Verbinduiigswurzel  6'5  cm.  hatte.  Es  bedurfte  förm- 
licher Accouchiurgrifl'e,  um  durch  das  übrige  stark  verfilzte  Wur- 
zelgeilecht  den  Gang  dieses  zahlreichen  leicht  brüchigen  Funiculus 
umbilicalis  zu  verfoken,  wobei  es  mir  besonders  auffiel,  dass  der- 
selbe  oft  ohne  alle  sichtbare  Hindernisse  die  Richtung  veränderte, 
sich  senkte  oder  stieg,  nach  links  oder  rechts  ablenkte  —  oftmals 
ganz  knapp  an  einer  Echinopswnviel  vorbei  strich,  uui  sich  dann 
nach  einer  Krümmung  an  die  gleichsam  langgesuchte  Nahrpflanze 
anzuheften.  Ich  bedauerte,  dass  ich  dermalen  die  gehörige  Zeit 
darauf  nicht  verwenden  konnte,  um  Einiges  von  den  vielen  Räth- 
seln,  die  die  Keimung  und  Ernährung  dieser  sonderbaren,  der  Masse 
nach  ihre  Nährpflanzen  oft  überwiegenden  Parasiten  umgeben,  zu 
erspähen,  wozu  gewiss  die  Unzahl  der  hier  wachsenden  Individuen 
und  die  Lockerheit  des  Grundes  die  beste  Gelegenheil  bieten  wür- 
den! Ein  tüchtiger  Spaten  und  ein  intelligenter  Gehilfe  wären  bei 
solchen  Forschungen  unerlässlich  nothwendig.  Ueber  das  Graben 
und  Grübeln  war  die  Sonne  um  eine  tüchtige  Spanne  weiter  geeilt 
und  die  sichtliche  Ungeduld  meiner  Gefährten  mahnten  mich  endlich 
zum  Aufbruch.  —  Mein  Begleiter,  der  mir  bei  der  Aushebung 
einer  grössern  Partie  von  Orobanche  Echinopis  willig  Hilfe  gelei- 
stet, reichte  mir  zum  Schlüsse  noch  eine  gelbblühende  Orobanche, 
die  er  unweit  unseres  Rastortes,  aber  ohne  Nährpflanze  ausgehoben 
halte;  ich  sah  mich  eine  Weile  noch  um  einige  Exemplare  dieser 
mir  neuen  Art  um,  fand  aber  in  der  Hast  keines  mehr  und  vertrö- 


slete  mich  vor  der  Hand  damit,  dass  ich  in  Fontina  felje  etwa 
glücklicher  sein  werde,  worin  ich  mich  aber,  wie  später  zu  ersehen 
sein  wird,  gänzlich  täuschte.  Näher  untersucht,  erwies  sich  später 
diese  Orobanche  zufolge  der  gedrängten  Aehre,  der  von  0.  rubens 
viel  kürzeren  ßluiiienkronen  und  der  an  der  Basis  allmälig  zuge- 
spitzten Antheren  als  0.  Ritronis  Gren.  Godr.,  wofür  auch  die 
Lokalität  spricht,  was  indessen  späteren  Besuchern  des  Belo  bedo 
zu  konstatiren  überlassen  werden  muss. 

Nachdem  wir  die  lockergründige,  vielfältig  nüancirte  ziemlich 
weite  Furche  von  Vakarec  überschritten  hatten,  betraten  wir  bindi- 
geren Boden  ,  kurzgrasige  und  sanft  gewellte  Triften,  die  aber 
wegen  Mangel  an  Wasser  nur  bei  Nacht  beweidet  werden.  Nach 
einer  Stunde  langsamen  Fahrens  —  denn  inzwischen  brach  eine 
Schiene  am  Wagen  und  musste  mit  Stricken  zusammengebunden 
werden  —  erreichten  wir  die  Höhen  von  Korn.  Hier  war  eine  wal- 
lachische Seniierei,  Schatten,  etwas  Seihwasser  und  somit  Aussicht 
auf  alle  mögliche  Erholung.  Nach  gehöfi(>^er  Rast  und  Labung  weihte 
ich  ein  Stündchen  der  Untersuchung  uer  Umgegend  und  lenkte 
meine  Schritte  zuerst  auf  die  mit  Wachholder  bewachsenen  Hü- 
gel von  Kapu  Kornuluj,  wie  sie  Rochel  (Reise  -n  das  Banat  pag.  2) 
nannte  und  wo  er  sein  Thesium  elegans  als  Seltenheit  angab.  Trotz 
emsigen  Herumspähens  fand  ich  diese  Pflanze  nicht,  empfehle  aber 
jedem  Botaniker,  der  den  Römerwall  besucht,  diese  Lokalität  aui- 
zusuchen  —  aber  sich  dabei  viel  mehr  Zeit  zu  gönnen,  als  ich 
diess  thun  konnte  —  denn  da  findet  er  in  der  grössten  Ueppigkeit 
die  meisten  Pflanzen,  welche  die  Sandsteppe  charakterisiren;  ich 
sammelte:  Silene  parvlflora  Ehrh.,  Dianfhus  sabuletorum  He  uff. 
(wohl  dieselbe  Form,  die  Boissier  in  seiner  Flora  orienlalis  pag. 
514  als  D.  capitatus  var,  minor  anführt),  Atlinm  flavescens  B  ess., 
Koeleria  glauca,  Polygala  vulgaris  var.  elüngataKoc\\c\^  Peuce- 
damim  areiiarium  W.  K.  (erst  im  Aufblühen},  Hypericum  elegans 
Steph.  ^}  und  Fruchtexemplare  von  Centaurea  calocephala  W., 
einer  Pflanze,  die  sonst  Kalkfelsen  bewohnt  und  mich  hier  nicht 
wenig  übeiraschte.  Zum  Schlüsse  hob  ich  noch  einige  Wurzelstöcke 
von  Paeonia  banatica  und  P.  tenuif'olia  und  von  einer  mir  vor  der 
Hand  unklaren  Anthemidee  für  meinen  Garten  aus,  und  bestieg 
dann  den  schon  längst  vorgespannten    Wagen, 

Unsere  Reise  ging  nun  westwärts  auf  die  in  ziemlich  weiter 
Ferne  den  Horizont  begrenzenden  Höhen  von  Tilva  mare  los.  An 
vieles  Sammeln  war  nunmehr  nicht  zu  denken,  denn  die  Sonne 
stand  bereits  ziemlich  tief  und  bis  zur  Nachtstalion  zählte  mein 
Begleiter  gute  drei  Stunden.  Aber  auch  bot  die  Haide  wenig  An- 
ziehendes; denn  ausser  niedrigen  Büschen  von  Paeonia  nnd  Helle- 
borus  odorus  war  weit  und  breit  nichts  zu  sehen  was  die  kahle 
Trift  merklich  überragte  —  und  nur  zerstreute  Gruppen  von  weissen 
Staubschwämmen  gewährten  durch  ihre  blendend  weisse  Farbe  und 


^)  Neu  für  die  Flora  des  Banales. 


83 

ihre  Grösse    —    manche   Exemplare  halfen    den    Durchmesser    von 
einem  0.5  Melre  —  auf  dem  düstern  Grunde   einen  seilsamen  An- 
blick,   der    selbst  meinen  sonst    ziemlich  indolenten  Kutscher  zum 
Anhalten  (rieb.   Er  hielt  sie  nämlich  bei  der  ersten  Beg-egnung-  für 
Laibe  jungen  Käses,  die  den  Seihlappen  irgend  eines  unvorsichtigen 
wallachischen  Senners  entgleitet  wären!  — Von  Tilva  mare,  einem 
der    höchsten    Punkte    des   ßelo  bedo  gewinnt  man  einige  Einsicht 
über  die  Gliederung  der  hügeligen  Sandsleppe:  im  Süden,    gleich 
am    Fuj;se  des   ziendich   steilen  Hügels,    auf  dem  man    steht,   zieht 
sich  von    Osten   nach   Westen    ein   ziemlich  weiter  vielfach  zerris- 
sener   Sandstreifen,    der  einst  kahl    sein  mochte,   jetzt  aber  durch 
Baume   allen  Alters    ^meist    Pappeln)   bedeckt,   nicht    unergiebigen 
Weidegrund  birgt  und  der  Forstwissenschaft  zur  grössten  Ehre  ge- 
reicht; im  Osten  dominiren  die  eben  verlassenen  Höhen  von  Korn, 
hinter  denen   in   weiter  Ferne  die  Berge  aufragen,    die    beiderseits 
die  Donauspalte  bilden;  im  Norden  liegen  in  nächster  Nahe  hüge- 
lige Triften,  etwas  weiter  die  Kulturen  von  Karlsdorf  und  im  Hin- 
tergrunde dehnt  sich  die  weite  Ebene,  bei  Alibunär  beginnend,   aus. 
Mit  den  üppigen  Matten  von  Fontina  fefje  wird  endlich  im  Westen 
der    Horizont    abgegrenzt.    Die   Weile   des  von  dieser  Höhe  über- 
blickten Terrains  und  die   Schwierigkeit  seiner   Begehung  machten 
es  mir  erklärlich,    dass   trotz   den    tüchl'gen    Forschungen  von  K  i- 
faibel,  Rochel,  Heuffel  und  Wi  erz  bicki  die  „weissen  Berge" 
noch  immer  Neuigkeiten  aufweisen;    --  ja,    ich   bin  des  Glaubens, 
dass  ein  tüchtiger  Botaniker  ein  ganzes  Jahr  vollauf  zu  thun  hätte,! 
um  Belo  bedo  allseitig  zu  erforschen. 

In  einem  Stündchen  erreichten  wir  unser  nächstes  Ziel,  die 
Höhen  von  F'ontina  felje.  Ich  hatte  mich  schon  den  ganzen  Tag  um 
das  Toraxacum  crispum  Heu  ff.  umgeselien;  hier  fand  ich  das 
fruktificirende  Köpfchen  einer  Art,  die  mir  durch  ihre  fuchsrothen 
Früchte,  die  an  T.  erythrospermum  erinnern,  auffiel.  Die  Frucht- 
schnäbel sind  wohl  kurz,  etwas  kürzer  als  die  Achänen,  aber  nicht 
brevissima,  wie  diess  Heuffel  von  seiner  Art  sagt;  die  Kultur 
wird  zeigen,  wo  die  Art  hingehört.  Nicht  minder  eifrig  spürte  ich 
der  Iris  lepida  Heuffel's  nach  (ich  wollte  sie  mit  meiner  Iris 
serbica  vergleichen);  aber  ich  glaube  ohne  Erfolg,  denn  die  Exem- 
plare einer  hier  fruklificirenden  Schwertel,  die  ich  für  meinen  Garten 
mitnahm,  dürften,  nach  dem  lividen  Grund  der  Blatfscheiden 
und  den  stark  gerippten  Blättern  zu  urlheilen,  nichts  Anders  sein 
als  die  gewöhnliche  J.  variegata.  —  Nur  der  südliche  Abhang  von 
Fontina  fetje  ist  von  lockeren  Sauden  eingenommen;  die  übrigen 
sanfteren  Lehnen  werden  von  sehr  üppigen  Wiesen  bedeckt,  wovon 
einige  bereits  abgemäht  waren.  Hier  wachsen  in  den  dichtesten 
Rasen  die  interessantesten  Sandpflanzen,  in  einer  Unzahl  Paeonia 
tenuifolia,  die  eben  jetzt  ihre  reifen  Kapseln  öfl'nele.  Wegen  der 
bereits  den  Horizont  l)erührenden  Sonne  und  des  schadhaften  Zu- 
standes  meines  Wagens  niusste  ich  Verzicht  leisten  auf  den  Besuch 
der  im  Süden  liegenden  Fontina  fetjer    Sande    und  fuhr  in  gerader 


84 

Richtung  der  in  der  Ferne  sichtbaren  Versetzer  Strasse  zu.  Tief  in 
der  Nacht  gelangte  ich  über  Petrovo  seio  nach  Novoselo,  mein 
Nachtquartier. 

Des  andern  Morgens  war  ich  früh  in  Pancova  und  landete 
noch  an  demselben  Tag  bei  starkem  Wind  und  Regen  in  Belgrad, 
sehr  froh,  dass  mich  dieses  Wetter  nicht  zwei  Tage  früher  —  etwa 
in  Korn  betroffen  hat. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
IX. 

231.  Gypsophila  fastigiata  L.  —  Auf  wüstem  Sandboden.  — 
In  den  Niederungen  am  Saume  des  mittelungarischen  Berglandes 
bei  Vajta  an  der  Särviz,  ober  der  Pulvermühie  nächst  Altofen,  b«'i 
Gran  und  auf  der  Csepelinsel.  Viel  häufiger  auf  den  Dünen  der 
Kecskemeter  und  Debrecziner  Landhöhen  und  ^war  insbesonders 
bei  Räküs  Palola,  Soroksär,  Nagy  Koros,  Also  Dabas  und  P.  Salo- 
sär;  im  Tapiogebiete  bei  Nagy  Kala.  —  Diluv.  Sand.  —  95—140  Met. 

232.  Gypsophila  paniculata  L.  —  Auf  Sandflächen,  Sandhü- 
geln, sandigen  Wiesen,  an  Ackerrändern  und  insbesonders  mas- 
senhaft an  den  Böschungen  der  Eisenbahndämme.  Weit  häufiger 
als  die  frühere  Art.  In  den  Thälern  und  am  Saume  des  mittelung. 
Berglandes  am  Sandberg  bei  P.  Csaba,  bei  Gran,  Marolh,  Altofen, 
Föveny  und  Vajta  an  der  Särviz.  Auf  der  Csepelinsel.  Auf  der 
Kecskemeter  Landhöhe  zwischen  Waitzen  und  P.  Csörög,  bei  R. 
Palota,  Pest,  Soroksär,  Monor,  Pilis,  P.  Peszer,  Nagy  Koros,  Kecs- 
kemel,  und  ostwärts  bis  Czegled.  Im  Gebiete  des  Tapio  und  der 
Zagyva  bei  Nagy  Käta,  Tö  Almas  und  Fenyszära.  Auf  der  Debre- 
cziner Landhöhe  bei  Böszörmeny,  Kemencse,  Bogdan,  Nyir  Bätor, 
Szakoly,  Debreczin.  —  In  der  Tiefebene  und  im  Bihariageb.  weder 
diese  noch  die  frühere  Art  beobachtet.  —  Tert.  u.  diluv.  Sand.  — 
95—260  Met. 

233.  Gypsophila  muralis  L.  —  Auf  dem  austrocknenden 
Schlamme  im  Inundationsgebiete  der  Flüsse  und  Bäche,  auf  Erdab- 
rissen  und  trockenen  Grasplätzen,  auf  Brachäckern  und  an  Wald- 
wegen, durch  das  ganze  Gebiet  an  zerstreuten  Standorten.  Im 
mittelung  Bergl.  selten  und  hier  fast  ausschliesslich  auf  die  mit 
lehmiger  Krume  bedeckten  Trachytberge  beschränkt;  bei  Paräd  und 
auf  dem  Särer  -  Berg  in  der  Matra,  auf  Brachäckern  hinter  der 
Ruine  Visegräd,    bei   Set.  Andrae,  bei  Szt.  Imre,   im  Kammervvalde 


85 

bei  Ofon.  Fehlt  der  sandigen  Kecskemeter  Landhöhe!  Dagegen 
ziemlich  häufig  in  der  Tief(;hene  an  der  Theiss  bei  Szolnok  und 
Tisza  Föidvär,  an  der  Zagyva  und  den  anderen  von  den  inittelung. 
Trachytbergen  kommenden  Zuflüssen  der  Theiss  bei  Tapio  Szelle 
und  Mezö  Kövesd.  Jenseits  der  Theiss  im  Bekeser  Comilate.  Hier 
in  der  Tiefebene  merkwürdiger  Weise  immer  auf  etwas  salzigem 
Substrate;  im  Bihariageb.  dagegen  auf  nicht  salzigem  Boden  an 
vielen  Punkten  auf  dem  tert,  Vorlande  von  Grosswardein  bis  Be- 
enyes,  dann  im  Thale  der  schwarzen  Koros  bei  Vasköh,  Crisciora, 
Fenalia,  Sedescelu,  Kisköh;  im  Geb.  der  weissen  Koros  bei  Kö- 
rosbänya,  dann  bei  den  Eisengruben  von  Rescirata  und  sehr  häufig 
bei  den  Dörfern  Nadalbesci  und  Susani  am  südl.  Fusse  des  Plesciu. 

—  Trachyt,    Schiefer,  Sandstein,  Kalk,  tert.,  diluv.   u.   alluv.  Lehm. 

—  80—445  Met. 

234.  Dianthus  saxifragus  L.  —  Auf  sonnigen  Hügeln  und  auf 
salzauswitterndem  Boden  der  Niederungen.  -  Auf  dem  Somlyö 
nächst  Grosswardein  (Kit.  Sleffek);  „in  campis  siccis  et  salsis 
planiliei  Com.  Pest.  (Sa  dl  er).  —  Von  mir  im  Gebiete  nicht  beob-  "''"-" 
achtet.  .Jedenfalls  selten  und  auf  vereinzelte  Standorte  beschränkt.  ^^''- 
Die  Ebene  des  Pester  Komitates  liegt  im  Mittel  95  Met.;  der  Berg 
Somlyö  misst  250  Met.;  daher  kann  der  Höhengürtel  dieser  Pflanze 

mit  95  —  250  Met.  angesetzt  werden.  —  Kalk,  diluv.  u.  alluv.  Boden. 

235.  Dianthus  prolifer  L.  —  Auf  trockenen  Hügeln  und  Sand- 
flächen. Im  mittelung.  Berglande  in  der  Matra  auf  dem  Hegyes  bei 
Paräd  und  in  der  angrenzenden  Niederung  bei  P.  Gombos  nächst 
Hatvan,  in  der  Pilisgruppe  am  Kalvarienberg  bei  Visegrad  und  am 
Bloksberg  bei  Ofen.  Häufiger  auf  den  sandigen  Landhöhen  des  Tief- 
landes. Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  auf  der  P.  Csörög  bei 
Waitzen,  bei  R.  Palota,  Pest,  Soroksär,  Monor  und  Pills  und  bei 
Nagy  Koros.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei  Nyir  Bätor,  Bö- 
szörmeny  und  Szakoly.  Im  Bihariageb.  im  Thale  der  schnellen  Koros 
bei  Grosswardein  und  im  Thale  der  schwarzen  Koros  am  Bontoskö 
bei  Pelrani;  am  häufigsten  aber  auf  dem  TrachyttufF  im  Gebiete  der 
weissen  Koros  bei  der  Ruine  Desna,  dann  ober  Chizindia  nächst 
Buteni  und  von  da  thalaufvvärts  bis  in  die  Körösenge  bei  Liesa 
nächst  Halmäza.  —  Trachyt,  Trachytluff,  Kalk,  tert.,  dil.  u.  alluv. 
Sand.  —  95-320  Met. 

236.  Dianthus  Armeria  L.  —  Auf  grasigen  Plätzen  in  lichten 
Eichenwäldern,  insbesonders  auf  kleinen  Blossen  im  buschigen  Nie- 
derwald. —  Im  mittelung.  Bergl.  vorzüglich  auf  den  Trachytbergen. 
In  der  Magustagruppe  am  Spitzkopf  bei  Gross  Maros,  in  der  Pilis- 
gruppe bei  Visegrad,  Szt.  Läszlö,  Iszbek,  Set.  Andrae,  auf  der 
Slanitzka  bei  P.  Csaba  und  bei  Maria  Einsiedel  nächst  Ofen.  Auf 
der  Kecskemeter  Landhöhe  in  dem  YTalde  zwischen  Pills  und  Monor. 
Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  von  Grosswardein  bis  Belenyes 
und  über  die  Hügel  im  Thale  der  schwarzen  Koros  einwärts  bis 
Fenatia  und  Rezbänya  sehr  verbreitet.  —  Trachyt,  Schiefer,  Kalk, 
Sandstein,    tert.,    dil.    und  alluv.  Boden.    Liebt   vorzüglich    lehmige 

OejteiT.  botan. Zeltschrift.  3.  Hefi.  1868.  ' 


ziemlich  trockene  und  dabei  iiumusreiclie  Erde  und  findet  sich  daher 
vorzüglich  an  solclien  Punkten,  wo  sich  durch  Verwitterung  des 
unterliegenden  Gesteines  eine  niächtiü-e  Lehinschichte  gebildet 
und  wo  sich  im  Laufe  der  Zeit  der  Erde  auch  ziemlich  viel  Humus 
beigemengt  hat.  —  140  —  480  Met. 

237.  Diantims  Pseudo-Ännerla  M.  B.  —  An  der  Nordgrenze 
unseres  Gebietes  „an  buschigen  Stellen  zwischen  Peterväsär  im 
nordl.  Korn.  Heves  und  der  Grenze  des  Gömörer  Komitates,"  Janka 
in  Oest.  bot.  Zeitsch.  1867,  S.  67. 

238.  Dianthus  compactus  Kit.  — ■  In  felsigen  Schluchten,  auf 
Wiesen  und  unter  Krummholz  in  der  subalpinen  Region  des  Biharia- 
gebirges;  vereinzelt  mit  den  Fichten  auch  in  die  tiefen  Thalgründe 
herabsteigend.  Am  häufigsten  im  Rezbänyaerzuge  in  den  von  Quell- 
biichen  durchrieselten  Kunsen  an  der  Südseite  des  Vervul  Biharei. 
Auf  dem  Batrinaplateau  unter  der  Pietra  Betrana,  auf  der  Calinesa, 
an  der  Pietra  Boghi  und  von  da  bis  herab  in  die  Valea  pulsului 
hinter  Petrosa.  —  Schiefer,  Kalk.  —  560—1560  Met. 

Diantliuii  barbatus  L.,  welcher  sich  von  X>.  compactus  durch  lanzett- 
liche relativ  viei  bieitere  Biälter,  oben  asti^'e  Stengel,  grüne  Ivelche,  steif  auf- 
rechte der  Kelchrühre  parallele  Reichschuppen  unterscheidet,  wurde  im  Ge- 
biete bisher  nicht  aufgefunden,  findet  sich  abei-  in  den  südlich  an  unser 
Geb.  anstosseiiden  Landschaften  bei  lünfkircben  und  in  der  Plattenseegegend 
und  dürfte  auch  in  den  südlichen  Strichen  des  Stuhlweissenburger  Gomitates 
voikommen. 

239.  Dianthus  collinus  W.  K.  —  Auf  trockenen  Bergwiesen, 
auf  grasigen  Platzen  und  Blossen  in  Niederwäldern  und  am  Rande 
der  Hochwälder.  Im  mitfelung.  Bergl.  in  der  Matra  bei  Paräd  und 
Gyöngyös  und  auf  dem  Nagy  Galya;  in  der  Pilisgruppe  auf  dem 
Visegräder  Schlossberge,  auf  dem  Vaskapu  bei  Gran,  bei  Pomäsz, 
Maria  Einsiedel  und  ober  dem  Leopoldifelde  gegen  den  Dreihotter- 
berg  bei  Ofen.  Im  Bihariageb.  am  Köbanyaberg  bei  dem  Felixbad 
nächst  Grosswardein.  —  Auf  lehmiger  Erdkrume  über  Trachyt  und 
thonreichen  Kalksteinen.  —  110 — 960  Met. 

240.  Dianthus  Carthusianorutn  L.  —  Auf  Wiesen  und  an  fel- 
sigen SteJlen  der  Bergabhänge.  Im  Gebiete  nur  im  Bihariagebirge 
beobachtet.  Im  Rezbänyaerzuge  am  südlichen  Abfalle  des  Tomna- 
tecu;  am  Rande  und  Abfalle  des  Batrinaplateaus  auf  der  Pietra 
Bogiii,  dem  Vervul  Fericea  und  der  Tataroea  bei  Petrosa,  der  Pietra 
muncelului  und  Pietra  lunga  bei  Rezbänya  und  bei  Fenatia.  In  der 
Gruppe  des  Plesiu  von  der  Thalmulde  Bratcöia  hinter  Monesa  bis 
auf  die  höchste  Kuppe  des  PJesiu.  —  Porphyrit,  Trachyttuff,  Schie- 
fer, Sandstein,  vorhertschend  aber  über  Kalksubstrat.  —  160—1300 
Met.  —  Eine  eigenthümliche  Form  mit  sehr  rauhem  Stengel  und 
rauhen  Blättern  und  verhältnissmässig  kleinen  und  kurzen  Kelch- 
schuppen sammelte  ich  auf  den  Trachyttuff- Felsen  bei  der  Ruine 
Desna  im  Arader  Komilate.  Die  Büschel  sind  armblüthig,  die  Blu- 
menblätter eben  so  gross  wie  bei  D.  Carthusianorum  und  auch 
die  Blätter  und  Blaltscheiden,  ausgenommen  der  grösseren  Rauhheit, 
von  jenen  des  D.   Carllmsianorum  nicht  verschieden. 


89 

241.  Dianthus  atrorubens  All.  (/>.  Carthusianorum  Sadl.  zum 
Theile,  nicht  L.j.  Auf  trockenen  Wiesen,  grasigen  Plätzen  und 
Blossen  in  den  Wäldern  sehr  häufig.  Im  niittelung.  Berglande  in 
der  Matra  bei  Paräd,  Gyöngyös  und  Gergelhäza  bei  Bodony,  auf 
dem  Nagyszäl  bei  Waitzen,  in  der  Magustagruppe  bei  Gross  Maros, 
in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd  und  Set.  Andrae,  auf  dem  Piliser- 
berg  und  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba,  auf  alb'n  Bergen  bei  Ofen, 
auf  der  grossen  Heide  bei  Teteny.  Im  Bihariageb.  auf  dem  tert. 
Vorlande  bei  Grosswardein  und  Holodu.  Trachyt,  Kalk,  tert.  und 
diluv.  Sand-  und  Lehmboden.  —  95  —  380  3Iel. 

242.  Dianthus  hanaticus  Heuffel  in  Griseb.  und  Schenk 
It.  hung.  301.  (Tf.  Carthusianorum  Sadl.  zum  Theile,  nicht  L,  — 
D.  diutinus  Reichb.  Ic.  XVI.  fig.  5017,  nicht  Kit.,  dessen  D.  diu- 
tinus  zu  Folge  eingesehener  Originalexemplare  =  D.  polymorphus 
M.  B.).  —  Auf  Sandhügeln  und  Sandflächen,  meistens  mit  Stipa 
pennata  und  Dianthus  polymorphus.  —  Auf  der  Kecskemeter  Land- 
höhe auf  der  P.  Szt.  Mihaly  am  Räkos  bei  Pest,  bei  Alberti,  Monor 
und  Pills.  —  Diluv.  Sand.  —  95—125  Met. 

243.  Dianthus  polymorphus  M.  B.  —  Auf  Sandhügeln  und 
Sandflächen  meistens  in  Gesellschaft  von  Trayopogon  floccosus, 
Peucedanum  arenarium,  Syrenia  angustifoiia,  A^trayalus  virgatus, 
Iris  arenaria.  Im  Tieflande.  Im  Tapiogebiete  bei  Szt.  Märton  Kala 
und  auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei  Bogalh.  Am  häufigsten  auf 
der  Kecskemeter  Landhöhe  von  Waitzen  über  Gödöllö,  Iszaszeg, 
Csikos,  Potharasztya,  Monor,  Pills,  Puszta  Sallosär  bei  Tatar  Szt. 
György,  Puszla  Peszer  bei  Also  Dabas  und  Kis  Telek  zwischen 
Felegyhaza  und  Szegedin.  —  Diluv.  Sand.   —  95  —  130  Met. 

244.  Dianthus  deltoides  L.  —  Auf  trockenen  Bergwiesen  und 
auf  grasigen  Plätzen  und  Blossen,  in  Niederwäldern  und  am  Saume 
der  Hochwälder,  seltener  auf  Felsen.  —  Im  mittelung.  Berglande 
in  der  Matra  auf  dem  Galya,  in  der  Magustagruppe  an  felsigen 
Stellen  bei  Gross  Maros,  in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd,  Szt.  Läszlö, 
Pomäsz,  Sei.  Andrae.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  beiBagh  nächst 
Gödöllö.  Im  Bihariageb.  bei  Grossvvardein  und  im  Gebiete  des  Aranyos 
bei  dem  Waldhaüse  Dislidiul.  —  Trachyt,  Schiefer,  Sandslein  und 
tert.  Sand.  Auf  kalkreichem  Substrate  im  Gebiete  nicht  beobachtet. 
—  95—845  Met. 

245.  Dianthus  superbus  L.  (mit  Ausschluss  des  von  L.  mit  in- 
begrilTenen  D.  speciosus  R  c  h  b.  =  /).  superbus  yrandiflortis  Tausch 
=^  D.  Wimmeri  Wichura.j  —  Auf  sumpfigen  Wiesen  meist  in  Ge- 
sellschaft der  Iris  sibirica,  aber  nur  an  ver(Mnzelten  Standorten. 
Im  millelung.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe  bei  Szt.  Läszlö;  auf  der 
Kecskemeter  Landhöhe  am  Räkos  bei  Pest  und  bei  Keresztur.  Am 
Ostrande  der  Debrecziner  Landhöhe  in  den  Ecseder  Sümpfen.  Im 
Bihariageb.  im  Thalkessel  Bralköia  am  Nordfusse  des  Plesiu.  — 
Trachyt,  Kalk,  diluv.  u.  alluv.  Sandboden.   —  140—750  Met. 

246.  Dianthus  petraeus  W.  K.   —  Auf  den  Terrassen  und   in 

7  * 


90 

(If^n  Ritzen  der  Kalkfelsen.  —  Im  Bibaria^^eb.  am  Rande  des  Bnfri- 
naplateaus  auf  aMen  f(!lsigen  Abslürz(>n;  auf  der  Pietra  Galbina, 
^lagura  seca,  Pietra  Boghi  und  Pietra  pulsului  im  Gebiete  des  Gal- 
binabaches  und  auf  der  Pietra  munceiului  bei  Rezbänya.  In  der 
Viilcanirruppe  auf  den  Abstürzen  des  Suprapietri  Poienile  bei  Vidra. 
—  Kalk.   -   520—1280  Met. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 
XII. 

Ranunculus  P  hilonotis   Ehrh.  Beitr.  2,  145. 

Unter  R.  Philonotis  Ehrh.  habe  ich  in  den  Herbarien  sehr 
verschiedene  Funiien  eines  zu  einem  und  demselben  Typus  gehö- 
renden Ranunkels  gefunden,  und  auch  in  der  Natur  deren  mehrere 
beobachtet,  welche  den  Formenreichthum  desselben  bewähren.  Auch 
in  der  Wiener  Flora  habe  ich  dieselben  Beobachtungen  gemactit 
und  halle  es  der  Mühe  werth,  dieses  hier  zu  erörtern.  Die  zahl- 
reichen Synonyme  von  R.  Philonotis  Ehrh.  wären  beiläufig  folgende: 

R.  hirsutus  Ait.  in  Gurt.  Lond.  fig.  2,  tab.  40;  Mart.  flor. 
Mo  sq.  p.  97;  Rchb.  exe.  p.  725,  Rchb.  icon.  XIII,  fig.  4617; 
Sturm  H.  82.  —  R.  agrarius  All.  auct.  27.  —  ß.  hulbosus  var. 
ß.  Huds.  ap,  Steud.  2,  435.  —  R.  palensis  Berg  er,  —  R.  pal- 
lidior  Vi  11.  delph.  4,  751.  —  R.  pallidus  Rüssel.  —  R.  sardous 
Crntz.  aiistr.  p.  111.  —  R.  verruculosus  Poir.  —  R.  Philonotis 
var.  ß.  subglaber  Koch.  syn.  ed.  2,  p.  20. —  R.  intennedius  Fo'ir. 
exe.  fi,  116.  —  ß.  puiiiilus  Thuill.  non  Poir.  —  R.  parvißonis 
Güuan  non  L.  —  R.  Philonotis  var.  minuta  =  R.  parvulus  L. 
mant.  79. 

Spezies,  welche  so  reich  an  Synonymen  sind,  erwecken  bei 
mir  stets  das  Misstrauen  gegen  die  Zusammengehörigkeit  derselben, 
und  selten  habe  ich  mich  vergebens  bemüht,  hinter  diesen  Synonymen 
sehr  heterogene  Formen  und  Varietäten  zu  finden.  Auch  bei  dem 
in  Rede  stehenden  R.  Philonotis  hat  sich  dieses  bewahrheitet,  denn 
nicht  nur  dass  unter  diesem  Namen  zwei  ganz  verschiedene  nicht 
zusammengehörende  Spezies  mit  mehreren  Formen  im  Ganzen  sind, 
sondern  es  bezieht  sich  auch  fast  jedes  verschiedene  Synonym 
auf  eine  andere,  eigenlhümliche  Form,  und  dieses  ist  es,  wodurch 
das  Studium  dieses  Ranunkels  sehr  erschwert  wird,  umsomehr,  da 
wohl  in  keiner  Flora  alle  betreffenden  Formen  vorkommen  dürften. 
—  Der  Umstand  aber,  dass  alle  Formen  des  R.  Philonotis  Ehrh. 
mehr    oder  minder  dem  Habitus    eines   R.   bulbosus  nahe  kommen. 


9C 

erregte  wohl  die  Meinung,  dass  derselbe  eine  unausgebildete  Form 
des  R.  bulboms  sei,  (Huds.  Fl.  angl.  1,  241;  Lam.  Fl.  franc.  3, 
194;  Flora  1834,  11,  p.  628;  Neilr.  FI.  von  Wien,  p.  465),  welche 
Ansicht  sich  schwer  thatsiiehlich  beweisen  lasst.  —  In  Siebenbür- 
gen, wo  dieser  vermeintliche  R.  sardoiis  mit  glatten  Früchten 
(Neilreichs  Nachtr.  zu  Malys  En.  p.  223  =  ß.  pseudo-bulbosus 
Schur  Verh.  d.  siebenb.  Vereins  18o9,  p.  84}  ganze  Triften  be- 
kleidet und  Ruhe  hat,  sich  gehörig  entwickeln  zu  können,  habe 
ich  nie  beobachtet,  dass  aus  R.  pseudo-bulbosus  R.  bulbosus  ent- 
standen wäre,  sondern  es  hat  mir  vielmehr  geschienen,  als  ob 
unter  günstigen  Umständen  der  R.  pseudo-bulbosus  nicht  einjalirig 
sondern  perennirend  sein  kann,  was  aber  einjährige  Exemplare  nicht 
ausschliesst  und  welche  Erscheinung  auch  bei  anderen  perenni- 
renden  Ranunkelarten  beobachtet  werden  kann. 

Darüber  sind  jedenfalls  die  neueren  Floristen  und  Systema- 
tiker einig,  dass  der  R.  Philonotis  Ehrh.  warzige  Früchte  hat. 
Dass  daher  ein  Ranunkel  mit  glatten  Früchten  nicht  in  eine  und 
dieselbe  Art  gehören  darf,  versteht  sich  ipso  facto  von  selbs-t;  umso 
mehr  bei  der  Wichtigkeit,  welche  man  den  Carpellen  der  Ranun- 
culaceen  beilegt,  würde  es  eine  grosse  Inkonsequenz  sein,  diesen 
Umstand  zu  übersehen  ohne  zur  Feststellung  einer  Art  zu  benützen, 
obschon  es  viele  Ordnungen,  Gattungen  und  Arten  gibt,  wo  auf 
die  äussere  Beschaffenheit  der  Früchte  weniger  Rücksicht  genommen 
wird,  als  im  vorliegenden  Falle. 

Ob  Crntz.  demfi. sarrfoMs  glatte,  Ehrh.  dem ß.PÄeVowoiis höcke- 
rige Früchte  beigelegt  haben,  ist  mir  im  gegenwärtigen  Augenblick 
ziemlich  gleich,  da  ich  mich  an  das  Vorliegende  halte  und  nur  das  unter- 
scheide, was  die  früheren  Botaniker  nicht  unterschieden  haben  und 
den  vermeintlichen  R.  Philonotis  mit  glatten  Früchten,  welcher  der 
oberen  Bemerkung  zufolge  weder  mit  diesem  noch  mit  R.  sardous 
identisch  sein  kann,  als  eine  selbstständige  Art,  als  R.  pseudo- 
bilbosus  behandle.  —  Neilreich  in  seiner  Flora  von  Wien  (uiirt 
diesen  R.  pseudo-bulbosus  als  R.  sardous  Crantz  auf  und  legt 
ihm  glatte  Früchte  bei,  hält  ihn  aber  dessenungeachtet  syjiuuyin 
mit  R.  Philonotis  Ehrh.  und  R.  hirsutus  Cart. ,  welcher  nach 
Spriiiig.,  Reichb.,  Koch,  Bluff,  et  Fingerh.,  Ledeboar  und 
allen  deutschen  Floristen  höckerige  Carpellen  haben  muss.  —  Ob 
Valer.  Cordi  (Hist.  stirp.  ann.  1561  1\»1.  119,  sec  Neilr.  Nachtr. 
zur  Flora  von  Nieder-Oestr.  1866,  p.  78)  seinem  R.  sardous,  dem 
hiermit  das  Prioritätsrecht  dieser  Benennung  gebührt,  gliille  oder 
höckerige  Früchte  beigelegt,  kann  ich  in  diesem  Augenblick  nicht 
bestimmen. 

Wie  ich  oben  schon  angedeutet  habe,  sind  die  Botaniker  da- 
hin einig,  dass  der  R.  Philonotis  Ehrh.  höckerige  Früchte  hat,  nur 
in  der  Beziehung  weichen  sie  von  einander  ab,  dass  diese  Höcker- 
chen entweder  in  einer  Reihe  oder  in  zwei  Reihen  vor  dem  Rande 
der  Frucht  oder  über  die  ganze  Fläche  derselben  verbreilot  sein 
sollen.  Ob  diese  Höckerchen  auf  beiden  Seilen,  oder  nur  auf  einer 


92 

Seite  sein  können,  wird  nicht  angegeben.  So  weit  nun  meine 
diesfälligen  Beobachtungen  reichen,  sind  diese  Höckerchen  stets 
auf  beiden  Seiten  der  Früchte  vorhanden.  —  Eine  Ausnahme  hier- 
von macht  ß.  Philonotis  Bmg.  En.  stirp.  2,  p.  130:  „Fructibus 
globosis  uni  latere  marginaliter  tuberoulatis,  stigmate  hamato  coro- 
natis",  worauf  ich  hiermit  aufmerksam  mache.  Bei  der  Untersuchung 
der  Früchte  ist  es  nolhwendig,  diese  so  reif  als  möglich  zu  haben, 
da  die  Höckerchen  bei  jungen  Exemplaren  kaum  bemerkbar  sind. 
Die  Früchte  entwickeln  sich  vom  Rande  gegen  das  Zentrum  der 
Fruchtfläche  allmälig;  auch  entwickeln  die  Höckerchen  sich  auf 
der  nach  aussen  gekehrten  Seite  viel  früher  und  deutlicher  als 
auf  der  der  Achse  zugekehrten,  und  vielleicht  liegt  in  diesem  Umstände 
dieabweichendeAngabe  Baumgarte  ns.  Ich  habein Siebenbürgennur 
R.  Philonotis  mit  auf  beiden  Seiten  höckerigen  Früchten  beobachtet. 


Die  Cyperaceen  der  Wetterau. 

Von  Friedrich  Hille. 

Wie  sich  unsere  Wetterau  nicht  nur  an  Schönheit  der  Natur, 
an  Reichhaltigkeit  der  Thierwelt  auszeichnet,  so  bietet  sie  uns  auch 
ein  grosses  Gebiet  für  die  Pflanzenwelt,  welche  in  ihr  auf's  reich- 
haltigste und  schönste  vertreten  ist.  So  sei  es  mir  nun  erlaubt, 
eine  kurze  Schilderung  über  das  Vorkommen  der  Cyperaceen,  welche 
mich  immer  sehr  angezogen  haben,  abzugeben: 
Cyperus  flavescens  L.   Auf  feuchten,   sumpfigen,    überschwemmten 

Plätzen.    Bei    Grossenbusek    und   am    Kinzigufer   in  der  Eulau 

bei  Hanau.  7—9. 
C  fuscus    L.  kömmt    ebenso   wie    Vorige    vor,    doch   schon  etwas 

seltner,  besonders  hübsch  am  Mainufer,  7 — 9. 
Schoemis  nigricans  L.  Auf  sumpfigem,  feuchtem  Boden,  soll  bei  Bes- 

sungen    und    im   Arheiligen-Wald    bei  Darmstadt   vorkommen, 

jedoch  von  mir  nicht  gefunden.  5 — 6. 
Rhynchospora    alba  Vahl.    Sumpfboden.   Bei   Somborn,    Bieber  im 

Spessart,  Gonsenheim  bei  Mainz  sehr  hübsch,  vorkommend.  7—8. 
ß.  fusca  R.  et  Seh.    Auf  sumpfigen,  schlammigen   Stellen,   sandige 

Stellen    suchend.    Bei    Hanau,    Steinheimer    Heide,    Frankfurt, 

Mainz,  im  Hengster  und  im  Spessart.  6 — 7. 
Heleocharis  palustrisR.  Br.  An  Gräben,  Teichen,  Sümpfen.  Häufig.  5  —8. 
H.  uniglumis  Link.  Feuchte,  sumpfige  Stellen.  Bei  Seckbach,  Offen- 

bach,  Mainz.  5 — 8. 
H.  ovnta  R.  Brow.  An  stehendem  Wasser,  überschwemmten  Stellen, 

Rückingen,  Hanau,  Hengster|,  Heusenstamm,  Frankfurt.  5 — 8. 
H.  acicularis  L.  Ueberschwemmte  Stellen,   feuchte  Wiesen.    In  der 


93 

Eulau  bei  Hanau,  Niederrodenbach,  Wachtersbach,  dann  am 
Mainhin  bei  Offenbach.  5 — 8. 

Scirpus  caespifosus  L.  An  feuchten,  nassen  Plätzen.  Seiten.  Nur  im 
Hengster,  sonst  von  mir  nicht  gefunden.  5  —  6. 

iS.  paucifloriis  Lighlfoot.  Auf  feuchten  VVie:5en,  an  Bächen.  Selten. 
VVisselsheim,  Nauheim.   6 — 7. 

S.  setacens  L.  Auf  sumpfigem,  leuchten  Boden,  an  Lachen.  Ziemlich 
häufig.  Hübsch  am  Mainufer  hei   Hanau.  6 — 8. 

S.  snpinus  L.  An  Ufern,  Sümpfen,  Lachen.  Selten.  Mainspilze  bei 
Griesheim.  7  -8. 

S.  lacustris  L.  An  stehendem  Wasser,  Teichen,  Gräben.  Sehr  häu- 
fig. 5—6. 

S.  Tabernaemoniani  Gmel.  An  Gräben,  Sümpfen,  Lachen.  Bei  Nau- 
heim und  Wisselsheiiu.  6 — 7. 

S.  triqueter  L.  In  stillfliessendem  Wasser,  Gräben.  Ziemlich  seilen. 
Darmstadt,  Arheiligen,  Hengster  7  —  8. 

S.  Rothii  Hppe.  An  Lachen,  sumpfigen  Wiesen.  Im  Ganzen  selten. 
Bei  Wisselsheini,  Nauheim  und  Oricnberg.  7  —  9. 

S.  maritimus  L.  An  feuciiten  Stellen,  Ufern.  Sehr  schön  bei  Dor- 
heim,  Philippsruhe,  Rumpenheim,    Fechenheim,    Nauheim.  7 — 8. 

S.  sylvaticus  L.  \asse,    feuchte    Wiesen.   Ueberall  zu  finden.    5—7. 

S.  compressus  Pers.  Feuchte,  nasse  Stellen,  Gräben,  hauptsächlicher 
feuchter  Sandboden.  D'esshaib  bei  Hanau  häufig,  dann  im  Spes- 
sart  bei  Orb.  7 — 8. 

Eriophorutn  vnginatian  L.  Auf  feuchten  Wiesenplätzen,  Sümpfen. 
Im  Taunus  und  Bessunger- Wald.  Von  mir  noch  nicht  gefun- 
den. 4 — 5. 

E.  angustifolium  Roth.  An  Lachen,  Gräben,  feuchte  Stellen.  Ge- 
mein. 4 — 5. 

E.  latifolium  Hppe.  Nasse,  sumpfige  Wiesen.  Häufig.  Sehr  hübsck 
am  Acisbrunnen  bei  Schlüchtern.  5  —  6. 

E.  gracile  Koch.  Sumpfige  Stellen,  Ufern.  Zwischen  Steinheim  und 
Mühlheim,  Hengstar.  5-6. 

Carex  dioica  L.  Auf  sumpfigen,  feuchten  Stellen.  Selten.  Traisa  und 
im  Hengster.  4—5. 

C.  Davalliana  Smith.  Auf  feuchten  Wiesen.  Bei  Hochheim,  Qffen- 
bach,  Bischofsheim,  Hengster  und  im  Taunus  auf  dem  König- 
stein. 4 — 5. 

C.  pulicarisL.  Sumpfige,  feuchte  Wiesen.  Im  Spessart  sehr  hübsch. 5 — 6. 

C.  cyperoides  L.  Auf  sandigem,  aber  feuchtem  Boden.  Selten.  Am 
Main  bei  OfTenbach  und  Frankfurt.  7  —  9. 

C.  chordorrhiza  Ehrh.  Auf  feuchtem,  schlammigem  Boden.  Soll 
bei  Schlüchtern  vorkommen.  Von  mir  nicht  gefunden.  5 — 6. 

C.  disticha  Hudson.  Auf  feuchten  Wiesen,  Teichen,  Flüssen.  Häu- 
fig. Hanau,  Bischofsheim.  5—6. 

C.  arenaria  L.  Auf  sandigem  Boden,  an  Ufern.  Ziemlich  selten. 
Alpenau.  5 — 6. 

C.  vulpina  L.  An  nassen,  sumpfigen  Stellen.  Ziemlich  häufig.    Höchst 


94 

Schlüchtern.  Die  Varietät  nemorosa  Willd.  ist  selten.    Kommt 

nur  bei  Vorheim  vor.  5—6. 
C.  nmricata  L.  Auf  trocknen  Waldstellen,  Wiesen.  Ziemlich  gemein, 

var.  virens  bei  Offenbach  und  Hochstadt  5 — 6. 
C.  divulsa  Good.   In   schattigen  Waldern.    Selten,     Hoheberg    bei 

Vilbach  im  Spessart.  5 — 6. 
C.  teretiuscula  L.  Sumpfige,  feuchte  Oerter.  Hengster,  Kranigstein, 

Frankfurt.  5 — 6. 
C.  paniculata  L.  An  Rändern  von  Sümpfen,  Gräben.  Häufig.  Hanau. 

Schlüchtern.  5—6. 
C.  paradoxa  Willd.   Auf  sumpfigen  Wiesen,    an  Gräben.   Ziemlich 

selten.    Frankfurt,   Offenbach,   Arheiligen,    Darmstadt,   Bessun- 

gen.  5 — 6. 
C.  Schi'eberi  S  chrnk.  Auf  sandigen,  grasigen  Hügeln.  Sehr  hübsch 

im  Lambrywald  bei  Hanau,  Mainz.  5 — 6. 
C.  brizoides    L.    Auf   feuchten    Waldstellen,    im    Gebüsch.    Hanau, 

Frankfurt,  Bieber.  5  —  6. 
C.  remota  L.  Feuchte,  sumpfige  Waldstellen.  Häufig.   Besonders  im 

Spessart.  5—6. 
C.  stellulata  Gooden.    Auf   sumpfigen  Wiesen,   Ufern.    Bei  Hanau 

häufig.  Schlüchtern.  5 — 6. 
C.  leporina.  Auf  feuchten  Wiesen,  Sümpfen,  Gräben.  Bruchköbeler- 

Wald    bei  Hanau,   Schlüchtern,   var.    argyroglochin  Hörne m. 

Selten.  Bei  Bieber  in  Waldschluchten.  5 — 7. 
C.  elongata  L.  Feuchte,  sumpfige  Stellen.  In  der  ganzen  Mainebene, 

Darmstadt,  Wächtersbach.  5 — 7. 
C.  canescens  L.  Auf  nassen  Wiesen,  Teichen,  Sümpfen.   Sehr  hübsch 

bei  Bieber,  Bischofsheim.  5 — 6. 
C.  Gaudiniana  Guttnik.  Sumpfige  Stellen,  Gräben.  Selten.  Hanau, 

Hengster  bei  Seligenstadt.  6 — 7. 
C.  stricta  Good.  In  Gräben,  Teichen,    Lachen,   Hanau,   Frankfurt, 

Hoechst,  Darmstadt,  Gelnhausen.  4—6. 
C.  Drejeri  0.  F.  Lang.  Feuchte,  sumpfige  Wiesen.  Hanau,  Bieber, 

Oberzeil,  Schlüchtern.  4—5. 
C.  vulgaris  Fries.  Sumpfige  Stellen,  Gräben.  Gemein.  4 — 5. 
C.  acuta  L.    An  Ufern,    Sümpfen.    Sehr   häufig.   Hanau,   Teichhaus, 

Rumpenheim.  var.  Moenchiana  Wend.  Selten.  Orb,  Offenbach. 

4—5. 
C.  Buxbaumii  Whlbg.  Feuchte  Wiesen,  Gräben,  Gelnhausen,  Offen- 
bach, Hengster,  Frankfurt.  4 — 5. 
C.  supina  Wahlbg.  Auf  grasigen,  trockenen  Hügeln.  Selten.  Castell 

bei  Mainz,  Gonzenheim.  4 — 5. 
C.  limosa  L.  Feuchte  sumpfige  Plätze.  Ziemlich  selten.  Im  Hengsler, 

Schlüchtern,  Hochstadt.  5 — 6. 
C.  pilulifera   L.    Sonnige,    sandige    Heiden.    Wilhelmsbad,    Bieber, 

Offenbach.  4 — 5. 
C.  tomentosa  L.  Feuchte,  sandige  Stellen.   In  der  Mainebene,  Ber- 
gen, Schlüchtern,  Vilbel,  Darmstadt.  5 — 7. 


93 

C.  montana  L.  In  schattigen  Wäldern.  Gelnhausen,  Frankfurt,  Bieber, 

Orb,  im  Taunus  und  Vogelsberg.  4 — 5. 
C.  ericetorum  Po  11.    Auf  sandigen  Stellen,   Triften.  Hanau,   Arhei- 
ligen,  Darmstadt;  Giessen.  4 — 5. 

C.  praecox  Jacq.  Auf  grasigen  Hügeln,  an  Wegen.  Gemein:  var. 
longifolia  bei  Wiltielmsbad,  var.  reflexa  Hppe.  im  Vogels- 
berg. 3 — 5. 

C.  polyrrhiza  Wallr.  An  feuchten  Stellen.  Selten.  Hanau,  Geln- 
hausen, Bieber.  5 — 6. 

C.  humilis  Leysser.  An  trockenen,  grasigen  Stellen,  Kalkboden. 
Frankfurt,  Mainz.  3—5. 

C.  digitata  L.  In  schattigen  Wäldern,  Kalkboden.  Sehr  schön  und 
reichlich  bei  Schlüchtern,  Hanau   am  Wolfsgang,  Fulda.    4 — 5. 

C.  ornithopoda  Willd.  An  sonnigen  Hügeln,  Raine.  Darmstadt, 
Arheiligen,  Wiesbaden,  Hünfeld.  5. 

C.  pilosa  Scopol.  In  schattigen  Wäldern,  Gebirgsgegenden.  Sel- 
ten. Vogelsberg,  Orb,  Villbach.  4 — 6. 

C.  paniceaL.  Nasse,  sumpfige  Stellen,  Bäche.  Gemein.  Orb,  Schlüch- 
tern. 4 — 5. 

C.  glauca  Scopol.  Feuchte  Grasplätze,  Wiesen.  Häufig.  Bieber, 
Oberzell,  Schlüchtern.  5 — 6. 

C.  maxima  Scop.  Feuchte  Wälder.  Aeusserst  selten.  Einzeln  bei 
Schlüchtern.  6. 

C.  pallescens  L.  Sumpfige,  feuchte  Wiesen.  Gemein.  Mühlbach  im 
Spessart  4 — 5. 

C.  strigosa  Huds.  Feuchte  Stellen,  Bäche,  Selten.  Darmstadt.  5. 

C  flava  L.  Sumpfige,  überschwemmte  Stellen,  Wiesen.  Häufig  um 
Hanau,  im  Spessart.  5. 

C.  Oederi  Ehrh.  Sumpfige  Wiesen,  Gräben.  Bei  Hanau,  Gelnhau- 
sen. 5—7. 

C.  fulca  Good.  Sumpfige  Oerter,  torfige  Wiesen.  Selten.  Im  Heng- 
ster. 5 — 6. 

C.  Hornschuchiana  Hppe.  Auf  nassen,  sumpfigen  Wiesen.  Häufig! 
Darmstadt,  Mainz.  5 — 7. 

C.  distans  L.  Auf  feuchten  Plätzen,  Sümpfen.  Hanau,  Orber  Sa- 
line. 5—6. 

C.  sylvatica  Hudson.  In  feuchten  Wäldern.  Vogelsberg,  Ober- 
zell. 5—6. 

C.  Pseudo-Cyperus  L.  An  Gräben,  Sümpfen,  Teichen.  Bieber  im 
Spessart.  5 — 6. 

C.  ampullacea  Gooden.  Sumpfige  Wiesen,  Gräben.  Spessart,  Ober- 
zeil, Schlüchtern.  5 — 6. 

C.  vesioaria  L.  Auf  sumpfigen  Wiesen,  Teichen.  Bieber,  Schlüch- 
tern. 5 — 6. 

C.  patudosa  Good.  An  Sümpfen,  Teichen,  Gräben.  Häufig.  Fasa- 
nerie bei  Hanau.  5. 

C.  riparia  Gurts.  In  Gräben,  Sümpfen,  Bächen.  Häufig.  Teichhaus 
bei  Hanau.  5 — 6. 


96 

C.  ßliformis  L.  In  stehendem  Wasser,  Sümpfen.  Nicht  häufig.  Hanau, 
Steinheim,  Offenbach,  Dörnig-heim,  Schlüchtern.  5 — 6. 

C.  hirta.  Auf  sandigen,  aber  feuchten  Hügeln,  Wiesen.  Gemein.  Im 
Spessart  sehr  schön.  5. 

Marburg  im  December  1867. 


Literaturberichte. 

—  „Krytogamenflora  von  Hamburg.  Erster  Theil.  Schaft- 
halme, Farrn,  Bärlappgewächse,  Wurzelfrüchtler  und  Laubmoose." 
Von  Dr.  F.  W.  Klatt.  Hamburg.  Otto  Meissner.  1868.  —  Ein 
Oktavbändchen  mit  220  Seilen,  in  welchem  die  bisher  um  Hamburg 
(mit  Inbegriff  der  angrenzenden  holstein'schen  und  lauenburg'sciien 
Bezirke)  vorkommenden  und  als  vorkommend  angegebenen  höheren 
Sporenpflanzen  und  Laubmoose  abgehandelt  werden.  Von  ersteren 
werden  8  Equiseten  (worunter  wir  das  um  Hamburg  vorkommende 
E.  Utorale  Klw.  vermissen),  18  Farne,  5  Lycopodien  und  1  Rhi- 
zocarpe,  von  letzteren  mit  Inbegriff  von  5  Torfmoosen  164  Arten 
als  sicher  vorkommend  aufgeführt.  Der  Verfasser  wollte  dabei  ganz 
besonders  die  Anfänger  berücksichtigen ,  wesshalb  er  eine  über- 
sichtliche Darstellung  der  Charakteristiken  der  Familien,  Gattungen 
und  Arten  der  mit  (deutschen)  Beschreibungen  versehenen  Aufzäh- 
lung vorangeschickt  hat.  Bei  den  Moosen  hat  der  Verfasser  sich 
enge  an  Schimper's  Synopsis  angeschlossen,  und  es  sind  auch 
die  Beschreibungen  mit  jenen  des  genannten  Werkes  im  Wesent- 
lichen übereinstimmend.  Dagegen  wäre  nichts  einzuwenden,  wenn 
der  Verfasser  dabei  nicht  bloss  auf  dem  Standpunkt  der  Synopsis 
stehen  geblieben  wäre,  sondern  auch  von  der  neueren  Literatur 
und  damit  von  den  hie  und  da  modifizirten  Anschauungen  Notiz 
genommen  hätte.  So  finden  wir  Hypnum  Kneiffii  neben  Hijpnum 
aduncun  aufgeführt,  und  dieselben  wie  in  der  Synopsis  charakteri- 
sirt,  während  es  doch  schon  lange  bekannt  ist,  dass  das  H.  adun- 
cum  der  Synopsis  eine  species  mixta  ist,  welche  ausser  dem  wahren 
H.  aduncumHedwig's  noch  3  Arten  umfasst,  und  dass  H.  Kneiffii 
nur  ein  Synonym  des  H.  aduncum  Hedw.  darstellt.  Eben  so  ver- 
hält es  sich  mit  den  höheren  Sporenpflanzen,  über  welche  dem 
Verfasser  die  neueren  Arbeiten  Alilde's  ganz  unbekannt  zu  sein 
scheinen.  J.  Juratzka. 


\)7 

Correspondenz. 

Münchengrätz,  den  4.  Februar  1868. 

Im  Decemberhefte  v.  J.  dieser  Zeilschrift  wird  eine  Erwäh- 
nung gemacht  von  Pinus  Abies,  deren  untere  Stammesrinde  eine 
Aehnlichkeit  mit  jener  von  Pinus  silvestris  hat.  Es  diene  zur  Nach- 
richt, dass  im  Revier  Muivarov  bei  fliünchengrätz  sich  mehrere 
derartige  Exemplare  vorfinden  und  dieses  Naturspiel  überhaupt  in 
unseren  grossen  Forsten  nichts  seltenes  ist.  Auch  wurde  in  dieses 
Revier  vor  Jahren  ein  Exemplar  von  Pinus  Pumilio  Haenke,  aus 
spontanem  Samen  gezogen,  versetzt,  wo  es  herrlich  vegetirt  und 
reichlich  Zapfen  trägt,  die  im  Frühjahre  zur  weitern  Kultur  ver- 
wendet werden.  Von  Pimts  Abies  unterscheidet  man  hier  „Roth- 
und Weissfichte",  worauf  die  Holzarbeiter  grosses  Gewicht  legen, 
besonders  die  Wagner.  Erstere  hat  eine  röthliche,  letztere  eine 
schimmelweisse  Rinde.  Auch  ist  die  Struktur  des  Holzes  selbst  eine 
verschiedene.  —  Ich  besitze  ein  mir  überflüssiges  Herbar  von  über 
1000  kultivirte  Exotica,  worunter  viele  seltene  und  schön  präpa- 
rirte  Pflanzen.  Gegen  einen  Betrag  von  20  Thaler  oder  36  fl.  ö.  W. 
wäre  ich  geneigt  diese  Sammlung  abzulassen.  Sekera. 

Szent  Gothard  in  Siebenbürgen  den  7.  Februar  1868. 

Heute  ist  es  gerade  ein  Monat,  seit  ich  mich  hier  bleibend 
niedergelassen  habe.  Auch  mein  Herbar  ist  einige  Tage  darauf 
wohl  behalten,  hier  angelangt.  —  Wir  haben  anhaltend  strengen, 
sehr  schneereichen  Winter ,  der  auf  ein  gutes  Jahr  schliessen 
lässt.  —  Ich  will  schon  zeitlich  im  Frühjahr  an  die  moldauische 
Grenze  auf  8  Tage  reisen,  da  zu  dieser  Zeit  noch  kein  Botaniker 
dort  war.  Seit  16  Jahren  fahnde  ich  in  Ungarn  und  Siebenbürgen 
nach  Galanthus  plicatus  Ma  B.  Es  ist  nicht  sehr  unwahrscheinlich, 
dass  diese  Art,  deren  nächster  Standort  mir  in  Podolien  bekannt 
ist,  bis  nach  Siebenbürgen  vordringt.  Sie  wäre  auch  im  östlichsten 
Galizien  zu  suchen.  Ich  habe  sie  vor  Zeiten  im  Wiener  botani- 
schen Garten  lebend  gesehen.  Sie  ist  in  diesem  Zustand  in  den 
Blättern  himmelweit  von  G.  nivalis  verschieden.  Ich  glaube  nicht, 
dass  es  Einen  Botaniker  gäbe,  der,  wenn  er  Galanthus  plicatus 
lebend  gesehen,  den  Ausspruch  Ledebo  ur's  (fl.  ross.  IV.  pag.  114) 
thut  „dubius  haeres,  an  species  sit  dislincta."  Die  Blätter  sind  mit 
zwei  den  Rändern  parallel  laufenden  tiefen  Falten  versehen,  die 
erst  im  Alter  verschwinden,  wo  aber  dann  die  Blätter  an  Breite 
mehr  deren  eines  ausgewachsenen  Leucojum  vernum  gleichen.  — 
Soviel  ich  mich  erinnere,  stimmen  die  Blüthen  bis  auf  eine  ganz 
unbedeutend  andere  Färbung  der  Innern  Perigonblätter,  ganz  mit 
G.  nivalis  überein.  Im  Herbar  aber  sind  in  Blüthen  befindliche 
Exemplare  von  6?.  plicatus  von  G.  nivalis  nicht  zu  unterscheiden! 
Vielleicht  gelingt  diess  Einem,  der  Galanthus  plicatus  längere  Zeit 
und  besser  studirt;    und    es  wäre  in  der  That  höchst  lobenswerth, 


98 

wenn  es  einem  der  am  botanischen  Garten  beschäftigten  Herrn 
im  Interesse  der  Wissenschaft  einfiele,  die  Unterschiede  zwischen 
den  beiden  Galanthus-Arlen  festzustellen.  —  Galanthus  Imperati 
Ten.   ist   nichts   anders   als  eine  üppigere  Form    von   G.  nivalis  L. 

Janka. 

Görz,  den  8.  Februar  1868. 

In  meiner  Korrespondenz  vom  25.  November  v.  J.  hatte 
ich  den  Einfluss  angedeutet,  welchen  ein  gedüngter  Boden  auf  das 
Erscheinen  der  ersten  ßlüthen  und  auf  die  Dauer  der  Blüthezeit 
gewisser  Pflanzen  ausübt.  Diesem  Einflüsse  verdankt  offenbar  auch 
Primula  acaulis  bei  uns  die  so  frühzeitige  Entfaltung  ihrer  Blüthen 
an  den  Randern  der  Landstrassen  und  Chausseen.  Daselbst  zeigen 
sich  fast  alljährlich  schon  mit  Ende  November  die  ersten  normal 
entwickelten  ßlüthen  dieser  Pflanze,  während  anderswo  selbst  bei 
sehr  sonniger  Lage  erst  mit  Ende  Jänner  die  ersten  Blüthen  der  Primula 
acaulis  zum  Vorschein  kommen.  —  Ein  nicht  minder  bedeutender  An- 
theil  an  der  Beschleunigung  der  Blüthezeit  und  an  der  Erhaltung 
der  Pflanze  während  der  rauhen  Winterszeit  entfällt  auf  eine  grössere 
Wärmeleitungs- Fähigkeit  der  Unterlage.  Es  zeigt  sich  dabei  der 
compacte  Fels  in  dieser  Beziehung  der  Pflanze  günstiger  als  das 
Erdreich.  Diesem  Umstände  ist  es  zuzuschreiben,  dass  am  Fusse 
eines  Felsabhanges  am  linken  Isonzo-Ufer,  von  den  Sonnenstrahlen 
unerreicht,  Geranium  Robertianum  überwintert.  Ich  habe  diese 
Pflanze  daselbst  den  12.  December  und  den  6.  Februar  Blüthen 
und  Früchte  tragend  gefunden.  Die  Blüthen  waren  im  Vergleich  zu 
denen  im  Sommer  auffallend  gross  und  konnten  wahrhaft  prächtig 
genannt  werden.  Noch  am  16.  Jänner  fand  ich  an  einem  Felsvor- 
sprung auf  der  Westseite  eines  Bachufers  in  Oseliano  ein  recht 
schön  blühendes  Exemplar  vom  Ltnum  catharticum.  Der  Fels  bildet 
eine  compacte  überall  zusammenhängende,  nach  unten  sich  wahr- 
scheinlich tief  fortsetzende  Steinmasse.  Diese  Erscheinung  ist  nicht 
anders  als  dadurch  zu  erklären,  dass  die  Felsmasse  die  Erdwärm« 
nach  der  Oberfläche  hin  rascher  leitet  als  das  umgebende  Erdreich. 
Denn  wie  könnte  sonst  eine  so  zarte  Pflanze  eine  Temperatur  von 

—  2*^  oder  gar  von  —  3**  R.  ertragen,  da  sie  selbst  im  vorigen 
viel  milderen  Winter  nirgends  sonst  überwinterte?  Am  Fusse  dieses 
Felsens  kommt  Galanthus  nivalis  vor.  Er  blühet  hier  jährlich  sclion 
gegen  den  26.  Jänner,  während  er  selbst  an  Ufern  von  Quellen 
mit  beständig  10^  R.  erst  gegen  den  6.  Februar  zu  bkihen  anfängt. 

—  Warum  überwintert  Lamium  maculatum,  das  auf  fettem  Garten- 
boden der  Jännerkälte  unterliegt,  zwischen  Felstrümmern  unver- 
sehrt mit  Blüthen  und  Früchten,  welche  stets  zur  Reife  kommen, 
auch  dort,  wohin  der  Sonnenstrahl  nicht  gelangt?  —  Das  bei  uns 
so  häufige  Wandkraut  (Parietaria  diffusa')  stirbt,  soweit  es  von 
einer  Temperatur  unter  Null  erreicht  wird,  ab,  weil  es  dabei  ge- 
friert und  (wie  ich  mich  diese  Tage  überzeugt  habe)  nicht  die 
Fähigkeit  des  Wiederauflebens,  wie  manche  andere  Pflanzen,  besitzt. 


99 

Aber  die  dem  Felsen  näborsleliendcn  Pflanzentheile  gehen  dabei 
nicht  zu  Grunde;  der  Wurzelstock  treibt  unausgesetzt  kleine  Zweige, 
die  erst  wenn  sie  sich  von  der  Felswand  in  Folge  des  Wachsens 
gehörig  entfernt  haben,  an  der  Spitze  durch  den  Frost  beschädigt 
werden.  Das  gilt  auch  von  der  Nordseite  der  Felsen,  wo  doch  an- 
dere krautartige  Pflanzen  kein  Lebenszeichen  von  sich  geben.  An 
Felswänden  des  Isonzo-Thales  bei  Görz  erhält  sich  in  tieferen 
Schluchten  Calamintha  thymifolia  Rchb.  blühend  gewöhnlich  bis 
Mitte  December.  Auch  Cyclamen  europaenm  fand  sich  in  diesem 
Winter,  der  jedenfalls  nicht  zu  den  milden  gehört,  an  solchen  Stellen 
im  December  noch  im  besten  Zustande  mit  reichlichen  Blülhen.  — 
Am  18.  und  19.  December  beobachtete  ich  um  8  Uhr  Abends, 
während  das  Thermometer  in  der  Mitte  eines  Gartens  bei  der  Stadt 
—  2'5°  R.  zeigte,  auf  der  Gartenmauer  (hinter  welcher  das  Terrain 
10'  höher  steht)  Blatter  von  Melissa  officinalis,  Geranium  Rober- 
tianum,  CampanuLa  pyramidalis  und  Parietaria  diffusa  (diese  blü- 
hend) im  normalen  Zustande  mit  einer  Temperatur  von  ungefähr 
-|-  20  R.,  und  es  blühete  ein  Rosmarinstrauch  am  Fusse  der  Mauer, 
während  fern  davon  Lamiuin  maculatum,  Veronica  Biixbaumü  und 
polita,  Mercnrialis  annua  (alle  blühend)  und  andere  Pflanzen  von 
Frost  ganz  steif  waren.  Was  die  im  Winter  blühenden  Pflanzen  an- 
belangt, besitzen  die  meisten  merklich  grössere  und  schöner  (inten- 
siver) gefärbte  Blülhen  als  im  Frühjahre  und  im  Sommer.  Diess 
zeigt  sich  in  eclatanter  Weise  namentlich  bei  Geranium  Robertia- 
num,  dessen  Blüthen  im  Winter  jene  von  Geran.  columbinum  an 
Grösse  übertreffen,  an  Maloa  sylvestris  (welche  im  vorigen  Winter 
in  Oseliano  blühte),  an  Veronica  Buxbaianii  u.  a.  Die  Blumenkronen 
von  Laviium  maculatum  sind  im  Winter  um  die  Hälfte  grösser  als 
im  Sommer  und  Glechoma  hederacea  trägt  in  den  ersten  Tagen 
Februar  sogar  2  —  3  mal  grössere  Blüthen  als  im  Mai.  Veronica 
polita,  (leren  Blüthezeit  bei  uns  bei  milden  und  feuchten  Wintern 
in  den  December,  Jänner  und  Febiuar  fällt,  wird  gegen  den  Sommer 
zu  immer  seltener  und  behauptet  sich  im  Juli  nur  mehr  in  gut 
gedüngten  feucht  gehaltenen  Gärten,  aber  nicht  mehr  mit  dunkel- 
blauen, sondern  mit  viel  kleineren  blassblauen  Blüthen,  in  welcher 
Form  die  Pflanze  vielleicht  die  echte  V.  polita  Fries  darstellt. 

F.  Krasan. 

Bremen,  den  16.  Februar  1868. 

Unter  den  mir  übersandten  Rubus-Vonnen  hat  besonders 
eine  meine  Aufmerksamkeit  erregl;  sie  ist  zu  verschiedenen  Zeiten 
von  Herrn  Bayer  bei  Sleyr  gesammelt  u.  z.  Th.  als  Rubus  pygmaeus 
bestimmt.  Dem  R.  glandulosus  nahe  verwandt,  unterscheidet  sie 
sich  von  allen  mir  bekannten  europäischen  Glandulosen  durch  die 
kurzen  Staubgefässe,  welche  betnichtlich  von  den  Griffeln  überragt 
werden.  Ich  habe  dies  Merkmal  bisher  sehr  konstant  gefunden, 
während  die  Bestachelung  des  Kelches  durchaus  unbeständig  ist. 
Ich  nenne  die  Pdanze  vorläufig:  R.  Bayeri:  R.  glanduloso-selosus. 


100 

aculeis  acicularibus;  caule  tereti  procumbente;  foliis  ternatis  raro 
quinato-pedatiSjfoliolispetioluIatis;  panicula  elongata,  ramuliscyinoso- 
multifloris;  pelalis  angustis  parvis,  stylis  stamina  superantibus,  ger- 
minibus  glabris.  Herr  Bayer  hat  vielleicht  die  Güte  die  Pflanze 
weiter  zu  beobachten;  Blüthen  in  Spiritus,  Pollen  in  Canadabalsam, 
frische  Früchte  zur  Aussaat  würden  mir  ausser  trockenen  Exem- 
plaren in  grösserer  Zahl  sehr  willkommen  sein.  Da  ich  sowolil 
einheimische  wie  exotische  Rubi  kultivire,  so  sind  mir  Früchte  aus- 
gezeichneter Formen  unter  allen  Umständen  willkommen. 

Dr.  W.  0.  Pocke. 


XXII.  Jahresbericht 

des 

botanischen  Tanschvereines  in  Wien,  im  Jalire   1867. 

Bis  zu  Ende  des  Jahres  sind  428  Botaniker  mit  der  Anstalt  in 
Verbindung  getreten.  Von  diesen  haben  sich  im  Laufe  des  Jahres 
33  mittelst  Einsendungen  an  derselben  betheiligt  und  es  wurden  von 
ihnen  im  Ganzen  über  17.000  Pflanzen-Exemplare  eingeliefert.  Ins- 
besondere haben  die  Herren: 
Andorfer,  Alois,  Mag.  Pharm,  in  Langenlois.  —  Eingesendet  341 

Expl.  aus  der  Flora  von  Niederösterreich. 
Berggren,  Dr.  S.,  Docent  an  der  Universität  Lund.   —  Eing.  861 

Expl.  aus  der  Fl.  von  Schweden  und  Norwegen. 
Bochkoltz,    W.  C,  Ingenieur  in   Trier.    —  Eing.  350  Expl.  aus 

der  Fl.  von  Trier. 
Breidler,  J.,  Beamter  in  Wien.  —  Eing.  596  Expl.  aus  der  Fl.  von 

Niederösterreich  und  Steiermark. 
Buchwald,  Pharmaceut  in  Brandenburg.  —  Eing.   800  Expl.   aus 

der  Fl.  von  Preussen. 
Du  Moulin,  Carl  Graf  in  Bertolzheim  in  Baiern.  —  Eing.  60  Expl. 

aus  der  Fl.  von  Baiern. 
Falk,    A.,   Cand.    der  Philos.  in  Lund.  —  Eing.  861   Expl.  aus  der 

Fl.  von  Schweden  und  Norwegen. 
Grundl,  Ignaz,  Pfarrer  in  Dorogh.    —  Eing.  342  Expl.  aus  der  FI. 

von  Ungarn. 
Hartmann,  Dr.  K.  Ritter  v.,  pens.  Professor  in  Steyr.  —  Eing.  150 

Expl.  aus  der  Fl.  von  Oberösterreich. 
Hille,  Friedrich,  in  Marburg.  —  Eing.   168  Expl.   aus  der   Fl.  der 

Wetterau. 
Holuby,  Jos.  Lud.,  Pfarrer  in  Ns.-Podhragy.  Eing.  360  Expl.  aus  der 

Fl.  von  Ungarn. 
Holzinger,  Dr.  J.  B.,   in  Graz.  —  Eing.  35  Expl.  aus  der  Fl.  von 

Steiermark. 


101 

Hülsen,  R.,  Pastor  in  Staykowo.  —  Eing.  512  Expl.  aus  der  Fl.  von 

Posen. 
Janka,  Viktor  v.,  k.  k.  Oberlieutenant  in  Szent-Gothärd.  —  Eing. 

50  Expl.  aus  der  Fl.  von  Ungarn. 
JÖnsson,  J.  M.  A.,  in   Lund.  —  Eing.  752  Expl.  aus  der  Fl.  von 

Schweden  und  Norwegen. 
Krenberg^er,  J.,  Weltpriester  in  Raabs.  —  Eing.  450  Expl.  aus  der 

Fl.  von  Niederösterreich  und  Kärnthen. 
Kristof,  L.,    in    Wien.    —    Eing.  300   Expl.    aus   der  Flora  von 

Kärnthen. 
Lagger,  Dr.  Fr.,  in  Freiburg.   —  Eing.  692  Expl.  aus  der  Fl.  der 

Schweiz. 
Leffler,  J.  A.,  in  Gothenburg.  —  Eing.  382  Expl.  aus  der  FI.  von 

Schweden  und  Norwegen. 
Lojka,   Hugo,  in  Wien.  —  Eing.  54  Expl.  aus  der  Fl.  von  Nieder- 
österreich. 
Matz,  Maximilian,  Pfarrer  in  Höbesbrunn.  —  Eing.  246  Expl.  aus  der 

Fl.  von  Niederösterreich. 
Minks,  Arthur  in  Stettin.  —  Eing.  1140  Expl.   aus   der  Flora  von 

Stetiin  und  Greifswald. 
Nordstedt,  Dr.  C.  F.  0.,  in  Lund.  —  Eing.  861  Expl.  aus  der  Fl. 

von  Schweden  und  Norwegen. 
Oertel,  A.,  in  Nauheim.  —  Eing.  285  Expl.  aus  der  FI.  der  Wetterau 

und  der  Schweiz. 
Prichoda,  Moritz,  Beamter  in  Wien.  —  Eing.  400  Expl.  aus  der  Fl. 

von  Istrien. 
Rauscher,  Dr.  Robert,  k.  k.  Finanzrath  in  Wien.  —  Eing.  700  Expl. 

aus  der  Fl.  von  Niederösterreich. 
Reuss,    Wilhelm,   in  Wien.  —  Eing.    100   Expl.  aus  der  Fl.  von 

Niederösterreich. 
Schlosser,  Dr.  C.  Ritter  von  Klekovski,  Statthaltereirath  und  Proto- 

medicus  in  Agram.  —  Eing.  624  Expl.  aus  der  Fl.  von  Croatien. 
Schur,  Dr.  Ferd.,  in  Wien.  —  Eing.  80  Expl.  aus  der  Fl.  von  Wien. 
Schwarzel,  Felix,  in  Baslin.  —  Eing.  2405  Expl.  aus  der  Fl.  von 

Böhmen. 
Strobl,  Gabriel,  in  Admont.  —  Eing.   947   Expl.  aus  der  Fl.   von 

Steiermark. 
Uechtritz,  Freiherr  von,  in  Breslau.  —  Eing.  581  Expl.  aus  der  Fl. 

von  Schlesien. 
Val  de  Lievre,  Anton,  k.  k.  Finanzrath  in   Trient.  —  Eing.  333 

Expl.  aus  der  Fl.  von  Tirol. 


102 


XXI.  Continuatio. 


E  l  e  n  c  h  i    d  u  p 

Agropyrum  campestre  Gr.  et  Gdr. 
Carex  helvola  Biytt. 

—  rariflora  Sm. 

—  ustulata  Wh  Ib. 
Epilohium  lineare  Mühlb. 
Euphrasia  gracilis  Fr. 

Glyceria  nemoralis  \] echtr.  et  Koern. 
Hieracium  leptocephalum  S  c  h  1  o  s  s  et 

Vuk. 
Hutchin.^ia  affinis  Gren. 
Koenigia  islandica  L. 
Lappa  macrosperma  Wallr. 
Oenanthe  pimpinelloides  L. 
Poa  stricta  Lind. 
Potamogeton  mucronatus  Sclird. 
Silene  apetala  W. 

—  maritima  With. 
Sparganium  ßultans  F  r. 
Thalictrum  Laggeri  Jord. 

Lichenes. 

Alectoria  ochroUuca. 
Ceti  aria  juniperina. 
Cladonia  botrytis. 

—  macilenta. 

—  ochrochlora. 

—  pyxidata. 

Wien  (Wieden,  Neumanno;as 


licatorum. 

Cornicularia  tristis. 
Haematomma  ventosum. 
Placodium  inflatum. 
Psora  testacea. 
Rhizocarpon  Montagnei. 
Hinodina  Zwackhiana. 
Solorina  crocea. 

lusci. 

Aulacomnion  androgynum. 
Barhula  cavifolia. 

—  luevipila. 

—  latifolia. 

Bartramia  poiniformis. 
Brackythecium  rivulare. 
Dicranella  squarrosa. 
Dicrayium  majus. 
Dissodon  froelichianus. 
Encalypta  rhahdocarpa. 
Eurrhynchium  Stockesii. 
Hypnum  imponens. 
Meesia  Albertini. 
Pkascum  curvicoUum. 
Plagiothecium  denticulatum. 
Ulota  crispa. 

Weissia   Wimmeriana. 


se  7). 


Skofitz. 


Fersonaluotizen. 


—  Dr.  Gregor  Kraus  hat  sich  an  der  Universität  Würzburg- 
als  Docent  der  Bolanili  habililirt. 

—  Prof.  Dr.  Schenk  hat  einen  Ruf  an  die  Universität  Leipzig 
erhalten. 

—  Dr.  C.  Jessen  wurde  zum  ausserordentlichen  Professor 
an  der  Universität  Greifswald  ernannt. 

—  Dr.  V.  Cesati  wurde  zum  Professor  der  Botanik  und  Di- 
rektor des  botan.  Gartens  an  der  Universität  zu  Neapel  ernannt. 

—  Dr.  K.  Fr.  Schimper  ist  am  21.  Dezember  v.  J.  in 
Schwetzingen  gestorben,  nachdem  er  ein  Alter  von  64  Jahren  er- 
reicht hat.  Die  ;,botanische  Zeitung-"  bringt  in  ihrer  Nr.  3  einen 
Nekrolog-  geschrieben  von  Prof.  Hofmeister. 


los 


Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten. 


—  In  der  Silzung  der  nialh.-naturwiss.  Klasse  der  kais. 
Akademie  der  Wissenscliall  am  16.  Janner  legte  das  wirk- 
liche MiljJÜed  Prof.  Dr.  Redtenbacher  die  vürlaufigen  Resultate 
einer  chemischen  Untersuchung  des  SJilchsaltes  der  Antiaris  toxi- 
caria  von  Dr.  J.  E.  de  Vry  und  Dr.  E.  Ludwig  vor.  —  Der  von 
der  Provinz  Banjnwanjie  im  südl.  Theile  der  Insel  Java  herstam- 
mende Milchsaft  ist  weiss  mit  einem  Stich  ins  Gelbliche,  sein  spezif. 
Gew.  =  106.  Beim  Abdampfen  zur  Trockene  hinferlässt  er  37-9^ 
eines  dunklen  Harzes.  Die  Verarbeitung  des  eingedampften  Milch- 
saftes geschah  durch  aufeinanderfolgendes  Ausziehen  mit  Steinol 
(vom  Küchpunkt  50  bis  60*^  C.)  und  absolutem  Alkohol,  dabei 
bleiben  in  diesen  Flüssigkeilen  etwa  47^  ungelöst.  Der  Auszug 
mit  Steinöl  enthält:  ein  kiyslailisirles  und  ein  amorphes  Harz, 
einen  kautschukartigen  Körper,  fett  (enthaltend  Oelsaure,  Palmitin- 
säure und  Stearinsäure).  Der  alkoholische  Auszug  enihäll:  Antiorin, 
eine  organische  Säure  und  einen  zuckerartigen  Körper.  Der  unlös- 
liche Rückstand  besteht  zum  grössten  Theile  aus  einem  Eiweiskör- 
per,  wahrscheinlich  Pflanzenkasein.  Seiner  chemischen  Natur  nach 
ist  das  Anliarin  ein  Glycosid,  es  zerlegt  sich  beim  Kochen  mit 
verdünnter  Schwefelsaure  und  Chlorwasserslolfsäure  in  ein  gelbes 
Harz  und  Zucker.  Das  krystallisirte  Anliarharz,  welches  in  feder- 
artig verzweigten,  seidenglänzenden  Krystalien  aus  seinen  Lösungen 
erhalten  wird,  unterscheidet  sich  so\Aohl  in  seinen  chemischen  als 
physikal.  Eigenschaften  von  dem  durch  31  u hier  als  Anliarharz  be- 
schriebenen Körper. 

—  In  der  Silzung  der  k.  k.  zool.-botan.  Gesellschaft 
am  8.  Jänner  berichtet  Dr.  H.  W.  Reich  ardl  über  eine  neue 
Laubmoosgattung,  welche  er  auf  eine  der  3  bekannien,  sämmilich 
von  der  Novara-Expedition  mitgebrachten  PhijUogonimn-Arlcn,  dem 
Ph,  elegans  mit  Rücksicht  auf  den  ganz  abweichenden  Bau  des 
Peristoms  und  der  verschiedenen  Gestalt  des  Deckels  gründete  und 
Orthorrhynchmm  nannte.  Ferner  berichtet  er  über  den  in  Nieder- 
Oesterreich  sehr  seltenen  Sonclms  palustris,  dass  derselbe  im  ver- 
flossenen Sommer  von  J.  Br cid  1er  an  der  Triesling  bei  Gramat- 
Neusiedel  nächst  Wien  gefunden  wurd(\  Dr.  J.Hein  bemerkt  dazu, 
dass_er  diese  Pflanze  auf  dem  erwälmlen  Standorte  bereits  vor 
mehreren  Jahren   in  grosser  Menge  beobachtet  habe. 

In  der  Sitzung  der  k.  k.  zool.-bot.  Gesellschaft  am 
5.  Febr.  berichtet  J.  Juratzka  über  das  Vorkommen  von  Asple- 
nium  adulteriniim  Milde  in  MäJiren  und  Böhmen.  Von  diesem 
Farne,  dessen  zuerst  Freiherr  ^on  H  oben  bü  hei  (Heufler  zu 
Rasen)  in  seinen  „Asplenii  species  europaeae*'  (Verhandl.  d.  zool.- 
bot.  Ges.  VI.  p.  261)  als  eines  muthmasslicheu  Baslartes  von  A. 
viride  und  A.  Trichomanes  erwähnt,  weklien  er  A.  tirivte  ß.  fallax 
nannte,  und  den  auch  Dr.  Müde  (höhere  Sporenpflanzen  Deulsch- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  3.  Heft.  1KP8.  " 


104 

lanils  und  der  Schweiz  p.  40)  uiibiideiiklich  für  einen  Bastart  liielt, 
war    bis    in    die    neueste   Zeit    nur  ein  einzig-es  von    Pfarrer  Karl 
gesammeltes,    aus   einem    Rliizomsiücke  mit    3   Wedeln  bestehendes 
Exemplar  bekannt,  welches  sich   in  der  reichen  Farnsammlung-  des 
Freiherrn    von    Hohenbühel    befindet.    In   letzterer  Zeit  tauchten 
nun  Nachrichten  auf,    dass    dieser   Farn    bei    Schonberg-  in   Mahren 
(Finder  unbekannt),  und  bei  Einsiede!  nächst  Marienbad  in  Böhmen 
von  Dr.  J.  Kalmus  gefunden  worden  sei.  —  Dr.  Milde,  welchem 
von  Dr.  Kalmus  und  Professor  v.    Niessl  Exemplare  von  beiden 
Standorten   auf  ErsuchiMi    mitgotheilt  wurden,    hat    dieselben  näher 
uniersucht,    und    es    erg-aben   sich  dabei    folgende  Resultate.   1.  Die 
Pflanze  hat  mit  AspL  Trichomanes  die  dunkle  Farbe  der  Seg^mente, 
die  Starrheit,  die   behaarte  Unterseite  der  Segmente  gemein.  2.  mit 
AspL  vlride:  die  siets  ganz  uiigefliigelte  gerinnte    Blallspindel   und 
Stiel,  die  vierschenkelige  G'^fässmasse  im  Blattstiele,  die  sehr  deut- 
lichen  grünen    Stielchen   der   Segmente,    und   die  nach  der  Mittel- 
rippe hin  zusammengedrängten  Sori.  3.  theils  dem  AspL  Trichomanes 
theils  dem  A.  viride  zukommend  erscheint  die  Farbe  der  Spindeln, 
welche  im  oberen  Theile,   bisweilen  sogar   zur    Hälfte  grün,  in  der 
untern   Hilfte    samint    Sliel    glänzend    braun    ist,    die    Nervatur  der 
Spreuschuppen,    deren   sehr    viele    einen,    die    geringere    Zahl    aber 
keinen  Nerv  haben.    Nach    diesen  Merkmalen,    welche    theils    ent- 
schielen dem    A.  Trichomanes,    theils  dem   A.  viride,  theils  beiden 
zugleich  zukommen,    glaubt    Milde    den    fraglichen  Farn  nicht  gut 
für  einen  ßaslart,    aber  ebensowenig-  für  eine  Form  von  A.  viride 
•  oder  A.  Trichomanes  hallen  zu  können;    er  vermuthet  vielmehr  in 
demselben  eine  dem  Serpentin  eigenlhümliclie  Art,    welche  meinem 
AspL  Reuteri  in  niHucher  Hinsicht  nahe,    ihm  wenigstens  zunächst 
verwandt  ist.  Da  es  nun  von  grossem  Interesse  ist,  über  das  Vor- 
kommen dieses  Farnes  auch    in  den    angrenzenden  Ländern,   über- 
haupt   in    ganz    Deutschland    und    Europa   Nachrichten  zu  erhalten, 
so  fordert  der  Vortragende  die  Botaniker  jener  Gegenden,  in  wel- 
chen Serpentin  vorkommt    auf,    ihr    Augenmerk    auf  denselben  be- 
sonders zu  richten.  —    Dr.  H.  W.  Reicliardt  berichtet  über  eine 
2.  neue  Laubmoosgattung,   welche  er  auf  die  im   tropischen  Amerika 
nicht  seltene    N^ckera  undulata   Hedw.  gründet.    Dieses    Muos  hat 
zwar     vollkommen    den    iVecA:e/-a-Typus,    weicht    aber    durch    den 
Fruchlbau,  durch  die  mützenförmige  am  Grunde  mehrfach  zerschlitzte 
Haube,    durch    die    am    Scheidchen    statt    der    Para|)hysen  vorkom- 
menden linearen  Hochhlätler,  endlich  durch  das  Zellnetz  der  Blätter, 
welche  mit  grossen  Flügelzellen  versehen  sind,  ab.  Er   nennt  diese 
Galtung  Ncckeropsis.  Ferner  berichtet  er  über  eine  von  dem  Afrika- 
Reiseuden  Dr.  S  ch  weinsf  u  rl  h  eingesendete  Notiz:  zur  Geschichte 
der  Pferdebohnen  (Canacallia  ensiformis)  der  westindischen  Inseln. 
Diese  Leguminose,  welclie  einen  klelternden  Stengel,  3zäldige  Blätter 
und  faseolusartige    Früchte  trägt,    steht  bei  den   Negern    in  West- 
indien  in    grossem   Ansehen  und    spielt    namentlich  bei  ihrem  Fet- 
tischdienste eine  Rolle.  Dr.  Scuweinsfurt h  fand  nun  diese  Bohne 


105 

im  Innern  von  Afrika,  in  Abyssinien,  wo  sie  gleiclilalls  von  den 
Negern  kiillivirt  und  zu  gleichen  Zwecken  wie  in  Westindien  be- 
nützt wird,  wesshalb  er  die  Meinung  ausspricht,  dass  das  Vaterland 
der  Bühne  Afrika  sei,  von  wo  sie  erst  durch  die  Neger  nach  Westin- 
dien eingeführt  worden  sei.  Schliesslich  legt  er  einen  von  Kra- 
san  eingesendeten  Bericht  vor,  über  eine  auf  Anregung  des  Ritt. 
V.  Tommasini  unternommene  Exkursion  in  das  Gebirg  zwischen 
Canale  und  Diakova  im  Görzer  Gebiete  behufs  Wiederauffindung 
der  dort  angeblich  vorkommenden  Digitalis  purpurea  und  Cen- 
taurea  carstiana.  Da  Krasan  keine  von  beiden  auffinden  konnte, 
so  scheint  die  Angabe  ihres  Vorkommens  daselbst  auf  einem  Irr- 
thume  zu  beruhen. 

■ -40*- 

Literarisches. 

—  Von  Dr.  Rabenhorst's  „Flora  europaea  Algarum  aquae 
dulcis  et  submarinae"  ist  das  3.  Heft  320  Seilen  umfassend  und 
mit  zahlreichen  Illustrationen  ausgestaltet,  bei  Eduard  Kummer 
in  Leipzig  erschienen. 

—  Von  der  neuen  Zeitschrift  „der  Naturforscher",  redii,Mrl 
von  Dr.  W.  Sklarek  sind  die  ersten  Nummern  mit  vortrefflichem 
Inhalte  erschienen,  die  Zeilschrift  wird  von  der  Dümler'schen 
Verlagsbuchhandlung  in  Berlin  ausgegeben  und  dürfte  sich  recht 
bald  einen  weiten  Lesekreis  sichern.  In  den  4  ersten  Nummern 
befinden  sich  an  Artikeln  von  botanischem  Interesse:  „Einfluss  der 
Wiirmekapazilat  verschiedener  Bodenarten  auf  die  Pflanzen."  — 
„Die  Konser\irung  von  Getreide  und  Mehl."  —  „Die  Vegetation 
und  die  Warme  "  —  „Die  Zusammen^elzung  der  Maulbeerblatter 
und  die  Seidenraupen-Krankheit."  —  „Die  Bewegung  der  Mimosa 
pudica."  —  „Leuchtgas  und  Weintrauben." 

Sammlungen. 

—  Westphalens  Laubmoose,  gesammelt  und  herausgegeben  von 
Dr.  H.  Müller  in  Lippstadt.  Zweiter  Nachtrag  (Nr.  436—450).  — 
Dieser  Nachtrag,  mit  welchem  die  genannte  Bryolhek  vorläufig  ab- 
geschlossen erscheint,  enthalt  neben  anderen  seltenen  Arten,  wie 
Hypnati  revolvens ,  Dicranella  curvata,  üidymodon  cyllndricw^, 
Cainpyloatelium  saxlcola  die  für  Wesiphalen  neue  Breutelia  arcuata, 
welche  auf  Heideboden  bei  Hiltrup  nächst  Münster  vom  slud.  malh. 
E.  Holling  entdeckt  und  eingesammelt  wurde.  J.  J. 

—  Dr.  Phoebus,  geh.  Med.-Rath  in  Giessen  beabsichtiget 
sein  Herbarium  zu  verkaufen.  Dasselbe  umfasst  sowohl  Phanero- 
gamen  als  Kryplogamen  in  gegen  6500  Arien  und  befinden  sich 
in  demselben  Ptlanzen  von  W  ernekinck,  Otto,  Hoppe,  Sieber, 
Lumnitzer,  Noe,  Charpentier,  Sieelz,  Rostkovius  und 
Schmidt,  Brand  t  und  R  atzeburg,  Flörke  und  Laurer,  Leib- 
lein, Kützing,  Wallroth  u.  a. 

8* 


106 

Mittheilungen. 

Ueber  Rudolph  Hinterhuber's  Alpe;,pflan/,eii- Anlage  finden  wir  in 
Regel's  Gartenflora  (Juli  1867)  Andeutungen  gegeben.  Die  Anlage  nimmt  Ijöch- 
stens  einige  Quadratklafter  ein;  die  Höhe  ist  6  Schuli,  die  Lage  gegen  Ost;  zur 
Anpflanzung  eignet  sich  am  besten  eine  Felsenpartie  aus  Tuffsteinen,  wo 
möglich  Röhrentuff,  in  deren  offengelassenen  Spalten  und  Fugen  man  die 
Pflanzen  setzt  und  mit  Baumraoos  belegt.  Die  Erde  zu  den  Hochalpenpflanzen 
ist  mit  mehr  Sand  und  St  inchi-^i  vermengt,  wenn  es  Urgebirgspflanzfn  sind 
mit  Granit-  oder  Glimmerstaub;  die  zur  halben  Höhe  der  Partie  gesetzten 
Species  erhalten  minder  Sand  und  die  am  Fusse  der  Anlage  kultivirten  eine 
humusreiche  Erde.  Die  Anlage  ist  frei  gegen  Osten  und  frei  von  jeder  Mit- 
tags- oder  Nachmittagssonne,  so  wie  von  jeder  Nähe  von  Bäumen,  da  deren 
herabfallende  schwere^  Wassertropfen  sämmtliche  Hochalpen-  und  Alpenpflan- 
zen tödten.  —  Hinterliuber  kultivirt  schöne  und  interessante  Alpinen,  von 
denen  er  Jedem,  der  davon  wünscht,  g^rne  bereit  ist  zu  überlassen. 


Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  Prof  F.  in  R.:  „Die  Pflanzen  werden  willkommen  sein."  —  Herrn 
W.  H.  in  ß..  ,.  Aufsalz  immer  erwünscht,  wenn  auch  erst  in  einigen  Monaten." 
—  Herrn  Dr.  W.  0.  F.:  „Wird  so  wie  jede  Foitsetzung  mit  Dank  benützt." — 
Herrn   Dr.  G.  L.    „In   einem    der    nächsten  Hefte."  Ferner    P.   in  S. :    „[m 

nächsten  Hefte."  -  Heirn  Dr.  F.  in  B.:  „Der  Auftrag  besorgt." 

Inserate. 

In  unserem  Verlage  ist  soelien  erschienen: 

Die  preussische  Expedition  nach  Ost-Asien. 

Nach    amtlichen    Quell  (>  n. 

Botanischer  Theil. 

Die    Tange. 

Beaibeitet    von    Georg    von    Martens. 
9%    Bogen    Lexicon-8.    mit    8    Illustrationen, 
geh.  Preis  i  Tlilr. 
Berlin,  den  8.  Februar  1868. 

Königliche  Geheime  Ober-Hofbuchdruckerei  (R.  v.  Decker). 

Zur  hohen  ßeaehtiiu^  für  ßruehieideude. 

Der  berühmle  Bi-uch-Ba  Isa  m,  d'-ssen  hoher  Werth  selbst  in  Paris 
anerkannt,  und  weicher  von  vielen  medicinischen  Autoritäten  erprobt 
wurde,  welcher  aucii  in  viehüi  taiisMid  Füllen  glückliche  Cuien  hervorbrachte, 
ka:m  jedeiv.eit  direkt  bi-ieflich  vom  Unterzeichneten  die  Scliachlel  ä  4  fl.  Oe.  W. 
gegen  Einsendung  des  Betrages,  da  die  Postnachnahme  nicht  stattfinden  kann, 
bezogen  werden.  Für  einen  nicht  so  alten  Bruch  ist  eine  Schac'itel  hinreichend. 
J.  J.  Kr.  Siaenhut  in  Gais,  bei  St.  Gallen  (Schweiz). 


Reilaktfur  und  tierausgcber  Dr.  Alexander  Skcfitz.  —  Verlag  von    Gerold  et  Comp. 
Ünifk  and  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  ßuclidruckerei  (M.  Salzer). 


OesteiTeicliische 

Botanisclie  Zeitschrift 

Gemeinnützig^es  Organ 

für 

Die   OsterreichUclie  ExeXUplare, 

botanische    Zeitschrift               RAfailllr    niill     ßAfitniLai*  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint                            UUlClIllll    UHU   UU IdUlUCl,  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktion 
Man^pranmnerirt  auf  sdbe  (;:jj.|„^,.    0^1(0110111011,  ForStlllälllier,  AeFZlC,      '"^u'TlnZl^^n:' 

(3  Thh:  10  Ngr.^  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder                         AnftllloL'pr   lind    Tpi'hniUl'  Bu'-hhandels   übernimmt 

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Inserate  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  _|—  «  so    wie  alle  übrigen 

10  kr.  Ost.  W.  Xl®'    4  Buchhandlungen. 

XVIII.  Jahrgaiis.  Wiö.  April  1868. 

INHALT:  Die  Bedeutung  der  Knollen  von  Rammcuhts  Ficaria  und  R.  illyricus.  Von  D.  Lang. 
Zur  Flora  des  Unterberges.  Von  Pichlmayr.  —  Zur  Flora  von  Ungarn.  Von  Grün  dl.  —Eine 
Excursion  in  die  Gegend  des  Rfp.  Von  Sekera.  —  Vegetationsverhältnisse  Ungarns.  Von  Dr.  Ker- 
ner. —  Die  eur.  Fimbristylis -Arten.  Von  Janka.  —  Die  eur.  Eriophorum-Arten.  Von  Janka.  — 
Literaturberichte.  Von  Grunow.  —  Correspondenz.  Von  Janka,  Pantocsek,  Krasan,  Dr. 
Focke.  —  Literarisches.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Correspondenz  der  Redaktion.  —  Inserate. 


Die  Bedeutung  der  Knollen  von  RanuncMHus 
Ficaria  und  Ranuncuius  iiiyricus. 

Eine  histiologische  Studie  von  Dr.  Gustav  Lang. 

In  den  botanischen  Lehrbüchern  finden  wir  allgemein  die 
Knollen  der  ^Rammculus  Ficaria"'  und  ^Ranuncuius  illyricus'^ 
unter  dem  Namen  „verdickte  Wurzel  fasern"  verzeichnet,  ohne 
nähere  Ang^abe,  ob  unter  diesem  Ausdrucke  auch  wirklich  bloss 
Wurzelgebilde  gemeint  sein  sollen  oder  ob  bloss  ein  alter  Schlen- 
drian diese  Benennung  erhält,  während  man  über  eine  anderwei- 
tige Bedeutung  der  Knollen  im  Reinen  ist.  Jedesfalls  wäre  es 
wünschenswerth  sich  über  die  Bedeutung  des  Wortes  Knollen  in 
botanischer  Hinsicht  zu  einigen,  denn  wie  Schieiden  in  seinen 
„Grundzügen  einer  wissenschaftlichen  Botanik"  treffend  bemerkt, 
ist  mit  den  Ausdrücken  „Knollen"  „Knollenwurzel"  etc.  nichts  ge- 
sagt, sondern  es  muss  für  Jedes  pflanzliche  Knollengebilde,  das  den 
Wurzeln  ähnlich  in  der  Erde  steckt,  näher  bestimmt  werden,  ob 
man  es  mit  einer  Wurzel  oder  einem  veränderten  Knospentrieb, 
ähnlich  der  Kartoffel  zu  thun  habe.  Die  Ueberzeugung  von  der 
Richtigkeit  dieser  Ansicht,  bewog  mich  meine  längstgehegten  Zwei- 

Oesterr.  betau.  Zeitschrift  4.  Heft.  1868.  ^ 


108 

fei  bezüglich  der  Wurzelnatiir  der  obgenannten  Raininkelknollen, 
durch  ein  eingehendes  Studium  der  ßildungsweise  derselben  zu 
zerstreuen  und  ich  fasse  die  Resultate  der  behufs  genannten  Zweckes 
bewerkstelligten  histiologischen  Untersuchungen  in  Folgendem  kurz 
zusammen.  Der  leichteren  IJebersicht  wegen  will  ich  die  Studie 
unter  4  Punkte  reihen,  deren  1.  von  der  Gestalt  der  Knollen  und 
Wurzeln  der  genannten  Ranunkel-Species,  deren  2.  von  den  ana- 
tomischen Eiij;enthümlichkeiten  der  Knollen,  3.  von  dem  Verhält- 
nisse der  Knüllen  zur  Achse  und  den  Knospentrieben,  deren  4. 
endlich  von  der  Vermehrung  der  Knollen  handeln  soll. 

Gestalt  der  Knollen  und  Wurzel  der  Ranunkeln. 

Jeder,  der  sich  mit  Botanik  beschäfliget,  weiss,  dass  die 
Knollen  der  von  mir  näher  uniersuchten  Ranunkeln  die  Keulenform 
besitzen  und  zwar  so.  dass  der  an  der  Achse  sitzende  verjüngte 
Theil  der  Keule  gegen  das  entferntere  Ende  immer  mehr  anschwillt, 
dass  ferner  diese  keulenförmigen  Knollen  niemals  die  Länge  der 
vollständig  ausgebildeten  Ranunkel-Wurzeln  erreichen.  Je  nach  dem 
Aller  der  Pflanze  finden  wir  mehr  oder  weniger  solche  Knollen  am 
unteren  Ende  der  Achse  sitzend  und  es  kann  die  Zahl  derselben 
bei  R.  Ficaria  12,  bei  R.  illi/ricus  sogar  30  erreichen  und 
übersteigen. 

Niemals  sehen  wir  aus  einem  Knollen  sich  Wurzelfasern  2. 
Ordnung  entwickeln,  wie  diess  bei  verdickten  wahrhaften  Wurzel- 
gebildeu  z.  B.  bei  den  Knollen  von  Corydalis  oder  den  Rüben, 
der  Fall  ist,  wo  sich  (bei  Corydalis^  mit  jeder  neubildenden  Knospe 
neue  Wurzelfasern  aus  dem  Organismus  der  verdickten  Wurzel 
selbst,  entwickeln.  Betrachten  wir  den  Ranunkelknollen,  aus  wel- 
chem sich  eine  neue  Pflanze  entwickelt  aufmerksam,  so  werden 
wir  bemerken,  dass  hier  die  sich  mit  der  Knospe  zugleich  ent- 
wickelnde Wurzelfaser  aus  dem  Knospenorganismus,  nicht  aber  aus 
dem  Knollen  treibt,  diese  Erscheinung  verdient  um  so  mehr  beachtet 
zu  werden,  als  die  aus  dem  Knospenirieb  sich  entwickelnde  Wurzel 
nicht  nur  zu  ferneren  secundären  Wurzeltrieben  befähigt  ist,  son- 
dern diese  Fähigkeit  auch  jedesmal  elTectuirt  und  es  keineswegs 
einzusehen  ist,  warum  diese  Fähigkeit  nicht  auch  den  Knollen  zu- 
kommen solle,  wenn  diese  in  Wirklichkeit  nichts  Anderes  als  ver- 
dickte Wurzeln  darstellen? 

Anatomische  Eigenthümlichkei  ten  der  Knollen. 

Wenn  wir  einen  Ranunkel-Knollen  der  Länge  noch  entzwei- 
schneiden, so  sehen  wir  in  der  Achse  desselben  ein  Gefässbündel 
gelagert.  Zwischen  diesem  etwas  gelblich  gefärbten  Gefässbündel 
und  der  braunen  Epidermis  befindet  sich  das  weisse,  die  knollige 
Anschwellung  bedingende  Parenchym.  Das  Gefässbündel  des  Knol- 
lens entwickelt  sich  aus  dem  Gefässbündel  des  Pflanzenstämmchens, 
mit  dem  es  auch  im  Zusammenhange  bleibt  und  h.uft  von  hier  aus 


loa 

gegen  das  Ende  des  Knollens,  der  bei  R.  Ficaj'ln  an  dieser  Sieile 
vollkoninien  abgerundet  erscheint,  bei  R.  iUyricus  aber  in  eine 
Spitze  zuläuft.  Die  Fernieleuiente  des  Gefassbündels  bestellen  llieils 
aus  netzförmigen  Gelassen,  die  mit  den  gleiclinamig<:n  der  Pflan- 
zenachse zusammenhangen  und  die  Mitte  des  Bündels  einnehmen, 
Iheils  aus  cylindrischen,  zarl wandigen  einen  runden  Kern  und  Pro- 
toplasma enthaltenden  Zellen,  welclie  sich  mehr  um  die  netzartigen 
Gefässe  lagern,  gegen  die  Peripherie  immer  dünner,  kleiner  und 
zarter  werden  und  endlich  in  die  Zellenform  des  Parencliyu)'s  über- 
gehen. Die  Zellen  des  Pai'enchym's  sind  übrigens  nicht  gleich, 
sondern  sowohl  was  ihre  Form  als  ihren  Inhalt  betrifft,  je  nach 
der  Stelle,  an  welcher  sie  liegen  verschieden.  Wenn  wir  die  Zeil- 
bildungsschichte (Cambiumschichte)  des  Stammes  der  Pflanze  zum 
Ausgangspunkte  unserer  Untersuchung  wählen,  so  finden  wir,  dass 
die  Basis  der  K  sollen  mit  dieser  in  direkteuf  Zusammenhange  steht 
und  zwar  finden  wir  an  dieser  Stelle  die  Parenchymzellen  des 
Knollens  als  rundliche,  zartwandige,  protoplasmahaltige  und  mit 
Kernen  versehenen  Zellen,  welche  in  jeder  Hinsie-hl  mit  den  Bil- 
dungszellen des  SlamuH^s  übereinstimmen  und  daher  auch  offenbar 
die  gleiche  physiologische  Bedeutung  haben.  Je  mehr  wir  uns  von 
der  Basis  des  Knollens  gegen  dessen  Ende  zu  entfernen,  um  so 
mehr  verändern  sich  die  eben  beschriebenen  Zellen.  Sie  werden 
grösser,  dickwandiger,  cylindrisch;  ihr  Protoplasmagehalt  tritt  immer 
mehr  in  den  Hintergrund  und  an  Stelle  desselben  treten  Gruppen 
ganz  kleiner  Stärkeköruchen  auf,  die  aber  schnell  an  Grösse  zu- 
nehmen und  die  Zellen  um  so  mehr  auffüllen,  je  mehr  wir  uns 
vom  Stamme  entfernen.  —  Es  leidet  keinen  Zweifel,  dass  diese 
Zellen  ein  höheres  Aller  besitzen  als  die  an  der  Basis  beschrie- 
benem und  dass  der  Alterungsprozess  im  Knollen  von  der  Basis 
gege^i  das  Ende  desselben  zuschreitet.  Ganz  nahe  dem  abgerundeten 
Ende  der  Knollen  gehen  jedoch  die  Charaktere  des  höheren  Alters 
der  Parenchymzellen  wieder  verloren,  die  Zeilen  werden  wieder 
kleiner,  rundlicher,  zariwandiger,  verlieren  den  Stärkegehalt,  an 
dessen  Stelle  wieder  Protoplasma  tritt  —  mit  einem  Worte:  wir  ge- 
langen hier  wieder  an  eine  jüngere  Zellenformation,  die  offenbar 
nocli  Proliferationsvermögen  besitzt.  Die  Knollen  besitzen  dem- 
nach sowohl  an  ihrer  Basis  als  an  ihrem  Ende  Gruppen 
junger,  fortpflanzungsfähiger  Zellen  und  gegen  die 
Mitte  —  zwischen  den  beiden  genannten  G  r  u  p  p  e  n  z  e  1 1  e  n 
ä  1 1  e  r  e  n  D  a  t  u  m  '  s  ,  die  d  e  m  G  r  a  d  e  i  h  r  e  r  E  n  t  w  i  c  k  e  l  u  n  g  n  a  c  h 
keiner  weiteren  Proliferation  mehr  fähig  sind. 

Was  wir  bis  jetzt  vom  Parenchyme  und  dem  Gefässbündel 
gesagt  haben,  bietet  vollkommene  Uebereinstimmung  bei  beiden 
Ranunkelarten.  Nicht  so  ist  es  aber  auch  mit  der  Epidermisschichte.Un  d 
gerade  die  hier  sich  offenbarenden  Unterschiede  schei- 
nen um  so  w i c h  t i g e  1-  zu  sein,  als  s i e  E i g e n  t h ü m  l i c h k e i - 
t  e  n  vorweisen,  d  i  e  s  t  r  i  c  t  e  zum  A  r  t  e  n  u  n  t  e  r  s  c  h  i  e  d  e  beider 
Ranunkeln    gehören     und    die     wir    an    den    wirklichen 

9* 


110 

Würz  (>Ua Sern  der  oeiuniiitini  Pflanzen  niemals  wieder- 
finden. Die  Epidermis  der  genannten  Ranunkel -Wurzeln  zeig-t 
keinerlei  erhebliche  Abweichung  in  ihrer  Zelleng-estallung  vom 
Parenchym,  sondern  besteht  aus  denselben  cylindrischen  Zellen 
ohne  Nebengebilde,  als  z.  B.  Haare  etc.  zu  entwickeln.  Vergleichen 
wir  dagegen  die  Epidermiszellen  der  Ranunkel -Knollen  mit  den 
Parenchymzellen  derselben,  so  wird  ein  auffallender  Unterschied 
selbst  noch  an  jenen  Stellen  Platz  greifen,  an  denen  die  Parenchym- 
zellen ihre  ursprüngliche  Gestalt  noch  nicht  durch  excessive  Slär- 
kek()rnbildung  und  Erweiterung  eingebüsst  haben.  Bei  R.  Ficaria 
zeichnen  sich  eben  die  Epidermiszellen  durch  ihre  platte,  rhomboi- 
dale P'orm  aus,  sie  besitzen  einen  wachsgelben  gegen  Reagentien 
stark  resislirenden  Kern  und  einen  braunen,  feinkörnigen  Inhalt. 
Noch  viel  charakteristischer  präsentirt  sich  die  Epidermis  der  R. 
illyricns.  Die  Zellen  dieser  besitzen  nämlich  ausser  den  schon  nam- 
haft gemachten  Eigenschaften  jene,  dass  sie  Haare  tragen,  die  den 
ganzen  Knollen  wie  feine  Seide  einkleiden  und  am  Ende  desselben 
einen  wahren  Schopf  bilden.  Dieser  Haarschopf  im  Verein  mit  einer 
grösseren  Anhäufung  ^on  Epidermiszellen  bieten  den  Grund  jener 
Zuspitzung,  deren  wir  schon  oben  bei  der  Gestalt  der  Knollen  von 
R.  ülyr.  Erwähnung  t baten. 

Die  genannlen  Eigenschaften  der  Knollenepidermis  stimmen 
mit  der  Beschaffenheit  der  Epidermis  der  oberirdischen  Pflanzen- 
theile  überein,  denn  während  die  nackte  R.  Ficaria  auch  nackte 
Knollen  treibt,  theilt  die  seidenhaarige  R.  illyricus  dieses  ihr  Ge- 
wand auch  mit  ihren  Knollen,  nicht  aber  auch  mit  ihren  Wurzel- 
fasern zum  deutlichen  Kingerzeig,  dass  hier  Wurzel  und  Knollen 
nicht  gleich  bedeutende  und  nur  durch  ihre  äussere  Gestalt  ver- 
schiedene Organe  sein  können,  sondern  dass  beide  sowohl  nach 
ihrem  Ursprung  als  nach  ihrer  physiologischen  Bedeutung  gänzlich 
verschieden  zu  betrachten  sind. 

Das  Verhältniss  der  Knollen  zum  Stamme  und  zur 
Knospenbildung. 

Um  das  Verhältniss  der  Knollen  zur  Stamm-  und  Pflanzenent- 
wickelung  überhaupt  richtig  aufzufassen,  wird  es  am  Besten  sein, 
den  Gang  zu  verfolgen,  welchen  das  aus  einem  einzelnen  Knollen 
sich  entwickelnde  Pflänzchen  einhält,  bis  es  zur  mehrjährigen  schon 
viele  Knollen  tragenden  Pflanze  geworden  ist.  Wie  ich  schon  ein- 
mal erwähnt  habe,  ist  es  die  Basis  des  Knollens,  welche  nach  Los- 
trennung desselben  vom  Mutterstamme  das  junge  Pflänzchen  treibt. 
Hier  zeigt  sich  nämlich  in  der  ersten  Zeit  eine  kleine  weissliche 
Anschwellung,  welche  sich  allmälig  in  eine  nach  Oben  zu  wach- 
sende Achse  und  in  die  aus  dem  unteren  Ende  dieses  neuen  Ach- 
sengebildes treibenden  Wurzeln  differenzirt.  Das  Gefässbündel  des 
Knollens  setzt  sich  hiebei  direkt  in  das  neuentstehende  Gefässbündel 
der  jungen  Pflanze  fort.  Die  Wurzeln  dieses  letzteren  treiben  immer 


111 

aus  dorn  unteren  Theil  der  Bildungszellenscliiiiii  der  neuen  Pflanze 
selbst,  nie  aber  aus  dem  Knollen.  Wahrend  auf  diese  Weise  eine 
neue  Pflanze  entsteht,  treiben  zwischen  dieser  und  dem  Mutt(!r- 
knollen,  also  gleichsam  in  der  Achsel  desselben  schon  zeillich 
neue  kleine  Knollen  hervor,  so  dass  mit  Ende  des  ersten  Existenz- 
Jahres  der  jungen  Pflanze,  am  Grunde  des  verwelkenden  Krautes 
derselben  schon  mehrere  Knollen  sitzen.  Das  abgewelkte  Kraut  belebt 
sich  auch  nicht  wieder  im  2.  Jahre,  sondern  es  entwickelt  sich  aus 
der  Achsel  eines  des  neugebildeten  Knollens  ein  neuer  Knospen- 
trieb, dessen  Enlwickelung  ganz  ähnlich  dem  vorjährigen  fortschreitet 
und  wieder  zur  Bildung  neuer  Knollen  Veranlassung  gibt.  Indem 
sich  dieser  Vorgang  durch  Jahre  wiederholen  kann,  die 
k  r  a  u  t  i  g  e  n  T  r  i  e  b  e  a  1)  e  r  i  n  j  e  d  e  m  Jahre  bis  z  u  d  e  n  K  n  o  1 1  e  n 
hinab  abwelken,  entsteht  hier  g I  e i  cii  s a  m  ein  p  e r  e  n  n  i  r e  n  - 
der  z  u  s  e  1  b  s  t  s  t  ä  n  d  i  g  e  m  W  a  c  h  s  t  h  u  m  fähiger  W  u  r  z  e  1  s  t  o  c  k 
und  dieser  Theil  der  Pflanze  ist  es,  den  ich  jedesmal 
meine,  wenn  ich  vom  Stamme  der  Pflanze  spreche.  Das 
Wachslhum  dieses  Stammes  bietet  bei  beiden  Ranunkelarten  inter- 
essante Eigenthümlichkeiten  und  Abweichungen,  den(!n  wir  einige 
Aufmerksamkeit  schenken  wollen,  weil  sie  uns  den  Schlüssel  an 
die  Hand  geben,  mittelst  welchem  wir  uns  die  Anordnung  der 
Knollen  am  Stamme  je  nach  ihrem  Alter  verständlich  machen.  Ver- 
folgen wir  diese  Eigenthümlichkeiten  bei  jeder  Ranunkel  einzeln. 

Wie  wir  so  eben  gesellen,  stirbt  der  aus  einem  Knollen  her- 
vorgegangene krautige  Theil  der  Ranunkel  im  Herbste  ab,  bis  an 
jene  Stelle,  wo  der  Mutter-  und  die  neugebildeten  Tochterknollen 
sitzen,  weichen  Theil  ich  als  unterirdischen  Stannii  bezeichnet  habe. 
Dieser  Stamm  zeigt  wie  jeder  Dicotyledonenstamm  einen  bildungs- 
fähigen peripheren  Zellenring  (Cambiumring),  welcher  ein  weiterer 
Zellenbildung  unfähiges  Zellengewebe  eiuschliesst,  dessen  einzelne 
Elemente  nur  mehr  an  Grösse  und  Dicke  der  Zellenwandung  zu- 
nehmen und  später  den  Marktheil  des  Stammes  ausmach(;n.  In  den 
nächsten  Vegetationsjahren  nimmt  die  Pciriphcrie  des  Bildungszel- 
lenringes, gerade  in  Folge  der  Proliferation  letzterer,  beileutend 
zu,  so  dass  in  Folge  dessen  die  an  diesem  Ringe  haftenden  neu- 
gebildeten  Knollen  auseinander  gerückt  werden  und  nun  nicht 
mehr  in  der  Achsel  des  Mutterknollens  sitzen,  sondern  an  entfern- 
teren Stellen  der  Stammesperipherie  erscheinen.  Wie  lange  der 
unterirdische  Stamm  dieses  Wachsthum  fortzusetzen  vermag,  war 
ich  bis  jetzt  noch  nicht  im  Stande  zu  bestimmen,  aber  nach  den 
trocknen  Ueberresten  vorjähriger  Triebe  zu  urtheilen,  halte  ich 
keinen  Stamm  in  Händen,  dessen  Alter  über  4  Jahre  reichte.  Wäh- 
rend dieser  Zeit  fallen  die  neugebildeten  Knollen  grösstentheils 
vom  Stamme  um  als  Keime  für  neue  Pflanzen  zu  dienen;  der 
Slam  m  aber  gehl  zu  Grunde.  Meistens  kann  man  schon  im  2.  Ve- 
gelalionsjahre  die  ersten  Anfänge  der  Desfruclion  des  Stammes 
beobachten.  Im  Cenlralth(?il  seiner  Achse  werden  nämlich  die  stark 
vergrösserlen  Zellen  allmälig  braun  und  zerfallen  moderig,  weh^her 


112 

Zerfall  gegen  die  Peripherie  forlsclireitend  anfangs  bloss  ein  Holil- 
werden  des  Stammes  bedingt,  so  dass  derselbe  nur  in  Geslalt  eines 
Ringes  erscheint,  endlich  aber  auch  diesen  verzehrt.  Auf  diese 
Weise  wird  es  erklärlich,  warum  die  alleren  ß.  Ficai-ia-Sliimme 
die  Ringform  besitzen,  an  welcliem  Ringe  die  Knollen  einzeln  oder 
auch  gehäuft  haften,  wobei  die  gerade  vegetirende  Knospe  an 
einem  oder  dem  anderen  Punkte  des  Ringes  in  der  Achsel  eines 
Knollens  treibt.  Aus  dem  eben  beschriebenen  peripheren  Wachs- 
thum  des  Stammes  der  R.  Ficaria  ersehen  wir  zugleich,  warum 
die  Knollen  derselben  nicht  eine  dem  Entwickidungsalfer  entspre- 
chende gesetzmässige  Anordnung  in  der  Lagerung  befolgen,  wie 
wir  diess  an  den  grünen  Knospentrieben  sehen;  denn  bei  dem 
vorherrschenden  Wachsthum  in  die  Peripherie  und  der  kaum  wahr- 
nehmbaren Zunahme  in  vertikaler  Richtung  geht  die  Gliederung 
des  Stammes  verloren  und  die  Knollen  entfernen  sich  bloss  in  der 
Peripherie  von  einander,  nicht  aber  zugleich  auch  vertikal.  Der 
ganze  Stamm  sammt  vielen  in  der  Knospe  verbliebenen  Zweigen 
ist  eben  auf  ein  ganz  kleines  Volumen  zusammengedrückt. 

Mit  der  eben  beschriebenen  Entvvickelungsweise  des  Stammes 
von  ß.  Ficaria  stimmt  im  Wesentlichen  auch  jene  von  ß.  illyricus 
überein.  Eine  beachtenswerthe  Abweichung  bietet  bloss  das  etwas 
deutlicher  auftretende  Wachsthum  in  der  Längsrichtung,  welch 
letzlere  im  Vereine  mit  der  reichlicheren  Knollenbildung  bezweckt, 
dass  wir  die  Knollen  ihrem  Alter  entsprechend  oft  in  schönen 
Spiralturen  sich  am  Stanime  emporarbeiten  sehen.  Ausst^rdem  blei- 
ben die  in  späteren  Jahren  sich  entwickelnden  Triebe  nicht  unver- 
ästelt,  wie  bei  ß.  Ficaria,  sondern  wir  sehen  mehrästige  Triebe 
sich  aus  den  Achseln  der  jüngsten  Knollen  entwickeln. 

Vermehrung  der  Knollen. 

Was  ich  bisher  vom  Bau  der  Knollen,  von  dem  Verhältnisse 
derselben  zum  Stamme  etc.  gesagt  habe,  wäre  wohl  hinreichender 
Beweis  dafür,  dass  diese  nicht  die  Bedeutung  verdickter  Wurzeln 
haben,  sondern  den  Werth  ganz  anderer  Pflanzentheile  besitzen. 
Den  unmittelbarsten  Aufschluss  über  die  Natur  der  Ranunkelknollen 
gewinnen  wir  jedoch  aus  dem  Verlaufe  ihrer  Vermehrung,  welcher 
uns  zugleich  genügende  Erklärung  über  die  Ursache  der  anatomi- 
schen Eigenthümlichkeiten  der  Knollen  bietet.  Ich  habe  schon 
mehrmal  im  Verfolge  meiner  Arbeit  Gelegenheit  gehabt,  die  Achsel 
der  Knollen  als  einen  besonders  wichtigen  Theil  derselben  hervor- 
zuheben. Wir  müssen  auf  diesen  Theil  noch  einmal  zurückkehren 
und  seine  Struktur  einer  eingehend  genauen  Prüfung   unterwerfen. 

Führen  wir  durch  einen  Knollen  einen  halbirenden  Längsschnitt, 
so  dass  letzterer  auch  noch  den  mit  dem  Knollen  zusammenhän- 
genden Stammestheil  in  vertikaler  Richtung  treffe  und  machen  wir 
uns  nun  aus  dem  Achseltheile  mikroskopische  Längsschnitte,  so 
werden   wir  finden,    dass   sich  in  jeder  Knollenachsel   zwei  Zellen- 


113 

haiilVn  slreno  voneinander  scheiden  und  aucli  oeoen  das  Parenchyrn 
der  Knollen  sich  abgrenzen.  Bei  jnnoen  Knollen  bieten  diese  beiden 
Haufen  das  Bild  von  Aheolen,  deren  Cenlnim  ans  kleinen,  runden, 
feinkörnigen  Zellen  besteht,  die  dann  gegen  die  Peripherie  von 
mehrfachen  Schichten  alveolar  gelagerter  mehr  kubischer  und 
grösserer  Zellen  umgeben  werden.  Die  im  Centrum  liegenden, 
kleinen,  runden  Zellen  vermehren  sich  schnell  und  vcrgrössern 
dadurch  den  Zellenhaufen,  wobei  sich  die  gegen  die  Peripherie 
andrängenden  Zellen  ebenfalls  alveolär  lagern,  die  ältesten  peri- 
pheren Schichten  aber  deutlich  die  Neigung  zu  regelmassigem  Ab- 
blättern vom  Zellenhaufen  zeigen,  ganz  so,  wie  wir  es  an  Knospen- 
keimen zu  sehen  gewöhnt  sind,  die  sich  zu  blättertragenden  Aeslen 
entwickeln.  Zu  gleicher  Zeit  sehen  wir  in  jedem  Zellenhaufen  im 
engen  Anschluss  an  das  Gefässbündel  deii  Knollens  ein  gleichsam 
hieven  abzweigendes  junges  Gefässbündel  zur  Enlwickelung  gelan- 
gen. Fällt  der  Knollen  während  dieser  Zeitperiode  vom  Stamme, 
so  sehen  wir  bald  den  zum  Stamme  näher  gelegenen  Zeilenhaufen 
zu  einem  grünen  Trieb  auswachsen,  während  der  2.  Zellenhaufen 
in  seiner  Entwickelung  zurückbleibt  und  zu  einem  jungen  Knollen 
wird  in  dessen  Achsel ,  ganz  analog  dem  ebenbeschriebenen  Vor- 
gange, wieder  zwei  neue  Zellenhäufchen  entstehen.  Nur  auf  diese 
Weise  ist  es  erklärbar,  warum  die  aus  einem  Knollen  sich  ent- 
wickelnde li.  Ficaria  am  Ende  ihres  ersten  Vegetationsjahres  vier 
Knollen  trägt. 

Der  soeben  beschriebene  Enlwickelungsvorgang  erklärt  auch, 
wie  ich  erwähnte,  die  anatomischen  Eigenthümlichkeiten  der  Knol- 
len, von  denen  wir  früher  gehandelt  und  zu  denen  wir  z.  B,  die 
Epidermis  der  Knollen  gerechnet  haben.  Es  erscheint  nun  ganz 
natürlich,  warum  diese  letztere,  als  hervorgegangen  aus  der  äusser- 
sten  Zellenschicht  der  jungen  Knospe,  sowohl  was  die  Form  ihrer 
Zellen  als  auch  deren  Appendices  anbelangt,  ein  Analogon  der 
Epidermis  des  grünen  Triebes  darstellen.  Hiedurch  findet  auch  seine 
Erklärung  das  besondere  Wachsthum  der  F{nollen,  welches  nach 
den  bisher  erörterten  anatomischen  Verhältnissen  derselben,  nicht 
bloss  an  der  Spitze  (Ende)  sondern  auch  an  der  Basis  fortschr<M- 
tet,  entsprechend  dem  grünen  Trieb,  dessen  in  (\en  Achseln  wach- 
sende Blätter  wir  uns  in  der  Basis  des  Knollens  zusammengedrängt 
denken  müssen  und  dessen  Achse,  wie  der  Knollen  an  der  Spitze, 
wächst. 

Fassen  wir  alle  Ergebnisse  zusammen,  die  wir  bisher  gegen 
die  Wurzelnatur  der  Ranunkelknollen  geltend  giMuacht  und  als  Be- 
weis für  die  Knospennatur  derselben  aufgebracht  haben,  so  können 
wir  folgendes  Resume  stellen: 

1.  Die  Ranunkelknollen  haben  nicht  die  Gestalt  der  bisher 
mit  Gewissheit  erkannten  verdickten  Wurzeln,  denn  sie  besitzen 
die  Keulenform. 

2.  Die  Ranunkelknollen  treiben  nie  Wurzelfaser  zweiter  Ord- 
nung, während  die  Ranunkelwurzeln  diese  Eigenschaft  manifesliren. 


114 

3.  Das  Leben  der  Knollen  erstreckt  sich  auf  mehrere  Jahre, 
während  die  wahren  Wurzeln   der  Ranunkeltriebe  einjährig^  sind. 

4.  Die  Epidermis  der  Knollen  ist  verschieden  von  jener  der 
Wurzeln,  stimmt  aber  mit  der  Epidermis  der  grünen  Triebe  iiberein. 

5.  Die  fortpflanzungsfähigen  Zellen  der  Knollen  liegen  sowohl 
an  der  Basis  als  an  der  Spitze  derselben;  jene  der  Wurzeln  nur 
an  deren  Spitze. 

6.  Jeder  neue  Knollen  entwickelt  sich  aus  der  Achsel  eines 
älteren. 

7.  Jeder  Knollen  vom  Mutterstamme  getrennt,  ist  zu  neuen 
Pflanzen-  und  Knollentrieben  befähigt. 

8.  Sowohl  die  grünen  Triebe  als  auch  die  Knollen  haben  in 
ihrer  ersten  Anlage  die  gleiche  Entwickelung.  Aeussere  Verhält- 
nisse wirken  bestimmend  dahin,  ob  sich  aus  den  völlig  analogen 
Anlagen  grüne  Triebe  oder  Knollen  entwickeln. 

Es  ist  einleuchtend,  dass  die  systematische  Charakteristik  jener 
Gruppe,  welche  die  knollig-wurzeligen  Ranunkeln  bisher  bildeten  — 
durch  die  angeführten  Ergebnisse  eine  Aenderung  erleidet,  indem 
es  künftighin  von  diesen  Ranunkeln  heissen  muss:  sie  besitzen 
einen  mehrjährigen  unterirdischen  Stamm,  an  welchem 
knollig  veränderte  Knospenanlagen  haften,  deren  jede 
wieder  die  Fähigkeit  besitzt,  die  Grundlage  eines  neuen 
Stammes  zu  werden.  Wir  haben  hier  demnach  denselben  Vor- 
gang vor  Augen,  der  schon  seit  längerer  Zeit  an  der  Kartoffel 
erkannt  worden  ist. 

Pressburg,  den  10.  Februar  1868. 


Zur  Flora  des  Unterberg:es  in  Salzburg. 

Von  F.  E.  Pichlmayr. 

Schön  gestaltet  liegt  dieser  Berg  als  Gränzwächter  gegen 
Südwest  des  grossartigen  Salzachlhales.  Seine  reichen  Marmor- 
brüche und  Sagen  machten  ihn  in  fernen  Landen  berühmt.  Reich 
an  Schluchten  und  Felsenrguppirungen,  bietet  er  auf  seinen  Höhen- 
punkten weitgedehnle  Fernsichten,  seine  Alpen  werden  von  einer 
Menge  Naturfreunde  besucht.  Die  Besteigung  kann  von  mehreren 
Seiten  unternommen  werden,  und  richtet  sich  wohl  meist  nach  dem 
Wohnsitz,  den  man  inne_^hat,  oder  nach  dem  Ausflug  selbst,  den  man 
ausführen  will. 

Immerhin  ist  der  Besuch  von  saizburgischer  Seite  der  grössere, 
da  der  Tourist  entweder  über  die  Firmianalpe  und  steinerne  Stiege 
auf  das  Geiereck  wandert,  und  von  hieraus  seine  beliebige  Wegs- 
richtung über  den  Salzburgerhochthron  einschlagen  kann,   oder  er 


115 

lässt  sich  hinler  dem  zweiten  Sleinbriich  zu  dem  Steig  führen,  der 
läng-s  der  saiissenden  Wand  zur  Schwaigmülleralpe  leitet.  Eine  an- 
dere Besteigung  geschieh!  von  Grossgmein  auf  die  Vierkaser,  und 
eine  letzte  von  Berchtesgaden  auf  die  Zehnkaser.  Ein  Theil  der 
Südseite  ist  wegen  seinen  schroffen  Wänden  fast  unbesteigbar  und 
wenige  Sennereien  sind  mit  Ausnahme  des  Scheibenkasers  sehr 
früh-  und  spätzeitig  bewohnt. 

Polypodium  vulgare  L.  An  Baumstämmen  am  Fusse  des  Berges. 

—  Dryopteris  h.  Vorgebirg  des  Berges. 
Aspidium  Lonchifis  S  w.  In  der  untern  Rositte. 

—  aculeaUim  Doli.  Verbreitet,  steigt  bis  zu  den  Alpen. 
Polystichiim  Oreopteris  DC.  In  den  untern  Waldstellen. 

—  spinnlosum  DC.  Besonders  zahlreich  am  Weg  zur  Rositte. 

—  Filix  fnas  Roth.  Verbreitet  in  der  Waldregion. 
Cystopteris  fragilis  Doli.  In  der  Rositte  und  den  Steinbrüchen. 

—  alpina  Link.  In  einer  Felsengrube  auf  der  Schwaigmühleralpe. 

—  montana  Link.  In  Brunnlhal. 

Asplenium  Trichomanes  L.  Am  Fusse  des  Berges. 

—  viride  Huds.  Ebendaselbst. 

—  ruta  muraria   L.    An    abgerollten    Sleinmassen    beim    Fürslen- 

brunn  u.  s.  w. 
Scolopendrium  officinarum  S  w.  An  der  Fürstenbrunner  Ouelle. 
Blechrium  Spicant  Roth.  In  der  höhern  Alpenregion. 
Pleris  aquilina  Roth.  Bei  Grossgmein  am  Fusse  des  Berges. 
Selagine/la  spinulosa  AI.  B.  Auf  dem  Geiereck. 

—  hehetica  Spring.  Am  Fusse  des  Berges. 
Agrostis  alpina  L.  In  der  Nähe  des  Salzburgerlhrones. 

—  rupestris  All.  Ebendaselbst. 

Carex  alba  Scopol.  In  der  untern  Waldregion. 

—  atrata  L.  Auf  den  höhern  Stellen  des  Berges. 

—  capillaris  L.  Auf  den  S.  Hochihron. 

—  ferruginea  Scop.  Bei  und  unter  der  steinernen  Stiege. 

—  firma  Host.  An  Felsen. 

—  inucronata  A\\.  Fand  Jellmolli  in  der  Nähe  des  Scheibenkasers. 

—  sempervirens  All.  Auf  sehr  magern  Stellen. 

—  tenuis  Host.  Am  Fusse  i\es  Berchtesgad.  Thron.  Jellmolli. 
Festuca  gigantea  Vi II.  Zerstreut. 

—  pumilla  Vi II.  Zerstreut. 

—  sylvatica  Host.  Zerstreut. 

Juncus    mononthos    Jacq.    In    Gruben    und    nassen    Stellen    z.    B. 
Mückenbrunn. 

—  trifidus  L. 
Luzula  flavescens  G. 

• —  glabrescens  Hoppe.  Beide  gerne  im  Krummholze. 

—  maxima.  Zahlreich  zwischen  der  untern  und  obern  Rositte. 
Poa  alpina  L.  Allgemein  zerstreut  hie  und  da. 

—  bulbosa  L.  „  -  - 


116 

Poa  hybrida  Gau  d. 

—  minor  Gaud.  Auf  Felsen. 

Aconitum  Napellus  L.  In  reiner  Form  nicht, 

—  Var.  formosum  Rb.  Schwaigmühleralpe. 

—  —  KöUeanum  Rb.  dto. 

—  Störkeannm  Rb.  Südlich  auf  der  Bach-  und  Kienalpe. 

—  variegatum  L.  In  der  Rositte  sehr  schön. 

—  Cainmarum  Jacq.  Zahlreicli.  Rositte,    Schwaigmühleralpe. 

—  macraiitham  Rb.  Rositte  bei  der  Scharte. 

—  variegatum  Rb.  Rosiltenthörl, 

Adenostiles  albifrons  Cass.    Mit  nachfolgender  vertheill  an  feuchten 
und  schattigen  Stellen. 

—  alpina.  Cass. 

Alchemilla  alpina   L,   Steinerne    Stiege    und   überhaupt   an  magern 

Orlen  auf  der  Höhe  des  Berges. 
Androsace  Chamaejasme  Wulf.  Thron,  Geiereck. 

—  Helvetica  Gaud.  Bei  den  steinernen  Käsern. 

—  lactea  L.  Auf  der  Schwaigmühleralpe. 

Anemone  alpina  L.,  grandiflora  Hoppe.  Besonders  schön    bei  dem 
Eisloche  und  am  Fusse  des  Abfallers. 

—  narcisdßora  L.   Gemeinsam  mit  obiger. 
Arabis  alpina  L.  Schon  bei  den  Steinbrüchen. 

—  arenosa  Scop.  Gemein. 

—  bellidifolia  Jaq.  Seltner. 

—  ciliata  RB.  Sandige  Stellen  z.  B.  Rositte. 

—  hirsula  L.  Meist  im  Vorgebirge. 

—  pumila  Jacq.  Aleist  an  0»ölli^n.  Mückenbrunn,  Goldbrünnleiii, 
Allium  sibirieum  Wild.  Klingerscharte. 

—  Victoriaiis  L.  An  der  Vorderseite  der  ober  Rositten  Alpenhülte. 
Alsine  verna  Barth  Auf  dem  hoiien  Throne. 

Arctostaphylos   alpina  Sprg.   Auf  dem  sogenannten    Ochsenkopf. 
Aronicum  scorpioides  Koch.  Zwischen  dem  Abfalter  und  Hoclithron. 

—  Clusii  Koch.  Bei  den  steinernen  Käsern. 

Arotiia  rotundifolia  Pers.  Am  Wege  zur  Schwaigmülleralpe. 
Axter  alpinus  L.  Auf  dem  Salzburg,   und  Berchtesgadner  Thron. 
Atragene    alpina    L.    In    der    Rositte   und   Schwaigmühleralpe,    wie 

andern  Orts. 
Atropa  Belladona   L.    Vom   Fasse   des    Berges   bis  zur  Alpenhöhe 

z.  B.  Steigt  zur  Rosilte  und   Schwaigmühleralpe. 
Azalea  procumbens  L.  Geiereck. 
Bartsia  alpina  L.  Allenthalben  verbreitet. 
Bellidiastrum  Michelii  Cass.     Am  Fusse  des  Berges  bis   zur   Höhe 

treffend. 
Betonica  Alopecurus  L.  Stein.  Stiege  u.  s.  w. 
Betula  ovata  Schrk.  Im  Voralpen-Gebiete. 
(Jherleria  sedoides  L.  Salzburger  und  Berchtesgadner  Thron. 
Campanula  alpina  L.  Nur  auf  der  Höhe  des  Berges  in  Vertiefungen 

—  barbata  L. 


Jj 


117 

Campanuta    Scheuch^eri    Vi II.     Besonders    schön    auf   dem    Wege 

zur  Sclnvaigiiiühleralpe. 
Carduus   defloralus    L.    Schon    im    Rositlenbache,    auf    den   Sand- 

philzen  des  Berges  gemein. 
Circaea  alpina  L.  Im  Brunnthal,  Rositle  u.  s.  \v. 
Cirsium  >tpinüsissimu7n  Seop.  Rechts  vom  salzb.  Thron  in  der  Thal- 

vcrticfung. 
Corallonhiza  innata   RBr.    Auf   alten    morschen   Baumreslen    von 

der  untern  Firmianalpe  bis  zur  steinernen   Stiege. 
Coronilla  vaginalis  L.  In  dem  Rositlengraben  am  Fusse  des  Berges 

dürfte  fast  durch  Anlegung  eines  Kalkofens  verschwunden  sein. 

Nach  Jellmollis  Angabe  auch  unter  der  Loiderböhle. 
Crepis  austriaca  Jacq.  Am  Eingang  der  steinernen  Stiege. 

—  aiirea  Cass.   Auf  dem  Berge  zerstreut,  gemein. 

Denlaria  enrieaphi/lios  L.    In    der  Rositte,   Brunnlhal,  Grödigerthor. 
Draba   aizoides   L.    An   Felsen,   z.   ß.  Sonnenwendstadt,   Geiereck, 

Throne. 
Dryas  octopetala  L.  Rositle,  beim  Stiege,  unter  dem  Geiereck. 
Eiupetruiii  nigrum  L.  Berchtesgadner  Thron. 
Erigeron  alpinus  L.  Hoher  Thron. 

—  glabralus   Hoppe.  Auf  grossen  Steinen  vor   der   Schwaigmüh- 

leralpe, 
Epilobium  inotitanwn  L.  Vom  Flusse  des  Berges  bis  zu  den  Alpen. 

—  origanifolium  Lmk.  In  der  Mittelregion  am  Steige  zur  Schwaig- 

mühleralpe.   Stein.  Stiege  u.  s.  w. 

—  trigomim  Seiirk.  Ebendaselbst. 
Gentiana  acauhs  L.  Zerstreut. 

—  asdepiadea  L.  Am  Fusse  des  Berges.  Wegränder  zur  Rositle. 

—  bavarica  L.  Am  Fusse  des  Geiereckes  in  grossen  Rasen  ebenso 

in  der  Rositte,  Mückenbrunn. 

—  ciliata  L.  Ebendaselbst. 

—  nivalis  L.  Zahlreich  auf  der  obern  Firmianalpe. 

—  pannonica  Scop.  Auf  der  Höhe  des  Berges  vertheiit, 

—  punctata  L.  Ist  fast  ausgerottet  zwischen  4  und  10  Kaseralpen. 
Geranium  sylvaticum  L.  Unter  der  steinernen  Stiege  zahlreich  und 

and.  Orts. 
Globularia  cordifolia  L.  Rosittenfelsen. 

—  nudicaulis  L.  Zahlreich  in  der  Rositte. 

Goodyera  repens  RB.  Auf  vermoderten  Baumresten.   Im  Walde  der 

ersten  F'irmianalpe  gegen  die  stein.  Stiege. 
Gi/psophyla  repens  L.  Auf  dem  Hochthrone. 
Gymnadenia  albida  Rieh.  Auf  der  Höhe  des  Berges. 
Habenaria  viridis  R.  Brw.  Dessgleichen.  Meist  bei  den  Alpenweiden. 
Helianthemum  oelandicnm  Whlb.  Geiereck,  Thron. 
Hedysarum  obscurum  L.  Throne,  Felsen  bei  den   10  Käsern. 
Heracleum  austriacum  L.  Zahlreich  verbreitet, 
Hieracium  Auricula  L.  Auf  Weidestellen. 

—  glabrescens  Hoppe.  Am  Throne. 


118 

Hieracinm  saxalile  Jacq.  Am    Weinsteige. 

—  mllosum  L.  Verbreitet  an  felsigen  Stellen. 
Homogyne  alpina  Cass.  Auf  dem  Berge  zerstreut. 
Imperatoria  O.strulhiuin  L.  Zerstreut  unter  Krummholz. 
Juniperus  nana  Wild. 

LaseriHtium  Siler  L.  Vielseitig  angegeben  sah  es  nie. 

—  laüfolium  L.   Bei  dem  Steinbruche. 

Lepidium  alpinum  L.  An  feuchten  Stellen  wie   in  der  Rositte. 
Linum  austriacum  L.  Bei  der  Loiderhöhle  und  am  südlichen  Abhang 

des  salzb.  Thrones. 
Lonicera   alpigena  L.    Schon   am  Fusse  des  Berges,  bis  gegen  die 

Alpen. 

—  nigra  L.  Am  Steig  zur  Schwaigmühleralpe. 

Lunaria  rediviva  L.  Unter  dem  Grödiger  Thörl,  dann  bei  der  sau- 
senden Wand. 

Malaxis  monophyllos  Sw.  In  waldigen  Orten. 

Melampyrum  sylvoticum  L.  Gemein. 

Meum  Mutelima  Gärt.  Vertheill  auf  der  Höhe  des  Berges. 

Moehringia  muscosa  L.  Am  Fusse  des  Berges,  z.  B.  zwischen  den 
Steinbrüchen  und  beim  Fürslenbrunn  u.  s.  w. 

Myosotis  alpestris  Smt.  Am  schönsten   auf  der  obern  Firmianalpe. 

Nigritella  angustifolia  Rieh.  Ist  verlheilt  auf  der  Höhe. 

Oxytropis  montana  ÜC.  Auf  der  südl.   Seile  des  hohen  Thrones. 

Pedicularis  Jacquini  Koch.  Zerstreut  durch  den  Berg.  Geiereck, 
Thron  u.  s.  w. 

—  incarnata  Jacq.  Dessgleichen. 

—  recutita  L.  Seltener.  Zwischen  salzb.  und  Berciitesgadner  Thron, 
— ■  verticillata  L.  Auf  den  hohem  Punkten  zerstreut. 
Pinguicula  alpina  L.  In  den  Bachrinnen  der  Rositte. 

Pinus  Pumilio  Hke.  Ueberzielit   den  ganzen  Berg. 
Plantago  atrata  Hoppe.  Zwischen  Geiereck  u.  Thron  u.  and.  Orts. 
Pidygonum  viviparum  L.  Zahlreich  vertheilt. 

Potentilla  aurea  L.  Bei  dem  Fusse  des  Geiereckes,  Schwaigmüh- 
leralpe u.  s.  w. 

—  caiäeacens  L.  An  Felsen  der  Rositte,  bei  den  Steinbrüchen  u.  s.  w. 

—  minima  Hall.  Auf  der  obern  Firmianalpe,  dann  um  die  Hütlen- 

plätze  der  Schwaigmülleralpe. 
Primula  Auricula  L.  An  Felsenwänden  des  Berges. 

—  minima  L.  Berchtesgadnerthron. 

Pyrola  secunda  L.  Am  Fusse  des  Berges.  Bei  d.  hintern  Steinbruche. 

—  unißora  L.  Steigt  gegen  die  Alpen. 

Ranunculus  aconitifolius  L.  Am  Steige  zur  Schwaigmühleralpe. 

—  alpestris  L.  Zerstreut  an  feuchten  Stellen. 

—  lannginosus  L.  Vom  Fusse  des  Berges  bis  zu  den  Alpen  gemein. 

—  montanus  Willd.   Steigt  in  die  Alpen. 

—  polyanthemos  Schi.  Am  Fusse  des  Berges. 
Rhododendron  hirsutum  L,  Zahlreich  durch  d.  ß.  verlheilt. 


119 

Bhododendron  ferruginenm  L.  Bei  dem  Eislorhc  und  rechts  von  der 
Srliwaig-inühleralpe. 

—  intennediutn  Tscli.  Unter  dem  erstem  hie  iitid  da. 
Rhodothamnus  Chavuiecystvs  Rh.  Rositte,   und  an  verschied.  Stellen. 
Rosa  alpina  L.  Rositte,  bei  der  sausenden  Wand  u.  s.  w. 

—  pendulina  A  i  t  o  n. 

—  pyrennica  Guan. 

Rutnex  alpinus  L.  Um  alle  Alpenhütten. 

Salix  arbuscula  L.  Sehr  verl heilt  auf  dem  Berg^e. 

—  (jlubra  Scop,  Unter  der  SchwaigniüUeralpe. 

—  reliculata  L.  In  der  Nähe  {\es  Mückenbrunnes. 

—  retusa  L.  Auf  den  höchsten  Stellen  Salzburg,  und  Berchlesgad- 

nerthron. 

Saussurea  pygmaea  Sprg".  Südwest.  Seile  bei  d.  Berchtesgad.  Thron. 
Saxifraga  aizoides  L.  Nasse  Bachgräben  Mie  Rositte,  dann  auf  dem 
Weg  zur  obern  Firmianalpe  u.  s.  w.  ^ 

—  Aizoon  Jacq,  An  FeisensteJlen. 

—  androsacea  L.  Nasse  feuchte  Stellen,  Rositte,  stein.  Stiege. 

—  Burseriana  L.  Im  Brunnllial,  südlicher  Kamm   der  Rositte. 

—  caesia  L.  Rositte,   Geiereck  und  sonst  vertheilt. 

—  rotundifolia  L.  Von  den  Voralpen  bis  zur  Höhe  meist  im 
Krummholz. 

—  stellaris  L.  Sehr  häufig  in  der  Rositte  und  an  Quellen. 
Sedum  atratum  L.  Auf  abgerollten  Steinen  ziemlich  gemein. 
Senecio  abrotanifolius  L.  Ist  nur  auf  der  Höhe  zerstreut,  auch  bei 

der  Schwaigmühleralpe. 
Si/ene  acaulis  L.   In  Rasen  auf  dem  Geiereck,  Throne  u.  s.  w. 

—  quadvißda   L.   Nasse    Stellen,   z.  B.  Rositte,  ßrunnthal,  Klinger- 

alpe, auch  am  Fusse  des  Berges. 

Soldanella  alpiva  L.  Sehr  verbreitet. 

—  pusilla  Baumg.  Seltener.  Zwischen  Salzb.  Thron  und  den  stei- 

nernen Käsern. 

Streptopus  amp lex ifo lins  DC.  Auf  der  Kienbergalpe.  Jellmolli. 

Sonchus  alpinus  L.  Am  sogenannten  Hoppebrünnlein  nächst  der 
sausenden  Wand. 

Sorbits  Chamaemespilus  Crzt.  In  der  Umgebung  der  Schwaigmüh- 
leralpe. 

Thesium  alpinnm  L.    Auf  dem  Schwaigmühlersteig,  Rositte  u.  s.  w. 

—  rostratum  M.  &  Koch.  Rosiltenthal. 

Thymus  alpinus  L.  Vom  Fusse  Aes  Berges  bis  zur  Alpenregion. 
Tozziia  alpina  L.  Sehr  gerne  im  Mitterthal  auch  bei  dem  Mückenbrunn. 
Valeriana  montana   L.    Zuerst   am    Fusse    des   Berges   und   bis  zu 
den  Alpen. 

—  saxatllis  L.    In   der  Rositte,  Schwaigmühleralpe,   und  and.  Orts. 
Veratriim  album  L.  Bei  den  4  Käsern  und  10  Käsern. 

Veronica  alpina  L.  Moorige  und  feuchte  Stellen   am  Steig  zu  dem 
Mückenbrunn. 


120 

Veronica  aphylla  L.  Auf  der  Schwaiginühleralpe,    unter  der   stein. 
Stiege,  Mückenbrunn  u.  s.  \v. 

—  integrifolia  Schrk.  Seltener  zuteilen  in  der  Mittagscharte. 

—  montana  L.  In  Waldstellen. 

—  saxatUis  Jacq.  Besonders  schön  auf  der  Schvvaigmühleralpe. 

—  urticaefolia  L.  Am  Fusse  des  Berges  und  Rositle. 

Viola  biflora  L.  An  nassen  Stellen,  Geiereck,  Thron  u.  s.  \v. 

Salzburg,  im  Deceniber  1867. 


Zur  Flora  von  Ungarn. 

Von  Ignaz  Grundl. 

In  der  ersten  Hälfte  des  Monats  Juni  befand  ich  mich  zu 
Szoinok  bei  der  Theiss,  und  konnte  wahrend  meines  dortigen 
Aufenthaltes  einen  ganzen  Tag  zum  Bolanisiren  verwenden.  Es 
war  der  13.  Juni  ein  schöner  aber  heisser  Tag,  als  ich  mich  zu 
der  Theiss,  und  der  Zagyva,  welche  sich  hier  in  die  Theiss  mün- 
det, aufmachte,  in  der  angenehmen  HofTnung,  recht  viele  Selten- 
heiten ausbeuten  zu  können.  Allein  zwei  entgegengesetzte  Elemente 
hatten  hierorts  für  die  Flora  sehr  nachlheilig  gewirkt.  Einerseits 
hatte  nämlich  das  Wasser  durch  Ueberschwenimung  die  Wiesen 
weit  und  breit  derart  verschlemmt,  dass  ausser  der  staudenarligren 
Roripa  palustris  ßess.  darauf  Nichts  zu  sehen  war.  Anderseils 
hatte  aber  die  seit  mehr  als  4  Wochen  anhaltende  Dürre  vieles 
vernichtet.  Neben  dem  Damme,  der  nach  Török  Sz.  Miklös  führt, 
entfaltete  so  eben  die  hier  sehr  häufige  Glycyrrhiza  echinata  L.  -■ 
ihre  runden  Blülhenköpfe.  Die  grünen  Oasen  bei  der  Zagyva  waren 
gefüllt  mit  den  bereits  stengellreibenden  Statice  Gmelini  W.  und 
Artemlsia  monogyna  W.  K.  Die  von  der  Ueberschw  emmung  trocken 
gewordenen  Aecker  bedeckte  Plantago  lenuiflora  W.  K,,  PhoHurus 
pannonicus  Trin.,  Spergularia  marina  Bess.,  Gypsophila  muralis 
L.  und  Crypsis  alopecuroides  Sehr  ad.  Die  feuchten  Gräben  be- 
herbergten tausende  von  Ranuncultis  poli/phyllus  W.  K.  leider  aber 
meist  verschlemmt  und  verstümmelt.  —  Hordeum  ?naritimum  With., 
Glyceria  distans  Wahlb.,  Oxytropis  pilosa  DC,  Korkia  sedoides 
Sehr  ad.,  Triticum  cristatum  Schreb.  und  Aegilops  caiidata  L. 
war  überall  an  Wegen  anzutreffen.  Auf  Aeckern  unter  dem  Getreide 
zeugte  sich  häufig:  Turgenia  latifoUa  Hoffm. ,  Allium  stiareo/ens 
Jacq.  und  Ornithogalum  pyrenaicum  L.  Mit  dieser  Ausbeute  begab 
ich  mich  auf  die  Eisenbahn,  deren  Zug  mich  in  wenigen  Stunden 
glücklich  heimbrachte,  und  ich  war  froh,  meine  Gegend  wieder  zu 
erblicken,  denn  wenn  man  an  Gebirge  gewohnt  ist,  da  fühlt  man 
sich  in  so  einer  stein-  und  baumlosen  Ebene,    wo   man  nach  allen 


121 

Richfungcn   hin    Tao^o    lang-  nicht   den    kleinslen  Hugo!  erblickt  — 
wirklich  imheimlich. 

Einen  zweiten  Ausflug  machte  ich  Ende  August  in  das  Hon- 
Iher  Komitat  nach  Kemencze.  Von  diesem  Orte  aus  schlangelt  sich 
gegen  Osten  zu,  ein  mehrere  stundenlanges  von  hohen  mit  Laub- 
holz bewachsenen  Gebirgen  begränzles  ßachlhal;  dieses  durch- 
streifte ich  bis  zu  der  herrschaftlichen  Puszte,  Kirälyhaza  genannt; 
hier  war  in  schönster  Blülhe  der  so  angenehm  und  stark  duftende 
Senecio  nemorensis  L.  häufig  zu  sehen.  Hie  und  da  waren  auch 
die  zarten  Pflanzchen  von  Filago  niinima  Fries  und  Polycnemum 
Henffelii  Läng,  zu  erhaschen.  Bei  der  genannten  Puszie  erhebt 
sich  ein  pyramidenförmiger  steiler  Berg  Namens  Bugyiho.  Diesen 
zu  besteigen  nahm  ich  mir  vor,  und  meine  Mühe  ist  nicht  unbe- 
lolint  geblieben.  Denn  gleich  nach  kurzem  Steigen  zeigte  sich 
schon  in  grosser  Menge,  der  durch  seine  kahlen  und  grossen, 
runden  Blätter  so  schön  ausgezeichnete  Thymus  montanus  W.  K., 
den  ich  seit  einigen  Jahren  schon  vergebens  suchte.  Weiter  oben 
an  feuchten,  grasigen  Stellen  stand  in  vollster  Bliithe  Selinum  Car- 
nifolia  L.  —  Epipactis  latifolia  All.  war  auch  noch  blühend  im 
Walde  zu  finden.  Besonders  schön  prangte  aber  die  grossblüthige 
Galeopsis  veisicolor  Curt.  auf  lichten  Stellen  des  Waldes  in  über 
3  Schuh  hohen  staudenartigen  Exemplaren  mit  Circaea  lutetiana  L. 

Nachdem  ich  von  der  Kuppe  dieses  Berges  die  prächtige  Aus- 
sicht bis  in  die  Gegend  von  Schemnilz  genossen,  meinen  Durst  mit 
den  süssen  Früchten  des  Rubus  fruticosus  L.  gestillt,  und  zum 
Andenken  von  hieraus  die  Calamagrostis  sylvatica  DC.  in  meh- 
reren Stücken  eingelegt  hatte,  kehrte  ich  zurück,  um  nach  genos- 
sener Mahlzeit,  die  nördliche  Seite  dieser  Gegend  zu  besichtigen. 
Von  dieser  Seite  ziehen  sich  mit  schönen  Weingärten  gut  bestellte 
Hügel  bis  nach  Baräthi  hin.  Von  den  Hecken  dieser  Weingärten 
ragten  weissliche  Rispen  empor,  die  ich  aus  der  Ferne  für  irgend 
eine  Art  der  Calamagrostis  hielt;  als  ich  aber  solche  näher  betrach- 
tete, da  zeigte  sich  in  diesen  zu  meiner  grossen  Freude  —  die 
schöne  Melica  altisshna  L.  in  Klafter  hohen  Exemplaren,  mit  bis 
einen  Schuh  langen,  weisslich  grünen  Blüthenrispen  geziert,  eine 
Pflanze,  die  ich  im  lebenden  Zustande  zum  erstenmale  auffand. 
Auf  grasigen  Plätzen  dieser  Hügel,  ist  auch  das  in  unserer  Gegend 
so  seltene  Peucedanum  Chabraei  Rchb.  häufig  vorgekommen  mit 
Salma  glutinosa  L.  und  Centaurea  decipiens  T hui  11.  Aus  diesen 
bestand  der  botanische  Fund  dieses  Tages;  freilich  nicht  sehr 
grossartig,  aber  für  einen  Bolanophilen  ist  doch  immer  die  Mühe 
gelohnt,  wenn  er,  sein  Augenmerk  bloss  auf  Seltenheiten  richtend, 
bei  so  vorgerückter  Jahreszeit,  in  wenigen  Stunden,  sich  mit  einen» 
Dutzend  Species  seltener  Pflanzen  in  beliebiger  Menge  versehen  kann. 

Dorogh  bei  Gran,  den  9.  Jänner  1868. 


1  '22 


Eine  Exkursion  in  die  Gegend  des  Rip  oder 
Georgigebirges. 

Von  W.  S.  Sekera. 

Das  Frühjahr  von  1807  kam  spät  und  war  lange  kalt,  daher 
ich  erst  in  den  schönen  Pfinystlagen  (11.  und  12.  Juni)  einen  Aus- 
flug in  die  Gegend  von  Wellrus  machen  konnte,  wobei  ich  auch 
meinem  gegebenen  Versprechen,  die  Residenz  von  Freund  Fier- 
linger,  dem  seinerzeitigen  eifrigen  Forscher  im  Riesengebirge 
und  melirjährigem  Begleiter  der  veri'wigten  Frau  Joseline  Kablik, 
aufzusuchen,  nachkomujen  wollte.  Ich  schätze  mir  F.  um  so  mehr, 
als  er  der  Erste  war,  der  die  Neigung  zu  der  scientia  amabilis  zur 
Zeit  meiner  Universitätsjahre  1836 — 38  in  mir  weckte  und  mich 
beim  seligen  Vater  Opiz  einführte.  Ich  und  F.  unternahmen  von 
Prag  aus  fleissig  Exkursionen  in  die  Umgebung,  auch  öfters  nach 
Karlstein  und  einmal  an  den  Standort  des  Erythronium  dens  canis 
L.  am  Ausflusse  des  Zayava  in  die  Moldau,  8  Wegstunden  von 
Prag,  nahe  Eule. 

Wellrus  ist  die  nächste  Station  von  Kralup  gegen  Bodenbach 
und  von  da  an  fängt  eigentlich  das  sogenannte  böhmische  Paradies. 
Die  Bemühung  eines  Botanikers  hieher  wird  zu  jeder  Exkursions- 
zeit reichlich  belohnt,  so  dass  er  ehe  er  es  ahnet,  beim  Herum- 
wandern bis  in  die  Gegend  des  Mittelgebirges  mehrmals  die  gesam- 
melten Schätze  sichten  muss. 

In  Wellrus  erwartete  mich  F.  und  wir  fuhren  immer  hart  an 
der  Bahn  nach  dessen  ^2  Stunde  entfernten  freundlichem  Wohn- 
sitze Neudorf,  das  von  vielen  intelligenten  Landwirthen  bewohnt 
ist  und  Botanikern  eine  gute  Unterkunft  bietet.  Nur  leider  konnte 
mich  F.  nicht  begleiten,  da  er  schon  längere  Zeit  an  einem  FussUbel 
litt,  daher  ich  jeden  der  2  Morgen  meines  Aufenthaltes  fleissig  die 
Runde  unternahm.  Gleich  am  Ausgange  des  Dorfes  gegen  Westen 
bemerkt  man  eine  lange  Strecke  von  weissem  Kalkmergel  und  die 
Ebene  gegen  Welwarn  und  Leitmeritz  mit  vielen  und  schönen 
Wiesenflächen. 

Gegen  West-Nord,  Nord  und  Nord-Ost  erheben  sich  sanft  auf- 
steigende Anhöhen  voll  fruchtbarer  Aecker  mit  immensen  Onobry- 
cA«s-Saaten,  die  gerade  in  ihrer  schönsten  Flor  waren.  Ober  diesen 
Anhöhen  erstreckt  sich  ein  Plateau  von  Aeckern;  im  Hinlergrunde 
etwa  eine  Fahrstunde  erhebt  sich  der  majestätische  Rip  oder 
Georgiberg  bei  Raudnitz  und  weiterhin  das  Mittelgebirge.  Gegen 
Süden  sieht  mat\  von  diesen  Höhen  die  Elbe  und  die  Moldau  nebst 
der  romantischen  Ebene  bis  Prag.  Das  Substrat  ist  Kalk,  die  Vege- 
tation eine  rege  und  ausgiebige,  ebenso  die  Oekonomie  und  der 
Hopfenbau.    Auf  jedem    Schritte    trifft    man    die    diesem    Substrate 


123 

eigenthümlichen  Pflanzen  und  wir  werden  den  Ueberblick  desselben 
vom  Südausgange  des  Dorfes  vornehmen. 

An  den  Hopfengärten  entlang,  trilFt  man  hie  und  da  Cerinthe 
minor  L.  nebst  Nonnea  pulla  DC.  und  steigt  eine  sanfte  grasige 
Anhöhe  hinauf,  wo  einige  Stöcke  von  blühender  Ceutaurea  mon- 
tana  L.  und  einer  Salvia  pratensis  L.  von  fremdartigem  Habitus 
sich  vorfanden.  Die  Salvin  erwies  sich  als  S.  dumetorwn  Andrz. 
und  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  der  S.  pratensis  L.  var.  bicolor  W. 
K.  Der  ganze  Habitus  ist  strafl",  die  Blüthen  kleiner  als  bei  S.  pra- 
tensis, die  Unterlippe  rein  weiss,  die  Blätter  derb,  stark  und  viel 
gebuchtet.  Leider  stand  nur  ein  grosser  Stock  zu  Gebote,  der  ge- 
schont wurde  und  sich  auf  dieser  ruhigen  Stelle  leicht  vermehren 
kann,  wenn  nicht  eine  unbarmherzige  Sichel  seiner  Fortpflanzung 
durch  Samen  Eintrag  thut.  Am  Rande  der  Anhöhe  weiter  gehend, 
erblickte  ich  ca.  50  Schritte  unter  mir  auf  grasigen  Stellen  meh- 
rere hohe  weiss  blühende  Pflanzen,  die  mir  fremdartig  vorkommen 
und  beim  Annähern  fand  ich  zu  meiner  grossen  Freude,  dass  es 
die  Silene  viscosa  Pers.  ist.  Ich  sah  sie  zum  erstenmale  lebend. 
Es  waren  ca.  100  Stöcke  vorhanden,  darunter  einige  30  blühend 
und  ihre  Stengeln  voll  angeleimter  Insekten,  darunter  viele  Bienen, 
die  erlöst  wurden.  Ich  nahm  nur  wenige  schwä(;here  Pflanzen 
sammt  der  Wurzel  und  einige  Jährlinge  für  den  Garten,  das  Uebrige 
blieb  für  die  Vermehrung  verschont.  Es  ist  diess  nach  Tausch  der 
einzige  Standort  in  Böhmen,  daher  wolle  er  von  nachfolgenden 
Botanikern  geschont  werden. 

Von  da  kömmt  man  in  ein  Kieferwäldchen  mit  Silene  Otites 
L.,  S.  nutans  L.  nebst  schönen  Rasen  von  Scleranthus  intermedius 
a.  Bönnigh.  An  das  Wäldchen  gränzen  fettige  Aecker  mit  einer 
Unzahl  von  Anagallis  caerulea  L.  und  Caucalis  daucoides  L.  Tiefer 
herabsteigend  findet  sich  an  Rainen  Salvia  sylvestris  L.  nebst 
einer  Menge  von  Astragalus  austriacus  L.,  welchen  ich  ebenfalls 
zum  erstenmale  lebend  sah  und  einige  Stöcke  für  den  Garten  nahm. 
Ich  kam,  ohne  zu  wissen,  in  die  Thalebene  zurück  und  wan- 
derte zwischen  Onohrychis  und  anderen  Saaten  gegen  Ostnord 
die  anderen  Anhöhen  hinauf,  wo  am  Rande  der  humusreichen  Fahr- 
wege mir  öfters  blühendes  Rapistrum  perenne  All.  begegnete,  von 
denen  ich  die  kleinsten  nahm.  Nun  traf  ich  gegen  die  Anhöhen  zu 
Strecken  mit  Lathyrus  sativus  L.  bebaut,  was  mir  auffallend  war 
und  noch  mehr,  dass  ich  keine  Pisumplanfage  sah.  Als  Ursache 
davon  erfuhr  ich,  dass  die  Erbse  hierlands  ungeniessbar  sei,  indem 
jedes  Korn  von  Bruchus  pisi,  dem  Erbsenkäfer,  bewohnt  sei  und 
dafür  Lathyrus  zum  Schweinbraten  sehr  gut  schmeckt.  Am  Rande 
aller  dieser  Fluren  war  Astragalus  austriacus  verbreitet  und  auch 
hie  und  da  Diplotaxis  viminea  DC.  nebst  Euphorbia  Gerardiana 
L.,  wo  dagegen  E.   Cyparissias  L.  fast  gänzlich  fehlte. 

Auf  der  Anhöhe  befindet  sich  ein  grosses  Laubgebüsch  mit 
anhängendem  Kieferwalde  nebst  einer  sonnigen  Waldblösse  von 
Juglans  regia  umsäumt.  Der  Boden   ist  im  Gerolle  mit  Letten    und 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  4.  Heft.  1808.  10 


124 

die  Vegetation  eine  kräftige.  Im  Schatten  des  Juglans  zieht  sich 
ein  grasiger  Graben  mit  Enjngium  campestre  L.,  Reseda  lutea  L. 
und  einer  Menge  Orohanche  Eryngli  Diib.  Es  ist  die  erste  Oro- 
banche,  die  ich  lebend  sah,  denn  in  meiner  Gegend  fehlen  alle 
Arten,  nur  bei  Jungbunzlau  soll  sich  0.  canjophyUacea  Sm.  vor- 
finden. Auf  der  Blosse  waren  zahlreiche  Stöcke  von  Linum  tenui- 
folium  L.  eben  im  Anfange  der  Blüthe,  Silene  Otites,  S.  nutans, 
Pi/rethrum  corymhosum  im  Gehölze,  wo  sich  später  auch  Physalis 
Alkekengi  L.  vorfindet.  Ebendort  Erysimum  durum  Presl. ,  Inula 
hirta  L.,  Hieracium  Banhini  Schult.,  Campanula  persicifolia  L. 
und  schöne  Rasenarten,  wo  auch  R,  gallica  nicht  fehlte.  Im  Schatten 
der  Kiefer  war  eine  Menge  Hieracium  murorum  mit  seinen  Varie- 
täten und  am  Ausgange  an  lettigen  Stellen  Ajuga  Chamaepytis  L., 
Conringia  orientalis  L.  und  ein  Stock  von  Lithospermum  officinale 
L.  Ueberhaupt  sah  ich  selten  so  ein  blüthenreiches  Laubgohölze 
wie  dieses,  was  meinem  Freunde  F.,  als  dessen  Besitzer,  auch 
Freude  macht. 

Oben  auf  einer  Aufsattelung  angelangt,  ruhte  ich  aus  und  vor 
mir  breitete  sich  die  schönste  Ebene  voll  reicher  Aecker  mit  dem 
Ri'p  —  etwa  1  Fahrstunde  entfernt  —  im  Hintergrunde  und  seiner 
alterthiimlichen  Georgikapelle  auf  der  Kuppe.  Es  war  ein  sehr 
schöner  Tag  und  prachtvoll  war  der  Anblick  des  Wolkenspiels  auf 
dem  Berge,  der  nur  weniges  kümmerliches  Gehölze  hat  und  dieses 
nebst  den  anderen  Pflanzen  von  den  Schafen  abgeweidet  wird.  Das 
Wolkenspiel  war  wie  fata  morgana  anzusehen,  wo  sich  sonnige 
und  schattige  Flächen  am  Berge  bildeten  und  letztere  wie  dichtes 
Laubgebüsch  sich  ausnahmen.  Leider  konnte  ich  nicht  mehr  hin 
und  4  Wochen  später  fand  ihn  Freund  Wink  1er  abgeweidet,  wo 
er  nur  einzelne  Ex.  von  Hypericum  elegans  Step  h.  erbeuten  konnte. 

Beim  Herabsteigen  von  diesen  Höhen  ging  es  über  ältere 
Brachen  mit  dichtem  Rasen  von  allen  möglichen  Varietäten  des 
Thymus  Serpyllum  L.  in  dessen  schönster  Flor.  Auch  Conringia 
orientalis  nebst  Rapistrum  perenne  und  Cerinthe  minor  war  hier 
häufig,  dazu  hie  und  da  üppige  Stöcke  von  Carduus  nutans  L. 
Weiter  unten  zwischen  Rapssaaten  waren  mächtige  Büsche  von  ab- 
geblühtem Erysimum  repandum  und  somit  wurde  die  Exkursion 
als  eine  befriedigende  beendet.  Für  die  Zukunft  geht  es  eine  Sta- 
tion weiter  und  auch  auf  den  Berg  selbst,  jedoch  Trockenpapier 
muss  auch  mit. 

Münchengrätz,  den  4.  Februar  1868. 


125 


Die  Vegetations  verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
X. 

247.  Dianthus  arenarius  L.  —  QD.  serotinus  W.  K,).  —  Auf 
den  Terrassen  und  in  den  Ritzen  lelsig-er  Bergabhänge,  auf  Sand- 
liügeln  und  Sandfläclien,  manchmal  in  ganz  lockerem  Flugsande. 
Im  mittelung.  Berglande  auf  den  Dolomilkuppen  der  Piiisgruppe, 
auf  dem  Spissberge  und  Acilersberge  und  im  Leopolditelde  bei  Ofen, 
auf  Dülomitfelsen  in  der  Vertesgruppe  bei  Csäkvar  und  Gäiit.  Von 
den  felsigen  Bergen  auf  die  zunächst  angrenzenden  Sandilächen 
der  Thäler  und  auf  die  das  Beriiland  besäuuienden  Niederungen 
hinabsteig-end;  so  bei  Gran  und  Marolh,  Solmar  nächst  Vürösvär, 
Keer  im  Tolnaer  Kom.  und  auf  der  Csepelinsel.  Auf  der  Debrecziner 
und  Kecskemeter  Landhohe  stellenweise  in  grosser  Menge  bei  Räkos 
Palota,  Pest,  Soroksär,  Bagh,  Monor  und  Pills,  Also  Dabas  ,  P.  Sal- 
losär  und  im  Tapiogebiete  bei  Szt.  Marlon  Kala.  In  der  Tiefebene 
und  im  Bihariageb.  nicht  beobachtet.  —  Dolouiit,  tert.  Diluv.  und 
alluv.  Sand.  —  95—250  3Iet.  -  (Die  Blätter  und  Stengel  der  auf 
<len  Dolomitfelsen  wachsenden  Exemplaren  sind  häufig  mehr  hecht- 
blau überlaufen,  als  jene  des  Flugsandes;  doch  findet  man  auch 
auf  dem  Flugsaude  gar  nicht  selten  Exemplare,  d(;ren  Blätter  und 
Stengel  ganz  oder  theihveise  eben  so  hechtblau  sind  wie  jene  der 
Dolomitfelsen.  In  allen  anderen  Merkmalen  stimmen  die  auf  Felsen 
gewachsenen  Exemplare  mit  jenen  des  Sandbodens  auf  das  genaueste 
überein  und  es  hiesse  der  Natur  einen  Zwang  anihun,  wollte  man 
diese  auseinanderhalten.  Getrocknete  Exemplare  des  D.  arenarius 
L.  aus  Schonen,  Galizien,  Fraukfurt  an  der  Oder  und  Königsberg 
uulerscheiden  sich  nicht  im  geringsten  von  den  auf  den  Dolomit- 
bergen des  mittelung.  Berglaudes  und  auf  den  saudigen  Landhöhen 
des  Ungar.  Tieflandes  wachsenden  Exemplaren  und  auch  Exemplare 
des  D.  arenarius  aus  Samen  von  Königsberg  in  Preussen  und  vom 
Spissberge  bei  Ofen  im  Inusbrucker  bot.  Garten  herangezogen, 
stimmen  vollkommen  mit  einander  überein.  Sadler  führt  in  der 
Fl.  Com,  Pest,  den  D.  arenarius  L  als  „D.  plumarius  L."  auf.  D. 
p'uniarius  L.  unterscheidet  sich  aber  durch  grössere  weniger  tief 
zerschlitzte  mit  einem  breiten  verkehrteiförmigen  Mittelfelde  ver- 
sehene Blumenblätter,  eiförmige  oben  in  eine  kurze  Spitze  zuge- 
schweifte im  Verhältniss  zur  Kelchröhre  längere  Kelohschuppen  und 
längere  aufrecht  abstehende  Stengelblätter.  D.  arenarius  L.  zeigt 
tiefer  zerschlitzte  mit  einem  länglichen  Mittelfelde  versehene  Blu- 
menblätter, gestutzt-abgerundete  mit  einem  aufgesetzten  Spilzchen 
versehene    Kelchschuppen    und    kurze   steif  aufrechte  dem  Stengel 

10  * 


'A» 


126 

parallele  Stengelhlätter.  —  Kitaibel  war,  wie  aus  seinen  Angaben 
deullich  hervorgeht,  ül)er  den  hier  behandelten  Dianthus  selbst 
nicht  im  Klaren.  Er  (ührt  seinen  D.  serotinus  in  den  Itinerarien 
mitunter  auch  als  D.  arenarius  auf,  bezeiclinet  die  Nelke  der  Ofener 
Dolomitfelsen  in  den  Add.  p.  227  als  D.  hortensis  Sehr  ad.  und 
erwähnt  ebenda  auf  der  nächsten  Seite,  dass  D.  serotinus,  dem  er 
D.  arenarius  als  Synon.  beisetzt,  auch  auf  den  Dolomitfelsen  des 
Adlersberges  bei  Ofen  vorkomme.  —  D.  hungaricus  Pers.,  welcher 
in  dem  nördlichen  Karpatenzuge  vorkommt  und  den  ich  vom  Lö- 
wenslein  im  Com.  Trentschin,  von  der  Ohniste  im  Liptauer  Com., 
von  Hradeck  und  aus  dem  Kocsieliskoer  Thale  besitze,  unterscheidet 
sich  von  D.  arenarius  L.,  durch  die  eiförmigen  in  eine  kurze  Spitze 
zugeschweiften  Kelchschuppen,  von  D.  plumarius  L.  durch  kleinere 
viel  tiefer  zerschlitzte  und  mit  einem  länglichen  Mittelfelde  verse- 
hene Blumenblätter  und  von  beiden  vorzüglich  durch  die  kurze 
Kelchröhre,  welche  in  der  Regel  nur  3  mal  so  lang  als  breit  ist, 
während  sie  bei  D.  arenarius  und  plumarius  4  mal  so  lang  als 
breit  erscheint.  —  Diese  Nelkenarten  vom  Typus  des  D.  arenarius 
vertreten  sich  gegenseitig  in  der  Weise,  dass  D  arenarius  L.  dem 
mitlelungarischen  Berglande  und  den  sandigen  Niederungen,  I>. 
petraeus  den  östlichen  Kai'paten,  D.  hungaricus  den  nördlichen 
Karpaten  und  D.  plumarius  den  östlichen  Ausläufern  der  Kalkalpen 
angehört). 

248.  Saponaria  Vaccaria  L.  —  Auf  bebautem  Lande,  an  den 
Böschungen  der  Eisenbahndämme,  in  den  Gerollen  der  Flussufer, 
sehr  selten  aucli  auf  Saiidflachen.  —  In  den  Thälern  des  mittelung. 
Bei-glandes  bei  Paräd,  Waitzen,  Ofen.  Sehr  verbreitet  auf  der  Kecs- 
kemeter  Landhöhe  bei  ß.  Palota,  Cinkota,  Kis  Tarcsa,  Pest,  Sorok- 
sär,  Monor  und  Pills,  Nagy  Koros.  In  der  Tiefebene  bei  Czegled, 
Szolnok,  Ujväros.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei  Tegläs,  in 
den  Thälern  des  Bihariageb.  bei  Grosswardein,  Belenyes  und  Petrani. 
~  Tert.  dil.  und  all.  Sand-  und  Lehmboden.  —  80-220  Met. 

249.  Saponaria  officinalis  L.  —  Auf  wüsten  Sandflächen,  im 
Sande  und  im  Gerolle  der  Bach-  und  Fhissufer,  an  den  Böschungen 
der  Eisenbahndämme  und  in  Eisenbaiinhöfen.  —  In  den  Thälern 
und  Niederungen  am  Rande  des  mittelung.  Berglandes  bei  Paräd, 
Waitzen,  Gran,  Altofen,  Ofen,  Szt.  Miklos.  Auf  der  Kecskemeter 
Landhöhe  bei  P.  Csörög,  R.  Palota,  Cinkota,  Kis  Tarcsa,  Bagh,  Pest, 
Soroksär  und  oft  massenhaft  an  dem  Damme  der  von  Pest  nach 
Czegled  führenden  Eisenbahn  bei  Alberti,  Monor  und  Czegled.  In 
der  Tiefebene  bei  Szolnok  und  UJvaros.  Auf  der  Debrecziner  Land- 
höhe bei  Tegläs,  Balkäny  und  Szakely.  In  i\en  Thälern  des  Biha- 
riabirges  im  Geb.  der  schnellen  Koros  bei  Grosswardein,  im  Geb. 
der  schwarzen  Koros  bei  Petrani,  Scei,  Rezbänya,  Petrosa,  im  Geb. 
der  weissen  Koros  bei  Jöszäsz,  Monesa,  Halmaza;  im  Geb.  des 
Aranyos  bei  Vidra.  —  Der  letztgenannte  Standort  der  höchste  im 
ganzen  Gebiete.  —  Terl.  dil.  und  alluv.  Sand  und  Schotter.  —  80 
bis  G60  Met. 


l'iT 

250.  Cucubahis  bacciferus  L.  —  In  Erlen-  und  SUeleichen- 
wäldern,  zwischen  Weidengebüschen  und  Röhricht  an  den  Ufern 
der  Bache  und  Flüsse,  an  den  Zäunen  der  Obstgärten  in  den  Dür- 
fern. —  Im  niittelung-.  ßerglande  in  der  Matra  bei  Paräd.  Auf  den 
Donauinseln,  namentlich  auf  der  Csepelinsel  bei  Pest.  Auf  der  Kecs- 
kemeter  Landhöhe  bei  Sari  unterhalb  Pest,  im  Walde  der  Puszia 
Peszer  bei  Also  Dabas  und  bei  Nagy  Koros.  Häufiger  im  Bereiche 
des  Bihariagebirges  auf  dem  tertiären  Vorlande  von  Grosswardein 
bis  Belenyes.  In  grosser  Menge  im  Thale  der  schwarzen  Koros  bei 
Vasköh  in  dem  Gehölze  nächst  dem  Ursprünge  des  grossen  Mühl- 
baches. —  Diluv.  u.  alluv.  Sandboden.  —  80 — 350  Met. 

251.  Silene  inflata  Sni.  —  Aufwiesen  und  an  grasigen  Plätzen 
an  Feld-,  Weingarten-  und  Waldrändern  durch  das  ganze  Gebiet. 
In  allen  Gruppen  des  mittelung.  ßerglandes,  auf  der  Kecskemeler 
und  Debrecziner  Landhöhe  und  auch  auf  den  Donauinseln  und  in 
der  Tiefebene  beobachtet.  Im  Bihariageb.  durch  die  ganze  Eichen- 
region  verbreitet.  Die  höchsten  im  Gebiete  beobachlelen  Standorte 
im  mittelung.  ßergl.:  auf  den  Wiesen  nächst  dem  Normabaum  bei 
Ofen,  im  Bihariageb.:  am  Dealul  vetrilor  bei  Rezbänya  und  am  Moma 
in  der  Gruppe  des  Plesiu.  —  Auf  allen  im  Gebiete  vorkommenden 
Substraten.  80—820  Älet. 

252.  Silene  conica  L.  —  An  grasigen  Plätzen  auf  Sandhiigeln 
und  Sandflächen,  seltener  auf  Feldern  und  auf  lehmbedecktem  stei- 
nigen Boden  der  Bergabhänge.  Im  mittelung.  ßergl.  in  der  Pilis- 
gruppe  auf  den  diluv.  und  alluv.  Sandliöhen  zwischen  Vörösvär  und 
Csolnok  bei  Gran  sehr  häufig,  sonst  noch  hie  und  da  vereinzelt 
auch  auf  lehmigem  und  trachylischem  Boden  bei  Altofen  und  Pomäsz 
und  am  Blocksberge  bei  Ofen.  Massenhaft  über  die  ganze  Kecske- 
nieter  Landhöhe  von  \Vaitzen  bis  Kecskemet:  bei  P.  Csörög,  R. 
Palota,  Pest,  Soroksar,  Üllö,  Monor,  Pills,  Alberti,  Nagy  Koros,  P. 
Peszer.  Ebenso  häufig  im  Tapiogebiete  bei  Nagy  Kata,  auf  der  Cse- 
pelinsel und  in  der  Stuhlweissenburger  Niederung  bei  Keer  und 
Vajla.  Der  höchste  beobachtete  Standort  am  Sandberge  bei  P.  Csaba. 
—  Tert.  u.  diluv.  Sand;  selten  auch  auf  Trachyt  und  Lehm.  95  bis 
250  Met. 

253.  Silene  dichotoma  Ehrh.  —  Im  mittelung.  ßergl.  auf 
Brachäckern  am  Plateau  des  grossen  Schwabenberges  und  an  stei- 
nigen buschigen  Stellen  in  aufgelassenen  Weingärten  und  am  Rande 
der  Weinberge  an  der  Süd-  und  Ostseite  des  kleinen  Schvvaben- 
berges.  Hier  stellenweise  häufig,  sonst  aber  im  Gebiete  nirgends 
beobachtet.  —  Diluv.  Lehm.  180—380  xMet. 

Silene  pendula  L.  In  der  Nähe  des  Stadtvväldcliens  bei  Pest  auf  Schutt 
an  Gartenmauern,  Hüchtling  aus  den  Gartonanhigen. 


128 

Die  europäischen  Fimbristylis-Arten. 

Von  Victor  v.  Janka. 

1.  Stylus  2-fi(liis  nunc  solinn  siiperne  fimbriafo-ciliafus,  nunc 
eliam  basi  villis  reflexo-patenlibus  praediliis;  sqiiainae  (glumae) 
glabrae  v.  hispidulae;  involucruin  inflorescentiain  aeqiians  v. 
superans.  2. 

Stylus  3-ß(lus  nudus;  squauiae  (glumae)  villoso-pubes- 
centes;  involucruin  uinbella  simplici  plerunique  dimidio  brevius: 

Fiinhristylis  Cioniana  Sa  vi. 

2.  Stylus  solum  superne  fimbriato-ciiiatus;  sqiiamae  obtusae  v. 
acutae  inucronalae.  3. 

Stylus  basi  ciliis  divaricalis  vestilus;  squainae  aristato- 
inucronatae.  4. 

3.  Umbella  subsiniplex;  spioulae  ovatae  sublurgidae;  squamae  ob- 
tusae niucronalae:  F.  annua  R.  et  Seh. 

Umbella  composita;  spiculae  ovalo -oblongae;  squamae 
acutae  mucronatae:  F.  dichotoma  Vahl. 

4.  Squamarum  hispiduiarum  mucrones  arcuato-palulae  in  a;)ice 
spicularum  quasi  coniosae: 

F.  squarrosa  Vahl.  (Pogonostylis  squarrosa  Bert,) 

Squamarum    glaberrimarum    laevium    mucron(!S   arrectae 

v.  adpressae;  F.  adventüia   Cesati. 

Die  europäischen  Eriophorum-Artea. 

Von  Victor  v.  Janka. 

1.  Spicula  solilaria.  2. 

Spiculae  plures.  5. 

2.  Lana  ob  sefas  hypoginas  copiusissimas  sericeas  dense  conferla 
mollis;  squamae  (glumae)  acuminalae  ex  toto  hyalinae;  vagina 
folii  supremi  subspalliaceo-dilatata  tumidula  pleruinqu^i  apliylla 
vel  limbü  brevi  piano  inslrucla.  3. 

Lana  ob  setas  hypoginas  4  —  6  lantum,  parcissima  cri- 
spatula;  squamae  pleraeque  oblusiusculae  nervo  dorsali  her- 
IJaceo,  viridi  percursae;  vagina  lolii  supremi  adprcssa  lamina 
herbacea  setacea  praedila:  Eriophorum  alpinum  L. 

3.  Culmi  versus  apicem  Irigoni;  rhizoma  caespitosum: 

E.  vaymiitum  L. 
Culmi  teretes;  rhizoma  stoloniferum.  4. 

4.  Anlherae  oblongae  vel  elliplicae;  lana  alba  v.  Candida: 

E.  Scheuchzeri  Hoppe,  (E.  capitafum  Host). 
Antherae  lineares;  laua  in  colorem  rufum  vergens: 

E.  ruseolum  Fr. 

5.  Pedunculi  glabri  laeves;  achenia  altenuato-acuta: 

E.  angustifotiuin  Roth. 


I2i) 

Pedunciili  plus  minus  scabri  v.  hispiduli;  achenia  rolun- 

dafa  miitica.  0, 

6.  Spiculae   eliain    planlae    fructiferae   pleraeque   stricte    erectae; 

pedunculi  subtonientoso-hispiduli;  folia  ad  summuin  lineain  lata: 

E.  gracile  Koch.  (E.  triquetrum  Hoppe). 

Spiculae demuninutantes;  pedunculi  scaberrimi:  E.  latifoünm  Hoppe. 

Sz.  Gothärd  bei  Szamos-Üjvär  (Siebenbürgen),  am  7.  März  1868. 


Literaturberichte. 

Flora  e.uropaea  algarum  aquae  duicis  el  submarinae. 
Auetore  L.  Rabenhorst. 

Die  allgemeine  Beschäftigung  mit  Naturwissenschaften  hat  in 
neuester  Zeit  so  viel  Neues  zu  Tage  gefördert  und  in  fast  allen 
Fächern  eine  so  umfangreiche  Literatur  hervorgerufen,  dass  kaum 
der,  welcher  sich  speziell  mit  einem  kleinen  Bezirke  des  weiten 
Reiches  befasst,  im  Stande  ist,  allen  neuen  Erscheinungen  zu  fol- 
gen, wenn  ihm  nicht  ungewöhnliche  Mittel  zu  Gebote  stehen.  Die 
Schwierigkeit  vermehrt  sich  durch  die  Ausbreitung  europäischer 
Ragen  in  fremden  Welttheilen,  welche,  wo  immer  der  Zustand  des 
Trappers,  welcher  den  Boden  Schritt  für  Schritt  mit  Aufgebot  aller 
physischen  Kraft  dem  Wilden  entringt,  in  den  eines  sicheren  unge- 
störten Besitzers  übergegangen  ist,  nun  überall  auch  ihre  geistige 
Kraft  zu  entfalten  beginnen  und  besonders  schon  in  den  entfern- 
testen Bezirken  werkihätig  in  das  naturwissenschaftliclie  Treiben 
der  Neuzeit  eingreifen.  So  wird  dem  schon  riesigen  Kreise  des 
Bekannten  täglich  Neues  hinzugefügt,  und  dieses  wird  nicht  mehr 
an  einigen  europäischen  Centralpunkten  veröffentlicht,  sondern  fast 
überall,  wo  europäische  Kultur  Wurzel  gefasst  hat.  Es  hat  dieses 
allgemeine  ausgebreitete  Wirken  etwas  Grossartiges,  Erhebendes 
in  sich,  nur  schwindet  dabei  immer  mehr  das  gemächliche  Wirken 
früherei'' Tage.  So  muss  uns  jetzt  die  Linneische  Zeit  als  eine 
süsse  Idylle  erscheinen,  wo  ein  Mann,  freilich  mit  höchster  Bega- 
bung und  eisernem  Fleisse  ausgestattet,  das  ganze  Reich  der  Natur 
bis  in  die  damals  bekannten  Details  zu  erforschen,  zu  sichten  und 
seine  Zeilgenossen  mit  dem  abgerundeten  Ganzen  zu  erfreuen  im 
Stande  war.  Jetzt  wird  wohl  Niemand  mehr  daran  denken,  auch 
nur  die  bekannten  phanerogamischen  Pflanzen  in  ähnlicher  Weise 
bearbeiten  zu  wollen,  da  sich  ausrechnen  lässt,  dass  selbst  für  die 
oberflächlichste  Behandlung  ein  Menschenleben  zu  kurz  wäre.  Will 
man  aber  jetzt  das  Zerstreute  gründlich  sammeln,  und  Nichts 
ausser  Spiel  lassen,  was  über  Systematik,  Physiologie  und  Pflan- 
zengeographie veröfl'entlicht  wurde,  so  sieht  man  mit  Schrecken, 
•wie  klein  man  den  Kreis  seines  Wirkens  nehmen  muss,  um  etwas 
Genügendes  leisten  zu  können,  und  entweder  die  Flora  eines  klei- 
nen Landes  oder  die  Bearbeitung  einer  kleinen  Pflanzenfamilie  sich 


130 

als  Gränze  setzen.  Für  die  Phanerog-amen  und  die  höheren  Krypto- 
gamen  ist  vvenigsteiis  in  vielen  Ländern  Europas  durch  engere  oder 
weitere  Spezielfloren  so  viel  geschehen,  dass  der  Freund  der  Natur 
sich  selbst  in  den  meisten  Fallen  sichern  Rath  holen  kann,  für  die 
niederen  Kryptogamen  felilt  es  aber  durchaus  an  der  Neuzeit  ent- 
sprechenden Zusaninienstellungen,  da  hier  erst  die  letzten  Jahr- 
zehnte mit  dem  immer  tiefer  eindringenden  neuen  Mikroskope  eine 
früher  wenig  bekannte  und  beachtete  Welt  zu  erschliessen  begannen. 
Gehen  wir  speziell  zu  den  Algen  über,  (nebenbei  gesagt 
einem  sehr  willkürlich  abgegränzten  Bezirke  ohne  entschiedenen 
Zusammenhang),  so  tritt  uns  in  C.  Agardhs  Species  Algarum  die 
erste  vollständigere  Zusammenstellung  der  damals  bekannten  Algen 
entgegen.  Mehr  durch  Tradition  und  spätere  Erörterungen  seiner 
Arten  nach  Originalexemplaren  weiss  man  jetzt,  was  in  diesem  für 
seine  Zeit  ausgezeichneten  Werke  beschrieben  wurde.  Es  würde 
diess  auch  für  Kützing's  Species  algarum,  welche  20  Jahre  später 
erschien,  gelten,  wenn  der  Autor  nicht  mit  einer  beispiellosen  Aus- 
dauer bemüht  wäre,  das  vor  langer  Zeit  Beschriebene  durch  viele 
Tausende  selbst  in  Kupfer  gestochener  Abbildungen  für  alle  Zeiten 
festzustellen.  Aber  auch  dieses  nach  und  nach  entstandene  Riesen- 
werk nähert  sich  nur  in  den  zuletzt  bearbeiteten  Familien  der 
erwünschten  Vollständigkeit.  J.  Agardh  hat  nur  die  höhern  Algen 
bearbeitet.  Seine  Fucoideen  von  1849  so  wie  die  ersten  Abthei- 
lungen der  Florideen,  welche  in  den  50.  Jahren  erschienen,  sind 
für  die  Jetztzeit  schon  voll  der  empfindlichsten  Lücken,  und  selbst 
in  den  zuletzt  bearbeiteten  Rhodouieleen  ist  ihm  ein  wiciitiger  Theil 
der  damals  vorhandenen  Literatur  entgangen.  Harvey,  leider  zu 
früh  durch  den  Tod  seinem  grossartigen  Wirken  entrissen,  war 
ebenfalls  mehr  in  den  höheren  Algen  heimisch,  und  hat  überhaupt 
nur  Spezialfloren  einzelner  Länder  gegeben.  Was  die  niederen  Algen 
betrifft,  so  existiren  nur  von  den  Diatomaceen  und  Desmidiaceen 
der  Neuzeit  entsprechende  Zusammenstellungen  von  Ar  eher  und 
Ralfs  in  Pritchard's  Infusorien;  aber  auch  hier  ist  seil  der 
letzten  Ausgabe  die^^es  Werkes  eine  grosse  Menge  neuer  Arten 
und  Gattungen  einzureihen,  besonders  die  zahlreichen  von  Gre- 
ville  beschriebenen  fossilen  und  exotischen  Diatomeen.  Bei  den 
übrigen  Familien  der  niederen  Algen  mangelt  aber  seit  Kützing's 
Species  algarum  eine  solche  Zusammenstellung  gänzlich,  und  inuss 
man  sich  in  den  klassischen  Arbeiten  über  einzelne  Familien  und 
Gattungen  von  Are  hör,  Areschoug-,  Bailey,  Bary,  Braun, 
Brebisson,  Cohn,  Crouan,  Greville,  Kützing,  Lewis,  Le 
Jolis,  Meneghini,  Naegeli,  Pringsheim  ,  Re  insch,  T huret, 
Waltz,  Zanardini  und  Anderen  so  wie  in  zahllosen  zerstreuten 
Veröffentlichungen  Rath  holen.  Aller  dieser  oft  kauai  herbeizuschaf- 
fenden und  schwer  zu  bewältigenden  Literatur  steht  nun  besonders 
der  Anfänger,  so  wie  der,  welcher  die  Algen  nicht  zu  seinem  aus- 
schliesslichen Studium  macht,  ralhlos  gegenüber,  und  wird  gewiss 
ein  Werk  mit  Freuden  begrüssen,  welches   ihn  in  den  Stand  setzt, 


131 

wenigstens  die  Süsswasseralgen  seiner  Umgebung  mit  ziemlicher 
Sicherheit  dein  neuesten  Standpunkte  der  Wissenschaft  gemäss 
selbst  zu  bestimmen,  so  wie  auch  dem  Fachmanne  in  vielen  Fällen 
die  Zusauimenstellung  des  Bekannten  und  Hinweisungen  auf  ihm 
entgangene  Literatur  als  wichtiges  und  zeilkürzendes  Hilfsmittel  im 
höchsten  Grade  erwünscht  sein  muss.  Betrachten  wir  nun  das  Ra- 
benhorst'sche  Werk  diesen  beiden  hier  gestellten  Anforderungen 
gegenüber. 

Seit   einer    langen  Reihe  von  Jahren   ist  Rabenhorst  unab- 
lässig für  die  Verbreitung  kryptogamischen  Wissens    mit  grösstem 
Erfolge  thätig  gewesen,  theils  durch  billige  Jedem    leicht    zugäng- 
liche Werke,  theils  durch  die  von  ihm  herausgegebenen   Kryptoga- 
mensammlungen,  deren    Nummern    nach    vielen    Tausenden  zählen, 
und    welche    durch    die    Betheiligung   zahlreicher    Autoritäten  auch 
jedem    Fachmanne    unentbehrlich    sind.    Eine    grosse   Anzahl  Arten 
wurden    mit    mehr    oder   weniger  Berechtigung  von  den  verschie- 
densten Autoren  in  diesen  Sammlungen  zuerst  veröfTenllicht,  deren 
Sichtung  und  Beschreibung   im  systematischen  Zusammenhange  wir 
nun  in  dem  vorliegenden   Werke   finden,    nebst  einer  Reihe  Arten, 
welche  an  Rabenhorst  von  einigen  Autoren  zur  Veröffentlichung 
milgetheilt  wurden.  Auch  ich  habe  viele  Beobachtungen  und  einige 
Arten  zu  diesem  Zwecke    in   Rabenhorst's  Hände  gelangen  las- 
sen, da  es  mir  viel  Wünschenswerther  erschien,  dieselben  in  einem 
zusammenhängenden    Werke    veröffentlicht    zu  sehen,    als   an  zer- 
streuten   Orten,    wo   sie   vielen   ganz    unzugänglich  sind.    Was  die 
von  Rabenhorst  benutzte  Literatur  betrifft,  so  vermisse  ich  kaum 
etwas  Wichtiges,    was    auf    den    vorgezeichneten    Kreis    irgendwie 
Bezug  hat.    Seine    Arbeit  spricht   für    die    reichen    Literalurmittel, 
welche  ihm  zu  Gebote  stehen  und  für  die  gründliche  Durchnutzung 
derselben.  Es  zeigt  sich  diess  auch  in  sehr  erwünschter  Weise  bei 
den  Jahreszahlen,  die  nicht  nur  den  Gattungen,  sondern  auch  vielen 
besonders    den    zu    verschiedenen    Zeiten    wiederholt    aufgestellten 
Arten  beigefügt  sind.    Dass  Jemand,    welcher    ein   ähnliches  Werk 
schreibt,  alles  selbst  gesehen   und   untersucht  haben  solle,   ist  un- 
denkbar. Es  bleiben  immer,  auch  bei  viel  enger  abgegränztem  Wir- 
kungskreise,  eine  Menge  Sachen,    welche   man   mit    dem  traurigen 
Zeichen  n.  v.  versehen,  ohne  eigene  Kritik  aufführen  muss.  Jeden- 
falls hat  aber  Rabenhorst  mehr  als  irgend  ein  Anderer  Gelegen- 
heit  gehabt,    eine    Menge   von  Gegenständen   zu    prüfen,    die    ihm 
durch    seine    allseitige  Korrespondenz    und    durch   den    Besitz  fast 
aller  irgendwo  herausgegebenen  Kryptogamen   Exsiccaten   zugäng- 
lich waren,  was  sich  auch  durch  die  zahlreichen  Citationen  derselben 
im    Werke    selbst    bethätigt.    Für    den    Anfänger    und    Denjenigen, 
welcher  die  Algen  nur  nebenbei  in  den  Kreis  seiner  Beobachtungen 
zieht,    sind    die    zahlreichen    Holzschnitte,    welche    die    Gattungen 
veranschaulichen,   jedenfalls    von    grösster    Wichtigkeit.    Schon    in 
seiner   18ö3  erschienenen    Kryptogamenflora   von    Sachsen  und  der 
Niederlausilz  hat  Rabenhorst  mit  solchen  dem  Texte  eingedruckten 


132 

Gattungsbildern  den  Anfang*  gemacht,  welche  wir  nun  in  dem  vor- 
liegenden Werke  bedeutend  vermehrt  wiederfinden,  und  bei  deren 
Anblick  wir  nar  unsere  vollkommene  Zufriedenheit  über  die  Aus- 
wahl und  die  Schönheit  der  Holzschnitte  ausdrücken  können.  Der 
Werth  solcher  Abbildungen  erhellt  besonders  aus  der  vielfach  be- 
währten Thatsache,  dass  Anfänger  sich  selten  aus  den  Beschrei- 
bungen einen  klaren  Begriff  von  einer  Gatlung  machen  können 
und  vergeblich  sich  abmühen,  manches  ihnen  neue  Gebilde  unter- 
zubringen, mit  dem  Bestimmen  der  Art  aber,  wenn  sie  die  Gattung 
einmal  erkannt  haben,  und  die  Art  überhaupt  ffute  und  konstante 
Unterscheidungsmerkmale  besitzt,  meist  viel  weniger  Schwierigkeiten 
haben;  theils  weil  der  Kreis,  in  dem  sie  zu  suchen  haben,  enger 
ist,  theils  weil  gestallliche  Abänderungen  bei  einer  durch  eine 
oder  mehrere  Arten  bildlich  erläuterten  Gattung  ihnen  nun  leichter 
fasslich  werden.  Der  Umfang  des  Werkes  ist  dem  ursprünglichen 
Plane  nach  auf  die  Süssvvasser-  und  Brackwasser-Algen  Europas 
beschränkt.  Es  ist  nun  nicht  zu  verkennen,  dass  diese  Gränzen 
kaum  im  strengsten  Sinne  fest  gehalten  werden  können.  Die  nie- 
deren Algen  sind  auf  der  ganzen  Erde  wenig  verschieden  und 
enthalten  eine  grosse  Menge  vollständiger  Kosmopoliten.  Ueberhaupt 
sind  mit  Ausnahme  der  Diatomaceen  und  einiger  Desmidiaceen  bis 
jetzt  noch  wenig  aussereuropäische  niedere  Algcm  beschrieben  worden, 
so  dass  sich  auch  Rabenhorst  bewogen  gefunden  hat,  die  exoti- 
schen und  fossilen  Formen  theils  nur  zu  erwähnen,  theils  mit  den 
Beschreibungen  als  Anliang  einer  jeden  Gattung  beizufügen.  Obwohl 
ausserhalb  der  Gränzen  des  Werkes  liegend,  wäre  eine  durchgrei- 
fende Aufzählung  aller  bekannten,  exotischen  und  fossilen  Formen 
mit  kurzer  Beschreibung  sehr  erwünscht  gewesen,  da  von  vielen 
exotischen  Arten  die  Auffindung  in  Europa  und  von  zahlreichen 
fossilen  Arten  wegen  ihrer  Langlebigkeit  das  Antreffen  im  lebenden 
Zustande  zu  erwarten  steht.  Noch  schwieriger  gestaltet  sich  die 
Abgränzung  als  Süssvvasser,  brackische  und  marine  Formen,  und 
hat  Rabenhorst  auch  diesem  Uebelstande  nur  dadurch  abhelfen 
können,  dass  er  sich  nur  im  allerersten  Anfange  bei  den  Melo- 
sireen  an  die  vorgezeichneten  Gränzen  gehalten,  im  weiteren 
Verlaufe  des  Werkes  jedoch  auch  die  Formen  des  offnen  Meeres 
vollsländig  in  seinen  Kreis  gezogen  hat,  so  dass  der  Titel  des 
Werkes  eigentlich  einer  Erweiterung  bedarf. 

Die  erste  Section  des  Werkes  enthält  die  Diatomaceen,  welche 
leider  bis  heute  noch  keinen  allseitig  anerkannten  Platz  in  dem 
Fachwerke  unserer  Systeme  gefunden  haben,  und  einstweilen  noch 
immer  am  besten  bei  den  Algen  aufgeführt  werden.  Die  Melosireen 
bilden  den  Anfang,  und  ist  bei  diesen,  wie  schon  oben  erwähnt, 
der  Plan  des  Werkes  am  engsten  eingehalten,  und  sind  nur  die 
Gattungen,  welche  im  süssen  Wasser  Repräsentanten  haben,  einge- 
hender behandelt.  Bei  Coscinodiscus,  Actinoplychus  und  Actinocyclus 
hat  übrigens  eine  Artenaufzälilung  für  jetzt  wenig  Zweck,  da  diese 
Gattungen  einer    ganz  frischen   gründlichen   Bearbeitung   bedürfen. 


133 

Bei  Cyclofella  hcgognen  wir  zwei  selir  krilischen  Arten,  der  C. 
opcrcntata  und  C.  Küf.z4r>gia/ia,  die  jedenfalls  hier  richtig  aufj^e- 
tasst  sind.  In  der  Diat^nose  der  ersteren  Arten  ist  aber  die  Bezeieh- 
niing-  des  Mittelraumes,  als  fast  glatt,  etwas  störend,  da  derselbe 
mit  radialen  oder  etwas  unregelmiissigen  Punktreihen  bedeckt  er- 
scheint. Auch  ist  das  Citat  Rab.  Alg,  Europ.  Nr.  1104  nicht  hieher 
gehörig,  da  diese  Aufsammlung  eine  nach  meiner  Ansicht  sehr 
entschiedene  Art  enthält,  welche  ich  Cyclolella  Hantzschiann  nenne 
und  sonst  noch  nirgends  beobachtet  habe.  Bei  der  zweiten  Art 
muss  das  Citat  Smith  brit.  Dial.  fig.  47  wegfallen,  da  die  Smil- 
schc  Figur  unbedingt  mit  Cyolotella  Meneghiniana  identisch  ist. 
Die  Gattung  Cyclolella  bedarf  übrigens  nebenbei  gesagt  noch  viel- 
facher Revisionen.  So  zeigt  Cyclolella  operculata  entschiedene 
Uebergänge  in  C.  antiqua.  Ctjclotella  dubia  Hilse  ist  identisch 
mit  Fyxidicula  Naegelii  Kg.  und  überhaupt  keine  Dialomee.  Cyclo- 
fella Dallasiana  ist  identisch  mit  Coscinodiscus  striatiis  und  muss 
C.  striata  genannt  werden.  Cyclolella  Astraea  findet  sich  auch  in 
Deutschland  lebend,  so  bei  Königsberg  in  der  Ostsee  (Seh  uh  mar) 
und  in  der  Peene  bei  Wollgast  (Bauer).  In  den  mir  vorliegenden 
fossilen  Ablagerungen  finde  ich  sie  gesellscliafllich  mit  einer  sehr 
grossen,  schön  gezeichneten  Form  der  Cydotella  operculata,  welche 
bisher  übersehen  zu  sein  scheint. 

Mit  Melosira  hat  Rabenhorst  die  Gattungen  Aulacosira, 
Orlhosira  etc.  wieder  vereinigt,  und  zwar  mit  Recht,  wenigstens 
bis  diese  Gattungen  mit  schärferen  Merkmalen  ausgestellt  sein 
werden,  die  vielleicht  darin  zu  suchen  sind,  dass  die  Gaillonellen 
unregelmässig  punktirte  und  die  Orthosiren  radial  gestreifte  Schaa- 
len  besitzen.  Den  Irrtluim  Smith's,  dass  Melosira  Orichalcea  iden- 
tisch mit  M.  crenulata  sei,  hat  Raben  hörst  berichtigt,  erstere 
Art  jedoch  wohl  aus  Versehen  in  die  dritte  Gruppe  gestellt,  wäh- 
rend sie  zwischen  Melosira  subflexilis  und  M.  varians  einzureihen 
ist.  Diese  3  Arten  zeigen  überhaupt  die  mannigfachsten  Ueber- 
gänge, sind  vielfach  verwechselt,  und  bilden  ül)erhaupt  wohl  nur 
eine  Art.  Dasselbe  gilt  für  Melosira  nummuloides,  snlina  und  con- 
catenata,  so  wie  für  M.  moniliformis  und  lineatd.  Indessen  bedür- 
fen alle  diese  Dinge,  wie  so  viele  andern  aus  den  niederen  Natur- 
reihen, noch  ganz  spezieller  Untersuchungen,  und  hat  Raben  hors  t 
einstweilen  ganz  richtig  gehandelt,  sie  als  einzelne  Arten  aufzu- 
führen, da  ein  unberechtigtes  Zusammenziehen  jedenfalls  schädlicher 
isl,  als  ein  zu  minutiöses  Trennen.  Von  den  nun  folgenden  Suri- 
rellen  angefangen  sind  schon  die  marinen  Formen  Enropa's  voll- 
ständig berücksichligt,  und  fossile,  so  wie  ausländische  Arten  im 
Anhange  vollständig  aufgezählt. 

Indem  ich  der  übersieh! liehen  Zusammenstellung  und  den 
charakteristischen  gedrängten  Diagnosen  meine  volle  Anerkennung 
zolle,  erwähne  ich  nur  noch  ein  Paar  Gegenstände,  bei  denen  meine 
Meinung  von  der  des  Autor's  abweicht  oder  bei  manchen  Verbesserun- 
gen des  bis  jetzt  bestehenden  damit  übereinstimmt.  So  billige  ich  voll- 


134 

kommen  die  Wiedervereinigung  von  Eunotia  und  Himantidmm,  wie  ich 
denn  überhaupt  bei  den  Diatomeen  bis  auf  wenige  Ausnahmen  nur  der 
Gestalt  der  Zelle  und  nicht  dem  länger  oder  kürzer  dauernden  Zusam- 
menhange der  Zellen  generischen  Werth  beilegen  möchte.  Durch  diese 
Vereinigung  erscheint  Eunotia  gracilis  zweimal,  die  Smith'sche 
Art  ist  aber  wahrscheinlich  nicht  genügend  von  meiner  später  diwi- 
gesleWlen  Eunotia  paliidosa  verschieden,  und  wird  wegen  der  älteren 
JE.  gracilis  Ehbg.  mit  E.  paludosa  vereinigt  werden  müssen.  Bei 
Eunotia  Tetraodon  wäre  es  wünschenswerlh  gewesen,  die  Zusam- 
mengehörigkeit der  vielen  mehrzähnigen  Eunotien  Ehren berg's 
schärfer  hervorzuheben,  was  nur  dadurch  geschehen  ist,  dass  über 
die  ganze  Abtheilung  A.  b.  Eunotia  robusta  Pritchard  (welcher 
Name  überall  in  Ralfs  umzuändern  ist)  als  Synonym  geschrieben 
ist.  Eunotia  minuta  m.  gehört  aber  sicher  nicht  hierher  und  für 
E.  iriodon  ist  es  wegen  der  bedeutend  zarteren  Streifung  zweifel- 
haft. Bei  den  Cymbelleen  kann  ich  die  Hinzuziehung  von  Cerato- 
neis  nicht  recht  billigen,  indem  diese  Gattung,  wie  ich  an  andern 
Orten  entwickelt  habe,  augenscheinlich  Synedra  mit  Eunotia  ver- 
knüpft, Cytnhella  ist  von  Cocconema  noch  gesondert  gehalten.  Für 
eine  Reihe  von  Arten  mit  gerader  Mittellinie  und  mehr  Navicula 
artiger  Gestalt  lässt  sich  die  Gattung  Cymhella  vielleicht  aufrecht 
erhalten,  andere  Arten  aber,  welche  gestielt  und  stiellos  vorkom- 
men, machen  die  Trennung  beider  Gattungen  sehr  unsicher.  Es 
sind  jedoch  noch  Untersuchungen  über  das  mehr  oder  minder  kon- 
stante Vorkommen  der  Schleimstiele  abzuwarten,  ehe  sich  beide 
Gattungen  schärfer  umgränzen  lassen,  und  hat  Rabe  nhor  st  Recht 
gethan,  nicht  durch  vorzeitige  Vereinigung  die  Synonymie  zu  ver- 
mehren. Aehnliches  gilt  für  Achnanthes  und  Achnajithidium,  welche 
letztere  Gattung  vielleicht  für  das  sehr  abweichende  A.  flexellum 
aufrecht  erhalten  werden  kann,  welches  die  Achnantheen  mit  Coc- 
coneis  verknüpft.  Bei  Cocconeis  erwähne  ich  nur,  dass  meine  C. 
pellucida  theilweise  mit  C.  pseudomarginata  identisch  ist,  und  dass 
ich  erstem  Namen  nur  für  die  von  Hautzsch  abgebildete  tropi- 
sche Form  beibehalten  habe.  Im  Uebrigen  verweise  ich  auf  den 
botanischen  Theil  des  Novarawerkes,  wo  ich  eine  genauere  Sich- 
tung der  Cocconeiden  versucht  habe.  Cylindrotheca  Gerstenbergeri 
Rabenh.  ist  identisch  mit  Nitzschia  l'aenia  Smith  und  Ceratoneis 
gracilis  Breb.  übrigens  von  den  Nitzschien  so  abweichend,  dass 
die  Gattung-  unbedingt  aufrecht  erhalten  werden  muss.  Die  Art 
muss  aber  den  Namen  Cylindrotheca  gracilis  erhalten.  Die  Galtung 
Pinnularia,  zu  deren  erster  Aufstellung  nur  der  früher  ungenügende 
Zustand  der  Mikroskope  Veranlassung  war,  ist  im  späteren  Smith- 
schen  Sinne  neben  Naticula  aufrecht  erhalten.  Es  ist  nun  abzu- 
warten, ob  sich  Pinnularia  Smith,  wie  Schumann  vermuthet, 
durch  konstantes  Vorkommen  einer  zweiten  zarteren  Struktur  neben 
den  Rippen  besser  begründen  lässt,  oder  ob  dieselbe,  wie  ich  ver- 
muthe,  auch  bei  Navicula  nachgewiesen  werden  wird.  Die  Gattung 
Frustulia  konnte,  wie  ich  schon  an  andern  Orten  entwickelte,  nur 


135 

für  F.  saxohica  aufrecht  erhalten  werden.  Die  anderen  von  Ra- 
benhorst hierher  gezogenen  Formen  gehören  jedoch  enischieden 
zu  Navicula.  Die  Gattung  Perizonium  Cohn  et  Janisch  ist  in 
neuester  Zeit  als  ein  mit  der  Copulation  zusammenhängender  Zu- 
stand von  Navicula  erkannt,  und  von  Schumann  auch  bei  Navi- 
cula  stauroptera  und  limosa  nachgewiesen  worden.  Die  Gattung 
Amphicampa  Rabenh.,  welche  die  Ampliiprora- Arten  mit  sigmoi- 
discher  Mittellinie  unifasst,  ist  vielleicht  wegen  der  Ehrenberg- 
schen  Gattung  Amphicampa  anders  zu  benennen,  obwohl  letztere 
sich  nicht  genüorend  von  Eunotia  unterscheidet  und  damit  vereinigt 
werden  muss.  Den  Namen  Pleurostauron  Smithii  muss  ich  gegen 
den  von  Rabenh  erst  gegebenen  aufrecht  erhalten,  selbst  für  den 
Fall,  dass  Stanroneis  Legumen  Ehbg.  damit  identisch  sein  sollte, 
was  ich  wegen  abweichender  Gestalt  besonders  wegen  Mangel  des 
kleinen  aufgesetzten  Spitzchens,  und  wegen  viel  grösserer  Gestalt 
nicht  glaube.  iVusserdem  kommt  aber  noch  die  Stauroptera  Legumen 
Ehbg.  Amer.  in  Betracht,  welche  sicher  wieder  etwas  anderes  ist, 
und  für  welche  ich  den  Artnamen  L<?(/wmejn  reservirt  wissen  möchte. 
Die  Gattung  Mastogloia  rechne  ich  jetzt  zu  den  Cocconeideen,  sie 
ist  mit  Cocconeis  durch  meine  im  Novarawerke  aufgestellte  Gat- 
tung Orthoneis  verbunden,  zu  welcher  Cocconeis  binolata,  ßmbriata, 
splendida.  Mastogloia  cribrosa  ovata  etc.  gehören.  Den  europäi- 
schen Mastogloien  habe  ich  noch  M.  Kinsmanni  Lewis,  M.  exigua 
Lewis  und  M.  Braunii  m.  hinzuzufügen.  Erstere  sammelte  Dr. 
Reichardt  im  Ouarnero  mit  der  zweiten  Art  zusammen,  welche 
Möller  in  Menge  an  den  Küsten  Schleswigs  auffand.  Mastogloia 
Braunii  (zu  welcher  vielleicht  M.  Kinsmanni  als  Varietät  gehört) 
besitze  ich  von  C.  Agardh  im  Cattegat  gesammelt.  Von  Schizonema 
hat  Raben  hörst  das  Bekannte  unter  Zufügung  vieler  eigner  Unter- 
suchungen vollständig  zusammengestellt.  Leider  ist  aber  der  aller- 
grösste  Theil  der  Arten  von  den  Autoren  gerade  im  wichtigsten 
Punkte,  der  Beschaffenheit  der  Frustein,  ungenügend  beschrieben, 
so  dass  nur  ein  kleiner  Theil  der  Arten  frei  von  allen  Zweifeln  ist. 
In  der  Hedvvigia  habe  ich  eine  Reihe  von  Veröffentlichungen  be- 
gonnen, welche  theils  mir  Zugängliches  erörtern,  theils  Andere  zu 
ähnlichen  Arbeilen  veranlassen  soll,  und  verweise  darauf.  (Fort- 
setzung folgt.)  A.  Grunow. 


Correspondenz. 

Klausenburg,  am  10.  März  1868. 

Bei  Gelegenheit  der  Bestimmung  eines  im  Baranyaer  Komi- 
tate  bei  Pecsvär  gesammelten  Sedum,  das  sich  als  S.  Hillehrandü 
Fenzl  erwies,  kam  ich  auf  die  interessante  Entdeckung  der  Iden- 


136 

tilät  von  S.  Hillehrandii  Fenzl  und  .S'.  Sartorianum  ßoiss.  et 
Heldr.  —  Beide  Arien  wurden  im  Jahre  1856  mit  ihren  Benen- 
nungen publicirt,  da  aber  des  von  Hille  hr and  geüindenen  Sedum 
noch  im  Jahrgange  1855  der  zool.  bot.  Voreinsschriften  (freilich 
ohne  Namen)  Erwähnung  geschieht,  so  dürfte  Fenzl's  Benennung 
die  Priorität  gesichert  sein.  Findet  sich  denn  Niemand  in  Wien, 
der  uns  mit  den  noch  unklaren  Her bich'sclien  Arten  der  Flora 
der  Bukowina  vertraut  machen  möchte?!  Jetzt  befindet  sich  das 
Herbich'sche  Herbar  schon  einige  Jahre  in  der  Hückel'schen 
Sammlung  und  in  jener  der  zool. -bot.  Gesellschaft.  Wäre  sie  —  nach 
Paris,  Florenz  oder  Berlin  gekommen,  hätten  wir  schon  lange  Auf- 
klärung über  Cirsium  lampr ophyllum  etc.,  Alyssum  decumbens  etc. 
Ich  habe  mich  bis  nun  vergeblich  bemüht,  mir  von  Laserpitium 
Wmkle7'i  nach  der  Beschreibung  eine  Vorstellung  zu  machen  und 
versuchte  sogar  auf  Cenolophium  zu  rathen.  — Ausser  Neilreich 
leistet  ohnehin  in  den  Schriften  der  zool. -bot.  Gesellschaft  Nie- 
mand etwas  in  der  Phanerogamenkunde;  möge  sich  also  Jemand 
darüber  machen  und  Nachrichten  über  diese  begrabenen  Arten  geben. 
Auch  das  Vorkommen  von  Alyssum  petraeum  in  der  Bukowina  ist 
in  hohem  Grade  zweifelhaft  und  bedarf  sehr  der  Bestätigung.  — 
Eine  Pflanze,  die  höchst  wahrscheinlich  im  östlichsten  Galizicn  und 
in  der  Bukowina  (^etwa  in  der  Dnistergegend?)  aufgefunden  wer- 
den dürfte,  ist  Schiwereckia  podolica,  eine  einer  Draba  incana,  oder 
auch  einer  Berteroa  incana  täuschend  ähnliche  in  Volhyniei?  und 
Podolien  häufige  Pflanze.  —  Vesicaria  canescens  Zucc.  möchte 
ich  für  Schiwereckia  deuten.  V.  v.  Janka. 

Gran  in  Ungarn,  am  10.  März  1868. 
Ich  beabsichlige  in  diesem  Jahre  und  zwar  Mitte  Juli  eine 
botanische  Reise  in  das  Banat  zu  unternehmen.  Vielleicht  hätte  ein 
oder  der  andere  Botaniker  Lust  sich  mir  anzuschliessen,  in  wel- 
chem Falle  ich  ersuchen  würde,  sich  mit  mir  in  ein  baldiges  schrift- 
liches Einvernehmen  zu  setzen.  Jos.  Panto  es  ek  jun. 

Görz,  am  13.  März  1868. 
Der  diessjährige  Winter  war  auch  hier  viel  rauher  als  der 
vorige.  Die  Winterflora  ist  daher  heuer  sehr  kümmerlich.  Ausse«- 
Ruscus  aculealus,  Mercurialis  annua,  Lamium  maculatum,  und 
Senecio  vulgaris  war  nur  ausnahmsweise  hie  und  da  eine  blühende 
Pflanze  zu  finden.  Von  der  sonst  überwinternden  Scabiosa  gra- 
muntia  fand  ich  dieser  Tage  (11.  März)  kaum  1  blühendes  Exem- 
plar. Von  Erodium  cicutarium,  Sherardia  arnensis,  Pastinaca  sativa^ 
Cerastium  glomeratum  und  brachypetalum,  Draba  verna,  Carda- 
Thine  hirsnta,  Maica  sylvestris,  Capsella  Bursa  pastoris,  Pyrethrum 
Partheniuin  etc.  war  in  der  eigenilichen  Winierpcriode  keine  Spur 
einer  Blülhenenlwicklung  \valirzunehmen,  selbst  unsere  echlen  Win- 
terpflanzen, wie  Veronioa  polita  und  Buxbaumii,  Euphorbia  helios- 
copia  und    Peplus,    Parletaria  diffusa,   Bellis  perennis,  Poa  annua 


137 

und  Alsine  media  konnten  sich  nur  an  den  geschülzlcsten  Oiicn 
einzeln  in  Blüllie  i)eiiaupten,  bildeten  aber  niro^ends  (wie  sonst) 
eine  zusammeniiäno^ende  Vegetation.  Trotzdem  behielten  in  Schluch- 
ten einige  Gebüsche  von  Quercus  sessiliflora  bis  jetzt  ihr  grünes 
Laub  und  werden  es  erst  daun  abwerfen,  wenn  die  neuen  Blatt- 
knospen sich  zu  entfalten  beginnen.  Diese  Eichenart  ist  daher  bei 
uns  gewissermassen  ein  immer  grüner  Baum.  Krasan. 

Bremen,  am  4.  Aiäiz  1868. 

Gegen  Ende  April  d.  J.  beabsichtige  ich  auf  mehrere  Wochen 
an  den  Genfer  See  zu  gehen,  wo  ich  Gelegenheit  zu  haben  hoffe, 
manche  interessanten  Pflanzen  zu  sammeln.  Was  ich  von  seltenen 
Arten  antreffen  werde,  werde  ich  liinen  zum  Tausche  anbieten. 
Etwaige  specielle  Auftrage  von  Pflanzenfreunden  würde  ich  mit 
Vergnügen,  so  weit  es  mir  möglich  wäre,  zu  berücksichtigen 
trachten.  Dr.  W.  0.  Focke. 


Literarisches. 

—  In  einer  üebersetzung  aus  dem  Englischen  von  J.  V. 
Carus  ist  erschienen:  „Charles  Darwin.  Ueber  das  Variiren  der 
Thiere  und  Pflanzen  im  Zustande  der  Domestication."  1.  Bd.  mit 
43  Holzschnitten. 

—  Unter  dem  Titel  „Der  Gartenfreund"  gibt  die  k.  k.  Gar- 
tenbaugesellschaft in  Wien  eine  Zeitschrift  heraus,  welche  Mitthei- 
lungen aus  allen  Fächern  des  Gartenbaues  enthalten  und  jährlich 
4  Mal  erscheinen  soll.  Die  1.  Nummer  im  Umfange  von  8  Quart- 
Seiten  wurde  bereits  versendet.  Sie  enthält  ausser  dem  Programme 
des  Journals  auch  noch  Miltheilungen  über  die  Sektionen  der  Ge- 
sellschaft, dann  eine  Abhandlung  von  A.  Heu  gl  über  die  Zucht 
der  Obstbäume  in  Töpfen,  endlich  eine  Ankündigung  der  51.  Aus- 
stellung der  Gesellschaft  von  Blumen,  Pflanzen  u.  s.  w.,  welche 
vom  '^6.  April  bis  zum  3.  Mai  staltfinden  wird. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  Von  Herrn  Brittinger,  mit  Pflanzen  aus 
Oberösterreicli.  -  Von  Herrn  Bayer,  mit  Ffl.  aus  überöslerreich.  —  Von 
Herrn  Krenberger,  mit  Pfl.  aus  Kärntlien  und  Niederösterreich.  —  Von  Herrn 
Csato,  mit  Pfl.  aus  Sifbenbürgen.    —    Von  Herrn  Strobi,  mit  Pf),  aus  Ober- 


138 

Österreich.  —  Von  Herrn  Ha  ekel,  mit  Pfl.  aus  Niederösterreich.  —  Von  Herrn 
Oberleitner,  mit  Pfl.  aus  Oberösterreich. 

Sendune:en  sind  abgegangen  seit  Anfangs  d.  J.  an  die  Herrn  Dr.  Pocke, 
Dr.  Reuss,  Preissmann,  Schwarzel,  Dr.  Lorinser,  Dr.  Munter,  Gr. 
Du  Moulin,  Dr.  Hartmann,  Dr.  Czech,  Dr.  Holzinger,  Oder,  Minks, 
Dr.  Tauscher,  Oertel. 


Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn   Dr.   B.  in  B. :    „Der   zool.-botan.   Ges.  3   fl.   gezahlt."    —   Herrn 
J.  A.  K.:  „Wird  mit  Dank  benützt." 


Inserate. 

So  eben  erschien  das  Januarheft  der  neuen  Zeitschrift: 

Der  Naturforsclier. 

Wochenblatt  zur  Verbreitung  der  Fortschritte  in  den  Naturwissenschaften. 
Für  Gebildete  aller  Berufsklassen. 
4.     Preis  10  Sgr. 
Ferd.  Dümmler's  Verlagsbuchhandlung  in  Berlin. 

Zur  hohen  Beachtung  für  Brnchleidende. 

Der  berühmte  Bruch -Balsam,  dessen  hoher  Werth  selbst  in  Paris 
anerkannt,  und  welcher  von  vielen  medicinischen  Autoritäten  erprobt 
wurde,  welcher  auch  in  vielen  tausend  Fällen  glückliche  Curen  hervorbrachte, 
kann  jederzeit  direkt  brieflich  vom  Unterzeichneten  die  Schachtel  ä  4  fl.  Oe.  W. 
gegen  Einsendung  des  Betrages,  da  die  Poslnachnahme  nicht  stattfinden  kann, 
bezogen  werden.  Für  einen  nicht  so  alten  Bruch  ist  eine  Schachtel  hinreichend. 

J.  J.  Er.  Eisenhut  in  Gais,  bei  St.  Gallen  (Schweiz). 

Die  Lehre  von  der  Pflanzenzelle. 

Veranschaulicht  durch  72  mikroskopische  Präparate. 

Von 

E.  Hopfe,    Dr.   med.,    Oberweissbach   in    Thüringen. 

Diese  von  Herrn  Professor  Pringsheim  in  Jena  beifällig  aufgenommenen 
Präparate  werden  in  drei  Abtheilungen  (Zelle-Parenchym ,  Gefasse-Epidermis, 
Appendiculär-Organe,  Achsen,  Wurzel)  abgegeben.  —  Preis  jeder  Abtheilung, 
inclus.  Behälter  und  Verpackung  (stete  horizontale  Lage  durch  gekreuzte  Achsen) 
4  Thlr.  10  Sgr.   pr.  Cour. 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von    Gerold  et  Comp. 
Druck  anfl  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  Buchdruckerei  (M.  Salzer). 


OesteiToicliische 

Botanische  Zeitsclirift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Die   ftsterrelc-biscbe  Exemplare« 

botanische    Zeitschrlrt               Rn^flllJlr    nilll  RAfünSkpP                die  freidurch  die  Post  be- 

erscheint                            DOWUIK    UHU  UWlrtUlHCI,              zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktion 

"irsPfl"«  Kr.  Zu'iv.  Gärlner,  Ockoiioiiien,  Forslinäiiner,  Aerzle,   ^"^änr^e'^Tren;'' 

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Will.  Jahrgang.  WIO.  Mai  I8«8. 


INHAIaT:  Ceber  dichotype  Gewächse.  Von  Dr.  Pocke.  —  Ve.?etationsverliältDisse  Ungarns.  Von 
Dr.  K  e  r  n  e  r.  —  Phytograpliische  Fragmente.  Von  Dr.  S  c  h  ii  r.  —  Eine  Exkursion.  Von  Degenkolb.  — 
Die  eur.  Hnrdeum-  und  Elymus-Arlen.  Von  Janka.  —  Literalurbericlile.  Von  Dr.  Reichardt, 
Bartsch.  —  Correspondenz.  Von  Preissmann,  Frauenfeld,  Lojka,  Janka.  —  Personal- 
notizen. —  Vereine.  Gesellscliaflen,  Anstalten.  —  Literarisches.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Cor- 
respondenz der  Redaktion.  —  Inserate. 


Ueber  dichotype  Gewächse. 

Von  Dr.  W.  O.  Focke  in  Bremen. 

Unter  dem  Namen  Cytisus  Adami  wird  in  unsern  Garten  eine 
Pflanze  kultivirt,  welche  durch  die  ausserordentliche  Eigenschaft 
ausgezeichnet  ist,  spontan  (d.  h.  ohne  Pfropfung  oder  dergl.J  ver- 
schiedene Arten  von  ßiüthen  aus  einem  und  demselben  Stamme  zu 
entwickeln.  Zwischen  den  langen  Trauben  eines  gelbblülhigen  sieht 
man  an  seinen  verästelten,  kleinblättrigen  Zweigen  die  rothen,  ge- 
drungenen Inflorescenzen  des  Ci/tisiis  purpnreus  Scop.  hängen, 
und  ausserdem  finden  sich  an  der  Pflanze  noch  Zweige  und  Blu- 
men, welche  einem  gemischten  Typus  angehören.  Auffallender  Weise 
widersprechen  sich  die  Angaben  zuverlässiger  Beobachter  in  Betrefl" 
der  Bestimmung  der  Species,  welcher  der  gelbblülhige  Antheil  des 
Cyt.  Adami  angehört.  Einige  behaupten  nämlich,  es  sei  der  Cytis. 
Lnburnum  L.,  Andere  der  C.  alpimis  MiU. ,  noch  Andere  meinen, 
es  seien  beide  Arten  betheiligt  (_z.  B.  durch  Pfropfung  des  hybriden 
C.  purpureo-alpinus  auf  C.  Laburnum  L.);  so  dass  man  fast  glauben 
sollte,  es  kämen  verschiedene  Gewächse  unter  dem  Namen  C. 
Adami  vor.  Für  die  Sache  selbst  scheint  die  Frage  zwar  ziemlich 
gleichgültig  zu  sein;    für   die    Entstehungsgeschi<'hte  des  seltsamen 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  5.  Heft.   1868.  1  1 


140 

Mischling-s,  den  man,  so  viel  bekannt,  noch  nieht  willkürlich  her- 
vorzubringen vermag,  könnte  eine  völlige  AufkUiriing  dieses  Punktes 
vielleicht  von  Wichtigkeit  werden.  Nach  den  Angaben  Ad  am 's, 
des  Züchters  dieser  Pflanze,  nach  welchem  sie  auch  benannt  ist, 
ist  sie  aus  einem  einzelnen  Reis  entstanden,  welches  aus  einem 
dem  Cyti-us  Laburnum  Qalpinus?)  (>ingetugten  Rindenslück  des 
Cyt.  pnrpureus  Scop.  im  zweiten  Jahre  neben  einer  Anzahl  ge- 
wöhnlicher Triebe  der  lelzleren  Art  hervorgegangen  ist.  Diese  An- 
gabe ist  auf  viele  Zweifel  gestossen;  alljährlich  werden  gewiss  viele 
Millionen  Pfropfreiser  und  Augen  auf  fremde  Unterlagen  geimpft, 
aber  noch  nie  hat  man  von  einem  ähnlichen  Falle  gehört.  Die  Un- 
terlage bewirkt  zwar  je  nach  ihrer  Beschaffenheit  ein  üppigeres 
oder  schwächlicheres  Gedeili'-n  des  Pfropfreises  und  seiner  einzelnen 
Theile,  aber  sie  wirkt  in  der  Regel  gar  nicht  merklich  modificirend 
auf  seine  wesentlichen  Eigenschaften  ein.  Es  kommen  allerdings 
auch  hinreichend  beglaubigte  Ausnahmen  vor,  dieselben  betreffen 
jedoch  immer  nur  Abänderungen,  welche  die  Eigenthümlichkeilen 
des  Impflings  auf  dem  fremden  Mutterboden  erleiden.  Ein  Fall,  wo 
das  Pfropfreis  mit  seiner  Unterlage  zu  einem  dem  C.  Adami  ana- 
logen Zwitterwesen  zusamnn  ngewachsen  wäre,  ist  nuhezu  uner- 
hört; auch  unter  den  von  Darwin  (^Variirenj  erwähnten  Fällen  von 
Plropfhybriden  sind  wenige  gut  beglaubigt.  Das  einzige  Beispiel 
einer  ungeschlechtlichen  Mischungsweise  zweier  Pflanzenformen, 
welches  ich  bis  jetzt  kennen  gelernt  habe,  ist  folgendes.  Die 
prachtvollen  buntblätlrigen  Begonien  unserer  Treibhäuser  werden 
bekanntlich  durch  Zerschneiden  der  Blätter  vermehrt;  bei  genü- 
gender Wärme  und  Feuchtigkeit  der  Luft  wie  des  Bodens  lassen 
sich  aus  jedem  Blattstücke  mit  Leichtigkeit  neue  Pflanzen  erziehen. 
Die  Gärtuer  legen  nun  häufig  bei  diesem  Verfahren  Stücke  ver- 
schieden gezeichneter  und  gefärbter  Begonienblälter  über  einander 
und  bezwecken  dadurch  Mischformen  und  Varietäten  zu  erziehen. 
Es  ist  demnach  immerhin  denkbar,  dass  es  auf  verschiedene  Weise 
gelingen  kann,  verschiedene  Pflanzen  auf  ungeschlechtlichem  Wege 
mit  einander  zu  kombiniren,  aber  es  würde  der  Fall  des  C  Adami 
doch  wenigstens  bis  jetzt  einzig  in  seiner  Art  dastehen.  Viele  Bo- 
taniker neigen  sich  nun  der  Ansicht  zu,  dass  der  Cyt.  Adami  ein 
Bastard  aus  C.  alpinus  MiH.  {^LaburnuniT)  und  C  purpurens  Scop. 
sei,  der  sich  in  den  Pflanzschulen  des  Herrn  Adam  zufällig  gebil- 
det, und  den  dieser  mit  einem  vor  Jahren  von  ihm  okulirten  C 
Laburnum  verw(Hhselt  habe.  In  der  That  sprechen  manche  Gründe 
für  diese  Ansicht,  obgleich  alle  bisherigen  Versuche,  die  beiden 
Arten  künstlich  zu  kreuzen,  fehlgeschlagen  sind;  es  würde  indess, 
wenn  diese  Meinung  richtig  wäre,  der  C.  Adami  nicht  mehr  als 
ein  ganz  unvermittelt  dastehendes  Unicum  erscheinen,  sondern  es 
würden  sich  diesem  Falle  eine  Anzahl  ähnlicher  Beispiele  anreihen 
lassen. 

Der    Kürze    wegen    habe    ich    den   Ausdruck    „Dichotypie" 
gewählt,    um    damit  jene   Erscheinung  zu  bezeichnen,    welche    wir 


141 

bei  dem  Cytisus  Adami  so  prägnant  hervortreten  sehen,  nämlich 
die  spontane  (nicht  auf  mechanischem  Wege  bewirkte)  Kombina- 
tion zweier  verscliiedener  Pflanzentypen  (d.  h.  Arten,  Ragen  oder 
wohl  charakterisirter  Varietäten)  auf  einem  und  demselben  Stocke. 
Die  beiden  Typen  scheinen  in  einigen  Theilen  des  Stockes  einan- 
der zu  durchdringen,  in  andern  lüs't  sich  ihre  Verbindung,  so  dass 
bald  ganze  Triebe  und  Zweige,  bald  nur  einzelne  Blülhen,  Kronen- 
blätter, Früchte  oder  andere  Organe  einem  oder  dem  andern  geson- 
dert hervortretenden  Typus  angehören.  Darwin  hat  einen  Theil 
dieser  Vorkommnisse  mit  unter  dem  Ausdrucke  „Knospenvariation" 
zusammengefasst,  allein  es  dürfte  zweckmässiger  sein,  eine  Bezeich- 
nung zu  adoptiren,  welche  für  alle  einschläglichen  Fälle  passf,  da 
es  sich  z.  B.  schon  bei  Cytisus  Adami  nicht  immer  um  das  Variiren 
eines  einzelnen  Triebes  oder  einer  einzelnen  Knospe,  sondern  häufig 
auch  eines  halben  Kronenblattes  od.  dergl.  handelt.  Die  leicht  ver- 
ständliche Bezeichnung  „Dichotypie"  hat  zugleich  vor  vielen  andern, 
die  man  vorschlagen  könnte,  den  Vorzug,  dass  sie  unabhängig  von 
allen  theoretischen  Voraussetzungen  ist. 

Es  dürfte  von  Interesse  sein,  hier  eine  Anzahl  von  Fällen 
zusammenzustellen,  in  welchen  eine  mehr  oder  weniger  ausgeprägte 
Dichotypie  beobachtet  ist.  Studien  in  der  Literatur,  so  wie  Beob- 
achtungen im  Freien  und  bei  Blumenzüchtern  werden  die  Zahl 
dieser  Beispiele  bald  bedeutend  vermehren. 

Sageret  erzog  einen  Bastard  aus  Kohl  und  Rettig,  welcher 
wenig  fruchtbar  war,  aber  doch  drei  Arten  von  Schoten  entwickelte, 
die  theils  denen  der  Galtung  Raphanus,  theils  denen  von  Brassica 
entsprachen,  theils  gemischte  Charaktere  zeigten. 

Gaertner  (Bastarderz.  S.  550)  berichtet  von  einem  Cereus 
splnosissimo  -  phyllanthus,  welcher  sowohl  cylindrisch-kantige,  als 
auch  blallartige  Triebe  producirte. 

Unter  Festuca  loliacea  der  meisten  deutschen  Autoren  (nicht 
Hudson  und  vieler  Engländer  und  Franzosen)  ist  ein  eigenthüm- 
liches  Gras  zu  verstehen,  welches  zuerst  von  Link  (Linnaea  IL 
p.  149)  unter  dem  Namen  Lolium  festucaceum  genau  beschrieben 
ist.  A.  Braun  (Flora,  B.  Z.  1834.  p.  201)  erklärte  diese  Pflanze 
für  einen  Bastard  zwischen  Festuca  elatior  L.  und  Lolium  perenne 
L.,  eine  Ansicht,  welche  Anfangs  wenig  Beifall  fand.  G.  F.  W. 
Meyer,  Neilreich  und  Hagena  sprachen  sich  z.  B.  in  verschie- 
dener Weise  darüber  aus;  im  Jahre  1864  veröffentlichten  fast 
gleichzeitig  Crepin  (Notes  s.  pl.  r.  d.  1.  Belg.  III.  p.  52)  und  der 
Verfasser  dieser  Zeilen  (Bot.  Ztng.  1864,  Nr.  16)  ihre  Beobach- 
tungen über  jene  kritische  Graminee  und  erklärten  sich  für  Braun 's 
Auffassung  derselben.  Später  hat  nun  Cogniaux  (Bullet,  d.  l.  soc. 
d.  Bot.  Belg.  IIL  p.  336)  neben  dem  gewöhnlichen  Lolium  festuca- 
ceum eine  Anzahl  Exemplare  gefunden,  an  welchen  die  Inflores- 
cenzen  in  ihrem  untern  Theile,  was  Bau  der  Rispe  und  Blüthen 
betrifft,  durchhaus  denen  der  Festuca  elatior  entsprachen,  wahrem!  sie 
oberw'ärts  in  eine  Aehre  ausliefen,  welche  aus    einklappigen  Lolch- 

11  * 


142 

älirchen  gebildet  war.  An  einem  Exemplar  war  das  Verbältniss 
umgekehrt:  die  Lo/i//m-Aehre  stand  unter  der  Festuca-Wis^e. 

Cogniaux  erwähnt  bei  dieser  Gelegenbeit,  dass  Morren  in 
der  Belgique  horticole  über  dichotype  Orchideenbastarde  be- 
richtet habe;  ich  hatte  noch  keine  Gelegenheit,  die  betreffenden 
Originalaufsälze  Morren's  zu  vergleichen. 

Schlechtendal  beschreibt  in  der  Linn.  XIII.  p.  269  den 
Rubus  sapidus  aus  Mexiko,  und  zugleich  eine  eigenthümliche  gross- 
blumige, aber  unfruchtbare  Abänderung  (hybride?,  monströse  Form?) 
dieser  Art.  Nach  Schiede  finden  sich  manchmal  normale  Rispen 
an  denselben   S locken  zwischen  den  grossblüthigen  modificirten. 

Wesmael  (Bullet,  soc  Bot.  Belg.  III.  p.  100)  findet  eine 
Analogie  zwischen  der  Dicholypie  des  Cytisus  Adami  und  den 
androgynen  Weidenkätzchen,  welche  nach  ihm  nur  bei  Hybri- 
den vorkommen.  Dies  ist  allerdings  ungenau,  doch  verdient  die 
Idee  weitere  Beachtung. 

Ungleich  häufiger  sind  die  Beispiele,  in  welchen  sich  an  (\en 
Blendlingen  zwischen  Distincten,  aber  nahe  verwandten  Rapen  eine 
ausgeprägte  Dichotypie  gezeigt  hat.  Das  Vorkommen  von  Pfirsi- 
chen und  Nectarinen,  oder  von  verschiedenen  Apfelsorten 
an  einem  und  demselben  Stamme  ist  häufig  beobachtet  (vgl.  D  a  r- 
win,  Variiren  d.  Tliiere  u.  Pfl.).  Ein  von  Galle  sio  beobachteter 
Fall,  wo  ein  Baum  sowohl  Orangen,  als  auch  Citronen,  als 
auch  Miltelbildungen  zwischen  beiden  Fruchtarten  trug,  liefert  ein 
vollständiges  Gegenstück  zum  Cytisus  Adami  (vgl.  Darwin  a.  a. 
0.  I.  S.  423),  abgesehen  davon,  dass  die  beiden  kombinirten  Ge- 
wächse ungleich  näher  verwandt  sind.  Mi'hrere  Arten  von  Rosen 
hat  man  mehrfach  von  demselben  Stocke  ausgehend  gefunden 
(Gaertner,  Darwin). 

Gaertner  (Bastarderz.  S.  549)  beschreibt  einen  Blendling 
von  Tropaeolum  majus  und  T.  minus,  welcher  zweierlei  Blülhen 
getragen  hat. 

Das  Phyteuma  nigrum  Schm.  ist  in  der  Umgegend  von  Bre- 
men die  herrschende  Rapunzelform.  Etwas  weiter  südlich  zieht  sie 
sich  auf  die  Berge  zurück,  während  in  der  Ebene  das  typische, 
weisslich  blühende  Ph.  spicatum  L.  wächst.  Wo  in  den  Bergwäl- 
rlern  beide  Formen  zusammentreffen,  findet  man  Blendlinge,  in  deren 
Blüthenähren  dunkelviolette,  blassblaue  und  grünlich  weisse  Blumen 
neben   einander  vorkommen. 

Den  von  mir  gesammelten  Beispielen  von  Dichotypie  habe  ich 
vorstehend  einige  der  merkwürdigsten  hinzugefügt ,  welche  in 
Darvvin's  neuestem  Werke  angeführt  werden.  Die  eigentlichen 
Knospenvariationen  nach  Darwin  gehören  nicht  hieher,  da  es  sich 
bei  ihnen  nicht  um  die  Vermischung  zweier  wohl  bekannter  Typen 
auf  einem  Slocke,  sondern  um  Abweichungen  einzelner  Sprossen 
und  Knospen  eines  Stockes  vom  Normal lypus  handelt.  Allerdings 
gehen  beide  Erscheinungen  in  einander  über  und  lassen  sich  nicht 
scharf   von  einander    trennen.    Ebenso  kann   es    bei  Verfärbungen 


143 

einzelner  Theilc  von  Blüllicn  und  Früclile  iiiiluiiler  z\v(>ifelliaft  sein, 
üb  es  sich  um   zufallige  Varialionen    oder  uin  wirkliclie  Dicholypie 
handelt,    doch   ist    letzlere   Erscheinung-   anscheinend    viel  hanfiger. 
Unvollkommene  Farbenmischungen  in   den  Korollen  von  Blendlingen 
aller    möglichen    Zierpflanzen    kann    man    bei   den    Blumenzüchlern 
überall  beobachten.  Besondere  Aufmerksamkeit  verdient  indess  wohl 
die  Dichotypie  des  Pollens,  welche  ich  in  einem  Falle  mit   Sicher- 
heit erkannt    habe.    Schon  Gaertner  erwähnt,    dass    der  Blülhen- 
staub    des    von    ihm  künsilich   erzielten   Bastardes  Lychnis  diarno- 
vespertina    aus    einer    Mischung    grösserer    und    kleinerer    Körner 
besiehe.  Ich  habe  nun  an  dem  in   der  Nähe  Bremen's  spontan   vor- 
kommenden  Bastard    gefunden,   dass    die   grösseren    Körner    seines 
Pollens  denen  der  Lychnis  vespertina  Sibth.,  die  kleineren  denen 
der  L.  diurna  Sib  t  h.  g-leichen,  und  dass  neben  diesen  zwei  Formen 
noch   verkümmerte,    aber   kaum    intermediäre    Gebilde  vorkommen. 
Diese  Beobachtung-  scheint  den  Schlüssel    zur  Erklärung  der  soge- 
nannten   Rückschläge  bei  den  Abkömndingen  von  Bastarden  zu  lie- 
fern,   welche    nicht    in    allen    Fällen    auf  einer    Rückkreuzung  mit 
einem    der   elterlichen  Typen   beruhen  können.    Wenn   nämlich  die 
physiologische    Oualilät   jedes    einzelnen    Pollenkornes    der    Lychnis 
diiirno-vespertina   wirklich   seinem  Aeussern   entspricht,    so  würde 
es    einem    Korne    entweder    der    einen    oder  der  andern  Slammart 
gleichwerthig  sein.  Wenn  dies  nun  auch  nicht  vollständig  der  Fall 
ist,  wenn    vielmehr   nur   einer    oder   der  andere  Faktor  in   ihm  be- 
trächtlich vorwiegt,  so  ist  ein  Rückschlag  die  unausbleibliche  Folge 
einer  jeden  Befruchtung  des  Bastardes.   Obgleich  wir  nun  nicht  im 
Stande    sein  werden,    die    morphologische    Dichotypie    des    Pollens 
der  Hybriden  in  vielen  Fällen  nachzuweisen,  so  gibt  es  doch  Gründe, 
welche  wenigstens  auf  eine  mehr  oder  weniger  ausgeprägte  physio- 
logische Dichotypie    des    Pollens    der    meisten    Hybriden    schliessen 
lassen.     Es    ist    eine    bekannte  Thatsache,    dass   hybride    Gewächse 
nur  ausnahmsweise  durch  Samen  ihres  Gleichen  reproduciren,  dass 
vielmehr   ihre   Nachkommenschaft   in   mannigfaltiger   Weise    variirt. 
Die  Erfahrung  hat  ferner  gezeigt,    dass    es  vorzugsweise    der  Blü- 
thenslaub  der  hybriden  Gewächse  ist,  welcher,    auch    wenn    er  zur 
Befruchtung    reiner    Arten    verwandt    wird,     zahlreiche    Varietäten 
hervorbringt,   während  die  Produkte  der  Befruchtung  eines  Bastards 
mittelst    des   Pollens    einer    reinen   Art    vi(d  konstanter  auszulallen 
pflegen.  Die  erwähnte,  an  Lychn.  diurno-cespertina  gemachte  Beob- 
achtung und  die  Erfahrungen  über  die  Wirkung  des  Blüthenstaubes 
anderer  Hybriden  gestalten  die  Schlussfolgerung,  da,ss  in  den  ein- 
zelnen Pollenkörnern  der  Bastarde  nur  ausnahmsweise  eine  richtige 
Mischung    der    elterlichen  Oual'lä'en  vorhanden  ist,    dass    vielmehr 
jedes    derselben    einem    oder    dem  andern    elterlichen  Typus  näher 
steht.    Der   Pollen    der    hybriden    Pflanzen   würde  demnach   in   der 
Regel  dichotyp  sein. 

Betrachten    wir    nun    die    angeführten    Fälle    von    Dichotypie 
näher,    so   handelt  es  sich   in  der  Mehrzahl  derselben   um  unzwei- 


144 

feihafte  Bastarde  oder  Blendlinge.  Unter  den  kultivirten  Rosen 
dürften  kaum  noch  reine  Grundlypen  zu  finden  sein;  nur  hei  Cytisus 
Adami,  Rubu^  sapidus  Schicht!,  var.  anomal.,  so  wie  bei  den 
dichotypen  Obstarten  und  Orangen  kann  die  hybride  Abkunft  mit 
Recht  als  zweifelhaft  bezeichnet  werden.  Es  ist  indess  nicht  allein 
möglich,  sondern  sogar  ziemlich  wahrscheinlich,  dass  auch  diese, 
und  somit  alle  bekannlen  Fälle  von  Dichotypie  als  Folgen  von 
Hybridilät  aufgefasst  werden  müssen.  Wenn  dieses  richtig  ist,  so 
würden  sich  also  sämmlliche  hier  besprochene  Erscheinungen  unter 
einen  Gesichtspunkt  vereinigen  lassen.  Die  eigentliche  Dichotypie 
in  unserm  Sinne  würde  daher  gleich  bedeutend  sein  mit  der  theil- 
weisen  Auflösung  einer  Baslardpflanze  in  ihre  Faktoren,  gewisser- 
massen  einer  spontanen  Zersetzung  einer  unnatürlichen  Kombination, 

Analysiren  wir  eine  hybride  Pflanze  naher,  so  werden  wir 
nur  selten  finden,  dass  die  einzelnen  Theile  dem  mathematischen 
Mittel  aus  den  betreffenden  Theilen  der  beiden  Faktoren  entspre- 
chen. Vielmehr  gleicht  der  Bastard  z.  B.  im  Wuchs,  im  Blüthen- 
stand  und  in  der  Behaarung  mehr  der  einen  Stammart,  in  der  Form 
der  oberen  Blätter,  im  Bau  der  Blüthe  und  im  Geruch  mehr  der 
andern,  während  er  in  der  Gestalt  der  unteren  Blätter,  in  der 
Grösse  und  Farbe  der  Blumen  so  wie  in  der  Blüthezeit  zwischen 
beiden  die  Mitte  hall.  Von  einer  solchen  ungleichen  Vertheilung 
der  elterlichen  Eigenschaften  bis  zu  ausgepriigler  Dichotypie  sind 
vielerlei  Uebergänge  denkbar,  welche  sicherlich  auch  in  Wirklich- 
keit vorkomn)en.  Bei  Blendlingen  zwischen  nahe  verwandten  Ragen, 
deren  Unterscheidungsmerkmale  von  geringer  morphologischer  und 
physiologischer  Dignitat  sind,  findet  eine  solche  ungleichartige 
Mischung  der  Charaktere  oft  in  auffallender  Weise  Statt.  Ganz 
ähnlich  dürfte  es  sich  aber  auch  bei  den  Abkömmlingen  zweier 
Individuen  einer  und  derselben  Art  und  Rage  verhalten.  Wir  sind 
eigentlich  nur  bei  unserem  eigenen  Geschlechte  im  Stande  die  ein- 
zelnen Personen  bestimmt  genug  zu  unterscheiden,  um  die  Erblich- 
keit der  einzelnen  durch  Zeugung  übertragbaren  Charaktere  ver- 
folgen zu  können.  Wir  können  aber  auch  tagtäglich  beobachten, 
wie  das  Kind  die  braunen  Augen  der  Mutter  und  die  blonden  Haare 
des  Vaters  geerbt  hat,  oder  wie  bei  ihm  die  allgemeine  Kopfform 
der  des  Vaters,  die  einzelnen  Züge  mehr  denen  der  Mutter  glei- 
chen. Solche  Thatsachen  zeigen  uns,  dass  allgemeine  Dichotypie, 
gleichmässige  und  ungleichmässige  Mischung  der  Charaktere,  Dicho- 
typie einzelner  Theile  u.  s.  w.  keine  auszeichnenden  Eigenthüm- 
lichkeiten  der  Bastarde  sind,  sondern,  dass  zwischen  hybrider 
und  legitimer  Zeugung  nur  graduelle  Unterschiede  be- 
stehen, abhängig  von  der  näheren  oder  entfernteren 
Verwandtschaft  der  Organismen,  zwischen  welchen  die 
B  e  f  r  u  c  h  t  u  n  g  stattfindet. 

Wollen  wir  schliesslich  einen  Versuch  machen,  die  Thatsache 
der  dichotypen  Bildungen  zwar  nicht  zu  erklären,  wohl  aber  unserm 
Verständnisse  näher  zu  rücken,  so  können  dazu  etwa  folgende  Be- 


145 

trachtung'on  dienen.  Es  isl  ein  Erfahningssatz,  dass  in  der  organi- 
schen Natur  die  Naelikomnien  ihren  Vorfahren  ähnlich  sind;  den 
Grnnd  dieser  Erscheinung  müssen  wir.  ganz  allgemein  ausgedrückt, 
darin  suchen,  dass  in  den  iVachkonnnen  dasselbe  Bildungs-  und 
Enhvickelungsgesetz  fortwirkt  wie  in  der  älteren  Generation.  Ge- 
hören die  Eltern  zwei  verschiedenen  Typ(;n  an,  so  werden  in  dem 
Producte  zwei  verschiedene  bildende  Richtungen  neben  einander 
bestehen,  sich  bald  gegenseitig  niodificirend,  bald  mehr  weniger 
frei  neben  einander  entwickelnd.  Es  gibt  nun  aber  Differenzen  in 
der  .\atnr,  die,  selbst  wenn  sie  an  sich  geringfügig  sind,  nur 
schwierig  eine  völlige  AusgliMchung  gestatten.  Daher  die  soge- 
nannten Sprünge,  die  scharfen  Abgrenzungen  in  der  Natur,  welche 
ihre  letzten  Ursachen  offenbar  in  der  Verschiedenartigkeit  der 
Wechselbeziehungen  zwischen  Stoff,  Raum  und  Zeit  haben.  Wählen 
wir  ein  mehr  konkretes  Beispiel.  Der  Sprung  von  der  chemischen 
Verbindung  RN  zu  2  R  3  N  oder  R  2  N  hat  unstreitig  seine  ma- 
thematisch-physikalischen Gründe,  weil  die  Lagerung  der  Atome 
von  R  und  N  zu  einander  eine  geselzmässige  und  regelmässige 
sein  muss,  damit  die  moleculare  Atlractionskraft  die  der  Verbin- 
dung entgegenstehenden  Widerstände  überwinde.  Die  Kluft  dagegen, 
welche  in  der  organischen  Natur  z.  B.  die  beiden  Geschlechter 
trennt,  wird  um  so  geringer,  je  weiter  man  in  der  Entwickelungs- 
geschichte  des  Embryo  zurückgeht;  sie  ist  im  Verlaufe  der  Zeit, 
also  historisch,  durch  einseitige  Richtung  des  Bildungsprocesses 
entstanden;  es  ist  eine  Kluft,  einigermassen  analog  derjenigen ,  welche 
den  blassen  Kanzleisekretär  vom  verwetterten  Seemann  scheidet, 
die  doch  einst  gleich  frisch  auf  derselben  Schulbank  sassen.  Wenn 
so  einerseits  die  Raum-,  andrer.seits  die  Zeitverhältnisse  die  Gestal- 
tung des  Stoffes  und  die  jeweilige  P'orm,  in  welcher  er  zur  Er- 
scheinuno; kommt,  bedingen,  so  dürfen  wir  wohl  annehmen,  dass 
verschiedene  derartige  Ursachen  zusammengewirkt  haben,  um  die 
jedesmalige  Kluft  hervorzubringen,  welche  die  verschiedenen  Spe- 
cies  in  der  organischen  Natur  von  einander  trennt.  Wir  wissen 
z.  B.,  wie  geringe  chemische  Mischungsänderungen  das  Verhalten 
einer  Substanz  gegen  das  Licht  oder,  kurz  gesagt,  die  Farbe  eines 
Körpers  vollständig  umändern  können.  Es  gibt  da  manchmal  keine 
Uebergänge,  sondern  nur  ein  Entweder  —  Oder.  Man  sieht  von 
gewissen  Pflanzen  rothhiüthige  und  weissblüthige  Varietäten  in 
Meng(>  durch  einander  wachsen  (^z.  ß.  bei  Lappa  tomentosa  Lam., 
Ciisium  palustre  Scop,),  ohne  dass  es  je  gelingt  etwa  eine  blass- 
rothe  Blume  zu  finden.  Auf  den  nordwestdeulschen  Haiden  hat  die 
eine  Charakterpflanze,  Calluna  vulgaris  Salisb.,  entweder  vio- 
leltrothe,  oder  seltener  weisse  Blumen,  während  der  Farbenton  in 
den  Blülhen  der  zweiten,  der  Ej^ica  TetralLv  L.,  zwischen  leb- 
haftem Roth  und  reinem  Weiss  hin  und  her  schwankt,  sich  aber 
am  häufigsten  in  den  mittleren  Nuancen  bewegt.  Die  Farben  Roth 
und  Weiss  sind  somit  bei  der  einen  Art  unvermift  elte  Gegen- 
sätze, bei  der  andern  sind  sie  durch  eine  Reihe  von  Uebergän- 


146 

gen  verbundene  Extreme.  Jcderniann  ^vird  sich  zahlreicher 
ähnlicher  Fälle  erinnern.  Analog  der  Mischung-  der  Eigenschat'len 
und  der  Dicholypie,  wie  sie  bei  den  Hybriden  vorkoinuien,  reprä- 
sentirt  sich  eine  und  dieselbe  Art  bald  in  zwei  unvermittelt  daste- 
henden Formen,  bald  in  einer  ganzen  Formenreihe,  dejen  Endglieder 
nur  selten  rein  auftreten.  Es  liegt  nahe,  in  der  Analogie  noch 
einen  Schritt  weiter  zu  gehen,  und  distinkle  Varietäten,  RaQen, 
Arten,  Gattungen,  Familien  u.  s.  vv.  in  ähnlicher  Weise  zu  verglei- 
chen, allein  es  mag  genügen,  darauf  hingewiesen  zu  haben,  dass 
die  Anfangs  so  fremdartig  erscheinende  Dichotypie  der  Gewächse 
im  engsten  Zusammenhange  mit  den  Bildungsgesetzen  steht,  welche 
wir  überhaupt  als  wirksam  in  der  organischen  Natur  anerkennen. 
Die  Andeutungen  über  die  Ursachen  der  Sprünge  und  Grenzschei- 
den zwischen  den  Naturkörpern,  welche  ich  mir  zu  geben  erlaubt 
habe,  bedürfen  selbstverständlich  weiterer  Unteisuchung  und  Prü- 
fung, allein  sie  sind  derselben  auch  wohl  werth,  denn  wenn  eine 
strenge  Beweisführung  in  solchen  Dingen  auch  noch  nicht  möglich 
ist,  so  möchten  doch  vielleicht  Keime  fruchtbarer  Gedanken  darin 
enthalten  sein. 

Bremen,  im  Februar  1868. 


Die  Vegeiations-Verhäitnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XL 

254.  Süene  Arineria  L.  —  Auf  sandigen  und  felsigen  Gehän- 
gen. Im  Bihariageb.  im  Gebiete  der  schnellen  Koros  bei  Feketelö 
und  vereinzelt  im  Ufersande  bis  Grosswardein  herab.  —  Schiefer 
u,  alluv.  Sand.  —  95  —  400  Met.  —  Die  Exemplare,  welche  Gyorgy 
einmal  auf  dem  Schwabenberge  bei  Ofen  sammelte,  (_Sadler  Fl. 
C.  Pest.  182j  waren  zuverlässig  nur  Gartenflüchtlinge,  da  die  Pflanze 
an  diesem  vielbesuchten  Punkte  in  neuerer  Zeit  nicht  wieder  beob- 
achtet wurde. 

255.  Silene  quadrifida  L.  —  An  Quellen  und  an  feuchten 
moosigen  Felswänden  in  der  alpinen  und  subalpinen  Region  des 
Bihariagebirges.  Mit  den  Fichten  vereinzelt  auch  in  tiefe  Thal- 
schluchten herabsteigend.  Im  Rezbänyaerzuge  massenhaft  an  den 
obersten  Quellen  der  schwarzen  Koros  und  des  Aranyos  am  Vervul 
Biharii  und  in  der  Valea  Cepei  unter  der  Cucurbeta.  Auf  dem  Ba- 
trinaplateau    im   Quellengeb.   der   Szamos   in   den  Schluchten  unter 


147 

der  Stäna  Oncesa,  in  der  Valea  Gropiii,  und  an  den  Wanden  der 
Varasioea  und  im  Ont^'Uengeb.  d.  scliwarzen  Körüs  auf  der  Pieira 
Bogiii  und  von  da  herab  bis  auf  die  Pietra  puisului.  —  Sciiiefer, 
Kalk,  520 — 1770  Met.  —  Die  Temperatur  der  Quellen  an  deren 
Borden  Silene  quadrißda  massenhaft  vorkommt,  schwankte  zwi- 
schen 4  und  5"  Geis. 

Silene  rupestris  L.,  deren  Vorkommen  in  Ungarn  in  Neilr.  Aufz.  d.  in 
Ung.  u.  Slav.  bisher  beob.  Gefässpflanzen  S.  t^i  bezweifeil  wird,  wurde  in 
der  Marmaros  auf  der  Trojaga  im  Au;:.  1857  von  L.  V agner  gesammfll  und 
eingesendet  uml  Lomml  dort  unzweifelliaft  auch  auf  der  Scarisiora  (Sliarisora) 
vor,  wo  sie  von  Ivit.  im  Itmerar  vom  Jaiiro  1815  angegeben  wird,  im  Biha- 
riageb.  wurde  dieselbe  von  mir  zwar  nicht  beobachtet,  dürfte  aber  dort  auf 
der  siebenbüri;isclien  Seite  und  zwar  auf  den  Schieferbergen  im  Szaraosgebiete 
noch  aufzufinden  sein. 

256.  Silene  flavescens  W.  K.  —  Auf  felsigen  Abstürzen  und 
auf  Mauern.  Sehr  selten.  Am  südl.  Abfalle  des  Blocksberges  bei 
Ofen  und  auf  einer  JVIauer  des  Hauses  der  Küröser  Commune  in 
Pest.  —  Kalk.  100—200  Met. 

257.  Silene  viridißora  L.  —  In  Laubholzwäldern.  Im  Gebiete 
nur  im  millelung.  Berglande  und  auch  da  bisher  nur  an  zwei 
Punkten  nämlich  in  der  Matra  bei  Paräd  von  Vrabelyi  und  in  der 
Pilisgriippe  von  Heuffel  beobachtet.  Von  ersterem  Fundorte  be- 
sitze ich  Exemplare,  welche  Herr  Vrabelyi  einzusenden  so  gütig 
war.  Am  Piliserberge  gelang  es  mir  trotz  oftmaliger  dahin  gerich- 
teten Exkursionen  nicht,  den  Standort  wieder  zu  finden.  —  In  der 
Matra  auf  Trachyt  in  der  Seehöhe  von  220  Met. 

258.  Silene  saxatilis  Sims.  —  An  felsigen  Stellen  zwischen 
Krumholz.  Im  Bihariageb.  zwischen  Juniperus  nana  im  Rezbänyaer- 
zuge  unter  dem  Sattel  La  Jocu  gegen  das  Aranyosthal  zu  sehr 
häufig.   —   Schiefer  1200—1400  Met. 

259.  Silene  nutans  L.  —  Auf  Wiesen,  in  lichten  Wäldern 
und  Holzschlägen.  -  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Matra  bei  Paräd, 
am  Nagyszäl  bei  VVaitzen,  auf  den  Bergen  der  Magustagrappe  bei 
Gross  Maros,  in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd,  Dömos,  Szt.  Läszlö, 
Set.  Andrä,  P.  Csaba,  im  Auwinkel  und  Leopoldifeld,  am  Linden- 
berg und  Schwabenberg  und  überhaupt  auf  allen  Bergen  bei  Ofen, 
im  Kammerwalde  bei  Promontor  (hier  massenhaft)  und  bei  Hamsa- 
beg.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  selten:  bei  R.  Palota,  am 
Räkos  bei  Pest  und  in  den  Monor-Piliser  Wäldern.  Im  Bihariageb. 
auf  dem  tert.  Vorlande  von  Grosswardein  bis  Belenycs,  auf  dem 
Batrinaplateau  im  Kessel  Ponora;  im  Rezl»änyaerzuge  bei  Rezbänya 
und  von  da  über  alle  Berghöhen  bis  auf  die  Margine  und  bis  an 
die  Gehänge  des  Vervul  Biharii.  Im  Aranyosthale  bei  Distidiul;  im 
Geb.  d.  weiss.  Koros  am  Dealul  vultiucluiului  bei  Körösbänya.  — 
Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm  und  Sand.  95  bis 
1250  Met. 

Silene  infracta  W.  K.,  welche  nicht  wie  gewöhnlich  angenommen  wird 
eine  kahle  Varietät  der  Silene  nutans^  sondern  nach  einem  mir  vorliegenden 
aus  der  Hand  Kitaibels  stammenden  und  nach  kullivirten  von  Rochel  ein- 


148 

gelegten  und  in  seinen  Exsicc.  ausgegebenen  Exemplaren  ein  sehr  intoressanler 
ßastart  aus  Süene  nutans  und  Lychnis  ßo.tcucuti  ist,  wurde  bisher  in  unserem 
Florengebiete  noch  niclit  beobachtet,  dürfte  aber  an  Öt;mdorten,  wo  beide 
Stammeltern  zusammen  vorkommen,  noch  aufgefiiiiden  werden. 

260.  Silene  longiflora  Ehrh,  —  Bestandtheil  des  Gestäiides, 
welches  an  den  Böschungen  der  Hohlwege,  an  steinigen  wüsten 
Plätzen  und  lehmigen  Abrissen  niederer  Berge,  am  Saume  von 
Weingärten  oder  auch  in  autgelassenen  Weinbergen  auHritt,  Im 
mitlelung.  Berglande  in  der  Malra  und  in  der  am  Fasse  der  Matra 
sich  ausbreitenden  Niederung  bei  Komlö  ostlich  von  Heves,  auf 
dein  Lösszuge  des  Viniszni  vrch  bei  Gomba  und  aul  den  angren- 
zenden Theilen  des  Tapiothales  und  der  Kecskeuieter  Landliöhe 
bei  Tapio  Bicske,  Alberli,  Monor  und  bei  Pest.  Hier  seltener,  da- 
gegen häufig  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Blocksberge,  Spissberge, 
Adlersberge  und  ober  dem  Kaiserbade  bei  Ofen.  —  Im  Bihariageb. 
nicht  beobachtet.  —  Auf  lehmigem  diluv.  Sand  und  auf  diluv.  Lehm 
insbesonders  dort,  wo  sich  eine  dünne  Lehinschichle  über  unter- 
liegendes Kalk-  und  Dolomitgestein  ausbreitet.   100 — 220  Met. 

261.  Silene  multiflora  (Ehrh.).  —  Auf  etwas  feuchten  san- 
digen Wiesen.  In  der  Niederung  am  Fusse  der  Matra  in  Jazygien, 
im  Tapiogebiete  bei  Nagy  Käta  und  Tö  Almas;  am  Saume  der  Pi- 
lisgruppe  ober  der  Pulvermühle  bei  Allofen  und  bei  Krolendorf; 
am  häufigsten  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  R.  Palola,  auf  d. 
P.  Szt,  Mihäly,  am  Räkos  bei  Pest,  bei  Soroksar,  Üllö,  Nagy  Koros, 
Czegied  bis  gegen  Szolnok.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei 
Debreczin.  Immer  in  flachen  muldenförmigen  Verliefungeti  des 
welligen  Terrains  zwischen  den  Sanddütien  und  dort  liöchsl  bezeich- 
nend für  die  schmale  Zone,  in  welcher  Sumpf  und  Sand  zusammen- 
stossen  und  in  welcher  der  Sand  noch  von  dem  Grundwasser 
erreicht  und  durchfeuchtet  wird.  —  Diluv.  Sand.  95 — 120  Met. 

262.  Silene  viscosa  (L.)  —  Auf  trockenen  Wiesen  und  Gras- 
fluren. —  In  den  Thälern  und  in  den  Niederungen  am  Saume  des 
mittelung.  Berglandes  vom  Fusse  der  Matra  bei  Gyöngyös  bis  Po- 
roszlö,  dann  durch  ganz  Jazygien  und  im  Tapiogebiete  bei  Nagy 
Käta;  in  der  Piiisgruppe  sehr  seilen  und  nur  am  Sandberge  bei 
P.  Csaba  beobachtet  (hier  der  höchste  im  Gebiete  notirte  Standort). 
In  der  Stuhlweissenburger  Niederung  bei  Vajta  und  Iveer.  Weit 
häufiger  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  von  P.  Csörög-  bei  Wailzen 
über  R.  Palota,  Pest,  Soroksar,  Ullö,  Monor,  Pilis,  Nagy  Koros 
bis  Kecskemet.  In  der  Tiefebene  nicht  beobachtet.  Am  Ostrande 
des  Tieflandes  nach  Steffek  bei  Grosswardein.  —  Tert.  u.  diluv. 
Sandboden,  an  einer  Stelle  bei  Soroksar  auch  auf  salzausvvitterndem 
sandigen  Erdreich.  95   -250  Met. 

263.  Silene  Otites  fL.)  —  An  steinigen  und  sandigen  Berg- 
abhängen, in  lichten  ßuschwäldern  und  auf  Grasplätzen  der  Sand- 
hügel und  Sandflächen  in  der  Niederung.  —  Im  mittelung.  Berglande 
auf  der  Matra  und  in  den  angrenzenden  Niederungen  in  der  Brindza 
bei  Hatvan   und   im   Tapiogebiete  zwischen   Nagy  Käta   und   Tapio 


149 

Szelle;  in  der  Magustagrnppe  auf  den  Bergen  bei  Gross  Maros; 
am  Nag-yszal  bei  Waitzen;  in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd,  Gran 
und  Set.  Andrae,  im  Leopoldifeld  und  Auwiniiel,  am  Dreihotterberg, 
Adlersberg,  Spissberg  und  Blocksberg  bei  Ofen;  in  der  Vertes- 
gruppe  bei  Gant  und  in  der  angrenzenden  Stuhhveissenburger  Nie- 
derung bei  Keer  im  Tolnaer  Komitate.  Ueber  die  ganze  Kecskemeter 
Landhöhe:  bei  P.  Csörög,  R.  Palota,  Pest,  Soroksar,  Pills,  Monor, 
Alberti  etc.;  auf  dem  Sandboden  der  Debrecziner  Landhöhe.  Im 
Bihariageb.  am  ßontoskö  bei  Pefrani  an  der  schw.  Koros  und  an 
der  Südgrenze  des  Gebietes  bei  Menes.  In  der  Tiefebene  nicht 
beobachtet.  —  Trachyt,  Kalk,  terf.,  u.  diluv,  Lehm-  und  Sandboden. 
95 — 600  Met.  —  (Auf  tiefgründigem  Boden  der  niederen  Gegenden 
gewöhnlich  in  allen  Theilen  üppiger,  die  Blätter  verlängert,  der 
Blüthenstand  mehr  verzweigt  und  die  untersten  Aeste  der  Rispe 
oft  20  —  30  Ctm.  lang:  Silene  Pseud-Otites  Besser.  —  Die  mit 
solchen  üppigen  Exemplaren  der  Silene  Otites  mehrfach  konfun- 
dirle  Silene  wolgensis  Spr.  ist  eine  weit  verschiedene  Pflanze, 
welche  den  russischen  Steppen  angehört  und  bisher  in  Ungarn  nicht 
aufgefunden  wurde.) 

264.  Silene  parviflora  Pers.  —  Auf  Sandhügeln  und  Sand- 
flächen und  zwar  manchmal  in  Gesellschaft  der  Silene  Otites,  aber 
von  dieser  durch  die  nicht  klebrige  Axe  der  Rispe,  durch  die  rau- 
hen Kelche  und  Blüfhenstiele.  die  schmalen  verkehrt  lanzettlich- 
linealischen  starren  Blätter  die  gewiinp^rten  Kronenblättchen  und 
die  viel  spätere  Blütliezeit  immer  leicht  und  sicher  zu  unterschei- 
den. —  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  meist  mit  Dianthus  poly- 
morphus  und  Ti  agopogon  floccosus  zwischen  Pills  und  Monor,  bei 
Alberti  und  auf  P.  Sällosär  bei  Tatar  Szt.  György;  im  Tapio-  und 
Zagyva-Gebiete  bei  Szt.  fliärlon  Käta,  Nagy  Käta  und  Felsö  Szt. 
György.  Auf  der  Debrecziner  Landhölie  nach  Kit.  bei  Szakoly  süd- 
lich  von  Nagy  Källö.   —  Diluv.  Sand.   100—120  Met. 

265.  Melandrium  noctiflorum  (L.)  —  An  felsigen  Gehängen, 
Erdabrissen  und  Geröllhalden  an  etwas  beschatteten,  dabei  aber 
trockenen  Stellen  und  hie  und  da  auch  in  Holzschlägen  und  auf 
Aeckern.  Durch  den  grössten  Theil  des  Gebietes  aber  nirgends 
häufig.  Im  inittelung.  Bergl.  in  der  Matra  bei  Gyöngyös,  in  der  Pi- 
lisgruppe bei  Visegräd,  am  kleinen  Schwabenberg  bei  Ofen,  im 
Kaminerwalde  bei  Promontor.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  in 
den  Monor-Piliser  Waldern;  im  Bihariageb.  im  Thale  der  weissen 
Koros  auf  den  Nulliporenkalkbänken  bei  Chisindia  und  in  der  Valea 
Liesa  bei  Halmaza.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  u.  diluv.  Lehm  u.  Sand- 
boden. 95—450  Met. 

266.  Melandrium  vespertinum  (Sibfh.)  —  Zwischen  Gebüsch, 
auf  Geröllhalden  und  Felsen,  in  Holzschlägen  und  Hohlwegen,  an 
den  Böschungen  der  Dämme,  an  den  Rändern  der  Weingärten  und 
Felder  und  auf  Wiesen  durch,  den  grössten  Theil  des  Gebietes.  Pa- 
räd,   Heves,   Gross   Maros,    Waitzen,   Visegräd,    Set.   Andrae,   Pest, 


150 

Ofen,  Stuhlvveissenburg,  Grossvvardein,  Belenyes.  —  Trachyt,  Kalk, 
tert.  u.  diluv.  Lehm  und  Sand.  95 — 250  Mel. 

267.  Melandrum  nemorale  (Heuffel).  —  In  Buchenwäldern, 
besonders  an  felsigen  beschatteten  Stellen.  Im  Bihariageb,  in  der 
zerrissenen  Randzone  des  Batrinaplateaus  und  zwar  vorzüglich  auf 
den  Bergen,  welche  sich  zwischen  Petrosa  und  Rezbänya  erheben, 
so  an  der  Vereinigung  des  Pulsa-  und  Galbinathales  hinter  Petrosa, 
in  der  Valea  seca,  am  Carligalu,  auf  der  Pietra  muncelului,  auf  der 
Stanesa  und  Pietra  lunga,  in  der  Valea  mare  und  ober  der  Höhle 
bei  Fenatia.  —  Vorherrschend  auf  Kalk,  sehr  selten  auch  auf  Sand- 
slein und  Schiefer.  470—1400  Met. 

268.  Melandriu/n  diurnum  CSibth.)  —  Auf  humosem  feuch- 
tem Boden  und  in  schaltigen  leuchten  Schluclilen.  Zeigt  im  mit- 
lelung.  Bergl.  eine  alinliche  Verbreitung  wie  Viola  tricolor  und 
findet  sich  dort  am  Saskö  in  der  Malra,  am  Nagyszäl  bei  Wailzen,  am 
Gipfel  des  Dobogokö  und  am  Piliserberg  in  der  Pilisgruppe.  Im  Bi- 
hariageb.  nur  an  einer  einzigen  Stelle  nämlich  in  den  Schluchten 
an  dem  westlichen  Abfall  des  Vervul  Bohodiei  beobachtet  und  zwar 
als  Beslandtheil  des  dort  üppig  entwickeilen  Gesläudes  in  Gesell- 
schaft von  Ranunculus  platanifolius,  Gentiana  lutea  u.  d.  g.  — 
Porphyril,  Trachyt,  Kalk.  630-1640  Met. 

269.  Lychnis  Viscaria  L.  —  Auf  Wiesen  und  in  lichten  Wäl- 
dern. Im  mittelung.  Bergl.  bei  Paräd  in  der  Malra,  am  Nagyszäl 
bei  Wailzen  auf  den  Bergen  bei  Gross  Maros,  Visegräd,  Sei.  An- 
drae,  Szt.  Läszlö,  am  Dobogokö,  bei  P.  Csaba  und  M.  Einsiedel, 
am  Lindenberg,  bei  der  schönen  Schäferin  und  am  Schwabenberge 
bei  Ofen,  im  Kammerwalde  bei  Promontor,  bei  Csoka  in  der  Ver- 
tesgruppe.  Fehlt  im  Tiei'lande.  Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande 
von  Grosswardein  bis  Belenyes  an  vielen  Orten,  im  Rezbanyaer- 
zuge  bei  Rezbänya  und  in  der  Hegyesgruppe  bei  Slalina  und  Bon- 
tiesci.  Nirgends  häufiger  als  auf  den  Wiesen,  welche  sich  entlang 
dem  rechten  Ufer  der  schwarzen  Koros  zwischen  Belenyes  und 
Pelrani  ausbreilen.  Sie  erseheint  da  in  so  ungeheurer  Menge,  dass 
die  Wiesen  auf  weithin  ganz  roth  gefärbt  erscheinen.  —  Trachyl, 
Schiefer,  Kalk,  Sandslein,  tert.,  dil.  u.  alluv.  Sandboden.  Obschon 
die  Pflanze,  wie  aus  diesen  Angaben  hervorgehl,  über  den  ver- 
schiedensten Substraten  gedeiht,  so  ist  doch  im  Gebiete  eine  Vor- 
liebe derselben  für  Sand  und  Sandstein  und  für  kalkarme  Gesteine 
ganz  unverkennbar.  Am  Nagyszäl  z.  B.  erscheint  sie  nur  so  weit 
verbreitet,  als  der  Sandslein  reichl,  in  der  Pilisgruppe  findet  sie 
sich  vorzüglich  auf  Sandslein,  Trachyt  und  auf  der  lehmigen  kalk- 
armen Erdkrume,  welche  durch  Verwitterung  aus  llionreiclien  Kalk- 
sleinen sich  herausgebildet  hat,  und  ähnliche  Beziehungen  zum 
Substrate  sind  auch    im   Bihariagebirge    nachweisbar.    95 — 500  Met. 

270.  Lychnis  floscuculi  L.  —  Auf  feuchten  Wiesen  und  an 
Ouellen.  Im  mittelung.  Bergl.  selten  und  nur  auf  einige  versumpfte 
Thalböden  wie  z.  B.  bei  Csev  nächst  Gran  und  bei  P.  Csaba  in  der  Pilis- 
gruppe beschränkt.  Häufiger  im  Tieflande  auf  der  Kecskemeter  Land- 


151 

höhe  bei  R.  Palota,  Pest,  Soroksar,  Alberti,  Nagy  Koros.  Am  Rande 
der  Debrecziner  Lanflhöbe  in  den  Ecseder  Sümpfen.  Im  Bihariageb, 
auf  dem  tertiären  Vorlande  von  Grosswardein  bis  Belenyes  und 
auf  den  Schieferbergen  bei  Rezbänya.  Vereinzelt  auch  noch  in  der 
subalpinen  Region  im  Rezbänyaerzuge  an  den  Ouellen  bei  der 
Släna  Scieve  und  unter  dein  Sattel  La  Jocu.  —  Schiefer,  Kalk, 
tert.,  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und   Sandboden.  95  —  1400  Met. 

271.  Lychnis  coronaria  (L.)  —  Auf  grasigen  Plätzen  zwi- 
schen Gebüsch,  in  lichten  Wäldern  und  in  Holzschlägen.  Im  mit- 
telung.  Bergl.  am  Särerberg  in  der  Älatra,  am  Nagyszal  bei  Waitzen 
und  auf  den  vom  Nagyszal  sich  loslösenden  gegen  das  Tiefland 
auslaufenden  Hügelwellen  bei  Gödöllö,  in  der  Pilisgruppe  auf  den 
Trachytbej'gen  bei  Dömös  und  Szt.  Läszlö  und  insbesonders  bei 
Set.  Andrä  stellenweise  sehr  häufig,  im  Kammerwalde  bei  Promon- 
tor,  in  der  Sluhhveissenburger  Niederung  bei  Keer  und  Vajia.  Auf 
der  Kecskemeler  Landhöhe  häufig  in  den  Monor-Piliser  Eichen- 
wäldern. Auf  iler  Debrecziner  Landhöhe  bei  Debreczin.  Im  Biharia- 
geb. anf  dem  tert.  Vorlande  bei  Grosswardein  und  am  Saume  des 
Batrinaplateaus  in  der  Umgegend  von  Petrosa  in  der  Thalschlucht, 
die  von  der  Tataroea  gegen  Kisköh  herabzieht,  dann  in  der  Nähe 
der  Vereinigung  des  Pulsa-  und  Galbinafhales  und  am  Fusse  der 
Pietra  Galbina  gleich  ober  der  Stäna.  -  Trachyt,  diluv.  Sand,  vor- 
züglich aber  auf  Sandstein.  Im  Bihariageb.  ist  diese  Vorliebe  für 
sandigen  Boden  besonders  auffallend;  es  findet  sich  dort  die  Art 
immer  nur  in  jenen  Mulden  und  Schluchten,  wo  der  den  Kalk 
unterteufende  Sandstein  zu  Tage  geht;  soweit  dieser  Sandslein  das 
Substrat  bildet,  trifft  man  auch  regelmässig  Lychnis  coronaria, 
sobald  Kalk  auftritt,  ist  selbe  spurlos  verschwunden.  Im  mittel- 
ung.  Berglande  zeigen  sich  ähnliche  Verhältnisse,  dort  wurde  sie 
nämlich  gleichfalls  nur  auf  Sandstein  und  Trachyt  und  niemals  auf 
Kalk  beobachtet.  —  95—740  Met. 

272.  Agrostema  Githago  L.  —  Auf  bebautem  Lande  durch 
das  ganze  Gebiet  von  der  Tiefebene  bis  in  die  kultivirten  Thäler 
des  miltelung.  Berglandes  und  bis  auf  die  Felder  in  der  Nähe  der 
Mozzengehöfle  im  Bihariagebirge.  Auf  allen  im  Geb.  vorkommenden 
Substraten  beobachtet.  75 — 910  Met. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 

XHL 

Beobachtungen  über  Ranunculus  Philonotis  Ehrh. 

1.    Ranunculus     Philonotis    suhtripartitus    Schur.     Radice 
fibroso  interdum  monocephalo.  Gaule  erecto  10—15  poll.  a  medio 


152 

divaricato-ramoso  foliisque  hirsuto,  hirsutio  alba  pili  patentes.  Foliis 
radicalibus  longe  petiolatis  in  orbem  terrae  adpressls  ad  tertiam 
parlem  laminis  (risectis,  segmentis  lateralibus  oblique  ovatis,  seg- 
inento  niedio  obovato-cuneato  antice  trifido  omnibus  inaequaüter 
plus  minusve  partitis  et  inciso-dentatis;  foliis  superioribus  triseclis, 
laciniis  oblongis  vel  lineari-oblongis;  laciniis  foliorum  summorum 
linearibus.  Floribus  in  florescentiam  dichotomo-ramosam  dispositis 
uti  R.  Phiionotis  genuinus  flavo-citrinis.  Pedunculis  teretibus  sul- 
calis  erectis.  Capitulis  fructiferis  ovato-globosis  carpellorum  ditis- 
simis.  Carpellis  lenticulari-compressis,  niargine  lato  viride  cinctis, 
pallide  fuscis,  utrinque  tuberculatis,  stigmate  brevissime  triangulari 
oblique  affixo  apice  lenue  recurvato  coronatis.  Receptaculo  setoso. 
—  Planta  esse  videtur  biennis.  —  Auf  fruchtbarem  Wiesenboden; 
auf  der  Wiese  zwischen  der  Hauptallee  und  dem  Thiergarten  im 
Prater,  Juni  12,  1866,  noch  nicht  vollkommen  reif,  später  wurde 
diese  Wiese  gemähet  und  durch  Menschen  und  Pferde  zertreten, 
so  dass  die  vollkommen  entwickelte  Pflanze  nicht  beobachtet  wer- 
den konnte,  was  leider  mit  allen  in  Frühling  hier  gefundenen 
Pflanzen  der  Fall  war. 

2.  Ranunculus  Phiionotis  multicaulis  biternato-sectus.  R  a  d  i  c  e 
fibroso  multicipite.  Caudiculis  curvato-adscendenfibus  8 — 12  poll. 
a  basi  inlerdum  ramosis  foliisque  piloso-hirsutis.  Foliis  biternato- 
sectis,  segmentis  trifidis,  laciniis  inciso-dentatis;  foliis  summis  tri- 
sectis,  laciniis  inaequalibus  oblongo  -  linearibus  acutis.  Vaginis 
foliorum  infimorum  maximis  subhyalinis,  auriculatis,  longissime  pilo- 
sis.  Pedunculis  angulato  sulcatis.  Floribus  inaequaliter peduncu- 
latis  in  florescentiam  dichotomo  -  ramosam  dispositis,  numerosis 
subbigaminis,  minoribus  quam  antecedens.  Petalis  citrinis  obovatis 
calyce  reflexo  minimo  extus  piloso  subtriplo  longioribus.  Capitu- 
lis fructiferis  ovato-globosis  minoribus  quam  antecedens.  Car- 
pellis lenticulari-compressis  margine  viride  cinctis,  flavo- fuscis 
tuberculis  minimis  utrinque  adspersis,  stigmate  subtriangulari  bre- 
vissimo  apice  obsoliliori  recurvato  coronatis.  Receptaculo  parce 
piloso,  elongato.  Toro  glabro.  Auf  der  Wiese  zwischen  der  Haupt- 
allee und  dem  Thiergarten  im  Prater,  Mai  31.  1867,  auch  auf  den 
neuen  Anschüttungen  zwischen  der  Kaserne  und  dem  Wienflusse. 
Juli  1867. 

3.  Ranunculus  Phiionotis  fenuisectus.  Praecedens  sed  admodum 
hirsuto-pilosus.  Foliis  biternatim-triternatimsectis,  segmentis  ambetis 
obovalis,  laciniis  omnibus  oblongo-linearibus  linearibusve.  Carpellis 
evidentius  titrinque  tuberculosis. 

Auf  den  neuen  Anschüttungen  hin  und  wieder  längs  der  Ring- 
strasse in  Wien:  auf  dem  Josephstädter  Glacis  und  auf  dem  vor- 
maligen Kalkmarkt  an  der  Wien.  Juli  1867. 


.i* 


153 

XIV. 

Rnnunculus  Pseudobulbosus  Schur. 

Schur  Verh.  dfs  siebenb.  Vereins  1853,  p.  29  und  1859, 
p.  84.  Schur  Oestr.  bot.  Zeilschr.  1860,  p.  520  und  1861,  p.  82. 
Schur.  En.  1866,  p.  22.  R.  sardous  Schur  sert.  fl.  Transs.  no. 
85.  =  R.  sardous  Neilreich  Fl.  von  Wien  p.  465,  an  ß.  sardous 
Crntz.  austr.  2,  p.  111.  =  R.  sardous  Valer.  Cordi  hist.  stirp. 
ann.  1561.  sec.  Neilr.  Nachlr.  zur  Flora  von  Niederösterreich 
p.  78.  =  R.  PhilonoHs  fructibus  g-labris  Neilr.  Nachlr.  zu  Maly's 
En.  p.  223.  =  R.  Philonotis  Heuff.  En.  banal,  p.  10.  =  R.  Phi- 
lonotis  ß.  mediterraneus  Griseb. 

Auch  von  diesein  Ranunkel  haben  wir,  Avie  bei  R.  Philonotis 
inehrere  Var.  zu  unterscheiden,  von  denen  ich  aber  nur  die  in  den 
Augen  fallendsten  hier  anführen  will.  —  Der  ausg^ezeichneteste  ist: 

a.  R.  Pseudobulbosus  legitimus,  fiadice  fibroso  polycephala. 
Caulibus  3-5  erectis  plerun)que  a  medio  ramosis  foliisque  glabris 
vel  pare  pilosis,  10 — 15  poll.  Foliis  omnibus  succulentibus,  opaco- 
viridibus,  radicalibus  lernato-sectis,  longissime  petiolatis,  segmentis 
primariis  lateralibus  sessilibus,  seginento  medio  sub  .obovalo-cuneato 
peliolalo  a  laleralibus  reuioto,  oninil)US  inciso-dentatis;  foliis  supe- 
rioribus  biternatosectis,  laciniis  inciso-serratis;  foliis  suinmis  trifi- 
dis,  laciniis  lineari  -  oblongis.  Pedunculis  longissimis  sulcalis 
glabris  vel  lenuissime  sirigosis.  Floribus  iis  R.  bulbosi  similibus 
binalo-dichotomis,  speciosis.  Pelalis  cuneato-ovalis  antice  rotun- 
datis  obscurius  lineatis,  calyce  flavo  reflexo  apice  piloso -barbato 
triplo  longioribus,  aureis-flavis.  Capitulis  fructiferis  ovatis  car- 
pelloruin  ditissimis  (40 — 50).  Receptaculo  parce  piloso.  Toro 
glabro.  Carpellis  lentifornii  -  compressis ,  pallide  fuscis,  niargine 
viride  cinctis,  utrinque  glabris,  1  lin.  long,  et  latis,  stiginale  bre- 
vissimo  triangulari  oblique  alTixo  coronatis.  Habitu  R.  bulbosi  glabri 
sed  caulibus  basi  non  incrassalis.  Auf  schlammigen  üb(?rschwemmt- 
gewesenen  Orlen:  In  Vertiefungen  des  Laaer  Berges  in  den  Getrei- 
defeldern zwischen  den  Remisen  und  der  Heide  mit  Juncus  bufo- 
nius,  Myosurus  minimus,  Ranunculus  repens  u.  s.  w. ;  im  Prater 
rechts  von  der  Hauptallee  längs  des  Thiergartens.  Juni,  Juli  1867. 
Eine  schöne  Pflanze,  welche  mit  der  siebenbürgischen  ziemlich 
übereinstimmt. 

ß.  Ranunculus  Pseudobulbosus,  subrepens.  Radice  polyce- 
phalo  fibroso.  Caudiculis  9  —  12  poll.  longis  curvato-adscendenlibus 
patentibus  terrae  subadpressis,  plerumque  a  basi  divaricato-ramosis, 
strialis,  glabris  vel  parce  pilosis.  Foliis  radicalibus  ternato-sectis, 
segmentis  laleralibus  oblique  ovatis,  subsessilibus,  segmento  medio 
longe  peliolalo;  omnibus  2—3  partilis  et  inciso  dentatis;  foliis  su- 
perioribiis  3—5  parlitis,  laciniis  oblongo  -  linearibus;  foliis  summis 
trifidis,  laciniis  lineari-oblongis  vel  linearibus.  Pedunculis  angu- 
lato-sulcalis  giabrescenlibus  vel  tenue  strigosis.  Floribus  duplo 
minoribus  quam   antecedens,   numerosis.    Petalis   citrinis  calycem 


154 

fere  glabrum  duplo  siiperantibiis.  Carpellis  lenticulari  compressis 
iindique  glabris,  margine  viridi  angustissime  cinctis,  stiginate  bre- 
vissimo  triangulari  apiee  recto  coronatis.  Habitus  Ranunculi  repenti 
minore  subsiiniiis.  —  Auf  unbebauten  Orten,  auf  den  neuen  An- 
schüttungen der  neuen  Ringstrasse  in  Wien;  auf  der  Wiese  rechts 
von  der  Hauptallee  im  Prater.  Juni,  Juli  1867. 

Die  Synonyma:  ß.  intermedius  Poir.,  R.  pwnilus  ThüiW.,  R. 
pallidior  Vi II.;  R.  PliUonotis  var.  subglahra  Koch,  weiss  ich  nicht 
mit  Bestimmtheit  zu  deulen,  da  die  Originalpflanzen  mir  fehlen.  — 
R.  hirsutus  Ciirt.  und  R.  sardous  der  deutschen  Botaniker  gehört 
ohne  Zweifel  zu  R  Philo7iotis  Ehrh.  —  R.  sardous  der  Flora  von 
Wien,  und  der  südlicheren  Gebiete,  auch  R.  sardous  Valer  Cordi 
gehören  zu  R.  Pseudobulbosus  Schur. 

Der  Zusammengehörigkeit  wegen  will  ich  hier  noch  ein  paar 
niedliche  Var.  von  R.  Pseudobulbosus  aus  der  Maira  in  Ungarn 
erörtern,  welche  ich  der  freundlichen  Mittheilung  des  Herrn  Vra- 
belyi  in  Erlau  verdanke. 

y.  Ranunciilus  Pseudo-bulbosus  var.  parvulus.  Praecedenti 
simillimus  sed  omnibus  in  partibus  multo  minor  et  admodum  hirsu- 
tius.  Radice  polycephala.  Caudiculis  3 — 4  poll.  altis  ad  medium 
simplicibus,  superne  ramosis,  ramis  interdum  recurvatis.  Foliis  ra- 
dicalibus  subtrifidis  vel  ternato-sectis,  segmentis  subaequalibus; 
foliis  sumniis  trifidis  laciniis  lineari-oblongis.  Floribus  solitariis 
longe  pedunculalis  vel  furcato  binatis  pednnculo  altero  breviore. 
Pedunculis  tenue  sulcatis.  Carpellis  rostro  brevissimo  diametrum 
marginis  vix  superantibus  ulrinque  glabris.  Capitulis  fructiferis 
minimis  2  lin.  diam.  carpellis  perfectis  impcrfectisque  intermixtis 
praeditis.  —  Ich  bin  geneigt,  diese  Var.  für  R.  parvulus  L.  Maut. 
79,  non  Clairv.  mit  Kocli  syn.  ed.  2  p.  20;  zu  nehmen,  obschon 
dieser  Autor  so  wie  Spreng,  syst.  2,  p.  657  diesen  mit  mehreren 
Synonymen  zu  R  Philonotis  Ehrh.  ziehen  also  höckerige  Früchte 
voraussetzen,  welche  die  in  Rede  stehende  Pflanze  nicht  besitzt. 

S.  Ranunculus  Pseudobulbosus  parvulus  longiusrostratus.  Prae- 
cedenti simillimus,  parum  hirsutius.  Foliis  radicalibus  minus  dis- 
sectis,  plus  Diinusve  profunde  tripartitis,  superioribus  digitalo  tri- 
partitis,  sessilibus,  inciso-dentalis;  summis  minimis  bracteaeformibus 
trifidis,  laciniis  linearibus.  Flor  es  minores  quam  praecedens,  3 — 4 
lin.  diam.  Sepalis  ovatis,  obtusiusculis,  hyalino-marginalis,  albo- 
pilosis.  Carpellis  ut  praecedens  sed  longius  rostratis,  i.  e.  slylo 
majori  latitudinem  marginis  triplo  superantibus.  —  Plantula  6  poll. 
alta  gracillima. 

ri.  Ranunculus  Pseudobulbosus  Vrabelyiana  Schur.  Specimen 
unicum  tantum  sed  insignitum.  —  Simplex,  hirsulissimum,  griseo- 
viride,  uniflorum,  2  poll.  altum.  Foliis  radicalibus  breve  petiolatis 
ternato-partilis,  segmentis  subaequalibus  obovatis,  inciso-dentatis, 
4  lin.  longis  et  lalis  petiolum  suum  subaequantibus;  foliis  caulinis 
trifidis,  laciniis  inaequalibus  linearibus.  Floro  aperfo  4  lin.  diam. 
citrino.  Sepalis  nigro-carinatis  pilosis  petalis  dimidio  brevioribus.  — 


155 

Carpella?  —  Diirrli  Farbe,  Hahilus  und  Blatirorm  sehr  distinktiv, 
ist  aber  ohne  reife  Früchte  nicht  genau  zu  beslinimen.  —  Diese 
und  die  vorherg-enannten  Var.  wurden  von  Herrn  Vrabelyi  auf 
Aeckern  bei  Farad  in  der  Matra  in  Ung-arn  g-esanimelt.  Juni  11. 
1866.  —  Von  der  Var.  rj.  konnten  mehrere  Exemplare  nicht  ge- 
funden werden. 

Aus  der  obigen  Zusammenstellung  dieser  beiden  Ranunkel- 
arlen,  oder  wenn  man  will  Formen,  gelit  hervor,  dass  wenn  wir 
selbige  in  einer  Art  vereinigen,  dennoch  immer  zwei  durch  die 
Carpellen  strenge  gesonderte  Formenreihen  berücksichtigt  werden 
müssen  und  dass,  um  zur  Kenntniss  derselben  zu  gelangen,  es 
nicht  hinreicht,  Synonyme,  d.  h.  Namen  ohne  Bedeutung  zu  geben. 
—  Tliatsachen  beweisen  und  die  Natur  spricht  sich  deutlich  genug 
durch  die  verschiedene  Fruchtbildung  aus  und  diese  ist  gewiss 
keine  zufällige.  —  Unter  allen  Umständen  werden  wir  von  diesem 
zu  einem  Typus  gehörenden  Ranunkel  zwei  Foriuenreihen  aufstellen 
müssen,  nämlich: 

A.  Ranunculus  fructibus  tuhercnlaüs:  R.  Philonotis  Ehrh., 
1.  legitimus;  2.  subtripartilus  Schur;  3.  unilateraliter  tiiberulatus 
Bmg.;  4.  laciniatus  ßmg,;  5.  hite^^natus  Schur;  6.  tenuisectus 
Schur;  7.  subtrifolius  Schur  oder  R.  Pseudo-hirsutus  Schur. 
En.  pl.  Transs.  p.  22, 

B.  Ranunculus  fructibus  glabris:  R,  Pseudobulbosus  Schur 
1.  legitimus;  2. subrepens  Schur;  S. longiusrostralui>  Schur;  4.  par~ 
vulus  Schur;  5.   Vrabelyianus  Schur. 

Ranunculus  laciniatus  Bau  m  g.  und  R.  Philonotis  Baum  g. 
habe  ich  ohne  Weiters  zu  R.  Philonotis  Ehrh.  gezählt,  obschon 
ich  in  Hinsicht  auf  den  letzteren  zweifelhaft  bleibe.  —  Baumgar- 
ten in  seiner  Beschreibung  zu  R.  Philonotis  sagt:  „Radix  fasciculata 
lignosa",  was  bei  R.  Philonotis  Ehrh.  nicht  der  Fall  ist;  ferner: 
Fructibus  globosis  (vielleicht  capilulis  fructiferis)  uno  latere  mar- 
ginaliter  tuberculatis  sfigmate  hamato  coronatis,  was  bei  R.  Philo- 
notis wieder  nicht  zutrifft,  und  diese  Umstände  oder  Angaben 
bestimmen  mich  zu  zweifeln,  dass  R.  Philonotis  Ehrh.  und  Baum- 
gartens  zu  einer  und  derselben   Form  gehören. 

Auch  scheint  es  mir  bemerkenswerth,  dass  Bau  mg.  den  R. 
Pseudo-bulbosus  Schur  unter  je  welcher  Bezeichnung  aufgenom- 
men hat,  da  derselbe  doch  durch  ganz  Siebenbürgen  verl)reitet  ist, 
es  müsste  denn  sein,  dass  er  die  bei  R.  bulbosus  erwähnte  Var. 
darunter  verstanden  hätte,  von  w^Mcher  er  sagt:  Caulis  humilis 
pauciflorus,  folia  sublaciniata  subhirsiita,  pedunculi  uniflori.  —  Der 
Standort:  „prope  piscinis"  lässt  ebenfalls  auf  R.  Pseudo-bulbosus 
schliessen,  da  nämlich  bei  Szakedat  dieser  letztere  am  Rande  des 
Teiches  im  Wasser  selbst  anzutreffen  ist. 


Oesterr.  botan.  Zeitschrift  5.  Heft.  18P8. 


12 


156 

Eine  Exkursion 

von  Rambouillet  nach  Montfort  TAmaury. 

Von  H.  Degenkolb. 

Das  schlechle  Welter,  welches  im  April  v.  J.  beständig  herrschte, 
liess  mich  den  Aufenthalt  in  Paris  zu  keinem  grösseren  Ausflug 
in  die  Umgebungen  dieser  Stadt  benutzen  und  ich  türchtete  schon, 
Paris  verlassen  zu  müssen,  ohne  nennenswerlhe  botanische  Funde 
aus  jenem  Lande  in  die  Heimat  zurückbringen  zu  können.  Eine 
Partie  nach  Fontainebleau  bei  herrlichem  Wetter  begonnen,  machte 
nach  einer  Stunde,  Dank  einem  eintretenden  tüchtigen  Regen, 
welcher  den  ganzen  Tag  wahrte,  gründlich  Fiasko.  Ausser  den  in 
dieser  kurzen  Frist  erbeuteten  Pflanzen  besass  ich  nur  noch  wenige 
Andere,  welche  ich  im  Bois  de  ßoulogne  und  im  Bois  de  Vin- 
cennes  gesammelt  hatte.  Mit  dem  ersten  Tage  des  Wonnemonats 
jedoch  trat  anhaltend  schönes  Wetter  ein  und  nachdem  ich  in  den 
ersten  Tagen  Versailles,  St.  Germain  und  St.  Cloud  besucht  halte, 
unternahm  ich  am  8.  eine  Fahrt  nach  Rambouillet,  um  daselbst 
erst  die  bekannte  Zuclitschäferei  kennen  zu  lernen  und  dann  nach 
Montfort  l'Amaury  zu  gehen,  welche  Strecke  von  der  Station 
Rambouillet  in  direkter  Entfernung  bis  zur  Station  Montfort  etwa 
20  Kilometer  =  2,05  Meile  misst. 

Rambouillet  liegt  an  der  Baiin  von  Paris  nach  Rennes.  Von 
St.  Cyr,  einer  Station  dieser  Bahn  dicht  hinter  Versailles  geht  eine 
Bahn  nach  Houdan  und  Dreux  ab.  Ziemlich  in  der  Mitte  zwischen 
St.  Cyr  und  Houdan  liegt  Montiert  l'Ainaury.  Die  Bodenverhält- 
nisse zwischen  Rambouillet  und  Montfort  variiren  sehr.  Um  Ram- 
bouillet scheint  der  Boden  tiefgründig,  ziemlich  schwer  aber 
grossentheils  warm  zu  sein.  Ueber  die  kaiserliche  Farm  hinaus 
fängt  sumpfiger  Boden  an,  aus  welchem  heraus  nach  St.  Leger  zu 
Sandhügel  ragen,  deren  Beschaffenheit  zum  Theil  dem  wohl  be- 
kannten märkischen  Sande  nichts  nachgeben  dürfte.  Weiter  nach 
Montfort  zu  kommt  man  in  die  Region  der  Wälder  und  Sümpie, 
deren  Boden  wahrscheinlich  durch  Trockenlegung  in  sehr  frucht- 
bare Ackererde  verwandelt  werden  könnte.  Um  Montfort  selbst  ist 
der  Boden  dann  wieder  schönes,  schweres  gut  kultivirtes  Acker- 
land. —  Leider  hatte  ich  mich  zu  dieser  Exkursion  nicht  mit  einer 
genauen  Karte  versehen,  da  ich  von  unsern  deutschen  Verhältnissen 
auf  die  dortigen  schloss.  Bereitwillig  waren  die  Bewohner  stets 
mir  Auskunft  zu  geben,  wenn  ich  nach  den  Wegen  frug,  aber 
öfters  in  Zweifel  ülier  den  richtigen  Weg. 

Der  Zweck,  welcher  mich  nach  Rambouillet  führte,  war  wie 
schon  oben  erwähnt  worden  ist,  der,  die  kaiserliche  Zuchtschäferei 
zu  sehen;  die  Partie  nach  Montfort  unternahm  ich  hauptsächlich 
iu    der  Hoffnung  Eriophorum    Vaillantü,   an    dem  Originalstandort 


157 

selbst  zu  sammeln  (1).   Diese  HofTnung  solKe   freilich  nicht    erfüllt 
weiden. 

Um  YjS  Uhr  früh  fuhr  ich  von  Paris  ab  und  war  um  9  Uhr 
in  Rambouillet.  Erst  passirte  ich  die  kleine  StadI,  wo  eben  Rekruten 
ausgehoben  wurden;  wie  es  schien,  waren  diese  nicht  gerade  be- 
sonders erfreut,  dass  sie  dieser  Ehre  gewürdigt  wurden.  Am  Ende 
des  Städtchens  holte  ich  einen  jungen  Burschen  ein,  welcher  die 
gleiche  Richtung  zu  verfolgen  schien.  Auf  meine  Frage,  wie  der 
Weg  nach  der  Schäferei  führe,  zeigte  es  sich  denn,  dass  er  auch 
dahin  wollte.  Wir  gingen  an  dem  alten  zwischen  Bäumen  versteckten 
und  wie  mir  schien  kleinen  Schlosse  vorbei  über  Wiesen  und 
Triflen  hinweg  und  gelangten  nach  einem  halben  Stündchen  an 
unser  Ziel.  Älein  Führer  trat  in  ein  Gebäude  ein,  welches  einer 
Scheuer  ähnlich  sah  und  ich  wurde  auf  meine  Frage  nach  einem 
Beamten  an  den  Sekretär  verwiesen.  Ich  fand  denselben  endlich  in 
eben  dem  Raum,  in  welchen  mein  Begleiter  eingetreten  war  und 
ich  sah  dann  auch  wie  letzterer  in  Gemeinschaft  mit  noch  etwa  5 
anderen  Männern  Schafe  schor.  Abweichend  von  uns  in  Deutsch- 
land, scheint  dies  Geschäft  dort  von  Männern  versehen  zu  werden, 
die  aber  ihre  Sache  hier  recht  gut  machten.  Bereifwillig  wurde 
mir  die  Stammschäferei  gezeig-t  und  mir  die  Behandlung  der  Thiere 
»Mläutert;  erst  von  dem  Sekretär,  später  von  dem  Direktor  selbst. 
Etwas  schien  den  Herren  merkwürdig,  nämlich,  dass  ein  Fremder, 
welcher  französisch  sprechen  konnte,  sich  mit  Bolanisirbüchse  und 
Hängetasche  herumtrug.  Meine  ausgesprochene  Absicht  von  dort 
aus  nach  Montfort  zu  gehen  und  zu  bolanisiren  erweckte  unge- 
heucheltes  Erstaunen. 

Der  Direktor  hatte  noch  die  Freundlichkeit  mir  den  nächsten 
Weg  zu  weisen  und  nachdem  ich  meinen  Dank  ausgesprochen  halte, 
trat  ich  meinen  Marsch  an. 

Gleich  au  der  Mauer  des  Gehöftes  traf  ich  vereinzelte  Exem- 
plare von  Chamagrostis  minima  (L.)  Borkh.  an,  welche  wohl 
nur  zufällig  dahin  gekommen  war.  Der  Boden  war  durchaus  kein 
leichter  Sandboden  sondern  Lehmboden  mit  kiesigem  Sande  ver- 
mischt (2).  Ich  kam  sofort  in  sumpfiges  Terrain,  welches  mit  Bäu- 
men bestanden  war.  Zur  Entwässerung  waren  Gräben  gezogen  und 
hierdurch  theilweis  trockene  Stellen  entstanden.  An  den  Gräben 
fand  ich  Myosotis  palustris  (L.)  With,  und  intermedia  Lk.  und 
Ranunculus  sylvaticus  Thuill.  (ß).  An  den  trockneren  Stellen 
und  am  Wegrande  standen  Listera  ovata  (L.)  R.  Br. ,  Scorzonera 
humilis  L.,  Endymion  non  scriptus  (L.)  Garcke,  Polygala  vul- 
garis L.,  Carex  nerria  Vi  11.  (4}.  (C.  praecox  Jacq),  sytvatica 
Huds.  und  paltescens  L.,  Fofentilla  Tormentilla  Sehr.,  Pulmonaria 
angustifolia  L.,  Luzula  multiflora  Lej.  und  Cerastium  glomeratum 
Thuill-  Der  Wald  war  nicht  gross  und  ich  gelangte  durch  eine 
bald  sumpfige,  bald  trockene  Haide  an  die  Umzäunung,  welche  die 
Farm  umschliesst.  Auf  den  breiten  Graswegen  bemerkte  ich  Pedi- 
cularis    sylvatica     L.    ein    einzelnes    Exemplar    Cirsium    anglicun 

12  * 


158 

(Hiids.)  Deland  und  Genista  anglica  L.  Naclidem  ich  zur  Pforte 
herausgetreten  war,  wandte  ich  niicli  links  und  bemerkte  zu  meiner 
Freude  Ulex  europaeus  L.,  welchen  ich  bisher  immer  nur  von  dem 
Eiscnbahnwagon  aus  gesehen  halte.  Da  er  die  Berüiu-ung- der  Hände 
niclit  gutwillig  duldete,  wurde  es  mit  dem  l^'usse  in  die  Hangetasche 
eingetreten.  Eine  Viertelstunde  durchzog  ich  wieder  sumpfiges 
Terrain,  welches  nichts  nennenswerthes  darbot.  Endlich  hörte  zu 
meiner  linken  Seite  die  Umzäunung-  der  Farm  auf  und  ich  erblickte 
links  vom  Weg-e  einen  tiefer  gelegenen  Sumpf  (nicht  unähnlich 
den  Sphagnumsümpfen  der  Mark  Brandenburg) ,  in  welchem  ich 
Eriophorum  zu  finden  hoffte.  Ich  wurde  aber  getäuscht.  Zwar 
wuchsen  Eriophorumarten,  aber  sie  waren  alle  verkümmert  und 
abgestorben,  vermulhlich  waren  sie  im  April  erfroren.  Ich  fand 
Myrica  Gate  L.,  Salix  aurita  L.,  an  tieferen,  Wasser  zeigenden  Stellen 
Carex  rostrata  VVith.  (anipullacea  Good.),  Carex  canescen^  L., 
Carex  stricta  Good.  z.  Th.  mit  weiblichen  Aehren,  deren  Spilzen 
männliche  Blüthen  trugen,  Carex  acutiformis  Ehrh.  (C  paludosa 
Good.)  mit  prächtigen  Ausläufern  und  sehr  schönem  Fasernnetz. 
Ob  es  die  var.  spadicea  Rth.  (Kochiana  Deland)  war,  Hess  sich 
bei  dem  Jug-endzustande  der  Pflanze  nicht  bestimmen.  Auf  einer 
höher  gelegenen  Wiese  stand  noch  Orchis  Morio  L. 

Da  ein  Mann  mir  schon  früher  g^esagt  hatte,  dass  der  Weg-, 
welchen  ich  verlassen  hatte,  direkt  nach  St.  Leger  führte,  so  wandte 
ich  mich  wieder  rechts  und  gelangle  zuvörderst  auf  einen  trocknen 
Hüg(?l,  von  welchem  ich  Carex  pilulifera  L.,  Ornithopus  perpu- 
s'ülus  L.,  Lalhyrns  montanus  Beruh.,  {Orobus  tuberusus  L.^  und 
Teesdalia  nudicaulis  {L-)  ^-  ß^-  niifnaliin.  Im  Weitergehen  be- 
merkte ich  zu  meinen  Füssen  ungewöhnlich  grosse  Tannenzapfen 
und  sah  dann,  dass  ich  unter  einigen  Pinus  nigricans  Rost,  stand, 
von  welchen  eine  ziemlich  bedeutende  Anzahl  in  den  Wald  ver- 
sprengt waren,  ob  nun  wild  (soweit  man  dies  von  Forstbäumen 
sagen  kann)  oder  mit  Fleiss  kultivirt,  kann  ich  nicht  behaupten. 
Nach  einigem  Suchen  gelang  es  mir,  einen  Baum  zu  finden,  von 
welchem  sich  ohne  allzugrosse  Mühe  einige  blühende  Zweige  ab- 
schneiden Hessen.  Eine  kurze  Strecke  weiter  hörte  der  Wald  auf 
und  ich  sah  über  Wiesen  hinweg  ein  Dorf,  welches  ich  für  St. 
Leger  hielt,  zumal  ein  Fahrweg  rechter  Hand  dahin  führte.  Am 
Wiesenrand  fand  ich  zuerst  Ranunculus  bulbosus  L.,  auf  der  Wiese 
selbst  Orchis  3Iorio  L.  und  latifolia  L.  Weiler  hin  wurde  das  Ter- 
rain noch  sumpfiger  und  ausser  Valeriana  dioeca  L.  fanden  sich 
noch  Carex  panicea  L.,  Carex  Goodenoughii  Gag.,  Carex  acuta 
L.  (5)  und  einige  brauchbare  Eriophorum,  aber  leider  nur  poly- 
stachium  L.  Qangustifolium  Rth).  Am  Dorfe  angelangt  sammeile 
ich  an  den  Wegrandern  Ornithopus  perpusillus  L.  am  Fusse  von 
Mauern,  und  Anthriscus  vulgaris  Pers.  in  Zäunen.  Aus  einer  Art 
Bach,  welcher,  ungehindert  durch  Schleusse  oder  Brücke,  seinen 
Weg  quer  über  die  Dorfstrasse  hinweg  nahm,    wurde  zum  Anden- 


15!) 

l\on  an  diese  primitiven  Zustünde  im  Lande  der  Civiilsation,  Ranun- 
culus  aquatiUs  L.  mitg^enoiiimen. 

Endlich  traf  ich  ein  lebendes  Wesen,  welches  mir  Auskunft 
über  das  Wirtiishaus  und  den  Ort  gab,  von  dem  ich  aber  zu  mei- 
ner Betrübniss  erfuhr,  dass  ich  nicht  in  St.  Leger  sei,  sondern  um 
dahin  zu  gelangen  wieder  umkehren  müsse  und  dass  das  Wirths- 
haus  gerade  am  anderen  Ende  des  Dorfes  läge.  Nun  war  guter 
Rath  tTieuer.  Durst  und  Hunger  siegten  zuletzt  und  so  legte  ich 
denn  den  We§  durch  das  ganze  Dorf  zurück,  um  am  letzten  Hause 
angelangt  mich  an  saurem  Wein  und  weissem  Brode  zwar  nicht 
zu  stärken,  aber  doch  wenigstens  den  knurrenden  Magen  so  gut 
CS  ging  dadurch  zu  befriedigen.  Nach  einer  Viertelstunde  verliess 
ich  die  Schenke,  zwar  nicht  mehr  durstig,  aber  dafür  mit  tüchtigen 
Kopfschmerzen  behaftet,  welche  nicht  dazu  angelhan  waren,  meine 
Laune  zu  verbessern.  Am  Ende  des  Dorfes  wiederum  angelangt, 
traf  ich  einen  B:iuer,  welchen  ich  nach  dem  Wege  frug  und  wel- 
cher mir  sagte:  ich  möchte  nur  immer  gerade  ausgehen  (tout  droit). 
Mein  Weg  führte  mich  nun  durch  die  herrlichsten  Sandfelder, 
welche  getrost  mit  den  schlechtesten  Feldern  der  Mark  konkurriren 
können,  auf  welchen  Chamagrostis  tninima  (L.)  Borkh.  und 
Linaria  supina  (L.)  Desf.  ziemlich  häufig  waren.  Bald  besserte 
sich  indess  der  Boden  und  bei  einem  einzelnen  Gehöft  angelangt 
war  wieder  der  schönste  Lehmboden  zu  finden.  Ein  hier  hütender 
Schäfer  bedeutete  mir,  dass  St.  Leger  weiter  links  läge  und  so 
ging  ich  einem  Fussweg  entlang  auf  ein  Dorf  zu,  welches  halb 
links  vor  mir  lag.  Von  den  Feldern  sammelte  ich  Trifolium  incar- 
naluiii  L.  (kult.),  Lycopsis  arvensis  L.,  Vicia  angustifolia  Rth. 
\ar.  segetalis  T hui II.,  Valerianella  carinata  Loisl.,  Veronica  ar- 
vensis L.  und  Ranunculus  arvensis  L.  Am  Dorfe  angelangt  frug 
ich  einen  Schmied,  welcher  unter  freiem  Himmel  seine  Arbeit  ver- 
richtete, ob  dies  St.  Leger  sei.  Zu  meinem  Erstaunen  wies  er  mir 
das  Dorf,  woher  ich  gekommen  war  und  welches  eine  kleine  Stunde 
entfernt  lag  als  St.  Leger.  Als  ich  ihn  darauf  aufmerksam  machte, 
meinte  er,  dass  er  es  dann  nicht  wüsste.  Auf  meine  Frage  ,  wie 
der  Weg  nach  Montfort  führe,  erwiederte  er,  dass  er  den  Weg 
nicht  kenne,  aber  es  läge  in  der  Direktion  (nach  Norden  zeigend). 
Nicht  gerade  sehr  erheitert  und  über  die  geistige  Bildung  der 
grande  nation  raisonnirend  folgte  ich  denn  dem  Fingerzeig  und 
befand  mich  bald  in  einem  sumpfigen  Wald,  nachdem  ich  noch 
Hex  aquifolium  L.  mitgenommen  hatte,  welches  vielfach  in  Hecken 
entlang  dem  Wege  wuchs.  Wegweiser  nach  Montfort  oder  Ram- 
bouillet habe  ich  in  diesem  bedeutenden  Waldstrich  nicht  gesehen, 
sondern  nur  solche,  welche  den  Weg  nach  diesem  oder  jenem 
Teich  angeben.  So  verlockend  es  nun  an  und  für  sich  war,  einen 
dieser  Teiche  zu  besuchen,  so  hatten  sich  doch  meine  Kopf- 
scliinerzen  derart  gesteigert,  dass  ich  es  vorziehen  musste,  den 
direktesten  Weg  nach  meinem  Ziele  einzuschlagen.  Ich  sammelte 
nur   noch   Euphorbia  sylcatica   L.,    Convallaria  majaiis   L,,    Aspi- 


160 

dium  filix  rnas  (L.)  S\v. ,  Melica  unlßora  Refz.  und  Galeobdolon 
luteuvi  Hiifls.  Die  Sonne  als  Compass  nehmend  marschirle  ich 
ziemlich  zwei  Stunden,  ehe  ich  wieder  einig^e  Gehöfte  traf.  Vor 
einem  derselben  sassen  zwei  Weiber,  mit  Schwatzen  und  dem  an- 
genehmen Nichlslhun  beschäftigt.  Diese  biedern  Leute  waren  nun 
in  Zweifel,  wie  ich  nach  Monfort  gehen  müsste;  die  Eine  war  der 
Ansicht,  ich  müsse  rechts,  die  Andere,  ich  müsse  links  gehen.  Ich 
entschied  mich  rechts  zu  gehen,  das  heisst  in  der  Richtung  weiter 
zu  gehen,  welche  ich  schon  vorher  eingeschlagen  hatte.  Weiterhin 
bestätigten  mir  einige  Leute,  welche  auf  den  von  Wald  umgebenen 
Feldern  ackerten,  dass  ich  auf  dem  richtigen  Weg  sei  und  nach 
einer  halben  Stunde  hatte  ich  denn  glücklich  die  letzte  Strecke  im 
Walde  zurückgelegt,  und  sah  über  Felder  hinweg  etwa  dreiviertel 
Stunde  Wegs  vor  mir  Montfort  l'Amaury  lit'gen.  Dies  Städtchen 
liegt  sehr  hübsch  um  einen  Berg  herum,  dessen  Gipfel  eine  alte 
Burgruine  krönt.  Auf  einem  Kleefeld  sah  ich  nur  noch  Crepis 
biennls  L.,  welches  zwar  noch  nicht  aufgeblüht  war,  aber  dies  und 
Ibeilweiss  die  Fruchtbildung  noch  unter  der  Presse  nachholte.  An 
den  Mauern  eines  Hohlweges  dicht  bei  Montfort  standen  als  treue 
Gesellschafter  durch  einander  Polypodium  vulgare  L.,  Asplenium 
Trichomanes  L.,  Asplenium  Ruta  muraria  L.,  und  Asplenium  Adian- 
tum  nigrum  L.  und  als  vermufhiicher  Garienflüchlling  Lepidium 
saticum  L.  Nach  dem  Bahnhofe  musste  ich  aber  noch  eine  Meile 
laufen,  nachdem  ich  in  der  Stadt  noch  der  Einladung  eines  Irrsin- 
nigen, welcher  durchaus  wollte,  dass  ich  seinen  Garten  bewun- 
dern sollte,  ausgeschlagen  hatte.  Das  Gespräch  dauerte  immerhin 
fünf  Minuten,  durchaus  nicht  zu  meiner  Behaglichkeit,  da  ich  fürch- 
tete, dass  er  meine  Weigerung  übel  nehmen  und  thätlich  werden 
mochte.  Obwohl  ich  um  7  Uhr  schon  auf  dem  Bahnhof  war  und  bis 
YalO  Uhr  Zeit  hatte,  so  fühlte  ich  mich  doch  zu  schwach,  um  noch 
auf  den  nahe  gelegenen  Wiesen  zu  bolanisiren,  sondern  ich  begab 
mich  in  die  elende  Breiterhütte,  welche  die  Bahnhofsrestauration 
vorstellle  und  war  froh,  dass  ich  statt  des  schlechten  Landweines 
ein  bierartiges  Getränk  erhalten  konnte.  Um  11  Uhr  traf  ich  wie- 
der in  Paris  ein. 

Anmerkungen. 

1.  Selbst  die  französischen  Autoren  sind  im  Zweifel,  ob  sie 
Eriophorum  Vaillantii  als  Art  oder  Varietät  auffassen  sollen.  Me- 
rat,  Loiseleur  und  Poiteau  et  Turpin  rechnen  es  als  Art, 
Godron  et  Grenier,  Boreau  und  Cosson  et  Germain  als 
Varietät  von  Erioph.  anguatifoUuni  Rth.,  Duby  und  De  Can- 
dolle  im  botanicon  gallicum  als  Varietät  von  E.  latifolium  Hoppe. 
Sonst  rechnet  es  noch  Koch  als  Art,  Gau  diu  als  Varietät  von 
E.  angustifolium.  Die  Annahme  von  Duby  und  De  Ca nd olle  ist 
gewiss  nicht  richtig,  denn  wenn  auch  im  Poiteau  und  Turpin 
bei  meinem  Exemplar  der  Text  zu  der  grösseren  letzten  Hälfte 
fehlt,  so  sieht    man    in    der   Zeichnung   deutlich,    dass   bei  Erioph. 


161 

Vailluntii  die  Aelirensfiele  glalt,  bei  E.  latifolium  rückwärts  rauh 
sind.  Verdruckt  ist  es  gewiss  auch  nicht,  sondern  die  Autoren  ha- 
ben ihren  Grund  gehabt,  die  Pflanze  zu  Erioph.  latifolium  zu  zie- 
hen. Die  Frucht  von  E.  Vnillantii  ist  niciit  wie  die  von  E.  nngu- 
stifolium  einfach  zugespitzt,  sondern  hat  wie  die  Frucht  von  E. 
latifolium  noch  einen  kegelförmigen  Aufsatz,  welcher  an  die  Ein- 
schnürung des  Griffels  bei  der  Abtheilung  Heleocharis  der  Gattung 
Scirpus  erinnert.  (Ich  bemerke  hierbei,  dass  ich  mich  bei  dieser 
Beschreibung  und  Vergleichung  auf  die  vortrefflichen  Abbildungen 
von  Poiteau  und  Turpin  stütze,  da  ich  selbst  nicht  im  Besitz 
von  E.  Vaillantii  bin).  Dies  scheint  mir  aber  Grund  genug,  E. 
Vaillantä  nicht  als  Varietät  sondern  als  Art  anzunehmen,  abgese- 
hen von  dem  gedrängten  Stand  der  Aehren  und  der  so  vielfach 
längeren  Wolle.  An  einen  Bastard  kann  ausser  anderen  Gründen 
schon  deshalb  nicht  gedacht  werden,  weil  sonst  Erioph.  Vaillantii 
gewiss  in  Norddeutschland,  wo  Erioph.  latifolium  und  anguslifo- 
liiim  so  oft  durch  einander  wachsen,  schon  gefunden  worden  wäre. 
Eriophorum  Vaillantii  ist  das  Linagrostis  panicula  ampliore  Vail- 
lants  in  der  Abbildung  Bot.  paris.  tab.  16.  1. 

2.  Bei  Fontainebleau  fand  ich  vereinzeltes  Chamagrostis  mi- 
nima auf  einer  Gartenmauer;  vielleicht  war  beide  Male  der  Samen 
durch  Vögel  an   diese  ungewöhnlichen   Standorte  gebracht  worden. 

3.  Ranunculus  nemorosus  De  Ca  n  doli  e.  De  Candolle 
rechnet  in  seinem  systema  naturale  I.  pag.  278  den  R.  sylvaticus 
Thuill.  als  Varietät  von  R.  acris  L.  (peliolis  foliisque  subtus  ve- 
lutino-villosis).  Thuillier  sagt  aber  in  seiner  „flore  des  environs 
de  Paris"  ed.  1824,  pag.  276,  277.  ausdrücklich:  „Pistils  se  termi- 
nant  pas  un  crochet  jaunätre  et  n^courbe  en  dehors,  qui  persiste 
jusqu'ä  la  parfaite  maturite  du  fruit"  und  „germinibus  hamatis," 
welches  er  von  keinem  andern  sagt.  In  den  früheren  Ausgaben, 
welche  mir  nicht  zu  Gebote  stehen,  wird  vermutlilich  dasselbe  ge- 
standen haben. 

4.  Bei  einzelnen  Exemplaren  waren  die  unteren  weiblichen 
Aehren  sehr  schlank  und  ziemlich  lang  gestielt. 

5.  Von  Carex  Goodenoughii  Gay.  fand  ich  nur  ein  anomales 
Exemplar  mit  einer  weiblichen  Aehre,  welche  in  der  Mitte  männ- 
liche Blüthen  zeigte.  Mehr  variirende  Beispiele  bot  Carex  acuta  L. 
Im  Ganzen  zeichneten  sich  die  dortigen  Exemplare  durch  sehr 
kompakten  Aehrenstand  aus.  Kanientlich  eine  Pflanze  trug  15  Aeh- 
ren, worunter  zwei  ganz  und  eine  zur  Hälfte  männlich  waren;  11 
Aehren  standen  auf  dem  Raum  von  einem  Zoll  am  Stamme.  Zwei 
weitere  Pflanzen  hatten  je  eine  weibliche  Aehre,  welche  lang  ge- 
stielt am  Grunde  der  Pflanze  aus  der  Achsel  eines  langscheidigen 
Laubblattes  entsprang.  Ein  ferneres  Exemplar  zeigte  einen  so 
prächtigen  Fasernschopf,  wie  ich  ihn  bei  dieser  Carex-Art  noch 
nicht  bemerkt  hatte.  Ueberhaupt  scheint  der  Fasernschopf  bei  sehr 
vielen  Carex-Arlen  vorhanden  zu  sein,  wenn  auch  nach  den  ver- 
schiedenen   Arten    in   verschiedener   Stärke.    Er   bildet   bekanntlich 


162 


j»  einen  Hilfsunterscbied  zwischen  Carex  verna  Vill.  und  Carex 
longifolia  Host,  (C.  polyrrhiza  Wallr.,  umbrosa  Hoppe).  Auch 
bei  Carex  dimilsa  Good.  habe  ich  stets  einen  augenfällig  stär- 
keren Fasernschopf  gefunden,  wie  bei  Carex  tmiricata  L.  und  ich 
glaube,  dass  hin  und  wieder  dieser  lJinst;ind  von  Gewicht  bei  jun- 
gen Exemplaren  sein  kann,  wo  die  Schläuche  noch  zu  klein  sind, 
da  die  ligula  nicht  immer  ein  entscheidendes  Merkmal  abgibt. 


Halle,  im  Jänner  1868. 


Die  europäischen  Hordeum-Arten. 

Von  Victor  v.  Janka. 

1.  Palea  inferior  in  spiculis  lateralibus  arista  brevissima  (j.  e. 
arista  palea  ipsa  breviori)  terminala,  vel  haud  aristata.  2. 

Palea  inferior  floruin  omnium  longo  aristata:  arista  paleam 
ipsam  superans.  3. 

2.  Spiculae  omnes  magnitudine  aequales  v.  subaequales,  latera- 
lium  paleae  haud  aristatae: 

Hordenm  hulbosnm  L.  (F.  strictum  Desf.J 

Spiculae  difformes,  nempe  laterales  semper  minores  sae- 

pius  rudimentariae;  harum  paleae  inferiores  breviler  arislatae: 

H.  secalinum  S  c  h  r  e  b. 

3.  Spiculae  laterales  masculae  v.  rudimentariae  distinctissime 
pedicellatae;  intermedia  major  hermaphrodita  sessilis;  rhachis 
spicae  fragilis.  4. 

Spiculae  omnes  magnitudine  aequales  hermaphroditae  ses- 
siles  V.  subsessiles;  rhachis  haud  fragilis.  5. 

4.  Glumae  spiculae  intermediae  (hermaphroditae)  anguste  lineari- 
lanceolatae  setis  elongatis  ciliatae:  H.  murlnum  L. 

Glumae    spiculae  intermediae    (hermaphroditae)  selaceae 
brevissiuie  setuloso-scabrae:  H.  maritimum  VVither. 

5.  Spica  breviter  oblonga;  palearum  aristae  arcuato-patulae 
demum  squarrosae  eas  glumarum  multo  superantes;  vaginae 
glabrae:  H.  crinitum  Desf.  {^Elymus  crinitus  Schreb.) 

Spica  linearis;    palearum    aristae    rectae    eas    ghunarum 
pauUo  excedentes;  vaginae  pilosae: 

H.  europaeum  All.  {Elymus  europaeus  L.) 


163 


Die  europäischen  Elymus-Arten  0. 

Von  Victor  v.  Janka. 

1.  Glumae  latae,  lanceolatae  vel  lineari-lanceolatae  paleis  similes 
vel  conformes;  flores  e  glumis  vix  exserti.  2. 

Glumae  angustissiinae,  siibulatae  vel  setacoae  paleis  valde 
(lifTormes;  flores  (saltein  superiores)  e  glumis  longe  exserti.  4. 

2.  Spiculae  geminae-quaternae.  3. 

Spiculae  senae:  Elymus  giganteus  N a\\\, 

3.  Glumae  laeves  lanceolatae  villosulae,  spiculae  geminatae: 

E.  arenarius  L. 

Glumae  nervosae  late  lanceolatae  glabrae ;  spiculae  ternae 

V.  qualernae:  E.  sohiilosus  ^\.  d^.^. 

4.  Spiculae  pleraeque  solitariae  4  florae;  glumae  glabrae,  paleae 
villosae:  E.  Pahoanus  Claus. 

Spiculae  geminae  v.  ternae  2 — 3  florae;  glumae  floresque 
inferne  puberuli:  E.  junceus¥'\sc\\. 

Szent  Gothärd    bei    Szamos-Ujvär    in    Siebenbürgen,    am 
31.  März  1868. 


Literaturberichte. 

—  Beiträge  zur  Kenntniss  der  deutschen  Brombee- 
ren, insbesondere  der  bei  Bremen  beobachteten  Formen.  Von 
W.  0.  Focke.  (Separatabzug  aus  den  Abhandl.  d.  naturvv.  Vereines 
zu  Bremen.)  Bei  C.  Ed.  Müller  1868  p.  68. 

Mit  Recht  nannte  ein  geistreicher  N^aturforscher  die  Resultate 
der  Forschungen  Darwin's  „ein  Ferment,  dessen  Einfluss  man  sich 
nicht  mehr  entziehen  könne."  Die  Walirheil  dieses  Satzes  beweist 
auch  der  vorliegende  Aufsatz.  Der  Verfasser  sucht  die  bis  jezt  un- 
besiegten Schv^'ierigkeiten,  welche  das  Heer  der  Brombeerformen 
durch  seine  Polymorphie  der  systematischen  Bearbeitung  bereitet, 
derart  zu  überwinden,  dass  er  (p.  3)  als  leitenden  Gedanken  fol- 
genden Satz  aufstellt:  „Die  Begriffe  von  Art  und  Race  haben  ihre 
reale  Grundlage  einzig  und  allein  in  den  gemeinsamen  Absfam- 
miingsverhälfnissen  der  einzelnen  Individuen.  Eine  wahre  Syste- 
matik muss  eine  Genealogie  sein,    denn   nicht    allein   die  Bastarte, 


*)  Die  Gattung  Elymus  wird  viel  richtiger  mit  Trlticum  vereinigt; 
Triticum  ramosian  Trin.  ,  T.  liouxii  Gren.  et  Duv.  könnten  ebenso  in 
dieser  Tabelle  Platz  fuiden ,  sowie  auch  T.  Pseudo-Aijropyrum  Gris.  von 
Trinius  und  Turczaninow  zu  Elymus  gereiht  werden. 


164 

sondern  auch  die  sogenannten  reinen  Arten  haben  ihre  Enlslehungs- 
geschichle.  Die  nächste  Aufgabe  der  Systematik  besteht  in  der 
naturgemässen,  d.  h.  genealogisch  richtigen  Umgrenzung  und  Ord- 
nung der  verschiedenen  Formenkreise. "  Dem  entsprechend  unter- 
scheidet Focke  (p.  6)  nebst  Stammarten:  1.  Abgeleitete  Arten, 
oder  wenn  man  lieber  will,  konstante  Racen.  2.  Individuelle  Ab- 
änderungc^n,  die  bei  Vermehrung  auf  vegetativem  Wege  consfant 
bleiben,  bei  der  Samenzucht  ihre  auszeichnenden  Eigenschaften 
mehr  oder  weniger  schnell  verlieren.  3.  Durch  äussere  Einflüsse 
bedingte  Abänderungen ,  die  sich  nicht  vererben.  4  Baslarte. 
Die  einzelnen  deutschen  Brombeerformen  wurden  genau  unter- 
sucht und  nach  diesen  Principien  in  Stammarten ,  konstante 
Racen,  Abänderungen  und  Bastarte  eingetheill.  Von  den  ersteren 
unterscheidet  Focke  (p.  63)  namentlich  7,  nämlich:  R.  tomentosus 
Borkh,  Ä.  amoenus  Porte nschl.,  R.  vulgaris,  ß.  Arrhenii  Lange, 
R.  banatus  n.  sp.,  R,  glandulosus  Bell,  und  R.  caesius  L.  Ob  sich 
Focke's  Ansichten  praktisch  bewähren  und  im  grösserem  Umfange 
als  durchführbar  erweisen  werden,  muss  späteren  Untersuchungen 
über  diese  Rubus-Arten  überlassen  bleiben.  Auf  jeden  Fall  findet 
sich  in  dem  vorliegenden  Aufsatze  viel  Anregendes  und  Brauch- 
bares, was  eine  fernere  Prüfung  verdient.  Der  Unterzeichnete 
empfiehlt  denselben  daher  allen  Batologen  zur  genaueren  Durch- 
sicht angelegentlich.  Dr.  H.  W.  Reichardt. 

—  Im  dritten  Hefte  (vom  1.  .länner  18683  der  von  den  Dr.  A. 
P.  Ninni  und  P.  A.  Saccardo  herausgegebenen  Commentaris 
(lella  fauna  ,  flora  e  Gea  del  Veneto  e  del  Trentino  gibt  Dr.  G. 
Venturi  seinen  Bedenken  gegen  das  Arienrecht  von  Desmatodon 
^/•«seMs  Juratzka.  Ausdruck.  Da  es  sich  um  eine  Art  handelt,  die 
zuerst  aus  Oesterreich  beschrieben  wurde  und  das  erwähnte  Jour- 
nal nur  wenigen  unserer  Leser  zugänglich  sein  dürfte ,  glauben 
wir,  dass  ein  Auszug  dieses  Artikels  nicht  unwillkommen  sein  wird. 
Die  Untersuchung  von  Originalexemplaren  hat  Venturi  belehrt, 
dass,  im  Widerspruche  mit  Juratzka's  Diagnose,  wenn  die  Zähne 
auch  sehr  kurz  sind,  dieselben  eine  Neio;ung  nach  rechts  wahrneh- 
men lassen,  bevor  sie  durch  Abnahme  oder  Herabfallen  des  Deckels 
sich  nach  aussen  biegen  und  ausbreiten.  Die  Drehung  nach  rechts, 
die  schon  bei  den  Zähnen  wahrnehmbar  sei,  trete  noch  deutlicher 
beim  Deckel  zu  Tage  ,  indem  die  Zellenreihen  von  der  Basis  bis 
zur  Spitze  beinahe  eine  Viertelwendung  machen.  Ebenso  fehle  der 
Ring  nicht  gänzlich,  indem  man  bei  genauer  Prüfung  ohne  Mühe 
die  kleinen  Zellen  finden  kann,  welche  —  manchesmal  in  zwei- 
facher Reihe  —  das  Perislom  umgeben.  Weiters  glaubt  Venturi, 
die  von  Juratzka  geläugneten  Uebergänge  zwischen  Desmatodon 
griseus  und  Barbula  membranifolia  durch  die  in  seinem  Besitze 
befindlichen  Exemplare,  die  er  theüs  selbst  sammelte,  theils  von 
Freunden  erhielt ,  konstatiren  zu  können.  Bei  den  aus  Istrien 
stammenden  Exemplaren  sind  die  Zähne  des  Perisloms  sehr  kurz: 
wahrend  aber  j(>ne,    die    Venturi    am   Monte  Spaccalo    sammelte. 


163 

und  die  er  von  Tomtnasini  als  von  Bicka  und  Boluniz  stammend 
erliielt,  diese  kaum  dreimal  so  lang  als  die  Basilarmembran  sind, 
zeigen  die  Zähne  jener  die  von  Tommasini  bei  Scoreola  und 
S.  Servolo  nächst  Triest,  dann  bei  Devazza  gesammelt  worden  sind, 
eine  viel  bedeutendere  Länge:  namentlich  bei  den  Exemplaren  von 
S.  Servolo  überschreiten  die  Zähne  sechsmal  die  Höhe  der  Basilar- 
membran, zeigen  eine  kleine  Neigung  zu  Windungen  und  sind  auf 
das  Säulchen  gestützt.  Zwischen  der  schwachen  Neigung  der  Zähne 
des  Peristoms  nach  rechts  in  den  eben  erwähnten  Exemplaren  und 
der  doppelten  Spirale,  bei  den  Zähnen  des  Peristoms  von  Exem- 
plaren aus  dem  Genuesischen,  ist  ein  grosser  Unterschied;  es  sind 
aber  Exemplare  nicht  selten  ,  wo  die  Zähne  ujehr  als  eine  Win- 
dung bilden,  wie  in  jenen  von  Meran,  die  Milde  sammelte,  oder 
kaum  eine  Wendung  wie  jene  von  Santa  Masenza,  die  Venturi 
von  Sardagna  erhielt.  Bei  den  nachgewiesenen  Uebergängen 
zwischen  dem  sehr  kurzen  Peristom  des  Desmatodon  griseus  und 
dem  sehr  langen  der  Barbuln  membranifolia  muss  man  dem  Cha- 
rakter, auf  den  Juratzka  besonders  das  Artenrecht  von  Desma- 
todon griseus  stützt,  seinen  ganzen  Werth  absprechen.  Diess  muss 
man  um  so  mehr  thun,  wenn  man  erwägt,  wie  wenig  Werth  bei 
anderen  Arten  auf  die  Länge  des  Peristoms  gelegt  werden  darf: 
Niemanden  sei  es  eingefallen,  bei  Pottia  lanceolata  und  Weissia 
viridula  etc.  verschiedene  Arten  nach  der  Länge  (\es  Peristoms 
aulzustellen.  Namentlich  die  Exemplare  von  S.  Servolo  haben  auch 
einen  längeren  Fruchtstiel,  obwohl  er  die  Länge  jenes  der  Exem- 
plare, die  bei  Genua  und  selbst  im  Trentino  gesammelt  wurden, 
nicht  erreicht;  mit  der  namhaften  Länge  verschwindet  auch  die  von 
Juratzka  erwähnte  grössere  Stärke  des  Fruchtstieles.  Der  ^Deckel 
verlängert  sich  in  demselben  Verhältnisse  wie  die  Zähne.  Das  Moos, 
das  Juratzka  als  Desmatodon  griseus  beschrieben,  könne  daher 
nicht  als  eine  selbstsländige  Art,  wohl  aber  in  Anbetracht  derCharak- 
lere,  die  es  von  der  Normallorm  unterscheiden  und  des  weiten  Gebie- 
tes, in  welchem  abnorme  Exemplare  gefunden  wurden,  als  gut  unter- 
schiedene Varietät  gelten,  und  wäre  die  Diagnose  die  folgende  ■ — 
y,Barbiila membranifolia  Hook  ß.  grisea.  Pedicello  breviore  crassiore; 
operculü  breviore;  annulo  plerumque  inconspicuo;  peristomii  dentibus 
brevissimis  vix  dexirorsum  inclinatis."  — Venturi  nimmt  weiter  An- 
lass  die  Berechtigung  des  Bestandes  der  Gallung  Desmatodon  zu  be- 
streiten und  schlägt  die  Vereinigung  der  darunter  begriffenen  Arten 
mit  Barbula  und  deren  Versetzung  zu  den  Synlrichien  in  die  Nähe 
der  Barbula  Wahliann ,  marginnta,  muralis;  dagegen  hält  er  für 
zweckmässig  aus  der  so  vergrösserten  Galtung  Barbula  ver- 
S([iie<lene  Gatlungen  zu  bilden;  diese  wären:  1.  Aloidelia  aus  der 
Schiniper'schen  Abtheilung  Tortula;  2.  Chloronotus  aus  der  Ab- 
theilung Chloronotae;  3.  Barbula  aus  den  Abtheilungen  Unguiculatae 
und  Convolutae.  4.  Strebion  aus  den  Ablheilungeu  Tortuosae  und 
fragiles.  5.  Tortula  aus  den  Abtiieilungen  Cuneifoline  Syntricheae 
mit  Desmatodon.   Man  würde  zwar  so  verwandle  Gatlungen   erhal- 


166 

ten,  ihre  Verwandtschaft  wäre  aber  keine  so  nahe,  wie  jene  ver^ 
schiedener  Hypnaceengattungen,  die  von  den  berühmtesten  Auto- 
ritäten anerkannt  sind.  Bartsch. 


Correspondenz. 

Wien,  am  21.  März  1868. 

Bei  einer  Partie,  die  ich  im  August  1866  auf  die  Koralpe  an 
der  Grenze  Steiermarks  und  Kärnlens  unternahm,  fand  ich  daselbst 
eine  Carex^  welche  durch  ihre  schwarzen  Aehrchen  zwar  stark 
an  Carex  rigida  Good.  erinnerte,  sich  jedoch  durch  die  schmalen 
Blatter  augenblicklich  von  derselben  unterschied,  und  sich  als  eine 
Form  der  C.  vulgaris  Fr.  kennzeichnete;  bei  näherer  Untersuchung 
und  nach  Vergleichung-  mit  schlesischen  Exemplaren  erkannte  ich 
auch  richtig  in  derselben  die  Carex  melaena  Wimm.,  mit  der  sie 
vollkommen  übereinstimmt.  —  Hierdurch  aufmerksam  gemacht  wurde 
mir  die  Angabe  von  Josch,  Flora  von  Kärnten  p.  109,  dass  C. 
rigida  Good.  auf  der  Koralpe  wachse,  zweifelhaft,  und  verdanke 
ich  nun  der  Güte  des  Herrn  Dr.  Holzinger  eine  briefliche  Mit- 
Iheilung  des  Herrn  Präsidenten  Josch,  worin  derselbe  auch  seine 
von  Kokeil  gesammelte  und  ihm  als  C.  saxatilis  ohne  Autoran- 
gabe mitgetheille  Carex  nur  für  eine  kleinere  Form  der  C.  vulgaris 
erklärt,  und  seine  Angabe  mithin  selbst  berichtigt,  wesshalb  ich 
keinen  Anstand  nehme,  Kokeils  Pflanze  für  identisch  mit  meiner 
zu  halten^  wobei  ich  noch  bemerke,  dass  der  Standort  meiner 
Pflanze  auf  steierischem  Boden  gelegen  ist.  —  Carex  melaena 
Wimm.  wäre  somit  aus  den  österreichischen  Alpen  bereits  aus 
Tirol,  (Hausm.  Fl.  v.  Tirol  p.  1500)  'aus  Kärnten  und  aus  Steier- 
mark bekannt,  während  für  C.  rigida  Good.,  nachdem  sie  auch 
für  Tirol  (Hausm.  1.  c.  p.  1201)  zweifelhaft  ist,  blos  der  Standort 
am  Gamskahrkogel  bei  Gastein  (Hinterh.  Prodr.  234)  übrig  bleibt, 
wenn  nicht  vielleicht  auch  hier  eine  Verwechslung  mit  C.  tnelaena 
Wimm.  zu  Grunde  liegt.  Zu  der  von  Prof.  Simony  in  der  Sitzung 
der  zool.-bot.  Gesellschaft  am  4.  Dez.  v.  J.  erwähnten  Piuus  Abies 
ß.  vitninalis  Wahlbg.  habe  ich  ebenfalls  einen  Standort  aus  Kärnten 
hinzu  zu  fügen;  derselbe  liegt  in  der  Nähe  von  Greifenburg  am 
rechten  Ufer  der  Drau  bei  dem  Weiler  Kalch,  und  sind  die  dorti- 
gen Bäume,  ich  glaube  mich  recht  zu  erinnern,  deren  3  oder  4, 
in  der  Gegend  unter  dem  Namen  Trauerfichten  bekannt. 

Ernest  Preissmann. 

Wien,  am  4.  April  1868. 

In  der  vorigen  Nummer  dieser  Zeitschrift  vom  April  pg.  136 
findet  sich  aus  einer  Korrespondenz  eine  Stelle,  die  einige  Vor- 
würfe für  die  k.  k.  zoologisch  -  botanische  Gesellschaft  enthält.  Ich 


167 

weiss  nicht,  ob  die  VeröfTenllicluing  von  Seife  des  Sdireibers  beab- 
sieliljot  oder  ob  es  dem  Redakteur  beliebt  hat,  diese  Stelle  der 
OelTenllichkeit  zu  überg-eben;  Jedenfalls  erfordert  sie  eine  thatsäch- 
liche  Berichtigung.  Dass  die  Sanimlungen  der  Gesellscliaft  keines- 
wegs allda  vergraben  liegen,  sondern  gleichwie  die  Bibliothek  in 
der  liberalsten  Weise  jedem  zur  uneingeschränkten  Benützung-  frei 
stehen,  ist  allbekannt,  und  muss  auch  der  Schreiber,  der  selbst 
früher  Mitglied  war,  sich  wohl  davon  überzeugt  haben,  wenn  auch 
er  keinen  Gebrauch  davon  gemacht  hat.  Dass  übrigens  auch  Nichl- 
niitglieder  dieselben  unbeschränkt  wissenschaftlich  vervverthen  kön- 
nen, davon  kann  er  sich  jeden  Augenblick  überzeugen,  indem  ich 
ihn  einlade,  sich  im  Her bich'schen  Herbar,  das  sich  leider  nur 
zum  geringsten  Theil  hier  befindet,  die  gewünschten  Aufklärungen 
zu  verschatfen.  Die  Gesellschaft  bietet  ihm  ihre  Verhandlungen  mit 
Vergnügen  zur  Aufnahme  der  von  ihm  erlangten  Resultate;  viel- 
leicht ergeben  sie  bei  seinem  warmen  Eifer  Gehaltvolleres  als  lose 
aphoristische  Bruchstücke.  Dass  eine  solche  Benützung  der  Samm- 
lung für  jenen  ausführbar,  dem  es  Ernst  mit  wissenschaftlichem 
Streben  und  nicht  blos  um  Tadel  zu  thun  ist,  hat  Hr.  Dr.  Reh- 
mann bewiesen,  der  am  Schlüsse  des  vorigen  Jahres  von  Krakau 
hieher  reiste,  um  solche  Vergleiche  durch  3  3Ionate  zu  pflegen, 
und  Aufklärung  in  diesem  Herbar  zu  suchen,  dessen  Resultate  auch 
schon  in  der  Jahresversammlung  am  1.  April  d.  J.  der  Gesellschaft 
vorgelegt  wurden,  und  die  sich  gegenwärtig  im  Druck  befinden. 
Was  den  fernem  Vorwurf  betrifi't,  dass  ausser  Neilreich  ohnehin 
niemand  etwas  in  der  Phanerogamenkunde  leistet,  so  muss  ich  mir 
doch  erlauben,  —  indem  ich  bemerke,  dass  jeder  der  Herren  Bota- 
niker unseres  Kreises  gewiss  mit  wahrer  Freude  diesem  lieben, 
allverehrten  Manne  gerne  die  Palme  als  Ersten  als  Unerreichten 
überlassen  wird,  —  aus  den  letzten  Jahren  der  Verhandlungen 
einiges  anzuführen,  was  über  Phanerogamen  in  unsern  Schriften 
enthalten  ist:  Ascherson:  Ueber  Pflanzen  des  Kita  ibe  Ischen 
Herbars.  Erdinger:  Salix  Kernen.  Fenzl:  Seduin  magellenae  etc. 
Hükel:  Botanische  Ausflüge  in  Galizien.  —  Flora  von  Drohobycz. 
Kanitz,  Knapp,  Schulzer:  Flora  von  Slavonien.  Kerner:  Neue 
Bürger  der  n.  ö.  Flora.  —  Hybride  Orchideen.  Knapp:  Prodromus 
florae  comit.  Nitriensis.  Kra^an:  Polymorphie  von  Rubus.  Philippi: 
Zwei  neue  Pflanzengattungen.  Pokorny:  Alter  der  Holzpflanzen. 
Polak:  Ueber  Gummi  resina  liefernde  Umbelliferen.  Reichardt: 
Missbildung  \ on  Pinus.  Stoliczka:  Zur  Flora  und  Fauna  von  Chi- 
sei.  Tomaschek:  Zur  Flora  von  Lemberg.  Weiss:  Floristisches 
aus  Islrien,  Dalmatien,  Albanien  und  mehreres.  Ich  muss  es,  da 
ich  die  Botanik  nur  als  Dilettant  betreibe,  natürlich  dem  Schreiber 
überlassen,  ob  er,  seinen  Arbeiten  gegenüber,  diese  Arbeiten  als 
Leistungen  betrachtet ,  aber  verschwiegen  durfte  das  Vorhandene 
nicht  werden,  wenn  er  sich  nicht  dem  Verdacht  aussetzen  will, 
dass  er  unsere  Verhandlungen  gar  nicht  kennt,  und  nichts  von 
diesen   Aufsätzen   wusste;    denn  andere,    gewiss   weniger  achtens- 


168 

werHie  Gründe  für  ein  geflissentliches  Verschweigen  will  ich  nicht 
annehmen.  Da  die  Redaktion  der  bolanisclien  Zeilschrin  die  Ver- 
handlungen der  Gesellschaft  im  Schriftentausch  besitzt,  so  dürfte 
dieselbe  wohl  zur  Vermeidung  der  Verbreitung  Ihatsächüch  unrich- 
tiger Auffassungen  vielleicht  gebeten  werden,  in  solchen  Fällen 
den  Beireffenden  Einsicht  in  die  Verhandlungen  zu  gestatten.  Wenn 
die  k.  k.  zoologisch-botanische  Gesellschaft  nicht  die  Zufriedenheit 
des  Schreibers  erlangt  hat,  so  muss  sie  das  zwar  bedauern,  glaubt 
jedoch,  dass  er  sich  nur  selbst  ein  Tadelsvolum  ausstellt,  wenn  er 
klagend  auf  Paris,  Florenz,  Berlin  deutet,  anstatt  selbst  Hand  ans 
Werk  zu  legen.  Die  Gesellschaft  ist  eifrigst  bemüht,  in  jeder  Rich- 
tung anzueifern  und  zu  wirken,  und  gerade  aus  den  genannten 
Orten  ermangeln  ihr  besondere  Anerkennungen  ihrer  Bestrebungen 
keineswegs.  Mögen  nur  auch  jene  Herren,  die  es  überall  besser 
finden,  und  denen  es  bequemer  ist,  anzuklagen,  ihren  Eifer  für 
Erreichung  einer  achtungsvollen  Stufe  bei  uns,  in  ehrenwertherer 
Weise  bethätigen,  wenn  sie  sich  dazu  berufen  glauben  und  fühlen. 
Auf  dem  Felde  der  Wissenschaft  mag  der  Schreiber  überzeugt 
sein,   haben  wir  den  Kampf  nicht  zu  scheuen. 

Georg  Ritler  von  Frauenfeld. 

Wien,  am  24.  April  1868. 
Ich  bin  gesonnen  im  Juni  laufenden  Jahres  eine  Reise  in  die 
oberosterreichischen  Alpen  zu  machen  und  will  mich  auf  einige 
Monate  in  Hallstadt  niederlassen,  um  von  dort  aus  Flechten  zu 
san)meln.  Zu  diesem  Zwecke  werde  ich  binnen  Kurzem  eine  Sub- 
scription  auf  das  zu  sammelnde  Material  eröffnen  und  lade  alle  die- 
jenigen Herren,  die  daran  Theil  nehmen  wollen  ein,  sich  schon 
jetzt  mit  mir  (VVieden,  Taubstummengasse  6  in  Wien)  darüber  ins 
Einvernehmen  zu  setzen.  Alles  Nähere  später!         Hugo  Lojka. 

Szent  Gothard  in  Siebenbürgen,  am  12.  März  1868. 
In  Ihrem  neuesten  Elenchus  duplicatorum  findet  sich  auch 
Hieracium  leptocephalum  Schloss.  und  Vuk.  angeführt.  —  Diese 
Pflanze  ist  mit  Hieracium  transsilvanicum  Heuff.  identisch  und 
zwar  stellt  sie  jene  robustere  Form  dar,  die  Fries  in  der  Epicrisis 
generis  Hieraciorum  (Upsala  1862)  pag.  97  in  der  Anmerkung  er- 
wähnt. Ich  habe  sie  im  vorigen  Jahre  Ende  April  bei  Mehadia  häu- 
fig, aber  noch  nicht  blühend  angetroffen.  Bei  dieser  Gelegenheit 
sei  auch  bemerkt,  dass  Oenantlie  silaifoiia  des  Sylloge  florae 
croat.  identisch  mit  Oe.  banatica  Heuff.,  ebenso  Oe.  peucedani- 
folia  daselbst  identisch  mit  Oe.  media  Gris.  ist.  —  Allmälig  weicht 
jetzt  der  viele  Schnee  von  den  Bergen.  Bnlbocodium  tiernum  L. 
\B.  ruthenicum  Bunge)  blüht  bereits  bei  Klausenburg. 

'   Victor  V.  Janka. 

Szent  Gothard  in  Siebenbürgen,  am  8.  April  1868. 
Endlich  ist  auch  bei  uns  die  Vegetation  erwacht:  Adonis  ver- 
nalis,  Carex  humilis,  Scilla  bifolia,  der  hier  auf  buschigen  Steppen 


169 

und  in  den  Wäldern  tonang-ebende  Helleborus  purpwascens ,  dann 
das  in  mancher  Beziehung  —  pnrpurbesprenkelte  Biälter,  Form 
der  ßlüthe  wegen  der  zurückgeschlag-enen  Blumenblälter,  Farbe 
und  Geruch  derselben  —  an  Cyclamen  erinnernde  Erythroniuin 
Dens  canis  sind  eben  in  vollstem  Blühen  begrifTen.  Diesen  folg«'n 
Anemone  pratensis,  A.  Jankae  und  A.  patens,  Corydalis  sotida, 
Gagea  lutea,  Fritülaria  tenella  etc.  —  Wenn  die  Witterung  so 
andauert,  werde  ich  meine  Reise  an  die  Grenze  der  Moldau  in  14 
Tagen  antreten.  —  Das  Gesammtergebniss  meiner  vorigjährigen 
Exkursionen  im  Banal  etc.  werde  ich  erst  später  publiciren.  In- 
dessen will  ich  noch  2  für  uns  neue  Pflanzen  des  Banates  erwäh- 
nen: Scleranthus  biennis  Reut.,  auf  Hügeln  bei  Swinicza  an  der 
Donau  in  Gesellschaft  von  Trifolium  gracile  Thuill,  T.  arioense 
und  einer  Zwergform  von  Lythrum  hyssopifolia  (höchstens  1" 
hoch  —  meine  Exen)plare  geriethen  aber  in  Verlust)  sehr  gemein, 
doch  wohl  nur  Varietät  von  S.  annuus;  —  und  die  Jasione,  welche 
ich  in  meiner  Korrespondenz  aus  Swinicza  ddto.  10.  August  in 
Nr.  9  der  bot.  Ztschft.  1867  angab.  Mit  dieser  konnte  ich  lange 
nicht  ins  Reine  kommen.  Ich  vermuthete  wohl,  dass  sie  zu  J.  Held- 
reichii  Boiss.  (J.  montana  Griseb.  Spicileg.  fl.  rumel.)  gehören 
dürfte,  doch  blieb  es,  da  mir  Boissier's  Diagnoses  nicht  vorla- 
gen, bei  dieser  Vermulhung,  bis  mich  vor  wenigen  Tagen  ein 
Schreiben  meines  Freundes  Ascherson  von  dem  Zweifel  befreite. 
Ascherson,  dem  ich  ein  Blüthenköpfchen  übersandte,  sagt  unter 
Anderem:  „  .  .  .  Das  interessanteste  Stück  ist  jedenfalls  die  Jasione, 
welche  Sie  mir  schon  früher  in  1  Exemplar  mittheilten,  aus  dem 
sich  das  Perenniren  deutlich  erkennen  lässt.  Doch  befand  sich 
daran  kein  aufgeblühter  Kopf,  weshalb  ich  sie  nicht  weiter  unter- 
suchte. Ich  stehe  nicht  an ,  sie  nach  der  Diagnose  für  J.  Hetd- 
reichii  Boiss.  et  Orph.  zu  halten,  was  sonst  (ohne  Vergleich  von 
Exemplaren)  nicht  meine  Gewohnheit  ist.  Hier  treffen  aber  2  wich- 
tige Merkmale:  die  Form  der  Bracteen  und  der  lange  Blüthenstiel 
(letzterer  macht  die  Köpfe  so  luftig,  wie  ich  sonst  keine  Jasione 
kenne)  so  völlig  zu,  dass  ich  mich  schon  durch  die  blosse  Dia- 
gnose beruhigt  halte.  Die  vegetativen  Merkmale  stimmen  allerdings 
nicht,  aber  darauf  ist  nicht  viel  zu  geben.  Ich  habe  J.  montana 
öfter  unzweifelhaft  perennirend  gefunden.  Alle  Blüthenmerkmale 
stimmen;  ich  würde  die  bracteae  nur  sinuatae  nicht  pinnatifidae 
(wie  B  oissier  in  Diagnos.  pl.  Orient.  Ser.  II.  fasc.  6  [1859]  pag.  120) 
nennen.  Aber  die  Länge  und  Schmalheit  derselben  weicht  auffallend 
von  der  Eiform  bei  J.  montana  und  J.  perennis  ab  und  ist  wie 
der  lange  Blüthenstiel  Hauplcharakter  dieser  ausgezeichneten 
Art."  Ich  fand  Jasione  Heldreichii  mit  Hieracium  marmoreum  und 
Semperrivum  Zelebori  häufig  am  Treszkoväczer  Fels;  gleich  3  für 
die  Monarchie  neue  Gewächse  auf  ein  und  demselben  Standort! 
Das  Sednm  annuum.  das  ich  am  10.  Juli  1862  in  Felsrilzen  an 
der  Grosswardein -Klausenburger  Strasse  zwischen  Feketetö  und 
Czucsa    in    Gesellschaft    mit    S.   hispanicum   (vgl.   öst.   bot.  Ztschft. 


170 

vom  J.  1867  pag.  67)  fand,  g-ehört  zur  var.  ß.  racemiferiim  in 
Grisebach  Spicilegiuin  florae  riiniel.  I.  pag.  325,  aus  welcher 
Heldreich:  Sediim  Grisebachii  machte.  —  Gestern  fand  ich  unler 
vielen  tausenden  von  Exemplaren  von  Helleboriis  purpurnscens 
eines  ohne  geringste  Purpurfärbung.  Dessvvegen  werde  ich  aber 
H.  purpurascens  keineswegs  mit  H.  viridis  vereinigen.  Man  sah  es 
dem  grünen  Exemplare  an,  dass  es  krank  sei.  Die  Farbe  war  nicht 
lebhaft  grün,  wie  gewöhnlich  bei  in  Blülhe  befindlichem  U.  viridis 
oder  H.  odoi'us ,  sondern  mehr  gelb,  theilvveise  weisslich.  Als  icli 
in  meinen  Adnotaliones  die  Biälter  von  H.  purpurascens  überwin- 
ternd angab,  war  ich  jedenfalls  stark  im  Irrthum.  Ich  schloss  dar- 
auf, weil  ich  Ende  Oktober  hier  überall  noch  grüne  Blätter  sah. 
Doch  den  Winter  halten  sie  nicht  aus,  wie  z.  B,  von  H.  odorus. 
Die  Blätter  von  Helleborus  viridis  scheinen  hingegen  noch  zeitlich 
im  Sommer  total  abzusterben.  Es  würde  mich  interessiren,  darüber 
Beobachtungen  zu  vernehmen.  Janka. 


Personalnotizeu. 

—  Dr.  Julius  Munter,  Professor  an  der  Universität  Greifs- 
wald wurde  von  der  Sociedad  rural  Argentina  zu  Buenos  Ayres 
zu  ihrem  Socio  honorario  y  corrensponsae  ernannt.  Auch  erhielt 
Dr.  Munter  bei  der  Ausstellung  in  Paris  für  blühende  Hyacinlhen 
im  August  eine  bronzene  Medaille  zuerkannt. 

—  Schulrath  W immer  ist  am  12.  März  in  Breslau  gestorben. 


Vereine,  Gresellschaften,  Anstalten. 

—  Unsere  Akademie  der  Wissenschaften  wird  Ende 
d.  M.  ihre  feierliche  Jahressilzung  abhalten.  Man  sieht  derselben  in 
so  ferne  mit  erhühetem  Interesse  entgegen,  als  sie  eine  Frage  zur 
Entscheidung  bringen  soll,  die  für  die  künftigen  Verhältnisse  der 
Akademie  von  tiefer  Bedeutung  werden  dürfte,  indem  es  sich  ein- 
fach darum  handelt,  ob  Oesterreichs  erstes  wissenschaftliches  In- 
stitut, beengt  durch  seine  noch  vormärzlichen  Salzungen,  auch 
fernerhin  an  diesen  mit  zäher  Selbstsucht  haften  und  so  ein  zwar 
bequemes  aber  nur  träge  pul.sir(>ndes  Dasein  dahinfristen  oder  ob 
es  sich  zu  einem  zeitgemässen  Fortschritte  ermannen  und  die  alten 
schon  lange  morsch  gewordenen  Gepflogenheiten  über  Bord  werfen 
wolle.  Vierzehn  erleuchtete  Mitglieder  der  Akademie,  die  Herren 
Arneth,  Bergmann,  Boue,  Fiedler,  Haidinger,  Hauer, 
Hörnes,  Hyrtl,  Kner,  Meiller,  Petzval,  Reuss,  Sacken  u. 


171 

Suess  haben  in  der  Gesammtsilzung  vom  30.  Jänner  d.  J.  einen 
Antrag  auf  Neuorganisation  der  Aiiadeniie,  welche  seit  ihrer  Grün- 
<lung  (1846j  in  Wesentlichem  unverändert  geblieben  ist,  einge- 
bracht. In  diesem  Antrage  wird  unter  anderem  hervorgehoben,  dass 
<lie  Akademie  abgesclilossen  von  der  anregenden  und  befruchtenden 
Berührung  mit  der  Aussenwell  bleibt;  dass  sie  sich  jedes  Einflusses 
auf  die  Behandlung  der  wissenschaftlichen  Fragen,  mit  denen  die 
Staatsverwaltung  sich  zu  beschäftigen  hat,  begibt,  und  die  Initia- 
tive nur  selten  und  in  untergeordneten  Vorkömmnissen  ergreift. 
Es  wird  die  Thätigkeit  der  Akademie  nach  Aussen  besprochen  und 
ihr  die  Belebung  der  Sitzungen  durch  Theilnahme  an  den  jewei- 
ligen Fluktuationen  der  wissenschaftlichen  Welt  empfohlen.  Es  wird 
die  Unlerabtheilung  der  Akademie  in  eine  Anzahl  von  Sektionen 
beantragt,  ein  neuer  Modus  für  die  Wahlen  der  Mitglieder  in  Vor- 
schlag gebracht,  die  volle  Selbstständigkeit  beider  Klassen  und 
das  Auflassen  der  Gesainmtsitzungen  als  wünschenswerth  erklärt, 
ausserdem  wird  noch  verlangt,  dass  die  motivirten  Beschlüsse  jeder 
Kouimission  durch  den  Druck  veröffentlicht  werden  sollen.  Die  von 
dem  Präsidenten,  wie  üblich,  ernannte  Kommission  zur  Prüfung 
obiger  Vorschläge  hat  in  ihrer  Weisheit  beschlossen  „Alles  schön 
beim  Alten  zu  belassen"  und  bei  der  Akademie  zu  beantragen, 
alle  und  jede  Reformen  abzulehnen!  Dieser  Antrag,  man 
möchte  es  kaum  glauben,  soll  die  Majorität  der  Wiener  Akademi- 
ker für  sich  haben  und  dessen  Fall  nur  von  der  Erleuchtung  der 
auswärtigen  Älitglieder  abhängen,  welche  eben  bei  der  feierlichen 
Maisitzung  den  entscheidenden  Ausschlag  zu  geben  haben  werden 
und  wie  zu  hoffen  auch  im  Sinne  der  vierzehn  Antragsteller  geben 
werden. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais,  Akademie  der  Wissenschaften 
am  13.  Febr.  übersendete  Prof,  H.  Leitgeb  in  Graz  die  erste  Ab- 
handlung seiner  „Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Pflan- 
zenorgane".  Sie  behandelt  das  Wachsthum  des  Stämmchens  von  Fon- 
tinalis  antipyretica.  Das  Spitzenwachslhum  dieses  Mooses  erfolgt 
durch  wiederholte  Theilungen  einer  dreiseitigen  Scheitelzelle.  Die 
Theilwände  sind  den  Seitenflächen  der  Scheitelzelle  parallel.  Die 
Theilungsspirale  ist  eben  so  häufig  rechts-  als  linksumläufig.  Die 
durch  die  Theilwände  aus  der  Scheitelzelle  abgeschnittenen  Seg- 
mente sind,  ihrer.  Entstehung  entsprechend,  in  drei  Längsreihen 
geordnet  und  anfangs  unter  einem  Winkel  von  ungefähr  70^  gegen 
einander  geneigt.  Jedes  Segment  theilt  sich  durch  eine  Längswand 
in  einen  äusseren  und  einen  inneren  Theil.  Der  später  horizontal 
werdende  innere  Segmenttheil,  der  Stengeltheil  des  Segmentes, 
zeigt  im  Allgemeinen  dieselbe  Entwicklung,  wie  sie  für  die  Seg- 
mente in  den  Wurzeln  vieler  Gefässkryplogamen  und  im  Stamme 
von  Equisetum  bekannt  ist.  Er  zerfällt  durch  die  Sextantenwand  in 
Sextanten,  in  deren  grösseren  durch  eine  tangentiale  Wand  eine 
innere  Zelle  abgeschnitten  wird.  Aus  dem  Stengeltheile  des  Segmentes 
bildet  sich  das  weitzellige  axile  Gewebe  des  Stämmchens.  Der  äussere 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  5.  Heft.  1863.  13 


172 

Theil  des  Segmentes,  der  ßlaltlieil,  behält  iheilweise  seine  geneiofe 
Lage  bei.  Er  Ihoilt  sich  durch  eine  Horizontalwand  in  das  akroskope 
und  das  basiskope  Basilarstück.  Ersleres  wächst  zur  freien  Blallfläche 
aus,  indem  sich  in  ihm  eine  zweischneidige  Scheitelzelle  bildet. 
Aus  dem  basiskopen  Basilarstücke  entwickeln  sich  die  Knospen.  Es 
gehört  also  jede  Knospe  und  das  über  ihr  stehende  Blatt  demselben 
Segmente  an.  Eine  V/and  der  Knospenscheitelzelle  ist  immer  der 
Spitze  des  Multersprosses  zugekehrt.  Die  Segmentspirale  der  Knospe 
ist  immer  der  Segmentspirale  des  Muttersprosses  antidrom.  Das 
tangentiale  Wachsthum  des  basiskopen  Basilarstückes  bleibt  gegen 
das  des  akroskopen  bedeutend  zurück.  Die  durch  das  Dickenwachs- 
thum  des  Stämmchens  bedingte  Umfangsvergrösserung  übernehmen 
dafür  die  rechts  und  links  angrenzenden  akroskopen  Basilarstücke 
der  beiden  nächst  älteren  Segmente. 

—  In  einer  Versammlung  des  naturwissenschaftlichen 
Vereines  in  Graz  am  28.  März  erstattete  Dr.  J.  B.  Holzinger 
Bericht  über  den  von  ihm  im  November  v.  J.  unternommenen 
lichenologischen  Ausflug  nach  Kärnten.  Er  beabsichligle  eine  Exkur- 
sion in  die  Karawanken.  Leider  wurde  die  Expedition  wegen  des 
bei  der  Ankunft  in  Klagenfurt  hereingebrochenen  anhaltenden  Re- 
genwetters unausführbar,  so  dass  er  sich  auf  die  Begehung  des 
Kreuzberges  nächst  Klagenfurt  beschränken  niusste.  Diese  war 
aber  im  hohen  Grade  lohnend,  denn  der  Kreuzberg  erwies  -sich  als 
eine  förmliche  Schatzkammer  lichenologischer  Seltenheiten.  Schon 
nach  'iVa  Stunden  war  der  Vortragende  im  Besitze  von  folgenden 
für  die  Flora  Kärntens  neuen  Cladonienarten.  Cladonia  cermcornis 
Ach.,  pyxidata  L.  a.  neglecta  FIk.,  ßmbriata  L.,  ßmbr.  L.  ß. 
cylindrica  subulata  Schaer,  ßmbr.  L.  ß.  cylindr.  radiata  Schaer, 
caespiticia  Flk.,  furcata  Schreb.,  cornucopioides  L.,  graciäs  L., 
a.  vulgaris  ceratostelis  Wallr.  et  chordalis  Flk.,  silvatlca  Hoffm., 
und  hatte  nebst  mehreren,  gewöhnlichen  vorkommenden  Sachen, 
wie  der  Buellta  punctata  ¥\\i..,  Baeomyces  roseus  Pers. ,  Parmelia 
stellaris  L.  «.  aipolia  Ehrh.,  Cailoplaca  luteo-album  Turn.,  Ini- 
bricaria  conspersa  Ehrh.,  auch  die  sehr  seltene  Iinbricaria  revo- 
luta  FIk.  entdeckt.  Wegen  des  Regens  und  starken  Nebels  sei 
übrigens  gewiss  Vieles  seiner  Aufmerksamkeit  entgangen.  Das  Bas- 
sin des  berühmten  Lindwurmes  auf  dem  neuen  Platze  in  Klagenfurt 
war  voll  von  der  schönen  Chara  fragüis  Desv. ,  von  Diatomeen 
und  dem  durch  seine  überraschende  Verschwindungsfähigkeit  aus- 
gezeichneten Oedogonium  fugacissimum  Rab. 

—  In  einer  Sitzung  der  schlesischen  Gesellschaft  für 
vaterländische  Kultur  am  23.  Januar  berichtele  Dr.  J.  Milde 
über  die  Entdeckung  des  merkwürdigen  Asple/iium  adulterinum. 
Die  Pflanze  ist  bei  Einsiedl  und  Marienbad  in  Böhmen  und  bei 
Schönberg  in  Mähren,  westlich  vom  Altvater  in  Menge  aufgefunden 
worden.  An  beiden  Orten  wächst  sie  auf  Serpentin  und  ist  häufiger, 
als  das  dort  gleichfalls  vorkommende  A.  Tricfiomanes,  während  A. 
vii'ide  gs^nz  fehlt.    A.  adulterinum  hat  den  Habitus  des  A.  Tricho- 


173 

manes,  seine  Spindel  isl  in  der  grösseren  unteren  Hälfle  scliwnrz- 
braun,  in  der  oberen  grün,  gefurcht,  aber  vollkoniinen  ungeflügelt, 
die  Spreuschuppen  bald  mit,  bald  ohne  Scheinnerv,  (li(;  Slellimg 
der  Fruchlhäufchen  und  das  vierschenklige  Leitbündel  im  Blattstiele 
erinnern  an  A.  viride.  Die  Pflanze  steht  vollkommen  mitten  inne 
zwischen  A.  Trichomanes  und  A.  viride  und  ist  vielleicht  für  den 
Serpentin  charakteristisch.  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  sie 
auch  in  Schlesien  noch  aulgefunden  wird.  Consistorialrath  Pfarrer 
Dr.  Lorinser  hielt  einen  Vortrag-  über  altindische  Pflanzen- 
namen. Die  tiefe  Empfindung^  und  das  feine  Naturgefühl  der  alten 
Inder  äusserte  sich  auch  in  den  Namen,  welche  dieselben  den  Ge- 
wachsen ihres  Landes  beilegten ,  wie  der  Vortragende  aus  den 
ältesten  Denkmälern  der  Sanscritliteratur,  den  Vedas,  dem  Maha- 
baratta  und  dem  Ramayana  nachwies,  letztere  Epen  enthalten  poe- 
tische Schilderungen  des  tropischen  Urwalds,  wie  kein  andres 
altes  Schriftwerk  (so  unter  andern  in  der  Episode  von  Nal  und 
Damajanli  drei  ganze  Strophen,  mit  Namen  Ton  indischen  Wald- 
baumen  ausgefüllt). 


Literarisches. 

—  Von  Dr.  A.  Flückiger  ist  in  Berlin  erschienen:  „Lehr- 
buch der  Pharmacognosie  des  Pflanzenreichs.  Naturgeschichte  der 
wichtigsten  Arzneistoffe  vegetabilischen  Ursprungs." 

—  Von  Eugen  Fürst  ist  ein  „Frauendorfer  Garten-Kalender-' 
für  das  Jahr  1868,  38  Seiten  stark  in  Grossquart  erschienen.  Be- 
rechnet für  Gärtner  enthält  er  in  gedrängter  Kürze  viel  des  Nülz- 
liciien  und  Wissenswerthen,  das  in  deren  Fach  einschlägt  und  dürfte 
sich  bei  seinem  billigen  Preise  auch  ein  ferneres  Erscheinen  sichern. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  Von  Herrn  Prichoda  mit  Pil.  aus  Nieder- 
ö.sterreich.  —  Von  Herrn  Fritze  mit  Pfl.  aus  Schlesien.  —  Von  Herrn  Prof. 
t''abry  mit  Pfl.  aus  Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Dr.  Rauscher,  Dr.  Ker- 
ner, Bochkoltz,  Winkler,  Dr.  Lagger,  Hans,  Holuby,  Hiile,  Hülsen, 
Bausch,  Dr.  Schütz,  Breidler. 

Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  J.:  „Vielleicht  in  späterer  Zeit,  vorläufig  können  bloss  Original- 
artikel beiücksi^htigt  werden."  —  Herrn  C. :  „Pflanzen  aus  Italien  besitze  icli 
dermalen  keine,  empfehle  Ihnen  dagegen  sicli  an  Dr.  R.  F.  Hohenacker,  vi 
KirchhL'iiu  u.  T.  in  Württemberg  zu  wenden,  dem  solche  in  sehr  schönen 
E.xeniiilaren,  gesammelt  von  Cesati,  Garne  I  und  Sa  vi,  zur  Verfügung  stehen." 

13  * 


174 

—  Herrn  Br.  Schi.:  „Sie  haben  die  bemerkten  2  fl.  bereits  bei  der  diess- 
jährigen  Priinumeration  in  Abrechnuns?  i;ebracl)t."  —  Herrn  M.  ii  VV.:  „Niel 
Diink.^'  —  Herrn  Dr.  K.:  „Ihre  den  20.  i\Iärz  in  Innsbruck  der  Post  ühergebene 
Korrektur  ist  den  22.  März  wohl  in  Wien  angekingt ,  Wieb  aber  bis  zum 
10.  April  (!)  auf  der  Post  Wieden  liegen." 


Inserate. 
Zur  hohen  Beachtung  für  Bruchleidende. 

Der  berühmte  Bruch -Balsam,  dessen  hoher  Werth  selbst  in  Paris 
anerkannt,  und  welcher  von  vielen  medicinischea  Autoritäten  erprobt 
wurde,  welcher  auch  in  vielen  tausend  Fällen  glückliche  Curen  hervorbrachte, 
kaüu  jederzeit  direkt  brieflich  vom  Unterzeichneten  die  Schachtel  ä  4  11.  Oe.  W. 
geg.Mi  Binsendung  des  Betrages,  da  die  Poslnachnahme  nicht  stattfinden  kann, 
bezogen  werden.  Für  einen  nicht  so  alten  Bruch  ist  eine  Schachtel  hinreichend. 

J.  J.  Kr.  Eisenhut  in  Gais,  bei  St.  Gallen  (Schweiz). 


Reliquiae  Mailleanae. 


Diese  grosse  Sammlung,  die  von  den  Herren  Puel  und  Älaille  in  Paris 
in  der  Absicht  bei;onnen  wurde,  Floren  von  Europa  nach  Regionen  und  Be- 
zirken eingetheilt  herauszugeben,  ist  jetzt  beendigt.  Sie  umfasst  2053  Num- 
mern, worunter  435  zwei-  oder  dreifach. 

Die  folgende  Uebersicht  der  geografischen  Vertheilung  der  Pflanzen  dieser 
Sammlung  ist  bei;onders  geeignet,   ihre  Wichtigkeit  für  jedes  Herbar  darzuthun. 


Spanien 14  Species 

Corsica 9  „ 

Canarische     Inseln  ....  7  „ 

Balearische        „     ....  4  „ 

Dänemark 4  „ 

England     .......  2  „ 

Irland 2  „ 

Oesterreich 1  „ 

Aialta 1  „ 


Frankreich 1348  Species 

Syrien      337 

Schweden 206 

Schweiz 182 

Al-ier 106 

Italien 105 

Belgien 85 

Klein-Asien     ......      43 

Lapi'/land 17 

lUi.ssland      15 

Sämmtlichea  Pflanzen  sind  numerirte  Etiketten  beigegeben.  Die  Bestim- 
mungen sind  von  Herrn  Dr.  E.  Cosson  durchgesehen  und  eventuell  berich- 
tigt. —  Das  Verzeicliniss  der  ganzen  Sammlung  nach  dem  Prodromus  von  De 
(Ja nd olle  geordnet  wird  in  dem  Bulletin  de  la  Societe  botanique  de  France 
er.-cheinen  und  es  wir  jedem  Abnehmer  der  Sammlung  ein  Extraabzug  des- 
selben zugeschickt. 

Der  Preis  der  Centurie  ist  10  Frcs.  (2  Rthlr.  20  Sgr).  Die  ganze  Samm- 
lung kostet,  da  die  53  überschüssigen  Nummern  nicht  berechnet  werden, 
200  Frcs,  (53  Rthlr.  10  Sgr.) 

Die  Sammlung  kann  entweder  auf  einmal,  oder  in  Lieferungen  von  je 
3  Ceiiturien  be/.ogen  und  bezahlt  werden. 

Briefe  und  Gelder  sind  an  Herrn  Kralik  in  Paris  12  rue  du  Grand 
Chantier  zu  adressiren. 


Rediikleur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von    Gerold  et  Comp. 
Druck  nml  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  biichdruckerei  (W.  Salzer). 


Oesterreichische 

Botanisclie  Zeitsclirift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Oie    Ö8terrei«hisclie  EzemplarOi 

botanische    Zvitsrlirlft               Rftfailib    Hilf]  RAfailibAK                die  frei  durchdie  Post  be- 

erscheint                           «UldUlK    UHU  UUMUlHei,             zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos   bei  der  Redaktion 

ml'n""^rur.  ilut'  Gärtner,  Oekonoiiien,  Forsimäiiner,  Aerzle,   ^"jrp";änure"Tre'':"' 

(3  Thh:  10  Xgr.)  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder  inftllinlor   llllil    TocliniL'DI'  Buchhandels    übernimmt 

mit  *  fl.  63  kr.  Ost.  %V.  rt|)UlllllVll    UHU    iriUUim"!.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Gerold'«  Sohn<'. 

Inserate  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  __  ^^  so    wie  alle  übrigen 

10  kr.  öst.  W.  Xl  -'    U  Bachhandlungen. 

.Will.  Jaf.igaiig.  Wia. Juni  I8()8. 

INMALT:  Die  Ktibi  der  Ns.  Podliragyer-Flora.  Von  Holuby.  —  Vegetatiousverhältnisse  Ungarns. 
Von  Dr.  Kerner.—  Ausflug  in  die  Turracher-.A.Iiien.  Von  Krenberger.  —  Phytographische  Frag- 
mente. Von  Dr.  Schur.  —  Literaturberichle.  Von  Dr.  Reichardt,  Senoner.  Correspondenz.  Von 
S.,  Janka.  —  Krj'ptogamischer  Reiseverein.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten. 
—  Inserate. 


Die  Rnlpi  der  Ns.  Podhragyer-Flora. 

Von  Jos.  L.  Holuby. 

Wenn  ich  in  naclistehenden  Zeilen  über  die  Brombeeren  meiner 
nächsten  Umgebung  meine  Bemerkungen  niederlege,  muss  ich  die 
gütigen  Leser  im  Voraus  versichern,  dass  ich  die  Masse  von  Namen 
auf  Iveinen  Fall  vermehren  werde:  sondern  nur  meine,  hier  im 
Umkreise  von  kaum  zwei  Quadratmeilen  seit  vier  Jahren  gesam- 
melten Arten  und  muthmasslichen  Bastarte  nach  0.  Kunze's  „Re- 
form deutscher  Brombeeren"  den  Freunden  und  Feinden  dieser 
vielgestaltigen  Gattung  in  einer  Reihe  aufl'ühren  will. 

Gleich  nach  dem  Erscheinen  des  erwähnten  Werkes  hatte  Herr 
F.  Schwarzer  in  Kuhnern  die  Güte  es  mir  nebst  mehreren  schle- 
sischen  Brombeeren  mitzutheilen;  auch  war  er  so  freundlich,  meine 
Exemplare  durchzusehen  und  grösstentheils  zu  bestimmen.  Von 
nicht  geringem  Nutzen  waren  mir  bei  dem  Sammeln  und  Bestim- 
men auch  seine  brieflichen  Mittheilungen:  und  ich  erfülle  nur  eine 
Pflicht  der  Dankbarkeit,  wenn  ich  dies  alles  hier  erwähne  und  da- 
für meinen  verbindlichsten  Dank  öffentlich  ausspreche, 

Dass  man  durch  Annahme  von  Bastarten  mit  der  Zeit  die 
Rubos  ebenso  glücklich  behandeln,  und  in  das  Chaos  der  Nomen- 
klatur  die    gehörige    Ordnung    wird    bringen    können,    wie  dies  in 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  Ö.  Heft.  1868.  14 


176 

neuester  Zeit  bei  den  Weiden  schon  gelang,  ist  mehr  als  wahr- 
scheinlich. Dass  aber  ßastarte  in  dieser  Gallung  gar  nicht  zu  den 
Seltenheiten  gehören,  davon  kann  sich  Jedermann  überzeugen,  der 
die  Rubos  seiner  Gegend  nur  mit  einiger  Aufmerksamkeit  beobach- 
tet. Man  darf  aber  nicht  alles  mit  Aerger  wegwerfen,  was  nicht  zu 
irgend  einer  Beschreibung  genau  passen  will,  denn  es  ist  leicht 
möglich,  dass  man  mit  einer  solchen  so  genannten  „schlechten  Art" 
die  interessanteste  Uebergangsform  oder  einen  seltenen  Bastart, 
den  man  nicht  so  bald  wiederfindet,  wegwirt'l.  Herrn  OlloKunze's 
„Reform"  wird  durch  die  eigenthümliche  Behandlung  des  Gegen- 
standes auch  den  minder  Geübten  nicht  von  dieser  vielgeslaltigcn 
Gattung  abschrecken,  vielmehr  ihr  neue  Beobachter  zufüliren.  Möge 
dies  im  reichsten   Maasse  gelingen! 

Um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  bezeichne  ich  gleich  hier 
die  geognostische  Unterlage  der  weiter  unten  zu  erwähnenden 
Standorte,  an  denen  ich  die  hier  aulgezähllen  Rul)os  gesammelt 
und  beobachtet  habe.  Das  Bosac-Podhragyer  Thal,  das  sich  in  einer 
Länge  von  3  Stunden  von  Nordwest  gegen  Südost  zieht  und  bei 
Bohuslawice  mit  dem  hier  nur  schmalen  Wagthale  vereinigt,  wird 
von  niedrigen  Kalkhügeln  eingeschlossen.  Die  das  Thal  von  nord- 
östlicher Seite  begrenzenden  Hügel  sind,  von  Bohuslawice  ange- 
fangen bis  zum  mahrisch  -  ungarischen  Grenzberge  Lopennik,  dem 
höchsten  Punkte  dieses  Gebietes  (28P8')  folgende:  Häjnica  mit 
Dachsteinkalkunterlage,  bei  der  Einsenkung  westlich  von  Haluzice 
ersclieinen  Mergelkalke  und  Dolomit,  dann  Chümy,  Mlacowec,  Bu- 
disowä,  Bochäcowä,  Pohonilwa  und  die  Spänie-Jastrabske-er  Buchen- 
wälder haben  gleichfalls  graue  Mergelkalke  zur  Uuterlage.  Die 
südwestliche,  das  Thal  begrenzende,  Hügelreihe  fängt  mit  dem 
Turecko  im  Wagthale  mit  Daclisteiukalkunterlage  an,  wird  durch 
«iie  Kössener  Schichten  des  Sniansky  Häj,  dann  die  Mergelkalke 
der  Lisica,  Harsowka,  Reselärowec,  Beslinne  und  theilweise  Nowä 
Hora  mit  dem  Grenzgebirge  verbunden.  Klippenkalkparthien  treten 
nur  nördlich  von  der  Harsowka  auf  der  Babä  Hora,  dann  am  Fusse 
des  Resetärowec  und  an  einzelnen  Stellen  östlich  von  der  Hügel- 
reihe Chümy,  zu  Tage.  Der,  das  Thal  im  Nordwesten  halbkreisför- 
mig einschliessende  Bergrücken  Nowä  Hora  mit  dem  bereits  in 
Mähren  liegenden  Brezowaer  Berge,  dem  Lopennik  und  seinem 
Ausläufer  Grün,  wird  aus  Wiener  Sandstein  gebildet.  Mächtige 
Lössschichten  lagern  in  der  Einsenkung  zwischen  dem  Srnansky 
Häj  und  der  Lisica,  am  westlichen  Abhänge  der  Chümy,  am  östli- 
chen der  Häjnica  —  wo  man  auch  vor  etwa  7  Jahren  Bruchstücke 
von  Mammulhsknochen  fand  — ,  und  an  den  Abfällen  des  Turecko 
gegen  Süden  bei  Mnesice.  Das  Thal  selbst,  —  das  der,  im  Früh- 
jahr und  zu  Regenszeiten  hoch  anschwellende,  am  Lopennik  ent- 
springende Bosäcka  -  Bach  der  ganzen  Länge  nach  durchfliesst  und 
sich  unterhalb  Bohuslawice  in  die  Wag  ergiesst ,  —  wird  aus 
Alluvium  gebildet.  Kalktuffe  sind  fast  überall  an  den  ßergquellen, 
oft  in  nicht  unbedeutender  Mächtigkeit. 


177 

Auf  (üpsom  Gebiete  sammelte  ich  bisher  die  folgenden,  nach 
Otto  Kunze's  „Reform  deutscher  Brombeeren,  Leipzig  1867" 
aufgezählten  Rubos: 

1.  Rubus  candicans  Whe.  (0.  K.  1.  c.  p.  12.)  Ist  hier  ohne 
Wahl  der  Unterlage  auf  allen  sonnigen  Hügeln,  an  Waldrändern 
auch  in  Holzschlägen  die  gemeinste  Art.  An  sonnigen  Kalkhügeln 
ist  der  BlaKfilz  reichlicher,  dagegen  an  schaltigen  oder  etwas 
feuchten  Standorten  erscheinen  die  Blätter  gleichfarbig.  In  den 
Jvanöczer  Wäldern  sammelte  ich  in  einer  ausgehauenen  schattigen 
Allee,  Exemplare  mit  riesigen  Stengelblältern,  die  nur  wenig  be- 
haart sind,  und  zu  ß.  fallax  Chab.  (0.  K.  1.  c.  p.  13)  gehören. 
Auf  dem  Hügel  Budisowä  wächst  ein  Strauch,  dessen  Stengeläsfe 
filzig  mit  nur  sehr  schwachen,  dünnen  Stacheln  versehen  sind,  die 
Stengelblätfer  erscheinen  \  erkünnnert  und  mit  meist  mehr  oder  minder 
zurückgerolltem  Rande,  oberseits  etwas  sammtig.  An  einen  Baslart 
ist  hier  nicht  zu  denken,  denn  dieser  Stock  steht  isolirt,  und  man 
sieht  an  demselben  auch  normal  entwickelte  Stengel,  Stacheln  und 
Blätter;  diese  krankhafte  Erscheinung  wird  wahrscheinlich  durch 
eine  Pilzbildung  bewirkt.  Am  Fusse  des  Resetärowec  stehen  einige 
Stöcke  dieser  Art  auf  Kalktuff  in  der  Nähe  einer  Quelle,  werden 
von  hohen  Buchen  beschattet  und  sind  von  der  gewöhnlichen 
Schaltenform  nur  durch  den  dichtem  Blattfilz  verschieden.  An  stei- 
nigen, sonnigen  Standorten  findet  man  eine  Form  mit  traubigem 
Blülhenslande  und  schmäleren  ßlätlchen,  welche  ich  auch  am  Fusse 
der  Neutraer  Jaworina  beobachtet  habe.  Bei  allen  hier  beobachteten 
Formen  dieser  Art  sind  die  sterilen  Stengel  in  der  Jugend  mit 
wenigen  angedrückten,  seltener  etwas  abstehenden  Haaren  besetzt, 
die  sich  jedoch  im  Alter  verlieren.  Vollkommen  kahle  Stengel  sah 
ich  niemals. 

2.  R.  sanctus  0.  K.  Var.  vulgaris  0.  K.  (I.  c.  p.  17.)  Wurde 
bisher  nur  in  wenigen  Stöcken  gefunden,  und  zwar  am  Fusse  der 
Nesnadnä  im  Kalkgerölle  an  einer  schattigen  Stelle,  am  Abhänge 
eines  Ausläufers  der  Spänie-Hügel  dem  Os  tro lue ky 'sehen  Meier- 
hof gegenüber  gleichfalls  nur  vereinzelt,  und  in  meinem  Garten  ein 
noch  junger  Stock  im  Zaune.  Unsere  Pflanze  hat  abstehend  dicht- 
behaarte sterile  Stengel,  gleichfarbige,  dünne  Blätter,  und  nur 
armblütige  Rispen.  Am  erstgenannten  Orte,  wo  ich  meine  Exem- 
plare geschnitten  habe,  stehen  ringsum  viele  Stöcke  des  R.  candi- 
cans Whe.,  deren  Blattunterseiten,  des  schattigen  Standortes  wegen, 
weniger  filzig  sind  als  bei  der  Normallorm,  in  allen  Merkmalen 
aber  mit  ihr  vollkommen  übereinstimmen.  Dies  glaube  ich  besonders 
hervorheben  zu  müssen,  als  Beweis,  dass  unser  R.  sanctus  keine 
blosse,   durch   den   Standort  bedingte   Form  des   R.   candicans,  sei. 

3.  R.  idaeus  L.  Häufig  in  Holzschlägen  der  Wälder  auf  Kalk 
und  Sandstein;  auf  humusreicher  Unterlage  kräftiger  entwickelt.  Im 
Kalkgerölle  des  Landrowec  bei  Podhragy  ist  er  niedriger,  mit  stär- 
kerfilzigen   Blattunterseiten,    kleinen,    dnnklergefärbten    und    un- 

14  * 


178 

schmackhaflen    Früchten.    Die   Form   mit   dreizäliligen    Blättern    (ß. 
microphyllus  Wallr.)  ist  nicht  selten  unter  der  Normalfurm. 

4.  ß.  caesius  L.  Sehr  gemein  an  Bachufern,  an  Gräben, 
Zäunen,  Feldwegen,  auf  Aeckern,  an  buschigen,  feuchten  Stellen 
der  Berg-  und  Thahviesen,  häufig  auch  im  Weidengebüsch  des 
Wagfhales.  Eine  Form  mit  lunfzähligen  Blättern  gehört  zu  den 
Seltenheiten. 

Var.  agrestis  N.  W.  (0.  K.  1.  c.  p.  27.)  Auf  Brachen  und  in 
Hecken  an  Feldwegen,  besonders  auf  Kalk  und  an  Stellen,  die  der 
Sonne  ausgesalzt  sind,  nicht  eben  selten.  Eine  Form  mit  auffallend 
grossen  Blällern  fand  ich  in  Hecken  des  Weges  „za  Budisowou." 
Dieselbe  Form  sah  ich  auch  im  Neutraer  Komitat  bei  Wrbowce  und 
Ung.-Skalilz,  an  letztgenanntem  Orte  sogar  häufig. 

5.  ß.  tomentosux  Borkh.  (0.  K.  I.  c.  p.  28.)  Ziemlich  häufig 
auf  allen  buschigen  Kalkhügeln,  besonders  schön  und  kräftig  ent- 
wickelt in  Holzschlägen  des  Turecko,  dann  im  Resetärowec  und  an 
den  Abhängen  der  Harsowka.  Auf  Sandstein  kommt  diese  Art  sel- 
tener vor.  In  den  Podhragyer  Eichenwäldern  sah  ich  Exemplare 
mit  vorwiegend  4 — 5  zähligen  weniger  filzigen  Siengelblättern.  In 
einem  förmlichen  Rubusbeete  des  Resetärowec  stehen  mehrere 
mächtige  Stöcke  mit  starken,  bogigen  Stengeln,  fleischigen  Früch- 
ten, die  au  Geschmack  jenen  des  ß.  candicans  nur  wenig  nach- 
geben. Eine  Form  mit  oberseits  fast  kahlen,  dunkelgrünen  Blättern 
sammelte  ich  an  einem  Brachfelde  am  östlichen  Abhänge  der  Budi- 
§owä  (ß.  glabratus  Godr.)  Eine  andere  niedrige,  graufilzige,  mit 
nichtkriechenden,  aufrechten,  nur  mit  der  Spitze  überhängenden 
sterilen  Stengeln,  kann  man  in  mehreren  Stöcken  im  Podhragyer  Wein- 
gebirg  an  steinigen  Stellen  beobachten.  Im  Neutraer  Komitat  sah 
ich  bei  Lubina,  Hrusowe,  dann  am  Kostelansky  Häj  und  bei  Myjawa 
auf  Kalk  und  Wiener  Sandstein  nur  die  Form  stellinus  OK.,  bei 
Ung.  Skalitz  eine  dem  glabratus  Godr.  nahe  stehende  Abänderung. 
Wenn  diese  Art  auch  vielgestaltig  ist,  kann  man  sie  dennoch  an 
den,  durch  Herrn  0.  Kunze  IrefTlich  angegebenen  Merkmalen  leicht 
von  allen  unseren  Brombeeren  unterscheiden  und  erkennen,  na- 
mentlich sind  es  die  graufilzigen  rhombischen  Blättchen,  die  sie 
schon  von  Weitem  verrathen,  und  von  den  mehr  oder  minder 
grünen  Blättern  anderer  Brombeerarten ,  mit  welchen  sie  oft  ver- 
mischt vorkommt,  stark  abstechen. 

6.  ß.  Radula  Whe.  An  den  Abhängen  des  Mlacowec,  Chümy, 
Lisica  in  einzelnen  ziemlich  grossen  Gruppen,  sonst  auch  im  Pod- 
hragyer Weingebirg  und  am  Fusse  des  Kamenicne  in  zerstreuten 
Stöcken.  Am  Abhänge  der  Lisica  wächst  diese  Art  an  mehreren 
Orten  in  Gesellschaft  des  ß.  tomentosus,  auch  einzelne  Stöcke  des 
ß.  candicans  stehen  in  der  Nähe.  Im  Eichenwalde  Lowichowec 
fand  ich  unter  vielen  Stöcken  der  letztern  Art  nur  ein  Exemplar 
ß.  Radula.  Im  Neutraer  Komitat  sah  ich  diese  ausgezeichnete  Art 
bisher  noch  nicht,    doch   ist    deren   Vorkommen    besonders  in  dem 


179 

Nedzo-Gebirge    zwischen   Wag  -  Neiistadll    und    Wibowe,    mehr  als 
wahrscheinlich. 

7.  R.  hybridus  Vill.  (0.  K.  1-  c.  p.  36.  AT.)  Ueberall  in  Wal- 
dern, Holzschliigen,  an  l»uschigen  Stellen  der  Bergwiesen.  Ans 
dieser  einzigen  Art  wäre  es  ein  Leichtes,  unzählige  Formen  zu 
fabriciren.   Von  den,    am    a.  0.  beschriebenen   besitze   ich  folgende: 

horridus  Schultz,  sehr  selten  am  Kamme  t\as  Bestinne  an 
einem  buschigen  Brachackerrande  und  am  östlichen  Abhänge  des- 
selben Berges  in  einem  Dickicht  von  Prunus  sp'mosa.  Die  Blätter 
waren  grössteniheils  noch  in  der  Jugend  durch  Schafe  abgefressen, 
und  es  gelang  mir  nur  wenige  zu  den  Blülhenexemplaren  zu  be- 
kommen. Ich  halte  unsere  Pflanze  für  die  Abänderung  R.  Koeleri 
Whe.  Herr  Schwarzer  bemerkt  über  dieselbe:  „Ich  fand  diese 
Form  auch  hier  und  habe  sie  als  Var.  russatus  vertauscht,  wej^en 
den  dichtslehenden  langen  rolhen  Nadeln  der  Rispe."  Dieses  förm- 
liche Arsenal  von  Stacheln  namentlich  im  Blülhenstande  zeichnet 
unsere  Varietät  vor  allen  Abänderungen  dieser  Art  aus. 

glandulosus  Bell.  Die  Form  ß.  Bellardi  N.  W.  an  feuchten 
Stellen  des  obern  Resetärowec  in  einer  grossen  Gruppe,  ist  durch 
die  verhältnissmässig  sehr  grossen  dreizähligen  Blätter  ausgezeich- 
net. Zu  dieser  sich  nähernde  Formen  sind  übrigens  in  Holzschlägen 
nicht  selten.  R.  hirtus  W  K.  höchst  gemein  in  Holzschlägen,  auf 
buschigen  Stellen  der  Bergwiesen,  in  schattigen  Wäldern  meist 
niederliegend  und  mit  hin-  und  hergebogenem  Blüthen- und  sterilen 
Stengel.  Aus  den  Früchten  dieser  Varietät  hat  man  in  den  soge- 
nannten besseren  Zeiten  vor  1848,  eine  Art  Branntwein  bereitet, 
nach  welchem  unseren  einstigen  Podhragyer  wackeren  „Kortes's" 
noch  heute  der  Mund  wässert.  Auf  der  Neutraer  Jaworina  sammelte 
ich  das  vorige  Jahr  eine  merkwürdige  Form  mit  riesigen,  stark 
beblätterten  Rispen,  kleinen  Blüthen,  und  langen  blaltarligen 
Kelchzipfeln. 

8.  R.  caesius  X  fruticosus  0.  K.  (1.  c.  p.  64)  und  zwar  die 
Varietät: 

corylifolius  (Sm.)  ziemlich  häufig  an  Zäunen,  Bächen,  auf 
buschigen  Stellen  der  Bergwiesen,  auch  in  Holzschlägen.  Nach  0. 
Kunze  soll  diese  Varietät  flache  Blätter  besitzen.  Kaum  hundert 
Schritte  von  meiner  Wohnung  an  einer  Gartenmauer  wächst  sie 
mit,  wenigstens  in  der  Jugend,  faltigen  Blättern.  Diesen  Stock 
habe  ich  Gelegenheit  täglich  zu  beobachten.  Auch  an  mehr  schat- 
tigen Orten  an  Gartenzäunen  sah  ich  diese  Varietät  oft  mit  faltigen 
Blättern.  Dass  wir  es  hier  nicht  mit  ß.  fruticosus  L.  zu  thun  haben, 
sieht  man  an  den  sitzenden  unteren  Blättchen  der  özähligen  Sten- 
gelblätter, dem  aufrechten  Kelche  nach  dem  Verblühen,  und  den 
schwachen,  meist  rundlichen  und  nicht  selten  bereiften  sterilen 
Stengeln.  Ich  sah  diese  Varietät  auch  im  Neutraer  Komitat  aui  Fusse 
der  Javorina  und  in  den  Wrbowce-Skalitzer  Wäldern  ziemlich  ver- 
breitet. Sie  hat  dort  ebenso  wie  hier  meist  fehlgeschlagene  Früchte, 
was  ihre  Baslartnatur  nur  bekräftigt. 


180 

tomentosus  N.  W.  Auf  Braclien,  Acker-  und  Wegrändern, 
in  trockenen  Graben  der  niedrigeren  Hügel,  auch  an  sonnigen 
Stellen,  in  Holzschiiigen  nicht  selten.  An  den  unfruchtbarsten  Bra- 
chen des  Hügels  Budisowä  bemerkte  ich  an  der  Unterseite  der 
Blätter,  an  Blattstielen  und  an  den  Rispenästen  eine  schwarze, 
körnige  in  Häufchen  sitzende  Pilzbildung,  was  den  Exemplaren  ein 
scheckiges  Aussehen  gibt.  Bei  dieser  Varietät  kommen  fehlgeschla- 
gene Früchte  nur  selten  vor;  sie  sind  gewöhnlich  so  gross  und 
saftig  wie  R.  candicans. 

Dieser  Baslarl  ist  hier  der  häufigste,  und  wenn  ich  auch 
seine  Hybridiiät  nicht  im  mindesten  bezweifeln  will,  so  muss  es 
doch  nicht  nur  mir,  sondern  einem  Jeden  höchst  auffallend  sein: 
dass  ich  den  einen  seiner  muthmas^ichen  Eltern,  nämlich  R.  fru- 
ticosus  L.  OK.  bisher  aufzufinden  nicht  so  glücklich  war.  Ist  unser 
Rubus  nicht  vielmehr  von  R.  caesius  und  candicans  entstanden? 
Es  scheint  dafür  der  Umstand  zu  sprechen,  dass  hier  R.  candicans 
die  Stelle  des  R.  fruticosus  vertritt,  und  dass  ich  den  Letztern 
auch  aus  dem  benachbarten  Gebiete  des  Neutraer  Komitates  noch 
nicht  zu  sehen  bekam.  Das  Vorhandensein  oder  der  Mangel  des 
Filzes  an  den  Blattunterseiten,  hat  nicht  viel  zu  bedeuten,  indem, 
wie  ich  es  schon  Nr.  1  bemerkt  habe,  wir  Formen  des  R.  candi- 
cans auch  mit  gleichfarbigen  und  mit  fast  kahlen  oder  nur  spärlich 
behaarten  Blättern  besitzen. 

9.  R.  (^caesius  X  fruticosus^  sanctus  OK.  (1.  c.  p.  70}? 
Meine  Exemplare  sind  im  Resetärowec  in  einem  Durcheinander  von 
verschiedenen  Brombeeren,  von  einem  Stocke  geschnitten.  Ausser 
diesem  mullimasslichen  dreifachen  Baslart  wachsen  hier  vielfach  mit 
einander  verflochten:  R.  candicans,  hybridus,  caesius ,  idaeus,  cae- 
sius X  fruticosus.  R.  sanctus  sah  ich  da  nicht,  aber  es  ist  leicht 
möglich,  dass  auch  diese  Art  in  dem  Rubusdickicht  noch  wird  auf- 
gefunden werden  können. 

10.  R.  caesius  X  Radnla  0.  K.  wurde  in  einem  Exemplar  am 
östlichen  Abhänge  des  Mlacowec  gefunden,  und  von  Herrn  Schwar- 
zer für  R.  serpens  Godr.  et  Gren.  —  welchen  0.  Kunze  a.  a. 
0.  p.  76  in  diesem  Baslart  als  Synonym  citirt  —  gehalten. 

11.  Ä.  Radnla  X  tomentosus  0.  K.  p.  87.  Auf  seit  längerer 
Zeit  brachliegenden  Aeckern  der  Chümy-Abhänge,  nicht  eben  selten, 
dann  einige  Stöcke  bei  der  Dolomitgrube  östlich  von  Bosaca.  Früchte 
meist  fehlgeschlagen. 

12.  R.  fruticosus  X  Radula  OK.  (1.  c.  p.  91.)  Auf  Wein- 
bergtriften  der  Lisica -Abhänge  in  mehreren  Stöcken.  Herr  Schwar- 
zer sah  meine  Exemplare,  und  hält  sie  für  übereinstimmend  mit 
R.  silesiacus  W.  Gr.  An  sehr  vielen  Blättern  und  Stengeltheilen 
ist  stellenweise    eine    überaus    reichliche   Filzvvucherung  vorhanden. 

13.  R.  candicans  X  Radula  OK.  {}.  c.  p.  94.)  Bisher  nur  ein 
grosses  Nest  am  Abhänge  (\es,  zu  den  Weingärten  „we  zlaboch" 
führenden  Weges.  Früchte  sah  ich  nicht. 

14.  R.  Radula  X  sanctus  OK.   a.  a.  0.  p.  95.    Dem  Oslro- 


181 

lucky 'sehen  Meierhof  gcgenüher  am  Abhänge   des  Spänie- Ausläu- 
fers in   einer  Gruppe. 

15.  R.  frulicosus  X  hyhridns  OK.  (I.  c.  p.  98.)  Bisher  nur 
in  einem  Exemplare  an  einem  schattio-en  Standorte  der  Holzschläge 
im  Reselarowec.  Herr  Sch^varzer  hält  unsere  Pflanze  lür  die 
Varietät  fuscoater  (N.  W.). 

16.  R.  catidicans  X  hybridus  OK.  Ein  grosses  Nest  mit  weit- 
kriechenden  und  kletternden  Stengeln  am  steinigen,  mässigfeuchlen 
Ufer  des  Reselärowec-Bächleins.  Obwohl  ich  diesen  Stock  zu  wie- 
derholten Malen  besucht  habe,  fand  ich  daran  nicht  eine  einzige 
Beere.  Wird  ferner  beobachtet. 

Ausser  diesen  hier  aufgezählten  Arten  und  muthmasslichen 
Bastarten  besitze  ich  noch  einige  Exemplare,  die  dem  R.  caesius  X 
frutirosus  nahe  stehen,  und  solche  die  etwa  Baslarte  von  R.  tomen- 
tosus  sein  dürften:  doch  muss  ich  selbe  noch  im  Freien  beobachten. 
Es  würden  viele  meiner  Zweifel  gehoben  sein  ,  wenn  es  mir  gelin- 
gen möchte  R.  fruticosus  L.  zu  linden,  denn  dann  wären  die 
Bastarte  Nr.  8,  9,   12  und   15  erklärlich. 

Soweit  mein  Vorralh  reicht,  bin  ich  gerne  bereit  die  hier 
aufgezählten  Rubos  gegen  mir  noch    fehlende  einzulauschen. 

Nemes-Podhragy  im  Trencsiner  Komit.   am    17.    Jänner  1868. 


Die  Vegeiations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XII. 

273.  Sagina  apetala  L.  —  Nahe  der  Grenze  unseres  Gebietes 
auf  felsig-sandigem  Terrain  bei  Tokai.  Wird  von  Sadler  auch  bei 
Ofen  angegeben,  wo  ich  sie  jedoch  vergeblich  suchte.  Bei  Tokai 
auf  Trachyt  in  der  Seehöhe  von  circa  160  Met. 

274.  Sagina  procumbens  L.  —  Auf  etwas  feuchten  sandigen 
Aeckern,  Erdabrissen,  Waldwegen,  im  Sande  der  Bachufer  und 
zwischen  Gras  auf  feuchten  Wiesen.  Im  mittelung.  Berglande  sehr 
selten  und  nur  bei  M.  Einsiedel  in  der  Pilisgruppe  beobachtet,  wo 
sie  auch  von  Sadler  angegeben  wird.  Im  Tieflande  gar  nicht; 
dagegen  sehr  verbreitet  im  Bihariagebirge  auf  dem  tertiären  Vor- 
jande  von  Grossuardein  bis  Belenyes,  auf  den  tert.  Hügeln  am 
Fusse  des  Rezbänyaerzuges  bei  Kisköh  und  Sedescelu,  auf  den 
Schieferbergen  des  Rezbänyaerzuges  auf  der  Margine  und  dem 
Tomnatecu,  dami  in  der  Hegyesgruppe  zwischen  Boiiliesci  und  Sla- 
lina  und  im  Thale   der  weissen   Koros   bei  Gurahontiu  und  Koros- 


182 

bänya,    —    Tracliyt,    Schiefer,    Sandslein,    tert. ,    diluv.    u.    alliiv, 
Sand-  u.  sandiger   Lehmboden.  95  —  1200  Met. 

275.  Alsine  fasciculata  (Goiian,  L.).  —  Auf  felsigem  und 
sandigem  Boden.  Im  miltelung.  Berglande  in  der  Piüsgruppe  bei 
Dorogh  nächst  Gran,  auf  dem  Schlossberge  von  Visegräd,  an  der 
Südseite  des  Piliserberges,  beim  hohen  Stein  nächst  P.  Csaba,  am 
Spissberg  und  Blocksberg  bei  Ofen,  auf  den  Dolomitkuppen  bei 
Budaörs  und  auf  der  grossen  Heide  ober  Teteny;  in  der  Vertes- 
gruppe  bei  Gant  und  in  der  Stuhlvveissenburger  Niederung  bei  Keer 
im  Tolnaer  Com.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  Pest  und 
Soroksar.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolomit,  tert.  u.  diluv.  Sand.  95  bis 
630  Met. 

276.  Alsine  glomerata  (M.  B.).  —  An  gleichen  Standorten 
wie  die  frühere  Art,  mit  der  sie  auch  nicht  selten  zusammen  vor- 
kommt und  mit  der  sie  im  Gebiete  fast  gleich  weit  verbreitet  ist. 
Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Piüsgruppe  bei  Dorogh  nächst  Gran, 
auf  dem  Kelagohegy  nächst  Kesztölcz ,  am  Visegräder  Schlossberg, 
am  Adlersberg  und  Blocksberg  bei  Ofen.  In  der  Sluhlweissenburger 
Niederung  bei  Vajia.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  Pest  und 
Soroksar.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolomit,  tert.  und  diluv.  Sand.  95  bis 
400  Met. 

277.  Alsine  setacea  (Thuill.)  —  Auf  den  Terrassen  felsiger 
Abstürze  auf  zerklüftetem  und  zerbröckeltem  Gestein  und  von  da 
auf  die  angrenzenden  Sandberge  so  wie  auf  die  Sandhügel  der 
Niederung  übergehend.  Im  mittelung.  Bergl.  und  in  dem  anstossen- 
den  Vorlande  in  der  Matra  auf  dem  Saskö  bei  Gyöngyös;  auf 
dem  Nagyszäl  bei  Wailzen;  in  der  Piüsgruppe  bei  Dorogh  nächst 
Gran,  auf  dem  Kelagohegy  bei  Kesztölcz,  auf  dem  Schlossberge 
von  Visegräd,  im  Leopoldifelde  und  Auwinkel,  auf  dem  Spissberge 
und  Blocksberge  bei  Ofen;  in  der  Vertesgruppe  bei  Gant  und  in 
der  Stuhlweissenb.  Niederung  im  Sande  bei  Keer  im  Tolnaer  Kom. 
Auf  der  Kecskemeter  Landh.  bei  Pest,  Monor  und  Pills,  auf  dem 
Erdöhegy  und  bei  P.  Sallosär  nächst  Tatar  Szt.  György.  —  Dolomit, 
Kalk,   tert.   u.   diluv.   Sand,   selten    auch  auf  Trachyt.   95  —  630  Met. 

278.  Alsine  frutescens  (Kit.)  Alsine  falcata  Grisb.  —  An 
felsigen  Gehängen.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem  Vilägos  in  der 
Matra.  —  Trachyt.  100—900  Met. 

279.  Alsine  verna  (L.).  —  Auf  den  Terrassen  felsiger  Absfürze, 
auf  zerbröckeltem  und  zerklüftetem  Gestein  und  von  da  auf  die 
angrenzenden  Sandberge,  so  wie  auf  die  Sandhügel  der  Niederung 
übergehend.  Zeigt  fast  die  gleiche  Verbreitung  wie  A.  setacea.  Im 
mittelung.  Bergl.  und  dem  anstossenden  Vorlande  in  der  Piüsgruppe 
bei  Dorogh  nächst  Gran,  auf  dem  Kelagohegy  bei  Kesztölcz,  a^if 
dem  Visegräder  Schlossberg,  am  hohen  Stein,  am  Sandberg  und 
bei  Solmär  nächst  P.  Csaba,  auf  den  Krotendorfer  Hügeln,  auf  den 
Dolomitfelsen  im  Leopoldifeld  und  Auwinkel  bei  Ofen,  auf  der 
grossen  Heide  ober  Teteny,  bei  Hamsabeg  und  bei  Szt.  Miklos  im 
Stuhlweissenb.  Com.  Aut  der  Kecstemeter  Landh.  bei  Palola,  Pest, 


183 

Soroksar,  Alberti,  Monor,  Pilis.  Nach  Steffek  auch  im  Vorlande 
des  Biliariagebirges  auf  dem  Somlyö  bei  Grosswardein.  —  Dolomit, 
Kalk,  tert.  und  diluv.  Sand,  selten  auch  auf  Trachyt.  95—420  Met. 

280.  Alsine  ramosissima  Willd.  —  Auf  den  Terrassen  felsiger 
Abstürze  des  höheren  ßerglandes.  Im  Bihariageh.  auf  dem  Balrina- 
plateau  am  Eingange  in  die  Valea  Odinculia  bei  Dtstidiul,  auf  der 
Pietra  Belrana  der  Pietra  muncelului  und  Pieira  ßoghi  und  auf  der 
höchsten  Kuppe  der  Tataroea  zwischen  Petrosa  und  Rezbänya.  — 
Kalk  740 — 1570  Met.  —  (Bildet  grosse  die  Felsterrassen  bedeckende 
schwellende  Rasen,  deren  Stämmchen  an  der  Basis  weisslichgelb 
und  glänzend  erscheinen  und  sich  vom  Grund  aus  in  liegende  viel- 
fach dreigabelige  spreizende  und  sich  gegenseitig  kreuzende  zarte 
Aeste  auflösen.  Die  Blätter  sind  fast  fädlich,  länger  und  weniger 
starr  als  jene  der  A.  verna  und  immer  sichelförmig  gekrümmt.  Die 
Blüthensliele  sind  haardünn,  etwas  geschweift  und  im  Durchschnitt 
4 — 5mal,  oft  sogar  8mal  so  lang  als  der  Kelch.  Durch  diese  Merk- 
male von  der  im  Uebrigen  übereinstimmenden  A.  verna  habituell 
sehr  abweichend.) 

281.  Möhringia  muscosa  L.  —  Auf  bemoosten  schaltigen  Fel- 
sen. Im  Bihariageb.  auf  dem  Batrinaplateau  in  den  Schluchten  unter 
der  Stäna  Oncesa,  auf  der  Pieira  Betrana,  der  Varosoea  und  im 
Kessel  Ponora,  insbesonders  häufig  in  der  zerrissenen  Randzone 
des  Plateaus  auf  der  Pietra  Galbina,  Pietra  Boghi  und  Pietra  pulsu- 
lui,  auf  dem  Carligata,  in  der  Valea  seca,  auf  der  Pietra  munce- 
lului, Pietra  lunga  und  dem  Dealul  vetrilor  bei  Rezbänya  bis  herab 
zur  Höhle  bei  Fenatia  und  zu  den  Felsen  hinter  dem  Hochofen  von 
Petrosa  und  auf  siebenb.  Seite  bis  zu  dem  Wasserfalle  Pisiöria 
nächst  Vidra  und  zu  den  Kalkfelsen  am  Eingange  in  die  Valea 
Odincutia  bei  Distidiul.  Auf  dem  Vasköher  Kalkplateau  am  Ursprünge 
des  grossen  Mühlbaches  bei  Vasköh.  Im  mittelung.  Bergl.  nur  ausser- 
halb des  von  uns  umgrenzten  Gebietes  bei  dem  Kerteskö  nächst 
Bakonybel  in  der  Bakonygruppe  beobachtet.  —  Im  Geb.  fast  aus- 
schliesslich auf  Kalk;  nur  hinter  Petrosa  auch  auf  Sienit.  300  bis 
1580  Met. 

282.  Möhringia  pendula  (W.  K.)  —  An  der  Südostgrenze 
unseres  Gebietes  auf  Trachytfelsen  bei  Nagyäg  südlich  von  Körös- 
bänya  von  Fuss  entdeckt.  Wahrscheinlich  auch  auf  den  Trachyt- 
bergen  in  der  nächsten  Umgebung  von  Körösbänya  zu  finden. 

283.  Möhringia  trinercia  (LJ.  —  In  Wäldern.  Im  mittelung. 
Bergl.  in  der  Hidas  bei  Gyöngyös  in  der  Matra;  ober  dem  Stein- 
bruche am  Nagyszäl  bei  Waitzen;  auf  dem  Dobogokö,  Piliserberg, 
Lindenberg  und  Johannisberg  in  der  Pilisgruppe.  Auf  der  Kecske- 
meter  Landliöhe  an  alten  Eichenstämmen  im  Walde  bei  Monor.  Im 
Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  von  Gz-osswardein  bis  Belenyes; 
im  Rezbänyaerzuge  auf  der  Margine  und  unter  dem  Sattel  La  Jocu 
gegen  Negra  zu;  am  Rande  des  Batrinaplateaus  auf  der  Pietra 
muncelului  und  der  Slanesa,  in  der  Plesiugruppe  an  der  Südseite 
des  Plesiu  und  in  der  Hegyesgruppe  auf  der  Ghiciora.  —  Porphyrit, 


184 

Tracliyl,    Schiefer,    Kalk,    tert.    und    diliiv.  Leliin-  und  Sandboden. 
95—1260  Met. 

284.  Arenaria  serpyllifolia  L.  —  Auf  grasigem  Boden,  auf 
wüsten  Sandflaclien,  auf  Aeckern  und  Dämnieii,  so  wie  im  Stein- 
scliutle  und  auf  den  Gerolllialdeu  der  Berge  sehr  verbreitet  durch 
das  ganze  Gebiet,  in  allen  Gruppen  des  mittelung.  Bergiandes,  auf 
der  Kecskemeler  und  Debrecziner  Landhöhe,  in  der  Tiefebene  und 
im  Bihariagebirge.  Der  höchste  im  Gebiete  notirle  Standort  auf  der 
Kuppe  des  Piliserberges.  —  Auf  allen  im  Geb.  vorkommenden 
geognost.  Substraten,  am  häufigsten  aber  auf  sandiger  Unterlage. 
75—1000  Met. 

285.  Arenaria  graminifolia  Schrad.  —  Auf  trockenen  Gras- 
fluren an  sonnigen  Gehängen  des  Berglandes.  Im  mittelung.  Berg- 
lande in  der  Matra  auf  dem  Särhegy,  in  der  Pilisgruppe  auf  dem 
Vaskapu  bei  Gran  und  auf  den  Anhöhen  zwischen  Set.  Andrae  und 
Szt,  Läszlö.  Auf  dem  tert.  Vorlande  der  milteluug.  Berggruppen 
auf  den  Höhen  bei  Gödöllö.  Im  Bereiche  des  Bihariagebirgsystemes 
auf  dem  Inselberge  Mocra  bei  Boros  Jenö.  —  Trachyt,  Kalk,  tert. 
Lehmboden.  100  —  600  Met. 

286.  Stellaria  nemoruin  L.  —  An  schattigen  Platzen,  zumal 
an  feuchten  Stellen  im  Grunde  hochgelegener  Walder.  Insbesonders 
häufig  in  kleinen  aus  Alnus  viridis  gebildeten  Buschvväldchen.  Im 
Bihariageb.  im  Rezbänyaerzuge  im  Werksthale  hinter  Rezbänya, 
auf  der  Margine  am  Ende  der  Valea  cariilui,  dann  vom  Sattel  La 
Jocu  bis  hinab  nach  Negra,  und  in  der  Nähe  der  obersten  Oii'^He"* 
des  Aranyos  in  der  Valea  Cepei.  In  der  Randzone  des  Balrinapla- 
leaus  in  der  Valea  seca,  auf  der  Tataroea  und  Stanesa.  In  grosser 
Menge  an  den  feuchten  Wänden  der  Doline,  durch  welche  man  zu 
dem  Eingang  in  die  Eishöhle  von  Scarisiöra  hinabsteigt.  —  Schie- 
fer, Sandst.,  Kalk.  630—1770  Met.  —  Der  Angabe  Steffeks,  dass 
St.  nemorum  bei  dem  Bischofsbade  nächst  Grosswardein  wachse, 
dürfte  eine  Verwechslung  mit  Malachium  aquaticum  zu  Grunde  lie- 
gen.  —   Im   mittelung.   Bergl,    und   im   Tieflande   nicht   beobachtet. 

287.  Stellaria  neglecta  Weihe.  —  In  schattigen  feuchten 
Laubholzvväldern.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Matra  an  einem  Wald- 
bächlein ober  Bodony.  Massenhaft  unter  Gebüsch  auf  der  Margare- 
theninsel  bei  Ofen.  Im  Bihariageb.  an  feuchten  quelligen  Stellen  in 
den  Buchenwäldern  zwischen  der  Valea  seca  und  der  Tataroea  bei 
Petrosa.  —  Kalk,  Sandst.  alluv.  sandiger  Boden.   95  —  950  Met. 

288.  Stellaria  media  (L.).  —  Auf  bebautem  Lande  durch  das 
ganze  Gebiet;  in  Gemüsegärten  ein  lästiges  Unkraut.  Von  der  Tief- 
e'bene  bis  in's  Hochgebirge.  In  der  Nähe  der  Viehställe  und  Hütten 
in    der    alpinen    Region    des  Bihariagebirges  noch   häufii^,    so  z.  B. 

.  noch  bei  der  Stäna  la  Scieve  und  Stäna  Galbina.  —  Fast  auf  allen 
im  Geb.  vorkommenden  geognost.  Substraten.  75  —  1300  Met. 

289.  Stellaria  graminea  L.  —  Auf  Wiesen.  Im  mittelung.  Bergl. 
in  d.  Matra  bei  Paräd,  in  der  Pilisgruppe  bei  Szt.  Läszlö,  am  Do- 
bogokö  und   am    Schwabenberge.    Auf  der    Kecskemeler    Landhöhe 


Ib5 

häufig  am  Räkos  bei  Pest,  bei  Soroksar  und  Alberti.  Am  Rande  der 
Debiecziner  Landh.  in  den  Ecseder  Sümpfen.  Im  Bihariageb.  sehr 
verbreitet,  im  Rezbänyaerzuge  und  am  Rande  des  Batrinaplateaus 
von  den  Thalsoiilen  über  alle  niederen  Berge  bis  auf  die  Margine,  die 
Tataroea  und  die  südlichen  Abfalle  des  Vervul  Biharii.  In  der  Gruppe 
des  Plesiu  auf  dem  Moma  ober  Calügaria.  —  Trachyt,  Schiefer, 
Kalk,  tert.,  diluv.  u.  alluv.  Sandboden.  95—1420  Met. 

290.  Stellaria  palustris  Ehrh.  —  Im  Geb.  von  mir  nur  auf 
sumpfigen  Wiesen  am  Räkos  bei  Pest  und  auch  da  nicht  häufig 
beobachtet.  —  Dil.  u.  alluv.  Sandboden.  95  —  100  Met. 

291.  Stellaria  Holostea  L.  —  Unter  Gebüsch  in  lichten  Wäl- 
dern. Im  mitlelung.  Bergl.  auf  den  Höhen  der  Matra,  auf  dem 
Nagyszäl  bei  Waitzen,  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Kishegy,  dem 
Piliserberge  und  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba,  auf  den  Berghöhen 
nördlich  von  Set.  Andrae,  im  Leopoldifeld,  auf  dem  Lindenberg 
und  Schwabenberg  bei  Ofen.  Fehlt  im  Tieflande.  Dagegen  wieder 
ziemlich  verbreitet  im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  und  den 
niederen  Kalkbergen  zwischen  Grosswardein  und  Belenyes,  im  Thale 
der  schwarzen  Koros,  wo  sie  einwärts  bis  Rezbänya  und  im  Thale 
der  weissen  Koros,  wo  sie  einwärts  bis  Körösbänya  beobachtet 
wurde.  Der  höchste  im  Geb.  nutirte  Standort  auf  der  Kuppe  des 
Plesiu  im  Bihariagebirge.  —  Trachyt,  Porphyrit,  Schiefer,  Kalk, 
Sandst.,  tert.  Lehm-  und  Sandboden.   150—1100  Met. 

292.  Holosteum  umbellatum  L.  —  An  grasigen  Plätzen,  auf 
bebautem  Lande.  Im  miltelung.  Bergl.  sehr  verbreitet  in  allen 
Gruppen  von  den  Thalsohlen  bis  zu  den  Berghöhen,  z.  B.  noch 
auf  der  höchsten  Kuppe  des  Piliserberges.  In  grösster  Menge  auf 
dem  lockeren  Sandboden  der  Kecskemeter  Landhöhe  von  Waitzen 
bis  an  die  Südgrenze  des  Gebietes.  Im  Vorlande  des  Bihariagebirges 
bei  Grosswardein  und  Belenyes.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.,  diluv.  und 
alluv.  Sandboden.  75—1000  Met. 

293.  Mönchia  mantica  (L.).  —  Auf  grasigem  Boden.  Im  mittelung. 
Bergl.  hei  Vecs  und  Käpolna  am  Fusse  der  Matra  und  in  der  Pilisgruppe 
auf  der  Wiese  bei  der  „schönen  Schäferin"  nächst  Ofen.  An  dem  letz- 
leren Standorte  von  dem  verstorbenen  Prof.  Bauer  in  Ofen  zuerst 
beobachtet.  Die  Pflanze  erschien  dort  nach  dessen  Mittheilung  1852 
plötzlich  massenhaft,  nachdem  im  Jahre  vorher  ein  Fest  abgehalten 
und  bei  dieser  Gelegenheit  auch  Heu  auf  den  Wiesenplan  abgelagert 
worden  war.  Offenbar  waren  die  Samen  der  Pflanze  mit  diesem  Heu 
eingeschleppt  worden.  Im  Jahre  1856,  in  welchem  mich  Prof. 
Bauer  an  die  erwähnte  Fundstelle  führte,  fand  ich  nur  mehr 
wenige  Exemplare,  und  in  den  folgenden  Jahren  schien  die  Pflanze 
wieder  ganz  verschwunden  zu  sein.  —  Trachyt,  tert.  u.  diluv. 
Lehmboden.  250—380  Met.  (Zu  den  mir  aus  der  Matra  vorlie- 
genden aus  der  Hand  Kitaibel's  stammenden  Exemplaren  der 
Mönchia  mantica,  welche  sich  im  Herbar  der  Innsbrucker  Uni- 
versität befinden,  schrieb  Kitaibel  die  Bemerkung  „Cerastium 
manticum  nobis  —  Schrank  a  Linneano  diversum  esse  statuit."  Diese 


186 

Exemplare  aber,  so  wie  Exemplare  aus  dem  Banat  aus  der  Ba- 
ranya  und  von  der  Wiese  bei  der  schönen  Schäferin  stimmen  mit 
Exemplaren  von  den  Euganeen  und  Caltaro  so  vollständig-  überein, 
dass  ich  nicht  den  geringsten  Unterschied  zu  finden  vermag.) 

294.  Cerastium  anomalum  W.  K.  —  Auf  Viehweiden  und 
Aeckern,  in  den  Gräben  längs  den  Eisenbahndämmen  und  an  Wegen, 
vorzüglich  an  Plätzen,  welche  im  Frühlinge  überschwemmt  oder  bei 
höherem  Grundwasserstand  zeitweilig  durchfeuchtet  waren  und  spä- 
ter beim  allmäligen  Austrocknen  Salze  auswittern.  Im  Tieflande  sehr 
verbreitet,  namentlich  in  der  Tiefebene  im  Inundationsgebiete  der 
Theiss,  Zagyva,  Berettyö  und  Koros,  bei  Szolnok,  Török  Szt. 
Miklos,  Kisujszällas,  Karezag,  Gyula,  Tenke,  Szalonta,  Sarkad; 
auch  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  Waitzen,  Pest,  Soroksar, 
Nagy  Koros  und  am  Rande  des  Tieflandes  und  in  den  vom  Tief- 
lande in  das  Bergland  einspringenden  Buchten  und  Thalwei- 
lungen  bei  Grosswardein,  Nagy  Käta,  Gyöngyos,  Gran,  Stuhl- 
weissenburg  und  Ölen.  Bei  letzterem  Orte  insbesonders  häufig  in 
der  Umgebung  der  Bittersalzquellen.  Sehr  selten  und  meistens  nur 
in  sehr  zarten  kleinen  kümmerlichen  Exemplaren  auch  an  grasigen 
Plätzen  des  Berglandes,  so  z.  B.  am  Blocksberg  bei  Ofen  und  auf 
den  Anhöhen  bei  Set.  Andrae  und  Iszbek,  Nach  Kit.  auch  auf  den 
Bergen  der  Matra.  —  Trachyt,  alluv.  dil.  u.  tert.  Lehm-  seltener 
auch  auf  Sandboden.  Auf  soda-,  bittersaiz-  und  salpeterhältigem 
Boden  mit  besonders  üppigem  kräftigem   Wüchse.   75—220  Met. 

295.  Cerastium  mscosum  L.  sp.  pl.  —  C.  glomeraium  ThuilL 
—  Auf  Aeckern,  in  Gemüsegärten  und  an  grasigen  Plätzen,  selten. 
Im  mittelung.  Berglande  in  der  Matra  bei  Parad  und  näclist  dem 
Leopoldifelde,  bei  Ofen.  Auf  dem  Vorlande  <les  Bihariagebirges  bei 
Grosswardein.  —  Im  Tieflande  nicht  beobachtet.  —  Diluv.  u.  tert. 
Lehmboden,  200—500  Met. 

296.  Cerastium  brachypetalum  Desp.  —  Auf  grasigen  Plätzen. 
Im  mittelung.  Bergl.  auf  der  Matra,  in  der  Pilisgruppe  bei  Ofen, 
Set.  Andrae  und  Gran,  am  Sandberge  und  Piliserberge  bei  P.  Csaba. 
Auf  der  Kecskemeter  Landh.  auf  den  mit  Andropogon  Gryllus  be- 
wachsenen Grasfluren  bei  Pest.  Sonst  weder  im  Tieflande  noch  im 
Bereiche  des  Bihariagebirges  beobachtet.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  u. 
diluv.  Sand.  95—400  Met. 

297.  Cerastium  pumilum  Gurt.  —  C  glutinosum  Fries.  — 
Auf  trockenen  Grasplätzen  an  sonnigen  Abhängen  und  auf  sandigen 
Flächen  im  Frühlinge  in  grosser  Menge  durch  das  Tiefland  und 
niedere  Bergland  verbreitet.  Paräd,  GyöngyÖs,  Nagy  Käta,  Gomba, 
Waitzen,  Gran,  P.  Csaba,  Ofen,  Sfuhlweissenburg,  Pest,  Szolnok, 
Grosswardein,  Belenyes.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  dil.  u.  alluv.  Lehm- 
und  Sandboden.  75—1000  Met. 

298.  Cerastium  semidecandrmn  L.  —  An  den  gleichen  Stand- 
orten wie  die  frühere  Art,  aber  mehr  den  lockeren  sandigen  Boden 
vorziehend,  daher  seltener  im  Berglande  und  mehr  auf  den  sandigen 
Landhöhen,  wo  sie  z.  B.   bei  Palola,  Pest,  Soroksar,  Monor,   Nagy 


187 

Koros  und  auf  der  Csepelinsel  im  Frülilingp   in  grosser  Menge  er- 
scheint. Tert.  u.  diluv.   Sandboden.  95—250  Met. 

299.  Cerastium  silvalicmn  W.  K.  —  Im  Schatten  der  Laub- 
holzvvälder.  Im  miltelung-.  Berglande  in  der  Maira  von  Vrabelyi 
gesammelt  und  mir  freundlichst  eingesendet.  Im  Bihariageb.  in  den 
Buchenwäldern  bei  Mediadu  und  zwischen  der  Stäna  Galbina  und 
dem  Kessel  Ponora  hinter  Pelrosa;  dann  bei  Szt.  Marlon  nächst 
Grosswardein.  —  Trachyt,  Kalk,  Sandstein.  160—1260  Met. 

300.  Cerastium  vulgatum  L.  sp.  pl.  —  C.  triviale  Link.  —- 
.\uf  Wiesen  und  in  Wäldern.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Matra 
auf  dem  Kekes  und  bei  Farad;  in  der  Pilisgruppe  bei  Szt.  Läszlo, 
am  Dobogokö  und  am  Schwabenberge  bei  Ofen;  auf  der  Kecske- 
meter  Landhühe  bei  Pest  und  Soroksar.  Im  Bihariagebirge  auf  dem 
tert.  Vorlande  bei  Grosswardein  dann  auf  dem  Dealul  vetrilor, 
der  Slanesa,  der  Tataroea  und  vielen  anderen  Höhenpunkten 
des  Berglandes.  In  der  Tiefebene  nicht  beobachtet.  —  Trachyl, 
Schiefer,  Sandstein,  Kalk,  tert.,  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und 
Sandboden.  95 — 1260  Met.  (^Cerastium  umbrosum  Kit.  scheint  mir 
der  Beschreibung  in  Kit.  Add.  211  zu  Folge  dieselbe  Pflanze, 
welche  Uechtrilz  unlängst  (Oest.  b.  Zeitsch.  1868,  S.  73)  mit 
den  Namen  C.  triviale  ß.  nemorale  belegt  hat.  Kitaibel  gibt  die- 
selbe in  seinem  Itinerar  der  Beregher  Reise  „in  silva  ad  Heves" 
an.  Selbst  habe  ich  diese  Pflanze  in  Ungarn  nicht  beobachtet,  wohl 
aber  fand  ich  sie  wiederholt  in  Niederöslerreich,  und  im  verflossenen 
Jahre  erhielt  ich  sie  auch  aus  Oberösterreich  zugesendet,  wo  sie 
mein  Bruder  in  den  Traunauen  bei  Wels  sammelte.  Von  C.  silna- 
ticuin  scheint  mir  dieses  Cerastium  am  besten  durch  die  absolut 
grösseren  Kelchblätter  und  die  armblütigere  weit  weniger  ausge- 
breitete Cyme  unterschieden  werden  zu  können.  Auch  zeigt  diese 
an  schattigen  Plätzen  wachsende  Pflanze  niemals  die  den  Kelch  um 
das  doppelte  überragenden  Kronenblätter  und  unterliegt  daher  deren 
Unterscheidung  von  C.  silvaticum  in  speziellem  Falle  keinerlei 
Schwierigkeifen.  Im  Uebrigen  bin  ich  mit  den  Ausführungen,  welche 
Uechtritz  an  der  zitirten  Stelle  über  diese  Pflanze  niederlegte, 
vollkommen  einverstanden  und  kann  seine  Angaben  mit  Rücksicht 
auf  meine  eigenen  Beobachtungen  vollinhaltlich  bestätigen.  Nur 
möchte  ich  noch  beifügen,  dass  Cerastium  vulgatum  in  ganz  ähn- 
licher Weise  auch  mit  C.  alpinum  zusammenhängt,  dass  dieses 
weiterhin  eben  so  unzweifelhaft  mit  C.  arvense,  dieses  mit  C.  stric- 
tum  und  dieses  mit  C.  carinthiacum  u.  s.  f.  verkettet  ist  und  dass 
fast  an  jede  dieser  Racen  sich  wieder  eine  weitere  Reihe  von  Glie- 
dern anschliessl,  welche  je  nach  der  Auffassung  der  Autoren  bald 
als  Arten  bald  als  Varietäten  einer  beliebigen  künstlichen  Sammel- 
spezies aufgeführt  werden.  Wie  schon  Fenzl  in  Ledeb.  Fl.  ross. 
I.  411  sehr  richtig  bemerkt  hat,  sind  die  Grenzlinien,  welche  wir 
zwischen  allen  diesen  Cerastien  ziehen,  künstliche,  obschon  ander- 
seits eben  so  wenig  in  Abrede  zu  stellen  ist,  dass  man  mit  Hilfe 
dieser  Linien  die  grösste  Mehrzahl  der  zur  Beobachtung  kommenden 


188 


Exemplare  ohne  Schwierig^keiten  in  das  eine  oder  andere  Fach  des 
gebildeten  S(;iienias  unterzubringen  und  so  die  in  der  Ntilur  zur 
Beobachtung  kommenden  Formenkreise  recht  anschaulich  und  über- 
sichtlich darzustellen  im  Stande  ist.) 

301.  Cerastium  arvense  L.  —  Auf  grasigen  Plätzen,  an  son- 
nigen Berglehnen.  Im  Geb.  sehr  selten.  In  der  Matra  auf  dem  Vilä- 
gos  und  im  Vorlande  des  Bihariagebirges  bei  Grosswardein.  Fehlt 
im  ganzen  Tieflande  und  ist  auch  im  Berglande  auf  die  beiden  oben 
bezeichneten  Gegenden  des  Gebietes  beschränkt.  —  Trachyt,  Kalk, 
tert.  Lehmboden.  100  —  900  Met.  (^Cerastium  matrense  Kit.,  von 
welchem  ich  am  Vilägosberge  gesammelte  Exemplare  vorliegen  habe, 
vermag  ich  von   C.  arvense  L.  nicht  zu  unterscheiden.) 

302.  Malachinm  aquaticum  (L.).  —  In  Strassengräben,  auf 
feuchten  Feldern,  an  Bachufern  und  im  Grunde  der  Erlen-  und 
Weidengehölze  an  Flussufern.  Zerstreut  durch  das  ganze  Gebiet. 
Paräd,  Altofen,  Pest,  Stuhlweissenburg,  Csepelinsel,  Szolnok, 
Grosswardein,  Belenyes,  Monesa.  Der  höchste  im  Geb.  beobachtete 
Standort  im  Bihariageb.  an  einem  Bache  am  westlichen  gegen  Kis- 
köh  abfallenden  Gehänge  der  Tataroea.  —  Trachyt,  Kalk,  alluv. 
Lehm-  und  Sandboden.  75 — 730  Met. 

303.  Spergula  arnensisL.  —  Auf  bebautem  Boden,  insbeson- 
ders  auf  den  Leinfeldern  der  Gebirgsthäler.  Im  mittelung.  Bergl. 
selten  und  dort  von  mir  nur  bei  M.  Einsiedel  nächst  Ofen  beobach- 
tet. Im  Bereiche  der  Pest -Ofener  Flora  daher  auf  keinen  Fall 
„abunde"  wie  sie  S  ad  1er  angibt.  —  Im  Bihariageb.  dagegen  ziem- 
lich verbreitet,  bei  Grosswardein,  Petrani,  Fenatia,  Sedescelu  und 
bis  auf  die  Aecker  bei  den  hochgelegenen  Mozzengehöften  ober 
Negra,  Vidra  und  Distidiul,  wo  sie  stellenweise  als  ein  sehr  häu- 
figes Unkraut  erscheint.  —  Schiefer,  Sandst.,  Kalk,  tert.  Sandboden. 
110—1185  Met. 

304.  Spergularia  rubra  (L)-  —  I'"  Sande  der  Bachufer  auf 
Feldwegen  und  in  den  Furchen  feuchter  Aecker.  Im  millelungar. 
Bergl.  sehr  seifen  und  von  mir  nur  zwischen  Set.  Andrae  und  Isz- 
bek  beobachtet.  Ebenso  sehr  selten  und  nur  in  vereinzelten  Exem- 
plaren auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  auf  feuchtem  bebautem  Lande 
bei  Pills.  Fehlt  in  der  Tiefebene  ganz.  Dagegen  ziemlich  verbreitet 
im  Bihariagebirge  bei  Grosswardein,  Petrani,  Belenyes,  Sedescelu, 
Kisköh,  Crisciora  und  Slatina,  auf  der  Chiciora  südöstl.  von  Buleni 
und  insbesonders  häufig  auf  den  Aeckern  in  der  Umgebung  der 
Mozzengehöfte  bei  Negra  und  Distidiul  im  Aranyosthale.  —  Häufig 
in  Gesellschaft  der  früheren  Art.  —  Auf  sandigem  kalkarmen  Boden. 
95—850  Met. 

305.  Spergularia  marina  (L.  als  Var.).  —  Auf  salzigem  Bo- 
den, welcher  im  Frühlinge  von  Grundwasser  reichlich  durchfeuchtet 
wird.  Am  westl.  Saume  des  mittelung.  Bergl.  bei  Muszla  u.  Köhid 
Gyarmath  nächst  Nana,  am  ösll.  Saume  im  Tapiogebiete  bei  Tapio 
Bicske  und  Tapio  Szelle,  in  der  Umgebung  der  Bittersalzquellen 
hei  Ofen,  am  südlichen  und  westlichen  Rande   des  Velenczer  Sees 


189 

und  in  der  Slulilwcissenh.  Niederung  bei  Aha  und  Läng.  Sehr 
liäufior  aul  allen  Sodaplalzen  der  Kecskenieler  Landhöhe  von  den 
Lachen  ober  Soroksnr  bis  Czeg-Jed.  In  der  Tiefebene  bei  Biliar.  — 
Die  Pflanz<;  findet  sich  immer  nur  auf  einem  mit  löslichen  Salzen 
reichlich  geschwangerlen  Boden,  doch  ist  es  für  diesi'Ibe  gleich- 
giillig,  ob  derselbe  vorherrschend  Soda,  Kochsalz  oder  Bittersalz 
enthält.  75-100  Met. 


Ein  Ausflug  in  die  Turracher  Alpen. 

Von  Josef  A.  Krenberger. 

linier  obigem  Titel  erschien  im  Jahre  1865  im  dritten  Hefte 
der  „Millheilungen  lies  naturwissenschaltlichen  Vereins  für  Steier- 
mark'*' ein  interessanter  Aufsalz  des  Fieiherrn  von  Fürsten- 
Vv'ärther.  Dieser  Aufsalz  erregte  schon  beim  Durchlesen  in  mir 
den  lebhaften  Wunsch,  diese  Exkursion  einmal  zu  unternehmen. 
Eine  Reise  in  diesen  Theil  der  norischen  Alpen  war  für  mich  wohl 
kostspieliger  und  bedeutend  weiter,  als  ein  Ausflug  in  die  südlichen 
Kalkalpen,  die  ich  als  Grenzwächter  zwischen  Kärnten  und  Krain 
in  der  Enifernung  von  wenigen  Meilen  den  Sommer  hindurch  vor 
Augen  habe.  Allein  —  obige  Tour  versprach  eine  Fülle  der  herr- 
lichsten Alpenblumen  als  Ausbeute,  darunter  70 — 80  solche,  die 
ich  wohl  im  getrockneten  Zustande  bereits  ihi  Herbar  besass,  aber 
nie  noch  blühend  in  freier  Natur  gesehen  halte.  So  entschloss  ich 
mich  denn  im  vorigen  Jahre,  dem  Rufe  des  Baron  Fürstenwär- 
ther,  der  am  Schlüsse  seines  Aufsatzes  zur  Nachahmung  auffor- 
derte, Folge  zu  leisten  und  wahrlich,  ich  hatte  diesen  Entschluss 
nicht  zu  bereuen.  Mit  gutem  Gewissen  kann  ich  diese  Exkursion 
einem  Jeden  als  eine  der  lohnendsten  und  genussreichsten  anem- 
pfehlen. Turrach,  als  Ausgangspunkt  für  zahlreiche  Alpenausflüge, 
bietet  alles,  was  ein  Botaniker,  namentlich  für  längeren  Aufenthalt 
nur  wünschen  kann;  er  findet  recht  gute  und  billige  Unterkunft, 
nicht  allzugrosse  Beschwerden  bei  Ersteigung  der  Alpen,  eine  Fülle 
der  lieblichsten  Blumen  und  einen  braven,  verlässlichen  Führer. 
Will  mir  der  geneigte  Leser  bei  meiner  Beschreibung  folgen,  so 
wird  er  alle  diese  Punkte,  jeden  an  seinem  Orte,  näher  be- 
leuchtet finden. 

In  der  für  Floristen  passendsten  Zeit  —  Mitte  Juli  —  trat  ich 
meine  Reise  an  und  fuhr  aus  Klagenfiirt's  Umgebung  nach  Friesach. 
Statt  von  hier  den  weiteren  Weg  auf  der  staubigen  Poststrasse 
über  Neumarkt,  Unzmark,  und  von  da  über  Murau  nach  Turrach 
zu  wählen,  schlug  ich  den  viel  interessanteren  Weg  durch  das 
schöne    Metnitzthal    über    Grades  und  Melnitz   auf  die  circa  4000' 


190 

hohe  Flatnifzalpe  ein,  wo  ich  übernachtete.  Am  nächsten  Morgen 
stieo-  ich  20Ü0'  höher  auf  die  sogenannte  „Haidner  Hohe"  und  kehrte 
bis  Mitlag  auf  die  Flatnitzalpe  zurück,  um  von  da  meinen  üeber- 
gang  nach  Turrach  zu  bewerkstelligen.  Der  Träger  war  um  2  Uhr 
bestellt;  doch  —  siehe  da,  noch  vor  dieser  Stunde  fing  es  an  ganz 
gemüthlich  zu  donnern  und  zu  blitzen.  Ueber  Kärnten  hin  stand 
ein  schauerliches  Gewitter.  Ich  beobachtete  dessen  Fortschritte  eine 
halbe  Stunde  lang,  und  als  ich  zu  meiner  Freude  bemerkte,  dass 
es  sich  streng  an  Kärntens  Grenze  hielt  und  der  Himmel  gegen 
Steiermark  heiter  blieb,  brach  ich  gerade  auf  der  Demarkations- 
linie zwischen  heiterem  und  bösem  Wetter  auf  und  konnte  meinen 
fast  fünf  Stunden  langen  Uebergang  über  den  „Wildanger"  ohne 
weiteren  Unfall  fortsetzen.  Für  diessmal  kam  ich  mit  der  blossen 
Furcht  vor  einem  Gewitterregen  davon.  —  Bemerken  muss  ich  an 
dieser  Stelle,  wie  traurig  es  ist,  dass  die  Leute  oft  in  ihrer  Heimat 
sich  am  wenigsten  auskennen.  Wie  ich  später  in  Turrach  erfuhr, 
hätte  ich  von  der  Haidner  Höhe,  auf  der  ich  schon  war,  leicht 
über  den  Leitersteig  in  kaum  drei  Stunden  Turrach  erreichen  kön- 
nen. Statt  dessen  Hess  mich  der  Wirth,  der  doch  mein  Vorhaben 
nach  Turrach  zu  gehen  kannte,  von  der  Haidner  Höhe  zu  seinem 
Wirthshause  zurückkehren  und  von  hier  den  viel  längeren  und 
beschwerlichen  Uebergang  über  den  Wildanger  machen.  War  es 
lonoranz  oder  Indolenz  oder  Eigennutz  von  seiner  Seite?  Ich  weiss 
es  nicht. 

Bevor  ich  von  Turrach  rede,  will  ich  hier  die  Pflanzen  ange- 
ben die  ich  bei  meinem  leider  nur  flüchtigen  Besuche  auf  der 
Flatnitzalpe  und  Haidner  Höhe  —  also  noch  auf  Kärntner  Boden  — 
gefunden  habe. 

Flatnitzalpe:  Dianthus  siiperbus  L.,  Silene  rupestris  L.,  Moeh- 
ringia  juuscosa  L.,  Geum  rivale  L. ,  Saxifraga  aizoides  L.  und 
imitata  L.  (letztere  im  Geröll  neben  der  Strasse  einige  hundert 
Schritte  vor  dem  Almwirthshanse)  Cirsiiim  pannonicum  Gaud., 
Galiutn  saxatile  L. ,  Doronicmn  austi'incum  J  a  c  q. ,  Arnica  montana 
L.,  Carduus  Personata  Jacq.,  Hieracium  aurantiacmn  L. .  Phy- 
theuma  spicatum  L.  und  Michelii  Bert.,  Campanula  barbata  L. 
und  pusilla  Haenke,  Myosotis  sparsiflora  Mikan,  Digitalis  gran- 
diflora  Lam.,  Euphrasia  salisburgensis  Funk.,  Nigi-itella  angu- 
stifolia  Rieh.,  Phleum  alpinum  L. ,  Poa  alpina  L.  ß    livipara. 

Auf  der  Haidner  Höhe  ausser  mehreren  der  eben  genannten: 
Ranunculus  aconitifolius  L.  ß.  platanifoUus  L.,  Gevanium  sitvaticum 
L.,  Epilobiutn  trigomim  Seh  kr  und  origanifotium  Lam.,  Saxifraga 
rotundifoUa  L.  und  slellaris  L.,  Valeriana  celtica  L.,  Homogyne 
alpina  Cass. ,  Crepis  a?/rea  Tausch.,  Phylheuma  hemisphaericum 
L. ,  Rhododendron  ferrugineum  L.  (hier  „Buchsbaum"  genannt), 
Pedicularis  verticillata  L. ,  Primula  minima  L. ,  Polygonum  vivi- 
parum  L. ,  Juniperus  nana  Willd.,  Gymnadenia  albida  Rieh., 
Veratrum  album  L. 


191 

Boim  Ucl)prgan<r  über  den  VVildatiüPr  noch:  Gvntnina  panctnta 
L.  wwA  excisa  PresI,  beido  verhiiilit  Cineraria  crispa  J-Acq.,  Doro- 
nicum  ausfriacHin  Jacq. ,  Eriopliorum  raginatum  L.,  llumex  a/pinns 
L.  und  Arnira  moniana  L.  ültorall  lianfig,  aber  Iscini  II(>rabsl('ii'('n 
\()ui  Wildanoer  in   nie  gesehener  Praehl   und   Fülle. 

Bei  Nach!  und  Nebel,  schon  lanye  vorher  von  der  Feiiersiiulc 
beyrüsst,  welche  (\cn  Scliornslein  des  SchnielzuiVns  klafterhoch 
iibei-ragle,  langlc  ich  in  Turracli  an  und  begehrle  im  Gaslliause  ein 
Zimmer.  Der  Keilner  belehrte  mich,  es  sei  nur  ein  einziges  Frem- 
denzimmer hier  mil  vier  Bellen,  von  denen  eines  bereits  von  einem 
Chiriirgus  aus  der  Umgebung  besetzt  sei,  der  eben  heute  sein  Ver- 
lobungsfest  mil  einer  Turracher  Schönen  feiere.  Ein  eigenej-  Stern 
oder  Unstern  t'ührle  mich  heuer  immer  zu  Hochzeit  oder  Verlobung. 
Schon  einmal  —  Anfangs  Juni  —  bei  einem  kleinen  Ausflug  in's 
Barenthai  unweit  K'lagenfurt,  war  ich  in  einem  landlichen  Gasthause 
angekommen,  das  ich  in  allen  seinen  Uiiumen  von  einer  nächsten 
Tages  abzuhaltenden  Hochzeit  derart  in  Anspruch  genommen  fan<l, 
dass  ich  mich  mil  einem  ganz  kleinen  Winkel  des  Hauses  als 
Nachtlager  begnügen  musste.  Hier  in  Turracli  hätte  ich  mich  noiens 
v<dens  in  die  Annehmlichkeit,  einen  Bettnachbarn  zu  besitzen,  lüi'en 
müssen,  wenn  mir  nicht  der  freundliclu;  Herr  V(!rweser,  dessen 
Bekanntschaft  ich  wenige  Minuten  nacblier  im  Extrazimmer  machte, 
dadurch  aus  der  Verlegenheit  geholfen  hatte,  dass  er  mir  für  die 
Zeit  meines  Aufenthaltes  ein  Gastzimmer  im  fürstlichen  Verwes- 
hause anbot.  —  Am  nächsten  Tage  war  Jupiter  |)Iu\ins  Regent, 
was  mir  wenig  unangenehm  war,  da  ich  meine  mitgehracliten  Pflan- 
zen besorgen  und  von  den  Beschwerden  des  \orhergehenden  Taoes 
ausruhen  konnte. 

Der  Markt  Turracli,  fast  4000'  über  dem  Meere,  unmittelbar 
am  Fusse  des  Eisenhut,  in  einem  anmuthigen  Thale  rings  von  hohen 
Alpen  eingeschlossen  gelegen,  ist  der  Sitz  des  fürstlich  Schwar- 
z  enberg'schen  Berg-  und  Hütlenverwesamtes  und  beslehl  fast 
ganz  aus  fürstlichen  Wohn-  und  Werksgebäuden  mil  Kirche  und 
IMarrhaus.  Ueberall  herrscht  geschäfliges  Lebi-n  und  Treiben  und 
ein  oft  betäubender  Lärm,  her\  nrgehraciit  durch  Bauschen  {\cii, 
Wassers,  durch  Hämmern  und  Klopfen  und  Feilen  und  Sägen. 
Oberhalb  Turracli  tlieill  sich  das  Thal  in  drei  enge  Tluiler,  hier 
Graben  genannt;  —  in  den  Gaise»  kgraben  gegen  S\n\  und  Sudost, 
den  Werchzirbengraben  gegen  Südwest  und  den  Sleinbaeligraben 
gegen  Westen,  welcher  letztere  zu  den  reichen  Erzlagern  führt. 
All(^  diese  Gräben  führen  zu  Alpen,  die  fast  durchgängig  üi>er 
7000'  hoch  und  nur  wenig  niedriger  sind  als  der  Ijsenhul  mit 
7721'  Höhe.  So  l'ülirt  <ler  Gaiseckgraben  eimrseils  zum  Leitersteio- 
und  <len  Torrerhöhen,  anderseits  auf  einer  gut  erhaltenen  Strasse 
zu  den  Turracher  Alpenseen  und  dem  Rinsenock;  der  Werchzir- 
bengraben zum  Rothkofel,  Gregornock,  Stangalpe  und  Königstuhl; 
der  Sleinbaeligraben  endlich  zum  Kühlnbrcin  und  zur  Alpe  Reisseck 

Oesterr.  botan.  Zeitscluift.  6.  Heft.  ISOS.  lö 


192 

über  dessen  Höhe  die  Grenzlinie  zwischen  Steiermark  und  Salzburg 
sich  hinzieht. 

Die  Lao^e  von  Tiirrach  hildel  derarl  ein  Iriplex  confininm,  dass 
man  durch  einen  iiiässig'en  Nachinitlaysspaziergano  ziitn  grossen 
See  leicht  Kärnten,  und  dtirc'h  eine  freilich  minder  bequeme  Berg- 
promenade auf  die  Alpe  Reisseck  Salzburger  Boden  erreichen  kann. 
Wer  kleine  und  grössere  Ansirengung-en  nicht  scheut,  kann  hier 
am  ersten  Tage  in  Steiermark,  am  zweiten  in  Kärnten,  am  dritten 
—  diessmal  aber  im  Scliweisse  seines  Angesichtes  — -  im  Salzbur- 
gischen sein  Mittagsbrot  verzeiu-en. 

Als  Jupiter  piuvius  die  Regierung  wieder  an  die  freundliche 
Sonne  abgetreten  hatte,  benützte  ich  die  ersten  heiteren  Stunden 
zu  einem  Ausfliige  zu  den  Alpenseen,  deren  es  drei  gibt,  von 
denen  aber  nur  der  erstere,  der  einen  Flächeninhalt  von  18  Joch 
besitzen  soll  und  5500'  hoch  liegt,  seiner  Grösse  und  anmnthigen 
Lage  wegen  Beachtung  verdient.  Zu  diesen  Seen  führt,  wie  früher 
bemerkt,  e-ne  gute  Strasse  —  Passslrasse  nach  Reichenau  in  Kärn- 
ten —  die  in  etwa  anderthalb  Stunden  zu  dem  Almwirlhshause, 
hart  am  See  gelegen  führt.  Auf  dem  ganzen  Wege  hat  man  den 
Eisenhut,  nur  durch  den  schmalen  Gaiseckgraben  geschieden,  zu 
seiner  Linken  vor  Augen.  Sein  Anblick  ist  von  hier  ans  wenig  rei- 
zend, da  seine  obere  Hälfte  einer  l)aundosen  Heide  gleicht.  Weder 
Form  noch  Höhe  haben  etwas  Imponirendes.  Seine  äusseren  Umrisse 
zeigen  von  hier  nicht  das  S.'hrolfe,  Zerklüftele,  Pittoreske  der 
Kalkalpen,  sondern  sind  einförmig  und  kahl;  aucii  seine  Höhe  im- 
ponirt  nichl,  da  man  auf  dieser  Strasse  von  4000  bis  zn  5500' 
Höhe  emporsteigt  und  sich  oben  fast  in  gleicher  Höhe  mit  ihm 
glaubt,  obwohl  diess  nur  eine  oplische  Täuschung  ist,  da  er  uns 
immer  noch  um  volle  2000'  überragt. 

Schon  der  Weg  zu  den  Alpenseen  bietet  mancherlei  botani- 
sches Interesse;  denn  man  findet:  Senecio  nebrodensis  L.  (^Schon 
in  Turrach  selbst  häufig  an  den  Bachufern).  Campanula  barhala  L., 
Pinus  Ceinhra  F^.,  Iniperatoria  Ostrnthlum  L.,  Hieracium  anranlia- 
cm/mL.,  Crcpis  aurea  Tausch,  Sempervivum  montanum  L.,  WiU- 
fenii  Hoppe,  zahlreich  an  Felsen  neben  der  Strasse  und  schon 
vollkommen  aufgeblüht.  Bnrtsia  alpina  L.,  Aconilum  Napellus  L., 
Swertsia  perennis  L.  eine  Pdanze,  deren  Anblick  ihrer  tiefblauen, 
fast  schwarzen  Farbe  wegen  einen  eigenthümlichen  Eindruck  uu\cht. 
Ich  will  hier  noch  Seinpervirum  arachnoideuin  L.  beifügen,  (Ins  ich 
in   Turrach    selbst,    an   Felsen  vis  ä  vis  dem   Kaufmannshause  fand. 

Um  den  See,  durch  dessen  Mitte  die  Grenzlinie  zieh!,  die 
Steiermark  von  Kärnlen  scheidet,  findet  man  llieils  auf  Sumpfwiesen, 
tlieils  auf  Grauvvackenfelsen,  nebst  manchen  der  vorhergenannlen 
Pflanzen  noch:  Eriophorum  vaginalum  L.,  Gentiana  punctata  L. 
verblüht.  Erigeron  alpinus  L.,  Trifolium  spadiceuin  L.,  Potentilla 
aurea  L. ,  Cardamine  resedlfolia  L.  hier  schon  in  üppigen  Fruchl- 
exemplaren.  '"^Gnaphalium  norvegicum  Gunner,  ^'^snpinum  L.,  ^''Hie- 
racium  albidum   Vill.,    "Saxifraga  controversa   Sternb.,    Ai^oon 


193 

JiUMj.,  nizoides  L.,  rotandifolin  L. ,  Vernnica  sa.talilis  L.,  belli-' 
dioiiies  L.,  Silene  quadrißda  L.,  Raminculuit  acoriUifolius  L.,  /*//«/- 
thenma  scorzonerifollnm  V  i  1 1. ,  '■llypochoeris  radicala  L.  Aut  liölicrtai 
Wiesen  nUf  Seite  des  AliHwirllisliaiise.s:  '"Ilieraciuni  echioidcs  W  K., 
rillosum  Jacq.,  ^''Setiecio  abrät anifolius  L.,  '^cnniiolicus  V/illil,, 
Gi/muadenia  albida  Rieh.,  conopsva  H.  Br. ,  Nigrifc.lta  angustifolia 
Rieh.,  Veratrum  albitmL.^  Allhmi  Schoenoprasum  L.  var.  a/pinum 
Gaiid.,  Rosa  nipina  L.  var.  y  pi/renaica  G ou  nn.,'  Hypochoeris 
unißora  Vill.  rjiioi"  »Rahiiulocken"  g-etiai!nt.)  Ärnica  monlana  L. 
(^Kraflrasen),  Phyfheuma  spiratunt  L. ,  Pedicalaris  ■certicUlata  L., 
recufita  L.  verblüht.  Chryiantheniuin  monlaniim  L. ,  Botrychium 
Lirnaria  L. ,  "^Cnrcx  aterrima  Hoppe,  *nigra  All.,  *fuliymosa 
S  c  h  k  r. ,  *semperirirens  Vill. 

NB.  Alle  liier  und  später  mit  *  bezeiclinelen  Pflanzen  hat  Baron 
Fürstenwär t  her  auf  oleichem  Wege  nieht  gefunden. 

Reich  mit  Beule  beladen  nach  Turrach  zurückgekehrt,  traf 
ich  alle  Vorkehrungen,  um  am  nächsten  Tage  den  Eisenhut  bestei- 
gen zu  können. 

(ScUluss  folgt.) 


Phytographische  Fragmente, 

Von  Dr,  Ferdinand  Schur. 
XV. 

Adonis  auiuntnalis  L.  Im  Prater  vor  der  Rasuniowskybrücke 
rechts  gegen  den  Thiergarlen  mit  anderen  Acker-  und  Ruderal- 
pflaiizen  z.  B.  mit  Adonis  aestif)alis,  Nigella  arvensis,  Malricaria 
Chamomilla.  Delphimum  Gonsolida,  Camelina  microcarpa  u.  s.  vv. 
Juni  30.   1867. 

XVi. 
Ceratocephalüs    falcatus   Pers.    und    C.   orthoceras    1)C. 

Beide  Arten  vor  der  Favoritenlinie  im  Hohlwege  zwischen 
dem  Rothenhof  und  Landgute  April  1866.  —  Hier  C.  orthoceras 
in  sehr  überwiegender  Anzahl,  während  vor  etwa  30  Jahren  C 
falcahis  vorherrschend  vorkam,  jetzt  aber  beinahe  verschwiftiden 
und  nur  mit  Mühe  zu  finden  ist.  —  Es  geht  hieraus  llialsächlich 
hervor,  d;iss  C.  orthoceras  den  C  falcatus  verdrängt  oder  über- 
wuchert hat.  Diese  Erscheinung  ist  sowohl  in  der  freien  Natur, 
als  auch  in  unseren  botanischen  Gärten  keine  selfeue  und  gibt  zu 
manclien  Täuschungen  Veranlassung.  —  Lebenskräftigere  und  le- 
benszähere Individuen  machen  sich  in  dem  ihnen  ansländigen  Medium 
breit   und  unterdrücken,   wie  z.  B.    das   Unkraut   den    Weizen,  die 

15  * 


194 

zarfprcMi  Pflanzon,  so  dass  dioso  iibor  kurz  oder  lang  g-anz  vor- 
sehe indcn,  —  Ein  gutes  Beispiel  sehen  wir  auf  den  nun  aul'ge- 
Schill leleu  Pliilzen.  Im  ersten  Jahre  bemerken  wir  sehr  viele  Pllan- 
zen,  von  denen  wir  den  Ursprung  erralhen  kiinnen,  aber  sehon 
im  nächsHolgenden  Jahren  nimmt  diese  Älannigfalligkeit  der  Pllan- 
zenarlen  ab^  und  endlicji  im  drillen  Jahre,  wenn  keine  Umgrabnng 
Slatl  gefunden,  sind  diene  Platze  nur  mit  Alriplices  und  Chenopo- 
diaen  bedeel?!,  weiche  dann  diese  Platze  innebehalten  nnil  ein  selir 
monotones  Bild  der  Vegetation  gewahren.  —  In  botanischen  Gär- 
ten, wo  viele  Jahre  hintereinander  nahe  verwandle  Arien  neben- 
einander gezogen  werden,  ist  dieses  Ueberwuchern  nicht  selten  zu 
beobachten,  indem  die  zarteren  Arten  aussterben  und  anderen  in 
ihrem  Beete  den  Plalz  eingeräumt  haben.  Es  wundern  sich  dann 
die  Giirtner,  eine  gemeine  Pflanze  unter  seltenerem  Namen  vor 
si<'h  zu  sehen. 

XVII. 

Myosurus  mininms  L.  Die  früheren  Standorte  auf  dem  Laaer 
Berge  haben  dem  Pfluge  weichen  müssen  und  es  war  mir  daher 
angenehm,  auf  diesem  Terrain  ein  Plätzchen  zu  finden,  wo  diese 
Pflanzen  in  grosser  Menge  und  schön  entwickelt  vorkamen.  In 
schlammigen  Verliefungen  zwischen  Saaten  mit  Raniincnius  Pse.udo- 
bulbosns ,  Juncus  bufonius ,  Glijzerla  distans  u.  s.  w.  auf  dem 
Laaer  Berae  links  aeyen  die   Weinberge.  Juni  10.   1807. 


Literaturberichte. 

—  Grundriss  der  Botanik.  Zum  Scliulgebrauche  bearbeitet 
von  Dr.  Moritz  Seubert.  Leipzig  und  Heidelberg.  C.  F.  W in- 
te rsche  Verlagshaiullung  18(iS.  —  8".  p.  151  mit  266  in  den  Text 
eingeschalteten  Holzschnitten. 

Schon  z>\eimal  halte  der  Unterzeichnete  Gelegenheit  in  die- 
ser Zeitschrift  Seuberls  grössere  Lehrbücher  der  Botanik  zu 
besprechen  (Jahrgang  1862,  pag.  62  und  Jahrgang  1867,  pag.  3i)4.) 
Er  zollte  dabei  den  vorzüglichen  Leistungen  des  Verfassers 
die  vollste  Anerkeunung  und  bezeichnete  Seubert 's  Lehr- 
bücher der  Botanik  als  zu  den  besten  der  vorhandenen  gehörig. 
Der  vorliegende  Grundriss  der  Botanik  ist  ein  für  die  Mittelschu- 
len berechneter  Auszug  aus  den  erwähnten  grösseren  Hand- 
büi'hern  und  enthält  in  kurzer,  klarer  und  leicht  fasslicher  Darstellung 
das  Wichtigste  aus  der  Organographie,  Pflanzen-Anatomie,  Pflanzen- 
Physiologie,  Systematik  und  Pflanzen-Geographie.  In  ihm  finden  sich 
alle  Vorzüge  der  oberwähnten  Werke  Seuberls  wieder  und  der  Be- 
ricliterstatter  kennt  kein  zweites  Lehrbuch,  das  bei  einem  so  geringen 


195 

Umfarifje  ('ine  soK-lio  Fülle  dos  Materielles  niif  so  gloielinuissio-er 
Beliandlung  der  einzelnen  Partien  enlliallen  würde.  Es  kann  daher 
dieses  noiicsl(!  Werk  Seiii)erls  best  iis  den  Herren  Professoren  an 
Mitleischnlensowie  Freunden  der  Botanik  aneniplohlcn  werden.  Für  eine 
zweite  Auflage  wäre  liöclislens  der  Wnnscli  auszusprechen,  dass 
auch  der  systematische  Theil  rnit  llolzschnitlen,  welclie  die;  wich- 
tigsten Familien  in  ihren  charakteristischen,  aligemein  verbreiteten 
Repräsentanten  darstellen,  verseilen  werden  niöchte.  Es  wäre  diess 
leicht  durchführbar,  ohne  den  Umfang  des  Grundrisses  auf  nudir 
als  200  Seiten  zu  schwellen  und  würde  dem  Schüler  das  Studium 
der  Systematik  dadurch  bedeutend  erleichtert. 

Dr.  H.  W.  Reichardt. 

— ■  Bericht  über  eine;  botanische  Reise  nach  I  s  t  r  i  e  n 
und  dem  O»«rnero  im  Mai  186/.  Von  Dr.  Aug.  Ueuss  fil. 
(Separatabzug  aus  den  Verhandlungen  der  k.  k.  zoologisch-botani- 
schen Gesellschaft.  Jahrg.   1868,  p.   125—146.) 

Der  Verfasser,  den  Botanikern  namentlich  als  eifriger,  scharf- 
sichtiorer 'und  glücklicher  Durchforscher  der  Flora  Böhmens  auf  das 
vorlheilhaltesle  bekannt,  unternahm  im  3Iai  des  verflossenen  Jahres 
eine  sich  auf  beiläufig  drei  Wochen  ausdehnende  wissenschaft- 
liche Reise  nach  Isirien  und  dem  Ouarnero.  Er  berührte  auf  derselben 
zuerst  Triest  und  Rovigno.  Längere  Zeit  verweilte  er  in  Pola,  wo 
in  Gesellschaft  dfM*  Herren  Huter  und  Pichler  die  dortige  Gegend 
durchforscht  wurde.  Namentlich  reiche  Ausbeute  lieferten  die  Höfe 
des  Arsenales,  welche  aus  angeschüttetem  Boden  bestehend,  ein 
wahrer  botan.  Garten  sind.  Weniger  ergiebig  erwiesen  sich  die 
brionischen  Inseln  und  mehrere  i)enachbarte  Scoglien.  Die  nächste 
Station  war  Lossin  piccolo,  wo  Dr.  R.  nicht  nur  die  Umgebung  der 
genannten  Stadt  genauer  durchsuchte,  sondern  auch  seine  Aufmerk- 
samkeit der  interessanten  Sandinsel  Sansego  und  mehreren  von 
Botanikern  noch  nicht  berührten  Scoglien  und  Ins«  Ichen  zuwendete. 
Schliesslich  wurde  noch  der  Monte  maggiore  (leider  bei  nngünsli- 
gem  Wetter)  besucht.  Der  Verfasser  führt  bei  jedem  von  iiim  be- 
rührten Punkte  die  gesammelten  und  kritisch  genau  bestimmten 
Pflanzen  an;  unter  ihnen  finden  sich  mehrere  für  die  dortigen 
Gegenden  interessante  Arten;  dadurch  wird  der  vorliegende  Reise- 
bericht ein  erwünschter  Beitrag  zur  Flora  Istriens  und  der  quar- 
nerischen  Inseln.  Möge  Dr.  Reuss  recht  bald  wieder  einen  ähnlichen 
Ausflug  unternehmen  und  über  denselben  eben  so  anziehend,  gründlich 
und  anschaulich  wie  diessmal  berichten!    Dr.  H.  W.  Reichardt. 

—  Literarisches  aus  Italien  vom  Jahre;  1867.  (Nach  Mittheilungen 
des  Herrn  Prof.  T.  Caruel.) 

Delpino  '"')  :  Betrachtungen  über  die  Befruchtung  der  Pflanzen 
aus  der  Familie  der  Asclepiadeen,  Apocineen,  Orchideen,  Legumi- 
nosen u.  m.  a. ,  welche  zum  Resultate  führen,    dass   in  einer  zahl- 


')  Sui;li     apparecchi    delia     fecondaziono  nulle    piaiitc    autocarpee.    Fi- 
renze  1867. 


106 

leicli(M)  Reihe  von  Pflanzen  die  Krenlzungs-Bernieliliini»  ein  absolnfes 
Bedürtiiiss  sei,  und  dass  in  Folye  der  eioenlliiiinlieiien  Bildung  der 
Blülheiilheile  die  Fecundation  niiltelsl  des  durch  (\cn  Wind  und  na- 
nienllich  <lurch  Insfdvien  herbeioclirachlen  Pollen  sehr  erleichlert 
werde.  —  Die  Aldiandluni>-  des  Prof.  Hildebrand:  „ül)er  die  Ver- 
Iheilung  der  Gesehlechler  in  den  Pllanzen"  wird  von  Hrn.  Delpino 
krilisch  besprochen*).  Delpino'^)  weiset  den  Pflanzen  ebenso 
einen  Instinkt  zu,  wie  er  den  Tliicren  eiueu  ist,  und  den  er  von 
einem  lühlenden,  ja  sogar  verständigen  Lebensprincip  herleitet. 
Delpino  ist  bemüht  die  Aeusserungen  und  die  Handlungen  dieses 
angeblich^^n  VerslandspriniMpcs  zu  erforschen  und  den  Vitalismus, 
den  Instinkt,  die  Vernunft  u.  s,  w.  zu  untersuchen,  nebenbei  auch 
manches  Thema  iibei'  Materialismus  und  Spiritualismus  einzufleclilcn. 
Ferner  erörtert  Delpino  seine  Ideen  über  die  Genesis  und  die 
gegenseitigen  Beziehungen  der  P^anzen\^'elt ,  nach  den  Theorien 
Darwin's  und  auch  der  Natuiphliosophen  und  stellt  nach  seinen 
Principien  eine  eigene  Klassifikalion  auf  etc.  Salv.  Albarella  ') 
bestreitet  die  bis  jetzt  in  der  Wissenschaft  festgestellten  Ansichten 
über  den  Sitz  und  die  Ursachen  der  Absorption,  ohne  jedocii 
gründliche  Beweise  seiner  O|)position  zu  geben.  Prof,  Pasquali  '*) 
beschreiiit  und  illustrirl  die  verschiedenen  Formen  von  Blattern, 
die  an  einer  und  derselben  Pflanzen  \orkommen  können  —  so  in 
Bezug  auf  ihre  Stellung  und  Verlheilung,  so  \\\v  Betrell"  des  Allers 
und  des  V^jrkonimens  der  betrell'enden  Pflanzen  etc.  Prof.  Th.  Ca- 
ruel^J  gibt  eine  Uebersicht  der  Veränderungen,  wcIcIk;  in  der 
Flora  von  Toscana  in  i\en  letzten  drei  Jahrhunderten  stattgefunden 
haben.  Verschwunden  sind:  Oxycoccos  palustris,  Phaca  alpinu, 
Ammania  verliciUata.  Tulipa  Bonnrotiana  var.  Till,  praecox  var. 
u.  m.  a.;  eingeführt  und  eingebürgert:  Agave  americana,  Ajax 
inconiparabilis,  Anemone  coronarin,  Bellecalia  Webbiana.  Conyza 
anihiijua^  Finibi  istylis  squarrosus,  Hypericum  mutilum,  Oenolhera 
biennls,  Tulipa  Gesneriana,  strangnlata  ,  serotina  u.  s.  f.;  —  ein- 
geführt aber  nach  einiger  Zeit  wieder  Aerschwunden :  Anemone 
hortensis,  pavonina,  Anthriscus  Cerefolium,  Centaiirea  ragusina  u. 
m.  a.  Prot.  S.  Garovagiio  ")  beschreibt  Thelopsis  rubella  i\yl., 
Belonia  rnssula  Köi"b.,  Weitenwebera  muscoruni  Körb.,  Liuiboria 
acliiiostonia  Mass.,  Limb,  corrosa  Körb.  Dr.  Ascherson  '') 
gibt    Erläuterungen    übei'    einige    Pflanzen    der    italienischen   Flora, 

*)  Atli  della  societä  italiana  di  scien/a  naluralia.  Mihino  1867. 

'^]  Peii.sieri  sulla  biologia  vei;olale  e  sulla  las.sonomia.  I'isa   1867. 

^)  Memoria  sulla  radice  dei  vegelali,  considerala  couie  üigano  di  assor- 
bimeiilü.  Napoli  1867. 

*)  Sulla  eterofiUia.  Napoli   1867. 

■'j  Di  aicuni  camb  amenti  av\etiuti  nuUa  flora  della  Toscana  in  questi 
Ultimi  Ire  secoli  (Atti  soc.  ilal.  de  sc.  nal.  Alilano  1867). 

'*)  Tli(  lops's,  Belonia,  Weitenwebera  et  Limboria  etc.  (Mem.  soc.  ilal.  di 
sc.  nat.   Mdano  III.) 

■")  Ridessioni  intorno  ad  alcune  pianle  della  flora  italica.  (Atli  soc.  ital. 
di  sc.  nal.  Milano  IX.) 


197 

wie  über  Althenea  setarea  PA.,  Ruppia  drepanensh  Tin.,  Cyma- 
docea  aquorea  Kon.,  Najüs  tenuifoUa  R.  ß  r.  u.  Jii.  a.  Prof.  v. 
Visiani  *j  hat  nach  iieueron  UnlersiKlumgen  doii  Galluiigsnarnen  von 
Cheilanthes  Szocitsii  Fisch,  et  Meyer,  in  Oeosporangium  Szovitsii 
Vis.  umgeändert,  und  zwar  in  Folge  der  eigenlhünilicheii  Charak- 
tere der  einzelnen  Sporangien.  Prof.  de  Notaris  setzt  die  Heraus- 
gabe seines  kryplogainisciien  Herbariums  fort,  so  wie  auch  den 
bezüglichen  Commentario.  M.  Anzi^)  jiat  eine  Anzahl  von  neuen 
oder  selteneren  Lichenen  Oberilaliens  beschrieben,  Prof.  de  Nota- 
ris hat  unter  dem  besonderen  Titel  „Pentimenti"  (Genova  186?) 
einige  wichtige  Bemerkungen  über  die  Sphaeriaceen  gegeben.  Prof. 
Passe rini  ^)  gibt  das  erste  Verzeichniss  der  in  der  Provinz  Parma 
vorkommenden  Pilze  mit  Angabe  der  Synonymen  und  des  Vor- 
kommens. Es  sind  325  Speoies,  darunter:  Diplodia  Siiit/uaslri, 
Septoria  Beilade,  Uredo  Sorglii  u.  a.  L  Prof.  Pedicino*J  illusirirt 
die  in  den  Thermalquellen  von  Ischia  vorkommenden  Diatomaceen, 
nebst  Bemerkungen  über  ihre  Lebensverhaltnisse.  Prof.  Fr.  Ardis- 
sone')  gab  eine  Uebersicht  der  italienischen  Ceramieen. 

S  e  n  0  n  e  F. 


Correspondenz. 

Wien,  im  Mai  1868. 

Im  Aprilhefte  der  „Oesterr  botan.  Zeitschrift"  Seite  136  be- 
findet sich  in  einer  Verschiedenes  besprechenden  Korrespondenz 
auch  die  zufällige  Bemerkung:  „Ausser  Neilreich  leistet  ohnehin 
in  den  Schriften  der  zool.  -  botan.  Gesellschaft  Niemand  etwas  in 
der  Phanerogamenkunde.''  —  In  Folge  dieses  wohl  nur  beziehungs- 
weise aufzufassenden  „Schujerzensschreies"  erhielt  die  Redaktion 
dieser  Zeitschrift  von  Herrn  Georg  Ritter  von  Frauen  feld 
eine  Erwiederung  (abgedruckt  im  Maihefte  Seite  166)  mit  nachfol- 
gendem Geleilschreiben:  „Euer  Wohlgeboren!  Ich  ersuche  um  Auf- 
nahme beiliegenden  Schreibens  unverändert  in  die  Mai  Nr.  Ihres 
Blattes.  Sollte  diess  nicht  sein  können,  so  bitte  ich  um  sogleiclie 
Zurückstellung,  da  ich  sodann  anders  hierüber  verfügen  werde. 
Wien,  am  4.  April  1868.  Dero  ergebenster  Georg  Ritter  von 
Frauen  feld.**    —    Obwohl  nun  der  Umfang  der  Erwiederung  (70 

1)  Della  Clioilaothes  Szovitsii  F.  et  M.  (Alli  Ist.  vcn,  di  sc.  Venezia  Xli.) 
'■')  Nesymboia  iichenum    rariorum  vel    novorura  Italiae    superioris.    (Alti 

soc.  ital.  di  sc.  nat.  Milano  IX.) 

3)  Priino  elenco  di  funglii  parinensi.  (Commcnt.  critl.  ital.    Genova  1S67.) 
*)  Fochi  studi  suUe  dialomee  viventi  presse  alcune  tormi  doli'  isola  d'Ischia 

Napüli  1867. 

^)  Prospelto  deüe  Ceramiee  italiche,  Pisano  1867. 


178 

Zeilen  iiiifl  „Georg  Ritlcr  von  Franc  nfeld"  als  71.  Zeile)  in 
keinem  Verliällnisse  zu  (h-n  Ixiansfiindeten  2  Zeilen  sland,  oinvolil 
in  derselben  niolivlos  eine  nnarlij>('  Inveklive  gegen  die  Redaktion 
geschleuderl  wird,  CSeile  167:  „Ich  weiss  nicht,  oh  die  Veröffenlli- 
chung  von  Seite  des  Schreihers  heabsichligl  oder  ob  es  dem  Re- 
dakteur beliebt  hat,  diese  Stelle"  u.  s.  w.)  und  obwohl  endlich 
die  Redaktion  selbst  mit  dem  aber  wieder  nur  beziehungsweise  zu 
verstehenden  Ausspruciie  jenes  Korrespondenten  vollkommen  ein- 
verstanden ist,  so  glaubte  sie  doch  der  Anforderung  des  Herrn 
Georg  Ritter  von  Frauen  Feld  entsprechen  zu  sollen  und  zwar 
mit  Verzichtleistung  auf  alle  naheliegenden  Randglossen,  um  diese 
leidige  Angelegenheit  nicht  in  andere  Organe  verschleppt  zu  sehen, 
welches  letztere  wohl  der  Schhiss  des  Geleitschreibens  für  den 
Fall  in  Aussicht  stellte,  als  die  Redaktion  den  Abdruck  der  Erwie- 
derung ablehnen  sollte.  Leider  sah  sich  die  Redaktion  in  ihrer 
Voraussetzung  getäuscht,  sie  unterschätzte  eben  die  drängende 
Gewalt  uKjnschlicher  Schwächen,  ül)(;r  welche  selbst,  venia  sit  dicto, 
die  Unsterblichen  der  Sterblichen  nichts  weniger  als  erliaben  sind. 
Herr  Georg  Ritter  von  Frauenfeld  hört  sich  aber  auch  gar  zu 
gerne  sprechen  und  so  konnte  er  der  günstigen  Gelegenheit  nicht 
widerstehen,  seine  stilistischen  Uebungen  vor  einem  grösseren 
Kreis  von  Zuhörern  zum  Vortrage  zu  bringen.  In  einer  Sitzung  der 
zool.-bofan.  Gesellschaft  am  G,  Mai,  an  welcher  20  bis  25  Mitglie- 
der theilnahmen,  las  Herr  Georg  Ritler  von  Frauenfeld  seine 
gedruckte  Erwiederung  (Maihi^ft  Seite  166)  recht  flüssig  und  mit 
dem  ihm  eigentliümlichen  Affekte  vor,  also  zu  einer  Zeit,  in  wel- 
cher diese  Erwiederung  bereits  allenthalben  dort  verbreitet  gewesen, 
wo  etwa  jene  paar  Zeilen  gegen  die  botanische  Thätigkeil  der 
Gesellschat't  ein  Monat  früher  bemerkt  worden  sein  mochten.  Erin- 
nert diess  nicht  an  das  bekannte:  „Bei  der  grossen  Retirade."  — 
Was  nun  die  Erwiederung  des  Herrn  Georg  Ritter  von  Frauen- 
feld anbelrifft,  so  möge  es  gestattet  sein,  ders(?lben  unter  Einem 
einige  Nachklänge  zu  widmen.  Wer  den  Inhalt  der  letzten  6  Bände 
ns(i2 — 1867)  der  Gesellschaftsschriften  auch  nur  einer  oberfläch- 
lichen Durchsicht  unterzi(.'hl,  dem  muss  es  auffällig  erscheinen, 
ditss  die  Botanik  d(jrten  eine  bei  weitem  schwächere  Vertretung 
findet,  als  die  Zoologie.  Diese  Wahrnehmung  mag  es  wohl  gewesen 
sein,  welcher  der  Schreiber  obiger  missfallig  gewordenen  und  fast 
zu  einem  crimen  maiestalis  emporgeschraubten  Stelle  Ausdruck 
geben  wollte,  wenn  er  auch  dabei,  den  Salz  wörtlich  genommen, 
zu  weit  ging.  Hierzu  Hesse  sich  freilich  bemerken,  dass  die  Zoo- 
logen der  Gesellschaft  eben  mehr  leisten  als  die  Botaniker,  allein 
diess  dürfte  wieder  die  vielleicht  unangenehm  berührende  Frage 
anregen,  warum  es  dem  so  sei.  Würde  sich  Herr  Georg  Ritter 
von  Fi-auenfeld ,  der  doch  das  leitende  und  herrschende  Princip 
der  zool.-botan.  Gesellschaft  sein  will,  gleichmässig  wie  für  die 
Zoologie,  auch  für  die  Botanik  interessiren ,  so  würde  er  leicht 
Müfcl    iiu<l    W(>ge   genug  linden,    die   Thaligkeit    der    Botaniker  zu 


199 

gfewinnen  und  darlurch  noch  boi  onier  Zeit  der  Eventualität  vor- 
beugen, dass  solche  eines  Tages  das  Bediirfniss  fülilen  mürliten  der 
zool.-botan.  Gesellschaft  den  Rücken  zu  kehren  und  sich  zu  einem 
selbstsländigen   „botanischen  Verein"  zu  konstiluiren.  S. 

Borszek  (nordöstlicliste  Grenze  v.  Sicbenbürtren),  am  7.  Mai  18(58. 
Nach  einer  3  tägigen  ziemlich  beschwerlichen  Reise  (taglich 
12—13  Meilen}  bin  ich  gestern  Mittags  hier  eingetrolTen.  —  Nach- 
mittags sammelte  ich  Anemone  (^Hepatica)  transsilvanica,  die  ohne 
Zweifel  mit  A.  angulosa  Lam.  identisch  ist.  —  Noch  gestern  suchte 
ich  den  „slark  behaarten,  wohlriechenden"  Farrn,  den  Schur  hier 
gefunden  und  für  Cheilanthes  odora  gehalteu  haben  will,  am  Ein- 
gänge der  Eishöhlen  hier  auf.  Ebenso  suchte  ich  auch  heule  früh 
darnach;  jedoch  vergebens,  Viola  Jovi  ist  hier  sehr  gemein  und 
eben  in  bestem  Blühen  begrifTen;  ebenso  Denlaria  glandulosa. 
Draba  neinoralis  kommt  hier  mit  kahlen  Schötchen  vor.  Ein  win- 
ziges Alyssum  mit  wenig  oder  kaum  beblättertem  Stengel  und 
kopfförmig  gedrängten,  sitzenden  Blülhen  eines  A.  calt/cinum  muss 
ich  für  eine  Monstrosität  halten,  da  ich  nur  2  Exemplärchen  auf- 
fand. —  Pulmonaria  rubra  Schott  und  Kotschy  ist  wahrschein- 
lich mit  P.  affinis  Jord.  identisch.  Ich  sehe  hier  durchaus  rothblü- 
hende und  andere  sonst  ganz  gleichgestaltele  vermischt.  —  Uebrigens 
kommt  in  Siebenbürgen  stellenweise  auch  P.  moUis  mit  lauter  rein 
rothen  Blülhen  vor;  daher  verschickten  siebenbürgische  Botaniker 
auch  oft  diese  unter  dem  Namen  P.  rubra.  Die  echte  Schott'sche 
Pflanze  habe  ich  i.  J.  1861  auch  im  Kom.  Baranya  bei  Szekelyhid 
häufig  angetroffen  und  damals  für  P.  saccharata  Nill.  gehallen. — 
Morgen  reise  ich  von  hier  noch  15  Meilen  längs  der  moldauischen 
Grenze  südlich  nach  dem  Kupferbergwerk  Balan  bei  Sz.  Domokos. 
Ich  will  daselbst  2  Kalkalpen  besteigen.  Ich  werde  erst  ungefähr 
am  14.  d.  M.  über  Zäh,  um  hier  Poeonia  tenuifolia  zu  sammeln,  zu 
Hause  ankommen.  Janka. 

Bai  an  bei  Csik-Szenl-Doniokos  (üstl.  Siebenb.),  am  10.  Mai  1868. 

Heute  verweile  ich  den  zweiten  Tag  hier  und  bin  eben  vom 
Nagy  Hagymäs,  einer  5688'  hohen  schauerlich  zerklüfteten  Kalkalpe 
zurückgekommen,  auf  der  ich  den  ganzen  Tag  zubrachte.  Blühend 
fand  ich  nur  sehr  wenige  Pünnzen:  Symphi/tum  cordatutn,  Dentaria 
glandulosa,  Hepatica  transsilvanica,  Crocus  banaticus ,  Galant hus 
nivalis,  Scilla  bifolia,  Gagea  minima,  Corydalis  sotida  var.  den- 
siflora  (j=  densiflora  PresI,  auch  im  Banat  um  Mehadia  sehr  ver- 
breitet), Ranunculus  carpaticus  sind  in  den  Waldungen  und  auf 
den  Bergwiesen  allgemein  verbreitet.  Auf  Felsen  traf  ich  blos  einzeln 
blühende  Androsace  villona  oder  yl.  arachnoidea  Schott  et  Kotschy 
an;  ebenso  Viola  alpina.  Ich  habe  aber  auch  alle  auffallenderen 
nicht  blühenden  Arten  gesammelt,  wie  z.  B.  Eritrichium  nanum, 
Gentiana  phlogifolia  Scholl  et  Kotschy,  welche  ich  für  identisch 
mit  der  sibirischen    G.  decumbens  L.  halte.  —   Gestern  Nachmittag 


200 

bestieg  ich  den  etwas  niedrig-eren,  ebenso  in  gegen  den  Bergort 
Baiän  zu ,  senkrechte  wihl  zerrissene  Wände  abfallenden  Öcseni 
Teteje,  so  wie  auch  den  zwischen  diesem  und  den  Eingangs  er- 
wähnten Hagymäs  gelegenen  thurmarligen  Egyeskö.  —  Ich  habe 
hier  zum  Erstenmal  Bdnffya  petraea  gesehen,  und  das  erste  Exem- 
plar, das  ich  pflückte,  vor  Freude  geküsst!  Sie  ist  auf  allen  drei 
genannten  Bergen  sehr  häufig  und  steigt  sogar  bis  circa  2000' 
herab,  ebenso  wie  die  Androsace  arachnoidea  etc.  —  In  der  Tan- 
nenregion lag  noch  sehr  viel  Schnee;  ich  musste  stundenlang  darin 
herumsteigen.  Die  Kuppen  waren  schneefrei,  wo  man  dann  auf 
dichten  Polstern  von  Dryas^  Viola  alpina  etc.  wanderte,  —  Bezüg- 
lich Ranunculus  carpaticus  muss  ich  bemerken,  dass  derselbe  wohl 
nichts  Anders  sein  dürfte,  als  R.  Gouani  Willd.  Wenigstens  stimmt 
der  echte  R.  carpaticus  Herb,  total  mit  pyrenäischen  Exemplaren 
in  Blüthe  und  P'rucht  überein.  Freund  Ascherson  wird  uns  später 
miltheilen  können,  ob  die  Grenier  Godron 'sehe  Pflanze  auch  wirk- 
lich die  Willdenow'sche  darsteUt.  —  Aber  auch  Ranunculus 
aduncus  Gren.  Godr.  kommt  in  Siebenbürgen  vor  und  wird  in 
ßlüihe  für  R.  carpaticus  genommen.  Er  unterscheidet  sich  durch 
die  längeren  Grifl'el.  In  drei  Tagen  bin  ich  wieder  zu  Hause.  Heute 
Abends  treffe  ich  in  Maros-Väsärhely  ein.  3Iorgen  Mittag  bin  ich 
in  Zäh,  um  Poeonia  tenuifolia  L.,  die  gerade  blühen  muss,  zu 
sammeln.  —  Meine  Pflanzen  trocknen  wunderschön.  Auf  dieser 
Reise  hatte  ich  insofern  Glück,  als  ich  bei  den  botanischen  Exkur- 
sionen auf  die  Alpen  etc.  das  schönste  Wetter  hatte,  während  es 
stets  regnete,  als  ich  auf  der  Fahrt  war.  Janka. 


Kryptog^amischer  Beiseverein. 

Die  diesjährige  Reise  des  Vereins  soll  eine  ausschliesslich 
bryologische  sein  und  Herr  Dr.  Lorentz,  Privatdocent  der 
Botanik  in  München,  damit  betraut  werden.  Wenn  es  die  Mittel 
des  Vereins  erlauben,  soll  Herr  Ludwig  Mol  endo  denselben  be- 
gleiten. Das  Ziel  der  Reise  ist  Norwegen. 

Wir  dürfen  bei  dieser  Reise  ein  glänzendes  Resultat  erwarten, 
besonders,  wenn  es  gelingt,  die  beiden  genannten  Herren  auszu- 
senden. Dieselben  haben  sich  nicht  nur  durch  zahlreiche  gediegene 
Schriften  als  erfahrene  und  ausgezeichnete  Kenner  der  schwierigen 
Laubmoosfamilien  erwiesen,  sondern  auch  besonders  durch  wieder- 
holten langen  Aufenthalt  in  den  Alpen  praktischen  Blick  und  eine 
reiche  Erfahrung  im  Auffinden  und  Sammeln  der  Moose  erworben. 
Zeuge  dafür  sind  die  zahlreichen,  glänzenden  Funde,  mit  denen  sie 
die  Moosgeographie  der  Alpen  bereichert  und  die  in  zahlreichen 
schönen  Exemplaren  in  den  Herbarien  der  meisten  Bryologen  ver- 
breitet sind. 


201 

Andererseits  ist  Norwegen  (liircli  seinen  Moosreichtliiiin  so 
bekannt,  dass  es  überflüssig  wäre,  noch  besonders  daranf  hinzu- 
weisen und  liefert  ausser  den  vielen  bekannten  Seltenheiten  noch 
fast  jedes  Jahr  Neues  und  Interessantes, 

Aber  um  diese  Reise  in  Ausführunor  zu  bringen,  besonders  um 
sie  für  beide  genannte  Herren  zu  ermöglichen,  bedarf  es  einer 
zahlreicheren  Theilnahme  an  unserem  Vereine,  als  bisher  der  Fall 
war,  und  werden  daher  alle  Freunde  der  zierlichen  Laubmoose  ein- 
geladen, dem  Vereine  beizutreten.  Bei  den  bedeutenden  Kosten  fer- 
ner, welche  die  Reise  in  dem  theuren  Norwegen  erfordert,  erscheint 
eine  Erhöhung  des  Betrags  auf  6  Thlr.  »)  =  10  Gld.  30  Kr.  rh. 
geboten.  Es  werden  auch  Doppelaktien  ausgegeben,  wodurch  das 
Anrecht  auf  alle  gesammelte  Arten,  auch  diejenigen,  welche  in  zu 
geringer  Menge  vorhanden  sind,  um  an  alle  Mitglieder  vertheill  zu 
werden,  sowie  auf  eine  entsprechend  reichlichere  Ausstattung  der 
Exemplare  erworben  wird.  Wir  sind  überzeugt,  dass  die  Herren 
Mitglieder  für  diesen  kleinen  Mehrbeitrag  durch  die  Zahl  und  Sel- 
tenheit der  gesammelten  Arten  reichlich  werden  entschädiüt  werden. 

Rabönhorst,  Schimper. 


Mit  Bezugnahme  auf  obigen  Aufruf  und  das  ehrende  Ver- 
trauen, welches  die  geehrten  Leiter  des  Vereins  in  mich  gesetzt, 
erlaube  ich  mir  noch  einige  V\'orle  beizufügen  über  den  Plan  der 
Reise,  der  Herrn  Rabenhorst  und  Schimper  vorgelegt  und  von 
diesen  genehmigt  wurde.  ^ 

Es  wurde  von  dem  Grundsatze  ausgegangen,  dass,  iim  Tücti- 
tiges  zu  leisten,  besonders  um  mit  Erfolg  zu  sammeln  und  im 
Stande  zu  sein,  den  Herren  Mitgliedern  ein  würdiges  Aequivalent 
zu  bielen,  es  unbedingt  nöthig  ist,  sich  sowohl  saclilich  als  örtlich 
auf  eine  einzige  Ptlauzenfamilie  zu  beschranken  und  an  wenigen 
wohlgewählten  Punkten  längere  Zeit  zu  verweilen.  Nur  so  ist  es 
möglich,  sich  mit  den  Eigenthümlichkeiten  der  Gegend  vertraut  zu 
machen,  ihre  wahren  Moosstandorte  zu  entdecken  und  das  Gesam- 
melte an  Ort  und  Stelle  kunstgerecht  einzulegen  und  zu  trocknen. 
Für  die  projekürte  Reise  wurden  drei  solcher  Punkte  gewählt  und 
für  jeden  derselben  ein  Monat  Aufenthalt  bestimmt,  so  dass  dieselbe 
in  nachfolgender  Weise  vor  sich  gehen  soll:  Von  Chrisliania  auf 
der  Poststrasse  nach  Bergen  ohne  weiteren  Aufenthalt  an  den  Sog- 
nefjord,  als  nicht  vielleicht  bereits  die  Jahreszeit  erlaubt,  einige 
Tage  auf  Nystuen  zu  verweilen  und  die  bryologischen  Schätze  des 
Tilleljeld  zu  heben.  Zunächst  soll  dann  die  Gegend  um  die  Aus- 
mündung des  Fjords  mit  ihren  mancherlei  Inseln  untersucht  werden. 
Das  eigenthümliche  regenreiche  Klima  dieser  Gegend,  das  von  dem 


*)  Diejenigen  geehrten  Mitglieder,  welche  bei  dem  Unterzeichneten  bereits 
4  Thaler  pro  1868  eingezahlt  haben,  werden  ersucht  :2  Thaler  recht  bald  nach- 
zuzahlen. L.  Rabenhorst. 


202 

im  Innern  des  Lanrles  ziemlich  verschierlen  ist,  sowie  der  ziemlich 
reiche  Gesteinsvvechsel  und  die  bereits  erfojoie  AuffiiKlung-  einigier 
britischer  Formen  lassen  dort  interessante  Resultate  und  manches 
Neue  erwarten.  Später  sollen  dann  womöglich  einige  Exkursionen 
nacli  den  Gebirgen,  welche  das  Innere  des  Fjords  umlagern,  bes. 
Fillefjeld,  das  Flurungerne  und  Fustedal  unternommen  werden. 

Der  zweite  Punkt,  der  in  Aussicht  genommen  wurde,  ist  die 
Umgebung  des  Sallenf]ord,  von  wo  aus  versucht  werden  soll,  den 
klassischen,  seit  Wahlenberg  berühmten  Sulitelma  von  Westen  her 
zu  erreichen. 

Der  dritte  Punkt  endlich  soll  ganz  dem  Dovrefjeld  gewidmet 
sein,  um  dessen  bekannte  Seltenheilen  in  die  Herbarien  der  Abon- 
nenten zu  leiten. 

Ich  holFe ,  dass  die  Ausführung  dieses  Planes  dazu  dienen 
wird,  nicht  nur  die  bekannten  Schätze  in  r(;ichlicher  Menge  einzu- 
legen und  zur  Vertheihing  zu  bringen,  sondern  dass  sie  auch  dem 
andern  Zwecke  des  Vereins  gerecht  werden  wird,  nämlich  die 
Wissenschaft  mit  neuen  Thatsachen  zu  bereichern,  seien  dies  nun 
neue  Arten  und  Formen,  oder  neue  pflanzen  -  geographische  Auf- 
schlüsse. Icli  werde  nicht  n erfehlen,  zu  der  seit  einigen  Jahren 
vernachlässigten  Praxis  zurückzukehren  und  durch  Reiseberichte 
dem  Vereine  von  meiner  Thäligkeit  und  meinem  Erfolge  Nachricht 
zu  geben.  % 

Alle  Freunde  der  Bryologie  woi'den  somit  freundlichst  einge- 
laden, sich  bei  dem  Vereine  zu  beiheiligen,  damit  nicht  nur  die 
Reise  ül)erhaupt  verwirklicht,  sondern  vorzüglich  auch  die  Theil- 
nahme  Herrn  Molendo's  ermöglicht  werde,  dessen  bekannter 
Scharfblick  und  dessen  Finderglück  die  Resultate  auf's  glänzendste 
steigern  würde.  Dr.  ph.  Lorentz. 

P.  Scr,  Da  die  Zeit  bereits  schon  weit  vorgerückt  ist,  so  wird 
um  baldige  Einsendung  der  Beiträge  gebeten.       Dr.  L.  Rabenhorst. 


Personalnotizeu. 

—  Dr.  Ludwig  Häynald,  Erzbischof  von  Kalocsa  wurde  von 
Sr.  M.  dem  Kaiser  durch  Verleihung  des  Grosskreuzes  des  Leopolds- 
Ordens  ausgezeichnet. 

—  J.  G.  Beer  und  Dr.  Julius  Wies n er  wurden  von  Sr.  M. 
dem  Kaiser  aus  Anlass  der  Betheiligung  an  der  letzten  Weltaus- 
stellung in  Paris  und  der  Mitwirkung  zu  den  Erfolgen  derselben 
durch  Verleihung  des  goldenen  Verdienstskreuzes  mit  der  Krone 
und  aus  gleicher  Ursache  Dr.  A.  Kornhuber  durch  Bekanntgebung 
des   Ausdruckes  der  a.  h.  Anerkennung  ausgezeichnet. 

—  Victor  von  Janka  wurde  von  der  ungarischen  Akademie 
eingeladen,  die  oslasiatische  Expedition  als  Botaniker  zu  begleiten, 


m 

um    auf  Landoskosfon   für  das  nngarisrlm   Nationalmuseum  zu  sam- 
meln. Xanlus  schliesst  sich  dersc'lben  als  Zoologe  an. 

—  Alexander  Zawadzki,  Professor  an  der  Oberrealschule 
in  Brunn  ist  am    5.  Mai    in    einem    Aller   von  71   Jaiuen  gestorben. 

—  Dr.  Julius  Sachs,  Professor  in  Freiburg,  hat  einen  Ruf 
als  Professor  der  Botanik  und  Direktor  des  hol  an.  Gartens  an  der 
Universität  \\'ürzbiiro  angenommen. 

—  Dr.  M.  Reess  ist  als  Assistent  des  Professors  der  Botanik 
und  Direktors  des  botan.  Gartens  an  der  Uuiversilut  Halle  ange- 
stellt worden. 

—  Dr.  Anton  Rehmaun,  Privatdocent  in  Krakau,  bereist 
im  botanischen  Interesse  die  Krim. 

—  Jakob  Klier,  als  Rosenzüchter  rühmlichst  bekannt,  ist 
am  6.  Mai  in  Wien  gestorben. 

—  Dr.  G.  S  ch  wei  nfu  rt  h  in  Berlin  bricht  Ende  d.  31.  zu 
seiner  grossen  Forschungsreise  nach  der  westlichen  Wasserscheide 
des  oberen  Nil -Gebiets  auf,  zu  welcher  ihn  die  Humboldsstiltung 
auf  einstimmigen  Beschluss  der  Akademie  ausgerüstet  hat. 


Vereine,  Gesellßchaften,  Anstalten. 

In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschafte  n 
am  26.  März  übersandte  Dr.  F.  ünger  eine  Abhandlung  unter  dem 
Titel:  «Die  fossile  Flora  von  Radoboj  in  ihrer  Gesammtheit  und 
nach  ihrem  Verhältnisse  zur  Entwicklung  der  Vegetation  der  Ter- 
tiärzeit."  (Mit  5  Tafeln.}  Es  ist  dermalen  keine  Stelle  bekannt,  wo 
Pflanzenreste  der  Vorwelt  in  solcher  3Iannigfaltigkeit  und  Fülle 
angetroll'en  werden,  als  zu  Radoboj  in  Kroatien.  Durch  dreissig  Jahre 
ist  diese  Fundgrube  für  Paläontologie  sorgfältig  ausgebeut(!t  und 
ihr  Inhalt  bekannt  gen)acht  worden.  Indess  hat  seit  den  ersten  Pu- 
blikationen, die  Paläontologie  selbst  namhafte  Erweiterungen  und 
Veränderungen  erfahren,  so  dass  es  nunmehr  gerathen  erscheint, 
die  Pflanzenreste  einer  neueren  Betrachtung  zu  unterziehen.  Ueber- 
blickt  man  den  gesammten  Inhalt  derselben,  so  erstaunt  man  über 
den  nahezu  an  300  verschiedene  Arten  betragenden  Reichthum. 
Es  wird  nun  dieser  Gegenstand  unter  folgenden  Gesichtspunkten  in 
nähere  Erwägung  gezogen:  Im  ersten  Abschnitte  sind  die  Vorkom- 
mensverhällnisse  so  wie  die  geoguostischen  Beziehungen  in's  Auge 
gefasst,  woraus  hervorgeht,  dass  diese  Ablagerung  keineswegs  der 
eoceneu  Periode  angehört,  sondern  dass  sie  vielmehr  der  unteren 
Braunkohlenbildung  oder  der  sogenannten  aquitanischen  Stufe  glcirh- 
zusetzen  sei.  Der  zweite  Abschnitt  befasst  sich  mit  der  Ermittelung 
der  Art  und  Weise,  wie  diese  Landpflanzen  und  Insekten  in  eine 
auch  Meeresalgen  und  Fische  enthaltende  Schichte  begraben  wurde 
und  wie  dabei  eine  Ausscheidungf  von  Schwefel  stattfand.  Der  dritte 


Abschnitt  handelt  von  dem  Chnraklor  der  fossüon  Flora.  Auch  hier 
zeigt  sich,  dass  in  der  Terliürzcil  sich  auch  über  Europa  eine  sub-- 
tropische  Flora  ausbreitete,  die  sich  erst  später  aliiniilig-  von  da 
zurückzog-  Und  in  den  gegenwärlio-  von  ihren  Nachkommen  occu- 
pirlen  Erdlheilen  ihre  weitere  Entwicklung  erfuhr.  Ein  Versuch  def 
Zurücklührung  der  Dikotylen  auf  ihre  ursprünglichen  Formen,  die 
nach  unserer  bisherigen  Erfahrung  zuerst  in  der  Kreidezeit  auftre- 
ten, hat  gezeigt,  dass  einer  der  drei  Haupistämme  derselben,  näm- 
lich die  gauiopelalen  Pflanzen,  erst  ein  Erzeu^niss  der  Terliärzeit 
ist,  und  dass  daher  das  erste  Auftreten  der  dikotylen  Pflanzen  auf 
«ler  Erde  in  einem  Gegensalze  der  ApetaltMi  und  Dialypetalen  begann, 
Welche  beide  daher  als  die  untersten  oder  Hauptäste  des  dikotylen 
Stammbaumes  unseres  gegenwärtigen  Pflanzenreiches  anzusehen 
sind.  Im  fünften  Abschnitte  werden  die  neuen  und  weniger  bekannten 
Arten  der  Radobojer  Pflanzen  beschrieben  und  auf  fünf  Tafeln  näher 
illustrirt.  Ein  Anhang  fasst  noch  einige  wenige,  grössteniheils  ter- 
tiäre Pflanzen  anderer  Lokalitäten  zusammen.  Der  sechste  Abschnitt 
endlich  gibt  das  kritische  Verzeichniss  sämmtlicher  bisher  bekannten 
Arten,  welche  in  Radoboj  gefunden  wurden. 

—  In  der  Sitzung  der  zool.-botan.  Gesellschaft  am  4. 
März  legte  Dr.  H.- W,  Reichardt  einen  Raslart  von  Verbascum 
nigrum  und  V.  Tliapsus  =  V.  colUnum  Schrdr.  vor,  welcher  auf 
den  Abhängen  der  Ruine  Toilenstein,  bei  St.  Georgenthal  im  nördl. 
Boiinien  von  E.  Hackel  gefunden  wurde  und  bezeichnet  denselben 
als  neu  für  die  böhm.  Flora.  Sodann  legt  er  eine  Monstrosität  von 
Zea  M(iys  vor,  welche  in  den  männlichen  Rispen  weibliche  Blüten 
zahlreicli  entwickelt  hatte.  Sie  wurde  von  Dr.  A.  Pick  im  Jahre 
1866  häufig  um  Vöslau  bei  Wien  beobachtet. 

—  In  der  Jahressitzung  der  zool.  -  botan.  Gesellschaft  am 
1.  April  besprach  Dr.  H.  W.  Reichardt  folgende  für  den  Druck 
bestimmte  Arbeiten:  Vegetations Verhältnisse  von  Kroatien,  enthal- 
t(Mi(i  eine  pflanzengeographische  Uebersicht  und  eine  Aufzählung 
der  bisher  beobachteten  Gefässpflanzen.  —  Exotische  Flechten  aus 
dem  Herbar  des  botan.  Hofkabinetes  von  Dr.  Krempelhub  er;  als 
Vorwurf  dienten  die  im  genannten  Herbar  befindlichen  unbestimmten 
Flechten  220  Arten  enthaltend  und  von  14  Samndern  herrührend. 
Darunt(>r  fanden  sich  5  neue  Arten:  Parmelia  subrugaia  K. ,  Phy- 
scia  Magara  K. ,  Pertusaria  pruinosa  K. ,  Lecidea  coroniformis  K. 
und  Lecidea  Hugelii  K.  —  Mycologische  Miscellen  von  Schulz  er 
von  Müggenburg.  —  Botanische  Fragmente  aus  Galizien  von  Dr. 
A.  Reh  mann.  In  denselben  finden  sich  die  Resultate  der  vom  Autor 
nach  verschiedenen  Richtungen  unternommenen  Reisen  und  500 
Arien  Phanerogamen  aufgeführt,  darunter  3  neue  Arten:  Pulmonaria 
ohscura  Rehm.,  Symphytum  foliosuin  Rehm.  und  Laserpitium  po- 
dolicum  Rehm.  —  Beilrag  zur  Flora  von  Tarnopol  von  Prof.  To- 
ni aschek;  endlich  „Bemerkungen  über  die  botanischen  Leistungen 
Marsigli's  und  Burser's,  in  Niederösterreich  von  Bruhin."  So- 
dann legt  er  das  für  Niederösterreich    neue  Plagiothecium  undula^ 


205 

tum  vor,  welches  von  Dr.  Fr.  Leitho  in  louclilen  WaKlern  am 
]Nor(li>l»luuio;ü  des  Hoelikalir  trefunden  wurde.  —  J.  Juralzka  legt 
eine  iliin  von  J.  Breidler  ühergeIxMie  Alsine  ternn  ß.  alpina  vor, 
deren  saininlliehe  Blült-n  oefulll  erscheinen.  Das  einzige  Exemplar 
wurde  von  des  letztem  Bruder  auf  dem  Mallnilzer  Tauern  in  einer 
Höhe  von  6000'  auf  Glimmerschiefer  gesammelt.  Sodann  legt  er 
eine  für  Aiederösterreich  neue  Characee  vor:  Nitella  capitata  X.  ab 
E. ,  welche  er  im  Heustadelwasser  des  Praters  bei  Wien  gefunden 
hat,  und  berichtet  schliesslich  auf  Grund  einer  Mittheilung  des  Dr. 
J.  Pey ritsch,  dass  die  ÄegagropUa  Saiiteri  in  jener  Form,  welche 
unter  dem  Aamen  Seeknödel  bekannt  ist,  im  Zeller  See  seit  drei 
Jahren  verschwunden  ist,  u.  zw.  aus  Ursache  der  Canalisalion  des 
Zellernioores,  in  Folge  dessen  auch  das  Niveau  des  See's  gesunken 
und  das  Wasser  von  den  flachen  Uferstelien  an  dem  südwesll.  Theile 
des  See's,  woselbst  diese  aus  Argagropila  Sauteri  gebildeten  Ku- 
geln vorkamen,  zurückgetreten  ist.  —  Ritt,  von  Frauen  fehl  legt 
ein  von  Möller  in  Wedol  gemachtes  Diatomeen-Präparat  vor.  Die 
Platte  enthält  auf  einem  Räume  von  beiläufig  4  Uuadr.  Millimeter 
400  Diatomeen,  die  102  Gattungen  in  306  Art^en  in  4  Gruppen  jede 
mit  6  Reihen  geordnet  darstellt.  Die  Herstellung  dieses  Objektes 
ist  wohl  das  äusserste,  was  in  mikroskopischer  Präparalion  bisher 
geleistet  wurde.  Die  korrekte  Anordnung,  die  beliebige  Lage  der 
Schalen  auf  die  Kaule  oder  Fläche  ist  wahrhaft  bewundernswerth 
und  hiernach  der  Preis  von  20  Thaler  sehr  billig. 

—  In  einer  Sitzung  der  schlesischen  Gesellschaft  für 
vaterländische  Kultur,  am  6.  Februar  berichtete  Generallieut. 
V.  Jacobi  über  ein  neues  sehr  vollkommenes  Verfahren,  Abdrücke 
von  natürlichen  Pflanzen  auf  Papier  herzustellen,  welches  von  Cle- 
menceau  in  Hanau  bei  dem  Pariser  botanischen  Kongress  von  1867 
ausgestellt  war.  lieber  die  von  Boscaven  Ibbetson  aus  ßiberich 
zu  der  Pariser  Ausstellung  eingesendeten  galvanoplastischen  Repro- 
ductionen  von  Farren,  Pilzen,  Cacteen  etc.  referirte  derselbe,  dass 
sie  wahrscheinlich  durch  Abguss  in  eine  über  das  natürliche  Exem- 
plar gemachte  F'orm  gefertigt  seien,  ähnlich  wie  das  Laubwerk  an 
dem  berühmten  Jamnit  z  er'schen  Pokal  in  Nürnberg.  Geh.  Rath 
Prof  Goeppert  erinnert,  dass  das  Verfahren  des  Naturselbstdrucks 
auch  den  Japanern  bekannt  und  von  ihnen  bei  botanischen  Ency- 
clopädieen  benutzt  sei,  wie  die  von  dem  verstorbenen  Regierungs- 
rath  Wie  hur  a  milgebrachten  Proben  erweisen.  Apotheker  Müncke 
gab  vergleicheuiie  Betrachtungen  des  Kopalharzes  mit  diMu  Bern- 
stein. Vortragender  bezeichnet  verschiedene,  namentlich  in  Mittel- 
und  Südamerika  und  in  Ostafrika  einheimische  Species  der  Gattun- 
gen Hymenaea  L.,  Trachij/obiuni  Hayne  und  Voiiapa  Hayne  als 
kopalliefernde  Bäume;  der  ostalrikaiiische  oder  Zanguebar-Kopal 
ist  deni  Bernstein  am  ähnlichsten.  Nach  F.  Oswald  wird  sämmtli- 
cher,  zum  Export  bestimmter  ostafrikanischer  Kopal  in  der  Erde 
1 — 6'  tief  und  darüber,  zwischen  Pangane  und  Cap  Delgado  und 
ungefähr  bis  ly,  Meile  landeinwärts   gegraben,    in   baumlosen  Ge- 


^06  ll 

genden^  dofon  Einformiokeit  durch  einzelne  Sfräiiclior  unterbrochen 
wird.  Der  Kopallxuini  Zanguebars  wachst  nach  Os^^ald  nur  ver- 
einzelt, tieler  im  Itincrn  i\os  Festlandes  und  scheint  identisch  mit 
deni  Trachylubiuju  mossambicense  Klolzsch,  den  Peters  in  Wald- 
beständen auf  dem  Fesllande  von  Queriniba  auffand.  Durch  die 
grosse  Aelmliclikeit  der  Blätter  der  verschiedenen  Trachylobium-^ 
Arten  hält  es  schwer,  die  Identität  der  \n\  Kopal  eingeschlossenen 
Blätter  mit  denen  des  Kopalbaumes  nachzuweisen,  und  Früchte  und 
Blütlien  im  fvopal  aufzufinden,  war  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen. 
Wie  verbreilel  der  Kopalbaum  gewesen  sein  muss,  erhellt  aus  der 
Thatsache,  dass  nach  Pe  t  ers  jährlich  70^100,000  Pfund  Kopalharz 
exporlirt  werden,  wobei  die  enormen  0^'a'ititäten  verwitterten  Ko- 
pals  gar  nicht  berücksichligl  werden.  Das  zufällige  jetzige  Vorkom- 
men von  Kopalbäumen  auf  Zanguebar  spricht  durchaus  nicht  für 
die  bestimmte  Abstammung  des  Harzes;  in  Guinea  und  benachbarten 
Ländern,  wo  jährlich  sogar  über  1,600.000  Pfund  Kopal  exportirt 
werden,  wächst  nach  Wel  witsch  kein  Kopalbaum  und  sämmtlicher 
Kopal  wird  lediglich  nur  gegraben.  Grosse  Erdkatasirophen  haben 
auch  hier  die  mächtigen  Kopalwälder  vernichtet  und  das  Harz  in 
die  jetzigen  Lagerstätten  geschwemmt,  wo  die  viellach  zerbroche- 
nen, oft  noch  mit  Baumrinde  bekleideten,  untereinander  geworfenen 
Stücke  in  Sand-,  Letten  und  Mergelschichlen  in  verschiedener  Tiefe 
gegraben  werden.  Die  Kenutniss  der  Alten  über  den  Kopal,  den 
sie  Succinum  indicum  s.  africanum  nannten,  citirle  Vortragender 
aus  den  betreffenden  Werken  und  bezeichnete  schliesslich  John 
als  denjenigen  Forscher,  der  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  schon 
der  Meinung  war,  dass  der  gegrabene  Kopal  von  Westafrika  von 
Bäumen  abstamme,  die  ehmals  dort  vegetirten  und  dass  damit  etwas 
Aelinliches  wie  mit  den  Succinbäumen  in  Preussen  stattgefunden 
habe.  Die  hin  und  w  ieder  verbreitete  Annahme,  dass  der  Kopal  so- 
wohl, als  auch  der  Bernstein  im  ursprünglichen  Zustande  andere 
Harze  repräsentirten,  dass  sie  nämlich  aus  einem  mit  anderen  Eigen- 
schaften begabten  Plarze  durch  Molekular-Veränderungen,  veran- 
lasst unter  dem  Einflüsse  tellurischer  und  kosmischer  Agenlien  von 
Jahrtausenden,  erst  mit  den  jetzigen  Eigenschaften  hervorgegangen 
seien,  eulbehrt  jeder  Begründung.  Die  interessanten  Entdeckungen 
von  Kopalslücken  sowohl  im  See-,  als  auch  im  gegrabenen  Bern- 
stein, die  verschiedenen  Erklärungen  über  dieses  Vorkommen,  die 
Ansicht  ßerendls,  dass  wenigstens  eine  Kopalbaumspecies  einer 
früheren  Schöpfungsperiode  angehört  hat,  und  die  grosse  Aehnlich- 
heil  dieser  in  Preussen  gefundener  Kopalslücke  mit  ostafrikani- 
scliem  Kopal  eingehend  betrachtend,  versuchte  Vortragender  die 
Eigenschaften  des  ostafiikauischcu  Kopals  mit  denen  des  Bei-nsfeins 
zu  parallelisiren.  Den  einzelnen  rohen  Kopalsorten  Zanguebars 
eigenlliüüdiche  Eigenschailen  beimessen  zu  wollen,  dürfte  schwer 
fallen:  wir  finden  in  jeder  der  nach  dem  Fundort  benannten  Sorte, 
Kopal  von  den  verschiedensten  Farben  -  Nuancen,  das  specifische 
Gewicht  der  einzelnen  Stücke  variirt  ebenso  v\ie  die  Härte,    Sprö- 


207 

digkeit  und  Form  derselben.  Nach  dem  Gehalt  an  schönen,  weissen 
Stücken  bestimmt  man  den  Werth  dieser  Kopalsorten,  in  denen 
zwei  weniger  geschätzte  Kopale,  Jacass-  und  Brand -Kopal,  vor- 
kommen ,  die  beide  beim  Sorliren  der  rohen  Kopalstücke  ent- 
fernt werden;  ersterer,  der  nach  Oswald  zur  Lackfabrikation  nach 
China  exportirt  wird,  wegen  der  leichten  Auflöslichkeit  in  den 
Waschlaugen,  letzterer,  der  wahrscheinlich  durch  Blitze  verursach- 
ten WaldJjranden  seine  Entstehung  verdanke,  der  dunkelbraunen 
Farbe  wegen.  Das  gleichzeitige  Vorkommen  von  mannichfach  zer- 
brocheneu, hellen  Stücken  neben  dunkelbraunen,  von  weniger  harten 
und  spröden  neben  dem  geschlitztesten  Kopal,  das  unter  diesen 
zerstreute  Auftreten  von  Brand-Kopal  in  kleinen  Fragmenten,  die 
häufig  vorkommenden  Stücke  mit  eingeschlossenen  Insekten,  Blät- 
tern, Rinde  u,  a.,  gebettet  in  Verwitlerungsprodukte  des  Kopals, 
die  seit  Jahrtausenden  unter  dem  Einflüsse  von  Luft,  Feuchtigkeit 
und  Warme  zu  grosser  Mächtigkeit  herangewachsen  sind,  liefern 
einen  schlagenden  Beweis  für  die  Annahme,  dass  der  Kopal  an  Ort 
und  Stelle  seines  jetzigen  Vorkommens  nicht  exsudirt,  sondern 
während  grosser  Erdkatastrophen  au  die  jetzigen  Fundorte  ge- 
schwemn.t  worden  ist  und  somit  eine  grosse  Aehnlichkeil  mit  der 
Entstehungsweise  und  Lagerung  des  Bernsteins  zeigt.  In  Farben- 
Nuancen  und  Durchsichtigkeit,  in  den  verschiedenen  Härtegraden, 
im  spec.  Gewicht  der  einzelnen  Stücke,  im  fettigen,  öligen  Glanz 
und  grossmuschligen  ßruch  sowohl,  als  auch  in  der  Form  der 
Stücke  zeigen  Bernstein  und  Kopal  eine  übereinstimmende  Mannig- 
faltigkeit, die  gewiss  nicht  allein  die  Folge  ist,  dass  vielleicht  ver- 
schiedene Species  von  Bäumen,  die  Harze  lieferten,  sondern  die 
vielmehr  bedingt  wird  durch  das  verschiedene  Alter  der  harzlie- 
fernden Bäume  und  des  Harzes  selbst,  durch  die  verschiedenen 
Agentien,  die  nach  Zeit  und  Ort  auf  die  Harze  verschieden  ein- 
wirkten. Die  Verwitterungsschicht,  Rinde  genannt,  die  den  rohen 
ostafrikanischen  Kopal  bekleidet,  ein  durch  Jahrtausende  dauernde 
Einwirkung  von  Luft,  Feuchtigkeit  und  Wärme  hervorgegangenes 
Oxydationsprodukt,  besteht  aus  mehr  oder  weniger  unregelmässigen, 
dicht  nebeneinander  gedrängten,  prismatischen  Warzen,  die  nach 
Entfernung  und  Waschen  mit  verdünnten  Laugen,  die  den  ostafii- 
kanisclien  Kopal  charakterisirende,  chagrinirte  Oberfläche,  Gänse- 
haut, darstellt;  sie  ist  lediglich  die  Folge  der  durch  chemisch- 
physikalische Veränderung  angeregten  Kontraktion  der  Harzüb(^r- 
flächen.  Eben  dieselbe  Rinde,  nur  bald  mehr,  bald  weniger  deutlich 
ausgeprägt,  findet  sich  auch  bei  dem  gegrabenen  Bernstein.  Dass 
Bernstein  und  Kopal  in  ursprünglichem  Zustande  sehr  dünnflüssig 
gewesen  sind,  beweisen  die  eingeschlossenen,  in  der  ungezwungen- 
sten Lage  der  Nachwelt  aufbewahrten  Insekten;  und  dass  selbst 
grössere  Thiere,  wie  z.  ß.  Eidechsen  im  ostafrikauischen  Kopal  ge- 
funden wurden,  berechtigt  zu  der  Annahme,  dass  ebendasselbe 
auch  bei  Bernstein  stattfinde.  Nicht  alle  derartige  Einschlüsse  im 
Bernstein  sind  Kunstprodukte.     Nachdem    Vortragender   die  Erzeu- 

Oesterr.  botan    Zeitschrift  6.  Heft.  l»t  8.  lo 


208 

gung,  resp.  Lagerungsstätte,  der  Harze  an  den  resp.  Stämmen  und 
die  eigenthümliche  Ablagerung  von  Bernstein  zwischen  den  Jalires- 
ringen  näher  betrachtete,  ertheilte  er  verschiedene  Rath'schläge,  um 
Kopal  von  Bernstein  genügend  zu  unterscheiden,  wobei  für  weniger 
Geübte  als  untrügliches  Mittel  der  charakteristisch  stechende  Geruch 
des  brennenden  Bernsteins  sich  herausstellte,  und  schliesslich  die 
chemische  Konstitution  der  beiden  Harze  nur  oberflächlich  berüh- 
rend, schloss  Vortragender  mit  der  Bemerkung,  dass  auch  in  dieser 
Beziehung  zwischen  Bernstein  und  Kopal  grosse  Analogie  zu  finden 
wäre.  F.  Cohn,   Sekretär  der  bot.  Sektion. 

Inserate. 
Zar  hohen  Beachtung  für  Bruchleidende. 

Der  berühmle  Bruch -Balsam,  dessen  hoher  Werth  selbst  in  Paris 
anerkannt,  und  welcher  von  vielen  medicinischen  Autoritäten  erprobt 
wurde,  welcher  auch  in  vielen  tausend  Fällen  glückliche  Curen  hervorbrachte, 
kann  jederzeit  direkt  brieflich  vom  Unterzeichneten  die  Sciiachtel  ä  4  fl.  Oe.  W. 
gegen  Einsendung  des  Betrages,  da  die  Postnachnalirae  nicht  stattfinden  kann, 
bezogen  werden.  Für  einen  nicht  so  alten  Bruch  ist  eine  Schachtel  hinreichend. 
J.  J.  Kr.  Eisenhut  in  Gals,  bei  St.  Gallen  (Schweiz). 

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Friedrich  Beck'schen  Verlags-Buclihandhmg  in  Wien, 


Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn 
Druck  Bnd  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  ßuchdruckerei  (M.  Salzer), 


Oesterreicliisclie 

Botanische  Zeitscürift. 

Gemeinnütziges  Organ 

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Die  ögterreichisciie  Exemplare, 
botanische    Zeltsilirtn              Rnfünilr    llHfl    RnfniliLar  die  frei  durch  die  Post  be- 
erscheint                           nUldUlU    UHU    llUlaUlHCI;  zogen  werden  sollen,  sind 
den  Ersten  jeden  Monats.  blos   bei  der  Redaktion 

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graphische  Fragmente.  Von  Dr.  Schür.  —  Ausflug  in  die  Turracher  Alpen.  Von  Kren  berger.  — 
Die  europ.  Allium-Arten.  VonJanka.  —  Vegetationsverliältnisse  Ungarns.  Von  Dr.  Kerner.  — 
Corresponilenz.  Von  Janka.  Dr.  (joeppert.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Gesellscliaften,  Anstal- 
ten. —  Literarisches  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Correspomlenz  der  Redaktion.  —  Inserate. 


Pestalozziae  species  nova. 

Auetore  B.  Auerswald. 

Pestalozzia  depazeneformis  Awd.  ftlpt. 

P.  pyrc'iiiis  opiphyllis,  niaculis  cincrascentibns  atropurpureo- 
mara^inatis  sparsiiii  insidentibus,  sporidiis  oblongis  fuscis  3-septalis, 
apice  seta  unica  coronatis,  18  microinillim.  longis,  8  microriiillim. 
lalis.  Habilu  Depäzeain  quondam  oiiinino  rcforens. 

Paginam  superiorein  foliormii  Arbuti  Uvae  ursi  infeslat.  Legit 
Franciscus  Liber  Baro  de  Hau  sin  an n  in  Tiroli  australi  prope  Seis 
aestate  1866  (Hb.  Heufler). 


Dr.  Alexander  Zawadzki. 

Eine    biographische    Skizze. 

Am  achten  Mai  1.  J  wurde  in  ßrünn  die  Leiche  eines  Mannes  zu 
Grabe  getragen,  dessen  Verdienste  um  die  botanische  Durchforschung 
GaUziens  so  gross  sind,  dass  jeder  künftige  Florenschreiber  dieses 
Gebietes  auf  seine  Leistungen  zurückkommen  muss.  Es  dürfte  somit 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  7.  Heft.  1868.  17 


210 

nicht  uninteressant  sein,  einige  Momente  aus  dessen  thafenreichem 
Leben  hervorzuheben  und  seinem  Andenken  einige  Worte  der  Erin- 
nerung zu  widmen.  Dr.  A.  Zawadzki  wurde  zu  Bielitz  in  Oesler- 
reichisch-Schlesien  den  6.  Mai  1798  von  sehr  armen  ,  mit  zahlreichen 
Kindern  gesegneten  Eltern  geboren.    Den  ersten  Unterricht  erhielt 
er  an  der  dortigen    zweiklassigen   Stadtschule,    deren  Katechet  Jo- 
seph   Seytert    in    dem    lebhafien  Knaben  Sinn   für    Naturerschei- 
nungen erkannte,  ihn  auf  seinen  Jagdausflügen   mitnahm   und  da  er 
auch    einige   Naturgegenslande    kannte,    so    wurden    diese  Spazier- 
gänge   für    den    aufblühenden    Z.    ein    Lieblingsvergnügen.    Dieser 
ehrenwerlhe  Priester  unierrichtete    Z.    in  seinen  freien   Stunden  im 
Latein,    in    der  Geographie,    Geschichte  und   im  Rechnen,    so  dass 
als    Z..  mit   seinem    Lehrer    zu    Anfang    des    Schuljahres   1811  nach 
Teschen  zog,    er    nach    abgelegter    Privat  -  Prülunir    in  die  dortige 
drille    Gymnasialklasst-    aufgenommen    wurde.    Im    Sciiuljahre    1815 
bezog  Z.  die  Universität  zu  Olmülz  und   1819  im  drillen  Jahre  der 
Philosophie   iiörle    er   in  Lemberg  auch    die    Recüitsvorlesungen.  Im 
J.   1821    besuchte    Z.    die    ausserordentlichen    Collegien    des    Pro- 
fessor Ernst    W  i  t  m  a  n  n     über    Botanik,     dessen    Assistent    er 
im    nächsten    Jahre    wurde.    Seinen    Lieblingsfäcliern ,    den    Natur- 
wissenschaften   und    namentlich  der  Botanik  sich  ganz  zuwendend, 
unternahm    Z.    1824    seinen    ersten    grösseren    Ausflug    nach    dem 
Siryer    Kreise    und  der  Bukowina,    und  wurde  in  demselben  Jahre 
suppl.  Lehrer    der  Physik    an   der   damals    in  Lemberg  bis  zu  ihrer 
Reorgauisirung    im   J.    1834    bestehenden    Realakadenre.    Um  diese 
Zeit  gab  er  die  „Mnemosyne"  eine  Zeitschrift   für  Belehrung  heraus 
und  redigirte   die  Lemberger    „Deutsche  Zeitung";    hier  erschienen 
von     ihm    popularnaturwissenschaflliche ,     zoologische,    botanische 
Aufsätze  darunter  „über  die  Verbreitung  und  Vertheilung  der  Ge- 
wächse   in    Galizien    und  Bukowina,"    ausserdem  Gedichte,    Erzäh- 
lungen   und    Beschreibungen    der    einzelnen    Kreise   Galiziens;    die 
letzteren  arbeitete  Z.  über  Aufforderung  der  Sludienhof-Commission 
als  „statistisch-geographische  Beschreibung  Galiziens  und  der  Buko- 
wina"  aus,  wo  sie  alsdann  in  der  Geographie  für  Gymnasien  abge- 
druckt und  vielfach  benülzt  wurde.    Noch    bevor   Z.  nach  Lemberg 
gekommen  war,    botanisirte    er  bereits    im  Wadowicer  Kreise  und 
auf   der  Babiagöra.    Um    das   J.    1830  war    er   mit  seinem  Freunde 
Dr.  F.  Herbich  (f  1865)  in  der  Tatra,  bald  darauf  in  der  Buko- 
wina,   deren    höchste  Spitzen    er   bestieg.    Ausserdem  besuchte  er 
den  gebirgigen  Theil   der   Kreise  Sanok,    Sambor,    Stryi   und  Sta- 
nislau ,    und    durchslreifte    die  ösllichen  Theile    Galiziens  vom  Zöl- 
kiewer  Kreise   bis  an  die  Grenze  von  Bessarabien  und   der  Moldau. 
Die  hier  gemachten  Beobachtungen,    die  vorhandenen  Literaturan- 
gaben   sowie   die  werthvollen  Miltheilungen  Herbich's  (über  den 
Tarnower  Kr.  und    wie  es  ziemlich  festgestellt  ist,    auch  über  die 
Bukowina),  Witmann's  und  von  Ducallowicz  machten    es   ihm 
möglich  im  Jahre  1835  die  Enumeratio  planlarum  Galiciae  et  ßuco- 
winae  zu  publiciren.  Im  nächstfolgenden  Jahre  erscliien  seine  Flora 


211 

von  Lemberg,  ein  Abdruck  der  nicht  ganz  vollendeten  Arbeit  in 
der  Mnemosyne  vom  Jahre  1835,  nun  zum  Abschluss  gebracht  und 
mit  einer  Einleitung  versehen.  Bei  der  Naturforscher-Versammlung 
zu  Wien  und  Breslau  sprach  er  Ober  Pinus  carpatica  Schult., 
über  die  seltenen  Pflanzen  Galiziens  und  der  Bukowina  und  zeigte 
eine  schöne  Sammlung  von  Karpalen  -  Pflanzen,  die  allgemeinen 
Beifall  fanden,  vor.  Bei  der  Versammlung  zu  Prag  wurde  der  von 
ihm  eingeschickte  Nachtrag  zur  Flora  von  Galizien  und  Bukowina 
verlesen  und  aufgenommen.  Vom  J.  1826  bis  1830  war  Z.  Adjunkt 
der  Mathematik  und  Physik  an  der  Universität  in  Lemberg  und 
wurde  1830  Prof.  der  Physik  an  dem  philosophiscii  -  theologischen 
Institute  für  den  Regularklerus  Galiziens,  Im  j.  1837  erhielt  Z.  diß 
Professur  der  Physik  und  angewandten  Mathematik  an  der  philoso- 
phischen Lehranstalt  zu  Przemysl,  von  wo  aus  er  die  Redaktion 
der  Mnemosyne  und  der  Lemberger  Zeitung  bis  zum  Jahre  1839  fort- 
führte, worauf  die  erstere  bald  nach  dieser  Zeil  zu  erscheinen 
aufhörte.  Von  hier  veröfTentlicbte  er  auch  „die  Pilsner  Heilquelle  in 
topographischer  und  chemischer  Hinsicht.  Lemberg  1837."  Nebenbei 
beschäftigte  sich  Z.  auch  mit  der  Zoologie.  Im  J.  1823  begann  er 
um  Lemberg  zu  entomologisiren  und  seine  Sammlung  übernahm 
später  Dr.  Reis  in  ger  für  die;  Lemberger  Technik.  Durch  Za  wadzki's 
Beispiel  aufgemuntert,  begeisterten  sich  der  Hanptschullehrer  Lau- 
ber und  Appellationsrath  Nechay  für  die  Lepidopterologie,  dagegen 
Appellationsralh  Gloisner,  die  Hofrathe  Leopold  und  Ivarl  Sa- 
cher, der  Verwalter  Joseph  Sacher  und  Kreisphysikus  Kr at  ter 
für  die  Käferkunde,  und  wenn  sie  von  ihren  Sammlungen  keinen 
wiss.  Gebrauch  machten,  so  muss  man  dies  dem  Umstände  zu  Gute 
halten,  dass  in  jener  Zeit  die  kritische  Bearbeitung  des  3Ialerials 
ihre  unüberwindlichen  Schwierigkeiten  hatte.  Ein  g;rosses  Verdienst 
Zawadzkis  ist  es  auch,  dass  er  seinen  Schüler  Konstantin  von 
Siemu  szowa  Pi  e  trus  ki  zum  Zoologen  heranbildete,  deraufdie- 
st.'m  Gebiete  ein  verdienter  Schriflsleller  wurde.  Im  Jahre  1840 
gab  Zavvadzki  seine  „Fauna  der  Wirbellbiere"  heraus,  welche  an 
Hoyen  in  der  Isis  von  Oken  (Jahrgang  1842)  einen  gediegenen 
Kritiker  fand.  Frivaldszky  beiiannle  inm  zu  Ehren  einen  karpa- 
thischen  Carabus^  der  gegenwärtig  als  Varietät  von  C.  Scheid- 
leri  aufgeführt  wird.  Schummel  dedicirte  ihm  eine  Fliege 
Dryomyza  Zawadzkii.  Im  J.  1849  wurde  Z.  Prof.  der  Physik  an  der 
Lemberger  Uni\ersiläl,  1850  eröflnele  er  unter  Vorlage  der  ent- 
worfenen Statuten  einen  praktischen  nafurhistorischen  Leli.^kurs 
für  Lehramts  -  Kandidaten  an  Gymnasien  und  Realschulen,  welcher 
von  Supplenten  der  betrelTendi^n  Fächer  und  Lehramts  -  Kandidaten 
besucht  wurde.  In  diesem  Jahre  schrieb  er  auch  eine  Abhandlung: 
Ueber  die  Wichtigkeit  der  Paläontologie  (Lemberg  1850).  Anfangs 
des  Schuljahres  wurde  Z.  an  die  k.  k.  Oberrealschule  zu  Brunn 
versetzt,  wo  er  bis  zu  seiner  im  vorigen  Jahre  erfolgten  Pensio- 
nirung  lehrte.  Der  damalige  Studirende  J.  Wiesner,  gegenwärtig 
Dr.    der    Philosophie    und    Privatdozent    an    der    Technik  in   Wien 

17  * 


212 

suchte  soin  Andenken  durch  eine  Lysimachia  zu  ehren.  In  den 
Prograniaien  der  dorligen  Obci'realschule  legte  Z.  drei  Aufsätze 
nieder:  1.  Ucber  die  Anrorderiingeii  (h'r  Naliirvvisscnsehaflen  in 
der  jetzigen  Zeit  (1854);  2.  die  Pallien,  ihre  Verbreitiii.g  und  ihr 
Nutzen  (1857)  und  3.  zur  Naturgeschichte  der  Fahnen  und  ihrer 
Verwandten  (1859).  Z.  war  Mitglied  von  18  Vereinen,  sowie  Pro- 
tektor des  Lieder-  und  Lesekreises  für  Handwerker  zu  Brunn. 
Seine  Sannnlung  übergab  Z.  noch  bei  Lebzeiten  dem  nalurh.  Ver- 
eine zu  ßrüiin.  Wirft  man  einen  prüfenden  Blick  auf  Za wadz  ky 's 
Leistungen,  so  sieht  man,  dass  der  grösste  Theil  derselben  auf 
Galizien  entfallt,  man  bewundert  die  rastlose  Tliätigkeit  des  V(!r- 
blichenen  und  sieht  Werk«  von  ihm  durchgeführt,  die  bis  heute 
keinen  neuen  Bearbeiter  gefunden  und  diese  Umstände  gerade  sind 
es,  die  sein  Wirken  in  Galizien  als  epochemachend  erscheinen 
lassen  und  ihm  einen  ehrenvollen  Platz  unter  den  Botanikern  Gali- 
ziens  einräumen.  Durch  zw  anzig  Jahre  war  seine  Enumeratio  .  ab- 
gesehen von  dem  veralteten  Werke  Bessers  „Primitiae  florae 
galicianae",  die  einzige  Quelle,  die  man  über  die  floristisclien  Ver- 
hältnisse dieses  L-indes  zu  Rathe  ziehen  konnte.  Drei  und  dreissig 
Jahre  sind  seitdem  verstrichen  und  ein  ähnliches  Werk  ist  noch 
nicht  zu  Stande  g<'k(»mmen,  ein  Umstand,  dt;r  hinreichend  beweist, 
wie  sehr  Z.  sein  Zeitalter  zu  beherrschen  verstand,  doch  lässt  es 
sich  nicht  abstreiten,  dass  er  in  der  Benützung  des  literarischen 
Materials  zu  wenig  kritisch  war  und  in  seinen  Angaben  mit  ziem- 
licher Ungenauigkeit  vorging,  letzleres  übrigens  ein  Fehler,  den 
wir  bei  den  meisten  seiner  Zeitgenossen  finden.  Wenn  man  übri- 
gens die  Schwierigkeiten  und  Unzugänglichkeit  der  liierarischen 
Behelfe  jener  Zeit  erwägt,  so  wird  man  auch  seine  Leistungen 
günstiger  beurtheilen.  Bei  ^awadzki  bestätigen  sich  nur  zu  sehr 
Eötvös's  in  seinen  „Gedanken"  niedergelegte  Worte:  „Wie  die 
Vorkämpfer  im  Kriege,  so  können  auch  die  in  der  Wissenschaft 
keinen  Triumph  davon  tragen."  Josef  Armin  Knapp. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 

XVIIL 

Pulsatilla  pratensis  parviflor a  infarcta. 

So  eigenthümlich  diese  Pflanze  in  der  freien  Natur  auch  auf- 
tritt, so  schwierig  ist  es,  eine  charakteristische  Beschreibung,  die 
uns  deren  Bild  vergegenwärtigt,  zu  entwerfen  und  der  Botaniker 
fühlt,  wie  unzulänglich  die  beschreibende  Botanik  in  solchen  Fällen 
ist.  Diese  hier  in  Rede  stehende  Pulsatilla  ist  keine  Var.  im  wah- 


213 

riM]  Sinne,  sondern  mehr  eine  Monslrosiläf  nnd  zwar  eine  Mul- 
liplikiilioii,  wenn  es  erlaubt  ist,  die  Vervielfällioimg  der  Slaubgefässe 
nnd  Pistille  in  diesem  Sinne  anfzufassen ,  da  Linne  eigenlliili 
nnr  die  Blumenkrone  in  das  Bereich  der  MuUiplicatio  zog.  Flos 
inultiplicaliis  war  bekannilicli  bei  Linne  eine  solche  Blnine  ,  in 
welcher  die  Stauligcfassc;  sich  ganzlich  oder  llieihveise  in  Bliunen- 
blättcr  ^ erwandelt  haben,  also  eigentlich  eine  Anamorphose  oder, 
wie  Goethe  meinte,  eine  metainorphose  retrograda  eingetreten 
ist.  —  Bei  unserer  Pulsatilla  ist  dieses  nicht  der  Fall,  sondern 
die  Veränderung  beschrankt  sich  auf  eine  Vervieltalligung  der 
Staubgefasse  nnd  Pistille,  wodurch  die  Anzahl  der  ersteren  sich 
bis  auf  das  Doppelte  vermehrt  hat.  Die  um  die  Hälfte  kleinere 
glockenförmig  zusammengezogene  Blume  ist  gleichsam  mit  den 
Genitalien  vollgestopft  (infarctusj  und  im  Anfühlen  hart  unJ  fest, 
die  violetten  Narben  ragen  aus  der  Blume  heraus,  wie  denn  über- 
haupt die  Genitalien  nur  um  Weniges  kürzer  als  die  Perigonial- 
blättchen  sind.  Eine  andere  Eigenthümlichkeit  ist,  dass  die  Blumen 
ausser  dem  eniferntstehenden  Involucrum  noch  mit  einem  zweiten 
oder  Nebeninx  olucrum  vor  der  Basis  der  Blume  versehen  sind? 
M'ir  haben  hier  somit  eine  monströse  Bildung  und  zugleich 
„mulliplicatio  genilalium"  zu  notiren.  —  Diagnosis:  Inrolucrutn 
alterum  in  basi  floris  dimidiatum,  quasi  bracfeiforme-  Floro  pen- 
dulo  duplo  minore  quam  forma  noimalis,  6  lin.  longo,  basi  glo- 
boso  -  rotundtito  eracte  campanulato,  sfa/iiinibus  tmmerosisstmis 
pistilli^qtie  longe  exserti<  infarcto.  Penintliodii  phyUls  (/enitalia 
sitbaeqnaiitibus,  apice  revolulis,  sordide  atro-violaceis ,  angnste 
oblongis,  acuminatis.  extus  alba  serieeis,  intus  glubriuscnlis.  Cur- 
pellis?  — ■  Planta  10 — 12  polL  alta,  ßoribiis  foliisqae  cuaelaneis, 
radice  multicipiti.  Am  Rande  von  Gebüschen  stellenweise  in  den 
Remisen  des  Laaer  Berges.  Mai   1867. 

XIX. 

Pulsatilla  Hackelii  Rchb.  icon.  fig.  4658  und  P.  llaUeri 
Reh  b.   icon.  fig.  4659. 

Die  P.  Hackelii  Rchb.  =  Anemone  Hackelii  Pohl.  lent.  ?, 
213  =  A.  pntens  Hoppe  ap.  Sturm  H.  46.  =  A.  Pulsatilla  \ar. 
ß.  Neilreich  F"!,  von  Wien  p.  455  habe  ich  vor  etwa  dreissig 
Jahren  auf  der  Türkenschanze  bei  Döbliny  zahlreich  gesehen,  von 
wo  selbige  jetzt  giinzlich  versch\\  unden  zu  sein  scheint,  und  selbst 
P.  vulgaris  kommt  auf  der  Türkenschanze,  in  Folge  der  fortschrei- 
tenden Kultur,  nur  einzeln  und  kümmerlich  vor.  —  Um  so  erfreu- 
licher war  es  mir,  die  P.  Hackelii  im  Jahre  1866  aus  der  Maira  in 
Ungarn  durch  Herrn  Vra  b  el  y  i  in  Erlau  zu  erhalten  und  ich  kann 
demzufolge  bemerken,  dass  diese  Exemplare  mit  den  bei  Wien 
von  mir  beobachteten ,  vollkommen  übereinstimmen.  P.  Hnckelii 
Rchb.  ist  durcii  di(!  tnipenartigen  grossen  Blumen- und,  wie  Neil- 
reich richtig  bemerkt,  durch  die  wcnig'^r  und  breiler  geschlitzten 


214 

Bläller  leicht  zu  unlersclieiden,  und  es  lässl  die  Form  sich  auf 
folgende  Weise  definiren :  „Foliis  lernalo-sectis  ainbitu  Iriangularibus 
subcordatisque  profunde  2 — 3  fidis  et  iaciniato-incisis,  laciniis  acu~ 
ininatis."  —  Wenn  man  die  Pflanze  in  iiiren  Vegelalionsphasen 
verfolgt,  so  kann  man  dreierlei  Blallbildungen  nach  der  Reihen- 
folge unterscheiden,  und  man  muss  die  ausgewachsenen  Frühlings- 
blaller  ^orzugs\veise  im  Auge  behalten,  da  die  späteren  Sommer- 
blätler  nicht  nur  dreizackig,  sondern  auch  feiner  zerschlitzt  erschei- 
nen, welcher  Umstand  wohl  meist  übersehen  werden  und  zur 
Konfundirung  mit  P.  vulgaris  Gelegenheit  geben  mag.  —  Von  P. 
Halleri  ist  P.  Hackelii  wohl  nur  durch  den  subalpinischen  Standort 
veisciiieden,  nur  sind  die  ausgewachsenen  Frühlingsbiätler  noch 
breiliappiger  und  kommen  der  P.  vernnlis  etwas  naher.  Die  unga- 
rische IVuchlreife  Pflanze  ist  iy2  Fuss  lioch,  die  Blume  im  Durch- 
messer 4  Zoll,  im  blühenden  Zustande  aufrecht,  und  die  ganze 
Pflanze  ist  weisszoltig.  Siebenhürgische  und  steierische  Exemplare 
■Non   P.  Halleri  stimmen  mit  den  ungarischen  ziemlich  überein. 

XX. 

Batrachiiim  paucistumineum  Schur  En.,  p.  12  ^=  Ranun- 
culns  paucistamineus  Tausch  select.  Bohem.;  Koch  syn.  ed.  2, 
p.  433.  — =  R.  iiquatilis  var.  pantothrix  Koch  syn.  ed.  1,  p.  11; 
Slurin  H.  67.  =  R-  aquatilis  var.  pantothrix  Rchb.  icon.  XÜI. 
fig.  4370,  a.  cum  var.  carinatu- mar ginatum  S  chur  =  Rant/w- 
culns  Iiquatilis  var.  ß.  homophyllus  Neilr.  Fi.  von  Wien,  p.  460 
(nie  Judicanle). 

Diagnosis:  Capitulis  fructiferia  minimis  globosis,  longis- 
sime  peduncutalis ,  CirpeUis  30 — 35  contirieniibus  L^/%,  liti.  dt  am. 
Receptaculo  globoso,  parce  piloso,  pilis  brevibus  carpellos  houd 
super anlibiis  Qunde  capitulis  glabris~).  Pedunculis  reourvatis  fo- 
liis  longioribus  glabris,  tenue  striatis,  2 — 3  potl.  longis.  Foliis 
subpetiolatis.  Vaginis  hyalinis  subinßatis.  Carpellis  subcompressis 
triangulari-ovatis,  utrinque  aculis,  doro  rotundatis,  rugulosis,  gla- 
bris vel  sub  lente  vix  hirtellis,  circum  circa  carinato  -  mar- 
ginatis.  —  Habiiu  Batrachii  dioaricati  sed  purum  rigidiwi, 
cauUbus  1  —  2  ped.  longis.  Im  Wiener  Neusladter  Kanal  oberlialb 
Klederiing  mit  Ohara  foelida,  Batrach  divaricatum  und  aquatile 
und  mehreren   Hotamogeton-Arlen.  Juli  2ü.   1867. 

XXI. 

Quercus  pendulina  Kit.  in  Kanitz  Addilamenfa  p.  49. 

Q.  pedunculalae  similis  fructibus  longe  pedunculatis  sed  di- 
versa  foliis  peliolatis  subtus  peiiolis  pedunculisque  pubescentibus. 
—  Herr  Prof.  Kerner  bespricht  in  der  Oesir.  bot.  Zeilschr.  1868, 
p.  9  eine  Quercus  ßlipendula,  Q.  fructipendula  und  Q.  pendulina 
und  weiset  nach,  dass  diese  drei  vermeintlichen  Arten  nur  Synonyma 


215 

einer  und  derselben  Art,  nämlich  Q.  pendniina  Kil.  I.  c.  sind.  — ■ 
Durch  diese  Besprechung'  wurde  icli  zu  der  VeruuiUuing"  veranlasst, 
dass  diese  R.  pendulina  Kit.  in  naher  Beziehung  mit  d("r  bei  Her- 
mannstadt im  jungen  Waid  von  mir  beohachlelen  Q.  peduncnlata 
var.  1.  Diminalis  (Schur  bot.  Wochenblatt  1857  und  Schur  En. 
pi.  Transsilv.  p.  6103  stehe,  obschon  ich  iveine  Originalexeuiplare 
zur  Vergleichung  und  Beweisführung  besitze.  Doch  mache  ich  die 
Siebenbürger  Botaniker  auf  diese  Eiche,  welche  im  jungen  Wald 
bei  Hermannsfadt  einzeln  vorkommt,  autmerksam.  So  viel  ich  mich 
erinnere,  ist  der  Wuchs  dieser  Eiche  ein  schlankerer  und  die  lan- 
gen herabhängenden  Aeste  geben  ihr  etwas  Auffälliges  im  Habitus. 
—  Sollte  Q.  malacophylla  Schur,  Oestr.  bot.  Zeitschr.  1860  und 
Schur  En.  p.  608  nicht  mit  Q.  pendulina  Kit.  in  näherer  Bezie- 
hung stehen?  Ich  erlaube  mir,  die  Aufmerksamkeit  darauf  zu  lenken! 

xxn. 

Papa  per  Ar  gemone  L. 

In  der  Flora  von  Wien  selten.  Auf  steinig-sandigen  Aeckern 
zwischen  Simmering  und  dem  Laaer  Berg.  Juni  1866. 

XXIII. 

Papaver  maculosum  Schur  En.  pl.  Transs.  p.  36. 

Konnnt  nicht  nur  in  Siebenbürgen,  sondern  auch  in  der  Matra 
in  Ungarn  vor,  wo  selbige  von  Herrn  Vrabelyi  Mai  7.  1866  bei 
Parad  gesammelt  worden  ist.  Ist  dem  P.  dubium  L.  sehr  ähnlich, 
aber  durcii  schiankeren  Wuchs  und  zitronengelbe  Blumen,  deren 
Pelala  an  der  Basis  einen  schwarzen  Flecken  besitzen,  leicht  zu 
unterscheiden.  In  Siebenbürgen  kommt  sie  auf  sandigen  Hügeln 
und   meist    truppweise   vor. 

XXIV. 

Viola  odorata  L.  (culta  pseudo-suavisj. 

Seit  ein  paar  Jahren  gehört  das  wohlriechende  Veilchen  zu 
den  Schmuck-  und  Zierpflanzen  unserer  Blumengärten,  wie  dieses 
in  Frankreich  schon  seit  vielen  Jahren  der  Fall  ist  und  wo  mit 
di 'sen  lieblichen  Blumen  bedeutende  und  lohnende  Geschäfte  ofemacht 
weiden.  Es  hat  lange  gebraucht,  bis  man  vs  dahin  brachte,  dieses 
liebe  aber  eigensinnig  amErühling  haltende  Töchierchen  unser(M-  Flora 
dahinzubringen,  dass  es  im  Spätherbst  und  Winter  seine  herrlich 
dultenden  Blumen  spendet,  um  am  Bu.sen  irgend  einer  profanen 
Schönen  in  wenigen  Minuten  zu  verwelken.  —  Doch  ich  habe  hier 
weder  ästhetische,  noch  merkantilische  Zwecke  über  die  Kultur  des 
Veilchens  zu  erörtern,  sondern  ich  will  in  botanischer  Hinsicht 
aufmerksam  machen,  dass  dieses  bei  uns  kultivirte  wohlriechende 
Veilchen    von    der    wildwachsenden    Pflanze    verschieden    sich   mir 


216 

zeigt,  und  im  Allg(Mii(>inen  der  V.suacis  M.  B.  sich  nähert,  welche 
von  manchen  Botanikern  ohnehin  als  eine  glatte  var.  der  F.  odo- 
rata  L.  angesehen  wird.  Ledeb.  Ross.  1,  p.  250,  doch  muss  ich 
apriori  sagen,  dass  wenigstens  die  von  mir  untersuchten  Exem- 
plar»! nicht  die  echte  V.  suavis  M.  Bieb.  waren.  —  Zur  besseren 
Einsicht  möge  hier  eine  kurze  Diagnose  des  in  Rede  stehenden 
Veilchens  Plalz  finden:  Acanlis^  stolonifera.  Foliis  maximis  reni- 
formi-cordatis  suhtus  parce  pllosis  scabriusculis  aequalüer  den- 
tatis^  margine  longius  pilosis.  Petiolis  subcompressis  alato-dila- 
tatis,  sinu  aperfo,  lobis  parallelis  rotundatis.  Floribus  cernuis 
caeruleo-rlo/aceia ,  fundo  albi^,  suaceolentibus.  Petatis  omnibus 
obovatis  obtusis.  Sepalis  oblongls  subito  acuminatis,  quinqueuer- 
ciis,  margine  ciliatis.  Appendicib  us  scimorbicnlatis  sepalo  suo 
triplo  bvenioribus  Calcare  recto  caenileo  obtuso ,  appendices 
trip/o  siiperante.  Fedunculis  medio  bracteatis  hirsutis  pilis  albis 
patetitibus.  Bracteis  oppoi^itis  lineari-lanceolatis  longe  acuini- 
natis.  Stipulis?  Fructibus?  Ocariis  pubescentibus. 

XXV. 

Viola  odorata  var.  reniformls  apetala  aestivalis. 

Stolonibus  brevissiniis  non  ßorigeris  instructa  vel  stolonum 
expers.  Foliis  inoUibus  ambitu  subrotimdis,  reniformi- cordatis 
petioliaque  ulrinque  hirtellis,  margine  subpilosis,  mucronato  -  den- 
tatis.  Floribus  apetalia  fnictiferis.  Sepalis  de/num  aiictis  Capsula 
triplo  breviioribus.  C ap sulis  pisi  minori^  magnitudine,  subpenta- 
gono-globosiü,  pubescentibus.  Senimibus  ovatis  albis  nitidis.  Planta 
4  poll.  —  An  schaltigen  Mauern  und  in  Gebüschen,  im  Garten 
des  k.  k.  Theresianunis.  —  Auch  in  den  Remisen  des  Laaer  Berges 
niil  Ficar.a  cnlthaefolia  Mai-Juli  iSfi?.  —  (Wegen  Mangels  voll- 
kommener Frühlingsblumen  nicht  genau  zu  bestimmen.  —  Vielleicht 
V.  suavis  M.  Bieb.  nach  den  Blättern  zu  urlheilen,  welche  hier 
aber  nicht  kultivirt  wird.) 


Ein  Ausflug  in  die  Turracher  Alpen, 

Von  Josef  A.  Krenberger. 

CScbluss.) 

Der  Weg  auf  den  Eisenhut  führt  gleich  hinter  dem  Hochofen 
durch  den  Wahl  sanft  ansteigend  zur  Höhe.  Nach  einer  Stunde  hört 
der  Wald  und  mit  ihm  aller  Baumwuchs  auf.  Nur  ein  einzelner 
Baum  noch  sieht  etwas  entfernter  da  als  lelzler  Grenzposten  und 
dann  sieht  das  Auge  bis  zur  Spitze  auch  nicht  einmal  einen  nie- 
deren Strauch  mehr.  Wahrend  wir  so  über  den  öden  Berg   hinan- 


217 

klimmen  und  von  Zeil  zu  Zeil  einen  Absleclier  naeli  reclils  oder 
links  nifulien,  um  zerstreule  Felsen  suil-  und  durchziisuclien, 
\vollen  wir  indess  die  Pflanzen  betrachten,  die  man  auf  diesem 
Wege  bis  zur  Höhe  findet.  Gymnadenia  nitida  Rieh.,-  Veronica 
alpina  L. ,  bel/idioides  L.,  Trollius  euiopneus  L. ,  Anemone  a/pina 
L.,  Campanula  alpina  L.  Von  Beiden  fand  ich  je  ein  Exeuiplür. 
Genliaiia  excisa  Presl.,  hrachyphylla  Vi  11.  —  wohl  nur  eine  alpine 
Form  der  Gent,  verna  L.  ^Aconitum  Napellus  L.  var.  pygmueum 
Vest  —  nur  wenige  Zoll  hoch.  '"'Cherleria  sedoides  L. ,  Silene  Pu- 
viilio  Wulf.,  acauli<  L.,  Saxifraga  bryoides  h..  inusroides  \y  \\\i., 
andiosacea  L..  Ahoon  Jacq. ,  Cardainine  resedifolia  L  .  Arenaria 
ciliata  L.  ß.  frigida,  Alsine  cerna  Barll.  ß.  alpina,  Amlea  pru- 
cuinbens  L.,  ''^Hutchinsia  brecicaulis  Hoppe,  alpina  L.,  '^Phy- 
theiima  pnuciflorum  L. ,  hemisphaericum  L.,  Potentilla  aurea  L., 
Meum  Mutellina  Ga  er  In.,  selten.  Sesleria  caerulea  Ar  il.,  dtstycha 
Fers.,  microcephala  DC,  '^Poa  laxa  Hacnke,  alpina  L.,  *Fe- 
slvca  Halleri  All..  Pkleum  alpinwn  L. ,  ^Liziila  sudetica  Schult. 
(Luzula  campest ris  DC.  ß.  nemorusn  E.  Meyer),  Myosotis  aipestris 
S  c  h  m  i  d  t,  '^Carex  currula  All.,  *lagopina  W  a  hl  h. 

Von  der  Sielle,  wo  ich  die  letzleren  Carices  fand,  halte  ich 
noch  wenige  Schrille  auf  den  „kleinen  Eisenhul"  zu  machen,  um 
den  Anblick  des  überaus  schönen  Eritrichiunt  nanuin  Sehr  ad.  zu 
geniessen,  einen  Anblick,  der  mir  wohl  kaum  meiir  im  Le!)en 
wieder  zu  Theil  werden  wird.  Glücklicher  Weise  ist  dieses  seltene 
Blümchen  hier  so  zahlreich  vorhanden,  dass  sich  jeder  Botanik(T, 
der  da  kömmt,  es  zu  bewundern,  eine  ziemliche  Parlie  niilnehmen 
kann,  ohne  Besoryniss,   es  etwa  auszurotten. 

Liebhaber  anderer  Art  könnten  ihm  viel  gelahr'icher  werden. 
Wir  waren  kaum  dort  angekommen,  als  sich  zwei  Jungen,  die 
liier  als  Alpenhirten  fungirlen,  zu  uns  gesellten,  wahrscheinlich 
aus  Neugierde,  unser  Treiben  zu  beobachten.  Um  ihre  Aufuierk- 
samkeil  abzulenken,  flüsterte  ich  meinem  Führer  zu,  er  möchte 
mit  ihnen  weiter  abseits  gehen  und  sie  mit  eineui  Glase  Wein  aus 
unserem  Vorraihe  regaliren.  Hallen  die  Burschen  bemerkt,  welche 
Bluuieu  ich  eifrig  sammelte,  sie  wareti  im  Stande  gewesen,  sich 
in  die  herrliche  blaue  Farbe  dieser  Blume  Wunderhold  zu  ver- 
uarren  und  künüig  laglich  ihre  Hüle  mit  dieser  lieblichen  Zierde 
zu  schmückini.  Wehe  dann  dem  armen  Erilrichium  !  —  Vom  klei- 
nen Eisenhut  stieg  ich  \\ieder  herab  und  hinaiil  auf  den  grossen 
zu  den  Resten  eines  Triaiigulirungszeichens ,  das  die  Stürme  hart 
milL;ent)mmeu  hatten.  Hier  ginoss  ich  ungeachtet  des  heftigen  Win- 
des, der,  seit  wir  den  Wald  verlassen  halten,  unser  steter  Be- 
gleiter geblieben  war,  die  schöne  Fernsicht  theils  über  die  früher 
genannten  7000füssigen  Rivalen  des  Eisenhut  und  über  sie  hinüber 
auf  die  Salzburger  Alpen,  theils  südlich  weithin  über  Karnlen  bis 
Klagenfurt  und  die  hinler  ihr  liegenden  südlichen  Alpen.  Nachdem 
Herz  und  Auge  gesättigt  waren,  verlangte  auch  der  Magen  gebie- 
terisch seine  Rechte.    Wenige  Schritte   abwärts  genügten,    um  ein 


218 

vor  (i<?in  Winde  gesicherles  Plätzchen  zu  finden  und  hier  —  üher 
7700  Fu.ss  hoch  —  also  hoch  eriinben  über  die  kleinen  Thorheilen 
der  kleinen  Menschen  scldug  ich  auf  einem  Rasen  von  Valeriana 
celticn  L.,  Chrysanthemum  alpiimm  L.  und  Cerastium  latifolium 
L.  meine  —  aber  nicht  lelzle  —  Ruheslatte  auf  Halte  ich  Zeit 
und  Lust  zu  menschenfeindlichen  Gedanken  und  hypochondrischen 
Grillen  gehabt,  ich  halle  vielleicht  von  diesem  erliabcnen  Stand- 
punkte S  cbiller' s  Worte  in  die  reinen  Alpenlüfte  liinausdeklaniirt: 

—  Es  treue  sich , 
Wer  da  oben  wohnt  im  rosigen  Licht! 
Da  unten  aber  isl's  fürchterlich! 
Der  Mensch  versucdie  die   Götter  nicht, 
Und  begehre  nimmer  und  nimmer  zu  schauen, 
Was  sie  gnadig  bedecken  mit  Nacht  und  Grauen! 

So  aber  wussle  ich  Besseres  zu  tiiun.  Während  mein  Führer 
Zurüstungcn  zu  unserem  Mahle  traf,  üifnete  ich  meine  Mappe  und 
brachte  die  Errungenschaften  des  Vormittags  in  Sicherheil,  um  in 
der  Botanisirbüch^e  Raum  für  neue  Funde  zu  schaffen.  Hie  und  da 
ward  n)il  dem  Einlegen  der  Pflanzen  innegehalten,  um  Zeit  zum 
Essen  und  Trinken  zu  gewinnen.  Nach  gethaner  Arbeit  gönnte  ich 
meinen  Gliedern  noch  ein  Vierlelstüudchen  ^ölliger  Ruhe  und  dann 
ging  es  an  <len  minder  bequemen  zweiten  Theil  unseres  Tagewer- 
kes. Wer  bloss  der  Aussicb.t  wegen  den  Eisenhut  besteigt  und  auf 
dem  Wege,  den  er  gekommen,  zurückkehrt,  der  kann  kaum  von 
grossen  Beschwerden  erzählen.  Der  Weg  hinauf  geht  massig  an- 
steigend bis  zur  Spitze  und  ganz  gemüthlich  wieder  hinab.  Wenig 
Beschwerden  —  und  kein  Schatten  von  Gefahr!  Der  verstorbene 
Schullehrer  von  Turrach  hatte  den  Eisenhut  in  allen  Monaten  des 
Jahres  bestiegen.  —  Weniger  angenehm,  ja  eine  ganz  artige  Klet- 
terpartie, ist  der  Rückweg,  den  der  Botaniker  wählen  mtiss,  will 
er  nicht  einen  grossen  Tlu'il  der  Ausbeute  einbüssen.  Dieser  Rück- 
weg führt  über  schroffe  Felser?  hinab  zum  Dieslingsee  und  \on  da 
über  die  Be(fner  Hütte  nach  Turrach.  Diese  rauhen  Felsen  bergen 
in  ihren  Ritzen  und  Spalten  Schätze,  die  man  nicht  leicht  unge- 
hoben lassen  kann.  Es  findet  sich  da:  Geum  montahum  L.  und 
reptans  L.,  Arabis  aipltia  L. ,  Viola  bißora  L.,  Soldanella  pusilla 
Baumg.,  Äronicum  Clusii  Koch  und  glaciale  Rclib.,  Androsace 
gldcialis  Hoppe,  Primula  glufinosa  Wulf.,  Prini'ila  minima  L., 
Llotjdia  serotina  Salisb.  selten. 

Wie  viele  seltene  Pfläuzchen  mögen  noch  in  diesen  Spalten 
wohnen,  die  aber  theils  unerreichbar  sind,  theils  nur  mit  grösserem 
Au^Aande  von  Zeit  aufzufinden  wären. 

Weiter  unten  nach  einem  kleinen  Schneefelde  — ■  dem  ersten 
Schnee,  den  ich  am  Eisenhul  sah  —  fand  ich  noch  bei  einer 
Ouelle:  Carex  atterrima  Hoppe,  nigra  A\\.^  '^frigida  Alk,  Cine- 
raria  crispa  J  a  c  q. 

Von  hier  aus  ist  der  Anblick  des  Eisenhut  weit  interessanter 
als    von    der  Strasse   zu  dem  Turracher  See.    Unten   im  Thale  der 


219 

Dieslingsee  mit  dem  tVeunilliclKMi  Grün  der  Wiesen  und  riiig-s  herum 
mächtige,  himmehinsirehende  Felseiiwande.  Sciiun  tViilier  halle  «ich 
der  Himmel  mit  leichtem  Gewölk  umzogen,  was  wir  im  eifrigen 
Suchen  nach  Pflanzen  unbeachtet  gelassen  halten.  Nun  aber  kamen 
die  Wolken,  vom  SUirme  gejagt,  immer  schwarzer  und  schwarzer 
und  des  Rollen  des  Dontiers  trieb  uns  zu  grosserer  Eile.  Wir 
hatten  den  Dieslingsee  noch  nicht  erreicht  und  schon  fing  es  an 
zu  regnen,  als  wären  alle  Schleusen  des  Himmels  geütlnet.  Mit 
dem  Bolaniiiren  war's  vorbei  und  selbst  die  Cochlearin  pi/renaica 
OC. ,  die  Baron  Fürs  te  n  wärther  hier  entdeckte,  niussle  ich 
unheachlet  lasi^en.  Weidlich  durfliniisst  langten  wir  bei  der  Bedner 
Hülte  an.  Hier  warteten  wir  in  dem  ungemülhlichen  Zustande,  den 
nasse  Kleider  gewähren,  nur  so  lange,  bis  wir  uns  durch  heissen 
KaRee  innerlich  erwärmt  halten  und  brachen  dann  ungeachtet  des 
Regens  wieder  auf.  Doch  schon  nach  einer  Viertelstunde  war  die 
Wuth  des  Gewitters  gebrochen,  der  Himmel  wurde  rein  und  heiter 

—  post  nubila  Phoebus  —  und  ungehindert  konnten  wir  unsern 
Weg  nach  Turrach  forlselzen.  Zwei  Tage  später  besuchte  ich  aber- 
mals den  Turracher  See  und  namentlich  die  höher  gelegenen  Wie- 
sen. Hier  geschah  es,  dass,  wahrend  ich  \on  der  mitten  im  Gestein 
stehenden  Rosa  alpina  L.  y.  pyrenaicii  Gouan  einige  Exemplare 
sammelte',  mein  Fuss  von  dem  spilziyen  Steine,  auf  dem  er  stand, 
abglitt  und  zwischen  zwei  mächtige  Steine  eingeklemmt  wurde. 

Vergeblich  versuchte  ich  es,  ihn  herauszuziehen  —  ich 
tnusste  mein^■n  Führer,  der  in  einiger  Entfernung  nach  Pflanzen 
suchte,  herbeirufen,  und  erst  nach  vereinter  Anstrengung  gelang 
es,  den  Fuss  aus  seiner  fatalen  Klemme  zu  befreien.  Ich  verspürte 
anfänglich  wenig  Schmerzen  und  wanderte  noch  lange  Zeit  Pflan- 
zen suchend  hei'um.  Aber  schon  bei  dem  anderthalbslündigen  Rück- 
wege nach  Turrach  bemerkte  ich,  dass  der  leidige  Unfall  meinem 
Fusse  keineswegs  so  gleichgültig  gewesen  sei,  als  ich  anfangs  meinte. 

Wollte  ich  ni<'ht  ein  längeres  F'ussleiden  riskiren,  so  musste 
ich  den  Patienten  durch  einige  Zeit  schonen  und  damit  waren  vor 
der  Hand  grössere  Ausflüge  untersagt.  Ich  war  früher  entschlossen 
gewesen,  wenigstens  eine  der  beiden  westlich  gelegenen  Alpen  — 
Küliinbrein  oder  Reisseck  —  wenn  möglich  auch  beide  —  zu  be- 
steigen. Mein  Führ(;r,  der  doch  sei!  Jahren  der  einzige  Begleiter 
für  Botaniker  ist,  halte  diese  beiden  Alpen  noch  niemals  bestiegen 

—  ein  Beweis,  dass  beide  Berge  wenigstens  seit  Jahren  von 
keinem  Botaniker  besucht  waren.  In  Turrach  erzählte  man  mir  als 
Gerücht,  dass  auf  dem  Kühinbrein  Eritrichium  nanum,  auf  der 
Reisseckalpe  Gnaphalium  Leotitopodium,  Edel  weiss,  zu  finden  sei. 
Gern  hiitle  ich  mich  von  der  Wahrheit  oder  Grundlosigkeit  dieser 
Gerüchte  überzeugt.  Da  ich  die  Alpen  nicht  selbst  besteigen  konnte, 
so  griir  ich  zu  dem  Auskunflsmittel,  meinen  braven  Führer  Bar- 
the  I  Renner  allein  hinaufzusenden.  Dieser  biedere  Kärntner  kannte 
wohl  keine  einzige  Pflanze  mit  Namen,  aber,  da  er  schon  so  oft 
Botanikern    als    Führer    gedient   hatte,    wusste    er  genau,    welche 


220 

Pflanzen  seilen  oder  interessant  seien  und  wie  er  sie  rnilzuneliinen 
habe.  Mein  erster  Versuch  mit  dem  Kilhlnhrein  fiel  so  glücklich 
aus,  dass  ich  ihn  später  auch  auf  die  Reisseck-Alpe  sandte. 

Vom  Külilnhrein  brachle  er  mir  —  mit  alleiniger  Ausnahme 
des  Eritrichium  und  dei-  Lloijdia  —  fast  alle  Pflanzen,  die  wir  auf 
dem  Eisenliut  gefunden  halten  —  manche  davon  noch  schöner  und 
üppiger  —  und  ausserdem  noch  an  neuen  Pflanzen:  Achillea  hybrida 
Gaud.,  Oxytropis  campestris  DC,  Hieraciuin  alpinvm  L.  und  Se- 
necio  carniülicus  W  i  l  1  d,  —  bisher  bloss  beim  Turracher  See 
gefunden. 

Auch  von  der  Alpe  Keisseck  erhielt  ich  ausser  Eritrichium, 
Lloydia  und  Geum  reptatis  alle  Eisenhutpflanzen  und  noch  ausser- 
dem: Arenaria  bißora  L. ,  Veronica  aphylla  L. ,  Doronicum  sroi'- 
pioides  W  i\^(\.,  Hieracium  alpinmnL.,  Senerio  carniolicus  W  \\\(\., 
Anneria  alpina  Willd.,  Hedysarnnt  obscurutn  L.,  Oxytropis  cam- 
pestris !)C.,   trißora  Hoppe,  Aster  alpinus  L. 

Alle  Pflanzen  ohne  Ausnahme  waren  recht  gut  gesammelt. 
Hatte  ich  mitgehen  können,  so  hallen  walirscheinlich  vier  Augen 
noch  mehr  entdeckt,  als  zwei  —  aber  immerhin  konnte  ich  mit 
diesem  Versuche  recht  zufrieden  sein.  Namentlich  der  Besncii  der 
Alpe  Reisseck  —  deren  Ersteigung  aber  nach  Aussage  des  Führers 
beschwerlich  ist  —  erwies  sich  als  sehr  lohnend,  was  künlligen 
Besuchern  von  Turrach  als  kleine   Andeutung-  dienen   möge. 

Um  meine  Beschreibung  nicht  allzusehr  in  die  Länge  zu  zie- 
hen, da  ich  ohnehin  noch  Manches  zu  berühren  habe,  will  ich 
nur  noch  jene  Pflanzen  nennen,  welche  der  Uebergang  über  die 
Alpe  Rotkkofel  nach  Reiclieuau  in  Kürnlen  lieferte.  Ungeachtet 
Abends  vorher  die  obere  Ha'.fte  aller  Alpen  mit  Schnee  bedeckt 
war,  ergab  sich  doch  als   Ausheule: 

a)  An  bisher  nicht  gefundenen  Pflanzen:  Libanotis  inontana 
L,,  Einpetrum  nigriiiu  L.,  Cinernria  aurantiaca  Hoppe  var.  limatu 
Koch,  Fliacii  frigidu  L.,  australis  L. ,  Heliantliemitm  oelandicuit 
Wahlb, ,  AchiUen  Ciacennae  L.,  Clirysantlienium  corymbosuni  L., 
Solidago  nirga  aurea  L.  var,  nipestris,  Dianlhus  Cartliu  ianorum 
L.  var,  alpestris  Neilr.,  Cerastium  arnense  L.  in  schöner  Alpen- 
form; 6)  ausserdem  an  bereits  früher  Genanntem:  Alwine  t'erna 
Bartl.  ß.  aipina.  Arenaria  ciliala  L.  ß.  frigida  ^  Cerastium  l.ati- 
foliuin  L.,  Aster  alpinus  L. .  Cainpanula  alpina  L. ,  Aronicuni  Clusii 
Koch,  Senecio  carniolinus  VVillil.,  Hedysarum  obscurum  L.,  Oxy- 
tropis cainpeslris  DC,  trißora  Hoppe,  Armeria  alpina  Willd., 
Sdene  acaulis  L.,  Chrysanthemum  alpin  an  L. ,  Carex  aterrima 
H  0  p  p  t! ,  fuliginosa  S  c  h  k  r. 

Ich  habe  früher  durch  Sternchen  diejenigen  Pflanzen  ange- 
deutet, die  ich  theils  um  de'i  Turracher  See,  Iheils  auf  dem 
Eisenliut  gefunden  habe  und  die  dem  Auge  des  Baron  Fürslen- 
wärther  entgangen  waren.  Um  gerecht  zu  sein,  muss  ich  nun 
auch  jene  Pflanzen  notiren ,  die  er  auf  gleichem  Wege  fand  und 
die  mir  entgingen:  Androsace  obtusifoUa  All,,  Fächert  Leyb.  (die 


221 

rolhl)liilion(Io  Androsace  a/p/wrt  La  m.),  Draba  Wahlenhergü  Harlm., 
Erigeron  uniflorus  h. ,  Baiiuticuliis  rutaefo/ius  L.,  glaciatis  L.,  Pri- 
mula  villosa  Jacq.,  Rhodiola  roxea  L.,  die  ich  an  der  Mauer  des 
Gartens ,  der  zum  Verwesliause  gehört  —  aber  dort  wohl  nur 
\  erwildert  —  fand. 

Dass  ich  einige  dieser  Pflanzen  übersehen  konnte,  ist  leicht 
begreiflieh.  Aber  unerklärlich  wird  es  mir  jederzeit  bleiben,  wie 
mir  Androsace  ohtusifolio  All.  so  giinzlich  entgehen  konnte,  eine 
Pflanze,  die  ich  wohl  kenne,  und  die  Baron  Fürs  te  n  w  ä  r  ther 
beim  Turracher  See  „in  üppiger  Verbreitung"  angibt,  und  von  der 
er  später  bemerkt,  dass  sie  „gleich  dem  Hliylheuiiia  heniispliaeri- 
citm  auf  allen  Alpen  hier  vorkomme".  —  Weniger  auffallend  ist 
es,  dass  dem  Baron  Fürs  I  en  war  I  he  r  bei  eifrigem  Suchen  das 
kleine  Phythfiima  paucißomm  L.  entgehen  konnte,  das  ich  — 
zwar  reichlich  vertreten  —  aber  doch  nur  an  einer  einzigen  Stelle 
in   geringer  Ausdehnung  am  Eisenhut   fand. 

Ich  kann  Turrach,  das  mir  durch  seine  herrlichen  Alpen  und 
die  freundliche  Aufnahme,  die  ich  dort  fand,  in  der  kurzen  Zeit 
meines  Aufenthaltes  recht  lieb  und  theuer  gev^orden  \\ar,  nicht 
N  erlassen,  ohne  eines  prächtigen  Schauspieles  Erwähnung  getlian 
zu  haben,  das  sich  hier  auf  einem  andern  Felde  dem  Tomislen 
darbietet.  Ich  meine  den  Pi'ocess  bei  Bereitung  des  Bessemer- 
stahles, um  dessen  Einführung  sich  der  fürsl liehe  Berg-  und  Hüt- 
lenverweser  Herr  Franz  Swoboda  grosse  Verdienste  erworben 
hat  und  hiefür  von  Sr.  Majestät  mit  dem  goldenen  Verdienst  kreuze 
ausgezeichnet  worden  ist.  Wenig(;  Erfindungen  auf  dem  Gebiete 
der  Industrie  gewähren  auch  für  den  Laien  im  Älontaufache  ähn- 
liches Interesse,  wie  dieser  Process,  bei  dessen  Verlaufe  herrliche 
Lichterscheinungen  zu  Tage  treten  und  durch  den  in  zehn  Minuten 
30  Cenlner  Eisen  in  Stahl  verwandelt  werden,  ein  Process,  zu 
dem  früher  viel  Zeit  und  viele  Menschenhände  erforderlich  waren. 
Wer  da  kann,  der  sehe  selbst  und  Niemand  wird  dieses  Schauspiel 
ohne  grosse  Befriedigung  verlassen. 

(Wenn  ich  nicht  irre,  so  wird  Bessemer-Stahl  in  Oesterreich, 
auss«'r  Turrach  nur  noch  in  Graz  in  den  Werkstätten  der  Eisen- 
bahn, und  in  der  Hell,  in  Kärnthen,  erzeugt). 

Während  ich  diesen  Aufsatz  niederschrieb  und  mich  dabei  im 
Geiste  recht  lebhaft  nach  Turrach  zurückversetzte,  fiel  mir  ein 
Gedanke  bei,  der  vielleicht  nie  zur  That  werden  wird,  den  ich 
aber  doch,  sei  es  auch  nur  als  pium  desiderium  in  diesen  Blättern 
miltheilen  will.  Kleine  Ursachen  —  grosse  Wirkungen!  Auch  aus 
kleinen ,  scheinbar  unbedeutenden  Anregungen  ist  schon  öfters 
unter  günstigen  Umständen  Grosses  oder  doch  Gemeinnütziges 
entstanden. 

Was  an  andern  eben  so  günstig  gelegenen  Punkten  aus  ver- 
schiedenen Ursachen  nicht  ausführbar  ist,  das  wäre  vielleicht  hier 
in  Turrach  durch  hochherzige  Unterstützung  von  Seite  seines 
fürstlichen   Besitzers    möglich.     Durch    einen    Botaniker,    der    vom 


2i2 

* 

Aufblühon  der  ersten  Blume  bis  zum  Verwelken  der  letzlen  in 
Turracli  leben  und  wirken  müssle,  Hesse  sich  nämlicli  alldort  eine 
„Flora  von  Turracli  und  der  dortigen  Alpen"  in  schön  getrockneten 
Exemplaren  zusammenstellen,  eine  Lokalflora,  wie  sie  wohl  kaum 
irgendwo  schöner  anzutrefTen  wäre.  Es  wäre  diese  Flora  eine  Zierde 
für  Turrach,  ein  schönes  Denkmal,  das  sich  der  fürsliiche  Besitzer 
setzen  würde,  und  damit  vielleicht  mancher  Gewinn  für  die  Wis- 
senschaft verbunden.  So  manches  Blümchen,  das  dort  noch  unbe- 
kannt in  dem  Bereiche  der  Alpen  blüht,  könnte  damit  der  Welt 
bekannt  werden.  Denn,  abgesehen  davon,  dass  Tiirrachs  Alpen  bei 
Weitem  nicht  so  viele  Besucher  anlocken  ,  als  sie  es  in  der  Tliat 
verdienen,  kommen  reisende  Botaniker  in  der  Regel  nur  von  Mitte 
Juli  bis  höchstens  Mitte  August  dahin.  Es  wird  wenig  Fälle  geben, 
dass  ein  Florist  in  früherer  oder  späterer  Jahreszeit  die  dortigen 
Berge  besucht  hätte.  Und  selbst  in  diesem  Falle  war  es  doch  nur 
ein  kurze]',  flüchtiger  Besuch,  bei  dem  bloss  die  eine  oder  die 
andere  Alpe  bedacht  wurde.  Welche  Schätze  Hessen  sich  vielleicht 
heben,  wenn  alle  diese  Alpen  zu  allen  Monaten  des  Jahres,  vom 
ersten  Frühling  bis  zum  späten  Herbste,  durchforscht  würden. 
Jeder  Botaniker,  der  nach  Turrach  käme,  könnte  in  den  dort  auf- 
bewahrten Fascikeln  der  Lokalflora,  wo  die  Pflanzen  theils  nach 
Monaten,  theils  nach  den  einzelnen  Alpen  geordnet  sein  könnten, 
ein  lebendes  Bild  von  dem  erblicken,  was  er  sich  auf  dieser  oder 
jener  Alpe  einsammeln  kann.  —  Eine  Auswahl  der  schönsten  Alpen- 
blumen aus  dem  lieben  Turrach  in  eleganten  Album's  würde  wahrlich 
auch  keine   der  letzten  Zierden  eines  fürstlichen  Salons  bilden. 

Diese  wenigen  Worte  mögen  vor  der  Hand  genügen  und  es 
bleibe  der  Zukunft  anheimgestellt,  zu  bestimmen,  ob  dieses  Samen- 
körnlein   auf   fruchtbaren    oder    unfruchtbaren   Boden   gefallen  sei. 

Schloss  Raabs,  am  20.  Februar  1868. 


Die  europäischen  AUium-Arten. 

Von  Victor  v.  Janka. 

1.  Filamenta   omnia  simplicia  vel  3  interiora  basi   ulrinque  ap- 
pendicula  dentiformi  brevi  instructa.  2. 

Filamenta  interiora  latiora  3-cuspidata,  cuspide  interme- 
dia antherjfera.  58. 

2.  Bulbus  e  rhizomate  distincto  horizontali  vel  obliquo  repente, 
plus  minus  longo  enatus.  3. 

Bulbus  Simplex  vel  basi  rhizomati  perpendiculari  brevis- 
simo  adnectus.  12. 


223 

3.  Folia  haud  potiolala  linearia.  4. 

Folia  dislincte  peliolala,  ovalia  v.  elliptica   costala: 

Allium  Victoriaiis  L. 

4.  Flores  rosei  vel  purpurei.  5. 

Flores  ex  albo  flavescenles: 

A.  ßavescens  Bess.   (^A.  ommophiliim  Houff.J 

5.  Filamenla  seniper  siiiiplicissiina  exappendiciilala.   6. 
Filamenla  allenia  iilrinque  dente  brevi  inslriicta.   IJ. 

6.  Pedicelli  perigonia  aequaiiles  vel  breviores.  7. 

Pedicelli  perigoniis  longiores.  9. 

7.  Perigonii  campaiiulati  phylla  obtiisa  v.  obfusiuscula.  8. 

Perigonii  cylindracei  phylla  acuininata: 

A.  diaphanum  Janka  in  Linnaea  1860, 

8.  Slainina  perigonium  aequanlia:  A.  tataricuvi  L. 

Stainina  perigonis  diinidio  breviora: 

A.  narcissiflorum  Vill.  (A.  pedeniontanuin  Willd.) 

9.  Stamina  perigonium  arquanlia  vel  suporantia.   10. 

Slamina  perigonio  breviora:  A.  odoruin  L. 

10.  Slamina   perigonium   aequanlia;    folia    subtus   dislincte    cari- 
nata;  planla  elata: 

A.  acutangulutn  Sehr  ad,   QA.  lusitanicum  Lam.) 

Slamina  perigonium  superanlia;  folia  haud   carinala;  liu- 

mile  spilhamaeum:  A.  fallax  Don. 

11.  Stamina  perigonium  duplo  excedenlia;  dentes  appendicuiares 
acuminati  ovario  sublongiores:  A.  lineare  L. 

Slamina  breviora;    dentes    appendicuiares   obtusi    ovario 
breviores:  A    strictum  Schrad. 

12.  Umbella  cauleni  elongalum  terminans.   13. 

Umbella  (saltem  florens)  subradicalis:  Ä.  Chamaemoly  L. 

13.  Folia  oblonga  v.  oblongo-lanceolala.  14. 

Folia  angustiora.  15. 

14.  Folia  in  peliolum  longum  altenuala;  flores  albi:  A.  vrsinum  L. 

Folia  haud  petitdala;  flores  aurei:  A.  MoJy  L. 

15.  Inflorescenlia  sub-4-flora:  A.  circinnatum  Sieb. 

Inflorescentia  pluri-multiflora.  16. 

16.  Flores  albi,  rosei  usque  purpurei,  vel  rarlssime  flavi  quidem, 
sed   tunc  umbella  (e.  c.  in  A.  flavo)  valde  effusa.   17. 

Flores  slramineo-lutei;  umbella  numqiiam  elTusa.  55. 

17.  Perigonii  phylla  pafenlia  v.  reflexa  capsulaui  haud   tegenlia; 
caulis  aphyllus:  folia  omnia  basilaria.   18. 

Perigonii  phylla  fere  semper  erecta  conniventiaque  cap- 
sulam   tegentia;  caulis  basi  vel  ultra  plus  minus  folialus.  21. 

18.  Flores  albi  vel  rosei.  19. 

Flores  atropurpurei;  perigonii  phylla  linearia: 

A.  atropurpureum  W.  et  K. 

19.  Bulbus  prolifcr;    perigonii   phylla  anguste    linearia  acuminata 
incurva  deflexave:  A.   Cyrilti  Ten. 


224 


Bulbus  liaud  prolifer;   porlgonii  pliylla  lanceolala  v.   ob- 
longa,  ol)lusiiisciila  v.  obtusa  stollatiin  patenlia.  20. 

20.  Perigonii  phylla  lanceohita  obliisiiiscula:  A.  nigrum  L. 

Porigonii  phylla  oblonga  obliisa:  A.  tulipaefolium  Ledeb. 

21.  Unibella  (lypice)  capsiilifVra.  22. 

Umbella  (lypice)  bulbillifera,  56. 

22.  Caulis  superne  (apice)  Iriqiieter.  23. 

Caulis  teres  v.  conipressiusculiis-  25. 

23.  Sligma    integrum;    perigonii    phylla    obtusa: 

A.  neapolitanum   Cyr. 
Sligma  trifidum;  perigonii  phylla  acuta  v.  acuminala.  24. 

24.  Perigonii  phylla  oblongo-linearia;    flores  semper  unilaterali- 
ter  penduli,  bulbi  aggregati  oblongi:  A.  triquetrum  L. 

Perigonii  phylla  elliptico-lanceolata;  flores  demum  undi- 
que  penduli;  bulbus  solitarius  gXohosws:  A.  peitdulinnml  en. 

25.  Fülia  lale  linearia  26. 

Folia  angusle  linearia  plana  vel  semiterelia  tereliave  aut 
filiformia.  30. 

26.  Stamina  perigonio  breviora;  umbella  patens  v.  subfasligiata.  27. 

Stamina  pcrigonium  superanlia;    umbella  hemispliaerica : 

A.  vernale  Tin. 

27.  Perigonii  phylla   oblongo- lanceolala,    vel   lanceolata,    obtu- 
siuscula   V.  acuta;   folia  plus  minus  ciliata.  28. 

Perigonii   phylla  oblonga  obtusa;  folia  glaberrima.  29. 

28.  Perigonii  phylla  oblongo -lanceolala  obtusiuscula  concoloria; 
umbella  patens;  folia  margine  vel  eliam  sublus  ciliala: 

A.  subhirsutiim  L. 
Perigonii  phylla  lanceolata  acuta  carina   purpureo -colo- 
rata;  umbella  fastigiata;  folia  utrinque  ciliato-pilosa: 

A.  trifoUatum  Cyr. 

29.  Perigonii  phylla  inleriora  angustiora,  fl.  albi  s,  rosei: 

A.  roseum  L. 
Perigonii  phylla  acqualia ,  fl.  albi  s.  fla\escenles: 

A.  permixtum  Guss. 

30.  Perigonia  campanulata.  31. 

Perigonia  cylindraceo-campanulala  v.  cylindrica.  50. 

31.  Umbella  subrotunda,  globosa  vel  hemispliaerica.  32. 

Umbella  efFusa  v.  subeff'usa.  43. 

32.  Folia  linearia  plana  v.  planiuscula.  33. 

Folia  semiterelia,  teretia,  filiformia  v.  capillaria.  34. 

33.  Slamina  perigonio  duplo  longiora;  flores  flavescentes;  vaginae 
apice  transversiin  truncatae:  A.  ochroleucum  W.  et   K. 

Stamina  perigonio  sesquilongiora;  flores  purpurascentes; 
vaginae  apice   oblique   truncalae: 

A.  suacieolens  Jacq.  (4.  kermesinum  Rchb.) 

34.  Perigonii  phylla  aculiuscula,  obtusa  vel  retusa.  35. 

Perigonii  phylla  lanceolala  acuminata.  40. 


225 

35.  Stamina   perigonio   breviora   vel  paullo    lanliini  loiigiora.  30. 

Slaniina  perigonio  subduplo  iongiora:  A.  saxatile  Ma  B. 

36.  Spatha  unibella  longior.  37. 

Spatha  unibella  brevior.  39. 

37.  Pedicelli  pro  parle  deciinati,  pleriqiie  perigoniis  duplo  nllrave 
longiores.  38. 

Pedicelli  erecli  porigonii  longitudineni  band  vel  vix  sn- 
perantes:  A.  serbicum  Vis.  et  Panc. 

38.  Umbella  subcorynibosa;    spalha    unibella  parnni  longior;   va- 
ginae  foliaque  pilosissimae:  A.  pitosnm  Sibtli.  et  Sm. 

Umbella  heniisphaerica;    spatha   umbella    mullo    longior; 
vao-inae  et  folia  glabrae: 

A.  rupestre  Stev!  (^A.  Hymettium  Boiss.  et  Heldr.) 

39.  Stamina  perigonio  breviora;  folia  filiformia:  A.  maritimum  Raf. 

Stamina  perigoniuin  paullo  excedentia;  folia  fisfulosa: 
A.  staticiforme  Sibth.  et  Sm.  {A.  flexuosum  d'Urv.) 

40.  Filamenta  simplicia  exappendiculata.  41. 

Filamenta  3   interiora  utrinque  appendicula   brevi   don- 
tiformi  aucta.  42. 

41.  Caulis  in  medio  inflatus:  A.  fistulosum  L. 

Caulis  nullibi  inflatus:  A.  Schoenoprasum  L. 

42.  Caulis  infra  medium  inflatus;  folia  teretia  ventricosa: 

A.  Cepa  L. 
Caulis   aequalis   nullibi    inflatus;    folia   subulata  fistulosa: 

A.  Ascalonicum  L. 

43.  Spatha  persistens.  44. 

Spatha  decidua:  A.  Savii  Pari. 

44.  Stamina  perigonium  aequantia  v.  subaeqnantia.  45. 

Stamina  perigonium  multo  excedentia.  49. 

45.  Spatha  umbella  multo  longior.  46. 

Spatha  umbella  brevior  vel  paullo  longior.  47. 

46.  Pedicelli  longiores  stricte  erecti:  A.  fuscum  W.  et  K. 

Pedicelli  stricti  nulli:  A.  pallens  L. 

47.  Umbella  multiflora.  48. 

Umbella   pauci-   (3 — 12-)   flora: 
A.  Boryanum  Kunth  QA.  frigidum  Boiss.  et   Heldr.) 

48.  Spatha  3'"  lata,  4 — 5'"  longa  unibella  brevior: 

A.  erythraeum  Gris. 
Spatha  angustior  pollicaris  umbellam  superans  : 

A.  callimischon  Link. 

49.  Flores  purpurascentes;    capsulae    subrotundae: 

A.  pulchellum  Don. 
Flores  flavi;  capsulae  ovatae:  A.  flavutn  L. 

50.  Pedicelli    valde  inaeqnales,    umbella   iiaque  irregularis.  51. 

Pedicelli  subaequilongi:  umbella  subregularis: 

A.  moschatum  L. 

51.  Bulbi  tunicae  membranaceae.  52. 

Bulbi  tunicae  reticulato-fibrosae.  54. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  8.  Heft.  lSf8.  18 


'i2C> 


52.  S|)alha  laiiceolafa;  pedicelli  capillarcs;  caiilis  alte  foliatus.  53. 

Spalha  ovata;  pedicelli  finniores;  caulis  interne   foliatus: 

A.  exile  Boiss.  et  Orph. 

53.  Spatha  umbella  paullo  brevior  vel  earn  aequans;  stamiiia 
supra  basin  phyliorum  inserta;  caulis  ad  medium  foliatus : 

A.  tenuiflorum  Ten. 

Spatha  umbella  2 — 3-plo  brevior;  stamina  basi  phyliorum 

inserta;  caulis  ultra  medium  foliatus:       A.  parciflorum  Viv. 

54.  Spatha  simplex  stricta  basi  tubulosa  atque  pedicellos  inferne 
involvens;  inflorescentia  stricta  subsecunda:  A.  Cupani  KaL 

Spatha  bipartita  patens  V.  recurva;  inflorescentia  expansa: 
A.  inaequale  Janka  in  Linnaea  1860. 

55.  Stamina  longe  exserta;  umbella  globosa;  caulis  ad  medium 
V.  ultra  foliatus:  A.  obliqunm  L. 

Slamina   inclusa;   umbella   fastigiata;    caulis  nudus:    folia 
ojnnia   basilaria:  A.  stramineitm  Boiss.  et  Reut. 

56.  FilauK  nia  omnia  edentula.  57. 

Filamenla  allerna  utrinque  1-dentala:  A.  cornutnin  Clem. 

57.  Slamina  inclusa  vel  vix  exserta:  A.  oleraceunt  L. 

Slamina  distincte  exserta:  A.  cannatum  L. 

58.  Umbella  typice  capsulifera.  59. 

Umbella  lypice  bulbillifera.  74, 

59.  Umbella  fastigiata:  A.  sarduum  Moris. 

Umbella  haud  fastigiata.  60. 

60.  Caulis  usque  ad  apicem  foliatus,  folium  supremum  umbellam 
basi  amplectens:  A.  Chamaespathum  Boiss. 

Folium  supremum  ab  inflorescenlia  remotum.  61. 

61.  Umbella  minuta  capitato-globosa;  plantula  humilis  2 — 3-pollica- 
ris :  A.  trachyanlhum  G  r  i s.  (_A.  rubrovittatum  Boiss.  et  H  e  1  d.  j 

Umbella  major  amplior;  species  elatiores.  62. 

62.  Perigonii  phylla  elongata,  lanceolata.  63. 

Perigonii  phylla  elliplica,  ovata  vel  oblonga.  64. 

63.  F'olia  teretia  fistulosa:  A.  Heldreichii  Boiss. 

Folia  linearia  plana:  A.  acutißorwn  Lois, 

64.  F'olia  nunc  fistulosa  semicylindrica  v.  cylindrica,  nunc  fili- 
formia  v.  selacea  65. 

Folia  plana.  68. 

65.  Folia  fistulosa  semicylindrica.  66. 

Folia  filiformia;  perigonii  phylla  exteriora  acuta: 
A.  margaritaceum  Sibth.  et  Sm.  (^A.  guttatum  Slev.) 

66.  Slamine  longiludine  valde  disaequalia;  3  interiora  Iricuspi- 
dala  perigonium  paullo  superantia ;  3  exteriora  perigonio 
dimidio  breviora :  A.  trachypus  B,  et  S. 

Stamina  longiludine  aequalia  vel  subaequalia.  ß7. 

67.  Spatha  persislcns;  capsulae  ovatae  perigonio  breviores  ;  bulbus 
inira   tunicas  bulbillifer: 

A.  sphaerocephalum  L.  QA.  arvense  Guss.,  A.  aestivum  Tin., 

A.  crinitum  Tausch.) 


227 

Spalha  decidua;  capsulae  subglobosae  perigoniuin  supe- 
ranles;  bulbus  Simplex:  A.  descendens  L. 

GS.  Stamina  perigonium  aequantia  vel  excedentia.  69. 
Stainina  perigonio  dimidio  breviora: 

A.  gomphrenoides  Boiss.  et  Heldr. 

69.  Filainenta  exteriora  oblonga  vel  lanceolata.  70. 

Filamenta  exteriora  lineari-acuminafa : 
A.  rotundum  L.  (^,  bosniacumKxxm.  et  Sendtn.,  A.  puterfa- 

milias  Boiss.) 

70.  Flores  rosei  v.  purpiirascentes.  71. 

Flores  albidi :  A    baeticum  Boiss. 

71.  Filamenta  exteriora  a  medio  apicem  versus  sensim  sensim- 
que  attenuata;  cuspes  antherifera  filamenti  parte  integra 
dimidium  aequans  vel  brevior.  72. 

Filamenta  exteriora  a  medio  abrupte  (subito)  angustata ; 
cuspes  antherifera  filamenti  partem  integram  nunc  aequans, 
nunc  subaequans.  73. 

72.  Stylus  brevis  inclusus;  antherae  rubescentes  :  A.  Porrum  L. 

Stylus  elongatus  exsertus;  antherae  flavae: 

A.  polyanthum  R.  el  Seh.  (A.  multiflormn  DC.) 

73.  Umbella  exacte  globosa:  A.    commutatum  Guss. 

Umbella  subglobosa:  A.  Ampeloprasum  L. 

74.  Folia  plana  lineari-lanceolata;  stamina  perigonio  breviora.  75. 

Folia    teretia   fistulosa;    stamina  perigonium    superantia: 
A.  mneale  L.  CA.  affine    Boiss.  et  Heldr.) 

75.  Caulis  infra  umbellam  in  annulum  flexus: 

A.  controversnm  S  c  h  r  a  d . 
Caulis  ubique  rectus.  76. 

76.  Spatha  umbellam  multo  superans  in  apicem  rosiriformein 
contracta:  A.  sativum  L. 

Spatha  umbella  brevior:  A.  Scorodopra<um  L. 

Sz.Gothärd  bei  SzamosUjvär  in  Siebenbürgen,  am  29.  April  1868. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XIII. 

306.  Elatine  Hydropiper  L.  —  Auf  schlammigem  im  Hoch- 
sommer austrocknenden  Boden  am  Saume  von  Lachen,  meist  in 
Gesellschaft  von  Scirpus  Michelianus  und  acicularis.  Im  Tieflande, 
häufig,    aber    die    Standorte    sehr    wechselnd.  An  der    Theiss    bei 

18* 


•228 

Szolnok,  T.  Vi^rkony  und  T.  Földvär.  Im  Gebiete  der  Koros  bei 
Gyula-Viirsand  und  Boros  Jenö.  —  Alhiv.  Lehm-  und  lehmiger 
Sandboden.  75— lüO  Met. 

307.  Ehttine  triandra  Schk.  —  Nacli  Kit.  auf  schlammigem 
Boden  an  der  weissen  Koros  bei  Boros  Jeno. 

308.  Elatine  Aisinastrum  L.  —  In  seichten  stehenden  Gewäs- 
sern, insbesunders  in  kleinen  mit  Lemna,  Snlvinia  u.  d.  g.  über- 
zogenen Tümpeln  und  Lachen  und  nach  dem  Austrocknen  dieser 
Tümpel  wohl  auch  im  feuchten  Schlamme.  Im  mittelung.  Berghinde 
bei  Pomäsz  nächst  Set.  Andrae  in  kleinen  nur  1  —  2  Zoll  hohen 
Exemplaren.  Häufiger  und  mit  viel  kräftigerem  Wüchse  im  Tief- 
lande an  der  Theiss  und  Koros  bei  Porosziö,  Hatrongyos,  T.  Rof, 
Szolnok,  Gyula  -  Värsand,  Grosswardein  und  nach  Janka  überall 
in  austrocknenden  Sümpfen  von  Kumanien.  —  Diluv.  und  alluv. 
Lehmboden.  75—200  Met. 

309.  Linum  catharticum  L.  —  Auf  grasigen  Plätzen.  Mit  Aus- 
nahme der  Tiefebene  im  ganzen  Gebiete.  Auf  der  Kecskemeter  und 
Debrecziner  Landhöhe  vorzüglich  auf  sumpfigen  Wiesen,  im  Bcrg- 
iande  dagegen  auch  auf  trockenen  Grasplätzen.  Die  höchsten  im 
Gebiete  beobachteten  Standorte  im  mittelung.  Berglande  am  Dobo- 
gokö,  und  im  Bihariageb.  auf  der  Pietra  Betrana  und  Calinesa.  — 
Fast  auf  allen  im  Gebiete  vorkommenden  geognostischen  Substra- 
ten; im  Bihariageb.  aber  insbesonders  häufig  auf  dem  Vasköher 
und  Batrina-Kalivplateau,  dagegen  verhältnissmässig  seltener  auf 
den  Schiefer-  und  Porphyritbergen,  so  dass  dort  ein  besseres  Ge- 
deihen auf  kalkreichen  Substraten  nicht  zu  verkennen  ist.  95  bis 
1580  Met. 

310.  Linum  hirsutum  L.  —  Auf  sonnigen  Hügeln,  felsigen 
Gehängen,  an  Weinbergsrändern  und  in  aufgelassenen  Weingärten. 
Im  mittelung.  Berglande  in  der  Magustagruppe  auf  den  Trachyt- 
felsen  ober  Gross -Maros  gegen  den  Spitzkopf  in  grosser  Menge; 
auf  den  Hügeln  am  Fusse  des  Nagyszäl  bei  Wailzen ,  in  der  Pilis- 
gruppe  bei  Dorogh  nächst  Gran,  bei  Set.  Andrae,  bei  Ofen  im 
Auwinkel  und  im  Wolfsthal  und  insbesonders  häufig  in  öden  Wein- 
bergen des  Rückens,  welcher  den  Adlersberg  mit  dem  Scliwaben- 
berge  verbindet.  Im  Vorlande  des  Bihariageb.  in  Weinl)er;4en  bei 
Grosswardein.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  Lehm  und  sandiger  Lehm- 
boden. 95—320  Met. 

311.  Limim  pannonicum.  —  Wurzel  ausdauernd,  mehrköpfig-, 
Stengel  aufrecht,  stielrund,  unten  kahl,  ober  der  3Iitte  grauflaumig. 
Blätter  wechselständig,  sitzend,  lineal,  spitz  6 — lOmal  so  lang  als 
breit  (20  — 40™'"  lg.  3— 6"™  brt.)  vollständig  kahl,  etwas  steif,  matt 
seegrün.  Blüten  in  einer  einfach-  oder  doppelt  gabeligen  Trug- 
dolde. Blüten-  und  Fruchtstiele  kürzer  als  der  Kelch,  aufrecht. 
Kelchblätter  lanzettlich  lang  zugespitzt,  noch  einmal  so  lang  als 
die  kugelige  Kapsel,  sowie  die  lineallanzettlichen  Deckblältchen 
flaumig-  und  am  Rande  drüsig  gewimpert.  Blumenblätter  C25 — 30°"" 
lg.,    15 — 16'"'"    brt.)    blau  mit  gelbem  Nagel,   an  der  Basis  zusam- 


22',) 

menliiinoend.  —  Unterscheidet  sich  von  dein  zunächst  stehenden 
L.  hirstitum  L.  durch  die  linealen  verhiiltnissniassig  viel  schniideren 
vullsländig-  kahlen  Blätter  und  die  länger  zugespitzten  die  reil'e  Kap- 
sel viel  weiter  überragenden  Zipfel  des  Kelches.  Die  locker  gesteilli  n 
Blätter  sind  auch  gleichinässig  am  Stengel  vertheilt  und  nicht  wie 
bei  L.  hirsutum  gegen  den  unteren  Theil  des  Stengels  genähert, 
die  Cynie  ist  weitschweifiger  und  die  Aesle  derselben  sind  um  das 
doppeile  länger  als  jene  des  L.  hirsutum.  —  Auf  lockerem  Sand- 
boden. Auf  der  Kecskeineler  Landhöhe  auf  den  grasigen  Plätzen, 
welche  in  die  Walder  auf  Puszia  Pi'szer  bei  Also  Dabas  einge- 
schaltet sind,  und  in  grösster  Menge  zwischen  Wachholdergebüsch 
auf  den  sandigen  Hügeln  bei  Puszta  Sällosar  nächst  Talär  Szt. 
György.  —  L.  hirstitum  ß.  in  Kitaibel  Add.  p.  268  ist  offenbar 
dieselbe  Pflanze.  Kitaibel  gibt  dieselbe  „in  arenosis  Pesthini  in 
praedio  Jakab  vel  Jakab  Szälläs"  an.  —  Diluv.  Sandboden.  95  bis 
130  Met. 

312.  Linum  nerrosum  W.  K.  —  Auf  dem  Mocra  bei  Büros 
Jeno  (Heuffelj.  —  Trachytluli".  —  Die  Kuppe  d.  Mocra  liegt  371), 
Büros  Jeno  154  Mel.  über  d.  M. 

Linum  ihsitatissimum  L.  —  Wird  im  miltelung.  Bergl.  und  im  Tieflande 
nur  selten,  dat;ei;(.n  lüiufig  im  Biljiiriugeb.  gebaut.  Die  hüclist  gelegenen  Leiii- 
felder  im  Geb.  des  Aranyus  bei  den  Mozzengeliöften  uädist  der  Eishöliie  bei 
Scari.-cöso  und  bei  den  obeisleii  Häusern  von  S'idra  gegen  den  Dcahul  büulni. 
95—  1:2U0  Met.  Man  ^^älllt  zur  Ivultur  als  am  besten  geeignet  sandigen  nicht 
allzuleicht  austrociim  nd-n  Buden. 

313.  Linum  perenne  L.  —  Auf  sandigem  Boden,  der  durch 
Grundwasser  siels  etwas  feucht  erhalten  wird,  daher  vorzüglich 
aul  den  sandigen  Wiesen  im  Ufergelände  der  Donau  und  in  den 
Mulden  der  sandigen  Landhöhen  im  Tiellande,  deren  tiefste  Stellen 
mit  kleinen  Lachen ,  Teichen  und  Sümpfen  erfüllt  sind.  Längs  der 
Donau  von  der  Mündung  der  Gran  abwärts  durch  das  ganze  Gebiet 
an  grasigen  lichten  Stellen  der  Auen.  Nirgends  häufiger  als  auf 
der  Kecskemeler  Landhohe  bei  R.  Palola,  Pest,  Soroksar,  Alberli, 
Pills,  Ocsa,  P.  Sällosar,  Nagy  Koros,  Kecskemet.  In  der  Tiefebene 
zwischen  Czegied  und  Abony.  In  der  Stuhlweissenburger  Niederung 
bei  Csäkvär.  Csör,  Stuhlweissenburg  und  Seregtlyes.  —  Bei  So- 
roksar nächst  Pest  auch  mit  weissen  Blüten.  —  Dil.  u.  alluv.  Sand- 
boden 75-  130  Met. 

314.  Linum  austriacum.  L.  —  Auf  trockenen  Grasplätzen  an 
steinigen  und  sandigen  sonnigen  Gehängen.  Im  millelung.  ßerglande 
am  Fusse  des  Nagyszäl  bei  Waitzen,  bei  P.  Csaba,  Krotendorf  und 
Vorösvär,  am  Adlersberge,  Spissberge  und  Blocksberge  bei  Ofen, 
bei  Promontor  und  Stuhlweissenburg.  Auf  der  Kecskemeler  Land- 
hohe  bei  Pest,  Steinbruch,  Soroksar,  Monor;  auf  der  Debrecziner 
Landhohe  nach  Kit.  bei  Vasväri.  Im  Bihariageb.  auf  den  niederen 
Kalkkuppen  südöstlich  von  Felixbad  bei  Grosswardein  und  im  Ge- 
biete der  weissen  Koros  zwischen  Buleni  und  Desna.  —  Trachyf, 
Kalk.  tert.  u.  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95—250  Met. 


230 

315.  Linum  temtifolium  L.  —  Auf  grasigen  Plätzen  an  son- 
nigen trockenen  Geiiäng-en  insbesonders  an  felsigen  Stellen.  Im 
itiittelung.  Berglande  auf  den  Höhen  der  Magustagruppe  bei  Zebe- 
<,'^ny  und  Gross  Maros;  am  Fusse  des  Nagyszäl  bei  Waitzen  und 
Hut  dem  vom  Nagyszäl  gegen  den  Viniszni  vrch  auslaufenden 
Höhenzug  bei  Gödöllö  und  Peczel;  in  der  Pilisgruppe  am  Schloss- 
berge von  Visegräd,  bei  Vörösvar  und  Krotendorf,  am  Dreihotter- 
berg,  im  Auvvinkel  und  Wolfsthal,  am  grossen  und  kleinen  Schvva- 
benberg,  am  Adlersberg  und  Spissberg  bei  Ofen  und  bei  Budaörs. 
—  In  der  Tiefebene  und  im  Bihariageb.  nicht  beobachtet.  — 
Trachyt,  Kalk,  Dolomit,  tert.  u.  diluv.  Lehmboden.  160—450  iVlet. 

;M6.  Linum  flavum  L.  —  Auf  grasigen  Plätzen  trockener 
lehmiger  Hügel,  zwischen  Eichengebüsch  und  an  Acker-  und  Wein- 
bergsrandern.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem  Särhegy  in  der  Matra, 
auf  den  Lösshügeln  am  Fusse  des  Nagyszäl,  in  der  Pilisgruppe  bei 
Visegräd  und  Set.  Andrae,  am  Piliserberg,  Dreihotlerberg,  grossen 
und  kleinen  Schvvabenberg,  Adlersberg  und  Spissberg  bei  üfen. 
Auf  der  Debrecziner  Land  höhe  bei  Debreczin,  Vasväri,  Nyir  Bafor 
und  Szakoly.  Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  bei  Grosswar- 
dein  und  auf  den  Nullioorenkalkbanken  bei  Chisindia  südlich  von 
Buteni.  —  Liebt  insbesonders  den  tiefgründigen  lehmigen  Boden 
der  Lüsshügel  und  dvn  zähen  Lehuiboden,  welcher  sich  durch  Ver- 
witterung des  Trachyles  und  d^r  thonreichen  Kalksteine  herausge- 
bildet hat.  95—460  Met. 

317.  Radiola  linoides  Gmel.  —  Auf  Aeckern  und  an  den 
Seiten  der  Hohlwege  im  Grunde  der  Eichenmischwalder.  Im  Bi- 
hariageb. auf  dem  tertiären  Hügellande  am  Fusse  des  Rezbänyaer- 
zuges  zwischen  Fenalia  und  Sedescelu  und  von  da  bis  gegen  Kis- 
köh  nächst  Petrosa.  Meist  in  Gesellschaft  von  Centunculu»  minimus 
Gypsophüa  muralis,  Filago  minima  und  der  folgenden  Art.  — 
Tert.  Sand-  und  sandiger  Lehmboden.  310 — 470  Met. 

318.  Hypericum  humifusum  L.  —  An  gleichen  Standorten  wie 
die  frühere  Art.  Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Hügellande  am  Fusse 
des  Rezbänyaerzuges  bei  Petrösa,  Kisköh,  Fenatia,  Sedescelu  und 
am  Dcalul  mare  bei  Criscioru.  Auch  am  Rezbänyaerzuge  selbst,  am 
Abfalle  der  Margine.  In  der  Gruppe  des  Plesiu  bei  Susani  und  auf 
dem  Plateau  von  Vasköh  auf  dem  Liasyandstein  zwischen  Monesa 
und  den  Eisensleingruben  von  Rescirata.  In  der  Hegyesgruppe  bei 
Slatina  und  im  Thale  der  weissen  Koros  bei  Bokszeg  zwischen 
Buteni  und  Boros  Jenö.  —  Sienit,  Schiefer,  Sandstein,  tert.  u.  dil. 
Sand-  und  sandiger  Lehmboden.   löO — 900  Met. 


2.1 1 


Correspondeuz. 

Szt.  Gothärd  in  Siebenbürgen,  am  2.  Juni  iSbS. 

Am  14.  Mai  bin  ich  nach  zweiwöchentlicher  Abwesenheit  mit 
!)()lanischer  Ausbeute  reich  beladen,  glücklich  heimgekehrt.  Mit 
Einsammeln  der  Poeonia  tenuifoUa  L.  bei  Zäh,  circa  6  Meilen  von 
hier,  welchen  Ort  ich  am  letzten  Tage  erreichte,  war  diese  Rei^e 
beschlossen.  —  Jetzt  war  ich  wieder  einige  Tage  in  Klausenhurg, 
wo  ich  Nepeta  ucranica  L.  (N.  parrißora  Ma  ß.),  Adonia  wolgensis 
Stev.,  Wurzelbly(ti>r  \(in  Peucedanum  latif'oiium  ÜC.  elc.  sam- 
melte. Auf  der  Rückfahrt  maclile  ich  kleine  Abstecher,  so  z.  ß. 
zur  Centaurea  ruthenioa  Lam.,  die  in  einigen  Tagen  die  ersten 
ßlülhcn  entfallen  wird.  Heuer  hat  diese  Pflanze  eine  immense 
Höhe  erreicht ,  so  dass  man  ganze  Exemplare  gar  nicht  einlegen 
kann.  Meist  ist  sie  mannshoch,  die  Wurzelblatter  sind  mitunter  1 — 1*/^' 
lang.  Ueberhaupt  stehen  die  ßergwiesen  so  üppig,  wie,  nach  Aus- 
sage der  Leute  seit  30  Jaiiieii  nicht.  Ich  fürchte,  dass  mir  di(; 
Centaurea  zu  früh  weggemälit  wird.  Uebrigens  werde  ich  in  etwa 
10  Tagen  wieder  nachsehen.  —  Salria  nutans  W.  et  K.  steht  eben 
in  bester  Flor;  sie  ist  hier  überall  sehr  gemein.  Die  hiesige  Ge- 
gend ist  an  Salcia-Arten  besonders  reich;  es  wachsen  hier  8  Arien: 
Salvia  glutinosa.  S.  dumetorum,  S.  austriaca,  S.  pratensis,  S.  sil- 
vestris,  S.  pendula  QS.  silcestri-nutans),  S.  nutans,  S.  verticillata 
und  S.  Baumgartenü.  —  Noch  ist  im  allgemeinen  ßlühen  begrilTen 
Phleboantke  Laxtnanni,  Anchusa  Barrelieri  etc.  —  Astragalus 
praecox  ßaumg.  —  ganz  gewiss,  wie  schon  Neilreich  richlig 
l)eiiierkle,  von  A.  monspessulanus  nicht  verschieden,  hat  schon 
verblüht.  Ebenso  Potentilla  patula,  eine  der  gemeinsten  Berg-  oder 
Hügelwiesen-Pflaiizen,  Vinca  herbacea.  Crambe  aspera  M  a  ß. 
blüht  noch  einzeln.  Ich  bin  sehr  neugierig  auf  deren  Früchte.  Dass 
in  der  Monarchie  mehr  als  Eine  Crambe  vorkommt,  ist  gewiss. 
Aber  man  muss  reife  Früchte  vorliegen  haben  und  darnach  die 
Unlerschiede  studiren.  —  Centaurea  trinervia  Steph.  entfaltet 
gerade  die  schönen  rosenrolhen  ßlülhen.  —  Von  Sfipa  Lessingiana 
habe  ich  auf  der  Rückfahrt  von  Klausenburg  vorigen  Freilag  einen 
sehr  ergiebigen  Standort  aufgefunden  und  zugleich  eine  hübsche 
Partie  gesammell.  Ihre  Tausclianslall  wird  auch  damit  bedacht.  Sie 
ist  von  S/«pa  penwa/a  sehr  deutlich  verschieden!  —  Vor  3  Wochen 
war  ich  an  der  moldauischen  Grenze,  —  Ende  dieses  Monates  be- 
gebe ich  mich  an  die  entgegengesetzte  Grenze  Siebenbürgens,  um 
eine  Pedicularis  limnogena  Kerner,  deren  ßlülhen  man  noch 
nicht  kennt,  um  noch  einige  seit  ßaumgarten  nicht  gesatnmelte 
Arten,  als  Lilium  albanicum  Gris.,  Astragalus  galegiformis  L.  zu 
holen.  Ich  forsche  heuer  besonders  nach  solchen  dubiösen  Bauin- 
garlen 'sehen  Pflanzen,  wie  letztgenannter  Astragalus,  der  schwer- 
lich identisch  mit  der  caucasischen  Art  ist.   Auch  2  Lepidinm- Arien 


232 

will  ich  nachspüren,  die  in  Bainn garten' s  Enumeratio  figuriren, 
aber  seither  nicht  wieder  gefunden  wurden.  Es  sind:  Thlaspi  hir- 
tum  ßaumg.  und  Lepidium  Iberis  Bau  mg.  Erstere  ist  mir  auch 
nach  Baumgarten's  Diagnose  unklar,  wogegen  es  auf  der  Hand 
liegt,  dass  die  zweite  Species  nichts  Anders  sein  kann,  wie  L. 
incisum  Roth  (L.  angulosum  d' Uw.,  L.  micranthum  Ledeb.). — 
Zum  Schlüsse  muss  ich  noch  bemerken,  dass  Anemone  Jankae  F. 
Schultz,  wie  ich  mich  heuer  zu  Genüge  überzeugt,  eine  herzlich 
schlechte  Art  und  von  A.  pratensis  gar  nicht  verschieden  ist.  Es 
muss  zufällig  das  Jahr  1855  bei  der  Pflanze  einfacher  zertheilte 
Blätter  geboten  haben.  Heuer  unterschied  sich  dieselbe  Pflanze  in 
Nichts  von  A.  pratensis.  V.  von  Janka. 

Szt.  Gothärd  in  Siebenbürgen,  am  8.  Juni  1868. 

Als  ich  am  2.  d.  M.  behufs  Einsammlung  der  Centaurea  tri- 
nervia  Steph.  in  die  etwa  2y2  Stunden  entfernten  zwischen  den 
Orten  Katona  und  Kis  Czeg,  mehr  im  Centrum  des  Landes  gele- 
genen hügeligen  Steppen  fuhr,  gerieth  ich  auf  mehrere  eine  höchst 
interessante  Vegetation  bergende  Abhänge.  Iris  humilis  Ma  B,, 
die  ich  blühend,  oder  besser  gesagt:  schon  verblüht  gefunden,  war 
mir  der  werihvollste  Fund.  Es  ist  die  echte  Pflanze  dieses  Namens; 
ich  beobachte  sie  seil  Anfang  April  d.  J.  auch  hier  bei  Sz.  Gothärd 
an  mehreren  Stellen  sehr  häufig,  konnte  aber  hier  keine  Blüthe 
finden.  Doch  auch  bei  Kis  Czeg,  wo  sie  auf  einzelnen  grasigen 
Hügeln  gemein  ist,  konnte  ich  an  den  3  verschiedenen  Tagen,  die 
ich  jetzt  dort  war,  blos  etwa  20  Exemplare  mit  absterberMJen  Pe- 
rigonen  zusammenbringen.  Freilich  muss  man  beinahe  auf  allen 
Vieren  kriechen,  um  die  grundständigen,  d.h.  stengellosen  Blüthen 
zwischen  den  andern  üppigen  Kräutern  zu  bemerken.  —  Diese  Iris 
hat  sejjr  geringe  Verbreitung  in  Europa:  bisher  erstreckte  sich 
ihre  Heimat  aufPodolien,  Bessarabien  und  das  Gouvernement  Cher- 
son  im  südl.  Russland.  Nun  kommt  noch  Siebenbürgen  hinzu  *). 
Ich  glaube  kaum,  dass  sich  die  Pflanze  in  einem  österreichischen 
Privatherbare  vorfindet,  sogar  das  grossartige  Pit  ton  i 'sehe  Herbar 
nicht  ausgenommen.  Denn  in  erwähnleti  russischen  Landestlieilen 
befindet  sich  schon  längste  Zeit  hindurch  kein  Botaniker.  —  Ueber 
/.  humilis  werde  ich  bald  ausführlicher  sprechen.  —  Wenn  Jemand 
Rhizomen  wünscht,  so  kann  ich  diese  massenhaft  mittheilen.  Ausser 
dieser  Iris  fand  ich  an  denselben  Plälzen  in  Gesellschaft  der  Stipa 
Lessingiana  eine  andere,  der  St.  pennata  sehr  ähnliciie  Art,  die 
mit  der  südrussischen  Stipa  Graßana  Stev.  ganz  übereinstimmt, 
deren  Früchte  mindestens  zolllang  sind;  ferner  lr;if  ich  noch  von 
für  das  Gebiet  der  Mezöseg  neuen  Pflanzen  Sesleria  Heußeriana 
und    Astragalus   exsoapus,    beide  in   Frucht  an.    Ich   werde  mich 


^)  Was  ich  früher  (im  Jalire  1855)  als  Iris  humilis  in  Siebenbürgen 
angab,  war  eine  niedrige  Form  der  Iris  rutlienica  oder  I.  caespitosa,  die  icli 
bei  Ttiorda  antraf.         "  Janka. 


233 

noch  mehrereniale  dahin  begeben.  Im  Juli  1862  sammelte  ich  in 
nächster  Nähe  dieser  Standorte  Crepis  rigida  WK.  und  mein  (ver- 
mulhlich  mit  P.  tauricum  Ma  B.  identischesj  Peucedanum  campestre. 

Janka. 

Breslau,  den  3.  Juni  1868. 

Das  Herbarium  des  am  13.  März  hierselbst  verstorbenen  hoch- 
berühmten Schulrathes  Dr.  Fr.  Wimmer,  Verfasser  so  vieler 
klassischen  botanischen  und  philologischen  Werke,  insbesondere 
der  Monographie  der  europäischen  Weiden  und  der  so  wichtigen 
Flora  von  Schlesien,  kommt  zum  Verkauf.  Es  uinfasst  an  20.000 
Exemplare,  worunter  allein  sich  an  Weiden  und  zwar  an  europäi- 
schen an  1700,  an  schlesischen  5200  wohl  bezeichnete  und  fast 
durchweg  gut  erhaltene  Exemplare  befinden,  2800  gehören  der 
schlesischen  Flora,  etwa  10.000  der  deutschen  und  europäischen 
Flora  an,  die,  wie  begreiflich,  unter  dieser  Zahl  viel  Interessantes 
enthält.  Angebote  auf  das  Ganze,  oder  auch  getrennt  auf  die  ge- 
sammlen  Weiden,  oder  auf  die  übrigen  Pflanzen  bittet  man  an  die 
Frau  Schulräthin  Wimmer  in  Breslau,  Bahnhofstrasse  Nr.  12 
baldigst  gelangen  zu  lassen.  Goeppert. 


Personaluotizen. 

—  Dr.  Eduard  Fenzl  wurde  von  S.  M.  dem  Kaiser,  in 
Anerkennung  seiner  wissenschaftlichen  Leistungen  der  Titel  und 
Charakter  eines  Regierungsrathes    verliehen. 

—  Dr.  G.  H.  W.  Schimper,  der  sich  unter  den  Gefangenen 
des  Königs  Theodoros  von  Abyssinien  befand,  hat  einen  Theil  seiner 
geographischtiu,  geologisclien  und  botanischen  Arbeilen  gerettet 
und  dem  Berliner  Museum  zum  Geschenke    gemacht. 

—  Graf  Caspar  Sternberg's  Selbstbiographie,  redigirt  von 
Palacky  ist  zur  Jubelfeier  des  50jährigen  Bestandes  des  böhmi- 
schen Museums  erschienen. 

—  Christian  Friedrich  Wimmer's  Biographie,  verfasst 
von  Dr.  F.  Cuhn  ist  im  Jahresbericht  der  schlesischen  Gesellschaft 
1867  und  als  Separalabdriick  erschienen.  Wimiiier  wurde  den 
30.  Üklobcr  1803  in  Breslau  geboren,  studirle  daselbst  und  trat 
im  J.  1826  im  ßreslauer  Gymnasium  als  ord,  Lehrer  ein,  wo  er 
1843  zum  Direktor  gewählt  wurde.  Im  J.  1863  wurde  er  zum  städ- 
tischen Schulralh  ernannt.  Als  solcher  leitete  er  die  gesammten 
Erziehungs-Angelegenheiten  seiner  Vaterstadt.  Am  12.  März  d.  J. 
endete  ein  Herzschlag  sein  Dasein. 

—  Dr.  Hermann  Graf  zu  Solms-Laubach  hat  sich  als 
Privatdocent  der  Botanik  an  der  Universität  Halle- Wittenberg  habilitirt. 


234 

—  Dr.  Friedrich  Nobbe,  bisher  Vorsteher  der  Versuchs- 
station zu  Cheitinilz,  ist  als  Professor  der  organ.  Naturwissen- 
schaften  an  die  Akademie  zu  Tharand  berufen  worden. 

—  Alexander  Makowsky,  bisher  Supplent  am  k.  k.  tech- 
nischen Institute  in  Brunn  wurde  zum  ordentlichen  Professor  an 
dieser  Lehranstalt  ernannt. 

—  Edward  Tucker,  der  Entdecker  des  Oidium  Tuckeri, 
welcher  auch  zuerst  das  Mittel  des  Schwefeins  gegen  den  Pilz 
einführte,  ist  unlängst  gestorben. 


Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten. 

—  In  einer  Sitzung  der  Akademie  der  Wissenschaften 
am  30.  April  überreichte  Prof.  Constantin  Freiherr  v.  Ettin^s- 
hausen  eine  für  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  „über 
die  fossile  Flora  der  alteren  Braunkohlenformation  der  Welterau." 
Vor  mehreren  Jahren  erhielt  Verfasser  reichhaltige  Sammlungen 
von  Pflanzenresten  aus  der  genannten  Formation  zur  Untersuchung. 
Er  veröffentlicht  nun  die  Resultate  derselben  als  Beitrag  zur  Keiinl- 
niss  dieser  Flora.  Die  ältere  Braunkohlenflora  der  Welterau  ent- 
hält 229  Arten,  welche  sich  auf  32  Klassen,  68  Ordnungen  und 
123  Galtungen  vertheilen.  104  Arten  sind  dieser  Flora  eigenlhüm- 
üch-  die  übrigen  findet  man  auch  in  anderen  Lokalflorcn  der 
Tertiärformation.  Die  Leitpflanzen  weisen  die  genannte  Flora  der 
aquitanischen  Stufe  zu.  Bis  jetzt  wurden  sechs  Fundorte  fossiler 
PHanzenreste  ausgebeutet.  Die  Mehrzahl  der  oligocänen  Arien  kon)mt 
in  Münzenberg  vor,  wesshalb  der  Verfasser  die  Lokalität  für  älter 
hält  als  die  übrigen  Fundorte.  Die  Verschiedenheiten,  welche  bei 
Vergleichung  der  beiden  artenreichsten  Lokalfloren  von  Münzen- 
berg und  Salzhausen  sich  in  auftauender  Weise  bemerkbar  inachen. 
finden  daher  in  dem  zwischen  diesen  Floren  besiehenden  Alters- 
unterschiede ihre  Erklärung.  Sie  bezeichnen  eben  die  Veränderung 
der  vorwelllichen  Vegetation  der  Welterau  während  der  aquifani- 
schen  Epoche.  In  Münzenberg  sind  die  Proteaceen  und  überhaupt 
die  Pflauzenformen  der  neuholländischen  Flora  durch  eine  grössere, 
die  Cupressineen,  Abietineen,  Uimaceen,  Juglandeen  durch  eine 
geringer  Artenzahl  vertreten.  In  Salzhausen  kommen  die  Tropen- 
Formen  reichlicher  vermengt  mit  Arten  vor,  welche  d(^r  wärmeren 
gemäi-tiglen  Zone  entsprechen.  Endlich  treten  daselbst  bereits  einige 
Arien  auf,  welche  den  Floren  der  Lausanne-  und  der  Oeningen- 
Slufe  angeiiören. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften am  28.  Mai  wurde  der  Antrag  der  Majorität  jener  Com- 
niission  zur  Begutachtung  der  eingebrachten  Reformvorschläge  (Gest. 
bolan.  Zeilschrifl   S.   170).  welcher  dahin    lautete   „auf   eine  Rcor- 


ganisation  der  Akademie,  welche  möglicherweise  auch  die 
Statuten  derselben  umfassen  könnte,  nicht  einzugehen",  mit  27 
gegen  15  Stimmen  angenommen! 

—  In  der  Sitzung  der  k.  k.  zool.-bot.  Gesellschaft  am 
7.  Mai  bespracii  .1.  Juratzka  folgende  für  den  Druck  bestimmte 
Manuskripte:  1)  Specimen  florae  cryptogamae  septem  insularum 
editum  juxta  plantas  Mazziarianas  herbarii  Heufleriani,  als  Fort- 
setzung zu  dem  im  XI.  Bande  der  Gesellschaftsschriften  p.  411 — 430 
niedergelegten  Theil,  enthaltend  die  Lichenen  (46  Arten)  von  Dr. 
G.  W.  Körber  und  die  Pilze  (45  Arten)  von  Freiherrn  von  Ho- 
henbühel  bearbeitet.  2)  „Diagnosen  zu  einigen  Hymenomyceten 
des  von  Hohenbühel-Heuflerischen  Herbars,  von  K.  Ka  Ich- 
brenn er."  In  diesem  Aufsatze  werden  folgende  5  Arten  beschrie- 
ben: Polyporus  australis  Fr.  epicr.  464  —  E.  Fries,  welchem 
der  Autor  diesen  Pilz  als  neue  Art  sendete,  hat  ihn  auch  aus  Ita- 
lien von  de  Notaris  erhalten.  Das  Vorkommen  dieses  Pilzes  bei 
Heiligenkreuz  in  Niederösterreich,  woher  ihn  Freih.  v.  Hohen- 
bühel  durch  Vermittlung  des  Sektionsrathes  Altmann  erhielt,  be- 
weist das  weite  Verbreitungsgebiet  mancher  tropischen  Pilze.  Ohne 
sich  auf  die  Autorität  des  E.  Fries,  der  noch  dazu  Autor  der  Art 
ist,  berufen  zu  können,  wagte  der  Autor  nicht  die  Behauptung 
aufzustellen,  dass  ein  chilenischer  Pilz  in  Oesterreich  vorkommt, 
und  fand  es  angemessener  ihn  als  neue  Art  zu  behandeln.  Eben 
so  erging  es  ihm  mit  einem  Stereum  aus  dem  Herbare  Juratzka's 
(Ig.  Dr.  Pavich  in  Kroatien),  welches  er  als  Stereum  croalicum 
n.  sp.  diagnosirte  mit  der  Bemerkung:  Juxta  Stereum  luteo-badium 
coUocandum",  worauf  sich  Fries  äusserte:  Est  Stereum  luteo- 
badiuml  Ob  patriam  —  si  genuina?  —  summopere  memorabilis, 
licet  in  tropicis  terris  sat  frequens?  Bis  jetzt  war  dieses  Stereum 
nur  aus  Surinam  und  Chile  bekannt.  Eine  in  demselben  Herbar  be- 
findliche, in  Kroatien  gesammelte  Art,  welche  Kalchbrenner 
Irpex  Pavichii  n.  sp.  benannte,  Fries  aber  als  solche  anerkannte, 
hat  auch  ein  ganz  tropisches  Ansehen.  Po/?//?o/m.s  £faMsmawn2  Fries 
in  litt,  (absque  diagnosi)  von  Baron  Hausmann  im  Okt.  i863  bei 
Bozen  in  Tirol  gesammelt.  Er  gehört  in  die  Abth.  der  Polyp.  Ino- 
dermei,  Stuposi  und  steht  dem  auslandischen  Pol.  cerr/inus  ziemlich 
nahe  eben  so  dem  P.  Schulzeri  Kalchbr.  n.  sp.  Dieser  wurde  von 
Scliulzer  v.  Müggenburg  in  Slavonien  bei  Viiikovce,  aber  auch 
von  Hansmann  bei  Haslach  nüchs!  Bozen  gesammelt.  P.  cyphel- 
loides  Fries  mspt.  n.  sp.  wurde  von  B  Hohenbühel  im  Aroi- 
deenhaus zu  Schonbrutm  den  22.  Sepl,  1850  gesammelt  und  von 
Kalrhbrenner  vorläufig  als  P.  Schönbrunnensis\)^i\vä\\n\.  Da  jedoch 
Fries  erklärt,  dass  die  Art  seinem  P.  ceplielloides ,  einer  neuen 
mexikanischen  Art  „nimis  affinis"  sei,  stehe  sie  sicherer  unter  dem 
Namen.  Lenzites  mollis  Heu  f  1er  in  Seh  ed.  Von  Baron  v.  Ho- 
henbühel im  Garten  des  Theresianums  zu  H^ien  und  in  Absam 
bei  Innsbruck,  von  Baron  Hausmann  auf  Planken  des  neuen 
Friedhofes  in  Bozen,  von  Kalchbrenner  bei   Wallendorf    in    der 


236 

Zips.  Endlich  3.  „Eine  neue  Kiig^elflistel-Art,  von  Dr.  Em.  Weiss." 
Echinops  glandulosus  Weiss.  Diese  eigenthümliclie  Kugeldist«^! 
sammelte  Dr.  Weiss  auf  der  Insel  Syra  im  Archipel,  in  Hecken 
südl.  von  Wari,  unweit  des  Strandes  am  16.  Juni  1867,  zu  wel- 
cher Zeit  sie  eben  zu  blühen  anfing.  Sie  steht  in  der  Mitte  zwi- 
schen der  Secl.  VI.  Rytrodes  Bunge,  mit  welcher  sie  die  homo- 
gamen  Köpfchen  und  die  Zahl  der  Hüllschuppe  gemein  hat,  und 
der  Sect.  V.  Oligolepis  Bunge,  mit  welcher  sie  bezüglich  der 
verschiedengestaUigen  Köpfchen,  von  denen  die  oberen  eine  oder 
mehrere  verlängerte  dornige  Hüllschuppe  tragen,  und  der  nach 
unten  und  oben  bärtigen  Schweife  der  Staubfäden  übereinstimmt, 
und  käme  in  der  analytischen  Tafel  der  Sect.  V.  neben  E.  echi- 
natus  Roxb.,  in  jener  der  Sect.  VI.  neben  E.  Bovei  Boiss.  zu 
stehen.  Dr.  H.  W.  Reichard  t  legt  eine  Monstrosität  von  Knautia 
arvensis  vor,  welche  Dr.  A.  Neil  reich  von  P.  R.  Erdinger  in 
Krems  erhielt,  bei  welcher  statt  der  lang  gestielten  Köpfchen  an 
der  Spitze  der  Axen  sitzende  Blüten  zum  Vorschein  kamen,  wäh- 
rend sich  die  Nebenaxen  mit  Blättern  üppig  entwickelt  haben. 
Ferner  legt  er  eine  von  E.  Woloszczak  am  Kobenzl  bei  Wien 
gesammelte  Populus  tremula  mit  üppig  entwickelten  männl.  Kätz- 
chen vor,  die  an  der  Spitze  mehrfach  getheilt  erscheinen.  Endlich 
verliest  er  eine  von  Dr.  J.  B.  Holzinger  eingesendete  Berichti- 
gung zu  seinem  Beitrag  zur  Lichenenflora  Mödlings  (Verh.  der 
zool.-bot.  Ges.  1863  p.  1003),  wornach  statt  der  daselbst  erwähnten 
Cladonia  decorticata  richtiger  Cladonia  neglecta  zu  sehen  ist. 

—  Die  k.  ungarische  Akademie  der  Wissenschaften 
hat  die  Professoren  Fr.  Hazslinzsky  und  Kalkbrenner  nach 
Syrinien  gesendet,  um  über  das  mykologische  Werk  von  Schulz  er 
in  Vinkovce  einen  Bericht  zu  erstatten,  da  derselbe  seine  lang- 
jährige Arbeit  der  Akademie  gegen  ein  Honorar  von  4000  Gulden 
und  eine  lebenslängliche  Pension  von  600  fl.  angetragen  hat. 

—  Die  Universität  zu  Lund  feiert  heuer  das  Fest  ihres 
200jährigen  Bestehens,  ebenso  der  naturhistorische  Verein 
der  p  reu  SS.  Rheinlande  sein  25jähriges  Gründungsfest. 

—  In  der  am  30.  Mai  1.  J.  abgehaltenen  Jahresversammlung 
des  naturwissenschaftlichen  Vereines  für  Steiermark 
wurde  die  Direktion  für  1868/9  durch  Neuwahl  folgendermassen 
zusammengesetzt:  Präsident:  Herr  Hofrath  Prof.  Dr.  Fr.  Unger; 
Vice-Prasidenlen:  die  Herren  Prof.  Dr.  C.  Peters  und  Prof.  Dr. 
R.  H  esc  hl;  Sekretär:  Prof.  Dr.  G.  Bill;  Rechnungsführer:  Herr 
Ingenieur  G.  Dorfmeister;  Direklions  -  Mitglieder:  die  Herren 
Prof.  J.  Pöschl,  Dr.  J.  B.  Holzinger,  Prof.  Dr.  J,  Gobanz  und 
Major  Fr.  Gatter  er. 

—  Die  Wanderversammlung  deutscher  Land-  und 
Forstwirlhe  wird  vom  31.  August  bis  5.  September  in  Wien 
stattfinden.  Vom  29.  August  an  wird  auch  das  Taglatt  der  Ver- 
sammlung ausgegeben.  Für  die  sachlichen  Verhandlungen  wird  die 
Bildung  von  sechs  Sektionen  vorgeschlagen,  und  zwar:  Für  Acker- 


237 

und  Wiesenbau,  Thierzucht,  Forstwirthschaft,  Wein-  und  Obstbau, 
technische  Gewerbe,  Seidenzucht.  Die  Exkursionen  werden  erst  am 
letzten  Versaminlungsfag^e  unt(^rnommen,  nachdem  am  Tage  vorher 
der  Schluss  der  Verhandlungen  erfolgt  ist. 

—  Die  Gartenbau-Gesellschaft    von   Tiiest   hat  sich  in 
eine  Ackerbau-Gesellschaft  umgestaltet. 


-  -c^<S-<SS>T>-3 


Literarisches. 

—  Von  der  Zeitschrift  der  k.  k.  Gartenbau- Gesellschaft  in 
Wien  „der  Gartenfreund"  ist  die  3.  Nummer  erschienen.  Dieselbe 
enthaltet  ausser  Angelegenheiten  der  Gesellschaft  auch  einen  „Nach- 
ruf an  Jakob  Klier"  von  Dr.  Ed.  Fenzl. 

—  Das  k.  k.  österr.  Central-Komite  hat  von  seinem  ulTiciellen 
Bericlite  der  Pariser  Ausstellung  wieder  einige  Lieferungen  heraus- 
gegeben. In  denselben  berichtet  Dr.  J.  Wiesner  über  die  Stärk- 
mehl-, Arrowroot-,  Sago-  und  Tapioca-Sorten,  dann  über  Würzen 
und  Reizmittel,  so  über  Gewürze,  Kaffe  und  KafFesurrogate,  Thee, 
Cacao  und  Chokolade;  weiters  über  die  Mikroskope  und  mikrosko- 
pische Präparate;  endlich  über  Oelsamen,  vegetabilisches  Wachs, 
Gerbematerialien  und  exotische  Pflanzenfasern.  Dr.  J.  Krükl  be- 
richtet über  Tabak  und  Tabakfabrikate.  J.  Wessely  berichtet  über 
Produkte  der  Forstwirthschaft  und  der  forstlichen  Industrie. 

—  „Flora  von  Steiermark.  Systematische  Uebersicht  der 
in  Steiermark  wildwachsenden  und  allgemein  gebauten  blühenden 
Gewächse  und  Farne.  Mit  Angabe  der  Standorte,  der  Blütezeit  und 
Dauer.  Aus  dem  Nachlasse  von  Dr.  Josef  Karl  Maly."  Wien, 
1868.  Okt.  XII.  und  303  Seiten.  Verlag  von  Wilhelm  Braumül- 
1er.  —  Dr.  Richard  L.  Alaly,  der  Sohn  des  verewigten  Autors, 
hat  obige  Flora  nach  den  Aufzeichnungen  seines  Vaters,  die  der- 
selbe bis  zu  seinem  Tode  gewissenhaft  führte,  redigirt  und  in  einer 
ganz  vortrefflichen  Ausstattung  herausgegeben.  Zuerst  im  J.  1838 
erschier!  von  Maly  eine  „Flora  styriaca",  im  J,  1848  ein  Supple- 
ment hierzu,  aber  seit  jener  Zeit  wurden  in  Steiermark  nicht  allein 
viele  neue  Standorte,  sondern  auch  eine  beträchtliche  Anzahl  von 
für  das  Gebiet  neuer  Pflanzen,  ja  selbst  neue  Arten  aufgefunden. 
Die  Zusammenslellung  alles  dessen  ergab  obiges  Werk,  in  welchem 
2100  Arten  in  einer  Anordnung  nach  dem  Endlicher'schen 
Systeme  aufgezählt  werden.  Den  einzelnen  Arten  sind  beigegeben 
ausser  den  Standorten  und  Blüthezeit  auch  noch  die  entsprechende 
Hinweisung  auf  Koch's  Syn.  2.  Aufl.  1846,  die  nothwendigsten 
Synonyme  und  hie  und  da  einige  Bemerkungen.  Bei  den  in  Koch's 
Flora  nicht  angeführten  Arten  befinden  sich  die  Beschreibungen. 
Ein  Register  aller  in  der  Aufzählung  vorkommenden  Arten  schliesst 


238 

das  Buch,  in  dessen  Vorwort  der  Herausgeber  u.  a.  sagt:  „Für  die 
Freundlichkeit,  mit  der  sich  der  Herr  Verleger  aus  Pietät  für  den 
Autor  bereit  erklärte,  das  Werk  in  seinen  Verlag  zu  übernehmen, 
fühle  ich  mich  verpflichtet,  meinen  besten  Dank  um  so  mehr  aus- 
zudrücken, als  es  gerade  die  Idee  der  letzten  Lebenswochen  mei- 
nes Vaters  war,  die  Zusammenstellung  jener  Flora,  deren  Erfor- 
schung die  besten  Jahre  seines  Lebens  geweiht  waren,  der 
Oeffentlichkeit  zu  übergeben  und  als  anderseits  der  Kreis  für  den 
die  Arbeit  bestimmt,  ein  vorwiegend  vaterländischer,  also  doch 
beschränkterer  ist.  Möge  das  Büchlein  dem  Autor  ein  mindestens 
schwaches  Andenken  sichern,  und  möge  es  bei  den  die  herrlichen 
Berge  und  Wälder  Steiermarks  durchstreifenden  Floristen  jenes 
freundliche  Willkommen  finden,  welches  für  das  Buch  zu  erringen 
einem  dahingeschiedenen  grossen  Freunde  der  Pflanzen  ver- 
sagt war!" 

—  Von  Dr.  Rabenhorst's  „Flora  europaea  Algarum"  ist 
das  4.  Heft  erschienen,  mit  welchem  das  Werk  schliesst.  Beige- 
geben ist  diesem  letzten  Hefte  ausser  einem  Verzeichnisse  der 
citirten  Schriftwerke  und  Sammlungen,  dann  einem  Inhaltsverzeich- 
nisse der  Gattungen  und  Arten  und  einem  solchen  der  Synonymen 
auch  noch  das  wohlgetrofTene  Porträt  des  Autors,  welches  gewiss 
von  allen  seinen  Verehrern  mit  grosser  Freude  begrüsst  werden  wird. 

—  Annuario  scientifico  ed  industrial  e.  Rivista  annuale 
delle  scienze  d'osservazione  e  delle  loro  applicazioni  in  Italia  ed 
all'  Estero  con  Esposizione  dei  lavori  nazionali  di  statistica  per 
Francesco  Grispigni  e  Luigi  Trevellini  con  la  collaborazione 
dei  Signori  Prof.  F.  Denza,  Dott.  Alberto  Eccher,  Prof.  Fausto 
Sistini,  Dr.  Luigi  Pigorini,  Prof  A.  Targioni  Tozzetti,  Dr. 
T.  Caruel,  Dr.  C.  d'Ancona,  Dr.  A.  Moriggia,  Dr.  A.  Ma- 
riani,  Prof.  G.  Generali.  Ing.  Magg.  Odoardo  Romiti.  Anno  IV. 
1867  Firenze  per  gli  Editori  della  Scienza  dei  Popolo.  Wir  be- 
grüssen  in  vorstehend  aufgeführtem  Werke  ein  Unternehmen,  das 
sich  zur  Aufgabe  gestellt  hat,  um  billigen  Preis  —  der  uns  vorlie- 
gende Band  von  224  Seiten  in  Oktav,  welcher  die  Astronomie, 
Meteorologie,  Physik,  Chemie,  Palaeoetnologie,  Zoologie,  verglei- 
chende Anatomie,  Botanik,  Geologie,  Mineralogie  und  Paleontologie 
umfasst,  kostet  2  Lire  =  84  kr.  Oe.  W.  Silber  —  das  gebildete 
Publikum  mit  den  neuesten  Arbeiten  namentlich  Italiens  bezüglich 
eines  grossen  Gebietes  des  menschlichen  Wissens  bald  nach  Ab- 
schluss  eines  jeden  Jahres,  bekannt  zu  machen.  In  dem  von  Dr. 
Caruel  in  Florenz  bearbeiteten  Theile  über  Botanik  finden  wir 
erwähnt  die  Arbeiten  von  Delpino  (Assistent  an  der  Lehrkanzel 
für  Botanik  am  Museum  in  Florenz),  Dr.  Licopoli  (in  Neapel), 
Albarella  Salvator  in  Neapel,  Prof.  Pasquale  in  Neapel,  Ardoino, 
Dr.  Ascherson,  Caruel,  M.  Anzi,  Prof.  Passarini,  Prof.  Pe- 
dicini  in  Neapel,  Ardissone,  Gennari  in  Cagliari.  Von  den 
Herren  Cesati,  Gibelli  und  Passarini  steht  ein  analytisches 
Compendium  der  italienischen  Flora  in  Aussicht.  In  den  Jahrbüchern 


239 

der  Gartenbaug-esellschaft  des  Herault  bespricht  Prof.  Martins 
von  Montpellier  das  Klima  und  die  Produkte  des  Pflanzenreiches 
der  Borromäischen  Inseln  im  Lacjo  Maggiore.  Das  Erbario  critto- 
gamico  italiano  samml  dem  bezüglichen  Conimentario  ebenso  wie 
die  Arbeit  von  Garovaglio  und  Gibelli  über  die  italienischen 
Lichenen  schreiten  regelmässig  fort.  Dieselben  veröfTentlichten  in 
den  Verhandlungen  dor  Societä  italiana  di  scienze  naturali  die  neue 
Lichenengatlung  Manzorna.  De  Notaris  gibt  in  seinen  „Penti- 
menti"  dem  Bedauern  Ausdruck,  den  jeder  gewissenhafte  Naturfor- 
scher fühlt,  wenn  er  sich  der  Fehler  erinnert,  die  er  begangen: 
die  Arbeit  enthält  sehr  Interessantes  über  die  Sphaerioceen.  Zum 
Schlüsse  wollen  wir  auf  einen  Passus  in  der  Vorrede  aufmerksam 
machen;  die  Herausgeber  sagen:  In  diesem  Bande  macht  sich  ein 
Umstand  gellend,  auf  welchen  wir  unsere  Leser  hinweisen  zu 
müssen  glauben.  Deutschen  Arbeiten  begegnet  man  häufiger  als  in 
früheren  Bänden  ja  in  einzelnen  Parthien  bedingen  sie  geradezu 
den  Ton.  Das  ist  nicht  absichtlich  geschehen:  Bücher  wie  das  vor- 
liegende spiegeln  dieVerhältnisse,  unter  welchen  sie  entstehen,  zurück. 
Das  will  sagen,  dass  die  Aufmerksamkeit  der  Italiener  sich  nach 
Deutschland  wendet,  dass  sich  die  Berührungspunkte  mit  diesem 
Lande  mehren:  wir  verzeichnen  diess  als  einen  Fortschritt.  Die 
Zahl  der  Gelehrten  und  ihrer  Leistungen  in  Deutschland  ist  eine 
bedeutende:  wir  gewinnen  viel,  indem  wir  uns  ihnen  nähern.  Die 
Wissenschaft  des  Deutschen  ist,  wenn  man  so  sagen  darf,  ernster, 
als  jene  der  Franzosen,  welche  bisher  unseren  Studien  die  Rich- 
tung gaben,  —  Es  ist  nicht  nationale  Eitelkeit,  die  uns  zur  Wie- 
dergabe dieser  Worte  veranlasst,  sondern  die  Genuglhuung  darüber, 
dass  die  Italiener  ihrem  eigenen  Interesse  Rechnung  tragend  mehr 
als  bisher  sich  direkt  mit  deutschen  Arbeiten  bekannt  machen  und 
auch  auf  diesem  Wege  für  die  Verbreitung  menschlichen  Wissens 
sorgen.  B. 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroflen  von  den  Herren:  Oertel,  mit  Pflanzen  aus 
Thüringen;  Kastropp,  mit  Pflanzen  von  Mannheim;  Hanns,  mit  Pflanzen  aus 
Sachsen,  Schlesien  und  den  Polarländern;  Bartsch  mit  Pflan/.en  aus  Salzburg; 
Dr.  Rauscher,  mit  Pflanzen  von  Wien-,  Vagner  mit  Pflanzen  aus  Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Reuss,  Hackl,  Resely, 
Mustatza,  Falk,  Jönsson,  Nordsledt,  Berggren,  Kristof,  Rauscher, 
StrobI,  Vrabelyi. 

Folgende  Sammlungen  von  Phanerogamen  können  von  der  Tauschanstalt 
bezogen  werden: 

tOü  Arten  aus  der  Flora  von  Ungarn  und  Siebenbürgen  um  5fl.  =  3  Thlr. 
10  Ngr. 

160  Alten  Alpenpflanzen  um  8  fl.  =  5  Thlr.  10  Ngr. 

100  Arten  aus  Scandinavi^n  und  den  Polarländern  um  6  fl.  ==  4  Thlr. 

Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  J.:  „3  Thlr  V/^  Sbg.  abgeschickt."  -  Herrn  H.  in  H. :  „Bitte  das 
Manuskript  zu  senden." 


240 


Inserate. 
Zar  hohen  Beachtung  für  Brnchleidende. 

Der  berühmte  Bruch-Balsam,  dessen  hoher  Werth  selbst  in  Paris 
anerkannt,  und  welcher  von  vielen  medicinischen  Autoritäten  erprobt  wurde, 
welcher  auch  in  vielen  tausend  Fällen  glückliche  Curen  hervorbrachte ,  kann 
jederzeit  direkt  brieflich  vom  Unterzeichneten  die  Schachtel  ä  4  fl.  Oe.  W. 
sagen  Einsendung  des  Betrages,  da  die  Postnachnahme  nicht  stattfinden  kann, 
bezogen  werden.  Für  einen  nicht  so  alten  Bruch  ist  eine  Schachtel  hinreichend. 
J.  J.  Kr.  Eisenhut  in  Gais,  bei  St.  Gallen  (Schweiz). 

Von  den  vielen  1000  Zeugnissen  folgt  hier  nur  eines  aus  neuester  Zeit. 
Dem  Herrn  J.  J.  Kr.  Eisenhut  in  Gais  bei  St.  Gallen  bezeuge  ich  hier- 
durch, dass  ich  den  von  ihm  bereiteten  Bruchbalsam   in  mehreren  Fällen  an- 
gewendet und  stets  günstige  Erfolge   nach    dessen  Gebrauch   selbst  bei  altern 
Personen  und  veralteten  Leiden  zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt  habe. 

Insbesondere  aber  empfiehlt  sich  der  gedachte  Bruchbalsam  bei  Kindern, 
wo  ich  in  einigen  Fällen  in  kurzer  Zeit  Heilung  von  Leistenbrüchen  gesehen  habe. 
Alt-Berun,  den  1.  Juni  1868. 
Reg.-Bez.  Oppeln. 

(LS.)  Dr.  Stark, 

kön.  Stabs-Ar/.t,  Medic,  Chirurg  u.  Geburtshelfer. 

Verlag  von  F.  A.  Brockhaus  in  Leipzig. 

Xenia  Orchidacea. 

Beiträge   zur  Kenntniss  der  Orchideen 

von  Heinrich  Gustav  Reichenbach  fil. 

Zweiter  Band.  1.— 6.  Heft:  Tafel  Gl— CLX;  Text  Bogen  1—18. 

4.    Geh.    Jedes  Heft  2  Thlr.  20  Ngr. 

Von  diesem  für  alle  Botaniker  und  Freunde  der  Pflanzenkunde  sowie  für 

Bibliotheken    höchst   wichtigen  Werke    ist   kürzlich   das   sechste    Heft  des 

zweiten  Bandes  erschienen. 

Der  erste  Band,  enthaltend  100  Tafeln  und  31  Bogen  Text,  kostet 
26  Thlr.  20  Ngr.,  gebunden  30  Thlr.,  und  ist  nebst  einem  ausführlichen  Pro- 
spekt (der  sehr  günstige  Besprechungen  des  Werks,  unter  anderm  von  Prof. 
Lindiey,  dem  berühmten  englischen  Botaniker  und  Kenner  der  Orchideen,  mit- 
theilt) durch  alle  Buchhandlungen  zu  beziehen. 

In  unserem  Verlag  erschien  soeben: 

Utile  cum  dulci.  Heft  lY.  Ungereimtes  aus  der  Pflanzenanatoiuie  und  Phy- 
siologie, oder  kein  Durchfall  beim  Examen  mehr.  Zu  Nutz  und  Frommen  aller 
Botaniker  und  solcher,  die  es  werden  wollen.  In  schöne  botanische  Knüt- 
telreime gebracht  von  Otto  Hoffmann.  Preis  10  Sgr. 

Maruschke  &  Berendt, 

Buchhandlung    in  Breslau,    Ring,  7  Kurfürsten, 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  and  Papier  der  C.  Ueberreuter'schcn  ßuchdruckerei  (BI.  Salzer). 


Oesterreidiiselie 

Botanisclie  ZeitscMft 

Gemeinnützigfes  Organ 

für 
Die  österrt-ioiiisoiie  Exemplare, 

botanische    Zeltsehrin  RAfanib    lin<1     ßniaiiiLai»  diefreidurch  die  Post  be- 

erscheint «UlidlllK    UHU    UUl<tllIKt;i,  zogen  werden  Süllen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  hios   bei  der  Redaktion 

SIhV«"^';:^^  ö^t! w^  Gärtner,  Oekoiioiiieii,  Forsliiiänner,  Aerzle,   ''1:;'-^^^.^:^:^ 

C3  Thlr.  10  Ngr.)  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder  Anftilllihir   llllli    Tpf'llllih»!'  Buchhandels   übernimmt 

mitZfl.  63kr.  Ost.  \V.  /1|)UI1I(M1     llllü     leilllllKH.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  (ierolil's  Sohn. 

Inserate  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  IkT«      O  ^°    ^^'^  ^''^  übrigen 

lOkr.  öst.  W.  J!l  _■    O  Buchhandlungen. 


Will,  .lahrgaiiig.  WEM, August  1808. 

INHALT:  Pyrenomycelum  aliq.  n.  sp.  lirol.  Von  Dr.  A  u  er  swald.  —  Sullaria  glacialis.  Von 
Dr.  Lagger.  -  Vegetationsverliällnisse  Ungarns.  Von  Dr.  Kern  er.  —  Ausflug  in  das  Facskoer 
Gebirge.  Von  Pantocsck  j.  —  Die  eiirop.  Sclerocliloa-Arten.  Von  Janka.  "—  Exkursionen  auf 
Belclien  und  Feldberg.  Von  Vulpius.  —  Phytographische  Fragmente.  Von  Dr.  Schur.  —  Cor- 
respondenz.  Von  Bayer,  Krenberger,  Janka.  Knapp.  Pittoni.  —  Personalnotizen.  —  Vereine, 
Gesellschaften,  Anstalten.  —  Liierarisches  —  Sammlungen.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserate. 


Pyrenomycetum  aliquot  novae  species 
tirolenses. 

Auctore  B.  Auerswald. 

Leptosphaetia  Uausmanniaua.  Pyreniis  minulissiniis  ,  puncti- 
formibutj,  olohosis,  iiiinute  papillatis,  atris,  gregariis,  papilla  epi- 
dermidem  dealbalam  perforantibus;  paraphysibus  simplicil)us,  filitor- 
mibus;  ascis  clavalis,  sessilibus ,  octosporis,  meinbiana  duplici 
visibili;  sporis  subquatriserialiter  stipatis,  fusiformibus.  strictis  vel 
leviter  ciirvatis ,  ulrinque  aculis ,  38  micromillimetra  fere  longis, 
4  microm.  latis,  3-scplalis,  luleolis,  septls  latis  pelliicidis. 

Habifat  in  pagina  superiori  foliorum  emortuorum  Silenes 
acaulis.  Invenit  Franciscus  Liber  Baro  de  Hausmann  in  cacumino 
aipina  Amperspilze  convallis  tirolensis  Antholz,  alt.  8000'  superante, 
anno   1861.  (Hb.  Heufler.) 

Mycologos  varios  hanc  speciem  hucusque  pro  Sphaerella 
isariophora  (Dinz.j  habulsse  verosimile  est.  Sat  frequens  esse 
videtur,  quia  jam  saepius  e  variis  locis  in  manus  milii  venit ,  sed 
nunc  prima  vice  in  speciminibus  tirolensibus  Organa  reproductionis 
optime  evoluta  vidi. 

Gnomonia  inaequalis.  Pyreniis  minutis,  sparsis,  globosis,  atris, 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  8.  Heft.  1868.  19 


242 

acute  papillalis  papillaqiie  opideniiiflem  perforaiitibus;  ascis  saccalis, 
sessilibus,  membraiia  diiplici  non  visiliili,  8-sporis;  sporis  elongalo- 
pyriformibiis,  inaequnlifer  diblastis  (iiiiiseptatis),  biseriatis,  nubilosis; 
cellula  major  superior  ovalis ,  10  inicroiii.  longa,  6  microm.  lata; 
cellula  minor  inferior  obconica,  4 — 5  microm.  longa,  4  microm.  lata. 

Hab.  in  canlibiis  aridis  Lathyri  sylvestris  prope  Seis  Tirolis 
meridionalis.  Invenit  Fv.  L.  B.  de  Hausmann  anno  1867  (Hb. 
H  auf  1er). 

Pyrenia  quartam  millimelri  partem  circiter  aequantia,  faciem 
praebent  vilem  Pliomae  cujusdam,  qua  ex  causa  haec  species 
hucusque  oculos  fugisse  videlur. 

Thecaphora  Tunicae.  Sporis  ovoideo-globosis  vel  subangulosis, 
dense  verruculosis,  brunneis,  20 — 40  et  pluribus  in  vesicula  globosa 
agglomeralis,  facile  vesicula  lacerata  diffluentibus,  12  micromilli- 
meira  fere  menlienfibus. 

Hab.  in  Tunica  Saxifraga  capsnlas  infestans  et  deformans. 
Invenit  F.  L.  B.  de  Hausmann  prope  Botzen  die  28.  Jun.  1867 
CHb.  Heufler). 


Sietiffiria  giaeiatis  Lagger. 

Von  Dr.  Franz  Lagger. 

Stengel  4  — 12  Zoll  boch,  ausgebreitet  oder  aufrecht,  vier- 
eckig, glalt;  Blätter  gelblich  oder  dunkelgrün,  sitzend,  lanzettlich, 
völlig  kahl,  an  der  Basis  bis  zum  Drittel  des  Blattes 
gewimpert;  die  Blülhensfiele  winkelständig  oben  fast  doldentraubig; 
Deckblatter  weisslicht  scariös;  Kelchblättchen  dreiner-- 
vig;  Blumenblätter  zweit  heilig,  kürzer  wie  der  Kelch,  Kapsel 
derselben  wenig  überragend;  Samen  rundlich,  braunwurzlicht  mit 
leicht  vorspringendem  Nabel. 

Blüht  vom  Juni  bis  Oktober. 

Wurde  1866  im  Oktober  von  Herrn  Blanc,  in  Gletsch  an 
der  Rhone,  auf  feuchtem  Gletschersand,  entdeckt,  und  1867  im 
Thal  bei  Münster,  Zehnden  Gombs,  von  Dominik  Lagger,  eben- 
falls in  der  Nähe  des  dortigen  Gletschers,  an  kleinen  Bächen  auf 
Glelschersand. 

Steht  der  Stellaria  crassifolia  Ehr.  am  nächsten;  unterschei- 
det sich  jedoch  von  dieser:  durch  gewimperte  Blattbasis  bis  auf  ein 
Drittel  derselben,  weissUcht-scariöse  Deckblätter,  nervigen  Kelch, 
kürzere  Blumenblätter,  und  oben  fast  doldentraubige  Verästlung. 

Freiburg  in  der  Schweiz,  29.  Juni  1868. 


243 


Die  Vegetations  verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XIV. 

319.  Hypericum  perforatumL.  —  Auf  trockenen  Grasplätzen, 
an  Waldrändern,  in  lichten  Wäldern  und  in  Holzsclilärren  durch 
das  ganze  Gebiet.  Im  niittelung.  Bergl.  in  der  Matra  bei  Parad  und 
Gyitngyüs,  auf  dem  Nagyszäl  bei  Waitz<>n ,  auf  den  Höhen  der 
Magustagruppe,  in  der  Pilisgruppe  am  Kelägohegy  bei  Csev,  am 
Piliserberg,  bei  Gran,  P.  Csaba,  Visegräd  und  Set.  Andrae,  Ofen, 
Promontor  und  Stuhhveissenburg.  Auf  der  Kecskemeter  Landh.  auf 
allen  trockenen  Grasfluren  von  Waitzen  über  Pest,  Pills,  Nagy 
Koros  nach  Kecskemet.  Ebenso  auf  der  Dcbrecziner  Landhöhe,  im 
Tapiogebiete  und  in  der  Tiefebene  bei  Nagy  Käta,  Czegled,  Szol- 
nok,  Török  Szt.  Miklos,  Debreczin.  Im  ßihariageb.  bei  Grosswar- 
dein,  Holodu,  Belenyes,  Petrosa,  Sedescelu,  Halinaza,  Nadalbesci, 
Monesa,  Körösbänya  etc.  Die  höchsten  iui  Gebiete  beobachteten 
Standorte  auf  dem  Vervul  Fericea  bei  Petrosa,  am  Cärligatu  ober 
der  Valea  seca  und  auf  der  Kuppe  des  Plesciu.  —  Porphyrit, 
Trachyt,  Sienit,  Schiefer,  Sandstein,  Kalk,  tert.  diluv.  u.  alluv. 
Lehm-  u.  Sandboden.  75  —  1260  Met. 

320.  Hypericum  quadranguliim  L.  —  An  Waldrändern  und  in 
feuchten  mit  Gestände  bewachsenen  felsigen  Schluchten.  Im  ßiha- 
riageb. am  Rezbänyaerzuge  bei  Sedescelu  nächst  Rezbänya  (der 
tiefste  im  Geb.  beobachtete  Standort),  auf  der  Margine,  an  der 
Südseite  des  Vervul  ßiharii  und  in  der  Valea  Cepei.  Im  Petrosacr- 
zuge  am  Vervul  Bohodei,  am  Dealul  Galilii  und  von  da  vereinzelt 
bis  zur  Stäna  Gali)ina  herab.  —  Porphyrit,  Schiefer,  Sandst.  — 
Auf  Kalk  im  Gebiete  nicht  beobachtet.  —  Fehlt  im  mittelung.  Bergl. 
u.  im  Tieflande.  —  630—1640  Met. 

321.  Hypericum  tetrapterum  Fries.  —  An  quelligen  Stellen, 
am  Saume  der  Wassergräben,  an  Flussufern  und  auf  sumpfigen 
Wiesen  gewöhnlich  mit  Epilobium  hirsutum  und  Lysimachia  vul- 
garis. Im  Inundationsgebiete  der  Donau  bei  Nana,  Set.  Andrae, 
Altofen,  Pest.  Im  Bereiche  des  Bihariageb.  von  Grosswardein  über 
das  tert.  Vorland  bis  Belenyes  und  an  der  schwarzen  Koros  ein- 
wärts im  Thale  bis  Fenatia;  im  Gebiete  der  weissen  Koros  bei 
ßoros  Sebes,  Cilu  und  im  Kessel  ßratcöia  am  Nordfusse  des  Ples- 
ciu. —  Kalk,  tert.  diluv.  u.  alluv.  Lehm-  u.  Sandboden.  95 — 750  Met. 

222.  Hypericum  montanum  L.  —  In  lichten  Wäldern,  auf 
Waldblössen  und  in  Holzschlägen  selten.  Im  mittelung.  Bergl.  in 
der  Matra  bei  Paräd  und  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Schwaben- 
berge  bei  Ofen.    Im  ßihariageb.    im   Hintergrunde    des   Poienthales 

19  * 


244 

bei  Pelrosa  und  auf  dein  Suprapietra  poienile  bei  Vidra.  —  Tracliyl, 
Sienit,  Kalk.  400-1200  Met. 

323.  Hypericum  umbellatum  Kerner.  —  In  Buchenwäldern 
und  in  schattigen  felsigen  Schluchten.  Im  Bihariagebirge.  Am 
Plateau  und  am  Nordabfalle  des  Suprapietra  poienile  bei  Vidra  im 
Aranyosthale.  (Mit  Rücksicht  auf  die  geringe  Entfernung  des  Supra- 
pietra poienile  von  dem  Vulcanberge  an  der  Grenze  des  Zaränder 
Comitates,  so  wie  mit  Rücksicht  auf  die  Uebereinstimmung  beider 
Berge  in  Betreff  ihrer  geoguost.  Verhältnisse,  Seehöhe  u.  d.  g. 
glaube  ich  die  Vermuthung  aussprechen  zu  können,  dass  das 
Hypericum,  welches  Baumgarten  auf  dem  Vulcan  auffand  und 
als    H.  fimbriatum    Lmk.    bestimmte,  hieher  zu  ziehen  sein  wird.) 

—  Kalk.  750—1100  Met. 

324.  Hypericum  Richeri  Vill.  —  An  felsigen  Stellen  und  auf 
Grasplätzen,  insbesonders  gerne  zwischen  den  Gebüschen  von  Ju- 
niperus  nana.  Im  Bihariageb.  im  Rezbänyaerzuge  von  der  Margine 
über  den  Vervul  Bihärii,  den  Sattel  La  Jocu  und  die  Cucurbeta 
bis  auf  den  Dealul  boului.  Im  Petrosaerzuge  auf  dem  Cornu  mun- 
tilor  und  entlang  den  ganzen  Gebirgskamm  über  den  Vervul  Bo- 
hodei  und  Vervul  Britiei;  bis  zum  Vervul  Botiesci  und  zur  Vladeasa. 

—  Im  Geb.  nur  auf  Schiefer  und  Porphyrit,  in  anderen  Floren  aber 
(z.  B.  am  Krainer  Schneeberg)  auch  auf  Kalk  beobachtet.  1560  bis 
1770  Met.  —  An  felsigen  Standorten  der  höheren  Region  mit  nie- 
drigerem, armblütigerein  und  unten  mehr  niederliegenden  Stengel: 
H.  androsaemifolivm  Vill.,  H.  alpinum  W.  K.  ^). 


*)  Da  die  mit  Hyp.  Richeri  Vill.  zunäclist  verwandten  Arten  noch 
immer  vielfacli  kontunrJirt  werden,  so  schalten  wir  hier  eine  analytische  üeber- 
sicht  derselben  ein: 

1.  Der  Rand  der  Kelchzipfel  in  drüsentragende  Fransen  aufgelöst,  die 
oberen  I'^ransen  so  lang  oder  halb  so  lang  als  der  Querdurchmesser  der 
Kelchzipfel 2. 

Der  Rand  der  Kelchzipfel  gezälint.  Die  Zähnchen  gegen  die 
Spitze  drüsig  verdickt,  vielmal  kürzer  als  der  Querdurchmesser  der 
Kelchzipfel 3. 

2.  Blätter  dreimal  so  lang  als  breit,  eilänglich ,  im  unteren  Drittel  am 
breitesten.  Cyme  locker,  Cymenäste  verlängert.  Fransen  der  Kelch- 
zipfel so  lang  oder  fast  so  lang  als  der  Querdurchmesser  der  Kelch- 
zipiel H.  Rochelii  Grisb.  et  Schenk.,  H.  Richeri  Roch. 

und  der  meisten  deutschen  botan.  Gärten,  nicht  Vill. 
Blätter  zweimal  so  lang  als  breit,  elUptisch,  in  der  Mitte  am  brei- 
testen. Die  Aeste  der  Cyme  kurz,   und    die    Cyme  daher  zusammenge- 
zogen. Die  Fransen  der  Kelchzipfel  höchstens  halb  so  lang  als  der  Quer- 
durchmesser der  Kelchzipfel  .    .    .    .  H.  Richeri  Vlill. ,  H.  androsaemi- 
folium  Vill.,  JH.  alpinum  W.  K. 

3.  Blütenstiele  kürzer  als  der  Kelch  und  die  Blüten  daher  büschelig  gehäuft. 
Die  Aeste  der  Cyme  doldenförmig  angeordnet,  die  Scheindolde  zur  Zeit 
des  Aufblühens  von  den  zwei  obersten  grossen  eirunden  Blättern  ein- 
geliüllt.  Die  Deckblättchen  sehr  schmal  lineal,  mit  langen  Fransen  be- 
setzt, welche  die  Breite  des  Deckblättchens  wenigstens  um  das  doppelte 
überragen H.  umbellatum  Kern. 

ßlütenstiele    so    lang  als   der  Kelch   und   die  Blüten    daher  nicht 


245 

325.  Hypericum  hirsutum  L.  —  In  Wäldern  und  Holzschlägcii, 
insbesonders  an  quelligen  feuchten  Plätzen.  Im  niiltelung-.  Bergl. 
in  der  Matra  bei  Paräd,  in  der  Magustagruppe  massenhaft  in  den 
Holzschlägen  am  Spitzkopf  bei  Gross  Maros,  in  der  Pilisgruppe  bei 
Visegräd,  Set.  Andrae  und  Pomäsz,  an  der  Nordseite  des  Piliser- 
berges,  zwischen  Maria  Einsiedel  und  dem  Leopoldifelde,  dann  ober 
dem  Saukopf  im  Auwinkel,  am  Schwabenberg  und  im  Wolfsthale 
bei  Ofen.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  häufig  in  den  Monor- 
Piliser  Wäldern.  Im  Bihariageb.  bei  Grossvvardein  und  Monesa.  — 
Trachyt,   Kalk,  tert.  u.  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95 — 300  Met. 

326.  Täia  grandifolia  Ehrh,*  —  (T.  platyphyllos  Scop.J  — 
In  Wäldern;  meist  eingesprengt,  sehr  selten  auch  in  kleinen  Be- 
ständen. Im  mitlelung.  Bergl.  sehr  verbreitet  in  allen  Gruppen.  In 
der  Matra  auf  allen  höheren  Bergen,  in  der  Magustagruppe  auf 
dem  Spitzkopf  bei  Gross  Maros;  am  Grat  des  Nagyszäl  bei  Waitzen, 
in  der  Pilisgruppe  am  Visegräderberg  bei  Szt.  Läszlö,  in  den  Wäl- 
dern der  Berge  zwischen  Visegräd  und  Set.  Andrae,  an  der  Nord- 
seite des  Ketägehegy  bei  Csev,  auf  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba,  auf 
dem  Lindenberg  und  Johannisberg,  im  Auwinkel  und  auf  dem 
Schwabenberg  und  insbesonders  im  Wolfsthale  bei  Ofen,  wo  sie 
einen  kleinen  fast  reinen  Bestand  bildet.  Im  Bihariageb.  nur  im 
höheren  Berglande  am  Rande  des  Batrinaplateaus  auf  den  Hohen 
zwischen  Rezbänya  und  Petrosa,  dann  am  Vasköher  Kalkplateau 
auf  dem  Vervul  Ceresilor  bei  Monesa  und  in  der  Hegyesgruppe 
auf  den  Höhen  der  Chiciora  südöstlich  von  Buteni.  —  Trachyt, 
Sienit,  Schiefer,  Kalk,  Sandstein.  220-820  Met.  —  Fehlt  urwüch- 
sig im  Tieflande,  wird  aber  daselbst  in  Parkanlagen  etc.  kultivirt. 
Ein  vereinzeltes  von  mir  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  im  Mo- 
norer  Walde  beobachtetes  Exemplar  ist  wohl  gleichfalls  nicht  als 
ursprünglich  wild  anzusehen. 

327.  Tilia  parmfolia  Ehrh.  —  (^T.  silvestris  Desf.)  —  In 
Wäldern,  nur  eingesprengt  und  weit  seltener  als  die  frühere  Art. 
Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe  hinter  der  Ruine  Visegräd, 
am  Kishegy  bei  Csev,  im  Auwinkel  und  am  Schwabenberg  bei 
Ofen.  Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  zwischen  Grosswar- 
dein  und  Belenyes  bei  dem  Bischofsbade  und  bei  Hollodu,  am 
Rande  des  Batrinaplateaus  auf  der  Pietra  lunga  hinter  Rezbänya.  — 
Trachyt,  Kalk,  tert.  Lehmboden.  100—600  Met.  —  Steigt  nicht  so 
hoch  in's  Gebirge  wie  die  frühere  Art,  fehlt   aber   urwüchsig  auch 


büschelig  gehäuft.  Die  Aeste  der  Cyme  traubig  angeordnet.  Die  ober- 
sten BläUer,  die  aiifblüliende  Cyme  nicht  einhüllend.  Die  Deckblättchen 
liiieal,  mit  Fransen  besetzt,    welche    die   Breite    des   Deckblattes   nicht 

überragen. H.   JSurseriSp ach.,  H.  tnaculatum  Ors.    in 

Reichb.  Icon.  VI.  pag.  69,  nicht  All.  —  „H.  maculatum 
All.?"  Fuss  ¥1  tianss.  133.  —  Ä  Richeri  Schur,  nach  den 
mir  vorliegenden  von  Schur  bei  Talmatsch  gesammelten 
und  unter  den  Namen  H.  Richeri  ausgegebenen  Exem- 
plaren. 


2i6 

dem  Ticflarule  und  ist  dort,  wo  sie  iin  Bereiche  des  Tieflandes  an- 
getroffen wird,  nur  kultivirt. 

328.  Tilia  argentea  Des  f.  In  Wäldern;  eingesprengt.  An 
einigen  Fundorten  mit  der  einen  oder  anderen  der  beiden  früheren 
Arten.  Am  Rande  des  mittehmg.  ßerglandes,  aber  nur  im  südlichsten 
Theile  unseres  Gebietes  bei  Vajta  in  der  Stuhlweissenburger  Nie- 
derung. (Hier  der  nördlichste  Standpunkt  in  dem  Gelände  am  rechten 
Ufer  der  Donau.)  Im  Bihariageb.  dagegen  sehr  verbreitet.  Auf  den 
Berghohen  südlich  vom  Bischofs-  und  Felixbade  bei  Grosswardcin, 
auf  der  Mogura  und  bei  Mediadu  im  Damoser  Kalkplaleau,  am 
Bontoskö  bei  Pelrani,  am  Südfande  des  Batrinaplateaus  auf  dem 
Dealul  Galilii,  der  Mogura  seca,  den  Sienitfelsen  hinter  Petrosa 
und  auf  der  Pietra  lunga  bei  Rezbänya;  viel  häufiger  und  mit 
schönerem  kräftigerem  Wüchse  in  der  Gruppe  des  Plesiu  bei  Res- 
cirala,  am  Vervul  Ceresilor  bei  der  Ruine  Desna  und  insbesonders 
in  der  Umgebung  von  Monösa;  die  schönsten  und  herrlichsten 
Bäume  aber  im  südöstlichsten  Theile  des  Gebietes  in  der  Hegyes- 
gruppe  von  Chisindia  bis  auf  die  Chiciöra  und  im  Thale  der  weissen 
Koros  über  Jöszäsz,  Plescutia,  Liesa,  Halmaza,  bis  auf  den  Dealul 
viiltiucluiului  bei  Körösbänya.  —  Trachyt,  Sienit,  Schiefer,  Kalk, 
tert.  u.  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  150—705  Met.  —  Fehlt  im 
Tieflande  und  auch  an  der  siebenbürgischen  Seite  des  Bihariage- 
birges  in  den  Thälern  des  Aranyos  und  Szamos.  Im  Parke  bei  dem 
Bischofsbade  nächst  Grosswardein,  bei  Lasuri,  bei  dem  Schmelzofen 
von  Rezbänya,  bei  Robagani,  im  Parke  zu  Vatia  und  an  vielen 
anderen  Punkten  im  Gebiete  nur  gepflanzt. 

329.  Malta  süvestris  L.  —  An  Dämmen,  Flussufern,  Strassen, 
wüsten  Plätzen  in  Städten  und  Dörfern,  am  Rande  von  Weinber- 
gen und  auf  bebautem  Lande  durch  das  ganze  Tiefland  und  die 
Thäler  des  Berglandes.  Paräd,  Waitzen,  Gran,  Ofen,  Stuhlweissen- 
burg,  Pest,  Monor,  Nagy  Koros,  Szolnok,  Grosswardein,  Belenyes, 
Rezbänya,  Buteni,  Körösbänya,  Vatia.  Dringt  stellenweise  bis  in 
ganz  abgelegene  Winkel  des  Berglandes  vor  und  findet  sich  bei- 
spielsweise im  Bereiche  des  Bihariagebirges  noch  in  den  Dörfern 
Rieni,  Cainpeni  und  Colesci.  —  Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  tert.,  diluv. 
und  ailuv.  Lehm-  und  Sandhoden.  75 — 480  Met. 

330.  Maka  rolundifolia  L.  —  Auf  Schuttplätzen  in  den  Dör- 
fern, an  Dämmen  und  Flussufern,  auf  Viehweiden  und  an  Wegen 
durch  das  ganze  Tiefland  und  die  Thäler  des  Berglandes.  Häufig 
in  Gesellschaft  der  früheren  Art,  aber  im  Tieflande  noch  verbrei- 
teter als  diese.  Der  höchste  im  Gebiete  beobachtete  Standort  im 
Dorfe  Vidra  im  Aranyosthale.  —  Schiefer,  Kalk,  tert.,  diluv.  und 
alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  75—660  Met. 

331.  Malra  borealis  Wallr.  —  An  gleichen  Standorten,  wie 
die  beiden  früheren  Arten,  aber  nur  auf  das  Tiefland  beschränkt. 
Hier  vorzüglich  auf  Viehweiden ,  an  zeitweilig  überschwemmten 
Plälzen  im  luundationsgebiete  der  Donau,  Tlieiss,  Koros,  Beretlyö. 
Siclieuweise  auch  mit  Halophyten  auf  salzauswitterndem  Boden,  so 


247 

z.  B.  im  Tapiüoehiele,  auf  der  Kecskeiiieler  Lamlli<ilie  und  massen- 
haft auf  <Ier  Steppe  an  der  Zagyva  uöi'dliili  \on  Szolnok.  —  Dil. 
und    aliuv.  L<?lim-    und    sandig^er    Lehiuhoden.  75 — 100  Met. 

3Ialua  Alcea  L.  Am  Berge  Somlvü  bei  dem  Biscliufsbade  näclist  Gross- 
wardein  (Sleffek).  —  Diese  An.uabe  sclieiut  mir  aber  einer  Bestätigmig  zu 
bedürfen.  Icli  fand  auf  den  Kalkhöhen  hinter  dem  Bisciiofsbade  nur  Althaea 
liirtiuta,  welche  von  Steffek  in  seiner  Aufzählung  der  bei  Grosswardein  beob- 
achteten Pflanzen  nicht  erwähnt  wird  ,  und  es  drängt  sich  mir  daher  die  Yer- 
muthung  auf,  dass  Steffek  die  AUhaea  hirsuta  für  Malva  Alcea  genom- 
men habe. 

332.  Althaea  hirsuta  L.  —  Auf  bebautem  Lande,  an  Eisen- 
bahridäuimen  und  auf  wüsten  Plätzen  in  den  Dörfern;  sellener  auf 
sIeinigen  grasigen  Plätzen  des  niederen  Berglandes.  An  sehr  zer- 
slreulen  Standorten  und  in  der  Regel  nur  in  geringer  Individuen- 
zahl. Ofen,  Monor,  Pilis,  Czegied,  Bekes,  Grosswardein.  —  Kalk, 
tcrl.,  diluv.  und  ailuv.  Leiim-  und  Sandboden.   —   75 — 250  Met. 

333.  Althaea  cannab'ma  L.  —  Bestandlheil  des  Gesläudes, 
welches  an  den  Böschungen  der  Hohlwege,  an  steinigen  wüsten 
Plätzen  und  lehmigen  Abrissen  niederer  Berge,  am  Saume  von 
Weingärten  und  Aeckern  den  Boden  bekleidet.  Im  initteluugarischen 
Berglande  in  der  Pilisgruppe  an  VVeingarlenrändern  bei  Grau,  in 
dem  VVeingebirge  bei  Sei.  Andrä,  an  der  Südwestseite  des  Adlers- 
berges bei  Ofen  und  massenhaft  am  lehmigen  Abhänge  ober  dem 
Kaiserbade  bei  Altofen.  Nach  Steffek  auch  an  der  schnellen  Koros 
bei  Grosswardein.    —    Hiluv.  und  alluv.  Lehmboden.  95—220  Met. 

334.  Althaea  officinalls  L.  —  In  feuchten  Wiesen-  und  Slras- 
sengräben,  auf  dem  schlammigen  Boden  der  Flussufer,  auf  zeit- 
weilig überschwemmten  Wiesengründen  und  im  östlichen  Theile 
des  Gebietes  besonders  auch  auf  Schuttplätzen  in  den  Dörfern.  Im 
miltelung.  Bergl.  bei  Recsk  in  der  Malra.  Im  Tapiogebiete  bei  ßag 
und  N.  Kata.  Im  Inundalionsgebiete  der  Donau  bei  Nana.  Visegräd 
und  Set.  Andrä,  bei  den  Bittersalzquellen  südlich  vom  Blocksberge 
bei  Ofen,  ferner  bei  Martonväsar,  am  Velenczer  See  und  in  der 
Sarviz  bei  Stuhlweissenburg.  Sehr  häufig  auf  der  Kecskemeter  Land- 
höhe bei  Pest,  Soroksar,  Alberti,  Pilis,  Nagy  Koros.  Auf  der  De- 
brecziner  Landhöhe  bei  Vallay  und  Debreczin.  Im  Vorlande  und  in 
den  Thälern  des  Bihariagebirges  bei  Grosswardein,  Lasuri,  Bele- 
nyes,  Buteni,  Chisindia,  Joszäsz,  Cilu.  In  der  Tiefebene  mit  Glycir- 
rhiza  echinata  und  Euphorbia  lucicla  stellenweise  massenhaft  im 
Inundalionsgebiete  der  Theiss  bei  Tisza  Füred,  Szolnok  und  Szege- 
din.  —  Diluv.  und  alluv.  Lehni-  und  lehmiger  Sandboden.  75  — 
205  3Iel. 

335.  Althaea  pallida  W.  K.  —  Auf  steinigen  und  sandigen 
trockenen  Grasplätzen,  in  Hohlwegen,  an  Eisenbahndämmen,  Acker- 
und  Weinbeigsrändern,  sellener  auch  zwischen  niederem  Buschwerk 
auf  ielsigen  Berghöhen.  Im  miltelung.  Bergl.  am  Blocksberge  und 
hinter  dem  Adlersberg  gegen  das  Wolfsthal  bei  Ofen,  dann  bei 
Gran  und  Teleny.    Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  Nagy  Koros 


248 

Auf  dem  Lössrücken  des  Viniszni  vrch,  im  Tapiogebiete  und  in  der 
Niederung  am  Fusse  der  Matra  bei  Peczel,  Gomba,  Tö  Almas,  Hat- 
van,  Arokszfilläs.  In  der  Tiefebene  bei  Kömlö,  Egyek,  Tisza  Füred, 
Nagy  Källo.  Im  Bihariageb.  bei  Grosswardein  und  unter  der  Schloss- 
ruine von  Desna.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.,  diluv.  und  alluv.  Lehm- 
und  Sandboden.  75—220  Met. 

336.  Lavatera  thuringiaca  L.  —  In  lichten  Wäldern  und  Holz- 
schlägen, an  Weinbergsrändern  und  zwischen  Gebüsch  an  den  Bö- 
schungen der  Hohlwege  und  Dämme.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  der 
Matra  bei  Paräd,  auf  den  Bergen  der  Magustagruppe  bei  Gross- 
Maros  und  Zebegeny,  in  der  Pilisgruppe  am  Spissberg  und  kleinen 
Schwabenberg  bei  Ofen.  Auf  der  Kecskemeler  Landhöhe  und  auf 
der  Puszta  Csörög  bei  Waifzen,  dann  häufig  längs  der  Eisenbahn 
von  Pest  bis  Alberti  und  Trsa,  ebenso  häufig  in  den  Wäldern  bei 
Monor  und  Pills  und  auf  Puszta  Peszer  bei  Also  Dabas.  Im  Vor- 
lande des  Bihariagebirges  im  Thale  der  weissen  Koros  bei  Chisindia 
nächst  Bufeni,  bei  Plescutia  und  Jöszäsz.  An  dem  letztgenannten 
Orte  mit  Inula  Helenium  am  Körösufer  in  ungeheurer  Menge.  — 
Trachyt,  Kalk,  tert.,  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95  — 
220  Met. 

337.  Hibiscus  ternatus  Cav.  —  Auf  bebautem  Lande,  auf 
Schuttplätzen,  an  Flussufern  und  Eisenbahndämmen,  durch  das  ganze 
Tiefland  und  die  niederen  Thäler  des  Berglandes,  Paräd,  Nana, 
Waitzen,  Pest,  Soroksar,  Heves,  Böszörmeny,  Teglas,  Szolnok,  Tö- 
rök  Szt.  Miklös,  Grosswardein,  Belenyes,  Vasköh,  Halmaza,  Körös- 
bänya.  Der  höchstgelegene  im  Gebiete  beobachtete  Standort  im 
Dorfe  Petrosa  im  Bihariagebirge.  —  Tert.,  diluv.  und  alluv.  Sand- 
boden und  sandiger  Lehmboden.  75 — 320  Met. 

Hibiscus  Trionum  L.  wurde  wildwachsend  in  Ungarn  bisher  nicht  be- 
obachtet. 

338.  Abutilon  Amcennae  Gärtn.  —  Auf  dem  ausgetrockne- 
ten Schlammboden  am  Ufer  der  Flüsse,  auf  feuchten  Aeckern ,  an 
Dämmen  und  auf  wüsten  Plätzen  in  den  Städten  und  Dörfern.  Im 
Inundationsgebiete  der  Theiss  stellenweise  in  ungeheurer  Menge 
und  bei  Szolnok  und  Szegedin  ganze  Strecken  bedeckend.  In  der 
Körösniederung  bei  Bors.  Seltener  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe 
bei  Nagy  Koros  und  im  Donauthale  bei  Näna  und  Pärkäny.  —  All. 
und  diluv.  Sand-  und  Lehmboden.  75 — 100  Met. 

Kitaibelia  vitifolia  Willd.  —  Einige  Exemplare  als  Gartenflüclitlinge 
oder  eingeschleppt  im  StadtvvMIdchen  bei  Pest  im  Jahre  1856  beobachtet. 
Später  dort  wieder  spurlos  verschwunden. 


249 


Ausflug  in  das  Facskoer  oder  Naklate 
Gebirge. 

Von  Josef  Pantocsek  jun. 

Das  Facskoer  oder  Naklate  Gebirge,  ein  Zweig  des  Veterna- 
Siola  Gebirges,  erstreckt  sich  von  der  Uplazer  Erhöhung  S.  W.  in 
die  Facskoer  Vertiefung.  Es  ist  im  N.  0.  des  Neutraer  Komitates 
gelegen,  grenzt  im  N.  mit  der  Thuroczer  und  Trencsenyer  Gespan- 
schaft, im  0.  mit  der  Thurocz.  Die  höchsten  Spitzen  sind  der 
Nasenstein  (Naklate):  4248'  A,  sein  Nachbar  der  öst.  gelegene 
Revan  und  der  beiden  vis-ä-vis  gegen  S.  gelegene  Gersper. 
Zwischen  Gersper  und  Revan  führt  die  Gebirgsstrasse  von  Gajdel 
nach  Facskö,  neben  welcher  fast  parallel  die  Neutra  fliesst,  die 
ihren  Ursprung  am  Fusse  des  Gersper  in  einem  Felsen  hat,  An- 
fangs ist  sie  unansehnlich,  doch  schon  in  einer  Entfernung  von 
300  Schritten  wird  sie  ein  murmelnder  Gebirgsbach,  der  vielen 
Forellen  zum  Elemente  dient.  Das  Gebirge,  welches  aus  Kalk  und 
Dolomit  besteht,  zieren  schöne  gemischte  Waldungen;  die  dem 
Orte  Gajdel  ösll.  gegenüber  liegende  Bergseite  aber  ist  mit  Pinus 
Larix  L.  bepflanzt.  Die  Gipfel  sind  herrliche  Bergwiesen,  die  be- 
sonders am  Nasenstein  auch  mit  Alpenpflanzen  geschmückt  sind. 

Dieses  Gebirge  zu  besuchen  war  längst  mein  Plan,  welcher 
im  Anfange  des  Monates  August  1867  auch  ausgeführt  wurde. 

Den  4,  Nachmittags  verliess  ich  Gr,  Tapolcsäny  und  kam 
Abends  in  Privitz  im  Gasthof  an,  wo  ich,  da  den  nächsten  Tag 
liier  Markt  gehalten  wurde ,  folglich  alle  Zimmer  besetzt  waren, 
die  Nacht  angezogen  im  Speisesaal  verbringen  musste,  bis  es  end- 
lich 4  Uhr  schlug  und  mich  der  gemiethete  Wagen,  meinen  Leiden 
ein  Ende  machend  ,  nach  dem  3  Meilen  entfernten  Dürfe  Gaidel 
lülirte,  welches  am  Fusse  des  Facskoer  Gebirges  liegt.  Da  die  Woh- 
nungen \on  einander  in  einer  Entfernung  von  y^o  Meile  zu  liegen 
kommen,  so  ist  es  gar  kein  Wunder,  dass  man  auch  eine  Stunde 
braucht,  bis  man  von  einem  Ende  des  Dorfes  zum  andern  gelangt. 
Die  Wohnungen  sind  meist  stockhohe  Blockhäuser,  deren  eben- 
erdige Zimmer  nicht  selten  in  Gemeinschaft  mit  Ferkeln,  die  im 
Stockwerke  gelegenen  mit  Geflügel  bewohnt  werden.  Die  Bauern 
sind  Deutsche  (Hauderbulzen),  doch  versteht  ihr  Idiom  kaum  der 
am  geläufigsten  deutsch  Redende,  sie  sprechen  auch  slaviscli,  einige 
sogar  ungarisch.  Im  Sommer  verlässt  ein  grosser  Theil  Männer  und 
Weiber  das  Dorf,  um  im  Schnitte  etwas  zu  verdienen,  wesshalb 
es  auch  schwer  ist,  einen  tauglichen  Führer  zu  finden. 

Hier  kam  ich  um  7  Uhr  Früh  an;  nachdem  ich  meine  zuam- 
mengerüttelttn  Gebeine    im  Wirthshause    gestärkt,    sah    ich  gleich 
nach  einem  Führer,  welchen  ich  nach  langem  Suchen  endlich  gegen 
einen  Lohn  von  l   fl.  50  kr.  auf  2  Tage  mit    der  Bedingniss    mic- 


250 

thete,  dass  er  die  eine  Nacht  mit  mir  im  G^ibirge  zubringe.  Im 
Wirtlishause  suchte  ich  vergebens  nach  Proviant,  denn  ausser 
stahlharten  Semmeln,  bitterm  Wein  und  ausgezeichnetem  Käse,  be- 
kommt man  hier  gar  nichts.  Indem  ich  mich  daher  mit  einem 
Quantum  Käse  und  Brot  begnügen  musste,  begaben  wir  uns  auf 
den  Weg. 

Beim  Wirthshaus  bogen  wir  einen  Seitenweg  ein,  der  uns 
zur  Gebirgsslrasse  führte,  welche  in  den  slavischen  Ort  Fucskö 
führt.  Noch  nahe  dem  Dorfe  fand  ich  in  einem  Wassergraben  eine 
Ohara.  Neben  der  Strasse  bis  in  das  Gebirge  breiten  sich  schöne 
Wiesen  aus,  welche  meist  von  der  Neutra  durchbrochen  werden 
und  im  Gebirge  auch  sumpfig  zu  nennen  sind.  Sie  boten  mir,  da 
dort  das  Vieh  schon  weidete,  wenige  Ausbeute,  ich  sammelte: 
Galium  tricorne  With.?  Achillea  Millefolium  v.  crustata,  Lysi- 
machia  vulgaris  L.,  Lathyrus  pratensis  L.,  Asperula  Aparine  Seht  t., 
Ranunculus  Flammula  L.,  R-  polyanthemos  L.  —  An  der  Strasse 
und  am  Waldrande:  Oxaiis  Acetosella  L.,  Vaccinium  Myrtillus  L., 
Poa  itemoraiis  L.,  Brachypodiuin  sylcaticum  R.  S  c  h. ,  Carex  syl- 
vatica  iiuds.,  Leontodon  hastilis  L.  ß.  glabratus,  Thymus  nioiita- 
nus  WK.,  Galeopsis  Tetrachit  L.,  Euphrasia  officinalis  L.,  Epitobium 
montanum  L.,  E.  angustifoliuin  L.,  Seduin  acre  L.,  S.  albutn  L.,  Se- 
necio  nemorensis  L.,  Cephalanthera  rubra  H  ich.,  C.  palleiis  Rieh., 
Epipactis  latifolia  AU.,  Listera  ovata  R,  Br.,  Arabis  arenosa  Scp. 

Bei  einem  ausgetrockneten  Bachgraben,  den  mein  Führer 
Steingrund  nannte,  schlugen  wir  den  Weg  in  den  Wald  ein, 
welcher  uns  dem  steilen  Revan  zuführte.  Hier  beobachtete  ich: 
Atropa  Belladona  L.,  Viola  mirabilis  L.,  Lactuca  nmralis  Gärt. 
Langsam  aufwärts  steigend ,  gelangten  wir  zu  einer  herrlichen 
ßergwiese,  wo  ich:  Campanula  glomerata  L.,  C.  rapunculoides  L., 
C.  patula  L.,  Gentiana  cruciata  L.  Rhinanthus  Christa  galli  L., 
Phyteuma  orbicuUtre  L. ,  Centaurea  phrygia  L. ,  C.  Scabiosa  L. 
ß.  major  sammelte.  Von  hier  aus  gingen  wir  wieder  eine  Slreke 
im  Walde,  an  dessen  Rande  angekommen  ich  Folgendes  sammelte^): 
*Campanula  latifoliaL.,  Stachys  alpina  L.,  Laserpitium  latifolium  L. 
«.  glabrum,  Piinpinella  magna  L.,  ß.  laciniata  Walr.,  *Heracleum 
angustifolium  Jcq.  Hier  beginnt  schon  der  Revan  eine  Bergwiese 
zu  sein,  welche  höher  auf  eine  kurze  Strecke  von  Gebüschen  unter- 
brochen wird.  Hier  findet  man:  Veratrum  albumL.,  Gentiana  Anta- 
rella  L.,  Potentilla  Tormentilla  Scp.,  Alchemilla  vulgaris  WiUd. 
ß.  pillosii,  Dyanthus  CarthusianorumL.  (eine  grossbläfdige  Varietät), 
Hypericum  tetrapterum  Fries.  Zwischen  dem  Gebüsche:  Aconi- 
tum Lycoctonum  L.,  Hacquetia  Epipactis  DC,  Cirsium  Ergsithales 
Scp.,  Astrantia  major  L.,  Knautia  sylvatica  Dub.  Um  von  hier  aus 
auf  den  Gipfel  des  Berges  zu  gelangen,    braucht    man    noch    über 


')  Viie  mit  einem  *  bezeichneleii  Arten  worden  weder  im  Prodromus 
des  Herrn  Knapp,  noch  von  Herrn  Krzisch  in  seiner  Flora  des  Komitatcs 
Ober-Neutra  erwälmt. 


251 

eine  Stunde,  welche  durch  das  leichte  Ausglitschen  und  die  Steil- 
heil des  Berges  recht  sauer  wird. 

Oben  angelangt,  überraschte  mich  nicht  nur  Scabiosa  lucida 
Vi  11.  und  Certraria  islandica,  sondern  auch  eine  prachtvolle  Aus- 
sicht, denn  das  Auge  konnte  im  N.  bis  zur  schlesischen  Grenze 
und  in  die  Zips,  im  W.  nach  Mähren,  im  S.  im  Neutraer,  im  0.  im 
Thuroczer  Komitat  schweifen.  Besonders  schon  nahmen  sich  im  N. 
die  hohe  Tatra,  das  Schloss  Arva  und  die  Strecsnoer  Ruine  aus. 
Im  W.  bot  ein  herrliches  Bild  die  unstete,  an  manchen  Stellen 
sichtbare  Waag,  im  S.  die  bei  Komorn  in  die  Waag  mündende 
Neutra,  welche  gleich  einem  Silberbande  das  schöne  Neutrathal 
durchströmt,  im  0.  die  Sohleralpen  und  die  einem  Garten  ähnliche 
Tliiirocz  mit  ihren  Ortschaften,  von  welchen  eine  am  Fusse  des 
Revan  in  einer  Vertiefung  liegt  und  Vriclö  heisst.  Nachdem  ich 
dioss  herrliche  Bild  genügend  genossen ,  mein  Material  geordnet 
und  meinem  Magen  Geniige  geleistet  habe,  entschloss  ich  mich  den 
westl.  vor  uns  gelegenen  Nasenstein  (Naklate)  zu  besteigen,  was 
sehr  leicht  geht,  da  man  nur  dem,  die  Gipfel  beider  Berge  verbin- 
den Sattel  zu  folgen  braucht. 

Eine  Strecke  geht  man  in  einem  Walde,  an  dessen  Rande  ich 
Veronica  officinalis  L.  und  \veit(M'  Oxalis  Acetosella  L.  häufig  sah. 
Die  Spur  eines  Sieges  verfolgend,  gelangten  wir  zu  einer  Quelle- 
und  von  hier  aus  zu  den  Dolomit-Riesenfelsen  des  Nasensteins,  der 
den  Gipfel  des  Berges  bildet  und  seiner  Gestalt  halber  dem  Berge  den 
Namen  verlieh.  Um  diesen  Felsen  führt  ein  kaum  klafterbreiter  Weg, 
doch  umging  ich  ihn  niclit,  da  mich  der  heftige  kalte  Wind  und 
der  schreckliche  Facskocr  Abgrund  zurückschreckten.  Auf  das  bei 
zwei  Joch  fassende  Plaleau  des  Gipfels  ist  es  gar  leicht  zu  gelan- 
gen, da  es  sich  sehr  massig  erhebt.  Hier  erfreute  mich  eine  präch- 
lige  Voralpenflora,  denn  aui  dem  Felsen  sammelte  ich:  Saxifraga 
Aizüoii  ic(\.,  *Hieracmm  fu7'catwnUo\>p.  auch  Crepis  virens  Vill. 
y.  pectinata  Rieh.;  auf  dem  Plateau  :  ^Ranunculus  montanus  Wild., 
*Androsace  lactea  L.,  Alsine  laricifolia  ^')  Wahl.,  ^'Thesium  alpi- 
num  L.,  *Veronica  saxatiiis  Sc^.,  Galium  pusülum  L.,  Calamintha 
alpina  Lani.,  Campcmula  rotundifolta  L.,  Polygala  amarah.,  Sela- 
giiiella.  War  die  Aussicht  schon  auf  dem  Revan  schön,  so  war  sie 
hier  es  noch  mehr,  da  ich  da  höher  als  auf  jenem  stand. 

Eingetretener  Nebel  und  Kälte  veranlassten  mich  bald  den 
Rückweg  anzutreten.  War  das  Bergaufsteigen  beschwerlich,  so  war 
es  bergab  noch  mehr;  dennoch  kam  ich  wohlbehalten  beim  Kreuze 
an  der  Strasse  an,  von  wo  aus  wir  uns  in  eine  Vertiefung  nahe 
der  Neu  (raquelle  begaben,  wo  wir  die  Nacht  zubrachlen. 

Früh  besuclile  ich  die  Neutiaquelle  (Arscligriipp)  und  sah 
nach  den  hier  wachsenden  Pflanzen,  von  denen  ich  Geranium  syl- 


')  Diese  Pflanze  gibt  Herr  Knapp  in  soinem  Prodromus  f.  C.  Nitrieiisis 
an  und  cilirL  Kitaibel,  der  sie  auf  dem  Zobur  bei  Neutra  gesaminell  halte, 
docli  fand  tue  dort  meinem  Wissen  naeli  liein  jetzt  lebendei'  liotanikcr. 


252 

vaticum  L.,  G.  palustre  L.,  Nasturtium  officinale  R.  Br.,  Hacquetia 
Epipactis  DC.  einlegte.  Regen  und  die  Ungeduld  meines  Führers 
bewogen  mich  von  dem  Gebirge  zu  scheiden  und  mich  in  das  Dorf 
zu  begeben,  wo  mir,  im  Gasthause  angelangt ,  zwei  von  meinem 
Führer  unterwegs  gefangene  Forellen ,  nach  zwei  Tagen  das 
erste  warme  Mahl  boten.  Gegen  4  Uhr  Nachmittags  trennte  ich 
mich  von  dieser  für  Botaniker  so  interessanten  Gegend ,  mit  dem 
Vorsatze  sie  recht  bald  wieder  zu  besuchen. 

Schliesslich  noch  die  Bemerkung,  dass  nach  der  Aussage 
meines  Vaters,  Joseph  Pantocsek,  der  mit  Herrn  A.  F.  Lang 
und  auch  mit  Herrn  Kustos  Parts ch  diese  Gegend  besuchte,  hier 
auch:  Potentilla  aiirea  L.,  Cortusa  Matthioli  L.,  Soldanella  alpinaL., 
Arctostaphylos  officinalis  W.  G.  und  Cypripedium  Calceolus  ge- 
sammelt wurden. 

Gran,  im  Jänner  1868. 


Die  europäischen  Sclerochloa-Arten. 

Von  Victor  V.  Janka. 

1.  Glumae    valde    inaequales:    superior    valide    7-nervis ,    palea 
utraque  apice  truncata  vel  emarginata  : 

Sclerochloa  dura  P.  de  B  e a u  v. 
Glumae    subaequales ,    superior  3-nervis;    palea   inferior 
obtiisa  V.  acuta,  superior  2-dentata.  2. 

2.  Inflorescentia  spiciformis  loliacea  dislicha  v.  subdisticha,  pe- 
dicelli  omnes  brevissimi  rhachi  adpressi: 

Sei.  loliacea  QCatapodium  loliaceum  Link.,  Scleropoa 

loliacea  Godr.  Gren.) 
Inflorescentia    racemosa    v.    paniculata    inaequaliter   di- 
chotoma,  3. 

3.  Inflorescentia  demum  divaricata;  bifurcationes  in  sinubus  spi- 
culam  brevissime  pedicellalaiu  gereutes.  4. 

Spiculae  in  bifurcationum  sinubus   nuUae;    inflorescentia 
numquain  divaricata.  6. 

4.  Spiculae  sub-3-florae;  palea  inferior  cuspidato-acuta: 

Sei.  memphifica  (Scleropoa  memphitica  Pari.) 
Spiculae  5 — l2-florae;  palea  inferior  obtusa  v.  obtusius- 
cula  breviterque  mucronata.  5. 

5.  Spiculae  lineares  8 — 12-florae: 

Sei.  divaricata  Link.  (Festuea  divaricata  DesL, 

Scleropoa  Pari.) 
Spiculae  ovato-lanceolatae  5— 8-florae: 

Sei,  maritima  Link. 


253 

6.  Glumae  aculae,  carina  scaberrimae;  palea  inferior  acutius- 
cula,  acute-carinata,  utrinque  valide  2-nervis;  cuimi  superne 
scabri:  Sei.  hemipoa  Guss. 

Glumae  obtusae ,  carina  laeves;  palea  inferior  obtusa 
saepius  mucronulata,  obtusa  carinata,  obscure  nervata,  culmi 
laevissimi:  Sei.  rigida  Link. 

Szt.  Gothard  in  Siebenbürgen,  am  2.  Juni  1868. 


Meine  Exkursionen  auf  Beleben  und  Feldberg  im  Sommer  1867. 

Von  Vulpius. 

I. 

Mittwoch  den  5.  Juni  Nachmittags  bei  schönem  Wetter  auf 
die  Sirnitz,  wo  Nachtlager  gehalten  wurde. 

Donnerstag  den  6.  nahm  ich  bei  meinem  Gehen  dem  Beleben 
zu,  das  Hutwegehen,  das  vom  hintern  Heubrunnen  durch  den  Wald 
an  der  Westseite  des  Beleben  hin  nach  der  Krinne  führt,  um  den 
Taxus  haccata  zu  suchen,  dessen  Standort  in  diesem  Gneissge- 
birge mir  von  dem  Herrn  Forstinspektor  Gerwig  in  Freiburg  ver- 
mittelst eines  genauen  Kärtchens  war  explicirt  worden.  Und  an 
diess  Kärtchen  mich  haltend,  fand  ich  den  Taxus  auch  in  mehreren 
Stämmen  ober  dem  Hutwegehen  in  gerader  Richtung  von  den  zwei 
Felsenhörnern  herab.  Den  Felswänden  entlang  steigend,  und  dann 
über  die  Grashalde  zwischen  den  Hörnern  hinauf,  traf  ich  eine 
herrliche  Vegetation  in  Blüte  von  Ranunculus  aconitifolius  und  nemo- 
rosus,  Valeriana  tripteris,  Centaurea  montana,  Geranium  sylvati- 
cum,  Polygonum  Bistorta,  Saxifraga  Aizoon  bedeckte  und  überhing 
mit  seinen  Polstern  und  Blütiiebüscheln  alle  Felsen.  Auch  Apargia 
alpina  und  Meum  athamanticum  fingen  zu  blühen  an;  Veroniea 
saxatilis  hingegen  hatte  es  noch  nicht  so  weit  gebracht.  Das  ßel- 
chenhaus  fand  ich  verschlossen  und  noch  unbezogen.  Um  aber  zu 
hören,  wie  es  damit  stehe,  ging  ich  in  Schönau  zum  ersten  Be- 
amten, von  dem  ich  nun  erfuhr,  dass  vor  zwei  Tagen  endlich  ein 
Wirth  sich  gefunden  habe,  der  die  Wirthschaft  droben  übernehmen 
wolle,  und  sie  in  drei  Wochen  eröffnen  werde.  So  war  ich  nun 
doch  einmal  in  Betreff  dieses  Punktes  beruhigt.  In  Todnau  im 
Ochsen  wurde  ein  Schoppen  getrunken;  in  Fahl,  dem  hintersten 
Dörfchen  am  Fusse  des  Feldberg,  beim  Tobias  wieder  einer,  und 
dann  ging's  noch  hinauf  auf  den  Feldberg,  wo  ich  in  der  Todnauer 
Hütte  übernachtete. 

Am  Morgen  des  7.  Juni,  beim  Ansteigen  von  der   Hütt/>     um 


254 

Höchsten  traf  ich  auf  eine  Form  von  Veronica  serpillifolin,  von  der 
ich  dachte,  es  könnte  vielleicht  die  in  den  letzten  Jahren  auf  den 
höchsten  Vogesen  gefundene  Veronica  serpillifolia  borealis  Laesla- 
dius  sein.  Seither  hatte  ich  Gelegenheit  diese  Pflanze  Herrn  Pro- 
fessor Becker  in  Mühlhausen  sehen  zu  lassen,  welcher  als  Vor- 
stand vom  Eisässer  Tauschverein  dieselbe  kennen  muss  und  meine 
Vermuthung  erhielt  durch  ihn  Gewissheit.  Er  erklärte  auf's  bestimm- 
teste, dass  es  die  ganz  gleiche  Veronica  sei  wie  die  in  den  Vogesen. 
Die  Nordseite  des  ganzen  Feldberges  in  mehr  als  1  Stunde  Aus- 
dehnung lag  noch  mit  schweren  Schneemassen  belastet;  über  die 
oberste  freie  Höhe  hin  standen  jedoch  Potentilla  aurea,  Meum  atha- 
manticum  und  Muttelina  im  Anfange  ihrer  Blütlie.  An  Schneebiich- 
lein,  die  sich  in's  Zarstier  Loch  stürzen,  fand  ich  noch  lieblich 
hXvihenAe .Soldanella  alpina.  Nachdem  ich  im  Gasthof  den  Mittag 
verbracht  und  ein  Gewitter  abgewartet,  setzte  ich  später  meinen 
Weg  fort  nach  Aha  und  Schluchsee.  Durch  das  viele  Regnen  hatte 
der  See  einen  hohen  Stand  und  war  fast  unnahbar  wegen  Sumpf 
und  Morast;  das  anstossende  Torfmoor  indessen  stand  voll  des  nie- 
dlichen Eriophorum  alpinum  und  im  quatschenden  Sphagnum  blühte 
gerade  Scheuchzeria  palustris  und  verschiedene  Carex,  wie  li?nosa, 
canescens,  stellulata  etc. 

Am  8.  Juni  Früh  nahm  ich  meinen  Weg  von  Schluchsee  nach 
Aha,  Altglashütte,  Bärenthal,  Erlenbruck,  Hinterzarten  und  durch's 
Höllenthal  nach  Freiburg.  Bei  Allglashütte  zeigte  sich  mir  die  erste 
Crepis  succisaefolia,  am  häufigsten  trat  sie  bei  Hinterzarten  auf  und 
einzeln  noch  durch's  Höllenthal  heraus;  immer  hielt  sie  sich  längs 
dem  Weg  hin  am  Kande  der  Wiesen  und  hie  und  da  leistete  ihr 
Phytheuma  nigrum  Gesellschaft.  Die  Felswände  in  der  Hölle  hatten 
sich  geschmückt  mit  Saxifraga  Aizoon.  Von  Freiburg  brachte  mich 
der  Zug  Abends  wieder  heim  nach  Müllbeim. 

Auf  Peter  und  Paul,  den  29.  Juni,  Samstags,  war  feierliche 
Eröffnung  der  Wirthschaft  im  Beichenhaus  ausgeschrieben.  Dass 
ich  am  Ehrentag  meines  alten  Freundes  nicht  fehlen  durfte,  ver- 
steht sich  von  selbst.  Ich  ging  sonach  Freitags  den  28.  Nachmit- 
tags auf  die  Sirnitz  und  blieb  da  über  Nacht. 

Samstag  den  29.  nach  dem  Frühstück  aufgebrochen  und  wie- 
der das  Hutwegehen  auf  der  Westseite  des  Beleben  eingeschlagen. 
In  grosser  Menge  und  bester  Blüthe  traf  ich  jetzt  da  Poa  sudetica 
und  Festuca  sylvatica  und  Milium  effusum.  Der  am  Weg  steh<'nde 
Carduus  personata  fing  an  sein  rothes  Haupt  zu  enthüllen.  Nicht 
weit  davon  stand  ein  2'  hohes  Hieracium ,  zwar  noch  nicht  voll- 
ständig in  Blüthe ,  das  mir  aber  wegen  seines  eigenthümlichen 
Habitus  auffiel.  Gestalt  und  Bekleidung  der  Blätter  mit  langen  Bor- 
stenhaaren, sowie  der  Blüthenstand  weisen  auf  praealtum  hin;  der 
Stengel  aber  ist  weich  und  durchaus  hohl,  vollständig  fistulös  und 
die  Blumen  sind  kleiner  und  dunkler  gelb,  als  bei  praealtum,  zei- 
gen auch  Neigung  zur  Knäuelbildung  und  der  Kelch  ist  schwärzer. 
—  Nasse,  triefende  Felsen   waren  überzogen    mit   den  mächtigsten 


255 

Polstern  von  Saxifraga  steUaris  iiiid  nnler  allen  Tannen  zwischen 
feuchtem  Polytrichum  blülhc  gerade  Listcra  cordata.  Die  allgemein 
über  den  Berg  verbreiteten  Pflanzen,  wie  Apargia  alpina,  Arnica 
montana,  Menm  athamanticum,  Galkim  lierzinicum,  Orchis  albida, 
waren  nun  in  ihrem  besten  Stand  und  Rosa  alpina  nebst  Enipetrum 
waren  bereit  beliebiges  Material  zu  liefern,  dem  Botaniker  seinen 
Hut  zu  schmücken.  —  Viele  Leute  hatten  sich  zum  Fest  auf  dem 
Berg  eingefunden,  zahlreich  war  Freiburg  vertreten,  am  zahlreich- 
sten hatten  sich  natürlich  die  nahen  Schönaucr  eingefunden.  Das 
Wetter  war  schön  und  warm  ,  doch  Hess  ein  dunstiger  Horizont 
die  Alpen  nicht  zum  Durchbruch  kommen.  Um  5  Uhr  Abends  hielt 
ich's  für  an  der  Zeit  mich  zu  verabschieden.  Ueber  Schönau  ging 
ich  heute  noch  bis  in  den  als  vorzüglich  bekannten  Gasthof  zum 
Ochsen  in  Todnau.  Auf  allen  Mauern  auf  dieser  schönen  Strasse 
sind  Sedurn  saxatile  und  Silene  rupestris  gelagert. 

Sonntags  den  30.  Juni  Früh  VaS  Uhr  ging's  weiter  dem  Feld- 
berg zu  und  ohne  beim  Tobias  in  Fahl  diessmal  zuzusprechen, 
frühstückte  ich  oben  in  der  Todnauer  Hütte  auf  dem  Feldberg. 
Wie  zu  vermuthen  stand,  denn  in  den  letzten  Jahren  hatte  ich  schon 
diese  Erfahrung  gemacht,  fand  ich  die  Hütte  voll  von  Gesindel 
schon  vom  vorigen  Tag,  dem  Feiertag  her  und  das  heute  als  Sonn- 
tag mit  Hilfe  eines  alten  Geigers,  eines  verworfenen  Menschen, 
seine  gestrigen  Tanze  heute  fortsetzte.  Die  Hütte  ist  sonst  nicht 
übel  bestellt,  um  sich  da  zu  erfrischen  oder  auch  übernachten  zu 
können;  nur  an  Sonn-  und  Feiertagen  sollte  sie  von  jedem  an- 
ständigen Menschen  gemieden  werden.  Die  Aussicht  war  heute 
schöner  als  gestern,  insoferne  als  die  ganze  Alpenkelte  in  strah- 
lender Herrlichkeit  sich  darstellte ,  so  schön  wie  man  selten  so 
glücklich  ist  es  auf  dem  Feldberg  zu  treffen.  Die  vom  schmelzen- 
den Schnee  durchwässernden  Hänge  und  Halden  waren  nun  erfüllt 
von  blühendem  Petasites  albus,  Rannnculus  aconitifolius,  von  Bartsia 
alpina,  Pinguicula  vulgaris,  Viola  palustris,  Eriophoriim  vaginatiim, 
Epilobimn  alpinum.  Ueber  die  oberen  trockenen  Höhen  verbreiten  sich 
Potentilla  aurea,  Meum  athamantioim  und  Mutellina  und  Gnaphalium 
supinum.  Gt-gen  Mittag  kam  ich  im  Gasthof,  dem  Feldberger  Hof  an, 
und  beschloss  den  übrigen  Tag  hier  zu  verbringen.  Ab  und  zu 
trafen  immer  neue  Partien  von  Reisenden  ein,  darunter  auch  solche, 
die  gestern  die  Beichenfeier  mitgemacht  hatten.  Nachmittags  machte 
viel  umwohnendes  Volk  seinen  Sonntagsspaziergang  herauf,  darunter 
auch  der  zahlreiche  Gesellenverein  von  Todnau,  der  durch  Gesänge 
und  Deklamationen  die  Gesellschaft  angenehm  unterhielt.  Die  Ju- 
gend von  Todnau  gehört  überhaupt  zu  den  bestgesinnten  des 
Schwarzwaldes.  Gleiches  Lob  hörte  ich  auch  St.  Georgen  auf  dem 
Schwarzwald  zuerkennen.  Als  der  Abend  heranrückte,  zog  Alles 
nach  und  nach  ab,  jedes  den  Berg    hinab    seiner  Heimat   zu. 

Nur  zwei  junge  Leute,  ein  Norddeutscher  und  ein  Amerika- 
ner blieben  da.  mit  denen  ich  in  Gesellschaft  zu  Nacht  speiste  und 
den  anderen  Morgen,  Montags  den  1.  Juli  auch  frühstückte.  Darauf 


256 

nahm  ich  meinen  Weg  hinab  nach  dem  Fekisee,  den  ich  wie  natürlich 
bei  so  regenreicher  Witterung  dieses  Sommers  sehr  hoch  und  seine 
nächsten  Umgebungen  unter  Wasser  fand.  Im  Sumpf  aber  herumzu- 
waten  ohne  Aussicht  etwas  Neues  da  für  mich  zu  finden ,  dazu 
trug  ich  keine  Lust  und  ging  daher  vorwärts.  Auf  einer  Waldblösse 
thalauswärts  begegnete  ich  bald  blühender  Gentiana  campestris^ 
überall  ^rwjca  und  auf  Mauern  und  zwischen  Gestein  Silene  rupestris. 
Am  Rand  noch  ungemähler  Wiesen  bei  Hinterzarten  blühte  immer 
noch  Crepis  succisaefolia.  Den  schönsten  Schmuck  der  Wiesen  des 
höheren  Schwarzwaldes  bildet  aber  die  zahllos  darin  verbreitete 
Campanula  patula,  sowie  denn  diese  Wiesen  überhaupt  durch  ihre 
üppige  Vegetation  einen  herrlichen  Anblick  gewähren  und  die 
Wiesen  unten  im  Land  darin  weit  hinter  sich  zurücklassen.  — 
Beim  „Rössle"  überschritt  ich  die  Landstrasse  und  nahm  den  Weg 
nach  Breitnau.  Der  Boden  des  Waldes  dorthin  war  bedeckt  mit 
Melampyrum  silvaticum  und  der  Rand  der  Wiesen  abermals  mit  Crepis 
succisaefolia  eingefasst.  Stellenweise  trat  gegen  Breitnau,  dann  wieder 
gegen  den  Thurner  und  gegen  St.  Märgen  hin  Jasione  perennis  auf;  an 
einem  Graben  zwischen  Breitnau  und  dem  Thurner  traf  ich  auch 
blühendes  Sedum  villosum.  Interessant  war  es  für  mich  zu  sehen, 
wie  auf  diesem  Weg  die  höhere  Bergflor  nach  und  nach  zurück 
blieb  und  die  gewöhnlichen  Wiesenpflanzen  dafür  ihren  Platz  ein- 
nahmen, so  dass  schon  Yj  Stunde  vor  St.  Märgen  mit  Jasione 
perennis  die  Bergflor  von  mir  Abschied  nahm;  St.  Märgen  hat  die 
Höhe  von  2800  p.  F.  ü.  M.  Im  Hirschen  bei  Fehrenbach  in  St.  Märgen 
ist  gut  lügiren  und  verweilte  ich  mich  da  bis  5  Uhr  Abends,  wor- 
auf dann  die  2  Stunden  noch  bis  St.  Peter  vollends  abgethan  wur- 
den. Das  Beste,  was  ein  müder  Botaniker  in  St.  Peter  finden 
kann,  das  ist  dessen  Gasthof.  Platz  ist  für  Viele  da,  und  mein 
Nachtessen,  Wein  und  Bett,  also  Alles  was  ich  brauchte  ,  befrie- 
digte meine  Wünsche;  auch  die  Rechnung  war  billig. 

Dienstags  den  2.  Juli  Früh  y25  Uhr  verliess  ich  St.  Peter,  um 
nun  durch's  Glotterthal  hinaus  meinen  Weg  zu  nehmen ,  dessen 
Schönheit  ich  schon  manchmal  hatte  rühmen  hören,  ohne  je  selber 
da  gewesen  zu  sein.  Wie  es  sich  damit  verhalte,  davon  wollte  ich 
mich  jetzt  selber  überzeugen.  Eine  halbe  Stunde  hinter  St.  Peter 
langte  ich  auf  dem  Rücken  des  Gebirges  an  einem  Waldrand  an, 
wo  drei  Wege  sich  theilen  und  war  nicht  wenig  überrascht  hier 
plötzlich  und  ganz  unerwartet  ein  tiefes,  eng  zwischen  die  Berge 
eingeschnittenes  Thal  gerade  unter  mir  zu  erblicken.  Da  es  eine 
von  den  vielen  Thälern  und  Schluchten,  die  ich  gestern  umgangen 
hatte,  ganz  verschiedene  Richtung  inne  hielt,  so  wusste  ich  im 
ersten  Augenblick  gar  nicht  mich  zurechl  zu  finden  und  was  für 
ein  Thal  das  wohl  sein  möchte,  bis  ich  mich  nach  gehöriger  Orien- 
tirung  überzeugte ,  dass  das  nichts  anderes  als  das  angestrebte 
Glotterthal  selber  sein  könne.  Ein  Fussweg,  den  ich  wählte,  führte 
mich  nun  am  Waldrand  in's  Thal  hinab  ,  das  von  einer  ziemlich 
guten  Fahrstrasse  dem  Glotterbach    entlang    durchzogen    wird  und 


257 

die  zu  hinterst  im  Thal  an  den  Bergwänden  hinauf  sich  der  Höhe 
zu  windet  und  ihre  Richtung  gegen  Fiirtwaiigen  nimmt.  Was  die 
Schönheit  des  Thaies  nun  anbelangl,  so  muss  ich  gestehen,  dass 
ich  mich  in  meinen  Erwartungen  nicht  getäuscht  fand.  Während 
sein  Hinlergrund  oder  oberer  Theil  wirklich  grossartig  und  roman- 
tisch ist,  verläuft  sein  vorderer  Tlieil  im  schönen  Wiesengrund 
eingerahmt  von  sanft  auslaufenden  Bergzügen,  so  dass  dem  Auge 
in  einem  Raum  von  3  Stunden  das  Bild  des  grössten  Schwarzwald- 
thals  vorgeführt  wird,  nur  hier  in  viel  schneller  auf  einander  fol- 
genden Abwechslung,  ein  Umstand  der  gerade  nicht  zu  seinem 
Nachlheil  ausschlägt.  —  Weil  ich  in  Denzlingen  zu  lang  auf  den 
Zug  hätte  warten  müssen,  so  schlug  ich  am  Ausgang  des  Thals 
den  links  nach  Heuweiler  führenden  Fussweg  ein,  kam  dann  zu 
Gundelfingen  auf  die  Landstrasse  und  Schlag  9  Uhr  Vormittags 
ging  ich  nach  Freiburg  hinein,  von  wo  mich  der  Millagszug  dann 
vollends  nach  Müllheim  zurückbrachte.  Ausruhen  that  jetzt  Noih, 
und  ich  machte  auf  dieser  Reise  wieder  die  Erfahrung,  dass  nach 
zwei  oder  drei  Tagen  Marsches  ein  Rasltag-  folgen  ouiss,  wenn  ich 
mich  nicht  mit  Gewalt  zu  Grunde  richten  will.  Der  Körper  kann 
das  nicht  mehr  leisten,  was  er  vor  zwanzig  Jahren  that. 

Weil  das  mir  unbekannte  Hieraciutn ,  das  ich  am  29.  Juni 
letzthin  am  Beleben  fand,  damals  erst  im  Anfang  der  Blüthe  stand,  so 
trat  ich  am  Nachmittag  des  15.  Juli,  Montags,  meine  dritte  ßelchen- 
reise  an,  denn  jetzt  musste  es  am  Ende  der  Blüthezeit  angelangt  sein. 
Um  mich  zu  schonen  und  nicht  nöthig  zu  haben  mich  zu  übereilen, 
nahm  ich,  wie  ich's  schon  seit  einiger  Zeit  zu  thun  pflege,  wann 
ich  auf  den  Beleben  gehe,  auf  der  Sirnitz  mein  Nachtquartier.  Es 
war  ein  heisser  Nachmittag,  doch  war  ich  schon  geraume  Zeit 
unter  Dach,  als  plötzlich  gegen  7  Uhr  der  Himmel  in  schwarze 
Nacht  sich  hüllte  und  ein  schrecklicher  Slurm  sich  erhob,  der  eine 
schauervoll  anzuschauende  Hagelwolke  keine  500'  über  der  Erde 
vor  sich  hertrieb,  nachdem  sie  zuvor  schon  die  Ernte  und  den 
Herbst  einer  Reilie  von  Ortschaften  des  Müllheimer  Amtes  ver- 
nichtet und  in  den  Boden  geschlagen  halte.  Hagel  fiel  auf  der 
Siernitz  keiner  mehr,  nur  Regen  ergoss  sich  in  Strömen.  Am  kom- 
menden Morgen,  den  16.  Juli,  war  das  Welter  vorüber  und  der 
Himmel  wieder  tröstlicher  anzuschauen.  Nach  dem  Frühstück  ging's 
also  vorwärts  dem  Reichen  zu.  Die  in  grosser  Menge  am  Hulweg- 
chen  stehende  Festuca  sylvatica  fand  ich  nun  abgeblüht;  die  Car- 
duus personata  hingegen  war  nun  in  bester  Verfassung  und  mein 
fragliches  HeeraciM//4  sah  mit  Verlangen  meiner  Wiederkehr  entgegen, 
um  sich  dann  für  diess  Jahr  zur  Ruhe  zu  begeben.  Einige  Exemplare 
davon  wanderten  mit  mir.  Will  man  es  seiner  oben  schon  berührten 
Abweichungen  ungeachtet  dennoch  zu  praeuttum  ziehen,  so  ist  es 
jedenfalls  eine  seltene  Form  desselben.  Von  H.  weg  s'Aeg  ich  an 
der  mit  Carex  muricata  var.  virens,  Digitalis  ambigua  und  ptir- 
purea  reichlich  bekleideten  Bergwand  hinauf  und  kam  gerade  auf 
dem  Kopf  des  westlichen  Felsenhorns  oben  hinaus,  ohne   so  glück- 

Oesterr.  botac. /.eitächrift.  8.  lieft.  1868.  20 


258 

lieh  gewesen  zu  sein,  den  Baslart  dieser  beiden  Digitalis  ang-e- 
Irofl'cn  zu  halben.  Die  sciiönsle  Zeit  von  Saxifraga  Aizoon  und 
Veronica  saxatilis,  womit  die  Felsen  über  und  über  geschtnückl  sind, 
war  nun  vorüber;  dagegen  hatte  ich  die  Freude  auf  einem  warmen 
schön  nach  Süden  vorgerückten  Kopf  zwei  grossen  mächtigen  Rasen 
von  schneeweiss  blühendem  Thymus  Serpyllum  zu  begegnen,  nicht 
zu  erwähnen  der  überall  hier  siehenden  Sedum  saxatUe,  Silene 
rupestris  und  Asplenium  septentrionale.  Vor  einigen  Jahren  machte 
ich  an  einer  Stelle  auf  der  Westseite  des  Berges  eine  Aussaat  von 
Cacalia  alpina  und  Streptopits  —  ob  mit  Erfolg,  das  wollte  ich 
nun  sehen.  Die  Stelle  fand  ich  wieder,  aber  keine  Folgen  meines 
V(^r^uchs.  Armca  tnontana,  Apargia  alpina,  und  eine  Alpenform 
von  Hieraciiim  milgatum  verbreiteten  sich  über  den  Berg;  nachdem 
ich  zuvor  noch  dem  Lycopodium  alpinum  meinen  Gruss  gebracht, 
betrat  ich  Nachmillags  ^/^l  Uhr  das  Beichenhaus.  Herr  Spörndle, 
der  die  Wirthscliaft  übernoinmen,  ist  ein  sehr  bescheidener  un(l 
gefälliger  Mann  und  ist  bemüht  sich  in  jeder  ß(^ziehung  die  Zufrie- 
denheit seiner  Gaste  zu  eruerben  und  die  Besucher  des  schönen 
Berges  finden  sich  bereits  so  zalilr(-Mch  ein,  dass  schon  im  künili- 
gen  Jahre  eine  Erweiterung  der  Räumlichkeiten  vorgenouunen  \\(>r- 
den  muss.  —  In  einem  Bergwirlhshaus,  besonders  in  einem,  wo 
öfters  Botaniker  hinkommen,  sollte  jeder  Tisch  mit  ein  oder  zwei 
Vasen  blühender  Bergpflanzen  geschuiückt  sein.  Auf  den  Botaniker 
ganz  besonders  macht  es  einen  angenehmen  Eindruck,  wenn  er 
sich  beim  Eintritt  in's  Zimmer  gleich  begrüsst  findet  von  Freun- 
den und  Bekannten  und  versetzt  in  eine  fröhliche  Stimmung  trinkt 
er  da  eher  einen  Schoppen  mehr  als  weniger.  Da  ich  nun  hier 
diesen  Schmuck  vermisste,  so  ging  ich,  nachdem  ich  mich  durch 
Essen  und  Trinken  reslaurirt  und  als  Uebernächtler  angekündigt 
hatte,  hinaus  um  diesem  Mangel  auf  den  Tischen  abzuhelfen.  Son- 
chns  alpimis,  Polygonum  Bistorta,  Geranium  sylvuticnm ,  Cacalia 
albifrons,  Arnica  montana,  Spiraea  Amncus,  Polypodlum  alpestre 
boten  dazu  in  reichlicher  Fülle  sich  dar.  Zwischen  6  und  7  ölir 
Abends  überzog  sich  der  Himmel  schwarz  und  ein  heiliger  Wind 
setzte  ein.  Die  ganze  Nacht  durch  regnete  und  stürmte  es,  wie 
ich  es  in  den  Alpen  nie  ärger  erlebt  habe,  jeden  Augenblick  glaubte 
ich  das  Haus  müsse  zusammenstürzen. 

Den  folgenden  Morgen  und  Vormittag  das  gleiche  trostlose 
Wetter,  verbunden  mit  einem  undurchdringlichen  Nebel.  So  mochte 
ich's  nicht  länger  aushalten,  um  2  Uhr  Nachmittags  packte  ich  auf 
und  dieser  Enlschlnss  erwies  sich  als  ein  glücklicher,  denn  je 
nielir  ich  mich  vom  ßelchenhaus  entfernte,  desto  besser  gestaltete 
sich  das  Wetter;  nur  auf  dem  Beleben  hauste  es  so  fürchterlich. 
Auf  der  Sirnitz  trank  ich  schnell  einen  Schoppen  und  um  6  Uhr 
hatte  ich  Müllheim  erreicht,  ohne  einen  Tropfen  Regen  an  mii  ver- 
spürt zu  haben. 

Meine  nächste  Exkursion  auf  den  Beleben  nahm  ich  mir  vor 
durch's  Münster! hat  hinein  zu  machen.  Allein  bei  der  diessjährigen 


259 

unbesländigen  Witterung,  wo  sich  in  den  Monaten  Juni  und  Juli 
nur  selten  zwei  schöne  Tag-e  auf  einander  folgten,  war  ein  solches 
Unternehmen  schon  ein  gewagtes,  weil  zwei  Tage  Zeit  dazu  nöthig 
waren. 

Doch  als  am  Donnerslai^  Früh,  den  25.  Juli,  der  Himmel  so 
schön,  so  klar  und  herausfordernd  auf  mich  niederschaule,  auch  der 
Barometer  Neigung  zum  Steigen  zeigte,  so  wollte  ich's  wagen, 
nahm  Stock  und  Mappe  und  zog  aus  ,  dem  Münsterlhal  zu.  Der 
heutige  Jakobi-Markt  in  Stauten  machte  den  Weg  lebhaft  dort  hin- 
unter, besonders  von  Sulzburger  Juden.  Bei  Grunern  schwenkte 
ich  rechts  ab  von  der  Strasse  und  lenkte  in's  Münsterlhal  ein.  Bei 
der  ersten  Mühle  sah  ich  vier  grosse  mit  P^rüchten  beladene  Apfel- 
bäume der  Reihe  nach  hingestreckt  vom  Sturme  der  letztvergan- 
genen Woche  nicht  abgebrochen,  sondern  mit  den  Wurzeln  sammt 
Grund  und  Boden  aus  der  Erde  gerissen.  Nicht  oft  trifft  man  eine 
Strasse  an,  so  gut  angelegt,  so  schön  unterhalten  und  auf  der  sich's 
wegen  ihrer  sanften  Steigung  so  rasch  vorwärts  schreiten  bisst, 
wie  diese  neue  Strasse,  die  das  Münsterlhal  mit  dem  hintern  Wie- 
senthal verbindet.  Viel  trägt  sie  dadurch  bei  zur  Verschönerung 
des  weiten  und  freundlichen  Thaies,  umrahmt  von  in  die  Sch«Mn- 
ebene  auslaufenden  Bergzügen  des  Schwarzwaldes  und  im  Hinter- 
grund geschlossen  vom  majestätischen  Beleben  und  seinen  hohen 
Verbündeten.  Aber  dennoch  war  ich  müde,  hungrig  und  durstig 
und  daher  sehr  froh,  als  ich  gerade  um  Mittag  das  schöne  und  gute 
Wirthshaus  im  „Spielweg"  erreicht  hatte.  Der  Tag  war  heiss  und 
bereits  Ihürmten  sich  wieder  Gewitterwolken  am  Himmel  auf.  Nach 
einstündiger  Rast  im  Spielweg  musste  es  wieder  vorwärts  gehen 
und  die  neue  Strasse  beibehaltend,  die  nun  an  den  Seiten  und 
Schluchten  der  Berge  ernstlich  der  Höhe  zustrebt  und  hart  am 
prächtigen  Felsenihurm  von  Scharfenstein  vorüberzieht,  langte  ich 
im  Neuliof  an,  dem  obersten  ebenfalls  wiedcT  mit  einem  dienst- 
bereiten ganz  guten  Wirthshaus  ausgestalteten  Weiler  auf  der 
Münsterthaler  Seile  des  Gebirges.  Nach  einer  halben  Stunde  von 
da  hat  die  Strasse  ihren  Uebergangspunkt  errungen  und  zieht  sich 
nun  abwärts  durch  das  Thal  des  Wiedenbaches,  bis  sie  sich  unten 
zu  Utzenfeld  ausmündet  und  mit  der  Wiescnlhalstrasse  vereinigt. 
Um  mich  dem  Beleben  zuzuwenden  musste  ich  nun  aber  vom  Neu- 
hof weg  die  grosse  Strasse  verlassen  und  rechts  hinauf  gegen  die 
Wiedener  Eck  ansteigen.  Auf  dieser  Höbe  verlor  ich  den  Weg  und 
da  mir  der  Wald  alle  Aussicht  benahm,  dass  ich  den  Beleben  hätte 
sehen  und  mich  orienliren  können,  so  irrte  ich  lange  umher,  bis 
ich  endlich  in's  Thal  der  Mulde  und  dann  auf  die  Krinne  kam. 
Trotz  meiner  Müdigkeit  musste  ich  jetzt  aber  eilen,  das  letzte  Stück 
Weg  vollends  hinler  mich  zu  bekommen,  wenn  ich  nicht  in  dicke 
Nebelmassen  eingehüllt  werden  wollte,  die  schon  wieder  durch's 
Münsterthal  sich  herauf  walzten  und  so  war  ich  denn  herzlich  froh 
im  Beichenhaus  das  Zi(d  meiner  heutigen  Aufgabe  endlich  erreicht  zu 
haben.  Mein  Durst  aber  war  uul()Kciii)ar,  es  bedurfte  reicher  0'i"'"t''i 

20  * 


260 

von  Wasser,  Milch  und  Wein,  um  ihn  nur  einigerinassen  wieder 
mit  der  Welt  zu  versöhnen.  Nicht  lange  vor  mir  waren  zwei  Basler 
von  Badenweiler  aus  ebentalis  im  ßelchenhans  angekommen  und 
diese  hatten  natürlich  sogleich  das  Fremdenzimmer  mit  seinen  zwei 
Betten  in  Beschlag  genommen.  Eine  Matratze  im  kleinen  Neben- 
zimmerchen auf  den  Boden  gelegt,  diente  mir  zum  Nachtlager.  Ein 
drittes  Zimmer  ist  das  Wohn-  und  Schlafzimmer  der  Wirthsleute, 
bestehend  aus  Mann  und  Frau,  einem  Mädchen  von  P/j  Jahren 
und  einem  Knaben,  der  erst  vor  4  Tagen  als  Hochgeborner  das 
Licht  der  Welt  erblickte.  Das  vierte  Zimmer  im  Haus,  oder  wenn 
man  lieber  will,  auch  das  erste,  gleich  links  am  Eingange  ist  die 
allgemeine  Wirthsstube.  Ich  wäre  nun  müde  genug  gewesen,  um 
ohne  Schlaflied  auf  meiner  Matratze  einschlafen  zu  können,  allein 
der  inzwischen  losgebroc^hene  Sturm  und  Regen,  accompagnirt  von 
dem  nie  endigenden  Geschrei  der  Kinder  bildeten  ein  Konzert,  das 
vollständig  hinreichend  war,  auch  dem  Müdesten  den  Schlaf  aus  den 
Augen  zu  reiben.  Und  wie  es  bei  schlechtem  Wetter  auf  dem  Bel- 
eben heult  und  thut,  davon  kann  sich  Niemand  unten  im  Land  einen 
Begriff  machen.  Die  Höhe  vom  neuen  Gasthof  auf  dem  Feldberg 
ist  3900  p.  F.  ,  der  Beleben  misst  4400'  und  da  das  Beichenhaus 
höchstens  150'  unter  dem  Gipfel  liegt,  so  übertrifft  es  das  Feld- 
berghaus um  ungefähr  300'  Höhe. 

Der  Morgen  des  kommenden  Tages  war  nur  eine  Fortsetzung 
der  vorangegangenen  Nacht.  Draussen  Regen,  Sturm  und  Nebel, 
drinnen  in  der  Stube  missmuthige  Gesichter;  jeden  Augenblick 
streckt  sich  ein  Kopf  zum  Fenster  hinaus,  ob's  noch  nicht  bald  will 
besser  kommen.  Da  langte  gegen  10  Uhr  der  Mann  an,  den  die 
Basler  gestern  aus  dem  Heubrunnen  als  Führer  mitgenommen  und 
auf  heute  Früh  wieder  herauf  bestellt  hatten ,  und  nun  brachen 
diese  auf  und  zogen  los,  trotz  Nebel,  Regen  und  Sturm,  sie  moch- 
ten's  nimmer  länger  da  aushalten.  Um  11  Uhr  ging  mir's  allge- 
mach auch  so,  ich  folgte  ihrem  Beispiel  und  wie  das  letzlemal,  so 
war  es  auch  jetzt  wieder,  nur  um  den  Gipfel  des  Beleben  herum 
tobte  und  hauste  es  so  fürchterlich,  je  mehr  ich  diesen  im  Rücken 
bekam,  um  so  leidlicher  und  menschlicher  gestalteten  sich  die  Dinge. 
Wohlbehalten  kam  ich  auf  der  Sirnilz  an,  trank  da  einen  Schoppen 
und  um  ^/^i  Uhr  war  ich  zu  Haus.  Für  die  Botanik  konnte  nun 
freilich  auf  dieser  Expedition  nichts  geschehen. 

Freitag,  den  9.  Augusl.  Die  Witterung  hatte  in  den  letzten 
Tagen  ein  ungetrübteres  Ansehen  gewonnen,  die  Berge  luden  so 
freundlich  zum  Besuche  ein,  da  zog  mich's  wieder  dem  Beleben  zu 
und  so  ging  ich  heute  Abend  noch  hinauf  in  die  Sirnitz.  Mit  mir 
blieb  da  ein  Jäger  über  Nacht,  den  Auerhähnen  zu  Lieb  und  zu  Leid. 
Schlafen  konnte  ich  nicht,  denn  alle  Viertelstunde  strich  der  Jäger 
Zündhölzchen  um  auf  die  Uhr  zu  sehen,  von  wegen  der  Auer- 
hähnen. 

Der  Samslao;  brach  an  mit  reinem  klaren  Himmel,  also  auf! 
schnell  meine  Milch  gefrühstückt  und  fort   hinauf   in    noch    höhere 


261 

Regionen.  Das  Gras  erfrischt  vom  starken  Thau  erglänzte  in  der 
Morgensonne  und  der  Bcichen  rief  mir  schon  von  Weitem  seinen 
Gruss  zu,  als  er  auf  dem  Kreuzweg  mich  erblickte  und  seinen 
alten  treuen  Freund  wieder  kommen  sah.  —  Und  wieder  nahm  ich 
das  Hutwegehen  auf  der  Westseite  des  Beichengebirges,  um  zu 
sehen,  ob  ich  vielleicht  noch  reife  Achänen  von  meinem  zweifel- 
haften Hieracium  bekommen  könnte.  Ich  fand  noch  deren  und  zwar 
übereinstimmend  mit  denen  aus  der  Sippe  des  praealtum  —  klein, 
schwarz  mit  kurzem  weissen  Pappus.  Durch  Massen  von  Digitalis 
ambigua  und  purpurea  hinansteigend  kam  ich  gleich  dem  letztenmal 
bei  den  Felscnhörnern  oben  hinaus.  Hingestreckt  nun  in's  kurze 
Berggras  fühlte  ich  mich  selig  im  Genuss  der  reinen  Alpenluft  und 
der  prachtvollen  Aussicht,  die  man  an  einem  so  schonen  Tag  wie 
der  heutige  im  reichlichsten  Maasse  auf  den  Höhen  und  einzelnen 
Felsköpfen  des  Beleben  geniessen  kann.  So  wie  er  sich  in  seiner 
ganzen  Naiur,  seiner  äusseren  Gestalt  und  Erscheinung  vom  Cha- 
rakter des  übrigen  Schwarzwaldes  unterscheidet ,  ebenso  so  sehr 
übertrifft  auch  seine  Aussicht  die  aller  übrigen  Schwarzwaldhöhen. 
Er  ist  unstreitig  in  jeder  Beziehung  der  schönste  aller  unserer 
Berge.  In  dem  diesen  Sommer  durch  freiwillige  Beiträge  zu  Stand 
gebrachten  Bau  eines  kleinen  Wirthshauses  nahe  am  Gipfel  des 
Berges  ist  nur  der  Embryo  gelegt.  Wer's  erlebt,  wird  sehen,  dass 
ehe  zehn  Jahre  vergehen,  an  dessen  Stelle  ein  stattlicher  Gasthof 
getreten  sein  wird,  und  um  so  bälder  wird  diess  geschehen,  je 
bälder  praktikable  Reitwege  auf  den  Berg  werden  hergestellt  sein. 
Und  schon  jetzt  erfreut  sich  der  Beleben  trotz  der  schlechten  Wege 
bei  jedem  schönen  Tag  eines  zahlreichen  Besuches.  —  Aus  der 
grossen  Rinne,  die  sich  vom  Gipfel  nach  dem  Münsterthal  hinab- 
zieht, holte  ich  nun  noch  prächtig  dunkelblaues  Aconitum  Napellus 
zum  Schmuck  für  die  Wiithstafel.  Im  Beichenhaus  traf  ich  meh- 
rere Gäste.  Nach  wiederhergestellten  Kräften  durch  Bergluft, 
Speise  und  Trank  brach  ich  auf  den  Rückweg  anzutreten  und  um 
7  Uhr  Abends  war  ich  wieder  in  Müllheim.  Der  heutige  Tag  ist 
mir  so  viel  wertli,  wie  eine  ganze  Schweizer  Reise. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 

XXVI. 

Viola  oder  ata  var.  sloloniflora^  minut  iflora  apetala. 

Rhizomate  protenso  potycephalo.  Stolonibus  plurimis  lon- 
gissimis  admodam  foliatis  apice  losulatis  snepe  radicantibus  flori- 
bus  axillaribus  instructis.  Fotiis  variiformibus,  oordatis  vel  reni- 


262 

formibus,  subito  acwninatis;  foUis  stolomim  late  reniformi  cordatis 
basi  subtruncatis  xina  laths'uno  aperto;  omnibus  petiolii'que  hirtis. 
Stipulis  foliorum  stolonum  lineari-lanceolatis  longissime  acuminatis 
margine  parce  glanduloso-dentatis,  margine  piloso-ciliatis.  Flo- 
ribus  serotinis  apetalis  minutissimis,  magnltudine  Limosellae  aqua- 
ticae  sed  parum  acutioribus.  —  Floribus  stolonum  axdlaribus 
solitariis  vel  in  geniculo  stolonum  oppo<itis.  Capsulis  pubescenti- 
bu}i  siibglobosis  sepalis  multo  superantibus.  Seininibus  albis  ovatis 
nitidis;  fertilibns.  An  sciialtigen  Ort(^ii  auf  und  an  Mauern  zwi- 
schen Weinhecken  in  einem  Garlen  in  VVahring  und  im  Garten  des 
k.  k.  Theresianums.  Aug-ust,   September  1867. 

Diese  Viola  odorata  tninutiflora  steht  im  Habitus  der  in 
Siebenbürgen  auC  Mauern  bei  Hermannstadt  wachsenden  V.  odorata 
micrantha  Schur  selir  nahe,  nur  das  die  letzlere  robuster  ist  und 
die  Blumen  nicht  blumenblätterlos,  sondern  mit  kleinen  vollkommen 
violettpurpurfarbigen  wohlriechenden  Blumenblättern  von  der  Länge 
des  Kelches  versehen  sind  :  Schur  En.  pl.  Transs.  p.  81,  C. 

XXVH. 

Viola  suaDis   M.    Bieb.    V.  suams   M.    Bieb.   Fl.  taur.   cauc.   2, 

p.  164;  Rchb.  icon.  fig.  4495    F.  odorata  var.  Stevenii  ßess.  Cat. 

h.  crem.  a.  1811,    suppl.  2,  p.  17.   —    f.  odorata   var.  ß.  glabrior 

Ledeb.   Boss.   1 ,    p.   250. 

Die  siebenbürgische  Pdanzo,  welche  ich  in  meiner  En.  p.  81 
aufgezählt  habe,  so  wie  diejenige,  welche  ich  im  botanischen  Garten 
des  k.  k.  Theresianums  gleichsam  wildwachsend  beobachtet  habe, 
stimmen  ziemlich  mit  einander  überein,  nur  dass  die  Gartenpflanze 
kräftiger  und  saftiger  und  mehr  behaart  erscheint,  ein  Umstand, 
der  bei  Viola  odorata  ebenfalls  vorkommt ,  und  keine  scharf 
unterscheidenden  Merkmale  darbietet,  —  Die  Blätter  ändern  in 
ihrer  Gestalt  nach  der  Vegetationsphase  oder  nach  der  Jahreszeit 
sehr  ab,  wie  dieses  bei  allen  Veilclienarten  der  Fall  ist.  Die  Blätter 
der  jungen  Sommertriebe  sind  herzeiförmig,  die  der  blühenden 
Frühlingstriebe  herzförmig  mit  offenstehendem  Herzwinkel.  Die 
Stipulae  sind  kahl  oder  etwas  behaart,  am  Rande  schwach  ge- 
wimpert.  —  Die  Blumen  sind  sehr  lieblich  riechend  und  etwas 
grösser  als  bei  V.  odorata  L.  und  blauviolett.  —  Die  Kelchzipfel 
sind  stumpf,  lanzettförmig.  Die  Blumenblätter  sämmtlich  zugerun- 
det, dunkler  geädert.  —  Die  Früchte  kugelförmig,  undeutlich  fünf- 
eckig, schwach  behaart.  Der  Samen  eiförmig,  weisslich  glänzend, 
wie  bei  allen  Veilchen  von  diesem  Typus.  —  Auch  bei  dieser  Viola 
sind  die  späteren  Blumen  blumenblätterlos,  aber  dennoch  fruchtbar, 
wie  dieses,  so  weit  meine  Beobachtungen  reichen,  bei  allen  ähn- 
lichen Fehlschlagungen  der  Veilchenarten  gewöhnlich  ist.  —  Auch 
Exemplare  mit  weissen  Blumen  kommen  bei  V.  suams  vor.  —  In 
vielen  Gärten  wird  diese  Viola  suams  als  Viola  odorata  kuliivirt, 
da    diese    sich    den    Kulturverhältnissen    gefügiger    als    V.  odorata 


263 

2pig-t.  —  In  Töpfen  lassl  sich  diese  V.  snavis  stock-  oder  auch 
bamnartitj  ziehen,  wenn  man,  durch  Abpflücken  der  äusseren 
Wurzelhläfter,  die  Entwicklung-  des  Zentrums  begünstigt,  wodurch 
ein  fleischiger  Caudex  entsteht. 

Diao-nosis:  Stolonibus  longissimis  apice  foliiferis  floribns- 
qne  instruclis.  Foliis  late  ovato-cordatis  obtusis  sinu  profnndo 
operto  nel  lobis  cucullato  contr actis  sese  contingentibus,  foliis 
stolonum  aestivolium  reniformi-cordatis  nel  subrolundis,  omnibus 
glabrinsculis  nel  hirtis.  Stipulis  lanceolatis  aruniinatis  pube- 
r}(lis  margine  fimbriatis,  ßmbriis  inßmis  margine  glabris.  Flori- 
bus  violaceo-coeruleis  suav>eolentibus  cernnis  majoribus  quam  V. 
adorata  nel  iis  subaequalis.  Petalis  a  basi  ad  tertiam  partem 
laminis  albifi  anlice  rotundatis;  siccatis  plerumque  decoloralis. 
Sepalis  oblong o-onatis  obtusis  albo-marginatis.  —  Appendici- 
bus  margine  ciliatis  brenibus  onatis  emarginatis  sepalo  suo  multo 
calcare  recto  duplo  brenioribus.  Fructibus  pcntagono-globods 
pubescentibus  sed  glabrior  quam  V.  adorata. 

Im  botanischen  Garten  des  k.  k,  Theresianums  in  Wien  mit 
V.  adorata  gemeinschaftlich  durch  den  ganzen  Garten  zerstreut.  — 
Dürfte  auch  in  anderen  Lokalitäten  bei  Wien  vorkommen.  April, 
Mai,  die  var.  apetala  Juni,  Juli. 

XXVIII. 

Viola  sciaphila   Koch.    Syn.  ed.  2.  p.  90. 

Originalexemplare  von  F.  sciaphiia  Koch  habe  ich  nicht  zu 
Gesicht  bekommen  können  ,  aber  dessenungeachtet  möchte  ich 
meine  in  Siebenbürgen  gesammelten  Exemplare  für  selbige  halten, 
da  sie  mit  der  von  Koch  gegebenen  Diagnose  so  ziemlich  überein- 
stimmt, so  weit  nämlich  diese  Uebereinstimmung  durch  Beschrei- 
bung zu  erreichen  ist.  —  Im  Allgemeinen  ist  diese  V.  sciaphila 
nicht  so  selten  ,  denn  auch  bei  Wien  in  der  Brigiltenau  habe  ich 
dieselbe  mit  V.  odorata  und  V.  hirta  umbrosa  gemeinschafllich 
gefunden.  —  Im  botanischen  Garten  Aes  k.  k.  Theresianums  wird 
V.  sciaphila  kultivirt  und  sie  kommt  hier  mit  und  neben  V.  odorata 
und  V.  suaois  gemeinschaftlich  vor,  mit  welcher  letzterer,  wenn 
man  die  langen  Stolonen  wegdenkt,  sie  viel  Aehnlichk"it  hat.  Dieses 
gemeinsame  Vorkommen  der  genannten  vermeintlichen  Arten  dürfte 
ein  Beweis  für  die  Selbstständigkeit  derselben  sein,  und  meine  mit- 
unter angewendete  Bezeichnung-.  „Pseudo"  soll  keineswegs  einer 
vermeintlichen  Hybridität  gellen  ,  sondern  nur  eine  Aehulichkeit  an- 
deuten. —  Meine  V.  sciaphila  hat  zwar  keine  oberirdischen  Sto- 
lonen, aber  der  Wurzelstock  treibt  1 — 2  Zoll  lange  unterirdische, 
meist  im  rechten  Winkel  aufsteigende  Blätter  und  blumentragende 
Wurzelsprossen,  wie  wir  dieses  ähnlich  bei  alh^n  zum  Typus  von 
V.  hirta  gehörigen  Arten  häufig  beobachten  können.  Die  Blumen 
sind  wohlriechend  und  haben  eine  dunkelviolctte  Farbe ,  welche 
selbst  im  Trockenen  bleibt;    die  Blumenblätter   sind  \on   der  Basis 


264 

bis  zur  Mitte  weiss;  die  Slipulae  sind  verschieden  gestaltet,  lan- 
zettförmig oder  lineallanzettlich,  meist  kahl  und  nur  am  Rande 
mit  entfernt  stehenden  Wimpern  versehen,  die  der  neuen  Sommer- 
blätlerbüschei  sind  schmäler,  länger  zugespitzt  und  zuweilen  unter 
der  Spitze  schwach  und  fein  behaart.  —  Die  Früchte  sind  kugel- 
förmig, etwas  in  die  Länge  gezogen  und  gänzlich  glatt ,  während 
der  Fruchtknoten  anfangs  unter  der  Linse  etwas  behaart  erscheint, 
—  Im  .Garten  trägt  diese  Viola  sciaphila  selten  reifen  Samen  und 
ich  hübe  beobachten  können,  welche  Ursache  dieses  Fehlschlagen 
zur  Folge  hat.  —  Uebrigens  scheint  dieses  Fehlschlagen  Qabortus) 
bei  den  Veilchenarten  ein  Naturgesetz  zu  sein,  welches  durch 
äussere  Umstände,  z.  B.  BodenbeschafTenheit,  Witterung  u.  s.  w. 
begünstigt  wird. 

Diagnosis  nostrae  plantae :  Stolonum  expers,  quidem  sed 
rhizomate  ramoso  oligocephalo  caudiculos  apice  foligeros  profe- 
rente.  Foliis  radicalibus  nonellis  otato-cordatis ,  hirtis,  sinu 
late  aperfo,  subacuniinalis-  Stipulis  lanceolatis,  longissime  acu- 
minatis,  glabris ,  parce  ßmbriatis;  fimbriis  glabris.  Floribus 
violaceis  suaveülentibiis,  fundo  albis,  siccatione  obscure  caeruleis, 
Fetalis  antice  rotundatis  v>el  tribus  inferioribus  emarginalis.  — • 
Fructibus  globosis  glabris.  —  Habitus  magis  V.  hirtae.  — 
Ovarium  sub  lente  non  plane  glabrum  sed  tenuissime  hirtum. 

b.  V.  sciaphila  P seudo-hirta  A  forma  normalis  differt : 
foliis  numerosioribus  minoribus  cordatis.  Petalis  pallide  caeruleis, 
infinmm  subconcavum  obcordato-emarginatum ,  petalis  binis  late- 
ralibus  emarginatis,  otnnibus  atro-violaceo  striatis.  Floribus  sua~ 
veolentibus.  Rhizomate  oligocephalo  fibris  longissimis  numerosis 
instructo. 

Auf  Sandboden  in  der  Brigittenau  im  Walde  von  der  Kapelle 
rechts.  Mai  1867. 


Correspondenz. 

Steyr  in  Oberösterreich  am  27.  Juni  1868. 

Ich  habe  versucht,  ein  Exkursionsbuch  für  das  Erzherzoglhum 
Oesterreich  zu  schreiben,  und  dasselbe  auch  bereits  dem  Drucke 
tibergeben.  Den  wissenschaftlichen  Botanikern  vom  Fach  wird  es 
freilich  nicht  genügen  (die  brauchen  es  aber  auch  nicht);  denn  ich 
habe  mich  bemüht,  nur  die  augenfälligsten  Merkmale  autzunehmen, 
um  die  Sache  so  leicht  als  möglich  erscheinen  zu  lassen,  damit  die 
Schwierigkeilen  des  Bestimmens  von  den  Dilettanten  nicht  sogleich 
bemerkt  werden.  Ich  habe  überhaupt  sehr  bescheidene  Vorkennt- 
nisse in  der  Terminologie  und  Systemkunde  bei  den  s.  g.  Freunden 
der  Botanik  vorausgesetzt,    und    gedacht:    Lernen    sie    nur  einmal 


265 

das  Einfache  verstehen,  so  werden  sie  sich  wohl  um  Gründlicheres 
und  Vollkommneres  umsehen.  J.  Bayer. 

Tentschach  in  Kärnthen,  am  22.  Juni  1868. 

Bald  nach  meiner  Ankunft  in  dem  schönen  Kärnthen  machte 
ich  dem  herrlichen  Raiblthale  einen  kurzen  Besuch  und  war  mit 
meiner  Ausbeute  zufrieden,  obgleich  das  Welter  nicht  besonders 
günstig  war.  Es  ist  wohl  ein  Vergnügen,  in  dem  nur  2700  Fuss 
über  dem  Meere  gelegenen  Thale  herumzuwandern  und  sich  bei 
jedem  Schritte  von  der  schönsten  Alpenflora  umgeben  zu  sehen. 
Welch  eine  Freude,  da  schon  Anfangs  Juni  Pflanzen  zu  finden,  die 
sonst  nur  auf  höheren  Alpen  im  Hochsommer  unter  beschwerlichem 
Bergsteigen  zu  erreichen  sind.  Ich  will  nur  den  interessanteren 
Theil  der  Ausbeute  anführen  und  Pflanzen,  wie  Cytisus  purpureus 
Scop.  und  radiatus  Koch,  Thlaspi  cepaefotium  Koch  (schon  in 
Frucht),  Papaver  alpinum  u.  albiflorum,  Alyssum  Wulfenianum 
Beruh.,  Hutohinsia  alpina  L.,  Arabis  ciliata  R.  Br. ,  Aethionema 
sax(4j,le  R.  Br.,  Sitene  quadrißda  L.,  AchUlea  atrata  L. .  Linaria 
alpina  Mill.,  Paederota  Bonarota  L.  (am  Predil)  und  Ageria  L., 
Lamium  OrvalaL.  (am  PredilJ,  Armeria  alpina  Willd.,  Peucedo" 
nun  rablense  Koch,  Salix  glabra  Scop.,  myrsinites  L.,  Luzula 
nivea  DC,  Saxifraga  squarrosa  Sieb,  nennen  und  viele  andere 
übergehen.  Leider  konnte  ich  von  dem  Phytheuma  comosum  L. 
keine  Spur  entdecken.  Mit  grössfem  Bedauern  vernahm  ich  bei 
meiner  Ankunft  in  Raibl ,  dass  nur  wenige  Stunden  vorher  ein 
Hofrath  aus  Triest,  wahrscheinlich  Herr  Hofralh  Tommasini,  von 
da  abgereist  sei.  Welch  ein  Glück  wäre  es  für  mich  gewesen,  da 
so  unerwartet  die  Bekanntschaft  dieses  berühmten  Botanikers  zu 
machen.  Josef  A.  Krenberger. 

Verespatak  (westl.  Siebenbürgen),  am  7.  Juli  1868. 
Um  die  drei  Pflanzen:  Pedioularis  limnogena,  Lilium  albani- 
cum  und  Astragalus  galegiformis  zu  sammeln,  bin  ich  bereits  seit 
29.  Juni  auf  Reisen.  Ich  begab  mich  (ich  führe  hier  bloss  die  Ta- 
gesstationen an)  über  Kolos  nach  Thorda,  fuhr  von  da  durch  das 
Aranyosthal  nach  Topänfalva.  Von  hier  aus  wollte  ich  den  nächsten 
(aber  bereits  in  Ungarn  gelegenen)  Standort  der  Pedicularis  lim- 
nogena aufsuchen.  Ich  bekam  da  keine  Reitpferde  und  musste  mich 
am  2.  d.  M.  bis  zum  iVj  Stunden  weiter  im  Gebirg  zerstreuten 
Dorf  Sekatura  bringen  lassen  ,  wo  mir  alsbald  Pferde  und  Leute 
zur  Verfügung  standen,  und  ich  den  Ritt  zur  Pedicularis  antrat. 
24  Stunden  darauf  fand  ich  mit  vieler  Mühe  den  Standort:  die 
Pflanze,  sie  war  aber  bereits  in  Frucht  jedoch  in  viel  besserem  Sta- 
dium, als  sie  mein  Freund  Prof.  Dr.  Kern  er  angetroffen.  Nach  lan- 
gem Herumsuchen  erspähte  ich  3  magere  Exemplare  mit  Blüthen, 
die  nur  bei  Einem  derselben  frisch  waren.  Leider  vergass  ich  in 
Sekatura  aus  meiner  Bagage  meine  Loupe  heraiiszupacken,  so  dass 
ich  das  Innere   der  Bliimeiikrone    und    die  Filamente    nicht    weiter 


266 

imtersuchfe.  Die  purpurfarbenen  Blütlicn  sind  im  Verliältniss  zum 
Kelche  klein  und  überrasjcn  (lensell)en  um  dessen  Lange.  Die  ÜIht- 
lippe  ist  ungeschnäbel  t.  Sie  ist  ganz  flach  zusammengefaltet,  so 
dass  m;in,  sie  von  oben  betrachtend,  blos  eine  Linie  gewahrt. 
Griffel  und  Slaubgefässe  ragen  aus  der  auswendig  kahlen  Krone, 
deren  Unterlippe  vorne  in  3  ziemlich  gleiche  rundliche  Lappen  ge- 
lheilt ist,  heraus.  Auffallend  ist  bei  dieser  höchst  merkwürdigen 
Pflanze,  dass  die  Blumenkrone  so  schnell  abfallt.  Ich  sah  eine  Menge 
ganz  junger,  noch  im  Kelche  eingeschlossener  Kapseln,  die  von  der 
Blumenkrone  schon  befreit  waren.  Es  freut  mich,  dass  ich  schon 
früher  errieth,  dass  Pedicularis  iimnogena  zur  Gruppe  der  unge- 
schnäbellen  Pedicularis-Ar\en  gehöre.  Für  mich  ist  die  Kerner'- 
sclie  Art  die  interessanteste  und  werthvollste  Pflanze  der  Flora 
Ungarns.  Ich  dürfte  circa  100  Exemplare  mitgenommen  bähen.  Auf 
einem  andern  Wege  ritt  ich  dann  zurück  und  gchingfe  am  4.  Juli 
unter  heftigem  Regen  gegen  Mittag  wieder  in  Sekalura  an.  Von 
dieser  Exkursion  brachte  ich  noch  eine  neue  zwischen  Carex  tenuis 
und  C.  capillaris  stehende  siebenbürgische  Art  mit.  —  Noch  am 
selben  Tage  Abends  war  ich  in  Verespatak,  dem  Ziel  meiner  Reise, 
wo  ich  die  zwei  anderen  am  Eingange  erwähnten  Species,  die  seit 
Baum  garten  Niemand  sammelte,  ausfindig  machen  sollte.  —  Am 
5.  Juli  unternahm  ich  den  Ausflug  nach  den  bekannten  Basaltfelsen 
„Detunala,"  wo  Baum  garten  in  der  Vorrede  zu  seiner  Enuine- 
ratio  auf  den  unmittelbar  angrenzenden  üppigen  Wiesen  Lilinm 
pyrenaicum  angibt.  Den  ganzen  Tag  suchte  ich  vergebens  darnach 
und  ebenso  nach  Astragalus  galegiformis.  Ganz  deprimirt  kehrte 
ich  nach  Hause  zurück.  Indess  hatte  ich  doch  1  Exemplar  der 
schönen  Äcena  alpina  gefunden,  und  Lychnis  nemoralis  He  uff. 
und  eine  kahle  Varietät  der  Carex  pallescens  in  meiner  Mappe  als 
heutige  Ausbeute.  Seit  gestern  Früh  fällt  fortwährend  leiser  Re- 
gen, der  mich  jedoch  nicht  hinderte,  dass  ich  gestern  Nachmittags 
auf  die  Wiesen  um  die  hiesigen  Goldgruben  ging  ,  wo  ich  zur 
grössten  Freude  das  ersehnte  Lilinm  pyrenaicum  =  L.  albanlcuin 
Gris.  in  grosser  Menge,  aber  durchaus  uiit  beinahe  schon  reifen 
Früchten  auffand.  Ich  nahm  eine  ziemliche  Menge  davon  mit.  Nach 
Astragalus  suchte  ich  wiederum  vergebens.  Als  ich  am  Rückwege 
auf  einem  Fels  ausrastete,  fand  ich  eine  recht  hübsche  Goldstufe, 
die  ich  mir  zum  Andenken  mitnahm.  Heute  Nachmittags  gehe  ich 
trotz  Regen  abermals  hinaus,  um  darnach  zu  spüren  und  um  auch 
einige  Dutzende  des  prachtvollen  Lilinm  für  meinen  Garten  auszu- 
graben. Auch  morgen  bleibe  ich  noch  hier.  Aber  am  9.  trete  ich 
die  Rückreise  an,  treffe  am  10.  Abends  in  Thorda  ein,  werde  da- 
selbst zwei  Tage  zu  Exkursionen  in  der  Uujgebung  verwenden,  am 
13-,  unterwegs  wegen  Achillea  impatiens  L.  eine  Seitentour  ma- 
chend, nach  Klausenburg  fahren  und  am  14.  endlich  zu  Hause  ein- 
treffen. —  Zum  Schlüsse  muss  ich  noch  millheilen,  dass  ich  seit 
meiner  letzten  Korrespondenz  den  für  die  Monarchie  neuen  Tra~ 
gopogoii  campeslris  Besser  im  Centrum  Siebenbürgens  allgemein 


267 

verbreitet,  und  dass  ich  da  aiicli  eine  neue  der  Gli/ccria  remuta 
Fries  nahestehende  Art  vorfand,  welche  bei  uns  in  der  Mezöseg 
die  Stelle  der  G.  spectahilis  einzunehmen  scheint.  Meine  Pflanze 
ist  eine  gramen  orgyale  arundinaceum ,  panicula  ampla  sed  laxa 
undique  nutante!  Tragopogon  campestris  bemerkte  ich  auch  bei 
Kolos  und  Thorda  und  es  dürfte  diese  mit  T.  Tummasinii  und  T. 
dubius  in  naher  Beziehung  stehende  Pflanze  wohl  noch  anderwärts 
in  Siebenbürgen  verbreitet ,  aber  bisher  mit  T.  major  verwechselt 
worden  sein,  von  dem  die  Besser'sche  Pflanze  besonders  durch  • 
das  konstant  Sblättrige  Involucrum  verschieden  ist.  Meine  Pflanze 
ist  ganz  gewiss  mit  der  Besser'schen  identisch.  Denn  nicht 
nur  trifft  die  Diagnose  in  Ledeb.  fl.  ross.  haargenau  zu,  sondern 
es  stimmen  auch  die  von  mir  gesammelten  Exemplare  mit  einem 
specimen,  das  ich  von  Steven  1861  aus  der  Krim  erhielt,  in  allen 
Theilen  überein.  Iris  humilis  M.  a  B.  kommt  zwischen  Kolos  und 
Thorda  an  mehreren  Siellen,  ebenso  Stipa  Lessingiana  sehr  ge- 
mein vor.  Bei  Thorda  sah  ich  Astragalus  dasyanthus  schon  in 
Früchten;  dagegen  blühte  Statice  tatarira  L.  Softald  ich  in  mei- 
nem habitacuium  angelangt  bin,  sollen  Sie  sogleich  eine  schöne 
Pflanzensendung  erhallen.  Janka. 

Sanok  in  Galizien,  am  H.  Juli  1868. 

In  einigen  Tagen  wende  ich  mich  den  Beskiden  des  Sanoker 
Kreises  zu,  wo  ich  die  Grenze  zwischen  den  Ost-  und  Weslkar- 
pathen  zu  finden  glaube.  Bisher  ging  es  mir  auf  meinen  Exkur- 
sionen gut  und  nach  Verlauf  eines  Monates  kehre  ich  nach  Krakau 
zurück,  um  die  unternommene  Arbeit  abzuschliessen. 

J.  A.  Knapp. 

Graz,  am   19.  Juli   1868. 

Es  dürfte  Sie  und  jene  Botaniker,  die  an  der  Reise  Thomas 
Pichler's  nach  Dalmatien  theilnahmen,  interessiren,  zu  erfahren, 
dass  sich  derselbe  auf  der  Rückreise  befindet,  und  6  grosse,  dick- 
leibige Stösse  seiner  Ausbeute  bereits  bei  Tommasini  in  Triest 
eingetroff"en,  mithin  in  Sicherheit  sind.  Pichle r  beklagt  sich,  dass 
anhaltend  regnerische  und  feuchte  Witterung  dem  schnellen  Trock- 
nen sehr  hinderlich  waren ,  und  manche  seltene  Species,  z.  B.  ^ 
Amphoricarpos  Nenmayeri  \is.  und  PotentUla  poetarinn  B.  und  Sp. 
mit  noch  nicht  vollkommen  entwickelten  Blüten  gesammelt  werden 
mussten.  —  Herr  v.  Tommasini,  der  durch  Ratli  und  Thal  Pich- 
ler's Reise  förderte,  versichert  mich,  dass  alle  Theilnehmer  dieser 
Unternehmung  quantitativ  und  qualitativ  vollkommen  zufriedenge- 
stellt sein  werden,  doch  dürften  noch  einige  Monate  nölhig  sein, 
bis  Pichler  versenden  kann,  da  Vieles  von  Tommasini  und 
Visiani  erst  bestimmt  werden  muss.                             v.  Pittoni. 


298 


Fersonalnotizen. 

- —  Dr.  Heinrich  Wawra  wird  als  Chefarzt  die  ostasiatisclie 
Expedition  begleiten. 

—  Dr.  Joh.  Christ.  Flittner,  gewesener  Physikus  des 
Liptauer  Comitates,  ist  in  Käsmark  in  einem  Alter  von  80  Jahren 
im  Mai  gestorben. 

—  Dr.  F.  Hildebrand  in  Bonn  wurde  als  ord.  Professor 
der  Botanik  und  Direktor  des  botan.  Gartens  an  die  Universität 
Freiburg  berufen. 

—  Walker-Arnoth,  Professor  in  Glasgow  ist  am  15.  Juni 
gestorben. 


Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten. 

—  In  der  Sitzung  der  k.  k.  zool.-bot.  Gesellschaft  am 
3.  Juni  besprach  J.  Juratzka  einen  von  Dr.  J.  Milde  eingesendeten 
Aufsatz  ^Index  Botrychiorum."  In  dieser  gediegenen  Arbeit  wird 
eine  üebersicht  über  säinmlliche  Arten  dieser  Gattung  mit  allen 
Synonymen  und  mit  ihrer  geographischen  Verbreitung  gegeben. 
Ferner  theilt  der  Vortragende  mit,  dass  J.  Breidler  die  für  die 
Floren  Wiens  sehr  seltene  Carex  cyperoides  L.  in  der  Brigittenau 
in  einigen  Exemplaren  fand.  Hr.  Lojka  lieferte  einen  ersten  Bei- 
lrag zur  Lichenen-Flora  Niederösterreichs.  Dieser  Aufsatz  entliält 
eine  üebersicht  der  von  dem  Vortragenden  auf  dem  Kalenderberge 
bei  Mödling  gesammelten,  aus  der  dortigen  Gegend  noch  nicht 
bekannten  Flechtenarten.  —  Kustos  Dr.  H.  W.  Reichardt  berich- 
tete über  einen  von  ihm  im  J.  1865  unternommenen  Ausflug  auf 
den  Eisenhul  in  Steiermark  und  hob  namentlich  hervor,  dass  auf 
den  steilen  Felsabstürzen  des  Gipfels  der  höchst  seltene,  bisher 
nur  aus  Tirol  bekannte  Sarcoscyphus  revolutus  vorkomme. 

—  In  der  Jahresversammlung  des  naturwissenschaftli- 
chen Vereines  in  Graz  am  30.  Mai  berichtete  der  Präsident  als 
ein  erfreuliches  Ereigniss  die  gänzliche  Uebersiedlung  des  Herrn 
Hofrathes  Dr.  Fr.  Unger  nach  Graz,  als  der  Stadt,  von  der  dessen 
grosse  Wirksamkeit  als  Forscher,  Schriftsteller  und  Lehrer  aus- 
gegangen war,  verhehlt  dagegen  auch  nicht  die  für  Graz,  seine 
pflanzenkundigen  Bewohner  und  Gäste  schmerzliche  Besorgniss, 
dass  Herrn  Ritter  von  Pittoni's  unvergleichliches  Herbar  in  nicht 
ferner  Zeit  einem  grossen  botanischen  Museum  einverleibt  werden 
dürfte,  indem  der  Ankauf  desselben  die  Mittel  übersteige,  welche 
das  Land  seinem  Museum  dermalen  zu  widmen  im  Stande  sei. 

—  In  einer  Sitzung  der  Gesellschaft  naturforschender 
Freunde  zu  Berlin  am  16.  Juni  legte  Dr.  Aschersondreibereitsvon 


269 

Sloane  Catal.  Jamaic.  p.  5,  Hist.  Jamaic.  1.  p.  61  im  unfriichtbareii 
Zuslande  unterscliiedene  iMeerplianeroyamen  Weslindiens  vor,  von 
welchen  er  durch  die  Güte  des  Dr.  Engelmann  mit  (sämmllich 
weiblichen)  ßlüthen  versehene  Exemplare,  von  Wriglit  an  der 
Küste  von  Cuba  1865  o-esammelt,  zur  Untersuchung  erhalten  hatte. 
1.  (Wright  1865  no.  82).  Thalassia  testudinum  Kon.  QAlga  angu- 
stifolia  vitrariorum  Sloane  I.e.).  Der  Blüthenbau  bestätigt  voll- 
kommen die  im  Jan.  1867  ausgesprochene  Vermulhung,  dass  Schi- 
zotfieca  Hemprichü  Elirh.  des  indischen  Oceans  mit  T.  testudinum 
mindestens  generisch  identisch  ist.  2.  (Wright  1865  no.  84) 
Halodule?  Wrightii  Aschs.  (^Alga  marina  graminea  angustissimo 
foiio  Sloane  I.e.)  Nach  dem  Wüchse  und  dem  Bau  der  Blätter 
der  Halodule  australis  Miq.  des  indischen  und  stillen  Oceans 
so  ähnlich,  dass  an  der  generischen  Zusammengehörigkeit  nicht 
wohl  zu  zweifeln  ist,  obwohl  höchst  wahrscheinlich  wegen  der  viel 
längeren,  relativ  und  auch  absolut  sclimaleren  Blätter  OA  —  i^'^, 
bei  H.  aust7'alis  bis  2™™),  welche  an  den  feinblättrigen  Exemplaren 
lang-  und  fein  zweispilzig  mit  abgerundeter  Bucht  enden,  als  Art 
zu  trennen.  Unfruchtbare  Exemplare  derselben  Pflanze  lagen  schon 
früher  von  der  Küste  Nieder  -  Guineas  (Loanda  und  Anibriz, 
Wel witsch  it.  angol.  no.  246)  und  von  der  westindischen  Insel 
St.  Thomas  (Krebs  im  Kopenhagener  Museum)  sowie  von  Haiti 
(Weinland)  vor.  Die  vorliegenden  weiblichen  Blüthen,  welche  wie 
bei  Cymodocea  aequorea  Kön.  einen  mit  Laubblättern  versehenen 
Spross  beschliessen,  der  zur  Blüthezeit  meist  schon  von  einem 
Laubzweige  übergipfelt  wird,  zeigen  wie  bei  dieser  Art  zwei  neben 
einander  stehende  Carpelle,  deren  jedes  aber  nur  eine  (nicht  zwei) 
bandförmig  abgeplattete,  an  der  breiten  Spitze  ausgerandete  Narbe 
trägt,  eine  Abweichung,  welche,  falls  die  provisorisch  dieser  Art 
angewiesene  generisehe  Stellung  sich  durch  Auffindung  der  männ- 
lichen Blüthen  der  allanlisclicn  und  der  weihiiclien  der  indischen 
Pflanze  bestätigt,  die  Trennung  der  Gattung  Halodule  von  Cymo- 
docea sichern  würde.  Die  einzige  vorhandene  Frucht  ist  oval,  wenig 
ziisammengedrücki  ly,"^""  im  Durchmesser.  3.  (Wright  1865  nr.  85) 
Cgmudocea  {^Fhycosckoenus}  manatorum  Aschs.  (^Alpa  juncea  sive 
Juncus  marinus  radice  alba  geniculata,  Manali  grass  Sloane  l.  c. 
tab.  22  flg.  5).  Steril  schon  früher  von  Haiti  (Hb.  Buchinger  und 
L  enorm  and)  und  Martinique  (Belang  er  herb,  des  Antilles  nr. 
58:^  in  Hb.  Franqueville)  vorliegend,  der  C.  isoetifolia  Aschs. 
des  indischen  Ocean  sehr  nahe  stellend,  aber  ebenfalls  schon  steril 
durch  längere  und  dünnere,  trocken  kaum  l'"'"  breite,  beim  Trock- 
nen schwarz  werdende  Blätter  zu  unterscheiden,  während  die 
der  C.  isoetifolia  eine  helle,  graugrüne  Farbe  beibehalten.  Die 
bisher  allein  vorliegenden  weiblichen  Blüthen  und  Früchte  weichen 
von  denen  der  C.  isoetifolia  durch  viel  beträchtlichere  Grösse  ab 
(letztere  8™"°  lang,  bei  jenen  nur  3),  letztere  zeigen  auch  eine  ge- 
strecktere Form,  indem  sie  als  halbelliptisch  (jene  halboval)  zu  be- 
zeichnen sind.    Schliesslich  erwähnte  derselbe,  dass  Dr.  Klunzin- 


270 

ger  i'i  Kosser,  auf  seine  Veranlassung-  sich  mit  dem  Studium  dor 
im  rothen  Meere  vorkommenden  Phanorogamen  beschäftigt  habe 
und  im  P'rühjahr  18G7  die  weiblichen  Blüthen  der  bisher  nur  un- 
fruchtbar bckannlen  Halophila  stipulacea  (F)  Aschs.  entdeckt 
habe,  weiche  nach  einer  brieflichen  Mitlheilung  desselben  an  Dr. 
Schweinfurlh  sich  nur  durch  ihre  grösseren  Dimensionen  von 
denen  der  H.  ovalis  (R.  Br.)  Hook.  fil.  unterscheiden. 


Literarisches. 

—  „Ungereimtes  aus  derPflanzenanatomie  und  Phy- 
siologie, ()d(;r:  Kein  Durchfall  beim  Examen  mehr!  Zu  Nutz  und 
Frumnien  aller  Botaniker  und  Solcher,  die  es  werden  wollen.  In 
schöne  bolanisclie  Kuiltelreime  gebracht  von  Otto  Hoffmann." 
Breslau  1868.  Verlag  von  Maruschke  und  Berendt.  88  Seit,  in 
Duod.  —  Ein  lustiges  Büchlein,  das  als  4.  Heft  einer  unter  dem 
Titel  „Utile  et  dulci"  in  obigem  Verlage  erscheinenden  Serie  von 
ähnlichen  Bearbeitungen,  den  Ernst  der  Wissenschaft  in  eine  hei- 
lere Form  zu  kleiden  sucht  und  in  dieser  Weise  das  Merkenswer- 
theste  aus  der  Anatomie  und  Physiologie  der  Pflanzen  rekapitulirend, 
es  in  Räume  zwängt,  die  sich  gut  lesen  und  auch  nicht  schwer 
memoriren  lassen,  was  immerhin  in  gewissen  Fällen  nützlich  werden 
kann.  So  spricht  der  Autor  in  seinem  Werkchen  über  die  Pflan- 
zenzelle, ihre  Bildung  und  ihr  Wachsthum,  über  die  Verdi<;kungs- 
schichten,  die  Gewebe,  den  anatomischen  Bau  der  Stengelorgane 
und  des  Blattes,  über  Pflanzenchemie,  über  die  Verniehrung  der 
Pflanzen  und  Forlpflanzung  der  Phanerogamen  ,  lässt  diesem  zur 
Abwechslung  ein  „Lied  von  der  Befruchtung"  folgen  und  geht  so- 
dann auf  die  Pflanzennahrung  und  deren  Assimilirung  über,  um  mit 
den  Lebenserscheinungen  der  Gewächse  zu  schliessen. 

—  Ueber  Urtica  oblongata  Koch  schreibt  Ritter  v,  Pittoni 
im  5.  Hefte  1868  der  Milth.  des  naturwiss.  Ver.  für  Steiermark. 
Zehenter  fand  diese  Pflanze,  welche  Dr.  Koch  als  Art  aufstellte 
(^Bleuler  länglich,  zugespitzt,  grobgekerbt-gesägt,  am  Grunde  keil- 
förmig, ganzrandig;  Trauben  cylindrisch,  lang  gestielt,  meistens  so 
lang  als  der  Blattstiel)  im  J.  1833  bei  Cilli,  wo  sie  in  Gesellschaft 
mit  U.  dioica  und  U.  urens  wuchs.  Sie  ist  einjährig  3  —  4  Fuss 
hoch,  sehr  ästig,  ohne  Wurzelausläufer  und  besitzt  eine  spindelige 
Wurzel,  Ausser  Zehenter  fand  diese  Urtica  Niemand  mehr, 
JVIaly  selbst  hat  sie  nie  gesehen,  sie  gehört  überhaupt  zu  den  ver- 
schollenen Pflanzen. 

—  „Ueber  die  Lebensbedingungen  der  Pflanze.  Vor- 
trag gehallen  im  wissenschafti,  Verein  zu  Berlin  am  29.  Februar 
1868  von  H.  Wichelliaus,  Privat-Docenten  an  der  Universität  zu 
Berlin."   Berlin   1868.   Verlaff  von    Ferd    Dümler.    30  Seit,  in  Okt. 


271 

—  In  o-ewälilter  Sprache  und  eleganter  Form  gibt  der  Autor  in 
seinem  geislreichcn  Vortrage  ein  klares  Bild  alier  jener  Verhält- 
nisse, welche  das  vegetabilische  Leben  bedingen,  zu  seinem  Ge- 
deihen beitragen  oder  es  behindern  und  berührt  hierbei  auch  so 
manche  Beziehungen,  in  welchen  das  Leben  der  Pflanze  zur  Ge- 
sammtnatur  steht,  zugleich  aber  macht  er  ersichtlich,  wie  alle 
Veränderlichkeit  in  letzterer  nur  in  einer  wechselnden  Form  ste- 
lig wirkender  unentschwindbarer  Stoffe  besteht.  So  dürfte  dieser 
Vorlrag  einer  allgemeinen  Beachtung  zu  empfehlen  sein  und  wo 
er  sie  findet,  dort  wird  sich  auch  der  Gesichtskreis  individueller 
Weltanschauung  erweitern  und  diese  selbst  läutern. 

—  „Exkursi  Ö  nsflora  für  das  südwestliche  Deutschland" 
von  Dr.  Moritz  Seubert,  Ravensburg  (1868).  Vorlag  von  E.  Li- 
nier. LV.  und  282  Seil,  in  kl.  Okt.  —  Das  Werk  genügt  wohl  allen 
Anforderungen,  die  man  an  ein  Buch  steilen  kann,  dessen  Bestim- 
mung es  ist,  den  bolanisirenden  Touristen  auf  seinen  Wanderungen 
zu  geleiten  und  ihm  den  ersten  und  nächsten  Aufschluss  über  die 
aufgefundenen  Pflanzen  zugeben.  Ein  Taschenbuch  im  wahren  Sinne 
des  Wortes  umfa^st  die  Exkursionsflora  das  Gebiet  von  Baden, 
Württemberg,  Hohenzollern,  Baiern  nördi,  der  Donau  und  Rhein- 
baiern,  Hessen,  Frankfurt,  Nassau  und  enthält:  1.  eine  „Lebersicht 
der  Klassen  und  Ordnungen  des  Linne'schen  Systems,"  2.  einen 
„Schlüssel  zum  Bestimmen  der  Gattungen  nach  dem  Linne'schen 
Systeme,"  3.  „die  Galtungen  und  Arten  nach  den  natürlichen  Sy- 
stemen geordnet,"  beginnend  mit  den  Farnen  und  schliessend  mit 
deti  Ranunculaceen.  Ausser  der  zur  Bestimmung  wesentlichsten 
Beschreibung  ist  jeder  Art  noch  die  Angabe  des  allgemeinen  Vor- 
kommens beigesetzt.  Die  gesammte  Anordnung  ist  aber  eine  so 
zweckmässige  ,  dass  ein  richtiges  Nachsuchen  ohne  Schwierigkeit 
ermiiglicht  wird.  Die  Ausstattung  des  Buches  lässt  keine  Wünsche 
ühriü-. 


Sammlung^en. 

—  Dr.  LUcae's  nachgelassene  botanische  Sammlungen,  ent- 
hallend 46U00  Nummern,  welche  in  Folge  Vermächtnisses  des 
Eigcnliiümers  dem  Staate  zufielen,  wurden  der  Lniversität  Kiel  vom 
Könige  zum  Geschenke  gemacht. 

—  Die  botanischen  Sammlungen  aus  dem  Nachlasse  des 
Kaisers  Max  gingen  käuflich  in  den  Besitz  des  Erzbischofs  Dr. 
Hay  nald  über. 

~K>«- 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendung(?n  sind  eingetroftVn :  Von  Herrn  Dr.  Rauscher,  mit  Pflanzen 
von  Nicderö^terreicli.  —   \  on  Herrn  Bayer,  mit  Fflan/.en  aus  Überösterreich. 


272 

—  Von  Herrn  Dr.  Lagger    mit   Pflanzen  aus  der  Schweiz.  —  Von  Herrn  v» 
Janka,  mit  Pflanzen  aus  Siebenbürgen. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Spreitzenhofer,  Brittin- 
ger,  Bayer,  Buchwald,  v.  Soniflar,  Dr.  Schmidt,  üechtritz. 


Inserate. 

Für  Briefmarken -Sammler. 

Eduard  Heim 

(Fleischmcirkt  Nr.  18  in  Wien) 

(mpfiehlt  sein  Lager  von  Briefmarken  aller  Länder  und  Welttheile 

zu  den  bilhgsten  Preisen. 

Auf  Verlangen    werden    bei  Angabe  von  Provenienzen  -oder  Einsendung 
eines  Geldbetrages  Auswahlsendungen  von  Briefmarken  verschickt. 

Für  Anfänger    werden    stets    bereit   aehalten    Sortimente    verschie- 
dener Briefmarken  und  zwar  solche  mit: 

50  Stück  zu  30  und  50  kr. 
100       „        „   1  fl.  und  1  fl.  50  kr. 

Für  die  Aechtheit  aller  Briefmarken  obigen  Lagers  wird  garan- 
tirt,  auch  werden  nur  schön  erhaltene  Exemplare  verkauft. 

Briefmarken   jeder    Art    und   in   jeder  iMenge    werden  bestens   einge- 
tauscht oder  auch  gekauft. 

Briefe  werden  franco  erbeten. 

Zar  hohen  Beachtung  für  Bruchleidende. 

Der  berühmte  Bruch-Balsam,  dessen  hoher  Werth  selbst  in  Paris 
anerkannt,  und  welcher  von  vielen  medicinischen  Autoritäten  erprobt  wurde, 
welcher  auch  in  vielen  tausend  Fällen  glückliche  Curen  hervorbrachte,  kann 
jederzeit  direkt  brieflich  vom  Unterzeichneten  die  Schachtel  ä  4  fl.  Oe.  W. 
eegen  Einsendung  des  Betrages,  da  die  Postnachnahme  nicht  staltfinden  kann, 
bezogen  werden.  Für  einen  nicht  so  alten  Bruch  ist  eine  Schachtel  hinreichend. 
J.  J.  Kr.  Eisenhut  in  Gais,  bei  St.  Gallen  (Schweiz). 

Von  den  vielen  1000  Zeugnissen  folgt   hier  nur  eines  aus  neuester  Zeit. 
Dem  Herrn  J.  J.  Kr.  Eisenhut  in  Gais  bei  St.  Gallen  bezeuge  ich  hier- 
durch, dass  ich  den  von  ihm  bereiteten  ßruchbalsam   in  mehreren  Fällen  an- 
gewendet und  stets  gün-tige  Erfolge    nach    dessen  Gebrauch    selbst  bei  altern 
Personen  und  veralteten  Leiden  zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt  habe. 

Insbesondere  aber  empfiehlt  sich  der  gedachte  ßruchbalsam  bei  Kindern, 
wo  ich  in. einigen  Fällen  in  kurzer  Zeit  Heilung  von  Leistenbrüchen  gesehen  habe. 
Alt-Berun,  den  1.  Juni  1868. 
Reg.-Bez.  Oppeln. 

(L.S.)  Dr.  Stark, 

kön.  Stabs-Arzt,  Medic,  Chirurg  u.  Geburtshelfer. 


Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofltz.  —  Verlag  von  O.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  ßuchdruckerei  (M.  Salzer). 


Oesterreichische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnützig^es  Organ 

für 

Die   Saterrelcblsche  Exemplare, 

botanische    Zeltacbrlft              RAfanilr    nnil    Rnfailikar  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheiut                            DUldUlli    UHU   DUldUlHer,  zogen  werden  sollen,  sind 

denErstenjeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktion 

Man^pr^nm^erirt  auf  selbe  Q^j^i^^p^  Oekonodien,  FoFslmänner,  Aerzle,   ^'^';^^^^^r^n'^ 

(3  Thlr.  10  ygrj  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder  Änftlhplpr   linr]    TpclinilpP                      Buchhandels   übernimmt 

mit  «  fl.  63  kr.  5st.  IV.  ÄpUllICKCl    UllU    ICtIlUlftCI.                         Pränumeration 

halbjährig.  C.  Gerolil'g  Sohn. 

Inserate  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  %Tn      f\                                            ^°    ^'®  ^'^®  übrigen 

10  kr.  Ost.  W.  Xl  _■    5/                                                Buchhandlungen. 

XVIII.  Jahisaiig.  Wira.  September  I8«8. 

ZNHAIiT:  Lilium  pyrenaicvm.  Von  Janka.  —  Pyrenomycetes  novi  ex  herb.  Heufleriano.  Von 
Dr.  Auers-wald.  —  Vegetationsverhältnisse  Ungarns.  Von  Dr.  Kern  er.  —  Exkursionen  auf 
Beleben  und  Feldberg.  Von  Vulpius.  —  Phvtographische  Fragmente.  Von  Dr.  Schur.  —  Cor- 
respondenz.  Von  Dr.  Kerner,  Janka.  Kaströpp,  Hepp,  Dr.  Schultz.  —  Pflanzliche  Organismen 
im  ßUile.  —  —  Personalnotizen.  —  Literarisches  —  Correspondenz  der  Redaction.  —  Inserate. 


LiiUuni  pyrenaicwtn  Bau  mg. 

Von  Victor  v.  Janka. 

Gleich  nach  der  Rückkehr  von  der  16tägigen  Expedition  be- 
hufs Aufsuchung  der  Pedicnlaris  litnnogena,  Astragalus  gnlegifor- 
mis  und  Lilium  pyrenaicum  Baumg.,  war  es  mein  Erstes,  in 
Grisebach's  Spicileg-ium  florae  runielicae  die  Beschreibung  von 
Lilium  albanicum,  dessen  Identität  mit  L.  pyrenaicum  Baumg.  be- 
kanntlich von  Grisebach  I.  c.  blos  veruiuthet  wird,  während 
Heuffel  in  seiner  Enum.  plant.  Banat.  Temes.  die  siebenbürgische 
Pflanze  ohne  alle  Bedenken  als  L.  albanicum  Gris,  aufführt,  mit 
den  von  mir  eben  gesammelten  Exemplaren  zu  vergleichen. 

Aber  ich  traute  kaum  meinen  Augen,  als  ich  in  Grisebach's 
Werk  nicht  den  geringsten  Anhaltspunkt  vorfand,  um  das  sieben- 
bürgische Lilium,  mit  welchem  L.  albanicum  He  uff.  zufolge  der 
Diagnose  in  der  Enum.  pl.  Banat,  Temes.  ganz  übereinstimmt,  so 
wie  auch  Neilreich  es  gelhan,  für  L.  albanicum  Gris.  halten  zu 
können. 

In  Grisebach's  Spicilegium  pl.  rumel.  etc.  heist  es  vol.  II. 
(1844)  pag.  385  unter  Anderem:  „foliis  reti  culato-ve  no-s  i  s 
margine    scabris    subtus  glabris Omnibus    patentibus 

Oesterr.  botau,  Zeitachritt  9.  Heft.   1868.  21 


274 

....''  IVriKT  in  (l(>r  Beschreibung:  „Caulis  infra  medium 
aphyllus.' 

Nun  ist  aber  der  Stengel  der  siebenbürgischen  Pflanze 
von  der  Erde  an  bis  zur  Spitze  beblättert,  die  Blatter  sind  eher 
aufrecht  und  unterseits  an  den  Nerven  so  deutlich  bewimpert,  dass 
sie  Baumgarten  in  vol.  I.  seiner  Enumeralio  stirp.  Transsilv. 
pag.  301  kurzweg  geradezu  „subtus  pubescentia"  nennt. 

Oline  Zweifel  stimmt  ebenso  wie  die  in  Heuffel's  Enume- 
ratio  als  L.  albanicum  figurirende  von  Pfarrer  Vu ehelich  auf  der 
Banater  Alpe  Branu  entdeckte  Pflanze,  auch  das  von  Prof.  Dr.  A. 
Kern  er  im  Bihar  Gebirge  angegebene  Lilinm  mit  L.  pyrenaicum 
Baum  g.  überein. 

Mit  Lilium  albanicum  Gris.  kann  nun  einmal  unsere  Pflanze 
nicht  identisch  sein;  denn  da  wäre  es  gewiss  weit  weniger  gefehlt 
Lilium  pyrenaicwn  Bau  mg.  für  einerlei  mit  L.  Szovitsianum  Fisch, 
et  Lall,  zu  erklären,  von  welch'  letzlerem  es  sich  bloss  durch 
minder  beblätterten  Stengel  unterscheidet. 

Dagegen  stimmcm  die  von  mir  am  klassischen  Standort  Baum- 
garten's  in  Frucht  gesammelten  Exemplare  recht  gut  mit  der 
Beschreibung  von  Lilium  pyrenaicum  in  Grenier's  und  Godron's 
Flore  de  France  III  pag.   181   zusammen. 

Bis  also  nicht  eine  Untersuchung  blühender  Exemplare  ein 
anderes  Resultat  ergibt,  muss  auch  für  die  siebenbürgische  gelb- 
blühende Art  der  Name  Lilium  pyrenaicum  beibehalten  werden. 

Ich  habe  etliche  50  Zwiebel  davon  von  Verespatak  mitge- 
bracht, die  bereits  in  meinen  Garten  versetzt  sind.  Möge  es  mir 
vergönnt  sein,  im  nächsten  Frühjahr  die  systematische  Stellung  die- 
ser hübschen  Lilie  klären  zu  können. 

Der  nächste  Standort  von  L.  albanicum  Gris.  liegt  jenseits 
der  Donau  im  nordöstlichen  Serbien,  wo  Hr.  Dr.  Panciö  laut 
dessen  „Verzeichniss  der  in  Serbien  wildwachsenden  Phaneroga- 
men"  Nr.  1527  ganz  genau  zur  Diagnose  Grisebach's  passende 
Exemplare  gefunden  hat. 

Szl.  Golhard  bei  Szämos  -  Ujvär  in  Siebenbürgen,  am 
27.  Juli  1868. 


Pyrenomycetes  novi  ex  herbario  Heufleriano. 

Auetore  B.  Auerswald. 

Sphaeria  (Pertusae)  Heufleri  Awd.  n.  sp. 

Pyreniis  sparsis.,  minutissimis  (magnitudine  Sphaerellae 
myriadeae  Fr.},  hemisphaericis  vel  subglobosis,  carbonareis,  atris 
ostiolo  minutissime  mamillaeformi  ornatis ;  ascis  creberrimis,  cla- 
fiatis,  sessilibus.,  membrana  duplici  non  visibili,  8-spo7'is,  paraphy- 
sibiis  tenuibus  ßlif'ormibus  subconghitinatis  laxe  obcallatis;  sporis 


275 

irregulariter  sfipafis,  subbiserinlibus  ,  lanceolatn-oblongis ,  plus 
minus  curmilis, utrinque  acutiuscitlis,  triseptatis,  brunneis,  pelluc'uüs. 
l6  inicrom.  longis,  5  microm.  latis. 

Diese  Sphaeria  fand  Baron  Ho  lienbühel  -  Heufle  r  am 
23.  August  1859  an  enirindelcn  Fichtenstammen  im  Siegesbacb- 
graben  bei  Traunkiroben  in  Oberösterreicb.  Sie  entwickelt  sich 
unter  der  obersten  Holzschichl  ,  so  dass  sie  anfangs  von  ihr  wie 
von  einem  durchsicbligen  H;iutchen  bedeckt  wird;  bald  aber  durch- 
bricht sie  dieselbe  und  erscheint  nun  frei  aufsitzend.  Ohne  Lupe 
sind  die  kleinen  Pünktchen,  als  welche  die  Pyrenien  erscheinen, 
nicht   wahrnehmbar. 

Ob  diese  Sphaeria  etwa  synonym  mit  Sph.  vilis  Fr.  syst.  II. 
p.  466  sei,  lasse  ich  dahingestellt;  die  daselbst  gegebene  Diagnose, 
welche,  wie  gewöhnlich  den  mikroskopischen  Bau  unerwähnt  lässt, 
passt  vollkommen  auf  die  vorliegende  Art;  aber  dagegen  wird  als 
Substrat  weiches  faules  Eiciienholz  genannt.  Jedenfalls  aber 
ist  sie  nicht  die  ebenfalls  auf  Coniferenhcdz  wachsendi'  Sphaeria 
vilis  Rbh.  herb.  myc.  ed.  11.  Nr.  434,  die  ich  Cucurbitaria  vilis 
nenne,  ohne  damit  behaupten  zu  wollen,  dass  sie  die  Sphaeria 
viiis  Fr.  repi'äsenlire. 

Die  Sporen  dieser  reizenden  Sphaeria  sind  nicht  abgerundet 
wie  bei  der  weit  grösseren  Sphaeria  Pulvis  pyrius.  Die  gleiche  Sjo/iae- 
ria  hat  Herr  von  Schulzer  im  Februar  1860  in  Cerni  Gaj  zwischen 
Vinkovce  und  Ivankowa  in  der  slavonischen  Militargrenze  gesam- 
melt, von  woher  sich  mehrere  Muster  im  Heuflerischen  Herbar 
befinden, 

fleospora  orhicularis  Awd.  n.  sp. 

Pyreniis  gregarüs ,  priivo  hypophloeodeis ,  niox  epidermide 
rupta  et  ablata  demidatis ,  orbicularibus.  V3 — Vk  milUm.  latis^ 
mimite  papillatis^  nigris;  ascis  clacatis  ^120  microm.  fere  longis, 
25  microm.  fere  latis^ ,  in  stipitem  brevem  sensim  attenuatis, 
8-sporis,  Membrana  duplici  msibiii;  sporis  biserialibus.  elongato- 
ovaltbus  (52 — 36  microm.  longis,  lO  microm.  latis),  utriiique  ob- 
tusis,  media  vix  constrintis,  4 — 6  septatis  longitudlnaliterque  pli- 
catis,  melleis,  dein  jus  eis. 

Diese  ganz  eigenthümliche  Art  lebt  auf  den  feinen  Zweigen 
der  Berberil  vulgaris  (in  der  Gant  bei  Eppan  in  Südtirol  15.  Sept. 
1861  leg.  cl.  Heufler)  und  zeichnet  sich  von  allen  andern  Arten 
und  Formen  dieser  Gattung  durch  ihre  ganz  flachen  scheibenför- 
migen, schwach  tellerförmigen  vertieften  Pyrenien  aus,  welche  so- 
gar im  angefeuchteten  Zustande  diese  flache  Gestalt  bewahren. 

Pleospora  pachyascits  Awd.  n.  sp. 

Pyreniis  minutis  (Vg  millim.  vix  aeqnantibus) ,  hypophyllis, 
globosis,  epidermidem  perforantibns,  atris.  absque  ostiolo  visibili: 
ascis  ovalibus,  amplis,  6-sporis  {an  semper?}.,  absque  nllo  stipitis 

21  * 


276 

vestigio,  utrinque  lote  rotundatn,  memhrana  duplici  tnsibili^  sporis 
hyalinis,  ovalihus  ,  pro  more  utrinque  rotundatis,  primo  1 — mox 
tri-j  longitudinaliterque  septatis. 

Diese,  wie  es  scheint,  seltene  Art,  weicht  von  allen  mir  be- 
kannten Arten  dieser  Gattung-  ganz  wesentlich  durch  die  völlig 
ungestielten  Schläuche  ab,  welche  eine  Länge  von  85  Mikromilli- 
meter  und  eine  Breite  von  45  Mikromillimeter  besitzen,  so  wie 
durch  die  gänzlich  farblosen  Sporen  (28  Mikrorn.  lang  und  etwa 
14  Mikrom.  breit). 

Mit  Sphaeria  Eryngii  (Bot.  gall.  II.  p.  710)  scheint  dieselbe 
keineswegs  identisch  zu  sein,  da  Berk.  et  Br.  Nr.  657  die  mir 
vorliegenden  von  Desmazieres,  pl.  crypt.  de  Fr.  Nr.  1300  edir- 
ten  Exemplare  zu  ihr  zitiren.  Diese  letzteren  Exemplare  sind  zwar 
ohne  alle  Schlauchbildung,  weichen  aber  habituell  ganz  ausseror- 
dentlich ab,  denn  sie  stehen  dicht  gedrängt  in  kleinen,  von  den 
Blattzellen  streng  umgrenzten  Flecken,  vom  Habitus  der  Sph.  ma- 
cularis  Fr. ,  wälirend  die  Pyrenien  von  Pl.  pachyascus  über  die 
ganze  Blattfläche  dicht  zerstreut,  aber  in  den  mir  nur  spärlich  vor- 
liegenden Exemplaren  nur  in  kleinen  Herden  zur  Schlauchform  ent- 
wickelt erscheinen.  Baron  Hausmann  sammelte  sie  im'November 
1862  auf  dem  Kalvarienberge  von  Botzen  auf  Blättern  von  Eryngium 
campestre. 

Pleospora  herharunn  Rbh.  /?.  fruticuni  Awd. 

Auf  Berberiszweigen  bei  dem  Schlosse  Michelsburg  unweit 
Bruneck  im  Pusterthale  Tirols  gesammelt  von  Baron  Hausmann. 
Ausser  dem  Standorte  finde  ich  keine  Verschiedenheit  von  der 
polymorphen  Fl.  herharum. 

I^eptosphaeria  psilospora  Awd.  n.  sp. 

Pyreniis  minutis^  globosis,  hifpophloeode/s  ,  non  ni^i  nstiolo 
minute  mamillato  epidermidem  perforantibus ;  acis  cliwatis  Q90 
microm.  fere  longis,  14  microm.  et  supra  latis),  breviter  pedicellatis, 
8-sporis,  membvana  duplici  msibili,  sporis  biserialibus  fusiformibus 
{30  microm.  longis,  4  microm.  fere  latis^,  leviter  curvatis,  utrinque 
acutis,  uni-  {an  demum  pluri?)  septatis,  pallide  luteolis. 

Die  Sporen  der  mir  allein  vorliegenden  Exemplare ,  welche 
Baron  Hausmann  auf  dürren  Stengeln  von  Phytheuma  Scheuch- 
zeri  bei  Birchabruck  in  Südtirol  sammelte  ,  scheinen  noch  nicht 
völlig  reif  zu  sein,  obgleich  sie  bereits  hie  und  da  aus  den  Schläu- 
chen austreten.  In  ihrem  Inhalte  haben  sich  4 — 6  Nucleoli  gebil- 
det, welche  vermulhen  lassen,  dass  späterhin  noch  weitere 
Scheidewände  eintreten  können.  An  der  bis  jetzt  allein  sichtbaren 
mittleren  Scheidewand  sind  die  Sporen  keineswegs  eingeschnürt; 
auch  zeigen  sie  keine  Spur  irgend  einer  Anschwellung. 


277 

Raphidophora  tenetla  Awd.  n.  sp. 

Fyreniiit  minutis  CA — Va  millimetr.  fere  mentientibus},  immer- 
sis  cel  semiimmersis,  rostro  elongato  conico  acuto,  pyrenium  vel 
pyrenium  dimidiutn  aequante  coronatis;  ascis  gracilibns  (^140 
micromillim.  fere  longis,  4 — 5  microm.  latis^  tubulosis ,  S-sporis, 
sporis  tenuissime  filiforrnibus  (_i  microm.  crassis^  luteolis  v. 
f'uscidulis. 

Diese,  wie  es  scheint,  weit  verbreitete  Art  hat  von  allen  mir 
bekannten  Arten  die  engsten  Schläuche  und  Sporen.  Ich  fand  sie 
zuerst  in  Penickau  bei  Grossenhain  in  Sachsen  auf  dürren  Stengeln 
von  Chelidonium  majus,  später  bei  Leipzig  auf  denen  von  Rtimex 
oblusifolius  ,  V.  Xiessl  sammelte  sie  auf  Kartoffeln  und  Baron 
Hohen  bühel-Heufler  den  14.  August  1863  auf  vorjährigen 
Compositenstengeln  auf  dem  Donauberge  in  ünferösterreich  gegen- 
über von  Grein.  Auf  letzterem  Standorte  lebte  die  vorliegende  Art 
gesellig  mit  Peziza  villosa  P.  und  mit  Leptosphaeria  derasa  m. 
(=  Sphaeria  derasa  Berk.  et  Br.) 

Bei  ganz  eingesenkten  Pyrenien  wird  die  Epidermis  nur  vom 
Ostiolum  durchstoolien. 

Sfigmafea  Priinulae  Awd.  et  Hfl.  n.  sp. 

Pyreniis  ocatis  vel  plus  minus  conicis ,  minute  papillatiSy 
erumpentibiis  atris;  ascis  brevibus  subcylindricis.  sessilibus,  mem- 
brnna  duplici  visibili,  8-sporis;  sporis  biserialibus,  oblongis,  di- 
blastis,  niibilosis,  21  micromillim.  longis.  5  microm.  latis. 

Baron  Hohenbtihel-Heufler  fand  diese  Art  auf  den  vor- 
jährigen Blättern  von  Primula  minima  in  Unterösterreich  den 
28.  Juli  1857  auf  dem  Kaisersteine  des  Schneeberges,  erkannte  sie 
als  neu,  versah  sie  in  seinem  Herbar  mit  einer  Diagnose  und  nannte 
sie  dort  Sphaeria  Primulae,  wesswegen  oben  auch  sein  Name  bei- 
gesetzt ist.  Ich  besitze  sie  vom  Schneeberge  auch  von  Bilimek 
gesammelt. 

P/toiita    P/taseoU  Dmz.    Ann.    sc.  nat.  2.  VI.    p.  247.    Forma 
leguni  in  um  Awd. 

Ich  finde  keinen  andern  Unterschied  der  auf  Bohnensf  engein 
wachsenden  Form ,  als  dass  die  vorliegende  in  allen  Theilen  (^auch 
den  SpoiidienJ  etwas  grösser  ist.  Hazslinszky  sammelte  sie  im 
April  bei  Eperies  in  Ungarn  auf  alten  Bohnenhülsen. 

Sphaeropais  Tarnt  Awd.  n.  sp. 

Pyreniis  minutissimis,  sed  variae  magnitudinis.  depresso-glo- 
bosis ,  gregariis,  ostiolo  spurio;  sporidiis  ovatis  vel  ovalibus, 
fuscidulis,  pellucidis,  5  microm.  fere  longis,  2 — 2^/2   microm.  latis. 

Herdenweise  auf  dürren  Stengeln  von  Tamus  communis,  ge- 
sammelt bei  Bolzen  von  Baron  Hausmann. 


278 

A  ppeiidix. 

Sp/ifteniid    intevinlücta   Awd.   Mpt.    =   Sphaeria    intermixta 
Berk.  et  ßr.  nr.  369.  PI.  XI.  %  24! 

Ascis  obovato-clavatis,  8-sporis,  absque  paraphysibus ;  sporis 
biserialibus,  hyalinis,  lacrymae-formibus  Qclanato- f'usiformibus'), 
juvenilibns  pro  more  integris,  dein  /-,  mox  2-,  tandem  3-septatis. 

Auf  dürren  Aesten  der  Rosa  canina,  gesammelt  bei  Kloben- 
stein auf  dem  Rittener  Berge  unweit  Botzen  von  Baron  Hausmann. 

Asierofna  Eryngii   Awd.    =  ^Sphaeria  Eryngii  Fr."   secun- 
dum  specimina  a  cl.  Dmz.  in  pl.  crypt.  de  Fr.  nr.  1300  edita. 

Auf  dürren  Blättern  von  Eryngium  campestre,  gesammelt  von 
Herrn  v.  Niessl  bei  Brunn. 

I^eptosphaeria  glaucopunctata  Awd.  =  Sphaeria  glauco- 

punctata  Grev.  Curr.   nr.    183  etc.,    Sphaeria   Rusci    Wllr.  B.  B. 

639"'^  Dmz.  pl.  crypt.  de  France  nr.  776,  Sphaerella  Rusci  Ces.  et 

de  Not.  schem.  Sfer.  p.  237. 

Kann  nicht  bei  Sphaerella  bleiben,  da  Paraphysen  vorhanden 
sind.  Auch  haben  vollkommen  entwickelte  Pyrenien  ein  kleines 
piipilienförmiges  Ostiolum,  welches,  wenn  keine  Paraphysen  vorhan- 
den wären ,  die  Stellung  in  die  Gattung  Gnomonia  erheischen 
würden.  Gesammelt  von  Herrn  v.  Schulzer  im  Czerni  Gaj  bei 
VinkoYce  in  der  slavonischen  Militärgrenze  im  Februar  1860. 

llercospora  rudis  Awd.  Mpt.   =   Sphaeria  rudis    Fr.    El.   H. 
98.  Aglaospora  rudis  Tul.    Carp.  H.   p.  165. 
Unter    der    äusseren    Rinde    von    Cytisus   alpinus    gesammelt 
von  Baron   Hausmann    bei  Klobenstein  in  Südtirol. 

Sordarin    obliquaia  Awd.  Mpt.    :=  Sphaeria  obliqunta  Som- 
mert cf.  Sphaeria  pleurostoma  Fr.  El.  H.  p.  93,  Nr.  321. 
Auf  Föhrenzapfen  bei  Seis  in  Südtirol  gesammelt  von   Baron 
Hausmann  im  Jahre  1866. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 

XV. 

339.  Geranium  pratense  L.  —  Auf  Wiesen.  Im  Bihariageb.  in 
der  Vulcangriippe    auf   dem  Plateau    des    Suprapielra    poienile   und 


279 

von  da  bis  herab  in  das  Aranyosthal  in  die  Obslucirlen  des  Dorfes 
Vidra.  —  Kalk.  6G0— 1100  Met.  —  C^\ath  KiUibel  auf  Wiesen 
bei  Acsa  [soll  wohl  Ocsa  heissen]  auf  der  Kecskeiiieler  Landhöhe 
[Ad.  265]  und  auf  Sandboden  bei  Debreczin  [Reliq.  49],  beides  An- 
gaben, deren  Richtigkeit  ich  bezweifle.) 

340.  Geranium  pliaeum  L.  —  Im  Grunde  schattig-er  Walder 
und  im  Gestände  der  Waldränder,  ßachufer  und  feuchten  ßerg- 
wiesen.  Im  iiiittelung.  Bergl.  auf  dein  Ivekes  bei  Paräd  in  der  Matra, 
auf  dem  Nagy>zäl  bei  Waitzen  und  in  den  Wäldern  zwischen  Szt. 
Läszlö  und  Visegräd  in  der  Pilisgruppe.  An  allen  diesen  Punkten 
selten,  immer  nur  an  vereinzeUen  Standpunkten  und  nicht  un- 
ter 500  Met.  (^Häufiger  in  der  schon  ausserhalb  unseres  Gebietes  lie- 
genden ßakonygruppe  auf  dem  Somhegy  und  in  den  Buchen- 
wäldern bei  Bakonybel,  Zircz.  ügod  etc.)  Fehlt  im  Tieflande,  Im 
Bihariageb.  dagegen  sehr  verbreitet;  in  der  Vulcangruppe  auf  den» 
Suprapietra  poienile  und  im  Thale  bei  Vidra,  in  der  Gruppe  des 
Plesiu  bei  den  kalten  Oucllen  hinter  dem  Bade  Monesa,  im  Rezbä- 
nyaerziige  vom  Werksthal  bei  Rezbänya  aufwärts  bis  zur  oberen 
Buchengrenze,  auf  dem  ßalrinaplateau  bei  der  Stäna  Oncesa  und 
am  Rande  des  Plateaus  im  Pulsa-  und  Galbinathale,  auf  den  Hohen 
des  Verlopu,  in  der  Valea  seca.  auf  der  Pietra  munceliilui,  Stanesa 
und  Pietra  lunga  bis  herab  nach  Fenatia;  auf  dem  Danioser  Kalk- 
plateau bei  Mediadu  und  auf  dem  tertiären  Vorlande  b:M  P.  Szt. 
Marlon  und  an  der  Pecze  bei  Grosswardein.  —  Trachyt,  Kalk,  tert. 
Lehmboden,  seltener  auch  auf  Schiefer.   120—1430  Met. 

341.  Geranium  palustre  L.  —  Zwischen  Gebüsch  an  Bach- 
ufern und  Waldrändern.  Im  Bihariageb.  auf  dem  Vasköher  Kalk- 
plateau zwischen  Vasköh  und  Monesa,  namentlich  h'äiifig  bei  den 
l>örfern  Camp«  und  Colesci  am  Saume  der  die  Dolinen  umkrän- 
zenden Laubwalder.  Fehlt  im  Tieflande.  Im  mittelung  Bergl.  nur 
ausserhalb  unseres  Gebietes  in  der  ßakonygruppe.  —  Kalk.  380 — 
7  90  Met. 

342.  Geranium  sanguineumh.  —  Auf  trockenen  Grasfluren,  im 
Gestände  der  Waldränder,  im  Grunde  lichterEichenbestände.  inNieder- 
wäldern und  Holzschlägen.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem  Sarerberg  in 
der  Matra,  auf  den  Höhen  bei  Gödöllö  und  am  Nagyszäl  bei  Waitzen, 
in  der  Magustagruppe  bei  Gross-Maros,  in  der  Pilisgruppe  bei  Vise- 
gräd  und  Set.  Audrae,  auf  dem  Kishegy  und  Piliserberg,  auf  der 
Slanitzka  bei  P.  Csaba,  im  Auwinkel,  am  grossen  und  kleinen 
Schwabenberg  und  im  Wolfsthale  bei  Ofen.  Auf  der  Kecskemeter 
Landliülie  weit  seltener  und  dort  nur  im  Walde  auf  Puszta  Peszer 
bei  Also  Dabas  beobachtet.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei  De- 
brecziu  und  Szakoly.  Im  Vorlande  des  Bihariageb.  auf  dem  Köbä- 
nyaberg  und  nächst  dem  Bischof-  und  Felixbade  bei  Grosswardein. 
Trachyt,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  120— 
755  Met. 

343.  Geranium  columbinuin  L.  —  An  felsigen  und  sandigen 
Plätzen,  im  Gerolle  der  Schutthalden  und  Bachufer  und  auf  Aeckern 


280 

sehr  selten  und  sehr  zerstreut  durch  das  Gebiet.  Im  rnittelung-. 
Berg-1.  in  der  Pilisgruppe  an  der  Südseite  des  Piliserberges,  ins- 
besonders  am  Fusse  dieses  Berges  oberhalb  Szänto  mit  Senecio 
viscosus;  dann  bei  Maria  Einsiedel  nächst  Ofen.  Fehlt  im  Tieflande, 
Im  ßihariageb.  an  Bontoskö  bei  Belrani  und  im  Thalboden  bei  Fe- 
nalia  nächst  Rezbänya.  —  Schiefer,  Kalk,  terf.  und  alluv.  Lehm- 
und  Sandboden.  160—480  Met. 

344.  Geranium  dlssectum  L.  —  Auf  bebautem  Lande  und  auf 
dem  Gerolle  der  Flussufer  und  Schutthalden,  im  Ganzen  selten, 
aber  doch  häufiger  als  die  frühere  Art.  Im  niiltelung.  Bergl.  in  der 
Pilisgruppe  bei  Set.  Andrae  und  Maria  Einsiedel;  im  Vorlande  des 
Bihariageb.  bei  Grossvvardein  und  Holodu  und  im  Thale  der  schwar- 
zen Koros  bei  Calugari,  Vasköh,  Belenyes  und  insbesonders  häufig 
am  Bontoskö  bei  Petrani.  Im  Tieflande  nicht  beobachtet.  —  Trachyt, 
Kalk,  tert.  und  alluv.  Sandboden.  160—320  Met. 

Geranium  pyrenaicum  L.  —  Nach  Steffek  bei  dem  Biscliofbade 
näclist  Grosswardein? 

345.  Geranium  pusillum  L.  —  Auf  bebautem  Lande,  auf 
Viehweiden,  an  Wegen  und  Zäunen,  im  Sande  der  Bacliufer,  in 
Holzschlägen  und  oft  massenhaft  an  den  Eisenbahndämmen.  Sehr 
verbreitet  durch  das  ganze  Gebiet.  Gyöngyös,  Gran,  Visegräd, 
Ofen,  Pest,  Stuhhveissenburg,  Monor,  Pilis,  Nagy  Koros,  Grosswar- 
dein, Belenyes,  Körösbänya.  Der  höchste  im  Gebiete  beobachtete 
Standort  im  Thale  bei  Rözbänya.  —  Fast  auf  allen  im  Gebiete  vor- 
kommenden Substraten.  95 — 460  Met. 

346.  Geranium  rotundifoUum  L.  —  Auf  den  Terrassen  felsiger 
Abstürze  und  auf  dem  Steinschutte  niederer  Berge,  an  Weinbergs- 
mauern, seltener  auch  auf  Schuttplätzen  in  den  Dörfern.  Im  mit- 
telung.  Bergl.  in  der  Magustagruppe  auf  den  Trachytfelsen  ober 
Gross  Maros,  in  der  Pilisgruppe  bei  Set.  Andrae,  Maria  Einsiedel 
und  Ofen.  Im  Bihariageb.  bei  Grosswardein  und  am  Bontoskö  bei 
Petrani  an  der  schwarzen  Koros,  dann  auf  Trachytfelsen  unter  der 
Ruine  Desna  und  in  der  Valea  Liesa  bei  Halmaza,  —  Trachyt,  Kalk, 
tert.  diluv.  und  alluv.  Lehmboden.  95—330  Met. 

347.  Geranium  molle  L.  —  Auf  bebautem  Lande,  an  grasigen 
Plätzen  längs  den  Sirassen,  in  Parkanlagen  und  Obstgärten.  Seilen. 
Bei  Gran,  Waitzen,  Ofen.  —  Tert.  und  diluv.  Lehmboden.  95 — 
450  Met. 

348.  Geranium  divaricatum  Ehrh.  —  Am  Saume  der  Hoch- 
wälder und  in  lichten  Niederwäldern  zwischen  niederem  Strauch- 
werk, an  Weinbergsrändern  und  an  den  Seiten  der  Hohlwege 
zwischen  Schlehdornen  und  anderem  Gebüsch,  selten.  Im  rnittel- 
ung. Bergl.  auf  dem  Sarhegy  in  der  Matra,  bei  Maria  Einsiedel, 
Koväcsi,  Ofen  und  Lovas  Bereny  in  der  Pilisgruppe.  AufderKecs-. 
kemeter  Landhöhe  bei  Heves,  Monor,  Pilis  und  Kecskemet.  Ausser- 
halb der  Grenze  unseres  Gebietes  in  den  Weinbergen  am  Hajdu- 
hegy  bei  Erlau.  In  der  Tiefebene  und  im  Bereiche  des  Bihariageb. 


281 

nicht  beobachtet.  —  Trachyt,  Kalk,  terl.  u.  diluv.  Sandboden.  95  — 
400  Met. 

349.  Geranium  lucidum  L.  —  Auf  humusreichen  moosigen 
Terrassen  felsiger  mit  Gebüsch  bewachsener  Abstürze.  Im  mittel- 
ung-.  Bergl.  auf  dem  östlichen  Grate  der  Kiipoe  des  Nagyszäl  bei 
Waitzen,  in  der  Pilisgruppe  auf  der  Nord-  und  Südseite  des  Keta- 
gohegy  bei  Kestölcz  nächst  Gran  (hier  häufig),  auf  dem  Johannis- 
berg  und  Lindenberg  bei  Ofen  ,  in  der  Vertesgruppe  bei  Csoka. 
Nach  Reuss  auch  auf  der  Matra.  Fehlt  im  Tieflande;  dagegen  wie- 
der im  Bihariageb.  in  der  Fasanerie  bei  Grosswardein  und  im  Ge- 
biete der  schwarzen  Koros  in  der  Felsenenge  hinter  dem  Schmelz- 
ofen von  Petrosa  und  von  da  einwärts  durch  das  Pulsathal  bis  zur 
Pietra  pulsului.  —  Vorherrschend  auf  Kalk,  sehr  selten  auf  Trachyt 
und  Sienit.   160—650  Met. 

350.  Geranium  robertianum  L.  —  In  Wäldern  auf  beschatte- 
ten Felsen ,  alten  Baumstrünken  und  moosbewachsenem  Erdreich, 
auf  dem  Gerolle  der  Schutthalden  und  unter  Gebüsch  an  den  Bö- 
schungen schattiger  Hohlwege,  mit  besonderer  Vorliebe  in  der  Nähe 
von  Bächen  und  Ouellen.  Im  mittelung.  Bergl.  bei  Paräd  in  der 
Matra,  am  Nagyszäl  bei  Waitzen,  auf  dem  Spitzkopf  in  der  Magusta- 
gruppe,  in  den  Wäldern  zwischen  Dömös,  Visegrad,  Szt.  Läszlo 
und  Set.  Andrae,  auf  dem  Piliserberge  und  auf  der  Slanilzka  bei 
P.  Csaba,  am  Johannisberg  und  Schwabenberg  bei  Ofen.  Auf  der 
Kecskemeter  Landhölie  in  den  Wäldern  bei  Monor,  Pills  und  Nagy 
Koros.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei  Debreczin.  Im  Bihariageb. 
auf  dem  Batrinaplateau  an  den  Felsen  nächst  dem  Eingange  in  die 
Geisterhöhle  bei  der  Stäna  Oncesa  (dies  der  höchste  im  Gebiete 
beobachtete  Standort),  im  Poiena-  und  Pulsathal  bei  Petrosa  ,  am 
Cärligata,  auf  der  Pietra  nuincelului  und  ober  der  Höhle  bei  Fe- 
nalia;  im  Rezbänyaerzuge  in  der  Valea  carului  und  am  Bache  bei 
Rezbänya;  in  der  Plesiugruppe  bei  den  kalten  Quellen  hinler  dem 
Bade  Monesa.  —  Trachyt,  Sienit,  Schiefer,  Kalk,  Sandstein,  tert., 
diluv.  und  alluv.  Sandboden.  95 — 1330  Met. 

351.  Erodium.  moschatum  (L.)  —  Auf  bebautem  Lande.  Im 
Bihariageb.  als  Unkraut  in  dem  Gemüsegarten  vor  dem  Wirths- 
hause  in  Negra  im  Aranyosthale.  —  Sandboden.  830  Met.  —  „Hoc 
in  Cottu  Aradensi  occurere  intellexi."  Kit.  Add.  262. 

352.  Erodium  Ciconium  (L.)  —  Auf  bebautem  Lande ,  an 
Wegen  und  auf  steinigen  sonnigen  Berghöhen.  Am  Blocksberge 
bei  Ofen,  am  Fieberkreuzberg  bei  Gran  (Feichtinger)  und  bei 
Tarjan  nächst  Gyöngyös  (Janka).  —  Tert.  Lehmboden.  95 — 
250  Met. 

353.  Erodium  Neilreichii  Janka.  —  Auf  sandigem  Boden 
nächst  dem  Brinzitö  auf  der  Puszta  Sashalom  bei  Hatvan.  —  Diluv. 
Sandboden.  120  Met.  —  Janka  Oest.  botan.   Zeitschr.    XVII.    101. 

354.  Erodium  cicutarium  (L.)  —  Auf  bebautem  Lande,  an 
Wegen  und  Dämmen ,  auf  Viehweiden  und  wüstem  Sandboden. 
Gyöngyös,  Waitzen,  Gran,  P.  Csaba,  Ofen,  Sfuhlweissenburg,  Pest, 


282 

Soroksar,  Monor,  Nagy  Koros,  Kecskemet,  Szolnok,  Szeg^edin, 
Grosswardein,  Belenyes,  Vasköh,  Körösbänya.  Der  höchste  im  Ge- 
biete heobachtete  Standort:  die  vom  Vieh  beweidete  Kuppe  des 
Piliserberg-es.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.,  diluv.  und.  alluv.  Sand- und 
Lehmboden.  75 — 755  Met. 

355.  Acer  Pseudoplatanus  L.  —  In  ßergwäldern.  Selten  in 
grossen  schötien  Bäumen  und  meistens  nur  strauchartig.  Im  mittel- 
ung.  Bergl,  in  der  Malra  bei  Paräd  und  Recsk,  auf  dem  Nagyszäl 
bei  Wailzen,  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Kishegy,  Piliserberg  und 
Schwabenberg  und  bis  herab  zu  dem  Saukopf  im  Auwinkelthale 
bei  Ofen.  Hier  am  nördlich  exponirten  Gehänge  bei  380  Met.  der 
tiefste  im  mittelung.  Bergl.  beobachtete  Standort.  Im  Bihariageb. 
auf  dem  Batrinaplateau  in  der  Valea  Odincutia  bei  Scarisiöra,  bei 
der  Stäna  Oncesa,  im  Pulsa-  und  Galbinathale  bei  Petrosa,  in 
der  Valea  seca,  auf  der  Tataroea,  Pietra  muncelului,  Pietra  lunga 
und  überhaupt  auf  allen  Höhen  zwischen  Petrosa  und  Rezbänya  bis 
in  das  Werksthal  und  bis  in  die  Umgebung  der  Höhle  ober  Fenatia; 
ifl  der  Vulcangruppe  auf  dem  Suprapietra  poienile  bei  Vidra;  in 
der  Hegyesgruppe  auf  der  Chiciora  südöstlich  von  Buteni;  in  der 
Plesiugruppe  auf  der  Kuppe  des  Plesiu  und  auf  dem  Vasköher 
Kalkplateau  am  Vervul  Ceresilor  bei  Monesa.  —  Vorherrschend  auf 
Kalk,  weit  seltener  auch  auf  Porphyrit,  Trachyt,  Schiefer  und  Sand- 
stein. Im  Bihariageb.  440—1327  Met.  —  Fehlt  im  Tieflande.  Es 
vierdient  auch  bemerkt  zu  werden,  dass  Acer  Pseudoplatanus  im 
Bihariageb.  auf  dem  Rezbänyaer-  und  Petrosaerzuge  fehlt,  wahrend 
derselbe  auf  den  an  diese  beiden  Hochgebirgszüge  anschliessenden 
Kalkplateaus  und  niederen  Bergzügen  allgemein  verbreitet  ist,  wornach 
sich  also  hier  im  Kleinen  dasselbe  Verhältniss  der  Verbreitung  wieder- 
holt, welches  man  auch  in  den  Alpen  beobachtet,  wo  in  der  Randzone 
der  nördl.  und  südl.  Kalkalpen  diese  Ahornart  sehr  verbreitet  ist, 
in  den  centralen  Schieteralpen  aber  fehlt  oder  doch  nur  ganz  ver- 
einzelt angetroffen  wird.  —  Acer  Pseudoplatanus  spielt  in  den 
Sagen  und  Mährchen  der  Ost-Romanen  eine  grosse  Rolle.  Mehrere 
Berge  erscheinen  nach  dem  Ahorn  (rom.  Paltinu)  benannt. 

356.  Acer  campestre  L.  —  In  gemischten  Laubholzwäldern  baum- 
förmig,  an  den  Seiten  der  Hohlwege  und  Weinberge,  sowie  in  Nie- 
derwäldern strauchig.  Selten  in  kleinen  Beständen,  in  der  Regel  nur 
eingesprengt  und  vereinzelt.  Im  mittelung.  Bergl.  bei  Paräd  und 
Recsk  in  der  Matra,  auf  dem  Spitzkopf  in  der  Magustagruppe ,  im 
Auwinkel  und  Leopoldifeld,  am  Schwabenberg  und  überhaupt  auf 
allen  mit  Mischwäldern  bekleideten  Höhen  der  Pilisgruppe  bis  auf 
die  höchste  Kuppe  des  Piliserberges.  Nirgends  häufiger  und  schö- 
ner als  auf  den  Ausläufern  des  mittelung.  ßerglandes  bei  GödöUö 
uad  auf  dem  Lösszuge  des  Viniszni  vrch  zwischen  Tapio  Süly, 
Gomba  und  Monor,  wo  stellenweise  Gruppen  von  30  bis  50  Bäu- 
men dieser  Aiiornart  kleine  Bestände  bilden.  Im  Stromgelände  der 
Donau  bei  Nana  und  auf  der  Margaretheninsel  bei  Ofen.  Auf  der 
Kecskenieter  Landhölie  in  den  Wäldern    bei  Pilis    und  Monor;    auf 


283 

der  Debrecziner  Laudhöhe  zwischen  ßOköny  und  Nyiregiyhaza  und 
bei  Debreczin.  Im  Bihariageb.  auf  dem  lerl.  Vorlande  zwischen 
Grosswardein  und  Belenyes  bei  Bischof-  und  Felixbad,  Lazuri,  Ho- 
lodu ,  Petrani  häufig  und  stellenweise  in  ansehnlichen  bauni- 
förniigen  Exemplaren;  auf  dem  Vasköher  Kalkplaleau  und  in  der 
PlesiugTuppe  bei  Vasköli  und  Monesa,  im  Thale  der  weissen  Koros 
hei  Jöszäsz,  Plescutia  und  in  der  Valea  Liesa  bei  Halniaza,  dann  am 
Fusse  des  Rezbänyaer-  und  Petrosaerzuges  ober  der  Höhle  bei 
Fenatia,  im  Werkthale  bei  Rezbanya  und  im  Poienathal  bei  Pelrosa. 
Die  zwei  zuletzt  genannten  Standorte  bezeichnen  die  lokale  Grenze, 
welche  der  Verbreitungsbezirk  dieser  Ahornart  gegen  das  höhere 
Gebirge  findet.  —  Trachyt,  Sieiiit,  Schiefer,  Kalk,  tert.,  diluv.  und 
alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  Im  Bihariageb.  findet  diese  Baunjart 
schon  bei  570  Met. ,  im  mittelung.  Berglande  dagegen  erst  bei 
7j5  Met.  ihre  obere  Grenze. 

357.  Acer  molle  Opitz.  (^Acer  tomentosum  Ki  t.  Add.  248.)  — In 
Laubholzwäldern  und  in  kleinen  Gebüschgruppen  auf  Bergwiesen.  Im 
mittelung.  Berglande.  Es  liegen  mir  von  dieser  Pflanze,  welche  sich 
zu  Acer  campestre  verhält,  wie  Acer  obtusatum  W.  K.  zu  Acer 
opulifolium  Vill.,  nur  Exemplare  vor,  welche  ich  nächst  dem 
Normabaum  bei  Ofen  (kalkreicher  terl.  Lehmboden,  380  Met.)  ge- 
sammelt habe;  wahrscheinlich  sind  aber  auch  noch  mehrere  weitere 
Standorte ,  welche  oben  für  Acer  cainpestre  angegeben  wurden, 
richtiger  hieher  zu  ziehen. 

358.  Acer  platanoides  L.  —  Eingesprengt  in  den  Buchen- 
wäldern, seltener  auch  in  hoch  gelegenen  Eichenwäldern.  Im  mit- 
telung. Bergl.  in  der  Matra  bei  Paräd  und  Recsk  und  im  Thale 
Gergelhäza  bei  Bodony ,  in  der  Magustagruppe  am  Spitzkopf  bei 
Gross  Maros ,  am  Nagyszäl  bei  Waitzen ,  in  der  Pilisgruppe  am 
Kishegy,  Piliserberg,  Slanitzka  ,  Johannisberg  ,  Schwabenberg  und 
im  Vl^ülfsthale  bei  Ofen  ,  in  der  Vertesgruppe  bei  Csoka.  Ausser 
der  Grenze  unseres  Gebietes  häufig  in  den  Buchenwäldern  der 
Bakonygruppe,  wo  ich  an  der  Gerencze  bei  Bakonybel  Bäume 
mit  28  Älet.  Höhe  beobachtete.  Fehlt  im  Tieflande.  Im  Bihariageb. 
in  der  zerrissenen  Randzone  des  Batrinaplateaus ,  im  Pulsa-  und 
Galbinathale,  auf  der  Pielra  lunga,  Pietra  muncelului,  der  Stanesa 
und  überhaupt  auf  allen  Höhen  zwischen  Petrosa  und  Rezbanya, 
ferner  auf  den  Höhen  des  Kalkplateaus  zwischen  Vasköh  und  Monesa 
und  in  der  Hegyesgruppe  auf  der  Chiciora  südöstlich  von  Bu- 
teni.  —  Vorherrschend  auf  Kalk,  weit  seltener  auf  Trachyt,  Sienit 
und  Schiefer.  270—1170  Met. 

359.  Acer  tataricum  L.  —  In  Niederwäldern  und  in  den 
Lichtungen  und  an  den  Säumen  der  Hochwälder,  welche  die  Land- 
höhen und  die  niederen  das  Tiefland  umrandenden  Bergzüge  krö- 
nen. Im  mittelung.  Bergl.  bei  Recsk  und  im  Thale  Gergelhäza  bei 
Bodony  in  der  Matra,  auf  dem  Spitzkopf  in  der  Magustagruppe.  auf 
dem  Visegräder  Schlossberg  in  der  Pilisgruppe;  auf  den  Ausläufern 
des    mittelung.   Berglandes    bei    Gödöllö    und    im    Ufergelände    der 


284 

Donau  bei  Nana.  Auf  der  Kecskemeter  Landliöhc  in  den  Wäldern 
bei  Monor,  Pilis  und  Nagy-Kürös.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe 
bei  Debreczin,  zwischen  Bököny  und  Nyiregyhäza  und  zwischen 
Valay  und  Nagy  Karoly.  Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  von 
Grosswardein  über  Lasuri  und  Holodu  bis  Petrani  und  im  Gebiete 
der  weissen  Koros  bei  Desna  und  Chisindia  und  über  Jösäsz  und 
Plescutia  einwärts  bis  in  die  Valea  Liesa-  bei  Haimaza.  —  Die  Orte 
Petrani  und  Haimaza  bezeichnen  die  Grenze  des  Verbreitungs- 
bezirkes dieser  Pflanze  gegen  die  höheren  Stufen  des  Bihariage- 
birges.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden. 
95—460  Met. 

360.  Vitis  vinifera  L.  —  In  Laubholzwäldern.  Im  mittelung. 
Berglande  am  Piliserberg  und  Kishegy ,  in  den  Wäldern  bei  Set. 
Andrae,  im  Wolfslhale  und  ober  dem  Fasan  bei  Ofi^n,  nirgends  aber 
schöner  und  in  grösserer  Monge  als  zwischen  Visegräd  und  Szt. 
Läszlö,  wo  auf  einer  Strecke  von  mehreren  Jochen  im  Buchen- 
walde fast  jeder  Baumstrunk  des  Hochwaldes  von  Weinreben  um- 
rankt und  die  Baumkronen  mit  den  üppigsten  Rebengewinden 
übersponnen  sind.  Massenhaft  in  den  Auen  im  Stromgelände  der 
Donau  bei  Nana  und  auf  der  Margaretheninsel  bei  Ofen,  wo  die 
Reben  uralter  Weinstöcke  bis  zu  den  höchsten  Wipfeln  der  Pappeln 
und  Eichen  emporklettern.  In  der  Stuhlweissenburger  Niederung 
im  Walde  bei  Vajta  und  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  in  den 
Wäldern  bei  Monor  und  Pilis  und  auf  Puszta  Peszer  bei  Also  Dabas. 
Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  zwischen  Grosswardein  und 
Belenyes  sowohl  in  den  Wäldern  als  auch  an  den  Hecken  längs 
der  Strasse  bei  Robagani  und  Lasuri  sehr  häufig.  Ebenso  auf  dem 
niederen  Kalkplateau  bei  Vasköh  und  im  Tliale  der  weissen  Koros 
bei  Chisindia  nächst  Buteni  und  von  da  einwärts  bis  Guraväii  und 
Plescutia,  wo  die  Weinreben  in  den  Eichenniederwäldern  und  in 
den  Gehölzen  längs  dem  Flussufer  stellenweise  Bäume  und  Sträu- 
cher mit  den  dichtesten  Geschlingen  verketten.  —  Trachyt,  Kalk, 
tert.  diluv.  u.  alluv.  Lehm-  und  Sandboden  90—420  Met. 

Die  Weinrebe  wird  im  grössten  Theile  des  Gebietes  mit  bestem  Erfolge 
kultivirt.  Am  ausgedehntesten  wird  der  Weinbau  \m  m.ttelungatischen  ßerg- 
lande  betrieben  und  es  werden  hier  insbesonders  am  Ostrande  und  auf  den 
niederen  östlichen  Ausläufern  jüner  Höhen,  welche  das  miltelungarische  Berg- 
land bilden,  Weine  erzeugt ,  welche  zu  den  edelsten  und  berühmtesten  des 
Landes  zählen.  Auf  den  Landhöhen  bei  Soroksar,  Pilis,  Alberti,  Irsa,  Kecske- 
met  uni  an  vielen  anderen  Orten,  ja  selbst  in  der  Tiefebene  bei  Tapio  Szelle, 
Kisujszälläs  etc.  trifft  man  auf  sandigem  und  schwarzem  tiffgründigen  Boden 
gleichfalls  noch  Weingärten  an;  die  dort  gewonnenen  Weine  sind  aber  nur 
selten  von  guter  Qualität  und  werden  desto  schlechter,  je  mehr  man  sich  vom 
Rande  des  ßerglandes  entfernt  und  dem  centralen  Steppengebiet  der  Tiefebene 
nähert.  Im  Bereiche  des  Bihariagebirges  reicht  gegenwärtig  die  Kultur  des 
Weinstockes  im  Thale  der  schnellen  Koros  einwärts  bis  filesd,  auf  den  Ab- 
fällen des  tertiären  Vorlandes  zwischen  der  schnellen  und  schwarzen  Koros 
bis  Holodu,  Robagani  und  Venteri,  im  Thale  der  schwarzen  Koros  bis  Belenyes 
und  im  Gebiete  der  weissen  Koros  bis  Plescutia.  Die  besten  Weine  gedeihen 
hier  an  den  gegen  das  Tiefland  auslaufenden  Vorhügeln   der  Hegyesgruppe  bei 


283 


Mt^nrs  und  Vilägos.  —  Unverkennbar  ist  die  Vorliele  des  Weinstockes  für  den 
tiefgründigen  an  Alkalien  reichen  Leiunboden,  weicher  im  Gebiete  das  trachy- 
tische  Substrat  bedeckt.  —  Die  obere  Grenze  der  Weingärten  fällt  an  der 
südlichen  Abdachung  des  Nagyszäl  bei  Waitzen  auf  415  Met.,  in  der  Magusta- 
gruppe  auf  den  südl.  expon.  Gehängen  ober  Gross  Rlaros  auf  420  Met.,  in  der 
Pilisgruppe  bei  Visegräd  an  einem  südöstl.  Gehänge  auf  435  Met.,  bei  Set. 
Andrae  an  südöstlicher  Lehne  auf  458  Met.,  am  Dreiliotterberg  bei  Ofen  bei 
südl.  Exp.  auf  450  Met.  und  im  Bihariaiieb.  bei  Plescutia  im  Thale  der  weissen 
Koros  auf  355  Met.  —  Im  milteking.  Birglande  ist  die  Weinkultur  in  vielen 
höheren  Lagen  aufgei-'eben  worden  und  man  findet  dort  z.  B.  bei  Visegräd, 
Set.  Andrae  und  Ofen  bei  450  Met.  ziemlich  umfangreiche  aufgelassene  Wein- 
gärten. Auch  im  Bihariageb.  war  der  Weinbau  früher  viel  ausgedehnter  als 
gegenwärtig,  und  nachgewiesener  Massen  fanden  sich  dort  noch  vor  dem 
Jahre  1848  ^^'eingärU■n  bei  Vasköh,  Ocitor,  Baniesci  und  Brotura  und  im 
Thale  der  weissen  Koros  sogar  noch  bei  Halmaza  in  der  Seenöhe  von  390  Met. 
an  Orten,  wo  der  Weinbau  heutzutage  gänzlich  aufgegeben  i-t. 


Meine  Exkursionen  auf  Beleben  und  Feldberg  im  Sommer  1867. 

Von  VulpiuS. 

II. 

Weil  in  Spenner's  Flora  Friburgensis  und  neuerdings  in 
Doeli's  badischer  Flor  Centaurea  phrygia  L.  als  auf  dem  höhern 
obern  Schvvarzwald  vorkommend  citirt  ist,  ich  aber  nur  immer  da 
Centaurea  nigra  sehen  konnte,  so  unternahm  ich,  um  mir  wo  möglich 
einmal  in  dieser  Beziehung  Gewissheil,  d.  h.  die  Centaurea  phrygia 
zu  verschaffen,  eine  Exkursion  in  jene  namentlich  aurgetülirte  Ge- 
genden und  fuhr  demgemäss  mit  dem  ersten  Zug  am  Morgen  des 
26.  August  nach  Freiburg.  Von  da  bis  in's  Himmelreich  benülzte 
ich  den  Omnibus  und  schlug  dann  den  Weg  ein,  der  über  Bu- 
chenbach und  die  Wagensleig  nach  St,  Märgen  führt,  verliess  nach 
einer  Stunde  aber  auch  diesen,  indem  ich  bei  einem  Wegweiser  ange- 
langt, wo  es  heissl:  „Nach  Spirtzen,"  da  abbog  und  diesen  Weg 
nun  wählte,  der  durch  ein  Seitenthälchen  in  ösilicher  Richtung  an- 
steigend an  einzelnen  Hausern  und  nicht  weit  mehr  von  der  Höhe 
am  Wirthshaus  in  den  Spirtzen  vorüber  in  ungefähr  zwei  Stun- 
den das  Hochplateau  des  Schwarzwalds  erreicht,  wo  sich  dann 
nicht  mehr  sehr  ferne  das  Wirthshaus  „auf  dem  Thurner"  meinen 
verlangenden  Blicken  zu  erkennen  gab.  Gleich  beim  Eintritt  un- 
ten in  das  Thälchen  der  Spirtzen  war  ich  überrascht,  die  ganze 
rechte  Bergseite  mit  Sarothamnus  bewachsen  zu  sehen,  der  in  der 
Müllheimer  Gegend  nicht  vorkommt,  und  der  überhaupt  dem 
Schvvarzwald  südlich  von  Freiburg  nicht  mehr  hold  ist.  Dazwischen 
blühte  Hieracium  umbellatum,  hin  und  wieder  erschienen  am  Weg 
Dinnfhiis   de/toiäes,   Galeopsis  ochroleuca,  Jasione  perennis^    .siel- 


286 

lenweise  auch  Trupps  von  Centaurea  —  aber  niclit  phrygia,  son- 
dern nigra.  Massen  verschiedenartiger  Brombeersträucher  rankten 
am  Weg  und  erquickten  mich  mit  ihren  reifen  Beeren,  von  denen 
die  schönen  grossen  säuerlich-süssen  des  R.  glandulosus  Bell, 
mir  am  besten  mundeten.  Nach  gepflogener  Mittagsrast  auf  dem 
Thurner  verfolgte  ich  die  Strasse  nach  Waldau ,  dessen  in  den 
Schwarzwald  -  Reisebüchern  so  sehr  gerühmtes  Gasthaus  zur 
„Traube"  ich  natürlich  nicht  blos  von  Aussen  kennen  lernen 
wollte  und  ich  überzeugte  mich  sofort,  dass  unter  der  Leitung  einer 
thätigen  und  verständigen  Wirthin  hier  der  Geist  der  Ordnung 
und  Reinliciikeit  walte.  Von  der  „Traube"  weg  zog  ich  mich  links 
hinauf  nach  den  bewaldeten  Höhenzügen,  wo  sich  mir  die  Ein- 
sicht aufthat  in  die  engen  wilden  steil  abstürzenden  Thalschluch- 
ten der  Wild-Gutach.  Bei  der  „Kalten  Herberg"  angelangt,  machte 
ich  „Kehrf*  und  ging  auf  der  gewöhnlichen  Strasse  gegen  Waldau 
zurück,  an  deren  Rändern  rechts  ich  Rhinanthus  angiislifolius  und 
links  Centaurea  nigra  bemerkte  —  aber  keine  phrygia.  In  den 
Wiesen  des  Langen-ordnachthals,  durch  das  hinauf  ich  jetzt  meinen 
Weg  nahm,  bemerkte  ich  öfters  Phyteuma  nigrum.  Nicht  weit  von 
der  Neustadt,  beim  Wirthshaus  „zur  Spiegelhalde,"  betrat  ich  die 
Landstrasse  und  schritt  auf  dieser  nun  wacker  vorwärts,  da  der 
Abend  heranrückte.  Besorgend  wegen  Ueberfüllung  von  Gästen  im 
„Rössle"  da  keinen  Platz  zum  Uebernachten  mehr  zu  finden,  so 
versuchte  ich's  schon  in  der  „Laffete"  und  meiner  Frage  folgte 
eine  bejahende  Antwort.  Also  abgelegt  und  sich  gelagert.  Und  es 
erwies  sich  in  der  Folge  als  eine  glückliche  Fügung,  dass  ich  in 
der  „Laffete"  eingetreten  war.  Mein  Plan  strebte  für  morgen  nach 
dem  Feldberg  und  zufällig  hatte  auch  der  LafFetenwirth  morgen 
Früh  in  jener  Riciilung  hineinzugehen  um  Bäume  zu  holen,  wess- 
halb  wir  verabredeten  mit  einander  zu  gehen. 

Nachdem  am  folgenden  Morgen  der  Knecht  mit  dem  Wagen 
längstv  orausgegangen  war,  verliessen  nach  genommenem  Frühstück 
der  Wirlh  und  ich,  wohl  zufrieden  mit  der  Bewirlhung  um  6  Uhr 
die  „Lalfete."  Es  war  ei«  herrlicher  Morgen  —  Nebel  zwar  lagerte 
auf  den  Höhen,  aber  der  Himmel  wölbte  sich  klar  und  blau  darüber. 
Nachdem  wir  ungefähr  drei  Stunden  zusammen  gegangen,  trennte 
sich  unser  Weg.  Der  Wirth  musste  nun  links  abfahren  und  ich  war 
von  da  an  in  einer  Viertelstunde  „im  Rinken."  Mehrmals  war  ich 
wieder  an  Centaurea  nigra  vorübergekommen,  aber  nirgends  zeigte 
sich  mir  phrygia.  Dagegen  begrüsste  mich  auf  seinem  alten  Posten 
im  Wald  gegen  die  Baldenweger  Hütte  hinauf  das  Hieracium  wie- 
der, das  ich  vor  zwei  Jahren  zuerst  da  gefunden  und  bis  vor 
kurzer  Zeit  für  H.  rigidum  Hart  mann  gehalten  hatte.  Wie  nun 
aber  Vergleichungen  mit  von  E.  Fries  erhaltenem  H.rigidumll.  aus- 
weisen, ist  meine  Feldbergpflanze  nicht  diess  Hieracium.  Eine  bo- 
tanische Autorität  unseres  Landes  schreibt  mir  darüber,  „das  Hie- 
racium vom  Feldberg  ist  mir  sehr  merkwürdig,  entweder  gute  Art 
oder  —  so  paradox  es  klingt,  eine  bisher  wenig  beobachtete  kahle 


287 

Form  von  H.  sabaudum  «.  horeale.^  —  Dazn  stimmt  aber  der 
weiche  zusainmendrückbare  Steng-ei,  das  involucrum  und  die  frü- 
here ßlüthezeit  nicht.  Ich  bin  daher  hinsichtlich  seiner  noch  nicht 
über  alle  Zweifel  hinaus.  Ober  der  Baldenweger  Hütte,  am  Fiiss 
des  Baldenweger  Buks,  traf  ich  an  einem  fliessenden  Wässerchen 
zwischen  Felsen  Epilobium  trigonum  und  Selaginella  spinulosa^ 
Das  Wetter  war  so  schön,  zu  eilen  hatte  ich  nicht,  so  stieg  ich 
nun  durch  Unmassen  reifer,  köstlicher  Heidelbeeren  am  Balden- 
weger Buk  hinauf,  um  die  einzelnen  auf  mich  herabschauenden 
Felsparthien  mit  ihrer  hübschen,  pflanzenreiihen  Umgebung  genauer 
zu  betrachten.  Während  Mespilus  Chamaemespilus ,  Rosa  alpina^ 
Sorbus  aucuparia,  Salix  grandifolia ,  Rubus  saxatilis  u.  dgl.  die 
Felsmassen  umstanden,  schmückten  sich  die  Grashalden  mit  Avnica 
montana,  Hieracium  vulgatum,  Solidago  Virgaurea .  Aconitum  Na- 
pellns.  Unter  diesen  Dingen  blieb  mein  Auge  plötzlich  noch  auf 
einem  andern  Hieracium  haften,  dessen  Anblick  mich  desshalb  noch 
besonders  erfreute,  weil  nun  bezüglich  seiner  meines  sei.  Freun- 
des Spenner's  Ehre  durch  mich  gereitet  werden  sollte.  Seit  einer 
Reihe  von  Jahren  war  nämlich  das  von  Spenner  „am  Höchsten,'' 
am  Baldenweger  Buk  und  am  Seebuk  auf  dem  Feldberg  angege- 
bene Hieracium  prenanthoid es  Vill.  nicht  mehr  beobachtet  worden, 
oder  vielmehr  es  wurde  das  H.  corymbosum  Fries  am  Seebuk  dafür 
genommen,  bis  es  sich  endlich  in  Folge  erhobener  Zweifel  und  Ein- 
sprache von  meiner  Seite  herausstellte,  dass  das  Hieracium  am  Seebuk 
nicht  prenanthoides ,  sondern  corymbosum  Fries  sei.  Auf  dieses 
hin  fing  man  an  zu  glauben,  Spenner  müsse  sich  in  diesem  Hie- 
raciiim  geirrt  haben  und  prenanlhoides  komme  auf  dem  Feldberg 
gar  nicht  vor.  Nun  aber  hier  am  Baldenweger  Buk  stand  unver- 
sehends  das  wahre  H.  prenanthoides  Vill.  in  Lebensgrösse  und 
bester  Blüthe  vor  mir.  Dass  mir  dieser  Fund  eine  grosse  Freude 
machte,  versteht  sich  von  selber.  Als  ich  aber  nach  geschehe- 
ner Zueignung  einer  Anzahl  Exemplare  mich  dem  Seebuk  zuwen- 
dete, da  wartete  meiner  noch  eine  andere  Gabe,  wie  mir  der 
Himmel  keine  köstlichere  hätte  spenden  können.  —  Halt !  was  ist 
das  dort  d'rin  im  Gebüsch  für  ein  Gewächs  von  so  fremdartigem 
Aussehen,  es  sieht  fast  aus  wie  eine  Cacalia.  ist's  aber  doch  nicht 
—  ich  trete  näher  hinzu  —  ein  blauer  Blüthenstand  leuchtet  mir 
bereits  entgegen;  Grösse,  Gestalt  und  Farbe  der  Blumen  haben 
Aehnlichkeit  mit  Lactuca  pereunis,  allein  Lactuca  perennis  kann 
sich  nie  auf  dem  Feldberg  verirren.  Noch  einen  Sciiritt  und  ich 
stehe  davor.  Jetzt  aber  mein  Glück,  meine  himmlische  Freude  zu 
beschreiben,  die  meinen  ganzen  Körper  durchbebte,  ist  unmöglich, 
als  ich  so  unerwartet  den  so  seltenen  und  in  Deutschland  noch 
nie  gefundenen,  auch  von  mir  noch  nie ,  weder  lebend  noch  ge- 
trocknet, gesehenen  aber  seit  so  vielen  Jahren  sehnlichst  ge- 
wünschten —  Sonchus  Plumieri  in  der  vor  mir  stehenden  Pflanze 
erkenne.  Bis  dahin  nur  aus  einigen  wenigen  vereinzelten  Fund- 
orten   der  Alpen    in    der    westlichen  Schweiz    und    den    höchsten 


288 

Jochen  der  Vogesen  im  Koch'schen  Ländergebiel  bekannt,  war 
mir  die  Ehre  und  Freude  aufgehoben,  der  Entdecker  dieser  Pflanze 
auch  auf  deutschem  Boden  zu  sein.  Freilich  und  eigentlich  sind 
die  Vogesen  auch  deutscher  Boden,  nur  eben  jetzt  nicht.  —  Ich 
lebe  aber  der  Hoffnung,  dass  sie  früher  oder  spater,  wenn  der 
deutsche  Vaterlandssinn  einmal  wieder  höhere  Wogen  schlagen 
wird,  mit  dem  alten  deutschen  Mutterland  wieder  werden  vereinigt 
werden,  denn  was  von  Gott  und  Rechtswegen  zusammengehört, 
das  soll  und  kann  der  Mensch  nicht  auf  ewig  trennen,  und  sei  es 
auch  ein  Napoleon  oder  ein  Bismarck,  —  Mehr  als  diess  eine  Exem- 
plar war  mir  nicht  möglich  aufzutreiben  und  ich  zweifle,  ob  später 
mehrere  noch  werden  gefunden  werden,  denn  nur  seine  so  grosse 
Seltenheit  macht  sein  bisheriges  Unbekanntbleiben  erklärlich.  — 
Am  Seebuk  traf  ich  das  Hieracinm  corymhosum  in  bester  Blüthe 
und  zahlreich,  so  auch  Scnecio  Jacquinianus  R  chb.,  letzteren  jedoch 
schon  abgeblüht.  Dieses  so  frühzeitige  Abgeblühtsein  in  4500'  Höhe, 
während  Senecio  Fvchsii  in  den  unteren  W^aldregionen  noch  in 
voller  Blüthe  steht,  kann  auch  als  ein  Unterscheidungszeichen  von 
letzlerem  angenommen  werden.  Nun  aber  musste  ich  eilen  den 
Gasthof  „zum  Feldberger  Hof  noch  vor  dem  Regen  zu  erreichen, 
denn  die  Nebel  von  heute  Früh  waren  aufgestiegen  und  ein  Don- 
nerwetter schon  über  mir  losgebrochen.  Es  war  3  Uhr  Nachmit- 
tags als  ich  eintrat  in  die  mir  wohlbekannten  und  wohlgeneigten 
Räume  und  dass  es  unverweilt  an's  Einlegen  ging,  versteht  sich 
von  selbst,  an's  Einlegen  in  den  Magen  und  an's  Einlegen  in's 
Papier,  während  es  draussen  donnerte  und  wetterte.  Abends  beim 
Nachtessen  kam  noch  ein  Herr  mit  Gattin  zum  Uebernachten  an. 
Auch  drei  schmutzige  Engländer  machten  noch  ihre  geisterhafte 
Erscheinung,  frugen  wie  (heuer  pr.  Person  das  Bett  über  Nacht, 
und  als  der  Wirth  ihnen  sagte  48  kr.,  verliessen  sie  wieder  das 
Haus  und  irrten  auf  dem  Feldberg  herum,  bis  sie  in  die  Menzen- 
schwander  Hütte  kamen  ,  dort  sich  auf  die  Bänke  streckten  für 
12  kr.  die  Person  und  zu  Dritt  miteinander  einen  Schoppen  Wein 
tranken.  Ich  vermuthe,  es  sind  feiernde  Londoner  Schneidergesel- 
]on  gewesen,  die,  um  wohlfeiler  als  in  England  zu  leben,  nun  auf 
solche  Weise  Deutschland  durchreisten. 

28.  August.  Die  ganze  Nacht  hindurch  Regen  und  diesen 
Morgen  nun  dicker  undurchdringlicher  Nebel  und  gewaltiger  Wind 
über  den  Berg.  Darauf  konnle  nun  aber  keine  Rücksicht  genom- 
men werden,  es  galt  das  Wohl  meiner  Pflanzen,  die  musste  ich 
trachten,  so  schnell  wie  möglich  heimzubringen,  um  sie  lege  artis 
besorgen  zu  können.  So  brach  ich  nach  dem  Frühstück  um  8  Uhr 
auf  und  meinen  Weg  über  den  ganzen  Rücken  des  Berges  dem 
Thurm  zu  nehmend,  stieg  ich  \on  da  an  dei-  St.  Wilheluier  Hütte 
vorüber  in's  Wilhelmer  Thal  hinab;  hinaus  nach  Oberried  und  um 
2  Uhr  marschirte  ich  schon  zum  Schwabentlior  nach  Freibung  hin- 
ein. Abends  5  Uhr  brachte  mich  dann  die  Eisenbahn  vollends  heim 
nach  Müllheim,    zwar  nicht  mit  der  gehoft'ten   Centaurea  phrygia, 


289 

ahor  mit  (Umu  unvorholTit'n  und  ungleich  wertlivollern  Sonchus  Plu- 
ntievi.  —  Ich  nannte  es  weiter  oben  ein  Glück,  dass  ich  in  der 
„Laffete"  übernachtete.  Hatte  mich  nämlich  mein  guter  Genius  nicht 
dort  heissen  anfragen,  so  wäre  ich  andern  Tags  auf  einem  andern 
Weg  als  auf  dem  mit  dem  Lailetenwirth  dem  Feldberg  zugegangen 
und  dann  wäre  ich  nicht  dahin  gekommen,  wo  ich  den  Sonchus 
Plumieri  fand. 

Mein  Wunsch,  mein  Verlangen,  wenn  auch  nur  noch  nach 
einem  einzigen  Sonchus  Plumieri,  damit  es  doch  wenigstens  ein 
Pärchen  gebe,  Hess  mir  keine  Ruh'  und  wollte  ich  gehen,  so  durfte 
ich  nicht  mehr  lange  warten. 

Um  zugleich  auch  dem  Beleben  wieder  einen  Besuch  zu  ma- 
chen, ging  ich  somit  Nachmittags  am  Samstag  den  7.  September 
auf  die  Sirnitz. 

Sonntag  Vormittags  kam  ich  in's  Beichenhaus  und  setzte 
Nachmittags  meine  Reise  fort  über  Altern  und  Todnau  bis  Fahl. 
Da,  beim  edlen  Tobias  wurde  übernaciitet. 

Montag  Morgens  am  9.  wurde  der  Feldberg  in  Angriff  ge- 
nommen,  in  der  Todnauer  Hütte  gefrühstückt.  D'rauf  vollends  zum 
Thurm  hinauf,  da  war's  VjS  Uhr.  An  der  Zarstier  Wand  (inSpen- 
ner  immer  unter  dem  Namen  „Osterrain"  aufgefülirl}  anfangend, 
ging  es  keine  fünf  Minuten  und  Hieracium  prenanlhoides  stand 
schon  wieder  vor  mir.  Am  häufigsten  jedoch  begegnete  ich  ihm 
wie  vor  14  Tagen  am  Baldenweger  Buk  und  sehr  lieb  war  es  mir, 
darunter  jetzt  auch  Exemplare  mit  reifen  Früchten  zu  bekommen. 
Hinsichtlich  des  Vorkommens  dieser  Pflanze  machte  ich  die  Bemer- 
kung, dass  sie  hier  am  Feldberg  ganz  besonders  steil  abfallende 
Wände  mit  Felsenschultunlergrund  liebt  und  zwischen  Solidago 
Virgaurea,  Hieracium  murorum  und  vulgatum,  diesen  fast  gleich- 
farbigen Genossen,  sich  gleichsam  versteckt  hält.  Zerstreut  da- 
zwischen stehen  einzelne  Sorbus  Äria,  aucuparia,  Chamaemespilus, 
Salix  grandifolia,  Rosa  alpina,  während  der  Scheitel  der  Wand 
sich  mit  Arnica  montana  und  Gentiana  lutea  schmückt.  Bczüu^lich 
der  Standorte  des  Hieracium  prenanthoides  Vill.  sagt  Spenner 
in  seiner  Flora  friburgensis:  „in  rupibus  graminosis  m.  Feldberg 
am  Oslerrain  delexit  Fr,  Wieland  1823;  —  in  praecipitio  a  cacu- 
mine  Se^buk  versus  lac.  Feidsee  et  secus  torrentem  alibi  nuper- 
rime  in  abundantia  vidi."  —  Mit  dem  ersteren  Standort,  am  Osler- 
rain hat  es  seine  Richtigkeit,  da  steht  es,  wie  ich  mich  selbst 
überzeugte.  Wie  aber  Spenner  und  mit  und  nach  ihm  auch  noch 
andere  Botaniker  das  Hieracium  am  Seebuk  auch  für  prenanlhoides 
halten  konnten,  kann  ich  fast  nicht  begreifen,  denn  das  am  Seebuk 
ist  Hieracium  corymbosum  Fries  und  der  Unterschied  dieser  bei- 
den Pflanzen  ist  so  in  die  Augen  springend,  dass  ich  glauben 
sollte,  wer  einmal  H.  prenanthoides  gesehen,  draussen  in  der  Natur 
an  Ort  und  Stelle,  der  könnte  //.  corymbosum  nicht  damit  ver- 
wechseln. Abgesehen  von  allen  andern  ünlerscheidungsmeikmalen 
geben  schon  allein  die  reifen  Früchte  den  specifischen  Unterschied 

Oesterr.  botan    Zeitsnhril't  y    H-fi.lS'S.  22 


290 

zu  erkennen.  Beim  prenanthoides  sagt  Fries:  „Achaenia  pallida* 
und  beim  corymbosum  „Achaenia  caslanea."  Und  so  verhält  sich 
die  Sache  auch  in  der  That.  Schon  das  Gefühl  lässt  den  Unter- 
schied erkennen  —  die  Blatter  des  corymhosum  fühlen  sich  dick, 
lederartig-  an,  die  des  prenanthoides  weich  und  krautig.  Dass  diese 
zwei  Pflanzen  nicht  zusammengehören,  ja  gar  nichts  mit  einander 
wollen  zu  thun  haben  und  in  keine  Berührung  mit  einander  kom- 
men ,  geht  auch  deutlich  daraus  hervor,  dass,  obgleich  sie 
gar  nicht  weit  von  einander  wohnen,  doch  keine  die  Behausung 
der  anderen  betritt  —  wo  H.  corymbosum  steht,  da  kommt  kein 
prenanthoides  und  wo  dieses,  da  sieht  man  sich  umsonst  nach 
corymbosum  um.  Dass  übrigens  auch  corymbosum  wie  prenanthoi- 
des in  verschiedenen  Formen  auftritt,  davon  habe  ich  mich  voriges 
Jahr  schon  überzeugt,  und  jetzt  wieder.  Die  normale  auf  Felsen 
stehende  Pflanze  hat  einen  1%' hohen,  straffen,  blätterreichen  Stengel, 
Exemplare  dagegen,  die  im  Felsenschutt  standen,  hatten  über  2' 
lange  fast  nied(!rliegende  Stengel ,  nur  mit  wenigen ,  bedeutend 
grosseren  und  weit  aus  einander  stehenden  Blattern  versehen.  — 
Nun  aber  weiter;  es  galt  mit  dem  Sonchus  Plumieri  noch  einmal 
mein  Glück  zu  versuchen.  Ueber  4  Stunden  kletterte  ich  an  jenen 
Wanden  auf  und  ab,  hin  und  her,  Sonchus  Plumieri  aber  fand  ich 
keinen  mehr.  Der  am  27.  August  d.  J.  von  mir  gefundene  Stock, 
scheint  der  einzige  auf  dem  Feldberg  zu  sein.  —  Meine  Arbeit  war 
da  nun  abgethan  und  endlich  nach  sechsstündigem  Herumklettern 
an  den  steilen  Wänden  des  Feldbergs,  wobei  meine  alten  Knochen 
das  fast  Uebermenschliche  leisteten,  betrat  ich  um  j  Uhr  den  Gast- 
hof, um  ilinen  die  benöthigte  Kühe  und  Erholung  angedeihen  zu 
lassen.  Doch  mein  Weg  war  für  heute  noch  weit  und  nach  einer 
Stunde  begann  der  Marsch  von  neuem.  Weil  ich  auf  meiner  Reise 
vor  vierzehn  Tagen  an  den  angegebenen  Standorten  keine  Cen- 
taurea  phrygia ,  sondern  überall  bloss  die  nigra  fand,  so  wollte 
ich  jetzt  wiederholt  jene  Reviere  durchgehen.  Somit  verliess  ich 
um  2  Uhr  wieder  den  trefflichen  mit  Fremden  Tag  und  Nacht  fast 
überfüllten  Gasthof  auf  dem  Feldberg,  indem  ich  den  Weg  nach 
dem  See  hinab  einschlug,  ging  aber,  ohne  mich  bei  ihm  aufzuhal- 
ten, durch's  Rothwasserthal  hinaus,  am  Titisee  vorüber,  der  so 
hoch  stand,  dass  weit  im  See  die  Tannen  standen,  und  gewann, 
die  Lenzkircher  Strasse  überschreitend,  die  von  Neustadt,  welche 
ich  dann  so  weit  verfolgte ,  bis  mir  nicht  mehr  weit  von  dieser 
Sladt  ein  Wegweiser  zeigte,  wo  es  nach  Langenordnach  und 
Waldau  geht.  Um  V28  Uhr  nahm  ich  im  Wirthshaus  zu  Langen- 
ordnach, noch  y^  Stund  bis  Waldau,  Ou^'^er,  weil  ich  unterwegs 
erfahren  halte ,  dass  grosse  Festivität  heute  in  der  „Traube"  in 
Waldau  sei  und  ich  daher  dort  schwerlich  ein  Unterkommen  für  die 
Nacht  finden  würde.  Ich  kann  mich  übrigens  mit  meiner  Bewir- 
thung  in  Langenordnach  nur  zufrieden  erklären.  Die  Leute  hier 
auf  dem  hohen  Schwarzwald  sind  äusserst  fleissig;  Abends  arbei- 
ten   sie    draut-sen    bis   in    die  Nacht    hinein  und    heute  Früh,    den 


291 

10.  September ,    war    um  4  Uhr   schon    wieder  Alles    lebendig  im 
Haus. 

Um  yjG  Uhr  setzte  ich  meine  Reise  fort ,  ging  an  der 
„Traube"  in  Waldau  und  am  Thurner  vorüber,  nahm  von  da  den 
Weg  nach  den  Spirtzen.  kam  durch  diess  drei  Stunden  lange  Thäl- 
chen  hinunter  nach  Buchenbach  auf  der  Strasse  nach  St.  Märgen 
und  hielt  im  Himmelreich  endlich  Rast  bei  einem  Schoppen  Alten. 
Zwei  Stunden  lang  hatte  ich  noch  im  Regen  zu  gehen,  bis  ich  um 
1  Uhr  die  Sladt  Freiburg  betrat,  wo  dann  der  Körper  gepflegt 
wurde,  bis  um  4  Uhr  der  Zug  mich  aufnahm  und  um  5  Uhr  nach 
Hause  brachte  —  ich  aber  keine  Centaurea  phrygia ,  sondern 
tiberall  wie  das  letztemal  nur  nigra  zu  sehen  bekommen  hatte. 
Dass  sie  aber  dennoch  dort  vorkommt,  hat  mich  erst  neuerdings 
wieder  Herr  Do  eil  versichert,  der  von  Spenner  selbst  in  jenen 
Gegenden  gesammelte  Exemplare  in  seinem  Herbar  bewahrt.  Ich 
werde  daher  nächstes  Jahr  wieder  darnach  gehen,  aber  einige 
Wochen  früher,  denn  im  Engadin  und  Wallis,  4 — 5000'  ü  M., 
blüht  sie  schon  Anfangs  August. 

Das  Anfangs  Oktober  eingetretene  kalte  unfreundliche  Wetter, 
das  während  es  im  Land  unten  regnete,  dem  Beleben  eine  2'  dicke 
Schneedecke  überwarf,  nöthigte  den  Wirth  im  Beichenhaus  zum 
Abzug  zu  blasen. 

Als  nun  der  14.  d.  M.  uns  einen  hübschen  Nachmittag  brachte 
so  säumte  ich  nicht  ihn  zu  einem  Abschiedsbesuch  auf  dem 
Beleben  zu  benutzen  und  kam  bei  guter  Tageszeit  noch  oben  an, 
um  die  vor  mir  ausgebreitete  Alpenkelle  bewundern  zu  können. 
War  aber  die  Alpenansicht  diesen  Abend  schon  herrlich,  so  wurde 
sie  dennoch  vom  Morgen  des  15.  noch  weit  überholen.  Der  Him- 
mel hatte  sich  in  der  Nacht  schon  wieder  getrübt  und  eine  graue 
Nebelwand  von  Mont  blanc  bis  zu  den  Bernern  sich  vorgeschoben, 
allein  von  da  an  bis  weit  nach  Osten,  wo  die  Vorarlberger, 
Montafuner  und  Unter-Engadiner  die  Grenzmauer  bilden,  standen 
die  Alpen  in  einer  wundervollen  Reinheit  und  Klarheit  da  und 
schienen  so  nahe  gerückt,  dass  sie  den  Einblick  in  ihre  entlegen- 
sten und  hintersten  Winkel,  frei  und  offen  gestatteten  und  als  nun 
ein  mächtiges  Morgenroth  sich  erhob  und  all'  diese  Gebirgsmassen 
sammt  ihren  so  verschiedenartig  gestalteten  Spitzen  und  Kuppen 
in  Feuer  setzte,  da  erschienen  sie  in  einer  Beleuchtung,  wie  etwas 
Prachtvolleres  und  Ergreifenderes  nicht  gedacht  werden  kann, 
ebensowenig  als  ich  vermöchte  die  Gefühle  mit  Worten  zu  schil- 
dern, die  da  mich  durchdrangen.  Die  aufgehende  Sonne  setzte  das 
himmlische  Schauspiel  fort. 

Weil  diese  Erscheinungen  aber  ein  sicheres  Zeichen  kom- 
menden Regens  sind,  und  der  Himmel  sich  schon  getrübt  hatte,  so 
nahm  ich  nach  8  Uhr  Abschied  vom  Beichenhaus  und  seinem  ge- 
fälligen Wirth,  zum  siebenten  und  letztenmal  für  dieses  Jahr,  denn 
am  17.  hat  auch  dieser  den  Berg  verlassen  und  bezog  sein  Winti-r- 
quarlier  drunten  in  Schunau    im    Wieseuthal.    Um    Mittag,    gerade 


292 

als  ich  die  Heimath  wieder  erreicht  hatte,  kehrte  dann  der  ver- 
kündete Regen  wieder.  Von  blühenden  Pflanzen,  die  sich  droben 
unter  dem  Schnee  noch  erhalten  hatten,  waren  kümmerliche  Apar- 
gia  alpina  und  die  ein-  und  grossköpfige  Alpenform  von  A.  autum- 
nalis  die  einzigen.  —  Ich  bin  nun  angelangt  am  Schluss  meiner 
diessjährigen  Beleben-  und  Feldbergreisen  und  mancher  Genuss  ist 
mir  durch  sie  wieder  geworden.  Auch  auf  meine  Gesundheit  üben 
die  Bergreisen  den  günstigsten  Einfluss  aus,  ich  fühle  mich  da 
immer  so  wohl  und  so  frei,  so  frisch  und  so  frohen  Muthes.  Daher 
überlass'  ich  es  Andern ,  dem  Menschen  ein  Hoch  auszubringen, 
ich  rufe:  „die  Berge  sollen  leben  —  die  Berge  leben  hoch!" 

Von  denjenigen  Pflanzen,  die  ich  sonst  noch  in  meiner  nähern 
Umgebung  diesen  Sommer  beobachtet  und  theilweise  eingelegt 
habe,  will  ich  noch  nachstehende  als  die  bemerkeuswerlhesten  er- 
wähnen: Viola  alba  Besser,  unler  Piniis  sylvestris  im  Sieinacker, 
März.  Ajvga  pyramidalis  h.  auf  Gneisgrund  auf  lichten  Waldstellen, 
beim  Schweighof,  eine  Stunde  vom  Müllheim,  am  3.  Mai;  ihre 
besten  und  deutlichsten  Unterscheidungszeichen  von  der  A.  gene- 
censis  sind  folgende:  die  grossen  breiten  ungetheilten  fest  am 
Boden  liegenden  oft  sehr  zahlreichen  Niederblälter;  die  kleinen 
von  den  ungelappten  Brakteen  weit  überragten  und  durch  diese 
fast  verborgenen  Blumen,  die,  gleich  wie  bei  Melampyrum  cristatum, 
schön  vierzeilig  gestellte  Blüthenähre  und  der  von  dichter»,  weissen 
Haaren  sammtartig  anzufühlende  Ueberzug  der  ganzen  Pflanze; 
endlich  der  rolhbraune  Anflug  von  Oben  herab  bis  auf  die  Mitte. — 
Eine  ausgezeichnete  Form  von  Draba  nerna,  vielsteiigelig  mit 
kleinen  runden  Schötchen;  in  Reben  bei  Mauchen,  18.  April.  — 
Dentaria  pinnata  bei  Sitzenkirch,  25.  April.  —  Fragaria  Hagen- 
bachiana  bei  Zunzingen,  22.  April.  —  Alnus  pubescens  am  Rhein, 
3.  Mai.  —  Amelanchier  vulgaris  auf  Gneis,  auf  dem  ßrudermatt- 
felsen,  10.  Mai.  —  Thalictrum  aquilegifolium  im  Gebüsch  am  Rhein, 
18.  Mai.  —  Anthriscus  vulgaris  bei  Neuenburg,  18.  Mai.  —  Ly- 
thospermum  purpureo - coeruleum  auf  der  Schwärze,  25.  Mai.  —  Me- 
dicago  minima,  Himantoglossum  hirciuum,,  Orobanche  Hederae  bei 
Jstein,  27.  Mai.  —  Orobanche  rubens  und  minor  im  Sieinacker, 
31.  Mai.  —  Avtliericum  Liliago,  auf  dem  Brudermaltfelsen  auf  Gneis, 
11.  Juni.  —  Thalictrum  simplex  bei  Buggingen,  18.  Juni.  —  Cam- 
panula  pusilla,  Prunella  alba,  Achillea  nobilis,  Teucrium  monlanum, 
Carduus  multißorus  bei  Sieinenstatt  am  Rhein,  11.  Juli.  —  Hiera- 
cium  bifurcum,  Aceras  anthropophora,  Ophrys  apifera  auf  dem  Lug- 
insland bei  Müllheim  ,  6.  Juli.  —  Veronica  scuteUala ,  Drosera 
rotundifolia  am  Nannmattweiher,  22.  August.  —  Scirpus  setaceus 
bei  Lipburg  ,  24.  August.  —  Scirpus  Tabernaemoutani  am  Rhein, 
18.  September.  —  Hieracium  lycopifolium,  Trifolium  hybridum, 
Oxalis  stricta,  Epilobium  Lamyi  auf  dem  Freiburger  Schlossberge, 
26.  September.  —  Centaurea  maculosa  und  solsticialis,  Plantago 
arenaria  bei  Neuenburg,  27.  September. 

Müll  heim  im  Breisgau,  im  December  1867. 


293 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr,  Ferdinand  Schur. 
XXIX. 

Viola  alba  Bess.   priiuit.  fl.  Galic.  1,  p.  171. 

Es  liegt  in  der  Naiur  der  Veilchen,  leiciit  die  Farbe  zu 
ändern,  und  V.  hirta,  ambigua,  sciaphila,  campestris,  odorata, 
suuDis,  selbst  V.  alpina  habe  ich  mit  weissen  Blumen  gefunden. 
Daher  mag  es  wohl  kommen,  dass  unter  V.  alba  in  den  Herbarien 
sehr  verschiedene  Formen  der  oben  genannten  Veilchen  als  V.  alba 
Bess.  aufbewahrt  werden,  wie  z.  B.  V.  hirta  albiflora,  V.  odorata 
albißora,  V.  hortensis  var.  leiicantha  Schur  u.  s.  w.,  ein  Beweis, 
dass  V.  alba  Bess.  eine  wenig  gekannte  aber  viel  verkannte  Art 
ist.  —  Koch  C^yn.  ed.  2,  p.  90)  halt  Viola  alba  Bess  für  eine 
gute  Art,  und  ich  hin  derselben  Meinung,  obschon  ich  Besser'sche 
Originalexemplare  nie  zu  Gesichle  bekommen  konnte.  —  Die  sic- 
bcnbürgische  Viola  alba,  welche  die  echte  Pflanze  repräsentiren 
dürfle,  ist  von  der  in  der  Wiener  Flora  wachsenden  sehr  ver- 
schieden, und  die  letztere,  welche  von  vielen  Botanikern  nur  als 
Var.  von  V.  odorata  angesehen  wird ,  ist  nach  meiner  Ansicht 
weder  V.  odorata  noch  V.  alba  Bees.,  sondern  eine  eigenthüm- 
liche  hübsche  Form.  —  Auch  im  botanischen  Garten  des  k.  k. 
Theresianums  habe  ich  auf  den  Grasplätzen  gleichsam  wildwachsend 
eine  Viola  alba  gefunden,  welche  ich  wegen  der  schwärzlichgrünen 
Blätter  V.  nigricans  nennen  möchte,  und  die  ausserdem  noch  durch 
den  sparrigen  Habitus,  den  einfachen,  nur  an  der  Spitze  faserigen 
Wurzelstock,  so  wie  durch  die  Abwesenheit  der  Stolonen  sich 
kennzeichnet.  —  Die  siebenbürger  Viola  alba  =  V.  obscura  albi- 
flora  Schur  En.  pl.  Transsilv.  p.  80,  welche  an  felsigen  Orten 
auf  Glimmerschiefer  gemeinschaftlich  mit  V.  obscura  Schur  und 
V.  microceras  Schur  1.  c.  vorkommt,  ist  von  der  hiesigen  durch 
schlankeren,  zarleren  Habitus,  die  Anwesenheit  langer,  ästiger 
Stolonen,  herzeiformigen,  nicht  schwärzlichen,  kleinen  Blättern  und 
durch  die  kleinen  Blumen  mit  weissem  Sporn  verschieden.  —  Diese 
letztere  halte  ich  für  V.  alba  Bess. 

Sehr  verschieden  von  dieser  V.  alba  Bess.  ist  die  in  den 
siebenbürgischen  Gärten,  namentlich  bei  Hermaiinstadt,  als  Viola 
alba  gezogene  VioUt,  welclie  ich  in  meiner  En.  p.  82  als  V.  hor- 
tensis oder  F.  adorala  leucantha  Schur  aufgeführt  habe,  deren 
Blumen  elfenbeinweiss  (eburnei)  sehr  wohlriechend  sind  und  einen 
viel  kürzeren  weissen  Sporn  haben.  Die  Blätter  dieser  Viola  sind 
rundlich  nierenförmig  mit  geschlossenem  Herzwinkel,  dessen  Lappen 
einander  berühren  oder  decken.  — -  Die  Stolonen  sind  sehr  lang, 
wurzelnd  ästig   und  oft  an  der  Spitze  blumentragend.  —  Vielleicht 


294 

eine  durch  die  mehrjährige  Kultur  entstandene  Form,  —  Ich  fand 
dieselbe  in  Gärten  des  Herrn  Pfarrers  Ackner  in  Hammersdorf 
und  Herrn  Mich.  Bielz  in  Hermannstadt,  wild  in  den  Weinbergen 
bei  Hammersdorf  und  Talmatsch,  wo  sie  im  Mai  blühte. 

XXX. 

Viola  vivariensis   Jord. 

Im  botanischen  Garten  des  k.  k.  Theresianums,  steht  der  V. 
saxatilis  Schmidt  und  V.  segetalis  Schur  ziemlich  nahe,  wie 
selbige  denn  ebenfalls  wie  diese  beiden  zum  Typus  von  V.  trioolor 
gehören.  V.  mvariensis  hat  eiförmige,  etwas  spitzere,  plötzlich  am 
Blattstiel  verlaufende  Stengelblälter  und  kürzere,  feiner  zerschlitzte, 
bandförmige  Stipulen,  deren  Abschnitte  linienförmig  oder  länglich- 
linienfönnig  sind.  —  Die  Blumen  sind  klein,  von  der  Grösse  wie 
V.  segetatis,  gelb  oder  bläulich.  Der  Sporn  dünn,  die  Anhängsei 
der  Kelchblätter  doppelt  überragend. 

XXXI. 

Viola  segetalis  S  chur  En.  p,  85  ==  V.  bicolor  Bau  mg.  En.  391  = 
V.  tricolor  parviflora  Schur  sert.  n.  370. 

Zwischen  Wintersaaten  bei  Laa  gegen  Sirnmering,  nebst  der 
noch  unentwickelten,  1 — 2  Zoll  hohen,  einblumigen  Yar.,  welche 
als  V.  Kitaibeliana  R.  et  S.  im  Umlaufe  ist. 

XXXII. 

Viola  banatica  Kit.  R.  et  S.  syst.  5.  p.  382  =  V.  tricolor  var. 
banatica  Rchb.  icon.  fig.  4517. 

Auf  Aeckern  zwischen  Luzernen  (Medicago  sativa)  bei  Döbling 
Juni  1867  cum  var.  latifolia. 

Caule  10 — 12  poll-  a  basi  ramoso,  ramis  curvnto-adscenden- 
tibus  substoloniferis  foliisque  hirtn.  Foliis  nidicalibus  caulinis- 
gue  late  cordatis  rotundato-obtusis  microdentatis  in  petiolum  apice 
dilatatum  subito  attennatis.  Stipulis  ambitu  ovatis  digitato- 
multifidis,  laciniis  linearibus  vel  antice  dilatatis.  Floribus  mini- 
mis  V.  segetalis  subsimilibus  ochroleucis,  longissinie  pedunculütis. 
Pedunculis  axillaribus  folium  suum  multoties  superantibus. 
Petalis  calyce  subaequantibus.  Sepalis  lanceolatis  acuminatis 
appendice  emarginato  crenulatove  triplo  longioribus. 

Diese  breitblätlrige  Var.  auf  Aeckern  zwischen  Dornbach  und 
Weinhaus  Juli  1867. 


295 

Literaturberichte. 

~  »Das  Pflanzenreich.  Anleitung- zur  Kenntniss  desselben 
nach  dem  Linn^'schen  System,  unter  Hinweisung  auf  das  natürliche 
System.  Nebst  einem  Abriss  der  Pflanzengeschichte  und  Pflanzen- 
geographie. —  Neunte  ansehnlich  vermehrte  und  veri)esserte  Auf- 
lage. Mit  613  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.  Von  Schulrath 
und  Professor  etc.  Dr.  Friedrich  Wimmer  in  Breslau.  —  Bei  Fer- 
dinand Hirt,  königliche  Universiläts  -  Buchhandlung  in  Breslau, 
1868.« 

Dieses  Buch  ist  wohl  keiner  streng  wissenschaftlichen  Kritik 
zulässig,  da  es  als  Elementarbuch  nur  das  allgemein  Bekannte  und 
Wissenswürdigste  geben  kann  und  auf  222  Seiten  alle  Zweige  der 
so  umfangreichen  Botanik,  wenn  auch  in  aller  Kürze,  klar  und 
deutlich  behandelt.  —  So  finden  wir  z.  B.  p.  1 — 4  einige  Kardinal- 
sätze der  Physiologie  und  Anatomie  der  Pflanzen  durch  korrekte 
Abbildungen  erläutert;  p.  5 — 17  die  i\Iorphologie  der  Pflanzen  durch 
zahlreiche  Abbildungen  verdeutlicht  und  von  der  Wurzel  bis  zur 
Frucht  auseinandergesetzt;  von  p.  17 — 176  finden  wir  eine  grosse 
Anzahl  der  merkwürdigsten  wildwachsenden  und  kultivirten  in-  und 
ausländischen  Pflanzen  beschrieben  und  abgebildet,  nach  dem  Linne'- 
schen  Systeme  mit  Rücksiehlnahme  auf  die  natürliche  Methode,  so 
viel  dieses  bei  der  strengen  Durchführung  des  Linne'schen  Syste- 
mes  möglich  ist,  wobei  auch  des  Nutzens  und  der  Anwendung  der 
Pflanzen  beiläufig  erwähnt  wird,  so  dass  die  Lehrenden  und  Ler- 
nenden in  diesem  Abschnitt  reichen  Stofl"  in  beiden  Richtungen  finden; 
von  p.  177 — 196  ist  die  natürliche  Methode  nach  Endlicher  ab- 
gehandelt und  diese  Abhandlungen  sind  durch  hübsche  Abbildungen 
versinnlicht;  von  p.  197—218  finden  wir  die  Pflanzengeschichte 
und  Pflanzengeographie,  wo  selbst  die  Petrefakten-  oder  Verstei- 
nerungslehre, so  wie  die  acht  Pflanzenzonen,  durch  charakteristi- 
sche Pflanzenarien  versinnlicht,  einen  Platz  gefunden  haben;  von 
p.  21!)  — 221  ist  das  Bestimmen  der  Pflanzen  nach  dem  Linne'schen 
System  und  nach  der  natürlichen  Methode  angeführt,  allein  hier 
bleibt  den  LehrcMiden  vieles  praktisch  nachzuholen,  da  dieser  Zweig 
der  Botanik  der  Rubikon  ist,  an  dem  die  Schüler  Halt  machen.  — 
Ein  Werk,  das  sich  selbst  empfiehlt,  bedarf  keiner  Anpreisung.  — 
Ein  Gelehrter  und  Schulmann,  welcher  wie  Dr.  F.  VVimmer  der 
Mitwell  als  fruchtbarer,  gediegener  Schriftsteller  bekannt  ist,  wird 
jede  Lobpreisung  nicht  als  einen  schuldigen  Tribut ,  sondern  als 
eine  Anerkennung  seiner  gemeinnützigen  Bestrebungen  annehmen. 
Der  Verfasser  dieser  neuesten  Auflage  einer  Anleitung  zur  Kennt- 
niss der  Gewächse,  hat  in  derselben  seine  Tüchtigkeit  als  Lehrer 
und  Schulmann  auf  das  glänzendste  bewährt,  und  wir  bedauern 
herzlich,  dass  derselbe  das  Erscheinen  derselben  nicht  mehr  erlebt 
hat.  Was  die  technische  Ausstattung  des  in  Rede  stehenden  Bu- 
ches betrilTt,  so  mü'^sen  wir  uns  lobend  darüber  aussprechen,  da 
die  Form,  der  schöne  und  korrekte  Druck,   sowie    die  613  Abbil- 


296 

düngen,  unter  denen  viele  wirklich  schön  sind,  dein  Zweck  und 
Raum  g-emäss,  nichls  zu  wünschen  übrig-  lassen,  als  den  verdienten 
schnellen  Absatz  dieser  neunten  Auflage,  die  zugleich  als  Schwa- 
nengesang  des  berühmten  Verfassers  zu  betrachten  ist.  —  Wir 
können  dieses  Elementarbuch  der  Botanik  den  Lehrenden  und  Ler- 
nenden mit  vollem  Rechte  anempfeiilen,  da  es  beiden  reichen  Stoff 
darbietet,  den  ersteren  niimlich  zum  Vorgange  im  Unterricht,  den 
anderen  zum  leicht  fasslichen  Selbstunterricht.  Freilich  kann  und 
wird  jedes  Lehrbuch  in  der  Hand  tüchtiger  Lehrer  an  Werth 
gewinnen  und  wir  wünschen  im  Interesse  der  Wissenschaft,  dass 
sie  von  diesem  schönen  Buche  den  geeigneten  Gebrauch  machen 
mögen.  Dr.  F.  Schur. 

—  „Die  Laubmoose  Oberfrankens.  Beitrage  zur  Pflan- 
zengeographie und  Systematik  und  zur  Theorie  vom  Ursprünge 
der  Arten"  von  Dr.  Alexander  Walther  und  Ludwig  Mol  endo. 
Leipzig  1868.  In  Commission  bei  Wilhelm  Engelmann.  18  Bo- 
gen Oktav. 

Eine  höchst  interessante  Schrift,  auf  die  aufmerksam  zu  ma- 
chen, wohl  Pflicht  jedes  botanischen  Fachblaltes  ist.  Das  Buch  zer- 
fällt in  drei  Theile.  Der  erste  bespricht  die  geographischen  Ver- 
hältnisse des  Florengebieles,  der  zweite  enthält  in  systematischer 
Folge  die  Species  (383  an  Zahl)  und  Varietäten  der  im  Floren- 
gebiete auftretenden  Laubmoose;  der  dritte  Theil  besteht  aus  einer 
Reihe  von  pflanzengeografischen  Betrachtungen.  Die  Geographie 
des  Gebietes  ist  mit  einer  dem  speciellen  Zwecke  angemessener 
Vollständigkeit  sachgemäss  und  mit  Berücksichtigung  der  vorhan- 
denen Literatur  abgefasst.  Der  zweite  Theil  des  Buches,  welcher 
der  Aufzählung  der  Bürger  des  genannten  Florengebieles  gewidmet 
ist,  enthält  auch  die  Diagnosen  der  neueren  und  sogenannten  kri- 
tischen Arten,  was  um  so  dankenswerliier  erscheint,  als  die 
Diagnosen  in  den  verschiedensten  Journalen  und  Werken  zerstreut 
liegen.  Die  Angaben  über  die  Verbreitiingsbezirke  der  aufgeführ- 
ten Laubmoose  machen  den  Eindruck  grosser  Vollständigkeil.  Den 
dritten  Theil  des  Buches  begrüssen  wir  mit  wahrer  Freude  ,  weil 
er  uns  einen  lebhaften  Beweis  von  dem  Sireben  der  Autoren  gibt, 
die  durch  Darwin  angebahnte  Betrachtungsweise  der  organischen 
Welt  auf  ein  neues  Gebiet,  auf  die  Formenwelt  der  Laubmoose  zu 
übertragen.  Man  muss  nicht  gerade  auf  dem  strengen  Darwin'- 
schen  Standpunkte  stehen,  um  die  Bestrebungen  der  Autoren  zu 
billigen,  über  die  Beschreibung  der  Formen  und  der  Angabe  der 
Fundorte  hinauszugehen,  und  sich  Klarheit  zu  verschafTen  über  die 
Ursachen  der  Vertheilung  der  Formen,  ihres  häufigen  oder  seltenen 
Auftretens  oder  eine  gedankenreiche  Betrachtung  über  die  Con- 
stanz  und  Variabilität  der  Formen  und  ihre  Herleitung  aus  andern 
Formen  anzustellen.  Dadurch  kommt  Geist  und  kommen  leitende 
Gedanken  in  die  betreffenden  Wissenszweige,  ohne  welche  keine 
Wissenschaft  sich  über  das  Niveau  des  Handwerkes  erhebt.  Wenn 
wir  auch  in  manchen  Einzelnheiten  den  Autoren   nicht    völlig  bei- 


297 

zuslimmen  vermögen,  so  können  wir  nichtsdestoweniger  der  ge- 
nannten Arbeit  unsere  Anerkennung  nicht  versagen,  und  müssen 
sie  als  eine  werthvolle,  ihre  Verfasser  ehrende  Bereicherung  un- 
serer Literatur  hinstellen.  Als  einen  nicht  geringen  Vorzug  der 
Schrift  bezeichnen  wir  die  klare  und  gleichzeitig  frische  Darstel- 
lung der  dritten  Abtheilung.  W. 


Correspondenz. 

Innsbruck,  21.  Juli  1868. 

Von  Herrn  Vrabelyi  erhielt  ich  dieser  Tage  eine  sehr  hüb- 
sche Sendung  mit  Pflanzen  aus  der  Matra  und  der  Erlauer  Gegend; 
darunter  Silaus  virescens,  Hieracium  bupleuroides ,  Crepis  rigida, 
Inula  cordata  und  vieles  andere  Seltene.  Besonders  interessant 
war  mir  eine  hybride  Imila,  als  deren  Stammeltern  unzweifelhaft 
Imila  cordata  und  ensifolia  angesehen  werden  müssen.  Ich  habe 
diese  Inula  mit  dem  Namen  Imila  Vrahelyiana  belegt  und  werde 
Ihnen  demnächst  die  Beschreibung  derselben  zusenden.     Kerner. 

Szekely-Udvarhely  (Siebenbürgen),  am  30.  Juli  1868. 

Ich  befinde  mich  jetzt  abermals  auf  der  Reise  an  die  östliche 
Grenze  Siebenbürgens,  werde  aber  diessmal  hoffentlich  auch  in  die 
Moldau  vordringen  können.  Mein  sehnlichster  Wunsch  ist  nämlich 
die  in  der  Moldau  gelegene  hohe  prächtige  Kalkalpe  „Czachlou" 
zu  besteigen.  Und  zwar  möchte  ich  diese  zuerst  abmachen  und 
die  anderen  Exkursionen  auf  die  beiden  Kalkalpen  „Nagy-Hagymäs" 
und  „Öcsem  teteje"  zuletzt  ausführen.  Vom  Nagy-Hagymas  habe 
ich  im  Frühjahre  die  vorjährigen  Reste  einer  gewiss  neuen,  mit 
Pedicularis  silvatica  verwandten  ein-  oder  zweijährigen  Pedicu- 
laris  gebracht,  die  ich  jetzt  im  gut  entwickelten  Stadium  auffinden 
will.  —  Von  meiner  Expedition  um  Pedicularis  limnogena ,  Lilium 
pyrenaicum  Baunig.  und  Astragalus  galegiformis  kam  ich  am  14. 
d.  M.  ohne  Astragalus  zurück.  Ich  konnte  letztere  Pflanze  nicht 
auffinden.  —  Zu  Hause  fand  ich  zwei  Packete  vor:  in  dem  einen 
theilte  mir  von  Pittoni  freundlichst  die  zwei  einzigen  Exemplare 
der  als  Iris  humilis  Mass.  in  seinem  Herbar  vorliegenden  Pflanze 
zur  Ansicht  mit.  Sie  sind  von  Sieb  er  auf  Greta  gesammelt  und 
unter  obiger  Benennung  ausgetheilt  worden.  Aber  diese  Sieber'sche 
Pflanze  ist  meines  Erachtens  von  der  gleichnamigen  echten,  von  mir 
gefundenen  Pflanze  weit  verschieden  und  steht  der  —  wie  an  den 
ziemlich  gut  getrockneten  Exemplaren  zu  entnehmen —  allmälig 
in  den  Nagel  verlaufenden  äusseren  Perigonabschnifte  we^en  der 
Iris  ruthenica  A  i  t.  oder  Iris  caespitosa  P  a  1 1.  viel  näher, 
während    meine    Iris    solche     geigenlürmig    geformte     Perigonal- 


298 

Segmente  hat,  wie  z.  B.  [ris  graminea.  Ich  habe  vor,  über  Iris 
hiimlis  und  mehrere  andere  Arten  ausführlicher  zu  schreiben. 
Eiustweib^n  nenne  ich   die    Sieber'sche    Iris  humilis   Iris  cretica. 

—  Im  anderen  Packete  von  Herrn  Pfarrer  Matz  erhielt  ich  nebst 
anderen  schönen  Sachen  auch  den  speciell  desiderirten  „Tragopo- 
gon  major^  aus  dem  Marclifelde.  Denken  Sie  sicii  mein  Erstaunen, 
als  ich  nun  dieselbe  Pflanze  erkannte ,  die  ich  Ihnen  soeben  für 
die  Tauschanstall  als  für  die  Monarchie  neuen  Tragopogon  cam- 
pestris  Bess.  übersandte.  Die  Wiener  Botaniker  haben  nun  eine 
kleine  Nuss  zum  aufbeissen.  Uebrigens  werde  ich  nächstens  noch 
eine  Wiener  Pflanze  besprechen.  Dass  der  Tragopogon  bisher  um 
Wien  übersehen  worden,  ist  nur  dem  Umstände  zuzuschreiben,  als 
man  sich  mit  einem  Blick  auf  die  in  die  Augen  springenden 
keulig  verdickten  ßlüthenstiele  begnügte,  um  in  ihm  T.  major  zu 
wähnen,  und  die  Anzahl  der  Involucralblätter  gar  nicht  beobachtete. 
Auch  mir  wäre  die  hiesige  Pflanze  nicht  aufgefallen,  wenn  ich  mich 
nicht  im  Laufe  des  letzten  Winters  mit  Tragopogon-Arlen  mehr 
abgegeben  hätte.  Dass  die  in  Rede  stehende  Art:  T.  campestris  B  ess. 
sei,  ist  Thatsache;  ebenso  dass  dieser  zunächst  mit  T.  dubius  Vill., 
dessen  Synonym  T.  livescens  Besser  sein  soll,  in  sehr  naher  Be- 
rührung steht.  Ob  aber  auf  die  Bebärtung  des  Schnabelendes  unter- 
halb des  Pappus  so  viel  Werth  zu  legen  ist,  wie  u.  A.  auch 
Steven  im  „Verzeichniss  der  auf  der  taurischen  Halbinsel  wild- 
wachsenden Pflanzen"  (Bull.  soc.  Mose.)  p.  232  annimmt,  darüber 
bin  ich  noch  im  Ungewissen.  Die  Tragopogones  meiner  Sammlung 
sind  seit  Frühjahr  im  Herbar  tief  verpackt,  und  ich  kann  sie  vor 
Ende  der  Sammelsaison  nicht  vornehmen.  —  Während  der  paar 
Tage,  die  ich  jetzt  zu  Hause  weilte,  habe  ich  mehrere  Ausflüge  in 
meine  nächste  Umgebung  gemacht  und  Allium  flavescens  Bess., 
Crupina  vulgaris  Cass,  ein  vielleicht  neues  prächtiges  Polygonuiit 
mit  sehr  deutlich  netzadrigen  Perigonblättern  und  sehr  schlan- 
kem, aber  diffusen)  Habitus,  sonst  auch  dem  P.  Bellardi  ähnlich, 
Amarantus  paniculatus  und  Phyteuma  foliosum  Kit.  gesammelt. 
Ich  sage  Ph.  foliosum^  da  die  iiiesige  Pflanze  mit  der  Original- 
pflanze Kitaibel's  vom  Särerberg  bei  Gyöngyös  total  überein- 
stimmt und  von  der  Kitaibel'schen  Abbildung  des  Ph.  canescens 
himmelweit  verschieden  ist;  —  muss  aber  bemerken,  dass  ich  bis- 
her noch   kein  mit    dieser  Abbildung    übereinstimmendes  Exemplar 

—  auch  von  den  Ofner  Bergen  nicht  —  zu  sehen  bekommen. 
Amarantus  paniculatus  ist  hier  wild  und  kommt  weit  von  mensch- 
lichen Wohnungen  auf  einem  Berge  auf  Palla-  (TrachyttufT)  grus 
vor.  —  Am  26.  Juli  traf  ich  in  feuchten  salzhaltigen  Niederungen 
der  Hügel  um  Szt.  Gotthärd  alle  drei  Crypsis-kr\.en  friedlich  unter- 
einander wachsen.  Von  einem  „Kampf  um  das  Dasein"  war  bei 
keiner  der  häufigen  Arten  eine  Spur  wahrzunehmen.  —  Im  Früh- 
jahr erhielt  ich  durch  die  Güte  der  Herren  v.  Tommas ini  und  v. 
Pittoni  Samen  von  Centaurea  alpina  L.,  aus  denen  sich  in  mei- 
nem Garten  einige  üppige  Blätlerbüschel  entwickelten.  Da  ich  auch 


299 

Centanrea  ruthenica  heuer  dahin  verpflanzte,  so  kann  ich  nun 
beide  beobachten  und  Unterschiede  feststellen.  Ich  zweifle  nun 
nicht  mehr  an  der  specifischen  Verschiedenheit  beider.  Die  Zer- 
theilung  der  Blätter  ist  bei  beiden  ganz  anders;  ich  muss  aber 
noch  fortgesetzte  Beobachtungen  anstellen.  Unterdessen  kann  ich 
einen  gewichtigen  Unterschied  in  den  Blattstielen  (wenigstens  der 
Wurzelblätter}  angeben,  die  bei  C.  ruthenica  canaliculata  sind,  bei 
C.  alpina  jedoch  stielrund  II  Das  Laub  der  C.  ruthenica  ist  freudig 
grün,  jenes  von  C.  alpina  dagegen  blaugrün,  fett.  Letztere  wird 
bei  mir  im  besten  Falle  erst  nächstes  Jahr  blühen.  —  Noch  heute 
Vormittags  werde  ich  Waldsteinia  trifolia  Rochel  sammeln. 

Janka. 

Bremen,  den  28.  Juli  1868. 

Auf  meiner  Reise  nach  Bremen  war  es  mir  durch  die  Güte 
des  Herrn  Assessor  Lantzius  Benninga  vergönnt,  einige  Stunden 
in  der  Gramineen-Sammlung  des  Herbariums  der  Universität  Göt- 
tingen zu  blättern.  Interessant  war  mir  eine  von  Dr.  Römer  im 
Jalir  1841  auf  der  Insel  Lossino  gesammelte  und  ursprünglich  als 
Koeleria  glauca  bestimmte  K.  albescens  DC,  welche  Pflanze  mei- 
nes Wissens  neu  für  das  österreichische  Florengebiet  ist.  Melica 
ciiiata  ist  eine  sehr  veränderliche  Pflanze,  von  der  auch  Melica 
nebrodensis,  die  ich  kürzlich  bei  Stolzenfels  am  Rhein  lebend  sah, 
nur  Abart  zu  sein  scheint.  Sehr  schön  und  vollständig  sind  in  der 
Sammlung  abyssinische  Gräser  von  Schimper  und  griechische  von 
Heldreich;  auch  Chile  ist  sehr  gut  vertreten.  WerthvoU  ist  auch 
die  Zeylonsche  Sammlung  von  Thwaites,  die  von  der  Universität 
einer  englischen  naturhistorischen  Gesellschaft  abgekauft  wurde, 
welcher  sie  Thwaites  selbst  geschenkt  hatte.  Die  Exemplare  sind 
musterhaft,  doch  ist  die  Sammlung  nicht  so  vollständig,  wie  meine 
von  Dr.  Hohenacker  erhaltene.  Leider  konnte  ich  wegen  Mangel 
an  Zeit  nur  wenige  Hefte  durchsehen.  —  Meinen  verehrlichen  Cor- 
respondenten  diene  zur  Nachricht,  dass  ich  hier  Contrescarpe 
Nr.  168  wohne.  Gustav  Kastropp. 

Zürich,  den  29.  Juli  1868. 
Von  den  „Flechten  Europa's"  ist  noch  eine  einzige  ungebun- 
dene Sammlung  vollständig  vorhanden,  das  Exemplar,  welches  von 
meinem  Vater  bestimmt  war,  seinem  Herbarium  eingereiht  zu  wer- 
den. Da  dasselbe  meistens  aus  Prachtstücken  besteht,  so  haben  wir 
den  Preis  etwas  höher  als  bei  den  anderen  Auflagen  angesetzt. 
Sie  würden  mich  sehr  verbinden,  wenn  Sie  bei  Gelegenheit  Fach- 
männer darauf  aufmerksam  machen  wollten.  J.  Hepp. 

Weissenburg  in  Frankreich,  am  1.  August  1868. 

Da  die  Pflanzensammlungen  meines  am  17.  December  1867 
zu  Deidesheim  gestorbenen  Bruders  Dr.  C.  H.  Schultz  noch  nicht 
verkauft  sind,  so  bitte  ich  Sie,  diese  Zeilen  in  ihre  Zeitschrift  auf- 


300 

zunehmen.  Mein  Bruder  hat  während  dreissig"  Jahre,  besonders 
Koinpusilen  aus  allen  Weltllieileii  zusainaiengebraclil  und  dafür 
grosse  Suiutnen,  namentlich  für  Fracht  ausgegeben.  Die  Komposi- 
tensammlung ist  in  237  starken  Pappdeckelkasten  aufbewahrt.  Jeder 
Kasten  hat  51  Cenlimeter  in  der  Länge,  29  in  der  Breite  und  17 
Höhe.  Diese  Sammlung,  die  reichste  welche  besteht,  wurde  von 
Sachkennern  auf  HOOO  Gulden  süddeutsche  Währung  geschätzt. 
Ausser  dieser  Kompositensamn)lung  hinlerliess  mein  Bruder  noch 
ein  allgemeines  Herbarium ,  welches  Pflanzen  aus  allen  Familien 
enthält  und  in  70  Packen  zwischen  Pappdeckeln  von  47  Centimeter 
Länge,  28  Breite  und  20  Dicke  besteht,  ferner  die  Centurien  von 
Billot's  Flora  Galliae  et  Germaniae  exsiccata,  Schaffner's  mexi- 
kanische und  viele  andere  ausländische  Sammlungen,  30  noch  übrige 
Exemplare  der  von  ihm  herausgegebenen  Cichoriaceotheca  und  end- 
lich noch  eine  Menge  für  die  Fortsetzung  dieses  Werkes  in  Hun- 
derten von  Exemplaren  angekommener  Cichoriaceen,  besonders 
amerikanischer  Hieracien  und  Pilosellen.  Die  Kompositensammlung 
ist  nur  für  6000  Gulden  süddeutscher  Währung  zu  haben,  und 
darauf  Reflektirende  werden  gebeten,  sich  in  frankirten  Briefen  an 
den  ältesten  Sohn  des  Verstorbenen,  Karl  Schultz,  in  Deideshelm 
Rhein-Pfalz  zu  wenden.  Da  kein  Katalog  vorhanden  ist,  so  wäre 
es  am  besten,  wenn  Kauflusti^^e  selbst  nach  Deidesheim  reisen  und 
das  Ganze  einsehen  würden.  Die  Sammlung  wäre  am  geeignetsten 
für  das  Museum  einer  Universität  oder  Akademie  und  es  wäre  zu 
bedauern,  wenn  sie  nicht  in  Deutschland  bleiben  könnte,  oder  gar 
zerstü(;kelt  werden  müsste,  wie  so  viele  Sammlungen  anderer  ver- 
dienstvoller Deutschen.  Dr.  F.  Schultz. 


Pflanzliche  Organismen  im  Blute 

bei  den    Glasern    and   beim   Thypiins   exanthematicas. 

Ernst  Hallier  in  Jena,  welchem  die  Wissenschaft  schon  so 
viel  verdankt,  hat  uns  wieder  mit  einigen  neuen  Entdeckungen 
überrascht. 

Durch  Hofrath  Gerhardt  und  seinen  Assistenten  Dr.  Schnei- 
der hatte  Hallier  Blut  und  Sputa  von  Masernkranken  und  Blut 
von  einem  am  Hungerthyphus  darniederliegenden  Individuum  er- 
halten. Im  Blut  der  an  Masern  Erkrankten  fanden  sich  einzelne 
Micrococcus- Zeilen  eines  Pilzes.  In  grösserer  Menge  traten  diesel- 
ben in  den  Sputis  auf.  Auf  verschiedenen  Substraten  keimten  diese 
Zellen  (Kernhefezellen)  und  erzeugten  stets  einen  und  denselben 
Pilz,  nämlich  Mucor  mucedo  (verus)  Pres.  Bei  der  von  Hallier 
in  seinem  grossen  in  seineu  „Gährungserscheinungen"  Leipzig  1867 


301 

Fiff.  2  abg-ebildoten,  in  noiioror  Zeit  noch  wesentlich  verbcsserlen 
Isolirapparale  angcstelllcn  KiilUir  mit  (ioin  Masernblulo  auf  einer 
Mischung  von  Slarkekleister  mit  phosphorsaurem  Ammoniak,  trat 
ausser  dem  echten  Mucor  tnncedo  Pres,  nicht  die  Spur  eines  an- 
deren Pilzes  auf.  Aus  den  Sputis  entwickelte  sich  ausser  dem  Mucor 
noch  Penicillium  crustaceum  Fr.,  dessen  Micrococcus  den  Sputis 
niemals  fehlt. 

Ebenso  konstant  entwickelte  sich  ans  dem  Micrococcus  vom 
Blut  von  an  Thyphus  exanthematicus  Erkrankten  durch  Keimung 
auf  verschiedenen  Substanzen:  Rhizopus  nigricans  Ehrenb.  des- 
sen Micrococcus  iiäufig  in  faulendem  Obst,  Gemijse,  in  den  Faecal- 
substanzcn  u.  s.  w.  vorkommt. 

Das  Resultat  bei  den  Masern  stimmt  insofern  ausgezeichnet 
mit  den  früheren  Beobachtungen  von  Salisbury,  als  Hallier  ge- 
zeigt hat,  dass  der  echte  Mucor  mucedo,  ebenso  eine  Generation 
von  Ustilago  carbo  Tul.  ist,  wie  Mucor  racemosus  Fr  es.  zu  Ttl- 
letia  caries  gehöil.  Der  Staubbrand  {Ustilago  carbo  Tul.)  kommt 
aber  nur  auf  Gräsern  und  Getreidearten  vor,  und  es  kann  desshalb 
die  Infektion  durch  faulendes  Stroh  durchaus  nichts  Befremden- 
des haben. 

Der  wichtigste  Fingerzeig  für  die  Identität  von  Pilz  {Micro- 
coccus^ unA  Kun\agium  ist  das  konstante  Vorkommen  (\es  Micro- 
coccus bestimmter  Pilze,  und  nur  dieser,  bei  bestimmten  Krank- 
heiten. So  gelang  es  Hallier  nachzuweisen,  dass  bei  den  Schaf- 
pocken sich  in  der  Pocke,  namentlich  in  den  Talgdrüsen,  ganz 
konstant  der  Micrococcus  von  Pleospora  herbarum  Tul.  dem  als 
Russthau  bekannten  Pilz  ,  ebenso  in  der  Impflymphe  konstant  der 
Micrococcus  von  Aspergillus  glaucus  Lk. ,  in  den  Menschenblat- 
tern konstant  der  Micrococcus  der  von  ihm  zuerst  aufgefundenen 
Pycniden  von  Eurotium  herbariorum  Lk.  vorkomme.  Ein  so  ganz 
konstantes,  so  z.  B.  bei  den  Schafpocken  für  mehr  als  ein  Dutzend 
Individuen  aus  verschiedenen  Epidemien  und  Gegenden  nachge- 
wiesenes Vorkommen,  schliesst  den  Gedanken  einer  zufäiligen  und 
secundären  Rolle,  welche  der  Pilz  spielen  könnte,  ganzlich  aus.  Auch 
für  die  Cholera  gelang  Hallier  neuerdings  wieder  der  Nachweis, 
dass  der  Micrococcus  von  Urocystis  oryzae ,  den  er  auf  der 
Reispflanze  zur  Ausbildung  derselben  Fi'üclile  brachte,  wie  sie  bis- 
weilen in  den  Stühlen  vorkommt,  durchaus  konstant  im  Darminhalt 
auftrilt. 

In  jüngster  Zeit  fand  Hallier  in  dem  Blute  von  an  Ileotyphus 
Erkrankten  den  Micrococcus  eines  Pilzes,  dessen  specilische  Natur 
die  Kulturen  ausweisen  müssen. 


302 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Julius  Wiesner,  bisher  Privatdocent  am  polytech- 
nischen Institute  in  Wien,  wurde  zum  ausserord.  Professor  daselbst 
ernannt. 

—  Dr.  H.  Karsten,  bisher  ausserord.  Professor  an  der  Uni- 
versität Berlin  und  an  die  Stelle  des  pens.  Prof.  ünger  an  die 
Universität  Wien  berufen,  wird  seine  Vorlesungen  im  Okiober  be- 
ginnen. 

—  R.  V.  Uechtritz,  seit  längerer  Zeit  leidend,  muss  gegen- 
wärtig in  Folge  ärztlichen  Ralhes  sich  jeder  wissenschaftlichen  Be- 
schäftigung und  Korrespondenz  enthalten. 

—  Prof.  W.  Hofmeister  in  Heidelberg  erlässt  in  Nr.  33  der 
„botanischen  Zeitung"  nachfolgenden  Aufruf:  „Bald  nach  dem  Tode 
C.  F.  Schimper's  trat  in  Mannheim,  der  Geburtsstadt  des  Hinge- 
schiedenen, ein  Comite  zur  Errichtung  eines  Denksteines  auf 
Schimper's  Grab  zusammen.  In  den  Worten  zum  Gedächtniss 
Schimper's,  welche  ich  im  Jänner  d.  J.  veröffentlichte,  gab  ich 
den  Lesern  der  botan.  Zeitung  Kennlniss  von  diesem  Vorhaben, 
denen,  welche  zu  den  Kosten  beizutragen  wünschen,  anheim  ge- 
bend, ihre  Gabe  an  mich  zu  senden.  Ich  empfing  deren  nur  sehr 
wenige;  jene  Aufforderung  mag  übersehen  oder  vergessen  worden 
sein.  Die  Schliessung  der  Sammlung  steht  nahe  bevor.  Es  wäre 
zu  bedauern,  wenn  das  Grabmal  Schimper's  nicht  Zeugniss  ab- 
legte für  die  Anerkennung,  welche  die  Botaniker  dem  vielverdien- 
ten Manne  zollen.  Desshalb  sei  hiermit  noch  einmal  das  Ersuclien 
ausgesprochen,  eine  Beisteuer  zur  Herstellung  eines  Denkmals  auf 
Schimper's  Ruhestätte  an  mich  einsenden  zu  wollen." 


Literarisches. 

—  Von  Dr.  0.  Reichardt  und  C.  Sturen  bürg  ist  in  Leip- 
zig ein  „Lehrbuch  der  mikroskopischen  Pholo^raphie,  mit  Rück- 
sicht auf  naturwissenschaflliche  Forschungen"  erschienen. 

—  „Die  Mohne  der  mittel-  und  südturopäischen  Hochge- 
birge." Von  A.  Kerner.  Separatabdriick  a.  d.  Jahrbuch  des  österr. 
Alpenvereins,  Bd.  IV.  1868.  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn  in  Wien. 
—  Professor  Kern  er  gibt  in  dieser  13  Seiten  umfassenden  Ab- 
handlung eine  Darstellung  der  verschiedenen  Hochgebirgs-Mohne, 
welche  zumeist  mit  dem  Collecliv-Namen  Papaver  alpinum  be- 
zeichnet werden.  Nach  ihren  wesentlichen  Merkmalen  unterschei- 
det K.  3  specifisch  verschiedene  Formen,  nämlich  1.  Papaver  al- 
pinum L.  Feinblatteriger  Mohn  =  P.  Burseri  Crantz  mit  grossen 


303 

Blumen  uiul  2 — Sfach  fiedertheiligen  Blättern;  in  Savoyen,  Schweiz, 
Sleierniark  und  Oeslerreich  nur  weissblüliend,  in  Karnllien,  Krain 
und  Siebenbürgen  vorhersehend  gelbblühend.  2.  P.  pyrenaicum(L.}. 
Breitlappiger  M.  =  P,  aurantiacum  Loisl.  mit  grossen  Blumen 
und  einfach  fiedertheiligen  Blättern.  In  den  nördl.  Kalkalpen  nur 
weissblühend,  in  den  Centralpen  und  Pyrenäen  nur  gelbblühend,  in 
den  südl.  Alpen  und  Apenninen  vorherrschend  gelb.  3.  P.  suaveolens 
Lap.  Kleinblätleriger  M.  =  P.  pyrenaicum  Wild,  mit  kleinen  Blu- 
men; in  den  Pyrenäen  und  Hochgebirgen  der  Sierra  Nevada  mit 
gelben  und  ziegelrothen  Blüthen. 


Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  W.  H.  in  ß.:  „\Vird  mit  Danif  benülzl."  —  Herrn  H.  in  H. :  „Viel 
Dank."  —  Herrn  iM.  V.  in  E.:  „Bitte  die  benierliten  PAnnzen  in  beliebiger  An- 
zahl /u  senden." 


Inserate. 

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und  Spesen,  sowie  eigener  Mühwallung  —  Gratisbeläge  —  Rfibatl   bei   grös- 
seren Aufträgen  —  Discretion. 

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der  „Gartenlaube"    Auflage  260.000  Exemplare. 

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anerkannt,  und  welcher  von  vitlrn  medicini^chen  Autoritäten  erprobt  wurde, 
welcher  auch  in  vielen  tausend  Fälkn  glückliche  Curen  hervorbrachte,  kann 
jederzeit  direkt  brieflich  vom  Unterzeichneten  die  Schachtel  ä  4  fl.  Oe.  W. 
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304 


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INHAIiT:  Vegetationsverhältnisse  Ungarns.  Von  Dr.  Kern  er.  —  Phytographische  Fragmente. 
Von  Dr.  Schur.  —  Aus  dem  Engadin.  Von  Hechel.  —Der  Blauen.  Von  Vulpius.  —  Cor- 
respondenz.  Von  Oertel.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten.  —  Literarisches. 
—  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserate. 

Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 

XVI. 

361.  Impatiens  Nolitangere  L.  —  An  schattigen  feuchten 
Stellen  der  Wälder,  an  Bächen  und  in  Hulzschlägen.  Im  mitlel- 
ungarischen  Berglande  selten;  bei  Paräd  in  der  Mafra,  an  der 
Nordseite  des  Nagyszäl  bei  Waitzen,  an  der  Nordseite  des  Pili- 
serberges  in  der  Pilisgruppe  und  ausserhalb  unseres  Floren- 
gebietes bei  dem  Kerteskö  nächst  Bakonybel  in  der  Bakonygruppe. 
Felilt  im  Tieflande.  Häufig  dagegen  im  Bereiche  des  Bihariagebir- 
ges  auf  dem  terl.  Vorlande  bei  Felixbad  nächst  Grosswardein;  auf 
dem  Batrinaplateau  bei  der  Stäna  Oncesa,  in  der  Valea  pulsului,  in 
dem  von  der  Tataroea  gegen  Kisköh  herabziehenden  Thale  bei 
Petrosa,  dann  unter  der  Pitilra  lunga,  bei  der  Höhle  von  Fenatia 
und  bis  herab  in  das  Thal  bei  Rezbänya;  im  Rezbänyaerzuge  ober 
Negra  im  Ai'anyosthale;  im  Petrosaerzuge  im  Hintergründe  des 
Poienathales;  auf  dem  Vasköher  Kaikplateau  auf  dem  Vervul  Cere- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  10.  Heft.   1868.  ~3 


306 

silor;  in  der  Plesiugruppe  vom  Kamine  des  Plesiu  herab  bis  nach 
Monesa  und  in  der  ilegyesgruppe  auf  der  Chiciora  und  auf  den 
Höhen  südlich  von  ßonliesci.  —  Porphyrit,  Sienit,  Schiefer,  Kalk, 
tert.  und  alhiv.  Lehm-  und  Sandboden.  300  —  1330  Met. 

362.  Oxalis  Acetosella  L.  —  In  Wäldern,  auf  beschattelen 
Felsen,  an  den  Böschungen  der  Hohlwege,  auf  alten  Baumstrünken 
und  moosbewachsenem  Erdreich.  Im  mittelung.  Bergl.  bisher  nur 
in  den  schaltig- feuchten  Buchenwäldern  an  dem  nördlichen  Gehänge 
des  Piliserberges  und  ausser  dem  Gebiete  im  Centrum  der  Ba- 
konygruppe  bei  Bakonybel  beobachtet.  Im  ßihariageb.  im  Szäldo- 
bagyer  Walde  bei  Grosswardein;  auf  dem  Balrinaplateau  bei 
der  Stäna  Oncesa,  an  der  Varasoea  und  Pietra  betrana,  auf  der 
Slanesa,  der  Pietra  muncelului,  Tataroea  und  in  der  Valea  seca; 
in  Pelrosaerzuge  im  Hintergrunde  des  Poienathales  bei  Petrosa; 
im  Rezbänyaerzuge  überall  im  Gebiete  des  obern  Aranyos  von 
Negra  bis  hinauf  zu  dem  Sattel  La  Jocu  und  auf  der  Westseite  des 
Gebirges  von  der  Margine  bis  herab  zur  Schmelz  und  bis  auf  die 
tertiären  Höhen  bei  Sedoöcelu  nächst  Rezbänya.  Auf  dem  Vasköher 
Kalkplateau  zwischen  Vasköh  und  Colesci  und  auf  dem  Vervul 
Ceresilor  und  in  der  Hegyesgruppe  in  den  Buchenwäldern  der  Chi- 
ciora. —  Fehlt  im  Tieflande.  —  Die  Angabe  von  Kanitz  (Verh. 
d.  z.  b.  Ges.  Jahrg.  1862  8.205),  dass  diese  Pflanze  auf  der  Kecskemeter 
Landhöhe  bei  Nagy  Iiörös  „in  silvis  et  in  pralis  non  raro"  vor- 
komme, halte  icli  für  unrichtig.  —  Sienit,  Schiefer,  Sandstein, 
Kalk,  tert.  Lehmboden.  300—1500   Met. 

363.  Oxalis  stricta  L.  —  Auf  bebautem  Lande.  Im  Bereiche 
des  mittelung.  Bergl.  als  Unkraut  im  Orczy'schen  Garten  in  Erdö 
Kövesd  in  der  Malra  und  in  den  Gärten  und  an  Gartenmauern  an 
der  Ostseite  des  Festungsberges  in  Ofen.  —  Diluv.  Lehmboden. 
95—200  Met.  —  Scheint  erst  in  jüngster  Zeit  eingeschleppt,  da 
ihrer  in  Sadler's    Fi.  Com,  Pest.  1840    noch   nicht   erwähnt  wird. 

364.  Tribulus  terrestris  L.  —  Auf  trockenem  lehmigen  Boden 
sonniger  Bergrücken  und  im  Flugsande  der  Niederungen.  Im  mit- 
telung. Bergl.  auf  der  Südseite  des  Adlersberges  und  Blocksberges 
bei  Ofen  und  auf  dem  Flugsande,  welcher  das  Thal  nächst  dem 
„Hohen  Stein"  bei  P.  Csaba  austüllt.  Häufiger  in  den  Niederungen, 
welche  das  mittelung.  Bergland  umsäumen  bei  Mocs,  Karva,  Csenke, 
Musla,  Waitzen,  Pest,  Csepel  und  zahlreichen  anderen  Punkten 
längs  der  Donan,  wo  Flugsandhügel  die  Ufer  bilden;  ebenso  in  der 
Niederung  am  Fusse  der  Matra  bei  Hatvan,  Csäny  und  Heves, 
im  Tapiogebiete  bei  Szecsö,  Szt.  Märton  Käta  und  Nagy  Käta 
und  in  der  Stuhlweissenburger  Niederung  bei  Vajia.  Auf  der  Kecs- 
kemeter Landhöhe  bei  P.  Csörög,  R.  Palota,  Soroksar,  Monor,  Pilis, 
Also  Dabas,  P.  Sälosär  und  Nagy  Koros  und  auf  der  Debrecziner 
Landhöhe  bei  Debreczin.  —  In  der  Tiefebene  und  im  Bereiche  des 
Biliariagebirges  nicht  beobachtet.  Diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  Sand- 
boden. 95—220  Met. 


307 

365.  Pegawim  Harmala  L.  —  An  der  SüdseiJe  des  Blocks- 
berges bei  Ofen  und  zwar  unterhalb  des  Fussweges,  welcher  über 
das  öde  Gehänge  zwischen  den  ^Veingär^en  und  der  Festungs- 
niauer  zu  der  Kapelle  hinaufführt,  die  westlich  von  der  Festung 
nahe  dem  Rücken  des  Berges  ober  den  Weingärten  erbaut  ist.  — 
Kalkreicher  Lehmboden.  170  Met.  —  Es  finden  sich  hier  im  Gan- 
zen 8  umfangreiche  alte  Stöcke  dieser  Pflanze,  welche  alljährlich 
üppige  Sprossen  entwickeln,  reichlich  blühen  und  auch  reife  Früchte 
bringen,  aber  nirgends  ist  in  der  Umgebung  eine  Spur  eines  jün- 
geren Nachwuchses  zu  entdecken.  Dass  die  verwilderten  niederen 
Feigengebüsche ,  welche  dort  in  nächster  jVähe  wachsen ,  zum 
Schutze  dieser  Pflanze  beitragen,  ist  gewiss  unrichtig,  wohl  aber 
machen  es  diese  verwilderten  Feigengebüsche  wahrscheinlich,  dass 
an  der  Stelle,  wo  jetzt  Peganum  Harmala  steht,  einstens  zur  Tür- 
kenzeit ein  Garten  sich  befand,  in  welchem  neben  den  Feigen 
auch  Peganum  Harmala  kultivirt  wurde,  dessen  Samen  von  den 
Türken  bekanntlich  zum  Rothfärben  benützt  werden.  {yg\.  A.  Ker- 
ner: Ueber  einige  in  historischer  Beziehung  interessante  Pflanzen 
der  Ungar.  Flora  im  Jahrgang  1859  der  „Wiener  Zeitung"  und 
hieraus  abgedruckt  im  gleichen  Jahrgange  der  Bonplandia.) 

366.  Dictamnus  albus  L.  —  Am  Saume  und  im  Grunde  lich- 
ter Hoch-  und  Niederwälder,  in  Holzschlägen ,  an  steinigen  mit 
Gestrüpp  bewachsenen  Berglehnen  und  Weinbergsrändern.  Im  mil- 
telung.  Bergl.  nächst  der  Veronikawiese  bei  Gyöngyös  in  der  Matra, 
auf  dem  Spitzkopf  in  der  Magustagruppe,  auf  dem  Nagyszäl  bei 
Waitzen  und  auf  den  Ausläufern  des  Berglandes  bei  Csörög,  Gö- 
döllö  und  am  Viniszni  vrch  bei  Alberti ;  in  der  Pilisgruppe  bei 
Maroth,  Visegräd,  Set.  Andrae  (hier  besonders  häufig),  im  Leopoldi- 
felde  und  Auwinkel,  auf  dem  Linden-  und  Scliwabenberg  bei  Ofen, 
im  Kammerwalde  bei  Promontor.  Auf  der  Kecskeineter  Landhöhe 
selten  und  nur  im  Walde  bei  Monor  beobachtet.  Im  Bihariageb. 
auf  dem  tert.  V'orlande  zwischen  Grosswardein  und  Belenyes  bei 
Hollodu.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolom. ,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und 
Sandboden.  95—560  Met. 

Aesculus  Hippocastanum  L.  —  In  Parkanlagen  häufig  kultivirt,  Piäcb- 
lige  Baumreihen  an  der  Strasse,  welche  von    Pest  zum    Stadtwiildchen    führt. 

367.  Staphylea  pinnata  L.  —  Einzeln  oder  gruppenweise  am 
Saume  und  im  Grunde  von  Hoch-  und  Niederwäldern.  Im  mittel- 
ung.  Bergl.  in  der  Matra  bei  Paräd,  am  Nagyszäl  bei  Waitzen;  in 
der  Magustagruppe  auf  dem  Spilzkopf  bei  Gross-Maros;  in  der  Pi- 
lisgruppe auf  dem  Visegräderberg  bei  Szt.  Läszlö,  auf  dem  Ke- 
tagohagy  und  Kishegy  bei  Kesztolcz,  auf  dem  Piliserberg,  Johannis- 
und  Schwabenberg,  im  Auwinkel  und  bis  auf  den  Blocksberg  bei 
Ofen.  Auf  der  Kecskemefer  Landhohe  nur  an  einer  Stelle  im  Walde 
bei  Monor,  hier  aber  massenhal'l.  Am  Rande  der  Debrecziner  Land- 
höhe gegen  den  Ecsedersumpf  zu,  zwischen  Valay  und  Nagy  Käroly. 
Im  Bihariageb.  silten  und  nur  bei  Grosswardein  and  auf  den  Nulli- 

23  -"- 


308 

dorenkalkbänkeu  bei  Cliisiiidia  nächsl  Buteni   beobachtet,    —    Tra- 
cliyt,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95 — 600  Met. 

368.  Eüonymus  europaeus  L.  —  Am  Saume  und  im  Grunde 
lichter  Laubholzwälder,  an  Weinbergsrändern  und  an  den  Seiten 
der  Hohlwege.  Paräd,  Waifzen,  Gross-Maros,  Gran,  Set.  Andrae, 
Ofen,  Stuhlweissenburg,  Pest,  Monor,  Pilis,  P.  Peszer,  Grosswar- 
dein,  Belenyes,  Petrani,  Vasköh,  Colesci.  —  Der  höchste  im  mit- 
telung.  Bergl.  beobachtete  Standort  ist  die  Kuppe  des  Piliserberges, 
und  im  Bihariageb.  das  Vasköher  Kalkplateau.  —  Ist  im  Bihariageb. 
seltener  als  die  folgende  Art.  —  Trachyt,  Quai'zitporphyr,  Kalk, 
tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95 — 755  Met. 

369.  Eüonymus  verrucosus  Scop.  —  Am  Saum.e  lichter  Laub- 
holzwälder, in  lichten  Niederwäldern  und  mit  Vorliebe  auf  den  mit 
Strauchwerk  reichlich  bewachsenen  Tenassen  felsiger  Bergabhänge. 
In  der  Matra  bei  Paräd,  Köküt,  Jänosküt  und  auf  dem  Sorkö  am 
Kekes;  am  Gipfel  des  Nagyszäl  bei  VVaitzen  u-id  auf  den  Ausläu- 
fern des  Berglandes  bei  Gödöllö  und  Gomba;  in  der  Magustagruppe 
bei  Gross-Maros;  in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd  und  Set.  Andrae, 
auf  dem  Gerecse  zwischen  Gran  und  Totis,  auf  dem  Kelagohegy 
bei  Kesztölcz,  auf  dem  Piliserberge  und  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba, 
im  Auwinkel  und  Leopoldifelde,  bei  der  schönen  Schäferin  und  am 
Schwabenberge  bei  Ofen.  Auf  der  Ke^skemeter  Landhöhe  im  Mo- 
norer  Walde.  Im  Bihariageb.  sehr  verbreitet  auf  allen  Kalkbergen, 
so  auf  den  Kalkkuppen  südlich  vom  Bischof-  und  Felixbade  bei 
Grosswardein,  an  den  Abfällen  des  Damoser  Kalkplateaus  bei  Me- 
diadu,  an  ilen  Rändern  des  Batrinaplateaus  an  der  Mündung  der 
Valea  Odincutia  bei  Distidiul,  auf  der  Pietra  Boglii,  Pietra  Galbina 
und  Pietra  lunga,  in  der  Valea  seca  und  ungemein  häufig  vor  der 
Mündung  der  Höhle  bei  Fenatia;  in  der  Vulcangruppe  auf  dem 
Suprapielra  poienile  bei  Vidra;  in  der  Hegyesgruppe  auf  dem  Dealul 
vultiucluiului  bei  Körösbänya  und  auf  dem  Nulliporenkalkbänken 
bei  Chisindia  nächst  Buteni.  —  Trachyt,  Kalk,  diluv.  kalkreicher 
Lehm- und  Sandboden.  95—1200  Met. 

370.  Evonynms  latifolius  Scop.  —  An  waldigen  schattigen 
Plätzen,  mit  Vorliebe  am  Rande  von  Gehölzen,  welche  die  Ufer  der 
Bergbäche  besäumen.  Im  Bihariageb.  in  der  Randzone  des  Batrina- 
plateaus am  Abfalle  der  Pietra  Boghi  g&ge^  die  Valea  pulsului 
in  der  Valea  seca  beim  zweiten  Zubau,  so  wie  zwischen  der  Grube 
Reichenstein  und  der  Höhe  Scirbina;  auf  dem  Vasköher  Kalkpla- 
teau an  den  Kalkfelsen  vor  Monesa  und  im  Rezbänyaerzuge  im 
oberen  Aranyosthale  am  Bachufer  oberhalb  Negra  gegen  den  Sattel 
La  Jocu  zu.  —  Kalk,  seltener  auf  Schiefer.  250 — 1420  Met. 

371.  Rhamnus  cathartica  L.  —  Im  Grunde  und  au  den  Säu- 
men lichter  Hoch-  und  Niederwälder  ,  an  Weingartenrändern  und 
an  den  Seiten  der  Holilwege.  Im  mitlelung.  Bergl.  in  der  Matra 
bei  Paräd  und  Jänosküt  und  bis  auf  die  Spitze  des  Särhegy;  in  der 
Pilisgruppe  am  Piliserberg,  am  Schwabeiiberg,  Adlers-  und  Blocks- 
berg und  im  Leopoldifelde  bei  Ofen;  auf  den  Ausläufern  des  Berg- 


300 

lancles  und  in  den  anslossenden  Niederungen  und  Thalweitungen 
bei  Nana  und  Csenke  gegenüber  von  Gran ,  bei  P.  Csörög  näclist 
Wailzen,  auf  der  Lössbank  des  Viniszni  vrch  bei  Gomba  und  im 
Tapiogebiete  bei  Tö  Almas.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei 
Pilis  und  Monor,  auf  Puszta  Peszer  bei  Also  Dabas  und  auf  Puszta 
Sälosär  bei  Tatar  Szt.  György,  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei 
Vallay  und  Debreczin.  Im  ßihariag.  auf  dem  lert.  Vorlande  bei 
Grosswardein,  Hollodu,  Robagani,  Balenyes  und  in  der  Hegyes- 
gruppe  bei  Chisindia  nächst  Buteni.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  und 
diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95—380  Met. 

372.  Rhamnus  saxatUis  Jacq.  —  Auf  den  Terrassen  felsiger 
Abstürze.  Im  ßihariageb.  am  Rande  des  Balrinaplateaus  auf  dem 
üstl.  Abfalle  der  Pietra  muncelului,  auf  der  Mägura  seca  an  der 
Vereinigung  des  Pulsa-  und  Galbinathales  und  am  Pontoskö  bei 
Petrani;  in  der  Hegyesgruppe  auf  den  Nulliporenkalkbänken  bei 
Chisindia  nächst  Buteni.  —  Trachyt,  Kalk.  160—1260  Met. 

373.  Rhamnus  tinctoria  W.  K.— Nach  Steffek  (Oest.  botan. 
Zeilschr.XIV.  184)  an  Weingärten  bei  Grosswardein.  —  (Ob  Steffek 
bei  Grosswardein  die  echte  Rh.  tinctoria  fand,  muss  ich  dahingestellt 
sein  lassen,  da  mir  Exemplare  von  dem  durch  ihn  bezeichneten 
Standorte  nicht  vorliegen.  Selbst  habe  ich  im  mittleren  und  östli- 
chen Ungarn  Rh.  tinctoria  W.  K.  nie  zu  Gesichte  bekommen  und 
was  ich  unter  diesen  Namen  durch  botan.  Freunde  von  dort  mit- 
getheilt  erhielt ,  war  von  Rh.  cathartica  L.  nicht  verschieden. 
Die  echte  Rh.  tinctoria,  welche  ich  am  Leithagebirge  zu  beobach- 
ten Gelegenheit  hatte,  und  von  welcher  mir  Originalexemplare 
Kitaibel's  *),  sowie  Exemplare,  die  von  Rochel  in  Syrmien  und  im 
Banat  gesammelt  wurden,  vorliegen,  unterscheidet  sich,  abgesehen 
von  dem  weniger  sparrigen  höheren  Wüchse,  auch  durch  die  breile- 
ren, an  der  unteren  Seite  gegen  die  Basis  zu  dicht  flaumig-filzigen 
Blatter,  die  mit  dichtem  abstehenden  Flaum  versehenen  jüngeren 
Zweige  und  Blattstiele  und  auch  durch  die  verhältnissmässig  etwas 
breiteren  Früchte  von  der  nahe  verwandten  Rh.  saxatilis  Jacq. 
—  Von  Rh.  cathartica  ist  Rh.  tinctoria  durch  die  kurzen  Blatt- 
stiele und  die  klaffende  Rückenfurche  der  Samen  leicht  zu  unter- 
scheiden.) 

374.  Rhamnus  Frangula  L.  —  In  lichten  Wäldern,  in  Hecken 
am  Saume  der  Weingärten  und  an  den  Böschungen  der  Hohlwege, 
insbesondere  aber  in  Gesellschaft  von  Vihurnum  Opulus  und  Salix 
cinerea  in  kleinen  Gebüschgruppen  auf  sumpfigen  Wiesen  und  als 
Unterholz  im  sumpfigen  Grunde  der  Eschenwälder  in  den  Niede- 
rungen. Mit  Ausnahme  der  Tiefebene  durch  das  ganze  Gebiet  ver- 
breitet. Paräd,  Waitzen,  Gran,  Set.  Andrae,  Ofen,  Stuhlweissenburg, 
Pest,  Also  Nemethi  und  Sari  (hier  besonders  häufig),  Monor,  Pilis, 


*)  Die  Etiquetle  trSgl  die  handschriftliche  Bemerkung  Kitaibel's: 
„Rhamnus  cardiocarpus  vel  tinctorius  mihi.  -  -  Nescio,  an  satis  distiiictus  a 
saxatili:  caiile  erecto,  fructibus  obcordatis." 


310 

Debreczin,  Grosswardein,  Hollodu,  Lasuri,  Vasköh,  Criscioru,  Bu- 
teni,  Distidiiil.  —  Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  Sandstein,  lert.,  diluv. 
und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  90 — 760  Met. 

375.  Paliurus  aculeatus  Lam.  —  Eine  Pflanze  der  mediter- 
ranen Flora,  die  in  unserem  Florengebiete  sicherlich  nicht  ur- 
sprünglich wild  ist,  sondern,  wahrscheinlich  zur  Türkenzeit  ange- 
pflanzt, im  Laufe  der  Zeit  in  dem  Gestrüppe  am  Rande  der  Wein- 
gärten bei  ßudaörs  nächst  Ofen  verwilderte.  —  Tert.  Lehmboden. 
130  Met. 

376.  Rhus  Cotinus  L.  —  Im  Grunde  lichter  Hochwälder  und 
in  Niederwäldern  mit  strauchigen  Quercus  pubescens,  Fraxinus 
Ornus,  Prunus  Mahaleb  u.  dgl.  an  sonnigen  Bergabhängen,  seltener 
in  dem  Gestrüppe  am  Rande  der  Weingärten.  Im  mittelung.  Berg- 
lande in  der  Pilisgruppe  bei  Pomäsz  und  Set.  Andrae,  im  Leopoldi- 
feld  und  Auwinkel,  sowie  am  kleinen  Schwabenberg  bei  Ofen;  in 
der  Vertesgruppe  bei  Csäkvär  und  jenseits  der  Grenze  unseres  Ge- 
bietes auf  dem  Nagy  Egedhegy  bei  Erlau.  Nach  Reuss  auch  auf 
der  Matra.  Trachyt,  Kalk,  Dolomit.  150—250  Met. 

377.  Sarrothamnus  scoparius  (L.)  —  In  lichten  Wäldern  und 
Holzschlägen.  Sehr  selten.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Umgebung 
des  Sandsteinbruches  am  Nagyszäl  bei  Waitzen  und  im  Bereiche 
des  Bihariageb.  am  Südrande  der  Hegyesgruppe  bei  Soborsin  an  der 
Maros.  —  Schiefer,  Sandstein,  200—480  Met. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 

XXXIH. 

\iola   Jooi,    V.    transsilvanica,     V.  prionantha, 
V.  cucullata. 

In  den  hiesigen  botanischen  Gärten,  und  namentlich  im  Garten 
des  k.  k.  Theresianums  habe  ich  unter  obigen  Benennungen  Veilchen 
gefunden,  welche  mehr  oder  minder  hierher  gehören  und  einer 
kurzen  Besprechung  mir  werth  scheinen,  da  diese  zu  den  seltenen 
Arten  gehören.  —  Ich  muss  hier  aber  die  Bemerkung  voranschicken, 
dass  diese  Veilchenarten  in  den  genannten  Gärten  einer  eigen- 
thümlichen  Verkümmerung  oder  Fehlschlagung  (abortus)  unter- 
worfen sind,  welche  zwar,  wie  ich  schon  oben  bemerkt  habe,  im 
Naturgesetze  dieser  Pflanzenfamilie  liegt,  im  Garten  des  k.  k.  The- 
resianums aber  besonders  hervortritt  und  sich  hier,  beiläufig  ge- 
sagt, auch  auf  andere  Pflanzenarten,  z.  B.  auf  Sedum,  Sempermvum 
und  andere  Arten  ausdehnt.  —  Alle  hier  oben  genannten  Veilchen- 


311 

arten  ,  namentlich  die  letztgenannten  ,  tragen  nur  Blumen  ohne 
Blumenblätter,  so  dass  ich  von  diesen  keine  Diagnose  geben  kann. 
Ob  die  Samen  derselben  keimfähig  sind,  habe  ich  nicht  beobachten 
können,    die   mikroskopische    Untersuchung   bestätigt    dieses  niciit. 

1.  Viola  Jooi  Janka.  Oester.  bot.  Wochenbl.  1857,  p.  198.  — 
Die  unter  diesem  Namen  kultivirte  Viola  stimmt  im  fruchttragenden 
Zustande,  wie  ich  solche  am  10.  Juli  1853  in  der  Tliordaer  Kluft 
(Hassadek)  fand  und  fraglicher  Weise  für  V.  sciaphila  Koch 
hielt,  vollkommen  überein,  sie  ist  aber  auf  jeden  Fall  von  der  von 
mir  bei  Kronstadt  1854  gesammelten  und  als  V.  transsiltanica 
Schur,  Oesterr.  bot.  Zeitschr.  1860,  p.  184;  Schur,  En.  pl. 
Transsilv.,  p.  78  sehr  verschieden,  sowohl  was  den  Habitus,  als 
auch  die  Form  der  Blätter,  Farbe  und  Gestaltung  der  Blumen  be- 
trifft. Vielleicht  ist  diese  F.  transsilvanica  mit  F.  prionantha  Bunge, 
welche  Janka,  Oesterr.  bot.  Zeitschr.  1858,  p.  200  als  in  Sieben- 
bürgen vorkommend,  angibt,  identisch,  ohne  diese  meine  Meinung 
als  endgiltig  ausgesprochen  zu  haben  —  sondern  es  ist  vielmehr 
mein  Zweck,  die  Aufmerksamkeit  auf  diesen  Gegenstand  zu  lenken. 
—  Meine  Ansicht,  dass  F.  transsilvanica  und  V.  priotianthaBunge 
oder  Janka,  wenn  nicht  identisch,  doch  einander  sehr  nahe  stehen, 
wurde  durch  die  im  botanischen  Garten  des  k.  k.  Theresianums 
kultivirte  F.  prionantha  nur  bestätigt,  soweit  dieses  durch  die 
Form  der  Blätter  und  Früchte  möglich  war,  da  ich  vollkommene 
Blumen,  mit  Blumenblättern  versehen,  seit  ein  paar  Jahren  verge- 
bens erwartet  habe. 

Sehr  schwierig  ist  es ,  in  Hinsicht  der  siebenbürgischen 
Pflanzen  zur  definitiven  Bestimmung  zu  gelangen,  da  in  jenem  Floren- 
gebiete die  Botaniker  das  allgemein  wissenschaftliche  Interesse  meist 
aus  dem  Auge  lassen  und  kleinliche ,  engherzige  Bestrebungen 
wie  kaum  in  den  alten  Handwerkskasten  verfolgen,  fern  von  dem 
Streben  nach  allgemeiner  Uebereinstimmung  in  Erkennung  und 
Bezeichnung  der  siebenbürgischen  Pflanzen.  —  Und  wohin  will  das 
führen,  wenn  jeder  Sammler  seine  gefundenen  Pflanzen  neu  zu 
bestimmen  gezwungen  ist,  weil  unter  den  Botanikern  keine  loyale 
Mittheilung  stattfindet ,  welche  eine  allmälige  Uebereinstimmung 
herbeiführen  könnte.  „Das  eben  ist  der  Fluch  der  bösen  That, 
dass  sie  stets  Böses  muss  gebären,"  und  so  erwecken  Neid  und 
Missgunst  auf  der  einen  Seite  dieselbe  Leidenschaft  auf  der  ande- 
ren, und  die  Wissenschaft,  welche  der  ganzen  Menschheit  gehören 
soll,  leidet  unter  dem  Druck  solcher  Menschlichkeiten.  —  Die  Sie- 
benbürger Botaniker  werden  mich  gewiss  verstehen  und  mir  in 
mancher  Hinsicht  Recht  geben,  ich  aber,  wenn  ich  meine  Enume- 
ratio  durchsehe,  bemerke  mit  Schmerz,  dass  manches  Fragliche  in 
derselben  schon  berichtiget  sein  müsste,  wenn  die  Siebenbürger 
Botaniker  im  Einverständnisse  mir  die  Hände  geboten  hätten.  In 
der  Wissenschaft  wie  im  irdischen  Güterbesitz  gibt  es  sogenannte 
Mammonsdiener,  und  diese  Leidenschaft  ist  es,  welche  der  gegen- 
seitigen Milfheilung  entgegensteht. 


312 

Grosse  Hindernisse  hat  die  Wissenschaft  bei  der  Erreichung 
einer  allg-emeincn  Uebereinstimmung  in  der  ausgedehnten  Literatur 
zu  bekämpfeu,  und  ich  glaube,  dass  es  auch  gar  nicht  im  Streben 
und  Zwecke  des  menschlichen  Geistes  liegt,  dieses  Ziel  zu  errei- 
chen, aber  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ist  dieses  doch  möglich, 
und,  um  beim  speciellen  Fall  zu  bleiben,  möchte  ich  beanspruchen, 
dass  mindestens  die  Botaniker  eines  und  desselben  Florengebietes 
trachten  sollen,  die  Pflanzen  desselben  genau  zu  kennen,  um  in 
fraglichen  Fällen  bei  ihnen  eine  lösende  Antwort  zu  gew^ärtigen. 
Viola  Jooi,  V.  transsilvanica  und  V.  prionantha  sind  drei  in  Frage 
stehende  Arten,  aber  schwerlich  werden  die  Siebenbürger  Botaniker 
genügende  Auskunft  zu  geben  im  Stande  sein. 

2.  Viola  primulaefolia  L.  von  Willd.  nee  Fisch,  neque 
aliorum.  Dieses'  Veilchen  gehört  zum  Typus  der  vorhergehenden 
und  wird  im  botanischen  Garten  des  k.  k.  Theresianums  als  V,  cu- 
cullata  Alton,  kullivirt,  mit  welcher  letzterer  sie  aber  nichts 
gemein  hat.  V.  primulaefolia  L.,  insoweit  ich  dieselbe  kenne,  steht 
der  oben  genannten  näher  und  geliört  auch  mit  dieser  in  eine 
Gruppe.  In  Gärten  hat  diese  Viola  ebenfalls  die  Unart ,  Blumen 
ohne  Blumenblätter  und  ohne  Staubgefässe  zu  tragen,  woher  es 
kommt,  dass  die  Kapseln  zwar  zahlreiche  Samenknospen  (^Eichen) 
ab'er  keine  keimfähigen  Samen  tragen.  —  Zur  besseren  Einsicht 
gebe  ich  hier  eine  Beschreibung  dieser  Viola: 

Rhizomate  inarticulato,  paruin  ramoso  oligocephalo  descen- 
dente  subfibroso.  Siolonum  semper  expers.  Foliis  elongato- 
cordato-ovaüs  1 — iVa  polL  longis,  supra  basin  1 — ^Vz  poll-  latis, 
glabris  caesio-viridibus,  serrato-dentatis,  acutis,  petiolo  2 — 3plo 
brevioribus  subito  in  petiolum  exeuntibus.  Petiolis  semiteretibus 
herbaceo  marginatis^  versus  laminam  folii  sensim  latioribus.  Sti- 
pulis  herbaceis  petiolo  Va  adnatis ,  partibus  liberis  subulato- 
lanceolatis  acuminatis,  remote  ciliatis,  ctliolis  simplicibus  diametro 
stipulae  transversali  brevioribus.  Fl oribus  castratis,  femineis, 
minimis  1 — 2  lin.  longis^  apetalis,  cernuis.  Pedunculis  sub  anthesi 
petiolo  dimidlo  brevioribus.,  media  bracteis  binis  oppositis  subula- 
tis  praeditis.  Sepalis  subinaequalibus  lanceolatis  acuminatis  g  er - 
mine  diiplo  longioribus,  appendicibus  dentatis  ovato-lanceolatis, 
binis  exterioribus  multo  minoribus.  Stamina  petalisque  nulla. 
Stigmate  ut  Sectio  Nominium.  Capsulis  primum  subtrigonis, 
demum  globosis  prominulo-angulatis  et  siilcatis,  sepala  y^  supe- 
rantibus,  viridibiis,  glabris,  basi  stigmatis  coronatis.  Seminibus 
albidis  ovatis  embryonis  expertibns.  —  Planta  6 — 9  poll.  alta. 

Als  Artenbeschreibung  dürfte  dieses  wohl  nicht  aufzunehmen 
sein,  da  dieselbe  sich  nur  auf  die  vorliegende  verkümmerte  Form 
bezieht,  aber  dennoch  wird  die  Verwandtschaft  mit  V.  Patrini  DC. 
daraus  hervorgehen. 


313 

XXXIV. 

Viola  macedonica  Boiss.  und  V.  ßielziana  Schur  En.  p.  86. 

Im  botanischen  Garten  des  k,  k.  Theresianums  hatte  ich  Ge- 
legenheit, V.  macedonica  zu  beobachten,  und  finde,  dass  zwischen 
beiden  eine  grosse  Uebereinstininiung  obwaltet.  So  sind  z.  B.  bei 
der  kultivirten  Pflanze  oder  bei  V.  macedonica  des  bot.  Gartens 
die  Blumen  kleiner,  blassgelb,  schwarz  gestreift  (nicht  aber  drei- 
farbig und  ansehnlich  gross  wie  bei  V.  Biehiana),  und  das  grös- 
sere unpaarige  Blumenblatt  ist  zugerandet  (nicht  ausgerandet  oder 
fast  gerade  abgestutzt  wie  bei  V.  Biehiana^.  —  Zwischen  den 
Blättern  und  den  Stipulen  finde  ich  bei  beiden  Formen  keinen  be- 
merkbaren Unterschied.  Weitere  Beobachtungen  in  der  freien  Natur 
müssen  es  darthun ,  ob  die  V.  Bielziana,  welche  ich  anfangs  für 
V.  macedonica  hielt,  mit  V.  macedonica^  und  beide  wieder  nur 
Var.  von  F.  tricolor  L.  sind.  —  In  diesem  Fall  will  ich  gern  mit 
einem  Botaniker  wie  Boissier  geirrt  haben.  —  V.  Bielziana 
wächst  auf  Aeckern  im  Szeklerlande  in  Siebenbürgen,  ist  nieder- 
liegend, und  wird  oft  2  Fuss  lang,  sehr  ästig  und  reich  an  Blüthen, 
diese  von  der  Grösse  wie  bei  V.  tricolor  grandiflora. 

XXXV. 

Linum  hirsutum  L. 

Wird  auf  der  Türkenschanze  immer  seltener  und  dürfte  bei 
der  fortschreitenden  Urbarmachung  und  Erweiterung  der  Stein- 
brüche dieses  Terrains  hier  bald  gänzlich  verschwinden.  Ich  beob- 
achtete dasselbe  im  Jahre  1866  an  den  Weinbergen  zwischen  Wein- 
haus und  Dornbach. 

XXXVI. 

Reseda  odorata  L. 

Auf  einer  neuen  Anschüttung  am  Donaukanal  im  Prater,  Erd- 
berg gegenüber,  in  schönen,  kräftigen,  fruchttragenden  Exempla- 
ren, Ende  August  1867.  Auch  auf  mehreren  Punkten  der  Ring- 
strasse, z.  B.  auf  dem  Glacis  der  Josefstadt.  Bei  Hermannstadt  in 
Siebenbürgen  kommt  dieselbe  auf  Gartenschutt  in  manchen  Jahren 
sehr  häufig  vor  und  pflanzt  sich  durch  Samen  selbst  fort;  in  Gärten 
wird  sie  nicht  selten  mehrjährig. 

XXXVII. 

Althaea  hirsuta  L. 

In  mehreren  schönen  Exemplaren  im  Prater  auf  der  Wiese 
zwischen  der  Hauptallee  und  dem  einstigen  Thiergarten.  Juli  1867. 
Diese  Ptlanze  hat  in  der  Flora  von  Wien  keinen  bleibenden  Stand- 
ort, ist  in  Uligarn  und  Siebenbürgen  zu  Hause. 


314  ^    . 

XXXVIII. 

Hibiscus    Trionum   L. 

Zwischen  Wintersaaten,  Roggen,  auf  dem  Laaer  Berge  gegen 
Simmering.  August  1867. 

XXXIX. 

Lavatera   trimestris  L. 

Im  Bette  des  Alserbaches  zwischen  Weinhaus  und  Dornbach 
am  Rande  der  Weinberge.  August  1867.  Ein  Flüchtling  aus  Gärten. 

XL. 

Malva  crispa  L. 

In  zahlreichen  riesenhaften  Exemplaren  bei  Simmering  am 
Graben  links  vom  Dorfe,  wo  ich  dieselbe  schon  seit  mehreren 
Jahren  beobachtet  habe.  August  1867.  —  Diese  Pflanze  soll  aus 
Griechenland  und  Syrien  stammen,  ist  bei  uns  ein  Flüchtling  aus 
Garten,  wo  sie  mitunter  ein  lästiges  Unkraut  bildet,  und  hat  bei 
uns  keinen  bleibenden  Standort,  muss  aber  dennoch  in  unserer 
Flora  aufgezählt  werden. 

XLI. 

Malva   nicae  en  sis   All.    fl.  pedem.  2.    p,  40;    Koch    syn. 

ed.  2.  p.  142. 

Zwischen  den  Gärten  bei  Simmering  mit  M.  crispa  gemein- 
schaftlich aber  einzeln.  August  1867.  Schon  vor  einigen  Jahren 
fand  ich  hier  eine  Malva ,  die  ich  wegen  ihrer  Unvollständigkeit 
nicht  bestimmen  konnte,  und  es  war  mir  lieb,  in  diesem  Jahr 
einige  instruktive  Exemplare  zu  finden.  Sie  ist  der  M.  sylvestris 
L.  ähnlich  aber  schwächlicher,  reicher  behaart  und  durch  die  klei- 
neren blassblauen  Blumen  gleich  zu  unterscheiden.  Sehr  leicht 
kann  sie  auch  mit  einer  robusten,  grossblumigen  Malva  borealis 
verwechselt  werden,    deren  Früchte   mit  jener  Aehnlichkeit  haben. 

XLIL 

Malva  mauritiana  L.  =  M.  mauritanica   Spr.  =  M.  sylvestris 
var.  glabrescens  Bertol.  fl.  ital.  8,  259. 

Bei  Simmering  nächst  Wien  zwischen  den  Gärten  links  vom 
Dorfe  am  Teiche.  August  1867.  Hier  wurde  dieselbe  schon  seit 
mehreren  Jahren  von  mir  beobachtet ,  doch  wird  sie  immer  selte- 
ner, da  ihr  zur  Fortpflanzung  keine  Ruhe  gegönnt  wird.  —  Auch 
muss  ich  hier  einer  Form  erwähnen,  welche  zwischen  M.  mauri- 
tanica und  M.  sylvestris  die  Mitte  hält  (M.  intermedia  Schur) 
und  der  Ansicht  entspricht,  dass  M.  mauritiana  nur  eine  Var,  von 
M.  sylvestris  L.  sei. 


315 

XLIII. 
Malva    Psendo-borealis   Schur. 

In  meiner  En.  pl.  Transsilv.  p.  130,  sub  n.  762  habe  ich 
diese  Malva  Psendo-borealis  aufgestellt,  und  ich  kann  deren  Vor- 
kommen auch  bei  Wien  nachweisen,  indem  ich  selbe  bei  Simme- 
ring  und  auf  den  neuen  Anschüttungen  an  der  Ringslrasse  beob- 
achtet habe.  —  Dass  diese  M.  Pseudo-borealis  mihi  nicht  die 
echte  M.  borealis  Wall  mann  ist,  glaube  ich  behaupten  zu  dürfen, 
da  solche  in  allen  Hauptmerkmalen  verschieden  sich  zeigt ,  wie 
z.  B.  im  Bau  der  Blumen  und  Früchte,  und  ich  weiss  nicht  genau, 
ob  dieselbe  nicht  „Malva  borealis"'  der  Wiener  Flora  repräsentirt. 
Die  in  Rede  stehende  Pflanze  ist  der  M.  borealis  und  rotundifolia 
im  Habitus  ähnlich.  Sie  ist  meist  aufrecht  und  von  der  Basis  mit 
aufsteigenden  Aesten  versehen ,  stärker  behaart  als  die  beiden 
genannten;  die  Blumen  sind  gleichsam  in  Spinngewebe  eingehüllt, 
klein  und  weiss,  die  Blumenblätter  kaum  länger  als  der  Kelch;  die 
Karpellen  sind  stark  behaart,  die  einzelnen  deutlich  gesondert, 
schwach  gerandet  und  schwach  querrunzelig,  die  Runzeln,  dieses 
muss  ich  besonders  hervorheben,  erst  bei  der  vollständigen  Reife 
und  nach  dem  Trocknen  deutlich  hervortretend. 

„Habitu  M.  rotundifoliae  quidem  sed  fructibus  recentibus 
incospicue,  siccatis  evidentius  scrobiculata-rugosis,  hirsutisque." 

XLIV. 

Hypericum  perforatum  humile  nigricans. 

Eine  eigenthümliche  Varietät,  welche,  wenn  sie  sich  beständig 
erwiese,  die  Aufmerksamkeit  unserer  Floristen  in  Anspruch  nehmen 
könnte.  —  Die  Pflanze  ist  8 — Vi  Zoll  hoch,  steif,  gedrungen,  von 
der  Basis  an  ästig,  von  schwärzlichgrüner  Farbe  und  bläulich 
angelaufen  (pruinosa).  Die  Blumen  sparsam  au  der  Spitze  der 
Aeste.  —  Die  Blätter  sind  lederartig,  steif,  gegen  die  Spitze 
breiter,  fast  verkehrt  eiförmig,  am  Rande  schwach  zurückgerollt, 
reichlich  durchsichtig  punktirt,  dreifaltignervig  (triplinerviaj.  Die 
Kelchabschnitte  dreieckig-lanzetilich ,  viermal  kürzer  als  die  Blu- 
menblätter. Die  Germina  mit  langen  gelben  Harzstriemen  reich 
bedeckt,  nicht  schwarz  punktirt.  In  den  Remisen  des  Laaer  Berges 
auf  sandigen  Plätzen.  August  1867,  wo  die  Pflanze  erst  zu  blühen 
begann. 

XLV. 

Erodium  cicutarium  L'Herit. 

Von  dieser  allgemein  verbreiteten  Pflanze,  welche,  wenn  sie 
seltener  wäre,  sehr  interessant  sein  würde,  kommen  auch  in  der 
Flora  von  Wien  mehrere  gut  zu  unterscheidende  Varietäten  vor, 
von  denen  ich  einige  anführen  will. 


316 

a.  E.  cicutarium  hrachypetalum  Schur  En.  p,  139. 
Valde  et  albo-pilosum.  Floribus  minimis,  petalis  purpureis  calycem 
aequanlibus.  Planta  griseo-viridis,  ratnosissima,  prociimöens,  terrae 
adpressa. 

b.  E.  cicutarium  hrachypetalum  alhum.  Praecedens  sed 
petalis  albis  calyce  subbrevioribus 

c.  E.  cicutarium  grandiflorum.  Minus  pilosum,  viride. 
Petalis  purpureis  calycem  duplo-superantihvs, 

d.  E.  cicutarium  praecox.  Pusillum  foliolis  ovatis  inciso- 
dentatis,  Pimpinellae  saxifragae  subsimilibus,  floribus  ut  v>ar.  c. 
inier  dum  solitariis  saepe  subsessilibus.  =  E.  piiiipinellifolium  Auetor 
plurim  non  Rchb.,  nee  Willd.,  neque  Sm. 

Auf  Brachen,  Aeckern,  bebauten  und  unbebauten  Plätzen.  Die 
var.  a.  et  b.  an  Mauern  und  auf  Schutt.  März — Oktober. 

XLVI. 

Geranium  dinaricatum  L. 

Auf  unbebauten  Plätzen,  Schutt  auf  der  neuen  Anschüttung 
vor  dem  Stadtpark  in  der  Ringslrasse.  Juli  1867. 

XLVII. 

Geranium  pyrenaicum  caeruleum  et  alhiflorwm. 

Von  diesem  fast  in  allen  Florenbezirken  jetzt  verbreiteten 
Geranium    kommen   in  der  Wiener  Flora   folgende  Varietäten  vor: 

a.  violaceo- caeruleum  vulgare  parviflorum:  Petalis  calyce 
duplo  longioribus. 

b.  violaceo- caeruleum  grandiflorum:  Petalis  calyce  Iriplo 
longioribus. 

c.  albiflorum:  Petalis  albis  calyce  duplo  longioribus. 

Die  Var.  c.  ist  schwächlicher  als  die  anderen  und  wächst  auf 
schattigen  Rasenplätzen  in  Wäldern  und  Obstgärten,  häufig  ist  sie 
im  Garten  des  k.  k.  Theresianums,  wo  ich  nur  diese  beobachtet 
habe.  Blüht  während  des  ganzen  Sommers.  Die  Var.  b.  ist  ge- 
wöhnlich in  Siebenbürgen  und  unterscheidet  sich  durch  doppelt 
grössere  Blumen  und  durch  die  Behaarung,  welche  kürzer  und 
angedrückter  erscheint,  wodurch  die  Blätter  beim  Anfühlen  schäiflich 
sich  zeigen.  Ich  fand  diese  Var.  in  einem  alten  Herbarium  als 
G.  umbrosum  W.  Kit.,  doch  mag  ich  nicht  behaupten,  dass  diese 
die  echte  Kitaibel'sche  Art  repräsentire. 

XLVIII. 

Geranium  molle  L. 

Diese  für  unsere  Flora  seltene  Pflanze  fand  ich  am  sogenannten 
Krotenbach  bei  Döbling  Ende  August  1867. 


.'U7 

XLIX. 

Ger anium  pusilium  polyaiHhum  purpureocanle  erectum  =   G. 
Pseudopusillum  Schur. 

Radice  descendente  firma  oligocephala  (ut  videfur  non 
annua~)  apice  fihrosa.  Caule  fivjno,  flexuoso ,  purpureo ,  a  basi 
ramoso,  apice  dicotomo-verticillato-ramoso,  striata,  canescente- 
piibescente,  pilis  brevibus  patentibus  instructo,  S — 10  polL  altu. 
Foliis  radicalibus  circuinscriptione  subrotundis ,  7 — 9  partitis, 
segmentis  bveviter  trifidis,  tobulis  rotundatis;  foliis  superioribus 
minoribus  tenue-sectis,  segmentis  inaequalilev  trifidis,  lobulis  acu- 
minatis;  omnibus  pilosis.  Floribus  numerosissimis  viinimis  ge- 
tniitis.  Petalis  violaceo-purpureis,  emarginatis,  basi  ciineatis, 
vtrinque  pilis  nonnullis  notatis,  calycem  panim  superantibus. 
Calyce  alba  piloso.  Srpaiis  ovato-oblongis  acutis.  Pedunculis 
aequalibiis,  glanduloso-pilosis ,  fructiferis  erectis.  Rosiro  tereli, 
sulcato  setoso-piloso,  pilis  brevissimis  glanduliferis.  Capsulis 
pilosis  tenuissime  transnerse  rugosis.  Seininibus  ovatis  pallide 
ßiscis,  glubris. 

Auf  unbebauten  steinig-sandigen  Äeckeru  und  Plätzen ,  un- 
weit des  Landgutes  vor  der  Favoriten-Linie.  Anfang  Mai  1867.  — 
Durch  den  eigenthünilichen  Habitus  und  durch  die  angegebenen 
Merkmale  vom  gewöhnlichen  G.  pusilium  leicht  zu  unterscheiden. 
—  Vielleicht  G.  multiflorum  Lang?  —  Es  bildet  diese  Pflanze 
eine  Mittelform  zwischen  G.  pusilium  und  G.  dissectum  L. 

L. 

Laelia  orientalis  Desv.  Journ.  bot.  3,  160,  Reh.  icon.  fig.  4162. 

=^  Bunias  orientalis  L.  sp.  936,  Koch  syn.  ed.  2,  p.  82.  =  Myagrum 

taraxacifolium  Lam.  enc.  1,  570. 

Eine  in  Ungarn  (schon  bei  Pressburg)  und  Siebenbürgen 
nicht  seltene  Pflanze ,  in  einigen  Exemplaren  im  Prater  auf  der 
Wiese  zw'ischen  der  Hauptallee  und  dem  Thiergarten  gegen  den 
Schüttel  mit  anderen  Ackerpflanzen.  Juli  1867. 

LL 
Bunias  Erucago  L. 

Auf  der  Wiese  von  der  Hauptallee  rechts  im  Prater.  Juni, 
Juli  1867,  nebst  einer  rauhen  Var.  mit  schrotsägeförmigen  Wur- 
zelblättern, wahrscheinlich  =  Bunias  runcinata  Hornem. 

LH. 

Myagrum  perfoliatum  L. 

Im  Jahre  1866  nicht  selten,  z.  B.  im  Prater,  auf  den  neuen 
Anschüttungen  an  der  Ringstrasse,  auf  dem  Glacis  der  Josefstadt, 
bei  Laa  am  Laaer  Berg.  Juni,  Juli. 


31^ 

LIII. 

Camelina  microcarpa  Andrz, 

Auf  Aeckern  und  unbebauten  Plälzen,  z.  B.  bei  Weinhaus, 
Türkenschanz  bei  Döbling,  auf  den  neuen  Anschüttungen  der  Ring- 
strasse in  Wien.  Juli,  August.  1867. 


Aus  dem  Engadin. 

Von  W.  Hechel. 

In  dem  unerschöpflichen  Reichthum  seiner  Wunder  hat  das 
Riesengebäude  der  Alpen  eines  aufzuweisen,  welches  sonst  in  allen 
europäischen  Gebirgen  vergeblich  gesucht  werden  dürfte.  Es  betriö't 
seine  Flora,  Die  Alpen  schliessen  die  Flora  dreier  Zonen  ein,  so  dass 
der  Botaniker  auf  engem  Räume  Pflanzen  finden  kann,  welche  er 
sonst  in  mehr  als  30  geographischen  Breitengraden  mühsam  zu- 
sammenlesen muss:  Gewächse  der  arktischen,  gemässigten  und 
selbst  der  südlichen  Zone.  Sucht  man  aber  unter  allen  Alpenlän- 
dern eins,  das  noch  am  wenigsten  von  der  Kultur  berührt,  in  sei- 
ner Ursprünglichkeit  fast  erhalten  und  vor  der  Alles  verändernden 
Hand  des  Menschen  am  wenigsten  angelastet  ist,  das  grossartig  in 
seinen  Formationen,  wechselnd  und  vielgestaltig  in  der  Zerklüftung 
und  Verwerfung  der  einzelnen  Schichten,  —  so  ist  es  Graubün- 
den mit  seinen  dichten  undurchdringlichen  Wäldern  und  Seiten- 
thälern,  mit  seinen  kräuterreichen  Heiden,  mit  seinen  dritthalb- 
hundert  Gletschern,  denen  keine  Menschenhand  Form  und  Gestalt 
je  zu  ändern  vermochte. 

Graubünden  war  daher  schon  lange  das  Ziel  meiner  Sehn- 
sucht, bis  günstige  Verhältnisse  und  besondere  Veranlassungen  die 
Reise  dahin  verwirklichen  halfen;  namentlich  wollte  ich  aber  die 
Wiege  des  Inn,  das  hochberühmte  Engadin  schauen.  In  angeneh- 
mer Reisegesellschaft  —  wir  waren  zwei  Herren  und  vier  Damen, 
sämmtlich  aus  Brandenburg  an  der  Havel  —  waren  wir  über  den 
Bodensee  nach  Chur  gefahren ,  hatten  das  burgbekränzte  Dom- 
ledschlhal  durchflogen  und  darauf  Thusis,  die  schönste  Stadt  Grau- 
bündens ,  wie  sie  wenigstens  in  den  Reisehandbüchern  genannt 
wird,  erreicht.  Tags  darauf  fuhren  wir  über  die  schmutzige  NoUa 
zur  Via  mala  und  schickten  uns  nun  an,  unsern  Plan  nach  dem 
Engadin  weiter  zu  verfolgen.  In  diess  merkwürdige  Thal  kann  man 
jedoch  nicht  anders  gelangen,  als  über  einen  der  hohen  Alpen- 
pässe, welche  den  Eingang  dazu  verschlossen  halten. 

Es  war  am  14.  Juli  1865,  einem  Tage,  welcher  in  der  Ge- 
schichte der  Bergbesteigungen  durch  das  bekannte  Unglück  am 
Matterhorn  eine  traurige  Berühmtheit   erlangt  hat,    als  unsere  Ge- 


319 

sollschaft  Thusis  verliess.  Ich  allein  war  zu  Fiiss  um  botanisiren 
zu  küiinen;  die  anderen  sassen  auf  krafligen  Saiirnpferden,  begleitet 
von  eben  so  vielen  Führern.  Da  noch  ein  Mann  auf  einem  eisenhe- 
schlagenen,  schmalen  Gebirgswägelchen  unser  Gepäck  hinter  sich  her- 
zog, und  sich  ihm  endlich  ein  wandernder  Bündner  angeschlossen 
hatte,  so  war  der  ganze  Zug  13  Personen  stark.  Unser  heutiges 
Ziel  war  Tiefenkasten  und  der  Weg  der  Schyn-Pass  oberhalb  der 
Albula  an  deren  rechtem  Ufer.  Es  ging  zuerst  über  den  Rhein. 
Eine  lange  hölzerne  Brücke  verband  mehr  als  die  flachen  Ufer  des 
grünschäumenden  Stromes,  sie  war  auf  hohe  Fluthen  berechnet. 
Herrliche  Purpurweiden  und  der  an  Alpenbächen  heimische  Sand- 
dorn QHi/ppophae  rhamnoides  L.)  säumten  seine  Seiten;  wir  war- 
fen noch  einen  Scheideblick  auf  Thusis  und  höher  und  immer  höher 
stieg  der  Weg,  auf  dem  ein  Pferd  nur  hinter  dem  anderen  zu 
gehen  vermochte.  Clematis  recta  L.  schlang  sich  durch  das  Grün 
der  Bäume  und  das  liebliche  Weiss  seiner  Blüthen  fesselte  selbst 
das  Auge  des  minder  geübten  Beobachters.  Da  geschah  ein  Unfall. 
Ein  Sattelgurt  zerriss  und  veranlasste  den  Sturz  einer  der  Damen. 
Glücklich  genug,  sank  sie  nur  neben  einen  gewaltigen  Stein  auf 
einer  grasigen  Stelle  nieder,  so  dass  wir  Alle  noch  mit  dem 
blossen  Schreck  davon  kamen.  In  einer  Viertelstunde  war  der  Gurt 
noihdürftig  ausgebessert  und  die  Reilergesellschaft  machte  sich 
auf's  Neue  auf  den  Weg.  Die  Berge  nahmen  eine  andere  Physiogno- 
mie an,  das  Thal  der  Albula  ward  breiter,  —  hoch  über  uns  sahen 
wir  die  Waldregion  auf  den  Bergen  scharf  abgeschnitten.  Noch 
lagen  Sennhüften  hie  und  da  zerstreut  inmitten  grüner  Weide- 
flecken, einzelne  dem  unbewaffneten  Auge  kaum  erkennbar;  dann 
begannen  die  letzten  Gipfel  der  Berge  nackt  hervorzutreten,  das 
Geröll  auf  ihnen  war  nicht  mehr  zu  unterscheiden,  doch  fehlte 
noch  der  Schnee.  Anscheinend  auf  halber  Höhe  der  Berge  zoa  in 
feierlicher  Stille  die  Cavalcade  dahin.  Wenn  wir  den  einen  um- 
kreist, begann  der  zweite  und  dritte  Bogen  und  nur  eine  liebliche 
Unterbrechung  war  ein  hoch  über  uns  gelegenes  Dorf  oder  auch 
der  Blick  zur  Rechten  in  die  Tiefe.  Aus  dem  rauhen  Gesteine  je- 
doch den  ganzen  Weg  entlang  hervorbrechend  war  das  üppig 
blühende  Teucrium  montanum  L.  unser  beständiger  Begleiter.  Nur 
auf  Alpenwiesen  erschienen  grossblumige  Nelken,  die  Karthäuser- 
nelken unserer  Ebenen  ersetzend.  QDianthus  silvestris  Wulf.;  da- 
neben Carex  flacca  Schreib  ,  paniculata  L.  und  silvatica  Hu  d.s., 
Sedum  dasyphyllum  L.,  Reseda  lutea  L.,  Salvia  glutinosa  L.,  Ses- 
leria  coerulea  C^)?  Ard.,  Saxifraga  Aizoon  Jacq.  und  Andere, 
sämmllich  im  Schyn-Pass.) 

Jetzt  war  die  Granitwand  steiler,  in  jähem  Abstürze  sank  sie 
zu  unseren  Füssen  hinab,  eben  so  gerade  erhob  sie  sich  über  uns. 
Der  enge  Pfad  war  mit  einem  Schulzdach  gegen  absteigendes  Ge- 
röll versehen,  manche  unserer  Damen  wäre  jetzt  gern  vom  Pferde 
abgestiegen;  allein  die  Passage  war  zu  eng  und  erlaubte  es  nicht. 
Doch  kamen  Alle  ohne  Unfall  hinüber,    Gottes  Auge    wachte    über 


320 

uns.  Eben  halten  wir  wieder  ein  herrlich  gelegenes  Dorf,  Ohcr- 
valz,  hinter  uns;  eine  Qn^^Hc  rieselte  zu  nnsern  Füssen,  vereinzelte 
Riedgräser  und  grossbluniige  Salvien  standen  an  ihrem  Boden, 
wahrend  auf  einer  flachen  Stelle  trotz  der  ziemlichen  Strömung 
sich  die  gemeine  Teichlinse  angesiedelt  hatte.  Da  erscholl  ein  Ruf 
des  Staunens:  „Alpen  glühen!"  hiess  es,  und  die  Augen  waren 
nach  dem  schneebedeckten  Gipfel  eines  vor  uns  liegenden  Piz  ge  - 
richtet,  welcher  schon  seit  einiger  Zeit  unsere  Aufmerksamkeit 
gefesselt  hatte,  jetzt  aber  mit  rosigem  Scheine  leuchtete.  Doch 
wurden  wir  Unkundige  bald  belehrt,  dass  nicht  jeder  Wiederschein 
der  untergehenden  Sonne  auf  dem  Schnee  der  Berge  mit  dem  sel- 
tenen Alpenglühen  zu  verwechseln  sei.  Damit  mussten  wir  uns 
begnügen,  freuten  uns  aber  dennoch  der  herrlichen  Erscheinung 
und  so  gelangten  wir  endlich  spät  Abends  in  das  Dorf  Tiefenkasten, 
das  seinen  auffallenden  Namen  nicht  ohne  Bedeutung  trägt.  Denn 
rings  umgeben  es  Alpenriesen ,  die  von  allen  Seiten  über  der 
weissschäumenden  Albula  hart  ansteigen,  so  dass  in  diesem  Orle 
für  Felder  oder  Gärten  kein  Plätzchen  bleibt.  Er  liegt  2617  Fuss 
über  dem  Meeresspiegel  an  der  Stelle  eines   altrömischen  Kastells. 

Der  Weg,  den  wir  von  Thusis  bis  Tiefenkaslen  zurückgelegt, 
w'rd  später  eine  ganz  veränderte  Gestalt  erhalten.  Schon  baut  man 
auf  dem  entgegengesetzten  Ufer  der  Albula  eine  Posistrasse  durch 
den  Schyn-Pass,  welcher  die  Entfernung  zwischen  beiden  genann- 
ten Orten  um  ein  Bedeutendes  abkürzen  soll,  aber  auch  die  Ro- 
mantik wird  dabei  verlieren. 

Der  folgende  Tag  fand  uns  auf  dem  Wege  zum  Julier,  jener 
Handelsstrasse  des  Mittelalters,  welche  Kaiser  Friedrich  II.  schon 
im  Jahre  1212  mit  seinem  Heere  überschritt.  Dieser  Pass  —  passus, 
ein  Schritt,  welchen  die  Römer  auf  die  Alpen  Ihaten,  um  Erobe- 
rungen zu  unternehmen  —  dieser  Pass  also  soll  vom  Sonnengott 
der  Gelten,  dem  Jul,  seinen  Namen  erhalten  haben.  Unsere  Gesell- 
schaft hatte  in  Tiefenkasten  die  Post  bestiegen;  in  ihr  mussten  wir 
von  Morgens  10  Uhr  bis  Abends  VjS  Uhr  verweilen,  ehe  wir  das 
Engadin  erreichten.  Davon  kommen  fast  7  Stunden  auf  den  Weg 
bergauf.  Die  gegenwärtig  bequem  eingerichtete  Strasse  ist  mehr 
grossartig  als  schön,  und  da  sie  von  allen  hohen  Schweizerpässen 
am  ehesten  lavvinenfrei  wird,  auch  im  Winter  noch  am  sichersten 
zu  passiren.  Bald  lagen  hinter  uns  das  etwa  10.000'  hohe  ,  noch 
nie  erstiegene  Tinzenhorn,  die  Dörfer  Mühlen  (Moulins)  und  Bivio, 
von  wo  an  es  stärker  bergauf  ging  und  Vorspann  genommen  wurde. 
Noch  befanden  sich  ab  und  zu  Arbeiterwohnungen  an  der  Chaussee, 
deren  Dächer  mit  grünlichem  Chloritschiefer  gedeckt  waren,  wel- 
cher hier  überhaupt  in  grosser  Menge  auftrat.  Jetzt  schon  kamen 
wir  einzelnen  Schneefeldern  so  nahe,  dass  der  Wunsch  in  uns 
aufstieg,  aus  dem  Wagen  zu  steigen,  um  uns  darin  zu  belustigen. 
Aber  auch  die  Schutthalden,  durch  welche  wir  bereits  länger  ge- 
fahren ,  wurden  grossartiger.  Die  furchtbaren  Steinfelder  des 
Brockens  oder  des  Schneekoppenkegels   verschwinden    ganz  gegen 


321 

diese  schaurige,  grauenerregende  Einöde,  die  nur  hie  und  da  durch 
gewallige  Wasserstürze  und  durch  die  weiten  Schneeflecke  einiges 
Lehen  erhielt.  Bäume  gab  es  schon  lange  nicht  mehr,  nur  dürftige 
Alpenweiden  für  Kleinvieh,  auf  denen  einsam  blühende,  kaum  fuss- 
hohe  Alpenröschen  mit  ihrem  blendenden  Roth  leuchteten.  Daneben 
glaubte  ich  Polygonum  Bistorta  L.,  und  die  falben  Blätter  eines 
Veratrum  zu  erkennen.  Die  letzten  Gipfel  von  dem  Passübergange 
in  7000'  ü.  M.  erschienen  endlich  beiderseits,  um  es  mit  einem 
Worte  auszusprechen,  als  eine  vollendete  Einöde.  —  Da  stand  auf 
einmal  wieder  ein  Haus  vor  uns,  das  Berghaus  genannt,  hinter  ihm 
eine  Windfahne  und  zwei  Säulen  von  Lavezstein  neben  einander, 
jede  etwa  4'  hoch.  Sie  sahen  eben  nicht  aus,  als  ob  sie  üeberreste 
eines  celtischen  oder  römischen  Tempels  wären ,  wofür  man  sie 
gehalten,  da  man  in  ihrer  Nähe  römische  Münzen  fand.  Uebrigens 
wurden  diese  „marmelsteine  uf  dem  julierberg"  schon  1396  in  Ur- 
kunden erwähnt.  Das  Berghaus  ist  der  höchste  Punkt  auf  dem 
Passübergange,  von  ihm  aus  ging  es  im  eiligen  Laufe  abwärts. 
Schon  nach  20  Minuten  befanden  wir  uns  wieder  in  einer  Gegend, 
in  der  aus  einem  geschützten  Seitenthale  die  ersten  Lärchenbäume 
hervorsahen;  immer  schneller  schienen  die  Wagen  hinabzurollen, 
keiner  der  sieben  —  denn  zur  Reisezeit  ist  die  Post  stets  über- 
füllt —  blieb  bei  dem  andern.  Es  war  ein  furchtbares  Jagen,  und 
wenn  ich  noch  jetzt  daran  denke ,  wie  wir  mit  dem  schweren, 
hochgepackten  Postwagen  in  das  Engadin  hinabfuhren,  so  geschieht 
es  nicht  ohne  Grauen.  Doch  ward  eine  kurz  umbiegende  Windung 
des  Weges  nach  der  andern  glücklich  überwunden;  wir  waren  wie- 
der in  einem  Walde,  unter  uns  rauschte  der  Inn,  und  weit  ausge- 
dehnte, lachende  Seen  lagen  zu  unseren  Füssen.  Rings  herum  zogen 
sich  die  schneebedeckten  Granilkolosse  dahin ,  ich  zählte  28  zu 
gleicher  Zeit.  Aber  welche  Vegetation  umfing  uns?  Meine  Reise- 
gefährten hatten  sich  saftige  frische  Matten  gewünscht,  üppiges  Vieh 
auf  blumenreichen  Weiden  und  daneben  dichte,  waldbedeckte  Gründe 

—  nichts  von  dem  Allen  fand  sich  vor.  Lerchen-  und  Arvenbäume 

—  letztere  unseren  gewöhnlichen  Kiefern  gar  nicht  unähnlich  — 
Maren  die  einzigen  Hölzer,  die  ersteren,  welche  den  Hauptbestand 
bildeten,  vom  Lärchenspanner  Tinea  laricinella  Bechst.  ganz 
zerstört,  wenn  auch  nur  für  dieses  Jahr.  Das  bräunliche  Aussehen 
der  erstorbenen  Lärchenwaldungen  harmonirte  sehr  wohl  zu  den 
eben  gemähten  Wiesen,  deren  Üeberreste  gleichfalls  bräunlich  er- 
schienen oder  in's  Gelbliche  spielten. 

Indessen  fuhren  wir  durch  St.  Moriz,  den  überfüllten  Badeort 
bis  Samaden,  dem  reichsten  Dorfe  des  ganzen  Thaies.  Etwas  fri- 
scher erschien  der  Lärchenwald  ,  auf  feuchten  Stellen  wucherte 
dasselbe  hohe,  gelbblühende  Kreuzkraut,  welches  vielgestaltig  in 
seinen  Formen  die  Gipfel  der  Harzberge  eben  so  wohl  als  in  die 
Tiefe  niedersteigend  selbst  noch  den  Hochstein  im  Isargebirge 
schmückt.  Aber  der  erste  Eindruck  von  Samaden  war  wiederum 
nicht  freundlich.   Schmutzige  Italiener,  welche    sich    in   der  Feier- 

Oesterr.  botan.  Zeitichrift.  10.  Heft.  1868.  24 


322 

stunde  um  einen  Leierkasten  gesammelt,  machten  wegen  ihrer  Pliy- 
siognonomien ,  besonders  auf  die  Damen ,  einen  fast  unheim- 
lichen Eindruck. 

So  waren  wir  nun  im  Engadin,  dem  Ziele  meiner  Sehnsucht. 
Diess  Hochalpenthal  zerfallt  bekanntlich  in  zwei  Theile ,  in  das 
obere  und  untere.  Nur  ersteres  ist  mir  aus  der  Anschauung  be- 
kannt, es  ist  das  grossartigere,  romantischere  und  wird  von  vielen 
Touristen  wegen  seiner  gewaltigen  Gletschermassen  und  Firnmo- 
ränen den  besuchtesten  Gegenden  der  Schweiz  an  die  Seite  ge- 
setzt. Seine  Thalsole  liegt  in  einer  Höhe  von  4900—5500'  und  was 
sein  Klima  betrifft,  so  sagte  mir  einer  der  Führer:  „Wir  haben  hier 
9  Monate  Winter  und  3  Monate  hindurch  einen  nicht  selten  küh- 
len Sommer,"  war  doch  erst  14  Tage  vor  unserer  Ankunft  der 
letzte  Schnee  gefallen  und  wären  gerade  rauhe  Tage  gewesen, 
so  konnten  wir  in  jeder  Stunde  abermals  die  weissen  Flocken  er- 
warten. Eine  Winlerkälte  von  28^  nach  unserem  Thermometer  ist 
dort  nicht  eben  selten.  Das  Unter-Engadin  dagegen,  welches  von 
4000 — 2800'  hinabsteigt,  ist  schon  milder  und  man  baut  darin  so- 
gar Getreide.  Das  ganze  Thal  ist  19  Stunden  lang,  und  von  einem 
biedern,  im  Ganzen  wohlhabenden  und  selbst  intelligenten  Men- 
schenschlage bewohnt,  d(3ren  Viele  in  der  Jugend  ihre  Heimath 
verlassen,  um  in  der  weiten  Ferne  als  Zuckerbäcker,  Handelsleute 
u.  s.  w.  ein  Vermögen  zu  sammeln.  Damit  setzen  sie  später  theils 
ihr  Gewerbe  hier  fort,  theils  treiben  sie  Alpen wirthschaft,  worauf 
die  9000  Bewohner  des  Ober-  und  Unter-Engadin  fast  ausschliess- 
lich angewiesen  sind,  da  Feld-  oder  GartentVüchte  in  solcher  Höhe 
nicht  gedeihen.  Ihre  Muttersprache  ist  das  Rhäthisch-Romanische, 
doch  verstehen  alle  Gebildeten  auch  das  Deutsche  und  Italienische. 
Nach  dem  ürtheile  eines  höchst  intelligenten  Engadiners  wird  je- 
doch einst  das  deutsche  Element  den  Sieg  über  das  italienische 
davon  tragen. 

Die  alten  Häuser  dieser  Graubündner  sind  unfreundlich  und  dü- 
sler, viele  Fensler  bestehen  nur  aus  einer  einzigen  Scheibe,  die  wenig 
mehr  als  einen  Ouadratfuss  Grösse  hat.  Ob  die  Leute  sich  dadurch  geg&n 
die  Strenge  des  Winters  verwahren  wollen,  oder  ob  diess,  wie  man 
sagt,  als  historische  Ueberlieferung  aus  den  Zeiten  der  Kriege 
gegen  Oeslerreich  herrührt,  wo  jedes  Haus  eine  Burg,  jedes  Fen- 
Sfter  eine  Schiessscharte  war,  —  wer  will  es  entscheiden?  In  den 
ältesten  Häusern  befindet  sich  die  mit  Arvenholz  sauber  getäfelte 
Wohnstube  gerade  über  dem  Kuhstall  und  der  Heuschober  oder 
die  Scheune  dicht  an  das  Haus  gebaut,  sieht  eher  einer  kleinen 
Kapelle  ähnlich,  wegen  der  hohen  Bogenfenster,  die  oft  von  innen 
mit  zierlich  geschnitzten  Brettern  verkleidet  sind.  —  Der  ganzen 
Bange  nach  wird  das  Engadin  vom  Inn  durchströmt,  welcher  hier 
3  Seebecken  bildet.  Im  Silser  See  nimmt  er  seinen  Ursprung 
und  schon  dai,  wo  er  diesen  verlässt,  ist  er  von  ziemlicher  Breite 
lind  seine  Wogen  brausen  mächtig  daher.  Man  sieht  es  ihm  an, 
dass  er  die  Ufer  oftmals    erweitert,    wenn    die    Schneewasser  der 


323 

Höhe  ihn  zur  Frühjahrszeit  roichhcher  tränken.  Die  Seen  verleihen 
dem  Thale  Lieblichkeil  und  Anmuth,  haben  jedoch  mit  der  Gioss- 
arligkeit  des  Vierwaldslätter-  oder  auch  nur  des  Wallensees  nichts 
gemein.  Was  endlich  die  Ungeheuern  Wälder  in  den  Seitenthälern 
belrifft ,  so  bergen  sie  wirklich  mehrhiinderljahrige  Riesen  der 
Baumvvelt,  aber  auch  die  grössten  Raublhiere  unseres  Continents: 
den  Lämmergeier  und  den  Bären. 

Sonntags  den  16.  Juli  verliessen  wir  Samaden ,  wo  es  uns 
nicht  gefiel,  um  nach  Pontresina  überzusiedeln.  Wir  legten  den  kur- 
zen Weg  dahin  zu  Fuss  zurück.  Als  ich  aber  ein  spinngewebe- 
artig überkleidetes  Sempervinum  araclmoideum  L.  neben  seiner 
gleichfalls  rothblühenden  Schwester  Sempercivum  Funokü  Braun 
naher  betrachtete,  überrascht  durch  ihre  hohe  Schönheit,  welche 
ich  aus  meinem  Herbar  nie  zu  ahnen  vermocht,  da  tauchte  zu  un- 
serer Rechten  der  Roseggletscher  auf.  Es  war  ein  wunderbar  er- 
habenes Bild.  Die  rötkliche  Gebirgsvarietät  von  Luzula  albida 
{rubella  Hppe.),  die  aus  den  Felsen  zu  meinen  Füssen  sprossende 
Saxifraga  Aizoon  Jacq  und  der  Alpenwegerich  auf  den  Wiesen 
konnte  meine  Aufmerksamkeit  nur  in  geringerem  Grade  fesseln; 
immer  wieder  musste  ich  den  Gletscher  ansehen,  der  zwischen 
zwei  vor  uns  liegende  Berggipfel  sich  scheinbar  eindrängend,  mit 
herrlichem,  blendendem  Weiss  in  die  Lüfte  hineinstarrte.  Als  das 
erste  Staunen  vorüber  war,  dachte  ich  an  die  gefüllten  Alpen- 
rosen in  seiner  Umgebung,  an  die  vielen  Murmelthiere ,  welche 
dieser  Gegend  eine  Art  von  Berühmtheit  verschafft  und  an  die 
Gemsen,  welche  dort  auch  dem  Touristen  sichtbar  werden,  da  das 
Gesetz  der  Graubünduer  gegenwärtig  schon  neun  Monate  im  Jahre 
Schonzeit  für  sie  vorschreibt. 

Pontresina  winkle  uns  freundlich  entgegen.  Der  heitere  Spa- 
ziergang von  etwas  mehr  als  einer  Stunde ,  die  schöne  Morgen- 
sonne, der  plätschernde  Flalzbach ,  welcher  dem  Inn  zueilt,  und 
die  lieblichen  Fernsichten  hatten  uns  recht  heiter  gestimmt  und 
mit  Freuden  bezogen  wir  in  dem  gemüthlichen  Hotel  von  Gredig 
unsere  Zimmer.  Hier  kann  ich  eine  Bemerkung  nicht  unterdrücken. 
Mein  verstorbener  Freund  Schramm,  den  Lesern  dieser  Biälter 
nicht  unbekannt,  halte  dieselbe  Reise  nach  dem  Engadin  mehrere 
Jahre  zuvor  wiederholt  unternommen  und  sie  ausserordentlich  billig 
gefunden.  Dazumal  gab  es  nur  einfache  Gasthäuser  in  Pontresina. 
Aber  wie  erstaunten  wir,  als  ich  durch  seine  Aufzeichnungen  dazu 
veranlasst,  nach  Herrn  Gredig  fragte!  Ein  ungeheures  Gebäude 
mit  Seitenflügeln  und  Baikonen,  mit  grossem  Speisesaal,  darin  die 
neuesten  englischen ,  französischen ,  italienischen  und  deutschen 
Zeitungen  lagen,  die  unvermeidlichen  Ober-  und  Unterkellner  mit 
Servietten  über  dem  Arme,  die  kostbaren  Kupferstiche  und  Forte- 
piano  im  benachbarten  Salon  belehrten  uns  sogleich,  dass  auch  hier 
für  diess  entlegene  Seitenthal  von  Engadin  eine  neue  Zeit  ange- 
brochen sei.  Doch  war  es  sehr  gemüthlich  bei  dem  umsichtigen, 
gefälligen  Wirthe,   dessen  Zimmer    stets   gefüllt   und  oft  schon  im 

24  * 


324 

Voraus  beslelll  waren.  Der  Nachmiltag  wurde  mit  einem  Spazier- 
gange in  dem  nahen  Lärchenwalde  zugebracht,  Folgendes  war  die 
Ausbeute: 

Aira  ßexuosa  L.,  Campanula  harhata  L. ,  Cotoneaster  inte- 
gerrimus  Med.,  Empetrum  nigrum  L.,  Gentiana  nivalis  L.,  Gna- 
phalium  dioicum  L.,  Homogyne  alpina  Cass.,  LeontodonhastilisL. 
ß.  glahratus^  Linnaea  borealis  Gron.,  Lonicerea  coerulea  L. ,  Lu- 
z>ula  alhida  DC.,  v.  rubella  Hppe.,  Luzula  congesta  Lej,,  Myosotis 
silvatica  Hoffm.,  Nardus  stricta  L.,  Phleum  alpinumh.,  Phyteuma 
Michelii  Bert.  a.  betonicifolium^  Poa  bulbosa  L.  vimpara  und 
var.  alpina,  Polygonum  viviparum  L.,  Thesium  alpinum  L.  — 
Barbula  rnralis  Hedw.,  Cetraria  islandica  Ach.,  Evernia  nulpina, 
Lecattora  elegans  =  Xanthoria  elegans  Link. 

'Schon  hieraus  ist  ersichllich,  dass  das  Engadin  den  Namen: 
„Paradies  der  Botaniker"  nicht  mit  Unrecht  führt.  Viele  Gewächse, 
welche  nur  mit  Mühe  von  den  höchsten  Bergen  zu  erlangen  sind; 
können  hier  auf  der  Thalsohle,  freilich  immer  in  5500'  Höhe  ge- 
pflückt werden.  Aus  jedem  Thal  des  Bernina  wälzt  sich  nämlich 
ein  Bach  dem  Inn  entgegen,  alle  diese  Zuflüsse  strömen  ursprüng- 
lich durch  ein  mehr  oder  weniger  breites  Geröllbett,  wo  sie  eine 
Menge  schöner  Pflanzen,  die  durch  Lawinen,  Eisstürze  oder  Re- 
gengüsse von  den  höchsten  Alpenhörnern  herabgerissen  worden 
sind,  tränken.  Nun  hat  aber  jedes  Seitenihal  seine  eigenthümlichen 
Pflanzenformen.  In  der  Geröllflor  des  Morteratsch  wuchert  überaus 
häufig  das  schon  genante  Spinnenhauslaub  {Sempervivum  arach- 
noideum  L.),  das  Wildfräuli  oder  die  I>  a,  eine  kleine  niedrige  Schaf- 
garbenart, aus  welcher  ein  dortiger  Apotheker  den  Ivageist  bereitet 
(^Achillea  moschata  W^ulff.)  und  die  Alpenwucherblume  Chrysan- 
themum alpinum  L.  Aus  dem  Geröll  Aes  Roseggletschers  kommen 
Fleischers  Weidenröschen  und  der  slurmhutblätlrige  Storchschnabel 
hinzu;  aus  andern  Thälern  gibt  es  neue  Pflanzen,  alle  siedeln  sich 
auf  der  Thalsohle  des  Engadin  an,  weil  die  Bedingungen  zu  ihrem 
Gedeihen  noch  vorhanden  sind  und  bilden  eine  wunderbare,  kaum 
in  so  reichem  Masse  wiederkehrende  Vermischung  der  verschieden- 
sten alpinen  Gewachse.  Gern  hätte  ich  noch  lange  botanisirt,  doch  ein 
heranziehendes  Gewitter  und  der  schon  nahende  heftige  Sturmwind 
trieb  uns  bald  wieder  in  das  Haus  zurück. 

Der  Abend  des  genussreichen  Tages  fand  unsere  kleine 
Reisegesellschaft  in  eifriger  Berathung.  Am  andern  Morgen,  den 
17.  Juli,  sollte  der  Piz  Languard  bestiegen  werden;  man  hatte  uns 
aber  ernstlich  von  dieser  Bergfahrt  abgerathen  und  namentlich 
sollte  es  keine  Partie  für  Damen  sein.  Wir  wünschten  dringend, 
eine  Dame  darüber  selber  zu  befragen,  welche  heute  oben  gewe- 
sen; allein  sie  war  so  unwohl  zurückgekehrt,  dass  sie  das  Zimmer 
hüten  musste.  Die  Schilderung  ihrer  Leiden  war  wenig  ermuthi- 
gend,  ebenso  die  übrigen  Nachrichten,  welche  wir  von  einem 
Herrn,  einem  Naturforscher  aus  Venedig,  einzogen.  Trotzdem  ver- 
lor eine  Dame  aus  unserer  Gesellschaft  nicht  den    Muth  ,    mit    mir 


325 

die  Bergfahrt  zu  wagen.  So  ward  eilig  noch  Abends  9  Uhr  nach 
einem  Führer  gesendet  und  ein  Pferd  für  meine  Begleiterin  gemie- 
thel;  der  Montag  fand  uns  aber  schon  Früh  4  Uhr  zur  Abreise 
gerüstet,  die  sich  freilich  durch  die  verspätete  Ankunft  des  Saura- 
pferdes  um  eine  Stunde  verzögerte. 

Es  war  etwas  kühl,  als  wir  aufbrachen.  Ober-Pontresina  zum 
Theil  rechts  lassend ,  kamen  wir  bei  einer  alten  Kirche  vorbei, 
welche  aus  dem  12.  Jahrhundert  stammen  soll,  sahen  auch  geringe 
üeberbleibsel  einer  alten  Raubburg,  von  der  aus  die  allwärls  ge- 
schäftige Sage  einen  unterirdischen  Gang  quer  durch  die  Land- 
strasse gehen  lässt.  Auf  alten  Lehmmauern  am  Wege  fand  sich 
die  erste  Seltenheit:  Sedum  annuum  L.,  als  wir  aber  einen  präch- 
tigen, frischen,  nicht  >H)n  Insekten  zernagten  Eichenwald  durch- 
schrillen, fanden  sich  Alpenrosen  in  grösster  Menge,  leider  schon 
im  Verblühen  begriffen  (^Rhododendron  ferrugineum  L.,  welche  hier 
allein  vorkommt);  sie  waren  durchzogen  von  der  lieblichen  Li/iwoea 
borealis  Gron.  Es  ging  aber  dabei  so  steil  aufwärts,  dass  ich 
schon  im  Schweiss  gebadet  war,  wenngleich  die  Sonne  sich  noch 
nicht  über  die  nächsten  Berggipfel  erhoben  halle.  Das  Pferd  mei- 
ner Reisegefährtin  stand  von  5  zu  5  Minuten  still ,  um  ein  wenig 
zu  ruhen,  und  ich  gestehe  es,  die  kurze  Rast  war  mir  selber  nicht 
unerwünscht.  Jetzt  waren  wir  eine  Stunde  weit  vorgeschritten,  als 
wir  den  letzten  Baum  hinter  uns  hatten:  eine  Arve,  welche  sich 
in  einem  Thale  zur  Seite  in  geschützter  Stellung  befand.  Da  lag 
eine  Bergamaskerhütte  vor  uns.  Aus  den  lombardischen  Thäleni 
kommen  nämlich  alljährlich  Hirten  mit  grossen  Heerden  hochbei- 
niger, weisser  Schafe,  welche  ungefähr  an  Grösse  den  Kälbern  glei- 
chen und  sich  durch  ein  langes  NVollhaar,  grosse  Ohren  und  eine 
mehr  tiefe  Stimme  auszeichnen.  Diese  Nomadenheerden  sind  mei- 
stens Gesellschaftseigenthum  verschiedener  Schafzüchter;  abge- 
magert durch  die  weite  Reise  treffen  sie  oft  bis  zu  50.000  Stück 
hier  in  den  Bergen  ein,  und  fett  verlassen  sie  dieselben  wieder, 
um  geschoren  zu  werden  und  den  Winter  am  Ticino  zu  verweilen. 
Die  Pastori,  welche  nebenbei  in  ihren  sehr  geräumigen,  schwarzen, 
hölzernen  Hütten  etwas  Sennwirthschaft  betreiben,  sind  maleri- 
schen Ansehens,  gebräunten  Gesichts  und  tragen  ein  schwarzes, 
langes  Lockenhaar.  Ein  breitkrämpiger  Hut  und  eine  schwarze 
Decke  schützen  sie  gegen  Sonne  und  Regen,  ihre  Nahrung  besteht 
aus  Maismehlbrei,  Käse  und  Molken.  Die  Sennhütte  selbst  machte 
aber  auf  uns  keinen  freundlichen  Eindruck,  da  sie  ganz  durchräu- 
chert und  schmutzig  erschien,  wesshalb  wir  auch  wenig  Lust  ver- 
spürten darin  einzukehren.  Da  rief  der  Führer,  dem  ich  mit  dem 
Alpenstock  in  der  Hand  jetzt  auf  weniger  geneigter  Trift  besser 
folgen  konnte:  „Porcus  alpinus!  Eine  schöne  Pflanze! — "  Ich  wussle 
erst  nicht,  was  er  damit  meinte,  bis  ich  ein  grosses  schwarzes  Borsten- 
thier,  wie  sie  in  Oberitalien  häufig  sind,  mit  vorzüglich  breiten  und 
langen  Ohren  im  Schmutze  hinler  der  Bergamaskerhütte  herum- 
wühlen   sah.    Der    harmlose  Witz    des    Alpensohnes    machte    mich 


326 

aber  auch  zu  meiner  grossen  Freude  damit  bekannt,  dass  mein 
Führer  neben  anderen  auch  einige  botanische  Kenntnisse  besass, 
die  ich  nach  Kräften  auszubeuten  suchte.  Er  nannte  mir  mit  rich- 
tigem Namen  die  schönsten  Kinder  seiner  Flora,  den  üppig  wu- 
chernden Ranunculus  glacialis  L.,  die  kleine  Aj-etia  glaciatisll^ipe,, 
Geum  montanum  L.  und  die  dort  wachsenden  Enzian-  und  Senecio- 
arlen  neben  dem  kleinsten  Alpenvergissmeinicht,  von  dem  Schouw 
behauptet,  dass  sein  tiefes  Blau  die  schöne  Färbung  des  unsrigen 
noch  bei  Weitem  übertrifft. 

Höher  und  steiler  ging  es  hinauf  und  als  wir  zwei  Drittel 
des  Weges  zurückgelegt  hatten,  musste  der  Knecht  das  Ross,  das 
er  bis  hieher  geführt,  wieder  zurücknehmen.  Wir  erquickten  ihn 
von  unserem  mitgenommenen  Proviant  mit  Wein,  Salami  und  Brot, 
und  meine  Begleiterin  musste  jetzt  ebenfalls  den  Alpenstodk  ge- 
brauchen lernen,  üeber  uns  flogen  die  Bergdohlen  und  zur  Seile 
war  eine  Murmelthierhöhle,  so  gross  wie  das  Loch  zu  einem  Fuchs- 
bau. Doch  bekamen  wir  keinen  dieser  gelehrigen  Nager  zu  Ge- 
sicht, nur  aus  der  weiten  Ferne  antworteten  sie  auf  das  Pfeifen 
unseres  Führers.  Schon  genossen  wir  eine  prachtvolle  Aussicht  nach 
der  Berninaseite,  höher  und  höher  hoben  sich  vor  uns  die  bei3isten 
Partien  und  donnernd  stürzte  sich  ein  breiter  Bach,  den  wir  durch- 
schreiten mussten,  in  den  Abgrund  zur  Rechten.  An  dem  letzten 
quelligen  Weideflecke  stand  ein  niedriges  Torfmoos  (ßphagnum 
acuti/'olium  Ehrh.)  Nun  begann  das  Klettern  und  es  war  recht 
lächerlich,  dass  ein  junger  Franzose  schon  jetzt  in  hastigem  Lauf 
wieder  umkehrte,  ohne  die  Spitze  erreicht  zu  haben. 

Der  Führer  wusste  jedoch  noch  Interessanteres  von  einem 
Engländer  zu  erzählen,  den  er  im  Jahre  zuvor  nach  dem  Piz  Lan- 
guard  ohne  Weg  und  Steg  direkt  hinauf  begleitet.  Derselbe  drehte 
sich  dort  etwa  dreimal  herum,  und  otine  ein  Wort  zu  sagen,  stieg 
er,  abermals  Weg  und  Steg  nicht  achtend,  von  einem  Geröllblock 
zum  anderen  wieder  hinab.  Was  haben  solche  Reisende  vom  Natur- 
genuss,  wenn  ihnen  schon  genügt,  neben  dem  Namen  der  Ort- 
schaften und  Berge  in  ihrem  rollien  Handbuche  nur  einen  ßleistifl- 
strich  gemacht  zu  haben?  Solcherlei  Plaudereien  verkürzten  uns 
das  mühsame  Steigen,  bei  welchem  der  Führer  meiner  Begleiterin 
treuen  Beistand  leistete.  Der  Bergkies  Hess  oft  keinen  festen 
Schritt  zu,  meist  durfte  man  nicht  seitwärts  oder  noch  weniger 
rückwärts  sehen,  da  ein  Schritt  schon  Gefahr  bringen  konnte.  Hin 
und  wieder  zogen  wir  uns  mit  den  Händen  an  den  Blöcken  an- 
klammernd und  der  matt  gewordenen  Knieen  nicht  achtend,  von 
einem  Punkte  zum  anderen  hinauf.  Unterhalb  der  Spitze  breitete 
sich  ein  weites  Schneefeld  aus,  wir  gingen  daneben  aufwärts.  Da 
stand,  kaum  aus  der  Ferne  kenntlich,  unter  den  Steintrümmern 
eine  Hülle.  Sie  war  gemauert,  halte  Thür  und  Dach,  doch  kein 
Fenster.  Ein  Betigestell  neben  dem  alten  Herde  war  das  einzige 
Möbel  derselben;  auf  ihm  lag  ein  braunschwarzer  Bärenpelz.  Der 
Fussboden  dieser  bescheidenen  menschlichen  Wohnung    war    aber 


327 

ein  bei  uns  etwas  ungewölinlicher,  er  besland  aus  spiegelglattem 
Eise,  auf  dem  die  ermüdeten  Füsse  sich  kaum  zu  halten  vermoch- 
ten. In  dieser  Hütte  hatte  der  Leipziger  l\lal<M-  Georgy  185S  fünf 
bis  sechs  Wochen  lang  gewohnt,  um  das  Thierleben  in  den  Alpen 
zu  beobachten  und  verschiedene  Thiergestalten  zu  Tschudi's 
grossem  Werke  zu  zeichnen.  Selten  wählt  noch  jetzt  ein  enthu- 
siastischer Tonrist  den  ungemüthlichen  Autenthalt,  um  darin  einige 
Stunden  des  Schlafes  zu  geniessen,  und  dann  dem  ersten  Sonnen- 
strahl auf  der  Spitze  des  Piz  Languard  entgegen  zu  gehen.  — 
Endlich,  nach  vierstündiger,  angestrengter  Wanderung  standen  wir 
auch  oben  auf  dem  Gipfel,  10.054'  hoch,  4488'  über  Pontresina, 
unserem  Ausgangspunkte ,  welcher  allein  den  Rigi  schon  um  25' 
überragt. 

Wie  gern  gäbe  ich  ein  Bild  von  dem  grossartigen  Panorama, 
das  wir  nun  zu  unseren  Füssen  erblickten  !  Allein  es  ist  unmög- 
lich, die  Worte  versagen.  Das  Auge  ward  nicht  müde,  das  unab- 
sehbare Gewirr  gleichförmiger  Bergketten  mit  den  Tausenden  von 
^Spitzen,  Gipfeln,  Zacken  und  Graten  zu  muslern ,  der  Eindruck 
solcher  Macht  und  Grösse  ist  wahrhaft  überwältigend.  Da  lagen 
vor  uns  gegen  Süden  die  Gletscher  der  Bernina,  der  Morteratsch 
juil  seinem  furchtbaren  Firnfelde,  das  wie  ein  uncjehenres  Leichen- 
tuch meilenlange  Strecken  bedeckte,   die   Millionen  Felsblöcke  der 

Moräne, und  das  Alles  so  dicht  vor  unseren  Augen,    dass  wir, 

getäuscht  durch  die  Reinheit  der  Luft,  wähnten,  es  könnte  viel- 
leicht nur  eine  Stunde  von  unserem  Standort  in  gerader  Linie 
entfernt  sein. 

Was  sollte  man  nur  davon  zuerst  anstaunen!  Den  Capütschin, 
dessen  Spitze  mit  dem  Gesichle  eines  Kapuziners  Aehnlichkeit  hat, 
oder  die  Höhe  des  Julier,  von  dem  herab  unser  Weg  gekom- 
men war,  —  die  weit  entfernte  Jungfrau  und  das  Finsteraarhorn, 
oder  den  mit  gelblich  schimmerndem  Schnee  bedeckten  sehr  klaren 
Tödi,  unter  welchem  der  bekannte  ßotanikerHegetschwyler  ausZürich 
fast  sein  Leben  eingebüsst.  Da  lag  auch  der  Piz  Corvatsch,  über  dessen 
Schnee  der  erste  ßesteiger  Weilenmann  auf  dem  Bauche  kriechemi 
und  langsam  nachschiebend  die  überbrückten  Schrunde  einen  nach 
den  andern  bis  zur  Spitze  hin  überwand.  Und  immer  wieder 
richtete  sich  das  Auge  auf  dem  Berninagipfel ,  der  sich  vor  uns 
zunächst  ausbreitete ,  dessen  letzte  Passage  aus  einem  scharfen 
Gletschergrat  besteht,  welcher  beinahe  senkrecht  wohl  2000' nach  bei- 
den Seiten  hin  abfällt,  und  der  dennoch  am  13.  September  1850  von 
einem  Forstinspeklor  aus  Chur  rittlings  rutschend  erkleUert  wurde! 
Wie  klein  sah  dagegen  der  Rosegg  aus,  welcher  Tags  vorher  noch 
unsere  ganze  Seele  mit  seiner  Herrlichkeit  erfüllt  hatte!  Lange 
haltete  auch  der  Blick.  —  wer  vvollle  es  uns  verargen?  —  auf 
die  in  weitester  Ferne  sich  mit  weisslichen  Wolken  mischenden 
Alpen  des  deutschen  Vaterlandes.  Ich  habe  später  den  Rigi  be- 
sucht und  die  Anmuth  und  Lieblichkeit  der  Gegenden  von  ihm 
herab  bewundert,  aber  mit  Rücksicht  auf  wahrhaft  grossarlige  Er- 


328 

sc'heiiiungen  in  der  Alpenwell  muss  ich  dem  Piz  Languard  bei 
weilen  den  Vorzug  zugestehen.  Vom  Rigi  die  herrlichen  Seen  — 
hier  die  furchtbaren  Gletscher;  dort  hundert  Städte  und  Dörfer  im 
Sonnenglanz,  —  hier  nur  drei  Orte  des  Engadin  sichtbar;  sonst 
Alles  furchtbare  Oede.  Bis  zum  Rigi  hinauf  tönte  uns  das  Geläute 
der  Sonntagsglocken  in  den  Thälern,  da  flatterte  droben  noch  ein 
Schmetterling,  ein  Schwalbenschwanz,  —  hier  tiefe  Sabbatsstille 
und  keinerlei  Lebensäusserung,  —  eine  Einsamkeit,  die  allen  Be- 
trachtungen des  denkenden  Beobachters  willigen  Platz  leiht. 

Noch  gedenke  ich  eines  interessanten  Punktes  der  Aussicht 
vom  Piz  Languard.  Es  sind  die  beiden  Seen  Lago  bianco  und  Lago 
nero.  Beide  liegen  dicht  nebeneinander,  nur  durch  einen  schmalen 
Damm  getrennt.  Dieser,  über  den  eine  Strasse  führt,  bildet  die 
Wasserscheide  zwischen  zwei  entfernten  Meeren,  nämlich  zwischen 
dem  adrialischen  und  schwarzen.  Wenn  ein  Regentropfen  dort 
niederfällt  und  die  Winde  ihn  um  eine  Kleinigkeit  seitwärts  be- 
wegen, so  verliert  er  sich  —  ein  treues  Abbild  des  Menschen  — 
in  ganz  veränderter  Himmelsrichtung,  je  nachdem  er  nämlich  fortan 
dem  Inn  oder  der  Adda  angehört.  Die  beiden  Seen  aber  sind  den 
grösslen  Theil  des  Jahres  hindurch  mit  einer  dicken  Eisrinde  be- 
deckt —  und  was  sich  in  höher  gelegenen  Seebecken  nicht  wie- 
derholt —  so  wie  eine  mildere  Lufl  dieselbe  hinwegthaut,  findet 
sich  vegetatives  und  thierisches  Leben  in  ihnen,  namentlich  soll 
jeder  eine  besondere  Art  der  Forelle  beherbergen. 

Auch  über  die  geologischen  Verhältnisse  des  Piz  möchten 
einige  Andeutungen  willkommen  sein.  Er  ist  ganz  ürgebirge,  sein 
Granit  enthält  rothen  Feldspath  mit  milchweissem  Quarz,  während 
der  Granit  des  gegenüber  liegenden  Bernina  serpenfinhältig  und 
grün  ist  und  Syenit  (bekanntlich  auf  der  Nordseite  der  Alpen  sel- 
ten) nur  in  der  Nähe  bei  St.  Moriz  und  Campher  vorkommt.  Ein 
breiter  Gang  von  Gneiss  zieht  sich  an  unserem  Piz  hinauf  und  die 
von  unzähligen  Geröllblöcken  bedeckte  Spitze  enthält  noch  Glim- 
merschiefer in  Menge.  Die  schon  erwähnten  Aretia  glacialisUppe. 
und  Ranunculns  glacialis  L.  sind  neben  Senecio  carniolicus  Will d. 
die  am  höchsten  vorkommenden  Phanerogamen,  nur  auf  einer  der 
obersten  seitlichen  Spitzen,  die  ich  nicht  ohne  Lebensgefahr  er- 
kletterte, stand  noch  ein  zartblältriges ,  niedriges  Gras:  Sesleria 
disticha  Pers.  Ausserdem  zeichne  ich  noch  folgende  von  mir  ge- 
sammelte Pflanzen  auf:  Älsine  recurvxi  Wahl.,  Arnica  montanah., 
sehr  klein  und  niedrig,  den  Exemplaren,  die  ich  aus  Labrador  be- 
sitze, ganz  ähnlich;  Aster  atpinus  L.,  Cardamine  alpina  L.,  Carex 
nigra  All.  und  sempervirens  Vi  11.,  Cerastium  laüfolium  L.  8.  gla- 
ciale,  Chrysanthemum  alpinum  L.,  Crepis  aurea  Tausch.,  Dnphne 
Cneorum  L.  schon  verblüht,  Erigeron  nlpinusL.,  Eritrichum  nanum 
Schrad.,  Gentiana  bavarica  L.  ß.  rot undifolia  Koch  =  imbricata 
Schleich.,  Gentiana  campestris  L.,  nivalis  L. ,  Geum  montanum 
L.,  Gnaphalium  Leontopodium  Scop.,  dessen  nachher  noch  ge- 
dacht werden  soll,  Homogyne alpina  Cass.,  Lotus  corniculatus  L.(?^, 


329 

Poa  annua  L.  ziemlich  auf  der  Spitze,  Potentilla  alpestris  Hall, 
fil.  =  salisburgensis  Haenke,  Linaria  alpina  Mi  11.,  Luzula  ni- 
gricans De  SV.,  Myosotis  sihatica  Hoffm.,  Nigritelta  angustifolia 
Rieh.,  Pedicularis  rostrata  L.,  Rhododendron  ferrugineum  L., 
Saxifraga  aspera  L.  var.  hryoides,  Saxifraga  stellaris  L. ,  Sib- 
baldia  procumbens  L.,  Sitene  araulis  L.  wundervolle  grosse  Polster, 
Trifolium  alpinum  L.,  Veronica  alpina  L.  und  fruticulosa  L. 

Von  Kryptogamen  fanden  sich:  Cetraria  islandica  (L.^  A eh., 
juniperina  Ach.,  glauca  Ach.  und  nivalis  L.,  Cladonia  fimbriata 
L.,  rangiferina  Hoffm.,  Dicranum  vivens ,  das  schon  genannte 
Sphagnnm  acutifolinm  Ehrh.  und  Weisia  crispula  Hedw. 

Die  erste  Aufregung,  wie  die  Erschöpfung  nach  dem  Steigen 
hatte  nachgelassen,  der  Hunger  fand  sich  ein.  Unser  Führer  langte 
die  Weinflaschen,  welche  er  in  den  Schnee  neben  uns  gestellt, 
hervor,  wir  setzten  uns  um  einen  iniprovisirten  Tisch.  Zwei  Rechls- 
gelehrte  aus  Württemberg  und  Baden  und  ein  Schweizer  Schul- 
meister, Direktor  einer  Kantonschule ,  welche  der  herrliche  Tag 
auch  hier  hinauf  gelockt,  sassen  mir  und  meiner  wackern  Reise- 
gefährtin gegenüber.  Unsere  Gläser  erklangen  auf  das  Wohl 
der  Lieben  daheim  und  auf  den  Fortschritt  der  deutschen  und 
schweizer  Schulen.  Darauf  schrieben  wir  unsere  Namen  mit  Blei- 
stift in  das  in  einer  blechernen  Kapsel  verschlossene  Fremdenbuch, 
in  welches  schon  Personen  aus  allen  Weltgegenden,  selbst  in  rus- 
sischer und  hebräischer  Sprache  ihre  Bemerkungen  eingezeichnet. 
Dann  schauten  wir  noch  einmal  nach  dem  Thermometer;  um  9  Uhr 
Morgens  hatten  wir  8»  Wärme  nach  Reaumur  (im  Schatten,  und 
-f  100  in  der  Sonne),  jetzt  um  die  Mittagsstunde  hatte  sich  die 
Hitze  auf  IG«  gesteigert.  Diess  war  uns  sehr  auffallend;  denn  die 
höchsten  Wärmegrade,  welche  jemals  in  ähnlicher  Höhe  zur  Mit- 
tagszeit beobachtet  worden  sind  (es  war  auf  dem  benachbarten 
Piz  Linard  10.516'  hoch),  betrugen  nur  einen  einzigen  Grad  mehr. 
Der  Sommer  1865  ist  freilich  durch  seine  exorbilante  Hitze  aus- 
gezeichnet gewesen. 

Aber  nun  war  es  auch  die  höchste  Zeit,  an  den  Abschied  zu 
denken.  Der  Rückzug  war  beschwerlicher,  als  der  Weg  hinauf, 
ein  einziges  Mal  durfte  man  nur  straucheln,  um  auf  dem  losen  Ge- 
röll ganze  Sirecken  höchst  unsanft  hinabzugleiten.  Dafür  machte 
es  unser  Führer  bequemer,  er  nahm  seinen  Alpenstock,  setzte  ihn 
in  den  Schnee  und  gab  sich  einen  Stoss.  Immer  stehend  und  ba- 
lancirend  glitt  or  sofort  das  ganze  weile  Schneefeld  hinunter,  so 
dass  wir  Mühe  hatten,  ihm  zu  folgen.  Nun  ging  aber  auch  das 
Botanisiren  wieder  an.  Trotz  der  Müdigkeit  folgte  ich  dem  Führer 
noch  auf  eine  steile  Klippe  seitwärts ,  während  meine  Begleiterin 
eine  Viertelstunde  der  wohlverdienten  Ruhe  genoss,  da  sie  jetzt 
den  ganzen  Weg  zu  Fuss  zurücklegen  musste.  Diese  Klippe,  lei- 
der von  den  Bergamasker  Schafen  stxirk  heimgesucht ,  trägt  das 
kostbare  Edelweiss  auf  seinen  steilen  Rändern.  Bekanntlich  ist 
dasselbe   meist    auf  den   unzugänglichsten  Plätzen    zu    finden    und 


330     , 

verlangt  durchaus  Kalkboden.  Hier  aber  steht  es  merkwürdiger 
Weise  auf  rothem  Grnnil,  der  schon  in  Syenit  übergeht,  während 
eine  Kalkwand  sich  noch  darüber  erhebt.  Leider  fand  ich  nur  un- 
entwickelte Pflanzen  und  auch  nicht  reichlich. 

Als  wir  Pontresina  nach  vierstündiger  Wanderung  wieder  er- 
reicht hatten,  waren  wir  schon  lange  erwartet  worden.  Unsere 
übrige  Reisegesellschaft  hatte  den  schönen  Tag  benutzt,  um  an 
einem  herrliciien  Wasserfalle  vorbei  *in  die  nächste  Nahe  des  Mor- 
teratschgletschers  zu  fahren.  Dieser  kleine  Ausflug  ward  uns  mit  so 
lieblichen  Farben  geschildert.,  dass  ich  in  Eile  schon  andern  Tags, 
welcher  eigentlich  ein  Ruhelag  sein  sollte,  einen  Gebirgswagen 
gemiethet  halte,  um  auch  dahin  zu  gelangen.  Schon  war  das  Pferd 
angeschirrt  und  der  Kutscher  hanie  nur  des  Winkes  abzufahren, 
da  zog  ein  furchtbares  Welter  herauf.  Donner  und  Sturm  erfüllten 
die  Luft,  Schindel  flogen  von  den  Dächern,  und  was  wir  beabsich- 
iigt,  mussle  nothgedrungen  unterbleiben. 

Gestatten  mir  nur  noch  die  geehrten  Leser  ein  kurzes  Wort 
über  die  Ausfahrt  aus  dem  Engadin.  Wir  wollten  über  Samaden 
zurück  durch  das  Bergeller  Thal  nach  dem  Süden  hinab,  um  dann 
wieder  über  den  Splügen  in  die  Schweiz  zurückzukehren.  Es  geht 
ja  auf  einer  Reise,  wie  im  Leben:  Aus  der  Höhe  in  die  Tiefe  und 
abermals  wieder  in  die  Höhe.  Glücklich  der  ,  welcher  auf  abstei- 
genden Bahnen  nicht  den  Lebensmuth  verliert,  wie  wir  es  hier 
nicht  brauchten,  da  wir  von  dem  öden  Maloja-Pass  in  das  liebliche 
Chiavenna  hinabfuhren.  Allerdings  erschracken  wir,  als  wir  in  den 
Abgrund  sahen,  der  sich  vor  uns  ölTnete;  1200'  tief  sollten  wir  in 
zwanzig  kurzen  Windungen  mit  dem  hochbepackten,  schweren 
Postwagen  hinabrollen.  Em  einziges  unglückliches  Umbie^gen  hätte 
uns  mit  der  Schnelligkeit  des  Windes  heruntergestürzt  und  wir 
wären  wohl  nicht  mit  dem  Leben  davon  gekommen.  Doch  passir- 
ten  wir  glücklich  den  steilen  Abhang,  den  der  Telegrafendraht, 
auch  hier  unser  steter  Begleiter,  auf  kürzestem  Wege  zurücklegt. 
Nun  befanden  wir  uns  in  Bergell,  und  obwohl  wir  dem  Abend  ent- 
gegen gingen,  war  es  doch  merklich  milder.  Auf  dem  unwirlh- 
liclien  Maloja  war  es  kalt  gewesen;  dort  reifte  noch  kein  Halm 
Getreide,  kein  Garten  war  hinter  den  elenden  Hütten,  welche  oft 
unter  Felsen  zerstreut,  ein  unheimliches  Aussehen  hatten,  und  ein 
geistig  verkommener  Menschenschlag  fristet,  abgeschieden  von  den 
intelligenteren  Bewohnern  des  eigentlichen  En<iadin,  auf  kümmer- 
liche Weise  sein  trauriges  Dasein.  Aber  in  Bergell  ward  es  wieder 
schöner;  bald  zeigten  sich  die  ersten  Spuren  von  Kartoffel-  und 
Getreidebau,  dann  sahen  wir  mit  Entzücken  den  ersten  Wallnuss- 
baum,  an  den  Seiten  schwarze  Baumwälder  und  in  3500'  Höhe  bei 
Soglio  die  letzte  Arve  und  die  erste  Kastanie.  Jen<%  an  das  sclinee- 
luflige  Klima  der  Alpenregion  gebunden,  steigt  ausnahmsweise  hier 
bis  in  die  Höhe  des  Brocliens  hinab  und  reift  ihre  süssen  Zirb+'l- 
nüsse  am  gleichen  Orte,  wo  die  essbare  Kastanie  ihre  Maronen 
trägt.  Nirgends  sonst  in  der  Welt  wtjrden  gemeinschaftliche  Wälder 


331 

von  Pinus  Cembra  L.  und  Castanea  vesca  Gärtn.  vereint  ange- 
troffen. Jetzt  fuhren  wir,  von  der  Kontrolle  der  Grenzbeamten  wenig 
belästigt,  durch  die  ersten  italienischen  Städte  und  Dörfer.  In  den 
Gärlen  standen  Mais  und  Wein,  letzterer  laubenartig  gepflegt, 
heitere  Dirnen  schwatzten  auf  hölzernen  Baikonen  mit  den  Knech- 
ten; immer  wärmer  ward  die  Luft,  je  tiefer  wir  in  den  Thalkessel 
hinabfuhren,  bis  wir  endlich  das  paradiesisch  gelegene  Chiavenna 
erreichten,  wo  die  höhere  Temperatur  die  Gärten  schon  mit  Cy- 
pressen,  Lorbeeren  und  Granaten  schmückt. 

Brandenburg,  den  19.  Juli  1868. 


Der  Blauen. 

Von  "Vulpius. 

Vielleicht  mag  schon  einer  oder  der  andere  Leser  dieser 
Zeitschrift,  dem  die  hiesige  G«gend  nicht  ganz  unbekannt  ist,  ge- 
wünscht haben,  ich  möchte  auch  meinem  nächsten  Nachbarn  unter 
den  Bergen,  dem  Blauen,  einmal  das  Wort  reden  und  seine  Be- 
sitzthümer  an  die  OefTentlichkeit  bringen.  Aber  weil  diess  bis  jetzt 
nicht  geschehen,  so  lässt  sich  vermuthen,  dass  da  nicht  viel  von 
Wichtigkeit  wird  in  die  Oeffenilichkeil  zu  bringen  sein,  und  dem 
ist  auch  so,  wie  wir  aus  nachstehenden  Zeilen  ersehen  werden. 

Der  Blauen  ist  der  südwestlichste  Eckstein  des  Schwarzwal- 
des, besteht  aus  Granit  und  hat  eine  absolute  Höhe  von  3586  p.  F. 
ü.  M.  Schöne  Waldungen  bekleiden  von  Fuss  bis  zum  Gipfel  seine 
Seiten,  gegen  Süden  und  Westen  sind  es  vorzugsweise  Buchen, 
gegen  Norden  und  Osten  Tannen.  Um  jedoch  seine  Aussicht  nicht 
zu  beeinträchtigen  ist  sein  Scheitel  von  Bäumen  entblösst  und  jene 
ist  es,  die  langst  seinen  Ruf  begründete  und  vvesshalb  er  so  häufig 
besucht  wird.  Für  die  Badegäste  zu  Badenweiler ,  das  unmittelbar 
an  seinem  Fusse  liegt  und  von  wo  sein  Gipfel  in  V/2  Stunde  be- 
quem erreicht  werden  kann,  bildet  er  aus  diesem  Grunde  auch 
einen  ihrer  bevorzui^lesten  Ausflüge  und  er  verdient  auch  diese 
Vergünstigung ,  denn  vermöge  seiner  vorgeschobenen  Lage  be- 
herrscht sein  Gipfel  die  ganze  herrliche  Rheinebene  vom  Schwarz- 
wald zu  den  Vogesen  und  von  Basel  bis  gegen  Strassburg  hinab 
mit  ihren  zahllosen  Stadien,  Dörfern  und  alten  Burgen :  man  über- 
sieht ganz  Freiburg,  Basel  und  Mühlhausen  mit  seinen  rauchenden 
Kaminen.  In  der  Mitte  wird  diess  schöne  Land  durchzogen  von 
dem  in  Silberglanz  strahlenden  Vater  Rhein.  Und  wendet  das  Auge 
sich  ab  von  diesen  nähern  Punkten  nach  Süden  den  helvetischen 
Gauen  zu,  so  stellt  sich  ihm  die  Alpenkette  entgegen  von  Mont 
blanc  bis  zum  Sentis  im  Appenzeller  Land.  Da,  auf  dem  Sentis, 
findet  die  Alpenansicht  des  Blauen    ihren  Abschluss ,    während  auf 


332 

dem  Beleben  das  Aug'  die  Alpenkette  noch  weit  über  den  Senlis 
hinaus  nach  Osten  verfolgen  kann,  indem  es  über  die  ganze  Rha- 
tikonkette  schweift  und  im  fernen  Südosten  die  hohen  Zinnen  der 
Montafuner  Alpen  im  Morgenrolh  noch  erglühen  sieht. 

Weil  mir  der  Blauen  der  nächste  unserer  Berge  von  einiger 
Bedeutung  ist,  indem  ich  von  Müllheim  in  der  Regel  in  2V2  Stun- 
den hinaufgehe,  so  habe  ich  mich  schon  100  und  aber  lOOmal  auf 
seiner  Höhe  gelagert  und  ergötzt  an  Gottes  herrlicher  Schöpfung. 
Dem  Botaniker  jedoch  bietet  er  nicht  gerade  viel  Wichtiges.  Neben 
dem  Mangel  an  hinreichender  Höhe  fehlen  ihm  für  Alpenpflanzen  ge- 
eignete Lokalitäten.  Gerade  der  gewöhnliche  Weg  von  Badenweiler 
hinauf  bringt  einem  Alles  zur  Anschauung,  was  seinen  Charakter 
kennzeichnet.  Gleich  ausserhalb  Badenweiler  und  überhaupt  überall 
wo  Granit  zu  Tag  tritt,  ist  dieser  von  Silene  rupestris  begleitet. 
An  Wässerchen  halten  sich  die  beiden  Chrysosplenien  aut;  der 
Wald  steht  voll  von  Tencrinm  Scorodonia,  Senecio  Fuchsii,  Pre- 
nanthes  purpurea,  auf  der  Hälfte  des  Weges  kommt  Cacalia 
albifrons,  Digitalis  ambigua,  lutea  und  purpnrea,  letztere  insbe- 
sondere ist  nirgends  so  häufig  wie  auf  den  Blauen  und  den  mit 
ihm  zusammenhängenden  Höhen,  vornehmlich  stellt  sie  sich  gerne 
an  die  Wege,  wo  nur  ein  Waldweg  ist  oder  eröffnet  wird,  gleich 
stellt  sich  dort  der  rolhe  Fingerhut  ein  und  macht  Spalier.  In 
schattigen  Felspartien  steht  Ribes  alpinum;  unter  Tannen  trifft 
man  hie  und  da  auf  Pyrola  minor.  Noch  Vi  Stunde  vom  Gipfel 
treten  Connallaria  verticillata  und  Aspidium  Oreopteris  auf,  zu- 
nächst um  den  Gipfel  hält  sich  an  zwei  Stellen  Sonchus  alpinus; 
auf  dem  Gipfel  selbst:  Arnica  montana,  Hypericum  pulchrum  und 
am  Fuss  der  dort  zerstreuten  Felsblöcke  eine  eigene  kleine  Form 
von  Veronica  serpyllifolia  in  dichtgedrängten  Rasen.  Das  Interes- 
santeste aber,  das  der  Blauen  von  Pflanzen  für  mich  hat,  das  ist 
Hieracium  tridentatum  Fries,  =  H.  laevigatum  Koch  syn.  ed.  I. 
non  W.  =  H.  rigidnm  Koch  ed.  II.,  non  Hartmann.  Es  steht  in 
3460'  auf  der  Nordseite  des  Berges  am  Weg  nicht  weit  mehr  vom 
Gipfel.  Und  zwar  kommt  es  da  in  zwei  Formen  vor;  einmal  in 
der  normalen,  die  mit  der  Pflanze,  die  ich  der  Güte  des  Herrn 
Fries  selbst  verdanke,  übereinstimmt,  und  dann  in  einer  kleine- 
ren schmächtigeren.  Ob  letztere  vielleicht  d&s  H.  nirescens  So nd. 
darstellt,  welches  Fries  eine  „varietas  insignis"  des  tridentatum 
nennt,  weiss  ich  nicht.  Jedenfalls  ist  es  etwas  ganz  anderes  als 
jene  Form  von  H.  boreale  in  der  Waldparthie  des  Karlsruher 
Schlossgartens,  die  auch  für  H.  rxrescens  Sond.  genommen  wird, 
und  die  ich  erst  kürzlich  auch  im  Müilheimer  Eichenwald  gefun- 
den habe. 

WüUheim  im  Bieisgau,  im  December  1867. 


333 

Correspondenz. 

Gehofen  in  Thüringen,  am  29.  August  1868. 

Mit  meinen  Bacillarien  für  Ihre  Tauschanslalt  bin  ich  ziem- 
lich weit  vorgeschritten.  Kommende  Herbstferien  will  ich  noch 
einmal  in  die  Slannsfelder  Seen,  besonders  an  den  salzigen  See, 
um  noch  fehlende  Arten  zu  sammeln.  Schon  im  Juli  war  ich  bei 
dem  letzteren  wegen  Scirpus  parvulus,  suchte  ihn  jedoch  diessmal 
vergebens,  vielleicht  trägt  die  diessjährige  allgemeine  grosse  Trok- 
kenheit  an  seinem  Ausbleiben  die  Schuld.  Vorgestern  besuchte 
mich  Hofrath  Reichenbach  aus  Dresden  und  wir  machten  eine 
Exkursion  in  unsere  Riethwiesen,  doch  bei  der  schon  bemerkten 
Trockenheit  und  der  vorgerückten  Jahreszeit  fanden  wir  nicht  viel 
Interessantes.  Althaea  ojficinalis  ^  Lavatera  thuringiaca,  Atriplex 
hastata,  patula,  nitens  und  rosea,  Myriophyllum  verticillatum  und 
spicatum,  Lathyrus  palustris,  Poa  serotina,  Juncus  Gerardi,  obtu- 
siflorus,  atratus  und  supinus  waren  die  Pflanzen,  welche  wir  beob- 
achteten. G.  Oertel. 

— }0*- 


Personalnotizen. 

—  Dr.  H.  Wawra,  Chefarzt  der  ostasiatischen  Expedition, 
ist  in  Berücksichtigung  seiner  wissenschaftlichen  Verdienste  von 
Se.  Maj.  dem  Kaiser  durch  Verleihung  des  Ritterkreuzes  des  Franz 
Josefs-Ordens  ausgezeichnet  worden. 

—  Josef  Sapetza,  Professor  in  Karlstadt  in  Kroatien,  ist  am 
12.  Juni  gestorben. 

—  Professor  H.  v.  Mohl  in  Tübingen  ist  von  der  Royal  So- 
ciety in  London  zum  auswärtigen  Mitgliede  gewählt  worden. 

—  Dr.  Hasskarl  erhielt  von  der  kais.  Kommission  der  intern. 
Industrie-Ausstellung  in  Paris  für  seine  Verdienste  um  die  Kultur 
der  China-Bäume  eine  Medaille  zuerkannt. 

—  Dr.  Eduard  Regel,  wissensch.  Direktor  des  botan.  Gar- 
tens in  St.  Petersburg,  hat  den  preuss.  Kronenorden  III.  Kl.  er- 
halten. 

—  W.  E.  G.  Seemann,  Mitherausgeber  der  einstigen  „Bon- 
plandia,"  ist  am  3.  März  gestorben. 

—  Pietro  Sanguinetti,  Professor  und  Direktor  des  bota- 
nischen Gartens  in  Rom  ist  daselbst  am  25.  Juli  in  einem  Alter 
von  66  Jahren  gestorben. 

—  Professor  Ha  liier  in  Jena  soll  in  Folge  einer  Anregung 
Prof.  Siegmund's  nach  Wien  berufen  werden,  um  hier  seine 
buchst  wichtigen  Entdeckungen  hinsichtlich  der  Pilze  als  Ursache 
so  vieler  Krankheiten  zu  demonstriren,  zu  welchem  Zwecke  ihm 
das  reiche  Material  der  Wiener  Krankenhäuser  und  Tiiierspitäler 
zur  Verfügung  gestellt   würde.    Mit  Hinweisung    auf  Seite  300  der 


334 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  d.  J.  wäre  noch  zu  bemerken,  dass 
Hallier  in  jüngster  Zeit  (Regensb,  Flora  1868  Nr.  19)  das  Vor- 
kommen der  Pilze  auch  bei  dem  Tripper,  dem  weichen  Schanker, 
der  Syphilis  und  bei  der  Rotzkrankheit  der  Pferde  nachgewie- 
sen hat. 

—  Prof.  Pringsheim  verlasst  Jena  und  verfügt  sich,  einem 
Rufe  der  k.  preuss.  Akademie  der  Wissenschaften  Folge  leistend, 
bleibend  nach  Berlin. 

—  Karl  Hölzel  wurde  als  Lehrer  der  Naturgeschichte  an 
dem  Pädagogium  in  Wien  angestellt. 


Vereine,  Gresellschaften,  Anstalten. 

—  Von  der  k.  k,  Gartenbaugesellschaft  in  Wien  wird  am 
15.  d;  M.  eine  Gartenbauschule  eröffnet.  In  derselben  sollen  vor- 
getragen werden:  Botanik  von  Dr.  Reichardt,  Garlenkulturlehre 
von  Dr.  Reissek,  Pflenzenzucht  von  L.  Abel,  ausser  diesen  sollen 
noch  gelehrt  werden:  Plänezeichnen,  Arithmetik,  Geometrie,  Buch- 
haltung und  Geschäftsstyl.  Der  Lehrkurs  wird  zwei  Jahre  dauern 
und  zerfällt  in  einen  Winterkurs  mit  wöchentlich  7  und  in  einen 
Sommerkurs  mit  wöchentlich  3  Lehrstunden.  Der  Unterricht  ist  ein 
theoretischer  und  praktischer,  letzterer  umfasst:  Ziergärtnerei  (L. 
Abel),  Gemüsezucht  (J.Berger)  und  Obstbaumzucht  (A.  Hengl). 
Muss  man  einerseits  das  Vorgehen  der  Gartenbaugesellschaft, 
welche  in  so  liberaler  Weise  ein  Institut  zur  unentgeltlichen  Fach- 
ausbildung jüngerer  Gärtner  schafft,  mit  der  grösslen  Anerkennung 
begrüssen,  so  kann  man  andererseits  nur  wünschen,  dass  dieser 
erhebliche  Fortschritt  von  den  Garteninhabern  seinem  vollen  Wertlie 
nach  gewürdigt  werde  und  sie  ihren  Gehilfen  und  Lehrlingen  die 
nöthige  Zeit  gönnen  möchten,  um  mit  Erfolg  an  dem  Unterrichte 
Theil  nehmen  zu  können;  an  dem  Eifer  der  letzteren  selbst  dürfte 
nicht  zu  zweifeln  sein. 


Literarisches. 

—  Vom  Organe  der  k.  k.  Gartenbaugesellschaft  in  Wien 
^Der  Gartenfreund"  ist  die  4.  Nummer  erschienen.  Dieselbe  bringt 
u.  a.  unter  dem  Titel  „Rückblicke  auf  Klier's  50jährige  Wirksam- 
keit und  Erlebnisse  im  Fache  der  Blumistik"  ein  Reihe  von  Auf- 
zeichnungen des  Verewigten,  die  derselbe  zur  Veröffentlichung 
nach  seinem  Ableben  bestimmt  hatte.  Diesen  „Rückblicken"  druckt 
die  Redaktion  nachfolgende  Bemerkung  voraus:  „.  .  .  .  Wir  werden 
uns  eben  nur  auf  die  Beiträge  zur  Geschichte  der  Blumistik  be- 
schränken, ....  allein  von  der  mehr  als  zwei  Drittel  der  Auf- 
zeichnungen einnehmenden  Bemerkungen  über  die  Geschichte  und 


335 

das  Wirken  der  Gartenbaugesellschaft  aus  naheliegenden  Gründen 
nur  das  unumgänglich  Nöthige  anführen  u.  s.  w."  —  Unwill- 
kürlich drängt  sich  da  bei  der  Lesung  dieser  Zeilen  der  Gedanke 
auf,  ob  nicht  eben  das  nicht  „unumgänglich  Nöthige"  das  Interes- 
sanlere  sei  und  man  bedauert  das  Vorhandensein  von  „naheliegen- 
den Gründen,"  welche  dessen  Veröffentlichung  behindern.  Eine 
andere  Frage  ist  es  aber,  ob  man  den  Intentionen  des  Nachlassers 
conforin  handelt,  wenn  man  seine  Aufzeichnungen  verstümmelt  in 
die  Welt  schickt. 

—  »Der  Zimmer  garten  oder  Anleitung  zur  Kultur  der 
Pflanzen  im  Zimmer.'«  Von  Dr.  E.  Regel  und  E.  Ender.  1868. 
Verlag  von  F.  Schulthess  in  Zürich.  322  Seit,  in  Oct.  mit  108 
eingedruckten  Holzsclinitten.  —  Im  J.  1855  erschien  von  Dr.  Re- 
gel, damals  Ohergärtner  am  botanischen  Garten  in  Zürich  der 
1.  Theil  eines  Werkes  „Allgemeines  Garlenbuch.  Ein  Lehr-  und 
Handbuch  für  Gärtner  und  Gartenfreunde,"  welcher  die  Pflanze  und 
ihr  Leben  in  ihren  Bezieliungen  zum  praktischen  Gartenbau  be- 
handelte. Inzwischen  wurde  R.  nach  St.  Petersburg  als  Vorstand 
der  Kulturen  und  Sammlungen  des  botan.  Gartens  berufen  und  die 
Fortsetzung  des  Gartenbuches  schien  an  den  vielseitigen  Beschäf- 
tigungen Regel's  in  seinem  neuen  Berufe  ein  bleibendes  Hinder- 
niss  gefunden  zu  haben.  Jetzt  nach  13  Jahren  erschien  endlich 
der  2.  Theil  des  Gartenbuches,  ermöglicht  durch  die  Beihilfe  des 
Obergärtners  am  Petersburger  botan.  Garten  E.  Ender.  Dieser 
Theil  umfasst  die  Kultur  der  Pflanzen  im  Zimmer  und  enthält  aus- 
führliche auf  vieljahrige  Erfahrungen  beruhende  Anleitungen  über 
die  Akklimat  sation  der  Pflanzen ,  deren  verschiedenartige  Unter- 
bringung im  Zimmer,  ihre  Pflege ,  Fortpflanzung  aus  Samen  und 
Anzucht  durch  Theilung ,  über  Blumentreiberei  und  Süsswasser- 
Aquarien.  Ferners  enthält  das  Buch  eine  zweckmässige  Zusammen- 
stellung von  Pflanzen  für  die  verschiedenen  Lokalitäten  im  Wohn- 
hause und  endlich  eine  Abhandlung  über  die  Krankheiten  und 
Feinde  der  im  Zimmer  kullivirten  Pflanzen;  ausserdem  noch  ein 
Namen-Register  der  vorgeführten  Pflanzen  und  ein  Sachregister, 
beide  in  alphabetischer  Ordnung.  Zu  diesen  kurzen  Andeutungen 
über  den  Inhalt  des  Werkes  nur  noch  die  Bemerkung,  dass  der- 
selbe allenthalben  mit  den  neuesten  Ergebnissen  der  Blumenzucht 
in  Einklang  gebracht  ist  und  dass  ihn  zahlreiche  ganz  gute  Illu- 
strationen wesentlich  erläutern. 

—  „Nicobariauri.  Beleuchtung  der  in  der  k.  k.  zoologisch- 
botanischen Gesellschaft  zu  Wien  an  Werken  norddeutscher  Auto- 
ren geübten  Kritik,  als  Beantwortung  des  von  Dr.  Georg  Ritter 
von  Frauen  feld  gegen  Franz  Maurer  gerichteten  Angriffes.'* 
So  betitelt  sich  eine  höchst  interessante  geistreich  geschriebene 
Streitschrift,  welche  soeben  bei  C.  Hey  mann  in  Berlin  erschie- 
nen ist. 


3;}6 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetrotfen :  Von  Herrn  Reuss,  mit  Pflanzen  aus 
Niederösterreich. 

Sendungen  sind  abgeganiien  an  die  Herren:  Prichoda,  Csato,  Dr. 
Tauscher,  Matz,  Reuss,  Val  de  Lievre,  Andorfer,  Hans,  Leffler, 
Mayer,  Oertel,  Oberleitner. 

Inserate. 

Preisermässigung  bis  Ende  1868. 

Verlag  von  F.  A.  Brockhaus  in  Leipzig. 

Corda,  A.  Jos.  C.  Prachlflora  europäischer  Schimmelbildungen.  Mit  i5  color. 

Tal  ein.  Fol.  (15  Tiilr.)  Erraä!^sigter  Preis  77^  Tlilr. 

—  Flore  illuslr^e  des  mucedinees  d'Europe.  Avec  25  planches  coloriös.  Folio 
(15  Thlr.)  Ermässigter  Preis  7'/,  Thlr. 

KütziBg,  F.  Trg.  Phycologia  generalis,  oder  Anatomie,  Physiologie  und 
Systemkunde  der  Tange.  Mit  80  Jarbig  gedruckten  Tafeln.  4.  (40  Thlr.)  Er- 
mässigter Preis  20  Thlr. 

—  Species  algarum.  8.  (7  Thlr.)  Ermässigter  Preis  2%  Thlr. 

—  Grundzüge  der  philosophischen  Botanik.  2.  Bände.  Mit  38  Tafeln  Abbildun- 
gen. 8.  (SVs  Thlr.)  Ermässigter  Preis  \%  Tlilr. 

Fritzel,  G.  A.  Thesaurus  lileraturae  butanicae  omniura  gentium  inde  a  rerum 
botanicarum  initiis  ad  nostra  usque  tempora,  quindecim  millia  opera  recen- 
sens.  4.  (14  Thlr.)  Ermässigter  Preis  6  Thlr.  AufSchreibp,  (21  Tlilr.)  Ermäs- 
sigter Preis  8  Thlr. 

Die  vorstehenden  wichtigen  botanischen  Werke  sind  zu  den  ermäs=ig- 
ten  Preisen  durch  alle  Buchhandlungen  zu  beziehen. 

Ende  1868  treten  die  vollen  Ladenpreise  wieder  ein. 


Für  Briefmarken -Sammler. 

Eduard  Heim 

(Fleischmarkt  Nr.  18  in  Wien) 

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tirt,  auch  werden  nur  schön  erhaltene  Exemplare  verkauft. 

Briefmarken   jeder   Art   und  in  jeder  Menge    werden  bestens   einge- 
tauscht oder  auch  gekauft. 

Briefe  werden  franco  erbeten. 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  AUzander  Skofltz.  —  Verlag  von  O.  Gerold's  Sobn. 
Druck  and  Papier  der  O.  Ueberreuter'scben  Bucbdruckerei  (U.  Salzer). 


Oesterreichische 

Botanisclie  ZeitscMft 

Gemeinnützig'es  Organ 

für 

Die    «steiieichisclie  ExemplaXe, 

botunische    Zeitsihrilt              RAfaitllr    llllfl     K  Aillll  !/ ai>  die  frei  durch  diePost  be- 

erscheint                            D«iaUlK    Ulltt   DOiaUltiei  ,  zo-en  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  Mus  bei  der  Redaktion 

S/«"*"i:^  lt:t-.  Gärtner,  Ockoiioiiien,  Forsliiiäiiner,  Acrzle,   ^'r-;^;^.^^:^ 

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Will.  Jahrgang.  WlJäJ^.  November  1 8(18. 

ZZUHAXaT:  Tragopogon  major.  Von  Dr.  Neureich,  —  Stipa  Lessingi-ana  i\nn\  St.  Grafiana.  Von 
Janka.  —  Vegetationsverliältnisse  Ungarns.  Von  Dr.  Kerner.  —  Ausflug  in  das  mähr.  Gesenke. 
Von  Hans  —  Phytographische  Fragmente.  —  Von  Dr.  Schur.  —  Correspondenz.  Von  Holuby, 
Keller,  Andorfer,  Janka,  Landerer.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Gesellschaften,  Anstalleü. 
—   Literarisches.  —  Botanisclier  Tauschverein.  —  Correspondenz  der  Redaction.  —  Inserate. 


lieber  Tragopogon  major  der  Wiener  Flora. 

Von  Dr.  August  Neilreich. 

In  einiMu  Korrespondenz-Artikel  dieser  Zeitschrift,  September 
1868  p.  298,  bemerkt  mein  FieuncI  Victor  von  Janka,  dass  er 
aus  dem  Marclifelde  vom  Pfarrer  Matz  einen  Tragopugon  als 
T.  major  Jacq.  erhalten,  in  demselben  aber  den  russischen  T. 
campestris  Bess.  erkannt  habe,  und  dass  diese  Art  von  den  Wiener 
Botanikern  desshalb  übersehen  wurde,  weil  man  sich  mit  dem 
Merkmale  der  keulig  verdickten  Köpfchenstiele  beunügte  und  die 
Zahl  der  Hüllblättchen  nicht  berücksichtigte.  Obschun  ich  nun 
weder  die  Pflanze,  welche  Janka  als  T.  major  aus  dem  Jlarch- 
felde  erhielt,  noch  ein  Original-Exemplar  des  T.  campestris  ge- 
sehen habe,  so  glaube  ich,  doch  schon  in  der  Lage  zu  sein, 
nachstehende  Gegenbemerkung  zu  machen. 

T.  campestris  wurde  von  Besser  in  seiner  En.  pl.  Volhyn. 
p.  84  aufgestellt.  Besser  gibt  keine  Diagnose,  sondern  sagt  nur, 
dass  er  sich  durch  eine  Sblätferige  Hülle  von  dem  verwandten 
T.  major  Jacq.  unterscheide.  Ledebour,  der  übrigens  blos 
kullivirte  Exemplare  des  T.  campestris  sah,  gibt  in  der  Flora  ross. 
II.  p.  784  folgende  Unterschiede  an: 

Oesterr.  botan,  /eitschrilt  11.  lieft.   1868.  ~5 


338 


T.  campestris. 

Involucriim  Spliyllum. 

Achenia     marginalia    spinuloso- 

muricata,  rostro  l)re\iora. 
Pappus  acheniurn  cum  rosiro  sub- 

aequans. 


T.  major. 

Involucriim  subdodecaphyllum. 
Achenia    marginalia    squamoso- 
nmricala,  rostro  subbreviora. 
Pappus  acheniis  cum  rosiro   bre- 
vior. 

Steven,  der  den  T.  major  Jacq.  nur  aus  der  Abbildung  und 
Beschreibung  Jacquin's  zu  kennen  gesteht,  bemerkt  in  seinem 
Verzeichn.   laur.  Pll.  p.  232  Folgendes: 

T.  campestris  dilFert  a  T.  majore  involucro  Sphyllo  nee 
l2phyllo  flores  flavos  minus  excedente,  füliis  multo  anguslioribus. 
Achenia  pappum  aequantia,  cum  illo  exacte  2"  longa,  angulis  crebre 
tuberculata,  sub  insertione  pappi  barbala. 

Alle  diese  Unterschiede  sind  mit  Ausnahme  der  Zahl  der  Hüll- 
blattchen sehr  relativ  und  nichtssagend,  zumTheil  nicht  einmal  wahr 
und  sehr  widersprechend.  So  sind  die  randstandigen  Achenen  bei  T. 
major  nicht  imnun'  kürzer  als  der  Schnabel,  sie  sind  ebenso  oft  so  lang 
oder  auch  länger  als  derselbe;  der  Pappus  bei  T.  major  is\  nicht  kür- 
zer, sondern  so  lang  oder  langer  als  di(!  Achene;  die  Kanien  der  rand- 
ständigen Achenen  sind  bei  T.  campestris  nach  Ledebour  fein- 
dornig-weichslachlig,  also  sehr  spitz,  nach  Steven  nur  knotig, 
also  stumpf;  der  Schnabel  ist  bei  T.  major  unter  dem  Pappus  so 
gut  wie  bei  2'.  campestris  schvvachgebärtet;  die  Biälter  des  2\ 
major  sind  bei  10 — 12blältriger  Hülle  manchmal  kaum  1'"  breit, 
noch  schmäler  werden  sie  bei  T.  campestris  auch  nicht  sein. 

Es  erübrigt  also  nur  die  Zahl  der  Hüllblattchen.  Richtig  ist 
es,  dass  Jacquin  in  der  Fl.  austr.  I.  p.  19.  t.  29  die  Hülle  des 
T.  major  fast  13blättrig  angibt  und  12l)lätfrig  abbildet,  und  dass 
ihm  hierin  die  meisten  Autoren  gefolgt  sind;  richtig  ist  es  ferner, 
dass  T.  major  um  Wien,  in  dessen  Umgebung  er  häufig  wächst, 
oft  mit  12 — 13blätfriger  Hülle  vorkomme;  aber  durchaus  irrig  ist 
es,  zu  glauben,  die  Hülle  halte  bei  T.  major  eine  bestimmte  An- 
zahl von  Bläftchen  ein,  die  nicht  leicht  unter  12,  niemals  bis  auf 
8  herabsinke,  im  Gegentheil  die  Zahl  der  Hüllblältchen  schwankt 
zwischen  8  und  13,  ja  es  sollen  nach  Spr.  Syst.  KI.  p.  663  sogar 
öblätlrige,  nach  DC.  Syst.  VH.  p.  112  bis  I6blättrige  Hüllen  vor- 
kommen. Bisch  off  sagt  hierüber  in  seiner  klassischen  Mono- 
graphie der  Cichorieen  p.  103  wörtlich  wie  folgt:  „Die  Zahl  der 
Hüllblältchen  wechselt  bei  T.  7najor  zwischen  8—13,  indessen 
scheint  die  erste  Zahl  die  am  häufigsten  vorkommende  zu  sein. 
Unter  28  Exemplaren  aus  verschiedenen  Gegenden  haben  22  eine 
Sblätlrige,  2  eine  9blättrige,  1  eine  lObiätlrige,  1  eine  I2blällrige 
und   2  eine   I3blättrige  Hülle." 

Nach  allem  diesem  glaube  ich  nicht  zu  irren  ,  wenn  ich  an- 
nehme, T.  campestris  sei  aus  der  unrichtigen  Voraussetzung  ent- 
standen, dass  T.  major  stets  mit  ungefähr  l'^blältriger  Hülle  vor- 
komme, auch  mögen  nur  wenige  Botaniker   einen  echten    T.  cam- 


339 

pestris  gesehen  haben.  Die  Pflanze,  die  Janka  aus  dem  Marchfelde 
erhielt,  kann  also  nur  T.  major  mit  zufällig  Sblällriger  Hülle  sein 
und  wenn  T.  campestris  keine  bessern  als  die  bisher  angegebenen 
ünlerscheidungsmerkmale  aufzuweisen  hat,  so  ist  er  auch  nichts 
anderr^s. 


Slipu  JLessInglana  Trin.   et  Rupr.   und 
St.  (wrafiuna  Stev. 

Von  Victor  V.  Janka. 

Mir  ward  das  Glück  zu  Theil,  beide  ursprünglich  in  Russland 
entdeckten  Arten  auch  in  Siebenbürgen  aufzufinden;  —  Stipa  Les- 
singiana  habe  ich  hier  bereits  im  Jahre  1862  gesammelt  und  diesen 
Fund  im  darauffulüenden  Jahrganoe  der  Oesterr.  botan.  Zeitscliril't 
pag.  364  verötlentlicht;  St.  Graßana  fand  ich  heuer  zum  er- 
sten Mal. 

Da  diese  auffallenden  Gräser  noch  den  wenigsten  Botanikern 
—  selbst  den  russischen  soviel  wie  gar  nicht  —  bekannt  sind, 
überdiess  die  im  Ganzen  spärliche  Literatur  darüber  sich  in  zum 
Tlieil  Wenigen  zugänglichen  Werken  zerstreut  findet,  so  halte  ich  es, 
zu  gleicher  Zeit  diese  Arten  durch  Versendung  getrockneter  Exem- 
plare zu  verbreiten  trachtend,  nicht  für  übertlüssig,  das  mir  über 
beide  Stipa-S^ecies  bisher  bekannt  gewordene,  hier  kurz  zusam- 
menzulassen. 

Stipa  Lessingiana  wurde  in  den  Memoir.  de  l'Acad.  St.  Peters- 
bourg,  VI^"^  Serie  t.  VII  (1843)  p.  79  nach  von  L  e  ssing  im  süd- 
lichen Uralgebiete  (Orenburg)  gefundene  Exemplare  aufgestellt. 
Die  Gründer  bemerken  I.  c.  von  ihrer  Art:  „Habitus  St.  arabicae 
e\  St.  pennatae  aristis  et  pluma  breviori  patula  nee  divaricata,  etiam 
flosculis  undique  et  ad  apicem  usque   pubescentibus  satis  recedit." 

Weder  Ledebour  noch  Grisebach,  der  Bearbeiter  der 
Gramineen  der  flora  rossica,  hatten  Exemplare  von  St.  Lessingiana 
zu  Gesicht  bekommen.  In  der  Fl.  ross.  vol.  IV.  (^853)  pag.  450 
wird  die  von  Trinius  und  Ruprecht  entworfene  Diagnose  ein- 
fach den  Wortlaute  nach  wiedergegeben.  Sie  lautet  da: 

„Füliis  strictis  convolutis  pedalibus,  ligula  obsoleta,  panicula 
basi  inclusa  depauperata,  glumis  acuminatissimis  subaequalibus  flore 
suhduplo  longioribus,  palea  iul'eriori  ad  apicem  undique  pubescenti- 
pilosa  arista  5 — 6  pollicari  plus  quam  decies  superala,  arista  caduca 
int'ra  genu  glaberrima,  supra  breviter  et  arrecte  plumosa,  autheris 
glabris." 

S  l  e  u  d  e  1  musste  die  Originalpflanze  gesehen  haben,  denn  in  der 
Synopsis  plantar.  Graminear.  (1855)  pag.   131  n.  90  wird  die  „\al- 

'^5  ^'" 


340 

vula  inferior  4 — 5'"  longa"  und  die  Granne  „obscnre  geniculala'^ 
ang-egeben.  Sonst  lautet  dessen  Diagnose  der  eben  vorhin  niitge- 
theilten  gleich. 

Erwähnung  von  einigem  Belang  geschieht  nachher  blos  noch 
in  Steven's  „Verzeichniss  der  auf  der  laurischen  Halbinsel  wild- 
wachsenden Pflanzen"  ^1807'),  wo  sich  pag,  368  Folgendes  be- 
merkt findet: 

„St.  Lessingiana  seminibus  0-  e.  corollae  palea  inferiore) 
multo  minoribus  vix  tres  lineas  longis  undique  pilosis.  Haec  in 
Tauria  nondum  reperta  sed  per  totam  Rossiam  meridionalem  minima 
rara,  etiam  a  Dr.  Graf  in  campis  maeoticis  lecta,  qiii  de  illa  nota- 
vit:  reliquis  minorem  vix  tres  pedes  altam  esse,  caespitibusque 
magnis  crescere,  vulgatissimam  praeserlim  in  tumulis  Mogilki  dictis. 
Arista  circa  8  pollices  longa." 

Seitdem  weiss  ich  Stipa  Lessingiana  bloss  mehr  in  Czer- 
niaew's  „Conspectus  plantarum  circa  Charcoviam  et  in  ücraina 
sponte  crescentium  et  vulgo  cultarum"  (1859)  und  in  Linde ma  nn's 
„Nova  revisio  florae  Kurskianae"  (Bullet,  soc.  Mose.  1865  I.) ,  in 
beiden  Fällen  nur  ohne  weitere  Bemerkung  angeführt. 

Stipa  Lessitigiana  ist  eine  der  distinclivsten  Species ,  über 
deren  Arleiiwerth  woiil  nie  Zweifel  obwalten  werden! 

Die  palea,  deren  mir  unzählige  von  3  bis  6^/2  Linien  Länge 
vorliegen,  erscheint  dem  freien  Auge  „undique  pilosa"  d.  h.  dicht 
abstehend,  kurzhaarig.  Näher  betrachtend  gewahrt  man  gegen  die 
Spitze  der  palea  zu  öfter  spärlicher  behaarte  Stellen,  die  aber 
den  Eindruck  reichlicher  Behaarung  im  Gegensatz  zur  unterbro- 
chen „streifenweisen  der  Früchte  von  Stipa  pennata  und  Consorten 
nicht  abzuschwächen  vermögen. 

Ausserdem  kann  ich  noch  ein  neues  Merkmal  hinzufügen, 
das,  da  ich  es  an  all'  den  Tausenden  von  Exemplaren,  die  heuer 
durch  meine  Hände  liefen  (in  meinem  Gramineen-Herbar  besitze 
ich  allein  über  300  Exemplare!)  erprobt,  wohl  untrüglich  ist,  und 
St.  LeiiSigiana  von  jeder  St.  pennata  und  der  damit  nächstver- 
vvandten  Arten  alsogleich  unterscheiden  lässt. 

Bei  Stipa  Lessingiana  findet  sich  an  der  Spitze 
der  palea  inferior  stets  ein  hervorragendes  deutliches 
Haarbüschel,  das  die  Basis  der  Granne  umgibt  u  n  d  n  a  c  h 
dem  Abfallen  dieser  die  Frucht  wie  ein  Pinsel  krönt. 

Derlei  die  Früchte  oben  umsäumende  Haare  kommen  bei  St. 
pennata  etc.  nie  vor;  bei  dieser  reicht  blos  ein  seidenhaariger 
Streifen,  d.  i.  der  so  behaarte  Rand  der  palea  inferior  bis  zur 
Spitze  oder  beinahe  bis  zu  dieser. 

Dass  ich  Stipa  Lessingiana  Mitte  Juli  1862  auf  den  Hügeln 
bei  Kis~Czeg  (oberhalb  des  Bittersalzbrunnens)  nur  einzeln  beob- 
achtete, daran  war  der  Umstand  Schuld,  dass  Mitte  Juli  für  diese 
Pflanze  schon  sehr  spät  ist,  da  sie  zu  den  Frülilingspflanzen  ge- 
hört und  Ende  Mai,  Anfangs  Juni  schon  ganz  entwickelt  ist. 

Ich  sah  sie  bei  dem  Dorfe  Palatka,  zwischen  Kolos  und  Thorda, 


34t 

dann  bei  Apahida  (am  S(andort  der  Centatirea  ruthenica) ,  vveilers 
zwischen  Katona  und  Kis-Czeg  überall  massenhaft,  demnach  mehr 
gegen  das  Centrurn  Siebenbürgens  zu  stark  verbreitet.  —  Auch  hier 
um  St.  Gotlhärd  ist  sie,  immer  auf  höheren  Erhebungen  der  Hügel, 
nicht  seilen. 

Ich  schliesse  diesen  Abschnitt,  indem  ich  noch  aufmerksam 
mache,  dass  im  Falle  sich  bewahrheitet,  dass  die  palea  inferior 
von  Stipa  caspia  Koch  „undique  pilosa"  ist,  wie  ich  Steudel's 
Synopsis  entnehme,  diese  Art  eher  zu  St.  Lessingiajia,  als  wie  zu 
St.  Szuvitsiana  gehört,  wohin  sie  von  Grisebach  in  Ledeb.  fl. 
ross.  IV.  pag.  450  gestellt  wird  und  von  der  die  palea  inferior  aus- 
drücklich „inferne  seriatim  pilosa"  genannt  wird. 


Wahrend  Stipa  Lessingiana  zu  den  zarlesten,  niedlichsten  der 
mit  langen  Federgrannen  begabten  Arien  zählt,  bildet  die  nun  zu  be- 
sprechende Stipa  Graßuna,  deren  stärkste,  robusteste.  Von  ihr  ist 
in  Steven's  Verzeicbniss  etc.  zuerst  die  Rede.  Es  heisst  da 
pag.  368: 

^Stipa  Grafiana  culmo  vaginisque  glabris,  foliis  convoluto- 
selaceis  scabriusculis,  ligula  obsolela  superiorum  oblonga,  glumis 
lanceolatis  arista  lamina  duplo  iongiore,  palea  inferiore  basi  cir~ 
cumcirca,  siiperne  linea  unica  pilosa,  arista  sesquipedali  infra  genu 
ad  tertiam  parlem  glabra  supra  pilis  patulis  plumosa.  In  campis 
maeoticis  \ersus  fonles  rivi  Kaltschik  (ubi  proelium  contra 
Balliyum  Mongolorum  ducem  Rossiae  infestum  a.  1224  commissum) 
a  Dr.  Graf  sylvae  culturae  praeposito,  botanico  oculatissimo  detecta 
et  a  diiabus  aliis  speciebus  ibi  crescentibus  QSt.  Tirsa  et  St.  Les- 
singiana^ bene  distincta.  Haec  est  reliquis  major  ad  A^/-i  pedes  alta 
subsolilarie  cr«^scens,  culmo  foliisque  crassioribus.  Praecipuum  vere 
discrimen  consistit  in  semine  qiiod  fere  totuin  pollicem  longum  et 
niulto  crassius,  usque  ad  primum  genu  per  sy,  poUices  spiris  cir- 
citer  viginti  eleganter  ciliatis,  inde  ad  alterum  genu  poUicis  spatio 
tantum  duabus  vel  Iribus.  Stipa  pennala  gallica  differt  semine 
minore,  arisla  nuillo  breviore," 

Einsicht  von  Bruchstücken  dieses  schönen  Grases,  die  ich  vom 
Autor  im  Jahre  1861  erhielt,  dann  die  meinem  Gedächlniss  einge- 
prägt gewesenen  soeben  mitgetheilten  Bemerkuui^en  setzten  mich 
in  i\eA\  Stand,  in  einer  am  2.  Juni  d.  J.  auf  den  grasigen  Anhöhen 
der  Hochsleppen  zwischen  Katona  und  Kis-Czeg,  milunter  gemein- 
schaftlich mit  St.  Lessingiana^  aber  lange  nicht  so  häufig  gefunde- 
nen Stipa  sogleich  die  St.  Grafiana  zu  erkennen.  Sonst  ist  sie 
mir  auf  meinen  zahlreichen  Exkursionen  noch  nirgends  unterge- 
kommen. 

Von  St'.pa  pennata,  die  ich  in  derselben  Gegend,  aber  nur 
höchst  selten  und  einzeln  anlial,  wie  sie  aber  schon  bei  Klausen- 
burg häufig  ist  und  mit  Wiener  Exemplaren  vollkommen  überein- 
stimmt, ist  sie  durch  vermehrte  Grösse    und  Derbheit    aller  Theile 


342 

sehr  auffallend.  Die  Früchle  fand  ich  nie  unter  10"',  sehr  häufig- 
über  11'"  lang,  die  Halniblätler  meist  flach,  die  Rasenbläller  sind 
binsenfürmig,  zusammengefaltet,  nicht  so  fein,  haarfürinig  und  zu- 
saiiimengeroUt  wie  bei  St.  pennata,  die  höchstens  8'"  lange 
Frürhto  hat. 

Nach  Steven  ist  indess  letzterwähnte  nicht  die  rechie  Stipa 
pennata,  sondern  es  sind  unter  dieser  Benennung  zwei  Arten  von 
den  Autoren  verwechselt.  Nämlich: 

1.  „Siipa  Tirsa  Steven  (1.  c.  pag.  367)  culmo  vaginisque 
glahris  ,  folii.s  convoluto-setaceis  glabris  vel  subciliatis,  ligula  ob- 
soleta,  glumis  longe  aristato-acuminalis,  arista  lamiua  tiiplo  lon- 
giore  ,  palea  inferne  circumcirca,  superne  linea  unica  pilosa,  arisla 
12  pollicari  infra  genu  ad  quartam  parleni  glal)ra,  supra  pilis 
angulo  reclo  patulis  pluuiosa.  Per  totam  Tauriatn  vulgatissiiiia, 
minora  tarnen  quam  praecedens  (S/.  capillatci)  spatia  occupans, 
caespitibusque  haud  ita  magnis  crescens.  Nun  ultra  3y2  pedes  alla, 
arista  1'  4";  ipsum  semen  7 — 8'"  longum.  Eandem  ex  Ucraina  et 
campis  maeoticis  habeo,  nee  specimen  ex  agro  Jenensi 
differt.« 

2.  y^St.  pennata  gallica  quam  pro  vera  Linneana  habeo  ,  di- 
versa  glumis  multo  brevius  arislalis,  semine  duplo  majore  ultra 
medium  piloso,  arista  sub  genu  multo  crebrius  torta  spiris  10  —  12 
{x\ec  4 — 5),  parte  plumosa  vero  breviore,  foliis  denique  apice  ob- 
tusiusculis  nee  in  mucronem  acutatis." 

Die  Angaben  Steudel's,  Steven's  und  Neilreich's  (Flora 
von  Niederösterreich  1859,  pag.  40)  stimmen  in  Bezug  auf  die 
Länge  der  palea  inferior  bei  Stipa  pennata  (j=  St.  Tirsa  Stev.) 
überein. 

Von  der  französischen  Stipa  pennata  besitze  ich  leider  keine 
Exemplare.  Cosson  gibt  in  der  trelTlichen  „Flore  des  environs  de 
Paris*  II^'"'^  edition  (1861)  pag.  801  die  Kelchspelzen  der  St.  pen- 
nata mehr  als  5  Centimetres  lang,  angenommen  also  2  Zoll  lang 
an.  Halb  so  lang  ist  nach  Godron  und  Grenier  „Flore  de  France" 
vol.  III.  (1855)  pag.  494  die  Blüthe;  daraus  ergibt  sich  für  die 
palea  inferior  der  französischen  St.  pennata  eine  beiläufige  Länge 
von  12  Linien,  welciie  von  der  Frucht  der  deutschen  St.  pennata 
bisher  allerdings  nicht  erreicht  ist. 

Von  der  letzteren  kann  man  St.  Graßana  Stev.  iuiuierhin 
noch  deutlich  unterscheiden.  —  Auch  miiss  derjenige,  der  Stipa 
Graßana  unrl  Stipa  Tirsa  in  Siebenbürgen  nebeneinander,  ge- 
schlossen in  Menge,  ohne  Uebergänge  auftreten  sieht,  entschieden 
für  beider  Selbstständigkeit  eingenommen  werden. 

Wie  sich  aber  St.  Graßana  von  der  französischen  St.  pen- 
nata verschieden  zeigen  soll,  ist  mir  nicht  recht  klar.  Auch  fällt 
auf,  dass  sich  die  Angaben  Steven's  hinsichtlich  der  palea-Länge 
widersprechen.  St(^ven  nennt  z.  B.  I.e.  den  semeii  von  St.  Tirsa 
7 — 8"  lang  und  sagt,  dass  die  französische  St.  pennata  u.  A.  „semine 
duplo  majore"  differire.  Man  stellt  sich  nun  bei  lelzlerer  die  palea 


343 

inferior  mindestens  14'"  lang  vor.  —  Aber  bei  St.  Grafiana  be- 
schreibt Steven  den  „senien  fere  pollicem  longum"  und  gleich 
daraiil  steht:  „Sf.  pennata  gallica  dillert  seiiiine  minore." 

Wie  dem  aucli  sein  mag,  so  glaube  ich  schwerlicli,  dass  es 
sich  hierbei  um  die  Unterscheidung  von  melir  als  zwei  bisher 
unter  dem  Kollektivnamen  y^Stipa  pennata^"  versteckten  Arten 
handle. 

Nicht  unbemerkt  will  ich  hier  lassen,  dass  Slipa  petinata  der 
sicilischen  Botaniker,  von  der  Farlatore  in  der  tlora  ilaliana  I. 
(1848)  pag.  165  erwähnt,  dass  sie  um  18  Tage  früher  entwickelt 
sei,  als  St.  pennata  des  italienischen  Kontinents,  mit  Stipa  Gra- 
fiana in  den  Dimensionsverhaltnissen  übereinslimmt. 

Auch  ist  es  möglich,  dass  der  Name  Stipa  Grafiana  von  einem 
älteren,  z.  ß.  nach  der  Benennung  „Stipa  pulcherrima  Koch''^  ver- 
dranyt  wird. 


Auch  die  Grannen  bieten  Differential -Charaktere  zwischen 
Stipa  Lessinyiana  und  S(.  Grafiana.,  Tirsa  etc.  Bei  St.  Les.üngiana 
sind  sie  nämlich  beiderseits  y^  ihrer  Breite  erhaben  knorpelig  be- 
randet,  während  der  dazwischen  tiefer  liegende  Tiieil  bräunlich 
violett  gefärbt  ist.  Durch  die  Windungen  gelangen  natürlich  stets 
zwei  weisse  Ränder  aneinander.  Diese,  und  dunkle  Streifen  wech- 
seln somit  in  gleichen  Zwischenräumen  miteinander  ab. 

Bei  Sl.  Grafiana  etc.  sind  die  Grannen  am  Rande  kaum  an- 
ders gefärbt  und  nur  wenig  erhabener  als  in  der  Mitte.  Die  durch 
die  Spiralen  zu  einander  stossenden  Ränder  erscheinen  daher  viel 
schmäler,  als  der  die  breiten  Theile  bildende  Rücken  der  Granne. 
Diese  Ränder  sind  an  den  (Innern)  Berührungslinien  sägezähne- 
artig  gezackt  oder  wenigstens  so  markirt,  und  diess  ist,  wofür 
Steven  (s.  o.)  den  Ausdruck  „spiris  eleganter  ciliatis"   gebraucht. 

Szt.  Golhärd  bei  Szamos-Ujvär  (Siel)enbürgen)  am  2.  Okto- 
ber 1868. 


Die  Vegetations-Verhäitnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A,  Kerner. 
XVIl. 

378.  Genisla  sagittalis  L.  —  Auf  Wiesen,  insbesondere  auf 
solchen,  welche  sich  zwischen  Laubholzwälder  einschalten;  von 
da  stellenweise    auch    in    den   Grund    lichter   Wälder    eindrinsend : 


344 

aiisnalimsweise  auch  im  Gerolle  der  Flussiifer.  Im  Biliariageb.  auf 
dem  lerl.  Vorlande  von  Grossvvardein  über  Lazuri  und  Hollodu  bis 
Bclenyes;  im  Rezbänyaerznge  bei  Negra  im  Aranyosthale:  in  der 
zerrissenen  Randzone  des  ßatrinaplateaus  bei  Pelrosa,  Rezbanya 
und  Fenatia  und  von  da  bis  auf  die  Piefra  lunga  und  auf  die  liölie 
der  Slauesa;  auf  dem  Vaskölier  Kalliplafeau  bei  Rescirala;  in  der 
Plesiiigruppe  bei  Susani  und  am  Kamme  des  Plesiu;  im  Thale  der 
weissen  Koros  in  der  Vaiea  Liesa  bei  Halmaza  und  auf  den  tert. 
Hiioeln  bei  Körösbanya;  in  der  Vulcangruppe  auf  dem  Suprapietra 
poienile  bei  Vidra.  —  Trachyt,  Porpliyrit,  Schiefer,  Sandslein,  Kalk, 
tert.  und  diluv.  Lehmboden.  93 — 1140  Met. —  Unter  allen  Ginstern 
und  Geisskleearlen  die  verbreitetste  im  Bereiche  des  Bihariageb. 
Fehlt  dagegen  im  mitlelung.  Bergl.  und  im  Tieflande. 

379.  Genista  bihariensis.  —  (Halbstrauch.  Slämmchen  nie- 
deriiegend  und  aufsteigend,  aufrechle,  sterile  und  blüthentragende 
Zweige  entwickelnd.  Zweige  schlank,  von  drei  wenig  vorspringen- 
den Riefen  und  drei  mit  diesen  abwechselnden  flügeiförmig  vor- 
springenden Leisten  mehr  weniger  symmetrisch  sechskantig;  die 
sterilen  Z\veige  vorzüglich  an  der  unteren  Hälfte  der  Stammchen 
gehäult  und  länger  als  die  weiter  oben  entspringenden  und  zu 
gleicher  Zeil  sich  entwickelnden  blütlientragenden  Zweige.  Die 
Blätter  der  sterilen  Zweige  sitzend,  länglich  lanzettli^ch,  5  — 7mal 
so  lang  als  breit,  in  eine  sehr  leine  Stachelspitze  zugespitzt ,  zu 
allen  Zeiten  sowie  die  Zweige  vollständig  kahl,  von  einem  sehr 
schmalen  ganzrandigen  (nicht  wimperig  gezähnelten)  hyalinen 
Rande  eingefasst  und  von  einem  kräftigen  Mittelnerven  und  einem 
oder  zwei  Paaren  im  unteren  Drittel  der  Blatfspreite  entspringen- 
den viel  schwächeren  Seitennerven  durchzogen.  Die  Blätter  der 
blülhenlragenden  Zweige  etwas  kleiner  als  jene  der  sterilen  Zweige, 
iiu  Uebrigen  aber  diesen  gleich  gestaltet  und  ebenso  wie  diese 
berandet  und  zugespitzt,  nach  aufwärts  in  längliche,  spitze,  selte- 
ner stumpfliche  Deckulälter  übergehend.  Die  Nebenblätter  klein 
pfriemenfürmig  bleibend.  Die  Blülhen  gestielt,  einzeln  in  den  Ach- 
seln der  sie  nicht  überragenden  Deckblätter,  in  lockere  Trauben 
gruppirl.  Kelche  vollständig  kahl,  zweilippig;  sowohl  die  zwei 
breileren,  als  auch  die  drei  schmäleren  Kelchzähne  dreieckig  spitz, 
nicht  gewimperl.  Blumenblätter  kahl,  die  Fahne  unbedeutend  län- 
ger als  das  Schiffchen  und  die  Flügel.  Fruchtknoten  und  Hül- 
sen kahl. 

Slämmchen  un  1  sterile  Zweige  150—350'^'^,  blülhenlragende 
Zweige,  30  —  90"""  lang;  Blätter  20  —  40'"'"  lg-,  4—8°^'"  brt.;  Blü- 
Ihenstiele  3—5"^  ig.;  Kelch  5  — 6""""  lg.;  Fahne  13— 14°""  lg.  6— 7'"'" 
breit;  Flügel  und  Schüfchen  li""™  lg.  und  S""""  breit;  Hülsen  15— 20'"'" 
lang  und  4 — 5""™  breit. 

Macht  mit  ihren  flügelig-kanlio-en  Zweigen  den  Eindruck  der 
G.  triangnlaris  Willd.  (G.  scariosa  Viv,),  und  wurde  von  mir, 
bevor  ich  die  echte  G.  triangularis  W.  auf  dem  Karste  lebend  zu 
beobachten  und  getrocknete  Exemplare    dieser  Ginsterart    aus  den 


:?45 

verschiedensten  Gegenden  der  mediterranen  Flora  zu  vergleichen 
Gelegenlieit  hatte,  aucli  iür  G.  triangularis  gehalten  und  mit  diesem 
Namen  an  Freunde  versendet.  Sie  weicht  aber  von  dieser  durch 
den  nicht  wimperig -gezähnelten  schmäleren  hyalinen  Blaltrand, 
durch  die  homomorphen  länger  zugespitzten  und  auch  relativ  län- 
geren Blätter,  durch  grössere  ßlülhen  und  durch  ungewimperle 
Kelchziihne  so  wesentlich  ab,  dass  sie  mit  derselben  nicht  idenli- 
fizirt  \\erden  kann. 

Von  G.  lydia  Boiss.  und  den  mit  dieser  verwandten  Arten, 
mit  welchen  sie  durch  die  Wachsthumsweise  und  Blattberandung 
übereinstimmt,  ist  sie  durch  die  fliigelig-kanligen  Zweige,  die  viel 
breiteren  homomorphen  Blätter,  wimperlosen  Kelchzähne  und  voll- 
ständige Kahlheit  aller  Theile  leicht  zu  unterscheiden). 

Auf  den  Kuppen  und  grasigen  Terrassen  felsiger  Berge  im 
Bihariagebirge,  In  der  zerrissenen  Randzone  des  Balrinaplaleaus 
auf  den  östlichen  Abstürzen  der  Pieira  muncelului  und  am  südli- 
chen Allfalle  und  der  höchsten  Kuppe  der  Tataroea  zwischen  Rez- 
bänya  und  Petrosa.  —  Kalk.   1100— 1 '^60  Met. 

380.  Genista  Mayeri  3 unka.  —  Zwischen  niederem  Strauch- 
werk in  lichten  Wäldern.  —  Wurde  von  Janka  zuerst  bei  dem 
Bischofbade  nächst  Grosswardein  entdeckt,  nachträglich  auch  im 
Gebiete  der  Berettyö  in  den  Wäldern  bei  Szt.  Jobb  südöstlich  von 
Szekelyhid  aufgefunden.  Ich  fand  G.  Mayeri  weit  verbreitet  im 
ganzen  tertiären  Vorlande  von  Grosswardein  bis  Belenyes,  na- 
mentlich häufig  bei  Lasuri  und  Holludu  ,  und  es  kann  diese  Gin- 
sterart geradezu  als  eine  der  bezeichnendsten  Pflanzen  für  das 
Hügelland  angesehen  werden,  welches  von  Szekelyhid  bis  Tenke 
den  östlichen  Rand  der  ungarischen  Tiefebene  einsäumt.  —  Tert. 
Lehmboden.  95—250  Met. 

381.  Genista  onata  W.  K,  —  Nach  Lang  auf  der  Matra.  — 
^In  graminosis  silvestribus  niontanis  ad  Budam,  sie  in  Wolfsthal 
abunde.«  Sadl.  Fl.  Com.  Pest.  316.  (J)'\e  echte  G.  oi-ala  W.  K. 
wurde  von  mir  an  diesem  von  Sadler  angegebenen  Punkte  nicht 
beobachtet,  wohl  aber  fand  ich  dort  Genista  hungarica  und  Gen. 
p.ibescens  und  es  ist  mir  daher  höchst  wahrscheinlich,  dass  S  ad- 
le r's  Angabe  auf  die  erslere  dieser  beiden  Arten,  deren  Hülsen 
wenigstens  in  der  Jugend  beharrt  sind  und  insoferne  mit  jenen 
der  6r.  ovata  übereinstimmen,  zu  beziehen  ist.  In  dieser  Annahme 
werde  ich  insbesonders  auch  dadurch  bestärkt,  dass  Sadler  a.a.O. 
Juni  und  Juli  als  die  Blüthezeit  für  seine  G.  ovata  angibt  ,  also 
eine  Periode,  in  welcher  wohl  G.  hungarica  blüht,  in  der  aber 
Kilaibels  G.  ovata  an  Orten,  welche  mit  Ofen  unter  gleichen 
klimatischen  Verlialtnissen  liegen,  bereits  ganz  abgeblüht  hat.  Wenn 
Sadler  die  Hülsen  in  seiner  Beschreibung  rauhhaariy  nennt,  so 
bezieht  sich  die^s  wohl  nur  auf  die  jungen  Hülsen;  denn  zur  Zeil 
der  vollen  Reife  sind  die  Hülsen  der  G.  hungarica  bereits  kahl 
oder  doch  fast  kahl  geworden,  wahrend  sie  an  Kitaibel's  G. 
ovata  auch  noch  zur  Zeit  des  Aufspringens  dicjitzottig  erscheinen. 


346 

Uebrigens  will  ich  natürlich  die  Möglichkeit  nicht  in  Abrede  stel- 
len, dass  auch  G.  ovata  W.  K.  im  Gebiete  der  Ofener  Flora  neben 
G.  hnngarica  vorkomme,  und  es  mag  die  Feststellung  dieses  Vor- 
kommens oder  Nichlvorkommens  weiteren  Untersuchungen  vorbe- 
halten bleiben.) 

382.  Genista  tinctoria  L.  —  Auf  Wiesen  und  an  grasigen 
Plätzen  im  Grunde  lichter  Hoch-  und  Niederwälder.  Im  mittelung. 
Bergl.  bei  Gyöngyös ,  Paräd ,  Waitzen,  Gross-Maros,  Nana,  Gran, 
Set.  Andrae,  F.  Csaba,  Ofen,  Teteny.  Auf  der  Kecskemeter  Land- 
höbe auf  Grassteppen  und  mit  besonderer  Vorliebe  auch  auf  feuch- 
ten V\^iesenboden  bei  R.  Palota,  Pest,  Alberti,  Pills,  Nagy  Koros, 
Czegied.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei  Debreczin.  Im  Biha- 
riageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  zwischen  Grosswardein  und  Belenyes 
(hier  manchmal  in  der  nächsten  Nähe  der  G.  Mayeri,  aber  um 
wenigstens  sechs  Wochen  später  aufblühend),  auf  dem  alluv.  und 
diluv.  Boden  im  Becken  von  Belenyes,  besonders  häufig  auf  den 
feuchten  Wiesen  bei  Pelrileni,  Savoieni  und  Petrani;  auf  dem 
Vasköher  Kalkplateau;  in  der  Plesiugruppe  auf  den  Bergvviesen 
des  Moma,  im  Kessel  Bratcoea    und  bis  auf  den  Kamm    des  Plesiu. 

—  Fehlt  auf  den  Schieferbergen  des  Rezbänyaerzuges,  auf  dem 
ceniralen  Batrinaplateau  und  auch  in  jenen  centralen  Thälern  des 
Bihariagebirges,  deren  Sohle  noch  weit  unterhalb  der  oberen  Grenze 
liegt,  welche  dieser  Ginsterart  auf   den  Randgebirgen    gesetzt    ist. 

—  Porphyrit,  Trachyt,  Schiefer,  Sandstein,  tert.  dil.  und  alluv. 
Lehm-  und  Sandboden;  seltener  auf  Kalk.  95 — 1100  Met. 

383.  Genista  pubescens  Läng.  —  Auf  trockenen  Grasplätzen 
und  zwischen  niederem  Gestände  im  Grunde  lichter  Eichenmisch- 
wälder. Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe  bei  Set.  Andrae, 
P.  Szäniö,  am  Piliserberge,  Lindenberge  und  an  der  Südseite  des 
Schwabenberges  gegen  das  Wolfsthal  zu.  Im  Norden  des  Gebietes 
am  Fusse  der  Maira  bei  Heves  und  auf  dem  Nagy  Egedhegy  bei 
Erlau.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden, 
100—755  Met. 

384.  Genista  hungarica  Kern  er.  —  An  gleichen  Standorten 
wie  die  frühere  Art  und  manchmal  mit  dieser  vergesellschaftet. 
Selten.  Im  miltelung.  Berglande  an  dem  südlichen  Gehänge  des 
Piliserberges  und  an  der  gegen  das  Wolfslhal  abdachenden  Seite 
des  Schwabenberges  bei  Ofen.  —  Kalk,  tert.  Lehmboden.  220  bis 
700  Met. 

Genista  lasiocarpa  Spach.  (G.  hirsuta  Kit.),  welche  das  eine  Grenz- 
glied der  durch  rispigeii  Blüthenstand  und  späte  ßlüthezeit  ausgezeichiü  ten 
Reihe  von  Ginsturarteii  der  Sectio  Genistoides  (G.  tinctoria.  G.  pubescens, 
G.lmngarica,  G.  lasiocarpa)  bildet,  wurde  in  unserem  Gebiete  bisher  nicht 
beobachtet.  Der  nördlichste  mir  bekannt  gewordene  Standort  dieser  in 
Kroatien  und  den  angrenzenden  ung.  Comitaten  häufiiicn  Pflanze  ist  das  Insel- 
gebirge von  I-'ünfkirchen;  möglich  aber,  dass  dieselbe  auch  noch  am  Südrande 
unseres  Horengebietes  im  Weissenburger  Comitate  aufgefunden  werden  könnte. 

385.  Genista  pilosa  L.  Auf  felsigen  Kuppen,  Rücken  und  Ge- 
hängen. Im  millelung.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe    auf   den   Dolomit- 


347 

kuppen  bei  Dorogh  nächst  Gran,  auf  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba, 
im  Au\A  inkel,  am  Adlersberg  und  am  Spiessberg  bei  Ofen,  auf  den 
Dolomilkuppen  bei  Biidaörs.  —  Nach  Kit.  Add.  303  auch  in  der 
Alalra.  —  Fehlt  auf  den  Trachytbergen  und  höheren  Dachsteinkalk- 
bergen der  Pilisgruppe,  ebenso  im  Tieflande  und  im  Bihariageb. 
und  ist  im  Gebiete  auf  ein  verhältnissmässig  sehr  kleines  Terrain 
beschränkt.  —  Kalk,  Dolomit.  170—400  Met. 

386.  Genista  procumbens  \V.  K.  —  Auf  grasigen  Plätzen  und 
zwischen  niederem  Buschwerk,  auf  felsigen  Rücken  und  Gehän- 
gen. Im  miltelung.  Bergl.  auf  der  Matra;  in  der  Pilisgruppe  auf 
den  Dolomilkuppen  bei  Dorogh  nächst  Gran,  auf  der  Slanitzka  bei 
P.  Csaba,  auf  dem  Adlersberg  bei  Ofen  und  auf  den  felsigen  Kup- 
pen bei  ßudaörs  und  Torbägy.  —  Fehlt  im  Tieflande.  —  Im  Be- 
reiche des  Bihariageb.  auf  dem  Inselberge  Mocra    bei   Boros  Jenö. 

—  Kalk,  Dolomit.   190—400  31et. 

Genist'i  elliptica  Kit.  Add.  302.  —  Auf  den  Bergen  bei  Menes,  na- 
mentlich bei  der  Ruine  Vilagos.  Eine  mir  unbekannte,  der  Besciireibung  nach 
ab  r  mit  G.  procumbens  \V."k.  verwandte  Pflanze.  Nach  Janka  (Gest.  botan. 
Ztschr.  XVI.  24ÖJ  synonym  mit  Cutisus  myrtifoUiis  Pvesl.  botan.  Bemerk. 
1844.  p.  137. 

387.  Cytisus  leiocarpus  Kerner.  —  Auf  den  Terrassen  fel- 
siger Abstürze  und  auf  felsigen  Bergkuppen,  gewöhnlich  in  Gesell- 
schaft der  Genista  bihariensis.  —  Im  Bihariageb.  in  der  zerrissenen 
Randzone  des  Balrinaplateaus  auf  den  Kalkbergen  zwischen  Pelrosa 
und  Rezhänya.  namentlich  auf  dem  östlichen  Abfalle  der  Pietra 
muncelului  und  in  grosser  Menge  an  der  Kuppe  und  Südseite  der 
Talaroea.  —  Kalk.  UDO— 1260  ^Alet. 

3S8.  Cytisus  glaber  L.  fil.  —  Auf  felsigen  Bergkuppen.  Im 
mitleking.  Berulande  auf  dem  Rücken  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba 
in  der  Pilisgruppe.   —   Kalk.  300—500  3Iet. 

389.  Cytisus    rotisboneiisis    Schaff  er.    (C-  biflorus  W.   K) 

—  Auf  sandigen  und  felsigen  Geländen,  insbesonders  an  grasi- 
gen und  sonnigen  Plätzen,  welche  zwischen  Gebüsch-  und  Ge- 
hölzgruppen eingeschaltet  sind.  Im  miltelung.  Berglande  in  un- 
geheurer Menge  am  Sandberge  zwischen  P.  Csaba  und  Yörösvär, 
dann  im  Leopoldifelde,  am  Adlersberg  und  Spissberg  bei  Ofen. 
In  den  Niederungen  am  Fusse  des  Berglandes  bei  Heves  und  bei 
Csenke  gegenüber  von  Gran.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei 
Pest,  Monor  und  Pills,  auf  dem  Erdöhegy,  bei  P.  Sällosär  nächst 
Tatar  Szl.  György  und  bei  Iszäk.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe 
bei  Tegläs.  —  Nach  Steffek  auch  bei  Grosswardein.  —  Kalk. 
lert.  und  diluv.  Lehm-  und   Sandboden.  95  —  380  Met. 

390.  Cytisus  capitat-is  Grab.  —  An  grasigen  Plätzen  am 
Saume  der  Walder.  im  Grunde  lichter  Gehölze,  in  Holzschlägen 
und  auf  Bergwiesen.  Im  miltelung.  Berglande  in  der  Pilisgruppe 
auf  dem  Visegräder  Schlossberg,  auf  den  Bergwiesen  des  Dobogokö 
und  bei  Szt.  Läszlö;  sehr  häufig  bei  Ofen  auf  dem  Plateau  des 
Schwabenbergs  und  von   da   über   die  Wiesen  nächst  dem  Norma- 


348 


bäum  herab  bis  in's  Auwinkelthal,  Im  Bihariag-eb.  auf  den  Berg- 
wiesen südlich  vom  Köbänyaberg-  nächst  Felixbad.  —  Trachyt,  Kalk, 
tert.  und  diluv.  Lehmboden.  220 — 450  Met. 

391.  Cytisus  mistriacus  L.  —  An  grasigen  Plätzen  ,  insbe- 
sonders  gerne  auf  sandigem  oder  felsigem  Terrain  in  Gesellschaft 
der  Stipa  pennata;  seltener  auch  auf  kahlen  Flugsandhügeln.  Im 
westlichen  Theile  unseres  Florengebietes  die  häufigste  Cytisus-Avl 
und  daselbst  nicht  selten  mit  anderen  niederen  Sträuchern,  Halb- 
slräuchern  und  Stauden  ganze  Strecken  bedeckend.  Im  mittelung. 
Bergl.  am  Fusse  des  Nagyszäl  bei  Waitzen  und  von  da  aufwärts 
im  Dunauthale  über  Gross  Maros  bis  Csenke  gegenüber  von  Gran. 
In  der  Pilisgruppe  bei  Gran,  Visegräd,  Set.  Andrae  und  P.  Csaba 
am  Piliserberg,  bei  Vörösvär  und  Solmär,  zwischen  M.  Einsiedel 
und  dem  Leopoldifelde,  im  Auwinkel  und  am  Schwabenberg,  am 
Adiersbcrg,  Spissberg  und  Blocksberg  bei  Ofen.  Besonders  häufig 
auch  auf  den  Ausläufern  des  mittelung.  Bergl.  bei  Gödöilö,  Cinkota, 
Kis  Tarcsa  ,  Steinbruch  ,  Ecser,  Gomba  und  am  Viniszni  vrch  bei 
Alberli.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  von  P.  Csörög  bei  Waitzen 
über  Pest  und  Soroksar  bis  Monor  und  Pills.  In  der  Stuhlweis- 
senburger  Niederung  im  Sande  bei  Keer.  Im  Bihariageb.  auf  den 
Höhen  bei  Chisindia  nächst  Buteni.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolomit,  tert. 
und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95 — 750  Met. 

392.  Cytisus  Rochelü  Wierzb.  —  Am  Saume  und  im  Grunde 
lichter  Gehölze,  in  Holzschlägen  und  auf  Waldblössen.  —  Im  mit- 
telung. Bergl.  in  der  Pilisgruppe  an  dem  Abfalle  des  Schwaben- 
berges gegen  das  Wolfslhal  zu,  seilen  auch  in  Gesellschaft  des 
C.  austriacus  an  der  Nordostseite  des  Blocksberges  bei  Ofen.  Auf 
der  Kecskemeter  Landh.  an  den  Rändern  des  Waldes  zwischen 
Monor  und  Pills.  Hier  in  prachtvollen  bis  zu  70  Ctm.  hohen  Ge- 
büschen, welche  insbesonders  an  einer  Stelle  gegen  Pilis  zu  mit 
Schlehdornen,  Amygdalus  nana,  Prunus  Chamaecerasus,  Rosa 
pimpinellifülia  und  pumilla  ein  fast  undurchdringliches  Dickicht 
bilden.  —  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm- und  Sandboden.  95  — 360  Met. 

393.  Cytisus  pallidus  Schrader.  —  Am  Saume  und  im 
Grunde  licliler  Gehölze,  in  Holzschlägen  und  auf  Waldblössen,  an 
steinigen  mit  Buschwerk  bewachsenen  Stellen  zwischen  Weingär- 
ten und  Aeckern.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Matra  (^wo  diese  Art 
den  im  Gebiete  erst  weiter  südwärts  auftretenden  Cyt.  auxtriaeus 
vertritt),  und  an  der  Grenze  unseres  Gebietes  auf  dem  grossen 
Aegidiusberg  bei  Erlau.  Fehlt  in  den  südlicher  liegenden  Gruppen 
des  mittelung.  Berglandes  und  im  Tieflande;  dagegen  sehr  häufig 
auf  dem  tert.  Vorlande  des  Bihariageb.  und  auf  den  über  das  tert. 
Niveau  dort  aufragenden  vereinzelten  Kalkkuppen  bei  Grosswardein, 
Felixbad,  Hollodu,  Belenyes  und  Petrani.  —  Kalk,  tert.  und  diluv. 
Lehmboden.  95  —  250  Met. 

394.  Cytisus  albus  Hacq. ')  —  An  gleichen  Standorten    wie 

^)  Wir  schalten  hier  eine   analytische   Tiibtlle   zur    Bestimmung    der  im 


349 

die  frühere  Art,  aber  im  Gebiete  bei  weitem  seltener.  Im  tert. 
Vorlande  des  Bihariageb.  von  Grosswardein  bis  Belenyes,  nament- 
lich bei  dem  Felixbad,  bei  Lasuri,  Hollodu  nnd  am  Bontoskö.  —  Von 

Gebiete  der  österreicliisclien  Flora  vorkommenden  so  vielfach  konfundirten  und 
in  dem  soeben  erschienenen  letzten  Hefte  von  Reichenbach's  Icones  wie  ler 
grausam  misshandelten  Arten  der  Gruppe  Tubocytisus  DC.  ein,  und  erlauben 
uns  gleichzeitig  auf  eine  demnächst  erscheinende  ausführlichere  Behandlung 
dieser  Pflanzengruppe  aufmerksam  zu  machen. 

1.  Die  xMehrzahl  der  heurigen  krautigen  Zweige  durch  endständige  Blüthen- 
büschel  geschlossen.  2. 

Die  heurigen  krautigen  Zweige  niemils  durch  endständige  Blülhen- 
büschel  geschlossen.  10. 

2.  Aus  den  Knospen  der  verholzten  vorjährigen  Zweige  entwickeln  sich  im 
Frühlinge  keine  seitenständigen  Blüthen,  sondern  nur  krautige  Zweige, 
welche  durch  endständige  ßlüthenbüschel  geschlossen  sind.  3. 

Aus  den  Knospen  der  verholzten  vorjährigen  Zweige  entwickeln  sich 
im  Frühhnge  seitenständige  einzelne  oder  zu  2  —  6  büschelig  gruppirte 
Blüthen  und  neben  diesen  auch  krautige  Zweige,  welche  durch  endstän- 
dige Büschel  viel  später   aufblühender  Sommerblüthen    geschlossen  sind. 

C.  capitatus  Grab, 

3.  Blüthen  blassgelb  (schwefelgelb)  oder  weisslich.  4. 

Blüthen  sattgelb  (goldgelb  oder  citronengelb).  6. 

4.  Die  längeren  borstenförmigen  über  den  kürzeren  Filz  vorragenden  Haare 
der  Zweige  abstehend,  die  Zweige  daher  rauhhaarig. 

C  Rochelü  Wierzb. 
Die   längeren  borst  enförmigen    über    den  kürzeren  Filz  vorragenden 
Haare  der  Zw-ige  aufrecht.  5. 

5.  Blätter  verkehrteilörmiL;,  Blüthen  weisslich.  C.  albus  Hacq. 

Blätter  verkehrtlanzettlich,  Blüthen  blassgelb.   C.  pallidus  Sehr  ad. 

6.  Hülsen  von  kurzen  Härchen  angedrückt  seidig  behaart. 

C  Heuffelii  Wierzb. 
HüUen  abstehend  rauhhaarig-zottig.  7. 

7.  Fahne  in  der  Mitte  ohne  hviden  rotli-braunen  Flecken,  an  der  oberen 
Fläche  von  anliege.Tden  Haaren  dicht  seidig.  8. 

Fahne  in  der  Mitte  mit  einem  Lviden  rothbraunen  Flecken,  an  der 
oberen  Fläche  kahl  oder  doch  nur  mit  sparsamen  zerstreuten  Härchen 
besetzt.  9. 

8.  Zw'eigo  und  Blätter  von  dichtgedrängten,  angedrückten  und  aufrechten 
Haaren  grauseidig;  die  oberen  Kelchzähne  spitzwinkelig  vorgezogen. 

C.  austriacus  L. 

Zweige  abstehend  behaart,  Blätter  strichelhaarig,  grün;    die  oberen 

Kolchzähne  rechtwinklig  zugeschnitten,  gestutzt.  C.  virescens  Küy. 

9.  Zweige  grün,  mit  horizontal  abstehenden  zerstreuten  Haaren  besetzt, 
Blüthen  zu  ä--4  gebü^chelt  an  der  Spitze  der  krautiijen  Zweige. 

C.  supinus  Koch,  Gr.  et  Godr. 

Zweige  von  sehr  kurzen  anliegenden  dicht  gedrängten  Härchen  grau. 

Blüthen  zu  5—10  dicht  gebüschelt    an   der  Spitze  der  krautigen  Zweige. 

C   Toinmasinii  Vis. 
10.  Hülsen  behaart  oder  doch  an  den  Nähten  gewimpert.  11. 

Hülsen  vollständig  kahl,  an  den  Nähten  nicht  gewimpert.  15. 
H.  Kelche  abstehend  behaart.   12. 

Kelche  anliegend  seidig  behaHrt.  14. 
12.  Hülsen  an  den  Flächen  kahlnui   an  den  Nähten  langhaarig  gewimpert. 

C.  cüiatus  Wahlbg. 
Hülsen  an  den  Flächen  lantrhaaria;  zottig.  13. 


350 

Heiiffel  auch  auf  dem  Wege  gegen  Szöllos  im  Arader  Com.  be- 
obachtet. -  Fehlt  im  mitleiung.  Bergl.  und  im  Tiefiande.  —  Kalk, 
lert.  und  diluv.  Lehmboden.  95 — 250  Met. 

395.  Cytisus  nigricans  L.  —  Am  Saume  und  im  Grunde  lich- 
ter Gehölze,  an  WatiJblössen,  in  Hulzschlägen,  auf  grasigen  Ter- 
rassen felsiger  Abstürze  und  an  steinigen  mit  Buschwerk  bewach- 
senen Stellen  am  Rande  der  Weingärten.  Im  mittelung.  Bergl.  auf 
dem  Särerberg  in  der  Matra;  am  Nagyszäl  bei  Waitzen;  in  der 
Pilisgruppe  bei  Gran,  Visegräd,  Set.  Andrae,  P.  Csaba,  auf  dem 
Adlersberg  und  Schwabenberg,  im  Wolfsthal  und  im  Auwinkel  bei 
Ofen.  Auf  den  Auslaufern  des  mittelung.  ßerglandes  bei  GödöUö 
und  Bagh.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöiie  am  Rande  des  Waldes 
zwischen  Monor  und  Pills.  Auf  der  Debrecziner  Landlu  bei  Szakoly. 
Im  ßihariageb.  auf  dem  tert.  Verlande  bei  Grosswardein,  Lasuri, 
HoUodu  und  Belenyes  und  in  dem  anstossenden  Randgebiete  des 
Batrinaplateaus  von  Sedeselu,  Rezbänya  und  Petrosa  einwärts  gegen 
das  Hochgebirge  bis  auf  die  Pieira  lunga  und  bis  an  die  Vereinigung 
des  Galbina-  und  Pulsathales.  Auf  dem  Vasköher  Kalkplateau  bei 
Colesci  und  auf  dem  Vervul  Ceresilor  nächst  x\Ionesa;  in  der  Ple- 
siugruppe  am  Gipfel  des  Plesiu  und  in  der  Hegyesgruppe  auf  der 
Chiciora  südöstlich  von  Chisindia.  —  Sienit,  Porphyrit,  Trachyt, 
Schiefer,  Sandst.,  Kalk,  Dolom.  tert.  und  diluv,  Lehm-  und  Sand- 
boden. 95—1120  31et. 

396.  Ononis  spinosa  L.,  iO.  cmnpestris  Kochet  Ziz.) — Auf 
Grasfluren,  trockenen  Wiesen,  Viehweiden,  an  Ackerrainen,  in  den 
Gräben  und  an  den  begrasten  Stellen  längs  den  Eisenbahndänimen 
und  mit  besonderer  Vorliebe  auch  auf  halbsalzigem  trockenen  Bo- 
den. Am  Saume  des  mittelung.  Berglandes  bei  Waitzen,  Gran,  Ofen, 
Stuhlweissenburg  und  am  Velenczer  See;  im  Donauthale  beson- 
ders häufig  auf  den  Inseln,  namentlich  auf  der  Margarethen-  und 
Csepelinsel;  im  Tapiogebiele  zwischen  Tapio  Szelle  und  Nagy  Käta ; 
auf  der  Kecskemeter  Landh.  bei  R.  Palota,  Pest,  Monor,  Pills,  Al- 
berli,  Also  Dabas,  P.  Sällosär,  P.  Peszer;  in  der  Tiefebene  bei 
Tisza  Füred,  Atany,  Kömlö,  Szolnok,  Szegedin,  Török  Szt.  Miklos, 
Kisujszällas;  am   Saume  des  Bihariageb.  bei  Grosswardein   und  Be- 

13.  Blätter  rauhhaarig,  nicht  seidig;  Zweige  abstehend  rauhhaarig. 

C  hirsutus  Scop. 

ßiältcr    von    anliegenden  Haaren  gestrichelt,    etwas  seidig;  Zweige 

filzig.  C.  elongatus  W.  K. 

14.  Die  vorjährigen  Zweige  grauseid'g;  Blätter  verkelirtlanzettiicj,  unter^eits 
von  anliegenden  Haaren  grauseidig.  C  ratisbonensis  Schaff  er. 

Die  vorjährigen  Zweige  kahl  oder  fast  kahl,  braun;  Blatter  ver- 
kehrleiförmig,  im  Alter  unteiseits  kahl  oder  doch  nur  mit  zerstreuten 
anliegenden  Strichelhaaren  bekleidet,  grün.  C.  glaber  L.  fil. 

15.  Blätter  und  Zweige  in  der  Jugend  schwach  seidig  behaart,  Blüthen  gelb. 

C.  leiocarpus  Ivern. 
Blätter  und  Zweige  kahl    oder   in    der  Jugend    mit  sehr  zerstreuten 
sparsamen  später  abfallenden  Haaren  bewimpert;  Blütlien  roth. 

C.  purpureus  Scop. 


351 

lenyos.  Im  berp-igon  Theile  des  Gebietes  nur  an  einer  einzigen 
Stelle  bei  Sedeselu  nächst  Rezbänya  beobachtet.  Dieser  letztere 
Standort  ist  auch  der  höchstgelegene  im  ganzen  Gebiete.  —  Tert. 
dil.  und  alluv.  Schotter-,  Sand-  und  sandiger  Lehiuboden;  scheut 
auch  nicht  den  salzauswitternden  Boden.  75 — 380  Met. 

397.  Onofits  i'epens.  Nach  S  ad  1er  mit  0,  spinosa  L.  im  Ge- 
biete der  Fester  Flora  und  zwar  besonders  in  dem  gegen  die  Theiss 
zu  gelegenen  Theile  des  Pester  Comitates;  nach  Steffek  bei 
Grosswardein.  —  (Die  echte  0.  repens  L.  sp.  1006,  welche  im 
nördlichen  und  westlichen  Deutschland  so  w  ie  im  westlichen  Frank- 
reich und  zwar  vorzüglich  im  Sande  der  Küslengegenden  und 
Flussniederungen  zu  Hause  ist,  wurde  von  mir  im  minieren  und 
üsl liehen  Ungarn  nicht  beobachtet  und  ist  mir  auch  ihr  Vor- 
kommen in  dem  vom  Sadler  bezeichneten  Landstriche  nicht  sehr 
wahrscheinlich.  Da  Sadler  die  Diagnose  in  seiner  Fl.  Com.  Pest, 
nicht  selbst  verfasst,  sondern,  wie  in  so  vielen  andern  Fällen, 
wortgetreu  von  Koch  abgeschrieben  hat,  so  ist  es  um  so  schwie- 
riger sich  ein  Urlheil  darüber  zu  bilden,  was  Sadler  unter  seiner 
0.  repens  verstanden  habe;  doch  muthmasse  ich,  dass  er  die  auch 
von  vielen  anderen  Floristen  mit  0.  repens  L.  zusammengeworfene 
oder  verwechselte  durch  Frankreich,  Süddeulschland,  die  Schweiz, 
Italien  und  die  südlichen  Provinzen  Oesterreichs  Aveit  verbreitete, 
der  0.  hircina  Jacq.  sehr  ähnliche  0.  procurrens  Wallr.,  Gren. 
et  Godr.  (excl.  var.  ß,  et  y.)  =  0.  arvensis  Lam.  =  0.  arvensis 
var.  a.  Sm.  =  0.  foetens  All.  =  0.  mitis  Ginel.  =  0.  antiquo- 
rum  B  er  toi.  (nicht  L.)  gemeint  habe,  welche  sich  von  der  echten 
0.  repens  L. ,  die  mir  aus  den  verschiedensten  Gegenden  Nord- 
deutschlands und  Westfrankreichs  vorliegt,  und  welche  ich  selbst 
auf  dem  Flugsande  zwischen  Darmsfadt  und  Heidelberg,  so  wie 
auf  der  Rheinfläche  gesammelt  habe,  weit  verschieden  ist  und  über 
welche  ich  demnächst  ausführlic!  er  zu  berichten  Gelegenheit  lin- 
den werde. 

398.  Ononis  hircina  Jacq.  —  Auf  feuchten  Wiesen.  —  Auf 
der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  P.  Csörög  nächst  Waitzen,  bei  R. 
Palota  und  auf  den  Sumpfwiesen  längs  dem  Rakosbache  bei  Pest; 
auf  der  Debrecziner  Landh.  bei  Nagy  Källö,  Nyir  ßälor  und  Teglas. 
In  der  Tiefebene  in  der  Berettyö  -  Särret  bei  P.  Ecseg  und 
auf  der  Puszta  Hortobagy,  Sehr  verbreitet  im  Gebiete  des  Biharia- 
gebirges,  auf  dem  tert.  Vorlande  bei  Grosswardein  ,  Lasuri  und 
HoUodu,  insbesonders  häufig  im  Becken  von  Belenyes  auf  den 
Wiesen  bei  Scei,  Pelrileni,  Savoieni  und  an  zahlreichen  anderen 
Punkten;  dann  im  Thale  der  weissen  Koros  bei  Boros  Jenö,  Buleni, 
Plesculia,  Halmaza,  Körösbänya.  Auch  auf  den  Berg  wiesen  in  der 
Randzone  des  Batrinaplateaus  hinter  Rezbänya  ober  der  Höhle  bei 
Fenalia  und  bis  über  die  Pietra  lunga,  welchen  letztgenannten 
Standort  ich  als  den  höchstgelegenen  im  Gebiete  notirle.  —  Schie- 
fer, Kalk,  tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  75— 
820  Jlel. 


352 

399.  Ononis  N  trix  L.  —  In  Schottergruben  und  auf  Gras- 
plätzen im  Stadiwäldchen  bei  Pest.  —  Diluv.  Sandboden.  95  Met. 
—  Scheint  erst  im  Laufe  der  lelzten  Decennion  eingeschleppt,  da 
Sadler  und  Kitaibel  des  Vorkommens  dieser  sehr  auffallenden 
Pflanze  an  der  genannten  so  vielfach  besuchten  Lokahlät  noch 
nicht  erwähnen. 

400.  Ononis  Columnae  AU. —  Auf  felsigen  mit  Stipa  pennata 
und  Carex  humilis  begrasten  Gehängen.  Sehr  selten  und  nur  auf 
die  Kalk-  und  Dolomitkuppen,  welche  sich  am  Südostrande  der 
Pilisgruppe  erheben ,  beschränkt.  Hier  namentlich  am  Kopaszhegy 
zwischen  Koväcsi  und  Budakez,  am  Spissberge  zwischen  Blocksberg 
und  Adlersberg  bei  Ofen  und  auf  einer  der  Kuppen  bei  Biidaors. 
Auf  der  Spilze  des  Adlersberges,  wo  sie  Sadler  angibt,  scheint 
sie  ausgerottet  worden  zu  sein.  —  Kalk,  Dolomit  150—390  Met. 


Botanischer  Ausflug  in  das  mährische  Gesenke  im  Juli  1867. 

Von  Wilhelm  Hans. 

Im  Herbst  des  Jahres  1865  reifte  in  einigen  jungen  Leuten 
und  mir  der  Plan,  im  nächsten  Sommer  die  ungarischen  Karpathen 
mit  ihren  mächtigen  Bergspitzen  und  herrlichen  Thälern  auf  einige 
Wochen  zu  bereisen.  Der  Mund  war  uns  von  all  den  zu  schauen- 
den Herrlichkeiten  von  andern  Touristen  so  wässrig  gemacht  wor- 
den, dass  wir  uns  bereits  lebhaft  in  jene  Gegenden  versetzten 
und  gar  nicht  glaubten,  dass  uns  irgend  etwas  an  der  Ausführung 
unseres  Vorhabens  hindern  könnte.  Mich  zog  noch  ganz  besonders 
die  dortige  Flora  mit  ihrer  reiclien  Ausbeute. 

Es  sollte  aber  ganz  anders  kommen.  Das  Jahr  1866  kam  und 
mit  ihm  jene  schweren  Prüfungszeiten  für  mein  sächsisches  Vater- 
land, die  bei  mir  Alles,  ja  sogar  die  Botanik  in  den  Hintergrund 
drängten.  Aber  auch  diese  Zeiten  gingen  vorüber  und  es  erwachte 
denn  nach  und  nach  die  alte  Liebe  für  diese  schöne  Wissenschaft 
in  mir,  so  dass  ich  beschloss,  im  Sommer  J867,  wenn  es  mein 
Geschäft  zuliesse,  eine  mehrtägige  Reise  zu  machen,  wohin  wusste 
ich  selbst  noch  nicht. 

Da  bekam  ich  eines  Tages  einen  Brief  von  einem  meiner 
jungen  botanischen  Freunde  aus  Gnadenfeld  i/Ob.  Schlesien  mit  ihm 
von  dort  aus  eine  Reise  in's  Gesenke  zu  machen.  Ich  acceptirte 
diesen  Vorschlag  mit  tausend  Freuden  ,  und  nachdem  ich  meine 
Geschäftsangelegenheiten  geordnet  hatte,  begab  ich  mich  am  18.  Juli 
auf  den  Weg. 

Ich  fuhr  von  Herrnhut  aus  per  Bahn  nach  Görlitz  ,  wo  ich 
während  eines  zweistündigen  Aufenthaltes  Zeit  genug  fand,  die 
Abhäno-e  der  Neisse  etwas  zu   durchstöbern.    Ich    beobachtete    da- 


353 

selbst:  Cytisus  nigricans  und  capitatus ,  letztere  wahrscheinlich 
ursprünglich  angepflanzt,  Scteranthus  perennis,  Dianthus  deltoides^ 
Clematis  Vitalba  verwildert,  Centaurea  paniculata  Jacq. ,  Silene 
itißata,  Lychnis  diurna  und  vesperlina.  Von  Görlitz  ging  es  über 
Breslau  nach  Oppeln,  wo  ich  zu  meinem  grössten  Aeger  ein  höchst 
unfreiwilliges  Nachtquartier  nehmen  musste,  indem  der  Zug  den 
Abend  nur  bis  dahin  ging. 

Am  andern  Morgen  begab  ich  mich  bei  Zeiten  aus  den  Fe- 
dern, um  die  mir  bis  zur  Weiterreise  vergönnten  Stunden  zu  einer 
kleinen  Exkursion  in  die  nächste  Umgebung  der  Stadt  zu  benützen. 
Auf  Schutt  und  Bauplätzen  fand  ich:  Marrubium  vulgare^  Erige- 
ron  canadensis,  Datitra  Stramonium,  Hyoscyamus  niger ,  Che- 
nopodium  polyspermum  und  urbicum,  Galeopsis  pnbescens ,  Parie- 
taria  erecta,  Panicum  sanguinale,  Nigella  arvensis,  Stachys  annua, 
Sisymbrium  Sophia ,  Euphorbia  exigua  und  platyphyllos  auf  einer 
Brache,  Polycnemum  arvense,  Gypsophila  muralis  und  Hypericum 
humtfusum.  Am  Oderufer  und  an  Gräben:  Butomns  wnbellatus 
sehr  üppig,  Alisma  Plantag o  ^  leider  suchte  ich  vergeblich  nach 
der  um  Oppeln  vorkommenden  Form  A.  gr amini folium  Ehrh.. 
Nasturtium  auatriacum,  Cucuhalus  baccifer^  Sinapis  alba,  Rumex 
maritimns,  Saponaria  officinalis,  Limosella  nquatica,  Potamogeton 
lucens  und  Mentha  aqaatica.  Am  Eisenbahndainm:  Salma  verticil- 
lata,  Veronica  Buxbaumii,  Scabiosa  ochroleuca,  Plantago  arenaria 
3  Expl.,  Verbascuin  Thapsus  und  Lychnitis,  Gypsophila  muralis 
und  Coronilla  varia. 

Während  der  Fahrt  von  Oppeln  nach  Cosel  bemerkte  ich  aus 
dem  Waggon:  Salnia  verticillata  und  Scabiosa  ochroleuca  in 
Menge  und  in  den  Kieferwäldern,  die  sich  streckenweise  längs  der 
Bahn  hinziehen,  Massen  von  Pteris  aquilina.  Auf  dem  Bahnhof  von 
Cosel  angekommen,  fuhr  ich  per  Post  nach  Gnadenfeld,  einem  kleinen 
Flecken  zwischen  Cosel  und  Leobschütz,  wo  ich  von  meinem  Freunde 
und  dessen  liebenswürdiger  Familie  auf  das  freundschaftlichste  be- 
grüsst  und  aufgenommen  wurde.  Während  der  Postfahrt  hatte  ich 
in  den  Wallgräben  der  Festung  Cosel  Potamogeton  perfoliatus 
beobachtet  und  an  den  Abhängen  der  Landstrasse  Cytisus  capi- 
tatus  und  Scabiosa  ochroleuca.  Gegen  Abend  besuchte  ich  noch 
in  Begleitung  meines  Freundes  das  sogenannte  Mordbüschel,  ein 
kleines  Wäldchen  in  der  Nähe  Gnadenfelds,  in  welchem  vor  eini- 
gen Jahren  Prunella  alba  als  neu  für  die  schlesische  Flora  ent- 
deckt wurde  und  die  wir  auch  noch  in  schönster  Blüthe  fanden. 
Hier  fand  ich  auch  zu  meiner  grossen  Freude  zum  ersten  Male 
blühende  Orobanchen  und  zwar  war  es  Orobanche  stigmatodes 
Wimmer,  die  hier  auf  Centaurea  Scabiosa  üppig  wucherte.  Ausser- 
dem bemerkte  ich  noch  Dianthus  Carthusianorum ,  Campanula 
Cercicaria  und  Carlina  acaulis  sehr  häufig.  Am  nächsten  Morgen 
sollte  es  nun  in  aller  Früh  in's  „Gesenke''  gehen,  obgleich  die 
Wilterungsanzeichen  für  unser  Vorhaben  nicht  gerade  die  gün- 
stigsten waren;  zum  Glück  kam  jedoch  Abends   spät  noch  ein  er- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  11.  Heft.  1868.  ^" 


354 

frischendes  Gewitier,  welches  zur  Folge  halle,  dass  man  Morgens 
bei  ganz  klarem,  wolkenlosen  Himmel  getrost  die  Reise  antreten 
konnte. 

Um  4  Uhr  Früh  hielt  der  Wagen,  mit  einem  kleinen  aber 
zähen  polnischen  Pferd  bespannt,  vor  unserem  Hause  und  in  der 
übermüthigsten  und  heitersten  Laune  stiegen  wir  ein.  Das  Terrain 
zwischen  Gnadenfeld  und  Leobschütz  ist  sanft  wellenförmig  und 
bietet  namenilich  die  letzte  Anhöhe  vor  Leobschütz  einen  reizen- 
den Blick  auf  dieses  Städtchen  und  das  im  Hintergrunde  sich  auf- 
thürmende  Gebirge.  An  der  Strasse  winkten  uns  Geranium  pra- 
tense  in  Menge  und  Cytisus  capitatus.  Kurz  vor  der  Stadt  waren 
die  Felder  von  Papaver  Rhoeas  ganz  rotii  gefärbt  und  auf  ein- 
zelnen bemoosten  Dächern  armseliger  Häuser  der  Vorstadt  wun- 
derschön blühende  Rosetten  von  Sempermmim  tectorum.  Nachdem 
wir  uns  in  Leobschütz  mit  österreichischem  Gelde  versehen  hatten, 
fuhren  wir  über  Füllstein  ,  dessen  VVirlhshaus  einem  ]in\e\\  Tou- 
risten des  guten  Weines  wegen  aiizurathen  ist,  nach  Joliannislhal 
und  von  da  nach  Zuckmantel.  Auf  dieser  Strecke  ausser  Silene 
gallica,  Gnaphalium  norvegicum,  Prenanthes  purpurea,  Potentilla 
Tormentüla  und  Helianthemum  nutgare  wenig  Bemerkenswerthes. 
Von  hir  aus  schickten  wir  unsern  Wagen  nach  Hause,  da  wir  nun 
Alles  zu  Fusse  machen  wollten.  Der  Blick  von  Zuckmantel  auf 
den  Schlossberg  und  das  Gebirge  ist  recht  schön  und  hätten  wir 
noch  gern  länger  da  verweilt,  hätte  uns  nicht  der  schon  heran- 
gerückte Abend  daran  gemahnt,  schleunigst  aufzubrechen.  Leider 
mussten  wir  in  Folge  dessen  den  ergiebigen  Schlossberg,  der  in 
Milde's  Schriften  über  die  schlesisclien  Filices  so  oft  erwähnt 
wird,  unberücksichtigt  lassen.  Mir  wäre  es  von  grossem  Werthe 
gewesen,  daselbst  die  verschiedenen  Formen  von  Aspidiuin  loba- 
tum  einsammeln  zu  können. 

Sehnsüchtige  Blicke  warf  ich  auf  seinen  steilen  Kegel,  als 
wir  dicht  an  seinem  Fusse  den  Weg  nach  Reiwiesen  einschlugen, 
welches  Dörfchen  meine  Büchse  mit  Botrychium  matricarioides 
Willd.  bereichern  sollte.  Wie  ich  gefürchtet  hatte,  war  es  schon 
ziemlich  dunkel  geworden,  als  -wir  das  auf  einem  kleinen  Hoch- 
plateau gelegene  Reiwiesen  erreichten,  so  dass  von  einem  Suchen 
nach  dem  ohnehin  schon  schwer  zu  findenden  Botrychium  keine 
Rede  mehr  sein  konnte.  Wie  gerne  hätte  ich  den  interessanten 
Moosbruch,  der  sich  unterhalb  dem  Dorfe  hinzieht,  besucht  und 
der  manches  Seltene,  z.  B.  Scheuchzeria  palustris  liefert,  doch 
mussten  wir  ganz  absehen,  da  wir  noch  am  Abend  in  Freiwaldau 
eintreffen  wollten,  um  am  nächsten  Morgen  die  Wanderschaft  in's 
eigentliche  Gebirge  zu  unternehmen.  Fast  um  Mitternacht  und 
nachdem  wir  uns  ganz  gründlich  verlaufen  hatten,  langten  wir  in 
Freiwaldau  an,  wo  wir  übernachteten. 

Von  unserem  Fenster  sahen  wir  am  Morgen  den  Hockochar 
und  die  ßrünnelhaide  in  wundervoller  Beleuchtung.  Wir  begaben 
uns  gleich  nach  dem  Frühstück  nach  dem  interessanten  Kaltwasser- 


355 

bad  Gräfenberg,  das  auf  einer  ziemlich  steilen  Anhöhe  nordwest- 
lich von  Freiwaldaii  liegt.  Auf  dem  Wege  hinauf  fanden  wir  unter 
Lein  Camelina  dentata  und  Silene  gallica.  Hinter  dem  Badhause 
am  Wege  nach  der  Fichtenquelle  Botrychlum  matricarioides  und 
ein  kümmerliches  Exemplar  von  Aspidiiun  Braunii.  Equisetum  Tel- 
mateja  wurde  trotz  vielem  Suchen  nicht  gefunden.  Auf  dem  Frauen- 
berg sammelte  ich  noch  auf  einer  kleinen  Wiese  Galium  boreale. 
Nun  wurde  direkt  der  Weg  nach  der  ßrünnelhaide  (von  den 
dortigen  Landleuten  Haidebrünnel  genannt)  durch  das  wunder- 
schöne an  der  Biela  gelegene  Thomasdorf  eingeschlagen.  Folgende 
Pflanzen  standen  längs  der  Strasse  in  ziemlicher  Menge:  Circaea 
intei'inedia,  Inula  britannica,  Silene  gallica,  Potentilla  Tonnentilla 
und  reptans;  auch  waren  hie  und  da  schon  einige  jedenfalls  her- 
abgeschwemmte Exemplare  von  Aconitum  Napellus  zu  sehen.  Da 
der  Weg  auf  die  ßrünnelhaide  nicht  ganz  leicht  zu  finden  ist, 
so  suchten  wir  nach  einem  Führer,  der  auch  bald  in  der  Person 
eines  höchst  anspruchslosen  und  gemüthlichen  Dorfeinvvohners  auf- 
getrieben war.  Wir  wandten  uns  nun  von  der  Strasse  ab  ,  einen 
Fussweg  rechts  einschlagend.  Schon  wenige  hundert  Schritte  hin- 
ter dem  Dorfe  begrüssten  uns  die  ersten  Vorboten  der  alpinen 
Flora:  Campanula  barbata,  Thesium  alpinum,  Melampyrum  sylva- 
ticum ,  Rosa  alpina  und  Crepis  grandiflora.  Nach  und  nach  fing 
der  Weg  an  abscheulich  und  steil  zu  werden.  Die  Flora  nahm, 
nachdem  wir  die  untersten  Waldflächen  passirt  hatten,  schon  einen 
recht  interessanten  Charakter  an,  denn  Phleum  alpinum ,  Luzula 
sndetica  Presl.,  L.  tnaxima  und  L.  albida  var.  ruhella  Hoppe, 
Prenanthes  purpurea,  Melampyrum  syhaticum,  Blechnum  boreale, 
Lycopodium  Selago  und  L.  annotinum,  Polypodium  vulgare,  Ranun- 
culus  aconitif'oiins,  Sonchus  alpinus,  Doronicum  austriacum,  Älec- 
torolophus  alpinus  (A.  pulcher  Schummel),  Convallaria  verti- 
cillata  bildeten  unsere  steten  Begleiter.  Nach  einem  ermüdenden 
Steigen  erreichten  wir  endlich  den  Gipfel  der  ßrünnelhaide  ca. 
4100'  und  unser  erstes  Geschäft  war,  unsern  brennenden  Durst  in 
dem  kleinen  Wirthshaus  zu  löschen.  Die  alte  Wirthin,  ein  schon 
ziemlich  verknöchertes  Mütterchen,  bereitete  uns  einen  vortreffli- 
chen Kaffee,  der,  wie  ich  in  Erfahrung  gebracht  habe,  am  besten 
den  Durst  löscht.  Eine  höchst  unangenehme  Ueberraschung  sollte 
uns  hier  zu  Theil  werden,  nämlich,  kaum  hatten  wir  uns  auf  den 
Bänken  niedergelassen ,  als  wir  von  einer  solchen  entsetzlichen 
Menge  von  Flöhen  gepeinigt  wurden,  dass  wir  schnell  unsern 
Mokka  hinunterschlürflen  und  Gott  dankten,  die  frische  freie  Luft 
wieder  gewonnen  zu  haben.  Nun  ging  es  frisch  an's  Sammeln  und 
eine  reiche  Ausbeute  lohnte  unsere  Mühe.  Es  waren  hauptsächlich 
folgende  Pflanzen:  Gymnadenia  albida,  Carex  rupestris  nur 
an  einem  kleinen  Felsen  oberhalb  des  Wirthshauses ,  Empetrum 
nigrum,  Salix  silesiaca,  Blätter  von  Scorzonera  humilis,  Selagi- 
nella  spinulosa  A.  ßr. ,  üppige  monströse  Formen  von  B&irychium 
Lunaria,  Crepis  grandiflora,  Gentiana  punctata  suchten    wir  ver- 

26  * 


356 

geblich,  da  derselben  von  den  Landleuten  sehr  nachgestellt  wird. 
Carex  panicea,  Luznla  maxima,  Mespilus  Cotoneaster.  Hieracium 
alpimim,  Ranunculus  aconitifolius,  Geranium  si/lvaticum ,  üypo- 
choeris  helvetica  ,  Rumex  alpinus,  Asplenium  mride,  Saxifraga 
Aizoon ,  Ribes  alpinum  und  Gnaphaliwn  norvegicum.  Gentiana 
verna  soll  auch  schon  auf  der  Brtinnelhaide  gefunden  worden 
sein;  wir  sahen  sie  nicht,  obgleich  es  sehr  gut  möglich  ist,  dass 
sie  an  den  feuchten ,  grasigen  Abhängen  der  Südwesfseite  vor- 
kommt. Die  Brünnelhaide  bildet  einen  langen,  ziemlich  ebenen 
Rücken,  der  nach  Süden  zu  viel  moosige,  kahle  Stellen  hat,  auf 
denen  Vaccinium  uliginosum  und  Oxycoccos,  Eriophorum  vagina- 
tum  und  Salices  gedeihen. 

Auf  dem  Heruntervvege  nach  dem  „rothen  Berghaus"  trafen  wir 
noch  sehr  schöne  Exemplare  von  Ranunculus  aconitifolius ,  Con- 
vallaria  verticillata,  Majanthemum  bifolium,  Gymnadeiiia  albida, 
Hieracium  aurantiacum  einzeln,  Luiula  maxima  und  sudelica,  Ribes 
alpinum  und  Festuca  gigantea  an. 

Nach  einer  eingenommenen  Erfrischung  in  dem  reinlichen 
und  netten  „rothen  Berghaus,"  begaben  wir  uns  auf  den  Weg  zum 
Altvater,  für's  Erste  zwar  nur  zur  Schweizerei,  die  am  nördlichen 
Abhang  des  Berges  liegt.  Der  Weg  dahin  ist  sehr  schön,  stellen- 
weise mit  herrlichen  Fernsichten  auf  die  schlesische  Ebene,  den 
Glatzer  Schneeberg  und  das  Riesengebirge.  Auf  moorigen  Stellen 
am  Wege  stand:  Carex  pauciflora ,  Andromeda  polifolia  sparsam, 
Vaccinium  Oxycoccos  und  Eriophorum  angustifotium  an  einer  Stelle 
auch  Allium   Victoriaiis  und  Lilium  Martagon. 

An  grossen  Abhängen  und  aufwiesen:  Hieracium  aurantia- 
cum sehr  häufig,  Hypochoeris  helvetica,  Hieracium  pratense  Tausch, 
und  H.  nigrescens  ,  in  Gebüschen  Doronicum  ausiriacum,  Asple- 
nium alpestre,  Sonchus  alpinus.  Potentilla  aurea  schmückte  stel- 
lenweise die  steinigen  Wegränder  mit  ihren  lieblichen  goldgelben 
Blumen. 

Da  auf  einmal,  nachdem  wir  eine  sehr  steinige  Kuppe  er- 
stiegen hatten,  lag  die  Schweizerei  vor  uns,  mit  den  weidenden 
Kühen  und  den  mächtigem  Rücken  des  Altvaters  im  Hintergrunde, 
ein  ganz  reizendes  Bild.  Vor  derselben  breitet  sich  eine  prächtige, 
von  zahlreichen  (Quellen  überrieselte  Malte  aus,  die  „Knoblauch- 
wiese"  genannt.  Auf  ihr  fanden  wir  Riesenexemplare  von  Allium 
sibiricum  und  Victoralis,  Cineraria  crocea  herrlich  blühend,  Cal- 
tha  palustris,  Adenostyles  albifrons.  Chaerophyllum  hirsutum,  Va- 
leriana dioica,  Eriophorum  angustifolium,  Lychnis  flos  cuculi  und 
diurna,  Hieracium  aurantiacum  und  einzelne  Exemplare  von  Pin- 
yuicula  vulgaris. 

Das  für  uns  zu  frühe  Anbrechen  der  Dunkelheit  machte  uns 
an  die  Sorge  für's  Nachtquartier.  Wir  traten  in  die  Schweizerei 
ein  und  wurden  von  den  biedern  treuherzigen  Wirthsleuten  sehr 
freundlich  aufgenommen,  erhielten  auch  zu  unserer  Freude  sehr 
saubere  und  reinliche  Betten  angewiesen.    Zum  Glück  wurden  wir 


357 

hier  nicht  so  von  den  abscheulichen  Flöhen  bearbeitet  wie  auf  der 
Brünnelhaide,  sonst  wären  wir  in  Verzweiflung  gerathen.  Mit  Son- 
nenaufgang wollten  wir  eigentlich  schon  auf  dem  Gipfel  des  Alt- 
vaters sein,  doch  Morpheus  hatte  uns  so  fest  eingewiegt,  dass  die 
Sonne  bereits  aufgegangen  war,  als  wir  erwachten. 

Schnell  wurden  unsere  wenigen  Habseligkeiten  zusammen- 
geschnürt, ein  kräftiges  Frühstück  eingenommen  und  nach  einem 
kurzen  Abschied  von  unseren  Wirth  stiegen  wir  wohlgemuth  und 
heiter  der  Spitze  des  Altvaters  zu.  Das  Aufsteigen  hat  manche 
Mühseligkeiten,  da  das  Heidekraut  eine  solche  Höhe  erreicht,  da«s 
man  bis  über  die  Knie  hineinsinkt,  was  schliesslich  ungemein  er- 
müdet. Zwischen  dem  Heidekraut  wächst  im  Moose  sehr  schön  und 
üppig  Metim  Mutellina,  Einpetrum  nigrum,  einzelne  Stöcke  von 
Juniperus  nana,  Uieracium  alpinum  und  vereinzelt  steckt  ganz 
neugierig  eine  Campanula  harbnta  ihre  zierliche  blaue  Traube  aus 
der  monotonen  Erica  heraus.  Nach  yjStündigem  Steigen  waren  wir 
bis  zu  den  Allvatersteinen  gelangt.  Dies  sind  mächtige  Felsblöcke 
von  ansehnlichen  Dimensionen,  die  auf  der  Nordseite  in  mehreren 
Gruppen  zerstreut  liegen.  Auf  und  an  ihnen  fanden  wir  Juncus 
trifidus,  Saxifraga  Aizoon,  Viola  bißora,  Cardamine  resedifolia 
und  Salix  Lapponum  1  Strauch.  Von  diesen  Felsen  hat  man  bis 
auf  den  höchsten  Punkt  des  Berges  nur  noch  ganz  wenig  zu  stei- 
gen. Juncus  trißdus  bedeckt  ganze  Strecken ,  ausserdem  waren 
Juniperus  nana ,  Carex  pilulifera ,  rigida  und  atrata  vertreten. 
Man  geniesst  von  oben  eine  entzückende  Aussicht,  an  der  wir  uns 
lange  weideten.  Der  Herunterweg  auf  der  Südseite  nach  den  Peters- 
steinen geht  Anfangs  über  herrliche  Matten,  die  mit  einem  üppigen 
Blütlienflor  bedeckt  waren,  z.  B.  Euphrasia  picta  Wi  mm  er,  Cam- 
panula  barbata,  Viola  lutea,  Gymnadenia  albida ,  conopsea,  von 
letzteren  auch  einige  weissblühende  Exemplare,  Ranunculus  aco- 
nitifolius,  Hieracium  aurantiacum,  Hieracium  alpinum,  Hypochueris 
heloetica,  Geranium  sylvaticum  und  Pinguicula  vulgaris  in  einzel- 
nen Exemplaren  bildeten  hier  den  Hauptbestandtheil.  Nun  ging  es 
immer  bergab  auf  die  Peterssteine  zu,  die  sich,  durch  eine  enge 
Schlucht  getrennt,  auf  der  einen  Seite  erheben.  In  der  Tiefe 
rauschte  ein  wilder  Bach,  die  Oppa ,  die  an  einer  schmalen  und 
seichten  Stelle  übersprungen  werden  musste. 

An  ihren  Abhängen  zur  Seite  stand  Asplenium  alpestre  in 
wahrhaft  erstaunlicher  Ueppigkeit  und  Menge ,  auf  das  Zierlichste 
von  alten  bemoosten  Baumstämmen  und  Adenostyles  albifrons  un- 
terbrochen, Streptopus  hatte  ich  hier  sicher  erwartet,  fand  ihn 
aber  nicht,  desto  vergnügter  war  ich  aber,  als  ich  an  eineni  sonnigen 
feuchten  Abhang  Massen  von  Delphinium  elatum  sah,  was  einen  über- 
aus prachtvollen  Anblick  darbot.  Nach  kurzen  Klettern  über  alte 
morsche  Wurzeln,  SteingeröUe  und  durch  Farnkrautdickicbte, 
hatten  wir  die  Schäferei  erreicht  und  unterwegs  noch  Trollias 
Pinguicula  und  Polypodium  vulgare  in  den  verschiedensten  Formen 
mitgenommen.  Ein  guter  Imbiss  und  ein  vortreffliches GlasWein stärkte 


35s; 

hier  unsere  müden  Glieder.  Die  unterwegs  gesammeilen  Pflanzen 
wurden  dem  äusserst  gefälligen  Wirth  übergeben,  der  Alles  auf- 
bot, um  uns  behilflich  sein  zu  können;  sogar  Papier  wollte  er  uns 
verschafTen ,  und  brachte  auch  wirklich  ein  ganzes  Packet  alter 
Zeitungen  angeschleppt,  die  uns  in  der  Folge  vorlrefTliche  Dienste 
leisteten,  zum  Einlegen  unserer  Schätze. 

Mit  entleerten  Büchsen  und  in  Erwartung  der  Beute,  die  uns 
noch  bevorstand,  stiegen  wir  nun  zur  Janowitzer  Halde  hinan,  um 
von  da  in  den  Kessel  zu  gelangen.  Im  Vorübergehen  nahmen  wir 
Trollius  europaeus,  Cineraria  crocea,  Gentiana  terna  und  Ane- 
mone narcissiflora  mit.  Oben ,  unweit  des  Triangulirungszeichens, 
stand  in  schönen  Büschen  Juniperus  nana.  Von  hier  aus  fällt  die 
Janowitzer  Heide  allmälig  ab,  bis  zu  den  Kesselabhängen,  Der  Kessel 
selbst,  dieses  Eldorado  der  Botaniker,  ist  eine  halbkreisförmige  ,  nach 
Süden  geöffnete  grosse  Mulde  mit  ziemlich  steilen  Lehnen,  die  von 
unzähligen  grösseren  und  kleineren  Quellen  durchrieselt  sind,  an 
denen  man  eine  ausserordentlich  üppige  Vegetation  findet.  An  der 
westlichen  Seite  befinden  sich  einige  schroffe  Felsmassen,  die  eine 
nicht  unbedeutende  Höhe  haben. 

Unsere  Ausbeute  war  sehr  reich  und  bestand  aus  folgenden 
Pflanzen:  Carex  vaginata,  C.  atrata,  C.  capillaris,  C.  Bnxbaumii und 
C.  montana  wenig  Exemplare,  Eriophorum  alpinum,  Galium  boreate, 
Epilobium  alpinum,  Corallorrhiza  innata,  Gentiana  vierna,  von  ihr 
wurden  einige  Quellenränder  ganz  blau  gefärbt,  G,  punctata  spar- 
sam, Anemone  narcissiflora  ungemein  häufig,  A.  vernalis  ,  Bartsia 
alpina,  Chaerophyllum  hirsutum,  Selaginella  spinulosa  A.  Braun, 
Crepis  grandiflora,  Scabiosa  lucida.  Hypochoeris  helnetica,  Aco- 
nitum Napellus ,  Delphinium  elatum ,  Cardamine  amara  var.  sub- 
alpina  Koch,  Veratrum  album ,  Phyteuma  orbiculare,  Geranium 
sylvatioum,  Plantago  montana,  Hedysarum  obscurum,  Adenostytes 
albifrons,  Scorzonera  humilis  noch  sehr  schön  blühend  und  Swer- 
tia  perennis. 

An  den  oben  bereits  erwähnten  Felsen  fanden  wir:  Viola 
biflora,  Arabis  hirsuta  var.  sudelica  Tausch,  Rosa  alpina,  Salix 
silesiaca  und  S.  hastata,  Crepis  sibirica  beide  noch  nicht  blühend, 
Lunaria  rediviva,  Scrophularia  Scopolü  Hoppe,  Campanula  ro- 
tundifolia  var.  Scheuchzeri  Vill.,  Sedum  rubens  Hänke,  Rhodiota 
rosea,  Aster  alpinus,  Cardamine  amara  var.  subalpina  Rchb., 
Streptopus  amplexifolius,  Poa  alpina,  Lonicera  nigra,  Asplenium 
viride ,  Polypoditim  Phegopteris ,  Woodsia  hyperborea  sparsam, 
Aspidium  Lonchitis ,  A.  lobatum  var.  platylobum,  Milde  höhere 
Sporenpflanzen  p.  64,  Saxifraga  Aizoon,  Bupleurum  longifolium, 
Laserpitium  Archangelica,  Ribes  petraeum,  Anthriscus  alpeslris 
Wimmer,  Pleurospermuin  austriacum  und  Hieracium  villosnm. 

Die  Mappen  und  Büchsen  überfüllt,  traten  wir  den  Rückweg 
an,  um  den  Peterssteinen  noch  einen  flüchtigen  Besuch  zu  wid- 
men. Der  Weg  zu  denselben  wurde  uns  durch  die  fast  ellenhohe 
Heide  sehr  erschwert.    Man   sah    zwischen    ihr    auf  kahlen  Stellen 


35  i) 

Hieracium  aipinum,  Carex  atrata  iiiul  C  rigida  stehen,  was  di«j 
einzige  Abwechslung  dieser  sonst  höchst  öden  Janowitzer  Heide 
ist.  Endlich  waren  wir  an  dem  interessant  geformten,  mächtigen 
Petersstein  angekommen,  der  aber  unseren  Erwartungen  nicht  ent- 
sprach, da  wir  nur  Salix  herbacea ,  Cardamine  resedifolia  und 
Poa  Äwrfe^ca  Hänke  fanden.  Der  Weg  von  den  Peterssteinen  hin- 
ab ist  herrlich  und  bietet  der  Naturschönheilen  unendlich  viele. 
Namentlich  ist  der  Oppa-Fall,  zu  dem  man  bald  gelangt,  wenn  man 
an  einer  Stelle  halbwegs  Karlsbrunn  den  bisher  verfolgten  Weg 
verlasst  und  rechts  einbiegt.  Von  hier  aus  jagt  die  Oppa  ihr  wil- 
des Wasser  in  einer  äusserst  romantischen  Schlucht  weiter  in's 
Land  hinein  und  wir  fanden  hier  auf  den  hohen  schwellenden 
Moüspolstern  Listera  cordata,  Valeriana  tripteiis  und  Aspidium 
Oreopteris.  Je  weiter  man  bergab  geht,  desto  seltener  und  ein- 
zelner werden  die  alpinen  Pflanzen  und  nur  hie  und  da  begleitet 
uns  noch  eine  vereinsamte  Campanula  barbat a  oder  ein  Veratrum. 
Delphinium  elatum  und  Aconitum  geht  tiefer  hinab  und  fanden  wir 
kurz  vor  Karlsbrunn  ,  welclies  wir  Abends  erreichten,  noch  sehr 
schöne  üppige,  ellenhohe  Exemplare. 

Die  nicht  gerade  aus  Künstlern  combinirte  Badekapelle  weckte 
uns  schon  am  frühen  Morgen  aus  unseren  süssen  Träumen.  Wir  legten 
nun  sorgsam  unsere  am  gestrigen  Tage  eingesammelle  Beute  ein  und 
um  und  machten  dann  noch  ,  ehe  wir  uns  wieder  auf  den  Weg 
begaben,  einen  Spaziergang  durch  die  geschmackvoll  angelegten 
und  ausgestatteten  Anlagen  des  Bades.  An  den  Wegen  beobach- 
teten wir  im  verblüthen  Zustande  Corallorrhiza  innata,  ferner  bei 
der  Sciineidemühle  Epipactis  latifoUa,  Lonicera  nigra,  Lysiinachia 
neinorum,  Polamogeton  pu.uUus  und  Melampyruni  sglvaticum. 

Es  lag  in  unserm  Plan  am  heutigen  Tag  noch  bis  Pr.  Olbers- 
dorf  zu  marschieren,  wo  uns  unser  Wagen,  den  wir  dorthin  bestellt 
hatten,  wieder  abholen  sollte ,  um  den  dürren  und  langweiligen 
Weg  nicht  zu  Fuss  machen  zu  müssen.  Mit  schweren  Herzen  nah- 
men wir  von  dem  sich  mit  jedem  Schritte  weiter  entfernenden 
Gebirge  Abschied,  welches  uns  mehrere  Tage  für  Auge  und  Ge- 
müth  einen  so  reichen  Genuss  bereitet  hatte.  Als  wir  nach  Wür- 
ben Ihal  kamen,  sammelten  wir  noch  am  Ufer  der  Oppa  Epilobium 
Dodonaei,  welches  in  Menge  vertreten  war,  sonst  ausser  Aconi- 
tum Lycoctonuni  keine  Pflanze  von  Werth.  Der  Weg  von  Würben- 
thal  nach  Olbersdorf  ist  für  den  Botaniker  höchst  uninteressant, 
nur  hie  und  da  in  Sträuchen  Galium  vermirn.  Spät  am  Nachmit- 
tag erreichten  wir  Olbersdorf,  wo  uns  unser  Wagen  erwartete. 
Zwischen  hier  und  Leobschütz  stiegen  wir  bei  einer  Wiese  aus, 
von  der  uns  Gladiolus  imbricatus  zum  3Iitnehmen  winkte.  Ich  fand, 
dass  die  Exemplare  aus  dem  Gesenke  durchwegs  einen  viel  schmäch- 
tigeren Habitus  ,  als  die  bei  uns  in  der  sächsischen  Ober-Lausilz 
wachsenden  haben;  jedenfalls  thut  da  der  Standort  das  Seinige, 
indem    der    Gladiolus    bei   uns    in  fruchtbaren   sehr  üppigen  Wie- 


360 

Sengebüschen    und    dort    auf    einer    ziemlich    mager  aussehenden 
Wiese  steht. 

In  Leobschütz  wurde  angehalten ,  um  unseren  ermüdeten 
Pferden  eine  kurze  Ruhe  zu  gönnen,  und  nachdem  wir  uns  in  dem 
ganz  netten  Städtchen  passabel  amtisirt  hatten,  traten  wir  unsere 
Heimfahrt  nach  Gnadenfeld  an ,  welches  wir  nach  Mitternacht  er- 
reichten. 

Am  folgenden  Tag  gab  es  nun  für  uns  sehr  viel  zu  thun, 
ein-  und  umzulegen,  Papier  zu  trocknen,  und  was  dergleichen  pro- 
saische Geschäfte  mehr  sind. 

Ehe  ich  meinen  Bericht  schliesse,  erlaube  ich  mir  noch,  den 
verehrten  Lesern  dieser  Zeitschrift  eine  kurze  Skizze  über  einen 
Besuch,  der  in  den  Floren  öfters  erwähnten  Ratscher  Gypsgruben 
beizufügen.  Mein  lieber  Freund  war  so  gütig,  mir  trotz  seiner 
stark  besetzten  Zeit,  seine  Gesellschaft  zu  dieser  für  mich  höchst 
interessanten  Exkursion  zuzusagen ,  wofür  ich  ihm  heute  noch 
dankbar  bin. 

Wir  fuhren  sehr  früh  von  Gnadenfeld  per  Wagen  ab.  Die 
Strasse  ist  bis  Ratscher  höchst  dürre  und  langweilig.  Stellenweise 
schleppt  sich  das  Fuhrwerk  mühsam  auf  dem  häufig  mit  tiefem  Sande 
bedeckten  Weg  dahin  und  die  Vegetation  längs  demselben  bietet 
ausser  dürftigen  Exemplaren  von  Cytisus  capitatvs  und  Scnbiosa 
ochroleuca  nichts  von  Bedeutung.  Nach  dreistündiger  Fahrt  lang- 
ten wir  in  dem  kleinen  Städtchen  Ratscher  an ,  das  schon  einen 
recht  polnischen  Eindruck  macht  und  nichts  weniger  als  schön  zu 
nennen  ist. 

Der  Weg  nach  den  eine  halbe  Stunde  weit  entfernten  Gyps- 
gruben machten  wir  auf  der  an  ihnen  vorbei  führenden  Land- 
strasse zu  Fuss,  da  wir  den  Wagen  in  der  Stadt  lassen  wollten. 
An  den  Böschungen  zu  beiden  Seiten  derselben  wuchs  Cichorium 
Intyhus,  Asperula  cynanchica,  Detphinium  Consolida,  Centaurea 
Scabiosa,  Scabiosa  ochroleuca,  Salvia  verticiltata  einzeln  und  Fal~ 
caria  Rivini. 

Die  Gypsgruben  selbst,  zu  denen  wir  bald  gelangten,  be- 
stehen aus  kleinen  wellenförmigen  Erhebungen,  zum  Theil  mit 
ziemlich  abschüssigen  Lehnen,  an  denen  sich  kesseiförmige  Ver- 
tiefungen befinden.  Hier  herrscht  nun  eine  für  den  geringen  Raum 
ungemein  reiche  und  üppige  Vegetation.  Hie  und  da,  namentlich 
nach  Dirschel  zu,  sind  die  Abhäntie  mit  jungen  Birken  und  Eichen- 
strauchwerk bedeckt.  Einen  für  den  Botaniker  höchst  betrübenden 
Eindruck  macht  es,  wenn  man  sieht ,  wie  von  Jahr  zu  Jahr  die 
Pflanzenschätze,  weniger  vom  Graben  des  Gypses,  als  durch  den 
der  ungemeinen  Fruchtbarkeit  wegen  eifrig  betriebenen  Ackerbau 
in  den  Gruben  selbst,  dünner  werden,  und  zu  fürchten  ist,  dass 
sogar  Manches  nach  und  nach  ganz  der  Ausrottung  preisgegeben 
ist.  Gleich  beim  Eintritte  in  dieselben  überraschte  mich  Prunella 
grandiflora  mit  ihren  herrlichen  violetten  Blumen,  ferner  Falcnria 
Rivini^    Thalictrum    minus  L.,    Cirsium   pannonicum   in    schönster 


361 

Blülhe,  Campanula  bononiensis,  Anthericum  ramosum  häufig,  Le- 
pidium  campestre,  Cytisus  ratisbonensis,  Cerinlhe  minor.,  Gentiana 
Pneumonanthe,  Stachys  recta.,  Salvia  rerticillata,  Echinm  vulgare 
und  Ononis  spinosa.  In  einem  Karloffelfelde,  das  chaotisch  von 
Adonis  aestivalis,  Cerinthe  minor,  Lathyrus  tuborosus,  AnchyUis 
Vulneraria  und  Lepidium  campestre  durchwuchert  war,  so  dass 
man  kaum  erkennen  konnte,  wo  sich  eigentlich  eine  Kartoffel- 
staude befand,  streckten  riesige  Exemplare  der  Orobanche  stig- 
matodes  W immer  ihre  herrlichen  rostrothen  BlUthenähren  in  die 
Höhe,  worüber  ich  ganz  entzückt  war. 

Ranunculns  illyricus  fanden  wir  nicht  mehr,  da  die  Jahres- 
zeit schon  zu  weit  vorgerückt  war.  Ausserdem  wurde  die  Büchse 
noch  mit  schönen  Exemplaren  der  Scabiosa  suateolens,  Thesium 
tnontanum  Ehrh.,  Verbascum  phoeniceum,  das  sehr  häufig  war, 
Bitpleurum  falcatum,  Potentilla  incana  Mönch,  Astrantia  major 
und  Geranium  pratense  gefüllt,  Euphorbia  procera^  die  auf  einer 
Wiese  neben  den  Brüchen  steht,  war  leider  abgemäht,  so  dass 
man  nur  die  neu  sich  entwickelnden  Triebe  sah. 

Wir  wandten  uns  nun  zu  den  mit  Strauchwerk  bekleideten  Abhän- 
gen, die  sich  südwestlich  von  den  Gruben  hinziehen  und  fanden  auch 
gleich  in  den  ersten  Gebüschen  Astrantia  major  und  Crepis  prae- 
morsa  Tausch,  weiterhin  sehr  schöne  Campanula  bononiensis  und 
C.  Cervicaria,  ferner  Atena  pratensis,  Bromus  inermis,  Allium 
carinatum  und  A.  Scorodoprasum,  letztere  sehr  häufig,  Betonica 
officinalis,  Melampyrmn  netnorosvm  und  Vicia  Cracca.  In  einer 
allen  verlassenen  Grube  daneben  Astragalus  Cictr,  Silene  gallica 
und  Erythraea  pulchella  stellenweise  den  ganzen  Rasen  rosenroth 
färbend.  Nachdem  wir  noch  einmal,  fortwährend  sammelnd,  die 
Gruben  durchgingen,  bis  zu  der  Stelle,  wo  man  von  der  Strasse 
aus  hineinkommt,  entdeckten  wir  zu  unserer  unbeschreiblichen 
Freude  zwei  Exemplare  der  sehr  seltenen  Orobanche  pallidiflora 
Wimmer. 

Sehr  gewissenhaft  nahm  ich  mir  nur  eines  davoji  ,  da  mein 
Freund  bereits  ein  Sammlungsexemplar  besass.  Ich  hatte  zum  Be- 
such dieser  interessanten  Stellen  nicht  die  günstigste  Jahreszeit 
gewählt,  da  bereits  viele  Pflanzen  in  einem  sehr  verblühten  Zustande 
von  uns  angetroffen  wurden.  Wenn  man  Gelegenheit  hätte,  diesen 
ergiebigen  Pnnkt  regelmässig  von  Woche  zu  Woche  zu  besuchen, 
so  glaube  ich  bestimmt,  dass  noch  Manches  zu  entdecken  sein 
würde. 

In  das  Städtchen  Ratscher  zurückgekehrt,  theilten  wir  unserm 
Kutscher  mit,  dass  wir  unsere  Rückfahrt  über  Ratibor  anzutreten 
wünschten,  worüber  derselbe  nicht  gerade  das  freundlichste  Ge- 
sicht schnitt. 

Das  war  uns  aber  ziemlich  gleich,  denn  wir  wollten  ja,  wenn 
irgend  möglich  die  Aldrovanda  einsammeln.  Die  Chaussee  nach 
Ratibor  ist  eine  der  langweiligsten,  die  ich  kenne,  fast  ohne  jede 
Fernsicht  zieht  sie  sich  immer  zwischen  Kornfeldern  hin.  Kurz  vor 


362 

dem  Städtchen  selbst,  auf  einer  sanften  Anhöhe  angelangt,  hat  man 
denn  endlich  einen  wirklich  netten  Blick  auf  Ratibor  mit  der  Oborra 
im  Hintergrunde,  rechts  die  schön  geformten  Berge  Lissa  Hora, 
Smrk  u.  s.  w.  in  Mähren.  Wir  fuhren  durch  die  Stadt  über  die 
Oderbrücke  zur  Vorstadt  hinaus  zum  Aldrovanda-T eich.  Derselbe 
liegt  noch  ein  gutes  Stück  hinter  derselben  und  das  Gesicht  des 
Kutschers  schillerte  in  allen  möglichen  Farben  vor  Aerger,  als  wir 
ihm  erklärten,  er  müsse  uns  noch  ganz  bis  hin  zum  Teiche  fahren. 
Anfangs  widersetzte  er  sich  ernstlich,  bis  denn  endlich  eine  Extra- 
vergütung in  klingender  Münze,  die  ich  ihm  verabreichte,  da  mir  am 
Besitze  dieser  seltenen  Pflanze  sehr  viel  gelegen  war,  das  ihrige 
that,  dem  Manne  mehr  Bereitwilligkeit  einzuimpfen.  Wir  fuhren 
nun  bis  ganz  dicht  an  den  von  herrlichen  Eichen  und  Linden  um- 
gebenen Teich  und  es  begann  von  unserer  Seite  ein  eifriges  Su- 
chen ,  hatten  auch  das  Glück  in  kurzer  Zeit  eine  beträchtliche 
Anzahl  Aldrovanda  herauszufischen.  Sie  ist  ziemlich  schwer  zu 
finden,  indem  sie  nur  ein  ganz  kleines,  kaum  zwei  Zoll  langes 
Pflänzchen  ist,  das  zwischen  dem  im  genannten  Teiche  sich  mas- 
senhaft befindenden  Schilf,  fast  untergetaucht  herumschwimmt. 
Blühende  Exemplare  konnten  wir  leider  kein  einziges  Iroz  eifrigem 
Suchen  finden. 

Dieser  Teich  scheint  übrigens  der  Beachtung  werth  zu  sein 
und  hätten  gern  noch  mehr  Zeit  auf  seine  Durchsuchung  verwandt, 
hätte  nicht  ein  sehr  starkes  Gewitter,  das  mit  Donner  und  Blitz 
herangezogen  kam,  uns  zur  schleunigen  Umkehr  gemahnt.  Wir  wann 
sehr  froh,  dass  es  nicht  eher  gekommen  war,  da  wir  sonst  nicht  daran 
hätten  denken  können,  den  Abstecher  zu  machen.  Wir  halten 
ausser  Aldrovnnda  noch  folgende  Pflanzen  beobachtet:  Salmnia 
natans  in  Menge,  Nymphaea  alba,  Nuphar  luteum,  Lemna  trisulcu, 
Lycopus  europaeus ,  Juncus  arüculatus ,  J.  compressus ,  Carex 
acuta,  C,  ampullacea,  C.  hirta,  Heleocharis  ovata,  H.  acicularis 
und  grosse  Flächen  von  Myriophyllum  spicatum  und  einige  Pota  - 
mogetonen,  die  ich  aber  der  weilen  Entfernung  wegen  nicht  er- 
kennen konnte.  Es  war  auch  die  höchste  Zeit  gewesen,  dass  wir 
uns  auf  den  Rückweg  nach  der  Stadt  begaben,  denn  kaum  hatten 
wir  die  ersten  Häuser  derselben  erreicht,  als  sich  alle  Schleusen 
des  Himmels  öfl"netcn  und  in  wenigen  Minuten  die  Strassen  voH 
Wasser  standen.  Glücklich  kamen  wir  in  unsern  Gasthof  auf  dem 
Marktplatz  an,  der  uns  ein  schützenderes  Obdach  bot,  als  es  unser 
leicht  bedeckter  Wagen  im  Stande  gewesen  wäre. 

Sehr  spät  fuhren  wir  von  Ratibor  ab ,  da  wir  in  Folge  des 
immer  noch  heftigen  Regens  nicht  eher  konnten,  und  so  erreichten 
wir  denn  endlich  auf  den  grundlos  gewordenen  Wegen  Gnaden- 
feld in  sehr  früher  Morgenstunde,  auf  das  freudigste  von  den  El- 
tern meines  Freundes  aufgenommen,  die  sich  viel  Sorge  unseres 
langen  Ausbleibens  wegen  gemacht  hatten. 

Ich  hielt  mich  nun  noch  einige  Tage  dort  auf,  die  ich  auf 
das   angenehmste  verbrachte,    bis    ich    einen  Brief   von  Hause  er- 


363 

hielt,  der  meine  schnelle  Abreise  erforderte.  Es  wurde  mir  sehr 
schwer  von  einer  Familie  zu  scheiden,  in  deren  Kreis  ich  so  viele 
glückliche  und  vergnügte  Stunden  verlebt  hatte.  Mein  Freund  be- 
gleitete mich  noch  per  Wagen  bis  auf  den  Bahnhof  in  Randrczin 
und  von  da  rollte  ich,  nach  einem  herzlichen  Abschied  von  ihm, 
mit  dem  Dampfross  durch  die  schlesische  Ebene  meinen  heimalh- 
liehen  Bergen  in  der  sächsischen  Ober-Lausitz  zu,  wo  ich  dann 
meinen  Wohnort  Herrnhut  am  31.  Juli  wieder  erreichte. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 

LIV. 

Camelina  dentata  Pers.  syn.  1.  p.  191. 

Kommt  in  der  Flora  von  Wien  in  zwei  gut  zu  unterschei- 
denden Formen  vor: 

a.  integrifolia.  Foliis  integerrimis  plus  minus  basi  sagitlatis. 
Siliculis  maximis  turgidis  subpyreformibus,  4 — 5  lin.  longis,  disse- 
pimento  panduriformi  =  C.  macrocarpa  Wierzb.  =  C.  sativa 
Bau  mg.  En.  slirp. 

ß.  pinnatifido-runcinata.  Foliis  inferioribus  runcinalis  vel  pin- 
natifidis  hirsutis,  superioribus  basi  sagittatis  denlatis  vel  integer- 
rimis, acuminatis.  Siliculis  maximis  turgidis  subpyriformibus ,  basi 
cuneatis,  dissipimento  panduriformi.  =  C.  pinnatifida  Hornem.  = 
C.  dentata  Pers.  legifimum  =  Myagrum  pinnatifidum  Ehrh.  = 
M.  dentattim  Willd.  =  M.  Bauhini  Gmel.  =  M.  sativum  y.  L.  — 
Auf  Aeckern,  bebauten  und  unbebauten  Orten:  auf  der  Wiese  an 
der  Haupfallee  im  Prater,  auf  den  neuen  Anschüttungen  an  der 
RingsIrasse  vor  dem  Stadtpark ,  auf  dem  Glacis  der  Josefsladt. 
Juni,  August  1867. 


Correspondenz. 

Ns.  Podhragy,  am  22.  September  1868. 

Im  Mai  d.  J.  besuchte  ich  den  Inowec  südlich  von  Trencsin, 
notirte  Alles,  was  ich  sah,  und  sammelte  unter  anderem  auch  Ra- 
nunculus  cassubicus  L.  in  sehr  schönen,  und  kräftigen  Exemplaren. 
Auf  derselben  Bergwiese,  am  Fusse  des  Inowec  sammelte  ich  noch 
Cardamine  amara,  Pulmonaria  mollis,  im  Gebüsch  aber  Hacquetia 
Epipactis.  An  steinigen,  massig  feuchten  Stellen  sammelte  ich 
Leucobryum  glaucum,  jedoch  nur  steril.  Jos.  L.  Holuby. 


364 


Monostor  (im  Pester  Comit.),  am  24.  September  1868. 

Ich  sitze  hier,  in  einer  einsamen  Hütte,  eine  halbe  Stunde 
ober  Set.  Andrä ,  knapp  an  der  Landstrasse,  die  von  Ofen  nach 
Gran  führt,  beauftragt  mit  der  Abnahme  des  Weinzehentes.  Die 
heurige  Weinfechsung  ist  sowohl  quantitativ  als  insbesondere  qua- 
litativ eine  vorzügliche  zu  nennen.  Die  Beeren,  zum  bei  wei- 
tem grösseren  Theile  schon  schrumpf,  waren  so  süss,  dass  die 
hier  grösstentheils  rothe  Maische  der  Frühlese  schon  Mittags 
stürmisch  zu  gähren  begann,  und  in  den  Kellern  die  Bauern  Feuer 
anlegen  musslen,  um  der  reichlich  sich  entwickelten  stagnirenden 
Kohlensäure  einen  Ausweg  zu  bereiten.  Doch  sah  ich  liier  Leute 
noch  in  den  Kellern  arbeiten,  wo  ihre  Kerze  längst  erloschen  war. 
Da  ich  von  Früh  bis  Abends  unausgesetzt  zu  wachen  und  zu  dispu- 
tiren  hatte,  konnte  ich  natürlich  meine  Station  nicht  verlassen.  Mit 
Sehnsucht  fesselte  meine  Augen  das  vor  mir  kaum  auf  700  Schrille 
hinziehende  Wein-  (Pills  Vertes-)  Gebirge,  einer  der  interes- 
santesten und  bedeutungsvollstenLokalitäten,hier  im  Centro-Üngarns, 
über  welche  uns  ein  getreues  Bild  zu  entwerfen  dem  gefeierten 
Kern  er  vorbehalten  blieb.  Was  mich  hier  am  meisten  interessirt 
hätte,  wären :  Elymus  crinities,  Dianthus  collinus,  Alkanna  tinctoria, 
Trinia  Kitaibelii,  Acer  tomento.sum  Kit.  u.  dgl.  gewesen,  —  so 
aber  musste  ich  mich  mit  einer,  um  meinen  Wachposten  auf  einer 
sonnigen  und  sehr  dürren  Weide  zwischen  und  längs  der  Land- 
strasse und  der  Donau  und  in  dem  Graben  der  Landstiasse  auf 
circa  100  Schritte  Entfernung  gehaltenen  Nachlese  begnügen.  Hi(  r 
notirte  ich  blühend:  Delphinium  Consolida,  Cichorium  Intybus, 
Achillea  milt.  y.  nulgarin  Neilr.,  Scabiosa  Columbaria  y.  ochro- 
leuca  Neilr.,  Alyssum  incannm;  Echium  vulgare,  Anchusa  offici- 
natis;  Cirsium  lanceolatum,  canum ,  arvense  y.  discolor  Neilr., 
Sisymbrium  Columnae  Jacq.,  Picris  hieracioides ,  Chondrilla  jun- 
cea ziemlich  häufig,  Scorzonera  humilis  hinter  dein  Zehenihause 
ungefähr  in  der  Mitte  des  Weideplatzes,  Meli/otus  oßcinalis,  Po- 
lygonum  Convolvulus  und  dumetorum,  Plantago  major,  minor, 
Pimpinella  Saxifraga,  Verbascum  Thapsus,  Althaea  cannabina  un- 
gefähr 100  Schritt  südlich  vom  Csiczmanczay'scben  Presshause  zur 
Seite  der  Landstrasse  und  des  Weingartens  Nagy  Malomhegy; 
Althaea  hirsufa  und  officinalis,  Lamium  purpureum,  Ononis  spinosa 
a.  Neilr.,  Rubus  fruticosus  cc.  glandulosus  Neilr.,  Andropogon 
Ischaemum,  Verbena  officinalis,  Marrubium  peregrinum.  In  einer 
Wasserrisse  110  Schritte  südlich  von  dem  Zehenthause:  Artemida 
Absinthium,  vulgaris,  Amaranthus  retroflexus,  Digitaria  sanguina- 
lis,  Linaria  genistifolia  zwei  kleine  Exemplare ,  die  ich  stehen 
liess,  vulgaris,  Medicago  falcata.  In  dem  nahen  üfersande  der 
Donau:  Andropogon  Ischaemum ,  Eragrostis  poeoides  a.  minor 
Neilr.,  Tragus  racemosus  Des  f.,  Paninum  crus  galli;  Stachys 
annua  und  Gypsophda  vmralis.  Halbtodl:  Chaitvrus  Maniibia- 
slrum,  Leonurvs  Cardüica,  Verbena  officinalis,  Heliotropimn  euro- 


365 

paeum  seltener,  Pollinia  Gryllus;  Poa  compressa.  Todt:  Cepha- 
laria  transsilvanica,  Hurdeum  murinum,  Triticum  cristatum  Schreb. 
Letzteres  auf  dem  Damme  der  Landstrasse,  von  dem  Zehenthause 
ungefähr  7  Schritte  nordwärts.  Bezeichnend  für  diese  Strecke  der 
Oonauspalfe  ist  die  anhaltende  und  seil  mehreren  Jahren  insbe- 
sonders  herrschende  Dürre,  die  hier  dem  Schafviehe,  das  aus  forst- 
lichen Rücksichten  von  dem  Gebirge  ferne  gehalten  wird,  ein 
gänzliches  Verderben  bereitete.  Von  dem  hier  im  Pöcs  Megyer 
aulgestellten  Schafviehe  der  Herrschaft,  das  grösstentheils  auf  der 
schmalen,  dürren  Weide  am  Fusse  des  Gebirges  längs  der  Donau, 
sowie  jenseits  auf  den  trostlos  kahlen  Weidepartien  und  Brachen 
der  Flugsandinsel  weidete,  fiel  in  2  Jaheen  Dreivierteltheil  im  Milz- 
brande. Jene  schmale  Partie,  die  neben  dem  Zehenthause  sich  aus- 
dehnt, zeigt  stellenweise  ein  trübes  Aussehen,  stellenweise  war 
sie  von  dem  Weidevieh  bis  auf  den  Boden  abgenagt.  Poa  bulbosa 
und  Plantago  lanceolata  bewohnen  diese  abgenagten  Stellen  und 
lärben  sie  im  Früijjahre  friüchgrün.  Ausser  diesen  finden  sich  hier 
noch  Andropogon  Ischaemum,  Cynodon  Dactylon,  ja  sogar  Pol- 
linia Gryllus  (so  hinter  dem  Presshause  in  grosser  Menge). 

Jos.  B.  Keller. 

Lange ulois  in  Nicderösterr.,  den  28.  September  1868. 

Die  Weinlese  hat  am  25.  d.  M.  sowohl  im  Gemeindebezirke 
Langenlois,  als  auch  an  manchen  Orten  in  der  ünrgegend  begon- 
ntn.  Das  diessjährige  Erlrägniss  dürfte  in  Beziehung  auf  Ouantilät 
befriedigend  genannt  werden,  während  die  Qualität  auf  „Ausge- 
zeichnet" Anspruch  macht  und  sich  den  besten  Jahrgängen  anreihet. 
Nachdem  ferner  die  Trauben  in  hiesiger  Gegend  bei  anhaltender 
Trockenheit  heranreiften,  so  ist  daraus  ein  besonders  feiner  und 
hallbarer  Wein  zu  erwarten.  Andorfer. 

Szt.  Gothärd  in  Siebenbürgen,  am  11.  Oktober  1868. 

Der  3.  und  4.  August  d.  J.  werden  mir  ewig  unvergesslich 
bleiben.  Diese  beiden  Tage  brachte  ich  auf  der  moldauischen  Alpe 
,,Csachlou"  zu.  —  Ich  habe  schon  manche  Karpathenspilze  bestie- 
gen und  manche  Urwälder  begangen,  aber  so  etwas  Grossartiges, 
als  in  der  Moldau  noch  nicht  gesehen!  Der  Csachlou  besteht 
eigentlich  aus  einem  ganzen  Labyrinth  von  Felskolossen,  einer  den 
anderen  an  Höhe  überragend.  Die  höchste  Spitze  muss  mindestens 
7000'  messen,  da  die  nächsten  ungefähr  6  Meil.  Luftlinie  entlegenen 
siebenbürgischen  Greiizalpen:  der  ,,Nagy  Hagymäs"  und  „Oecsem 
Teteje,"  die  nahezu  6000'  hoch  sind,  von  Csachlou  herab  lief  unten 
gesehen  werden,  ich  liess  mich  durch  den  heftigen  zweitägigen 
Hegen,  in  dem  ich  den  Weg  von  Bälän  aus  bis  nahe  zum  Gipfel 
der  Alpe  zurücklegte,  wobei  ich  mich  mehreremale  in  den  Urwäl- 
dern sowohl  bei  Tag  als  auch  bei  stockfinsterer  Nacht  verirrte, 
nicht  abschrecken  und  gerade,  als  ich  den  höchsten  Gipfel  bestieg, 
wurde  ich  für  die  Ausdauer  belohnt  und  hatte  dann  bis  zum  Her- 


i 


3G6 

absleig-on  das  herrlichste  Wetter.  Eine  neue  Larix,  die  ich  für  Larix 
sibirica  oder  Pinus  Ledebourii  Endl.  halte,  war  der  vverthvollste 
Fund.  Sie  ist  am  östlichen  Abfalle  in  der  obersten  Tannenregion  und 
im  untersten  Krummholze  eben  nicht  selten.  —  Vielleicht  komme  ich 
dazu,  diese  interessante  Exkursion  etwas  ausführlicher  zu  besehrei- 
ben. —  Auf  dem  Nagy  Hagymäs  habe  ich  u.  A.  auch  Cytisus 
leiocarpus  Kern,  entdeckt.  ßa«^</a  sammelte  ich  sowohl  da  als  in 
der  Moldau  in  herrlichen  Exemplaren!  —  Ich  habe  mir  hier  einen 
kleinen  botanischen  Garten  angelegt,  und  schon  fast  100  der  sel- 
tensten siebenbürgischen  Eigenthümlichkeiten  heuer  aus  allen  Ecken 
und  Enden  des  Landes  zusammen  gelragen,  um  die  mich  mancher 
anderer  botanischer  Garten  beneiden  dürfte.  Die  im  vorigen  Jahre 
im  Banat  gesammelten  Pflanzen:  TuUpa  Gesneriana  Roch.,  Iris 
lepida  Heuff.  und  /.  Reichenbachii  Heu  ff.  haben  heuer  nicht  ge- 
blüht. Letztere  trieb  aber  recht  üppige  Blätter,  die  sich  in  der 
Grösse  von  jenen  der  /.  ■cariegata  gar  nicht  mehr  unterscheiden, 
üeberhaupt  erkenne  ich  die  sterile  Iris  Reichenbachii  von  I,  varie- 
gata  nur  in  der  Farbe  der  ßlätterbasis,  die  bei  ersterer  mit  den 
Blättern  gleichfarbig,  bei  variegata  purpur  gefärbt  ist.  Janka. 

Athen,  den  15.  September  1868. 

Das  heurige  Jahr  ist  ein  glückliches  zu  nennen.  Die  Feld- 
früchte wurden  gut  und  in  Menge  eingebracht,  so  dass  Griechen- 
land kaum  nöthig  haben  wird,  fremdes  Getreide  einzuführen.  Da 
es  im  Frühjahre  hinreichend  regnete,  so  halten  auch  die  Herden 
hinlängliche  Nahrung  auf  den  Gebirgen  und  in  den  Thälern.  Alle 
Früchte,  besonders  Pfirsiche,  Birnen,  Aprikosen,  auch  Zwetschken 
waren  in  solcher  Menge,  dass  die  Okka  {^V/^  Pfd.)  derselben  mit 
4  Kreuzer  bezahlt  wurde.  Die  Weinbeeren  (Staphiden)  wurden 
ebenfalls  gut  eingebracht,  zwar  regnete  es  in  Patras  und  in  Ce- 
phalonien  zur  Zeit  der  Ernte,  doch  war  der  Schaden  nicht  be- 
deutend. Ganz  vortrefflich  war  auch  die  Ernte  der  Feigen, 
welche  trocken  eingebracht  wurden.  Die  Weinlese  ergab  eine 
solche  Fülle,  dass  der  Most  zu  den  billigsten  Preisen  hingegeben 
wird.  2^/2  Mass  M(  st  kosten  8  Kreuzer.  Die  Galläpfel  auf  Zea  und 
in  der  Maina  lieferten  einen  Ertrag  von  2  bis  3  Millionen  Drach- 
men. Was  nun  die  Gelernte  anbetrifft,  so  fand  seit  vielen  Jahren 
keine  so  günstige  als  die  heurige  statt.  Nur  auf  der  Insel  Corfu 
allein  wurden  schon  400.000  Fässer  zu  44  Okka  ,  also  17,600.000 
Okka  Oel  gewonnen.  Berechnet  man  die  Okka  mit  V/^  Drachmen, 
so  ergibt  das  einen  Ertrag  von  26,400.000  Drachmen.  Dieselbe 
glückliche  Oel-Ernte  fand  auch  noch  auf  andern  jonischen  Inseln, 
in  ganz  Griechenland  und  auch  auf  den  türkischen  Inseln  Mytilene, 
Rhodus  u.  a.  statt.  Es  ist  sonderbar,  dass  die  Olivenbäume  bei  uns 
grossentheils  nicht  alljährig  Früchte  tragen,  sondern  meist  nur  in 
jedem  zweiten  Jahre.  Die  Ursache  dürfte  in  der  mangelhaften  Pflege 
der  Bäume  zu  suchen  sein,  denn  es  ist  ge\viss,  dass  Bäume,  welche 
gehörig  bewässert  werden  und  deren  Boden  mit  Ziegendünger  ver- 


sehen  wird,  in  jedem  Jahre  Früchte  tragen.  Ein  Priester  in  Kou- 
kobaones,  einen«  Dorfe  bei  Athen,  besitzt  drei  kolossale  Oelbäume, 
welche  die  Eigenthümlichkeit  zeigen,  dass  alljahrig  nur  die  eine 
oder  die  andere  Seite  derselben  blühet  und  Früchte  trägt. 

X.  Landerer. 


Personalnotizen. 

—  M.  A.  Lawson  übernahm  die  Lehrkanzel  der  Botanik  an 
der  Universität  Oxford. 

—  Dr.  Eduard  Popp  ig,    Professor    in    Leipzig,    starb    am 
4.  September  in  einem  Aller  von  70  Jahren. 


Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten. 

—  In  einer  Sitzung  der  naturwiss.  Gesellschaft  Isis  in  Dres- 
den am  18.  Junid.J.  gelangte  eine  Abhandlung  von  Dr.  Wies  n  er 
über  die  Oberflächenform  einiger  Harze  zum  Vortrage.  Der  weith- 
vollsle  aller  Copale  ist  bekanntlich  der  im  Handel  fälschlich  als 
harler  ostindischer  bezeichnete  Copal  von  Zanguebar.  Er  ist  durch 
relativ  grosse  Härte  und  Dicke,  sowie  durch  einen  hohen  Schmelz- 
punkt ausgezeichnet  und  kommt  auch  in  allen  übrigen  Eigenschaf- 
ten unter  allen  Cop^len  dem  Bernstein  am  nächsten.  Diese  Sorte 
zeigt,  wie  ebenfalls  bekannt,  eine  höchst  charakteristische  Ober- 
flächenform, durch  welche  man  sie  mit  Leichtigkeit  von  allen  an- 
deren ähnlichen  Harzen  unterscheiden  kann.  Es  ist  nämlich  die 
ganze  Oberfläche  dieses  Copals  mit  gleich  grossen  Wärzchen  be- 
setzt, welche  dicht  gedrängt  und  ziemlich  regelmässig  geordnet 
neben  einander  stehen,  wodurch  es  bedingt  wird,  dass  beinahe 
jede  einzelne  dieser  Erhabenheiten  einen  regelmässigen  sechseiti- 
gen  Contour  besitzt.  Aber  nicht  nur  am  Copal  von  Zanguebar, 
auch  an  einigen  anderen  Copalen  und  am  Bernstein  wurden  ähn- 
liche Oberflächenformen  beobachtet.  Diese  merkwürdigen  Bildungen 
waren  mehrmals  Gegenstand  der  Untersuchung.  Doch  sind  keine 
klaren  Anschauungen  über  die  Entstehung  dieser  Formen  gewon- 
nen worden,  so  dass  es  mir  nicht  ungerechtfertigt  erscheint,  wenn 
ich  mir  erlaube,  einige  einschlägige  zusammenhängende  Beobach- 
tungen der  hochverehrten  Gesellschaft  mitzutheilen.  In  der  Literatur 
finde  ich  darüber  Folgendes:  Göppert  ')  beobachtete  am  Copal 
von  Zanguebar  und  am  Bernstein  unter  rissigen,  bröckeligen  Massen 
regelmässig  gestellte  Höcker  und  ist  geneigt,    diese    für  Produkte 


•)  Jahrbuch  der  Fehles.  Gesellschaft  für  vaterl.  Kultur  1861.  p.  36. 


368 

der  Verwitterung"  anzusehen.  Nach  Berg  *)  entstehen  die  Warzen 
des  Copals  in  der  Weise,  dass  beim  Erstarren  des  Harzes  die  ein- 
geschlossene flüssige  Masse  in  Tropfenform  hervortrat  und  erstarrte. 
Grote  2)  lässt  es  unentschieden,  ob  die  chagrinirte  Oberfläche, 
wie  Göppert  meint,  durch  Verwitterung  oder  durch  Zusammen- 
ziehung beim  Erhärten  entstanden  ist.  Worlee^)  hat  gefunden, 
dass  auch  am  Copal  von  Angola  eine  der  „Gänsehaut"  des  Zan- 
guebar-Copal  ähnliche  Oberflächenform  vorkommt,  dass  jedoch  die 
Warzen  viel  grösser  und  gröber  sind.  Neuestens  hat  Müncke  *) 
die  Ansicht  ausgesprochen,  ,,dass  die  chagrinirte  Oberfläche  des 
Copals  von  Zanguebar  lediglich  die  Folge  der  durch  chemisch- 
physikalische Veränderung  angeregten  Contraction  der  Harzober- 
fliiche  sei."  Alle  Autoren  stimmen  darin  überein,  dass  die  Warzen- 
bildungen sich  unter  einer  Verwitterungskruste  vorfinden.  Diese 
kann  durch  Potaschenlauge  entfernt  werden.  Aus  den  von  mir  an- 
gestellten Beobachtungen  geht  hervor,  dass  nicht  nur  die  Copale 
von  Zanguebar  und  Angola,  sondern  auch  der  Copal  von  Mozam- 
bique  Warzenbildung  zeigt,  und  dass  auch  noch  andere  Harze,  wie 
Sandarac,  Mastix  und  der  Copal  von  Gabon  Oberflächenbildungen 
darbieten,  welche,  wie  wir  sehen  werden ,  der  gleichen  Entste- 
hungsweise unterworfen  sind.  Ich  lasse  hier  meine  Beobachtungen 
folgen,  auf  welche  ich  meine  Anschauung  über  die  Bildung  der 
Oberflächengestalt  der  Harze  stützen  werde.  1.  Copal  von  Zan- 
guebar. Die  Wärzchen  dieses  Copals  haben  einen  Durchmesser 
von  0,5 — 4,  gewöhnlich  von  1,5  Millim.  Ihre  Oberfläche  ist  schwach 
gewölbt  und  rauh,  wie  die  Betrachtung  mit  der  Loupe  zeigt.  Im 
Mikroskope  erkennt  man  bei  SOfacher  Vergrösserung,  dass  die 
ganze  Oberfläche  der  Wärzchen  theils  von  ziemlich  regelmässig 
angeordneten,  zu  5 — 6seiligen  Facetten  gruppirten  Sprüngen  durch- 
zogen, theils  mit  kleinen  Wärzchen  bedeckt  ist,  welche  nur  im 
verkleinerten  Massstabe,  eine  Wiederholung  der  schon  dem  freien 
Auge  kenntlichen  Warzenbildung  darbieten.  2.  Copal  von  An- 
gola. Die  Oberfläche  dieser  Copalsorte  ist  von  einer  inneren  rothen 
und  einer  äusseren  fahlen,  erdigen  Kruste  überdeckt,  welche  von 
Rissen  durchsetzt  ist,  die  sich  zu  Facetten  von  4  —  12  Millim.  Dicke 
zusammensetzen.  Unter  dieser  leicht  abhebbaren  Kruste  liegen 
flache,  mit  ziemlich  tiefgehenden  Furchen  umschriebene  Wärzchen. 
Schon  das  freie  Auge  erkennt  hier,  dass  häufig  die  Furchen  mit 
zarten,  faceltenartig  gruppirten  Sprüngen  durchzogen  sind.  Die 
Oberfläche  der  Wärzchen,  welche  neben  ihrer  Rinde  entkleidet 
wurden,  erscheinen  ziemlich  glatt;  beim  längeren  Liegen  an  der 
Atmosphäre  reissen  auch  hier  Facettsprünge  ein.    3.    Copal   von 


Pharmaceutische  Waarenkunde  I.  3.  Aufl.  p.  570. 

*)  Muspratt's  Chemie,  Braunschweig  1866.  III.  Bd.  Artikel  Harze,  p.  30. 

3j  Polytechn.  Centralblatt.  1864.  p.  327. 

*)  Vortrag  gehalten  in  der  Sitzung  der  schles.  Ges.  für  vaterl.  Kultur, 
am  6.  Febr.  1868.  Alitgetheilt  von  Prof.  Cohn  in  der  österr.  botan.  Zeitung. 
1868.  p.  205. 


369 

Mozambique.  Dieses  Harz  zeigt  unregelmässig  gestellte,  aber 
deutliciie,  flache  Warzen  von  2 — 5  Milliin.  Durchmesser,  die  reich- 
lich mit  unregelmässigen  Facetlsprüngen  durchzogen  sind.  Dieser 
Copai,  welcher  eine  gelbliche  Farbe  hat,  ist  auf  grosse  Strecken 
hin  init  rotheu  Klüften  durchsetzt.  Legt  man  die  Kluflflächen  frei, 
so  erkennt  man,  dass  sie  ganz  und  gar  mit  Facettsprüngen  durch- 
setzt sind.  Die  Facetten,  welche  von  den  Spunglinicn  begrenzt 
sind,  lassen  sich  von  der  Unterlage  leicht  ai)hcl>en.  Unter  ihnen 
liegen  flache  Warzchen,  deren  Runder  im  Mikroskope  gesehen,  mit 
leicht  zerstörbaren  Faceltsprüngen  durchsetzt  sind.  4.  Der  Copal 
von  Gabon  zeigt  nichts  anderes,  als  eine  Rissbildung,  in  Folge 
welcher  die  Oberfläche  weniger  facettirl ,  als  vielmehr  ästig  ge- 
zeichnet erscheint.  Die  von  den  Risslinien  eingeschlossenen  Par- 
tien des  Harzes  zeigen  eine  auffallige  Resistenz;  sie  werden  wenig 
oder  gar  nicht  weiter  zerklüftet.  Die  Harzoberfläche  bleibt  auf  dem 
Stadiuui  dieser  Rissbildung  stehen.  5.  Aehnliche  Bildungen  wie  diese 
Copalsorte  bietet  die  Oberfläche  des  Mastix  nur  im  verkleinerten 
Massstabe  dar,  und  ist  hier  ferner  häufig  eine  facettenförmige  An- 
ordnung der  Sprunglinien  erkennbar,  was  namentlich  bei  der  Betrach- 
tung mit  der  Loupe  hervortritt.  6.  Sa n da rac  erscheint  dem  freien 
Auge  mit  glatter  Oberfläche.  Die  Loupe  führt  uns  zur  Erkenntniss, 
dass  Facettsprünge  vorhanden  sind  und  das  Mikroskop,  dass  sich 
innerhalb  der  durch  die  Loupe  erkennbaren  Facetten,  dicht  ge- 
drängt neben  einander,  kleine  ziemlich  gleich  grosse  Facetten,  die 
durch  Sprunglinien  gebildet  werden,  vorfinden.  Hin  und  wieder 
lässt  sich  erkennen,  dass  die  grossen  Facetten  bloss  an  den  Gren- 
zen mit  kleineren  Facetten  versehen  sind.  7.  Das  s,ogen.  Pine  gum 
von  Südaustralien,  eine  Sandaracsorte,  welche  von  Callitris  Preisii 
stammt,  zeigt  die  grossen  und  die  kleinen  Facetten  mit  grosser 
Deutlichkeit.  Mit  Zuhilfenahme  des  Mikroskops  ist  hier  leicht  zu 
erkennen,  dass  die  Bildung  der  kleinen  Facetten  von  den  Randern 
der  grossen  gegen  die  Mitte  zu  vorwärts  schreitet.  An  Mastix  und 
den  beiden  Sandaracsorten  habe  ich  beobachtet,  dass  die  mikrosko- 
pischen Facetten  sich  abblättern.  Hierdurch  wird  die  mehlige  Be- 
stäubung dieser  beiden  Harze  herbeigeführt  und  nicht  durch  gegen- 
seitige Abreibung  der  Harzstückchen,  wie  allgemein  behauptet  wird. 
Aus  den  vorstehenden  Beobachtungen  ergibt  sich,  dass  die  genann- 
ten Copale  und  einige  andere  Harze  in  Folge  ihrer  Zusainmen- 
ziehung  Risse  erhallen,  welche  manchmal  unregelmässig  vertheill 
sind,  wie  bei  Mastix  und  dem  Copal  von  Gabon,  manchmal  hin- 
gegen sich  zu  mehr  oder  minder  regelmässigen  Facetten  vereinigen. 
Manche  Harze,  wie  Mastix,  bleiben  auf  dem  Stadium  dieser  Facelt- 
bildung  stehen.  Bei  anderen,  wie  beim  Copal  von  Zanguebar,  Mo- 
zambique und  Angola,  dem  Pine  gum  und  Sandarac,  bilden  sich  in 
den  grossen  Facetten  kleine  zu  dicht  gedrängt  stehenden  Facetten 
vereinigte  Sprünge,  deren  Entstehung  von  den  Grenzen  gegen  die 
Mitte  der  grossen  Facetten  vorwärts  schreitet.  Die  kleinen  Facet- 
ten wittern  ab,    aber    neben  und  unter  ihnen  bilden  sich  neue  Fa- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  11.  lieft.  1868.  27 


370 

Gelten.  Diese  Beobachtungen  führen  auf  folgende  Vorstellung  über 
die  Entstehung  der  Oberflächenform  der  genannten  Harze.  Die 
chagrinirte  Oberfläche  entsieht  aus  einer  durch  Sprunglinien  her- 
vorgerufenen facettirlen  Fläche.  Die  Facetten  wittern  vom  Rande 
ge^en  die  Mitte  zu  ab,  indem  sich  successive  unterhalb  und 
neben  den  abwitternden  Facetten  neue  bilden.  Hieraus  ergibt  sich, 
dass  die  grossen  Facetten  am  Rande  tiefer,  als  in  der  Mitle  durch 
Abfallen  neu  gebildeler  Facellen  abwiltern  müssen,  in  Folge  dessen 
jede  Facette  sich  in  ein  Warzchen  verwandeln  muss.  Die  grosse 
Regelmässigkeil,  mit  welcher  die  Zusammenziehung  der  Copale  von 
Zanguebar  und  Angola  vor  sich  g<'ht,  bedingt  die  Regelmässigkeit 
in  der  Form  und  Anordnung  der  Wärzchen. 


Literarisches. 

—  Die  Societe  des  linguisliques  in  Paris  beabsichtigt  alle  in 
Frankreich  gebräuchlichen  Volksbenennungen  der  Pflanzen  zu  sam- 
meln und  mit  Unterstützung  von  mehreren  Botanikern  in  einem 
Glossarium  herauszugeben.  Ausgeschlossen  hierbei  bleiben  die 
deutschen,  bretanischen  und  baskischen  Namen. 

—  Prof.  F.  B.  de  Combis  in  Palma  arbeitet  an  einer  Flora 
der  Insel  Mallorca,  auf  welcher  er  bisher  bei  liOü  Arten  von  Pha- 
nerogamen   beobachtet  halle. 

—  Ch.  d' A  1  leize  I  le,  Inspektor  der  Anpflanzungen  der  Sladt 
Paris,  hat  einen  Text  zur  Ergänzung  des  Gaudichaud'schen  „Alias 
bolanique  du  voyage  de  la  Bonile"  verfasst.  Das  ganze  Werk  be- 
steht jetzt  aus  150  Tafeln  und  4  Bänden  Text,  einschliesslich  der 
von  Montagne  und  Leveille  bearbeiteten   Kryptogamen. 

—  Von  Max.  Kuhn  ist  in  Leipzig  erschienen:  „Filices  Afri- 
canae.  Revisio  crilica  omnium  hucusque  cognilorum  cormophylorum 
Africae  indigenorum  addilamenlis  Brunnianis  novisque  Africanis 
speciebus  ex  reliquiis  Mettenianis  adaucta.  Accedunt  filices  Decke- 
rianae  et  Petersianae." 

—  Von  Dr.  C.  Müller  ist  erschienen:  „Walpers.  Annales 
bolanices  systemalicae."  Tom.  VII.  Auch  unter  dem  Titel:  „Addenda 
ad  literaturam  botanicam  annorum  1856—1866."  Fase.  I.  —  In  der 
Vorrede  bemerkt  der  Verfasser,  dass  seine  geschwächte  Gesund- 
heit ihn  genöthiget  habe,  sich  fortan  unter  theilweise  geändertem 
Titel  bloss  auf  die  einfache  Nachw^isung  neuer  Arten,  Monogra- 
phien und  Abbildungen  zu  beschränken,  ohne  Berücksichtigung  der 
nähern  Beschreibungen. 

—  In  der  „Flora  of  tropical  Africa"  von  Professor  Ol  i  vi  er 
ist  der  erste  Theil  enthaltend  Ranunculaceae  —  Connaraceae  bei 
Reeve  et  Comp,  in  London  erschienen. 

—  Das  zweite  den  16.  Band  von  De  Candolle's  Prodromus 
abschliessende  Heft  ist  eben  erschienen,  es  enthält    die  Betulaceae 


371 

von  Regel,  die  Salicineae  von  N.  J.  Anderson  und  Wesmael, 
die  Casiiarinae  von  Miqiiel,  die  Gnelaeeae  und  Coniferae  von 
Parialore,  die  Resedaceae  von  J.  Müller,  die  Cycadeae,  Laciste- 
niaceae,  Gunnereae,  Ancistrociadeae,  Diplerocarpeae,  Lophiraceae, 
Moniniiaceae ,  Crypteroniaceae ,  Helvingiaceae  von  Alphons  De 
Ca  ndol  1  e. 

—  Von  Max  Wicliura  ist  in  Breslau  erschienen:  „Aus  vier 
Welt  (heilen.  Ein  Reisetagebiich  in  Briefen,"  welche  des  Autors 
Briefe  aus  der  Zeit  seiner  Theilnahine  an  der  preuss.  ostasiatischen 
Expedition  an  seine  Mutter  enthält. 

—  Von  dem  Prodronius  florae  Hispaniae  von  Willkomm  und 
Lange  ist  der  2.  Theil  des  2.  Bandes  erschienen.  Der  Schluss  ist 
bis  zum  Frühling  nächsten  Jahres  in  Aussicht  gestellt. 

—  Von  Dr.  0.  Reichardt  ist  in  Leipzig  erschienen:  „Blicke 
in  das  Pflanzenleben, "  als  Einleitung    in   das  Studium  der  Botanik. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Mayer,  mit  Pflanzen  aus 
Böhmen.  —  Von  Herrn  Andorfer,  mit  Pflaüzen  aus  Niederösterreich.  —  Von 
Herrn  v.  Vrabelyi,  mit  Pflanzen  aus  Ungarn.  —  Von  Herrn  Dr.  Rauscher, 
mit  Pfl.  aus  ftläliren  und  Niederösterreich.  —  Von  Herrn  v.  Sonklar,  mit 
Pflanzen  aus  Krain  und  Niedeiüslerreich.  —  Von  Herrn  (>lessin  mit  Pflanzen 
aus  Baiern.  —  Von  Herrn  v.  Janlia  mit  Pflanzen  aus  Siebenbürgen.  —  Von 
Herrn  V  agner  mit  l'flanzen  aus  Ungarn. 

Sendungen  sind  abiieganLen  an  die  Herren:  Dr.  Schmidt,  Kastropp, 
Frietze,  Hechl,  Fabry. 

Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  J.  L.  H  :  „Ilir  Brief  in  Vag  Ujhely  am  '22.  Sept.  der  Post  übergeben, 
kam  am  29.  Sept.  glückUch  in  Wien  an.  Wie  sind  doch  diese  zwei  Punkte 
postalisch  von  einander  so  ferne.  Artemisia^  so  viel  Sie  wollen.'"''  —  Herrn 
F.  St.  in  A.:  „Wird  mit  Dank  benülzl."  —  Herrn  J.  J.  in  A. :  „Sie  erhallen 
eine  Sendung  in  vier  Wochen." 

Inserate. 

Aus  Ferdinand  Hirt's  Bibliothek  des  Unterrichts. 

Für  den  botanischen  Unterricht. 

Das  Pflanzenreich,  nach  dein  Linne'schen  Sjsteiu  unter  Hinweisi(ng~aurdas  natür- 
liche System.  Nebst  einem  Abriss  der  Pflanzengeschichte  und 
Pflanz  eng  eogra  phie.  Mit  613  Abbildungen.  (Theil  II.  von  S  c  hilli  ng's 
Schul-Naturgeschichte;  bearbeitet  von  Dr.  Friedlich  W immer.)  Neunte 
Bearbeitung.  22V2  Sgr. 

(Vom  königl.  Ministerium  d.  Unterrichts  zur  Pariser  Weltausstellung  eingehefert.) 

Das  Pflanzenreich,  nach  dem  natürlichen  Sjstein,  unier  Hinweisung  auf  das  Linne'sche 
System  Nebst  einer  Pfianzengeschi  chte  und  Pfianzengeographie. 
Mit  560  Abbildungen.  (Ergänzuni;sband  von  Schilling's  Naturgeschichte; 
bearbeitet  von  Dr.  Friedrich  Wimmer.)  7.  Bearbeitung.  20  Sgr. 

(Vom  könii;!.  Ministerium  d.  Unterrichts  zur  Pariser  Weltausstellung  eingeliefert.) 

27  * 


372 

Atlas  des  Pflanzenreirbs.  In  nahe  an  1000  Abbildungen  von  Pflanzen   und  Räumen, 

wie  von   —  nach  den  Zonen   geordneten    —   Baum-  und  Fflanzengnippcn. 
Bearbc^itet  von  Dr.  Friedrich  W immer.    Geh.  1  Thlr.  '20  Sgr. 
Schilllnjj's  Sihul-Atlas  des  Pflanzin-    und  Mineralreicb's.    In    392   Abbildungen  aus 

der  Pflanzenwelt  und  m   mineralogischen    Abl-ildungen.     Cart.  22 '/^  bgr. 
(Vom  künigl.  Mmisteiium  d.  Unterrichts  zur  Pariser  Weltausslellung  eingeliefert.) 

1  ür  Lehrtr-i  ibliotheken: 
Silires  E  ropaeae.  Hecensuit  et  descripsit  Dr.   Fr.  Wim  in  er.  3  Thlr. 
Tbeupbrasti    Eiesii  bisturia  plaiitaiuni.    Cum  adnutaiiune  edidit.    Dr.  Fr.  Wimmer. 
3  Tulr.  Ermä^si-ter  Preis  1  Thir. 

Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung  des  In-  und  Auslandes. 
Breslau,  Königsplatz  1.  Ferdinand  Hirt, 

künigl.  Ün.versiiäis-Buchhaiidlung. 

In  der  Arnold  ischen  Buchha-idlung  in  Leipzig  ist  soeben  erschienen 
und  in  allen  Buclihandlu  liien  zu  haben  : 

"W"Q+Tmaino     TnTiQTiTiO     ^*®  Blumenwelt   nach  ihrer  deutschen 
l\CllliU.oiU.05  d  UiiClülitJj   tarnen  ?inn  und  Deutung  in  Bildet  geordnet. 
Mit  2S  lithogr.  Abbildungen,  gr.  8.  broch.  i  Thlr. 

■;,^^  Die  das  ^^  erü  schmückemien  28  Abb.ldung  n  sind  mitt'lst  Pho- 
tographie und  Lithographie  hergestellte  Copien  \oa  28  Oelgemälden, 
u'elche  iiegenvxäitii;  m  Herrn  A.  Karfunkels  Berliner  Central-Au>stel- 
luni  die  besondere  Aufmeiksamkeit  aller  Besuchen  len,  sowohl  weg' n  ihrer 
künstlerischen  Au-lü  rui.g  als  der  Oriiiinalitäl  der  ihnen  zu  Grunde  hegenden 
sinnigen  Idee,  mit  volltm  Recht  in  Anspruch  nehmen. 

Im  Selbstverlag  des  Herausgebers  !  elirer  C.  Bänitz  in  Königsberg 
in  Preussen  und  in  Commission  der  Buchhandlung  von  E.  Rem  er  in  börlitz 
ist  erschienen: 

Bänitz,  BiTbarium  meist  seltener  und  liiiliseher  Pflanzen  Nord-  und  Mittel- 
dentscblands  und  West-Polens.  Lielerung  I  — V.  47o  species.  Ausfüariiehe 
Inhalt.^-  und  Preisverzeichnisse  durch  jede  Buchhandlung  und  den 
Selbstverleger. 

Jeie  öpecies  wird  auch  ein/.eln  abgegeben. 

Im  Verlage  von  L.  Hachette  H.  in  Paris  erscheint: 

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Re.Lakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Üetaerreuter'sclien  Buclidruckerei  (M.  Salzer). 


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Oesterreidiische 

Botanische  Zeitsclirift. 

Gemeinnütziges  Organ 

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botnniscbe    Zeitschrift              RAfanilr    llllil     Rnf  ailllrai*  die  freldurchdiePost  be- 

erscheint                            «UmillH    IIIIU    IfUlaUIHt;! ,  zogen  werden  sollen,  sind 

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hältnisse. Von  Dr.  Kern  er.  —  Phytographische  Fragmente.  Von  Dr.  Schur.  —  Grönland's  mikro- 
skopische Präparate.  Von  Dr.  Wiesner.  —  Correspoudenz.  Von  Bermann,  Keck,  Holuby, 
Lanflerer.  —  Versammlung  deutscher  Naturforscher.  —  Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten.  — 
Literarisches.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Correspondenz  der  Redaction. 


Einladung^  zur  Pränumeration 

auf  den  XIX.  Jahrgang  (1869)  der 
Oesterreichischen 

Botanischen  Zeitschrift. 

(Oeslerr.  bolan.  Woclienblaü.) 


Auf  die  „Oesterreichische  botanische  Zeitschrift"  pränumerirt  man  mit 
5  fl.  25  kr.  ö.  W.  (3.  Rthlr.  10  Ngr.)  auf  den  ganzen  Jahrgang  oder 
mit  2  fl.  63  kr,  ö.  W.  auf  einen  Semester  und  zwar  auf  Exemplare, 
die  frei  durch  die  Post  bezogen  werden  sollen,  nur  bei  der  Redaktion  : 
Wieden,  Neumanngasse,  Nr.  7. 

Bei  der  Zusendung  des  Pränumerations-Betrages  ersuchen  wir 
um  die  genaue  und  deutlich  geschriebene  Adresse  mit  Angabe  der 
letzten  Post. 

Alle  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes  nehmen  ebenfalls 
Pränumerationen  an.  Die  Versendung  an  die  Buchhandlungen  hat 
die  Verlagshandlung  C.  Gerold's  Sohn  in  Wien  übernommen. 

Oesterr.  botao.  Zeitschrift.  12.  Heft.  1868,  28 


374 

Von  den  bereits  erschienenen  Jahrgängen  können  noch  voll- 
ständige Exemplare  gegen  nachfolgende  Preise  bezogen  werden: 
1.  Jahrgang  2  fl.  (1  Thlr.  10  Ngr.)  —  2.  und  3.  Jahrgang  zu  1  fl. 
C20  Ngr.)  —  8.  bis  16.  Jahrgang  zu  3  fl.  (2  Thln)  —  17.  und  18.  Jahr- 
gang zu  5  fl.  (3  Thlr.  10  Ngr.)  Bei  Abnahme  sämmtlicher  Jahrgänge 
von  der  Redaktion,  20  Procenl  Nachlass. 

Dr.  Alexander  Skofitz, 

IVi  ed  en  ,    N  e  um  ann  s  g  a  s  s  e    Nr.    7 . 

Dzieiluszychin , 

ein  neues  Grenus  aus  der  Eamilie  der  lajadeen. 

Gefunden  und  beschrieben  von  Dr.  A.  Rehmann. 

Inflorescentia  dimorpha  ierminalls  spathacea.  Spatha  e  tagi- 
nis  duorum  foliorum  dilatatis ,  conformibus,  cilindrica ,  compres- 
siuscula.  Flores  dioici,  rarissime  7}ionoici,  nudi  et  ehracteati  ad 
stamina  et  Ovaria  redacti.  Mose,  anfherae  unilocvlares  sessiles 
subglobosae  6 — S  in  spicam  bifariam  dispositae  rima  dorsali 
marginibus  aequalibus  integerrimis  transverse  (^ad  axim  spicae 
horisoni aJiter')  dehiscentes.  Pollen  cttrratwn  facie  externa  reticii- 
latum.  Faem.  ex  o'cariis  5 — 9  liberis  stellatim  connatis  formati,  pedun- 
culo  filiformi  longissimo  affixi.  Ovaria  cilindrica,  svperne  incrassata 
truncata  facie  lern  unilocularia.  Stilus  nullus.  Stigma  lamellare 
ovario  immersum.  Ovulvm  vnum.  Herba  maritima  submersa 
caespitosa,  caule  terctialriatiilo  fasciculo  vasorum  so- 
litario  centnili  primum  solido  demum  cavescente.  Fo- 
lia  fert.  sparsa  int eg errima  vaginantia  laminis  planis 
fasciculo  vasorum  solitario  centrali  meatubus  pneu- 
maticis  duobus  lateralibvs. 

D.  limnobia  Rchm. 

Rhizoma  repens  nodosum  nodis  radicantibus ;  caules  e  basi 
adscendente  erecti  striatuli  simplices  vel  ex  axillis  foliorum  ramosi, 
internodiis  inferioribus  abbreviatis ;  folia  alterna,  per  torsionem 
caulis  sparsa  vaginuntia  laminis  lineanbus  planis  ijiargine  obtusis, 
vaginam  cilindricam  2 — 3  superentibus  acutis;  spatha  diphylla 
cilindrica  compressiuscvla,  laminis  patentibns ,  vaginas  3 — 6  su- 
perantibus;  spica  mascula  in  speciminibus  dioicis  terminalis  soli- 
taria  breviter  pedunculata  spatae  inclusa  vel  exserta;  in  speci- 
minibus dioicis  in  apice  rami  e  fundo  spatae  femineae  egredientis 
solitaria  vel  plures  in  ramis  caulinis  inferioribus  collocatae  spa- 
this  minutis  semper  inclusae;  flores  faeminei  terminales,  gemini, 
pednnrulo  filiformi,  longitudine  totam  plantam  multoties    superanti. 


375 

suhspiraliter    flexo,    apice    laev>issime    incrassato    aß'ixi ,    ovariis 
liberis  facie  laemhus. 

Infundo  arenoso  limani  Teligutt  cum  Zoster a  nana  Roth, 
copiosissime. 

Genus  dictum  in  honorem  Vladimiri  com.  Dzieduszyc ki 
ornithologiae  cultoris  excellentissimi  literarumqne  et  artium  pro- 
tectoris  generosissimi. 

Ohne  auf  die  einzelnen  Details  dieser  höchst  interessanten 
Pflanze  einzugehen,  will  ich  nur  den  Bau  der  Blüthen  und  ihr 
gegenseitiges  Verhältniss  im  Kurzen  erläutern.  Dieselben  treten 
hier  in  der  müglicht.ten  einfachen  Form  hervor.  Die  männliche 
Blilthe  besteht  aus  6 — 8  nackten  kugelförmigen  einfächerigen  An- 
theren,  welche  an  der  Spitze  eines  sehr  kurzen  Stieles  sitzen  und 
eine  winzige  zweireihige  Aehre  darstellen.  Die  Anlheren  öff'nen 
sich  horizontal  von  den  Seiten  und  in  diesem  Zustande  sieht  die 
ganze  Blüthe  einer  kleinen  Ophioglossumähre  ähnlich.  Die  einzel- 
nen Pollenkörner  sind  hufeisenförmig  und  bilden  eine  zusammen- 
hängende Masse.  Der  Blüthenstiel  wird  höchstens  anderthalb  Zoll 
lang  und  die  Blüthe  bleibt  meisteniheils  in  der  Scheide  einge- 
schlossen. Die  weibliche  Blüthe  besteht  aus  5 — 9  Fruchtknoten, 
welche  walzenförmig  nach  oben  etwas  verdeckt  einfächerig  und 
einsamig  sind.  Im  Vergleiche  mit  den  Antheren  sind  die  Frucht- 
knoten äusserst  klein;  dieselben  sind  ganz  frei  und  nur  an  der 
Basis  verwachsen,  so  dass  die  ganze  Blüthe  eine  kleines  Stern- 
chen darstellt.  Ein  jeder  Stiel  trägt  zwei  solche  Blüthen  und  zwar 
die  eine  an  der  Spitze,  die  zweite  etwas  tiefer  darunter.  Die 
grössten  Blüthenstiele,  die  ich  gesehen  habe,  erreichten  eine  Länge 
von  4y2  Fuss  und  waren  hiemit  dreimal  so  lang  als  eine  gewöhn- 
liche Pflanze,  von  der  Basis  bis  zur  Blüthenscheide  gemessen.  In 
diesem  Zustande  ist  der  Blüthenstiel  unregelmässig  schrauben- 
förmig gewunden  und  die  weibliche  Blüthe  kann  sich  von  ihrer 
Pflanze  mehr  oder  weniger  entfernen,  wahrscheinlich  um  männ- 
liche Blüthen  aufzusuchen,  und  es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass 
die  grösste  Zusammenziehung  des  Blüthenslieles  erst  nach  der 
vollbrachten  Befruchtung  staltfindet.  Der  ganze  Vorgang  erinnert 
lebhaft  an  die  Erscheinungen  von  Vallisneria  spiralis  mit  diesem 
Unterschiede,  dass  in  dem  gegebenen  Falle  männliche  Blülhen  von 
den  weiblichen  aufgesucht  werden ,  während  bei  der  Vallisneria 
gerade  das  Gegentheil  stattfindet. 

Die  Pflanze  ist  diözisch,  sehr  selten  monözisch,  auf  etwa  sieb- 
zig blühende  Exemplare  der  Pflanze,  welche  ich  von  der  Reise 
zurückgebracht  habe,  finde  ich  nur  zwei  monözische;  in  dem  einen 
Falle  befinden  sich  die  männlichen  Blüthen  auf  unteren  Aesten 
eines  Stengels,  der  an  seiner  Spitze  eine  weibliche  Blüthe  trägt,  in 
dem  anderen  an  der  Spitze  eines  Astes  der  aus  dem  Innern  einer 
weiblichen  Scheide  hervortritt.  Die  männlichen  Blüthenscheiden 
sind  hier  bedeutend  kleiner  als  die  normalen  und  die  Blüthen  ganz 
von  denselben  umschlossen.    Ob  eine  ursprünglich  männliche  Achse 

28* 


37fi 

an  ihren  sekundären  Aeslen  weibliclie  Blütlien  erzeugen  kann, 
kann  ich  nicht  entscheiden  und  direkt  habe  ich  es  nicht  beob- 
achtet. 

Die  Pflanze  wächst  am  sandigen  Grunde  des  Teliguttlinian 
(nördliches  Gestade  des  Schwarzen  Meeres)  mit  Zostera  nana 
Roth,  und  zwar  in  diesem  Verhältniss ,  dass  die  letztere  alle 
seichtem  Stellen  längs  i^em  Gestade  beherrscht  und  in  der  Tiefe 
von  etwa  anderfhalben  Ellen  der  Dziednszyckia  Platz  räumt.  Was 
die  letztere  anbelangt,  so  besteht  an  allen  seichteren  Stellen  der 
ganze  Rasen  fast  ausschliesslich  aus  männlichen  Exemplaren;  die 
weiblichen  treten  erst  auf  tieferen  Stellen  etwas  häufiger  auf.  ver- 
haltnissmässig  sind  sie  aber  immer  sehr  seifen,  beide  Pflanzen 
kommen  in  so  grosser  Menge  vor,  dass  nach  einem  jeden  Sturme 
die  von  den  Wellen  heraus  geworfenen  Massen  um  den  Liman 
herum  einen  Wall  bilden,  der  an  einzelnen  Stellen  zwei  Fuss  hoch 
und  mehrere  Fuss  breit  wird.  Ich  fand  die  Pflanze  am  10.  3Iai  I.  J. 
ohne  eine  Spur  von  Blüllien;  am  15.  Juli  sammelte  ich  sie  zum 
zweiten  Male  mit  zahlreichen  Blüthen,  aber  ohne  Frucht,  Zostera 
nana  Roth  besass  in  dieser  Zeil  sehr  schön  entwickelte  und  reife 
Früchte. 

Krakau,  am  21.  Oktober  1868. 


IHs  huniUis  M.  a  B.?  —  ! 

Von  Victor  V.  Janka. 

Schon  Mille  April  d.  J.  waren  mir  auf  einem  hochgelegenen 
kräuterreiclien  Abhang  beim  Walde  „Kis  Köris"  ganz  in  der  Nahe 
meines  Wohnortes  St.  Gotliärd ,  die  schmallinealen,  grasartigen, 
steifaufrechten  Blätter  einer  mit  Iris  pnmila,  die  dazumal  eben  zu 
blühen  anfing,  ebenso  zerstreut  und  gleich  häutig  vorkommenden 
Art  aufgefallen. 

Ein  ausgegrabenes  Rhizom  zeigte  Gestalt  und  Stärke  jenes 
einer  h^is  graminea  und  liess  schon  desshalb  eine  Gleichstellung 
mit  der  den  heutigen  siebenbürgischen  Botanikern  unter  den  Namen 
nlris  ruthenica^  und  „/.  caespitosa'^  geläufigen  Iris,  die  einen  viel 
zarteren  Wurzelstock  hat,  nicht  gelten;  der  Standort  —  eine  trok- 
kene,  sonnige,  nur  mit  spärlichem  Graswuchs  bekleidete  jähe  Lehne 
—  dünkte  mir  ebensowenig  der  letzteren,  mir  aus  den  Klausen- 
burger  Gebirgswäldern  wohlbekannten  Art,  als  der  /.  graminea 
zusagend,  für  deren  schmalblättrige  Varietät  man  sonst  allenfalls 
die  fragliche  Pflanze  in  solchem  Stadium  hätte  halten  können.  — 
Im  angrenzenden  Gehölze  kam  übrigens  die  typische  Iris  grami- 
nea L.  \  (»r. 


877 

Mein  erster  Gedanke  beim  Erliliekeii  der  sieh  mir  diircli  eine 
eigenlliümliche  Tracht  b(Miierkbar  machenden  Blatter  war  auf  Iiis 
humilis  M.  aß.  gerichtet.  Der  nächstbekannte  Standort:  ßessarabien, 
dessen  Vegetation  in  so  vielen  Stücken  mit  der  des  siebenbürgischen 
hügeligen  Tieflandes  (llezöseg  der  Ungarn)  übereinstimmt,  ist  just 
nicht  so  weit  entlegen,  daher  diess  nuMne  Combination  nicht  so 
unrichtig  erscheinen  Hess.  Zudem  war  Iris  humilis  M.aB.  die  ein- 
zige europäische  Art,  die  ich  nicht  kannte;  keiner  der  bekannten 
Hessen  sich  die  Blätter  zuweisen. 

Trotz  oftmaligen  nachherigen  Begehens  des  erwähnten  Ab- 
hanges, gelang  es  mir  nicht,  die  Pflanze  anders  als  nur  in  Blättern 
anzutrefTen.  — •  Auch  die  am  Tage  der  Entdeckung  in  meinen  Gar- 
ten verpflanzten  zahlreichen  Exemplare  blieben  unverändert;  ja  sie 
blieben  es  im  strengsten  Sinne  des  Wortes;  denn  eine  Spanne 
lang  waren  die  Blätter,  als  ich  sie  meinem  Garten  annexirte,  — ■ 
spannlang,  dabei  frisch  und  gesund  sind  sie  noch  heute. 

Am  2.  Juni  Nachmittags  botanisirte  ich  auf  den  hochgelege- 
nen, hügeligen,  heuer  besonders  grasreichen  Steppen,  zwischen 
den  mehr  im  Centrum  des  Landes  gelegenen  Dörfern  Katona,  Kis- 
Czeg,  und  Puszta  Kamaräs,  einem  an  botanischen  Seltenheiten  aus- 
gezeichnet reichen  Terrain.  — Stipa  Lessingiana  Trin.  und  Rupr. 
ist  dort  sehr  häufig;  damals  entdeckte  ich  auch  die  prächtige  St. 
Grafiana  S  t  e  v. 

Auf  dem  höchsten  der  Hügel  eben  mit  Ausgraben  einer  Cen- 
tanrea  trinevvia  Steph.  beschäftigt,  ward  ich  gleich  daneben  einige 
Blätterbüschel  derselben  Eingangs  erwähnten  dubiösen  /Wi)' gewahr; 
—  weiter  herumspähend,  bemerkte  ich ,  dass  diese  Iris  da  viel 
häufiger,  als  bei  St,  Gothärd  sei.  Da  der  Standort  hier  ein  ungleich 
üppigerer,  hoff'te  ich  jetzt  die  Lösung  des  Räthsels;  —  und  wirk- 
lich, kaum  daran  gedacht,  hatte  ich,  zwischen  holiem  Grase  ver- 
borgen, eine  schon  welke  Blüthe  entdeckt.  Ich  suchte  noch  eine 
gute  Stunde  lang,  konnte  aber  am  selben  Tage  nicht  mehr  als 
7  Exemplare,  alle  verblüht,  zusammenbringen.  Zwei  der  darauffol- 
genden Tage,  den  3.  und  5.  Juni,  widmete  ich  ebenfalls  dem  Auf- 
suchen der  Irisblüthen  und  habe  an  diesen  noch  24  Exemplare, 
worunter  ein  zweiblüthiges  und  zwei  einzige  mit  noch  nicht  ganz 
zusammengeschrumpftem  Perigonsaum ,  welche  geigen  förmig 
gestaltete  äussere  Perigonblätter  sehr  deutlich  zeigten,  erbeutet. 

Diese  Iris  gehörte,  was  schon  aus  der  Form  der  Blätter  er- 
rathen  werden  konnte,  zu  den  unbebärteten.  Sehr  auffallend  war 
die  lange,  das  Ovar  ium  an  Länge  mehr  mal  übertref- 
fende P  e  r  i  g  0  n  r  ö  h  r  e  ,  dann  der  auf  ein  Minimum  re- 
ducirle  Stengel,  der  die  Blütenscheiden  selbst  wie  grundständig 
erscheinen  liess.  Im  Uebrigen  zeigte  der  Perigonsaum  in  Con- 
sistenz,  Färbung  und  Gestalt  grosse  Aehnlichkeit  mit  Iris  gra- 
minea  L. ,  als  deren  nächstverwandte  sich  die  von  mir  gefun- 
dene Art  noch  dadurch  präsenfirte ,  dass  der  Stengel  unterwärts 
2 — 3  Blätter    trägt ,    die    denjenigen    der    nicht    blühenden   Triebe 


378 

(tiiriones)  vollkommen  gleicligestallet  sind  und  die  Blüthe  weit 
überrag-en,  was  sonst  bei  keiner  anderen  der  bei  uns  einheimi- 
schen Arten  vorkommt. 

In  einer  Correspondenz  des  Juliheftes  der  Oest.  botan.  Zeit- 
schrift, dalirt  vom  8.  Juni  d.  J.,  habe  ich.  diesen  mich  ungemein 
freuenden  Fund  —  wie  gleich  scheinen  wird,  etwas  voreilig  —  als 
Iris  humilis  M. aB.  publicirt.  Doch  erst  späterhin  machte  ich  mich 
an  das  regelrechte  Bestimmen  der  Pflanze.  Ich  nahm  Ledebour's 
Flora  rossiea  zur  Hand  und  ging,  da  ich  stets  nur  Iris  humilis 
M.  a  B.  vor  Augen  zu  haben  wähnte,  schnurgerade  auf  diese  los. 

In  der  Diagnose  der  /.  humilis  in  Ledeb.  fl.  ross.  vol.  IV  p.  95 
machte  mich  gleich  eines  der  ersten  Worte  stutzig.  Ledeb  our 
spricht  nämlich  vom  Stengel  der  Iris  humilis  als  von  einem  „scapo." 
—  So  bezeichnet  Ledeb  our  die  Stengel  nur  bloss  noch  von  Iris 
tenuifolia  Fall.,  /.  longiscapa  Led.  und  /.  higlumis  VahU  Bei 
allen  übrigen  bartlosen  Iris-Arien  bedient  sich  Ledebour  dafür 
des  Ausdruckes  „caule."  —  Doch  ,  mag  nun  das  Wort  „scapo"  in 
der  jetzt  zu  prüfenden  Diagnose  Ledebour's  recht  verstanden 
sein  oder  nicht,  so  Hesse  sich  im  letzteren  Falle  —  angenommen, 
dass  Ledebour  unter  seiner  Iris  humilis  auch  wirklich  eine 
meiner  Pflanze  gleiche  versteht  —  ein  derlei  Versehen  immerhin 
noch  entschuldigen.  Die  den  äusserst  kurzen  Stengel  total  einhül- 
lenden Blätter  mögen  Ledebour  basilär,  sich  aber  durch  Zerstö- 
rung —  und  auch  nur  dadurch  mögliche  nähere  Untersuchung  von 
Exemplaren  dieser  Pflanze  Gewissheit  zu  verschaffen,  unstatthaft 
geschienen  haben. 

Sonst  passt  die  Diagnose  so  ziemlich  auf  meine  Iris;  nur 
könnte  ich  von  dieser  nicht  ,,perigonii  tubo  .  .  .  ovarium  ...  mul- 
toties  superante"  sagen.  Bei  meiner  Iris  ist  die  Perigonröhre 
höchstens  4mal  länger  als  der  Fruchtknoten. 

Doch  das,  was  Ledebour  von  Ms  Äwm272Ä  nebenbei  bemerkt, 
verzerrt  und  verwischt  wieder  das  Bild,  das  ich  soeben  von  Iris 
humilis  M.  a  B.  zu  fixiren  im  Begriffe  stand.  Denn  da  heisst  es  er- 
stens: „/,  ruthenicae  affinis,  sed  scapo  brevissimo,  spalha 
et  perigonii  tubo  satis  distincta." 

Diese  Aeusserung  lässt  annehmen,  das  Iris  humilis  der  flora 
rossiea  der  Perigonsaum  mit  Iris  ruthenica  gleich-,  oder  wenig- 
stens ähnlich  gestaltet  hat.  Darin  aber  ist  ihr  dann  meine  Iris 
ganz  und  gar  unähnlich.  Aber  auch  ausserdem  ist  diese  von  /.  ru- 
thenica Ait.  durch  mehrere  sehr  auffällige  Merkmale  verschieden, 
was  am  besten  aus  folgender  Confrontation  ersichtlich: 


Iris  ruthenica  Ait. 
Rhizoma  gracile  subfiliforme. 

Caulis  pro  parte  denudatus,  1—4 
poUicaris. 


Iris  humilis? 

Rhizoma  crassitie  illud.  I.  gra- 

mineae  adaequans. 
Caulis  omninointer  foliorum  va- 

ginas      occultus  ,     brevissimus 

subnullus. 


Folia  caiilina  brevia,  oninia  spa- 
thaefonnia,  turionalibus  diffor- 
mia. 

Perigonii  foliola  exleriora  ab 
apice  ad  basin  usque  sensiiii 
attenuata. 


379 

Fülia  caulina  1 — 2  infinia  turio- 
nalibus conforinia  atque  aequi- 
longa,  florem  (ut  in  /.  grami- 
nea)  longe  excedentia. 

Perigonii  folia  exteriora  pan- 
duiaeformia  (nenipe  supra  me- 
dium exciso-angustata). 


Die  weitere  Bemerkung  Ledebour's:  „Specimina  cretica, 
a  Siebero  divulgata  et  alia  in  Graecia  lecta  floribus 
majoribus  nonnihil  differre  videntura  stirpe  rossica" 
präcisirt  die  vorhergehende  —  und  wenn  diese  schon  wahrnehmen 
lässt,  dass  ich  mich  bei  Determination  der  siebenbürgischen  son- 
derbaren Iris  hier  auf  falscher  Fährte  befinde,  so  wäre  nichts  ge- 
eigneter, um  mir  den  Glauben,  in  meiner  Pflanze  die  echte  Iris 
humilis  M.  a  ß.  aufgefunden  zu  haben,  für  immer  zu  benehmen, 
als  eben  der  mitgetheilte  Schlusssatz  Ledebour's,  wo  die  von 
Sieber  auf  Greta  gesammelte,  als  „//vs  humilis  M.  a  B."  ausgege- 
bene Iris  nahezu  für  identisch  mit  Iris  humilis  der  „flora  ros- 
sica^ erklärt  wird ! 

Die  Sieber'sche  Pflanze  hat  zufolge  dreier  gut  erhaltener 
Exemplare,  die  mir  Herr  v,  Pittoni  aus  seinem  Herbar  gütigst 
zur  Einsicht  überliess,  in  der  That  so  geformte  äussere  Perigon- 
segmente,  wie  /.  ruthenica,  d.  j.  sie  verlaufen  von  der  Spitze  ab 
allmälig  in  den  Nagel.  Auch  scheinen  noch  in  den  Blättern  und 
Blüthenscheiben  Unterschiede  zu  liegen,  sie  aber  festzustellen,  er- 
laubt das  spärliche  und,  da  die  bisher  von  mir  eingesehenen  Exem- 
plare ohne  Rhizom  gesammelt,  unvollständige  Material  nicht. 

Zwei  andere  russische  Arten  dieser  Abtheilung,  die  wegen 
ihren  langen  Perigonröhren  gleichfalls  in  Betracht  gezogen  werden 
könnten,  sind  im  Uebrigen  so  verschieden,  dass  die  .Auseinander- 
setzung der  Differentialcharaktere  rein  unnöthig  ist:  Iris  tenuifolia 
PalL,  mit  ebenfalls  fast  stengellosen  Blüthen,  weicht  von  meiner 
Pflanze  schon  durch  iiöchstens  zu  je  zweien  in  Ein  Büschel  ver- 
einte sehr  lange,  schmale,  binsenförmige  Blätter  total  ab;  —  der 
Unterschied  der  zweiten  Art,  Iris  longiscapa  Ledeb.  ist  schon 
durch  ihren  Namen  ausgedrückt.  —  Ausser  dem  Bereiche  der  flora 
rossica  weiss  ich  keine  der  meinigen,  zu  bestimmenden  Iris  zum 
Verwechseln  ähnliche  Species,  Somit  ist  nach  Ledebour  das  Re- 
sultat, dass  meine  Pf/anze  neu  ist. 


Ich  weiss  nicht,  was  mich  diessmal  gegen  Led  eb  our,  meinen 
sonst  sich  so  gut  bewährenden  treuen  Führer  und  Gefährten  bei 
Erforschung  der  Flora  Siebenbürgens,  missfrauisch  machte.  —  War 
es  die  Nähe  der  Originalstandorf e  der  Iris  humilis:  Podolien  und 
Bessarabien ,  der  mit  diesen  Distrikten  gleiche  Landschaftstypus 
des  Centrums  von  Siebenbürgen,  ferner  die  grossentheils  überein- 
stimmende Vegetation?  —  oder  war  es  sonst  eine  Ahnung?  kurz, 


380 

ich  konnte  mich  mit  dem  Gedanken,  was  Anderes  als  Iris  humilis 
M.  a  B.  gefunden  zu  haben,  durchaus  nicht  befreunden.  —  Desto 
dringender  ward  mir  zum  Bedürfniss,  bei  Marschall  von  Bie- 
b  er  st  ein  selbst  Rath  zu  holen. 

Iris  humilis  ist  im  vol.  I.  der  flora  taurico-caucasica  (1^18) 
aufgestellt  und  wird  in  vol.  III.  noch  einmal  besprochen.  Ich  lasse 
hier  Alles,  was  M.  a  B.  an  beiden  Orten  darüber  sagt ,  nachein- 
ander folgen: 

„Iris  (Imberbes):  foliis  lirearibus  scapo  bravissimo  unifloro 
multüties  longioribus ,  corollae  tubo  filiformi,  Capsula  obtuse  he- 
xagona. 

/.  foliis  linearibus,  corollis  imberbibus,  fructu  obtuse  trigono 
lurbinato  Gmel.  sib.  I.  p.  26.  Nr.  26  t.  5.  fig.  1.  bona. 

Hab,  in  Caucasi  subalpini  graminosis  montanis  circa  acidulam. 
Narzana  haud  rara.  Floret  Aprili,  Majo.  21.. 

Scapus  brevissimus,  ut  flos  videatur  radicalis.  Folia  /.  grami- 
weae  angusta.  Flos  dilute  coeruleus.  Stigmata  profunde  bifida:  laci- 
niis  acutis.  Ab  /.  graminea  quae  habilu  similis  facillime  dignosci- 
lur  germine  tubo  filimormi  a  corollae  limbo  renioto.* 


„I.  imberbis  foliis  lineari-ensiformibus  scapo  subbifloro  mul- 
loties  longioribus,  corollae  tubo  elongato,  stigmalibus  bifidis,  lobis 
acuminatis.   Capsula  obtuse  hexagona. 

M.  B.  Cent,  plant,  rar.  rossic.  I.  t.  31* 

R.  et  Seh.  Syst.  veg.  I.  476.  Catal.  hört,  goronk.  a.  1812  p.  12. 

/.  humilis  orientalis  flore  dilute  janthino  et  veluti  leucophaeo. 
Tournef.  cor.  p.  23. 

In  campis  elatis  herbidis  Bessarabiae  circa  Elisabethgrad 
minime  rara  est.  Majo  florens. 

3Iunui  1.  c.  synonymon  Gmelini  in  fl.  taur.  cauc.  adduclum 
excludendum  esse:  pertinet  enim  ad  distinctam  speciem  I.  ruthenicam 
Ait.  hört.  Kew.  ed.  2.  p.   117.  Botan.  mag.  1123." 

Hatte  ich  gleich  Anfangs  wegen  meines  Fundes  die  flora 
taurico-caucasica  consultirl,  ich  hätte  mich  jedenfalls  mit  M.  a 
B  i  ebers  tein's  Bescheid  vollkommen  begnügt.  Es  kommt  da  Nichts 
vor,  was  nicht  auch  meine  Pflanze  in  den  Worten  des  Autors  er- 
kennen Hesse. 

M.  a  B.  stellt  also  zuerst  seine  Iris  humilis  der  /.  graminea 
nahe.  —  Dieser  Vergleich  bleibt  selbstverständlich  auch  im  Nach- 
trage, voll.  III.  der  fl.  taur.  cauc,  wo  M.  a  B.  das  Cilat  Gmelin's 
des  I.  Bandes,  als  Iris  ruthenica  darstellend,  für  falsch  erklärt  und 
streicht,  aufrecht  erhalten.  —  Die  Worte  /,  graminea  habitu 
similis"  fordern  zu  einigem  Nachdenken  auf.  Statt  mii  Iris  ruthe- 
nica^ die  im  Hauptmerkmale,  nämlich  der  langen  Perigonrühre 
übereinkommt,  zieht  es  M.  a  B.  vor ,  die  von  ihm  creirte  Art  mit 
/.  graminea,  die  eine  im  Verhältniss  zum  Ovarium  bedeutend  kür- 
zere Perigonröhre  hat,  zu  vergleichen,  „quae  habitu  similis." 


381 

Ja,  aber  worin  uvdg  denn  dieser  eigen Hiüniliche,  die  Iris  gra- 
minea  auszeichnende  Habitus  liegen,  wenn  alle  drei  Arten :  /.  gra- 
minea,  I.  humilis  und  /.  ruthenica  einblüthig  sind ,  wenn  alle  drei 
Blatter  von  gleicher  Form  haben?! 

Ein  längerer  Stengel  mit  einer  kurzen,  fast  unmerklichen  Pe- 
rigonröhre,  —  oder  ein  kurzer  unmerklicher  Stengel  mit  einer 
längeren  Perigonröhre  — ,  das  bleibt  sich  gleich  und  ändert  nun 
einmal  am  Habitus  nichts.  Es  kann  hier  also  offenbar  nur  [die  Form 
des  Perigonsaumes,  die  Gestalt  und  Richtung  der  Perigonblättcr, 
dann  die  eigenlhümliche  Beblälterung  des  Stengels  gemeint  sein, 
denn  nur  darin  liegt  in  diesem  Falle  die  habituelle  Verschieden- 
heit der  Iris  gram'mea. 

Sieber's/ris  humilis  von  Greta  hat  doch  wahrlich  nicht  den 
Habitus  der  Iris  graminea.  —  M.  a  Bieberstein's  Pllanze  muss 
der  anders  aussehen. 

Zu  was  sich  aber  in  derlei  blos  lauter  Vermuthungen  länger 
wiegen,  wo  Thatsachen  sprechen  sollen?! 

Es  existirt  ja,  wie  man  in  der  fl.  taur.  cauc.  erfährt,  eine 
von  M.  a  Bieberstein  selbst  herausgegebene  Abbildung,  dieser 
muss  man  die  Entscheidung  anheimstellen.  Mein  trefflicher  Freund 
Bartsch  in  Wien,  dem  ich  auch  die  Mittheilung  der  obigen  Stel- 
len aus  der  Flora  taurico-caucasica  verdanke,  hatte,  um  den  Sach- 
verhalt von  mir  wissend  ,  die  Gefälligkeit,  diese  Abbildung  anzu- 
sehen, und  schrieb  mir  Anfang  Juli  d.  J.,  dass  das  Bild  „die 
leier  form  ige  Form  der  äusseren  Perigonalblätter  deut- 
lich wahrnehmen  1  ä  s  s  t. " 

In  der  Hast  vergass  ich,  Herrn  Bartsch  auch  wegen  der 
Beblälterung  der  abgebildeten  Pflanze  nachselien  zu  lassen.  —  Die 
später  gewünschte  Kopie  der  Bieb  ers  tein'schen  Abbildung  ist 
mir  noch  nicht  zugekommen. 

Mittlerweile  wurde  die  ganze  Angelegenheit  auf  andere,  beste 
Weise  zu  raschem  Abschluss  gebracht. 

Ich  erinnerte  mich,  dass  in  Elisabethgrad,  wo  M.  a  Bieber- 
stein die  Iris  humilis  am  häufigsten  angibt,  gegenwärtig  der  tüch- 
tige Botaniker  und  sehr  genaue  Beobachter  Herr  Dr.  Lindemann 
weilt.  An  ihn  wandte  ich  mich  Ende  August  mit  der  Bitte,  mir  in 
einem  Briefe  ein  Exemplar  der  dortigen  Iris  humilis  zukommen  zu 
lassen.  —  Vorige  Woche  nun  sah  ich  meinen  sehnlichsten  Wunsch 
erlülll.  Nebst  einem  Schreiben  erhielt  ich  dessen  so  eben  erschie- 
nene werlhvoUe  „Florula  Elisabethgr.idensis"  mit  der  hineingelegten 
desiderirlen  Iris  vom  Originalstandurt  M.  a  Bieberstein's,  die 
die  Identität  der  von  mir  heuer  in  Siebenbürgen,  neu 
aufgefundenen  Art  mit  Iris  humilis  M.  a  B.  vollkommen 
Consta  tirt. 

Das  russische  Exemplar  zeigt  die  Perigonröhre  3mal  länger 
als  das  Ovarium;  die  Definition  Ledebour's  „tubo  ovarium  mul- 
toties  superante"  stellt  sich  somit  als  sehr  übertrieben  heraus. 
Ueberhaupt  hat  es  nunmehr  den  Anschein,    als   wäre  die  Diagnose 


382 

der  Iris  humilis  in  Ledeboiir's  flora  rossica  mehr  nach  Exemplaren 
der,  wie  ich  schon  oben  angedeutet,  durch  den  Bau  des  Perigon- 
saumes  sehr  abweichenden  cretensischen  Iris  humilis  Sieber  ent- 
worfen. Die  drei  Exemplare  des  Pittoni'schen  Herbars  haben  eine 
viel  längere  Perigonröhre,  und  es  passt  der  diessfallsige,  wenn 
auf  die  echte  Iris  humilis  angewendet:  zu  rügende  Ausspruch 
Ledebour's  gar  nicht  schlecht. 

Ich  habe  vorhin  einmal  gesagt,  dass  ausser  den  anders  ge- 
formten Perigonsegmenten  noch  andere  Unterschiede  zwischen 
meiner  Iris  humilis  und  /.  humilis  Sieb  er  zu  liegen  scheinen. — 
Ich  will  mich  darüber  näher  auslassen. 

Es  kommt  mir  vor,  als  wenn  die  Sieber'sche  Pflanze  einen 
mehr  trichterförmig  gestalteten  Perigonsaum  besässe;  bei  den  drei 
mir  vorliegenden  Exemplaren  sind  die  ungues  aufrecht. 

So  sind  sie  auch  bei  Iris  ruthenica  und  /.  caespitosa.  Der 
Umstand,  dass  Ledebour  seine  Iiis  humilis  nur  mit  /.  ruthenica 
in  Parallele  zieht,  würde  als  weiterer  Beweis  dienen ,  dass  der 
Verfasser  der  Flora  rossica  hauptsächlich  die  Sieber'sche  „/m /m- 
milis"  im  Augege  habt.  Denn  Iris  humilis  M.  a  B.  hat  sowie  Iris 
graminea  den  Nagel  den  äusseren  Perigonblätter  von  der  Basis 
an  abstehend. 

Iris  humilis  Sieb  er  ist  auf  jeden  Fall  von  allen  bekannten 
Arten  verschieden;  bereits  in  Nr.  9  dieser  Zeitschrift  p.  298  habe 
ich  sie  Iris  cretica  (besser  cretensis^  genannt. 

Iris  cretensis  Janka. 

/.  (Imberbis)  perigonii  segmentis  exterioribus  in  unguem 
erectum  sensim  angustatis;  tubo  filiformi  ovario  plus  quam  quin- 
tuplo  longiore. 

Syn.  y^Iris  humilis  M.  a  B."  e  Candia  a  Siebero  divulgata. 

Ab  I.  humili  M.  a  ß.  toto  coelo  differt  solumque  cum  I.  ru- 
thenica Ait.  comparanda,  cujus  perigonii  tubus  multo  brevior,  sci- 
licet  ovarium  ad  summum  triplo  superat.  —  Iris  humilis  M.  a  B. 
perigonii  habet  segmenta  exteriora  panduraeformia  atque  ungues  a 
basi  patentes. 

Iris  humilis  M.  a  B.  hat  in  Siebenbürgen  eine  ganz  respec- 
table  Verbreitung.  Hier  um  St.  Gothärd  kommt  sie  auf  zwei  Ab- 
hängen seltener  vor;  dass  sie  zwischen  Katona  und  Kis-Czeg,  zwei 
Stunden  von  hier  sehr  häufig  ist,  erwähnte  ich  schon.  —  An  einer 
Stelle  zwischen  Kolos  und  Thorda,  wo  ich  sie  am  30.  Juni  mas- 
senhaft sah,  wollte  ich  untersuchen,  ob  denn  die  Pflanze  da  häufig 
geblüht  habe? 

Der  späten  Jahreszeit  halber  musste  die  Pflanze  im  bejahten 
Falle  bereits  Früchte  angesetzt  haben.  Ich  hielt  mich  an  dieser 
Stelle  beinahe  zwei  Stunden  lang  auf  und  betastete  während  die- 
ser Zeit  wohl  Tausende  von  Exemplaren  ,  deren  Blätter  aus  dem 
übrigen  Grase  hervorstachen.  Ich  sliess  auf  ein  einziges  Exemplar 
mit  verkümmerter  Blüthe. 


383 

In  der  „Floriila  Elisabelligradensis"  p.  138  gibt  Dr.  L  in  de- 
in anii  die  Iris  Immilis  M.  a  B.,  im  Widerspruche  mit  Marschall  v. 
Bie  berste  in  „circa  Elisabethgrad  rarissima'*  an.  Gelangt  die 
Pflanze  überhaupt  selten  zur  Blüthe  und  sind  sterile  Blätterexem- 
plare vorwiegend?  oder  waren  heuer  hier  meteorologische  Ver- 
hältnisse von  Einfluss  auf  die  Entwicklung  dieser  niedlichen  Iris? 
—  Das  Alles  dürfte  das  kommende  Jahr  entscheiden ,  in  dem  ich 
der  Pflanze  eifrig  nachspüren  will. 

Schliesslich  noch  ein  paar  Worte  über  die  Iris  ruthenica  der 
siebenbürgischen  Autoren: 

Iris  ruthenica  der  siebenbürgischen  Botaniker  wird  von  Gri- 
sebach  im  Iter  hungaricum  (1852)  zu  Iris  caespitosa  Pall.  ge- 
stellt und  diese  von  der  echten  I.  ruthenica  Ait.  durch  eine  kür- 
zere Perigonröhre  und  breitere,  stumpl'lichere  Blülhenscheiden 
unterschieden.  In  der  That  heisst  es  in  dem  ein  Jahr  darauf  (1853) 
erschienenen  IV.  Bande  der  Flora  rossica  p.  94  bei  Iris  ruthenica 
unter  Anderem:  „foliolis  (spathae)  acuminatis"  und  „perigonii  tubo 
ovarium  bis  v.  ter  superante,"  und  da  auch  das  Merkmal  „fuliis  late 
linearibus"  in  derselben  Diagnose  der  siebenbürgischen  schmal- 
blättrigen Pflanze  keineswegs  convenirt,  ferner  noch  der  Umstand 
hinzukommt,  dass  die  Blüthen  der  wahren  Iris  ruthenica  den  Ge- 
ruch von  Viola  odorata  ausstrahlen  (vgl.  Spach's  „revisio  generis 
Iris,^'  dann  auch  Turczaninow's  Flora  baicalensi-dahurica  vol.  II. 
1856,  p.  193)  ,  so  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  die  Tren- 
nung unserer  Pflanze  von  Iris  ruthenica  Ait.  wohl  begründet  ist. 

Hinwiederum  ist  Iris  caespitosa  Pall.  nach  Ledebour  1.  c. 
synonym  mit  Iris  ruthenica  Ait.  —  Aber  gleich  nach  dieser  führt 
Ledebour  die  Iris  unißora  Pall.  auf,  deren  Diagnose  in  den 
Hauptmerkmalen  mit  der  siebenbürgischen  Iris  im  Einklang  steht. 
Was  jedoch  Ledebour  ausserdem  in  der  Anmerkung  beifügt,  das 
passt  so  treffend  auf  die  Spezies  unseres  Landes,  dass  ich  mich 
des  Gedankens  ihrer  Identität  mit  der  sibirischen  Iris  uniflora 
Pall.  nicht  zu  erwehren  vermag. 

Vielleicht  nimmt  sich  mein  gelehrter  Freund  Dr.  As  che  r- 
son,  dem  in  Berlin  die  Pallas'schen  /m- Arten  im  Willdenow'schen 
Herbar  vorliegen,  dieser  Sache  an,  und  verschafft  uns  besseren 
Aufschluss. 

St.  Gothärd  bei  Szamos-Ujvär  in  Siebenbürgen,  am  4.  No- 
vcHiber  1868. 


384 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XVIII. 

401.  Änthyllis  Vulneraria  L.  —  Auf  Bergvviesen.  Im  Gebiete 
selten  und  daselbst  nur  auf  das  Bihariagebirge  beschränkt.  In  der 
Randzone  des  Batrinaplateaus  auf  den  wiesenreichen  Höhen  ober 
der  Pietra  lunga  bei  Rezbänya  und  in  der  Vulcangruppe  auf  dem 
Plateau  der  Suprapietra  poienile  bei  Vidra.  —  Von  mir  im  Ge- 
biete nur  auf  Kalksubstrat  beobaclitet.  —  600 — 1100  Met.  —  Die 
Angaben  Steffek's,  dass  A.  Vulneraria  bei  Szaldobagy  nächst 
Grosswardein,  und  von  Feichtinger,  dass  sie  auf  Sandboden  bei 
Csenke  westlich  von  der  Granmündung  vorkomme,  dürften  richti- 
ger auf  A,  polyphylla  Kit.  zu  beziehen  sein. 

402.  Änthyllis  polyphylla  Kit.  —  QA.  Vulneraria  Sa  dl.  fl* 
Com.  Pest,  nicht  L.)  —  Auf  grasigen  Plätzen.  Im  mittelung.  Berg- 
lande auf  dem  grossen  Aegidiusberg  bei  Erlau  ,  in  der  Matra  am 
Abhänge  des  Geczkooldal  bei  Solymos,  in  der  Pilisgruppe  auf  den 
Wiesen  ober  dem  Auwinkel ,  im  Wolfsthal  und  am  Schwaben- 
berg, so  wie  am  Adlersberg  und  Spissberg  bei  Ofen.  Auf  der 
Kecskemeter  Landh.  bei  Waitzen,  R.  Palota  ,  Pills  und  insbeson- 
ders  häufig  und  in  prachtvollen  Exemplaren  auf  den  mit  Pollinia 
Gryllus  bestockten  Grasfluren  in  der  Umgebung  des  Rakosbaches 
bei  Pest.  — Trachyt,  Kalk,  Dolomit.,  tert.  und  diluv.  Sand-  und  sandiger 
Lehmboden.  95 — 300  Met.  —  (Unterscheidet  sich  von  ^.  Vulneraria 
L.  durch  den  aufrechten  bis  zu  50  Ctm.  hohen  meist  ästigen, 
reichlicher  und  gleichmässig  der  ganzen  Länge  nach  beblätterten 
im  unteren  Drittheil  abstehend  rauhhaarig-zottigen  Stengel  und  die 
unterseits  rauhhaarigen  Blätter.  Die  Blüthenfarbe  wechselt  so  wie 
bei  A.  Vulneraria  L.  sehr  mannigfaltig;  bald  sind  alle  Kronblätter 
von  goldgelber  bald  von  livider  licht-  oder  dunkelrother  Farbe, 
nicht  selten  erscheint  auch  die  Fahne  und  das  Flügelpaar  gelblich- 
weiss  und  nur  die  Spitze  des  Schiffchens  dunkelroth  gefärbt  und 
oft  findet  man  an  einer  und  derselben  Pflanze  ja  sogar  in  einer 
und  derselben  Infloreszenz  verschiedengefärbte  Blüthen  nebeneinan- 
der. Aus  diesem  Grunde  ist  es  unstatthaft,  die  Blüthenfarbe  als 
Merkmal  zur  Unterscheidung  von  A.  polyphylla  Kit.,  A.  Vulne- 
raria L.,  A.  Dillenii  Schult.,  A.  alpestris  Kit.  etc.  anzugeben 
und  ist  die  in  den  Floren  gewöhnlich  beliebte  Abgrenzung  dieser 
Arten  entschieden  unrichtig.  Aus  vorliegenden  Originalexemplaren 
ersehe  ich  auch,  dass  Kitaibel  nicht  etwa  nur  Exemplare  mit 
gelblichweisser    Fahne ,    gelblichweissem    Flügelpaar    und    rotheni 


383. 

SchifTchen  als  A.  polyphylla  auffassfe  ,  wie  von  Seringe  in  D  C. 
Prodr.  II.  170und  nach  ilim  von  den  meisten  Floristen  angenommen 
wurde,  sondern  auch  die  gelb-  und  die  rothblühende  Pflanze  und 
dass  er  die  durch  das  südliche  und  östliche  Europa  weitverbreitete 
A.  polyphylla  überhaupt  nicht  auf  die  Blüthenfarbe  sondern  auf 
die  oben  angegebenen  sehr  beständigen  Merkmale  gegründet  hat.) 

403.  Medicago  lupulina  L.  —  Auf  Wiesen,  Aeckern,  im  Ge- 
schiebe und  Sande  der  Flussufer,  in  den  Graben  längs  den  Eisen- 
bahndämmen durch  das  Tiefland  und  die  Thäler  des  Berglandes 
verbreitet.  Im  Gebiete  mit  Vorliebe  auf  etwas  feuchtem  Substrate. 
Paräd,  Waitzen,  Gran,  Set.  Andrae,  Maria  Einsiedel,  Ofen,  Pest, 
Soroksar,  Alberti,  Szolnok  ,  Debreczin  ,  Grosswardein,  ßelenyes, 
Körosbänya.  Die  höchslgelegenen  im  Gebiete  beobachteten  Stand- 
orte auf  den  Bergwiesen  ober  RIonesa  am  Fuss  des  Plesiu  und 
ober  der  Pieira  lunga  bei  Rezbänya.  —  Trachyt,  Schiefer,  Kalk, 
tert.  dil.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  75 — 820  Met. 

404.  Medicago  sativa  L.  —  Im  Gebiete  unzweifelhaft  ur- 
sprünglich wild  auf  den  Grasfluren  des  Tieflandes.  Auf  der  Kecske- 
meter  Landhöhe  bei  Pest,  Monor,  Pilis,  Nagy  Koros,  Szolnok.  Auch 
am  Saume  des  Berglandes  bei  Näna  und  Ofen  und  im  Tapiogebiet 
bei  Nagy  Käta.  An  einigen  Orten  auch  auf  Feldern  gebaut.  —  Im 
Bereiche  des  Bihariageb.  nicht  beobachtet.  —  Tert.  diluv.  u.  alluv. 
Lehm-  und  Sandboden.  75—160  Met. 

405.  Medicago  media  Pers.  — Auf  grasigen  Plätzen  bei  Ofen, 
selten.  Diluv.  Lehmboden.  160  Met. 

406.  Medicago  falcata  L.  —  Auf  grasigen  Plätzen.  Im  mit- 
telung.  Bergl.  in  der  Malra  bei  Gyöngyös,  in  der  Magustagruppe 
bei  Gross  Maros,  in  der  Pilisgruppe  bei  Gran,  Visegräd,  Set.  An- 
drae und  Ofen.  Auf  der  Kecskemeter  Landh.  bei  Waitzen,  Pest, 
Monor,  Pilis,  Nagy  Koros  und  Kecskemet.  Auf  der  Csepelinsel  bei 
Pest.  Im  Tapiogebiete  bei  Szt.  Märton  Käta.  In  der  Tiefebene  bei 
Egyek,  Szolnok,  Szegedin  und  Gyula  Varsänd.  Auf  der  Debreczi- 
ner  Landh.  bei  Böszörmeny,  Szakoly  und  Bogäth.  Im  Bihariageb. 
bei  Grosswardein,  Belenyes,  Buteni,  Halmaza.  —  Trachyt,  Kalk,  tert. 
dil.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  75 — 370  Met. 

407.  Medicago  prostrata  Jacq.  —  An  grasigen  Plätzen  fel- 
siger Bergrücken  und  Bergabhänge.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der 
Matra  auf  dem  Särhegy  bei  Gyöngyös,  in  der  Pilisgruppe  am  Fusse 
des  Piliserberges  bei  P.  Szänto,  auf  dem  Hohenstein  bei  P.  Csaba, 
auf  dem  Kopäszberg  zwischen  Koväcsi  und  ßudakesz,  dem  Adlers- 
berg bei  Ofen,  den  Dolomitkuppen  bei  Budaörs  und  auf  dem  Ce- 
rilhierikalkplaleau  ober  Teteny.  Im  Tieflande  und  im  Bihariageb. 
nicht  beobachtet.  —  Kalk,  Dolomit.  100—280  Met. 

408.  Medicago  orbicularis  L.  —  Im  Gebiete  sehr  selten  und 
nur  am  Südostrande  der  Pilisgruppe  an  der  südl.  und  östl.  Seite 
des  Adlersberges  und  an  der  Südseile  des  Blocksberges  bei  Ofen 
und  auch  an  diesen  beiden  Lokaliiäten  nur  sehr  spärlich  beobach- 
tet. —  Diluv.  Lehm  über  Kalk,  150—250  Met. 


386 

409.  Medicago  minima  Desr.  —  Auf  trockenen  Wiesen  und 
Viehweiden,  an  Dämmen  und  Sirassenböschungen,  auf  spärlich  be- 
grasten wüsten  Sandhügeln  und  felsigen  Bergabhängen.  Im  mittel- 
ung.  Bergl.  in  der  Matra  bei  Gyöngyös;  in  der  Magustagruppe  auf 
den  Felsen  ober  Gross  Maros  gegen  den  Spitzkopf  zu,  in  der 
Pilisgruppe  am  Kishegy  und  Piliserberg,  im  Leopoldifelde,  am 
Blocksberge  und  Ofener  Feslungsberge.  In  den  Niederungen  und 
Thalweitungen  am  Saume  des  Berglandes  an  der  Donau  bei  Csenke, 
Muszla,  Näna,  Pärkany,  Gran,  Dömös,  Visegräd,  Waitzen,  Set.  An- 
drae,  Ofen  und  Promontor;  auf  der  Margarethen-  und  Csepelinsel, 
bei  Stuhlweissenburg  und  Keer  in  der  Stuhlweissenb.  Niederung, 
bei  Szt.  Märton  Käta  und  Tapio  Szelle  im  Tapiogebiete.  Auf  der 
Kecskemeter  Landh.  bei  R.  Palota,  Pest,  Soroksar,  Alberti,  Monor, 
Pills  und  Also  Dabas.  In  der  Tiefebene  bei  Abony  und  Szolnok. 
Im  Bihariageb.  am  Köbänyaberg  bei  Grosswai'dein,  am  Bontoskö 
bei  Petrani  und  unter  der  Ruine  Desna  bei  Buteni.  —  Der  höchste 
im  Geb.  beobachtete  Standort  die  Kuppe  des  Piliserberges.  — 
Trachyt,  Kalk,  tert.  dil.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  75 — 
755  Met. 

410.  Medicago  elongata  Rochel  als  Var.  der  M.  minima. — 
M.  minima  y.  viscida  Koch,  (In  der  Grösse  sehr  wechselnd.  Ich 
bewahre  Exemplare  mit  verkürzten  nur  6 — 12  Ctm.  langen  und 
solche  mit  sehr  verlängerten  üppigen  bis  zu  50  Ctm.  langen  Zwei- 
gen, welche  letztere  in  allen  Stücken  mit  Originalexemplaren  der  M. 
elongata  Rochel  übereinstimmen.  Ro  chel's  Name  ist  aber  insoferne 
vielleicht  nicht  ganz  passend,  weil  Rochel  nur  diese  letztere 
üppige  Form  mit  verlängerten  Zweigen  vor  Augen  hatte  und  der 
drüsigen  Bekleidung  nur  eine  geringe  Bedeutung  beigelegt  zu 
haben  scheint.  Es  wäre  daher  vielleicht  der  Name  M.  viscida 
Koch  für  diese  Pflanze  vorzuziehen.)  —  Auf  sandigem  und  salz- 
ausvvitternden  Erdreich.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  Pest, 
Monor,  Nagy  Koros  und  Abony.  An  dem  letzteren  Standorte  in 
Gesellschaft  der  halophilen  Artemisien  ziemlich  häufig.   80 — 95  Met. 

411.  Medicago  brachyacantha.  (Einjährig,  Wurzel  spindelig 
faserig,  mehrslengelig.  Die  Stengel  aus  niedurliegonder  Basis  auf- 
steigend, von  abstehenden  weichen  Haaren  zottig  und  gegen  die 
Spitze  zu  mit  eingemischten  drüsentragenden  Haaren  besetzt. 
Blätter  lang  gestielt,  dreizählig,  Theilblättchen  der  unteren  Blätter 
rundlich  verkehrt -herzförmig,  jene  der  oberen  Blätter  länglich- 
verkehrtherzförmig,  vorne  gezähnt,  in  der  Ausrandung  stachel- 
spitzig, so  wie  die  Nebenblätter,  Blattstiele  und  Kelche  mit  weichen 
geraden  Haaren  bekleidet  und  insbesondere  an  den  Rändern  auch 
mit  drüsentragenden  gegliederten  Härchen  bewimpert.  Die  unleren 
Nebenblätter  eiförmig,  die  oberen  lanzettlich,  alle  zugespitzt  und 
ganzrandig  oder  an  sehr  üppigen  Exemplaren  auch  mit  einem  oder 
zwei  Zähnen  ausgestattet,  ßlüthenstandstiele  länger  als  das  Stülz- 
bJalt,  die  Blüthen  in  kleinen  gedrungenen  meist  5blüthigen  Dolden- 
trauben. Kelche  glockig  5zähnig,  die  Zähne  lineallanzettlich,  etwas 


387 

länger  als  die  Röhre.  Blüthen  in  Form,  Farbe  und  Grösse  mit  jenen 
der  M.  minima  Desr.  übereinstimmend.  Hülsen  klein  (4"™  im 
Oiierdurchmesser)  sphärisch ,  links  gewunden  mit  4  gegen  die 
Spitze  und  Basis  an  Grösse  abnehmenden  aneinanderschliessenden 
dornigen  Windungen.  Die  Windungen  sind  von  drei  dicken  jXerven 
der  Länge  nach  gerifft,  von  welchen  einer  den  Rand  bildet,  wäh- 
rend der  zweite  auf  der  oberen,  der  dritte  auf  der  unteren 
Fläche  der  Windungen  parallel  zum  Rande  verlauft.  Die  Dornen 
sind  0.5 — 0.8°^""  lang  an  ihrer  Basis  tief  gefurcht  und  so  gleichsam 
in  zwei  basiläre  Schenkel  gespalten,  voi\  welchen  der  eine  aus  dem 
Marginalnerv,  der  zweite  abwecliselnd  aus  dem  einen  oder  ande- 
ren Flächennerv  entspringt,  sie  sind  zweizeilig,  spreizend,  der  Hülse 
mehr  weniger  angedrückt,  d.  i.  dem  Längendurchmesser  der  Hülse 
parallel,  an  der  Spitze  gerade  oder  mehr  weniger  widerhackig  ge- 
krümmt und  nur  so  lang  als  der  Zwischenraum  zwischen  dem  Rand- 
und  Flächennerv,  somit  viel  kürzer  als  der  Ouerdurclimesser  der 
ganzen  Hülse.  Die  Flächen  der  Hülse  so  wie  auch  die  kur- 
zen Dornen  sind  mit  gegliederten  drüsentragenden  abstehenden 
Haaren  und  vereinzelten  längeren  drüsenlosen  Haaren  bestreut.  — 
Unterscheidet  sich  von  M.  tninima  De sr.  und  M.  elongata  Rochel 
durch  die  kleineren  mit  angedrückten  sehr  kurzen  Dornen  besetz- 
ten Hülsen.  Die  Hülsen  der  beiden  eben  genannten  zunächst 
stehenden  Schneckenkleearten  haben  nämlich  ohne  Dornen  einen 
Querdurchmesser  von  1^  und  die  Dornen  sind  wenigstens  drei- 
mal so  lang  als  der  Zwischenraum  zwischen  Rand-  und  Flächen- 
nerv und  stehen  (fast  parallel  zum  Ouerdurchmesser  der  Hülse) 
von  der  Hülse  ab.  Von  M.  minima  Desr.  unterscheidet  sich  diese 
Art  überdiess  durch  die  gegliederten  Drüsenhaare  an  Stengel, 
Blättern,  Kelch  und  Hülse.) 

Auf  spärlich  begrasten  wüsten  Sandhügeln.  Im  Tieflande  auf 
der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  R.  Palota,  Pest,  Soroksar  und  auf  der 
Csepelinsel,  nicht  selten  in  Gesellschaft  der  M.  minima,  aber  von 
dieser  auf  den  ersten  Blick  durch  die  eigenthümlichen  Hülsen,  die 
längeren  Internodien  der  mehr  spreizenden  Zweige  und  das  da- 
durch veranlasste  mehr  sparrige  Aussehen  leicht  zu  unterscheiden. 
—  Diluv.  Sandboden.  95— 120  Met. 

412.  Trigonella  monspelica  L.  —  Auf  spärlich  begrasten  son- 
nigen Bergrücken  und  wüsten  Sandhügeln.  Im  mittelung.  Bergl. 
in  der  Pilisgruppe  bei  der  Ruine  Visegräd  und  dann  am  Blocksberg 
bei  Ofen.  Auf  der  Kecskemeter  Landh.  bei  R.  Palota  ,  Pest  und 
Soroksar,  namentlich  auf  dem  Herminenfeld  ober  den  grossen 
Schottergruben  und  auf  den  Sanddünen  unter  der  Gubacs-Csarda; 
dann  auf  der  Viehweide  neben  der  Eisenbahnstation  in  Monor. 
Im  Ganzen  selten ,  aber  wo  sie  auftritt  gewöhnlich  in  grosser 
Menge.  —  Trachyt,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95 — 
450  Met. 

413.  Meliloius  procumbens  Besser.  —  (Unterscheidet  sich  von 
M.  coerulea  (L.)  durch  den  aas  liegender  Basis  aufsteigenden  Stengel, 


388 

doppelt  bis  dreifach  schmälere  stärker  gesägte  längliche  oder  länglich - 
lineale  ßlältchen,  doppelt  kürzere  Kelchzähne,  deren  Spitzen  die  halbe 
Länge  der  Krone  kaum  erreichen,  längliche  lockere  Fruchttraube, 
deren  nur  wenig  gedunsene  längliche  in  den  Schnabel  S-förmig  zuge- 
schweifte bräunlichgelbe  Hülsen  sämmtllch  aufrecht  abstehen  und 
durch  eiförmige  hellbraune  Samen.  —  M.  coerulea  (L.)  hat  steif 
aufrechte  Stengel  mit  breiten  elliptischen  Blättern,  die  Kelchzähne 
überragen  die  halbe  Länge  der  Krone,  die  Hülsen  der  dicht  ge- 
drängten und  kugeligen  Fruchttraube  stehen  ähnlich  wie  bei  Carex 
flava  radial  nach  allen  Richtungen  ab,  zeigen  eine  gelblich-weisse 
Farbe,  sind  blasig  aufgetrieben,  fast  kugelig  und  in  einen  schief 
abstehenden  aber  nicht  geschweiften  Schnabel  plötzlich  zusammen- 
gezogen und  enthalten  rundlich-nierenförmige  schmutzig  dunkel- 
braune Samen.)  —  An  den  Böschungen  der  Wege  und  Dämme, 
auf  Schuttplätzen  und  Viehweiden,  in  den  Gräben  längs  den  Eisen- 
bahndämmen auf  salzauswitternden  grasigen  Plätzen  in  der  Nähe 
von  Sümpfen.  Am  Saume  des  mittelung.  Bergl.  in  der  Brindza  bei 
Hatvan  und  insbesonders  häufig  bei  Ofen  zwischen  dem  Stadtmaier- 
hofe  und  alten  Friedhofe,  dann  am  Festungsberge  und  bei  den  Bit- 
tersalzquellen südlich  vom  Blocksberge,  weiterhin  bei  Promontor, 
Hamsabek,  Seregely  und  Degh.  Auf  der  Kecskemeter  Landh.  bei 
Soroksar,  Monor  und  Pills.  —  Tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und 
Sandboden.  95—190  Met. 

Melilotus  coerulea  (L.)  —  Sehr  selten  gebaut  in  Bauerngärten  und  Wein- 
gärten bei  Ofen.  Noch  seltener  und  vorübergehend  verwilderte  Exemplare  in 
der  Nahe  solcher  Kulturstätten. 

414.  Melilotus  dentata  (W.  K.)  — Auf  sumpfigen  Wiesen  und 
in  sumpfigen  Gräben  an  den  Strassen-  und  Eisenbahndämmen.  Am 
Saume  und  in  den  Thälern  des  mittelung.  Bergl.  bei  Csenke  und 
Muszia  westlich  von  der  Granmündung,  bei  Csev  zwischen  Gran 
und  P.  Csaba ,  bei  Set.  Andrae  und  Krotendorf  und  nächst  der 
Pulvermühle  bei  Altofen,  zwischen  dem  Blocksberg  und  den  Bitter- 
salzquellen bei  Ofen  und  auf  den  sumpfigen  Wiesen,  welche  sich 
in  der  Thalmulde  von  Budaörs  nach  Promontor  zur  Donau  er- 
strecken. In  der  Stuhlweissenburger  Niederung  in  der  Särviz.  Auf 
der  Kecskemeter  Landh.  bei  Pest  und  Üllö  und  auf  der  Puszia 
ßessenyö  beiNagy  Koros.  In  der  Tiefebene  bei  Egyek  an  der  Theiss. 
—  Tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  sandiger  Lehmboden.  Scheut 
auch  nicht  den  salzauswitternden  Boden.  80 — 200  Met, 

415.  Melilotus  macrorrhiza  (W.  K.).  —  In  kleinen  Sümpfen 
und  in  feuchten  Gräben  an  der  Strasse,  welche  über  das  hügelige 
tert.  Vorland  des  Bihariagebirges  von  Grosswardein  nach  Belenyes 
führt  bei  Venleri  und  Lasuri.  —  Nach  Sa  dl  er  auch  auf  der 
Kecskemeter  Landh.  im  Geb.  der  Pester  Flora.  —  An  den  Lokali- 
täten, an  welchen  ich  diese  Melilotus- Axi  im  Gebiete  sammelte, 
zeigte  sich  der  Boden  nicht  salzig  und  das  Substrat  war  dort  ein 
tertiärer  Lehmboden.  Sadler  gibt,  dieselbe  „in  paluslribus  et  fossis 
praesertim  locis  salsis"  an.  95 — 220  Met. 


389 

416.  Melilotus  palustris  (W.  K.).  —  (Unterscheidet  sich  von 
M.  inacvrorhiza  (W.  K.)  nicht,  wie  gewöhnlich  angegeben  wird, 
nur  durch  die  linealcn  sciimäleren  undeutlich  gesägten  oder  fast 
ganzrandigen  Bialler,  sondern  auch  noch  durch  eine  Reihe  ande- 
rer sehr  ausgezeichneter  Merkmale.  Die  Blüthen  und  Früchte  der 
M.  palustris  sind  in  allen  Theilen  kleiner  als  jene  Aev  M.  macrorr- 
hiza;  die  beiden  oberen  Kelchzahne  der  ersteren  sind  fast  doppelt 
so  lang  als  die  drei  unteren,  während  bei  M.  macrorrhiza  alle  5 
Kelchzäline  gleich  lang  erscheinen;  die  Hülsen  des  M.  palustris 
sind  4™™  lang,  erscheinen  verkehrteiförmig,  kaum  \ erzogen,  sind 
mit  einer  gerade  vorgestreckten  Stachelspitze  gekrönt  und  an 
der  Basis  plötzlich  in  ein  Stielchen  zusammengezogen,  welches 
kürzer  als  die  Kelchröhre  ist.  Die  Hülsen  der  M.  macrorrhiza  da- 
gegen sind  6'°°'  lang-  erscheinen  stark  verzogen,  fast  rhomboidisch, 
sind  mit  einer  schiefstehenden  Slachelspitze  gekrönt  und  an  der 
Basis  allmälig  in  ein  Stielchen  verschmälert ,  welches  so  lang  als 
die  Kokhröhre  ist.)  —  Sehr  selten  und  von  mir  im  Gebiete  nur 
zwischen  Röhricht  auf  der  Csepelinsel  unter  Pest  beobachtet.  — 
Alluv.  Sandboden.  95  Met. 

4i7.  Melilotus  officinalis  (L.^.  —  Im  GeröUe  und  Sande  der 
Flussufer,  in  Schottergruben,  an  den  Böschungen  der  Dämme 
und  Hohlwege,  in  Strassengräben  und  auf  Aeckern,  selten  auch 
auf  Wiesen.  Durch  das  ganze  Tiefland  bis  an  die  Thalmündungen 
am  Rande  des  Berglandes.  Paräd,  Gyöngyös,  VVaitzen,  Gran,  Stuhl- 
weissenburg,  Ofen,  Pest,  Czinkota,  Steiiiliruch,  Soroksar,  Tö  Almas, 
Boldog  Käta,  Szt.  Märton  Käta,  Jäsz  Apäli,  Monor,  Pills,  Czegled, 
Szolnok,  üjväros,  Tegläs,  Debreczin,  Ecsed,  Grosswardein.  —  Tert. 
diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  75—160  Met. 

418.  Melilotus  alba  Desr.  —  An  gleichen  Standorten  wie 
die  frühere  Art.  Paräd,  Waitzen,  Csenke,  Nana,  Gran,  Set.  Andrae, 
Ofen,  Margaretheninsel,  Csepelinsel,  Pest,  Soroksar,  Nagy  Koros, 
Nyir  Bälor,  jVagy  Källö,  Vallay,  Grosswardein.  —  Tert.  diluv.  und 
alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  75 — 160  Met. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr,  Ferdinand  Schur. 

LV. 

Lepidinm  perfoliatum  L. 

Im  Jahre  1867  ungemein  zahlreich  um  Wien,  z.  B.  im  Prater 
zwischen  der  Hauptallee  und  dem  Schüttel,  längs  der  Ringstrasse, 
vor  der  Heumarktkaserne,  an  den  Eisenbahndämmen  vor  der  Favo- 
riten-Linie, an  den  Ziegelöfen  bei  Laa  n.  s.  w. 

Oesterr.   botan.  Zeitschrift.  12.   Heft.  1868.  29 


390 

LVI. 

Arabis  sagittata  D  C.  Koch  syn.  ed.  2.  p.  42.  =  A.  hirsuta 
ß.  sagittata  Neilr.  Fl.  von  Wien  p.  479,  =  A.  loiigisiliqna  W  aWr. 
=  Arabis  planisiliqua  Pers.  =  Turritis  sagittata  B  er  toi. 
In  prächtigen  3  P'uss  hohen  Exemplaren  auf  Moorwiesen  bei 
Moosbrunn,  auf  der  Wiese  zwischen  der  Hauptallee  und  dem  Thier- 
garten  im  Prater  (kleinere  Exemplare)  im  Bette  des  Alserbaches 
bei  Weinhaus.  Juni,  August  1867. 

LVII. 

Eruca  sativa  Lam.  fl.  franc.  2,  496.  =  Sinapis  Eruca  Röhl  D. 
Fl.  2,  360.  =  Brassica  Eruca  L.  sp.  952. 

Kommt  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  auf  Aeckern  und  an 
Wegen  vor,  und  hat  sich  jetzt  auch  in  der  Flora  von  Wien  ge- 
zeigt, z.  B.  auf  der  Wiese  von  der  Hauptallee  rechls  mit  Bunias 
Erucago,  Raphanistrum,  Sinapis-Arien  u.  s.  w.  Juni  1867  noch 
nicht  in  Früchten. 

In  Siebenbürgen  habe  ich  Eruca  satina  zwischen  Dobra  und 
Deva  in  riesigen  Exemplaren  gefunden  und  damals  mit  einei  Sinapis- 
Art  verwechselt.  —  Wurde  auch  bei  Hermannstadt  von  mir  beob- 
achtet, aber  nicht  gesammelt  und  ist  daher  bei  Bearbeitung  meiner 
Enumeratio  übersehen  worden.  Sie  ist  daselbst  p.  60  hinter  Sinapis 
einzuschalten! 

Lvin. 

Melanosinapis  communis  Spenn.  =  Sinapis  nigra  L.  Brassica 
nigra  Koch  syn.  ed.  2,  p.  59. 

Im  Jahre  1867  um  Wien  sehr  häufig,  z.  B.  im  Prater  längs 
der  Ringstrasse,  auf  den  neuen  Anschüttungen,  von  der  Stadt  gegen 
die  Rossau,  vor  dem  Sladtpark.  Juni,  August. 

LIX. 

Sinapis  orientalis  h.  =  {^S.  Schkhuriana  Rchh.  :=^  S.  Orientalis 

Murr.  =  Rhamphospermum  Orientale  Boss.  En.  n.  1623.3=  S.  ar- 

vensis  var.  Auetor.  plurim. 

Auf  unbebauten  Plätzen-,  auf  den  neuen  Anschüttungen  längs 
der  Ringstrasse  in  Wien,  im  Prater  auf  der  Wiese  rechls  vun  der 
Hauptallee,  vor  der  Taborlinie  u.  s.  vv.,  im  Jahre  1867  sehr  häufig. 
Juni,  August. 

Obschon  diese  S.  orientalis  L.  als  von  S.  Schkhuriana  und 
orientalis  Murr,  verschieden  betrachtet  wird,  so  miiss  ich  nach 
meiner  Untersuchung  dieselben  doch  für  identisch  mit  jenen  hal- 
ten, da  die  angegebenen  Unterscheidungsmerkmale  mir  nicht  hin- 
reichend erscheinen,  um  darauf  eine  Artverschiedenheit  zu  begrün- 
den. —  Rchb.  exe.  p.  693  macht  bei  Sinapis  die  Abtiieilung  c. 
„rostro  conico  aspermo*  und  dennoch  haben  6\  arvensis  und  oritn- 


391 

talis,  welche  dazu  g-ezähll  werden,  Schoten,  welche  auch  im 
Schnabel  1 — 2  Samen  tragen,  was  freilich  erst  bei  der  vollkom- 
menen Reife  hervortritt.  Indessen  findet  man  auch  auf  einer  und  der- 
selben Pflanze  Schoten,  bei  denen  der  Schnabel  samenlos  ist.  — 
Sinapis  arvensis  ß.  Orientalis  Koch  in  Linnaea  XV,  p.  252  und  in 
Ledeb.  11.  Ross  I.  p.  268  und  269  var.  ß.  siliquis  relrorum  hispi- 
dis  gehören  gewiss  hieher.  —  In  meiner  En.  pl.  Transsilv.  habe 
ich,  der  herrschenden  Meinung  folgend,  S.  Schkhuriana  und  S. 
Orientalis  Murr,  als  var.  von  S.  arcensis  h.  behandelt,  was  aber 
gewiss  nicht  richtig  ist,  wenigstens  spricht  die  hier  beobachtete 
Pflanze  gegen  meine  frühere  Ansicht. 

LX. 

Sisymbrium  auslriacum  Jacq.  ^) 

Kommt  im  Garten  des  k.  k.  Theresianums  auf  und  an  Mauern 
wildwachsend  oder  verwildert  vor,  vermehrt  sich  durch  Ausstreu- 
ung seines  eigenen  Samens  und  gedeihet  recht  üppig,  wälirend  es 
auf  dem  Bete  sich  nicht  erhält,  dieses  gern  verliisst,  und  in  der 
Umgebung  freiwillig  sich  ansiedelt,  eine  Erscheinung,  welcher 
in  den  Gärten  mehr  Aufmerksamkeit  gewidmet  werden  sollte, 

LXI. 

Sisymbrium  IrioL.  var.  hirtum.  =  S.  Pseudo-Columnae  Schur. 
Caule  foliis  peduncidis  calyceque  piloso-hirtis,  pilis  patentibus, 
siliquis  longissimis  tenuissimis  glaberrimis.  —  Specimina  gracilia 
subramosa  12—15  poll. ,  foliis  opacis,  floribus  vitellinis,  siliquis 
juniorihus  flores  superantibus. 

Im  Prater  auf  der  Wiese  an  der  Hauplallee;  auf  der  Erhöhung 
vor  dem  Kolowratgebäude  mit  Kochia  Scoparia  gemeinschaftlich, 
aber  auf  beiden  Standorten  einzeln  und  kümmerlich.  15.  Juli  1867, 
—  Wegen  der  bedeutenden  Behaarung  unserer  Exemplare  wurde 
ich  veranlasst,  dieselbe  von  dem  echlen  S.  Irio  L.  zu  sondern  und 
als  dem  S.  Colunmae  näher  stehend  zu  betrachten,  denn  wenn  es 
Thafsache  ist,  dass  S.  Irio  L.  gänzlich  kahl  sein  müsse;  was  aber 
schon  Neilreich  in  der  Flora  von  Wien  p.  486  in  Abrede  stellt, 
so  kann  unsere  Pflanze  entweder  nicht  das  echte  S.  Irio  L.  sein, 
oder  wir  haben  von  diesem,  wie  von  S.  Columnae  L.,  zwei  For- 
men zu  unterscheiden.  Das  siebenbürgische  S.  Irio  ist  glatt,  oder 
besser  kalil,  ebenso  die  Pflanze  ,  welche  ich  1830  auf  dem  alten 
Zeughause  in  Berlin  beobachtet  habe.  —  Die  glatte  Form  ist  S, 
Irio  Willd. 

')  Wurde  von  Professor  Reuss  im  Juni  d.  J.  im  Prater  gesammelt. 

Anm.  d.  Red. 


29 


392 


Die  mikroskopischen  Präparate 

des 

Dr.  Johannes  Grönland  in  Paris. 

Die  Anwendung  des  Mikroskops  ist  mit  allen  jenen  Gebieten 
der  Botanik,  auf  denen  es  sicli  um  Feststellung  von  Formen  han- 
delt, eine  so  wichtige  geworden,  dass  dieses  Inslruinenl  nicht  nur 
für  histologische  und  physiologische,  sondern  auch  für  morpholo- 
gische und  selbst  systematische  Studien  ein  unentbehrliches  Hilfs- 
miltel  geworden  ist.  Die  Kenntniss  der  mikroskopischen  Unter- 
suchungsmelhode  ist  heute  geradezu  eine  Vorbedingung  für  das 
wissenschaftliche  Studium  der  Botanik.  Wenn  es  nun  heule  ein 
Leichtes  ist,  ein  gutes  Mikroskop  und  alle  zugehörigen  N(^benappa- 
rale  durch  Kauf  zu  erwerben,  so  sind  hie^rmit  noch  nicht  alle  Vor- 
bedingungen für  erfolgreiche  mikroskopische  Studien  erfüllt.  Es  fehlte 
bis  jetzt  an  wissenschaftlich  brauchbaren  kauflichen  botanisch-mi- 
kroskopischen Präparaten.  Was  durch  Tausch  von  Privaten  und 
Gesellschaften  an  mikroskopischen  Objeclen  erworben  werden  kann, 
kömmt  Vielen,  namentlich  Anfängern  nicht  zu  Gute.  Gute  käufliche 
Präparate  sind  eben  eine  Nothwendigkeit ,  es  hat  sich  der  Werth 
derselben  auf  dem  Gebiete  dei  Histologie  des  Thieres,  wie  die 
Verbreitung  der  ausgezeichneten  Präparate  von  Prof.  Frey  in  Zü- 
rich u.  A.  lehrt,  vortrelflich  bewährt. 

Unter  so  bewandlen  Umständen  begrüsste  ich  die  Arbeiten 
des  Herrn  Dr.  Grönland  in  Paris  (13  rue  Guy-de-Labrosse), 
welche  ich  zur  Zeit  der  letzten  Ausstellung  genau  kennen  zu 
lernen  Gelegenheit  hatte,  mit  innigster  Freude.  Dr.  Grönland  ist 
dem  botanischen  Publikum  durch  einige  interessante  wissenschaft- 
liche Untersuchungen  bekannt;  seine  wissenschaftliche  Befähigung 
zur  Anfertigung  von  Präparaten,  die  wissenschaftlichen  Zwecken 
dienen  sollen,  steht  ausser  aller  Frage.  Zudem  besitzt  Grönland 
eine  aussergewöhnliche  manuelle  Geschicklichkeit  und,  wie  ich 
beim  Besuch  seines  Ateliers  fand  ,  einen  so  vollendeten  Apparat 
zur  Durchführung  aller  einschlägigen  Arbeiten  ,  dass  alle  Vorbe- 
dingungen erfüllt  sind,  die  an  das  genannte  Unternehmen  gestellt 
werden  können. 

Schon  bei  Abfassung  meiner  Referate  für  den  offiziellen 
österreichischen  Bericht  über  die  letzte  Pariser  Ausstellung,  war 
ich  in  der  angenehmen  Lage,  auf  das  Verdienstliche  des  Grön- 
land'schen  Unternehmens  aufmerksam  machen  zu  können.  Nunmehr 
kann  ich  hinzufügen,  dass  Hr.  Grönland  mit  dem  neuerfundenen 
Rivet'schen  Mikrotom  ,  das  wohl  nur  im  Besitz  weniger  Personen 
sich  befindet,  arbeitet,  welches  nicht  nur  wie  andere  ähnliche  Ap- 
parate zur  Herstellung  grosser  Holzdurchschnitte  angewendet 
werden  kann,  sondern  von  Grönland's  geschickter  Hand  zur  An- 


393 

ferligung-  von  Durchscliiiitlen  durch  Stengel,  Bläller  etc.  dient, 
welche  Schnitte  nicht  nur  eine  grosse  Fläche  besilzen,  sondern 
auch  in  allen  Details  überaus  deutlich  sind. 

Die  Präparate  des  Hrn.  Dr.  Grönland  sind  in  der  äusseren 
Ausstattung-  den  bekannten  Bourg-ogne'schen  Objecten  völlig  gleich. 
Sie  können  von  Grönland  direct  bezogen  werden.  Doch  befinden 
sich  selbe  auch  in  Kommission  bei  Herrn  Lenoir  in  Wien. 

Grönland  wird  demnächst  eine  Liste  aller  Präparate,  die 
von  ihm  bezogen  werden  können,  veröflentlichen.  Ich  werde  gleich 
nach  Erscheinen  der  Liste,  durch  eine  gütige  Zusage  des  Dr. 
Grönland  in  der  Lage  sein,  selbe  der  geehrten  Redaktion  zum 
Abdruck  übergeben  zu  können.  Indess  erlaube  ich  mir  schon  jetzt 
auf  einige  trellliche  Objekte  aufmerksam  zu  machen,  die  sofort  von 
Grönland  bezogen  werden  können. 

Durchschnitte  durch  die  OI)erhaut  und  SpaltöfTnung  von  Aloe 
variegata,  Ä.  trigona  und  A.  maculata;  Durchschnitt  durch  das 
Ovarium  von  Yucca  ßlamentosa;  Blüthendiagramm  von  Passiflora 
racemosa;  Sporangien,  Sporen  und  Elateren  von  Aneura  pinnati- 
fida  und  von  Radula  complana;  Quer-  und  Längsdurchschnitte 
durch  den  Stamm  von  Clematis  nitulba,  Ruscus  aculeatus,  Lundia 
cor  data  und  Pteris  aqiiilina. 

Wien,  den  14.  November  1868. 

Prof.  Dr.  Julius  W  i  e  s  n  e  r. 


Correspondenz. 

Wien,  den  27.  Oktober  1868. 

In  Nr.  10  Ihrer  Zeitschrift  waren  Sie  auch  so  freund- 
lich des  Organs  der  Gartenbaugesellschaft,  jedoch  bezüglich  der 
Klier'schen  Aufzeichnungen  mit  einigen  Bemerkungen  zu  ge- 
denken, welche  zu  folgenden  Erwiederungen  Veranlassung  bieten. 
Zuvörderst  scheint  der  im  u.  s.  w.  enthaltene  Hauptgrund  für  das 
Weglassen,  des  die  Geschichte  der  Gartenbaugesellschaft  Betref- 
fenden, dass  „ohnehin  die  im  Jahre  1864  erschienene 
Darstellung  des  Entstehens  und  Wirkens  der  Gesell- 
schaft eine  erschöpfende  Uebersicht  des  Wissens  wür- 
digsten enthält"  um  so  ausreichender,  als  unter  den  „authen- 
tischen Daten"  die  filittheilungen,  welche  Klier  selbst  zur 
Ergänzung  des  aus  den  Protokollen  und  Gesellschaftsverhandlun- 
gen Ersichtlichen  gemacht  hatte ,  vollkommene  Berücksichtigung 
fauden,  es  würde  demnach  dieser  Theil  seiner  Biographie  nur 
bereits  Bekanntes  und  VeröfTentlichtes  gebracht  haben  müssen.  Die 
Weglassung  anderer  —  rein  subjektiver  —  Anschauungen  und  Ur- 
theile  aber  ist  durch  die  der  Redaktion  unbeschränkt  einge- 
räumte Gruppirung  der  Form  gerechtfertigt,  welche  von  den  „mit 


394 

den  Intentionen  des  Nachlassers"  wohl  am  meisten  vertrauton 
nächsten  Verwandten  des  Verblichenen  uiul  Erben  gestattet 
wurde  und  die  übrigens  wohl  erst  nach  Abdruck  des  Gesammt- 
aufsatzes eine  ßeurllieilung  oder  Aburtheilung  von  andern  dem 
Verstorbenen  nahe  gestandenen  Freunden  zulasst  i). 

Für  die  Redaktion  des  Gartenfreundes 
Joseph  Berm  ann. 

Stein  a.  d.  Donau,  am  24.  Oktober  1868. 

Im  Laufe  des  vergangenen  Sommers,  kurz  vor  meinem  Ab- 
gange von  Aistershaim,  entdeckte  ich  in  einem  Strassengraben 
zwischen  Cardamine  amara  L.  und  Cardamine  silvatica  Lk., 
welcbe  dort  massenhaft  wuchern,  eine  von  diesen  beiden  verschie- 
dene, gleichfalls  in  bedeutender  Menge,  welche  sich  bei  genaue- 
rer Untersuchung  als  ein  Bastart  aus  den  obgenannten  Stamm- 
eltern herausstellte.  Auch  Professor  K  e  r  n  e  r  ,  dem  ich  die 
Pflanze  mittheilte,  sprach  sich  in  diesem  Sinne  aus.  Abgesehen  von 
den  kleinen,  nur  3 — A^^  langen,  auf  C.  silvatica  deutenden  Blu- 
menblättern, scheint  auch  die  geringere  Länge  der  Schotenstiele  für 
eine  Abstammung  von  dieser  Art  zu  sprechen.  Den  deutlichen  die 
Schote  krönenden  2™"  langen  Griffel,  sowie  die  Blätter  hat  meine 
Pflanze  wieder  mit  Cardamine  amara  gemein.  K.  Keck. 

Ns.  Podhragy,  am  15.  November  1868. 

Es  ist  mir  höchst  auffallend ,  dass  unser  Ranunculus  Steveni 
V.  angustisectus  (welchen  mir  voriges  Jahr  Herr  Neil  reich  da- 
für bestimmte)  nur  entweder  an  alten  Maulvvurfhügein,  oder  an 
quelligen  Abhängen,  wo  die  durchnässte  Erde  oft  herabrutscht,  ge- 
funden werden  kann.  Nur  einmal  fand  ich  ihn  auf  einem  Acker, 
und  zwar  an  der  Randfurche,  welche  von  einer  Wiese  abgeackert 
wurde.  Ich  vermag  unseren  R.  Steveni  v.  angustisectus  vom  R. 
acris  durch  nichts  anderes,  als  einzig  und  allein  durch  den  mehr 
oder  weniger  langen  Wurzelstock  zu  unterscheiden.  Wäre  es  nicht 
möglich,  dass  R.  acris  durch  theilweises  Bedecken  des  Stengels 
mit  feuchter  Erde,  gezwungen  wird  Wurzelfasern  aus  dem,  nun 
unter  der  Erde  sich  befindenden  Stengel,  zu  treiben?  Dagegen 
ist  unser  Ranunculus  Frieseanus  eine  herrliche  Pflanze  und  hat 
eine  ganz  andere  Tracht  als  R.  acris.  Die  Wurzelstöcke  sind  lang 
(ich  besitze  ein  Exemplar,  dessen  Wurzelstock  klein  fingerdick 
und  6  Zoll  lang  ist),  reich  mit  starken,  fleischigen  Fasern  besetzt. 
Eine  weitere  interessante  Pflanze  isiPotentillacollinaWih.^  die  bei 
Mnesice  unweit  von  Wag-Neustadtl  an  einem  Ackerrande  in  grosser 


*)  Zu  oben  refusirten  Bemerkung  (Oest.  botan.  Zeitschrift  1868,  S.  334) 
glaubten  wir  uns  berechtigt,  Iheils  in  Erinnerung  mehrfacher  mündlicher  Aus- 
lassungen des  Herrn  Klier,  theils  in  Folge  brieflicher  iMittheilungen  desselben, 
welche  wir  bewahren  und  je  nach  Umständen  vielleicht  als  Epilog  zu  den 
Rückblicken  des  Gartenfreundes  veröffentlichen  werden.  Die  iiedact. 


395 

Menge  wächst.  Ich  sammeUe  sie  Ende  Mai  und  Anfangs  Juni.  Einige 
Exemplare,  die  ich  in  meinem  Garten  versetzt  habe,  sind  leider  zu 
Grunde  gegangen.  Was  ich  vor  einigen  Jahren  für  P.  collina 
hielt,  und  sie  auch  bei  St.  Tura  im  jSeulraer  Komitat,  dann  bei 
Halurice  gefunden  zu  haben  glaubte ,  war  nichts  anderes ,  als  P. 
argentea,  schwächer  behaart  und  mit  am  Rande  nicht  umgerollten 
ßlaifchen.  Noch  im  Oktober  ist  es  eben  keine  Seltenheit,  solche,  an 
P.  collina  erinnernde  Exemplare  der  P.  argentea  an  Ackerrändern 
und  an  Wegen  anzutrefTen.  —  Von  Uieracium  pratense  Tausch., 
ohne  Ausläufer,  sammelte  ich  an  einer  steinigen,  trockenen  Stelle 
eines  Obstgartens  im  Mai.  Einige  junge,  noch  nicht  blühende 
Pflänzchen  pflanzte  ich  in  meinen  Garten.  Dort  haben  sie  nicht  nur 
im  August  reichlich  geblüht ,  sondern  trieben  auch  unterirdische 
und  beblätterte  Ausläufer.  J.  L.  Holuby. 

Athen,  den  20.  Oktober  1868. 

Unsere  Erndten  sind  mit  Ausnahme  der  der  Oliven  alle  be- 
endet und  im  höchsten  Grade  glücklich  ausgefallen,  ja  für  die  Be- 
sitzer von  Weingärten  nur  zu  glücklich ,  denn  die  Menge  des 
Mostes  drückte  dessen  Preis  so  herab,  dass  jene  kaum  die  Erhal- 
tungskosten ihrer  Kulturen  herausschlagen.  2V2  Okka  Weinmost, 
d.  i.  2  Mass  werden  mit  10—15  Lepta  ('^—3  ki"-)  bezahlt.  Um 
doch  einigen  Gewinn  zu  erzielen  ,  dampfen  viele  Erzeuger  den 
Weinmost  zu  einem  Syrup  ein,  welcher  die  Okka  zu  1 — 2  Drach- 
men verkauft  und  zur  Konservation  verschiedener  Früchte  benützt 
wird,  wobei  er  die  Stelle  des  Zuckers  vertritt.  Aber  auch  als 
Nahrungsmittel ,  als  Beispeise  zu  Brod,  Nüssen  und  Mandeln  dient 
dieser  Syrup.  Uebrigens  sind  alle  unsere  Früchte  im  Preise  ge- 
fallen. So  kostet  eine  schöne  Orange  10  Lepta,  2—3  Cilronen 
kosten  5—10  Lp.  Alle  anderen  Früchte  werden  meist  nach  dem 
Gewichte  verkauft.  Die  besten  Birnen  von  der  Insel  Skyros  kosten 
die  Okka  30—40  Lp.  Aepfel,  alle  jedoch  in  schlechten  Sorten, 
werden  mit  20  Lp.  bezahlt.  Gute  Sorten  müssen  aus  Triest  einge- 
führt werden,  denn  bei  uns  wollen  die  Aepfelbäume  nicht  ge- 
deihen und  selten  tragen  sie  Früchte,  die  nicht  wurmstichig  wer- 
den. Pfirsiche  und  Aprikosen  kosten  15,  30—50  Lp.,  Weintrauben 
5— 30  Lp.,  Wassermelonen  10  Lp.  ,  Zuckermelonen  20— 40  Lp., 
Nüsse  40—50  Lepta  die  Okka.  Früchte,  die  eingeführt  werden, 
sind  alle  theuer,  besonders  Datteln  aus  Egypten,  welche  mit  1  bis 
iVa  Drachmen  und  Pistacien  ,  die  mit  2—3  Dr.  pr.  Okka  bezahlt 
werden.  Billiger  sind  Erdmandeln  (^Cyperus  esciilentus')  ebenhWs  aus 
Egypten,  welche  ein  gewöhnliches  Trinkglas  voll  zu  10  Lp.  ver- 
kauft werden.  Haselnüsse  kommen  aus  Konstantinopel  und  vom 
Berge  Athos,  sie  kosten  40—50  Lp.  die  Okka.  Kirschen  und  Weich- 
sein kosten  60—80  Lp.  Kastanien  werden  alle  von  Kreta  und  aus 
dem  Pelopones  gebracht  und  zu  40—50  Lp.  verkauft.  Am  theuer- 
sten  sind  die  Erdbeeren,  welche  im  Garten  gezogen  werden  und 
von  denen  die  Okka  4—10  Drachmen  kostet.    Die  wilde  Erdbeere 


396 

findet  sich  im  Pelopones  selten  ,  häufig  jedoch  um  Konstantinopel. 
Die  Früchte  von  Cornus  mas  (Krania)  werden  nur  um  Konslanti- 
nopel  und  Smyrna  gesammelt.  Man  verkauft  sie  glasweise  zu  10 
bis  15  Lp.  Die  Feigen  kosten  30 — 40  Lp.,  die  Frankosykä  (Kaktus- 
früclitej  20 — ^30  Lp.,  Maulbeeren  weisse  30-50  und  schwarze  10 
bis  15  Lp.,  prächtige  Granatäpfel  40 — 60 Lp.  die  Okka.  Zum  nähern 
Verständniss  dieser  Preise  bemerke  ich,  dass  1  Okka  =  2y4  Pfund, 
1  Drachme  =  25  Kreuzer  und  5  Lepta  =  1  Kreuzer  sind.  — 
Wenn  Früchte  zu  faulen  beginnen,  so  geben  die  angegriffenen 
Theile  einen  unangenehmen  bittern  Geschmack.  Ich  presste  den 
Saft  von  faulenden  Zuckermelonen  ,  Pfirsichen  und  Aprikosen  aus 
und  dampfte  ihn  bis  zur  Trockene  ab.  Dieses  Extrakt  mit  Weingeist 
oder  Aether  digerirt  lässt  den  bittern  Stoff,  welchen  ich  Carpo- 
picrin  (Fruchtbitlerstoffj  nenne,  im  reinen  Zustande  gewinnen. 

X.  Landerer. 


XLII.  Yersammlimg 
deutscher  Naturforscher  uud  Aerzte. 

Die  42.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte 
tagte  vom  18.  bis  24.  September  in  Dresden.  Die  Aufnahme,  wel- 
che die  Theilnehmer  dort  von  allen  Seiten  gefunden,  muss  eine 
über  alle  Massen  freundliche  gewesen  sein ,  lobend  sprechen  sich 
Alle  darüber  aus:  wäre  die  Versammlung  nicht  schon  ihren  Prin- 
cipien  nach  zum  Wandern  bestimmt,  Dresden  hätte,  wie  wenige 
Städte,  Chancen  wiedergewählt  zu  werden. 

Von  österreichischen  Botanikern  nahmen  an  der  Versammlung 
nur  Regierungsrath  Fenzl,  Prof.  Leitgeb  und  Kustos  Reichardt 
Theil;  von  bekannten  Namen  führen  wir  sonst  noch  an:  Bail,  Alex. 
Braun,  Cohn,  Famintzin,  Göppert,  Ha  liier,  Hampe,  Hass- 
karl, Maximovicz,  Karl  Müller,  Schieiden  etc.  etc. 

In  den  allgemeinen  Versammlungen  sprachen  von  Botanikern 
nur  Prof.  Hallier  und  zwar  in  der  zweiten,  „über  die  Parasiten 
der  Infektionskrankheiten." 

Böhm  machte  vor  dreissig  Jahren  schon  die  Entdeckung 
kleiner  Organismen  im  Darme  der  Cholerakranken.  Lange  blieb 
diese  Beobachtung  fast  unberücksichtigt,  weil  jene  Organismen  zu 
den  schon  im  vorigen  Jahrhunderte  bekannten  aber  erst  durch 
Ehrenberg  genau  untersuchten,  bald  zu  den  Infusorien,  bald  zu 
den  Pilzen  und  Algen  gerechneten  sogenannten  Bacterien  und  Vi- 
brionen gehören.  Zahlreiche  Forscher  beschäftigten  sich  in  der 
neuesten  Zeit  mit  ihnen,  weil  sie,  in  gährenden  und  putriden  Mas- 
sen, wie  in  pathologischen  Flüssigkeilen  und  Materien  vorkommend 
immer  allgemeines  Interesse  erregten.  Der  Grund,  dass  diese  Or- 
ganismen, bis  vor  Kurzem  ihrer  Herkunft  nach  unbekannt  blieben. 


397 

ist  die  Gewohnheit,  jedes  neu  aufgefundene  Wesen  ohne  Kennlniss 
seiner  Herkunft  in  Species  und  Genera  zu  ordnen.  Nach  den  Vor- 
arbeiten von  Pacini,  Klob,  Thonie,  Pasteur,  Davaine,  Be- 
clianip  und  unzähliger  anderer  gelang  es  zu  zeigen,  dass  diese 
Organismen  nichts  selbstständiges,  sondern  lediglich  die  niederen 
Entwicklungsstufen  von  Pilzen  sind.  So  gelang  es  für  16  Infek- 
tionskrankheiten den  Nachweis  des  konstanten  Vorkommens  solcher 
Zellen  zu  zeigen,  aus  denen  sich  jedesmal  ein  bestimmter,  für  die 
betreffende  Krankheit  charakteristischer  Pilz  ziehen  lässt,  so  z.  B. 
bei  Cholera,  Darmtyphus,  Hungertyphus,  Masern,  Ruhr,  mehreren 
Krankheilen  der  Hausthiere  u.  s.  w.  Ob  der  Parasit  diese  Krank- 
heit verursache  ,  kann  zur  Zeit  nicht  beantwortet  werden.  Lehr- 
reich für  die  einzuschlagende  Methode  ist  die  Krankheil  der  Sei- 
denraupe, weil  bei  dieser  nachgewiesen  werden  kann:  1.  dass 
trotz  zahlreicher,  zum  Theil  grosser  disponirender  Momente,  der 
Parasit  die  einzige  Ursache  der  Krankheit  ist;  2.  dass  von  ihm  die 
Erblichkeit  der  Krankheit  und  3.  dass  von  ihm  das  epidemische 
Auftreten  derselben  bedingt  werde. 

Die  Sitzungen  der  Sektion  für  Botanik  und  Pflanzenphysio- 
logie fanden  im  Hörsäle  im  botanischen  Garten  statt;  als  Einfülirer 
fungirte  Hofrath  R eich enb ach,  als  Lokalsekretär  Hofgärtner 
Neumann;  letzterer  wurde  in  den  Sitzungen  am  22.  durch  Dr. 
Reich  ardt  vertreten. 

Die  Sektion  einigte  sich  in  den  Beschlüssen  ,  dass  für  jede 
Sitzung  ein  anderer  Vorsitzender  gewählt  werde,  und  dass  kein 
Redner  ohne  besondere  Genehmigung  länger  als  15 — 20  Minuten 
sprechen  dürfe. 

Sitzung  am  19.  September,  Hofrath  Reichenbach  im  Vorsitze. 
Prof.  Seh  ultze-Schultzen stein  sprach  über  die  Lebenssaft- 
gefässe  der  Pflanzen  (vasa  laticis)  mit  Beziehung  auf  die  neueren 
Beobachtungen  von  Trecul  und  Dippel;  Redner  bespricht  die 
ältere  Literatur  über  diesen  Gegenstand  und  führt  aus,  dass  die 
seiner  Theorie  entgegenstehenden  Ansichten  von  Schacht  und  An- 
deren, durch  ungünstige  Präparationsweise  entstanden  seien.  Er 
hält  dann,  namentlich  gegenüber  den  Meinungen  von  Trecul  und 
Dippel,  seine  ältere,  auf  vielfache  Beobachtungen  und  geeignete 
Präparation  seiner  Objekte  mittelst  Maceration  im  Wasser,  gestüzle 
Ansicht  aufrecht,  dass  die  Pflanzen  ohne  Ausschluss  der  Aroideen, 
die  von  ihm  Lebenssaftgefässe  genannten  Organe  besitzen  und  durch  sie 
eine  Cirkulation  des  Saftes  vermittelt  wird. — Dr.  Nits  che  spricht 
über  Apocynum  androsa emifoHum  und  weist  den  Vorschlag  ab^ 
mittelst  dieser  Pflanze  Stubenfliegen  zu  fangen,  da  nicht  diese,  son- 
dern nur  kleinere  Fliegenarten  dadurch  festzuhalten  sind.  —  Dr.  Bail 
macht  hierauf  mehrere  Mittheilungen  über  Pilzvervvandlungen.  Das 
massenliafte  Hinsterben  der  Eulenraupe  Noctua  piniperda  wurde 
durch  einen  Pilz  Empusa  herbeigeführt;  auf  der  von  der  Raupe 
sehr  verheerten  22.000  Morgen  umfassenden  Tuchner  Haide  ge- 
langten nur  sehr    wenige   Exemplare    zum  Verpuppen.     Die  Meta- 


398 

morphose  der  Pilze  betreffend,  spricht  sich  Redner  über  die  zwi- 
schen ihm  und  Hoffmann,  de  Bary  endlich  dem  anwesenden 
Prof.  Ha  liier  streitig-en  Ansichten  aus.  Nach  seinen  Beobachtun- 
gen ist  ihm  das  Hervorgehen  von  PenicilUum  aus  Mucor  zwei- 
fellos, der  umgekehrte  Vorgang  und  die  Zusammengehörigkeit 
beider  wahrscheinlich.  Die  von  Hallier  angenommene  Ver- 
wandlung von  Micrococcus  und  Hefe  hält  er  für  nicht  erwiesen 
und  empfiehlt  dringend  mit  Vorsicht  auf  dem  wichtigen  Gebiete 
der  Mikologie  vorzugehen.  ■ —  Prof.  Hallier  ergreift  mehrmals 
das  W^ort  zu  sachlichen  und  persönlichen  Bemerkungen  und  Prof. 
Famintzin  bemerkt,  dass  de  Bary  in  seinen  Entgegnungen  ge- 
gen Dr.  Bail  die  von  Letzterem  angewandte  Methode  nicht  habe 
gutheissen  wollen.  —  Von  Dr.  Bail  wird  eine  Monstrosität  einer 
Rapspflanze  mit  vierklappigen  Schoten  vorgezeigt.  —  Prof.  Jessen 
macht  Mittheilung  von  einem  Verfahren  nach  Prof.  Schulz  in 
Rostock  durch  Anwendung  von  Kocksalzlösung  mit  1%  Salzsäure 
die  Konstruktion  des  Stärkemehlkernes  zu  erkennen  und  spricht 
über  das  bei  Callistemon  vorkommende  Fortwachsen  der  Holzbün- 
del nach  Innen,  wodurch  sich  das  Mark  verengt. 

Sitzung  am  21.  September.  Regierungsrath  Fenzl  im  Vor- 
sitze. —  Prof.  Jessen  spricht  über  Protoplasmaströmungen  als 
physikalisches  Phänomen,  Nach  seiner  Ansicht  lasst  sich  die  seit 
1776  beobachtete  Circulation  des  Saftes  in  der  Pflanzenzelle  als 
eine  nothwendige  Folge  der  Endosmose  ansehen.  Die  ganze  Zell- 
wand ist  bei  derselben  thälig.  Bei  Valisneria  ist  die  einfachste 
Form  der  Strömungen  zu  beobachten.  Zur  Demonstration  seiner 
Theorie  zeigt  Redner  einen  Apparat,  welcher  aus  einer  oben  und 
unten  geschlossenen  Glasröhre  construirt  drei  durch  Membrane  ge- 
schiedene Zellen  bildet,  welche  mit  Lösungen  von  Oxalsäure,  essig- 
saurem Kalk  und  Gummi  arabicum  gefüllt  sind.  Den  Lösungen 
ist  fein  pulverisirter  Bernstein  zugesetzt,  um  sehen  zu  können,  wie 
die  Strömung  in  den  einzelnen  Zellen  von  unten  aufsteigt,  oben 
umbiegt  und  in  der  Mitte  hinunter  strömt.  Die  mehrfachen  Strö- 
mungen lassen  sich  ohne  Schwierigkeit  aus  der  kreisförmigen  Be- 
wegung des  Zellsaftes  herleiten,  welche  durch  die  eigenthümliche 
Stellung  des  Zellkerns  und  das  Entstehen  von  Tochterzellen  hervorge- 
rufen wird.  Auch  diese  kreisförmige  Strömung  vermag  der  Vortragende 
im  Apparat  durch  Konstruktion  eines  künstlichen  Kernes  zu  de- 
monstriren.  Der  Ansicht  Vieler,  dass  sich  im  Innern  der  Zelle  ohne 
besondere  Wandungen,  Flüssigkeiten  ausscheiden  können,  tritt  Red- 
ner entgegen  und  wird  dabei  durch  Prof.  A.  Braun  unterstützt. 
—  In  der  hierauf  eröffneten  Diskussion  macht  Prof.  Binz  aus  Bonn 
auf  die  Schwierigkeit  aufmerksam,  eine  andere  Protoplasmabewe- 
gung, nämlich  die  der  Amöben  und  weissen  Blutkörperchen,  nach 
den  eben  gehörten  Grundsätzen  zu  erklären.  Dieselbe  gebe  in 
ihrem  Wesen  genau  das  Bild  von  den  Strömungen  in  den  Pflan- 
zenzellen und  doch  seien  die  zu  Grunde  liegenden  physikali- 
schen Bedingungen    sehr    verschieden    von  jenen   des   demonstrir- 


H99 

teil  Apparates.  Auch  scheine  es  interessant  zu  erproben,  ob  in 
ihm  verschiedene  Agenlien  verschiedene  Wirkungen  hervor- 
riefen, wie  diess  an  den  weissen  Blufzellen  der  Fall  sei,  ob 
insbesondere  die  Kohlensäure  dieselbe  hemmende,  der  SauerslolF 
dieselbe  erregende  Wirkung  auf  jene  künstliche  Strömung  darbiete. 

—  Prof.  Famintzin  glaubt,  dass  in  dem  aufgestellten  Apparate 
Strömungen  auch  ohne  Einfluss  der  Endosmose  walirzunehn)en 
sein  würden.  Diese  Ansicht  wird  auch  von  anderer  Seite  unter- 
stützt und  Prof.  Leitgeb  ist  der  Meinung,  dass  schon  Wärme- 
einwirkungen allein  die  dargestellten  Strömungen  hervorrufen 
konnten,  so  dass  durch  diese  die  aufgestellte  Theorie  nicht  er- 
wiesen werde.  Prof.  Jessen  gibt  zwar  zu,  dass  auch  andere  Ur- 
sachen ähnliche  Erscheinungen  hervorrufen  könnten,  bei  der  von 
ihm  angewandten  Methode  diese  jedoch  nur  auf  Endosmose  zurück- 
zuführen seien.  —  Dr.  Reichardt  berichtet  über  die  von  der 
Novara-Expedition  mitgebrachten  Sporenpflanzen.  Er  schilderte 
kurz  die  eingeschlagene  Route  und  hob  einige  weniger  gekannte 
Orte  hervor.  Pflanzensammler  der  Expedition  war  der  spätere 
kais.  mexikan.  Hofgärtner  Jellinek.  Zum  Redakteur  des  botani- 
schen Theiles  der  zur  Veröfl'entlichung  bestimmten  Resultate  dieser 
W^eltumseglung  wurde  Regierungsrath  Fenzl  ernannt.  Der  erste 
Band  „Kryptogamen"  ist  im  Manuskripte  und  in  den  Tafeln  voll- 
ständig beendet.  A.Grunow  bearbeitete  die  Algen,  Prof.  A.  Brau  n 
die  Characeen,  A.  v.  Krempe  Ihuber  die  Lichenen,  die  Pilze, 
Leber-  und  Laubmoose  der  Vortragende,  die  Gefässkryptogamen, 
mit  Ausnahme  der  Equisetaceen  und  Ophioglosseen,  dieDr.  J.  Milde 
bestimmte,  Prof.  Mettenius.  Die  Gesammtzahl  der  mitgebrachten 
Kryptogamenarlen  ist  1450,  von  welchen  102  unbeschrieben  sind. 
Gegen  die  Ausbeute  anderer  Expeditionen  ist  jene  der  Novara  der 
Arienzahl  nach  die  reichste.  Das  Verhältniss  der  noch  unbe- 
schriebenen Arten  stellt  sich  jedoch  nur  wie  1:14.  Der  Vortragende 
sprach  schliesslich  die  Ansicht  aus,  dass  es  überhaupt  räthlicher 
erscheine,  künftig  die  Expeditionen  nur  an  einzelne  weniger  be- 
kannte Punkte  zu  senden,  sie  aber  daselbst  länger  verweilen  zu 
lassen,  um  an  Ort  und  Stelle  Untersuchungen  über  Morphologie, 
Entwicklungsgeschichte,  Biologie,  physiologische,  anatomische  und 
pflanzengeographische  Verhältnisse  anstellen  zu  können.  —  Dr.  Ed. 
Strass burger  referirte  sehr  ausführlich  aus  seiner  in  den  Me~ 
moires  de  l'Academie  imperiale  des  sciences  de  St.  Petersbourg 
VIL  Serie.  Tome  XII.  Nr.  3  abgedruckten  aber  bisher  noch  nicht 
im  Buchhandel  erschienenen  Abhandlung  über  die  Befruchtung  bei 
den  Farrenkräutern.  —  Prof.  Jessen  hebt  hervor,  dass  die  Beob- 
achtungen des  Vortragenden  genau  mit  den  von  Hartig  angestell- 
ten   über  Bildung    der  Spiralfasern    im  Zellinnern  übereinstimmen. 

—  Dr.  Frank  aus  Leipzig  bespricht  die  Bedingungen  der  hori- 
zontalen Stellung  von  Pflanzentheilen;  er  findet,  dass  wie  die 
senkrechte  Stellung  von  Pflanzentheilen  durch  Sonnenlicht  und 
Schwerkraft  bedingt  sei,  auch  die  horizontale  Stellung   der  Zweige 


400 

dadurch  hervorgerufen  werde.  Jedoch  wirken  Heliolropie  und  Geo- 
tropie  nicht  immer  positiv,  sondern  auch  neg-ativ.  Die  Zweige  von 
Poiygunum  amculare  wachsen,  so  lange  sie  im  Treiben  sind,  lon- 
gitudinal  wagrecht  fort,  auch  wenn  man  sie  aufrichtet ,  oder  nie- 
derbeugt. In  der  Finsterniss  geschieht  solches  dagegen  nicht,  was 
auf  negativen  Geotropismus  schliessen  lässt.  Bei  Tilia  Uinius,  Car- 
pinus,  Fagus ,  Pinus,  Picea  etc.  krümmen  sich  ebenfalls  senkrecht 
aufgerichtete  Zweige  und  wachsen  in  der  Horizontalen  weiter.  Bei 
Verfinsterung  bleiben  sie  jedoch  in  der  Vertikalen,  sie  verhalten 
sich  also  entgegengesetzt  wie  ersteres  und  die  Ursache  muss  in 
der  Anziehungskraft  der  Erde  gesucht  werden.  Redner  demonstrirt 
das  Vorgetragene  durch  Zeichnungen  und  formulirt  schliesslich 
das  Gesetz  über  Polarität  der  beiden  Seiten  horizontal  stehender 
Pilanzentheile.  —  Prof.  v.  Merklin  aus  Petersburg  macht  schliess- 
lich einige  Bemerkungen  zur  Anatomie  der  Gattungen  und  Arten, 
indem  er  an  die  fossilen  Ueberreste  von  Pflanzen  anknüpft,  die 
sich  in  Russland  vorfinden,  und  die  nach  anatomischen  Kennzei- 
chen bestimmt  sind.  Er  bemerkt,  dass  diese  Bestimmung  jedoch 
nur  Sicherheit  in  Bezug  auf  die  Gattungen  habe  und  desshalb  nur 
von  provisorischem  Werth  sei;  er  legt  das  von  ihm  über  diesen 
Gegenstand  bearbeitete  Werk  „Palaeodendrologium  rossicum"  mit 
20  Tafeln  Abbildungen  in  Farbendruck  vor. 

Sitzung  am  22.  September.  Prof.  Alex.  Braun  im  Vorsitze. 
—  Dr.  Slra  SS  burger  schildert  im  Anschluss  an  seinen  ersten 
Vortrag  die  Entwicklung  der  Geschlechtsorgane  und  die  Befruch- 
tung bei  Marchantia  pulymorpha  und  weist  auf  die  grosse  Ueber- 
einstimmung,  die  in  dieser  Beziehung  zwischen  Marchantia  und 
den  Farrn  herrscht.  Die  Entwicklung  der  Geschlechtsorgane  folgt 
in  beiden  Fällen  ganz  demselben  Modus  und  auch  bei  Marchantia 
ist  im  Archegonium  eine  Centralzelle  vorhanden,  welche  ihren  In- 
halt als  Schleim  nach  Aussen  treten  lässt.  In  diesem  Schleime 
werden  die  Spermatozoiden  aufgehalten  und  ihnen  so  der  Eintritt 
in  das  Innere  des  Archegonium  erleichtert.  An  der  Befruchtungs- 
kugel ist  ein  deutlicher  Empfängnissfleck  zu  sehen.  Weiter  schil- 
derte Dr.  Strassburger  die  Bedingungen,  unter  welchen  die  Be- 
fruchtung bei  Marchantia  in  Grossem  vor  sich  geht,  und  machte 
auf  die  schönen  Anpassungen  aufmerksam,  welche  dieselben  ermögli- 
chen. Zum  Schlüsse  besprach  er  noch  näher  die  Wirkung  des  durch 
die  Archegonien  ausgeworfenen  Schleimes  auf  eigene  und  fremde 
Spermatozoiden,  sein  Verhalten  gegen  andere  kleine  Wesen  schliess- 
lich die  eigenthümliche  Einrichtung,  welche  den  Eintritt  der  Sper- 
matozoiden erleichtert.  —  Prof.  A.  Braun  zeigte  Photographien 
verschiedener  Blüthenköpfe  von  Helianthus  annuus  L.  vor,  welche 
schlagend  die  Regelmässigkeit  der  Blattstellung  beweisen,  an  wel- 
chen sich  ferner  ausgezeichnet  die  Reihenfolge  der  einzelnen  Blatt- 
stellungsverhältnisse Studiren  lässt.  Der  Vortragende  erörlete 
ausführlich  die  einzelnen  bei  Helianthus  vorkommenden  Fälle  der 
ßlallstellung,    sowohl  jene    der  Hauptreihen    als  jene  der  Neben- 


401 

reihen  bcrücksichligend.  —  Prof.  Jessen  macht  darauf  aufmerk- 
sam, dass  der  schwedische  Botaniker  Silbersträhle  bei  Helian- 
tlius  eine  noch  Iiöhere  Biattstellung-  als  ^"^Veio  beobachtet  hätte.  — 
Prof.  Leitgeb  spricht  über  die  Entwicklung  der  Antheridien 
bei  Fontinalis  ontipyretica.  Zu  den  die  Antlieridien  tragenden 
Knospen  ist  ein  Antheridium  den  übrigen  in  der  Entwicklung  im- 
mer voraus.  Es  entwickelt  sich  direkt  aus  der  Scheitelzelle  der 
Knospe,  indem  die  Divergenz  der  Theil wände  von  ^/^  in  y,  über- 
geht. Die  nächsten  Antheridien  entwickeln  sich  aus  Segmenten, 
die  noch  mit  der  Divergenz  Yi  angelegt  werden.  Die  Theihings- 
vorgänge  in  den  einzelnen  Segmenten  zeigen  das  Bemerkenswerthe, 
dass  schon  die  ersten  Theilungen  die  DilTerenzirung  zwischen  Hüll- 
schichten und  Antheridienkörper  einleiten.  —  An  diesen  Vortrag 
anknüpfend  bemerkt  der  Vorsitzende,  dass  besonders  auf  die  An- 
theridien von  Spliaxjnum  Rücksicht  zu  nehmen  wäre.  Dr.  Strass- 
burger  erklärt,  dass  sich  nach  den  Untersuchungen  des  Prof. 
Leitgeb  die  Entwicklungsgeschichte  der  Befruchtungsorgane  bei 
den  Lebermoosen  mehr  an  jene  der  Farren  als  an  die  der  Laub- 
moose anzuschliessen  scheine.  —  Herr  Th.  Eulenstein  legt  eine 
Reihe  von  Photographien  der  neunzehngruppigen  Nobert'scheii 
Probeplatte  vor,  welche  von  Dr.  Curtis  in  Washington  aufge- 
nommen und  von  Nobert  in  Bailh  eingesandt  worden  waren.  Die- 
selben zeigen  die  Linien  der  1.  bis  zur  15.  Gruppe  durchaus  und 
über  die  ganze  Breite  der  Bänder  scharf  und  klar,  und  es  dürfte 
die  Auflösung  der  letzteren  Gruppe,  deren  Linien  einen  Abstand 
von  Vsooo  pai*-  Linie  haben,  in  gleicher  Vollkommenheit  bis  jetzt 
mit  keinem  anderen  europäischen  Objektiv  gelungen  sein.  Wie 
viel  dabei  auf  die  richtige  Beleuchtung  und  die  Korrektion  des 
Objektivs  ankommt,  zeigt  sich  an  anderen  mit  demselben  Objek- 
tiv aufgenommenen  Photographien  der  13.,  14.  und  15.  Gruppe, 
die  keine  Spur  der  wahren  Linien,  sondern  nur  grobe,  unregel- 
mässige, durch  Interferenz  entstandene  Streifen  zeigten,  wie  sie 
auch  in  der  16.,  17.,  18.  und  19.  Gruppe  auftreten  und  die 
oft  mit  den  wirklichen  Linien  verwechselt  wurden.  Es  gehl 
hieraus  die  Wichtigkeit  der  genannten  Momente  auch  bei  dei 
Untersuchung  organischer  Gebilde  hervor.  Das  zur  Herstellung 
dieser  Photographien  benutzte  Objektiv  war  ein  trockenes  Sy- 
stem von  yjö"  nomineller  Brennweite  von  Powell  und  Lealanö 
in  London.  Nach  Miltheilung  des  Dr.  Barnard  in  New -York 
und  Hodder  in  Boston,  ist  die  Auflösung  auch  der  19.  Gruppe 
mit  Objektiven  von  Spencer  und  Tolles  mitunler  gelungen,  eine 
Leistung,  die,  wenn  sie  sich  bestätigt,  der  Therapie  widersprechen 
würde,  dass  Linien,  deren  Entfernung  kleiner  ist,  als  die  Länge 
der  kürzesten  Lichtwellen  überhaupt  nicht  zur  Sichtbarkeit  ge- 
bracht werden  können.  —  Dr.  Rabenhorst  ladet  zur  Subskrip- 
tion auf  zwei  von  ihm  in  Gemeinschaft  mit  Dr.  W.  Gonnermann 
herauszugebenden  Werke,  als:  Mycologia  europaea,  mit  kurzem 
Text  versehene  Abbildungen  aller    in  Europa    bekannten  Pdze  und 


402 

die  giftig(>n  und  ossbaren  Pilze  Deutschlands  in  naturgelreuen  Ab ' 
bildungen   mit  sehr  erweilertein  deulschem  Texte. 

Sitzung-    vom  23.  September.    Geh.    Ralh    Göppert   im  Vor- 
sitze. —  Bergschuldirektor    Kreise  her    gibt    einige  Notizen    über 
das  von    ihm    beobachlele  Vorkommen    organischer   Strukturen    in 
der  Steinkohle.    Er  zeigt  dergleichen    in    einem  aufgestellten  Ap- 
parat und  erläutert  durch  Zeichnung  die  drei  in  Russkohle  gefun- 
denen Zellenformen,    welche    die  Gestalten  von  Stäbchen,    Spiral- 
gefässen    und    zahnartigen  Lamellen    haben.    Er    hält    dadurch   die 
Ansicht  von  Medizinalrath    Mohs    widerlegt,  dass  alle  Steinkohlen 
aus  Algen  beständen  und  keine  Struktur  zeigten.  Der  Vorsitzende 
freut  sich,  durch  den  Vortragenden  seine  Ansicht  bestätigt  zu  sehen, 
alle  Kohlen  enthielten  Pflanzensfrukturen;    die    zweite  gezeichnete 
Form  rühre  unverkennbar  von  Araukarien  her.  —  Prof.  C.  J.  Maxi- 
uiovicz  spricht  über  verfrühte  abnorme   ßlüthenoffnung    bei    eini- 
gen  Deutzia- Arten.    Es  sei  seines  Wissens  noch  nicht    beobachtet 
worden,  dass  eine  Blume  sich  ölFnen  kann,  bevor  die  Geschlechts- 
Iheile  die  zur  Befruchtung  nöthige  Reife  erlangt  haben;    diess  be- 
obachtete   er  bei    Deutzia  Siebo/diana  Maxim,    und    bei   Deutzia 
graciüs  Selb,  et  Zucc;  als  Ursache  bezeichnete  der  Vortragende 
mit  Bestimmtheit  anhaltenden  Regen   mit   darauf    folgender  starker 
feuchter  Hitze;  es  sei  diess  ein  klimatisches  Phänomen,    das    nicht 
ohne  Einfluss  auf  Erzeugung  von  Varietäten  bei  gewissen  Pflanzen- 
gattungen sein  kann,  und  wenn  zunächst    auch  nur  mehr  Pflanzen 
mit  klappiger  Knospenlage  davon  betiolTen  werden  dürften,   so  sei 
es  doch  fraglich,  ob  nicht  noch  andere  Fasnilieu  durch  diese  Regen- 
verhältnisse   beeinflusst    werden.    —    Prof.    Jessen    macht  darauf 
aufmerksam,  dass  nach  Rochleder  das  Aufbrechen    der   Knospen 
bedingt    sei    durch    chemische    Einwirkungen    von  Steifen    in    den 
Knospendecken.  —  Dr.  A.W.  Eichler  macht    mit  Rücksicht  dar- 
auf, dass  die  Familie  der  Balanophoreen  eine  bisher  so  wenig  ge- 
kannte sei,  auf  die  von    ihm    gezeichneten    im  Sitzunofslokale  aus- 
gestellten Zeichnungen  brasilianischer  Balanophoreen,  aufmerksam. 
—  Dr.  Rees  spricht  über  einige  neue  oder  wenig  gekannte  Rosl- 
pilze  der  Nadelhölzer.  Anknüpfend  an  seine  früheren  Untersuchun- 
gen über  den  Fichtennadelrost  Chrysomyxi  abietis  theilt    der  Vor- 
tragende   mit,  dass  ihm    die  Wiedererzeugung   des  Pilzes  und  der 
Krankheit    durch  Aussaaten    seiner  Sporidien    nunmehr  wiederholt 
gelungen.  Obwohl  somit  die  direkte  Fortpflanzung   dieser  Teleuto- 
sporenform  konstalirt  ist,  muss  gleichwohl  noch  die  Frage  ob  nicht 
ein  lacultativer  Generationswechsel  für  dieselbe  vorhanden  sei,  er- 
ledigt wt>rden.    Der   Vortragende    untersuchte   in    dieser    Richtung 
Phdonitis  strohilma  deren  Entwicklung  er  kurz    beschreibt,    dann 
ein    neues    als  Aecidium  Conorum    Abietis    vorläufig  bezeichnetes 
Aecidium  auf  Fichtenzapfen.    Mangelnde  Keimfähigkeit    der  Sporen 
machte  einen  Abschluss    der   biologischen    Unter ;uchungen    dieser 
Filze    unmöglich.    Es    wurden    ausserdem    Aecidium    abietinum  A. 
und   S.  Aecid.  colomnare  ,    Peridermium  Pini    und  elalinum  unter- 


403 

sucht;  dabei  diejenige  Eigenthümlichkeit  der  Sporcnenlwicklung 
bei  den  genannten  Aecidien  (mit  Ausnahme  \on  PeridermiumPini) 
konstalirt,  welche  bisher  für  die  Roesfelien  bekannt  war.  Dies-^ni 
gemeinschaftlichen  Charakter  der  erwähnten  Formen  glaubt  Vor- 
tragender dahin  interpretiren  zu  müssen,  dass  die  letzteren  in 
ähnlicher  Weise  als  geschlossene  Aecidiumgruppe  einem  Telentospo- 
rengenus  angehören  dürften,  wie  die  Roeslelien  den  Podisomen. 
Als  die  nächst  zu  berücksichtigende  Gattung  war  dabei  Coelospo- 
r^M»^  genannt.  —  Prof.  Co hn  verbreitet  sich  über  die  von  Prof.  Fa- 
niintzin  mit  Bezieiuiug  auf  Algen  und  besonders  Spirogira  auf- 
gestellte Theorie  über  die  Einwirkung  des  Lichtes  auf  die  Bildung 
der  Stärke  und  der  Farben.  Er  glaubt  nicht ,  dass  das  Entstehen 
und  Schwinden  der  Stärke  mit  dem  Lichte  zusammenhängt.  Bei 
Cladophora  z.  B.  verschAvindet  die  Stärke  auch  nach  längerer  Zeit 
im  Dunkeln  nicht.  Vom  Lichte  abhängig  sei  allein  die  Erzeugung 
der  Kohlenhydrate,  ihre  Umwandlung  dagegen  nicht.  Redner  geht 
dann  auf  das  eigentliche  Thema  seines  Vortrages  über,  auf  die 
Beziehungen  des  Lichtes  zu  den  Bewegungen  der  Zoosporen.  Fa- 
rn int  zin  habe  gezeigt,  wie  durch  das  Licht  Bewegungen  an  Chlo- 
rophyllkürperchen  entständen.  Auf  die  Bewegung  der  Zoosporen 
sei  der  Einfluss  des  Lichtes  ein  ganz  entschiedener,  das  Licht  sei 
aber  nicht  die  Ursache  der  Bewegung,  diese  Ursache  selbst  sei 
uns  noch  unbekannt.  Das  Licht  bewirke  nur  die  Richtung  der 
Bewegung  und  zwar  durch  bestimmte  Strahlen.  Es  sei  somit  nicht 
die  Intensität  sondern  die  Richtung  des  Lichtes  von  Einfluss  auf 
jene.  Es  wirke  aber  nicht  immer  positiv  anziehend,  sondern  unter 
Umständen  auch  negativ.  Prof.  Colin  glaubt,  dass  der  Grund, 
warum  seine  Untersuchungen  ein  anders  Resultat  ergeben  haben 
als  Famin  tzin  erlangte,  wahrscheinlich  in  den  verschiedenen  Me- 
thoden der  Untersuchung  liege;  er  bediente  sich  nicht  eines  Ge- 
fässes  mit  Wasser,  sondern  eines  einzelnen  Tropfens;  er  beschreibt 
hierauf,  unter  Zeichnung  an  der  Tafel  den  verwendeten  Apparat 
und  weist  auf  dessen  Vortheile  hin. —  Prof.  Famin  tzin  erwiedert, 
dass  er  in  allen  Punkten  seine  Meinung  aufrecht  erhalten,  jedoch 
gegenwärtig  auf  eingehende  Erörterungen  wegen  Zeitmangel  ver- 
zichten müsse.  Er  bittet  Prof.  Cohn  seine  Einwürfe  schriftlich  zu 
wiederholen  und  will  nur  einen  Punkt  widerlegen.  Er  demonstrirt 
wie  bei  Weinen  die  freien  Stellen  der  Zellwand  von  Chlorophyll- 
körnern im  Dunkeln  frei  bleiben,  im  Lichten  dagegen  an  den  freien 
Stellen  der  Zellwand  das  Chloropliyll  sich  lagert  und  führt  zu  sei- 
ner Unterstützung  die  von  Boratin  gemachten  Forschungen  an. 
—  Prof.  Cohn  dankt  für  die  gegebenen  Erläuterungen  und  glaubt, 
dass  die  trockene  Luft  bei  seinen  Untersuchungen  nachtheilig  einge- 
wirkt haben  könne.  —  Dr.  Frank  aus  Leipzig  hat  die  Be\vegun- 
gen  wie  Famintzin  beobachtet,  und  führt  zur  Erklärung  der 
Differenz  an,  dass  er  gefunden,  wie  junge  Pflanzenzellen  die  Ein- 
wirkung des  Lichtes  befördern,  ältere  sie  aufhalten,  und  bei  ganz 
alten  sie  nicht  mehr  beobachtet  worden  sei.    Uebrigens    verhalten 


404 

sich  auch  verschiedene  Arten,  wie  bei  Jungermannia  verschieden 
und  bei  anderen  Untersuchiing-en  hat  sich  ei-geben,  dass  in  ver- 
geillen  Pflanzen  die  farblosen  Chlorophyllkörner  dieselbe  Bewegung 
zeigen.  —  Prof.  A.  Braun  bemerkt,  dass  Dr.  Kny  in  Berlin  bei 
Osmunda  ein  Gleiches  wie  Famintzin  beobachtet  habe;  auch  bei 
Selaginellen  verändere  sich  die  Farbe  je  nach  Licht  und  Dunkel- 
heit. Prof.  Braun  spricht  sodann  über  die  Celtis-¥v\\c\\\.  Die  ver- 
schiedenen Arten  von  Celüs  sind  durch  die  Blatter  schwer  zu 
unterscheiden.  Zur  Bestimmung  dient  der  Stein  der  kirschenähnli- 
chen Frucht,  dessen  Oberfläche  ein  verschiedenartiges  Maschen- 
netz zeigt.  Die  von  Beust  in  Böhmen  mit  Siisswasser  Conchylien 
gefundenen  und  Cyrenella ,  von  Heer  Gregie  genannten  Körper- 
chen, sowie  die  bei  Steinhain  mit  Pianormen  gesammelten  gehören 
wie  eine  ganze  Reihe  von  fossilen  Früchten  der  Tertiärperiode  der 
Galtung  Celtis  an;  es  muss  noch  dahin  gestellt  bleiben,  ob  sie  zu 
zwei  oder  mehreren  Arten  gehören  und  mit  noch  lebenden  iden- 
tisch sind.  Die  aufgefundenen  Früchte  bestehen  aus  reinem  Kalk; 
auch  die  Steine  recenter  Früchte  enthalfen  viel  kohlensauren 
Kalk,  wie  die  Behandlung  mit  Salzsäure  zeigt.  Die  Epidermis 
der  Blätter  ist  reich  an  Kieselsäure,  das  Blatt  selbst  an  Kalk. 
Der  Vortragende  legt  noch  ein  Prachtstück  von  Leucobryum  glau- 
cum  von  der  Insel  Usedom  vor,  dem  ein  Alter  von  mehr  als 
30  Jahren  zugeschrieben  wird.  —  Zum  Schlüsse  schildert  der  Vor- 
sitzende in  eingehender  Weise  die  von  ihm  entdeckten  und  durch- 
forschten Urwaldreviere  bei  Johannesberg  und  Seitenberg  in  der 
Grafschaft  Glatz  und  im  Böhmerwalde  an  der  baierischen  Grenze. 
Sitzung  vom  24.  September.  Prof.  Cohn  im  Vorsitze.  — 
Prof.  A.  Braun  spricht  über  die  Befruchtungswege  der  Characeen 
und  empfiehlt  dieselben  zur  weiteren  Beobachtung,  insbesondere 
die  der  Nitellen,  da  die  annuellen  Arien  sich  leicht  in  Glaspo- 
kalen aussäen  und  leicht  kultiviren  lassen.  Er  verbreitet  sich  da- 
bei über  die  Sporen  und  deren  holzartige  Hülle  bei  den  Characeen; 
demonstrirt  einen  Durchschnitt  derselben,  bespricht  die  vorkom- 
menden dunklen  und  weissen  Fruchtkerne;  die  letzteren  enthalten 
Stärkemehl  und  sind  wahrscheinlich  unbefruchtete  Archegonien.  In 
den  Zellen  der  Sporen  finden  sich  Kalkablagerungen,  in  jenen  der 
Körnchen  dagegen  nicht,  wesshalb  diese  bei  fossilen  Arten  sich 
nicht  erhalten  haben.  Auch  von  der  Gattung  Nitella  finden  sich 
fossile  Sporen  nicht.  Prof.  Braun  wendet  sich  hierauf  zur  Bul- 
billenbildung  der  Characeen.  Er  empfiehlt  beim  Sammeln  die  un- 
teren Pflanzentheile  zu  beachten,  da  die  Bulbillen  charakteristisch 
für  die  Bestimmung  der  Arten  sind.  Er  legt  ferner  eine  Reihe  ein- 
gelegter Charen  vor  und  bespricht  dieselben.  Ferner  zeigt.  Prof. 
Braun  Salix  longifolia  als  junge  Samenpflanze  und  im  älteren 
Zustande  vor.  Nach  VVichura  ist  der  Pollen  der  Weiden  länger 
lebend  zu  erhalten  als  der  Same  derselben.  Endlich  legt  derselbe  einen 
seltenen  Brandpilz  Ustilago  typhrides  \or,  den  er  aui  Arundo  Phrag- 
mitis  am  Strand   bei  Heringsdorf  an  der  Landungsstelle  der  Dampf- 


405 

boote  gefunden  hat.  —  Dr.  Bail  macht  einige  kürzere  Mittheilun- 
gen,  zu  welchen  er  sich  Austausch  der  Ansichten  erbittet.  1.  In 
Pilzfäden,  welche  mit  einem  Ende  in  einem  Wassertropfen  mit  dem 
anderen  ausserhalb  desselben  liegen,  hat  er  eine  Saftströmung 
beobachtet,  welche  sich  an  den  Seitenzweigen  vorüber  nach  dem 
ausserhalb  des  Wassers  befindlichen  Ende  bewegt:  wird  dieses 
Ende  ebenfalls  befeuchtet,  tritt  eine  Rückströnumg  ein.  Redner 
führt  diese  Bewegung  auf  die  rein  mechanische  Ursache  der  Ver- 
dunstung zurück.  2.  Im  Innern  des  Pilzfadens  bei  Mucor  Empusa 
und  Aohlea  bilden  sich  zuweilen  ganz  besondere  abgeschlossene 
Zellen,  die  zu  einer  aussergewöhnlichen  Vegetationsweise  bestimmt 
scheinen,  wie  Zellen  der  niederen  Pflanzen  unter  ungünstigen  Le- 
bensbedingungen von  der  regelmässigen  Entwicklung  abweichen. 
3.  Glaubt  er  bei  aus  einer  Raupe  gewonnenen  Empusa  in  auffällig 
plötzlicher  Weise  die  Entstehung  einer  Zellenscheidewand  wahrge- 
nommen zu  haben,  wie  er  durch  Zeichnung  erläutert.  4.  Hat  der- 
selbe im  vorigen  Jahre  bei  Danzig  an  Populus  tremula  und  alba 
Zwitterblüthen  vorgefunden.  Dr.  Hampe  hat  Aehniiches  bei  einem 
Pappelzweige  gesehen,  der  in's  Wasser  hing.  —  Prof.  Cohn  be- 
richtet hierauf,  wie  er  erstens  einen  Goldfisch  mit  Achlea  inficirt 
habe  und  nachdem  dieselbe  den  Fisch  überzogen,  Zeuge  beim  Ab- 
sterben desselben  gewesen  sei,  zweitens  wie  er  Myxomycet- 
Amöben  zu  gleicher  Zeit  mit  wirklichen  Amöben  im  Wasser 
beobachtet  habe.  —  Schliesslich  legt  Dr.  Reichardt  eine  Abbil- 
dung des  Hauses  in  der  Wollzeile  in  Wien  vor,  in  welchem  Karl 
Clusius  von  1573—1587  gewohnt  hat,  theilt  mit,  dass  die  zool.- 
botanische  Gesellschaft  daselbst  dieses  Haus  mit  einer  Denkschrift 
habe  auszeichnen  lassen,  und  wünscht,  dass  zu  Ehren  anderer  Bo- 
taniker an  anderen  Orten  dasselbe  geschehen  möge. 


Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten. 

In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten am  5.  November  legte  Dr.  Jul.  Wiesner  eine  Abhandlung 
unter  dem  Titel:  „Beobachtungen  über  den  Einfluss  der  Erdschwere 
auf  Grössen-  und  Formverhältnisse  der  Blätter"  vor.  Der  Vortra- 
gende hat  durch  zahlreiche  Wägungen  und  Messungen  gefunden, 
dass  unter  sonst  gleichen  Verhältnissen  die  Mulde  des  Blattes  eine 
desto  grössere  wird,  je  mehr  sich  dasselbe  während  seiner  Ent- 
wicklung der  vertikal  abwärts  gekehrten  Richtung  näherte.  Der 
Nachweis  dieser  Thatsache  Hess  sich  am  leichtesten  an  schief- 
stehenden Aesten  mit  gegenständigen  Blättern  führen,  an  denen 
je  zwei,  dem  gleichen  Querschnitte  des  Stammes  angehörige  Blät- 
ter unter  völlig  gleichen  äusseren   und    Enlwicklungsverhaltnissen 

Oesierr.  botaa.  Zeitschrift  12.  Heft.  1868.  30 


406 

entstehen,  aber  verschiedene  Neigungen  gegen  den  Horizont  be- 
sitzen. Auch  an  Pflanzen  mit  wechsclstiindigen  und  wirteligen 
Blättern  wurde  derselbe  Nachweis  geführt  und  allgemein  gefunden, 
dass  die  der  unteren  Längshälfte  eines  schiefstebenden  Astes  an- 
gehörigen  Blätter  ein  grösseres  Gewicht  aufweisen ,  als  die  der 
oberen  Hälfte  angehörigen.  Diese  Erscheinung  der  Ungleichblätterig- 
keit  der  Zweige  kömmt  dadurch  zu  Stande,  dass  die  oberen  Blät- 
ter bei  der  Ernährung,  der  Zellbildung  und  Gewebsentwicklung 
die  Schwere  zu  überwinden  haben,  diese  Processe  mithin  bei  den- 
selben durch  die  Schwere  verzögert  ,  hingegen  bei  den  unte- 
ren Blättern,  bei  denen  Ernährung  und  Organisation  im  Sinne 
der  Schwere  erfolgt,  beschleunigt  werden.  Dem  Zustandekommen 
der  Ungleichblälterigkeit  der  Zweige  in  Folge  der  Schwere  arbei- 
tet der  Heliolropismus  entgegen ,  in  Folge  dessen  die  ursprüngli- 
chen Neigungsunterschiede  der  Blätter  theilweise  oder  vollständig 
ausgeglichen  werden.  Durch  den  Heliotropismus  werden  die  Zweige 
häufig  in  eine  gegen  den  Horizont  schiefe  Ebene  derart  gestellt, 
dass  die  Axe  des  Zweiges  senkrecht  auf  der  horizontalen  Trace 
dieser  Ebene  zu  stehen  kömmt.  In  Folge  dieser  Lage  der  Blätter 
wird  der  Zweig  völlig  gleichblälterig;  die  einzelnen  Blätter  dieser 
Zweige  erfahren  aber  durch  das  Zusammenwirken  von  Hilotropis- 
mus  und  Schwere  die  Aenderung,  dass  die  abwärts  gekehrten 
Längshälften  mehr  an  Gewicht  zunehmen,  als  die  aufwärts  gerich- 
teten. Durch  diese  ungleiche  Massenzunahme  werden  die  ihrer 
Anlage  nach  symmetrischen  Blätter  im  geringen  Grade  symmetrisch 
{Fagus  etc.)  oder  es  wird  die  ursprüngliche  Asymmetrie  der  Blät- 
ter geändert  {IJlmus  etc.) 

—  Die  naturwissenschaftlichen  Montags- Vorträge  haben 
am  16.  November  begonnen.  Vorträge  von  Botanikern  finden  statt: 
Am  7.  December  von  Dr.  Reichardt  „über  Laubmoose;"  am 
21.  December  von  Prof.  Wrelschko  „über  den  Mechanismus  bei 
der  Pflanzenbesläubung;"  am  8.  Februar  von  Dr.  Vogl  „über  die 
Ursachen  der  Menschenseuchen;"  am  15.  Februar  von  Dr.  Wies- 
ner „über  den  Einfluss  der  Schwere  auf  die  Vegetation"  und  am 
8.  März  von  Prof.  Hlasiwetz  „über  Riechstoffe." 


Literarisches. 

—  „Die  preussische  Expedition  nach  Ost-Asien. 
Nach  amtlichen  Quellen.  Botanischer  Theil.  Die  Tange.  Bearbei- 
tet von  Georg  v.  Martens.«  Berlin  1866  C^igentlich  1868).  152 
Seiten  in  gr.  8.  und  8  Tafeln,  —  In  diesem  Werke  befindet  sich 
die  Bearbeitung  des  Materials,  welches  bei  Gelegenheit  oben  be- 
merkter Expedition  von  Wichura ,  Richthofen,  Schottmüller  und  v. 
Martens,  dem  Sohne  iles  Bearbeiters,  aufgebracht  worden.  Es  ist 
gesammelt  worden  zu  Portsmoutli,  auf  Madeira,  in  dem  Sargasso- 


407 

Meere,  auf  Rio  Janeiro,  am  Cap,  itii  indischen  und  stillen  Ocean 
zwischen  den  Wendekreisen.  Bei  der  Anordnung  der  Formen 
stutzte  sich  der  Autor  an  Kützing.  Porlsraouth  ergab  13,  Madeira 
20  schon  bekannte  Formen,  das  Sargasso-Meer  hlos  Sarg,  natans. 
Martens  verwirft  die  Angabe  von  Agardh,  dass  diese  Tange  an  der 
Westküste  Amerika's  ihren  Standort  habe,  beharrt  vielmehr  auf 
seiner  bereits  ausgesprochenen  Ansicht,  dass  ihre  Heimath  noch 
unbekannt  sei,  wahrscheinlich  dürfte  letztere  an  der  Ostküste  von 
Afrika  zu  suchen  sein.  Auch  Rio  und  Cap  lieferten  wenig,  dagegen 
wurden  im  indischen  und  stillen  Ocean  185  Algen  gesammelt,  un- 
ter denen  107  aus  dieser  Oertlichkeit  noch  nicht  bekannt  waren 
und  23  Arten  als  neu  beschrieben  werden.  Von  diesen  gehören 
10  Formen  dem  süssen  Wasser,  die  übrigen  dem  Meere  an.  Bis- 
her kannte  man,  wie  aus  einer  beigegebenen  Aufzählung  des  Autors 
ersichtlich,  aus  obigem  Gebiete  36  Süsswasser-  und  337  Meeres- 
formen. In  dem  Gebiete  des  nördlichen  China  und  Japans  wurden 
5  Süsswasserformen,  darunter  2  neue,  und  111  Meeresformen  ge- 
sannnelt.  Von  letzteren  waren  81  für  das  Gebiet  neu,  11  noch 
nicht  beschrieben.  Der  Beschreibung  derselben  schliesst  sich  wie- 
der eine  vollständige  Aufzählung  aller  in  diesem  Gebiete  bisher 
aufgefundenen  Arten.  Zum  Schlüsse  gibt  Martens  eine  Darstellung 
des  Nutzens  der  Tange,  namentlich  jener,  welche  den  Bewohnern 
Ostasiens  zur  Nahrung  dienen.  Im  Anhange  befindet  sich  ein  Ver- 
zeichniss  der  von  E.  v.  Martens  gesammelten  nicht  zu  den  Algen 
zählenden  Wasserpflanzen. 

—  Salem  ist  eine  Stadt  im  Staate  Massachussets  in  Nord- 
amerika, welche  im  Jahre  1860  wenig  über  22.000  Einwohner 
zählte.  Vom  dortigen  Essex-Instilufe  liegen  uns  die  Verhandlungen 
für  die  Monate  Jänner  bis  Juni  1867  vor.  Sie  bieten  nach  ver- 
schiedenen Richtungen  Interesse.  Von  botanischen  Arbeiten  be- 
gegnen wir  darin  einer  Flora  der  Sandwichsinseln  von  Mann.  Wir 
finden  ferner  ein  Verzeichniss  der  Naturforscher  von  Nordamerika 
und  den  oslindischen  Inseln  unter  Angabe  der  Naturprodukte,  mit 
welchen  sie  sich  beschäftigen  ,  ein  wichtiges  Hilfsmittel,  um  den 
Verkehr  der  Naturforscher  unter  sich  zu  erleichtern.  Wir  ersehen 
daraus,  dass  George  Peabody,  dessen  reiche  Spenden  für  die  Lon- 
doner Humanitätsantjtalten  gerechtes  Aufsehen  erregten,  140.000 
Dollars  zum  Zwecke  der  Beförderung  derKenntnis.se  der  verschie- 
denen Zweige  der  Naturlehre  in  der  Essex-County ,  welcher  er 
durch  Geburt  angehört,  widmete;  leider  haben  wir  aus  unserem 
Vaterlande  Aehnliches  nicht  zu  melden;  die  Geldaristokraten  ver- 
gessen eben,  dass  nicht  nur  Noblesse,  sondern  auch  richesse  oblige. 
Endlich  sehen  wir,  wie  das  Institut  Schritte  bei  der  Legislative 
unterstützte,  damit  den  wissenschaftlichen  Anstalten  und  öffentli- 
chen Bibliotheken  der  Bezug  von  Drucksachen  erleichtert  werde, 
und  erslere  Spiritus  zur  Aufbewahrung  von  Naturalien  verzeh- 
rungssteuerfrei  beziehen  können.  Wer  weiss,  wie  theuer  und  lang- 
sam die  Beförderung  von  Büchern  durch  den  Buchhandel  geschieht, 

30* 


408 

wie  hoch  sich  die  Beförderung  durch  die  Post  stellt,  endlich  wie 
die  Branntweinsteuer  den  für  die  Konservirung  so  vieler  Präparate 
unentbehrlichen  Spiritus  vertheuert,  wird  die  Wichtigkeit  der  un- 
ternommenen Schritte  zu  schätzen  wissen. 

—  Das  freie  deutsche  HochstiflPt  in  Frankfurt  a/M.  veröffent- 
lichte vorKurzem  die  drei  letzten  Arbeiten  Karl  Fr.  Schimper's;  sie 
sind  an  die  in  Frankfurt  a/M.  tagende  Naturforscher-Versammlung 
gerichtet,  und  was  die  erste  bestimmt,  in  einer  der  allgemeinen, 
die  beiden  letzteren  in  den  Sektionssitzungen  für  Botanik  vorge- 
tragen zu  werden.  Die  erste  bezog  sich  auf  die  bei  einer  grösse- 
ren Anzahl  von  Pflanzen  ganz  verschiedener  Familien  ermittelte 
und  unzählige  Male  konstatirte  Eigenschaft  der  kleinsten  Wurzel- 
faser, die  richtig  von  der  Hauptwurzel  gelrennt  ist,  in  Kurzen 
und  ganz  leicht  eine  laubkräftige  ganze  Pflanze  zu  erzeugen, 
lieber  das  dabei  zu  beobachtende  Verfahren  spricht  sich  Schim- 
per  nicht  aus;  er  behielt  sich  vor,  darüber  in  einer  Arbeit  über 
die  Pflanzenwurzel  ausführlich  zu  berichten;  denjenigen,  die  das  Er- 
scheinen dieser  Arbeit  nicht  abwarten  wollten,  erbot  sich  Schimper, 
das  Verfahren  mündlich  mitzutheilen,  gegen  das  bindende  Verspre- 
chen ,  Versuche  wenn  auch  nicht  mit  vielen  Arten,  doch  jedenlalls 
in  ausreichender  Zahl  zu  verschiedenen  Zeiten  im  Grossen  nach 
Schimper's  Angaben  zu  machen  und  darüber  öffentlich  zu  be- 
richten. Im  zweiten  Aufsatze  theilt  Schimper  mit,  dass  es  ihm 
gelungen  sei,  die  Ursache  der  spiraligen  Blattstellung  zu  ent- 
decken. Im  dritten  Aulsatze  macht  Schimper  endlich  auf  das 
räthselhafte  Vorkommen  oder  Fehlen  von  Pflanzen  auf  verschiede- 
nen Standorten  aufmerksam;  so  kommen  z.  B.  im  Hochwalde  ein- 
und  nu'hrjährige  aber  keine  zweijährigen  Pflanzen  vor;  auf  der 
Süd-  und  Südwestseite  von  Landseen  wird  nicht  leicht  Wald  ge- 
deihen, der  gegen  Nord  und  Nordost  oft  prachtvoll  steht,  während 
entgegengesetzt  Scirpus  auf  der  Süd-  und  Südwestseite  weit  in 
den  See  hineinragt;  auf  Schieferdächern  bleiben  jene  Streifen  von 
Flechten  unbesetzt,  die  von  Schornsteinen  etc.  während  der  Mit- 
tagsstunde beschattet  sind. 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  einsrelangt :  Von  Herrn  Breidler,  mit  Pflanzen  aus 
Steiermark  und  Nieder-Oesterreich.  —  Von  Herrn  Pfarrer  Holuby,  mit  Pflan- 
zen aus  Ungarn.  —  Von  Herrn  Ritter  von  Pittoni,  mit  Pflanzen  aus  Steier- 
mark. —  Von  Herrn  Dr.  Pocke,  mit  diversen  Pflanzen.  —  Von  Herrn  Br. 
Mustatza,  mit  Pflanzen  aus  Bukowina.  —  Von  Herrn  Rensch,  mit  Pflanzen 
aus  Preussen. 

Sendung  ist  abgegangen  an  Herrn  Preissmann. 

Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  Dr.  K.  in  J.:  „An  Prof.  R.  abgesendet."  —  Herrn  Dr.  M.  in  G,: 
„Wird  mit  Dank  nächstens  benützt.  Pflanzen  erhalten  Sie  am  Jahresschluss." 
—  Herrn  Os. :  „Mit  Ihrem  Antrage  eines  Tausches  von  Pflanzen  gegen  ältere 
Jahrgänge  der  botan.  Zeitschrift  einverstanden." 

Kedakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofltz.  —  Verlag  von  0.  Oerold'8  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  Bucbdruckerei  (SC.  Salzer). 


Inhalt. 


I.  Gallerie  österreichischer  Botaniker. 

Sehe 

12.  Hohenbühel,  Freiherr  v.,  genannt  Heufler  zu  Basen.  (Mit  einem 

lithograph.  Porträt) 1 

II.  Original-Aufsätze. 

Auerswald,  B.  Pestalozziae  species  nova 209 

Pyrenomycetum  aliquot  novae  species  tirolenses 241 

—  —  Pyrenomycetes  novi  ex  herbario  Heufleriano 274 

Bartsch,  J-  —  Literaturberichte 164 

Degenkolb,    H.    —  Eine    Exkursion    von   Rambouillet    nach    Montfort 

i'Amaury 156 

Focke,  Dr.  W.  0.  —  üeber  dichotype  Gewächse 139 

Grundl,  Ignaz.  —  Zur  Flora  von  Ungarn 120 

Grunow,  A.  —  Literaturbericht 129 

Hans,  Wilhelm.  —  Botanischer  Ausflug   in   das   mährische  Gesenke   im 

Juli  1867 352 

Hechel,  W.  —  Aus  dem  Engadin 318 

Hille,  Friedrich.  —  Die  Cyperaceen  der  Wetterau     .........  92 

Hohenbühel,  L.  Freiherr  v.    —    Dreimal    arrelirt.    Autobiographische 

Mittheilung  eines  botanisirenden  Naturfreundes 50 

Holuby,  J.  L.  —  Die  Rubi  der  Ns.  Podhragyer  Flora 175 

—  —  Zur  Moosflora  des  Neutraer  Komitates 15 

Janka,  Victor  v.  —  Iris  humilis 376 

—  —  Lilium  pyrenaicum  Bmg.  • 273 

—  —  Stipa  Lessingiana  Irin,  et  Rupr.  und  »S'^  Grafiana  Stev.  .    .  339 

—  —    Trifolium  procerum  Roch 69 

—  —  Die  europ.  AUium-Arten 222 

„        „      Elymus-Arten 163 

„        „      Eriophorum-Arten 128 

—  —    „        „      Fimbristylis-Arlen • 128 


410 

Seite 

Janka,  Victor  v.  —  Die  europ.  Hordeum-Arten 162 

»        M      Sclerochloa-Arten 252 

—  —                              n        r>      Triticum-Arten 47 

Juratzka,  J.  —  Literaturberichte 23,  96 

Kerner,  Dr.  Anton.  —  Die   Vegetations-Verhältnisse   des   mittleren  und 

östlichen  Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens.    17,  33, 

84,  90,  125,  146,  181,  227,  243,  278,  305,  343,  384 

—  —  Quercus  filipendula^  pendulina,  fructipendula 9 

Knapp,  J.  A.  —  Dr.  Alexander  Zawadszky.  Eine  biographische  Skizze  .    209 

Literaturberichte 56 

Krenberger,  J.  A.  —  Ein  Ausflug  in  die  Turracher  Alpen     .   .   .  189,  216 

Kristof,  L.  —  Zur  Flora  der  Petzenalpe  in  Kärnthen 43 

Lagger,  Dr.  Franz.  —  Stellaria  glacialis  Lagg 242 

Lang,  Dr.  Gustav.  —  Die  Bedeutung  der  Knollen  von  Ranunculus  Fi- 

earia  und  R.  illyricus 107 

Neilreich,  Dr.  August.  —  Ueber  Tragopogon  major  der  Wiener  Flora  337 

Pancic,  Dr.  Josef.  —  Zur  Flora  des  Banates 78 

Pantocsek,  J.  —  Ausflug  in  das  Facskoer  oder  Naklate  Gebirge  .    .   .    249 

Pichlmayr,  F.  E.  —  Zur  Flora  des  Unterberges  in  Salzburg 114 

Kehmann,  —  Dzieduszyckia^   ein    neues  Genus   aus   der  Familie  der 

Najadeen      374 

Reichardt,  Dr.  H.  W.  —  Literalurberichte 22,  55,  163,  194,  195 

Schur,  Dr.  F.  —  Literaturberichte 295 

Phytographische  Fragmente.    10,  39,  151,  193,  212,  261,  293,  310, 

363,  389 
Sekera,  W.  S.  —  Eine  Exkursion  in  die  Gegend  des  Rip  oder  Georgi- 

berges 122 

Senoner,  A.  —  Literaturberichte 195 

Uechtritz,  R.  v.  —  Mittheilungen  über    eine  Varietät    des    Ceraatium 

triviale  Lk. 73 

Vulpius,  —  Der  Blauen 331 

—  —  Meine  Exkursion  auf  Beleben  und  Feldberg  im  Sommer  1867.    253,  285 
Wiesner,  Dr.  J.  —  Die   mikroskopischen   Präparate   des   Dr.   Johannes 

Grönland  in  Paris 392 

—  —  Literaturberichte 296 

Winkler,  M.  —   Carex  Psetido  Buxbaumii  Winkl 71 

III.  Besondere  Artikel. 

Rosen-Album 28 

41.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte 60 

22.  Jahresbericht  des  botanischen  Tauschvereins  in  Wien 100 

Kryptogamischer  Reiseverein 200 

Pflanzliche  Organismen  im  Blute • 300 

42.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte 396 


411 


IV.    Correspondenz. 

Seit« 

Aus  Athen  von  Dr.  Landerer 28,  59,  366,  395 

„    Balan  in  Siebenbürgen  von  Janka 199 

„     Borszek  in  Siebeiibürgeu  von  Janka 199 

„    Bremen  von  Dr.  Focke 99,  137 

„    Bremen  von  Kastropp 299 

„    Breslau  von  Dr.  Goeppert :j!33 

„    Dresden  von  Ed.  Vogel  ...   .    • il 

„    F«^Iegyhäza  in  Ungarn  von  Janka 26 

„    Gehofen  in  Thüringen  von  G.  Oertel 333 

„     Görz  von  Fr.  Krasan      25,  98,  137 

„    Gran  in  Ungarn  von  Pantocsek 136 

„    Graz  von  Ritter  v.  Pittoni 267 

„    Grosswardein  in  Ungarn  von  Janka .57 

„    Innsbruck  von  Dr.  Kerner 297 

„    Kirchheim  in  Württemberg  von  Dr.  Hohenacker 58 

„    Klausenburg  in  Siebenbürgen  von  Janka 135 

„    Langeiilois  in  Niederösterr.  von  Andorfer 365 

„    Monostor  in  Ungarn  von  Jos.  Keller 364 

„    Münchengrätz  in  Böhmen  von  Sekera 97 

„    Ns.  Podhragy  in  Ungarn  von  Holuby      •••    .363,  394 

„    Sanok  in  GaUzien  von  Knapp 267 

„    Staykowo  in  Posen  von  Hülsen 58 

„    Stfin  a.  d.  Donau  von  Keck 394 

„    Steyr  in  Oberösterr.  von  Bayer 264 

„    Szökely-Udvarhely  in  Siebenbürgen  von  Janka 297 

„  Szt.  Gothärd  in  Siebenbürgen  von  Janka     ...  97,  168,  231,  232,  365 

„    Tentschach  in  Kärnlhen  von  Krenberger 265 

„    Verespatak  in  Siebenbürgen  von  Janka 265 

„    Weissenburg  in  Frankreich  von  Dr.  F.  Schultz 299 

„    Wien  von  Berraann 393 

„    Wien  von  Frauenfeld 166 

„    Wien  von  Lojka 168 

„    Wien  von  Preissmann 166 

„    Wien  von  S 197 

„    Zürich  von  J.  Hepp 299 


4f> 


V.  stehende  Rubriken. 

Seite 

Personalnotizen  .......  29,  63,  102,  170,  202,  233,  268,  302,  333,  367 

Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten  29,  63,  103,  170,  203,  234,  268,  334, 

367,  405 
Literarisches  .   .  .   .   .   .32,  66,  105,  137,  173,  237,  270,  302,  334,  370,  406 

Sammlungen 105,  271 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien    .   .  32,  137,  173,  239,  271,  336,  371,  408 
Mittheilungen 106 


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